Die Unterstützung der Griechen. Worte des Herzens [2., verb. Aufl., Reprint 2021] 9783112430309, 9783112430293


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Die Unterstützung der Griechen. Worte des Herzens [2., verb. Aufl., Reprint 2021]
 9783112430309, 9783112430293

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Unterstützung der Griechen.

Worte des Herzens.

Vom

Grafen Friedrich Kalchreuth,

Zweite verbesserte Auflage. Zum Besten der Griechen. Preis:

Sechs

Groschen.

Dresden, 1826,

in Commission in der Walterschen Buchhandlung.

Denn Du: Herr, kannst rvohl Sieg geben ohne aste Menge, ., Buch Judith 9, 12.

-^)as Streben der Völker nach Unabhängigkeit und gesetzlicher Freiheit ist seit einem halben Jahrhundert der Inhalt der Weltgeschichte. Millionen geblutet.

Lebens,

haben schon

Fast ist die Generation vorüber»

welche die Morgenröthe jener Freiheit in

gegangen,

Ihr Tag leuchtete schon der

Amerika anbrechen sah.

neuen Welt,

ungewisse

als

in der eigentlich den

Dämmerung

rothen begann.

sischer Boden. gezogen,

des

edlen Güter

großen und

Im Kampfe um diese

alte Welt

Diese

Grenzen

Enge

aber weit über

Himmel

eine

zu

ist Hellas clast

hat

Raum und

ihm

die Natur

Zeit trug

Es ist das Vaterland

unvergängliche Früchte.

Geschichte,

alten,

nächtlichen

er der

welches, seit diese vertrieben wurde, die

Barbarei mit ihrer nebelvollen Nacht bedeckte.

Der hellenische Geist mußte flüchtig werden, die Fremde,

entfernte Lande nahmen ihn freundlich auf,

und boten ihm voll Liebe war nicht Gaben,

undankbar. beglückte er

eine Mit

neue Heimath.

seines

segnend die

wo er Schutz gefunden,

Lichtes

Er

reichen

Gastfreunde,

und

ließ er blühende Spuren sei­

nes Weilens zurück.

1*

4 So berichten uns die alten Sagen von der kö­

niglichen Jungfrau, von Iphigenien, welche für das

Heil

des

gerettet,

geopfert,

Vaterlandes und in ein

rauhes

eine Wolke

durch

Land

entführt wurde.

Sie brachte die milde Sitte beglückend dahin, und

hatte ohne die Sehnsucht

tcrlande

nach

dem geliebten Va-

selbst beglückt leben können.

Möglichkeit

Aber mit der

der Heimkehr erwacht die Hoffnung und

steigt zum unbesiegbaren Verlangen. Der Beginn des Griechenkampfes hat eine mäch­

erregt,

denen

hellenischer Geist und milde Sitte vertraulich

nahte.

tige Bewegung in

allen

Gemüthern

Nicht allein das würdige

Schauspiel,

wo im

Kampfe um Selbstständigkeit, die Jugend eines Vol­

kes zur Mündigkeit, zur freien, hcranreift,

das große Losungswort

rechte nicht allein,

genossen ne,

weisen Männlichkeit

der

Menschen­

nimmt die Theilnahme der Zeit­

in Anspruch.

Das Gefühl für das verlor­

untergegangne, nun wicdergefundcne, mit neuem

Ruhm zum alten kühn anstrebcnde Vaterland, macht sich geltend; er ruft die Söhne zurück,

den vertrie­

benen Geist vor allen; denn seiner bedarf es.

Aber

dieser Geist hat reiche Liebe erworben, —- sich, dem

alten und dem jungen Hellas. er die Herzen mit,

Heimkehrend nimmt

gastliche Gaben

und

Weihgc-

schenke. Unter den Trümmern

die Fahne des Kreuzes

umgestürzter Altare lag

verborgen.

ben und siegreich aufgesteckt.

Sie ward erho­

Wo sic steht, ist schon

5 das Vaterland symbolisch errungen; net ihr bje es

allen

Licht

Verbannten

witderzugcwinnen

und

fernhin bezeich­

Sammelplatz,,

den

erobern bestimmt,

zu

berufen sind. So sehen wir die ehrwürdige Macht der sten Vergangenheit,

und alle

jugendliche

reich­

Berechtig­

ung an eine verheißungsvolle Zukunft, mit dem Chri­

stenthums im geweihten Bunde. — Und diese

drei­

fachen , höchsten Interessen im Vernichtungskriege mit

dem Todfeind von allen zusammen, ja, mit dem unsern!

einzelnen, von

Hellas

ist dem

wie von jedem

Die Vergangenheit

Türken nicht ehrwürdig,

und

Freiheit und Christenthum muß er unterdrücken, weil er ein Türke ist. Die letzten, erhabenen Ueberreste,

schwere Ver­

hängnisse sind mit ihrem Unglück, mit dem Schicksal muthig in dem wilden, verderblichen Kampf getre­

ten,

und das jugendliche Leben

dersteht

seinem dreifachen

Griechenlands wie-

Würger mit den Kräften

der Verzweiflung.

