Die Welt: Abhandlung über das Licht. Der Mensch. Zweisprachige Ausgabe 9783787328109, 9783787328093

Als Galileo Galilei 1633 wegen seines Eintretens für das heliozentrische Weltbild von der Inquisition verurteilt wurde,

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German Pages 422 [470] Year 2015

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Die Welt: Abhandlung über das Licht. Der Mensch. Zweisprachige Ausgabe
 9783787328109, 9783787328093

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Philosophische Bibliothek

René Descartes Die Welt Französisch–Deutsch

Meiner

R EN É DESCA RT ES

Die Welt Abhandlung über das Licht Der Mensch Französisch – Deutsch

Übersetzt und herausgegeben von Christian Wohlers

FELIX MEINER VERLAG HAMBURG

PHILOSOPHISCHE BIBLIOTHEK BAND 682

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über ‹http://portal.dnb.de› abrufbar. ISBN 978-3-7873-2809-3 ISBN eBook: 978-3-7873-2810-9

www.meiner.de © Felix Meiner Verlag Hamburg 2015. Alle Rechte vorbehalten.

Dies gilt auch für Vervielfältigungen, Übertragungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, soweit es nicht §§  53 und 54 URG ausdrücklich gestatten. Satz: Type  &  Buch Kusel, Hamburg. Druck: Strauss, Mör­lenbach. Bindung: Litges & Dopf, Heppenheim. Werkdruck­ papier: alterungsbeständig nach ANSI-Norm resp. DIN-ISO 9706, hergestellt aus 100% chlorfrei gebleichtem Zellstoff. Printed in Germany.

INHALT

Einleitung. Von Christian Wohlers ............................................. vii Bibliographie .............................................................................. xxxix

RENÉ DESCARTES DIE WELT

Abhandlung über das Licht Kapitel 1. Über den Unterschied zwischen unseren ­Empfindungen und den Dingen, die sie produzieren ..........

3

Kapitel 2. Worin die Wärme und das Licht des Feuers besteht ................................................................................................

7

Kapitel 3. Über Härte und Flüssigsein .................................... 13 Kapitel 4. Über das Vakuum und woher es kommt, daß unsere Sinne gewisse Körper nicht wahrnehmen ......... 23 Kapitel 5. Über die Anzahl der Elemente und ihre Qualitäten ................................................................................ 33 Kapitel 6. Beschreibung einer neuen Welt; und über die Qualitäten der Materie, aus der sie zusammengesetzt ist ................................................................ 45 Kapitel 7. Über die Gesetze der Natur dieser neuen Welt . 53 Kapitel 8. Über die Ausgestaltung der Sonne und der Sterne dieser neuen Welt ....................................................... 69 Kapitel 9. Über den Ursprung und Lauf der Planeten und Kometen im allgemeinen, und der Kometen im besonderen ................................................................................. 81

VI

Inhalt

Kapitel 10. Über die Planeten im allgemeinen, und im besonderen über die Erde und den Mond ............... 91 Kapitel 11. Über das Gewicht ................................................... 105 Kapitel 12. Über Flut und Ebbe des Meeres ......................... 115 Kapitel 13. Über das Licht ......................................................... 121 Kapitel 14. Über die Eigenschaften des Lichts .................... 141 Kapitel 15. Daß das Gesicht des Himmels dieser neuen Welt ihren Bewohnern dem des unsrigen ganz ähnlich erscheinen muß .................................................... 151

Der Mensch [ K apitel 18  ] Erster Teil. Über die Maschine seines Körpers ................... 173 Zweiter Teil. Wie sich die Maschine seines Körpers bewegt .............................................................................................. 189 Dritter Teil. Über die äußeren Sinne dieser Maschine, und wie sie sich auf die unsrigen beziehen ............................ 213 Vierter Teil. Über die inneren Sinne, die sich in dieser Maschine finden ............................................................... 253 Fünfter Teil. Über die Struktur des Gehirns dieser Maschine, und wie sich die Lebensgeister in ihr verteilen, um ihre Bewegungen und Empfindungen zu verursachen ............................................................................... 263 Anmerkungen des Herausgebers ............................................. 329 Index Französisch – Deutsch ..................................................... 4 11

EINLEITUNG

Die beiden hier vorliegenden Abhandlungen erschienen gemeinsam erstmalig 1677, also 27 Jahre nach René Des­c artes’ Tod, in Paris bei Girard unter dem Titel L’Homme de René Des­c artes […] à quoi l’on a ajouté Le Monde ou Traité de la Lumière du même Auteur. Seconde édition revue et corrigée. Dieser Ausgabe beigegeben waren der Kommentar zum Traité de l’Homme von Louis de la Forge (1632 – 1666) und Des­cartes’ späteres anatomisches Fragment La Description du Corps Humain von 1648, das im Titel unter der Bezeichnung La Formation du Fœtus firmiert. Herausgeber dieses Bandes war René Des­cartes’ Freund Claude Clerselier (1614 – 1684), der für seine Ausgabe auf die Cartesischen Handschriften zurückgreifen konnte und damit die beiden nicht lange davor erschienenen separaten Ausgaben Le Monde de Mr Des­cartes, ou Le Traité de la Lumière et des autres principaux objets des Sens von 1664 und die lateinische Übersetzung des Traité de l’Homme von 1662 unter dem Titel De Homine. Figuris et Latinitate donatus a Florentio Schuyl durch eine zuverlässigere Gesamtausgabe ersetzen konnte.1 Noch 1664, in der ersten Auflage seiner Ausgabe, hatte Clerselier auf einen Abdruck des Traité de la Lumière aus Rücksicht auf die im selben Jahr erschienene Ausgabe verzichtet, weil deren Verleger Jacques leGras, wie Charles Adam in seiner Einleitung zum Band XI seiner Werkausgabe glaubhaft macht, seine Ausgabe nicht nur für den Verlag Bobin, sondern auch für Girard lizensiert hatte, also gerade für jenen Verlag, für den Clerselier seine Ausgabe des Traité de l’Homme erstellte, so daß eine Hinzunahme des Traité de la Lumière durch Clerselier bedeutet hätte, im selben Jahr zwei konkurrierende 1 Thomas

Stelle Hall stellt dies in der Einleitung zu seiner Übersetzung des Traité de l’Homme schlicht falsch dar (XXIV), wenn er als Herausgeber des Traité de la Lumière von 1664 Clerselier nennt.

VIII

Einleitung

Ausgaben desselben Textes in demselben Verlag erscheinen zu lassen. 2 1677 jedoch fügte Clerselier den Traité de la Lumière seiner Ausgabe bei, ließ aber aus drucktechnischen Gründen den Traité de la Lumière auf den Traité de l’Homme folgen, was sachlich unangemessen ist und ganz sicherlich nicht dem Cartesischen Entwurf entspricht. Die erste Ausgabe, in der dieser Mangel behoben wurde, sollte noch geraume Zeit auf sich warten lassen, denn erst Victor Cousin brachte 1824 die beiden überlieferten Teile von Le Monde im Band IV seiner Werkausgabe in richtiger Reihenfolge. An den Arbeiten seiner beiden Vorgänger übt Clerselier scharfe Kritik. Sowohl der anonyme Herausgeber des Traité de la Lumière 3 als auch Florent Schuyl (1619 – 1669) hätten ihre Ausgaben bzw. Übersetzungen zu hastig vorgenommen und sie übereilt veröffentlicht: »Je ne laisse pas de dire ici qu’il [ = Schuyl] s’est un peu trop hâté dans l’impression de ce Traité, & que s’il m’avait fait la faveur de m’en avertir, je l’aurais prié de surseoir (comme il était, ce me semble, assez raisonnable) jusques à ce que je l’eusse fait imprimer en Français, moi qui en avais l’original; & aurais en même temps empêché, qu’il ne fût tombé, comme il a fait, en plusieurs fautes, qui lui étaient inévitables par le défaut de sa copie, ce qui sans doute aurait rendu son Livre meilleur« (AT XI, xi).

Dieses Urteil hindert Clerselier indes nicht, eine französische Übersetzung der lateinischen Einleitung von Schuyl anzufertigen und seinen beiden Ausgaben von 1664 und 1677 beizufügen. Es gibt keinen Grund, an Clerseliers Angabe zu zweifeln, er habe seine Ausgabe nach den Cartesischen Originalmanuskripten angefertigt, und es ist deshalb der Entscheidung von 2 3

AT XI , ii f.

In keiner der genannten drei Ausgaben führt die Einleitung eine Seitenzählung. Die Seitenverweise beziehen sich deshalb, wo es möglich ist, auf den teilweisen Abdruck in AT XI; vgl. hier: xii.



Christian Wohlers

IX

Charles Adam, sich für die Textgestalt der beiden Abhandlungen im Band XI seiner Ausgabe auf Clerseliers Arbeit zu stützen, uneingeschränkt beizupflichten. Freilich ist gleichzeitig der Verlust der Cartesischen Handschriften sehr zu bedauern, weil er uns nicht nur um die Möglichkeit bringt, die sicherlich vorhandenen gelegentlichen Fehler Clerseliers aufzuspüren, sondern – viel wichtiger – das Maß seiner Eingriffe in die Textgestalt abzuschätzen. Es ist ein Kuriosum, daß dieser aller Wahrscheinlichkeit nach von Des­cartes 1633 liegengelassene, aber eben erst 1664 bzw. 1677 im französischen Original veröffentlichte Text in modernerer Orthographie daherkommt als der Discours de la Méthode von 1637 oder sogar noch die Passions de l’Âme von 1649. So finden wir in Le Monde bereits celui-ci anstelle von cetui-ci; wir finden zwar noch nicht connaître, aber immerhin schon connoistre anstelle des fast noch lateinischen cognoistre und viele andere Dinge dieser Art, die dem deutschen Leser zwar gleichgültig sein werden, aber insofern wichtig sind, als sie beweisen, daß Clerselier in den Text eingegriffen hat.4 Freilich stellt sich die Frage, in welchem Ausmaß. Am Ende seiner Einleitung weist Clerselier darauf hin, »que le texte de l’Auteur était tout continu, sans aucune distinction de chapitres ni d’articles« (AT XI, xxiii). Diese Aussage bezieht sich auf den Traité de l’Homme, da Clerselier seine Einleitung in die zweite 4 Der

Leser wird freilich anhand der vorliegenden Ausgabe diese Dinge deshalb nicht nachvollziehen können (und sei daher auf den Band XI der Standardausgabe von Charles Adam und Paul Tannery verwiesen), weil der französische Text hier hinsichtlich des Lautstandes, nicht jedoch in der Zeichensetzung dem modernen Französisch angeglichen ist. Ersteres geschieht aus dem naheliegenden Grund, daß die frühbarocke Orthographie Des­cartes’ (oder zumindest die Orthographie, in der seine Texte zu seiner Zeit veröffentlicht wurden) für einen deutschen Leser, der nicht zufälligerweise gerade Interesse an der französischen Sprachgeschichte hat, nur verwirrend sein dürfte und gleichzeitig keinerlei für mich erkennbare philosophische Relevanz besitzt. Dies verhält sich mit der Kommasetzung freilich anders, weil sie Auswirkungen auf die Gliederung des Gedankenganges hat.

X

Einleitung

Auflage 1677 nur um einen kurzen Einschub ergänzt, in dem er darauf hinweist, daß er seinen bereits 1664 geäußerten Plan nunmehr umgesetzt habe, seine Ausgabe irgendwann um den Traité de la Lumière zu ergänzen. Die Gliederung des Traité de l’Homme stammt also mit Sicherheit von Clerselier, der außerdem berichtet, daß das Manuskript des Traité de l’Homme an seinem Beginn von Des­c artes selbst als »Kapitel  18« gekennzeichnet sei. 5 Weitere Kapiteleinteilungen aber fehlen. Ein Vergleich der Absatzeinteilung des Traité de la Lumière in den beiden Ausgaben 1664 (anonym) und 1677 (Clerselier) hingegen ergibt eine vollkommene Übereinstimmung. Es liegt also die Vermutung nahe, daß die Gliederung des Traité de la Lumière im Gegensatz zu der des Traité de l’Homme von Des­ cartes stammt, eine Vermutung, die der anonyme Herausgeber bestätigt, wenn er über die Kapiteleinteilung sagt, daß er sie zwar in der Handschrift gefunden habe, 6 aber gleichwohl zu dem Urteil komme, daß Des­cartes die Absicht gehabt hatte, »de faire sans interruption un Discours, ou une Histoire«.7 Nun spricht die Übereinstimmung der Kapiteleinteilung dem harten Urteil Clerseliers entgegen zunächst für die Zuverlässigkeit der dem anonymen Herausgeber vorliegenden Kopie. 8 Anderseits beweist die Unterschiedlichkeit der Kapitelüberschriften in der Ausgabe von 1664 und von Clerselier 1677, daß sie nicht von Des­cartes stammen. Inwiefern entspricht also die in den genannten Ausgaben überlieferte Textgestalt, die alle Herausgeber und Übersetzer in Ermangelung irgendwelcher Originalmanuskripte beibehalten, 5

AT XI , xii. 6 AT IX , ix. 7 Ebd. 8 Über

den Kopisten der von dem anonymen Herausgeber des Traité de la Lumière benutzten Vorlage erfahren wir nichts. Florent Schuyl ist da genauer, er nennt Alphone de Pollot als Urheber seiner Vorlage (AT XI , vii; frz. Fassung von Clerselier 1677, 403). Laut ­Clerselier lag Schuyl zudem eine weitere Kopie von des Bergues vor (Clerselier 1677, 403).



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XI

der Gestalt, die Des­cartes seinem Werk letztlich hatte geben wollen? Zieht man in Betracht, daß Des­cartes seinen Discours de la Méthode – gemeint ist hier der Discours im engeren Sinne, der eigentlich nur das Vorwort zu den drei Essais ist – noch 1637 ohne irgendeinen Absatz hatte veröffentlichen lassen und daß die heute überall zu findende Kapiteleinteilung nur auf Marginalien beruht, dann liegt der Gedanke nahe, daß es eher dem Cartesischen Willen entsprochen hätte, zumindest dem Traité de l’Homme die von Clerselier bezeugte Textgestalt en suite zu geben, zumal die Kapiteleinteilung Clerseliers, die in einem Fall sogar Aufzählungspunkte derselben Ordnung auf verschiedene Kapitel verteilt – eine Häßlichkeit, die Des­cartes so sicherlich nicht hätte durchgehen lassen –, leicht als willkürlich und wenig sachgerecht erkennbar ist. Anderseits aber besteht, wenn der von Clerselier in fünf (Unter-)Abschnitte eingeteilte Traité de l’Homme tatsächlich nur ein einziges Kapitel von Le Monde hatte darstellen sollen, zwischen den fünfzehn Kapiteln des Traité de la Lumière und dem einen Kapitel des Traité de l’Homme eine auffällige Unproportioniertheit, die den Gedanken aufkommen läßt, daß Des­cartes jene Abschnitte des Traité de la Lumière, die wir heute als Kapitel auffassen, vielleicht nur zu seiner eigenen Orientierung als solche eingerichtet und numeriert haben könnte, so daß vielleicht auch der Traité de la Lumière in der Tat besser ohne Kapiteleinteilung abzudrucken wäre. Der Leser sei beruhigt: Das machen wir natürlich nicht, denn dies würde nicht nur bedeuten, den ohnehin viel zu hohen Anteil an nur wenig gesicherter Überlieferung durch weitere Unsicherheiten zu vermehren, sondern auch, Des­c artes Entscheidungen unterzuschieben, zu denen er selbst offenbar gar nicht mehr gekommen ist, nachdem er das Manuskript liegengelassen hatte. Immerhin aber mahnt uns diese Überlegung zur Vorsicht bei der Beantwortung der Frage, was zwischen den 15 Kapiteln des Traité de la Lumière und dem einen 18. Kapitel des Traité de l’Homme eigentlich fehlt, erlaubt doch die banale Feststellung, daß offenbar zwei Kapitel fehlen, nach dem gerade Gesagten keinen Aufschluß über den Umfang der fehlen-

XII

Einleitung

den Textteile und allemal keine darüber, ob diese Textteile jemals existiert haben oder nicht. Anhand der Kapiteleinteilung Le Monde insgesamt rekonstruieren zu wollen, ist also ein in jeder Hinsicht gewagtes Unternehmen. Dasselbe gilt für die Abbildungen. Florent Schuyl behauptet, Alphonse Pollot (~1604 – 1668) habe ihm mitsamt seiner nach der Handschrift erstellten Kopie auch zwei ziemlich skizzenhaft gezeichnete Abbildungen aus der Hand von Des­cartes übergeben, nämlich die auf den Seiten 25 und 43 seiner Ausgabe.9 Das wären dieser Angabe zufolge die Zeichnungen 23 (AT, 135) und 28 (AT Fig. 8), wobei AT in bezug auf die letztere Abbildung den Hinweis von Schuyl nicht aufgreift und an ihrer Stelle die entsprechende Abbildung aus der Ausgabe von Clerselier bringt und sie wie alle anderen auch in den Anhang verbannt. Statt dessen bringt AT die Abbildung 22 (AT, 134) im Fließtext mit dem Hinweis, Clerselier habe sie als original bezeichnet.10 Clerselier hatte die Originalskizzen Des­cartes’ erfolglos suchen lassen; immerhin brachten ihm seine Erkundungen den Kontakt zu Girard Gutschoven (1615 – 1668) ein, den er beauftragte, entsprechende Abbildungen zu zeichnen; parallel dazu hatte sich Louis de la Forge für diese Aufgabe empfohlen, und so konnte Clerselier für seine Ausgabe zwischen den von Florent Schuyl für dessen lateinische Übersetzung angefertigten Zeichnungen und den Entwürfen Gutschovens und de la Forges wählen. Schuyls Abbildungen verwirft er ganz und gibt in der Regel jenen Gutschovens gegenüber denen de la Forges den  9

Palotti »mihi copia Manuscripti, quos ipse Sophiae studiosissimus quam nitidissime descripserat: additis duabus figuris a Des Cartes rudi Minerva exaratis, quae pag. 25 & 43 referuntur« (AT XI, vii). – Pollot »a bien voulu me faire ce plaisir, que de me mettre entre les mains le manuscrit de ce Livre (qu’il avait lui-même copié avec soin) avec deux figures tracées assez grossièrement de la main de Monsieur Des­cartes, qui sont aux pages 22 & 40« (Clerselier 1677, 403). 10 »La figure de la p. 16, au bas de laquelle il y a un D, est une copie de ce brouillon de Monsieur Des­cartes, dont j’ai parlé ci-dessus, que j’ai tiré le meiux que j’ai pu« (AT XI, xix).



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Vorzug. Er kennzeichnet in seiner Ausgabe die Herkunft der Abbildungen mit den offensichtlichen Kürzeln D, G und F,11 und in dieser Form werden sie bis in die heutige Zeit nachgedruckt. Clerselier gibt zudem den nicht unwichtigen Hinweis, »que si les figures ne ressemblent pas au Naturel, il ne s’en faut pas étonner, puisque l’on n’a pas eu dessein de faire un Livre d’Anatomie, qui fît voir exactement comment les parties du Corps humain sont faites, & le rapport ou la proportion qu’elles ont entre elles, mais seulement d’expliquer par leur moyen ce que Monsieur Des­cartes avance dans son Livre, où il ne parle le plus souvent que de choses qui ne tombent point sous les sens, lesquelles il a fallu rendre sensibles, pour faire qu’elles devinsent plus intelligibles«.

Es ist nicht mehr feststellbar, inwiefern die Herausgeber und ihre Zeichner auch den Ort der von ihnen angefertigten Zeichnungen im Text und ihre Anzahl nach eigenem Ermessen bestimmt haben. Zudem hat Annie Bitbol-Hespériès die Idee vorgebracht, Des­cartes beziehe sich im Traité de l’Homme gar nicht auf eigene Abbildungen, sondern auf die in Caspar Bauhins anatomischem Atlas Theatrum anatomicum, Frankfurt am Main: de Bruy 1602 – 1621, und zwar mit dem Argument, daß Des­cartes in Übereinstimmung mit Bauhin die Zirbeldrüse mit dem Buchstaben H kennzeichne12 – eine schöne Idee, die 11

Vgl. zu all dem: AT XI, xiv – xix. »Or, dans le traité de L’Homme, Des­cartes situe le siège de l’imagination et du sens commun dans une glande qu’il ne nomme pas, mais qu’il désigne seulement par ›la glande H‹. Cela m’est apparu comme un ›indice sérieux portant à penser que Des­cartes se réfère à la table 10, figure 10 du livre III, chapitre XIV du Theatrum anatomicum‹, où la glande pinéale […] est justement désignée par la lettre H. Du reste, le traité de L’Homme souligne plusieurs fois le nécessaire recours aux ›anatomistes‹ [AT XI , 123 – 125, 138]. À deux reprises, en outre, les comptes rendus de dissections que sont les Excerpta anatomica mentionnent la glande pinéale [AT XI, 591 f.]. C’est dans ce texte édité en 1859 – 1860 par Foucher de Careil, d’après les manuscrits de Leibniz, que Des­cartes se réfère explicitement au nom de Bauhin« (Le Monde, 12

XIV

Einleitung

freilich ohne weitere Belege kaum beweiskräftig sein dürfte. Wie dem auch sei: Auch die Möglichkeit, anhand einer evtl. im Originalmanuskript vorhandenen Zählung der Abbildungen zumindest einen Hinweis auf den Umfang des fehlenden Teils zwischen dem 15. und 18. Kapitel zu erhalten, scheidet aus. Darüber hinaus ist es zunächst verwunderlich, daß sich im 1633 liegengelassenen Text von Le Monde Verweise auf die 1637 erschienene Dioptrique finden. Läßt sich anhand dieser Bezüge der ursprüngliche Aufbau von Le Monde rekonstruieren? Auch diesbezüglich rate ich zur Vorsicht,13 denn es stellt sich die Frage, ob es sich bei diesen Verweisen um Zusätze Clerseliers handeln könnte, dem lange nach Des­cartes’ Tod bei der Gestaltung des Textes von Le Monde die Dioptrique selbst­redend in der von Des­cartes veröffentlichten Form bekannt war, so daß er sachlich gebotene Verweise auf diesen Text entweder eigenständig hinzufügen bzw. in Des­cartes’ Manuskript befindliche Verweise in dieser Form ausformulieren konnte. Von den fünf Stellen, an denen in Le Monde – und zwar sowohl im Traité de la Lumière als auch im Traité de l’Homme – auf die ­D iop­trique L’Homme. hrsg. v. Annie Bitbol-Hespériès und Jean-Pierre Verdet, XXVI – XXVII). Das interne Zitat stammt aus Bitbol-Hespériès: Le Principe de vie chez Des­c artes. Paris: Vrin, 1990, 195. Vgl. zu dieser Frage auch ihren Aufsatz Des­cartes lecteur de C. Bauhin: la source de la glande ›H‹. in: Bulletin des Amis du musée Des­cartes 1992 Nr. 8 (1992), 17 – 23. 13 Das sieht Annie Bitbol-Hespériès anders: »En effet, les références directes à La Dioptrique figurant dans Le Monde incluant L’Homme permettent de voir quel en était le noyau initial. Ainsi, Le Monde renvoie directement à La Dioptrique pour l’explication de la réflexion et la réfraction, qui se trouve au discours second de l’Essai de 1637. L’Homme se réfère explicitement à La Dioptrique au sujet de la taille des verres (objet de la réflexion de Des­cartes depuis 1629), parce que la figure du cristallin ressemble à celle d’un verre hyperbolique, dont les particularités sont exposées au discours huitième de l’Essai de 1637. L’Homme cite à nouveau La Dioptrique en ce qui concerne le mécanisme de la vision, exposé dans les dicours troisième et sixième de l’Essai de 1637« (Le Monde, L’Homme, xxxv).



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XV

verwiesen wird, gibt es nur in einem Fall keine Entsprechung zwischen der Ausgabe von Clerselier und den beiden nach Kopien hergestellten Ausgaben.14 Aber offenkundig läßt sich daraus nicht mit absoluter Gewißheit schließen, daß es sich hierbei um Originalverweise durch Des­cartes selbst handelt, denn denselben Eingriff in den Text wie Clerselier hätten auch die beiden anderen Herausgeber vornehmen können. Nur anhand der Cartesischen Handschrift ließe sich also feststellen, ob und inwiefern Le Monde und Dioptrique zu dem Zeitpunkt, in dem Des­cartes zuletzt am Text von Le Monde gearbeitet hat, in dem Sinne getrennte Texte waren, daß Des­cartes allen sachlichen Bezügen zum Trotz die Dioptrique als eigenständige Veröffentlichung vorgesehen hatte; denn in dem Fall, daß die Dioptrique insgesamt oder Teile davon zu diesem Zeitpunkt integrale Bestandteile von Le Monde gewesen sein sollten, hätte Des­cartes für seinen Verweis, wie ansonsten immer, eine Formulierung von der Art »comme j’ai dit ci-dessus« – »wie ich weiter oben gesagt habe« verwendet. Für eine zumindest zeitweise, über die unbestreitbaren sachlichen Verknüpfungen hinausgehende auch literarische Verknüpfung – in welcher Form und in welchem Ausmaße auch immer – spricht die Äußerung Des­cartes’ in einem leider unsicher datierten Brief aus der Zeit »nach der Verurteilung Galileis«, er habe seinen »Traité des lunettes« durchgesehen, vollständig abgeschlossen und »völlig von meiner Welt getrennt« (AT I, 322). Indes wäre es ganz sicher zu einfach, die Météores und die Dioptrique insgesamt und in ihrer später ver14

AT XI , 9: »(ainsi que j’ai expliqué en la Dioptrique)« hat zwar in

der 1664er Ausgabe keine Klammer, aber die Dioptrique wird gleichwohl namentlich erwähnt (14); AT XI, 106: »suivant ce qui a été démontré en la Dioptrique« ist in der 1664er Ausgabe identisch (235); AT XI, 152 f.: »que j’ai décrit au traité de la Dioptrique« entspricht »similis est vitris a nobis secundo (dioptrices) libro descriptis« in der Schuyl-Übersetzung (45); AT XI, 156: »suivant ce qui a été dit au traité de la Dioptrique« entspricht »Nam, uti dictum est libro (Dioptrices) secundo« (50). Nur zu der Textstelle AT XI, 187: »ainsi que j’ai remarqué en la Dioptrique« gibt es keine Entsprechung (101).

XVI

Einleitung

öffentlichten Form für herausgetrennte Teile von Le Monde zu halten.15 Das Gegenteil ist genauso möglich: Als Des­cartes Le Monde liegenließ, wird er vor der Notwendigkeit gestanden ­haben, Verweise in dem bereits vorliegenden Entwurf der Diop­ trique auf Le Monde zu tilgen, und auch so verstanden ergibt Des­cartes’ Aussage Sinn, er habe die Dioptrique von Le Monde getrennt. Freilich schließt auch das nicht aus, daß er außerdem noch Teile von Le Monde in andere Texte übernommen hat. Stephen Gaukroger hat dieser letztlich nicht klärbaren Problematik in seiner Übersetzung von Le Monde Rechnung getragen, indem er das zweite Kapitel der Dioptrique, das die Lichtbrechung, sowie das achte Kapitel der Météores, das den Regenbogen behandelt, in seine Ausgabe einbezogen hat.16 Aber die Verflechtungen zwischen Le Monde und Dioptrique sind nachweislich noch sehr viel weitläufiger. Im Traité de l’Homme verweist Des­cartes17 auf seine Theorie des Sehens, dem (späteren) sechsten Abschnitt der Dioptrique,18 und wenn er ebenfalls im Traité de l’Homme ausführt, die Gestalt des kristalliner Saft genannten Teils des Auges sei jenen Gläsern ähnlich, die er in der Dioptrik beschrieben habe,19 so eröffnet er ein ganzes Feld von Bezügen zur Dioptrique, nämlich zum 3. Abschnitt, in dem das menschliche Auge beschrieben wird, 20 zum 7. Abschnitt, der die 15 Wie

es Michael Sean Mahoney tut: »The treatise Des­cartes had in mind, included not only the text published here, but also the separately published Meteors (1637) and Man (1662). In addition it may have included the Dioptrics (1637), which fitted closely with it« (Le Monde, ou Traité de la lumière, viii). 16 The World and other Writings, 76 – 84 (Kapitel 2 der Dioptrique), 85 – 96 (Kapitel 8 der Météores); vgl. PhB 643, 81 – 91 u. 277 – 293; AT VI , 93 – 105 u. 325 – 344. – »The project included not only the Treatise on Light and the Treatise on Man, but also the material on the formation of colours in the Meteors and the material on geometrical optics in the Dioptrics« (vii). 17 AT XI , 187. 18 AT VI , 130 – 147 = PhB 643, 110 – 124. 19 AT XI , 152 f.; dasselbe gilt für die Stelle ebd., 156. 20 AT VI , 105 – 108 = PhB 643, 91 – 93.



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XVII

Mittel, das Sehen zu vervollkommnen, thematisiert, 21 und zum achten Abschnitt, der die Gestalten abhandelt, die durchsichtige Körper haben müssen, um gewünschte Brechungen zu ermöglichen. 22 Des­cartes, der wiederholt behauptet hat, eigentlich sei ihm »das Büchermachen« ein Graus, 23 scheint mit seinen Texten äußerst ökonomisch verfahren zu sein und so gut wie alles irgendwo verarbeitet zu haben, und dies legt den Gedanken nahe, daß wohl keine Cartesischen Texte verlorengegangen sind; und das wiederum bedeutet, daß umgekehrt Textteile, auf die es einen Hinweis gibt, die aber nirgendwo wenigstens als Fragment oder Entwurf auffindbar sind, nie geschrieben wurden. Was ist der Inhalt der in Le Monde fehlenden Textteile? Jeden­ falls nicht einfach zwei Kapitel, die irgendwie verlorengegangen sind. Denn diese beiden Kapitel müßten einen irgendwie gearteten Übergang von der unbelebten zur belebten Natur geleistet haben: Will man denn wirklich glauben, daß Des­cartes gerade dieser Übergang, den er doch auch in den späteren Principia nur projektiert, aber nicht ausführt, tatsächlich gelungen sein sollte und er den dies enthaltenen Text irgendwo hat ver­ lorengehen lassen? Und selbst wenn: Was hätte Des­cartes hindern können, diese Inhalte für die 1644 erschienenen Principia aus dem Gedächtnis zu rekonstruieren? Des­c artes nennt im § 188 des Vierten Teils der Principia den Grund für das Fehlen: »Weiteres würde ich diesem vierten Teil der Prinzipien der Philosophie nicht hinzufügen, wenn ich (wie ich früher beabsichtigt habe) zwei weitere Teile, nämlich einen fünften über die Lebewesen, d. h. die Tiere und Pflanzen, und einen sechsten über den Menschen bereits geschrieben hätte. Weil ich aber noch nicht alles, das ich in ihnen behandeln wollte, völlig durchschaut habe und ich nicht weiß, ob ich jemals über so viel Muße verfügen werde, um sie zu verfassen, möchte ich deshalb 21

AT VI , 147 – 165 = PhB 643, 124 – 140. VI , 165 – 196 = PhB 643, 140 – 166.

22 AT

23 An

Mersenne Ende November 1633: »Je n’ai jamais eu l’humeur portée à faire des livres« (AT I, 271).

XVIII

Einleitung

die ersten Teile nicht länger zurückhalten, und insbesondere auch nicht das, was in ihnen vermißt werden könnte, weil ich es für die anderen Teile reserviert hatte. Ich möchte deshalb hier noch einiges Wenige über die Gegenstände der Sinne anfügen, habe ich doch bis jetzt die Erde und sogar die gesamte sichtbare Welt als Maschine beschrieben, indem ich nichts anderes als Gestalten und Bewegungen in ihr berücksichtigt habe. Unsere Sinne stellen uns aber auch vieles andere vor, nämlich Farben, Gerüche, Geräusche und dergleichen, und wenn ich mich über diese Dinge völlig ausschwiege, könnte der Eindruck entstehen, ich hätte einen wichtigen Teil der Erklärung der natürlichen Dinge ausgelassen« (AT VIII/1, 315 = PhB 566, 602 f.).

Wenn Des­cartes seinem eigenen Bekenntnis zufolge in den Principia alles sagt, dessen er sich sicher ist, das andere aber nicht, dann ist sich Des­cartes offenkundig seiner Ansichten über die Sinneswahrnehmungen sicherer als seiner Ansichten über die Lebewesen, d. h. der Pflanzen, Tiere und des Menschen. Des­ cartes erklärt sinnliche Wahrnehmung an vielen Stellen seines Werkes immer sachlich übereinstimmend mechanistisch, d. h. durch die auf die Sinnesorgane treffenden Reize, die durch die Nerven übertragen werden, indem sie den Lauf der Lebensgeister verändern, die wiederum eine entsprechende Modifikation in der Zirbeldrüse veranlassen, in der die Seele, wie Des­cartes sich mindestens ebenso oft ausdrückt, »ihren Hauptsitz« hat. Und dem sehr viel schwierigeren Problem des Übergangs von den im weitesten Sinne mechanischen Vorgängen bei der Sinneswahrnehmung zu dem, was der Geist dann aufgrund dieser Vorgänge empfindet oder wahrnimmt und ihm als Material des Denkens dient, stellt Des­cartes sich dann nur wenige Jahre später in den Passions de l’Âme – mit welchem Erfolg, sei hier dahingestellt. Aber anders als dieses äußerst schwierige, nach Des­cartes’ Ansicht letztlich sogar unlösliche Problem, dem er gleichwohl nicht ausweicht, verlangt der Übergang von der unbelebten zur belebten Natur aus Cartesischer Sicht noch nicht einmal einen Wechsel der Behandlungsart. Leben ist ein



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XIX

mecha­n ischer Vorgang, und deshalb sind Tiere (Pflanzen allemal) nichts weiter als äußerst kunstvoll gebaute Mechaniken, Apparaturen oder Automaten, die sich seinem Ansatz zufolge ebenso mechanisch erklären lassen müssen wie die unbelebte Natur  – und den naheliegenden (vielleicht auch wohlfeilen) Einwand, daß einer solchen Behandlungsart zufolge die belebte Natur gewissermaßen nur als tote getroffen wird, hätte Des­ cartes entgegengehalten, daß es ihm gerade um die Zurückweisung irgendwelcher okkulten Kräfte, magischer Elemente oder kurz gesagt: um die Zurückweisung dessen gehe, was Karl E. Rothschuh »Lücken der Kausalität«24 genannt hat. Wenn aber Des­cartes seiner Aussage in den Principia zufolge selbst 1644 noch diese Teile aufgrund mangelnder Erkenntnis fehlen, dann ist die Tatsache, daß an demselben systematischen Ort von Le Monde Teile fehlen, gleichbedeutend damit, daß diese Teile nie in demselben Grad fertiggestellt waren wie die uns erhaltenen Teile von Le Monde. Was es geben kann, sind allenfalls Vor­ arbei­ten, d. h. Skizzen, Notizen und Entwürfe. Diese Vorarbeiten müssen sich, sollte es sie gegeben haben, im Nachlaß befunden haben. Aber Claude Clerselier, der im Besitz des gesamten Cartesischen Nachlasses war, gibt keinerlei Hinweis auf irgendwelche weiteren Manuskripte, die mit Le Monde in irgendeiner Verbindung stehen. Als Claude Clerselier 1684 starb, hinterließ er den Cartesischen Nachlaß Jean-­ Baptiste Legrand († 1704), der ihn Adrien Baillet (1649 – 1706) zur Verfügung stellte. Der notorische Pedant Baillet hätte sicherlich Hinweise auf entsprechende Unterlagen in seine Biographie einfließen lassen, wenn sie ihm zur Verfügung gestanden hätten; aber er scheint noch nicht einmal mehr über die Handschriften von Le Monde verfügt zu haben. Dies wird an24

Rothschuh konstatiert selbst noch in bezug auf Jean Fernel, den er als Krönung der Renaissance-Physiologie betrachtet und dessen Pathologia Des­cartes kannte (Brief an Plempius, AT I, 533), »daß die ganze damalige Physiologie von facultates, d. h. Lücken der Kausalität durchsetzt war« (René Des­c artes: Über den Menschen (1632) sowie Beschreibung des menschlichen Körpers (1648), 22).

XX

Einleitung

hand der beiden Ungenauigkeiten deutlich, die ihm in bezug auf Le Monde unterlaufen. Zum einen nämlich (1) behandelt er den Traité de la Lumière als ein Manuskript aus dem Stockholmer Nachlaß. 25 Nach Des­cartes’ Tod am 11. Februar 1650 wurden zwei Inventarlisten seiner hinterlassenen Papiere erstellt, eine am 14. Februar in Stockholm und eine andere am 4. März in Leiden. Die Leidener Liste ist verschwunden. Von der Stockholmer existieren zwei Kopien, eine in der Universitätsbibliothek von Leiden und eine andere in der Französischen Nationalbibliothek in Paris, auf deren Grundlage AT die Inventarliste in Band X (5 – 12) veröffentlicht hat. Auf dieser Liste finden sich weder der Traité de la Lumière, noch der Traité de l’Homme. Das spätere Unglück der Stockholmer Manuskripte, die erst 1653 in Paris ankamen und, der Erzählung Baillets zufolge, 26 kurz vor Paris bei einem Schiffsuntergang in der Seine versanken, dann wiedergefunden wurden und mühsam getrocknet, vor allem aber geordnet werden mußten, kann also Le Monde nicht betreffen. 27 Die einfache Möglichkeit scheidet deshalb aus, daß Flußkrebse mit erstaunlicher Exaktheit genau zwei Kapitel von Le Monde aufgegessen haben, zumal ein solches Vorgehen Umberto Eco zufolge ein Privileg mittelalterlicher Bibliothekare ist. Statt dessen ist davon auszugehen, daß Le Monde in den Niederlanden geblieben und möglicherweise auch auf der verschwundenen Leidener Liste des dortigen Cartesischen Nachlasses verzeichnet war. Es ist daher zu vermuten, daß Clerselier das Manuskript von Le Monde zusammen mit dem Leidener Teil des Cartesischen Nachlasses zugesandt wurde; gesicherte Erkenntnisse darüber haben wir aber nicht. Zum anderen (2) handelt es sich bei dem von Baillet beschriebenen Traité de l’Homme 28 nicht um jene Abhandlung dieses Titels, die Teil von Le Monde gewesen war, sondern um die 25 Baillet 26 Baillet 27 Auch

II , 400. I , XXXII ; II , 428.

dies stellt Thomas Steele Hall in der Einleitung zu seiner Übersetzung des Traité de l’Homme falsch dar (XXIV). 28 Baillet II , 397.



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Description du corps humain aus dem Jahre 1648, die Des­cartes für die von Elisabeth von der Pfalz eingeforderte Abhandlung über die Passionen unterbrochen hatte und die auf der Stockholmer Liste verzeichnet ist. 29 Anhand des indirekten Zitats bei Baillet, Des­cartes »prétend que si Dieu excitait dans le cœur de cette machine un feu sans lumière, semblable à celui qui fait boullir les vins nouveaux«, das in Wirklichkeit eine Paraphrase auf eine Textpassage aus dem Discours de la Méthode ist, in der Des­cartes den Inhalt des Traité de l’Homme referiert, 30 läßt sich belegen, daß Baillet die Manuskripte zu Le Monde nicht mehr vorlagen: Ansonsten wäre ihm aufgefallen, daß sich die Stelle im Traité de l’Homme, in der Des­cartes »jungen Wein« erwähnt, auf die Verdauung der Nahrung und die entsprechende in der Description du corps humain auf die Entstehung des Herzens aus dem Samen bezieht.31 Es gerät mitunter in Vergessenheit, daß Adrien Baillet im Juni 1649 geboren wurde, nur wenige Monate vor Des­c artes’ Tod im Februar 1650, und er seine Biographie 40 Jahre später verfaßt. Auch er urteilt schon »nach Aktenlage«, d. h. er stützt sich in seiner Darstellung des Inhalts und der Genese von Le Monde auf keine anderen Quellen als jene, die auch uns heute noch zur Verfügung stehen, nämlich auf die Darstellung im Discours de la Méthode und die Korrespondenz mit Marin Mersenne. Des­cartes referiert den Inhalt von Le Monde im fünften Abschnitt des Discours de la Méthode und damit im Anschluß an die den vierten Abschnitt ausmachende Inhaltsangabe der 29 AT

X , 9. 30 Baillet II , 398. Im Discours heißt es: »[…] sinon qu’il excitât en

son cœur un de ces feux sans lumière, que j’avais déjà expliqués, & que je ne concevais point d’autre nature que celui qui échauffe le foin, lorsqu’on l’a renfermé avant qu’il fût sec, ou qui fait bouillir les vins nouveaux, lorsqu’on les laisse cuver sur la râpe. Car examinant les fonctions, qui pouvaient en suite de cela être en ce corps, j’y trouvais exactement toutes celles qui peuvent être en nous sans que nous y pensions […]« (AT VI, 46 = PhB 624, 80 f. = PhB 643, 41). 31 AT XI , 254 =  PhB 663, 156.

XXII

Einleitung

Meditationes de prima philosophia, die zwar erst 1641, nach dem Discours, erschienen, die er aber zumindest in ihrer Rohfassung bereits 1629 verfaßt hatte.32 Des­cartes’ Chronologie ist also – bei allen Verbesserungen, die er zwischen 1629 und der letzten Redaktion der Meditationes sicherlich noch vorgenommen haben wird –, zutreffend. Wie verhält es sich mit der Darstellung des Inhalts von Le Monde selbst? Der fünfte Abschnitt des Discours läßt sich seinerseits in vier bzw. sechs Abschnitte einteilen, nämlich (1) eine kurze Einleitung bzw. Überleitung vom vierten Abschnitt in den fünften (AT VI, 40 = PhB 624, 72 f. = PhB 643, 37), (2) d as Inhaltsreferat von Le Monde mit Akzent auf dem Traité de la Lumière (AT VI, 41 – 46 = PhB 624, 72 f. – 80 f. = PhB 643, 37 – 41), (3) die Erklärung der Herbewegung (AT VI, 46 – 55 = PhB 624, 80 f. – 94 f. = PhB 643, 41 – 48), das Kernstück des fünften Abschnitts, und (4) d ie Wiederaufnahme des Inhaltsreferats mit Akzent auf dem Traité de l’Homme (AT VI , 55 – 60 = PhB 624, 94 f. – 102 f. = PhB 643, 48 – 52). Diesen letzten Abschnitt könnte man noch feiner unterteilen in (4a) die Beschreibung der Mechanik sinnlicher Wahrnehmung und die diesem Vorgang gegenteilige Lenkung der Bewegung des menschlichen Körpers ohne Beteiligung des Willens, die beide durch den Lauf der Lebensgeister erklärt werden (AT VI, 55 f. = PhB 624, 94 f. – 96 f. = PhB 643, 48 f.); (4b) d ie Beschreibung der Rolle der Sprache für die Unterscheidung von Menschen und Automaten oder Tieren und der Vernunft als Universalinstrument (AT VI , 56 – 59 = PhB 624, 96 f. – 100 f. = PhB 643, 49 – 51); und (4c) die Beschreibung der rationalen Seele (AT VI, 59 f. = PhB 624, 100 f. – 102 f. = PhB 643, 51 f.). 32

Vgl. PhB 597 / PhB 598, XI – XXVI.



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Man kann sagen, daß Des­cartes’ Darstellung im Verlauf seines Referats kontinuierlich weniger mit Le Monde in der uns überlieferten Form übereinstimmt. Im ersten Abschnitt behauptet er die Abhängigkeit der dann ab dem Abschnitt 2 folgenden Inhalte von seiner Methode. Lassen wir diese Frage hier beiseite.33 Das Inhaltsreferat in Abschnitt 2 stimmt mit dem erhaltenen Fragment des Traité de la Lumière überein bis einschließlich der Beschreibung der Kometen, mit denen das Fragment in den Kapiteln XIV und XV endet. Danach habe er, behauptet Des­cartes, etwas »über alle Körper, die es auf der Erde gibt«, hinzugefügt.34 Einen solchen Abschnitt gibt es im Fragment nicht. Des­ cartes behauptet dann, etwas über den Menschen ausgeführt zu haben, und bezieht sich damit auf den Traité de l’Homme; er verweist dann auf den dezidiert fiktionalen Charakter der Physik von Le Monde. Er stellt übereinstimmend mit dem Traité de la Lumière dar, wie er die Materie gleichsam aus der bekannten Welt in einen imaginären Raum verpflanzt und mitverfolgt, wie sie sich nach den durch Gott installierten Naturgesetzen von selbst entwirrt und allmählich die Gestalt der uns bekannten Welt annimmt. Des­cartes wiederholt danach die Aufzählung der Schritte seiner Darlegung 35 und gelangt wiederum zu dem fehlenden geologischen Teil: »Daraufhin begann ich, über die Erde im besonderen zu sprechen: wie alle ihre Bestandteile ganz genau zu ihrem Mittelpunkt streben, obwohl ich ausdrücklich vorausgesetzt hatte, Gott habe keinerlei Schwere in die Materie gelegt, aus der sie zusammengesetzt war; wie die Anordnung der Himmelsregio­ nen und Gestirne, vor allem des Mondes, bei dem auf der Oberfläche befindlichen Wasser und der Luft Ebbe und Flut verursachen muß, die in all ihren Umständen den Gezeiten ähnlich war, die man in unseren Meeren bemerken kann; und 33

Darüber habe ich in den Einleitungen zu PhB 613, PhB 624 und PhB 643 alles gesagt, was mir dazu einfällt. 34 AT VI , 42 = PhB 624, 74 f. = PhB 643, 38. 35 AT VI , 43 f. = PhB 624, 76 f. = PhB 643, 39.

XXIV

Einleitung

außerdem einen gewissen Lauf sowohl des Wassers wie der Luft von Osten nach Westen, wie man ihn auch in den Tropen bemerkt; wie sich von Natur aus die Gebirge, die Meere, die Quellen und Flüsse bilden, die Metalle in die Minen kommen, die Pflanzen auf den Ländereien wachsen, und allgemein alle Körper erzeugt werden konnten, die man gemischt oder zusammengesetzt nennt. Weil ich außer den Gestirnen nichts auf der Welt erkannte außer dem Feuer, das Licht produzierte, bemühte ich mich unter anderem, alles sehr klar verständlich zu machen, was zu seiner Natur gehört: Wie es entsteht; wie es sich ernährt; wie es manchmal nur Wärme ohne Licht hat, manchmal Licht ohne Wärme; wie es verschiedenen Körpern verschiedene Farben und verschiedene andere Qualitäten verleihen kann; wie es die einen schmilzt und andere härtet; wie es fast alle verzehren oder in Aschen und Rauch verwandeln kann; und schließlich, wie es allein durch die Gewalt seiner Tätigkeit aus diesen Aschen Glas bildet: denn die Umwandlung von Aschen in Glas erschien mir ebenso bewundernswert wie irgendeine andere, die sich in der Natur vollzieht, und es machte mir besonderes Vergnügen, sie zu beschreiben« (AT VI, 44 f. = PhB 624, 76 f. – 78 f. = PhB 643, 39 f.).

Diese Inhaltsangabe entspricht dem Fragment bis zu der Beschreibung von Ebbe und Flut; der Rest aber fehlt. Nach einem Absatz über den heuristischen Wert einer genetischen Erklärung der Welt 36 fährt Des­cartes in seinem Inhaltsreferat so fort: »Von der Beschreibung der unbeseelten Körper und der Pflanzen ging ich zu der der Tiere und insbesondere der der Menschen über. Ich hatte aber noch nicht genügend Erkenntnis, um darüber im selben Stil zu sprechen wie über den Rest, d. h. indem ich die Wirkungen durch die Ursachen bewies und zeigte, aus welchen Samen und in welcher Weise die Natur sie produzieren muß. Deshalb gab ich mich damit zufrieden, vorauszusetzen, Gott habe den Körper eines Menschen so36 AT

VI , 45 = PhB 624, 78 f. = PhB 643, 40.



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wohl hinsichtlich der äußeren Gestalt seiner Glieder als auch dem inneren Bau seiner Organe vollständig ähnlich einem der unsrigen gebildet und ihn nur aus der Materie zusammengesetzt, die ich beschrieben hatte, ohne in ihn zu Beginn eine vernünftige Seele, noch irgendetwas anderes zu setzen, das er als vegetative oder sensitive Seele benutzen konnte« (AT VI, 45 f. = PhB 624, 80 f. = PhB 643, 41).

Das ist eine zutreffende Darstellung weniger des konkreten Inhalts, sehr wohl aber der Behandlungsart anatomischer Fragen im Traité de l’Homme. Des­cartes gibt dann in Abschnitt 3 seine gegenüber der entsprechenden Passage im Traité de l’Homme 37 deutlich umfangreichere Erklärung der Herzbewegung und des Blutkreislaufs. Ganz offenkundig ist dieses Textstück des Discours kein Le Monde entnommener Teil, denn es gibt in der entsprechenden Textpassage im Traite de l’Homme keine Stelle, in die sich dieser Abschnitt aus dem Discours irgendwie einpassen ließe, ohne die Darlegung des Traité de l’Homme, in der die Erklärung der Herzbewegung und des Blutkreislaufs stark ineinander verwoben sind, zu durchbrechen und unstimmig zu machen. Dies läßt sich auch dadurch belegen, daß die Darlegung im Discours sich vor allem darin von der im Traité de l’Homme unterscheidet, daß Des­cartes sich in ihr genauso wie später in der Description du Corps humain mit William Harveys De motu cordis auseinandersetzt, das er erst nach der Abkehr von Le Monde kennengelernt hatte.38 Der dann folgende Abschnitt 4a nimmt den Faden der Inhaltsangabe des Traité de l’Homme allgemein zutreffend wieder auf. Der nächste Abschnitt 4b jedoch bringt mit der Theorie der Vernunft als Universalinstrument, die sich wiederum der Sprache als ausführendem Werkzeug bedient und so ein Merkmal für die äußere Unterscheidbarkeit von Automaten und Tieren auf der einen und Menschen auf der anderen Seite vorstellt, eine in Le Monde schlicht nicht 37

AT XI , 123 – 127.

38 Des­c artes

berichtet von seiner Lektüre von Williams Harveys De motu cordis im November oder Dezember 1633 (AT I, 263).

XXVI

Einleitung

vorhandene Theorie. Dasselbe gilt für den Abschnitt 4c, der angeblich die rationale Seele beschrieben hat und der mit der von Aristoteles39 entlehnten Behauptung, die Seele sei im menschlichen Körper nicht so untergebracht wie ein Steuermann auf seinem Schiff, sondern enger,40 eine Formulierung der Meditationes bringt.41 Die Suche nach den fehlenden Teilen von Le Monde ist nicht die Suche nach Textteilen, sondern die nach Plänen und Ideen, die immer als Teile einer Gesamtkonzeption zu verstehen sind. Es ist diese Gesamtkonzeption, die Des­cartes im Discours referiert. Deshalb blickt er auf seine Tätigkeit von 1629 bis Ende 1633 nicht als Protokollant oder Chronist seiner selbst zurück, sondern als ein Philosoph, der sich auch 1637 noch inmitten der Bearbeitung dieses Gesamtentwurfes befindet. Die Tätigkeit Des­cartes’ an diesem Gesamtentwurf erfährt durch die Abkehr von Le Monde 1633 daher eine literarische, aber keine sachliche Zäsur. Welche Spuren lassen sich zu dieser Tätigkeit zusammentragen? Ausgangspunkt für die Gesamtkonzeption von Le Monde dürfte das Phänomen der Parhelien gewesen sein, deren Beschreibung später den 10. Abschnitt der Météores bildet.42 Schon am 8. Oktober 1629 reagiert Des­cartes auf Mersennes Erwähnung der Erscheinung von Nebensonnen am 20. März 1629 in Rom. Des­cartes berichtet, ein Freund habe ihm eine ziemlich ausführliche Schilderung dieses Phänomens gezeigt und ihn durch die Frage nach seiner Ansicht darüber dazu gebracht, das zu unterbrechen, woran er gerade arbeite (nämlich den Traité de la Métaphysique), »um der Reihe nach alle meteorischen Phänomene zu untersuchen. […] Ich denke, jetzt in der Lage zu sein, mir über sie Rechenschaft ablegen zu können, und bin entschlossen, das in einer kleinen Abhandlung zu tun, die den Grund der Farben Über die Seele II, 1 = 413a = Seidl, 65. VI , 59 = PhB 624, 100 f. = PhB 643, 51. 41 Med. VI: AT VII , 81 = PhB 597, 164 f. = PhB 598, 88. 42 AT VI , 354 – 366 = PhB 643, 301 – 311. 39

40 AT



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XXVII

des Regenbogens – die mir größere Mühe gemacht haben als der gesamte Rest – und allgemein alle sublunarischen Phänomene enthalten wird«43

Des­cartes fragt nach weiteren Informationen, die Mersenne offenbar auch prompt geliefert hat; als aber Mersenne sich anbietet, Des­cartes’ Abhandlung über die »sublunaren Phänomene« zu veröffentlichen, dämpft Des­cartes eventuelle Hoffnungen auf deren baldige Fertigstellung, die er für nicht früher als nach einem weiteren Jahr erwarte, nicht nur, weil er, seit er ihm vor einem Monat geschrieben habe, lediglich seine Argumentation skizziert, sondern sich zudem entschlossen habe, »anstatt nur ein einzelnes Phänomen zu erklären, […] alle Phänomene der Natur zu erklären, das heißt die gesamte Physik«.44 Am 18. Dezember 162945 spricht Des­cartes im Brief an Mersenne über das Phänomen von Kronen oder Kränzen bei Kerzen und erwähnt auch die Parhelien erneut. Im selben Brief kündigt er auch eine Erklärung des »aus einem Stein herausgeschlagenen Feuers« an46 und bittet Mersenne um eine kurze Sammlung gebräuchlicher und ungebräuchlicher Tonfolgen in der Musik, denn er wolle dem drei oder vier Kapitel seiner Abhandlung widmen. Gleichzeitig bittet er darum, dies nicht allzu bald zu tun, weil er andere Ablenkungen habe, er wolle nämlich beginnen, die Anatomie zu studieren. 47 Dem entspricht der ernüchternde Bearbeitungsstand von Le Monde: »Ich habe von meiner Abhandlung noch nicht einmal die Hälfte von dem geschrieben, was dieser Brief an Geschreibsel enthält, was mir sehr peinlich ist«.48 43

An Mersenne am 8. Oktober 1629: AT I, 23. Mersenne am 13. November 1629: AT I, 70. 45 AT I , 83 – 85. 46 AT I , 88. 47 AT I , 102. Des­c artes spricht im Brief an Mersenne vom 15. April 1630 über das Problem der Tonerzeugung in einer Flöte mit dem Hinweis, er wolle das deutlicher in seinem Traité erklären (AT I, 134). 48 AT I , 104. 44 An

XXVIII

Einleitung

Am 4. März 1630 finden wir ihn wieder mit Météores beschäftigt, diesmal mit Schnee.49 Am 15. April 1630 spricht Des­ cartes erneut von dem »petit traité que j’ai commencé« (AT I, 136) und fährt danach fort, er arbeite deshalb sehr langsam, weil er größeres Vergnügen daran finde, sich selbst zu unterrichten, als daran, sein Wissen aufzuschreiben. Er studiere jetzt Chemie und Anatomie gleichzeitig und erfahre täglich etwas, was er in Büchern nicht finden könne; an seine Abhandlung aber setze er sich nur unter Zwang und werde sie erst Anfang 1633 soweit vorangetrieben haben, daß er sie Mersenne schicken könne.50 Am 25. November 1630 erwähnt Des­cartes die Dioptrique 51 und fügt hinzu, er wolle einen Abschnitt in sie einfügen, in dem er die Natur der Farben und des Lichts zu erklären versuche, mit dem er sich seit sechs Monaten aufhalte und der noch nicht einmal zur Hälfte fertiggestellt sei. Zudem werde die Dioptrique länger werden als zunächst gedacht und gewissermaßen eine vollständige Physik enthalten, was ihn in die Lage versetze, das Mersenne gegebene Versprechen einzulösen, Le Monde in drei Jahren fertiggestellt zu haben, denn die Dioptrique sei gewissermaßen deren Kurzfassung52 – was bei allen sachlichen Bezügen zwischen beiden Texten und bei aller Möglichkeit, daß Des­cartes einzelne Abschnitte für die erst 1636/1637 erfolgende Endredaktion der Dioptrique aus Le Monde entnommen haben mag, für eine ziemlich frühe Entscheidung zu einer getrennten Gestalt beider Texte spricht. Die Arbeit an Le Monde selbst scheint Des­cartes indes keineswegs vernachlässigt zu haben, denn er berichtet Mersenne am 23. Dezember 1630, er sei jetzt dabei, das Chaos zu entwirren, um Licht aus ihm entstehen zu lassen – und damit ist ganz sicherlich nicht das Chaos in seinem Kleiderschrank gemeint, sondern das in der Fiktion von Le Monde zum Ausgangspunkt gewählte Chaos der Materie.53 49

AT I , 127. I , 137. 51 AT I , 178 f. 52 AT I , 179. 53 AT I , 194. Leider ist die Datierung dieses Briefes ungewiß. 50 AT



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XXIX

Im Oktober oder November 1631 – also fast ein Jahr nach dem letzten Bericht – finden wir den nächsten Hinweis auf etwas, was Des­cartes Mersenne vor Ostern schicken wolle.54 Das bezieht sich, wie aus dem nächsten Brief vom 5. April 1632 hervorgeht, auf die Dioptrique und nicht auf Le Monde, denn am 5. April berichtet er den Stand von Le Monde betreffend, er habe sich vorgenommen, nach der allgemeinen Beschreibung der Gestirne, der Himmelsregionen und der Erde bezüglich der besonderen Körper auf der Erde nur ihre verschiedenen Qualitäten anstatt ihrer substantiellen Formen zu erklären und so zu versuchen, den Weg zu bereiten, sie im Verlauf der Zeit alle zu erkennen, indem man Erfahrung/Experiment mit vernünftigem Schlußfolgern verbinde. Er habe sich die vergangenen Tage damit beschäftigt, verschiedene Experimente anzustellen, um die wesentlichen Unterschiede zwischen Ölen, Branntweinen, gemeinem Wasser, Säuren, Salzen usw. zu erkennen.55 Am 3. Mai 1632 berichtet Des­cartes, er könne nicht sagen, wann er Mersenne Le Monde schicken werde, denn er lasse den Text zur Zeit ruhen, damit er seine Fehler besser erkennen und ihn ins Reine bringen könne.56 Freilich hat Des­cartes Le Monde weder einfach ruhen lassen, noch hat er den Text einfach in der Reihenfolge der Kapitel bearbeitet, denn am 10. Mai 1632 bittet er Mersenne um Auskunft um einen Autor, der die verschiedenen Beobachtungen über Kometen gesammelt habe. Seit zwei oder drei Monaten habe er sich weit in den Himmel hineingewagt, und nachdem er zufriedenstellende Erkenntnisse über die Natur des Himmels und der dort sichtbaren Gestirne sowie über etliche andere Dinge erlangt habe, die er vor einigen Jahren noch nicht zu hoffen gewagt hätte, sei er so kühn geworden, es zu wagen, die Ursache der Lage jedes einzelnen Fixsterns zu suchen. Denn obwohl sie sehr unregelmäßig über den Himmel verteilt erschienen, zweifle er überhaupt nicht daran, daß 54 AT

I , 228. AT I , 242 f. 56 AT I , 248. 55

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Einleitung

zwischen ihnen eine natürliche Ordnung bestehe, die regelmäßig und bestimmt sei. Die Erkenntnis dieser Ordnung sei der Schlüssel und das Fundament der höchsten und vollkommensten Wissenschaft, die die Menschen in bezug auf materielle Dinge erlangen könnten, da man durch sie a priori alle verschiedenen Formen und Wesenheiten der irdischen Körper erkennen könne, wohingegen wir uns ohne sie damit begnügen müßten, sie a posteriori und durch ihre Wirkungen zu erschließen.57 Zum wirklichen Fortschritt von Le Monde sagt Des­cartes in deutlichem Gegensatz dazu, er sei seit zwei Monaten mit seiner Abhandlung nicht vorangekommen, aber werde sie gleichwohl vor dem Termin, den er Mersenne genannt habe, abschließen.58 Im Juni 1632 – Ostern dürfte vorbei gewesen sein – finden wir Des­cartes in Deventer und wiederum mit der Arbeit an der Dioptrique beschäftigt.59 Was Le Monde betrifft, so berichtet er, er habe alles fertiggestellt, was er bezüglich der unbeseelten Körper habe einbeziehen wollen; zudem habe er sich dagegen entschieden, die Entstehung der Tiere in Le Monde zu beschreiben, weil ihn das zu viel Zeit kosten würde. Übrig sei aber noch, etwas über die Natur des Menschen hineinzunehmen, bevor er den Text ins Reine bringen und ihn Mersenne schicken könne. Er sage aber nicht mehr, wann das sein werde, weil er seine Versprechen schon zu oft gebrochen habe. 60 Im November oder Dezember 1632 fragt er Mersenne nach Galileis Theorie von Ebbe und Flut hinsichtlich einiger Umstände, die er in seiner ansonsten abgeschlossenen Theorie noch klären wolle. 61 Davon abgesehen sei der Teil über den Menschen in Le Monde etwas umfangreicher geworden, als er gedacht habe, weil er alle seine zum Leben gehörenden Hauptfunktionen erkläre, wie die Verdauung der Nahrung, den Pulsschlag, die Verteilung der verdauten Nahrung auf die einzelnen Organe und die fünf Sinne. 57

AT I , 251. I , 252. 59 AT I , 254 f. 58 AT

60 Ebd. 61

AT I , 261.



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XXXI

Er seziere (»anatomisiere«) zur Zeit Köpfe verschiedener Tiere, um zu erklären, worin Anschauung, Gedächtnis usw. bestünden. Zudem habe er, nachdem er seinen diesbezüglichen Text bereits abgeschlossen habe, William Harveys De motu cordis gelesen und finde Harveys Ansicht darüber etwas verschieden von der seinigen. 62 Am 22. Juli 1633 schließlich meldet er, Le Monde fast abgeschlossen zu haben, 63 und einer Veröffentlichung schien nichts mehr im Wege zu stehen. Aber es kam anders. Des­c artes schreibt Ende November 1633 an Mersenne: »Tatsächlich hatte ich mir vorgenommen, Ihnen meine Welt als Neujahrsgeschenk zu schicken, und es ist nicht mehr als fünfzehn Tage her, daß ich noch fest entschlossen war, Ihnen wenigstens einen Teil zu senden, falls das Ganze in dieser Zeit nicht würde abgeschrieben werden können; aber ich will Ihnen sagen, daß ich mich dieser Tage in Leiden und Amsterdam habe danach erkundigen lassen, ob das System der Welt von Galilei dort vorhanden ist, weil mir schien, als hätte ich gehört, es sei im vergangenen Jahr in Italien gedruckt worden. Man berichtete mir, es sei wahr, daß es gedruckt worden sei, zur gleichen Zeit aber seien in Rom sämtliche Exemplare verbrannt und er selbst sei zu irgendeiner Strafe verurteilt worden. Das hat mich so sehr in Erstaunen versetzt, daß ich mich so gut wie entschlossen habe, alle meine Papiere zu verbrennen oder sie zumindest niemanden sehen zu lassen. Denn ich konnte mir nicht vorstellen, daß er, der doch Italiener und wie ich höre sogar vom Papst wohlgelitten ist, für etwas anderes vor Gericht hat gebracht werden können als dafür, daß er zweifelsohne die Bewegung der Erde hatte etablieren wollen, was, wie ich wohl weiß, schon früher von einigen Kardinälen zensiert worden war; aber ich dachte gehört zu haben, daß man es seitdem sogar in Rom nicht unterließ, sie öffentlich zu lehren; und 62 AT

I , 263; über seine Abweichung von Harvey berichtet er auch im Brief an Beverwick vom 5. Juli 1643 (AT IV, 3 – 6). 63 AT I , 268.

XXXII

Einleitung

ich gestehe, daß, wenn sie falsch ist, alle Fundamente meiner Philosophie es auch sind, denn jene wird durch diese evident bewiesen. Und sie ist so sehr mit allen Teilen meiner Abhandlung verbunden, daß ich sie nicht herauszulösen wüßte ohne den Rest ganz mangelhaft zu machen. Aber genauso, wie ich um nichts in der Welt möchte, daß ein Entwurf von mir herauskommt, in dem sich auch nur das geringste Wort finden ließe, das von der Kirche mißbilligt würde, genauso ziehe ich es vor, ihn eher zu unterdrücken, als ihn verstümmelt erscheinen zu lassen. Ich habe noch nie Lust verspürt, Bücher herzustellen, und wenn ich mich nicht durch das Versprechen Ihnen und einigen anderen Freunden gegenüber gebunden hätte, damit der Wunsch, Ihnen gegenüber Wort zu halten, mich umso mehr zum Studium verpflichtete, wäre ich damit niemals zum Ende gekommen. Aber ich bin mir nach all dem sicher, daß Sie mir keinen Gerichtsvollzieher schicken werden, um mich zu zwingen, meine Schuld zu begleichen, und vielleicht werden Sie ganz froh sein, wenn Sie der Qual enthoben sind, schlechtes Zeug zu lesen. Es gibt in der Philosophie schon so viele Dinge, die [nicht mehr als bloße] Wahrscheinlichkeit [an sich] haben und in einen Disput hineingezogen werden können, daß ich die meinigen, wenn sie nicht sicherer sind und nicht ohne Kontroverse akzeptiert werden können, niemals veröffentlichen will. Weil ich jedoch ganz undankbar wäre, wenn ich, nachdem ich Ihnen so vieles und seit so langer Zeit versprochen habe, dächte, Sie mit einer solchen Grille zu bezahlen, werde ich es nicht unterlassen, Ihnen zu zeigen, was ich gemacht habe, so bald ich es nur kann; ich bitte aber noch, wenn Sie gestatten, um ein Jahr Aufschub, um es durchzusehen und zu glätten« (AT I, 270 – 272 = Bense, 63 – 65 (überarbeitet)). 64

Im März 1636 kündigt Des­c artes bereits den Discours an. 65 Ein Jahr später, im März 1637, reagiert er auf die Forderung Mersennes, er solle seine Physik – und das ist nichts anderes 64 Vgl. 65 AT

auch an Mersenne im April 1634: AT I, 285 = Bense, 66 f. I , 338 – 340.



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XXXIII

Le Monde – mitsamt dem Discours erscheinen lassen, mit dem Hinweis, seine (anderen) Schriften seien »schon an einem Ort und in einem Zustand«, daß niemand sie in die Hände bekommen könne, jedenfalls nicht »vor mehr als hundert Jahren nach meinem Tod« (AT I, 349 = Bense, 77). 66 Schon am 27. April 1637 hört sich das freilich deutlich milder an, denn er erläutert Mersenne, daß seine Ausführungen im Discours ihn keineswegs verpflichteten, seine Physik während seines Lebens nicht zu veröffentlichen; sondern er habe nur gesagt, daß er aus den besagten Gründen seinen Plan einer Veröffentlichung aufgegeben habe, »woraus man genauso ableiten könne, daß, wenn die Gründe, die mich daran hindern, sie zu veröffentlichen, sich ändern sollten, ich eine andere Entscheidung treffen könnte, ohne dadurch wortbrüchig zu werden. Denn sublata causa tollitur erffectus« (AT I, 367). 67 Es ist unbestreitbar, daß Des­cartes seinen Plan einer Veröffentlichung von Le Monde in der Folge der Verurteilung Gali­ leo Galileis durch die Heilige Inquisition aufgab. Des­c artes führt im Brief an Mersenne vom Ende November 1633 aus, die Verurteilung Galileis habe ihn so sehr »in Erstaunen versetzt«, daß er sich entschlossen habe, alle seine Papiere zu verbrennen oder zumindest zurückzuhalten. In demselben Brief bezeugt Des­cartes aber auch, daß ihm die Schwierigkeiten, die eine öffentliche Vertretung seiner im Kern Kopernikanischen Lehre würde bereiten können, bereits vor 1633 keineswegs unbekannt gewesen waren. Freilich mag Des­cartes tatsächlich nur das Ausmaß dieser Schwierigkeiten unterschätzt haben, denn er begründet gegenüber Mersenne sein Erstaunen damit, daß Ga66 AT

I , 348 f. – Am 5. Oktober 1637 schreibt Des­c artes Huygens

»que j’ai même relégué mon Monde bien loin d’ici, afin de n’être point tenté d’achever à le mettre au net« (AT I, 435). Diese Äußerung scheint mir indes so enigmatisch, daß, wer will, aus ihr genausogut ablesen kann, Des­cartes habe das Manuskript von Le Monde nach Paris, vielleicht zu Mersenne, vielleicht zu Clerselier, vielleicht auch Picot geschickt, genausogut aber auch, er habe es einfach beiseite gelegt. 67 AT I , 367 – bei Bense (82) schlicht falsch übersetzt.

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lilei (in seiner Wahrnehmung) doch »vom Papst wohl­gelitten« war. Er war sich der nicht unerheblichen Rolle der Jesuiten und insbesondere des deutschen Jesuiten­paters Christoph Scheiner (1575 – 1650) im Fall Galilei bewußt, und nicht zuletzt deshalb versuchte Des­cartes, der seine Schulzeit auf dem Jesuitenkolleg von La Flèche verbracht hatte und um das intellektuelle Potential und den politischen Einfluß des Jesuitenordens wußte, noch 1641 im Vorfeld der Veröffentlichung seiner im Hinblick auf die Theorie der Erdbewegung doch ganz unverfänglichen Meditationes sowohl die Professoren der Sorbonne in Paris als auch die Jesuiten auf seine Seite zu bringen. In den Kategorien politischer Machtkonstellationen zu denken, war Des­cartes – mit welchem Erfolg sei einmal dahingestellt – also zumindest nicht ganz fremd. 1633 aber unternimmt er nichts, um sein Vorhaben irgendwie zu retten. Er gibt als Grund an, daß es ihm nicht möglich sei, die Lehre von Bewegung der Erde, die zumindest der offiziellen Lesart zufolge zuerst zur Abmahnung und dann zur Verurteilung Galileis geführt hat, so aus dem Entwurf von Le Monde zu tilgen, daß der Rest irgendwie Bestand haben konnte. Das aber hindert ihn weder daran, Teile von Le Monde, die unabhängig von der Erdbewegung verständlich waren, für andere Texte nutzbar zu machen, noch daran, nur vier Jahre später den Inhalt der gesamten Schrift im Discours de la Méthode zu referieren, obwohl doch auch 1637 ein öffentliches Eintreten für den Kopernikanismus nicht wesentlich ungefährlicher geworden sein dürfte. Um dem Rechnung zu tragen, veröffentlicht Des­cartes den Disours de la Méthode anonym, unternimmt aber anderseits auch nichts, um nach dessen Veröffentlichung seine Urheberschaft geheimzuhalten oder sie auch nur abzustreiten. Und Des­cartes zögert auch nicht, 1644 genau dieselbe Theorie der Erdbewegung zu vertreten und eventuellen Angriffen lediglich mit der einigermaßen lächerlichen Spitzfindigkeit im Vorwege entgegenzutreten, nicht die Erde bewege sich, sondern die Himmelsregion oder Sphäre, in der sie sich aufhalte. Dies alles geschieht vor dem Hintergrund der Tatsache, daß Des­cartes in Le Monde doch eigentlich von vornherein schon



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eine Versicherung eingebaut zu haben schien, die ihm leicht und vor allem glaubwürdiger als seine spätere Ausrede in den Principia dazu hätte dienen können, den Vorwurf einer öffentlichen Propagation des Kopernikanismus auszuhebeln, nämlich seine in diesem Werk deutlicher als irgendwo sonst vorgenommene Darstellung seiner gesamten Theorie, also der gesamten Physik einschließlich der Humanbiologie, in der Form einer Fabel oder Fiktion. Es ist wichtig, sich klarzumachen, daß dies keine Reaktion auf die Verurteilung Gaileis ist. Bereits am 25. November 1630 spricht Des­cartes gegenüber Mersenne von seiner »fable de mon Monde« (AT I, 179); es handelt sich bei dieser Darstellungsweise also keinesfalls um eine Umarbeitung von Le Monde nach 1633, sondern um ein seinen Entwurf von Beginn an kennzeichnendes Konzept. Freilich mag diese Konzeption gleichwohl aus einem auch 1630 schon vorhandenen allgemeinen Bewußtsein der mit der Vertretung kopernikanischer Theoreme oder gar einer ganzen solchen Kosmologie verbundenen Gefahr motiviert und damit also der politischen Vorsicht geschuldet gewesen sein. Aber wäre dies der Fall gewesen, hätte Des­cartes 1633 sicherlich nicht gezögert, sein Sicherungssystem zu aktivieren und in Nachahmung von Osianders berüchtigtem Vorwort zu Nicolaus Copernicus’ De revolutionibus den fiktiven Charakter seiner Theorie als Entschuldigung herauszustellen. Dies wäre Des­c artes umso leichter gefallen, als sich Formulierungen wie die Osianders, daß es hinsichtlich der Astronomie »gar nicht notwendig« [ist], daß die Gründe für die beobachteten Phänomene wahr oder auch nur wahrscheinlich sein müssen, sondern es ausreiche, »wenn sie eine mit den Beobachtungen zusammenstimmende Berechnung darstellen« (PhB 300, 61) in den Cartesischen Texten in bezug auf Naturwissenschaft immer wieder gibt. Aber der fiktive Charakter der Physik ist eben keine Maßnahme zur politischen Absicherung, sondern ein tragendes Element der Cartesischen Konzeption von Wissenschaft überhaupt, und dieses Konzept ist wiederum viel zu kompliziert, um einem Inquisitor überhaupt verständlich werden zu können, zumindest wenn er (wie es wohl oft der

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Einleitung

Fall gewesen sein wird) mehr Bürokrat als Intellektueller ist und Häresie dementsprechend vor allem an mehr oder weniger oberflächlichen Diskrepanzen zwischen Bibelstellen und wissenschaftlichen Behauptungen festmacht. Umgekehrt erklärt dies wiederum Des­cartes’ bei aller begründeten Vorsicht immer auch vorhandene Affinität zu den Jesuiten, die die hervorragendsten Wissenschaftler der katholischen Kirche stellten und auf deren Verständnis Des­cartes hoffte. Und es erklärt sein »Erstaunen« über die Verurteilung Galileis, anhand dessen ihm klargeworden sein muß, daß es ihm eben nicht möglich sein würde, die Jesuiten von seiner Physik zu überzeugen, denn gerade sie hätten den fiktio­nalen Charakter seiner Physik als das verstanden, was er ist, nämlich als eine Aussage über den Wahrheitsgehalt empirischer Naturwissenschaft überhaupt, und damit eben nicht als jene schüchterne und unterwürfige Einklammerung, als die Des­cartes sie hätte hinstellen müssen. Freilich läßt sich all dem zum Trotz der Eindruck nicht ganz vermeiden, daß Des­cartes die Verurteilung Galileis eine insgeheim erhoffte Gelegenheit bot, ein etwas schwieriges Projekt liegenzulassen. Des­cartes versucht in Le Monde, die gesamte Physik vom Makrokosmos bis zum Mikrokosmos darzustellen und er ist sich sehr wohl bewußt, daß ein solches Vorhaben – anmaßend bis zur Verrücktheit in unserer Zeit, aber auch nicht gerade unambitioniert in der Cartesischen – überhaupt nur gelingen kann bei entsprechender thematischer und methodischer Reduktion. Des­cartes reduziert deshalb sein Vorhaben (1) in bezug auf die Physik der unbelebten Natur anhand des Leitmotivs des Lichts, (2) in bezug auf die belebte Natur auf das, was an ihr mechanisch beschreibbar ist und deshalb denselben Gesetzen unterliegen muß wie die unbelebte, und (3) durch Verzicht auf jede ausdrückliche Auseinandersetzung mit seinen Vorgängern und Zeitgenossen. Die erste Reduktion ist eine Besonderheit von Le Monde, die Des­cartes deswegen in den späteren Principia fallenlassen kann, ohne den Kern seiner Physik dadurch zu verändern, weil sein physikalischer Ansatz



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im Kern mechanistisch ist und die (zusätzliche) Reduktion auf das Leitmotiv des Lichts eine von mehreren möglichen literarischen Ausgestaltungen dieser Reduktion ist. Beibehalten wird Des­cartes in seinem gesamten Werk den weitgehenden Verzicht auf eine Auseinandersetzung mit anderen Forschungspositionen, sofern ihre Erwähnung ihm nicht politisch angebracht erscheint. Das heißt bekanntlich alles andere, als daß Des­cartes sich mit diesen Positionen nicht auseinandergesetzt hätte; ganz im Gegenteil: Mir scheint die Behauptung keineswegs übertrieben, daß es ohne Einschränkung zu jedem Cartesischen Theorem vom Cogito bis zur Zirbeldrüse historische oder auch zeitgenössische Vorbilder gibt, so daß das, was zunächst originell zu sein scheint, nur vorläufig so erscheint, weil wir das Vorbild noch nicht gefunden haben. Das genuin Cartesische der Cartesischen Philosophie liegt im systematischen Zugriff auf die behandelten Themen, nicht in dem systematisierten Material. Gerade im Hinblick auf den systematischen Zugriff ist Le Monde selbst in der fragmentarisch überlieferten Form alles andere als ein Cartesischer Text zweiter Güte. Hinter der Physik von Le Monde steht deutlicher erkennbar als in den veröffentlichten Schriften Des­c artes’ seine Auseinandersetzung mit gewissen Elementen der antiken und scholastischen Naturphilosophie, 68 die er neu zu bestimmen und damit entweder in ihrer ursprünglich gemeinten Form wiederherzustellen oder durch geeignete andere Elemente zu ersetzen versucht. Deshalb ist, wie Des­cartes am Ende der Principia philosophiae von 1644 sagt, seine Philosophie keineswegs neu, sondern die älteste von allen, 69 die gerade dadurch die ursprünglichen Probleme zu lösen versucht, daß sie die zwischen dem Ursprung und seiner, der Cartesischen Philosophie liegenden Vorschläge verwirft. Das ist Teil seiner Methode: Schon 1619 in den Cogitationes privatae gesteht Des­cartes, sich schon »als Jugendlicher 68 Vgl. 69

Anmerkung 1, S. 329 ff. Principia IV, § 200: PhB 566, 620 f. = AT VIII /1, 323.

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[…] bei einer geistreichen Erfindung [oft] gefragt [zu haben], ob ich sie nicht selbst herausfinden könne ohne den Autor gelesen zu haben« (PhB 613, 190 f. = AT X , 214), und er begründet diesen Mut eben nicht nur damit, daß er »bestimmte Regeln« verwende, sondern auch damit, daß »die meisten Bücher […] ihren gesamten Inhalt schon nach einigen wenigen Zeilen« verraten, und »der Rest […] nur dazu [dient], die Seiten auszufüllen« (ebd.).

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R EN É DE SCA RT E S

LE MON DE DI E W ELT

TR AITÉ DE LA LUMIÈRE

Chapitre Premier De la différence qui est entre nos sentiments & les choses qui les produisent 3,1

Me proposant de traiter ici de la Lumière, la première chose dont je veux vous avertir, est, qu’il peut y avoir de la différence entre le sentiment que nous en avons, c’est-à-dire l’idée qui s’en forme en notre imagination par l’entremise de nos yeux, & ce qui est dans les objets qui produit en nous ce sentiment, c’està-dire ce qui est dans la flamme ou dans le Soleil, qui s’appelle du nom de Lumière. Car encore que chacun se persuade communément, que les idées que nous avons en notre pensée sont entièrement semblables aux objets dont elles procèdent, je ne vois point toutefois de raison, qui nous assure que cela soit; mais | je remarque, au contraire, plusieurs expériences qui nous en doivent faire douter. 4,3 Vous savez bien que les paroles, n’ayant aucune ressemblance avec les choses qu’elles signifient, ne laissent pas de nous les faire concevoir, & souvent même sans que nous prenions garde au son des mots, ni à leur syllabes; en sorte qu’il peut arriver qu’après avoir ouï un discours, dont nous aurons fort bien compris le sens, nous ne pourrons pas dire en quelle langue il aura été prononcé. Or, si des mots, qui ne signifient rien que par l’institution des hommes, suffisent pour nous faire concevoir des choses, avec lesquelles ils n’ont aucune ressemblance: pourquoi la Nature ne pourra-t-elle pas aussi avoir établi certain signe, qui nous fasse avoir le sentiment de la Lumière, bien que ce signe n’ait rien en soi, qui soit semblable à ce sentiment? Et

ABHANDLUNG ÜBER DAS LICHT

K apitel i Über den Unterschied zwischen unseren Empfindungen und den Dingen, die sie produzieren Da ich hier vorhabe, das Licht abzuhandeln, will ich Sie als erstes davon in Kenntnis setzen, daß es einen Unterschied geben kann zwischen der Empfindung, die wir von dem Licht haben – das heißt zwischen der Idee, die sich von ihm durch die Vermittlung unserer Augen in unserer Anschauung formt –, und dem, was in den Objekten es ist, das in uns diese Empfindung produziert – das heißt dem, was in einer Flamme oder in der Sonne ist und den Namen Licht trägt. Denn auch wenn gemeinhin alle davon überzeugt sind, daß die Ideen, die wir in unserem Denken haben, den Objekten, von denen sie herrühren, völlig ähnlich sind, sehe ich gleichwohl überhaupt keinen Grund, der uns versichert, daß dem so sei; aber umgekehrt stelle ich fest, daß es etliche Erfahrungen gibt, die uns daran zweifeln lassen müssen. 2 Sie wissen ja, daß Worte keinerlei Ähnlichkeit mit den Dingen besitzen, die sie bezeichnen. Gleichwohl lassen sie uns diese Dinge auffassen, und oft sogar, ohne daß wir dem Klang der Wörter oder ihren Silben Beachtung schenkten. Deshalb kann es geschehen, daß wir, nachdem wir eine Ausführung angehört haben, deren Sinn wir sehr gut begriffen haben werden, nicht sagen können, in welcher Sprache sie vorgetragen wurde. Wenn nun Wörter, die nur durch die Einrichtung durch den Menschen etwas bezeichnen, ausreichen, um uns Dinge auffassen zu lassen, mit denen sie keinerlei Ähnlichkeit besitzen:3 weshalb sollte nicht genauso die Natur ein gewisses Zeichen eingerichtet haben können, das uns die Empfindung von Licht haben läßt, obwohl dieses Zeichen nichts an sich hat, das dieser Empfindung ähnlich ist? Und ist es nicht so, daß die Na-

3,1

4,3

4

Traité de la Lumière · Chapitre Premier

n’est-ce pas ainsi qu’elle a établi les ris & les larmes, pour nous faire lire la joie & la tristesse sur le visage des hommes? 4,20 Mais vous direz, peut-être, que nos oreilles ne nous font véritablement sentir que le son des paroles, ni nos yeux que la contenance de celui qui rit ou qui pleure, & que c’est notre esprit, qui ayant retenu ce que signifient ces paroles & cette contenance, nous le représente en même temps. À cela je pourrais répondre que c’est notre esprit tout de même, qui nous représente l’idée de la Lumière, toutes les fois que l’action qui la signifie touche notre œil. Mais sans | perdre le temps à disputer, j’aurai plutôt fait d’apporter un autre exemple. 5,3 Pensez-vous, lors même que nous ne prenons pas garde à la signification des paroles, & que nous oyons seulement leur son, que l’idée de ce son, qui se forme en notre pensée, soit quelque chose de semblable à l’objet qui en est la cause? Un homme ouvre la bouche, remue la langue, pousse son haleine: je ne vois rien, en toutes ces actions, qui ne soit fort différent de l’idée du son, qu’elles nous font imaginer. Et la plupart des Philosophes assurent, que le son n’est autre chose qu’un certain tremblement d’air, qui vient frapper nos oreilles; en sorte que, si le sens de l’ouïe rapportait à notre pensée la vraie image de son objet, il faudrait, au lieu de nous faire concevoir le son, qu’il nous fît concevoir le mouvement des parties de l’air qui tremble pour lors contre nos oreilles. Mais, parce que tout le monde ne voudra peut-être pas croire ce que disent les Philosophes, j’apporterai encore un autre exemple. 5,21 L’attouchement est celui de tous nos sens que l’on estime le moins trompeur & le plus assuré; de sorte que, si je vous montre que l’attouchement même nous fait concevoir plusieurs idées, qui ne ressemblent en aucune façon aux objets qui les produisent, je ne pense pas que vous deviez trouver étrange, si je dis que la vue peut faire le semblable. Or il n’y a personne qui



Abhandlung über das Licht · Kapitel 1

5

tur das Lachen und die Tränen eingerichtet hat, um uns in den Gesichtern der Menschen Freude und Traurigkeit lesen zu lassen? Aber Sie werden vielleicht sagen, daß unsere Ohren uns in Wirklichkeit nur den Klang der Worte empfinden lassen und unsere Augen nur das Verhalten dessen, der lacht oder weint, aber daß es unser Geist ist, der uns dies gleichzeitig darstellt, weil er behalten hat, was diese Worte und dieses Benehmen bezeichnen. Darauf könnte ich erwidern, daß es genauso unser Geist ist, der uns jedesmal die Idee des Lichts darstellt, wenn die Aktion, die es bezeichnet, unser Auge berührt. Aber um keine Zeit mit Disputieren4 zu verlieren, werde ich lieber ein anderes Beispiel bringen. Denken Sie, daß selbst dann, wenn wir der Bedeutung der Worte keine Beachtung schenken und wir nur ihren Klang hören, die Idee dieses Klangs, die sich in unserem Denken formt, etwas dem Objekt, das ihre Ursache ist, Ähnliches sei? Ein Mensch öffnet den Mund, setzt die Zunge in Bewegung, stößt seinen Atem aus: Ich sehe bei all diesen Aktionen nichts, das sich nicht sehr von der Idee des Klanges unterschiede, die diese Aktionen uns vorstellen lassen. Die meisten Philosophen versichern, daß der Klang nur eine gewisse Schwingung der Luft ist, die auf unsere Ohren trifft, so daß, wenn der Gehörsinn unserem Denken das wahre Bild seines Objekts übermittelte, anstatt uns den Klang auffassen zu lassen, er uns die Bewegung der Teile der Luft, die in diesem Fall unsere Ohren in Schwingung versetzt, auffassen lassen müßte. Aber weil vielleicht nicht alle werden glauben wollen, was die Philosophen sagen, werde ich wiederum ein anderes Beispiel bringen. Von allen unseren Sinnen ist der Tastsinn derjenige, den man für am wenigsten täuschend und am sichersten hält. Wenn ich Ihnen also zeige, daß sogar der Tastsinn uns etliche Ideen auffassen läßt, die in keiner Weise den Objekten ähneln, die sie produzieren, werden Sie es, denke ich, nicht befremdlich finden müssen, wenn ich sage, daß das Sehvermögen ähnliches zustandebringen kann. Nun gibt es niemanden, der nicht wüßte,

4,20

5,3

5,21

6

Traité de la Lumière · Chapitre II

ne sache, que les idées du chatouillement & de la douleur, qui se forment en notre pensée à l’oc | casion du corps de dehors qui nous touchent, n’ont aucune ressemblance avec eux. On passe doucement une plume sur les lèvres d’un enfant qui s’endort, & il sent qu’on le chatouille: pensez-vous que l’idée du chatouille­ ment, qu’il conçoit, ressemble à quelque chose de ce qui est en cette plume? Un Gendarme revient d’une mêlée: pendant la chaleur du combat, il aurait pu être blessé sans s’en apercevoir; mais maintenant qu’il commence à se refroidir, il sent de la douleur, il croit être blessé: on appelle un Chirurgien, on ôte ses armes, on le visite, & on trouve enfin que ce qu’il sentait, n’était autre chose qu’une boucle ou une courroie qui, s’étant engagée sous ses armes, le pressait & l’incommodait. Si son attouchement, en lui faisant sentir cette courroie, en eût imprimé l’image en sa pensée, il n’aurait pas eu besoin d’un Chirurgien pour l’avertir de ce qu’il sentait. 6,18 Or je ne vois point de raison qui nous oblige à croire, que ce qui est dans les objets d’où nous vient le sentiment de la Lumière, soit plus semblable à ce sentiment, que les actions d’une plume & d’une courroie le sont au chatouillement & à la douleur. Et toutefois je n’ai point apporté ces exemples, pour vous faire croire absolument, que cette Lumière est autre dans les objets que dans nos yeux; mais seulement afin que vous en doutiez, & que, vous gardant d’être préoccupé du contraire, vous puissiez maintenant mieux examiner avec moi ce qui en est.

Chapitre II En quoi consiste la Chaleur & la Lumière du feu 7,1 Je ne

connais au monde que deux sortes de corps dans lesquels la Lumière se trouve, à savoir les Astres, & la Flamme ou le Feu. Et parce que les Astres sont sans doute plus éloignés de



Abhandlung über das Licht · Kapitel 2

7

daß die Ideen des Kitzels und des Schmerzes, die sich veranlaßt durch äußere Körper, die uns berühren, in unserem Denken formen, keinerlei Ähnlichkeit mit diesen Körpern haben. Man streicht sanft mit einer Feder über die Lippen eines einschlafenden Kindes, und es empfindet, daß man es kitzelt: Glauben Sie, daß die Idee des Kitzels, die es auffaßt, irgend etwas in dieser Feder ähnelt?5 Ein Polizist kommt aus einem Handgemenge zurück; während der Hitze des Kampfes könnte er verletzt worden sein, ohne es wahrgenommen zu haben. Jetzt, als er sich wieder abzukühlen beginnt, empfindet er Schmerz und glaubt verletzt zu sein. Man ruft einen Chirurgen, man nimmt ihm die Waffen ab, untersucht ihn und findet schließlich, daß das, was er empfand, nichts anderes als eine Schnalle oder ein Gurt war, der sich unter seinen Waffen verfangen hatte, ihn drückte und ihm Unbehagen bereitete. Wenn sein Tastsinn, als er ihn diese Schnalle empfinden ließ, ihm deren Bild in sein Denken eingeprägt hätte, hätte er keinen Chirurgen gebraucht, um ihn darüber in Kenntnis zu setzen, was er empfand. Nun sehe ich überhaupt keinen Grund, der uns zu glauben verpflichtet, daß das in den Objekten, wovon uns die Empfindung des Lichts kommt, dieser Empfindung ähnlicher sei als die Aktionen einer Feder und einer Schnalle dem Kitzel und dem Schmerz. Gleichwohl habe ich diese Beispiele keineswegs deshalb gebracht, um Sie ganz und gar glauben zu lassen, daß Licht in den Objekten etwas anderes ist als in unseren Augen, sondern nur, damit Sie daran zweifeln und Sie, indem Sie sich hüten, für das Gegenteil voreingenommen zu sein, jetzt besser mit mir untersuchen können, was es damit auf sich hat.

6,18

K apitel 2 Worin die Wärme und das Licht des Feuers besteht Ich kenne in der Welt nur zwei Arten von Körpern, in denen sich Licht findet, nämlich die Gestirne und die Flamme oder das Feuer.6 Weil die Gestirne von der Erkenntnis der Menschen

7,1

8

Traité de la Lumière · Chapitre II

la connaissance des hommes, que n’est le feu ou la flamme, je tâcherai, premièrement, d’expliquer ce que je remarque touchant la Flamme. 7,8 Lorsqu’elle brûle du bois, ou quelque autre semblable matière, nous pouvons voir à l’œil, qu’elle remue les petites parties de ce bois, & les sépare l’une de l’autre, transformant ainsi les plus subtiles en feu, en air, & en fumée, & laissant les plus grossières pour les cendres. Qu’un autre donc imagine, s’il veut, en ce bois, la Forme du feu, la Qualité de la chaleur, & l’Action qui le brûle, comme des choses toutes diverses; pour moi, qui crains de me tromper si j’y suppose quelque chose de plus que ce que je vois nécessairement y devoir être, je me contente d’y concevoir le mouvement de ses parties. Car mettez-y du feu, mettez-y de la chaleur, & faites qu’il brûle, tant qu’il vous plaira: si vous ne supposez point avec cela, qu’il y ait aucune de ses parties qui se remue, ni qui se détache de ses voisines, je ne me saurais imaginer qu’il reçoive aucune altération ni changement. Et au contraire, ôtez-en le feu, ôtez-en la chaleur, empêchez qu’il ne brûle: pourvu seulement que vous m’accordiez qu’il y a quelque puissance, qui remue violemment les plus subtiles de ses parties, & qui les sépare des plus | grossières, je trouve que cela seul pourra faire en lui tous les mêmes changements qu’on expérimente quand il brûle. 8,4 Or, d’autant qu’il ne me semble pas possible de concevoir qu’un corps en puisse remuer un autre, si ce n’est en se remuant aussi soi-même, je conclus de ceci, que le corps de la flamme qui agit contre le bois, est composé de petites parties qui se remuent séparément l’une de l’autre, d’un mouvement très prompt & très violent, & qui, se remuant en cette sorte, poussent & remuent avec soi les parties des corps qu’elles touchent, & qui ne leur font point trop de résistance. Je dis que ses parties se remuent séparément l’une de l’autre: car encore que souvent elles s’ac-



Abhandlung über das Licht · Kapitel 2

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zweifellos weiter entfernt sind als das Feuer oder die Flamme, werde ich zuerst zu erklären versuchen, was ich an der Flamme bemerke. Wenn eine Flamme Holz oder irgendeine andere ähnliche Materie verbrennt, können wir mit dem Auge sehen, daß sie die Teile des Holzes in Bewegung setzt, sie voneinander trennt und so die feineren Teile in Feuer, Luft und Rauch umwandelt und die gröberen als Asche zurückläßt. 7 Wer will, mag sich also in dem Holz die Form des Feuers, die Qualität der Wärme und die Aktion, die es verbrennt, als ganz verschiedene Dinge vorstellen. Was mich betrifft, der ich mich zu täuschen fürchte, wenn ich irgend etwas über das hinaus voraussetze, wovon ich sehe, daß es in diesem Holz notwendig vorhanden sein muß, begnüge mich damit, in ihm die Bewegungen seiner Teile aufzufassen. Denn legen Sie [die Form des] Feuers, [die Qualität der] Wärme in es und lassen Sie es brennen, soviel es Ihnen gefällt: Wenn Sie nicht außerdem auch voraussetzen, daß es in ihm irgendwelche Teile gibt, die sich in Bewegung setzen und von den benachbarten ablösen, kann ich mir nicht vorstellen, daß es irgendeine Verwandlung oder Veränderung erfährt. Entziehen Sie ihm umgekehrt [die Form des] Feuers, [die Qualität der] Wärme und verhindern Sie, daß es brennt: Sofern Sie mir nur zugestehen, daß es eine Macht gibt, die seine feinsten Teile heftig in Bewegung setzt und sie von den gröberen trennt, finde ich, daß allein das in ihm genau dieselben Veränderungen wird veranlassen können, die man erfährt, wenn es brennt.8 Nun scheint es mir nicht möglich zu sein, zu verstehen, daß ein Körper einen anderen in Bewegung setzen könne, wenn er sich nicht auch selbst fortbewegt. Daraus schließe ich, daß der Körper der auf das Holz einwirkenden Flamme aus kleinen Teilen zusammengesetzt ist, die sich getrennt voneinander in sehr rascher und sehr heftiger Bewegung fortbewegen, und daß diese Teile, wenn sie sich in dieser Art fortbewegen, die Teile des Körpers, die sie berühren und die ihnen nicht zu viel Widerstand leisten, stoßen und mit sich in Bewegung setzen. Ich sage, daß ihre Teile sich getrennt voneinander fortbewegen: Denn auch

7,8

8,4

10

Traité de la Lumière · Chapitre II

cordent & conspirent plusieurs ensemble pour faire un même effet, nous voyons toutefois que chacune d’elles agit en son particulier contre les corps qu’elles touchent. Je dis aussi que leur mouvement est très prompt & très violent: car étant si petites que la vue ne nous les saurait faire distinguer, elles n’auraient pas tant de force qu’elles ont pour agir contre les autres corps, si la promptitude de leur mouvement ne récompensait le défaut de leur grandeur. 8,24 Je n’ajoute point de quel côté chacune se remue: car si vous considérez que la puissance de se mouvoir, & celle qui détermine de quel côté le mouvement se doit faire, sont deux choses toutes diverses, & qui | peuvent être l’une sans l’autre (ainsi que j’ai expliqué en la Dioptrique), vous jugerez aisément que chacune se remue en la façon qui lui est rendue moins difficile par la disposition des corps qui l’environnent; & que, dans la même flamme, il peut y avoir des parties qui aillent en haut, & d’autres en bas, tout droit, & en rond, & de tous côtés, sans que cela change rien de sa nature. En sorte que, si vous les voyez tendre en haut presque toutes, il ne faut pas penser que ce soit pour autre raison, sinon parce que les autres corps qui les touchent se trouvent presque toujours disposés à leur faire plus de résistance de tous les autres côtés. 9,14 Mais après avoir reconnu que les parties de la flamme se remuent en cette sorte, & qu’il suffit de concevoir ses mouvements, pour comprendre comment elle a la puissance de consumer le bois, & de brûler: examinons, je vous prie, si le même ne suffirait point aussi, pour nous faire comprendre, comment elle nous échauffe, & comment elle nous éclaire. Car, si cela se trouve, il ne sera pas nécessaire qu’il y ait en elle aucune autre Qualité, & nous pourrons dire que c’est ce mouvement seul qui, selon les différents effets qu’il produit, s’appelle tantôt Chaleur, & tantôt Lumière.



Abhandlung über das Licht · Kapitel 2

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wenn sie sich oft zusammenfinden und sich mehrere zusammentun, um dieselbe Wirkung zu veranlassen, sehen wir gleichwohl, daß alle einzeln auf die Körper einwirken, die sie berühren. Ich sage auch, daß ihre Bewegung sehr rasch und sehr heftig ist: denn da sie so klein sind, daß das Sehvermögen sie uns nicht unterscheiden lassen könnte, hätten sie nicht die Kraft, um auf die anderen Körper einzuwirken, wenn nicht die Schnelligkeit ihrer Bewegung den Mangel ihrer Größe ausgliche. Ich füge überhaupt nichts darüber hinzu, zu welcher Seite sich die einzelnen Teile fortbewegen: Denn wenn Sie in Betracht ziehen, daß die Fähigkeit, sich zu bewegen, und die Macht, die bestimmt, zu welcher Seite die Bewegung sich vollziehen muß, zwei völlig verschiedene Dinge sind, die es ohne das jeweils andere geben kann (wie ich in der Dioptrik erklärt habe),9 werden Sie leicht zu dem Urteil kommen, daß jedes einzelne Teil sich in der Weise fortbewegt, die ihm durch die Disposition der es umgebenden Körper weniger schwierig gemacht wird. Außerdem kann es in derselben Flamme Teile geben, die nach oben, und andere, die nach unten, ganz gerade und im Kreis und zu allen Seiten gehen, ohne daß dies irgend etwas an ihrer Natur verändert. Wenn Sie sie fast alle nach oben streben sehen, müssen Sie nicht denken, dies geschehe allein aus dem Grund, weil fast alle anderen Körper, die sie berühren, sich in einer solchen Disposition befinden, daß sie ihnen von allen anderen Seiten her mehr Widerstand leisten.10 Aber nachdem wir erkannt haben, daß die Teile der Flamme sich in dieser Art fortbewegen, und es ausreicht, ihre Bewegungen aufzufassen, um zu begreifen, weshalb sie die Fähigkeit hat, das Holz zu verzehren und zu verbrennen, bitte ich Sie, mit mir zu untersuchen, ob dasselbe nicht auch ausreichen könnte, um uns begreifen zu lassen, wie sie uns erwärmt und mit Licht versorgt. Denn wenn sich das finden läßt, wird es nicht notwendig sein, daß es in ihr irgendeine andere Qualität gibt, und wir werden sagen können, daß es allein die Bewegung ist, die gemäß den unterschiedlichen Wirkungen, die sie produziert, manchmal Wärme und manchmal Licht genannt wird.

8,24

9,14

12

Traité de la Lumière · Chapitre III

9,25 Or,

pour ce qui est de la Chaleur, le sentiment que nous en avons, peut, ce me semble, être pris pour une espèce de douleur, quand il est violent, & quel | quefois pour une espèce de chatouillement, quand il est modéré. Et comme nous avons déjà dit qu’il n’y a rien, hors de notre pensée, qui soit semblable aux idées que nous concevons du chatouillement & de la douleur: nous pouvons bien croire aussi, qu’il n’y a rien qui soit semblable à celle que nous concevons de la Chaleur; mais que tout ce qui peut remuer diversement les petites parties de nos mains, ou de quelque autre endroit de notre corps, peut exciter en nous ce sentiment. Même plusieurs expériences favorisent cette opinion : car, en se frottant seulement les mains, on les échauffe; & tout autre corps peut aussi être échauffé sans être mis auprès du feu, pourvu seulement qu’il soit agité & ébranlé, en telle sorte que plusieurs de ses petites parties se remuent, & puissent remuer avec soi celles de nos mains. 10,17 Pour ce qui est de la Lumière, on peut bien aussi concevoir que le même mouvement qui est dans la flamme, suffit pour nous la faire sentir. Mais, parce que c’est en ceci que consiste la principale partie de mon dessein, je veux tâcher de l’expliquer bien au long, & reprendre mon discours de plus haut.

Chapitre III De la Dureté, & de la Liquidité 10,23 Je

considère qu’il y a une infinité de divers mouvements, qui durent perpétuellement dans le Monde. Et après avoir remarqué les plus grands, qui font les jours, les mois et les années, je prends garde que les vapeurs de la Terre ne cessent point de monter vers les nuées & d’en descendre, que l’air est toujours agité | par les vents, que la mer n’est jamais en repos, que les fontaines & les rivières coulent sans cesse, que les plus fermes bâtiments tombent enfin en décadence, que les plantes & les animaux ne font que croître ou se corrompre, bref qu’il n’y a



Abhandlung über das Licht · Kapitel 3

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Was nun die Wärme betrifft, so kann, wie mir scheint, unsere Empfindung von ihr, wenn sie heftig ist, für eine Art des Schmerzes genommen werden, und manchmal, wenn sie mäßig ist, für eine Art des Kitzels. Wie wir bereits gesagt haben, gibt es außerhalb unseres Denkens nichts, das den Ideen ähnlich wäre, die wir vom Kitzel und vom Schmerz auffassen, und deshalb können wir wohl auch glauben, daß es nichts gibt, das der Idee ähnlich wäre, die wir von der Wärme auffassen, sondern daß alles, was die Teile unserer Hände oder irgendeiner anderen Stelle unseres Körpers verschieden in Bewegung setzen kann, in uns diese Empfindung auslösen kann. Etliche Erfahrungen sprechen für diese Meinung; denn allein schon, wenn man sie reibt, erwärmt man die Hände, und auch jeder andere Körper kann erwärmt werden, ohne in die Nähe eines Feuers gebracht zu werden, sofern er nur so erregt und erschüttert wird, daß mehrere seiner kleinen Teile sich in Bewegung setzen und so auch die Teile unserer Hände mit sich in Bewegung setzen ­können. Was das Licht betrifft, so kann man auch gut verstehen, daß dieselbe Bewegung wie die in der Flamme ausreicht, um es uns empfinden zu lassen. Weil aber gerade darin der Hauptteil meines Vorhabens besteht, will ich versuchen, dies ganz ausführlich zu erklären und meine Ausführung von weiter oben wieder aufnehmen.

9,25

10,17

K apitel 3 Über Härte und Flüssigsein Ich betrachte eine Unzahl verschiedener Bewegungen in der Welt als fortwährend andauernd. Nachdem ich die größten bemerkt habe, die die Tage, Monate und Jahre erzeugen, fällt mir auf, daß die Dämpfe der Erde überhaupt nicht aufhören, zu den Wolken auf- und von ihnen abzusteigen, daß die Luft immer durch Winde erregt, das Meer niemals in Ruhe ist, Quellen und Flüsse unaufhörlich fließen, festeste Gebäude in Verfall geraten, Pflanzen und Tiere immerzu wachsen oder vergehen,

10,23

14

Traité de la Lumière · Chapitre III

rien, en aucun lieu, qui ne se change. D’où je connais évidemment, que ce n’est pas dans la flamme seule, qu’il y a quantité de petites parties qui ne cessent point de se mouvoir; mais qu’il y en a aussi dans tous les autres corps, encore que leurs actions ne soient pas si violentes, & qu’à cause de leur petitesse elles ne puissent être aperçues par aucun de nos sens. 11,13 Je ne m’arrête pas à chercher la cause de leurs mouvements: car il me suffit de penser, qu’elles ont commencé à se mouvoir, aussitôt que le Monde a commencé d’être. Et cela étant, je trouve, par mes raisons, qu’il est impossible que leurs mouvements cessent jamais, ni même qu’ils changent autrement que de sujet. C’està-dire que la vertu ou la puissance de se mouvoir soi-même, qui se rencontre dans un corps, peut bien passer toute ou partie dans un autre, & ainsi n’être plus dans le premier, mais qu’elle ne peut pas n’être plus du tout dans le Monde. Mes raisons, dis-je, me satisfont assez là dessus; mais je n’ai pas encore occasion de vous les dire. Et cependant vous pouvez imaginer, si bon vous semble, ainsi que font la plu | part des Doctes, qu’il y a quelque Premier Mobile, qui, roulant autour du Monde avec une vitesse incompréhensible, est l’origine & la source de tous les autres mouvements qui s’y rencontrent. 12,5 Or, en suite de cette considération, il y a moyen d’expliquer la cause de tous les changements qui arrivent dans le Monde, & de toutes les variétés qui paraissent sur la Terre; mais je me contenterai ici de parler de celles qui servent à mon sujet. 12,10 La différence qui est entre les corps durs & ceux qui sont liquides, est la première que je désire que vous remarquiez; & pour cet effet, pensez que chaque corps peut être divisé en des parties extrêmement petites. Je ne veux point déterminer si leur nombre est infini ou non; mais du moins il est certain, qu’à l’égard de notre connaissance il est indéfini, & que nous pou-



Abhandlung über das Licht · Kapitel 3

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kurz: daß es an keinem Ort irgend etwas gibt, das sich nicht verändert. Daraus erkenne ich evident, daß es keineswegs nur in der Flamme, sondern auch in allen anderen Körpern eine Menge kleiner Teile gibt, die überhaupt nicht aufhören, sich zu bewegen, auch wenn ihre Aktionen nicht sehr heftig sind und sie aufgrund ihrer Kleinheit durch keinen unserer Sinne wahrgenommen werden können. Ich halte mich nicht damit auf, nach der Ursache für ihre Bewegungen zu suchen, denn es reicht mir, zu denken, daß sie sich zu bewegen begonnen haben, sobald die Welt zu sein begonnen hat. Weil das so ist, finde ich durch meine Gründe, daß ihre Bewegungen unmöglich jemals aufhören oder sich irgendwie anders verändern als hinsichtlich ihres Gegenstandes. Das heißt, daß das in einem Körper anzutreffende Vermögen oder die Fähigkeit, sich selbst zu bewegen, zwar insgesamt oder teilweise auf einen anderen Körper übergehen kann und so nicht mehr im ersten Körper ist, es aber überhaupt nicht aus der Welt verschwinden kann. Dazu genügen mir, sage ich, meine Gründe völlig; aber ich hatte noch keine Gelegenheit, sie Ihnen mitzuteilen. Einstweilen können Sie sich, wenn Sie das gut finden, wie die meisten Gelehrten ir­gend­einen Ersten Beweger vorstellen, der die Welt mit unbegreiflicher Geschwindigkeit umkreist und der Ursprung und die Quelle aller anderen Bewegungen ist, die man in ihr antrifft. Nun steht uns infolge dieser Betrachtung ein Mittel zur Verfügung, die Ursache sowohl aller Veränderungen, die in der Welt geschehen und aller Vielfalten, die auf der Erde in Erscheinung treten, zu erklären. Aber ich werde mich hier damit begnügen, über die zu sprechen, die meinem Gegenstand dienen. Der Unterschied zwischen harten und flüssigen Körpern ist der erste, von dem ich mir wünsche, daß Sie ihn bemerken. Denken Sie zu diesem Zweck, daß jeder Körper in äußerst kleine Teile geteilt werden kann. Ich will überhaupt nicht bestimmen, ob ihre Anzahl unendlich ist oder nicht; zumindest aber ist es gewiß, daß ihre Anzahl in bezug auf unsere Erkenntnis unbestimmt ist und wir voraussetzen können, daß es in dem

11,13

12,5

12,10

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Traité de la Lumière · Chapitre III

vons supposer, qu’il y en a plusieurs millions dans le moindre petit grain de sable qui puisse être aperçu de nos yeux. 12,20 Et remarquez que, si deux de ces petites parties s’entre touchent, sans être en action pour s’éloigner l’une de l’autre, il est besoin de quelque force pour les séparer, si peu que ce puisse être: car étant une fois ainsi posées, elles ne s’aviseraient jamais d’ellesmêmes de se mettre autrement. Remarquez aussi qu’il faut deux fois autant de force pour en séparer deux, que pour en séparer une; & mille fois autant, pour en séparer mille. De sorte que, s’il en faut séparer plu | sieurs millions tout à la fois, comme il faut peut-être faire pour rompre un seul cheveu, ce n’est pas merveille s’il y faut une force assez sensible. 13,4 Au contraire, si deux ou plusieurs de ces petites parties se touchent seulement en passant, & lorsqu’elles sont en action pour se mouvoir l’une d’un côté, l’autre de l’autre: il est certain qu’il faudra moins de force pour les séparer, que si elles étaient tout à fait sans mouvement; & même, qu’il n’y en faudra point du tout, si le mouvement avec lequel elles se peuvent séparer d’elles-mêmes, est égal ou plus grand que celui avec lequel on les veut séparer. 13,13 Or je ne trouve point d’autre différence entre les corps durs & les corps liquides, sinon que les parties des uns peuvent être séparées d’ensemble beaucoup plus aisément que celles des autres. De sorte que, pour composer le corps le plus dur qui puisse être imaginé, je pense qu’il suffit, si toutes ses parties se touchent, sans qu’il reste d’espace entre deux, ni qu’aucune d’elles soient en action pour se mouvoir. Car quelle colle ou quel ciment y pourrait-on imaginer, outre cela, pour les mieux faire tenir l’une à l’autre? 13,23 Je pense aussi que c’est assez, pour composer le corps le plus liquide qui se puisse trouver, si toutes ses plus petites parties se remuent le plus diversement l’une de l’autre & le plus vite qu’il est possible; encore qu’avec cela elles ne laissent pas de se pouvoir toucher l’une l’autre de tous côtés, & se ranger en aussi peu



Abhandlung über das Licht · Kapitel 3

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kleinsten Sandkorn, das wir mit unseren Augen wahrnehmen können, mehrere Millionen gibt. Bemerken Sie auch, daß, wenn zwei dieser kleinen Teile einander berühren, ohne in der Aktion begriffen zu sein, sich voneinander zu entfernen, es eine gewisse Kraft braucht, um sie zu trennen, so klein sie auch sein mag; denn wenn sie einmal so aufgestellt sind, kämen sie niemals von selbst darauf, sich anders zu lagern. Bemerken Sie auch, daß zweimal so viel Kraft nötig ist, um zwei zu trennen, als um nur eine zu trennen; und tausend mal so viel, um tausend zu trennen. Deshalb ist es kein Wunder, daß eine ziemlich wahrnehmbare Kraft nötig ist, wenn mehrere tausend auf einmal zu trennen sind – wie es vielleicht nötig ist, um auch nur ein einziges Haar auszureißen. Wenn umgekehrt zwei oder mehrere dieser kleinen Teile sich nur beiläufig berühren und sich in der Aktion befinden, daß sich das eine zu der einen und das andere zu der anderen Seite bewegt, dann wird gewiß weniger Kraft nötig sein, um sie zu trennen, als wenn sie ganz ohne Bewegung wären; und es wird sogar überhaupt keine nötig sein, wenn die Bewegung, mit der sie sich von selbst trennen können, gleich oder größer ist als die, mit der man sie trennen will. Nun finde ich zwischen harten und flüssigen Körpern keinen anderen Unterschied, als daß die Teile der einen insgesamt leichter voneinander getrennt werden können als die der anderen. Deshalb denke ich, daß es, um den härtesten Körper zusammenzusetzen, den man sich vorstellen kann, ausreicht, wenn alle seine Teile sich berühren, ohne daß weder zwischen ihnen Raum übrigbleibt noch irgendeines von ihnen in der Aktion begriffen sei, sich zu bewegen. Denn welchen anderen Klebstoff oder Zement könnte man sich vorstellen, um sie sich besser gegenseitig halten zu lassen? Außerdem denke ich, daß es, um den flüssigsten Körper zusammenzusetzen, der sich finden ließe, reicht, wenn seine kleinsten Teile sich voneinander so verschieden und so schnell fortbewegen wie möglich, auch wenn sie es dabei nicht unterlassen, sich einander von allen Seiten zu berühren und in

12,20

13,4

13,13

13,23

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Traité de la Lumière · Chapitre III

d’es | pace, qui si elles étaient sans mouvement. Enfin je crois que chaque corps approche plus ou moins de ces deux extrémités, selon que ses parties sont plus ou moins en action pour s’éloigner l’une de l’autre. Et toutes les expériences sur lesquelles je jette les yeux, me confirment en cette opinion. 14,7 La flamme, dont j’ai déjà dit que toutes les parties sont perpé­ tuellement agitées, est non seulement liquide, mais aussi elle rend liquide la plupart des autres corps. Et remarquez que, quand elle fond les métaux, elle n’agit pas avec une autre puissance que quand elle brûle du bois. Mais, parce que les parties des métaux sont à peu près toutes égales, elle ne les peut remuer l’une sans l’autre, & ainsi elle en compose des corps tout liquides: au lieu que les parties du bois sont tellement inégales, qu’elle en peut séparer les plus petites & les rendre liquides, c’est-à-dire les faire voler en fumée, sans agiter ainsi les plus grosses. 14,19 Après la flamme, il n’y a rien de plus liquide que l’air, & l’on peut voir à l’œil, que ses parties se remuent séparément l’une de l’autre. Car si vous daignez regarder ces petits corps qu’on nomme communément des atomes, & qui paraissent aux rayons du Soleil, vous les verrez, lors même qu’il n’y aura point de vent qui les agite, voltiger incessamment ça & là, en mille façons différentes. On peut aussi éprouver le semblable en toutes les liqueurs les plus grossières, si l’on en mêle de diverses couleurs l’une parmi l’autre, | afin de mieux distinguer leurs mouvements. Et enfin cela parait très clairement dans les eaux-fortes, lorsqu’elles remuent & séparent les parties de quelque métal. 15,5 Mais vous me pourriez demander en cet endroit-ci, pourquoi, si c’est le seul mouvement des parties de la flamme qui fait qu’elle brûle & qu’elle est liquide, le mouvement des parties de l’air, qui le rend aussi extrêmement liquide, ne lui donne-t-il pas tout de même la puissance de brûler, mais qu’au contraire, il fait que nos mains ne le peuvent presque sentir? A quoi je réponds: qu’il ne faut pas seulement prendre garde à la vitesse du mouve-



Abhandlung über das Licht · Kapitel 3

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ebensowenig Raum einzupassen, als wenn sie ohne Bewegung wären. Zu guter Letzt glaube ich, daß jeder Körper sich dementsprechend einem dieser beiden Extreme annähert, wie seine Teile mehr oder weniger in der Aktion begriffen sind, sich voneinander zu entfernen. Und alle Erfahrungen, auf die ich einen Blick werfe, bestätigen mich in dieser Meinung. Die Flamme, deren Teile, wie ich bereits gesagt habe, alle fortwährend erregt sind, ist nicht nur flüssig, sondern verflüssigt auch die meisten anderen Körper. Und bemerken Sie bitte, daß sie, wenn sie Metalle schmelzt, mit keiner anderen Fähigkeit einwirkt, als wenn sie Holz verbrennt. Weil aber die Teile der Metalle fast alle gleich sind, kann sie keines ohne die anderen fortbewegen und bildet so aus ihnen ganz flüssige Körper. Die Teile des Holzes hingegen sind so ungleich, daß sie die kleinsten trennen und verflüssigen, das heißt sie als Rauch verfliegen lassen kann, ohne die dickeren genauso zu erregen. Nach der Flamme gibt es nichts Flüssigeres als Luft, und daß ihre Teile sich getrennt voneinander fortbewegen, kann man mit den Augen sehen. Denn wenn Sie die Güte haben, jene kleinen Körper anzuschauen, die man gemeinhin Atome nennt und die an Sonnenstrahlen in Erscheinung treten, werden Sie sie unaufhörlich auf tausend unterschiedliche Weisen hierhin und dorthin herumfliegen sehen, sogar wenn es überhaupt keinen Wind gibt, der sie erregt.11 Ähnliches läßt sich auch bei allen gröberen Flüssigkeiten nachweisen, wenn man welche in verschiedenen Farben miteinander vermischt, um ihre Bewegungen besser zu unterscheiden. Und schließlich tritt dies bei ätzenden Wässern12 sehr klar in Erscheinung, wenn sie die Teile eines Metalls in Bewegung setzen und trennen. Aber an dieser Stelle könnten Sie mich fragen, weshalb, wenn es allein die Bewegung der Teile der Flamme ist, die sie brennen und flüssig sein läßt, die Bewegung der Teile der Luft, die die Luft ebenfalls äußerst flüssig macht, ihr nicht genauso auch die Fähigkeit zu brennen verleiht, sondern umgekehrt veranlaßt, daß unsere Hände sie fast nicht empfinden können? Darauf erwidere ich, daß nicht nur der Geschwindigkeit der Bewegung,

14,7

14,19

15,5

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Traité de la Lumière · Chapitre III

ment, mais aussi à la grosseur des parties; & que ce sont les plus petites, qui font les corps les plus liquides, mais que ce sont les plus grosses, qui ont le plus de force pour brûler, & généralement pour agir contre les autres corps. 15,18 Remarquez en passant, que je prends ici, & que je prendrai toujours ci-après, pour une seule partie, tout ce qui est joint ensemble, & qui n’est point en action pour se séparer; encore que celles qui ont tant soit peu de grosseur, puissent aisément être divisées en beaucoup d’autres plus petites: ainsi, un grain de sable, une pierre, un rocher, & toute la Terre même, pourra ci-après être prise pour une seule partie, en tant que nous n’y considérerons qu’un mouvement tout simple & tout égal. 16,1 Or, entre les parties de l’air, s’il y en a de fort grosses en comparaison des autres, comme sont ces atomes qui s’y voient, elles se remuent aussi fort lentement; & s’il y en a qui se remuent plus vite, elles sont aussi plus petites. Mais, entre les parties de la flamme, s’il y en a de plus petites que dans l’air, il y en a aussi de plus grosses, ou du moins il y en a un plus grand nombre d’égales aux plus grosses de celles de l’air, qui avec cela se remuent beaucoup plus vite; & ce ne sont que ces dernières, qui ont la puissance de brûler. 16,12 Qu’il y en ait de plus petites, on le peut conjecturer de ce qu’elles pénètrent au travers de plusieurs corps dont les pores sont si étroits, que l’air même n’y peut entrer. Qu’il y en ait, ou de plus grosses, ou d’aussi grosses en plus grand nombre, on le voit clairement en ce que l’air seul ne suffit pas pour la nourrir. Qu’elles se remuent plus vite, la violence de leur action nous le fait assez éprouver. Et enfin, que ce soient les plus grosses de ces parties, qui ont la puissance de brûler, & non point les autres, il paraît en ce que la flamme qui sort de l’eau-de-vie, ou des autres corps fort subtils, ne brûle presque point, & qu’au contraire, celle qui s’engendre dans les corps durs & pesants, est fort ardente.



Abhandlung über das Licht · Kapitel 3

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sondern auch der Dicke der Teile Beachtung zu schenken ist. Zudem sind es die kleinsten Teile, die Körper zu den flüssigsten machen, aber es sind die dicksten Teile, die die meiste Kraft haben, zu brennen und allgemein auf andere Körper einzuwirken. Bemerken Sie beiläufig, daß ich hier alles als ein einzelnes Teil annehme und weiter unten immer annehmen werde, was miteinander verbunden und nicht in der Aktion begriffen ist, sich zu trennen, obwohl auch Teile von geringster Dicke leicht in viele andere, noch kleinere geteilt werden können. So wird weiter unten ein Sandkorn, ein Stein, ein Felsen und sogar die gesamte Erde als einzelnes Teil aufgefaßt werden können, inso­ fern wir darin nur eine ganz einfache und ganz gleiche Bewegung in Betracht nehmen werden.13 Wenn es nun unter den Teilen der Luft welche gibt, die im Vergleich mit anderen sehr dick sind, wie die hier sichtbaren Atome, so bewegen sie sich auch sehr langsam fort; und wenn es welche gibt, die sich schneller fortbewegen, dann sind sie auch kleiner. Wenn es aber unter den Teilen der Flamme welche gibt, die kleiner sind als die der Luft, dann gibt es auch dickere, oder zumindest gibt es eine größere Anzahl von solchen, die den dickeren der Luft gleich sind und sich deshalb auch sehr viel schneller fortbewegen. Nur diese letzteren besitzen die ­Fähigkeit zu brennen. Daß es kleinere gibt, kann man deshalb vermuten, weil sie durch etliche Körper hindurchdringen, deren Poren so eng sind, daß sogar die Luft nicht in sie eintreten kann. Daß es in größerer Anzahl welche gibt, die entweder dicker oder ebenso dick sind, kann man daran klar sehen, daß die Luft alleine nicht ausreicht, um eine Flamme zu ernähren. Daß sie sich schneller fortbewegen, wird uns durch die Heftigkeit ihrer Aktion hinlänglich nachgewiesen. Und daß es schließlich die dicksten dieser Teile sind, die die Fähigkeit zu brennen haben, die anderen aber gar nicht, tritt daran in Erscheinung, daß eine Flamme, die aus Branntwein oder anderen sehr feinen Körpern austritt, fast nicht brennt und daß umgekehrt eine Flamme, die in harten und schweren Körpern erzeugt wird, sehr hitzig ist.

