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German Pages 224 [228] Year 1828
D i e S c i o t e n. Ein
dramatisches Gedicht in
fünf Akten ton
F.
M e t e l l u s.
Berlin, 1828. Gedruckt und verlegt
bei G. Reimer.
D i e Scioten.
Personen Anatolk, Prima- von Scio. Asta, seine Tochter. Demetrius, ihr Verlobter. Diamanti, von Scio vertrieben. Elektra, sein Weib. Marko, ihr Sohn. Lejana, Archont auf Scio. Eonstantirr,1 Proto, 5 Scioten. NerektaS, r CanariS, Branderkapitain^ JeSme, 1 Helena, > Jungfrauen auf Scio. Dheodata,» Der Kapudan Pascha. Selim Bei, türkischer Befehlshaber auf Scio. V o s k a, Renegat, unter den Namen Juffuf Aga. Emin. Th enar.» Sklaven der Juffuf Aga. H a dt, l Janitschareni Türkische und griechische Krieger. Münner und Weiber von Scio und andern Inseln der Archipelagus.
Erster A k t. Erste Scene. Dcio.
Iesme,
Vor dem Landhause de« Anatolk.
Helena,
Theodata tun» Jungfrauen
(festlich geschmückt,) Asta.
JeSme. 3hr Bunten Sänger auf, zum Hochzeitsfeste! Entfeßle dich der Kelche Neklarstcom, Herbei Zephyre: mit Gesang, Arom Und Kchlung huldigt uns der Freundinn'« beste»
Helena. Nimm Glückliche der Fluren jüngste Blüthen, Die wir geraubt, eh noch vom Stralenkuß Des Morgens ihre blöden Lippen glühten; Sie starben lächelnd, als den frohen Gruß, Für dich gepflückt zu werden, sie erfuhren. A 2
4 Theo data. sieh um dich; reicher schmückten sich die Fluren, > sieh des Himmels froh erwachten Blick! Las ringsum glimmt und jauchzt, aus Lorbeerhainen verborgen girrt, was unsre Wünsche meinen, Das ist dein Glük, das ist — Asta. 0 schweig von Glück, ln die Getäuschte nicht verschwendet, Schwestern, Des Jubels Festgesang, an Traurigkeit Die Blumen nicht: gelogen hat die Zeit, Die mir noch gestern, im verborgnen Schooß jum Kranz mir Myrthen zu erziehn, versprochen, sie wüchsen, blühten, schmeichelte sie mir, peut wolle sie die Hochzeitkron' mir flechten, tnd süß erwachend, froh den Tag begrüßend So gläubig biet ich meine Locken ihr: Da schlingt die Falsche, hört es, mir statt Myrthe Zypressen um das Haupt. —
Helena. Du machst uns staunen. Jesme. WaS ist geschehn, daß solche ernste Weisen von AstaS Zunge strömen, die der Scherz Zum Wohnsitz sich erkohr?
6 Helena.
Theodata. Erzähle, sprich!
2t ft a. Demetrius, mein Bräutigam muß fliehn. Muß heut entflieh» — ihr hörts und jammert nicht? Doch wie ich frage! habt ihr je das Haupt An seine Brust gelehnt, aus seinem Blick Der reinen Seele Sonnenglanz gesogen? Habt ihr ihn je „Dich lieb' ich" flüstern hören? O geht mir, geht, ihr könnt de» heißen Schmer) Der liebekranken Braut unmöglich fassen. Die längst gehofft, geahnet und geglüht; Die, wenn sie in dem Arm des Trauten weinte. Mit leiser Sehnsucht diesen Morgen meinte. An dem ihr nun der Bräutigam entflieht. Jesme. Die Glut wird überströmen, trinkt er nicht Sie von den Lippen; fliehn der fieiß'ge Zecher? Helene. Doch warum muß so Schreckliches geschehn? Asta. Der neue Bei, der — wie die Männer sagen — Des Großherrn Rechte hier bewacht, er haßt Den Heißgeliebten, und entsendet heut — So ward's dem Vater eben jetzt verrathen — Die wilden Diener, um Demetrius
6 Zu fahn, zur Stadt ihn hinzuschleppen, dort Den Frommen, den Unschuldigen zu tödten. — Helena.
Theodata.
Entsetzlich. Ie-sme. Will der Minotaurus wieder Sein Opfer haben? Weinen möcht' ich fast. Daß die Natur nicht Männer bloß geschaffen. Asta. Drum soll er schnell entfliehn, um der Gewalt Zuvorzukommen, soll nach Samos eilen — Mein Vater ordnet schon die schnelle Flucht, Und er, o Gott, er ahnt cs nicht, daß seiner So fürchterliches harrt. —
Nach seiner Weise
Durchstrich den PelinauS er die Nacht, Um Kühlung einzuschlürfen am Gestade, Daß, sprach er, bei des Festes Seeligkeit Das volle Herz nicht springe.
Und indeß
Sein schwärmerischer Geist auf jeder Höh Der Liebe lichte Tempel wölbt — ihr Heil'gen! Zerstört ein jäher Blitz den schönen Bau; Altäre, Säulen, himmelhohe Zinnen, Die Kuppel stürzen vor dem Brand zusammen; Der sie gebaut, der Priester flieht von hinnen. Und weh! die Priesterinn begraben Flammen.
7 Theodata. Gespielinn! Helena. Asta! I e S m e. Ja du wirst verzehrt. Wenn mit geschaftgen Händen Phantasie Des Blutes Flammen schürt: Die Hoffnung her, Sie lösche; giebts, ich bitt' dich, keinen Grund, Daß Trost die Anker werfe? Asta, Schwester, Ich hörte mal, es fasse den Verlust Das traur'ge Herz auch ohne Malerei. Asta. Der Himmel muß so heiter, Scios Teppich Muß so geschmückt sein! blind will ich mich weine». Helena. Wie darf der Bei so Unerhörtes wagen, Den Bräut'gam reißen aus dem Arm der Braut? Jesme. Was darf! Des Witzes Säst nur ist, der Wein, Dem Muselmann verboten.
Liebst du was.
Den Bräutgam, deine Eltern, die Geschwister Besieh dir ihre Züge; bald vielleicht Gebrauchst du dein Gedächtniß.
Cwger Gott,
Ich hatte eine Schwester! Liebe, du, Die Göttinn der Scjoten, ists dein Sohn,
8 as Ungeheuer, das den Harem (aut, id allverschlingend, wiederkäuend über er Schöpfung einer Hälfte liegt? 2t fl«. Zu ihm, laß mich, will hinauf, entgegen ihm —; ie lauten Thäler schon betritt die Sonne, im muß er kommen. Theodata. Und vertrocknen sollen
ie
schön gewund'nen Kränze? lAnqrvll un» Celeee kommen.) Anatoli. Töchterchen
nauf; dich sucht Demetrius im Hause. Asta. Himmel! — werd ich's ihm erzählen können? (»».) Helena. cht Zeugen brauchts, wenn Liebende sich trennen. (mit den Sunafrauen ab.) Anatoli.
Lejana.
Anatoli. > sehr war das verwöhnte Kind bisher m Glück gewiegt, daß es die kurze Trennung n dem Geliebten ohne Maaß beweint. Lejana. ir kurze Trennung? flieht er jetzt vielleicht
— s Wie sonst ins Reich des Ideals, wo er Den Kopf, wenn er zurückkehrt lassen kann? Anatoli. Du schiltst, ich weiß es, seines regen Geistes Dir unbekannten Flug; doch glaube mir. Die reichste Frucht erjagt er, deren Saft Nur Heilung bietet unsern kranken Tagen — Lejana —
bist du gegen das Verlangen
Nach kräftger Arzenei so strenge denn? Lejana. Nur Dornehmthun!
Ja, schwelgen in der Lust
Des freien Flugs begeisternder Gedanken, Und dennoch um des Türken hohe Gunst Wetteifernd buhlen.
Geh mir mit den Schwärmern;
Nur buntes Feuerwerk, das keinem Floh Den Bart versengt.
Nein, kennst du den Verstand,
Der schmeichelnd mit Besonnenheit und List Den Packern, unter deren Bauch er liegt. Die Zähne ausbricht?
Wer, zum Teufel, weiß
Der mürr'schen Zeit 'ne Frage vorzuwerfen Don Inhalt? und wer spürt es, wann ei frommt? — Doch wir erbaun uns hier an schaalen Lehren, Statt Festgesang zu hören. Anatoli. Rüstger Mann —« Ich denke wir sind Freunde.
Waren wir
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Durch mancherlei getrennt auch, das Gedränge Führt wieder uns zusammen. Es ist früh, Derläumdung schlaft noch — plaudern wir ein wenig. Lejana. Wir werden, fürcht ich, noch genug vernehmen: Des Brautpaars Schmerz, getäuschter Gäste Mißmuth; Daß heute just die böse Störung kam. Anatoli. O daß sie jemals kommen darf! So drückt. Für alte Schuld und neue uns zu strafen. Des Himmels Zorn uns, daß vom Rand der Zukunft Stets wachsend unser Elend viederrollt, DiS die Lawine, die Erinnrung selbst An rin olympisch Griechenland begräbt. Lejana. ttlir flch) Nun wird er warm.— Was wollt ich sagen—ja. Du weißt doch, hoff ich, trotz des Bei'S Verbot, Daß Hellas nebst Morea schon begonnen. Zu hemmen die Lawine, aufzufrischen Das alte Griechenland. — Anatoli. Du sprichst es aus? (fit ft») 06 ich ihm traue?— Sieh mich an, Lejana — Und fest — recht fest; ich, bist du überzeugt. Werd nimmer ein vertraulich Wort verrathen.
11 Du wolltest was erzählen; beim Apoll! Mein Ohr, wenn du erzählst, begeht ein Fest. Lejana. Daß ich Verschwender wär'! nein du bist taub Für überlegte Rede, taub ist Scio, So lange der Mißhandlung schärfste Schrauben Das Fell nicht sprengen. Anatoli. Was? du wüßtest nicht, Daß, seit der Bei gekommen, Uebermuth Und Grausamkeit gewachsen? Daß sein Joch Jetzt den Scioten schwerer drückt, und daß. Es zu zerbrechen jeder Tag ihn stachelt? Lejana (forschend). Nach Samos willst du deinen Eidam, senden? Anatoli. Mir wohnt dort mancher Gastfreund — sage mir, Wie hat der Samier Aufstand dir gefallen? Er ist gelungen — und dem Islam Feind, Wo er auch niste, haben sie die Waffen Den Nachbarn angeboten. Sich wie viel Ich von dir halte, daß ich manches Wörtchen Dir anvertraue, und ich weiß, du suchst Der Janitscharen lermende Gesellschaft, Von deinem Umgang spricht man seltsam.
12 Lejana. Pah! Kurzsichtig Urtheil, Meinungen des FieberS. Zur Hölle mit dem halben Mond! allein So lang et an dem Himmel steht der Zeit, Hängt unsereins, ich schwör' dirs, an die Hörner Mit Vortheil seine Lumpen. Thu ich denn WaS anders als ganz Hellas, das die Geißel Des Türken noch zu fürchten hat? Du selbst, Erinn're dich, hast früher nicht verschmäht Bei deinem Zwist mit Boska die Dickbäuche Als Schild zu suchen. Ha, wie habt ihr stets, Wenn einer seinen Feind so recht verwundet. Den Peinigern geschmeichelt, euch zur Rach' Aufhetzen lassen. Boska zwar verstand Die Künste besser: Du nahmst ihm die Braut Nur vor der Nase fort; allein er riß, Nicht wahr? — von deinem Herzen dir den Sohn. Anatoli. Willst du mich reizen. Kluger? Fluch dem Mörder! O wie ich auch den alten Haß vergolten. So grausam taucht ich nie, der Himmel richte. Die Hand in Blut. Verlorst du kalter Mann Je einen Liebling? sprich nicht, sage nichts. Hier hinkt die Klugheit. Was? ich durfte nicht Den Mörder, weil er Moslem ward, verfolgen —
—
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Den tinz'gen Balsam nahm mir Tirannei — Und zaudern sollt ich, meines Hasses Brand Ins schwamm'ge Eingeweide ihr zu schleudern? Merk auf: im Land ist Saamen ausgestreut Für kühne Unternehmung, und ein Ohr Hat SamoS Antrag hier gefunden. — Lejana (für fid». Endlich. Anal oli. Demetrius soll alles dort betreiben. Und nur den wackern Diamanti noch Erwart ich, dessen Schiff vielleicht schon jetzt In der geheimsten Bucht der Insel landet, Um das Signal zu geben. Lej ana. Jst's der Held, Der, tauscht mich nicht mein kränkelndes Gedächtniß, Vor neunzehn Jahren von der Insel floh? Anat oli. Derselbe. Seinen Haß hat er seitdem In Mainas rauhen Klüften aufbewahrt — Und kommt jetzt, da die Pforte in der Klemme, Er ließ mich's wissen, mit vertrauter Schaar Auf flüchtger Brigantine hergeschwommen. Die Freunde send' ich täglich an den Strand: Betritt er ihn: geläutet werden dann Des Ausstands Glocken. —
14 Lejana. Still! der Wind hat Flügel So schweb Worte vor den Bei zu tragen. A natol i. Nicht bloß zur Hochzeit lud ich dich zu mir; Hoch schätz ich deinen Kopf, drin Glück; fürwahr. Ich schmeichle nicht, du bist ein tüchtger Mann In wicht'ger Unternehmung. Lejana. Komm hinweg; Der Ort ist uns nicht hold — die Sache will Auf der Besonnenheit genauster Waage Gewogen sein. Anatoli. Derweil', erst will ich noch Den Eidam sprechen und zur Eile spornen, (ab.) Lejana (allein.) Der graue Schwachkopf! Wahrlich hatt' ich nicht Ihn in Partheiung rüst'ger einst gesehn. Ich hätte so viel Müh ihm nicht gegönnt. Doch heiter bin ich, daß auf gleichem Weg Wir uns begegnen: weithin leuchtet hier Sein weißes Haupt — und regt das Ungeheuer Mit tausend Kinderköpfen sich nur erst. Bezähmen.will ichs. Doch aus Maina kommt Mit heißem Blut und kaltem Kopf ein Mann,
15 Den viele kennen: Blitz ihn fürcht ich fast. — Bei Gott, ja, ja, ich muß den Boska mir Herbei beschwören — o ich wüßte was, DaS diesen kräftgen Arm nach Scio lockte. — Doch nein, der Primas ist ein guter Mann, Und was er auch
in jenem Zwist verschuldet.
