Die Ritterwürde in Mittelitalien zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit: Mit einem Quellenanhang: Päpstliche Ritterernennungen 1417–1464 [Reprint 2018 ed.] 9783050070254, 9783050026060


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German Pages 372 [376] Year 1995

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Table of contents :
Inhalt
Abkürzungen
Einleitung
I. Die militia im italienischen Hochmittelalter
II. Die Ritterwürde in Mittelitalien
III. Päpstliche Ritterernennungen im Spätmittelalter
IV. Die militia in der theologischen, juristischen und humanistischen Diskussion Italiens (14./15. Jahrhundert)
V. Der eques nach dem sechzehnten Jahrhundert: Aspekte einer frühneuzeitlichen Diskussion
Zusammenfassung
Quellenanhang: Päpstliche Ritterernennungen 1417-1464
Quellen und Literatur
Autoren- und Personenregister
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Die Ritterwürde in Mittelitalien zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit: Mit einem Quellenanhang: Päpstliche Ritterernennungen 1417–1464 [Reprint 2018 ed.]
 9783050070254, 9783050026060

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Böninger Die Ritterwürde in Mittelitalien zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit

Lorenz Böninger

Die Ritterwürde in Mittelitalien zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit Mit einem Quellenanhang: Päpstliche Ritterernennungen 1417-1464

Akademie Verlag

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Böninger, Lorenz: Die Ritterwürde in Mittelitalien zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit: mit einem Quellenanhang: Päpstliche Ritterernennungen 1417-1464 / Lorenz Böninger. - Berlin : Akad. Verl., 1995 Zugl.: München, Univ., Diss., 1993 ISBN 3-05-002606-5

© Akademie Verlag GmbH, Berlin 1995 Der Akademie Verlag ist ein Unternehmen der VCH-Verlagsgruppe. Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier. Das eingesetzte Papier entspricht der amerikanischen Norm ANSI Z.39.48 - 1984 bzw. der europäischen Norm ISO TC 46. The paper used corresponds to both the U.S. standard ANSI Z.39.48 - 1984 and the European standard ISO TC 46. Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form - durch Photokopie, Mikroverfilmung oder irgendein anderes Verfahren - reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere von Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare Sprache übertragen oder übersetzt werden. All rights reserved (including those of translation into other languages). No part of this book may be reproduced in any form - by photoprinting, microfilm, or any other means - nor transmitted or translated into a machine language without written permission from the publishers. Druck: GAM Media GmbH, Berlin Bindung: Dieter Mikolai, Berlin Printed in the Federal Republic of Germany

Inhalt Einleitung I.

1

Die militia im italienischen Hochmittelalter 1. Das Zeugnis des Geschichtsschreibers Otto von Freising und die historische Forschung 2. Militia, Lehnrecht und Kommunalbewegung in Oberitalien im elften und zwölften Jahrhundert 3. Die milites in der gesellschaftlichen Entwicklung der Toskana im späten zwölften und dreizehnten Jahrhundert 4. Milites im Kirchenstaat und in Süditalien

19 26 45 56

II. Die Ritterwürde in Mittelitalien 1. Das Aufkommen der Schwertleite 2. Der Begriff der militia in der ars dictaminis 3. Im Zeichen des honor: die Politisierung der Ritterwürde in den Kommunen ab 1265 4. Kaiserliche Rittererhebungen 5. Schwertleite oder Ritterweihe?

64 74 82 97 108

III. Päpstliche Ritterernennungen im Spätmittelalter 1. Die Anfänge: Legende und Wirklichkeit 2. Humanismus und päpstliche Ritterweihen von Martin V. bis Pius II. (1417-1464) 3. Die militia apostolica nach Pius II. und ihre Vollendung zum "höfischen Souveränitätsakt"

118 133 172

IV. Die militia in der theologischen, juristischen und humanistischen Diskussion Italiens (14./15. Jahrhundert) 1. Der miles christianus im italienischen Spätmittelalter 2. Gentile d'Adeguardo de' Mainardi d'Ascoli:

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Uber gentilis milicie (nach 1396) 3. Leonardo Bruni: De militia (1421) 4. Cataldino Boncompagni da Visso: Confutacio voti in assumendo habitum militarem (1431) 5. Humanismus und der Vorrangstreit

189 204 209 223

VI

Inhalt

V. Der eques nach dem sechzehnten Jahrhundert: Aspekte einer frühneuzeitlichen Diskussion 1. 2. 3. 4.

Gesellschaftliche Realität und literarische Reflexion, ca. 1500-1566 Francesco Sansovino: Origine de cavalieri (1566) Vom Ideal des miles christianus zur gelehrten Öffentlichkeit Die wissenschaftliche Öffentlichkeit (Ludovico Antonio Muratori, Scipione Maffei, Mauriner) 5. Im Zeichen der chevalerie: Von La Curne de Sainte Palaye (1759) bis Gaetano Salvemini (1896)

237 242 248 260

272

Zusammenfassung

280

Quellenanhang: Päpstliche Ritterernennungen 1417-1464

283

Quellen und Literatur I. Nachschlagewerke und Hilfsmittel II. Quellen A) Ungedruckte Quellen B) Gedruckte Quellen III. Literatur

305 306 315

Autoren- und Personenregister

357

304

Abkürzungen AfK: AHR: AMPM:

Archiv für Kulturgeschichte American Historical Review Atti e memorie delle (Regia) Deputazione Storia Patria per le Province Modenesi AMR: Atti e memorie della (Regia) Deputazione di Storia Patria per la Romagna; ab 1934: per l'Emilia e la Romagna; ab 1948: per le province di Romagna ASF: Archivio di Stato, Firenze ASI: Archivio Storico Italiano ASL: Archivio Storico Lombardo ASR: Archivio di Stato, Roma ASRSP: Archivio della Società Romana di Storia Patria ASV: Archivio Segreto Vaticano, Città del Vaticano BAV: Biblioteca Apostolica Vaticana, Città del Vaticano BDSPU: Bollettino della (Regia) Deputazione di Storia Patria per l'Umbria BISI: Bullettino dell'Istituto Storico Italiano per il Medio Evo (e Archivio Muratoriano) BNF: Biblioteca Nazionale Centrale, Firenze BSSP: Bullettino Senese di Storia Patria DA: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters DBI: Dizionario Biografico degli Italiani DHI Rom: Deutsches Historisches Institut, Rom FSI: Istituto Storico Italiano per il Medio Evo. Fonti per la Storia d'Italia GSLI: Giornale storico della letteratura italiana HJb: Historisches Jahrbuch HZ: Historische Zeitschrift IMU: Italia medioevale e umanistica LdM: Lexikon des Mittelalters M-A: Le Moyen-Âge MAP: (ASF), Archivio Mediceo avanti il Principato MGH: Monumenta Germaniae Histórica MIÖG: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung MJb: Mittellateinisches Jahrbuch MÖIG: Mitteilungen des österreichischen Instituts für Geschichtsforschung NRS: Nuova Rivista Storica QFIAB. Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken RIS: Rerum Italicarum Scriptores RSI: Rivista Storica Italiana StM: Studi Medievali ZRG: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte

Einleitung "che quelli e tra Ii stolti bene a basso, che sanza distinzione afferma o nega cosi ne Tun come ne l'altro passo;" (Dante, Paradiso, Canto XIII, 115-7; zitiert von Cataldino Boncompagni s.u. Anm. IV, 166). Das in der gelehrten europäischen Diskussion des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit so umstrittene Problem der militia kann auch heute noch nicht als gelöst gelten, obwohl hierzu ein Kenner wie Paul Oskar Kristeller schon vor über dreißig Jahren weiterführende Forschungen anregte. 1 Die um dieses Problem kreisende Diskussion wurde durch den Traktat De militia (1421) des italienischen Humanisten Leonardo Bruni (ca. 1370-1444) ausgelöst, der darin erstmals vorschlug, den traditionellen Ritterbegriff miles durch den eques zu ersetzen und dies begründete. Die mit De militia eröffnete Debatte reichte bis tief in die frühe Neuzeit hinein und führte schließlich zu dem Ergebnis, daß sich der terminologische Neuansatz der Humanisten durchsetzte: In Italien ab dem fünfzehnten, und in Resteuropa ab dem sechzehnten Jahrhundert wurde der Begriff eques für den frühneuzeitlichen "Ritter" (d.h. den durch die Rittererhebung mit dieser Würde Ausgezeichneten) üblich. Mag dieser Prozeß vordergründig nur als Arabeske weitaus bedeutenderer gleichzeitiger Umwälzungen erscheinen, so offenbarte er doch bald zwei folgenreiche Konsequenzen. Während nun einerseits das hochmittelalterliche Ideal des miles christianus nicht mehr vornehmlich oder ausschließlich auf den christlichen "Ritter" bezogen wurde, bildete sich andererseits der eques seine Identität und Tradition aus der römischen, und das heißt: vorchristlichen Antike. Die Wurzeln dieses Wandels reichen bis in das Mittelalter zurück. Um sie freizulegen, gilt es zum einen auf die schon im Frühmittelalter explizit formulierten Ursprungs- und Translationslehren des mittelalterlichen ordo militaris aus einem römischen (bzw. weiter in die griechische oder altorientalische Antike zurückreichenden) Soldatenstand zu achten. Daneben muß jedoch die Ausbildung einer Terminologie nachgezeichnet werden, die dem mittelalterlichen Ritter erst die Bezeichnung des miles (bzw. dem in der Bibel und in anderen Schriften vorgefundenen miles die Bedeutung des "Ritters") gab, oder, einfacher ausgedrückt, beide miteinander identifizierte. Zwar ist dieses Problem in 1

In seiner Rez. von Charles Calvert Bayleys Edition von Leonardo Brunis De militia (s.u. Kap. IV, 2) in: The Canadian Historical Review 44, 1963, S. 66-70, S. 68: "the treatise is closely linked with the survival and the transformation of mediaeval knighthood in the Renaissance, a subject on which Professor Bayley touches repeatedly, but on which we should like to know much more. However, this is admittedly a difficult inquiry that would entail a good deal of legal and documentary research. Most historians are inclined to dismiss the problem with a slighting remark about the decline of mediaeval knighthood, and about the sale of empty titles by the emperors and other princes of the period."

Einleitung

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letzter Konsequenz eine sprachphilosophische Frage nach dem Verhältnis von res und verba, doch ist es auch als historischer Prozeß in seinen einzelnen Etappen umstritten. Für den mittel italienischen Raum vertritt die vorliegende Arbeit die These des entscheidenden Einflusses der mittelalterlichen Lehre der Rhetorik und des Briefstils, der ars dictaminis, auf die in verschiedenen Dokumenten begegnende m/7es-Terminologie ab dem dreizehnten Jahrhundert. Eng verknüpft mit diesem terminologisch-semantischen Aspekt ist eine Fragestellung, die man als die "institutionelle" bezeichnen kann. Wenn - was die zweite grundlegende These dieser Arbeit ist - im italienischen Spätmittelalter schließlich nur mehr derjenige als miles (und später als eques) bezeichnet werden konnte, der vorher in der Zeremonie der Schwertleite seine "Rittererhebung" erfahren hatte, dann läßt sich dieser Prozeß als "Institutionalisierung" verstehen. Die Ritterwürde selbst wurde zur Institution, zur institutio. Die Verwendung dieses Begriffs, der kürzlich mit großem theoretischen Aufwand reanimiert wurde, 2 impliziert zunächst die Übernahme einer aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit althergebrachten Terminologie, die sich alternativ neben dem System der (letztlich gottgewollten) ordines behauptete: 3 wenn so z.B. Anselm von Havelberg (ca. 1099-1158) die Templer als religionis institutio bezeichnete, 4 dann kann dies begriffsgeschichtlich als Antizipation der Terminologie eines Leonardo Bruni (militaris institucio, 1421) oder Ludovico Antonio Muratori (De institutione militum, 1738/42) bezeichnet werden. In der Konsequenz des Institutionenbegriffs wäre somit für den sozialhistorischen Kontext nicht nur zu beweisen (was die vorliegende Untersuchung unternimmt), daß die zeremonielle Rittererhebung eine notwendige conditio sine qua non der milites/equites war, sondern auch, daß sich eben daraus die Möglichkeit zu deren politischer, rechtlicher oder sozialer (eben "institutioneller") Abgrenzung von den "Nichtrittern" ergab. Daß ein solcher Ansatz keinesfalls mit der Annahme einer gesellschaftlichen "Abschließung" eines (erblichen) "Ritterstandes" verwechselt werden darf, ist zu betonen. Aus dieser Beschränkung der vorliegenden Arbeit auf die genannten Problemkreise folgt jedoch auch, daß all jene, häufig von einem kulturhistorischen Interesse geleiteten Fragestellungen, die gemeinhin unter dem Sammelbegriff des "Rittertums" (ital. cavalleria-, franz. chevalerie\ engl, chivalry) subsumiert werden, weitgehend ausgeklammert werden. Hierfür mag die Begriffsgeschichte den analytischen Zugriff wie auch die historische Begründung liefern. Denn wenn es auf den ersten Blick einleuchtet, daß die Wortbildung cavalleria nur eine Ableitung von dem spätmittelalterlichen vulgärsprach-

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3 4

Gert Melville (Hrsg.): Institutionen und Geschichte. Theoretische Aspekte und mittelalterliche Befunde, Köln, Weimar, Wien 1992 (Norm und Struktur. Studien zum sozialen Wandel im Mittelalter und früher Neuzeit 1). Tatsächlich war der "Institutionenbegriff" z.B. in Italien nie vergessen, vgl. Manlio Bellomo: Società e istituzioni in Italia dal medioevo agli inizi dell'età moderna, 5 Ed. Catania, Roma 1991, w o man allerdings eine begriffstheoretische Fundierung vermißt. Mit Lehrstühlen "institutionalisiert" wurde die mittelalterliche Institutionengeschichte in Italien erst in den 1970er Jahren, s. Mario Ascheri. Diritto e istituzioni: la cattedra di istituzioni medievali a Siena, in: Critica storica 23, 1986, S.295-297. Marta Fattori, Massimo Bianchi (Hrsgg ): Ordo. Atti del II colloquio internazionale, R o m a 7 - 9 gennaio 1977, 2 Bde. R o m a 1979 (Lessico intellettuale europeo 20). Gabriella Severino: La discussione degli Ordines di Anselmo di Havelberg, in: BISI 78, 1967, S. 75-122, S. 92.

Einleitung

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liehen Ausdruck cavaliere darstellt, so ist sie doch in ihrer weitesten und heute gebräuchlichen "kulturhistorischen" Bedeutung vor allem eine Prägung des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts. 5 Und wie am Schluß dieser Arbeit gezeigt wird, gilt dies analog für äquivalente Begriffe in anderen Sprachen, wie besonders auch im Deutschen, in dem "Ritterwesen" und "Rittertum" solch späten Neologismen sind. In der gerade in den letzten Jahren umfangreichen Forschungsliteratur zum Feld des "Rittertums" ist nur selten Grundlegendes zu den oben angeschnittenen terminologischen und institutionellen Fragestellungen zu finden. Während bestimmte "klassische" Themen der mittelalterlichen Hofkultur (Höfische Liebe, Adelsdiskussion, usw.) eine ungebrochene Popularität genießen, wird das zentrale Problem, wer, in welchen Quellen, unter welchen Umständen und warum in einem historisch und geographisch konkret umschriebenen Raum als miles bezeichnet wurde, zu selten erkannt oder vertieft. Auch der im fünfzehnten Jahrhundert stattgehabte terminologische Wechsel vom miles zum eques mit seinen bereits angesprochenen Implikationen rückt in diesen ansonsten durchaus wichtigen Forschungen kaum in den Mittelpunkt des Interesses. Wenn diese Literatur hier dennoch in einer kurzen Literaturübersicht einleitend gestreift wird, so soll damit nicht nur eine Einführung in einige die heutige Forschungsdiskussion zur militia leitende Fragestellungen geliefert, sondern auch zugleich zukünftigen Mißverständnissen über den Inhalt vorliegender Arbeit vorgebeugt werden. Nur aufgrund der Annahme eines die gesamte mittelalterliche Gesellschaft durchdringenden - und wie auch immer zu definierenden - "Rittertums" konnte man fast das gesamte Spätmittelalter als "Age of Chivalry" bezeichnen, wie noch 1987/8 in einer großen Ausstellung in London. 6 Selbst wenn man unter dem verheerenden Eindruck des zwanzigsten Jahrhunderts vom notwendigerweise "zivilisierenden Einfluß" der chivalry nicht mehr so unbekümmert reden mag wie z.B. noch 1928, so erstaunt doch der Strom einschlägiger Untersuchungen gerade aus angelsächsischen Ländern immer wieder. 7 Eine 5

Vgl. Vocabolario degli Accademici della Crusca. Quarta impressione, all'Altezza Reale del Serenissimo Gio. Gastone Granduca di Toscana, 5 Bde., Firenze 1729-38, Bd. 1, S. 598ff. zu den siebzehn Bedeutungen von cavaliere, und nur kurz zu cavalleria; noch präziser Salvatore Battaglia: Grande dizionario della lingua italiana, bisher 16 Bde., Torino [UTET] 1961-92, Bd. 2, S. 905-908 (cavaliere), S. 910912: cavalleria mit 16 ganz verschiedenen spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Bedeutungen. « Jonathan Alexander, Paul Binski (Hrsgg.): Age of Chivalry. Art in Plantagenet England 1200-1400. Royal Academy of Arts, London 1987, London 1987. 7 Edgar Prestage (Hrsg.): Chivalry. A Series of Studies to Illustrate Its Historical Significance and Civilizing Influence, London 1928; hier seien nur die wichtigsten und zuletzt erschienenen Werke erwähnt: Richard Barber: The Reign of Chivalry, New York 1980; Larry D. Benson, John Leyerle (Hrsgg ): Chivalric Literature. Essays on Relations Between Literature and Life in the Later Middle Ages, Kalamazoo 1980 (Studies in Medieval Culture 14); William H. Jackson (Hrsg.): Knighthood in medieval literature, Woodbridge 1981; Malcolm Vale: War and Chivalry. Warfare and Aristocratic Culture in England, France and Burgundy at the End of the Middle Ages, Georgia 1981; Maurice Keen: Chivalry, New Haven, London 1984 (auch in dt. und ital. Übers ); C. Stephen Jaeger: The Origins of Courtliness. Civilizing Trends and the Formation of Courtly Ideals, 939-1210, Philadelphia 1985; Christopher HarperBill, Ruth Harvey: The Ideals and Practice of Medieval Knighthood. Papers from the First [-Fifth] Strawberry Hill Conference, bisher 4 Bde., Bury St Edmonds, Suffolk 1986, 1988, 1990, 1992; Bradfort B. Broughton: Dictionary of Medieval Knighthood and Chivalry. People, Places, and Events, New York, Westport, London 1988; Aldo Scaglione: Knights at Court. Courtliness, Chivalry and Courtesy From Ottonian Germany to the Italian Renaissance, Berkeley, Los Angeles, Oxford 1991; speziell zu Italien:

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Einleitung

moderne Variante dieses zumeist synthetisch verfahrenden Forschungsansatzes ist in der heute populären Methode zu sehen, verschiedene Aspekte wie die ritterliche Literatur mit dem Hofwesen, dem Kriegs-, Turnier- und Jagdwesen usw. unter dem Aspekt der "Mentalität" oder der "ritterlichen Tradition" zusammenzufassen. 8 Ein Kernproblem und eine der allerwichtigsten Aufgaben dieses Ansatzes wird dabei immer bleiben, über die reine Nachzeichnung literarischer Idealität und kultureller Selbstdarstellung hinaus zu den eigentlichen Trägern dieser so umschriebenen Mentalität oder Identität vorzudringen. Daß durch diesen, als komplementäre Ergänzung notwendigen, prosopographischen Forschungsansatz häufig zunächst andere Aspekte als die "chevaleresken" analysiert werden müssen, wird allzuhäufig übersehen. Die heutige italienische Diskussion zur Rolle des mittelalterlichen "Rittertums" wird nicht unbeträchtlich von Giovanni Tabacco (und seiner einflußreiche Turiner Schule) bestimmt, der sich wie nur wenige italienische Mediävisten um die Vermittlung ausländischer - auch deutscher - wissenschaftlicher Ergebnisse bemüht. 9 Tabacco verfaßte verschiedene wichtige Aufsätze zu den Ursprüngen der cavalleria, in denen er auch die heutige Forschungslage reflektierte. Eine zentrale Stellung in der heutigen Forschungsdebatte kommt demnach dem Werk La société féodale (1939/40) des französischen Historikers und Mitbegründers der Zeitschrift Annales d'histoire économique et sociale, Marc Bloch (1886-1944), zu. 10 Bloch hatte seine Sicht des europäischen "Rittertums" in den weiter gefaßten Rahmen der Feudalgesellschaft eingebettet, die er in zwei, vom neunten bis zur Mitte des elften Jahrhunderts (eine Zeit der Unordnung), und vom elften bis zur Mitte des dreizehnten Jahrhunderts (die eigentliche feudale Blütezeit), dauernde Phasen einteilte. Seine Analyse begann mit einer Bestimmung der Bedeutung der nobiles in Texten der ersten Phase als der grundbesitzenden, freien und auch kriegführenden Klasse. Sodann untersuchte Bloch das Auftreten der zeremoniellen Rittererhebung, die

«

9

John Larner: Chivalric Culture in the A g e o f Dante, in: Renaissance Studies 2, 2, 1988. A Tribute to Denys Hay, ed. by David S. Chambers, John E. Law, S. 117-130; Sydney Anglo (Hrsg.): Chivalry in the Renaissance, Woodbridge 1990 (sicherlich am umfassendsten). Der beliebteste Ausgangspunkt ist dabei zumeist der Vergleich der höfischen Literatur mit ihren vermeintlichen "realen" Vorbildern, vgl. z.B. Martin de Riquer: Cavalleria fra realtà e letteratura nel Quattrocento, Bari 1970 (Biblioteca di filologia romanza 14); Mario Vargas Llosa: Fehdebrief zur Verfechtung der Ehre von Tirant lo Blanc, in: N e u e Rundschau 101, 1990, S. 124-143; Luitfried von SalviniPlawen: Zur Historizität des "Schwanenritters", in: AfK 72, 1990, S. 297-322. Vgl. Alfred Haverkamp, Horst Enzensberger: Italien im Mittelalter. Neuerscheinungen von 1959-1975, München 1980 (HZ Sonderheft 7), S. 26, 88, 107, 114-117, 147. Giovanni Tabacco: Su nobiltà e cavalleria nel medioevo: un ritorno a Marc Bloch?, in: Studi di storia medievale e moderna per Ernesto Sestan, 2 Bde., Firenze 1980, Bd. 1, S. 31-55; auch in: RSI 91, 1979, S. 5-25 (hier z i t ) ; inhaltlich ähnlich auch: ders.: Marc Bloch e lo studio della società medievale, in : Marc Bloch: La società feudale. Saggio introduttivo di Giovanni Tabacco, Torino 1987, S. IX-XXVIII; Giovanni Tabacco: Il feudalesimo, in: Luigi Firpo (Hrsg.): Storia delle idee politiche, economiche e sociali, Torino 1983, S. 55-115. Vgl. auch Daniela Romagnoli: L'analisi della società feudale dopo Marc Bloch, in: Pietro Rossi (Hrsg.): La storiografia contemporanea. Indirizzi e problemi, Milano 1987, S. 285-302; Evelyn Patlegean: Europe, seigneurie, féodalité: Marc Bloch et les limites orientales d'un espace de comparaison, in: StM ser. III, 29, 1988, S. 515-537; Pierre Toubert: Genesi e fortuna di un libro di Marc Bloch: 'Les caractères originaux de l'histoire rurale française', in: La cultura 31, 1993, S. 63-97.

Einleitung

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nach seiner A u f f a s s u n g zu e i n e m t i e f g r e i f e n d e n W a n d e l führte, e n t w i c k e l t e sich d o c h m i t ihr die chevalerie v o n einer amorphen zu einer rechtlich verfaßten Gruppe. 1 1 In dieser Z e r e m o n i e z e i g t e sich die cristallisation der U m w a n d l u n g einer durch Herrschaft und militärischen B e r u f a u s g e z e i c h n e t e n noblesse de fait zu einer noblesse de droit. Erst jetzt wurde der "Adel" zu einer - u m der T e r m i n o l o g i e des Ancien régime zu folgen institution,12 Er w a n d e l t e sich zu einer juristisch definierten, s i c h a b s c h l i e ß e n d e n Klasse, e b e n der chevalerie, w o b e i die Gründe d i e s e s A b s c h l u s s e s in der beabsichtigten K o n trolle der "Neuzugänge" aus d e m entstehenden städtischen Patriziat z u s u c h e n s i n d . 1 3 D i e bei B l o c h in der Verkürzung a n g e l e g t e D o p p e l d e u t i g k e i t d i e s e s "Wandels" ( s o als habe er e i n e s o z i a l e Mobilität innerhalb der "geschlossenen" S c h i c h t der chevalerie ausg e s c h l o s s e n ) führte bald nach E r s c h e i n e n des W e r k e s z u Mißverständnissen. D i e zu knappen E x e g e s e n s o w o h l v o n Johanna Maria v a n W i n t e r 1 4 als auch v o n Johann Johrendt 1 5 veranlaßten Giovanni T a b a c c o zu einer w i c h t i g e n Klarstellung über das Verhältnis v o n "Rittertum" und "Adel" bei Marc B l o c h . 1 6 W i e T a b a c c o belegt, trugen vers c h i e d e n e nach d e m K r i e g erschienene Studien v o n G e o r g e s D u b y , L é o p o l d Genicot,

11 Marc Bloch: Die Feudalgesellschaft, Berlin, Wien 1982 (folgt der 5. franz. Ed. 1968), S. 377f.: "Während der ersten Phase der Feudalzeit war das, was wir über den Begriff des Ritters [chevalier, L B.] gehört haben, vor allem ein tatsächlicher Zustand als auch eine Rechtsbindung, die aber rein persönlich war. Man nannte sich Ritter, weil man mit voller Rüstung zu Pferde kämpfte. Man nannte sich jemandes Ritter, weil man von dieser Person ein Lehen erhalten hatte, das dazu verpflichtete, ihr derart bewaffnet zu dienen. Doch nunmehr reichten weder der Besitz eines Lehens noch das notwendigerweise etwas schwammige Kriterium eines bestimmten Lebensstiles aus, um diese Bezeichnung zu verdienen. Außerdem brauchte man jetzt eine Art der Weihe. Dieser Wandel war gegen Mitte des 12. Jahrhunderts abgeschlossen. Eine Redewendung, die schon vor 1100 in Gebrauch war, hilft die Tragweite dieses Vorgangs zu erfassen. Man 'macht' einen Ritter nicht nur, man 'weiht' oder 'ordiniert' einen solchen." 12 Zit. bei Tabacco, Nobiltà, a.a.O., S. 9, n. 29. 13 Bloch, Feudalgesellschaft, a.a.O., S. 387: "Immer dann, wenn eine Klasse sich bedroht fühlt, versucht sie sich abzuschließen." 14 Johanna Maria van Winter: Rittertum. Ideal und Wirklichkeit, München 2 1979, S. 8f., 14ff, wo Blochs fundamentale Bestimmung des Grundbesitzes für den Adel unterschlagen wird. 15 Johann Johrendt: Milites und Militia im 11. Jahrhundert. Untersuchung zur Frühgeschichte des Rittertums in Frankreich und Deutschland, Phil. Diss. Erlangen-Nürnberg 1971, S. 7: "Ich würde weder Bloch zustimmen, daß der Adel aus der Ritterschaft entstanden sei, noch Winter Recht geben, daß sich die Ritterschaft 'aus der Ministerialität, mit späterem Hinzutreten des Adels' gebildet habe, sondern vertrete die These, daß das Rittertum allein vom Adelskriegertum her aus Geblüt und Berufsausübung innerhalb des Feudalsystems zu verstehen ist, das allerdings in seiner ausgebildeten Form wesentlich mit von Idealvorstellungen der Kirche her geprägt worden ist." Vgl. auch ders.: Milites und Militia im 11. Jahrhundert in Deutschland, in: Arno Borst (Hrsg.): Das Rittertum im Mittelalter, Darmstadt 1976 (Wege der Forschung 349), S. 419-436, sowie die Rez. von Jean Fiori: Chevaliers et chevalerie au Xle siècle en France et dans l'Empire germanique. A propos d'un livre récent, in: M-A 82, 1976, S. 125-136. 16 Tabacco, Nobiltà, a.a.O., S. 21: "Gli si potrebbe rispondere che il Bloch fa derivare dalla cavalleria non la nobilitas, intesa nel suo significato più lato, ma la trasformazione che essa subì quando, nella 'seconda età feudale', ordinandosi le classi sociali 'de plus en plus strictement', l'aristocrazia militare, già 'noblesse de fait', assunse uno statuto giuridico cavalleresco, riservandosi il diritto all'addobbamento e definendosi in base alla discendenza dai cavalieri addobbati "; tatsächlich könne zwischen Bloch und Johrendt deshalb eine "differenza soltanto di accento" erkannt werden.

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Einleitung

Arno Borst, Josef Fleckenstein, Joachim Bumke, Jean Fiori u.a. auch dazu bei, 1 7 die gerade in Deutschland lange Zeit "herrschende Lehre" des mittelalterlichen "Geblütsadels" bei der Entstehung des Rittertums entscheidend zu modifizieren. 18 Die auch den italienischen Raum mit betreffenden Forschungspositionen von zwei der genannten Historikern sollen hier kurz angerissen werden. Nach Josef Fleckenstein schlägt seit der Mitte des elften Jahrhunderts "der Kreuzzugsbegriff der militia Christi die Brücke" zwischen dem "engeren" und dem "weiteren" Ritterbegriff, 19 wobei der "engere" Begriff den berittenen vasallitischen Kriegsdienst in der nachkarolingischen Lehnsverfassung Ost- und Westfrankens, der "weitere" jedoch die Nivellierung sozialer Gegensätze zwischen milites und principes im entstehenden europäischen "Rittertum" meint. 20 Erste Indikatoren dieses in Europa gleichzeitig entstehenden Rittertums sind für Fleckenstein die in den Quellen auftretenden Synonyme zum miles, die dem miles zugeordneten, statusrelevanten Attribute, sowie die volkssprachlichen Übersetzungen für den miles.21 Stärker noch als von den Forschungen Fleckensteins wurde die italienische Geschichtswissenschaft von Georges Dubys Werken zum französischen Feudalismus beeinflußt; doch hat auch Duby die Forderung nach weiteren prosopographischen Studien ausgesprochen, um so die Ergebnisse zum Auftreten des miles-liXe\s in Europa vergleichen zu können. 22 Da in manchen Veröffentlichungen Dubys schon der alleinige milesTitel (auch ohne statusrelevante Attribute) stets und selbstverständlich den titre chevaleresque in seiner hoch- und spätmittelalterlichen Bedeutung anzeigt, hat er mit diesem Schema einen - außerordentlich erfolgreichen - Ansatz für die Behandlung eines häufig 17

Den Band Josef Fleckenstein (Hrsg.): Herrschaft und Stand. Untersuchungen zur Sozialgeschichte im 13. Jahrhundert, Göttingen 1977, 2 1979 (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 51), benützte Tabacco hier nicht. 18 Zur Verbreitung der nicht-italienischen Forschung in Italien mag neben Tabacco auch ein Literaturbericht beigetragen haben: José Enrique Ruiz Domenec: L'idea della cavalleria come una teoria ideologica della società, in: NRS 65, 1981, S. 341-367. 19 Josef Fleckenstein: Über den engeren und weiteren Begriff von Ritter und Rittertum (miles und militia), in: Gerd Althoff, Dieter Geuenich, Otto Gerhard Oexle, Joachim Wollasch (Hrsgg ): Person und Gemeinschaft im Mittelalter. Karl Schmid zum fünfündsechzigsten Geburtstag, Sigmaringen 1988, S. 379392. 20 Ebd., S. 391f.: "Wenn wir bisher zu dem Ergebnis kamen, daß sich die Bedeutungswandlung von miles vom Krieger zum Ritter im Lauf des 11. Jahrhunderts angebahnt hat und daß wir bei aller gebotenen Vorsicht seit der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts zunächst mit einem engeren, seit der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts dann auch mit einem weiteren Ritterbegriff rechnen dürfen, so müssen wir, ehe wir die Bedeutung dieser Unterscheidung zu klären suchen, zunächst noch ergänzend hinzufügen, daß zu Beginn des 12. Jahrhunderts zwar einerseits der engere in den weiteren Ritterbegriff übergeht, das heißt: daß er neben den liberi und nobiles milites mitsamt den Ministerialen nun auch die principes und die Könige umfaßt, daß es aber andererseits auch weiterhin üblich bleibt, zwischen fürstlichen und nichtfürstlichen Rittern zu unterscheiden, das heißt: daß der engere innerhalb des weiteren Ritterbegriffs gültig bleibt. Die Zeugenlisten der Urkunden bieten dafür unmißverständliche Beispiele. Die Unterscheidung wird sich seit dem späten 13. Jahrhundert sogar zunehmend ständig verfestigen, und diese Verfestigung vollzieht sich im Rahmen des engeren Ritterbegriffs." Ebd., S. 382. 22 Georges Duby: La diffusion du titre chevaleresque sur le versant méditerranéen de la Chrétienté latine, in: Philippe Contamine (Hrsg.): La noblesse au moyen âge, XI-XV siècles. Essais à la memoire de Robert Boutruche, Paris 1976, S. 39-70.

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nur schwer erkennbaren "Rittertums" geschaffen. Zuletzt hat Duby in seinem Werk über die "drei Ordnungen" auch eine an der Struktur der ostfranzösischen Grundherrschaft erarbeitete Chronologie vorgestellt, die gerade die lokalen Differenzen heraushebt und an der sich künftige Forschungen orientieren müssen.23 Vom Ansatz Dubys methodisch zu unterscheiden ist allerdings ein Ansatz, der besonders aus literarischen, juristischen und liturgischen Quellen ein frühes "Rittertum" rekonstruiert.24 Für das Thema der militia sind schließlich, wie Giovanni Tabacco hervorhob, auch jene nicht im engeren Sinn das italienische Mittelalter betreffenden Studien der letzten Jahre von zentralem Interesse, die von literaturgeschichtlicher Seite in Frankreich (u.a. von Jean Flori)25 und Deutschland (u.a. von Joachim Bumke) 26 halfen, den Beginn der 23

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Georges Duby: Die drei Ordnungen. Das Weltbild des Feudalismus, Frankfùrt/M. 1986 (Orig. Paris 1978), S. 425f.: "Das Vokabular der Charten erlaubt uns, zwei Richtpfeiler in der Chronologie einer sehr verschwommenen Evolution abzustecken: Seit dem Jahr 1025 hatte man sich allmählich daran gewöhnt, das Wort miles zu benutzen, um die Mitglieder einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe von den übrigen Menschen abzusondern (in das deutschsprachige Lothringen dagegen drang dieser Begriff erst nach 1170 ein und konnte sich erst nach 1200 wirklich durchsetzen). Nach 1175 wird miles zu einem Titel, der dem Familiennamen der Ritter in aller Regel vorangestellt ist, und in aller Regel ist ein weiterer Titel mit ihm verbunden: dominus, 'messire'. (...) Es sei noch hinzugefugt, daß in denselben Jahren ein anderer Begriff, 'Knappe', armiger, in die Formeln einfließt, um jene Männer zu qualifizieren, die ihrer Geburt nach Ritter genannt werden müßten, die man aber nicht so nennen kann, da sie nicht offiziell durch die vorgeschriebenen Riten in die Ritterschaft eingeführt worden sind; (...)". Vgl. auch Klaus Schreiner: Von der Schwierigkeit, mittelalterliche Mentalitäten kenntlich und verständlich zu machen. Bemerkungen zu Dubys "Zeit der Kathedralen" und "Drei Ordnungen" fur deutschsprachige Leser, in: AfK 68, 1986, S. 217-231. Vgl. z.B. Janet L. Nelson: Ninth-century Knighthood: the Evidence of Nithard, in: Christopher HarperBill, Christopher J. Holdsworth, Janet L. Nelson (Hrsgg ): Studies in Médiéval History Presented to R. Allen Brown, Woodbridge 1989, S. 255-266; Johannes Fried: Die Formierung Europas 840-1046, München 1991 (Oldenbourg Grundriß der Geschichte 6), S. 27: "Anders das Rittertum. Es begegnet als eine spezifische Militärkaste im gesamten vom Karolingerreich geformten Europa. Auch seine Wurzeln, das zeigt die neuere Forschung immer deutlicher, reichen sowohl in Südfrankreich als auch in Italien oder im ottonischen Sachsen ins 10. und ins 9. Jh. zurück "; vgl. ebd. S. 131f., 209. Zu Dubys ursprünglicher Position, daß im Mâcon "zwischen 971 und 1032 der miles den nobilis verdrängt" (S. 131), vgl. ergänzend auch dessen eigene Klarstellung: Georges Duby: Lignage, Adel und Rittertum im 12. Jahrhundert in der Gegend von Mâcon, in: M. Bloch, F. Braudel, L. Febvre u.a.: Schrift und Materie der Geschichte. Vorschläge zur systematischen Aneignung historischer Prozesse, hrsg. v. Claudia Honegger, Frankfurt/M. 1977, S. 415-439 (vollständig zuerst in: Annales ESC 27 1972, dann in verschiedenen Sammelbänden). Jean Flori: L'idéologie du glaive. Préhistoire de la chevalerie. Préface de Georges Duby, Genf 1983 (Travaux d'histoire éthico-politique 44); ders.: L'essor de la chevalerie Xle-XIIe siècles. Préface de Léopold Genicot, Genève 1986 (Travaux d'histoire éthico-politique 46), (bereits länger angekündigt: De Roland à Lancelot du Lac. La chevalerie dans la littérature du XII siècle). Die weiteren zahlreichen Aufsätze des Autors sind über die Bibliographien dieser Bände sowie über den außerordentlich wichtigen Tagungsband Militia Christi e Crociata nei secoli XI-XIII. Atti della undecima Settimana intemazionale di studio Mendola, 28 agosto-1 settembre 1989, Milano 1992 (Miscellanea del Centro di studi medioevali 13) zu erschließen; zuletzt auch Jean Flori: Encore de l'usage de la lance... La tecnique du combat chevaleresque vers l'an 1100, in: Cahiers de civilisation médiévale 31, 1988, S. 213-240; ders.: Aristocratie et valeurs 'chevaleresques' dans la seconde moitié du Xlle siècle. L'exemple des lais de Marie de France, in: M-A 96, 1990, S. 35-65; ders.: Pur eshalcier sainte creslienté. Croisade, guerre sainte et guerre juste dans les anciennes chansons de geste françaises, in: M-A 97, 1991, S. 171-187; ders.: Une ou plusieurs 'première croisade'? Le message de Urbain II et les plus anciens pogroms d'Occident, in:

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"kulturellen Revolution" des europäischen Ritterideals i m späten z w ö l f t e n Jahrhundert genauer z u beschreiben, die j e d o c h v o n historischer Seite nicht i m m e r o h n e Einspruch g e b l i e b e n sind. D i e f ü n f Kapitel der v o r l i e g e n d e n Untersuchung stehen in e i n e m inneren l o g i s c h e n Z u s a m m e n h a n g , w e i s e n dabei aber auch deutliche m e t h o d o l o g i s c h e und strukturelle U n t e r s c h i e d e auf, und beanspruchen deshalb e i n e w e i t g e h e n d e Selbständigkeit. 2 7 Im ersten Kapitel soll auf d e m Hintergrund der gerade nur kursorisch a n g e s p r o c h e n e n D e batte nach d e n milites und ihrer Verortung in der italienischen G e s e l l s c h a f t d e s H o c h m i t telalters gefragt werden. In d i e s e m Kapitel kann nicht der A n s p r u c h erhoben werden, m e h r als e i n e kritische Sichtung und t h e m a t i s c h e Zuspitzung der b e s t e h e n d e n Fors c h u n g s p r o b l e m e z u liefern. D e n n für das Hochmittelalter in N o r d - und Mittelitalien, "l'Italia d e l l e signorie", gilt, daß seit d e m zehnten Jahrhundert der A l l o d i a l b e s i t z 2 8 und die l o k a l e Bannherrschaft über Territorien und Ortschaften ( d o m i n a t u s loci) w e i t mehr als das L e h n s w e s e n d i e soziale und politische E n t w i c k l u n g b e s t i m m t h a b e n . 2 9 D a ß aus

Revue historique 285, 1991, S.3-27; ders.: L'église et la guerre sainte de la 'Paix de Dieu' à la 'croisade', in: Annales ESC 47, 1992, S. 453-466; zu dem Werk von Alessandro Barbero: L'aristocrazia nella società francese del medioevo. Analisi delle fonti letterarie (secoli X-XIII), Bologna 1987 vgl. die Rez. v. Jean Fiori: Chevalerie, noblesse et lutte des classes au Moyen Age d'après un ouvrage récent, in: M-A 94, 1988, S. 257-279; neuerdings auch Simone M. Collavini: Nobiltà e cavalleria nella Francia dei secoli centrali del medioevo: un problema chiuso? A proposito di due libri recenti, in: Società e storia 55, 1992, S. 109-137. 26 Besonders Joachim Bumke: Studien zum Ritterbegriff im 12. und 13. Jahrhundert, Heidelberg 1964 (Beihefte zum Euphorion 1), 21977; dazu kritisch: Karl Otto Brogsitter: Miles, Chevalier und ritter, in: Herbert Kolb, Hartmut Lauffer (Hrsgg.): Sprachliche Interferenz. Festschrift für Werner Betz zum 65. Geburtstag, Tübingen 1977, S. 421-435; sowie William H. Jackson: Zum Verhältnis von ritter und kneht im 12. und 13. Jahrhundert, in: Wolfgang Dinkelacker, Ludger Grenzmann, Werner Höver (Hrsgg ): Ja muz ich sunder riuwe sin. Festschrift für Karl Stackmann zum 15. Februar 1990, Göttingen 1990, S. 1935; zur Rezeption von Bumkes Werk in den USA vgl. z.B. Michael Altschul: Chivalry and its Historians, in: Mediaevalia et Humanistica n.s. 13, 1985, S. 207-211; wichtig auch Joachim Bumke: Höfische Kultur. Literatur und Gesellschaft im Mittelalter, 2 Bde., München 1986 (vgl. die Rez. von Johannes Fried in: HZ 246, 1988, S. 137f.; William H. Jackson in: Speculum 63, 1988, S. 907-909); die beste Einfuhrung zum "Rittertum" hierzulande ist noch immer die Aufsatzsammlung von Borst (Hrsg.), Rittertum, a.a.O.; zu wichtigen Aspekten in Deutschland (darunter auch dem miles christianus, s.u. Kap. IV, 1) auch Jörg Arentzen, Uwe Ruberg (Hrsgg ): Die Ritteridee in der deutschen Literatur. Eine kommentierte Anthologie, Darmstadt 1987 (Rez. von Uwe Tewes in: HZ 252, 1991, S. 150ff); zentral ist jetzt der von Josef Fleckenstein hrsg. Band: Curialitas. Studien zu Grundfragen der höfisch-ritterlichen Kultur, Göttingen 1990 (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 100) mit vielen weiteren bibliographischen Angaben (vgl. die Rez. von C. Stephen Jaeger in Speculum 68, 1993, S. 762-764). 27 Nigel F. Palmer: Kapitel und Buch. Zu den Gliederungsprinzipien mittelalterlicher Bücher, in: Frühmittelalterliche Studien 23, 1989, S. 43-88, stellt das schöne Zitat Döblins als Motto voran, nach dem sich die einzelnen Kapitel eines Werks wie die Teile eines Regenwurms auch nach der Amputation noch als lebensfähig erweisen sollten. Giovanni Tabacco: L'allodialità del potere nel medioevo, in: StM ser. III, 11, 1970, S. 565-615; ders.: Alien et fief considerés au niveau politique dans le royaume d'Italie (Xe-XIIe siècles), in: Cahiers de civilisation médiévale Xe-XIIe siècles 23, 1980, S. 3-15; ders.: Il cosmo del medioevo come processo aperto di strutture instabili, in: Società e storia 7, 1980, S. 1-33. 29 Giovanni Tabacco: L'Italia delle signorie, in: Signorie in Umbria tra Medioevo e Rinascimento: l'esperienza dei Trinci. Congresso Storico Internazionale, Foligno 10-13 dicembre 1986, 2 Bde., Perugia

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diesem Grund auch das Problem der italienischen milites nicht ausschließlich im Rahmen der Lehnsverfassung erörtert werden kann, da es von territorialen, j a lokalen Gegebenheiten abhängig war, steht außer Zweifel: ob und in welchem gesellschaftlichen Rahmen eine Gruppe oder Schicht von milites existierte, müßten die Quellen erst in jedem Einzelfall erweisen. 3 0 Wenn, wie das erste Kapitel zu zeigen versucht, die /w/V/Y/a-Terminologie inmitten des Prozesses der "Institutionalisierung" der militia als Ritterwürde noch schwankte (und schwanken mußte), so will das zweite Kapitel einen ganz anderen Bogen schlagen. In der Blütezeit der mittelitalienischen Kommunen werden die Konturen einer in den Quellen nun greifbaren terminologischen Präzisierung deutlich erkennbar. Als miles gilt seit dem dreizehnten Jahrhundert nur mehr derjenige, der seine Erhebung zum Ritter in der Form einer "Schwertleite" oder "Ritterweihe" erfahren hat; diese Zeremonie ist in Mittelitalien erst ab dem späten zwölften Jahrhundert belegt. Während sich aufgrund der Entwicklung der Jurisprudenz im Zuge der Wiederentdeckung des römischen Rechts diese formalrechtliche Bestimmung der militia bald durchsetzte, bewirkte von der anderen Seite her die ars dictaminis, daß dem miles nunmehr jene statusrelevanten Attribute zugeordnet wurden, die den "weiteren Ritterbegriff' (Fleckenstein) charakterisieren. 3 1 Gemeinsam ist aber Begriffen und Institutionen, daß sie "in die Krise geraten" können, "in der ihr Fortbestand, ihr Strukturkern, auf dem Spiel steht". 32 In den mittelitalienischen Kommunen hat sich dies nach einer verbreiteten Auffassung mit der Ritterwürde ereignet: Im gleichen Maße, wie die rhetorische Aufwertung der Ritterwürde im dreizehnten Jahrhundert einsetzte (und in deren Folge auch ihre "Verschriftlichung" im Medium der von verschiedenen Souveränen ausgegebenen Urkunden über ihre Verleihung), wäre im späten vierzehnten Jahrhundert der Verfall des kommunalen "Rittertums" zu einem "dekadenten", leeren Titelwesen erfolgt. Ein solcher Forschungsansatz kann sich auf verschiedene mittelalterliche Stellungnahmen berufen, die den Aufstieg der kommunalen Gesellschaft seit dem zwölften Jahrhundert an kritisch begleiteten, und die sich vielleicht am klarsten in dem berühmten Wort des Franziskaners Salimbene de

1989, Bd. 1, S. 1-21, S. 5: "L'orientamento signorile affonda infatti le sue prime radici in quella disgregazione europea dell'ordinamento pubblico che molti, purtroppo, hanno convenuto di chiamare feudale, a dispetto della terminologia usata nelle fonti, poiché in verità non l'istituto feudo-vasallitico provocò il capillare processo di disgregazione dei regni di Occidente latino-germanico tra X e XI secolo, bensi il potenziamento locale dei più intraprendenti fra gli innumerevoli signori fondiari; i quali, muovendo dal grande possesso terriero e dalla disponibiltà di forze umane che tale possesso assicurava, costruirono su interi villaggi o gruppi di villaggi una preponderanza militare e giurisdizionale che investiva tutti i residenti della zona, fossero o no dipendenti economicamente dal signore." Zu einem Musterbeispiel einer solchen lokalen Bannherrschaft in Auseinandersetzung mit Marc Bloch vgl. Tabaccos Rez. von Dominique Barthélémy: Les deux âges de la seigneurie banale. Pouvoir et société dans la terre des sires de Coucy (milieu Xle-milieu XlIIe siècle), Paris 1984, in: StM ser. III, 25, 1984, S. 772-775. 30 Vgl. z.B. Karl Bosl: Gesellschaftsgeschichte Italiens im Mittelalter, Stuttgart 1982 (Monographien zur Geschichte des Mittelalters 26), S. 142ff., passim, der in methodischer Korrektheit die milites als solche anspricht, nicht jedoch als "Ritter". 3' Vergleichbar ist dieser Ansatz auch mit Dietz Bering: Die Intellektuellen. Geschichte eines Schimpfwortes, Frankfurt/M., Berlin, Wien 1982, S. 16, 109, passim, w o solche (hier: negativ besetzten) Begriffe als "Kennwörter" bezeichnet werden. " Hans Michael Baumgartner: Institution und Krise, in: Melville, a.a.O., S. 97-114, S. 111.

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Adam (1221-ca.l288) spiegeln, daß die Welt durch die städtischen populäres und die bäuerlichen rustici zerstört, durch die - traditionell dominierenden - Schichten der milites und nobiles aber bewahrt würde.33 In den fast ein Jahrhundert späteren Novellen des Giovanni Boccaccio (1313-1375) spiegelte sich bereits ein stolzer und selbstverständlicher Umgang mit den städtischen "Bürgerrittern".34 Doch eine seit Jacob Burckhardt35 berühmte und seither immer wieder herangezogene Novelle des gerade eine Generation jüngeren Florentiners Franco Sacchetti (1332/4-1400) bezeichnete die florentinische cavalleria schon nur mehr derb als cacaleria. Sacchettis Polemik richtete sich gegen den von Boccaccio noch nicht als Widerspruch empfundenen Gegensatz von "bürgerlichem Leben" und gleichzeitigem "ritterlichem Anspruch". So habe man in Florenz zuletzt Notare, Wucherer, Pfandleiher, Bäcker, Wollkratzer, ja selbst Tote posthum zu Rittern erhoben; und deshalb sein zorniger Schluß, daß - ebenso wie jener Ritter - auch die gesamte cavalleria tot sei. 36 In einem nach 1380 entstandenen Poem stellte Sacchetti in Anlehnung an Dantes berühmte Liste vergangener florentinischer Geschlechter (Paradiso XVI, 22-154) auch eine eigene Liste von ihm als "würdig" erachteter florentinischer Ritter der jüngsten (und d.h. eben Boccaccios) Vergangenheit vor - der Kritiker demaskierte sich selbst als laudator temporis acti,37 Die von Sachetti solcherart zugespitzte Kritik entfaltete jedoch in den folgenden Jahrhunderten und bis heute einen maßgeblichen Einfluß. Ein charakteristisches Beispiel hierfür ist die Interpretation (des ansonsten durchaus besonnenen) Robert Davidsohns von einer florentinischen Handzeichnung, die er um 1320 datierte und als "Caricatur (...) gegen das verfallende städtische Ritterthum" bezeichnete; sie weise bereits auf den Don

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"Item populäres et rustici sunt per quos destruitur mundus, et per milites et nobiles conservatur". nicht zu Unrecht wurde der Ausspruch jüngst als Ausdruck eines ideale strettamente reazionario gewertet, s. Aldo A. Settia: Comuni in guerra. Armi ed eserciti nell'Italia delle città, Bologna 1993 (Biblioteca di storia urbana medievale 7), S. 20; vgl. auch Cinzio Violante: Motivi e caratteri della Cronica di Salimbene, in: Annali della Scuola Normale di Pisa (CI. di Lettere, Storia e Filosofia), ser. II, 22, 1953, S. 108-154, S. 122. 34 Giovanni Boccaccio: Decameron, 2 Bde., hrsg. v. Vittore Branca, Torino 1992, Bd. 1, S. XIV: "i nuovi cavalieri dell'ingegno e dell'operosità nella città borghese sostituiscono i cavalieri ereditari della spada e del castello". " Jacob Burckhardt: Die Kultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Durchgesehen von Walter Goetz, 10. Aufl., Stuttgart 1976, S. 340f. 36 Franco Sacchetti: Il Trecentonovelle. Edizione a c. di Antonio Lanza, Firenze 1984, S. 325f.: "in vergogna e vituperio della cavalleria, la quale nelle stalle e ne' porcili veggo condotta: e se io dico il vero, pensi chi non mi credesse s'elli ha veduto, non sono molti anni, far cavalieri li meccanici, gli artieri, insino a' fornai; ancora più giù, gli scardassieri, gli usurai e' rubaldi barattieri. E pur questo fastidio si può chiamare cacaleria e non cavalleria, da che mei convien per dire. (...) O sventurati ordini della cavalleria, quanto séte andati a fondo! (...) Voglio pur aver tocco queste parti, acciò che li lettori di queste cose materiali comprendono come la cavalleria è morta." Zu dem (seit Ramon Menéndez Pidal tradierten) Topos, daß sich bei Sacchetti auch das Urbild für den Don Quijote findet, vgl. Ezio Levi: Don Chisciotte è nato a Firenze?, in: Mélanges de philologie, d'histoire et de littérature offerts à Henri Hauvette, Paris 1934, S. 149-160. 37 Franco Sacchetti: Il libro delle rime. Edited by Franca Brambilla Ageno, Firenze, Melbourne 1990 (Italian Medieval and Renaissance Studies 1), S. 374-383.

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Quijote des "großen Spaniers" voraus. 38 Diese - hier zum ersten Mal veröffentlichte Zeichnung findet sich auf der inneren, "weichen" Seite des Pergamentumschlages eines der Bände der Florentiner "Mercanzìa" von 1320 und läßt aus stilistischen und rüstungstechnischen Gründen vielleicht eine noch frühere Datierung auf das späte dreizehnte Jahrhundert zu (Abb. I). 39 Die Zeichnung wurde von der offenbar ungeübten Hand eines "Dilettanten" angefertigt.

Abb. 1: (Anonym): Ritterkampf (Staatsarchiv Florenz, Mercanzia 11299, hinterer Einbandumschlag).

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Robert Davidsohn: Eine Florentiner Caricatur aus dem XIV. Jahrhundert, in: Repertorium für Kunstwissenschaft 22, 1899, S. 250f. mit Verweis auf ASF, Mercanzia 11299; in der Zeitschrift für historische Waffenkunde 2, 1900/2, S. 20 wurde diese Notiz von Wendelin Boeheim zunächst neugierig aufgenommen, woraufhin Cornelius von Fabrizij im Repertorium für Kunstwissenschaft 23, 1900, S. 494 wiederum antwortete: "Gerade diese, eine carikierende Absicht noch nicht voll beweisenden Andeutungen lassen uns gespannt den Moment erwarten, wo wir die Zeichnung selbst vor Augen haben werden." 39 Für die Hilfe bei der stilistischen Datierung möchte ich mich herzlich bedanken bei Dr. Hans-Joachim Eberhardt von der Staatlichen Graphischen Sammlung in München.

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Er stellte (wohl in Anlehnung an eine Vorlage und ohne sein Werk ganz zu vollenden) einen Ritterkampf zwischen einem voll gepanzerten Ritter auf verhaltenem Pferd und mit geschlossenem Helm und einem von rechts heransprengenden Ritter in Begleitung zweier leichter gerüsteter Soldaten (Schildknappen?) dar, der ersterem genau in die tödliche Lanze reitet. 40 Eine "Caricatur" ist diese Zeichnung auf keinen Fall; bestenfalls vermag man in ihr die - nicht nur militärische - Parabel zu erkennen, daß alle Angriffslust demjenigen wenig hilft, dessen Rüstung (bzw. Helm) sich als unzureichend erweist. Eine auf dem seit Sacchetti tradierten Interpretationshintergrund zur kommunalen militia zu sehende Forschungsdiskussion wurde 1978 durch einen angelsächsischen Wirtschaftshistoriker ausgelöst, der sich, ausgehend von dem schon seit der Aufklärung klassischen Thema des Verhältnisses zwischen Kommune und Landbezirk (comitatus, contado),41 zunächst auf das Weiterleben bzw. die Wiederbelebung des "Feudalismus" in den spätmittelalterlichen italienischen Kommunen konzentrierte. In Philip Jones' zuerst 1980 separat erschienener Studie Economia e societä nell'Italia medievale: il mito della borghesia wurde dem "Mythos" entgegengearbeitet, die Großzahl der italienischen Städte verdanke ihre Gründung und Aufstieg ausschließlich dem Handel; statt dessen sei die Kontinuität (gegen den "Mythos" einer sozialen Mobilität) der städtischen Führungsschichten in dem in der Stadt wohnenden Landadel, d.h. den milites, zu sehen. 42 Selbst in Städten wie Florenz habe die Ritterwürde ursprünglich nur den "adligen" Familien zugestanden, die von manchen behauptete Popularisierung dieser Würde sei eine Übertreibung. 43 Die kulturellen Auswirkungen dieser gesellschaftlichen Situation würden daran sichtbar, daß sich die Stadtbürger ganz traditionellen ritterlich-feudalen Gebräuchen wie dem Turnierwesen hingegeben hätten. 44 Während die deutsche Forschung das eingestandenermaßen "polemische" und wegen mancher terminologischer und chronologischer Unstimmigkeiten sowie des Oszillierens zwischen sozialer und ökonomischer Analyse, spätmittelalterlicher Literaturgeschichte und eigenem kulturhistorischem Entwicklungsmodell auch widersprüchliche Bild teil-

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Seine Kopfschutz- oder Helmform - weder Topfhelm noch mit herkömmlichem Visier ausgestattet - ist zweifelsohne ungewöhnlich; vgl allgemein: Guerre e assoldati in Toscana 1260-1364, Firenze 1982 (Ausstellungskatalog M u s e o Stibbert). Vgl. Pierre Toubert: Città et contado dans l'Italie médiévale. L'emergence d'un thème historiographique entre Renaissance et Romantisme, in: ders.: Histoire du Haut M o y e n  g e et de l'Italie médiévale, London 1987 (Collected Studies Sériés. Variorum Reprints 252), n. 5 (zuerst 1984). Philip Jones: Economia e società nell'Italia medievale, Torino 1980 (Biblioteca di cultura storica 141), Introduzione: Economia e società nell'Italia medievale: il mito della borghesia, S. 68f. (zuerst in: Storia d'Italia (Einaudi), Annali 1, 1978): "In tutta l'Italia comunale, c o m e prima o poi in tutta l'Europa, la militia, con il XIII secolo, si era venuta a confondere con la nobilitas, i milites con i nobiles, e non solo per dignità o posizione, ma anche, in modo molto sintomatico, per lignaggio e per sangue. Con il XIV secolo, per tutti i ranghi dell'aristocrazia, nobilis era stabilito come l'appellativo corrente, sebbene in certi luoghi l'uso ne fosse complicato da leggi antimagnatizie e sebbene persistessero naturalmente fra maiores e minores, al tempo stesso la nobilitas era divenuta un privilegio conseguibile per concessione sovrana." Ebd., S. 72. Ebd., S. 85f.: " E vero che l'ideale cavalleresco variò secondo il tempo e il luogo: si evolveva, cambiava e perfino giunse a essere deriso, ma non in special modo dai 'borghesi' o nelle comunità mercantili. Nei valori secolari c o m e in quelli religiosi, i borghesi s'inchinavano alla tradizione: non dettero vita a una teoria sociale rivale, né tradirono un senso di separata identità di classe o di destino."

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w e i s e b e g r ü ß t e , 4 5 reagierte die italienische Kritik irritiert. 46 M a r i o N o b i l i m e i n t e in Jones' M o d e l l gar e i n e v o n M a x W e b e r inspirierte, d o c h allzu s c h e m a t i s c h e Gleichsetz u n g der antiken polis mit der italienischen Stadt des Mittelalters w i e d e r e r k e n n e n zu k ö n n e n . 4 7 D i e s e so a l l g e m e i n geführte Debatte u m die Entstehung und E n t w i c k l u n g der Städte und K o m m u n e n und ihr Verhältnis z u m L e h n s w e s e n w u r d e in der italienischen Forschung der letzten Jahre allerdings durch konkretere Forschungen und Spezialstudien vorläufig in d e n Hintergrund gedrängt. Für das P r o b l e m der "ritterlichen Mentalität" ( m e n t a l i t à cavalleresca) in d e n italienis c h e n K o m m u n e n m u ß heute Franco Cardini als einer der profiliertesten Forscher gelten, der eine g a n z e R e i h e einschlägiger Studien vorgelegt hat. 4 8 S e i n bekanntestes Werk ist z w e i f e l l o s Alle radici della cavalleria medievale ( 1 9 8 1 ) , das in einer bibliographischen tour de force d i e e i g e n t l i c h e Frühgeschichte der ( i m "weiten Sinn" z u verstehenden) cavalleria, d.h. d i e materiellen V o r a u s s e t z u n g e n und den Christianisierungsprozeß des beritteten europäischen Soldatentums v o n der Spätantike bis ins Hochmittelalter behan-

« Vgl. die Rez. von Alfred Haverkamp in: HZ 234, 1982, S. 669-671. 46 Vgl. die Rez. von Sante Polica: Basso Medioevo e Rinascimento: 'rifeudalizzazione' e 'transizione1, in: BISI 88, 1979, S. 287-316; Pietro Cammarosano: L'economia italiana nell'età dei comuni e il 'modello feudale di produzione1: una discussione, in: Società e storia 5, 1979, S. 495-520; Giorgio Chittolini: La crisi degli ordinamenti comunali e le origini dello stato del Rinascimento, Bologna 1979, S. 22; Franco Angiolini: I ceti dominanti in Italia tra Medioevo ed età moderna: continuità e mutamenti, in: Società e storia 10, 1980, S. 909-918; Renato Bordone: Tema cittadino e 'ritorno alla terra' nella storiografia comunale recente, in: Quaderni storici 52, 1983, S. 253-277. 47 Mario Nobili: L'equazione città antica - città comunale ed il 'mancato sviluppo italiano' nel saggio di Philip Jones, in: Società e storia 10, 1980, S. 891-907. Vgl. auch David Herlihy: Società e spazio nella città italiana del medioevo, in: ders.: Cities and Society in Medieval Italy, London 1980 (Collected Studies Series. Variorum Reprints 108), n. 11 (zuerst 1976); Stefan Breuer: Blockierte Rationalisierung: Max Weber und die italienische Stadt des Mittelalters, in: AfK 66, 1984, S. 47-85; Klaus Schreiner: Die mittelalterliche Stadt in Webers Analyse und die Deutung des okzidentalen Rationalismus, in: Jürgen Kocka (Hrsg.): Max Weber, der Historiker, Göttingen 1986 (Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft 73), S. 119-150. 48 Franco Cardini: La cavalleria: una questione da riproporre?, in: Annali dell'Istituto di Storia (Università di Firenze, Facoltà di Magistero) 2, 1980/81, S. 45-139; ders.: 'Quell'antica festa crudele'. Guerra e cultura della guerra dall'età feudale alla grande rivoluzione, Firenze 1982; ders.: Concetto di cavalleria e mentalità cavalleresca nei romanzi e nei cantari fiorentini, in: I ceti dirigenti nella Toscana tardo comunale. Comitato di studi sulla storia dei ceti dirigenti in Toscana. Atti del III convegno: Firenze, 5-7 dicembre 1980, Firenze 1983, S. 157-173; ders.: Cavalieri, armi e guerrieri, in: Giovanni Cherubini (Hrsg.): Uomini, terre e città nel medioevo, Milano 1986, S. 124-151; ders.: Il guerriero e il cavaliere, in: Jacques Le Goff (Hrsg.): L'uomo medievale, Roma, Bari 1988, S. 81-123; ders.: L'avventura cavalleresca nell'Italia tardo medievale: modelli letterari e forme concrete, in: Mediterraneo Medievale. Scritti in onore di Francesco Giunta, a cura del Centro di studi tardoantichi e medievali di Altomonte, 3 Bde., Soveria Monelli 1989, Bd. 1, S. 245-288; ders.: De fmibus Tuscie. Il medioevo in Toscana. Saggi, Firenze 1989; Guerra e guerrieri nella Toscana medievale. Saggi raccolti da Franco Cardini e Marco Tangheroni, Firenze 1990; ders.: Gerusalemme d'oro, di rame, di luce. Pellegrini, crociati, sognatori d'Oriente tra XI e XV secolo, Milano 1991; ders.: Guerre di primavera. Studi sulla cavalleria e la tradizione cavalleresca, Firenze 1992; ders.: Le mura di Firenze inargentate. Letture fiorentine, Palermo 1993; vgl. auch Lucia Ricciardi: 'Col senno, col tesoro e colla lancia.' Riti e giochi cavallereschi nella Firenze del Magnifico Lorenzo. Presentazione di Franco Cardini, Firenze 1992.

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d e l t e . 4 9 In e i n e m Kongreßbeitrag Cardinis v o n 1981 wurden die zentralen Fragestellung e n für die k o m m u n a l e E n t w i c k l u n g angeschnitten. 5 0 A u f d e n A u s f ü h r u n g e n T a b a c c o s aufbauend, sah auch Cardini in d e m Verhältnis z w i s c h e n der städtischen Ritterschaft (icavalleria) und d e m älteren A d e l ( n o b i l t à ) das w i c h t i g s t e P r o b l e m , das j e d o c h in d e m n o c h w e i t e r g e f a ß t e n P r o b l e m f e l d L e h n s w e s e n - (Bann-)herrschaft - A d e l - Ritterschaft z u verorten s e i . 5 1 W ä h r e n d d i e k o m m u n a l e Ritterschaft i m dreizehnten Jahrhundert zunächst n o c h m i t einer militärischen A u f g a b e n s t e l l u n g ( r e a l t à militare) verbunden g e w e s e n sei, habe der sich g l e i c h z e i t i g konstituierende Stadtadel (oder j e n e , die als "Magnaten" b e z e i c h n e t wurden) bald g l e i c h e r m a ß e n "Abschließungstendenzen" gezeigt, w i e er auch e i n e dreifache soziale Vorbildfunktion für andere Stadtbürger g e w a n n . 5 2 D i e A b l ö s u n g der militia v o n einer militärischen Realität und ihre s c h o n in der k l a s s i s c h e n Arbeit v o n Gaetano S a l v e m i n i zur K o m m u n e F l o r e n z 5 3 a n g e s p r o c h e n e Popularisierung (idemocratizzazione) hin zur "einfachen", "leeren" Ritterwürde habe i m vierzehnten Jahrhundert e i n g e s e t z t . 5 4 Franco Cardini forderte in d i e s e m Z u s a m m e n h a n g für die k o m m u nale G e s e l l s c h a f t la ricerca prosopografìca, famiglia per famiglia, e i n auch v o n Sergio Bertelli benanntes Forschungsdesiderat. 5 5 A m E n d e d i e s e s kurzen Forschungsüberblicks zu den w i c h t i g s t e n , d i e bisherige Forschung w i e auch die ersten b e i d e n Kapitel der v o r l i e g e n d e n Studie l e i t e n d e n Problemstellungen m u ß festgehalten werden, daß sich in den K o m m u n e n nicht nur e i n e b e s o n -

« Ders.: Alle radici della cavalleria medievale, Firenze 1982 (Il pensiero storico 76), 21987; vgl. dazu drei (!) Rez.n von Jean Fiori, in denen dieser u.a. seine eigenen Forschungen vorstellt: Le origini dell'ideologia cavalleresca (a proposito di un libro recente), in: ASI 143, 1985, S. 3-13; ders.: Les origines de la chevalerie (d'après un ouvrage récent), in: Cahiers de civilisation médiévale Xe-XIIe siècles 27, 1984, S. 359-365 (ident. mit der Rez. in Revue d'histoire écclesiastique 78, 1983); Jean-Claude Schmitt: Le radici della cavalleria, in: Quaderni storici n.s. 55, 1984, pp. 231-240; sowie Aldo A. Settia: Le radici tecnologiche della cavalleria medievale. In margine ad un libro recente, in: RSI 97, 1985, S. 264-273, der zu manchen Aussagen Cardinis seine Reserven anmeldet. so Franco Cardini: "Nobiltà' e cavalleria nei centri urbani: problemi e interpretazioni, in. Nobiltà e ceti dirigenti in Toscana nei secoli XI-XIII: strutture e concetti. Atti del IV convegno: Firenze, 12 dicembre 1981, Firenze 1982, S. 13-28. 51 Ebd., S. 14: "feudalesimo - signorìa - nobiltà - cavalleria". 52 Ebd., S. 20: "Riprendendo a tale riguardo le conclusioni di vari autori, si potrebbe osservare che l'impianto di tipologie d'abitazione urbana che ripetono le caratteristiche di fondo della dimora fortificata extraurbana, l'esercizio della vendetta e la detenzione della dignità cavalleresca sono i tre segni distintivi della nobiltà comunale." '3 Gaetano Salvemini: Magnati e popolani in Firenze dal 1280 al 1295; seguito da: La dignità cavalleresca nel Comune di Firenze, introduzione di Ernesto Sestan, Torino 1960 (Biblioteca di cultura storica 64), S. 339-482. 54 Tatsächlich müßte man hier wohl mit "Demokratisierung" übersetzen, was jedoch zumindest im Deutschen Verständnisprobleme aufwürfe. 5' Sergio Bertelli: Il potere oligarchico nello stato-città medievale, Firenze 1978, S. 165ff: "La prosopografia come strumento d'individuazione della Ruling Class"; zur Prosopographie als Forschungsinstrument vgl. z.B. auch Neithard Bulst, Jean-Philippe Genet (Hrsgg ): Medieval Lives and the Historian. Studies in Medieval Prosopography, Kalamazoo (Michigan) 1986 (Proceedings of the First International Interdisciplinary Conference on Medieval Prosopography, University of Bielefeld 3-5 December 1982); sowie die Zeitschrift Medieval Prosopography.

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ders starke soziale Mobilität feststellen läßt, 56 sondern auch, daß die Institution der Ritterwürde dort ihren hohen Stellenwert und damit ihr Überleben sichern konnte: Da es im gesamten Spätmittelalter bis in die frühe Neuzeit Rittererhebungen und milites im kommunalen Kontext gab, kann die von so vielen Forschern behauptete Krise der militia keine "existentielle" gewesen sein; das "entleerte Titelwesen" wurde auf eine noch näher zu bestimmende Art mit neuem Inhalt gefüllt. Gerade im städtischen Bereich fallen die Kontinuitäten über die "Epochenschwelle" hinweg ins Auge. Als z.B. der Doge von Venedig 1597 den venezianischen Adligen Benedetto Quirini zum Ritter erhob und dies schriftlich bestätigte, dann findet man in dieser Urkunde, abgesehen von der Ersetzung des Begriffes miles durch den des eques, gegenüber dem Spätmittelalter kaum inhaltliche Neubestimmungen der ritterlichen Vorrechte: selbst jetzt noch stand der von Sacchetti schon zweihundert Jahre zuvor kritisierte ritterliche Goldschmuck im Vordergrund. 57 Auf dem Hintergrund dieser Kontinuität wurde jüngst völlig zutreffend von der "Dekadenz der Dekadenztheorie" der spätmittelalterlichen cavalleria gesprochen. 5 8 Während im ersten Kapitel dieser Arbeit noch ganz Italien im Blickfeld steht (um so die höchst unterschiedlichen Entwicklungsstufen auf der Halbinsel geographisch und chronologisch differenziert sehen zu können), konzentriert sich der Blick im zweiten, dritten und vierten Kapitel vor allem auf Mittelitalien. Darunter werden die fünf heutigen Regionen Emilia-Romagna, Toskana, Umbrien, Marken und Latium verstanden. Für diese Regionen soll für das so langlebige Phänomen der kommunalen Ritterwürde eine an den geographischen, politischen und sozialen Daten orientierte Chronologie erarbeitet werden, und diese auch inhaltlich expliziert werden.