15,18

16,1

16,12

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Traité de la Lumière · Chapitre IV

Chapitre IV Du vide; & d’où vient que nos sens n’aperçoivent pas certain corps 16,27 Mais

il faut examiner plus particulièrement pourquoi l’Air, étant un corps aussi bien que les autres, ne peut pas aussi bien qu’eux être senti; & par même | moyen, nous délivrer d’une erreur dont nous avons tous été préoccupés dès notre enfance, lorsque nous avons cru qu’il n’y avait point d’autres corps autour de nous, que ceux qui pouvaient être sentis; & ainsi que, si l’Air en était un, parce que nous le sentions quelque peu, il ne devait pas au moins être si matériel ni si solide, que ceux que nous sentions davantage. 17,8 Touchant quoi je désire, premièrement, que vous remarquiez que tous les corps, tant durs que liquides, sont faits d’une même matière, & qu’il est impossible de concevoir que les parties de cette matière composent jamais un corps plus solide, ni qui occupe moins d’espace, qu’elles font, lorsque chacune d’elles est touchée de tous côtés par les autres qui l’environnent. D’où il suit, ce me semble, que, s’il peut y avoir du vide quelque part, ce doit plutôt être dans les corps durs que dans les liquides: car il est évident que les parties de ceux-ci se peuvent bien plus aisément presser & agencer l’une contre l’autre, à cause qu’elles se remuent, que ne font pas celles des autres, qui sont sans mouvement. 17,22 Si vous mettez, par exemple, de la poudre en quelque vase, vous le secouez, & frappez contre, pour faire qu’il y en entre davantage; mais si vous y versez quelque liqueur, elle se range incontinent d’elle-même en aussi peu de lieu qu’on la peut mettre. Et même, si vous considérez sur ce sujet quelques-unes des expériences dont les Philosophes ont accoutumé de se servir, pour montrer qu’il n’y a point de vide en | la Nature, vous connaîtrez aisément que tous ces espaces, que le peuple estime vide, & où nous ne sentons que de l’air, sont du moins aussi remplis, &



Abhandlung über das Licht · Kapitel 4

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K apitel 4 Über das Vakuum und woher es kommt, daß unsere Sinne gewisse Körper nicht wahrnehmen Aber es ist noch genauer zu untersuchen, weshalb die Luft, die doch wohl ein Körper wie die anderen ist, nicht genauso gut empfunden werden kann wie sie. Dadurch können wir uns von einem Irrtum freimachen, für den wir seit unserer Kindheit voreingenommen waren,14 als wir geglaubt haben, daß es um uns herum keine anderen Körper als diejenigen gab, die empfunden werden konnten, so daß, wenn die Luft einer dieser Körper war, weil wir sie ein wenig empfanden, sie zumindest weder so materiell noch so massiv sein konnte wie die Körper, die wir mehr empfanden. Diesbezüglich wünsche ich, daß Sie bemerken, daß alle Körper, sowohl harte als auch flüssige, aus derselben Materie gemacht sind. Deshalb ist es unmöglich, zu verstehen, daß die Teile dieser Materie jemals einen massiveren Körper bilden oder weniger Raum einnehmen, als wenn jedes einzelne von ihnen von allen Seiten von den anderen berührt wird, die es umgeben. Daraus folgt, wie mir scheint, daß es, wenn überhaupt irgendwo, ein Vakuum15 eher in harten als in flüssigen Körpern geben kann. Denn es ist evident, daß die Teile der letzteren, weil sie sich fortbewegen, sich leichter gegeneinander drücken und gruppieren können als die der anderen, die ohne Bewegung sind. Zum Beispiel. Wenn Sie Pulver in ein Gefäß schütten, schütteln Sie es und schlagen dagegen, damit mehr hineinpaßt; wenn Sie aber eine Flüssigkeit hineingießen, paßt sie sich sogleich von selbst in einen genauso geringen Ort ein, wie man sie schütten kann. Und wenn Sie zu diesem Gegenstand einige der Experi­mente betrachten, denen sich zu bedienen die Philosophen gewöhnt sind, um zu zeigen, daß es in der Natur überhaupt kein Vakuum gibt,16 werden Sie leicht erkennen, daß alle jene Räume, die die Leute für leer halten und in denen wir nur Luft empfinden, zumindest genauso und mit derselben

16,27

17,8

17,22

24

Traité de la Lumière · Chapitre IV

remplis de la même matière, que ceux où nous sentons les autres corps. 18,6 Car dites-moi, je vous prie, quelle apparence y aurait-il que la Nature fît monter les corps les plus pesants, & rompre les plus durs, ainsi qu’on expérimente qu’elle fait en certaines machines, plutôt que de souffrir qu’aucunes de leurs parties cessent de s’entretoucher, ou de toucher à quelques autres corps; & qu’elle permît cependant que les parties de l’Air, qui sont si faciles à plier & à s’agencer de toutes manières, demeurassent les unes auprès des autres sans s’entretoucher de tous côtés, ou bien sans qu’il y eût quelque autre corps parmi elles auquel elles touchassent? Pourrait-on bien croire que l’eau qui est dans un puits dût monter en haut contre son inclination naturelle, afin seulement que le tuyau d’une pompe soit rempli, & penser que l’eau qui est dans les nues ne dût point descendre, pour achever de remplir les espaces qui sont ici bas, s’il y avait tant soit peu de vide entre les parties des corps qu’ils contiennent? 18,24 Mais vous me pourriez proposer ici une difficulté, qui est assez considérable: c’est à savoir, que les parties qui composent les corps liquides, ne peuvent pas, ce semble, se remuer incessamment, comme j’ai dit | qu’elles font, si ce n’est qu’il se trouve de l’espace vide parmi elles, au moins dans les lieux d’où elles sortent à mesure qu’elles se remuent. À quoi j’aurais de la peine à répondre, si je n’avais reconnu, par diverses expériences, que tous les mouvements qui se font au Monde sont en quelque façon circulaires: c’est-à-dire que, quand un corps quitte sa place, il entre toujours en celle d’un autre, & celui-ci en celle d’un autre, & ainsi de suite jusqu’au dernier, qui occupe au même instant le lieu délaissé par le premier; en sorte qu’il ne se trouve pas davantage de vide parmi eux, lorsqu’ils se remuent, que lorsqu’ils sont arrêtés. Et remarquez ici, qu’il n’est point pour cela nécessaire, que toutes les parties des corps qui se remuent



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Mate­r ie gefüllt sind wie jene, in denen wir andere Körper empfinden. Denn ich bitte Sie, sagen Sie mir doch, was dafür spräche, daß [auf der einen Seite] die Natur eher Körper aufsteigen und härteste zerbrechen lassen sollte – was sie, wie man erfährt, in gewissen Maschinen tut – als zuzulassen, daß irgendwelche ihrer Teile aufhören, sich zu berühren oder von irgendwelchen anderen Körpern berührt zu werden, und sie [auf der anderen Seite] dennoch erlauben sollte, daß die Teile der Luft, die so leicht zu biegen und auf jede Art und Weise zu gruppieren sind, nahe beieinander verbleiben sollten, ohne sich von allen Seiten zu berühren oder ohne daß es zwischen ihnen ir­gend­einen anderen Körper gäbe, den sie berühren? Könnte man wirklich glauben, daß das Wasser in einem Brunnen entgegen seiner natürlichen Neigung nach oben steigen müßte, nur um das Rohr einer Pumpe zu füllen, und [könnte man wirklich] denken, daß das Wasser in den Wolken gar nicht absteigen müßte, um die Räume hier unten ganz zu füllen, wenn es auch nur das geringste Vakuum zwischen den Teilen der Körper gäbe, die diese Räume enthalten? Aber Sie könnten mir hier eine ziemlich beträchtliche Schwierigkeit vorlegen, nämlich daß die Teile, die die flüssigen Körper bilden, sich, wie es scheint, nicht unaufhörlich fortbewegen können, wie ich gesagt habe, ohne daß sich zwischen ihnen leerer Raum findet, zumindest an den Orten, aus denen sie in dem Maße austreten, wie sie sich fortbewegen. Ich hätte Mühe, darauf etwas zu erwidern, wenn ich nicht durch verschiedene Experimente erkannt hätte, daß alle sich in der Welt vollziehenden Bewegungen in irgendeiner Weise kreisförmig sind.17 Das heißt, daß ein Körper immer, wenn er seinen Platz verläßt, in den eines anderen eintritt und dieser wiederum in den eines anderen und so weiter bis zum letzten, der im selben Augenblick den Ort einnimmt, der vom ersten hinterlassen wurde. Deshalb findet sich zwischen ihnen nicht mehr Vakuum, wenn sie sich fortbewegen, als wenn sie stillstehen. Bemerken Sie hier, daß dafür weder sämtliche Teile der Körper, die sich gemeinsam

18,6

18,24

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ensemble, soient exactement disposées en rond comme un vrai cercle, ni même qu’elles soient de pareille grosseur & figure; car ces inégalités peuvent aisément être compensées par d’autres inégalités, qui se trouvent en leur vitesse. 19,20 Or nous ne remarquons pas communément ces mouvements circulaires, quand les corps se remuent en l’air, parce que nous sommes accoutumés de ne concevoir l’air que comme un espace vide. Mais voyez nager des poissons dans le bassin d’une fontaine: s’ils ne s’approchent point trop près de la surface de l’eau, ils ne la feront point du tout branler, encore qu’ils passent dessous avec une très grande vitesse. D’où il paraît manifestement que l’eau qu’ils poussent | devant eux, ne pousse pas indifféremment toute l’eau du bassin; mais seulement celle qui peut mieux servir à parfaire le cercle de leur mouvement, & rentrer en la place qu’ils abandonnent. Et cette expérience suffit pour montrer, combien ces mouvements circulaires sont aisés et familiers à la Nature. 20,7 Mais j’en veux maintenant apporter une autre, pour montrer qu’il ne se fait jamais aucun mouvement, qui ne soit circulaire. Lorsque le vin qui est dans un tonneau, ne coule point par l’ouverture qui est au bas, à cause que le dessus est tout fermé, c’est parler improprement que de dire, ainsi que l’on fait d’ordinaire, que cela se fait, crainte du vide. On sait bien que ce vin n’a point d’esprit pour craindre quelque chose; & quand il en aurait, je ne sais pour quelle occasion il pourrait appréhender ce vide, qui n’est en effet qu’une chimère. Mais il faut dire plutôt, qu’il ne peut sortir de ce tonneau, à cause que dehors tout est aussi plein qu’il peut être, & que la partie de l’air dont il occuperait la place s’il descendait, n’en peut trouver d’autre où se mettre en tout le reste de l’Univers, si on ne fait une ouverture au-dessus du tonneau, par laquelle cet air puisse remonter circulairement en sa place.



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fortbewegen, notwendig exakt wie ein wahrer Kreis disponiert sein noch dieselbe Dicke und Gestalt besitzen müssen; denn diese Ungleichheiten können leicht durch andere Ungleichheiten in ihrer Geschwindigkeit kompensiert werden. Nun bemerken wir gemeinhin diese kreisförmigen Bewegungen nicht, wenn die Körper sich in der Luft fortbewegen, weil wir gewöhnt sind, die Luft nur als leeren Raum aufzufassen. Aber sehen Sie sich Fische an, die im Becken eines Brunnens schwimmen: Wenn sie sich der Oberfläche des Wassers nicht zu sehr nähern, werden sie sie überhaupt nicht aufwühlen, obwohl sie unter ihr mit einer sehr großen Geschwindigkeit hindurchgehen. Daran tritt offenkundig in Erscheinung, daß das Wasser, das sie vor sich verdrängen, nicht unterschiedslos das gesamte Wasser des Beckens verdrängt, sondern nur das­jenige, das besser dazu dienen kann, den Kreis ihrer Bewegung zu vollenden und den Platz, den sie räumen, wieder einzunehmen. Und diese Erfahrung reicht aus, um zu zeigen, wie leicht und weitverbreitet solche kreisförmigen Bewegungen in der Natur sind. Aber ich will jetzt ein anderes Beispiel bringen, um zu zeigen, daß sich niemals irgendeine Bewegung vollzieht, die nicht kreisförmig wäre. Wenn der Wein in einem Faß überhaupt nicht durch die Öffnung am Boden fließt, weil der Deckel ganz geschlossen ist, dann ist es ganz fehl am Platze, zu sagen, wie man es gewöhnlich tut, dies geschehe aus Furcht vor dem Vakuum.18 Man weiß wohl, daß dieser Wein überhaupt keinen Geist besitzt, um irgend etwas zu fürchten; und selbst wenn er welchen hätte, weiß ich nicht, bei welcher Gelegenheit er dieses Vakuum wahrnehmen könnte, das tatsächlich nur ein Trugbild ist. Vielmehr ist zu sagen, daß er nicht aus diesem Faß austreten kann, weil außen alles so voll ist, wie es nur sein kann, und weil der Teil der Luft, dessen Platz er, wenn er abstiege, einnähme, im gesamten Rest des Universums keinen anderen finden kann, an den er sich setzen könnte, wenn man nicht in den Deckel des Fasses eine andere Öffnung macht, durch die diese Luft kreisförmig wieder an ihren Platz aufsteigen könnte.

19,20

20,7

28 20,24 Au

Traité de la Lumière · Chapitre IV

reste, je ne veux pas assurer pour cela qu’il n’y a point du tout de vide en la Nature: j’aurais peur que mon Discours ne devînt trop long, si j’entreprenais d’expliquer ce qui en est; & les expériences dont j’ai | parlé, ne sont point suffisantes pour le prouver, quoiqu’elles le soient assez, pour persuader que les espaces où nous ne sentons rien, sont remplis de la même matière, & contiennent autant pour le moins de cette matière, que ceux qui sont occupés par les corps que nous sentons. En sorte que, lorsqu’un vase, par exemple, est plein d’or ou de plomb, il ne contient pas pour cela plus de matière, que lorsque nous pensons qu’il soit vide: ce qui peut sembler bien étrange à plusieurs, dont la raison ne s’étend pas plus loin que les doigts, & qui pensent qu’il n’y ait rien au Monde, que ce qu’ils touchent. Mais quand vous aurez un peu considéré ce qui fait que nous sentons un corps, ou que nous ne le sentons pas, je m’assure que vous ne trouverez en cela rien d’incroyable. Car vous connaîtrez évidemment que, tant s’en faut que toutes les choses qui sont autour de nous puissent être senties, qu’au contraire ce sont celles qui y sont le plus ordinairement, qui le peuvent être le moins, & que celles qui y sont toujours, ne le peuvent être jamais. 21,21 La chaleur ne notre cœur est bien grande, mais nous ne la sentons pas, à cause qu’elle est ordinaire. La pesanteur de notre corps n’est pas petite, mais elle ne nous incommode point. Nous ne sentons pas même celle de nos habits, parce que nous sommes accoutumés à les porter. Et la raison de ceci est assez claire: car il est certain que nous ne saurions sentir aucun corps, s’il n’est cause de quelque changement dans les organes de nos sens, c’està-dire s’il ne remue en | quelque façon les petites parties de la matière dont ces organes sont composés. Ce que peuvent bien faire les objets qui ne se présentent pas toujours, pourvu seulement qu’ils aient assez de force: car s’ils y corrompent quelque



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Außerdem will ich damit nicht versichern, daß es in der Natur überhaupt kein Vakuum gibt. Ich hätte Angst, daß meine Ausführung zu lang würde, wenn ich es unternähme, zu erklären, wie es sich damit verhält, und die Experimente, über die ich gesprochen habe, reichen keineswegs aus, um das zu erweisen; allerdings reichen sie aus, um uns davon zu überzeugen, daß die Räume, in denen wir nichts wahrnehmen, mit derselben Materie gefüllt sind und zumindest ebensoviel von dieser Materie enthalten wie die Räume, die von den Körpern eingenommen werden, die wir empfinden. Daher enthält ein Gefäß deswegen keineswegs mehr Materie, weil es zum Beispiel voll mit Gold oder Blei ist, als wenn wir denken, es sei leer. Das mag etlichen Leuten ziemlich befremdlich scheinen, deren Vernunft sich nicht weiter als bis zu den Fingern ausdehnt und die denken, es gebe nur das auf der Welt, was sie berühren. Wenn Sie aber auch nur ein wenig in Betracht gezogen haben werden, was es ist, das uns einen Körper empfinden oder nicht empfinden läßt, bin ich mir sicher, daß Sie darin nichts Unglaubhaftes finden werden. Denn Sie werden evident erkennen, daß – weit entfernt davon, daß alle Dinge, die es um uns herum gibt, empfunden werden können – umgekehrt gerade diejenigen Dinge, die sich gewöhnlicher dort befinden, am wenigsten empfunden werden können, und diejenigen, die sich immer dort befinden, niemals. Die Wärme unseres Herzens ist ziemlich groß, aber wir empfinden sie nicht, weil sie ganz gewöhnlich ist.19 Das Gewicht unseres Körpers ist nicht gering, aber es bereitet uns kein Unbehagen. Wir empfinden sogar das Gewicht unserer Kleidung nicht, weil wir daran gewöhnt sind, sie zu tragen. Der Grund dafür ist ziemlich klar: Denn es ist gewiß, daß wir keinen Körper empfinden könnten, wenn er nicht Ursache irgendeiner Veränderung in unseren Sinnesorganen ist, das heißt wenn er die kleinen Teile der Materie, aus der diese Organe zusammengesetzt sind, in irgendeiner Weise in Bewegung setzt. Das können Objekte, die sich nicht immer bieten, sehr gut tun, sofern sie nur genügend Kraft besitzen: Denn wenn sie irgend etwas zerstören, während sie einwirken, so kann das

20,24

21,21

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Traité de la Lumière · Chapitre IV

chose, pendant qu’ils agissent, cela se peut réparer après par la Nature, lorsqu’ils n’agissent plus. Mais pour ceux qui nous touchent continuellement, s’ils ont jamais eu la puissance de produire quelque changement en nos sens, & de remuer quelques parties de leur matière, ils ont dû, à force de les remuer, les séparer entièrement des autres dès le commencement de notre vie; & ainsi ils n’y peuvent avoir laissé que celles qui résistent tout à fait à leur action, & par le moyen desquelles ils ne peuvent en aucune façon être sentis. D’où vous voyez que ce n’est pas merveille, qu’il y ait plusieurs espaces autour de nous, où nous ne sentons aucun corps, encore qu’ils n’en contiennent pas moins, que ceux où nous en sentons le plus. 22,19 Mais il ne faut pas penser pour cela, que cet air grossier que nous attirons dans nos poumons en respirant, qui se convertit en vent quand il est agité, qui nous semble dur quand il est enfermé dans un ballon, & qui n’est composé que d’exhalaisons & de fumées, soit aussi solide que l’eau ni que la Terre. Il faut suivre en ceci l’opinion commune des Philosophes, lesquels assurent tous qu’il est plus rare. Et ceci se connaît facilement par expérience: car les parties d’une goutte d’eau, étant séparées de l’autre par l’agitation de la chaleur, peuvent composer beaucoup plus de cet | air, que l’espace où était l’eau n’en saurait contenir. D’où il suit infailliblement, qu’il y a grande quantité de petits intervalles entre les parties dont il est composé; car il n’y a pas moyen de concevoir autrement un corps rare. Mais parce que ces intervalles ne peuvent être vides, ainsi que j’ai dit ci-dessus, je conclus de tout ceci, qu’il y a nécessairement quelques autres corps, un ou plusieurs, mêlés parmi cet air, lesquels remplissent, aussi justement qu’il est possible, les petits intervalles qu’il laisse entre ses parties. Il ne reste plus maintenant qu’à considérer, quels peuvent être ces autres corps;



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danach, wenn sie nicht mehr einwirken, durch die Natur repariert werden. Was aber die Objekte betrifft, die uns unablässig berühren, so mußten sie, wenn sie jemals die Fähigkeit gehabt haben, irgendeine Veränderung in unseren Sinnen zu produzieren und irgendwelche Teile ihrer Materie in Bewegung zu setzen, diese Teile vom Beginn unseres Leben an völlig von den anderen trennen, um sie in Bewegung zu setzen; so konnten sie nur die Teile zurücklassen, die ihrer Aktion ganz und gar Widerstand leisten und durch die sie in keiner Weise empfunden werden können. Daran sehen Sie, daß es kein Wunder ist, daß es etliche Räume um uns herum gibt, in denen wir keinen Körper empfinden, obwohl diese Räume nicht weniger einen Körper enthalten als diejenigen, in denen wir am stärksten einen empfinden. Deswegen aber darf man nicht denken, daß die gröbere Luft – jene, die wir in unsere Lunge einziehen, wenn wir atmen; die sich in Wind verwandelt, wenn sie erregt wird; die uns hart zu sein scheint, wenn sie in einem Ballon eingeschlossen ist; und die nur aus Ausdünstungen und Rauch zusammengesetzt ist – ebenso massiv sei wie Wasser oder Erde. Es ist darin der allgemeinen Meinung der Philosophen zu folgen, die uns allesamt versichern, daß sie dünner ist. Das läßt sich leicht durch Erfahrung erkennen: Denn die Teile eines Wasserstropfens können, wenn sie durch die Erregung der Wärme voneinander getrennt werden, sehr viel mehr von dieser Luft bilden, als der Raum enthalten kann, in dem sich das Wasser befand. Daraus folgt unfehlbar, daß es eine große Menge an kleinen Zwischenräumen zwischen den Teilen gibt, aus denen der Wassertropfen zusammengesetzt ist; denn es gibt kein Mittel, einen dünnen Körper anders aufzufassen. 20 Weil aber diese Zwischenräume nicht leer sein können, wie ich weiter oben gesagt habe, schließe ich aus all dem, daß es notwendig irgendwelche anderen Körper gibt, einen oder mehrere, die mit dieser Luft vermischt sind und so genau wie möglich die kleinen Zwischenräume füllen, die die Luft zwischen ihren Teilen läßt. Es ist jetzt nur noch übrig, zu betrachten, was diese anderen Körper sein können; und ich

22,19

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Traité de la Lumière · Chapitre V

& après cela, j’espère qu’il ne sera pas malaisé de comprendre, quelle peut être la nature de la Lumière.

Chapitre V Du nombre des Éléments, & de leurs qualités 23,15 Les

Philosophes assurent qu’il y a, au-dessus des nuées, un certain Air beaucoup plus subtil que le nôtre, & qui n’est pas composé des vapeurs de la Terre comme lui, mais qui fait un Élément à part. Ils disent aussi qu’au-dessus de cet air il y a encore un autre corps, beaucoup plus subtil, qu’ils appellent l’Élément du Feu. Ils ajoutent de plus, que ces deux Éléments sont mêlés avec l’Eau & la Terre en la composition de tous les corps inférieurs. Si bien que je ne ferai que suivre leur opinion, si je dis que cet Air plus subtil & cet Élément du Feu remplissent les intervalles qui sont entre les parties de l’air grossier que nous respirons; en sorte que ces corps, entrelacés l’un dans | l’autre, composent une masse qui est aussi solide qu’aucun corps le saurait être. 24,3 Mais afin que je puisse mieux vous faire entendre ma pensée sur ce sujet, & que vous ne pensiez pas que je veuille vous obliger à croire tout ce que les Philosophes nous disent des Éléments, il faut que je vous les décrive à ma mode. 24,8 Je conçois le premier, qu’on peut nommer l’Élément du Feu, comme une liqueur, la plus subtile & la plus pénétrante qui soit au Monde. Et en suite de ce qui a été dit ci-dessus, touchant la nature des corps liquides, je m’imagine que ses parties sont beaucoup plus petites, & se remuent beaucoup plus vite, qu’aucune de celles des autres corps. Ou plutôt, afin de n’être pas contraint d’admettre aucun vide en la Nature, je ne lui attribue point des parties qui aient aucune grosseur ni figure déterminée; mais je me persuade que l’impétuosité de son mouvement est suffisante pour faire qu’il soit divisé, en toutes façons & en tous sens, par la rencontre des autres corps, & que ses parties



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hoffe, es wird danach nicht schwer zu begreifen sein, was die Natur des Lichts ist. K apitel 5 Über die Anzahl der Elemente und ihre Qualitäten Die Philosophen versichern, daß es über den Wolken eine gewisse Luft gibt, die viel feiner als die unsrige und anders als sie nicht aus Dämpfen der Erde zusammengesetzt ist, sondern ein Element für sich bildet. Sie sagen auch, daß es über dieser Luft wiederum einen anderen, sehr viel feineren Körper gibt, den sie Element des Feuers nennen. Sie fügen außerdem hinzu, daß bei der Zusammensetzung aller tiefer gelegenen Körper diese beiden Elemente mit Wasser und Erde vermischt sind. Deshalb werde ich nur ihrer Meinung folgen, wenn ich sage, daß diese feinere Luft und dieses Element des Feuers die Zwischenräume füllen, die sich zwischen den Teilen der gröberen Luft befinden, die wir atmen, so daß diese Körper ineinandergeschlungen eine Masse bilden, die genau so massiv ist, wie es ein Körper nur sein kann. Aber damit ich Ihnen mein Denken zu diesem Gegenstand besser verständlich machen kann und damit Sie nicht denken, ich wollte Sie verpflichten, alles zu glauben, was die Philosophen uns über die Elemente sagen, muß ich sie Ihnen auf meine Weise beschreiben. Ich fasse das erste Element, das man das des Feuers ­nennen kann, als die feinste und durchdringendste Flüssigkeit auf, die es auf der Welt gibt. Und infolge dessen, was weiter oben bezüglich der Natur flüssiger Körper gesagt wurde, stelle ich mir vor, daß seine Teile sehr viel kleiner sind und sich sehr viel schneller fortbewegen als die der anderen Körper. Oder, um nicht gezwungen zu sein, irgendein Vakuum in der Natur zuzugeben, spreche ich ihm vielmehr überhaupt keine Teile zu, die irgendeine bestimmte Dicke oder Gestalt haben. Aber ich bin überzeugt, daß die Wucht ihrer Bewegung ausreicht, um zu veranlassen, daß es durch das Auftreffen auf andere Körper auf alle

23,15

24,3

24,8

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Traité de la Lumière · Chapitre V

changent de figure à tous moments, pour s’accommoder à celle des lieux où elles entrent; en sorte qu’il n’y a jamais de passage si étroit ni d’angle si petit, entre les parties des autres corps, où celles de cet Élément ne pénètrent sans aucune difficulté, & qu’elles ne remplissent exactement. 24,27 Pour le second, qu’on peut prendre pour l’Élément | de l’Air, je le conçois bien aussi comme une liqueur très subtile, en le comparant avec le troisième; mais pour le comparer avec le premier, il est besoin d’attribuer quelque grosseur & quelque figure à chacune de ses parties, & de les imaginer à peu près toutes rondes, & jointes ensemble, ainsi que des grains de sable & de poussière. En sorte qu’elles ne se peuvent si bien agencer, ni tellement presser l’une contre l’autre, qu’il ne demeure toujours autour d’elles plusieurs petits intervalles, dans lesquels il est bien plus aisé au premier Élément de se glisser, que non pas à elle de changer de figure tout exprès pour les remplir. Et ainsi je me persuade que ce second Élément ne peut être si pur en aucun endroit du Monde, qu’il n’y ait toujours avec lui quelque peu de la matière du premier. 25,16 Après ces deux Éléments, je n’en reçois plus qu’un troisième, à savoir celui de la Terre, duquel je juge que les parties sont d’autant plus grosses & se remuent d’autant moins vite, à comparaison de celles du second, que font celles-ci à comparaison de celles du premier. Et même je crois que c’est assez de le concevoir comme une ou plusieurs grosses masses, dont les parties n’ont que fort peu ou point du tout de mouvement, qui leur fasse changer de situation à l’égard l’une de l’autre. 25,25 Que si vous trouvez étrange que, pour expliquer ces Éléments, je ne me serve point des Qualités qu’on nomme Chaleur, Froideur, Humidité, & Sécheresse, ainsi que font les Philosophes: je vous dirai que ces | Qualités me semblent avoir elles-mêmes besoin d’explication; & que, si je ne me trompe, non seulement ces quatre Qualités, mais aussi toutes les autres, & même toutes les Formes des corps inanimés, peuvent être expliquées, sans



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Weisen und in alle Richtungen geteilt wird und daß seine Teile in jedem Moment ihre Gestalt ändern, um sich an die der Orte anzupassen, in die sie eintreten. Deshalb gibt es zwischen den Teilen der anderen Körper keinen so engen Durchgang und keinen so kleinen Winkel, daß die Teile dieses Elements nicht ohne jede Schwierigkeit in sie eindringen und sie nicht exakt füllen. Was das zweite Element betrifft, das man als das der Luft nehmen kann, so fasse ich es auch als, verglichen mit dem dritten, sehr feine Flüssigkeit auf; um es aber mit dem ersten zu vergleichen, ist es nötig, jedem einzelnen seiner Teile irgendeine Dicke und irgendeine Gestalt zuzusprechen und sie sich als fast ganz rund und miteinander verbunden vorzustellen wie Sandkörner und Staub. Deshalb können sie sich weder so gut gruppieren noch einander in einer solchen Weise drücken, daß nicht immer um sie herum etliche kleine Zwischenräume bleiben, in denen es dem ersten Element sehr viel leichter fällt zu strömen, als es ihnen fällt, eigens die Gestalt zu verändern, um sie zu füllen. Daher bin ich überzeugt, daß dieses zweite Element an keiner Stelle der Welt so rein vorkommen kann, daß es nicht immer ein wenig Materie des ersten an sich hat. Ich lasse nach diesen beiden Elementen nur noch ein drittes zu, nämlich das der Erde. Ich urteile, daß seine Teile im Vergleich mit denen des zweiten um so viel dicker sind und sich um so viel weniger schnell fortbewegen wie die des zweiten im Vergleich zum ersten; und ich glaube sogar, daß es genügt, es als eine oder mehrere dicke Massen aufzufassen, deren Teile nur sehr wenig oder überhaupt keine Bewegung haben, die sie ihre Lage in bezug aufeinander verändern ließe. Wenn Sie es befremdlich finden, daß ich mich, um diese Elemente zu erklären, gar nicht wie die Philosphen der Qualitäten bediene, die man Wärme, Kälte, Feuchtigkeit und Trockenheit nennt, werde ich Ihnen sagen, daß diese Qualitäten, wie mir scheint, selbst der Erklärung bedürfen. Außerdem können, wenn ich mich nicht täusche, nicht nur diese vier, sondern auch alle anderen Qualitäten und sogar auch alle Formen der unbelebten Körper erklärt werden, ohne daß es zu diesem Zweck

24,27

25,16

25,25

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Traité de la Lumière · Chapitre V

qu’il soit besoin de supposer pour cet effet aucune autre chose en leur matière, que le mouvement, la grosseur, la figure, & l’arrangement de ses parties. En suite de quoi je vous pourrai facilement faire entendre, pourquoi je ne reçois point d’autres Éléments que les trois que j’ai décrits; car la différence qui doit être entre eux & les autres corps, que les Philosophes appellent mixtes, ou mêlés & composés, consiste en ce que les Formes de ces corps mêlés contiennent toujours en soi quelques Qualités qui se contrarient & qui se nuisent, ou du moins qui ne tendent point à la conservation l’une de l’autre; au lieu que les formes des Éléments doivent être simples, & n’avoir aucunes qualités qui ne s’accordent ensemble si parfaitement, que chacune tende à la conservation de toutes les autres. 26,21 Or je ne saurais trouver aucunes formes au monde qui soient telles, excepté les trois que j’ai décrites. Car celle que j’ai attribuée au premier Élément, consiste, en ce que ses parties se remuent si extrêmement vite, & sont si petites, qu’il n’y a point d’autres corps capables de les arrêter; & qu’outre cela, elles ne requièrent aucune grosseur, ni figure, ni situation déterminées. Celle du second consiste, en ce que ses | parties ont un mouvement & une grosseur si médiocre, que, s’il se trouve plusieurs causes au Monde qui puissent augmenter leur mouvement & diminuer leur grosseur, il s’en trouve justement autant d’autres qui peuvent faire tout le contraire: en sorte qu’elles demeurent toujours comme en balance en cette même médiocrité. Et celle du troisième consiste, en ce que ses parties sont si grosses, ou tellement jointes ensemble, qu’elles ont la force de résister toujours aux mouvements des autres corps. 27,11 Examinez, tant qu’il vous plaira, toutes les formes que les divers mouvements, les diverses figures & grosseurs, & le différent arrangement des parties de la matière peuvent donner aux corps mêlés; & je m’assure que vous n’en trouverez aucune, qui n’ait en soi des qualités qui tendent à faire qu’elle se change, & en



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nötig ist, in ihrer Materie irgend etwas anderes vorauszusetzen als Bewegung, Dicke, Gestalt und die Zusammenstellung ihrer Teile. Demzufolge werde ich Ihnen leicht verständlich machen können, weshalb ich keine anderen Elemente als die drei zulasse, die ich erklärt habe; denn der Unterschied zwischen ihnen und den anderen Körpern, die die Philosophen vermengt oder vermischt und zusammengesetzt nennen, besteht darin, daß die Formen dieser gemischten Körper in sich immer irgendwelche Qualitäten enthalten, die sich gegenseitig im Wege stehen oder einander schaden oder die zumindest überhaupt nicht zur Erhaltung des einen durch das andere streben. Hingegen müssen die Formen der Elemente einfach sein und dürfen nur Qualitäten haben, die so vollkommen miteinander übereinstimmen, daß jede einzelne zur Erhaltung aller anderen strebt. Nun kann ich auf der Welt keine solchen Formen finden, außer den dreien, die ich beschrieben habe. Denn die Form, die ich dem ersten Element zugesprochen habe, besteht darin, daß seine Teile sich äußerst schnell fortbewegen und so klein sind, daß keine anderen Körper imstande sind, sie anzuhalten; und sie erfordern darüber hinaus keinerlei bestimmte Dicke, Gestalt oder Lage. Die Form des zweiten besteht darin, daß seine Teile eine mittelmäßige Bewegung und Dicke haben, so daß, wenn sich mehrere Ursachen in der Welt finden, die ihre Bewegung steigern und ihre Dicke vermindern können, sich genauso viele andere finden, die genau das Gegenteil bewirken können, so daß sie immer wie im Gleichgewicht in derselben Mittelmäßigkeit verbleiben. Und die des dritten besteht darin, daß seine Teile so dick oder solchermaßen miteinander verbunden sind, daß sie die Kraft besitzen, immer den Bewegungen der anderen Körper Widerstand zu leisten. Untersuchen Sie alle Formen, die die verschiedenen Bewegungen, die verschiedenen Gestalten und Dicken und die unterschiedliche Zusammenstellung der Teile der Materie den gemischten Körpern verleihen können, sosehr es Ihnen gefällt: Ich bin mir sicher, daß Sie darunter keine finden werden, die nicht Qualitäten in sich hat, die zu veranlassen streben, daß sie

26,21

27,11

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Traité de la Lumière · Chapitre V

se changeant, qu’elle se réduise à quelqu’une de celles des Éléments. 27,19 Comme, par exemple, la flamme, dont la forme demande d’avoir des parties qui se remuent très vite, & qui avec cela aient quelque grosseur, ainsi qu’il a été dit ci-dessus, ne peut pas être longtemps sans se corrompre: car, ou la grosseur de ses parties, leur donnant la force d’agir contre les autres corps, sera cause de la diminution de leur mouvement; ou la violence de leur agitation, les faisant rompre en se heurtant contre les corps qu’elles rencontrent, sera cause | de la perte de leur grosseur; & ainsi elles pourront peu à peu se réduire à la forme du troisième Élément, ou à celle du second, & même aussi quelques-unes à celle du premier. Et par là vous pouvez connaître la différence qui est entre cette flamme, ou le feu commun qui est parmi nous, & l’Élément du Feu que j’ai décrit. Et vous devez savoir aussi que les Éléments de l’Air & de la Terre, c’est-à-dire le second & troisième Élément, ne sont point semblables non plus à cet air grossier que nous respirons, ni à cette terre sur laquelle nous marchons; mais que, généralement, tous les corps qui paraissent autour de nous, sont mêlés ou composés, & sujet à corruption. 28,14 Et toutefois il ne faut pas pour cela penser que les Éléments n’aient aucuns lieux dans le monde, qui leur soient particulièrement destinés, & où ils puissent perpétuellement se conserver en leur pureté naturelle. Mais au contraire, puisque chaque partie de la matière tend toujours à se réduire à quelques-unes de leurs formes, & qu’y étant une fois réduite elle ne tend jamais à la quitter: quand bien même Dieu n’aurait créé au commencement que des corps mêlés, néanmoins, depuis le temps que le monde est, tous ces corps auraient eu le loisir de quitter leurs formes, & de prendre celle des Éléments. De sorte que maintenant il y grande apparence, que tous les corps qui | sont assez grands pour être comptés entre les plus notables parties de l’Univers, n’ont chacun la forme que l’un des Éléments toute



Abhandlung über das Licht · Kapitel 5

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sich verändert und, indem sie sich verändert, auf eine der Formen der Elemente zurückgeführt wird. So kann zum Beispiel die Flamme, deren Form verlangt, daß sie Teile besitzt, die sich sehr schnell fortbewegen und dabei eine gewisse Dicke haben, wie weiter oben gesagt worden ist, nicht lange bestehen, ohne sich zu zersetzen. Denn entweder wird die Dicke ihrer Teile, die ihnen die Kraft verleiht, auf andere Körper einzuwirken, Ursache der Verminderung ­ihrer Bewegung sein; oder die Heftigkeit ihrer Erregung, die sie zerbrechen läßt, wenn sie mit den Körpern kollidieren, auf die sie treffen, wird Ursache des Verlustes ihrer Dicke sein: Und so werden ihre Teile allmählich auf die Form des dritten oder auf die des zweiten und einige sogar auch auf die des ersten Elements zurückgeführt werden. Dadurch können Sie den Unterschied zwischen dieser Flamme oder dem gemeinen Feuer, das bei uns vorkommt, und dem Element des Feuers erkennen, das ich beschrieben habe. Außerdem müssen Sie wissen, daß auch die Elemente der Luft und der Erde, das heißt das zweite und das dritte Element, der groben Luft, die wir atmen, und der Erde, auf der wir herumlaufen, überhaupt nicht ähnlich sind, sondern daß allgemein alle Körper, die um uns herum in Erscheinung treten, vermischt oder zusammengesetzt sind und der Zersetzung unterliegen. Gleichwohl darf man deswegen nicht denken, daß die Elemente keine Orte in der Welt haben, die besonders für sie vorgesehen sind und an denen sie sich fortwährend in ihrer natürlichen Reinheit erhalten können. Sondern weil umgekehrt jedes einzelne Teil der Materie sich immer auf irgendeine ihrer Formen zurückzuführen strebt und dann, wenn sie einmal darauf zurückgeführt ist, niemals danach strebt, sie wieder zu verlassen, hätten, selbst wenn Gott zu Beginn nur vermischte Körper erschaffen hätte, alle diese Körper von der Zeit an, seit es die Welt gibt, Gelegenheit gehabt, ihre Form zu verlassen und die der Elemente anzunehmen. Deshalb spricht viel dafür, daß alle Körper, die groß genug sind, um zu den beachtlichsten Teilen des Universums gezählt zu werden, jetzt jeweils nur die Form

27,19 27,19

28,14

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Traité de la Lumière · Chapitre V

simple; & qu’il ne peut y avoir de corps mêlés ailleurs, que sur les superficies de ces grands corps. Mais là il faut de nécessité, qu’il y en ait; car, les Éléments étant de nature fort contraire, il ne se peut faire que deux d’entre eux s’entretouchent, sans qu’ils agissent contre les superficies l’un de l’autre, & donnent ainsi à la matière qui y est, les diverses formes de ces corps mêlés. 29,11 À propos de quoi, si nous considérons généralement tous les corps dont l’Univers est composé, nous n’en trouverons que de trois sortes, qui puissent être appelés grands, & comptés entre ses principales parties: c’est à savoir, le Soleil & les Étoiles fixes pour la première, les Cieux pour la seconde, & la Terre avec les Planètes & les Comètes pour la troisième. C’est pourquoi nous avons grande raison de penser que le Soleil & les Étoiles fixes n’ont point d’autre forme que celle du premier Élément toute pure; les Cieux, celle du second; & la Terre, avec les Planètes & les Comètes, celle du troisième. 29,23 Je joins les Planètes & les Comètes avec la Terre: car, voyant qu’elles résistent comme elle à la Lumière, & qu’elles font réfléchir ses rayons, je n’y trouve point de différence. Je joins aussi le Soleil avec les Étoiles fixes, & leur attribue une nature toute contraire à celle de la Terre: car la seule action de leur lumière | me fait assez connaître que leurs corps sont d’une matière fort subtile & fort agitée. 30,3 Pour les Cieux, d’autant qu’ils ne peuvent être aperçus par nos sens, je pense avoir raison de leur attribuer une nature moyenne, entre celles des corps lumineux dont nous sentons l’action, & celle des corps durs & pesants dont nous sentons la résistance. 30,8 Enfin nous n’apercevons point de corps mêlés en aucun autre lieu que sur la superficie de la Terre; & si nous considérons que tout l’espace qui les contient, savoir tout celui qui est depuis



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eines ganz einfachen Elements besitzen und es vermischte Körper sonst nur auf den Oberflächen dieser großen Körper geben kann. Dort aber muß es sie mit Notwendigkeit geben; denn da die Elemente von Natur aus sehr entgegengesetzt sind, können sich zwei von ihnen nicht gegenseitig berühren, ohne auf die jeweils anderen Oberflächen einzuwirken und so der dort befindlichen Materie die verschiedenen Formen dieser vermischten Körper zu verleihen. Wenn wir allgemein alle Körper betrachten, aus denen das Universum zusammengesetzt ist, finden wir dabei nur drei Arten, die groß genannt und zu seinen Hauptteilen gezählt werden können, nämlich als erste Art die Sonne und die Fixsterne, als zweite die Himmelsregionen und als dritte die Erde mit den Planeten und Kometen. Wir haben deswegen allen Grund, zu denken, daß die Sonne und die Fixsterne keine andere Form haben als ganz rein die des ersten Elements, die Himmelsregionen die des zweiten und die Erde mit den Planeten und Kometen die des dritten. Ich nehme die Planeten und die Kometen mit der Erde zusammen, da ich sehe, daß die ersteren beiden genauso wie die Erde dem Licht Widerstand leisten und seine Strahlen reflektieren lassen, und deshalb zwischen ihnen keinen Unterschied finde. Ich nehme auch die Sonne und die Fixsterne zusammen und spreche ihnen eine der der Erde ganz entgegengesetzte Natur zu, weil allein schon die Aktion ihres Lichts mich hinreichend erkennen läßt, daß ihre Körper aus einer sehr feinen und sehr erregten Materie bestehen. Was die Himmelsregionen betrifft, so können sie durch unsere Sinne nicht wahrgenommen werden, und deshalb glaube ich, Grund zu haben, ihnen eine mittlere Natur zuzusprechen zwischen der der leuchtenden Körper, deren Aktion wir empfinden, und der der harten und schweren Körper, deren Widerstand wir empfinden. Schließlich nehmen wir vermischte Körper an keinem anderen Ort wahr als auf der Oberfläche der Erde; und wenn wir in Betracht ziehen, daß der gesamte Raum, der sie enthält  –

29,11

29,23

30,3

30,8

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Traité de la Lumière · Chapitre V

les nuées les plus hautes, jusqu’aux fosses les plus profondes que l’avarice des hommes ait jamais creusées pour en tirer les métaux, est extrêmement petit à comparaison de la Terre & des immenses étendues du Ciel: nous pourrons facilement nous imaginer, que ces corps mêlés ne sont tous ensemble que comme une écorce qui s’est engendrée au-dessus de la Terre, par l’agitation & le mélange de la matière du Ciel qui l’environne. 30,20 Et ainsi nous aurons occasion de penser, que ce n’est pas seulement dans l’Air que nous respirons, mais aussi dans tous les autres corps composés, jusqu’aux pierres les plus dures & aux métaux les plus pesants, qu’il y a des parties de l’Élément de l’Air mêlées avec celles de la Terre, & par conséquent aussi des parties de l’Élément du Feu, parce qu’il s’en trouve toujours dans les pores de celui de l’Air. 30,28 Mais il faut remarquer, qu’encore qu’il y ait des parties de ces trois Éléments mêlées l’une avec l’autre en  | tous ces corps, il n’y a toutefois, à proprement parler, que celles qui, à cause de leur grosseur ou de la difficulté qu’elles ont à se mouvoir, peuvent être rapportées au troisième, qui composent tous ceux que nous voyons autour de nous: car les parties des deux autres Éléments sont si subtiles, qu’elles ne peuvent être aperçues par nos sens. Et l’on peut se représenter tous ces corps ainsi que des éponges, dans lesquelles, encore qu’il y ait quantité de pores ou petits trous, qui sont toujours pleins d’air ou d’eau, ou de quelque autre semblable liqueur, on ne juge pas toutefois que ces liqueurs entrent en la composition de l’éponge. 31,13 Il me reste ici encore beaucoup d’autres choses à expliquer, & je serais même bien aise d’y ajouter quelques raisons pour rendre mes opinions plus vraisemblables. Mais afin que la longueur de ce discours vous soit moins ennuyeuse, j’en veux envelopper une partie dans l’invention d’une Fable, au travers de laquelle j’espère que la vérité ne laissera pas de paraître suffisamment, & qu’elle ne sera pas moins agréable à voir, que si je l’exposais toute nue.



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nämlich der von den höchsten Wolken bis zu den tiefsten Gräben, die die Habgier der Menschen jemals gegraben hat, um aus ihnen Metalle herauszuholen –, im Vergleich mit der Erde und den unermeßlichen Ausdehnungen des Himmels äußerst klein ist, werden wir uns leicht vorstellen können, daß die vermischten Körper insgesamt nur wie eine Rinde sind, die über der Erde durch die Erregung und die Mischung der Himmels­ materie, die sie umgibt, erzeugt wurde. Wir werden daher Anlaß haben, zu denken, daß es sowohl in der Luft, die wir atmen, als auch in allen anderen zusammengesetzten Körpern bis hin zu den härtesten Steinen und schwersten Metallen Teile des Elementes der Luft vermischt mit solchen der Erde gibt und folglich auch Teile des Elementes des Feuers, weil es sich immer in den Poren des Elementes der Luft findet. Aber es ist zu bemerken, daß, obwohl Teile dieser drei Elemente in allen Körpern miteinander vermischt sind, genau genommen gleichwohl nur diejenigen Teile alle jene Körper bilden, die wir um uns herum sehen, die aufgrund ihrer Dicke oder der Schwierigkeit, sich zu bewegen, auf das dritte Element bezogen werden können. Denn die Teile der beiden anderen Elemente sind so fein, daß sie durch unsere Sinne nicht wahrgenommen werden können. Alle diese Körper kann man sich wie Schwämme vorstellen, in denen es eine Menge von Poren oder kleinen Löchern gibt, die zwar immer voll mit Luft oder Wasser oder einer ähnlichen anderen Flüssigkeit sind, über die man aber gleichwohl nicht urteilt, daß sie in die Zusammensetzung des Schwammes eingehen. Es bleiben mir hier noch viele andere Dinge zu erklären übrig, und gerne fügte ich auch einige Gründe hinzu, um meine Meinungen wahrscheinlicher zu machen. Damit aber die Länge dieser Ausführung für Sie weniger langweilig ist, will ich einen Teil davon in die Erfindung einer Fabel kleiden, durch die hindurch die Wahrheit, wie ich hoffe, gleichwohl ausreichend in Erscheinung treten und nicht weniger angenehm anzusehen sein wird, als wenn ich sie ganz nackt hinstellte. 21

30,20

30,28

31,13

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Traité de la Lumière · Chapitre VI

Chapitre VI Description d’un nouveau Monde; & des qualités de la matière dont il est composé 31,22 Permettez

donc pour un peu de temps à votre pensée de sortir hors de ce Monde, pour en venir voir un autre tout nouveau, que je ferai naître en sa présence dans les espaces imaginaires. Les Philosophes nous disent que ces espaces sont infinis; & ils doivent bien en être | crus, puisque ce sont eux-mêmes qui les ont faits. Mais afin que cette infinité ne nous empêche & ne nous embarrasse point, ne tâchons pas d’aller jusqu’au bout; entrons-y seulement si avant, que nous puissions perdre de vue toutes les créatures que Dieu fit-il y a cinq ou six mille ans; & après nous être arrêtés là en quelque lieu déterminé, supposons que Dieu crée de nouveau tout autour de nous tant de matière, que, de quelque côté que notre imagination se puisse étendre, elle n’y aperçoive plus aucun lieu qui soit vide. 32,12 Bien que la mer ne soit pas infinie, ceux qui sont au milieu sur quelque vaisseau, peuvent étendre leur vue, ce semble, à l’infini; & toutefois il y a encore de l’eau au-delà de ce qu’ils voient. Ainsi, encore que notre imagination semble se pouvoir étendre à l’infini, & que cette nouvelle matière ne soit pas supposée être infinie: nous pouvons bien toutefois supposer, qu’elle remplit des espaces beaucoup plus grands que tous ceux que nous aurons imaginé. Et même, afin qu’il n’y ait rien en tout ceci, où vous puissiez trouver à redire, ne permettons pas à notre imagination de s’étendre si loin qu’elle pourrait; mais retenons-la tout à dessein dans un espace déterminé, qui ne soit pas plus grand, par exemple, que la distance qui est depuis la Terre jusqu’aux principales étoiles du Firmament; & supposons que la matière que Dieu aura créée, s’étend bien loin au-delà de tous côtés, jusqu’à une distance indéfinie. Car il y a bien plus d’appa | rence,



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K apitel 6 Beschreibung einer neuen Welt; und über die Qualitäten der Materie, aus der sie zusammengesetzt ist Erlauben Sie also Ihrem Denken für einige Zeit, aus dieser Welt auszutreten, um eine andere, ganz neue anzusehen, die ich in Anwesenheit des Denkens in imaginären Räumen 22 entstehen lassen werde. Die Philosophen sagen uns, daß diese Räume unendlich 23 sind, und das sie müssen wohl geglaubt haben, weil sie selbst es waren, die diese Räume zustande gebracht haben. Damit aber diese Unendlichkeit uns nicht behindert und im Wege steht, versuchen wir gar nicht erst, bis zum Ende [dieser Welt] zu gehen. Treten wir nur so weit in sie ein, daß wir alle Geschöpfe aus dem Blick verlieren können, die Gott vor fünf- oder sechstausend Jahren erzeugt hat, 24 und setzen wir, nachdem wir dort an einem bestimmten Ort angehalten haben, voraus, daß Gott überall um uns herum so viel Materie neu erschafft, daß unsere Anschauung, nach welcher Seite sie sich auch ausdehnen mag, keinen Ort wahrnimmt, der leer ist. Obwohl das Meer nicht unendlich ist, können diejenigen, die sich mitten auf ihm auf einem Schiff befinden, ihren Blick, wie es scheint, ins Unendliche ausdehnen; und gleichwohl gibt es auch jenseits des Wassers, das sie sehen, immer noch welches. Genauso können wir, obwohl unsere Anschauung sich ins Unendliche ausdehnen zu können scheint und diese neue Materie nicht als unendlich vorausgesetzt wird, gleichwohl gut voraussetzen, daß sie sehr viel größere Räume füllt als diejenigen, die wir uns vorstellen werden. Damit es nun bei all dem nichts gibt, woran Sie etwas auszusetzen haben, erlauben wir unserer Anschauung sogar noch nicht einmal, sich so weit auszudehnen, wie sie könnte. Halten wir sie mit Absicht in einem bestimmten Raum fest, der nicht größer ist als, zum Beispiel, der Abstand von der Erde bis zu den Hauptsternen des Firmaments, und setzen wir voraus, daß die Materie, die Gott erschaffen haben wird, sich sehr weit darüber hinaus nach allen Seiten bis in einen unbestimmten Abstand ausdehnt. Denn es spricht sehr viel

31,22

32,12

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Traité de la Lumière · Chapitre VI

& nous avons bien mieux le pouvoir, de prescrire des bornes à l’action de notre pensée, que non pas aux œuvres de Dieu. 33,4 Or puisque nous prenons la liberté de feindre cette matière à notre fantaisie, attribuons-lui, s’il vous plaît, une nature en laquelle il n’y ait rien du tout que chacun ne puisse connaître aussi parfaitement qu’il est possible. Et pour cet effet, supposons expressément qu’elle n’a point la forme de la Terre, ni du Feu, ni de l’Air, ni aucune autre plus particulière, comme du bois, d’une pierre, ou d’un métal, non plus que les qualités d’être chaude ou froide, sèche ou humide, légère ou pesante, ou d’avoir quelque goût, ou odeur, ou son, ou couleur, ou lumière, ou autre semblable, en la nature de laquelle on puisse dire qu’il y ait quelque chose qui ne soit pas évidemment connu de tout le monde. 33,18 Et ne pensons pas aussi d’autre côté qu’elle soit cette Matière première des Philosophes, qu’on a si bien dépouillée des toutes ses Formes & Qualités, qu’il n’y est rien demeuré de reste, qui puisse être clairement entendu. Mais concevons-la comme un vrai corps, parfaitement solide, qui remplit également toutes les longueurs, largeurs, & profondeurs, de ce grand espace au milieu duquel nous avons arrêté notre pensée; en sorte que chacune des ses parties occupe toujours une partie de cet espace, tellement proportionnée à sa grandeur, qu’elle n’en saurait remplir une plus grande, ni se resserrer en une moindre, ni souffrir que, pendant qu’elle y demeure, quelque autre y trouve place. 34,1 Ajoutons à cela, que cette matière peut être divisée en toutes les parties & selon toutes les figures que nous pouvons imaginer; & que chacune de ses parties est capable de recevoir en soi tous les mouvements que nous pouvons aussi concevoir. Et supposons de plus, que Dieu la divise véritablement en plusieurs telles parties, les unes plus grosses, les autres plus petites; les unes d’une figure, les autres d’une autre, telles qu’il nous plaira de les feindre. Non pas qu’il les sépare pour cela l’une de l’autre, en sorte qu’il y ait quelque vide entre deux: mais pensons que toute la distinction qu’il y met, consiste dans la



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mehr dafür, und wir haben viel mehr Macht, der Aktion unseres Denkens Grenzen vorzuschreiben als den Werken Gottes. 25 Nun, da wir uns die Freiheit nehmen, uns diese Materie nach unserer Phantasie zu fingieren, sprechen wir ihr, wenn es Ihnen gefällt, eine Natur zu, in der es überhaupt nichts gibt, was nicht jeder so vollkommen erkennen kann, wie es möglich ist. Zu diesem Zweck setzen wir ausdrücklich voraus, daß sie weder die Form der Erde noch des Feuers, noch der Luft, noch irgend­ eine besondere andere wie die von Holz, von Stein oder eines Metalls und ebensowenig die Qualitäten hat, warm oder kalt, trocken oder feucht, leicht oder schwer zu sein oder ir­gend­ einen Geschmack, Duft, Klang, Farbe oder Licht oder etwas ähnliches zu haben, von dessen Natur man sagen könnte, daß es etwas in ihr gebe, das nicht allen evident bekannt sei. Denken wir auf der anderen Seite aber auch nicht, daß sie jene Erste Materie der Philosophen sei, die man so gut aller Formen und Qualitäten entkleidet hat, daß nichts an ihr als Rest geblieben ist, was klar eingesehen werden kann. Sondern fassen wir sie als wahren Körper auf, vollkommen massiv, der gleichmäßig alle Längen, Breiten und Tiefen des großen Raumes füllt, in dessen Mitte wir unser Denken angehalten haben. Somit nimmt jedes einzelne ihrer Teile immer einen Teil dieses Raumes ein, der solchermaßen seiner Größe angepaßt ist, daß er weder einen größeren füllen oder sich in einen kleineren zusammenziehen noch zulassen könnte, daß ein anderer dort Platz findet, während er dort bleibt. Fügen wir dem hinzu, daß diese Materie in so viele Teile und Gestalten geteilt werden kann, wie wir uns vorstellen können, und daß jeder ihrer Teile imstande ist, alle Bewegungen in sich aufzunehmen, die wir auffassen können. Setzen wir zudem voraus, daß Gott sie wirklich in etliche solcher Teile teilt, die einen dicker, die anderen kleiner, die einen mit der einen Gestalt, die anderen mit einer anderen, so wie es uns gefallen wird, sie zu fingieren. Nicht daß er sie deswegen voneinander trennt, so daß es irgendein Vakuum zwischen ihnen gäbe. Sondern denken wir, daß der gesamte von ihm in sie gelegte Unter-

33,4

33,18

34,1

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diversité des mouvements qu’il leur donne, faisant que, dès le premier instant qu’elles sont créées, les unes commencent à se mouvoir d’un côté, les autres d’un autre; les unes plus vite, les autres plus lentement (ou même, si vous voulez, point du tout), & qu’elles continuent par après leur mouvement suivant les lois ordinaires de la Nature. Car Dieu a si merveilleusement établi ces Lois, qu’encore que nous supposions qu’il ne crée rien de plus que ce j’ai dit, & même qu’il ne mette en ceci aucun ordre ni proportion, mais qu’il en compose un Chaos, le plus confus & le plus embrouillé que les Poètes puissent décrire: elles sont suffisantes pour faire que les parties de ce Chaos se démêlent d’elles-mêmes, & se disposent en si bon ordre, qu’elles auront la forme | d’un Monde très parfait, & dans lequel on pourra voir non seulement de la Lumière, mais aussi toutes les autres choses, tant générales que particulières, qui paraissent dans ce vrai Monde. 35,5 Mais avant que j’explique ceci plus au long, arrêtez-vous encore un peu à considérer ce Chaos, & remarquez qu’il ne contient aucune chose, qui ne vous soit si parfaitement connue, que vous ne sauriez pas même feindre de l’ignorer. Car, pour les qualités que j’y ai mises, si vous y avez pris garde, je les ai seulement supposées telles que vous les pouviez imaginer. Et pour la matière dont je l’ai composé, il n’y a rien de plus simple, ni de plus facile à connaître dans les créatures inanimées; & son idée est tellement comprise en toutes celles que notre imagination peut former, qu’il faut nécessairement que vous la conceviez, ou que vous n’imaginez jamais aucune chose. 35,18 Toutefois, parce que les Philosophes sont si subtiles, qu’ils savent trouver des difficultés dans les choses qui semblent extrêmement claires aux autres hommes; & que le souvenir de leur Matière première, qu’ils savent être assez malaisé à concevoir, les pourrait divertir de la connaissance de celle dont je



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schied in der Verschiedenheit der Bewegungen besteht, die er ihnen verleiht, indem er veranlaßt, daß vom ersten Augenblick an, in dem sie erschaffen sind, die einen beginnen, sich zu einer Seite zu bewegen, und die anderen zu einer anderen, die einen schneller, die anderen langsamer (oder sogar, wenn Sie wollen, überhaupt nicht), und daß sie danach ihre Bewegung den gewöhnlichen Gesetzen der Natur gemäß fortsetzen. Denn Gott hat diese Gesetze so wundervoll eingerichtet, daß auch dann, wenn wir voraussetzen, daß er nichts über das hinaus erschafft, was ich gesagt habe, und er weder irgendeine Ordnung noch Verhältnismäßigkeit in es legt, sondern nur das wirrste und heilloseste Chaos bildet, das die Dichter beschreiben können, diese Gesetze ausreichen, die Teile dieses Chaos sich von selbst entwirren und die Disposition einer so guten Ordnung erlangen zu lassen, daß sie die Form einer sehr vollkommenen Welt haben werden, 26 in der man nicht nur Licht, sondern auch alle anderen Dinge sehen wird, sowohl allgemeine wie besondere, die in dieser wahren Welt in Erscheinung treten. Aber bevor ich dies des längeren erkläre, halten Sie sich wiederum ein wenig damit auf, dieses Chaos zu betrachten, und bemerken Sie, daß es nichts enthält, was Ihnen nicht so vollkommen bekannt ist, daß Sie noch nicht einmal fingieren könnten, es sei Ihnen unbekannt. Denn was die Qualitäten betrifft, die ich in es gelegt habe, so habe ich sie, wenn Sie dem Beachtung geschenkt haben, nur so vorausgesetzt, daß Sie sie sich vorstellen konnten. Und was die Materie betrifft, aus der ich sie zusammengesetzt habe, so gibt es in den unbelebten Kreaturen nichts, was einfacher oder leichter zu erkennen wäre, und ihre Idee ist in all den Ideen, die unsere Anschauung formen kann, solchermaßen enthalten, daß Sie sie notwendig verstehen; denn sonst können Sie sich niemals irgend etwas vorstellen. Jedoch sind die Philosophen so spitzfindig, daß sie Schwierigkeiten in Dingen zu finden wissen, die anderen Menschen äußerst klar zu sein scheinen, und die Erinnerung an ihre Erste Materie, von der sie wissen, daß sie ziemlich schwer aufzufassen ist, könnte sie von der Erkenntnis der Materie ablenken,

33,5

35,18

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Traité de la Lumière · Chapitre VI

parle: il faut que je leur dise en cet endroit, que, si je ne me trompe, toute la difficulté qu’ils éprouvent en la leur, ne vient que de ce qu’ils la veulent distinguer de sa propre quantité & de son étendue extérieure, c’est-à-dire de la propriété qu’elle a d’occuper de l’espace. En quoi toutefois je veux bien qu’ils croient avoir raison, car je n’ai pas dessein de m’arrêter à | les contredire. Mais ils ne doivent pas aussi trouver étrange, si je suppose que la quantité de la matière que j’ai décrite, ne diffère non plus de sa substance, que le nombre fait des choses nombrées; & si je conçois son étendue, ou la propriété qu’elle a d’occuper de l’espace, non point comme un accident, mais comme sa vraie Forme & son Essence: car ils ne sauraient nier qu’elle ne soit très facile à concevoir en cette sorte. Et mon dessein n’est pas d’expliquer, comme eux, les choses qui sont en effet dans le vrai monde; mais seulement d’en feindre un à plaisir, dans lequel il n’y ait rien que les plus grossiers esprits ne soient capables de concevoir, & qui puisse toutefois être créé tout de même que je l’aurai feint. 36,15 Si j’y mettais la moindre chose qui fût obscure, il se pourrait faire que, parmi cette obscurité, il y aurait quelque répugnance cachée, dont je ne me serais pas aperçu, & ainsi que, sans y penser, je supposerais une chose impossible; au lieu que, pouvant distinctement imaginer tout ce que j’y mets, il est certain qu’encore qu’il n’y eût rien de tel dans l’ancien monde, Dieu le peut toutefois créer dans un nouveau: car il est certain qu’il peut créer toutes les choses que nous pouvons imaginer.



Abhandlung über das Licht · Kapitel 6

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über die ich spreche. Ich muß diesen Philosophen deshalb an dieser Stelle sagen, daß, wenn ich mich nicht täusche, die gesamte Schwierigkeit, die ihnen ihre Materie bereitet, nur daher kommt, daß sie sie von ihrer eigenen Quantität und ihrer äuße­ren Ausdehnung unterscheiden wollen, das heißt von ihrer Eigenschaft, Raum einzunehmen. 27 Indessen habe ich nichts dagegen, wenn sie meinen, damit recht zu haben, denn ich habe nicht die Absicht, mich damit aufzuhalten, ihnen zu widersprechen. Aber sie dürfen es auch nicht befremdlich finden, wenn ich voraussetze, daß die Quantität der von mir beschriebenen Materie sich von ihrer Substanz nicht mehr unterscheidet als die Zahl von den gezählten Dingen, und wenn ich ihre Ausdehnung oder ihre Eigenschaft, Raum einzunehmen, gar nicht als Akzidenz, sondern als ihre wahre Form und ihr Wesen auffasse: Denn sie könnten nicht bestreiten, daß sie auf diese Art sehr leicht aufzufassen ist. Ich habe aber anders als sie gar nicht die Absicht, die Dinge zu erklären, die es tatsächlich auf der wahren Welt gibt, sondern nur eine nach Belieben zu fingieren, in der es nichts gibt, das aufzufassen nicht auch die gröbsten Geister imstande sind, und die dennoch genau so, wie ich sie fingiert haben werde, erschaffen sein kann. Wenn ich in sie nur das Geringste legte, das dunkel wäre, könnte es passieren, daß es in dieser Dunkelheit ir­gend­einen verborgenen Widerspruch gäbe, den ich nicht wahrgenommen hätte, und ich so, ohne daran zu denken, etwas Unmögliches voraussetzte. Da ich mir hingegen alles deutlich vorstellen kann, was ich in sie lege, ist es gewiß, daß, auch wenn es nichts dergleichen in der alten Welt schon gab, Gott es gleichwohl in einer neuen erschaffen kann: Denn es ist gewiß, daß er alle Dinge erschaffen kann, die wir uns vorstellen können.

36,15

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Traité de la Lumière · Chapitre VII

Chapitre VII Des lois de la Nature de ce nouveau Monde 36,25 Mais je ne veux pas différer plus longtemps à vous dire, par quel

moyen la Nature seule pourra démêler la confusion du Chaos dont j’ai parlé, & quelles sont les Lois que Dieu lui à imposées. 36,29 Sachez donc, premièrement, que par la Nature je  | n’entends point ici quelque Déesse, ou quelque autre sorte de puissance imaginaire; mais que je me sers de ce mot, pour signifier la Matière même, en tant que je la considère avec toutes les qualités que je lui ai attribuées, comprises toutes ensemble, & sous cette condition que Dieu continue de la conserver en la même façon qu’il l’a créée. Car de cela seul, qu’il continue ainsi de la conserver, il suit, de nécessité, qu’il doit y avoir plusieurs changements en ses parties, lesquels ne pouvant, ce me semble, être proprement attribués à l’action de Dieu, parce qu’elle ne change point, je les attribue à la Nature; & les règles suivant lesquelles se font ces changements, je les nomme les Lois de la Nature. 37,15 Pour mieux entendre ceci, souvenez-vous qu’entre les qualités de la matière, nous avons supposé que ses parties avaient eu divers mouvements dès le commencement qu’elles ont été créées; & outre cela, qu’elles s’entretouchaient toutes de tous côtés, sans qu’il y eût aucun vide entre deux. D’où il suit, de nécessité, que dès lors, en commençant à se mouvoir, elles ont commencé aussi à changer & diversifier leurs mouvements par la rencontre l’une de l’autre; & ainsi que, si Dieu les conserve par après en la même façon qu’il les a créées, il ne les conserve pas au même état: c’est-à-dire que, Dieu agissant toujours de même, & par conséquent produisant toujours le même effet en substance, il se trouve, comme par accident, plusieurs | diversités en cet effet. Et il est facile à croire que Dieu, qui, comme chacun doit savoir, est immuable, agit toujours de même façon.



Abhandlung über das Licht · Kapitel 7

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K apitel 7 Über die Gesetze der Natur dieser neuen Welt Aber ich will es nicht länger hinausschieben, Ihnen zu sagen, durch welches Mittel allein die Natur die Verworrenheit des Chaos, über das ich gesprochen habe, wird entwirren können und welches die Gesetze sind, die Gott ihr auferlegt hat. Sie sollen also erstens wissen, daß ich unter Natur hier überhaupt nicht irgendeine Göttin oder irgendeine andere Art imaginärer Macht verstehe. Statt dessen bediene ich mich dieses Wortes, um die Materie selbst zu bezeichnen, insofern ich sie mit sämtlichen in ihr enthaltenen Qualitäten betrachte, die ich ihr zugesprochen habe, und sie unter der Bedingung steht, daß Gott fortfährt, sie in derselben Weise zu erhalten, in der er sie erschaffen hat. Denn allein daraus, daß er so fortfährt, sie zu erhalten, folgt mit Notwendigkeit, daß es in ihren Teilen etliche Veränderungen geben muß, die, wie mir scheint, nicht eigentlich der Aktion Gottes zugesprochen werden können, weil sie sich überhaupt nicht verändert, und die ich deshalb der Natur zuspreche. Die Regeln, denen gemäß sich diese Veränderungen vollziehen, nenne ich die Gesetze der Natur. Um das besser einzusehen, erinnern Sie sich, daß wir als eine der Qualitäten der Materie vorausgesetzt haben, daß ihre Teile von Beginn an, als sie erschaffen wurden, verschiedene Bewegungen gehabt hatten, und sich außerdem alle an allen Seiten berührten, ohne daß es zwischen ihnen irgendein Vakuum gab. Daraus folgt mit Notwendigkeit, daß sie, als sie sich zu bewegen begannen, auch begonnen haben, ihre Bewegungen durch das gegenseitige Auftreffen zu verändern und umzugestalten. Wenn Gott sie also später in derselben Weise erhält, in der er sie erschaffen hat, erhält er sie nicht in demselben Zustand. Das heißt: Da Gott immer gleich handelt und folglich in einer Substanz immer dieselbe Wirkung produziert, finden sich in dieser Wirkung mehrere Verschiedenheiten gewisser­maßen als Akzidenz. Nun ist es leicht zu glauben, daß Gott, der, wie jeder wissen muß, unveränderlich ist, immer in derselben Weise han-

36,25

36,29

37,15

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Traité de la Lumière · Chapitre VII

Mais, sans m’engager plus avant dans ces considérations Métaphysiques, je mettrai ici deux ou trois des principales règles, suivant lesquelles il faut penser que Dieu fait agir la Nature de ce nouveau Monde, & qui suffiront, comme je crois, pour vous faire connaître toutes les autres. 38,9 La première est: Que chaque partie de la matière, en particulier, continue toujours d’être en un même état, pendant que la rencontre des autres ne la contraint point de le changer. C’està-dire que: si elle a quelque grosseur, elle ne deviendra jamais plus petite, sinon que les autres la divisent; si elle est ronde ou carrée, elle ne changera jamais cette figure, sans que les autres l’y contraignent; si elle est arrêtée en quelque lieu, elle n’en partira jamais, que les autres ne l’en chassent; & si elle a une fois commencé à se mouvoir, elle continuera toujours avec une égale force, jusqu’à ce que les autres l’arrêtent ou la retardent. 38,22 Il n’y a personne qui ne croie que cette même Règle s’observe dans l’ancien Monde, touchant la grosseur, la figure, le repos, & mille autres choses semblables; mais les Philosophes en ont excepté le Mouvement, qui est pourtant la chose que je désire le plus expressément y comprendre. Et ne pensez pas pour cela que j’aie dessein de les contredire: le mouvement  | dont ils parlent, est si fort différent de celui que j’y conçois, qu’il se peut aisément faire, que ce qui est vrai de l’un, ne le soit pas de l’autre. 39,4 Ils avouent eux-mêmes que la nature du leur est fort peu connue; & pour la rendre en quelque façon intelligible, ils ne l’ont encore su expliquer plus clairement qu’en ces termes: Motus est actus entis in potentia, prout in potentia est, lesquels sont pour moi si obscurs, que je suis contraint de les laisser ici en leur langue, parce que je ne les saurais interpréter. (Et en effet ces mots: le mouvement est l’acte d’un Être en puissance, en tant qu’il est en puissance, ne sont pas plus clairs, pour être Français.) Mais, au contraire, la nature du mouvement duquel j’entends ici parler,



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delt. Aber ohne mich weiter auf solche metaphysischen Betrachtungen einzulassen, werde ich hier zwei oder drei Hauptregeln bringen, denen gemäß Gott, wie zu denken ist, die Natur dieser neuen Welt tätig sein läßt, und die, wie ich glaube, ausreichen, um Sie alle anderen Regeln erkennen zu lassen. 28 Die erste ist: Jedes einzelne Teil der Materie im besonderen bleibt immer in demselben Zustand, solange nicht das Auftreffen der anderen es zwingt, ihn zu verändern. Das heißt: Wenn es irgendeine Dicke hat, wird sie niemals geringer werden, wenn nicht die anderen es teilen; wenn es rund oder viereckig ist, wird es niemals diese Gestalt verändern, ohne daß die anderen es dazu zwingen; wenn es an irgendeinem Ort stillsteht, wird es niemals von dort weggehen, wenn nicht die anderen es vertreiben; und wenn es einmal angefangen hat sich zu bewegen, wird es immer mit einer gleichen Kraft damit fortfahren, bis die anderen es anhalten oder verlangsamen. Es gibt niemanden, der nicht glaubt, daß in der alten Welt dieselbe Regel bezüglich der Dicke, der Gestalt, der Ruhe und tausend anderen ähnlichen Dingen befolgt wird. Aber die Philosophen haben von ihr die Bewegung ausgenommen, die doch das­jenige ist, was ich mir am ausdrücklichsten darin enthalten wünsche. Denken Sie deswegen nicht, ich hätte die Absicht, ihnen zu widersprechen: Die Bewegung, von der sie sprechen, unterscheidet sich so sehr von der Bewegung, wie ich sie auffasse, daß es leicht passieren kann, daß das, was für die eine wahr ist, es für die andere nicht ist. Die Philosophen selbst räumen ein, daß die Natur ihrer Bewegung nur sehr wenig erkannt ist; und um sie in irgendeiner Weise verständlich zu machen, wußten sie sie wiederum nur mit diesen Ausdrücken zu erklären: Motus est actus entis in potentia, prout in potentia est, die für mich so dunkel sind, daß ich mich gezwungen sehe, sie hier in ihrer Sprache zu belassen, weil ich sie nicht zu deuten wüßte. (Und tatsächlich sind diese Worte: Bewegung ist der Akt eines Seienden der Möglichkeit nach, insofern es der Möglichkeit nach ist nicht schon deshalb klarer, weil sie deutsch sind.)29 Aber umgekehrt ist die Natur

38,9

38,22

39,4

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est si facile à connaître, que les Géomètres mêmes, qui entre tous les hommes se sont le plus étudié à concevoir bien distinctement les choses qu’ils ont considérées, l’ont jugée plus simple & plus intelligible que celle de leurs superficies, & de leur lignes: ainsi qu’il paraît, en ce qu’ils ont expliqué la ligne par le mouvement d’un point, & la superficie par celui d’une ligne. 39,23 Les Philosophes supposent aussi plusieurs mouvements, qu’ils pensent pouvoir être faits sans qu’aucun corps change de place, comme ceux qu’ils appellent, Motus ad formam, motus ad calorem, motus ad quantitatem (mouvement à la forme, mouvement à la chaleur, mouvement à la quantité), & mille autres. Et moi, je  | n’en connais aucun, que celui qui est plus aisé à concevoir que les lignes des Géomètres: qui fait que les corps passent d’un lieu en un autre, & occupent successivement tous les espaces qui sont entre deux. 40,6 Outre cela, ils attribuent au moindre de ces mouvements un être beaucoup plus solide & plus véritable qu’ils ne sont au repos, lequel ils disent n’en être que la privation. Et moi, je conçois que le repos est aussi bien une qualité, qui doit être attribué à la matière, pendant qu’elle demeure en une place, comme le mouvement en est une qui lui est attribuée, pendant qu’elle en change. 40,14 Enfin le mouvement dont ils parlent, est d’une nature si étrange, qu’au lieu que toutes les autres choses ont pour fin leur perfection, & ne tâchent qu’à se conserver, il n’a point d’autre fin ni d’autre but que le repos; &, contre toutes les Lois de la Nature, il tâche soi-même à se détruire. Mais, au contraire, celui que je suppose, suit les mêmes Lois de la Nature, que font généralement toutes les dispositions & toutes les qualités qui se trouvent en la matière: aussi bien celles que les Doctes appellent, Modos & entia rationis cum fundamento in re (des modes & des êtres de raison avec fondement dans la chose), comme Qualitates



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der Bewegung, über die zu sprechen ich hier vorhabe, so leicht zu erkennen, daß selbst die Geometriker, die sich von allen Menschen am meisten bemühen, die Dinge, die sie betrachten, sehr deutlich aufzufassen, sie als einfacher und verständlicher beurteilt haben als ihre Oberflächen und ihre Linien – was daran in Erscheinung tritt, daß sie die Linie durch die Bewegung eines Punktes und die Oberfläche durch die einer Linie erklärt haben. Die Philosophen setzen auch mehrere Bewegungen voraus, von denen sie denken, sie könnten sich vollziehen ohne daß irgendein Körper seinen Platz verändert, wie etwa jene, die sie Motus ad formam, motus ad calorem, motus ad quantitatem nennen (Bewegung zur Form, Bewegung zur Wärme, Bewegung zur Quantität) und tausend andere. Ich hingegen kenne davon keine außer derjenigen, die leichter aufzufassen ist als die Linien der Geometriker, nämlich die, die Körper von einem Ort zu einem anderen übergehen und nacheinander alle zwischen den beiden liegenden Räume einnehmen läßt. 30 Darüber hinaus sprechen die Philosophen der geringsten dieser Bewegungen ein massiveres und wirklicheres Sein zu als der Ruhe, von der sie sagen, sie sei nur eine Privation. Ich hingegen fasse auch die Ruhe als eine Qualität auf, die der Materie zugesprochen werden muß, während sie an einem Platz bleibt, genauso wie die Bewegung eine Qualität ist, die ihr zugesprochen wird, während sie ihn verändert. 31 Schließlich hat die Bewegung, über die sie sprechen, eine so befremdliche Natur, daß sie kein anderes Ende und kein anderes Ziel hat als die Ruhe und sie gegen alle Gesetze der Natur versucht, sich selbst zu zerstören – wohingegen alle anderen Dinge als Ende ihre Vervollkommnung haben und versuchen, sich zu erhalten. Umgekehrt folgt die Bewegung, die ich voraussetze, denselben Gesetzen der Natur wie im allgemeinen alle Dispositionen und alle Qualitäten, die sich in der Materie finden, eingeschlossen diejenigen, die die Gelehrten Modos & entia rationis cum fundamento in re (Modi und Seiende in der Vernunft mit Fundament im Ding), wie auch die Qualitates

39,23

40,6

40,14

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reales (leur qualités réelles), dans lesquelles je confesse ingénument ne trouver pas plus de réalité que dans les autres. 41,1 Je suppose pour seconde Règle: Que, quand un corps en pousse un autre, il ne saurait lui donner aucun mouvement, qu’il n’en perde en même temps autant du sien; ni lui en ôter, que le sien ne s’augmente d’autant. Cette Règle, jointe avec la précédente, se rapporte fort bien à toutes les expériences, dans lesquelles nous voyons qu’un corps commence ou cesse de se mouvoir, parce qu’il est poussé ou arrêté par quelque autre. Car, ayant supposé la précédente, nous sommes exempts de la peine où se trouvent les Doctes, quand ils veulent rendre raison de ce qu’une pierre continue de se mouvoir quelque temps après être hors de la main de celui qui l’a jetée: car on nous doit plutôt demander, pourquoi elle ne continue pas toujours de se mouvoir? Mais la raison est facile à rendre. Car qui est-ce qui peut nier que l’air, dans lequel elle se remue, ne lui fasse quelque résistance? On l’entend siffler lorsqu’elle le divise; & si l’on remue dedans un éventail, ou quelque autre corps fort léger & fort étendu, on pourra même sentir, au poids de la main, qu’il en empêche le mouvement, bien loin de le continuer, ainsi que quelques-uns ont voulu dire. Mais si l’on manque d’expliquer l’effet de sa résistance suivant notre seconde Règle, & que l’on pense que, plus un corps peut résister, plus il soit capable d’arrêter le mouvement des autres, ainsi que peut-être d’abord on se pourrait persuader: on aura derechef bien de la peine à rendre raison, pourquoi le mouve | ment de cette pierre s’amortit plutôt en rencontrant un corps mol, & dont la résistance est médiocre, qu’il ne fait, lorsqu’elle en rencontre un plus dur, & qui lui résiste davantage? comme aussi pourquoi, sitôt qu’elle a fait un peu d’effort contre ce dernier, elle retourne incontinent comme sur ses pas, plutôt que de s’arrêter ni d’interrompre son



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­reales (ihre realen Qualitäten), in denen ich offen gestanden nicht mehr Realität finde als in den anderen. 32 Ich setze als zweite Regel voraus: Wenn ein Körper einen anderen stößt, kann er ihm nur dann Bewegung verleihen, wenn er dabei gleichzeitig ebensoviel von der seinigen verliert, und er kann ihm nur welche nehmen, wenn sich die seinige um ebensoviel steigert. Diese Regel paßt verbunden mit der vorangegangenen sehr gut mit allen Erfahrungen zusammen, in denen wir sehen, daß ein Körper sich zu bewegen beginnt oder aufhört, weil er durch ir­gend­einen anderen gestoßen oder angehalten wird. Denn wir sind, die vorangegangene Regel vorausgesetzt, der Mühe entledigt, in der die Gelehrten sich befinden, wenn sie einen Grund dafür angeben wollen, weshalb ein Stein einige Zeit zu bewegen fortfährt, nachdem er die Hand des­jeni­ gen verlassen hat, der ihn geworfen hat: Denn man muß uns vielmehr fragen, weshalb er nicht immer fortfährt, sich zu bewegen? Der Grund dafür aber ist leicht anzugeben. Denn wer kann bestreiten, daß ihm die Luft, in der er sich fortbewegt, einen gewissen Widerstand entgegenbringt? Man hört sie pfeifen, wenn er sie teilt; und wenn man einen Fächer oder ir­gend­ einen anderen sehr leichten und sehr ausgedehnten Körper in ihr in Bewegung setzt, wird man am Gewicht der Hand sogar empfinden können, daß die Luft die Bewegung hemmt, weit entfernt davon, sie zu befördern, wie einige haben sagen wollen. 33 Versäumt man es aber, die Wirkung ihres Widerstandes gemäß unserer zweiten Regel zu erklären, und denkt man, daß ein Körper, je mehr Widerstand er leisten kann, desto mehr imstande sei, die Bewegung der anderen anzuhalten, wie man sich vielleicht zuerst einreden könnte: dann wird man wiederum Mühe haben, einen Grund anzugeben, weshalb die Bewegung dieses Steines eher aufgehoben wird, wenn er auf einen weichen Körper trifft, dessen Widerstand mittelmäßig ist, als wenn er auf einen härteren trifft, der ihm mehr Widerstand leistet. Und genauso, weshalb der Körper, sobald er ein wenig Druck auf diesen letzteren ausgeübt hat, sogleich eher wie auf dem Fuße umkehrt, als anzuhalten oder seine Bewegung aus seinem An-

41,1

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mouvement pour son sujet? Au lieu que, supposant cette Règle, il n’y a point du tout en ceci de difficulté: car elle nous apprend que le mouvement d’un corps n’est pas retardé par la rencontre d’un autre à proportion de ce que celui-ci résiste, mais seulement à proportion de ce que sa résistance en est surmontée, & qu’en lui obéissant, il reçoit en soi la force de se mouvoir que l’autre quitte. 42,16 Or, encore qu’en la plupart des mouvements que nous voyons dans le vrai Monde, nous ne puissions pas apercevoir que les corps qui commencent ou cessent de se mouvoir, soient poussés ou arrêtés par quelques autres: nous n’avons pas pour cela occasion de juger, que ces deux Règles n’y soient pas exactement observées. Car il est certain que ces corps peuvent souvent recevoir leur agitation des deux Éléments de l’Air & du Feu, qui se trouvent toujours parmi eux, sans y pouvoir être sentis, ainsi qu’il a tantôt été dit, ou même de l’Air plus grossier, qui ne peut non plus être senti; & qu’ils peuvent la transférer, tantôt à cet Air plus grossier, & tantôt à toute la masse de la Terre, en laquelle étant dispersée, elle ne peut aussi être aperçue. 43,1 Mais encore que tout ce que nos sens ont jamais expérimenté dans le vrai Monde, semblât manifestement être contraire à ce qui est contenu dans ces deux Règles, la raison qui me les a enseignées, me semble si forte, que je ne laisserais pas de croire être obligé de les supposer dans le nouveau que je vous décris. Car quel fondement plus ferme & plus solide pourrait-on trouver, pour établir une vérité, encore qu’on le voulût choisir à souhait, que de prendre la fermeté même & l’immutabilité qui est en Dieu? 43,11 Or est-il que ces deux Règles suivent manifestement de cela seul, que Dieu est immuable, & qu’agissant toujours de même sorte, il produit toujours le même effet. Car, supposant qu’il a mis certaine quantité de mouvements dans toute la matière en



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laß zu unterbrechen. Setzt man hingegen diese Regel voraus, gibt es darin keinerlei Schwierigkeit, denn sie lehrt uns, daß die Bewegung eines Körpers durch das Auftreffen eines anderen nicht in dem Verhältnis verlangsamt wird, wie dieser ihm Widerstand leistet, sondern nur in dem, wie sein Widerstand dabei überwunden wird und er die Kraft, sich zu bewegen, in sich aufnimmt, die der andere abgibt, indem er der Regel gehorcht. Nun, auch wenn wir bei den meisten Bewegungen, die wir in der wahren Welt sehen, nicht wahrnehmen können, daß die Körper, die beginnen oder aufhören sich zu bewegen, durch irgendwelche anderen gestoßen oder angehalten werden, haben wir deswegen keinen Anlaß, zu urteilen, daß diese zwei Regeln nicht exakt befolgt werden. Denn es ist gewiß, daß diese Körper ihre Erregung oft von den beiden Elementen der Luft und des Feuers erhalten können, die sich immer zwischen ihnen befinden, ohne empfunden zu werden, wie vor kurzem gesagt wurde, oder sogar von der gröberen Luft, die genausowenig empfunden werden kann. Außerdem können sie ihre Erregung mal auf diese gröbere Luft und mal auf die Masse der Erde übertragen, in der sie ebenfalls nicht wahrgenommen werden kann, sobald sie zerstreut ist. Aber obwohl alles, was unsere Sinne jemals in der wahren Welt erfahren haben, offenkundig im Gegensatz zu dem zu stehen schien, was in diesen beiden Regeln enthalten ist, scheint mir der Grund, der sie mir gelehrt hat, so stark zu sein, daß ich nicht umhin konnte, mich verpflichtet zu glauben, sie in der neuen Welt vorauszusetzen, die ich Ihnen beschreibe. Denn welches festere und massivere Fundament könnte man finden, um eine Wahrheit einzurichten, auch wenn man sie nach Wunsch wählen wollte, als die Festigkeit selbst und die Unveränderlichkeit zu nehmen, die in Gott liegt? Nun ist es so, daß diese beiden Regeln offenkundig allein daraus folgen, daß Gott unveränderlich ist und er, da er immer auf dieselbe Weise handelt, immer dieselbe Wirkung produziert. Denn wenn wir voraussetzen, daß er im ersten Augenblick, in dem er sie erschaffen hat, in die gesamte Materie im

42,16

43,1

43,11

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général, dès le premier instant qu’il l’a créée, il faut avouer qu’il y en conserve toujours autant, ou ne pas croire qu’il agisse toujours en même sorte. Et supposant avec cela qu’il dès ce premier instant les diverses parties de la matière, en qui ces mouvements se sont trouvés inégalement dispersés, ont commencé à les retenir, ou à les transférer de l’une à l’autre, selon qu’elles en ont pu avoir la force, il faut nécessairement penser, qu’il leur fait toujours continuer la même chose. Et c’est ce que contiennent ces deux Règles. 43,26 J’ajouterai pour la troisième: Que, lorsqu’un corps se meut, encore que son mouvement se fasse le plus | souvent en ligne courbe, & qu’il ne s’en puisse jamais faire aucun, qui ne soit en quelque façon circulaire, ainsi qu’il a été dit ci-dessus, toutefois chacune de ses parties en particulier tend toujours à continuer le sien en ligne droite. Et ainsi leur action, c’est-à-dire l’inclination qu’elles ont à se mouvoir, est différente de leur mouvement. 44,8 Par exemple, si l’on fait tourner une roue sur son essieu, encore que toutes ses parties aillent en rond, parce qu’étant jointes l’une à l’autre elles ne sauraient aller autrement: toutefois leur inclination est d’aller droit, ainsi qu’il paraît clairement, si par hasard quelqu’une se détache des autres; car aussitôt qu’elle est en liberté, son mouvement cesse d’être circulaire, & se continue en ligne droite. 44,16 De même, quand on fait tourner une pierre dans une fronde, non seulement elle va tout droit aussitôt qu’elle en est sortie; mais de plus, pendant tout le temps qu’elle y est, elle presse le milieu de la fronde, & fait tendre la corde: montrant évidemment par là, qu’elle a toujours inclination d’aller en droite ligne, & qu’elle ne va en rond que par contrainte. 44,23 Cette Règle est appuyée sur le même fondement que les deux autres, & ne dépend que de ce que Dieu conserve chaque chose



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allgemeinen eine gewisse Menge an Bewegungen gelegt hat, müssen wir entweder einräumen, daß er immer ebensoviel davon erhält, oder wir dürfen nicht glauben, daß er immer auf dieselbe Weise handelt. 34 Und wenn wir außerdem voraussetzen, daß sich diese Bewegungen in den verschiedenen Teilen der Materie ungleichmäßig zerstreut gefunden haben und diese Teile vom ersten Augenblick an begonnen haben, ihre Bewegungen dementsprechend, wie sie die Kraft dazu haben konnten, beizubehalten oder sie von dem einen auf das andere zu übertragen, ist es notwendig, zu denken, daß Gott sie immer damit fortfahren läßt. Und das ist es, was diese beiden Regeln enthalten. Ich werde als dritte Regel hinzufügen: Wenn sich ein Körper bewegt, auch wenn seine Bewegung sich meistens in gekrümmter Linie vollzieht und er niemals irgendeine vollziehen kann, die nicht in irgendeiner Weise kreisförmig ist, wie weiter oben gesagt worden ist, strebt gleichwohl jedes einzelne seiner Teile im besonderen, seine Bewegung in gerader Linie fortzusetzen. 35 Und so unterscheidet sich ihre Aktion, das heißt ihre Neigung, sich zu bewegen, von ihrer Bewegung. Zum Beispiel: Wenn man ein Rad sich um seine Achse drehen läßt, gehen zwar alle seine Teile im Kreis, weil sie miteinander verbunden sind und es deshalb gar nicht anders könnten. Gleichwohl haben sie die Neigung, gerade zu gehen, wie klar in Erscheinung tritt, wenn sich durch Zufall eines von ihnen von den anderen ablöst. Denn sobald es in Freiheit ist, hört seine Bewegung auf, kreisförmig zu sein, und setzt sich in gerader Linie fort. Ebenso: Wenn man einen Stein sich in einer Schleuder drehen läßt, geht er nicht nur ganz gerade, sobald er aus ihr ausgetreten ist, sondern er drückt während der gesamten Zeit, in der er in ihr ist, die Mitte der Schleuder und läßt so die Schnur sich spannen. Er zeigt dadurch evident, daß er immer die Neigung besitzt, in gerader Linie zu gehen, und nur durch Zwang im Kreis geht. Diese Regel stützt sich auf dasselbe Fundament wie die beiden anderen und hängt nur davon ab, daß Gott jedes Ding

43,26

44,8

44,16

44,23

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par une action continue, & par conséquent, qu’il ne la conserve point telle qu’elle peut avoir été quelque temps auparavant, mais précisément telle qu’elle est au même instant qu’il la conserve. Or est-il que, de tous les mouvements, il n’y a que|le droit, qui soit entièrement simple, & dont toute la nature soit comprise en un instant. Car, pour le concevoir, il suffit de penser qu’un corps est en action pour se mouvoir vers un certain côté, ce qui se trouve en chacun des instants qui peuvent être déterminés pendant le temps qu’il se meut. Au lieu que, pour concevoir le mouvement circulaire, ou quelque autre que ce puisse être, il faut au moins considérer deux de ses instants, ou plutôt deux de ses parties, & le rapport qui est entre elles. 45,11 Mais afin que les Philosophes, ou plutôt les Sophistes, ne prennent pas ici occasion d’exercer leurs subtilités superflues, remarquez que je ne dis pas, pour cela, que le mouvement droit se puisse faire en un instant; mais seulement, que tout ce qui est requis pour le produire, se trouve dans les corps en chaque instant qui puisse être déterminé pendant qu’ils se meuvent, & non pas tout ce qui est requis pour produire le circulaire. 45,20 Comme, par exemple, si une pierre se meut dans une fronde, suivant le cercle marqué AB, & que vous la considériez précisément telle qu’elle est à l’instant qu’elle arrive au point A , vous trouvez bien qu’elle est en action pour se mouvoir, car elle ne s’y arrête pas, & pour se mouvoir vers un certain côté, à savoir vers C , car c’est vers là que son action est déterminée en | cet instant; mais vous n’y sauriez rien trouver, qui fasse Fig. 1 que son mouvement soit circu­



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durch eine fortgesetzte Aktion erhält und folglich überhaupt nicht so, wie es einige Zeit zuvor gewesen sein mag, sondern präzise so, wie es in dem Augenblick ist, in dem er es erhält. Nun ist es so, daß von allen Bewegungen nur die gerade völlig einfach und ihre ganze Natur in einem Augenblick enthalten ist. Denn um sie aufzufassen, reicht es aus, zu denken, daß ein Körper sich in der Aktion befindet, sich zu einer gewissen Seite zu bewegen, was sich in jedem einzelnen der Augenblicke finden läßt, die sich während der Zeit bestimmen lassen, in der er sich bewegt. Hingegen sind, um die kreisförmige Bewegung, oder welche andere es sonst sein mag, aufzufassen, zumindest zwei ihrer Augenblicke zu betrachten, oder vielmehr zwei ihrer Teile und die Beziehung zwischen ihnen. Aber damit die Philosophen, oder vielmehr die Sophisten, dies nicht zum Anlaß nehmen, sich in ihren überflüssigen Subtilitäten zu üben, bemerken Sie bitte, daß ich nicht sage, daß sich deswegen die gerade Bewegung in einem Augenblick vollziehen kann, sondern nur, daß alles, was erforderlich ist, um sie zu produzieren, sich in ihnen in jedem einzelnen Augenblick findet, der sich bestimmen läßt, während die Körper sich bewegen, aber nicht alles, was erforderlich ist, um die kreisförmige zu produzieren. Zum Beispiel: Wenn sich ein Stein in einer Schleuder dem mit AB markierten Kreis folgend bewegt und Sie ihn präzise so betrachten, wie er in dem Augenblick ist, wenn er am Punkt A ankommt, finden Sie doch wohl, daß er sich in der Aktion befindet, sich zu bewegen – denn er steht dort nicht still –, und zwar zu einer gewissen Seite, nämlich nach C – denn es ist dorthin, wohin seine Aktion in diesem Augenblick bestimmt ist–; aber Sie könnten nichts finden, was Abb. 1 seine Bewegung kreisförmig

45,11

45,20

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Traité de la Lumière · Chapitre VII

laire. Si bien que, supposant qu’elle commence pour lors à sortir de la fronde, & que Dieu continue de la conserver telle qu’elle est en ce moment, il est certain qu’il ne la conservera point avec l’inclination d’aller circulairement suivant la ligne AB , mais avec celle d’aller tout droit vers le point C . 46,9 Donc suivant cette Règle, il faut dire que Dieu seul est l’Auteur de tous les mouvements qui sont au monde, en tant qu’ils sont, & en tant qu’ils sont droits; mais que ce sont les diverses dispositions de la matière, qui les rendent irréguliers & courbés. Ainsi que les Théologiens nous apprennent, que Dieu est aussi l’Auteur de toutes nos actions, en tant qu’elles sont, | & en tant qu’elles ont quelque bonté; mais que ce sont les diverses dispositions de nos volontés, qui les peuvent rendre vicieuses. 47,4 Je pourrais mettre encore ici plusieurs règles, pour déterminer, en particulier, quand, & comment, & de combien, le mouvement de chaque corps peut être détourné, & augmenté ou diminué, par la rencontre des autres; ce qui comprend sommairement tous les effets de la Nature. Mais je me contenterai de vous avertir, qu’outre les trois lois que j’ai expliquées, je n’en veux point supposer d’autres, que celles qui suivent infailliblement de ces vérités éternelles, sur qui les Mathématiciens ont accoutumé d’appuyer leur plus certaines & plus évidentes démonstrations: ces vérités, dis-je, suivant lesquelles Dieu même nous a enseigné qu’il avait disposé toutes choses en nombre, en poids, & en mesure; & dont la connaissance est si naturelle à nos âmes, que nous ne saurions ne les pas juger infaillibles, lorsque nous les concevons distinctement; ni douter que, si Dieu avait créé plusieurs Mondes, elles ne fussent en tous aussi véritables qu’en celui-ci. De sorte que ceux qui sauront suffisamment examiner les conséquences de ces vérités & de nos règles, pourront connaître les effets par leurs causes; &, pour m’expliquer en



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sein ließe. Wenn wir voraussetzen, daß er in diesem Fall aus der Schleuder auszutreten beginnt und Gott ihn so zu erhalten fortfährt, wie er in diesem Moment ist, ist es deshalb gewiß, daß er ihn überhaupt nicht mit der Neigung erhalten wird, kreisförmig der Linie AB folgend zu gehen, sondern mit der, ganz gerade zum Punkt C zu gehen. Gemäß dieser Regel ist also zu sagen, daß Gott allein der Urheber aller Bewegungen ist, die es auf der Welt gibt, insofern sie Bewegungen sind und insofern sie gerade sind, aber es die verschiedenen Dispositionen der Materie sind, die sie unregel­ mäßig und gekrümmt machen. So wie die Theologen uns lehren, daß Gott auch der Urheber aller unserer Aktionen ist, ­insofern sie Aktionen sind und insofern sie irgendeine Güte ­besitzen, aber es die verschiedenen Dispositionen unserer Willensakte sind, die sie lasterhaft machen können. Ich könnte hier wiederum etliche Regeln bringen, um im besonderen zu bestimmen, wann, wie und um wieviel die Bewegung jedes einzelnen Körpers durch das Auftreffen der anderen abgelenkt und gesteigert oder vermindert werden kann; was zusammengefaßt alle Wirkungen der Natur enthält. 36 Aber ich werde mich damit begnügen, Sie davon in Kenntnis zu setzen, daß ich außer den drei von mir erklärten Gesetzen nur noch solche voraussetzen will, die unfehlbar aus jenen ewigen Wahrheiten folgen, auf die die Mathematiker gewöhnlich ihre gewissesten und evidentesten Beweise zu stützen: Jene Wahrheiten, sage ich, denen gemäß Gott, wie er selbst uns gelehrt hat, alle Dinge nach Zahl, Gewicht und Maß disponiert hatte37 und deren Erkenntnis für unsere Seelen so natürlich ist, daß wir weder umhin könnten, sie als unfehlbar zu beurteilen, wenn wir sie deutlich auffassen, noch zweifeln, daß, wenn Gott mehrere Welten erschaffen hatte, diese Wahrheiten in allen diesen genauso wirklich waren wie in dieser hier. Deshalb werden alle, die die Folgerungen aus diesen Wahrheiten und aus unseren Regeln ausreichend zu untersuchen wissen werden, die Wirkungen durch ihre Ursachen erkennen können und werden, um es mit Ausdrücken der Universität zu erklären, Beweise a priori

46,9

47,7

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termes de l’École, pourront avoir des démonstrations a Priori, de tout ce qui peut être produit en ce nouveau Monde. 48,1 Et afin qu’il n’y ait point d’exception qui en empêche, nous ajouterons, s’il vous plaît, à nos suppositions, que Dieu n’y fera jamais aucun miracle, & que les Intelligences, ou les Âmes raisonnables, que nous y pourrons supposer ci-après, n’y troubleront en aucune façon le cours ordinaire de la Nature. 48,7 En suite de quoi, néanmoins, je ne vous promets pas de mettre ici des démonstrations exactes de toutes les choses que je dirai; ce sera assez que je vous ouvre le chemin, par lequel vous les pourrez trouver de vous-même, quand vous prendrez la peine de les chercher. La plupart des esprits se dégoûtent, lorsqu’on leur rend les choses trop faciles. Et pour faire ici un Tableau qui vous agrée, il est besoin que j’y emploie de l’ombre aussi bien que des couleurs claires. Si bien que je me contenterai de poursuivre la description que j’ai commencée, comme n’ayant autre dessein que de vous raconter une Fable.

Chapitre VIII De la formation du Soleil & des Étoiles de ce nouveau Monde inégalité & confusion que nous puissions supposer que Dieu ait mise au commencement entre les parties de la Matière, il faut, suivant les lois qu’il a imposées à la Nature, que par après elles se soient réduites presque toutes à une grosseur & à un mouvement médiocre, & ainsi, qu’elles aient pris la forme du second Élément, telle que je l’ai ci-dessus expliquée. | Car pour considérer cette Matière en l’état qu’elle aurait pu être avant que Dieu eût commencé de la mouvoir, on la doit imaginer comme le corps le plus dur & le plus solide qui soit au

48,19 Quelque



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von allem haben können, was in dieser neuen Welt produziert werden kann. Und damit es keinerlei Ausnahmen gibt, die dies verhindern, fügen wir, wenn es Ihnen gefällt, zu unseren Voraussetzungen hinzu, daß Gott in dieser neuen Welt niemals irgendein Wunder vollbringen wird und daß die Intelligenzen oder vernünftigen Seelen, die wir weiter unten in ihr werden voraussetzen können, in keiner Weise den gewöhnlichen Lauf der Natur stören werden. Gleichwohl verspreche ich Ihnen nicht, hier im weiteren exakte Beweise aller Dinge zu bringen, die ich behaupten werde; es wird genug sein, wenn ich Ihnen den Weg öffne, auf dem Sie selbst sie werden finden können, wenn Sie sich die Mühe machen werden, sie zu suchen. Die meisten Geister werden der Dinge überdrüssig, wenn man sie ihnen zu leicht macht. Denn um hier ein Gemälde zustande zu bringen, das Ihnen gefällt, ist es nötig, daß ich den Schatten genauso verwende wie helle Farben, 38 und deshalb werde ich mich damit begnügen, mit der Beschreibung, die ich begonnen habe, so fortzufahren, als hätte ich nur die Absicht, Ihnen eine Fabel zu erzählen.

48,1

48,7

K apitel 8 Über die Ausgestaltung der Sonne und der Sterne dieser neuen Welt Welche Ungleichheit und Verworrenheit auch immer wir voraussetzen mögen, die Gott zu Beginn zwischen die Teile der Materie gelegt hat, sie müssen sich danach gemäß den Gesetzen, die er der Natur auferlegt hat, fast alle auf eine mittel­ mäßige Dicke und Bewegung zurückgeführt und so die Form des zweiten Elements angenommen haben, wie ich sie weiter oben erklärt habe. Denn wenn man diese Materie in dem Zustand betrachten will, in dem sie gewesen sein könnte, bevor Gott sie zu bewegen begonnen hatte, muß man sie sich als den härtesten und massivsten Körper vorstellen, den es auf der Welt

48,19

70

Traité de la Lumière · Chapitre VIII

monde. Et comme on ne saurait pousser aucune partie d’un tel corps, sans pousser aussi ou tirer, par même moyen, toutes les autres: ainsi faut-il penser, que l’action ou la force de se mouvoir & de se diviser, qui aura été mise d’abord en quelques-unes de ses parties, s’est épandue & distribuée en toutes les autres au même instant, aussi également qu’il se pouvait. 49,12 Il est vrai que cette égalité n’a pu totalement être parfaite. Car, premièrement, à cause qu’il n’y a point du tout de vide en ce nouveau Monde, il a été impossible que toutes les parties de la Matière se soient mues en ligne droite; mais étant égales à peu près, & pouvant presque aussi facilement être détournées les unes que les autres, elles ont dû s’accorder toutes ensemble à quelques mouvements circulaires. Et toutefois, à cause que nous supposons que Dieu les a mues d’abord diversement, nous ne devons pas penser qu’elles se soient toutes accordées à tourner autour d’un seul centre, mais autour de plusieurs différents, & que nous pouvons imaginer diversement situés les uns à l’égard des autres. 49,26 En suite de quoi, l’on peut conclure qu’elles ont dû naturelle­ ment être moins agitées, ou plus petites, ou l’un & l’autre en­ semble, vers les lieux les plus proches de ces centres, que vers les plus éloignés. Car, ayant toutes inclination à continuer leur mouvement en | ligne droite, il est certain que ce sont les plus fortes, c’est-à-dire les plus grosses entre celles qui étaient également agitées, & les plus agitées entre celles qui étaient également grosses, qui ont dû décrire les plus grands cercles, comme étant les plus approchants de la ligne droite. Et pour la matière contenue entre trois ou plusieurs de ces cercles, elle a pu d’abord se trouver beaucoup moins divisée & moins agitée que toute l’autre. Et qui plus est, d’autant que nous supposons que Dieu a mis au commencement toute sorte d’inégalité entre les parties de cette Matière, nous devons penser, qu’il y en a eu pour lors de toutes sortes de grosseurs & figures, & de disposées à se mouvoir, ou ne se mouvoir pas, en toutes façons & en tous sens.



Abhandlung über das Licht · Kapitel 8

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gibt. Und wie man keinen Teil eines solchen Körpers stoßen könnte, ohne dadurch auch alle anderen zu stoßen oder zu ziehen, genauso muß man sich denken, daß die Aktion oder die Kraft, sich zu bewegen oder zu teilen, die zuerst nur in einige seiner Teile gelegt worden sein wird, sich im selben Augenblick so gleich­mäßig wie möglich auf alle anderen ausgebreitet und verteilt hat. Freilich konnte diese Gleichheit nicht ganz vollkommen sein. Denn weil es erstens in dieser neuen Welt keinerlei Vakuum gibt, konnten sich unmöglich alle Teile der Materie in gerader Linie bewegen, sondern da sie alle fast gleich waren und die einen fast genauso leicht abgelenkt wurden wie die anderen, mußten sich alle gemeinsam zu mehreren kreisförmigen Bewegungen zusammenfinden. Weil wir jedoch voraussetzen, daß Gott sie zuerst verschieden bewegt hat, können wir nicht denken, daß sich alle darin zusammengefunden haben, sich um einen einzigen Mittelpunkt zu drehen, sondern um mehrere unterschiedliche, die wir uns als in bezug aufeinander verschieden gelegen vorstellen können. Demzufolge kann man schließen, daß die Teile der Materie von Natur her an den diesen Mittelpunkten nächsten Orten weniger erregt oder kleiner oder beides zugleich sein mußten, als an den am weitesten entfernten. Denn da sie alle die Neigung haben, ihre Bewegung in gerader Linie fortzusetzen, ist es gewiß, daß die stärksten – das heißt unter den gleich erregten die dicksten und unter den gleich dicken die erregtesten – die größten Kreise beschreiben mußten, weil sie der geraden Linie am nächsten kommen. Und was die zwischen dreien oder mehreren dieser Kreise enthaltene Materie betrifft, so mußte sie sich zuerst als sehr viel weniger geteilt und weniger erregt finden als die ganze übrige. Und was noch mehr ist: Je mehr wir voraussetzen, daß Gott zu Beginn jede Art von Ungleichheit in die Teile dieser Materie gelegt hat, desto mehr müssen wir denken, daß es dann auch alle Arten von Dicken und Gestalten gegeben hat und Dispositionen, sich auf alle Weisen und in alle Richtungen zu bewegen oder nicht zu bewegen.

49,12

49,26

72 50,15 Mais

Traité de la Lumière · Chapitre VIII

cela n’empêche pas que, par après, elles ne se soient rendues presque toutes assez égales, principalement celles qui sont demeurées à pareille distance des centres autour desquels elles tournoyaient. Car, ne se pouvant mouvoir les unes sans les autres, il a fallu que les plus agitées communiquassent de leur mouvement à celles qui l’étaient moins, & que les plus grosses se rompissent & divisassent, afin de pouvoir passer par les mêmes lieux que celles qui les précédaient, ou bien qu’elles montassent plus haut; & ainsi elles se sont arrangées en peu de temps toutes par ordre: en telle sorte que chacune s’est trouvée plus ou moins éloignée du centre autour duquel elle a pris son cours, selon qu’elle a été plus ou moins grosse & | agitée, à comparaison des autres. Et mêmes, d’autant que la grosseur répugne toujours à la vitesse du mouvement, on doit penser que les plus éloignées de chaque centre ont été celles qui, étant un peu plus petites que les plus proches, ont été avec cela de beaucoup plus agitées. 51,7 Tout de même, pour leurs figures, encore que nous supposions qu’il y en ait eu, au commencement, de toutes sortes, & qu’elles aient eu pour la plupart plusieurs angles & plusieurs côtés, ainsi que les pièces qui s’éclatent d’une pierre quand on la rompt: il est certain que, par après, en se remuant & se heurtant les unes contre les autres, elles ont dû rompre peu à peu les petites pointes de leurs angles, & émousser les carrés de leurs côtés, jusqu’à ce qu’elles se soient rendues à peu près toutes rondes: ainsi que font les grains de sable & les cailloux, lorsqu’ils roulent avec l’eau d’une rivière. Si bien qu’il ne peut y avoir maintenant aucune notable différence entre celles qui sont assez voisines, ni même aussi entre celles qui sont fort éloignées, sinon en ce qu’elles peuvent se mouvoir un peu plus vite, & être un peu plus petites ou plus grosses l’une que l’autre; & ceci n’empêche pas qu’on ne leur puisse attribuer à toutes la même forme. 51,25 Seulement en faut-il excepter quelques-unes, qui ayant été, dès le commencement, beaucoup plus grosses que les autres, n’ont



Abhandlung über das Licht · Kapitel 8

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Aber dies verhindert nicht, daß sie sich danach fast alle sehr angeglichen haben, vor allem jene, die in gleichem Abstand von den Mittelpunkten geblieben sind, um die sie sich herumdrehten. Denn da sich die einen nicht ohne die anderen bewegen konnten, mußten die stärker erregten etwas von ihrer Bewegung auf die weniger bewegten übertragen. Außerdem mußten die dicksten zerbrechen und sich teilen, um durch dieselben Orte hindurchgehen zu können wie die, die ihnen vorangingen, oder sie mußten höher aufsteigen. So haben sie sich in kurzer Zeit der Reihe nach so zusammengestellt, daß jedes einzelne sich dementsprechend, ob es im Vergleich mit den anderen mehr oder weniger dick und erregt war, mehr oder weniger von dem Mittelpunkt entfernt befand, um den herum es seinen Lauf nahm. Und da Dicke immer der Geschwindigkeit der Bewegung entgegensteht, muß man sogar denken, daß die am weitesten von einem jeweiligen Mittelpunkt entfernten ein wenig kleiner und außerdem auch sehr viel stärker erregt waren als die dem Mittelpunkt näheren. Was ihre Gestalten betrifft, so setzen wir zwar voraus, daß es zu Beginn alle Arten davon gab und die meisten von ihnen etliche Ecken und Seiten hatten, wie Stücke, die von einem Stein absplittern, wenn man ihn zerbricht. Gleichwohl ist es ebenso sicher, daß sie danach, wenn sie sich aufeinander zubewegten und miteinander kollidieren, nach und nach die kleinen Spitzen ihrer Ecken abbrechen und die viereckige Form ihrer Seiten abstumpfen mußten, bis sie fast ganz rund wurden, wie Sandkörner und Kieselsteine, wenn sie mit dem Wasser eines Flusses rollen. Deshalb kann es jetzt weder zwischen solchen, die einander eng benachbart, noch auch zwischen solchen, die voneinander sehr weit entfernt sind, ir­gend­einen beachtlichen Unterschied geben, außer daß die einen sich etwas schneller bewegen und etwas kleiner oder etwas dicker sein können als die anderen. Das aber hindert nicht, daß man ihnen allen dieselbe Form zusprechen kann. Davon sind nur einige auszunehmen, die von Beginn an sehr viel dicker als die anderen waren und sich deshalb nicht so leicht

50,15

51,7

51,25

74

Traité de la Lumière · Chapitre VIII

pu si facilement se diviser, ou qui, ayant eu des figures fort irrégulières & empê | chantes, se sont plutôt jointes plusieurs ensemble, que de se rompre pour s’arrondir; & ainsi elles ont retenu la forme du troisième Élément, & ont servi à composer les Planètes & les Comètes, comme je vous dirai ci-après. 52,6 De plus, il est besoin de remarquer, que la matière qui est sortie d’autour des parties du second Élément, à mesure qu’elles ont rompu & émoussé les petites pointes de leurs angles pour s’arrondir, a dû nécessairement acquérir un mouvement beaucoup plus vite que de leur, & ensemble une facilité à se diviser & à changer à tous moments de figure, pour s’accommoder à celle des lieux où elle se trouvait; & ainsi, qu’elle a pris la forme du premier Élément. 52,15 Je dis qu’elle a dû acquérir un mouvement beaucoup plus vite que de leur; & la raison en est évidente. Car, devant sortir de côté, & par des passages fort étroits, hors des petits espaces qui étaient entre elles, à mesure qu’elles s’allaient rencontrer de front l’une l’autre, elle avait beaucoup plus de chemin qu’elles à faire en même temps. 52,22 Il est aussi besoin de remarquer, que ce qui se trouve, de ce premier Élément, de plus qu’il n’en faut pour remplir les petits intervalles que les parties du second, qui sont rondes, laissent nécessairement autour d’elles, se doit retirer vers les centres autour desquels elles tournent, à cause qu’elles occupent tous les autres lieux | plus éloignés; & que là il doit composer des corps ronds, parfaitement liquides & subtils, lesquels, tournant sans cesse beaucoup plus vite, & en même sens que les parties du second Élément qui les environne, ont la force d’augmenter l’agitation de celle dont ils sont les plus proches; & même de les pousser toutes de tous côtés, en tirant du centre vers la circonférence, ainsi qu’elles se poussent aussi les unes les autres; & ce, par une action qu’il faudra tantôt que j’explique le plus exacte-



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teilen konnten oder die sehr unregelmäßige und hinderliche Gestalten hatten und sich deshalb eher miteinander zu mehreren verbanden, als zu zerbrechen um sich abzurunden. Diese behielten so die Form des dritten Elements bei und dienten dazu, Planeten und Kometen zu bilden, wie ich weiter unten behaupten werde. Außerdem ist es nötig, zu bemerken, daß die Materie, die in dem Maße um die Teile des zweiten Elements herum austrat, wie diese Teile die kleinen Spitzen ihrer Ecken abbrachen und abstumpften, um sich abzurunden, notwendig eine sehr viel schnellere Bewegung erlangen mußte als die Materie dieser Teile und damit auch eine Leichtigkeit, sich zu teilen und in allen Momenten die Gestalt zu verändern, um sich an die der Orte anzupassen, an denen sie sich befanden. So hat sie die Form des ersten Elements angenommen. Ich sage, daß diese Materie eine sehr viel schnellere Bewegung erlangen mußte als die jener Teile. Der Grund dafür ist evident: Denn sie hatte in gleicher Zeit sehr viel mehr Weg zurückzulegen, um nach vorn hin aus der Seite und durch sehr enge Durchgänge aus kleinen Räumen auszutreten, die sich in dem Maße, wie sie frontal aufeinandertrafen, zwischen diesen Teilen befanden. Es ist außerdem nötig, zu bemerken, daß alles, was sich von diesem ersten Element noch über das hinaus findet, was nötig ist, um die kleinen Zwischenräume zu füllen, die die Teile des zweiten Elements, weil sie rund sind, notwendig zwischen sich lassen, sich zu den Mittelpunkten zurückziehen muß, um die sie sich drehen, weil die Teile des zweiten Elements alle anderen, weiter entfernten Orte eingenommen haben. Dort muß es runde Körper bilden, die vollkommen flüssig und fein sind und sich unaufhörlich sehr viel schneller und in derselben Richtung drehen wie die Teile des sie umgebenden zweiten Elements. Deshalb besitzen sie die Kraft, die Erregung des ihnen nächsten Teils zu steigern und sie alle nach allen Seiten zu stoßen, indem sie vom Mittelpunkt zum Umfang ziehen, so wie sie sich auch gegenseitig stoßen – und das durch eine Aktion, die ich

52,6

52,15

52,22

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Traité de la Lumière · Chapitre VIII

ment que je pourrai. Car je vous avertis ici par avance, que c’est cette action que nous prendrons pour la Lumière; comme aussi, que nous prendrons ces corps ronds, composés de la matière du premier Élément toute pure, l’un pour le Soleil, & les autres pour les Étoiles fixes du nouveau Monde que je vous décris; & la matière du second Élément qui tourne autour d’eux, pour les Cieux. 53,18 Imaginez-vous, par exemple, que les points, S . E . ε. A . sont les centres dont je vous parle; & que toute la matière comprise en l’espace F. G. G. F. est un Ciel, qui tourne autour du Soleil marqué S; & que toute celle de l’espace H. G. G. H. en est un autre, qui tourne autour de l’Étoile marquée ε, & ainsi des autres: en sorte qu’il y a autant de divers Cieux, comme il y a d’Étoiles, &

Fig.  2



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alsbald so exakt werde erklären müssen, wie ich kann; denn ich setze Sie im Vorwege davon in Kenntnis, daß es diese Aktion ist, die wir als das Licht annehmen werden. Auch werden wir den einen dieser runden, ganz aus reiner Materie des ersten Elements zusammengesetzten Körper als die Sonne und die anderen als die Fixsterne der neuen Welt annehmen, die ich Ihnen beschreibe; und die Materie des zweiten Elements, die um sie kreist, als die Himmelsregionen. Zum Beispiel: Stellen Sie sich die Punkte S , E , ε und A als die Mittelpunkte vor, von denen ich spreche, und die gesamte im Raum FGGF enthaltene Materie als einen Himmel, der sich um die mit S markierte Sonne dreht. Die gesamte Materie im Raum HGGH ist ein anderer Himmel, der sich um den mit ε markierten Stern dreht, und ebenso bei den anderen, so daß es genauso viele verschiedene Himmelsregionen gibt wie Sterne.

Abb.   2

53,18

78

Traité de la Lumière · Chapitre VIII

comme leur nombre est indéfini, celui des Cieux l’est de même; & que le Firmament n’est | autre chose que la superficie sans épaisseur, qui sépare tous ces Cieux les uns des autres. 54,3 Pensez aussi que les parties du second Élément qui sont vers F, ou vers G, sont plus agitées que celles qui sont vers K , ou vers L; en sorte que leur vitesse diminue peu à peu, depuis la circonférence extérieure de chaque Ciel, jusqu’à un certain endroit, comme par exemple jusqu’à la Sphère K , K , autour du Soleil, & jusqu’à la Sphère L , L , autour de l’Étoile ε; puis, qu’elle augmente de là peu à peu jusqu’aux centres de ces Cieux, à cause de l’agitation des Astres qui s’y trouvent. En sorte que, pendant que les parties du second Élément qui sont vers K , ont le loisir d’y décrire un cercle entier autour du Soleil, celles qui sont vers T, que je suppose en être dix fois plus proches, n’ont pas seulement le loisir d’y en décrire dix, ainsi qu’elles feraient si elles ne se mouvaient qu’également vite, mais peut-être plus de trente. Et derechef, celles qui sont vers F, ou vers G, que je suppose en être deux ou trois mille fois plus éloignées, en peuvent peut-être décrire plus de soixante. D’où vous pourrez entendre tantôt, que les Planètes qui sont les plus hautes, se doivent mouvoir plus lentement que celles qui sont plus basses, ou plus proches du Soleil; & tout ensemble plus lentement que les Comètes, qui en sont toutefois plus éloignées. 54,27 Pour la grosseur de chacune des parties du second | Élément, on peut penser qu’elle est égale en toutes celles qui sont depuis la circonférence extérieure du Ciel FGGF, jusqu’au cercle KK ; ou même, que les | plus hautes d’entre elles sont quelque peu plus petite que les plus basses, pourvu qu’on ne suppose point la différence de leur grosseur, plus grande à proportion, que celle



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Die Anzahl der Himmelsregionen ist genauso unbestimmt wie die der Sterne, und das Firmament ist nichts anderes ist als eine Oberfläche ohne Dicke, die alle diese Himmelsregionen voneinander trennt. 39 Denken Sie sich auch, daß die sich bei F oder bei G befindenden Teile des zweiten Elements erregter sind als die, die sich bei K oder L befinden. Deshalb nimmt ihre Geschwindigkeit von dem äußeren Umfang eines jeweiligen Himmels bis zu einer gewissen Stelle – wie zum Beispiel bis zum Kugelraum KK um die Sonne herum und bis zum Kugelraum LL , um den Stern ε herum – nach und nach ab. Außerdem nimmt sie aufgrund der Erregung der sich dort befindenden Gestirne von dort bis zu den Mittelpunkten dieser Himmelsregionen nach und nach zu. Während die sich bei K befindenden Teile des zweiten Elements die Gelegenheit haben, dort einen vollständigen Kreis um die Sonne zu beschreiben, haben deshalb die sich bei T – das, wie ich voraussetze, ihr zehnmal näher ist – befindenden nicht nur die Gelegenheit, dort zehn Kreise zu beschreiben, wie sie es täten, wenn sie sich nur gleich schnell bewegen würden, sondern vielleicht mehr als dreißig. Und die sich bei F oder bei G befindenden – die, wie ich voraussetze, sich zwei- oder dreitausendmal weiter entfernt befinden – wiederum können vielleicht mehr als sechzig beschreiben. Dadurch werden Sie sofort einsehen können, daß die sich am höchsten befindenden Planeten sich langsamer bewegen müssen als die tiefer oder näher bei der Sonne stehenden und alle zusammen langsamer als die Kometen, die am weitesten von ihr entfernt sind. Was die Dicke der einzelnen Teile des zweiten Elements betrifft, so kann man denken, daß sie sich bei allen jenen, die sich von dem äußeren Umfang der Himmels FGGF bis zum Kreis KK befinden, gleich ist; oder sogar, daß die höheren unter ihnen ein wenig kleiner sind als die tieferen, sofern man den Unterschied ihrer Dicken nicht als im Verhältnis zu dem ihrer Geschwindigkeit größer voraussetzt. Umgekehrt aber ist zu denken, daß vom Kreis K bis zur Sonne die tiefsten die kleinsten sind und daß der Unterschied ihrer Dicke sogar größer

54,3

54,27

80

Traité de la Lumière · Chapitre IX

de leur vitesse. Mais il faut penser, au contraire, que, depuis le cercle K jusqu’au Soleil, ce sont les plus basses qui sont les plus petites, & mêmes que la différence de leur grosseur est plus grande, ou du moins aussi grande à proportion, que celle de leur vitesse. Car, autrement, ces plus basses étant les plus fortes, à cause de leur agitation, elles iraient occuper la place des plus hautes. 56,12 Enfin remarquez que, vu la façon dont j’ai dit que le Soleil & les autres Étoiles fixes se formaient, leurs corps peuvent être si petits à l’égard des Cieux, qui les contiennent, que même tous les cercles KK , LL , & semblables, qui marquent jusqu’où leur agitation fait avancer le cours de la matière du second Élément, ne seront considérables, à comparaison de ces Cieux, que comme des points qui marquent leur centre. Ainsi que les nouveaux Astronomes ne considèrent quasi que comme un point toute la Sphère de Saturne, à comparaison du Firmament.

Chapitre IX De l’Origine, & du cours des Planètes & des Comètes en général; & en particulier des Comètes afin que je commence à vous parler des Planètes & des Comètes, considérez que, vu la diversité des parties de la Matière que j’ai supposée, bien que la plupart d’entre elles, en se froissant & divisant par la rencontre l’une de l’autre, aient pris la forme du premier ou du second Élément, il ne laisse par néanmoins | de s’en être encore trouvé de deux sortes, qui ont dû retenir la forme du troisième: savoir celles dont les figures ont été si étendues & si empêchantes, que, lorsqu’elles se sont rencontrées l’une l’autre, il leur a été plus aisé de se joindre plusieurs ensemble, & par ce moyen de devenir grosses, que de se rompre & s’amoindrir; & celles qui, ayant été dès le commencement les plus grosses & les plus massives de toutes, ont bien pu rompre & froisser les autres en les heurtant, mais non pas réciproquement en être brisées & froissées.