Nicht geb ich ihn für den Mainotten Preis. — Daß ich mich anfangs nur mit ihm vertrage: Er gilt im Kampf — der Türk' hat tausend Leben, Die wegzuräumen wären.
Jedenfalls
Erprob' ich erst den fremden Diamant; Ist er zu hart, so soll mir Boska kommen. («».)
Zweite Scene. Demetrius (un») Ast» (treten auf). Asta. Jsts Wahrheit, Guter, was der Vater sprach Von bald'ger Rückkehr? sieh ich will es auch Don deiner Zunge hören, und nicht wahr? Du kannst dein banges Mädchen nicht belügen? Demetrius (de «n ft»»tatfen»). Hier lausche auf die Antwort; kannst du wohl Den ruh'gen Schlag des Herzens mir als Furcht Der langen Trennung deuten?
Feßle nur
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Die Thränen: «h di« Königin des TageDom schnee'gen Thron des Tanrus vor dein Lager Zum achtenmal mit Purpurwangen tritt. Beschleich ich früh, dich Schlummernde, und wecke Dich mit des Wiedersehens süßtem Kuß. Asta. Du holder Tröster, ewig mußt du sprechen, Soll ich dir glauben: wenn du schweigst, so nahn Sich finstere Gedanken. — Lächelst du? Ich sollte zürnen, daß du gar nicht weinst Bei dieser Trennung. Ich bin nicht so stark. Der Zeit, daß sie sich kürze, zu gebieten; Acht Tage sind mir ewig; denn ich habe Ein liebend Herz nur, träum'rische Gedanken Und keinen Willen als bei dir zu sein. Demetrius. Geliebte, trennen wir uns heute denn Zum erstenmale? Denk', ich reise wieder Zu meinem Heil wie «inst aus diesem Land, Als mich dein Vater hin nach Deutschland sandte. Asta. Wir waren Kinder damals — ha und meinst du« Ich hätte nicht geweint? frag' dein Gedächtniß, Die Plätze frag', wo wir zusammen spielten, Wa6 sie.mir galten, als du fortgereist. Und in der Kindheit buntgefärbtem Hain Nur
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Nur träumend spielt ich damals, aber jetzt. Da deine Liebe mir ein Spiegel ist, Die Welt, mich selbst und was ich Köstliches Besitze, mir zu zeigen — da der Seele Unzähl'ge Faden scstgewachsen sind An dem Besitz: jetzt überleb' ich nicht Die blut'ge Trennung. Demetrius. Sei mein sanftes Mädchen; Der Weg wird schwer mir, sieh schon schwankt mein Herz, Ob es für deine Stimmung oder meine Parthei ergreife. O wenn du es wüßtest Wie mir, kehr' ich zurück, die Freude folgt: Uns werden Maien tage, wie wir sie Mit solchem schönen Antlitz nie geträumt. In ihren Armen schaukeln. — Asta. Nie geträumt? Der Abende gedenke, da wir trunken Auf der Terrasse saßen, wo sich dort Die Felsen auf Jpsara näher rücken: Durchs glänzende Triumphthor stieg die Sonn' In ihr vergoldet Bett, und ließ am Himmel Des Tages Kosen, daß der Blumenflor Auf Scios Beeten schnell voll Eifersucht Mit Glanz und Farben um die Wette stritt. D
—
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Die frischen Lippen öffneten die Blumen, Mit Duft die Sänger lm Gebüsche wach Zu rufen — und so strömend hauchten sie Beim Sang der Nachtigallen, ihren Richtern, Die Nektarseele aus, als wollten sie Begeistert für des Kampfes schönen Preis Und sreudi'g sterben. Ach wir wollten auch. In Melodien und Glut und Dust versunken. Zusammen sterben. Demetrius. Schwärmerin. Asta. Noch hatte. Daß wir uns liebten, nicht das rauhe Wort Verrathen — Gott! nur wenn vor Sehnsucht wir Zur Laute griffen, tauchten in der Brust Die schüchternen Gefühle auf und schwammen Auf de- Gesanges Wellen, daß das Herz, DaS sie vernahm, vor dem Geliebten plötzlich Sein heiligstes enthüllen wollte. — Demetrius. Asta, Nur heute nicht, nur jetzt beschwöre nicht Die heil'gen Stunden. Asta. Denkst du dieser Zeit?
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0 gieb mir diese wieder, und ich kenne, Ich will kein reicher Glück. Demetrius. Unschuld'ges Kind! Und doch erflehn es Millionen heiß. Weil kein Tyrann am Hochzeittag Geliebte Dann trennen darf. Im Abendland, wo nur Die Lüfte rauh, die Sitten milde sind. Hab' ich dies Glück gesehn: das heil'ge Kreuz Vereinigt dort die Völker, Brüder sind Die Mächtigen und Schwachen, und es wandelt, Für alle wachsam ewig das Gesetz. Kein Sultan winkt, daß tausend Köpfe fallen. Dort sind sie alle Menschen, gleiche Söhne DeS Vaterlands, sind froh und frei und sicher. Doch wir? was sind wir? ha, den Pflanzen selbst In Griechenland, hatt' die Gewohnheit nicht Ihr Aug' beschlichen, müßt' der Lebenssaft Vor Graun erfrieren, sähen sie aufs neu. Mit einenmal, wie Menschen, ihre Kön'ge, Mißhandelt werden! Ja, ich muß hinweg, Daß es sich ändre. Asta sich', ich bringe Den Frieden dir von Samos, Sicherheit Wird, kehr ich wieder, erst auf Scio wohnen. Asta. Was sprichst du? Wird der Bei dich nicht mehr hassen, B 2
20 Wenn du zurück kommst? Gott, was fällt mir bei! Ja, es ist klar, du bist mir ja entrissen, So lang' dein Feind auf Scio bleibt — geh' Böser, Du denkst ich bin ein albern Kind; du hast Mich nur betrügen wollen. Dem etrius. Heut nur noch Entweich ich ihm; doch beim allmächt'gen Gott! Gewalt dann biet' ich kühn ihm für Gewalt. Asta. Was glüht dein Blick? Gerechter! du, du willst, Ein Jüngling, mit dem Ungeheuer ringen? Hast du's vergessen, wie du jüngst mich bleich Und zitternd fand'st, als ich mit allen Schrecken Den Bei gesehn?
Ich suchte auf der Flur
Nach Blumen: plötzlich rauscht es — es bewegen Die Zweige des Olivenwaldes sich. Und aus dem Dickicht zieht von türk'schen Kriegern Ein wilder Trupp, voran ein Reichgeschmückter; Gefesselt folgen Griechen, und man trägt Dem Führer vor, mir schaudert, blut'ge Köpfe Auf Stangen.
Schnell will ich entflichn, doch hemmt
Die Angst die Schritte mir — sie nah'n heran. Und vor mir hält ein fürchterlicher Mann: Sein düstrer Bart, sein dunkelbraunes Antlitz, Im wilden Blick Verderben, und — o Graun!
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An seinem Gürtel Blut — eS war der Bei. Mit Donnerstimme, fragt er mich: woher Des Weges, artig Kind? ich zeig', der Sprache Vor Schrecken fast beraubt, hierher, und er. Indem er weiter zieht, er sendet mir Noch einen Blick — o noch empört mein Blut Sich vor Entsetzen! — und im Wahnsinn willst Du feindlich dich ihm nahn? Ich leid' cs nicht, Ich scheide nicht von dir, ich will dich nicht Ermorden sehn. — Demetri ns. Du marterst dich und mich; Sei ruhig, Asta, trüb' mir deiner Züge Geliebten Frühling nicht. Es folgen mir Aus Samos wackre Männer — hab' ich was Zu fürchten? Aus Morca kommen Freunde, Uns beizustehn. Denn hciiulich Feuer läuft Durch unsre Insel, und derselbe Wind Ergreift es, der von Samos die Schebeckcn Hierherwarts führt, und auf der Tyrannei Bluttriefende Gerüste wirft crs plötzlich. Daß sie zusammenstürzen, und nur Trümmer Don einem Feind, der uns gepeinigt hat, Erzählen. Niemand haßt uns, nichts wird dann Das Hochzeitfest und unsern Frieden stören.
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—
Asta. Jst's wahr? ists wirklich wahr? Wird auch gewiß Die starke Rüstung von so vielen Freunden Dich schützen, daß sie deinen schönen Leib Mir nicht verletzen? Demetrius. Traue meinem Wort. Asta. Wir werden wieder traulich Arm in Arm Auf blum'gcn Pfaden jede Höh ersteigen. Uns an deö Meeres Wellenspiel erfreun? Demetrius. Und schöner dann wirds glühn von allen Zweigen, Geschmückter werden die Gefilde sein. Asta. Und werd' ich wieder Abends in der Kühle Mit dir bald Blicke und bald Küsse tauschen? Bald Lieder weihn dem innigsten Gefühle? — Demetrius. Mein holdes Mädchen. — Asta. Süß zerstreut dann lausch.cn. Was du erzählst von fremder Länder Glück? Demetrius. Ja, alle Feste kehren dir zurück.
23 Asta. Ich will mich freun, will heitre Lieder fingen — Was wein' ich denn? du kehrst ja wieder — bald — Wir werden dann vereint — o schilt nur nicht. Daß ich noch weine, wo ich jubeln sollte. Nerektas Cfommt.) Die Barke schaukelt ungeduldig; fort — Der Wind ist dir geneigt — sonst wird der Bei Den Vortheil dir entreißen. Asta. Heil'ge Jungfrau! Jst's schon so spät?
Hinweg, Geliebter, eile.
Sie könnten dich hier treffen, und ich trüge Die unerhörte Schuld. Demetrius. So leb' denn wohl. Asta. Nein küsse nicht so heiß, es sprühn wie Funken Ja deine Küsse; wenn du wieder kommst, Und mich umarmst, dann leg' den glühndsten Pfeil Auf deine Lippen, ja, dann bin ich stgrk.
Demetrius. Sei froh, mein Leben, froh und ruhig. Nerektas. Fort, Zu lange schon hast du gezögert.
24 Asta. Halt — Noch einen Augenblick — ich habe noch Dir was zu sagen. — Nerektas. Todten wirst du ihn. Der Mittag naht sich, wo die Janitscharen Sich ihre Opfer holen.
Auf zu Schiff!
Einst werdet ihr mirs danken. («6« ihn sott).
Asta. Hör' Nerektas — Demetrius, laß mich, ich bitte dich. Zu dem Platanenhügel dich geleiten. Man übersieht von dort die grüne Ducht. Weit kann ich dich verfolgen. — Nimm mich mit! Nerektas bleibt ja bei mir. Demetrius. Nun so komm, Wenn du dich dadurch kannst beruhigt wähnen; Doch dann entlaß mich, Asta, ohne Thränen. (alle ad.)
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Dritte Scene. Vorsaal (m Schloß ju Solo. Zwei Janitscharen. Erster. Was kitzelt dich mal wieder, daß du dich Fast wie ein Grieche hast? Dem Janitscharen?
Ziemt solche Haltung
Schäm' dich — soll auch ihn
Der Geckeninsel Albernheit belecken? Zweiter. DaS war ein prächt'ger Fang, und obendrein Ein halb so theurer Spaß — sieh einen Schleier Dom feinsten Goldbrokat, wie ihn Damaskus Je auf den Dazar sandte.
Schau, wies glänzt.
Erster. Ob dieses Fetzen sich zu freun. Zweiter. Was? was? D du Barbar!
Wenn der Prophet sich schämt.
Im Paradiese selbst dies Prachtgeweb' Ums Haupt zu winden, will ich runzlicht sein. Schon Morgen schmückts als Turban mich, und schöner Hat Smyrna mich, ja Stambul nicht gesehn. Erster. Wo stahlst du denn daS Kleinod?
26 Zweiter. Sich, das ist Der halbe Werth, der Spaß.
Es führte mich
Mein Weg bei eines reichen Insulaners Geputztem Haus vorbei, deß Weib gerade — Sie kann dem Mufti was ans seiner Jugend Erzählen — in der offnen Saulcnhall' Auf weicher Ottomanne ruht.
Ich sah
Sie angethan mit Stoffen, nicht zu schlecht Für eines Paschas F-avorite — doch Vor allen lockte mich der Schleier an. Ich trete zu ihr — sie, erschrocken, birgt Mit dem Brokat das Antlitz und will fliehn; Doch faß ich sie, als die Verwandten schon Ans ihr Geschrei sich sammeln.
Christin, sprech ich.
Ist das Gesetz dir unbekannt, das streng So reiche Kleidung dir verbietet?
Dank's
Nur meiner Großmuth, wenn ich dir im Namen Des Großherrn bloß den Schleier nehm' — und so, Trotz Flehn, trotz den Piastern, die sie boten, Entschäl ich ihr bemaltes Haupt und zieh Dann lachend weiter. Erster. Hättest du doch auch Das Haupt genommen! dieses Jnselvolk Ist wahrlich viel zu keck für Christenhunde.