56 Zum Begriff der "sozialen Mobilität" finden sich viele Hinweise z.B. bei Klaus Schreiner: Sozialer Wandel im Geschichtsdenken und in der Geschichtsschreibung des späten Mittelalters, in: Hans Patze (Hrsg.): Geschichtsschreibung und Geschichtsbewußtsein im späten Mittelalter, Sigmaringen 1987 (Vorträge und Forschungen 1987), S. 237-286; Annalisa Guarducci (Hrsg.): Gerarchie economiche e gerarchie sociali secoli XII e XVIII. Atti della 'Dodicesima Settimana di Studi' 18-23 Aprile 1980 (Istituto Internazionale di storia economica 'F. Datini' Prato ser. II, 12), Firenze 1990; Jürgen Petersohn: Die Vita des Aufsteigers. Sichtweisen gesellschaftlichen Erfolges in der Biographik des Quattrocento, in: HZ 250, 1990, S. 1-31. 57 "Praeterea eodem die illum ipsum nobilem virum Benedictum Quirinum, quem comitem creaveramus, coram nobis flexis genibus positum aureo cingulo et calcaribus aureis ornatum servatis omnibus quae de more servari opportuit, ex Senatus decreto, ad gradum, et dignitatem equestris ordinis promovimus, et extulimus, ut post hac eques splendidus ubique appelletur, atque ±111 facultatem impartivimus ferendi aureas vestes, arma, zonam, calcaria, aliaque inaurata cuiusvis generis militarla ornamenta, nec non gaudendi quocunque honore, dignitate, iurisdictione, ac quibusvis immunitatibus, ac privilegiis ad veram militiam, et equestre decus pertinentibus. " (ed. bei Flaminio Cornelio: Creta sacra sive de episcopis utriusque ritus graeci et latini in insula Cretae. (...), 2 Bde., Venetiis 1755, Bd. 2, S. 434). Für das Zitieren aus Frühdrucken ebenso wie für die Edition handschriftlicher Quellen soll im Folgenden die "semidiplomatische" Methode angewandt werden, die verschiedene Vereinheitlichungen (Groß- und Kleinschreibung; u als u oder v; j als i; & als et), zuläßt, vgl. Empfehlungen zur Edition frühneuzeitlicher Texte der 'Arbeitsgemeinschaft außeruniversitärer Forschungseinrichtungen', in: Archiv für Reformationsgeschichte 72, 1981, S. 299-315. 58 Klaus Hempfer: Realtà sociale e gioco letterario. L'ambivalenza della cavalleria intorno al 1500, in: L'immagine riflessa 12, 2, 1989 (Forme dell'identità cavalleresca 2), S. 405-432; vgl. auch Werner Goez: Renaissance und Rittertum, in: Karl Hauck, Hubert Mordek (Hrsg.): Geschichtsschreibung und geistiges Leben im Mittelalter. Festschrift für Heinz Löwe zum 65. Geburtstag, Köln, Wien 1978, S. 565-584.

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Das dritte und das vierte Kapitel sind als die eigentlich zentralen Kapitel dieser Untersuchung anzusehen. Das dritte Kapitel bietet eine prosopographische Untersuchung der durch litterae militiae unter den fünf Päpsten Martin V., Eugen IV., Nikolaus V., Calixt III. und Pius II. (also zwischen 1417 und 1464) ernannten päpstlichen Ritter und beschreitet damit Neuland. Bis zum jetzigen Zeitpunkt sind päpstliche Ritterweihen und deren urkundliche Bestätigungen kaum in das Blickfeld der historischen Forschung gerückt, was besonders im Hinblick darauf verwundert, daß diese Ernennungen mehr als andere weltliche Zeremonien im italienischen Spätmittelalter das Interesse der Zeitgenossen weckten. Das besondere Augenmerk gilt in diesem Abschnitt auch der Umwertung der spätmittelalterlichen militia zu einer humanistisch gedachten dignitas equestris, die sich in der vatikanischen Überlieferung nicht nur terminologisch fassen und nachweisen läßt, sondern auch anhand der handelnden Protagonisten personell einsichtig gemacht werden kann. Das vierte Kapitel diskutiert verschiedene humanistische (bzw. "vorhumanistische") Texte und Traktate aus Mittelitalien zum Problem der militia, die der Forschung bisher nur teilweise bekannt waren. Wie im vorausgegangenen Kapitel soll auch hier das bereits angeschnittene Problem der humanistischen Neubewertung der militia im Zentrum der Interpretation stehen, wobei jedoch die Frage nach Abhängigkeiten oder Interferenzen von den sozialen Realitäten und den hier besprochenen Texten nur insofern berücksichtigt werden soll, als sich solche Bezüge (z.B. zwischen den die Debatte bestimmenden Humanisten und der Kurie) im Laufe der Untersuchung als evident erweisen. Das fünfte und letzte Kapitel rekonstruiert schließlich die wissenschaftliche Diskussion, die ab dem sechzehnten Jahrhundert - mit nur partiellem Rückgriff auf die historischen und sprachtheoretischen Überlegungen der Humanisten - eher praktische Zwecke mit dem Studium der cavalleria verband. Verschiedene Unscharfen schlichen sich damit in die ausgedehnte Debatte ein; das Thema wurde in die Geschichte der monarchischen Ritterorden eingebettet, wo es bis zur Aufklärung verblieb. Die historische Erörterung der Ursprünge der mittelalterlichen Rittererhebung geriet daneben auch in einen durch Nationalismen ausgelösten Sog, der noch heute manchmal spürbar nachwirkt. Erinnert sei z.B. an eine kürzlich erschienene Studie, in der zu den Vorläufern der mittelalterlichen Schwertleite ohne weiteren Kommentar auch die von Tacitus in der Germania (Kap. 13) erwähnte Wehrhaftmachung der Germanen, und eine seit der frühen Neuzeit (Justus Lipsius, 1588) häufig herangezogene Stelle aus der Langobardengeschichte (Origo gentis Langobardorum) von Paulus Diaconus gezählt werden. 59 Während im ersten und zweiten Kapitel besonders begriffs- und sozialgeschichtliche Überlegungen den Gang der Untersuchung bestimmen, behandeln das vierte und fünfte Kapitel vor allem geistes- und ideengeschichtliche Probleme. Das mittlere, dritte Kapitel 59

Elsbeth Orth: Formen und Funktionen der höfischen Rittererhebung, in: Fleckenstein (Hrsg.), Curialitas, a.a.O., S. 128-170, S. 169 mit Verweis auf den Ausdruck arma sitmere bei Tacitus; was allein ja wohl keineswegs auch nur eine Parallelität (geschweige denn eine Deszendenz) begründen könnte: arma sumere können auch mittelalterliche Mönche (Rodulfus Glaber, zit. bei Giuseppe Ligato: Fra Ordini Cavallereschi e crociata: milites ad termimm e confraternitates armate, in: Militia Christi e Crociata, a.a.O., S. 646-697, S. 649, n. 5); viele weitere Belege bei Friedrich Prinz: Klerus und Krieg im früheren Mittelalter. Untersuchungen zur Rolle der Kirche beim Aufbau der Königsherrschaft, Stuttgart 1971 (Monographien zur Geschichte des Mittelalters 2).

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steht sowohl im Zeichen der Diplomatile, als auch im Schnittpunkt von Geistes- und Sozialgeschichte. Einen Versuch der Beantwortung der Frage nach dem Wesen des "Rittertums" oder der "ritterlichen Kultur" (bzw. "Tradition", "Mentalität") kann diese Studie aus all den angeführten Gründen nicht liefern. Oder, um es abschließend mit den Worten Dostojewskis ironisch zuzuspitzen: Eine "außerordentlich tiefsinnige Untersuchung" über "die Ursachen des ungewöhnlich hohen sittlichen Adels irgendwelcher Ritter in irgendeinem Zeitabschnitt der Weltgeschichte oder ein ähnliches Thema" wird nicht angestrebt. 60

Die vorliegende Arbeit wurde im Sommersemester 1993 von der Philosophischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität in München als Dissertation angenommen und für den Druck geringfügig überarbeitet. Im Verlauf ihres Entstehens hat der Autor von verschiedenen Seiten Unterstützung und Hilfe erhalten. Nicht allen kann hier in angemessener Weise gedankt werden. Zunächst geht der Dank des Verfassers an Frau Professor Laetitia Boehm für die Betreuung der Arbeit. An dieser Stelle möchte ich auch Herrn Professor Arno Seiferts ( | ) gedenken, bei dem ich vor einigen Jahren viel lernte. Besonders am Herzen liegt mir auch der Dank an Herrn Professor Nicolai Rubinstein für die stete Hilfs- und Diskussionsbereitschaft sowie die Möglichkeit, den Stand der Arbeit zweimal in seinem Londoner Seminar vorzustellen. Darüber hinaus bin ich Professor Rubinstein zutiefst dafür verpflichtet, daß ich auf seinen Vorschlag hin im Herbst 1992 den "Premio Nicoletta Quinto" der "Fondazione Premio Galileo Galilei" (Vors.. Prof. Tristano Bolelli) erhielt, wodurch mir ein sechsmonatiger Studienaufenthalt an der Scuola Normale Superiore in Pisa ermöglicht wurde. Sodann möchte ich dem Leiter des Deutschen Historischen Instituts in Rom, Professor Arnold Esch, Dank sagen für ein einjähriges Romstipendium, das umfangreiche Quellenstudien im Vatikanischen Archiv und in der hervorragenden Institutsbibliothek erlaubte. Unterstützt wurde das Entstehen dieser Arbeit auch vom Deutschen Akademischen Austauschdienst mit einem sechsmonatigen Stipendium für einen Aufenthalt am Londoner Warburg-Institut, sowie von der Studienstiftung des deutschen Volkes. Schließlich möchte ich mich bei all jenen sehr herzlich bedanken, die diesen Text teilweise oder ganz lasen, und mit Verbesserungen, Hinweisen und Kritik nicht hinter dem Berg hielten: in erster Linie bei Herrn Professor Dr. Reinhard Elze, bei Frau Professor Dr. Ingrid Baumgärtner, Dr. Felicitas Schmieder, Dr. Helmut Zedelmaier, Dr. Florian Neumann, sowie bei Arndt Brendecke für die Hilfe bei der Textformatierung. Der Topos, daß sich ein Autor durch Danksagungen nicht von den eigenen Fehlern und von den Unzulänglichkeiten seines Textes exkulpieren kann, gilt selbstverständlich auch hier: lapsus, sviste und schlichte Irrtümer verbleiben in meinem Eigentum. München, im Juli 1994. 60

Fedor M. Dostojewskij: Die Dämonen, 2 Bde., Berlin s.a. (I. Ladyschnikoff Verlag, Übersetzung v. Gregor Jarcho), Bd. 1, S. 14.

I. Die militia im italienischen Hochmittelalter

1. Das Zeugnis des Geschichtsschreibers Otto von Freising und die historische Forschung W i e nur w e n i g e andere mittelalterlicher Geschichtsschreiber hat B i s c h o f Otto v o n Freising (ca. 1 1 1 1 - 1 1 5 8 ) das B i l d bestimmt, das m a n sich v o n der italienischen städtischen G e s e l l s c h a f t d e s z w ö l f t e n Jahrhunderts macht. 1 Spätestens seit L u d o v i c o A n t o n i o Muratori und Gaetano S a l v e m i n i wurde s e i n e Autorität als B e l e g für e i n frühes k o m m u n a l e s "Rittertum" in Italien h e r a n g e z o g e n . 2 Zuletzt w u r d e Otto v o n Freising e i n e der translatio imperii et studii a n a l o g e Theorie der translatio militiae zugeschrieben. Charakteristisch für j e n e s berühmte historiographis c h e M o d e l l ist die dreifache Wanderung der humana potentia (d.h. konkret: imperituri), der sapientia und der religio v o n Osten nach Westen. Faßt m a n nun die militia b z w . den ordo equester als Teil des imperium, dann ließe sich für d i e s e n (nach Otto v o n Freising) e i n e analoge Wanderung annehmen. Hieran soll sich nun der u m 1 2 0 0 schreibende Autor des m i t t e l h o c h d e u t s c h e n Moriz von Cräun inspiriert haben, wird d o c h in d i e s e m Werk die ost- und w e s t f r ä n k i s c h e "Ritterschaft" auf die griechische und r ö m i s c h e Antike zurückgeführt. 3

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So beginnt noch jüngst Renato Bordone seine glänzende Analyse mit Ottos von Freising Zeugnis, vgl. Renato Bordone: La società cittadina del regno d'Italia. Formazione e sviluppo delle caratteristiche urbane nei secoli XI e XII, Torino 1987 (Biblioteca Storica Subalpina 202), S. 9ff, S. 16, 20, 70 über dignità cavalleresca bei Otto von Freising. Erst für das Jahr 1173 kann in Genua l'assunzione del cavalierato, tecnicamente inteso con i riti di addobbamento (S. 82) festgestellt werden. 2 Salvemini, La dignità, a.a.O., S. 354: "Cosi si ebbero i milites Comunis o pro Comuni, e si determinò l'uso, si può dire nuovo, delle creazioni di cavalieri per autorità comunale, del quale si ha notizia nei Comuni italiani fin da mezzo il secolo XII nella opera di Ottone di Frisinga, zio e ¡storiografo di Federico Barbarossa." 3 Moriz von Cräun. Mittelhochdeutsch / Neuhochdeutsch. Mittelhochdeutscher Text nach der Ausgabe von Ulrich Pretzel. Übersetzung, Kommentar und Nachwort von Albrecht Classen, Stuttgart 1992 (vgl. R. Bauschke: Art. "Moriz v. Cräun" in: LdM 6, 1993, Sp. 843); dazu Heinz Thomas: Ordo equestris ornamentum imperii. Zur Geschichte der Ritterschaft im 'Moriz von Cräun', in: Zeitschrift für deutsche Philologie 106, 1987, S. 341-353; ders.: Nationale Elemente in der ritterlichen Welt des Mittelalters, in: Joachim Ehlers (Hrsg.): Ansätze und Diskontinuität deutscher Nationsbildung im Mittelalter, Sigmaringen 1989 (Nationes (...) 8), S. 345-376, S. 355. Der vage Bezug zwischen Moriz von Cräun und Otto von Freising wurde schon bemerkt von Werner Goez: Translatio imperii. Ein Beitrag zur Geschichte des Geschichtsdenkens und der politischen Theorien im Mittelalter und in der frühen Neuzeit, Tübingen 1958, S. 124 ("merkwürdige Kulturtranslation"); Bumke, Studien zum Ritterbegriff, a.a.O., S. 135, n. 27, und Franz Josef Worstbrock: Translatio artium. Über die Herkunft und Entwicklung einer kulturhistorischen Theorie, in: AfK 47, 1965, S. 1-22 (mit Lit ), S. 1, 20f., wo stets als wichtigste (wenn auch nicht einzige) Quelle des Moriz von Cräun der Cligés des Chrétien von Troyes bezeichnet wird; vgl.

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D a sich d i e s e T h e o r i e einer translatio militiae bei Otto v o n Freising a u f nur eine B e l e g s t e l l e aus den 1 1 5 7 / 5 8 g e s c h r i e b e n e n und v o n R a h e w i n v o l l e n d e t e n Gesta Frederici stützt, soll i m F o l g e n d e n eine kurze systematische Übersicht über d i e d i e s b e z ü g l i c h e n G e d a n k e n Otto v o n Freisings g e b o t e n werden. A n einer - z w a r nicht zentralen, so d o c h b e z e i c h n e n d e n - Stelle der 1 1 5 6 / 5 7 entstand e n e n Chronica sive historia de duabus civitatibus hat sich Otto v o n Freising unmißverständlich zu den Ursprüngen des ordo militaris geäußert: "Hic e t i a m m i l l e i u v e n e s de plebe e l e c t o s milites et c e n t u m seniores senatores appellavit [Romulus, L.B.]; et e x h i n c militaris ordo senatoriaque dignitas e x o r d i u m sumpsere." 4 Z w a r m a g der G e d a n k e , daß R o m u l u s der Begründer des "Ritterstandes" war, s c h o n in der r ö m i s c h e n A n t i k e e i n e g e w i s s e R o l l e gespielt haben, 5 d o c h wurde er d e m christlic h e n Mittelalter (darunter auch Johannes v o n Salisbury und Martin v o n Troppau) 6 vor a l l e m durch das Z e u g n i s e i n e s Autors vermittelt, d e s s e n K l a s s i f i z i e r u n g e n bis hinein in die hochmittelalterliche Urkundensprache v o n e n t s c h e i d e n d e m E i n f l u ß waren: Isidor v o n S e v i l l a (ca. 5 6 0 - 6 3 6 ) . 7 D e r spanische B i s c h o f bietet in s e i n e n Etymologiae als A b l e i t u n g d e s W o r t e s miles d e n ( v o n Varro ü b e r n o m m e n e n ) e t y m o l o g i s c h e n B e z u g auf mille und historisch a u f R o m u l u s , der als allererster ex populo die milites zusammenrief. 8 D a ß , einmal a b g e s e h e n v o n Otto v o n Freising, in e i n e m w e i t e r e n Sinne die antik

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dazu jetzt auch Francesco Bruni: Testi e chierici del medioevo, Genova 1991, S. 137f., Andrea Palermo: Moriz von Cräun e il suo modello francese, in: Medioevo Romanzo 16, 1991, S. 323-358. Eine Theorie einer translatio militiae hat auch bei der Rezeption der Werke Ottos von Freising in der frühen Neuzeit keine Rolle gespielt (s.u. Anm. V, 82); zu prüfen wäre allerdings, ob nicht im Humanismus etwa Enea Silvio Piccolomini in seinen eigenhändigen Randbemerkungen zu den Gesta daran dachte (Rino Avesani: Un codice di Ottone di Frisinga appartenuto a Pio II e ai suoi nipoti Giacomo e Andrea, in: BSSP ser. III, 23, 1964, S. 160-166). Ottonis Episcopi Frisingensis Chronica sive historia de duabus civitatibus, hrsg. v. Adolf Schmidt, übers, v. Walther Lammers, Darmstadt 1960 (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe 16), II, 6, S. 118. Nach Livius, Ab urbe condita I, 13, 8 führte Romulus die Reitercenturien ein (vgl. Plutarch, Vita des Romulus, 13); nach Valerius Maximus gehen die von jungen Angehörigen des ordo equester gefeierten Luperealien auf Romulus' Zeit zurück (Dieta et facta memorabilia II, 1, 9). Vgl. Julius Petersen: Das Rittertum in der Darstellung des Johannes Rothe, Straßburg 1909 (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Culturgeschichte der germanischen Völker 106), S. 74. Vgl. Fiori, L'idéologie, a.a.O., S. 34f.; Fleckenstein, Über den engeren und den weiteren Begriff, a.a.O., S. 381: "gelehrte Definitionen, denen kaum konkrete Bedeutung beizumessen ist." Gerade der mittelalterliche Erfolg des miles gregarius (in der mittelalterlichen Übersetzung der "Einschildritter") oder des tiro dürfte jedoch in nicht unerheblichem Maße auf Isidor von Sevilla zurückzuführen sein. Isidori Hispalensis Episcopi Etymologiarum sive Originum libri XX, ed. Wallace Martin Lindsay, 2 Bde., Oxford 1911, repr. 1957/62 (Scriptorum Classicorum Bibliotheca Oxoniensis), Bd. 1, lib. IX, 3, 32ff.: "Miles dictus, quia mille erant ante in numero uno, vel quia unus est ex mille electus. Romulus autem primus ex populo milites sumpsit et appellavit. Liber vero primus militiae ordinem doeuit. Miles aut Ordinarius dicitur, aut extraordinarius. Ordinarius est, qui per ordinem militat, nec adhuc aliquem consecutus est gradum honoris. Est enim gregarius, id est humilis militiae. Extraordinarius vero, qui ob virtutem promovetur ex ordine. Emeriti dicuntur veterani solutique militia, qui iam in usu proelii non sunt, et quia mereri militare dicitur, ab stipendiis scilicet quae merentur. Idem et veterani dicuntur, quia iam in usu proelii non sunt, sed post multos militiae labores quietis sufFragium consequuntur. Equestres milites dicti

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römischen Ursprünge des ordo militaris zum gelehrten Gemeingut des zwölften Jahrhunderts gehörten, wurde im Zug der Wiederentdeckung von Vegetius und Frontinus z.B. im Policraticus (1156/9) des Johannes von Salisbury (ca. 1115/20-1180) ausführlich dargelegt.9 Der von Isidor von Sevilla beschriebene militaris ordo meinte die Einheit von equites und pedites\ nicht nur Johannes von Salisbury, sondern auch der allgemeine europäische Gebrauch der Vokabel miles zielte jedoch ab dem elften Jahrhundert inhaltlich immer häufiger auf einen berittenen Soldaten, den eques. Otto von Freising selbst hat diese Thematik nicht vertieft; und so läßt sich weder in der Chronik noch in den Gesta ein mit dem des englischen Bischofs vergleichbares Interesse für die Ursprünge der militia nachweisen. 10 Otto von Freising verwendet die Begriffe des miles, des eques, ja auch des vassallus durchgehend in einem nicht-technischen und häufig sogar austauschbaren Sinn. In der Chronik ist der berittene Marcus Curtius, dessen Opfertod im Jahr 362 v.Chr. Rom aus drohender Gefahr rettete, ein miles,11 wie auch ein orientalischer Fürst Persarum vero et Medorum regis seu soltani vassallus sein kann.12 In der von Isidor von Sevilla inspirierten Stelle Ottos zu Romulus ist zwar ganz allgemein vom ordo militaris die Rede, doch könnte hier die soziale Gruppe gemeint sein, aus der sich in republikanischer Zeit der römische Ritterstand, der ordo equester herausbildete, denn später werden senatores und equites als die führenden sozialen Schichten Roms zutreffend nebeneinander gestellt.13

quod equo sedeant. Item militât ille in equestri ordine. Tirones dicuntur fortes pueri, qui ad militiam delegantur atque armis gerendis habiles existunt. Hi enim non ex sola professione nativitatis, sed aspectu et valitudine corporis existimantur. Unde et tirones dicti, quique antequam sacramentum probati sint, milites non sunt. Romanae autem militiae mos fuit puberes primos exercere armis." Zur Quelle von miles - mille (Varrò, De lingua latina 5, 89: "Milites, quod trium milium primo legio fiebat ac singulae tribus Titiensium, Ramnium, Lucerum milia militum mittebant") vgl. Jacques Fontaine: Isidore de Seville et la culture classique dans l'Espagne wisigothique, 3 Bde., Paris 21983, Bd. 1, S. 358; nach Isidor ebd. IX, 3, 30, wird jedoch auch das westgotische Militäramt des millenarius (richtig) auf mille und (falsch) auf die Antike zurückgeführt, vgl. Dietrich Claude: Millenarius und thiuphadus, in: ZRG Germ. Abt. 88, 1971, S. 181-190. Nicht überzeugen kann die Ableitung des bei Landulfüs Senior belegten miles milenarius von II Sm 18, 4 (centeni et milleni) bei Settia, Comuni in guerra, a.a.O., S. 97, n. 16: die Quelle ist sicherlich Isidor von Sevilla. Vgl. auch Arno Borst: Das Bild der Geschichte in der Enzyklopädie Isidors von Sevilla, in: DA 22, 1966, S. 1-62; Ulrich Schindel: Zur frühen Überlieferungsgeschichte der Etymologiae Isidors von Sevilla, in: StM ser. III, 92, 1988, S. 587-605; J. Fontaine: Art. "Isidor v. Sevilla", in: LdM 5, 1991, Sp. 677-680. s Ioannis Saresberensis Episcopi Carnotensis Policratici sive de nugis curialium et vestigiis philosophorum libri VIII, hrsg. v. Clemens C. I. Webb, 2 Bde., Oxford 1909, Bd. 2, lib. VI. Dabei zielt Johannes von Salisbury deutlich auf einen "Ritterstand", vgl. Jean Fiori: La chevalerie selon Jean de Salisbury (nature, fonction, idéologie), in: Revue d'histoire ecclésiastique 77, 1982, S. 35-77; neuere Lit. bei Gian Carlo Garfagnini: L'attività storico-filosofica nel secolo XII: Giovanni di Salisbury, in: StM ser. III, 30, 1989, S. 839-853. 10 Eine Ausnahme mag die Kreuzzugsbewegung bilden, vgl. Chronica, a.a.O., S. 514, "alii contemptis suis pro Christo ac militiae cingulum se non sine causa gestare considérantes Hierusalem tendunt, ibique novum militiae genus exorsi sic arma contra inimicos crucis Christi gestant, (.. .)". h Ebd., S. 144. 12 Ebd., S. 550. h Ebd., S. 242, passim.

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In den Gesta ist der Gebrauch dieser Begriffe noch eindeutiger; der miles wird nach unten gegen den serviens,14 den scutifer,15 oder den socius,16 d.h. gegen Knechte und Knappen abgegrenzt. 17 Der vielleicht von Sallust (Cat. 60, 4) und der ars dictaminis inspirierte Begriff strenuissimus ac nobilissimus miles18 markiert die obere Grenze der Wertschätzung, die sich nach dem persönlichen Prestige, der rechtlichen Kondition, aber auch der Zugehörigkeit des miles zum jeweiligen senior bemißt. Der Begriff miles wird oft mit eques synonym verwendet, und bezeichnet einen ordo der Lehnspyramide. 19 Das Bewußtsein um diese voneinander zu trennenden ordines zeichnet nach Otto von Freising die Deutschen aus; von paradigmatischer Bedeutung ist der Bericht über die tapfere militärische Leistung eines einfachen scutifer oder Zügelhalter (strator), der bei der Belagerung Tortonas 1155 nur mit Schwert und Schild bewaffnet (gladio tantum et clipeo) die Mauern erklomm und einen gegnerischen miles armatus tötete: "Quem rex ad se vocatum militari cingulo ob tarn preclarum facinus honorandum decrevit. At ille, cum se plebeium diceret in eodemque ordine velle remanere, sufficere sibi conditionem suam, honeste donatum ad propria redire permisit contubernia." 20 In einem gänzlich anderen, nicht günstigen Licht stellt Otto von Freising jedoch die soziale Verfassung der oberitalienischen Städte dar. Diese lassen sich aus antik inspirierter Liebe zur libertas lieber von Konsuln als von imperatores beherrschen. Die Gesellschaft ist in drei ordines geteilt, id est capitaneorum, valvassorum, plebis, (...).21 Ein weiterer zentraler - und kaum weniger wirkungsmächtiger - Satz Ottos von Freising ist jedoch der folgende über die lombardischen Kommunen: "Ut etiam ad comprimendos vicinos materia non careant, inferioris conditionis iuvenes vel quoslibet contemptibilium etiam mechanicarum artium opifices, quos cetere gentes ab honestioribus et liberioribus studiis tamquam pestem propellunt, ad militie cingulum vel dignitatum gradus assumere non dedignantur." 22 Was beklagt wird, ist offensichtlich die soziale Mobilität, die sich in den lombardischen Städten durch häufige Kriege mit Nachbarn ergibt, die auch Handwerkern oder Unfreien durch die Annahme des militie cingulum, des Symbols des spätantiken und

>4 Ottonis Episcopi Frisingensis et Rahewini Gesta Frederici seu rectius Cronica, hrsg. v. Franz-Josef Schmale, übers, v. Adolf Schmidt, Darmstadt 1965, 2 1974 (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe 17), S. 84, 456. 's Ebd., S. 98 (S. 326 durch strator ersetzt). 16 Ebd., S. 460, vgl. S. 302. 17 Vgl. zur Terminologie zuletzt Lutz Fenske: Der Knappe: Erziehung und Funktion, in. Fleckenstein (Hrsg.), Curialitas, a.a.O., S. 55-127. 18 Gesta, a.a.O., S. 144; vgl. S. 470: nobiles ei regalis familie milites werden im Heer als equites armati bezeichnet; S. 550: nobiles quoque complures et milites strermissimi, passim. i' Ebd., S. 124: Robert Guiscard ex eorum militum ordine, quos vavassores vulgo ibi dicere solent; S. 144: miles als Vasall, der seinem princeps die sacramenta, den Fidelitätseid leistet; S. 194: militaris ordo in Ungarn; S. 304: universorumque equitum agmen feoda habentium; S. 326: fortes de equitum ordini viri; S. 364: quodam Alberico nobili Veronensium equite auctore; S. 366: duo Veronensium civium illustres equites, S. 368: armatus eques als "Ritter zu Fuß"; S. 368: ordine quamvis pauper eques, conditione Uber, casti, non industria his latronibus adhmctus. 20 Ebd., S. 326. 21 Ebd, S. 308. 22 Ebd.

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frühmittelalterlichen Soldatenstandes ( m i l i t i a ) , 2 3 oder anderer Ämter ( d i g n i t a t u m gradus) vielfaltige Aufstiegschancen außerhalb der "Lehnspyramide" b o t . 2 4 S c h o n Hermann Fitting und Johanna Maria van Winter haben gezeigt, w i e die frühchristlich-spätantike Bedeutung des cingulum militiae aus einer Augustinus zugeschriebenen Predigt des fünften Jahrhunderts ("sed quisque militiae suae cingulo utitur, dignitatis suae m i l e s adscribitur") über A b b o s v o n Fleury A u s l e g u n g v o n Lukas 3 , 1 4 bereits vor d e m Jahr 1000 auch in der mittelalterlichen Terminologie Fuß faßte, ohne daß dies bereits auf einen "engeren Ritterbegriff' schließen ließe; 2 5 anders ausgedrückt ist auch bei Otto v o n Freising nicht eindeutig z u entscheiden, ob das cingulum militiae hier auf die (spät)mittelalterliche Ritterwürde ( d i g n i t a s militaris/equestris), die A n n a h m e oder H o f f n u n g auf ein "Ritterlehen" oder einen antik beeinflußten "Soldatenstand" hinweist. D e u t l i c h ist hingegen die Antithese z u m deutschen scutifer sichtbar, der die A n n a h m e des cingulum militie unter H i n w e i s auf seinen niedrigen Stand zurückgewiesen hatte. 2 6 In d i e s e m Sinn besitzt Ottos v o n Freising Kritik an der "sozialen Mobilität" in den K o m m u n e n z w e i f e l l o s demonstrativen, j a polemischen Charakter, dessen Gegenbild das Konzept der "Ritterbürtigkeit" ist, das einzig als Kaiserrecht durchgesetzt wird, und einzig hier A u s n a h m e n zuläßt. A u f dem Regensburger Reichstag 1156, auf dem Otto v o n Freising den Entschluß zum Schreiben der Chronica faßte, hatte Kaiser Friedrich I. mit 23 Vgl. Otto von Freising, Chronica, a.a.O., S. 432 zum Jahr 855: Lothario deponente militiae cingulum, ders., Gesta, a.a.O., S. 180 (ca. 1146): Creverat Frederiem, Frederici strennuissimi ducis filius, militieque cingulum iam sumpserat, nobilis patris futurus heres nobilior. , vgl. S. 404 (1157): in presentia sua gladio accingi et militem profiteri. 24 Vgl. Alfred Haverkamp: Herrschaftsformen der Frühstaufer in Reichsitalien, 2 Bde., Stuttgart 1970, 1971 (Monographien zur Geschichte des Mittelalters I, 1; I, 2), Bd. 1, S. 47, der die Stelle ohne direkte Erwähnung der Ritterwürde kommentiert: "obwohl innerhalb der Kommune zweifellos leichter ein sozialer Austieg zu den herrschenden Schichten auf Grund finanzieller und wirtschaftlicher Machtstellung, aber auch militärischer Tüchtigkeit möglich war, wie es Otto von Freising, der aufmerksame Betrachter aus einer andersartigen Adelswelt, kritisierend bezeugt." 25 Die älteste, und nicht überholte Geschichte des cingulum militiae in Spätantike und Frühmittelalter bei Hermann Fitting: Das Castrense Peculium in seiner geschichtlichen Entwicklung und heutigen gemeinrechtlichen Geltung, Halle 1871, S. 421 f f , passim; Johanna Maria van Winter: Cingulum militiae. Schwertleite en mr/es-Terminologie als Spiegel van veranderend menselijk Gedrag, in: Tijdschrift voor Rechtsgeschiedenis 44, 1976, S. 1-92, S. 50, n. 1; S. 55, n. 26. Die spätantike und frühmittelalterliche Tradition des cingulum militiae als Amtsabzeichen betont auch Karl Ferdinand Werner (L'impero romano cristiano e le origini della nobiltà in Occidente, in: BISI 92, 1985/86, S. 381-408), von dem hierzu eine Monographie zu erwarten ist; Karl Leyser hingegen den nachkarolingischen Gebrauch in der Kanonistik und den Kapitularien: Early Medieval Canon Law and the Beginnings of Knighthood, in: Lutz Fenske, Werner Rösener, Thomas Zotz (Hrsgg ): Institutionen, Kultur und Gesellschaft im Mittelalter. Festschrift für Josef Fleckenstein zu seinem 65. Geburtstag, Sigmaringen 1984, S. 549-566 (S. 552 zu Sallust, S. 558 zu Abbo von Fleury ohne die Quelle, S. 565 zu Landulfüs Senior und Otto von Freising). Ein weitgehend übergangener Aspekt scheint das im Mittelalter durch Grabfunde, Stelen etc. vorhandene, Kontinuität stiftende Wissen um spätantike und frühmittelalterliche Bewaffnung (incl. cingulum) zu sein, vgl. zu einem Fall in Köln 1121 Pio Franchi de' Cavalieri: Note agiografiche, fascicolo 7, Città del Vaticano 1927 (Studi e Testi 49), S. 224 (mit Hinweisen); Claudio Franzoni: Habitus atque habitudo militis. Monumenti funerari di militari nella Cisalpina Romana, Roma 1987 (Studia Archaeologica 45). M Diese funktional begründete Vieldeutigkeit mag durchaus einer realen Vieldeutigkeit der deutschen Ministerialität entsprochen haben, deren Probleme Otto von Freising als aktiv wirkender Reichsbischof kannte, vgl. Cornelia Kirchner-Feyerabend: Otto von Freising als Diözesan- und Reichsbischof, Frankfurt/M., Bern, New York, Paris 1990 (Europäische Hochschulschriften 413), S. 97ff.

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der Constitutio de pace tenendo dieses Prinzip eingeführt; z.B. in der Trientiner Gesetzgebung für die burgenses von Bozen 1211, 27 sowie vor allem im Uber Augustalis, der Gesetzessammlung seines Enkels Kaiser Friedrichs II. von 1231 für das Königreich Sizilien, führte diese Prinzip dann zur sog. "Abschließung des Ritterstandes".28 In welchem Sinn aber Ottos von Freising Kritik zu bewerten ist, und ob daraus tatsächlich auf ein kommunales, bürgerliches "Rittertum" in Italien (cavalleria) in der Mitte des zwölften Jahrhunderts geschlossen werden kann, ist ein nach wie vor nicht zufriedenstellend gelöstes Problem der Forschung. 29 Ganz außer Zweifel steht die Tatsache der kommunalen Milizen des zwölften Jahrhunderts, in denen sich z.B. in Mailand (genau wie in anderen Teilen Südeuropas) 30 zunächst in einem rein militärischen Sinn equites (milites) und pedites zusammenfanden. 31 Ob erstere jedoch deswegen auch als ein sozial homogener "Ritterstand" angesehen wurden, muß bezweifelt werden. 32 In einem offensichtlichen Zusammenhang mit diesem "Modell" der gesellschaftlichen Mobilität in den lombardischen Städten steht auch die Aussage Ottos von Freising, der römische Volkstribun Arnold von Brescia habe 1145, senatoriam dignitatem equestremque ordinem renovare ad instar antiquorum volens,33 im Zuge der politischen renovatio auch eine Reform des römischen "Ritterstandes" angestrebt (reformandum equestrem ordinem).34

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In dieser überraschend selten (auch von Keller nicht) herangezogenen Quelle verbietet 1211 der Bischof von Trient (der ja auch gräfliche Rechte innehielt) den Bürgern Bozens, quod rtullus eorum sine eius verbo debeat efflcere vel venire mìlitem, Rudolf Fink (Hrsg.): Codex Wangianus. Urkundenbuch des Hochstiftes Trient, begonnen von Friedrich von Wangen, (...), Unveränderter Nachdruck der Ausgabe 1852, Graz 1964 (Fontes rerum Austriacarum. Österreichische Geschichtsquellen Zweite Abteilung/ Diplomataria et Acta 5), S. 225f., n. 86 (Carta interdicti apud Bozanum, ne aliquis burgensis miles efficiatur, vel domum suam vendat alieni militi.); vgl. z.B. Hartmut Hoffmann: Grafschaften in Bischofshand, in: DA 46, 1990, S. 375-480, S.436ff. Eberhard Otto: Von der Abschließung des Ritterstandes, in: HZ 162, 1940, S. 19-39 (auch in Borst (Hrsg.), Rittertum, a.a.O., S. 106-129); Josef Fleckenstein: Zum Problem der Abschließung des Ritterstandes, in: ders, Ordnungen und formende Kräfte des Mittelalters. Ausgewählte Beiträge, Göttingen 1989, S. 357-376 (zuerst 1974). Auch Giovanni Tabacco sah die Schwierigkeiten einer konsequenten Auslegung dieser Stelle: "Ma come non nutrire qualche dubbio sulle dimensioni che potè assumere il fatto segnalato dal vescovo Ottone, o sull'esatezza di un'informazione che sembra tradurre interamente sul piano di un cavalierato rituale il plausibile ricorso delle città al ceto artigiano per rafforzare le milizie a cavallo? Chi tuttavia attribuisca al fatto un'estensione notevole e interpreti e accetti l'informazione di Ottone come esatto ed esclusivo riferimento ad un cavalierato ufficiale, ne potrà arguire una mobiltà sociale intensa fin dalla metà del XII secolo, quando, per quanto concerne Bologna, un sistema di contribuzioni fiscali dirette mancava all'interno della città e non vi era quindi ragione di preoccuparsi di un incremento del ceto dei cavalieri." (ders: Nobili e cavalieri a Bologna e a Firenze fra XII e XIII secolo, in: StM ser. III, 17, 1976, S. 41-79, S. 51). Vgl. James F. Powers: A Society Organized for War. The Iberian Municipal Militias in the Central Middle Ages, 1000-1284, Berkeley, Los Angeles, London 1988. Dazu jetzt zusammenfassend die Aufsatzsammlung von Aldo A. Settia, Comuni in guerra, a.a.O., passim. Viel Material auch in: Piero Rasi: Gli ordinamenti delle milizie cittadine nel periodo comunale, in: Annali della facoltà giuridica (Università degli Studi di Camerino) 25, 1959, S. 73-100. Gesta, a.a.O., S. 182. Ebd., S. 341.

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Arsenio Frugoni hat es abgelehnt, bei diesem ordo equester an eine römische Stadtmiliz des zwölften Jahrhunderts zu denken, und dagegen wahrscheinlich gemacht, daß diese Vorstellung eher dem eigenen Antikenverständnis Ottos von Freising (der an Barbarossas Romfahrt gar nicht teilgenommen hatte) als der römischen Erneuerungsbewegung entsprang. 35 Dies wird auch von neueren Forschungen bestätigt. 36 In der Struktur der Gesta Frederici bietet der so beleuchtete Hintergrund jedoch den Anlaß für zwei rhetorisch glanzvolle Reden. In der ersten ruft eine stadtrömische Delegation dem nahenden Friedrich Barbarossa die einstige Ausdehnung des römischen Reiches ex senatoris dignitatis sapientia ac equestris ordinis virtute et disciplina und die daraus abgeleiteten Forderungen des römischen Volkes in Erinnerung. 37 In der folgenden Antwort werden diese Forderungen dann jedoch abgelehnt, denn Barbarossa legt dar, wie durch die translatio imperii zuerst nach Ostrom und dann zu den Franken auch die equestris ordinis virtus et disciplina auf das Reich übergegangen seien (demanare)}* Der eigentliche Zweck dieser nicht weiter ausgeführten Antwort ist die Herausstellung der militärischen Überlegenheit des kaiserlichen Heeres, die sich im gesamten Lauf der Gesta ja wiederholt bestätigt. Von einer eigentlichen Theorie der translatio militiae, die der translatio imperii im Rahmen der für die Geschichtsauffassung Ottos von Freising konstitutiven Vier-Weltreichslehre nach der Danielprophetie folgt, kann jedoch keine Rede sein. 39 Statt dessen kann höchstens - und auch dies nur mit Vorbehalten - eine "kleine" Translationslehre von den Römern (seit Romulus) über Ostrom auf die Franken rekonstruiert werden. Dieser zentrale Unterschied verdient hier deshalb festgehalten zu werden, weil tatsächlich ab dem vierzehnten Jahrhundert italienische Translationslehren die militia auf altorientalische und griechische Ursprünge zurückführten, die sich dann jedoch auf ganz unterschiedlichen Quellen (und jedenfalls nicht auf Otto von Freising) bezogen. Will man nun aber zu einer Verifikation des von Otto von Freising Gesagten über das Auftreten des militiae cingulum in den lombardischen Kommunen schreiten, bieten sich zunächst einmal nur aufwendige prosopographische Studien zum Auftreten des milesTitels an. 35 Arsenio Frugoni: Sulla Renovatio senatus del 1143 e VOrdo Equestris, in: BISI 61, 1949, S. 159-174, S. 173f.: "Ma che a questo esercito e alla sua organizzazione alludesse proprio Ottone di Frisinga con quel termine di ordo equestris io non credo. Penso che quel termine sia nato non dalla conoscenza degli istituti di Roma insorta, ma semplicemente dalla sua propria cultura. (...) L'ordo equestris è dunque invenzione culturale di Ottone: e ben si comprende il silenzio d'ogni altra fonte su di esso. Cadono perciò, per me con certezza, tutte le affermazioni di chi, puntando su quell'o/tfo equestris ha creduto non solo di chiarire le componenti sociali ed economiche che diedero vita alla rivoluzione, (...)". 3« Ingrid Baumgärtner: Rombeherrschung und Romerneuerung. Die römische Kommune im 12. Jahrhundert, in: QFIAB 69, 1989, S. 27-79, S. 40f. (ordo equester "eine Begriffsprägung, die den antiken Gehalt der römischen Erneuerungsbewegung betonen sollte"); vgl. auch Grado G. Merlo: La storia e la memoria di Arnaldo da Brescia, in: Studi storici 32, 1991, S. 943-952. 37 Gesta, a.a.O., S. 344. 38 Ebd., S. 346, 348. 3« Zu Ottos Geschichtsauffassung zuletzt (mit der Lit ): Nikolaus Staubach: Geschichte als Lebenstrost. Bemerkungen zur historiographischen Tradition Ottos von Freising, in: MJb 23, 1988, S. 46-75; HeinzDietmar Richter: Otto von Freising und Pompeius Trogus, in: Horst Bielmeier, Klaus Rupprecht (Hrsgg): Festgabe Gerd Zimmermann zum 65. Geburtstag, Bamberg 1989 (Historischer Verein Bamberg, 23. Beiheft), S. 9-23.

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2. Militia, Lehnrecht und Kommunalbewegung in Oberitalien im elften und zwölften Jahrhundert Systematische Untersuchungen zum Auftreten des miles, wie sie zu Deutschland von Johrendt oder Bumke und zu Frankreich von Georges Duby und P. van Luyn,40 zu England,41 oder Belgien geleistet wurden,42 sind für den italienischen Raum ein Desiderat. Ältere Arbeiten wie die des "Professore cavaliere" Federico Patetta, der - sozusagen als Modeneser Antwort auf Salveminis Forschungen zu Florenz - anhand einer offensichtlich apokryphen, 1582 bei Francesco Sansovino zuerst genannten Inschrift zu einem um 1119 gestorbenen dominus Azo, miles perfectus sapiens generosus honestus auch für die Stadt Modena ein frühes "Rittertum" belegen wollte, müssen als hoffnungslos überholt gelten.43 Die urkundliche Kennzeichnung des miles, sei es nun als Berufsbezeichnung oder Ehrentitel, taucht im klassischen lehnrechtlichen Vokabular kaum oder nur äußerst selten auf, wie es Anna Laura Budriesi Trombetti aus oberitalienischen Quellen des neunten bis elften Jahrhunderts erarbeitete.44 Doch begegnet der Begriff in dem bekannten und kontrovers diskutierten, in Mailand gegebenen Edictum de beneficiis Kaiser Konrads II. vom 28. Mai 1037, in dem - ad reconciliandos animos seniorum et militum - die Erblichkeit gerade der minderen Lehen der milites festgeschrieben wurde.45 40 P. van Luyn: Les milites dans la France du XI siècle. Examen des sources narratives, in: M-A 77, 1971, S. 5-51; 193-238; vgl. dazu jedoch Verena Epp: Miles und militia bei Fulcher von Chartres und seinen Bearbeitern, in: Militia Christi e Crociata, a.a.O, S. 769-784, die gegen dessen einseitige soziale Klassifizierung besonders den "Funktionsaspekt" der milites als Soldaten betont (die, ähnlich wie bei Otto von Freising, auch Muslime sein können). 41 Vgl. die Lit. bei Alessandro Barbero: Nobiltà e cavalleria nel XII secolo: Walter Map e il De nugis curialium, in: StM ser. III, 25, 1984, S. 721-743, S. 722. « Léopold Genicot: Discorso di chiusura, in: Militia Christi e Crociata, a.a.O., S. 627-642. « Federico Patetta: Studi storici e note sopra alcune iscrizioni medievali, in: Memorie della R. Accademia di scienze, lettere ed arti in Modena ser. III, 8, 1909, S. 3-399, S. 36ff. Vgl. aber William Montorsi: Iscrizioni modenesi romaniche e gotiche. Duomo e palazzo del comune con un appendice sulla torre, Modena 1977 (Deputazione di Storia Patria per le antiche provincie modenesi. Biblioteca n.s. 35), wo zwar nichts zu besagter Inschrift, doch vieles zur Arbeitsmethode Patettas zu finden ist. ** Anna Laura Budriesi Trombetti: Prime ricerche sul vocabolario feudale italiano, in: Atti della Accademia delle Scienze dell'Istituto di Bologna. Classe di Scienze morali. Rendiconti 62, 1973/4, fase. 2, S. 277401: analysiert werden die Begriffe vassus, vasallus, senior, iuniores, beneflcium, feudvm, investitura, investire. « MGH Diplomata regum et imperatorum Germaniae, tom. IV. Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser, Bd. 4: Die Urkunden Konrads II. mit Nachträgen zu den Urkunden Heinrichs I., hrsg. v. Harry Bresslau, Hannover, Leipzig 1909 (ND München 1980), S. 335ff, n. 244; Johann Friedrich Böhmer: Regesta Imperii III, 1 (Die Regesten des Kaiserreichs unter Konrad II ), hrsg. v. H. Appelt, Graz 1951, S. 123ff, n. 254; die ältere Literatur bei Giovanni Tabacco: Fief et seigneurie dans l'Italie comunale: L'évolution d'un thème historiographique, in: M-A 75, 1969, S. 5-37; 203-218, S. 204; Johrendt, a.a.O., S. 52ff.; Antonio Carile, Gina Fasoli. Documenti di storia feudale, Bologna 1974, S. 36ff; Alfred Haverkamp: Die Städte im Herrschafts- und Sozialgefuge Reichsitaliens, in: Friedrich Vittinghoff (Hrsg.): Stadt und Herrschaft. Römische Kaiserzeit und Hohes Mittelalter, München 1982 (HZ Beiheft 7); S. 149-245, S. 183f.; Josef Fleckenstein: Die Entstehung des niederen Adels und das Rittertum, in: ders. (Hrsg.), Herrschaft und Stand, a.a.O., S. 17-39, S. 23, n. 24; ders.: Über den engeren und den weiteren

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Im S i n n e der v o n v i e l e n Seiten geforderten l o k a l g e s c h i c h t l i c h e n und prosopographis c h e n Studien hat sich in d e n letzten Jahrzehnten die italienische M e d i ä v i s t i k verstärkt bemüht, rechtliche, herrschaftliche und soziale Strukturen des frühen und des h o h e n Mittelalters in Italien herauszuarbeiten, die nur t e i l w e i s e unter d e m B e g r i f f des L e h n s w e s e n s z u s a m m e n z u f a s s e n sind. 4 6 M i t direktem B e z u g auf den einleitend genannten A u f s a t z v o n G e o r g e s D u b y , in d e m die Forderung nach v e r g l e i c h e n d e n Studien z u m Auftreten des sog. titre chevaleresque a u s g e s p r o c h e n wurde, fand 1 9 7 8 in R o m e i n e internationale K o n f e r e n z statt, deren Erg e b n i s s e auch heute n o c h als die beste und differenzierteste Einführung in die k o m p l i zierte Materie g e l t e n m ü s s e n . 4 7 In d e n achtunddreißig Referaten wurden vor a l l e m v o n den romanisierten G e g e n d e n Europas Südfrankreich, das christliche Spanien, das Regnum Italiae, der Kirchenstaat und Süditalien, s o w i e B y z a n z und schließlich das O s m a n i s c h e R e i c h behandelt. D a b e i wurde die seit Marc B l o c h geforderte histoire comparée d e s w e s t f r ä n k i s c h e n L e h n s w e s e n s mit d e m d e u t s c h e n M i n i s t e r i a l e n w e s e n mit guten Gründen a u s g e k l a m m e r t 4 8 Z w a r gab es

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Begriff, a.a.O., S. 383; Ernesto Sestan: Problemi sulle origini e sviluppi del feudalesimo con particolare riguardo all'Italia, in: Critica storica 23, 1986, S. 6-120, S. 116ff. So ist es kein Geheimnis mehr, das der "klassische" Begriff des "Feudalismus" (wie z.B. bei François Louis Ganshof: Was ist das Lehnswesen? 7., erweiterte deutsche Auflage, Darmstadt 1989) heute allerorten einem Prozeß der kritischen Überarbeitung unterworfen ist, vgl. (neben den Werken Tabaccos) z.B. Elizabeth A. R. Brown: The Tyranny of a Construct. Feudalism and Historians of Medieval Europe, in: AHR 79, 4, 1974, S. 1063-1088; Gérard Giordanengo: Le droit féodal dans les pays de droit écrit: L'exemple de la Provence et du Dauphiné, XIIe-XIV siècle, Roma 1988 (Bibliothèque des Écoles Françaises d'Athènes et de Rome 266); Alain Guerreau: Fief, féodalité, féodalisme. Enjoux sociaux et réflexion historienne, in: Annales ESC 45, 1990, S. 137-166; Matteo Sanfilippo: Feudalesimo o regime signorile? Il dibattito sulla società francese dal Medioevo alla Rivoluzione, in: BISI 97, 1991, S. 267305; Dominique Bartélemy: La mutation féodale â-t-elle eu lieu?, in: Annales ESC 47, 1992, S. 767-775. Structures féodales et féodalisme dans l'occident méditerranéen (Xe-XIIIe siècles). Bilan et perspectives de recherches (École Française de Rome, 10-13 octobre 1978), Paris 1980 (Colloques internationaux du Centre national de la recherche scientifique 588), S. 1-13: Pierre Toubert: Discours inaugural. Les féodalités méditerranéennes: Un problème d'histoire comparée, S. 10 (der Titel erinnert an den berühmten Aufsatz von Marc Bloch: Un problème d'histoire comparée: La ministerialité en France et en Allemagne, in ders.: Mélanges historiques, hrsg. v. Charles-Edmond Perrin, 2 Bde., Paris 1963, S. 503-528) (zuerst 1928)). Zum Kongreß Structures féodales vgl. die Rez. von Stefano Gasparri: Il feudalesimo nell'occidente mediterraneo, in: Studi storici 22, 1981, S. 631-645. Ebenfalls wichtig: Famille e parenté dans l'Occident médiéval. Actes du Colloque de Paris (6-8 juin 1974) organisé par l'École Pratique des Hautes Études (Vie section) en collaboration avec le Collège de France et l'École Française de Rome. Communications et débats présentés par Georges Duby et Jacques Le Goff, Roma 1977 (Collection de l'École Française de Rome 30); dazu Jean-Claude Maire Vigueur: A propos d'un colloque sur 'Famille et parenté', in: StM ser. III, 16, 1975, S. 407-415. Hierzu sei z.B. verwiesen auf Fritz Trautz: Noblesse allemande et noblesse anglaise, in: Famille e parenté, a.a.O., S. 63-81; Philippe Dollinger: Aspects de la noblesse allemande Xle-XIII siècles, in: Contamine (Hrsg.), La noblesse, a.a.O., S. 133-149; Alfred Haverkamp: Die "frühbürgerliche" Welt im hohen und späten Mittelalter. Landesgeschichte und Geschichte der städtischen Gesellschaft, in: HZ 221, 1975, S. 571-602; Borst (Hrsg.), Rittertum, a.a.O.; Fleckenstein (Hrsg.), Herrschaft und Stand, a.a.O.; Timothy Reuter (Hrsg.): The medieval nobility. Studies on the ruling classes of France and Germany from the sixth to the twelfth Century, Amsterdam, New York, Oxford 1979 (Europe in the Middle Ages. Selected Studies 14); Fenske, Rösener, Zotz (Hrsgg ), Institutionen, a.a.O.; Benjamin Arnold: German

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auch in manchen norditalienischen Gegenden wie dem Patriarchat von Aquileia durchaus eine so bezeichnete "Ministerialenschicht". 49 Doch konnte, wie Giovanni Tabacco zeigte, im italienischen Regnum weder die ottonische noch die salische Reichsgewalt aus eigenen Mitteln die karolingische Wehrverfassung ganz ersetzen, und gab somit der spontaneità dei raccordi clientelari freien Weg: "Nessuna uniformità dunque di presenza regia negli sviluppi della militia vassallitica, nessuno schema generale comparabile con l'inserimento delle clientele militari di età carolingia nell'ordinamento del regno italico." 50 Das Edictum de beneficiis Konrads II. überrascht nach Tabacco, geht es doch in seiner Terminologie von einer einheitlichen Schicht von bewehrten milites (als des esercito italico) aus; der Salier erhoffte sich von seinem Privileg eine stärkere Anbindung der Inhaber von meist bischöflichen, aber auch königlichen Lehen an die Reichsgewalt, also zu Ungunsten der unmittelbaren Lehnsherren, der seniores. Aber gab es daneben auch schon milites, die aus dem (allodialen oder feudalen) Patrimonialgrundbesitz der großen weltlichen Herren aufstiegen und an die sich das Privileg richten konnte? Die Frage ist laut Tabacco bei der spärlichen Quellenlage nicht klar zu beantworten; sicher ist jedoch der episodische Charakter des Programms Konrads II., das erst mit dem Lehnsgesetz Kaiser Lothars III. von Supplinburg in Roncaglia 1136 weitergeführt wurde. 51 Außer Zweifel steht nach Tabacco die "Feudalisierung" der öffentlichen Gewalt Oberitaliens in staufischer Zeit und das damit verbundene Ausbreiten von "Ritterlehen"; dies ist jedoch als eine sich verstärkende Aneignung öffentlicher Funktionen durch sich etablierende Feudaldynastien und daraus resultierend als eine weitgehende Transformation der "herkömmlichen" lehnrechtlichen Strukturen zu verstehen. 52 So taucht seit der Mitte des zwölften Jahrhunderts in Oberitalien der Begriff des feudum scutiferi auf, das im lombardischen Lehnrecht, den in diesem Jahrhundert entstan-

Kmghthood 1050-1300, Oxford 1985; Werner, L'impero, a.a.O., (Bibliogr); John B. Freed: Reflections on the Medieval German Nobility, in: A H R 91, 1986, S. 553-575; Peter Neumeister: Ministerialen als Zeugen in Kaiser- und Königsurkunden von Heinrich IV. bis Konrad III. (1056-1152), in: Jahrbuch für Geschichte des Feudalismus 11, 1987, S. 51-81; Knut Schulz: Reichsklöster und Ministerialität. Gefälschte Dienstrechte des 12. Jahrhunderts. Ursachen und Absichten, in: Ferdinand Seibt (Hrsg.): Gesellschaftsgeschichte. Festschrift für Karl Bosl zum 80. Geburtstag, 2 Bde., München 1988, Bd. 2, S. 37-53; Fleckenstein, Ordnungen, a.a.O. « Carile, Fasoli, Documenti, a.a.O., S. 49-52; Paolo Cammarosano, Flavia de Witt, Donata Degrassi: II medioevo, Tavagnacco 1988 (Storia della società friulana), S. 149ff.; Sante Bortolami: Territorio e società in un comune rurale veneto (sec. XI-XIII). Pernumia e i suoi statuti, Venezia 1978 (Miscellanea di studi e memorie 18), passim, so Giovanni Tabacco: Gli orientamenti feudali dell'Impero in Italia, in: Structures féodales, a.a.O., S. 219237; S. 219, 223. si Ebd., S. 224. 52 Ebd., S. 228: "La feudalizzazione dei poteri di natura politica deve quindi considerarsi in una prospettiva duplice: da un lato come progressiva incorporazione delle funzioni pubbliche nella potenza dinastica delle grandi famiglie, in spontanea convergenza giuridica con la simultanea introduzione dei benefici militari di rimunerazione economica nel patrimonio dei vassalli; d'altro lato c o m e trasposizione di questa concezione feudo-patrimoniale via via a sempre nuove situazioni politiche."

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d e n e n Libri (oder: Consuetudines) feudorum, den valvassores minores zugehört. O f f e n sichtlich reflektiert die V e r w e n d u n g des B e g r i f f e s scutifer bereits den e i n s e t z e n d e n B e deutungswandel, die A u f w e r t u n g des miles,53

Karte: Kartendienst Andreas Toscano dei Banner

Karte 1 (zu Kapitel I). 53 François Menant: Les écuyers (scutiferi), vassaux paysans d'Italie du Nord au Xlle siècle, in: Structures féodales, a.a.O., S. 285-297 (vgl. auch S. 241-249: Renato Bordone: Lo sviluppo delle relazioni personali nell'aristocrazia rurale del regno italico, S. 242, ein Rechtsstreit zwischen dem Bischof von Ivrea und dem Inhaber eines feudum scutiferi), zu diesem Fall neuerdings Alessandro Barbero: Vassalli, nobili e cavalieri fra città e campagna. Un processo nella diocesi di Ivrea all'inizio del Duecento, in: StM ser. III, 33, 1992, S. 619-644. Die Ausätze von François Menant liegen jetzt gesammelt vor: ders., Lombardia feudale. Studi sull'aristocrazia padana nei secoli X-XIII, Milano 1992 (Cultura e storia 4), presentazione di Cinzio Violante.

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Wie kann dann aber präzise von einer Schicht der milites in Oberitalien im elften und zwölften Jahrhundert gesprochen werden? Die auf obigem Kongreß 1978 gegebenen Antworten behandelten die Frage im Rahmen der Strukturanalyse lokaler bischöflicher und klösterlicher Grundherrschaften (Bobbio, Mailand, Verona, Ferrara, Padua), doch schien sich ein von Charles Higounet für den Südwesten Aquitaniens konstatierter Befund für Italien zu bestätigen: "Les milites ont, de même, été rares, semble-t-il, avant leXIIe siècle. "54 Das Auftreten sog. milites in der oberitalienischen Lehnsverfassung ist zwar durch eine gewisse Anzahl von Quellen belegt, doch gilt es in jedem Einzelfall von neuem, ein kohärentes Bild zu erstellen. Es genügt der Hinweis auf den vor 1100 geschriebenen Liber Vitae des cluniazensischen Klosters S. Benedetto in Polirone ca. 15 km südlich von Mantua (am Po), in dem unter den fideles des Klosters auch mehrere milites genannt werden.55 Jüngste Forschungen haben jedoch auch gezeigt, daß dem italienischen Hochadel des elften und zwölften Jahrhunderts der miles-TiteX durchaus fremd blieb. 56 In verschiedenen, von der sozialen Klassifikation der lombardischen Städte durch Otto von Freising ausgehenden Arbeiten hat Hagen Keller für den oberitalienischen Bereich auf die hier angeschnittenen Probleme neue konzeptuelle Lösungen vorgeschlagen. 57 Im Zentrum seiner Überlegungen steht die Einsicht, daß die Entstehung der mailändischen Kommune im elften Jahrhundert ohne die gleichzeitigen Entwicklungen im Lehnswesen nicht zu verstehen ist.58 In einem ausgewogenen Beitrag hatten drei führen54

Charles Higounet, in: Structures féodales, a.a.O., S. 110 (S. 109-116: Structures sociales, castra et castelnaux dans le sud-ouest aquitain (Xe-XIIIe siècles); identische Befunde wurden auch zur Region Ponthieu gefunden, vgl. Robert Fossier: Chevalerie et noblesse au Ponthieu aux Xle-XIIe siècles, in: Études de civilisation médiévale (IX-XII siècles). Mélanges offerts à Edmond-René Labande, Poitiers 1974, S. 293-306; zum m/Zes-Titel z.B. auch Constance B. Bouchard: The Structure of a Twelfth-century French Family: The Lords of Seignelay, in: Viator 10, 1979, S. 39-56, bes. S. 45f. 55 Angelo Mercati: L'evangeliario donato dalla Contessa Matilde al Polirone, in: AMPM ser. VII, 4, 1927, S. 1-17, S. 10: "Rainerius miles de castello ariano. Senecus miles nepos domni gotefredi conversi. Wilielmus miles de fosse capraria. (.. .) Hi sunt de comitatu tarvisiano. Wido de casali iocundi. Martinus de la longa de gonzaga. Guiris loterengus miles." etc. Es kann nicht überraschen, daß dieser wichtige Text in den letzten zwei Jahrzehnten eine große Aufmerksamkeit erfahren hat; vgl. P. Golinelli: Art "Polirone", in: LdM 7 (1), 1994, Sp. 61 (mit Bibliogr). 56 Formazione e strutture dei Ceti dominanti nel medioevo: Marchesi conti e visconti nel regno italico (secc. XI-XII). Atti del primo convegno di Pisa: 10-11 maggio 1983, Roma 1988 (Istituto Storico Italiano per il Medio Evo. Nuovi Studi Storici 1). 57 Hagen Keller: Adelsherrschaft und städtische Gesellschaft in Oberitalien. 9. bis 12. Jahrhundert, Tübingen 1979 (Bibliothek des DHI Rom 52); ders.: Militia. Vasallität und frühes Rittertum im Spiegel oberitalienischer m/fei-Belege des 10. und 11. Jahrhunderts, in: QFIAB 62, 1982, S. 59-118; ders.: Adel, Rittertum und Ritterstand nach italienischen Zeugnissen des 11. bis 14. Jahrhunderts, in: Fenske, Rösener, Zotz (Hrsgg ), Institutionen, a.a.O., S. 581-608. 's Zusammenfassend Hagen Keller: Der Übergang zur Kommune: Zur Entwicklung der italienischen Stadtverfassung im 11. Jahrhundert, in: Bernhard Diestelkamp (Hrsg.): Beiträge zum hochmittelalterlichen Städtewesen, 2 Bde., Köln, Wien 1982, Bd. 1, S. 55-72; zu jüngeren Arbeiten Hagen Kellers vgl. Frühmittelalterliche Studien 24, 1990, S. 441f., sowie auch Thomas Behrmann: Verschriftlichung als Lernprozeß. Urkunden und Statuten in den lombardischen Stadtstatuten, in: HJb 111, 1991, S. 385-402 (mit Lit ). Da in dieser Arbeit nicht die (kontroverse) Theorie der Entstehung der italienischen Kommune im Zentrum des Interesses steht, sei an dieser Stelle nur verwiesen auf die wichtigen neueren Tagungsbände: Atti del lOo congresso internazionale di studi sull'alto medioevo, Milano 26-30 settembre 1983.

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de Mediävisten Italiens bereits 1964 deutlich gezeigt, wie sich die mailändische Gesellschaft durch den Zuzug von milites im elften Jahrhundert veränderte. 59 Hatten diese bis weit ins zehnte Jahrhundert in Mailand keine Rolle gespielt, so resultierten aus der neuen Situation soziale Spannungen, deren bekannteste im "Valvassorenaufstand" 1037 gipfelte. Genau wie Philip Jones beginnt auch Kellers Argumentation mit Max Webers Bestimmung der italienischen Stadt des Mittelalters. 60 Darüber hinaus soll nachgewiesen werden, daß in der Kommune Mailand (stellvertretend für alle anderen) von Anfang an und bis weit in staufische Zeit ein "adliger", zum Teil der bischöflichen Lehnskurie entstammender "Ritterstand" dem "Volk" gegenüberstand. In diesem Zusammenhang gewinnt die Vorstellung des "Rittertums" eine zentrale Rolle bei der Theorie der Entstehung der Kommune. Wie Keller bemerkt, sind sowohl das "Thema Adel für Reichsitalien", 61 als auch "Rittertum und Ritterwürde" für ihre Frühzeit "erst unzureichend untersucht". 62 "Adel" und "Rittertum" ("als soziales und geistiges Phänomen zugleich") 63 stehen in einem ursprünglichen Zusammenhang, wie anhand von Philip Jones' Aussagen konstatiert wird: "Rittertum und Ritterstand decken sich keineswegs. Selbst wo man im 13. Jahrhundert die Verleihung der Ritterwürde an die ritterliche Geburt zu binden versuchte, gab es viele Ritter und wurden neue Ritter erhoben, die diesem Kriterium nicht entsprachen. In jeder größeren italienischen Stadtkommune zählte man die, die zur 'Ritterschaft' gehörten, ohne am 'Ritterstand' teilzuhaben, damals nach Hunderten. Obwohl also das Rittertum sich ständisch nicht auf den Adel beschränkt, erscheint Rittertum umgekehrt auch als Steigerung des Adels, als eine besondere Bewährung der eingebornen adligen Art, die zeremoniell anerkannt und verdeutlicht wird." 64 Der Sammelbegriff "Rittertum" erschließt sich in der Lombardei im elften Jahrhundert durch das Auftreten der militia Christi und den Kreuzzugsgedanken (Bonizo von

Milano e i milanesi prima del Mille (VIII-X secolo), Spoleto 1986; Renato Bordone, Jörg Jarnut (Hrsgg ): L'evoluzione delle città italiane nell'XI secolo, Bologna 1988 (Annali dell'Istituto storico italogermanico. Quaderno 25); Milano e il suo territorio in età comunale, a.a.O. 59 Gina Fasoli, Raoul Manselli, Giovanni Tabacco: La struttura sociale delle città italiane dal V al XII secolo, in: Untersuchungen zur gesellschaftlichen Struktur der mittelalterlichen Städte in Europa. Reichenau* Vorträge 1963-1964, Stuttgart 1966 (Vorträge und Forschungen 11), S. 291-320, S. 302, auch S. 298: "Indubbiamente v'erano dei milites al seguito del conte o del vescovo. Ma non vi è prova della loro presenza, dalla fine del IX secolo fino a gran parte del X, là dove affiorano notizie su agitazione della cittadinanza, su azioni comuni di essa o di gruppi "; zur "Bevölkerungspolitik" des 12. Jhts. auch Aldo A. Settia: Le pedine e la scacchiera: initiative di popolamento nel secolo XII, in: RSI 103, 1991, S. 633-656. 'o Keller, Adelsherrschaft, a.a.O., S. 5; ders., Übergang zur Kommune, a.a.O., S. 71 ("zur Typologie grundlegend"). Vgl. auch Haverkamp, Städte, a.a.O., S. 149-151 (zu Max Weber). Den engen Zusammenhang des Buches von Keller mit Max Weber und Philip Jones betonte auch die umsichtige Rez. von Giovanni Tabacco in: RSI 93, 1981, S. 852-855. «i Keller, Adelsherrschaft, a.a.O., S. 2, n. 2. 62 Ebd., S. 2; 21, n. 18. Vgl. ders., Militia, a.a.O., S. 64: "Aus dieser Perspektive erscheint eine Geschichte des Rittertums in Italien als ein dringendes Desiderat, (...)". « Ebd., S. 111. « Keller, Adel, Rittertum und Ritterstand, a.a.O., S. 582.

