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German Pages 32 [36] Year 1827
Unterstützung der Griechen.
Worte des Herzens.
Vom
Grafen Friedrich Kalchreuth,
Zweite verbesserte Auflage. Zum Besten der Griechen. Preis:
Sechs
Groschen.
Dresden, 1826,
in Commission in der Walterschen Buchhandlung.
Denn Du: Herr, kannst rvohl Sieg geben ohne aste Menge, ., Buch Judith 9, 12.
-^)as Streben der Völker nach Unabhängigkeit und gesetzlicher Freiheit ist seit einem halben Jahrhundert der Inhalt der Weltgeschichte. Millionen geblutet.
Lebens,
haben schon
Fast ist die Generation vorüber»
welche die Morgenröthe jener Freiheit in
gegangen,
Ihr Tag leuchtete schon der
Amerika anbrechen sah.
neuen Welt,
ungewisse
als
in der eigentlich den
Dämmerung
rothen begann.
sischer Boden. gezogen,
des
edlen Güter
großen und
Im Kampfe um diese
alte Welt
Diese
Grenzen
Enge
aber weit über
Himmel
eine
zu
ist Hellas clast
hat
Raum und
ihm
die Natur
Zeit trug
Es ist das Vaterland
unvergängliche Früchte.
Geschichte,
alten,
nächtlichen
er der
welches, seit diese vertrieben wurde, die
Barbarei mit ihrer nebelvollen Nacht bedeckte.
Der hellenische Geist mußte flüchtig werden, die Fremde,
entfernte Lande nahmen ihn freundlich auf,
und boten ihm voll Liebe war nicht Gaben,
undankbar. beglückte er
eine Mit
neue Heimath.
seines
segnend die
wo er Schutz gefunden,
Lichtes
Er
reichen
Gastfreunde,
und
ließ er blühende Spuren sei
nes Weilens zurück.
1*
4 So berichten uns die alten Sagen von der kö
niglichen Jungfrau, von Iphigenien, welche für das
Heil
des
gerettet,
geopfert,
Vaterlandes und in ein
rauhes
eine Wolke
durch
Land
entführt wurde.
Sie brachte die milde Sitte beglückend dahin, und
hatte ohne die Sehnsucht
tcrlande
nach
dem geliebten Va-
selbst beglückt leben können.
Möglichkeit
Aber mit der
der Heimkehr erwacht die Hoffnung und
steigt zum unbesiegbaren Verlangen. Der Beginn des Griechenkampfes hat eine mäch
erregt,
denen
hellenischer Geist und milde Sitte vertraulich
nahte.
tige Bewegung in
allen
Gemüthern
Nicht allein das würdige
Schauspiel,
wo im
Kampfe um Selbstständigkeit, die Jugend eines Vol
kes zur Mündigkeit, zur freien, hcranreift,
das große Losungswort
rechte nicht allein,
genossen ne,
weisen Männlichkeit
der
Menschen
nimmt die Theilnahme der Zeit
in Anspruch.
Das Gefühl für das verlor
untergegangne, nun wicdergefundcne, mit neuem
Ruhm zum alten kühn anstrebcnde Vaterland, macht sich geltend; er ruft die Söhne zurück,
den vertrie
benen Geist vor allen; denn seiner bedarf es.
Aber
dieser Geist hat reiche Liebe erworben, —- sich, dem
alten und dem jungen Hellas. er die Herzen mit,
Heimkehrend nimmt
gastliche Gaben
und
Weihgc-
schenke. Unter den Trümmern
die Fahne des Kreuzes
umgestürzter Altare lag
verborgen.
ben und siegreich aufgesteckt.
Sie ward erho
Wo sic steht, ist schon
5 das Vaterland symbolisch errungen; net ihr bje es
allen
Licht
Verbannten
witderzugcwinnen
und
fernhin bezeich
Sammelplatz,,
den
erobern bestimmt,
zu
berufen sind. So sehen wir die ehrwürdige Macht der sten Vergangenheit,
und alle
jugendliche
reich
Berechtig
ung an eine verheißungsvolle Zukunft, mit dem Chri
stenthums im geweihten Bunde. — Und diese
drei
fachen , höchsten Interessen im Vernichtungskriege mit
dem Todfeind von allen zusammen, ja, mit dem unsern!
einzelnen, von
Hellas
ist dem
wie von jedem
Die Vergangenheit
Türken nicht ehrwürdig,
und
Freiheit und Christenthum muß er unterdrücken, weil er ein Türke ist. Die letzten, erhabenen Ueberreste,
schwere Ver
hängnisse sind mit ihrem Unglück, mit dem Schicksal muthig in dem wilden, verderblichen Kampf getre
ten,
und das jugendliche Leben
dersteht
seinem dreifachen
Griechenlands wie-
Würger mit den Kräften
der Verzweiflung.