27 Weil Gold die Insel schwitzt, damit die Schwester Des Großsultan, die alte Hexe, sich Die welke Haut mit Bädern und mit Ambra Geschmeidig mache, wird hier jede That, Zur Ehre des Propheten ausgeübt, Fast mißgedeutct. (Leiana komme.)
Zweiter. Sich dort kommt Ein dürrer Haase, der uns seinen Balg So oft schon darbot.
Erster. Zieh' ihn aus; mir ist. Als hätt' er goldne Knochen. Zweiter. Näher, Haase! Auf, putze deine Ohren — setze dich — Mach Männerchen — mach uns zu Lachen. Lejana. Pah, Wer wird den Fuchs wohl Haase schelten? Ha, Ich kannt' ein Weib — ein altes Weib — mit Krallen Und mit Gebiß von Erz, — man nannte sie Nothwendigkeit, — die hetzte einen Löwen So unablässig, daß das edle Thier Zuletzt entwich, und seinen stolzen Schweif
28 Im Fliehen durch den Koch zog.
Wirst du auch
Den Löwen Haase schelten? Zweiter. Allerdings Wenn er dein LandSmann ist.
Nun, Haase schnell.
Mach' unS zu Lachen. Lejana. Blitz — will meine Blume, Sie sitzt am Hintercheil, dir zeigen. Zweiter. Skav! Verwegner Sklav. — Lejana. Ja wohl, dein Sklav.
Es hak
Ein Traum zu deinem Sklaven mich gemacht. Von einem Moslem träumte mir die Nacht; Das deutet, weißt d», Glück dem Griechen — großes. Wenn man so deutlich träumt: ein schöner Mann, Mit glänzend schwarzem Bart, die Adlernase, Weissagte Kühnheit, und im Auge saß Gefährlich allen Weibern Witz und Feuer. Froh blick ich auf — die Züge soll id> kennen — Noch einmal, und du bist's — Ermiß nun selbst. Wie mich solch Glück zu deinem Schuldner macht. Erster. Du haA — so scheint es — schon das Glück beim Schopf.
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Dein Gürtel hat bei der Erzählung, sich Verschoben; Sitzt ein Stein nicht — ja, fein Glanz Verrath ihn — in der Falte? Lejana. Wie? bei mir? Erster. Ja, ja, es ist ein Dolch — ein schöner Dolch; (ßtenee)
Beim Paradiese! mir gefällt der Dolch. Lejana. Ganz recht, schön, daß du mich erinnerst. Jüngst — Ich hört es — rühmtest du Jemandes Dolch. Und gern beeilt ich mich, die Waffe hier Mit keinem schlechtem Stein geschmückt als jene. Für dich zu kaufen. Nimm nun dies Geschenk Als Unterpfand der Freundschaft und verzeih — (rat iw Verdammt! Erster. Du hast zu gute Sitten fast Für einen Christenhund. Erkennst du nun Den Vorzug, dann und wann dem Janitscharen Dich nahn zu dürfen? Lejana. Wüßtest du, wie theuer Mir diese Ehre ist. — Urtheile nun, Wie'S mich beleidigt, hör' ich ein Geflüster Don eurer Abfahrt.
30 Zweiter. Sollen wir anst neu Versendet werden? Erster. Wie? nach Smyrna wieder? Leja n a. Biel weiter. Erster. Gift und Pest, ich weiß es jetzt; Ja, ja, hin nach Morca.
Doch ich geh'.
Und wärst selbst Mahomet, der es beföhle, Nicht ins verfluchte Land, wo Tapferkeit Im Kampf mit feiger List zu Schanden wird. Zweiter. Hat unser guter Will', dem Bei aus Smyrna Hierher zu folgen, so die Herrn verwöhnt. Daß gegen fellbekleidete Mainotten Sie uns versenden wollen? Leja na. Hört mich aus. — Ein Märchen, weiter nichts, das bleicher-Haß Gebrütet.
Würd' ich sonst so ruhig sein?
Ich habe mich geärgert, ja, zuerst, Ast aus der Taufe ich die Mißgeburt Von einer Fama hob — und die Gebrechen
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Sind so unglaublich, daß man lachen sollte. Das Unthier spricht von Absicht, Plan der Pforte — Erster. Noch ärgeres, als uns nach Maina schicken? Lejana. Ein Märchen, glaubt mit — bei dem Dolch, Den ich dir schenkte, will ichs schwören. Kann Der Großherr wohl beschließen, seinen Stolz, Des Reiches Pfeiler zu vernichten? Erster. Christ, Verderben über dich, wenn ich's errathe. Lejana. Die hohe Pforte soll, so fabelt man. Der Janitscharen müde, willens sein. Sie abzuschaffen. — Erster. Marter über dich. Der du es wagst, die Gotteslästerung Nur auszusprcchen. Uns will man vernichten? Wer hat den Muth gehabt, so Schändliches Dem Großherrn einzuflüstern? Blitz und Tod, Zehntausend Köpfe, ärmliche Gehäuse Bon Millionen ärmlichen Gedanken, Sind für den einen, den verruchten, mir Ein kleines Opfer.
32 Lejana. Hab' ich's nicht gesagt? Ein Märchen, und doch ärgert man sich drüber.
Zweiter. Mir hat so waS geträumt: der Großvezier Kann uns nicht leiden, unsre Tapferkeit Und unser adlich Wesen nicht. Erster. Die Pest dem Prahler in die Kehle! Die Mächtigen, verderben?
Du willst unS, Schwacher Wurm!
Wir werden sein, so lange die Gestirne Am Himmel hangen, trotz dem Großsultan, Und Divan und Vezier; die hohe Pforte Des Islam Reich muß fallen, wenn wir stürzen. Zweiter. Ich hör' den Bei. Selim Bei.
Emin (kommen).
Selim Bei. Derräther, glaube mir. Und Heuchler sind sie, die sich äußerlich Mur krümmen, und im Grund zum Kaukasus Uns heimlich wünschen; vollends jetzt, da sie Don Rebellion in Hellas und den Inseln Manch heisere- Gerücht bethört.
Allein
Ich will den Kitzel dem Geschmeiß vertreiben. Um
33 Um es zu schrecken nahm ich die Archonten Gefangen, deren Sippschaft draußen heult. Ob überwiesen oder nicht, gleich viel; Hier sind sie alle schuldig, nur die Reichen Sind die Gefährlichsten. (tu den Vorigen)
Wer sprach so laut, Bevor ich eintrat, hier im Vorgemach? Wer wagte, was dem Ort er schuldig ist, Hier zu vergessen? Wer? ich will ihn wissen. Lejana. Mein hoher — Selim Bei. Schweig!
Es war, ich unterschied,
Die blide Stimme eines Rajah nicht. Wohin ist er geflohn?
Daß ich ihn nicht
Noch einmal so betreffe. (nun ersten 3anitf Du Hitzkopf du, kein Andrer sollte so Mich schellen. Proto. Ja, du giebst dem Türken Recht. Lejana. O Tod! daß ich nicht Waffen bei mir führe! Mich so zu schelten — ich ein Haase, ich — Marko. Minervens Eule. Lejana du Bi amanr,.)
Deiner Gegenwart Verdank ich's, daß ich so gemäßigt bleibe. Nercktas. Und mich entflammst d»; ja du bist ein Held, Den wir erwartet. Auf! Noch diese Nacht D
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Erhebe sich der Sturm, des Volkes Wogen Hoch aufzuthürmen, daß cs schnell den DruckDes ew'gen Eises breche. S c i o t e n. Ja zum Kampf! Lejana. Verbiete ihnen, durch so lauten Ruf DeS Türken Ohr zu wecken. Hör' mich an — Diamant!. Genug. Ich seh, daß ihr Scioten seid. Lejana. Nein hör mich an. Ich lieb' die Insel sehr. Ich — glaub mir — lieb' sie mehr als ihre Weine Doch noch zu mächtig sind die Feinde hier. Als daß mit diesem Haufen wir gewönnen. Das Volk hier wartet — nun d» kennst das Volk, Was will das sagen? Doch Demetrius, Der Eidam des Anatoli, wirbt Streiter Auf Samos. — Diamant,'. Wackre Leut' die Samioten. Lejana. Won ihren Fäusten ein Paar Tausend nur — Bald sind sie hier — und statt im Nachen schiffen Wir in dem Sturm auf sicherer Fregatte, Die Menge fliegt, die Vortheil und Erfolg
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Als bunte Wimpel sieht, in unser Schiff, Wir landen an. Marko. Nur auf die Festung nicht; Da muß man klettern. Elektra. Was hast du beschlossen? Diamant!. Nicht hent und morgen soll der Schlachtcngott Auf blntger Waag' der wicht'gcn Insel hier Das Urtheil messen, denn zu leicht — ist'S wahr, Daß so viel Muselmänner dieses Land Bewachen — wiegt dann unsre kleine Schaar — Denn nicht gedenk' ich, blos des Pelinäus Geschmückte Rippen zu befrein vom Druck Der Pforte; einen Rückhalt will ich stellen Dem aufgestandncm Hellas, ein Signal Im Becken des Aegaus allen Inseln Anzünden, deren Wahl noch schüchtern schwankt: Drum furchtbar würde Unbedacht sich rächen. — Nein, nein, das ganze Volk muß unser sein; Ob bald, ob mit den Samioten erst Den Angriff wir beginnen, dies entscheiden Nnr der Gemüther rasche oder auch Bedächt'ge Schwingungen. D 2
52 Marko. Dickbäuchc! hängt An diese Pendel mehr Gewichte an. Nerektas. Und unterdcß der Primas, der gefangen? Diamant!. Versuch' nicht, mich zu irren.
Seinen Kopf,
Wenn wir das Schloß crstümtcn, würde un§ Der Türk' entgegen rollen.
List allein —
Wir müssen einen Aga für ihn bieten — Kann ihn erhalten.
Aber eile du
Noch diese Nacht auf flüchtiger Schaluppe Nach Samos: vom Anatoli, von mir, Don ihrer Eile sprich ein kluges Wort. — — Doch wir, die Stimmung zu behorchen, wir Vermischen mit dem Volk uns, geben Kopf Und Plan des Unmuths schwankenden Gestalten, Der Rettung sichre Wege zeigen wir. Vertheilt euch!
Und damit harmonisch Alles
Zusammenklinge in dem ernsten Spiel, So greife rasch ein jeder in die Saiten. Auf! spornt die Menge! laßt der Blihe viel' Uns in die offene Pulvertonne leiten.
53
Zweiter
A k t.
Erste Scene. Landhaus des Jussuf Aga bei Smyrna, (freier Platz.)
Jussuf Aga (mit einem
Brief).
Ha d i (kommen).
Jussuf. Schleicher denkt, ich soll den Weg ihm bahnen. Die Faust ihm gegen Diamant! leihn, Der seinem Stoß zu kräftig dünkt.
Fürwahr,
Kein halber Mann — voll Zorn; ich sah ihn einst Die Janitscharen sich vom Halse wehren. (»eßk.)
„Doch wenn du dich bedenkst, den Turban für „solchen wohlfeilen Preis mit einer Herrscher, „binde auf unsrer Insel, deiner Heimath, zu „vertauschen; „freuen. —
so
wird
freilich
Anatoli
sich
54 Ha der Verfluchte, der mein Lebensglück Vergiftet hat! Verderben über ihn! „welchem Diamant! hier
einen hohen
„Platz anweisen wird" — Der Arm hier trockne ein zum Spinngewebe, Soll das geschehn! Du rechnest gut Lejana, „und ich wünsche dir dann „Glück, daß du endlich demjenigen
verziehen
„hast, der durch tausend Ränke und Anfcindun.„gen dir einst Vermögen und Verlobte entzo, gen hat." — Die Pest verschlinge dein Gedächtniß! Hadi. Herr — Iussuf. „wiewohl ich fürchte, daß dann der „Primas, geschützt von Diamant!, die weitrei, „chenden Arme nach dir ausstrecken wird." — Genug, genug! o zürnet meines Hasses Dämonen nicht, daß träge ich geschlafen, Seit ich den Turban nahm. —
Ha seit zwölf Jahren!
Und wiegt der Mord des Sohns den Frevel auf. Den er an mir geübt?
Er sterbe selbst. Hadi.
Au- Smyrna bring' ich böse Zeitung Herr; Bon neuem Siege der Mainoten fliegt'-
55 Durch alle Straßen; Tripolizza soll Erobert sein. — Jussuf. Ja, es ereile ihn Jetzt an des Glückes Schwelle da- Gericht. Er sollte herrschen?
Tod, wie viele Arme
Hat dir der Witz des Menschen angesetzt? Ha di. Die Bnrg Korinth ist mit gewaltgen Schätzen Verloren worden. — Jussuf. Sklav', wer sagt« das? Hadi. Ganz Smyrna gleicht dem Meere, aufgewühlt Von dieser Nachricht.
Auf Morea soll
Ein Pascha selbst gefangen sein. Jussuf. Ja, ja. Der Turban fallt im Preise. —
Geh ich hin
Nach Scio: spielt Anatoli ein Kind Vor mir im Grase, und beim Zügel ist Die losgelassne Menge dort zn fassen. — Doch darf ich selber ihm nicht nahn, mich kennt «r. Ein Andrer — rufe mir Thenar. Hadi. Sogleich. («r>
56 Iussuf. Entschlossenheit rinnt durch die Adern ihm. Im Auge las ich klar, daß seine Mutter Nicht den Gemal betrog.
Nur muß ich ihn
Mir ganz verbinden — trau ich ihm? (Hadi kommt mit Lhenak luvütf.) Thenar, Wo warst du heute? Thenar (kniend). Zücht'ge mich nicht O Herr! nie sollst du wieder es erleben. Daß ich Bcrbotnes thue; zücht'ge mich Nur dies mal nicht, nur mit der Peitsche nicht. Iussuf. Dir sei verzieh», wenn du, was du verbrochen, Mit treuer Zunge mir bekennst. Thenar. 0 Herr, Du bist so gütig heut; dich zu belügen Wär' undankbar.