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Sutri), 65 "ritterliche" Zweikämpfe, eine auf die Ritterdichtung verweisende Namensgebung, 6 6 sowie die seit ca. 1100 belegte "zeremonielle" Erhebung auch "Nichtadliger" zu Rittern. Für diese überraschende Nachricht, die wiederholt eine wichtige Position in Hagen Kellers Argumentation einnimmt, 6 7 wird der um 1100 schreibende mailändische Chronist Landulfus Senior zitiert. 68 Dieser stellt, ähnlich wie Otto von Freising, die milites als equites in einem wehrtechnischen Sinne den pedites gegenüber, 6 9 und beschreibt am Ende des vierten Buches, wie mit Hilfe zweier mailändischer Bürger Kaiser Heinrich IV. 1083 die Stadt Rom einnahm: 70 Zwei tollkühne Männer aus der Familia des Erzbischofs von Mailand Tealdus, nämlich der Bäcker Amizo und der - sonst bei Tag und Nacht die Kriegskasse bewachende Kämmerer Hugo waren in kriegerischen und waghalsigen Unternehmungen erprobt und mit Waffen und Schwertern "männlich" umgürtet; in der Absicht, heimlich die Stadtbefestigung, die Bewachung der Türme und Beschaffenheit der Mauern zu erforschen, erklommen sie gleichen Sinnes langsam und vorsichtig die Mauern. Nachdem sie dann einige der Schlafenden getötet und die vor den Mauern wartenden kaiserlichen Truppen benachrichtigt hatten, konnte die Stadt genommen und Papst Gregor VII. belagert werden. Nachdem die (neuen) milites des mailändischen Erzbischofs Thealdus prächtig mit Gold und Silber (neu) geehrt wurden, durch deren Kühnheit und Mühen sich das eingenommene Rom dem Kaiser unterworfen hatte, und andere Vornehme durch Geschenke erhöht und verschiedene Ämter verpflichtet wurden, gewährte daraufhin der Kaiser an St. Peter und Paul 1083 (29. Juni) allen seine Gunst; umgeben von Deutschen, residierte er im kaiserlichen Palast. 71 es Ders., Militia, a.a.O., S. 66. 66 Ebd., S. 66f. Zur von den Chansons de geste beeinflußten Namensgebung in Pisa vgl. auch Giuseppe Scaglia: Oliverius e Rolandus nel Liber Maiorichinus, in: Studi mediolatini e volgari 4, 1956, S. 285301, der dies als Phänomen des 12. Jhts. interpretiert (vgl. S. 290: in Mailand ab 1145). « Keller, Adelsherrschaft, a.a.O., S. 17f., 20f.; ders., Militia, a.a.O., S. 67, 115; ders., Adel, Rittertum und Ritterstand, a.a.O., S. 592 (hier allerdings mit einer lehnrechtlichen Interpretation), S. 600, revidiert dann S. 606f.: "daß es hier nicht um die Verleihung einer besonderen Ritterwürde, wie sie auch Adlige erhalten könnten, an Nichtadlige ging, sondern um eine Standeserhöhung, um eine Aufnahme in den ordo militum, die in zeremoniellen Formen vollzogen wurde." (was anschließend als Beweis für die "Abschließung" des Ritterstandes gewertet wird). 68 Dazu jetzt Ovidio Capitani: Da Landolfo Seniore a Landolfo Iuniore: momenti di un processo di crisi, in: Atti del 11° Congresso internazionale di studi sull'alto medioevo, Milano, 26-30 ottobre 1987, 2 Bde., Spoleto 1989. (Milano ed il suo territorio in età comunale), Bd. 2, S. 589-622; Renato Bordone: Il passato storico come tempo mitico nel mondo cittadino italiano del Medioevo, in: Società e storia 51, 1991, S. 3-22, passim. 69 Landulphi senioris Mediolanensis historiae libri quatuor, a c. di Alessandro Cutolo, Bologna 1942 (RIS2 IV, 2), S. 123 (auch in: MGH SS Vili, S. 97), (dort auch das soziale Gegensatzpaar capitami - populus). 70 "duo viri audacissimi, domni Thealdi et sancti Ambrosii de familia, pistor nomine Amizo, et camerlengus hostium camerae diu noctuque custodiens Ugo nomine, praelio et causis audacissimis assuefacti, armis et gladiis viriliter accincti, clanculo civitatis munitiones necnon et custodes turrium et murorum qualitates perscrutari cupientes, mutuo animati paulatim ac pedetentium murum machinis ex parte eruderatum ascenderunt." (ebd., S. 127 (auch in MGH SS Vili, S. 100)). 7 1 "His ita gestis, imperator domni Thealdi 3 kalendas Iulii magnifice in auro et argento novis honoratis militibus, quorum audacia atque exercitiis Roma capta imperatori subiacuit, ac ceteris primatibus diversis

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Der Bäcker und der Kämmerer sind von Landulfus als die Lehnsleute {de familia vorher, jetzt milites) des Erzbischofs kenntlich gemacht. Die Verwendung des Begriffes der erzbischöflichen milites könnte hier also durchaus noch dem Sinn bei Rather von Verona um 940 als "berittene Vasallen" ähneln. 72 Einem anderen Beispiel aus Cremona von 1118 folgend, in dem einige milites mit der Ortschaft Soncino belehnt wurden, könnte man in dieser Stelle auch eine Belehnung sehen, und dann mit Uwe Prutscher vermuten, daß der eigentliche Fidelitätsschwur, das sacramentum den miles ausmachte. 73 Der von Landulfus gebrauchte Wortlaut in auro et argento novis honoratis militibus läßt verschiedene Interpretationen zu, deren wahrscheinlichste wohl eine neue Einkleidung der zwei Mailänder in prächtige Gewänder im Sinne einer gebräuchlichen Belohnung außergewöhnlicher Leistungen ist. An eine tatsächliche zeremonielle Verleihung der Ritterwürde durch die Schwertumgürtung ist deshalb nur schwer zu denken, weil beide bereits vorher als armis et gladiis viriliter accincti gekennzeichnet wurden. Das schwerwiegendste Argument gegen diese Stelle hat jedoch jüngst Jörg W. Busch geliefert: während die ersten drei Bücher der Historia Mediolanensis nach 1075 geschrieben wurden, entstand das letzte (das die Jahre 1075-1085 behandelt) erst viel später. 74 Da die erste erhaltene Handschrift der Historia erst aus dem vierzehnten Jahrhundert stammt, muß sogar damit gerechnet werden, in der obigen Erzählung einen späteren Nachtrag zu sehen (der dann nicht zufällig an Ottos von Freising analoge Erzählung zu den Ereignissen bei Tortona erinnert); dann könnte allerdings die Erhebung der novi milites durchaus im Sinn einer zeremoniellen Ritterweihe zu verstehen sein. Eine ganz ähnliche Geschichtsverfälschung findet sich auch in der in der Mitte des vierzehnten Jahrhunderts begonnenen bologneser Chronik des cartularius Pietro da Villola, der zum Jahr 1148 eine sicherlich erfundene Rittererhebung beschrieb, was nicht wenig Verwirrung hervorrief. 75

exaltatis muneribus, variis fiiltis honoribus, cunctis gratiam dedit, solos secum Teutonicos retinens in palatium sedit caesariano." (ebd.). Keller, Adelsherrschaft, a.a.O., S. 346; vgl. Fasoli, Manselli, Tabacco, S. 298: "un semplice miles, un uomo - come lo stesso Raterio definisce il miles in altro luogo - che deve militando acquirere Stipendium"-, vgl. Bordone, La società cittadina, a.a.O., S. 149ff., sowie, mit der neueren Lit., Claudio Leonardi: Raterio di Verona. Un bilancio metodologico, in: MJb 24/25, 1989/90, S. 261-266, und Hans Martin Schaller: Art. "Rather", in: LdM 7, 3, 1994, Sp. 457f. 73 U w e Prutscher: Der Eid in Verfassung und Politik italienischer Städte. Untersuchungen im Hinblick auf die Herrschaftsformen Kaiser Friedrich Barbarossas in Reichsitalien, Phil. Diss. Gießen 1980, S. 88ff; zur ganzen Eidthematik im Mittelalter jetzt Paolo Prodi: II sacramento del potere. II giuramento politico nella storia costituzionale dell'Occidente, Bologna 1992 (zu den mittelalterlichen milites kurz S. 221223). 74 Jörg W. Busch: Landtdfi senioris Historia Mediolanensis - Überlieferung, Datierung und Intention, in: DA 45, 1989, S. 1-30. 75 Johannes Fried: Die Entstehung des Juristenstandes im 12. Jahrhundert. Zur sozialen Stellung und politischen Bedeutung gelehrter Juristen in Bologna und Modena, Köln, Wien 1974 (Forschungen zur Neueren Privatrechtsgeschichte 21), S. 75, n. 12: "Die Stelle fordert Fragen über Fragen. Bezieht sich Villola auf ein historisches Ereignis? Was heißt miles fieril Wer machte einen zum miles"} Warum in Pavia? 1148 gab es keinen Kaiser und keinen in Italien weilenden König. Eine Untersuchung über den italienischen 'Ritter'-Stand scheint zu fehlen." Zu Villola, dessen ältere Vorlagen mindestens zum Teil deshalb nicht bekannt sind, weil sie gar nicht existierten, vgl. Repertorio della cronachistica Emiliano-Romagnola

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Der lombardische ritterliche "Adel" definiert sich nach Keller nicht allein durch das urkundliche Auftreten des «oA;7«-Titels,76 sondern muß ebenso in einem quasi-apriorischen Sinn betrachtet werden, der sich aus der karolingischen Tradition des Königsdienstwesens erschließt. Daneben werden Anstöße zu weiterführenden Analysen geboten, die jedoch bis zu diesem Zeitpunkt nur unzureichend zu belegen sind:77 "Mit der Selbstdeutung des Adels verbindet das Rittertum eine - auf das Adelsbewußtsein bezogene, aber mit ihm nicht völlig identische - Konzeption sozialer Überlegenheit: einer Überlegenheit, die sich aus Überlegenheit in der Waffenführung und der damit verbundenen Macht und Geltung gründet, die aber untrennbar verbunden ist mit der Vorstellung einer höheren 'Qualität', einer angeborenen 'Art', d.h. geistiger oder körperlicher Vorzüge derjenigen, zum Adel oder zu den Rittern zu gehören."78 Noch Marc Bloch, Georges Duby, Josef Fleckenstein und zuletzt Heinrich Fichtenau79 vertraten die Auffassung, erst dann die militia als echten, von einer rein funktionellen Bestimmung verschiedenen "Rittertitel" zu werten, wenn aus der Vernüpfung des miles mit dem vorgestellten nobilis oder dominus in Urkunden tatsächlich ein erhöhter sozialer Rang abzulesen war - was in den lehnrechtlich am weitesten fortgeschritten Gegenden in Italien, wie z.B. dem Friaul (zu Süditalien s.u. Kap. I, 4), eine Entwicklung des späten zwölften und frühen dreizehnten Jahrhunderts ist. 80 In radikaler Abkehr von der so gewonnenen Chronologie kann nach Keller bereits das Auftauchen des w/7e.y-Attributs in ottonischer Zeit auf einen "kastellbesitzende(n), herrschaftstragende(n), ursprünglich der Königsvasallität zugeordnete(n) Grundherr(n)" verweisen. 81 Ein veritabler "Adels- bzw. Ritterstand" entsteht dann in den Jahren um 1100 im Bereich der dörflichen Bannherrschaft in der Abgrenzung gegenüber den rustici,

(secc. IX-XV). A cura di B. Andreolli, D. Gatti (...) Con introduzione di A. Vasina, Roma 1991 (Istituto Storico Italiano per il Medio Evo. Nuovi Studi Storici 11), S. 15 If. 76 Vgl. Fleckenstein, Entstehung, a.a.O., S. 29 über nobiles milites des 12. Jhts.; Robert Fossier: Enfance de l'Europe. Aspects économiques-et sociaux, 2 Bde., Paris 1982 (Nouvelle Clio 17), vol. 2, S. 965: 1204 urkundet eine Picarde mit (ego) nobilis'. "A ce moment peut-être peut-on dire qu'il y a une 'classe juridique' noble; avant le terme du Xlle siècle, ce n'est qu'une qualité presque morale; (...)". 77 Selbst wo aber im 13. Jht. - wie in der Trevisaner Historiographie - das Ideal des miles nobilis (de sanguine militari) hochgehalten wird, bleibt dies häufig Gemeinplatz, vgl. Andrea Sommerlechner: Stadt, Partei und Fürst. Mentalitätsgeschichtliche Studien zur Chronistik der trevisanischen Mark, hrsg. v. Georg Scheibelreiter, Köln, Graz 1988 (Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 28), S. 63. 7 « Keller, Adel, Rittertum und Ritterstand, a.a.O., S. 604f. ™ Heinrich Fichtenau: Soziale Mobilität in Quellen des 10. und frühen 11. Jahrhunderts, in: Herbert Knittler (Hrsg.): Wirtschafts- und sozialhistorische Beiträge. Festschrift fär Alfred Hoffmann zum 75. Geburtstag, München 1979, S. 11-29, S. 13. "Natürlich hat es im 10/11. Jahrhundert noch keinen 'Ritterstand' gegeben, und auch die Nobilität war kein abgeschlossener Stand, (...)"; ders., Lebensordnungen des 10. Jahrhunderts. Studien über Denkart und Existenz im einstigen Karolingerreich, München 2 1992, S. 571. 80 Vgl. Cammarosano, Il medioevo, a.a.O., S. 148: "In questo medesimo arco cronologico, fra le due ultimi decadi del secolo XII e il 1220 circa, si colloca il consolidamento delle aristocrazie friulane: attraverso alcune definizioni di status istituzionale, ma sopratutto attraverso le forme di comportamento, le modalità di insediamento territoriale, i rapporti di fatto instaurati con il patriarca ed altri vertici di potere." si Keller, Adeisherrschafì, a.a.O., S. 374.

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sowie im Lehnrecht der Libri feudorum. Diese beziehen sich wiederum auf das Lehnsgesetz Konrads II. von 1037, dem somit eine große Bedeutung für die Entstehung des "Rittertums" zufällt.82 Anhand der schon von Giovanni Tabacco zitierten Stadtstatuten Bolognas von 1250, in denen den ihren Status durch öffentliche Meinung (publica fama) bestätigenden nobiles des Contado, sowie den ebenfalls für die Kommune Ritterdienste leistenden Bürgern (milites) Steuerfreiheit zugestanden wird, 83 versucht Keller eine analoge "Abschließung des Ritterstandes" auch für das Mailand des späten elften und frühen zwölften Jahrhunderts nachzuweisen, wo die milites bereits dem populus gegenüberstanden: "Faßt man die Erscheinungen im Bereich der Herrschaftsbildung, des Lehnswesens und der kommunalen Entwicklung zusammen, so kann kein Zweifel daran bestehen, daß in den Jahrzehnten um 1100 eine rechtliche Abschließung des 'Ritterstandes' erfolgt ist, die noch in Bestimmungen des 13. und 14. Jahrhunderts beachtet wird." 84 Ob die so gewonnene These einer "Abschließung des Ritterstandes", die sich an der "Abschließung" der langobardischen Militäraristokratie,85 und der Gesetzgebung im normannischen und staufischen Königreich Sizilien orientiert (s.u. Kap. I, 4), 8 6 für Mailand und Oberitalien im elften und zwölften Jahrhunderts tragfähig ist, wurde jüngst von verschiedenen italienischen Forschern bezweifelt, und soll im Folgenden an wenigen Beispielen untersucht werden. 87 Die piemontesische Stadt Asti liegt ca. 100 km südwestlich von Mailand zwischen Turin und Alessandria. 88 Wie die lombardischem Städte schüttelte auch Asti Ende des elften Jahrhunderts die bischöfliche Herrschaft ab, und konstituierte sich als Kommune, deren Konsuln bereits 1095 zu bischöflichen Vasallen gemacht wurden, 89 und der 1141 von König Konrad III. das Münzrecht verliehen wurde. 90 Zu Beginn des vierzehnten 82 Keller, Adel, Rittertum und Ritterstand, a.a.O., S. 591f. 83 Tabacco, Nobili e cavalieri, a.a.O.; tatsächlich spricht der Autor zwar von der nobiltà als ceto (S. 45), doch nirgends von dessen Abschließung (chiusura). Vgl. auch Renato Bordone: La società urbana nell'Italia comunale (secoli XI-XIV), Torino 1984, S. 242. 84 Ebd., S. 594. Gegen eine rechtliche Abgeschlossenheit der Stände z.B. auch Haverkamp, Städte, a.a.O., S. 204f.: "Die tatsächliche Offenheit der städtischen Führungsgruppen, unter denen die Grenze zwischen den nobiles und ihren concives selbst in rechtlicher Hinsicht schwer zu fixieren ist, hat neben weiteren Faktoren die Ausbildung der Kommunalverfassung in den Städten Reichsitaliens, die im übrigen oft schon längere Zeit als Einwohnergemeinden bestanden und als solche auch schon über einen eigenen politischen Handlungsspielraum verfugten, erheblich begünstigt." 85 Vgl. Giovanni Tabacco: Le rapport de parenté comme instrument de domination consortiale: quelques exemples piémontais, in: Famille et parenté, a.a.O., S. 153-158. 86 Vgl. auch Hagen Keller: Vom Hof Karls des Großen zur 'höfischen' Welt des Rittertums. Ein Blick auf das Werk von Josef Fleckenstein aus Anlaß seines 70. Geburtstages, in: Frühmittelalterliche Studien 24, 1990, S. 23-35, S. 30. 87 Luisa Chiappa Mauri: A Milano nel 1164: un servo, un capitcmeus, un giudice Per lo studio della società comunale, in: ASL ser. XI, 9, 1992, S. 9-36; Stefano Gasparri: I milites cittadini. Studi sulla cavalleria in Italia, Roma 1992 (Istituto Storico Italiano per il Medio Evo. Nuovi Studi Storici 19), S. 87, 97. 88 Eine kurze Zusammenfassung der kommunalen Geschichte Astis bei Walter Goetz: Die Entstehung der italienischen Kommunen, München 1944 (Sitzungsberichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Phil.-hist. Abt., Jg. 1944, Heft 1), S. 16; vgl. Haverkamp, Herrschaftsformen, a.a.O., S. 382ff. 89 Bordone, società urbana, a.a.O., S. 230f. s» Renato Bordone: Città e territorio nell'alto medioevo. La società astigiana dal dominio dei Franchi all' affermazione comunale, Torino 1980 (Biblioteca Storica Subalpina 200), S. 378f. Zum Münzrecht vgl.

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Jahrhunderts zählte Asti nach Genua, Mailand, Venedig, Padua, Brescia, Verona, Cremona und neben Bergamo und Parma zu den reichsten Städten Oberitaliens. 91 Renato Bordone hat dieser Stadt 1980 eine umfangreiche und detaillierte Studie gewidmet, deren Ergebnisse durchaus mit denen Hagen Kellers zu Mailand verglichen werden können. Seit dem Jahr 962, als Kaiser Otto I. den Bischof von Asti auch mit der Verwaltung des städtischen districtus beauftragte, war die Geschichte dieser Stadt nicht mehr von der ihres Territoriums zu trennen. 92 Die privaturkundliche Überlieferung ist ihrer Masse nach nicht mit jener Mailands zu vergleichen, 93 was gerade für die Sozialgeschichte zu dem Ergebnis führt, daß man bruchstückhafte Genealogien des zehnten nicht an die des elften Jahrhunderts anbinden kann - ein auch anderswo häufig anzutreffendes Phänomen. 9 4 Hatte bereits die fränkische Herrschaft erste Grundzüge des Lehnssystems eingeführt (bereits zu Beginn des zehnten Jahrhunderts begegnen vassi),95 so liegt die Hochzeit des Burgenbaus und der Befestigung schon vorhandener Orte, des sog. incastellamento, im zehnten und elften Jahrhundert. 96 Ging diese Bewegung ursprünglich noch vom gruppo franco-alamanno aus, so verstärkten sich gegen Ende des elften Jahrhunderts die bischöflichen Anstrengungen des incastellamento,97 In Antwort auf die Thesen Hagen Kellers über die Entstehung der Kommune Mailand, 98 rollt Bordone an dem Beispiel Asti die Theorie der Entstehung der Kommune neu auf, und kommt dabei auch zu die milites betreffenden Ergebnissen. Denn tatsächlich taucht unter den bischöflichen Vasallen bereits 1056 ein nobilissimus miles Oberto auf, dessen singulare Stellung offensichtlich sogar der des bischöflichen signifer vorausgeht und dessen miles-Titel somit wahrscheinlich auf eine bestimmte öffentliche Funktion verweist. 99 Gerade die bischöfliche Herrschaft in Asti stützte sich durchaus auch auf

si « 93 94 95 96

97 ss 99

Franco Panvini Rosati: Aspetti economici ed origini della monetazione nell'Italia del Nord, in: Storia e cultura a Padova nell'età di Sant'Antonio. Convegno internazionale di studi, 1-4 ottobre 1981 PadovaMonselice, Padova 1985 (Fonti e ricerche di storia ecclesiastica Padovana 16), S. 113-120. Bordone, Città, a.a.O., S. 6. Ebd., S. 7. Vgl. jedoch Haverkamp, Städte, a.a.O., S. 158, n.36! Bordone, Città, a.a.O., S. 8. Ebd., S. 46. Ebd., S. 56f. Zur Forschungsdebatte vgl. Pierre Toubert: Art. "Incastellamento" in: LdM 5, 1991, Sp. 397-399; sowie den gesamten Band Archeologia medievale 16, 1989 (Beiträge von Toubert, Wickham, et al.). Bordone, Città, a.a.O., S. 152ff. Ebd., S. 275f. Ebd., S. 333 (vgl. auch S. 321 über milites, S. 330 über den miles Cunibertus); zu solchen namentlich identifizierten milites vgl. Werner, L'impero, a.a.O., S. 400: "Quando si vede Hagen Keller scoprire i primi casi di miles in Italia tra i vassi episcopali e in Francia (. . .), ci si domanda se non sia quella una categoria di uomini, che trovano una maniera di esprimere il loro rango di detentori legittimi del potere pubblico e la loro appartenenza alla nobiltà al momento stesso in cui essi non dipendono più direttamente dal re."

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landsässige milites, die ihren politischen Einfluß im elften Jahrhundert gegenüber den städtischen cives auszubauen versuchten, dabei jedoch nicht Stadtbürger wurden. 1 0 0 Die sozialen Gruppen, die die Partei der kommunalen Autonomie vertraten, entstammten jedoch nicht der fränkisch-alemannischen Schicht, die im Umland der Stadt die Befestigung der castra betrieb; 101 statt dessen spielten wohl die bereits seit dem zehnten Jahrhundert belegten Kaufleute, die negotiatores, von Anfang an eine gewichtige Rolle, so bei dem 1002 vom Bischof einberufenen conventus bonorum hominum,102 Deshalb muß die Kommunalbewegung des elften Jahrhunderts in Asti wohl auch ganz getrennt von dem gleichzeitig vordringenden Lehnswesen betrachtet werden; 1 0 3 die drei von Otto von Freising gefundenen gesellschaftlichen ordines der Kapitane, Valvassoren und Plebs lassen sich in Asti gar nicht belegen. 104 Der populus bedeutet in Asti (anfanglich) die Gesamtheit der Kommune, nicht den "nichtadligen" Teil der Stadtbevölkerung. 105 Zu einer Vereinigung der milites - an ihrem dominus-Titel nun zweifelsfrei als "Ritter" identifizierbar - kommt es in Asti erst in der zweiten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts. 106 So schließt Bordones Buch mit einem anderen Ergebnis als die Analysen Hagen Kellers zu Mailand, lassen sich doch für die Frühzeit in Asti weder eine soziale Abschließung einzelner Stände, 107 noch eine nennenswerte Präsenz landsässiger milites in der Stadt feststellen. Etwas anders liegt der Fall in einem von Keller als Beweis für die Entstehung "positive(r) Privilegien - ritterlich(r) Standesrechte" herangezogenen Dokument von 1196 aus dem districtus von Asti. 108 In diesem Dokument bestätigt der Bischof von Asti dem Dorf Bene (Vagienna) die Gültigkeit herkömmlicher usus et consuetudines\ zu diesen gehören bestimmte Vorrechte von vier bezeichneten domus militum. Der - auch in der Argumentation Kellers - eher späte Zeitpunkt läßt es nach Bordone (in den Spuren Dubys) zu, diese Familien nun tatsächlich als aufgestiegene "Ritterfamilien" anzusehen,

100 Ebd., S. 385. Vgl. auch Renato Bordone: L'aristocrazia militare del territorio di Asti: i signori di Gorzano, in: Bollettino storico-bibliografico subalpino 69, 1971, S. 357-447. 101 Ders., Città, a.a.O., S. 379. 102 Ebd., S. 383: "Gruppi cittadini coscienti ormai di apparire c o m e qualcosa di separato dal resto della signoria vescovile, in quanto fruitori di una 'libertà' cittadina espressa anche da una soggezione giudiziaria meno esclusiva di quella esercitata nelle campagne dal vescovo sicut comes palatinus, e di conseguenza non obbligati a ricorrere a vincoli vassallatici per salvaguardare i diritti personali." 103 Ebd., S. 389f.: "Non dunque all'ambito feudale del vescovo, c o m e tradizionalmente si riteneva, ma a quello urbano mercantile si devono le origini del comune di Asti, che soltanto dopo la sua affermazione e nel suo complesso istituzionale si correlerà feudalmente col vescovo, mantenendo intatta tutta la sua carica di innovazione politica ", 391f. in direkter Antwort auf Keller. 104 Ebd., S. 392f. '05 Ebd., S. 393. 106 Enrico Artifoni: Una società di 'popolo'. Modelli istituzionali, parentele, aggregazioni societarie e territoriali ad Asti nel XIII secolo, in: StM ser. Ili, 24, 1983, S. 545-616, S. 604. 107 Bordone, Città, a.a.O., S. 393: "Nessun riferimento dunque a stratificazioni sociali istituzionalizzate, salvo un generico richiamo nella minatio a 'persona nobilis et ignobilis, dives vel pauper', (...)" (Jahr 1111). io» Keller, Adelsherrschaft, a.a.O., S. 187f. (die Urkunde wird herangezogen in n. 249, 254, 256, 258, 259, 261).

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die im Bereich der dörflichen Bannherrschaft einen ritterlichen Lebenstil vertraten und Herrschaftsrechte ausübten. 109 Entscheidend ist, daß ihr Besitz nach wie vor aus sog. feuda militarla, "Ritterlehen" bestand, die sie zu verschiedenen Diensten verplichteten. Die in diesem Fall resultierende soziale Unterscheidung ist für Bordone jedoch kein hinreichender Beweis für ein omogeneo sistema giuridico-sociale,110 Folgt man der Definition von François Menant ("On peut dire sans exagération que c'est le cheval, et très précisément le roncin, qui fait l'écuyer"),111 dann müßte man von den Angehörigen der vier domus militum des Dorfes Bene (Vagienna) sogar eigentlich von scutiferi, und nicht von milites sprechen, müssen doch hier roncini, also eher Dienstpferde gestellt werden. Ein im Vergleich sehr viel deutlicherer Fall ist das jüngst analysierte Beispiel der ebenfalls um Asti ansässigen Herren (nicht: milites!) von Tigliole, die sich 1182 dem Bischof von Pavia gegenüber bei jeder neuen Belehnung nicht nur dazu verpflichteten, den Treueeid und Gefolgschaft zu leisten, sondern auch ein Ritterpferd mit Rüstung (destrarius, lorica) sowie ein Saumpferd zu stellen. 112 Für die soziale Entwicklung und die milites in den Kommunen Mailand und Asti sagt aus all diesen Gründen das Dokument aus Bene (Vagienna) von 1196 nur wenig aus. 113 io' Renato Bordone: Relazioni personali e 'stratificazione sociale' nel territorio dell'antico comitato di Bredulo: domini, milites, pagenses, in. Bollettino della società per gli studi storici, archeologici ed artistici della Provincia di Cuneo 85, 1981, S. 315-323, S. 317: "Per quanto il termine milites abbia generalmente assunto il significato tecnico di vassallo, pare opportuno intenderlo in questo caso piuttosto nel significato sociale di cavaliere, per stretta analogia di condizione con la categoria così individuata anche altrove: nel Maçonnais (...)". Auch hier wird jedoch betont: "Per il passato anche qui mobilità sociale fra i gruppi deve senz'altro esserci stata se supponiamo, come abbiamo fatto, che dal comune ambiente dei possessori minori alcune famiglie abbiano raggiunto il rango cavalleresco, (...)" (S. 321). no Ebd., S. 323. m Menant, Les écuyers, a.a.O., S. 288; vgl. auch Wolfgang Christian Schneider: Animal laborans. Das Arbeitstier und sein Einsatz in Transport und Verkehr der Spätantike und des frühen Mittelalters, in. L'uomo di fronte al mondo animale nell'alto medioevo, 7-13 aprile 1983, 2 Bde. Spoleto 1985 (Settimane di studio del Centro italiano di studi sull'alto medioevo 31), Bd. 1, S. 457-578, S. 525f.: "Das neue große schwere Pferd, dessen Züchtung wahrscheinlich mit der Einführung des Hufeisens zusammenhängt, ist der dextrarius, der in den Quellen um die Wende vom 11. zum 12. Jh. auftaucht. Wie Suger von Saint Dénis berichtet, bediente sich König Ludwig VI. von Frankreich z.B. in einer Schlacht von 1112 eines dextrarius. In den Quellen des 11. Jh. findet sich eine weitere neue Bezeichnung für Pferde, roncinus, die kleinen anspruchslosen Dienstpferden gilt. Der roncinus wird als das Reitpferd von Knechten geschildert und wird auch als Inventar einer Mühle erwähnt. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um einen Abkömmling des frühen Lastpferdes, das nun, da es das Größerwerden der Tiere nicht mitmacht, einen eigenen Namen erhält. Als 'Rosinante' gerät dieses Pferd später in die Weltliteratur." Auch in Mailand war natürlich der dextrarius das Ritterpferd, vgl. z.B. P. Vayra: Cavalieri lombardi in Piemonte nelle guerre del 1229-1230, in: ASL 10, 1883, S. 413-422, S. 419: "cum duobus equis, scilicet uno destrario vel destraria et uno roncino et bonis armaturis ferreis convenientibus militibus ad guerram faciendam". Vgl. auch R.H.C. Davis: The Medieval Warhorse. Origin, Development and Redevelopment, London 1989. ii2 Aldo A. Settia: Assetto diocesano e signoria vescovile. Le presenze pavesi fra Astigiano e Monferrato, in: Aevum 65, 1991, S. 295-307; zum frz. roncin de service vgl. auch Heinrich Mitteis: Lehnrecht und Staatsgewalt. Untersuchungen zur mittelalterlichen Verfassungsgeschichte, Weimar 1933, ND Darmstadt 1974, S. 612f. lu Vgl. als weiterführendes Beispiel auch Pierre Racine: Plaisance du Xème à la fin du XlIIème siècle. Essai d'histoire urbaine, Thèse Paris 1977, 3 Bde., Paris 1980, Bd. 2, S. 752ff.: in Piacenza taucht der miles in

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In Padua läßt s i c h e i n z u B e n e ( V a g i e n n a ) und Asti und d e n dortigen b i s c h ö f l i c h e n V a s a l l e n a n a l o g e s P h ä n o m e n belegen. D i e b i s c h ö f l i c h e n "Ritterlehen" galten hier in den Jahren n a c h 1 1 5 0 als Untergruppe der sog. feuda condicionalia für n e u g e w o n n e n e Vasallengruppen. S o l c h e L e h e n erscheinen als feuda equi oder auch feuda runzini, auch feuda colmelli (oder colonelli) sind b e l e g t . 1 1 4 D i e s e L e h e n verpflichteten u m 1 2 0 0 intere s s a n t e r w e i s e zu ganz ähnlichen D i e n s t e n w i e in B e n e ( V a g i e n n a ) oder T i g l i o l e , nämlich der Stellung v o n Reit- oder Packpferden und/oder der B e g l e i t u n g d e s B i s c h o f s bei einer R o m r e i s e oder bei e i n e m Z u s a m m e n t r e f f e n mit d e m Kaiser. D e u t l i c h ist in Padua der g e s e l l s c h a f t l i c h e Status der Lehnsleute, die alle in e i n e m s o z i a l e n Sinn nicht als "Ritter" a n g e s p r o c h e n w e r d e n können, denn unter ihnen (und z w a r unter den Haltern der feuda equi\) b e f i n d e n sich auch e i n Notar, ein Schneider und e i n S c h m i e d . 1 1 5 Ä h n l i c h w i e in Asti g e l a n g e s auch in Padua d e m B i s c h o f , sich i m e l f t e n und beginn e n d e n z w ö f t e n Jahrhundert s o w o h l g e g e n die e i g e n t l i c h e n Grafen ( v o n V i c e n z a und Padua, seit 9 6 7 vereinigt) in M o n s e l i c e , als auch g e g e n d i e Stadtbürgerschaft zu behaupten. 1 0 7 9 und 1 0 9 0 bestätigte Kaiser Heinrich IV. d e m B i s c h o f seine Herrschaftsr e c h t e , 1 1 6 n a c h d e m s o w o h l der Graf selbst als auch andere capitanei zu b i s c h ö f l i c h e n V a s a l l e n g e w o r d e n w a r e n . 1 1 7 S o wird im elften Jahrhundert d i e b i s c h ö f l i c h e curia vassallorum bis ca. 1 1 6 0 / 7 0 z u m e i g e n t l i c h e n Machtzentrum in P a d u a . 1 1 8 D i e erste K o m m u n e d e s z w ö l f t e n Jahrhunderts (seit 1 1 3 8 sind K o n s u l n b e z e u g t ) wurde vor a l l e m

Privaturkunden des 11. und 12. Jhts. als Personentitel gar nicht auf; die sich 1225 in der societas mililum zusammenschließenden 217 Bürger sind zwar als Aristokraten identifizierbar, nicht jedoch als milites einzeln bezeichnet. Dies ist jedoch ein überall in den 1220/30er Jahren zu beobachtender Vorgang: daß die milites nur langsam diesen Titel und den des dominus annehmen. 114 Zum im Nordosten Italiens häufig begegnenden feudum colonelli, das ähnlich wie das feudum mililum in Bene (Vagienna) 1196 ganze Familiengruppen zur Heerfahrt verpflichtete vgl. Sante Bortolami: Colmellum, Colonellum. Realtà sociali e dinamismo territoriale dietro un fossile del vocabolario medioevale del Veneto, in: Gherardo Ortalli, Michael Knapton (Hrsgg): Istituzioni, società e potere nella Marca Trevigiana e Veronese (secoli XIII-XIV), 2 Bde. Roma 1988 (Istituto Storico Italiano per il Medio Evo. Studi Storici 199, 200), Bd. 1, S. 221-234. "s Gérard Rippe: Commune urbaine et féodalité en Italie du Nord: L'exemple de Padoue (Xe siècle-1237), in: Mélanges de l'École Française de Rome 91, 2, 1979, S. 659-697, S. 696: "Qui sont ces nouveaux vassaux? Même en ayant à l'esprit l'acception la plus large du terme feudum condicionalis - en incluant donc aussi bien les tenures serviles que les fiefs des officiers subalternes - ce sont tous des gens du contado: ils viennent de la Saccisica et, accessoirement, de San Giorgio delle Pertiche [Orte der Grafschaft Padua, L.B.]. L'origine des vassaux munis de feuda equi est encore mieux délimitée (mais ce peut être le fruit d'un pur hasard documentaire): tous sont de Piove ou de Corte di Sacco, sauf un qui est de San Giorgio. Parmi eux un notaire, un tailleur et un forgeron de Piove. D'autres, sans profession déclarée, sont des propriétaires fonciers auxquels l'évêque peut témoigner assez de confiance pour les charger éventuellement de s'occuper de ses affaires (.. .) Mais aucun d'eux n'a le titre de Dominus, contrairement à tous les notables-vassaux du XII siècle. Aucun juge non plus, parmi eux. Ces gens sont des mini-notables locaux." us Antonio Bonardi: Le origini del comune di Padova, in: Atti e memorie della R. Accademia di Scienze Lettere ed Arti in Padova, n.s. 14, 1898, S. 209-254; ns. 15, 1899, S. 11-48; S. 227. ii7 Gérard Rippe: Dans le Padouan des Xe-XIe siècles: évêques, vavasseurs, cives, in: Cahiers de civilisation médiévale Xe-XIIe siècles 27, 1984, S. 141-150; S. 143. us Gérard Rippe: L'Evêque de Padoue et son réseau de clientèles en ville et dans le contado (Xe siècle1237), in: Structures féodales, a.a.O., S. 413-426.

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(wohl stärker als in Asti) von der Schicht der Stadt- und landsässigen Großgrundbesitzer getragen, deren Besitz gleichzeitig lehnrechtlicher wie allodialer Art war. Gerade die "feudale" Politik des Bischofs hatte aber zum Aufstieg dieser Familien beigetragen, wie Sante Bortolami am Beispiel der Familie Lemizzoni und der castellani von Pedaola nachwies. 119 Der Sammelbegriff für diese Familien (capitami, valvassores, cives) wurde zu Beginn des dreizehnten Jahrhunderts der der magnates, ein in Padua früh auftretender Begriff. 120 Nachdem die Kommune Padua 1237 unter die Herrschaft des ghibellinischen Feudalherren Ezzelino da Romano geraten war, wurde sie im vierzehnten Jahrhundert von den da Carrara dominiert. 121 1405/6 fiel die Stadt an Venedig, und nun rühmten manche Paduaner Schriftsteller die "ritterliche" Vergangenheit bestimmter Geschlechter der Stadt:122 Schon um 1318/28 hatte Giovanni da Nono sein De generatione aliquorum civium urbis Padue verfaßt, und um 1434/40 schrieb der berühmte, in päpstlichen wie in kaiserlichen Diensten stehende Jurist Giovan Francesco Capodilista sein De viris illustribus familiae Transeigardorum, Forzate et Capitis Listae,123 Beide Werke trugen in nicht unerheblichem Maße dazu bei, die Kommune Padua zu einem modernen Untersuchungsfeld eines "kommunalen Rittertums" zu bestimmen. So hat Sante Bortolami den - nur bei Capodilista so bezeichneten - miles pulcer valde et magnißcus Transelgardino de Transelgardo des zwölften Jahrhunderts sowie den 1181 testierenden (angeblichen) dominus Aldrigetto di Rolando als cavalieri identifiziert. 124 Tatsächlich scheint jedoch das häufigere Auftreten des dominus-Titels in der Stadt Padua, wie derselbe Autor anhand der Familie Lemizzoni zeigte, erst in die Jahre nach 1230 zu fallen. 125 Und eine wirklich starke Strömung hin zur Anerkennung der Sante Bortolami: Famiglia e parentela nei secoli XII-XIII: due esempi di 'memoria lunga' dal Veneto, in: Viridarium Floridum. Studi di storia veneta offerti dagli allievi a Paolo Sambin, a c. di Maria Chiara Billanovich, Giorgio Cracco, Antonio Rigon, Padova 1984 (Medioevo e Umanesimo 54), S. 117-157. 120 Silvana Collodo: Il ceto dominante padovano, dal comune alla signoria (secoli XII-XIV), in: Ortalli, Knapton (Hrsgg), Istituzioni, a.a.O., S. 25-39; dies.: Una società in trasformazione. Padova tra XI e XV secolo, Padova 1990 (Miscellanea Erudita 49), S. 137-156. 121 Vgl. Sante Bortolami: Honor civitatis. Società comunale e esperienze di governo signorile nella Padova ezzeliniana, in: Giorgio Cracco (Hrsg.): Nuovi studi ezzeliniani, 2 Bde., Roma 1992 (Istituto Storico Italiano per il Medio Evo. Nuovi Studi Storici 21), Bd. 1, S. 161-239. 122 Pio Rajna: Le origini delle famiglie padovane e gli eroi dei romanzi cavallereschi, in: Romania 4, 1875, S. 161-183; lohn Kenneth Hyde: Italian Social Chronicles in the Middle Ages, in: Bulletin of the John Rylands Library 49, 1966, S. 107-132. 123 Die erste Schrift ist noch unveröffentlicht; die zweite, besonders durch ihre Miniaturen berühmte Handschrift ediert: Mirella Blason Bertin, Mario Salmi (Hrsgg.): De viris illustribus familiae Transelgardorum, Forzatè et Capitis Listae. Codice BP 954 della Biblioteca Civica di Padova, 2 Bde., Roma 1972; vgl. auch Vittorio Lazzarini: Scritti di paleografia e diplomatica. Seconda edizione amplificata con sei saggi, Padova 1969 (Medioevo e Umanesimo 6), S. 285-298. 124 Sante Bortolami: Fra alte domus e populäres homines. Il comune di Padova e il suo sviluppo prima di Ezzelino, in: Storia e cultura a Padova, a.a.O., S. 3-74, S. 8-10. Das Testament des Aldrigetto bei: Paolo Sambin: Nuovi documenti padovani dei secc. XI-XII, Venezia 1955 (Monumenti storici pubblicati della Deputazione di Storia Patria per le Venezie n.s. 8), S. 101-104: dort sind jedoch weder sein domirrusTitel, noch seine Pferde und Rüstung erwähnt, wie Bortolami schreibt (S. 10). 125 Bortolami, Famiglia, a.a.O., S. 123; John Kenneth Hyde: Padua in the Age of Dante, New York 1966, S. 62, betonte die gesellschaftlich unterscheidende Funktion des clomimis-Tilels für Padua erst für die Jahre um 1254, vgl. S. 91ff. über die Ritterwürde, bes. S. 93: zwischen 1256 und 1328 sind ca. 80 "Ritter"

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"Ritterwürde" zeigt sich erst in der zweiten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts in den Kommunalstatuten Paduas. Daneben hatte der Bischof zumindest nominell noch das Recht der Belehnung. 126 Seit 1267 wurde die Kommune von der Nachbarstadt Vicenza durch von dort stammende Podestaten beherrscht, die Ritter sein mußten: "Et si non fuerit miles adobatus. faciat se fieri militem adobatum. antequam iuret dictam potestariam." 127 Der adobbo (vgl. frz. adoubement) entsprach gleichzeitig der Ritterrüstung (für die auch der Begriff corredo üblich war) und der Zeremonie, mit der diese im dreizehnten Jahrhundert verliehen wurde, der Schwertleite (s.u. Kap. II, 1). Hatte schon John Kenneth Hyde 1966 eine detaillierte, wenn auch von manchen Doppeldeutigkeiten nicht freie Darstellung der Paduaner "Ritterschaft" des Spätmittelalters geboten (und dabei zu Recht betont: "Knighthood in mediaeval Italy is a neglected subject"), 128 so lohnt im Paduaner Fall ein kurzer Vergleich mit dem nur ca. 40 km entfernten Treviso, das im dreizehnten Jahrhundert gleichfalls von der Familie da Romano beherrscht wurde. 129 Denn dort lebte nachweislich eine Schicht sog. milites nobiles et consueti, die im Kriegsfall für die Stellung von Pferden nicht nur von bestimmten kommunalen Abgaben befreit waren, sondern auch bis 1232 zusammen mit den iudices Ehrenvorrechte wie das der Falkenjagd genossen. 130 Dies ist ein eindeutiger Hinweis auf eine ausgeprägte "ritterliche Kultur" in Treviso, ist doch der Falke, in den Worten Franco Cardinis, das status symbol del ceto feudo-cavalleresco dei secoli XII-XIII.131 Der Aufstieg reicher milites mit bürgerlichen Berufen aus dem Distrikt führte zur Verbreiterung dieser Gruppe, die weder "sozial" noch "rechtlich" einen Abschluß anstrebte, 132 die aber dafür Treviso Anfang des dreizehnten Jahrhunderts zu einem centro di cultura cavalleresca e di costume cortese machte. 133 Entscheidend ist in diesem Fall, dem neben Bologna bis jetzt deutlichsten Hinweis auf einen städtischen, offenen, und auch kulturell hervortretenden "Ritterstand", dessen rela-

(nobiles milites) belegbar, während die milites pro comune nichts weiter als die städtische berittene Miliz waren, die auf keinen Fall als sozial irgendwie geschlossene Schicht angesehen werden können. 126 Laura Gaffùri: Un tentativo di riforma dei costumi del clero a Padova nel tardo Duecento, in: Rivista di Storia della Chiesa in Italia 41, 1987, S. 445-472, S. 467. Andrea Gloria (Hrsg.): Statuti del Comune di Padova dal secolo XII all'anno 1285, Padova 1878, S. 109. 128 Hyde, Padua, a.a.O., S. 91, n. 129 Vgl. zur älteren, heute jedoch in allem überholten historiographischen Tradition Ruggero Battistella: II comune di Treviso e la cavalleria, in: Nuovo Archivio Veneto n.s. 14, 1904, S 275-287; S. 95-126; S. 278-294; auch Haverkamp, Herrschaftsformen, a.a.O., S. 107. 130 Daniela Rando: La classe dirigente trevisana durante la dominazione di Alberico da Romano (12391259), in: Ortalli, Knapton (Hrsgg ), Istituzioni, a.a.O., S. 157-178, S. 172f. ni Franco Cardini: Federico II e il De Arte venandi cum avibus, in: Sergio Gensini (Hrsg.): Politica e cultura nell'Italia di Federico II, Pisa 1986 (Centro di studi sulla civiltà del tardo medioevo San Miniato. Collana di Studi e Ricerche 1), S. 213-232, S. 227. 132 Rando, La classe, a.a.O., S. 175: "C'era insomma una mobiltà favorita dalle possibilità di arricchimento che la società comunale indubbiamente offriva, e che investiva non solo la categoria professionale dei notai, ma anche i ceti artigianali (...)". 133 Giovanni Tabacco: L'Italia delle signorie, a.a.O., S. 1-21, S. 20.

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tiv spätes Auftreten im dreizehnten Jahrhundert nur wenig Anhaltspunkte für eine genealogische Deszendenz der milites aus "adeligen" Familien des zwölften oder gar elften Jahrhunderts gibt. 134 Zum Vergleich läßt sich auch das Beispiel Veronas wählen, wo die sozial führende Schicht der milites 1228 sowohl aus den reichen Bürgern mit einem Mindestbesitz von 1000 Pfund, als auch den milites consueti (und hier könnte man wie in Treviso sagen: milites mobiles) bestand, die diesem vermögensrechtlichen Kriterium nicht genügen mußten.135 Die Schicht der milites war somit weder in Treviso noch in Verona rechtlich abgeschlossen. Seit dem Ende des zwölften Jahrhunderts begegnen in Italien kaiserliche Steuerprivilegien für milites, laut Carlrichard Brühl der "Normalfall der Steuerimmunität schlechthin".136 Brühl zitiert hierzu als ersten Fall ein Privileg Friedrich Barbarossas, in dem 1185 die milites von Matelica von der Steuer des fodrum befreit wurden, das von Otto IV. 1209 unter der Einführung der Kategorie der Ritterbürtigkeit auch auf jene qui sunt de stirpe militari ausgedehnt wurde;137 im Hintergrund dieser auch von anderen Seiten gewährten Exemtionen stand jedoch meist die Verpflichtung der so Bevorzugten zu einem wie auch immer genau definierten "Ritterdienst".138 Häufig (wenn auch nicht automatisch) gehörten die nobiles und milites zu den Verbündeten des Königtums gegen die Kommunen, wie Alfred Haverkamp anhand eines Diploms Heinrichs VI. für Florenz von 1187, in dem jene zwei Gruppen nicht unter die Steuerhoheit der Kommune fallen sollten, gezeigt hat. 139 Am Beispiel der Este-Herrschaft in Ferrara haben in jüngster Zeit Historiker die These Philip Jones' zu belegen versucht, daß der spätmittelalterliche italienische Territorialstaat generell seine Wurzeln weniger in der Kommunalbewegung als im Lehnswesen habe. 140 134

Battisteila, a.a.O., S. 276, legt den Zeitpunkt der Allgleichung der herrschenden Gruppe der primates mit den milites in Treviso auf 1216. Vgl. auch Bianca Betto: I collegi dei notai, dei giudici, dei medici e dei nobili di Treviso (secc. XIII-XVI). Storia e documenti, Venezia 1981 (Miscellanea di studi e memorie 19), S. 326: 1217 werden in den Stadtstatuten die nobiles durch die milites ersetzt. 135 Andrea Castagnetti: Primi aspetti di politica annonaria nell'Italia comunale. La bonifica della palus comunis Verone (1194-1199), in: StM ser. Ili, 15, 1974, S. 363-481, S. 405: "i membri del ceto dei milites o della ricca borghesia, nelle cui mani era il governo della città; una norma statutaria, infatti, del 1228 stabilisce che i cittadini, per poter essere ammessi agli uffici, debbano possedere un buon cavallo, armi e un patrimonio valutabile in una cifra non inferiore a mille lire, ne sono esentati i milites consueti in particolari condizioni. " '36 Carlrichard Brühl: Fodrum, gistum, servitium regis. Studien zu den wirtschaftlichen Grundlagen des Königtums im Frankenreich und in den fränkischen Nachfolgestaaten Deutschland, Frankreich und Italien vom 6. bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 2 Bde., Köln, Graz 1968 (Kölner Historische Abhandlungen 14, 1; 14, 2), Bd. 1, S. 721, n. 704. i " Ebd., S. 689, 691, n. 565; weitere Beispiele S. 690, n. 561: die milites von fünf Kastellen hatten 1194/1204 dem Erzbischof von Ravenna keine collecta zu bezahlen; S. 721, n. 701 : kommunale Steuerbefreiung für milites in Arezzo 1198. 138 Vgl. dazu Mitteis, a.a.O., S. 591ff. 139 Haverkamp, Herrschaftsformen, a.a.O., S. 264f.; zur Privilegierung der städtischen Schicht der milites in Oberitalien gegen Ende des 12. Jhts. Bd. 2, S. 537ff. 140 Trevor Dean: Lords, Vassais and Clients in Renaissance Ferrara, in: English Historical Review 100, 1985, S. 106-119; ders.: Land and Power in Late Medieval Ferrara. The Rule of the Este, 1350-1450, Cambridge, New York, New Rochelle 1988 (Cambridge Studies in Medieval Life and Thought, ser. IV, 7) (seit 1990 auch in italienischer Übersetzung); gänzlich unabhängig von Dean (und vice versa), doch mit der gleichen Zielsetzung schrieb Richard M. Tristano: Ferrara in the Fifteenth Century. Borso d'Este

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Gemeinsam ist diesen Forschungen, daß sie den Schwerpunkt ihrer Untersuchung ins Spätmittelalter legen, was die uneingeschränkte Einsicht in das Einmalige der Situation Ferraras im Hochmittelalter kaum ermöglicht. Charakteristisch für die Entwicklung dieser Stadt ist nämlich der im Vergleich zur Lombardei oder Venetien relativ späte Zeitpunkt, an dem das Lehnswesen von der Stadt her ins Umland eindrang. Die Gründe hierfür sind bereits im Frühmittelalter zu suchen, als nur eine kurze Langobardenherrschaft im Exarchat von Ravenna bestand. Seit der fränkischen Rückeroberung dieses Teils des Patrimonium Petri, der Romania, und der Bestallung eines Herzogs (belegt 757), später Grafen von Ferrara (ab 896 belegt, von ca. 1000 bis 1115 durch die Familie da Canossa), stand Ferrara immer wieder im Mittelpunkt von Auseinandersetzungen zwischen Reich und Kirche, dem byzantinischen Exarchen von Ravenna und der gräflichen Dynastie da Canossa. 1 4 1 Erst unter Papst Innocenz III. (1198-1216) kam die Romagna endgültig zum Kirchenstaat. Laut Budriesi Trombetti hatte gerade die Konkurrenz der drei letztgenannten Mächte zu der so langsamen und späten Bildung von feudalen Grundherrschaften im zwölften Jahrhundert geführt; 142 die allerfrüheste Belehnung kann für 1062 erschlossen werden. 1 4 3 Die lehnrechtlichen Begriffe des vassus, des beneficium oder des feudum sind alle vor dem elften Jahrhundert nicht belegt. 1 4 4 Eine weiterer Grund für die lehnrechtliche "Rückständigkeit" Ferraras mag in der kaum entwickelten landwirtschaftlichen Produktion, dem hier fehlenden dinamismo delle campagne zu finden sein. 1 4 5 Wie in Mailand wurden auch in Ferrara in der Folgezeit die bischöflichen Kapitane von den Valvassoren unterschieden, die sich zusammen mit den usurarii, den Geldverleihern, in der bischöflichen curia vassallorum zusammenfanden. In erhaltenen Namens-

and the Development of a New Nobility, Ph D. New York 1983 ; ders. : Vassals, Fiefs, and Social Mobility in Ferrara During the Middle Ages and Renaissance, in: Mediaevalia et Humanistica n.s. 15, 1987, S. 43-64, dazu jetzt zusammenfassend: Isabella Lazzarini: Un'Italia di feudi e di città? Alcune considerazioni intorno al caso ferrarese, in: Società e storia 51, 1991, S. 125-152. in Vgl. Wilhelm Kòlmel: Die kaiserliche Herrschaft im Gebiet von Ravenna (Exarchat und Pentapolis) vor dem Investiturstreit (10 /11. Jahrhundert), in: HJb 88, 1968, S. 257-299; Francesca Bocchi: Istituzioni e società a Ferrara in età precomunale. Prime ricerche, Ferrara 1979 (Atti e memorie della Deputazione Provinciale Ferrarese di Storia Patria ser. Ili, 26); Andrea Castagnetta L'organizzazione del territorio rurale nel Medioevo. Circoscrizioni ecclesiastiche e civili nella Langobardia e nella Romania, Bologna 2 1982 (Il mondo medievale 3); ders.: Società e politica a Ferrara dall'età postcarolingia alla signoria estense (sec. X-XIII), Bologna 1985 (Il mondo medievale 7); Thomas S. Brown: The interplay between Roman and Byzantine traditions and locai sentiment in the Exarchate of Ravenna, in: Bisanzio, Roma e l'Italia nell'alto medioevo, 3-9 aprile 1986, 2 Bde., Spoleto 1988 (Settimane di studio del centro italiano di studi sull'alto medioevo 24), Bd. 1, S. 127-160 (zu milites, mit Lit ); Adriano Franceschini: Paesaggio medievale ferrarese, in: IMU 32, 1989, S. 329-349. i« Anna Laura Budriesi Trombetti: Vassalli e feudi a Ferrara e nel Ferrarese dall'età precomunale alla signoria estense (secoli XI-XIII), Ferrara 1980 (Atti e memorie della Deputazione Provinciale Ferrarese di Storia Patria ser. Ili, 27), S. 20. i« Ebd., S. 24ff ; Andrea Castagneti: Aspetti feudali e conservativi della società ferrarese dal dominio dei Canossa alla signoria degli Estensi (secoli XI-XIII), in. Gabriela Rossetti (Hrsg ): Spazio, società, potere nell'Italia dei comuni, Napoli 1986 (Europa Mediterranea. Quaderni 1), S. 61-83, S. 62ff. "w Castagnetti, Aspetti feudali, a.a.O., S. 67. •45 Teresa Bacchi: La struttura delle aziende fondiarie nel territorio ferrarese (secoli XI-XII), in: BISI 88, 1979, S. 87-120.

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Verzeichnissen dieser Versammlungen von 1083, 1164 und 1171 lassen sich keine sog. milites feststellen. 146 Eine berühmte, zwischen 1144 und 1174 entstandene Ferrareser Fälschung, die sog. Vitaliana, eine angebliche päpstliche Bulle von 657, gesteht u.a. den Valvassoren qui tenent feudum, et equos neben den iudices, advocati, capitani, tabelliones, consules (in dieser Reihenfolge) die Exemtion von der Abgabe der tertia zu. 147 Es scheint weiter, als hänge die langsame soziale und "kommunale" Entwicklung der Stadt Ferrara, in der erstmals 1219 verschiedene Gruppen von milites und populus belegt sind, 148 und die im dreizehnten Jahrhundert widerstandslos unter die Herrschaft der Este fiel, mit der fehlenden Größe und Bedeutung der Stadt zusammen. 149 Die "Feudalisierung" der Este-Herrschaft in Ferrara ab dem dreizehnten Jahrhundert traf somit kaum auf Opposition. Deshalb hat der "Sonderfall Ferrara" aber auch keine exemplarische Bedeutung für andere italienische Territorialstaaten des Mittelalters. Faßt man nun das so für Norditalien entstandene Bild zusammen, so läßt sich an der urkundlichen Terminologie allein keine einheitliche Entwicklung des Lehnswesens oder der Kommunalbewegung im Verhältnis zum Phänomen des entstehenden "Rittertums" ablesen. Gerade der Begriff des einzelnen miles, wie er in Urkunden bis zum zwölften Jahrhundert begegnet, erweist sich hierfür von trügerischer Ambivalenz. Es muß bezweifelt werden, ob die städtischen milites, die im Sinn einer Gruppenbezeichnung ab dem späten zwölften, aber vor allem im dreizehnten Jahrhundert dem populus gegenüberstehen, mit früheren bischöflichen Vasallen mehrheitlich in einem (agnatischen oder kognatischen) Deszendenzverhältnis stehen, und ob hier nicht vielmehr eine gänzlich neue gesellschaftliche Schicht erscheint. 150 Mit solchen Fragen wird jedoch die Abschliessungsthese in ihrem umfassenden Sinn hinfällig. Giovanni Tabacco hat dies in einem Aufsatz jüngst auf den Punkt gebracht. 151 Ausgehend von einer doppelten Tradition in Reichsitalien, die (z.B. im Exarchat von Ravenna) i « Budriesi Trombetti, Vassalli e feudi, a.a.O., S. 36, n. 82; S. 45, n. 108; S. 46f., n. 112. Dasselbe gilt auch für den zwischen Bologna und Ferrara ansässigen Feudaladel, w o der miles-Titel nicht auftaucht, vgl. z.B. Tiziana Lazzari: I de Ermengarda. Una famiglia nobiliare a Bologna (secc. IX-XII), in: StM ser. Ili, 32(1991), S. 597-657. 147 Vgl. Otto Vehse: Ferrareser Fälschungen, in: QFIAB 27, 1936/37, S. 1-108 (seit 1957 auch in ital. Übersetzung); s. Budriesi Trombetti, Vassalli e feudi, a.a.O., S. 38f. H8 Ebd., S. 5ff; Castagnetti, Aspetti feudali, a.a.O., S. 79ff.; Antonio Samaritani: Ordini (= Società di 'Popolo'), Contrade e Comune di 'Popolo' a Ferrara nella prima metà del Duecento, in: Atti e memorie della Deputazione Provinciale Ferrarese di Storia Patria ser. IV, 7, 1990, S. 107-138. Andrea Castagnetti: Enti ecclesiastici, Canossa, Estensi, famiglie signorili e vassallatiche a Verona e a Ferrara, in: Structures féodales, a.a.O., S. 387-412, S. 410: "Le famiglie in grado di svolgere una politica propria all'interno del comune sono pochissime, e ben presto in lotta fra loro. Non c'è possibilità di un vero ricambio politico e quindi di una vita politica complessa, che nella prima vita comunale trova espressione nell'attegiamento dei gruppi familiari nei confronti dell'esercizio del potere, come avviene in altre città padane, a Verona, ad esempio." 150 Eine solche Kontinuität der Schicht der milites von ca. 1110 bis ins 13. Jht. wird z.B. behauptet von John Koenig: Il popolo dell'Italia del Nord nel XIII secolo, Bologna 1986; vgl. dazu auch Pierre Racine: he popolo, groupe social ou groupe de pression?, in: NRS 73, 1989, S. 133-150. 151 Giovanni Tabacco: Vassalli, nobili e cavalieri nell'Italia precomunale, in: RSI 99, 1987, S. 247-268 (im Folgenden zit ; jetzt auch in: L'immagine riflessa 12, 2, 1989 (Forme dell'identità cavalleresca 2), S. 243267).

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ebenso byzantinisches Gedankengut wie karolingisches Lehns- und Königsdienstwesen vereinigt, wird gezeigt, daß die milites des zehnten Jahrhunderts eben nicht den grundherrschaftlichen "Adel" bezeichnen, sondern den untersten Grad der "öffentlich-rechtlichen" Pyramide, in una gerarchia che conduce fino al re, ma ne sono il primo grado, reclutato da categorie sociali disparate, spesso umili o addirittura servile,152 Die auffallend häufige Verwendung des m/7es-Attributs anstelle des herkömmlichen vassus für bischöfliche (und klösterliche) Vasallen ab 985 soll letztere als Teilhaber öffentlicher Gewalt kennzeichnen. 1 5 3 Trotz allem jedoch sei die Herausbildung der hochmittelalterlichen cavalleria parallel zur Entwicklung des Lehnswesens verlaufen, wie Tabacco betont. Derselbe Historiker hat zuletzt die kommunale Bewegung Mailands als bürgerliche Bewegung (unter Einschluß der negotiatores) charakterisiert, die sich unter Zuhilfenahme des antiken Konzeptes der libertas gegen die milites behauptete. 1 5 4 Die Verschriftlichung des lombardischen Feudalrechtes im zwölften Jahrhundert hat in diesem "bürgerlichen" Zusammenhang die Funktion einer "Rationalisierung" (razionalizzazione). Eine nobilitas che sempre aveva significato una prevalenza sociale aperta ed incerta entwickelte nun in Reaktion das "Rittertum" (cavalleria) als kulturelles, nicht jedoch rechtliches Abschließungsphänomen. 155 Die gesellschaftliche Mobilität wurde dadurch nicht behindert.

3. Die milites in der gesellschaftlichen Entwicklung der Toskana im späten zwölften und dreizehnten Jahrhundert Die schwierige, meist nur annäherungsweise mögliche vergleichende Analyse königlicher (bzw. kaiserlicher) Gesetzgebung, bischöflicher oder klösterlicher Grundherrschaften, sowie lokaler Rechtsetzung in Oberitalien des zehnten bis zwölften Jahrhunderts hat 152 Ebd., S. 251; vgl. S. 252: "I milites sono dunque ben necessari al funzionamento del regno, pur essendo ignobiles rispetto alle altre membra dell'organismo regio: sono i minimi. Certo, trattandosi di una ignobilitas relativa, i milites non possono dirsi ignobiles rispetto ai laboratores. (...)". Aus der Differenz zwischen der in der französischen Historiographie (Duby et al.) und der von Hagen Keller gewonnenen Chronologie läßt sich deshalb nur ein Ausweg finden, S. 256: "Non vi è altra soluzione che ridimensionare, da un lato, il valore attribuito alla diffusione del termine miles, prima in gradi sociali modesti, poi anche nell'aristocrazia militare, nello studio della genesi della cavalleria; e, d'altro lato, abbandonare la tesi di una rigorosa continuità della militia a livello sempre nobiliare." •53 Ebd., S. 253f. 154 Giovanni Tabacco: La genesi culturale del movimento comunale italiano, in: Civiltà comunale: Libro, scrittura, documento. Atti del Convegno Genova, 8-11 novembre 1988, Genova 1989 (Atti della Società ligure di Storia Patria n.s. 29, fase. 2), S. 13-32, S. 27 unter Berufung auf Landulfiis Senior: der populus, magis mori diligens quam vivere inhoneste, ac dttlcius iudicans mortem videre quam vitam summo cum dedecore ducere longam etc.; (vgl. zu dem Bd. die Rez. von Donatella Frioli in: DA 48, 1992, S. 203f). 155 Ebd., S. 29. Charakteristisch für die zwischen Keller und Tabacco immer seriös geführte wissenschaftliche Auseinandersetzung auch Tabaccos Schluß mit dem Verweis auf den Sonderforschungsbereich "Pragmatische Schriftlichkeit" in Münster, S. 32.

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bisher für die Genese eines "Rittertums" zu wenig schlüssige Ergebnisse gebracht. Neben die Probleme verschiedener ethnischer und rechtlicher Traditionen in verschiedenen Kontexten tritt der Befund, daß gerade das frühe Auftreten des /w/7es-Titels in Italien als nur beschränkt taugliches Mittel der Erklärung dient, scheint ihm doch von Anfang an auch eine antik römisch-rechtliche Nebenbedeutung zuzukommen, die bis weit in das zwölfte Jahrhundert eine klare Bestimmung der sozialen Kondition von (insgesamt höchst selten erwähnten!) milites erschwert. Deshalb soll in diesem Abschnitt nicht nur geographisch von Oberitalien auf Mittelitalien übergegriffen werden, sondern auch ein chronologischer Schritt hin zum Hochmittelalter gemacht werden. Für die Frühzeit ist die mittelitalienische Überlieferung keinesfalls besser als für Oberitalien, sieht man von wenigen und speziellen Ausnahmen (wie dem langobardischen Lucca) einmal ab. 156 Gioacchino Volpe zeichnete 1904 ein berühmtes Bild der Entstehung der Kommune, in dem auch er dem zehnten Jahrhundert die nuova formazione sociale dei minori vassalli, valvassori, militi, castellani, gastaldi ecc., pìccola e media feudalità che diede poi l'impulso maggiore al riordinamento della società medioevale zuwies. 157 Den Ursprung dieses mittleren Feudalstandes sah Volpe im Aufstieg der "königsfreien" Arimannen, deren Name längst nicht mehr nur die ethnische Verschiedenheit der langobardischen von der romanischen Bevölkerung anzeigen sollte, sondern bereits mehr oder minder abgeschlossene soziale, land- und auch stadtsässige Gruppen, die bis weit in das Hochmittelalter nach germanischen Recht lebten. Dabei dachte er besonders an die in toskanischen Quellen ausgesprochen häufig begegnenden lambardi. Die Gegenbewegung der Kommune entstand dann in den Städten als "private" Schwurgemeinschaft der Bürger. 158 Der in Italien schon frühzeitig nachweisbaren Landflucht der Bauern vor den Einfällen der Ungarn und Sarazenen (die ja auch hinter dem Phänomen des incastellamento stand), 159 versuchten die Grundherren mit einer "Militarisierung" der Bauern zu begegnen: "Si davan loro armi e cavallo perchè fossero cioè militi senza la cerimonia dell'armamento, ed ecco si costituiva un nucleo coerente di masnadieri, homines o milites o equites de masnada, legato da una legge che è dapprima imposta dall'alto e poi diventa interna, propria; (...)". 160 Zweifellos fand also in den Fällen dieser frühen milites, (die in der italienischen Sprache stets mit militi übersetzt werden), keine "Rittererhebung" statt, wofür Volpe nicht 15« Vgl. Mario Nobili: La storiografia sulla Tuscia altomedievale dal 1945 ad oggi (secoli VII-XI). Principali linee di svolgimento, in: Bollettino Storico Pisano 58, 1989, S. 1-35; viel Material zur Toskana jetzt auch in: Studi in onore di Cinzio Violante, Spoleto 1994. 157 Gioacchino Volpe: Origine e primo svolgimento dei comuni nell'Italia longobarda. Studi preparatori. Presentazione di Cinzio Violante, Roma 1976, S. 19ff; vgl. Ovidio Capitani: Gioacchino Volpe, storico del Medioevo, in: ders.: Medioevo passato prossimo. Appunti storiografici: tra due guerre e molte crisi, Bologna 1979, S. 191-209 (zuerst 1971). 158 Gegen diese "privatrechtliche" Theorie wandte sich dann die territorial-lehnrechtliche "öffentliche" Theorie der Kommunalentstehung mit der Betonung der bischöflichen Herrschaft. Vgl. die Lit. in Anm. I, 1, 58, passim. 159 Vgl hierzu zuletzt Manuel Vaquero Pineiro: Casalino ubi iam fuit casa. Apporto domanale allo studio delle dimore contadine abbandonate nella Toscana alto medievale (secoli IX-XI), in: ASI 148, 1990, S. 499-510. iso Volpi, Origine, a.a.O., S. 21.

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nur verschiedene Beispiele aus der Toskana beibringt, sondern auch eine bereits kritische Reaktion von Papst Paschalis I. (817/8) zitiert: colonos aut partiarios et servos subiacentes parti ecclesiae ravennatis ad militandum subtrahere non liceat; jene, si militatifuerint, müßten wieder discingi et dismilitari.161 So finden sich vereinzelte /w/es-Belege nicht nur in der Lombardei, sondern auch in Mittelitalien, sowohl als Gruppenbezeichnung als auch als individuelle Kennzeichnung; erinnert sei z.B. an einen Zeugenprozeß zwischen dem Erzbischof von Pisa und dem Bischof von Volterra 1150 um das aus der Erbschaft der Kadolinger stammende Kastell Montevaso, wo unter den Pisanern Zeugen ein Ildeprandus de Postignano und verschiedene andere erzbischöfliche milites genannt wurden, die die Burg gegen die Volterraner Soldaten verteidigt hatten. 1 6 2 Die Vorstellung einer wie auch immer gearteten gesellschaftlich einheitlichen Schicht, der die in den Quellen bezeichneten milites in Italien des zwölften Jahrhunderts angehörten (mit der Ausnahme Süditaliens, s.u. Kap. I, 4) läßt sich so jedoch nicht gewinnen. Dies soll die "heuristische" Benützung des Begriffes nicht berühren, solange man ihm nicht eine "rittertümliche" Bedeutung gibt. Beginnt man - mehr oder weniger willkürlich - die gesellschaftliche Analyse der fünf heutigen Regionen Mittelitaliens (Emilia-Romagna, Toskana, Umbrien, Marken, Latium) mit der Toskana, so hat man nicht nur die wohl reichste (und deshalb sozial differenzierteste) Landschaft gewählt, sondern auch den Vorteil, durch fünf wichtige Kongreßbände zu den sog. ceti dirigenti, den führenden oder tonangebenden Schichten, ein in seiner Qualität herausragendes sozialgeschichtliches Instrumentarium zu besitzen. 163 Cinzio Violante betonte, daß man stattdessen für diese Kongresse den Leitbegriff ceti dominanti hätte verwenden sollen, da sich in diesem die Machtfrage deutlicher spiegele. 1 6 4 Schwerer wirkt der Umstand, daß in den Bänden bei der Analyse feudaler und herrschaftlicher Strukturen aufsteigende bürgerliche Schichten wie die Juristen und die städtischen iudices vernachlässigt wurden, wie Ennio Cortese anmerkte. 1 6 5 Zum Problem der städtischen milites formulierte Cardini in zwei Beiträgen im Rahmen dieser Kongresse den gültigen Forschungsstand. An dieser Stelle sollen nur ergänzende Ausführungen anhand zweier wichtiger toskanischer Städte, nämlich Pisa und Pistoia, gemacht werden.

161 Ebd., S. 176. 162 Fedor Schneider: Ausgewählte Aufsätze zur Geschichte und Diplomatile des Mittelalters vornehmlich in Italien. Mit einer Einführung von Gerd Tellenbach, Aalen 1974, S. 309-328: Studi Volterrani. La vertenza di Montevaso del 1150 (zuerst 1908), S. 326f. 1631 ceti dirigenti in Toscana nell'età precomunale. Comitato di studi sulla storia dei ceti dirìgenti in Toscana. Atti del I Convegno: Firenze, 2 dicembre 1978, Pisa 1981; I ceti dirigenti dell'età comunale nei secoli XII e XIII. Atti del II Convegno: Firenze, 14-15 dicembre 1979, Pisa 1982, I ceti dirigenti nella Toscana tardo comunale, a.a.O.; Nobiltà e ceti dirigenti, a.a.O.; I ceti dirigenti nella Toscana del Quattrocento, Atti del V e VI Convegno. Firenze, 10-11 dicembre 1982; 2-3 dicembre 1983, Firenze 1987. IM Cinzio Violante: Le strutture familiari, parentali e consortili delle aristocrazie in Toscana durante i secoli X-XII, in: I ceti I, a.a.O., S. 1-51, S. 1, n. 1; zustimmend Gina Fasoli: Ceti dominanti nelle città d'Italia centro-settentrionale fra X e XII secolo, in: Cracco (Hrsg.), N u o v i studi, S. 3-13. 165 Zu Bolognas Juristen immer noch wegweisend Fried, Entstehung; vgl. Ennio Cortese: Intorno agli antichi iudices toscani e ai caratteri di un ceto medievale, in: Scritti in memoria di Domenico Barillaro, Milano 1982 (Pubblicazioni della Facoltà di Giurisprudenza della Università di Pisa 79), S. 3-38.