Es ist
die Menschlichkeit,
welche
dort siegen
oder untergehen muß! —
Wir betrachten
mit
Schrecken
dieß
herzzerreißende Schauspiel
und Entsetzen! — Jeder Augenblick
droht der verderblichste zu seyn! — Und kein Retternaht? — Wie? — stehen Können
wir da,
müßige Zuschauer?
wir nicht helfen? — wenigstens das Erlie-
6 gen fristen, bis der Allmächtige den Boten seines Er barmens sendet? Hat sein unerforschlicher Wille, uns nicht gas
berufen, da er uns,
die Nächsten,
hingestellt?
Gewiß! — kann er nicht im Schwachen mäch
tig seyn?
rettende Wohlthätig
Und welche Veranlassung, keit zu üben!
Ward jemals der Christenheit ein würdigerer, hei ligerer Gegenstand für ihre barmherzige Liebe gewei-
het? — Ich zweifle! — Der Beantwortung
dieser
Frage, mögen einige Worte gewidmet seyn.
Geben ist seliger denn Empfangen. sten mit Gut be ,
und Blut zu dienen, Opfer und Lie
das ist die Religion,
Nicht dem
Dem Näch
Ich sollen die
zu der wir uns bekennen.
Kräfte wuchern,
die ewige Vaterhand uns verliehen.
welche
Der Nächste ist
jeder Leidende, des guten Menschen wahre Brüder sind die Unglücklichen. —
Frug der Samariter,
als er
hülflos fand,
ob er sein Anver
wandter oder Nachbar sey,
oder
warum Dieser sich
in
Das Unglück bedarf der
den
Verwundeten
die Gefahr begeben?
Gründe, der Erklärung nicht.
Es hat mit dem Licht
daß es sich selbst erklärt.
Schweigend for
dert es Theilnahme und Beistand.
Wenn wir dem
gemein,
Elend, in welcher Gestalt
es sey,
begegnen,
dem
Hungrigen, wahrend wir gesättigt, dem Nackten, wäh
rend wir gekleidet, dem Kranken,
während
wir ge
sund, dem Krüppel, wir die Rüstigen, dem Blinden,
wir die Sehenden, — können wir kalt und antheil-
los vorüber gen,
So wir zu geben nicht vermö
gehen?
wird uns
nicht ein Wehgefühl überschleichen,
und so wir geben können, werden wir nicht unaufge fordert die Gabe reichen?
ohne Frage, ob das Un
glück selbst verschuldet oder nicht, ohne Untersuchung,
ob die Gabe uns eine Entbehrung kosten könne; wer den wir erst ein jammerndes Flehen abwarten? sen Töne uns anklagen müßten,
des
weil sie Zweifel in
unsere Bereitwilligkeit voraussctzen würden. Was ist aber
der geringste Theil des Wehes,
welches sich unserm Auge darstellt, gegen die größere
und schmerzlichere Mannigfaltigkeit desselben, von der wir zwar nicht durch leibliche,
desto lebhafter aber
durch geistige Blicke Kunde erlangen?
Diese Kennt
niß richtet sich allein an das Gefühl, mit um so grö
ßerer Ueberredung, je
weniger wir die Grenzen des
Leides ermessen können,
je mehr feine ungewisse Aus
dehnung uns mit größeren Befürchtungen erfüllt. Bei Unglück solcher Art wird Hülfe und Bei
stand eine höhere Pflicht aller, vorzüglich der Ver
mögenden, und diese wird in den christlichen Landen redlich geübt. Hat
die Flamme
Brandassecuranz
keine
Schranken zu setzen. derer half;
einen
Ort
Ursache,
verzehrt,
der
Man fragt nicht,
so ist
Mildthätigkeit ob
ein an
man sagt nicht verwundert: — waurm
gerade ich? — An wem die Mahnung
ist der Rechte,
der helfe!
