Die Traktate des Corpus Hermeticum 3907260295

Dieses Buch ist die erste aus dem Altgriechischen und Lateinischen übersetzte Gesamtausgabe des Corpus Hermeticum. Es is

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German Pages [285] Year 2004

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Die Traktate des Corpus Hermeticum
 3907260295

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Die Traktate des Corpus Hermeticum

Übersetzt und kommentiert von Maria Magdalena Miller

NOVALIS

In der Reihe

GEMMA SMARAGDINA (Cxrmrnn

ist eine Buchreihe der Wiuritzck IIERMETICA-Sliflutig)

Aus dem Gebiet der Hermetik

Die Traktate des

CORPUS HERMETICUM

übersetzt und kommentiert und mit einer Einleitung von

Maria Magdalena Miller

Gemeinsame Ausgabe des Novalis Verlages und der Wiontzek HERMETICA-Stiftiing, gemeinnützige selbstständige und rechtsfähige Stiftung bürgerlichen Rechts, Panoramaweg 8,0-88696 OWINGEN. Alle Rechte vorbehalten, insbesondere die der Übersetzung und des Nachdruckes. Ohne Genehmigung des Herausgebers und des Verlages ist es nicht gestattet, dieses Werk oder einzelne Teile in einem fotomechanischen oder sonstigen Reproduktionsverfahren oder unter Verwendung elektronischer, hydraulischer oder mechanischer Systeme zu verarbeiten, zu vervielfältigen und zu verbreiten.

© 2004 Novalis Verlag Schaffhausen und Wiontzek HERMETICA-Stiftung Umschlagbild: Fragment eines Fußbodenmosaiks der Kathedrale von Siena. Druck: Ipoly, Komarno (Slowakei) ISBN 3-907260-29-5

In Ehrfurcht vor allen Traditionen

Das Tao erzeugte die Eins. Die Eins erzeugte die Zwei. Die Zwei erzeugte die Drei. Die Drei erzeugte alle Dinge.

{stellvertretendfür alle, zitiert aus Tao-teking 42. Spruch, in der Übertragung von Wing/Kobbe)

INHALT Seite

Geleitwort Bibliographie

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Hermes Trismegistos Eine Einleitung in das Corpus Hermeticum von Maria Magdalena Miller

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Verzeichnis der hermetischen Schriften

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I. II. III. IV. V. VI VII. VIII. IX. X. XI. XII. XIII.

XIV. XV. XVI. XVII.

Der Menschenhirte des Dreimai-Großen Hermes Das Allgemeine Gespräch Die Heilige Rede Der Mischkrug oder die Eins Der verborgene Gott ist völlig offenbar Das Gute ist in Gott allein und nirgends Anderswo Das Größte Übel für die Menschen ist die Unwissenheit in Göttlichen Dingen. (Der Dreimal-Große Hermes spricht:) Vom Denken und Wahrnehmen Der Schlüssel Der Geist an Hermes Vom Alles durchwirkenden Geist Die geheime Lehre über die Wiedergeburt und das Gebot des Schweigens

97 106 112 114 118 122

Geheimer Lobgesang

160

Von der rechten Einsicht Brief des Asklepius an den König Ammon Bruchstück einer Rede Preis der Könige