Es ist

die Menschlichkeit,

welche

dort siegen

oder untergehen muß! —

Wir betrachten

mit

Schrecken

dieß

herzzerreißende Schauspiel

und Entsetzen! — Jeder Augenblick

droht der verderblichste zu seyn! — Und kein Retternaht? — Wie? — stehen Können

wir da,

müßige Zuschauer?

wir nicht helfen? — wenigstens das Erlie-

6 gen fristen, bis der Allmächtige den Boten seines Er­ barmens sendet? Hat sein unerforschlicher Wille, uns nicht gas

berufen, da er uns,

die Nächsten,

hingestellt?

Gewiß! — kann er nicht im Schwachen mäch­

tig seyn?

rettende Wohlthätig­

Und welche Veranlassung, keit zu üben!

Ward jemals der Christenheit ein würdigerer, hei­ ligerer Gegenstand für ihre barmherzige Liebe gewei-

het? — Ich zweifle! — Der Beantwortung

dieser

Frage, mögen einige Worte gewidmet seyn.

Geben ist seliger denn Empfangen. sten mit Gut be ,

und Blut zu dienen, Opfer und Lie­

das ist die Religion,

Nicht dem

Dem Näch­

Ich sollen die

zu der wir uns bekennen.

Kräfte wuchern,

die ewige Vaterhand uns verliehen.

welche

Der Nächste ist

jeder Leidende, des guten Menschen wahre Brüder sind die Unglücklichen. —

Frug der Samariter,

als er

hülflos fand,

ob er sein Anver­

wandter oder Nachbar sey,

oder

warum Dieser sich

in

Das Unglück bedarf der

den

Verwundeten

die Gefahr begeben?

Gründe, der Erklärung nicht.

Es hat mit dem Licht

daß es sich selbst erklärt.

Schweigend for­

dert es Theilnahme und Beistand.

Wenn wir dem

gemein,

Elend, in welcher Gestalt

es sey,

begegnen,

dem

Hungrigen, wahrend wir gesättigt, dem Nackten, wäh­

rend wir gekleidet, dem Kranken,

während

wir ge­

sund, dem Krüppel, wir die Rüstigen, dem Blinden,

wir die Sehenden, — können wir kalt und antheil-

los vorüber gen,

So wir zu geben nicht vermö­

gehen?

wird uns

nicht ein Wehgefühl überschleichen,

und so wir geben können, werden wir nicht unaufge­ fordert die Gabe reichen?

ohne Frage, ob das Un­

glück selbst verschuldet oder nicht, ohne Untersuchung,

ob die Gabe uns eine Entbehrung kosten könne; wer­ den wir erst ein jammerndes Flehen abwarten? sen Töne uns anklagen müßten,

des­

weil sie Zweifel in

unsere Bereitwilligkeit voraussctzen würden. Was ist aber

der geringste Theil des Wehes,

welches sich unserm Auge darstellt, gegen die größere

und schmerzlichere Mannigfaltigkeit desselben, von der wir zwar nicht durch leibliche,

desto lebhafter aber

durch geistige Blicke Kunde erlangen?

Diese Kennt­

niß richtet sich allein an das Gefühl, mit um so grö­

ßerer Ueberredung, je

weniger wir die Grenzen des

Leides ermessen können,

je mehr feine ungewisse Aus­

dehnung uns mit größeren Befürchtungen erfüllt. Bei Unglück solcher Art wird Hülfe und Bei­

stand eine höhere Pflicht aller, vorzüglich der Ver­

mögenden, und diese wird in den christlichen Landen redlich geübt. Hat

die Flamme

Brandassecuranz

keine

Schranken zu setzen. derer half;

einen

Ort

Ursache,

verzehrt,

der

Man fragt nicht,

so ist

Mildthätigkeit ob

ein an­

man sagt nicht verwundert: — waurm

gerade ich? — An wem die Mahnung

ist der Rechte,

der helfe!