Sieh, öfters schon gewahrt' ich,
Wenn Mittags vor der Sonne heißcrm Blick Am Rand des Waldes Schutz die Heerde» suchten. Schlau aus dem Dickigt einen Leopard Sich an sie stehlen, und mit Beute dann Heimkehren in den Wald.
Ich sah's von fern
Und grollte jedesmal, daß der Gebrauch
57
—
Der Waffen, daß der Jagd vergnügt Geschäft Derbsten ist uns Sklaven.
Gestern früh
Entriß das kühne Wild aufs neu ein Stück — Die prächtigste Gazelle — deiner Heerde; Da unterdrückt' ich langer nicht der Brust Geheime Wünsche.
Frevelnd — zürne nicht
Gebieter — stahl ich aus dem Waffenschrank Den längsten Dolch; verschaffe mir ein Lamm, Und bind' es heut im Walde an, indeß Ich seitwärts ins Gebüsch mich stelle. Der Räuber kommt, ergreift die Beute — da, Da spring ich vor, und fall ihm in die Seite Daß wüthend er tim mich des Raubs vergißt. Allein zu tief hat ihn mein Stoß getroffen. Ein zweiter — und er stürzt,
Und als er nun
Zu meinen Füßen lag, den blanken Dolch Ich lustig schwang: — da war mir fast, als sei Ich nicht als Sklav geboren, ja als müßt' ich Aus edlem Blut sein.
Mein Gebieter sprich.
Wer war mein Vater? Jnssuf. Niedriger, du wagst So was zu ahnen! Ha die Peitsche her. Thenar. Ich küsse deine Schuhe — zürne nicht, Herr, deinem Sklaven — züchtige mich nicht. -
58
Iussuf. Steh auf Thenar; fast hast du's nicht verdient, Daß ich.ein milder Herr dir bin. Du fragst Nach deinem Vater? Sich, er warf dich einst. Ein zartes Kind, den zorn'gen Feinden hin. Die ihn verfolgten; opfern wollt' er dich. Um sich zu retten. Und zerrissen wärst du, Gelang's nicht meiner Bitte, von Omar, Essend, als Geschenk dich zu erhalten. Wem nun verdankst du, sprich, dein Leben?
Thenar.
Herr,
Du hattest niemals einen treuern Knecht. Iussuf. Du hast, Thenar, mir manche Schuld zu tilgen; Und sieh, mich haßt man; deinen Retter wollen ' Arglist'ge Feinde morden. Thenar. Nenne sie. Ich werde sie erwürgen! Iussuf. Griechen sindS. Thenar. Ha gieb mit Waffen Herr!
59 Jnssuf. So recht, so recht. Ein Graubart, ja, ein Grieche. — Komm, laß dir Ins Auge sehn. — Du liebst die Waffen? Wohl, Du sollst sie tragen, hast du sie verdient. — Sag' Hadi, hängt der Damastener noch. Mit Gold belegt, in ungetrübtem Glanz Bei meinen Waffen? Hadi. Der mit dem Demanten, Den du zuletzt in Smyrna trugst? Er ist DeS Schrankes Zierde. Jnssuf. Nimm ihn mir in Acht; Ich wist zum Lohn für kühne Thaten ihn Verschenken. Thenar. Führ' mich Herr zu deinen Feinden, Erwarten kann ichs nicht, sie todt zu sehn. Jussuf. Auf Scio leben sie — bcruh'ge dich; Wir landen dort — noch morgen. Schnellen Segeln Ist daS ein Teich nur. Geht, und laßt im Stillen Uns rüsten, in sciotsche Tracht uns hüllen. (eilt et,)
60
Zweite Scene. Oeffentliche» Platz bei der Stadt Scio. Constantin.
Helena (von verschiedenen Seilen).
Helena. Du Schmetterling, welch duft'ger Kelch hat dich So lange mit verführerischem Hauch Mir festgehalten? ist's — verthcid'ge dich — Erlaubt, sich unsichtbar zu machen? Wohl; Bist du ein Geist, den nur, wenn körperlich Zu werden ihm gefüllt, der Sinn begreift So mag ich nicht dich kennen. Constantin. Lügnerinn! Ich bin nicht Geist, nicht Schmetterling; ich fliege Ein Rosenkafer nur um deine Lippen, Die lang entbehrte süße Nahrung mir Zu holen.
Helena. Geh! mich so zu tauschen.
Wisse,
Den ganzen Abend hab' ich dein geharrt: Wohl dreimal sucht ich dich am Monument Des Dionys', dnrchschlenderte den Hain, Wo viele unzufriedene Gespielen, Die der Geliebte auch betrogen, mir Begegneten.
Dann flog ich, sicher dich
Gl
3ii finden, zur Fontaine; doch, du Böser, Du hattest sie vergessen. Constantin. Bist du jetzt Nicht selbst Fontaine? Aber sprudle nur; Gewahr' ich durch den Schaum des ZürnenS doch Der Liebe farb'gcn Bogen, den die Augen Nur halb verbergen. Lachst du? hab' ich dich? Genug 'jetzt, laß den süßen Sprudel mich Vom Rand der Quelle trinken. Helena. Schmeichler — nein —■ Gewiß nicht, diesmal sollen deine Worte Mich nicht bcthvrcn. Ha ich weiß, was du. Was alle Männer Seios plötzlich treiben. Wo sind die Abende, da froh die Menge Gespräch und Grüße wechselnd durch die Gänge Der Blumenbeete buntbcklcidet schwamm, Geschmückt mit Kränzen und so heitern Mienen, Daß Alle Freude nur zu athmen schienen. Als wären Alle Braut nnd Bräutigam? ■ Sind das die Plätze noch, wo süße Lieder Ertönten, und das Ebenwaaß der Glieder Im Tanz entzückte? das der Liebe Land, In dessen blühenden Gebüschen Küsse
62 Sonst flatterten? Erkennst du's? nein! denn wisse: Der Frühling, statt erst zu erscheinen, schwand. Constantin. Die Ianitscharen haben ihn vertrieben. Helena. Sie? weshalb waren denn nicht lange schon Die Gänge leer? und warum sahn sich erst Seit kurzem Männer, deren Weg' sich kreuzten, Bedeutend an?
Was soll ihr scheues Flüstern?
Ha! so bespricht man Freudenfeste nicht. Constantin. Du Schlaue zürnst, daß ich als Buße dir Des Tages Heimlichkeit, verrathe — nicht? Sei gut; was haben die Mainotten denn. Die heimlich Scio für die Freiheit stacheln. Mit deinem Kuß zu schaffen.
Helena. Dacht ich's nicht! Den mächt'gen Ianitscharen wollt ihr euch Entgegensetzen, reizen wollt ihr sie. Wie ei Demetrius gethan.
Allein
Wenn du ei wagst, wenn schutzlos ich wie Asta Entfliehen muß — Constantin. O still, du kennst mich schlecht. Was? bin ich aus dem Volke? ich versteh,
63 So gut wie einer meines Bluts, mein Heil Auf die Gewaltigen zu pfropfen.
Sieh!
Wie ich mich mit den Janitscharen steh. Nur gestern — zürne nicht — riß mich der Strom Leichtsinniger Genossen zur Versammlung, Wo man von Freiheit sprach.
Doch Zauberin,
Den man entrissen deinem mag'schcn Kreis, Der treue Lehrling kehrt zurück, den Lohn Für die bestandne Probe sich zu holen. Helena. Ich weiß, daß aus dem Köcher schlauer Rede Du stets die fcingefchnitztsten Pfeile nimmst, Wenns gilt, mich zu besiegen; aber heut Soll's nicht gelingen — nein, dich soll kein Kuß, Und wenn du mit Gewalt ihn rauben wolltest. Belohnen. C o n st a N t i N (fit umfassend.) Was Gewalt; Du übst Gewalt, Die Purpurlippen die mich an sich ziehen — Helena. Wie du die Nelken mir zerdrückst — v schone —? Sie haben auch Gefühl. — C onstantin. Ich will den Mund Auf heiß're Nelken drücken.
64 Helen a. Böser Mensch! — O Gott ein Janitschar hat uns belauscht. Constan ti n. Den Schleier nieder, schnell. (Zweiter Janilschar kommr.)
Janitschar. Errbthe Griechin, Bei solchem Wuchs des Haasen glattes Kinn Für deine Gunst zu wählen; giebt cs denn Nicht schwarze Bärte mehr auf dieser Insel? Helen a. Oft liebts die Lippe nicht, die fremden Lippen In eines Bartes stachlichtem Gebüsch Erst aufzusuchen, und nicht jeder hat So seltnen Mund, den selbst der größte Bart Zu bergen nicht vermag. Jan itschar. Gefällig sprichst du. Und machst mich lüstern, mich sammt Mund und Bart In deiner Augen Spiegel zu beschaun. Nimm weg den Schleier; wär' er reicher noch Als Mekkas Tcppigc gewebt, ich säh' Ihn gerne schwinden.
Hörst du,
Constantin. Möge Herr
H5 Es dir belieben, uns 'ne Schilderung Von dem Geflecht sammt allen Bildern drauf, Das die Moskee zu Mekka schmückt, zu machen. Ist's zarter noch wie der milchweiße Flor An deinem Turban? Ianitschar. Christ, du wagst es, Räthsel Mir aufzugeben! so versuche Griechin, du. Mit deinen Lippen meinen Mund zu finden. Herab das Spinngewebe! Constantin. Herr, verzeih Die Sitte fordert — das Gesetz — du weißt es. Ianitschar. Nichts weiß ich, als daß ich dir deinen Hals Mit eisernem Gesetz zerschmettern werde. Wenn du noch mal mich hinderst. Mit Gewalt Will selbst ich das Gespinste —Helena. Heil'gc Jungfrau Ich bin des Todes. — Constantin. Gott! er faßt sie an! Ianitschar. Ja, strenge nur sollst dn mich sehn. — E
66
—
—
Konstantin. 0 Himmel Wer rettet sie! Helena (mit
ihm ringend.)
Erbarmen!
Ianitschar. Ncrv'ge Arme, Des Ianitscharen sollen dich umfassen. Konstantin. Zu Hülfe! Hülfe! (Marko, dann Lheodara und andre MLnner und Weiber kommen)
Marko. Weg da! laß das Mädchen! Komm her, ich will dich Brünstigen umarmen. Ianitschar. D» unterstehst dich Hund! — Marko. Du Hasenkopf, Derbeßre deine Red' sonst wird der Hund Die Ohren dir zerzausen. Ianitschar. Mord und Blut! Mir das — Elender, was? du bist bewaffnet? Du achtest nicht das neuliche Gebot? Marko. Ein Flederwisch, solch unverschämt Geschmeiß Mir aus dem Weg zu kehren.
67 Iailitscha r. Sklave du! Zehntauserd Ungewittcr auf dein Haupt! w Constantin. 0
Gott, tun wird er die Genossen rufen. Marko.
Du kannst dich nicht verkriechen; denn du riechst Nach Oel und Salben, daß dich jede Nase, Wo du ar-ch steckst, gewahr wird. Helen e. Sei gesegnet, Der du int Schmach abwehrtest; das Geschick Erwähl' 3um Schooßkind dich, und reiche dir Der Liebe necktarrcichstcn Becher. — Marko. Dank! Ich bin nicht durstig« Helena. Und die Grazien Erheben dich auf ihrem stolzsten Thron Damit d» auch der Anmuth König seist.
Mark o. Da müßt ich's ja auf Scio sein.
Der Muth
Hat sich hierher verirrt, und sich gepaart, Und wie 'ne Blattlaus daN» geheckt: drum ist Die Sanftmuth hier gemein wie trocknes Heu, E 2
68 Die Anmuth hat in jedem Angesicht, Voll Runzeln oder nicht, sich eingenistet; Und vollends nun die Demuth, wenn sie nicht An allen Wegen bettelt, will ich gleich Zur Disamratze werden; Ehebruch, Dem Muth sogar auch Hörner auszusetzen. Helena. Du willst durch schlaue Rede meinem Dank Dich, Thrazier, entzieh».
Bist du so kalt?
Ich will dir eine Sonne herbeschwörcn; Theodata, komm, hilf mir bändigen Dies wilde Roß hier. Thcodata. Stolzer, das Gesetz Verleugne nicht der liebenden Natur. Wie deines Blutes Ströme trieb noch nie In Wellen das Gefühl?
Den Pinsel tauchte
Die Schöpferin, zu bilden deine Züge, In Quell der Freude, daß jedwede Jungfrau Durch diese feurigen, durchsicht'gen Linien Der Liebe Allerheiligstes erräth, In das sie gern, sehr gern, du Holder — wahrlich l — Ihr Herz verwahren möchte. Marko. Hat man Herz In diesem Land,
wo noch der Türke haust?
—
69
Helena. Du Spröder hüte dich, daß du dich nicht Wie einst Narciß erkennst, in schönrcr Quelle, In eines Mädchen Blick, und dann umsonst Verlangst und seufzest und dich sehnst. Constantin. Du kannst Ihr widerstehn, die eine Zaubrin ist?
Marko. Ja eine Circe, denn sie hat bereits Zum Affen dich gewandelt. Helena OQm schmeichelnd.)
Wär ich Circe, So wollt ich dich bezaubern.