56,23 Or



Abhandlung über das Licht · Kapitel 9

81

oder zumindest genauso groß ist im Verhältnis zu dem ihrer Geschwindigkeit. Denn ansonsten begännen die tieferen, den Platz der höheren einzunehmen, weil sie aufgrund ihrer Erregung die stärkeren sind. Bemerken Sie schließlich, daß angesichts der Weise, auf die sich, wie ich gesagt habe, die Sonne und die anderen Fixsterne formten, ihre Körper in bezug auf die sie enthaltenden Himmelsregionen so klein sein können, daß sogar alle Kreise KK , LL – und ähnliche, die markieren, bis wohin ihre Erregung den Lauf der Materie des zweiten Elements vorrücken läßt – im Vergleich mit diesen Himmelsregionen nicht beträchtlich größer als die Punkte sein werden, die ihren Mittelpunkt markieren; so wie die neuen Astronomen den gesamten Kugelraum des Saturn im Vergleich mit dem Firmament gewissermaßen nur als Punkt betrachten.40

56,12

K apitel 9 Über den Ursprung und Lauf der Planeten und Kometen im allgemeinen und der Kometen im besonderen Nun, damit ich beginne, mit Ihnen über die Planeten und die Kometen zu sprechen, ziehen Sie bitte in Betracht, daß angesichts der Verschiedenheit der Teile der Materie, die ich vorausgesetzt habe, zwar die meisten von ihnen sich durch gegenseitiges Auftreffen abreiben und teilen und deshalb die Form des ersten oder des zweiten Elements angenommen haben. Aber dies hindert nicht, daß sich zwei Arten finden, die nichts­ destotrotz die Form des dritten beibehalten mußten: nämlich jene, deren Gestalten so ausgedehnt und hinderlich gewesen sind, daß es ihnen, als sie aufeinandertrafen, leichter fiel, sich miteinander zu verbinden und dadurch dick zu werden, als zu zerbrechen und sich zu minimieren; und jene, die von Beginn an die dicksten und massigsten von allen waren und deshalb die anderen gut zerbrechen und abreiben konnten, wenn sie mit ihnen kollidierten, dabei umgekehrt aber nicht zertrümmert und abgerieben wurden.

56,23

82

Traité de la Lumière · Chapitre IX

57,12 Or, soit que vous vous imaginiez que ces deux sortes de parties

aient été d’abord fort agitées, ou même fort peu, ou point du tout, il est certain que, par après, elles ont dû se mouvoir de même branle que la Matière du Ciel qui les contenait. Car si d’abord elles se sont mues plus vite que cette Matière, n’ayant pu manquer de la pousser en la rencontrant en leur chemin, elles ont dû en peu de temps lui transférer une partie de leur agitation; & si, au contraire, elles n’ont eu en elles-mêmes aucune inclination à se mouvoir, néanmoins, étant environnées de toutes parts de cette matière du Ciel, elles ont dû nécessairement suivre son cours: ainsi que nous voyons tous les jours que les bateaux, & les autres divers corps qui flottent dans l’eau, aussi bien les plus grands & les plus massifs que ceux qui le sont moins, suivent | le cours de l’eau dans laquelle ils sont, quand il n’y a rien d’ailleurs qui les en empêche. 58,3 Et remarquez qu’entre les divers corps qui flottent ainsi dans l’eau, ceux qui sont assez durs & assez massifs, comme sont ordinairement les bateaux, principalement les plus grands & les plus chargés, ont toujours beaucoup plus de force qu’elle à continuer leur mouvement, encore même que ce soit d’elle seule qu’ils l’aient reçue; & qu’au contraire ceux qui sont fort légers, tels que peuvent être ces amas d’écume blanche qu’on voit flotter le long des rivages en temps de tempête, en ont moins. En sorte que, si vous imaginez deux Rivières qui se joignent en quelque endroit l’une à l’autre, & qui se séparent derechef un peu après, avant que leurs eaux, qu’il faut supposer fort calmes & d’une force assez égale, mais avec cela fort rapides, aient le loisir de se mêler, les bateaux ou autres corps assez massifs & pesants, qui seront emportés par le cours de l’une, pourront facilement passer en l’autre; au lieu que les plus légers s’en éloigneront, & seront rejetés par la force de cette eau vers les lieux où elle est le moins rapide. 58,23 Par exemple, si ces deux Rivières sont ABF & CDG, qui, venant de deux côtés différents, se rencontrent vers E , puis de là se détournent, AB vers F, & CD vers G: il est certain que le bateau



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Nun, ob Sie sich nun vorstellen, daß diese beiden Arten von Teilen zuerst sehr oder auch sehr wenig oder überhaupt nicht erregt gewesen sind: Es ist gewiß, daß sie sich danach mit demselben Schwung wie die Materie des Himmels bewegen mußten, der sie enthielt. Denn wenn sie sich zuerst schneller bewegt haben als diese Materie, mußten sie sie unausweichlich stoßen, wenn sie auf ihrem Weg auf sie trafen, und mußten so in kurzer Zeit einen Teil ihrer Erregung auf sie übertragen. Wenn sie umgekehrt keinerlei eigene Neigung hatten, sich zu bewegen, mußten sie nichtsdestotrotz notwendig dem Lauf dieser Himmelsmaterie folgen, weil sie von allen Seiten von ihr umgeben waren, genauso, wie wir alle Tage Schiffe und verschiedene andere, im Wasser treibende Körper – die größten und massigsten genauso wie solche, die es weniger sind – dem Lauf des Wassers, in dem sie sich befinden, folgen sehen, wenn nichts sie daran hindert. Und bemerken Sie, daß von den verschiedenen Körpern, die so im Wasser treiben, die ausreichend harten und massigen – wie gewöhnlich die Schiffe, vor allem die größten und am schwersten beladenen – dann immer sehr viel mehr Kraft haben, ihre Bewegung fortzusetzen, als das Wasser, wenn sie sie allein von ihm erhalten haben; und daß umgekehrt sehr leichte Körper wie die Haufen von weißem Schaum, die man zu Zeiten von Sturm die Ufer entlangtreiben sieht, weniger Kraft haben. Wenn Sie sich zwei Flüsse vorstellen, die sich an einer Stelle miteinander verbinden und sich danach wieder trennen, bevor ihre Gewässer, die man sich als sehr ruhig und mit ziemlich gleicher Kraft, dabei aber sehr reißend vorstellen muß, die Gelegenheit haben, sich zu vermischen, werden Schiffe oder andere, ausreichend massige und schwere Körper, die durch den Lauf des einen mitgeführt werden, leicht in den anderen übergehen können; die leichtesten hingegen werden abdriften und durch die Kraft des Wassers an Orte zurückgeworfen werden, an denen es weniger reißend ist. Zum Beispiel: Wenn ABF und CDG diese beiden Flüsse sind, die von zwei unterschiedlichen Seiten kommen, bei E aufeinandertreffen und sich von dort ablenken, AB nach F, und CD nach

57,12

58,3

58,23

84

Traité de la Lumière · Chapitre IX

Fig.  3

H , suivant le cours de la Rivière AB, doit passer par E vers G, & réciproquement le bateau I, vers F, si ce n’est qu’ils se | ren-

contrent tous deux au passage en même temps, auquel cas le plus grand & le plus fort brisera l’autre; & qu’au contraire l’écume, les feuilles d’arbres & les plumes, les fétus & autres tels corps fort légers, qui peuvent flotter vers A , doivent être poussés par le cours de l’eau qui les contient, non pas vers E & vers G, mais vers B, où il faut penser que l’eau est moins forte & moins rapide que vers E , puisqu’elle y prend son cours suivant une ligne qui est moins approchante de la droite. 59,11 Et de plus, il faut considérer que non seulement ces corps légers, mais aussi que d’autres, plus pesants & plus massifs, se peuvent joindre en se rencontrant, & que, tournoyant alors avec l’eau qui les entraîne, | ils peuvent plusieurs ensemble composer de grosses boules, telles que vous voyez K , & L , dont les unes, comme L , vont vers E , & les autres, comme K , vont vers B, selon que chacune est plus ou moins solide, & composée de parties plus ou moins grosses & massives.



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Abb.  3

G, dann ist es gewiß, daß das Schiff H dem Lauf der Flusses AB folgen und über E nach G übergehen muß, und umgekehrt das Schiff I nach F; es sei denn, sie treffen beide gleichzeitig

beim Durchgang aufeinander, in welchem Fall das größere und stärkere das andere zertrümmern wird. Umgekehrt müssen Schaum, Blätter der Bäume, Federn, Strohhalme und andere solche sehr leichte Körper, die nach A treiben können, durch den Lauf des Wassers, das sie enthält, nicht nach E und G, sondern nach B gestoßen werden, wo man sich das Wasser als weniger stark und weniger reißend denken muß als bei E , weil es dort seinen Lauf einer Linie folgend nimmt, die einer geraden weniger nahekommt. Außerdem ist in Betracht zu ziehen, daß sich nicht nur solche leichten Körper, sondern auch andere, schwerere und massigere, verbinden können, wenn sie aufeinandertreffen, und daß sie sich dann mit dem Wasser herumdrehen, das sie fortreißt. Deshalb können mehrere von ihnen gemeinsam dicke Kugeln bilden, wie Sie sie bei K und bei L sehen, von denen die einen, wie die bei L , nach E , und die anderen, wie die bei K , nach B gehen, je nachdem, ob die jeweilige mehr oder weniger massiv und aus mehr oder weniger dicken und massigen Teilen zusammengesetzt ist.

59,11

86 60,7 À

Traité de la Lumière · Chapitre IX

l’exemple de quoi, il est aisé de comprendre, qu’en quelque endroit que se soient trouvées, au commencement, les parties de la Matière qui ne pouvaient prendre la forme du second Élément ni du premier, toutes les plus grosses & plus massives d’entre elles ont dû, en peu de temps, prendre leur cours vers la circonférence extérieure des Cieux qui les contenaient, & passer après continuellement des uns de ces Cieux dans les autres, sans s’arrêter jamais beaucoup de temps de suite dans le même Ciel; & qu’au contraire, toutes les moins massives ont dû être poussées, chacune vers le centre du Ciel qui les contenait, par le cours de la matière de ce Ciel. Et que, vu les figures que je leur ai attribuées, elles ont dû, en se rencontrant l’une l’autre, se joindre plusieurs ensemble, & composer de grosses boules, qui, tournoyant dans les Cieux, y ont un mouvement tempéré de tous ceux que pourraient avoir leur parties étant séparées: en sorte que les unes se vont rendre vers les circonférences de ces Cieux, & les autres vers leurs centres. 60,27 Et sachez que ce sont celles qui se vont aussi ranger vers le centre de quelque Ciel, que nous devons prendre ici pour les Planètes, & celles qui passent | au travers de divers Cieux, que nous devons prendre pour des Comètes. 61,3 Or, premièrement, touchant ces Comètes, il faut remarquer qu’il y en doit avoir peu en ce nouveau Monde, à comparaison du nombre des Cieux. Car quand bien même il y en aurait eu beaucoup au commencement, elles auraient dû par succession de temps, en passant au travers de divers Cieux, se heurter & se briser presque toutes les unes les autres, ainsi que j’ai dit que font deux bateaux quand ils se rencontrent; en sorte qu’il n’y pourrait maintenant rester que les plus grosses. 61,13 Il faut aussi remarquer que, lorsqu’elles passent ainsi d’un Ciel dans un autre, elles poussent toujours devant soi quelque peu de la matière de celui d’où elles sortent, & en demeurent quelque temps enveloppées, jusqu’à ce qu’elles soient entrées



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Anhand dieses Beispiels ist leicht zu begreifen, daß alle dickeren und massigeren jener Teile der Materie, die weder die Form des zweiten noch die des ersten Elements annehmen konnten, an welcher Stelle sie sich zu Beginn auch befunden haben mögen, in kurzer Zeit ihren Lauf zum äußeren Umfang der Himmelsregionen, die sie enthielten, nehmen und danach unablässig von einer dieser Himmelsregionen in die anderen übergehen mußten, ohne sich jemals lange Zeit in Folge in demselben Himmel aufzuhalten. Umgekehrt mußten alle weniger massigen Teile durch die Materie des Himmels, der sie enthielt, zum Mittelpunkt dieses Himmels gestoßen werden. Und angesichts der Gestalten, die ich ihnen zugesprochen habe, mußten sich mehrere, wenn sie aufeinandertrafen, miteinander verbinden und dicke Kugeln bilden, die sich in den Himmelsregionen herumdrehten und deshalb eine Bewegung haben, die gegenüber allen jenen Bewegungen gemäßigt ist, die ihre Teile getrennt voneinander haben konnten. Deshalb begeben sich die einen zu den Umfängen dieser Himmelsregionen und die anderen zu den Mittelpunkten. Und Sie sollen wissen, daß wir hier jene, die sich so beim Mittelpunkt eines Himmels in Position bringen, als Planeten und jene, die durch die verschiedenen Himmelsregionen hindurchgehen, als Kometen annehmen müssen.41 Nun, bezüglich dieser Kometen ist erstens zu bemerken, daß es in dieser neuen Welt im Vergleich zur Anzahl der Himmelsregionen nur wenige geben muß. Denn selbst wenn es zu Beginn viele gegeben hätte, hätten sie im Verlauf der Zeit fast alle, als sie durch verschiedene Himmelsregionen hindurchgingen, miteinander kollidieren und einander zertrümmern müssen, genauso wie es, wie ich gesagt habe, zwei Schiffe tun, wenn sie aufeinandertreffen. Deshalb hätten jetzt nur noch die dickeren übrigbleiben können. Es ist auch zu bemerken, daß sie, wenn sie so von einem Himmel in einen anderen übergehen, immer ein wenig von der Materie des Himmels vor sich herstoßen, aus dem sie ausgetreten sind, und sie einige Zeit in sie eingehüllt bleiben, bis sie weit

60,7

60,27

61,3

61,13

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Traité de la Lumière · Chapitre IX

assez avant dans les limites de l’autre Ciel; où étant, elles s’en dégagent enfin comme tout d’un coup, & sans y employer peutêtre plus de temps que fait le Soleil à se lever le matin sur notre horizon: en sorte qu’elles se meuvent beaucoup plus lentement, lorsqu’elles tendent ainsi à sortir de quelque Ciel, qu’elles ne font un peu après y être entrées. 61,25 Comme vous voyez ici que la Comète qui prend son cours suivant la ligne CDQR , étant déjà entrée  | assez avant dans les limites du Ciel FG, lorsqu’elle est au point C , demeure néanmoins encore enveloppée de la matière du Ciel FI , d’où elle vient, & n’en peut être entièrement délivrée, avant qu’elle soit environ le point D. Mais sitôt qu’elle y est parvenue, elle commence à suivre le cours du Ciel FG, & ainsi à se mouvoir beaucoup plus vite qu’elle ne faisait auparavant. Puis, continuant son cours de là vers R , son mouvement doit se retarder derechef peu à peu, à mesure qu’elle approche du point Q; tant à cause de résistance du Ciel FGH, dans les limites duquel elle commence à entrer, qu’à cause qu’y ayant moins de distance entre S & D, qu’entre S & Q, toute la matière du Ciel qui est entre S & D, où la distance est moindre, s’y meut plus vite: ainsi que nous voyons que les rivières coulent toujours plus promptement, aux lieux où leur lit est plus étroit & resserré, qu’en ceux où il est plus large & étendu. 62,19 De plus, il faut remarquer que cette Comète ne doit paraître à ceux qui habitent vers le centre du Ciel FG, que pendant le temps qu’elle emploie à passer depuis D jusqu’à Q, ainsi que vous entendrez tantôt plus clairement, lorsque je vous aurai dit ce que c’est que la Lumière. Et par même moyen vous connaîtrez que son mouvement leur doit paraître beaucoup plus vite, & son corps beaucoup plus grand, & sa lumière beaucoup plus claire, au commen | cement du temps qu’ils la voient, que vers la fin.



Abhandlung über das Licht · Kapitel 9

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genug in die Grenzen des anderen Himmels eingetreten sind. Wenn sie dort sind, streifen sie sie schließlich wie mit einem Schlag von sich ab, vielleicht ohne darauf mehr Zeit aufzuwenden als die Sonne, wenn sie am Morgen über unserem Horizont aufgeht. Deshalb bewegen sie sich sehr viel langsamer, wenn sie so aus einem Himmel auszutreten streben, als kurz danach, wenn sie in einen eingetreten sind. Wie Sie hier [s. Abb. 2, S. 77] sehen, bleibt der Komet, der seinen Lauf der Linie CDQR folgend nimmt und bereits ausreichend weit in die Grenzen des Himmels FG eingetreten ist, wenn er sich am Punkt C befindet, nichtsdestotrotz in Materie des Himmels FI, aus dem er kommt, eingehüllt, und kann sich nicht völlig von ihr freimachen, bevor er sich ungefähr am Punkt D befindet. Sobald er aber dorthin gelangt ist, beginnt er, dem Lauf des Himmels FG zu folgen und so sich sehr viel schneller zu bewegen als vorher. Wenn er danach seinen Lauf von dort nach R fortsetzt, muß sich seine Bewegung nach und nach wieder im dem Maße verlangsamen, wie er sich dem Punkt Q nähert; sowohl aufgrund des Widerstands des Himmels FGH , in dessen Grenzen er einzutreten beginnt, als auch weil der Abstand zwischen S und D geringer ist als der zwischen S und Q und sich deshalb die gesamte Himmelsmaterie, die sich zwischen S und D befindet, wo der Abstand geringer ist, weniger schnell bewegt. Genauso, wie wir Flüsse an Orten, an denen ihr Bett enger und zusammengezogener ist, immer rascher fließen sehen als an jenen, wo es breit und ausgedehnter ist. Außerdem ist zu bemerken, daß dieser Komet den Leuten, die zum Mittelpunkt des Himmels FG hin wohnen, nur während der Zeit erscheinen kann, die er aufwendet, um von D bis zu Q überzugehen, was Sie alsbald klarer einsehen werden, wenn ich Ihnen gesagt haben werde, was Licht ist. Dadurch werden Sie auch erkennen, daß zu Beginn der Zeit, während der sie ihn sehen, ihnen seine Bewegung als sehr viel schneller, sein Körper als sehr viel größer und sein Licht als sehr viel heller erscheinen muß als gegen Ende.

61,25

62,19

90

Traité de la Lumière · Chapitre X

63,2 Et outre cela, si vous considérez un peu curieusement en quelle

sorte la lumière qui peut venir d’elle se doit répandre & distribuer de tous côtés dans le Ciel, vous pourrez bien aussi entendre, qu’étant fort grosse, comme nous la devons supposer, il peut paraître certains rayons autour d’elle, qui s’y étendent quelquefois en forme de chevelure de tous côtés, & quelquefois se ramassent en forme de queue d’un seul côté, selon les divers endroits où se trouvent les yeux qui la regardent. En sorte qu’il ne manque à cette Comète pas une de toutes les particularités qui ont été observées jusqu’ici en celles qu’on a vues dans le vrai monde, du moins de celles qui doivent être tenues pour véritables. Car si quelques Historiens, pour faire un prodige qui menace le Croissant des Turcs, nous racontent qu’en l’an 1450 la Lune a été éclipsée par une Comète qui passait au-dessous, ou chose semblable; & si les Astronomes, calculant mal la quantité des réfractions des Cieux, laquelle ils ignorent, & la vitesse du mouvement des Comètes, qui est incertaine, leur attribuent assez de parallaxe pour être placées auprès des Planètes, ou même au-dessous, où quelques-uns les veulent tirer comme par force: nous ne sommes pas obligez de les croire.

Chapitre X Des Planètes en général; & en particulier de la Terre, & de la Lune 63,26 Il

y a tout de même, touchant les Planètes, plusieurs choses à remarquer: dont la première est, qu’en | core qu’elles tendent toutes vers les centres des Cieux qui les contiennent, ce n’est pas à dire pour cela qu’elles puissent jamais parvenir jusqu’au-­ dedans de ces centres: car, comme j’ai déjà dit ci-devant, c’est le Soleil & les autres Étoiles fixes qui les occupent. Mais afin que je vous fasse entendre distinctement en quels endroits elles



Abhandlung über das Licht · Kapitel 10

91

Wenn Sie darüber hinaus ein wenig sorgfältig in Betracht ziehen, in welcher Art sich das Licht, das von ihm kommen kann, im Himmel nach allen Seiten verbreiten und verteilen muß, werden Sie wohl auch einsehen, daß, da wir ihn als sehr dick voraussetzen müssen, gewisse Strahlen um ihn herum erscheinen können, die sich manchmal in Form eines Kranzes nach allen Seiten ausdehnen und manchmal in Form eines Schweifes zu einer Seite hin bündeln, je nach den verschiedenen Stellen, an denen sich die Augen befinden, die auf sie blicken. Diesem Kometen mangelt also nicht eine einzige der Besonderheiten, die bei jenen beobachtet worden sind, die man in der wahren Welt gesehen hat, zumindest bei denjenigen, die für wirklich gehalten werden müssen. Denn wenn irgendwelche Historiker, um ein böses Omen zu verkünden, das dem Türkischen Halbmond droht, uns erzählen, daß der Mond im Jahre 1450 durch einen Kometen, der unter ihm hindurchging, verfinstert worden ist, oder etwas ähnliches; und wenn Astronomen die ihnen unbekannte Quantität der Brechungen der Himmelsregionen und die ungewisse Geschwindigkeit der Bewegung der Kometen schlecht berechnen und ihnen ausreichend Parallaxe zusprechen, um sie neben oder sogar unterhalb der Planeten zu plazieren, wohin einige sie mit aller Gewalt ziehen wollen: dann sind wir nicht verpflichtet, ihnen zu glauben.

63,2

K apitel 10 Über die Planeten im allgemeinen, und im besonderen über die Erde und den Mond Trotzdem gibt es bezüglich der Planeten mehrere Dinge zu bemerken. Das erste ist: Obwohl alle Planeten zu den Mittelpunkten der Himmelsregionen streben, die sie enthalten, soll damit nicht gesagt sein, daß sie deswegen jemals bis in das Innere dieser Mittelpunkte gelangen können, denn es sind, wie ich vorher bereits gesagt habe, die Sonne und die anderen Fixsterne, die sie einnehmen. Damit ich Ihnen aber deutlich verständlich ma-

63,26

92

Traité de la Lumière · Chapitre X

doivent s’arrêter, voyez, par exemple, celle qui est marquée , que je suppose suivre le cours de la matière du Ciel qui est vers le cercle K ; & considérez que, si cette Planète avait tant soit peu plus de force à continuer son mouvement en ligne droite, que n’ont les parties du second Élément qui l’environnent, au lieu de suivre toujours ce cercle K , elle irait vers Y, & ainsi elle s’éloignerait plus qu’elle n’est du centre S . Puis, d’autant que les parties du second Élément, qui l’environneraient vers Y, se meuvent plus vite, & même sont un peu plus petites, ou du moins ne sont point plus grosses, que celles qui sont vers K , elles lui donneraient encore plus de force pour passer outre vers F: en sorte qu’elle irait jusqu’à la circonférence de ce Ciel, sans se pouvoir arrêter en aucune place qui soit entre deux; puis de là, elle passerait facilement dans un autre Ciel; & ainsi, au lieu d’être une Planète, elle deviendrait une Comète. 64,26 D’où vous voyez, qu’il ne se peut arrêter aucun | Astre, en tout ce vaste espace qui est depuis le cercle K , jusqu’à la circonférence du Ciel FGGF, par où les Comètes prennent leur cours; & outre cela, qu’il faut, de nécessité, que les Planètes n’aient point plus de force à continuer leur mouvement en ligne droite, que les parties du second Élément qui sont vers K , lorsqu’elles se meuvent de même branle avec elle; & que tous les corps qui en ont plus, sont des Comètes. 65,10 Pensons donc maintenant, que cette Planète  a moins de force que les parties du second Élément qui l’environnent; en sorte que celles qui la suivent, & qui sont placées un peu plus bas qu’elle, puissent la détourner, & faire qu’au lieu de suivre le cercle K , elle descende vers la Planète marquée , où étant, il se peut faire qu’elle se trouvera justement aussi forte que les parties du second Élément qui pour lors l’environneront. Dont la raison est, que, ces parties du second Élément étant plus agitées que celles qui sont vers K , elles l’agiteront aussi davantage, & qu’étant avec cela plus petites, elles ne lui pourront pas



Abhandlung über das Licht · Kapitel 10

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che, an welchen Stellen sie anhalten müssen, sehen Sie sich zum Beispiel [s. Abb. 2, S. 77] den mit  markierten Planeten an, der, wie ich voraussetze, dem Lauf der Himmelsmaterie folgt, die sich im Kreis K befindet. Ziehen Sie in Betracht, daß, wenn dieser Planet auch nur ein ganz klein wenig mehr Kraft hätte, seine Bewegung in gerader Linie fortzusetzen als die ihn umgebenden Teile des zweiten Elements, er, anstatt immer diesem Kreis K zu folgen, nach Y ginge und sich so weiter vom Mittelpunkt S entfernte, als er sich jetzt befindet. Da die Teile des zweiten Elements, die ihn bei Y umgäben, sich schneller bewegen und sogar ein wenig kleiner oder zumindest nicht dicker sind als die sich bei K befindenden, verliehen sie ihm außerdem wiederum mehr Kraft, um weiter nach F voranzugehen. Deshalb ginge er bis zum Umfang dieses Himmels, ohne an irgendeinem Platz dazwischen anhalten zu können; von dort ginge er dann leicht in einen anderen Himmel über und würde, statt ein Planet zu sein, zu einem Kometen.42 Daran sehen Sie, daß sich kein Gestirn im gesamten weiten Raum zwischen dem Kreis K bis zum Umfang des Himmels FGGF, durch den die Kometen ihren Lauf nehmen, aufhalten kann. Außerdem dürfen Planeten mit Notwendigkeit nicht mehr Kraft haben, ihre Bewegung in gerader Linie fortzusetzen, als die Teile des zweiten Elements, die sich bei K befinden, wenn sie sich mit gleichem Schwung mit ihnen bewegen. Alle Körper, die mehr Kraft besitzen, sind Kometen. Denken wir also jetzt, daß dieser Planet  weniger Kraft besitzt als die Teile des zweiten Elements, die ihn umgeben, so daß die Teile, die ihm folgen und ein wenig tiefer plaziert sind als er, ihn ablenken und veranlassen können, daß er, anstatt dem Kreis K zu folgen, zum mit  markierten Planeten absteigt. Wenn er sich dann dort befindet, kann es passieren, daß er sich genauso stark finden wird wie die Teile des zweiten Elements, die ihn in diesem Fall umgeben werden. Der Grund dafür ist, daß diese Teile des zweiten Elements erregter sind als die bei K und sie ihn deshalb auch mehr erregen werden und ihm, da sie außerdem auch kleiner sind, nicht so großen Wi-

64,26

65,10

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Traité de la Lumière · Chapitre X

tant résister: auquel cas elle demeurera justement balancée au milieu d’elles, & y prendra son cours en même sens qu’elles font autour du Soleil, sans s’éloigner de lui plus au moins une fois que l’autre, qu’autant qu’elles pourront aussi s’en éloigner. 65,27 Mais si cette Planète, étant vers , a encore moins de force à continuer son mouvement en ligne droite, que la matière du Ciel qu’elle y trouvera, elle sera | poussée par elle encore plus bas, vers la Planète marquée ; & ainsi de suite, jusqu’à ce qu’enfin elle se trouve environnée d’une matière, qui n’ait ni plus ni moins de force qu’elle. 66,5 Et ainsi vous voyez qu’il peut y avoir diverses Planètes, les unes plus & les autres moins éloignées du Soleil, telles que sont ici , , , T, , ; dont les plus basses & moins massives peuvent atteindre jusqu’à sa superficie, mais dont les plus hautes ne passent jamais au-delà du cercle K ; qui, bien que très grand, à comparaison de chaque Planète en particulier, est néanmoins si extrêmement petit, à comparaison de tout le Ciel FGGF, que, comme j’ai déjà dit ci-devant, il peut être considéré comme son centre. 66,15 Que si je ne vous ai pas encore assez fait entendre la cause, qui peut faire que les parties du Ciel qui sont au-delà du cercle K , étant incomparablement plus petites que les Planètes, ne laissent pas d’avoir plus de force qu’elles à continuer leur mouvement en ligne droite: considérez que cette force ne dépend pas seulement de la quantité de la matière qui est en chaque corps, mais aussi de l’étendue de sa superficie. Car, encore que, lorsque deux corps se meuvent également vite, il soit vrai de dire que, si l’un contient deux fois autant de matière que l’autre, il a aussi deux fois autant d’agitation: ce n’est pas à dire pour cela, qu’il ait deux fois autant de force à continuer de se mouvoir en ligne | droite; mais il en aura justement deux fois autant, si avec cela sa superficie est justement deux fois aussi étendue, à cause qu’il



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derstand werden leisten können. In diesem Fall wird er genau in ihrer Mitte im Gleichgewicht gehalten werden und seinen Lauf in dieselbe Richtung um die Sonne herum nehmen wie sie, ohne sich von ihr gelegentlich mehr oder weniger von ihr zu entfernen, als soweit auch sie sich von ihr werden entfernen können. Aber wenn dieser Planet, wenn er bei  ist, noch weniger Kraft besitzt, seine Bewegung in gerader Linie fortzusetzen als die Himmelsmaterie, die er dort finden wird, wird er durch sie noch tiefer zu dem mit  markierten Planeten gestoßen werden. Das geht so weiter, bis er sich schließlich von einer Materie umgeben findet, die weder mehr noch weniger Kraft besitzt als er. Und so sehen Sie, daß es dort verschiedene, mehr oder weniger weit von der Sonne entfernte Planeten geben kann, so wie hier , , , T, , . Die tiefsten und am wenigsten massigen von ihnen können bis zu ihrer Oberfläche heranreichen, die höchsten aber können niemals über den Kreis K hinaus gehen, der zwar im Vergleich mit einem einzelnen Planeten im besonderen sehr groß ist, nichtsdestotrotz aber im Vergleich mit dem gesamten Himmel FGGF äußerst klein, so daß er, wie ich bereits weiter oben gesagt habe, als sein Mittelpunkt betrachtet werden kann. Falls ich Ihnen die Ursache noch nicht ausreichend einsichtig gemacht habe, die veranlassen kann, daß die sich jenseits des Kreises K befindenden Teile des Himmels zwar unvergleichlich viel kleiner sind als die Planeten, aber dennoch mehr Kraft haben als sie, ihre Bewegung in gerader Linie fortzusetzen, ziehen Sie in Betracht, daß diese Kraft nicht allein von der Quantität der Materie in einem jeweiligen Körper abhängt, sondern auch von der Ausdehnung seiner Oberfläche. Denn es ist zwar wahr, wenn man sagt, daß von zwei Körpern, die sich gleich schnell bewegen, derjenige zweimal so viel Erregung besitzt, der zweimal so viel Materie enthält wie der andere; aber man kann deswegen nicht sagen, daß er auch zweimal soviel Kraft besitzt, seine Bewegung in gerader Linie fortzusetzen, sondern

65,27

66,5

66,15

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Traité de la Lumière · Chapitre X

rencontrera toujours deux fois autant d’autres corps, qui lui feront résistance; & il en aura beaucoup moins, si sa superficie est étendue beaucoup plus de deux fois. 67,7 Or vous savez que les parties du Ciel sont à peu près toutes rondes, & ainsi, qu’elles ont celle de toutes les figures qui comprend le plus de matière sous une moindre superficie; & qu’au contraire les Planètes, étant composées de petites parties qui ont des figures fort irrégulières & étendues, ont beaucoup de superficie à raison de la quantité de leur matière: en sorte qu’elles peuvent en avoir plus, que la plupart de ces parties du Ciel; & toutefois aussi en avoir moins, que quelques-unes des plus petites, & qui sont les plus proches des centres. Car il faut savoir qu’entre deux boules toutes massives, telles que sont ces parties du Ciel, la plus petite a toujours plus de superficie, à raison de sa quantité, que la plus grosse. 67,21 Et l’on peut aisément confirmer tout ceci par l’expérience. Car, poussant une grosse boule composée de plusieurs branches d’arbres, confusément jointes & entassées l’une sur l’autre, ainsi qu’il faut imaginer que sont les parties de la Matière, dont les Planètes sont composées: il est certain qu’elle ne pourra pas continuer si loin son mouvement, quand bien même elle serait poussée par une force entièrement propor | tionnée à sa grosseur, comme ferait une autre boule beaucoup plus petite & composée du même bois, mais qui serait toute massive; il est certain aussi tout au contraire qu’on pourrait faire une autre boule du même bois & toute massive, mais qui serait si extrêmement petite, qu’elle aurait beaucoup moins de force à continuer son mouvement que la première; enfin il est certain que cette première peut avoir plus ou moins de force à continuer son mouvement, selon que les branches qui la composent, sont plus ou moins grosses & pressées.



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er wird nur dann genau zweimal soviel besitzen, wenn außerdem auch seine Oberfläche genau zweimal so ausgedehnt ist, weil er immer auf zweimal soviel andere Körper treffen wird, die ihm Widerstand leisten werden. Und er wird sehr viel weniger Kraft haben, wenn seine Oberfläche sehr viel mehr als zweimal so ausgedehnt ist. Nun wissen Sie, daß die Teile des Himmels alle fast ganz rund sind und daß sie so von allen Gestalten diejenige besitzen, die am meisten Materie unter der geringsten Oberfläche enthält. Umgekehrt besitzen die Planeten, da sie aus kleinen Teilen zusammengesetzt sind, die ganz unregelmäßige und ausgedehnte Gestalten haben, im Verhältnis zur Quantität ihrer Materie eine große Oberfläche. Sie haben deshalb eine im Verhältnis zur Quantität ihrer Materie größere Oberfläche als die meisten der Teile des Himmels, wenn auch eine kleinere als einige der kleineren Teile, die den Mittelpunkten am nächsten sind. Denn man muß wissen, daß von zwei ganz massigen Kugeln, wie es diese Teile des Himmels sind, die kleinere immer mehr Oberfläche im Verhältnis zu ihrer Quantität hat als die dickere. All das läßt sich leicht durch ein Experiment bestätigen. Denn wenn man eine dicke Kugel stößt, die aus mehreren wirr verbundenen und übereinandergeschichteten Zweigen eines Baumes besteht – und so muß man sich die Teile der Materie vorstellen, aus denen die Planeten bestehen –, ist es gewiß, daß sie ihre Bewegung nicht so weit wird fortsetzen können, sogar wenn sie mit einer ihrer Dicke völlig angepaßten Kraft gestoßen würde, als eine andere Kugel, die kleiner und aus demselben Holz zusammengesetzt, aber ganz massig wäre. Es ist auch gewiß, daß man umgekehrt aus demselben Holz eine andere Kugel fertigen könnte, die ganz massig, aber so äußerst klein wäre, daß sie sehr viel weniger Kraft besäße als die erste, ihre Bewegung fortzusetzen. Schließlich ist es gewiß, daß die erste Kugel dementsprechend mehr oder weniger Kraft besitzen kann, ihre Bewegung fortzusetzen, wie die Zweige, aus der sie zusammengesetzt ist, mehr oder weniger dick und zusammengedrückt sind.

67,7

67,21

98 68,12 D’où

Traité de la Lumière · Chapitre X

vous voyez comment diverses Planètes peuvent être suspendues au-dedans du cercle K , à diverses distances du Soleil; & comment ce ne sont pas simplement celles qui paraissent à l’extérieur les plus grosses, mais celles qui en leur intérieur sont les plus solides & les plus massives, qui en doivent être les plus éloignées. 68,19 Il faut remarquer après cela, que, comme nous expérimentons que les bateaux qui suivent le cours d’une rivière, ne se meuvent jamais si vite que l’eau qui les entraîne, ni même les plus grands d’entre eux si vite que les moindres: ainsi, encore que les Planètes suivent le cours de la matière du Ciel sans résistance, & se meuvent de même branle avec elle, ce n’est pas à dire pour cela, qu’elles se meuvent jamais | du tout si vite; & même l’inégalité de leur mouvement doit avoir quelque rapport à celle qui se trouve entre la grosseur de leur masse & la petitesse des parties du Ciel qui les environnent. Dont la raison est que, générale­ ment parlant, plus un corps est gros, plus il lui est facile de communiquer une partie de son mouvement aux autres corps, & plus il est difficile aux autres de lui communiquer quelque chose du leur. Car encore que plusieurs petits corps, en s’accordant tous ensemble pour agir contre un plus gros, puissent avoir autant de force que lui: toutefois ils ne le peuvent jamais faire mouvoir si vite en tous sens, comme ils se meuvent; à cause que, s’ils s’accordent en quelques-uns de leurs mouvements, lesquels ils lui communiquent, ils diffèrent infailliblement en d’autres en même temps, lesquels ils ne lui peuvent communiquer. 69,18 Or il suit de ceci deux choses, qui me semblent fort considérables. La première est, que la matière du Ciel ne doit pas seule­ ment faire tourner les Planètes autour du Soleil, mais aussi autour de leur propre centre (excepté lorsqu’il y a quelque cause particulière qui les en empêche); & ensuite, qu’elle doit composer de petits Cieux autour d’elles, qui se meuvent en même sens que le plus grand. Et la seconde est que, s’il se rencontre deux Planètes inégales en grosseur, mais disposées à prendre



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Daran sehen Sie, wie im Inneren des Kreises K verschiedene Planeten in verschiedenen Abständen von der Sonne schweben können und wie nicht einfach diejenigen am weitesten von ihr entfernt sein müssen, die von außen am dicksten erscheinen, sondern diejenigen, die in ihrem Inneren am massivsten und am massigsten sind. Danach ist zu bemerken, daß genauso, wie wir die Erfahrung machen, daß sich Schiffe, die dem Lauf eines Flusses folgen, niemals so schnell bewegen wie das Wasser, das sie fortreißt, noch auch die größeren von ihnen so schnell wie die kleineren: daß genauso damit, daß die Planeten dem Lauf der Himmelsmaterie ohne Widerstand folgen und sie sich mit demselben Schwung mit ihnen bewegen, noch nicht gesagt ist, daß sie sich überhaupt jemals so schnell bewegen. Selbst die Ungleichheit ihrer Bewegung muß aber in irgendeiner Beziehung stehen zu der, die sich zwischen der Dicke ihrer Masse und der Kleinheit der sie umgebenden Teile des Himmels findet. Der Grund dafür ist, daß es einem Körper, allgemein gesprochen, um so leichter fällt, einen Teil seiner Bewegung auf andere Körper zu übertragen, je dicker er ist, und anderen um so schwerer, ihm etwas von ihrer Bewegung zu übertragen. Denn auch wenn mehrere kleine Körper sich zusammenfinden, um gemeinsam auf einen dickeren einzuwirken, und dadurch genauso viel Kraft haben können wie er, können sie ihn gleichwohl niemals so schnell in alle Richtungen bewegen lassen, wie sie sich bewegen, weil sie, wenn sie sich in einigen ihrer Bewegungen zusammenfinden, die sie ihm übertragen, sich unfehlbar gleichzeitig in anderen voneinander unterscheiden, die sie ihm nicht übertragen können. Nun folgen daraus zwei Dinge, die mir sehr beachtenswert zu sein scheinen. Das erste ist: Die Himmelsmaterie muß die Planeten nicht nur um die Sonne, sondern auch um ihren eige­ nen Mittelpunkt drehen lassen (ausgenommen wenn irgendeine besondere Ursache vorliegt, die sie daran hindert) und muß demnach um die Planeten kleine Himmelsregionen bilden, die sich in dieselbe Richtung bewegen wie der größere. Und das zweite ist: Wenn zwei an Dicke ungleiche Planeten aufeinan-

68,12

68,19

69,18

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Traité de la Lumière · Chapitre X

leur cours dans le Ciel à une même distance du Soleil, en sorte que l’une soit justement d’autant plus massive, que l’autre sera plus grosse: la | plus petite de ces deux, ayant un mouvement plus vite que la plus grosse, devra se joindre au petit Ciel qui sera autour de cette plus grosse, & tournoyer continuellement avec lui. 70,5 Car puisque les parties du Ciel, qui sont par exemple vers A , se meuvent plus vite que la Planète marquée T, qu’elles poussent vers Z , il est évident qu’elles doivent être détournées par elle, & contraintes de prendre leur cours vers B. Je dis vers B, plutôt que vers D. Car, ayant inclination à continuer leur mouvement en ligne droite, elles doivent plutôt aller vers le dehors du cercle ACZN qu’elles décrivent, que vers le centre S . Or, passant ainsi de A vers B, elles obligent la Planète T de tourner avec elles autour de son centre; & réciproquement cette Planète, en tournant | ainsi, leur donne occasion de prendre leurs cours de B vers C , puis vers D, & vers A ; & ainsi, de former un Ciel particulier autour d’elle, avec lequel elle doit toujours après continuer à se mouvoir, de la partie qu’on nomme l’Occident, vers celle qu’on nomme l’Orient, non seulement autour du Soleil, mais aussi autour de son propre centre. 71,8 De plus, sachant que la Planète marquée  est disposée à prendre son cours suivant le cercle NACZ , aussi bien que celle qui est marquée T, & qu’elle doit se mouvoir plus vite, à cause qu’elle est plus petite, il est aisé à entendre, qu’en quelque endroit du Ciel qu’elle puisse s’être trouvée au commencement, elle a dû en peu de temps s’aller rendre contre la superficie extérieure



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dertreffen, von denen der eine aber genau um so viel massiger sein soll wie der andere dicker sein wird und die deshalb die Disposition haben, ihren Lauf im Himmel in demselben Abstand von der Sonne zu nehmen, wird der kleinere der beiden, da er eine schnellere Bewegung hat als der dickere, sich mit dem kleinen Himmel, der sich um diesen dickeren befinden wird, verbinden und sich unablässig mit ihm herumdrehen müssen. Denn da sich die Teile des Himmels, die sich zum Beispiel bei A befinden, schneller bewegen als der mit T markierte Planet, den sie nach Z stoßen, ist es evident, daß sie durch ihn abgelenkt und gezwungen werden müssen, ihren Lauf nach B zu neh­men. Ich sage eher nach B als nach D. Denn da sie Neigung haben, ihre Bewegung in gerader Linie fortzusetzen, müssen sie eher zum Äußeren des Kreises ACZN, den sie beschreiben, als zum Mittelpunkt S gehen. Nun, wenn sie so von A nach B übergehen, nötigen sie den Planeten T, mit ihnen um seinen Mittelpunkt zu kreisen; und umgekehrt gibt ihnen dieser Planet, wenn er sich so dreht, Gelegenheit, ihren Lauf von B nach C und dann nach D und nach A zu nehmen. So formen sie um ihn herum einen besonderen Himmel, mit dem er danach immer fortfahren muß, sich von dem Teil, den man Westen nennt, zu dem hin, den man Osten nennt, zu bewegen, und zwar nicht nur um die Sonne, sondern auch um seinen eigenen Mittelpunkt. Da wir außerdem wissen, daß der mit  markierte Planet die Disposition hat, seinen Lauf dem Kreis NACZ folgend zu nehmen, genauso wie der mit T markierte, und daß er sich schneller bewegen muß, weil er kleiner ist, ist leicht einzusehen, daß er, an welcher Stelle des Himmels er sich zu Beginn auch befunden haben mag, sich in kurzer Zeit zur äußeren Oberfläche des

70,5

71,8

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Traité de la Lumière · Chapitre X

du petit Ciel ABCD, & que, s’y étant une fois jointe, elle doit toujours après suivre son cours autour de T, avec les parties du second Élément qui sont vers cette superficie. 71,19 Car puisque nous supposons qu’elle aurait justement autant de force que la matière de ce Ciel, à tourner suivant le cercle NACZ , si l’autre Planète n’y était point: il faut penser qu’elle en a quelque peu plus à tourner suivant le cercle ABCD, à cause qu’il est plus petit, & par conséquent, qu’elle s’éloigne toujours le plus qu’il est possible du centre T: ainsi qu’une pierre, étant agitée dans une fronde, tend toujours à s’éloigner du centre du cercle qu’elle décrit. Et toutefois cette Planète, étant vers A , n’ira pas pour cela s’écar | ter vers L , d’autant qu’elle entrerait en un endroit du Ciel, dont la matière aurait la force de la repousser vers le cercle NACZ . Et tout de même, étant vers C , elle n’ira pas descendre vers K , d’autant qu’elle s’y trouverait environnée d’une matière, qui lui donnerait la force de remonter vers ce même cercle NACZ . Elle n’ira pas non plus de B vers Z , ni beaucoup moins de D vers N, d’autant qu’elle n’y pourrait aller si facilement ni si vite, que vers C & vers A . Si bien qu’elle doit demeurer comme attachée à la superficie du petit Ciel ABCD, & tourner continuellement avec elle autour de T; ce qui empêche qu’il ne se forme un autre petit Ciel autour d’elle, qui la fasse tourner derechef autour de son centre. 72,15 Je n’ajoute point ici, comment il se peut rencontrer un plus grand nombre de Planètes jointes ensemble, & qui prennent leur cours l’une autour de l’autre, comme celles que les nouveaux Astronomes ont observées autour de Jupiter & de Saturne. Car je n’ai pas entrepris de dire tout; & je n’ai parlé en particulier de ces deux, qu’afin de vous représenter la Terre que nous habitons, par celle qui est marquée T, & la Lune qui tourne autour d’elle, par celle qui est marquée .



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kleinen Himmels ABCD hat begeben müssen. Einmal damit verbunden, muß er danach seinem Lauf immer mit den Teilen des zweiten Elements folgen, die sich an dieser Oberfläche befinden. Denn da wir ja voraussetzen, daß er genauso viel Kraft besäße, sich dem Kreis NACZ folgend zu drehen, wie die Materie des Himmels, wenn der andere Planet überhaupt nicht da wäre, ist zu denken, daß er, weil er kleiner ist, etwas mehr Kraft hat, sich dem Kreis ABCD folgend zu drehen. Folglich entfernt er sich immer so weit wie möglich vom Mittelpunkt T, wie ein Stein, der in einer Schleuder erregt wird, immer danach strebt, sich von dem Mittelpunkt des Kreises zu entfernen, den er beschreibt. Indessen wird dieser Planet, wenn er bei A ist, des­ wegen nicht beginnen, nach L abzuwandern, da er in eine Stelle des Himmels einträte, deren Materie die Kraft besäße, ihn zum Kreis NACZ zurückzustoßen. Genausowenig aber wird er, wenn er bei C ist, nach K abzusteigen beginnen, da er sich dort von einer Materie umgeben fände, die ihm die Kraft verliehe, wieder zu demselben Kreis NACZ aufzusteigen. Und er wird ebensowenig von B nach Z gehen, und noch viel weniger von D nach N, da er dorthin weder so leicht noch so schnell gehen könnte wie nach C und nach A. Deshalb muß er an der Oberfläche des kleinen Himmels ABCD wie befestigt bleiben und sich unablässig mit ihr um T drehen. Dadurch wird verhindert, daß sich um ihn ein anderer kleiner Himmel formt, der ihn erneut sich um seinen Mittelpunkt drehen läßt. Ich füge hier nicht hinzu, wie eine größere Anzahl miteinander verbundener Planeten angetroffen werden kann, die ihren Lauf umeinander nehmen, wie diejenigen, die die neuen Astronomen um Jupiter und Saturn beobachtet haben.43 Denn ich habe es nicht unternommen, alles zu sagen; und ich habe nur über diese beiden im besonderen gesprochen, um Ihnen die von uns bewohnte Erde durch den mit T markierten Planten darzustellen und den sich um sie drehenden Mond durch den mit  markierten.

71,19

72,15

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Traité de la Lumière · Chapitre XI

Chapitre XI De la Pesanteur 72,25 Mais

je désire maintenant, que vous considériez quelle est la pesanteur de cette Terre, c’est-à-dire la force qui unit toutes ses parties, & qui fait qu’elles | tendent toutes vers son centre, chacune plus ou moins, selon qu’elles sont plus ou moins grosses & solides; laquelle n’est autre, & ne consiste qu’en ce que les parties du petit Ciel qui l’environne, tournant beaucoup plus vite que les siennes autour de son centre, tendent aussi avec plus de force à s’en éloigner, & par conséquent les y repoussent. En quoi si vous trouvez quelque difficulté, sur ce que j’ai tantôt dit que les corps les plus massifs & les plus solides, tels que j’ai supposé ceux des Comètes, s’allaient rendre vers les circonférences des Cieux, & qu’il n’y avait que ceux qui l’étaient moins, qui fussent repoussés vers leurs centres; comme s’il devait suivre de là, que ce fussent seulement les parties de la Terre les moins solides qui pussent être poussées vers son centre, & que les autres dussent s’en éloigner: remarquez que, lorsque j’ai dit que les corps les plus solides & les plus massifs tendaient à s’éloigner du centre de quelque Ciel, j’ai supposé qu’ils se mouvaient déjà auparavant de même branle que la matière de ce Ciel. Car il est certain que, s’ils n’ont point encore commencé à se mouvoir, ou s’ils se meuvent, pourvu que ce soit moins vite qu’il n’est requis pour suivre le cours de cette matière, ils doivent d’abord être chassés par elle vers le centre autour duquel elle tourne, & même il est certain que, d’autant qu’ils seront plus gros & plus solides, ils y seront poussés avec plus de force & de vitesse. Et toutefois cela n’empêche pas que, s’ils le sont assez pour | composer des Comètes, ils ne s’aillent rendre peu après vers les circonférences extérieures des Cieux: d’autant que l’agitation



Abhandlung über das Licht · Kapitel 11

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K apitel 11 Über das Gewicht Jetzt aber wünsche ich mir, daß Sie bitte betrachten, was das Gewicht dieser Erde ist, das heißt die Kraft, die alle ihre Teile vereint und sie alle zu ihrem Mittelpunkt streben läßt, jedes einzelne dementsprechend mehr oder weniger, ob sie mehr oder weniger dick und massiv sind. Diese Kraft ist nichts anderes und besteht nur darin, daß die Teile des die Erde umgebenden kleinen Himmels sich sehr viel schneller um ihren Mittelpunkt drehen als die der Erde. Deswegen streben sie auch mit größerer Kraft, sich von ihm zu entfernen, und stoßen folglich die Teile der Erde zu ihm zurück. Wenn Sie hierin eine Schwierigkeit finden, daß ich vor kurzem gesagt habe, daß die massigsten und massivsten Körper – zu denen, wie ich vorausgesetzt habe, auch die der Kometen gehören – sich zu den Umfängen der Himmelsregionen begaben und daß nur die, die es weniger waren, zu ihren Mittelpunkten zurückgestoßen wurden, so als ob daraus folgen mußte, daß nur die weniger massiven Teile der Erde zu ihrem Mittelpunkt zurückgestoßen werden konnten und die anderen sich entfernen mußten: dann bemerken Sie, daß, als ich gesagt habe, daß die massivsten und massigsten Körper sich vom Mittelpunkt eines Himmels zu entfernen strebten, ich vorausgesetzt habe, daß sie sich vorher bereits mit demselben Schwung wie die Materie des Himmels bewegten. Denn es ist gewiß, daß, wenn sie sich überhaupt noch nicht zu bewegen begonnen haben oder wenn sie sich weniger schnell bewegen, als erforderlich ist, um dem Lauf dieser Materie zu folgen, die Materie des Himmels sie zuerst zu dem Mittelpunkt treiben muß, um den sie sich drehen. Und es ist sogar gewiß, daß sie mit desto größerer Kraft und Geschwindigkeit dorthin gestoßen werden, je dicker und massiver sie sind. Und gleichwohl hindert dies nicht, daß, wenn sie ausreichend dick und massiv sind, um Kometen zu bilden, sie sich kurz danach zu den äußeren Umfängen dieser Himmelsregionen begeben, da sie, wenn sie zu einem der Mittelpunkte der Himmelsregionen absteigen,

72,25

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Traité de la Lumière · Chapitre XI

qu’ils auront acquise, en descendant vers quelqu’un de leurs centres, leur donnera infailliblement la force de passer outre, & de remonter vers sa circonférence. 74,7 Mais afin que vous entendiez ceci plus clairement, considérez la Terre EFGH, avec l’eau 1.2.3.4, & l’air 5.6.7.8, qui, comme je vous dirai ci-après, ne sont composés que de quelques-unes des

moins solides de ses parties, & font une même masse avec elle. Puis considérez aussi la matière du Ciel, qui remplit non seulement tout l’espace qui est entre les cercles ABCD | & 5.6.7.8, mais encore tous les petits intervalles qui sont au-dessous entre les parties de l’Air, de l’Eau, & de la Terre. Et pensez que, ce Ciel & cette Terre tournant ensemble autour du centre T, toutes leurs parties tendent à s’en éloigner, mais beaucoup plus fort celles du Ciel que celles de la Terre, à cause qu’elles sont beaucoup plus agitées; & même aussi, entre celles de la Terre, les plus agitées vers le même côté que celles du Ciel, tendent plus à s’en éloigner que les autres. En sorte que, si tout l’espace qui est au-delà du cercle ABCD était vide, c’est-à-dire, n’était rempli que d’une matière qui ne put résister aux actions des autres corps, ni pro-­



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eine Erregung erworben haben werden, die ihnen unfehlbar die Kraft verliehen haben wird, weiter voranzugehen und wieder zum Umfang aufzusteigen. Aber damit Sie dies klarer einsehen, betrachten Sie die Erde EFGH mit dem Wasser 1, 2, 3, 4 und der Luft 5, 6, 7, 8, die, wie ich Ihnen weiter unten sagen werde, nur aus einigen ihrer weni-

ger massiven Teile zusammengesetzt sind und mit ihr dieselbe Masse ausmachen. Betrachten Sie dann auch die Himmels­ materie, die nicht nur den gesamten Raum zwischen den Kreisen ABCD und 5, 6, 7, 8, sondern auch alle kleinen Zwischenräume füllt, die sich darunter zwischen den Teilen der Luft, des Wassers und der Erde befinden. Und denken Sie, daß dieser Himmel und diese Erde sich gemeinsam um den Mittelpunkt T drehen und deshalb alle ihre Teile sich von ihm zu entfernen streben, die des Himmels aber sehr viel stärker als die der Erde, weil sie sehr viel erregter sind; und selbst von den Teilen der Erde streben die, die am stärksten zu derselben Seite wie die des Himmels hin erregt sind, mehr danach, sich von dort zu entfernen, als die anderen. Wenn der gesamte Raum jenseits des Kreises ABCD leer wäre, das heißt nur mit einer Materie gefüllt, die weder den Aktionen der anderen Körper Widerstand

74,7

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Traité de la Lumière · Chapitre XI

duire aucun effet considérable (car c’est ainsi qu’il faut prendre le nom du vide), toutes les parties du Ciel qui sont dans le cercle ABCD en sortiraient les premières, puis celles de l’Air & de l’Eau les suivraient, & enfin aussi celles de la Terre, chacune d’autant plus promptement qu’elle se trouverait moins attachée au reste de sa masse: en même façon qu’une pierre sort hors de la fronde, en laquelle elle est agitée, sitôt qu’on lui lâche la corde; & que la poussière, que l’on jette sur une pirouette pendant qu’elle tourne, s’en écarte tout aussitôt de tous côtés. 75,24 Puis considérez que, n’y ayant point ainsi aucun espace au-delà du cercle ABCD, qui soit vide, ni où les parties du Ciel contenues au-dedans de ce cercle puissent aller, si ce n’est qu’au même instant il en rentre d’autres en leur place, qui leur soient toutes semblables, les parties de la Terre ne peuvent aussi | s’éloigner plus qu’elles ne font du centre T, si ce n’est qu’il en descende en leur place de celles du Ciel, ou d’autres terrestres, tout autant qu’il en faut pour la remplir; ni réciproquement s’en approcher, qu’il n’en monte tout autant d’autres en leur place. En sorte qu’elles sont toutes opposées les unes aux autres, chacune à celles qui doivent entrer en leur place, en cas qu’elles montent; & de même, à celles qui doivent y entrer, en cas qu’elles descendent: ainsi que les deux côtés d’une balance le sont l’un à l’autre. C ’est-à-dire que, comme l’un des côtés de la balance ne peut se hausser ni se baisser, que l’autre ne fasse au même instant tout le contraire, & que toujours le plus pesant emporte l’autre: ainsi la pierre R , par exemple, est tellement opposée à la quantité d’air (justement égale à sa grosseur), qui est au-dessus d’elle, & dont elle devrait occuper la place, en cas qu’elle s’éloignât davantage du centre T, qu’il faudrait nécessairement que cet air descendît, à mesure qu’elle monterait. Et de même aussi elle est tellement opposée à une autre pareille quantité d’air, qui est au-dessous d’elle, & dont elle doit occuper la place en cas



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leisten noch irgendeine beachtenswerte Wirkung produzieren könnte (denn so ist der Name Vakuum zu nehmen),44 träten deshalb als erste alle Teile des Himmels aus, die sich auf dem Kreis ABCD befinden, danach würden ihnen die der Luft und des Wassers folgen und schließlich die der Erde, jedes einzelne um so rascher, je weniger es sich an dem Rest der Masse befestigt fände – in derselben Weise wie ein Stein aus einer Schleuder austritt, in der er erregt wird, sobald man die Schnur fahren läßt; und wie Staub, den man auf einen Kreisel wirft, während er sich dreht, sogleich nach allen Seiten verwirbelt wird. Ziehen Sie dann in Betracht, daß es jenseits des Kreises ABCD keinen solchen leeren Raum geben kann, in den die im Inneren dieses Himmels enthaltenen Teile des Himmels gehen können, es sei denn, daß in demselben Augenblick andere wieder ihren Platz einnehmen, die ihnen ganz ähnlich sind. Deshalb können sich auch die Teile der Erde weder weiter vom Mittelpunkt T entfernen, als sie sich befinden, es sei denn, solche des Himmels oder andere irdische steigen so weit an ihren Platz ab, wie es nötig ist, um sie zu füllen, noch können sie umgekehrt sich ihm nähern, wenn nicht genauso viele andere an ihren Platz aufsteigen. Deshalb sind sie alle einander entgegengesetzt, jedes einzelne jenen, die in ihren Platz eintreten müssen, im Fall daß es aufsteigt, und genauso jenen, die dort eintreten müssen, im Fall daß es absteigt, so wie die beiden Seiten einer Waage einander entgegengesetzt sind. Das heißt: Genauso, wie sich die eine Seite der Waage weder heben noch senken kann, ohne daß die andere im selben Augenblick das genaue Gegenteil macht, und die schwerere die Oberhand über die andere gewinnt, ist, zum Beispiel, der Stein R der Quantität der ihm befindlichen Luft (die seiner Dicke genau gleich ist), deren Platz er in dem Fall einnehmen müßte, daß er sich weiter von dem Mittelpunkt T entfernte, solchermaßen entgegengesetzt, daß diese Luft notwendig in dem Maße absteigen müßte, wie er aufstiege. Und er ist ebenso einer anderen entsprechenden Quantität an Luft entgegengesetzt, die sich unter ihm befindet und deren Platz er in dem Fall einnehmen muß,

75,24

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Traité de la Lumière · Chapitre XI

qu’elle s’approche de ce centre, qu’il est besoin qu’elle descende lorsque cet air monte. 76,25 Or il est évident que, cette pierre contenant en soi beaucoup plus de la matière de la Terre, & en récompense en contenant d’autant moins de celle du Ciel, | qu’une quantité d’air d’égale étendue, & même ses parties terrestres étant moins agitées par la matière du Ciel que celle de cet air: elle ne doit pas avoir la force de monter au-dessus de lui, mais bien lui, au contraire, doit avoir la force de la faire descendre au-dessous: en sorte qu’il se trouve léger, étant comparé avec elle, au lieu qu’étant comparé avec la matière du Ciel toute pure, il est pesant. Et ainsi vous voyez que chaque partie des corps terrestres est pressée vers T: non pas indifféremment par toute la matière qui l’environne, mais seulement par une quantité de cette matière, justement égale à sa grosseur, qui, étant au-dessous, peut prendre sa place en cas qu’elle descende. Ce qui est cause qu’entre les parties d’un même corps, qu’on nomme Homogène, comme entre celles de l’air ou de l’eau, les plus basses ne sont point notablement plus pressées que les plus hautes; & qu’un homme, étant au-dessous d’une eau fort profonde, ne la sent point davantage peser sur son dos, que s’il nageait tout au-dessus. 77,21 Mais s’il vous semble que la matière du Ciel, faisant ainsi descendre la pierre R vers T, au-dessous de l’air qui l’environne, la doive aussi faire aller vers 6, ou vers 7, c’est-à-dire vers l’Occident ou vers l’Orient, plus vite que cet air, en sorte qu’elle ne descende pas tout droit & à plomb, ainsi que font les corps pesants sur la vraie Terre: considérez, premièrement, que toutes les parties terrestres comprises dans le cercle 5, 6, 7, 8, étant pressées vers T par la matière du | Ciel, en la façon que je viens d’expliquer, & ayant avec cela des figures fort irrégulières & diverses, se doivent joindre & accrocher les unes aux autres, & ainsi ne composer qu’une masse, qui est emportée toute entière par le cours du Ciel ABCD; en telle sorte que, pendant



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daß er sich diesem Mittelpunkt nähert, so daß es nötig ist, daß er absteigt, wenn diese Luft aufsteigt. Nun, da dieser Stein in sich sehr viel mehr Materie der Erde, dafür aber ebensoviel weniger solche des Himmels enthält als eine Quantität Luft von gleicher Ausdehnung und seine irdischen Teile durch die Himmelsmaterie sogar weniger erregt werden als die dieser Luft, ist es evident, daß er nicht die Kraft haben kann, über sie aufzusteigen, aber umgekehrt sie sehr wohl die Kraft haben muß, ihn nach unten absteigen zu lassen. Deshalb findet sich die Luft verglichen mit dem Stein als leicht, hingegen verglichen mit der ganz reinen Himmelsmaterie als schwer. Und so sehen Sie, daß jedes einzelne Teil der irdischen Körper nach T gedrückt wird – allerdings nicht unterschiedslos durch die gesamte Materie, die es umgibt, sondern nur durch eine seiner Dicke genau gleiche Quantität dieser Materie, die sich unter ihm befindet und deshalb im dem Falle, daß er absteigt, seinen Platz einnehmen kann. Das ist die Ursache, weshalb die tieferen Teile desselben Körpers, den man homogen nennt, wie die Teile der Luft oder des Wassers, nicht beträchtlich mehr gedrückt werden als die höheren. Und deshalb empfindet ein Mensch, der sich unten in einem sehr tiefen Wasser befindet, es nicht mehr auf seinem Rücken lasten, als wenn er obenauf schwimmt. Wenn es Ihnen aber scheint, daß die Himmelsmaterie, die den Stein R nach T unter die ihn umgebende Luft absteigen läßt, ihn auch schneller als diese Luft nach 6 oder nach 7 gehen lassen muß, das heißt nach Westen oder nach Osten, so daß er nicht ganz gerade und senkrecht absteigt wie die schweren Körper auf der wahren Erde, ziehen Sie erstens in Betracht, daß alle im Kreis 5, 6, 7, 8 enthaltenen irdischen Teile, da sie in der von mir gerade erklärten Weise durch die Himmelsmaterie nach T gedrückt werden und außerdem sehr unregelmäßige und verschiedene Gestalten haben, sich miteinander verbinden und ineinander verhaken und so nur eine Masse bilden müssen, die insgesamt durch den Lauf des Himmels ABCD mitgeführt wird. Deshalb verbleiben, während sich die Erde dreht, zum

76,25

77,21

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Traité de la Lumière · Chapitre XI

qu’elle tourne, celles de ses parties qui sont, par exemple, vers 6, demeurent toujours vis-à-vis de celles qui sont vers 2, & vers F, sans s’en écarter notablement ni ça ni là, qu’autant que les vents ou les autres causes particulières les y contraignent. 78,11 Et de plus remarquez, que ce petit Ciel ABCD tourne beaucoup plus vite que cette Terre; mais que celles de ses parties, qui sont engagées dans les pores des corps terrestres, ne peuvent pas tourner notablement plus vite que ces corps autour du centre T, encore qu’elles se meuvent beaucoup plus vite en divers autres sens, selon la disposition de ces pores. 78,19 Puis, afin que vous sachiez, qu’encore que la matière du Ciel fasse approcher la pierre R de ce centre, à cause qu’elle tend avec plus de force qu’elle à s’en éloigner, elle ne doit pas tout de même la contraindre de reculer vers l’Occident, bien qu’elle tende aussi avec plus de force qu’elle à aller vers l’Orient: considérez que cette matière du Ciel tend à s’éloigner du centre T, parce qu’elle tend à continuer son mouvement en ligne droite, mais qu’elle ne tend de l’Occident vers l’Orient, que simplement parce qu’elle tend à le continuer de même vitesse, & qu’il lui est | d’ailleurs indifférent de se trouver vers 6, ou vers 7. 79,2 Or il est évident qu’elle se meut quelque peu plus en ligne droite, pendant qu’elle fait descendre la pierre R vers T, qu’elle ne serait en la laissant vers R ; mais elle ne pourrait pas se mouvoir si vite vers l’Orient, si elle la faisait reculer vers l’Occident, que si elle la laisse en sa place, ou même que si elle la pousse devant soi. 79,8 Et toutefois, afin que vous sachiez aussi, qu’encore que cette matière du Ciel ait plus de force à faire descendre cette pierre R vers T, qu’à y faire descendre l’air qui l’environne, elle ne doit pas tout de même en avoir plus à la pousser devant soit de l’Occident vers l’Orient, ni par conséquent la faire mouvoir plus vite que l’air en ce sens là: considérez qu’il y a justement autant de cette matière du Ciel, qui agit contre elle pour la faire des-



Abhandlung über das Licht · Kapitel 11

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Beispiel die sich bei 6 befindenden Teile immer gegenüber den sich bei 2 und bei F befindenden, ohne beträchtlich hierhin und dorthin abzuwandern, außer insofern, als Winde oder andere besondere Ursachen sie dazu zwingen.45 Bemerken Sie außerdem, daß sich der kleine Himmel ABCD sehr viel schneller dreht als diese Erde, daß sich aber diejenigen seiner Teile, die sich in den Poren der irdischen Körper verfangen haben, nicht beträchtlich schneller um den Mittelpunkt T drehen können als diese Körper, auch wenn sie sich gemäß der Disposition dieser Poren sehr viel schneller in verschiedene andere Richtungen bewegen. Damit Sie außerdem wissen, daß die Himmelsmaterie zwar den Stein R sich diesem Mittelpunkt nähern läßt, weil sie mit größerer Kraft sich davon zu entfernen strebt als er, aber sie ihn gleichwohl nicht zwingen kann, nach Westen zurückzuweichen, obwohl sie auch mit größerer Kraft als er nach Osten zu gehen strebt: Ziehen Sie dazu bitte in Betracht, daß diese Himmelsmaterie sich vom Mittelpunkt T zu entfernen strebt, weil sie ihre Bewegung in gerader Linie fortzusetzen strebt, daß sie aber nur einfach deshalb von Westen nach Osten strebt, weil sie sie in derselben Geschwindigkeit fortzusetzen strebt und es für sie ansonsten gleichgültig ist, ob sie sich bei 6 oder bei 7 befindet. Nun ist es evident, daß sie sich etwas mehr in gerader Linie bewegt, während sie den Stein R nach T absteigen läßt, als sie es täte, wenn sie ihn bei R ließe. Wenn sie ihn nach Westen zurückweichen ließe, könnte sie sich nicht so schnell nach Osten bewegen, als wenn sie ihn an seinem Platz läßt oder ihn sogar vor sich her stößt. Indessen, damit Sie auch wissen, daß diese Himmelsmaterie zwar mehr Kraft hat, den Stein R nach T als die ihn umgebende Luft dorthin absteigen zu lassen, aber sie gleichwohl nicht mehr Kraft haben kann als die Luft, ihn vor sich her von Osten nach Westen zu stoßen – und folglich auch nicht mehr Kraft, ihn sich schneller in diese Richtung bewegen zu lassen. Dazu ziehen Sie bitte in Betracht, daß genauso viel dieser Himmelsmaterie auf

78,11

78,19

79,2

79,8

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Traité de la Lumière · Chapitre XII

cendre vers T, & qui y emploie toute sa force, qu’il en entre de celle de la Terre en la composition de son corps; & que, d’autant qu’il y en entre beaucoup davantage, qu’en une quantité d’air de pareille étendue, elle doit être pressée beaucoup plus fort vers T, que n’est cet air; mais que, pour la faire tourner vers l’Orient, c’est toute la matière du Ciel, contenue dans le cercle R , qui agit contre elle, & conjointement contre toutes les parties terrestres de l’air contenu en ce même cercle: en sorte que, n’y en ayant point davantage qui agisse contre elle que contre cet air, elle ne doit point tourner plus vite que lui en ce sens là. 80,1 Et vous pouvez entendre de ceci, que les raisons dont se servent plusieurs Philosophes pour réfuter le mouvement de la vraie Terre, n’ont point de force contre celui de la Terre que je vous décris. Comme lorsqu’ils disent que, si la Terre se mouvait, les corps pesants ne devraient pas descendre à plomb vers son centre, mais plutôt s’en écarter çà & là vers le Ciel; & que les canons, pointés vers l’Occident, devraient porter beaucoup plus loin, qu’étant pointés vers l’Orient; & que l’on devrait toujours sentir en l’air de grands vents, & ouïr de grands bruits; & choses semblables, qui n’ont lieu qu’en cas qu’on suppose qu’elle n’est pas emportée par le cours du Ciel qui l’environne, mais qu’elle est mue par quelque autre force, & en quelque autre sens que ce Ciel. Chapitre XII De flux & du reflux de la Mer 80,16 Or,

après vous avoir ainsi expliqué la pesanteur des parties de cette Terre, qui est causée par l’action de la matière du Ciel qui est en ses pores, il faut maintenant que je vous parle d’un certain mouvement de toute sa masse, qui est causé par la présence de la



Abhandlung über das Licht · Kapitel 12

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ihn einwirkt und ihre gesamte Kraft gegen ihn aufwendet, um ihn nach T absteigen zu lassen, wie von der Materie der Erde in die Zusammensetzung seines Körpers eingeht; und daß, da in ihn viel mehr davon eingeht als in eine Quantität Luft von entsprechender Ausdehnung, er sehr viel stärker nach T gedrückt werden muß als diese Luft; aber daß die gesamte, im Kreis R enthaltene Himmelsmaterie gemeinsam ihm und allen irdischen Teilen der Luft, die in demselben Kreis enthalten sind, entgegen einwirkt, um ihn sich nach Osten drehen zu lassen. Da nicht mehr davon ihm entgegen einwirkt als dieser Luft entgegen, kann er sich überhaupt nicht schneller in dieser Richtung drehen als sie. Anhand dessen können Sie einsehen, daß die Begründungen, derer sich etliche Philosophen bedienen, um die Bewegung der wahren Erde zu widerlegen, gegen die Bewegung der Erde, die ich Ihnen beschreibe, überhaupt keine Kraft entfalten. Wenn sie etwa sagen, daß, wenn die Erde sich bewegte, schwere Körper nicht senkrecht zu ihrem Mittelpunkt absteigen, sondern sich vielmehr von ihm fort hierhin und dorthin in den Himmel abwandern müßten; und daß Kanonen sehr viel weiter tragen müß­ ten, wenn sie nach Westen gerichtet werden, als wenn sie nach Osten gerichtet werden; und daß man in der Luft immer starke Winde empfinden und starken Lärm hören müßte und ähnliche Dinge:46 so spielen diese Dinge nur in dem Fall eine Rolle, wenn man voraussetzt, daß sie nicht durch den Lauf des sie umgebenden Himmels mitgeführt wird, sondern von irgend­einer anderen Kraft und in irgendeine andere Richtung als dieser Himmel bewegt wird.

80,1

K apitel 12 Über Flut und Ebbe des Meeres Nun, nachdem ich Ihnen so das Gewicht der Teile dieser Erde erklärt habe, das durch die Aktion der sich in ihren Poren befindenden Himmelsmaterie verursacht wird, muß ich mit ­Ihnen über eine gewisse Bewegung ihrer gesamten Masse spre-

80,16

116

Traité de la Lumière · Chapitre XII

Lune, comme aussi de quelques particularités qui en dépendent. 80,22 Pour cet effet, considérez la Lune, par exemple vers B , où vous pouvez la supposer comme immobile, à comparaison de la vitesse dont se meut la matière du Ciel qui est sous elle; & considérez que cette matière | du Ciel, ayant moins d’espace entre o & 6 pour y passer, qu’elle n’en aurait entre B & 6 (si la Lune n’occupait point l’espace qui est entre o & B), & par conséquent s’y devant mouvoir un peu plus vite, elle ne peut manquer d’avoir la force de pousser quelque peu toute la Terre vers D, en sorte que son centre T s’éloigne, comme vous voyez, quelque peu du point M , qui est le centre du petit Ciel ABCD: car il n’y a rien que le seul cours de la matière de ce Ciel, qui la soutienne au lieu où elle est. Et parce que l’air 5, 6, 7, 8, & l’eau 1, 2, 3, 4, qui environnent cette Terre, sont des corps liquides, il est évident que la même force qui la presse en cette façon, les doit aussi faire baisser vers T, non seulement du côté 6, 2, mais aussi de son opposé 8, 4, & en récompense les faire hausser aux endroits 5, 1, & 7, 3; en sorte que, la superficie de la Terre EFGH demeurant ronde, à cause qu’elle est dure, celle de l’eau 1, 2, 3, 4, & celle de l’air 5, 6, 7, 8, qui sont liquides, se doivent former en ovale. 81,20 Puis considérez que la Terre, tournant cependant autour de son centre, & par ce moyen faisant les jours, qu’on peut diviser en 24 heures, comme les nôtres, celui de ses côtés F, qui est maintenant vis-à-vis de la Lune, & sur lequel pour cette raison l’eau 2 est moins haute, se doit trouver dans six heures vis-à-vis du Ciel marqué C , où cette eau sera plus haute, & dans | 12 heures vis-à-vis de l’endroit du Ciel marqué D, où l’eau derechef sera plus basse. En sorte que la Mer, qui est représentée par cette eau 1, 2, 3, 4, doit avoir son flux & son reflux autour de cette Terre,



Abhandlung über das Licht · Kapitel 12

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chen, die durch die Anwesenheit des Mondes verursacht wird, wie auch über einige Besonderheiten, die davon abhängen. Betrachten Sie zu diesem Zweck den Mond, zum Beispiel bei B , wo Sie ihn als unbeweglich voraussetzen können im Vergleich mit der Geschwindigkeit, mit der sich die Himmels­ materie unter ihm bewegt. Ziehen Sie in Betracht, daß die Himmelsmaterie zwischen o und 6 weniger Raum hat, durch den sie hindurchgehen kann, als sie zwischen B und 6 hätte (wenn der Mond nicht den Raum zwischen o und B einähme). Folglich muß sie sich dort ein wenig schneller bewegen und hat deshalb unausweichlich die Kraft, die gesamte Erde ein wenig nach D zu stoßen, so daß sich ihr Mittelpunkt T, wie Sie sehen, ein wenig vom Punkt M entfernt, der der Mittelpunkt des kleinen Himmels ABCD ist. Denn außer dem Lauf der Materie dieses Himmels gibt es nichts, was sie an dem Ort hält, an dem sie sich befindet. Weil nun die Luft 5, 6, 7, 8 und das Wasser 1, 2, 3, 4, die diese Erde umgeben, flüssige Körper sind, ist es evident, daß dieselbe Kraft, die in dieser Weise die Erde drückt, auch diese Körper sich nach T senken lassen muß, und zwar nicht nur auf der Seite 6, 2, sondern auch auf der ihr entgegengesetzten 8, 4, und sie dafür an den Stellen 5, 1 und 7, 3 steigen lassen muß. Deshalb müssen sich, da die Oberfläche der Erde EFGH ja hart ist und deshalb rund bleibt, die Oberfläche des Wassers 1, 2, 3, 4 und die der Luft 5, 6, 7, 8, die beide flüssig sind, zu einem Oval formen. Ziehen Sie dann in Betracht, daß sich die Erde währenddessen um ihren Mittelpunkt dreht und dadurch die Tage erzeugt, die man wie die unsrigen in 24 Stunden teilen kann. Deshalb muß sich ihre Seite F, die sich jetzt genau gegenüber dem Mond befindet und auf der aus diesem Grund das Wasser 2 weniger hoch ist, in sechs Stunden genau gegenüber dem mit C markierten Himmel befinden, wo das Wasser höher sein wird, und in 12 Stunden genau gegenüber der mit D markierten Stelle des Himmels, wo das Wasser wiederum tiefer sein wird. Des­wegen muß das Meer, das durch das Wasser 1, 2, 3, 4 dargestellt wird, alle sechs Stunden um diese Erde herum seine Ebbe und seine

80,22

81,20

118

Traité de la Lumière · Chapitre XII

de six heures en six heures, comme elle a autour de celle que nous habitons. 82,7 Considérez aussi que, pendant que cette Terre tourne de E par F vers G, c’est-à-dire de l’Occident par le Midi vers l’Orient, l’enflure de l’eau & de l’air qui demeure vers 1 & 5, & vers 3 & 7, passe de sa partie Orientale vers l’Occidentale, y faisant un flux sans reflux, tout semblable à celui qui, selon le rapport de nos Pilotes, rend la navigation beaucoup plus facile, dans nos mers, de l’Orient vers l’Occident, que de l’Occident vers l’Orient. 82,16 Et pour ne rien oublier en cet endroit, ajoutons que la Lune fait en chaque mois le même tour que la Terre fait en chaque jour; & ainsi, qu’elle fait avancer peu à peu vers l’Orient les points 1, 2, 3, 4, qui marquent les plus hautes & les plus basses marées: en sorte que ces marées ne changent pas précisément de six heures en six heures, mais qu’elles retardent d’environ la cinquième partie d’une heure à chaque fois, ainsi que font aussi celles de nos mers. 82,25 Considérez, outre cela, que le petit Ciel ABCD n’est pas exacte­ ment rond, mais qu’il s’étend avec un peu plus de liberté vers A & vers C , & s’y meut à proportion plus lentement que vers B, & vers D, où il ne peut pas si aisément rompre le cours de la matière de l’autre | Ciel qui le contient: en sorte que la Lune, qui demeure toujours comme attachée à sa superficie extérieure, se doit mouvoir un peu plus vite, & s’écarter moins de sa route, & ensuite être cause que les flux & les reflux de la Mer soient beaucoup plus grands, lorsqu’elle est vers B, où elle est pleine, & vers D, où elle est nouvelle, que lorsqu’elle est vers A , & vers C , où elle n’est qu’à demi pleine. Qui sont des particularités que les Astronomes observent aussi toutes semblables en la vraie Lune, bien qu’ils n’en puissent peut-être pas si facilement rendre raison par les hypothèses dont ils se servent. 83,13 Pour les autres effets de cette Lune, qui diffèrent, quand elle est pleine, de quand elle est nouvelle, ils dépendent manifeste-



Abhandlung über das Licht · Kapitel 12

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Flut haben, wie es sie auch um die Erde herum hat, die wir bewohnen. Ziehen Sie auch in Betracht, daß, während sich diese Erde von E über F nach G dreht, das heißt von Westen durch den Süden nach Osten, die Anschwellung des Wassers und der Luft, die bei 1 und 5, und bei 3 und 7 bleibt, von ihrem östlichen Teil auf den westlichen übergeht, und deshalb dort eine Ebbe ohne Flut erzeugt ganz ähnlich der, die gemäß dem Bericht unserer Steuermänner die Schiffahrt auf unseren Meeren von Osten nach Westen viel leichter macht als von Westen nach Osten. Und um an dieser Stelle nichts zu vergessen, fügen wir hinzu, daß der Mond in einem Monat denselben Umlauf macht wie die Erde an einem Tag und daß er so die Punkte 1, 2, 3 und 4 allmählich nach Osten vorrücken läßt, die die höchsten und tiefsten Gezeiten markieren, so daß diese Gezeiten nicht präzise alle sechs Stunden wechseln, sondern sich jedesmal ungefähr um den fünften Teil einer Stunde verzögern, wie es auch die unserer Meere tun. Ziehen Sie darüber hinaus in Betracht, daß der kleine Himmel ABCD nicht exakt rund ist, sondern sich mit ein wenig mehr Freiheit nach A und nach C ausdehnt. Dort bewegt er sich im Verhältnis langsamer als bei B und bei D, wo er den Lauf der Materie des anderen Himmels, der ihn enthält, nicht so leicht unterbrechen kann, so daß der Mond, der immer wie an seiner äußeren Oberfläche befestigt bleibt, sich ein wenig schneller bewegen und weniger von seiner Bahn abweichen und demnach die Ursache sein muß, weshalb die Ebben und Fluten des Meeres sehr viel größer sind, wenn er sich bei B befindet – also bei Vollmond – und bei D – also bei Neumond –, als wenn er sich bei A und bei C befindet – also bei Halbmond. Das sind Besonderheiten, die die Astronomen auch beim wahren Mond ganz ähnlich beobachten, obwohl sie vielleicht mit den Hypothesen, derer sie sich bedienen, nicht so leicht Gründe für sie angeben können.47 Was die anderen Wirkungen des Mondes betrifft, die sich bei Vollmond und bei Neumond unterscheiden, so hängen sie

82,7

82,16

82,25

83,13

120

Traité de la Lumière · Chapitre XIII

ment de sa lumière. Et pour les autres particularités du flux & du reflux, elles dépendent en partie de la diverse situation des côtes de la Mer, & en partie des vents qui règnent aux temps & aux lieux qu’on les observe. Enfin, pour les autres mouvements généraux, tant de la Terre & de la Lune, que des autres Astres & des Cieux, ou vous les pouvez assez entendre de ce que j’ai dit, ou bien ils ne servent pas à mon sujet; & ne se faisant pas en même plan que ceux dont j’ai parlé, je serais trop long à les décrire. Si bien qu’il ne me reste plus ici qu’à expliquer cette action des Cieux & des Astres, que j’ai tantôt dit devoir être prise pour leur Lumière. |

Chapitre XIII De la Lumière 84,1 J’ai

déjà dit plusieurs fois, que les corps qui tournent en rond, tendent toujours à s’éloigner des centres des cercles qu’ils dé­crivent; mais il faut ici que je détermine plus particulièrement, vers quels côtés tendent les parties de la matière, dont les Cieux & les Astres sont composés. 84,7 Et pour cela il faut savoir que, lorsque je dis qu’un corps tend vers quelque côté, je ne veux pas pour cela qu’on s’imagine qu’il ait en soi une pensée ou une volonté qui l’y porte, mais seulement qu’il est disposé à se mouvoir vers là: soit que véritablement il s’y meuve, soit plutôt que quelque autre corps l’en empêche; & c’est principalement en ce dernier sens que je me sers du mot de tendre, à cause qu’il semble signifier quelque effort, & que tout effort présuppose de la résistance. Or, d’autant qu’il se trouve souvent diverses causes qui, agissant ensemble contre un même corps, empêchent l’effet l’une de l’autre, on peut, selon diverses



Abhandlung über das Licht · Kapitel 13

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offenkundig von seinem Licht ab. Und was die anderen Besonderheiten von Ebbe und Flut betrifft, so hängen sie teilweise von der verschiedenen Lage der Meeresküsten und teilweise von den Winden ab, die zu den Zeiten und an den Orten herrschen, wenn man sie beobachtet. Was schließlich die anderen allgemeinen Bewegungen sowohl der Erde und des Mondes, als auch der Gestirne und Himmelsregionen betrifft, so können Sie sie entweder durch das, was ich gesagt habe, leicht einsehen, oder sie dienen meinem Gegenstand nicht; und da sie sich nicht auf derselben Ebene vollziehen wie die, über die ich gesprochen habe, müßte ich zu weit ausholen, um sie zu beschreiben. Es bleibt mir deshalb hier nur übrig, jene Aktion der Himmelsregionen und der Gestirne zu erklären, von der ich vor kurzem gesagt habe, sie müsse als ihr Licht angenommen werden.

K apitel 13 Über das Licht Ich habe bereits mehrere Male gesagt, daß Körper, die sich im Kreis drehen, sich immer von den Mittelpunkten der Kreise zu entfernen streben, die sie beschreiben. Hier aber muß ich noch genauer bestimmen, zu welchen Seiten die Teile der Materie streben, aus denen die Himmelsregionen und Gestirne zusammengesetzt sind. Dafür ist es nötig, zu wissen, daß, wenn ich sage, ein Körper strebe nach irgendeiner Seite, ich nicht will, daß man sich deswegen in ihm ein Denken oder einen Willen vorstelle, der ihn dorthin trägt, sondern nur, daß er die Disposition hat, sich dorthin zu bewegen, sei es, daß er sich wirklich dorthin bewegt, oder sei es, daß ihn irgendein anderer Körper daran hindert. Ich bediene mich des Wortes streben vor allem in diesem letzteren Sinne, weil es einen gewissen Druck zu bezeichnen scheint und jeder Druck Widerstand voraussetzt. Da sich nun oft verschiedene Ursachen finden, die gemeinsam auf denselben Körper einwirken und ihre Wirkungen gegenseitig hemmen,

84,1

84,7

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Traité de la Lumière · Chapitre XIII

considérations, dire qu’un même corps tend vers divers côtés en même temps: ainsi qu’il a tantôt été dit, que les parties de la Terre tendent à s’éloigner de son centre, en tant qu’elles sont considérées toutes seules; & qu’elles tendent, au contraire, à s’en approcher, en tant que l’on considère la force des parties du Ciel qui les y pousse; & derechef, qu’elles | tendent à s’en éloigner, si on les considère comme opposées à d’autres parties terrestres, qui composent des corps plus massifs qu’elles ne sont. 85,4 Ainsi, par exemple, la pierre qui tourne dans une fronde suivant le cercle AB, tend vers C , lorsqu’elle est au point A , si on ne considère autre chose que son agitation toute seule; & elle tend circulairement de A vers B, si on considère son mouvement comme réglé & déterminé par la longueur de la corde qui la retient; & enfin la même pierre tend vers E , si sans considérer la partie de son agitation dont l’effet n’est point empêché, on en oppose l’autre partie à la résistance qui lui fait continuellement cette fronde. 85,14 Mais pour entendre distinctement ce dernier point, imaginez-vous l’inclination qu’a cette pierre à se mouvoir de A vers C , comme si elle était composée de deux autres, qui fussent, l’une de tourner suivant le cercle AB, & l’autre de monter tout droit suivant la ligne VXY; & ce en telle proportion, que, se trouvant à l’endroit de la fronde marqué V, lorsque la fronde est à l’endroit du cercle marqué A , elle se dût trouver par après à l’endroit marqué X , lorsque la fronde serait vers B, & à l’endroit marqué Y, lorsqu’elle serait vers F, & ainsi demeurer toujours en la ligne droite ACG. Puis, sachant que l’une des parties de son inclination, à savoir celle qui la porte suivant le cercle AB, n’est nullement empêchée par cette | fronde, vous verrez bien



Abhandlung über das Licht · Kapitel 13

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kann man aus verschiedenen Blickwinkeln sagen, daß derselbe Körper gleichzeitig nach verschiedenen Seiten strebt. So wurde vor kurzem gesagt, daß die Teile der Erde sich von ihrem Mittelpunkt zu entfernen streben, insofern sie jeweils für sich alleine betrachtet werden, und daß sie sich ihm umgekehrt anzunähern streben, insofern man die Kraft der Teile des Himmels betrachtet, der sie dorthin stößt; und daß sie sich wiederum von dort zu entfernen streben, wenn man sie als anderen irdischen Teilen entgegengesetzt betrachtet, die Körper bilden, die massiger sind als sie. So strebt zum Beispiel [s. Abb. 1, S. 65] der sich in einer Schleuder dem Kreis AB folgend drehende Stein nach C , wenn er sich am Punkt A befindet, sofern man nichts anderes betrachtet als allein seine Erregung; und er strebt kreisförmig von A nach B, wenn man seine Bewegung als durch die Länge der ihn festhaltenden Schnur geregelt und bestimmt betrachtet; und schließlich strebt derselbe Stein nach E , wenn man den Teil seiner Erregung nicht betrachtet, deren Wirkung überhaupt nicht gehemmt wird, sondern man nur den anderen Teil dem Widerstand entgegensetzt, den ihm diese Schleuder unablässig leistet. Um aber diesen letzten Punkt deutlich einzusehen, stellen Sie sich bitte die Neigung des Steines, sich von A nach C zu bewegen, vor, als wäre sie aus zwei anderen Neigungen zusammengesetzt, nämlich eine, sich dem Kreis AB folgend zu drehen, und eine andere, ganz gerade der Linie VXY folgend aufzusteigen; und dies in einem solchen Verhältnis, daß, wenn der Stein sich an der mit V markierten Stelle der Schleuder befindet, wenn sich die Schleuder an der mit A markierten Stelle des Kreises befindet, er sich danach, wenn die Schleuder sich bei B befindet, an der mit X markierten Stelle befinden muß; und an der mit Y markierten Stelle, wenn sie sich bei F befindet, und er so immer auf der geraden Linie ACG bleiben muß. Wenn Sie außerdem wissen, daß der eine Teil seiner Neigung, nämlich derjenige, der ihn dem Kreis AB folgend trägt, durch diese Schleuder keineswegs gehemmt wird, werden Sie sehr gut se-

85,4

85,14

124

Traité de la Lumière · Chapitre XIII

qu’elle ne trouve de résistance que pour l’autre partie, à savoir pour celle qui la ferait mouvoir suivant la ligne DVXY, si elle n’était point empêchée; & par conséquent, qu’elle ne tend, c’està-dire qu’elle ne fait effort, que pour s’éloigner directement du centre D. Et remarquez que, selon cette considération, étant au point A , elle tend si véritablement vers E , qu’elle n’est point du tout plus disposée à se mouvoir vers H que vers I, bien qu’on pourrait aisément se persuader le contraire, si on manquait à considérer la différence qui est entre le mouvement qu’elle a déjà, & l’inclination à se mouvoir qui lui reste. 86,14 Or vous devez penser, de chacune des parties du second Élément qui composent les Cieux, tout le même que de cette pierre: c’est à savoir, que celles qui sont par exemple vers E , ne tendent de leur propre inclination que vers P; mais que la résistance des autres parties du Ciel, qui sont au-dessus d’elles, les fait tendre, c’est-à-dire les dispose à se mouvoir suivant le cercle ER . Et

Fig.  6



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hen, daß er nur in bezug auf den anderen auf Widerstand trifft, nämlich in bezug auf den Teil, der ihn sich der Linie DVXY folgend bewegen ließe, wenn er nicht daran gehindert würde. Folglich strebt er nur – das heißt, er macht den Versuch –, sich direkt vom Mittelpunkt D zu entfernen. Und bemerken Sie, daß er aus diesem Blickwinkel, wenn er sich am Punkt A befindet, so wirklich nach E strebt, daß er keinerlei größere Disposition hat, sich nach H als nach I zu bewegen, auch wenn man sich leicht das Gegenteil einreden könnte, wenn man versäumte, den Unterschied in Betracht zu ziehen zwischen der Bewegung, die er bereits hat, und der Neigung, sich zu bewegen, die ihm übrigbleibt. Nun müssen Sie über jedes einzelne der Teile des zweiten Elements, aus denen die Himmelsregionen zusammengesetzt sind, genau dasselbe denken wie über diesen Stein. Zum Beispiel streben diejenigen bei E aus ihrer eigenen Neigung nur nach P; aber der Widerstand der anderen Teile des Himmels, die sich über ihnen befinden, läßt sie streben – das heißt: läßt sie die Disposition haben –, sich dem Kreis ER folgend zu bewegen.

Abb.   6

86,14

126

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derechef, que cette résistance, opposée à l’inclination qu’elles ont de continuer leur mouvement en ligne droite, les fait tendre, c’est-à-dire, est cause qu’elles font effort pour se mouvoir vers M . Et ainsi, jugeant de toutes les autres en même sorte, vous voyez en quel sens on peut dire qu’elles tendent vers les lieux, qui sont directement opposés au centre du Ciel qu’elles composent. 87,1 Mais ce qu’il y a encore en elles à considérer de plus qu’en une pierre qui tourne dans une fronde, c’est qu’elles sont continuellement poussées, tant par toutes celles de leurs semblables qui sont entre elles & l’Astre qui occupe le centre de leur Ciel, que même par la matière de cet Astre, & qu’elles ne le sont aucunement par les autres. Par exemple, que celles qui sont vers E , ne sont point poussées par celles qui sont vers M , ou vers T, ou vers R , ou vers K , ou vers H , mais seulement par toutes celles qui sont entre les | deux lignes AF, DG, & ensemble par la matière du Soleil; ce qui est cause qu’elles tendent, non seulement vers M , mais aussi vers L , & vers N, & généralement vers tous les points où peuvent parvenir les rayons, ou lignes droites, qui, venant de quelque partie du Soleil, passent par le lieu où elles sont. 88,7 Mais, afin que l’explication de tout ceci soit plus facile, je désire que vous considériez les parties du second Élément toutes seules, & comme si tous les espaces qui sont occupés par la matière du premier, tant celui où est le Soleil que les autres, étaient vides. Mêmes, à cause qu’il n’y a point de meilleur moyen pour savoir si un corps est poussé par quelques autres, que de voir si ces autres s’avanceraient actuellement vers le lieu où il est, pour le remplir en cas qu’il fût vide, je désire aussi que vous imaginiez que les parties du second Élément qui sont vers E , en soient ôtées; & cela posé, que vous regardiez, en premier lieu, qu’aucunes de celles qui sont au-dessus du cercle TER ,



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Und der dieser ihrer Neigung, ihre Bewegung in gerader Linie fortzusetzen, entgegengesetzte Widerstand läßt sie streben – das heißt: er ist die Ursache, daß sie den Versuch machen, sich nach M zu bewegen. Und wenn Sie so über alle in derselben Art urteilen, sehen Sie, in welchem Sinn man sagen kann, daß sie zu den Orten streben, die dem Mittelpunkt des Himmels, den sie bilden, direkt entgegengesetzt sind. Was aber an ihnen mehr in Betracht zu ziehen ist als bei einem Stein, der sich in einer Schleuder dreht, ist, daß sie unablässig gestoßen werden: Nämlich sowohl von allen jenen ihnen ähnlichen, die sich zwischen ihnen und dem Gestirn befinden, das den Mittelpunkt ihres Himmels einnimmt, als auch von der Materie dieses Gestirns selbst; aber von den anderen überhaupt nicht. Zum Beispiel werden diejenigen, die sich bei E befinden, von jenen überhaupt nicht gestoßen, die sich bei M , bei T, bei R , bei K oder bei H befinden, sondern nur von allen jenen, die sich zwischen den beiden Linien AF und DG befinden, und zugleich von der Materie der Sonne. Das ist die Ursache, weshalb sie nicht nur nach M , sondern auch nach L und nach N streben und allgemein zu allen Punkten, zu denen die Strahlen oder geraden Linien gelangen können, die von irgendeinem Teil der Sonne kommen und durch den Ort hindurchgehen, an denen sie sich befinden. Damit aber die Erklärung aller dieser Dinge leichter wird, wünsche ich, daß Sie allein nur die Teile des zweiten Elements betrachten, so als ob alle Räume, die von der Materie des ersten eingenommen werden, leer wären, sowohl der, in dem sich die Sonne befindet, als auch die anderen. Und weil es kein besseres Mittel gibt, um zu wissen, ob ein Körper durch irgendwelche anderen gestoßen wird, als sich anzusehen, ob diese anderen tatsächlich an den Ort vorrücken würden, an dem er sich befindet, um ihn in dem Fall zu füllen, daß er leer würde, wünsche ich, daß Sie sich sogar vorstellen, die Teile des zweiten Elements, die sich bei E befinden, seien von dort weggenommen. Dies gesetzt, schauen Sie sich erstens an, daß keine jener Teile, die sich über dem Kreis TER befinden, wie die bei M , die Dis-

87,1

88,7

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Traité de la Lumière · Chapitre XIII

comme vers M , ne sont point disposées à remplir leur place, d’autant qu’elles tendent tout au contraire à s’en éloigner; puis aussi, que celles qui sont en ce cercle, à savoir vers T, n’y sont point non plus disposées: car, encore bien qu’elles se meuvent véritablement de T vers G, suivant le cours de tout le Ciel, toutefois, parce que celles qui sont vers F, se meuvent aussi avec pareille vitesse vers R , l’espace E , qu’il faut imaginer mobile comme elles, ne laisserait pas de | demeurer vide entre G & F, s’il n’en venait d’autres d’ailleurs pour le remplir. Et en troisième lieu, que celles qui sont au-dessous de ce cercle, mais qui ne sont pas comprises entre les lignes AF, DG, comme celles qui sont vers H & vers K , ne tendent aussi aucunement à s’avancer vers cet espace E pour le remplir, encore que l’inclination qu’elles ont à s’éloigner du point S les y dispose en quelque sorte: ainsi que la pesanteur d’une pierre la dispose, non seulement à descendre tout droit en l’air libre, mais aussi à rouler de travers sur le penchant d’une montagne, en cas qu’elle ne puisse descendre d’autre façon. 89,13 Or la raison qui les empêche de tendre vers cet espace, est que tous les mouvements se continuent, autant qu’il est possible, en ligne droite; & par conséquent, que, lorsque la Nature a plusieurs voies pour parvenir à un même effet, elle suit toujours infailliblement la plus courte. Car si les parties du second Élément qui sont par exemple vers K , s’avançaient vers E , toutes celles qui sont plus proches qu’elles du Soleil, s’avanceraient aussi au même instant vers le lieu qu’elles quitteraient; & ainsi l’effet de leur mouvement ne serait autre, sinon que l’espace E se remplirait, & qu’il y en aurait un autre d’égale grandeur, en la circonférence ABCD, qui deviendrait vide en même temps. Mais il est manifeste que ce même effet peut suivre beaucoup mieux, si celles qui sont entre les | lignes AF, DG, s’avancent tout droit vers E; & par conséquent, que, lorsqu’il n’y a rien qui en empêche celles-ci, les autres n’y tendent point du tout: non plus qu’une pierre ne tend jamais à descendre obliquement vers le centre de la terre, lorsqu’elle y peut descendre en ligne droite.



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position haben, ihren Platz zu füllen, da sie gerade umgekehrt sich von ihm zu entfernen streben. Genausowenig haben auch jene, die sich auf diesem Kreis befinden, nämlich bei T, eine solche Disposition; denn obwohl sie sich wirklich, dem Lauf des gesamten Himmels folgend, von T nach G bewegen, müßte, weil sich jene, die sich bei F befinden, auch mit entsprechender Geschwindigkeit nach R bewegen, der Raum E , den man sich als beweglich wie sie vorstellen muß, zwischen G und F unausweichlich leer bleiben, wenn nicht von woanders andere kämen, um ihn zu füllen. Und drittens streben auch jene, die sich unter diesem Kreis befinden, aber nicht zwischen den Linien AF und DG enthalten sind, wie die bei H und bei K , überhaupt nicht, in diesen Raum E vorzurücken, um ihn zu füllen, obwohl ihre Neigung, sich vom Punkt S zu entfernen, ihnen auf eine gewisse Art die Disposition dazu verleiht – so wie das Gewicht eines Steines ihm die Disposition verleiht, nicht nur ganz gerade in freier Luft abzusteigen, sondern auch schräg über den Abhang eines Berges zu rollen, in dem Fall, daß er auf andere Weise nicht absteigen kann. Nun ist der Grund, der sie daran hindert, zu diesem Raum zu streben, der, daß alle Bewegungen sich möglichst in gerader Linie fortsetzen und folglich die Natur, wenn sie auf mehreren Wegen zu derselben Wirkung gelangen kann, unfehlbar dem kürzesten folgt. Denn wenn die Teile des zweiten Elements, die sich zum Beispiel bei K befinden, nach E vorrücken würden, würden im selben Augenblick auch alle jene, die der Sonne näher sind, zu dem Ort vorrücken, den sie verließen; und so wäre die Wirkung ihrer Bewegung nur die, daß der Raum E sich füllte und es gleichzeitig auf dem Umfang ABCD einen anderen von gleicher Größe gäbe, der leer würde. Aber es ist offenkundig, daß dieselbe Wirkung viel besser folgen kann, wenn jene, die sich zwischen den Linien AF und DG befinden, ganz gerade nach E vorrücken, so daß, wenn nichts sie daran hindert, die anderen folglich überhaupt nicht dorthin streben: genausowenig, wie ein Stein niemals schräg zum Mittelpunkt der Erde strebt, wenn er in gerader Linie dorthin absteigen kann.

89,13

130 90,7 Enfin

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considérez que toutes les parties du second Élément, qui sont entre les lignes AF, DG, doivent s’avancer ensemble vers cet espace E , pour le remplir au même instant qu’il est vide. Car, encore qu’il n’y ait que l’inclination qu’elles ont à s’éloigner du point S qui les y porte, & que cette inclination fasse que celles qui sont entre les lignes BF, CG, tendent plus directement vers là, que celles qui restent entre les lignes AF, BF, & DG, CG: vous verrez néanmoins que ces derniers ne laissent pas d’être aussi disposées que les autres à y aller, si vous prenez garde à l’effet qui doit suivre de leur mouvement, qui n’est autre sinon, comme j’ai dit tout maintenant, que l’espace E se remplisse, & qu’il y en ait un autre d’égale grandeur, en la circonférence ABCD, qui devienne vide en même temps. Car, pour le changement de situation qui leur arrive dans les autres lieux qu’elles remplissaient auparavant, & qui en demeurent après encore pleins, il n’est aucunement considérable, d’autant qu’elles doivent être supposées si égales & si pareilles en tout les unes aux autres, qu’il n’importe de quelles parties chacun de ces lieux soit rempli. Remarquez | néanmoins qu’on ne doit pas conclure de ceci qu’elles soient toutes égales, mais seulement que les mouvements dont leur inégalité peut être cause, n’appartiennent point à l’action dont nous parlons. 91,5 Or il n’y a point de plus court moyen pour faire qu’une partie de l’espace E se remplissant, celui par exemple qui est vers D devienne vide, que si toutes les parties de la matière, qui se trouvent en la ligne droite DG, ou DE , s’avancent ensemble vers E; car s’il n’y avait que celles qui sont entre les lignes BF, CG, qui s’avançassent les premières vers cet espace E , elles en laisseraient un autre au-dessous d’elles vers V, dans lequel devraient venir celles qui sont vers D: en sorte que le même effet, qui peut être produit par le mouvement de la matière qui est en la ligne droite DG, ou DE , le serait par le mouvement de celle qui



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Betrachten Sie schließlich, daß alle Teile des zweiten Elements, die sich zwischen den Linien AF und DG befinden, gemeinsam zu diesem Raum E vorrücken müssen, um ihn in demselben Augenblick zu füllen, in dem er leer wird. Denn auch wenn es nur ihre Neigung, sich vom Punkt S zu entfernen, ist, die sie dorthin trägt, und diese Neigung jene, die sich zwischen den Linien BF und CG befinden, direkter dorthin streben läßt als diejenigen, die zwischen den Linien AF, BF und DG, CG verbleiben, werden Sie gleichwohl sehen, daß auch diese letzteren wie die anderen unausweichlich die Disposition haben, dorthin zu gehen, wenn Sie der Wirkung Beachtung schenken, die auf ihre Bewegung folgen muß und die, wie ich gerade eben gesagt habe, nur darin besteht, daß der Raum E sich füllt und es auf dem Umfang ABCD einen anderen von gleicher Größe gibt, der gleichzeitig leer wird. Denn was die Veränderung der Lage betrifft, die mit ihnen an den anderen Orten geschieht, die sie vorher gefüllt haben und die danach voll bleiben, so ist sie überhaupt nicht beachtenswert, da sie in allem als so gleich und einander entsprechend vorausgesetzt werden müssen, daß es nicht darauf ankommt, von welchen Teilen die einzelnen Orte gefüllt werden. Bemerken Sie, daß man daraus gleichwohl nicht schließen kann, daß sie alle gleich sind, sondern nur, daß die Bewegungen, deren Ursache ihre Ungleichheit sein kann, nicht zu der Aktion gehören, über die wir sprechen. Nun gibt es keinerlei kürzeres Mittel, um zu veranlassen, daß ein Teil des Raumes E sich füllt, während zum Beispiel der bei D leer wird, als wenn alle Teile der Materie, die sich auf der geraden Linie DG oder DE befinden, gemeinsam nach E vorrücken. Denn wenn es nur diejenigen wären, die sich zwischen den Linien BF und CG befinden, die als erste zu diesem Raum E vorrücken würden, würden sie unter sich bei V einen anderen Raum hinterlassen, in den diejenigen, die sich bei D befinden, kommen müßten. Dieselbe Wirkung, die durch die Bewegung der sich auf der geraden Linie DG oder DE befindenden Materie produziert werden kann, würde deshalb durch die Bewegung ­ aterie der sich auf der gekrümmten Linie DVE befindenden M

90,7

91,5

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est en la ligne courbe DVE; ce qui est contraire aux lois de la Nature. 91,19 Mais, si vous trouvez ici quelque difficulté à comprendre, comment les parties du second Élément, qui sont entre les lignes AF, DG, peuvent s’avancer toutes ensemble vers E , sur ce qu’y ayant plus de distance entre A & D, qu’entre F & G, l’espace où elles doivent entrer pour s’avancer ainsi, est plus étroit que celui d’où elles doivent sortir: considérez que l’action par laquelle elles tendent à s’éloigner du centre de leur Ciel, ne les oblige point à toucher celles de leurs voisines, qui sont à pareille distance qu’elles de ce centre,  | mais seulement à toucher celles qui en sont d’un degré plus éloignées. Ainsi que la pesanteur des petites boules 1, 2, 3, 4, 5, n’oblige point celles qui sont marquées d’un même chiffre à s’entretoucher, mais seulement oblige celles qui sont marquées 1 ou 10, à s’appuyer sur celles qui sont marquées 2 ou 20, & celles-ci sur celles qui sont marquées 3 ou 30, & ainsi de suite: en sorte que ces Fig. 7 petites boules peuvent bien n’être pas seulement arrangées comme vous les voyez en cette septième figure, mais aussi comme elles sont en la huit & neuvième, & en mille autres diverses façons. 92,13 Puis considérez que ces parFig. 8 ties du second Élément, se remuant séparément les unes des autres, ainsi qu’il a été dit ci-dessus qu’elles doivent faire, ne peuvent | jamais être arrangées comme les boules de la septième figure; & toutefois, qu’il



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produziert werden: was im Gegensatz zu den Gesetzen der ­Natur steht. Wenn Sie aber hier eine Schwierigkeit darin finden, zu begreifen, wie die sich zwischen den Linien AF und DG befindenden Teile des zweiten Elements alle gemeinsam nach E vorrücken können, obwohl doch der Abstand zwischen A und D größer ist als der zwischen zwischen F und G, so daß sie, um so vorzurücken, in einen engeren Raum eintreten müssen als der, aus dem sie austreten: dann ziehen Sie bitte in Betracht, daß die Aktion, durch die sie sich vom Mittelpunkt ihres Himmels zu entfernen streben, sie überhaupt nicht nötigt, diejenigen der ihnen benachbarten zu berühren, die sich in gleichem Abstand wie sie von diesem Mittelpunkt befinden, sondern nur jene, die eine Stufe weiter von ihm entfernt sind. So nötigt etwa das Gewicht der kleinen Kugeln 1, 2, 3, 4 und 5 die mit derselben Ziffer markierten überhaupt nicht, einander zu berühren, sondern nur die mit 1 oder 10 markierten, sich Abb. 7 auf die mit 2  oder 20 markierten zu stützen, und diese wiederum auf die mit 3 oder 30 markierten und so weiter. Deshalb können diese kleinen Kugeln nicht nur so zusammengestellt sein, wie Sie es auf dieser siebten Abbildung seAbb. 8 hen, sondern sehr wohl auch so, wie sie es auf der achten und der neunten [siehe S. 135] sind, und auf tausend andere verschiedene Weisen. Ziehen Sie dann in Betracht, daß diese Teile des zweiten Elements, wenn sie sich getrennt voneinander fortbewegen, was sie, wie weiter oben gesagt wurde, tun müssen, niemals wie die Kugeln auf der siebten Abbildung zusammengestellt sein kön-

91,19

92,13

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n’y a que cette seule façon, en laquelle la difficulté proposée puisse avoir quelque lieu. Car on ne saurait supposer si peu d’intervalle entre celles de ses parties qui sont à pareille distance du centre de leur Ciel, que cela ne suffise pour concevoir que l’inclination qu’elles ont à s’éloigner de ce centre, Fig. 9 doit faire avancer celles qui sont entre les lignes AF, DG, toutes ensemble vers l’espace E , lorsqu’il est vide: ainsi que vous voyez en la neuvième figure, rapportée à la dixième, que la pesanteur des petites boules 40, 30 &c., les doit faire descendre  | toutes ensemble vers l’espace qu’occupe celle qui est marquée 50, sitôt que Fig. 10 celle-ci en peut sortir. 94,3 Et l’on peut ici clairement apercevoir, comment celles de ces boules qui sont marquées d’un même chiffre, se rangent en un espace plus étroit que n’est celui d’où elles sortent, à savoir en s’approchant l’une de l’autre. On peut aussi apercevoir que les deux boules marquées 40 doivent descendre un peu plus vite, & s’approcher à proportion un peu plus l’une de l’autre, que les trois marquées 30, & ces trois, que, les quatre marquées 20, & ainsi des autres. 94,12 En suite de quoi, vous me direz peut-être, que, comme il paraît, en la dixième figure, que les deux boules 40, 40, après être tant soit peu descendues, viennent à s’entretoucher (ce qui est cause



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nen. Indessen kann die vorgelegte Schwierigkeit nur bei dieser Weise ihrer Anordnung eine Rolle spielen. Denn man könnte den Zwischenraum zwischen solchen Teilen, die sich in gleichem Abstand vom Mittelpunkt befinden, nicht als so gering voraussetzen, daß er nicht ausreicht, um zu Abb. 9 verstehen, daß ihre Neigung, sich von diesem Mittelpunkt zu entfernen, alle jene, die sich [s. Abb. 6, S. 125] zwischen den Linien AF und DG befinden, gemeinsam zum Raum E vorrücken lassen muß, wenn er frei wird. So sehen Sie auf der neunten Abbildung in Verbindung mit der zehnten, daß das Gewicht der kleinen Abb. 10 Kugeln 40, 30 usw. sie alle gemeinsam zu dem Raum absteigen lassen muß, den die mit 50 markierte einnimmt, sobald diese aus ihm austreten kann. Und man kann hier klar wahrnehmen, wie die mit derselben Ziffer markierten Kugeln sich in einen Raum einpassen können, der enger ist als der, aus dem sie austreten, nämlich indem sie sich einander annähern. Man kann auch wahrnehmen, daß die beiden mit 40 markierten Kugeln etwas schneller absteigen und sich im Verhältnis ein wenig mehr annähern müssen als die drei mit 30 markierten und diese drei wieder ein wenig mehr als die vier mit 20 markierten und ebenso bei den anderen. Daraufhin werden Sie mir vielleicht sagen, daß die beiden Kugeln 40 und 40, nachdem sie auch nur ein wenig abgestiegen sind, einander, wie es auf der zehnten Abbildung in Erscheinung tritt, berühren werden (was die Ursache ist, weshalb sie

94,3

94,12

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Traité de la Lumière · Chapitre XIII

qu’elles s’arrêtent sans pouvoir descendre plus bas): tout de même les parties du second Élément qui doivent s’avancer | vers E s’arrêteront, avant que d’avoir achevé de remplir tout l’espace que nous y avons supposé. 95,3 Mais je réponds à cela, qu’elles ne peuvent si peu s’avancer vers là, que ce ne soit assez pour prouver parfaitement ce que j’ai dit: c’est à savoir, que tout l’espace qui y est, étant déjà plein de quelque corps, quel qu’il puisse être, elles pressent continuellement ce corps, & font effort contre lui, comme pour le chasser hors de sa place. 95,10 Puis, outre cela, je réponds que leurs autres mouvements, qui continuent en elles pendant qu’elles s’avancent ainsi vers E , ne leur permettant pas de demeurer un seul moment arrangées en même sorte, les empêchent de s’entretoucher, ou bien font qu’après s’être touchées elles se séparent incontinent derechef, & ainsi ne laissent pas pour cela de s’avancer sans interruption vers l’espace E , jusqu’à ce qu’il soit tout rempli. De sorte qu’on ne peut conclure de ceci autre chose, sinon que la force dont elles tendent vers E , est peut-être comme tremblante, & se redouble & se relâche à diverses petites secousses, selon qu’elles changent de situation: ce qui semble être une propriété fort convenable à la Lumière. 95,24 Or si vous avez entendu tout ceci suffisamment, en supposant les espaces E & S , & tous les petits angles qui sont entre les parties du Ciel, comme vides, vous l’entendrez encore mieux, en les supposant être remplis de la matière du premier Élément. Car les parties de ce premier Élément, qui se trouvent en l’espace E , ne peuvent empêcher que celles du second, qui sont | entre les lignes AF, DG, ne s’avancent pour le remplir, tout de même que s’il était vide: à cause qu’étant extrêmement subtiles, & extrêmement agitées, elles sont toujours aussi prêtes à sortir des lieux où elles se trouvent, que puisse être aucun autre corps à y entrer. Et pour cette même raison, celles qui occupent



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anhalten, ohne tiefer absteigen zu können) und daß genauso auch die Teile des zweiten Elements, die nach E vorrücken müssen, anhalten werden, bevor sie den gesamten Raum, den wir dort vorausgesetzt haben, ganz gefüllt haben. Darauf erwidere ich, daß sie gar nicht so wenig dorthin vorrücken können, daß dies nicht genügt, um das, was ich gesagt habe, vollkommen zu erweisen: nämlich daß, wenn der gesamte Raum dort bereits mit irgendeinem Körper gefüllt ist, was auch immer er sein mag, sie diesen Körper unablässig drücken und Druck auf ihn ausüben, wie um ihn von seinem Platz zu vertreiben. Außerdem erwidere ich, daß ihre anderen Bewegungen, die in ihnen fortfahren, während sie so nach E vorrücken, ihnen nicht erlauben, auch nur einen einzigen Moment in derselben Art zusammengestellt zu bleiben, und sie deshalb daran hindern, einander zu berühren, oder veranlassen, daß sie sich, nachdem sie sich berührt haben, sogleich wieder trennen und sie es deshalb nicht unterlassen, ohne Unterbrechung zum Raum E vorzurücken, bis er ganz gefüllt ist. Deshalb kann man daraus nichts anderes schließen, als daß die Kraft, mit der sie nach E streben, vielleicht gleichsam schwingend ist und sich in verschiedenen kleinen Stößen demgemäß verdoppelt und wieder nachläßt, wie sie ihre Lage verändern, eine Eigenschaft, die mir sehr gut zum Licht zu passen scheint. Nun, wenn Sie all dies ausreichend eingesehen haben, wobei Sie die Räume E und S und alle kleinen Winkel zwischen den Teilen des Himmels als leer vorausgesetzt haben, werden Sie das noch besser einsehen, wenn Sie sie als mit der Materie des ersten Elements gefüllt voraussetzen. Denn die Teile des ersten Elements, die sich im Raum E befinden, können jene Teile des zweiten Elements, die sich zwischen den Linien AF und DG befinden, nicht daran hindern, ganz genau so voranzurücken, um ihn zu füllen, als wäre er leer; denn weil sie äußerst fein und äußerst erregt sind, sind sie immer genauso bereit, aus den Orten auszutreten, an denen sie sich befinden, wie es irgendein anderer Körper sein kann, dort einzutreten. Aus demselben

95,3

95,10

95,24

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Traité de la Lumière · Chapitre XIII

les petits angles qui sont entre les parties du Ciel, cèdent leur place sans résistance à celles qui viennent de cet espace E , & qui se vont rendre vers le point S . Je dis plutôt vers S , que vers aucun autre lieu, à  cause que les autres corps, qui étant plus unis & plus gros ont plus de force, tendent tous à s’en éloigner. 96,14 Même il faut remarquer qu’elles passent de E vers S entre les parties du second Élément qui vont de S vers E , sans s’empêcher aucunement les unes les autres. Ainsi que l’air, qui est enfermé dans l’horloge XYZ , monte de Z vers X au travers du sable Y, qui ne laisse pas pour cela de descendre cependant vers Z . 96,21 Enfin les parties de ce premier Élément, qui se trouvent en l’espace ABCD, où elles composent le corps du Soleil, y tournant en rond fort prompteFig. 11 ment autour du point S , tendent à s’en éloigner de tous côtés en ligne droite, suivant ce que je viens d’expliquer; & par ce moyen toutes celles qui sont en la ligne SD, poussent ensemble | la partie du second Élément qui est au point D; & toutes celles qui sont en la ligne SA , poussent celle qui est au point A , & ainsi des autres. En telle sorte que cela seul suffirait pour faire que toutes celles de ces parties du second Élément qui sont entre les lignes AF, DG, s’avançassent vers l’espace E , encore qu’elles n’y eussent aucune inclination d’elles-mêmes. 97,8 Au reste, puis qu’elles doivent ainsi s’avancer vers cet espace E , lorsqu’il n’est occupé que par la matière du premier Élément, il est certain qu’elles tendent aussi à y aller, encore même qu’il soit rempli de quelque autre corps; & par conséquent, qu’elles poussent, & font effort contre ce corps, comme pour le chasser hors de sa place. En sorte que, si c’était l’œil d’un homme qui fût au point E , il serait poussé actuellement, tant par le Soleil, que par toute la matière du Ciel, qui est entre les lignes AF, DG.



Abhandlung über das Licht · Kapitel 13

139

Grund überlassen jene, die die kleinen Winkel zwischen den Teilen des Himmels einnehmen, ihren Platz ohne Widerstand denjenigen, die von dem Raum E kommen und sich zum Punkt S begeben. Ich sage nach S eher als zu irgendeinem anderen Ort, weil alle anderen Körper, die vereinter und dicker sind und deshalb mehr Kraft haben, sich von dort zu entfernen streben. Es ist sogar zu bemerken, daß sie zwischen den von S nach E gehenden Teilen des zweiten Elements von E nach S übergehen, ohne sich gegenseitig zu behindern. So wie die in der Sanduhr XYZ eingeschlossene Luft durch den Sand Y hindurch von Z nach X aufsteigt, der es deswegen nicht unterläßt, währenddessen nach Z abzusteigen. Schließlich streben die Teile dieses ersten EleAbb. 11 ments, die sich [s. Abb. 6, S. 125] im Raum ABCD befinden, wo sie den Körper der Sonne bilden, sich dem gemäß, was ich gerade erklärt habe, in gerader Linie nach allen Seiten von dem Punkt S zu entfernen, weil sie sich sehr rasch um ihn drehen. Dadurch stoßen alle sich auf der Linie SD befindenden Teile gemeinsam den Teil des zweiten Elements, der sich am Punkt D befindet; und alle sich auf der Linie SA befindenden Teile stoßen jenen Teil, der sich am Punkt A befindet, und ebenso mit den anderen. Deshalb würde dies allein ausreichen, um jene Teile des zweiten Elements, die sich zwischen den Linien AF und DG befinden, zum Raum E vorrücken zu lassen, auch wenn sie von sich aus keinerlei Neigung dazu besäßen. Da sie so zu diesem Raum E vorrücken müssen, wenn er nur von Materie des ersten Elements eingenommen wird, ist es darüber hinaus gewiß, daß sie sogar auch dann dorthin zu gehen streben, wenn er mit irgendeinem anderen Körper gefüllt ist. Folglich stoßen sie diesen Körper und üben Druck auf ihn aus, wie um ihn von seinem Platz zu vertreiben. Deshalb würde, wenn es das Auge eines Menschen wäre, das sich am Punkt E befindet, es tatsächlich sowohl von der Sonne, als auch von der gesamten, sich zwischen den Linien AF und DG befindenden Himmelsmaterie gestoßen werden.

96,14

96,21

97,8

140

Traité de la Lumière · Chapitre XIV

97,18 Or

il faut savoir que les hommes de ce nouveau Monde seront de telle nature, que, lorsque leurs yeux seront poussés en cette façon, ils en auront un sentiment tout semblable à celui que nous avons de la Lumière, ainsi que dirai ci-après plus amplement. Chapitre XIV Des Propriétés de la Lumière

97,23 Mais

je me veux arrêter encore un peu en cet endroit, à expliquer les propriétés de l’action dont leurs yeux peuvent ainsi être poussés. Car elles se rapportent toutes si parfaitement à celles que nous remarquons en la Lumière, que, lorsque vous aurez | considérées, je m’assure que vous les avouerez, comme moi, qu’il n’est pas besoin d’imaginer, dans les Astres ni dans les Cieux, d’autre Qualité que cette action, qui s’appelle du nom de Lumière. 98,5 Les principales propriétés de la Lumière sont: 1. qu’elle s’étend en rond de tous côtés autour des corps qu’on nomme Lumineux. 2. Et à toute sorte de distance. 3. Et en un instant. 4. Et pour l’ordinaire en lignes droites, qui doivent être prises pour les rayons de la Lumière. 5. Et que plusieurs de ces rayons, venant de divers points, peuvent s’assembler en un même point. 6. Ou, venant d’un même point, peuvent s’aller rendre en divers points. 7. Ou, venant de divers points, & allant vers divers points, peuvent passer par un même point, sans s’empêcher les uns les autres. 8. Et qu’ils peuvent aussi quelquefois s’empêcher les uns les autres, à savoir quand leur force est fort inégale, & que celle des uns est beaucoup plus grande que celle des autres. 9. Et enfin, qu’ils peuvent être détournés par réflexion. 10. Ou par réfraction. 11. Et que leur force peut être augmentée, 12. ou



Abhandlung über das Licht · Kapitel 14

141

Nun muß man wissen, daß die Menschen dieser neuen Welt eine solche Natur haben werden, daß sie, wenn ihre Augen in dieser Weise gestoßen werden, eine Empfindung ganz ähnlich derjenigen haben werden, die wir vom Licht haben, wie ich weiter unten ausführlicher sagen werde.