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In mehrfacher Hinsicht lehrreich ist das B e i s p i e l v o n Pisa, einer der führenden Handelsstädte d e s M i t t e l m e e r s , in der sich frühzeitig "ritterliche" Traditionen n a c h w e i s e n lassen. In der Historiographie der frühen N e u z e i t wurde d i e s dann auch hervorgehoben. 1 6 6 S o f i n d e n s i c h bereits in d e m in der ersten H ä l f t e des z w ö l f t e n Jahrhunderts ents t a n d e n e m Liber Maiorichinus, e i n e m klassisch inspirierten Bericht über die g e n u e s i s c h pisanische E x p e d i t i o n g e g e n die B a l e a r i s c h e n Inseln v o n 1 1 1 4 , e i n e Fülle v o n "ritterlichen" Attributen ( i m S i n n e F l e c k e n s t e i n s ) . 1 6 7 B e e i n f l u ß t v o n S a l v e m i n i s Studien über die dignità cavalleresca in Florenz, schrieb V o l p e 1 9 0 2 sein e i n f l u ß r e i c h e s B u c h über Pisa, in d e m er auch die ca. f ü n f z e h n oder z w a n z i g Großfamilienverbände ( c o n s o r t e r i e ) beschrieb, die i m frühen dreizehnten Jahrhundert d i e Gruppe der milites stellte. N a c h V o l p e z e i c h n e n sich d i e s e F a m i l i e n per antica dignità cavalleresca aus; d i e s e n f o l g t e n j e d o c h e i n e minore aristocrazia, sog. milites pro comune ( w i e es in e i n e m florentiner(l) D o k u m e n t v o n 1 2 3 3 h i e ß e ) , die, w i e s c h o n Otto v o n Freising (!) b e z e u g e , den B e g i n n j e n e r erst i m vierzehnten Jahrhundert deutlich w e r d e n d e n decadenza della cavalleria comunale darstellen. 1 6 8 E m i l i o Cristiani verfaßte 1 9 6 2 eine detaillierte A u s e i n a n d e r s e t z u n g m i t v i e l e n der v o n V o l p e vertretenen T h e s e n , die sich vor a l l e m g e g e n d e s s e n allzu s c h e m a t i s c h konstruierten "Klassengegensätze" in Pisa r i c h t e t e . 1 6 9 i«« So berichtet eine um 1592 geschriebene Stadtgeschichte von Pisa zum Jahr 1244: "E il giudice fuggisi in Santa Cilia, terra fortissima: la quale fu senza intervallo assediata dai Pisani, e presa con somma felicità; restandovi morto il detto giudice. Sopra il cui corpo si fece cavaliere Currado Capraja, con molte solennità, e secondo il costume di quei tempi; nei quali si apprezzava più l'onore che le robba, e le virtù si stimavano più che il vizio: e massime nella città di Pisa, la quale era un vero specchio a tutte l'altre d'Italia. Questo modo di creare i cavalieri fu anticamente ordinato per eccitare gli animi delle persone a fare atti generosi e magnamini: nè lecito era creargli ad altri che all'imperatore, il quali doppo avergli cinto o fatto da altri cingere il cingolo militare, e postigli ai piedi gli sproni d'oro e nel dito l'anello; gli metteva la mano sopra la spalle destra, e diceveli in lingua latina: Esto eques, e fatte queste cose, tutto il giorno s'armeggiava e festeggiava. Gl'imperatori di Roma dando alla città grande autorità, le concessero che ogni volta che a lei pareva, potesse mettere quelle persone che secondo il suo giudizio lo meritevano, nell'ordine equestre. Si trova nell'archivio di questa gran città, che quando i Pisani per partito vincevano che tal grado si concedesse a qualche loro cittadino, ovvero ad altri che avesse servito la repubblica, spendeva fiorini cento d'oro in quel giorno. Questo è quanto ne posso dire; e volentieri l'ho fatto, richiedendolo questo luogo." (Delle Istorie Pisane libri XVI di Raffaele Roncioni, hrsg. v. Francesco Bonaini, in: ASI 6, 1, 1844, S. 510f). 167 Carlo Calisse (Hrsg.): Liber Maiolichinus de gestis Pisanorum illustribus. Poema della guerra Balearica secondo il cod. Pisano Roncioni aggiuntevi alcune notizie lasciate da M. Amari, Roma 1904 (FSI 29), S.35 über Ugo Visconti, in astarum ludís et cursibus usus equorum, der Písanos equites tractabat more Quiritis (v. 762, 765); S. 67 milesque pedesque dividiltirpartes (v. 1673f); S. 70: Gerardus comes (...) miles per bella probatus (v. 1751f); S. 71 : Ugone Gusmani fama decoratus equestri (v. 1778); S. 76: insignes equites Pesulani (v. 1908) etc. Charakteristisch für diesen Sprachgebrauch ist (wie bei Otto von Freising!) der nicht-technische, häufig antikisierende Gebrauch dieser Vokabeln, in dem miles und eques austauschbar verwendet werden; vgl. Gioacchino Volpe: II Liber Maiolichinus de gestis Pisanorum illustribus, in: ASI ser. V, 37, 1906, S. 93-114; Scaglia, Oliverius, a.a.O.; Rossella Trevisan: II Liber Maiorichinus e la società mediterranea del XII secolo, in: Bollettino Storico Pisano 61, 1992, S. 191-195. i«« Gioacchino Volpe: Studi sulle istituzioni comunali a Pisa. Città e contado, consoli e podestà secoli XIIXIII. Nuova edizione con una introduzione di Cinzio Violante, Firenze 1970 (Biblioteca Storica Sansoni n.s. 48), S. 397-399. i « Emilio Cristiani: Nobiltà e popolo nel comune di Pisa dalle origini del podestariato alla signoria dei Donoratico, Napoli 1962 (Istituto italiano per gli studi storici 13); vgl. die Rez. von Giovanni Tabacco: In-

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Sein Werk, dessen Ergebnisse hier nicht im einzelnen wiederholt werden sollen, ist noch heute ein wichtiger Beitrag zur Sozialgeschichte einer frühen Kommune. Gerade zur vexata quaestio der Definition der nobiles im dreizehnten Jahrhundert finden sich wichtige Hinweise auf Jurisdiktions- und Patronatsrechte (nicht jedoch Steuerbefreiung) bestimmter consorterie.170 So kennt der pisaner Chronist Bernardo Marangone gegen Ende des zwölften Jahrhunderts mehrere Klassen von nobiles: Konsuln, Senatoren, kommunale Schatzkämmerer, Häupter der Rechtsprechung, sapientes und Ratsmitglieder, kommunale Botschafter, milites und Heerführer und schließlich Inhaber des wichtigen Amtes des Console del Mare.171 Schlägt man nun jedoch die miles-Belege im prosopographischen Anhang I der Arbeit Cristianis nach, bleibt zunächst unter lauter Heerführern nur ein miles (nobilis) übrig, nämlich der Konsul Marzucco Gaetani. 1 7 2 Nach dem Liber Maiorichinus bietet der nach 1182 schreibende Chronist Marangone einen der frühesten Fälle für eine "ritterliche" kommunale Historiographie, die den pisaner milites eine Fülle der "gesuchten" Attribute zuschreibt. Zum Jahr 1171 beschreibt er eine wichtige Schlacht zwischen Lucca und Pisa, deren Konsuln ein großes Heer aufgeboten haben, exercitum magnum militum, peditum et sagittariorum, in quo exercitu fuerunt milites fere duo milia.m Manche der milites im Pisaner Heer werden nun bei Marangone besonders herausgehoben: comes Ildebrandinus, miles signifer et capitaneus, Sigerius quondam Uguicionelli Gualandi, miles probatissimus, similiter signifer, comes Albertus de Prata miles fortissimus, Ugo Belle, miles egregius, vexillifer, comes Gerardus vir equestris, Henricus Canis, miles strenuissimus, similiter vexillifer, und schließlich noch die nobilis militia episcopi Vulterrani.i74 Niemand wird daran zweifeln, daß hier tatsächlich bereits jene Aufwertung des milesTitels zu beobachten ist, die für das dreizehnte Jahrhundert in Italien charakteristisch wird. Wichtig ist, daß alle der bei Marangone genannten Ritter gleichermaßen der feudalen wie der kommunalen Aristokratie angehören. Dieser Befund wird auch durch jüngste prosopographische Forschungen gestützt. So findet sich z.B. unter der Großfamilie da Caprona jener oben erwähnte Konsul Ugo de Bella (der 1170 ein von der Kommune bezahltes Ritterpferd, einen dextrarius ritt), sowie ein Enrico IV da Caprona, der 1180 als Erstgeborener durch väterliches Testament fünfzig Pfund pro corredis, equis et armis militaribus erhielt. 175 Schon im Breve consulum von 1162 wird die rückzuerstattende

terpretazioni e ricerche sull'aristocrazia comunale di Pisa, in: StM ser. III, 3, 1962, S. 707-727; Manlio Bellomo, in: Annali di storia del diritto 7, 1963, S. 300-303; Nicolai Rubinstein, in: English Historical Review 79, 1964, S. 824f.; Haverkamp, Enzensberger, Italien, a.a.O., S. 163ff. mit weiteren Hinweisen, "o Cristiani, a.a.O., S. 124ff. Ebd., S. 47. m Ebd., S. 330. "3 Gli Annales Pisani di Bernardo Maragone, a c. di Michele Lupo Gentile, Bologna 1936 (RIS 2 VI,2), S. 50. 174 Ebd., S. 51; vgl. auch noch S. 52: exceptis Gerardo de Vallecchia nobili milite. G. Lugliè: I D a Caprona, in: Gabriella Rossetti (Hrsg.): Pisa nei secoli XI e XII: formazione e caratteri di una classe di governo, Pisa 1979 (Pubblicazioni dell'Istituto di storia, Facoltà di lettere dell'Università di Pisa 10), S. 169-221, S. 179, 183: "Ciò fa pensare che egli [Enrico II, L.B.], c o m e già U g o de Bella, sia stato fra i milites del Commune."

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Summe eines im Dienst der Kommune Pisa verlorenen dextrarius mit fünfzehn Pfund angegeben. 1 7 6 In den ersten Jahrzehnten des dreizehnten Jahrhunderts entwickelte sich in Pisa eine "ritterliche Kultur" wie in nur wenigen anderen italienischen Städten; so ist dort um 1230 eine vom Artusroman beeinflußte höfische Rittergesellschaft Tabula Rotunda belegt. 177 Am Beispiel Pisas läßt sich studieren, wie eine unvoreingenommenen Forschung unter Einschluß sämtlicher, auch privaturkundlicher Quellen das häufig anhand eines einzigen Gewährsmannes, nämlich Ottos von Freising, entworfene Bild der städtischen decadenza della cavalleria comunale im Hochmittelalter modifizieren kann. 1 7 8 Wie zuletzt gezeigt wurde, bestanden die mittelalterlichen italienischen Kommunalheere schon im zwölften Jahrhundert gleichermaßen aus vertraglich verpflichteten, häufig landsässigen milites ("un vero e proprio contratto bilaterale", P. Brezzi), 179 wie auch aus "zwangsverpflichteten" berittenen cives. Während das Verhältnis zwischen landsässigen milites und Kommune offensichtlich funktional begründet war und blieb, wurde die Verpflichtung als städtischer miles in Pisa schon vor 1200 und in anderen Kommunen später zur gesellschaftlichen Auszeichnung, die dort zwar gesellschaftliche Mobilität, doch nicht einen wie auch immer gearteten Standesdünkel zuließ. 1 8 0 Große Städte wie Siena hielten bereits um 1229/1231 internationale Söldnerheere, die auch den (fast) reinen Bürgermilizen wie in Florenz militärisch nicht überlegen waren. 1 8 1 Welche Auswirkungen die in den verschiedenen Städten ganz unterschiedlichen militärischen Verhältnisse jeweils auf die keineswegs homogene Schicht der städtischen milites hatten, ist jedoch bisher ein für das beginnende dreizehnte Jahrhundert kaum untersuchtes Problem, für das nur wenige Quellen zur Verfügung stehen. 182 Als eine der ausführlichsten prosopographischen Quellen zum Umland einer italienischen Stadt des Hochmittelalters ist der sog. Liber focorum des Distriktes von Pistoia bezeichnet worden, der, vielleicht um 1226, sicher jedoch vor 1250 angelegt, die 7312

Statuti inediti della città di Pisa dal XII al XIV secolo raccolti ed illustrati per cura del Prof. Francesco Bonaini, 3 Bde., Firenze 1854-1857, Bd. 1, S. 6 (vgl. S. 14 zur kommunalen Weide fìir equi pisani-, S. 30 : im Kriegsfall de militibus usque ad trecentos faciendis (1164)). 177 Mauro Ronzani: Pisa nell'età di Federico II, in: Gensini (Hrsg.), Politica e cultura, a.a.O., S. 125-193, S. 160f.; s.u. Anm. II, 61. '78 Vgl. Ovidio Capitani: Città e comuni, in: Storia d'Italia [UTET], dir. da Giuseppe Calasso, 24 Bde., Torino 1979-1984, Bd. 4, Torino 1981, S. 5-57, S. 33ff. 179 Paolo Brezzi: L'esercito feudale e gli eserciti comunali, in: Storia della società italiana. Dir. Giovanni Cherubini et al, auf 25 Bde. projektiert, Torino 1978ff., Bd. 6, Torino 1986, S. 140-146, S. 141. 18" Ebd., S. 143: "Poche parole sulla cavalleria cittadina, che era composta di due categorie distinte, l'una di elementi urbani, l'altra di vssalli dei comuni che erano residenti ancora in campagna ed erano accompagnati dal solito seguito di pedites al loro servizio. Per i secondi la disponibilità militare agli ordini del comune era la conditio sine qua non per conservare una serie di privilegi, quindi non vi erano difficoltà nell'impiego di quelle milizie, anche se il loro contributo andò via via perdendo di importanza nel confronto con gli altri corpi combattenti. Più complessa si presenta la posizione dei cavalieri in città perchè ben presto essi divennero meno una forza armata che una categoria sociale, (...)". 181 Daniel Waley: The Army of the Fiorentine Republic from the Twelfth to the Fourteenth Century, in: Nicolai Rubinstein (Hrsg.): Fiorentine Studies. Politics and Society in Renaissance Florence, London 1968, S. 70-108, S. 73. 182 Dazu jetzt viel Material bei Settia, Comuni in guerra, a.a.O.

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Köpfe von Haushalten aus 124 Landgemeinden (ohne die Stadt selbst) aufzählt. 1 8 3 Die Diözese Pistoia liegt in der nördlichen Toskana, und ist westlich von Lucca und östlich von Florenz begrenzt. In Pistoia sind kommunale Konsuln bereits 1105 bezeugt; 184 der landsässige mittlere Adel im städtischen Umland wurde im zwölften Jahrhundert als valvassores, cattani, castellani oder lambardi (nicht jedoch: milites) bezeichnet. 1 8 5 1351 erlangte Florenz offiziell die Hegemonie über die im Hochmittelalter bedeutende Kommune. Der Liber focorum Comunis, gleichzeitig mit dem Verzeichnis des districtus entstanden, hat leider die Jahrhunderte nicht überstanden. 186 Eine rohe gesellschaftliche Ordnung läßt sich aber auch aus dem erhaltenen Band zum Distrikt erkennen, wird doch hier eine grundsätzliche Teilung der Landbevölkerung in nobiles und die (meist nicht weiter gekennzeichnete) "nicht-adelige" Bevölkerung vorgenommen. 1 8 7 Obwohl der Band von einer einzigen Hand ins Reine geschrieben wurde (die auch für manche Zählfehler verantwortlich sein könnte), 1 8 8 scheinen manche Auffälligkeiten auf unterschiedliche Bewertungen bei der Zählung und Klassifizierung der Haushalte zurückzuführen sein. So werden in großen Landgemeinden wie Carmignano im Süden (mit 280 Haushalten) überhaupt keine nobiles gezählt, 189 während in dem nicht so weit entfernten Montemagno ganze 117 von insgesamt 431 Haushalten nobiles gehören sollen. 190 In manchen kleineren Gemeinden wird nur ein Haushalt von einem nobilis geführt. 1 9 1 Daß hier mit der «o6//w-Kennzeichnung ein irgendwie rechtlich faßbarer verschiedener Status verbunden war, läßt sich nicht erkennen. Deshalb kann sie auch weder einfach als Reflex der "Abschließungsbewegung" einer bestimmten Kaste, noch einfach als Reaktion auf die kommunale Popularbewegung des zwölften und dreizehnten Jahrhunderts gedeutet werden. Denn die Vorstellung von verschiedenen Klassen von nobiles und populäres in kleinen Landgemeinden, von denen die eine Klasse aus gerade einem Haushalt besteht, ist absurd. Aus dem Befund, daß z.B. allein in der Gemeinde Lamporecchio fünf von 37 Haushalten von nobiles (gegenüber 208 "Normalbürgern") als pauperes bezeichnet werden, 1 9 2 erhellt, daß vom "Adel" normalerweise gleichermaßen Abstammung und Reichtum erwartet wurden. 1 9 3

183 David Herlihy: Medieval and Renaissance Pistoia The Social History of an Italian Town, 1200-1430, New Haven, London 1967, S. 55. ist Ebd., S. 26. 185 Ebd., S. 28. is« Quinto Sàntoli (Hrsg.): Liber focorum (a. 1226). Liber finium (a. 1255), Roma 1956 (FSI 93), S. 4. 18' Ebd., S. 5. 188 Ebd., S. 5. 189 Ebd., S. 74-82. Im Fall der Gemeinde Serravalle (S. 160-166: exceptis Nobilibus) scheinen die nobiles gar weggelassen zu sein. 190 Ebd., S. 108-111. Von den hier genannten werden manche bereits als pauperes gekennzeichnet. Im Fall der anderen wünschte man dringend Berufsangaben. "1 Ebd., S. 238, 248. Andererseits sind diese Fälle zu spärlich, als daß man diese mit der Herausbildung der lokalen Bannherrrschafl erklären könnte. "2 Ebd., S. 94f. 193 Vgl. zu diesem unerschöpflichen Thema jüngst Howard Kaminsky: Estate, Nobility, and the Exhibition of Estate in the Later Middle Ages, in: Speculum 68, 1993, S. 684-709.

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Sofort ins Auge springt die Tatsache, daß im Distrikt von Pistoia gerade fünfzehn der weit über 200 als nobiles gekennzeichneten Häupter von Haushalten die zusätzliche Qualifikation des dominus-Titels besitzen, jedoch kein einziger der dort ansässigen "Normalbürger". Aus dem Fall des Dominus Orlandus. Nobilis et miles aus Verzole, 194 oder dem Fall der vier nobiles aus S. Pantaleo ohne dominus-Titel ("Isti omnes sunt Nobiles filii Militum") 195 wird deutlich, daß im Li ber focorum der dominus-Titei auf die Qualifikation als miles verweist, 196 während es für die Bestimmung des nobilis (möglicherweise als Äquivalent zu Abstammung und Reichtum) vielleicht schon genügte, der Sohn eines miles zu sein. Damit aber zeigt sich das Prinzip der Ritterbürtigkeit im dreizehnten Jahrhundert auch schon im Bereich der dörflichen Gemeinschaft der Toskana. Daß gerade "auf dem Lande" das Konzept der nobilitas innerhalb weniger Generationen erfüllt sein konnte, wurde für die Toskana wiederholt am Beispiel eines miles nobilis der südlich von Florenz gelegenen Abtei Passignano gezeigt (1233), dessen Großvater und Vater noch Schreiner waren und zu den klösterlichen Vasallen gehört hatten. 197 So konstituieren die milites und filii militum zusammen den ordo militaris, ein ebenfalls in der Toskana belegter Begriff (1221). 1 9 8 Aber wann setzt die fundamentale Aufwertung des miles in Pistoia ein, der erst jetzt parallel zur Entwicklung in Treviso, Padua, Verona und Pisa (s.o.) - so etwas wie den "Rittertitel" bedeutet? Im Liber censuum der Kommune Pistoia lassen sich hierfür Anhaltspunkte finden. Dem Podestà von 1219, dominus Orlandino de Porcari, wird in einem Brief aus Bologna als strenuo etpraeclaro militi geschrieben; 199 ähnlich dem Podestà von 1223, dem dominus Gerardo Rangone, summe nobilitatis militi oder illustri et spectabili militi gloria refulgenti,200

194 Liber focorum, a.a.O., S. 206. •ss Ebd., S. 135. i'ö Vgl. Giovanni Tabacco: Nobili e cavalieri, a.a.O., S. 54, mit Skepsis gegenüber Salveminis These, daß seit den 1240er Jahren in Florenz der dominus den miles bedeutet; S. 59, n. 59 dann jedoch zwei Beispiele aus Siena von 1228, wo der dominus den miles - im einen Fall sogar einen neu erhobenen novus miles - anzeigt. Grundsätzlich ist das Problem der Gleichsetzung des dominus mit dem miles leider nicht zu lösen, sondern abhängig von der spezifischen lokalen Terminologie; vgl. auch Eugenio Leone: Dominus: La storia della parola e le origini dei titoli onorifici Don e Donna, in: Atti e memorie dell'Accademia Toscana di scienze e lettere La Colombaria 34, 1969, S. 329-411. 197 Tabacco, Nobili e cavalieri, a.a.O., S. 69, n. 107; Cardini, La cavalleria: una questione da riproporre?, a.a.O., S. 128f.; ders., "Nobiltà' e cavalleria, a.a.O., S. 17; John Larner: Italy in the Age of Dante and Petrarch 1216-1380, London, New York 1980, S. 156f. (mit dem Stammbaum). ! " Gioacchino Volpe: Toscana medievale. Massa Marittima, Volterra, Sarzana, Firenze 1964 (Biblioteca Storica Sansoni n.s. 41), S. 49, n.2: der Bischof von Lucca nennt 1180 die Bewohner seines Kastells Montopoli milites, die Semper pro arbitrio et voluntate episcopi habeant equos et arma ad honorem Dei et lucensis ecclesie et episcopatus; 1221 nennen sich diese selbst milites et persone qui sumus de ordine militari de Montapoli. Bestimmte milites et filii militum werden z.B. auch zusammen genannt in einer Rechtsentscheidung zwischen den Kommunen San Gimignano und Poggibonsi 1209, vgl. Ludovico Zdekauer: Arbitrato tra i comuni di Poggibonsi e San Gimignano proferito nel 1209. Contributo alla storia degli Statuti del contado fiorentino, in: Miscellanea storica della Valdelsa 7, 1899, S. 1-11, S. 8. 199 Quinto Sàntoli (Hrsg.): Liber censuum comunis Pistorii. Regesto corredato di tre indici e preceduto da un'introduzione, Pistoia 1915 (Fonti Storiche Pistoiesi 1), S. 39ff., S. 76. 20« Ebd., S. 143, 145.

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Nicht immer jedoch werden in diesen Schreiben domini als milites kenntlich gemacht, und dies gilt auch umgekehrt: offensichtlich gehörte der /w/e.v-Titel trotz seiner gelegentlichen "ritterlichen" Überhöhung durch obige Attribute noch nicht zum unverzichtbaren Vokabular der notariellen Schreiblehre, der ars dictaminis. In diesem Zusammenhang ist es ausgesprochen wichtig zu bemerken, daß diese Briefe j a aus der "Hauptstadt" der ars dictaminis stammten, aus Bologna. Zum gleichen Zeitpunkt wie in der pisaner Chronistik eines Bernardo Marangone läßt sich auch in der ars dictaminis diese neue Wertschätzung des miles belegen (s.u. Kap. II, 2). Diese rhetorische Aufwertung des m/7es-Titels ließe sich nicht nur in Pistoia an einer Fülle von Dokumenten illustrieren, sondern für ganz Italien im frühen dreizehnten Jahrhundert. Andererseits war aber gleichzeitig der miles-Titel in Dokumenten - selbst wo man von seinem Vorhandensein ausgehen muß - noch keinesfalls "unverzichtbar", wie das Beispiel des reichen Turmbesitzers und ehemaligen Kreuzfahrers Attamai del fu Paride aus Pistoia zeigt, der in seinem Testament 1219 u.a. Witwen und Waisen große Legate vermachte. 2 0 1 In der Kommune San Gimignano scheint bereits 1232 von dem Podestà die Ritterwürde verlangt worden zu sein; ein Nicht-Ritter könne nur dann gewählt werden, si militiam accipere voluerit.202 Die persönliche militia als etwas kurzfristig "Annehmbares" deutet hier offensichtlich auf den dies konstituierenden Akt, die Schwertleite, hin (s.u. Kap. II, 1). Es ist dies nach dem Beispiel des Paduaner Podestà von Vicenza (1267/73) das zweite Mal, daß die militia, auch hier offensichtlich verstanden als (zeremonielle) Annahme der Ritterwürde, als Voraussetzung zu einem Amt begegnet. Daneben dürfte es aber auch überhaupt einer der ersten Belege dafür sein, daß die Podestà der größeren Kommunen Ritter sein mußten, was im Spätmittelalter durch statuarische Festlegung nicht unbeträchtlich zum Überleben der Ritterwürde beitragen sollte. 203 Natale Rauty: Il testamento di un crociato pistoiese (1219-1220), in: Bullettino Storico Pistoiese 82, 1980, S. 15-51. Zum verstärkten Gebrauch des nobilis miles in Pistoias Quellen des 13. Jahrhunderts vgl. z.B. Lucia Gai: Indice delle fonti per la storia pistoiese (1), in: Bullettino Storico Pistoiese 84, 1983, S. 120-134. 202 Robert Davidsohn: Forschungen zur Geschichte von Florenz, 4 Bde., Berlin 1900-1908 (ND Osnabrück 1973), Bd. 2, Aus den Stadtbüchern und Urkunden von San Gimignano (13. und 14. Jahrhundert), S. 18 (dort auch S. 15 der einzigartige Fall eines als dominus gekennzeichneten Schusters, 1231). Vgl. auch Enrico Fiumi: Storia economica e sociale di San Gimignano, Firenze 1961 (Biblioteca Storica Toscana 11), S. 55, 61, der den domimis-Titeì (vgl. Davidsohn, Forschungen, a.a.O., Bd. 2, S. 294f. zu 1224/5 ) automatisch mit dem /m/e.v-Titel übersetzt, was im Einzelfall zu beweisen wäre; in Anbetracht dieser "Übersetzung" muß man auch an der bei Fiumi, S. 46, nach "ASF, Carte S. Gimig. 1, c. 5t, proc. a. 1221" gemachten Behauptung zweifeln müssen, der ritterliche Kreuzfahrer Gregorio di Gregorio habe 1221 das Recht besessen di fare militi. Eine ähnliche, angeblich bereits 1223 belegte und von Friedrich I. (sie]) stammende Privilegierung des Markgrafen Uguccio da Colle hat bereits Wilhelm Erben als falsch erkannt (ders.: Schwertleite und Ritterschlag. Beiträge zu einer Rechtsgeschichte der Waffen, in: Zeitschrift für historische Waffenkunde 8 (1918-20), S. 105-168, S. 121, n. 120). 203 Zum Podestàwesen, das sich in den größeren Kommunen im zwölften Jahrhundert herausbildet, vgl. z.B. Vittorio Franchini: Saggio di ricerche su l'istituto del podestà nei comuni medievali, Bologna 1912, S. 167 zu den funzioni militari; Emilio Cristiani: Le alternanze tra consoli e podestà ed i podestà cittadini, in: Cosimo Damiano Fonseca (Hrsg.): I problemi della civiltà comunale. Atti del Congresso Storico Internazionale per l'VIII centenario della prima Lega Lombarda, Bergamo 1971, S. 47-57; Christoph

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Wenn auch der (ghibellinisch gesinnte) iudex Orfino da Lodi Mitte des dreizehnten Jahrhunderts im ersten erhaltenen Podestàspiegel von diesem fordert: Armis dotatus sit, equis et veste beatus,2W dann steht hier im Hintergrund die im dreizehnten Jahrhundert noch notwendige militärische Funktion des Podestà als kommunaler Heerführer. 205 Als z.B. im Jahr 1230 der florentinische Podestà von Orvieto dominus Adimari Catelani im Kampf gegen Siena gefallen war, drangen seine Erben auf eine finanzielle Entschädigung für dessen entgangenen Lohn und seine Hinterlassenschaft. Dem Historiker gibt dies die günstige Gelegenheit der Einsicht in den materiellen Wert der von dem Podestà benützten Ausrüstung, von der über die Hälfte (300 Pfund) auf zwei Ritterpferde (idextrarii) und ein Paradepferd, einen ronzone (oderpalafredus) entfiel. 206 Auf diesem militärischen Hintergrund gewinnen die kommunalen Bestimmungen in Verona, Arezzo oder Perugia (s.u.) über das geforderte Mindestvermögen eines miles ihren Sinn, soll damit doch keine soziale "Abschließung" bezweckt, sondern nur gewährleistet werden, das der Betreffende die erforderliche Ausrüstung und etwaige Folgekosten (z.B. Lösegeld) bezahlen kann. 207 Was konnte man in der Toskana in der ersten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts unter einem miles alles verstehen? 208

Ludwig: Untersuchungen über die frühesten 'Podestaten' italienischer Städte, Wien 1973 (Dissertationen der Universität Wien 90); Anna Imelda Galletti: Note sulla mobilità d'élite nell'Umbria comunale: le magistrature forestiere, in: Orientamenti di una regione attraverso i secoli: scambi, rapporti, influssi storici nella struttura dell'Umbria. Atti del X Convegno di studi umbri, Gubbio 23-26 maggio 1976, Perugia 1978, S. 567-574; Enrico Artifoni: I podestà professionali e la fondazione retorica della politica comunale, in: Quaderni storici n.s. 63, 1986; S. 687-719; S. 692 zur Ritterwürde; von letztgenannten Autor, sowie der Florentiner Forschungséquipe um Jean-Claude Maire Vigueur sind weitere Beiträge zum Thema zu erwarten. 204 Luciana Castelnuovo (Hrsg.): Orfmo da Lodi: De regimine et sapientia potestatis, in: Archivio Storico Lodigiano ser. II, 15, 1967, S. 3-115, S. 48 (v. 495), vgl. ebd. S. 56: "Hic sonipes frenis sellis decoretur abenis/ Hic equus et mulus sibi serviat alter et unus,/ Aureus centura sibi sint munillia plura,/ sella nitens freno falleris sociata sereno,/ Lancea mucro spata calcaria sint geminata,/(. ..)" sowie die Übersetzung (v. 635-639). 205 Vgl. auch Waley, Army, a.a.O., S. 75 über den Traktat des Giacopo Rangone (ca. 1260/70). 206 Luigi Fumi (Hrsg.): Codice Diplomatico della città d'Orvieto. Documenti e regesti dal secolo XI al XV e la Carta del Popolo, codice statutario del comune di Orvieto con illustrazioni e note, Firenze 1884 (Documenti di Storia Italiana 8), S. 125-127. Daneben besaß der als dominus bezeichnete Podestà vier ronzini und eine komplette Ritterausrüstung. 207 Zum Lösegeld z.B. Settia, Comuni in guerra, a.a.O., S. 138f.; zu Florenz hat dies auch schon Enrico Fiumi, Fioritura e decadenza della economia fiorentina (III), in: ASI 117, 1959, S. 427-502, S. 441 formuliert: "Solo chi possedeva un certo patrimonio poteva aspirare a essere armato cavaliere, titolo molto ambito da mercanti e da banchieri, perchè li accostava, in considerazione sociale, ai discendenti della nobiltà feudale. Non privilegio, quindi, deve intendersi la facilitazione fiscale accordato dal comune fiorentino ai militi, ma solo sostituzione dell'obbligo dalla cavallata ad un peso tributario." 208 Eher eine Hintergrundrolle spielt die Terminologie der päpstlichen Kanzlei, die fast fiir das gesamte dreizehnte Jahrhundert unter dem miles noch den Vasallen oder Soldaten versteht, während fiir die sich selbst bereits als milites bezeichnenden Aristokraten des Ausdruck des nobilis vir häufiger ist (Beispiele: Matthias Thumser: Die Frangipane. Abriß der Geschichte einer Adelsfamilie im hochmittelalterlichen Rom, in: QFIAB 71, 1991, S. 106-163, S. 145 (1162/3); Wolfgang Hagemann: Studien und Dokumente zur Geschichte der Marken im Zeitalter der Staufer, in: QFIAB 44, 1964, S. 72-288, S. 241f., 249f).

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Trotz der sich in den Städten verstärkenden Polarisierung zwischen milites und pedites (populus) behielt der Begriff in mittleren Städten und Landgemeinden noch bis zur Mitte des Jahrhunderts die funktionale Bedeutung des berittenen Kriegsdienstes, das tenere equos pro comuni, wie es in den Statuten von Volterra heißt. 209 Da sich - um das bereits analysierte Beispiel wieder aufzugreifen - die Kommune Pistoia gegenüber den landsässigen nobiles bestens zu behaupten wußte (seit ca. 1200 konnten diese per Dekret zur Residenz in der Stadt gezwungen werden), 210 darf auch im Fall der wenigen domini/milites im Liber focorum des Distriktes von Pistoia angenommen werden, daß sie im Kriegsfall für die Kommune Ritterdienste mit eigenen Pferden leisten mußten oder dazu vertraglich verpflichtet wurden. Wie in Pistoia wurde auch in Florenz im Jahr 1233 eine Bestandsaufnahme der Landbevölkerung angestrebt. Die homines omnes et singuli de comitatu et districtu Florentie (...) cuiuscunque condictionis homines sint sollten sich von Notaren zählen lassen, wobei die Strafe bei Nichtbeachtung für den miles und den pedes variierten. Wichtig erscheint die Unterscheidung in quacunque condictione est, sive sit miles, nobilis, aut factitius, aut aloderius vel masnaderius aut homo alterius, vel fictaiolus, aut laborator, aut alterius condictionis (...). 211 Auch hier wurden also noch die "Landadligen" als milites und nobiles zusammengefaßt und gegenüber Handwerkern und Unfreien abgegrenzt. Gab es zu Beginn des dreizehnten Jahrhunderts um Florenz herum tatsächlich noch eine halbwegs homogene Schicht solcher landsässiger Familienverbände, so verschwand diese Schicht gegen Ende dieses Jahrhunderts, wie David Herlihy am Beispiel einer kleinen, zu Florenz gehörigen Gemeinde demonstrierte. 212 In den Statuten der Landgemeinde Anghiari wird eine interessante, rein funktional begründete soziale Dreiteilung vorgeschlagen: "Illi apellantur maiores qui sunt milites et filii militum et iudices et qui sunt soliti retinere equos tempore guerre pro d. Communi, aut retinebunt equos pro d. Communi, aut pro civitate Aritii. - Illi apellantur minores qui vadunt cotidie ad cultum agrorum seu vinearum sub carta mercede, et stant cum aliis ad serviendum sub carta mercede, seu vadunt ad alias operas sub carta mercede. - Omnes alii apellantur mediocres." 213

209 Enrico Fiumi (Hrsg.): Statuti di Volterra I (1210-1224), Firenze 1952 (Documenti di storia italiana pubblicati dalla Deputazione di Storia Patria per la Toscana ser. II, 1), S. 67. 210 Herlihy, Pistoia, a.a.O., S. 30. 211 Davidsohn, Forschungen, a.a.O., Bd. 4, S. 89f., S. 90. 212 David Herlihy: Santa Maria Impruneta: a rural commune in the late Middle Ages, in: ders.: Cities and Society, a.a.O., n. III, S. 257: "A second distinctive group of landowners revealed by those references were prominent lay families, identified by a well known name, or by the title dominus, as signifying knighthood and nobility. These prominent lay landlords at Impruneta were by the late thirteenth century all city dwellers. " (von Florenz; genannt sind die Familien Buondelmonti, Scolari, Bardi, Adimari, Rossi, Nerli, Gherardini, Acciaiuoli) 213 Mosè Modigliani: Gli statuti del comune di Anghiari del secolo XIII, in: ASI ser. IV, 5, 1880, S. 3-30, S. 21. Mit den Arbeitern sub carta mercede sind die freien Landarbeiter gemeint, vgl. Remo Martini: Mercenarius. Contributo allo studio dei rapporti di lavoro in diritto romano, in: Studi Senesi 68/69, 1956/57, S. 214-290; zu ähnlichen Dreiteilungen der italienischen Gesellschaft in maiores, mediocres und minores vgl. Wilhelm Kölmel: Soziale Reflexion im Mittelalter, Essen 1985, passim.

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Ein letzter aufschlußreicher Fall aus dem Umland Arezzos wurde bereits von Robert Davidsohn, und zuletzt von Giovanni Tabacco analysiert. 214 In Arezzo führte 1238 das Kloster S. Fiora einen Zeugenprozeß gegen die Nachkommen eines (nicht als dominus oder miles ausgewiesenen) Ughetto di Sarna, dessen Nachlaß nun, da er selbst ein Vasall des Klosters gewesen sei, an dieses zurückfallen müsse. Aus der Stadt aufgebotene Zeugen bestätigten jedoch, daß dieser nicht nur kommunaler civis gewesen sei und als nobilis gegolten habe, sondern auch aufgrund seines Besitzes von 500 Pfund sicut alii milites ein equum pro comune gehalten habe (dies war gerade die Hälfte des dafür in Verona notwendigen Besitzes, s.o.). Ein anderer Zeuge wiederum bestätigte, er habe zwar Ughetto für das Kloster Kriegsdienste leisten sehen, doch habe dieser niemals einen Vasallenschwur geleistet (servitia homagii). Darüberhinaus könne er jedoch dessen ritterlichen Lebenswandel bestätigen, quod vixit more militum ludendo cum armis cum aliis domicellis in Castro de Turrita, und daß er ganz allgemein wie aliquis homo Uber et magni honoris fecit. Der (hier nicht weiter zu verfolgende) Fall bestätigt insofern die Bestimmung der Statuten von Anghiari, als daß man nicht (durch förmliche Erhebung) miles sein mußte, um z.B. durch das Halten eines Pferdes und einen ritterlichen Lebensstil einem solchen gleichgestellt zu werden; beides und die nicht klar bestimmbare Qualität der nobilitas genügten den Kommunen für eine soziale, weil eben funktionale Einordnung. 2 1 5

4. Milites im Kirchenstaat und in Süditalien Der die Romagna, die Marken, Umbrien und das Latium (mit Teilen des alten Herzogtums Spoleto) umfassende Kirchenstaat ist in seinen einzelnen Landschaften und Städten im Hochmittelalter weitaus weniger erforscht als die Toskana, oder auch Oberitalien. 216 Der verhältnismäßig reichen Forschung zu den größten Kommunen Bologna 2 1 7 und Perugia 2 1 8 stehen nur wenige jüngst bearbeitete Schwerpunkte gegenüber: Ferrara (s.o.),

214 Robert Davidsohn: Geschichte von Florenz, 7 Bde. Berlin 1896-1927 (ND Osnabrück 1969), Bd. 1, S. 687, n. 3; Giovanni Tabacco: Nobiltà e potere ad Arezzo in età comunale, in: Atti e memorie della Accademia Petrarca di lettere, arti e scienze n.s. 41, 1973-75, S. 123-147; (auch in: StM ser. III, 15, 1974, S. 1-24). 215 Ein analoger Fall: Viterbo (s.u.). Vgl. Tabacco, Nobiltà, a.a.O., S. 13 zum Konzept der nobiltà, in un sistema nient'affatto giuridico, bensì come disegnazione di un ceto variamente insigne per forme di vita ed influenza sociale, S. 16: die Steuerbefreiung wird von den nobiles/milites wegen ihrer Kriegsdienste als (funktional begründetes) "Gewohnheitsrecht" von der Kommune gefordert. Auch hier also soziale Mobilität statt "rechtlicher Abschließung"! 216 Zum Gang der Forschung zum Kirchenstaat vgl. Peter Partner. Un problema tra i problemi: la signoria pontificia, in: Signorie in Umbria, a.a.O., Bd. 1, S. 25-38. 217 Massimo Giansante: L'età comunale a Bologna. Strutture sociali, vita economica e temi urbanistico-demografici: orientamenti e problemi, in: BISI 92, 1985/86, S. 103-222; Martin Bertram: Neuerscheinungen zur mittelalterlichen Geschichte von Stadt und Universität Bologna, in: QFIAB 67, 1987, S. 477488. 218 Peter Höhler: Perugia im Spätmittelalter. Ein Überblick über die Forschung der letzten 15 Jahre, in: QFIAB 63, 1983, S. 298-312; zuletzt die äußerst wichtigen Bände: Società e istituzioni dell'Italia comunale: l'esempio di Perugia (secoli XII-XIV), 6-9 novembre 1985, 2 Bde. Perugia 1988.

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Spoleto, 219 oder Foligno. Gerade für die Landschaften der Romagna und der Marken wünschte man sich weitergehende Studien. 220 Große Teile der Romagna, der Marken und Umbriens wurden im Hoch- und Spätmittelalter mehr oder minder unabhängig von der römischen Zentralgewalt von päpstlichen Vikaren beherrscht. Deren "Residenzstädte" wurden zu Zentren der "fürstlich'-lehnrechtlichen Beherrschung des Umlandes, und bildeten somit ein Gegenbild zur kommunalen Welt: l'Italia delle signorie.221 Diese Dynastien schufen sich eigene "ritterliche" Traditionen wie z.B. die Malatesta von Rimini, 222 während die städtischen milites im Gesamtzusammenhang eher als quantité négligeable erscheinen. Die für diesen Prozeß zentralen Stichwörter - incastellamento im zehnten und elften Jahrhundert, Ausbildung der Bannherrschaft (dominatus loci) und des Lehnswesens, klösterliche Grundherrschaften, Hof- und Dynastiebildung, politisches Guelfen- und Ghibellinentum, sind u.a. von Jean-Claude Maire Vigueur dargestellt worden. 223 Aus seiner Analyse eines in Fermo 1229 geschlossenen Vertrages zwischen der Kommune und 26 landsässigen nobiles als einer entità socio-politica specifica wird deutlich, daß diese Regionen in weitaus höherem Maße auf die Kooperation der zwei deutlich unterschiedenen Sphären der Kommune und des Landadels angewiesen waren, als dies für das reichere Norditalien oder die Toskana galt. 224 Das von Giovanni Tabacco aufgezeigte Nebeneinander städtischer, doch nicht alleine dem Feudaladel enstammender milites consueti und neuerer milites bestätigte Maire Vigueur auch für die größten Kommunen des Kirchenstaates. Darüber hinaus wird jedoch von ihm - ähnlich wie von Cardini für die Toskana - eine Darstellung der ideologia cavalleresca angestrebt. 225

219 Atti del 9o Congresso internazionale di studi sull'alto medioevo, Spoleto, 27 settembre-2 ottobre 1982. Il Ducato di Spoleto, 2 Bde. Spoleto 1983. 220 Vgl. z.B. Le Marche nei secoli XII e XIII. Problemi e ricerche. Atti del VI convegno del Centro di studi storici maceratesi, Macerata 1972 (Studi Maceratesi 6); Joachim-Felix Leonhard: Die Seestadt Ancona im Spätmittelalter. Politile und Handel, Tübingen 1983 (Bibliothek des DHI Rom 55); Atti del XXII Convegno di studi storici maceratesi (Macerata 15-16 settembre 1986), Macerata 1989 (Studi Maceratesi 22). 221 Giovanni Tabacco: L'Italia delle signorie, in: Signorie in Umbria, a.a.O., Bd. 1, S. 1-21. 222 Vgl. z.B. Chronicon Ariminense ab anno circiter MCLXXXVIII, usque ad annum MCCCCLXXXV, in: Ludovico Antonio Muratori (Hrsg.): RIS, Bd. 25, Mediolan. 1729, Sp. 894: "Principio de la Casa de' Malatesti fu questo. (...) Et il detto Malatesta venne per abitare a Verucchio. E innanzi che '1 venisse, ovvero stando a Verucchio, o perchè modo si fosse, fu fatto Cavaliere, et era molto savio e franco de la persona e saputo Cavaliere. La città di Arimino si se reggeva per lo Imperadore Barbarossa, (...)." 223 Jean-Claude Maire Vigueur: Comuni e signorie in Umbria, Marche e Lazio, in: Storia d'Italia [UTET], a.a.O., Bd. 7, 2: Comuni e signorie nell'Italia nordorientale e centrale: Lazio, Umbria e Marche, Lucca; Torino 1987, S. 321-606. 224 Ebd., S. 362: "E nel testo si vede bene che cosa li definisce come tale: da un lato i diritti giurisdizionali che esercitano sugli uomini dei loro castra, dall'altro l'attitudine a combattere a cavallo. Nel lessico dell'epoca, miles designa esattamente il secondo termine del binomio, mentre dominus, che sembra qui riferirsi al potere bannale che detengono, è arricchito di una pregnanza di significato che ne moltiplica le possibilità di impiego. Del resto non bisogna stupirsi di queste incertezze lessicali, dal momento che si tratta di indicare ciò che, sotto l'influenza delle pesantezze storiografiche, si continua a chiamare 'nobiltà feudale', mentre ci si potrebbe a buon diritto accontentare di termini come 'nobiltà signorile' o 'aristocrazia signorile'." 225 Ebd., S. 365-369.

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Deutlich lassen sich die Schichten der milites (auch maiores oder boni homines) und des populus (pedites, minores) in der Stadt des Hl. Franziskus, Assisi, beobachten; unter ersteren erschienen 1233 auch die Besitzer des Kastells Sassorosso, die militia decorati waren. In einem Frieden zwischen beiden Gruppen 1210 werden auch die finanziellen und Sachleistungen erwähnt, die die Bauern ihrem Herrn bei dessen Rittererhebung schuldig waren. 226 Anhand der vor 1200 entstandenen Urkunden der umbrischen Abteien S. Maria Val di Ponte, Sassovivo und S. Pietro, sowie von Perugia und Gubbio hat Hazel Thomas gezeigt, daß in Umbrien (bis auf eine Ausnahme 1139) milites lange weder als Gruppe noch als Einzelpersonen in Erscheinung traten. 227 Als in Perugia 1262 die Frage der Steuerexemtion für die milites aus dem Contado debattiert wurde, gab es Stimmen, die dies nur bei einem Mindestvermögen von 400 Pfund zulassen wollten, während eine andere Stimme dies nur für sog. milites de corredu zugestand: auch hier sollte also offensichtlich keine "soziale Abschließung", sondern eine funktionale Definition der milites angestrebt werden. 228 Trotz der fundamentalen Studien von Pierre Toubert zum Phänomen des incastellamento und des eindringenden Lehnswesens im Latium gilt es für diese Region noch einige Klarstellungen zu den frühen milites zu erreichen. 229 226 Attilio Bartoli Langeli: La realtà sociale assisana e il patto del 1210, in: Assisi al tempo di San Francesco. Atti del V Convegno internazionale Assisi, 13-16 ottobre 1977, Assisi 1978, S. 271-336, S. 288, 329, bzw. 324f.: quicumque (...) non dai datam neque albergum neque den(arios) pro adiutorio in militia ve! in placito muß, wenn er solches durch sein hominitium vorher beschworen hatte, eine nach Vermögen gestaffelte Geldstrafe bezahlen. 227 Hazel Thomas: The Perugian Nobility c. 1200-1430, Ph. D. Oxford 1982, bes. cap. I: Titles, Terminology and Social Status (c. 1200-1350'), S. 27ff: die Ausnahmen: 1139 schwören die Bewohner der Insel Polvese im Trasimenischen See, niemanden de comité ñeque de cataneis vel de milite ohne Perugias Zustimmung aufzunehmen; ein Privileg Heinrich VI. richtet sich 1186 an die milites (S. 32); nach 1200 werden in Perugia auch einzelne Handwerker als domini bezeichnet (S. 39), vor allem jedoch die iudices; erst nach 1230/1240 taucht dann häufiger der dominus-Titei auch fur milites auf (S. 39): "The appearance of the knightly title, miles, supplementing the previous meagre store of marchio and comes, is indicative of a similar tendency. It had become socially desirable to show that an individual was a knight, and one of the ways of doing this was to extend the use of a previously very limited title, that of dominus." (S. 47); S. 59 zur Steuerbefreiung der milites; über die Gründe und den Mechanismus des terminologischen Wandels (die ars dictaminis, vgl dazu u. Kap. II, 2) sagt die Autorin jedoch zu wenig; aus dem Fehlen sog. milites pro comune in Perugia im 13. Jht. (für die ja Steuerbefreiung gälte) und nur wenig bezeugter Schwertleiten "nicht-adliger" milites meint sie gar gegen Salveminis These der spätmittelalterlichen "Popularisierung" der Ritterwürde argumentieren zu können; offensichtlich fehlen ihr jedoch hierzu die Quellen (S. 95-101), die - soweit vorhanden - in Perugia in eine andere Richtung weisen, es entging ihr auch der Fall eines sartor/miles des 14. Jhts., vgl. N. Scagliosi: Due sigilli dell'arte de' sartori in Perugia, in: Studi e documenti di storia e diritto 3, 1882, S. 225-235. 228 Die äußerst lehrreiche Debatte bei Thomas, Perugian Nobility, a.a.O., S. 60f. 229 Pierre Toubert: Les structures du Latium médiéval. Le Latium méridional et la Sabine du IXe siècle à la fin du Xlle siècle, 2 Bde., Roma 1973 (Bibliothèque des Écoles Françaises d'Athènes et de Rome 220, 221); vgl. dazu Haverkamp, Enzensberger, Italien, a.a.O., S. 83, n. 86 (und S. 123), sowie die Rez. von Giovanni Tabacco in StM ser. III, 15, 1974, S. 901-918; Toubert zu den milites. Bd. 1, S. 216, 515 (imilites castri), 698ff. Eindringen der provengali sehen Ritterepik; Bd. 2, S. 877f. bischöfliche milites (und feudum militare), die jedoch bis weit in das 13. Jht. die Bedeutung des Vasallen behalten (1277), S. 1098f. Papst Sylvester II., S. 1104ff. Kloster Farfa, S. 1143f. statuta militum, S. 1162 apparatus unius equi, S. 1182f., n. 1 zur Ritter-erhebung (erstmals 1190 belegt, s. dazu u. Kap. II, 1); vgl. weiter: Alfio

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Erinnert sei z.B. an jene Inschrift im Dom von Nepi (ca. 45 km nördlich von Rom), auf dem 1131 der Friede zwischen ungenannten Nepesini milites und den (römischen?) consules beschworen wurde. 230 Oder daran, daß sich im nahen Viterbo nur siebzehn Jahre später vier Konsuln de militia und sechs Konsuln depopulo gegenüberstanden. 231 Hundert Jahre später lag in Viterbo die Verwaltung und Verpflegung der städtischen Pferde laut den Stadtstatuten von 1251/2 in den Händen zweier kommunaler conestabuli (zu wählen unum de populo et alium de granditia).232 Diese hatten auch den Wert der Pferde zu schätzen; jeder miles, der sich ein Pferd zulegte und in die kommunale Obhut gab, sollte darüber ein schriftliches Dokument erhalten. 233 Aus der Terminologie der Stadtstatuten wird bestätigt, was auch für kleinere und mittlere Kommunen der Toskana galt, daß nämlich das Besitzen eines Pferdes pro comuni als Qualifikation als miles reichte. 234 Daneben gab es jedoch offensichtlich landsässige milites, denen von der Kommune Viterbo das Halten von Kriegspferden auferlegt worden war, und die auch als domini gekennzeichnet sind. 235 Der Podestà stand über diesen milites und war als dominus nicht nur für die Kriegführung zuständig, sondern auch für den Schutz von Witwen und Waisen. 236 Als mehr als unwahrscheinlich muß gelten, daß die römischen Päpste bereits zu Anfang des dreizehnten Jahrhunderts selbst "Ritterweihen" vornahmen. Spätere Nachrichten hiervon müssen als Legenden gelten (s.u. Kap. III, 1). In den Gesta Innocentii III findet sich allerdings ein vielsagender Passus, in dem bestätigt wird, daß Innocenz III.

Cortonesi: Terre e signori nel Lazio medioevale. Un'economia rurale nei secoli XIII-XIV. Presentazione di Giovanili Cherubini, Napoli 1988 (Nuovo Medioevo 35); (dazu die Rez. von Arnold Esch in: QFIAB 69, 1990, S. 544f ). 230 Pio Rajna: Un'iscrizione nepesina del 1131, in: ASI ser. IV, 18, 1886, S. 329-354; IV, 19, 1887, S. 2354, vgl. Gasparri, I milites cittadini, a.a.O., S. 64. 231 Norbert Kamp: Istituzioni comunali in Viterbo nel Medioevo. I. Consoli, Podestà, Balivi e Capitani nei secoli XII e XIII, Viterbo 1965, S. 8. 232 Vincenzo Federici (Hrsg.): Statuti della provincia romana. S. Andrea in Selci, Subiaco, Viterbo, Roviano, Anagni, Saccomuro, Aspra Sabina, Roma 1930 (FSI 69), S. 133. Schon Davidsohn, Geschichte, a.a.O., Bd. II, 1, S. 231, n. 1, hatte auf die Wichtigkeit der Statuten Viterbos für die Interpretation der "Verhältnisse der städtischen Ritterschaft" hingewiesen. 233 Federici, Statuti, a.a.O., S. 132: "et quilibet miles habeat cartam extimationis sui equi"; S. 133: "De voluentibus ponere equum pro Comuni. Item statuimus quod quicumque voluerit equum retinere pro Comuni pro XX libris et a XX libris supra, quod potestas seu consules et conestabiles ipsum recipiant et faciant extimari, et extimationem scribi facere per publicum instrumentum." Aus den Wertangaben läßt sich vermuten, daß die Pferde dieser milites kaum dextrarii waren (das erste Pferd des Podestà, sicherlich ein dextrarius, sollte nicht mehr als vierzig Pfund kosten, S. 168). 234 Daneben taucht als gleichbedeutend der Begriff des eques auf, ebd., S. 168, 200 militem seu equitem, der Begriff der ßlii militum scheint weniger einen ordo, als eine familiäre Tatsache anzuzeigen (S. 187). 235 Ebd., S. 213f. "Quod cuique poderi positi fuerint duo equi, ambo vadant in cavalcamentis. Statuimus quod si alicui poderi positi fìierunt duo vel plures equi, omnes equi veniant et vadant in cavalcamenta Civitatis, et in quolibet veniat dominus vel alter pro eo, prout potestati Viterbii placuerit, non pro scutifero vel tamquam scutifer sed tamquam dominus bene armatus; et assidue in Civitate permaneat sicut alii milites, (...)." 236 Ebd., S. 150: "De defensione viduarum, orphanorum et pupillorum. Orfani, vidue, pupilli et omnes miserabiles persone per potestatem et iudicem sollicite defendantur, et eorum iura serventur, ita quod ab aliquo non ledantur."

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(1198-1216) seinen valets durch einen päpstlichen Zuschuss von bis zu 1000 Pfund eine "ehrenvolle" Schwertleite ermöglichte: "Nobilium filios, quos valettos appellant, ab aula sua prorsus amovit, dans singulis summam pecuniae, de qua cingulo militari possent honorabiliter insigniri, quae usque ad mille libras ascendit." 237 Gänzlich verschieden von der Situation in Mittelitalien stellt sich in den Worten Pierre Touberts das süditalienische Lehnswesens dar, denn: "une autre féodalité s'est imposée à partir du Xle siècle comme un sous-produit de la conquête normande et du quadrillage territorial sans angles morts mis en place par une nouvelle couche dirigeante". 238 Nachdem fast ganz Süditalien in den letzten Jahrzehnten des elften Jahrhunderts unter die Herrschaft der Normannen gefallen war, etablierte sich dort ein streng lehnrechtlich organisiertes Staatssystem. Nur in wenigen größeren Städten wie Neapel hatten die reicheren Familien schon vor der Invasion berittene milites unterhalten, wie Errico Cuozzo jüngst hervorhob: während die normannischen Eroberer nomine militiae kämpften, dienten die anderen professione militiae, d.h. gehörten einem vornormannischen Wehrstand an. 239 Der miles dieser noch byzantinisch geprägten Epoche zeigte jedoch keinen sozial irgendwie herausgehobenen Stand an. 240 Das lehnrechtliche esse miles alicuius hielt mit den Normannen Einzug. Einmal gefestigt, definierte sich die normannische Aristokratie nun durch ihre Stellung in der Lehnspyramide, in der zwischen milites und baroni kein "standesrechtlicher" Unterschied bestand. 241 Trotzdem blieb jedoch die militia funktional bestimmt (durch den "Ritterdienst" des Vasallen). Dies zeigt noch ein spätes Beispiel von 1182, als ein als (nicht als dominus oder miles) bezeichneter senior Raino von Sorrent den Fidelitätsschwur mit den im Kriegsfall zu erbringenden Leistungen seiner Vasallen entgegennahm, unter denen sich auch mehrere milites befanden. 242 Miles wurde man im normannischen Süditalien durch eine zeremonielle Rittererhebung, die mit der Inbesitznahme eines Ritterlehens einhergehen sollte, wie der berühmte 237

Patrologiae Cursus Completus seu bibliotheca universalis (...) Series Latina (...) Accurante J.-P. Migne, Bd. 214, Sp. CCXXVIII (cap. CL). 238 Toubert, structures, a.a.O., Bd. 2, S. 1137 (mit Lit ). 23» Errico Cuozzo: La nobiltà normanna nel Mezzogiorno all'epoca di Roberto il Guiscardo, in: RSI 97, 1986, S. 544-554. 240 Ebd., S. 550: "Da quanto è stato fin qui esposto è emerso in modo chiaro come nel Mezzogiorno degli anni di Roberto il Guiscardo, il termine miles, da tempo diffuso nella società longobarda e bizantina, non stesse a significare l'appartenenza alla nobiltà, ma avesse soltanto un significato tecnico, legato alla professione delle armi esercitata da un uomo che combatteva a cavallo." Systematische Aufarbeitungen zum Auftreten des m/fes-Titels außerhalb der normannischen Lehnspyramide wären jedoch vonnöten; in diesem Zusammenhang ist wichtig, daß z.B. in der Stadt Amalfi der /Mi/es-Titel noch im 12. Jht. non viene mai usato per qualificare esponenti dell'aristocrazia (Mario Del Treppo: La nobiltà dalla memoria lunga: evoluzione del ceto dirigente di Amalfi dal IX al XIV secolo, in: Rossetti (Hrsg.), Forme di potere, a.a.O., S. 305-319, S. 307). 2'" Vgl. Errico Cuozzo: Milites e testes nella contea normanna di Principato, in: BISI 88, 1979, S. 121-163; ders.: Quei maledetti Normanni. Cavalieri e organizzazione militare nel Mezzogiorno normanno, Napoli 1989. 242 Ignazio Giorgi: Confessione di vassalaggio fatta a Rainone da Sorrento dai suoi vassalli del territorio di Maddaloni, in: BISI 6, 1888, S. 89-99.

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Catalogus baronum zeigt, in d e m alle L e h e n dieser g e s c h l o s s e n e n Schicht v o n milites "im w e i t e r e n Sinn" (Fleckenstein) M i t t e des z w ö l f t e n Jahrhunderts festgehalten wurd e n . 2 4 3 Bereits K ö n i g R o g e r II. knüpfte in den A s s i s e n v o n Ariano 1 1 4 0 den Erwerb der nova militia an d i e ritterliche G e b u r t . 2 4 4 D a s rechtliche Prinzip der Ritterbürtigkeit taucht s o m i t i m K ö n i g r e i c h S i z i l i e n gerade achtzehn Jahre vor der Constitutio de pace tenenda Kaiser Barbarossas a u f ( s . o . ) . 2 4 5 G l e i c h z e i t i g ( 1 1 3 5 ) sind i m K ö n i g r e i c h Sizilien bereits ( k ö n i g l i c h e ) Rittererhebungen ganzer Gruppen v o n berittenen Soldaten ( e q u i t e s ) z u milites b e l e g t . 2 4 6 A u f d i e s e m reichen kulturellen w i e rechtlich definierten "ritterlichen" Fundament verfaßten 1231 d i e Juristen des E n k e l s R o g e r s II. und Erbes d e s R e i c h e s , Kaiser Friedrich II., d i e Konstitutionen v o n M e l f i oder den Liber Augustalis für das K ö n i g r e i c h Sizil i e n . 2 4 7 A u g u s t N i t s c h k e hat bereits vor dreißig Jahren aus d i e s e m Werk die die Ritterwürde b e t r e f f e n d e n P a s s a g e n z u s a m m e n g e s t e l l t ; sie s o l l e n hier nicht wiederholt werd e n . 2 4 8 W a s a u f d e m Hintergrund der gesamtitalienischen E n t w i c k l u n g w i c h t i g erscheint und mit dieser übereinstimmt, ist die i m m e n s e A u f w e r t u n g , die d e m nun eindeutig als

243 Eyelyn Jamison (Hrsg.): Catalogus Baronum, Roma 1972; Errico Cuozzo (Hrsg.): Commentario, Roma 1984 (FSI 101; 101, 2), Bd. 1, S. 276: Roberttisfilius Alferii, qui nondum est miles, tenet tantumdem de pheudo quantum Nicolaus patrus suus, (...); Philippus Roffridi militis fllius, qui nondum est miles, tenet villanos (...). Ähnlich war ja auch in England zu Beginn des 13. Jhts. die Annahme der Ritterwürde die rechtliche Vorbedingung eines Ritterlehens, die jedoch nicht immer beachtet wurde, vgl. Michael R. Powicke: Distraint of knighthood and military Obligation under Henry III, in: Speculum 25, 1950, S. 457469. 2« 0 . Zecchino (Hrsg.): Le Assise di Ariano, Cava dei Tirreni 1984, S. 40, 92. 245 Eine Vorform dieses königlichen Reservatsrechts kann 1145 bereits in dem Privileg Konrad III. für den Abt von Schaffhausen gesehen werden, in dem diesen vorgeschrieben wird, milites creare sei nur mit Zustimmung seiner Klosterbrüder erlaubt (vgl. Erben, Schwertleite, a.a.O., S. 127; Orth, a.a.O., S. 167 (auch zu dem Privileg von 1153). ^ "Ipse autem Rex Natalis Dominici subsequentis die adveniente, duos liberos suos ad militiam promovit: Rogerium scilicet ducem et Tancredum barensem principem; ad quorum videlicet laudem et honorem quadraginta equites cum eisdem ipsis militari cingulo decoravit." (Alexandri Telesini abbatis Ystoria Rogerii regis Sicilie Calabrie atque Apulie. Testo a cura di Ludovico de Nava. Commento storico a cura di Dione Clementi, Roma 1991 (FSI 112), S. 84); vgl. Caterina Lavarra: Spazio, tempo e gesti nell'Ystoria Rogerii di Alessandro di Telese, in: Quaderni medievali 35, 1993, S. 79-100. 247 Hermann Conrad (f), Thea von der Lieck-Buyken, Wolfgang Wagner (Hrsgg): Die Konstitutionen Friedrichs II. von Hohenstaufen für sein Königreich Sizilien. Nach einer lateinischen Handschrift des 13. Jahrhunderts hrsg. und übersetzt, Köln, Wien 1973 (Studien und Quellen zur Welt Kaiser Friedrichs II. 2), vgl. zu dieser Ausgabe Haverkamp, Enzensberger, Italien, a.a.O., S. 442. Norbert Kamp: Die sizilischen Verwaltungsreformen Kaiser Friedrichs II. als Problem der Sozialgeschichte, in: QFIAB 62, 1982, S. 119-141; Anna Laura Trombetti Budriesi (Hrsg.): II Liber Augustalis di Federico II di Svevia nella storiografia, Bologna 1987; Nel segno di Federico II. Unità politica e pluralità culturale del Mezzogiorno. Atti del IV Convegno Internazionale di Studi della Fondazione Napoli Novantanove. Napoli, 30 settembre-1 ottobre 1988, Napoli 1989; Folker Reichert: Der sizilische Staat Friedrichs II. in Wahrnehmung und Urteil der Zeitgenossen, in: HZ 253, 1991, S. 21-50. 248 August Nitschke: Friedrich II., ein Ritter des hohen Mittelalters, in: HZ 194, 1962, S. 1-36, S. 6-12; dagegen jedoch Hans Martin Schaller: "Und noch weniger glaube ich, daß man das Kaisertum Friedrichs II. aus der Idee des Rittertums erklären kann." (in: ders., Die Kaiseridee Friedrichs II., in: Josef Fleckenstein (Hrsg.): Probleme um Friedrich II., Sigmaringen 1974 (Vorträge und Forschungen 16), S. 109-134, S. 131); vgl. auch Hartwig Cleve: Friedrich II. und die Ritterorden, in: DA 49, 1, 1993, S. 39-73.

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Ritterwürde bezeichnetem honor militaris dignitatis,249 der militia, dignitatis cuiuslibet fundamentum250 und equestris dignitatis decus,251 zukommt. Im Titulus 60 des dritten Buches der Konstitutionen wird von neuem (wie schon in den Assisen Rogers II.) bestimmt, daß die Ritterwürde nur jenen de genere militum zustünde, und daß Ausnahmen hiervon nur durch kaiserliche gratia zu erlangen seien. 252 Sofern solche Bezeugungen imperialer gratia schriftlich festgehalten wurden, können sie als wichtige Quelle des kaiserlichen Selbstverständnisses dienen (s.u. Kap. II, 4). Verschiedentlich wurde darauf hingewiesen, daß Friedrich II. unter bestimmten Umständen durchaus bereit war, die Gruppe seiner milites aus den unterschiedlichsten sozialen Schichten ohne weitere Bedingungen zu rekrutieren. 253 Zumindest eine süditalienische Stadt könnte gegen dieses normannisch-staufische Reservatsrecht eine eigene Position bezogen haben, nämlich Bari. 254 In den gewohnheitsrechtlichen städtischen consuetudines, angeblich Anfang des dreizehnten Jahrhunderts von dem iudex Andrea da Bari verfaßt, findet sich unter den Immunitäten ein auffallender (und etwas skeptisch machender) Passus, der besagt, daß aufgrund der generosa nobilitas in der Stadt jeder das militaris cingulum annehmen könne, sofern er nur seine Abstammung aus Bari beweisen könne. 255 Besonders in Süditalien ist somit im Recht der Wandel der militia (1140 in den Assisen Rogers II.) zu einer sozial herausgehobenen Ritterwürde, einem honor oder einer dignitas (1231) festzustellen. Dem Wandel, der durch die zeremonielle Rittererhebung in Ober- und Mittelitalien erst gegen Ende des zwölften Jahrhunderts faßbar wird, gilt es im nächsten Kapitel eingehender nachzugehen. Auch direkte Einflüss des häufig reisenden Hofes und der Gewohnheiten Friedrichs II. auf die kommunale Welt Mittelitaliens sind wahrscheinlich. Die angebliche Bewegung hin zu einer rechtlichen "Abschließung des Ritterstandes" im Italien des elften und zwölften Jahrhunderts bleibt jedoch außerhalb des de factoGeltungsbereichs königlicher Reservatsrechte diffus und muß erst noch in spezifisch Von der Lieck-Buyken, a.a.O., S. 220 (Hb. II, 32). 250 Ebd., S. 302 (lib. III, 43). 251 Ebd., S. 346 (lib. III, 90). 252 Vgl. Hermann Dilcher: Die sizilische Gesetzgebung Kaiser Friedrichs II. Quellen der Constitutionen und ihrer Novellen, Köln, Wien 1975 (Studien und Quellen zur Welt Kaiser Friedrichs II, 3), S. 712f. (Kommentar mit Angabe möglicher römisch-rechtlicher Quellen). 253 Bekannt ist auch, daß Friedrich II. in Lucera sogar Sarazenen zu Rittern erheben ließ, s. Henri Bresc: Art. "Lucera" in: LdM 5, 1991, Sp. 2157f.; vgl. auch Philippe Contamine: War in the Middle Ages, London'1986 (franz. Orig. 1980), S. 68f. 254 Vgl. Franco Porsia: I cavalli del Re, Fasano 1986 (Collana di storia della cultura materiale 1), S. 120; ders.: Vita economica e sociale, in: Storia di Bari dalla conquista normanna al ducato sforzesco, Roma, Bari 1990 (Storia di Bari, dir. da Francesco Tateo 2), S. 189-227, S. 198. 255 "De immunitatibus nostrae civitatis. (...) 2. In civitate nostra sie est generalis et generosa Nobilitas, ut quicumque velit, possit ad militiam se conferre, et prerogativa militaris cinguli decorari: nec quaeritur, quo patre, vel qua matre sit genitus, dummodo genere sit Barensis." (Giulio Petroni: Della storia di Bari dagli antichi tempi sino all'anno 1856 libri tre, 2 Bde., Bari 1857/8, Bd. 2, S. 438). Vgl. Enrico Besta: II diritto consuetudinario di Bari e la sua genesi, in. Rivista italiana per le scienze giuridiche 36, 1903, S. 3113, sowie L. Prosdocimi: Art. "Andrea da Bari" in: DBI 3, 1961, S. 73 (mit Lit ), w o trotz des Fehlens irgendwelcher Handschriften (die Editio prineeps der Consuetudines stammt von 1550!) deren Echtheit nicht bestritten wird.

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lokalen Gegebenheiten erwiesen werden. Im weitesten Sinn muß diese These jedoch sicherlich als gescheitert betrachtet werden. Die Differenz von präskriptiven und historiographischen Quellen (Otto von Freising) und den tatsächlichen Gegebenheiten der kommunalen Welt springt ins Auge. Die soziale Mobilität war in Italien, wie dieses Kapitel zu zeigen versucht hat, ebenso eine Konsequenz der kommunalen Gesellschaft wie auch der bischöflichen Lehnskurien und des klösterlichen Lehnssystems. 256

256 Gerade im Fall dieser Lehnskurien haben sich charakteristische Beispiele für den Austieg von Handwerkerfamilien beibringen lassen; erinnert sei an das - wann immer entstandene - Zeugnis des Landulfiis Senior über diefamilia des Erzbischofs von Mailand (s.o.), an die Vasallen des Bischofs von Padua (s.o.) und des toskanischen Klosters Passignano (s.o.). Demgegenüber stehen (seltene) Fälle wie der des 1231 als dominus bezeichneten Schusters (Anm. I, 202; vgl. Anm. I, 227).

II. Die Ritterwürde in Mittelitalien

1. Das Aufkommen der Schwertleite Das von Otto von Freising zu den oberitalienischen Städten bezeugte Aufsteigen von Handwerkern zu milites/equites steht in seiner Zeit allein. Berichte oder Quellen zu konkreten, individuellen "Schwertleiten", "Rittererhebungen" oder "Ritterweihen" in Italien stammen größtenteils erst aus dem dreizehnten Jahrhundert. Eine Ausnahme bilden die wenigen, doch zweifellos authentischen Nachrichten aus dem normannischen und dann staufischen Süditalien. Doch Quellenzusammenstellungen zu individuellen Rittererhebungen, wie sie im deutschsprachigen Raum parallel von Wilhelm Erben,1 Ernst Heinrich Maßmann und Fritz Pietzner,2 sowie noch jüngst von Elsbet Orth geboten wurden,3 waren in Italien lange Zeit weniger gefragt. So ist das Thema erst in allerjüngster Zeit, sicherlich auch unter dem Einfluß der Studien Jean Floris zum französischsprachigen Raum,4 in Italien in den Mittelpunkt des Interesses gerückt; Stefano Gasparri hat dazu nun eine Untersuchung vorgelegt.5 Schon Renato Bordone,6 und im Anschluß daran auch Klaus Schreiner7 und Gasparri8 lenkten in diesem Zusammenhang das Augenmerk auf eine Stelle der im zwölften Jahrhundert entstandenenen Annalen von Genua. Dort liest man, daß im Jahre 1173 die Markgrafen von Malaspina Truppen gegen Genua, contra nostrum 1

2

3 4

5

« i s

Wilhelm Erben, Schwertleite und Ritterschlag, a.a.O.; zu dieser (gegenüber manch anderer nach wie vor überlegenen) Arbeit vgl. die Rez.n von Ulrich Stutz in: ZRG Kanon. Abt. 9, 1919, S. 312f.; F. Schröder, in: HZ 122, 1920, S. 163f.; sowie ausfuhrlich Alfred v. Wretschko in: ZRG German. Abt. 45, 1925, S. 528-535; weitgehend übersehen wird immer noch, daß Erben vieles in diesem Aufsatz noch unklar Gebliebene später konkretisierte, in: ders., Mühldorfer Ritterweihen der Jahre 1319 und 1322, Graz, Wien, Leipzig 1932 (Veröffentlichungen des Historischen Seminars der Universität Graz 12). Ernst Heinrich Maßmann: Schwertleite und Ritterschlag. Dargestellt auf Grund der mittelhochdeutschen Quellen, Phil. Diss. Hamburg 1932; Fritz Pietzner. Schwertleite und Ritterschlag, Phil. Diss. Heidelberg, Bottrop 1934. Elsbet Orth: Formen und Funktionen der höfischen Rittererhebung, in. Fleckenstein (Hrsg.), Curialitas, a.a.O., S. 128-170. Seine Quellenzusammenstellung der frz. Rittererhebungen: ders., Les origines de l'adoubement, a.a.O. I milites cittadini, a.a.O.; beim Schreiben vorliegender Dissertation war dieses Werk ("Roma 1992", aber tatsächlich erst 1993) noch nicht erschienen und konnte deshalb noch nicht berücksichtigt werden. Obwohl manche der nun in Kap. II, 1 zitierten Quellen auch bei Gasparri zu finden sind, wurde die Struktur dieses Kapitels nicht wesentlich geändert, was seinen Grund in manch verschiedenen Akzentsetzungen behauptet. Bordone, società cittadina, a.a.O., S. 82. Schreiner, Sozialer Wandel, a.a.O., S. 251, n. 46. Gasparri, I milites cittadini, a.a.O., S. 68.