Ha der Blick
Müßt' Pfeile dann versenden, zum Altar Der Mund sich wandeln, Küsse drauf zu opfern; Zu Grotten sollten dann, wo Grazien Verweilten, sich die Grübchen hier gestalten. —■ Thcodata (eben so)
Die Locken würden Roscnbeete dann Voll Nektardüfte. — Helena. Sieh, und Liebesgötter Entwänden sich den Kelchen. —
70 — Marko. Element! --- —. Sirenen! — giebt cs denn kein Wolfsgcschrci 2suf dieser Insel, das mein Ohr erquicke! Daß euch der Blitz — sie wollen mich bereden, Sie seien mir verbunden, um sich dann Mit mir noch enger zu verbinden! Was? Gefällt euch so mein Schenkel, daß ihr mich Zum Helden machen wollt? Helena. Wir lohnten gern. Was du an mir gethan. — Marko. Zum Styr mit euch Geschminkte Wangen! Mich, so sprachst du, hätte Mit heitern Strichen die Natur gemalt? Nun ihr versteht, ins Handwerk ihr zu pfuschen« Ihr tragt vermuthlich darum immer Roth, Ein wahres Abcndroth, auf euren Wangen, Um anzudeuten, daß der Stern der Liebe Bei Tag und Nacht an eurem Himmel steht. Kostbarer Purpur — laßt mal sehn. Vielleicht Wollt ihr aufs neu die alte Malerei Ins Leben rufen; und beginnt die Uebung Auf wohlfeil Pergament.
71
Theodata. Nein, um nur nicht Vor dem mainottschen Bären z» erblassen (ad) Marko. Ihr wendet fort euch? kommt wir wollen kosen. Helena. Dein böser Mund hat zu viel strenge Lust In Maina eingcsogen. (ab) Marko. Zum Altar Laß ihn sich wandeln, Küsse drauf zu opfern, Zum Rosenbect des Bären zottig Haar. (Proto kommr mit Scioten)
Proto. Dein Vater, Marko, hofft, dir sei bekannt. Wie sehr der Bei mit Argwohn sich bewaffnet, Du sollst des Türken Auge dich entzieh«: Denn das Gesetz, das Waffen uns verwehrt. Schon längst aus dieser Insel eingeschlummert Hat er, und strenger noch, geweckt. Marko. Sieh da! Willkommen Proto. Ha nun bin ich froh. Da ist ein Grieche. Auf Scioten singt. Daß meine Laune mündig wird; o singt Mir euer Kriegslicd: von Iohanneswürmchen,
72 Die selbst am Hintern Flammen tragen, fingt! Dom Witz, der scharfe Waffen führt, von Blicken, Den Weibern höchst gefährlich.
Aber seht,
Dort naht sich ein verständ'ger Mann. tLeiana kommt.) Glück auf Lejana; sprich, was hält der Muselmann Don unsrer Väter aufgefundnen Schriften? Lejana. Daß er am Bücherstaub ersticke! Marko. Was? Sehr unbedächtig scheints, verläßt die Wuth Heut deines Herzens Einsamkeit uud schaut Dir aus den Augen.
Daß nur nicht der Bei
Die Fenstern dir, ob der Erleuchtung, einschlagt. Lejana. Die Waffen uns für immer zu verbieten! Bei Gott, nicht einen Para geb' ich jetzt Für unser Dasein.
Langeweile muß,
Wenn's sich nicht ändert, mich lebendig fressen; Ich werde fett, gieb Acht, wenn's sich nicht ändert. Marko. Nicht Waffen mehr? was denkt der Türke sich, Seid ihr denn Kinder, die mit Messern nicht Mehr spielen dürfen? und er hat vielleicht
73 Auch Pfeil und Bogen, die bewußten, euch Verboten? Lejana. Einen Stier — drum glaub' ich's nicht — Ließ er ins Land, ihn nächstens einzufangen, Und dann zu schinden, daß wir derbe Haut Zu Sehnen hätten. Marko. Schön, da könnt ihr selbst Den halben Mond ja, ohne SamoS Hülfe, Herunterschießen. Lejana. Fremder Hülfe weicht. Wenn sie so lästig ist, man gerne aus. Marko. Da thust du recht, denn wenn ein Philhellene Mit dir Verkehr treibt, segelt er zurück, Und sagt zu Haus ganz Griechenland sei schlecht. Lejana. Du Störrigcr, ich bin so hitzig nicht. Den Frevel deiner Zunge zu bestrafen; Doch einen Janitscharcn hört' ich eben Mit flammendem Gesicht auf einen Giaur Vor den Genossen fluchen; Ja gewiß, — Sie meinten dich ; ,ch wette drauf, du hast. Vergessend unsers Plans unreifen Kern, Der Sitten rauhste Seite ihm gezeigt.
74
—
Marko. Gewandte Sitte hab' ich ihm gezeigt. Was? soll ich gegen die Gewalt'gcn auch Die schab'ge Sitte der Scioten brauchen? Gewandt was abgenutzt ist, darum wies ich Ihm statt dö krummen Buckels meine Zähne.
Dritte Scene. Vorige.
Diamant! (mitetioten.
Der ®i«| flat fich mu
Wt angefüllt). Diamant!. Wie Marko? ohne deine Mutter? sprich, Wo hast du sie gelassen?
Bursch!
Mark o. Sie sucht Des Primas Tochter, deren flücht'ge Spur, Als in den Mastixdörfern wir ein Wort Zu seiner Zeit aussa'ten, sie erforscht. Diamant!. Wer sagt mir — viele Männer seh ich hier — Warum das Mädchen flüchtig ist? Co nstantin. Der Bei Begehrte ihrer, und entsandt' die Diener,
75 Sie für den Harem, ihren Bräutigam Fürs'Beil, zur Stadt zu holen.
Doch sie floh. —
Proto. Statt ihrer schleppten sie den Vater fort. Den, wenn des Kerkers Schrecken ihn nicht tödten. Der Bei ermorden wird für ihre Flucht. Diamant!. Ihr schämt euch nicht Scioten, daß die Brüder, Daß man die Väter euch znm schnöden Mord Aus eurer Mitte reißt, indeß die Henker Euch mit dem Schein gelinderer Behandlung Die gläub'ge Schlaffheit kitzeln?
Ha bekennt.
Daß während ihr aus mattem Quell der Lust Ein dürftig Dasein einsaugt, tausend Zeichen Der tiefsten, tiefsten Schmach zu niedern Sklaven Euch stempeln, ja zu den elendesten. Bekennet, daß ihr Hab' und Gut und Leben Durch arge Künste der Verdorbenheit Euch nur bewahren könnt, daß euer Stolz Und euer Ehrgcitz kein crhabner's Ziel Erstreben darf, als in die Nah' zu kriechen Der Unterdrücker, welche wie die Pest Für euch verderblich ist, und daß der Türk Euch dennoch — doch es ekelt mir zu sagen. Wie ihr verachtet seid.
Allein bei Gott,
Wenn ihr es nicht bekennet, ja, wenn ihr's,
76
Verknöchert, nicht bekennen könnt: so wird Die Menschheit selbst doch, welche sich in euch Geschändet sieht, laut jammernd davon zeugen. Und vor dem Ew'gcn wird der Genius Von euren kommenden Geschlechtern euch Anklagen, daß er in der Wiege schon Das Brandmal der Verworfenheit empfängt. Proto. Beim Himmel! Nein, wir wollen cs nicht dulden. Scioten. Verjagt die Türken. Tod den Unterdrückern. Diamant!. Was? ihr verhöhnt den läst'gen Flüchtling nicht, Der heimgekommen seine Redekünste, Die lang' geschlummert, vor euch zeigen will? So hört auch, daß die — welche wie Kameele Euch würdigen, mit Lasten euch bepacken, Und blutig geißeln — dümmer noch wie Treiber Und selbst elende feige Knechte sind; Daß, ungeschlachte Horden, sie von Fern' Zu uns gekommen sind, so fremd Europen Wie ich dem Paradiese Scioten. Waffen! Waffen! Diamant!. Die Janitscharcn können — daß sie noch
77 So lang' gezögert! — jeden Augenblick Uns auseinander peitschen. —
Lejana. Fahre fort. Diamant!. Sonst könnt' ich euch erzählen, ihr Hellenen, Wer eure Ahnen waren.
Doch ihr habt
Zum Ucberdruß vielleicht in Scios Schule Dies schon gehört.
0 hatten die Gelehrten
Euch auch gesagt, daß eure Peiniger Nicht höhere Gewahr für ihre Macht Besitzen, als weil ein Paar hundert Jahre Die Griechen feig und Murmelthiere waren. Zum Teufel sollten sic — weil lange Zeit Sie schlecht gewesen — niemals denn sich bessern? Nein Sklaven — doch was sag' ich — Hnnde brauchen Wir ewig nicht zu sein. Scioten. Nein, nein! Diamanti. Ergreift's euch? packt mit ihren stumpfen Klaun Euch eure Schande?
Wär' doch jedes Wort
Don mir ein spitzer Stachel, aufzureizen Das schmutz'ge Ungcthüm, damit es euch Wuthgeifernd rüttelte, und ihr cutsetzt Das Schrcckbild säht; dann würde doch vielleicht
78 Versuchen eure Faulheit, alsobald Sich loszureißen von dem furchtbar'» Greuel. S cio te n. Nein, nein, wir wollen nicht verworfen sein. Diamanti. Blickt um euch! Hellas wacht schon, und auch hier. Ich hab'S erforscht, ist mancher Arm bereit, Zu kämpfen für ein ehrlich', gutes Leben. Aufblühn wird's, wenn ihr, wenn eure Stadt Parthei ergreift. S c i o t e n. Wir sind bereit, bereit! Proto. Hinaus zur Citadelle, gieb das Zeichen, Die Stadt, die ganze Insel strömt herbei. Die Sc loten (durcheinander). Auf, zu den Waffen!
Nieder mit den Türken!
C o n st a n t i n. 0 Himmel! rettet euch! die Ianitscharen — Sie suchen dich — sie werden euch ergreifen.
Marko. Vortrefflich! seht, da brauchen wir sie nicht Erst aufzusuchen. Lejana. Hab' ich's doch gedacht. Fürwahr, sie kommen hierher; eine Wolke, Die Feuerbrände löscht.
79
—
Constantin. Vorauf der Stolze Den du beleidigt.
Wüthend wird er sein;
Es ist um uns geschehen. —
Laßt uns fiiehn!
Marko. Ja in die nächste Grotte, mit der Freiheit, Für die wir nun entbrannt, zur Schaferstunde. Diamant,. Was giebt's? Lejana. Mit Ianitscharen hat vorhin Dein Sohn gezankt sich. Diamant,. Widerspenst'ger Bnrsch, Wann wirst du'S lernen, weise auszubeugen Und zuzuschlagen zu gchör'ger Zeit? Sind wir gelandet, deine Balgerein Hier zu begehn? —
Wie viele kommen denn? Lejana.
Es scheint ein ganzer Haufe. Diamant!. Hitzkopf du! Ich werd' dich noch in Ketten legen müssen. Die ganze Unternehmung kann — das Volk, Die Insel um des Knaben Vorwitz scheitern.
80 Marko. Was ist? du machst mich staunen; Vater wie? Du siehst hier auch Gefahr? Bei meinem Schwerdt! Ich wollt um Alles nicht, daß unterginge. Was du bereitet — doch was ist zu thun? «ptnb’g wirklich denn so viele? Auf Sciotcn Nun zeigt, daß ihL des Pred'gers deutlich Wort Verstanden habt. Uns fehlen Waffen.
Lejana. Rettet euch durch Flucht!
Ist kein Versteck hier in der Nahe? Diamant!. Soll Ich mich verkriechen? Beim Leonidas, Nicht braucht' Ich, solche Lehr' dem Volk zu geben, Aus Maina auszukaufen. Marko. Daß die Pest! Sie kommen naher — fallt mir gar nichts ein? Oft hab' ich sie um ihren tragen Schritt Verspottet, und jetzt laufen sie mir fast — Bedenkt, Scioten, sie besitzen Waffen, Für eure Weiber schlimmer als für euch — Sie sollten mir den Vater morden? — Witz, Nur einen Einfall! — und die Mutter auch ? Zum Styx die düstere« Gedanken; List Und nichts als List bedarf ich — Element!
81
—
Ist kein« denn, der mit der Vaters Blut Ein wenig theurer zu verkaufen Hilst? Proto. Ich bin dabei, will ihnen meine Faust Aufs Auge drücken. Schämt euch ihr Scloten! Das Haupt ist, fangen sie den Wackern hier, Der Rettung abgeschlagen. Mehrere Sciotett. Gieb uns Waffen. Proto. Ha! mit der CIthet können ja so viele Den Trupp verjagen. Bei des Volkes Eher! —Diamant!. Was Ehr'? noch hat das Volk hier keine Ehre; Sind Ströme Bluts hier für den Vorzug, Mensch Zu sein, geflossen? G'nug, ich hab' es satt. Wer mit uns ist der komme, daß wir fechtend Den Hohlweg dort erreichen; denn dort gilt Das Leben mehr. Marko. Ich hab's! o Mutterwitz! Ja, ja, so wird es gehn. Di amanti. Zum Engpaß, fort! Epaminondas jetzt — ich kenn' mein Volk — Wo nicht, Leonidas.
F
82 Marko. Komm Vater, hör'. Was ich erdacht. —
Ein Jammer, wenn den Türken
Nicht der Mainotte überlisten könnte. lDiamantl, Marko, Prot» ad.)
C onstantin. Da sind sie schon; wie wird es uns ergehn. Wie mir, wenn sie mit jenen fertig sind! Lejana. Ha Tollheit, sich zu wehren; diesseits noch Des Hohlwegs werben sie gespießt.
Nun wohl!