163 166 171 172

125 126 128 132 140 148 155

Asklepius - Eine Rede des Dreimal-Grossen Hermes

177

Kore Kosmou - Die Weltenjungfrau

215

Einzelfragmente

247

7

Geleitwort Wenn wir an der Schwelle zu einem neuen Jahrtausend stehen, ist es ähnlich als wenn man aus einem Raum in einen anderen schreitet. Der Blick geht zurück zu dem, was hinter einem liegt, aber auch nach vorn zu dem, was vor einem liegt. Es ist ein Schwellen-Erlebnis. Wenn wir in den 'Raum' (das Jahrtausend von 1000 bis 2000) zurück blicken, so kann er wohl unbestritten als der bis heute für den Men­ schen wichtigste und bedeutungsvollste Zeitabschnitt bezeichnet wer­ den. Dies trifft für alle Bereiche zu. Und so wird es - ohne ein großer Prophet zu sein - auch für den nächsten vor uns liegenden Zeitab­ schnitt sein. Es soll hier und jetzt nicht in eine Diskussion eingetreten werden, ob und wie der Mensch - als Einzelwesen, wie auch in der Gesamtheit mit dem, was ihm als 'Gut' übertragen und mitgegeben wurde, umge­ gangen ist. Vielleicht wurde auch vieles vergessen. Nichtsdestoweniger besteht eine Verantwortung. Und wenn etwas 'ver­ gessen' wurde, so besteht immer die Möglichkeit - oder auch Gefahr -, dass man von der Vergangenheit eingeholt wird. Mit den im folgenden hier vorgestellten Texten scheint es auch so zu sein. Über große Zeiträume (bis zu Jahrhunderten) blieben sie unbeach­ tet. Dann wieder gab es Zeiten, in denen diese Texte zentrales Thema wurden und auch den Weltenlauf entscheidend mit geprägt haben. So scheint es auch derzeit mit einer deutschen Ausgabe des corpus bermeticum zu sein. Gleich zwei - wenn auch unterschiedliche - Herausgaben erscheinen innerhalb eines nur kleinen Zeitraumes. Wie ist dieses ein­ zuordnen? Um diese - unserer Meinung nach nicht unwichtige - Frage verständlich und befriedigend zu beantworten, muss einmal auf die Tradition des corpus, wie aber auch auf geistige Strömungen - auch philosophisch­ theologisch - eingegangen werden. Im allgemeinen wird heute davon ausgegangen, dass es sich bei dem, was unter dem Begriff corpus hemieticum bekannt ist, um generell zwei verschiedene Ursprünge handelt. Da ist zum Einen eine Sammlung von Schriften in (Alt-) Griechisch und zum anderen gibt es Schriftstücke in Latein, die ebenfalls zum corpus bermeticum gerechnet werden. Die Ent­ stehung dieser Schriften wird von Experten in die Zeit vom 1. bis 6. Jahrhundert n. Chr. angesiedelt. Aber, wohlgemerkt - und hier beginnt 9

bereits ein erster, gravierende Irrtum - die Entstehung der Schriften, nicht des Inhaltes der überlieferten Texte. Das was wir unter der Bezeichnung corpus bermeticum kennen, ist ein Konglomerat verschiedenster Schriften, die - wie wir heute wissen von den sog. Kirchenvätern verfasst wurden. Es waren - durch die christliche Sicht geprägte - Niederschriften alter Texte, die das sog. geheime Wissen der ägyptischen Priester enthielten. Nach Gründung der Stadt Alexandria in Ägypten durch Alexander d. Großen wurden in einer einzigartigen Bibliothek Schriftrollen (die seinerzeitigen Bücher) gesammelt. Die Alexandrinische Bibliothek war die berühmteste Buch­ sammlung des Altertums und von Ptolemaios I. (gest. 283 v. Chr.) in Alexandria gegründet worden. Sie umfasste zu Casars Zeiten ca. 700 000 Bücherrollen und wurde im alexandrinischen Krieg 47 v. Chr. durch Brand zerstört. Bevor die zu dieser Zeit größte Büchersammlung der Welt ein Opfer der Flammen wurde, wurden Teile hiervon von den sog. Kirchenvätern in neuen Werken aufgenommen, wir sagen heute dazu kompiliert. Eine Sammlung von siebzehn Traktaten ist uns aus der Schule von Alexandrien, die in den ersten Jahrhunderten n. Chr. als erste der da­ mals als bekannt geltenden Welt galt, überliefert: Die Siebzehn Bücher des Hermes Trismegistos. Sicherlich fragmentarisch, gegenüber der ursprünglichen Fassung, sind sie u.a. bei Stobaeus, Cyrillus, Lactantius und Suidas gefunden worden. Aufgrund der Überlieferung durch Jamblichus wissen wir, dass es ur­ sprünglich über 42 umfangreiche Bücher waren, die in angeblich mehr als 35.000 Kopien existierten. Nicht einem einzelnen Autor wird der Inhalt zugeschrieben, sondern es wird angenommen, dass hier eine mehrfach überarbeitete und abgewandelte Sammlung von Schriften eines Kollektivs von Priestern vorliegt. Durch Clemens von Alexandrien (Stomata) wissen wir, dass die ägypti­ schen Priester der höheren Ränge ihren Aufgaben zugehörige Bücher auswendig beherrschen mussten. Priester mit astrologischen Aufgaben, die Schriften über Astrologie, inkantierende Priester die Bücher über die religiösen und pharaonischen Hymnen usw. Der heilige St. Augustin schreibt in seinem Buch über den Gottesstaat, dass in diesen Büchern des Hermes viel Wahres über Gott und die Schöpfung stehe. Bis heute hat es nirgends eine kritische Auseinandersetzung mit der Herkunft dieses Konglomerats hermetischer Schriften gegeben. Wohl