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Karte: Kartendienst Andreas Toscano del Banner Karte 2 (zu Kapitel II, 1; II, 2)

ius publicum, sammelten, woraufhin sich die freie Kommune in einer Ratsbesprechung dazu entschloß, ebenfalls milites aufzustellen, denn: "sanum et perutile esset ut milites nativos in urbe nostra incipiamus creare." 9 Nach dem zusammen mit den Konsuln gefaßten kommunalen Beschluß ad creandam miliciam wurde eine solche Miliz von 100 Rittern aufgestellt:

9

Luigi Tommaso Belgrano (Hrsg ): Annali Genovesi di Caffaro e de' suoi continuatori, 2 Bde., Roma 1890, 1901 (FSI 11, 12), Bd. 1, S. 258

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Ritterwürde in Mittelitalien

"qua habita, consules infra urbem et extra ultra .C. milites, spreto labore sumptuque nimio, continuo creaverunt [Textvariante: armaverunt, L.B.]; et illos siquidem docentes more paterno, ut sepius addiscerent otio, quo possent levius perficere bello."10 Gerade die Beschreibung der Umstände (keine Mühe scheuend, mit überaus großem Aufwand) läßt hier tatsächlich an die großen Rittererhebungen in curia denken, die im Reich und in Italien nach dem Mainzer Hoftag Friedrich Barbarossas von 1184 im dreizehnten Jahrhundert populär wurden.11 Zum technischen Verlauf im Sinne einer Schwertleite gibt die Stelle jedoch wenig her; auch eine "Bewaffnung" ohne einen bereits festgelegten Ritus wäre denkbar.12 Genua (wie auch Pisa, s.o.) gehörte zu den reichsten Kommunen des zwölften Jahrhunderts, und konnte sich einen gewissen Aufwand bei der Bewaffnung ihrer Soldaten durchaus "leisten". Ob hier jedoch (im Sinne Ottos von Freising) über den Status des einzelnen berittenen Milizsoldaten auch ein sozialer Aufstieg für seine Familie in den "Stadtadel" ausgelöst werden konnte, kann kaum entschieden werden, da u.a. gerade die Kostenteilung von Ritterpferd und -ausrüstung zwischen Kommune und milites nicht bekannt ist. Ein für die Terminologie der italienischen Quellen des dreizehnten Jahrhunderts klassischer Fall einer "Schwertleite" ist im Latium nur wenige Jahre später belegt. Pierre Toubert hat auf die Annalen der Grafen von Ceccano (ca. 75 km südöstlich von Rom, in der Nähe von Frosinone) hingewiesen, in denen sich zum Jahr 1190 folgender Eintrag findet: "1190 ind. 7. 10 kal. Ianuarii Iohannes de Ceccano gladio militiae accinctus est."13 Das Datum des dreiundzwanzigsten Dezembers deutet hier möglicherweise auf ein großes Fest im Rahmen einer curia (vassallorum) anläßlich dieser Schwertumgürtung hin; denn Lehnskurien traten häufig zum Weihnachtsfest zusammen.

10 Ebd., S. 259. " Vgl. Josef Fleckenstein: Friedrich Barbarossa und das Rittertum. Zur Bedeutung der großen Mainzer Hoftage von 1184 und 1188, in: Festschrift für Hermann Heimpel zum 70. Geburtstag am 19. September 1971, 3 Bde., Göttingen 1972 (Veröffentlichungen des Max-Planck-Institus für Geschichte 36), Bd. 2, S. 1023-1041, (auch in Borst (Hrsg.), Rittertum, a.a.O., S. 392-418). i2 Vgl. auch o. Anm. I, 176, wo von de faciendis militi bus (1164) offensichtlich im Sinne der Stellung eines militärischen Aufgebotes gesprochen wurde. Der Benediktionsakt super militantes reicht in Westfranken sicherlich bis auf das neunte Jahrhundert zurück, wie gegen Fiori betont wurde (vgl. dazu u. Kap. II, 5, sowie Janet Nelson: The Church's military Service in the ninth Century: a contemporary comparative view?, in: dies., Politics and Ritual in Early Medieval Europe, London, Ronceverte 1986, S. 117-132); daneben muß jedoch auch mit der anthropologischen Konstante des (militärischen, doch nicht unbedingt "ritterlichen") "Institutionsaktes" (um den Begriff "Initiationsakt" zu vermeiden), tm acte de magie sociale qui peut créer la difference ex nihilo gerechnet werden (Pierre Bourdieu: Les rites comme actes d'institution, in. Actes de la recherche en sciences sociales 43, 1982, S. 58-63, S. 59). Zu betonen ist jedoch, daß solche militärischen zeremoniellen Bewaffnungen auch im Spätmittelalter nichts mit Schwertleiten oder Ritterweihen zu tun haben mußten (vgl. Mario Del Treppo: Gli aspetti organizzativi, economici e sociali di una compagnia di ventura italiana, in: RSI 85, 1973, S. 253-275, S. 271). » Annales Ceccanenses, in: MGH SS 19, S. 288 (vgl. Toubert, Les structures, a.a.O., Bd. 2, S. 1182, n. 1; Gasparri, I milites cittadini, a.a.O., S. 15ff ); zu einer anderen "ritterlichen" Episode aus diesen Annalen, der sog. disfida di Malpensa (a. 1186) vgl. II Lazio meridionale tra papato e impero al tempo di Enrico VI. Atti del convegno internazionale Fiuggi, Guarcino, Montecassino, 7-10 giugno 1986, Roma 1991 (Pubblicazioni degli archivi di stato. Saggi 16); (Rez. v. Theo Kölzer in: DA 48, 1992, S. 378f ).

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Auch der auf das Jahr 1188 verweisenden, aus der Überlieferung der Malatesta von Rimini stammenden Nachricht einer Schwertleite kann eine gewisse Glaubwürdigkeit nicht abgesprochen werden (s.o. Anm. I, 222). Pierre Toubert kommentierte die aus Ceccano stammende Quelle jedoch als singulär und verwies auf eine noch zu schreibende Studie zum frühesten Auftreten der Schwertleite im Latium. 14 Aus den folgenden Quellen wird eine "Wanderung" der zeremoniellen Schwertleite von Königreich Sizilien über das Latium nach Mittelitalien nach 1200 (möglicherweise auch unter Eindruck des wandernden Hofes Kaiser Friedrichs II.) ebenso plausibel erscheinen wie der durchaus wichtige Einfluß einer vom Norden her kommenden provençalischen "Ritterkultur". 15 Als im Januar 1200 einem vornehmen Exulanten Assisis die Bürgerschaft Perugias gewährt wurde, sollten auch seine Nachkommen auf die Aufforderung Perugias hin innerhalb von dreißig Tagen militia decorati sein. 16 Dieses Beispiel zeigt deutlich, wie um 1200 noch die durch einen formalen Akt erworbene Ritterwürde einer militärischen Realität und Verpflichtung (und einem finanziellen Aufwand) entsprach, die sich die Kommunen, ähnlich wie im Fall der Podestà, nutzbar machen wollten, wie z.B. in San Gimignano 1232 (s.o. Anm. I, 202). Aus dem Jahre 1207 stammt die berühmte und häufig analysierte sog. Carta libertatis der mit den Grafen Manenti von Sarteano verwandten Herren von Tintinnano. 17 Dieses Kastell, ca. 35 km südöstlich von Corsignano (Pienza) im äußersten Süden der Toskana (südlicher als das umbrische Perugia) gelegen, gehörte noch im elften Jahrhundert der Abtei San Salvatore von Monte Amiata, und fiel nach 1250 an die Kommune Siena. Diese verkaufte es 1274 der Familie Salimbeni, die es bis 1419 in Besitz hielt. 18 Die Grafen Manenti von Sarteano konnten sich seit 1132 als reichsunmittelbare Vasallen sehen, auch wenn jenes angeblich 1178 von Friedrich Barbarossa erlassene Privi14 Toubert, structures, a.a.O., Bd. 2, S. 1182f., n. 1: "On notera cependant au passage que c'est également dans le second quart du XHIe siècle qu'apparaissent dans les actes de la pratique les premières allusions à la chevalerie (militia) en tant qu'institution distinctive de la couche supérieure castrale. [folgt obig. Zitat, L B.] On notera qu'une telle notation demeure isolée pour longtemps encore et qu'elle concerne un représentant de la plus haute aristocratie locale. L'institution chevaleresque ne commence à se vulgariser dans le monde des domini castrorum et des milites urbains qu'à partir du second tièrs du XlIIe siècle." 15 Eine solche Wanderung von Nord nach Süd nahm z.B. Rajna, Un'iscrizione, a.a.O., ganz konkret entlang der Via Francigena, un veicolo per la propagazione dell'epopea carolingia (S. 45) an; daß kulturelle Zusammenhänge jedoch auch im 12. Jht. schon etwas komplexer waren, sei hervorgehoben. i' Attilio Bartoli Langeli: Codice Diplomatico del Comune di Perugia. Periodo consolare e podestarile (1139-1254), 2 Bde., Perugia 1983-85 (Fonti per la storia dell'Umbria 15, 17), Bd. 1, S. 49; vgl. Thomas, Perugian Nobility, a.a.O., S. 54; Bartoli Langeli, Realtà sociale Assisana, a.a.O., S. 279; Gasparri, I milites cittadini, S. 59. 17 Ludovico Zdekauer: La carta libertatis e gli statuti della rocca di Tintinnano (1207-1297), in: BSSP 3, 1896, S. 327-376; Fedor Schneider: Die Entstehung von Burg und Landgemeinde in Italien. Studien zur historischen Geographie, Verfassungs- und Sozialgeschichte, Berlin 1924 (Abhandlungen zur Mittleren und Neueren Geschichte 68), S. 303f.; Odile Redon: Seigneurs et communautés rurales dans le Contado de Sienne au XlIIe siècle, in: Mélanges de l'École Française de Rome 91, 1979, S. 149-196; 619-657: S. 157-164; Gasparri, I milites cittadini, a.a.O., S. 59f. '8 Franco Salimei: I Salimbeni di Siena, Roma 1986, S. 53ff (später mit neuer Namensgebung: Rocca dei Salimbeni bzw. Rocca d'Orcia, 1355 von Karl IV. bestätigt: S. 259; Illustrationen S. 114, 116, 142, 144, 146).

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leg, in dem der Graf als primo milite (!) des Reichs angesprochen wird, eine Fälschung ist. 19 Seit 1356 wohnten die letzten Nachkommen des Geschlechtes in Perugia, in der Contrada der Porta Santa Susanna. In dem 1207 für Tintinnano erlassenen Statut, der Carta libertatis, findet sich nun auch ein Passus, der für den Fall einer Rittererhebung in der gräflichen Familie für die Untertanen die Pflicht festschreibt, das fodrum und das gistum zu leisten: "Item si quis dominorum, id est Comitum, se in militem adhornari vel etiam, ut dicam, corredari, vel filiam seu sororem nubere voluerit, Consules de Comuni dabunt omnibus amicis, qui pro facto ilio venient stallas, lectos et annonam." 20 Die ersten vergleichbaren Fälle solcher Verpflichtungen im Rahmen der lokalen Bannherrschaft stammen aus dem südfranzösischen und normannischen Gewohnheitsrecht des zwölften Jahrhunderts. 21 Von dort gelangten sie auch in Friedrichs II. Konstitutionen von Melfi (1231), in denen festgesetzt wurde (lib. III, titulus 21), daß für die Schwertleite des jüngeren Bruders eines dominus genau wie für die Verheiratung seiner Schwester von den Untertanen ein adiutorium moderatum verlangt werden dürfe. Gerade aber in Mittelitalien werden diese Verpflichtungen im Verlaufe des dreizehnten Jahrhunderts häufiger belegbar als in anderen Gegenden Italiens. Das Beispiel Assisis, in dem 1210 die Sachleistungen der Bauern bei den Rittererhebungen ihrer domini bekräftigt wurden, wurde bereits erwähnt (s.o. Anm. I, 226). Paolo Cammarosano hat zuletzt eine ganz ähnliche Bestimmung der als lombardi gekennzeichneten Herren von Staggia (ca. 15 km nordwestlich von Siena) von 1225 zitiert: "si maritavero aliquam feminam vel de novo aliquem in militem corridavero vel si ego vel aliquis ex mea familia captus erit - quod absit -, si pro avere redimetur, quotiens aliquod suprascriptorum acciderit totiens XX sol. den. mihi dare debeatis." 22 Nur acht Jahre später dekretieren die Herren des zwischen Grosseto und Siena (in der Nähe von Monticiano) gelegenen Kastells Tornieila ein ähnliches Gesetz. 23 Aus noch etwas späteren Jahren hat auch Salvemini in der Toskana diese Sondersteuer bei zwei Feudalclans, den Ubertini von Sogna (in der Nähe Arezzos, 1261), sowie den Pazzi von Val d'Arno nachgewiesen, wobei jene in letzterem Fall von der Kommune Florenz 1294 !» Domenico Bandini: Regesto feudale di Sarteano, in: BSSP 72, 1965, S. 158-195, S. 162. 20 Redon, a.a.O., S. 160. Bloch, Feudalgesellschaft, a.a.O, S. 272 (Lehnsgut in Anjou 1111); Gerda Koller: Was schuldet das Volk seinem Fürsten? in: Festschrift für Hermann Heimpel, a.a.O., S. 825-838, S. 824 (mit Verweis auf die Coütumiers de Normartdie 1199/1200, und die Erweiterung durch Friedrich II. für Sizilien); vgl. auch Erben, Schwertleite, a.a.O., S. 119, n. 105; Ernst H. Kantorowicz. Die zwei Körper des Königs. Eine Studie zur politischen Theologie des Mittelalters, München 1990 (engl. Orig. 1957), S. 289; keine Erwähnung finden hingegen jene Gesetze in dem anders gewichteten Standardwerk von Brühl, a.a.O. 22 Paolo Cammarosano: La famiglia dei Berardenghi. Contributo alla storia della società senese nei secoli XI-XIII, Spoleto 1974 (Biblioteca degli 'Studi medievali' 6), S. 58, n. 94; auch bereits cit. von Alessandro Lisini: La cavalleria del medio evo e l'origine delle decorazioni equestri, Siena 1929, S. 24, auf dessen Arbeit nachdrücklich hingewiesen sei; Gasparri, I milites cittadini, a.a.O., S. 60. 23 Lisini, a.a.O. (contribuzione straordinaria di lire 20), bereits wenige Jahrzehnte darauf war es jedoch vorbei mit der feudalen "Herrlichkeit": noch 1233 wurde das gesamte Gut den Einwohnern von Tornieila in Livellvertag zugesichert, 1250 unterwarf sich das Kastell der Kommune Siena, 1251 wurden die Nachkommen der letzten Eigentümer Stadtbürger von Siena, vgl. Emanuele Repetti: Dizionario geografico fisico storico della Toscana contenente la descrizione di tutti i luoghi del granducato, Ducato di Lucca, Garfagnana e Lunigiana, 6 Bde., Firenze 1833-1845, Bd. 5, S. 539f.

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aufgehoben wurde. 24 Im Latium trifft man eine solche Bestimmung 1273 in dem den Orsini gehörenden Kastell Vicovaro (16 km nordöstlich von Tivoli). 25 Noch als der ghibellinische Parteiführer in der Toskana und spätere Herzog und kaiserliche Vikar Castruccio Castracani um 1326 für die Könige von Aragon einen Ordo feudi Italici verfassen ließ, findet man darin unter den Bestimmungen gleichsam selbstverständlich: "Ordo feudi Italici destinatur infrascripto modo videlicet: Quilibet vassallus tenetur obedire et servire domino, a quo feudum recipit. (...) Tercio similiter debet conferre et adiuvare dominum simili modo pro filia maritanda. Quarto pro se vel filio milite faciendo. Quinto pro domino capto redimendo. (...)"26 Tatsächlich kopierten die toskanischen Kommunen zu diesem Zeitpunkt bereits längst den feudalen Brauch der Sondersteuer bei einzelnen Schwertleiten. Schon 1300 hatte die Kommune San Gimignano beschlossen, die für diesen Fall benötigten 150 Pfund durch eine Sondersteuer nicht in der Stadt, sondern im Landbezirk beizubringen. 27 Und in vertraglichen Abmachungen zwischen Kommunen und Feudalbaronen, die häufig eher Unterwerfungen ähnelten (genannt accomandigie), übernahmen erstere gerne dieses feudale "Relikt".28 Für welch konkreten materiellen Bestandteil der Schwertleite die durch die Sondersteuer erhobenen Sach- und Geldleistungen im dreizehnten Jahrhundert jeweils verwendet wurden, läßt sich kaum feststellen. Dabei erscheint es jedoch aus den bisher bekannt gewordenen immensen Kosten für eine Ritterausrüstung (s.o.) mehr als unwahrscheinlich, daß sie mehr als das in den Konstitutionen von Melfi angesprochene adiutorium sein konnten. 29 Der Löwenanteil der Kosten wird wohl von den domini selbst zu tragen gewesen sein.

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Salvemini, La dignità, a.a.O., S. 365, n. 2, 3 (die Interpretation ist jedoch aufgrund allein dieser zwei Stellen zu weitgehend); vgl. Gasparri, I milites cittadini, a.a.O., S. 60f. " F. Tomasetti, V. Federici, P. Egidi (Hrsgg ): Statuti della provincia romana. Vicovaro, Cave Roccantica, Ripi, Genazzano, Tivoli, Castel Fiorentino, Roma 1910 (FSI 48), S. 8, n. XIII: "Item, si domini vel aliquis eorum militiam faceret, homines teneantur dare centum libras proveniensium." 26 MGH Leges Sectio IV; Constitutiones et acta publica imperatorum et regum inde ab a. MCCCXXV usque ad a. MCCCXXX (1325-1324) 6, 1, hrsg. v. Jakob Schwalm, 1914-27, S. 156f. (im Folgenden abgekürzt: MGH, Const. mit Bdzahl); möglicherweise folgen die Bestimmungen dieses Textes den Bestimmungen Jakobs II. von Aragon (1264-1327) für Sizilien bzw. Korsika und Sardinien, vgl. Giuseppe Martino: Il sistema tributario degli Aragonesi in Sicilia (1282-1516), in: Archivio Storico Siciliano IV-V, 1939, S. 84-145, S. 103. Noch nicht einsehen konnte ich Marco Tangheroni: Una lezione di diritto di Castruccio Castracani all'infante Alfonso d'Aragona e il feudalesimo secondo il mos Italiae nella Sardegna aragonese, in: Studi in onore di Cinzio Violante, Spoleto 1994. n Davidsohn, Forschungen, a.a.O., Bd. 2, S. 248f. 2« Vgl. z.B. den Vertrag zwischen messer Filippo Tedici von Pistoia, einem zeitweiligen Verbündeten von Castruccio Castracani, und der Kommune Florenz 1325: "ed era nel trattato che '1 comune di Firenze dovea fare cavalieri Carlino figliuolo di messer Filippo, e darli tre miglia fiorin d'oro, e doveano dotare due suoi figliuole e maritarle altamente nella città di Firenze" (Storie pistoresi (MCCC-MCCCXLVIII), a c. di Silvio Adrasto Barbi, Città di Castello 1907-27 (RIS2 XI, 5), S. 85). 29 Vgl. z.B. Roger Sablonier: Zur wirtschaftlichen Situation des Adels im Spätmittelalter, in: Adelige Sachkultur des Spätmittelalters. Internationaler Kongreß Krems an der Donau, 22.-25. September 1980,

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Eines der am häufigsten analysierten Beispiele für eine "ritterliche Kultur" um 1200 ist die Lebensgeschichte des Franz von Assisi, die auf dessen nach seinem Tod (1226) entstandene Viten zurückgeht. Demnach zog es den jungen und reichen Kaufmannssohn Franziskus um 1205 nach Süditalien, um dort - von dem noch jugendlichen König Friedrich II. oder von dem Grafen Walter von Brienne - das cingulum militaris zu empfangen. Mag dies auch als typische Hoffnung einer borghesia emergente (Chiara Frugoni) interpretiert werden, so war es doch sicherlich auch ein Nachhall jener normannisch-staufischen Praxis, die die Erteilung der Ritterwürde in die Nähe eines monarchischen Reservatsrechtes gerückt hatte. 30 Ebenso bekannt ist in diesem Zusammenhang auch jene Episode aus dem Leben des Hl. Franziskus, bei der er an Pfingsten, am 8. Mai 1213 bei einer curia im Kastell San Leo anläßlich der Rittererhebung eines der Grafen von Montefeltro anwesend war. 31 Daß schon 1226 in Siena "Ritterweihen" im Kontext eines Gottesdienstes üblich waren, zeigt ein anderer Beleg, der allerdings auf eine der (nicht so seltenen) "Selbsternennungen" des neuen Ritters schließen läßt. 32 Als dann 1248 Bandinello, der Sohn des Ritters Guido di Ildibrandino Bandinelli, genannt Guido del Palagio (der ein Neffe Papst Alexanders III. und Kreuzfahrer in Damiette gewesen war), zum Ritter erhoben wurde, bezahlte die Kosten pro spata et speronibus die Kommune Siena (fünf Pfund), so wie es das Statut bestimmte. 3 3 Stefano Gasparri hat weitere Beispiele kommunaler Ritterweihen in Siena 1252, 1255 und 1256 zitiert, 34 ein als iudex qualifizierter dominus Mozzo erhielt honorem militie auf Kosten der Kommune Siena 1264.3* Im Kastell Campi (das der Familie Mazzinghi gehörte) in unmittelbarer Nähe zu Florenz soll 1215 eine Rittererhebung im Rahmen einer großen curia stattgefunden haben, an deren Ende der Konflikt zwischen den Familien Buondelmonti und Arrighi stand, der

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Wien 1982 (Veröffentlichungen des Instituts für mittelalterliche Realienkunde Österreichs 5), S. 9-34, S. 18. Vgl. Davidsohn, Forschungen, a.a.O., Bd. 4, S. 81ff. (Ein Beitrag zur Geschichte des heiligen Franziskus und der Mendikanten-Klöster), S. 85 (mit der älteren Lit); Pio Rajna: San Francesco d'Assisi e gli spiriti cavallereschi, in: Nuova Antologia 249, 1926, S. 385-395; Franco Cardini: L'avventura di un cavaliere di Cristo. Appunti per uno studio sulla cavalleria nella spiritualità di S. Francesco, in: Studi francescani 73, 1976, S. 127-198; Chiara Frugoni: La giovinezza di Francesco nelle fonti (testi e immagini), in: StM ser. III, 25, 1, 1984, S. 115-143, S. 118f.; Maire Vigueur, a.a.O., S. 407ff; Roberto Paciocco: Sub iugo servitutis. Francesco, i francescani e la militia Christi, in: Militia Christi e Crociata, a.a.O., S. 699-715. Schon Gino Franceschini: Del Conte Speranza da Montefeltro e della sua discendenza, in: Atti e memorie della Deputazione di Storia Patria per le Marche ser. VII, 6, 1951, S. 61-77, S. 72, n. 1, identifizierte diesen mit Montefeltrano iuniore (II), was kürzlich bestätigt wurde (Callisto Urbaneiii: Il culto a San Francesco d'Assisi dei conti di Montefeltro de! secolo XIII, in: Picenum Seraphicum 17, 1984-87, S. 169-189). Lisini, a.a.O., S. 29: "Item C. sol. Orlandini [Abrami] quos recepit pro spada et speronibus et offerta ad Missam in die sancte Marie di augusto quando honore et cingulo militie se ornavit." (cit. nach den Libri di Biccherna). Ebd., S. 29; vgl. Gasparri, I milites cittadini, a.a.O., S. 69. Ebd., S. 63f. Lisini, a.a.O.

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dann direkt zu der legendären Teilung der Stadt in Ghibellinen und Guelfen führte. 36 Die Legende erklärt dies - sicherlich vereinfachend - als einen persönlichen Streit, doch ist es mehr als bedeutsam, daß sich gerade bei der bereits ideologisch aufgeladenen Zeremonie der Schwertleite der Haß zwischen Pro- und Antikaiserlichen entlud. Die genaueste Beschreibung einer frühen Rittererhebung stammt jedoch aus der Nähe Viterbos aus dem Jahre 1231. In dem (noch unveröffentlichten) Uber IV clavium, in dem städtische Notare die für die Kommune wichtigen instrumenta aufzeichneten, kann man (nach einer Transkription des vorigen Jahrhunderts) lesen: "Dns. Paltonerius Dne. Fine, [// quale dona] Dno. Burgundioni filio suo emancipato Cavallariam sibi factam seu honorem Cavallerie sibi datum, et omnes expensas, quam in sua Cavallaria in armis pannis equis et aliis expensis fecit et in una tunica thurseti quam dedit dne. Egidie uxori olim dei. dni. Burgundionis. Item quod suis fratribus nec alicui alii iam dictus dns. Burgundio non teneatur nec debeat facere restitutionem de dieta Cavallaria, vel honore Cavallarie, seu de expensis ob hoc factis." 37 Der (erstgeborene?) Sohn Burgundio war also bereits in öffentlicher Form emanzipiert und verheiratet, als sein Vater Paltonerius, Sohn der domina Fina, den hohen Aufwand seiner Rittererhebung und eines Geschenkes für seine Frau Egidia trug. Seine anderen Brüder gingen leer aus, und sollten von Burgundio auch keine Ersatzzahlung oder Rückzahlung fordern dürfen. 38 Der Begriff der cavall(e)aria ist hier sehr früh für die Ritterwürde belegt. 39 Ein Paltonerius ist 1212/1213, kurz nach einem Burgundio, als consul der Kommune Viterbo bezeugt; ein Ildibrandinus Burgundionis war dort später ein angesehener, ghibellinisch gesinnter Bürger. 40 3« "Item MCCXV anni, esendo podestate messer Currado Orlandi, nella terra di Canpi apresso a Florenzia yj milgla, si fece chavaliere Messer Mazzingo Tegrimi de' Mazinghi; ed invitòvi tutta la buona gente di Firenze (...)" (Alfredo Schiaffini (Hrsg.): Testi fiorentini del Dugento e dei primi del Trecento, Firenze 1926, S. 117), vgl. Davidsohn, Geschichte, a.a.O., Bd. 2, S. 43f.; Gasparri, I milites cittadini, a.a.O., S. 55; später gehörte dieses Gut den Strozzi, vgl. Fiumi, Fioritura, a.a.O., S. 435. 37 Francesco Orioli: Florilegio Viterbese ossia Notizie diverse intorno a Viterbo e alle sue adiacenze, Roma 1855, S. 249f.; auch diese unterschiedliche Behandlung der Söhne findet ihr Vorbild in Frankreich, vgl. Bloch, Feudalgesellschaft, a.a.O., S. 392; zur Emanzipation vgl. Manlio Bellomo: Comunità e comune in Italia negli statuti medievali super emancipalionibus, in: Annali di storia del diritto 8, 1964, S. 81-106. 38 Dies entsprach der allgemeinen Rechtsauffassung, vgl. im 14. Jht. Simone da Borsano: "Eodem modo, si pater faceret pro filio suo scolare expensas in doctoratu sumendo, fratri non computaretur (...), sicut si faceret pater expensas pro uxore filli vel exercenda militia." (Domenico MafFei: Dottori e studenti nel pensiero di Simone da Borsano, in: Studia Gratiana 15, 1972, S. 229-249, S. 242). 39 Das aus dem Altfranzösischen entlehnte Wort ist durchaus schon im 12. Jht. belegt (vgl. z.B. 1114 feudum masnadarum de cabellari: Davidsohn, Geschichte, a.a.O., Bd. 1, S. 371, n. 2). Frühe Belege für cavaliere, cavalleria im Sinn der Ritterwürde begegnen (neben anderen Bedeutungen) jedoch erst häufiger im 14. Jht., vgl. Battaglia, Grande dizionario, a.a.O., Bd. 2, S. 911. So galt noch 13. Jht. der Begriff der cavalieri auch für antike Heldenfiguren, vgl. z.B. Maurizio Dardano: Analisi dei Conti dei antichi Cavalieri, in: StM ser. III, 9, 1968, S. 807-856. Es fand also im 13. und 14. Jht. eine terminologische "Konkretisierung" statt, die zu der der militia parallel lief. •w Kamp, Istituzioni, a.a.O., S. 10 (Familie Paltoneri), 22, n. 93 (Ildibrandinus Burgundionis), 49 (ders), 53 (ders), 75 (Burgundio, vor 1212), 83 (ein Tebalducius Paltoneri iudex, 1258), 112 (ders ); zu letzterem auch Cristina Carbonetti Venditelli (Hrsg.): Liber memorie omnium privilegiorum et instrumentorum et actorum communis Viterbii (1283), Roma 1990 (Miscellanea della Società Romana di Storia Patria 34), S. 66.

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In der u m 1 5 0 0 geschriebenen, d o c h ältere Q u e l l e n v e r w e n d e n d e n Chronik der u m brischen Stadt Todi d e s Ioan Fabrizio degli Atti findet sich gar e i n Passus, der bereits für die erste H ä l f t e des dreizehnten Jahrhunderts ( 1 2 3 8 ) das V o r k o m m e n des "Ritterbades" v e r m u t e n läßt: "El t o d i n o s c o n f i s s e l'orvetano al P o n e t e de Paglia; et f e c e r s e cavalieri ne la Fontana del Lione. "41 E s scheint also, als habe die K o m m u n e Todi ihren S i e g über die Nachbarstadt Orvieto durch Rittererhebungen in einer nicht w e i t entfernten Q u e l l e del Lione gefeiert. Rittererh e b u n g e n w e r d e n v o n d e m s e l b e n Chronisten auch a n d e r s w o angesprochen, so z.B. z u m Jahr 1286.42 D e r erste italienische B e l e g für das Eintauchen des n e u e n Ritters in W a s s e r i m Sinne einer christlichen regeneratio, der T a u f e vergleichbar, 4 3 war für den italienischen

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> Franco Mancini: La Cronaca todina di loan Fabrizio degli Atti, in: Studi di filologia italiana 13, 1955, S. 79-166, S. 87; in der Überlieferung Orvietos ließt man zu dieser Niederlage 1238 entsprechend: "quo tempore Urbevetani füerunt debellati ad pontem sanete Ilhuminate a Perusinis et Tudertinis" bzw. "Eodem anno, Perusini, Tudertini et Fulginates venerunt contra Urbevetanos: venerunt usque ad pontem sanete Luminate, et steterunt iuxta correntem Carcaionis." (Ephemerides Urbevetanae dal cod. Vaticano urbinate 1745, a c. di Luigi Fumi, Città di Castello 1903-20 (RIS 2 XV, 5), S. 144; 150; ebd., S. 154 auch zur ersten erwähnten Schwertleite 1255 im Heer der von Orvieto gegen Todi gezogenen milites, "inde ad sanetam Mariam in Pantano, ubi factus est miles dominus Andreas Affùcalascha"; S. 207 auch zu einer Ritterweihe "in fönte de turri" 1368). 42 "Meser Gentile d'Orso per sei misi fo potestà MCCLXXXVI: et intrò in kal. de luglio; et fecersi in questa festa [de] meser Sancto Fortunato LXXII chavalieri corredati; (...)" (Mancini, Cronaca, a.a.O., S. 91). Solche Massenrittererhebungen werden gerade zu Ende des 13. und Anfang des 14. Jhts. in ganz Italien ausgesprochen häufig (1282 fand auch in Orvieto eine solche bei den Monaideschi statt); daraus darf jedoch nicht geschlossen werden, daß stets alle kommunalen milites diese Zeremonie erfahren hatten. Todi konnte z.B. 1288 tausend solcher berittener Soldaten aufbieten (ebd., S. 92: Todi fece milli cavalli). 43 Vgl. Walter Ulimann: Medieval Foundations of Renaissance Humanism, London 1977, S. 138 zu Ritterweihe und -bad des Cola di Rienzo 1347: "From the symbolic point of view the bath he took in the tub allegedly used by Constantine and kept in the Lateran [d.h. die heute noch dort befindliche Wanne im Lateranbaptisterium, L B.] must be accorded high significance. It was his symbolic rebirth as the tribune of the people, and this bath was designated by himself as the lavacrum militare or the 'bath of military glory. (...) The equestrian bath and its symbolic meaning could not be misunderstood by any contemporary present: the lavacrum regenerations (Titus 3: 5) was still too near to have lost its meaning"; zu dem dazugehörigen Ordo s.u. Anm. II, 276; in Frankreich ist dieser Brauch ab ca. 1170 in den Romanen des Chrétien von Troyes belegt, vgl. R. Lenat: L'adoubement dans quelques textes littéraires de la fin du Xlle siècle. Clergie et chevalerie, in: Mélanges de langue et littérature françaises à Monsieur Charles Foulon, 2 Bde., Rennes 1980, Bd. 1, S. 195-204; Dietrich Sandberger: Die Aufnahme in den Ritterstand in England, in: AfK 27, 1937, S. 74-93, S. 82ff. (auch in: Borst (Hrsg.), Rittertum, a.a.O., S. 84-105) meinte, das erste englische Ritterbad schon 1204 belegen zu können; dagegen Reinhard Elze: Königskrönung und Ritterweihe. Der burgundische Ordo für die Weihe und Krönung des Königs und der Königin, in: Fenske, Rösener, Zotz (Hrsgg ), Institutionen, a.a.O., S. 327-340, S. 332f.: im burgundischen Krönungsordo (Ende 12. Jht.) ist das Bad bezeugt, in England erst 1308. Zu dem bei Sandberger (in AfK: S. 88, n. 38) belegtem "Ritterbad" (bei Julius Caesar!) aus einer angeblichen Handschrift des 15. Jhts. ist zu bemerken, daß es sich hierbei nicht um British Library, "Harley Art. 68" handeln kann (die gar nicht existiert), sondern wahrscheinlich um Harley 304, Art. 68, The Order of the Bathe as it was used of Ould, die jedoch wohl erst aus dem 16. oder 17. Jht. stammt. In Spanien ist das bagno purificatore im Rahmen der Königskrönung seit Peter III. von Aragon (1239-85) belegt, vgl. Sergio Bertelli. II

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Bereich lange Zeit das 1685 publizierte Dokument von 1260 des aretiner Universalgelehrten und Naturwissenschaftlers Francesco Redi, das sich jedoch als Fälschung erwiesen hat (s.u.). 44 Seitdem müssen eine vor 1300 anzusetzende literarische Tradition,45 das Schachbuch des Jacobus de Cessolis (ca. 1300, s.u.), sowie das kritische Zeugnis des um die Mitte des dreizehnten Jahrhunderts schreibenden Juristen Odofredus (f 1265), 46 und das des sich um 1312/14 hierauf beziehenden Cino da Pistoia (1270-1326/7) als früheste Zeugnisse für das "Ritterbad" gelten. 47 Was an all den genannten Beispielen auffällt, ist das überwiegende Auftreten solch förmlicher und für den konkreten Fall nachweisbarer Rittererhebungen im Bereich des kastellbesitzenden, häufig prokaiserlich gesinnten (d.h. im italienischen Zusammenhang zumeist "ghibellinischen") Feudaladels. Nur zu oft wird im Bereich der Bannherrschaft, des dominatus loci, mit der Schwertleite auch ein Übergang der Herrschaft selbst verbunden gewesen sein. In solchen Fällen wurde die Schwertleite meistens durch den Vater vollzogen, eine Praxis, die sich bis weit in das vierzehnte Jahrhundert hielt. 48 Individuelle Schwertleiten sind selbst in den größten Kommunen wie Siena erst für das dreizehnte Jahrhundert belegbar. 49 Der in diesem Zusammenhang neu auftretende Begriff des honor verweist allerdings nicht allein auf die "Ehre" der Ritterwürde, sondern auch auf die Bekräftigung der Herrschaftsansprüche im Bereich der Bannherrschaft.50 Der sich hierin manifestierende Un-

corpo del re. Sacralità del potere nell'Europa medievale e moderna, Firenze 1990, S. 133 (dazu die Rez. v. Rita Costa Gomez in: ASI 148, 1990, S. 961-963). Zuletzt Gasparri, I milites cittadini, a.a.O., S. 74-77. 45 Vgl. Larner, Chivalric Culture, a.a.O., S. 121; zur Ordern de la chevalene jetzt auch Giuseppe Ligato: Continuità ed eccezioni nella leggenda di Saladino, in: Quaderni medievali 36, 1993, S. 6-29. 46 "Ut aliquis sit miles multa sunt necessaria - quod sit nobilis sanguine, hoc habent ultramontani, unde negociatores non possunt militare, nisi a principe impetrent-, Item requiritur - debet ei cingi ensis; debet esse miles bagnatus, ut dicunt tusci. Non debet sibi mittere pelles ad collum ut faciant lombardi-, Item debet iurare ad S. Dei evangelia quod non recedat a signis suis. Ista loquerentur de militibus, qui eliguntur ut vadant ad expeditionem, sed ist milites, qui hodie fiunt non talia faciunt." (zit. n. Nino Tamassia: Odofredo (ni), in: AMR, ser. III, 12, 1893/4, S. 330-390, S. 368, n. 4). 4 ? "Quod raro de nostris militibus dici potest, qui vacant mercaturis et negotiis privatorum; et multi reperirentur, qui nescirent se armare et qui vilissimas artes exercuerunt; et demum cinguntur ense, balneantur aqua et antecedunt in potu et in honore pellis vani et deauratorum calcarium, (...)" (zit. n. Fitting, a.a.O., S. 559); vgl. Andrea Padovani: Studi storici sulla dottrina delle sostituzioni, Imola 1983, S. 480f.; auch in der Ständedarstellung der Gesta Romanorum aus dem 14. Jht. (cap. 178) wird das Ritterbad des miles erwähnt (Gesta Romanorum, hrsg. v. H. Oesterley, Berlin 1872, ND Hildesheim 1963, S. 580). 48 Vgl. z.B. Ephemerides Urbevetanae, a.a.O., S. 135: Schwertleite d e r ß l i i domni Ugolini, quibus cinsit empsem pater eorum (22. 4. 1310, wohl die Uffreducci von Alviano; S. 176f. jedoch als Monaldeschi bezeichnet). 49 Dazu jetzt Franco Cardini: Vita comunale e dignità cavalleresca a Siena, in: L'immagine riflessa 12, 2, 1989 (Forme dell'identità cavalleresca 2), S. 269-288. so Dazu nur zwei Beispiele: der (bannherrschaftliche) Zusammenschluß der domini de Cerreto (in der Gegend um Siena) erfolgt 1216 pro facto vel honore et bono dicti castelli et curtis (G. Prunai: Il Breve dominorum de Cerreto del 1216, in: ASI 116, 1956, S. 75-85, S. 84); die Entsendung von Pisaner Kastellanen bedeutet 1233 für die consorteria von Ripafratta eine diminuitio honoris (Cristiani, Pisa, a.a.O., S. 126); zu den Turmgesellschaften jetzt: Andrea de Conno: Il consorzio di torre tra normativa interna e legislazione statutaria: l'esempio lucchese, in: Ricerche storiche 23, 1993, S.3-14.

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terschied zu den kommunalen milites des späten zwölften und frühen dreizehnten Jahrhunderts liegt auf der Hand.51

2. Der Begriff der militia in der ars dictaminis Die Lehre der ars dictaminis zur Pflege der Briefstilistik entwickelte sich vor allem in Bologna im zwölften Jahrhundert.52 Hat man bei der Erforschung der tradizione cavalleresca und des Konzeptes der hochmittelalterlichen militia immer wieder die Rolle der volkssprachlichen Dichtung, und, wenngleich seltener, die Wichtigkeit von Rechtsetzung, Chronistik und Standespredigten hervorgehoben, so fehlt noch eine inhaltliche Auseinandersetzung der Beziehung zwischen ars dictaminis und dem mihtia-Konzzpl. Es scheint, als sei das Problem als solches gar nicht erkannt worden. Dabei muß vermutet werden, daß die Aufwertung des raz'/es-Titels, die sich in Italien allerorten im Laufe des dreizehnten Jahrhunderts vollzieht, und die dazu führt, daß spätestens seit Ende dieses Jahrhunderts die in (fast) sämtlichen Kanzleien abgefaßten offiziellen Schreiben nicht nur den miles-T\ie\ eines Empfängers, sondern häufig auch den nobilis-Titel dazu in der Salutatio erwähnen, auf die Lehre der ars dictaminis zurückgeht.53

si Es kann daher nur dem (vorsichtig) zugestimmt werden, was Robert Davidsohn formulierte: "(...) aber vor allem muß man die verliehene Ritterwürde, die schon in dieser Zeit [im frühen 13. Jht., L B.] eine bedeutende Rolle zu spielen begann, von der Stellung der städtischen Ritter im älteren Sinne unterscheiden und man muß im Auge behalten, daß das Wort Ritter [miles, L B.] zur gleichen Zeit zwei verschiedene Bedeutungen besaß. Der Ritterschlag gewährte eine soziale Auszeichnung, aber nicht annähernd jeder städtische Ritter im älteren Sinne des Wortes empfing die ritterliche Weihe. Nach dem Begriff der hier zu erörternden Verhältnisse waren die 'Milites' die Reicheren, die ein Ritterpferd fur den Kriegsdienst der Kommune zu halten hatten, (. ..)" (Geschichte, a.a.O., Bd. II, 1, S. 30). Ein solches, schon von Volpe verwendetes (s.o. Anm. I, 161) Argument ex silentio kann natürlich im strengen Sinn weder bestätigt noch widerlegt werden. Aus der kaum mehr überschaubaren Lit. nur Hans Martin Schaller: "Ars dictaminis, ars dictandi" in LdM 1, 1980, Sp. 1034-1039; Franz Josef Worstbrock: Die Anfänge der mittelalterlichen Ars dictandi, in. Frühmittelalterliche Studien 23, 1989, S. 1-42; James J. Murphy: Médiéval Rhetoric. A Select Bibliography. Second Edition, Toronto 1989; Retorica e poetica tra i secoli XII e XIV. Atti del secondo Convegno internazionale di Studi dell'Associazione per il Medioevo e l'Umanesimo latini (AMTJL) in onore e memoria di Ezio Franceschini, Trento e Rovereto 3-5 ottobre 1985, a c. di Claudio Leonardi, Enrico Menestô, Scandicci 1988 (zu beiden Rez.n. von Hans Martin Schaller in: DA 48, 1992, S. 249-251); Martin Camargo: Ars dictaminis, ars dictandi, Turnhout 1991 (Typologie des Sources du Moyen Age Occidental, fasc. 60), dazu die Rez. v Emil J. Polak, in: Bibliothèque d'Humanisme et Renaissance 54, 1992, S. 808-811; Franz Josef Worstbrock, Monika Klaes, Jutta Lütten: Repertorium der Artes dictandi des Mittelalters, Teil 1: Von den Anfängen bis um 1200, München 1992 (Münstersche Mittelalterschriften 66). 53 Eine systematische Untersuchung hierzu wäre ein ausuferndes Unterfangen; Ausnahmen zur genannten Regel des m/7e.?-Titels gelten höchstens fur die Ränge der höchsten Aristokratie wie z.B. comités (im Spätmittelalter nicht: comités palatini), zu deren Titel sich jedoch im 15. Jht. ebenfalls der miles-Titel gesellen kann; vgl. Giles Constable: The Structure of Médiéval Society According to the Dictatores of the Twelfth Century, in: Kenneth Pennington, Robert Somerville (Hrsg.): Law, Church and Society. Essays in Honor of Stephan Kuttner, Pennsylvania 1977, S. 253-267 (mit Lit ).

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So finden sich bereits in den frühesten Zeugnissen der ars dictaminis, der dem Mönch Alberich von Montecassino zuzuschreibenden Ars dictandi (um 1118/9) eine Salutatio an einen miles und eine an einen eques.54 In den am Anfang des zwölften Jahrhunderts entstandenen "bürgerlichen" Praecepta dictamina des Albertus Samaritanus findet sich bereits eine volltönende Salutatio an einen "allertapfersten miles" (militi strennuissimo),^ ebenso wie in den etwas späteren Rationes dictandi prosaice des Kanonikers Hugo von Bologna (geschr. ca. 1119-24). 56 Ähnlich verfahren die um 1140 entstandenen anonymen Rationes dictandi ("Nobili strennuoque militi N.").51 In einer noch dem zwölften Jahrhundert angehörenden, möglicherweise einem deutsch-monastischen Umfeld entstammenden anonymen Ratio in dictamina findet sich folgender Ratschlag für die Gestaltung der Salutatio mit Attributen: "Si miles militi, de militia, de fortitudine, de audatia." 58 Wie Helene Wieruszowski gezeigt hat, lassen sich dann in einzelnen italienischen Briefstellern um 1160 die gesuchten Attribute des m//es-Titels nachweisen: so bittet Guido Guerra, der Pfalzgraf von Tuszien, die milites strenui von Modigliana um die Entsendung von Truppen, und ein Brief an ihn von dem Grafen von Prato ist adressiert viro prudentissimo et militi egregio,59 Das Problem, ob so eingeleitete Briefe zu diesem Zeitpunkt nur in wenigen Einzelfallen oder schon häufiger verfaßt wurden, muß ungelöst bleiben. Denn erst zu Beginn des dreizehnten Jahrhunderts sind solche aus Bologna stammende Schreiben eindeutig belegt (s.o.). Und ab diesem Zeitpunkt läßt sich nicht nur in den Regeln für die Salutatio, sondern auch in den Themen der Briefsteller die Aufwertung der militia nachweisen. Aus diesem Grund muß die ars dictaminis des dreizehnten Jahrhunderts als einer der wichtigsten Faktoren für diesen Prozeß betrachtet werden. Dies gilt in ganz herausragendem Maße für einen der bekanntesten Lehrer der bologneser ars dictaminis des beginnenden dreizehnten Jahrhunderts, den Magister Boncompagno da Signa (* 1165-75, f nach 1240). 60 54 Worstbrock, Anfänge, a.a.O., S. 28. 55 Franz-Josef Schmale (Hrsg.): Albertus Samaritanus: Praecepta dictamina, Weimar 1961 (MGH Quellen zur Geistesgeschichte des Mittelalters 3), S. 38f.: "16. A militi strennuissimo huius sublimitatis servulus mentis integritatem ac utriusque vite alacritatem; vel: utriusque vite successus, utriusque vite potissimum bonorum omnium statum, hominis utriusque vite salutem, perpetuam in Christo salutem." 56 Ludwig Rockinger: Briefsteller und formelbücher des eilften bis vierzehnten jahrhunderts, 2 Bde., München 1863/4 (Quellen und Erörterungen zur Bayerischen und Deutschen Geschichte 9; 1, 2), Bd. 1, S. 66: "Ad militem. Uiro illustrissimo militi strennuissimo vel ingenio prouido in bello strennuo C famosissimo vel viro industrio militi fortissimo C, A parmensis vice comes et universus populus salutem et obsequium, vel Ulixis astuciam, fortitudinem hectoream "; vgl. Constable, a.a.O., S. 263, n. 8 (mit einer Datierung nach 1140); Worstbrock, Anfange, a.a.O., S. 3f., n. 8 (Entstehung nach 1119). 57 Rockinger, a.a.O., Bd. 1, S. 15 (Datierung bei Worstbrock, Anfänge, a.a.O., S. 4, n. 22, S. 16f.) s» Ebd., S. 39 (vgl. S. 2 4 f ) . 59 Helene Wieruszowski: A twelfth-century Ars diclaminis in the Barberini collection of the Vatican library, in: dies., Politics and Culture in Medieval Spain and Italy, Roma 1971 (Storia e letteratura 121), S. 331-345, S. 342, 345 (zuerst 1962). 60 Die beste Zusammenfassung seines Lebens und seiner Werke neben C. Sutten Aus Leben und Schriften des Magisters Boncompagno, Freiburg i.B. 1894, vgl. V. Pini: Art "B." in: DBI 11, 1969, S. 720-725; Ronald G. Witt: Boncompagno and the defense of rhetoric, in: The Journal of Medieval and Renaissance Studies 16, 1986, S. 1-31; Terence O. Tunberg: What is Boncompagno's "Newest Rhetoric'?, in: Traditio

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In seinem Cedrus (1201) berichtet er von verschiedenen ritterlichen Zusammenschlüssen junger Stadtbürger besonders der Toskana. 61 Auch der Boncompagnus (1215), für den sein Autor nach seinem eigenen Zeugnis im Anschluß an die öffentliche Verlesung im Beisein der gesamten Universität mit dem Lorbeer gekrönt wurde, bot seinen Mitbürgern viele Beispiele einer höfisch-ritterlichen Kultur. Hier finden sich europäische Einladungsbriefe für milites zu Turnieren und der curia einer aristokratischen Schwertleite an Pfingsten (pasqua rosata).62 In einem Brief De commendationibus illorum qui debent milites fieri, et de literis securitatis de magno viro qui comfmenjdat filium suum alicui principi, ut apud eum adiscat illud ydonia et promoveatur ad gloriam militarem findet sich der Auftrag an den fürstlichen Besitzer der curia, den Sohn die teutonicam et francigenam sive latinam vel ungaricem linguam lernen zu lassen und ihm zur gloriam ordinis militaris zu verhelfen; auch so wurde also der ordo-Gedanke verbreitet.63 So erscheint es nur konsequent, wenn die militia auch bei Boncompagno zu einem der wichtigsten in der Salutatio zu erwähnenden Titel wird; in an Frauen geschriebenen (und von diesen verlesenen) Briefen sogar zum einzigen: "sed videtur michi, quod omnia offitia preter miliciam sunt in salutationibus tacenda, quia hoc ineptum videretur, ut alicuius clerici dignitas vel negotiatoris officium a muliere aliqua diceretur."64 In seinen V Tabule salutationum unterscheidet Boncompagno zwischen den milites als abhängigen Vasallen des Briefverfassers (fidelis) und den ihm gleichgestellten (nicht abhängigen) milites; zumindest letzteren stünde auch der Titel eines nobilis et strenuus miles zu. Eigentlich (diligenter) müßten jedoch alle Vasallen, vom höchsten zum niedrigsten, von ihrem senior als mobiles viri bezeichnet werden:

42, 1986, S. 299-334; verschiedene Beiträge in: Retorica e poetica, a.a.O.; Mario Gallina: L'amicizia tradita, ovvero la prigionia in Monferrato di un sovrano Bizantino neH'Amicìtia di Boncompagno da Signa, in: Bollettino storico-bibliografico subalpino 88, 1990, S. 337-363; Boncompagno da Signa: L'assedio di Ancona del 1173 (Liber de obsidione Ancone), a c. di Massimo Morroni, Ancona 1991; demnächst Gina Fasoli: Cicerone e Boncompagno da Signa: amicizia e vecchiaia, in: Studi in onore di Cinzio Violante, Spoleto 1994; zu den Arbeiten von Giulietta Voltolina, s.u. Anm. II, 65. «i "Fiunt etiam in multis partibus Ytalie quedam iuuenum societates. quarum aliqua falconum, aliqua leonum, aliqua de tabula rotonda societas nominatur. et sic diuersi nomina societatibus super imponunt. et licet ista consuetudo sit per uniuersas partes Ytalie, multo fortis in Tuscia uiget, quia uix reperirentur in aliqua ciuitate iuuenes qui non sint adstrineti alicui societati uineulo iuramenti. huiusmodi quippe societates quedam faciunt fieri per manum publicam statuta, que uulgo breuia nominantur." (Rockinger, a.a.O., Bd. 1, S. 122). Zu diesen Vereinigungen vgl. Helene Wieruszowski: King Arthur's Round Table. An 'Academic Club' in Thirteenth-Century Tuscany, in: dies., Politics, a.a.O., S. 379-386 (zuerst 1944). Rockinger, a.a.O., Bd. 1, S. 162: "De illis qui suos amicos inuitant ad nouam militiam uel nuptias. De nostri beneplacito genitoris et Consilio amicorum procedit, quod in pasca roseo [sic] militarem gloriam assumamus, et ducamus filiam comitis de Sabadia [s/c] in uxorem." « Bayerische Staatsbibliothek München, MS Clm 23499, fol. 43v. (die auch von Rockinger benutzte Handschrift, der auf diesen Passus allerdings nur kurz hinwies, a.a.O., Bd. 1, S. 138); vgl. auch Tunberg, a.a.O., S. 300, n. 6, über eine geplante Neuedition des Boncompagnus durch Prof. Josef Purkart. 64 Friedrich Baethgen (Hrsg.): Magister Boncompagno: Rota Veneris. Ein Liebesbriefsteller des 13. Jahrhunderts, Rom 1927 (Texte zur Kulturgeschichte des Mittelalters 2), S . l l ; Boncompagno da Signa: Rota Veneris. A Facsimile Reproduction of the Straßburg Incunabulum with Introduction, Translation, and Notes by JosefPurkart, Delmar, N.Y. 1975, S. 75.

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"Duces, marchiones et magni viri hoc modo salutant milites qui non sunt vassalli eorum: 'H[enricus] dei gratia Saxonie dux dilecto amico A. de Mucillo nobili et strenuo militi salutem cum prosperitate', vel 'salutem et omne bonum'. Si autem fuerit vassallus eius dicet sie: 'H[enricus] dei gratia Saxonie dux dilecto fideli suo B. de Corivago salutem et gratiam suam', vel 'salutem et omne bonum'. Si diligenter eum appellat 'nobilem virum', sie salutat omnes fideles suos a maiori usque ad minorem, tarn viros quam mulieres, mutatis his que que mutari debent."65 Der Titel des nobilis vir, der z.B. in der päpstlichen Kanzlei seit dem zwölften Jahrhundert verwendet wurde, doch niemals eine rechtliche Stellung ausdrücken sollte, stammt also (im Unterschied zum dominus-Titel!) auch aus der ars dictaminis (s.o. Anm. I, 208). Ob aber dem miles dieser Titel stets zukomme, blieb trotz der Stellungnahme Boncompagnos eine offene Frage. So schrieb der Kardinal von S. Maria in Portico, Guala Bicchieri (f 1227), der von 1187 bis 1193 in Bologna studiert hatte, in seinem Libellus de formis peticionum secundum cursum Romane curie (ca. 1226) entschieden: "Et nota, quod simplex miles et inferior non debet dici nobilis vir."66 Im Candelabrum (ca. 1220-27) des etwas jüngeren Magisters Bene von Florenz (f vor 1242) findet sich dagegen wieder die rhetorische Überhöhung der militia.61 Eng verwandt mit diesem Text ist die sog. Ars dictandi des Magisters und späteren Kardinals Thomas von Capua (f 1239). 68 In den Dictamina Rhetorica (ca. 1226/7) des ungefähr gleichaltrigen Guido Faba (* ca. 1190, f ca. 1242/45) findet sich ein Brief De milite ad militem, in dem der Schreiber wegen seiner vor kurzem erfolgten Schwertleite divina gratia suffragante einen Bänkelsänger (histrio, doctor curialis) an einen Freund sendet; andere Briefe bitten um die Zusendung eines Jagdsperbers oder eines pallafredus.69 Für die Salutatio De militibus

es Giulietta Voltolina: Lo scambio epistolare nella società medioevale attraverso l'opera inedita di un magister dell'università di Bologna: Boncompagno da Signa, in: Rivista di cultura classica e medioevale 30, 1, 1988, S. 45-55, S. 50, vgl. S. 51: "Aliquis miles ita salutat suum amicum militem: "Nobili et strenuo viro A. de Mucillo militari gloria prefiggendo." Zu der von Voltolina vorgelegten Edition der V Tabule salutationum vgl. jedoch die wichtige Rez. v. Renata Fabbri, in: StM ser. III, 32, 1991, S. 295-302. Rudolf von Heckel: Das päpstliche und sicilische Registerwesen in vergleichender Darstellung mit besonderer Berücksichtigung der Ursprünge, in: Archiv für Urkundenforschung 1, 1908, S. 371-511, S. 503. " "Militibus est dicendum: 'Viro prudenti' vel: 'Strenuo militi' vel: 'Militaris glorie titulo decorato' vel: 'Militie palma pre omnibus honorato'." (Bene Florentini Candelabrum. Edidit Gian Carlo Alessio, Padua 1983 (Thesaurus Mundi 23), S. 116), vgl. ebd. S. 121, sowie dazu die Anm.: die Quelle für den Ausdruck palma militie ist die sog. Briefsammlung des Thomas von Capua, vgl. die folg. Anm. 68 "Qualiter milites salutentur. Milites autem et amici communiter salutantur. Eis autem dieimus: 'egregio viro et strenuo militi, cingulo militie decorato, salute et robore accingi forttudinis et virtutis', vel 'salutem et feliciter gubernare cingulum glorie militaris, et cui militaris gloria laudes in bellis plurimas acquisivit." (Emmy Heller: Die Ars dictandi des Thomas von Capua. Kritisch erläuterte Edition, in: Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Phil.-hist. Kl., Jahrgang 1928/9, 4. Abhandlung, S. 30); vgl. Hans Martin Schaller: Studien zur Briefsammlung des Kardinals Thomas von Capua, in: DA 21, 1965, S. 371-518. Guido Faba: Dictamina Rhetorica. Epistole, Bologna 1971 (Medium Aevum. Collana di Studi e testi diretta da Giuseppe Vecchi, Artes Triviales VII, 3), S. 91f., 104 (Nachdruck aus: Il Propugnatore 25/26, 1892/3, neue Seitenzählung).

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inter se bringt Guido Faba in der Summa dictaminis (1228/9) Beispiele, in denen er ihnen auch den nobilis-Titel zugesteht.70 In den Epistolae, einem Briefsteller des toskanischen Lehrers der ars dictaminis, Mino da Colle (f 1287) findet sich ein Briefwechsel zwischen dem civis Comazzius de Galluzziis aus Bologna und dem miles Johannes de Salimbenis aus Siena, der ersterem wegen einer curia anläßlich der Schwertleite mehrerer Angehöriger des Feudalclans der Ubaldini einenpalafredus leihen soll.71 In einer anderen Handschrift des Mino da Colle findet sich das Einladungs- und das Antwortschreiben wegen einer curia an Ostern anläßlich einer Schwertleite in dem aretinischen Haus der Bostoli, die, wie es etwas erstaunt in dem Antwortschreiben eines miles der Ubertini heißt, obviam imperiali magnitudini stattfinden soll. 72 Schon im dreizehnten Jahrhundert wurde auch die Volkssprache, das Volgare, das für offizielle Schreiben noch nicht in Frage kam, in der ars concionandi (arengandi) für mündliche Ansprachen zu Themen der Ritterwürde im kommunalen Kontext bemüht.73 So findet sich in den Arringhe des Matteo dei Libri ( | 1275) eine Ansprache desjenigen, der vor dem prendere ordine de cavalaria, allo honore de Deo nostro segnore e a soa laude, [a grandeza] et a honore de voi et de tute quelle persone che ben ne volerne unter

70 Augusto Gaudenzi (Hrsg.): Guidonis Faba Summa dictaminis, in: Il Propugnatore 23, 1, 1890, S. 289338; 23, 2, S. 345-393, S. 314f.: "De militibus inter se. 'Inclito et potenti' vel 'nobili et illustri' vel 'magnifico et preclaro ac strenuo militi, domino Salinguerre Ferrariensi multa discretione conspicuo et dignis laudibus commendato' vel 'nobili et prudenti viro domino Rolando honorato militi Mutine' vel 'multa laude et honore digno vel quem fama militaris decorat, et gloria recommendat, Iacobus de Prindiparte Bononie salutem cum promtitudine serviendi' vel 'de gradu prosperitatis ad gradum adscendere peroptatum.' Et sic omnes milites se salutant "; zur Person und den Werken vgl. Charles B. Faulhaber: The Summa dictaminis of Guido Faba, in: James J. Murphy (Hrsg.): Medieval Eloquence. Studies in the Theory and Practice of Medieval Rhetoric, Berkeley, Los Angeles, London 1978, S. 85-112; Roberto Crespo, J. Peter Gumbert: Guido Faba nel catalogo della biblioteca capitolare di Naaldwijk, in: StM, ser. III, 25, 2, 1984, S. 745-751. 71 Biblioteca dell'Università di Genova, MS A. VII. 29 (già cod. Rossi di Pistoia), fols. 5v./6r. (vgl. dazu Matteo dei Libri, a.a.O., S. XXVIIf.; für die Zusendung von Kopien dieser, sowie der in der nächsten Anm. zitierten, noch unveröffentlichten Handschrift, geht mein herzlicher Dank an Prof.ssa Francesca Laganà (Pisa), die aus dem Nachlaß von Helene Wieruszowski eine Edition der Schriften Minos da Colle vorbereitet; vgl. Helene Wieruszowski: Ars dictaminis in the time of Dante, in dies., Politics and Culture, a.a.O., S. 359-377, S. 365: "There is the request of a noble (usually a member of a noble familiy of the city) for a fellow noble's assistance in the ceremonies of knighthood, marriage and duel (...)"; vgl. Francesca Luzzati Laganà: Un maestro di scuola toscano del Duecento: Mino da Colle di Valdelsa, in: Città e servizi sociali nell'Italia dei secoli XII-XV. Atti del dodicesimo Convegno Internazionale di studio tenuto a Pistoia nei giorni 9-12 ottobre 1987, Bologna 1990, S. 83-113; vgl. auch Laura Magna: Gli Ubaldini del Mugello: una signoria feudale nel contado fiorentino, in: I ceti dirigenti dell'età comunale nei secoli XII e XIII, a.a.O., S. 13-65; der miles Giovanni Salimbeni war 1274 einer der Käufer des Kastells Tintinnano von der Kommune Siena, und darüber hinaus einer der reichsten sieneser Bürger (Salimei, a.a.O., passim). BNF, MS Nuovi Acquisti 385, fols. 3v./ 4r. (mit Dank für diesen Hinweis und Zusendung der Kopien an Prof.ssa Francesca Laganà); die Bostoli waren sowohl von Otto IV. (1210) als auch von Friedrich II. (1220) mit der Burg Cignano belehnt worden; vgl. Jean Delumeau: Des lombards de Carpineto aux Bostoli, in: I ceti dirigenti dell'età comunale nei secoli XII e XIII, a.a.O., S. 67-99. 73 Vgl. allgmein Enrico Artifoni: Sull'eloquenza politica nel Duecento italiano, in: Quaderni medievali 35, 1993, S. 57-78.

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Verweis auf Salomo und Cassiodor seine Freunde um Rat fragt.74 In derselben Sammlung von Modellanspachen findet sich dann konsequenterweise eine Dankesrede des neuen miles an seine Freunde, die ihn bei diesem Schritt (quello honore, lo quale io ò desiderato lungamente) unterstützt haben.75 In diesen vor allem aus Bologna und der Toskana stammenden Briefstellern und Formelsammlungen wird mehr als in anderen Texten der Zeit eine tatsächliche oder imaginierte "ritterliche Kultur" widergespiegelt oder propagiert, die keinen Unterschied zwischen den aus dem Feudaladel und den aus dem Bürgertum stammenden milites machen will: beiden stünde der nobilis-Titel zu. 76 Dadurch, daß die ars dictaminis in gleichem Maße den Kanzleien und dem städtischen Bürgertum diente, dürfte sie zur Verbreitung dieser Vorstellungen nicht unwesentlich beigetragen haben, selbst wenn der "einfache" miles noch lange weder für die Kurie noch für die kaiserliche Kanzlei als nobilis vir akzeptabel war. Mehr und mehr wurde die Annahme des cingulum militiae selbst zu einem der Hauptthemen durchstilisierter Briefe. So findet sich in der sog. Briefsammlung des Petrus de Vinea ein rhetorisches Glanzstück über die erfolgte Schwertleite Konrads IV. an die Bürger Palermos.77 Weiter steht dort im sechsten Buch unter den "Privilegien" das exemplarische Beispiel eines Briefs, in dem einem nicht ritterbürtigen valet die Erlangung der Ritterwürde zugestanden wird.78 Interessant ist an diesem Brief per Imperialis gratiae praemium der Verweis auf die kaiserliche plenitudo potestatis, den berühmten aus der Kanonistik stammenden Begriff, in dem sich zu Anfang des dreizehnten Jahrhunderts die 74

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Matteo dei Libri: Arringhe. A c. di Eleonora Vincenti, Milano, Napoli 1974 (Documenti di filologia 19), S. 52. Ebd., S. 182. Von den Arringhe leiten sich auch die Flore de parlare des Giovanni da Vignano ab (14. Jht), vgl. ebd. S. 258-262 mit zwei Antworten in utramque partem, d.h. Ratschlägen für und gegen die Annahme der Ritterwürde. Ein letztes, spätes Beispiel von ca. 1304 aus Padua (der Autor stammte jedoch aus Umbrien) sei hier angeführt: Vincenzo Licitra (Hrsg.): II Pomerium rethorice di Bichilino da Spello, Firenze 1979 (Quaderni del 'Centro per il Collegamento degli studi medievali e umanistici nell'Università di Perugia' 5), S. 24: "Et primo quomodo scribitur militibus" mit der Lehre, den miles (= automatisch nobiIis)-Tite\ vor den iudex (= dominus legum, sapiens)-Tite\ zu setzen; der dominus-Tìteì kann, muß aber nicht für diejenigen nobiles verwendet werden, die keine der beiden obigen Würden besitzen. Petrus de Vinea: Friderici II. imperatoris epistulae. Novam editionem curavit Johannes Rudolphus Iselius. Mit einer Einführung von Hans-Martin Schaller, 2 Bde. Hildesheim 1991 (ND der Ausgabe Basel 1740), Bd. 1, S. 417ff., lib. III, cap. XX ("Rex Conradus Panormitanis, de receptione cinguli militaris"), S. 418: "quia tarnen militiae cingulum, quod reverenda sancivit antiquitas, nondum Serenitas nostra susceperat, die praesentis mensis Augusti, cum solennitate tyrocinii, latus nostrum eligimus decorandum, ut ex hoc aetatis nostrae victoriosa floriditas, signa majoris strenuitatis induceret, et originalis nobilitatis gratiam renovaret novae militiae claritudo." (vgl. S. XXVII Konkordanz). Ebd., Bd. 2, lib. VI, cap. XVII, S. 189f.: "Concedit cuidam quod possit fieri miles, quanquam non sit de genere militum. Notum facimus universis, quod A. de N. Maiest. nostrae humiliter supplicavit, ut cum velit fieri miles, et pater suus miles non esset, sibi exinde largiri licentiam dignaremur. Nos autem, ut fidei suae meritum, et suorum per Imperialis gratiae praemium Imperaliter compensemus, supplicationibus ipsius beninignius inclinati, de potestatis nostrae plenitudine, sibi concedimus potestatem: quod quanquam pater suus miles non füerit, et nostris constitutionibus caveatur, quod milites fieri nequeant, qui de genere militum non nascuntur: ipse tarnen de culminis nostri licentia decorali valeat cingulo militari, mandamus: quatenus nullus est, qui ipsum super hoc de caetero molestare praesumat." (vgl. Bd. 1, S. XXX Konkordanz).

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gesamte Spannung zwischen regnum und sacerdotium kristallisierte. Der Begriff wurde von Friedrich II. für die Charakterisierung der kaiserlichen Herrschaft gebraucht und bezeichnete u.a. den Ursprung sämtlicher weltlicher tarn iuris quam gracie munera.79 Aus der Kanzlei Friedrichs II. stammt auch ein thematisch immerhin vergleichbarer Brief, in dem er dem jungen Grafen von Savoyen 1236 in Aussicht stellt, ut decoraremus te cingulo militari, (...).80 Nach den wenigen Hinweisen unter Friedrich II. wurden erst unter Karl I. von Anjou in Italien wohl häufiger Urkunden über die Verleihung der Ritterwürde ausgefertigt.81 Dies folgte gleichermaßen der staufischen, wie auch vor allem der Politik seines Vorgängers als Graf der Provence, Raymund Berengar, der dort seit 1234/5 eine zentralistisch-fürstliche Abschließung des "Ritterstandes" angestrebt, und dies gleichzeitig durch die Verleihung schriftlicher "Ritterprivilegien" als monopole regalien bestätigt hatte.82 Die italienischen Kommunen haben solche litterae militiae vor dem fünfzehnten Jahrhundert gar nicht, und auch danach wohl nur in Ausnahmefällen veranlaßt.83 Aber andere Kanzleien, wie die mailändische (s.u. Anm. II, 286f.), nahmen im Spätmittelalter gerade die litterae militiae zum Anlaß, um das hochmittelalterliche Prinzip der plenitudo potestatis aufzunehmen. Auch der Aspekt der ars dictaminis, die Rittererhebung selbst zum Thema elaborierter Briefe zu machen, ließe sich durch das gesamte Spätmittelalter verfolgen: Noch 1402 wird ein Bürger Pratos seinen ersten Brief aus Anlaß dieser Zeremonie schreiben84 und

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Vgl. z.B. Alfred Hof: Plenitudo potestatis und imitatio itnperii zur Zeit Innocenz III., in: Zeitschrift für Kirchengeschichte 66, 1954/5, S. 39-71, S. 40. Historia diplomatica Friderici Secundi sive Constitutiones, privilegia, mandata, instrumenta quae supersunt Imperatoris et filiorum eius. Accedunt epistolae paparum et documenta varia, hrsg. v. J. L. A. Huillard-Bréholles, 12 Bde. Paris 1852-61, Bd. IV, 2, S. 896f. Joachim Göbbels: Das Militärwesen im Königreich Sizilien zur Zeit Karls I. von Anjou (1265-1285), Stuttgart 1984 (Monographien zur Geschichte des Mittelalters 29), S. 106, n. 36. François-Paul Blanc: L'apparition du droit régalien d'annoblissement en Provence au XlIIe s., in: Histoire de la Provence et civilisation médiévale. Études dédiées à la memoire d'Eduard Baratier, Marseille 1973 (Provence historique 23), S. 69-93, dort auch S. 91 das einzigartige Beispiel einer angeordneten degradatio bäuerlicher milites durch Karl I. von Anjou 1276; S. 92f. die Bestätigung als "Regal" durch dessen Sohn Karl II. von Anjou. Vgl. weiter Jan Rogozinski: Ennoblement by the Crown and Social Stratification in France 1285-1322: A Prosopographical Survey, in: William C. Jordan, Bruce McNab, Teofilo F. Ruiz (Hrsgg ): Order and Innovation in the Middle Ages. Essays in Honor of Joseph B. Strayer, Princeton 1976, S. 273-291; Robert H. Lucas: Ennoblement in Late Medieval France, in: Mediaeval Studies 39, 1977, S. 239-260; Jacques Mourier: Nobilitas, quid estl, in: Bibliothèque de l'École des Chartes 142, 1984, S. 255-269; L'annoblissement en France XVème-XVIIIème siècles. Théories et realités, Bordeaux s.a. (Publications de la Maison des Sciences de l'Homme d'Aquitaine 74). Vgl. den teilweise einer päpstlichen oder kaiserlichen Urkunde nachgeahmten Brief von Bologna im Namen von den Antiarti, Consules et Vexillifer Iiistitie populi et Commis Bononie von 1462, in dem dem Empfänger bestätigt wird: "Et preterea continuum commensale[m] nostrum te facimus, constituimus et creamus tenore Militem nostre curie per tradictionem ensis eiusque vibrationem ac calcarium impositionem." (Francesco Giorgi: Un buffone degli Anziani di Bologna nel secolo XV, in: L'Archiginnasio 22, 1928, S. 120-130, S. 128). "Guelfus d. Guelfi de' Pugliensibus miles. Partecipa la morte del proprio genitore, significa che, dopo le esequie, per volere degli amici, si è cinto cavaliere." (Luigi Fumi, Eugenio Lazzareschi (Hrsgg.): Carteg-

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noch 1479 werden zwischen der Kommune Siena und dem Herzog von Kalabrien und Sohn des Königs Ferrante, Alfonso d'Aragona, Höflichkeitsschreiben wegen der Rittererhebung eines sienesischen Bürgers gewechselt. 85 In mehr als einer Richtung wirkte also die ars dictaminis, die gleichermaßen den Kanzleistil offizieller Urkunden, als auch den Briefstil mehr oder minder offizieller Korrespondenzen entscheidend veränderte. Dies betraf sogar die Themenauswahl. Die ars dictaminis unterstützte deshalb allein schon durch die Breitenwirkung ihrer Formeln und Themen die Entstehung eines "bürgerlichen Rittertums". Und schließlich wandte sie den Begriff der militia sogar auf ihre eigenen Vertreter an. Das Konzept der militia spiritualis war ein dem gesamten Mittelalter vertrauter Begriff im Kontrast zur militia saecularis. Die Bücher des clericus wurden immer wieder allegorisch als seine Waffen gedeutet.86 Das gleiche Deutungsmuster findet sich nun auch in den Briefstellern der frühen ars dictaminis, z.B. in der Quadriga des paduanischen Magister Arsegino (vor 1222): "Nil est debilius milicia sine armis et studio sine libris. Proinde vestre paternitati significo quod non habeo libros studio fisice oportunos, cui me insistere precepistis."87 Im Candelabrum (ca. 1220-27) des Bene von Florenz dürfen magistri et alii prudentes angeschrieben werden mit Litteratorie militie cingulo decorato,88 und auch in der Summa dictaminis des Guido Faba (ca. 1228/9) finden sich Formeln wie dilecto nepoti suo scolastice militie Bononie, litteratorie militie cingulo redimito, salutem et in scolis philosophie militiam exercere.89 Auf diesem noch häufig metaphorisch-literarischen Hintergrund müssen auch die ersten zeremoniellen Verleihungen der Doktorwürde als transformierte Schwertleiten interpretiert werden, in denen eine weitestgehende Parallelität der Insignien angestrebt

gio di Paolo Guinigi, Lucca 1925 (Memorie e Documenti della Storia di Lucca XVI = Regesti del R. Archivio di Stato in Lucca 3), S. 180). «5 BAV, MS Chigi E VII 216, fols. 128v., 129r. (das Antwortschreiben von Alfonso dux Calabriae an die Kommune Siena, 18. 9. 1479:) "Habiamo ricevuto vostre lettere per le quale vedemo quanta sia la congratulacione vostra per havere nuy insignito lo magnifico messer Forese de l'ordine militare, confessando per questa nostra demonstracione essere acresciuta la obligacione vostra. Et non era necessario le S. V. de questo ne habiano re[n]graciare perché el è tanta la vicissitudine nostra e cossi reciproco lo amore che quodammodo siamo nonché obligati ma necessitati, et favorire et honorare vostri citadini et fare qualuncha demonstracione che possemo, ché vedano le S. V. quale sta lo animo nostro dispositissimo a' bisogni, a presidii et honuri et comodi vostri, et questo fatto in messer Forese è una delle minime parte che per sua virtù et meriti verso lui mostrare possemo, tanto più quanto de vostra repubblica benemerito lo reputamo." Obwohl er hier durchgehend messer Forese genannt wird, wird es sich bei ihm um Borghese Borghesi handeln, vgl. Luciano Bellosi (Hrsg.): Francesco di Giorgio e il Rinascimento a Siena 14501500, Milano 1993, S. 358f., n. 71. 86 Vgl. nur Hans Walther (Hrsg.): Carmina medii aevi posterioris latina, 7 Bde., Göttingen 1959-69, Bd. II, 1, S. 331, n. 2842: "Clericus absque libris est tamquam miles inermis "; Bd. II, 2, S. 887, n. 14841: "Miles inarmatus paucas faciet probitates, clericus in studio sine libris commoditates."; Bd. II, 4, S. 284, n. 24799: "Qui Studium celebrat sine libros, est velut armis Nudus eques, navis remige, biga rotis." 87 Paolo Marangon: La Quadriga e i Proverbi di Maestro Arsegino. Cultura e scuola a Padova prima del 1222, in: Quaderni per la Storia dell'Università di Padova 9, 10, 1977, S. 1-44, S. 20. «8 Alessio, a.a.O., S. 115f. 89 Gaudenzi, Guidonis Faba Summa, a.a.O., S. 306, 309.