Wir wollen ohne euch uns schon befrein. (Zweiter und andere Janirschare« sliltjen über den Platz)
Zweiter Janitschar. Wo steckt der Schändliche? Lejana. Wir spielen nur; Und die auch, die dort gehn, sind stille Leute. Zweiter Janitschar. Er Ist's — geschwind, den Frevler einzuholen. (die Ianrtscbaren ab )
Vierte Scene. Lejana.
Constantin.
Scioten.
Constantin. Das Feuer ihrer Wuth muß in die Fersen
83 Gefahren sei», da Faulheit eilt, indeß Die Hoffnungslosigkeit nachlässig schlendert. Ein S cio tc. Jetzt sind sie nahe. Constantin. Marko sieht sich um — Nun lauft er, Proto auch, der Gasse zu; Der Alte nur verändert nicht den Schritt. Leja na. Er wird zuerst gespießt. Constantin. )m Eifer rennt Der Wüthendste vorauf. — Nur Ein'ge filmen Und kaum ihm folgen. — Lejana. Glaub'-, die Wämse schwitzen. Constantin. Schon sitzt er fast dem Alten auf dem Hals —* Er kehrt sich plötzlich um — Lejana. Wer kehrt sich um? Constant in. Der Alte. Paff da liegt der Ianitfchar — Jetzt wenden sich die beiden Andern auch. — Ein Seiote. Der Proto rafft de- Feindes Waffen auf.
r
r
84 Lejana. Dri meinem Kopf, da fallt der zweite schon —. Ein Wetterkerl der Alte — Marko faßt Den nächsten (für |te zu zerreißen! ,a ich bin wohl krank, Daß' ich'» ertrage.
134 Thenar. Schweig, bereite dich! Du stirbst, eh' noch von jenem Nelkenbeet Der Schatten weicht. Asta. Entsetzlich! — prüfst du mich, Ob ich auch heftig werde? ich bin sanft! I U ffU f (eon außen.)
Sie kommen näher. Thenar. Ha, beim Höllengott! Knie nieder! Asta. WaS sind das für Stimmen? Engel DeS Lichts! ist das dein Antlitz? plötzlich lauert In deinen Zügen Mord. Wie wird mir doch — Wer greift ans Herz mir — kalt — bist dn's? Halt ein — (Re wankt.)
Thenar. Ich wollt, sie stürb' und sparte mir die Müh' Asta. (knleend). Demetrius, ist's wahr? mich willst du tödten? Mich deine treue Braut, die namenlos Um dich gelitten? Sieh' nicht einmal Kraft, Dir zu entfliehn, hat mir der Gram gelassen.
135 Thenar. Versuche licht, mich weich zu machen; würd' ich'S So sollt' 'in Schwur mein schwaches Blut bezähmen. Asta. Ja, ja eil Traum nur ist's; wie wär' es möglich! Der Peliiäus, glaubt' ich eher, sei Ins Mec> gestiegen, als daß so dein Blut Verwandet wäre.
Sag' mir, daß ich träume;
Ich fühl'.'s, mein Gehirn ist wüst; ich habe Schon md so schwarz gebrütet, als ich dich Dom Felsa stürzen sah.
Demetrius —
Ich möcht ictzt, da sich erfüllen soll Was du Lrsprochen, jetzt nicht sterben; möchte Die Seeliffcit, die mir dein Kuß bewahrt, Um Alles nicht verlassen. I U ss U f (»en außen)
Spute dich. Thenar! T h e n a r. Der alte Kauz! —
Kein Wort! — halt still,
Daß ich dch blindlings treffe. Asta. Gott wer weckt mich? Ein fürchtirlicher Traum — so deutlich alles, Der Dolch der düstre Blick — Demetrius, Mit welch»» Schauder werd' ich dir's erzählen,
— Wenn ich erwacht bin.
136 Stoße mich nicht fort.
Aus deinem Arm nicht — ist's denn auch ein Traum? T h e n a r. Weib, Weib! Ha daß der Angst furchtbare Kralle Dich jetzt erwürgte.
Weib, soll ich — o Gift —
Bei meiner ersten That zur Memme werden! Die Hände weg — schweig, schweig, das Herz hat Ohren. 2t ft a. Nein beten darf ich: Gott! — Demetrius, Das Grab — mir grauet, komm du mit hinab; Ja Holder, ja an deinem 2lrm soll mirs Ein schöner Tempel fein: es wölbt sich dann Zur Kuppel das gedrückte Dach, die Lilien, Die ringsum blühn sind Säulen; komm, wir opfern Am Hochaltar! —
Ihr Himmlischen! wer drängtj
Sich durchs Gebüsch? der Tod —
Jussuf (tritt auf) Was zögerst du. Verfluchter Sklav?
Ha stirb, anhebt stfia.)
21 ft fl. Demetrius — 0 komm — doch einen Kuß, nur einen — Dank 1 Wie seel'gcr Hauch des Himmels küssest du — Ein schwerer Traum — aus dem dein Kuß niich weckt — (st'tdt.)
Jussuf. Die Ianilscharen sind im Hause — Feiger! Mir mangelt Zeit, doch furchte meinen Zorn (#»•)
137 Thenar. 0 Schonte! doch du sollst mir's büßen Scio, Daß ich vor einem Weib zur Memme ward, (ab.)
Sechste Scene. Öffentlicher Platz bei der Stadt. Demetrius (komme). Halt Sonne, wende dich, bevor du scheidest, Noch einmal um, und sieh mir ins Gesicht; Ihr Blumen, all ihr Pflanzen öffnet schnell Die müden Augen wieder, schauet her. Und träumt von einem Sccl'gen.
Wir sind frei!
Der fürchterliche Greif, der dieses Land Mit seinen Klau'n umspannt hielt, ist erlegt, Und ich entsandt das tödtlichste Geschoß. Ha, als das Wagstück mir gelungen, als Den Feind ich aus dem Wall im Rücken faßte. Und nun die Stürmenden, ein wachsend Meer, Die Brustwehr überstiegen: folgten alle Der Richtung meines Stahls, und drängten sich Im blut'gen Kamps, der auf dem Hof begann. An meine Seite, als sei dort der Sieg. 0 Gott, ich könnte stolz fein, wär' das Herz Nicht voll Entzücken! Isis beim wahr? den Funken Des cw'geir Lichts, das als des Westens Kleinod
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Ich nur gekannt, ihn hätten mit dem Stahl Wir aus der Festung Mauern heut geschlagen? Und die Degeistrung wird lebendig einst Die Farben Griechenlands, die bleichen, auf Europens Staatcnkarte hauchen? Ja! Ich schwörs. Ich bin ein Grieche; bin ein Jüngling! Erwacht ihr Geister; laßt der Gräber Schovß Unzählige Fontainen nnn entsteigen. Die mit dnrchscklungnen Bogen einen Bau, Ja einen Tempel über Hellas wölben, So herrlich, wie ihr einst ihn bautet; doch Beschützend ans der Kuppel prang' das Kreuz. Erwacht Epaminondas, Sophokles, Du Plato, göttlicher, und Perikles —Entzücken halt! ich schlich mich fort — nicht wahr? — Ja Asta, dich Aspasla zn grüßen: O ew'ger Schöpfer, als das Paradies Dem Chaos sich entwand, gewalt'ger nicht War die Verwandlung, als die Stimmung heut In meinem Busen. Hin zu ihr, zu ihr! Iussuf (femmt)
Nun trcff ich dich Elender? schönen Muth Bei eines Weibes Thränen zu zerschmelzen. Den Tod dir, wenn du beim Anatoli So schlecht bestehst; er lebt auf freien Füßen, Wenn nicht der Tochter Mord die Glieder schnürt.
139
Demetrius. Du Rasender, des Primas Tochter? Jussuf. Sklav! Wo ist die Peitsche! kizelt ihn der Muth, Weil ich in niedre Kleidung mich geworfen? Verderben! will den Herrn dir zeigen — Hund! Der Stahl hier, rauchend noch von ihrem Blut Soll dich durbohren. Demetrius. Gott von Astas Blut! Jussuf. Den Namen weiß er von der Dirne schon; Verliebter, hüte dich, daß ich dich nicht. Sie liegt schon auf dem Rücken, zu ihr bette. Demetrius. Stirb Ungeheuer durch Demetrius, (etmcet len) Jussuf. Verflucht! 0 Dummheit, bin ich grau geworden Den eignen Herrn, weil er zu dumm war, hat Betrug zerrissen — Ha, was geißelt dich? Die Braut hat Boska dir gemordet. — Demetrius. Boska Jussuf. Die Eingeweide brennen — Hund! dein Eisen
140 War im Vesuv geschmiedet; diese Hölle Dir auf den Schädel, daß dein christlich Antlitz Zu Asche brenne — Fort! — ein Türke her Mit eisigem Gesicht, wovon die Glut Erfriert — Thenar, erzähl' ihm, wie die Braut Gemartert wurde, wie sie dich gekos't — Weh, weh! des Graubarts Thränen her. Damit ihr Salz den surchtbarn Schmerz betäube. Halt Feuer! bis ich weiß, daß von dem Leichnam Der Tod ihm ins Gesicht sprang — halt — noch nicht (stirb,.)
Demetrius. Fluch dem Entzücken, das mein gläubig Herz Mit Lügen nur gekitzelt! der Triumph Verstumme schneidend, Scios bunt Gesicht Entstell' der Schmerz so grausend, daß sogar Der Himmel drob erschrecke! Der schnelle Wechsel?
Ha warum
Himmel sprich, warum?
Gieb Antwort, schüttle deine Donner, bis Mir der Gedanken unglückseel'ge Form Zerspringt, die Pulse vor Entsetzen starre». Und Astas Tod nur Scherz wird, bis mein Hekj Zu schlagen aufhört.
Ha ich will nicht denken
Nicht fühlen, nein ich will nicht fürder leben. --------- - — Sie war so himmlisch! wie der junge Morgen, Der, Schaam und Glut und Seeligkeit >m Antlitz,
141
bin Parades betritt, erschien sie mir. Und ad), ilr Lächeln: wenn ans tausend Kelchen Der Ncktaduft ans leichtbewcgte Herz Mit süßen unsichtbaren Zungen flüstert, Nicht namailoscr kann es dann cmpsinden. — D» glaubtet Schicksal stolz wär' ich geworden Bei so viel Wonne? wahrlich der Versuch Hätt' mämtich mich gefunden. Oder glaubtest Du eifersücit'ge Freiheit, träge mich In deinem Dienst zu finden? Freue dich; Jetzt werd' ich kämpfen, kämpfen überall Wo TürkcMcere sind. Ich will genau Don Astas Shit die Tropfen zählen: jeder Ist eine Kr,n' von köstlichem Rubin, An der der )slam Hochverrath beging. Ich will euch rächen ihr vergossncn Kronen, Weit köstlichw als die, um welche oft Tyrannen Tuiscnde geschlachtet. Ha! Ich bin auck Henker! Heiße Rache auf! Sei du mein Liebchen letzt; auf, jage mich Ins Schlachtgedräng', wo die Bekenner weilen Der blut'cen Lehre, die Verfolgung, Mord Unschuld'grr Bräute billigt! ja ich will Mich doch vermählen, aber nur der Tod Soll Früchte zichn von meiner Manncskrast. _____
(ä6)
142
Siebente Scene. Anatoli. Diamant,. Elektra. Proto. Krie, gcr. Volk. Diamant,. Ein Feuerstrom ergieße sich der Ruf Dom Fall der Festung über diese Insel, Daß alle jauchzen, und die blöde Kraft In diesem Spiegel sich erkenne. Eilt, Die blutigen Säbel zeigt, und leihet Sprache Des Tages ew'gen Thaten. Hin zur Stadt! Beruft, was Zunge hat, um Dank zu stammeln Dem Herrn der Schlachten. (Mehrere ab. A n at o H wird herb« geführt)
Sprich Anatoli Der Tag erwecke dich; ein feurig Aug' — Ich bitt' dich — rüst'ge Kraft laß mich gewahren, Soll nicht des Jubels Miene einen Zug Der Schwermuth haben. Anatoli. Schaff Demetrius, Wo ist er? ihn vor allen muß ich sehn; Zur Tochter sende. Flackern wird die Flamme, Don Kindeshand geschürt, bald lustig wieder. Wo steckt Demetrius?
143 Diamant!.
Bei meinem Wort, Gesündigt hab' id) schwer an ihm: ein Held Dergleichen Griechenland nicht viele zählt. Elektra. Und er Verräther! Anat oli. Wie? Demetrius? Bedurftes der Prob', des kühnen Sprunges erst In wilden Kampfes Strudel auf dem Hof Der Citadelle, eh' du ihn für acht hieltst? Elektra. Ha, keinen rüstgern Schwimmer gab's; wie sehr Die grimmen Wogen ihn und die Gefährten Schnell zu verschlingen drohten, eh' den Wall Wir überstiegen: blieb er Herr der Flut, Mit unnahbaren 2srmen, jede Woge In Blut verwandelnd, die auf ihn sich warf. Diamant!. Wir kletterten vielleicht noch jetzt, wenn er Die Hand nicht bot. Den Argwohn, jenen Wurm, Der Hellas Kraft benagt, will ich erwürgen. ANatoli. Du sahst ihm ins Gesicht? Es schlägt kein Herz Auf Scio so 'wie seins für unsre Sache. Schon ei/ er in mein Haus kam, pflanzte ihm
144 Ei» anbrrr Gärtner edlen Saainen ein. Der wuchern mußte zu so niüchl'gcm B>nim — Doch ruft mir den Erworbnen — wißt, als Kind Erzog ein abendland'schcr Klausner ihn; Denn eine Waise war er schon als Säugling. Elektra. Was sagst du? schon als Säugling? Ana toli. Wo er bleibt? Entsende — nein, ich will — hätt' ich nur Kraft — Nach Hause, denn bei Asta wird er sein. Elektra. Bei deiner Sccligkeit! wie ward er dein? A n a t o l i. Zwölf Jahre stnd's» da ward ich in den Wald Zum Klausner hingcrufen — er verlebte Dort »»gekannt die Tage, bis des Todes, Unwiderstehliche Gewalt ihn zwang, Mich zu entbieten.