97,18

K apitel 14 Über die Eigenschaften des Lichts Aber ich will mich an dieser Stelle noch etwas damit aufhalten, die Eigenschaften der Aktion zu erklären, durch die die Augen dieser Menschen so gestoßen werden können. Denn alle diese Eigenschaften passen vollkommen mit jenen zusammen, die wir beim Licht bemerken, daß Sie, dessen bin ich mir sicher, nachdem Sie sie betrachtet haben werden, genauso wie ich einräumen werden, daß es nicht nötig ist, sich in den Gestirnen und in den Himmelsregionen eine andere Qualität vorzustellen als diese Aktion, die den Namen des Lichts trägt. Die Haupteigenschaften des Lichts sind: 1. Es dehnt sich im Kreis nach allen Seiten um den Körper herum aus, den man leuchtend nennt; und 2. in jede Art von Abstand, 3. in einem Augenblick, und 4. für gewöhnlich in geraden Linien, die als Lichtstrahlen angenommen werden müssen. 5. Mehrere, von verschiedenen Punkten kommende solche Strahlen können sich in demselben Punkt sammeln, oder 6. sich von demselben Punkt kommend zu verschiedenen Punkten begeben, oder 7. von verschiedenen Punkten kommend und zu verschiedenen Punkten gehend durch denselben Punkt hindurchgehen, ohne einander zu behindern. 8. Manchmal können sie auch einander behindern, nämlich wenn ihre Kraft sehr ungleich und die der einen sehr viel größer als die der anderen ist. 9. Schließlich können sie durch Reflexion oder 10. durch Brechung abgelenkt werden, und 11. ihre Kraft kann durch die verschiedenen Dispositionen oder Qualitäten der Materie, die die Strahlen aufnimmt, gesteigert oder 12. vermindert werden. Dies sind die

97,23

98,5

142

Traité de la Lumière · Chapitre XIV

diminuée, par les diverses dispositions ou qualités de la matière qui les reçoit. Voilà les principales qualités qu’on observe en la Lumière, qui conviennent toutes à cette action, ainsi que vous allez voir. 98,26 1. Que cette action se doive étendre de tous côtés | autour des corps lumineux, la raison en est évidente, à cause que c’est du mouvement circulaire de leurs parties qu’elle procède. 99,4 2. Il est évident aussi, qu’elle peut s’étendre à toute sorte de distance. Car, par exemple, supposant que les parties du Ciel, qui se trouvent entre AF & DG, sont déjà d’elles-mêmes disposées à s’avancer vers E , comme nous avons dit qu’elles sont, on ne peut pas douter non plus, que la force dont le Soleil pousse celles qui sont vers ABCD, ne se doive aussi étendre jusqu’à E , encore même qu’il y eût plus de distance des unes aux autres, qu’il n’y en a depuis les plus hautes Étoiles du Firmament jusqu’à nous. 99,14 3. Et sachant que les parties du second Élément, qui sont entre AF & DG, se touchent & pressent toutes l’une l’autre autant qu’il est possible, on ne peut pas aussi douter que l’action, dont les premières sont poussées, ne doive passer en un instant jusqu’aux dernières: tout de même que celle dont on pousse l’un des bouts d’un bâton, passe jusqu’à l’autre bout au même in­­ stant. Ou plutôt, afin que vous ne fassiez point de difficulté sur ce que ces parties ne sont point attachées l’une à l’autre, ainsi que le sont celles d’un bâton: tout de même qu’en la neuvième figure, la petite boule marquée 50 descendant vers 6, les autres marquées 10 descendent aussi vers là au même instant. 99,27 4. Quant à ce qui est des lignes suivant lesquelles se  | communique cette action, & qui sont proprement les rayons de la Lumière, il faut remarquer qu’elles diffèrent des parties du second Élément par l’entremise desquelles cette même action se communique; & qu’elles ne sont rien de matériel dans le milieu par où elles passent, mais qu’elles désignent seulement en quel sens, & suivant quelle détermination le corps Lumineux agit



Abhandlung über das Licht · Kapitel 14

143

Hauptqualitäten, die man beim Licht beobachtet, die alle mit dieser Aktion zusammenpassen, wie Sie sehen werden. 1. Der Grund dafür, daß diese Aktion sich von allen Seiten um die leuchtenden Körper herum ausdehnen muß, ist evident, weil sie von der kreisförmigen Bewegung ihrer Teile herrührt. 2. Es ist auch evident, daß sie sich in jede Art von Abstand ausdehnen muß. Denn wenn wir zum Beispiel [s. Abb. 6, S. 125] voraussetzen, daß die sich zwischen AF und DG befindenden Teile des Himmels schon von sich aus die Disposition haben, nach E vorzurücken – was, wie wir gesagt haben, der Fall ist –, kann man auch nicht bezweifeln, daß sich die Kraft, mit der die Sonne die sich bei ABCD befindenden Teile stößt, auch bis E ausdehnen muß, auch wenn der Abstand zwischen den beiden größer wäre als der von den höchsten Sternen des Firmaments bis zu uns. 3. Und wenn man weiß, daß sich alle zwischen AF und DG befindenden Teile des zweiten Elements berühren und gegenseitig so sehr drücken wie möglich, kann man auch nicht bezweifeln, daß die Aktion, durch die die ersten gestoßen werden, in einem Augenblick auf die letzten übergehen muß: genauso wie die Aktion, mit der man das eine Ende eines Stocks stößt, im selben Augenblick auf das andere Ende übergeht; oder vielmehr – damit es Ihnen keine Schwierigkeit bereitet, daß ihre Teile überhaupt nicht wie die eines Stocks aneinander befestigt sind – genauso wie auf der neunten Abbildung [s. Abb. 9, S. 135], in demselben Augenblick auch alle mit 10 markierten anderen Kugeln dorthin absteigen, wenn die mit 50 markierte Kugel nach 6 absteigt. 4. Was die Linien betrifft, denen folgend sich diese Aktion überträgt und die eigentlich die Lichtstrahlen sind, so ist zu bemerken, daß sie sich von den Teilen des zweiten Elements unterscheiden, durch deren Vermittlung ebendiese Aktion sich überträgt. Außerdem sind sie überhaupt nichts Materielles in dem Medium, durch das sie hindurchgehen, sondern bezeichnen nur die Richtung und die Bestimmung, der folgend der

98,26

99,4

99,14

99,27

144

Fig. 12

100,25

Traité de la Lumière · Chapitre XIV

Fig. 13

Fig. 14

contre celui qu’il illumine; & ainsi, qu’on ne doit pas laisser de les concevoir exactement droites, encore que les parties du second Élément, qui servent à transmettre cette action, ou la Lumière, ne puissent presque jamais être si directement posées l’une sur l’autre, qu’elles composent des lignes toutes droites. Tout de même que vous pouvez aisément concevoir que la main A pousse le corps E suivant la ligne droite AE , encore qu’elle ne le pousse que par l’entremise du bâton BCD, qui est tordu. Et tout de même aussi que la boule marquée 1, pousse celle qui est marquée 7, par l’entremise des deux marquées 5, 5, aussi directe­ment que par l’entremise des autres 2, 3, 4, 6. 5. 6. Vous pouvez aussi aisément concevoir comment plusieurs de ces rayons, venant de divers points, s’assemblent en un même point; ou, venant d’un même point, se vont rendre en divers points, sans s’empêcher, ni dépendre les uns des | autres. Comme vous voyez en la sixième figure, qu’il en vient plusieurs des points ABCD, qui s’assemblent au point E; & qu’il en vient plusieurs du seul point D, qui s’étendent l’un vers E , l’autre vers K , & ainsi vers une infinité d’autres lieux. Tout de même que les diverses forces dont on tire les cordes 1, 2, 3, 4, 5, s’assemblent toutes en la poulie, & que la résistance de cette poulie s’étend à toutes les diverses mains qui tirent ces cordes.



Abhandlung über das Licht · Kapitel 14

Abb. 12

Abb. 13

145

Abb. 14

leuchtende Körper auf jenen einwirkt, den er beleuchtet. So kann man nicht umhin, sie als exakt gerade aufzufassen, obwohl die Teile des zweiten Elements, die dazu dienen, diese Aktion oder das Licht weiterzuleiten, fast niemals so direkt übereinander gestellt sein können, daß sie ganz gerade Linien bilden. Ganz genauso, wie Sie leicht auffassen können, daß die Hand A den Körper E der geraden Linie AE folgend stößt, obwohl sie ihn nur durch Vermittlung des gewundenen Stockes BCD stößt. Und genauso auch, daß die mit 1 markierte Kugel die mit 7 markierte durch die Vermittlung der beiden mit 5, 5 markierten genauso direkt stößt wie durch die Vermittlung der anderen 2, 3, 4 und 6. 5. 6. Sie können auch leicht auffassen, wie mehrere, von verschiedenen Punkten kommende Strahlen sich in demselben Punkt sammeln oder sich mehrere, von demselben Punkt kommende zu verschiedenen Punkten begeben, ohne sich zu behindern oder voneinander abzuhängen, wie Sie auf der sechsten Abbildung [S. 125] mehrere von den Punkten ABCD kommen und sich im Punkt E sammeln sehen und mehrere allein von dem Punkt D kommen, von denen der eine sich zum Punkt E und der andere zum Punkt K ausdehnt, und so zu einer Unzahl anderer Orte. Genauso sammeln sich die verschiedenen Kräfte, mit denen man die Schnüre 1, 2, 3, 4 und 5 zieht, alle in dem Block, und der Widerstand dieses Blocks dehnt sich auf die verschiedenen Hände aus, die diese Schnüre ziehen.

100,25

146

Traité de la Lumière · Chapitre XIV

7. Mais pour concevoir comment plusieurs de ces rayons, venant de divers points, & allant vers divers points, peuvent passer par un même point, sans s’empêcher les uns les autres, comme, en cette sixième figure, les deux rayons AN & DL passent par le point E: il faut considérer que chacune des parties du second Élément est capable de recevoir plusieurs divers mouvements en même temps; en sorte que celle qui est, par exemple, au point E , peut tout ensemble être poussée vers L , par l’action qui vient de l’endroit du Soleil marqué D, & en même temps vers N, par celle qui vient de l’endroit marqué A. Ce que vous entendrez encore mieux, si vous considérez qu’on peut  | pousser l’air en même temps de F vers G, de H vers I, & de K vers L , par les trois tuyaux FG, HI, KL , bien que ces tuyaux soient tellement unis au point N, que tout l’air qui passe par le milieu de chacun d’eux, doit nécessairement passer aussi par le milieu des deux autres. Fig. 15 102,9 8. Et cette même comparaison peut servir à expliquer, comment une forte Lumière empêche l’effet de celles qui sont plus faibles. Car, si l’on pousse l’air beaucoup plus fort par F, que par H ni par K , il ne tendra point du tout vers I, ni vers L , mais seulement vers G. 102,16 9. 10. Pour la réflexion & la réfraction, je les ai déjà ailleurs suffisamment expliquées. Toutefois, parce que je me suis servi pour lors de l’exemple du mouvement d’une balle, au lieu de parler des rayons de la Lumière, afin de rendre par ce moyen mon discours plus intelligible: il me reste encore ici à vous faire considérer, que l’action ou l’inclination à se mouvoir, qui est transmise d’un lieu en un autre, par le moyen de plusieurs corps qui s’entretouchent, & qui se trouvent sans interruption en tout l’espace qui est entre deux, suit exactement la même voie, par où cette même action pourrait faire mouvoir le premier de ces corps, | si les autres n’étaient point en son chemin; 101,12



Abhandlung über das Licht · Kapitel 14

147

7. Um aber zu verstehen, wie mehrere, von verschiedenen Punkten kommende und zu verschiedenen Punkten gehende Strahlen durch denselben Punkt hindurchgehen können, ohne einander zu behindern – wie auf der sechsten Abbildung [siehe S. 125] die beiden Strahlen AN und DL durch den Punkt E hindurchgehen –, ist in Betracht zu ziehen, daß jedes einzelne der Teile des zweiten Elements imstande ist, gleichzeitig mehrere verschiedene Bewegungen aufzunehmen. Deshalb kann zum Beispiel das sich am Punkt E befindende Teil sowohl durch die von der mit D markierten Stelle der Sonne kommende Aktion nach L als auch gleichzeitig durch die von der mit A markierten Stelle kommende nach N gestoßen werden. Das werden Sie noch besser einsehen, wenn Sie in Betracht ziehen, daß man durch die drei Rohre FG, HI und KL Luft gleichzeitig von F nach G, von H nach I und von K nach L stoßen kann, obwohl Abb. 15 diese drei Rohre am Punkt N so vereint sind, daß die gesamte Luft, die durch die Mitte eines einzelnen Rohrs hindurchgeht, notwendig auch durch die Mitte der beiden anderen hindurchgehen muß. 8. Derselbe Vergleich kann auch dazu dienen, zu erklären, wie starkes Licht die Wirkung schwächerer Lichter hemmt. Denn wenn man die Luft sehr viel stärker durch F als durch H oder durch K stößt, wird sie überhaupt nicht nach I oder nach L streben, sondern allein nach G. 9. 10. Was die Reflexion und die Brechung betrifft, so habe ich sie anderswo bereits ausreichend erklärt.48 Weil ich mich in jenem Fall des Beispiels der Bewegung eines Balls bedient habe, anstatt über Lichtstrahlen zu sprechen, um dadurch meine Ausführung verständlicher zu machen, bleibt mir hier indessen noch übrig, Sie in Betracht ziehen zu lassen, daß die Aktion oder die Neigung, sich zu bewegen, die durch mehrere

101,12

102,9

102,16

148

103,17

Traité de la Lumière · Chapitre XIV

sans qu’il y ait aucune autre différence, sinon qu’il faudrait du temps à ce corps pour se mouvoir, au lieu que l’action qui est en lui peut, par l’entremise de ceux qui le touchent, s’étendre jusqu’à toutes sortes de distances en un instant. D’où il suit que, comme une balle se réfléchit, quand elle donne contre la muraille d’un jeu de paume, & qu’elle souffre réfraction, quand elle entre obliquement dans de l’eau, ou qu’elle en sort: de même aussi, quand les rayons de la Lumière rencontrent un corps qui ne leur permet pas de passer outre, ils doivent se réfléchir; & quand ils entrent obliquement en quelque lieu par où ils peuvent s’étendre plus ou moins aisément, que par celui d’où ils sortent, ils doivent aussi, au point de ce changement, se détourner & souffrir réfraction. 11. 12. Enfin la force de la Lumière est non seulement plus ou moins grande en chaque lieu, selon la quantité des rayons qui s’y assemblent, mais elle peut aussi être augmentée ou diminuée par les diverses dispositions des corps qui se trouvent aux lieux par où elle passe. Ainsi que la vitesse d’une balle ou d’une pierre qu’on pousse dans l’air, peut être augmentée par les vents qui soufflent vers le même côté qu’elle se meut, & diminuée par leurs contraires. |



Abhandlung über das Licht · Kapitel 14

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Körper, die einander berühren und sich ohne Unterbrechung im gesamten Raum zwischen ihnen finden, von einem Ort an einen anderen weitergeleitet wird, exakt demselben Weg folgt, auf dem dieselbe Aktion den ersten dieser Körper sich bewegen lassen könnte, wenn sich die anderen nicht auf ihrem Weg befänden. Der einzige Unterschied dabei ist, daß dieser Körper Zeit benötigen würde, um sich zu bewegen, wohingegen sich die in ihm liegende Aktion durch die Vermittlung der beiden ihn berührenden Körper in einem Augenblick bis in alle Arten von Abstand ausdehnen kann.49 Daraus folgt, daß genauso, wie sich ein Ball reflektiert, wenn er bei einem Ballspiel gegen eine Mauer prallt, oder einer Brechung unterliegt, wenn er schräg ins Wasser ein- oder aus ihm austritt, auch die Lichtstrahlen, wenn sie auf einen Körper treffen, der ihnen nicht gestattet, weiter voranzugehen, sich reflektieren müssen und sie sich auch, wenn sie schräg in einen Ort eintreten, durch denn sie sich mehr oder weniger leicht ausdehnen können als durch den, aus dem sie austreten, am Punkt dieser Veränderung ablenken oder einer Brechung unterliegen müssen. 11. 12. Schließlich ist die Kraft des Lichts an den einzelnen Orten nicht nur entsprechend der Menge der sich dort sammelnden Strahlen größer oder kleiner, sondern sie kann auch durch die verschiedenen Dispositionen der Körper, die sich an den Orten befinden, durch die es hindurchgeht, gesteigert oder vermindert werden. So wie die Geschwindigkeit eines Balls oder eines Steins, den man in die Luft stößt, durch die Winde, die zu derselben Seite wehen, zu der er sich bewegt, gesteigert und durch die entgegengesetzten vermindert werden kann. 50

103,17

150

Traité de la Lumière · Chapitre XV

Chapitre XV Que la face du Ciel de ce nouveau Monde doit paraître à ses Habitants toute semblable à celle du Nôtre ainsi expliqué la nature & les propriétés de l’action que j’ai prise pour la Lumière, il faut aussi que j’explique comment, par son moyen, les Habitants de la Planète que j’ai supposée pour la Terre, peuvent voir la face de leur Ciel toute semblable à celle du nôtre. 104,7 Premièrement, il n’y a point de doute qu’ils ne doivent voir le corps marqué S tout plein de Lumière, & semblable à notre Soleil: vu que ce corps envoie des rayons de tous les points de sa superficie vers leurs yeux. Et parce qu’il est beaucoup plus proche d’eux, que les Étoiles, il leur doit paraître beaucoup plus grand. Il est vrai que les parties du petit Ciel ABCD, qui tourne autour de la Terre, font quelque résistance à ces rayons; mais parce que toutes celles du grand Ciel, qui sont depuis S jusqu’à D, les fortifient, celles qui sont depuis D jusqu’à T, n’étant à comparaison qu’en petit nombre, ne leur peuvent ôter que peu de leur force. Et même toute l’action des parties du grand Ciel FGGF, ne suffit pas pour empêcher que les rayons de plusieurs Étoiles fixes ne parviennent jusqu’à la Terre, du côté qu’elle n’est point éclairée par le Soleil. 104,24 Car il faut savoir que les grands Cieux, c’est-à-dire ceux qui ont une Étoile fixe ou le Soleil pour leur centre, quoique peut-être assez inégaux en grandeur, doivent être toujours exactement d’égale force: en | sorte que toute la matière qui est, par exemple, en la ligne SB, doit tendre aussi fort vers ε, que celle qui est en la ligne εB, tend vers S . Car, s’ils n’avaient entre eux cette égalité, ils se détruiraient infailliblement dans peu de temps, ou du moins se changeraient jusqu’à ce qu’ils l’eussent acquise. 104,1 Ayant



Abhandlung über das Licht · Kapitel 15

151

K apitel 15 Daß das Gesicht des Himmels dieser neuen Welt ihren Bewohnern dem des unsrigen ganz ähnlich erscheinen muß Nachdem ich so die Natur und die Eigenschaften der Aktion erklärt habe, die ich als das Licht angenommen habe, muß ich auch erklären, wie die Bewohner des Planeten, den ich als Erde vorausgesetzt habe, durch es das Gesicht ihres Himmels ganz ähnlich sehen können wie das des unsrigen. Erstens besteht angesichts dessen, daß dieser Körper Strahlen von allen Punkten seiner Oberfläche zu ihren Augen sendet, kein Zweifel, daß sie [vgl. Abb. 4, S. 101] den mit S markierten Körper voller Licht und unserer Sonne ähnlich sehen müssen und er ihnen, weil er ihnen sehr viel näher ist als die Sterne, sehr viel größer erscheinen muß. Freilich leisten die Teile des kleinen, sich um die Erde drehenden Himmels ABCD diesen Strahlen einen gewissen Widerstand; aber weil alle Teile des großen Himmels, die sich von S bis zu D befinden, die Strahlen verstärken, können die sich von D bis zu T befindenden Teile, da sie im Vergleich nur gering an Zahl sind, ihnen nur wenig von ihrer Kraft nehmen. Und sogar die gesamte Aktion der Teile des großen Himmels FGGF reicht nicht aus, um zu verhindern, daß die Strahlen etlicher Fixsterne bis zu der Seite der Erde gelangen, die nicht durch die Sonne erleuchtet wird. Denn man muß wissen, daß die großen Himmelsregionen – das heißt diejenigen, die einen Fixstern oder die Sonne als Mittelpunkt haben –, so ungleich sie vielleicht auch an Größe sein mögen, immer exakt dieselbe Kraft haben müssen. Deshalb muß die gesamte Materie, die sich zum Beispiel [vgl. Abb. 2, S. 77] auf der Linie SB befindet, genauso stark nach ε streben, wie die auf der Linie εB nach S strebt. Denn wenn diese Gleichheit nicht zwischen ihnen bestünde, würden sie sich unfehlbar in kurzer Zeit zerstören oder zumindest solange verändern, bis sie sie erworben hätten.

104,1

104,7

104,24

152 105,7 Or

105,23

Traité de la Lumière · Chapitre XV

puisque toute la force du rayon SB, par exemple, n’est que justement égale à celle du rayon εB, il est manifeste que celle du rayon TB, qui est moindre, ne peut empêcher la force du rayon εB de s’étendre jusqu’à T. Et tout de même il est évident que l’Étoile A peut étendre ses rayons jusqu’à la terre T; d’autant que la matière du Ciel, qui est depuis A jusqu’à 2, leur aide plus, que celle qui est depuis 4 jusqu’à T ne leur résiste; & avec cela, que celle qui est depuis 3 jusqu’à 4, ne leur aide pas moins, que leur résiste celle qui est depuis 3 jusqu’à 2. Et ainsi, jugeant des autres à proportion, vous pouvez entendre que ces Étoiles ne doivent pas paraître moins confusément arrangées, ni moindres en nombre, ni moins inégales entre elles, que font celles que nous voyons dans le vrai Monde. Mais il faut encore que vous considériez, touchant leur arrangement, qu’elles ne peuvent quasi jamais paraître dans le vrai lieu où elles sont. Car, par exemple, celle qui est marquée ε, paraît comme si elle était en la ligne droite TB, & l’autre marquée A , comme | si elle était en la ligne droite T4: dont la raison est que, les Cieux étant inégaux en grandeur, les superficies qui les séparent, ne se trouvent quasi jamais tellement disposées, que les rayons qui passent au travers, pour aller de ces Étoiles vers la Terre, les rencontrent à angles droits. Et lorsqu’ils les rencontrent obliquement, il est certain, suivant ce qui a été démontré en la Dioptrique, qu’ils doivent s’y courber, & souffrir beaucoup de réfraction: d’autant qu’ils passent beaucoup plus aisément par l’un des côtés de cette superficie, que par l’autre. Et il faut supposer ces lignes TB, T4, & semblables, si extrêmement longues, à comparaison du diamètre du cercle que la Terre décrit autour du Soleil, qu’en quelque endroit de ce cercle qu’elle se trouve, les hommes qu’elle soutient voient toujours les Étoiles comme fixes, & attachées aux mêmes endroits



Abhandlung über das Licht · Kapitel 15

153

Zum Beispiel: Da die gesamte Kraft des Strahls SB nicht genau gleich der des Strahles εB ist, kann die geringere Kraft des Strahles TB die des Strahles εB offenkundig nicht daran hindern, sich bis zu T auszudehnen. Und es ist genauso evident, daß der Stern A seine Strahlen bis zur Erde T ausdehnen kann, da die sich von A bis zu 2 befindende Himmelsmaterie sie mehr unterstützt, als diejenige, die sich von 4 bis zu T befindet, ­ihnen Widerstand leistet und außerdem die sich von 3 bis zu 4 befindende sie nicht weniger unterstützt, als die sich von 3 bis zu 2 befindende ihnen Widerstand leistet. Und wenn Sie die anderen im selben Verhältnis dazu beurteilen, können Sie einsehen, daß diese Sterne nicht weniger wirr zusammengestellt noch geringer an Zahl und auch untereinander nicht weniger ungleich erscheinen müssen als die, die wir in der wahren Welt sehen. 51 Aber Sie müssen bezüglich ihrer Zusammenstellung auch noch in Betracht ziehen, daß sie so gut wie nie an dem wahren Ort erscheinen, an dem sie sich befinden. Denn zum Beispiel erscheint der mit ε markierte Stern so, als ob er sich auf der geraden Linie TB, und der mit A markierte andere so, als ob er sich auf der geraden Linie T4 befände. Der Grund dafür ist, daß die Himmelsregionen an Größe ungleich sind und sich deshalb die Oberflächen, die sie trennen, so gut wie nie in einer solchen Disposition befinden, daß die hindurchgehenden Strahlen im rechten Winkel auf sie treffen, wenn sie von den Sternen zur Erde gehen. Wenn sie aber schräg auf sie treffen, ist es gemäß dem, was in der Dioptrik bewiesen wurde, 52 gewiß, daß sie sich krümmen und großer Brechung unterliegen müssen, zumal sie durch die eine Seite dieser Oberflächen sehr viel leichter hindurchgehen als durch die andere. Und diese Linien TB, T4 und ähnliche sind im Vergleich zum Durchmesser des Kreises, den die Erde um die Sonne beschreibt, als so äußerst lang vorauszusetzen, daß die Menschen, an welcher Stelle dieses Kreises sich die Erde, die diese Menschen trägt, auch befindet, die Sterne immer als feststehend und als an dieselben Stellen des Firmaments befestigt sehen: das heißt, um die Ausdrücke der

105,7

105,23

154

Traité de la Lumière · Chapitre XV

du Firmament: c’est-à-dire, pour user des termes des Astronomes, qu’ils ne peuvent remarquer en elles des parallaxes. 106,20 Considérez aussi, touchant le nombre de ces Étoiles, que souvent une même peut paraître en divers lieux, à cause des diverses superficies, qui détournent ses rayons vers la Terre. Comme ici, celle qui est marquée A , paraît en la ligne T4, par le moyen du rayon A24T, & ensemble en la ligne Tf, par le moyen du rayon A6f T: ainsi que se multiplient les objets qu’on regarde au travers des verres, ou autres | corps transparents, qui sont taillés à plusieurs faces. 107,2 De plus, considérez, touchant leur grandeur, qu’encore qu’elles doivent paraître beaucoup plus petites qu’elles ne sont, à cause de leur extrême éloignement; & même qu’il y en ait la plus grande partie, qui pour cette raison ne doivent point paraître du tout; & d’autres, qui ne paraissent qu’entant que les rayons de plusieurs joints ensemble rendent les parties du Firmament par où ils passent un peu plus blanches, & semblables à certaines Étoiles que les Astronomes appellent Nubileuses, ou à cette grande ceinture de notre Ciel, que les Poètes feignent être blanchie du lait de Junon: toutefois, pour celles qui sont les moins éloignées, il suffit de les supposer environ égales à notre Soleil, pour juger qu’elles peuvent paraître aussi grandes, que font les plus grandes de notre Monde. 107,18 Car outre que, généralement, tous les corps qui envoient de plus forts rayons contre les yeux des regardants, que ne font ceux qui les environnent, paraissent aussi plus grand qu’eux à proportion; & par conséquent, que ces Étoiles doivent toujours sembler plus grandes que les parties de leurs Cieux égales à elles, & qui les avoisinent, ainsi que j’expliquerai ci-après: les superficies FG, GG, GF, & semblables, où se font les réfractions de leurs rayons, peuvent être courbées de telle façon, qu’elles augmentent beaucoup leur | grandeur; & même étant seulement toutes plates, elles l’augmentent.



Abhandlung über das Licht · Kapitel 15

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Astronomen zu gebrauchen, daß sie an ihnen keine Parallaxen bemerken können. Ziehen Sie bezüglich der Anzahl dieser Sterne auch in Betracht, daß derselbe Stern oft aufgrund der verschiedenen Oberflächen, die seine Strahlen zur Erde ablenken, an verschiedenen Orten erscheinen kann. So erscheint hier der mit A markierte Stern durch den Strahl A24T auf der Linie T4 und durch den Strahl A6f T ebenso auf der Linie Tf; so wie sich Objekte vervielfachen, die man durch Gläser oder andere durchsichtige Körper, die an mehreren Außenflächen geschliffen sind, hindurch in den Blick nimmt. Ziehen Sie außerdem bezüglich ihrer Größe in Betracht, daß sie aufgrund ihrer äußerst weiten Entfernung sehr viel kleiner erscheinen müssen, als sie sind, und aus diesem Grund der größte Teil von ihnen überhaupt nicht erscheinen kann; und daß andere nur insoweit erscheinen, als die Strahlen mehrerer miteinander verbunden die Teile des Firmaments, durch die diese Strahlen hindurchgehen, etwas weißer und gewissen Sternen, die die Astronomen nebelartig53 nennen, oder jenem großen Gürtel unseres Himmels ähnlich machen, von dem unsere Dichter fingieren, er sei durch die Milch des Juno so weiß geworden. 54 Gleichwohl reicht es, was die am wenigsten entfernten betrifft, aus, sie als unserer Sonne ungefähr gleich vorauszusetzen, um zu dem Urteil zu kommen, daß sie genauso groß erscheinen können wie die größten unserer Welt. Denn abgesehen davon, daß allgemein alle Körper, die stärkere Strahlen in die Augen der Betrachter senden, als die, die sie umgeben, auch im Vergleich mit ihnen größer erscheinen und folglich diese Sterne immer größer erscheinen müssen als ihnen gleiche Teile ihrer Himmelsregionen, die an sie angrenzen, wie ich weiter unten erklären werde, können die Oberflächen FG, GG, GF und ähnliche, an denen sich die Brechungen ihrer Strahlen vollziehen, in einer solchen Weise gekrümmt sein, daß sie ihre Größe sehr steigern; und sie können sie steigern, wenn sie ganz flach sind.

106,20

107,2

107,18

156 108,3 Outre

108,13

108,24

Traité de la Lumière · Chapitre XV

cela, il est fort vraisemblable que ces superficies, étant en une matière très fluide, & qui ne cesse jamais de se mouvoir, doivent branler & ondoyer toujours quelque peu; & par conséquent, que les Étoiles qu’on voit au travers, doivent paraître étincelantes & comme tremblantes, ainsi que font les nôtres, & même, à cause de leur tremblement, un peu plus grosses: ainsi que fait l’image de la Lune, au fond d’un lac dont la surface n’est pas fort troublée ni agitée, mais seulement un peu crêpée par le souffle de quelque vent. Et enfin, il se peut faire que, par succession de temps, ces superficies se changent un peu, ou même aussi que quelques-unes se courbent assez notablement en peu de temps, quand ce ne serait qu’à l’occasion d’une Comète qui s’en approche; & par ce moyen, que plusieurs Étoiles semblent après un long temps être un peu changées de place sans l’être de grandeur, ou un peu changées de grandeur sans l’être de place; & même, que quelques-unes commencent assez subitement à paraître ou à disparaître, ainsi qu’on l’a vu arriver dans le vrai Monde. Pour les Planètes & les Comètes qui sont dans le même Ciel que le Soleil, sachant que les parties du troisième Élément dont elles sont composées, sont | si grosses, ou tellement jointes plusieurs ensemble, qu’elles peuvent résister à l’action de la Lumière: il est aisé à entendre qu’elles doivent paraître par le moyen des rayons que le Soleil envoie vers elles, & qui se réfléchissent de là vers la Terre. Ainsi que les objets opaques ou obscurs qui sont dans une chambre, y peuvent être vus par le moyen des rayons que le flambeau qui y éclaire, envoie vers eux, & qui retournent de là vers les yeux des regardants. Et avec cela, les rayons du Soleil ont un avantage fort remarquable par-dessus ceux d’un flambeau: qui consiste en ce que leur force se conserve, ou même s’augmente de plus en plus, à mesure qu’ils s’éloignent du Soleil, jusqu’à ce qu’ils soient parvenus à la superficie extérieure de son



Abhandlung über das Licht · Kapitel 15

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Darüber hinaus ist es sehr wahrscheinlich, daß diese Oberflächen, da sie aus einer sehr dünnflüssigen Materie bestehen, die niemals aufhört, sich zu bewegen, immer etwas schwanken und fluktuieren müssen. Folglich müssen die Sterne, die man durch sie hindurch sieht, funkelnd und gewissermaßen flimmernd erscheinen wie die unsrigen und aufgrund ihres Flimmerns sogar etwas dicker, wie das Bild des Mondes am Grund eines Sees, dessen Oberfläche weder sehr getrübt noch erregt, sondern nur durch den Luftstrom eines Windes ein wenig gekräuselt ist. Und schließlich kann es geschehen, daß sich diese Oberflächen im Verlauf der Zeit ein wenig verändern oder einige sich sogar auch in kurzer Zeit ziemlich beträchtlich krümmen, auch wenn es nur aus Anlaß eines sich nähernden Kometen geschehen sollte. Dadurch scheinen einige Sterne nach einer langen Zeit ihren Platz ein wenig verändert zu haben, ohne ihre Größe verändert zu haben, oder ein wenig ihre Größe ohne ihren Platz; oder einige beginnen sogar ziemlich plötzlich zu erscheinen und zu verschwinden, wie man gesehen hat, daß es auch in der wahren Welt geschieht. 55 Was die Planeten und Kometen betrifft, die sich in demselben Himmel wie die Sonne befinden, so ist es – da wir ja wissen, daß die Teile des dritten Elements, aus denen sie zusammengesetzt sind, so dick oder mehrere so miteinander verbunden sind, daß sie der Aktion des Lichts Widerstand leisten können – leicht einzusehen, daß sie durch die Strahlen erscheinen müssen, die die Sonne zu ihnen sendet und die sich von dort zur Erde reflektieren, so wie undurchsichtige und dunkle Objekte, die sich in einem Zimmer befinden, in ihm durch die zu ihnen gesandten Strahlen einer dort leuchtenden Fackel gesehen werden können, die von ihnen zu den Augen der Betrachter zurückkehren. Außerdem haben die Sonnenstrahlen gegenüber denen einer Fackel einen sehr bemerkenswerten Vorteil, der darin besteht, daß ihre Kraft sich erhält oder sogar in dem Maße immer mehr steigert, wie sie sich von der Sonne entfernen, bis sie zu der äußeren Oberfläche ihres Himmels

108,3

108,13

108,24

158

Traité de la Lumière · Chapitre XV

Ciel, à cause que toute la matière de ce Ciel tend vers là: au lieu que les rayons d’un flambeau s’affaiblissent en s’éloignant, à raison de la grandeur des superficies sphériques qu’ils illuminent, & même encore quelque peu plus, à cause de la résistance de l’air par où ils passent. D’où vient que les objets qui sont proches de ce flambeau, en sont notablement plus éclairés que ceux qui en sont loin; & que les plus basses Planètes ne sont pas, à même proportion, plus éclairées par le Soleil, que les plus hautes, ni même que les Comètes, qui en sont sans comparaison plus éloignées. 109,26 Or l’expérience nous montre que le semblable arrive aussi dans le vrai Monde; & toutefois je ne crois pas qu’il soit possible d’en rendre raison, si on suppose que la Lumière y soit autre chose dans les objets, qu’une action ou disposition telle que je l’ai expliquée. Je dis | une action ou disposition. Car, si vous avez bien pris garde à ce que j’ai tantôt démontré, que, si l’espace où est le Soleil était tout vide, les parties de son Ciel ne laisseraient pas de tendre vers les yeux des regardants en même façon que lorsqu’elles sont poussées par sa matière, & même avec presque autant de force: vous pouvez bien juger qu’il n’a quasi pas besoin d’avoir en soi aucune action, ni quasi même d’être autre chose qu’un pur espace, pour paraître tel que nous le voyons; ce que vous eussiez peut-être pris auparavant pour une proposition fort paradoxe. Au reste, le mouvement qu’ont ces Planètes autour de leur centre est cause qu’elles étincellent, mais beaucoup moins fort & d’une autre façon que ne font les Étoiles fixes; & parce que la Lune est privée de ce mouvement, elle n’étincelle point du tout. 110,17 Pour les Comètes qui ne sont pas dans le même Ciel que le Soleil, elles ne peuvent pas à beaucoup près envoyer tant de rayons vers la Terre, que si elles y étaient, non pas même lorsqu’elles sont toutes prêtes à y entrer; & par conséquent, elles ne peuvent pas être vues par les hommes, si ce n’est peut-être



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gelangt sind, weil die gesamte Materie des Himmels dorthin strebt. Hingegen schwächen sich die Strahlen einer Fackel im Verhältnis zu der Größe der kugelförmigen Oberflächen, die sie beleuchten, ab, wenn sie sich entfernen, oder aufgrund des Widerstands der Luft, durch die sie hindurchgehen, sogar ein wenig mehr. Daher kommt es, daß Objekte, die dieser Fackel nahe sind, beträchtlich mehr erleuchtet sind als weit davon entfernte und daß die tieferen Planeten nicht in demselben Verhältnis von der Sonne mehr erleuchtet werden als die höheren, noch sogar als die Kometen, die unvergleichlich viel weiter davon entfernt sind. Nun zeigt uns die Erfahrung, daß ähnliches auch in der wahren Welt geschieht. Gleichwohl glaube ich nicht, daß es möglich ist, dafür einen Grund anzugeben, wenn man voraussetzt, daß das Licht etwas anderes sei als eine solche Aktion oder Disposition in den Objekten, wie ich erklärt habe. Ich sage, eine Aktion oder eine Disposition: Denn wenn Sie dem, was ich vor kurzem bewiesen habe, gut Beachtung geschenkt haben – nämlich daß, auch wenn der Raum, in dem sich die Sonne befindet, ganz leer wäre, die Teile des Himmels dennoch in derselben Weise und fast mit derselben Kraft zu den Augen der Betrachter streben würden, als wenn sie durch seine Materie gestoßen werden – können Sie gut urteilen, daß so gut wie keine Aktion in der Sonne selbst nötig ist und sie sogar nichts anderes sein muß als ein reiner Raum, um genau so zu erscheinen, wie wir sie sehen; was Sie vielleicht vorher als eine ganz absurde Proposition aufgefaßt hätten. Außerdem ist die Bewegung dieser Planeten um ihren Mittelpunkt die Ursache, weshalb sie funkeln, aber sehr viel weniger stark und in anderer Weise als die Fixsterne; und weil der Mond dieser Bewegung beraubt ist, funkelt er überhaupt nicht. Was die Kometen betrifft, die sich nicht in demselben Himmel befinden wie die Sonne, so können sie bei weitem nicht so viele Strahlen zur Erde senden, als wenn sie sich dort befänden, sogar auch dann nicht, wenn sie alle bereit sind, dort einzutreten, und können folglich von dem Menschen nicht gesehen

109,26

110,17

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Traité de la Lumière · Chapitre XV

quelque peu, lorsque leur grandeur est extraordinaire. Dont la raison est que, la plupart des rayons que le Soleil envoie vers elles, sont écartés ça & là, & comme dissipés par la réfraction qu’ils souffrent en la partie du Firmament par où ils passent. Car, par exemple, au lieu que la Comète CD, reçoit du Soleil, marqué S , | tous les rayons qui sont entre les lignes SC , SD, & renvoie vers la Terre tous ceux qui sont entre les lignes CT, DT: il faut penser que la Comète EF ne reçoit du même Soleil que les

Fig. 16

rayons qui sont entre les lignes SGE , SHF, à cause que, passant beaucoup plus aisément depuis S jusqu’à la superficie GH que je prends pour une partie du Firmament, qu’ils ne peuvent passer au-delà, leur réfraction y doit être fort grande, & fort en dehors. Ce qui en détourne plusieurs d’aller vers la Comète EF: vu principalement que cette superficie est courbée en dedans vers le Soleil, ainsi que vous savez qu’elle doit se courber, lorsqu’une Comète s’en approche. Mais encore qu’elle fût toute plate, ou même courbée de l’autre côté, la plupart des rayons que le Soleil lui enverrait, ne laisse | raient pas d’être empêchés par la réfraction, sinon d’aller jusqu’à elle, au moins de retourner de là jusqu’à la Terre. Comme, par exemple, supposant la partie



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werden außer nur ganz kurz, wenn sie eine außergewöhnliche Größe haben. Der Grund dafür ist, daß die meisten Strahlen, die die Sonne zu ihnen sendet, hierhin und dorthin auseinanderlaufen und durch die Brechung, der sie in dem Teil des Firmaments unterliegen, durch den sie hindurchgehen, gewissermaßen zerstreut werden. Hingegen erhält zum Beispiel der Komet CD von der mit S markierten Sonne alle Strahlen, die sich zwischen den Linien SC und SD befinden, und sendet alle

Abb. 16

jene zur Erde zurück, die sich zwischen den Linien CT und DT befinden. Daher ist zu denken, daß der Komet EF von derselben Sonne nur die Strahlen erhält, die sich zwischen den Linien SGE und SHF befinden, weil sie von S bis zur Oberfläche GH , die ich als einen Teil des Firmaments annehme, leichter hindurchgehen, als sie jenseits davon hindurchgehen können, und ihre Brechung deshalb dort sehr groß und stark nach außen sein muß. Dies lenkt etliche Strahlen davon ab, zum Kometen EF zu gehen, vor allem, weil diese Oberfläche nach innen zur Sonne gekrümmt ist – und so muß sie sich, wie Sie wissen, krümmen, wenn sich ihr ein Komet nähert. Aber selbst wenn sie ganz flach oder sogar zur anderen Seite gekrümmt wäre, würden dennoch die meisten der Strahlen, die die Sonne zur ihr schicken würde, durch die Brechung daran gehindert, wenn auch nicht, bis zu ihr zu gehen, so doch zumindest, von dort zur Erde zurückzu-

162

112,21

Traité de la Lumière · Chapitre XV

du Firmament IK être une portion de Sphère dont le centre soit au point S , les rayons SIL , SKM , ne s’y doivent point du tout courber, en allant vers la Comète LM ; mais, en revanche, ils se doivent beaucoup courber, en retournant de là vers la Terre: en sorte qu’ils n’y peuvent parvenir que fort faibles, & en fort petite quantité. Outre que, ceci ne pouvant arriver que lorsque la Comète est encore assez loin du Ciel qui contient le Soleil (car autrement, si elle en était proche, elle ferait courber en dedans sa superficie), son éloignement empêche aussi qu’elle n’en reçoive tant de rayons que lorsqu’elle est prête à y entrer. Et pour les rayons qu’elle reçoit de l’Étoile fixe qui est au centre du Ciel qui la contient, elle ne peut pas les renvoyer vers la Terre, non plus que la Lune, étant nouvelle, n’y renvoie pas ceux du Soleil. Mais ce qu’il y a de plus remarquable touchant ces Comètes, c’est une certaine réfraction de leurs rayons, qui est ordinairement cause, qu’il en paraît quelques-uns en forme de queue ou de chevelure autour d’elles. Ainsi que vous entendrez facilement, si vous jetez les yeux sur cette figure: où S est Soleil, C une Comète, EBG la Sphère qui, suivant ce qui a été dit ci-dessus, | est composée des parties du second Élément qui sont les plus grosses & les moins agitées de toutes, & DA le cercle qui est décrit par le mouvement annuel de la Terre; & que vous pensiez, que le rayon qui vient de C | vers B, passe bien tout droit jusqu’au point A , mais qu’outre cela il commence au point B à s’élargir, & à se diviser en plusieurs autres rayons, qui s’étendent ça & là de tous côtés: en telle sorte que chacun d’eux se trouve d’autant plus faible, qu’il s’écarte davantage de celui du milieu BA , qui est le principal de tous, & le plus fort. Puis aussi, que le rayon CE commence étant au point E à s’élargir, & à se diviser aussi en plusieurs autres, comme EH, EY, ES , mais que le principal & le plus fort de ceux-ci est EH, & le plus faible ES; & tout de



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kehren. Wenn wir zum Beispiel den Teil des Firmaments IK als Abschnitt eines Kugelraums voraussetzen, dessen Mittelpunkt der Punkt S sei, können die Strahlen SIL und SKM sich überhaupt nicht krümmen, wenn sie zum Kometen LM gehen; aber im Gegensatz dazu müssen sie sich sehr krümmen, wenn sie von dort zur Erde zurückkehren, und können deshalb nur ganz schwach und in ganz kleiner Menge dorthin gelangen. Da dies außerdem nur geschehen kann, wenn der Komet noch ziemlich weit von dem Himmel entfernt ist, der die Sonne enthält (denn andernfalls, wenn er ihm näher wäre, würde er seine Oberfläche nach innen krümmen), verhindert seine Entfernung auch, daß er so viele Strahlen erhält, wie wenn er bereit ist, in ihn einzutreten. Und was die Strahlen betrifft, die er von dem Fixstern erhält, der sich im Mittelpunkt des Himmels befindet, der ihn enthält, so kann er sie nicht zur Erde zurücksenden, genausowenig wie der Mond als Neumond die der Sonne zurücksendet. Was aber bezüglich dieser Kometen am bemerkenswertesten ist, ist eine gewisse Brechung ihrer Strahlen, die gewöhnlich die Ursache ist, weshalb sie manchmal in Form eines Schweifes oder eines Kranzes um sie herum erscheinen, wie Sie leicht einsehen werden, wenn Sie einen Blick auf diese Abbildung werfen. Auf ihr ist S die Sonne, C ein Komet und EBG ein Kugelraum, der gemäß dem, was weiter oben gesagt wurde, aus Teilen des zweiten Elements zusammengesetzt ist, die die dicksten und am wenigstens erregten von allen sind, und DA der Kreis, der durch die jährliche Bewegung der Erde beschrieben wird. Denken Sie, daß der von C nach B kommende Strahl ganz gerade bis zum Punkt B übergeht, aber sich außerdem am Punkt B zu weiten und sich in mehrere andere Strahlen zu teilen beginnt, die sich hierhin und dorthin nach allen Seiten ausdehen, so daß jeder einzelne von ihnen sich als um so schwächer findet, je weiter er von dem in der Mitte BA abweicht, der der Hauptstrahl von allen und der stärkste ist. Außerdem beginnt der Strahl CE sich zu weiten und sich auch in mehrere andere wie EH, EY und ES zu teilen, wenn er sich am Punkt E befindet. Von diesen ist EH der Hauptstrahl und der stärkste und ES der

112,21

164

Traité de la Lumière · Chapitre XV

Fig. 17

même, que CG passe principalement de G vers I, mais qu’outre cela il s’écarte aussi vers S , & vers tous les espaces qui sont entre GI & GS; & enfin, que tous les autres rayons qui peuvent être imaginés entre ces trois CE , CB, CG, tiennent plus ou moins de la nature de chacun d’eux, selon qu’ils en sont plus ou moins proches. A quoi je pourrais ajouter, qu’ils doivent être un peu courbés vers le Soleil; mais cela n’est pas tout à fait nécessaire à mon sujet, & j’omets souvent beaucoup de choses, afin de rendre celles que j’explique d’autant plus simples & plus aisées.



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Abb. 17

schwächste. Ebenso geht CG vor allem von G nach I über, aber er weicht außerdem auch nach S und in alle Räume zwischen GI und GS ab. Und schließlich erhalten alle anderen Strahlen, die man sich zwischen diesen drei CE , CB und CG vorstellen kann, dementsprechend mehr oder weniger die Natur eines jeden von ihnen, ob sie ihm mehr oder weniger nah sind. Dem könnte ich hinzufügen, daß sie bei der Sonne etwas gekrümmt sein müssen; aber das ist für meinen Gegenstand nicht unbedingt notwendig, und ich lasse oft viele Dinge aus, um diejenigen, die ich erkläre, um so einfacher und leichter zu machen.

166

Traité de la Lumière · Chapitre XV

Or, cette réfraction étant supposée, il est manifeste que, lorsque la Terre est vers A , non seulement le rayon BA doit faire voir aux hommes qu’elle soutient le corps de la Comète C; mais aussi, que les rayons LA , KA , & semblables, qui sont plus faibles que BA , venant vers leurs yeux, leur doivent faire paraître une couronne ou chevelure de lumière, éparse également | de tous côtés autour d’elle (comme vous voyez à l’endroit marqué 11), au moins s’ils sont assez forts pour être sentis: ainsi qu’ils le peuvent être souvent, venant des Comètes, que nous supposons être fort grosses, mais non pas venant des Planètes, ni même des Étoiles fixes, qu’il faut imaginer plus petites. 115,7 Il est manifeste aussi que, lorsque la Terre est vers M , & que la Comète paraît par le moyen du rayon CKM , sa chevelure doit paraître par le moyen de QM , & de tous les autres qui tendent vers M: en sorte qu’elle s’étend plus loin qu’auparavant vers la partie opposée au Soleil, & moins, ou point du tout, vers celle qui le regarde, comme vous voyez ici 22. Et ainsi paraissant toujours de plus en plus longue vers le côté qui est opposé au Soleil, à mesure que la Terre est plus éloignée du point A , elle perd peu à peu la figure d’une chevelure, & se transforme en une longue queue, que la Comète traîne après elle. Comme, par exemple, la Terre étant vers D, les rayons QD, VD, la font paraître semblable à 33. Et la Terre étant vers o, les rayons Vo, Eo, & semblables, la font paraître encore plus longue; & enfin la Terre étant vers Y, on ne peut plus voir la Comète, à cause de l’interposition du Soleil, mais les rayons VY, EY, & semblables, ne laissent pas de faire encore paraître sa queue, en forme d’un chevron ou d’une lance de feu, telle qu’est ici 44. Et il est à remarquer que la sphère EBG, n’étant point toujours exactement ronde, ni aussi toutes les | autres qu’elle contient, ainsi qu’il est aisé à juger de ce que nous avons expliqué, ces queues 114,23



Abhandlung über das Licht · Kapitel 15

167

Diese Brechung vorausgesetzt, ist es nun offenkundig, daß, wenn die Erde sich bei A befindet, den Menschen, die sie trägt, nicht nur der Strahl BA den Körper des Kometen C zeigen muß, sondern daß die Strahlen LA , KA und ähnliche, die schwächer als BA sind, ihnen außerdem, wenn sie in ihre Augen kommen, eine gleichmäßig nach allen Seiten verstreute Krone oder einen Kranz aus Licht erscheinen lassen müssen (wie Sie an der mit 11 markierten Stelle sehen), zumindest wenn die Strahlen stark genug sind, um empfunden werden zu können. Das können sie oft sein, wenn sie von Kometen kommen, die wir als sehr dick voraussetzen, aber nicht, wenn sie von Planeten, und auch nicht, wenn sie von Fixsternen kommen, die man sich als kleiner vorstellen muß. Es ist auch offenkundig, daß, wenn sich die Erde bei M befindet und der Komet durch den Strahl CKM erscheint, sein Kranz durch den Strahl QM und alle anderen erscheinen muß, die nach M streben. Deshalb dehnt sich der Kranz weiter als vorher zu dem der Sonne entgegengesetzten Teil aus und weniger oder überhaupt nicht zu dem ihr zugewandten, wie Sie es hier bei 22 sehen. So erscheint er in dem Maße jeweils länger zu der der Sonne entgegengesetzten Seite hin, in dem sich die Erde weiter vom Punkt A entfernt befindet, und verliert so allmählich die Gestalt eines Kranzes und wandelt sich in einen langen Schweif um, den der Komet hinter sich herzieht. Wenn sich zum Beispiel die Erde bei D befindet, lassen die Strahlen QD und VD ihn ähnlich wie bei 33 erscheinen; und wenn sich die Erde bei o befindet, lassen die Strahlen Vo, Eo und ähnliche ihn wieder etwas länger erscheinen; und wenn schließlich sich die Erde bei Y befindet, kann man den Kometen aufgrund des Zwischenstandes der Sonne nicht mehr sehen, aber die Strahlen VY, EY und ähnliche lassen dennoch wieder seinen Schweif in der Form eines Sparrens oder einer Feuerlanze erscheinen, wie hier bei 44. Es ist zu bemerken, daß weder der Kugelraum EBG noch auch alle anderen, die er enthält, immer exakt rund ist – ein Urteil, zu dem man durch das, was wir erklärt haben, leicht kommen kann –, und deshalb diese Schweife oder Feuerlanzen

114,23

115,7

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Traité de la Lumière · Chapitre XV

ou lances de feu ne doivent point toujours paraître exactement droites, nit tout à fait en même plan que le Soleil. 116,5 Pour la réfraction qui est cause de tout ceci, je confesse qu’elle est d’une nature fort particulière & fort différente de toutes celles qui se remarquent communément ailleurs. Mais vous ne laisserez pas de voir clairement qu’elle se doit faire en la façon que je viens de vous décrire, si vous considérez que la boule H, étant poussée vers I, pousse aussi vers là toutes celles qui sont au-dessous jusqu’à K ; mais que celle-ci, étant environnée de plusieurs autres plus petites, comme 4, 5, 6, ne pousse que 5 vers I; & cependant, | qu’elle pousse 4 vers L , & 6 vers M, & ainsi des autres: en sorte pourtant qu’elle pousse celle du milieu 5 beaucoup plus fort que les autres 4, 6, & semblables, qui sont vers les côtés. Et tout de même, que la boule N, étant poussée vers L , pousse les petites boules 1, 2, 3, l’une vers L , Fig. 18 l’autre vers I, & l’autre vers M , mais avec cette différence, que c’est 1 qu’elle pousse le plus fort de toutes, & non pas celle du milieu 2. Et de plus, que les petites boules 1, 2, 3, 4, &c., étant ainsi en même temps toutes poussées par les autres boules N, P, H, P, s’empêchent les unes les autres de pouvoir aller vers les côtés L & M si facilement que vers le milieu I. En sorte que, si tout l’espace LIM était plein de pareilles petites boules, les rayons de leur action s’y distribueraient en même façon, que j’ai dit que font ceux des Comètes au-dedans de la Sphère EBG.



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weder immer exakt gerade erscheinen können noch ganz auf derselben Ebene wie die Sonne. Was die Brechung betrifft, die die Ursache alles dessen ist, so gebe ich zu, daß sie eine ganz besondere Natur hat, die sich sehr von allen jenen unterscheidet, die man gemeinhin anderswo bemerkt. 56 Aber Sie werden nicht umhin kommen, klar zu sehen, daß sie sich in der Weise vollziehen muß, wie ich sie gerade beschrieben habe, wenn Sie in Betracht ziehen, daß die Kugel H, wenn sie nach I gestoßen wird, auch alle jene dorthin stößt, die sich darunter bis zu K befinden. Aber die Kugel K , die von mehreren anderen kleineren wie 4, 5, und 6 umgeben ist, stößt nur 5 nach I ; und dabei stößt sie 4 nach L und 6 nach M , und ebenso bei den anderen – so daß sie gleichwohl die Kugel 5 in der Mitte sehr viel stärker stößt als die anderen 4, 6 und ähnliche, die sich an den Seiten befinden. Genauso stößt die Kugel N, wenn sie nach L gestoßen Abb. 18 wird, die kleinen Kugeln 1, 2 und 3, und zwar die eine nach L , die andere nach I und die dritte nach M , aber mit dem Unterschied, daß 1 diejenige ist, die sie von allen am stärksten stößt, und nicht die Kugel 2 in der Mitte. Außerdem werden die kleinen Kugeln 1, 2, 3, 4 usw. alle gleichzeitig durch die anderen Kugeln N, P, H, P so gestoßen und hindern sich deshalb gegenseitig daran, genauso leicht zu den Seiten L und M gehen zu können wie zur Mitte I. Wäre der gesamte Raum LIM voll mit entsprechenden kleinen Kugeln, würden sich deshalb die Strahlen ihrer Aktion dort in derselben Weise verteilen, wie die des Kometen im Inneren des Kugelraums EBG [vgl. Abb. 17, S. 165], wie ich gesagt habe.

116,5

170

Traité de la Lumière · Chapitre XV

117,17 A quoi si vous m’objectez que l’inégalité qui est entre les boules

N , P, H , P, & 1, 2, 3, 4, &c., est beaucoup plus grande, que

celle que j’ai supposée entre les parties du second Élément qui composent la Sphère EBG, & celles qui sont immédiatement au-dessous vers le Soleil: je réponds qu’on ne peut tirer de ceci autre conséquence, sinon qu’il ne se doit pas tant faire de réfraction en cette Sphère EBG, qu’en celle que composent les boules 1, 2, 3, 4, &c.; mais, qu’y ayant derechef de l’inégalité entre les parties du second Élément qui sont immédiatement au-dessous de cette Sphère EBG, & celles qui sont encore plus bas vers le Soleil, cette réfraction s’augmente de plus en plus, à mesure que les rayons pénètrent plus avant: en sorte qu’elle peut bien | être aussi grande, ou même plus grande, lorsqu’ils parviennent à la Sphère de la Terre DAF, que celle de l’action dont les petites boules 1, 2, 3, 4, &c. sont poussées. Car il est bien vraisemblable, que les parties du second Élément qui sont vers cette Sphère de la Terre DAF, ne sont pas moins petites, à comparaison de celles qui sont vers la Sphère EBG, que le sont ces boules 1, 2, 3, 4, &c., à comparaison des autres boules N, P, H, P. | [...]



Abhandlung über das Licht · Kapitel 15

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Wenn Sie mir dagegen einwenden, daß die Ungleichheit zwischen den Kugeln N, P, H, P und 1, 2, 3, 4 usw. viel größer ist als diejenige, die ich zwischen den Teilen des zweiten Elements, die den Kugelraum EBG bilden, und jenen, die sich unmittelbar darunter bei der Sonne befinden, vorausgesetzt habe, so erwidere ich, daß man daraus nur die Folgerung ziehen kann, daß sich in dem Kugelraum EBG nicht so viele Brechungen vollziehen können wie in dem, den die Kugeln 1, 2, 3, 4 usw. bilden. Da dort aber wiederum eine Ungleichheit zwischen den Teilen des zweiten Elements, die sich unmittelbar unterhalb dieses Kugelraums EBG befinden, und denjenigen besteht, die sich noch tiefer bei der Sonne befinden, nimmt diese Brechung in dem Maße immer mehr zu, wie die Strahlen weiter voran eindringen. Deshalb kann die Brechung leicht genauso groß oder sogar größer sein, wenn die Strahlen zum Kugelraum der Erde DAF gelangen, als die der Aktion, durch die die kleinen Kugeln 1, 2, 3, 4 usw. gestoßen werden. Denn es ist sehr wahrscheinlich, daß die Teile des zweiten Elements, die sich bei diesem Kugelraum der Erde DAF befinden, im Vergleich mit denjenigen, die sich bei dem Kugelraum EBG befinden, nicht kleiner sind als diese Kugeln 1, 2, 3, 4 usw. im Vergleich mit den anderen Kugeln N, P, H , P. | [...]

117,17



L’HOMME

Chapitre XVIII Première partie. De la Machine de son Corps 119,1 Ces hommes seront composés, comme nous, d’une Âme & d’un

Corps. Et il faut que je vous décrive, premièrement, le corps à part, puis après, l’âme aussi à | part; & enfin, que je vous montre comment ces deux Natures doivent être jointes & unies, pour composer des hommes qui nous ressemblent. 120,4 Je suppose que le Corps n’est autre chose qu’une statue ou machine de terre, que Dieu forme tout exprès, pour la rendre la plus semblable à nous qu’il est possible: en sorte que, non seulement il lui donne au dehors la couleur & la figure de tous nos membres, mais aussi qu’il met au-dedans toutes les pièces qui sont requises pour faire qu’elle marche, qu’elle mange, qu’elle respire, & enfin qu’elle imite toutes celles de nos fonctions qui peuvent être imaginées procéder de la matière, & ne dépendre que de la disposition des organes. 120,15 Nous voyons des horloges, des fontaines artificielles, des moulins, & autres semblables machines, qui n’étant faites que par des hommes, ne laissent pas d’avoir la force de se mouvoir d’elles-mêmes en plusieurs diverses façons; & il me semble que je ne saurais imaginer tant de sortes des mouvements en celle-ci, que je suppose être faite des mains de Dieu, ni lui attribuer tant d’artifice, que vous n’ayez sujet de penser, qu’il y en peut avoir encore davantage. 120,25 Or je ne m’arrêterai pas à vous décrire les os, les nerfs, les muscles, les veines, les artères, l’estomac, le foie, la rate, le cœur, le cerveau, ni toutes les autres diverses pièces dont elle doit être composée; car je les suppose du tout semblables aux parties de

DER MENSCH

K apitel 18 Erster Teil. Über die Maschine seines Körpers Diese Menschen werden, wie wir, aus einer Seele und einem Körper zusammengesetzt sein. Daher muß ich Ihnen zuerst den Körper für sich beschreiben und danach dann auch die Seele für sich und Ihnen schließlich zeigen, wie diese beiden Naturen verbunden und vereint werden müssen, um Menschen zusammenzusetzen, die uns ähneln. 57 Ich setze voraus, daß der Körper nichts anderes ist als eine Statue oder Maschine aus Erde, die Gott ausdrücklich formt, um sie uns so ähnlich wie möglich zu machen. Deshalb verleiht er ihr nicht nur äußerlich die Farbe und Gestalt aller unserer Körperglieder, sondern setzt auch alle Stücke in ihr Inneres, die erforderlich sind, um sie herumlaufen, essen, atmen und schließlich alle jene unserer Funktionen nachahmen zu lassen, von denen man sich vorstellen kann, daß sie von der Materie herrühren und nur von der Disposition der Organe abhängen. 58 Wir sehen Uhren, kunstvolle Wasserspiele, Mühlen und andere ähnliche Maschinen, die zwar nur von Menschen gefertigt sind, aber dennoch die Kraft haben, sich von selbst auf viele verschiedene Weisen zu bewegen. Und mir scheint, ich könnte mir in dieser Maschine, von der ich voraussetze, daß sie durch die Hände Gottes gefertigt ist, weder so viele Arten von Bewegungen vorstellen noch ihr eine solche Kunstfertigkeit zusprechen, daß Sie keinen Anlaß hätten, zu denken, sie könne nicht noch mehr davon haben. Nun, ich werde mich nicht damit aufhalten, Ihnen die Knochen, Nerven, Muskeln, Venen, Arterien, den Magen, die Leber, Milz, das Herz, Gehirn noch alle anderen verschiedenen Stücke zu erklären, aus denen sie zusammengesetzt sein muß. Denn ich setze diese Stücke als jenen Teilen unseres Körpers völlig

119,1

120,4

120,15

120,25

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L’Homme · Première partie

notre Corps qui ont les mêmes noms, & que vous pouvez vous faire montrer par quelque savant Anatomiste, | au moins celles qui sont assez grosses pour être vues, si vous ne les connaissez déjà assez suffisamment de vous-même. Et pour celles qui à cause de leur petitesse sont invisibles, je vous les pourrai plus facilement & plus clairement faire connaître, en vous parlant des mouvements qui en dépendent; si bien qu’il est seulement ici besoin que j’explique par ordre ces mouvements, & que je vous dise par même moyen quelles sont celles de nos fonctions qu’ils représentent. 121,10 Premièrement, les viandes se digèrent dans l’estomac de cette machine, par la force de certaines liqueurs, qui, se glissant entre leurs parties, les séparent, les agitent, & les échauffent: ainsi que l’eau commune fait celles de la chaux vive, ou l’eau forte celles des métaux. Outre que ces liqueurs, étant apportées du cœur fort promptement par les artères, ainsi que je vous dirai ci-après, ne peuvent manquer d’être fort chaudes. Et même les viandes sont telles, pour l’ordinaire, qu’elles se pourraient corrompre & échauffer toutes seules: ainsi que fait le foin nouveau dans la grange, quand on l’y serre avant qu’il soit sec. 121,22 Et sachez que l’agitation que reçoivent les petites parties de ces viandes en s’échauffant, jointe à celle de l’estomac & des boyaux qui les contiennent, & à la disposition des petits filets dont ces boyaux sont composés, fait qu’à mesure qu’elles se digèrent, elles descendent peu à peu vers le conduit par où les plus grossières d’entre elles doivent sortir; & que cependant les plus subtiles & les plus agitées rencontrent çà & là une infinité de petits trous, par où elles s’écoulent dans les rameaux d’une grande veine qui les porte vers le | foie, & en d’autres qui les portent ailleurs, sans qu’il y ait rien que la petitesse de ces trous, qui les sépare des plus grossières: ainsi que, quand on agite de la farine dans un sas, toute la plus pure s’écoule, & il n’y a rien que la petitesse des trous par où elle passe, qui empêche que le son ne la suive.



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ähnlich voraus, die dieselben Namen haben und die Sie sich – wenn Sie sie nicht von selbst schon ausreichend kennen – von irgendeinem sachkundigen Anatomen zeigen lassen können, zumindest diejenigen, die dick genug sind, um gesehen werden zu können. Was die betrifft, die aufgrund ihrer Kleinheit unsichtbar sind, so werden Sie sie leichter und klarer erkennen können, wenn ich über die Bewegungen spreche, die von ihnen abhängen. 59 Deshalb ist es hier nur nötig, daß ich der Reihe nach diese Bewegungen erkläre und Ihnen dadurch auch sage, welches diejenigen unserer Funktionen sind, die sie darstellen. Erstens werden die Nahrungsmittel im Magen dieser Maschine durch die Kraft gewisser Flüssigkeiten verdaut, die zwischen ihren Teilen strömen und sie dadurch trennen, erregen und erwärmen, genauso wie gemeines Wasser die Teile des ungelöschten Kalks oder ätzendes Wasser die des Metalls. Außerdem sind diese Flüssigkeiten, da sie sehr rasch durch die Arterien vom Herzen gebracht werden, wie ich Ihnen weiter unten sagen werde, unausweichlich sehr warm. Und die Nahrungsmittel selbst sind für gewöhnlich so geartet, daß sie sich von ganz allein zersetzen und erwärmen können, wie frisches Heu in der Scheune, wenn man es dort einbringt, bevor es ­t rocken ist. 60 Und Sie sollen wissen, daß die Erregung, die die kleinen Teile dieser Nahrungsmittel erhalten, wenn sie sich erwärmen, verbunden mit der des Magens und der Gedärme, die sie enthalten, und mit der Disposition der kleinen Fäden, aus denen die Gedärme zusammengesetzt sind, diese kleinen Teile in dem Maße, in dem sie verdaut werden, allmählich zu der Leitung hin absteigen läßt, durch die die gröberen von ihnen austreten müssen. Währenddessen treffen die feineren und erregteren hier und dort auf eine Unzahl kleiner Löcher, durch die sie in die Äste einer großen Vene ausfließen, die sie zur Leber trägt, und in andere, die sie anderswohin tragen. Dabei ist es allein die Kleinheit dieser Löcher, die sie von den gröberen trennen, so wie der reinere Teil des Mehls ganz ausfließt, wenn man es durch ein Sieb schüttelt, und nur die Kleinheit der Löcher, durch die es hindurchgeht, verhindert, daß die Kleie ihm folgt.

121,10

121,22

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L’Homme · Première partie

plus subtiles parties des viandes étant inégales, & encore imparfaitement mêlées ensemble, composent une liqueur qui demeurerait toute trouble & toute blanchâtre, n’était qu’une partie se mêle incontinent avec la masse du sang, qui est contenue dans tous les rameaux de la veine nommée Porte (qui reçoit cette liqueur des intestins), dans tous ceux de la veine nommée | Cave (qui la conduit vers le cœur), & dans le foie, ainsi que dans un seul vaisseau. 123,3 Même il est ici à remarquer que les pores du foie sont tellement disposés, que lorsque cette liqueur entre dedans, elle s’y subtilise, s’y élabore, y prend la couleur, & y acquiert la forme du sang: tout ainsi que le suc des raisins noirs, qui est blanc, se convertit en vin clairet, lorsqu’on le laisse cuver sur la râpe. 123,9 Or ce sang, ainsi contenu dans les veines, n’a qu’un seul passage manifeste par où il en puisse sortir, savoir celui qui le conduit dans la concavité droite du cœur. Et sachez que la chair du cœur contient dans ses pores un de ces feux sans lumière, dont je vous ai parlé ci-dessus, qui la rend si chaude & si ardente, qu’à mesure qu’il entre du sang dans quelqu’une des deux chambres ou concavités qui sont en elle, il s’y enfle promptement, & s’y dilate: ainsi que vous pourrez expérimenter que fera le sang ou le lait de quelque animal que ce puisse être, si vous le versez goutte à goutte dans un vase qui soit fort chaud. Et le feu qui est dans le cœur de la machine que je vous décris, n’y sert à autre chose qu’à dilater, échauffer, & subtiliser ainsi le sang, qui tombe continuellement goutte à goutte, par un tuyau de la veine cave, dans la concavité de son côté droit, d’où il s’exhale dans le poumon; & de la veine du poumon, que les Anatomistes ont nommé l’Artère Veineuse, dans son autre concavité, d’où il se distribue par tout le corps. 123,29 La chair du poumon est si rare & si molle, & toujours tellement rafraîchie par l’air de la respiration, qu’à mesure que les 122,7 Ces



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Da diese feineren Teile der Nahrungsmittel ungleich sind und außerdem unvollkommen miteinander vermischt, bilden sie eine Flüssigkeit, die ganz trübe und weißlich bliebe, wenn es nicht so wäre, daß sich ein Teil sogleich mit der Masse des Blutes vermischt, das in allen Ästen der Vene, die man Pfortader nennt (die diese Flüssigkeit von den Därmen erhält), in allen Zweigen der Vene, die man Hohlvene nennt (die sie zum Herzen leitet), und in der Leber gleichsam wie in einem einzigen Gefäß enthalten ist.61 Es ist hier gleichfalls auch zu bemerken, daß die Poren der Leber eine solche Disposition haben, daß die Flüssigkeit, wenn sie in die Leber eintritt, in ihr verarbeitet wird, Farbe annimmt und die Form des Blutes erwirbt, genauso wie der weiße Saft schwarzer Trauben sich in leichten Rotwein verwandelt, wenn man ihn an der Rebe gären läßt. Nun hat dieses so in den Venen enthaltene Blut nur einen einzigen verfügbaren Durchgang, durch den es austreten kann, nämlich jenen, der es in die rechte Höhle des Herzens leitet. Und Sie sollen wissen, daß das Fleisch des Herzens in seinen Poren eines jener Feuer ohne Licht62 enthält, über das ich weiter oben zu Ihnen gesprochen habe, die es so warm und so hitzig machen, daß das Blut dort in dem Maße, wie es in eine seiner zwei sich in ihm befindenden Kammern oder Höhlen eintritt, rasch anschwillt und expandiert, so wie Sie es auch mit dem Blut oder der Milch irgendeines beliebigen Tieres werden erfahren können, wenn Sie es Tropfen für Tropfen in ein sehr warmes Gefäß hineingießen.63 Und das Feuer in dem Herzen der Maschine, die ich Ihnen beschreibe, dient zu nichts anderem, als das Blut so zu expandieren, zu erwärmen und zu verfeinern, das unablässig Tropfen für Tropfen durch ein Rohr der Hohlvene in die Höhle seiner rechten Seite fällt. Von dort entweicht es in die Lunge und von der Vene der Lunge, die die Anatomen venöse Arterie genannt haben,64 in die andere Höhle des Herzens, von wo es sich über den Körper verteilt. Das Fleisch der Lunge ist so dünn und weich und immer so sehr durch die Luft der Atmung abgekühlt, 65 daß die Dämpfe

122,7

123,3

123,9

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L’Homme · Première partie

vapeurs du sang, qui sortent de la | concavité droite du cœur, entrent dedans par l’artère que les Anatomistes ont nommé la Veine artérieuse, elles s’y épaississent & convertissent en sang derechef; puis de là tombent goutte à goutte dans la concavité gauche du cœur; où si elles entraient sans être ainsi derechef épaissies, elles ne seraient pas suffisantes pour servir de nourriture au feu qui y est. 124,8 Et ainsi vous voyez que la respiration, qui sert seulement en cette machine à y épaissir ces vapeurs, n’est pas moins nécessaire à l’entretènement de ce feu, que l’est celle qui est en nous, à la conservation de notre vie, au moins en ceux de nous qui sont hommes formés; car pour les enfants, qui étant encore au ventre de leurs mères ne peuvent attirer aucun air frais en respirant, ils ont deux conduits qui suppléent à ce défaut: l’un par où le sang de la veine cave passe dans la veine nommé artère, & l’autre par où les vapeurs, ou le sang raréfié de l’artère nommée veine, s’exhalent & vont dans la grande artère. Et pour les animaux qui n’ont point du tout de poumon, ils n’ont qu’une seule concavité dans le cœur; ou bien, s’ils y en ont plusieurs, elles sont toutes consécutives l’une à l’autre. 124,23 Le pouls, ou battement des artères, dépend des onze petites peaux, qui, comme autant de petites portes, ferment & ouvrent les entrées des quatre vaisseaux qui regardent dans les deux concavités du cœur; car au moment qu’un de ces battements cesse, & qu’un autre est prêt de commencer, celles de ces petites portes qui sont aux entrées des deux artères, se trouvent exactement fermées, & celles qui sont aux entrées des deux veines, se trouvent ouvertes: si bien qu’il ne peut man | quer de tomber aussitôt deux gouttes de sang par ces deux veines, une dans chaque concavité du cœur. Puis ces gouttes de sang se raréfiant, & s’étendant tout d’un coup dans un espace plus grand sans comparaison que celui qu’elles occupaient auparavant, poussent & ferment ces petites portes qui sont aux entrées des deux veines,



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des Bluts sich in dem Maße, in dem sie aus der rechten Höhle des Herzens aus- und durch die Arterie, die die Anatomen ­arteriöse Vene genannt haben, in die Lunge eintreten, dort verdicken und wieder in Blut verwandeln. Dann fallen sie Tropfen für Tropfen in die linke Höhle des Herzens, wo sie, wenn sie dort einträten, ohne wieder so verdickt zu sein, nicht ausreichen würden, um dem dortigen Feuer als Nahrung zu dienen. Und so sehen Sie, daß die Atmung, die in dieser Maschine nur dazu dient, diese Dämpfe zu verdicken, zum Unterhalt dieses Feuers nicht weniger notwendig ist als in uns die Atmung zur Erhaltung unseres Lebens, zumindest bei denjenigen von uns, die ganz geformte Menschen sind. Denn was die Kinder betrifft, die sich noch im Bauch ihrer Mütter befinden und deshalb keinerlei frische Luft einziehen können, indem sie atmen, so haben sie zwei Leitungen, die diesen Mangel ausgleichen: eine, durch die das Blut von der Hohlvene in die Vene übergeht, die man eine Arterie nennt, und eine andere, durch die die Dämpfe oder das verdünnte Blut aus der Arterie, die man eine Vene nennt, entweicht und in die große Arterie geht.66 Und was die Tiere betrifft, die überhaupt keine Lunge haben, so haben sie nur eine einzige Höhle im Herzen; oder, wenn sie mehrere davon haben, sind sie alle aufeinanderfolgend angeordnet.67 Der Puls oder der Schlag der Arterien hängt von elf kleinen Häuten ab, die wie ebenso viele kleine Türen die Eingänge der vier Gefäße schließen und öffnen, die den beiden Höhlen des Herzens zugewandt sind. 68 Denn in dem Moment, wenn einer dieser Schläge aufhört und ein anderer bereit ist, zu beginnen, finden sich die kleinen Türen, die sich an den Eingängen der beiden Arterien befinden, exakt geschlossen und die sich an den Eingängen der beiden Venen befindenden offen. Deshalb fallen unausweichlich sofort zwei Tropfen Blut durch diese beiden Venen, jeweils einer in eine der Höhlen des Herzens. Dann verdünnen sich diese Tropfen des Bluts und dehnen sich mit einem Schlag auf einen Raum aus, der unvergleichlich viel größer ist als der, den sie vorher einnahmen. Dadurch stoßen und schließen sie die kleinen Türen, die sich an den Eingängen der beiden

124,8

124,23

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L’Homme · Première partie

empêchant par ce moyen qu’il ne descende davantage de sang dans le cœur, & poussent & ouvrent celles des deux artères, par où elles entrent promptement & avec effort, faisant ainsi enfler le cœur & toutes les artères du corps en même temps. Mais incontinent après, ce sang raréfié se condense derechef, ou pénètre dans les autres parties; & ainsi le cœur & les artères se désenflent, les petites portes qui sont aux deux entrées des artères se referment, & celles qui sont aux entrées des deux veines se rouvrent, & donnent passage à deux autres gouttes de sang, qui font derechef enfler le cœur & les artères, tout de même que les précédentes. 125,20 Sachant ainsi la cause du pouls, il est aisé à entendre que, ce n’est pas tant le sang contenu dans les veines de cette machine, & qui vient nouvellement de son foie, comme celui qui est dans ses artères, & qui a déjà été distillé dans son cœur, qui se peut attacher à ses autres parties, & servir à réparer ce que leur agitation continuelle, & les diverses actions des autres corps qui les environnent, en détachent & font sortir: car le sang qui est dans ses veines s’écoule toujours peu à peu de leurs extrémités vers le cœur (& la disposition de certaines petites portes, ou valvules, que les Anatomistes ont remarquées en plusieurs endroits le long | de nos veines, vous doit assez persuader qu’il arrive en nous tout le semblable); mais, au contraire, celui qui est dans ses artères est poussé hors du cœur avec effort, & à diverses petites secousses, vers leurs extrémités: en sorte qu’il peut facilement s’aller joindre & unir à tous les membres, & ainsi les entretenir, ou même les faire croître, si elle représente le corps d’un homme qui y soit disposé. 126,9 Car, au moment que les artères s’enflent, les petites parties du sang qu’elles contiennent vont choquer çà & là les racines de certains petits filets, qui, sortants des extrémités des petites branches de ces artères, composent les os, les chairs, les peaux,



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Venen befinden, und verhindern dadurch, daß noch mehr Blut in das Herz absteigt, und stoßen und öffnen die der beiden Arterien, durch die sie rasch und mit Druck in sie eintreten, wodurch sie gleichzeitig das Herz und alle Arterien des Körpers anschwellen lassen. Sogleich danach verdichtet sich dieses verdünnte Blut aber wieder oder dringt in die anderen Teile ein; und so schwellen das Herz und die Arterien ab, die sich an den beiden Eingängen der Arterien befindenden kleinen Türen schließen, aber die sich an den Eingängen der beiden Venen befindenden öffnen sich wieder und gewähren zwei anderen Tropfen But Durchgang, die das Herz und die Arterien wieder anschwellen lassen, genauso wie die vorangegangenen. Wer so um die Ursache des Pulses weiß, kann leicht einsehen, daß es nicht so sehr das in den Venen dieser Maschine enthaltene und neu von seiner Leber kommende, als vielmehr das sich in ihren Arterien befindende und bereits in ihrem Herzen destillierte Blut ist, das sich an ihren anderen Teilen befestigen und dazu dienen kann, das zu reparieren, was ihre unablässige Erregung und die verschiedenen Aktionen der anderen, diese Teile umgebenden Körper von ihnen abgelöst haben und austreten ließen. Denn das sich in den Venen befindende Blut fließt immer nach und nach von ihren Enden zum Herzen aus (und die Disposition gewisser kleiner Türen oder Klappen, die die Anatomen an mehreren Stellen entlang unserer Venen bemerkt haben, muß Sie davon überzeugen, daß in uns ganz ähnliches geschieht); aber umgekehrt wird das sich in den Arterien befindende Blut mit Druck und in verschiedenen kleinen Stößen aus dem Herzen zu ihren Enden herausgestoßen. Deshalb kann es leicht beginnen, sich mit allen ihren Körpergliedern zu verbinden und zu vereinen, und kann sie so unterhalten oder sie sogar wachsen lassen, wenn die Maschine den Körper eines Menschen darstellt, der die Disposition dazu hat. Denn in dem Moment, in dem die Arterien anschwellen, beginnen die kleinen Teile des Bluts, das sie enthalten, hier und da die Wurzeln gewisser kleiner Fäden zu stoßen, die aus den Enden der kleinen Zweige dieser Arterien austreten und die

125,20

126,9

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L’Homme · Première partie

les nerfs, le cerveau, & tout le reste des membres solides, selon les diverses façons qu’ils se joignent ou s’entrelacent: & ainsi elles ont la force de les pousser quelque peu devant soi, & de se mettre en leur place; puis, au moment que les artères se désenflent, chacune de ces parties s’arrête où elle se trouve, & par cela seul y est jointe & unie à celles qu’elle touche, suivant ce qui a été dit ci-dessus. 126,22 Or, si c’est le corps d’un enfant que notre machine représente, sa matière sera si tendre, & ses pores si aisés à élargir, que les parties du sang qui entreront ainsi en la composition des membres solides, seront communément un peu plus grosses, que celles en la place de qui elles se mettront; ou même il arrivera que deux ou trois succéderont ensemble à une seule, ce qui sera cause de sa croissance. Mais cependant la matière de ses membres se durcira peu à peu, en sorte qu’après quelques années ses pores ne se pourront plus|tant élargir; & ainsi, cessant de croître, elle représentera le corps d’un homme plus âgé. 127,3 Au reste il n’y a que fort peu de parties du sang, qui se puissent unir à chaque fois aux membres solides en la façon que je viens d’expliquer; mais la plupart retournent dans les veines par les extrémités des artères, qui se trouvent en plusieurs endroits jointes à celles des veines. Et des veines il en passe peut-être aussi quelques parties en la nourriture de quelques membres; mais la plupart retournent dans le cœur, puis de là vont derechef dans les artères: en sorte que le mouvement du sang dans le corps n’est qu’une circulation perpétuelle. 127,14 De plus il y a quelques-unes des parties du sang qui se vont rendre dans la rate, & d’autres dans la vésicule du fiel; & tant de la rate & du fiel, comme immédiatement des artères, il y en a qui retournent dans l’estomac & dans les boyaux, où elles servent comme d’eau forte pour aider à la digestion des viandes;



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gemäß den verschiedenen Weisen, in denen sie sich verbinden oder ineinanderschlingen, die Knochen, das Fleisch, die Häute, die Nerven, das Gehirn und den gesamten Rest der massiven Körperglieder bilden. Die kleinen Teile des Blutes haben so die Kraft, diese Wurzeln ein wenig vor sich her zu stoßen und sich an ihren Platz zu setzen; in dem Moment, wenn dann die Arterien abschwellen, hält jedes dieser Teile dort an, wo es sich gerade befindet, und ist, dem gemäß, was weiter oben gesagt wurde, allein dadurch mit denjenigen verbunden und vereint, die es berührt.69 Nun, wenn unsere Maschine den Körper eines Kindes darstellt, wird ihre Materie so zart und ihre Poren so leicht zu weiten sein, daß die Teile des Bluts, die in die Zusammensetzung der massiven Körperglieder eingehen werden, gemeinhin etwas dicker sein werden als diejenigen, an deren Platz sie sich setzen werden; oder es wird sogar geschehen, daß zwei oder drei gemeinsam auf ein einziges nachfolgen werden, was die Ursache ihres Wachstums sein wird. Aber währenddessen wird die Materie ihrer Körperglieder sich nach und nach verhärten, so daß ihre Poren sich nach einigen Jahren nicht mehr so sehr werden weiten können; und wenn sie dann zu wachsen aufhört, wird sie den Körper eines älteren Menschen darstellen.70 Außerdem gibt es nur sehr wenige Teile des Bluts, die sich jedesmal in der Weise, die ich gerade erklärt habe, mit den massiven Körpergliedern verbinden können. Die meisten aber kehren durch die Enden der Arterien, die sich an mehreren Stellen mit denen der Venen verbunden finden, in die Venen zurück. Und vielleicht gehen einige Teile auch von den Venen in die Nahrung einiger Körperglieder über; die meisten aber kehren zum Herzen zurück und gehen von dort wieder in die Arterien: so daß die Bewegung des Bluts im Körper nichts ist als ein fortwährender Kreislauf. Außerdem begeben sich einige Teile des Bluts in die Milz und andere in die Gallenblase, und einige kehren auch aus der Milz, der Galle und auch unmittelbar aus den Arterien in den Magen und die Gedärme zurück, wo sie wie ätzendes Wasser dazu die-

126,22

127,3

127,14

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L’Homme · Première partie

& parce qu’elles y sont apportées du cœur quasi en un moment par les artères, elles ne manquent jamais d’être fort chaudes; ce qui fait que leurs vapeurs peuvent monter facilement par le gosier vers la bouche, & y composer la salive. Il y en a aussi qui s’écoulent en urine au travers de la chair des rognons, ou en sueur & autres excréments au travers de toute la peau. Et en tous ces lieux, c’est seulement, ou la situation, ou la figure, ou la petitesse des pores par où elles passent, qui fait que les unes y passent plutôt que les autres, & que le reste du sang ne les peut suivre: ainsi que vous pouvez avoir vu divers cribles, qui, étant diversement | percés, servent à séparer divers grains les uns des autres. 128,3 Mais ce qu’il faut ici principalement remarquer, c’est que toutes les plus vives, les plus fortes, & les plus subtiles parties de ce sang, se vont rendre dans les concavités du cerveau; d’autant que les artères qui les y portent, sont celles qui viennent du cœur les plus en ligne droite de toutes, & que, comme vous savez, tous les corps qui se meuvent tendent chacun, autant qu’il est possible, à continuer leur mouvement en ligne droite. 128,12 Voyez, par exemple, le cœur A , & pensez que, lorsque le sang en sort avec effort par l’ouverture B, il n’y a aucune de ses parties qui ne tende vers C , où sont les concavités du cerveau; mais que, le passage n’étant pas assez grand pour les y porter toutes, les plus faibles en sont détournées par les plus fortes, qui par ce moyen s’y vont rendre seules.



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nen, die Verdauung der Nahrungsmittel zu unterstützen. Und weil sie gewissermaßen in einem Moment vom Herzen durch die Arterien dorthin gebracht werden, sind sie unausweichlich immer sehr warm. Das führt dazu, daß ihre Dämpfe leicht durch den Rachen zum Mund aufsteigen und dort den Speichel bilden können. Einige fließen auch durch das Fleisch der Nieren als Urin aus oder als Schweiß oder andere Ausscheidungen durch die gesamte Haut. An allen diesen Orten ist es allein entweder die Lage oder die Gestalt oder die Kleinheit der Poren, durch die sie hindurchgehen, die veranlaßt, daß eher die einen als die anderen dort hindurchgehen und der Rest des Bluts ihnen nicht folgen kann: so wie Sie verschiedene Siebe gesehen haben, die verschieden durchlöchert sind und so dazu dienen, verschiedene Körner voneinander zu trennen.71 Vor allem aber ist hier zu bemerken, daß sich alle lebhaftesten, stärksten und feinsten Teile dieses Bluts in die Höhlen des Gehirns begeben, da die Arterien, die sie dorthin tragen, die von allen am meisten in gerader Linie vom Herzen kommenden sind, und, wie Sie wissen, alle sich bewegenden Körper, soweit ­ihnen jeweils möglich ist, ihre Bewegung in gerader Linie fortzusetzen streben. Sehen Sie sich zum Beispiel das Herz A an und denken Sie sich, daß, wenn das Blut mit Druck aus der Öffnung B austritt, es keinen seiner Teile gibt, der nicht nach C strebt, wo sich die Höhlen des Gehirns befinden, daß aber, da der Durchgang nicht groß genug ist, um sie alle dorthin zu tragen, die schwächeren durch die stärkeren davon abgelenkt werden und sich dadurch alleine dorthin ­begeben.

128,3

128,12

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L’Homme · Première partie

Vous pouvez aussi remarquer en passant, qu’après celles qui entrent dans le cerveau, il n’y en a point de plus fortes ni de plus vives, que celles qui se vont rendre aux vaisseaux destinés à la génération. Car, par exemple, si celles qui ont la force de parvenir jusqu’à D, ne peuvent aller plus avant vers C , à cause qu’il n’y a pas assez de place pour toutes, elles retournent plutôt vers E , que vers F ni vers G, d’autant que le passage y est plus droit. En suite de quoi je pourrais peut-être vous faire voir, comment, de l’humeur qui s’assemble vers E , il se peut former une autre machine, toute semblable à celle-ci; mais je ne veux pas entrer plus avant en cette matière. 129,1 Pour ce qui est des parties du sang qui pénètrent jusqu’au cerveau, elles n’y servent pas seulement à nourrir & entretenir sa substance, mais principalement aussi à y produire un certain vent très subtil, ou plutôt une flamme très vive & très pure, qu’on nomme les Esprits animaux. Car il faut savoir, que les artères qui les apportent du cœur, après s’être divisées en une infinité de petites branches, & avoir composé ces petits tissus, qui sont étendus comme des tapisseries au fond des concavités du cerveau, se rassemblent autour d’une certaine petite glande, située environ le milieu de la substance de ce cerveau, tout à l’entrée de ses concavités; & ont en cet endroit un grand nombre de petits trous, par où les plus subtiles parties du sang qu’elles contiennent, se peuvent écouler dans cette glande, mais qui sont si étroits, qu’ils ne donnent aucun passage aux plus grossières. 129,18 Il faut aussi savoir, que ces artères ne s’arrêtent pas là, mais que, s’y étant assemblées plusieurs en une, elles montent tout droit, & se vont rendre dans ce grand vaisseau qui est comme un Euripe, dont toute la superficie extérieure de ce cerveau est arrosée. Et de plus il faut remarquer, que les plus grosses parties du sang peuvent perdre beaucoup de leur agitation, dans les détours des petits tissus par où elles passent: d’autant qu’elles ont la force de pousser les plus petites qui sont parmi elles, & 128,19



Der Mensch · Erster Teil

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Sie können beiläufig auch bemerken, daß es nach jenen, die in das Gehirn eintreten, überhaupt keine stärkeren und lebhafteren gibt als jene, die sich zu den für die Fortpflanzung vorgesehenen Gefäßen begeben. Denn wenn zum Beispiel diejenigen, die die Kraft haben, bis zu D zu gelangen, nicht weiter nach C gehen können, weil es dort nicht genug Platz für alle gibt, kehren sie eher nach E zurück als nach F oder nach G, da der Durchgang dorthin gerader ist. Demzufolge könnte ich Ihnen vielleicht zeigen, wie sich aus dem Körpersaft, der sich bei E sammelt, eine andere Maschine formen kann, die dieser hier ganz ähnlich ist; aber ich will nicht zu weit in diese Materie eintreten.72 Was die Teile des Bluts betrifft, die bis zum Gehirn vordringen, so dienen sie nicht nur dazu, seine Substanz zu ernähren und zu unterhalten, sondern vor allem auch dazu, einen gewissen sehr feinen Wind oder vielmehr eine sehr lebhafte und ganz reine Flamme zu produzieren, die man die Lebensgeister nennt.73 Denn man muß wissen, daß die Arterien, die sie zum Herzen bringen, nachdem sie sich in eine Unzahl kleiner Zweige geteilt und diese kleinen Gewebe gebildet haben, die wie Tapeten auf dem Grund der Höhlen des Gehirns ausgedehnt sind, sich wieder um eine gewisse kleine Drüse herum versammeln, die ungefähr in der Mitte der Substanz dieses Gehirns gelegen ist, ganz am Eingang seiner Höhlen.74 An dieser Stelle gibt es eine große Zahl kleiner Löcher, durch die die feineren Teile des Bluts, die sie enthalten, in diese Drüse ausfließen können, aber den gröberen keinerlei Durchgang gewähren, weil sie dazu zu eng sind. Man muß auch wissen, daß diese Arterien nicht dort auf­ hören, sondern sich mehrere dort zu einer sammeln, ganz gerade aufsteigen und sich in das große Gefäß begeben, das wie ein Euripos75 ist, durch den die gesamte äußere Oberfläche dieses Gehirns bewässert wird. Außerdem ist zu bemerken, daß die dickeren Teile des Bluts in den Windungen der kleinen Gewebe, durch die sie hindurchgehen, viel von ihrer Erregung verlieren können, da sie die Kraft haben, die kleineren, die sich

128,19

129,1

129,18

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L’Homme · Seconde partie

ainsi de la leur transférer; mais que ces plus petites ne peuvent pas en même façon perdre la leur, d’autant qu’elle est même augmentée par celle que leur transfèrent les plus grosses, & qu’il n’y a point d’autres corps autour | d’elles, auxquels elles puissent si aisément la transférer. 130,2 D’où il est facile à concevoir que, lorsque les plus grosses montent tout droit vers la superficie extérieure du cerveau, où elles servent de nourriture à sa substance, elles sont cause que les plus petites & les plus agitées se détournent, & entrent toutes en cette glande: qui doit être imaginée comme une source fort abondante, d’où elles coulent en même temps de tous côtés dans les concavités du cerveau. Et ainsi, sans autre préparation, ni changement, sinon qu’elles sont séparées de plus grossières, & qu’elles retiennent encore l’extrême vitesse que la chaleur du cœur leur a donnée, elles cessent d’avoir la forme du sang, & se nomment les Esprits animaux.

Seconde partie. Comment se meut la Machine de son Corps 130,15

Or, à mesure que ces esprits entrent ainsi dans les concavités du cerveau, ils passent de là dans les pores de sa substance, & de ces pores dans les nerfs; où selon qu’ils entrent, ou même seulement qu’ils tendent à entrer, plus ou moins dans les uns que dans les autres, ils ont la force de changer la figure des muscles en qui ces nerfs sont insérés, & par ce moyen de faire mouvoir tous les membres. Ainsi que vous pouvez avoir vu, dans les grottes & les fontaines qui sont aux jardins de nos Rois, que la seule force dont l’eau se meut en sortant de sa source, est suffisante pour y mouvoir diverses machines, & même pour les y faire jouer de



Der Mensch · Zweiter Teil

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zwischen ihnen befinden, zu stoßen und so etwas von ihrer Kraft auf sie zu übertragen. Hingegen können diese kleineren ihre Kraft nicht in derselben Weise verlieren, da sie durch die, die ihnen die dickeren übertragen, sogar gesteigert wird und es um sie herum überhaupt keine anderen Körper gibt, auf die sie sie so leicht übertragen könnten. Dadurch ist es leicht zu verstehen, daß die dickeren Teile, wenn sie ganz gerade zur äußeren Oberfläche des Gehirns aufsteigen, wo sie seiner Substanz als Nahrung dienen, die Ursache sind, weshalb die kleineren und die erregteren sich ablenken und alle in diese Drüse eintreten, die man sich als eine sehr reichhaltige Quelle vorstellen muß, aus der sie gleichzeitig nach allen Seiten in die Höhlen des Gehirns fließen. Und so, ohne irgendeine Aufbereitung oder Veränderung, außer daß sie von den gröberen getrennt werden und die äußerst hohe Geschwindigkeit beibehalten, die die Wärme des Herzens ihnen verliehen hat, hören sie auf, die Form des Bluts zu besitzen und werden Lebensgeister genannt.

130,2

Zweiter Teil. Wie sich die Maschine seines Körpers bewegt Nun, wenn diese Lebensgeister so in die Höhlen des Gehirns eintreten, gehen sie in demselben Maße von dort in die Poren seiner Substanz über und von den Poren in die Nerven. 76 Je nachdem, ob sie dort mehr oder weniger in die einen als in die anderen eintreten oder sogar nur einzutreten streben, haben sie die Kraft, die Gestalt der Muskeln zu verändern, in die die Nerven hineingeführt sind, und dadurch alle Körperglieder sich bewegen zu lassen. So mögen Sie vielleicht in den Grotten und Wasserspielen, die sich in den Gärten unserer Könige befinden, gesehen haben, daß allein die Kraft, mit der das Wasser sich bewegt, wenn es aus seiner Quelle austritt, ausreicht, um dort verschiedene Maschinen zu bewegen und sie sogar irgendwelche Instrumente spielen oder Worte aussprechen zu

130,15

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L’Homme · Seconde partie

quelques instruments, ou prononcer quelques paroles, selon la diverse disposition des tuyaux qui la conduisent. 130,30 Et véritablement l’on peut fort bien comparer les | nerfs de la machine que je vous décris, aux tuyaux des machines de ces fontaines; ses muscles & ses tendons, aux autres divers engins & ressorts qui servent à les mouvoir; ses esprits animaux, à l’eau qui les remue, dont le cœur est la source, & les concavités du cerveau sont les regards. De plus, la respiration, & autres telles actions qui lui sont naturelles & ordinaires, & qui dépendent du cours des esprits, sont comme les mouvements d’une horloge, ou d’un moulin, que le cours ordinaire de l’eau peut rendre continus. Les objets extérieurs, qui par leur seule présence agissent contre les organes de ses sens, & qui par ce moyen la déterminent à se mouvoir en plusieurs diverses façons, selon que les parties de son cerveau sont disposées, sont comme des Étrangers qui, entrant dans quelques-unes des grottes de ces fontaines, causent eux-mêmes sans y penser les mouvements qui s’y font en leur présence: car ils n’y peuvent entrer qu’en marchant sur certains carreaux tellement disposés, que, par exemple, s’ils approchent d’une Diane qui se baigne, ils la feront cacher dans des roseaux; & s’ils passent plus outre pour la poursuivre, ils feront venir vers eux un Neptune qui les menacera de son trident; ou s’ils vont de quelque autre côté, ils en feront sortir un monstre marin qui leur vomira de l’eau contre la face; ou choses semblables, selon le caprice des Ingénieurs qui les sont faites. Et enfin quand l’âme raisonnable sera en cette machine, elle y aura son siège principal dans le cerveau, & sera là comme le fontainier, qui doit être dans les regards où se vont rendre tous les tuyaux de ces machines, quand il veut exciter, ou empê | cher, ou changer en quelque façon leurs mouvements. 132,2 Mais, afin que je vous fasse entendre tout ceci distinctement, je veux, premièrement, vous parler de la fabrique des nerfs & des



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lassen, gemäß der verschiedenen Disposition der Rohre, die es leiten. Und wirklich kann man die Nerven der Maschine, die ich Ihnen beschreibe, sehr gut mit den Rohren der Maschinen dieser Wasserspiele vergleichen; ihre Muskeln und ihre Sehnen mit den verschiedenen anderen Vorrichtungen und Triebfedern, die dazu dienen, sie zu bewegen; ihre Lebensgeister mit dem Wasser, das sie in Bewegung setzt, dessen Quelle das Herz ist und dessen Vorratstanks die Höhlen des Gehirns. Außerdem sind die Atmung und die anderen für sie natürlichen und gewöhn­ lichen Aktionen, die vom Lauf der Lebensgeister abhängen, wie die Bewegungen einer Uhr oder einer Mühle, die durch den gewöhnlichen Lauf des Wassers stetig werden. Die äußeren Objekte, die allein durch ihre Anwesenheit auf ihre Sinnesorgane einwirken und sie dadurch bestimmen, sich auf mehrere verschiedene Weisen zu bewegen, je nachdem, welche Disposition die Teile ihres Gehirns haben, sind wie Fremde, die in einige der Grotten dieser Wasserspiele eintreten und dadurch, ohne daran zu denken, selbst die Bewegungen verursachen, die sich in ihrer Anwesenheit vollziehen; denn sie können dort nur eintreten, wenn sie über gewisse Bodenfliesen hinüberlaufen, die eine solche Disposition haben, daß, wenn sie sich zum Beispiel einer badenden Diana nähern, sie sie sich im Schilf verbergen lassen; und gehen sie weiter voran, um ihr nachzueilen, lassen sie einen Neptun auf sich zukommen, der sie mit seinem Dreizack bedroht; oder wenn sie zu irgendeiner anderen Seite gehen, lassen sie ein Meeresungeheuer austreten, das ihnen Wasser ins Gesicht speiht; oder ähnliche Dinge, gemäß der Laune des Erfinders, der sie gefertigt hat.77 Und schließlich, wenn es in dieser Maschine eine vernünftige Seele geben wird, wird sie in ihr ihren Hauptsitz im Gehirn haben und dort wie der Brunnenwart sein, der sich bei den Vorratstanks aufhalten muß, wo alle Rohre dieser Maschinen zusammenlaufen, wenn er ihre Bewegungen in irgendeiner Weise auslösen, hemmen oder verändern will. Aber um Ihnen all dies deutlich verständlich zu machen, will ich erstens zu Ihnen über die Bauart der Nerven und der

130,30

132,2

192

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muscles, & vous montrer comment, de cela seul que les esprits qui sont dans le cerveau se présentent pour entrer dans quelques nerfs, ils ont la force de mouvoir au même instant quelque membre. Puis, ayant touché un mot de la respiration, & de tels autres mouvements simples & ordinaires, je dirai comment les objets extérieurs agissent contre les organes des sens. Et après cela, j’expliquerai par le menu tout ce qui se fait dans les concavités & dans les pores du cerveau; comment les esprits animaux y prennent leurs cours; & quelles sont celles de nos fonctions que cette machine peut imiter par leur moyen. Car, si je commençais par le cerveau, & que je ne fisse que suivre par ordre le cours des esprits, ainsi que j’ai fait celui du sang, il me semble que mon discours ne pourrait pas être du tout si clair. 132,20 Voyez donc ici, par exemple, le nerf A ,  | dont la peau extérieure est comme un grand tuyau, qui contient plusieurs autres petits tuyaux b, c, k, l, &c., composés d’une peau intérieure plus déliée; & ces deux peaux sont continues avec les deux K , L , qui enveloppent le cerveau M , N, O. 133,6 Voyez aussi qu’en chacun de ces petits tuyaux, il y a comme une moelle, composée de plusieurs filets fort déliés, qui viennent de la propre substance du cerveau N, & dont les extrémités finissent d’un côté à sa superficie intérieure qui regarde ses concavités, & de l’autre aux peaux & aux chairs contre lesquelles le tuyau qui les contient se termine. Mais, parce que cette moelle ne sert point au Fig. 2



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Muskeln sprechen und Ihnen zeigen, wie allein dadurch, daß die sich im Gehirn befindenden Lebensgeister sich anbieten, in irgendwelche Nerven einzutreten, sie die Kraft haben, im selben Augenblick irgendein Körperglied zu bewegen. Danach, nachdem ich ein Wort über die Atmung und andere solche einfachen und gewöhnlichen Bewegungen verloren habe, werde ich sagen, wie die äußeren Objekte auf die Sinnesorgane einwirken. Und danach werde ich detailliert alles erklären, was in den Höhlen und in den Poren des Gehirns vor sich geht, wie die Lebensgeister ihren Lauf nehmen und welches diejenigen unserer Funktionen sind, die diese Maschine dadurch nachahmen kann. Denn wenn ich mit dem Gehirn begänne und nichts anderes täte, als der Reihe nach dem Lauf der Lebensgeister zu folgen, wie ich dem des Bluts gefolgt bin, könnte, wie mir scheint, meine Ausführung gar nicht so klar sein. Sehen Sie sich also zum Beispiel den Nerv A an, dessen äußere Haut wie ein großes Rohr ist, das mehrere andere kleine Rohre b, c, k, l usw. enthält, die aus einer dünneren inneren Haut zusammengesetzt sind. Diese beiden Häute setzen sich in den beiden Häuten K und L fort, die das Gehirn M , N, O einhüllen.78 Sehen Sie sich auch an, daß es in jedem einzelnen dieser kleinen Rohre so etwas wie ein Mark gibt, das aus mehreren sehr dünnen Fäden zusammengesetzt ist, die aus der eigenen Substanz des Gehirns N kommen und deren Enden auf der einen Seite an seiner inneren, seinen Höhlen zugewandten Oberfläche enden und auf der anderen Seite an den Häuten und dem Fleisch, an denen das Rohr endet, das sie enthält. Weil aber dieses Mark überhaupt Abb.   20 [AT Fig. 2] nicht der Bewegung der Körper-

132,20

133,6

194

133,20

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mouvement des membres, il me suffit, pour maintenant, que vous sachiez qu’elle ne remplit pas tellement les petits tuyaux qui la contiennent, que les esprits animaux n’y trouvent encore assez de place, pour couler facilement du cerveau dans les muscles, où ces petits tuyaux, qui doivent ici être comptés pour autant de petits nerfs, se vont rendre. Voyez, après cela, comment le tuyau, ou petit nerf bf, se va rendre dans le muscle D, que je suppose être l’un de ceux qui meuvent l’œil; & com | ment y étant il se divise en plusieurs branches, composées d’une peau lâche, qui se peut étendre, ou élargir & rétrécir, selon la quantité des esprits animaux qui y entrent ou qui en sortent, & dont les rameaux ou les fibres

Fig. 3



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glieder dient, reicht es mir für jetzt, wenn Sie wissen, daß es die kleinen Rohre, die es enthalten, nicht so sehr füllt, daß die Lebensgeister nicht immer noch genug Platz finden, um leicht vom Gehirn in die Muskeln zu fließen, wohin sich die kleinen Rohre begeben, die hier als ebenso viele Nerven gezählt werden ­müssen. Sehen Sie sich danach an, wie das Rohr oder der kleine Nerv bf sich in den Muskel D begibt, den ich als einen von jenen voraussetze, die das Auge bewegen, und wie er sich dort in mehrere Zweige teilt, die aus einer schlaffen Haut zusammengesetzt sind, die sich ausdehen oder weiten und sich wieder verengen kann gemäß der Menge der dort ein- oder austretenden Lebens-

Abb.   21 [AT Fig. 3]

133,20

196

134,17

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sont tellement disposées, que, lorsque les esprits animaux entrent dedans, ils font que tout le corps du muscle s’enfle & s’accourcit, & ainsi qu’il tire l’œil auquel il est attaché; comme, au contraire, lorsqu’ils en ressortent, ce muscle se désenfle & se rallonge. De plus, voyez qu’outre le tuyau bf, il y en a encore un autre, à savoir ef, par où les esprits animaux peuvent entrer dans le muscle D, & un autre, à savoir dg, par où ils en peuvent sortir. Et que, tout de même le muscle E , que je suppose servir à mouvoir l’œil tout au contraire du précédent, reçoit les esprits animaux | du cerveau par le tuyau cg, & du muscle D par dg, & les renvoie vers D par ef. Et pensez qu’encore qu’il n’y ait aucun passage évident, par où les esprits contenus dans les deux muscles D & E , en puissent sortir, si ce n’est pour entrer de l’un dans l’autre: toutefois, parce que leurs par-

[AT 135]



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geister. Seine Äste oder Fasern haben eine solche Disposition, daß die Lebensgeister, wenn sie in ihn eintreten, veranlassen, daß der gesamte Körper des Muskels anschwillt und sich verkürzt und er so das Auge zieht, an dem er befestigt ist; wie umgekehrt dieser Muskel abschwillt und länger wird, wenn sie wieder aus ihm austreten. Sehen Sie sich außerdem an, daß es außer dem Rohr bf noch ein anderes gibt, nämlich ef, durch das die Lebensgeister in den Muskel D eintreten können, und ein anderes, nämlich dg, durch das sie aus ihm austreten können. Ganz genauso erhält der Muskel E , von dem ich voraussetze, daß er dazu dient, das Auge ganz entgegengesetzt zu dem vorangegangenen zu bewegen, die Lebensgeister durch das Rohr cg vom Gehirn und durch dg vom Muskel D und sendet sie durch ef nach D zurück. Und denken Sie sich, daß es keinen verfügbaren Durchgang gibt, durch den die in den Muskeln D und E enthaltenen Lebensgeister aus ihnen austreten können, außer indem sie von dem einen in den anderen übertreten. Gleichwohl verlieren sich, weil

Abb.   2 3 [= AT, 135]

134,17

198

135,16

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ties sont fort petites, & même qu’elles se subtilisent sans cesse de plus en plus par la force de leur agitation, il s’en échappe toujours quelques-unes au travers des peaux & des chairs de ces muscles, mais qu’en revanche, il y en revient toujours aussi quelques autres par les deux tuyaux bf, cg. Enfin voyez qu’entre les deux tuyaux bf, ef, il y a une certaine petite peau Hfi, qui sépare ces deux tuyaux, & qui leur sert comme de porte, laquelle a deux replis H & i, tellement disposés, que, lorsque les esprits animaux qui tendent à descendre de b vers H, ont plus de force que ceux qui tendent à monter de

e vers i, ils abaissent & ouvrent cette peau, donnant ainsi moyen à ceux qui sont dans le muscle E , de couler très promptement avec eux vers D. Mais, lorsque ceux qui tendent à monter de e vers i sont plus forts, ou seulement lorsqu’il sont aussi forts que les autres, ils haussent & ferment cette peau Hfi, & ainsi s’empêchent eux-mêmes de sortir hors du muscle E; au lieu que, s’ils n’ont pas de part & d’autre assez de force pour la pousser, elle demeure naturellement entrouverte. Et enfin que, si quelque-



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ihre Teile sehr klein sind und sie sich sogar unaufhörlich durch die Kraft ihrer Erregung mehr und mehr verfeinern, immer einige quer durch die Häute und das Fleisch dieser Muskeln; im Gegenzug kommen aber immer auch einige andere durch die beiden Rohre bf und cg zurück. Sehen Sie sich schließlich eine gewisse kleine Haut Hfi zwischen den beiden Rohren bf und ef an, die diese beiden Rohre trennt und ihnen wie eine Tür dient. Sie hat zwei Falten H und i, die eine solche Disposition haben, daß, wenn die Lebensgeister, die von b nach H abzusteigen streben, mehr Kraft haben

als die, die von e nach i aufzusteigen streben, diese Haut absenken und öffnen und es so den sich im Muskel E befindenden ermöglichen, sehr rasch mit ihnen nach D zu fließen. Wenn aber diejenigen, die von e nach i aufzusteigen streben, stärker oder auch nur genauso stark sind wie die anderen, heben und schließen sie diese Haut Hfi und hindern sich selbst daran, aus dem Muskel E auszutreten. Wenn sie hingegen beiderseits ausreichend Kraft haben, um sie zu stoßen, bleibt die Tür von

135,16

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fois les esprits contenus | dans le muscle D tendent à en sortir par dfe, ou dfb, le repli H se peut étendre, & leur en boucher le passage. Et que tout de même, entre les deux tuyaux cg, dg, il y a une petite peau ou valvule g, semblable à la précédente, qui demeure naturellement entrouverte, & qui peut être fermée par les esprits qui viennent du tuyau dg, & ouverte par ceux qui viennent de cg. 136,8 En suite de quoi, il est aisé à entendre que, si les esprits animaux qui sont dans le cerveau ne tendent point, ou presque point, à couler par les tuyaux bf, cg, les deux petites peaux ou valvules f & g demeurent entrouvertes, & ainsi, que les deux muscles D & E , sont lâches & sans action; d’autant que les esprits animaux qu’ils contiennent, passent librement de l’un dans l’autre, prenant leur cours de e par f vers d, & réciproquement de d par g vers e. Mais si les esprits qui sont dans le cerveau tendent à entrer avec quelque force dans les deux tuyaux bf, cg, & que cette force soit égale des deux côtés, ils ferment aussitôt les deux passages g & f, & enflent les deux muscles D & E autant qu’ils peuvent, leur faisant par ce moyen tenir & arrêter l’œil ferme en la situation qu’ils le trouvent. 136,24 Puis, si ces esprits qui viennent du cerveau tendent à couler avec plus de force par bf que par cg, ils ferment la petite peau g, & ouvrent f; & ce plus ou moins, selon qu’ils agissent plus ou moins fort. Au moyen de quoi, les esprits contenus dans le muscle E se vont rendre dans le muscle D, par le canal ef; & ce plus ou moins vite, selon que la peau f est plus ou moins ouverte. Si bien que le muscle D, d’où ces | esprits ne peuvent sortir, s’accourcit, & E se rallonge; & ainsi l’œil est tourné vers D. Comme, au contraire, si les esprits qui sont dans le cerveau tendent à couler avec plus de force par cg que par bf, ils ferment la petite peau f, & ouvrent g; en sorte que les esprits du muscle



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­Natur her halb geöffnet. Und wenn schließlich die im Muskel D enthaltenen Lebensgeister irgendwann einmal durch dfe oder dfb aus ihm auszutreten streben, kann die Falte H sich ausdehnen und ihnen den Durchgang versperren. Genauso gibt es zwischen den beiden Rohren cg und dg eine kleine Haut oder eine Klappe g, ähnlich der vorangegangenen, die von Natur her halb geöffnet bleibt und die durch die Lebensgeister, die aus dem Rohr dg kommen, geschlossen und durch die, die von cg kommen, geöffnet werden kann. Demzufolge ist leicht einzusehen, daß, wenn die sich im Gehirn befindenden Lebensgeister [vgl. Abb. 21, S. 195] überhaupt nicht oder fast nicht durch die Rohre bf und cg zu fließen streben, die beiden kleinen Häute oder Klappen f und g halb geöffnet bleiben und die beiden Muskeln D und E deshalb schlaff und ohne Aktion sind, da ja die Lebensgeister, die sie enthalten, frei von dem einen in den anderen übergehen, indem sie ihren Lauf von e über f nach d und umgekehrt von d über g nach e nehmen. Wenn aber die sich im Gehirn befindenden Lebensgeister mit einiger Kraft in die beiden Rohre bf und cg einzutreten streben und wenn diese Kraft von beiden Seiten gleich ist, schließen sie unverzüglich die beiden Durchgänge g und f und lassen die beiden Muskeln D und E so weit anschwellen, wie sie können. Dadurch halten sie das Auge geschlossen und in der Lage fest, in der sie es finden. Weiter: Wenn die vom Gehirn kommenden Lebensgeister mit größerer Kraft durch bf als durch cg zu fließen streben, schließen sie die kleine Haut g und öffnen f, und zwar dementsprechend mehr oder weniger, ob sie mehr oder weniger stark einwirken. Dadurch begeben sich die im Muskel E enthaltenen Lebensgeister durch den Kanal ef in den Muskel D, und zwar in dem Maße mehr oder weniger schnell, wie die Haut f mehr oder weniger geöffnet ist. Deshalb verkürzt sich der Muskel D, aus dem diese Lebensgeister nicht austreten können, und E wird länger; und so wird das Auge nach D gedreht. Wie umgekehrt die sich im Gehirn befindenden Lebensgeister die kleine Haut f schließen und g öffnen, wenn sie mit größerer Kraft durch cg

136,8

136,24

202

L’Homme · Seconde partie

D retournent aussitôt par le canal dg dans le muscle E , qui par

ce moyen s’accourcit, & retire l’œil de son côté. 137,9 Car vous savez bien que ces esprits, étant comme un vent ou une flamme très subtile, ne peuvent manquer de couler très promptement d’un muscle dans l’autre, sitôt qu’ils y trouvent quelque passage; encore qu’il n’y ait aucune autre puissance qui les y porte, que la seule inclination qu’ils ont à continuer leur mouvement, suivant les lois de la nature. Et vous savez, outre cela, qu’encore qu’ils soient fort mobiles & subtils, ils ne laissent pas d’avoir la force d’enfler & de raidir les muscles où ils sont enfermés: ainsi que l’air qui est dans un ballon le durcit, & fait tendre les peaux qui le contiennent. 137,21 Or il vous est aisé d’appliquer ce que je viens de dire du nerf A , & des deux muscles D & E , à tous les autres muscles & nerfs; & ainsi, d’entendre comment la machine dont je vous parle, peut être mue en toutes les mêmes façons que nos corps, par la seule force des esprits animaux qui coulent du cerveau dans les nerfs. Car, pour chaque mouvement, & pour son contraire, vous pouvez imaginer deux petits nerfs, ou tuyaux, tels que sont bf, cg, & deux autres, tels que sont dg, ef, & deux petites portes ou valvules, telles que sont Hfi, & g. 138,1 Et pour les façons dont ces tuyaux sont insérés dans les muscles, encore qu’elles varient en mille sortes, il n’est pas néanmoins malaisé à juger quelles elles sont, en sachant ce que l’anatomie vous peut apprendre de la figure extérieure, & de l’usage de chaque muscle. 138,6 Car sachant, par exemple, que les paupières sont mues par deux muscles, dont l’un, à savoir T, ne sert qu’à ouvrir celle de dessus, & l’autre, à savoir V, sert alternativement à les ouvrir & à les fermer toutes deux: il est aisé à penser qu’ils reçoivent les esprits



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als durch bf zu fließen streben, so daß sie unverzüglich vom Muskel D durch den Kanal dg in den Muskel E zurückkehren, der sich dadurch verkürzt und das Auge zu seiner Seite zurückzieht. Denn Sie wissen sehr wohl, daß diese Lebensgeister wie ein Wind oder eine sehr feine Flamme sind und deshalb unausweichlich sehr rasch von einem Muskel in den anderen fließen, sobald sie ir­gend­einen Durchgang finden – obwohl die einzige Macht, die sie dorthin trägt, allein ihre Neigung ist, ihre Bewegung den Gesetzen der Natur gemäß fortzusetzen. Und Sie wissen außerdem, daß sie, obwohl sie sehr beweglich und fein sind, dennoch die Kraft haben, die Muskeln, in die sie eingeschlossen sind, anschwellen und steif werden zu lassen; so wie die Luft in einem Ballon ihn verhärtet und die Häute spannen läßt, die sie enthalten. Nun ist es für Sie leicht, das, was ich gerade über den Nerv A und die beiden Muskeln D und E gesagt habe, auf alle anderen Muskeln und Nerven anzuwenden und so einzusehen, wie die Maschine, über die ich zu Ihnen spreche, allein durch die Kraft der vom Gehirn in die Nerven fließenden Lebensgeister auf alle dieselben Weisen bewegt werden kann wie unsere Körper. Denn für jede einzelne Bewegung und ihr Gegenteil können Sie sich zwei kleine Nerven oder Rohre vorstellen wie bf und cg und zwei andere wie dg und ef und zwei kleine Türen oder Klappen wie Hfi und g. Und was die Weisen betrifft, wie diese Rohre in die Muskeln hineingeführt sind, so ist es, obwohl sie auf tausende von Arten variieren, nichtsdestotrotz nicht schwierig zu beurteilen, welches sie sind, wenn man weiß, was die Anatomie Ihnen über die äußere Gestalt und den Nutzen jedes einzelnen Muskels lehren kann. Zum Beispiel: Wenn man weiß, daß die Augenlider von zwei Muskeln bewegt werden, von denen der eine, nämlich T, nur dazu dient, das obere zu öffnen, und der andere, nämlich V, abwechselnd dazu dient, alle beide zu öffnen und zu schließen: dann fällt es leicht, zu denken, daß diese Muskeln die Lebens-

137,9

137,21

138,1

138,6

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Fig. 5

138,19

138,26

par deux tuyaux tels que sont pR, & qS; & que l’un de ces deux tuyaux pR se va rendre dans ces deux muscles, & l’autre qS dans l’un d’eux seulement. Et enfin, que les branches R & S , étant quasi insérées en même façon dans le muscle V, y ont toutefois deux effets tout contraires, à cause de la diverse disposition de leurs rameaux ou de leurs fibres; ce qui suffit pour vous faire entendre les autres. Et même il n’est pas malaisé à juger de ceci, que les esprits animaux peuvent causer quelques mouvements en tous les membres où quelques nerfs se terminent, encore qu’il y en ait plusieurs où les Anatomistes n’en remarquent aucuns de visibles: comme dans la prunelle de l’œil, dans le cœur, dans le foie, dans la vésicule du fiel, dans la rate, & autres semblables. Maintenant, pour entendre en particulier comment cette machine respire, pensez que le muscle d | est l’un de ceux qui servent à hausser sa poitrine, ou à abaisser son diaphragme, & que le muscle E est son contraire; & que les esprits animaux qui sont dans la concavité de son cerveau marquée m, coulant par le pore ou petit canal marqué n, qui demeure naturellement toujours ouvert, se vont rendre d’abord dans le tuyau BF, où



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Abb.   2 5 [AT Fig. 5]

geister durch zwei Rohre wie pR und qS erhalten, von denen das eine Rohr pR sich in beide Muskeln begibt und das andere qS nur in einen von ihnen; und daß die Zweige R und S , die gewissermaßen in derselben Weise in den Muskel V hineingeführt sind, dort aufgrund der verschiedenen Disposition ihrer Äste oder Fasern gleichwohl zwei ganz entgegengesetzte Wirkungen haben. Und das reicht aus, um Ihnen die anderen verständlich zu machen. Und es ist auch nicht schwierig, dadurch zu dem Urteil zu kommen, daß die Lebensgeister in allen Körpergliedern, in denen irgendwelche Nerven enden, irgendwelche Bewegungen verursachen können, auch wenn es einige Körperglieder gibt, in denen die Anatomen keinerlei sichtbare Nerven bemerken, wie in der Pupille des Auges, im Herzen, in der Leber, in der Gallenblase, in der Milz und anderen.79 Um jetzt im besonderen einzusehen, wie diese Maschine atmet, denken Sie sich den Muskel d als einen von jenen, die dazu dienen, ihre Brust zu heben oder ihr Zwerchfell abzusenken, und den Muskel E als den ihm entgegengesetzten. Und die sich in der mit m markierten Höhle ihres Gehirns befindenden Lebensgeister fließen durch die Pore oder den kleinen mit n markierten Kanal, der von Natur her immer geöffnet bleibt, und begeben sich zuerst in das Rohr BF, wo sie die kleine Haut F

138,19

138,26

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abaissant la petite peau F, ils font que ceux du muscle E viennent enfler le muscle d. 139,9 Pensez après cela, qu’il y a certaines peaux autour de ce muscle d, qui le pressent de plus en plus à mesure qu’il s’enfle, & qui sont tellement disposées, qu’avant que tous les esprits du muscle E soient passés vers lui, elles arrêtent leurs cours, & les font comme regorger par le tuyau BF, en sorte que ceux du canal n s’en détournent; au moyen de quoi, s’allant rendre dans le tuyau cg, qu’ils ouvrent en même temps, ils font enfler le muscle E , & désenfler le muscle d; ce qu’ils continuent de faire aussi longtemps que dure l’impétuosité dont les esprits contenus dans le muscle d, pressés par les peaux qui l’environnent, tendent à en sortir. Puis, quand cette impétuosité n’a plus de force, ils

Fig. 6



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absenken und so veranlassen, daß diejenigen des Muskels E den Muskel d anschwellen. Denken Sie sich danach, daß sich um diesen Muskel d gewisse Häute befinden, die ihn in dem Maße, in dem er anschwillt, immer mehr zusammendrücken und die eine solche Disposition haben, daß sie den Lauf der Lebensgeister anhalten, bevor sie alle vom Muskel E in ihn übergegangen sind, und sie gewissermaßen durch das Rohr BF überlaufen lassen, so daß die Lebensgeister des Kanals n von ihm abgelenkt werden. Dadurch begeben sie sich in das Rohr cg, das sie gleichzeitig öffnen, und lassen den Muskel E an- und den Muskel d abschwellen. Damit fahren sie genauso lange fort, wie die Wucht andauert, mit der die im Muskel d enthaltenen Lebensgeister, zusammengedrückt durch die sie umgebenden Häute, aus ihm auszutreten streben. Dann, wenn diese Wucht keine Kraft mehr

Abb.   26 [AT Fig. 6]

139,9

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reprennent d’eux-mêmes leurs cours par le tuyau BF, & ainsi ne cessent de faire enfler & désenfler alternativement ces deux muscles. Ce que vous devez juger aussi des autres muscles qui servent à même effet; & penser qu’ils sont tous tellement disposés, que, quand ce | sont les semblables à d qui s’enflent, l’espace qui contient les poumons s’élargit, ce qui est cause que l’air entre dedans, tout de même que dans un soufflet que l’on ouvre; & que, quand ce sont leurs contraires, cet espace se rétrécit, ce qui est cause que l’air en ressort. 140,6 Pour entendre aussi comment cette machine avale les viandes qui se trouvent au fond de sa bouche, pensez que le muscle d est l’un de ceux qui haussent la racine de sa langue, & tiennent ouvert le passage par où l’air qu’elle respire doit entrer dans son poumon; & que le muscle E est son contraire, qui sert à fermer ce passage, & par même moyen à ouvrir celui par où les viandes qui sont dans sa bouche doivent descendre dans son estomac, ou bien à hausser la pointe de sa langue qui les y pousse; & que les esprits animaux qui viennent de la concavité de son cerveau m, par le pore ou petit canal n, qui demeure naturellement toujours ouvert, se vont rendre tout droit dans le tuyau BF, au moyen de quoi ils font enfler le muscle d; & enfin, que ce muscle demeure toujours ainsi enflé, pendant qu’il ne se trouve aucunes viandes au fond de la bouche, qui le puissent presser; mais qu’il est tellement disposé, que, lorsqu’il s’y en trouve quelques-unes, les esprits qu’il contient regorgent aussitôt par le tuyau BF, & font que ceux qui viennent par le canal n, entrent par le tuyau cg dans le muscle E , où se vont aussi rendre ceux du muscle d: & ainsi la gorge s’ouvre, & les viandes descendent dans l’estomac; puis incontinent après, | les esprits du canal n reprennent leur cours par BF comme devant.



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hat, nehmen sie von selbst ihren Lauf durch das Rohr BF wieder auf und hören so nicht auf, diese beiden Muskeln abwechselnd an- und abschwellen zu lassen. Zu demselben Urteil müssen Sie auch in bezug auf die anderen Muskeln kommen, die demselben Zweck dienen; denken Sie sich diese Muskeln mit einer solchen Disposition, daß sich der Raum, der die Lunge enthält, weitet, wenn es die d ähnlichen sind, die anschwellen. Das ist die Ursache, weshalb Luft in sie eintritt, genauso wie in einen Blasebalg, den man öffnet. Wenn es aber die ihnen entgegen­gesetzten sind, die anschwellen, verengt sich dieser Raum wieder, was die Ursache ist, weshalb die Luft wieder austritt. Um auch einzusehen, wie diese Maschine die sich am Grund ihres Mundes befindenden Nahrungsmittel hinunterschluckt, denken Sie sich den Muskel d als einen von jenen, die die Wurzel der Zunge heben und den Durchgang offenhalten, durch den die Luft, die sie atmet, in ihre Lunge eintreten muß; und den Muskel E als den ihm entgegengesetzten, der dazu dient, diesen Durchgang zu schließen und dadurch jenen zu öffnen, durch den die sich in ihrem Mund befindenden Nahrungsmittel in ihren Magen absteigen müssen, oder auch die Spitze ihrer Zunge zu heben, die die Nahrungsmittel dorthin stößt. Und die Lebensgeister, die durch die Pore oder den kleinen Kanal n, der von Natur her immer geöffnet bleibt, aus der Höhle m ihres Gehirns kommen, begeben sich ganz gerade in das Rohr BF und lassen dadurch den Muskel d anschwellen. Außerdem bleibt dieser Muskel immer so angeschwollen, solange sich keinerlei Nahrungsmittel am Grund des Mundes befinden, die ihn drücken können; aber er hat eine solche Disposition, daß, wenn sich welche dort befinden, die Lebensgeister, die er enthält, sogleich durch das Rohr BF überlaufen und veranlassen, daß diejenigen, die durch den Kanal n kommen, durch das Rohr cg in den Muskel E eintreten, wohin sich auch die des Muskels d begeben. So öffnet sich der Schlund, und die Nahrungsmittel steigen in den Magen ab; gleich danach nehmen die Lebensgeister aus dem Kanal n ihren Lauf durch BF wieder auf wie zuvor.