ergeht,
der
8 und Freunde
Wenn Verwandte
Verpflichteten sind,
stand nächst
Ort,
berufene Familie auf den
die zum
Bei
so dehnt sich diese Landschaft,
auf die
auf Provinzen und ganze Lander aus,
je nach dem
Umfange des eingetretenen Uebels; denn es kann eine
Familie wohl einige Glieder übertragen;
Ort
im gewöhnlichen Laufe der Begebenheiten dem
Leide steuern,
drückt; die
welches einen Theil seiner Bewohner heilt ein
Landschaft
trauriges
das einen Ort ausschließlich betraf; ne
es mag ein
Grenzen,
finden
schnell zusammen,
sich
die
Kräfte
eine rettende Gesammtheit bereit.
der
Staat als
So dehnt sich der
christliche Begriff einer Familie von der Blut
verwandschaft auf die Gemeinde, vinzen und 'Völker aus.
stehen.
einer Provinz
und tritt eine sich verbreitende Ca-
lamität ein, so ist das ganze Land,
schöne,
Ereigniß,
ging es über sei
auf Kreise,
Pro
Aber er bleibt dabei nicht
Auch ganze Völker und Staaten sind dem
Schicksal unterworfen, und werden von niederschlagen-
dcn Ereignissen heimgesucht; —dann wird die Chri
stenheit zu einer Familie, denn das bedrängte Volk, wie groß oder klein, wie machtlos oder mäch tig cs sey, ist ein Glied von ihr, und kein erschaffe
ner Körper kann des geringsten Gliedes ohne Gefahr
seiner Zerstörung entbehren. So wie aber Pflichten des Volkes,
thanen, des Bürgers,
des Unter
des Gewerbes und Berufes,
der Verwandschaft und des Blutes erfüllen,
können
wir gewiß nicht die allgemeinen des Christen unter-
9 lassen.
Denn allgemein,
die Gaben des Him
wie
mels, sind die Segnungen des Glaubens.
allein seligmachenden
Für gemeinsamen Vortheil, muß auch die
Gefahr gemeinschaftlich seyn.
Wer nicht gesaet,
hat
keinen Theil an der Erndte.
Vermißt der Hirte
ei
nes seiner Heerde, der übrigen.
so gnügt ihm nicht die Vollzahl daß er
Nicht zufrieden ist der Vater,
sich reich sieht an wohlgerathenen Kindern; verlornes bangt ihn mehr,
um ein
als er glücklich seyn kann,
durch der andern Besitz. Wenn wir aber mit lindernden Gaben auf die
Stätte der Zerstörung kommen,
das
niedergebrannte
Dach wieder aufrichten; die neue Schwelle legen, wo
die stürzende Woge die Hütte fortriß, und von ihren Versandungen die fruchtbaren Aecker reinigen;
wenn
wir die aufgespeicherten Vorräthe öffnen, so Mißwachs
und Theurung uns heimsuchen; wenn wir in Krieges nöthen die Geplünderten,
Vertriebenen,
gastlich ret
tend an unserm Heerde aufnehmen; wenn wir in Zei ten des Friedens,
unbedrückt von allgemeiner Noth,
zur Linderung der Einzelnen immer bereit sind; ßen bedecken,
Hungernde
speisen,
Wunden
Blö
heilen,
Krüppel unterstützen, Kranke in Anstalten der Barm
herzigkeit aufnehmen, wie sollten wir nicht — wenn wir dieses Heer von Uebeln,
einzeln begegnend,
jeder Tröstung zu beschwichtigen
— vielmehr,
mit
uns gern bemühen
da es vereint gcschaart,
mit fürchter
licher Macht gegen unsere Brüder in Christo anrückt,
10 in dem gleichen Maaße muthig,
mit vereinter Hülfe
kampffcrtig ihm entgegen treten?
Und trifft es nicht also zu,
bei dem unglückli
chen Volke der Griechen? ein türkischer Vernichtungs
krieg hat die Arsenale seines Verderbens gegen sie auf irren vertrieben, her!
Tausende
Giebt es noch Erndte bei ihnen,
gethan.
verwundet, verkrüppelt um
krank,
Wo ist ihnen Obdach, Nahrung, Pflege, Hei-
math vergönnt? — der Himmel ist ihr Dach, Kräu ter ihre Nahrung,
die Sonne ihr Arzt,
die Winde
ihre Pfleger, das Grab ihre Heimath, — wer sorgt für die Greise?
die Minen, welche sie mit den Tür
ken zugleich
die Luft sprengen,
in
und wenigstens
unter griechischen Trümmern begraben. — Wer nimmt
sich der Kinder und
Säuglinge an? — die Mütter
stürzen sie von gähnenden
Klüften in die Abgründe,
oder betteten sie in den Fluthen des Meeres. — Wer schützt die
Weiber?
das
Schwerdt,
wenn
sie
es
schwingen können, sonst der Türke, welcher sie schän det und gleich dem Vieh,
verkauft.