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wurde.90 Wie sich diese Parallelität noch im fünfzehnten Jahrhundert darstellt, läßt sich in Kurzform an einem Text Qualiter creantur doctores et milites studieren, der sich in einer humanistischen Sammelhandschrift erhalten hat.91 Tatsächlich enthält dieser Text zwar nicht alle hochmittelalterlichen Parallelen (Examen, Buch - Schwert, Birett, Eid, Matrikel), doch zeigt sich, daß sich zumindest die Erinnerung an die Schwertleite als das konkrete Vorbild der Doktorpromotion und der ersten Dichterkrönungen (Palermo 1209, Bologna 1215) erhalten hat.92

3. Im Zeichen des honor. die Politisierung der Ritterwürde in den Kommunen ab 1265 Der von den großen Kommunen bald übernommene honor-Begriff gewann sowohl für den Komplex der Rittererhebungen (honor militiae) als auch für das kommunale Selbstverständnis (honor communis) im dreizehnten Jahrhundert eine zentrale Bedeutung.93 Der mittelalterliche Geschichtsschreiber, der diesen Prozeß für die Kommunen Oberitaliens wohl besser als irgendein anderer beschrieben hat, ist der Minorit Salimbene de

so Eugen Rosenstock: Principium doctoris, in: Festgabe für Rudolph Sohm dargebracht zum goldenen Doktoijubiläum, München, Leipzig 1914, S. 89-101 (mit vielen Hinweisen); Peter Weimar: Zur Doktorwürde der Bologneser Legisten, in: Aspekte europäischer Rechtsgeschichte. Festgabe für Helmut Coing zum 70. Geburtstag, Frankfurt/M. 1982 (Ius Commune. Sonderhefte 17), S. 421-443; Ingrid Baumgärtner: De privilegiis doctonm. Über Gelehrtenstand und Doktorwürde im späten Mittelalter, in: HJb 106, 1986, S. 298-331; Emanuele Conte: Un Sermo pro petendis insigniis al tempo di Azzone e Bagarotto, in: Rivista di storia del diritto italiano 60, 1987, S. 71-86 (mit Textedition ca. 1229/30), S. 77: "supplico quod mihi in trono iurisprudentie cum Dei et sui gratia sedere concedat, ubi uere philosophie dogmata possim licite perdocere; peto etiam ut mihi gladium accingat librum porrigendo ut contra errorem et contumatiam possim uiriliter colluctari." (vgl. S. 83). " British Library London, MS Harley 4094, fol. 113v. (vgl. zum Inhalt Kristeller, Iter Italicum, a.a.O., Bd. 4, S. 179: entstanden wohl um die Mitte des 15. Jhts. in Padua oder Ferrara): "Qualiter creantur doctores et milites. Ob creandum milites legalis sapientie, hoc est doctores, requiritur primo quod promotores iurati deponant (!) eum sufficienter. 2° quod examinetur. 3° quod examinatus probetur. (...) 4° requiritur quod biretum in signum splendoris capiti imponatur. 5° requiritur quod cathedra tanquam investitura possessionis traditur. 6° requiritur quod über veluti ma. [materia?] conferatur. Traditio autem anuli, osculum et benedi[c]tio non sunt de sa. [substantia?]. (...) Ob creandum vero militem armate militie primo requiritur quod examinetur. 2° quod approbetur. 3° quod iuret per deum omnipotentem et genium principis se non vietaturum mortem pro republica. 4° quod ensis sibi cingatur. 5° quod Stigmata brachiis imponantur. 6° quod non sit mercator. 7° quod scribatur in matricula militum. (...)". Zu ersterer vgl. Ernst Kantorowicz: Kaiser Friedrich der Zweite, Stuttgart 2 1991, S. 298. 93 Vgl. allgemein W. Eckermann: Art. "Ehre" in: LdM 3, 1986, Sp. 1662f.; zum honor imperii (neben der bekannten Arbeit von Rassow) Dieter von der Nahmer: Zur Herrschaft Friedrich Barbarossas in Italien, in: StM ser. III, 15, 1974, S. 587-703, S. 672-699; zum römischen Recht Ludovico Zdekauer. La legge dell'onore. Prolegomeni ad una storia critica dell'onore in Italia, Torino 1902; vgl. auch Fichtenau, Lebensordnungen, a.a.O., S. 194 (mit Lit ), passim; Mario Montorzi: Fides in rem publicam. Ambiguità e teniche del diritto commune, Napoli 1984, S. 177ff.; Mario Mancini: Onore cavalleresco e onore aristocratico, in: L'immagine riflessa 12, 1, 1989 (Forme dell'identità cavalleresca 1), S. 147-192; zur kommunalen Terminologie wichtig: Attilio Bartoli Langeli: La formula d'onore. Un esperimento notarile per il Comune di Perugia, in: Il pensiero politico 20, 1987, S. 121-135.

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Adam aus Parma (1221-ca.l288). 94 Curialitas, solatium, honor und ein voll entwickeltes städtisches "Rittertum" stehen immer wieder im Zentrum seines Berichtes, wie Cinzio Violante hervorhob.95 Honor wird gleichermaßen als persönliches Proprium, das sich auch spiegelbildlich in der ehrenvollen Behandlung des Gegenüber erweisen kann,96 als auch als kommunales Gut verstanden, für das sinnlos zu sterben jedoch als Torheit angesehen wird.97 So kann Salimbene auch die Tat jenes Podestà von Modena 1229 nicht gutheißen, der vor einer Schlacht seinen Sohn zum Ritter erhob (fecit Henricum filium suum militem). In dieser Schlacht kam dann der Sohn wegen seiner Unerfahrenheit um, was der Vater nun so kommentiert haben soll: "Non curo, ex quo filius meus factus est miles et ex quo viriliter pugnando occubuit."98 Offiziell änderte sich die monarchische "Standespolitik" in Italien nach den endgültigen staufischen Niederlagen von König Manfred bei Benevent (1266) und der Hinrichtung Konradins in Neapel (1268) kaum. Auch Karl I. von Anjou (1226-85) versuchte im Königreich Sizilien das unkontrollierte Anwachsen der Zahl neuer milites zu verhindern, indem er die Ritterwürde zum einen an "die Zugehörigkeit zum genus nobilium und zum anderen [an] die 'ei ... a celsitudine nostra ... expresse ... concessa facultas"'" zu knüpfen versuchte. Diese Politik wurde von seinem Sohn Karl II. von Anjou (1252-1309) 1290 bekräftigt, io» Längst bestimmten in Italien auch auswärtige Monarchen die kulturellen und politisch-sozialen Geschicke der Kommunen. So fanden monarchische Ritterweihen in Bologna 1273 durch den englischen König,101 und 1270 in einem Minoritenkonvent bei

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Lit. in: Repertorio, a.a.O., S. 241-249; dazu noch Carla Casagrande, Silvana Vecchio: Cronache, morale, predicazione: Salimbene da Parma e Iacopo da Varagine, in: StM ser. III, 30, 1989, S. 749-788. " Violante, Motivi e caratteri, a.a.O. 96 Giuseppe Scalia (Hrsg.): Salimbene de Adam: Cronica. Nuova edizione critica, 2 Bde., Bari 1966 (Scrittori d'Italia 232, 233), Bd. 1, S. 39: "Miserrimi tales domini, qui plus diligunt res temporales quam honorem proprium et corpus uxorem et filiarum", S. 139: "Honor enim non tantum est illius cui impenditur, quantum etiam illius, immo plus, qui eum impendit." (vgl. auch Orth, Formen, a.a.O., S. 160 zu Giselberts von Möns Beschreibung von Barbarossas curia von 1184: honor als Funktion der largitas); zu dieser höfischen Auffassung der liberalitas auch: Corrado Bologna: La generosità cavalleresca di Alessandro Magno, in: Forme dell'identità cavalleresca 2 (L'immagine riflessa 12, 2, 1989), S.367-404. 97 Salimbene, a.a.O., Bd. 1, S. 51: "dominus Iacobus de Boveriis; cui cum diceretur a suis quod descenderet [er verteidigte den Caroccio von Parma gegen die Truppen Bolognas, L B.], ne occideretur, gloriabatur et dicebat se libenter velie mori ad honorem communis Parme. Sed dicitur in Ecclesiaste VII: Noli esse stultus, ne moriaris in tempore non tuo." 98 Ebd., S. 85. Verschiedene nobilissimae curiae anläßlich von Ritterweihen 1282, ebd., Bd. 2, S. 748f. « Göbbels, Militärwesen, a.a.O., S. 105. io" Camillo Minieri Riccio (Hrsg.): Saggio di Codice Diplomatico formato sulle antiche scritture dell'Archivio di Stato di Napoli, 2 Bde. Napoli 1879, Bd. 2, S. 5 ("quod nullus qui non esset de genere militum Cingulum Militare absque nostra speciali licentia auderet assumere"). ìoi "Eodem anno. - Bononienses fecerunt exercitium contra Forlivium de mense maii; et dum essent in dictu exercitu, rex Inghilterrae, qui veniebat de ultra mare, venit et fecit multos milites in ipso exercitu." (Matthei de Griffonibus Memoriale Historicum de Rebus Bononiensium (AA. 4448 a.C.-1472 d.C ), a c. di Lodovico Frati e Albano Sorbelli, Città di Castello 1902 (RIS 2 XVIII, 2, S. 20).

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Reggio (Emilia) durch den Kaiser von Byzanz, Michael VIII. Palaiologos statt. 102 Außer Zweifel steht dabei der starke kulturelle Einfluß, der von den französischen Beherrschern des Königreichs Sizilien im späten dreizehnten Jahrhundert auf die kommunale Welt Mittelitaliens ausging. 103 In den verschiedenen chronikalischen Überlieferungen lassen sich immer wieder stolz angeführte Beispiele von Bürgern finden, die von den Anjou zu Rittern erhoben worden waren. Die Regesten der toskanischen Kommune San Gimignano bieten sich zur Illustration an: als die Kommune 1242 zur Unterstützung Kaiser Friedrichs II. vier milites entsandte, sorgte die Kommune noch selbst für deren Schwertleite, da sie diese vom Kaiser nicht erwarten konnte. 104 1 270 taucht in den Regesten erstmals der neue, aus dem Französischen entlehnte Ehrentitel für Ritter, messere auf. 105 Als 1282 zwei Ritter und zwei Junker (duo milites corredati et duo domicellì) in den Dienst Karls I. von Anjou entsandt wurden, hegte man offensichtlich größere Hoffnungen als noch 1242, daß die beiden letzteren vom Souverän das cingulum militaris empfangen würden und wollte dies durch einen höheren Sold honorieren. 106 Ein Bologneser Bürger vermerkte 1294 in seinem Testament sogar voller Stolz, daß er miles creatus ab illustri et magnifico d. rege Carulo (Karl II. von Anjou) sei. 107 Guelfische Familien wie die Incontri aus Volterra 108 oder die Pazzi aus Florenz (nicht die "ghibellinischen" Pazzi di Val dArno) bewahrten über Jahrhunderte die Tradition solcher (manchmal nur behaupteter) Ehrenbezeigungen durch den ersten Anjou in Italien. 109 Schon Camillo Tutini gewann aus den Anjou-Registern eine ganze Reihe von Namen, deren Inhaber von Karl I. und Karl II. zu milites erhoben wurden. 110 Auffallend an dieser Gruppe ist der hohe Anteil meist toskanischer Kaufleute, die, wie es in einer 102 Salimbene, a.a.O., Bd. 2, S. 701f; zur Ritterwürde in Byzanz vgl. zuletzt Mark C. Bartusius: The Kavallarioi of Byzantium, in: Speculum63, 1988, S. 343-350. IM Vgl. Alessandro Barbero: Il mito angioino nella cultura italiana e provenzale fra Duecento e Trecento, Torino 1983 (Biblioteca Storica Subalpina 201). idi Davidsohn, Forschungen, Bd. 2, a.a.O., S. 58; kommunale Rittererhebungen 1277: S. 209; 1300: S. 248f. 105 Ebd., S. 164; vgl Thomas, Perugian Nobility, a.a.O., S. 43, 50: in Perugia ist der messer-Titel erst 1283 belegt. io« Davidsohn, Forschungen, a.a.O., Bd. 2, S. 222f. 107 Analecta Franciscana sive Chronica aliaque varia documenta ad historiam fratrum minorum spectantia edita a patribus collegii S. Bonaventurae adiuvantibus aliis eruditis viris tom IX, Florenz 1927 (Acta Franciscana e tabulariis bononiensibus deprompta 1), S. 311 (freundlicher Hinweis von Dr. Martin Bertram). io« ASF, MS 293, S. 369: "Di Antonio il Cavaliere figliuolo di Buonicampo. (...) In Roma fu dal Re Carlo, a cui era stato molto caldamente raccomandato dal Conte Guido Guerra fatto cavaliere, e accettato al suo servizio contro Manfredi, e particolarmente nel 1265 si trovò all'espugnazione d'Aquino, e d'Aeri." io? Isabella Lapi Ballerini: Gli emisferi celesti della Sagrestia Vecchia e della Capella Pazzi, in: Rinascimento ser. II, 28, 1988, S. 321-355, S. 340; zu den florentinischen Pazzi im 13. Iht. vgl. jedoch Sergio Raveggi, Massimo Tarassi, Daniela Medici, Patrizia Parenti: Ghibellini, Guelfi e Popolo grasso. I detentori del potere politico a Firenze nella seconda metà del Dugento, Firenze 1978, S. 119f. u° Camillo Tutini: Del origine e fiindatione de' seggi di Napoli. Del tempo in che furono istituiti, e della separazion de' Nobili dal popolo, delle leggi di ciaschedun seggio intorno all'Aggregazion delle Famiglie: Del Cingolo Militare, che anticamente si dava a' Nobili, e a' Popolari, e della Giurisdizione dell'Eletto del Popolo, Napoli 1754, S. 156f., wobei vor allem die aus dem Königreich Sizilien stammenden erwähnt werden; S. 157 auch zu milites "del popolo", die keine Ernennungsurkunde erhielten.

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Urkunde heißt, von Karl II. von Anjou zu milites de hospicio nostro erhoben wurden (1304). 111 Dieser seltene und nur bei den Anjou anzutreffende Ausdruck verweist bereits auf die gänzlich gewandelte Rolle der militia, die nunmehr rein höfisch geworden war. Selbst ein Maler (Simone Martini) wurde in Neapel damit ausgezeichnet, der dann später im Dom San Francesco von Assisi eine der frühesten höfischen Schwertleiten malte. 112 Die zweite Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts ist durch den Aufstieg der Kommunen zu bisher nicht gekannter Macht und Reichtum geprägt. Rittererhebungungen fanden an zentraler Stelle Eingang in die frühe städtische (häufig noch "romanhafte") Historiographie wie in Florenz, 113 aber auch in so kleinen umbrischen Flecken wie Spello 114 und Corciano. 115 Während noch in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts (z.B. in Florenz) selbst für außergewöhnliche militärische Leistungen nur die Steuerexemtion als "Privileg" üblich war, 116 ergab sich nun aus dem Selbstverständnis der sich als unabhängig empfindenden Kommunen, daß die kommunale Erhebung eines miles zu einer der sprechendsten Illustrationen dieser Souveränität, der libertas und des honor, wurde. Gemäß der Definition Salimbenes wirkte schließlich der honor, der einem anderen erwiesen wurde, direkt auf den eigenen zurück. Kommunen wie Siena gaben die frühesten Beispiele von städtischen Ritterhebungen. Zusammen mit der öffentlichen Ausübung des Münzrechtes und dem Veranstalten von Pferderennen fanden Schwertleiten als für alle offenkundige Demonstration eigener Herrschaft vor den Mauern feindlicher Städte statt, wie im Heer der Pisaner vor Lucca 1264 117 oder bei den Florentinern vor Arezzo 1288. 118 Lucca erhob im Konflikt mit Pisa

in Davidsohn, Forschungen, a.a.O., Bd. 3, S. 92, n. 470. Martin Warnke: Hofkünstler. Zur Vorgeschichte des modernen Künstlers, Köln 1985, S. 18 nennt den 1289 in Neapel als miles bezeugten Architekten Peter von Angicourt den "ersten geadelten Künstler"; S. 20 zu Simone Martini (1315). 113 Dort werden die ersten Rittererhebungen Karl dem Großen 801 zugeschrieben, vgl. Cardini, Concetto di cavalleria, a.a.O., S. 162, n. 22 (zit. Malispini); Rittererhebungen (der Giandonati, Pulci, Nerli, Deila Bella, Grafen von Gangalando) wurden auch dem ottonischen Markgrafen Hugo von Tuszien zugeschrieben, eine Legende, die sich bei Villani und Dante findet (vgl. Augusto Gaudenzi: Una romanzesca biografia del marchese Ugo di Toscana, in: ASI ser. V, 38, 1906, S. 261-290, S. 284). " " M. Faloci Pulignani: Le cronache di Spello degli Olorini, in: BDSPU 23, 1918, S. 239-298: lokale Rittererhebungen werden gleichermaßen Friedrich Barbarossa wie Otto IV. 1208 (der erst 1209 in Italien zum Kaiser gekrönt wurde) zugeschrieben, il' Franco Mancini (Hrsg.): II conto di Corciano e di Perugia. Leggenda cavalleresca del secolo XIV, Firenze 1980 (Quaderni del 'Centro per il Collegamento degli studi medievali e umanistici nell'Università di Perugia 6. Cronache umbre in latino e volgare 2); der Text (Ende 14. Jht.) beschreibt eine antikisierende Ursprungslegende Perugias (durch Odysseus bzw. Eulistes) und des Kastells Corciano (durch den Troianer Coragino); von letzterem stammt Cornaletto ab, der von niemand anderem als Roland getauft und zum Ritter gemacht wird und dessen Wappen (eben das Corcianos im Mittelalter) erhält. 116 Vgl. z.B. Guglielmo Enrico Saltini: Privilegio del comune di Firenze a Rodolfo di Benincasa d'Altomena, in: ASI ser. III, 16, 1872, S. 209-218. in "i q Ua ii giunti dall'altra parte, corsero infino a Lucca: dove, per dispregio loro, i Pisani fecero battere una moneta di valsuta di due soldi, di quell'antica lega, con l'insegna da una banda dell'aquila vincitrice e incoronata; e correre un palio dai cavalli, con l'arme pisane. In questo luogo ancora si crearono al solito dimolti cavalieri, e del cingulo militari furono decorati: (... folgen die Namen)" (Rondoni, a.a.O., S. 555); vgl. Gino Masi: Un capitolo di storia del diritto internazionale. Alcuni usi di guerra in Italia all'epoca dei comuni, in: Rivista di storia del diritto italiano 28, 1955, S. 19-37; Richard Trexler: Correre la terra.

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einmal - in ähnlich provokativer Absicht - einen gefangenen pisanischen Bürger (1276) zum miles.n9 Kommunale milites wurden zu Ehren des Stadtpatrons erhoben wie in San Gimignano ad honorem dei et beati Geminiani (1300), 120 und in Pistoia ausschließlich am Tag des Stadtheiligen St. Jakob (1296). 121 Ab dem vierzehnten Jahrhundert wurden kommunale Rittererhebungen fremder Bürger besonders in Florenz häufig voranlaßt, um politische Allianzen zu besiegeln. 122 Auch bedeutende Juristen wie der Bologneser Riccardo da Saliceto nahmen die florentinische kommunale Ritterwürde an (1356). 123 Nicht nur die toskanischen Städte, sondern auch die bedeutendsten Kommunen des Kirchenstaates wie Rom (s.u.), Bologna, 124 Perugia,125 Ascoli Piceno (s.u.), Orvieto,126 und später Città di Castello 127 übten dieses neue Recht aus: denn es war eine direkte

Collective Insults in the Late Middle Ages, in: Mélanges de l'École Française de Rome 96, 1984, S. 845902, S. 864f. us Salvemini, La dignità, a.a.O., S. 475, n. 5 (zit. Villani). us Guido da Vallecchia: Libri memoriales, hrsg. v. Mario Niccolò Conti, La Spezia 1973 (Studi e documenti di Lunigiana 1), S. 40 (1276), 50 (1284); vgl. Gasparri, I milites cittadini, a.a.O., S. 65. no Davidsohn, Forschungen, a.a.O., Bd. 2, S. 248. Lucia Gai: Nobiltà magnatizia e nobiltà di popolo nel ceto dirigente a Pistoia durante i primi decenni del '300, in: I ceti dirigenti nella Toscana tardo comunale, a.a.O., S. 97-116, S. 109, n. 35. 122 Salvemini, La dignità, a.a.O., S. 443 (A 27; 1346), damit Comune Vulterranum et Regimino ipsius adhaerant et uniantur cum Populo et Comuni Florentie; 1362 ernannte die Kommune den (ghibellinischen) Graf Ildinero Aldobrandeschi da Sovana zum miles (ebd. S. 447, A 46; vgl. auch Cronache senesi, a c. di Alessandro Lisini e Fabio Iacometti, Bologna 1939ff. (RIS 2 XV, 6), S. 158). 123 Salvemini, La dignità, a.a.O., S. 445, A 35 (1356); vgl. Manlio Bellomo: Una famiglia di giuristi: I Saliceto di Bologna, in: Studi Senesi 81, 1969, S. 387-417, S. 396, dem dies entging. 124 Mattheo de Griffonibus, a.a.O., S. 24 (Rittererhebung des neuen Podestà von Pisa super platea comunis Bononiae 1284); S. 29 (zwei Brüder facti milites a comuni Bononiae in curia dicti comunis, von denen einer etiam doctoratus in legibus 1303); S. 33 (wieder Verbindung von Schwertleite und Doktorpromotion 1314). Weiter: "In quello anno [1307], del mese de desenbre, fìi liecto in lo conseglio de Bologna una littera a domandaxone de Azzo marchexe de Ferara, che, per so amore et in honore del comun de Bologna, fesseno uno chavaliero per lo comun de Bologna che diseva ch'era so fiolo naturale, che havea nome Piero abade, che era de etade de anni 14 e chôme chavaliero e figliolo del dicto comune fusse reputado; [dies geschieht am Weihnachtstag...] in la chiesia de sam Piero, in honore del comun de Bologna, e fu speso lire quattromillia de bolognini." (Corpus Chronicorum Bononiensium, a c. di Albano Sorbelli, 3 Bde., Città di Castello 1916-39 (RIS 2 XVIII, 1), Bd. 1, S. 283f.; vgl. S. 239f.: Azzo d'Esté selbst war 1294 zum Ritter gemacht worden, woraufhin im Rahmen einer curia nicht weniger als 52 weitere milites kreiert wurden). 125 Francesco A. Ugolini: Annali e Cronaca di Perugia in volgare dal 1191 al 1336. Testo, commentario, annotazioni linguistiche, Perugia 1965, S. 157 (Podestà 1284); S. 160 (Capitano di Guerra 1289); S. 165 (Podestà 1299); Diario del Graziani, in: Cronache e storie inedite della città di Perugia dal MCL al MDLXII (...), 2 Bde., in: ASI 16, 1850/51, Bd. 1, S. 115f. (Podestà 1336); S. 190 (vier Bürger von Montepulciano 1360); S. 192 (der erste cavaliere del popolo 1362); S. 194 (der Sohn des gestorbenen Capitano del Popolo 1363). 126 Ephemerides Urbevetanae, a.a.O., S. 191, 428 (Capitano del Popolo 1330); S. 440, n. 1 (zwei cavalieri del Popolo 1338). 127 Giovanni Muzi: Memorie civili di Città di Castello raccolte da M. G. M. A. V. di C. di C., 2 Bde., Città di Castello 1844, Bd. 1, S. 190 (1383); Bd. 2, S. 16: "La Città in questi tempi onorò col grado militare quei cittadini, che erano scelti a capitani di altre Città. Così onorò Paolo Magalotti scelto capitano di Firenze nel 1441., Paolo Bernardini dottore di legge eletto capitano di Siena nel 1448., e particolarmente Niccolò Vitelli eletto 1450. Potestà di Firenze, poi di Perugia e di Siena."

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Demonstration ihrer Unabhängigkeit und ihrer potentia, wie es (in anderen Zusammenhang) 1320 mißbilligend über Orvieto hieß. 1 2 8 Von Anfang an machten sich die vom Papst eingesetzten weltlichen Rektoren des Kirchenstaates die sprechende Zeremonie der öffentlichen Ritterweihe zunütze, um den Kommunen ihrerseits die wahren Rechtsverhältnisse vor Augen zu führen. Dies demonstrierte der im päpstlichen Auftrag die Ghibellinen der Romagna bekämpfende Jean d'Eppe (Giovanni d'Appia) 1281 vor Forlì, 129 und acht Jahre später sein Nachfolger Stefano Colonna im Rahmen einer von dem päpstlichen Legaten zelebrierten Messe in Cesena. 1 3 0 Auch in Rom ernannte der päpstliche Vikar und Kardinallegat Annibaldo Caetani di Ceccano im Jubiläumsjahr 1350 cavalieri.™ Durch die angestrebte "Monarchisierung" und Konzentrierung der Verleihung der Ritterwürde (was nichts mit einer "Abschließung des Ritterstandes" zu tun hat) wurde genau das Gegenteil, nämlich ihre ungehinderte Verbreitung durch konkurrierende Kommunen, Feudalclans und durchreisende Monarchen und damit ihre "Popularisierung" (democratizzazione) erreicht. Die damit Hand in Hand gehende politische "Ideologisierung" der Ritterwürde mußte letztendlich zu ihrer Entwertung und Entwicklung zu einem reinem Ehrentitel führen. Ein Beispiel, allerdings ein besonders prunkvolles, für diese Ideologisierung ereignete sich im traditionell "ghibellinischen" Siena zu Weihnachten 1326. Dort bevorzugte es der junge Francesco Bandinelli, die Schwertumgürtung durch seinen eigenen Vater vollziehen zu lassen, als durch den nur für diese Zeremonie aus Florenz anreisenden, doch eben "guelfíschen" Herzog Karl von Kalabrien. 132 In den sozialen und politischen Auseinandersetzungen in den großen Kommunen zu Ende des dreizehnten Jahrhunderts wurde die militia zum "politischen" Erkennungsmerkmal der zu bekämpfenden "Magnaten" erhoben. Auch dies muß als eine zu diesem Zeitpunkt paradoxe Entwicklung angesehen werden, die deshalb nur wenige Jahrzehnte 128 M. Antonelli: Una relazione del vicario del Patrimonio a Giovanni XXII in Avignone, in: ASRSP 18, 1895, S. 447-467, S. 457: "XI. Civitas Urbevetana. Civitas ista propter sui(!) potentiam quasi in nullo respondet (...)". Corpus Chronicorum Bononiensium, a.a.O., Bd. 2, S. 209; Cronica gestorum ac factorum memorabilium civitatis Bononiae edita a fratre Hyeronimo de Bursellis (Ab urbe condita ad a. 1497) con la continuazione di Vincenzo Spargiati (AA 1498-1584), a c. di Albano Sorbelli, Città di Castello 1911-29 (RIS 2 XXIII, 2), S. 32f. •30 "Supradictus dominus Stefanus [de Columpna] comes Romandiole venit ad dictam eius provinciam, et primitus intravit civitatem Arimini, ubi honorifice receptus iùit. Exinde ad civitatem Cesene se transtulit, ubi militem fecit dominum Raulem de Mazolinis de ipsa civitate [der anschließend Podestà von Mantua wurde, L.B.] cum magno honore in ecclesia catedrali; et ibi interfuit dominus Bonifatius archiepiscopus Ravenne, dominus Petrus episcopus Vicentinus, apostolice sedis legatus, et dominus episcopus Ariminensis et multitudo gentium infinita. Qui quidem dominus legatus ibidem missam suam solempniter cellebravit ad honorem gloriosissime virginis Marie; (...)" (Annales Forolivienses ab origine urbis usque ad annum MCCCCLXXIII, a c. di Giuseppe Mazzatinti, Città di Castello 1903-09 (RIS 2 XXII, 2), S. 41). Anonimo Romano: Cronica. A c. di Giuseppe Porta, Milano 2 1991, S. 159 (freundlicher Hinweis v. Dr. Andreas Rehberg). 132 Claudio Mazzi: Descrizione della festa in Siena per la cavalleria di Francesco Bandinelli nel 1326, in: BSSP 18, 1911, S. 1-28 (sicherlich eine der wichtigsten Quellen im 14. Jht ); dazu Cardini, Vita comunale, a.a.O., S. 283flF.

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offiziell bestand (in Florenz bis ca. 1325/30) und die die gleichbleibend hohe gesellschaftliche Bewertung der Ritterwürde kaum beeinflußte. Dabei war die Identifizierung der milites (nobiles) et filii militum als Magnaten keineswegs neu; bereits zu Beginn des dreizehnten Jahrhunderts begegnete man in Oberitalien (Padua) dem Begriff der "Magnaten" (s.o.). Und auch in Umbrien (Perugia) war der Begriff 1223 belegt: dort kämpften die Popolaren gegen jene, qui sunt ex parte militum seu mangnatum.m In Bologna hatte man die Magnaten und milites 1265 miteinander identifiziert, um sie von einer der populären Waffengesellschaften auszuschließen. 1 3 4 Vor diesem Hintergrund scheint auch die spätere antimagnatische Gesetzgebung in Florenz - auf den ersten Blick hin - konsequent. Dort war die Vereinigung der milites, die societas militum bereits in den ersten zehn Jahren der Volksherrschaft, dem Primo Popolo (1250-1260), aufgelöst worden. 1 3 5 Nach der endgültigen Niederlage der Ghibellinen nach 1266 etablierte sich in Florenz zunächst eine gemäßigte Herrschaft, die jedoch 1280 eine neue Initiative zur Befriedung des Parteienzwistes, den kurzlebigen sog. "Frieden des Kardinals Latino" erforderlich machte. Von nun an vermischten sich in Florenz der politische Kampf und die sozialen Auseinandersetzungen unentwirrbar. 1 3 6 In den Ordinamenti di Giustizia vom Januar 1293 wurden die Magnaten in dem strengen "Ausnahmegesetz" 1 3 7 in den Worten des kommentierenden Juristen Dino da Mugello folgendermaßen definiert: "(...) quod lex municipalis et statutum limitat que domus et qui sint magnates, scilicet domus ubi miles est, vel ubi fuit a X X annis citra, vel quos opinio vulgo appellat et tenet vulgariter potentes nobiles vel magnates." 1 3 8 Diese juristisch zwar eindeutige, aber in jedem aktuellen Fall eben doch manches offen lassende Definition wurde 1295 durch die Nennung der als "Magnaten" bezeichneten Familien konkretisiert: Von nun an wurden insgesamt 152 Familien der älteren

133 Bartoli Langeli, Codice diplomatico, a.a.O., Bd. 1, S. 206. 134 Die genaue Formulierung im Statut der Società della Branca lautet: "[non recipiatur...] nobilis, capitaneus vel valvassore, vel nobili prole, vel miles, vel filius militis, vel magnatis, aut de prole militis, vel ex qua sit vel fùerit aliquis miles, vel aliquis qui sit in summa re alicuius terre vel ville comitatus" (zit. bei Gina Fasoli: La legislazione antimagnatizia a Bologna fino al 1292, in: Rivista di storia del diritto italiano 6, 1933, S. 351-392, S. 357). 135 Davidsohn, Geschichte, a.a.O., Bd. II, 1, S. 367f.; vgl. ebd. S. 515, n. 4 gegen den "starken Irrtum" Salveminis, die Parte Guelfa habe sich aus der Societas militum entwickelt (dazu Tabacco, Nobili e cavalieri, a.a.O., S. 56); vgl. auch Davidsohn, Forschungen, a.a.O., Bd. 4, S. 105f.; ders., Geschichte, a.a.O., Bd. II, 2, S. 173 (kurze Wiederbelebung 1280). 136 Die Literatur hierzu ist unübersehbar. Erwähnt seien, abgesehen von anderswo zit. Werken, weil um das Thema der militia kreisend, vor allem Berthold Stahl: Adel und Volk im Florentiner Dugento, Köln, Graz 1965 (Studi italiani 8); Desiderio Cavalca: Il ceto magnatizio a Firenze dopo gli Ordinamenti di Giustizia, in: Rivista di storia del diritto italiano 39-41, 1966, S. 85-132; Raveggi, Tarassi, Medici, Parenti, a.a.O.; Sergio Bertelli: Ceti dirigenti e dinamica del potere nel dibattito contemporaneo, in: I ceti dirigenti nella Toscana del Quattrocento, a.a.O., S. 1-47; Carol Lansing: The Fiorentine Magnates. Lineage and Faction in a Medieval Commune, Princeton 1991. 137 Davidsohn, Geschichte, a.a.O., Bd. II, 2, S. 473. 138 Zit. bei Gaetano Salvemini: Gli Ordini della Giustizia del 6 luglio 1295, ASI Ser. V, 10, 1892, S.241261, S. 251, n . l ; die Gesetzestextes selbst von 1293 und 1295 wurden jetzt nachgedruckt in: Florentia Mater. Ordinamenti di giustizia 1293-1993, introduzione di Franco Cardini, Firenze 1993.

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Landaristokratie und der durch Bankgeschäfte im Dienst der Anjou und der Kurie reich gewordenen "Plutokratie" von der politischen Mitwirkung ausgeschlossen. Konsequenterweise durften auch die florentinischen Zunftprioren die Ritterwürde nicht mehr besitzen, und Feudalclans wie die Pazzi di Val d'Amo (s.o.) verloren das Recht der Sondersteuererhebung für Schwertleiten ihrer Familienmitglieder. Es wurde diskutiert, ob der Podestà der Kommune weiterhin ein miles sein mußte. 1 3 9 Obgleich dieser Vorschlag nie angenommen wurde und seit 1301 sogar wieder kommunale Rittererhebungen stattfanden, 1 4 0 mußten im vierzehnten Jahrhundert eine Reihe von florentinischen Familien ihre ritterlich-"magnatische" Herkunft durch eine Namensänderung verschleiern. 141 Daß es aber zu diesem Zeitpunkt längst paradox war, ausgerechnet die Ritterwürde zum Erkennungszeichen der Magnaten zu stempeln, läßt sich am besten am Führer der populären Zunftbewegung nach 1289, Giano della Bella, zeigen. Selbst aus einem Geschlecht stammend, dessen erste milites der Legende nach vom Markgrafen Hugo von Tuszien kreiert sein sollten, und als Kaufmann Teilhaber an der Sozietät des dominus Chierico de' Pazzi, war er von 1293 an bis zu seinem erzwungenen Weggang aus Florenz 1295 einer der Führer der Populären gegen die Magnaten und damit ein sog. "Gegner des Ritterstands". 142 Weitgehend unbekannt geblieben scheint jedoch, daß auch er in seiner Emigration in Neapel von Karl II. von Anjou 1296 zum Ritter erhoben wurde, was wohlweislich in späteren Quellen verschwiegen wurde, damit seine Familie nicht selbst als "Magnaten" disqualifiziert werden konnte. 1 4 3 Seine Nachkommen wagten nicht einmal, den durch die Rittererhebung erworbenen dominus-T\tz\ Giano della Bellas zu nennen. 1 4 4 Auch in anderen toskanischen Kommunen wiederholte sich die paradoxe Situation, daß man zwar einerseits die als milites identifizierten Magnaten von der Regierung ausschloß, andererseits der Ritterwürde als Steigerung des städtischen honor nicht entbehren konnte. So wurden z.B. im relativ stabilen bürgerlichen Regiment der Nove in Siena von 1287 bis 1355 zwar milites, iudices, Ärzte und Notare von bestimmten Ämtern ausgeschlossen, genossen aber in der Luxusgesetzgebung Ehrenvorrechte. 145

•39 Davidsohn, Geschichte, a.a.O., Bd. II, 2, S. 493. "o Salvemini, La dignità, a.a.O., S. 435ff. (A 3ff.) Christiane Klapisch-Zuber: Ruptures de parenté et changements d'identité chez les magnats florentins du XIV siècle, in: Annales ESC 43, 1988, S. 1205-1240 (mit Lit.) M2 Davidsohn, Geschichte, a.a.O., Bd. II, 2, S. 462. Vgl. Giulio Pinto: Art. "D. B , G", in: DBI 36, 1988, S. 680-686 (mit der neueren Lit.). >43 Es gibt keinen Grund daran zu zweifeln, was Tutini, Del origine, a.a.O., S. 156 über Giano la Bella Fiorentino als einen der von Karl II. von Anjou 1296 zum Ritter investierten berichtete (1754); seither scheint dieses Zeugnis jedoch vergessen worden zu sein. 144 Emilio Cristiani: I discendenti di Giano della Bella agli inizi del Trecento, in: Studi per Enrico Fiumi, Pisa 1979, S. 277-288. 1« Danilo Marrara: I magnati e il governo di Siena dallo statuto del 1274 alla fine del XIV secolo, ebd., S. 239-276, S. 241f.; Valerie Wainwright: Conflict and Populär Government in Fourteenth Century Siena: Il Monte dei Dodici, in: I ceti dirigenti nella Toscana tardo comunale, a.a.O., S. 57-80, S. 61f.; vgl. Lisini, La cavalleria, a.a.O., S. 26 über das Recht der milites (Statuten von 1310), in Versammlungen zuerst zu sprechen.

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Auch in Pistoia setzte eine Gesetzgebung gegen die milites ein, was jedoch die kommunalen Rittererhebungen selbst kaum beeinflußte. 146 Kommunale Rittererhebungen sind in Pistoia in den Jahren 1333, 1334, 1337, 1345 und 1379 belegt, und waren vor allem als Qualifikation für manche Ämter im nahen Kirchenstaat (Podestà, Capitano del Popolo) notwendig. 147 Immerhin wurde in den Stadtstatuten von 1296, dem florentiner Beispiel folgend, das Verbot fortgeschrieben, bereits Verstorbene noch posthum zu milites zu ernennen. 148 Als eine besondere Ehrung galt, wenn die Kommune Perugia, für deren Amt des Capitano del Popolo z.B. der Pistoieser Bonifacio di m. Bonifacio Ricciardi ad agumentumf!) et honorem prefati populi et comunis Pistorii 1379 zum miles befördert wurde, 149 auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzung mit Papst Gregor XI. (Guerra degli Otto Santi) im Dezember 1377 den Florentinern die Verpflichtung zur Annahme der militia für diese kommunalen Ämter in Perugia erließ. 150 Wie stark die "Ideologisierung" der Ritterwürde in das Selbstverständnis der einzelnen Kommunen reichte, läßt sich am Beispiel von Florenz für das gesamte Spätmittelalter studieren. Hier wurden nicht nur die strengsten Regeln darüber aufgestellt, daß und wie sich jeder Bürger seine neuerworbene Ritterwürde von der Kommune bestätigen lassen mußte, sondern erstere wurde in vielen Fällen aus "politischen" Gründen eben auch nicht anerkannt. Aus erzählenden und urkundlichen Quellen lassen sich im späten dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert eine überaus große Anzahl florentinischer milites ermitteln, die in der verdienstvollen prosopographischen Arbeit Salveminis wohl deshalb nicht genannt sind, weil keine kommunale Bestätigung ihrer militia erfolgte. 151 146 Lucia Gai: Nobiltà magnatizia, a.a.O., S. 97-116. 147 Seit 1308 mußte in Perugia auch der Capitano del Popolo ein miles sein (Thomas, Perugian Nobility, a.a.O., S. 104). Vgl. Luigi Chiappelli: Studi storici Pistoiesi. I Pistoiesi andati come rettori in altri Comuni fino al secolo XVI., in: Bullettino Storico Pistoiese 17, 1915, S. 78-113 (I); 18, 1916, S. 149192 (II); 19, 1917, S. 1-44 (III); S. 89-100 (Aggiunte); II, S. 163 (Ricciardo Cancellieri 1333 wg. Capitanato del Popolo in Bologna); II, S. 162 (Rainerio Cancellieri 1334 wg. Podestà in Perugia); III, S. 26 (Bocca di Baronto Rossi 1337 wg. Capitanato del Popolo in Perugia); II, S. 152 (Mergugliese Bracciolini 1337); II, S. 165 (Bartolomeo Cancellieri 1345 wg. Podestà von Perugia); III, S. 24 (Bonifacio Ricciardi 1379 wg. Capitanato del Popolo von Perugia). ms Salvemini, La dignità, a.a.O., S. 359, n.3. Chiappelli, Studi storici. Aggiunte, a.a.O., S. 95f. (die Provvisione mit dem Rittereid, der offensichtlich dem florentinischen Vorbild nachgebildet ist). 150 Giustiniano degli Azzi: Le relazioni tra la repubblica di Firenze e l'Umbria, in: BDSPU 10, 1904, S. 143f.; auch bei Alessandro Gherardi. La guerra dei Fiorentini con Papa Gregorio XI detta la guerra degli Otto Santi, compilata sui documenti dell'archivio fiorentino, Firenze 1868, S. 217f. (Ehrenbürgerschaft und andere Privilegien für Simone Peruzzi, die Otto di Balìa und die Zunftprioren); der Hintergrund für diese höchst ungewöhnliche Ausnahme lag ganz gewiß in dem Umstand, daß die Otto di Balia erst im April 1376 eine gemeinsame Rittererhebung durch die Kommune Florenz von sich aus abgelehnt hatten (Salvemini, La dignità, a.a.O., S. 448f. (A 53)), und dies in Perugia bekannt war; Simone Peruzzi wurde dann, vertreten durch seinen Sohn als "Prokurator"(!), auf dem Totenbett zehn Jahre später zum miles erhoben (Salomone Morpurgo: La guerra degli Otto Santi ed il tumulto de' Ciompi nelle ricordanze di Simone di Rinieri Peruzzi, in: Miscellanea Fiorentina di Erudizione e Storia 13, 2, 1886, S. 1-8, S. 8. n. 2; Salvemini, La dignità, a.a.O., S. 452f. (A 65)). 151 Hier seien deshalb auch nur wenige Ergänzungen zu den wirklich kommunalen (bzw. von der Kommune bestätigten) Rittererhebungen in Florenz gemacht: ca. 1331 Rodolfo Panciatichi (Chiappelli, a.a.O., S. 7); nach 1333 Ricciardo di Cantino Cancellieri, der 1333 bereits in Pistoia miles geworden war

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D e n der K o m m u n e n e u unterworfenen milites wurde ihre Ritterwürde h ä u f i g überhaupt nicht anerkannt w i e 1 3 6 9 j e n e m mit großer Wahrscheinlichkeit g h i b e l l i n i s c h e n Iacobus q. Gerii de Mangiadoribus de Sancto Miniato del Tedesco, qui dicitur miles.152 Ä h n l i c h aufschlußreich ist der Fall des ebenfalls e i n e m alten F e u d a l g e s c h l e c h t entstamm e n d e n Luca di Totto de' Firidolfi da Panzano, der zwar selbst - w i e er schrieb - am K o n z e p t v o m nobile cavaliere di sangue festhielt, d o c h trotzdem 1361 ausgerechnet v o n der K o m m u n e Florenz z u m miles erhoben wurde (und v o n d e m G h i b e l l i n e n Giovanni de' Mangiadori e i n "Ritterbad" e m p f i n g ) , um als Podestà nach S a n M i n i a t o zu g e h e n . 1 5 3 Ein z w e i t e s M a l w u r d e er dann f ü n f z e h n Jahre später v o m florentinischen P o p o l o z u m miles erhoben ( c a v a l i e r e (...) per le mani del popolo minuto), da s e i n e ältere Ritterwürde (icavaliere per lo popolo grasso) jetzt in den innerstädischen A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n nicht m e h r anerkannt w u r d e . 1 5 4 E s kann j e d o c h k e i n e m Z w e i f e l unterliegen, daß gerade in s o l c h älteren, landsässigen Feudalgeschlechtern w i e d e n Firidolfi da P a n z a n o die Ritterwürde unter d e n domini zumindest bis zu deren U n t e r w e r f u n g e n unter die K o m m u n e "traditionell" w a r . 1 5 5 A u c h kaiserlichen milites w u r d e verschiedentlich in Florenz eine A n e r k e n n u n g ihrer Ritterwürde versagt, w i e 1 3 8 9 d e m M a s o degli A l b i z z i , 1 5 6 oder 1 4 1 0 d e m Filippo

(Chiappelli, a.a.O. S. 164); 1372 Landuccius de Becchis da Gubbio (Giustiniano degli Azzi: Magistrati umbri in Firenze a tutto il secolo XIV, in: BDSPU 10, 1904, S. 255-268, S. 265); 1380 Piero Panciatichi (Chiappelli, a.a.O., S. 13); 1385 messer Ugholino da Cesena (...) chavaliere del popolo (Anthony Molho, Franek Sznura: Alle bocche della piazza. Diario di anonimo fiorentino (1382-1401) (BNF, Panciatichiano 158), Firenze 1986, S. 58 (statt Cola dei Tiri di Fermo bei Salvemini, La dignità, a.a.O., S. 452 (A 64)); vgl. S. 56: Adriano Razanti statt Pietro Raimo bei Salvemini, S. 452 (A 63)); 1400 Silvester de Alemanneschis (I capitoli del Comune di Firenze. Inventario e regesto, 2 Bde., Firenze 1866, 1893 (Documenti degli archivi toscani 1, 1; 1, 2), Bd. 2, S. 128f ); 1463 d. Cecce de Riccis (?, ASF, MS 292, fol. 567v.); 1440 nach der gewonnenen Schlacht von Anghiari soll Neri Capponi eine kommunale Ritterweihe abgelehnt haben (Michael Mallett: Art. "C., N." in: DBI 19, 1976, S. 70-75, S. 73). 1521 capitoli, a.a.O., Bd. 1, S. 230. >53 Vincenzio Borghini: Frammenti della Cronaca di Messer Luca di Totto da Panzano, in: Giornale storico degli archivi toscani 5, 1861, S. 58-78, S. 68, 70; vgl. Salvemini, La dignità, a.a.O., S. 446f., A 45. 154 Vgl. Richard C. Trexler: Herald of the Ciompi. The authorship of an anonymous fiorentine chronicle, in QFIAB 65, 1985, S. 159-191, S. 178. 155 Das Wort "erblich" weckte hier jedoch falsche Assoziationen hinsichtlich einer juristischen Bedeutung; ein Beispiel für eine dieser Familien ist die um Montepulciano ansässige Familie detta de' Cavalieri o de Militibus, von denen 1406 einer der nunmehr Florenz Unterworfenen klagte, ponendo giù ogni ricordo dell'antica nobiltà, di tanti onorati cavalieri, di tanto lungo stato et sì bella picciolo signorìa et tanto anticata (Anna Maria Vaccaro: Rime di Jacopo del Pecora da Montepulciano. Dal Codice n. 162 della Fraternità di S. Maria in Arezzo, in: Atti della Accademia di Scienze, lettere ed arti di Palermo, ser. IV, 16, 1957, S. 85-139, S. 94). 156 Vgl. Salvemini, La dignità, a.a.O., S. 448 (C 19): "niuno andò alla giostra", dort auch keine kommunale Anerkennung (bis 1405, als Maso als sindaco in einer Rittererhebung firmiert: ebd., S. 456 (A 71)). Albizzi selbst scheint verbreitet zu haben, er habe im Dienst der Johanniter im Orient einen re saraino erschlagen, und deshalb die Ritterwurde erlangt (vgl. Trexler, Correre, a.a.O., S. 864f ), die Wahrheit war jedoch prosaischer: 1402 erhob ihn König Ruprecht "zum Pfalzgrafen, mit der Befügniß, Adeliche und Plebejer zu Rittern zu schlagen" (Roth von Schreckenstein, Ritterwürde, a.a.O., S. 701, n.l; nicht bei: Alfred Anthony von Siegenfeld: Die Wappenbriefe und Standeserhöhungen des Römischen Königs Ruprecht von der Pfalz, in: Jahrbuch der k.k. heraldischen Gesellschaft "Adler", n. F. 5/6, 1895, S. 395430).

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Scolari, genannt Pippo Spano. 157 Auf dem Grabmal des 1417 gestorbenen Maso degli Albizzi wurde erstmalig in Florenz unter klarem Bezug auf die gleichzeitige humanistische Diskussion in antikisierender Kapitalschrift dessen Rittertitel als eques und nicht mehr wie bisher üblich als miles angegeben (Clarissimi viri Masi equitis fior./ De Albisis).158 Die auffallende Gleichzeitigkeit von spätmittelalterlicher "Krise" in der Bewertung der militia in den Kommunen und ihrer humanistischen Neubewertung verdient es, zumindest an Albizzis Beispiel festgehalten zu werden. Noch als der florentinische Chronist Benedetto Dei (1418-1492) voller Stolz 1472 die dreiunddreißig cavalieri a spron d'oro seiner Heimatstadt aufzählte, 159 gehörten zu dieser Liste mehrere Bürger, deren militia von der Kommune nicht anerkannt worden war, nämlich Niccolò Soderini, 160 Benedetto Strozzi, Domenico Martelli und Bartolomeo Orlandini (wohl ein Nachfahr der 1402 von König Ruprecht in Padua zum Pfalzgrafen ernannten Brüder Benedetto und Paolo Orlandini). 161 Im Gegensatz zu einer kürzlich aufgestellten Behauptung hat jedoch der führende Politiker von Florenz im letzten Viertel des Quattrocento, Lorenzo de' Medici (1449-1492), die Ritterwürde nie besessen, 162 157 Due vite di Filippo Scolari detto Pippo Spano con documenti e note, in: ASI 4, 1843, S. 117-232, S. 180f.: "E per tanti benefizii e meriti inverso la sua patria, spezialmente nella guerra de' Veneziani, nella quale le loro forze consumò; eziandio questo dallo ingrato popolo non ottenne, che, non che altro, le insegne e le bandiere militari della libertà e del popolo (le quali a chi non le merita si danno; nè ad alcuno reatino o norcino Podestà forestiere nella partita si negano) non potè, come trofei della sua patria, nella Magna riportare. Tale e tanta è la comune invidia de' popoli (...)" (1410). Scolari war schon Jahre vorher von König Sigismund von Ungarn zum Grafen von Temeswar und Ritter des Georgsordens erhoben worden (S. 173 seine Rittererhebung). Sein Bruder Matteo wurde erst 1416 als miles anerkannt, vgl. Salvemini, La dignità, a.a.O., S. 471 (B 7); die Glorifizierung des "Pippo" Scolari setzte erst spät im 15. Jht. ein, vgl. Lajos Vayer: Contributo all'iconografia di Filippo Scolari, in: Scritti di storia dell'arte in onore di Roberto Salvini, Firenze 1984, S. 309-318. Lorenzo Ghiberti: 'materia e ragionamenti'. Firenze. Museo dell'Accademia di san Marco 18 ottobre 1978/31 gennaio 1979, Firenze 1978 [Ausstellungskatalog], S. 448. i5? Benedetto Dei: La Cronica dall'anno 1400 all'anno 1500, a c. di Roberto Barducci. Prefazione di Anthony Molho, Firenze 1984 (Istituto per la storia degli antichi stati italiani. Fonti e studi 1), S. 83: "Florentie bella à 33 chavalieri a spron d'oro auti al tenpo di Benedet[t]o Dei; e son chavalieri altrimenti che non sono e Milanesi o' Napoletani o' Ferraresi o' Mantovani, che vanno in giornea e 'n beretta e cho Ile scharpette per tutta la città e chon gonellini a 1111° tagli chome van[n]o e soldati: (...)"; das Birett, traditionelle Insignie der Kleriker und später der Doktoren, wurde seit dem 14. Jht. auch von den Rittern "usurpiert"; vgl. auch E. Vavra: Art. "Birett" in: LdM 2, 1983, Sp. 213. 16" Dieser versuchte vor Weihnachten 1465 eine kommunale Erlaubnis di farsi cavaliere in questa Pasqua zu erhalten, die ihm zwar zuerst zugesprochen, dann jedoch mit großem "Ehrverlust" negiert wurde, vgl. Alessandra Macinghi Strozzi: Tempo di affetti e di mercanti. Lettere ai figli esuli, Milano 1987, S. 280, 283. Ein Brief an den Magnifiche) ac gieneroso viro eq[u]iti domino Nicholo Soderi[ni] in Ravenna jedoch von Francesco Federighi in ASF, Carte Strozziane ser. I, 254, fol. 151r.-152v. 161 Cesare Guasti (Hrsg.): Commissioni di Rinaldo degli Albizzi per il Comune di Firenze dal MCCCXCIX al MCCCCXXXIII, 3 Bde., Firenze 1867-73 (Documenti di Storia Italiana 1-3), Bd. 1, S. 92, n. Im ASF, MAP finden sich mehrere Briefe eines Bartolomeo de Orlandinis miles et com. von 1429-31. 162 Die falsche Notiz des conferimento degli ordini cavallereschi a Lorenzo findet sich ausgerechnet in dem Ausstellungskatalog: Maria Augusta Morelli Timpanaro. Rosalia Manno Tolu, Paolo Viti (Hrsgg.): Consorterie politiche e mutamenti istituzionali in età laurenziana. Firenze, Archivio di Stato, 4 maggio-30 luglio 1992, Firenze 1992, S. 85 mit Verweis auf ASF, Tratte 57, fol. 200r.; dort liest man jedoch zum Jahr 1470: "Multa domique et foris provisa utiliter. Foedus Italicum renovatum Rome kalendis Ianuariis. Boniannes Janfiliatius vexillifer iustitie lege lata in equestrem ordinem venit, eum Laurentius Medices in

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worauf z.B. in den Salutationes der Briefformulare peinlichst geachtet wurde. 163 Obwohl er zur Annahme der militia mehrmals Gelegenheit hatte, zog er den Status des untitulierten civis vor. Bei näherer Betrachtung muß diese gerade in Florenz anzutreffende ablehnende Haltung gegen die dignitas militiae nicht nur aus der "Krise" der Ritterwürde des späten vierzehnten Jahrhunderts, sondern aus der gegen die Magnaten entstandenen stadtbürgerlichen Bewegung des späten dreizehnten Jahrhunderts abgeleitet werden. Die "Ideologisierung" und "Politisierung" der militia, wie sie sich in Florenz zeigt, läßt sich mit Variationen im vierzehnten Jahrhundert auch in den Kommunen des Kirchenstaats beobachten. So hatten in der größten Kirchenstaatskommune, Bologna, der Podestà und der Capitano del Popolo Ritter zu sein; damit wegen dieser Bestimmung notwendige Rittererhebungen jedoch nicht zu einer Demonstration kommunaler libertas wurden, veranlaßte Papst Clemens V. (1305-1314) 1310 eine Neuregelung: "Item concesit quod potestas et capitaneus prexentes et futuri civitatis Bononie sint et esse inteligantur ese milites ipsius domini papa et suorum supcesorum et habere posint redetus et prependas de camera papali ut abent sui milites perpetuo."164 Tatsächlich läßt sich eine päpstliche Verfugung dieses Inhaltes in den Vatikanregistern nachweisen.165 Später scheinen in Bologna mehrere der Amtsinhaber im "kleinen" Rahmen des Salone del Podestà ihre Rittererhebung empfangen zu haben. 166 Doch kamen die öffentlichen, kommunalen Rittererhebungen in Bologna nach 1303 und 1307 (s.o. Anm. II, 124) tatsächlich nicht mehr so häufig vor. In Rom, wo sich um die Jahrhundertmitte unter der Führung Cola di Rienzos eine kurzzeitige Republik etablierte, die dieser mit seiner eigenen spektakulären Rittererhebung feierte (s. Anm. II, 43; II, 276), stellte sich die Situation vergleichbar dar. Auch hier stand am Anfang der politischen renovatio 1327 eine kommunale Ritterweihe der zwei Häupter des Stadtadels, zu deren standesgemäßer Feier manch andere Kirchenstaats-

eadem dignitate [?] populi iussu insignivit." Dies bezieht sich eindeutig auf die Ritterweihe des Bongianni Gianfigliazzi, bei der Lorenzo de' Medici assistierte (vgl. Salvemini, La dignità, a.a.O., S. 464 (A 86); vgl. Alison Brown: Bartolomeo Scala, 1430-1497, Chancellor of Florence. The Humanist as Bureaucrat, Princeton 1979, S. 155f.; dies.: The Guelf Party in 15th Century Florence: The Transition from Communal to Medicean State, in: Rinascimento ser. II, 20, 1980, S. 41-86, S. 47f. (jetzt auch in dies.: The Medici in Florence. The Exercise and Language of Power, Firenze, Perth 1992, S. 108-117)). 163 BAV, Barb. lat. 3679, fol. 63v.: "Militi e dottori: 'Spettabili militi et egregio iuris dottori'. E non Laurenzio de Florentia. Militi: 'Spettabili militi domino Palla de Strozzis'"; zu dem eben genannten zweifelhaften Fall fol. 68v.: "Militi: 'Magnificilo viro domino Bartolomeo de Orlandinis unus es [sic] numero dece balie chomunis Florenzie.'" 164 Villola, in: Corpus Chronicorum Bononiensium, a.a.O., Bd. 1, S. 312. 165 Augustin Theiner (Hrsg.): Codex diplomaticus dominii temporalis S. Sedis. Recueil de documents pour servir à l'histoire du gouvernement temporel des états du Saint-Siège extraits des archives du Vatican, 3 Bde., Rome 1861-62, Bd. 1, S. 428: "(...) ecce Potestatem et Capitaneum Civitatis vestre, qui nunc sunt, et pro tempore fùerint, ipsorum durante regimine, in nostros et apostolice sedis familiares perpetuo duximus admictendos, volentes, ut ipsi vestes et alia de Camera nostra et diete sedis perpetuis futuris temporibus habeant et recipiant, sicut milites nostri recipiunt et recipient alii papales milites in futurum." 166 Lino Sighinolfi: L'antica decorazione del Salone del Podestà in Bologna, in: AMR ser. IV, 2, 1912, S. 544-554; vgl. Enea Gualandi: Podestà, Consoli, Legati Pontifici, Governatori e Vice-Legati che hanno governato la città di Bologna (1141-1755), in: L'Archiginnasio 55/56, 1960/61, S. 191-236 (leider unvollständige Namensliste).

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kommune im Sinne des gemeinsamen politischen Interesses gerne beitrug.167 Nach der eher widerwilligen Annahme dieser Ehrung ließ sich jedoch Stefano Colonna nicht nur selbige von König Robert von Neapel wiederholen, sondern bat außerdem auch noch Papst Johannes XXII. (1316-1334) nachträglich um Verständnis.168 Für die vom Zentrum Rom relativ weit entfernte Kirchenstaatskommune Ascoli Piceno blieb die kommunale Ritterweihe bis in das späte vierzehnte Jahrhundert eine ganz entscheidende Manifestation ihrer libertas. In den Stadtstatuten von 1373 findet sich nicht nur das Gebot, daß ein potentieller Ritter das Mindestvermögen von tausend Pfund Denaren aufbringen müsse, sondern daß in diesem Fall dann auch die Kommune selbst einen Zuschuß von hundert Pfund zu dessen zeremonieller Rittererhebung (die Statuten sprechen stets von cavalero bagnato) leiste. Streng verboten sei es jedoch dem potentiellen Ritter, noch von irgend jemandem sonst einen weiteren Zuschuß zu beantragen - offensichtlich hätte dies den kommunalen honor beeinträchtigt.169 Die Situation in Perugia stellt eine wichtige Variante zu den Verhältnissen in anderen Kommunen des Kirchenstaates dar. Noch 1333 waren im Libro Rosso von Perugia alle Magnaten oder mobiles namentlich benannt worden, um sie für manche Ämter zu disqualifizieren.170 Der große Zivilrechtslehrer Bartolus de Saxoferrato (1314-1357) konstatierte um die Jahrhundertmitte, daß in Perugia milites stets als nobiles galten.171 Trotzdem fanden in Perugia wiederholt kommunale Rittererhebungen statt (s.o. Anm. II, 125), was zu der schon aus Florenz bekannten paradoxen Situation führte. Gemäß den Statuten von 1342 mußten in Perugia (ähnlich wie in Bologna) der Podestà und der Capitano del Popolo die Qualifikation der Ritterwürde besitzen, und dazu treue Anhänger der Kommune, des Popolo, der Zünfte, der Kirche und überhaupt der guelfischen Sache sein: 167 "L'll gennaio 1327 ¡1 podestà, 'Iacobus Lamentani de Urbe', propone nel Consiglio degli Anziani e degli uomini della maggior lira di Amelia, 'quid placet providere et deliberare super ambaxiata exposita in sala Consilii per ambaxiatores populi romani, occasione milittie celebrande de magnificis viris Poncello [de filiis Ursi] et Stephano de Columpna; et si placet quod eisdem viris provideatur pro dieta milittia usque in quantitatem L florenorum de auro, secundum provisionem et deliberationem Consilii populi." (G. Pardi: Relazioni di Amelia con il comune di Roma ed i nobili romani, in: BDSPU 1, 1895, S. 579-590, S. 583; freundlicher Hinweis von Dr. Andreas Rehberg). '«8 Anonimo romano, Cronica, a.a.O., S. 9; vgl. auch die päpstliche Antwort: "Iohannes episcopus etc. Dilecto filio nobili viro Stephano de Columpna, salutem etc. Presentatas nobis tue nobilitatis litteras benigne recepimus, inter cetera continentes, quod te, fili, quasi quadam necessitate compulsum a dilectis filiis populo Romano militaris honoris insignia recipere oportebat. Sane quia speramus, huiusmodi receptione milicie tibi ac domui et posteris tuis, quorum statum zelamus prosperum, favores et benivolencias eiusdem populi adaugeri, placet nobis, quod cum benedictione dei et nostra condescendas super hiis votis suis. Datum Avinione VI. Kal. Novembris, Pontificatus nostri anno undecimo." (Theiner, a.a.O., Bd. 1, S. 553). i«» Statuti d'Ascoli Piceno dell'anno MCCCLXXVII, a c. di Ludovico Zdekauer, Pietro Sella, Roma 1910 (FSI 47), S. 305f. (lib. I, 92): "Del modo de li cavaleri da farse et de lu donisio per lu conmune a loro darse, né per ipsi se mande ambaxiate et ledere. " 170 Thomas, Perugian Nobility, a.a.O., S. 73ff. 171 Vgl. Hyde, Padua, a.a.O., S. 61ff, 96; die genaue Definition bei Bartolus lautet: "Et expressius videmus in civitate ista Perusii, quod si aliquis plebeius efficiatur miles, habetur pro nobili. Sed in civitate Florentiae etiam post militiam remanet popularis, (..)": gemeint ist, daß zu diesem Zeitpunkt die milites in Perugia noch eher zu den Magnaten als den Popolanen gerechnet wurden, mit allen daraus folgenden negativen (antimagnatischen) Konsequenzen.