140,6

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141,3 À l’exemple de quoi, vous pouvez aussi entendre comment cette

machine peut éternuer, bâiller, tousser, & faire les mouvements nécessaires à rejeter divers autres excréments. 141,7 Pour entendre, après cela, comment elle peut être incitée, par les objets extérieurs qui frappent les organes des sens, à mouvoir en mille autres façons tous ses membres: pensez que les petits filets, que je vous ai déjà tantôt dit venir du plus intérieur de son cerveau, & composer la moelle de ses nerfs, sont tellement disposés en toutes celles de ses parties qui servent d’organe à quelque sens, qu’ils y peuvent très facilement être mus par les objets de ces sens; & que, lorsqu’ils y sont mus tant soit peu fort, ils tirent au même instant les parties du cerveau d’où ils viennent, & ouvrent par même moyen les entrées de certains pores, qui sont en la superficie intérieure de ce cerveau, par où les esprits animaux qui sont dans ses concavités commencent aussitôt à prendre leur cours, & se vont rendre par eux dans les nerfs, & dans les muscles, qui servent à faire, en cette machine, des mouvements tout semblables à ceux auxquels nous sommes naturellement incités, lorsque nos sens sont touchés en même sorte. 141,27 Comme, par exemple, si le feu A se trouve proche du pied B , les petites parties de ce feu, qui se meuvent comme vous savez très promptement, ont la force de mouvoir avec soi l’endroit de la peau de ce | pied qu’elles touchent; & par ce moyen tirant le petit filet c, c, que vous voyez y être attaché, elles ouvrent au même instant l’entrée du



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Anhand dieses Beispiel können Sie auch einsehen, wie diese Maschine niesen, gähnen, husten und die notwendigen Bewegungen machen kann, um verschiedene andere Ausscheidungen loszuwerden. Um danach einzusehen, wie sie durch die auf ihre Sinnes­ organe treffenden äußeren Objekte angereizt werden kann, alle ihre Körperglieder auf tausend Weisen zu bewegen, denken Sie sich, daß die kleinen Fäden – die, wie ich Ihnen vorher bereits gesagt habe, aus dem Innersten ihres Gehirns kommen und das Mark ihrer Nerven bilden –, in allen jenen ihrer Teile, die einem Sinn als Organ dienen, eine solche Disposition haben, daß sie durch die Objekte dieser Sinne leicht bewegt werden können. Und auch wenn sie dabei nur mit geringster Kraft bewegt ­werden, ziehen sie im selben Augenblick die Teile des Gehirns, von denen sie kommen, und öffnen dadurch die Eingänge gewisser Poren, die sich an der inneren Oberfläche des Gehirns befinden, durch die die sich in seinen Höhlen befindenden Lebensgeister unverzüglich ihren Lauf zu nehmen beginnen und sich durch sie in die Nerven und in Muskeln begeben, die in dieser Maschine dazu dienen, Bewegungen ganz ähnlich jenen zu veranlassen, zu denen wir von Natur her angereizt werden, wenn unsere Sinne in derselben Art berührt werden. Wenn zum Beispiel das Feuer A sich nahe beim Fuß B befindet, haben die kleinen Teile dieses Feuers, die sich, wie Sie wissen, sehr rasch bewegen, die Kraft, die Stelle der Haut dieses Fußes, die sie berühren, mit sich mitzubewegen. Dadurch ziehen sie den kleinen Faden cc, den Sie dort befestigt sehen, und öffnen im selben Augenblick den Eingang

141,3

141,7

141,27

212

L’Homme · Troisième partie

pore d, e, contre lequel ce petit filet se termine: ainsi que, tirant l’un des bouts d’une corde, on fait sonner en même temps la cloche qui pend à l’autre bout. 142,7 Or l’entrée du pore ou petit conduit d, e, étant ainsi ouverte, les esprits animaux de la concavité F entrent dedans, & sont portés par lui, partie dans les muscles qui servent à retirer ce pied de ce feu, partie dans ceux qui servent à tourner les yeux & la tête pour le regarder, & partie en ceux qui servent à avancer les mains & à plier tout le corps pour le défendre. 142,14 Mais ils peuvent aussi être portés par ce même conduit d, e, en plusieurs autres muscles. Et avant que je m’arrête à vous expliquer plus exactement, en quelle sorte les esprits animaux suivent leurs cours par les pores du cerveau, & comment ces pores sont disposés, je veux vous parler ici en particulier de tous les sens, tels qu’ils se trouvent en cette machine, & vous dire comment ils se rapportent aux nôtres.

Troisième partie. Des sens extérieurs de cette Machine; & comment ils se rapportent aux nôtres 142,22

Sachez donc, premièrement, qu’il y a un grand nombre de petits filets semblables à c, c, qui commencent tous à se séparer les uns des autres, dès la superficie intérieure de son cerveau, d’où ils prennent leur origine, & qui, s’allant de là épandre par tout le reste de son corps, y servent d’organe pour le sens de l’attouchement. Car encore que, pour l’ordinaire, ce ne soit pas eux qui soient immédiatement touchés par les objets extérieurs, mais les peaux qui les environnent, | il n’y a pas toutefois plus d’apparence de penser que ce sont ces peaux qui sont les organes du sens, que de penser, lorsqu’on manie quelque corps, étant ganté, que ce sont les gants qui servent pour le sentir.



Der Mensch · Dritter Teil

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der Pore de, an der dieser kleine Faden endet; so wie man, wenn man an dem einen Ende einer Schnur zieht, gleichzeitig die am anderen Ende hängende Glocke ertönen läßt. Wenn nun der Eingang der Pore oder die kleine Leitung de so geöffnet ist, treten die Lebensgeister aus der Höhle F in sie ein und werden durch sie teilweise in die Muskeln getragen, die dazu dienen, diesen Fuß von dem Feuer wegzuziehen, und teilweise in jene, die dazu dienen, die Augen und den Kopf zu drehen, um es in den Blick zu nehmen, sowie teilweise in jene, die dazu dienen, die Hände vorzustrecken und den gesamten Körper zu beugen, um ihn zu schützen. Aber sie können durch dieselbe Leitung de auch in mehrere andere Muskeln getragen werden. Aber bevor ich mich damit aufhalte, Ihnen exakter zu erklären, auf welche Art die Lebensgeister ihren Lauf durch die Poren des Gehirns folgen und welche Disposition diese Poren haben, will ich hier zu Ihnen über alle Sinne im besonderen sprechen, wie sie sich in dieser Maschine finden, und Ihnen sagen, wie sie sich auf die unsrigen beziehen.80

142,7

142,14

Dritter Teil. Über die äußeren Sinne dieser Maschine und wie sie sich auf die unsrigen beziehen Sie sollen also erstens wissen, daß es eine große Anzahl kleiner Fäden ähnlich cc gibt, die sich alle bei ihrem Ursprung an der inneren Oberfläche des Gehirns voneinander zu trennen und sich von dort über den ganzen Rest des Körpers dieser Maschine auszubreiten beginnen und dort dem Tastsinn als Organ dienen. Denn auch wenn es gewöhnlich gar nicht sie selbst sind, die unmittelbar von den äußeren Objekten berührt werden, sondern die sie umgebenden Häute, spricht nicht mehr dafür, zu denken, daß diese Häute die Sinnesorgane sind, als zu denken, daß, wenn man ir­gend­einen Körper mit den Händen berührt und dabei Handschuhe trägt, die Handschuhe dazu dienen, ihn zu empfinden.

142,22

214 143,6 Et

L’Homme · Troisième partie

remarquez qu’encore que les filets dont je vous parle soient fort déliés, ils ne laissent pas de passer sûrement depuis le cerveau jusqu’aux membres qui en sont les plus éloignés, sans qu’il se trouve rien entre deux qui les rompe, ou qui empêche leur action en les pressant, quoique ces membres se plient cependant en mille diverses façons: d’autant qu’ils sont enfermés dans les mêmes petits tuyaux qui portent les esprits animaux dans les muscles, & que ces esprits, enflant toujours quelque peu ces tuyaux, les empêchent d’y être pressés; & même, qu’ils les font toujours tendre autant qu’ils peuvent, en tirant du cerveau d’où ils viennent, vers les lieux où ils se terminent. 143,20 Or je vous dirai que, quand Dieu unira une Âme Raisonnable à cette machine, ainsi que je prétends vous dire ci-après, il lui donnera son siège principal dans le cerveau, & la fera de telle nature, que, selon les diverses façons que les entrées des pores qui sont en la superficie intérieure de ce cerveau seront ouvertes par l’entremise des nerfs, elle aura divers sentiments. 143,28 Comme, premièrement, si les petits filets qui composent la moelle de ces nerfs, sont tirés avec tant de force, qu’ils se rompent, & se séparent de la partie à laquelle ils étaient joints, en sorte que la structure | de toute la machine en soit en quelque façon moins accomplie: le mouvement qu’ils causeront dans le cerveau donnera occasion à l’âme, à qui il importe que le lieu de sa demeure se conserve, d’avoir le sentiment de la douleur. 144,6 Et s’ils sont tirés par une force presque aussi grande que la précédente, sans que toutefois ils se rompent, ni se séparent aucunement des parties auxquelles ils sont attachés: ils causeront un mouvement dans le cerveau, qui, rendant témoignage de la bonne constitution des autres membres, donnera occasion à



Der Mensch · Dritter Teil

215

Bemerken Sie, daß die Fäden, über die ich zu Ihnen spreche, zwar sehr dünn sind, aber dennoch zuverlässig vom Gehirn bis zu den am weitesten von ihm entfernten Körpergliedern übergehen, ohne daß sich irgend etwas zwischen ihnen findet, was sie unterbricht oder ihre Aktion verhindert, indem es sie drückt, obwohl diese Körperglieder sich währenddessen auf tausend verschiedene Weisen biegen. Denn sie sind in dieselben kleinen Rohre eingeschlossen, die die Lebensgeister in die Muskeln tragen, und diese Lebensgeister lassen die Rohre immer ein wenig anschwellen und verhindern so, daß sie zusammengedrückt werden, und spannen sie sogar sosehr sie können, indem sie sie vom Gehirn, von dem sie kommen, zu den Orten ziehen, an denen sie enden. 81 Nun werde ich Ihnen sagen, daß Gott, wenn er eine vernünftige Seele mit dieser Maschine vereinen wird, wie ich Ihnen weiter unten zu sagen beabsichtige, ihr ihren Hauptsitz im Gehirn verleihen und ihre Natur so machen wird, daß sie entsprechend der verschiedenen Weisen, wie durch die Vermittlung der Nerven die Eingänge zu den Poren, die sich auf der inneren Oberfläche dieses Gehirns befinden, geöffnet werden werden, verschiedene Empfindungen haben wird. Wenn etwa erstens die kleinen Fäden, die das Mark dieser Nerven bilden, mit einer solchen Kraft gezogen werden, daß sie zerreißen und sich von dem Teil trennen, mit dem sie verbunden waren, so daß die Struktur der gesamten Maschine in irgendeiner Weise nicht mehr ganz intakt ist, dann wird die Bewegung, die sie im Gehirn verursachen werden, der Seele, für die es darauf ankommt, daß der Ort ihres Aufenthalts erhalten bleibt, Anlaß geben, die Empfindung von Schmerz zu haben. Und wenn sie mit einer genauso großen Kraft wie die vorangegangene gezogen werden, ohne dabei zu zerreißen oder sich irgendwie von den Teilen trennen, an denen sie befestigt sind, werden sie im Gehirn eine Bewegung verursachen, die von der guten Verfassung der anderen Körperglieder Zeugnis ablegen und deswegen der Seele Anlaß geben wird, eine gewisse körperliche Lust zu empfinden, die man Kitzel nennt und die, wie Sie

143,6

143,20

143,28

144,6

216

L’Homme · Troisième partie

l’âme de sentir une certaine volupté corporelle, qu’on nomme chatouillement, & qui, comme vous voyez, étant fort proche de la douleur en sa cause, lui est toute contraire en son effet. 144,16 Que si plusieurs de ces petits filets sont tirés ensemble également, ils feront sentir à l’âme que la superficie du corps qui touche le membre où ils se terminent, est polie; & ils la lui feront sentir inégale, & qu’elle est rude, s’ils sont tirés inégalement. 144,21 Que s’ils ne sont qu’ébranlés quelque peu séparément l’un de l’autre, ainsi qu’ils sont continuellement par la chaleur que le cœur communique aux autres membres, l’âme n’en aura aucun sentiment, non plus que de toutes les autres actions qui sont ordinaires; mais si ce mouvement est augmenté ou diminué en eux par quelque cause extraordinaire, son augmentation fera avoir à l’âme le sentiment de la chaleur, & sa diminution celui de la froideur. Et enfin, selon les autres diverses façons qu’ils seront mus, ils lui feront sentir toutes les autres qualités qui appartiennent à l’attou | chement en général, comme l’humidité, la sécheresse, la pesanteur, & semblables. 145,3 Seulement faut-il remarquer qu’encore qu’ils soient fort déliés, & fort aisé à mouvoir, ils ne le sont pas toutefois tellement, qu’ils puissent rapporter au cerveau toutes les plus petites actions qui soient en la nature; mais que les moindres qu’ils lui rapportent, sont celles des plus grossières parties des corps terrestres. Et même, qu’il peut y avoir quelques-uns de ces corps, dont les parties, quoique assez grosses, ne laisseront pas de se glisser contre ces petits filets si doucement, qu’elles les presseront ou couperont tout à fait, sans que leur action passe jusqu’au cerveau: tout de même qu’il y a certaines drogues, qui ont la force d’assoupir, ou même de corrompre, ceux de nos membres contre qui elles sont appliquées, sans nous en faire avoir aucun sentiment. 145,18 Mais les petits filets qui composent la moelle des nerfs de la langue, & qui servent d’organe pour le goût en cette machine, peuvent être mus par de moindres actions, que ceux qui ne



Der Mensch · Dritter Teil

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sehen, dem Schmerz in bezug auf die Ursache sehr nah, aber in bezug auf ihre Wirkung ganz entgegengesetzt ist.82 Wenn mehrere dieser kleinen Fäden gemeinsam gleichmäßig gezogen werden, werden sie die Seele empfinden lassen, daß die Oberfläche des Körpers, der das Körperglied berührt, in dem sie enden, glatt ist; und wenn sie ungleichmäßig gezogen werden, werden sie sie als ungleich und rauh empfinden lassen. Wenn sie nur etwas getrennt voneinander erschüttert werden, wie sie es unablässig durch die Wärme werden, die das Herz auf die anderen Körperglieder überträgt, wird die Seele überhaupt keine Empfindung haben, genausowenig wie von den anderen gewöhnlichen Aktionen; wenn aber diese Bewegung durch irgendeine äußergewöhnliche Ursache in ihr gesteigert oder vermindert wird, wird ihre Steigerung die Seele die Empfindung der Wärme haben lassen und ihre Verminderung die der Kälte.83 Und schließlich werden sie sie, gemäß der verschieden anderen Weisen, auf die sie bewegt werden werden, alle anderen Qualitäten empfinden lassen, die zum Tastsinn im allgemeinen gehören, wie Feuchtigkeit, Trockenheit, Gewicht und ähnliche. Es ist nur zu bemerken, daß diese Fäden zwar sehr dünn und sehr leicht zu bewegen sind, aber dennoch nicht so sehr, daß sie dem Gehirn alle kleinsten Aktionen übermitteln könnten, die es in der Natur gibt, sondern daß die geringsten, die sie ihm übermitteln, die der gröberen Teile der irdischen Körper sind. Es kann unter diesen Körpern sogar einige geben, deren Teile, obwohl sie ziemlich dick sind, dennoch so sanft gegen diese kleinen Fäden strömen, daß sie sie drücken oder vollständig abschneiden werden, ohne daß ihre Aktion bis auf das Gehirn überginge: Genauso wie gewisse Drogen die Kraft haben, diejenigen unserer Körperglieder, auf die sie angewendet werden, zu betäuben oder sogar zu zerstören, ohne uns irgendeine Empfindung davon haben zu lassen. Aber die kleinen Fäden, die das Mark der Nerven der Zunge bilden und die in dieser Maschine dem Geschmack als Organ dienen, können durch geringere Aktionen bewegt werden als

144,16

144,21

145,3

145,18

218

L’Homme · Troisième partie

servent que pour l’attouchement en général: tant à cause qu’ils sont un peu plus déliés, comme aussi parce que les peaux qui les couvrent sont plus tendres. 145,25 Pensez, par exemple, qu’ils peuvent être mus en quatre diverses façons, par les parties des sels, des eaux aigres, des eaux communes, & des eaux-de-vie, dont je vous ai ci-dessus expliqué les grosseurs & les figures, | & ainsi qu’ils peuvent faire sentir à l’âme quatre sortes de goûts différents: d’autant que les parties des sels, étant séparées l’une de l’autre & agitées par l’action de la salive, entrent de pointe, & sans se plier, dans les pores qui sont en la peau de la langue; celles des eaux aigres s’y coulent de biais, en tranchant ou incisant les plus tendres de ses parties, & obéissant aux plus grossières; celles de l’eau douce ne font que se glisser par-dessus, sans inciser aucunes de ses parties, ni entrer fort avant dans ses pores; & enfin celles de l’eau-devie, étant fort petites, y pénètrent le plus avant de toutes, & s’y meuvent avec une très grande vitesse. D’où il vous est aisé de juger, comment l’âme pourra sentir toutes les autres sortes de goûts, si vous considérez en combien d’autres façons les petites parties des corps terrestres peuvent agir contre la langue. 146,18 Mais ce qu’il faut ici principalement remarquer, c’est que ce sont les mêmes petites parties des viandes, qui étant dans la bouche peuvent entrer dans les pores de la langue, & y émouvoir le sentiment du goût, lesquelles étant dans l’estomac peuvent passer dans le sang, & de là s’aller joindre & unir à tous les membres; & même, qu’il n’y a que celles qui chatouillent la langue modérément, & qui pourront par ce moyen faire sentir à l’âme un goût agréable, qui soient entièrement propres à cet effet. 146,28 Car, pour celles qui agissent trop ou trop peu, comme elles ne sauraient faire sentir qu’un goût trop piquant, ou trop fade,



Der Mensch · Dritter Teil

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diejenigen, die nur dem Tastsinn im allgemeinen dienen; zum einen weil sie ein wenig dünner sind, zum anderen weil die Häute, die sie bedecken, zarter sind. Denken Sie sich, zum Beispiel, daß die kleinen Fäden durch die Teile des Salzes, der Säuren, des gemeinen Wassers, des Branntweins – deren Dicken und Gestalten ich Ihnen weiter oben erklärt habe84 – auf vier verschiedene Weisen bewegt werden können und sie so die Seele vier Arten unterschiedlicher Geschmäcke empfinden lassen können.85 Denn wenn die Teile des Salzes durch die Aktion des Speichels voneinander getrennt und erregt werden, dringen sie mit der Spitze voran und ohne sich zu biegen in die Poren ein, die sich auf der Haut der Zunge befinden; die der Säuren fließen schräg darüber und trennen die zarteren ihrer Teile ab oder schneiden sie ein und gehorchen den gröberen; die des Süßwassers strömen nur darüber, ohne irgendeines ihrer Teile einzuschneiden oder sehr weit in ihre Poren einzutreten; und schließlich dringen diejenigen des Branntweins, die sehr klein sind, am weitesten von allen dort ein und bewegen sich dort mit einer sehr großen Geschwindigkeit. Wenn Sie betrachten, auf wie viele andere Weisen die kleinen Teile der irdischen Körper auf die Zunge einwirken können, fällt es Ihnen leicht, zu beurteilen, wie die Seele alle Arten von Geschmäcken wird empfinden können. Vor allem aber ist hier zu bemerken, daß es dieselben kleinen Teile der Nahrungsmittel sind, die, wenn sie im Mund sind, in die Poren der Zunge eintreten können und dort die Empfindung eines Geschmacks anregen können und die, wenn sie im Magen sind, in das Blut übergehen und von dort aus beginnen können, sich mit allen anderen Körpergliedern zu verbinden und zu vereinen. Und nur diejenigen, die die Zunge nur mäßig kitzeln und dadurch die Seele einen angenehmen Geschmack werden empfinden lassen können, sind zu diesem Zweck völlig geeignet. Denn was diejenigen betrifft, die zu sehr oder zu wenig einwirken und deshalb nur entweder einen zu stechenden oder einen zu faden Geschmack veranlassen könnten, so sind sie

145,25

146,18

146,28

220

L’Homme · Troisième partie

aussi sont-elles trop pénétrantes, ou trop molles, pour entrer en la composition du sang, | & servir à l’entretènement de quelques membres. Et pour celles qui sont si grosses, ou jointes si fort l’une à l’autre, qu’elles ne peuvent être séparées par l’action de la salive, ni aucunement pénétrer dans les pores de la langue, pour agir contre les petits filets des nerfs qui y servent pour le goût, autrement que contre ceux des autres membres qui servent pour l’attouchement en général, & qui n’ont point aussi de pores en elles-mêmes, où les petites parties de la langue, ou bien pour le moins celles de la salive dont elle est humectée, puissent entrer: comme elles ne pourront faire sentir à l’âme aucun goût, ni saveur, aussi ne sont-elles pas propres pour l’ordinaire à être mises dans l’estomac. 147,15 Et ceci est si généralement vrai, que souvent, à mesure que le tempérament de l’estomac se change, la force du goût se change aussi; en sorte qu’une viande qui aura coutume de sembler à l’âme agréable au goût, lui pourra même quelquefois sembler fade, ou amère: dont la raison est que la salive, qui vient de l’estomac, & qui retient toujours les qualités de l’humeur qui y abonde, se mêle avec les petites parties des viandes qui sont dans la bouche, & contribue beaucoup à leur action. 147,25 Le sens de l’odorat dépend aussi de plusieurs petits filets, qui s’avancent de la base du cerveau vers le nez, au-dessous de ces deux petits parties toutes creuses, que les Anatomistes ont comparées aux bouts des mamelles d’une femme, & qui ne diffèrent en rien des nerfs qui servent à l’attouchement & au goût, sinon qu’ils ne sortent point hors de la concavité de la | tête qui contient tout le cerveau, & qu’ils peuvent être mus par des parties terrestres encore plus petites que les nerfs de la langue, tant à cause qu’ils sont un peu plus déliés, comme aussi à cause qu’ils sont plus immédiatement touchés par les objets qui les meuvent.



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­ enauso auch zu durchdringend oder zu weich, um in die Zug sammensetzung des Bluts einzugehen und dem Unterhalt irgend­ welcher Körperglieder zu dienen. Und was diejenigen betrifft, die so dick oder so sehr miteinander verbunden sind, daß sie durch die Aktion des Speichels weder getrennt werden noch irgendwie in die Poren der Zunge eindringen können, um auf die kleinen Fäden der Nerven einzuwirken, die dort dem Geschmack dienen – anders als auf diejenigen anderer Körperglieder, die dem Tastsinn im allgemeinen dienen und die selbst auch überhaupt keine Poren haben, in die die kleinen Teile der Zunge oder zumindest doch diejenigen des Speichels, mit dem sie befeuchtet sind, eintreten könnten –, so werden sie die Seele keinerlei Geschmack oder Würze empfinden lassen können und sind genauso gewöhnlich auch nicht geeignet, in den Magen gebracht zu werden. Und das ist so allgemein wahr, daß oft in dem Maße, wie sich die Grundbeschaffenheit des Magens verändert, sich auch die Kraft des Geschmacks verändert, so daß ein Nahrungsmittel, das gewöhnlich der Seele einen angenehmen Geschmack zu haben schien, ihr manchmal sogar fade oder bitter wird scheinen können. Der Grund dafür ist, daß der Speichel, der aus dem Magen kommt und immer die Qualitäten des Körpersaftes beibehält, die dort überwiegt, sich mit den kleinen Teilen der Nahrungsmittel im Mund vermischt und sehr zu ihrer Aktion beiträgt. Auch der Geruchssinn86 hängt von mehreren kleinen Fäden ab, die unterhalb jener beiden kleinen, ganz hohlen Teile, die die Anatomen mit den Brustwarzen einer Frau verglichen haben, von der Grundfläche des Gehirns bis zur Nase vordringen. Sie unterscheiden sich in nichts von den Nerven, die dem Tastsinn und dem Geschmack dienen, außer daß sie nicht über die Höhlung des Kopfes, die das ganze Gehirn enthält, hinaus austreten und von irdischen Teilen bewegt werden können, die noch kleiner sind als die der Nerven der Zunge, sowohl weil sie etwas dünner sind als auch weil sie unmittelbarer von den Objekten berührt werden, durch die sie bewegt werden.

147,15

147,25

222 148,7 Car

L’Homme · Troisième partie

vous devez savoir que, lorsque cette machine respire, les plus subtiles parties de l’air qui lui entrent par le nez, pénètrent par les pores de l’os qu’on nomme spongieux, sinon jusqu’audedans des concavités du cerveau, pour le moins jusqu’à l’espace qui est entre les deux peaux qui l’enveloppent, d’où elles peuvent ressortir en même temps par le palais: comme réciproquement, quand l’air sort de la poitrine, elles peuvent entrer dans cet espace par le palais, & en ressortir par le nez; & qu’à l’entrée de cet espace elles rencontrent les extrémités de ces petits filets toutes nues, ou seulement couvertes d’une peau qui est extrêmement déliée, ce qui fait qu’elles n’ont pas besoin de beaucoup de force pour les mouvoir. 148,21 Vous devez aussi savoir, que ces pores sont tellement disposés, & si étroits, qu’ils ne laissent passer jusqu’à ces petits filets, aucunes parties terrestres qui soient plus grosses que celles que j’ai ci-dessus nommées Odeurs pour ce sujet; si ce n’est peutêtre aussi | quelques-unes de celles qui composent les eaux-­devie, à cause que leur figure les rend fort pénétrantes. 149,3 Enfin vous devez savoir, qu’entre ces parties terrestres extrêmement petites, qui se trouvent toujours en plus grande abondance dans l’air, qu’en aucun des autres corps composés, il n’y a que celles qui sont un peu plus ou moins grosses que les autres, ou qui à raison de leur figure sont plus ou moins aisées à mouvoir, qui pourront donner occasion à l’âme d’avoir les divers sentiments des odeurs. Et même il n’y aura que celles en qui ces excès sont fort modérés, & tempérés l’un par l’autre, qui lui en feront avoir d’agréables. Car, pour celles qui n’agissent qu’à l’ordinaire, elles ne pourront aucunement être senties; & celles qui agissent avec trop ou trop peu de force, ne lui pourront être que déplaisantes. 149,17 Pour les petits filets qui servent d’organe au sens de l’ouïe, ils n’ont pas besoin d’être si déliés que les précédents; mais il suffit de penser qu’ils sont tellement disposés au fond des concavités



Der Mensch · Dritter Teil

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Denn Sie müssen wissen, daß, wenn diese Maschine atmet, die durch die Nase in sie eintretenden feineren Teile der Luft durch die Poren des Knochens, den man schwammartig nennt, wenn nicht in das Innere der Höhlen des Gehirns, so doch zumindest bis zu dem Raum zwischen den beiden es einhüllenden Häuten eindringt, von wo sie gleichzeitig durch den Gaumen wieder austreten können. Umgekehrt können sie genauso, wenn die Luft aus der Brust austritt, durch den Gaumen in diesen Raum ein- und durch die Nase wieder aus ihm austreten. Am Eingang zu diesem Raum treffen sie auf die Enden dieser kleinen Fäden, die ganz nackt oder nur von einer äußerst dünnen Haut bedeckt sind, was dazu führt, daß sie keine große Kraft brauchen, um sie zu bewegen. Sie müssen auch wissen, daß diese Poren eine solche Dispo­ sition haben und so eng sind, daß sie keinerlei irdische Teile bis zu diesen kleinen Fäden hindurchgehen lassen, die dicker sind als diejenigen, die ich weiter oben aus diesem Anlaß Düfte genannt habe, außer vielleicht einige von jenen, die Branntwein bilden, weil ihre Gestalt sie sehr durchdringend macht. Schließlich müssen Sie wissen, daß nur diejenigen von diesen außerordentlich kleinen irdischen Teilen – die sich in der Luft immer in größerer Fülle als in irgendeinem der anderen zusammengesetzten Körper finden –, die entweder etwas mehr oder weniger dick als die anderen oder im Verhältnis zu ihrer Gestalt mehr oder weniger leicht zu bewegen sind, der Seele Anlaß zu verschiedenen Empfindungen der Düfte werden geben können. Und nur jene, bei denen diese Übermaße sehr mäßig und das eine durch das andere gemäßigt sind, werden sie angenehme Empfindungen haben lassen. Denn was die nur gewöhnlich einwirkenden Teile betrifft, so werden sie überhaupt nicht empfunden werden können; und die mit zu großer oder zu geringer Kraft einwirkenden werden ihr nur unangenehm sein können. Was die kleinen Fäden betrifft, die dem Gehörsinn87 als Organ dienen, so brauchen sie nicht so dünn zu sein wie die vorangegangenen, sondern es reicht aus, sie sich als am Grund

148,7

148,21

149,3

149,17

224

L’Homme · Troisième partie

des oreilles, qu’ils peuvent facilement être mus tous ensemble, & d’une même façon, par les petites secousses dont l’air de dehors pousse une certaine peau fort déliée, qui est tendue à l’entrée de ces concavités, & qu’ils ne peuvent être touchés par aucun autre objet que par l’air qui est au-dessous de cette peau; car ce seront ces petites secousses, qui passant jusqu’au cerveau par l’entremise de ces nerfs, donneront occasion à l’âme de concevoir l’idée des sons. 149,30 Et notez qu’une seule d’entre elles ne lui pourra faire ouïr autre chose qu’un bruit sourd, qui passe en un | moment, & dans lequel il n’y aura point d’autre variété, sinon qu’il se trouvera plus ou moins grand, selon que l’oreille sera frappée plus ou moins fort; mais que, lorsque plusieurs s’entresuivront, ainsi qu’on voit à l’œil que font les tremblements des cordes, & des cloches quand elles sonnent, alors ces petites secousses composeront un son, que l’âme jugera plus doux ou plus rude, selon qu’elles seront plus égales ou plus inégales entre elles; & qu’elle jugera plus aigu ou plus grave, selon qu’elles seront plus promptes à s’entresuivre, ou plus tardives: en sorte que, si elles sont de la moitié, ou du tiers, ou du quart, ou d’une cinquième partie &c., plus promptes à s’entresuivre une fois que l’autre, elles composeront un son que l’âme jugera plus aigu d’une octave, ou d’une quinte, ou d’une quarte, ou d’une tierce majeure &c. Et enfin plusieurs sons mêlés ensemble seront accordants ou discordants, selon qu’il y aura plus ou moins de rapport, & qu’il se trouvera des intervalles plus égaux ou plus inégaux, entre les petites secousses qui les composent. 150,21 Comme, par exemple, si les divisions des lignes, A , B , C , D, E , F, G, H, représentent les petites secousses qui composent autant de divers sons, il est aisé à juger que ceux qui sont représentés par les lignes G & H, ne doivent pas être si doux à l’oreille que les autres: ainsi que les parties raboteuses d’une pierre ne le sont



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der Höhlen der Ohren so disponiert zu denken, daß sie alle gemeinsam leicht und in derselben Weise durch die kleinen Stöße bewegt werden können, mit denen die Luft von außen eine gewisse sehr dünne Haut stößt, die am Eingang dieser Höhlen aufgespannt ist, und daß sie außer durch die oberhalb dieser Haut befindlichen Luft durch kein anderes Objekt berührt werden können: Denn diese kleinen Stöße werden, wenn sie durch die Vermittlung dieser Nerven bis auf das Gehirn übergehen, der Seele Anlaß geben, die Idee der Klänge aufzufassen. Und beachten Sie, daß ein einzelner solcher Stoß die Seele nur ein dumpfes Geräusch wird hören lassen, das in einem Moment vorübergeht und in dem es überhaupt keine andere Vielfalt geben wird, außer daß es sich dementsprechend als mehr oder weniger groß finden wird, ob das Ohr mehr oder weniger stark geschlagen werden wird. Wenn aber mehrere Stöße aufeinanderfolgen werden, wie man es mit dem Auge bei den Schwingungen einer Schnur und bei ertönenden Glocken sehen kann, dann werden diese kleinen Stöße einen Ton bilden, den die Seele dementsprechend als sanfter oder roher beurteilen wird, ob sie untereinander gleicher oder ungleicher sein werden; und dementsprechend als höher oder tiefer, ob sie rascher oder verzögerter aufeinander folgen werden. Deshalb werden sie, wenn sie das eine Mal um die Hälfte oder um ein Drittel oder um ein Viertel oder um ein Fünftel rascher aufeinanderfolgen als das andere Mal, einen Ton bilden, den die Seele um eine Oktave, eine Quinte, eine Quarte oder um eine große Terz usw. höher beurteilen wird. Und schließlich werden mehrere miteinander vermischte Töne dementsprechend konsonant oder dissonant sein, ob sie mehr oder weniger Beziehung zueinander haben und sich die Zwischenräume zwischen den kleinen Schlägen, die sie bilden, als gleicher oder ungleicher finden werden. Wenn zum Beispiel die Teilungen der Linien A , B, C , D, E , F, G und H die kleinen Stöße darstellen, die ebenso viele verschiedene Töne bilden, kommt man leicht zu dem Urteil, daß die durch die Linien G und H dargestellten für das Ohr nicht so sanft sein können wie die anderen, genauso wie die natur­

149,30

150,21

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L’Homme · Troisième partie

pas tant à l’attouchement, que celles d’un miroir bien poli. Et il faut penser que B représente un son plus aigu que A , d’une octave, C d’une quinte, D 〈d’〉une quarte, E d’une tierce majeure, & F d’un ton aussi majeur; & remarquer qu’A & B joints ensemble, | ou ABC , ou ABD, ou même ABCE sont beaucoup plus accordants que ne sont A & F, ou ACD, ou ADE , &c. Ce qui me semble suffire pour montrer comment l’âme, Fig. 8 qui sera en la machine que je vous décris, pourra se plaire à une Musique qui suivra toutes les mêmes règles que la nôtre; & comment même elle pourra la rendre beaucoup plus parfaite; au moins si l’on considère, que ce ne sont pas absolument les choses les plus douces, qui sont les plus agréables aux sens, mais celles qui les chatouillent d’une façon mieux tempérée: ainsi que le sel & le vinaigre sont souvent plus agréables à la langue que l’eau douce. Et c’est ce qui fait que la Musique reçoit les tierces & les sextes, & mêmes quelquefois les dissonances, aussi bien que les unissons, les octaves, & les quintes. 151,16 Il reste encore le sens de la vue, que j’ai besoin d’expliquer un peu plus exactement que les autres, à cause qu’il sert davantage à mon sujet. Ce sens dépend aussi en cette machine de deux nerfs, qui doivent sans doute être composés de plusieurs petits filets, les plus déliés, & les plus aisés à mouvoir qui puissent être; d’autant qu’ils sont destinés à rapporter au cerveau ces diverses actions des parties du second élément, qui, suivant ce qui a été dit ci-dessus, donneront occasion à l’âme, quand elle sera unie à cette machine, de concevoir les diverses idées des couleurs & de la lumière.



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belassenen Teile eines Steines für den Tastsinn nicht ebenso sanft sind wie die eines gut geschliffenen Spiegels. Und man muß sich denken, daß B einen um eine Oktave höheren Ton darstellt als A , C um eine Quinte, D um eine Quarte, E um eine große Terz und F um einen Ganzton. ­Bemerken Sie, daß A und B oder ABC oder ABD oder sogar ABCE miteinander ver­bunden sehr viel konsonanter sind als A und F Abb.   28 [AT Fig. 8] oder ACD oder ADE usw. Dies scheint mir auszureichen, um zu zeigen, wie die Seele, die sich in der Maschine, die ich Ihnen beschreibe, befinden wird, an einer Musik wird Gefallen finden können, die genau denselben Regeln folgen wird wie die unsrige, und wie sie sie sehr viel vollkommener wird machen können – zumindest wenn man in Betracht zieht, daß es ganz und gar nicht die süßesten Dinge sind, die den Sinnen am angenehmsten sind, sondern diejenigen, die sie in einer besser temperierten Weise kitzeln: so wie Salz und Essig für die Zunge oft angenehmer sind als Süßwasser. Und das ist es, was dazu führt, daß die Musik Terzen und Sexten und manchmal sogar Dissonanzen genauso wie Unisoni, Oktaven und Quinten zuläßt.88 Es ist noch der Sinn des Sehvermögens89 übrig, den ich ein wenig exakter erklären muß als die anderen, weil er meinem Gegenstand mehr dient. Dieser Sinn hängt in dieser Maschine auch von zwei Nerven ab, die zweifelsohne aus mehreren kleinen Fäden zusammengesetzt und so dünn und so leicht zu bewegen sein müssen wie möglich, da sie dazu vorgesehen sind, dem Gehirn jene verschiedenen Aktionen des zweiten Elements zu übermitteln, die, dem weiter oben Gesagten gemäß, der Seele, die mit dieser Maschine vereint sein wird, Anlaß geben werden, die verschiedenen Ideen der Farben und des Lichts aufzufassen.

151,16

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L’Homme · Troisième partie

Mais parce que la structure de l’œil aide aussi à cet | effet, il est ici besoin que je la décrive; & pour plus grande facilité, je tâcherai de le faire en peu de mots, en laissant tout à dessein plusieurs particularités superflues, que la curiosité des Anatomistes y remarque. 152,5 ABC est une peau assez dure & épaisse, qui compose comme un vase rond, dans lequel toutes les autres parties de l’œil sont contenues. DEF en est une autre plus délié, qui est tendue, ainsi qu’une tapisserie, audedans de la précédente. GHI est le nerf, dont les petits filets HG, HI, étant épars tout autour depuis H jusqu’à G & I, couvrent entièrement le fond de l’œil. K , L , M , sont trois sortes de glaires, ou humeurs, extrêmement claires & transparentes, qui remplissent tout l’espace contenu au-dedans de ces peaux, & qui ont chac­une la figure que vous voyez ici représentée. 152,16 En la première peau, la partie BCB est transparente, & un peu Fig. 9 plus voûtée que le reste; & la réfraction des rayons qui entrent dedans, s’y fait vers la perpendiculaire. En la deuxième peau, la superficie intérieure de la partie EF, qui regarde le fond de l’œil, est toute noire & obscure, & elle a au milieu un petit trou rond, qui est ce qu’on nomme la prunelle, & qui paraît si noir au milieu de l’œil, quand on le regarde par dehors. Ce trou n’est pas toujours de même grandeur, car la partie EF de la peau dans laquelle il est, nageant librement dans l’humeur K , qui est fort liquide, semble être comme un petit muscle, qui s’élargit ou s’étrécit par la direction du cerveau, selon que l’usage le requiert. 151,27



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Aber weil auch die Struktur des Auges diese Wirkung unterstützt, ist es hier nötig, daß ich sie beschreibe.90 Um der größeren Leichtigkeit willen werde ich versuchen, dies in wenigen Worten zu machen, indem ich mit Absicht etliche überflüssige Besonderheiten weglasse, die die Anatomen in ihrer Neugierde dabei bemerken. ABC ist eine ziemlich harte und dicke Haut, die so etwas wie ein rundes Gefäß bildet, in dem alle anderen Teile des Auges enthalten sind. DEF ist eine andere, dünnere Haut, die wie eine Tapete im Inneren der vorangegangenen gespannt ist. GHI ist ein Nerv, dessen kleine Fäden HG und HI ganz rundherum von H bis nach G und I verstreut sind und den Augenhintergrund völlig bedecken. K , L und M sind drei Arten äußerst klarer und durchsichtiger gallertartiger Massen oder Körpersäfte, die den gesamten im Inneren dieser Häute enthaltenen Raum füllen Abb.   29 [AT Fig. 9] und jeweils die Gestalt besitzen, die Sie hier dargestellt sehen. Bei der ersten Haut ist der Teil BCB durchsichtig und ein wenig gewölbter als der Rest; und die Brechung der eintretenden Strahlen vollzieht sich zur Senkrechten hin. Bei der zweiten Haut ist die innere Oberfläche des dem Augenhintergrund zugewandten Teils EF ganz schwarz und dunkel. Sie hat in der Mitte ein kleines rundes Loch, das man Pupille nennt und das in der Mitte des Auges so schwarz erscheint, wenn man von außen auf es blickt. Dieses Loch hat nicht immer dieselbe Größe, denn der Teil EF der Haut, in der es sich befindet, schwimmt frei auf dem sehr flüssigen Körpersaft K und scheint wie ein kleiner Muskel zu sein, der sich durch Weisung des Gehirns so weitet oder verengt, wie der Nutzen es erfordert.91

151,27

152,5

152,16

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L’Homme · Troisième partie

La figure de l’humeur marquée L , qu’on nomme l’hu | meur cristalline, est semblable à celle de ces verres, que j’ai décrits au traité de la Dioptrique, par le moyen desquels tous les rayons qui viennent d’un certain point se rassemblent à un autre certain point; & sa matière est moins molle, ou plus ferme, & cause par conséquent une plus grande réfraction, que celle des deux autres humeurs qui l’environnent. 153,8 E , N , sont de petits filets noirs, qui viennent du dedans de la peau D, E , F, & qui embrassent tout autour cette humeur cristalline; qui sont comme autant de petits tendons, par le moyen desquels sa figure se peut changer, & se rendre un peu plus plate, ou plus voûtée, selon qu’il est de besoin. Enfin, o, o, sont six ou sept muscles attachés à l’œil par dehors, & qui le peuvent mouvoir très facilement & très promptement de tous côtés. 153,17 Or la peau BCB , & les trois humeurs K , L , M , étant fort claires & transparentes, n’empêchent point que les rayons de la lumière, qui entrent par le trou de la prunelle, ne pénètrent jusqu’au fond de l’œil, où est le nerf, & qu’ils n’agissent aussi facilement contre lui, comme s’il était tout à fait à découvert; & elles servent à le préserver des injures de l’air, & des autres corps extérieurs, qui le pourraient facilement offenser, s’ils le touchaient; & de plus, à faire qu’il demeure si tendre & si délicat, que ce n’est pas merveille qu’il puisse être mû par des actions si peu sensibles, comme sont celles que je prends ici pour les couleurs. 153,29 La courbure qui est en la partie de la première peau, marquée BCB, & la réfraction qui s’y fait, est cause | que les rayons qui viennent des objets qui sont vers les côtés de l’œil, peuvent entrer par la prunelle; & ainsi que, sans que l’œil se remue, l’âme pourra voir plus grand nombre d’objets, qu’elle ne pourrait faire sans cela: car, par exemple, si le rayon PBK q ne se 152,30



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Die Gestalt des mit L markierten Körpersaftes, den man ­kristalline Flüssigkeit nennt, ist ähnlich jenen Gläsern, die ich in der Abhandlung über Dioptrik beschrieben habe, durch die alle von einem gewissenen Punkt kommenden Strahlen sich wieder in einem gewissen anderen Punkt sammeln.92 Seine Materie ist weniger weich oder fester und verursacht folglich eine größere Brechung als die der beiden ihn umgebenden anderen Körpersäfte. E und N sind kleine schwarze Fäden, die aus dem Inneren der Haut DEF kommen und diese kristalline Flüssigkeit ganz rundherum umfassen. Sie sind wie ebenso viele kleine Sehnen, durch die seine Gestalt sich so, wie es nötig ist, verändern und ein wenig flacher oder gewölbter werden kann. Schließlich sind o und o sechs oder sieben93 von außen am Auge befestigte Muskeln, die es sehr leicht und sehr rasch nach allen Seiten bewegen können. Nun sind die Haut BCB und die drei Körpersäfte K , L und M sehr klar und durchsichtig und verhindern deshalb überhaupt nicht, daß die durch das Loch der Pupille eintretenden Lichtstrahlen bis zum Augenhintergrund vordringen, wo sich der Nerv befindet, und genauso leicht auf ihn einwirken, als wenn er völlig unbedeckt wäre. Diese Körpersäfte dienen dazu, den Nerv vor Verletzungen durch die Luft und andere äußere Körper zu schützen, die ihn, wenn sie ihn berührten, leicht verletzen könnten. Außerdem sorgen sie dafür, daß er so zart und empfindlich bleibt, daß es kein Wunder ist, daß er durch Aktio­ nen bewegt werden kann, die so wenig wahrnehmbar sind wie diejenigen, die ich hier als Farben annehme.94 Die Krümmung des mit BCB markierten Teils der ersten Haut und die sich dort vollziehende Brechung ist die Ursache, weshalb Strahlen, die von Objekten kommen, die sich an den Seiten des Auges befinden, durch die Pupille eintreten können und daß die Seele so, ohne daß das Auge sich in Bewegung setzt, eine größere Anzahl von Objekten wird sehen können, als sie es ohne diese Krümmung könnte. Denn wenn zum Beispiel der Strahl PBK q sich nicht am Punkt B krümmte, könnte

152,30

153,8

153,17

153,29

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courbait pas au point B, il ne pourrait passer entre les points F, F, pour parvenir jusqu’au nerf. 154,8 La réfraction qui se fait en l’humeur cristalline sert à rendre la vision plus forte, & ensemble plus distincte. Car vous devez savoir, que la figure de cette humeur est tellement compassée, eu égard aux réfractions qui se font dans les autres parties de l’œil, & à la distance des objets, que lorsque la vue est dressée vers quelque point déterminé d’un objet, elle fait que tous les rayons qui viennent de ce point, & qui entrent dans l’œil par le trou de la prunelle, se rassemblent en un autre point au fond de l’œil, justement contre l’une des parties du nerf qui y est, & empêche par même moyen, qu’aucuns des autres rayons qui entrent dans l’œil, ne touche la même partie de ce nerf. 154,22 Par exemple, l’œil étant disposé à regarder le point R , la disposition de l’humeur cristalline fait que tous les rayons RNS , RLS &c., s’assemblent justement au point S , & empêche, par même moyen, qu’aucun de ceux qui viennent des points T & X &c., n’y parviennent; car elle assemble aussi tous ceux du point T environ le point V, ceux du point X environ le point Y, & ainsi des autres. Au lieu que,  | s’il ne se faisait aucune réfraction dans cet œil, l’objet R n’enverrait qu’un seul de ses rayons Fig. 10 au point S , & les autres s’épandrai­



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er nicht zwischen den Punkten F und F hindurchgehen, um bis zum Nerv zu gelangen. Die sich in der kristallinen Flüssigkeit vollziehende Brechung dient dazu, das Sehen stärker und gleichzeitig deut­licher zu machen. Denn Sie müssen wissen, daß die Gestalt dieses Körpersaftes an die sich in den anderen Teilen des Auges vollziehenden Brechungen und an den Abstand der Objekte so angepaßt ist, daß sie, wenn der Blick auf ir­gend­einen bestimmten Punkt eines Objekts gerichtet wird, alle von diesem Punkt kommenden und durch das Loch der Pupille in das Auge eintretenden Strahlen sich am Augenhintergrund wieder in einem anderen Punkt versammeln läßt, nämlich genau an einem der Teile des sich dort befindenden Nervs, und dadurch verhindert, daß irgendwelche andere in das Auge eintretende Strahlen denselben Teil dieses Nervs berühren. Wenn zum Beispiel das Auge sich in der Disposition befindet, auf den Punkt R zu blicken, läßt die Disposition der kristallinen Flüssigkeit alle Strahlen RNS , RLS usw. sich genau am Punkt S sammeln und verhindert dadurch, daß irgendeiner der von den Punkten T, X usw. kommenden dorthin gelangt. Denn diese Disposition sammelt auch alle Strahlen vom Punkt T ungefähr am Punkt V, diejenigen vom Punkt X ungefähr am Punkt Y und ebenso die anderen. Wenn sich hingegen in diesem Auge keinerlei Brechung vollzöge, würde das Objekt R nur einen einzigen seiner Strahlen zum Punkt S senden, Abb.   30 [AT Fig. 10] und die anderen würden sich hier-

154,8

154,22

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ent ça & là en tout l’espace V, Y; & de même les points T & X , & tous ceux qui sont entre deux, enverraient chacun un de leurs rayons vers ce même point S . 155,7 Or il est bien évident que l’objet R doit agir plus fort contre la partie du nerf qui est à ce point S , lorsqu’il y envoie grand nombre de rayons, que s’il n’y en envoyait qu’un seul; & que cette partie du nerf S doit rapporter plus distinctement & plus fidèlement au cerveau l’action de cet objet R , lorsqu’elle ne reçoit des rayons que de lui seul, que si elle en recevait de divers autres. 155,15 La couleur noire, tant de la superficie intérieure de la peau EF, que des petits filets EN, sert aussi à rendre la vision plus distincte: car, suivant ce qui a été dit ci-dessus de la nature de cette couleur, elle amortit la force des rayons qui se réfléchissent du fond de l’œil vers le devant, & empêche que de là ils ne retournent derechef vers le fond de l’œil, où ils pourraient apporter de la confusion. Par exemple, les rayons de l’objet X , donnant au point Y contre le nerf qui est blanc, se réfléchissent de là de tous côtés vers N & vers F, d’où ils pourraient derechef se réfléchir vers S & vers V, & y troubler l’action des points R & T, si les corps N & F n’étaient pas noirs. 155,28 Le changement de figure, qui se fait en l’humeur cristalline, sert à ce que les objets qui sont à diverses | distances puissent peindre distinctement leurs images au fond de l’œil: car, suivant ce qui a été dit au traité de la Dioptrique, si par exemple l’humeur LN est de telle figure, qu’elle fasse que tous les rayons qui partent du point R aillent justement toucher le nerf au point S , la même humeur sans être changée, ne pourra faire que ceux du point T, qui est plus proche, ou du point X , qui est plus éloigné, y aillent aussi; mais elle fera que le rayon TL ira vers H, & TN vers G; & au contraire, que XL ira vers G, & XN vers H , &



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hin und dorthin im gesamten Raum VY ausbreiten; und ebenso würden die Punkte T und X und alle sich dazwischen befindenden jeweils nur einen ihrer Strahlen zu diesem Punkt S senden. Nun ist es wohl evident, daß das Objekt R stärker auf den sich am Punkt S befindenden Teil des Nervs einwirken muß, wenn er eine größere Anzahl an Strahlen dorthin sendet, als wenn er nur einen einzigen dorthin senden würde. Und dieser Teil des Nervs S muß dem Gehirn die Aktion des Objekts R deutlicher und getreuer übermitteln, wenn er allein nur von ihm Strahlen erhält, als wenn er welche von verschieden anderen erhielte. Auch die schwarze Farbe sowohl der inneren Oberfläche der Haut EF wie der kleinen Fäden EN dient dazu, das Sehen deutlicher machen.95 Denn dem gemäß, was weiter oben96 über die Natur dieser Farbe gesagt wurde, hebt sie die Kraft der Strahlen auf, die sich vom Augenhintergrund zur Vorderseite reflektieren, und verhindert, daß sie von dort wiederum zum Augenhintergrund zurückkehren, wo sie Verwirrung stiften könnten. Zum Beispiel reflektierten die Strahlen des Objekts X , die vom Punkt Y auf den weißen Nerv fallen, sich von dort zu allen Seiten nach N und nach F, von wo sie, wenn die Körper N und F nicht schwarz wären, sich wiederum nach S und nach V reflektieren und die Aktion der Punkte R und T stören könnten. Die sich an der kristallinen Flüssigkeit vollziehende Veränderung der Gestalt dient dazu, daß die Objekte, die sich in verschiedenen Abständen befinden, ihre Bilder deutlich am Augenhintergrund malen können. Wenn zum Beispiel [s. Abb. 31, S. 237] dem gemäß, was in der Abhandlung über Dioptrik gesagt wurde, der Körpersaft LN eine solche Gestalt hat, daß er alle vom Punkt R weggehenden Strahlen den Nerv genau am Punkt S berühren läßt, wird derselbe Körpersaft, ohne verändert zu werden, nicht veranlassen können, daß auch die Strahlen vom näheren Punkt T oder vom weiter entfernten Punkt X dorthin gehen; sondern er wird den Strahl TL nach H und TN nach G gehen lassen; und umgekehrt wird XL nach G und

155,7

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Fig. 11

156,17

Fig. 12

ainsi des autres. Si bien que, pour représenter distinctement le point X , il est besoin que toute la figure de cette humeur NL se change, & qu’elle devienne un peu plus plate, comme celle qui est marquée I; & pour représenter le point T, il est besoin qu’elle devienne un peu plus voûtée, comme celle qui est marquée F. Le changement de grandeur qui arrive à la prunelle sert à modérer la force de la vision; car il est besoin qu’elle soit plus petite, quand la lumière est trop vive, afin qu’il n’entre pas tant de rayons dans l’œil, que le nerf en puisse être offensé; & qu’elle soit plus grande, quand la lumière est trop faible, afin qu’il y en entre assez pour être sentis. Et de plus, posant que la lumière demeure égale, il est besoin que la prunelle soit plus grande, quand l’objet que l’œil regarde est éloigné, que quand il est proche: car, par exemple, s’il n’entre qu’autant de rayons du point R , par la prunelle de l’œil 7, qu’il en faut pour pouvoir



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Abb.   31 [AT Fig. 11]

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Abb.   32 [AT Fig. 12]

XN nach H gehen, und ebenso die anderen. Um den Punkt X

deutlich darzustellen, ist es deshalb nötig, daß sich die gesamte Gestalt dieses Körpersaftes NL verändert und er etwas flacher wird, wie der mit I markierte; und um den Punkt T darzustellen, ist es nötig, daß er etwas gewölbter wird, wie der mit F markierte. Die mit der Pupille geschehende Veränderung der Größe dient dazu, die Kraft des Sehens zu mäßigen. Denn wenn das Licht zu grell wird, ist es nötig, daß die Pupille kleiner wird, damit nicht so viele Strahlen in das Auge eintreten, daß der Nerv dadurch verletzt werden könnte. Und wenn das Licht zu schwach ist, ist es nötig, daß sie größer wird, damit genügend Strahlen in es eintreten, um empfunden zu werden. Und außerdem ist es nötig, daß die Pupille größer ist, wenn – gesetzt, das Licht bleibt gleich – das Objekt, auf das das Auge blickt, entfernt ist, als wenn es nah ist. Denn wenn zum Beispiel durch die Pupille des Auges 7 vom Punkt R gerade so viele Strahlen

156,17

238

L’Homme · Troisième partie

être sentis, il est besoin qu’il en entre tout autant dans l’œil 8, & par conséquent que sa prunelle soit plus grande. 157,1 La petitesse de la prunelle sert aussi à rendre la vision plus distincte; car vous devez savoir que, quelque figure que puisse avoir l’humeur cristalline, il est impossible qu’elle fasse que les rayons qui viennent de divers points de l’objet s’assemblent tous exactement en autant d’autres divers points: mais que, si ceux du point R , par exemple, s’assemblent justement au point S , il n’y aura, du point T, que ceux qui passent par la circonférence & par le centre de l’un des cercles qu’on peut décrire sur la superficie de cette humeur cristalline, qui se puissent assembler exactement au point V; & par conséquent, que les autres, qui seront d’autant moindres en nombre que la prunelle sera plus petite, allant toucher le nerf en d’autres points, ne pourront manquer d’y apporter de la confusion. D’où vient que, si la vision d’un même œil est moins forte une fois que l’autre, elle sera aussi moins distincte, soit que cela vienne de l’éloignement de l’objet, soit de la débilité de la lumière; parce que, la prunelle étant plus grande, quand elle est moins forte, cela rend aussi la vision plus confuse. 157,22 De là vient aussi, que l’âme ne pourra jamais voir très distinctement qu’un seul point de l’objet à chaque fois, savoir, celui vers lequel toutes les parties de l’œil seront dressées pour lors, & que les autres lui paraîtront d’autant plus confus, qu’ils seront plus éloignés de celui-ci. Car, par exemple, si les rayons du point R s’assemblent tous exactement au point S , ceux du point X s’assembleront encore moins exactement vers Y, que ceux du point T ne s’assembleront vers V; & il faut juger ainsi des autres, à mesure qu’ils sont | plus éloignés du point R . Mais les muscles o, o, tournant l’œil très promptement de tous côtés, servent à



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eintreten, wie nötig sind, um empfunden zu werden, ist es nötig, daß genau so viele in das Auge 8 eintreten und daß folglich seine Pupille größer ist. Auch die Kleinheit der Pupille dient dazu, das Sehen deutlicher zu machen. Denn Sie müssen wissen, daß die kristalline Flüssigkeit, welche Gestalt sie auch haben mag, die von verschiedenen Punkten des Objekts kommenden Strahlen unmöglich sich ganz exakt in ebenso vielen verschiedenen anderen Punkten sammeln läßt, sondern daß, wenn sich zum Beispiel [vgl. Abb. 30, S. 233] die vom Punkt R kommenden genau im Punkt S sammeln, sich nur diejenigen der vom Punkt T kommenden Strahlen, die durch den Umfang und den Mittelpunkt eines der Kreise hindurchgehen, die man auf der Oberfläche dieser kristallinen Flüssigkeit beschreiben kann, genau im Punkt V werden sammeln können. Folglich werden die anderen, deren Anzahl desto geringer ist, je kleiner die Pupille ist, den Nerv an anderen Punkten berühren und deshalb unausweichlich dort Verwirrung stiften. Daher kommt es, daß, wenn das Sehen desselben Auges das eine Mal weniger stark ist als das andere Mal, es auch weniger deutlich sein wird, gleichgültig, ob dies von der Entfernung des Objekts oder der Schwäche des Lichts kommt; denn wenn das Licht weniger stark ist, ist die Pupille größer, und auch das macht das Sehen verschwommener. Daher kommt es auch, daß das Auge niemals mehr als einen einzigen Punkt eines Objekts auf einmal deutlich sehen kann, nämlich das­jenige, auf das in dem Fall alle Teile des Auges gerichtet sein werden, und daß die anderen ihm desto verschwommener erscheinen werden, je weiter sie von diesem Punkt entfernt sind. Denn wenn zum Beispiel die Strahlen vom Punkt R sich ganz exakt im Punkt S sammeln, werden sich die des Punktes X wiederum weniger exakt bei Y sammeln, als sich diejenigen vom Punkt T bei V sammeln werden; und über die anderen ist genauso zu urteilen, nämlich nach Maßgabe dessen, wie viel weiter sie jeweils vom Punkt R entfernt sind. Aber [vgl. Abb. 29, S. 229] die Muskeln o, o, die das Auge sehr rasch nach allen Seiten drehen können, dienen dazu, diesen Mangel

157,1

157,22

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L’Homme · Troisième partie

suppléer à ce défaut: car ils peuvent en moins de rien l’appliquer successivement à tous les points de l’objet, & ainsi faire que l’âme les puisse voir tous distinctement l’un après l’autre. 158,7 Je n’ajoute pas ici, particulièrement, ce que c’est qui pourra donner occasion à cette âme de concevoir toutes les différences des couleurs, car j’en ai déjà assez parlé ci-dessus. Et je ne dis pas aussi quels objets de la vue lui doivent être agréables ou désagréables; car, de ce que j’ai expliqué des autres sens, il vous est facile à entendre que la lumière trop forte doit offenser les yeux, & que la modérée les doit récréer; & qu’entre les couleurs, la verte, qui consiste en l’action la plus modérée (qu’on peut nommer par analogie la proportion d’un à deux), est comme l’octave entre les consonances de la Musique, ou le pain entre les viandes que l’on mange, c’est-à-dire celle qui est la plus universellement agréable; & enfin, que toutes ces diverses couleurs de la mode, qui récréent souvent beaucoup plus que le vert, sont comme les accords & les passages d’un air nouveau, touché par quelque excellent joueur de luth, ou les ragoûts d’un bon cuisinier, qui chatouillent bien davantage le sens, & lui font sentir d’abord plus de plaisir, mais aussi qui le lassent beaucoup plutôt, que ne font les objets simples & ordinaires. 159,1 Seulement faut-il encore que je vous dise ce que c’est qui donnera moyen à l’âme de sentir la situation, la figure, la distance, la grandeur, & autres semblables qualités: qui ne se rapportent pas à un seul sens en particulier, ainsi que font celles dont j’ai parlé jusques ici; mais qui sont communes à l’attouchement & à la vue, & même en quelque façon aux autres sens. 159,9 Remarquez donc, premièrement, que, si la main A , par exemple, touche le corps C , les parties du cerveau B, d’où viennent les petits filets de ses nerfs, seront autrement disposées, que si elle en touchait un qui fût d’autre figure, ou d’autre grandeur, ou situé en une autre place; & ainsi, que l’âme pourra connaître, par leur moyen, la situation de ce corps, & sa figure, & sa grandeur, &



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auszugleichen; denn sie können das Auge im Nu nacheinander auf alle Punkte des Objekts ausrichten und so veranlassen, daß die Seele den einen nach dem anderen ganz deutlich sehen kann. Ich füge hier nicht im besonderen hinzu, was der Seele wird Anlaß geben können, alle Unterschiede der Farben aufzufassen, denn darüber habe ich bereits weiter oben gesprochen. Und ich sage auch nicht, welche Objekte des Sehvermögens ihr angenehm oder unangenehm sein müssen; denn aus dem, was ich über die anderen Sinne erklärt habe, können Sie leicht einsehen, daß zu starkes Licht die Augen verletzen und mäßiges sie sich erholen lassen muß; und daß unter den Farben die grüne, die in der gemäßigtsten Aktion besteht (die man in Analogie [zur Musik] das Verhältnis von eins zu zwei nennen kann), wie die Oktave unter den Zusammenklängen der Musik oder das Brot unter den Nahrungsmitteln, die man ißt, das heißt, die am universellsten angenehm ist;97 und daß schließlich alle verschiedenen Farben der Mode, die oft sehr viel mehr erholen als das Grün, wie die Akkorde und Melodien eines neuen Liedes sind, die von einem hervorragenden Lautenspieler geschlagen werden, oder wie die Ragouts eines guten Kochs, die wohl den Sinn mehr kitzeln und ihn zunächst mehr Vergnügen empfinden lassen, ihn aber auch sehr viel früher ermüden als die einfachen und gewöhnlichen Objekte. Ich muß Ihnen aber noch sagen, was der Seele ermöglichen wird, Lage, Gestalt, Abstand, Größe und andere ähnliche Qualitäten zu empfinden, die sich nicht auf einen Sinn im besonderen beziehen wie die, über die ich bislang gesprochen habe, sondern dem Tastsinn und dem Sehvermögen gemeinsam sind und in gewisser Weise sogar den anderen Sinnen.98 Bemerken Sie also erstens, daß wenn [s. Abb. 33, S. 243] die Hand A zum Beispiel den Körper C berührt, die Teile des Gehirns B, von denen die kleinen Fäden dieser Nerven kommen, sich in einer anderen Disposition befinden werden, als wenn sie einen berühren würde, der eine andere Gestalt oder eine andere Größe hätte oder an einem anderen Platz läge. Dadurch wird die Seele die Lage dieses Körpers, seine Gestalt, seine Größe

158,7

159,1

159,9

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toutes les autres semblables qualités. Et que tout de même, si l’œil D est tourné vers l’objet E , l’âme pourra connaître la situation de cet objet, d’autant que les nerfs de cet œil seront disposés en une autre sorte, que s’il était tourné vers ailleurs. Et qu’elle pourra connaître sa figure, d’autant que les rayons du point 1, s’assemblant au point 2, contre le Fig. 13 nerf nommé optique,  & ceux du point 3 au point 4, & ainsi des autres, y en traceront une, qui se rapportera exactement à la sienne. Et qu’elle pourra connaître la distance du point 1, par exemple, d’autant que la disposition de l’humeur cristalline sera d’autre figure, pour faire que tous les rayons qui viennent de ce point s’assemblent au fond de l’œil justement au point 2, que je suppose en être le milieu, que s’il en était plus proche ou | plus éloigné, ainsi qu’il a tantôt été dit. Et de plus, qu’elle connaîtra celle du point 3, & de tous les autres dont les rayons entreront dans l’œil en même temps: pour ce que, l’humeur cristalline étant ainsi disposée, les

Fig. 14



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und alle anderen ähnlichen Qualitäten erkennen können. Und genauso wird die Seele, wenn das Auge D zum Objekt E gedreht ist, die Lage dieses Objekts erkennen können, da die Nerven dieses Auges sich in einer anderen Art der Disposition befinden werden, als wenn es anderswohin gedreht wäre. Und seine Gestalt wird sie erkennen können, da die Abb.   33 [AT Fig. 13] Strahlen vom Punkt 1, die sich im Punkt 2, und die vom Punkt 3 im Punkt 4 und ebenso bei den anderen, an dem Nerv sammeln, den man optisch nennt, dort eine Gestalt zeichnen werden, die exakt die seinige übermitteln wird. Und den Abstand zum Beispiel des Punktes 1 wird die Seele erkennen können, da die Disposition der kristallinen Flüssigkeit in einer anderen Gestalt bestehen wird, um alle von diesem Punkt kommenden Strahlen sich am Augenhintergrund genau am Punkt 2 sammeln zu lassen, den ich als Mitte voraussetze, als wenn dieser Punkt dem Auge näher oder weiter von ihm entfernt wäre, wie vorher bereits gesagt wurde. Und sie wird außerdem den Abstand des Punktes 3 und aller anderen erkennen, deren Strahlen gleichzeitig in das Auge eintreten werden: Denn wenn die kristalline Flüssigkeit diese DispoAbb.   3 4 [AT Fig. 14] sition hat, werden sich die Strahlen

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160,16

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rayons de ce point 3 ne s’assembleront pas si justement au point 4, que ceux du point 1 au point 2, & ainsi des autres; & que leur action ne sera pas du tout si forte à proportion, ainsi qu’il a aussi tantôt été dit. Et enfin, que l’âme pourra connaître la grandeur des objets de la vue, & toutes leurs autres semblables qualités, par la seule connaissance qu’elle aura de la distance & de la situation de tous leurs points; comme aussi, réciproquement, elle jugera quelquefois de leur distance, par l’opinion qu’elle aura de leur grandeur. Remarquez aussi, que si les deux mains, f & g, tiennent chacune un bâton, i & h, dont elles touchent l’objet K : encore que l’âme ignore d’ailleurs la longueur de ces bâtons, toutefois, parce qu’elle saura la distance qui est entre les deux points f & g, & la grandeur des angles fgh, & gfi, elle pourra connaître, comme par une Géométrie naturelle, où est l’objet K. Et tout de même, si Fig. 15 les deux yeux L & M sont tournés vers l’objet N, la grandeur de la ligne LM , & celle des deux angles LMN, MLN , lui feront connaître où est le point N. Mais elle pourra aussi assez souvent se tromper en tout ceci; car, premièrement, si la situation de la main, ou de l’œil, ou du doigt, est contrainte par quelque cause extérieure, elle ne s’accordera pas si exactement avec celle des petites parties du cerveau | d’où viennent les nerfs, comme si elle Fig. 16



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von diesem Punkt 3 nicht so genau am Punkt 4 sammeln wie die vom Punkt 1 am Punkt 2, und ebenso bei den anderen; und ihre Aktion wird im Verhältnis gar nicht so stark sein, wie ebenfalls vorher bereits gesagt wurde. Und schließlich wird die Seele die Größe der Objekte des Sehvermögens und alle anderen ähnlichen Qualitäten allein durch die Erkenntnis erkennen können, die sie von dem Abstand und der Lage aller ihrer Punkte haben wird; wie sie umgekehrt manchmal auch durch die Meinung, die sie von ihrer Größe hat, über ihren Abstand urteilen wird. Bemerken Sie auch, daß wenn die beiden Hände f und g jeweils einen Stock i und h halten, mit denen sie das Objekt K berühren, die Seele dennoch, obwohl ihr die Länge dieser Stöcke ansonsten unbekannt ist, wie durch eine natürliche Geometrie99 wird erkennen können, wo sich das Objekt K befindet, weil sie den Abstand zwischen den beiden Punkten f und g und die Größe der Winkel fgh und gfi wissen wird. Und genauso wird, wenn die beiden Augen L und M zum Objekt N gedreht sind, die Abb.   35 [AT Fig. 15] Größe der Linie LM und die der beiden Winkel LMN und MLN sie erkennen lassen, wo sich der Punkt N befindet. Aber sie wird sich auch ziemlich oft in all dem täuschen können.100 Denn wenn erstens die Lage der Hand, des Auges oder des Fingers durch irgend­ eine äußere Ursache erzwungen ist, wird sie nicht so exakt mit den kleinen Teilen des Gehirns übereinstimmen, von Abb.   36 [AT Fig. 16] denen die Nerven kommen, als

160,16

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L’Homme · Troisième partie

ne dépendait que des muscles; & ainsi l’âme, qui ne la sentira que par l’entremise des parties du cerveau, ne manquera pas pour lors de se tromper. 161,5 Comme, par exemple, si la main f, étant de soi disposée à se tourner vers o, se trouve contrainte par quelque force extérieure à demeurer tournée vers K : les parties du cerveau d’où viennent ses nerfs, ne seront pas tout à fait disposées en même sorte, que si c’était par la force de ses muscles que la main fût Fig. 17 ainsi tournée vers K ; ni aussi en même sorte, que si elle était véritablement tournée vers o; mais d’une façon moyenne entre ces deux, savoir en même sorte que si elle était tournée vers P. Et ainsi la disposition que cette contrainte donnera aux parties du cerveau, fera juger à l’âme que l’objet K est au point P, & qu’il est autre celui qui est touché par la main g. 161,19 Tout de même, si l’œil M est détourné par force de l’objet N , & disposé comme s’il devait regarder vers q, l’âme jugera que l’œil est tourné vers R . Et parce qu’en cette situation les rayons de l’objet N entreront dans l’œil, tout de même que feraient ceux du point S , si l’œil était véritablement tourné vers R : elle croira que cet objet N est au point S , & qu’il est autre que celui qui est regardé par l’autre l’œil. 161,27 Tout de même aussi, les deux doigts t & v, touchant la petite boule X , feront juger à l’âme Fig. 18



Der Mensch · Dritter Teil

247

wenn sie nur von den Muskeln abhinge; und so wird sich die Seele, die sie nur durch die Vermittlung der Teile des Gehirns empfinden wird, in diesem Fall unausweichlich täuschen. Wenn zum Beispiel die Hand f, die von sich aus die Disposition hat, sich nach o zu drehen, sich durch irgendeine äußere Kraft gezwungen findet, nach K gedreht zu bleiben, werden die Teile des Gehirns, von denen ihre Nerven kommen, weder in derselben Art angeordnet sein, als wenn die Kraft der Abb.   37 [AT Fig. 17] Muskeln die Hand so nach K gedreht hätte; noch in derselben Art, als wenn sie tatsächlich nach o gedreht wäre; sondern in einer mittleren Weise zwischen diesen beiden, nämlich in derselben Art, als wenn sie nach P gedreht wäre. Und so wird die Disposition, die dieser Zwang den Teilen des Gehirns verleihen wird, die Seele veranlassen, zu urteilen, daß das Objekt K sich am Punkt P befindet und es ein anderes ist als das, was durch die Hand g berührt wird. Ebenso, wenn das Auge M mit Kraft vom Objekt N weggedreht und angeordnet wird, als ob es nach q blicken müßte, wird die Seele urteilen, daß das Auge nach R gedreht ist. Und weil in dieser Lage die Strahlen des Objekts N genauso in das Auge eintreten werden, wie es die vom Punkt S täten, wenn das Auge tatsächlich nach R gedreht wäre, wird sie glauben, daß sich das Objekt N am Punkt S befindet und es ein anderes ist als das, worauf das andere Auge blickt. Ebenso werden auch [siehe Abb. 39, S. 249] die beiden Finger t und v, die die kleine Kugel X berühren, die Seele urteiAbb.   38 [AT Fig. 18] len lassen, daß sie zwei unter-

161,5

161,19

161,27

248

L’Homme · Troisième partie

Fig. 19

Fig. 20

qu’ils en touchent deux différentes, à cause qu’ils sont croisés & retenus par contrainte hors de leur situation naturelle. 162,1 De plus, si les rayons, ou autres lignes, par l’entremise desquelles les actions des objets éloignés passent vers les sens, sont courbées, l’âme, qui les supposera communément être droites, en tirera occasion de se tromper. Comme, par exemple, si le bâton HY est courbé vers K , il semblera à l’âme que l’objet K , que ce bâton touche, est vers Y. Et si l’œil L reçoit les rayons de l’objet N au travers du verre Z , qui les courbe, il semblera à l’âme que cet objet est vers A . Et tout de même, si l’œil B reçoit

Fig. 21

Fig. 22



Der Mensch · Dritter Teil

Abb.   39 [AT Fig. 19]

249

Abb.   4 0 [AT Fig. 20]

schiedliche berühren, weil sie gekreuzt und durch Zwang außerhalb ihrer natürlichen Lage festgehalten werden.101 Außerdem: Wenn die Strahlen oder andere Linien, durch deren Vermittlung die Aktionen der entfernten Objekte auf die Sinne übergehen, gekrümmt sind, wird die Seele, die sie gemeinhin als gerade voraussetzen wird, daraus den Anlaß ziehen, sich zu täuschen. Wenn zum Beispiel [Abb. 40] der Stock HY nach K gekrümmt ist, wird der Seele scheinen, daß sich das Objekt K , das dieser Stock berührt, bei Y befindet. Und wenn [Abb. 41] das Auge L die Strahlen des Objekts N durch das Glas Z hindurch erhält, das sie krümmt, wird der Seele scheinen, daß sich dieses Objekt bei A befindet. Und genauso [Abb. 42] wenn

Abb.   41 [AT Fig. 21]

Abb.   42 [AT Fig. 22]

162,1

250

L’Homme · Troisième partie

les rayons du point D, au travers du verre c, que je suppose les plier tout en même façon que s’ils venaient du point E , & ceux du point F, comme s’ils venaient du point G, & ainsi des autres, il semblera à l’âme que l’objet DFH, est aussi éloigné & aussi grand que paraît EGI. 162,17 Et pour conclusion, il faut remarquer, que tous les moyens que l’âme aura pour connaître la distance des objets de la vue, sont incertains. Car pour les angles LMN, MLN, & leurs semblables, ils ne changent quasi plus sensiblement, quand l’objet est à quinze ou vingt pieds de distance. Et pour la disposition de l’humeur cristalline, elle change encore moins sensiblement, sitôt que l’objet est plus de trois ou quatre pieds loin de l’œil. Et enfin, pour ce qui est de juger des éloignements, par l’opinion qu’on a de la grandeur des objets, ou pour ce que les rayons qui viennent de leurs divers points, ne s’assemblent pas si exactement au fond de l’œil les uns que les autres, l’exemple des tableaux de perspective nous montre assez combien il est facile de s’y tromper. Car, lorsque leurs figures | sont plus petites que nous ne nous imaginons qu’elles doivent être, & que leurs couleurs sont un peu obscures, & leurs linéaments un peu confus, cela fait qu’elles nous paraissent de beaucoup plus éloignées & plus grandes qu’elles ne sont. 163,6 Or, après vous avoir ainsi expliqué les cinq sens extérieurs, tel qu’ils sont en cette machine, il faut aussi que je vous dise quelque chose de certains sentiments intérieurs qui s’y trouvent.



Der Mensch · Dritter Teil

251

das Auge B die Strahlen vom Punkt D durch das Glas c hindurch erhält, das, wie ich voraussetze, sie in derselben Weise beugt, als ob sie vom Punkt E kämen, und diejenigen vom Punkt F, als ob sie vom Punkt G kämen, und ebenso bei den anderen, wird der Seele scheinen, daß das Objekt DFH genauso weit entfernt und ebenso groß ist, wie EGI erscheint. Und als Schlußfolgerung ist zu bemerken, daß alle Mittel, die die Seele haben wird, um den Abstand der Objekte des Sehvermögens zu erkennen, ungewiß sind. Denn [vgl. Abb. 36, S. 245] was die Winkel LMN, MLN und die ihnen ähnlichen betrifft, so verändern sie sich nur kaum wahrnehmbar, wenn sich das Objekt in einem Abstand von [mehr als] fünfzehn oder zwanzig Fuß befindet. Und was die Disposition der kristallinen Flüssigkeit betrifft, so verändert sie sich sogar noch weniger wahrnehmbar, sobald sich das Objekt mehr als drei oder vier Fuß vom Auge entfernt befindet. Und was schließlich das Urteilen über eine Entfernung durch die Meinung, die man von der Größe der Objekte hat, betrifft oder deswegen, weil sich von den Strahlen, die von verschiedenen Punkten der Objekte kommen, die einen nicht so exakt am Augenhintergrund sammeln wie die anderen, so zeigt uns das Beispiel der Gemälde in Perspektive hinlänglich, wie leicht es ist, sich darin zu täuschen.102 Denn wenn ihre Gestalten kleiner sind, als wir uns vorstellen, daß sie es sein müßten, und wenn ihre Farben etwas dunkel und ihre Umrisse etwas verschwommen sind, veranlaßt dies, daß sie uns sehr viel weiter entfernt und sehr viel größer erscheinen, als sie sind. Nun, nachdem ich Ihnen so die fünf äußeren Sinne erklärt habe, wie sie in dieser Maschine sind, muß ich Ihnen auch etwas über gewisse innere Empfindungen sagen, die sich in ihr finden.103

162,17

163,6

252

L’Homme · Quatrième partie

Quatrième partie. Des sens intérieurs qui se trouvent en cette Machine Lorsque les liqueurs, que j’ai dit ci-dessus servir comme d’eau forte dans son estomac, & y entrer sans cesse de toute la masse du sang par les extrémités des artères, n’y trouvent pas assez de viandes à dissoudre pour occuper toute leur force, elles la tournent contre l’estomac même, & agitant les petits filets de ses nerfs plus fort que de coutume, font mouvoir les parties du cerveau d’où ils viennent. Ce qui sera cause que l’âme étant unie à cette machine concevra l’idée générale de la faim. Et si ces liqueurs sont disposées à employer plutôt leur action contre certaines viandes particulières que contre d’autres, ainsi que l’eau forte commune dissout plus aisément les métaux que la cire, elles agiront aussi d’une façon particulière contre les nerfs de l’estomac, laquelle sera cause que l’âme concevra pour lors l’appétit de manger de certaines viandes, plutôt que d’autres.1 | Or ces liqueurs s’assemblent principalement au fond de l’estomac, & c’est là qu’elles causent le sentiment de la faim. 164,5 Mais il monte aussi continuellement plusieurs de leurs parties vers le gosier, & lorsqu’elles n’y viennent pas en assez grande abondance pour l’humecter, & remplir ses pores en forme d’eau, elles y montent seulement en forme d’air, ou de fumée, & agissant pour lors contre ses nerfs d’autre façon que de coutume, elles causent un mouvement dans le cerveau, qui donnera occasion à l’âme de concevoir l’idée de la soif. 164,13 Ainsi, lorsque le sang qui va dans le cœur est plus pur & plus subtil, & s’y embrase plus facilement qu’à l’ordinaire, il dispose le petit nerf qui y est, en la façon | qui est requise pour causer le sentiment de la joie; & en celle qui est requise pour causer 163,10

d’autres ... Or ] AT fügt, Clerselier folgend, ein: Hic notari pot­ est mira huius machinae conformatio, quod fames oriatur ex ieiunio: sanguis enim circulatione acrior fit, & ita liquor ex eo in stomachum veniens nervos magis vellicat, idque modo peculiari, si peculiaris sit constitutio sanguinis: unde pica mulierum. 1 



Der Mensch · Vierter Teil

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Vierter Teil. Über die inneren Sinne, die sich in dieser Maschine finden Wenn die Flüssigkeiten, die, wie ich weiter oben gesagt habe, im Magen dieser Maschine als ätzendes Wasser dienen und dort unaufhörlich aus der gesamten Masse des Bluts durch die Enden der Arterien eintreten, im Magen nicht genügend Nahrungsmittel aufzulösen finden, um dafür ihre gesamte Kraft zu verbrauchen, wenden sie sie gegen den Magen selbst, erregen stärker als gewöhnlich die kleinen Fäden dieser Nerven und lassen dadurch die Teile des Gehirns sich bewegen, von denen sie kommen. Dies wird die Ursache sein, weshalb die mit dieser Maschine vereinte Seele die allgemeine Idee von Hunger auffassen wird. Wenn nun diese Flüssigkeiten die Disposition haben, ihre Aktion eher auf bestimmte Nahrungsmittel im besonderen als auf andere anzuwenden, so wie gemeines ätzendes Wasser leichter Metalle auflöst als Wachs, werden sie auch in einer besonderen Weise auf die Nerven des Magens einwirken, die die Ursache dafür sein wird, daß die Seele in diesem Fall Appetit bekommen wird, eher gewisse Nahrungsmittel zu essen als andere. Nun sammeln sich diese Flüssigkeiten vor allem am Grund des Magens, und es ist dort, wo sie die Empfindung von Hunger verursachen. Aber es steigen auch unablässig etliche ihrer Teile zum Rachen auf, und wenn sie nicht in ausreichender Fülle dorthin kommen, um ihn in der Form von Wasser zu befeuchten und seine Poren zu füllen, steigen sie statt dessen in der Form von Luft oder von Rauch dorthin auf. Weil sie in diesem Fall in anderer Weise als gewöhnlich auf die Nerven einwirken, verursachen sie eine Bewegung im Gehirn, die der Seele Anlaß geben wird, die Idee von Durst aufzufassen. So verleiht das in das Herz gehende Blut, wenn es reiner und feiner ist und leichter aufglüht als gewöhnlich, dem kleinen Nerv dort die erforderliche Disposition, um die Empfindung der Freude zu verursachen; und wenn dieses Blut die gerade entgegengesetzten Qualitäten aufweist, die erforderliche

163,10

164,5

164,13

254

L’Homme · Quatrième partie

le sentiment de la tristesse, quand ce sang a des qualités toutes contraires. 165,4 Et de ceci vous pouvez assez entendre ce qu’il y a, en cette machine, qui se rapporte à tous les autres sentiments intérieurs qui sont en nous; si bien qu’il est temps que je commence à vous expliquer, comment les Esprits Animaux suivent leur cours dans les concavités & dans les pores de son cerveau, & quelles sont les fonctions qui en dépendent. 165,11 Si vous avez jamais eu la curiosité de voir de près les Orgues de nos Églises, vous savez comment les soufflets y poussent l’air en certains réceptacles, qui, ce me semble, sont nommés à cette occasion les porte-vents; & comment cet air entre de là dans les tuyaux, tantôt dans les uns, tantôt dans les autres, selon les diverses façons que l’organiste remue ses doigts sur le clavier. Or vous pouvez ici concevoir que le cœur & les artères, qui poussent les esprits animaux dans les concavités du cerveau de notre machine, sont comme les soufflets de ces orgues, qui poussent l’air dans les porte-vents; & que les objets extérieurs, qui, selon les nerfs qu’ils remuent, font que les esprits contenus dans ces concavités entrent de là dans quelques-uns de ces pores, sont comme les doigts de l’organiste, qui, selon les touches qu’ils pressent, font que l’air entre des porte-vents dans quelques tuyaux. Et comme l’harmonie des orgues ne dépend point de cet arrangement de leurs tuyaux que l’on voit par dehors, ni de la figure de leurs porte-vents, ou autres parties, mais seulement de trois | choses, savoir, de l’air qui vient des soufflets, des tuyaux qui rendent le son, & de la distribution de cet air dans les tuyaux: ainsi je veux vous avertir, que les fonctions dont il est ici question, ne dépendent aucunement de la figure extérieure de toutes ces parties visibles que les Anatomistes distinguent en la substance du cerveau, ni de celle de ses concavités; mais seulement des esprits qui viennent du cœur, des pores du cerveau par où ils passent, & de la façon que ces esprits se distribuent dans ces pores. Si bien qu’il est seulement



Der Mensch · Vierter Teil

255

Disposition, um die Empfindung von Traurigkeit zu verur­ sachen.104 Dadurch können Sie hinlänglich einsehen, was es ist, das sich in dieser Maschine auf alle anderen inneren Empfindungen bezieht, die es in uns gibt. Es ist deshalb jetzt an der Zeit, daß ich Ihnen zu erklären beginne, wie die Lebensgeister ihren Lauf bis in die Höhlen und Poren ihres Gehirns antreten und welches die Funktionen sind, die davon abhängen. Wenn Sie jemals die Neugierde hatten, sich die Orgeln unserer Kirchen von nahem anzusehen, dann wissen Sie, wie in ihnen Blasebalge Luft in gewisse Behälter stoßen, die, wie mir scheint, aus diesem Anlaß Windladen genannt werden, und wie diese Luft von dort gemäß der verschiedenen Weisen, wie der Organist seine Finger über der Tatstatur fortbewegt, mal in die einen, mal in die anderen Pfeifen eintritt. Nun, Sie können hier das Herz und die Arterien, die die Lebensgeister in die Höhlen des Gehirns unserer Maschine stoßen, als die Blasebalge dieser Orgeln auffassen, die die Luft in die Windladen stoßen, und die äußeren Objekte, die die in den Höhlen enthaltenen Lebensgeister entsprechend der Nerven, die sie in Bewegung setzen, von dort in einige ihrer Poren eintreten lassen, als die Finger des Organisten, die gemäß den Tasten, die sie drücken, die Luft aus den Windladen in irgendwelche Pfeifen eintreten lassen. Und genauso, wie die Harmonie der Orgeln überhaupt nicht von der Zusammenstellung ihrer Pfeifen abhängt, die man von außen sieht, noch von der Gestalt ihrer Windladen oder anderen Teilen, sondern allein von drei Dingen, nämlich von der Luft, die aus den Blasebalgen kommt, von den Pfeifen, die den Ton machen, und der Verteilung dieser Luft auf die Pfeifen: genauso – davon will ich Sie in Kenntnis setzen – hängen die Funktionen, um die es hier geht, keineswegs von der äußeren Gestalt aller jener sichtbaren Teile ab, die die Anatomen in der Substanz des Gehirns unterscheiden, noch von der dieser Höhlen, sondern allein von den Lebensgeistern, die vom Herzen kommen, von den Poren des Gehirns, durch die sie hindurchgehen, und von der Weise, wie diese Lebensgeister sich auf die Poren verteilen.

165,4

165,11

256

L’Homme · Quatrième partie

ici besoin, que je vous explique par ordre tout ce qu’il y a de plus considérable en ces trois choses. 166,14 Premièrement, pour ce qui est des Esprits Animaux, ils peuvent être plus ou moins abondants, & leurs parties plus ou moins grosses, & plus ou moins agitées, & plus ou moins égales entre elles une fois que l’autre; & c’est par le moyen de ces quatre différences, que toutes les diverses humeurs ou inclinations naturelles qui sont en nous (au moins en tant qu’elles ne dépendent point de la constitution du cerveau, ni des affections particulières de l’âme) sont représentées en cette machine. Car, si ces esprits sont plus abondants que de coutume, ils sont propres à exciter en elle des mouvements tout semblables à ceux qui témoignent en nous de la bonté, de la libéralité & de l’amour; & de semblables à ceux qui témoignent en nous de la confiance ou de la hardiesse, si leurs parties sont plus fortes & plus grosses; & de la constance, si avec cela elles sont plus égales en figure, en force, & en grosseur; & de la promptitude, de la diligence, & du désir, si elles sont | plus agitées; & de la tranquillité d’esprit, si elles sont plus égales en leur agitation. Comme, au contraire, ces mêmes esprits sont propres à exciter en elle des mouvements tout semblables à ceux qui témoignent en nous de la malignité, de la timidité, de l’inconstance, de la tardiveté, & de l’inquiétude, si ces mêmes qualités leur défaillent. 167,8 Et sachez que toutes les autres humeurs ou inclinations naturelles sont dépendantes de celles-ci. Comme, l’humeur joyeuse est composée de la promptitude & de la tranquillité d’esprit; & la bonté & la confiance servent à la rendre plus parfaite. L’humeur triste est composée de la tardiveté & de l’inquiétude, & peut être augmentée par la malignité & la timidité. L’humeur colérique est composée de la promptitude & de l’inquiétude, & la malignité & la confiance la fortifient. Enfin, comme je viens de dire, la libéralité, la bonté, & l’amour dépendent de l’abon-



Der Mensch · Vierter Teil

257

Deshalb ist es hier nur nötig, daß ich Ihnen der Reihe nach alles erkläre, was bei diesen drei Dingen das beachtenswerteste ist. Erstens. Was die Lebensgeister betrifft, so können sie das eine Mal mehr oder weniger reichhaltig, ihre Teile mehr oder weniger dick, mehr oder weniger erregt und untereinander mehr oder weniger gleich sein als das andere Mal.105 Durch diese vier Unterschiede geschieht es, daß alle verschiedenen Stimmungen oder natürlichen Neigungen, die es in uns gibt (zumindest, insofern sie überhaupt nicht von der Verfassung des Gehirns oder den besonderen Zuneigungen der Seele abhängen) in dieser Maschine dargestellt werden. Denn wenn die Lebensgeister reichhaltiger als gewöhnlich vorhanden sind, sind sie geeignet, in ihr Bewegungen auszulösen, die jenen ganz ähnlich sind, die in uns Güte, Freigebigkeit und Liebe bezeugen; und wenn ihre Teile stärker und dicker sind, jenen ähnliche, die in uns Zuversicht oder Kühnheit bezeugen; und Standhaftigkeit, wenn sie damit einhergehend gleicher an Gestalt, Kraft und Dicke sind; und Behendigkeit, Eifrigkeit und Verlangen, wenn sie erregter sind; und Unbesorgtheit des Geistes, wenn sie in ihrer Erregung gleicher sind. Umgekehrt sind, wenn ihnen diese Qualitäten abgehen, dieselben Lebensgeister geeignet, in ihr Bewegungen ganz ähnlich jenen auszulösen, die in uns Boshaftigkeit, Schüchternheit, Unstandhaftigkeit, Zögerlichkeit und Unrast bezeugen. Und Sie sollen wissen, daß alle anderen Stimmungen oder natürlichen Neigungen von diesen abhängig sind. So ist die fröhliche Stimmung aus der Behendigkeit und der Unbesorgtheit des Geistes zusammengesetzt; und Güte und Zuversicht dienen dazu, sie vollkommener zu machen. Die traurige Stimmung ist aus der Zögerlichkeit und der Unrast zusammengesetzt und kann durch Boshaftigkeit und Schüchternheit gesteigert werden. Die zornige Stimmung ist aus Behendigkeit und Unrast zusammengesetzt, und Boshaftigkeit und Zuversicht verstärken sie. Schließlich hängen, wie ich gerade gesagt habe, Freigebigkeit, Güte und Liebe von der Fülle der Lebensgeister

166,14

167,8

258

L’Homme · Quatrième partie

dance des esprits, & forment en nous cette humeur qui nous rend complaisants & bienfaisants à tout le monde. La curiosité & les autres désirs dépendent de l’agitation de leurs parties; & ainsi des autres. 167,23 Mais parce que ces mêmes humeurs, ou du moins les passions auxquelles elles disposent, dépendent aussi beaucoup des impressions qui se font dans la substance du cerveau, vous les pourrez ci-après mieux entendre; & je me contenterai ici de vous dire les causes d’où viennent les différences des esprits. 167,29 Le suc des viandes, qui passe de l’estomac dans les veines, se mêlant avec le sang, lui communique toujours quelques-unes de ses qualités, & entre autres il | le rend ordinairement plus grossier, quand il se mêle tout fraîchement avec lui: en sorte que pour lors les petites parties de ce sang, que le cœur envoie vers le cerveau, pour y composer les esprits animaux, ont coutume de n’être pas si agitées, ni si fortes, ni si abondantes; & par conséquent, de ne rendre pas le corps de cette machine si léger, ni si allègre, comme il est quelque temps après que la digestion est achevée, & que le même sang, ayant passé & repassé plusieurs fois dans le cœur, est devenu plus subtil. 168,11 L’air de la respiration, se mêlant aussi en quelque façon avec le sang, avant qu’il entre dans la concavité gauche du cœur, fait qu’il s’y embrase plus fort, & y produit des esprits plus vifs & plus agités en temps sec qu’en temps humide: ainsi qu’on expérimente que, pour lors, toute sorte de flamme est plus ardente. 168,17 Lorsque le foie est bien disposé, & qu’il élabore parfaitement le sang qui doit aller dans le cœur, les | esprits qui sortent de ce sang, en sont d’autant plus abondants, & plus également agités; & s’il arrive que le foie soit pressé par ses nerfs, les plus subtiles parties du sang qu’il contient, montant incontinent vers le cœur, produiront aussi des esprits plus abondants & plus vifs que de coutume, mais non pas si également agités.



Der Mensch · Vierter Teil

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ab und formen in uns jene Stimmung, die uns gegenüber allen entgegenkommend und wohltätig macht. Die Neugierde und die anderen Akte des Verlangens hängen von der Erregung ­i hrer Teile ab; und ebenso bei den anderen. Aber weil dieselben Stimmungen oder zumindest die Passio­ nen, zu denen sie eine Disposition verleihen, auch sehr von den Eindrücken abhängen, die sich in der Substanz des Gehirns vollziehen, werden Sie sie weiter unten besser einsehen können. Hier werde ich mich damit begnügen, Ihnen die Ursachen zu sagen, von denen die Unterschiede der Lebensgeister kommen. Der Saft der Nahrungsmittel, der vom Magen in die Venen übergeht und sich mit dem Blut vermischt, überträgt ihm immer einige seiner Qualitäten und macht es gewöhnlich gröber, wenn er sich ganz frisch mit ihm vermischt. Deshalb sind in diesem Fall die kleinen Teile des Bluts, die das Herz zum Gehirn sendet, um dort die Lebensgeister zu bilden, gewöhnlich weder so erregt noch so stark und auch nicht so reichhaltig. Sie machen folglich den Körper dieser Maschine weder so flink noch so munter wie einige Zeit, nachdem die Verdauung abgeschlossen und dasselbe Blut mehrere Male durch das Herz hindurchgegangen und zurückgekehrt, und dadurch feiner geworden ist. Die Luft der Atmung mischt sich ebenfalls in irgendeiner Weise mit dem Blut, bevor es in die linke Höhle des Herzens eintritt, und veranlaßt so, daß es bei trockenem Wetter stärker aufglüht und lebhaftere und erregtere Lebensgeister produziert als bei feuchtem Wetter. Genauso, wie man erfährt, daß in diesem Fall alle Arten von Flammen hitziger sind. Wenn die Leber sich in guter Disposition befindet und das Blut vollkommen verarbeitet, das in das Herz gehen muß, sind die aus diesem Blut austretenden Lebensgeister um so reichhaltiger und gleichmäßiger erregt; und wenn es geschieht, daß die Leber durch ihre Nerven gedrückt wird, steigen die feineren Teile des Bluts sogleich zum Herzen auf und werden auch reichhaltiger Lebensgeister produzieren als gewöhnlich, die lebhafter, aber nicht so gleichmäßig erregt sind.

167,23

168,11

168,17

260 169,7 Si

L’Homme · Quatrième partie

le fiel, qui est destiné à purger le sang de celles de ses parties qui sont les plus propres de toutes à être embrasés dans le cœur, manque à faire son devoir, ou qu’étant resserré par son nerf, la matière qu’il contient regorge dans les veines, les esprits en seront d’autant plus vifs, & avec cela plus inégalement agités. 169,13 Si la rate, qui, au contraire, est destinée à purger le sang de celles de ses parties qui sont les moins propres à être embrasées dans le cœur, est mal disposée, ou qu’étant pressée par ses nerfs, ou par quelque autre corps que ce soit, la matière qu’elle contient regorge dans les veines, les esprits en seront d’autant moins abondants, & moins agités, & avec cela plus inégalement agités. 169,21 Enfin tout ce qui peut causer quelque changement dans le sang, en peut aussi causer dans les esprits. Mais par-dessus tout, le petit nerf qui se termine dans le cœur, pouvant dilater & resserrer, tant les deux entrées par où le sang des veines & l’air du poumon y descend, que les deux sorties par où ce sang s’exhale & s’élance dans les artères, peut causer mille différences en la nature des esprits: ainsi que la chaleur de certaines lampes fermées, dont se servent les Alchimistes, peut être modérée en plusieurs façons, selon qu’on ouvre plus ou moins, tantôt le conduit par où | l’huile ou autre aliment de la flamme y doit entrer, & tantôt celui par où la fumée en doit sortir.



Der Mensch · Vierter Teil

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Wenn die Galle, die dazu vorgesehen ist, das Blut von jenen seiner Teile zu reinigen, die von allen am meisten geeignet sind, im Herz aufgeglüht zu werden, ihre Schuldigkeit zu tun versäumt oder durch ihren Nerv zusammengezogen wird, läuft die Materie, die sie enthält, in die Venen über. Dann werden die Lebensgeister um so lebhafter und außerdem ungleichmäßiger erregt sein. Wenn die Milz, die umgekehrt vorgesehen ist, das Blut von jenen seiner Teile zu reinigen, die am wenigsten geeignet sind, im Herzen aufgeglüht zu werden, sich in einer schlechten Disposition befindet oder durch ihre Nerven oder ir­gend­einen ande­ren Körper gedrückt wird, dann läuft die Materie, die sie enthält, in die Venen über und die Lebensgeister werden um so weniger reichhaltig und außerdem weniger und ungleichmäßiger erregt sein. Schließlich kann alles, was irgendeine Veränderung im Blut verursachen kann, auch in den Lebensgeistern eine verursachen. Vor allem aber kann der kleine, im Herzen endende Nerv sowohl die beiden Eingänge, durch die das Blut der Venen und die Luft der Lunge dorthin absteigt, als auch die beiden Ausgänge, durch die dieses Blut in die Arterien entweicht und herausschießt, expandieren lassen und zusammenziehen und so tausend Unterschiede in der Natur der Lebensgeister verur­sachen: so wie die Wärme gewisser geschlossener Lampen, derer sich die Alchemisten bedienen, auf mehrere Weisen gemäßigt werden kann, je nachdem, ob man mal die Leitung, durch die das Öl oder ein anderer Nährstoff für die Flamme dort eintreten muß, und mal diejenige, durch die der Rauch aus ihr austreten muß, mehr oder weniger öffnet.

169,7

169,13

169,21

262

L’Homme · Cinquième partie

Cinquième partie. De la structure du cerveau de cette ­Machine, & comment les Esprits s’y distribuent, pour causer ses mouvements & ses sentiments 170,3 Secondement,

pour ce qui est des pores du cerveau, ils ne doivent pas être imaginés autrement que comme les intervalles qui se trouvent entre les filets de quelque tissu: car, en effet, tout le cerveau n’est autre chose qu’un tissu composé d’une certaine façon particulière, que je tâcherai ici de vous expliquer. 170,9 Concevez sa superficie AA , qui regarde les concavités EE , comme un réseau ou lacis assez épais & pressé, dont toutes les mailles sont autant de petits tuyaux par où les esprits animaux peuvent entrer, & qui, regardant toujours vers la glande H, d’où sortent ces esprits, se peuvent facile | ment tourner çà & là vers

Fig. 23



Der Mensch · Fünfter Teil

263

Fünfter Teil. Über die Struktur des Gehirns dieser Maschine, und wie sich die Lebensgeister in ihr verteilen, um ihre ­Bewegungen und Empfindungen zu verursachen Was zweitens die Poren des Gehirns betrifft, so dürfen sie nicht anders vorgestellt werden als die Zwischenräume, die sich zwischen den Fäden eines Gewebes befinden. Denn tatsächlich ist das gesamte Gehirn nichts anderes als ein in einer gewissen besonderen Weise zusammengesetztes Gewebe, das ich Ihnen hier zu erklären versuchen werde. Fassen Sie seine den Höhlen EE zugewandte Oberfläche AA als ein ziemlich dickes und gedrücktes Netz oder Geflecht auf, dessen Maschen ebenso viele kleine Rohre sind, durch die die Lebensgeister eintreten können und die immer der Drüse H, aus der diese Lebensgeister austreten, zugewandt sind und sich

Abb.   43 [AT Fig. 23]

170,3

170,9

264

L’Homme · Cinquième partie

Fig. 24

les divers points de cette glande: comme vous voyez qu’ils sont tournés autrement en la 48e qu’en la 49e figure. Et pensez que, de chaque partie de ce réseau, il sort plusieurs filets fort déliés, dont les uns sont ordinairement plus longs que les autres; & qu’après que ces filets se sont diversement entrelacés en tout l’espace marqué B , les plus longs descendent vers D, puis de là, composant la moelle des nerfs, se vont épandre par tous les membres. 171,11 Pensez aussi que les principales qualités de ces petits filets sont de pouvoir assez facilement être pliés en toutes sortes des façons, par la seule force des esprits qui les touchent, &, quasi comme s’ils étaient faits de plomb ou de cire, de retenir toujours les derniers plis qu’ils ont reçus, jusqu’à ce qu’on leur en imprime de contraires. Fig. 25



Der Mensch · Fünfter Teil

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Abb.   4 4 [AT Fig. 24]

leicht hierhin und dorthin zu verschiedenen Punkten dieser Drüse drehen können. So sehen Sie, daß sie in der Gestalt 48 anders gedreht sind als in der Gestalt 49. Und denken Sie sich, daß aus jedem Teil dieses Netzes mehrere sehr dünne Fäden austreten, von denen die einen gewöhnlich länger als die anderen sind. Nachdem die Fäden sich im gesamten mit B markierten Raum verschieden ineinandergeschlungen haben, steigen die längsten nach D ab, bilden das Mark der Nerven und beginnen, sich von dort über alle Körperglieder auszubreiten. Denken Sie sich auch, daß die Hauptqualitäten dieser kleinen Fäden darin bestehen, allein durch die Kraft der Lebensgeister, die sie berühren, ziemlich leicht auf alle Arten von Weisen gebogen werden zu können und, gewissermaßen als wären sie aus Blei oder Wachs gefertigt, immer die letzten Biegungen beizubehalten, die sie erhalten haben, bis man ihnen entgegengeAbb.   45 [AT Fig. 25] setzte einprägt.

171,11

266

L’Homme · Cinquième partie

Enfin pensez que les pores, dont il est ici question, ne sont autre chose que les intervalles qui se trouvent entre ces filets, & qui peuvent être diversement élargis & rétrécis, par la force des esprits qui entrent dedans, selon qu’elle est plus ou moins grande, & qu’ils sont plus ou moins abondants; & que les plus courts de ces filets se vont rendre en l’espace c, c, où chacun se termine contre l’extrémité de quelqu’un des petits vaisseaux qui y sont, & en reçoit sa nourriture. 171,27 Troisièmement. Mais afin que je puisse plus commodément expliquer toutes particularités de ce tissu, il faut ici que je commence à vous parler de la distribution de ces esprits. 171,31 Jamais ils ne s’arrêtent un seul moment en une | place; mais, à mesure qu’ils entrent dans les concavités du cerveau EE , par les trous de la petite glande marquée H , ils tendent d’abord vers ceux des petits tuyaux a, a, qui leur sont le plus directement opposés; &, si ces tuyaux a, a, ne sont pas assez ouverts pour les recevoir tous, ils reçoivent au moins les plus fortes & les plus vives de leurs parties, pendant que les plus faibles & superflues sont repoussées vers les conduits I, K , L , qui regardent les narines, & le palais: à savoir, les plus agitées vers I , par où, quand elles ont encore beaucoup de force, & qu’elles n’y trouvent pas le passage assez libre, elles sortent quelquefois avec tant de violence, qu’elles chatouillent les parties intérieures du nez, ce qui cause l’Éternuement; puis les autres vers K & vers L , par où elles peuvent facilement sortir, parce que les passages y sont fort larges; ou si elles y manquent, étant contraintes de retourner vers les petits tuyaux a, a, qui sont en la superficie intérieure du cerveau, elles causent aussitôt un éblouissement, ou vertige, qui trouble les fonctions de l’imagination. 172,22 Et notez, en passant, que ces plus faibles parties des esprits, ne 171,18



Der Mensch · Fünfter Teil

267

Denken Sie sich schließlich, daß die Poren, um die es hier geht, nichts anderes sind als die Zwischenräume, die sich zwischen diesen Fäden befinden, und daß sie durch die Kraft der in sie eintretenden Lebensgeister verschieden geweitet und wieder verengt werden können, je nachdem, ob diese Kraft mehr oder weniger groß ist, und die Lebensgeister mehr oder weniger reichhaltig sind; und daß die kürzesten dieser Fäden bis an den Raum cc heranreichen, wo jeder einzelne an einem Ende eines der kleinen Gefäße endet, die sich dort befinden, und er dort seine Nahrung erhält. Drittens. Aber damit ich alle Besonderheiten dieses Gewebes bequemer erklären kann, muß ich hier beginnen, zu Ihnen über die Verteilung dieser Lebensgeister zu sprechen. Die Lebensgeister stehen niemals auch nur einen Moment an einem Platz still, sondern streben in dem Maße, wie sie [vgl. Abb. 43 u. 44, S. 263 u. 265] durch die Löcher der kleinen, mit H markierten Drüse in die Höhlen des Gehirns eintreten, zuerst zu den ihnen am direktesten gegenüberliegenden kleinen Rohren aa. Wenn diese Rohre aa nicht ausreichend geöffnet sind, um sie alle aufzunehmen, nehmen sie zumindest die stärksten und lebhaftesten ihrer Teile auf, während die schwächeren und überflüssigen zu den Leitungen I, K und L zurückgestoßen werden, die den Nasenlöchern und dem Gaumen zugewandt sind: nämlich die erregteren nach I, wo hindurch sie – wenn sie immer noch viel Kraft haben und den Durchgang nicht frei genug finden – manchmal mit solcher Heftigkeit austreten, daß sie die inneren Teile der Nase kitzeln, was das Niesen verursacht; sodann die anderen nach K und nach L , wo hindurch sie leicht austreten können, weil die Durchgänge dort sehr breit sind; oder, falls sie sie verfehlen und gezwungen sind, zu den kleinen Rohren aa zurückzukehren, die sich an der inneren Oberfläche des Gehirns befinden, sofort Schwindel oder Taumel verursachen, der die Funktionen der Anschauung stört. Und beachten Sie beiläufig, daß die schwächeren Teile der Lebensgeister nicht so sehr aus den Arterien kommen, die in

171,18

171,27

171,31

172,22

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L’Homme · Cinquième partie

viennent pas tant des artères qui s’insèrent dans la glande H, comme de celles qui, se divisant en mille branches fort déliées, tapissent le fond des concavités du cerveau. Notez aussi qu’elles se peuvent aisément épaissir en pituite, non pas jamais étant dans le cerveau, si ce n’est par quelque grande maladie, mais en ces larges espaces qui sont au-dessous de sa base, entre les narines & le gosier: tout de même que la fumée se convertit facilement en suie, | dans les tuyaux des cheminées, mais non pas jamais dans le foyer où est le feu. 173,3 Notez aussi que, lorsque je dis que les esprits, en sortant de la glande H, tendent vers les endroits de la superficie intérieure du cerveau, qui leur sont les plus directement opposés: je n’entends pas qu’ils tendent toujours vers ceux qui sont vis-à-vis d’eux en ligne droite, mais seulement vers ceux, où la disposition qui est pour lors dans le cerveau, les fait tendre. 173,10 Or, la substance du cerveau étant molle & pliante, ses concavités seraient fort étroites, & presque toutes fermées, ainsi qu’elles paraissent dans le cerveau d’un homme mort, s’il n’entrait dedans aucuns esprits; mais la source qui produit ces esprits est ordinairement si abondante, qu’à mesure qu’ils entrent dans ses concavités, ils ont la force de pousser tout autour la matière qui les environne, & de l’enfler, & par ce moyen de faire tendre tous les petits filets des nerfs qui en viennent: ainsi que le vent, étant un peu fort, peut enfler les voiles d’un navire, & faire tendre toutes les cordes auxquelles ils sont attachés. D’où vient que pour lors cette machine, étant disposée à obéir à toutes les actions des esprits, représente le corps d’un homme qui veille. Ou du moins ils ont la force d’en pousser ainsi & faire tendre quelques parties, pendant que les autres demeurent libres & lâches: ainsi que font celles d’un voile, quand le vent est un peu trop faible pour le remplir. Et pour lors cette machine représente le corps d’un homme qui dort, & qui a divers songes en dormant. Imaginez-vous, par exemple, que la différence qui est



Der Mensch · Fünfter Teil

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die Drüse H hineinführen, sondern mehr aus denjenigen, die sich in tausend sehr dünne Zweige teilen und den Grund der Höhlen des Gehirns überziehen. Beachten Sie auch, daß sie sich leicht zu Schleim verdicken können – zwar niemals im Gehirn, solange sie sich dort befinden, außer durch eine schwere Erkrankung, aber in den breiten Räumen unterhalb seiner Grundfläche zwischen den Nasenlöchern und dem Rachen: genauso, wie sich Rauch in den Rohren der Kamine leicht in Ruß verwandelt, niemals jedoch im Herd, in dem das Feuer ist. Beachten Sie auch, daß, wenn ich sage, daß die Lebensgeister, wenn sie aus der Drüse H austreten, zu den ihnen am ­d irektesten gegenüberliegenden Stellen der inneren Oberfläche der Gehirns streben, ich darunter nicht verstehe, daß sie immer zu den ihnen in gerader Linie gegenüberstehenden streben, sondern nur, daß sie zu jenen streben, zu denen die in diesem Fall im Gehirn herrschende Disposition sie streben läßt. Nun, da die Substanz des Gehirns weich und biegsam ist, wären seine Höhlen, wenn kein Lebensgeist in sie einträte, sehr eng und fast ganz geschlossen, wie sie im Gehirn eines toten Menschen in Erscheinung treten. Aber die Quelle, die diese Lebensgeister produziert, ist gewöhnlich so reichhaltig, daß sie in dem Maße, in dem sie in diese Höhlen eintreten, die Kraft haben, die sie überall umgebende Materie zu stoßen und anschwellen zu lassen und dadurch alle kleinen Fäden der von dort kommenden Nerven zu spannen: wie der Wind, wenn er etwas stärker ist, die Segel eines Schiffs anschwellen und alle Taue spannen lassen kann, an denen sie befestigt sind. Daher kommt es, daß in diesem Fall diese Maschine, die die Disposition hat, allen Aktionen der Lebensgeister zu gehorchen, den Körper eines Menschen darstellt, der wach ist. Oder zumindest haben sie die Kraft, diese Materie so zu stoßen und einige Teile sich spannen zu lassen, während die anderen frei und schlaff bleiben: wie Teile eines Segels, wenn der Wind etwas zu schwach ist, um sie zu füllen. Und in diesem Fall stellt diese Maschine einen Menschen dar, der schläft und verschiedene Träume hat, während er schläft. Stellen Sie sich zum Beispiel [s. Abb. 46, 47 u. 48, S. 271]

173,3

173,10

270

Fig. 26

Fig. 27

Fig. 28

L’Homme · Cinquième partie



Der Mensch · Fünfter Teil

271

Abb.   4 6 [AT Fig. 26]

Abb.   47 [AT Fig. 27]

Abb.   48 [AT Fig. 28]

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L’Homme · Cinquième partie

entre les deux figures M & N, | est la même qui est entre le cerveau d’un homme qui veille, & celui d’un homme qui dort, & qui rêve en dormant. 174,4 Mais, avant que je vous parle plus particulièrement du sommeil & des songes, il faut que je vous fasse ici considérer tout ce qui se fait de plus remarquable dans le cerveau, pendant le temps de la veille: à savoir, comment s’y forment les idées des objets, dans le lieu destiné pour l’imagination, & pour le sens commun, comment elles se réservent dans la mémoire, & comment elles causent le mouvement de tous les membres. 174,13 Vous pouvez voir, en la figure marquée M , que les esprits qui sortent de la glande H, ayant dilaté la partie du cerveau marquée A , & entrouvert tous ses pores, coulent de là vers B, puis vers C , & enfin vers D, d’où ils se répandent dans tous ses nerfs, & tiennent par ce moyen tous les petits filets, dont ces nerfs & le cerveau sont composés, tellement tendus, que les actions qui ont tant soit peu la force de les mouvoir, se communiquent facilement de l’une de leurs extrémités jusqu’à l’autre, sans que les détours des chemins par où ils passent, les en empêchent. 174,24 Mais afin que ces détours ne vous empêchent pas aussi de voir clairement, comment cela sert à former les idées des objets qui frappent les sens, regardez en la figure ci-jointe les petits filets 12, 34, | 56, & semblables, qui composent le nerf optique, & sont étendus depuis le fond de l’œil 1, 3, 5, jusqu’à la superficie intérieure du cerveau 2, 4, 6. Et pensez que ces filets sont tellement disposés, que, si les rayons qui viennent, par exemple, du point A de l’objet, vont presser le fond de l’œil au point 1, ils tirent par ce moyen tout le filet 12, & augmentent l’ouverture du petit tuyau marqué 2. Et tout de même, que les rayons qui viennent



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vor, der Unterschied zwischen den beiden Gestalten M und N sei derselbe wie der zwischen dem Gehirn eines wachenden und dem eines schlafenden Menschen, der träumt, während er schläft.106 Aber bevor ich zu Ihnen noch genauer über den Schlaf und die Träume spreche, muß ich Sie hier alles betrachten lassen, was an Bemerkenswertestem im Gehirn während der Zeit des Wachzustandes vor sich geht: nämlich, wie sich in ihm an dem für die Anschauung und für den Gemeinsinn107 vorgesehenen Ort die Ideen der Objekte formen, wie sie im Gedächtnis aufbewahrt werden und wie sie die Bewegung aller Körperglieder verursachen. Sie können auf der mit M markierten Abbildung [Abb. 47, S. 271] sehen, daß die aus der Drüse H austretenden Lebensgeister, nachdem sie den mit A markierten Teil des Gehirns haben expandieren lassen, alle seine Poren halb öffnen und dann von dort nach B fließen, danach nach C und schließlich nach D, von wo sie sich in alle seine Nerven verbreiten. Dadurch halten sie alle kleinen Fäden, aus denen die Nerven und das Gehirn zusammengesetzt sind, solcherart gespannt, daß sich auch Aktionen, die nur geringste Kraft haben, sie zu bewegen, leicht von einem ihrer Enden bis auf ein anderes übertragen, ohne daß die Windungen der Wege, durch sie hindurchgehen, sie daran hindern. Aber damit diese Windungen Sie auch nicht daran hindern, klar zu sehen, wie dies dazu dient, die Ideen der auf die Sinne treffenden Objekte zu formen, nehmen Sie die kleinen Fäden 12, 34, 56 und ähnliche auf der hier beigefügten Abbildung [Abb. 49, S. 275] in den Blick, die den optischen Nerv bilden und sich vom Augenhintergrund 1, 3, 5 bis zur inneren Oberfläche des Gehirns 2, 4, 6 ausdehnen. Denken Sie sich, daß diese Fäden eine solche Disposition haben, daß zum Beispiel die vom Punkt A des Objekts kommenden Strahlen, wenn sie den Augenhintergrund am Punkt 1 zu drücken beginnen, dadurch den Faden 12 ziehen und die Öffnung des mit 2 markierten kleinen Rohres vergrößern. Genauso vergrößern die vom Punkt B

174,4

174,13

174,24

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L’Homme · Cinquième partie

Fig. 29

du point B, augmentent l’ouverture du petit tuyau 4, & ainsi des autres. En sorte que, comme les diverses façons dont les points 1, 3, 5, sont pressés par ces rayons, tracent dans le fond de l’œil une figure qui se rapporte à celle de l’objet ABC , ainsi qu’il a été dit ci-dessus: il est évident que les diverses façons, dont les petits tuyaux 2, 4, 6, sont ouverts par les filets 12, 34, 56 &c., la doivent aussi tracer en la superficie intérieure du cerveau. 175,18 Pensez, après cela, que les esprits qui tendent à entrer dans chacun des petits tuyaux 2, 4, 6, & semblables, ne viennent pas indifféremment de tous les points qui sont en la superficie de la glande H, mais seulement de quelqu’un en particulier; & que ce sont ceux qui viennent, par exemple, du point a de cette super­ ficie, qui tendent à entrer dans le tuyau 2, & ceux des points b & c, qui tendent à entrer dans les tuyaux 4 & 6, & ainsi des autres. En sorte qu’au même instant que l’ouverture de ces tuyaux devient plus | grande, les esprits commencent à sortir plus librement & plus vite qu’ils ne faisaient auparavant, par les endroits de cette glande qui les regardent. Et que, comme les diverses façons dont les tuyaux 2, 4, 6, sont ouverts, tracent une figure qui se rapporte à celle de l’objet ABC , sur la super­ ficie intérieure du cerveau: ainsi celle dont les esprits sortent des points a, b, c, la tracent sur la superficie de cette glande.



Der Mensch · Fünfter Teil

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Abb.   49 [AT Fig. 29]

kommenden Strahlen die Öffnung des kleinen Rohres 4, und ebenso bei den anderen. Deshalb ist es evident, daß so, wie die Strahlen entsprechend der verschiedenen Weisen, wie sie die Punkte 1, 3 und 5 drücken, auf dem Augenhintergrund eine Gestalt zeichnen, die die Gestalt des Objekts ABC übermittelt, wie weiter oben gesagt wurde, genauso auch die verschiedenen Weisen, wie die kleinen Rohre 2, 4 und 6 durch die Fäden 12, 34, 56 usw. geöffnet werden, auf der inneren Oberfläche des Gehirns eine Gestalt zeichnen müssen. Denken Sie sich danach, daß die Lebensgeister, die in jedes einzelne der kleinen Rohre 2, 4, 6 und ähnliche einzutreten streben, nicht unterschiedslos von allen, sondern jeweils allein von irgendwelchen besonderen Punkten auf der Oberfläche der Drüse H kommen. Zum Beispiel streben die vom Punkt a dieser Oberfläche kommenden, in das Rohr 2 einzutreten, und die von den Punkten b und c kommenden, in die Rohre 4 und 6, und ebenso bei den anderen. Deshalb beginnen die Lebensgeister in demselben Augenblick, in dem die Öffnung dieser Rohre größer wird, freier und schneller durch die ihnen zugewandten Stellen dieser Drüse auszutreten, als sie es vorher taten. Deshalb wird so, wie durch die verschiedenen Weisen, wie die Rohre 2, 4 und 6 geöffnet sind, auf die innere Oberfläche des Gehirns eine Gestalt gezeichnet wird, die die Gestalt des Objekts ABC übermittelt, genauso auch durch die Weise, wie die Lebensgeister aus den Punkten a, b und c austreten, eine Gestalt auf die Oberfläche dieser Drüse gezeichnet.