Das ist ihr Heil.
in Heerden als Sklaven
Rettung winkt vielleicht
denen, die Christum abschwören. — Doch schon über
stieg ich längst das Register jener Leiden, als solche
aufgezählt,
welche ich
die unsere Mildrhätigkeit ge
wohnter Weise ansprechen, und ich bin noch nicht zu Ende.
Die Flamme verzehrt nicht einen, nicht ei
nige Orte, die Woge hat nicht ein fruchtbares Thal
zerstört.
Eine andere Flamme hat sich aufgemacht,
als jene,
str welche Brandassecuranzen entschädigen;
11 eine andere Woge hat sich über Hellas gewälzt, als die,
welche
aus Wolkenbrüchen niederstürzt.
Das
Land Aegypten, welches die Plage des Himmels von
uralter Zeit her kennt,
ist mit ihnen über das un
glückliche Griechenland hereingebrochen.
Aus den Höh
len der Barbarey wagen sich freche. Araber hervor, um das unsterbliche Athen, das heilige Delphi,
Dlymp, in ihre Fesseln zu schmieden. Tritten werden
die
den
Unter ihren
Saaten zerstampft,
die Reben
und Dehlbäume verbrannt, die Fluren verwüstet, Dör
fer zerstört und Städte entvölkert.
Nicht um eigene
Erhaltung kümmern sie sich; ihnen bringen immer fer
tige Schiffe unverdienten Proviant.
gnügt an dem alten,
Dem Aegypter
gesegneten Boden der Götter,
und fiel der letzte Grieche, so freut er sich des unge-
theilten Besitzes.
Und nicht die Gräuel dieses asiatischen Krieges, nicht die wilden Horden allein sind auf Hellas gefal
len.
Auch Politik, Verrath und Zwietracht haben ih
re Todesnetze über das unglückliche Volk geworfen. Es handelt sich nicht blos um das maaßlose Ue
bel, was die
Wuth der Zerstörung hervorzubringen
vermag; nicht blos um Dinge, die sich verschmerzen,
um Wunden,
die sich heilen lassen,
um das, was
Zeit und Geld herstellen kann.
Von der Gefahr ist auch die Rede, daß aus ei
nem Theile der Erde,
aus dem schönsten,
den die
Sonne sieht in ihrem Lauf, das Christenthum vertilgt,
12 daß ein Volk ausgerottet, daß eine Million Menschen auf die entsetzenvollste Weise geschlachtet werde.
weil der Köpfe zu viele zum Transport sind,
Und
werden
die Ohren als Zeichen des Triumphes aufgesteckt! auf europäischem Boden, auf jener Stelle, wo der Thron
des Constantin gestanden,
im Angesichte der christli
chen Machte, unter den Augen ihrer Gesandten!
Man sagt:
was gehen uns die Entfern
ten an?
Wie? witz gewesen?
ist die Heldenthat des Zriny
Hätte
der
königliche
Wahn
Sobieski in
Pohlen bleiben, und Wien den Türken überlassen sol len?
urtheilte er:
schau?
es ist weit von Wien nach War
Ist es gleichgültig, daß Deutschland von tür
kischer Oberherrschaft bewahrt wurde?
Staatskunst,
war es elende
um welche so viele Kaiser und Könige
den großen Kampf der Christenheit gegen den Islam
mit ihrem Blute besiegelten? — Und wer bürgt uns
gegen neue Gefahr,
wenn wir, mit mächtigen christ
lichen Heeren, dem Morde derer gleichgültig zusehen,
welche die Pforten des gesitteten Europas bewachen? Wer bürgt, daß noch einmal ein Heldengeist über die
Türken komme, zu einer Zeit, sind? — Geht doch in einigen
wo wir nicht gerüstet Gegenden die Sage
durchs Volk, daß wiederum Türken Europa überflu ten würden.
Es scheint unmöglich,
nur durch uns
selbst kann es möglich werden, — wenn wir die Grie chen unterliegen lassen!
13 Ja, die Griechen bluten für uns, für den Glau für die Christenheit,
ben,
für
die Civilisation der
Welt bluten sie!