ergeht,

der

8 und Freunde

Wenn Verwandte

Verpflichteten sind,

stand nächst

Ort,

berufene Familie auf den

die zum

Bei­

so dehnt sich diese Landschaft,

auf die

auf Provinzen und ganze Lander aus,

je nach dem

Umfange des eingetretenen Uebels; denn es kann eine

Familie wohl einige Glieder übertragen;

Ort

im gewöhnlichen Laufe der Begebenheiten dem

Leide steuern,

drückt; die

welches einen Theil seiner Bewohner heilt ein

Landschaft

trauriges

das einen Ort ausschließlich betraf; ne

es mag ein

Grenzen,

finden

schnell zusammen,

sich

die

Kräfte

eine rettende Gesammtheit bereit.

der

Staat als

So dehnt sich der

christliche Begriff einer Familie von der Blut­

verwandschaft auf die Gemeinde, vinzen und 'Völker aus.

stehen.

einer Provinz

und tritt eine sich verbreitende Ca-

lamität ein, so ist das ganze Land,

schöne,

Ereigniß,

ging es über sei­

auf Kreise,

Pro­

Aber er bleibt dabei nicht

Auch ganze Völker und Staaten sind dem

Schicksal unterworfen, und werden von niederschlagen-

dcn Ereignissen heimgesucht; —dann wird die Chri­

stenheit zu einer Familie, denn das bedrängte Volk, wie groß oder klein, wie machtlos oder mäch­ tig cs sey, ist ein Glied von ihr, und kein erschaffe­

ner Körper kann des geringsten Gliedes ohne Gefahr

seiner Zerstörung entbehren. So wie aber Pflichten des Volkes,

thanen, des Bürgers,

des Unter­

des Gewerbes und Berufes,

der Verwandschaft und des Blutes erfüllen,

können

wir gewiß nicht die allgemeinen des Christen unter-

9 lassen.

Denn allgemein,

die Gaben des Him­

wie

mels, sind die Segnungen des Glaubens.

allein seligmachenden

Für gemeinsamen Vortheil, muß auch die

Gefahr gemeinschaftlich seyn.

Wer nicht gesaet,

hat

keinen Theil an der Erndte.

Vermißt der Hirte

ei­

nes seiner Heerde, der übrigen.

so gnügt ihm nicht die Vollzahl daß er

Nicht zufrieden ist der Vater,

sich reich sieht an wohlgerathenen Kindern; verlornes bangt ihn mehr,

um ein

als er glücklich seyn kann,

durch der andern Besitz. Wenn wir aber mit lindernden Gaben auf die

Stätte der Zerstörung kommen,

das

niedergebrannte

Dach wieder aufrichten; die neue Schwelle legen, wo

die stürzende Woge die Hütte fortriß, und von ihren Versandungen die fruchtbaren Aecker reinigen;

wenn

wir die aufgespeicherten Vorräthe öffnen, so Mißwachs

und Theurung uns heimsuchen; wenn wir in Krieges­ nöthen die Geplünderten,

Vertriebenen,

gastlich ret­

tend an unserm Heerde aufnehmen; wenn wir in Zei­ ten des Friedens,

unbedrückt von allgemeiner Noth,

zur Linderung der Einzelnen immer bereit sind; ßen bedecken,

Hungernde

speisen,

Wunden

Blö­

heilen,

Krüppel unterstützen, Kranke in Anstalten der Barm­

herzigkeit aufnehmen, wie sollten wir nicht — wenn wir dieses Heer von Uebeln,

einzeln begegnend,

jeder Tröstung zu beschwichtigen

— vielmehr,

mit

uns gern bemühen

da es vereint gcschaart,

mit fürchter­

licher Macht gegen unsere Brüder in Christo anrückt,

10 in dem gleichen Maaße muthig,

mit vereinter Hülfe

kampffcrtig ihm entgegen treten?

Und trifft es nicht also zu,

bei dem unglückli­

chen Volke der Griechen? ein türkischer Vernichtungs­

krieg hat die Arsenale seines Verderbens gegen sie auf­ irren vertrieben, her!

Tausende

Giebt es noch Erndte bei ihnen,

gethan.

verwundet, verkrüppelt um­

krank,

Wo ist ihnen Obdach, Nahrung, Pflege, Hei-

math vergönnt? — der Himmel ist ihr Dach, Kräu­ ter ihre Nahrung,

die Sonne ihr Arzt,

die Winde

ihre Pfleger, das Grab ihre Heimath, — wer sorgt für die Greise?

die Minen, welche sie mit den Tür­

ken zugleich

die Luft sprengen,

in

und wenigstens

unter griechischen Trümmern begraben. — Wer nimmt

sich der Kinder und

Säuglinge an? — die Mütter

stürzen sie von gähnenden

Klüften in die Abgründe,

oder betteten sie in den Fluthen des Meeres. — Wer schützt die

Weiber?

das

Schwerdt,

wenn

sie

es

schwingen können, sonst der Türke, welcher sie schän­ det und gleich dem Vieh,

verkauft.