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"essere degga cavaliere e sia buono e liale e fedele e ydonio e amadore del comuno e del popolo de Peroscia e de tucte l'arte e fedele de la Chiesia de Roma e de la vera parte ghelfa (...)"• 172 Vielleicht auf dem Hintergrund der römischen Ereignisse um Cola di Rienzo, sicher jedoch um der päpstlichen Verwaltung zu Gefallen zu sein, wurde jedoch in den Stadtstatuten von Perugia 1342 festgeschrieben: "Che '1 comuno de Peroscia non faccia alcuno cavaliere." 173 Unter der hohen Strafe von jeweils tausend Pfund Denar wurde den Zunftprioren verboten, irgend jemandem in Perugia zur kommunalen Ritterwürde zu verhelfen bzw. diese zu bestätigen, sei es mündlich oder schriftlich, sei der Betreffende ein Stadtbürger oder ein Auswärtiger. Wohlgemerkt wurde die honore de cavaleria overo degnetà den Bürgern nicht grundsätzlich verboten, nur deren offizielle und von der Kommune zu bezahlende Sanktion. Als 1393 eben genau die Zunftprioren im Namen des Popolo und der Kommune den Kondottiere Biordo Michelotti zum kommunalen Ritter pro honore dicti communis et excellentia et honorificentia tarn comunis quam ipsius Beordi erheben wollten, wird man diese Regelung ebenso geflissentlich übersehen haben wie bereits verschiedene Male vorher. 1 7 4 Wenn andere Kommunen wie Ascoli Piceno die militia feiern durften, warum dann Perugia nicht? Ganz traditionell (s.o. Anm. II, 148) klingt das Verbot der Statuten von 1342, bei Strafe von hundert Pfund Denar bereits Verstorbene posthum mit dem Rittergürtel auszuzeichnen. 175 Auch dieser Bestimmung wurde jedoch von Seiten des Popolo mindestens einmal, und zwar im Juni 1362, zuwidergehandelt. 176 Private Ritterweihen waren von den Regelungen der Stadtstatuten nicht betroffen: so wurden nur vier Jahre nach den Stadtstatuten in Perugias Luxusgesetzgebung für die bei Hochzeiten, Doktorpromotionen und Rittererhebungen üblichen Gastmähler, die convivio, genaue Regeln aufgestellt: denn diese durften bei mehr als zwanzig geladenen männlichen (und nicht verwandten) Gästen nur eine Meile außerhalb der Stadt, an Ostern und Weihnachten jedoch überhaupt nicht stattfinden. 177 •72 Statuti di Perugia dell'anno MCCCXLII, a c. di Giustiniano degli Azzi, 2 Bde., Roma 1913-16 (Corpus Statutorum 4, 9), Bd. 1, S. 15. Statuti di Perugia, a.a.O., Bd. 2, S. 244f IM Der gesamte (wichtige!) Text bei Mario Roncetti: Un inventario dell'archivio privato della famiglia Michelotti. Considerazioni su Biordo e i suoi fratelli, in: BDSPU 67, 1970, S. 1-75, S. 55ff., bes. S. 56 (dort auch über die Errichtung seiner Statue more maiorum Romanorum). "5 Statuti di Perugia, a.a.O., Bd. 2, S. 245-249: "De l'acegnente overo acegnere alcuno morto de centura de cavaliere." 176 "Quest'anno alli 19 di giugno messer Leggieri di Nicoluccio, leggendo una lettera avanti la casa di Nicolò Tei de li Boccoli, gli fu bugliata una pietra su la testa, e mori subbito. Fu il loro bastardo, e fu scarcata la detta casa. Questo Liggieri fu creato cavaliere del popolo doppo la morte, e li fu fatto un grande onore, et i sopradetti furono fatti ribelli." (Cronache e storie di Perugia, a.a.O., S. 192). 177 "De conviviis non fiendis nisi usque ad certum numerum et de modo vivandarum.- Degentes possint convivorum sumptus et honera tollerare dussimus taliter statuendum. Quod nullus possit convivium facere maschulorum in civitate et comitatu Perusii, videlicet ab uno miliari intus versus civitatem ultra numerum viginti, exceptis consanguineis et affinibus usque in tertium gradum inclusive. Et predicta [convivia, L.B.] locum non habeant in festivitatibus paschatis et nativitatis Domini etiam in militantibus tempore militie eorum et in numptiis, nec etiam intelligantur in sotietatibus ordinatis ad venerandum corpus et festum beati Herculani, que simul ad scoptum (sic) commedunt tempore festivitatis ante vel post

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Die offiziellen Vorschriften und die Wirklichkeit klafften also in Perugia in Bezug auf die militia noch mehr als in anderen Kommunen auseinander. Dieser Befund muß mit der Spannung zwischen der päpstlichen Zentralgewalt (selbst wenn diese kaum präsent war), den kommunalen Unabhängigkeitsbestrebungen, und der populären Bewegung erklärt werden. Als die aus Florenz bekannte "Popularisierung" der Ritterwürde ähnlich auch in anderen Kommunen beinahe zu ihrer völligen Bedeutungslosigkeit, zur "Krise", geführt hatte, war die große Zeit kommunaler Rittererhebungen vorbei. Beispiele wie aus Perugia 1393 (Biordo Michelotti), oder aus Rom 1404, als Galeotto Normando von König Ladislaus von Neapel mit einer Spitze gegen das römische Papsttum zum sog. cavalieri della libertà erhoben wurde, standen bereits am Ende dieser Entwicklung. 178 Kommunale Ritterweihen wurden im fünfzehnten Jahrhundert nicht nur im Kichenstaat rarer. Allerorten machte sich nunmehr eine Tendenz des konservativeren Umgangs mit der Verleihung des wn/es-Titels bemerkbar; gleichzeitig beschränkten sich die rechtlichen Vorteile ("Privilegien") der milites immer deutlicher ausschließlich auf den zeremoniellen Bereich sowie die Luxusgesetzgebung - beide Bereiche können allerdings die These eines "Abschlusses des Ritterstandes" alleine kaum stützen. 179 Herrschte der Konsens über die Erstrebbarkeit der Ritterwürde einerseits noch allgemein vor, so wurde doch andererseits dieser Konsens nur selten für begründungsbedürftig gehalten: Als z.B. 1437 in der kleinen umbrischen Stadt Norcia der Mitbürger Giacomo Silvestrini als miles aus Florenz zurückkehrte, wurde verfügt, daß die Kommune einen Teil seiner Kosten übernehmen solle, damit dies den Ehrgeiz seiner Mitbürger anstachele, es ihm gleichzutun und virtus,fama und honor der ganzen Stadt zu mehren. 180 Es ist dies (bis in die Wort-

per unum mensem, nec etiam in conventibus aliquorum doctorandum in quacumque facultate, (...)" (Ariodante Fabretti: Statuti ed ordinamenti suntuari intorno al vestire degli uomini e delle donne in Perugia dall'anno 1266 al 1536, in: Memorie della Reale Accademia delle Scienze di Torino. Scienze morali, storiche e filologiche ser. II, 38, 1888, S. 137-232, S. 171, Bestimmung von 1366). 178 "Lo detto re Lanzilao prima che se partisse de Roma pigliao molte amicitie con li romani, et fece molte provisioni, et molte sudusse, et provisionao per soi danari, et fece cavalieri ms. Galeotto Normando, et chiamaose lo cavalieri della libertà, et poi certo tempo li fo tagliata la testa per soi mali costumi che tenne contra de Roma, et che disse in consiglio che voleva far manicare tutti romani alli cani." (Diario attributo a Gentile Delfino, a c. di Francesco Isoldi, in: RIS 2 XXIV, 2, Città di Castello 1910, S. 76). Neben den in Siena und Florenz geltenden Bestimmungen, daß in kommunalen Ratssitzungen milites zuerst das Wort nehmen durften (s.o. Anm. II, 145), gilt es besonders auf die Luxusgesetzgebung (Kleidung, Schmuck) hinzuweisen. In fast allen Kommunen waren hier die Frauen von Doktoren und Rittern gleichgestellt; im 15. Jht. führte dann die Frage der Priorität in Prozessionsordnungen u.ä. zu dem bekannten Streit zwischen Rittern und Doktoren (s.u. Kap. IV); Lit. bei Diane Owen Hughes: Sumptuary Law and Social Relations in Renaissance Italy, in: John Bossy (Hrsg.): Disputes and Settlements. Law and Human Relations in the West, Cambridge (...) 1983, S. 69-99; Maria Giuseppina Muzzarelli: Contra mundanos vanitates et pompas. Aspetti della lotta contro i lussi nell'Italia del XV secolo, in: Rivista di Storia della Chiesa in Italia 40, 1986, S. 371-390; Laura Andreani: Il contributo dei Francescani alla regolamentazione degli ornamenti femminili ad Acquapendente, in: Archivum Franciscanum Historicum 81, 1988, S. 72-86; Catherine Guimbard: Appunti sulla legislazione suntuaria fiorentina dal 1281 al 1384, in: ASI 150, 1992, S. 57-81. iso Die Kommune wolle redeuntes ad terram Nursie cum dignitate et habitu militari honorare et adiuvare in expensis occursis in assumpendo talem gradi/m et dignitatem militarem ut alliciat animos iuvenum

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wähl hinein) die gleiche Formulierung, die im fünfzehnten Jahrhundert auch in den Arengen päpstlicher Ritterernennungen (litterae militie) verwendet wurde (s.dazu u. Kap. III, 2). In den Kommunen wurde nun wieder lauter gefordert, daß ein potentieller miles nur dann die Würde annehmen sollte, wenn er den damit verbundenen Lebensstil auch finanzieren könne. 181 Dieser Anspruch galt von nun an im Großen und Ganzen allgemein und in ganz Italien, was nicht unbeträchtlich zur Lösung der "Krise" der spätmittelalterlichen militia beitrug. Um hier abschließend ein allerletztes Beispiel zu zitieren: als im Jahr 1488 Papst Innocenz VIII. (1484-92) in Rom den florentinischen Gesandten Giovanni Lanfredini zum Ritter erheben wollte, erbat dieser zunächst brieflich den Ratschlag Lorenzos de' Medici. Dieser antwortete, daß sich Lanfredini zuallererst gewissenhaft selbst befragen solle, ob er den mit der Ritterwürde verbundenen Aufwand auch tragen wolle. Noch besser sei jedoch, der Papst gewährte Lanfredini die von ihm erbetenen Vergünstigungen auch ohne die Verpflichtung zur Annahme der militia. In prägnanter Zusammenfassung solle der Gesandte den Papst davon überzeugen, zunächst die Glut und erst dann den Rauch zu erzeugen (indurre la Sanctitä Sua a fare prima la brace che 7 /wmo). 182

4. Kaiserliche Rittererhebungen Frühzeitig geriet auch die kaiserliche militia in den Sog der kommunalen "Politisierung". Das Beispiel Dantes, der sich in der Divina Commedia eines imaginären Vorfahren Cacciaguida rühmte, der auf einem Kreuzzug von einem 'mperador Currado zum Ritter gemacht worden sei {Paradiso XV, 139-141) ist nur der berühmteste Fall. 183 Als nach der endgültigen staufischen Niederlage von den deutschen Königen weder Rudolf von Habsburg (* 1218, König 1273, f 1291), noch Adolf von Nassau (* ca. 1250, König 1292, f 1298), oder Rudolfs Sohn Albrecht (* ca. 1255, König 1298, f 1308) italienischen Boden betraten, lenkten sich die Hoffnungen des ghibellinischen Teils Italiens allein auf den ersten Luxemburger, Heinrich VII. Von allen drei erstgenannten sind für

ad virtutes et famam totius patrie et pro honore diete terre (Romano Cordella: Giacomo Silvestrini da Norcia, podestà di Firenze e senatore di Roma, in: Spoletium 31, 1986, S. 58-65, S. 60, n. 15). 181 Selbst in Florenz hatte dieser Anspruch theoretisch immmer bestanden, vgl. Paolo da Certaldo: "La quinta allegrezza si è farsi cavaliere: e'1 dolore si è non potere cavallerìa mantenere.", Giovanni di Pagolo Morelli: "Fecesi mezzo cavaliere messere Michelino [Castellani] di messere Vanni, a Verona, per le mani del Marchese; e volle ancora fare Vanni di Carlo, ma e' fu savio e disse volea prima avere da poterla tenere che farsi." (1404), s. Vittore Branca: Mercanti scrittori. Ricordi nella Firenze tra Medioevo e Rinascimento. (...), Milano 1986, S. 54, 274 (der unklare Ausdruck mezzo cavaliere bezieht sich entweder auf die zunächst fehlende Bestätigung durch die Kommune, oder die zunächst fehlenden Möglichkeiten eines "ritterlichen" Lebensstils des Michele Castellani, die dieser später sicherlich besaß, s.u. Anm. III, 82). 182 ASF, MAP LIX, 16 (Lorenzo de' Medici an Giovanni Lanfredini, Firenze 8 ottobre 1488); ich verdanke die Transkription dieses schönen Briefes Dr. Marco Pellegrini, dem ich dafür herzlich danke. 183 Vgl. zuletzt Umberto Carpi: La nobiltà di Dante (A proposito di Par. XVI), in: Rivista di letteratura italiana 8, 1990, S. 229-260; Roberto Bizzocchi: La nobiltà in Dante, la nobiltà di Dante, in: I Tatti Studies 4, 1991, S. 201-215.

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den deutschen Sprachraum vorgenommene Schwertleiten belegt, darunter auch an Stadtbürger. 184 Marc Bloch verwies darauf, daß "seit Konrad IV., der 1250 selbständig zu regieren begann, (...) die deutschen Herrscher durch besondere Urkunden Personen, die von Geburt nicht dazu befähigt waren, erlaubten, die ritterlichen Waffen zu erhalten".185 Sicherlich gibt es frühzeitig vergleichbare Ernennungen und "Gratialbriefe": so wurde 1267 der Graf Guido von Montefeltro von Konradin zum consiliarius und familiaris ernannt. 186 Von Rudolf von Habsburg gibt es Gratialbriefe wie die receptio familiaris oder auch litterae nobilitacionis,187 ähnliches von Albrecht von Habsburg. 188 Tatsächlich ist jedoch eine systematische Suche nach reinen "Ritterernennungen" nicht nur ein endloses, sondern vor allem ein weitgehend erfolgloses Unterfangen: unter den Kaiserurkunden finden sich bis weit in das vierzehnte Jahrhundert überhaupt keine solchen Urkunden, die man später als litterae militiae bezeichnete. Nach einer bekannten mittelalterlichen Definition ist ein Privilegium eine persönliche Ausnahme vom allgemeinen Gesetz ("Privilegium dicitur quasi privacio legum vel lex privata").189 Im Falle der monarchisch genehmigten Ausnahme von der Bedingung der "Ritterbürtigkeit" machte die Annahme der militia also eine Urkunde nötig, drängte zur "Verschriftlichung". In einer wohl in Frankreich Ende des zwölften Jahrhunderts begonnenen, doch ab Mitte des dreizehnten Jahrhunderts in Süddeutschland weitergeführten Formelsammlung findet sich auch ein Privilegium genannter Text, in dem ein A. Dei grafia Romanorum imperator einem weiter nicht genannten nobilis einen Landflecken schenkt und weiter ausführt: 184

Bereits Fleckenstein, Abschließung, a.a.O., S. 268, wies auf eine Quelle zu Rudolf von Habsburg aus dem Jahr 1269, der im Elsaß viele ignobiles zu Rittern machte; auf diesem Hintergrund ist auch die dichterische Bitte an Kaiser Karl den Großen in der franco-italienischen Prise de Pampelune (2. Hälfte 13. Jht.) zu sehen, daß nämlich in der Lombardei "jeder, auch ohne adlig zu sein, Ritter werden dürfe" (Adolf Gaspary: Geschichte der Italienischen Literatur, 2 Bde., Straßburg 1885-88, Bd. 1, S. 117; vgl. auch Salvemini, La dignità, a a.O., S. 355, n. 1, der dazu die Entrée d'Espagne zitiert). 185 Bloch, Feudalgesellschaft, a.a.O., S. 389; daß Bloch dieses Problem länger beschäftigte, zeigte auch ders., Annoblissements et anoblis, in: Revue de synthese (historique) 9/10, 1935, S. 155-158 (zwei bibliographische Hinweise zu Frankreich). Doch ist zu bemerken, daß von Konrad IV. selbst solche Urkunden nicht erhalten sind, vgl. Heinz Hartmann: Die Urkunden Konrads IV. Beiträge zur Geschichte der Reichsverwaltung in spätstaufischer Zeit, in: Archiv fur Urkundenforschung 18, 1944, S. 38-163. is« Johann Friedrich Böhmer: Regesta Imperii V, 4. Die Regesten des Kaiserreichs (. ..) 1198-1272. Nachträge und Ergänzungen, bearbeitet v. Paul Zinsmaier, Köln, Wien 1983, S. lOOf. «7 MGH, Const. III, 1, a.a.O., S. 349, n. 367; S. 378, n. 392 (mit dem Verweis auf die plenitudo regie potestatis)\ auch in dem berühmten Formelbuch findet sich nicht mehr, vgl. Das Baumgartenberger Formelbuch. Eine Quelle zur Geschichte des XIII. Jahrhunderts vornehmlich der Zeiten Rudolfs von Habsburg, hrsg. v. Hermann Baerwald, Wien 1866 (Fontes rerum Austriacarum, 2. Abt., 25). 188 MGH, Const. IV, 1, a.a.O., S. 33, n. 37: litterae nobilitationis vom Ministerialenstand in den freien Stand de dementia nostre magnitudinis. 189 Ähnlich auch Isidor von Sevilla: "Privilegia autem sunt leges privatorum, quasi privatae leges. Nam Privilegium inde dictum, quod in privato feratur" (Etymologiae, a.a.O., V, 18); s. Jean Gaudemet: Ambiguité du privilège, in: Vitam impendere vero. Studi in onore di Pio Ciprotti, a c. di Winfried Schulz, Giorgio Feliciani, Città del Vaticano 1986 (Utrumque lus 14), S. 45-62; Heinrich Simonsfeld: Historisch-diplomatische Forschungen zur Geschichte des Mittelalters, in: Sitzungsberichte der philos.-philol. u. hist. Classe d. k. bayer. Akademie der Wissenschaften 1898, 1, S. 391-486, 402ff.: Über die Formelsammlung des Rudolf von Tours, S. 431, 469.

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"In nostrum etiam servicium et ipsius honorem ei concedimus ocreas rubeas deferre posse et habere cinctum ensem in presencia nostra."190 Daß die Verleihung roter Beinschienen hier einen offensichtlich heraldischen Sinn hat, scheint sonst kaum bezeugt zu sein. 191 Vielleicht deshalb, weil von Adolf von Nassau ein vergleichbares Privileg bekannt ist, neigte der Herausgeber dazu, diesen Text eher Adolf von Nassau als Albrecht von Habsburg zuzuschreiben. 192 Als Ritterernennung im Sinne Marc Blochs, wie sie ja gleichzeitig von der Kanzlei der Anjou verfaßt wurden, läßt sich dieser Text jedoch nicht lesen. Erst unter Heinrich VII. (1274/5-1313, Kaiser 1312), dem ersten Luxemburger, wurde die kaiserliche Italienpolitik weitergeführt, allerdings in seit den Staufern gänzlich gewandelter Form; "Ritterprivilegien" spielten dabei noch keine Rolle. Dabei hat Heinrich VII. auf seinem Italienzug von 1310 bis 1313 durchaus verschiedentlich milites kreiert, nach seiner Krönung zum König des Regnum Italicum am Epiphaniefest 1311 in Mailand sogar zwischen hundertfünfzig und zweihundert. 193 Für die neuen milites aus dem ghibellinischen Lager, die mit dem Kaiser ziehen wollten, brachte dies den nicht zu unterschätzenden Vorteil höherer Bezahlung. 194 Auf der anderen Seite sollen jedoch mehrere guelfisch gesinnte Bürger diese Ehrung abgelehnt haben: ein Beweis der Polarisierung und "Ideologisierung" der Ritterwürde. Bei seinem geglückten Einmarsch nach Rom über die Milvische Brücke am 7. 5. 1312 hat dort Heinrich VII. eine große Anzahl seiner Gefolgsleute, diesmal jedoch vor allem Deutsche, zu Rittern erhoben, was das Vorbild abgeben sollte für die ähnliche Prozedur auf der Engelsbrücke seit Karl IV. An seine Rückkehr nach der Kaiserkrönung im September desselben Jahres über Todi knüpft sich eine nur schwer glaubhafte Anekdote. 195 Reine "Ritterprivilegien" sind jedoch aus der Kanzlei Heinrichs VII. nicht belegt. 196 •so Ebd., S. 437. i9i Immerhin scheinen in der Zeit Heinrichs VII. die rot bemalten und die goldenen Sporen den selben Wert als Insignien besessen zu haben, vgl. die Illustrationen des Codex Balduinus, Franz-Josef Heyen: Kaiser Heinrichs Romfahrt. Die Bilderchronik von Kaiser Heinrich VII. und Kurfürst Balduin von Luxemburg (1308-1313), Boppard 1965. •92 Simonsfeld, a.a.O., S. 421. Vgl. Johann Friedrich Böhmer, Regesta Imperii VI. Die Regesten des Kaiserrreichs unter Rudolf, Adolf, Albrecht, Heinrich VII 1273-1313, Zweite Abteilung. Neu bearbeitet von Vincenz Samanek, Innsbruck 1933-48, S. 334f., n. 948: in subsidium Site milicie, offensichtlich die curia zu dessen Schwertleite verpfändet Adolf von Nassau an Engelbert, erstgeborenen Sohn des Grafen von der Mark einen Hof um "vierhundert mark kölner pfennige" im Februar 1298; nach Pfingsten nennt sich dieser dann miles, vgl. auch S. 344, n. 969: Adolf von Nassau macht vier Leute des Abtes Wilhelm von Sankt Gallen zu Rittern (von nun an: Reg. Imp. mit Bandzahl). 193 William M. Bowsky: Henry VII in Italy. The Conflict of Empire and City-State, 1310-1313, Lincoln 1960, S. 82f. im Friedrich Schneider: Kaiser Heinrich VII., 3 Hefte [?], Greiz i. Vogtl., Leipzig 1924-8, Heft 2, S. 107. 195 "in questo tempo madonna Pasiphe, mogliera de meser Tancrede da Castelvecchio, conta1 de Tode, quäle era secretario de l'imperatore, fece septe figlioli maschi in uno di; et tucti l'imperatore fece cavalieri; et hebero lo babtismo tucti et morierono: fo riputata cosa maravigliosa." (Mancini, Cronaca de Tode, a.a.O., S. 113); wahrscheinlich war dies eine zeremonielle Verbindung von Taufe und gleichzeitiger Ritterweihe der Neugeborenen, die der Kaiser als Zeichen seiner Patenschaft aus dem Becken hob (wie er dies schon vorher bei einem der Söhne des Theobaldo de' Brusati aus Brescia gemacht hatte). Auch von Heinrichs Sohn Johann von Böhmen ist solch eine Patenschaft bei einer italienischen Taufe bezeugt (Theodor E. Mommsen: Italienische Analekten zur Reichsgeschichte des 14. Jahrhunderts (1310-1378), Stuttgart 1952 (Schriften der MGH 11), S. 99), doch erst später setzt sich eine Verbin-

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Dies änderte sich auch nicht unter Ludwig dem Bayern (ca. 1283/7-1347, Kaiser 1328), 197 wenn man die Urkunde für Konrad von Trimberg vom 22. 3. 1328 nicht als "Ritterprivileg" anerkennt, "den wir nuo ze unser croenuong ze Rome ritter machten, ze rittersteure geben haben von unser cheiserlicher milte hundert march silbers".198 Mehrmals hat Ludwig der Bayer (ohne dies zu beurkunden), Italiener zu milites erhoben, 199 doch die eigentliche, aus seiner Zeit stammende Neuerung ist das Ausstellen von Wappenbriefen, deren erster erhaltener von 1338 für die Grafen Carbonesi di San Giovanni in Persetico herrührt.200 Von 1339 stammt der (zweite erhaltene) Wappenbrief von König Johann von Böhmen für den Bischof und die Kirche von Trient.201 Selbst in der Italienpolitik seines Sohnes Karl IV. (1316-1378, Kaiser 1355), spielen die litterae militiae noch eine untergeordnete Rolle. Ihre Stelle nehmen noch - dafür jedoch in einem nicht gekannten Ausmaße - Ernennungsurkunden zu kaiserlichen Famiiiaren und (häufig: "lateranensischen") Pfalzgrafen ein. 202 Beide Privilegien waren noch unter Ludwig dem Bayern sehr selten und wurden nur in Ausnahmefällen ausgestellt.

dung von Taufe und gleichzeitiger militia durch, bei der sich letzteres natürlich nur auf die characterLehre stützen konnte (vgl. Sabine Krüger: Character militaris und character indelebilis. Ein Beitrag zum Verhältnis von miles und clericus im Mittelalter, in: Fenske, Rösener, Zotz (Hrsgg.), Institutionen, a.a.O., S. 567-580); Erben, Mühldorfer Ritterweihen, a.a.O., S. 12ff., hat wahrscheinlich gemacht, daß die bekannte Illustration des Codex Balduimis (vgl. Heyer, a.a.O., S. 92, n. 20a), Rex facit Rudolfum ducem Bauwarie ei multos milites, weniger eine Umarmung als den (ersten in Deutschland bekannten) Ritterschlag durch Heinrich VII. darstellen soll. is^ Immerhin gibt es ein oberitalienisches Register eines königlichen Notars von 1310/11, in dem sich - keineswegs außergewöhnlich - auch eine "Belehnung zweier Ritter" findet; Helmut Kämpf: Zu einem Imbreviaturenbuch und einem Register Bernards de Marcato, in: MÖIG, Ergänzungsband 14, 1939, S. 391-409, S. 398. 19? Zu Italien vgl. zuletzt Martin Berg: Der Italienzug Ludwigs des Bayern. Das Itinerar der lahre 13271330, in: QFIAB 67, 1987, S. 142-197. im MGH, Const. VI, 1, a.a.O., S. 317 (vgl. ebd., S. 487, n. 585 für den "edel man" (nicht "Ritter") Konrad von Trimberg). Offensichtlich geht es in der Urkunde jedoch um die Eigentumsverpfändung an den Ritter, ähnlich auch Johann Friedrich Boehmer. Regesta Imperii ab anno MCCCXIIII ad annum MCCCXLVII. Die Urkunden Kaiser Ludwigs des Baiern, König Friedrich des Schönen und König Johanns von Böhmen, (...), Frankfurt/M. 1839, S. 23, n. 388, 389. Vgl. auch die Belehnung des Arnold von Peterswalde am 28. 9. 1322 durch Herzog Bernhard von Schlesien, quod quia strenuus et honestus miles dominus Arnoldus de Petirswalde ßdelis noster et dilectus, quem ante conflictum sacri Romani imperii militari investivimus dignitate, pro nostri honoris incremento corpus rerumque facultatem sepissime exponere periculo non expavit, (...) (MGH, Const. V, a.a.O., S. 537, n. 674); vgl. Erben, Mühldorfer Ritterweihen, a.a.O., S. 6. 199 Ebd., S. 19, n. 2; S. 22. 200 Friedrich Bock: Der älteste kaiserliche Wappenbrief, in: Archivalische Zeitschrift 41, 1932, S. 48-55 (mit Lit. und berechtigter Skepsis gegenüber früheren kaiserlichen "Wappenbriefen"). 201 Ladislao Läszloczky: La concessione dello stemma di San Venceslao al Vescovo di Trento del 1339 ritrovato il diploma originale, in: Archivum Heraldicum 88, 1974, S. 35-36; zum Thema auch H.E. Korn: Art. "Briefadel" in: LdM 2, 1983, Sp. 682. 202 Da die MGH-Ausgabe zu Karl IV., Const. (Bde. IX-XI, bearbeitet von Wolfgang D. Fritz, a. 13481356) kaum Gratialsachen berücksichtigt, ist man noch immer angewiesen auf: Regesta Imperii VIII. Die Regesten des Kaiserreichs unter Kaiser Karl IV. 1346-1378. Aus dem Nachlaß Johann Friedrich Böhmer's hrsg. und ergänzt von Alfons Huber, Innsbruck 1877. Vgl. auch: Hofpfalzgrafen-Register, hrsg.

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Mit Karl IV. hielt in Italien ein spätmittelalterliches Erscheinungsbild des deutschen König- und Kaisertums Einzug, das in hohen Maße auf die finanzielle Bezuschussung durch die Fürstentümer und Kommunen des Regnum Italicum angewiesen war, und sich diese nur noch durch den weitestgehenden Verzicht auf Reichsrechte erkaufen konnte. Der sich seit Karl IV. und bis Karl V. ständig verbreiternde Strom einer schließlich kaum mehr gehemmten Nobilitierungspolitik stellt nur einen kleinen Aspekt dieser "Krise" der kaiserlichen Politik in Italien dar.203 Charakteristisch für das italienische Erscheinungsbild Karls IV. ist einerseits das ausgeprägte Zeremoniell, das sich z.B. beim feierlichen ingressus in eine Stadt,204 oder bei der seit Friedrich II. ersten kaiserlichen Dichterkrönung entfaltete (in Pisa: Zanobi da Strada, 24. 5. 1356). 205 Sowohl dieses Zeremoniell als auch die Standeserhöhungen unterlagen freilich der seit Heinrich VII. festgestellten "Ideologisierung": während Petrarca für die kaiserliche Dichterkrönung nur Abscheu empfand (laurea barbarica), verboten die Florentiner ihren Botschaftern ganz offiziell, vom Kaiser irgendwelche Gunsterweise zu empfangen. 206 Andererseits wurde die Wirksamkeit solch herrscherlicher Akte durch deren allzu freizügige Gewährung von Karl IV. selbst untergraben: so berichtet Matteo Villani (in heftiger Abneigung gegen die Sienesen), daß dieser vor seinem Einzug nach Siena nach seiner Kaiserkrönung bereits acht cittadini pomposi e avari der Stadt zu Rittern gemacht hatte; dort angekommen, wiederholte er diese Zeremonie an ungezählten anderen, und

vom HEROLD. Verein für Heraldik, Geneaologie und verwandte Wissenschaften zu Berlin. Gesamtbearbeitung: Jürgen Arndt, bisher 3 Bde. (1964, 1971, 1974ff ). 203 Fritz Trautz: Die Reichsgewalt in Italien im Spätmittelalter, in: Neue Heidelberger Jahrbücher 7, 1963, S. 45-81, S. 65 meint gar in diesen "Titelverleihungen, Auszeichnungen, Gnadenerweise(n) aller Art, zu Aberhunderten" das Bild des "modernen Staatsoberhauptes" wiederzuerkennen; vgl. allgemein Ferdinand Seibt, Winfried Eberhard (Hrsgg.): Europa 1400. Die Krise des Spätmittelalters, Stuttgart 1984; diess. (Hrsgg.): Europa 1500. Integrationsprozesse im Widerstreit: Staaten, Regionen, Personenverbände, Christenheit, Stuttgart 1987; Reinhold Schneider (Hrsg.): Das spätmittelalterliche Königtum im europäischen Vergleich, Sigmaringen 1987 (Vorträge und Forschungen 32). 204 Dies war natürlich nichts spezifisch "Italienisches", vgl. z.B. Erich Hoffmann: Der Besuch Kaiser Karls IV. in Lübeck im Jahre 1375, in: Werner Paravicini (Hrsg.): Nord und Süd in der deutschen Geschichte des Mittelalters. Akten des Kolloquiums veranstaltet zu Ehren von Karl Jordan, 1907-1984, Kiel, 15-16. Mai 1987, Sigmaringen 1990 (Kieler Historische Studien 34), S. 73-95; FrantiSek Kavka: Am Hofe Karls IV., Stuttgart 1990, S. 90ff. 205 Diese Dichterkrönung sollte jene "guelfische" Petrarcas in Rom (Ostern 1341) variieren; eine neuere Untersuchung zu diesem Zusammenhang fehlt m.W; vgl. zuletzt: Giovanni Villani: Cronica con le continuazioni di Matteo e Filippo. Scelta e introduzione e note di Giovanni Aquilecchia, Torino 1979, S. 309ff; Dieter Mertens: Petrarcas Privilegium laureationis, in: Michael Borgolte, Herrad Spilling (Hrsgg.): Litterae medii aevi. Festschrift für Johanne Autenrieth, Sigmaringen 1988, S. 226-247; Alois Schmid: Poeta et orator a Caesare laureatus: Die Dichterkrönungen Kaiser Maximilians I., in: HJb 109, 1989, S. 56-108; Joseph Burney Trapp: Essays on the Renaissance and on the Classical Tradition, Aldershot 1990 (Collected Studies Series. Variorum Reprints 323), passim. 206 Folgendermaßen lautete die Instruktion für die Botschafter zur Kaiserkrönung vom 28. März 1355: "Da llui sotto virtù di iuramento non impetrerrete gratia nè privilegio alchuno nè per voi nè per singulare persona o Commune per niuno modo nè per interposita persona." (Francesco Baldasseroni: Relazioni tra Firenze, la Chiesa e Carlo IV, in: ASI, ser. V, 37, 1906, S. 3-60, 322-347, S. 347); nicht weiter verwunderlich finden sich unter den Privilegierten kaum Florentiner.

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beauftragte damit den Patriarchen von Aquileia, der vierunddreißig tra grandi e popolari durch den in Italien ungewohnten Ritterschlag mit der Hand, die guanciata, und das Aufsetzen eines cappuccio accattato col fregio d'oro ohne weiteres Zeremoniell zu Rittern schlug. 207 Neu war auch die urkundliche Ermächtigung einzelner Personen, milites zu kreieren. Noch vor seiner Kaiserkrönung bestätigte er dieses Recht aufgrund königlicher plenitudo potestatis am 13. März 1355 dem Bischof von Lucca, 208 und nach seiner Krönung in Rom am 5. April 1355 auch dem Bischof von Speyer.209 Zumindest im ersten Fall muß dies als eine deutliche innerstädtische Parteinahme des Kaisers gegen das ja auch von der Kommune Lucca in Anspruch genommene Recht gewertet werden (s.o. Anm. II, 119)210

Neben den überaus häufigen Pfalzgrafenernennungen mit dem Recht, iudices ordinar ii und Notare zu ernennen, sowie illegitim geborene zu legitimieren, 211 fallen gerade unter den Gratialbriefen häufigere "Nobilitierungen" (ad gradum nobilitatis),212 Steuerexemtionen 213 sowie auch eine Beauftragung zur Erteilung, eine Delegierung der kaiserlichen militia auf. 214 Keine Rolle mehr spielt jedoch in diesen Urkunden die Frage, ob die Betreffenden auch de genere militari waren: da die meisten dem Stadtbürgertum 207

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Cronica di Matteo Villani, a miglior lezione ridotta coll'aiuto de' testi a penna, 4 Bde., Firenze 1825, Bd. 3, S. 26f.; wahrscheinlich bezogen sich die zwischen dem 21. 4. und 4.5. in Siena gegebenen FamiliarisErnennungen auf genau diese außer Kontrolle geratene Situation (am 2 1 . 4 deren sechzehn, später vierzehn, Regesta Imperii VIII, a.a.O., S. 167ff ); eine sienesische Chronik spricht von sesanta chavalieri a sproni d'oro (Cronache senesi, a.a.O., S. 150). Raccolta di documenti per servire alla storia ecclesiastica lucchese, in: Memorie e documenti per servire all'istoria della città di Lucca 4 (1), 1818, doc. 31, S. 62: "Item modo predicto possis et valeas quoscumque Nobiles, et etiam plebejos, habiles Milites facere, et ad militare decus honorabiliter promovere per universum Romanum Imperium et ubicumque locorum de nostre Regalis plenitudine potestatis." Die offensichtlich davon abgeleitete Urkunde für Bischof Gerhard von Speyer in MGH, Const. XI, n. 387, S. 206: "Item modo predicto possitis et valeatis quoscumque nobiles et eciam plebeios habiles milites facere et ad militare decus honorabiliter promovere per universum Romanum imperium et ubicumque de nostre imperialis plenitudine potestatis." Eine vage Vermutung muß bleiben, daß der Bischof von Lucca selbst im Jahre 1330 mehrere Pisaner auf den Wunsch Papst Johannes' XXII. hin zu Rittern erhoben hatte (s.u. Anm. III, 53). Paul Scheffer-Boichorst: Über Volterraner Urkunden, mit besonderer Rücksicht auf das neuere Pfalzgrafentum, in: ders.: Zur Geschichte des XII. und XIII. Jahrhunderts. Diplomatische Forschungen, Berlin 1897 (Historische Studien 8), S. 214-224; Hermann Winterer: Die rechtliche Stellung der Bastarde in Italien von 800 bis 1500, München 1978 (Münchener Beiträge zur Mediävistik und Renaissance-Forschung 38); Renato Piattoli in memoriam. Bibliografia degli scritti e opera postuma. Miscellanea Diplomatica (IV), Prato 1976 (Archivio Storico Pratese); Friedrich Merzbacher: Karl IV. und das Recht, in: Ferdinand Seibt (Hrsg.): Kaiser Karl IV. Staatsmann und Mäzen, München 21978, S. 146-151, S. 151; Georg Kreuzer: Zur Ernennung eines Notars durch einen Hofpfalzgrafen, in: Hubert Mordek (Hrsg.): Aus Archiven und Bibliotheken. Festschrift für Raymund Kottje zum 65. Geburtstag, Frankfurt/M., Bern, New York, Paris 1992 (Freiburger Beiträge zur Mittelalterlichen Geschichte 3), S. 413-419. Regesta Imperii VIII, a.a.O., n. 2120 (Pisa 15. 5. 1355); n. 2144 (Pietrasanta, 3. 6. 1355), n. 3134 (Luni, 4.6. 1360), n. 3594 (Nürnberg, 14. 3. 1361). Ebd., n. 3044. Ebd., n. 3261 (Nürnberg, 1. 6. 1360: der Burggraf Burchard von Magdeburg soll den kaiserlichen Vikar in Genua Simone Boccanegra in kaiserlichem "namen zum ritter (zu) machen und mit gürtel und den anderen ritterlichen ehrenzeichen (zu) schmücken", S. 267); vgl. auch n. 4780 (Udine, 13. 8. 1369, etwas unklar).

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entstammten, mußte der Verweis auf die kaiserliche plenitudo potestatis genügen. Fast auschließlich all diese litterae de gratia waren für italienische Empfänger bestimmt. Sehr viel weiter noch als diese Urkunden gehen die Beispiele der Formelbücher aus der Kanzlei Karls IV., die unter dem Namen Summa cancellarie bzw. unter dem Namen des Johann von Gelnhausen bekannt sind. Der Collectariusperpetuarum formarum des Johann von Gelnhausen ist um 1380 entstanden. Er enthält verschiedene Formulare für Familiaritätsbriefe und Standeserhöhungen. 2 1 5 So wird einmal der neue Familiaris zum Ritter gemacht und gleichzeitig in consorcio sive collegio familiarium sive militum nostrorum aufgenommen. Daraus darf jedoch keinesfalls auf ein jemals existierendes "Ritterkolleg" geschlossen werden, da sich - vielleicht in Antwort auf den von den Anjou erfundenenen Titel miles de hospicio - hier einfach nur rhetorische Kanzleibräuche präsentieren. 216 Auch in der Summa cancellariae finden sich eine ganze Reihe kaiserlicher "Standeserhebungen", darunter Beispiele für Item dat cuidam auctoritatem creandi milites etc. und reine Ritterernennungen, die bestätigen, daß der Betreffende in presencia et conspectu publico illustrium R ducis et principis etc. et aliorum principum, comitum, baronum et procerum tarn regni Alamanie quam Boemie, fidelium nostrorum, die tali in loco tali animo deliberato et supradictorum principum accedente consilio mit der milicia ausgezeichnet wurde. 2 1 7 Gerade der hier deutlich werdende Zeugnischarakter hebt solche Urkunden nunmehr von älteren "Privilegien" mit rechtlicher Bedeutung ab, da mit der Ritterwürde allein kaum mehr Rechte verbunden sind; im fünfzehnten Jahrhundert können ähnliche Dokumente deswegen auch als litterae testimoniales bezeichnet werden. Auf dem genauen Wortlaut und damit dem Unterschied solcher Urkunden zu echten "Nobilitierungen" muß bestanden werden. Erst in der Kanzlei Karls IV. entwickelten sich diese Differenzierungen; manchmal erhielt derselbe Empfänger nacheinander mehrere, "sich steigernde" Begünstigungen. Nicht alle der in den Kanzleiformularen festgehaltenen Texte wurden jedoch gleichzeitig auch schon benützt; manche mögen einen "potentiellen" Charakter besessen haben. So ist die schon bei Johann von Gelnhausen vorhandene kaiserliche juristische

215 Hans Kaiser: Der collectarius perpetuarum formarum des Johann von Gelnhausen, Straßburg 1898, S. 12ff. (Familiaritätsbriefe), S. 23ff.: Creacio comitis palatini optima, S. 27ff. zwei weitere Pfalzgrafernennungen, S. 33f.: Capitaneatus seu cathaneatus vel nobilitacionis forma, S. 37f.: Imperator nobilitai et dat arma, S. 38ff: Concessio armorum et nobilitacio militum, ita quod mutentur mutando, S. 44f.: Creacio militis in baronem etc. 216 Ebd., S. 17. 217 Summa Cancellariae (Cancellarla Caroli IV). Formular Kràl. Kancelàre Ceské XIV, hrsg. v. Ferdinand Tadra, Prag 1895 (Historicky Archiv (...) 6); S. 20: Imperatorfacit quendam mililem baronem, S. 20f.: Item alia forma, quando aliquis fit dux vel princeps etc., S. 21 : Imperator dat cuidam arma etc., S. 22: Item dat cuidam auctoritatem creandi miliies, S . 40: Imperator facit quendam figellatorem regem omnium hystrionum, S. 52: Imperator facit quendam militem et recipit eum in consiliarium, S. 53: Imperator recipit quendam in familiarem et consiliarium, nobilitai eum et donai sibi arma, S. 56ff: Imperator nobilitai quendam et facit eum comi tem paìatinum, S. 58: Item alia forma comilatus palatini compendiosior etc; S. 85: Forma ìegittimacioms, qua papa legittimat spurios etc. nach einem Formular Papst Urbans (V. oder VI ).

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Doktoratsurkunde in einer Empfängerausfertigung erst in der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts belegbar. 218 Wie Walter Goldinger zeigte, änderte sich der Wortlaut der beurkundeten Standeserhebungen auch in der Epoche des letzten Luxemburgers, Kaiser Sigismund (1368-1437, 1433 Kaiser), kaum, da sie noch vom Formular Johanns von Gelnhausen abhingen. 219 Dies wurde an einem Band der Reichsregister, der Formularsammlung "D" gezeigt, ließe sich aber darüber hinaus auch an einem anderen in Sigismunds Kanzlei benützten Kopialbuch zeigen. 220 Goldinger führte etwa siebzig erhaltene "Standeserhöhungen" an, unter die er jedoch nicht die reinen Palatinatsverleihungen zählte. Dies stellt aber ohne Zweifel ein echtes Problem dar, wird doch gerade in diesen Urkunden nur zu häufig von den nobiles comitéspalatini gesprochen. 221 Neue rhetorische Elemente in den Ritterurkunden seit Sigismund bestehen z.B. in der Verpflichtung des neuen miles, "ut iusticiam defensare et manutenere orphanosque viduas et pupillos adiutorio quasi humano destituios et destituía protegere debeas et tueri" (1418). 222 Eine besondere Rolle spielen die Zeugen der Schwertleite in der nach Sigismunds Kaiserkrönung in Rom ausgestellten Urkunde für den Venezianer Andrea Donato, die sich offensichtlich auf ein öffentliches Konsistorium oder eine Messe bezog (30. 7. 1433): "unde, ut aliquem fructum laborum tuorum pro sancta matre ecclesia ac sacro imperio susceptorum de manibus nostris caperes, te in urbe Roma, presentibus summo Pontifice, sanctae romanae ecclesiae cardinalibus, nec non principibus et prelatis in multitudine copiosa, in militem creavimus et solemniter fecimus, in consiliarium et familiarem, nobilem et militem nostrum assumpsimus, (,..)". 223 Tatsächlich nahm Sigismund diese Zeremonie häufig in einem öffentlich-offiziellen Rahmen vor; als er sie im Jahre 1416 in Paris vollziehen wollte, entfesselte dies jedoch einen Streit, ob sich nicht hier ein fremder Herrscher ein ius maiestaticum anmaß. 224 Auch gleichzeitige Verleihungen der juristischen Doktor- und der Ritterwürde sind für Sigismund belegt. 225 Der Paduaner Jurist, Pfalzgraf und miles Giovan Francesco Capodi218 Alfred von Wretschko: Die Verleihung gelehrter Grade durch den Kaiser seit Karl IV (Erweiterung durch Dokumente eines Beitrages der Festschrift für Heinrich Brunner), Weimar 1910, S. lOf. 215 Walter Goldinger: Die Standeserhöhungsdiplome unter König und Kaiser Sigismund, in: MIÖG 78, 1970, S. 323-337. 220 j. Caro: Aus der Kanzlei Kaiser Sigismunds. Urkundliche Beiträge zur Geschichte des Constanzer Concils, in: Archiv für österreichische Geschichte 59, 1880, S. 5, n. V: "König Sigismund ertheilt einem Nicht-Ritterbürtigen das Ritterrecht. Ganz formelhaft" (um 1417).

221 Goldinger, a.a.O., S. 332. 222 zit. ebd., S. 333; auch Giovan Francesco Capodilista mußte am 5. 2. 1434 bei seiner Basler Ritterweihe schwören de mantegnir senpre le raxom de la soa patria et appresso pvpillj et vedove e sovegnirli et spetialmente tuti soi fradelli de la divisa, zit. in Gustav Beckmann, Rudolf Wackernagel, Giulio Cocciola (Hrsgg ): Concilium Basiiiense. Tagebuchaufzeichnungen (...), Basel 1904 (Concilium Basiiiense. Studien und Quellen zur Geschichte des Concils von Basel 5 . Tagebücher und Acten), S. 394. 223 Zit. ebd., S. 424; vgl. Regesta Imperii XI. Die Urkunden Kaiser Sigmunds (1410-1437), hrsg. v. Wilhelm Altmann, 2 Bde., Innsbruck 1896-1900, Bd. 2, S. 242, n. 9566. 224 Roth von Schreckenstein, Ritterwürde, a.a.O., S. 693f. 225 Reg. Imp. XI, a.a.O., Bd. 2, S. 247, n. 9655f.

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lista erhielt dabei auch das Recht, seinerseits wieder Doktoren (und nobiles) zu kreieren, was er weidlich ausnützte.226 Eine besondere Rolle bei der Promulgierung echter und zweifelhafter Diplome fiel dabei dem noch unter Friedrich III. tätigen Kanzler Kaspar Schlick zu, der den Kaiser zu solchen Rittererhebungen manchmal erst veranlaßte.227 Allzuoft nur fanden diese in keinem besonderen Rahmen statt; die Zeitnot des reisenden Hofes des Kaisers ließ wie schon bei seinen Vorgängern die Ausstellung einer Urkunde häufig nicht zu. Die Möglichkeit, sich trotzdem seine vom Kaiser erworbene Würde anerkennen zu lassen, zeigt ein Zeugenprozeß, der am 1. Oktober 1433 in Rimini von dem Notar Baldassare di Giovanni da Montefiore aufgenommen wurde und von dem legum doctor Guillelmus de Battista de Maschis um die Anerkennung seines Pfalzgrafentitels vor dem Bischof von Rimini geführt wurde.228 Nach seiner Kaiserkrönung in Rom erreichte Sigismund am 3. September 1433 die Stadt Rimini, wo er noch am selben Tag den sechzehnjährigen Sigismondo Malatesta und den päpstlichen Vikar Malatesta Novello zu Rittern machte. Aus dem oben erwähntem notariellen Akt nun geht die genaue Route hervor, die Sigismund am 4. September wählte, um schließlich am 5. September Ravenna zu erreichen:229 vom vierten auf den fünften September übernachtete er auf halbem Weg mit seiner Begleitung intra pontem Cesene et civitatem Cesene in territorio Cesene in loco quod dicitur vulgariter 'la Buscabella'prope quondam villam quae dicitur 'Villa Alta' (fol. 139r.). 230 Als der Kaiser am nächsten Tag weiterritt, bat ihn Guillelmo de' Maschi bei Castiglione di Ravenna an einer Furt des (heute noch so genannten) Savio, an den Grenzen zwischen den Territorien von Ravenna und Cervia um die Erteilung der Pfalzgrafenwürde, in quadam villa quae dicitur vulgariter Castigluni, territorio Cervie, super ripa fluminis Sapis, dicto vulgariter 'el fiume savio' in paxu ubi transgreditur ipse flumus (!) dictus vulgariter 'el passo da Castigluni' (fol. 139r.). Die wurde ihm, ipso Serenissimo imperatore existente Ebd., S. 285, n. 10218; Concilium Basiiiense, a.a.O., Bd. 5, S. 427f.; zu den von Capodilista selbst vorgenommenen Promotionen vgl. Alberta Cavalieri Ragazzi: I dottorati di Giacomo Zeglar, Polacco (1443), e di N o è Acerbi, Bergamasco (1450), in: Quaderni per la storia dell'Università di Padova 9/10, 1977, S. 247-250; S. 250 in der Doktorurkunde inseriert der - kaum genaue - Wortlaut aus Sigismunds U r k u n d e (6.4. 1434): "Possitis cum infamibus dispensare et ad famam restituere illos auctoritate imperiali cum voletis ex vobis quilibet et ex descentibus vestris saltem idoneus doctorari vel militari, eligere possitis doctorem vel militem qui auctoritate nostra et successorum nostrorum vobis insignia vel Stigmata conferrat, quibus ex nunc talem delegamus specialiter potestatem et cetera". 227 Concilium Basiiiense, a.a.O., Bd. 5, S. 379; vgl. zuletzt Paul-Joachim Heinig: W a r Kaspar Schlick ein Fälscher?, in: Fälschungen im Mittelalter. Internationaler Kongreß der M o n u m e n t a Germaniae Historica München 16.-19. September 1986, 6 Bde., Hannover 1988-90, (Schriften der M G H 33), Bd. 3 (Diplomatische Fälschungen 1), S. 247-281. 22« Archivio di Stato Rimini, Archivio Notarile, Atti des Baldassare di Giovanni da Montefiore, Filza 14281469, fol. 139r.-144v.; das Papier ist jeweils im oberen Drittel durch Wassereinwirkung beschädigt, was eine vollständige Edition des Textes unmöglicht macht; der Hinweis auf den Text in: Cronache Malatestiane dei secoli X I V e X V (AA. 1295-1385 e 1416-1452), a c. di Aldo Francesco Massèra, in: RIS 2 XV, 2, Città di Castello 1922, S. 64, n. 9. 229 Reg. Imp. XI, a.a.O., S. 246f. (6. September); Giovanni di m° Pedrino, a.a.O., Bd. 1, S. 398f. (Samstag, 5. September, dort: "e fè alchuni cavalieri"; W e g von Rimini über das Gebiet von Cesenatico, unter U m gehung von Forlì über das Kloster San Gervasio). Tatsächlich liegt jedoch Forlì weitab von der kürzesten R o u t e des sich in Eile befindlichen Sigismund. 230 D a s heutige Villaita, 4 km von Cesenatico.

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in equo et ipso domino Guilelmo existente pedestre (fol. 139v.) erteilt, und von dieser Furt nun ritten die meisten der aus Rimini stammenden Begleiter Sigismunds über Cervia zurück, darunter auch Malatesta Novello und Guillelmo de' Maschi. Sämtliche der vor den Bischof gerufenen Zeugen bestätigten nun gesehen zu haben, wie der Kaiser letzteren so zum Pfalzgrafen gemacht hatte: er habe die Worte ausgesprochen Nos facimus, creamus et constituimus istum doctorem nostrum hic in nostrum comitem pallatinum et nostri Imperialis pallatii [eingefügt:] cum descendentibus et posteris suis, und habe ihn dann bei der Hand gegriffen, quem statim cepit per manum et adsumpsit ad osculum pacis in Signum investiture dicti offitii ac possessionis ac exercitii dicti comitatus (140v.). Dies war die ganze Zeremonie, und so wurde wurde Guillelmo di Battista de' Maschi (der später auch noch miles wurde), seine neue, wegen der damit verbundenenyäcw/tates auch lukrative, Würde zu Recht anerkannt. Für die kaiserliche Rittererhebungen muß die körperliche Berührung (im "Ritterschlag") als der entscheidende zeremonielle Vorgang (der Übergang des character militaris) gewertet werden (s.o. Anm. II, 195). Bei vergleichbaren Investituren wie der Erteilung des Palatinats hatte der Friedenskuß diese rechtliche Bedeutung. 231 Gerade die kaiserlichen Standeserhebungen in Italien waren oft auf diese elementaren (ganz und gar "säkularen") Bestandteile reduziert. Parallel zu den anderen europäischen Monarchen versuchte Sigismund jedoch, durch die Schaffung einer höfischen St. Georgs-Rittergesellschaft die militia in neue, monarchisch-aristokratische Bahnen zu lenken. 232 Ähnlich, doch insgesamt etwas weniger energisch wurde diese Politik von Kaiser Friedrich III. (1415-1493, 1452 Kaiser) fortgeführt. 233 Er hatte sich im September 1436 am Heiligen Grab in Jerusalem zum Ritter machen lassen, 234 und legte selbstverständlich wie seine Vorgänger Wert auf zeremonielle Rittererhebungen (wie nach seiner Krönung in Aachen (17. 6. 1442), 235 und bei seinen Romfahrten auf der römischen Engels-

231 Zur rechtlichen Bedeutung des osculum pacis vgl. z.B. Emile Chénon: Le rôle juridique de l'osculum dans l'ancien droit français, in: Mémoires de la Société nationale des Antiquaires de France ser. VIII, 16, 1919/23, S. 124-155; Johrendt, a.a.O., S. 272; Hans-Wolfgang Strätz: Der Verlobungskuß und seine Folgen rechtsgeschichtlich besehen nebst drei Anhängen, Konstanz 1979 (Konstanzer Universitätsreden 112); Klaus Schreiner: 'Er küsse mich mit dem Kuß seines Mundes' (Osculetur me osculo oris sui, Cant 1, 1). Metaphorik, kommunikative und herrschaftliche Funktionen einer symbolischen Handlung, in: Hedda Ragotzky, Horst Wenzel (Hrsgg.): Höfische Repräsentation. Das Zeremoniell und die Zeichen, Tübingen 1990, S. 89-132, bes. S. 117f. 232 Der Vorfahr dieses Ordens war sicherlich der ungarische St. Georgsorden des 14. Jhts, vgl. Jonathan Dacre Boulton d'Arcy: The Knights of the Crown. The Monarchical Orders of Knighthood in Later Médiéval Europe 1325-1520, Bury St Edmunds 1987, S. 27ff.; Regesta Imperii XI, a.a.O., S. 11, n. 158, S. 22, n. 359 (die Originalurkunde der Aufnahme des Grafen Bertoldo Orsini vom September 1412 heute in: ASF, Archivio Capponi (Fondo Orsini), MS 159, n. 37). 233 Bekanntlich versuchte Friedrich III. nach 1466 (und etwas halbherzig), den Orden wiedererstehen zu lassen, vgl. Heinrich Koller: Der St. Georgs-Ritterorden Kaiser Friedrich III., in: Josef Fleckenstein, Manfred Hellmann (Hrsgg.): Die geistlichen Ritterorden Europas, Sigmaringen 1980 (Vorträge und Forschungen 26), S. 417-429. 234 Vgl. z.B. Roderich Schmidt: aeiou. Das 'Vokalspiel' Friedrichs III von Österreich. Ursprung und Sinn einer Herrscherdevise, in: AfK 55, 1973, S. 391-431, S. 398f. 235 Joseph Seemüller: Friedrichs III Aachener Krönungsreise, in: MÖIG 17, 1896, S. 584-665, S. 636f.

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brücke 1452 und 1469). 236 Doch erlaubten nun die Kanzleibräuche auch Ritterernennungen ohne eigentliche Investitur.237 Den ehemals guelfischen Kommunen war das Kaisertum keine Bedrohung mehr, so daß selbst Florenz entgegen aller offiziellen Verlautbarungen "erlauben" konnte, daß der Kaiser im Februar 1452 im Dom von Florenz drei Bürger (wenn auch keineswegs bedeutende) zu milites erhob. 238 Als der florentinische Kanzler und Humanist Carlo Marsuppini (1399-1453) vom Kanzler Friedrichs III. im Februar 1452 weder die ihm angebotene Ritterwürde noch den Dichterlorbeer annehmen wollte, versprach ihm ersterer eine kaiserliche Pfalzgrafernennung. 239 Ein mailändischer Diplomat (Niccolö Arcimboldi) ließ sich kurz darauf die Gelegenheit eines witzigen Kommentars zum kaiserlichen Ritterschlag nicht entgehen (18. 5. 1452). 240 Der Sohn Cosimos de' Medici, Piero de' Medici (1416-1469), erhielt mehr als eineinhalb Jahre nach Friedrichs

23« Vgl. Johann Rainer: Die zweite Romfahrt Kaiser Friedrichs III, in: Reinhard Härtel (et al., Hrsgg.): Geschichte und ihre Quellen. Festschrift für Friedrich Hausmann zum 70. Geburtstag, Graz 1987, S. 183190; ders.: L'imperatore Federico III e i suoi viaggi a Roma, in: Clio 24, 1988, S. 455-468. M? Vgl. z.B. die Creatio in militem in dem aus der Kanzlei Friedrichs III. stammenden Formelbuch, Sächsische Landesbibliothek Dresden, MS F 172 c, fol. 125r.: ein Doktor der Medizin wird motu proprio dazu befähigt, tamquam per nos creatus miles ex nunc in antea alle ritterlichen Insignien zu benützen; darüber hinaus werden diese sogar erblich: et insuper omnes et singulos heredes ac successsores tuos legittimos utriusque sexus ad nobilium militarium virorum gradus et insignia exigimus et insignimus; ob jedoch eine kaiserliche Investitur stattfand, ist zweifelhaft; weiter finden sich in der Handschrift eine Reihe von Formularen für "Standeserhöhungen"; sie wurde benützt in: Deutsche Reichstagsakten unter Kaiser Friedrich III. Erste Abteilung 1440-1441, hrsg. v. Hermann Herre, Gotha 1914 (Deutsche Reichstagsakten 15), S. 245f., n. 137, und in späteren Bden); vgl. auch Heinrich Koller: Beiträge zum Kaisertum Friedrichs III, in Hauck, Mordek (Hrsgg.): Geschichtsschreibung, a.a.O., S. 585-599. Salvemini, La dignità, a.a.O., S. 472 (B 16); vgl. auch Nicolai Rubinstein: The place of the Empire in fifteenth-century Fiorentine politicai opinion and diplomacy, in: Bulletin of the Institute of Historical Research 30, 1957, S. 125-135, S. 129ff; Alberto M. Fortuna: Federico Imperatore a Firenze e Sant'Antonino, in: Sant'Antonino nel V centenario della morte (1459-1959); Firenze 1958-60, Heft 17, S. 7-10; Richard C. Trexler: The Libro Cerimoniale of the Fiorentine Republic by Francesco Filarete and Angelo Manfidi, Genève 1978 (Travaux d'Humanisme et Renaissance 165); S. 71ff. 23' "His proximis diebus gloriosissimus Caesar suo adventu hanc urbem honestavit proque sua inaudita dementia mihi ostendit plurima signa et amoris et caritatis. Tum etiam sponte sua per d. Henrigum virum doctissimum suaeque maiestatis secretarium me sollicitavit, ut aliquid honoris aut ornamenti a suo sacros a n t o imperio peterem idque facile concederetur. Et cum nihil peterem, in primis honore equestri, deinde laurea poetica me insignire voluit. Respondi honorem equestrem a nostro instituto esse alienum, lauream vero non debere a Caesare peti sed eam vigiliis et laboribus quaerendam. Tandem cum utrumque a nobis denegatum fuit, per eundem d. Henricum nos admonuit, quod Comitem palatinum cum auctoritate et legitimandi et notarios faciendi me esse decreverat et quod hoc negotium alicui Romae mandarem ut, sumpta corona, litterae Caesareae testes suae humanitatis mihi darentur." (Brief Marsuppinis v. 7.2. 1452, bei Remigio Sabbadini: Briciole umanistiche, in GSLI 17, 1891, S. 212-228, S. 214). 240 "Der Kaiser, so schrieb er, den 18. Mai 1452 von Ferrara aus, ernannte viele Ritter, unter welchen er auch mich hervorrufen Hess, nachdem mir diesen Morgen war gesagt worden, der Kaiser würde gerne sehen, dass ich die Ritterschaft mit vielen anderen ausgezeichneten Herren und Edelleuten annähme. Obgleich ich mich entschuldigte, konnte ich in jenem Gewirre nicht entrinnen und liess mich durch den Kaiser mit dem Schwerte schlagen, indem ich mich allerdings nicht darauf verstehe, andere zu schlagen, ebensowenig, wenn immer möglich, mich der Gefahr aussetzen möchte, von andern mit dem Schwerte geschlagen zu werden." (B. Buser: Die Beziehungen der Mediceer zu Frankreich während der Jahre 1434-1494 in ihrem Zusammenhang mit den allgemeinen Verhältnissen Italiens, Leipzig 1879, S. 61).

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III. Kaiserkrönung von dessen Kanzlei eine Pfalzgrafernennung, ohne diesen Titel jemals zu führen und ohne eine Investitur erhalten zu haben.241 Wo dieses ausufernde Titelwesen jedoch nicht mit Ablehnung aufgenommen wurde (so wies der Kanzler von Florenz die Verleihung der Ritterwürde als Zumutung zurück), begegnete man ihm allenthalben mit Ironie und Sarkasmus. So hatte nunmehr die militia, nach Friedrich II. noch dignitatis cuiuslibet fundamentum einen weiten Weg zurückgelegt. Seit der Wahl Karls V. zum deutschen König (1519), in der frühen Neuzeit, ist ihre Verleihung überhaupt nur noch mit statistischen Mitteln zu erfassen. 242 Der gleichzeitigen "antikischen" Glorifizierung der Ritterwürde und der ihr zugehörigen Insignien stand ihre reale Inflation gegenüber.243

5. Schwertleite oder Ritterweihe? Inwiefern entsprechen die bisher größtenteils aus erzählenden Quellen und Urkunden gewonnenen Ergebnisse über das Auftreten der Schwertleite in Mittelitalien jener anderen (und viel älteren) Quellengattung der kirchlichen ordines für Schwertbenediktionen und Ritterweihen (s.o. Anm. II, 12)? Ein eher nebensächlich erscheinendes Detail, nämlich das der bereits früh erwähnten goldenen Rittersporen mag ein Indiz sein. 244 Jean Flori trennte in seinen Untersuchungen zur Genese der chevalerie bekanntlich die ab dem neunten Jahrhundert begegnenden Formeln der Schwert- und Kriegersegen und Krönungsordines von den echten ordines destinés aux chevaliers,245 um so ein bestimmtes Bild zu erzeugen: eine doppelte Bewegung, die im westeuropäischen Hochmittelalter zum einen zur sukzessiven Popularisierung (démocratisation) der ursprünglichen Königsweihe über die fürstliche Investitur "hinab" bis zur ritterlichen Schwertleite des

241 ASF, Diplomatico, 1453 settembre 25 (Archivio Mediceo). 242 Erben, Mühldorfer Ritterweihen, a.a.O., S. 29; Erwin Riedenauer: Kaiserliche Standeserhebungen fur reichsstädtische Bürger 1519-1740. Ein statistischer Vorbericht zum Thema "Kaiser und Patriziat", in: Hellmuth Rössler (Hrsg.): Deutsches Patriziat 1430-1740, Limburg/Lahn 1968 (Schriften zur Problematik der deutschen Führungsschichten in der Neuzeit 3), S. 27-98. 2« Vgl. z.B. das Ritterprivileg Karls V. in Bologna von 1533 fur den Mediziner Antonmaria de Bettis militi sive equiti aurato. "Decernentes ut ex nunc in antea pro ornamento susceptae dignitatis militaris, gladiis, torquibus, calcaribus, vestibus, et phaleris aureis et omnibus aliis actibus et exercitiis militaribus, nec non omnibus privilegiis, (...) frui debeas et gaudere, quibus ceteri sacri Lateranensis palatii Comités nec non milites sive équités aurati a nobis stricto ense gaudent et potiuntur quomodolibet consuetudine vel de iure (...)", in: Enrico Bottrigari: Intorno ad un diploma portante la firma autografa dell'imperatore Carlo Quinto dato in Bologna il 17 Febbraio 1533, in: AMR 3-6, 1864-67, S. 49-59, S. 52. Unter den torques sind die seit dem fünfzehnten Jahrhundert Mode gewordenen Goldketten zu verstehen, unter den phalerae das Zaumzeug; Francesco Sansovinos antikisierenden Deutungen (1566) hatten also eine Entsprechung in kaiserlichen Urkunden. 244 S.o. die Belege aus Siena 1226 und 1248; Salimbene, a.a.O., Bd. 2, S. 752 über das Begräbnis des Grafen Rizzardo de San Bonifacio 1283: "Et habuit ensem precinctum et in pedibus calcaria deaurata et ad cingulum de serico magnam bursam et in manibus cyrotecas et in capite pulcherrimam capellinam de variis et scarleto cum variis pellibus adornatam." 245 Flori, Chevalerie et liturgie, a.a.O., S. 274.

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Spätmittelalters führte, 246 zum anderen jedoch zu einer ideologischen Aufwertung des berittenen Kriegerstandes seit ca. 1000 "hinauf' zu (einer nicht immer klar definierten) chevalerie,247 In seinem Buch L'essor de la chevalerie hat Flori diese Thesen vertieft. 248 Reinhard Elze setzte sich mit Floris Thesen zu den Ordines grundsätzlich auseinander, 249 und bestand darauf, daß gerade im französischen Raum die bekannten frühen Schwertbenediktionen auch für nichtfürstliche Ritterweihen verwendet wurden; den von Flori zusammengestellten Texten zur ordinatio militis fügte er einen vor 1200 in Süditalien, und einen vor 1300 in Anagni bei Rom enstandenen Ordo hinzu. Die in Mittelitalien ab ca. 1190 konkret belegten Schwertleiten nun scheinen zumindest eine Hälfte der von Flori anhand der Ordines entwickelten These zu bestätigen, denn Goldsporen sind in Europa als königliche bzw. kaiserliche Insignie erstmals im elften Jahrhundert belegt, 250 (und zählen bekanntlich auch zu den französischen Königsinsignien), hätten sich also in ihrem Symbolgehalt und in der Imitation der Krönungen in Italien tatsächlich von oben nach unten verbreitet, "popularisiert".251 Die goldenen Sporen müssen deshalb weniger als "ritterliches Statussymbol",252 als vielmehr als Insignie angesehen werden.

24« Ders., Les origines, a.a.O., S. 218. Als erster Ordo einer Ritterweihe wird von Flori der sog. Ordo ad armandum ecclesie defensorem vel alium militem von Cambrai betrachtet, der gegen Ende des 11. Jhts. entstand. 247 Ebd., S. 227: "On assiste donc à un double mouvement: d'une part le mouvement descendant du pouvoir qui glissa des rois aux princes, puis en France au moins, aux châtelains et à leurs guerriers, glissement qui entraîna la dévaluation du symbole signifiant ce pouvoir - la remise des armes et principalment de l'épée; d'autre part, une valorisation, au plan réel et idéologique, du pouvoir des guerriers, et principalment des guerriers d'élite à cheval qu'on nommait désormais milites." 248 Vgl. z.B. die Rez.n von Timothy Reuter in: DA 46, 1990, S. 327f.; Thomas Zotz in: HZ 250, 1990, S. 407-409; die schärfste Kritik jedoch bei Orth, a.a.O., S. 144ff. 249 Elze, Königskrönung, a.a.O., S. 327-342. 250 Reinhard Elze: Die Ordines fur die Weihe und Krönung des Kaisers und der Kaiserin, Hannover 1960 (MGH Fontes iuris germanici antiqui in usum scholarum 9), S. 34; im 12. Jht. bei der süditalienischen Ritterweihe: ders., Königskrönung, a a.O., S. 383 (vgl. dazu Flori, L'essor, a.a.O, S. 326: "les éperons dont c'est la première apparition dans la liturgie non royale"); weitere Beispiele fur ritterliche Goldsporen im 13. und 14. Jht.: Flori, L'essor, a.a.O., S. 384f.(ein Ordo aus Neapel, Anfang 13. Jht.; Guillelmus Duranti), ders., Chevalerie et liturgie, a.a.O, S. 440ff. (Ordo fur St. Peter in Rom, 14. Jht ). 251 Sicherlich gehörten die (goldenen) Rittersporen auch zu den einfachen früh- und hochmittelalterlichen "Statussymbolen", die ja zumindest bis zum IV. Laterankonzil 1215 (const. 16!) auch von Klerikern getragen wurden. In Aquitanien gehörten sie bereits Anfang des 13. Jhts. zu den Insignien der Herzöge (Ordo ad benedicendum des Elias von Limoges, zit. bei Marc Bloch: I re taumaturghi. Studi sul carattere sovrannaturale attribuito alla potenza dei re particolarmente in Francia e in Inghilterra. Prefazione di Jacques Le Goff con un Ricordo di Marc Bloch di Lucien Febvre, Torino 21989, S. 148, n. 16; S. XXXII auch zu den französischen regalia). 252 Der Ausdruck "Statussymbol" in: 800 Jahre Deutscher Orden. Ausstellung des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg in Zusammenarbeit mit der Internationalen Historischen Kommission zur Erforschung des Deutschen Ordens, Gütersloh 1990, S. 72; ähnlich auch: Aus dem adeligen Leben im Spätmittelalter. Die Skaliger in Oberitalien und in Bayern. Eine Ausstellung des Hauses der Bayerischen Geschichte München, Verona, Museo di Castelvecchio v. 14. 9. bis 5. 10. 1986, hrsg. v. Manfred Tremi et al., München 1986 (Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur 12/86)", S. 102: "Symbol fur das Rittertum und für die Rangstufe eines Ritters: Je größer und prächtiger die Sporen, desto höher auch das Ansehen des Ritters." Eine solche Rangfolge bestand nicht.

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Auch Gottesdienste (wie in Siena) oder das "Ritterbad" (wie in Todi) verweisen bereits in der ersten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts auf ein ausgeprägtes Zeremoniell. Dabei muß betont werden, daß die schmale Quellenbasis weniger konkreter Beispiele für solch frühe Schwertleiten im zwölften und dreizehnten Jahrhundert und die noch schmalere Basis von diesbezüglichen gleichzeitigen Ordines für den italienischen Bereich bisher kaum weiterführende Schlußfolgerungen erlauben. Während die meisten hoch- und spätmittelalterlichen Ordines für Schwertsegen und Ritterweihen diese in den liturgischen Zusammenhang verweisen, ist seit dem dreizehnten Jahrhundert und danach für das gesamte Spätmittelalter in Italien die Rittererhebung auch als rein säkulare Zeremonie ("Schwertleite") belegt. Dieser Widerstreit, in dem sich en miniature der zwischen regnum und sacerdotium spiegelt, ließe sich jedoch für viele zeremonielle Handlungen im Mittelalter aufzeigen, die dem Einfluß einer "Liturgisierung" unterlagen.253 Während bis ins dreizehnte Jahrhundert die kirchliche ordinatio des miles eher die Ausnahme gebildet hatte, hörte man nun - als praktische Anwendung hierokratischer Lehren - in den Ständepredigten (sermones ad status) eine neue Lehre.254 Die Standespredigten hatten in Italien wie anderswo vor allem durch franziskanische Prediger im dreizehnten Jahrhundert ihre Blütezeit, während aus dem vierzehnten Jahrhundert in Italien kaum neu entstandene Handschriften von Standespredigten erhalten sind. 255 Doch wurden ältere Predigtsammlungen nach wie vor abgeschrieben und verwendet, wie die des Franziskaners Gilbert von Tournai, der in seinem nach 1261 entstandenen Ad potentes et milites, sermo unmißverständlich erklärt hatte, daß der miles das gladium als Zeichen der dignitas temporalis nur von geistlicher Hand empfangen dürfe. 256 Aus 253 Zu diesem Begriff vgl. Janet L. Nelson: Politics, a.a.O., passim, S. 131, 348f. zu milites; zu einer "Verchristlichung" im weiteren Sinne vgl. auch Cardini, Alle radici, a.a.O., S. 171 ff.; ders., La cavalleria: una questione da riproporre?, a.a.O., S. 96ff, S. 11 Off.; sowie Fiori, L'idéologie, a.a.O., S. 65ff. ("Éthique chevaleresque et fonction royale jusqu'à la fin du Xe siècle") zum Schutz der Schwachen, Armen, Witwen und Waisen. Außer den Standespredigten (s. die folgende Anm.) und der militia Christi (s.u. Anm. IV, lf.) ist hier auch zu nennen Peter Browe S.J.: Zum Kommunionempfang des Mittelalters, in: Archiv fur Liturgiewissenschaft 12, 1932, S. 161-177, S. 164f. 254 Vgl. Roberto Rusconi: Predicatori e predicazione (secoli IX-XVIII), in Storia d'Italia (Einaudi). Annali 4, a.a.O., S. 949-1035; Jean Longère: La prédication médiévale, Paris 1983 (dazu die Rez. v. Carlo Delcorno in StM ser. III, 24, 1983, S. 663-670); Kölmel, Soziale Reflexion, a.a.O., S. 171ff; JeanClaude Schmitt (Hrsg.): Prêcher d'exemples. Récits de prédicateurs du Moyen Âge, Paris 1985; Dal pulpito alla navata. La predicazione medievale nella sua recezione da parte degli ascoltatori (secc. XIIIXV). Convegno internazionale di storia religiosa in memoria di Zelina Zafarana, in: Medioevo e Rinascimento 3, 1989, S. 1-321; Daniel R. Lesnick: Preaching in Medieval Florence. The Social World of Franciscan and Dominican Spirituality, Athens 1989 (Rez. v. Arnold Esch in: DA 1990, S. 301 f.); R. Emmet McLaughlin: The Word Eclipsed? Preaching in the Early Middle Ages, in: Traditio 46, 1991, S. 77-122; Michael Menzel: Predigt und Predigtorganisation im Mittelalter, in: HJb 111, 1991, S. 337-384; Ludwig Hödl, R. Hetzler: Zum Stand der Erforschung der lateinischen Sermones des Mittelalters (für die Zeit von 1350-1500), in: Scriptorium 46, 1992, S. 121-135. 255 Zelina Zafarana: La predicazione ai laici dal secolo XIII al XV, in: StM ser. III, 24, 1983, S. 265-275, S. 271. 256 Massimo Papi: Crociati, pellegrini e cavalieri nei sermones di Gilberto di Tournai, in: Studi francescani 73, 1976, S. 373-409, S. 403 (nach florentinischen MSS aus Santa Croce (14. Jht.) und San Marco (15. Jht.): "sumit enim miles gladium de manu sacerdotis, ut sit minister ecclesie radens quicquid est superfluitatis et culpe; (. . .)."