Waren wir nicht immer bereit Subsidken zu em pfangen und Tausende für politisches,
Interesse,
nach
fernen
kaufmännisches
Welttheilen
den
in
Kampf zu senden? — Griechenland ist in Europa! Haben wir aber daran gelernt, wie man unser
Blut bezahlt; gelernt,
was Blut werth ist, so kön
nen auch wir einmal jenes Blut zahlen, uns vergossen wird.
es ist Märtyrerblut!
bar;
welches
Gleichwohl ist es nicht
für
bezahl
Engel zählen seine Trop
fen! —
Wieder ist, wie einst in Roms Mitte,
ein Ab
grund offen, und nicht ein Curtius stellt sich gerüstet
dem Sühnungstode dar;
ein ganzes Volk sehen wir
bereit. Jenes Volk, dem wir alles verdanken, wie dem
Vater das Leben,
was dem Leben Werth verleiht.
Von Griechenland ist alle Bildung ausgegangen. ist die Wiege der Cultur!
Heute
Geist von griechischer Milch genährt.
wir dieß vergessen?
noch
Es
wird unser
Wollen, können
Ist es rühmlich in eitel jugend
lichem Dünkel sich des Lehrers zu überhcben?
Lassen
sich Glieder aus der ewigen Kette der Dinge reißen?
Nein!
wie es keinen Menschen ohne Vater giebt,
so
giebt es keinen Schlüssel, uns von dieser Dankespflicht zu lösen.
14 das Volk sey entartet,
Man sagt:
des
Beistandes unwürdig. Für tausende antwortet Missolunghi.
hat Leonidas
vor Marco
Bozzaris
Was voraus,
diesen erst einige Jahre
als daß Jahrtausende ihn,
nennen.
Muß man zugestehen, ohne Helden sind, einige! und
daß die Griechen nicht
so setzt man achselzuckend hinzu:
zählt mehr als
gewissenhaft
die Untugenden dagegen auf, in welche die
Nation durch die lange Unterdrückung ver fallen ist;
giebt es
einen Verräther,
er
wird gewiß nicht verschwiegen. Wie? hat man vergessen, wie viel Deutsche zur Zeit unserer Unterjochung,
die Sache des Bedrückers
erfochten, das Vaterland verriethen? war es in Spa«
nien anders?
Gab man darum die Deutschen und
Spanier als verlorne Nationen auf? weiß man nicht
mehr, daß nur die Freiheit Mutter der Tugenden ist?
die Despotie zählt nur Laster zu Kindern! Und wir waren kein Jahrzehnd unterdrückt; es Jahrhunderte.
die Griechen sind
Franzosen waren unsere Herren,
und die ihrigen
— eines andern Bedürftigen den Dank und die Seg nungen anzunehmen. der nicht
Giebt es Grenzen, einen Etat,
überschritten
der Menschlichkeit?
werden
wenn
darf,
für Pflichten
die Wetter kommen vom
Herrn gesendet, und schlagen die Hütte,
Pallast, wer sagt:
Ich
Und wo endlich fangt das Da,
meine
ich,
wo sie
wie den
bin nicht zu Hause? —
Verdienst der Gabe an?
durch
Entbehrung bedingt
wird; wo sie ein Opfer, da ist sie Tugend, der Re de, des Dankes werth: auf solchen Gaben ruht der
Segen des Himmels.
In Griechenland wären die Furien des Elends gedämpft, wenn ein mäßiger Theil,
des
jährlichen
Einkommens nicht, nur des Gewinnes jedes Gewin
nenden,
mithin des Ueberflusses,
zwingung gewidmet würde.
kräftig
ihrer Be
24 Ach wende mich vorzugsweise an die Wohlhaben den und Reichen,
welche Mangel nicht kennen,
die
von den Schlägen des Schicksals, von
vom Unglück,
himmlischen Prüfungen noch nicht heimgesucht wurden, und geschah's — um so mehr spreche ich zu Diejenigen,
ihnen.
welche nur nach den Summen rechnen,
die jährlich von ihnen
zu
Capital gemacht werden,
mögen vor andern reichlich den Griechen steuern, denn aller irdische Besitz hat nur einen Zweck: Gutes zu stiften und Glückliche zu schaffen.