Das ist ihr Heil.

in Heerden als Sklaven

Rettung winkt vielleicht

denen, die Christum abschwören. — Doch schon über­

stieg ich längst das Register jener Leiden, als solche

aufgezählt,

welche ich

die unsere Mildrhätigkeit ge­

wohnter Weise ansprechen, und ich bin noch nicht zu Ende.

Die Flamme verzehrt nicht einen, nicht ei­

nige Orte, die Woge hat nicht ein fruchtbares Thal

zerstört.

Eine andere Flamme hat sich aufgemacht,

als jene,

str welche Brandassecuranzen entschädigen;

11 eine andere Woge hat sich über Hellas gewälzt, als die,

welche

aus Wolkenbrüchen niederstürzt.

Das

Land Aegypten, welches die Plage des Himmels von

uralter Zeit her kennt,

ist mit ihnen über das un­

glückliche Griechenland hereingebrochen.

Aus den Höh­

len der Barbarey wagen sich freche. Araber hervor, um das unsterbliche Athen, das heilige Delphi,

Dlymp, in ihre Fesseln zu schmieden. Tritten werden

die

den

Unter ihren

Saaten zerstampft,

die Reben

und Dehlbäume verbrannt, die Fluren verwüstet, Dör­

fer zerstört und Städte entvölkert.

Nicht um eigene

Erhaltung kümmern sie sich; ihnen bringen immer fer­

tige Schiffe unverdienten Proviant.

gnügt an dem alten,

Dem Aegypter

gesegneten Boden der Götter,

und fiel der letzte Grieche, so freut er sich des unge-

theilten Besitzes.

Und nicht die Gräuel dieses asiatischen Krieges, nicht die wilden Horden allein sind auf Hellas gefal­

len.

Auch Politik, Verrath und Zwietracht haben ih­

re Todesnetze über das unglückliche Volk geworfen. Es handelt sich nicht blos um das maaßlose Ue­

bel, was die

Wuth der Zerstörung hervorzubringen

vermag; nicht blos um Dinge, die sich verschmerzen,

um Wunden,

die sich heilen lassen,

um das, was

Zeit und Geld herstellen kann.

Von der Gefahr ist auch die Rede, daß aus ei­

nem Theile der Erde,

aus dem schönsten,

den die

Sonne sieht in ihrem Lauf, das Christenthum vertilgt,

12 daß ein Volk ausgerottet, daß eine Million Menschen auf die entsetzenvollste Weise geschlachtet werde.

weil der Köpfe zu viele zum Transport sind,

Und

werden

die Ohren als Zeichen des Triumphes aufgesteckt! auf europäischem Boden, auf jener Stelle, wo der Thron

des Constantin gestanden,

im Angesichte der christli­

chen Machte, unter den Augen ihrer Gesandten!

Man sagt:

was gehen uns die Entfern­

ten an?

Wie? witz gewesen?

ist die Heldenthat des Zriny

Hätte

der

königliche

Wahn­

Sobieski in

Pohlen bleiben, und Wien den Türken überlassen sol­ len?

urtheilte er:

schau?

es ist weit von Wien nach War­

Ist es gleichgültig, daß Deutschland von tür­

kischer Oberherrschaft bewahrt wurde?

Staatskunst,

war es elende

um welche so viele Kaiser und Könige

den großen Kampf der Christenheit gegen den Islam

mit ihrem Blute besiegelten? — Und wer bürgt uns

gegen neue Gefahr,

wenn wir, mit mächtigen christ­

lichen Heeren, dem Morde derer gleichgültig zusehen,

welche die Pforten des gesitteten Europas bewachen? Wer bürgt, daß noch einmal ein Heldengeist über die

Türken komme, zu einer Zeit, sind? — Geht doch in einigen

wo wir nicht gerüstet Gegenden die Sage

durchs Volk, daß wiederum Türken Europa überflu­ ten würden.

Es scheint unmöglich,

nur durch uns

selbst kann es möglich werden, — wenn wir die Grie­ chen unterliegen lassen!