175,18

276

L’Homme · Cinquième partie

notez que, par ces figures, je n’entends pas seulement ici les choses qui représentent en quelque sorte la position des lignes & des superficies des objets, mais aussi toutes celles qui, suivant ce que j’ai dit ci-dessus, pourront donner occasion à l’âme de sentir le mouvement, la grandeur, la distance, les couleurs, les sons, les odeurs, & autres telles qualités; & même celles qui lui pourront faire sentir le chatouillement, la douleur, la faim, la soif, la joie, la tristesse, & autres telles passions. Car il est facile à entendre, que le tuyau 2, par exemple, sera ouvert autrement par l’action que j’ai dit causer le sentiment de la couleur rouge, ou celui du chatouillement, que par celle que j’ai dit causer le sentiment de la couleur blanche, ou bien celui de la douleur; & que les esprits qui sortent du point a, tendront diversement vers ce tuyau, selon qu’il sera ouvert diversement, & ainsi des autres. 176,26 Or, entre ces figures, ce ne sont pas celles qui s’impriment dans les organes des sens extérieurs, ou dans la superficie intérieure du cerveau, mais seulement celles qui se tracent dans les esprits sur la superficie de la glande H , où est le siège de l’imagination, & du sens commun, qui doivent être prises pour les idées, | c’est-à-dire pour les formes ou images que l’âme raisonnable considérera immédiatement, lorsque étant unie à cette machine elle imaginera ou sentira quelque objet. 177,5 Et notez que je dis, imaginera, ou sentira; d’autant que je veux comprendre généralement, sous le nom d’Idée, toutes les impressions que peuvent recevoir les esprits en sortant de la glande H, lesquelles s’attribuent toutes au sens commun, lorsqu’elles dépendent de la présence des objets; mais elles peuvent aussi procéder de plusieurs autres causes, ainsi que je vous dirai ci-après, & alors c’est à l’imagination qu’elles doivent être attribuées. 177,14 Et je pourrais ajouter ici, comment les traces de ces idées passent par les artères vers le cœur, & ainsi rayonnent en tout le sang; & 176,9 Et



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277

Und beachten Sie, daß ich unter Gestalten hier nicht nur die Dinge verstehe, die in irgendeiner Art die Stellung der Linien und Oberflächen der Objekte darstellen, sondern auch alle jene, die, dem gemäß, was ich weiter oben gesagt habe, der Seele werden Gelegenheit geben können, Bewegung, Größe, Abstand, Farben, Töne, Düfte und andere solche Qualitäten zu empfinden – und sogar diejenigen, die sie Kitzel, Schmerz, Hunger, Durst, Freude, Traurigkeit und andere solche Passionen empfinden lassen. Denn es ist leicht einzusehen, daß zum Beispiel das Rohr 2 durch die Aktion, von der ich gesagt habe, daß sie die Empfindung der roten Farbe verursacht, anders geöffnet sein wird als durch die, von der ich gesagt habe, daß sie die Empfindung der weißen Farbe oder auch die des Schmerzes verursacht; und daß die Lebensgeister, die aus dem Punkt a austreten, dementsprechend verschieden in dieses Rohr streben werden, wie es verschieden geöffnet werden wird, und ebenso bei den anderen. Nun sind es von allen diesen Gestalten nicht diejenigen, die sich den Organen der äußeren Sinne oder der inneren Oberfläche des Gehirns einprägen, sondern nur diejenigen, die sich in die Lebensgeister auf der Oberfläche der Drüse H, wo sich der Sitz der Anschauung und des Gemeinsinns befindet, zeichnen, die als die Ideen aufgefaßt werden müssen, das heißt für die Formen oder Bilder, die die vernünftige Seele unmittelbar betrachten wird, wenn sie mit dieser Maschine vereint sein und irgendein Objekt vorstellen oder empfinden wird. Und beachten Sie, daß ich sage: vorstellen oder empfinden wird. Denn ich will unter dem Namen Idee allgemein alle Eindrücke begreifen, die die aus der Drüse H austretenden Lebensgeister erhalten können. Wenn diese Eindrücke von der Anwesenheit der Objekte abhängen, werden sie alle dem Gemeinsinn zugesprochen; aber sie können auch von etlichen anderen Ursachen herrühren, wie ich weiter unten sagen werde, und dann müssen sie der Anschauung zugeschrieben werden. Und ich könnte hier hinzufügen, wie die Spuren dieser Ideen durch die Arterien auf das Herz übergehen und so auf

176,9

176,26

177,5

177,14

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L’Homme · Cinquième partie

comment même elles peuvent quelquefois être déterminées, par certaines actions de la mère, à s’imprimer sur les membres de l’enfant qui se forme dans ses entrailles. Mais je me contenterai de vous dire encore, comment elles s’impriment en la partie intérieure du cerveau, marquée B, où est le siège de la Mémoire. 177,23 Pensez donc, à cet effet, qu’après que les esprits qui sortent de la glande H, y ont reçu l’impression de quelque idée, ils passent de là par les tuyaux 2, 4, 6, & semblables, dans les pores ou intervalles qui sont entre les petits filets dont cette partie du cerveau, B, est composée; & qu’ils ont la force d’élargir quelque peu ces intervalles, & de plier & disposer diversement les petits filets qu’ils rencontrent en leurs chemins, selon les diverses façons dont ils se meu | vent, & les diverses ouvertures des tuyaux par où ils passent: en sorte qu’ils y tracent aussi des figures, qui se rapportent à celles des objets; non pas toutefois si aisément ni si parfaitement du premier coup, que sur la glande H, mais peu à peu de mieux en mieux, selon que leur action est plus forte, & qu’elle dure plus longtemps, ou qu’elle est plus de fois réitérée. Ce qui est cause que ces figures ne s’effacent pas non plus si aisément, mais qu’elles s’y conservent en telle sorte, que par leur moyen les idées qui ont été autrefois sur cette glande, s’y peuvent former derechef longtemps après, sans que la présence des objets auxquels elles se rapportent y soit requise. Et c’est en quoi consiste la Mémoire. 178,15 Par exemple, quand l’action de l’objet ABC , augmentant l’ouverture des tuyaux 2, 4, 6, est cause que les esprits entrent dedans en plus grande quantité qu’ils ne feraient pas sans cela, elle est aussi cause que, passant plus outre vers N, ils ont la force de s’y former certains passages qui demeurent ouverts, encore



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das gesamte Blut ausstrahlen und wie sie manchmal sogar durch gewisse Aktionen der Mutter bestimmt werden können, sich den Körpergliedern des Kindes einzuprägen, das sich in ihrem Schoß formt.108 Aber ich werde mich damit begnügen, Ihnen noch zu sagen, wie sie sich dem mit B markierten inneren Teil des Gehirns einprägen, in dem sich der Sitz des Gedächtnisses befindet. Denken Sie also zu diesem Zweck, daß die aus der Drüse H austretenden Lebensgeister, nachdem sie dort den Eindruck irgendeiner Idee erhalten haben, durch die Rohre 2, 4, 6 und ähnliche in die Poren oder Zwischenräume übergehen, die sich zwischen den kleinen Fäden befinden, aus denen der Teil B des Gehirns zusammengesetzt ist. Sie haben die Kraft, diese Zwischenräume ein wenig zu weiten und die kleinen Fäden, auf die sie auf ihren Wegen treffen, zu biegen und gemäß den verschiedenen Weisen, auf die sie sich bewegen, und der verschiedenen Öffnungen der Rohre, durch die sie hindurchgehen, verschieden zu disponieren. Deshalb zeichnen auch sie Gestalten, die sich auf die der Objekte beziehen; zwar nicht schon beim ersten Mal so leicht und so vollkommen wie auf der Drüse H , aber nach und nach dementsprechend immer besser und besser, je stärker ihre Aktion ist und je länger sie andauert oder mehrmals wiederholt worden ist. Dies ist die Ursache, weshalb diese Gestalten nicht nur nicht so leicht verblassen, sondern sich so erhalten, daß sich dadurch Ideen, die sich früher einmal auf dieser Drüse befunden haben, lange danach erneut formen können, ohne daß dafür die Anwesenheit der Objekte, auf die sie sich beziehen, erforderlich ist. Das ist es, worin das Gedächtnis besteht.109 Zum Beispiel: Wenn die Aktion des Objekts ABC die Öffnung der Rohre 2, 4 und 6 vergrößert und so die Ursache ist, weshalb die Lebensgeister in größerer Menge in die Rohre eintreten, als sie es sonst täten, dann ist diese Aktion auch die Ursache, weshalb die Lebensgeister, wenn sie weiter voran nach N gehen, die Kraft haben, sich dort gewisse Durchgänge zu formen, die auch geöffnet bleiben, nachdem die Aktion des Ob-

177,23

178,15

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après que l’action de l’objet ABC a cessé; ou qui du moins, s’ils se referment, laissent une certaine disposition dans les petits filets dont cette partie du cerveau N est composée, par le moyen de laquelle ils peuvent beaucoup plus aisément être ouverts derechef, que s’ils ne l’avaient point encore été: ainsi que, si on passait plusieurs aiguilles, ou poinçons, au travers d’une toile, comme vous voyez en celle qui est marquée A , les petits trous qu’on y ferait demeureraient encore ouverts, comme vers a & vers b, après que ces aiguilles en seraient ôtées; ou s’ils | se refermaient, ils laisseraient des traces en cette toile, comme vers c & vers d, qui feraient cause qu’on les pourrait rouvrir fort aisément. 179,4 Et même il faut remarquer que, si on en rouvrait seulement quelques-uns, comme a & b, cela seul pourrait être cause que les autres, comme c & d, se rouvriraient aussi en même temps; principalement s’ils avaient été ouverts plusieurs fois tous ensemble, & n’eussent pas coutume de l’être les uns sans les autres. Ce qui montre comment la souvenance d’une chose peut être excitée par celle d’une autre, qui a été autrefois imprimée en même temps qu’elle en la Mémoire. Comme, si je vois deux yeux avec un nez, je m’imagine aussitôt un front & une bouche, & toutes les autres parties d’un visage, parce que je n’ai pas accoutumé de les voir l’une sans l’autre; & voyant du feu, je me ressouviens de sa chaleur, parce que je l’ai sentie autrefois en le voyant. 179,19 Considérez, outre cela, que la glande H est composée d’une matière qui est fort molle, & qu’elle n’est pas toute jointe & unie à la substance du cerveau, mais seulement attachée à de petites



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jekts ABC wieder aufgehört hat; oder die zumindest, wenn sie sich wieder schließen, die kleinen Fäden, aus denen dieser Teil N des Gehirns zusammengesetzt ist, in einer gewissen Disposition lassen, durch die sie leichter wieder geöffnet werden können, als wenn sie es vorher noch nicht gewesen waren: Genauso, wie die kleinen Löcher, die man erzeugt, wenn man mehrere Nadeln oder Stacheln durch eine Leinwand hindurchsticht, wie Sie es bei der mit A markierten sehen, offen bleiben würden, nachdem diese Nadeln herausgenommen werden, wie die bei a und bei b; oder, wenn sie sich wieder schließen, in dieser Leinwand Spuren wie bei c und bei d hinterlassen, die die Ursache sind, weshalb man sie sehr leicht wieder öffnen kann. Und es ist sogar zu bemerken, daß wenn man nur einige wie a und b wieder öffnen würde, dies allein Ursache sein könnte, daß sich gleichzeitig auch die anderen wie c und d wieder öffnen würden, vor allem wenn sie mehrere Male alle gemeinsam und gewöhnlich die einen nicht ohne die anderen geöffnet gewesen waren. Das zeigt, wie die Erinnerung an etwas durch die an etwas anderes ausgelöst werden kann, das vorher gleichzeitig mit ihm in das Gedächtnis eingeprägt wurde. So stelle ich mir, wenn ich zwei Augen zusammen mit einer Nase sehe, sogleich eine Stirn und einen Mund und alle anderen Teile eines Gesichts vor, weil ich nicht gewöhnt bin, das eine ohne das andere zu sehen. Und wenn ich ein Feuer sehe, erinnere ich mich an seine Wärme, weil ich sie vorher, als ich es sah, empfunden habe. Ziehen Sie außerdem in Betracht, daß die Drüse H aus einer sehr weichen Materie zusammengesetzt ist und daß sie nicht ganz mit der Substanz des Gehirns verbunden und vereint, sondern nur an kleinen Arterien befestigt ist110 (deren Häute ziem-

179,4

179,19

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artères (dont les peaux sont assez lâches & pliantes) & soutenue comme en balance par la force du sang que la chaleur du cœur pousse vers elle; en sorte qu’il faut fort peu de chose pour la déterminer à s’incliner & se pencher plus ou moins, tantôt d’un côté tantôt d’un autre, & faire qu’en se penchant, elle dispose les esprits qui sortent d’elle, à prendre leur cours vers certains endroits du cerveau, plutôt que vers les autres. 180,1 Or il y a deux causes principales, sans compter la force de l’âme, que je mettrai ci-après, qui la peuvent ainsi faire mouvoir, & qu’il faut ici que je vous explique. 180,5 La première est la différence qui se rencontre entre les petites parties des esprits qui sortent d’elle. Car si tous ces esprits étaient exactement d’égale force, & qu’il n’y eût aucune autre cause qui la déterminât à se pencher ni çà ni là, ils couleraient également dans tous ses pores, & la soutiendraient toute droite & immobile au centre de la tête, ainsi qu’elle est représentée en la figure 40. Mais comme un corps attaché seulement à quelques filets, qui serait soutenu en l’air par la force de la fumée qui sortirait d’un fourneau, flotterait incessamment çà & là, selon que les diverses parties de cette fumée agiraient contre lui diver-

sement: ainsi les petites parties de ces esprits, qui soulèvent & soutiennent cette glande, étant presque toujours différentes en quelque chose, ne manquent pas de l’agiter & faire pencher



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lich schlaff und biegsam sind) und durch die Kraft des Bluts, das die Wärme des Herzens dorthin stößt, wie im Gleichgewicht gehalten wird. Deshalb ist nur ganz wenig nötig, um sie dazu zu bestimmen, sich etwas mehr oder weniger mal zu der einen, mal zu der anderen Seite zu neigen und zu senken und zu veranlassen, daß sie den aus ihr austretenden Lebensgeistern, wenn sie sich senkt, die Disposition verleiht, ihren Lauf eher zu gewissen Stellen des Gehirns als zu anderen zu nehmen. Nun gibt es – die Kraft der Seele, die ich weiter unten bringen werde, nicht mitgezählt111 – zwei Hauptursachen, die sie sich bewegen lassen kann und die ich hier erklären muß. Die erste Ursache ist der Unterschied, den man zwischen den aus ihr austretenden kleinen Teilen der Lebensgeister antrifft.112 Denn wenn alle diese Lebensgeister exakt die gleiche Kraft hätten und es keinerlei andere Ursache gäbe, die die Drüse dazu bestimmen würde, sich hierhin oder dorthin zu senken, flössen die Lebensgeister gleichmäßig in alle ihre Poren und würden sie ganz gerade und unbeweglich am Mittelpunkt des Kopfes halten, wie es auf der Abbildung 51 dargestellt ist. Aber genauso wie ein nur durch einige Fäden befestigter Körper, der

durch die Kraft des Rauches, der aus einem Ofen austräte, unaufhörlich hierhin und dorthin getrieben würde, je nachdem, wie die verschiedenen Teile des Rauches verschieden auf ihn einwirken würden, so erregen unausweichlich die kleinen Teile dieser Lebensgeister die Drüse, die sie hoch­heben und halten, und lassen sie, da sie sich fast immer in irgend ­etwas unter-

180,1

180,5

284

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Fig. 32

tantôt d’un côté tantôt d’un autre, comme vous la voyez en cette figure 41, où non seulement son centre H est un peu éloigné du centre du cerveau, marqué o, mais aussi les extrémités des artères qui la soutiennent, sont courbées en telle sorte, que presque tous les esprits qu’elles lui apportent, prennent leurs cours par l’endroit de sa superficie a, b, c, vers les petits tuyaux 2, 4, 6, ouvrant par ce moyen ceux de ses pores qui regardent vers là, beaucoup davantage que les autres. 180,31 Or le principal effet qui suit de ceci, consiste en  | ce que les esprits, sortant ainsi plus particulièrement de quelques endroits de la superficie de cette glande, que des autres, peuvent avoir la force de tourner les petits tuyaux de la superficie intérieure du cerveau dans lesquels ils se vont rendre, vers les endroits d’où ils sortent, s’ils ne les y trouvent déjà tout tournés; & par ce moyen, de faire mouvoir les membres auxquels se rapportent ces tuyaux, vers les lieux auxquels se rapportent ces endroits de la superficie de la glande H. Et notez que l’idée de ce mouvement des membres ne consiste qu’en la façon dont ces esprits sortent pour lors de cette glande, & ainsi que c’est son idée qui le cause. 181,14 Comme ici, par exemple, on peut supposer, que ce qui fait que le tuyau 8 se tourne plutôt vers le point b, que vers quelque autre, c’est seulement que les esprits qui sortent de ce point, tendent avec plus de force vers lui qu’aucuns autres; & que cela même



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Abb.   52 [AT Fig. 32]

scheiden, sich mal auf die eine, mal auf die andere Seite senken. So sehen Sie auf dieser Abbildung 52, daß nicht nur ihr Mittelpunkt H etwas vom mit o markierten Mittelpunkt des Gehirns entfernt ist, sondern auch die Enden der sie haltenden Arterien so gekrümmt sind, daß fast alle Lebensgeister, die sie dorthin bringen, ihren Lauf durch die Stelle a, b, c der Oberfläche zu den kleinen Rohren 2, 4, 6 nehmen und dadurch ihre dorthin zugewandten Poren viel mehr öffnen als die anderen. Nun besteht die daraus folgende Hauptwirkung darin, daß die so aus irgendwelchen Stellen der Oberfläche dieser Drüse mehr als aus anderen austretenden Lebensgeister die Kraft haben können, die kleinen Rohre von der inneren Oberfläche des Gehirns, in die sie sich hineinbegeben, zu den Stellen zu drehen, an denen sie austreten, wenn sie sie nicht bereits ganz dorthin gedreht vorfinden. Dadurch lassen sie die Körperglieder, auf die sich diese Rohre beziehen, sich zu den Orten bewegen, auf die sich diese Stellen der Oberfläche der Drüse H beziehen. Und beachten Sie, daß die Idee dieser Bewegung der Körperglieder nur in der Weise besteht, in der diese Lebensgeister in diesem Fall aus dieser Drüse austreten, und daß es so ihre Idee ist, die diese Bewegung verursacht. So kann man zum Beispiel hier [Abb. 53, S. 287] voraussetzen, daß das einzige, was sich das Rohr 8 mehr zum Punkt b als zu irgendeinem anderen drehen läßt, die aus diesem Punkt austretenden Lebensgeister sind, die mit größerer Kraft zu ihm als zu irgendwelchen anderen streben. Dies allein gäbe der

180,31

181,14

286

L’Homme · Cinquième partie

donnerait occasion à l’âme, de sentir que le bras se tourne vers l’objet B, si elle était déjà dans cette Machine, ainsi que je l’y supposerai ci-après. Car il faut penser que tous les points de la glande vers lesquels ce tuyau 8 peut être tourné, répondent tellement à tous les lieux vers lesquels le bras marqué 7 le peut être, que ce qui fait maintenant que ce bras est tourné vers ­l ’objet B, c’est que ce tuyau regarde le point b de la glande. Que si les

Fig. 33



Der Mensch · Fünfter Teil

287

Seele, wenn sie sich bereits in dieser Maschine befände, wie ich weiter unten voraussetzen werde, Anlaß, zu empfinden, daß sich der Arm zum Objekt B dreht. Denn man muß denken, daß alle Punkte der Drüse, zu denen dieses Rohr 8 gedreht werden kann, solchermaßen mit allen Orten in Verbindung stehen, zu denen der mit 7 markierte Arm gedreht werden kann, daß das, was jetzt den Arm zum Objekt B gedreht sein läßt, ist, daß dieses Rohr dem Punkt b der Drüse zugewandt ist.

Abb.   53 [AT Fig. 33]

288

182,23

L’Homme · Cinquième partie

esprits changeant leur cours tournaient ce tuyau vers quelque autre point de la glande, comme vers c, les petits filets 8, 7, qui sortant d’autour de lui se vont rendre dans les muscles de ce bras, changeant par même | moyen de situation, rétréciraient quelques-uns des pores du cerveau qui sont vers D, & en élargiraient quelques autres: ce qui ferait que les esprits, passant de là dans ces muscles d’autre façon qu’ils ne font à présent, tourneraient incontinent ce bras vers l’objet C . Comme, réciproquement, si quelque autre action que celle des esprits qui entrent par le tuyau 8, tournait ce même bras vers B ou vers C , elle ferait que ce tuyau 8 se tournerait vers les points de la glande b ou c; en sorte que l’idée de ce mouvement se formerait aussi en même temps, au moins si l’attention n’en était point divertie, c’est-à-dire, si la glande H n’était point empêchée de se pencher vers 8, par quelque autre action qui fût plus forte. Et ainsi généralement il faut penser, que chacun des autres petits tuyaux qui sont en la superficie intérieure du cerveau, se rapporte à chacun des autres membres; & chacun des autres points de la superficie de la glande H, à chacun des côtés vers lesquels ces membres peuvent être tournés: en sorte que les mouvements de ces membres, & leurs idées, peuvent être causés réciproquement l’un par l’autre. Et de plus, pour entendre ici par occasion, comment, lorsque les deux yeux de cette Machine, & les organes de plusieurs autres de ses sens, sont tournés vers un même objet, il ne s’en forme pas pour cela plusieurs idées dans son cerveau, mais une seule, il faut penser que c’est toujours des mêmes points de cette super­ ficie de la glande H que sortent les esprits, qui tendant vers divers tuyaux peuvent tourner divers membres vers les mêmes objets: comme  | ici, que c’est du seul point b que sortent les esprits qui tendant vers les tuyaux 4, 4, & 8, tournent en même temps les deux yeux & le bras droit vers l’objet B.



Der Mensch · Fünfter Teil

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Wenn die Lebensgeister ihren Lauf verändern und dieses Rohr zu irgendeinem anderen Punkt der Drüse drehen würden, wie nach c, verändern die kleinen Fäden 8 und 7, die um ihn herum austreten und bis an die Muskeln dieses Arms heranreichen, dadurch ihre Lage und würden einige der sich bei D befindenden Poren des Gehirns wieder verengen und irgendwelche anderen weiten; dies ließe die Lebensgeister in anderer Weise von dort in diese Muskeln übergehen, als sie es gegenwärtig tun, und diesen Arm sogleich zum Objekt C drehen. Umgekehrt, wenn irgendeine andere Aktion als die der durch das Rohr 8 eintretenden Lebensgeister denselben Arm nach B oder nach C drehen würde, würde diese Aktion veranlassen, daß das Rohr 8 sich zu denselben Punkten b oder c der Drüse drehen würde; deshalb würde sich gleichzeitig auch die Idee dieser Bewegung formen, zumindest wenn die Aufmerksamkeit nicht abgelenkt wäre, das heißt, wenn die Drüse H durch keine stärkere andere Aktion daran gehindert würde, sich nach 8 zu senken. Und so muß man sich allgemein jedes einzelne der anderen, sich auf der inneren Oberfläche des Gehirns befindenden kleinen Rohre als auf ein jeweiliges der anderen Körperglieder bezogen denken, und jeder einzelne der anderen Punkte der Oberfläche der Drüse H auf eine jeweilige der Seiten, zu denen diese Körperglieder gedreht werden können. Deshalb können die Bewegungen dieser Körperglieder und ihre Ideen wechselseitig durch das jeweils andere verursacht werden. Und um bei dieser Gelegenheit außerdem einzusehen, wie sich, wenn beide Augen dieser Maschine und die Organe mehrerer anderer ihrer Sinne zu demselben Objekt gedreht sind, deswegen nicht mehrere, sondern nur eine einzige Idee in ihrem Gehirn formt, ist zu denken, daß es immer dieselben Punkte dieser Oberfläche der Drüse H sind, aus denen die Lebensgeister austreten, die zu verschiedenen Rohren streben und verschiedene Körperglieder zu denselben Objekten drehen können. So ist es hier allein der Punkt b, aus dem die Lebensgeister austreten, die zu den Rohren 4, 4, und 8 streben und gleichzeitig die beiden Augen und den rechten Arm zum Objekt B drehen.

182,23

290 183,5 Ce

L’Homme · Cinquième partie

qui vous sera facile à croire, si pour entendre aussi en quoi consiste l’idée de la distance des objets, vous pensez que, selon que cette superficie change de situation, les mêmes de ses points se rapportent à des lieux d’autant plus éloignés du centre du cerveau marqué o, que ces points en sont plus proches, & d’autant plus proches qu’ils en sont plus éloignés. Comme ici, il faut penser que, si le point b était un peu plus retiré en arrière qu’il n’est pas, il se rapporterait à un lieu peu éloigné que n’est B; & s’il était un peu plus penché en avant, il se rapporterait à un plus proche. 183,17 Et ceci sera cause que, lorsqu’il y aura une âme dans cette machine, elle pourra quelquefois sentir divers objets par l’entremise des mêmes organes, disposés en même sorte, & sans qu’il y ait rien du tout qui se change, que la situation de la glande H. Comme ici, par exemple, l’âme pourra sentir ce qui est au point L , par l’entremise des deux mains, qui tiennent les deux bâtons NL & OL , parce que c’est du point L , de la glande H, que sortent les esprits qui entrent dans les tuyaux 7 & 8, auxquels répondent ses deux mains; au lieu que, si cette glande H était un peu plus en avant qu’elle n’est, en sorte que les points de sa superficie n & o fussent aux lieux marqués i & k, & par conséquent que ce fût d’eux, que sortissent les esprits qui vont vers 7 & vers 8, l’âme | devrait sentir ce qui est vers N, & vers O, par l’entremise des mêmes mains, & sans qu’elles fussent en rien changées. 184,4 Au reste, il faut remarquer que, lorsque la glande H est penchée vers quelque côté, par la seule force des esprits, & sans que l’âme raisonnable, ni les sens extérieurs y contribuent, les idées qui se forment sur sa superficie ne procèdent pas seulement des inégalités, qui se rencontrent entre les petites parties de ces esprits, & qui causent la différence des humeurs, ainsi



Der Mensch · Fünfter Teil

291

Es wird Ihnen leicht fallen, das zu glauben, wenn Sie, um außerdem auch einzusehen, worin die Idee des Abstands der Objekte besteht, denken, daß – wenn die Oberfläche der Drüse ihre Lage verändert – je näher die Punkte auf ihrer Oberfläche dem mit o markierten Mittelpunkt des Gehirns sind, desto weiter entfernt von ihm die Orte sind, auf die sie sich beziehen, und sie ihm desto näher sind, je weiter entfernt die Punkte von ihm sind. So ist hier zu denken, daß, wenn der Punkt b etwas weiter nach hinten zurückgezogen wäre, als er es ist, er sich auf einen Ort bezöge, der weiter entfernt wäre als B; und wäre er etwas weiter nach vorn gesenkt, bezöge er sich auf einen näheren Punkt. Dies wird die Ursache sein, weshalb die Seele, wenn sie sich in dieser Maschine befinden wird, manchmal verschiedene Objekte durch Vermittlung derselben Organe wird empfinden können, die dieselbe Art der Disposition in sich haben, ohne daß sich dabei irgend etwas anderes verändert als die Lage der Drüse H. Zum Beispiel [Abb. 54, S. 293] wird die Seele durch die Vermittlung der beiden die zwei Stöcker NL und OL haltenden Hände empfinden können, was sich am Punkt L befindet, weil die Lebensgeister aus dem Punkt L auf der Drüse H aus- und in die Rohre 7 und 8 eintreten, mit denen ihre beiden Hände in Verbindung stehen. Befände sich hingegen die Drüse H etwas weiter vorne, so daß die Punkte n und o ihrer Oberfläche sich an den mit i und k markierten Orten befänden, und die nach 7 und nach 8 gehenden Lebensgeister folglich aus ihnen austräten, müßte die Seele durch Vermittlung derselben Hände, ohne daß sie irgendwie verändert würden, empfinden, was sich bei N und bei O befindet. Es ist außerdem zu bemerken, daß, wenn die Drüse H allein durch die Kraft der Lebensgeister zu irgendeiner Seite gesenkt ist, ohne daß die vernünftige Seele oder die äußeren Sinne dazu beitragen, die sich auf ihrer Oberfläche formenden Ideen nicht nur von den Ungleichheiten herrühren, die zwischen den kleinen Teilen dieser Lebensgeister angetroffen werden und den Unterschied zwischen den Stimmungen verursachen, wie wei-

183,5

183,17

184,4

292

L’Homme · Cinquième partie

qu’il a été dit ci-dessus, mais elles procèdent aussi des impressions de la Mémoire. Car si la figure de quelque objet particulier est imprimée beaucoup plus distinctement qu’aucune autre, à l’endroit du cerveau vers lequel est justement penchée cette glande, les esprits qui tendent vers là ne peuvent manquer d’en recevoir aussi l’impression. Et c’est ainsi que les choses passées reviennent quelquefois en la pensée, comme par hasard, & sans que la Mémoire en soit fort excitée par aucun objet qui touche les sens.

Fig. 34



Der Mensch · Fünfter Teil

293

ter oben gesagt wurde, sondern diese Ideen auch von den Ein­ drücken des Gedächtnisses herrühren. Denn wenn die Gestalt irgendeines besonderen Objekts an der Stelle des Gehirns, zu der genau diese Drüse gesenkt ist, sehr viel deutlicher eingeprägt wird als irgendeine andere, erhalten die dorthin strebenden Lebensgeister unausweichlich auch diesen Eindruck. Deshalb kommen vergangene Dinge manchmal wie durch Zufall in das Denken zurück, ohne daß das Gedächtnis dazu durch irgendein die Sinne berührendes Objekt stark ausgelöst wird.

Abb.   5 4 [AT Fig. 34]

294

L’Homme · Cinquième partie

Mais si plusieurs diverses figures se trouvent tracées en ce même endroit du cerveau, presque aussi parfaitement l’une que l’autre, ainsi qu’il arrive le plus souvent, les esprits recevront quelque chose de l’impression de chacune, & ce, plus ou moins, selon la diverse rencontre de leurs parties. Et c’est ainsi que se composent les chimères, & les hippogriffes, en l’imagination de ceux qui rêvent étant éveillés, c’est-à-dire qui laissent errer nonchalamment çà & là leur fantaisie, sans que les objets extérieurs la divertissent, ni qu’elle soit conduite par leur raison. 185,1 Mais l’effet de la Mémoire qui me semble ici le plus digne d’être considéré, consiste en ce que, sans qu’il y ait aucune âme dans cette machine, elle peut naturellement être disposée à imiter tous les mouvements que de vrais hommes, ou bien d’autres semblables machines, feront en sa présence. 185,7 La seconde cause qui peut déterminer les mouvements de la glande H , est l’action des objets qui touchent les sens. Car il 184,21

Fig. 35



Der Mensch · Fünfter Teil

295

Wenn sich aber an derselben Stelle des Gehirns mehrere verschiedene Gestalten alle fast genauso vollkommen gezeichnet finden, wie es ganz oft geschieht, dann werden die Lebensgeister etwas von dem Eindruck jeder einzelnen erhalten, und das entsprechend dem verschiedenen Auftreffen ihrer Teile mehr oder weniger. Und so bilden sich die Trugbilder und geflügelten Pferde in der Anschauung von Leuten, die träumen, während sie wach sind, das heißt die ihre Phantasie nachlässig hierhin und dorthin herumirren lassen, ohne daß äußere Objekte sie ablenken oder sie durch ihre Vernunft geleitet wäre. Aber die Wirkung des Gedächtnisses, die mir hier am meisten wert zu sein scheint, in Betracht gezogen zu werden, besteht darin, daß sie, ohne daß es in dieser Maschine irgendeine Seele gibt, von Natur her die Dispostion haben kann, alle Bewegungen nachzuahmen, die die wahren Menschen oder auch andere ähnliche Maschinen in Anwesenheit einer Seele vollziehen. Die zweite Ursache, die die Bewegungen der Drüse H bestimmen kann, ist die Aktion der die Sinne berührenden Objekte. Denn es ist leicht einzusehen, daß, wenn zum Beispiel

Abb.   55 [AT Fig. 35]

184,21

185,1

185,7

296

L’Homme · Cinquième partie

est aisé à entendre, que l’ouverture des petits tuyaux 2, 4, 6, par exemple, étant élargie par l’action de l’objet ABC , les esprits qui commencent aussitôt à couler vers eux, plus librement & plus vite qu’ils ne faisaient, attirent après soi quelque peu cette glande, & font qu’elle se penche, si elle n’en est d’ailleurs empêchée; & changeant la disposition de ses pores, elle commence à conduire beaucoup plus grande quantité d’esprits par a, b, c, vers 2, 4, 6, qu’elle ne faisait auparavant: ce qui rend l’idée que forment ces esprits d’autant plus parfaite. Et c’est en quoi consiste le premier effet, que je désire que vous remarquiez. 185,22 Le second consiste en ce que, pendant que cette glande est retenue ainsi penchée vers quelque côté, cela l’empêche de pouvoir si aisément recevoir les idées des objets qui agissent contre les organes des autres sens. Comme ici, par exemple, pendant que presque tous les esprits que produit la glande H , sortent des points a, b, c, il n’en sort pas assez du point d, pour y former l’idée de l’objet D, dont je suppose que l’action n’est ni si vive, ni si forte, que celle de ABC . D’où vous voyez comment les idées s’empêchent l’une | l’autre, & d’où vient qu’on ne peut être fort attentif à plusieurs choses en même temps. 186,3 Il faut aussi remarquer, que les organes des sens, lorsqu’ils commencent à être touchés par quelque objet plus fort que par les autres, n’étant pas encore autant disposés à en recevoir l’action qu’ils pourraient être, la présence de cet objet est suffisante pour achever de les y disposer entièrement. Comme, si l’œil, par exemple, est disposé à regarder vers un lieu fort éloigné, lorsque l’objet ABC , qui est fort proche, commence à se présenter devant lui, je dis que l’action de cet objet pourra faire qu’il se disposera tout aussitôt à le regarder fixement. 186,14 Et afin que ceci vous soit plus aisé à entendre, considérez, premièrement, la différence qui est entre l’œil, disposé à regarder



Der Mensch · Fünfter Teil

297

die Öffnung der kleinen Rohre 2, 4 und 6 durch die Aktion des Objekts ABC geweitet werden, die Lebensgeister sofort beginnen, freier und schneller zu ihnen zu fließen, als sie es taten, und deshalb diese Drüse ein wenig hinter sich herziehen und veranlassen, daß sie sich senkt, wenn sie nicht durch etwas anderes daran gehindert wird. Und da die Drüse die Disposition ihrer Poren verändert, beginnt sie, eine sehr viel größere Menge Lebensgeister durch a, b und c nach 2, 4 und 6 zu leiten als zuvor: was die Idee, die diese Lebensgeister formen, noch vollkommener macht. Darin besteht die erste Wirkung, von der ich mir wünsche, daß Sie sie bemerken. Die zweite Wirkung besteht darin, daß, während diese Drüse so zu einer Seite gesenkt festgehalten wird, dies sie daran hindert, genauso leicht die Idee der Objekte aufzunehmen, die auf die Organe der anderen Sinne einwirken. Während hier zum Beispiel fast alle Lebensgeister, die die Drüse H produziert, so aus den Punkten a, b und c austreten, treten nicht genügend aus dem Punkt d aus, um dort die Idee des Objekts D zu formen, dessen Aktion ich als weder so lebhaft noch als so stark voraussetze wie die von ABC . Daran sehen Sie, wie die Ideen einander hemmen und woher es kommt, daß man nicht gleichzeitig auf mehrere Dinge ganz aufmerksam sein kann. Es ist auch zu bemerken, daß, wenn die Sinnesorgane beginnen, von einem Objekt stärker berührt zu werden als von den anderen, und sie die Disposition, die Aktion dieses Objekts aufzunehmen, noch nicht so sehr haben, wie sie es könnten, die Anwesenheit dieses Objekts ausreicht, um zu erreichen, daß sie die Disposition dazu völlig erlangen. Wenn etwa zum Beispiel das Auge die Disposition hat, auf einen sehr weit entfernten Ort zu blicken, und wenn das sehr nahe Objekt ABC sich ihm zu bieten beginnt, dann, sage ich, wird die Aktion dieses Objekts veranlassen, daß es unverzüglich die Dispostion erlangen wird, starr auf es zu blicken. Damit dies für Sie leichter einzusehen ist, betrachten Sie erstens den Unterschied zwischen einem Auge, das Disposition hat, auf ein entferntes Objekt zu blicken – wie auf der Abbil-

185,22

186,3

186,14

298

L’Homme · Cinquième partie

Fig. 36

un objet éloigné, comme il est en la 50e figure, & le même œil, disposé à en regarder un plus proche, comme il est en cette 51: qui consiste, non seulement en ce que l’humeur cristalline est un peu plus voûtée, & les autres parties de l’œil à proportion autrement disposées en cette dernière figure qu’en la précédente, mais aussi en ce que les petits tuyaux 2, 4, 6, y sont inclinés vers un point plus proche, & que la glande H y est un peu plus avancée vers eux, & que l’endroit de sa superficie a, b, c, y est à proportion un peu plus voûté ou courbé: en sorte qu’en l’une & en l’autre figure, c’est toujours du point a, que sortent les esprits qui tendent vers le tuyau 2; du point b, que sortent ceux qui tendent vers le tuyau 4; & du point c, que sortent ceux qui tendent vers le tuyau 6. 187,1 Considérez aussi que les seuls mouvements de la glande H , sont suffisants pour changer la situation de ces tuyaux, & ensuite toute la disposition du corps de l’œil; ainsi qu’il a tantôt été dit, en général, qu’ils peuvent faire mouvoir tous les membres. 187,6 Considérez, après cela, que ces tuyaux 2, 4, 6, peuvent être d’autant plus ouverts par l’action de l’objet ABC , que l’œil est plus disposé à le regarder. Car si les rayons qui tombent sur le point 3, par exemple, viennent tous du point B, comme ils font lorsque l’œil regarde fixement vers là, il est évident que leurs actions doivent tirer plus fort le petit filet 3, 4, que s’ils venaient, partie



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Abb.   56 [AT Fig. 36]

dung 49 [siehe S. 275] –, und demselben Auge, wenn es die Dispostion hat, auf ein näheres Objekt zu blicken – wie auf der Abbildung 56. Dieser Unterschied besteht nicht nur darin, daß die kristalline Flüssigkeit etwas gewölbter ist und die anderen Teile des Auges auf dieser letzten Abbildung im Verhältnis zur vorangegangenen eine andere Dispostion haben, sondern auch darin, daß die kleinen Rohre 2, 4 und 6 zu einem näheren Punkt geneigt sind, die Drüse H etwas weiter zu ihnen vorgerückt ist und die Stelle seiner Oberfläche a, b, c im Verhältnis etwas gewölbter oder gekrümmter ist. Deshalb ist es auf beiden Abbildungen immer der Punkt a, aus dem die in das Rohr 2 strebenden Lebensgeister austreten; und immer der Punkt b, aus dem die zum Rohr 4 strebenden Lebensgeister austreten; und immer der Punkt c, aus dem die zum Rohr 6 strebenden austreten. Ziehen Sie auch in Betracht, daß die Bewegungen der Drüse H alleine ausreichen, um die Lage dieser Rohre und demnach die gesamte Disposition des Augenkörpers zu verändern; wie vorher ja bereits gesagt wurde, daß sie alle Körperglieder bewegen lassen können. Ziehen Sie danach auch in Betracht, daß die Rohre 2, 4 und 6 durch die Aktion des Objekts ABC desto weiter geöffnet werden können, je mehr das Auge die Disposition hat, auf es zu blicken. Denn wenn zum Beispiel alle auf den Punkt 3 fallenden Strahlen vom Punkt B kommen, wie sie es tun, wenn das Auge starr dorthin blickt, ist es evident, daß ihre Aktionen den kleinen Faden 3, 4 stärker ziehen müssen, als wenn sie teil-

187,1

187,6

300

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du point A , partie de B, & partie de C , comme ils font sitôt que l’œil est un peu autrement disposé; à cause que pour lors leurs actions, n’étant pas si semblables, ni si unies, ne peuvent être du tout si fortes, & s’empêchent même souvent l’une l’autre. Ce qui n’a lieu néanmoins que touchant les objets dont les linéaments ne sont ni trop semblables ni trop confus; comme aussi n’y a-t-il que ceux-là, dont l’œil puisse bien distinguer la distance, & discerner les parties, ainsi que j’ai remarqué en la Dioptrique. 187,24 De plus, considérez que la glande H peut beaucoup plus facilement être mues, vers le côté vers lequel en se penchant elle disposera l’œil à recevoir plus distinctement qu’il ne fait l’action de l’objet qui agit le plus fort de tous contre lui, que vers ceux où elle pourrait faire le contraire. Comme, par exemple, en cette 50 figure, où l’œil est disposé à regarder un objet éloigné, il faut bien moins de force pour l’in | citer à se pencher un peu plus en avant qu’elle n’est, que pour faire qu’elle se retire plus en arrière: parce qu’en se retirant elle rendrait l’œil encore moins disposé qu’il n’est pas, à recevoir l’action de l’objet ABC , que l’on suppose être proche, & agir le plus fort de tous contre lui. Et ainsi elle serait cause que les petits tuyaux 2, 4, 6, seraient aussi moins ouverts par cette action, & que les esprits qui sortent des points a, b, c, couleraient aussi moins librement vers ces tuyaux; au lieu qu’en s’avançant, elle ferait, tout au contraire, que l’œil se disposant mieux à recevoir cette action, les petits tuyaux 2, 4, 6, s’ouvriraient davantage, & ensuite, que les esprits qui sortent des points a, b, c, couleraient vers eux plus librement: en sorte même que, sitôt que la glande aurait le moins du monde commencé ainsi à se mouvoir, le cours de ces esprits l’emporterait tout aussitôt, & ne lui permettrait pas de s’arrêter, jusqu’à ce qu’elle fût tout à fait disposée en la façon que vous la voyez



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weise von A , teilweise von B und teilweise von C kämen, wie sie es tun, sobald das Auge eine nur etwas andere Dispostion hat: weil in diesem Fall ihre Aktionen weder so ähnlich noch so vereint sind und überhaupt nicht so stark sein können und sich sogar oft gegenseitig behindern. Dies spielt gleichwohl nur bei Objekten eine Rolle, deren Umrisse weder zu ähnlich noch zu verschwommen sind; wie es überhaupt auch nur diese Objekte sind, bei denen das Auge den Abstand gut unterscheiden und die Teile ausmachen kann, wie ich in der Dioptrik bemerkt habe. Ziehen Sie außerdem in Betracht, daß die Drüse H viel leichter zu der Seite bewegt werden kann, zu der hin gesenkt sie dem Auge die Disposition verleihen wird, die Aktion des am stärksten auf es einwirkenden Objekts deutlicher aufzunehmen als jetzt, als zu der Seite, die das Gegenteil veranlassen könnte. So hat zum Beispiel auf der Abbildung 49 [siehe S. 275] das Auge die Disposition, auf ein entferntes Objekt zu blicken, und es ist deshalb sehr viel weniger Kraft nötig, um die Drüse anzureizen, sich etwas weiter nach vorne zu senken, als zu veranlassen, daß sie sich weiter nach hinten zurückzieht. Denn wenn sich die Drüse zurückzöge, nähme sie dem Auge noch mehr von der Disposition, die Aktion des Objekts ABC aufzunehmen, das als nah und am stärksten von allen auf es einwirkend vorausgesetzt wird. Und so wäre die Drüse die Ursache, weshalb die kleinen Rohre 2, 4 und 6 durch die Aktion weniger geöffnet würden und weshalb auch die aus den Punkten a, b und c austretenden Lebensgeister weniger frei zu diesen Rohren flössen. Wenn hingegen die Drüse sie weiter vorrückt, würde sie gerade umgekehrt veranlassen, daß das Auge eine bessere Dispostion erlangt, diese Aktion aufzunehmen, und daß die kleinen Rohre 2, 4 und 6 sich weiter öffnen würden und demnach die aus den Punkten a, b und c austretenden Lebensgeister freier zu ihnen flössen. Deshalb würde sogar, sobald die Drüse auch nur im geringsten sich zu bewegen begonnen hätte, der Lauf dieser Lebensgeister sie sogleich mitführen und ihr nicht erlauben, anzuhalten, bis sie gänzlich eine Disposition in der Weise erlangt

187,24

302

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en la 51 figure, & que l’œil regardât fixement vers cet objet proche ABC . 188,21 Si bien qu’il ne reste plus qu’à vous dire la cause qui peut commencer ainsi à la mouvoir: laquelle n’est autre, ordinairement, que la force de l’objet même, qui, agissant contre l’organe de quelque sens, augmente l’ouverture de quelques-uns des petits tuyaux qui sont en la superficie intérieure du cerveau, vers lesquels les esprits commençant aussitôt à prendre leurs cours, attirent avec soi cette glande, & la font incliner vers ce côté là. Mais en cas que ces tuyaux fussent déjà d’ailleurs autant ou plus ouverts que cet objet ne les ouvre, il faut penser que les petites | parties des esprits qui coulent au travers de ses pores, étant inégales, la poussent tantôt deçà tantôt delà, fort promptement, & en moins d’un clin d’œil, de tous côtés, sans la laisser jamais en repos un seul moment; & que, s’il se rencontre d’abord qu’elles la poussent vers un côté, vers lequel il ne lui soit pas aisé de s’incliner, leur action, qui n’est pas de soi grandement forte, ne peut presque avoir aucun effet; mais, au contraire, sitôt qu’elles la poussent le moins du monde vers le côté vers lequel elle est déjà toute portée, elle ne manquera pas de s’incliner vers là aussitôt, & ensuite, de disposer l’organe du sens à recevoir l’action de son objet, le plus parfaitement qu’il est possible, ainsi que je viens d’expliquer. 189,15 Achevons maintenant de conduire les esprits jusqu’aux nerfs, & voyons les mouvements qui en dépendent. Si les petits tuyaux de la superficie intérieure du cerveau ne sont point du tout plus ouverts, ni d’autre façon, les uns que les autres, & par conséquent que ces esprits n’aient en eux l’impression d’aucune idée particulière: ils se répandent indifféremment de tous côtés, & passent des pores qui sont vers B, en ceux qui sont vers C , d’où les plus subtiles de leurs parties s’écouleront tout à fait hors du cerveau, par les pores de la petite peau qui l’enveloppe; puis le



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hätte, wie Sie auf der Abbildung 56 [siehe S. 299] sehen, und das Auge starr auf das nahe Objekt ABC blicken würde. Es ist deshalb nur noch übrig, Ihnen die Ursache zu sagen, die beginnen kann, sie so zu bewegen. Diese Ursache ist gewöhnlich nichts anderes als die Kraft des Objekts selbst, die auf irgendein Sinnesorgan einwirkt und so die Öffnung einiger der kleinen, sich auf der inneren Oberfläche des Gehirns befindenden Rohre vergrößert, zu denen die Lebensgeister sogleich ihren Lauf zu nehmen beginnen, so diese Drüse hinter sich herziehen und sie sich zu dieser Seite neigen lassen. In dem Fall aber, daß diese Rohre bereits durch etwas anderes ebenso oder mehr geöffnet wurden, als dieses Objekt sie öffnet, ist zu denken, daß die kleinen, durch diese Poren hindurchfließenden Teile der Lebensgeister ungleich sind, und sie die Drüse sehr rasch, in weniger als einem Wimpernschlag, mal hierhin, mal dorthin zu allen Seiten stoßen, ohne sie jemals auch nur einen einzigen Moment in Ruhe zu lassen. Wenn es sich trifft, daß sie sie zuerst zu einer Seite stoßen, zu der sie sich nicht leicht neigen läßt, kann ihre Aktion, die von sich aus nicht sehr stark ist, fast überhaupt keine Wirkung haben. Sobald sie sie aber umgekehrt auch nur im geringsten zu der Seite stoßen, in die sie bereits getragen wurde, wird sie sich unausweichlich sogleich ganz dorthin neigen und demnach dem Sinnesorgan die Disposition verleihen, die Aktion seines Objekts so vollkommen wie möglich aufzunehmen, so wie ich es gerade erklärt habe. Schließen wir jetzt damit ab, die Lebensgeister bis zu den Nerven zu leiten, und sehen wir uns die davon abhängenden Bewegungen an. Wenn keine der kleinen Rohre der inneren Oberfläche des Gehirns weiter geöffnet oder in irgendeiner anderen Weise anders sind als die anderen und die Lebensgeister folglich nicht den Eindruck irgendeiner besonderen Idee in sich haben, verbreiten sie sich unterschiedslos nach allen Seiten und gehen [vgl. Abb. 47, S. 271] von den sich bei B befindenden Poren in die sich bei C befindenden über, von wo die feineren ihrer Teile durch die Poren der kleinen, es einhüllenden Haut völlig aus dem Gehirn ausfließen werden. Danach wird der Über-

188,21

189,15

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surplus, prenant son cours vers D, s’ira rendre dans les nerfs & dans les muscles, sans y causer aucun effet particulier, parce qu’il se distribuera en tous également. 189,30 Mais s’il y a quelques-uns des tuyaux qui soient plus ou moins ouverts, ou seulement ouverts de quel | qu’autre façon que leurs voisins, par l’action des objets qui meuvent les sens: les petits filets qui composent la substance du cerveau, étant ensuite un peu plus tendus ou plus lâches les uns que les autres, conduiront les esprits vers certains endroits de sa base, & de là vers certains nerfs, avec plus ou moins de force que vers les autres. Ce qui suffira pour causer divers mouvements dans les muscles, suivant ce qui a été ci-dessus amplement expliqué. 190,10 Or, d’autant que je veux vous faire concevoir ces mouvements semblables à ceux auxquels nous sommes naturellement incités par les diverses actions des objets qui meuvent nos sens, je désire ici que vous considériez six diverses sortes de circonstances dont ils peuvent dépendre. La première est le lieu d’où procède l’action qui ouvre quelques-uns des petits tuyaux par où entrent premièrement les esprits. La seconde consiste en la force & en toutes les autres qualités de cette action. La troisième, en la disposition des petits filets qui composent la substance du cerveau. La quatrième, en l’inégale force que peuvent avoir les petites parties des esprits. La cinquième, en la diverse situation des membres extérieurs. Et la sixième, en la rencontre de plusieurs actions qui meuvent les sens en même temps. 190,26 Pour le lieu d’où procède l’action, vous savez déjà que, si l’objet ABC , par exemple, agissait contre un autre sens, que contre celui de la vue, il ouvrirait d’autres tuyaux, en la superficie intérieure du cerveau, que ceux qui sont marqués 2, 4, 6. Et que, | s’il était plus près ou plus loin, ou autrement situé au respect de l’œil qu’il n’est pas, il pourrait bien à la vérité ouvrir ces mêmes



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schuß seinen Lauf nach D nehmen und sich in die Nerven und in die Muskeln begeben, ohne dort irgendeine besondere Wirkung zu verursachen, weil er sich auf alle gleichmäßig verteilen wird. Aber wenn einige Rohre durch die Aktion der die Sinne bewegenden Objekte mehr oder weniger, oder nur in irgendeiner anderen Weise geöffnet sind als die ihnen benachbarten, dann sind infolge dessen die einen der kleinen Fäden, die die Substanz des Gehirns bilden, ein wenig gespannter oder schlaffer als die anderen und werden deswegen die Lebensgeister mit mehr oder weniger Kraft zu gewissen Stellen der Grundfläche des Gehirns und von dort eher zu gewissen Nerven leiten als zu den anderen. Dem gemäß, was weiter oben ausführlich erklärt wurde, wird dies ausreichen, um in den Muskeln verschiedene Bewegungen zu verursachen. Nun will ich, daß Sie diese Bewegungen als jenen ähnlich auffassen, zu denen wir von Natur her durch die verschiedenen Aktionen der Objekte, die unsere Sinne bewegen, angereizt werden. Daher wünsche ich hier, daß Sie sechs verschiedene Arten von Umständen betrachten, von denen sie abhängen können. Der erste ist der Ort, von dem die Aktion herrührt, die einige der kleinen Rohre öffnet, durch die die Lebensgeister zuerst eintreten. Der zweite besteht in der Kraft und in allen anderen Qualitäten dieser Aktion. Der dritte in der Disposition der kleinen Fäden, die die Substanz des Gehirns bilden. Der vierte in der ungleichen Kraft, die die kleinen Teile der Lebensgeister haben können. Der fünfte in der verschiedenen Lage der äußeren Körperglieder. Und der sechste in dem Zusammentreffen mehrerer Aktionen, die den Sinn gleichzeitig bewegen. Was den Ort betrifft, von dem die Aktion herrührt, so wissen Sie bereits, daß zum Beispiel [vgl. Abb. 56, S. 299] das Objekt ABC , wenn es auf einen anderen Sinn als den des Sehvermögens einwirken würde, auf der inneren Oberfläche des Gehirns andere Rohre öffnen würde als die mit 2, 4 und 6 markierten. Wenn dieses Objekt dem Auge näher oder ferner oder relativ zu ihm anders gelegen wäre, könnte es wohl zwar die-

189,30

190,10

190,26

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tuyaux, mais qu’il faudrait qu’ils fussent autrement situés qu’ils ne sont, & par conséquent qu’ils pussent recevoir des esprits d’autres points de la glande que de ceux qui sont marqués a, b, c, & les conduire vers d’autres endroits que vers ABC , où ils les conduisent maintenant, & ainsi des autres. 191,10 Pour les diverses qualités de l’action qui ouvre ces tuyaux, vous savez aussi que, selon qu’elles sont différentes, elle les ouvre diversement; & il faut penser que cela seul est suffisant, pour changer le cours des esprits dans le cerveau. Comme, par exemple, si l’objet ABC est rouge, c’est-à-dire, s’il agit contre l’œil 1, 3, 5, en la façon que j’ai dit ci-dessus être requise pour faire sentir la couleur rouge, & qu’avec cela il ait la figure d’une pomme, ou autre fruit: il faut penser qu’il ouvrira les tuyaux 2, 4, 6, d’une certaine façon particulière, qui sera cause que les parties du cerveau qui sont vers N, se presseront l’une contre l’autre, un peu plus que de coutume; en sorte que les esprits qui entreront par ces tuyaux 2, 4, 6, prendront leur cours de N par o vers p. Et que, si cet objet ABC était d’une autre couleur, ou d’une autre figure, ce ne serait pas justement les petits filets qui sont vers N & vers o, qui détourneraient les esprits qui entrent par 2, 4, 6, mais quelques autres de leurs voisins. 191,29 Et si la chaleur du feu A , qui est proche de la main B , n’était que médiocre, il faudrait penser que la façon dont elle ouvrirait les tuyaux 7, serait | cause que les parties du cerveau qui sont vers N, se presseraient, & que celles qui sont vers o, s’élargiraient un peu plus que de coutume; & ainsi, que les esprits qui viennent du tuyau 7, iraient de N par o vers p. Mais supposant que ce feu brûle la main, il faut penser que son action ouvre tant ces tuyaux 7, que les esprits qui entrent dedans, ont la force de passer plus loin en ligne droite, que jusqu’à N: à savoir jusqu’à o &



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selben Rohre öffnen, aber es wäre nötig, daß sie anders gelegen wären. Folglich können sie Lebensgeister von anderen Punkten der Drüse als den mit a, b und c markierten aufnehmen und sie zu anderen Stellen als ABC leiten, als wohin sie sie jetzt leiten; und ebenso bei den anderen. Was die verschiedenen Qualitäten der Aktion betrifft, die diese Rohre öffnet, so wissen Sie auch bereits, daß diese Aktion die Rohre demgemäß verschieden öffnet, wie sie sich unterscheiden. Es ist zu denken, daß dies allein ausreicht, um den Lauf der Lebensgeister im Gehirn zu verändern. Wenn etwa zum Beispiel das Objekt ABC rot ist – das heißt, wenn es auf das Auge 1, 3, 5 in der Weise einwirkt, von der ich weiter oben gesagt habe, sie sei erforderlich, um die rote Farbe empfinden zu lassen – und es außerdem die Gestalt eines Apfels oder einer anderen Frucht hat, dann ist zu denken, daß es die Rohre 2, 4 und 6 in einer gewissen besonderen Weise öffnen wird, die die Ursache sein wird, weshalb die sich bei N befindenden Teile des Gehirns sich gegenseitig ein wenig mehr als gewöhnlich drücken werden. Deshalb werden die Lebensgeister, die durch diese Rohre 2, 4 und 6 eintreten werden, ihren Lauf von N über o nach p nehmen. Wenn aber dieses Objekt ABC eine andere Farbe oder eine andere Gestalt hätte, wären es nicht genau die kleinen Fäden, die sich bei N und bei o befinden, die die durch 2, 4 und 6 eintretenden Lebensgeister ablenkten, sondern irgendwelche anderen der ihnen benachbarten. Und wenn [s. Abb. 57, S. 309] die Wärme des Feuers A , das der Hand B nahe ist, nur mäßig wäre, wäre zu denken, daß es die Rohre 7 in einer Weise öffnen würde, die die Ursache wäre, weshalb die sich bei N befindenden Teile des Gehirns sich drücken und die sich bei o befindenden sich ein wenig mehr als gewöhnlich weiten würden, und die vom Rohr 7 kommenden Lebensgeister von N über o nach p gehen werden. Aber vorausgesetzt, daß das Feuer die Hand verbrennt, ist zu denken, daß seine Aktion diese Rohre 7 so sehr öffnet, daß die in sie eintretenden Lebensgeister die Kraft haben, in gerader Linie weiter als nur bis zu N hindurchzugehen, nämlich bis zu o und

191,10

191,29

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à R , où poussant devant eux les parties du cerveau qui se trouvent en leur chemin, ils les pressent en telle sorte, qu’ils sont repoussés & détournés par elles vers S , & ainsi des autres. 192,13 Pour la disposition des petits filets qui composent la sub­ stance du cerveau, elle est ou acquise, ou naturelle; & parce que l’acquise est dépendante de toutes les autres circonstances

Fig. 37



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bis zu R , wo sie die sich auf ihrem Weg befindenden Teile des Gehirns vor sich herstoßen und sie so drücken, daß sie von ihnen nach S zurückgestoßen und abgelenkt werden; und ebenso bei den anderen. Was die Disposition der kleinen, die Substanz des Gehirns bildenden Fäden betrifft, so ist sie entweder erworben oder natürlich. Weil ihr Erwerb von allen anderen Umständen, die den

Abb.   57 [AT Fig. 37]

192,13

310

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qui changent le cours des esprits, je la pourrai tantôt mieux expliquer. Mais afin que je vous dise en quoi consiste la naturelle, sachez que Dieu a tellement disposé ces petits filets en les formant, que les passages qu’il a laissés parmi eux, peuvent conduire les esprits, qui sont mus par quelque action particulière, vers tous les nerfs où ils doivent aller, pour causer les mêmes mouvements en cette machine, auxquels une pareille action nous pourrait inciter, suivant les instincts de notre nature. En sorte qu’ici, par exemple, où le feu A brûle la main B, & est cause que les esprits qui entrent dans le tuyau 7 tendent vers o, ces esprits trouvent là deux pores ou passages principaux oR, os. L’un desquels, à savoir oR, les conduit en tous les nerfs qui servent à mouvoir les membres extérieurs, en la façon | qui est requise pour éviter la force de cette action: comme en ceux qui retirent la main, ou le bras, ou tout le corps, & en ceux qui tournent la tête & les yeux vers ce feu, afin de voir plus particulièrement ce qu’il faut faire pour s’en garder. Et par l’autre os, ils vont en tous ceux qui servent à causer des émotions intérieures, semblables à celles qui suivent en nous de la douleur: comme en ceux qui resserrent le cœur, qui agitent le foie, & tels autres. Et même aussi en ceux qui peuvent causer les mouvements extérieurs qui la témoignent: comme en ceux qui excitent les larmes, qui rident le front & les joues, & qui disposent la voix à crier. Au lieu que, si la main B, étant fort froide, le feu A la réchauffait modérément & sans la brûler, il serait cause que les mêmes esprits, qui entrent par le tuyau 7, iraient se rendre non plus vers O & vers R , mais vers o & vers p, où ils trouveraient derechef des pores, disposés à les conduire en tous les nerfs qui peuvent servir aux mouvements convenables à cette action.



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Lauf der Lebensgeister verändern, abhängig ist, werde ich sie bald besser erklären können. Damit ich Ihnen aber sage, worin die natürliche Disposition besteht, sollen Sie wissen, daß Gott, als er diese kleinen Fäden formte, ihnen eine solche Disposition verliehen hat, daß die Durchgänge, die er zwischen ihnen gelassen hat, die Lebensgeister, die durch irgendeine besondere Aktion bewegt werden, zu allen Nerven leiten können, zu denen sie gehen müssen, um in dieser Maschine dieselben Bewegungen zu verursachen, zu denen eine entsprechende Aktion uns den Instinkten unserer Natur113 folgend anreizen könnte. So finden zum Beispiel hier, wo das Feuer A die Hand B verbrennt und Ursache ist, weshalb die in das Rohr 7 eintretenden Lebensgeister nach o streben, diese Lebensgeister dort zwei Poren oder Hauptdurchgänge oR und os. Der eine von ihnen, nämlich oR, leitet sie in alle Nerven, die dazu dienen, die äußeren Körperglieder in der Weise zu bewegen, die erforderlich ist, um die Kraft dieser Aktion abzuwehren – wie etwa in jene, die die Hand oder den Arm oder den gesamten Körper zurückziehen, und in jene, die den Kopf und die Augen zu diesem Feuer drehen, um noch genauer zu sehen, was zu tun ist, um sich vor ihm zu schützen – ; und durch den anderen Hauptdurchgang os gehen die Lebensgeister in alle jene Nerven, die dazu dienen, innere Regungen ähnlich jenen zu verursachen, die in uns auf einen Schmerz folgen – wie etwa in jene, die das Herz zusammenziehen, die Leber erregen und andere solche –; und sogar auch in jene, die äußere Bewegungen verursachen können, die den Schmerz bezeugen – wie in jene, die Tränen auslösen, die Stirn und die Wangen runzeln lassen und der Stimme die Disposition verleihen, zu schreien. Wäre hingegen die Hand B sehr kalt, würde das Feuer A sie wieder mäßig und ohne sie zu verbrennen erwärmen und wäre so die Ursache, weshalb die durch das Rohr 7 eintretenden Lebensgeister sich nicht mehr nach O und nach R , sondern nach o und nach p begeben werden, wo sie wiederum Poren fänden, die die Disposition haben, sie in alle Nerven zu leiten, die den zu dieser Aktion passenden Bewegungen dienen können.

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Et remarquez que j’ai particulièrement distingué les deux pores oR & os, pour vous avertir qu’il y a presque toujours deux sortes de mouvements qui procèdent de chaque action: savoir les extérieurs, qui servent à poursuivre les choses désirables, ou à éviter les nuisibles; & les intérieurs, qu’on nomme communément les passions, qui servent à disposer le cœur & le foie, & tous les autres organes desquels le tempérament du sang & ensuite celui des esprits peut dépendre, en telle sorte que les esprits qui naissent pour lors, se trouvent propres à causer les mouve | ments extérieurs qui doivent suivre. Car, supposant que les diverses qualités de ces esprits font l’une des circon­stances qui servent à changer leurs cours, ainsi que j’expliquerai tout maintenant, on peut bien penser que si, par exemple, il est question d’éviter quelque mal par la force, & en le surmontant ou le chassant, à quoi incline la passion de la colère, les esprits doivent être plus inégalement agités & plus forts que de coutume; & au contraire que, s’il faut l’éviter, en se cachant, ou le supporter avec patience, à quoi incline la passion de la peur, ils doivent être moins abondants & moins forts. Et pour cet effet le cœur se doit resserrer pour lors, comme pour les épargner & réserver pour le besoin. Et vous pouvez juger des autres passions à proportion. 194,16 Quant aux autres mouvements extérieurs, qui ne servent point à éviter le mal ou a suivre le bien, mais seulement à témoigner les passions, comme ceux en quoi consiste le rire ou le pleurer, ils ne se font que par occasion, & parce que les nerfs par où doivent entrer les esprits pour les causer, ont leur origine tout proche de ceux par où ils entrent pour causer les passions, ainsi que l’Anatomie vous peut apprendre. 194,24 Mais je ne vous ai pas encore fait voir, comment les diverses qualités des esprits peuvent avoir la force de changer la déter 193,21



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Und bemerken Sie, daß ich deshalb ganz besonders die beiden Poren oR und os unterschieden habe, um Sie davon in Kenntnis zu setzen, daß es fast immer zwei Arten von Be­we­ gungen gibt, die von jeder einzelnen Aktion herrühren: nämlich die äußeren, die dazu dienen, wünschenswerte Dinge zu verfolgen oder schädliche abzuwehren, und die inneren, die man gemeinhin Passionen nennt und die dazu dienen, dem Herz und der Leber und allen anderen Organen, von denen die Grundbeschaffenheit des Bluts und demnach die der Lebensgeister abhängen kann, die Disposition zu verleihen, daß die in diesem Fall entstehenden Lebensgeister sich dazu geeignet finden, die äußeren Bewegungen zu verursachen, die folgen müssen. Denn wenn man voraussetzt, daß die verschiedenen Qualitäten dieser Lebensgeister einen der Umstände herstellen, die dazu dienen, ihren Lauf zu verändern, wie ich sogleich erklären werde, kann man wohl denken, daß die Lebensgeister ungleichmäßiger erregt und stärker sein müssen als gewöhnlich, wenn es zum Beispiel darum geht, irgendein Übel durch Kraft abzuwehren und es zu überwinden oder zu vertreiben, wozu die Passion des Zorns114 neigt; und daß sie umgekehrt weniger reichhaltig und weniger stark sein müssen, wenn es abzuwehren ist, indem man sich verbirgt oder es mit Geduld erträgt, wozu die Passion der Angst115 neigt. In diesem Fall muß sich das Herz zu diesem Zweck zusammenziehen, wie um die Lebensgeister zu sparen und für den Bedarfsfall aufzubewahren. Und über die anderen Passionen können Sie im Verhältnis genauso urteilen. Was die anderen äußeren Bewegungen betrifft, die weder dazu dienen, ein Übel abzuwehren noch dem Guten zu folgen, sondern nur dazu, die Passionen zu bezeugen, wie die Bewegungen, in denen das Lachen oder das Weinen besteht, so kommen sie nur bei dieser Gelegenheit vor, weil die Nerven, durch die die Lebensgeister eintreten müssen, um sie zu verursachen, ihren Ursprung ganz nahe bei jenen haben, durch die sie eintreten, um die Passionen zu verursachen, wie die Anatomie Sie lehren kann. Aber ich habe Ihnen noch nicht gezeigt, wie die verschiedenen Qualitäten der Lebensgeister die Kraft haben können,

193,21

194,16

194,24

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mination de leur cours; ce qui arrive principalement lorsque d’ailleurs ils ne sont que fort peu ou point du tout déterminés. Comme, si les nerfs de l’estomac sont agités en la façon que j’ai dit ci-dessus qu’ils doivent être, pour causer le | sentiment de la faim, & que cependant il ne se présente rien à aucun sens, ni à la mémoire, qui paraisse propre à être mangé: les esprits que cette action fera entrer par les tuyaux 8 dans le cerveau, s’iront rendre en un endroit, où ils trouveront plusieurs pores disposés à les conduire indifféremment en tous les nerfs qui peuvent servir à la recherche ou à la poursuite de quelque objet; en sorte qu’il n’y aura que la seule inégalité de leurs parties, qui puisse être cause qu’ils prennent leurs cours plutôt par les uns que par les autres. 195,12 Et s’il arrive que les plus fortes de ces parties soient maintenant celles qui tendent à couler vers certains nerfs, puis incontinent après, que ce soient celles qui tendent vers leurs contraires, cela fera imiter à cette Machine les mouvements qui se voient en nous, lorsque nous hésitons, & sommes en doute de quelque chose. 195,19 Tout de même, si l’action du feu A est moyenne entre celles qui peuvent conduire les esprits vers R , & vers p, c’est-à-dire entre celles qui causent la douleur & le plaisir, il est aisé à entendre que les seules inégalités qui sont en eux, doivent suffire pour les déterminer à l’un ou à l’autre: ainsi que souvent une même action, qui nous est agréable lorsque nous sommes en bonne humeur, nous peut déplaire lorsque nous sommes tristes & chagrins. Et vous pouvez tirer de ceci la raison de tout ce que j’ai dit ci-dessus, touchant les humeurs ou inclinations tant naturelles qu’acquises, qui dépendent de la différence des esprits. 196,1 Pour la diverse situation des membres extérieurs, il faut seulement penser qu’elle change les pores qui portent immédiatement ces esprits dans les nerfs: en sorte que, par exemple, si



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die Bestimmung ihres Lauf zu verändern. Dies geschieht vor allem, wenn sie ansonsten nur sehr wenig oder gar nicht bestimmt sind. Wenn etwa die Nerven des Magens in der Weise erregt sind, wie sie es sein müssen, um, wie ich weiter oben gesagt habe, die Empfindung von Hunger zu verursachen, und sich währenddessen weder dem Sinn noch dem Gedächtnis irgend etwas bietet, das geeignet erscheint, gegessen zu werden, dann werden sich die Lebensgeister, die diese Aktion durch die Rohre 8 in das Gehirn eintreten lassen, an eine Stelle begeben, an der sie mehrere Poren treffen werden, die die Dispostion haben, sie unterschiedslos in alle Nerven zu leiten, die der Suche oder der Verfolgung irgendeines Objekts dienen können. Deshalb wird dabei nur die bloße Ungleichheit ihrer Teile die Ursache sein können, weshalb sie ihren Lauf eher durch die einen als durch die anderen Nerven nehmen. Und wenn es geschieht, daß die stärksten dieser Teile jetzt zu gewissen Nerven zu fließen streben und es sogleich danach diese Teile sind, die zu den ihnen entgegengesetzten Nerven streben, dann wird dies diese Maschine die Bewegungen nachahmen lassen, die bei uns sichtbar sind, wenn wir zögern und über irgend etwas im Zweifel sind. Genauso, wenn die Aktion des Feuers A in der Mitte zwischen jenen Aktionen liegt, die die Lebensgeister nach R und nach p leiten können, das heißt zwischen denjenigen, die Schmerz und Vergnügen verursachen, ist leicht einzusehen, daß die Ungleichheiten zwischen ihnen allein ausreichen müssen, um sie zu dem einen oder zu dem anderen zu bestimmen: so wie oft dieselbe Aktion, die uns angenehm ist, wenn wir in guter Stimmung sind, uns mißfallen kann, wenn wir traurig und betrübt sind. Daraus können Sie den Grund für alles ziehen, was ich weiter oben sowohl bezüglich der natürlichen als auch der erworbenen Stimmungen oder Neigungen gesagt habe, die von dem Unterschied der Lebensgeister abhängen. Was die verschiedene Lage der äußeren Körperglieder betrifft, so ist nur zu denken, daß sie die Poren verändert, die diese Lebensgeister unmittelbar in die Nerven tragen. Wäre

195,12

195,19

196,1

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lorsque le feu A brûle la main B, la tête était tournée vers le côté gauche, au lieu qu’elle l’est maintenant vers le droit, les esprits iraient tout de même qu’ils font de 7 vers N, puis vers o, & de là vers R & vers s; mais que de R , au lieu d’aller vers x, par où je suppose qu’ils doivent passer pour redresser la tête qui est tournée vers la main droite, ils iraient vers z, par où je suppose qu’ils devraient entrer pour la redresser, si elle était tournée vers la gauche; d’autant que la situation de cette tête, qui est mainte­ nant cause que les petits filets de la substance du cerveau qui sont vers x, sont beaucoup plus lâches & aisés à écarter l’un de l’autre que ceux qui sont vers z, étant changée, ferait, tout au contraire, que ceux qui sont vers z seraient fort lâches, & ceux qui sont vers x, fort tendus & resserrés. 196,21 Ainsi, pour entendre comment une seule action, sans se changer, peut mouvoir maintenant un pied de cette Machine, maintenant l’autre, selon qu’il est requis pour faire qu’elle marche: il suffit de penser | que les esprits passent par un seul pore, dont l’extrémité est autrement disposée & les conduit en d’autres nerfs, quand c’est le pied gauche qui est le plus avancé, que quand c’est le droit. Et on peut rapporter ici tout ce que j’ai dit ci-dessus de la respiration, & de tels autres mouvements, qui ne dépendent ordinairement d’aucune idée; je dis ordinairement, car ils en peuvent quelquefois aussi dépendre. 197,9 Maintenant que je pense avoir suffisamment expliqué toutes les fonctions de la veille, il ne me reste que fort peu de choses à vous dire touchant le sommeil; car, premièrement, il ne faut que jeter les yeux sur cette 50 figure, & voir comment les petits filets D, D, qui se vont rendre dans les nerfs, y sont lâches & pressés, pour entendre comment, lorsque cette Machine représente le corps d’un homme qui dort, les actions des objets extérieurs sont pour la plupart empêchées de passer jusqu’à son cerveau, pour y être senties; & les esprits qui sont dans le cerveau, empê-



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zum Beispiel der Kopf, anstatt wie jetzt zur rechten, zur linken Seite gedreht, wenn das Feuer A die Hand B verbrennt, würden die Lebensgeister genauso von 7 nach N gehen wie jetzt und danach nach o und von dort nach R und nach s. Aber von R würden sie, anstatt nach x, wo sie, wie ich voraussetze, hindurchgehen müssen, um den Kopf, der zur rechten Hand gedreht ist, geradezurichten, nach z gehen, wo sie, wie ich voraussetze, eintreten müßten, um ihn geradezurichten, wenn er nach links gedreht wäre. Denn die Lage des Kopfes ist jetzt die Ursache, weshalb die kleinen Fäden der Substanz des Gehirns, die sich bei x befinden, sehr viel schlaffer und leichter voneinander loszulösen sind als diejenigen, die sich bei z befinden; wird diese Lage aber verändert, würde sie gerade umgekehrt veranlassen, daß die sich bei z befindenden Fäden sehr schlaff wären und die sich bei x befindenden sehr gespannt und zusammengezogen. Um also einzusehen, wie eine einzige Aktion, ohne sich zu verändern, mal den einen, mal den anderen Fuß dieser Maschine so bewegen kann, wie es erforderlich ist, um zu veranlassen, daß sie herumläuft, reicht es, zu denken, daß die Lebensgeister durch eine einzige Pore hindurchgehen, deren Ende sich in einer anderen Disposition befindet und sie in andere Nerven leitet, wenn der linke Fuß am weitesten vorgestreckt, als wenn es der rechte ist. Und hierauf kann man alles beziehen, was ich weiter oben über die Atmung und andere solche Bewegungen, die gewöhnlich von keiner Idee abhängen, gesagt habe. Ich sage: gewöhnlich, denn manchmal können sie auch davon abhängen. Jetzt, da ich denke alle Funktionen des Wachzustands ausreichend erklärt zu haben, bleiben mir Ihnen nur noch sehr wenige Dinge bezüglich des Schlafs zu sagen übrig. Denn erstens muß man nur einen Blick auf die Abildung 58 [siehe S. 319] werfen und sich ansehen, wie schlaff und zusammengedrückt die in die Nerven hineingehenden kleinen Fäden D, D sind, um einzusehen, wie, wenn diese Maschine den Körper eines schlafenden Menschen darstellt, die meisten Aktionen der äußeren Objekte daran gehindert werden, bis zum Gehirn hindurchzugehen, um in ihm empfunden zu werden, und die sich im

196,21

197,9

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Fig. 38

chés de passer jusqu’aux membres extérieurs, pour les mouvoir: qui sont les deux principaux effets du sommeil. 197,23 Pour ce qui est des songes, ils dépendent en partie de l’inégale force que peuvent avoir les esprits qui sortent de la glande H, & en partie des impressions qui | se rencontrent dans la Mémoire: en sorte qu’ils ne diffèrent en rien de ces idées que j’ai dit ci-dessus se former quelquefois dans l’imagination de ceux qui rêvent étant éveillés, si ce n’est en ce que les images qui se forment pendant le sommeil, peuvent être beaucoup plus distinctes & plus vives, que celles qui se forment pendant la veille. Dont la raison est, qu’une même force peut ouvrir davantage les petits tuyaux, comme 2, 4, 6, & les pores, comme a, b, c, qui servent à former ces images, lorsque les parties du cerveau qui les environnent sont lâches & détendues, ainsi que vous le voyez en cette 50 figure, que lorsqu’elles sont toutes tendues, ainsi que vous le pouvez voir en celles qui la précèdent. Et cette même



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Abb.   58 [AT Fig. 38]

Gehirn befindenden Lebensgeister daran, bis zu den äußeren Körpergliedern hindurchzugehen, um sie zu bewegen: was die beiden Hauptwirkungen des Schlafs sind. Was die Träume betrifft, so hängen sie teilweise von der ungleichen Kraft ab, die die aus der Drüse H austretenden Lebensgeister haben können, und teilweise von den Eindrücken, die im Gedächtnis angetroffen werden. Deshalb unterscheiden sie sich in nichts von den Ideen, die sich, wie ich weiter oben gesagt habe, manchmal in der Anschauung von Leuten formen, die träumen, während sie wach sind, außer darin, daß die sich während des Schlafs formenden Bilder sehr viel deutlicher und lebhafter sein können als die sich im Wachzustand formenden. Der Grund dafür ist, daß dieselbe Kraft die kleinen Rohre wie 2, 4, 6 und die Poren wie a, b, c, die dazu dienen, diese Bilder zu formen, weiter öffnen kann, wenn die sie umgebenden Teile des Gehirns schlaff und entspannt sind, wie Sie es auf der Abbildung 59 [siehe S. 321] sehen, als wenn sie ganz gespannt sind, wie Sie es auf den ihr vorangehenden sehen können. Die-

197,23

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Fig. 39

198,26

raison montre aussi que, s’il arrive que l’action de quelque objet qui touche les sens, puisse passer jusqu’au cerveau pendant le sommeil, elle n’y formera pas la même idée qu’elle ferait pendant la veille, mais quelque autre plus remarquable & plus sensible: comme quelquefois, quand nous dormons, si nous sommes piqués par une mouche, nous songeons qu’on nous donne un coup d’épée; si nous ne sommes pas du tout assez couverts, nous nous imaginons être tout nus; & si nous le sommes quelque peu trop, nous pensons être accablés d’une montagne. Au reste, pendant le sommeil, la substance du cerveau qui est en repos, a le loisir de se nourrir & de se refaire, étant humectée par le sang que contiennent les petites veines ou artères qui paraissent en sa superficie extérieure. En sorte qu’après quelque temps, ses | pores étant devenus plus étroits, les esprits n’ont pas besoin d’avoir tant de force qu’auparavant, pour la pouvoir soutenir toute tendue: non plus que le vent n’a pas besoin d’être si fort, pour enfler les voiles d’un navire, quand ils sont mouillés, que quand ils sont secs. Et cependant ces esprits se trouvent



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Abb.   59 [AT Fig. 39]

selbe Überlegung zeigt auch, daß, wenn es geschieht, daß die Aktion irgendeines die Sinne berührenden Objekts während des Schlafs bis zum Gehirn hindurchzugehen vermag, sie dort nicht dieselbe Idee formen wird, wie sie es im Wachzustand täte, sondern irgendeine andere, die bemerkenswerter und wahrnehmbarer ist, so wie wir manchmal, wenn wir, während wir schlafen, von einer Fliege gestochen werden, träumen, man versetze uns einen Schlag mit einem Degen; und wenn wir nicht ganz zugedeckt sind, uns vorstellen, wir seien ganz nackt; und wenn wir es zu sehr sind, denken, wir würden von einem Berg niedergedrückt. Außerdem hat die Substanz des Gehirns, das während des Schlafs in Ruhe ist, Gelegenheit, sich zu ernähren und zu regenerieren, während sie von dem Blut befeuchtet wird, das die kleinen Venen oder Arterien enthalten, die an seiner äußeren Oberfläche in Erscheinung treten. Deshalb benötigen die Lebensgeister, wenn nach einer gewissen Zeit ihre Poren enger ­geworden sind, nicht eine solche Kraft wie zuvor, um sie ganz gespannt zu halten, genausowenig, wie der Wind nicht so stark zu sein braucht, um die Segel eines Schiffes anschwellen zu lassen, wenn sie durchnäßt sind, als wenn sie trocken sind. Und dabei findet sich, daß diese Lebensgeister stärker sind, da sich

198,26

322

199,22

200,14

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être plus forts, d’autant que le sang qui les produit, s’est purifié, en passant & repassant plusieurs fois dans le cœur, ainsi qu’il a été ci-dessus remarqué. D’où il suit que cette Machine se doit naturellement réveiller de soi-même, après qu’elle a dormi assez longtemps. Comme, réciproquement, elle doit aussi se rendormir, après avoir assez longtemps veillé; à cause que, pendant la veille, la substance de son cerveau est desséchée, & ses pores sont élargis peu à peu, par la continuelle action des esprits; & que cependant, venant à manger (ainsi qu’elle fait infailliblement de temps en temps, si elle peut trouver de quoi, parce que la faim l’y excite) le suc des viandes qui se mêle avec son sang le rend plus grossier, & fait par conséquent qu’il produit moins d’esprits. Je ne m’arrêterai pas à vous dire, comment le bruit & la douleur, & les autres actions qui meuvent avec beaucoup de force les parties intérieures de son cerveau, par l’entremise des organes de ses sens; & comment la joie & la colère, & les autres passions qui agitent beaucoup ses esprits; & comment la sécheresse de l’air, qui rend son sang plus subtil, & choses semblables, la peuvent empêcher de dormir. Ni comment, au contraire, le silence, la tristesse, l’humidité | de l’air, & choses semblables, l’y invitent. Ni comment une grande perte de sang, le trop jeûner, le trop boire, & autres tels excès, qui ont en soi quelque chose qui augmente, & quelque chose qui diminue la force de ses esprits, peuvent, selon ses divers tempéraments, la faire ou trop veiller, ou trop dormir. Ni comment par l’excès de la veille son cerveau se peut affaiblir, & par l’excès du sommeil s’appesantir, & ainsi devenir semblable à celui d’un homme insensé, ou d’un stupide; ni une infinité d’autres telles choses: d’autant qu’elles me semblent pouvoir toutes assez facilement être déduites de celles que j’ai ici expliquées. Or avant que je passe à la description de l’âme raisonnable, je désire encore que vous fassiez un peu de réflexion, sur tout ce que je viens de dire de cette Machine; & que vous considériez,



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das Blut, das sie produziert, gereinigt hat, indem es mehrere Male durch das Herz hindurchgegangen und zurückgekehrt ist, wie weiter oben bemerkt wurde. Daraus folgt, daß diese Maschine sich von Natur her von selbst wieder aufwecken muß, wenn sie lange genug geschlafen hat, und umgekehrt auch wieder einschlafen muß, wenn sie lange genug wach war, weil die Substanz ihres Gehirns während des Wachzustandes ausgetrocknet ist und ihre Poren sich durch die unablässige Aktion der Lebensgeister allmählich geweitet haben; und weil, wenn sie währenddessen dazu kommt, zu essen (was sie unfehlbar von Zeit zu Zeit tut, wenn sie etwas finden kann, weil der Hunger sie dazu antreibt), der Saft der Nahrungsmittel sich mit ihrem Blut vermischt, es so gröber macht und folglich veranlaßt, daß es weniger Lebensgeister produziert. Ich werde mich nicht damit aufhalten, Ihnen zu sagen, wie Lärm, Schmerz und andere Aktionen, die durch die Vermittlung ihrer Sinnesorgane mit großer Kraft die inneren Teile ihres Gehirns bewegen; wie Freude, Zorn und andere Passionen, die ihre Lebensgeister sehr erregen; wie die Trockenheit der Luft, die ihr Blut sehr fein macht, und ähnliche Dinge sie daran hindern können, zu schlafen. Noch wie umgekehrt Stille, Traurigkeit, Feuchtigkeit der Luft und ähnliche Dinge sie dazu ein­ laden. Noch wie ein großer Verlust an Blut, zu starkes Fasten, zu vieles Trinken und andere solche Übertreibungen, die gemäß ihrer verschiedenen Grundbeschaffenheiten in sich etwas haben, was die Kraft ihrer Lebensgeister entweder steigert oder vermindert, sie entweder zu lange wach sein oder schlafen lassen können. Noch wie sich durch ein Übermaß an Wachen ihr Gehirn schwächen und durch ein Übermaß an Schlaf schwerfällig werden und so dem eines verrückten oder blöden Menschen ähnlich werden kann; noch eine Unzahl anderer solcher Dinge, da sie mir alle ziemlich leicht aus jenen deduziert werden zu können scheinen, die ich hier erklärt habe. Nun, bevor ich zur Beschreibung der vernünftigen Seele übergehe, wünsche ich noch, daß Sie ein wenig über alles nachdenken, was ich gerade über diese Maschine gesagt habe. Be-

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200,14

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premièrement, que je n’ai supposé en elle aucuns organes, ni aucuns ressorts, qui ne soient tels, qu’on se peut très aisément persuader qu’il y en a de tout semblables, tant en nous, que même aussi en plusieurs animaux sans raison. Car pour ceux qui peuvent être clairement aperçus de la vue, les Anatomistes les y ont déjà tous remarqués; & quant à ce que j’ai dit de la façon que les artères apportent les esprits au-dedans de la tête, & de la différence qui est entre la superficie intérieure du cerveau & le milieu de sa substance, ils en pourront aussi voir à l’œil assez d’indices pour n’en pouvoir douter, s’ils y regardent un peu de près. Ils ne pourront non plus douter de ces petites portes, ou valvules, que j’ai mises dans les nerfs aux entrées de | chaque muscle, s’ils prennent garde que la nature en a formé généralement en tous les endroits de nos corps, par où il entre d’ordinaire quelque matière qui peut tendre à en ressortir: comme aux entrées du cœur, du fiel, de la gorge, des plus larges boyaux, & aux principales divisions de toutes les veines. Ils ne sauraient aussi rien imaginer de plus vraisemblable, touchant le cerveau, que de dire qu’il est composé de plusieurs petits filets diversement entrelacés, vu que toutes les peaux & toutes les chairs paraissent ainsi composées de plusieurs fibres ou filets, & qu’on remarque le même en toutes les plantes: en sorte que c’est une propriété, qui semble commune à tous les corps qui peuvent croître & se nourrir par l’union & la jonction des petites parties des autres corps. Enfin, pour le reste des choses que j’ai supposées, & qui ne peuvent être aperçues par aucun sens, elles sont toutes si simples & si communes, & même en si petit nombre, que si vous les comparez avec la diverse composition, & le merveilleux artifice, qui paraît en la structure des organes qui sont



Der Mensch · Fünfter Teil

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trachten Sie erstens, daß ich in ihr weder irgendwelche Organe noch Triebfedern vorausgesetzt habe, die nicht sogeartet sind, daß man sich nicht sehr leicht davon überzeugen kann, daß es sowohl in uns als auch sogar in etlichen Tieren ohne Vernunft ganz ähnliche gibt. Denn was diejenigen betrifft, die mit dem Sehvermögen klar wahrgenommen werden können, so haben die Anatomen sie bereits alle bemerkt; und was das betrifft, was ich über die Weise, wie die Arterien die Lebensgeister in das Innere des Kopfes bringen, und über den Unterschied zwischen der inneren Oberfläche des Gehirns und der Mitte seiner Substanz gesagt habe, so werden sie mit dem Auge ausreichend Hinweise sehen können, um nicht mehr daran zweifeln zu können, wenn sie es näher in den Blick nehmen. Sie werden genausowenig an jenen kleinen Türen oder Klappen zweifeln können, die ich an die Eingänge der Nerven der einzelnen Muskel gesetzt habe, wenn sie dem Beachtung schenken, daß die Natur dergleichen allgemein an allen Stellen unserer Körper geformt hat, durch die gewöhnlich irgendeine Materie eintritt, die wieder aus ihnen auszutreten streben kann, wie an den Eingängen zum Herzen, zur Galle, zum Schlund, den breitesten Gedärmen und den Hauptteilungen aller Venen. Sie könnten sich auch bezüglich des Gehirns nichts Wahrscheinlicheres vorstellen, als zu sagen, daß es aus mehreren verschieden ineinandergeschlungenen kleinen Fäden zusammengesetzt ist, angesichts dessen, daß alle Häute und alles Fleisch so aus mehreren Fasern oder Fäden zusammengesetzt zu sein scheinen und man dasselbe bei allen Pflanzen feststellt; so daß dies eine Eigenschaft zu sein scheint, die allen Körpern gemeinsam ist, die wachsen und sich durch die Vereinigung und Verbindung mit den kleinen Teilen anderer Körper ernähren können. Was schließlich den Rest der Dinge betrifft, die ich vorausgesetzt habe und die durch keinen Sinn wahrgenommen werden können, so sind sie alle so einfach und allgemein und sogar von so geringer Anzahl, wenn Sie sie mit der verschiedenen Zusammensetzung und wunderbaren Kunstfertigkeit vergleichen, die in der Struktur der sichtbaren Organe in Erscheinung tritt, daß

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L’Homme · Cinquième partie

visibles, vous aurez bien plus de sujet de penser, que j’en ai omis plusieurs qui sont en nous, que non pas que j’en aie supposé aucune qui n’y soit point. Et sachant que la Nature agit toujours par les moyens qui sont les plus faciles de tous & les plus simples, vous ne jugerez peut-être pas qu’il soit possible d’en trouver de plus semblables à ceux dont elle se sert, que ceux qui sont ici proposés. Je désire que vous considériez, après cela, que toutes les fonctions que j’ai attribué à cette Machine, comme la digestion des viandes, le battement | du cœur & des artères, la nourriture & la croissance des membres, la respiration, la veille & le sommeil; la réception de la lumière, des sons, des odeurs, des goûts, de la chaleur, & de telles autres qualités, dans les organes des sens extérieurs; l’impression de leurs idées dans l’organe du sens commun & de l’imagination, la rétention ou l’empreinte de ces idées dans la Mémoire; les mouvements intérieurs des Appétits & des Passions; & enfin les mouvements extérieurs de tous les membres, qui suivent si à propos, tant des actions des objets qui se présentent aux sens, que des passions, & des impressions qui se rencontrent dans la Mémoire, qu’ils imitent le plus parfaitement qu’il est possible ceux d’un vrai homme: Je désire, dis-je, que vous considériez que ces fonctions suivent toutes naturellement, en cette Machine, de la seule disposition de ses organes, ne plus ne moins que font les mouvements d’une horloge, ou autre automate, de celle de ses contrepoids & de ses roues; en sorte qu’il ne faut point à leur occasion concevoir en elle aucune autre Âme végétative, ni sensitive, ni aucun autre principe de mouvement & de vie, que son sang & ses esprits, agités par la chaleur du feu qui brûle continuellement dans son cœur, & qui n’est point d’autre nature que tous les feux qui sont dans les corps inanimés. FIN



Der Mensch · Fünfter Teil

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Sie wohl mehr Anlaß haben werden, zu denken, ich hätte eher etliche ausgelassen, die es in uns gibt, als daß ich irgendwelche vorausgesetzt hätte, die gar nicht vorhanden sind. Und wenn Sie wissen, daß die Natur immer durch die Mittel tätig ist, die von allen die leichtesten und einfachsten sind, werden Sie vielleicht urteilen, daß es nicht möglich sei, welche zu finden, die jenen, derer sie sich bedient, ähnlicher sein könnten, als die­ jenigen, die hier vorgelegt wurden. Ich wünsche mir, daß Sie danach betrachten, daß alle Funktionen, die ich dieser Maschine zugeschrieben habe, wie Verdauung der Nahrungsmittel, Schlag des Herzens und der Arterien, Ernährung und Wachstum der Körperglieder, Atmung, Wachzustand und Schlaf, Aufnahme des Lichts, der Töne, der Düfte, der Geschmäcke, der Wärme und anderer solcher Qualitäten in die Organe der äußeren Sinne, Eindruck ihrer Ideen in das Organ des Gemeinsinns und der Anschauung, Aufbewahrung oder Einprägung dieser Ideen in das Gedächtnis, innere Bewegungen der Triebe und der Passionen und schließlich äußere Bewegungen aller Körperglieder, die sowohl den Aktionen der sich den Sinnen bietenden Objekte als auch den Passionen und den im Gedächtnis anzutreffenden Eindrücken so passend folgen, daß sie so vollkommen, wie es überhaupt nur möglich ist, diejenigen eines wahren Menschen nachahmen: Ich wünsche mir, sage ich, daß Sie betrachten, daß diese Funktionen in dieser Maschine alle von Natur her nicht mehr und nicht weniger allein aus der Disposition ihrer Organe folgen als die Bewegungen einer Uhr oder eines anderen Automaten aus der Bewegung ihrer Gegengewichte und Räder; so daß diese Funktionen keinen Anlaß geben, in ihr irgendeine andere, vege­t ative oder sensitive, Seele oder irgendein anderes Prinzip der Bewegung und des Lebens aufzufassen als ihr Blut und ihre Lebensgeister, die durch die Wärme des Feuers erregt werden, das unablässig in ihrem Herzen brennt und das keine andere Natur hat als die Feuer, die es in unbelebten Körpern auch gibt. ENDE

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ANMERKUNGEN DES HER AUSGEBERS

1  Des­ cartes

konzipiert seine Naturphilosophie als Kontrafaktur zur antik-scholastischen Naturphilosophie. Insbesondere die zentrale, in Le Monde deutlicher als in den Principia hervortretende Behauptung seiner Naturphilosophie, daß sich die gesamte Natur einschließlich der lebendigen Wesen nach denselben Prinzipien beschreiben lasse, kann dabei auf Vorbilder in der antik-scholastischen Naturphilosophie zurückgreifen und so die Cartesische Behauptung, seine Philosophie sei nicht neu, sondern in Wirklichkeit alt, als eine weit über bloße Rhetorik hinausgehende Aussage untermauern. Diese Vorbilder lassen sich in ihrer ganzen Divergenz und Vielschichtigkeit m. E. am besten anhand der antiken Elementarlehre nachvollziehen. Die folgende Collage soll auf einige Spuren verweisen, denen nachzugehen möglicherweise nicht unnütz sein kann. a) Empedokles Die klassische Elehre von den vier Elementen Erde, Wasser, Luft und Feuer geht auf Empedokles (484–424 v. Chr.) zurück. Die »vier Wurzelgebilde aller Dinge«, nämlich »leuchtend-heller Zeus [Feuer] und lebenspendende Hera [Erde]

und Aidoneus [der Unsichtbare  – Luft] und Nestis [die Fließende  – Wasser]« (Mansfeld II, 74 f. = DK 31 B 6), werden durch Liebe (φιλότης) miteinander verbunden und durch Haß oder Streit (νείκoς) voneinander getrennt. Die Elemente stellen den Zustand des Getrenntseins des Einen dar: »Einmal wächst es zusammen, um ein alleiniges Eines zu sein aus Mehrerem, das andere Mal entwickelt es sich zu Verschiedenem, daß es Mehreres ist aus einem: Feuer und Wasser und Erde und der Luft unermeßliche Höhe« (Mansfeld II, 80 f.   = DK 31 B 17). In der Inanspruchnahme der vereinigenden und trennenden Prinzipien Liebe und Haß für die Natur insgesamt liegt mehr als eine bloße Metaphorik oder eine unstatthafte Übertragung psychologischer Begriffe auf die Physik, sondern darin ist das Grundmotiv der antiken Naturphilosophie als einer Lebendiges wie Unlebendiges umfassenden Wissenschaft angesprochen, das Des­cartes für seine Naturphilosophie aufgreifen wird. Empedokles operiert dementsprechend mit den Elementen sowohl in seiner Kosmologie als auch in seiner Biologie, bzw. er trennt diese beiden Wissenschaften gar nicht erst. So hat er die Kosmologie vor Au-

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Anmerkung 1

gen, wenn er die anfängliche, völlige Mischung der Elemente, aus der »zuerst der Äther [Luft] abgeschieden wurde, sodann das Feuer, darauf die Erde, aus welcher, als sie durch die Geschwindigkeit des Umlaufes ringsum zusammengepreßt wurde, das Wasser emporgetrieben wurde«, aus dem dann »die Luft in Dampfform aufgestiegen und der Himmel [...] aus dem Äther entstanden [sei], die Sonne aus dem Feuer, während die Dinge um die Erde aus den anderen [Elementen] komprimiert wurden« (Mansfeld II, 90 f.  = DK 31 A 49), aber zumeist stammen seine Beispiele aus dem Bereich der Biologie, etwa wenn er die einigende Kraft der Liebe und die trennende des Hasses anhand der Glieder des menschlichen Körpers darlegt und so eine Theorie des Aufblühens und Vergehens des menschlichen Individuums gibt: »Einmal kommt alles in Liebe zu Einem zusammen – Glieder, welche der Leib besitzt auf blühenden Lebens Gipfel; das andere Mal dagegen, zerschnitten von schlimmen Fehden, wird jedes auseinandergetrieben, wenn das Leben zerbricht. Ebenso ist es mit den Sträuchern und den in dem Wasser hausenden Fischen und den im Gebirge sich lagernden Tieren und den auf den Flügeln schreitenden Vögeln« (Mansfeld II, 82 f.  = DK 31 B 20). Denn »als Wasser und Erde und Luft und Sonne sich mischten, [sind] die Gestalten und

Farben der Sterblichen entstanden [...], indem sie von Liebe zusammengefügt wurden, genauso viele, wie heute in der Welt sind« (Mansfeld II, 114 f.  = DK 31 B 71). Und wenn er hinzufügt, aus den Elementen sei »alles, was war und ist und sein wird«, seien »Bäume entsprungen und Männer und Frauen und Tiere und Vögel und auch sich im Wasser ernährende Fische und Götter, langlebige, hoch in Ehren stehend«, dann ist darin alles zu betonen, auch wenn die konkreten Beispiele alle dem Bereich des Lebendigen entstammen. Die jeweilige Gestalt der Lebewesen ist dabei eine Folge der Mischung (κράσις) der Elemente: »Denn was ist, sind eben jene [ = die Elemente]; indem sie durch einander hindurch gehen, werden sie aber anders im Aussehen: So großen Unterschied bewirkt Mischung im Wechsel« (Mansfeld II, 82 f.  = DK 31 B 21). So weiß Empedokles dem einigermaßen erstaunten Leser auch zu berichten, daß »die Arten des Fleisches [...] aus den vier Elementen in gleicher Mischung [entstehen]; die Sehnen aus einer Mischung mit einer doppelten Portion von Feuer und Erde; die Nägel der Lebewesen entstehen aus den Sehnen, sofern diese mit der Luft zusammentreffen und sich dabei abkühlen; die Knochen aus zwei Teilen Wasser und der gleichen Quantität Erde, und in dieser Mischung seien vier Teile Feuer. Der Schweiß



Anmerkung 1

und die körperlichen Tränen entstehen wie folgt: das Blut schmilzt und zerfließt, indem es fein wird« (Mansfeld II, 108 f. = DK 31 A 78). Äußerungen dieser Art gibt es noch bei Galen von Pergamon (129–199 oder 210/216) (vgl. De vocibus in arte medica usitatis  = Meyerhoff, 27 f.). Deshalb unterscheiden »die Klassen aller Lebewesen sich voneinander [...] durch ihre jeweilige Mischung: Einen Hang zum Wasser hätten die Feuchteren, während andere auf in die Luft flögen, insofern sie ein Übermaß an Feurigem hätten; die Schwereren hätten einen Drang zur Erde. Diejenigen, welche eine gleichteilige Mischung hätten, seien mit allen Orten im Einklang« (Mansfeld II, 118 f.  = DK 31 A 72). b) Anaxagoras Der etwas ältere Anaxagoras (500– 428 v. Chr.), der Aristoteles zufolge (Metaphysik I, 3 = 984a = PhB 307, 20 f. = Mansfeld II, 170 f. = DK 59 A 43) seine Werke jedoch später als Empedokles verfaßte, weitet die Anzahl der vier empedokleischen Elemente auf eine unendliche Vielzahl aus, greift aber den Gedanken einer die Dinge in ihrem Wesen bestimmenden Mischung auf, die deshalb »als unterschiedlich [erscheinen] und [...] als verschieden voneinander angesprochen [werden] aufgrund des Bestandteils, der in dieser Mischung zahlloser Stoffe wegen seiner bloßen Menge das

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Übergewicht besitze. In absoluter Reinheit gebe es nämlich Weißes oder Schwarzes, Süßes, Fleisch oder Knochen gar nicht, nur wovon ein jeder Gegenstand am meisten enthalte, das erscheine als die natürliche Beschaffenheit dieses Dings« (Physik I, 4  = 187b  = PhB 380, 20 f. = Mansfeld II, 180 f. = DK 59 A 52). Anaxagoras fügt zwischen die Elemente und die Körperglieder die insbesondere von Galen aufgegriffenen sog. Homoiomere. Die Homoiomere sind gewissermaßen Elemente der zweiten Ebene oberhalb der (bei Anaxagoras unendlich vielen) Grundelemente. So zumindest stellt es Aristoteles dar, demzufolge Anaxagoras »die Homoiomere als Elemente [ansetzt], wie z. B. Knochen, Fleisch und Mark und wovon sonst der Teil mit dem jeweiligen [Ganzen] synonym ist« (Über Werden und Vergehen I, 1 = 314a = PhB 617, 2 f. = Mansfeld II, 206 f.  = DK 59 A 46). Homoiomer sind Körper, die aus Teilen bestehen, die derselben Gattung angehören wie der Körper, den sie bilden. So ist für die antike Medizin ein Arm kein homoiomerer Körper, weil er sich in Haut, Muskeln und verschiedene Knochen teilen läßt, der Knochen aber ist ein homoimerer Körper, weil seine Teile stets wieder Knochen sind. Nach Aetios hat Anaxagoras diese Überlegung in Beziehung zur Ernährung gesetzt und argumentiert, »daß in dem verzehrten Nahrungs-

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Anmerkung 1

stoff alle seienden Dinge enthalten sind und daß alles sein Wachstum seienden Dingen verdankt. Mithin gibt es in diesem Nahrungsstoff Teile, welche Blut, wie auch solche, welche Sehnen oder Knochen usw. hervorbringen. [...] Weil die Teile innerhalb des Nahrungsstoffes den [in den Lebewesen] hervorgebrachten Teilen gleich sind, nannte [Anaxagoras] sie Homoiomeren [Gleichteiligkeiten] und wies sie als Prinzipien der seienden Dinge aus« (Mansfeld II, 206 f. –208 f. = DK 59 A 46). c) Anaximander und Alkmaion Die antike Elementenlehre ist unbeschadet aller unterschiedlichen Bestimmungen bezüglich dessen, was als Element gilt, als Grundlagentheorie für einen Kosmologie, Physik, Chemie, Biologie, Anatomie und Medizin umgreifenden  – bzw. diese Unterscheidungen gar nicht erst treffenden  – Gesamtentwurf konzipiert. In diesen Gesamtentwurf fließen zudem noch Überlegungen der zuerst wohl mit ihr in Konkurrenz stehenden, zuerst bei Anaximander (611–546 v. Chr.) belegten Lehre von den Primärqualitäten ein, der zufolge die »Gegensätze [...] das Heiße, Kalte, Trockene, Feuchte usw.« (Mansfeld I, 69 = DK 12 A 9) seien. Es ist gut möglich, daß die Lehre von stofflichen Elementen, wie sie sich später bei Empedokles als Lehre von den vier Elementen herausbildet, den

Versuch darstellt, diesen Primärqualitäten eine materielle Grundlage zu schaffen, und das läßt denn doch Zweifel daran aufkommen, ob der von gewissen französischen Philosophen des 20.  Jahrhunderts geäußerte Vorwurf zutrifft, die europäische Ontologie sei im Ursprung und stets eine Substanzmetaphysik gewesen. Wie dem auch sei: Erst auf der Grundlage einer stoffliche Elemente mit Primärqualitäten verbindenden Naturphilosophie wird eine hylemorphistische Betrachtungsweise möglich, in der einem grundlegenden Stoff, einer materiellen Substanz, bestimmte Wesensattribute als Primärqualitäten zugesprochen werden. Die dahingehende Umkehrung der (vermutlichen) historischen Entwicklung, daß dann nicht mehr die stofflichen Elemente eine Art von denknotwendigem Träger dieser Primärqualitäten, sondern diese Primärqualitäten Wesensattribute dieser Substanzen seien und daher letztere das Primäre, jene aber das Sekundäre, ist eine Entwicklung, in der bereits eine gewisse Versteifung  – um nicht zu sagen: Doktrinalisierung  – dieser Gedanken beginnt, die, verbunden mit der dann langsamen, aber stetigen Einteilung des Denkens in wissenschaftliche Fächer bis in das 17. Jhd. eben jene Scholastik hervorbringt, die Des­cartes ersetzen wollte. – Jedenfalls huldigt die antike Naturphilosophie, von der



Anmerkung 1

die antike Medizin eine Ausprägungsform ist, keineswegs einem monolithischen Materialismus, der sie irgendwie verpflichtete, aus vier stofflichen Elementen irgendwie entsprechende Eigenschaften »zu deduzieren«. Dies zeigt sich anhand der für die antike Medizin anstoßgebenden Aussage des Alkmaion von Kroton (um 460 v. Chr.), der sich in seiner die medizinische Praxis  – nämlich die Heilung von Kranken  – bestimmenden Theorie keineswegs auf stoffliche Elemente bezieht, sondern auf »Kräfte«, die zunächst einmal in der Form von Geschmacksqualitäten auftreten. Denn Alkmaion sagt, »gesundheitbewahrend sei die Gleichberechtigung der Kräfte, des Feuchten, Trocknen, Kalten, Warmen, Bittern, Süßen usw., die Alleinherrschaft dagegen sei bei ihnen krankheiterregend. Denn verderblich wirke die Alleinherrschaft des einen Gegensatzes. Und zwar ließen sich die Krankheitsfälle, was die Ursache angehe, auf das Übermaß von Hitze oder Kälte zurückführen, was die Veranlassung, auf Übermaß oder Mangel an Nahrung, was die Örtlichkeit, so würden Blut, Mark oder Hirn betroffen; doch entstünden hier auch Krankheiten aus äußeren Veranlassungen, z. B. durch bestimmte Wässer oder Gegend oder Anstrengung oder Folterqual oder dergl. Die Gesundheit dagegen beruhe auf der gleichmäßigen Mischung der Qua-

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litäten« (DK 24 B 4: Die Fragmente der Vorsokratiker 1, 215 f.). d) Hippokrates von Kos Hippokrates von Kos (460–375 v. Chr.) – bzw. das Corpus Hippocraticum – greift auf diese, die Primärqualitäten betonende Lesart der antiken Naturphilosophie zurück. Dies wird deutlich, wenn Hippokrates in Die alte Medizin behauptet, es sei »das Warme, das Kalte, das Trockene oder das Feuchte [...], welches dem Menschen Schaden zufügt« und deshalb müsse derjenige, »welcher die richtige Behandlungsweise einschlägt, auch das Warme durch das Kalte, das Kalte durch das Warme, das Trockene durch das Feuchte und das Feuchte durch das Trockene heilen« (Die alte Medizin, Kap.  XIII = Fuchs 1, 28). Die Frage, an welchen Stoffen sich diese Elementarqualitäten festmachen, wird im Corpus Hippocraticum weder einheitlich, noch durchgängig mit den vier klassischen Elementen beantwortet. Für Hippokrates stellt sich die Frage nach den stofflichen Substanzen, an denen sich die Primärqualitäten festmachen, zunächst in bezug auf den menschlichen oder tierischen Körper, in zweiter Linie dann in bezug auf Nahrungsmittel und erst dann hinsichtlich erster stofflicher Elemente. Dieses grundsätzlich empirische Moment beinhaltet, eine Vorfestlegung auf eine Anzahl der zuletzt erkennba-

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Anmerkung 1

ren Elemente zu vermeiden. Darin liegt eine deutliche Affinität zu der Lesart der Elementlehre von Anaxagoras, der, anders als Empedokles, die Anzahl dieser Elemente unbestimmt läßt. Möglicherweise in direktem Bezug auf die bei Aetios überlieferte Konzeption des Anaxagoras konstatiert Hippokrates zudem, daß ja selbst die Primärqualitäten niemals unvermischt vorkämen, weshalb die Vertreter der alten Medizin »nichts entdeckt [hätten], was an und für sich warm, kalt, trocken oder feucht wäre und nicht zugleich eine andere Eigenschaft besäße« (Die alte Medizin, Kap.   XV = Fuchs 1, 30). Darin hebt Hippokrates, medizinisch-praktisch denkend, auf Stoffe ab, die ein Arzt einem Kranken verabreicht, weil er sich von ihnen einen Ausgleich des ins Ungleichgewicht geratenen Verhältnisses der Primärqualitäten verspricht. Diese Stoffe sind zunächst einfach Nahrung. Die (alten) Ärzte nun legen zwar »dem einen [...] die Eigenschaft der Wärme bei, dem anderen die der Kälte, dem dritten die der Trockenheit, dem letzten die der Feuchtigkeit« (Die alte Medizin, Kap.  XV = Fuchs 1, 30), aber das Warme, Kalte, Trockene oder Feuchte sei stets mit dem Herben usw. gemischt und in diesen Eigenschaften stecke letztlich die heilende, d. h. einen entsprechenden Mangel oder Überschuß ausgleichende Kraft: »Denn nicht das Warme besitzt die gewal-

tige Kraft, sondern das Herbe und Fade und das übrige, was ich als in dem Menschen und außerhalb des Menschen befindlich erwähnt habe: das Essen und Trinken, die äußerlich gebrauchten Salben und die Kataplasmen« (Die alte Medizin, Kap.  XV = Fuchs 1, 31). Die Heilkraft der Nahrung setzt also voraus, daß »tatsächlich im Menschen das Bittere, das Salzige, das Süße, das Sauere, das Herbe, das Fade und noch vieles andere [steckt], mannigfaltig in Wirkung, Menge und Stärke«, auch wenn all dies im Falle seiner angemessenen Mischung (κράσις, temperatura), also im Falle der Gesundheit, gar nicht zu Tage tritt und deshalb »dem Menschen keinerlei Beschwerden« verursacht (Die alte Medizin, Kap.  XIV = Fuchs 1, 29). Anders im Falle der Krankheit, die der Fall der im Gegensatz zur εὐκρασία stehenden δυσκρασία , der unausgewogenen (krankhaften) Mischung, ist. Auch diese ist weit davon entfernt, eine Mischung der Grundelemente oder auch nur der Primärqualitäten zu sein, sondern ist zunächst eine Mischung jener als Geschmacksqualitäten der Nahrung wohlbekannten, im menschlichen Körper vorhanden Qualitäten. εὐκρασία ist immer auch etwas, was sich herstellen läßt, und zwar durch einen Vorgang, der Kochung (πέψις, coctio) genannt wird und der sowohl die Zubereitung der Nahrung als auch die Verdauung im Menschen



Anmerkung 1

bezeichnet, denn derjenige, »welcher Arzt geheißen wird und eingestandenermaßen ein Künstler ist«, scheint nichts anderes »im Auge gehabt zu haben, als er die Diät und Ernährung für die Kranken entdeckte, als jener, der zu Anfang für alle Menschen statt jener rohen und tierischen Speise diejenige auffand und bereitet hat, welche wir auch heute noch gebrauchen«. Und in der Tat besteht der Unterschied zwischen letzterem und dem ersteren nur darin, daß die Heilkunst als »Methode vollständiger und mannigfaltiger ist und größere Sorgfalt erfordert, jene hingegen nur der Anfang dazu war« (Die alte Medizin, Kap.  VII  = Fuchs 1, 23 f.). Diese weite Bedeutung von πέψις im Sinne der Herstellung einer bestimmten temperatura, einer irgendwie gearteten Mischung von Bestandteilen, findet sich noch bei Des­cartes – wiederum die Grenze von lebendiger und unlebendiger Natur ignorierend  – im Zusammenhang mit der Herstellung von Stahl (Principia IV, § 143: PhB 566, 538 f./540 f. = AT VIII/1, 281–283). Die Frage nach einer im Menschen sicherlich irgendwie vorliegenden Grundmischung der vier empedokleischen Elemente tritt bei Hippokrates gegenüber der Lehre von den vier Primärqualitäten und den vier Körpersäften zurück. In der seinem Schwiegersohn Polybos zugeschriebenen Schrift Die Natur des Menschen

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wendet er sich einigermaßen polemisch gegen Versuche, zu bestimmen, »daß der Mensch ganz Luft, Feuer, Wasser, Erde oder sonst irgend eine Materie sei« (Die Natur des Menschen I  = Fuchs 1, 189). Hippokrates kritisiert darin zweierlei, nämlich zum einen das Postulat nur eines Urstoffs für die Natur des Menschen und zum anderen die Behauptung, dieser Stoff sei »offensichtlich im Menschen vorhanden«. Hippokrates greift statt dessen auf Lehren der Ärzte, nicht der Naturphilosophen, zurück, von denen die einen behauptet hätten, »daß der Mensch bloß Blut sei, andere, daß er Galle, wieder andere, daß er Schleim sei« (Die Natur des Menschen II = Fuchs 1, 191). Diese Körpersäfte waren offenbar schon von seinen Vorgängern in Verbindung mit den Primärqualitäten gebracht worden. Seine Vorgänger, sagt Hippokrates, hätten das­jenige als Eines bezeichnet, »was ein jeder von ihnen namentlich bezeichnen« wollte, und sie hätten zudem behauptet, »dieses Eine verändere seine Erscheinungsform und seine Fähigkeiten unter dem Einfluß des Warmen und des Kalten und werde auf diese Art süß und bitter, weiß und schwarz, und entsprechend alles andere« (ebd.). Hippokrates wendet dagegen ein, daß, »wenn der Mensch ein einheitliches Wesen wäre, [...] er niemals krank werden [würde]; denn es gäbe nichts, wodurch er krank werden könnte«

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Anmerkung 1

(ebd. = Fuchs 1, 191 f.). Diese Kritik greift ein Parmenideisches Motiv auf, nämlich den Gedanken von dem Seienden als dem Einen, das »nicht hervorgebracht und unzerstörbar ist, einzig, aus einem Glied, unerschütterlich, und nicht zu vervollkommen« und »jetzt in seiner Gesamtheit beisammen ist, eins, zusammengeschlossen« (Mansfeld I, 318 f. = DK 28 B 7). Dieses mono­ lithische Seiende kann weder aus dem Nichts entstanden sein (weil das Nichts ja nicht ist), noch aus einem anderen Seienden (denn dann wäre es nicht das Seiende), es kann sich aus demselben Grunde weder verändern noch entwickeln noch vergehen. Hippokrates überträgt den darin liegenden Gedanken, daß Entstehen und Vergehen und überhaupt Bewegung und Veränderung nur auf der Basis einer Mannigfaltigkeit und damit auch nur auf der Basis einer irgendwie gearteten inneren Struktur dessen, an dem diese Veränderung geschieht, denkbar ist, auf den Menschen (Die Natur des Menschen III  = Fuchs 1, 192– 194) und schließt daraus, daß »der Körper des Menschen [...] in sich Blut, Schleim und zweierlei Galle, die gelbe und schwarze« (Die Natur des Menschen IV  = Fuchs 1, 194) habe, ohne daß weder irgendwie klar würde, weshalb der Mensch aus genau diesen und keinen anderen Grundsäften besteht, noch, woraus Hippokrates herleitet, daß dies »die Natur seines

Körpers« sei und er dadurch krank werde und gesund sei (ebd.). Denn die entscheidende Frage nach dem Zusammenhang zwischen den Primärqualitäten des Feuchten, Trockenen, Warmen und Kalten (Fuchs 1, 192) und den vier Körpersäften legt Hippokrates nicht dar. Die Aussage Hippokrates’, der Mensch sei »am gesündesten [...], wenn diese Qualitäten in bezug auf Mischung, Wirkung und Menge in einem angemessenen gegenseitigen Verhältnis stehen und am innigsten miteinander vermengt sind« (Die Natur des Menschen IV  = Fuchs 1, 195), ist in der antiken Medizin kanonisch geworden, obwohl sich im Corpus Hippocraticum auch andere Aufzählungen von Körpersäften finden. So werden in Die Krankheiten IV, Kap.  I (= Der Samen, Kap.  ­XXXIII = Fuchs 1, 241 f.) Schleim, Blut, Galle und Wasser genannt. In Die Diät wiederum sind es Feuer und Wasser: »Es bestehen sowohl alle übrigen Lebewesen, als auch der Mensch aus zwei Elementen, die zwar ihrer Wirkung nach verschieden, ihrer Anwendung nach aber übereinstimmend sind, ich meine aus Feuer und Wasser. [...] Beide haben folgende Wirkung: das Feuer kann immer alles bewegen, das Wasser kann immer alles ernähren. [...] Diese beiden [Elemente] aber haben folgende Eigenschaften: das Feuer diejenigen des Warmen und Trockenen, das Wasser diejenigen des Kalten und



Anmerkung 1

Feuchten« (Die Diät, Kap.  III  = Fuchs 1, 289). Und spätestens hier wird klar, daß man sich, wenn man Hippokrates verstehen will, von der Vorstellung lösen muß, daß die stofflichen Elemente primär, die vier Elementareigenschaften aber sekündär sind; vielmehr scheint Hippokrates stets die zwischen den vier Primärqualitäten auftretenden Kräfte zu thematisieren und diese dann auf jeweils geeignete stoff­ liche Elemente zu beziehen  – in diesem Fall also Feuer und Wasser, obwohl seine Ansicht doch wohl kaum dahin gehen kann, daß der Mensch allein aus Feuer und Wasser besteht. e) Plato Plato scheint bei seiner kurzen Darstellung der Hippokratischen Methode im Phaidros (270 c/d  = Werke IV, 51) die Anfangskapitel von Die Natur des Menschen vor Augen gehabt zu haben; inwiefern ihm andere Stücke des Corpus Hippocraticum bekannt waren, bzw. überhaupt bekannt sein konnten, muß ich hier dahingestellt sein lassen. Jedenfalls spricht Plato in den beiden Schöpfungsmythen des Timaios so, als gebe es keine Alternativentwürfe zu den vier klassischen Elementen Erde, Wasser, Luft und Feuer, und dazu mag eine mögliche Beschränkung seiner Kenntnisse der Hippokratischen Schriften auf Die Natur des Menschen beigetragen haben; freilich ist Hippo-

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krates ganz sicher nicht die einzige Quelle für seine Naturphilosophie. Wie dem auch sei: Im ersten Schöpfungsmythos bildet Gott das All aus Feuer und Erde als den primären stofflichen Elementen (31b / V, 156), zu denen Wasser und Luft als Verbindungsglieder hinzutreten. Aus diesen vier Elementen bildet Gott »den Leib des Weltganzen« (32c / V, 156 f.), und dieser Leib wird als lebendig geschildert. Der Schöpfergott habe das Weltgefüge zusammengefügt, »ohne außerhalb desselben einen Teil oder die Kraft irgendeines jener [Elemente] zurückzulassen, in der Absicht, daß [es] erstens ganz, so sehr möglich, das vollkommene Lebende sei und aus vollkommenen Teilen bestehend und außerdem ein Eines, da ja nichts übriggelassen war, woraus ein anderes [Weltgefüge] der Art gebildet werden konnte, sowie ferner, damit es unalternd und keinem Siechtum unterworfen sei, indem er erwog, daß Warmes und Kaltes und alles, was eine große Kraft übt, wenn es auf einen zusammengesetzten Körper, von außen ihn umgebend, zur Unzeit einwirkt, ihn auflöst und durch Herbeiführung von Alter und Krankheiten untergehen läßt« (32d–33a / V, 157). Plato spricht hier keineswegs vorwegnehmend von den Lebewesen innerhalb dieser Welt, sondern ausdrücklich von dem »Lebenden [...], das bestimmt war, alles Lebende in sich zu umfassen« (33b / V, 157).

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Anmerkung 1

Dieses vollkommene Lebende, das Weltgefüge oder das All, besitzt eine vollkomene Kugelgestalt und keinerlei nach außen gerichtete Sinne, es nimmt nichts von außen auf und gibt nichts nach außen wieder ab, und verfügt nur über jene von den »sieben Bewegungen«  – nach den Richtungen im Raume gebildet, also vorwärts, rückwärts, nach rechts, nach links, nach oben und nach unten, sowie die siebte, an demselben Ort verharrende Denkbewegung (43b / V, 166)  –, die die »dem Nachdenken und dem Verstande am meisten eigentümliche« ist (34a / V, 157). Die Erschaffung der Lebewesen innerhalb des Weltgefüges findet erst nach der Erschaffung der (innerweltlichen) Zeit und der Planeten (37c–39e / V, 160–162) statt. Die Gattungen der Lebewesen sind analog zu den vier Elementen gebildet, nämlich Feuer-Götter-Gestirne, Luft-Vögel, Wasser-Fische und Erde-Landtiere (39e–40d / V, 162 f.), wobei der Schöpfer des Alls die Schöpfung der Luft-, Wasser- und Landlebewesen den von ihm geschaffenen Göttern überläßt, damit die Lebewesen nicht qua einer Erzeugung durch ihn selbst göttlich würden (41c / V, 164). Die Götter erschufen dann den Menschen, indem sie »ihrem eigenen Schöpfer es nachtaten, [und] aus Feuer, Wasser, Luft und Erde bestehende Teilchen des Weltganzen« zusammenfügten (42e / V, 165). Wenn nun diese Körper, de-

ren durch »zahlreiche, ihrer Kleinheit wegen unsichtbare Stiftchen« zusammengenietete Teile (43a / V, 165) selbst jeweils schon aus den vier Elementen zusammengesetzt sind, »von außen her mit fremdem Feuer in zufällige Berührung kam oder auch mit dem Festen der Erde und dem Dahingleiten des Wassers oder vom Sturme der Luftströmungen ergriffen wurde, und wenn die durch das alles erregten Bewegungen vermittels des Körpers auf die Seele einwirkten« (43b-c / V, 166), entstanden die Sinneseindrücke. Im zweiten Schöpfungsmythos geht Plato keineswegs von seiner Charaktersierung des Weltganzen als eines Lebewesens ab: Gott fügte, indem er die Elemente ordnete, »aus ihnen dieses Weltganze zusammen als ein Lebendes, welches alles Lebende, sterbliches und unsterbliches, in sich schließt. Und der Auferbauer des Göttlichen wurde er selbst, die Erzeugung des Sterblichen aber zu bewerkstelligen übertrug er den von ihm Erzeugten« (69b-c  = Werke, 191). Aber er stellt im zweiten Schöpfungsmythos (48b ff. / V, 170 ff.) neben den Gedanken einer Mischung der vier Elemente den eines Ineinander-Übergehens der Elemente selbst: »Zuerst sehen wir das, was wir eben Wasser nannten, verdichtet zu Steinen, wie wir glauben, und Erde werden, ebendasselbe aber dann wieder, verdünnt und aufgelöst, zu Wind und Luft, die



Anmerkung 1

entzündete Luft zu Feuer, dieses zusammengesunken und verlöscht wieder in Luftgestalt übergehend, die Luft aber durch Vereinigung und Verdichtung in Wolken und Nebel, welchen bei noch stärkerem Zusammendrängen Wasser entströmt, das sich wieder zu Steinen und Erde gestaltet; und wir bemerken so, daß sie als Kreis aneinander, wie es scheint, das Entstehen übergeben« (49c / V, 171). Darin liegt die Reduktion der Elemente auf Formen einer ihnen zugrundeliegenden Substanz, die selbst keines dieser Elemente ist, sondern gerade umgekehrt jeweils eine dieser Formen annimmt; deshalb »wollen wir die Mutter und Aufnehmerin alles gewordenen Sichtbaren und durchaus sinnlich Wahrnehmbaren weder Erde noch Luft noch Feuer noch Wasser nennen, noch mit dem Namen dessen, was aus diesen und woraus diese entstanden; sondern wenn wir behaupten, es sei ein unsichtbares, gestaltloses, allempfängliches Wesen, auf irgendeine höchst unzugängliche Weise am Denkbaren teilnehmend und äußerst schwierig zu erfassen, so werden wir keine irrige Behauptung aussprechen« (51a–b / V, 173). Deshalb erscheint »als Feuer [...] jeweils der zu Feuer, als Wasser der zu Wasser gewordene Teil« (51b / V, 173) usw. dieser Grundsubstanz. Die Elemente verteilen sich ungeordnet im Weltganzen, so daß sich »anfangs Feuer, Wasser, Luft und Erde

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[...] durchaus in einem Zustande befanden, wie er bei allem, über welches kein Gott waltet, sich erwarten läßt«, denn sie waren nicht nur chaotisch verteilt, sondern besaßen allenfalls nur »gewisse Spuren von sich selbst« (53b / V, 175). Gott formte die Elemente »durch Gestaltungen und Zahlen« (ebd.) – die Bezüge zu Des­cartes scheinen mir offensichtlich zu sein; die letzte Behauptung wird er fast wörtlich, wenn auch wohl als verkapptes Bibelzitat, wiederholen. Die Platonische Chemie (58c– 61c / V, 180–183) operiert mit dem Grundgedanken einer durch un­ ab­lässige Bewegung der ­Elemente ständig stattfindenden Vermi­ schung und Entmischung. In derselben Weise erklärt Plato auch die Entstehung des menschlichen Körpers, genauer gesagt des männlichen menschlichen Körpers, aus dem »die Frauen sowie die übrigen Tiere hervorgehen« werden (76e / V, 197), die Pflanzen hingegen nicht. Die Knochen, das Fleisch und alles Derartige wurden aus Mark gebildet, dem Grundmaterial »für das gesamte sterbliche Geschlecht« (73c / V, 194), dessen Zustandekommen aus den vier Elementen Plato damit erklärt, daß Gott diese »nach den richtigen Verhältnissen [...] verband« (73b-c / V, 194). Diesen Grundstoff verarbeitet Gott in einem stark an Schmiedekunst erinnernden Verfahren zu Knochen (73e / V, 195). Das Fleisch setzte er

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Anmerkung 1

zusammen, indem er »Wasser, Feuer und Erde, mit einer Beimischung des aus Saurem und Salzigem entstandenen Gärungsstoffes, zu einer Mischung und dem richtigen Verhältnisse vereinigte« (74c-d / V, 195). Plato erklärt Jugend und Alter des Körpers mit direktem Bezug zu der Dreiecksgestalt der Elemente, aus denen der menschliche Körper zusammengesetzt ist. Denn wenn »das Gefüge des ganzen Lebendigen noch jung [ist], indem es die Dreiecke der Grundstoffe neu gleichwie frisch vom Lager hat, dann sind ihre Verbindungen untereinander stark, und die Gesamtmasse, als aus eben erst entstandenem Marke bestehend und in Milch aufgenährt, ist bildsam« (81b-c / V, 202), und kann die älteren Dreiecke der Nahrung bewältigen und sie in seine Substanz übernehmen. Umgekehrt ist ein alter Körper nicht mehr in der Lage, die von außen eindringenden Dreiecke zu einem den seinigen Gleichartigen zu zersetzen (81d / V, 202) und wird statt dessen von ihnen zersetzt. Auch die Krankheiten seien dadurch zu erklären, daß es »vier Gattungen gibt, aus denen der Körper zusammengefügt ist, Erde, Feuer, Wasser und Luft«, und deshalb sei es »der naturwidrige Mangel oder Überfluß derselben sowie die Vertauschung der dem einen zukommenden Stelle mit einer ihm fremden und ferner, da es von Feuer und den übrigen mehr als eine Gat-

tung gibt, die Aufnahme von jeder nicht zuträglichen, und alles derartige, was Zwiespalt und Krankheiten bewirkt« (81e–82a: Werke V, 202). Das hat seinen Grund in einer Veränderung der Zuordnung von Elementen und Primärqualitäten, denn wenn »irgendeine der Gattungen [der Elemente] in widernatürlicher Weise entsteht und ihre Stelle wechselt, so erwärmt sich das frühere Kühle, das vorher Trockene wird feucht, und so auch das Leichte und Schwere« (82ab / V, 202 f.). Die späteren Grundsäfte führt Plato im Rahmen einer »zweiten Betrachtung der Krankheiten« (82b/c / V, 203) ziemlich unvermittelt ein. Er argumentiert, daß »zwar die meisten Krankheiten wie vorher beschrieben« entstehen, weil »jene Grundstoffe [nämlich die Elemente] zu Mark, Knochen, Fleisch und Sehnen sich verbinden sowie auch das Blut, obgleich in verschiedener Weise, aus denselben entsteht« (82c / V, 203), die schwersten aber durch die Umkehrung der naturgemäßen Erzeugung von Fleisch und Sehnen aus dem Blut. Wenn sich dieser Vorgang umkehrt, also Fleisch und Sehnen sich auslösen, fließen verschiedene Zerfallsstoffe in das Blut zurück; Plato nennt Galle, Lymphe und Schleim aller Art (82e / V, 203). Von den späteren vier Grundsäften des Körpers hat also nur das Blut  – auch dies einigermaßen unvermittelt zwischen die



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vorher dargelegte Entstehung des Fleisches aus den Elementen eingeschoben  – den Charakter eines Grundstoffes, Galle, Schleim und Lymphe hingegen sind Verfallsstoffe, die körperliche Krankheiten erzeugen, aber auch seelische, denn »wo die im Körper umherirrenden, von sauren und salzigen Verschleimungen herrührenden sowie ätzenden und galligen Säfte nach außen keinen Ausweg finden, sondern, im Innern sich umhertreibend, mit den Bewegungen der Seele, denen ihre Ausdünstung sich beimischt, sich vereinigen, da erzeugen sie mehr oder minder heftige, häufiger oder seltener eintretende mannigfaltige Krankheiten der Seele« (86e– 87a / V, 207). Des­cartes wird dieses Motiv in seiner ersten Meditation aufgreifen. f) Aristoteles Aristoteles führt alle Unterschiede der wahrnehmbaren Qualitäten der Körper auf genau vier Primärqualitäten zurück (Über Werden und Vergehen II, 2, 330a  = PhB 617, 100 f.), von denen er auch als von den »vier verursachenden Qualitäten« spricht, »deren Zuordnung zu Paaren eine Vierzahl von Elementen ergibt« (Meteorologie IV, 1, 378b / Werke 12/1, 91), nämlich warm-kalt, trocken-feucht. Es ist bezeichnend, daß Aristoteles den Begriff Element sowohl in bezug auf die aus diesen vier verursachenden Qualitäten entstehenden ma-

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teriellen Elemente als auch in bezug auf die Primärqualitäten selbst verwendet. So führt er in seiner kompaktesten Darstellung der Elementenlehre im 2. Buch von Über Werden und Vergehen nicht etwa in bezug auf die stofflichen Elemente, sondern in bezug auf die Primärqualitäten aus, daß von den sechs mathematisch möglichen Paarungen dieser Elemente nur vier realisiert würden, weil sich »die Gegensätze von Natur aus nicht paaren (denn daß dasselbe warm und kalt und wiederum naß und trocken sei, ist unmöglich)«, so daß »die Paarungen der Elemente vier sein werden: von Warm und Trocken, und von Naß und Warm, und wiederum von Kalt und Trocken, und von Kalt und Naß«. Erst danach ordnet er diese Paare der Primärqualitäten stofflichen Elementen zu, nämlich »den einfachen manifesten Körpern: Feuer und Luft und Wasser und Erde. Denn das Feuer ist Warmes und Trockenes, die Luft Warmes und Nasses (denn wie Dunst ist die Luft), das Wasser aber ist Kaltes und Nasses, die Erde Kaltes und Trockenes, so daß die Unterschiede in einleuchtender Weise zu verteilen sind auf die primären Körper, und auch ihre Anzahl im Verhältnis steht« (Über Werden und Vergehen II, 3, 330a-b  = PhB 617, 100 f.). Aristoteles’ Lehre von dem Ineinander-Übergehen dieser Elemente durch den Wechsel jeweils entweder einer ihrer Eigen-

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Anmerkung 1

schaften, während die gemeinsame bestehen bleibt  – daraus entsteht der bekannte Kreis der Elemente –, oder durch Wechsel beider Eigenschaften (Über Werden und Vergehen II, 4, 331a–332a = PhB 617, 104 f. –108 f. ) wird bis in die beginnende Neuzeit hinein kanonisch bleiben. Freilich sind die Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer nicht jene auf der Erde vorkommenden so bezeichneten Körper, denn »Feuer und Luft und jedes der Genannten [kommen] nicht als ein Einfaches, sondern als Gemischte« vor (Über Werden und Vergehen II, 3, 330b  = PhB 617, 102 f.), so daß die dem Menschen sinnlich wahrnehmbaren Körper zwar als feuerförmig, luftförmig usw. bezeichnet werden, dadurch aber nicht das Element Feuer oder das Element Luft sind. Diese Elemente selbst kann man sich als Übersteigerungen verständlich machen; so ist etwa das Feuer die Übersteigerung von Wärme, das Feuer hingegen, das wir sehen können, ist »eine Aufwallung des Trockenen und Warmem« (ebd.) in oder an einem Körper. Des­cartes wird dem Rechnung tragen, indem er die jeweiligen Elemente und die diesen Elementen ähnlichen Körper der sichtbaren Welt unterscheidet. Aristoteles teilt die Primärqualitäten in aktive, warm und kalt, und passive, trocken und feucht. Seine empirische Begründung dafür ist, daß es »überall [...] offen-

sichtlich Wärme und Kälte [sind], die die Form der Dinge bestimmen, sie zusammenwachsen und sich wandeln lassen, indem sie sie feucht und trocken, hart und weich machen« (Met. IV, 1, 378b / Werke 12/1, 91). Er macht zudem deutlich, daß die Einwirkung der aktiven Qualitäten auf die Grund­ elemente nicht in der Weise einer einmaligen Einwirkung zu Beginn der Welt zu denken ist, durch die die Elemente und danach aus diesen als Material oder Stoff Mineralien, Pflanzen und Tiere geschaffen wurden, sondern so, daß »das Werden im absoluten Sinn und die natürliche (chemische) Veränderung [...] das Werk dieser (aktiven) Qualitäten [ist], wie auf der Gegenseite das natürliche Vergehen« (ebd.). Deshalb finden diese Wirkungen, sagt Aristoteles, »in den Pflanzen und Lebewesen sowie in ihren Teilen statt« und »das natürliche Werden im absoluten Sinn ist nichts anderes als eine Veränderung, die die genannten Qualitäten in der jedem Naturding zugrundeliegenden Materie [...] bewerkstelligen« (ebd.). Das ist ein ganz anderes Konzept als der genetische Ansatz in den Platonischen Schöpfungsmythen, weil die Wirkung der Primärqualitäten auf die Elemente als ein permanenter Wandel gedacht wird, der sich durch Vorgänge vollzieht, die sich durch Wirkungen von Qualitäten auf eine jeweils zugrundeliegende Materie beschreiben lassen.