So mancher, dec
die Uebcrschüsse seiner gewohnten Ausgaben, von Mo
nat zu Monat,
mit
speculirender Eile in agiotiren-
den Papieren angelegt,
und auf eine Bitte antwor
tet: ich habe kein Geld, pausire einmal,
Geld habe,
auf daß er
Die Tausende, wel
und geben könne.
che jährlich aus dem Glücksrade der Lotterie mit Tau
senden
erfreut
werden,
mögen
den
nicht gehofften
Gewinn mit dem heilbringenden Zwecke für die Grie
chen theilen,
und so ganz
sicht dieses Spiel-Instituts gegeben werden,
ehe irgend
mit einem Gericht Gegenstand des
weniger
Luxus,
der wohlthätigen Ab
entsprechen.
Viel kann
ein Reicher seine Tafel
besetzt,
oder sich einen
geschweige der Bequemlich
keit zu versagen Ursach hätte. Auch zu den christlichen Türken-Freunden spreche
ich.
Nicht schelten will ich ihre Meinung;
ebenfalls
den Türken achtungswerthe Eigenschaften nicht ableug
nen; — aber sie sind Christen, und Christus befiehlt den Feinden, die hier ihre Brüder sind,
Wohlzuthun:
25 ober sie mögen wenigstens derer sich würdig erwei
sen, deren Freunde sie sind.
Die Türken verrathen
sich einander den Christen nicht. Und allen sage ich, die Ohren haben zu hören:
Laßt nicht die Verläumdung zwischen Euch und Unglücklichen treten,
denn die teuflische,
die
welche sich
an die Glücklichen nicht wagt, hängt sich nur zu gern
an jene.
Achtet nicht darauf, was man Such Böses Seyd stark im Guten!
von den Leidenden berichtet.
Gehört, nicht zu denen, welchen das Unglück zur Verdammniß gnügt.
Denkt an Leipzig!
Denkt an Mis-
Seyd gütig und barmherzig! und vernehmt
solunghi!
ihr die Worte:
Griechen,
Christen,
so werde
es warm in eurer Brust, im Herzen erhebe sich ein mächtiges Gefühl; eure Pulse mögen heftiger schlagen,
und im Geiste rettende Entschlüsse reifen; eure Hand
sey zum
Geben
willig;
bedenket nicht,
untersuchet
nicht — helfet!!
Man spricht auch: das Geld
würde nicht
ankommen; vielleicht den Piraten und Cor
saren
in
die Hände
Veruntreuungen
habe
fallen; man
sogar
von
abschreckende
Erfahrungen. Kurzsichtiger Mensch! willst du die Früchte je der wohlthätigen Saat,
jeder guten Handlung ver
bürgt und versiegelt haben?
Du vertraust sie Gott!
Viel Körner fallen auf den Fels, in die Dornen und auf den Weg, welche die Vögel fressen; aber manche
fallen in guten Boden und tragen hundertfältig.
Wäre
26 es aber besser, daß gar nicht gesaet würde,
als daß
einige Körner verloren gehen?
Fluch dem Mißbrauch!
Gaben der Mildthätig
keit veruntreuen ist der schwerste Raub,
ein Verbre
chen, daS die harte Strafe in sich tragt.
Beruhigen kann aber, daß zuverlässigen und ge
wissenhaften Männern die Beiträge übergeben werden, und ihnen deren Verwendung unter öffentlicher Rechen
schaft anvertraut ist.
In Frankreich stehen die edel
sten der Nation an der Spitze dieses heiligen Geschäfts; das Pariser Griechen-Comitce ist aus der Elite der
Pairs -
und der
dort
Deputirten-Cammcr gebildet;
wie in der Schweiz widmen sich Begüterte mit unei
gennütziger Aufopferung der
Gaben;
besten
Anwendung
sie gehen selbst an Ort und Stelle.
dienen die gemachten Erfahrungen zur Warnung.
der
Allen In
Schweden hat eine königliche Prinzessin den Vorsitz in einem Frauen-Vereine,
Glaubt ihr,
der für die Griechen sammelt.
daß eure Zweifel weiter sehen, als
Männer, die mit Volk und Land vertraut sind?
Und wenn, — nun so belehrt! — gebt guten
Rath da, wo er fördern kann; keiner verschmäht ihn sicherlich; doch wo er nicht nützt, theilig wirken, seid so bescheiden,
wo Zweifel nach
der Schwachen we
gen, zu schweigen.
Wahr ist es leider, daß in Gelde,
England mit dem
welches den Griechen gehörte — übel verfah
ren worden;
aber es ist das einzige Beispiel;
und
27 das geschehene Unrecht wird sicher reichlich vergolden werden. Endlich sage ich noch: es ist nicht genug einen
einen Hungernden zu sättigen,
Nackten zu kleiden,
Kinder vom Tode,
einige
einige
Sklaverei und Entehrung zu retten.