13 Ja, die Griechen bluten für uns, für den Glau­ für die Christenheit,

ben,

für

die Civilisation der

Welt bluten sie!

Waren wir nicht immer bereit Subsidken zu em­ pfangen und Tausende für politisches,

Interesse,

nach

fernen

kaufmännisches

Welttheilen

den

in

Kampf zu senden? — Griechenland ist in Europa! Haben wir aber daran gelernt, wie man unser

Blut bezahlt; gelernt,

was Blut werth ist, so kön­

nen auch wir einmal jenes Blut zahlen, uns vergossen wird.

es ist Märtyrerblut!

bar;

welches

Gleichwohl ist es nicht

für

bezahl­

Engel zählen seine Trop­

fen! —

Wieder ist, wie einst in Roms Mitte,

ein Ab­

grund offen, und nicht ein Curtius stellt sich gerüstet

dem Sühnungstode dar;

ein ganzes Volk sehen wir

bereit. Jenes Volk, dem wir alles verdanken, wie dem

Vater das Leben,

was dem Leben Werth verleiht.

Von Griechenland ist alle Bildung ausgegangen. ist die Wiege der Cultur!

Heute

Geist von griechischer Milch genährt.

wir dieß vergessen?

noch

Es

wird unser

Wollen, können

Ist es rühmlich in eitel jugend­

lichem Dünkel sich des Lehrers zu überhcben?

Lassen

sich Glieder aus der ewigen Kette der Dinge reißen?

Nein!

wie es keinen Menschen ohne Vater giebt,

so

giebt es keinen Schlüssel, uns von dieser Dankespflicht zu lösen.

14 das Volk sey entartet,

Man sagt:

des

Beistandes unwürdig. Für tausende antwortet Missolunghi.

hat Leonidas

vor Marco

Bozzaris

Was voraus,

diesen erst einige Jahre

als daß Jahrtausende ihn,

nennen.

Muß man zugestehen, ohne Helden sind, einige! und

daß die Griechen nicht

so setzt man achselzuckend hinzu:

zählt mehr als

gewissenhaft

die Untugenden dagegen auf, in welche die

Nation durch die lange Unterdrückung ver­ fallen ist;

giebt es

einen Verräther,

er

wird gewiß nicht verschwiegen. Wie? hat man vergessen, wie viel Deutsche zur Zeit unserer Unterjochung,

die Sache des Bedrückers

erfochten, das Vaterland verriethen? war es in Spa«

nien anders?

Gab man darum die Deutschen und

Spanier als verlorne Nationen auf? weiß man nicht

mehr, daß nur die Freiheit Mutter der Tugenden ist?

die Despotie zählt nur Laster zu Kindern! Und wir waren kein Jahrzehnd unterdrückt; es Jahrhunderte.

die Griechen sind

Franzosen waren unsere Herren,

und die ihrigen

— eines andern Bedürftigen den Dank und die Seg­ nungen anzunehmen. der nicht

Giebt es Grenzen, einen Etat,

überschritten

der Menschlichkeit?

werden

wenn

darf,

für Pflichten

die Wetter kommen vom

Herrn gesendet, und schlagen die Hütte,

Pallast, wer sagt:

Ich

Und wo endlich fangt das Da,

meine

ich,

wo sie

wie den

bin nicht zu Hause? —

Verdienst der Gabe an?

durch

Entbehrung bedingt

wird; wo sie ein Opfer, da ist sie Tugend, der Re­ de, des Dankes werth: auf solchen Gaben ruht der

Segen des Himmels.

In Griechenland wären die Furien des Elends gedämpft, wenn ein mäßiger Theil,

des

jährlichen

Einkommens nicht, nur des Gewinnes jedes Gewin­

nenden,

mithin des Ueberflusses,

zwingung gewidmet würde.

kräftig

ihrer Be­

24 Ach wende mich vorzugsweise an die Wohlhaben­ den und Reichen,

welche Mangel nicht kennen,

die

von den Schlägen des Schicksals, von

vom Unglück,

himmlischen Prüfungen noch nicht heimgesucht wurden, und geschah's — um so mehr spreche ich zu Diejenigen,

ihnen.

welche nur nach den Summen rechnen,

die jährlich von ihnen

zu

Capital gemacht werden,

mögen vor andern reichlich den Griechen steuern, denn aller irdische Besitz hat nur einen Zweck: Gutes zu stiften und Glückliche zu schaffen.