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sind einzelne Traktate bei verschiedenen - vor allem altgriechischen Autoren gefunden worden, aber gezielte Vergleiche oder Rückverfol­ gungen sind nie erfolgt. So können auch wir nur die bis jetzt als gesi­ cherte Linie verfolgen. Georgius Gemistus Pletho brachte im 14. und Anfang des 15. Jahrhun­ derts den Neoplatonismus von Byzanz nach Italien. Der Inhalt dieser geistigen Strömung machte auf Cosimo de Medici einen so starken Eindruck, dass er unter anderem auch die Akademien von Florenz ins Leben rief. Der erste Leiter dieser in altgriechischer Tradition installier­ ten Philosophenschule war Marsilio Ficino. Als Cosimo durch einen Mönch, Fra Lionardo von Pistoja, aus Bulgarien (Macédonien) in den Besitz eines Manuskriptes kam, das in Alt-Griechisch geschrieben von ihm nicht gelesen werden konnte, beauftragte er Ficino dieses Werk in das Lateinische zu übersetzen. Wie wichtig Cosimo dieser Text er­ schien, beleuchtet die Tatsache, dass Ficino von allen anderen Arbeiten entbunden wurde (er übersetzte gerade, auch im Auftrag von Cosimo, Platon ins Italienische). Dieses erwähnte Original-Manuskript soll sich noch heute in Florenz in der Bibliothek der Medici befinden. Die Übersetzung von Ficino erschien erstmalig 1463 und wurde in den folgenden Jahren aufgrund des großen Interesses, vor allem bei den Humanisten, immer wieder neu aufgelegt und erschien in ganz Europa. Eine erste Übersetzung des lateinischen Textes des Poimandres von Ficino in das Italienische (Florentinische) erfolgte in Florenz 1548 durch Tommaso Benci mit dem Titel: II Pimandro di Mercurio Trismegisto. Der erste Druck des griechischen Textes, einschließlich des Poimandres und Asklepius, erfolgte durch Adr. Turnebus 1554 in Paris, zusammen mit Ficinos lateinischer Übersetzung im Anhang, mit dem Titel: Mercurii Trismegisti Poemander seu de Potestate ac Sapientia Divina: Aesculapii Definitiones ad Ammonem Regem, herausgegeben von P. Angelo da Barga (Angelus Vergecius). Im Jahre 1557 erschien in Paris die erste französische Übersetzung des Ficino'schen lateinischen Textes, der erstmalig 1505 in Paris (durch Henricus Stephanus) gedruckt wurde, durch Gabiel du Preau, mit dem sehr langen Titel: Deux 1.ivres de Mercure Trismegiste Hermès ires ancien Theo­ logien, et excellant Philosophe. D'un de la puissance et sapience de Dieu. Uautre de la volonté de Dieu. Auecq'un Dialogue de I.oys Ixiyarel, poete Chrestien, intitulé le Bassin d'Hermès.