Um die hei
Viele Steine sind
werden.
aufgegeben
nöthig, um ein Gotteshaus zu bauen; sterben hin über dem Werke,
das,
Geschlechter
wie der Cöllner
Dom,
unvollendet
bleibt.
Lasset nicht ab, bis das Große gesiegt,
vielleicht,
aus
Sie kann nie
lige Sache ist es zu thun.
mals
Frauen
dennoch unzerstörbar bis
die Griechen unangefochten stehen.
Es
sey
vergebens,
sie wären verloren,
ruft
man eknfallend,
und könnten sich nicht
halten.
Kleingläubige!
Meynt ihr leichtsinnig, da schon
wäre das Ende, wohin euer Auge reicht? Verloren die Sache der Griechen! — War die
Sache der Christen verloren,
als tausend und aber
tausend Märtyrer bluteten unter dem Schwerdt der Imperatoren? und wahrlich, mächtiger ist das Reich
der Türken
nicht,
als
das der Römer vor seiner
Theilung. War die Sache Europa's, der Freiheit, verlo
ren, als die französischen Adler siegreich im Kreml aufgepflanzt waren?
Als Menschenkräfte unterlagen,
erhub sich der Herr, und schlug mit.seinen Elemen ten die Uebermüthigen.
28 Ist nicht
Bedarf es der Stärke zum Siege?
wer half dem
der Allmächtige mit dem Schwachen?
Knaben David gegen den Riesen Goliath? erlag nicht eine Million des Terxes, entriß
chen ?
Jungfrau
die
Frankreich dem
einigen tausend freier Grie
siegenden
nicht
bezwungene
das
Engländer?
Steht dem
Zweifel an, welchen der Herr vom Untergang gerettet?
Verloren eine Sache, die mit solchem Heroismus
Wunder sind geschehen!
begonnen?
gen sie auch nicht erkennen.
wenn blöde Au
Fünf Jahre steht ein
nur der Sklavenkette,
Häuflein Menschen,
nicht des
Schwerdts gewohnt,
im Kampfe, — und bei Gott!
schwankend nicht, —
mit der ganzen Türkenmacht —
ja mit ihren Alliirten! Wie viel Heere sind ihm schon
erlegen?
vor Miffolunghi
allein
— drei! wie viel
Zwei Kapudan Pascha's schleuderte
Flotten zerstört?
es mit ihren Admiralschiffen flammend den Wolken zu.
War doch Ali
Pascha von Janina,
chen.
den sogar der
mächtiger als die Grie
gewaltige Napoleon ehrte,
Vor einem Türkenheere sank er, wie Spreu
vor dem Winde.
Die Griechen besiegten deren Viele,
und stehen.
Eine
das Leben,
Sache,
an welche man Gut und Blut,
Alles setzt; eine Glaubenssache,
besiegelt
durch den aufopfernden Tod großer Männer und Mär
tyrer, durch unsterbliche Thaten, die, schon in Lied und Gesang
kaum geboren,
zu den Sternen dringen,
kann nicht untergehen!
Für sie kämpfen noch
andere, als irdische Machte!
Ja! müßte sie scheinbar
— LS vor unsern Augen erliegen,
Glorie erstehen. ihr
die
so wird sie geistig Gegner
Ihre
Kränze
zubereiten.
sind
Wüßte
es,
zur
welche
man von den
Griechen nichts, als die Vertheidigung Missolunghi's, kein großes Volk der Erde versagte ihnen die brüder liche Gemeinschaft.
Kümmere sich doch keiner um die Zweideutigen, um die Schwankenden,
mannen sich
um die Schwachen.
Sie er
Sie nicht sind
oder fallen rühmlos.
In ihnen nicht lebt der Geist, welcher
das Volk.
die Christenheit
mit
Recht
bewegt
und
aufrichtet.
Nicht die Menge bewahrt den Altar des Edlen
Großen. len.
und
Eine Generation kann noch zum Opfer fal
Keiner von denen,
welche
einst der Herr aus
Egypten erlösend geführt, sah das gelobte Land, aber den Söhnen ward das Verheißene gewährt.
Ein an
derer Pallast von Persepolis, aus Steinen nicht, aus Thaten, ward schon von den Griechen auferbaut, de» kein Alexander, geschweige eine Türkenflamme nieder brennt.