Er vertraute mir
Den Knaben — Elektra. Wo, wo ist der Wald? Anat vli. E lauft — Ihr kennt ihn ja, bis an die Felsenbucht. Wo ihr gelandet. Elek-
145
Elektra. Heil'ge Jungfrau ! Diamant!. Sprich, Wie alt ist jeft Demetrius? Anatoli. Ich denke Fast zwanzig Zahc; doch kommt laßt uns ihn suchen. Elektra. Um aller Engck willen halt! Erzähle, Wie kam der Klausner zu den Knaben? Diamant!. Sprich! Ana toli. Derbergen woll' er sich vor Janltscharen, Auf die er Kr.uter sammelnd, stieß, da hört' Ers wimmern im Gebüsch, und sieh, ein Säugling ■— Elektra. Allmächt'ger Gott! er ist's, es ist mein Sohn! las) Anatoli. Begreif ich ttot? dein Sohn? Diamant,. Beim Himmel ja! Wenns neunzem Jahre sind, wo dies geschehn. Anatoli. So ist'S. Do- wie? Du hättest nur zwei Knaben, K
146 Hab' damals ich geglaubt, und wie Verlorst du im Gebüsch dein Kind?
erzähle —
Diamanti. O morgen, Ja morgen, wenn das Herz gehorsam ist. Will ich erzählen. Ew'ger! — Graubart sprich, Nicht wahr? ein solcher Tag kann Felsen selbst Zu Thränen bringen, und ich bin nur Krieger, Doch immer Mensch. Sind alle Feinde denn Auf Scio schon besiegt? A pat oli. Demetrius Dein Sohn? o morsch' Gehäuse streng dich an, Ein neu Getriebe jagt das Räderwerk Im Sturm herum, und treibt- an deine Rippen, Sie zu zersprengen. Lahm sei die Minute, Di« wir verweilen, komm nach meinem Haus' — (Er gewahrt den Leichnam de- BoSka)
Gerechter! — Freund, bist du's, der längs dem Rücken Mit eisiger Hand mir niederfährt? Diamanti. Was giebts? Vom Leben wurden kaum die Züge dir Wohlthätig angehaucht, und sie erfrieren Urplötzlich wieder.
147 Anatoli. Sich den Leichnam hier: Es ist mein Todfeind — o mir graut. Was zu erfahren; sich dich um, naht keiner Mit Jammer im Gesicht?
0 diesmal nur
Laß Himmel sein Erscheinen wolfeil sein cm mir gestoßen, wieder giebst. Da gramse: Tod und sicheres Verderben Es mir ewreißen wird? —
Demetrius!
Du meint Verlorner — wieder mir gebracht Für cinren Kuß nur — sieh mein Auge weint; Mit Perlet lohn' ich ihn, die seltner sind, Als die gerühmtcsten des reichen Meeres — Und denncch gab' ich gern den Himmel mehr. Dem Doten, der nur Kund' von dir gebracht. Demetrius. Vergeh die Welt es schlagt des Vaters Herz An meinen Herzen! Marko. Mir wird warm — ich glaube. Die Lohe sengt die Eingeweide mir.
Diamanti. 0 danken muß ich diesem Feuer, das Die Züge des Geliebten mir beleuchtet — Doch nein, vcrrathusch ist es, lechzt es nicht, Die heißen Zähn' in diese junge Brust
—
184
Tief einzuschlagen, wenn des Türken Schwerdt Den Lebenssaft ihr abgezapft? als Asche Die schönen Glieder auszuspein? 0 Fluch Dem Ungeheuer, das mit gier'gen Blicken Sein Antlitz mir erhellt, um schadenfroh Mir den Verlust zu steigern! — Marko komm Den letzten Kuß, daß ich euch beid' umfasse — Ihr Theuern, wollt ihr nicht aufs Meer hinaus? Demetrius. Daß ich hier mit dir stürbe, mußt' ans Land Mich Canaris trotz seiner Eile setzen; Zur Stadt jetzt, in den brennenden Quartieren Die Mutter aufzusuchen. Matko. Eine Uhr, Beim Himmel! klopft im Busen mir — ich fühle Mich unbehaglich — das ist Langeweile Drum vorwärts ins Gefecht. Dia manti. Ja, ihr habt recht! Der Welt beneiden muß ich solche Schätze. So will ich denn, wie jener Kaufmann that, Euch meine Perl'n ins todtumstarrte Meer Des Kampfgewühles werfen, und will dann, Es auszuschöpfen mit dem Schwerdt versuchen. Herbei! ihr Himmlischen, die ihr euch freut
183 Beim Lstarpf des Lichtes und der Finsterniß — Ein Karmf erhebt sich! fühl' ich in der Brust Nicht taau>nd Herzen? — Marko. Ha es tobt ein Heer In meiinev Arm. Demetrius. Und mächt'ge Stimmen jauchzen Mir Hwffmng zu! Diamant,. Die alle führ' ich ja Ins glücheide Gefecht!
Allmächtiger!
Don den vrborgnen Schaaren unsrer Brust Vernimm He brünstigen Choräle; sie. Die an de> Todesschwell', was du uns schickst, Begeisternd preisen, mögen durch Gejauchz Da- Angsheschrei begraben der Ergriffnen, Die jetzt tut Türke würgt! — Vertheilt euch — jeder sei Ein jäher blitz aus Gottes Hand geschleudert. Und die Geschichte, wenn ein christlich Aug' Um Scios Untergang mitleidig weint. Nenn', um es abzutrocknen, unsre Thaten. (alle »re, ab) (Beseht, Flach, und Getümmel u«hr über tu Bübne).
JesMk
«ritt auf).
Blutgier'ge Wachsamkeit hat süßen Schlaf
186
Zum Wettkampf plötzlich aufgescheucht: Betäubte, Die nichts behielten, als daß nur ein Theil Von einer Nacht so vieler Tausenden Noch übrig ist zum Leben; Schlachtbewehrte, So lang' im Zweifel, bis des Feindes Schw:rdt Sie niederstreckt, und Halbbesonnenc, An deren ganze Waffen Schrein, Geheul, Verwirrung, Flucht in den gefüllten Gassen Abwechselnd zerren, die verzweifelnd, jene Verwirrt, voll Schrecken alle in der Stadt: Gejagtes Wild im angezündtem Wald! Und draußen auf tym Höhn die Jager stark, Den Vortheil kennend, achtsam auf die Beute; Wer muß hier unterliegen! Doch keine Klag' entweihe meinen Mund: Ich sah zwar wen'ge Stunden nur das Licht Der goldnen Freiheit, hab's entzückt begrüßt, Und freudig kann ich sterben. Läßt nicht auch Die Ros' sich freudig brechen, wenn sie nur Die Blätterhüll zersprengt hat, und, befreit. Den schönen Tag gesehn, und jede Regung Der tiefsten Brust begeistert ausgehaucht Auf würz'gen Strömen? Solche Blüthenzcit, Beim Himmel! wird zu theuer nicht erkauft, Durch keinen Tod! Stets neue Feuer steh» In den Quartieren auf — letzt brennt sogar
187
Die Ftestrig. — Wilde Glut bist du so gierig, Weil lvieScioten deiner sich gerühmt, Wenn sie von Liebe sprachen? Ha, ich habe Solch Faer stets verschmäht; doch will ich jetzt In euire ilühcnde Umarmung mich Ihr Fllanmen stürzen — lodert auf vor Lust, Schlagit hriumphirend über mir, ihr Flammen, Die Airm, die verzehrenden, zusammen, , Denn nie umschlangt ihr eine kcusch're Brust! las.)
Fünfte Scene. Thenar (schleppn Elektra (herbei). Thenar. Der Zufäl Weib giebt dich in meine Hand, Daß ich tir jenen Zuruf dich bestrafe, Der mir verderben drohte. Elektra. Zürne mir, O schelte, donnre; jeder Laut von dir Ist mir en süßer Ton, ja süßer noch Als jenes erste Schrein, das unter Angst Und Schricrzcn des Gebahrens ich von dir Mit nainlnloscr Secligkeit gehört,
188 Mein theures Schmerzenskind ich bin ja Schuld — Ich ließ dich mir entreißen — daß du nicht Gewohnte, sanfte Sprache für mich hast. Bestrafen willst du mich? 0 nimm mein Leben, Nur gönne Zeit mir daß ich mich erst freue. Daß ich des Herzens Wonne fassen kann — Sieh, keinen Kuß begehr' ich — o das wäre Zuviel Entzücken; nur dich anzuschaun. Mit meinem Blick die Züge dir zu küssen, Vergönn' mir — das ist schön're Augenweide, Als alle Herrlichkeit, die, wenn du mich Getödtet hast, im Himmel auf mich harrt. Thenar. Beflecken soll nicht dein verworrneS ®(ut' Den Säbel hier — auf! es gelüstet mich, Um in die Flammen dich zu werfen, dich Mit meinem Arm zu packen. Elektra. Nein, — nein, nein, Ins Feuer nicht; durch deine theure Hand Entflieg' mein Geist; bereden will ich mich Sie übe traur'ge Pflicht, um vor Entehrung Mein Blut zu schützen. Ja, so ist es auch — Was denk ich denn? du hast mich aufgesucht. Daß deine liebe Mutter nur durch dich, Nicht durch die Marter der Verfolger sterbe.
189 —
Thenar. Wahnsnnn'gc, aus Erbarmen sag' ich dir's — Ich bim Mir. Sohn nicht. Elektra. Was? du weißt es nicht. Daß bin, ein schlummernd Kind» von diesen Arme» Getragem wurdest, als die Türken uns Verfolgtten? Ach dein Vater nahm mir dich Und dciinen Bruder — er, er ward zerrissen — Und wmrf euch fort — entsetzlich! — uns zu retten. Thenar. Ha, die Geschichte kenn ich — Ja, fürwahr Mitleid'ge Eltern, die mich Säugling einst Der Ja nitscharen Wuth zur Speise brachten. Sprich, dies Gemetzel, das in Scio jetzt Die tausend blutbctrieften Krallen einschlägt. Ist grausam es zu nennen? ungerecht, Wcyns nun auch dich ergreift? Elektra. Nicht in die Flammen — Du wardst ja nur ins weiche Gras geworfen, Doch ihre glühndcn Spitzen, ach so flackernd Von Wind geschwungen, geißeln gar zu scharf — Mein Sohn, in dieser Brust strömt theures Blut, Das oft ich io der Schlacht verspritzen wollte. Doch das Geschick bewahrte cs für dich —
190 Nimm jetzt die reinen brennenden Rubinen, Du bist mein wahrer Erbe — öffne jetzt Mit deinem Eisen mir die Brust, den Schatz, An dem mein Leben hängt, zu heben. Der Kapudan Pascha.
Selim Bei r's gesehn? — beim ew'gcn Gott! sie schlug Die Auige. auf und seufzte; wehe mir. Daß siee s: wieder schloß. Nerekta s. 0 laß sie schlummern; Der güit'g Himmel, scheint es, weckt sie nicht. So lamg'wir hier verweilen. Sieh dich um: Bersenggte Felder — der Gebäude Schutt, Der Riauh ansspeit — zcrbrochne Mauern — Trümmer, An deinen gelbes Feuer geizig leckt; Und Leeichn, blut'ge Glieder, der Verwundten Furchtbar Zuckungen — ist solche Schrift Wohl iffit ein weiblich Aug' Ca n aris. Wann wird Europa Die Schift verstehn — die Bittschrift — und erhiren! Marko. Zu Scchif! Komm, Alter! in dem freien Meer
200 Will ich dein Grab dir machen, und mit Blut Und Leichen es besäen. Canaris. Ja, ja zu Schiff! Mich drängt's, zu zeigen, wie grausame Wuth Der Himmel züchtigt: die Entscheidungsschlacht, Sobald der Türke auslauft, wird geschlagen. O Scios Elend hat mein Blut verjüngt. Ich spüre einen Trieb, der meinen Geist, Mit Jünglingstaumel in die Seeschlacht reißt — DaS ist dein Obern, Herr! sei mir auch nah. Wenn du zum Kampf, den Werth zu prüfen, rufest; O ein unglücklich, ein verfolgtes Volk, Das dich im Herzen trägt; und die Verfolger, Unfähig schon aus Blutgier, dich zu ahnden — Gieb sie in unsre Hand, Allmächtiger! Die Schlächter Scios. Lege deinen Zorn In unser donnerndes Geschütz; ein Sturm, Auf dessen mächt'gen Schwingen dein Gewicht Durch alle Welten geht, sei unser Angriff» (mebetfnleenb)
Herr! würd'ge meinen Arm, den Wütherich Mit Feuer zu verfolgen, der mit ihm Die
Kirchen dir verbrannte, daß die Welt,
Wenn donnernd er zur Hölle fliegt, erkenne: Dein Name, Herr, sei groß!
Erhöre mich! —
201 Sein brennend Schiff laß uns ein Zeichen sein. Ob Las Gebet zu dir in diesen Landen Entbunden wird von der Verfolgung Pein, Ob Griechenland frei wird von schnöden Banden! Alle. Ein Zeichen, Gott, ein Zeichen laß es fein! (Alle ad).
Zweite Scene. Auf dem türkische» Abmiralschiffe. Kapudan Pascha.