Anmerkung 1

Das sind im Falle der lebendigen Körper dann Vorgänge der Kochung und der Fäulnis (Met. IV, 1, 370a / Werke 12/1, 91 f.). Allgemein tritt »Vergehen [...] dann ein, wenn das der Formbestimmung Unterworfene Übergewicht bekommt über das Formende [...]. Indessen spricht man von Fäulnis (Verfall) im engeren Sinne, wenn ein organischer Körper Stück für Stück vergeht, sobald er sich vom Lebenszusammenhang gelöst hat« (Met. IV, 1, 370a / Werke 12/1, 91), nämlich weil die formgebende Instanz, die Seele, aus welchen Gründen auch immer sich von dem Körper löst, den sie beseelt. Entstehen und Vergehen betreffen damit aber auch die Elemente selbst, und deshalb »zerfällt ja auch alles andere bis auf das Feuer; denn auch Erde und Wasser und Luft zerfallen; denn all dies ist ja im Verhältnis zum Feuer (nur) Stoff« (ebd.). Hinter den als Kochung und Fäulnis bezeichneten Vorgängen steht damit eine allgemeine, die Grenze zwischen Lebendigem und Nicht-Lebendigem überschreitende Prozessualität, die durch die Einwirkung der aktiven Primärqualitäten auf Körper bewerkstelligt werden. Dementprechend gibt Aristoteles für die Erklärung der Verkochungsvorgänge im einzelnen (Garmachen, Verdauen, Reifen, Sieden, Kochen im engeren Sinne, Rösten, Halb­ gar­machen) auch Beispiele aus dem Bereich der nicht-lebendigen oder

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nicht-mehr-lebendigen Dinge. Aristoteles greift dafür den Gedanken von Hippokrates auf, daß »im organischen Körper die Verdauung der Nahrung einem Kochen gleich [sei], da sie in einer feuchten und warmen Umgebung und unter dem Einfluß der Körperwärme stattfindet« (Met. IV, 3, 381b / Werke 12/1, 97). Feucht und trocken hingegen sind die »elementaren passiven Faktoren der natürlichen Körper«, die selbst »Zusammensetzungen aus ihnen« sind, so daß ihre Natur durch das Mischungsverhältnis dieser Faktoren bestimmt wird (Met. IV, 4, 381b / Werke 12/1, 98). Das Feuchte ermöglicht die Formung des Trockenen, und das Mischungsverhältnis von feucht und trocken in einem Körper manifestiert sich an den wahrnehmbaren Qualitäten der Härte und Weichheit. Die Träger des Feuchten und Trockenen sind Wasser und Erde. Aristoteles drückt sich in dieser Hinsicht äußerst vorsichtig aus: »Nach unserer Anschauung verkörpert Wasser das Feuchte, Erde das Trockene« (Met. IV, 4, 382b / Werke 12/1, 99). Aristoteles reduziert darin die stofflichen Elemente auf den Status von Trägern der Primärqualitäten, und dieser Status kommt ihnen grundlegend, also jenseits der Unterscheidung von lebendigen und nicht-lebendigen Körpern zu. Es ist daher konsequent, wenn er im Rahmen seiner Darlegung der an

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Anmerkung 1

den passiven Primärqualitäten sich vollziehenden Vorgängen (Verfestigung und Schmelzen und deren Unterarten) Beispiele anhand von Stoffen gibt, die irgendwo zwischen lebendig und leblos anzusiedeln sind, wie Wolle, Milch, Wein, Urin, Molke, oder die eher (wenn auch keineswegs einfach nur) zu den leblosen gehören wie Öl und Pech; er scheut sich aber auch nicht, den Schmelzvorgang anhand des Schmiedens von Eisen zu verdeutlichen (Met. IV, 6, 383a-b / Werke 12/1, 101), und spricht danach in gleicher Weise über »Töpferton und einige Steinarten [...], das (vulkanische) Myliasgestein, Soda und andere Salze« (Met. IV, 6, 383b / 12/1, 101 f.). Und es betrifft damit auch alle Körper überhaupt, wenn er es zu Beginn von Kapitel 8 als deutliche Erkenntnis verzeichnet, »daß Wärme und Kälte die Körper aufbauen, und zwar indem sie verdickend und verfestigend wirken« (Met. IV, 8, 384b / Werke 12/1, 104). Und da zusammengesetzte Körper immer durch das Wirken der aktiven Primärqualitäten auf die passiven enstehen müssen, »haben folglich zusammengesetzte Körper an allen Qualitäten Anteil« (ebd.). Es sind diese aus dem Wirken der aktiven Primärqualitäten auf die passiven entstehenden Körper, die Aristoteles in Aufnahme des bekannten Gedankens von Anaxagoras »homoiomer« (Met. IV, 8–13, 384b–390b / Werke 12/1,

104–117), nennt. Alle diese Körper bestehen damit auch aus den Elementen als Träger dieser Primärqualitäten (Über Werden und Vergehen II, 8, 334b  = PhB 617, 126 f.), aber in ihnen herrscht jeweils eine oder eine Kombina­tion von Primäreigenschaften vor, die es erlaubt, sie einem oder einer Kombination von Elementen zuzuordnen. Beide, Primärqualitäten und Elemente, letztere freilich mehr als erstere, werden auf eine »abstrakte« oder »theoretische« Ebene hinter die wahrnehmbaren Qualitäten gestellt; denn an einem Körper stellen wir nicht fest, daß er »an sich« trocken oder feucht, bzw. warm oder kalt, bzw. irgendwie kombiniert aus diesen ist, sondern daß er »weiß, wohlriechend, tönend, süß« und er warm und kalt eben in der Weise ist, wie er »auf die Wahrnehmung wirkt« (Met. IV, 8, 385a / Werke 12/1, 104), und daß er sich schmelzen, verfestigen oder biegen läßt usw. Aber diese passiven sinnlichen Qualitäten lassen sich alle auf die »Hauptbegriffe« feucht und trocken zurückzubeziehen, und es sind »diese Qualitäten [...], durch die Knochen, Fleisch, Sehnen, Holz, Baumrinde, Stein sich unterscheiden sowie alle anderen natürlichen homogenen Körper« (Met. IV, 8, 385a / Werke 12/1, 105). Letztere sind »Bergwerksprodukte – Erz, Gold, Silber, Zinn, Stein usw., sowie Substanzen, die von ihnen herstammen  –, ferner alles,



Anmerkung 1

was (als Gewebe) in Lebenwesen und Pflanzen vorhanden ist, z. B. Fleisch, Knochen, Sehnen, Haut, Eingeweide, Haar, Muskelfasern, Adern  – woraus dann die nichthomogenen Körper bestehen, wie Gesicht, Hand, Fuß usw.  –, in Pflanzen Holz, Rinde, Blatt, Wurzel usw.« (Met. IV, 10, 388a / Werke 12/1, 111 f.). Aristoteles spricht von den Elementen Wasser und Erde als denjenigen stofflichen Ursachen, »die die genannten Qualitäten«  – also trocken und feucht – »am klarsten hervortreten lassen« (Met. IV, 10, 388a / Werke 12/1, 112). In diesem (eingeschränkten) Sinn ist sein Plan aufzufassen, »von den gleichteiligen Körpern« festzustellen, »welche aus Erde, welche aus Wasser bestehen, und welche beiden gemeinsam angehören« (Met. IV, 10, 388a / Werke 12/1, 112)  – was indes das Ergebnis, beispielsweise in bezug auf die festen Körper, nicht weniger verwunderlich machen dürfte: »Die Natur des Wassers besitzen also: Gold, Silber, Erz, Zinn, Blei, Glas und viele Steinarten ohne eigene Bezeichnung; sie alle schmelzen durch Hitze. Ferner gehören noch einige Weinsorten, Urin, Essig, Lauge, Molke und Blutwasser zu Wasser, da sie alle durch Kälte verfestigt werden. Dagegen Eisen, Horn, Fingernägel, Knochen, Sehnen, Holz, Haar, Blätter, Rinde rechnen eher zu Erde, ferner Bernstein, Myrrhe, Weihrauch – also alles, bei dem man

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von tränen spricht  –, Poros-Marmor (= Stalaktiten) sowie Bodenprodukte, z. B. Hülsenfrüchte und Getreide  – dergleichen ist erdiger Natur, obschon im einzelnen mehr oder weniger [...]. Dazu kommen noch Soda, Salz, die verschiedenen Steinarten [...]. Blut und Samen gehören zu Erde, Wasser, Luft gemeinsam, wobei Blut, das Fasern enthält, mehr zu Erde rechnet [...], während Blut ohne Fasern zu Wasser gehört« (Met. IV, 10, 389a / Werke 12/1, 113 f.). Aristoteles führt die Elementenlehre in seiner Theorie mit, aber sie spielt eine der Theorie der Primärqualitäten untergeordnete Rolle. Das wird ganz deutlich, wenn er in Über die Teile der Lebewesen die »Arten der Zusammensetzungen« aufzählt und die Elementenlehre sogleich durch die der Primärqualitäten ersetzt: »Von den drei Arten von Zusammensetzungen, die es gibt, muß man als erste diejenige ansetzen, die aus den von einigen so genannten Elementen besteht, nämlich aus Erde, Luft, Wasser und Feuer. Vielleicht ist es aber noch besser, von einer Zusammensetzung aus den (elementaren) Kräften zu sprechen [...]. Denn feucht und trocken und warm und kalt sind das Material der zusammengesetzten Körper. Die anderen Unterschiede ergeben sich aus diesen, zum Beispiel Schwere und Leichtigkeit und Dichte und Lockerheit und Rauheit und Glätte und alle

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Anmerkung 1

sonstigen derartigen Eigenschaften der Körper. Eine zweite aus den ersten (zusammengesetzten Körpern) bestehende Zusammensetzung ist die (natürliche) Substanz [physis] der homogenen Teile in den Lebewesen, zum Beispiel des Knochens, des Fleisches und anderer derartiger (Gewebe). Die dritte und der Zahl nach letzte Zusammensetzung ist die der inhomogenen Teile, zum Beispiel des Gesichts, der Hand und derartiger Teile« (Über die Teile der Lebewesen II, 1, 646a / Werke 17/1, 32). Diese Zurückdrängung der Elementenlehre geht mit dem Fehlen der Säftelehre einher. Aristoteles erwähnt Galle im Rahmen seiner Beschreibung der Teile der Lebewesen, und selbstverständlich spielt das Blut eine zentrale Rolle bei der Beschreibung der Körperfunktionen, aber eine Rolle als Grundsaft innerhalb des Kanons der vier Grundsäfte kommt ihm schon allein deshalb nicht zu, weil es nicht-blutführende Lebewesen gibt. Schleim ist im Stichwortverzeichnis zu Über die Teile der Lebewesen noch nicht einmal verzeichnet. An die Stelle der Säftelehre tritt bei Aristoteles der Hylemorphismus, der die Biologie wiederum eng an seine Physik und Metaphysik bindet. Es ist »nicht ausreichend, anzugeben, aus was etwas besteht, zum Beispiel aus Feuer oder Erde, so wie wir ja auch, wenn von einem Bett die Rede wäre oder irgendeinem anderen derarti-

gen Gegenstand, in erster Linie versuchen würden, seine Form zu bestimmen und nicht das Material« (I, 1, 640b / Werke 17/1, 20). Schon in der Meteorologie hatte Aristoteles an den systematischen Ort, an dem eine Thematisierung der Körpersäfte zu erwarten gewesen wäre, den Hylemorphismus gestellt. Denn »die Elemente sind es, aus denen die gleichteiligen Körper gebildet sind, und diese sind es, aus denen, als Materie, alle Werke der Natur stammen«; aber es »bestehen zwar materiell alle Dinge aus den genannten (gleichteiligen) Körpern, doch hinsichtlich ihres Wesens bestehen sie in ihrem Begriff, ihrer geistigen Form« (Met. IV, 12, 389b / Werke 12/1, 115). Es scheint mir offensichtlich zu sein, daß Aristoteles die Theorie der Körpersäfte umgeht, weil ein solcher Ansatz die Trennung von unbelebter und belebter Natur beinhaltet hätte, die er durch den allgemeinen hylemorphistischen Ansatz vermeiden zu können glaubte. g) Galen von Pergamon Galen von Pergamon (129–199 oder 210/216) greift von seinen Vorgängern die wesentlichen Elemente der Naturphilosophie auf: Die Lehre von den vier klassischen Elementen und ihres IneinanderÜbergehens (vgl. z. B. De elem. sec. Hipp. cap.  IV  = Lacy, 87–89) mitsamt der Feststellung, daß diese Elemente in unserer Welt nirgends



Anmerkung 1

ungemischt vorkommen (vgl. z. B. De elem. sec. Hipp. cap.  V = Lacy, 97, 99; De temperamentis lib. I, cap.  I  = Singer, 202; ebd. lib. I, cap.  VI  = Singer, 216), die Zuordnung von Elementen und Primärqualitäten (De elem. sec. Hipp. cap.  XI  = Lacy, 143) in Kombina­ tion mit der Ausweisung bestimmter Körper nach den in ihnen vorherrschenden Elementen (De elem. sec. Hipp. cap.  VI = Lacy, 113–115; ebd. cap.  IX = Lacy, 129), weiterhin die Lehre von den ho­moi­omeren, homogenen oder gleichteiligen Körpern (vgl. bes.: De partium homoeomerium differentia cap. I  = Strohmaier, 45), sowie die Lehre von den vier Säften und nicht zuletzt den Hylemorphismus. Das menschliche Wesen, so führt er in On the elements according to Hippokrates aus, »is made of the primary and simplest visible elements, those called homo­ eomerous«, und das sind ­»fiber, membrane, flesh, fat, bone and cartilage, ligament, nerve, marrow, and all the other (structures) whose parts all have the same form. These in turn have been generated from certain other elements«, nämlich »blood, phlegm, and the two kinds of bile, yellow and black«. Diese Elemente wiederum haben ihren Ursprung »from the things we eat and drink, which in turn were produced from air and fire, water and earth; and these last are not from other bodies but from matter and qualities« (De

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elem. sec. Hipp. cap.  VIII  = Lacy, 127). Es ist bezeichnend für Galens Ansatz, daß er in dieser Textstelle von den »ersten und einfachsten sichtbaren Elementen« ausgeht und über die schon weniger sichtbaren vier Körpersäfte, die er ebenfalls als Elemente bezeichnet, und die Nahrungsmittel zu den Elementen gelangt. Dabei ist die Rede von den vier stofflichen Elementen, die hinsichtlich ihres systematischen Ortes mit den Primärqualitäten äquivalent sind, eher untypisch; zumeist spricht er von Primärqualitäten (vgl. z. B. De elem. sec. Hipp. cap.  IX = Lacy, 139–141), insbesondere wenn er sich auf Hippokrates bezieht, dessen Die Natur des Menschen für seine theoretischen Überlegungen zentral ist. Galen greift in therapeutischer Hinsicht den Ansatz von Hippokrates auf, daß Gesundheit in Eukrasie, richtiger Mischung, und Krankheit in Dyskrasie, ungleichgewichtiger Mischung, besteht; dabei versucht er, die Hippokratische Sichtweise mit der Platonischen zu vereinbaren. Plato habe, führt Galen aus, »clearly stated not only that our bodies have been generated from earth, water, air and fire, but also that when these are mixed with one another in proper proportion we are in a natural state, which is the same as being healthy, and when one of them is deficient or excessive or shifts to an alien area we are sick. Thus it is manifest that

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Anmerkung 1

both excess and deficiency destroy that proper mixture in which lies the health of the primary bodies« (De plac. Hipp. et Plat. lib. VIII, cap.  II = Lacy, 495). Ein Gegensatz zu Hippokrates’ Ansicht entstehe nur daraus, daß dessen Ansatz ein rein medizinisch-praktischer gewesen sei und er anders als Plato keinen Anlaß sah, »to proceed beyond them [the elements] since he is pursuing a practical, not a theoretical science. Plato, however, as one who would view theoretical philosophy as the most valuable, was not satisfied simply with the observed powers in the elements but also sought the cause of their generation, an inquiry useless to the physician. The explanation why water moistens and fire burns, why water flows and fire rises upward, and why earth is the most stable and heaviest of the elements, contributes nothing to the healing of diseases. It is enough that the person who would preserve health and heal diseases know only this, that health is present in animals because of the right mixture of hot, cold, dry and moist, and that diseases arise when they are wrongly mixed« (De plac. Hipp. et Plat. lib. VIII, cap.  III  = Lacy, 495–497). Nun ist eine verlorengegangene Eukrasie über die Nahrung wieder herzustellen, und deswegen ist das, was »Hippocrates wrote about these matters [...] seen to be more precise and indeed more useful to a physician«, näm-

lich deshalb, weil auch Hippokrates behaupte, »that the body has been generated from the four elements, naming them generally by their active qualities, the one dry, the other moist; the one hot, the other cold«, er sich aber sehr wohl darüber im klaren war, daß diese Primärqualitäten »are in the body potentially, not in actuality«; aktuell nämlich lägen im Körper vielmehr »the things generated from the qualities by means of nutriment: blood, phlegm, yellow and black bile«, und diese Grundsäfte des menschlichen Körpers stünden in Analogie zu den Elementen bzw. Primärqualitäten: »Yellow bile is analogous to fire, black bile to earth, and phlegm to water; therefore yellow bile, like fire, is hot and dry in power, black bile is cold and dry, similar to earth, and phlegm is cold and moist like water. Only the airlike element in the bodies of animals is observed to be close to its own nature, both in respiration and in the pulse, and then also in diseases that are attended by throbbing, in emphysemas and tumors, and in flatulence, as it is called. The balanced mixture of all four elements generates blood in the precise sense« (De plac. Hipp. et Plat. lib. VIII, cap.  IV = Lacy, 503– 505). Galen ist sich der divergierenden Ansichten über die materiellen Substrate durchaus bewußt, die im Falle der Eukrasie wohltemperiert und im Falle der Dyskrasie schlecht



Anmerkung 1

temperiert vorliegen. Er sieht in diesen Diskrepanzen aber eher eine Folge der verschiedenen Ebenen, bis zu der die Analyse des Zustandes eines lebendigen Körpers in der Behandlung eines Kranken jeweils zu treiben ist und weniger eine grundsätzliche naturphilosophische Differenz. Alle Ärzte und Philosophen, sagt Galen, sehen als Grundlage der Gesundheit »the proportion of the elements, what­ ever they may be, to each other. If living bodies are formed from solid masses and the passages between them, as Asclepiades supposed, health is the proportion of these; or if from Epicurus’ atoms, or Ana­ xagoras’ homoeomeries, or from hot, cold, dry, and wet, as Chrysippus and all the Stoics teach, and Aristotle and Theophrastus before them, and Plato and Hippocrates even earlier, for all these men the proportion of the elements produces health« (De plac. Hipp. et Plat. lib. V, cap.  3 = Lacy, 309). h) Galens Rezeption des antiken Atomismus Die einzige Theorie der antiken Naturphilosophie, die Galen vollständig ablehnt, ist der Atomismus, der über Epikur (341–271 v. Chr.) auf Leukipp (um 450 v. Chr) und Demokrit (um 430 v. Chr.) zurückgeht und untrennbar mit der Lehre von der Existenz eines Vakuums verbunden ist. Aristoteles überliefert Leukipps Lehre unter anderem

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in einem Referat in Über Werden und Vergehen II, 8, 325a (PhB 617, 68 f.  = Mansfeld II, 246 f. –248 f.   = DK 67 A 7). Über Demokrit scheint Aristoteles ein eigenes Buch verfaßt zu haben, von dem Fragmente indirekt überliefert sind. Beide Testimonia stimmen inhaltlich im wesentlichen überein. Demokrit, so führt Aristoteles aus, glaube, »daß die ewigen Wesenheiten kleine, der Zahl nach unbeschränkt viele Substanzen sind. [...] Er nimmt an, daß die Substanzen so klein sind, daß sie sich unseren Sinnen entziehen, und es kämen ihnen allerlei Gestalten und allerlei Formen und Größenunterschiede zu. Diese verwendet er nun als Elemente, und aus ihnen läßt er die den Augen erscheinenden und wahrnehmbaren Massen entstehen und unterschiedlich sich zusammenfügen. [...] Daß die Substanzen aber eine, sei es auch beschränkte, Zeit zusammenbleiben, erklärt er durch das wechselseitige Ineinanderpassen und Sichanfassen der Körper. Denn die einen dieser [Körper] seien eckig, die anderen mit einem Haken ausgestattet, die einen konkav, die anderen konvex, und so weiter: die Unterschiede seien unzählig« (Mansfeld II, 282 f. –284 f.  = DK 68 A 37). Diese Lehre mußte Reaktionen hervorrufen, die man vielleicht am treffendsten als »Parmenideische Reflexe« bezeichnen könnte. Aristoteles bringt diesen Einwand in seiner Metaphysik vor, wenn er den

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Anmerkung 1

Atomismus ganz richtig dahingehend referiert, daß Leukipp und Demokrit »als Elemente das Volle und das Leere [behaupten], indem sie das eine als Seiendes, das andere als Nichtseiendes benennen, nämlich das Volle und Dichte als das Seiende, das Leere und Dünne als das Nichtseiende«, und darin die Behauptung aufstellten, »daß das Seiende um nichts mehr sei als das Nichtseiende« (Aristoteles: Metaphysik I, 4, 985b  = PhB 307, 26 f. –28 f.   = DK 67 A 6 = Mansfeld II, 284 f. –286 f. ). Anderseits wird das atomare Seiende, wenn es als »volles Seindes«, also als einheitliches Seiendes, das in sich selbst keine Unterschiede, geschweige denn verschiedene Teile aufweist, physikalisch unbrauchbar. Denn wenn Demokrit behaupte, »in dem Leeren zerstreut bewegten sich Substanzen, der Zahl nach unendlich wie auch unteilbar und unterschiedslos und ohne Qualität und für Einwirkung unempfänglich« (Mans­feld II, 280 f. = DK 68 A 57), wird einigermaßen unverständlich, wie allein durch Anhäufung die einen »als Wasser, andere als Feuer, andere als Pflanze und wieder andere als Mensch in Erscheinung« ebd.) treten sollten. Es ist diese, den Hinweis auf Unterschiede in Größe und Gestalt der Atome tilgende Lesart des Atomismus, den Galen ablehnt. In De elementis ex Hippocratis sententia, einem seiner Kommentare zu

Hippokrates’ Die Natur des Menschen, interpretiert er die Demokritischen Atome als eigenschaftslose und unveränderliche Partikel bloßen Seins, von denen ausgehend sich die Existenz von Lebewesen mit sinnlicher Wahrnehmung nicht erklären lasse (De elem. sec. Hipp. cap.  II = Lacy, 61–63): »It is not in the nature of any atom to change or to have sensation. If then we were made of atoms of some sort or any other such nature that is of one kind only, we would not feel pain, but we do feel pain, it is clear that we are not made of a simple substance that is of one kind only« (ebd., 62 f.). Galen zieht hierfür ein bemerkenswertes Gedankenexperiment heran: »If a person should prick the skin with the finest needle, the animal will of course feel pain, and the needle will be in contact with one or two or even more atoms. First suppose that it touches one atom. But each of the atoms was (said to be) unwoundable and without sensation. Then it will not be affected at all by the needle; nor, if it were affected, would it feel the affection. For if the feeling of pain arises under these two conditions, that something that can be affected is affected, and that it feels the affections, and if the atoms have no part in either of these, the animal will not feel pain when the needle touches one atom. Suppose then that it touches not one but two (atoms). Surely what was just said of



Anmerkung 1

one may now be said of both. For if neither of the atoms was wounded by the needle, and neither one, if it were wounded, had the natural capacity to feel the wound, the person wounded will have neither sensation nor pain. Just as there is no gain (for sensation) when the needle strikes two bones or cartilages or hairs or (two of) any other insentient part – for two hairs are as insentient as one –, in the same way, I think, even if the needle should touch two atoms, there is no gain for sensation if neither of the atoms is sentient. [...] It would be a marvel if when none of the thing’s parts were affected or had sensation, the whole should become sentient and affected« (De elem. sec. Hipp. cap.  II = Lacy, 65). Galen legt seiner Argumentation den Ansatz zurgunde, jedes einzelne Atom müsse über sinnliche Wahrnehmung verfügen, um die sinnliche Wahrnehmung des aus ihnen gebildeten Körpers erklären zu können, nämlich indem sich die Sinneswahrnehmungen auf der atomaren Ebene irgendwie zu den Sinneswahrnehmungen des Lebewesen zusammentun, so daß umgekehrt letztere auf die ersteren zurückgeführt werden können. In dieser Lesart des Atomismus sind die Atome selbst kleine Lebewesen; da diese so verstandenen Atome aber absolut unveränderliche, eigenschaftslose und von daher ununterscheidbare Brocken

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des Seins sind, können sie keinerlei Veränderung erfahren und von daher weder affiziert werden noch sinnliche Wahrnehmung erfahren. Galen schließt daher aus der Tatsache, daß der Mensch über sinnliche Wahrnehmung verfügt, darauf, daß er aus mehreren verschiedenen Elementen besteht. In seiner Herleitung legt Galen zunächst dar, daß bei jeder Kombination von Bestandteilen zu größeren Einheiten das Produkt Qualitäten aufweist, die eine Kombination der Qualitäten derselben Gattung nach sind, daß aber bei einer solchen Kombination der Qualitäten kein Überschlag auf andere Gattungen von Qualitäten erfolge. Wenn zum Beispiel ein Haus aus Steinen zusammengesetzt werde, dann werde deshalb, weil alle diese Steine eine bestimmte Härte aufweisen, auch das Haus eine bestimmte Härte aufweisen, aber es werde deswegen nicht durchsichtig oder grün werden. Wenn die Steine verschiedene Farben hätten, werde das Haus eine aus all diesen Farben gemischte Gesamtfarbe erhalten, aber es werde deswegen kein größeres Gewicht erhalten. Dies ergibt sich daraus, daß die Steine ihre Qualitäten nicht dadurch verändern, daß sie Teil des Hauses werden. Sinnliche Wahrnehmung aber verlangt gerade dies, nämlich den Übersprung von einer Qualität in eine andere. Das heißt, die Zurückführung sinnlicher Wahrnehmung auf

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Anmerkung 1

eine Affektion der Atome verlangt, daß bei der Kombination mehrere Atome zu einem Gesamtkörper die Elemente ihre Qualitäten ändern; und das ist schlechterdings nicht zu denken möglich, wenn man nur ein Element voraussetzt, aus dem der Gesamtkörper bestehen soll. Denn eine Veränderung der Primärqualitäten der Elemente bei ihrer Kombination kann nur als ein Aufeinander-Einwirken gedacht werden: »Those then who hold that when fire and water and air and earth are changed and mixed and altered through and through, some one of these bodies formed from them becomes sentient, are stating possibilities; but those (who hold that this happens when the components) remain such as they are and are merely mixed up together as though in a heap of wheat and barley and chickpeas and beans are attempting the impossible. There is no difference at all between saying that fire or water or air or earth in combination produces a sentient body and, as those before them said, that the atoms (do so); for it cannot be allowed that so long as the elements remain impassive, from the conjunction of many insentient bodies one sentient body is formed. It has been shown that nothing different in kind can accrue to the things conjoined; but sentience is utterly different in kind from shape and weigth and hardness, which were the properties of

atoms, just as it is from the other properties that fire, earth, air and water have. When placed beside colors and flavors and odors and, in short, all the other things that bodies have, the property of sentience is a different kind of thing; it is therefore not admissible that the sentient body be generated either from atoms or from fire, earth, water and air, so long as they remain unchanged and such as they are in their own nature« (De elem. sec. Hipp. cap.  II  = Lacy, 73–75). Das ist indes nur die conditio sine qua non einer solchen Metabasis eis allo genos, eines Übersprungs von einer Gattung in die andere. Galen muß daher, um sein Argument zu vervollständigen, sinnliche Wahrnehmung auf das Aufeinander-Einwirken der Elemente (oder doch zumindest der aus ihnen gebildeten homoiomeren Körperteile) zurückführen. Dies verlangt, von der anderen Seite her, eine Reduktion der Vielfalt der Arten sinnlicher Wahrnehmung auf taktile Qualitäten, d. h. auf Berührung und damit auf Bewegung. Es ist, so führt er aus, ganz offensichtlich, daß »visual, auditory, gustatory, or olfactory qualities [...] are generically tactile« (De elem. sec. Hipp. cap.  IX = Lacy, 133). In der angedeuteten Problematik behandelt Galen eine zentrale Schwieirgkeit der Cartesischen Philosophie, aber Des­cartes hätte Galen vehement widersprochen,



Anmerkung 1

daß die Reduktion der sinnlichen Wahrnehmung auf Taktilität auf der einen und die Zurückführung des Aufeinander-Einwirkens der Elemente auf Bewegung auf der anderen Seite schon sinnliche Wahrnehmung erklären kann, die wesentlich in einem Übersprung von der res extensa zur res cogitans besteht, der nicht bestritten werden kann, sich aber der Erklärung entzieht. Freilich argumentiert Galen anders als Des­cartes vor dem Hintergrund der Lehre von den drei Seelenteilen. i) Galens Rezeption der antiken Lehre von den drei Seelen­ teilen Die in der Scholastik kanonische Lehre von der Dreiteilung der menschlichen Seele in einen vernünftigen (λoγιστικόν), zornmütigen (ϑυμoείδες) und begehrlichen (ἐπιτυμητικόν) geht auf Platos diesbezügliche Theorie in der Politeia IV (434d–441a) und im Timaios (69a–72d) zurück. Der menschliche Körper  – und zwar »der ganze Leib«  – dient der unsterblichen Seele »als Fahrzeug« (69c = Werke V, 191), sie selbst hat ihren Sitz im Kopf. In der sterblichen Seele regen sich »mächtige und unabweisliche Leidenschaften« (69c–d / V, 191). Sie wird deshalb zum Schutz der unsterblichen Seele vom Kopf ferngehalten und in den Teil des Körpers unterhalb des Genicks verbannt. Die sterb-

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liche Seele zerfällt »in einen besseren und schlechteren« Teil (69e / V, 191), und deshalb legten die Götter zwischen den Brustkorb, in dem der bessere Teil der Seele, und dem Unterleib, in dem der schlechtere seinen Sitz hat, »das Zwerchfell als Scheidewand. Demnach wiesen sie dem der Mannheit und des Mutes teilhaftigen, ehrliebenden Teil der Seele seinen Sitz näher dem Kopfe, zwischen Genick und Zwerchfell an, damit er, der Vernunft gehorsam, gemeinschaftlich mit ihr gewaltsam das Geschlecht der Begierden im Zaum halte, wenn es in keiner Weise freiwillig dem von der Burg aus ergangenen Gebote der Vernunft gehorchen wolle« (70a / V, 191). Das Herz ist die Regelungsinstanz dieses mutartigen Teils der sterblichen Seele: »Doch dem Herzen, dem Knotenpunkt der Adern und der Quelle des alle Glieder mächtig durchströmenden Blutes, wiesen [die Götter] die Stelle eines Wachtpostens an, damit [...] alles, was im Körper für Ermahnungen und Drohungen empfänglich ist, [...] folgsam werde und jede Richtung sich erteilen lasse und so dem Besten alles zu leiten gestatte« (70b / V, 191 f.). Die später zu findende Auffassung, die Atmung diene hauptsächlich der Kühlung des Herzens, hat hier ihren Ursprung, nämlich darin, daß das Herzklopfen bei Erregung eine Wirkung des sich in ihm entfachenden Feuers sei und die größere Wärme irgendwo-

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Anmerkung 1

hin abgeführt werden müsse und so »die Glut durch Abkühlung milder und erträglicher mache« (70d / V, 192). Dem begierigen Teil der sterblichen Seele wiesen die Götter »seinen Wohnsitz zwischen dem Zwerchfell und der in der Gegend des Nabels gezogenen Grenze an, indem sie in diesem ganzen Raume eine Art von Krippe für die Ernährung des Körpers herrichteten, und fesselten an diese Stelle den so beschaffenen Teil, wie ein wildes Tier, das aber doch, fest mit uns verbunden, ernährt werden müsse, wenn irgend das sterbliche Geschlecht bestehen solle« (70d–e / V, 192). Auch über diesen Seelenteil wacht ein Regelungsgorgan, nämlich die Leber, die eine Mischung von Milde und Bitterkeit (Galle) ist, »damit die vom Verstande herabdringende in ihm [dem begehrenden Seelenteil] sich regende Kraft der Gedanken [...] ihm Furcht errege« (71b / V, 192), wie in einem Spiegel, der dem begierigen Seelenteil seine Regungen vorführt, wenn sie die Oberhand haben, und umgekehrt diesen Seelenteil beruhigt, wenn »ein durch Nachdenken erregter Anhauch die entgegengesetzten Bilder der Milde hervorrufe« (71c / V, 193). Herz und Leber sind bei Plato also nicht einfach die Aufenthaltsorte der zornigen bzw. begehrenden Seele, sondern Regelungsinstanzen, die den Einfluß der Vernunft, also der im Kopf sitzenden, aber über den ganzen Körper

herrschenden unsterblichen Seele gewährleisten sollen. Plato gesteht (77b / V, 198) den Pflanzen Teilhabe »an der dritten Art der Seele« zu, von der er in bezug auf den Menschen behauptet hatte, »daß sie zwischen Zwerchfell und Nabel ihren Sitz bekam und welcher keine Meinung, Erwägung und Vernunft zusteht, aber wohl mit Begierden verbundene schmerzliche und angenehme Empfindungen«; denn die Pflanzen verharren »fortwährend in einem leidenden Zustande«. Aristoteles folgt dieser Lehre nicht. Denn auf die Frage, »in welchem Sinne man von Seelenteilen sprechen kann und von wie vielen« gibt er sogleich die Antwort, es scheine in gewisser Weise »unendlich viele zu geben und nicht nur, wie manche scheiden, den überlegenden, mutvollen und begehrenden Teil, oder nach anderen den rationalen und irrationalen«, nämlich zusätzlich zu den genannten und in zunächst unklarer Beziehung zu ihnen noch »den ernährenden Teil, der auch den Pflanzen und allen Lebewesen zukommt, und den wahrnehmenden, den man weder ohne weiteres als irrationalen, noch als rationalen ansetzen wird; dazu den vorstellenden Teil, der seinem Sein nach von all den genannten verschieden ist. [...] Hinzu kommt der strebende Teil, der nach Begriff und Vermögen von allen anderen verschieden zu sein scheint« (Über die Seele 432a-b = PhB 476, 188 f.).



Anmerkung 1

Aristoteles bestreitet die Trennung von Seele und Körper zumindest in der von Plato vertretenen Weise und versteht die Seele als Vollendung und damit als Form des Körpers. »Wenn man nun etwas Gemeinsames von jeder Seele sagen soll, so ist sie wohl die erste Vollendung eines natürlichen, organischen Körpers. Daher darf man auch nicht fragen, ob die Seele und der Körper Eines sind, wie auch nicht, ob das Wachs und die Figur (Eines sind), und überhaupt nicht, ob die Materie und das, wovon sie Materie ist, (sc. die Form); denn da das Eine und das Sein in mehrfacher Bedeutung verstanden werden, ist die Vollendung das (Eine und Seiende) in entscheidender (erster) Bedeutung« (Über die Seele II, 1, 412b  = PhB 476, 62 f.). Die Seele ist nicht in Teile, sondern in Vermögen einzuteilen, nämlich in die grundlegenden vier »Nähr- , Wahrnehmungs-, Denkvermögen und Bewegung« (Über die Seele II, 2, 413b = PhB 476, 68 f.; vgl. auch II, 3, 414a = PhB 476, 72 f.). Galen greift in De placitis Hippo­ cratis et Platonis auf Plato und nicht auf Aristoteles zurück, weil letzterer anders als Plato zwar Seelenvermögen unterscheidet, aber keine Aussagen hinsichtlich deren Sitze im menschlichen Körper trifft (De plac. Hipp. et Plat. lib. V, cap.  IV = Lacy, 313), wohingegen es Galen gerade darum geht, »to prove that one (part of the soul) is situated

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in the head, another in the heart, and the third in the liver« (De plac. Hipp. et Plat. lib. V, cap.  III = Lacy, 373). Und Galen kehrt die Aristotelische Pointierung von Seelenvermögen zuungunsten von Seelensubstanzen wieder um: »It would be better to speak of a substance of the soul, rather than a power, enclosed in each of the three internal organs: in the brain, the rational substance, in the heart, the spirited, and in the region of the liver, the desiderative or, as Aristotle called it, the nutritive or vegetative or reproductive« (De plac. Hipp. et Plat. lib. VI, cap.  III  = Lacy, 375). Galens herausragende Leistung besteht in dem Versuch, die Sitze der drei Seelensubstanzen experimentell zu bestätigen. So schildert Galen ausführlich ein Experiment, bei dem ein auf das Gehirn ausgeübter Druck dem Tier Bewegung, sinnliche Wahrnehmung, Atmung und Stimme genommen habe (De plac. Hipp. et Plat. lib. I, cap.  VI = Lacy, 79). Derselbe Druck aber habe, wenn er auf das Herz ausgeübt worden sei, keine solchen Folgen gehabt (ebd., 81). Er schildert auch die Folgen, die die Herausnahme des Herzens aus einem lebenden Tier gehabt habe; bei diesem sei, solange es noch lebte, die Bewegung der Arterien verhindert gewesen, die Bewegung der Körperglieder aber nicht, und zudem habe es geatmet (ebd., 81). Um von dem Ausfall bestimmter Funktionen

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Anmerkung 1

auf die Art der jeweils in Gehirn und Herz sitzenden Seelensubstanz schließen zu können, müsse man die Venen, Arterien und Nerven, durch die Gehirn und Herz miteinander verbunden seien, einzeln im Genick durchtrennen, zerstören oder stoppen. Dabei zeige sich, daß bei einer Durchtrennung der Nerven das Tier seine Stimme verliere, wenn man eine Arterie durchtrenne, verlören alle Arterien oberhalb der Trennung den Puls, bei einer Durchtrennung der Venen hingegen erleide das Tier keinen Verlust einer Aktivität (De plac. Hipp. et Plat. lib. II, cap.  VI  = Lacy, 149– 151). Galen faßt seine Ergebnisse dahingehend zusammen, daß erstens »the brain is the source of the organs, which we call nerves, that transmit sensation and voluntary motion to all the limbs of the animal, just as the heart (is the source) of the arteries; and second, that when the ventricles of the brain have been pressed or wounded, the whole animal immediately becomes stupefied, but neither the motion in the arteries nor that in the heart is destroyed; and when we subject the heart to the same treatment, the movements in the arteries are damaged along with it, but the animal as a whole is observed no impairment either of sensation or of motion. We also showed that neither supplies these powers to the other: the heart (does) not (supply) to the

brain the power of perception and voluntary motion, and the brain (does) not (supply) to the heart the power to pulsate, but each of the two parts is as it were the fountain of its own power« (De plac. Hipp. et Plat. lib. III, cap.  VI = Lacy, 211). Das kommt für Galen dem empirischen Beleg gleich, dem Gehirn und dem Herzen verschiedene Funktionen zuzuorden: »For when the nerves were stopped with ligatures or were cut, we could see that the parts continuous with the brain retained their original powers, but those beyond the ligature immediately lost both sensation and motion. And similarly with the arteries: we saw that the natural pulse still remained in the arteries continuous with the heart but disappeared completely in those that were separated off by ligature. Again, it was clearly evident that the disturbances of the soul that occur in anger and fear cause the heart to depart from its natural action. We also mentioned in how many ways the whole body is harmed by pressure on the brain or damage to its ventricles, and that this too clearly indicates that it is the source of motion and sensation« (De plac. Hipp. et Plat. lib. VI, cap.  3 = Lacy, 373; vgl. auch De plac. Hipp. et Plat. lib. VIII, cap.  I,  = Lacy, 485–487). Anders jedoch bei der Leber, dem Sitz des begehrlichen Seelenteils: »But in the case of the liver we are unable to make any such demonstra-



Anmerkung 1

tion, whether by exposing it and applying pressure, or by ligating the veins. For it is not the source of obvious motion, as the heart is of pulsation and the brain of sensation and volition« (De plac. Hipp. et Plat. lib. VI, cap.  3 = Lacy, 373–375; vgl. auch De plac. Hipp. et Plat. lib. VIII, cap.  I,  = Lacy, 485–487). Der Erweis, daß die Leber tatsächlich Sitz des begehrlichen Seelenteils ist, ist nur durch einen Analogieschluß möglich: »It was shown that in plants the parts are thickest where they grow out from their source, and that in the case of the two previously demonstrated sources, that of the nerves and that of the arteries, some parts were trunks, as it were, close to their sources, and others, like branches, were generated as the trunk advances. [...] Secondly [...] it was demonstrated that the veins are instruments of the nutritive power in us, which we share with plants. Small veins go down to the stomach and intestines, just as the roots of trees go down into the ground; and all of them spring from a single vein, the one at the portal of the liver. Again, a very large vein grows from the liver; it is called the vena cava, and from it certain other veins split off like branches [...] From these premises the conclusion was drawn that the liver is the source of the veins. From this, in turn, it followed that this organ is the source of the power that is shared with plants, to which Plato

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gives the name desiderative« (De plac. Hipp. et Plat. lib. VIII, cap.  I = Lacy, 487). j) Pneumalehre und Psycho­ somatik bei Galen Galen bezieht in seine Psychosomatik die schon im Corpus Hippocraticum zu findende Vorstellung eines Pneumas als Träger der Seelensubstanz ein. Findet sich bei Hippokrates noch eine fast lapidare Äußerung wie »Pneuma werden die Winde in den Körpern genannt, das außerhalb der Körper Befindliche hingegen Luft« (Die Winde, Kap.  III  = Fuchs 1, 442), so weist Galen dem Pneuma die Rolle einer Art von Trägersubstanz der Seele zu und spielt sogar mit dem Gedanken, das Pneuma mit der Seele überhaupt zu identifizieren. »The pneuma contained in the cavaties of the brain is necessarily one of these two: either the substance of the soul, or the soul’s first organ. But if it is the first organ, then the brain necessarily contains within itself the substance of the soul, and this must be either the natural heat, or the pneuma, or the form of the composition taken as a whole, or some incorporeal power beyond it« (De usu respirationis cap.  V, 7 = Furley, 131). Ausgangspunkt dieser Überlegung ist wiederum der empirische Befund des Verlustes der Bewegungs- und der Wahrnehmungsfähigkeit bei auf das Gehirn ausgeübtem Druck, denn »from

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Anmerkung 1

these phenomena you might suppose either of two things about the pneuma in the ventricles of the brain: if the soul is incorporeal, the pneuma is, so to speak, its first home; or if the soul is corporeal, this very thing is the soul. But when presently, after the ventricles have been closed up, the animal regains sensation and motion, it is no longer possible to accept either alternative. It is better, then, to assume that the soul dwells in the actual body of the brain, whatever its [der Seele] substance may be – for the inquiry has not yet reached this question –, and that the soul’s first instrument for all the sensations of the animal and for its voluntary motions as well is this pneuma; and therefore, when the pneuma has escaped, and until it is collected again, it does not deprive the animal of its life but renders it incapable of sensation and motion. Yet if the pneuma were itself the substance of the soul, the animal would immediately die along with the escape of the pneuma« (De plac. Hipp. et Plat. lib. VII, cap.  III = Lacy, 443–445). Das Pneuma ist das Instrument oder das ausführende Organ der Seele, und dies macht eine Unterscheidung zwischen psychischem und vitalem Pneuma nötig, wobei das psychische Pneuma aus einer »Verfeinerung« des vitalen hervorgeht: »Now the pneuma in the arteries is and is called vital, and that in the brain is called psychic, not

in the sense that it is the substance, but rather the first instrument of the soul that resides in the brain, whatever its substance may be. Just as vital pneuma is generated in the arteries and the heart, getting the material for its generation from inhalation and from the vaporization of the humors, so the psychic pneuma is generated by a further refinement of the vital« (De plac. Hipp. et Plat. lib. VII, cap.  III  = Lacy, 445–447). Unklar ist freilich, weshalb der nach Galen erfolgreich als dreiteilig ausgewiesenen Seele eine zweiteilige Trägersubstanz korrespondieren soll. In der Abhandlung, die der vielleicht hoffnungsvollste Kandidat für eine solche Darlegung ist, weil bereits ihr programmatischer Titel, nämlich daß Die Kräfte der Seele den Mischungen des Körpers folgen, Aussagen zum Leib-Seele-Problem erwarten läßt, belegt Galen jedoch die ganz unstrittige Behauptung, Quod animi mores corporis temperamenta sequantur zunächst nur durch den Verweis auf offenkundige Tatsachen und eine Unzahl von Textbelegen aus Plato und Aristoteles. So stellt er anfangs die Behauptung auf, »that we derive a good bodily ­mixture from our food and drink and other daily activities, and that this mixture is the basis on which we then build the virtue of the soul« (cap.  I = Singer, 150). Galen konstatiert anhand des Verweises



Anmerkung 1

auf »differences of behaviour and affection of the soul in small children« (cap.  II = Singer, 150) die Tatsache, »that there are innate differences in the faculties of each of the three forms or parts of the soul« (ebd.). Da er darin offenkundig auf die von ihm ja bestätigte Dreiteilung der Seele abhebt, wäre zu erwarten, daß er die Verschiedenheit der »actions and affections«, also der Aktionen und Passionen, von denen als empirischer Basis er auf die Verschiedenheit der Seelensubstanzen verschiedener Individuen schließt, auf die jeweilige Seelensubstanz bezieht und beispielsweise seine Pneumalehre in dieser Hinsicht präzisiert. Er bezieht dann aber – und das klingt erstaunlich Aristotelisch – die »actions and affections« auf »faculties«, und führt zunächst aus, daß wir einer Substanz genauso viele »faculties« zusprechen wie »activities« (ebd., 151). Galen gibt dann Beispiele für »faculties« in bezug auf die rationale Seele, nämlich »perception, memory, and understanding« (ebd.), und zitiert Plato, der der rationalen Seele auch in gewisser Hinsicht »the faculty of desire« (ebd.) zugesprochen habe, nämlich weil die rationale Seele »truth, knowledge, learning, understanding, and recol­ lection« (ebd., 152) begehre; und diese Hinweise scheinen mir darauf hinzudeuten, daß Galen jenseits der von ihm selbst konstatierten Dreiteilung der Seele eine gemein-

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same Seelensubstanz zu konstatieren sucht, was dann eine Lösung des angedeuteten Problems seiner Pneumalehre implizieren würde. Tatsächlich spricht Galen dann von den drei Seelenteilen als den »three forms or parts of the overall soul« (cap.  III = Singer, 152). Dann aber bringt er das Problem der Unsterblichkeit der Seele ins Spiel, die, wenn überhaupt, nur der rationalen Seele zugesprochen werden könne. Umwillen einer einheitlichen Seelensubstanz müßte Galen also die Unsterblichkeit der Seele bestreiten. Aber Galen sieht sich selbst als »unable to make a confident assertion one way or the other« (ebd.) und wendet sich zunächst den eingestandenermaßen sterblichen Seelenteilen zu, oder vielmehr den Organen, in denen diese Seelenteile sitzen, also dem Herz und der Leber. Jedes dieser Organe habe, sagt Galen, »its individual substance«, und jede Substanz sei »comprised of two principles, matter and form« (ebd.). Materie für sich genommen sei »itself conceptually lacking in quality, but contains within it a mixture of four qualities: heat, cold, dryness, and wetness« (ebd.), und diese Qualitäten ergäben sowohl nicht-lebendige wie auch lebendige Körper, nämlich alle homoiomeren oder homogenen Körper. Wenn daher Aristoteles die Seele als Form des Körpers definiere (ebd., 153), dann müsse Form verstanden werden als »mixture of these quali-

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Anmerkung 1

ties« (ebd.). Darin scheint er aber zunächst von der Form der Körper überhaupt zu sprechen  – d. h. er scheint die allgemeine Behauptung aufzustellen, daß die Form eines Körpers die Mischung seiner Qualitäten ist. Denn erst danach zieht er die Schlußfolgerung, daß »the substance of the soul, too, must be some mixture of these four qualities, heat, cold, dryness, and wetness« (ebd.). Das aber ist keine einleuchtende Argumentation, denn Galen schließt aus der Tat­ sache, daß das Herz und die Leber als homoiomere Körper Mischungen aus den vier Primärqualitäten sind, über den Zwischensatz, daß diese Körper die Sitze bestimmter Seelenteile sind, darauf, daß diese Seelenteile aus genau den Mischungen bestehen, aus denen ihre Sitze bestehen. Wenn das der Fall ist, so argumentiert Galen weiter, müsse die rationale Seele sterblich sein, denn sie sitze im Hirn und sei infolgedessen nichts anderes als die als Gehirn realisierte Mischung der Primärqualitäten. Dies erklärt dann die Einflüsse, die bestimmte ins Gehirn aufsteigende Dämpfe auf die rationale Seele haben, aber es macht es unmöglich, daß diese Seele unsterblich sein könne; denn wie die im Herz und in der Leber sitzenden Seelenteile auch müßte die rationale Seele vergehen, sobald sich die Mischung des Gehirns auflöst, sprich sobald das Gehirn stirbt.

Um die Unsterblichkeit der rationalen Seele zu retten, muß Galen also nicht nur ihre Einheit mit den anderen Seelenteilen aufgeben, sondern er muß auch die Vorstellung von einer körperlichen Seele fallenlassen und damit die Vorstellung, daß diese Seele irgendwie abhängig sein könnte von materiellen Mischungen. Galen gibt deshalb zu, ihm sei die Natur der Seelensubstanz unbekannt, »if we assume it to belong to the class of nonbodily things« (ebd., 153 f.; vgl. auch: De usu respirationis cap.  I, 2 = Furley, 83; ebd., cap.  V, 7 = Furley, 131; De usu partium lib. VII, cap.  VIII  = May, 347). In einer nicht-körperlichen Seelensubstanz nämlich, »which is able to exist in isolation, [...] I can discern no differentiation, [...] nor can I see how, if this substance is no part of the body, it can extend throughout the whole body« (ebd., 154). Galen habe sich, so fährt er fort, davon noch nicht einmal eine vage Vorstellung machen können, und dementsprechend habe er auch keine Antwort zum Beispiel darauf gefunden, weshalb »a buildup of black bile to melancholy« (ebd.) führe. Des­cartes wird gerade dieses Beispiel in der ersten Meditation aufgreifen, wenn er sich in seinem anhebenden Zweifelsprozeß mit einem jener Kranken vergleicht »deren Gehirne ein solch durchdringender Dampf aus schwarzer Galle zermürbt, daß sie hartnäckig versichern, sie seien Kö-



Anmerkungen 2 – 5

nige, während sie doch ganz arme Schlucker sind, oder in Purpur gewandet, während sie doch nackt sind, oder sie hätten einen Kopf aus Ton, oder sie seien allesamt Kürbisse, oder sie bestünden aus Glas« (PhB 597, 34 f. = PhB 598, 20 = AT VII, 19 f.). 2  Deswegen besteht, wie Des­ cartes in der Dioptrique ausführt, auch »weder Anlaß, es als nötig zu beurteilen, daß irgend etwas Materielles von den Objekten bis zu unseren Augen übergeht, um uns Farben und Licht sehen zu lassen, noch, daß es in diesen Objekten irgend etwas gibt, das unseren Ideen oder Empfindungen von ihnen ähnlich sei« (PhB 643, 74 = AT VI, 85). 3  Vgl. Dioptrique IV: »... Zeichen und Worte, die in keiner Weise den Dingen ähneln, die sie bedeuten« (PhB 643, 97 = AT VI, 112). 4  »Ich habe auch niemals bemerkt, daß man durch das Mittel der Streitigkeiten (disputes), die man in den Schulen praktiziert, irgendeine Wahrheit entdeckt hat, die man vorher nicht gewußt hätte; denn wenn alle versuchen, die anderen zu besiegen, übt jeder sich mehr darin, Wahrscheinliches wertvoll zu machen als Gründe für und wider abzuwägen, und wer lange ein guter Anwalt war, ist deswegen später noch kein besserer Richter« (Discours VI: PhB 624, 118 f. = PhB 643, 60 = AT VI, 69). 5  Galilei benutzt das Beispiel eines Kitzels durch eine Feder im

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Saggiatore, § 48 im Rahmen seiner Theorie der sinnlichen Wahrnehmung. Hierfür unterscheidet er zuerst primäre und sekundäre Qualitäten der Körper: »Therefore I say upon conceiving of a material or corporeal substance, I immediately feel the need to conceive simultaneously that it is bounded and has this or that shape; that it is in this place or that at any given time; that it moves or stays still; that it does or does not touch another body; and that it is one, few, or many. I cannot separate it from these conditions by any stretch of my imagination. But that it must be white or red, bitter or sweet, noisy or silent, of sweet or foul odor, my mind feels no compulsion to understand as necessary accompaniments. Indeed, without the senses to guide us, reason or imagination alone would perhaps never arrive at such qualities. For that reason I think that tastes, odors, colors, and so forth are no more than mere names so far as pertains to the subject wherein they reside, and that they have their habitation only in the sensorium. Thus, if the living creature were removed, all these qualities would be removed and annihilated. Yet since we have imposed upon them particular names which differ from the names of those other previous real attributes, we wish to believe that they should also be truly and really different from the latter« (The Assayer/Il Saggiatore. in: Stillman

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Anmerkung 6

Drake / C. D. O’Malley: The Controversy on the Comets of 1618: § XLVIII, 309). Galilei gibt dann das Beispiel einer eine marmorne Statue berührenden Hand: »Being touched on the soles of the feet, for example, or upon the knee or under the armpit, it feels in addition to the general sense of touch another sensation upon which we have conferred a special name, calling it tickling; this sensation belongs entirely to us and not to the hand in any way. It seems to me that anyone would seriously err who might wish to say that the hand had within itself, in addition to the properties of moving and touching, another faculty different from these; that of tickling – as if the tickling were an attribute which resided in the hand. A piece of paper or a feather drawn lightly over any part of our bodies performs what are inherently quite the same operations of moving and touching; by touching the eye, the nose, or the upper lip it excites in us an almost intolerable titillation while in other regions it is scarcely felt. Now this titillation belongs entirely to us and not to the feather; if the animate and sensitive body were removed, it would remain no more than a mere name. And I believe that many qualities which we come to attribute to natural bodies, such as tastes, odors, colors, and other things, may be of similar and no more solid existence« (ebd, 309 f.). Und Galilei

zieht daraus eine Konsequenz im Hinblick auf die sinnliche Wahrnehmung, die bei Des­cartes der Reduktion der Elemente auf Bewegung zu Beginn des 2. Kapitels von Le Monde entspricht: »I do not believe that for exciting in us tastes, odors, and sounds there are required in external bodies anything but sizes, shapes, numbers, and slow or fast movements; and I think that if ears, tongues, and noses were taken away, shapes and numbers and motions would remain but not odors or tastes or sounds« (ebd, 311). 6  Wie Gaukroger (6, Anm. 7) sehr richtig anmerkt, sind die offenkundig fehlenden Lichtquellen die phosphoreszierenden. – In der Dioptrique erwähnt Des­cartes indes auch die traditionelle Vorstellung von »Sehstrahlen«, die seinerzeit noch im Umlauf war und im Grunde auf der einfachen Beobachtung beruht, daß die Augen mancher Tiere in der Nacht leuchten, als ginge Licht ursprünglich von ihnen aus. Diese Vorstellung geht mindestens bis zu Empedokles zurück, demzufolge Aphrodite bei der Erzeugung der »unermüdlichen Augen« (Mansfeld II, 77  = DK 31 B 86: Die Vorsokratiker II, 107) Feuer in sie setzte. Das Feuer aber »sprang durch sie hindurch nach außen, in dem Maße, wie es sich feiner ausdehnte, und leuchtete ständig an der Schwelle mit unermüdlichen Strahlen« (Mansfeld



Anmerkung 6

II, 76 = DK 31 B 84: ebd.; vgl. auch Mansfeld II, 128  = DK 31 A 86  = Die Vorsokratiker II, 128–131).

Plato greift diese Vorstellung im Timaios auf: »Unter den Sinneswerkzeugen bildeten [die Götter] zuerst die lichtvollen Augen, die sie aus folgendem Grund hier befestigten. Soviel von dem Feuer die Eigenschaft des Brennens nicht besitzt, wohl aber die Erzeugung des milden Lichts, davon bewirkten sie, daß es der eigentümliche Körper jeden Tages wurde. Sie machten nämlich, daß das in uns befindliche, diesem verwandte unvermischte Feuer durch die Augen hervorströme, und glätteten und verdichteten den ganzen Augapfel, vorzüglich aber dessen Mitte, damit er dem übrigen, gröberen Feuer durchaus den Eingang wehre und nur dem reinen läuternd gestatte. Umgibt nun des Tages Helle das den Augen Entströmende, dann vereinigt sich dem Ähnlichen das hervorströmende Ähnliche und bildet in der ganzen Richtung der Sehkraft aus Verwandtem da ein Ganzes, wo das von innen Herausdringende dem sich entgegenstellt, was von außen her mit ihm zusammentrifft. Nachdem nun alles vermöge seiner Ähnlichkeit zu einem ähnlichen Zustande gelangte, verbreitet es die Bewegungen des­ jeni­gen, womit es und was mit ihm in Berührung kommt, durch den ganzen Körper bis zur Seele und erzeugt diejenige Sinneswahrneh-

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mung, die wir das Sehen nennen« (Timaios, 45b-d). – Aristoteles erzählt die Geschichte eines Mannes, der aufgrund der Schwäche seines Sehstrahles sein Schattenbild ihm vorauseilen sah: Bei Sehschwäche tritt »oftmals die Brechung [in der Luft] auf, auch wenn keine Verdichtung der Luft vorliegt. So ging es regelmäßig einem Mann mit schwachen Augen: er hatte stets, wenn er einen Weg machte, den Eindruck, es gehe ihm ein Schattenbild voraus, den Blick auf ihn gerichtet. Die Ursache hiervon war, daß sein Sehen zu ihm zurückgeworfen wurde; dies war auf Grund seines Augenleidens so schwach und matt, daß schon die umgebende Luft für ihn zum Spiegel wurde und sich nicht durchdringen ließ« (Meteorologie IV, 4, 373b  = Werke 12/1, 80). Indes übt Aristoteles in den Parva naturalia insbesondere an der Fassung der Vorstellung von Sehstrahlen im Timaios Kritik. Denn wenn Sehen »durch das Aussenden von Licht wie aus einer Laterne zustande [kommt], warum sollte das Auge nicht auch in der Dunkelheit sehen können?« (Über die Wahrnehmung, 437b  = Kleine naturw. Schriften, 50). Deshalb ist schon für Aristoteles »die Annahme, daß das Auge dadurch, daß etwas ausfließt, sieht, [...] unbegründet; und daß dieser Strahl sich bis zu den Sternen erstreckt oder [...] daß der Sehstrahl an einem bestimmten Punkt sich mit

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Anmerkungen 7 – 8

einem vom Objekt ausgehenden Strahl vereinigt« (Über die Wahrnehmung, 438a  = Kleine naturw. Schriften, 52 f.), ist schlicht unglaubwürdig. – Noch Galileo Galilei operiert in seinem Sidereus Nuncius mit Sehstrahlen, wenn er seine Nacherfindung des Fernrohrs anhand von Lichtstrahlen beschreibt, die nicht von den Objekten zum Auge des Beobachters hin, sondern vom Auge des Beobachters zu den Objekten verlaufen (Sternenbotschaft. in: Schriften, Briefe, Dokumente, 101–103). Das ist für die mathematisch-geometrische Konstruktion ohne ir­gend­einen Belang, aber physiologisch natürlich Unsinn. – Des­cartes streift die Thematik der Sehstrahlen im 1. Abschnitt der Dioptrique, wenn er darauf hinweist, man könne »leicht die unter den Philosophen offene Frage den Ort betreffend entscheiden, von dem die Einwirkung kommt, die die Empfindung des Sehens verursacht. Denn wie [ein] Blinder die Körper um ihn herum nicht nur durch die Einwirkung dieser Körper empfinden kann, wenn sie sich gegen seinen Stock bewegen, sondern auch durch die Bewegung seiner Hand, wenn die Körper ihm nur Widerstand leisten: ebenso ist anzuerkennen, daß die Objekte des Sehvermögens nicht nur durch die Einwirkung, die in ihnen stattfindet und die zu unseren Augen strebt, empfunden werden können, sondern auch durch die Ein-

wirkung, die in unseren Augen zu ihnen strebt«. Und vielleicht in direkter Reaktion auf den Einwand von Aristoteles in Über die Wahrnehmung fährt Des­cartes mit dem Hinweis fort, daß, »weil gleichwohl diese Einwirkung nichts anderes ist als Licht, [...] zu bemerken [ist], daß sie sich nur in den Augen solcher Wesen findet, die in der Finsternis der Nacht sehen können, wie Katzen, und daß gewöhnliche Menschen nur durch die von den Objekten kommende Einwirkung sehen: denn die Erfahrung zeigt uns, daß Objekte leuchten oder erleuchtet werden müssen, um gesehen zu werden, nicht aber unsere Augen, um sie zu sehen« (PhB 643, 74 f. = AT VI, 85 f.). 7  »Brennbar ist, was Poren hat, in die Feuer eindringen kann und bei denen die Feuchtigkeit in ihren längsgerichteten Poren von Feuer überwältigt werden kann. Wo keine Poren vorhanden sind oder der Körper zu viel Feuchtigkeit enthält, handelt es sich um nichtbrennbare Stoffe, z. B. Eis und sehr frisches Holz« (Aristoteles: Meteorologie IV, 9, 387a = Werke 12/1, 110). 8  Galileo Galilei entwirft im Saggiatore eine ähnliche Theorie: »Those materials which produce heat in us and make us feel warmth, which we call by the general name fire, would be a multitude of minute particles having certain shapes and moving with certain velocities. Meeting with our bodies, they



Anmerkungen 9 – 10

penetrate by means of their consummate subtlety, and their touch which we feel, made in their passage through our substance, is the sensation which we call heat. [...] To sum up, the operation of fire by means of its particles is merely that in moving it penetrates all bodies by reason of its great subtlety, dissolving them more quickly or more slowly in proportion to the number and velocity of the fire-corpuscles (ignicoli) and the density or rarity of the material of these bodies, of which many are such that in their decomposition the major part of them passes over into further tiny corpuscles (ignei), and the dissolution goes on so long as it meets with matter capable of being so resolved. But I do not believe at all that in addition to shape, number, motion, penetration, and touch there is any other quality in fire which is heat; I believe that this belongs to us, and so intimately that when the animate and sensitive body is removed, heat remains nothing but a simple vocable« (The Assayer/Il Saggiatore). in: Stillman Drake/C.D. O’Malley: The Controversy on the Comets of 1618: § XLVIII, 312). – »Since, then, the presence of the fire-corpuscles does not suffice to excite heat, but we need also their movement, it seems to me that one may very reasonably say that motion is the cause of heat« (ebd. 313).  9  »Es ist [...] zu beachten, daß die Macht  – was auch immer sie

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sei –, die die Bewegung [eines] Balles andauern läßt, von der unterschieden ist, die ihn bestimmt, sich mehr nach der einen Seite als nach der anderen zu bewegen« (Diop.: PhB 643, 82 = AT VI, 94). 10  Offenkundiger Seitenhieb auf Aristoteles’ Lehre vom natürlichen Ort: »Schwer soll hier das heißen, was sich aufgrund seiner natürlichen Beschaffenheit auf den Mittelpunkt zu, leicht hingegen das, was sich vom Mittelpunkt fortbewegt; als am schwersten bezeichnen wir das, was unter alle jene (Körper) sinkt, die sich nach unten bewegen, als am leichtesten das, was sich über die nach oben strebenden (Körper) erhebt« (Aristoteles: Über den Himmel I, 3, 269b = Werke 12/3, 24 f.).  – »Alles ruht und bewegt sich sowohl gemäß seiner Natur wie auch durch Gewalt. Gemäß seiner Natur bewegt sich alles dorthin, wo es auch ohne Gewalt ruht, und wohin es sich bewegt, da ruht es auch; wo es hingegen durch Gewalt (ruht), dahin bewegt es sich auch durch eine solche, und wohin es sich durch Gewalt bewegt, da ruht es auch durch eine solche« (ebd. I, 8, 276a  = 38).  – Zur Begründung dieses Sachverhalts führt Aristoteles an, daß etwas Schweres oder Leichtes, »während es der Möglichkeit nach ist und zur Entelechie hinschreitet, sich zu dem Ort, der Quantität und der Qualität bewegt, wo (sich) die Entelechie in bezug auf Ort, Quantität

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Anmerkungen 11 – 15

und Qualität (befindet). Und aus eben diesem Grund bewegen sich die Erde und das Feuer, die bereits vorhanden sind und existieren, zu den ihnen eigenen Orten, wenn nichts sie daran hindert« (ebd. IV, 3, 311a = 110). 11  »Schau, wie sich im Strahle der Sonne [...] Körperchen drehn und untereinander sich mischen, viele, auf mancherlei Art, im eigenen glänzenden Lichtstrahl [...]: wodurch dir ein deutliches Bild wird, wie sich im Leeren jagen die uranfänglichen Stoffe« (Lukrez: Von der Natur der Dinge (De natura rerum) II, S. 50). Lukrez hält also keineswegs die in einem Sonnenstrahl sichtbar werdenden Staub­partikel für die Atome selbst.  – Des­cartes nimmt später den Ausdruck Atom wörtlich als das Unteilbare und lehnt ihn deshalb ab. Was ausgedehnt ist, muß teilbar sein, und deshalb gibt es nichts, was schlicht nicht mehr teilbar wäre. Er antwortet am 5. Februar 1649 auf eine entsprechende Nachfrage Henry Mores vom 11. Dezember 1648 (AT V, 241 f.): »Dico implicare contradictionem, ut aliquae dentur atomi, quae concipiantur extensae ac simul indivisibiles; quia, quamvis Deus eas tales efficere potuerit, ut a nulla creatura dividantur, certe non possumus intelligere ipsum se facultate eas dividendi privare potuisse« (AT V, 273). 12  Eau forte, ätzendes Wasser, ist nach Ferdinand Alquié: Œuvres

philosophiques. Bd. 1, 328, Anm. 3 Salpetersäure (nitric acid). 13  Principia II, 25 (AT VIII/1, 53 f. = PhB 566, 120 f.): Unter dem Ausdruck »ein Körper bzw. ein Stück Materie [verstehe ich alles], was zugleich versetzt wird, obwohl anderseits dieser selbst aus vielen Teilen bestehen kann, die je für sich andere Bewegungen vollführen«. 14  Discours II: »Weil wir alle Kinder waren, bevor wir erwachsene Menschen wurden, und wir uns lange Zeit von unseren Trieben und Erziehern regieren lassen mußten, [...] [konnten] unsere Urteile wohl kaum so rein und zuverlässig sein [...], wie sie es wären, wenn wir von Geburt an im Vollbesitz unserer Vernunft gewesen und wir immer nur allein von ihr geleitet worden wären« (PhB 624 22 f.  = PhB 643, 12 = AT VI, 13); Principia I, § 1: »Weil wir [als Kinder] geboren werden und schon viele Urteile über sinnlich wahrnehmbare Dinge gefällt haben, bevor wir uneingeschränkten Gebrauch von unserer Vernunft machen können, werden wir durch vielerlei Vorurteile von der Erkenntnis des Wahren abgehalten« (PhB 566, 10 f. = AT VIIII/1, 5); §§ 71–72 (PhB 566, 78 f. –82 f.   = AT VIII/1, 35–37). 15  Zum Vakuum vgl. Dioptrique I (PhB 643, 75 = AT VI, 86); Principia II, 16–18 (PhB 566,108 f. –112 f.   = AT VIII/1, 49 f.); an Mersenne, Oktober oder November 1631 (AT I, 228); an Reneri, 2. Juli 1634 (AT I,



Anmerkungen 16 – 19

300–302); an Plempius, 3. Oktober 1637 (AT I, 417); an Newcastle, Oktober 1645 (AT IV, 329 = Bense, 327 f.). 16  Zu den Experimenten der Philosophen in bezug auf das Vakuum vgl. Edward Grant: Source Book in Medieval Science. Cambridge (Mass.): Harvard University Press 1974, 324–360, und Charles B. Schmitt: Experimental Evidence for and against a Void: The SixteenthCentury Arguments. in: Isis 58 (1967), 352–366. 17  Principia II, § 33 (PhB 566, 130 f. –132 f.  = AT VIII/1, 58 f.). 18  Galilei thematisiert das Vakuum in den Discorsi, Erster Tag (Unterredungen und mathematische Demonstrationen, 11–20, 25, 56 ff.). Er versteht den horror vacui richtig als Die Natur vermeidet das Vakuum; mir ist keine Textstelle bekannt, in der irgendein ernstzunehmender Autor den horror vacui, wie Des­cartes hier nahelegt, psychologisch als Furcht oder Angst verstanden hätte. 19  Die Behauptung, daß die größte Wärme im Herzen sei, geht auf Hippokrates zurück: »Das meiste Warme ist in den Adern und in dem Herzen enthalten, und aus diesem Grunde hat das Herz, welches von allen Teilen des menschlichen Körpers am wärmsten ist, Pneuma« (Das Fleisch, Kap.  VI  = Fuchs 1, 157), und zwar befindet sich diese Wärme in der rechten Herzkammer (Das Herz, Kap.  VI = Fuchs 1, 149).

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Aristoteles greift diesen Gedanken auf (Über die Teile der Lebewesen II, 7, 652b  = Werke 17/1, 44–46) und sieht in der Wärme des Herzens eine notwendige Bedingung des Lebens, denn der ganze Körper geht zugrunde, »wenn die Wärme im Herzen schwindet: denn die Wärme aller anderen Körperteile hängt von der des Herzens ab und hat hier ihren Ursprung« (De vita et morte 469b = Kl. naturw. Schriften, 152). Galen kann die innere Wärme des Herzens ganz zu recht als »ancient account« bezeichnen, den er im Zusammenhang mit der Behauptung des von ihm fast durchgängig bekämpften Stoikers Chrysipp († 205 v. Chr.) nennt, »that a kind of boiling of innate heat arises in the heart in time of inflamed anger, and from this boiling the face is inflated, the whole body grows red and hot, and the heart pounds violently along with all the arteries in the body« (De plac. Hipp. et Plat. lib. III, cap.  1 = Lacy, 175), was er inhaltlich gar nicht bestreitet, sondern nur dahingehend kritisiert, daß Chrysipp es unterläßt, die ihm sicherlich als Vorlage dienende Stelle aus dem Timaios (70c = Werke V, 192) anzuführen. Des­cartes wiederum unterläßt es, wenigstens auf eine der Stellen bei Galen hinzuweisen, in denen Galen fast wörtlich Des­cartes’ Aussage vorwegnimmt, man könne die Wärme des Herzens mit den Fingers spüren, näm-

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Anmerkungen 20 – 21

lich »in animal dissections which are conducted upon the chest area, if you insert your fingers into the left ventricle of the heart; you will find that this place is considerably hotter than all others« (De temperamentis lib. II, cap.  III = Singer, 245). Dies schildert Galen auch in De usu pulsuum cap.  II, 8  = Furley, 205: »But if when it [das Herz] is already chilled and the animal is therefore dead you will at once cut open either one of the ventricles, but particularly the left, and put your finger into it, you will feel that the heat is considerable, and indeed much more than in the other parts in a state of nature«. 20  »Rarum autem dicitur id, quod parum materiae sub multa continet quantitate: econtra, densum, quod sub parva quantitate multum continet materiae« (Franciscus Toletus: Commentaria in octo libros Aristotelis de physica auscultatione. In libri IV, cap.  IX, qu. XI. in: Opera omnia philosophica, 132 [Panoramaseitenzählung]). Vgl. hierzu auch Gilson, Index Nr. 82 und 83. – Zur Verdichtung und Verdünnung vgl. Principia II, §§ 5–7 (PhB 566, 94 f. –98 f.  = AT VIII/1, 42–44). – An Mersenne, 31. Oktober 1638: »Alles, was [Galilei] über Verdünnung und Verdichtung sagt, ist nichts als ein Sophismus. […] Was mich betrifft, so fasse ich in bezug darauf, daß ein Körper sich verdichtet, es allein so auf, daß seine Poren sich zusammenziehen und ein Teil der

feinen Materie aus ihm austritt, wie Wasser aus einem Schwamm, wenn man ihn zusammendrückt. Und wenn umgekehrt ein Körper expandiert, dann deswegen, weil seine Poren sich weiten und mehr feine Materie in ihn eintritt, wie ich an etlichen Stellen meiner Meteore erklärt habe« (AT II, 384). Zu der von Des­cartes monierten Theorie vgl. Galileo Galilei: Discorsi, Erster Tag (Unterredungen und mathematische Demonstrationen, 20–26, 44–56). – Johannes Kepler: »Dünn aber nenne ich nicht nur das, was porös ist und viele klaffende Höhlungen besitzt, sondern ganz allgemein das, was in demselben räumlichen Umfang, den irgend etwas Schweres einnimmt, eine geringere Menge körperlichen Stoffs umschließt« (Astronomia nova, 31 (Ori­ginalpaginierung 27). 21  Die erste Erwähnung einer Weltbeschreibung als Fabel geschieht im Brief an Mersenne vom 25. November 1630 im Zusammenhang einer Veröffentlichung der Dioptrique: »Je ne pense pas après ceci me resoudre jamais plus de faire rien imprimer, au moins moi vivant: car la fable de mon Monde me plait trop pour manquer à la parachever, si Dieu me laisse vivre assez longtemps pour cela; mais je ne veux point répondre de l’avenir« (AT I, 179). Zur konstitutiven Rolle von Fabel, Fiktion und Modell bei Des­cartes habe ich anderswo alles gesagt, was mir dazu einfällt.



Anmerkungen 22 – 25 22  Im

Brief an Mersenne vom 18. Dezember 1629 spricht Des­ cartes von einem »petit traité que j’entreprends« (AT I, 85) und konstatiert in diesem Zusammenhang, man habe die Theologie »tellement assujettie à Aristote, qu’il est presque impossible d’expliquer une autre Philosophie, sans qu’elle semble d’abord contre la foi. Et à propos de ceci, je vous prie [de] me mander s’il n’y a rien de déterminé en la réligion, touchant l’étendue des choses créées, savoir si elle est finie ou plutôt infinie, et qu’en tous ces pais qu’on appelle les espace imaginaires il y ait des corps créés & véritables; car encore que je n’eusse pas envie de toucher cette question, je crois toutefois que je ferai contraint de la prouver« (AT I, 85 f.). Die einzige mir bekannte Stelle in der Aristotelischen Physik, auf die sich der Ausdruck »imaginärer Raum« beziehen könnte, ist Aristoteles’ Rede von einem unendlichen, »außerhalb des Himmelsgewölbes liegenden Bereich« (Physik III, 4, 203b = PhB 380, 119). Des­cartes hat hier  – wie fast immer  – nicht den Aristotelischen Originaltext, sondern einen der lateinischen Kommentatoren vor Augen, wie z. B. Franciscus Toletus (vgl. Gilson, Index Nr. 164–167). 23  Vgl. Principia I, §§  26 und 27, in denen Des­ cartes Dispute über das Unendliche ablehnt und zwischen dem Unendlichen und

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dem Unbegrenzten unterscheidet (PhB 566, 34 f. –36 f.   = AT VIII/1, 14 f.); an Chanut, 6. Juni 1647 (AT V, 51–53 = Bense, 386 f.); vgl. auch den Einwand von Henry More (an Des­cartes, 11. Dezember 1648 (AT V, 242) und die Antwort Des­cartes’ vom 5. Februar 1649 (AT V, 274). 24  Johannes Kepler legt seiner Berechnung der Sternenkonstellation an »dem Tag, an dem alles geschaffen wurde, zur 11. Stunde mittags in Preußen, das ist zur 6.  Stunde in Indien« (Mysterium Cosmographicum. in: Was die Welt im Innersten zusammenhält, 106) eine rekonstruierte biblische Zeitrechnung zugrunde, nämlich die Identifikation des Jahres 1595 mit dem Jahr 5572 seit der Schöpfung – wobei er darauf hinweist, daß es »von den besten Gewährsmännern als das 5557. gerechnet« (ebd., 105) werde. Wie es zum Zeitpunkt der Schöpfung bereits eine Sternenkonstellation gegeben haben soll, bleibt freilich sein Geheimnis.  – Des­ cartes wiederholt seine Altersangabe in Principia IV, § 144 (PhB 566, 370 f.  = AT VIII/1, 194); vgl. die Anm. dazu in PhB 566, Anm. 101, S. 669; vgl. auch an Chanut, 6. Juni 1647 (AT V, 53 = Bense, 387). 25  An Mersenne, 15. April 1630: La puissance de Dieu »est incompréhensible; & généralement nous pouvons bien assurer que Dieu peut faire tout ce que nous pouvons comprendre, mais non pas qu’il ne pût faire ce que nous ne

370

Anmerkung 26

pouvons pas comprendre; car ce serait témérité de penser que notre imagination a autant d’étendue que sa puissance. J’espère écrire ceci [...] dans ma physique« (AT I, 146).  – Galileo Galilei, Dialog über die beiden hauptsächlichen Weltsysteme IV, 485: Es wäre »eine unerlaubte Kühnheit [...], die göttliche Macht und Weisheit begrenzen und einengen zu wollen in die Schranken einer einzelnen menschlichen Laune«. Vgl. auch Dialog III, 384. 26  An Mersenne, 15. April 1630: »Je ne laisserai pas de toucher en ma Physique plusieurs questions métaphysiques, & particulièrement celle-ci: Que les vérités mathématiques, lesquelles vous nommez éternelles, ont été établies de Dieu & en dépendent entièrement, aussi bien que tout le reste des créatures. C’est en effet parler de Dieu comme d’un Jupiter ou Saturne, & l’assujetir au Stix & aux destinées, que de dire que ces vérités sont indépendantes de lui. Ne craignez point, je vous prie, d’assurer & de publier partout, que c’est Dieu qui a établi ces loix en la nature, ainsi qu’un Roi établît des loix en son Royaume« (AT I, 145  = Bense, 49); Discours V (PhB 624, 72 f.  = PhB 643, 37  = AT VI, 41). – »Aufgrund der Naturgesetze hätte möglicherweise auch aus dem Chaos eben diese Ordnung, die sich jetzt an den Dingen vorfindet, hergeleitet werden können, und ich hatte es vormals sogar unternommen, dies so zu erklären;

aber mir scheint die Unordnung weniger mit der höchsten Vollkommenheit Gottes, des Schöpfers der Dinge, zusammenzupassen als das Ebenmaß oder die Ordnung« (Principia III, 47: PhB 566, 224 f. = AT VIII/1, 102 f.); an Mersenne, 23. Dezember 1630 (AT I, 194). – Gali­ lei benutzt den Begriff des Chaos in negativer Konnotation, um die kreisförmige Bewegung als eine den »Hauptmassen des Weltalls« natürliche Bewegung der geradlinigen entgegenzusetzen, die ihnen nicht zukommt: »Wollte man aber behaupten, die Natur habe, obgleich die gerade Linie und die geradlinige Bewegung ins Unendliche, d. h. ins Ziellose, fortsetzbar ist, dennoch gewissermaßen willkürlich ihr bestimmte Grenzen gesteckt und den Naturkörpern den natürlichen Trieb eingepflanzt, sich zu diesen hin zu bewegen, so entgegne ich, daß man vielleicht in Phantasien sich ergehen darf, die Sache habe sich in dieser Weise aus dem Urchaos entwickelt, wo verschwommene Materien verworren und ungeordnet umherschwebten. Um diese aber zu ordnen, mag dann die Natur sich sehr geschickt der geradlinigen Bewegungen bedient haben; wie diese nämlich einerseits wohlgeordnete Körper in Unordnung zu bringen vermögen, so sind sie im Gegenteil geeignet, die verkehrt angeordneten in Ordnung zu bringen. Ist aber einmal die beste Verteilung und Stellung her-



Anmerkungen 27 – 30

beigeführt, so kann unmöglich in ihnen die natürliche Neigung bestehen bleiben, sich auch fernerhin in gerader Linie zu bewegen, was nunmehr bloß die Wiederentfernung vom gehörigen und natürlichen Orte, also die Unordnung im Gefolge haben würde« (Dialog I, 20 f.). 27  Vgl. Gilson, Index Nr. 272–275. 28  Principia II, §§ 37–42 (PhB 566, 138 f. –146 f.   = AT VIII/1, 62–66), und Principia II, §§ 46–52 (PhB 566, 150 f. –154 f.  = AT VIII/1, 68–70). 29  »Offenbar murmeln diejenigen Zaubersprüche, die eine dunkle und das Auffassungsvermögen der menschlichen Geisteskraft übersteigende Kraft besitzen, die sagen, Bewegung, ein jederman ganz bekanntes Ding, sei der Akt eines in der Möglichkeit Seienden, insofern es in der Möglichkeit ist. Denn wer versteht diese Worte? Wem ist unbekannt, was Bewegung ist? Und wer räumt nicht ein, daß diese Leute ein Problem suchen, wo gar keines ist?« (Reg. XII: PhB 613, 116 f. = C 51 = AT X427). – Im Brief an Mersenne vom 16. Oktober 1639 spricht Des­cartes anläßlich seiner Lektüre von Herbert von Cherburys De veritate von »Dingen, die sehr einfach sind und die man auf natürliche Weise kennt, wie Gestalt, Größe, Bewegung, Ort, Zeit usw., so daß man diese Dinge verdunkelt und sich verwirrt, wenn man sie definieren will. Denn zum Beispiel macht derjenige, der in ei-

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nem Saal herumgeht, viel besser verständlich, was Bewegung ist, als jemand, der sagt est actus in potentia prout in potentia« (Bense, 174 (überarbeitet) = AT II, 197). – Das lateinische Zitat ist eine scholastische Paraphrase, die sich auf zwei Aussagen in Aristoteles Physik beziehen kann, nämlich zum einen (1) Physik III, 1, 201a: »Das endliche Zur-Wirklichkeit-Kommen eines bloß der Möglichkeit nach Vorhandenen, insofern es eben ein solches ist – das ist (entwickelnde) Veränderung« (PhB 380, 103), bzw. »Prozeß heißt die Verwirklichung des Möglichkeitsmoments an einem Gegenstand« (Physikvorlesung, 59), und (2) Physik III, 1, 201b: »Das Zur-Wirklichkeit-Kommen des Möglichen, insofern es möglich ist, das ist ganz offenkundig: Veränderung« (PhB 380, 105), bzw. Prozeß »ist die Verwirklichung eines Möglichkeitsmomentes an einem Gegenstande« (Physikvorlesung, 60).  – Die genaue Quelle des Cartesischen Zitats konnte ich nicht ermitteln; möglicherweise zitiert Des­cartes aus dem Gedächtnis. Ähnliche Fassungen der Aristotelischen Aussage finden sich, wenn auch nie wörtlich in der Cartesischen Fassung, z. B. bei Franciscus Toletus: Commentaria in octo libros Aristotelis de physica auscultatione. in: Opera omnia philosophica, 80–82. 30  Vgl. Principia II, §§ 24 und 25 (PhB 566, 118 f. –120 f.  = AT VIII/1,

372

Anmerkungen 31 – 33

53 f.).  – Die klassische Quelle für die Theorie der verschiedenen Arten der κίνησις ist natürlich Aristoteles Physik III, 1–3 (200b–202b), aber es ist im Hinblick auf die von Des­cartes anvisierte, lebendige genauso wie nicht-lebendige Natur umfassende einheitliche Naturphilosophie interessant, daß auch Galen sich dieser Denkweise bedient: »When [...] such and such a body undergoes no change from its existing state, we say that it is at rest; but, if it departs from this in any respect we then say that in this respect it undergoes motion (kinesis). Accordingly, when it departs in various ways from its pre-existing state, it will be said to undergo various kinds of motion. Thus, if that which is white becomes black, or what is black becomes white, it undergoes motion in respect to colour; or if what was previously sweet now becomes bitter, or, conversely, from being bitter now becomes sweet, it will be said to undergo motion in respect to flavour; to both of these instances, as well as to those previously mentioned, we shall apply the term qualitative motion. And further, it is not only things which are altered in regard to colour and flavour which, we say, undergo motion; when a warm thing becomes cold, and a cold warm, here too we speak of its undergoing motion; similarly also when anything moist becomes dry, or dry moist. Now, the

common term which we apply to all these cases is alteration. This is one kind of motion. But there is another kind which occurs in bodies which change their position, or as we say, pass from one place to another; the name of this is transference. These two kinds of motion, then, are simple and primary, while compounded from them we have growth and decay, as when a small thing becomes bigger, or a big thing smaller, each retaining at the same time its particular form. And two other kinds of motion are genesis and destruction, genesis being a coming into existence, and destruction being the opposite« (De facultatibus naturalibus lib. I, cap.  II = Brock, 5–7). 31  Vgl. Principia II, §§ 26 und 27 (PhB 566, 120 f. –122 f.  = AT VIII/1, 54 f.). 32  Vgl. Gilson, Index Nr. 517. 33  Des­ cartes erwähnt diese Behauptung ohne Nennung eines Urhebers auch im Brief an Mersenne vom 29. Januar 1640 (AT III, 12). – »Erfahrungsgemäß bewegen sich Wurfgeschosse weiter, wenn das ihnen den Anstoß Gebende sie auch nicht mehr berührt, (und sie tun dies) entweder infolge von wechselseitigem Sich-Umstellen (von Luftteilen und dem Geschoßkörper) [...] oder infolge davon, daß die einmal angestoßene Luft eine Stoßbewegung weitergibt, die schneller ist als die Bewegung des abgestoßenen (Geschosses), mittels



Anmerkungen 34 – 38

derer es zu seinem angestammten Ort sich hinbewegt« (Aristoteles: Physik IV, 8, 215a = PhB 380, 186 f.; vgl. Werke 11, 101). – In Über den Himmel spricht Aristoteles sowohl im Falle einer naturgemäßen Bewegung wie dem Herabfallen eines Steines als auch einer gewaltsamen wie dem Hochwerfen dieses Steines der Luft die Rolle eines Instrumentes der Kraft zu: »In beiden Fällen benutzt (die Kraft) die Luft als Instrument (denn diese ist ihrer Natur nach sowohl leicht als auch schwer). Die Bewegung nach oben wird (die Luft) hervorbringen, insofern sie leicht ist, wenn sie angestoßen wird und den anfänglichen Impuls von der Kraft erhält, und sie wird umgekehrt die (Bewegung) nach unten verursachen, insofern sie schwer ist. In beiden Fällen gibt sie nämlich (die Kraft) weiter, als würde sie sozusagen einen direkten Kontakt (zwischen der Kraft und dem Körper) herstellen. Deshalb bewegt sich das gewaltsam Bewegte auch weiter, wenn das Bewegende ihm nicht folgt« (III, 2, 301b = Werke 12/3, 91).  – Galilei läßt im Dialog II den Peripatetiker Simplicio die Aristotelische Ansicht darstellen: »Der Werfende hat den Stein in der Hand, er bewegt mit einer gewissen Geschwindigkeit und Kraft den Arm. Dabei bewegt sich der Stein, aber ebenso sehr die benachbarte Luft, so daß der Stein im Augenblicke, wo er von der Hand losgelassen wird, sich in der

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Luft befindet, die selbst schon in lebhafter Bewegung begriffen ist; von dieser wird er dann dahingetragen. Wirkte die Luft nicht, so würde der Stein dem Werfenden aus der Hand vor die Füße fallen« (Dialog II, 158). Salviati widerlegt diese Ansicht mit der Frage, weshalb, wenn »die Bewegungsursache des geworfenen Körpers, nachdem die Hand ihn losgelassen [hat], nur die vom Arme bewegte Luft ist und wenn diese besser leichte als schwere Stoffe bewegt, [...] das Wurfgeschoß von Baumwolle nicht weiter und schneller fliegt als das von Stein?«, und kommt zu dem Schluß, es müsse »doch im Steine noch etwas anderes sein, abgesehen von der Bewegung der Luft« (Dialog II, 158 f.).  – Vgl. auch Gilson, Index Nr. 300. 34  Principia II, § 36 (PhB 566, 136 f. –138 f.  = AT VIII/1, 60–62). 35  Vgl. Galileis Besprechung im Dialog II, 202 ff. 36  Principia II, §§ 46–52 (PhB 566, 150 f. –154 f.  = AT VIII/1, 68–70). 37  »Aber du hast alles geordnet mit Maß, Zahl und Gewicht« (Weisheit 11, 21). Johannes Kepler führt diese Stelle in seiner Weltharmonik II, prop. XXV an (in: Was die Welt im Innersten zusammenhält, 431) und bezeichnet die Ideen von Gewicht, Maß und Zahl als »gleich ewig wie Gott«. 38  Maler können »nicht alle verschiedenen Seiten eines Körpers auf einem flachen Gemälde glei-

374

Anmerkungen 39 – 41

chermaßen gut darstellen, und deshalb wählen sie eine der hauptsächlichen, die allein sie ins Licht setzen und lassen alle anderen im Schatten stehen und nur insoweit erscheinen, als man sie sehen kann, wenn man die hauptsächliche betrachtet« (Discours V: PhB 624, 74 f. = PhB 643, 38 = AT VI, 41 f.). 39  Vgl. Principia III, § 131 (PhB 566, 346 f. = AT VIII/1, 182). 40  »Daß ja vom obersten der Wandersterne, Saturn, bis zur Fixsternschale noch eine riesige Entfernung dazwischenliegt, zeigen deren flackernde Lichter« (Nicolaus Copernicus: De revolutionibus I, 10: PhB 300, 139). 41  Aristoteles zählte Kometen zu den Meteoren, d. h. zu sublunarischen, also zwischen der Mondbahn und der Erdoberfläche stattfindenden Erscheinungen: »Unser Ausgangspunkt war ja, daß von der Welt rings um die Erde, soweit sie unterhalb des Kreisumschwungs (des Himmels) liegt, die erste Schicht eine warmtrockene Ausdünstung ist. Sie selbst und weithin auch die anschließende Luftschicht wird von dem Umschwung und der Kreisbewegung um die Erde herumgeführt und in solcher Bewegung dort, wo die Mischung gerade die richtige ist, vielfach in Brand gesetzt. Deswegen entstehen auch, nach unserer Lehre, die vereinzelt durchschießenden Sternschnuppen. Wenn nun in eine solche Ballung vom oberen Umschwung her

ein Feuer­keim hineinfällt, weder so stark, daß ein rascher und umfassender Brand entsteht, noch so schwach, daß der Brand gleich verlischt, sondern stärker und umfassender [und] steigt dann zufällig von unten eine Ausdünstung von der rechten Mischung empor, dann wird daraus ein Komet« (Meteorologie I, 6, 344a  = Werke 12/1, 20). – Erst Girolamo Cardano (1501–1576) bricht mit der Aristotelischen Behauptung: »Non fit comes in elementi regione, quae semper est inconstans: cometes autem diu manet, nec etiam descendit propter vapores, nec ascendit ob ignem: horum autem duorum alterum fieri necesse esset, si ignis esset ex vaporibus accensus: nec triplici illo motu moveretur semper, sed ut iacula, aut stellae incensae« (De rerum varietate, lib. I, cap.  I. in: Opera omnia. Bd. III, 1). Cardano hält die Kometen für eine Art von Zusammenballung reflektierten Lichts: »Itaque haud dubie, nulla substantia propria [Cometes] constant, sed in coelo fiunt: neque uno solo, sed in singulis, quemadmodum & lactea via. Neque est id naturae coelesti repugnans, ut luminum quaedam reflexio fiat« (ebd.). Deshalb haben Kometen eine »media natura«, die eine »congregatio luminis in coeli parte« ist (ebd., 2).  – Girolamo Fracastoro (1483?–1553) beobachtet zwar schon richtig, daß der Kometenschweif stets von der Sonne weg-



Anmerkungen 42 – 43

gerichtet ist: »Obiter autem nec silebimus unum quod commune fuit his tribus cometis [den 1531, 1532, 1533 von ihm beobachteten Kometen], dignum (ut arbitror) relatu. Omnes enim conam seu barbam projecere e directo semper in oppositam soli partem, ut si sol in aequinoctiali fuisset versus orientem, barba in aequinoctiali versus occidentem protendebatur, & quantum sol unam in partem deflexisset, tantum in oppositam barba illa semper & ipsa sese vertebat, quod & ille etiam cometa fecisse legitur, qui anno 1472 apparuit« (Homocentrica. Venedig 1538, cap.  XXII, pag. 60r). Gleichwohl hält er Kometen noch für sublunarische Erscheinungen: »Horum igitur cometarum motus in latitudinem factos commode quidem demonstrare poterimus, si sub luna ille orbis sit, qui in latitudinem motum habet. Si vero non sit sub luna orbis ille, difficulter quidem rationem assignare poterimus, cur fiat ut cometae omnes motum illum in latitudinem habeant. Quod enim consequantur pabulum, non satis verisimile videtur. Primum quia valde mirum esset omnes cometas pabulum illud habere in latitudinem ita protendum. Deinde & magis mirum videretur, per tantum spatii, tanto ordine & aequalitate constitutum illud esse, cum in aliis eiusmodi accensionibus quae pabulum insecuntur, videamus ipsas inordinate & per quosdam quasi saltus ferri,

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tum & figuras earum pro pabuli diversitate mutari & colores & reliqua, at in praedictis cometas, idem ordo eadem figura & color immutata omnia permansere« (cap.  XXII, 60r). – Des­cartes bittet Mersenne im Brief vom 10. Mai 1632, ihm einen Autor zu nennen, »der besonders die verschiedenen Beobachtungen gesammelt hat, die über die Kometen angestellt worden sind« (Bense, 61 = AT I, 250; vgl. unten Anm. 51). In diesem Zusammenhang nennt er selbst Tycho Brahe, der Kometen für Erscheinungen außerhalb der Erdatmosphäre hielt. – Zu den Kometen vgl. Principia III, § 119–120 (PhB 566, 326 f.–328 f. = AT VIII/1, 168–170) und §§ 126–129 (PhB 566, 336 f.–344 f. = AT VIII/1, 174–180). In § 128 erwähnt Des­cartes dann Orazio Grassi = Lothar Sarsi, Regiomontanus und Pontano; vgl. hierzu PhB 566, 666–668 (Anm. 95). – Galilei vertrat in dieser Frage die Aristotelische Position. Die beste Sammlung der Texte bezüglich dieser Auseinandersetzung ist Stillman Drake & C.D. O’Malley: The Controversy on the Comets of 1618. Philadelphia: UP, 1960. 42  Vgl. Principia III, § 119 (PhB 566, 326 f. = AT VIII/1, 168). 43  Natürlich Galileo Gailei, der in seinem Sidereus Nuncius von seiner Beobachtung der Jupitermonde zwischen dem 7. Januar und 2. März 1610 berichtet (Sternenbotschaft/Sidereus nuntius). in: Schriften, Briefe, Dokumente,

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Anmerkungen 44 – 47

Bd. 1, 123–144). Erstaunlich ist, daß Des­cartes bereits 1633 von Monden des Saturn spricht, obwohl der größte Saturnmond Titan erst 1655 von Christiaan Huygens entdeckt wurde. 44  »Welche nun den Versuch unternehmen zu beweisen, daß es [das Leere] gar nicht gibt, die widerlegen gar nicht die Vorstellung, die die Leute so mit dem Wort leer ausdrücken wollen, sondern (nur) das, was sie falscherweise darunter verstehen [...] Sie zeigen zwar auf, daß Luft etwas Wirkliches ist, malträtieren dabei ihre Schläuche und zeigen damit, wie stark Luft doch ist, und schließen sie in ihren Wasserhebern ein. Die Leute dagegen wollen mit leer (ganz einfach) zum Ausdruck bringen ein Raumstück, in welchem kein wahrnehmbarer Körper ist. Weil sie nun meinen, alles Wirkliche sei Körper, so behaupten sie, worin überhaupt nichts sei, das sei eben leer, und deshalb (gelangen sie zu dem Irrtum), was (in Wirklichkeit) voll Luft (ist), sei leer. Man muß jedoch nicht das beweisen, daß Luft etwas Wirkliches ist, sondern daß es eine räumliche Ausdehnung, verschieden von den Körpern, gar nicht gibt« (Aristoteles: Physik, IV, 6, 213a = PhB 380, 176 f.; vgl. Werke 11, 96). 45  Principia IV, § 53 (PhB 566, 446 f.  = AT VIII/1, 236 f.); Météores IV (PhB 643, 225–237 = AT VI, 265–278).

46  Alle

genannten Argumente bespricht Galilei ausführlich im Dialog über die beiden hauptsächlichsten Weltsysteme, Zweiter Tag (131 ff.). 47  Vgl. Principia IV, §§ 49–56 (PhB 566, 442 f.–450 f. = AT VIII/1, 232–238). Eine Kurzfassung seiner Theorie der Gezeiten mit ausdrücklichem Bezug zu Le Monde gibt Des­cartes im Brief an Mersenne vom 6. August 1640 (AT III, 144–146).  – Des­cartes erkundigt sich Ende 1632 bei Mersenne nach Galileis Theorie von Ebbe und Flut: »Mais je voudrais bein savoir ce qu’il écrit du flux & reflux de la mer; car c’est une des choses qui m’a donné le plus de peine à trouver; & quoique je pense en être venu à bout, il y a toutefois des circonstances dont je ne suis pas éclairci« (AT I, 261). Erst im August 1634 konnte Des­cartes ein ihm von Isaac Beeckman geliehenes Exemplar von Galileis Dialog über die beiden hauptsächlichen Weltsysteme für eine begrenzte Zeit einsehen: »Je n’ai pas laissé de le feuilleter tout entier, & je trouve qu’il philosophe assez bien du mouvement, encore qu’il n’y ait que fort peu des choses qu’il en dit, que je trouve entièrement véritable; mais, a ce que j’en pu remarquer, il manque plus en ce ou il suit les opinions déjà recues, qu’en ce ou il s’en éloigne. Excepté toutefois en ce qu’il dit du flux & reflux, que je trouve qu’il tire un peu par les



Anmerkungen 48 – 50

cheveux. Je l’avais aussi expliqué en mon Monde par le mouvement de la terre, mais en une façon toute différente de la sienne« (AT I, 304). Zur Theorie Galileis vgl. Dialog über die beiden hauptsächlichen Weltsysteme, Vierter Tag, 435–485. Galilei erklärt die Gezeiten durch eine Überlagerung der jährlichen Erdbewegung um die Sonne mit ihrer täglichen Drehung, durch die eine geringe, aber ausreichende Zuund Abnahme der Geschwindigkeit der Erdbewegung in bezug auf den absoluten Raum entsteht. – Zu Keplers in viel größerer Nähe zur Cartesischen Position stehender Ansicht über die Gezeiten vgl. die Einleitung in die Astronomia nova, 29 f. (Originalpaginierung 26). 48  Nämlich im letzten Teil des 1.  Abschnitts der Dioptrik (PhB 643, 77–81  = AT VI, 88–93) und im 2. Abschnitt (PhB 643, 81– 91 = AT VI, 93–105). 49  In der Dioptrique erklärt Des­ cartes die Lichtbrechung in Analogie mit einem in einen Körper eintretenden Ball, durch dessen Oberfläche er um ein Drittel leichter – also schneller – hindurchgeht als durch Luft (PhB 643, 86  = AT VI, 100). Gleichwohl hält Des­cartes Experimente zur Feststellung der Lichtgeschwindigkeit, wie sie etwa Galileo Galilei angestellt hat, für überflüssig (an Mersenne vom 11. Oktober 1638: AT II, 384 = Bense, 139 f.). Im Brief an Isaac Beeckman vom 23. August 1634 unterschei-

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det Des­cartes die Frage, ob Licht sich in einem Moment bewegt (in instanti moveri), von der, ob es in einem Moment vom leuchtenden Körper zum Auge gelangt (AT I, 307); über die erste Frage trifft er keine Aussage, zur zweiten fügt er hinzu, er sei sich dessen so sicher, daß, wenn sich dies als falsch erweisen lassen sollte, er bereit wäre einzugestehen, nichts in der Philosophie zu wissen (AT I, 308). Des­cartes bespricht dann einen Vorschlag Beeckmans zu einem Experiment zur Messung der Lichtgeschwindigkeit und weist auf andere Experimente hin, die bereits durchgeführt worden seien (AT I, 308–312).  – Galileis Experiment zur Lichtgeschwindigkeit findet sich in den Discorsi, Erster Tag (Unterredungen und mathematische Demonstrationen, 39 f.). Es wird oft übersehen, daß Galilei selbst dieses Experiment als unzureichend zugibt. 50  Des­ cartes entwickelt seine Theorie des Lichts in Kenntnis der Theorie Johannes Keplers, der wiederum die seinige in Auseinandersetzung mit Witelo entwickelte und 1604 unter dem Titel Ad Vitellionem Paralipomena, quibus Astronomiae Pars Optica traditur veröffentlicht hatte. Kepler konnte für seine Auseinandersetzung mit Witelo auf die lateinische Ausgabe der optischen Werke des arabischen Physikers Alhazen (Ibn al-Haitam, 965–1039) und Wite-

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Anmerkung 50

los (1230–1275) unter dem Titel Opticae Thesaurus. Alhazeni Arabis libri septem [...] item Vitellonis Thuringopoloni libri X zurückgreifen, die der deutsche Mathematiker Friedrich Risner (1533–1580), Schüler von Petrus Ramus und bis zu seiner Flucht aus Paris 1572 Professor für Mathematik am Collège Royale in Paris, 1572 herausgegeben hatte. In der von Clerselier veröffentlichten Fassung des Briefes von Des­cartes an Golius vom 2. Februar 1632 erwähnt Des­cartes Witelo  – wobei diese Erwähnung in der nach dem Autograph erstellten Version von AT I, 236–242 fehlt. Allerdings läßt sich das von Des­cartes in diesem Brief beschriebene optische Instrument lt. AT I, 241 nicht nur auf Witelos, sondern auch auf Alhazens Optik zurückführen; im Brief an Mersenne vom 27. Mai 1638 erwähnt Des­cartes Witelo ausdrücklich, wenn auch nur ganz allgemein hinsichtlich dessen Leistungen in der Optik, im Brief an Mersenne vom 19. Januar 1642 hingegen schreibt Des­ cartes die Lösung eines optischen Problems ausdrücklich Witelo zu, und zwar nicht eines Problems, das Des­cartes lösen wollte, sondern eines, das wiederum Alhazen zugeschrieben wird. Diese beiden Befunde anders zu deuten, als daß Des­cartes den Opticae Thesaurus kannte, wäre ziemlich abwegig, auch wenn Des­cartes Alhazen ansonsten nirgends erwähnt. – Kep-

ler hingegen erwähnt Des­cartes im Brief an Mersenne vom 4. März 1630 mit Bezug auf dessen Strena seu de Nive Sexangula von 1611, die er für seine Theorie des Schnees in den Météores gelesen hatte. Über Kepler schreibt Des­cartes an Mersenne am 31. März 1638: »Celui qui m’accuse d’avoir emprunté de Kepler les ellipses et les hyperboles de ma Dioptrique, doit être ignorant ou malicieux; car pour l’ellipse, je n’ai pas de mémoire que Kepler en parle, ou s’il en parle, c’est assurément pour dire qu’elle n’est pas l’anaclastique qu’il cherche; et pour l’hyperbole, je me souviens fort bien qu’il prétend démontrer expressément qu’elle ne l’est pas, bien qu’il dit qu’elle n’en est pas beaucoup différente. Or je vous laisse à penser, si je dois avoir emprunté une chose d’un homme qui a tâché de prouver qu’elle était fausse. Cela n’empêche pas que je n’avoue que Kepler a été mon premier maître en Optique, & que je crois qu’il a été celui de tous qui en a le plus su par ci-devant« (AT II, 85 f.). Wenn man die Cartesische Aussage, Kepler sei sein erster Lehrer in der Optik gewesen, nicht dahingehend interpertieren will, daß Des­cartes auf seiner Deutschlandreise 1619 bis 1622 Kepler besucht habe, sondern als Hinweis auf ein Studium seiner Schriften, liegt es nahe, auf die Lektüre sowohl der Dioptrice als auch der Paralipomena zu schließen. – Am 1. Novem-



Anmerkung 51

ber 1631 erwähnt Des­cartes gegenüber Huygens im Zusammenhang mit einem Problem beim Schleifen von Gläsern Galilei, Scheiner und Kepler, was eine Vertrautheit mit Christoph Scheiners Oculus hoc est: Fundamentum opticum (1629) nahelegt. In diesem Fall wäre Christoph Scheiner zumindest einer der Adressaten des Cartesischen Seitenhiebs auf Anatomen, die in der Beschreibung des Auges Buchseiten mit sinnlosen Subtilitäten füllen.  – Die Kenntnis von Galileis Sidereus nuncius scheint mir eine Selbstverständlichkeit zu sein. 51  An Mersenne, 10. Mai 1632: »Wenn Sie ir­gend­einen Autor wissen, der besonders die verschiedenen Beobachtungen gesammelt hat, die über die Kometen angestellt worden sind, würden Sie mich mit einer Benachrichtigung darüber ebenfalls verpflichten; denn seit zwei oder drei Monaten habe ich mich sehr weit in den Himmel vorgewagt; und nachdem ich mir hinsichtlich seiner Natur und der Sterne, die wir an ihm sehen, und mehrerer anderer Dinge, die ich vor einigen Jahren nicht einmal zu hoffen gewagt hätte, Genugtuung verschafft habe, bin ich so kühn geworden, daß ich es jetzt wage, die Ursache der Lage jedes Fixsternes zu suchen. Denn obgleich sie sehr unregelmäßig hier und dort über den Himmel verstreut erscheinen, zweifle ich doch keineswegs daran, daß eine natürliche Ordnung un-

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ter ihnen besteht, die regelmäßig und bestimmt ist; und die Kenntnis dieser Ordnung ist der Schlüssel und die Grundlage für die höchste und vollkommenste Wissenschaft, die die Menschen hinsichtlich der stofflichen Dinge haben könnten; um so mehr als man mit ihrer Hilfe a priori alle verschiedenen Formen und Substanzen der Weltkörper zu erkennen vermöchte, anstatt sich ohne sie damit begnügen zu müssen, sie a posteriori und aus ihren Wirkungen zu erraten. Nun finde ich nichts, das mir so sehr behilflich sein kann, zur Kenntnis dieser Ordnung zu kommen, als die Beobachtung der Kometen« (Bense, 61 f. = AT I, 251 f.). – Dieses Problem findet sich schon in Keplers Mysterium cosmographicum. Kepler bestreitet selbst für die Fixsterne – und allemal für die Planeten – die Annahme, »Gott habe in der Welt etwas aufs Geratewohl gemacht, während doch die besten und vernünftigsten Pläne zur Verfügung stehen; und davon [daß dies so ist] wird mich niemand überzeugen, daß ich es auch nur für die Fixsterne gelten ließe, deren Lage uns doch am unregelmäßigsten, wie durch den Zufall eines Saatwurfs bestimmt, vorkommt« (Mysterium Cosmographicum. in: Was die Welt im Innersten zusammenhält, 32). Kepler beschränkt seinen eigenen Lösungsversuch anhand der Platonischen Körper indes bekanntlich auf die Planeten, denn die »Ecken

380

Anmerkungen 52 – 54

und Mittelpunkte der Seitenflächen dieser Körper zur Darstellung der Mannigfaltigkeit, Größe und Lage der Fixsterne« (ebd., 33) zu verwenden, übersteigt die Kraft eines Menschen, und deshalb »wollen wir es so lange aufschieben, Zahl und Lage der Fixsterne zu begründen, bis uns jemand alle ohne Ausnahme der Zahl und Größe nach angeben kann« (ebd.). 52  2. Abschnitt (PhB 643, 81–91 = AT VI, 93–105). 53  Nämlich unter anderen von Galileo Galilei, der in seinem Sidereus nuncius zu den Fragen, die er mit Hilfe des Fernrohrs gelöst habe, auch die nach dem »Stoff der bis heute von den Astronomen Nebel  genannten Sterne« zählt. Dieser Stoff sei »bei weitem anders, als man bisher glaubte« (Sternenbotschaft/Sidereus nuntius). in: Schriften, Briefe, Dokumente, Bd. 1, 101), denn diese Nebel seien »Haufen kleiner, außerordentlich dicht gedrängter Sterne« (122). Aber natürlich war Galilei nicht der einzige: Nikolas Claude Fabri de Peiresc (1580–1637) entdeckt 1610 den Orionnebel und Simon Mayr (1573–1624) 1612 den Andromeda­ nebel. 54  Die Dichter fingieren indes nur, was bereits in der griechischen Mythologie liegt. Die äußerst verwickelte Geschichte beginnt damit, daß Zeus die Abwesenheit des Amphitryon ausnutzt, um dessen Gattin Alkmene einen auf drei Tage

verlängerten nächtlichen Besuch abzustatten, bei dem Herakles (= Hercules) gezeugt wird. Kurz vor der Geburt des Herakles greift jedoch Hera (= Juno), die Gattin des Zeus, in die Geschichte ein, indem sie auf einer Zusammenkunft der Götter Zeus den Eid ableisten läßt, daß der heute geborene Junge über Zeus’ sonstige Nachkommenschaft aus seinen Seitensprüngen herrschen solle. Hera sorgt nach der Ableistung dieses Eides für eine Frühgeburt bei der Gattin des Sthenelos und für eine Verzögerung der Geburt des Herakles. Als Herakles dann geboren wird, bringt Hermes – vermutlich auf Betreiben des Zeus, der seine Gattin ärgern will – Herakles zum Olymp und legt ihn der schlafenden Hera an die Brust. Herakles aber saugt so heftig, daß Hera erwacht und ihn von sich stößt. Dabei verschüttet er Milch, die sich über den Himmel ergießt und so die Milchstraße erzeugt. Nach einer anderen Fassung saugt er mehr Milch, als er aufnehmen kann, und verschüttet sie so. Eine weitere Fassung dieser Geschichte erzählt, daß Alkmene aus Angst vor Hera Herakles aussetzt. Zeus aber veranlaßt, daß Athene Hera genau an diese Stelle führt und dafür sorgt, daß Hera Herakles aufnimmt und ihn säugt, woraufhin usw. (von Ranke-Graves: Griechische Mythologie. Quellen und Deutung. Bd. 2, 160, 85 f.; Wolfgang Schadewaldt: Griechi-



Anmerkung 55

sche Sternsagen, 81–87).  – Aristoteles erklärt in seiner Meteorologie I, 8 (345b–346b = Werke 12/1, 23–25) die Milchstraße analog zu den Kometen durch die Reibung, die die Himmelsschale bei ihrer Bewegung um die Erde auf die dortigen Ausdünstungen ausübt und sie so in Brand setzt: »Erkennen wir also die oben vorgetragene Kometenlehre als sachlich richtig an, so muß auch hinsichtlich der Milchstraße die gleiche Annahme gelten. Denn das Phänomen, das sich dort an einem einzigen Stern zeigt, ist das gleiche, das hier einen ganzen Kreis (am Himmel) betrifft: die Milchstraße ist, um es definierend zu sagen, der Schweif des größten Himmelskreises, dessen Reibungswirkung hierfür das Material ansammelt« (346b). – Die Aristoteles-Kommentatoren des Mittelalters stimmen Aristoteles keineswegs einfach zu. So widerspricht, um nur ein Beispiel zu nennen, Albert der Große Aristoteles in seinem Kommentar zur Aristotelischen Meteorologie: »Nihil autem est galaxia nisi multae stellae parvae quasi contiguae in illo loco orbis, in quibus diffunditur lumen solis, et ideo videtur circulus albescens quasi fumus« (Tractatus secundus primi meteorum de galaxia. in: Opera omnia. Bd. VI, Teil 1: Meteora, 21). – Erst Galileo Galilei kann nach der Erfindung des Fernrohrs behaupten, »den Streit über die Galaxis oder Milchstraße

381

beigelegt und ihr Wesen neben dem Verstand auch den Sinnen offenbart zu haben« (Sternenbotschaft/Sidereus nuntius, in: Schriften, Briefe, Dokumente Bd. 1, 101): Denn »die Galaxis ist nämlich nichts anderes als eine Ansammlung zahlloser, haufenförmig angeordneter Sterne, denn auf welches ihrer Gebiete sich das Fernrohr auch richtet, bietet sich dem Auge unverzüglich eine gewaltige Menge von Sternen dar« (ebd., 122). Vgl. auch Dialog III: »Die Nebelflecke waren zuerst bloß weißliche Stellen, mittels des Fernrohrs erst haben wir sie zu Haufen von leuchtenden, wunderschönen Sternen umgestaltet« (385). 55  Des­ cartes spricht von einer Veränderung der Gestalt des Sternenhimmels und einzelner Sterne und nicht wie Galilei (Dialog II, 125) von einer Verschiebung des Sternenhimmels insgesamt. Des­ cartes widerspricht damit Aristoteles’ Behauptung in Über den Him­mel: »In all der vergangenen Zeit hat sich in der Überlieferung, die von Generation zu Genera­tion weitergereicht worden ist, offenbar weder hinsichtlich der Gesamtheit des äußersten Himmels noch hinsichtlich irgend eines der ihm eigenen Teile etwas verändert« (I, 3, 270b  = Werke 12/3, 26).  – Im Brief an Mersenne, 10. Mai 1632 äußerst Des­cartes den Wunsch, jemand möge es unternehmen, »die Geschichte der himmlischen Erscheinungen zu schreiben« und

382

Anmerkungen 56 – 57

»uns, ohne irgendwelche Gründe oder Hypothesen hineinzubringen, genau den Himmel [beschreiben], wie er jetzt erscheint, welche Lage jeder Fixstern in bezug auf seine Nachbarn hat, welche Verschiedenheit der Stärke, Farbe oder Klarheit besteht oder darin, mehr oder weniger funkelnd zu sein, usw.; dergleichen [ausführen], ob das dem entspricht, was die alten Astronomen darüber geschrieben haben, und welcher Unterschied sich dabei findet (denn ich zweifle nicht daran, daß die Sterne untereinander stets ein wenig ihre Lage ändern, obgleich man sie für unbeweglich hält)« und danach »die Beobachtungen über die Kometen [hinzufügen] und eine kleine Tafel über die Bahn eines jeden [anlegen], wie Tycho es mit drei oder vier von ihm beobachteten getan hat; und [...] schließlich die Abweichungen der Ekliptik und der Erdfernen (Apogäen) der Planeten [bringen]« (Bense, 62 f. = AT I, 251 f.). – Des­cartes’ Zweifel an der ewigen Gleichheit des Firmaments wird nicht nur durch die beiden Supernovae von 1572 und 1604, sondern auch durch die von David Fabricius (1564–1617) 1596 begonnene Beobachtung des veränderlichen Sterns Mira Ceti genährt. – In den Principia erklärt Des­cartes die Veränderlichkeit von Sternen durch die Sonnenflecken (Principia III, §§ 102–104: PhB 566, 298 f.–302 f. = AT VIII/1, 151 f.).