So mancher, dec

die Uebcrschüsse seiner gewohnten Ausgaben, von Mo­

nat zu Monat,

mit

speculirender Eile in agiotiren-

den Papieren angelegt,

und auf eine Bitte antwor­

tet: ich habe kein Geld, pausire einmal,

Geld habe,

auf daß er

Die Tausende, wel­

und geben könne.

che jährlich aus dem Glücksrade der Lotterie mit Tau­

senden

erfreut

werden,

mögen

den

nicht gehofften

Gewinn mit dem heilbringenden Zwecke für die Grie­

chen theilen,

und so ganz

sicht dieses Spiel-Instituts gegeben werden,

ehe irgend

mit einem Gericht Gegenstand des

weniger

Luxus,

der wohlthätigen Ab­

entsprechen.

Viel kann

ein Reicher seine Tafel

besetzt,

oder sich einen

geschweige der Bequemlich­

keit zu versagen Ursach hätte. Auch zu den christlichen Türken-Freunden spreche

ich.

Nicht schelten will ich ihre Meinung;

ebenfalls

den Türken achtungswerthe Eigenschaften nicht ableug­

nen; — aber sie sind Christen, und Christus befiehlt den Feinden, die hier ihre Brüder sind,

Wohlzuthun:

25 ober sie mögen wenigstens derer sich würdig erwei­

sen, deren Freunde sie sind.

Die Türken verrathen

sich einander den Christen nicht. Und allen sage ich, die Ohren haben zu hören:

Laßt nicht die Verläumdung zwischen Euch und Unglücklichen treten,

denn die teuflische,

die

welche sich

an die Glücklichen nicht wagt, hängt sich nur zu gern

an jene.

Achtet nicht darauf, was man Such Böses Seyd stark im Guten!

von den Leidenden berichtet.

Gehört, nicht zu denen, welchen das Unglück zur Verdammniß gnügt.

Denkt an Leipzig!

Denkt an Mis-

Seyd gütig und barmherzig! und vernehmt

solunghi!

ihr die Worte:

Griechen,

Christen,

so werde

es warm in eurer Brust, im Herzen erhebe sich ein mächtiges Gefühl; eure Pulse mögen heftiger schlagen,

und im Geiste rettende Entschlüsse reifen; eure Hand

sey zum

Geben

willig;

bedenket nicht,

untersuchet

nicht — helfet!!

Man spricht auch: das Geld

würde nicht

ankommen; vielleicht den Piraten und Cor­

saren

in

die Hände

Veruntreuungen

habe

fallen; man

sogar

von

abschreckende

Erfahrungen. Kurzsichtiger Mensch! willst du die Früchte je­ der wohlthätigen Saat,

jeder guten Handlung ver­

bürgt und versiegelt haben?

Du vertraust sie Gott!

Viel Körner fallen auf den Fels, in die Dornen und auf den Weg, welche die Vögel fressen; aber manche

fallen in guten Boden und tragen hundertfältig.

Wäre

26 es aber besser, daß gar nicht gesaet würde,

als daß

einige Körner verloren gehen?

Fluch dem Mißbrauch!

Gaben der Mildthätig­

keit veruntreuen ist der schwerste Raub,

ein Verbre­

chen, daS die harte Strafe in sich tragt.

Beruhigen kann aber, daß zuverlässigen und ge­

wissenhaften Männern die Beiträge übergeben werden, und ihnen deren Verwendung unter öffentlicher Rechen­

schaft anvertraut ist.

In Frankreich stehen die edel­

sten der Nation an der Spitze dieses heiligen Geschäfts; das Pariser Griechen-Comitce ist aus der Elite der

Pairs -

und der

dort

Deputirten-Cammcr gebildet;

wie in der Schweiz widmen sich Begüterte mit unei­

gennütziger Aufopferung der

Gaben;

besten

Anwendung

sie gehen selbst an Ort und Stelle.

dienen die gemachten Erfahrungen zur Warnung.

der

Allen In

Schweden hat eine königliche Prinzessin den Vorsitz in einem Frauen-Vereine,

Glaubt ihr,

der für die Griechen sammelt.

daß eure Zweifel weiter sehen, als

Männer, die mit Volk und Land vertraut sind?

Und wenn, — nun so belehrt! — gebt guten

Rath da, wo er fördern kann; keiner verschmäht ihn sicherlich; doch wo er nicht nützt, theilig wirken, seid so bescheiden,

wo Zweifel nach­

der Schwachen we­

gen, zu schweigen.

Wahr ist es leider, daß in Gelde,

England mit dem

welches den Griechen gehörte — übel verfah­

ren worden;

aber es ist das einzige Beispiel;

und

27 das geschehene Unrecht wird sicher reichlich vergolden werden. Endlich sage ich noch: es ist nicht genug einen

einen Hungernden zu sättigen,

Nackten zu kleiden,

Kinder vom Tode,

einige

einige

Sklaverei und Entehrung zu retten.