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Soweit in chronologischer Folge die ersten Ausgaben des corpus hermeticum. Wer die durchaus interessante Geschichte der weiteren Druckle­ gungen detailliert verfolgen möchte, sei auf die entsprechenden Werke verwiesen (in der Bibliographie im Anhang). Zahlreiche Herausgaben erfolgten in den verschiedensten Sprachen im 16. und 17. Jahrhundert in ganz Europa. Verhältnismäßig sehr spät erfolgte ein erster Druck in England mit Ficino's lateinischer Überset­ zung im Jahr 1611 in London. Eine erste englische Übersetzung er­ schien 1650 in London, mit einem Vorwort von "J. F." unter dem Titel The Divine Pj/mander of Hermes Mercurius Trismegistus, in xvii. Pooks. Translated formerly out of the Arabick into Greek. and thence into Latin, and Dutch, and now out of the Original into Hnglish. Diese Ausgabe erlebte bis 1893 viele Auflagen, mit Einführungen u.a. von Hargrave Jennings, P. B. Randolph oder W. Wynn Westcott. Eine erste Übersetzung der griechischen Traktate (ohne die uns überlie­ ferten lateinischen), also ohne den Asklepius, in die deutsche Sprache und Druck erfolgte unter dem Namen Alethophilo 1706 in Hamburg: Hermetis Trismegisti Hrkaentnueß der Natur und des darin sich offenbahrenden Grossen Gottes. Ein erster Reprint dieser Ausgabe erfolgte 1855 in Stutt­ gart durch J. Scheible in der von ihm herausgegebenen Reihe Kleiner Wunder-Schauplatz Weitere Reprint's folgten 1964 in München und in Haar 1988. Im Jahr 1781 folgte eine Übersetzung mit Kommentar des Poimandres (Buch I des corpus hermeticuni) von Dietrich Tiedemann: Hermes Trismegistos. Poemander oder von der göttlichen Macht und Weisheit (Berlin u. Stettin, 1781). Bereits 1872 und um die Jahrhundertwende war diese Ausgabe so rar und selten, dass Mead sie für seine Kommentare nicht benutzen konnte, da sie nirgends aufzutreiben war, auch nicht im British Muse­ um. Nach einer zeitlich langen Pause wurde von G. Parthey Berlin, 1854 eine Ausgabe des Poimandres mit dem Titel Hermes Trismegistos Poeman­ der, adfidem codd. manuscriptorum recognovit herausgegeben. Er benutze für diese Ausgabe einen durch de Foix und Patrizzi überarbeiteten Text von Marsilio Ficino. Seine in diesem Werk gemachte Ankündigung, die reliqua Hermetis scripta herauszubringen, hat er jedoch nicht verwirkli­ chen können. Im Jahre 1870 (Leipzig) folgte eine interessante Arbeit von H. L. Flei­ scher, Hermes Trismegistos an die menschliche Seele. Es war eine überarbeitete

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Übersetzung, die 1840 in einer Zeitschrift der historischen Theologie erschienen war. Grundlage war ein 'arabisches Sendschreiben', das sich in der Leipziger Stadtbibliothek und in der Vatikanischen Bibliothek befand. Mit einer Einführung wurde der arabische Text mit der deut­ schen Übersetzung wiedergegeben. Fleischer selbst sagt, dieser Text, erst ungefähr aus dem 16. Jahrh. stammend, hat nichts mit dem corpus hermeticum" außer der theosophisch-ascetischen Grundlage und der und jener Einzelheit nichts gemein" (S. VIII). Eine nähere Untersuchung, ob es sich vielleicht um Abschriften älterer Dokumente handelt, wäre hier sicherlich interessant. Es sollte eine weitere kleine Schrift - der Vollständigkeit halber - von Richard Pietschmann, einem Schüler von Georg Ebers, erwähnt wer­ den, die sich mit (so der Titel) Hermes Trismegistos nach ägyptischen, griechi­ schen und orientalischen Überlieferungen auseinandersetzt und in Leipzig 1875 erschien. Erstmalig wurde hier - nach der Entzifferung der Hiero­ glyphen 1822 durch Jean-Francois Champollion - der Versuch unter­ nommen, einen Bezug zu Altägyptischen Hieroglyphentexten herzustel­ len. Eine ausführliche und sehr fundierte Arbeit erschien von Richard Reit­ zenstein in Leipzig 1904: Poimandres, Studien %ur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur.

Es erscheint uns notwendig,^zum Poimandres an dieser Stelle einige Anmerkungen zu machen. Sicherlich ist es auch angebracht, den uns überlieferten Text des Poimandres inhaltlich und auch zeitlich gegen­ über den anderen Traktaten des corpus getrennt zu sehen. Richard Reitzenstein hat in seinem Buch Poimandres (Leipzig 1904) ausführlich zu diesem Traktat, auch geschichtlich, Stellung genommen. So schreibt er beispielsweise (S. 8): „Für die Datierung .... sei eine kurze Vorbemerkung gestattet. Der Name des Gottes Poimandres, der im Texte selbst als ö trj? av&ev-ria