56  »Indessen

mögen sich ebensogut andere Körper finden, vor allem im Himmel, bei denen die Brechungen, da sie von anderen Ursachen herrühren, nicht ebenso reziprok sind« (Dioptrique II: PhB 643, 90 = AT VI, 104). 57  Die Cartesische Theorie der Zusammensetzung von Seele und Körper im Menschen findet sich – wenn überhaupt irgendwo  – in den Passionen der Seele (AT XI  = PhB 663). Denselben Ansatz einer (zunächst) von den Funktionen der Seele getrennten Beschreibung des menschlichen Körpers verfolgt Des­cartes auch noch in seinem späteren Fragment La Description du corps humain (AT II, 224–226  = PhB 663, 131–133).  – Des­cartes’ Biologie, Anatomie und Medizin stützt sich selbstredend auf die Reduktion des Begriffs der Seele auf die rationale Seele (anima) bzw. den Geist (mens) und damit auf den Abweis der klassischen Dreiteilung der Seele. Sehr deutlich wird Des­cartes in dieser Hinsicht dann, wenn ein Korrespondent diesen Abweis in irgendeiner Hinsicht aufzulockern versucht, wie z. B. Henricus Regius, dem er im Mai 1641 erwidert: »Non admitto vim vegetandi & sentiendi in brutis mereri animae appellationem, ut mens illam meretur in homine; sed vulgus ita voluisse, quia ignoravit bruta mente carere, atque idcirco animae nomen esse aequivocum, respectu hominis & brutorum« (AT  III,



Anmerkungen 58 – 60

370).  – Ebenfalls im Mai 1641 wendet Des­cartes gegen Regius’ Behauptung, die Seele sei dreifach, ein, diese Behauptung sei in der katholischen Religion häretisch, und fügt hinzu, sie sei darüber hinaus auch unlogisch: »Hoc enim verbum, in mea religione, est haeresis; & revera, seposita religione, contra logicam est, animam concipere tanquam genus, cuius species sint mens, vis vegetativa, & vis motrix animalium. Per animam enim sensitivam non aliud debes intelligere, prater vim motricem, nisi illam cum rationali confundas. Haec autem vis motrix a vi vegetativa ne specie quidem differt; utraque autem toto genere a mente distat. [...] Anima in homine unica est, nempe rationalis; neque enim actiones ullae humanae censendae sunt, nisi quae a ratione dependent. Vis autem vegetandi, & corporis movendi, quae in plantis & brutis anima vegetativa & sensitiva appellantur, sunt quidem etiam in homine, sed non debent in eo animae appellari, quia non sunt primum eius actionum principium, & tot genere differunt ab anima rationali« (AT III, 371). Denn die vis vegetativa sei im Menschen nichts anderes als eine bestimmte Verfassung der Teile des menschlichen Körpers (ebd., 372). 58  »Wie sich aber die Automaten bewegen, wenn eine (nur) kleine Bewegung stattfindet, (nämlich) wenn die Schnüre gelöst werden und gegeneinander schlagen [...] so

383

bewegen sich auch die Lebewesen. Denn sie haben als entsprechende Organe das natürliche Gerüst der Sehnen und das der Knochen, die einen vergleichbar mit den Hölzern und dem Eisen dort, die Sehnen aber mit den Schnüren; wenn diese gelöst und gelockert werden, bewegen sie sich. Bei den Automaten [...] findet nun keine Veränderung statt, da sich derselbe Gegenstand wohl auch dann, wenn die inneren Räder kleiner und wieder größer würden, im Kreis bewegen dürfte; im Lebewesen dagegen kann dasselbe Organ sowohl größer als auch kleiner werden und sich in seinen Formen verändern [...]. Veränderungen rufen aber die Vorstellungen, die Sinneswahrnehmungen und die Gedanken hervor« (Aristoteles: Über die Bewegung der Lebewesen, 701b = Werke 7/2, 16 f.). 59  Principia IV , §§ 201–204 (PhB 566, 622 f.– 628 f. = AT VIII/1, 324–327). 60  Bereits in den Météores VII erwähnt Des­cartes Kalk im Zusammenhang mit Feuern, für deren Entstehung »oft auch allein die Mischung zweier verschiedener Körper [ausreicht], damit sie in Brand geraten«; dies könne man sehen, »wenn man Kalk mit Wasser besprengt, oder Heu einschließt, bevor es trocken ist, oder bei einer Unzahl anderer Beispiele, auf die man in der Chemie täglich trifft« (PhB 643 = AT VI, 322). In den Principia IV, §§ 92 f. führt

384

Anmerkung 60

Des­cartes dieses Phänomen dann am Beispiel des eingeschlossenen Heus darauf zurück, daß »viele Spiritus oder Säfte, die gewöhnlich von den Wurzeln in Richtung der Spitzen durch die Poren der frischen und grünen Gräser fließen und dort an ihre Ausmaße angepaßte Wege besitzen, eine Zeitlang in den gemähten Gräsern verbleiben. Wenn die Gräser dann in einem engen Ort eingeschlossen werden, gehen die Partikel dieser Säfte von den einen Gräsern in andere über, von denen einige bereits begonnen haben, auszutrocknen, und in deren etwas engere Gänge sie deshalb nicht zugleich mit den Kügelchen des zweiten Elements eintreten können. Wenn sie durch diese Gänge hindurchfließen, umgibt sie nur Materie des ersten Elements, von der sie schneller angestoßen werden und den Antrieb des Feuers erlangen« (PhB 566, 486 f. = AT VIII/1, 256). Ich korrigiere in diesem Zitat meine Übersetzung von spiritus aufgrund des dahingehenden Hinweises durch Claus Zittel (René Des­cartes: Les Météores/ Die Meteore. übers. v. Claus Zittel. Frankfurt a.M.: Klostermann 2006, 317). – Vgl. auch Discours V (AT VI, 46 = PhB 624, 80 f. = PhB 643, 41), unten Anm. 60. – Des­cartes weist mit seiner Bemerkung die Lehre von den anziehenden, bewahrenden und ausscheidenden Kräften zurück, die in der HippokratischGalenischen Tradition vor allem

für die Erklärung der Verdauung und die Verteilung der Nährstoffe auf die entsprechenden Organe in Anspruch genommen wurde. Die Lehre von den den jeweiligen Organen spezifischen Kräften beginnt bei Hippokrates mit der vis attractiva, der heranziehenden Kraft, im Zusammenhang mit der Verdauung: »Die Adern des Bauches und der Eingeweide, in welch letzteren zwei die Speisen und die Getränke sich ansammeln, ziehen, nachdem dieses erwärmt worden ist, das Feinste und Feuchteste an, das Dichteste desselben hingegen wird zurückgelassen und wird in den unteren Eingeweiden zu Kot« (Das Fleisch, Kap.  XIII = Fuchs 1, 160). Es ist bezeichnend, daß Galen jedem Körper eine solche anziehende Kraft zusprechen wird: »There is in everything that exists some natural power that attracts what is proper to it, as there is in the Heraclean stone the power to attract iron; and by this power the (acts) of nourishing and purging are performed; the power alway draws its proper object when that object is plentiful; and along with it it often draws what is not proper to it, as is the case with purgative drugs« (De elem. sec. Hipp. cap.  XIV  = Lacy, 157). Neben die anziehende Kraft stellt Galen die bewahrende und die ausscheidende: »There are four faculties of the body as a whole: that which attracts familiar substances, that which retains these, that which



Anmerkungen 61 – 62

transforms substances, and that which expels alien substances« (De temperamentis lib. III, cap.  I = Singer, 270), und diese Kräfte basieren letztlich darauf, »that Nature is a constructive artist and that the substance of things is always tending towards unity and also towards alteration because its own parts act upon and are acted upon by one another. For, if he had assumed this, it would not have been difficult to allow that this constructive nature has powers which attract appropriate and expel alien matter. For in no other way could she be constructive, preservative of the animal, and eliminative of its deseases, unless it be allowed that she conserves what is appropriate and discharges what is foreign« (De facultatibus naturalibus lib. I, cap.  XIV = Brock, 73). 61  Die Verarbeitung (praeparatio) der unsichtbaren Teile, aus denen die Nahrungsmittel bestehen, zu solchen, die geeignet sind, den menschlichen Körper zu bilden  – also nichts anderes als die Verdauung  –, ist, schreibt Des­cartes an Henricus Regius am 24. Mai 1640, einerseits »communis et minus praecipua, quae fit omnibus viis per quas particulae transeunt; alia particularis et praecipua, quae est triplex: 1o in ventriculo et intestinis, 2o in hepate, 3o in corde. 1o In ventriculo et intestinis fit, cum cibus ore masticatus et deglutitus, sicut et potus, vi caloris a corde communicati, et humoris ab arteriis eo

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impulsi, dissolvitur et in chylum convertitur. 2o In hepate, cum chylus in illud, non per aliquam vim attractionem, sed sola sua fluiditate et pressione vicinarum partium delatus, sanguinique reliquo mixtus, ibi fermentatur, digeritur, et in chymum abit. 3o In corde, cum chymus, sanguini a reliquo corpore ad cor redeunti permixtus, et simul cum eo in hepate praeparatus, in verum et perfectum sanguinem per ebullitionem pulsificam commutatur« (AT III, 67). 62  Im Discours V spricht Des­ cartes als Gegenentwurf zu der Lehre von der vegetativen oder sensitiven Seele davon, Gott habe im Körper des Menschen »eines jener Feuer ohne Licht entzündet, [...] dessen Natur ich ganz genau so verstand, wie das, das das Heu erhitzt, wenn man es einschließt, bevor es trocken ist, oder das frische Weine aufwallen läßt, wenn man sie im Traubenmost gären läßt« (PhB 624, 80 f.  = PhB 643, 41  = AT VI, 46). An Newcastle schreibt Des­cartes im April 1645, ihm scheine, »daß die ganze Wärme bei Tieren darin besteht, daß sie im Herzen eine Art von Feuer haben, das ohne Leuchtkraft ist, ähnlich dem, das im Scheidewasser (eau forte) entsteht, wenn man eine hinreichend große Menge von Stahlpulver (poudre d’acier) hinzutut, und ähnlich dem der Gärungen (fermentation). Dieses Feuer wird durch das Blut unterhalten, das

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Anmerkung 63

in jedem Augenblick gemäß dem Kreislauf zum Herzen fließt, den Harvey, ein englischer Arzt, sehr glücklich entdeckt hat; und nachdem dieses Blut sich im Herzen erwärmt und ausgdehnt hat, fließt es von dort durch die Arterien schnell in alle anderen Teile des Körpers, die es auf diese Weise erwärmt« (Bense, 286  = AT IV, 189).  – Vgl. oben Anm. 60. 63  Diese Theorie der Herzbewegung und des Blutkreislaufs ist vor Des­cartes’ Lektüre von William Harveys De Motu cordis geschrieben. Des­cartes berichtet davon im November oder Dezember 1633 (AT I, 263). Über seine Abweichung von Harvey berichtet Des­ cartes auch im Brief an Beverwick vom 5. Juli 1643 (AT IV, 3–6) sowie im Brief an Mersenne vom 9. Februar 1639 (AT II, 501). Vgl. auch La Description du corps humain II (AT XI, 228–245  = PhB 663, 135– 148); Passions de l’Âme I, § 9 (AT XI, 333 = PhB 663, 8). – Nach Aristoteles gründet das Schlagen des Herzens darin, »daß infolge einer Abkühlung, die mit Sekretionen oder verflüssigenden Prozessen zusammenhängt, im Herzen Wärme konzentriert wird« (Aristoteles: Über die Atmung, 479b = Kl. naturw. Schriften, 183). Deshalb ruft »im Herzen [...] die von der Wärme bewirkte Volumenvergrößerung der Feuchtigkeit, die immer aus der Nahrung zugeführt wird, den Pulsschlag hervor, indem sie nach oben

steigend gegen den äußeren Herzmantel drückt« (ibid, 480a = Kl. naturw. Schriften, 184). Des­cartes war mit Aristoteles’ Über die Atmung vertraut, denn er weist im Brief an Plempius darauf hin, anders als Aristoteles habe er (Des­cartes) nicht behauptet, »de tumefactione humoris, qui semper a cibo accedit, ultimam cordis tunicam elevantis« (AT I, 522), sondern »pulsationem cordis ab inflatione humoris in eo calescentis esse« (ebd.). Des­cartes muß die Bewegung des Herzens auf die Expansion des Blutes aufgrund der naturgegebenen inneren Wärme des Herzens zurückführen, weil er die klassische Vorstellung eines im Herzen agierenden Seelenteils genauso ablehnt wie die damit in engem Zusammenhang stehende Vorstellung einer besonderen vis pulsifica, wie Galen sie entwickelt hatte: »The heart itself, having all imaginable attractive faculties, snatches and, as it were, drinks up the inflowing material, receiving it rapidly in the hollows of its chambers. For [think if you will] of a smith’s bellows drawing in the air when they expand; or if you think of the flame of a lamp drawing up the oil, then the heart does not lack this faculty either, being, as it is, the source of the innate heat; or if you think of the Heraclean stone attracting iron by the affinity of its quality, then what would have a stronger affinity for the heart than air for its refrigera-



Anmerkung 64

tion? Or what would be more useful than blood to nourish it?« (De usu partium lib. V, cap.  XV = May, 316). Wenn also auch bei Galen das Herz »the source of its own move­ment« (De usu partium lib. V, cap.  XVII = May, 325) ist, dann ist die Ursache dieser Bewegung zwar wie bei Des­cartes die innere Wärme, diese aber läßt sich auf anziehende und ausstoßende Vermögen zurückführen, die letztlich auf die spezifische Mischung der Elemente in ihm zurückzuführen ist: »The fact that the heart, removed from the thorax, can be seen to move for a considerable time is a definite indication that it does not need the nerves to perform its own function. Those who think the heart a muscle seem ignorant of these things and to have failed to notice that pulsation is of its essence, by the high virtue of some special element in its nature (De anatomica administrationibus lib. VII, cap.  VIII = Singer, 184). Des­cartes antwortet daher auf Plempius’ Vorhalt, manche Herzen schlügen weiter, nachdem sie dem (lebenden) Körper entnommen seien, dahingehend, daß gerade dies ein Beweis für die Verursachung des Herzschlages durch dessen innere Wärme sei: Denn wenn entsprechend der allgemeinen Ansicht die Herzbewegung »ab aliqua animae facultate procedere [...] quo pacto, quaeso, ab humana anima ille pendebit? ille, inquam, qui etiam in cordis partibus divisis reperitur,

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cum animam rationalem indivisibilem esse, & nullam aliam sensitivam vel vegetantem sibi adjunctam habere sit de fide« (AT I, 523). Die Herzbewegung kann nicht von der rationalen menschlichen Seele abhängen, wenn das Herz mitunter weiterschlägt, nachdem es dem Körper entnommen und damit von dieser Seele getrennt wurde, und es keine andere Art der Seele gibt, die in ihm verbleibt  – eine Ansicht, die zudem gegen den christlichen Glauben verstoßen würde. – Des­ cartes bezeugt im Brief an Plempius zudem seine Lektüre von Galens An sanguinis in arteribus contineatur (AT I, 523–527) sowie die von Fernels Pathologia (AT I, 533). 64  Nach Galen haben arteriöse Venen und venöse Arterien ihren Namen daher, daß ihre Gefäßwände einen vertauschten Charakter haben: »A vein has one tunic, and a thin one, whereas the tunic of an artery is neither single nor thin. It has, in fact, two tunics. The inner one is exceedingly thick, dense, and hard, and is divisble into transverse fibers; the outer one is soft, fine, and loose-textured, like that of a vein« (De usu partium lib. V, cap.  XI = May, 304). »I follow what I take to be the better view of those who call the vessel springing from the left ventricle of the heart venous artery [pulmonary vein] and that springing from the right ventricle arterial vein [pulmonary artery]. I think it perferable (since we can-

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Anmerkungen 65 – 68

not distinguish them clearly by the pulse) to call the vessel containing pneuma an artery but, since it has the covering of a vein, to add venous. So to the other I give the name of vein from its function, but since its substance is that of an artery, I add arterial« (De anatomica administrationibus lib. VII, cap.  IV = Singer, 177). 65  Die Lunge ist »zum Zwecke der Kühlung durch den Atem da« (Aristoteles: Über die Atmung 476a  = Kl. naturw. Schriften, 172; vgl. auch ebd. 478a = 179). – »It remains, then, that we breathe for regulation of heat. This, then, is the principal use of breathing, and the second is to nourish the psychic pneuma« (Galen von Pergamon: De usu respirationis cap.  V, 8 = Furley, 133). 66  »Kinder, die ihre Lunge solange nicht gebrauchen können, wie sie im Leib ihrer Mütter eingeschlossen sind, [haben] eine Öffnung [...], durch die das Blut aus der Hohlvene in die linke Höhlung des Herzens fließt, und eine Zuleitung, durch die es, ohne durch die Lunge hindurchzugehen, aus der arteriösen Vene in die große Arterie fließt« (Discours V: PhB 624, 92 f. = PhB 643, 47 = AT VI, 53). Vgl. auch La Description du corps humain (AT XI, 237 f. = PhB 663, 142). 67  Aristoteles’ Behauptung, »Kammern haben die Herzen der großen Lebewesen drei, die der kleineren zwei, mindestens eine aber alle«

(Über die Teile der Lebewesen III, 4, 666b = Werke 17/1, 70) hat schon bei den Anatomen der Antike Verwunderung ausgelöst, ist aber Des­ cartes noch 1649 in der Decription du corps humain eine Widerlegung wert (AT XI, 260 = PhB 663, 161). 68  Im Discours V fordert Des­ cartes seine Leser auf, »sich sorgfältig die elf kleinen Häute zeigen [zu] lassen, die wie kleine Türen die vier Öffnungen öffnen und schließen, die sich auf den beiden Höhlungen befinden: nämlich die drei am Eingang zur Hohlvene, die dort so angeordnet sind, daß sie das Blut, das die Hohlvene enthält, nicht abhalten können, in die rechte Höhlung des Herzens zu fließen, es aber davon abhalten, dort auszutreten; die drei am Eingang der arteriösen Vene, die gerade umgekehrt angeordnet sind und deshalb dem Blut in dieser Höhlung sehr wohl gestatten, in die Lunge überzutreten, jedoch nicht dem Blut in der Lunge, von dort zurückzukehren; und ebenso die beiden anderen am Eingang der venösen Arterie, die das Blut der Lunge zur linken Höhlung des Herzens fließen lassen, aber sich seiner Rückkehr entgegenstellen; und die drei am Eingang der großen Arterie, die ihm erlauben, aus dem Herz herauszutreten, aber verhindern, dorthin zurückzukehren. Es ist völlig unnötig, für die Anzahl dieser Häute ir­gend­einen anderen Grund zu suchen als den, daß die Öffnung



Anmerkung 68

der venösen Arterie bequem mit zwei Häuten geschlossen werden kann, weil sie aufgrund des Ortes, an dem sie sich befinden, oval ist, während die runden Öffnungen besser mit drei Häuten geschlossen werden können« (PhB 624, 82 f.– 84 f.  = PhB 643, 42–43  = AT VI, 47–48). Vgl. auch La Description du Corps Humain (AT XI, 228–230 = PhB 663, 135–136); an Mersenne, 25. Mai 1637 (AT I, 377 f.). – Eine Beschreibung der Herzklappen findet sich schon im Corpus Hippocraticum (Das Herz, Kap.  X = Fuchs 1, 150–152) und dann bei Galen (De usu partium lib. V, cap.  XI  = May, 305), der den allen Klappen gemeinsamen Nutzen richtig darin sieht, »to prevent the reflux of material«, und auch jeder Klappe »its own special use« zugesteht, denn »in vessels conducting material away from the heart they act to keep it from returning, and in those conducting material to the heart they serve to prevent its escape« (ebd.), darin aber weit von der Cartesischen Behauptung abweicht, es befänden sich Ventilklappen sogar an den Eingängen der Nerven in die Muskel. Galen lehnt aber trotz grundsätzlich richtiger Einschätzung der Funktion der Herzklappen die der Cartesischen Ansicht viel näher stehende Position seines Vorgängers Erasistratos (um 250 v. Chr.), dem er mit Bezug auf ein Werk mit dem Titel On Fevers die Entdeckung der Herzklappen zu-

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schreibt, ab, die Klappen dienten in ihrer Funktion letztlich der Ausführung einer auf Expansion und Kontraktion zurückzuführenden aktiven Pumpleistung des Herzens: »The use of the membranes, as he [Erasistratos] thinks, is to provide to the heart opposite services, which alternate at suitable intervals of time. The membranes attached to the vessels that bring matter into the heart move from the outside in and are overcome by the influx of matter; and as they fall back they open the entrances of the cavaties of the heart and allow unobstructed movement to the matter that is being drawn to the heart. For he says that matter does not flow in of its own accord as into some lifeless receptacle, but the heart itself expands like blacksmith’s bellows and draws it in, filling itself by the expansion. And he said that there are other (membranes) attached to the vessels that carry the matter out; these, he thought, experience the opposite movement, for they slant outward from the inside, and when they are overwhelmed by the departing matter, they open up the passages for as long as the heart is supplying the matter; but the rest of the time they hold the orifices tightly shut, permitting nothing that has been sent out to reenter. In the same way (he says) the membranes attached to the inducting vessels close the orifices when the heart contracts, and they let none

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Anmerkungen 69 – 71

of the matter pulled in by the heart run back out again« (De plac. Hipp. et Plat. lib. VI, cap.  VI = Lacy, 397). An die Stelle der mechanischen Erklärung der Herklappenfunktion setzt Galen seine Theorie einer dem Herz innewohnenden Fähigkeit. Diese Fähigkeit überträgt sich auf die Blutgefäße und führt so – und nicht aus mechanischen Gründen – zum Pulsschlag: »It is sufficient to demonstrate that the arteries alone become quite motionless and pulseless when they are cut out of the animal. Therefore their movement comes from the heart. Erasistratus too was right about this, but he did not explain correctly the origin of the movement. For the arteries are not filled like an inflated wineskin by the heart’s squeezing the pneuma out; but because they are attached to the heart and grow from it, they share the same power as the whole organ« (De plac. Hipp. et Plat. lib. VI, cap.  VII = Lacy, 407). 69  Vgl. La Description du corps humain (AT XI, 246  = PhB 663, 149 f.). 70  Vgl. La Description du corps humain (AT XI, 250 = PhB 663, 152). 71  »Wie würde außerdem die Verdauung im Magen vor sich gehen, wenn das Herz nicht durch die Arterien Wärme dorthin senden würde und zusammen damit einige der flüssigsten Bestandteile des Blutes, die helfen, die Nahrungsmittel zu zersetzen, die man dort aufgenommen hat? Ist der Vorgang,

der den Saft dieser Nahrungsmittel in Blut verwandelt, nicht leicht zu erkennen, wenn man in Betracht zieht, daß dieser Saft sich jeden Tag mehrmals, vielleicht hundert oder zweihundert Mal, destilliert, wenn er durch das Herz hindurchgeht? Was bedarf man anderes, um die Ernährung und die Produktion der verschiedenen Säfte im Körper zu erklären, außer zu sagen, daß die Kraft, durch die das Blut vom Herzen zu den äußersten Enden der Arterien läuft, wenn es sich verdünnt, bewerkstelligt, daß einige seiner Bestandteile zwischen denen der Glieder zurückbleiben, dort bestimmte andere vertreiben und ihren Platz einnehmen; und daß je nach der Lage, der Gestalt oder der Kleinheit der Poren, auf die sie treffen, sich die einen mehr als die anderen in derselben Weise an bestimmte Orte begeben, wie jeder es bei verschieden durchlöcherten Sieben sehen kann, die dazu dienen, verschiedene Körner voneinander zu trennen?« (Discours V: PhB 634, 92 f. = PhB 643, 47 = AT VI,53- 54); an Mersenne, 30. Juli 1640: »Als Antwort auf das Briefchen, das Sie mir von Seiten einiger Ihrer Ärzte geschickt haben, möchte ich Ihnen hier in wenigen Worten sagen, daß der Grund zu meiner Meinung, einige der durchdringendsten Teilchen des Blutes würden durch die Arterien in den Magen und die Därme gebracht, um bei der Zersetzung der Nahrungsmit-



Anmerkungen 72 – 73

tel zu helfen, folgender ist: Ich habe beobachtet, daß der Speichel, der in großer Fülle im Mund auftritt, wenn man ißt oder nur den Wunsch danach und eine stark gegenwärtige Vorstellung davon hat, nicht allein von den Mandeln kommt, die sich am Eingang des Schlundes befinden (von wo er vielleicht nur in den Rachen fließt, wenn man ihn nicht mit den Zungenmuskeln in den Mund hinaufzieht), sondern auch von den zum Zahnfleisch führenden Arterien. Denn ich habe ein sehr deutliches Experiment darüber angestellt. Und ich konnte nicht daran zweifeln, daß dasselbe nicht auch für die zu den Därmen und zur Magenhöhle führenden Arterien galt, da man sieht, daß die Abführmittel eine Menge von Säften aus dem ganzen Körper durch die Därme herabführen und es für diese Säfte, soviel ich weiß, keine anderen Wege als die Arterien gibt. Denn was die Venen betrifft, so haben sie tausend dabei hinderliche Klappen, wie man beweisen kann, wenn man die einen und die anderen im Gekröse eines lebenden Hundes abbindet. Denn man wird dann sehen, daß die Arterien zwischen den Därmen und der Bindestelle abnehmen, nicht aber jenseits von ihr, und daß sowohl die Milchvenen als auch die anderen das Gegenteil tun. Diese Blutteilchen nun aber, die so in den Magen eintreten, dürften kaum die rote Farbe beibehalten, ebensowenig wie der

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Speichel (der im Munde ebenfalls zur Zersetzung der gekauten Nahrungsmittel beiträgt), die Tränen, der Schweiß usw., die sich in derselben Weise vom Blut trennen, indem sie durch die äußersten Enden der Arterien passieren. Und zwar deswegen, weil diese Röte von den klebrigsten Teilchen abhängt, die, wie ich glaube, sehr unregelmäßige Formen haben und wie sich ineinander verschlingende Zweige gestaltet sind und daher nicht durch so enge Löcher schlüpfen können. Dieses können aber nur die durchdringendsten Teilchen, die ich mir wie kleine Aale vorstelle, die durch die kleinen Löcher gleiten. Und die Erfahrung zeigt in dem aus Venen gezogenen Blut hinlänglich die Leichtigkeit ihrer Trennung. Denn man sieht, daß das Serum sich von selbst davon trennt und ganz klar bleibt, während das Übrige, das rot oder schwarz ist, gerinnt« (Bense, 196 f. [überarb.] = AT III, 139 f.). 72  Anders in La Description du corps humain IV–V (PhB 663, 155– 182 = AT XI, 252–286) und den Primae cogitationes circa generationem animalium (AT XI, 505–538). 73  »Was die Ärzte die Vitalgeister (esprits vitaux) nennen, ist nichts anderes als das in den Arterien enthaltene Blut, das sich von dem in den Venen nicht unterscheidet, außer daß es dünner und wärmer ist, weil es gerade im Herzen erwärmt und ausgedehnt worden ist. Und was sie die Lebensgeister (esprits

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Anmerkung 73

animaux) nennen, ist nichts anderes als die lebendigsten und feinsten Teilchen dieses Blutes, die sich dadurch von den gröberen getrennt haben, daß sie in den kleinen Zweigen der Hals- bzw. Kopfschlagadern (branches des artères carotides) gesichtet wurden, und die von dort in das Gehirn getreten sind, von wo aus sie sich durch die Nerven in alle Muskeln verbreiten« (an Newcastle, April 1645: Bense, 287 f. [überarbeitet] = AT IV, 191). An Vorstius, 19. Juni 1643: »Sie wissen, daß ich in der Physik nichts anderes betrachte als Größen, Gestalten, Lagen und die Bewegungen der Teile, aus denen die Körper bestehen. Denn auch wenn jeder Körper ins Unendliche teilbar ist, besteht gleichwohl kein Zweifel, daß es gewisse Teile gibt, in die sie leichter geteilt werden können als in andere. Das ist den Ärzten sehr wohl bekannt, die zu sagen pflegen, gewisse Körper hätten kleinere Teile und andere hätten dickere usw. Sie wissen auch, daß ich daraus, daß es kein Vakuum geben kann und gleichwohl in allen irdischen Körpern viele kleine Gänge erscheinen, schließe, daß diese Gänge mit einer gewissen feinen Materie gefüllt sind und daß ich zwischen jener feinen Materie und den irdischen Körpern keinen anderen Unterschied setze, als daß die feine Materie aus sehr viel kleineren Teilchen besteht, die nicht aneinander haften und sich immer schnell be-

wegen. Daher geschieht es, daß sie, wenn sie die Gänge der irdischen Körper durchqueren und auf die Teilchen aufschlagen, aus denen diese Körper zusammengesetzt sind, diese Teilchen oft erschüttern oder auch voneinander trennen und einige mit sich mitreißen. Jene, die so von der feinen Materie abgerissen werden, bilden die Luft, den Spiritus und die Flamme. Zwischen Luft und Flamme besteht aber darin ein großer Unterschied, daß die irdischen Teilchen, die die Flamme bilden, sehr viel schneller erregt sind als jene, die sich zu Luft zusammenfinden. Die Spiritus aber befinden sich in der Mitte zwischen beiden; denn ihre Erregung wird als größer eingesehen als die der Luft und ruhiger als die der Flamme. Und da ja der Übergang von einer langsamen Bewegung zu einer schnelleren über unendlich viele Zwischenstufen erfolgt, kann jeder Körper, der aus irdischen Teilchen besteht, zwischen die feine Materie eingesickert ist und die erregter sind als die, die Luft bilden, Spiritus genannt werden. Daß es aber im menschlichen Körper viele solche Spiritus gibt, läßt sich leicht beweisen. Denn erstens geschieht im Magen die Zersetzung der Nahrungsmittel mit Hilfe der Wärme; denn Wärme ist nichts anderes als eine Erregung der Teilchen der Materie, die mehr als gewöhnlich ist, wie ich in den Meteoren erklärt habe; und Spiritus



Anmerkung 73

entstehen aus jenen Teilchen der irdischen Körper, die von allen am leichtesten aufgelöst werden. Und daher ist es notwendig, daß viele Spiritus, die Spiritus naturales genannt werden, aus der im Magen enthaltenen Nahrung zugleich mit dem Verdauungssaft (chylum) in die Venen übergehen. Sie werden in der Leber und den Venen von der Wärme vermehrt, d. h. von der dort stattfindenden Erregung, und während der Verdauungssaft zu Blut verarbeitet wird, werden mit ihrer Hilfe viele seiner Teilchen voneinander getrennt. So werden in ihm viele Spiritus erzeugt. Wenn danach jenes Blut in das Herz eintritt, wird es von der Wärme, die dort größer ist als in den Venen, plötzlich verdünnt und expandiert. Daraus entspringt der Schlag des Herzens und aller Arterien, und diese Verdünnung trennt wiederum viele Teilchen des Blutes voneinander und verwandelt sie in Spiritus, die von den Ärzten Spiritus vitales genannt werden. Dann treten die Teilchen des Blutes durch die große Arterie [Aorta] aus dem Herz aus, durchlaufen die Halsschlagadern bis zur Mitte des Gehirns und treten in dessen Höhlungen ein, wo sie, von dem übrigen Blut getrennt, die Lebensgeister bilden. Und ich bin der Ansicht, daß die einzige Ursache, weshalb sie dort von dem übrigen Blut getrennt werden, die ist, daß

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die Gänge, durch die sie in das Gehirn eintreten, so eng sind, daß sie dem übrigen Blut keinen Durchgang gewähren können. Diese Lebensgeister aber fließen aus den Höhlungen des Gehirns durch die Nerven in alle Muskeln des Körpers, wo sie der Bewegung der Körperglieder dienen. Und schließlich treten sie durch nichtwahrnehmbares Schwitzen aus dem Körper aus, und zwar nicht nur jene, die durch die Nerven hindurchgehen, sondern auch andere, die sich nur in den Arterien oder Venen aufhalten. Alles, was durch nicht-wahrnehmbares Schwitzen aus dem Körper eines Tieres austritt, hat also eben dadurch die Form von Spiritus, und daher wundere ich mich ziemlich, daß es Leute gibt, die bestreiten, daß es in den Tieren Spiritus gibt, es sei denn, sie streiten nur über den Namen und wollen die voneinander getrennten und schnell erregten Teilchen der irdischen Körper nicht Spiritus genannt wissen. Dies sind die Dinge, die mir gegenwärtig über den Ursprung und die Bewegung der Spiritus einfallen, und von denen aus ihre vielfältigen Arten, Kräfte und Nutzen leicht zusammengesammelt werden können. Denn zwischen den Spiritus naturales und den vitales besteht kaum eine Verschiedenheit, und beide sind nicht vom Blut getrennt. Allein die Lebensgeister sind reine Spiritus, aber in

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Anmerkung 74

ihnen gibt es verschiedene Kräfte entsprechend der Verschiedenheit der Teilchen, aus denen sie zusammengesetzt sind« (AT III, 686–689). Vgl. auch La Description du corps humain III (AT XI, 251 f.  = PhB 663, 153 f.): »Denn es ist zu bemerken, daß das gesamte vom Herzen in die große Arterie kommende Blut geradlinig zum Herzen gedrückt wird. Da aber nicht das gesamte Blut dorthin gehen kann (weil die Verzweigungen dieser großen Arterie, die bis dorthin gehen, nämlich diejenigen, die man Halsschlagadern [bzw. Hirnschlagadern] nennt, sehr eng im Vergleich mit der Öffnung des Herzens sind, durch die das Blut kommt), gehen nur die festesten seiner Teile dorthin. Da diese Teile auch die lebhaftesten und durch die Wärme des Herzens erregtesten sind, haben sie mehr Kraft als die anderen, um ihren Lauf bis zum Herzen zu nehmen, an dessen Eingang sie sich in die kleinen Verzweigungen der Halsschlagadern durchsieben, vor allem aber auch in die Drüse, von der die Ärzte sich vorgestellt haben, sie diene nur dazu, den Schleim aufzunehmen. Diejenigen Teile, die klein genug sind, um durch die Poren dieser Drüse hindurchzugehen, bilden die Lebensgeister, und die ein wenig dickeren heften sich an die Wurzeln der kleinen Fäden an, die das Gehirn bilden. Was aber die dicksten von allen betrifft, so gehen sie von den

Arterien in die mit ihnen verbundenen Venen über und kehren zum Herzen zurück, ohne die Form des Blutes zu verlieren«. 74  Es ist unmöglich, alle Belegstellen zur Zirbeldrüse im Corpus Cartesianum anzuführen. Eine Auswahl: (1) »Wenn der äußere Sinn von einem Objekt bewegt wird, erhält er eine Gestalt, die auf einen bestimmten anderen Teil des Körpers übertragen wird, den man Gemeinsinn nennt. Dies geschieht zu demselben Zeitpunkt und ohne den Übergang irgendeines realen Seienden von dem einen zum anderen – nämlich auf genau dieselbe Weise, wie ich jetzt, während ich schreibe, einsehe, daß zu demselben Zeitpunkt, zu dem die Zeichen auf das Papier niedergeschrieben werden, sich nicht nur der untere Teil der Feder bewegt. Denn in dem unteren Teil kann auch nicht die geringste Bewegung sein, ohne daß zugleich auch die ganze Feder diese Bewegung erhält und alle Verschiedenheiten der Bewegungen durch den oberen Teil der Feder in der Luft beschrieben werden, obwohl ich sehr wohl begreife, daß nichts Reales von dem einen Ende zum anderen übergeht« (Regulae XII: C 42  = PhB 613 94 f.–96 f.). (2) Aber erst in der Dioptrique V erwähnt Des­ cartes eine »gewisse kleine Drüse [...], die sich ungefähr in der Mitte [der] Höhlungen [des Gehirns] befindet und eigentlich der Sitz des



Anmerkung 74

Gemeinsinns ist« (PhB 108 = AT VI, 129). (3) Man muß »wissen, daß die menschliche Seele, obwohl sie den gesamten Körper in seiner Funktionalität bestimmt, d. h. ihn lenkt und von ihm Signale empfängt, ihren Hauptsitz gleichwohl im Gehirn hat, in dem allein sie nicht nur einsieht und vorstellt, sondern auch empfindet, und zwar mit Hilfe der Nerven, die sich wie Fäden vom Gehirn bis zu allen übrigen Körperteilen erstrecken und mit diesen so verbunden sind, daß kaum ein Bereich des menschlichen Körpers berührt werden kann, ohne daß dadurch einige der über diesen Körperteil verstreut befindlichen Nervenenden bewegt werden, und ihre Bewegung sich auf die anderen Enden dieser Nerven, die im Gehirn beim Sitz der Seele zusammenlaufen, überträgt, wie ich im Vierten Kapitel der Dioptrik ausführlich genug erklärt habe. Die Bewegungen aber, die so von den Nerven im Gehirn hervorgerufen werden, regen die eng mit dem Gehirn verbundene Seele bzw. den Geist je nach ihrer eigenen Verschiedenheit auf verschiedene Weisen an. Und die aus diesen Bewegungen unmittelbar folgenden verschiedenen Erregungszustände bzw. Gedanken des Geistes werden Wahrnehmungen der Sinne, oder wie man sich gemeinhin ausdrückt, Empfindungen genannt« (Principia IV, § 189: PhB 566, 604 f. = AT VIII/1, 315 f.). (4) Passions de l’Âme I, §§ 30–35

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(AT XI, 351–356 = PhB 663, 21–25). (5) Aus der Korrespondenz vgl. an Meysonnier, 29. Januar 1640: »Meine Meinung ist nämlich, daß diese Drüse der Hauptsitz der Seele ist und der Ort, an dem sich alle unsere Gedanken bilden. Der Grund, der mich zu diesem Glauben veranlaßt, ist, daß ich im gesamten Gehirn mit Ausnahme dieses einzigen keinen Teil finde, der nicht doppelt wäre. Da wir mit beiden Augen nur ein und dasselbe Ding sehen und mit beiden Ohren nur ein und dieselbe Stimme hören und schließlich gleichzeitig immer nur einen Gedanken haben, ist es nun aber notwendig, daß die durch die beiden Augen oder durch die beiden Ohren usw. eintretenden species sich in irgendeinem Teil des Körpers vereinigen, um dort durch die Seele betrachtet zu werden. Es ist nun unmöglich, im ganzen Kopf ir­gend­einen anderen, dafür passenderen als diese Drüse zu finden, außer daß sie zu diesem Zweck auch am geeignetsten gelagert ist, nämlich in der Mitte zwischen allen Vertiefungen, und daß sie von kleinen Verästelungen der Kopfschlagadern gehalten und umgeben wird, die die Spiritus in das Gehirn bringen« (Bense, 181 [überarbeitet]  = AT III, 19 f.). Am 30. Juli 1640 bestärkt Des­cartes gegenüber Mersenne seine Behauptung, die Zirbeldrüse könne »der hauptsächlichste Sitz der Seele sein [...]: denn es ist sicher, daß die Seele

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Anmerkung 75

mit irgend­einem Teil des Körpers verbunden sein muß. Und keiner ist nicht ebenso sehr oder mehr der Veränderung ausgesetzt wie diese Drüse, die, obgleich sehr klein und sehr weich, wegen ihrer bestimmten Lage so gut geschützt ist, daß sie dort fast keiner Krankheit unterworfen sein kann« (Bense, 192 = AT III, 123). Denn selbstverständlich könne die Seele sich doppelter Teile bedienen, genauso wie sie sich der Lebensgeister bediene, »die nicht alle in dieser Drüse wohnen können. Denn ich bilde mir nicht ein, daß die Seele derart in ihr begriffen sei, daß sie ihre Tätigkeit nicht auch anderswohin ausdehnen kann. Es ist aber etwas anderes, sich einer Sache [zu] bedienen und unmittelbar mit ihr verbunden oder vereinigt [zu] sein. Und da unsere Seele nicht doppelt ist, sondern eine und unteilbar, so scheint es mir, daß der Teil des Körpers, mit dem sie am unmittelbarsten vereint ist, auch einer sein muß und nicht in zwei ähnliche geteilt sein darf, und ich finde im gesamten Gehirn keinen anderen derart beschaffenen als diese Drüse« (Bense, 193 = AT III, 123 f.). – Zur Frage, weshalb Des­ cartes die Zirbeldrüse und nicht die glandula pituitaria als Sitz der Seele favorisiert, vgl. an Mersenne, 24. Dezember 1640 (AT III, 263–265). Zur glandula pituitaria vgl. La Description du corps humain III (AT XI, 251 f. = PhB 663, 153 f.) (6) Vgl. ferner: an Mersenne, 1. April 1640

(AT III, 47–49 = Bense, 185–187) – wobei Bense die »espèces«, also die species intentionales, irreführend mit »Arten« übersetzt – und 21. April 1641 (AT III, 361 f.). – Galen von Pergamon verwirft in seinen Ausführungen zur Zirbeldrüse (κωνάριov) (De usu partium lib. VIII, cap.  III = May, 392; ebd. lib. VIII, cap.  XIV  = May, 419 f.; ebd. lib. IX, cap.  VI = May, 437) die der Cartesischen Theorie nahekommende Ansicht einiger seiner Vorgänger, die Zirbeldrüse regele den Zufluß von Pneuma ins Gehirn. 75  Euripos ist ein Graben, Kanal oder eine Meerenge. Des­cartes meint hier den chalkidischen Euripos, die Meerenge zwischen Euböa und dem griechischen Festland, die an ihrer engsten Stelle in der Antike nur 18 Meter breit war. Strabon beschreibt den chalkidischen Euripos in seiner Geographica im Zusammenhang mit Ebbe und Flut (1. Buch, Kap. 2: pag. 55 der Casaubonus-Paginierung) und behauptet, die Strömung wechsele siebenmal am Tag. Aristoteles erwähnt den chalkidischen Euripos bereits sprichwörtlich im Sinne eines Kanals mit oft wechselnder Strömung (Meteorologie, II, 8, 366a = Werke 12/1, 65). Da Des­cartes zum Zeitpunkt der Abfassung von Le Monde William Harveys De motu cordis noch nicht gelesen hatte, scheidet dessen Bemerkung in Kapitel 1, er habe sich darüber gewundert, daß André du Laurens’ geschrieben



Anmerkungen 76 – 77

habe, »die Bewegung des Herzens verhalte sich so wie das Hinundherfluten des Euripos bei Aristoteles« (Die Bewegung des Herzens und des Blutes. übers. v. Ritter von Töply. Leipzig: Barth 1910, 27), als Quelle aus. Freilich kann Des­cartes An­dré du Laurens’ Historia anatomica humani corporis. Frankfurt: Becker 1600, bzw. die Œuvres. Paris 1621 gekannt haben. 76  Noch Galileo Galilei läßt Sa­ gredo im Dialog II die Frage nach dem »Ursprung und Ausgangspunkt der Nerven« als »berühmte Streitfrage zwischen den Ärzten aus der Schule des Galen und den Peripatetikern« darstellen (Dialog II, 112 f.). Galileo läßt Sagredo de facto die Galenische Ansicht, derzufolge die Nerven ihren Ausgangspunkt im Gehirn haben, gegen die Peripatetische Position vertreten, derzufolge sie ihren Ursprung im Herzen haben. Galen referiert die Ansicht des Aristoteles sehr viel vorsichtiger, nämlich dahingehend, daß Aristoteles sage, »that a certain quantity of nerves is observed in [the heart]. We pointed out that there are some nervelike bodies in the heart, but they are not nerves, and also that these nerve-like bodies are like nerves in bodily form only, not in activity and use, and the difference and sameness of organs are properly judged in terms of their activities and uses« (De plac. Hipp. et Plat. lib. II, cap.  8  = Lacy, 163). Schon

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Hippokrates hatte den Ursprung der Nerven faktisch in das Gehirn verlegt (Die Natur der Knochen, Kap.  III = Fuchs 1, 176), und in der Tat sehe ich bei Aristoteles selbst keine Textstelle, in der die Peripatetische Ansicht ausdrücklich vertreten würde, mit Ausnahme der negativen Behauptung, »daß das Gehirn keine Verbindung mit den Sinnesorganen« habe, was »schon durch den Augenschein klar [sei], noch mehr aber dadurch, daß es keine Empfindung hervorruft, wenn es berührt wird« (Über die Teile der Lebewesen II, 7, 652b  = Werke 17/1, 44). Statt dessen findet sich bei Aristoteles ausdrücklich die Behauptung, das Herz sei »der Ausgangspunkt der Adern« (Über die Teile der Lebewesen III, 4, 665b = Werke 17/1, 68). 77  Salomon de Caus beschreibt in den Problemen XXVII–XXIX des ersten Buches Von den gewaltsamen Bewegungen. Beschreibung etlicher, sowohl nützlicher als lustiger Maschinen. Frankfurt 1615 (eine frühe deutsche Übersetzung in Auszügen von Les raisons des forces mouvantes) eine »Maschine, in welcher ein Neptun in einem Zirkel um einen Felsen herumfährt« (Problem XXVII), einen »Grundriß der Grotten« (Problem XXVI) und eine »Maschine, durch welche die Bälge der vorigen getrieben werden« (Problem XXIX). Letzterem beigegeben ist eine Illustration, die man – wenn man will –

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Anmerkung 78

als Anregung der Cartesischen Beschreibung verstehen kann. 78  An den Nerven sind »drei Dinge zu unterscheiden: nämlich erstens die Häute, die sie umschließen. Diese Häute nehmen ihren Urspung bei den Häuten, die das Gehirn umschließen, und sind wie kleine, in mehrere Zweige geteilte Röhren, die sich in derselben Weise wie Venen und Arterien durch alle Körperglieder überallhin ausbreiten. Zweitens ihre innere Substanz, die ihren Ursprung im Gehirn nimmt, von wo sie sich in Form von dünnen Fäden über die gesamte Länge dieser Röhren bis zu den Enden der anderen Körperglieder, wo sie befestigt ist, erstreckt, so daß man sich in jeder einzelnen Röhre mehrere voneinander unabhängige solche Fäden vorstellen kann. Drittens die Lebensgeister, die sich wie Luft oder wie ein sehr feiner Wind verhalten, der aus den Kammern oder Höhlungen des Gehirns kommt und durch dieselben Röhren in die Muskeln ausfließt« (Dioptrique IV: PhB 643, 94 f. = AT VI, 110).  – Eine dreiteilige Struktur der Nerven hat schon Galen konstatiert: »Each of the nerves growing out (from [the brain]) has a three-fold substance: its center and deep part, which is analogous to the heart-wood of a tree, has the source of its generation from the brain; and it is enclosed in a circle first by an outgrowth of the pia mater [weiche innere Hirnhaut], and

second of the dura mater [harte äußere Hirnhaut]« (De plac. Hipp. et Plat. lib. VII, cap.  III  = Lacy, 441). – Des­cartes erwähnt im Traité de l’Homme weder die Unterscheidung von sensorischen und motorischen Nerven, noch die Paarung der Nerven, die beide bei Galen ausführlich behandelt werden. Galen unterschied weiche, der Sinneswahrnehmung dienende, von harten, der Motorik dienende Nerven, gestand aber zu, daß Nerven unter gewissen Umständen die Aufgaben der jeweils anderen Gattung übernehmen. Vgl. hierzu De usu partium lib. VIII, cap.  V  = May, 396 f.; lib. IX, cap.  XIV = May, 453 f.; De plac. Hipp. et Plat. lib. VII, cap.  V = Lacy, 457; De anatomica administrationibus lib. VII, cap.  VIII = Singer, 183. Auf die (falsche) Unterscheidung zwischen sensorischen und motorischen Nerven nimmt Des­cartes mit einem Seitenhieb in der Dioptrique Bezug: »Nun erkennen«, sagt Des­cartes in Fortsetzung des vorigen Zitats, »die Anatomen und Ärzte sehr wohl an, daß diese drei Dinge [Häute, Substanz und Lebensgeister] sich in den Nerven finden; aber mir scheint keiner von ihnen bislang ihre Funktionen gut unterschieden zu haben. Denn daß die Nerven nicht nur dazu dienen, den Körpergliedern Empfindung zu geben, sondern auch dazu, sie zu bewegen, und daß manchmal Lähmungen auftreten, die die Bewegung nehmen, ohne deswegen



Anmerkung 78

die Empfindung zu nehmen, sahen sie zwar; aber sie sagten einerseits, es gebe zwei Arten von Nerven, von denen die einen nur den Sinnen und die anderen den Bewegungen dienen; und anderseits befinde sich das Vermögen, zu empfinden, in den Häuten oder Membranen, das Vermögen, sich zu bewegen hingegen in der inneren Substanz der Nerven: was der Erfahrung und der Vernunft stark widersprechende Dinge sind. Denn wer hat jemals einen Nerv bemerken können, der nur der Bewegung diente ohne auch einem Sinn zu dienen? Und wie, wenn es die Häute wären, von denen die Empfindung abhinge, könnten die verschiedenen Eindrücke der Objekte durch diese Häute bis ins Gehirn gelangen?« (Dioptrique IV: PhB 643, 95  = AT VI, 110 f.).  – Ebenso geläufig war Des­cartes die (im Kern zutreffende) Einteilung der Nerven in Paare. In den Passionen der Seele II, § 102 erwähnt Des­cartes die Nerven des sechsten Paares, die die Lebensgeister »zu den sich um die Därme und den Magen herum befindenden Muskeln leitet« (PhB 663 = AT XI, 404). Des­cartes stützt sich in seinen anatomischen Aussagen mit ziemlicher Sicherheit auf Andreas Vesalius und die ihm nachfolgenden Anatomen der Renaissance, aber die Beschreibung der Nervenpaare geht bis auf Galen zurück, dessen De usu partium in lateinischen und französischen Ausga-

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ben vorlag (Opus de usu partium. übers. von Nicolaus Regius. Paris 1528. Neuauflage hrsg. v. Augustino Gadaldino. in: Opera ex octava Iuntarum editione. Venedig 1609; De l’usage des parties du corps humain. übers. v. Claude Dalechamps. Lyon 1566 und Paris 1608) . Vgl. zu den Nervenpaaren De usu partium IX, VIII–XII  = May, 438–453), vor allem aber den nur arabisch überlieferten Teil von De anatomica administrationibus, nämlich lib. XIV. Grundsätzlich unterscheidet Galen bei seiner Nummerierung die direkt aus dem Gehirn auftretenden Nervenpaare von den aus der Wirbelsäule austretenden. Die ersteren beschreibt er ausführlich in lib. XIV = Simon 165–202: Erstes Paar ist das Sehnervenpaar, zweites Paar das die Augen bewegende Nervenpaar, drittes Paar »das sogenannte weiche Nervenpaar (Trigesimus), hierauf viertes das Nervenpaar, welches dem dritten Paare banachbart ist und sich mit ihm vereint (Radix motoria n. trigemini). Und fünftes Paar [...] ist das­jenige Paar, welches aus zwei Nerven entsteht, deren beider Ursprünge dicht nebeneinander liegen, deren Durchtritt aus dem Schädel heraus aber nicht in einem einzigen Loche geschieht (Facialis u. Acusticus)« (Simon, 178). Das sechste Paar ist das­ jenige, »welches am äußersten Ende der lambdaähnlichen Naht (Formane jugulare) austritt« (Simon, 180), und »jenem benachbart liegt nun

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Anmerkungen 79 – 81

ein anderes Nervenpaar, und dieses ist das letzte von denjenigen Nervenpaaren, welche ihren Ursprung am Gehirn haben (Hypoglossus)« (ebd.). Zu den aus der Wirbelsäule entspringenden Nerven vgl. Buch XV  = Simon, 203–241, zu deren Nummerierung Galen die Wirbelsäule des Menschen bereits richtig in sieben Hals-, zwölf Brust- und fünf Lendenwirbel einteilt (Simon, 234). Die unterhalb der jeweiligen Halswirbel austretenden Nervenpaare beziffert er mit 1 bis 7, die anderen handelt er nur allgemein ab. 79  Das ist ein Seitenhieb auf jene Anatomen, die diese Nerven nicht finden konnten, nicht jedoch die Behauptung, daß es diese Nerven nicht gibt. Schon die seltsam ambivalente Beschreibung bei Galen legt Zeugnis von der Schwierigkeit ab, die Nerven des Herzens zu finden: »An artery and vein, then, encircle the whole body of the heart, but no nerve is seen to ramify in it, just as no nerve ramifies in the liver, kidneys, or spleen. Only its covering [membrane], the pericardium, is seen to receive branches of slender nerves [...], and when these ramify, there are to be seen some insertions even to the heart itself, perceptible and clear, at least in the larger animals« (De usu partium lib. V, cap.  XVIII = May, 326). Selbstverständlich kennt Des­cartes den »kleinen Nerven des Herzens« (Excerpta anatomica: AT XI, 563 u. 612), und über seine Lektüre von

Vesalius De humani corpore Fabrica – Andreas Vesalius erwähnt Des­ cartes im Brief an Mersenne vom 20. Februar 1639 mitsamt »den anderen«, ohne letztere zu benennen – sicherlich auch die der Leber, der Gallenblase und der Milz. 80  Zu Des­ cartes’ Theorie der sinnlichen Wahrnehmung vgl. Dioptrique IV (AT VI, 109–114  = PhB 643, 94–98), Principia IV, §§ 188–198 (AT VIII/1, 315–323  = PhB 566 602 f.–618 f.), Regulae XII (C 41–43 = PhB 613, 92 f.–96 f.). 81  Denken Sie, »daß die durch die Nerven und Muskeln fließenden (Lebens-)Geister die Bewegung aller Körperglieder verursachen, indem sie sie entsprechend der verschiedenen Weisen, wie das Gehirn sie verteilt, mal mehr, mal weniger, und mal die einen, mal die anderen aufblähen, und daß die dünnen Fäden, aus denen die innere Substanz der Nerven zusammengesetzt ist, den Sinnen dienen. Da ich hier überhaupt nicht über Bewegungen sprechen muß, wünsche ich mir nur, daß Sie verstehen, daß die dünnen Fäden, die, wie ich gesagt habe, in Röhren eingeschlossen sind, stets von den (Lebens-)Geistern, die sie enthalten, aufgebläht sind und geöffnet gehalten werden. Diese Fäden pressen oder hemmen sich gegenseitig überhaupt nicht und erstrecken sich vom Gehirn bis zu den Enden aller Körperglieder, die zu irgendeiner Empfindung imstande sind. Sobald man deshalb



Anmerkung 82

die Stelle eines Körperglieds, an der einer dieser Fäden befestigt ist, auch nur ein wenig berührt und sich bewegen läßt, läßt man im selben Augenblick auch die Stelle im Gehirn sich bewegen, von der sie kommen; genauso, wie man im selben Augenblick auch das andere Ende eines ganz gespannten Seils sich bewegen läßt, wenn man das eine Ende zieht« (Dioptrique IV: PhB 643, 95 f. = AT VI, 111 f.). 82  »Allgemein lassen die Bewegungen der Nerven des ganzen Körpers [die Seele] einen Kitzel empfinden, wenn sie milde sind, und wenn sie zu heftig sind, einen Schmerz; ohne daß es bei all dem irgendeine Ähnlichkeit zwischen den Ideen geben müßte, die sie auffaßt, und den Bewegungen, die diese Ideen verursachen. Dies werden Sie leicht glauben, wenn Sie beachten, daß diejenigen, denen eine Verletzung am Auge widerfährt, eine Unzahl von Feuern und Lichtblitzen vor sich zu sehen scheinen, obwohl sie die Augen geschlossen haben oder sich an einem sehr dunklen Ort befinden. Deshalb kann diese Empfindung allein nur der Kraft des Schlags zugesprochen werden, der die kleinen Fäden des optischen Nervs so bewegt, wie es ein grelles Licht täte. Dieselbe Kraft kann, wenn sie die Ohren berührt, uns einen Ton hören lassen und uns an anderen Bereichen Schmerz empfinden lassen, wenn sie dort den Körper berührt« (Di-

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optrique VI: PhB 643, 110 f.  = AT VI, 130 f.).  – »Wenn diese Nerven [...] stärker als gewöhnlich erregt werden  – wenn auch so, daß daraus im Körper keine Verletzung entspringt  –, entsteht daraus die dem Geist naturgemäß angenehme Empfindung des Kitzels, weil dies ihm die Kräfte des Körpers, mit dem er eng verbunden ist, unter Beweis stellt; wenn aber daraus irgendeine Verletzung entsteht, bewirkt das die Empfindung des Schmerzes. Und von daher leuchtet ein, weshalb körperliche Lust und Schmerz in bezug auf das Objekt so nahe beieinander sind, obwohl sie in bezug auf die Empfindung entgegengesetzt sind« (Principia IV, § 191: PhB 566, 610 f. = AT VIII/1, 318). – »Was man Kitzel oder angenehme Empfindung nennt, [besteht darin], daß die Objekte der Sinne eine Bewegung in den Nerven hervorrufen, die imstande wäre, ihnen zu schaden, wenn sie nicht genügend Kraft hätten, ihr Widerstand zu leisten oder der Körper nicht in guter Verfassung wäre. Dies ergibt einen Eindruck im Gehirn, der von der Natur dazu eingerichtet ist, diese gute Verfassung und Kraft zu bezeugen, und deshalb der Seele diesen Eindruck als ein Gut darstellt, das ihr zukommt, insofern sie mit dem Körper vereint ist, und so in ihr Freude hervorruft. Das ist fast derselbe Grund, der uns von Natur aus Vergnügen daran haben läßt, uns von allen

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Anmerkungen 83 – 88

Arten von Passionen angeregt zu fühlen, sogar von Traurigkeit und Haß, wenn sie nur durch die seltsamen Abenteuer verursacht sind, die man auf einem Theater dargestellt sieht, oder durch andere entsprechende Gegenstände, die uns in keiner Weise schaden können und deshalb unsere Seele nur zu kitzeln scheinen, indem sie sie berühren. Und die Ursache, die veranlaßt, daß Schmerz gewöhnlich Traurigkeit produziert, ist, daß die Schmerz genannte Empfindung immer von irgendeiner Aktion kommt, die so heftig ist, daß sie die Nerven verletzt. Da diese Empfindung von der Natur dazu eingerichtet ist, um der Seele den Schaden, der dem Körper durch diese Aktion widerfährt, und seine Schwäche, ihm keinen Widerstand leisten zu können, anzuzeigen, stellt sie der Seele beide als Übel dar, die ihr immer unangenehm sind, ausgenommen wenn sie irgendwelche Güter verursachen, die die Seele als höher einschätzt als sie« (Die Passionen der Seele II, § 94: PhB 663, 58 f. = AT XI, 399 f.). 83  »Das Wahrnehmen ist eine Art von Erleiden. Daher macht der einwirkende Gegenstand das Tast­ organ, das sich zu ihm in Möglichkeit verhält, zu dem, was er selbst in Wirklichkeit ist. Deshalb nehmen wir das gleiche Warme und Kalte oder Harte und Weiche nicht wahr, sondern die Überschüsse, da die Wahrnehmung wie eine gewisse Mitte ist zwischen dem Gegensatz

in dem Wahrnehmbaren« (Aristoteles: Über die Seele II, 11, 423b– 424a = PhB 476, 131). 84  Oben im Kapitel VI von Le Monde. Vgl. auch Météores IV (Über die Natur der irdischen Körper: AT VI, 233–239 = PhB 643, 198–204) und III (Über das Salz: AT 249–264  = PhB 643, 211–225); an Plempius, 3. Oktober 1637 (AT I, 422–424). 85  »Tot sunt saporum differentiae, quot sunt particularum, quae nervos linguae afficiunt diversimode. Suntque novem potissimum: nempe insipidus [geschmacklos] sive mollis [mild], pinguis [fettig], dulcis [süß], amarus [bitter], urens [brennend], acidus [sauer], salsus [salzig], acris [scharf], & austerus [herb] sive acerbus [bitter, herb]« (De saporibus: AT XI, 539). – »Von den Arten des Geschmacks sind, wie bei den Farben, die entgegengesetzten einfach, das Süße und das Bittere, dann schließt sich an das Süße das Fettige an, und an das Bittere das Salzige. Zwischen diesen gibt es das Scharfe, Herbe, Saure und Stechende; denn dies scheinen ungefähr die Unterschiede des Geschmackes zu sein« (Aristoteles: Über die Seele II, 10, 422a-b = PhB 476, 123). 86  Principia IV, § 193 (AT VIII/1, 318 f. = PhB 566, 610 f. ). 87  Principia IV, § 194 (AT VIII/1, 319 = PhB 566, 610 f.–612 f.). 88  Vgl. zur Cartesischen Musiktheorie insgesamt Compendium



Anmerkungen 89 – 101

musicae (AT X, 79–141 = Leitfaden der Musik); vgl. auch an ***, August/September 1629 (AT I, 19 f.); an Mersenne, 8. Oktober 1629 (AT I, 26 f.); Oktober 1631 (AT I, 223–226); Oktober oder November 1631 (AT I, 227 f.). 89  Vgl. Dioptrique III-VII (AT VI, 105–165  = PhB 643, 91–140); Principia IV, § 195 (AT VIII/1, 319 = PhB 566, 612 f.). 90  Vgl. Dioptrique III (AT VI, 105–108 = PhB 643, 91–93). 91  »Beachten Sie bitte, daß diese Bewegung [der Pupille] willentlich genannt werden muß, obwohl gewöhnlich niemand, der sie veranlaßt, irgend etwas von ihr weiß; denn das hindert nicht, daß sie dem Willen, gut zu sehen, folgt und von ihm abhängig ist. Genauso, wie die Bewegungen der Lippen und der Zunge, die dazu dienen, die Worte auszusprechen, willentlich genannt werden, weil sie dem Willen, zu sprechen folgen, obwohl man häufig nicht weiß, welche Bewegungen es eigentlich sind, die der Aussprache der einzelnen Buchstaben dienen« (Dioptrique III: PhB 643, 93 = AT VI, 107 f.). 92  Vgl. Einleitung, S. XVI f. 93  Vgl. Dioptrique III (AT VI, 108 = PhB 643, 93). 94  Dioptrique I (AT VI, 84 f.  = PhB 643, 74; AT VI, 91 f. = PhB 643, 79 f.); Météores VIII (AT VI, 329– 337 = PhB 643, 280–286). 95  Dioptrique V: AT VI, 120 f. = PhB 643, 102 f.

96  Eine

403

Erklärung der Natur der Farben findet sich im erhaltenen Fragment von Le Monde nicht, wohl aber in den Météores VIII (AT VI, 329–337  = PhB 643, 280–286). Offenbar machte der Abschnitt über den Regenbogen, zumindest aber die darin enthaltenen Passagen über die Farben, ursprünglich einen Abschnitt von Le Monde aus. 97  Compendium musicae (AT X, 106 = Leitfaden der Musik, 23). 98  In bezug auf das Sehvermögen allein finden sich diese Ausführungen in der Dioptrique VI, nämlich: (1) Lage (AT VI, 134–137  = PhB 643, 114 f.), (2) Abstand (AT VI, 137–140  = PhB 643, 115–117), (3) Größe und Gestalt (AT VI, 140 f. = PhB 643, 118). 99  »Given two angles, with the side between them, the remaining sides are given. In vision, the sensus communis grasps the distance of its eyes through becoming accustomed to it, while it takes note of the angles at that distance from the perception of the turning of the eyes towards each other« (Kepler: Paralipomena, cap.  III, prop. VIII, p. 62 = Donahue, 79). 100  Dioptrique VI (AT VI, 141– 147 = PhB 643, 118–124). 101  »Auch wenn wir die Finger verschränken, erscheint uns ein einziger Gegenstand, als wären es zwei, dennoch sind wir nicht der Meinung, es seien zwei, denn das Auge ist dem Tastsinn überlegen. Wäre der Tastsinn das einzige Kri-

404

Anmerkungen 102 – 104

terium, würden wir das eine Objekt als zwei beurteilen. Der Grund für diese Täuschung liegt darin, daß sich nicht nur dann irgendwelche Eindrücke einstellen, wenn der Wahrnehmungsgegenstand sie bewirkt, sondern auch dann, wenn das Wahrnehmungsvermögen sich in einem Prozeß von derselben Art befindet« (Aristoteles: Über Träume 460b  = Kl. naturw. Schriften, 123–124). 102  Dioptrique IV (AT VI, 112 f. = PhB 643, 97 f.); Diop. VI (AT VI, 147 = PhB 643, 124). 103  Zur Unterscheidung zwischen inneren und äußeren Sinnen vgl. Principia IV, §§ 189 f.: »Die Bewegungen [...], die [...] von den Nerven im Gehirn hervorgerufen werden, regen die eng mit dem Gehirn verbundene Seele bzw. den Geist je nach ihrer eigenen Verschiedenheit auf verschiedene Weisen an. Und die aus diesen Bewegungen unmittelbar folgenden verschiedenen Erregungszustände bzw. Gedanken des Geistes werden Wahrnehmungen der Sinne, oder wie man sich gemeinhin ausdrückt, Empfindungen genannt. [...] Die Verschiedenheiten dieser Empfindungen hängen in erster Linie von der Verschiedenheit dieser Nerven und dann von der Verschiedenheit der Bewegungen, die in den einzelnen Nerven geschehen, ab. Doch bewirken die einzelnen Nerven keineswegs vereinzelte, von den anderen ganz verschiedene Emp-

findungen, sondern es können nur sieben hauptsächliche Verschiedenheiten in ihnen festgestellt werden, von denen zwei sich auf die inneren Sinne, die anderen fünf auf die äußeren beziehen. Die Nerven nämlich, die sich zum Magen, zur Speiseröhre, zum Rachen und anderen, zur Stillung natürlicher Bedürfnisse bestimmten inneren Körperteilen erstrecken, bewirken die eine der beiden Arten innerer Empfindungen, die natürliche Begierde genannt wird. Die Nerven aber, die zum Herzen und dessen vorderen Bereichen laufen, bilden, obwohl sie sehr klein sind, den anderen inneren Sinn, in dem alle Erregungen bzw. Gemütsbewegungen und Affekte wie die der Freude, der Traurigkeit, der Liebe, des Hasses und dergleichen stattfinden« (PhB 566, 604 f.–606 f.  = AT VIII/1, 316).  – Die »gewissen inneren Empfindungen« sind die Passionen. 104  »Wenn man eine freudige Nachricht hört, so urteilt zuerst der Geist über sie und verspürt jenes intellektuelle Wohlgefallen, das ohne irgendeine Beteiligung des Körpers stattfindet und von dem die Stoiker deshalb gesagt haben, daß es sich für einen Weisen schickt; wenn sie dann vorgestellt wird, fließen die Lebensgeister aus dem Herzen zu den Muskeln des vorderen Herzbereichs und bewegen dort die Nerven, mit deren Hilfe sie eine andere Bewegung im Gehirn hervorrufen, die den



Anmerkungen 105 – 107

Geist in den Zustand einer körperlich empfundenen Freude versetzt. Aus demselben Grund bewirkt zu dichtes, schwer in die Herzkammern hineinfließendes und sich dort nicht genügend ausbreitendes Blut eine bestimmte andere Bewegung in denselben Nerven, die auf das Gehirn übertragen im Geist die Empfindung der Traurigkeit hervorruft, obgleich dieser selbst vielleicht gar nicht weiß, weswegen er trauert  – und viele andere Ursachen können dasselbe bewirken« (Principia IV, § 190: PhB 566, 606 f.–608 f.  = AT VIII/1, 317).  – Zur Traurigkeit vgl. natürlich vor allem Die Passionen der Seele II, § 61 (AT XI, 376 = PhB 663, 41), II, § 92 (AT XI, 397 = PhB 663, 57), II, § 100 (AT XI, 403 = PhB 663, 61), II, § 105 (AT XI, 406 = PhB 663, 64), II, § 110 (AT XI, 410 = PhB 663, 67), II, § 116 (AT XI, 414 = PhB 663, 70), II, § 123 (AT XI, 419 = PhB 663, 74), II, § 131 (AT XI, 425 = PhB 663, 78), II, § 141 (AT XI, 434 = PhB 663, 85), sowie den Abschnitt über die Liebe des Briefes an Chanut vom 1. Februar 1647 (AT IV, 601–606 = Bense, 369–372),  und zur Freude Die Passionen der Seele II, § 61 (AT XI, 376 = PhB 663, 41), II, § 91 (AT XI, 396 f. = PhB 663, 56 f.), II, § 99 (AT XI, 402 f.  = PhB 663, 61), II, § 104 (AT XI, 405 f. = PhB 663, 63 f.), II, § 109 (AT XI, 409 = PhB 663, 66 f.), II, § 115 (AT XI, 413 = PhB 663, 69), II, §§ 141–143 (AT XI, 434–436  = PhB 663, 85 f.).

405

105  Vgl. Die Passionen der Seele I,

§§ 14 f. (AT XI, 339–341 = PhB 663, 12 f.). 106  An Newcastle, April 1645: Die Ursache des Schlafes besteht darin, »daß ganz ebenso, wie wir zuweilen die Segel von Schiffen sich in Falten legen sehen, weil der Wind nicht genug Kraft hat, sie auszufüllen, auch die Lebensgeister, die vom Herzen kommen, nicht immer genügend reichlich vorhanden sind, um das Mark des Gehirns auszufüllen und alle Poren offen zu halten; das bewirkt dann den Schlaf. Denn wenn die Poren geschlossen sind, hat man nicht mehr den Gebrauch der Sinne, falls nicht irgendeine heftige Erregung die Geister anreizt, sie zu öffnen« (Bense, 288 = AT IV, 192). 107  Zu den weiteren Textstellen zum Gemeinsinn bzw. der Zirbeldrüse (conarium, glande pinéale) vgl. oben Anm. 74.  – »Das Sehen kommt nur dem Gesichtssinn zu, das Hören nur dem Gehörsinn, und mit jedem anderen Sinn ist es ebenso. Es gibt aber auch ein allgemeines Vermögen, das allen Sinnen zukommt, durch das wir wahrnehmen, daß wir sehen und hören« (Aristoteles: Über Schlafen und Wachen, 455a  = Kl. naturw. Schriften, 105). – »Es gibt nun ein einziges, die speziellen Sinnesorgane übergreifendes Sinnesorgan, in dem die aktuellen Wahrnehmungen notwendig zusammentreffen, und dieses Organ dürfte in der Mit-

406

Anmerkungen 108 – 109

te [des menschlichen Körpers] liegen« (Aristoteles: Über Jugend und Alter, 467b = Kl. naturw. Schriften, 146 f.). Dieses Organ ist das Herz: »Bei allen blutführenden Lebewesen liegt das den einzelnen Sinnen übergeordnete Zentrum im Herzen. In diesem Zentrum muß ja das alle speziellen Sinnesorgane übergreifende Wahrnehmungsorgan liegen«, und zwar zum einen, weil der Geschmacks- und der Tastsinn ihren Sitz nach Aristoteles sicher im Herzen haben, so daß der Gemeinsinn, der ja alle Sinne zusammenfaßt, seinen Sitz nur dort haben kann; und zum anderen, weil das Herz der Sitz des Lebens ist, »sich notwendigerweise auch das Zentrum der Wahrnehmung dort befindet« (Über Jugend und Alter, 469a = Kl. naturw. Schriften, 151). Wachen und Schlafen sind »eine Affektion dieses einheitlichen Sinnesorgans« (Über Schlafen und Wachen, 455a = Kl. naturw. Schriften, 106). Schlaf »rührt von der Ausdünstung her, die mit der Nahrung auftritt« (ebd. 456b–457a = 110 f.). Schlaf »beruht darauf, daß die feste Substanz, die von der angeborenen Wärme nach oben geführt wird, in konzentrierter Form zum Zentralorgan zurückströmt. Schlaf selbst ist eine Hemmung des Zentralorgans, die dazu führt, daß es funktionsuntüchtig wird« (ebd. 458a = 114 f.). Umgekehrt »erwacht man, wenn die reichliche, aus dem umgebenden Körper in einen kleinen

Raum zusammengedrängte warme Substanz verdaut worden ist und die Oberhand gewonnen und das dickere Blut sich vom klareren geschieden hat« (ebd. 458a = 114). 108  Gegen Ende von Dioptrique V, im Rahmen der Frage, wie die Bilder der Gegenstände vom Auge auf das Gehirn übergehen, behauptet Des­cartes, er könne »zeigen, wie die Abbildung manchmal von [der Zirbeldrüse, dem Sitz des Gemeinsinns] durch die Arterien einer schwangeren Frau auf ein bestimmtes Körperglied des Kindes übergeht, das sie in ihrem Schoß trägt, und dort jene Muttermale formt, die bei den Gelehrten große Verwunderung verursachen« (PhB 643, 108 = AT VI, 129). In den Passionen der Seele widmet Des­cartes dann den Artikel 136 der Frage, »woher die Wirkungen der Passionen kommen, die gewissen Menschen eigentümlich sind« (PhB 663, 81 f. = AT XI, 428 f.). Dort erwähnt er dasselbe Phänomen. Vgl. zu den Textbelegen aus der Korrespondenz die Anm. Nr. 54 zu diesem Artikel 136 (PhB 663, 204 f.). 109  Das Gedächtnis ist für Des­ cartes kein nebensächliches Problem der Pädagogik, Didaktik, Arbeitsökonomie oder Mnemotechnik, sondern ein integraler Bestandteil der Erkenntnistheorie. Deswegen hält er schon in den 1619 begonnenen Cogitationes privatae Lambert Schenkels De arte memoriae für »billiges Geschwätz«



Anmerkung 109

(PhB 613, 213  = AT X, 230), weil dieser offenbar eine Technik gesucht hat, wie sich einzelne Sachverhalte besser im Gedächtnis behalten lassen, wohingegen Des­ cartes eine Technik suchte, diese Vorstellungen durch den »Eindruck der Ursache [...] erneut im Gehirn [zu] bilden« (ebd.). In den Regulae XII bindet Des­cartes das Gedächtnis an den Gemeinsinn, denn der funktioniere »ebenfalls wie ein Sigel, um dieselben Gestalten oder Ideen, die von den äußeren Sinnen rein und ohne Körper herkommen, in der Phantasie oder der Anschauung zu bilden, genauso wie im Wachs. Diese Phantasie ist ein wahrer Teil des Körpers und hat eine solche Größe, daß verschiedene ihrer Anteile mehrere voneinander unterschiedene Gestalten annehmen und gewöhnlich längerfristig beibehalten können; und das ist dann das, was man Gedächtnis nennt« (PhB 613, 96 f.  = C 42 f.). Hingegen sei »die Kraft, durch die wir die Dinge eigentlich erkennen, [...] rein spirituell« (PhB 613, 96 f. = C 43), und deshalb sei es »ein und dieselbe Kraft, die wir Sehen, Berühren usw. nennen, wenn sie sich mit der Anschauung dem Gemeinsinn zuwendet; oder Sich-Erinnern, wenn der Anschauung allein, sofern diese mit verschiedenen Gestalten versehen ist; oder Anschauen bzw. Begreifen, wenn der Anschauung, um neue Gestalten zu konstruieren; oder Einsehen, wenn

407

sie schließlich alleine tätig ist. […] Entsprechend dieser verschiedenen Funktionen nennt man diese Kraft deshalb auch entweder reiner Verstand oder Anschauung oder Gedächtnis oder Sinn; im eigentlichen Sinne Geisteskraft nennt man sie aber dann, wenn sie entweder in der Phantasie neue Ideen bildet oder sich auf bereits vorliegende stützt« (PhB 613, 98 f. = C 43 f.). Aus diesem Grund thematisiert Des­cartes das Gedächtnis auffällig oft im Zusammenhang mit dem Gemeinsinn, und muß deshalb im Brief an Meysonnier vom 29. Januar 1640 eigens darauf hinweisen, »daß einige der species, die dem Gedächtnis dienen, sich in verschiedenen anderen Teilen des Körpers befinden können, wie die erworbene Fähigkeit (habitude) eines Lautenspielers sich nicht nur im Kopf befindet, sondern zum Teil auch in den Muskeln seiner Hände usw.« (AT III, 20). Im Brief an Mersenne vom 1.  April 1640 greift Des­cartes dieses Bild erneut auf, wenn er darauf hinweist, daß die Zirbeldrüse der Hauptsitz der Seele sein müsse, weil »nur sie [...] im gesamten Kopf nicht doppelt vorhanden« (AT III, 48 = Bense, 186) sei, daß aber »das ganze übrige Gehirn dem Gedächtnis dient, hauptsächlich seine inneren Teile, und daß ebenso selbst die Nerven und Muskeln dafür dienlich sein können. So hat zum Beispiel ein Lautenspieler einen Teil seines Gedächtnisses in seinen Händen.

408

Anmerkung 109

Denn die durch Gewohnheit (habitude) erworbene Leichtigkeit, seine Finger auf verschiedene Weisen zu beugen und anzuordnen, hilft ihm bei der Erinnerung (faire souvenir) an Stellen, zu deren Ausführung er sie so anordnen muß« (Bense, 186 [überarbeitet]  = AT III, 48). Folgerichtig unterscheidet Des­cartes also dieses körperliche Gedächtnis von einem völlig intellektuellen, »das von der Seele allein abhängt« (ebd.). Dieses intellektuelle Gedächtnis ist deshalb auch von den sich teilweise hemmenden »Gedächtnisfalten« (plis) des körperlichen Gedächtnisses unabhängig (an Mersenne, 11. Juni 1640: AT III, 84 f.). Die Gedächtnisfalten »brauchen, wie ich glaube, nicht in sehr großer Zahl vorhanden zu sein, um für alle unsere Erinnerungen (souvenances) zu dienen, weil ein und dieselbe Falte sich auf alle einander ähnelnden Dinge bezieht. Außerden glaube ich, daß es neben dem körperlichen Gedächtnis, dessen Eindrücke durch diese Gehirnfalten erklärt werden können, in unserem Verstand noch eine Art von Gedächtnis gibt, das nicht von den Organen des Körpers abhängt und vollständig geistig ist und sich bei den Tieren nicht findet; und es ist hauptsächlich dieses, dessen wir uns bedienen« (an Mersenne, 6. August 1640: Bense, 199 [überarbeitet] = AT III, 143). Im Brief an Mesland vom 2. Mai 1644 spricht Des­cartes nicht mehr von Gehirn-

oder Gedächtnisfalten, sondern von Spuren (vestiges) und zieht Falten (plis) nur noch zum Vergleich heran (AT IV, 114 f.). Diese Spuren der Gegenstände »sind nichts anderes als die Poren des Gehirns, durch die die Spiritus vorher aufgrund der Anwesenheit des Objekts ihren Lauf genommen haben, wodurch die Poren eine größere Leichtigkeit als die anderen erworben haben, wiederum in derselben Weise durch die zu ihnen kommenden Spiritus geöffnet zu werden« (Die Passionen der Seele, I, § 42: PhB 663, 28 = AT XI, 360). Das Bild des Gedächtnisses als eines Abdrucks in einer Wachsplatte geht auf Plato zurück: »So setze mir nun [...] in unsern Seelen einen wächsernen Guß, welcher Abdrücke aufnehmen kann, bei dem einen größer, bei dem anderen kleiner, bei dem einen von reinerem Wachs, bei dem andern von schmutzigerem, auch härter bei einigen und bei andern feuchter, bei einigen auch gerade, wie er sein muß. [...] Dieser, wollen wir sagen, sei ein Geschenk von der Mutter der Musen, Mnemosyne, und wessen wir uns erinnern wollen von dem Gesehenen oder Gehörten oder auch selbst Gedachten, das drücken wir in diesen Guß ab, indem wir ihn den Wahrnehmungen und Gedanken unterhalten, wie beim Siegeln mit dem Gepräge eines Ringes. Was sich nun abdrückt, dessen erinnern wir uns und wissen es, solange nämlich



Anmerkungen 110 – 115

sein Abbild vorhanden ist. Hat man aber dieses ausgelöscht oder hat es gar nicht abgedrückt werden können: so vergessen wir die Sache und wissen sie nicht« (Theaitetos 191ce: Sämtliche Werke Bd. 4, 159).  – Aristoteles bestimmt Gedächtnis (μνήμη ) als »Wissen und Wahrnehmung ohne konkrete Objekte« (Über Gedächtnis und Erinnerung, 449b  = Kleine naturw. Schriften, 87), Erinnerung (ἀνάμνησις) als die Wiedererlangung eines Wissens oder einer Wahrnehmung, die man früher hatte (Über Ged., 451b = Kl. naturw. Schriften, 93). Erinnerung ist also der Prozeß, der das Gedächtnis, das Vorgestellte oder Gedachte, in das Bewußtsein bringt: »Erinnerung kommt zustande, da natürlicherweise auf eine Bewegung eine andere folgt. [...] Wenn wir uns also erinnern, machen wir frühere Bewegungen eine nach der anderen durch, bis wir zu derjenigen gelangen, nach der die gesuchte gewöhnlich auftritt« (Über Ged., 451b = Kl. naturw. Schriften, 94). 110  »Bezüglich der Beweglichkeit dieser Drüse brauche ich keinen anderen Beweis als ihre Lage: denn da sie nur von kleinen, umgebenden Arterien gehalten wird, ist es sicher,

409

daß sehr wenig zu ihrer Bewegung nötig ist. Ich glaube deswegen aber nicht, daß sie sich weit von ihrem Platz entfernen kann« (an Mersenne, 1. April 1640: Bense, 187 = AT III, 49); vgl. auch an Mersenne, 21. April 1641 (AT III, 361 f.). 111  Diese Ausarbeitung gibt es in Le Monde nicht, weil sie dem Cartesischen Plan zufolge erst nach der Abhandlung der Seele für sich erfolgen kann. Tatsächlich verschiebt Des­cartes diese Frage auch in den Principia II, § 40 (AT VIII/1, 65  = PhB 566, 144 f. ) noch auf eine spätere Abhandlung über den Menschen. Einer Antwort am nächsten kommt Des­cartes in den Passions de l’Âme und im Briefwechsel mit Elisabeth von der Pfalz. 112  Vgl. Passions de l’Âme I §§ 15 f. (AT XI, 339–341 = PhB 663, 12 f.). 113  An Newcastle (AT IV, 573– 576 = Bense, 365–368). 114  Passions de l’Âme II, § 65 (AT XI, 378  = PhB 663, 42), III, § 199 (AT XI, 477 f. = PhB 663, 118 f.). 115  Passions de l’Âme I, § 36 (AT XI, 356 f. = PhB 663, 25 f.), III, § 174 (AT XI, 462  = PhB 663, 107), III, § 176 (AT XI, 463 = PhB 663, 108).

INDEX FRANZÖSISCH – DEUTSCH

ohne Kapitelüberschriften; Seitenangaben nach AT XI abondance Fülle 149, 164, 167  accident Akzidenz 36, 37  accord Ak- A kord 158  acquise Erwerb 192  acte Akt 39  action Aktion 4–7, 11–16,

22, 29, 30, 33, 37, 44–46, 49, 53, 75, 80, 83, 91, 97–104, 109, 110, 117, 118, 125, 131, 136, 143–147, 151, 153, 155, 158, 160, 162, 163, 173, 174, 176– 178, 182, 185–193, 195–199, 202; action naturelle natürliche Aktion 131 affection Zuneigung 166  agitation Erregung 22, 27, 30, 42, 53, 54, 56, 57, 66, 74, 85, 121, 125, 129, 135, 167  aiguille Nadel 178  air Luft 5, 7, 10, 14–20, 22, 23, 25, 28, 30, 31, 33, 41, 42, 74–77, 79–82, 89, 96, 102, 103, 109, 123, 124, 137, 140, 148, 149, 153, 164–166, 168, 169, 180, 199, 200; Lied 158  alchimiste Alchemist 169  aliment Nährstoff 170 altération Verwandlung 7  amas Haufen 58  âme Seele 47, 119, 144, 146, 147, 149–151, 154, 157–164, 166, 176, 180, 181, 183, 185; âme raisonnable vernünftige Seele 48, 131, 143, 177, 184, 200; âme végétative vegetative Seele 202; âme sensitive sensitive Seele 202  amour Liebe 166, 167  analogie Analogie 158  anatomie Anatomie 138, 194  anatomiste Anatom 120, 123–125, 138, 147, 152, 166, 200  animal Tier 11, 123, 124, 200  an Jahr 32, 63  année Jahr 10, 126  angle Winkel 24, 95, 96, 160, 162; Ecke 51, 52; angle droit rechter Winkel 106  appétit Appetit 163; Trieb 202  arbre Baum 59, 67  arme Waffe 6  arrangement Zusammenstellung 26, 27, 105, 165  artère Arterie 120, 121, 124–129, 163, 165, 169, 172, 177, 179, 180, 198, 200, 202; artère veineuse venöse Arterie 123, 124; grande artère große Arterie 124  artifice Kunstfertigkeit 120, 201  astre Gestirn 7, 54, 65, 83, 84, 87, 98  astronome Astronom 56, 63, 72, 83, 106, 107  atome Atom 14, 16  attention Aufmerksamkeit 182  attouchement Tastsinn 5, 6, 144, 145, 147, 150, 159  augmentation Steigerung 144  auteur Urheber 46  automate Automat 202  avantage Vorteil 109  avarice Habgier 30 balance Gleichgewicht 27, 179; Waage 76  balle Ball 102, 103  bal- B lon Ballon 22, 137  base Grundfläche 147, 172, 190  bassin Becken 19, 20  bâtiment Gebäude 11  bateau Schiff 57, 58, 61, 68  bâton Stock 99, 100, 160, 162, 183  battement Schlag 124, 201  le bien das Gute 194  bois Holz 7–9, 14, 33, 68  bonté Güte 47, 166, 167  borne Grenze 33  bouche Mund 5, 127, 140, 146, 147, 179  boucle Schnalle

412

Index Französisch – Deutsch

6  boule Kugel 60, 67, 68, 92–94, 99, 100, 116–118, 161  bout Ende 32, 99, 142  bout de mamelle Brustwarze 147  boyaux Gedärme 121, 127, 201  branche Zweig 67, 68, 126, 129, 134, 138, 172  branle Schwung 57, 65, 68, 73  bras Arm 181–183, 193  bruit Lärm 80, 199; Geräusch 149  but Ziel 40  C caillou Kieselstein 51  canal Kanal 136, 137, 139–141  canon Kanone 80

caprice Laune 131  carreau Bodenfliese 131  cas Fall 59, 65, 76, 77, 80, 88, 89, 188  cause Ursache 5, 11, 12, 21, 27, 47, 66, 77, 83, 84, 86,

88, 91, 94, 110, 112, 116, 125, 126, 130, 140, 144, 153, 163, 167, 177–180, 183, 185, 188, 191–193, 195, 196; cause principale Hauptursache 180; cause particulière besondere Ursache 69, 78; cause extraordinaire außergewöhnliche Ursache 144; cause extérieure äußere Ursache 160  ceinture Gürtel 107  cendres Asche 7  centre Mittelpunkt 49–54, 56, 60, 62, 64, 66, 67, 69–76, 78, 80, 81, 84, 86, 87, 90, 91, 93, 104, 110, 112, 157, 180, 183  cercle Kreis 19, 20, 45, 50, 54–56, 64–66, 68, 70–72, 74, 75, 77, 79, 84–86, 88, 89, 106, 113, 157  cerveau Gehirn 120, 126, 128–133, 135–137, 139–145, 147–149, 151, 152, 155, 159–161, 163–168, 170, 172–184, 188–192, 195–201  chair Fleisch 123, 126, 127, 133, 135, 201  chaleur Wärme 7, 9, 10, 21, 22, 25, 39, 130, 144, 169, 179, 191, 202; Hitze 6  chambre Zimmer 109; Kammer 123  changement Veränderung 7, 8, 12, 21, 22, 37, 90, 103, 130, 155, 156, 169  chaos Chaos 34, 35, 36  chatouillement Kitzel 5, 6, 10, 144, 176  chaux vive ungelöschter Kalk 121  chemin Weg 48, 52, 57, 103, 174, 177, 192  cheminée Kamin 173  cheveu Haar 13 chevelure Kranz 63, 112, 114, 115  chevron Sparren 115  chiffre Ziffer 92, 94  chimère Trugbild 20, 184  chirurgien Chirurg 6  ciel Himmel 30, 53–55, 57, 60–84, 86–88, 91, 93, 95, 96, 99, 104, 107–110, 112; cieux Himmelsregionen 29, 30, 53, 54, 56, 60, 61, 63, 64, 69, 73, 74, 83, 84, 86, 98, 104, 106, 107; matière du ciel Himmelsmaterie 30, 57, 62, 64, 65, 68, 69, 74, 77–80, 97, 105  ciment Zement 13  circonférence Umfang 53, 60, 64, 65, 73, 74, 89, 90, 157; circonférence extérieure äußerer Umfang 54, 55, 60, 74  circonstance Umstand 190, 192, 194  circulation perpétuelle fortwährender Kreislauf 127  cire Wachs 163, 171  clavier Tastatur 165  clin d’œil Wimpernschlag 189  cloche Glocke 142, 150  cœur Herz 21, 120, 121, 123–131, 138, 144, 164–166, 168, 169, 177, 179, 193, 194, 199, 201, 202  colère Zorn 194, 199  colle Klebstoff 13 combat Kampf 6  comète Komet 29, 52, 54, 56, 61–65, 73, 74, 108–112, 114, 115, 117  commencement Beginn 22, 28, 37, 48, 50, 51, 57, 60–62, 71  comparaison Vergleich 16, 25, 30, 51, 56, 61, 66, 80, 102, 104, 106, 118; sans comparaison unvergleichlich 109, 125  composition Zusammensetzung 23, 31, 79, 126, 146, 201  concavité Höhle 123–125,



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128–133, 139–142, 147–149, 165, 166, 168, 170, 172, 173  conclusion Schlußfolgerung 162  condition Bedingung 37  conduit Leitung 121, 124, 142, 169, 172  confiance Zuversicht 166, 167  confusion Verworrenheit 36, 48; Verwirrung 155, 157  connaissance Erkenntnis 7, 12, 35, 160; connaissance naturelle natürliche Erkenntnis 47  conséquence Folgerung 47, 117  conservation Erhaltung 26, 124  considération Betrachtung 12; Blickwinkel 84, 86; considération métaphysique metaphysische Betrachtung 38  consonance Zusammenklang 158  constance Standhaftigkeit 166  constitution Verfassung 144, 166  contenance Ver­halten 4  contrainte Zwang 44, 161  contrepoid Gegengewicht 202 corde Schnur 44, 75, 85, 101, 142, 150; Tau 173  corps [der unbelebte äußere] Körper 6–19, 21–24, 26–31, 33, 39–43, 45, 47, 49, 53, 56–59, 62, 65–67, 69, 73, 75, 77–81, 84, 85, 88, 95–100, 102–104, 107, 114, 144–146, 149, 155, 159, 180, 201, 202; [der menschliche und seine Teile] 10, 21, 119, 120, 123, 125–129, 134, 137, 142, 143, 168, 169, 173, 193, 197, 201; corps extérieur äußerer Körper 153; corps de l’œil Augenkörper 187  corruption Zersetzung 28  côte de la mer Meeresküste 83  côté Seite 8, 9, 13, 17, 18, 32–34, 37, 45, 51–53, 58, 63, 75, 76, 81, 84, 96, 98, 103, 104, 106, 111, 114, 115, 117, 123, 130, 131, 133, 136, 137, 153–155, 158, 179, 180, 182, 184, 185, 187–189, 196  couleur Farbe 14, 33, 48, 120, 123, 151, 153, 155, 158, 163, 176, 191  coup Schlag 61, 125, 198; du premier coup beim ersten Mal 178  courbure Kürmmung 153  courroie Gurt 6  couronne Krone 114  cours Lauf 48, 50, 56–62, 64, 65, 68–73, 78, 80–82, 88, 131, 132, 136, 139, 141, 142, 165, 179–181, 188, 189, 191, 192, 194, 195  crainte Furcht 20  créature Geschöpf 32, 35  crible Sieb 127  croissance Wachstum 126, 202  Croissant des Turc Türkischer Halbmond 63  cuisinier Koch 158  curiosité Neugierde 152, 165, 167 débilité Schwäche 157  déesse Göttin 37  défaut Mangel 8, 124, 158 D degré Stufe 92  demeure Aufenthalt 144  démonstration Beweis 47, 48; démonstration a priori Beweis a priori 47  description Beschreibung 48, 200  désir Verlangen 166; [pl.] Akte des Verlangens 167  dessein Absicht 32, 35, 36, 38, 48, 152; Vorhaben 10  détermination Bestimmung 100, 194  détour Windung 129, 174  diamètre Durchmesser 106  Diane Diana 131  diaphragme Zwerchfell 139  Dieu Gott 28, 32, 33, 34, 36, 37, 38, 43, 44, 46–50, 120, 143, 192  différence Unterschied

3, 12, 13, 26, 28, 29, 51, 56, 86, 103, 117, 158, 166, 167, 169, 173, 180, 184, 186, 195, 200  difficulté Schwierigkeit 18, 24, 31, 35, 42, 73, 91, 93, 99  digestion Verdauung 127, 168, 201  diligence Eifrigkeit 166  diminution Verminderung 27, 144  Dioptrique Dioptrik 9, 106, 153, 156, 187  direction Weisung 152  discours Ausführung 4, 10, 20, 31, 102,

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132  disposition Disposition 9, 40, 46, 47, 78, 98, 103, 109, 110, 120, 121, 125, 130, 138, 154, 159, 161, 162, 173, 178, 185, 187, 190, 192, 202; disposition naturelle natürliche Disposition 192  dissonance Dissonanz 151  distance Abstand 32, 50, 62, 68, 69, 91, 93, 98, 99, 103, 154, 156, 159, 160, 162, 176, 183, 187  distinction Unterschied 34  distribution Verteilung 166, 171  diversité Verschiedenheit 34, 38, 56  division Teilung 150; principale divison Hauptteilung 201  docte Gelehrter 12, 40, 41 doigt Finger 21, 160, 161, 165  dos Rücken 77  douleur Schmerz 5, 6, 9, 10, 144, 176, 193, 195, 199  doute Zweifel 104, 195; sans doute zweifellos 7, 151  drogue Droge 145 E eau Wasser 18–20, 22, 23, 31, 32, 51, 57, 59, 68, 74, 75, 77, 81, 82, 103,

130, 131, 164; [pl.] Gewässer 58; eau commune gemeines Wasser 121, 145; eau douce Süßwasser 146, 151; eau aigre Säure 145, 146; eau forte ätzendes Wasser 15, 121, 127, 163; eau-de-vie Branntwein 16, 145, 146, 149 éblouissement Schwindel 172  école Universität 47  écorce Rinde 30 écume Schaum 58, 59  effet Wirkung 8, 9, 37, 38, 41, 43, 47, 75, 83–85, 89–91, 102, 138, 144, 152, 185, 189; Zweck 12, 26, 33, 80, 139, 146, 177, 194; principal effet Hauptwirkung 180, 197; en effet tatsächlich 20, 36, 39, 170  effort Druck 42, 84, 95, 97, 125, 126, 128; Versuch 86  égalité Gleichheit 49, 105  église Kirche 165  élément Element 23–31, 42, 48, 52–56, 60, 64, 65, 71, 86, 88–92, 94–97, 99–101, 108, 113, 117, 118, 151  éloignement Entfernung 107, 112, 157, 162  émotion intérieure innere Regung 193  emprainte Einprägung 202  endroit Stelle 10, 15, 25, 35, 54, 58, 60, 63, 64, 71, 72, 81, 82, 85, 97, 101, 106, 115, 125, 127, 129, 141, 173, 176, 179–181, 184, 186, 190, 191, 195, 201  enfance Kindheit 17  enfant Kind 6, 124, 126, 177  enflure Anschwellung 82  engin Vorrichtung 131  entrailles Schoß 177  entrée Eingang 124, 125, 129, 141–143, 148, 149, 169, 200, 201  entremise Vermittlung 3, 100, 103, 143, 149, 161, 162, 183, 184, 199  entretènement Unterhalt 124, 147  épaisseur Dicke 54  épée Degen 198  éponge Schwamm 31  erreur Irrtum 17  espace Raum 13, 17–19, 21–23, 30–33, 35, 36, 40, 52, 53, 65, 74, 75, 81, 88–91, 93–97, 102, 110, 114, 117, 125, 140, 148, 152, 155, 171, 172  espèce Art 9, 10  esprit Geist 4, 20, 36, 48; [Kurzform für esprits animaux] Lebensgeister 130–132, 135–141, 143, 165–186, 188–197, 199, 200, 202; esprits animaux Lebensgeister 129–143, 165, 166, 168, 170  essence Wesen 36  essieu Achse 44  estomac Magen 120, 121, 127, 140, 146, 147, 163, 164, 167, 194  état Zustand 37, 38, 49  étendue Ausdehnung 30, 36, 66, 77, 79; étendue extérieure äußere Ausdehnung 35  éternuement Niesen 172  étoile Stern 53, 54, 99, 104–108; étoile fixe Fixstern 29, 53, 56, 64, 104, 110, 112, 115; étoile principale Hauptstern 32; étoile nubileuse nebelar-



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tiger Stern 107  étranger der Fremde 131  être [subst.] das Seiende 39; das Sein 40; être de raison Seiendes in der Vernunft 40  Euripe Euripos 129  éventail Fächer 41  exception Ausnahme 48  excès Übermaß 149, 200; Übertreibung 200  excrément Ausscheidung 127, 141  exhalaison Ausdünstung 22  expérience Erfahrung 4, 10, 14, 20, 22, 41, 109; Experiment 17, 19, 20, 67  explication Erklärung 26, 88  extrémité Enden 125–127, 133, 148, 163, 171, 174, 180, 197; Extrem 14 fable Fabel 31, 48  fabrique Bauart 132  face Gesicht 104, 131; Außen- F fläche 107  facilité Leichtigkeit 52, 152  faim Hunger 163, 164, 176, 195, 199  fantaisie Phantasie 33, 184  farine Mehl 122  femme Frau 147  fermeté Festigkeit 43  fétu Strohhalm 59  feu Feuer 7, 10, 23, 24, 28, 30, 33, 42, 123, 124, 141, 142, 173, 179, 191–193, 195, 196, 202; feu commun gemeines Feuer 28  feuille Blatt 59  fibre Faser 134, 138, 201  fiel Galle 127, 169, 201  figure Gestalt 19, 24–27, 34, 38, 50–52, 57, 60, 67,

78, 115, 120, 127, 130, 145, 149, 152–157, 159, 162, 165, 166, 171, 173, 175, 176, 178, 184, 191; Abbildung 92–94, 99, 101, 112, 174, 180, 186–188, 197, 198; figure extérieure äußere Gestalt 138, 166  filet Faden 121, 126, 133, 141–145, 147–149, 151–153, 155, 159, 163, 170, 171, 173–175, 177, 178, 180, 181, 187, 190–192, 196, 197, 201  fin Ende 40, 63  firmament Firmament 32, 53, 56, 99, 106, 107, 110–112  flambeau Fackel 109  flamme Flamme 3, 7–11, 14–16, 27, 28, 129, 137, 168, 170  flux et reflux Ebbe und Flut 82, 83  foie Leber 120, 122, 123, 125, 138, 168, 169, 193  foin Heu 121 fonction Funktion 120, 121, 132, 165, 166, 172, 197, 201, 202  fond Grund 108, 129, 140, 149, 164, 172; fond de l’œil Augenhintergrund 152– 156, 159, 162, 175  fondement Fundament 40, 43, 44  fontaine Quelle 11; Brunnen 19; Wasserspiel 120, 130, 131  fontainier Brunnenwart 131  force Kraft 8, 12, 13, 15, 22, 27, 38, 42, 43, 49, 53, 58, 63–69, 71–74, 77–81, 84, 95, 96, 98, 99, 101, 103–105, 109, 110, 120, 121, 126, 128–130, 132, 135–137, 139, 141, 143–145, 147–149, 155, 156, 161, 163, 166, 171–174, 177–181, 184, 187, 188, 190, 192–194, 197–200; force extérieure äußere Kraft 161; par force mit aller Gewalt 63  forme Form 7, 26–29, 33, 34, 36, 39, 48, 51, 52, 56, 57, 60, 63, 112, 115, 123, 130, 164, 177   fourneau Ofen 180  fosse Graben 30  foyer Herd 173  froideur Kälte 25, 144  fronde Schleuder 44–46, 71, 75, 85–87  front Stirn 179, 193; de front frontal 52  fruit Frucht 191  fumée Rauch 7, 14, 22, 164, 170, 172, 180 gant Handschuh 143  gendarme Polizist 6  génération Fortpflanzung G 128  géomètre Geometriker 39, 40  géométrie naturelle natürliche Geo­metrie 160  glaire gallertartige Masse 152  glande Drüse 129, 130, 170–188, 191, 197  gorge Schlund 140, 201  gosier Rachen 127, 164, 172

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goût Geschmack 33, 145–147, 202  goutte Tropfen 123, 124, 125; goutte d’eau Wassertropfen 22  grandeur Größe 8, 33, 89, 90, 104, 106–110, 152, 156, 159, 160, 162, 176  grain Korn 128; grain de sable Sandkorn 12, 15, 25, 51  grange Scheune 121  grosseur Dicke 15, 19, 24–28, 31, 38, 48, 50, 51, 54, 56, 68, 69, 76, 77, 145, 166  grotte Grotte 130, 131 H habit Kleidung 21  habitant Bewohner 104  haleine Atem 5  hardiesse

Kühnheit 166  harmonie Harmonie 165  hasard Zufall 44, 184  heure Stunde 81, 82  hippogriffe geflügeltes Pferd 184  historien Historiker 63  homme Mensch 4, 5, 7, 30, 35, 39, 77, 97, 106, 110, 114, 119, 120, 124, 126, 127, 173, 174, 185, 197, 200, 202  homogène homogen 77 horizon Horizont 61  horloge Sanduhr 96; Uhr 120, 131, 202  huile Öl 170  humeur Körpersaft 128, 147, 152–154, 156; Stimmung 166, 167, 184, 195; humeur cristalline kristalline Flüssigkeit 152–155, 157, 159, 160, 162, 186; humeur joyeuse fröhliche Stimmung 167; humeur triste trau­ rige Stimmung 167; humeur colérique zornige Stimmung 167  humidité Feuchtigkeit 25, 145, 199  hypothèse Hypothese 83 I idée Idee 3–6, 10, 35, 149, 151, 163, 164, 174, 176–178, 181–185, 189,

197, 198, 202  image Bild 5, 6, 108, 156, 177, 198  imaginaire imaginär 31, 37  imagination Anschauung 3, 32, 35, 172, 174, 176, 177, 184, 198, 202  immutabilité Unveränderlichkeit 43  impétuosité Wucht 24, 139 impression Eindruck 167, 177, 184, 189, 197, 202  inclination Neigung 44, 46, 49, 57, 70, 85, 86, 89, 90, 93, 97, 102, 137; inclination naturelle natürliche Neigung 18, 166, 167, 195; inclination acquise erworbene Neigung 195  inconstance Unstandhaftigkeit 167  indice Hinweis 200  inégalité Ungleichheit 19, 48, 50, 69, 91, 117, 184, 195  infinité Unzahl 10, 101, 121, 129, 200; Unendlichkeit 32  ingénieur Erfinder 131  injure Verletzung 153  inquiétude Unrast 167  instant Augenblick 19, 34, 43–46, 49, 75, 76, 89, 90, 98, 99, 103, 132, 141, 142, 175  instinct Instinkt 192  institution Einrichtung 4  instrument Instrument 130 intelligence Intelligenz 48  intérieur das Innere 68; le plus intérieur das Innerste 141  interposition Zwischenstand 115  interruption Unterbrechung 95, 102  intervalle Zwischenraum 23, 25, 52, 75, 93, 150, 170, 171, 177  intestin Darm 122  invention Erfindung 31 J jardin Garten 130  jeu de paume Ballspiel 103  jeûner das Fasten 200

joie Freude 4, 165, 176, 199  jonction Verbindung 201  joue Wange 193 joueur de luth Lautenspieler 158  jour Tag 10, 57, 81, 82  Junon Juno 107  Jupiter Jupiter 72



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lac See 108  lacis Gewebe 170  lait Milch 107, 123  lampe Lampe 169 L lance de feu Feuerlanze 115, 116  langue Zunge 5, 140, 145–148, 151; Sprache 4, 39  largeur Breite 33  larme Träne 4, 193  lèvre Lippe 6 libéralité Freigebigkeit 166, 167  liberté Freiheit 33, 44, 82  lieu Ort 11,

17, 19, 24, 28, 30, 32, 38, 40, 49, 50, 52, 58, 62, 81, 83, 86, 88–90, 96, 101–103, 105, 106, 127, 143, 144, 174, 181, 183, 186, 190; avoir lieu eine Rolle spielen 80, 93, 187  ligne Linie 39, 40, 46, 59, 61, 85, 86, 88–91, 93, 96, 97, 99, 105, 106, 111, 150, 160, 162, 176; ligne droite gerade Linie 44, 49, 50, 59, 64–66, 70, 78, 79, 85, 86, 88–91, 96, 98, 100, 105, 106, 128, 173, 192; ligne courbe gekrümmte Linie 44, 91  limite Grenze 61, 62  linéament Umriß 163, 187 liqueur Flüssigkeit 14, 17, 24, 25, 31, 121–123, 163, 164  lit Bett 62  loi Gesetz 34, 36, 37, 40, 47, 48, 91, 137  loisir Gelegenheit 28, 54, 58, 198 longueur Länge 31, 33, 85, 160  lumière Licht 3, 4, 6, 7, 9, 10, 23, 29, 33, 35, 53, 62, 63, 83, 95, 97, 98, 100, 102–104, 109, 114, 123, 151, 156–158, 202; rayon de la lumière Lichtstrahl 98, 100, 102, 103, 153  lumineux leuchtend 30, 98–100  Lune Mond 63, 72, 80–83, 108, 110, 112 machine Maschine 18, 120, 121, 123–126, 128, 130–132, 137, 138, 140– M

145, 148, 151, 163, 165, 166, 168, 173, 177, 181–183, 185, 192, 195–197, 199–202  maille Masche 170  main Hand 10, 15, 41, 100, 101, 120, 142, 159–161, 183, 184, 191–193, 196  mal Übel 194  maladie Erkrankung 172  malignité Boshaftigkeit 167  marées Gezeiten 82  masse Masse 24, 25, 42, 69, 74, 75, 78, 80, 122, 163  matériel materiell 17; das Materielle 100  mathématicien Mathematiker 47  matière Materie 7, 17, 18, 21, 22, 25–30, 32–38, 40, 43, 46, 48–50, 52, 53, 56, 57, 60–62, 66, 67, 71–73, 75–77, 81, 82, 84, 87, 88, 91, 95, 98, 105, 108–110, 120, 126, 128, 153, 169, 173, 179, 201; matière du ciel Himmelsmaterie 30, 57, 62, 64, 65, 68, 69, 74, 77–80, 97, 105; matière première erste Materie 33, 35; matière subtile feine Materie 30, 108  matin Morgen 61  médiocrité Mittel­mäßigkeit 27 mélange Mischung 30  mêlée Handgemenge 6  membre Körperglied 120, 126, 127, 130, 132, 133, 138, 141, 143–147, 171, 174, 177, 181, 182, 187, 202; membre extérieur äußeres Körperglied 190, 192, 196, 197  mémoire Gedächtnis 174, 177–179, 184, 185, 195, 198, 202  mer Meer 11, 32, 82, 83  mère Mutter 124, 177  merveille Wunder 13, 22, 153  mesure Maß 19, 47, 52, 62, 76, 109, 115, 117, 121, 123, 130, 139, 147, 172, 173; Maßgabe 157  métal Metall 14, 15, 30, 33, 121, 163  Midi Süden 82  milieu Mitte 32, 33, 44, 65, 102, 114, 117, 129, 152, 159, 200; Medium 100  miracle Wunder 48  miroir Spiegel 150  mode Weise 24; Modus 40; Mode 158  moelle Mark 133, 141, 143, 145, 171  mois Monat 10, 82  moment Moment 24, 46, 52, 95, 124, 126, 127, 150, 171, 189  monde Welt 7, 10–12, 19, 21, 24–28, 31, 35, 36, 38, 42, 43,

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46, 47, 49, 53, 61, 63, 97, 105, 107–109  monstre marin Meeresunge­ heuer 131  montagne Berg 89, 198  mot Wort (pl. Wörter) 4, 37, 39, 84, 132, 152  mouche Fliege 198  moulin Mühle 120, 131  mouvement Be­we­g ung 5, 7–15, 17, 19, 20, 24–27, 34, 37–52, 58, 60, 62–70, 78, 80, 83, 85, 86, 89–91, 95, 99, 101, 102, 110, 120, 121, 127, 128, 131–133, 137, 138, 141, 144, 164, 166, 167, 174, 176, 181, 182, 185, 187, 189, 190, 192, 193, 195, 197, 202; mouvement extérieur äußere Bewegung 193, 194, 202; mouvement intérieur innere Bewegung 193, 202; mouvement annuel jähr­ liche Bewegung 113  muraille Mauer 103  muscle Muskel 120, 130– 143, 152, 153, 158, 161, 181, 182, 189, 190, 201  musique Musik 151, 158 N narine Nasenloch 172  nature Natur 4, 9, 18, 20, 22–24, 29, 30, 33, 34,

36–40, 45, 47, 48, 89, 91, 97, 104, 114, 116, 120, 137, 143, 145, 155, 169, 192, 201, 202  naturellement von Natur her 49, 135, 136, 139–141, 185, 190, 199, 202  navigation Schiffahrt 82  navire Schiff 173, 199  nécessité Notwendigkeit 29, 37, 65  Neptune Neptun 131  nerf Nerv 120, 126, 130–133, 137, 138, 141, 143, 145, 147–149, 151–157, 159, 161, 163– 165, 169, 171, 173, 174, 189, 190, 192–197, 200; nerf optique optischer Nerv 159, 175  nez Nase 147, 148, 172, 179  nom Name 3, 75, 98, 120, 177  nombre Anzahl 12, 16, 53, 61, 72, 106, 142, 154, 155, 157, 201; Zahl 36, 47, 104, 105, 129  nourriture Nahrung 124, 127, 130, 171; Ernährung 202  nouvelle Lune Neumond 83, 112  nue/nuée Wolke 10, 18, 23, 30 O objet Objekt 3, 5, 6, 22, 106, 109, 148, 149, 154–162, 174–178, 181–191,

195, 198, 202; objet extérieur äußeres Objekt 131, 132, 141, 142, 165, 184, 197  obscurité Dunkelheit 36  occasion Anlaß 30, 42, 45, 108, 144, 149, 151, 158, 162, 164, 165, 176, 181, 202; Gelegenheit 11, 20, 71, 182, 194; à occasion de veranlaßt durch 5  occident Westen 71, 77–80, 82  occidental westlich 82  octave Oktave 150, 151, 158  odeur Duft 33, 148, 149, 176, 202  œil Auge 3, 4, 6, 7, 12, 14, 63, 97, 104, 107, 109, 110, 114, 133, 134, 136–138, 142, 150–162, 179, 182, 183, 186–188, 191, 193, 200; fond de l’œil Augenhintergrund 152–156, 159, 162, 175; corps de l’œil Augenkörper 187; clin d’œil 189; jeter les yeux einen Blick werfen 14, 112, 197  œuvre Werk 33  ombre Schatten 48  opinion Meinung 10, 14, 22, 23, 31, 160, 162  or Gold 21  ordre Ordnung 34; par ordre der Reihe nach 50, 121, 132, 166  oreille Ohr 4, 5, 149, 150  organe Organ 22, 120, 141, 142, 145, 149, 176, 182, 183, 185, 193, 200–202; organe de sens Sinnesorgan 21, 131, 132, 141, 143, 186, 188, 189, 199  organiste Organist 165  orgue Orgel 165  orient Osten 71, 77–80, 82  origine Ursprung 12, 142, 194  os Knochen 120, 126, 148  ouverture Öffnung 20, 128, 175, 178, 185, 188  ovale Oval 81



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pain Brot 158  palais Gaumen 148, 172  parallaxe Parallaxe 63, 106 P parole Wort (pl. Worte) 4, 5, 130  particularité Besonderheit 63, 80, 83, 152, 171  passage Durchgang 24, 52, 59, 123, 125, 128, 129, 135–137, 140, 172, 178, 192; Melodie 158; passage principal Hauptdurchgang 192  passion Passion 167, 176, 193, 194, 199, 202  patience Geduld 194  paupière Augenlid 138  peau Haut 124, 126, 127, 133–137, 139, 141–143, 145, 146, 148, 149, 152, 153, 155, 179, 189, 201; peau extérieure äußere Haut 133; peau intérieure innere Haut 133  peine Mühe 19, 41, 48  penchant Abhang 89  pensée das Denken 3, 5, 6, 10, 24, 31, 33, 84, 184  perfection Vervollkommnung 40  perpendiculaire die Senkrechte 152  perspective Perspektive 162  perte Verlust 28, 200 pesanteur Gewicht 21, 72, 80, 89, 92, 93, 145  petitesse Kleinheit 11, 69, 121, 122, 127, 157  peuple Leute 18  peur Angst 20, 194  philosophe Philosoph 5, 17, 22–26, 31, 33, 35, 38, 39, 45, 80  pièce Stück 51, 120 pied Fuß 141, 142, 162, 196, 197  pierre Stein 15, 30, 33, 41, 42, 44, 45, 51, 71, 75–79, 85–87, 89, 90, 103, 150  pilote Steuermann 82  pirouette Kreisel 75  pituite Schleim 172  place Platz 19, 20, 33, 39, 40, 56, 64, 75–77, 79, 88, 95–97, 108, 126, 128, 133, 159, 172  plaisir Belieben 36; Vergnügen 158, 195  plan Ebene 83, 116  planète Planet 29, 52, 54, 56, 60, 63–72, 104, 108–110, 115  plante Pflanze 11, 201  plomb Blei 21, 171; à plomb senkrecht 77, 80  plume Feder 6, 59  poète Dichter 34, 107  poids Gewicht 41, 47  poinçon Stachel 178  point Punkt 39,

45, 46, 53, 56, 62, 81, 82, 85, 86, 88–90, 96–98, 100–104, 112, 114, 115, 153–162, 171, 175, 176, 181–183, 185–188, 191  pointe Spitze 51, 52, 140, 146  poisson Fisch 19  poitrine Brust 139, 148  pomme Apfel 191  pompe Pumpe 18  pore Pore 16, 30, 31, 78, 80, 123, 126, 127, 130, 132, 139–143, 146–148, 164–166, 170, 171, 174, 177, 180, 182, 185, 189, 192, 193, 195–199  porte Tür 124, 125, 135, 137, 200  porte-vent Windlade 165  portion Abschnitt 112  position Stellung 176  poudre Pulver 17 poulie Block 101  pouls Puls 124, 125  poumon Lunge 22, 123, 124, 140, 169  poursuite Verfolgung 195  poussière Staub 25, 75  pouvoir Macht 33  préparation Aufbereitung 130  présence Anwesenheit 31, 80, 131, 177, 178, 185, 186  principe Prinzip 202  privation Privation 40 prodige böses Omen 63  profondeur Tiefe 33  promptitude Schnelligkeit 8; Behendigkeit 166, 167  proportion Verhältnis 42, 56, 82, 85, 94, 105, 107, 109, 158, 160, 186, 194; Verhältnismäßigkeit 34  proposition Proposition 110  propriété Eigenschaft 35, 36, 95, 97, 104, 201; principal propriété Haupteigenschaft 98  prunelle Pupille 138, 152–154, 156, 157  puissance Fähigkeit 8, 9, 11, 14, 15, 16, 22; Macht 7, 8, 37, 137; en puissance der Möglichkeit nach 39  puits Brunnen 18  pureté naturelle natürliche Reinheit 28 

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Q qualité Qualität 7, 9, 25–27, 33, 35, 37, 40, 98, 144, 147, 159, 160, 165, 167,

176, 190, 191, 194, 202; principale qualité Hauptqualität 98, 171; qualité réelle reale Qualität 40  quantité [bezogen auf eine Mehrzahl von Dingen] Menge 11, 23, 31, 43, 103, 112, 134, 178, 185; [bezogen auf die Größe eines Dinges] Quantität 35, 36, 39, 63, 66, 67, 76, 77, 79  quarte Quarte 150  quinte Quinte 150, 151  queue Schweif 63, 112, 115, 116  R racine Wurzel 126, 140  ragoût Ragout 158  raisin Traube 123  raison

Grund 3, 6, 9, 11, 21, 29–31, 41, 43, 52, 65, 69, 80, 81, 83, 89, 96, 99, 106, 107, 109, 110, 147, 195, 198; Überlegung 198; Vernunft 21, 40, 184, 200; à raison im Verhältnis 67, 109, 149; avoir raison recht haben 35 rameau Ast 121, 122, 134, 138  râpe Rebe 123  rapport Beziehung 45, 69, 150; Bericht 82  rate Milz 120, 127, 138, 169  rayon Strahl 29, 63, 88, 98, 100, 101, 103–107, 109–115, 117, 152, 154–157, 159–162, 175, 187; rayon du Soleil Sonnenstrahl 14, 109; rayon de la lumière Lichtstrahl 98, 100, 102, 103, 153  réalité Realität 40  réceptacle Behälter 165  réception Aufnahme 202  recherche Suche 195  réflexion Reflektion 98, 102; faire réflexion nachdenken 200  réfraction Brechung 63, 98, 102, 103, 106, 107, 110–112, 114, 116, 117, 152–155  regard Vorratstank 131  regardant Betrachter 107, 109, 110  règle Regel 37, 38, 41–44, 46, 47, 151; principale règle Hauptregel 38  rencontre Auftreffen 24, 37, 38, 42, 47, 56, 184; das Zusammentreffen 190  repli Falte 135, 136  repos Ruhe 11, 38, 40, 189, 198  répugnance Widerspruch 36  réseau Netz 170, 171  résistance Widerstand 8, 9, 30, 41, 42, 62, 67, 68, 84–86, 96, 101, 104, 109  respiration Atmung 123, 124, 131, 132, 168, 197, 202  ressemblance Ähnlichkeit 4, 6  ressort Triebfeder 131, 200  reste Rest 20, 33, 75, 126, 127, 142, 152, 201  rétention Aufbewahrung 202  le rire das Lachen 194  ris [pl.] das Lachen 4  rivage Ufer 58  rivière Fluß 11, 51, 58, 62, 68  rocher Felsen 15  rognon Niere 127  roi König 130  roseau Schilf 131  roue Rad 44, 202  route Bahn 83  S sable Sand 96  salive Speichel 127, 146, 147  sang Blut 122–130, 132,

146, 163–165, 167–169, 177, 179, 193, 198–200, 202  sas Sieb 122  Saturne Saturn 56, 72  saveur Würze 147  sécheresse Trockenheit 25, 145, 199  secousse Stoß 95, 126, 149, 150  sel Salz 145, 146, 151  sentiment Empfindung 3, 4, 6, 9, 10, 97, 143–146, 149, 164, 165, 176, 195; sentiment intérieur innere Empfindung 163, 165  sexte Sexte 151  siège Sitz 176, 177; siège principal Hauptsitz (der Seele) 131, 143  signe Zeichen 4  signification Bedeutung 5  silence Stille 199  situation Lage 25, 26, 83, 90, 95, 127, 136, 159–161, 182, 183, 187, 190, 196; situation naturelle natürliche Lage 161  soif Durst 164, 176  soleil Sonne 3, 29, 53, 54,



Index Französisch – Deutsch

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56, 61, 64–66, 68, 69, 71, 88, 89, 96, 97, 99, 101, 104, 106–112, 114–117; rayon du soleil Sonnenstrahl 14, 109  sommeil Schlaf 174, 197, 198, 200, 202  son Klang 4, 5, 33, 149; Ton 150, 166, 176, 202; Kleie 122  songe Traum 173, 174, 197  sophiste Sophist 45  sortie Ausgang 169  souffle Luftstrom 108  soufflet Blasebalg 140, 165, 166  souhait Wunsch 43  source Quelle 12, 130, 131, 173  souvenance Erinnerung 179  souvenir Erinnerung 35  sphère Kugelraum 54, 56, 112, 115, 117, 118  statue Statue 120  structure Struktur 143, 151, 201  substance Substanz 36, 37; substance du cerveau Substanz des Gehirns 129, 130, 133, 166, 167, 173, 179, 190, 192, 196, 198–200  subtilité Subtilität 45  suc Saft 123, 167, 199  succession Verlauf 61, 108  sueur Schweiß 127  suie Ruß 172  sujet Gegenstand 11, 12, 17, 24, 83, 114, 151; Anlaß 42, 120, 148, 201; être sujet à qcc. unterliegen 28  superficie Oberfläche 29, 30, 39, 54, 66, 67, 72, 81, 104, 106–108, 111, 112, 144, 157, 170, 175, 176, 180–184, 186; superficie extérieure äußere Oberfläche 71, 83, 109, 129, 130, 198; superficie intérieure innere Oberfläche 133, 141–143, 152, 155, 172, 173, 175, 176, 181, 182, 188–190, 200; superficie sphérique kugelförmige Oberfläche 109  supposition Voraussetzung 48  surface Oberfläche 19, 108  surplus Überschuß 189  syllabe Silbe 4  tableau Gemälde 48, 162  tapisserie Tapete 129, 152  tardiveté Zöger- T lichkeit 167  témoignage Zeugnis 144  tempérament Grundbeschaffenheit 147, 193, 200  tempête Sturm 58  temps Zeit 5, 28, 31, 41, 44,

45, 50, 52, 57, 58, 60–63, 71, 83, 103, 105, 108, 165, 168, 174, 198, 199; Wetter 168  tendon Sehne 131, 153  terme Ausdruck 39, 47, 106  terre Erde 10, 12, 15, 22, 23, 25, 28–30, 32, 33, 42, 72–84, 90, 104–106, 109–115, 118, 120  terrestre irdisch 76–79, 85, 145, 146, 148, 149  tête Kopf 142, 148, 180, 193, 196, 200  théologien Theologe 46  tierce Terz 151; tierce majeure große Terz 150  timidité Schüchternheit 167  tissu Gewebe 129, 170, 171  toile Leinwand 178, 179  ton aussi majeur Ganzton 150  touche Taste 165  tour Umlauf 82  tonneau Faß 20  trace Spur 177, 179  traité Abhandlung 153, 156  tranquilité d’esprit Unbesorgtheit des Geistes 167  tremblement Schwingung 5, 150; das Flimmern 108  trident Dreizack 131  tristesse Traurigkeit 4, 165, 176, 199  trou Loch 31, 121, 122, 129, 152–154, 172, 178  tuyau Rohr 18, 102, 123, 130, 131, 133–140, 143, 170, 172, 173, 175–178, 180–183, 185–193, 195, 198; Pfeife 165, 166  union Vereinigung 201  unison Unisono 151  univers Universum 20, U 29  urine Urin 127  usage Nutzen 138, 152 

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Index Französisch – Deutsch

V vaisseau Schiff 32; [anat.] Gefäß 123, 124, 128, 129, 171  valvule Klappe

125, 136, 137, 200  vapeur Dampf 10, 23, 123, 124, 127  variété Vielfalt 12, 150  vase Gefäß 17, 21, 123, 152  veille Wachzustand 174, 197–199, 202; das Wachen 200  veine Vene 120, 121, 123–127, 167, 169, 198, 201; veine porte Pfortader 122; veine cave Hohlvene 122–124; veine artérieuse arteriöse Vene 124  vent Wind 11, 14, 22, 78, 80, 83, 103, 108, 129, 137, 173, 199  ventre Bauch 124  vertu Vermögen 11  vérité Wahrheit 31, 43, 47; vérité éternelle ewige Wahrheit 47; à la vérité zwar 191  verre Glas 106, 153, 162  vertige Taumel 172  vésicule du fiel Gallenblase 127, 138  viande Nahrungsmittel 121, 122, 127, 140, 146, 147, 158, 163, 167, 199, 201  vide Vakuum 17–20, 24, 34, 37, 49, 75; leer 18, 19, 21, 23, 32, 75, 88–91, 93, 95, 96, 110  vie Leben 22, 124, 202  vin Wein 20; vin clairet leichter Rotwein 123  vinaigre Essig 151  violence Heftigkeit 16, 27, 172  visage Gesicht 4, 179  vision das Sehen 154–157  vitesse Geschwindigkeit 12, 15, 19, 51, 54, 56, 63, 73, 78, 80, 88, 103, 130, 146  voie Weg 89, 102  voile Segel 173, 199  voix Stimme 193  volonté Wille 84; [pl.] Willensakte 47  volupté corporelle körperliche Lust 144  vue Sehvermögen 5, 8, 151, 158–160, 162, 190, 200; Blick 32, 154