Gemach des
Kapudan Pascha (und) Selim Bei ernten efn). Kapudan Pascha. Gesteh mir Selim: meiner Schiffe Zahl Verhöhnt der Inseln Menge und der Klippen, Die ausgesäet find in diesem Meer. Selim Bei. Ich kannte nur bisher die stolze Lust, Das Auge prüfend zu dem fernsten Rand Der Flotte hinzusenden; schöner ist's, Sie musternd, zwischen ihr hindurch zu schiffen. Nimm, Hoheit, meinen Dank für diese Gunst —■ Ha Stambul schien von den Terassen mir Ins Meer gestiegen.
Kühn macht solch ein Anblick,
Wohin dein Wink sie lenken wird, zu fragen.
202 Kapudan Pascha. Morea fühle meinen Zorn zunächst, Alsdann Livadien und die andern Herde Der Rebellion.
Wie eine Donnerwolke
Will ich hinanfziehn, der Empörung Saat Im Laufe dieses Jahrs noch zu zerstören. Selim Bei. 0 möcht' es jedem Land wie Scio gehn; Allein ich fürchte, größrer Widerstand Wird uns zu schwitzen machen.
Beim Propheten!
Ihr falscher Gott bethört die Hunde so, Und treibt zur Raserei sie, daß selbst Feige, Ich hab's gesehn auf Scio, tapfer werden. Kapudan Pascha. Für diese Lästrung fürchte Allahs Zorn. Der Christengott sollt' uns zu schMen machen? Wie Spreu zerstieben wird der Wahn von ihm; Denn Allahs Allmacht führ' ich in die Schranken; Was widerstände da!
Sprich, hatt' der Aufruhr
Zwei Jahre wohl gewuchert, wär' das Schwerdt Des mächtigen Propheten nicht gegeben An Deutlinge, die seine Lehr' halbirten? Mich rief sein heil'ger Will' auf diesen Platz, Daß meine Thaten zeugten vor der Welt, Nur Allah sei gewaltig, und er hat In mir sich nicht betrogen.
Ha, es soll
203
Sein Feuer, das mich kräftigt, einen Brand, Der gianzen Christenschaar verderblich, zünden. S'elim Bei. Wie? fa? ich dich? nicht die Rebellen bloß Willst du bestrafen? Die Ungläubigen — Kapudan Pascha. Du-kennst mich, siehst die Flotte hier, und wagst Dies nur zu fragen? Zittern mag der Westen — Gekommen ist hie Zeit, wo das Panier Des mächtigen Propheten sich entrollt. Und Millionen, plötzlich aufgeweckt. Bei diesem Anblick sich im heil'gcn Taumel Auf Allahs preisgegcbne Feinde stürzen. Begreife meinen Zorn, daß diese Brut In Griechenland, zu schlecht mir Sklav zu sein, An meiner Pläne stürmend raschem Flug Aufhaltend zerrt. Sclim Bei. Ich beuge mich vor dir; Bei deinem Bart! ich träumte nur die Lust In der Empörer Blut die Hand zu tauchen. Kapudan Pascha. Geh, rufe mir den abgelernten Hund, Der uns auf Scio nützlich war; er zeige Die Spuren mir des Wilds, das ich verfolge. (Bedm SBei ad.)
204 Kapudan Pascha. Vertrauen nicht genug zu dem Propheten Hat — daß ich's sagen muß! — der Großsultan, Drum unentschlossen trägt er manchen Hohn Europens.
Doch ist nur mit Feuer erst
Des Reiches innrer Schaden ausgeheilt: So will ich — der Ungläub'gen frechstes Volk Beim Wirbel packend — eine Brück ihm bauen. Zum Trotz und zur Vernichtung unsrer Feinde. (Lei ana kommt).''
Tritt näher Christ — die Küsten, weiß ich, kennst du Don ganz Morea — schweig' — du kennst den Strand, Der von der Landeng' bis nach Nauplia So manche Bucht versteckt hält, die ins Land Den Schiffer führt. — Lejana. Was, Hoheit, giebt es wieder Versteckte Buchten aufzufinden?
Ha,
Ich bin der Mann dazu — ich habe mich Darauf gelegt.
Einträglich ist's, man braucht
Das herrenlose Gold nur fortzutragen; Und Licht wird, daß man sehe, angebrannt. Kapudan Pascha. Welch Aussehn, Sklave? hat mit zorn'gen Griffen Ins graue Antlitz Wahnsinn dir getastet? Du wagst, dich so zu nähern.
205
Lejana. Beim Gericht! Nur Asche ist es, die mir ins Gesicht Der Wind auf Scio wehte,
Herr ich will
So laug' ins Meer mich spiegeln, bis mein Ich Mir weniger mißfällt — gieb, Hoheit, Acht, Ich werde eitel, werd' noch auf Morea Mit Roth die grauen Wangen schminken. — Kapudan Pascha. Schweig. Gehorsam, weißt du, sichert dir allein DaS Leben, trotz des Frevels der Genossen, Und macht mich selbst zu Lohn für dich geneigt. Lejana. Das lohnt von selbst sich, laßt du mir den Kopf Nur auf den Schultern: neue Gründe, Herr, Für alte Wünsche — bessere Ausgabe Der Lcbensansicht — 0 der blödste Witz Schreit auf beim Angstgcheul, es zu betäuben. (Tumult von außen).
Kapudan Pascha. Was tobt auf dam Verdeck, und dringt verwegen Bis an mein Ohr! (eia
Mia tritt aas}.
Aga. Herr, die Empörer nahn; Vom Abend kommt die Flotte. —
206
Kapudan Pascha. Hund! ausbrennen Laß ich die Zunge dir, wenn sie die Böte Noch einmal Flotte nennt. Hinaus; cs soll Wenn das Getös nicht schweigt, der zehnte Mann Am Mastbaum baumein. — (Aga ab).
Christ, langweilig ist's. Dir noch zu sagen, was ich von dir will; Begriffen hast du mich, und in drei Tagen Will ich am Isthmus landen, stillen dort Die gährenden Bezirke in der Näh'. Lejana. Versteh ich deine Hoheit? Du willst Ruhe Den Aufgestandnen geben, sie von Sorg, Und Kampf befreien? Ha, da dien' ich dir! Du meinst doch der Scioten Ruhe, Herr? Es ist 'ne süße Ruh — von nichts gestört. Zuerst nur, wenn das Bett noch kalt ist, fühlt Die Haut ein schmerzlich Stechen — Hab' Geheul Und Schrein vernommen — doch cs sind Rebellen Das Gleichgewicht nur stören sie der Welt. S e l i IN Bei Centimen»). Wirst du es glauben Herr? die Christenhnndc Erfrechen sich zum Kampf mit unsrer Flotte. Sie ordnen sich, und vorwärts senden sie Schebeckcn, unsre Stärke zu befühlen.
207 Kapudan Pascha. Dir dank ich Allah! daß hu die mir schickst, Die zweimal schon mein Amt mit Schmach bedeckten. — Signalisirt den Schiffen, daß sie sich Zusammcnzichn.
Es sollen meine Reihn
Die Arme um die winz'gcn Glieder schlagen. Und fie zermalmen. (Fortdauernder Tumult. Ern stseitcr Asa tritt auf).
Aga. Ungewißheit jagt Und scheue Sorg' auf dem Bedeck das Schiffsvolk, Sie hörten Canaris sei bei den Feinden. Lejana. Der Branderführer? Kapudan Pascha. Eine Klapperschlang', So scheint's, ist meine Flotte, da ihr Raub Von selber ihr entgegen fliegt. Selim Bei. Besieh Den Wind dir, Hoheit, er ist uns nicht günstig; War's besser nicht, wir wend'ten uns erst dann Zum Sprung auf die Rebellen, wenn er uns Gehörsinn ist? Kapudan Pascha. Fluch dir für dieses Wort! Und hatt' ich so viel Schiffe nur als Finger
—
208
An dieser Hand, und alle Elemente Zu Feinden, dennoch triumphirt ich heut; Denn Allah ist gewaltig, und ich bin Sein echtes Werkzeug. (Stimmen von außen)
Es raucht am Hintertheil — das ist ein Brander. Lejana. Nein Scios Schatten ist's, der lang' genug Gewimmert über dem zerstörten Leichnam — Jetzt sucht er den Zerstörer — Rauch? — er brennt? Das ist die Rache! — Ha er sucht uns beide — Dich so wie mich — gieb Acht, er klammert sich Mit seinen heißen Krallen an dies Schiff — Ich komme nun empor! was will ich mehr — Wir alle — Hei! das giebt 'ne Feier heut. Bis an die Wolken werden wir erhoben. Kapudan Pascha. Wahnsinn'ger Sklav, ich glaub' du fürchtest dich! Ergreift ihn, an den Mastbaum bindet ihn, Ein Zeuge soll er sein, wie wir sie schlachten. — Hinauf jetzt; sind in einer Stunde nicht Vertilgt die Hunde: Ha, so muß ich glauben. Gelogen habe der Prophet, und Alles, Was die Beschwörer schwindeln von Befreiung —. Verzeih mir's Allah — werde sich erfüllen. (Alle ab.)
209
Dritte Scene. Auf der Insel Ipsers. Elektra cr»h«n»)
Aussicht auf» Meer.
Ncrektas.
Proto.
Männer
von der Insel. Einige (aufS Meer hlnauSwlukend).
Der Himmel lasse eure That gelingen! Andere (eben fb). Der Sieg sei mit euch! Erster Insulaner. CanariS leb wohl! Alle. Lebt wohl ihr Kühnen — glücklich Wiedersehn.
Proto. Sie rudern fort und Unvermögen zerrt. Zurück mich haltend, an dem wunden Körper. Zweiter Insulaner. Ein Eottesurtheil werden wir erleben, Wie's keine Zeit gesehn.
Was will der Türk
Mit seiner Rotte, wenn Begeisterung, So heilige, sich ihm entgegenstellt Als in dem Busen der Zweihundert
HU, O
210 Die von der Flotte aus, das Sacramcnt Hier zu empfah'n, an unsern Strand gelandet. Erster Insulaner. So alt ich bin, nie sah ich solch Vertraun Zu einer Unternehmung als so eben. Das war kein Schwur, was jene Jünglinge In heil'gcr Rührung männlich sich gelobten. Des Himmels Stimme war's, die von den Lippen Der Hochbegeisterten uns offenbarte: Der Brand von Scio werde heut gerächt. Dritter Insulaner. Ja, der Kapudan Pascha wird einsehn, Daß nicht mit Feuer Spaß zu treiben ist, Sind nicht von Scio Brande durch ganz Hellas Geflogen? wodurch wäre sonst die Glut Der Jünglinge entzündet, die hier heut Dem Feuerwerk und Canaris sich weihten? Nerektas (neben eieftte). O hätt' das kriegerische Weib gesehn. Wie ihre Söhne unter jenen Kühnen Die Kühnsten waren. Proto. Schläft sie immer noch? Die Zeit wird lang «ns werden bei der Wache.
211 Mehrere Männer (weem). Jetzt steiget sie ins Schiff! — Glück auf ihr Helden! Nerekta8. Sie schlug die Augen auf, als wir ans Land Sie trugcr, sah ganz starr, und lispelte „0 meine Kinder," und dann zog sie wieder Der Witwer Vorhang über ihren Blick. Vergeblich seiner Rückkehr harrend, schied Demetrius mit freudiger Erwartung: Das Muterauge werde nach der Schlacht Ihn grüßn. (Choral hinter der Scene.)
Erster Insulaner. Die Gemeine fleht um Sieg. Zweiter Insulaner. Wer seine» Blutes Herr ist, mag in Andacht An den A'tären knic'n, ich kann es nicht; Verzeih mir's Gott, ich mußte an den Strand, Um den Entscheidungskampf mit anznsehn. Dritter Insulaner. Ist das ein Hochamt nicht, was auf dem Meer Das Christenthum beginnen twtb? die Schiffe Im weißen Meßgewand, wie Priester, wallen Zum Gottesdienst mit heil'gem Kreuz geziert,
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212 Und ordnen sich zum Chör.
Beim St. Andreas!
Bald stimmen sie Gesänge an, die mächtiger Des Himmels Wölbung schlagen als das Flehn Der Frommen, die in unsrer Kirche knie'n. Pt oto. Fürwahr, Choräle werden wir vernehmen, Wenn nur mit den metallnen Röhren erst Die Orgel borniert; Weihrauch wird es dampfen. Zweiter Insulaner. Ja dieser Gottesdienst gcwalt'ger Thaten, Der höchste auf der Welt, svst mich erbaun. (Stationen donnern)
Die Schlacht beginnt.
Wer sieht ihr ins Gesicht,
Mein Aug' ist blöd', und sagt uns ihre Züge. Pr oto. In ihren Runzeln saß ich, wär' mein Arm So rüstig als mein Aug'.
Es soll mir Pflaster
Für meine Wunde suchen in der Schlacht. (Le befleigt einen Felsen.
Proto Die Flotten nähern sich. —
Choral.)
(oben).
Die türkische,
Unaufgestellt, mit abgenommnen Segeln, Gleicht einer wüsten abgedeckten Stadt. Was in dem Knänl den unsern zugewandt ist.
213 Entläßt,, ils Diane zielend, die Geschosse Aus ihrer Hast; indeß die Unstigen Noch schreigen, doch, zur Schlacht gereiht, den Vortheil Mit aller Zegel ausgespannten Armen Ergreifen. Denn mit ihnen ist der Wind. Alle. Das ist fit gutes Zeichen.
Proto. Jetzt habet seine völl'ge Gunst die Kühnen Durch taisend aufmerksame Wendungen Gewon nen
Ha, jetzt geht es auf den Feind. —
Seht, sch, es blitzt ans des Miaulis Schiff — Gebt aichl— der nächste Donner, den ihr hört, Erwecktt dn heißen Kampf. Alle. Der war's, der war's — Das f(i