Um die hei­

Viele Steine sind

werden.

aufgegeben

nöthig, um ein Gotteshaus zu bauen; sterben hin über dem Werke,

das,

Geschlechter

wie der Cöllner

Dom,

unvollendet

bleibt.

Lasset nicht ab, bis das Große gesiegt,

vielleicht,

aus

Sie kann nie­

lige Sache ist es zu thun.

mals

Frauen

dennoch unzerstörbar bis

die Griechen unangefochten stehen.

Es

sey

vergebens,

sie wären verloren,

ruft

man eknfallend,

und könnten sich nicht

halten.

Kleingläubige!

Meynt ihr leichtsinnig, da schon

wäre das Ende, wohin euer Auge reicht? Verloren die Sache der Griechen! — War die

Sache der Christen verloren,

als tausend und aber

tausend Märtyrer bluteten unter dem Schwerdt der Imperatoren? und wahrlich, mächtiger ist das Reich

der Türken

nicht,

als

das der Römer vor seiner

Theilung. War die Sache Europa's, der Freiheit, verlo­

ren, als die französischen Adler siegreich im Kreml aufgepflanzt waren?

Als Menschenkräfte unterlagen,

erhub sich der Herr, und schlug mit.seinen Elemen­ ten die Uebermüthigen.

28 Ist nicht

Bedarf es der Stärke zum Siege?

wer half dem

der Allmächtige mit dem Schwachen?

Knaben David gegen den Riesen Goliath? erlag nicht eine Million des Terxes, entriß

chen ?

Jungfrau

die

Frankreich dem

einigen tausend freier Grie­

siegenden

nicht

bezwungene

das

Engländer?

Steht dem

Zweifel an, welchen der Herr vom Untergang gerettet?

Verloren eine Sache, die mit solchem Heroismus

Wunder sind geschehen!

begonnen?

gen sie auch nicht erkennen.

wenn blöde Au­

Fünf Jahre steht ein

nur der Sklavenkette,

Häuflein Menschen,

nicht des

Schwerdts gewohnt,

im Kampfe, — und bei Gott!

schwankend nicht, —

mit der ganzen Türkenmacht —

ja mit ihren Alliirten! Wie viel Heere sind ihm schon

erlegen?

vor Miffolunghi

allein

— drei! wie viel

Zwei Kapudan Pascha's schleuderte

Flotten zerstört?

es mit ihren Admiralschiffen flammend den Wolken zu.

War doch Ali

Pascha von Janina,

chen.

den sogar der

mächtiger als die Grie­

gewaltige Napoleon ehrte,

Vor einem Türkenheere sank er, wie Spreu

vor dem Winde.

Die Griechen besiegten deren Viele,

und stehen.

Eine

das Leben,

Sache,

an welche man Gut und Blut,

Alles setzt; eine Glaubenssache,

besiegelt

durch den aufopfernden Tod großer Männer und Mär­

tyrer, durch unsterbliche Thaten, die, schon in Lied und Gesang

kaum geboren,

zu den Sternen dringen,

kann nicht untergehen!

Für sie kämpfen noch

andere, als irdische Machte!

Ja! müßte sie scheinbar

— LS vor unsern Augen erliegen,

Glorie erstehen. ihr

die

so wird sie geistig Gegner

Ihre

Kränze

zubereiten.

sind

Wüßte

es,

zur

welche

man von den

Griechen nichts, als die Vertheidigung Missolunghi's, kein großes Volk der Erde versagte ihnen die brüder­ liche Gemeinschaft.

Kümmere sich doch keiner um die Zweideutigen, um die Schwankenden,

mannen sich

um die Schwachen.

Sie er­

Sie nicht sind

oder fallen rühmlos.

In ihnen nicht lebt der Geist, welcher

das Volk.

die Christenheit

mit

Recht

bewegt

und

aufrichtet.

Nicht die Menge bewahrt den Altar des Edlen

Großen. len.

und

Eine Generation kann noch zum Opfer fal­

Keiner von denen,

welche

einst der Herr aus

Egypten erlösend geführt, sah das gelobte Land, aber den Söhnen ward das Verheißene gewährt.

Ein an­

derer Pallast von Persepolis, aus Steinen nicht, aus Thaten, ward schon von den Griechen auferbaut, de» kein Alexander, geschweige eine Türkenflamme nieder­ brennt.