Fern sey es, den ewigen Rathschlüssen des Him mels vorzugreifen, aber der Christ glaubt und ver
traut den heiligen Zeichen. Die Griechen werden
darf die
Kein Zweifel mehr! nicht unterliegen! bis
diese
schlanke Palm.e ihres heiligen Hains gerettet ist.
Je.
Nicht
rasten
Christenheit,
der thue nach Kräften in seinem Wirkungskreise; der
Weinberg des Herrn steht dem geringsten, dem schwäch sten Arbeiter offen;
aber er lasse nicht ab.
Nicht
so ein Labetcank für den Schmachtenden genügt.
eine Arzeney Genesung.
Kranken gereicht,
dem
Wanken darf man nicht,
bezwungen ist.
ganz
Nicht
bewirkt
bis
seine
das Uebel
Nicht eine Gabe rettet die
Durch alle Christen muß ein Geist gehen,
Griechen.
alle Herzen wird
eine Flamme entzünden.
Man
höre die Stimmen aus England, der Schweiz, Frank reich,
Holland,
Deutschland,
Schweden und Ame
rika, ja aus Spanien!
Es ist der Geist Gottes, der
aus Millionen spricht.
Ihr Frauen,
alle berufene
und geweihete Schwestern der Barmherzigkeit,
sam
Ihr deutschen Frauen
melt die willigen Gaben ein!
zumal, laßt den Fremden den Vorzug nicht.
Paris
Diesmal ist's wohlgethan, den
ging euch nur voran. Franzosen nachzuahmen.
Es ist Pflicht!
Aber nicht allein die Spende der Barmherzigkeit, wie fruchtbar sie sey in der Hand des Ewigen, nicht
blos Geld und Gut bewirkt und erzeugt das Große. Mit allen Kräften
Thaten,
des Gemüths,
mit allen Fähigkeiten des
mit aufopfernden Geistes,
die es
ohne Verletzung anderer Pflichren besitzt, vergelte Eu
ropa
dem
Volke,
welches sein weiser Lehrer ihm
als Muster hoher Tugenden und schöner Humanität immerdar vorleuchten wird.
Nicht der Macht bedarfs.
Mehr denn eine Mil
lion Bajonnette könnten sich auf die Türken
und tausende genügten,
Europa's zu verjagen. nicht.
sie
wälzen,
vom alten Heldenboden
Doch der Herr bedarf ihrer
Durch ihr Licht soll die heilige Sache siegen.
31 Ein geistiger Kreuzzug der Freiheit, der Wohlthätig keit soll für sie
An alle Christen ergeht
kämpfen.
die Mahnung.
kommt! drängt euch heran, die Saat
Kommt!
des
der Acker ist zubereitet.
auszustreuen,
Lebens
Wahrlich! solch ein Boden ward euch noch nicht ge
wiesen.
So lange Raum für ein Körnlein blieb, ge Hundertfältig sey die Saat, auf
schah nicht genug.
daß die Erndte tausendfältig sey!
Nimmer ging ein
Sämann aus mit solchen Hoffnungen!
Ihr Prediger
auf den Kanzeln!
Euch
das ewige Wort vertraut, und die Lehre. Verkündet sie!
Und Ihr Großen der Erde, sten! die ihr
Guten und
Vernehmt
im Donner die Sprache
ihr nicht im Säuseln wie des Geistes?
ward
erhabenen,
reiche Beispiel!
Christliche Für
berufen seyd voranzugehen Es ist
in
allem
auch Ihr das segen
gebt
an der Zeit!
Aller Augen
richten sich auf Euch!
Auf denn!
wir wollen gläubig wirken;
Von ihm kommt al
wird das Gelingen bereiten. les Heil,
und
Gott
auch hier wird er nicht ausbleiben.
Mit den Worten Chateaubriand'ö schließe
ich:
„ Missolunghi fiel; „Und ist dieß Beispiel
aber
sein
nichts,
„ Volk, daS noch Waffen,
Beispiel bleibt.
bei einem tapfern
Festungen und
Schiffe
— „besitzt?
32
—
Ermüden wir nicht den Griechen beizuste-
„ stehen, damit sie nicht im Kampf
ermüden.
Sie
„zählen
ihre Todten nicht;
„nicht.
Fünf Jahre des Helden- und Martyrthnmö!
„Sie gnügten die schlechteste
zählen wir unser Gclv Sache legitim zu ma-
„chen, um |o mehr die allerheiligste." Dresden,
im November
1826.