Fern sey es, den ewigen Rathschlüssen des Him­ mels vorzugreifen, aber der Christ glaubt und ver­

traut den heiligen Zeichen. Die Griechen werden

darf die

Kein Zweifel mehr! nicht unterliegen! bis

diese

schlanke Palm.e ihres heiligen Hains gerettet ist.

Je.

Nicht

rasten

Christenheit,

der thue nach Kräften in seinem Wirkungskreise; der

Weinberg des Herrn steht dem geringsten, dem schwäch­ sten Arbeiter offen;

aber er lasse nicht ab.

Nicht

so ein Labetcank für den Schmachtenden genügt.

eine Arzeney Genesung.

Kranken gereicht,

dem

Wanken darf man nicht,

bezwungen ist.

ganz

Nicht

bewirkt

bis

seine

das Uebel

Nicht eine Gabe rettet die

Durch alle Christen muß ein Geist gehen,

Griechen.

alle Herzen wird

eine Flamme entzünden.

Man

höre die Stimmen aus England, der Schweiz, Frank­ reich,

Holland,

Deutschland,

Schweden und Ame­

rika, ja aus Spanien!

Es ist der Geist Gottes, der

aus Millionen spricht.

Ihr Frauen,

alle berufene

und geweihete Schwestern der Barmherzigkeit,

sam­

Ihr deutschen Frauen

melt die willigen Gaben ein!

zumal, laßt den Fremden den Vorzug nicht.

Paris

Diesmal ist's wohlgethan, den

ging euch nur voran. Franzosen nachzuahmen.

Es ist Pflicht!

Aber nicht allein die Spende der Barmherzigkeit, wie fruchtbar sie sey in der Hand des Ewigen, nicht

blos Geld und Gut bewirkt und erzeugt das Große. Mit allen Kräften

Thaten,

des Gemüths,

mit allen Fähigkeiten des

mit aufopfernden Geistes,

die es

ohne Verletzung anderer Pflichren besitzt, vergelte Eu­

ropa

dem

Volke,

welches sein weiser Lehrer ihm

als Muster hoher Tugenden und schöner Humanität immerdar vorleuchten wird.

Nicht der Macht bedarfs.

Mehr denn eine Mil­

lion Bajonnette könnten sich auf die Türken

und tausende genügten,

Europa's zu verjagen. nicht.

sie

wälzen,

vom alten Heldenboden

Doch der Herr bedarf ihrer

Durch ihr Licht soll die heilige Sache siegen.

31 Ein geistiger Kreuzzug der Freiheit, der Wohlthätig­ keit soll für sie

An alle Christen ergeht

kämpfen.

die Mahnung.

kommt! drängt euch heran, die Saat

Kommt!

des

der Acker ist zubereitet.

auszustreuen,

Lebens

Wahrlich! solch ein Boden ward euch noch nicht ge­

wiesen.

So lange Raum für ein Körnlein blieb, ge­ Hundertfältig sey die Saat, auf

schah nicht genug.

daß die Erndte tausendfältig sey!

Nimmer ging ein

Sämann aus mit solchen Hoffnungen!

Ihr Prediger

auf den Kanzeln!

Euch

das ewige Wort vertraut, und die Lehre. Verkündet sie!

Und Ihr Großen der Erde, sten! die ihr

Guten und

Vernehmt

im Donner die Sprache

ihr nicht im Säuseln wie des Geistes?

ward

erhabenen,

reiche Beispiel!

Christliche Für­

berufen seyd voranzugehen Es ist

in

allem

auch Ihr das segen­

gebt

an der Zeit!

Aller Augen

richten sich auf Euch!

Auf denn!

wir wollen gläubig wirken;

Von ihm kommt al­

wird das Gelingen bereiten. les Heil,

und

Gott

auch hier wird er nicht ausbleiben.

Mit den Worten Chateaubriand'ö schließe

ich:

„ Missolunghi fiel; „Und ist dieß Beispiel

aber

sein

nichts,

„ Volk, daS noch Waffen,

Beispiel bleibt.

bei einem tapfern

Festungen und

Schiffe

— „besitzt?

32



Ermüden wir nicht den Griechen beizuste-

„ stehen, damit sie nicht im Kampf

ermüden.

Sie

„zählen

ihre Todten nicht;

„nicht.

Fünf Jahre des Helden- und Martyrthnmö!

„Sie gnügten die schlechteste

zählen wir unser Gclv Sache legitim zu ma-

„chen, um |o mehr die allerheiligste." Dresden,

im November

1826.