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Hebr 7, 7 {quod minus est a meliore benedicitur), ließ sich aus der benedictio die Unterordnung der militia unter die Kirche ableiten, was ein Standardargument der hierokratischen Lehre bis in das fünfzehnte Jahrhundert blieb. 2 5 7 Im spätmittelalterlichen Frankreich scheint dieser Konflikt im Vergleich zum Reich und Italien verschärft worden zu sein: so wurde durch die Lehre der Juristen (z.B. Johannes Faber um 1350) verbreitet, daß nur der solus princeps Ritter machen könne. 2 5 8 Daneben fand man (wohl nicht nur in Frankreich) Stimmen, die meinten, daß die Ritterwürde ebenso wie die Königswürde von Gott inmediate stammten und deshalb kaum der geistlichen Bestätigung bedürften. 2 5 9 Auch der in Avignon residierende Papst sollte sich den königlichen "Souveränitätsrechten" unterordnen, zu denen das Recht, Doktoren des Zivilrechts zu kreieren, 260 ebenso fiel, wie das der Nobilitierung. 261 Vergleichbare theoretische Positionen zu den kaiserlichen Rittererhebungen in Nordund Mittelitalien sind bisher kaum bekannt geworden. Doch mußte der Praxis (dem häufigen "säkularen" Ritterschlag) die römisch-rechtliche Lehre entgegenkommen, in der außer dem sacramentum des miles noch im fünfzehnten Jahrhundert vor allem seine Stigmata eine Rolle spielten. In der Antike bedeuteten die Stigmata den dem miles auf den Arm eingebrannten Stempel, ein dem Mittelalter fremdes Verfahren. Doch ist es sicher kein Zufall, daß gerade in der Urkunde Kaiser Sigismunds für den (im römischen Recht ja sehr bewanderten) Juristen Capodilista auch die militärischen Stigmata erwähnt wurden (s.o. Anm. II, 222, 226), besaßen sie doch im Sinne der hochmittelalterlichen Kanonistik (Huguccio) den character indelebilis, konnten also (im Gegensatz zum cingulum militiae) nicht abgelegt oder aberkannt werden. 2 6 2 Verschiedene Nachrichten zeigen, daß die in Avignon residierenden Päpste sich nicht nur der wichtigen Bedeutung der militia im Kirchenstaat bewußt waren, sondern - ähnlich wie bereits Karl I. von Anjou (s.o. Anm. II, 82) - eine echte Degradation der militia für möglich hielten. Die Lehre des character indelebilis der milites spielte also zumindest in der spätmittelalterlichen Kanonistik keine Rolle mehr. 2 6 3 So wurde häufig bei der 257

Vgl. z.B. P. Celestino Piana OFM: Agostino da Ferrara (f a. 1466). Un francescano assertore del dominio temporale del papa fra le negazioni dell'umanesimo, in: Archivum Franciscanum Historicum 41, 1948, S. 240-281, S. 271: "Tertia conclusio. Potestas spiritualis instituere debet potestatem temporalem. Probatur sic: Qui benedicit, maior est benedicto seu qui benedicitur; ergo cum a spirituali potestate terrena benedicatur; sequitur quod ipsa est maior benedicto." mit Verweis auf Jacopo da Viterbo, Aegidius Romanus, Lodovicus de Foro Iulii. "8 Krüger, Character militaris, a.a.O., S. 576, n. 85. 259 Jürgen Miethke: Ein neuer Text zur Geschichte der politischen Theorie im 14. Jahrhundert: der Traktat De potestate summi pontißeis des Guillelmus de Sarzano aus Genua, in: QFIAB 54, 1974, S. 509-538, S. 518: der franziskanische Autor argumentiert gegen die These, daß, nur weil die Königs- und die Ritterwürde unmittelbar von Gott stammen (doch die Ritter trotzdem dem König unterstehen), deren beide Inhaber nicht der geistlichen Gewalt untergeordnet sein sollen. 260 Gaines Post: Two Notes on Nationalism in the Middle Ages, in: Traditio 9, 1953, S. 281-320, S. 316. mi Vgl. z.B. Pierre Chaplais: La souverainté du roi de France et le pouvoir législatif en Guyenne au début du XIV siècle, in: M-A ser. IV, 18, 1963, S. 451-469, S. 466f. 2 « Krüger, Character militaris, a.a.O., S. 569f. Seit einer Dekretale Bonifaz VIII. zur Degradation von Klerikern (ca. 1295/98) unterschied man zwischen degradatio verbalis und degradatio actnalis, vgl. Bernhard Schimmelpfennig: Art. "Degradation" in: LdM 3, 1986, Sp. 638f. mit der Lit.; im Gegensatz zu einem verbreiteten Glauben sind "aktuale" Rit-

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Exkommunikation unbotmäßiger Vikare des Kirchenstaats zugleich deren Ritterwürde mit aberkannt (z.B. 1323, 1355, 1373, 1378). 264 Dieses Vorgehen wird auch von einem direkten Beobachter (Francesco Bruni) in Avignon bezeugt. 265 Noch am 12. September 1428, bei der Exkommunikation der antipäpstlichen Partei von Bologna, wurde deren Angehörigen auch die Ritterwürde entzogen. 266 Diese Anschauung des character militaris war einerseits eine Folge der schon im neunten Jahrhundert (Konzil von Pavia, 850) entwickelten Exkommunikationslehre;267 andererseits jedoch eine Konsequenz päpstlicher plenitudo potestatis, die das Stardardargument war und blieb. Konsequent tat auch Kaiser Heinrich VII. 1311/2 in Italien eine Reihe guelflscher Städte in Acht und Bann und erklärte sie sämtlicher kaiserlicher Freiheiten, Immunitäten, Privilegien und honores für verlustig: denn darunter fielen die

terdegradierungen aus dem Spätmittelalter jedoch kaum bekannt, und erst in den höfischen Ritterorden wurden dafür Regeln erhoben (vgl. Kantorowicz, Die zwei Körper, a.a.O., S. 57f., n. 19; Sandberger, Aufnahme, a.a.O. (in AfK), S. 88, mit Verweis auf British Library London, MS Harley 980, sowie Segar (s.u. Anm. V, 50). Ein seltener Beleg für eine formelle Ablegung der Ritterwürde als Vorbedingung der Feudalinvestitur des Grafen Carmagnola durch den Dogen von Venedig 1429: "et in questa el ditto conte renonziò, refiudò e spoglosse d'ogne dignitade, nobilitade de cavaleria o de titolo de conte e arma che avesse per lo passado mae portada o insegna o [a]ltra cosa a lue dada o altra onoranza che mae avesse abuda dal ducha de Milano" (Giovanni di m° Pedrino depintore: Cronica del suo tempo, a c. di Gino Borghezio e Marco Vattasso, con note storiche di Adamo Pasini, 2 Bde., Città del Vaticano 1929-34 (Studi e Testi 50, 62), Bd. 1, S. 188). 264 Bei der ersten Exkommunikation der Visconti war diese Maßnahme eine Konsequenz des vor der Inquisition geführten Häresieprozesses, vgl. H. Otto: Zur italienischen Politik Johanns XXII., in: QFIAB 14, 1911, S. 140-265, S. 222f.: "et nichilominus ipsum Matheum et Galeacium, Luchinum, Marchum, Iohannem et Stephanum cingulo militie et aliis offitiis publicis, dignitatibus et honoribus quibuscumque privantes vel privatos fore potius declarantes excommunicationis sententie"; weiter: "1355.- Papa Inocencio fece schomunicare, del mese de marzo, meser Malatesta e meser Galoto fratelli di Malatesti da Rimine. Ancora fece schomunicare, del dicto mese de marzo, e metere per heretici: Meser Francesco degli Ordelaffi da Forlì, e meser Giovane e meser Guilelmo fratelli e figlioli de meser Rizardo di Manfredi da Faenza, et a tuti quisti tolse l'ordene della chavalleria. E questo fuo perché igli tegniano le citade contra la volontade de la Ghiexia de Roma." (Cronaca B, in: Corpus Chronicorum Bononiensium, a.a.O., Bd. 3, S. 50); "Ancora, domenegha, adì 16 de luglio, se lesseno in Sam Pietro ledere, che veneno del papa, corno misser Bernabò era schomunicato et privato della chavalleria; et de zò pocho si churava." (1373, in: Cronaca A, ebd., S. 289); zum politischen Kontext vgl. Norman Housley: The Italian Crusades. The PapalAngevin Alliance and the Crusades against Christian Lay Powers, 1254-1343, Oxford 1982 (mit Lit ); zu 1378 vgl. Stephan Baluzius: Vitae paparum avenionensium. Hoc est historia pontificum romanorum qui in Gallia sederunt ab anno MCCCV usque ad annum MCCCXCIV, hrsg. v. G. Mollat, 4 Bde., Paris 1914-27, Bd. 2, S. 754: "Quam ob rem Urbanus illum [Urban VI. den Onorato Gaetani, L B.] collocans inter filios iniquitatis, ipsum excommunicavit et anathematizavit ac declaravit privatum quibuscumque dignitatibus, honoribus, gradu et cingulo militiae, ejusque bona publicavit et direptione exposuit." 265 "Nostro Signore messer lo Papa condannò Barnabò, di V. di Milano e privòllo di cavalleria e di tutti onori e dignità", zit. bei Gerolamo Biscaro: Le relazioni dei Visconti con la Chiesa, in: ASL n.s. 2, 1937, S. 119-193, S. 186. 266 "e ogne dotore, cavaliero, prelato, homo de grado qual se fosse scomonigado, non posseno uxare hofizio anche privadi d'ogne dignitade" (gegen die Canetoli, m. Piero Ramponi, den abate di Gozzadini), in: Giovanni di m° Pedrino, Cronica, a.a.O., Bd. 1, S. 174. 267 "Nullo militiae secularis uti cingulo nullamque reipublicae debent administrare dignitatem", zit. bei Walter Ullmann: The Growth of Papal Government in the Middle Ages. A Study on the Ideological Relation of Clerical to Lay Power, London 3. Ed. 1970, S. 141, n. 1.

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iudices und Notare (wie Giovanni Villani lib. IX, cap. 48 zu Florenz festgestellt hatte), aber auch die Ritterwürde, wie dies dann Benedetto Dei prägnant formulierte: "(...) lo 'nperadore (...) llevö via e la chavalleria e notai e ogni preeminenza che la terra avea mai auta (...)". 268 Als wichtigster Versuch einer groß angelegten Ordnung zeremonieller Probleme müssen ohne Zweifel die Werke des Bischofs von Mende, Guillelmus Duranti d.Ä. (ca. 1230-1296), angesehen werden. Der aus Südfrankreich stammende Duranti hatte in Bologna die Rechte studiert, wo er auch den Doktorgrad erlangte, bevor er in den 1260er Jahren nach Rom gerufen wurde. Dort publizierte er bald darauf den Speculum iudiciale, ein schnell berühmt gewordenes Handbuch für kanonistisches und legistisches Prozeßrecht. 1280 wurde er vom Papst zum rector et capitaneus generalis des Patrimonium Petri ernannt, vier Jahre später zum rector provinciae Romandiolae in temporalibus. Als ein erklärter Vertreter päpstlicher plenitudo potestatis dürfte er dort, wie andere päpstliche Verwalter auch (s.o.), mit der Suggestivwirkung kirchenstaatlicher Ritterweihen bekannt geworden sein. 1285 wurde er zum Bischof von Mende gewählt, wo er sich nach 1290 niederließ und in den verbleibenden Jahren u.a. ein neues Pontificale kompilierte, das für die Zeremonie der bischöflichen Ritterweihe den bis weit in das fünfzehnte Jahrhundert maßgeblichen Text lieferte. 269 Direkt auf die Benedictio principis sive comitis palatini folgt im achtundzwanzigsten Kapitel des ersten Buches von Durantis Pontificale De benedictione novi militis.210 Am Anfang dieser Ritterweihe durch den Bischof (pontifex) steht der Schwertsegen: das Schwert soll (nach älteren Vorbildern) der defensio ecclesiarum, viduarum, orphanorum, omniumque Deo servientium, contra sevitiam paganorum dienen. 2 7 1 Auch alternative Segensformeln werden angeboten. Daraufhin folgt eine ausführliche bischöfliche oratio, in der auf die biblischen Wurzeln des militaris ordo hingewiesen wird und Gottesfürchtigkeit und Tugendhaftigkeit jenen gepredigt wird, die von minderem Stand zu der neuen Ehre der Ritterschaft gelangen (de minori statu ad novum militie provehitur honorem). Der eigentliche Rechtsakt besteht zunächst in der Übergabe des nackten Schwertes 272 und der anschließenden Umgürtung mit dem cingulum, woraufhin der novus miles das Schwert noch einmal aus der Scheide zieht und viriliter schwingt. Dann findet durch den

268 Benedetto Dei, Storia Fiorentina (Biblioteca Comunale degli Intronati Siena, cod. I, VI, 35), fol. 71r. (zum Jahr 1312); zum Text Lorenz Böninger: Benedetto Dei on Early Florentine History, in: Peter Denley, Caroline Elam (Hrsgg ): Florence and Italy. Renaissance Studies in Honour of Nicolai Rubinstein, London 1988 (Westfield Publications in Medieval Studies 2), S. 309-320. 269 Diese Angaben nach Constantin Fasolt: Council and Hierarchy. The Political Thought of William Durant the Younger, Cambridge 1991, S. 64ff.; vgl. auch Aimé-Georges Martimort: Les Ordines, les ordinaires et les cérémoniaux, Brépols 1991 (Typologie des Sources du Moyen Âge occidental 56), S. 107f. 270 Michel Andrieu: Le Pontifical romain au moyen-âge, 4 Bde., Città del Vaticano 1938-40 (Studi e Testi 86, 87, 88, 99), Bd. 3, Le Pontificai de Guillaume Durand, S. 447-450. 271 Ebd., S. 447 (vgl. auch ebd. S. 549f. De benedictione armorum\ sowie Cyrille Vogel, Reinhard Elze: Le Pontifical Romano-germanique du dixième siècle, 3 Bde., Città del Vaticano 1963 (Studi e Testi 226, 227, 269), Bd. 2, S. 379, Benedictio ensis noviter succinoti). 272 Andrieu, a.a.O., S. 449 mit dem päpstlichen Text, der von Duranti offensichtlich nicht vorrangig für den italienischen Raum bestimmt war: ad confusionem inimicorum crucis Christi et fidei Christiane et corone regni Francie, vel talis.

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Austausch des osculum pacis und einen leichten Schlag, die alapa, die Übertragung des character militaris statt.273 Dazu spricht der segnende Bischof die zentralen Worte: "Esto miles pacificus, strenuus, fidelis et Deo devotus. f " 274 Abschließend werden dem neuen Ritter durch nobiles astantes (Gold-)Sporen angelegt, und (was dann in Realität jedoch kaum vorkam) ein vexillum übergeben. Ein eigentlicher, zu schwörender Rittereid (wie er als sacramentum militiae ja durch das römische Recht und antike Autoren wie Vegetius belegt war) war bei Duranti noch nicht vorgesehen. Doch schon in dem Anfang des vierzehnten Jahrhunderts für Rom verfaßten Ordo qualiter in sacrosancta beati Petri apostolorum principis basilica de Urbe aliquis militetur ist er vorhanden.275 Meistens wird übersehen, daß auch die berühmte Ritterweihe Cola di Rienzos 1347 in Rom, deren größtes Skandalon das Ritterbad in der Porphyrwanne im Lateranbaptisterium (Conca Constantini) war, in der angeblich schon Kaiser Konstantin der Große getauft worden war, sich an diesen speziell für Rom erstellten (und von Duranti leicht verschiedenen) Ordo anlehnte, wenn er ihn auch anhand literarischer Quellen stark variierte.276 Das Symbol des Taubenmotivs auf seinem bei dieser Zeremonie überreichten Ritterhut sollte dabei zweifellos auf Cola di Rienzos "spezielle" Beziehung zum Spiritus Sanctus verweisen. Der Ordo für Ritterweihen aus Durantis Pontificale wurde nicht nur im Kirchenstaat, sondern - der erhaltenen Zahl der Handschriften nach - in ganz Italien zum wichtigsten des Spätmittelalters.277 In vielen italienischen wie auch nichtitalienischen Handschriften finden sich Illustrationen zur Ritterweihe.278 Hier sei das um 1466/70 entstandenen 273 Vgl dazu Krüger, Character militaris, a.a.O., S. 577, die das mehrfache Schwingen des ense für einen "nachträglichen Einschub" hält, womit der character militaris (gemäß dem verwendeten Vorbild des Kaiserordo) bereits durch die Schwertübergabe und -umgürtung, und nicht erst über das osculum pacis übertragen würde. Einer solchen Interpretation ist jedoch, vor allem im Lichte der spätmittelalterlichen Praxis (vgl. ebd. S. 579!) mit Reserve zu begegnen. Andrieu, a.a.O., S. 449. "5 "8. [DJeinde spondeat suo sacramento militandus, in manibus dicti domini archipresbiteri vel prioris diete basilice, omnium aliarum ecclesiarum, viduarum, pupillorum et orfanorum esse defensor atque in necessitatibus propugnator et virilis adiutor." (zit. bei Fiori, Chevalerie et liturgie, a.a.O., S. 441). 276 Der Ordo qualiter in sacrosancta beati Petri apostolorum principis basilica de Urbe aliquis militetur (mit der nächtlichen Wacht, dem Ritterbad in Rosenwasser und dem Rittereid, omnium aliarum ecclesiarum, viduarum, pupillorum et orfanorum esse defensor zu sein, bei Fiori, Chevalerie et liturgie, a.a.O., S. 440ff. (nach Andrieu); zu der damit verschmolzenen literarischen Tradition: Bosone da Gubbio: L'avventuroso Ciciliano, a c. di Roberto Gigliucci, Roma 1989, S. 185f. (vgl. Larner, Chivalric culture, a.a.O., S. 121); Cola di Rienzos Schwertleite: Anonimo romano, Cronica, a.a.O., S. 136-138. 277 Eine spätmittelalterliche anthologia liturgica zu den diesbezüglichen Ordines, wie sie für das Hochmittelalter der stark kritisierte Fiori anstrebte, kann hier schlechterdings nicht geboten werden. Zu Duranti (und dessen Varianten vor dem Werk Patrizi Piccolominis von 1485) vgl. neben Andrieu und Fiori vor allem Abbé V. Leroquais: Les pontificaux manuscrits des bibliothèques publiques de France, 4 Bde., Paris 1937, passim (Bd. 1, S. CXXXVIIff auch zu Illustrationen der Schwertleite in den Pontifikalien); J. Brückmann: Latin manuscript pontificals and benedictionals in England and Wales, in: Traditio 29, 1973, S. 391-458, S. 419, 430, 439, 449; Marc Dykmans S.J.: Le Pontificai Romain revisé au XVe siècle, Città del Vaticano 1985 (Studi e Testi 311), bes. S. 44f., 73, 153 (ab 1595). ™ Ein florentinisches Beispiel: "un vescovo presso l'altare che benedice un guerriero colla spada sollevata" (Paolo d'Ancona: La miniatura fiorentina (secoli XI-XVI), 2 Bde., Bd. 2, S. 383 (Pontificale in Biblioteca Medicea Laurenziana, Plut. 23, 1).

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Pontificale des Erzbischofs von Mainz, Adolfs II. von Nassau als Beispiel herangezogen. 279 In der Initialenminiatur (fol. 73v.) zu dem - Durand kaum folgenden Ordo adfaciendum militem in ecclesia Dei (in dessen Verlauf z.B. auch der - bei Duranti nicht vorhandene - Panzer, die lorica, benediziert wird) sieht man rechts den knieenden Ritter, in der Mitte den segnenden Bischof, und links einen Priester, der das neue Wappen für den novus miles bereithält (Abb. 2). 280

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átttájjttfl i m IM Abb. 2 Ritterweihe im Pontificale Adolfs II. von Nassau (Hofbibliothek Aschaffenburg, MS 12, 73v ).

Genaue Aussagen über den Einfluß und die spätmittelalterlichen Transformationen von Durantis Ordo für Ritterweihen sind bisher kaum möglich; Variationen dieses

Hofbibliothek Aschaffenburg, MS 12; vgl. Dykmans, Le pontifical Romain revisé, a.a.O., S. 44f., der auf die hier vorgenommene Bearbeitung von Durantis Text durch Bischof Daniel von Wichterich (f 1364) verweist; sowie Josef Hofmann, Hans Thum: Die Handschriften der Hofbibliothek Aschaffenburg, Aschaffenburg 1978, S. 36ff. 280 Auf fol. 159r.-162r. folgt dann als ein später Zusatz die Benediccio militum coronatorum et primo ensis, die dem Duranti-Ordo teilweise entspricht; zu vergleichbaren Darstellungen vgl. auch Klaus Schreiner: 'Sakrale Herrschaft' und 'Heiliger Krieg1. Kaisertum, Kirche und Kreuzzug im Spiegel der spätmittelalterlichen Heinrichstafel, Münster 1985 (Unterricht in westfälischen Museen 18), mit vielen Hinweisen.

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Textes waren sehr häufig. 281 Etwas andere Vorschriften findet man z.B. auch in einem in norditalienischem Dialekt verfaßten Ordo der Weihe eines Johanniterritters um 1500. 282 Für die Kommunen war die Rittererhebung lange Zeit eine weitgehend "säkularer" Akt, der nur selten im Rahmen einer Messe stattfand. In Florenz legte man bei den im vierzehnten Jahrhundert häufigen kommunalen Bestätigungen der militia zwar einen Eid auf die Kirche, die Parte Guelfa und das politische Regime ab, nicht jedoch auf die (in den von Duranti abgeleiteten) Ordines verbindliche Sorge für Bedürftige, Witwen und Waisen. 283 Als die Kommune Florenz im späten fünfzehnten Jahrhundert ein Zerimonienbuch anlegte, erklärte darin der Autor auch die kommunale Rittererhebung, cosa molto egregia nella nostra città et al nostro costume civile, doch spielte dabei der kirchliche Segen praktisch keine Rolle. 284 Daß selbst Kaiser Sigismund bei gelegentlichen Ritterweihen auf den Schutz von Witwen und Waisen des Rittereides nicht verzichtete, wurde gezeigt (s.o. Anm. II, 222). Spätestens seit dem vierzehnten Jahrhundert war er auch in Italien heimisch. Dafür bietet der Florentiner Antonio Pucci ( | 1389) in seinem - nicht auf ältere Quellen zurückgreifenden - Ständespiegel (um 1362?) einen klaren Hinweis. 285 Auch die italienischen Fürsten scheinen diesen Rittereid verwendet zu haben. In einem von den mailändischen Herzögen verwendeten Kanzleiformular des frühen fünfzehnten Jahrhunderts findet sich nicht nur eine Ritterernennung de nostre ducalis plenitudine potestatis,286 sondern auch die Forma sacramenti prestandi per creandos milites. In dieser Schwurformel findet sich neben anderem auch der Satz, pro prefato Principe nostro, pro Patria, pro orfanis, infantibus, pupillis, viduis, miserabilibusque personis streiten zu wollen. 287 Und auch in einer bisher weitgehend unbekannt gebliebenen Ritterernennung des Rechtsgelehrten

281

Vgl. z.B. die Beschreibung einer Ritterweihe in Bologna 1432 durch den neuen päpstlichen Statthalter Fantino Dandolo: "Adi X de febraro, et fu in domenega matina, monsignore lo governadore fé cantare una messa solenne in la chiesia de sam Petronio, aconpagnato dagli anziani, collegii, podestà et altri notabili cavalieri zentilhomini et cittadini et prelati de Bologna. Doppo la quale messa, subito che fu fenita, lo dicto governatore sedando suso la soa catedra, fece cavaliere Alovixe figliolo che fu de Mathio de' Griffùni: et monsignore liesse la beneditione et oratione che se contenono suso el pontificale, et lo podestà gli cinse la spada, et misser Guido de' Pepuli et misser Gozadino de' Gozadini gli poseno li speroni." (darauf folgte auf päpstlichen Auftrag hin dessen Einkleidung als Johanniteritter; Cronaca A, in: Corpus Chronicorum Bononiensium, a.a.O., Bd. 4, S. 55). 282 ASF, Carte Strozziane I, 369, fol. lr./v. 283 Vgl. Salvemini, La dignità, a.a.O., S. 439 (A 13; 1336); S. 443 (A 27; 1346); S. 450 (A 56; 1378). 284 Trexler, Libro cerimoniale, a.a.O., S. 90ff. 285 "Cavalieri debbono essere savi, discreti, iscenziati, pieni di giustizia e di ragione, debbono a lor podere mettere pace e cessare la guerra, fuggire avarizia e cupidigia e seguire magnanimità, amare lealtade e odiare fellonia, usare cortesia e non fare villania, abbattare il torto e alzare il diritto; dee, secondo che giura quando si fa cavaliere, favoreggiare in ogni loco difesa di vedove, orfani e pupilli, e dee tenere cavagli e armi e famigli e belli arnesi in casa e fuori (...) (Antonio Pucci: Libro di varie storie. Edizione critica a c. di Antonio Varvara, Palermo 1957 (Atti della Accademia di Scienze Lettere e Arti di Palermo ser. IV, 16, 1955/56), S. 265). 286 Alfio Rosario Natale: Stilus cancellarle. Formulario visconteo-sforzesco, Milano 1979 (Acta Italica 19), S. 77. 287 Ebd., S. 78.

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Troilo Boncompagni durch den Markgrafen Niccolö d'Este vom 22. Februar 1428 ist der religiöse Einfluß unübersehbar. 288 Hier soll nun abgebrochen und in aller Kürze zusammengefaßt werden: Dieses Kapitel versuchte zu zeigen, wie in Mittelitalien ein kulturelles Phänomen wie die Ritterwürde übernommen, "politisiert" und "ideologisiert" wurde, "in die Krise geriet" und sich im fünfzehnten Jahrhundert letztendlich stabilisierte. Dies bedeutet keinesfalls, daß die militia in den Kommunen von nun an unumstritten war; denn sie blieb es ebensowenig, wie sie es bis dahin gewesen war. Der ideologische Charakter jeder öffentlichen Rittererhebung konnte in den Kommunen jederzeit aktualisiert werden, ebenso wie sich j a auch in kaiserlichen und norditalienisch-fürstlichen Urkunden universelle Ansprüche spiegelten (plenitudo potestatis). Trotzdem verwischten sich in den Kommunen im fünfzehnten Jahrhundert die Gegensätze zwischen einer kaiserlich-ghibellinischen und einer kommunal-guelfischen Ritterwürde weitgehend. Das rechtliche Problem um den eigentlichen "Charakter" der militia wurde nie gelöst. Doch hatte keine der Parteien, seien es die Kommunen selbst, seien es die Universalmächte Kaisertum und das schließlich nach Rom zurückgekehrte Papsttum, ein wirkliches Interesse, diese Fragen in irgendeinem Sinn klar zu beantworten; noch waren dazu die politischen Kräfteverhältnisse zu labil. Die Zeremonie der Rittererhebung und die Hoffnung auf den dadurch gestärkten persönlichen oder politischen Einfluß behielten gerade auf diesem Hintergrund ihren hohen Stellenwert. Dem Papsttum gelang es - weitaus deutlicher als dem Kaisertum - diese Fragen durch entscheidende Weichenstellungen im fünfzehnten Jahrhundert neu zu beanworten. Dies soll im nächsten Kapitel dargestellt werden.

288 "Nos Nicholaus Marchio Esten(sis) etc. Cum spectatissimo corniti et famoso legum doctori domino Troilo de Boncompagnis de Visso dilectissimo nostrum tantum esse laudis impertitum inspiceremus, quantum prestanti viro conveniens aut optabile videretur fidei eius preclara integritate, animi robore ad omnia fortissimi studiorum et litterarum insigni excellentia, perpessis ab eo prò statu et beneplacito nostro laboribus, et ingenii ac consilii magnitudine commoti, consulto animi nostri iudicio et decreto, statuimus ad decus et ornamenta sua adicere cumullum ampliorem. Ipsum igitur dominum Troilum prefatis multis magnis ex causis idoneum ac benemeritum a nobis existimatum, consueto ritu et vetusto ordine observato ac receptis ab eo Christianorum militum solitis promissionibus et debito iuramento, accersito splendissimo cetu militum, castellanorum, generosum nobilium et gravissimorum civium in numero copioso presenti die et loco, in nomine domini nostri Ihesu Christi investuimus claris aureis insignibus militaris auctoritatis et dignitatis, eundem summa et amantissima nostre mentis et omnium civium singulari affectione nostrorum et nostre civitatis Ferrarien(sis) ornamentorum largitione donatum et preditum dimittentes libentissimi dispositi et contenti, ut deinceps ceterorum militum, sociorum commensalium familiarium nostrorum prerogativis, gratiis, privilegiis et immunitatibus uti possit. (...)" (ASV, Archivio Boncompagni, n. 587, n. 5; Hinweis auf die Urkunde ohne Signatur bei Dean, Land and Power, a.a.O., S. 148, n. 88).

III. Päpstliche Ritterernennungen im Spätmittelalter

1. Die Anfänge: Legende und Wirklichkeit Das einträchtige Bild, das König Sigismund und der auf dem Konstanzer Konzil gewählte Papst Martin V. (1417-31) abgaben, und das nach dem Zeugnis Ulrichs von Richenthal auch in einer kaiserlichen Schwertleite im Beisein des Papstes symbolisiert wurde, muß auf die mitteleuropäische Vorstellungskraft stark gewirkt haben. 1 So findet sich auch in einem in der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts entstandenen Rittergedicht flämischen Ursprungs an zentraler Stelle eine Ritterweihe, in der der Held "Johan üz dem Virgiere" nach einem bestandenen Sarazenenkampf in Rom auf päpstliches Geheiß und mit dessen Segen sowie durch den kaiserlichen Ritterschlag zum miles gemacht wird. 2 An der literarisch-legendären Tradition der kaiserlichen militia in bestimmten Familien ließ sich zeigen, daß diese Themen ähnlich wie die gleichzeitigen Ursprungslegenden häufig einen identitätsstiftenden, ja legitimierenden Charakter in einem politisch-sozialen Kontext besaßen. Mit dem Bekenntnis zu einer kaiserlichen Rittererhebung irgendeines Vorfahren bekundete man gleichzeitig seine Parteinahme für die "ghibellinische" Partei. In der Forschung ist jedoch weitgehend unbeachtet geblieben, daß diese literarische Tradition (s.o. Anm. II, 183) nicht nur für kaiserliche, sondern ebenso für päpstliche Rittererhebungen bestand. Das vielleicht berühmteste Beispiel hierfür aus dem vierzehnten Jahrhundert stammt von Boccaccio. Im Decamerone (10. Tag, 2. Novelle) findet sich die Novelle über den Briganten Ghino di Tacco, der sich das Kastell Radicofani an der Grenze zum Kirchenstaat angeeignet hatte. Dort habe er den Abt von Cluny auf dessen Reise zu den Bädern bei Siena gefangen genommen und durch eine erzwungene "Hungerkur" von seinen Leiden kuriert; der dankbare Abt habe sich daraufhin bei Papst 1 Ulrichs von Richenthal Chronik des Constanzer Konzils 1414-1418, hrsg. v. Michael Richard Buck, Stuttgart 1882 (ND Hildesheim 1962), S. 134: "Do nam unßer herr der küng, Hainrichen von Ulm, der dozemaul burgermaister was und fuert inn für fronaltar by siner hand für den baubst und hieß inn nider knüwen. Und vor inn allen schlug er inn ze ritter mit ainem bloßen Schwert, als dann sitt und gewonhait ist, ritter ze schlahind"; in der sieneser Überlieferung liest man, daß misser Salimbene fu fatto cavaliere da lo 'nperadore doppo la 'ncorazione delpapa am 11. 11. 1417 (Cronache senesi, a.a.O., S. 789). 2 Robert Priebsch (Hrsg.): Johan üz dem Virgiere. Eine spätmhd. Ritterdichtung nach flämischer Quelle nebst dem Faksimileabdruck des flämischen Volksbuches Joncker Jan wt den Vergiere, Heidelberg 1931, S. 91, v. 1045: "Der babest hiez in ritter machen,", S. 92, v. 1069ff. "Der babst von Rome, wide erkant,/ Segentz im selber in die hant./ Der keiser sine hant uff hub,/ Da mid ern an den backen slug:/ 'Disen streich vertragent und keinen me, (...)"'.

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Bonifaz VIII. (1294-1303) für Ghino di Tacco eingesetzt, der diesem, avendol fatto far cavaliere, zu einem Priorat am Spedale della Scala in Siena verholfen habe. 3 Mit Bonifaz VIII. verbindet sich auch eine patriotische florentinische Legende, die zum Jubeljahr 1300 die Oboedienzgesandtschafiten der zwölf mächtigsten Herrscher der Welt in Rom schildert. Aufgrund der engen wirtschaftlichen Beziehungen von Florenz zu den einzelnen Fürsten hätten jedoch alle zwölf Botschafter aus dieser Kommune gestammt, woraufhin der Papst erstaunt und beeeindruckt die Florentiner zum "fünften Element der Erde" erklärt habe. 4 Eine der im fünfzehnten Jahrhundert entstandenen Handschriften setzte nun hinzu, daß Bonifaz VIII. im Anschluß an den Empfang der Gesandten im öffentlichen Konsistorium geäußert habe: "Io dico i Fiorentini sono il quinto helemento et così adprivono. Et Bencivennj [Folchi, L.B.] inbasciadore del Gran Mastro di Rodi et Cino [di ser Dietisalvi, L.B.] inbasciadore del signore di Camerino [Gherardo da Varano, L.B.] noi gli pronuntiamo per cavalieri et così fieno. Finis."5 Auch im Kirchenstaat wurden solche patriotischen Fiktionen im Spätmittelalter populär. So berichtet der nach 1413 schreibende Chronist von Orvieto Luca di Domenico Manenti, daß im Jahr 1255 Papst Alexander IV. (1254-61) Orvieto besucht und an einem der Stadttore einen Ritter kreiert habe (creò cavaliere messer Andrea Afucalaschi in la porta de Santo Andrea).6 Eines der merkwürdigsten spätmittelalterlichen Dokumente zu diesem Komplex findet sich heute im römischen Staatsarchiv, wurde jedoch bereits im siebzehnten Jahrhundert von Ferdinando Ughelli publiziert. 7 Es ist ein von der Audientia litterarum contradictarum aufgenommenes notarielles Transsumpt von drei spätmittelalterlichen Kardinalsurkunden, die sich am 2. Oktober 1439 der (angebliche) sizilianische Benediktinerabt Federico Chiaromonte an der in Florenz weilenden Kurie Papst Eugens IV. (1431-42) bestätigen ließ. Schon der Inhalt der ersten von der Audientia litterarum contradictarum als echt anerkannten Kardinalsurkunde vom 6. September 1220 läßt jedoch die plumpe Fälschung 3

Giovanni Boccaccio, Decameron, a.a.O., S. 1119-1126; zur historischen Figur des Ghino di Tacco (Cacciaconti) vgl. P. Bertolini: Art. "C., G." in: DBI 15, 1972, S. 769-772; sowie Renato Delfiol: L'ideale cavalleresco nobiliare nel Decamerone del Boccaccio, in: I ceti dirigenti nella Toscana tardo comunale, a.a.O., S. 193-208; Bruno Bentivogli: La vendetta di Ghino di Tacco: Per il comento a Purgatorio VI 13-14, in: Filologia e critica 16, 1991, S. 267-271; ders (Hrsg.): Ghino di Tacco nella tradizione letteraria del medioevo, Salerno 1992. « Vgl. Böninger, Benedetto Dei, a.a.O., S. 317f., n. 18ff 5 Sächsische Landesbibliothek Dresden, MS Oc 44, fol. 139v./140r.; vgl. Gustav Buchholz: Die Mescolanze des Michele Siminetti auf der königlichen öffentlichen Bibliothek zu Dresden, in: Zeitschrift für Vergleichende Literaturgeschichte und Renaissance-Litteratur, n.F. 2, 1889, S. 340-359. s Ephemerides Urbevetanae, a.a.O., S. 304, n. 1: dieser Besuch Alexanders IV. ist anderweitig nicht belegt (vgl. Agostino Paravicini Bagliani: La mobiltà della curia romana nel secolo XIII. Riflessi locali, in: Società e istituzioni, a.a.O., Bd. 1, S. 155-278, S. 236f ); tatsächlich spricht eine andere Quelle (und wohl auch die Manentis!) von dieser Schwertleite 1255 ohne eine päpstliche Beteiligung (s.o. Anm. II, 41). 7 Italia sacra sive de episcopis Itaüae, et Insularum adjacentium (...), auctore Ferdinando Ughello Florentino. Editio secunda, aucta et emendata, cura et studio Nicolai Coleti (...), 10 Bde., Venezia 1717-22, Bd. 1, Sp. 232-34 (die erste Edition stammt von 1643/62); ich habe diesem Dokument eine eingehendere Studie gewidmet, die demnächst im Archivio Storico Italiano erscheint.

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erkennen. Darin wird bestätigt, daß der potentissimus et magnißcus princeps et dominus dominus Fridericus de Claramonte (ein angeblicher Urahn des Abtes) von Papst Honorius III. (1216-1227) zum Ritter erhoben worden sei (miles creatus est nuper a sanctissimo in Christo patre et domino nostro Honorio divina providencia papa tercio). Darüberhinaus stamme er direkt de domo christianissimi magni Karoli regis Francie ab (der Titel der christianissimi Könige von Frankreich taucht in Wirklichkeit erstmals 1257 auf). Unter den von Honorius III. an Federico Chiaromonte übergebenen Reliquien hätten sich ein Teil des Harnisches des Hl. Georg und eine Reihe weiterer Heiligenreliquien befunden, die zum Teil noch von domino Gottefredo Beladun rege Ierusalem (sie, für Bouillon) stammen sollten, der darüber auch ein Privileg ausgefertigt habe. Auch der Papst selbst, qui dedit vobis rosam auream, und verschiedene Kardinäle hätten dem Federico Chiaramonte im Jahre 1220 Reliquien übergeben, für deren Besucher die Kardinäle ihm nun ein (lukratives) Ablaßprivileg gewährten. Der Inhalt des drei Kardinalsurkunden steht aufgrund der zum Teil groben Schnitzer des Fälschers außerhalb jeder Diskussion. Die Erwähnung der päpstlichen Ritterweihe und der Übergabe der Goldenen Rose (schon im Jahre 1220!) verweist jedoch in den thematischen Umkreis des päpstlichen Zeremoniells. Beide Zeremonien repräsentierten Akte der außerordentlichen Ehrung und Auszeichnung durch den Papst. Während jedoch zum einen Komplex eine moderne wissenschaftliche Arbeit vorliegt,8 ist das Thema der päpstlichen Ritterweihen im Spätmittelalter echte terra incognita, weshalb Historiker noch immer auf die ungenauen Angaben in Moronis Dizionario9 und in heraldischen Handbüchern zurückgreifen müssen. 10 Was läßt sich zunächst ganz allgemein unter dem "päpstlichen Zeremoniell" im Spätmittelalter begreifen?

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Elisabeth Cornides: Rose und Schwert im päpstlichen Zeremoniell von den Anfängen bis zum Pontifikat Gregors XIII., Wien 1967 (Wiener Dissertationen aus dem Gebiete der Geschichte 9), S. 75 auch zu der angeblichen Verleihung der Rose an die Chiaromonte (nach Ughelli und Moroni): in der Urkunde ist jedoch eindeutig "vobis" und nicht "nobis" zu lesen, die Verleihung kann also nicht an den die Urkunde schreibenden Kardinal Niccolò Chiaromonte erfolgt sein; vgl. zu dieser Arbeit auch die Rez. von Zelina Zafarana, in: StM ser. III, 9, 1968, S. 1210f.; Friedrich Kempf S.J., in: Archivum Historiae Pontificae 6, 1968, S. 464-468. 9 Gaetano Moroni: Dizionario di erudizione storico-ecclesiastica da S. Pietro sino ai nostri giorni, (...) 103 Bde., Venezia 1840-61, Bd. 11, S. 6-16: Art. "Cavaliere, Eques", S. 12fF. zu den päpstlichen Ritterweihen mit manch wichtiger Schilderung aus der Neuzeit. 'o Boulton D'Arcy, a.a.O., S. XXI, bezeichnet "the papal knights of the Militia Aurata or of the Golden Spur" als einen der "honorific pseudo-orders", die dem damit Ausgezeichneten oft zusammen mit der Ritterwürde, doch ohne einen Eid und "no special obligations" verliehen wurde - dabei entgeht ihm offensichtlich, daß diese gar nichts anderes als eben die Verleihung der Ritterwürde selbst war; Giacomo C. Bascapé: Gli ordini cavallereschi in Italia. Storia e diritto. (...), Milano 1972, S. 319, hatte dies eigentlich klargestellt, dabei jedoch zu den päpstlichen milites eine Handschrift von 1720 zitiert (ASR, MS 4 (olim Biblioteca Alessandrina)), die sich bei einer Inspektion als eine Kopie des Ordenskataloges von Buonanni (s.u. Anm. V, 93) herausstellt; Bascapés Behauptung "La più antica menzione del cerimoniale benedictio novi militis appare in un Pontificale del principio del Trecento" (S. 319) mißversteht D. L. Galbreath: Deux ordres de chevalerie du moyen-âge, in: Archives Héraldiques Suisses 41, 1927, S. 24-28, S. 25; wenig hilfreich auch H. C. de Zeininger: Essai sur l'ordre de l'Éperon d'or, in: Rivista Araldica 33, 1935, S. 52-61.

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Eine der bekannten spätmittelalterlichen Definitionen (Agostino Patrizi Piccolomini, 1483) lautet: Cerimonia nihil aliud est quam honor deditus Deo aut hominibus propter Deum.11 Häufig betonte die traditionelle wissenschaftliche Auffassung den konservatorischen Aspekt des Zeremoniells und seiner Niederschrift (z.B. in Zeremonienbüchern).12 Dieser Standpunkt hat jedoch zu keinem Zeitpunkt die Erforschung der Veränderungen des Zeremoniells im Laufe der Zeit und seiner lokalen Unterschiede behindert.13 Eine umfassende Geschichte des päpstlichen und kurialen Zeremoniells im Spätmittelalter wäre heute wegen des nunmehr enorm angewachsenen Wissens ein ausgesprochen schwieriges Unterfangen.14 Studien zur Entwicklung einzelner Handlungen und Insignien können und müssen daher zunächst ausgewählte Aspekte des Zeremoniells beleuchten. Gerade zum Spätmittelalter tut sich hier der Forschung noch ein weites Feld auf, treten doch nun vermehrt auch päpstliche zeremonielle Handlungen in den Vordergrund, die weltlicher Herkunft sind, wie z.B. die Inthronisation,15 der päpstliche Einritt (ingressus) in eine Stadt auf dem Schimmel, 16 das Münzenwerfen,17 die Rolle der camera papagalli im päpstlichen Zeremoniell u.v.m. 18 11 Marc Dykmans S.J.: L'oeuvre de Patrizi Piccolomini ou le cérémonial papal de la première Renaissance, 2 Bde., Città del Vaticano 1980-82 (Studi e Testi 293, 294), Bd. 1, S. *31; von diesem Satz läßt sich wohl deijenige des päpstlichen Zeremonienmeisters im 16. Jht., Paris de Grassis ableiten: "Igitur caerimonia est sacri cultus benegerendi scientia quae vel Deo ab homine vel propter Deum quandoque homini exhibetur", s. Louis Carlen: Zeremoniell und Symbolik der Päpste im 15. Jahrhundert. Vorträge der Aeneas-Silvius Stiftung an der Universität Basel XXVIII (Vortrag vom 22. Mai 1991), Freiburg/CH 1993, S. 6, n. 4; eine rein weltliche Definition z.B. in Genua (ca. 1569): "Sono le cerimonie (lasciando quelle che per culto di religione debitamente si rendono a Dio, ma di quelle ora solo parlando che tra gli uomini si usano) un segno di riverenza, di onore, di cortesia, (...) Nel modo ed uso delle quale eziandio non meno è necessario il non pregiudicare, ma ritenere la dignità propria, che sia il rendere a ciascuno ciò che per obbligo o civile usanza si conviene." (Luigi Volpicella: I libri cerimoniali della repubblica di Genova, Genova 1921 (Atti della Società Ligure di Storia Patria 49, 2), S. 53f ). 12 Kard. Franz Ehrle S.J.: Zur Geschichte des päpstlichen Hofceremoniells im 14. Jahrhundert, in: Archiv für Litteratur- und Kirchengeschichte 5, 1889, S. 565-602, S. 565: "Mit derselben Sorgfalt, mit welcher die Päpste die in ihrem Archive niedergelegten Besitztitel hüteten, wachten sie über die Erhaltung und Beobachtung des an ihrem Hofe allmählich festgestellten Ceremoniells. Sicherten jene Pergamente den Besitzstand des Apostolischen Stuhls, so schützte die Einhaltung der bei den kirchlichen und politischen Feierlichkeiten üblichen Ceremonien den Rechtsstand der verschiedenen hierarchischen Rangordnungen nach innen und nach aussen vor Beeinträchtigungen und Verschiebungen. Waren ja doch jene Ceremonien gewissermassen eine Verkörperung und plastische Darstellung jenes Rechtsstandes." 13 Vgl. z.B. Franz Wasner: Tor der Geschichte. Beiträge zum päpstlichen Zeremonienwesen im 15. Jahrhundert, in: Archivum Historiae Pontificae 6, 1968, S. 113-162, der das Zeremoniell als "Tor der Papstgeschichte" im Sinne des Konfuzius-Wortes "Rituals express the order of the universe" begreift. h Vgl. Martimort, a.a.O., S. 91fF; auch der Überblick von Carlen, a.a.O., bietet eine gute Literaturzusammenstellung, die sich allerdings besonders auf das Zeremoniell bei Wahl, Krönung, Tod des Papstes und einige Insignien konzentriert: das "alltägliche" Zeremoniell wird weniger thematisiert. 15 Nikolaus Gussone: Thron und Inthronisation des Papstes von den Anfängen bis zum 12. Jahrhundert. Zur Beziehung zwischen Herrschaftszeichen und bildhaften Begriffen, Recht und Liturgie im christlichen Verständnis von Wort und Wirklichkeit, Bonn 1978 (Bonner Historische Studien 41). i« Jörg Traeger: Der reitende Papst. Ein Beitrag zur Ikonographie des Papsttums, München, Zürich 1970 (Münchner kunsthistorische Abhandlungen 1); (vgl. die etwas scharf geratene Rez. v. Elisabeth Cornides-Garms, in: The Art Bulletin 55, 1973, S. 451-456, die mir die Autorin dankenswerterweise zur Verfugung stellte); zuletzt Agostino Paravicini Bagliani: Der Papst auf Reisen im Mittelalter, in: Detlef

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Folgt man neueren Ansätzen zur Behandlung zeremonieller Probleme des Spätmittelalters, so wird zumeist deren "politischer" Aspekt hervorgehoben, der durch die Überhöhung des "Staatswesens" den Weg hin zum "modernen Staat" ebnete, was in besonderem Maße auch für das päpstliche Zeremoniell gelten soll (Paolo Prodi).19 In einem weiteren Zusammenhang werden, aufbauend auf den Arbeiten von Marc Bloch (Les rois thaumaturges) und Ernst H. Kantorowicz (The King's Two Bodies), spezifisch päpstliche Riten als bewußt eingesetzte "Rituale" unter anthropologischen Gesichtspunkten betrachtet; durch die Rituale würde, wie bei allen souveränen Herrschern, Macht "kommuniziert" (Peter Burke).20 Die Öffentlichkeit der Riten steht hierbei stets im Vordergrund der Interpretation (Sergio Berteiii).21 Ein etwas anderer Ansatz verwendet hier den Begriff

Altenburg, Jörg Jarnut, Hans-Hugo Steinhoff (Hrsgg ): Feste und Feiern im Mittelalter. Paderborner Symposion des Mediävistenverbandes, Sigmaringen 1991, S. 501-514. ' 7 Johann Peter Kirsch: Die Rückkehr der Päpste Urban V. und Gregor XI. von Avignon nach Rom. Auszüge aus den Kameralregistern des vatikanischen Archivs, Paderborn 1898 (Quellen und Forschungen aus dem Gebiete der Geschichte (...) Görres-Gesellschaft 6), S. XXII, 219, 222; Luigi Frati: Delle monete gettate al popolo nel solenne ingresso in Bologna di Giulio II per la cacciata di Gio. II. Bentivoglio, in: AMR, ser. III, 1, 1882/3, S. 474-487; Bertelli, Il corpo del re, a.a.O., S. 96ff. i ' Hermann Diener: Die Camera Papagalli im Palast des Papstes. Papageien als Hausgenossen der Päpste, Könige und Fürsten des Mittelalters und der Renaissance, in: AfK 49, 1967, S. 43-97. i? Paolo Prodi: Il sovrano pontefice. Un corpo e due anime: la monarchia papale nella prima età moderna, Bologna 1982 (Annali dell'Istituto storico italo-germanico. Monografia 3), (seit 1987 in engl. Übers ), mit häufiger Verwendung der Begriffe sovranità, state-building, laicizzazione e politicizzazione (S. 58), assolutismo für das Spätmittelalter, bes. S. 98f.: "Un percorso analogo può essere compiuto seguendo l'evoluzione del cerimoniale e della liturgia papale. 'Porta della storia' è il titolo dato a un recente saggio sul cerimoniale papale del XV secolo: in realtà è abbastanza difficile cogliere i mutamenti nell'esame dei simboli e delle cerimonie che hanno proprio nella quasi immobilità la loro funzione fondamentale nel processo di legittimazione del potere; le mutazioni sono per natura loro quasi impercettibili e non facilmente documentabili, tanto più allo stato attuale, embrionale, degli studi. Si può tuttavia affermare che dopo il pontificato di Niccolò V il cerimoniale papale entra in un processo di esaltazione e nello stesso tempo di secolarizzazione che dominerà i decenni e i secoli seguenti (...)"; (vgl. dazu die Rez. v. Jean Gaudemet: Du patrimoine de Saint Pierre à l'état pontificai (à propos d'un livre récent), in: Rivista di Storia della Chiesa in Italia 36, 1982, S. 442-450; sowie Peter Partner: Un problema tra i problemi: la signorìa pontificia, in: Signorie in Umbria, a.a.O., Bd. 1, S. 25-38). 20 Peter Burke: Sacred rulers, royal priests: rituals of the early modem popes, in: ders., The Historical Anthropology of Early Modem Italy. Essays on Perception and Communication, Cambridge 1987, S. 168: "This relationship is unusually complex in the case of the popes because they were such ambigious, amphibious creatures, not really flesh or fish, princes or priests, but on the border of some of the main categories of their culture "; S. 252f. eine völlig ungenügende Lit.liste (zu dem etwas verfehlten Ansatz vgl. z.B. die Rez. von Lauro Martines in: Times Literary Supplement, Sept. 11-17, 1987 ("old curiosity shop"); wie sich ein moderner "anthropologischer" Ansatz ohne neue Quellenerschließung auf das hier interessierende Problem der Ritterweihe (u. Königskrönung) auswirkt, läßt sich erkennen an Gérard de Sorval: Initiation chevaleresque et initiation royale dans la spiritualité chrétienne. Préface de Jean Tourniac, Paris 1985, wo in einem fast hermetischen Sinn alte Gemeinplätze wieder auftauchen. 21 Vgl. z.B. Bertelli, Il corpo del re, a.a.O., S. 28: "Nonostante ciò, tutte le azioni del sovrano sono, in un certo senso, 'pubbliche', nella misura in cui è 'pubblico' il suo corpo (un corpo 'mistico' nel quale ogni comunità di sudditi si riconosce)"; vgl. auch Sergio Bertelli: Di un triregno e molte mitrie, di monete che si sciolgono in fumo, del Maligno, di fulmini e partorienti e di un rito che si sdoppia e si raddoppia, in: ASI 144, 1986, S. 289-304.

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der "Repräsentation". 22 Für Peter Burke gehört die creation of a knight of St Peter im sechzehnten Jahrhundert zu den extraordinary or irregulär rituals im Bereich des römischen public entertainment,23 Die richtigere Interpretation von Bertelli zählt päpstliche Rittererhebungen zu den atti di sovranità,24 Das nun folgende Kapitel soll jedoch dem Nachweis dienen, daß solche Urteile vor einer eingehenden Untersuchung der Rolle der Ritterweihe im päpstlichen Zeremoniell, die in dem Krönungsordo für Papst Pius II. (ca. 1458) einen allerersten Höhepunkt findet, 25 verfrüht sind. Der in diesem Kapitel gewählte Ansatz ist vor allem institutionellprosopographischer Natur: anhand erzählender Quellen und den im fünfzehnten Jahrhundert begegnenden päpstlichen litterae militiae soll ein umfassenderes und differenzierteres Bild über päpstliche Ritterkreierungen in der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts gewonnen werden als bisher möglich. Im Zentrum der Untersuchung werden deshalb neben dem (prosopographischen) "wer" die Fragen nach den Umständen der Ritterweihen, dem "wo", dem "wann", dem "wie" und dem "warum" stehen. Befragt man die oben angeführten Legenden zu päpstlichen Ritterweihen, die ja retrospektiv bis an den Anfang des dreizehnten Jahrhunderts zurückweisen, auf ihren historischen Kern, so ist der logische Ausgangspunkt Papst Bonifaz VIII. Denn dieser formulierte in seiner Bulle Unam Sanctam (1302/3) auf dem Höhepunkt hierokratischer Machtansprüche, daß der gladius temporalis zwar durch die Hände regum et militum geführt werde, doch eben nur im Rahmen päpstlicher potestas. Für die Päpste des dreizehnten Jahrhunderts sind bisher nicht glaubhaft Ritterweihen belegt. Dabei ist es nicht unwahrscheinlich, daß es sie - ähnlich wie bei den Rektoren der Romagna (s.o.) - so auch im Patrimonium Petri häufiger gegeben hat. 26 Hatte nicht schon der - noch im fünfzehnten Jahrhundert von Patrizi Piccolomini getreu wiedergegebene - Kanonist Hostiensis (Heinrich von Susa, Kardinal, ca. 1200-71) unter den päpstlichen Insignien auch solche aufgezählt, die zu den klassischen "ritterlichen" gehörten (vestibus rubeis, palafredo albo, freno, calcaribus deauratis et similibus)?27

22 Ragotzky, Wenzel (Hrsgg ): Höfische Repräsentation, a.a.O.; zum Frühmittelalter jetzt zentral: Segni e riti nella chiesa altomedievale, 11-17 aprile 1985. Settimane di studio del Centro italiano di studi sull'alto medioevo 33, 2 Bde., Spoleto 1987. « Burke, a.a.O., S. 170. 2t Berteiii, II corpo del re, a.a.O., S. 63. 25 Bernhard Schimmelpfennig: Die Krönung des Papstes im Mittelalter dargestellt am Beispiel der Krönung Pius' II. (3. 9. 1458), in: QFIAB 54, 1974, S. 192-270. 26 Zur Kirchenstaatspolitik des späten 13. Jhts. vgl. z.B. Harald Dickerhof: Friede als Herrschaftslegitimation in der italienischen Politik des 13. Jahrhunderts, in: AfK 59, 1977, S. 366-389; Bernhard Schimmelpfennig: Utriusque potestatis monarchia. Zur Durchsetzung der päpstlichen Hoheit im Kirchenstaat mittels des Strafrechtes während des 13. Jahrhunderts, in: ZRG Kanon. Abt. 74, 1988, S. 304-327; zu den Möglichkeiten einer Prosopographie Agostino Paravicini Bagliani: Pour une approche prosopographique de la cour pontificale du XlIIe siècle. Problèmes de méthode, in: Bulst, Genet (Hrsgg.), Médiéval Lives, a.a.O., S. 113-121. 11 Zit. bei Franz Wasner: Fifteenth-century texts on the cérémonial of the papal Legatus a latere, in: Traditio 14, 1958, S. 295-358, S. 306, 330; zum direkten Hintergrund ist zum einen an das IV. Laterankonzil von 1215 zu denken, das einfachen Klerikern den Gebrauch der Goldsporen verbot, zum anderen an die Konstantinische Schenkung, in der dem Papst die dignitas imperialitm praesidentium equitum zugestanden wurde (Horst Fuhrmann (Hrsg.): Das Constitutum Constantini (Konstantinische Schenkung).

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Erst im Umfeld von Bonifaz VIII. nimmt die Zahl urkundlich bezeugter milites jedoch schlagartig zu (wenn auch die eingangs genannten Florentiner und Ghino di Tacco nicht zu ihnen gehörten). Eine übergroße Anzahl dieser milites stammte aus der Heimatstadt Bonifaz VIII.', Anagni, und ihrem Einzugsbereich. 28 Aber auch einzelne Kaufleute und Bankiers wurden manchmal als miles et familiaris domini nostri summi pontificis bezeichnet. 29 Wahrscheinlich stammt der von R. Elze gefundene, in einem Sakramentar aus Anagni festgehaltene Ordo ad benedicendum arma (um 1300) von niemand anderem als Bonifaz VIII. selbst. 30 Dieser Ordo ist gerade in seinem rudimentären, fast weltlichen Charakter singulär. Der neue milex (eine in Rom im vierzehnten Jahrhundert häufig anzutreffende Schreibform) wird danach ad tutamentum corporis et ad gloriam virtutis adque decoris gesegnet und ad militie honorem erhoben; ein Rittereid o.ä. wird nicht angesprochen. In Rom wurde an Ostern 1300 Roffredo Caetani, der wohl einflußreichste Papstnepot, in einer luxuriösen Zeremonie zum Ritter gemacht. An einem nicht genau datierbaren Epiphanienfest fand dort auch eine große curia anläßlich der Schwertleite von über hundert vornehmen Römern, darunter des Senators Riccardo di Tebaldo Annibaldi, seines Sohnes u.a., statt.31 Ohne Zweifel wurden diese Festivitäten von Bonifaz VIII. unterstützt, wenn nicht veranlaßt. Ein anderer päpstlicher Nepot, Benedetto Caetani, ließ angeblich an Ostern 1303 in Orvieto Rittererhebungen de autorità del papa vornehmen; 32 solche Massen-Rittererhebungen päpstlicher milites sind auch aus Gubbio belegt. 33

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Text, Hannover 2 1984 (MGH. Fontes iuris germanici antiqui in usum scholarum 10), S. 88), woraus die frühe Neuzeit einen konstantinischen "Ritterorden" konstruierte (s.u. Kap. V, 3, 4). Heinz Göring: Die Beamten der Kurie unter Bonifaz VIII., Phil. Diss. Königsberg 1934, bes. S. 66ff. mit einer Namensliste der ca. 28-32 milites. Nur ein Beispiel: Gaetano Ciccone, Salvatore Polizzi: Le vicende di un nobile pisano alla corte di Bonifacio Vili, in: Bollettino storico pisano 55, 1986, S. 67-83. Elze, Königskrönung, a.a.O., S. 331 "ein Sakramentar aus Anagni, um 1300 geschrieben, das Papst Bonifaz VIII. gehört haben könnte", vgl. ebd. S. 342. Vgl. Eugenio Duprè Theseider: Roma dal comune di popolo alla signorìa pontificia (1252-1377), Bologna 1952, S. 361: "Molto interessante e veramente nuovo, questo conferimento del cavalierato per grazia del papa: è un ulteriore elemento che ne caratteriza l'originale personalità." Zu Roffredo Caetani vgl. Davidsohn, Geschichte, a.a.O., Bd. 3, S. 17: "Für die Waffenspiele, die sich an diese Weihe knüpften, wußte der neue Ritter keinen geeigneteren Ort zu wählen, als den Platz vor Sankt Peter und die Vorhalle der Kirche, ja in ihrem Übermut ritten die turnierenden Edlen sogar in die Hallen des ehrwürdigen Gotteshauses hinein. Viele der Beter und Pilger klagten laut über solche Schändung der heiligen Stätte."; zu der anderen (?) Schwertleite ein Brief (ca. 1298-1303) des Riccardus de Annibaldis an König Jayme II: "De novis Rome noveritis, quod dominus noster summus pontifex mandavit michi, filio meo et nepoti, ut decus militare in Epiphania domini assumere deberemus et nos de suo beneplacito id in dicto festo facturi sumus domino largiente, et tot aliis nobilibus de Roma. Nam idem dictus dominus papa mandavit, quod in Roma fient in dicto festo centum milites et ultra." (Heinrich Finke (Hrsg.): Acta Aragonensia. Quellen zur deutschen, italienischen, französischen, spanischen, zur Kirchen- und Kulturgeschichte aus der diplomatischen Korrespondenz Jaymes II (1291-1327), 2 Bde., Berlin, Leipzig 1908, Bd. 1, S. 90). Ephemerides Urbevetanae, a.a.O., S. 337f. (die von Manenti angeführte Namensliste, darunter eben auch ein Manenti, ist sicher erfunden). "In dieta pagina. Biscatius Catii Pe noli Gervasii et Langisardus cavalerii decorati cingulo militari et alii nobiles de Eugubio ad servitia domini Bonifatii cum..." (fragmentarisch; die folgende Notiz datiert v.

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Karte: Kartendienst Andreas Toscano del Banner

Karte 3 (zu Kapitel III).

D i e N a m e n vieler päpstlicher milites, familiares usw. läßt s i c h aus den Libri rationum B o n i f a z VIII. v o n 1 2 9 9 / 1 3 0 0 und 1302/3 ermitteln, in d e n e n d i e E i n n a h m e n und A u s g a b e n der A p o s t o l i s c h e n K a m m e r sorgfältig verzeichnet w u r d e n . 3 4 Päpstliche ( n o b i l e s )

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12. 2. 1300: Gesta Eugubinorum ab aediiicatione civitatis ad A. MCCC Greffolini Valeriani, in: Giuseppe Mazzatinti: Gli archivi della storia d'Italia, 9 Bde., Rocca San Casciano 1897-1915, Bd. 1, S. 399). Tilmann Schmidt (Hrsg.): Libri rationum camerae Bonifatii Papae VIII (Archivum Secretum Vaticanum, Collect. 446 necnon Intr. et ex. 5), Città del Vaticano 1984 (Littera Antiqua 2).

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milites erscheinen dort gleichermaßen unter den tributpflichtigen Lehensinhabern, als auch unter den mit Zeitvertrag eingesetzten Soldrittern und der päpstlichen Begleitmannschaft.35 Der dominus-Titel kam diesen milites wohl meistens zu, wird jedoch nicht immer erwähnt. Eine Zahlung anläßlich einer Rittererhebung ist allerdings nur im Mai 1299 anläßlich einer Reise zur Schwertleite des elfjährigen Karl Robert von Anjou (1288-1342; 1307 König von Ungarn) belegt. 36 Nach dem Umzug der Kurie nach Avignon wurden die päpstlichen milites zu einer ständigen, mehr oder minder "höfischen" Einrichtung. In einer um 1306 für Papst Clemens V. (1305-14) geschriebenen Aufstellung der Mitglieder der päpstlichen familia liest man, daß den päpstlichen milites auf dem Marsch jeweils die Futterration für drei Pferde sowie zwei Saumpferde zustünden, von denen aber auf dem Marsch nur eines mitzunehmen sei; darüber hinaus würden ihnen zweimal im Jahr pelzgefütterte Kleidung in dreifacher Ausführung bereitgestellt. Da die milites domini {pape) noch eine neue Einrichtung seien, seien auch die Kosten der Kerzen am jährlichen Feiertag der päpstlichen Ordination von der Kammer zu tragen.37 Weiter werden in diesem Text auch die domicelli mit einem Pferd und einem Saumtier sowie die zwei Marschälle und die Pferdeknechte und Zügelhalter, die palafrenarii, genannt. Wie Bernard Guillemain gezeigt hat, gehören die päpstlichen chevaliers zum gewohnten Bild der frühen, in Avignon residierenden Kurie.38 In den in Regestenform vorliegenden Bänden der kurialen Ausgaben von 1316 bis 1378, d.h. für die Pontifikate Johannes XXII. (1316-34), Benedikt XII. (1334-42), Clemens VI. (1342-52), Innocenz VI. (1352-62), Urban V. (1362-70), und Gregor XI. (1370-78), sind die Ausgaben für die häufig mit Hermelinpelz gefütterte Einkleidung der päpstlichen milites genau belegt. 39 35

Ebd., S. 112, n. 754, werden 32 milites und 24 domicelli genannt, deren Bezahlung stark variierte, was wohl auf deren unterschiedliche militärische Ausrüstung beruhte; S. 116, n. 790, wird die Kaufmannsgesellschaft Clarentum fur Sommereinkleidung von milites und domicelli bezahlt (ähnlich S. 320, n. 2492; S. 352, n. 2770; S. 380, n. 3024). 36 Ebd., S. 104: "671. Item domino Girardino de Tuderto misso per dominum cum domino Carolo quando recepit militiam 6 soi. et 1 den. et medius tur. gross." Ist dies jener aus der Gegend zwischen Arezzo und Todi stammende Gerardino de' Girataschi der dort 1318 Podestà werden sollte, doch das Amt durch seine schweren Übergriffe verspielte (Mazzatinti, Gli archivi, a.a.O., Bd. 3, S. 112f. )? 37 "39 D e militibus dominj. Milites dominj. Quilibet eorum recipit très vidandas et très anonas pro equis cum feno et ferris et duos somarios, unum in premittendo raubam et alium in itinere, et candelas iuxta ordinationem dominj, quia de novo inducti sunt, et vestes, scilicet tria guarnimenta, recipit bis in anno cum fodris de vario et cendato. Ipsi vero serviunt domino et associant eum, quocienscumque oportet." (Amato Pietro Frutaz: La famiglia pontificia in un documento dell'inizio del sec. XIV, in: Paleographica, Diplomatica et Archivistica. Studi in onore di Giulio Battelli, 2 Bde., Roma 1979 (Storia e letteratura 139, 140), Bd. 2, S. 277-323, S. 305). 38 Bernard Guillemain: Le personnel de la cour de Clément V, in: Mélanges d'Archéologie et d'Histoire 63, 1951, S. 139-181 (S. 160: Bonifaz VIII. "avait crée un corps particulier de chevaliers domestiques"); ders.: La cour pontificale d'Avignon (1309-1376). Étude d'une société, Paris 1962 (Bibliothèque des Écoles Françaises d'Athènes et de Rome 201), S. 42, S. 419, S. 421 (nach dem Pontifikat Johannes XXII. "ils ne jouaient qu'un rôle épisodique et inutile"), S. 491,n.; ders. Les carrières des officiers pontificaux au XlVe siècle, in: M-A ser. IV, 18, 1963, S. 565-581, S. 568. Vgl. Eugène Müntz: L'argent et le luxe à la cour pontificale d'Avignon, in: Revue des questions historiques n.s. 22, 1899, S. 5-44; 378-406; Paul Maria Baumgarten: Die Papstveste in Avignon, in: Festschrift Georg von Hertling zum siebzigsten Geburtstage am 31. Aug. 1913 dargebracht von der GörresGesellschaft zur Pflege der Wissenschaft im kath. Deutschland, Kempten, München 1913, S. 272-282,

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W a s aber für den italienischen Zusammenhang mehr interessiert, sind päpstliche Schwertleiten s o w i e außerhalb der Kurie agierende päpstliche milites. S o erscheint 1317 der Sohn des u m 1300 wohl einflußreichsten Bankiers Mitteleuropas Musciatto Franzesi, der dominus Bichius de Franzesibus, als dominipape miles,40 Eine prosopographische Personenliste päpstlicher milites für die einzelnen Pontifikate in A v i g n o n ließe sich w o m ö g l i c h mit großen A u f w a n d erstellen, ohne dabei j e d o c h j e m a l s vollständig sein zu können, denn nur höchst selten sind v o m Papst kreierte milites an ihrem Titel auch als solche erkennbar. N o c h seltener sind B e l e g e für echte Ritterweihen. A l s Johannes XXII. zu Weihnachten 1316 seinen Schwager z u m miles erheben ließ, übernahm die Kurie hierfür die Kosten in H ö h e v o n fast 2 0 0 Florin. 4 1 War das Interesse Johannes XXII. für das Lehnrecht der Forschung immer bekannt, 4 2 so wird nunmehr auch die Kontinuität päpstlicher Rittererhebungen seit B o n i f a z VIII. deutlich. Im Juli 1331 kreierte Johannes XXII. eigenhändig Vercellino Visconti, den Botschafter des Herrschers v o n Mailand A z z o Visconti, zum miles, w i e der Dominikaner Galvano

erklärte die Pelzmode mit dem "eisigen Mistral in der Provence"; vgl. auch Robert Brun: Notes sur le commerce des armes à Avignon au XlVe siècle, in: Bibliothèque de l'École des Chartes 109, 1951, S. 209-231 über die Einfuhr von Goldsporen; schon Cola di Rienzo kritisierte jedoch 1350 die Prälaten von Avignon, vestimento mollia, polita et compia, lecta comptissima cupientes, frena aurea, calcarla deaurata, equorum falleratorum proventus (...) (Konrad Burdach, Paul Piur (Hrsgg): Briefwechsel des Cola di Rienzo, 5 Bde., Berlin 1913-29 (Vom Mittelalter zur Reformation. Forschungen zur Geschichte der deutschen Bildung 2, 1-5), Bd. 3, S. 305); zur historischen Forschung über das Avignonesische Papsttum auch Daniel Waley: Opinions of the Avignon papacy. a historiographival sketch, in. Storiografia e storia. Studi in onore di Eugenio Duprè Theseider, 2 Bde., Roma 1974, Bd. 1, S. 175-188; Avignon au Moyen Âge. Textes et documents. Préface de Bernard Guillemain, Avignon 1988. 40 Davidsohn, Forschungen, a.a.O., Bd. 3, S. 138; zu dessen Familie vgl. zuletzt Paolo Pirillo: Famiglie e mobiltà sociale nella Toscana medievale. I Franzesi Della Foresta da Figline Valdarno (secoli XII-XV). Presentazione di Giovanni Cherubini, Figline Valdarno 1992 (Fonti e Studi di Storia Locale 7). 4 1 Karl Heinrich Schäfer: Die Ausgaben der Apostolischen Kammer unter Johann XXII. nebst den Jahresbilanzen von 1316-1375, Paderborn 1911 (Vatikanische Quellen zur Geschichte der päpstl. Hof- und Finanzverwaltung 1316-1378 (...) 2), S. 197: 1316 "Dez. 11 solvi Henrico Mercatori pro 11 tapetis ad arma et de Yspania et 9 bancalibus, 3 mathalitiis et 2 cooperturis de bocaranno et quadam cortina de sela linea et pro cendato cerico, caligis et 4 ensibus frenis deauratis et calcaribus, cirothecis, capellis, coichino quodam et velo capitis et aliis pluribus assignatis et raditis per ipsum Henricum, ut dixit, d. Petro de Ozia et de Via 199 fl. 8 s. parve monete et fuit ista moneta soluta de mandato domini nostri eletti. " (aus der Erwähnung der Matratzen folgt laut Sandberger, a.a.O., daß einer Schwertleite auch das "Ritterbad" vorausging); am 7. Januar 1317 erscheint Petrus de Ozia unter den insgesamt neun päpstlichen milites (Schäfer, Johann XXII., a.a.O., S. 198); sein Sohn Arnoldus de Ozia, 1317 noch päpstlicher scutifer,fiiit una cum multis aliis per d. regem Francie predictum insigniis militaribus decoratus et ipse etiam alios videi, eisdem insigniis decoravit (Januar 1324, auch hier übernahm die Kurie die Kosten: S. 818; vgl. S. 453, 579). In den Jahren nach 1317 stieg die Zahl der von der Kurie eingekleideten milites ständig an; wie schon bei Karl II. von Anjou (s.o. Anm. III, 111) wurden sie gelegentlich als milites hospitii (S. 217) bezeichnet. 42 So glossierte er eigenhändig einen Band der Libri feudorum, vgl. Anneliese Maier: Ausgehendes Mittelalter. Gesammelte Aufsätze zur Geistesgeschichte des 14. Jahrhunderts II, Roma 1967 (Storia e letteratura 105), S. 493f.; sein Porträt(?) mit einem Schwert bei Daniel Waley: Lo stato papale dal periodo feudale a Martino V, in: Storia d'Italia [UTET], a.a.O., Bd. 7, 2, S. 231-320, S. 250.

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Fiamma zu berichten weiß. 43 Auch wenn darüber noch keine litterae militiae ausgestellt wurden wie im fünfzehnten Jahrhundert, so bestätigt doch die nachzuweisende päpstliche Erlaubnis zum Generalablaß für den miles Vercellino und seine Frau die Richtigkeit der Aussage Fiammas. 44 Mindestens zwei von Johannes XXII. veranlaßte große Ritterkurien fanden auch in Italien statt. In Piacenza war das Bankhaus der Scotti u.a. im Geldverkehr mit Frankreich und der Kurie aufgestiegen und hatte in Alberto Scotti bis zu dessen Tod 1318 den Stadtherrn von Piacenza gestellt. 45 Danach herrschten in der Stadt Parteienkämpfe; im November 1322 erreichte die Kurie die Nachricht, daß Piacenza unter die römische Oboedienz zurückkehren wollte. 46 Aber erst 1323 konnte die Stadt von Verusio de Lando und Francesco Scotti, dem zweitgeborenen Sohn des ehemaligen Stadtherren, auch militärisch eingenommen werden. 47 Piacenza wurde nunmehr zur Residenz des Kardinallegaten Bertrando del Poggetto und damit zum Zentrum der päpstlichen Gegenmaßnahmen gegen die Visconti in der Lombardei. Am 13. April 1326 vollzog der päpstliche Schwager Petrus de Ozia (der zehn Jahre zuvor ja selbst von Johannes XXII. zum miles erhoben worden war), im Namen Johannes XXII. an dem neuen Stadtherrn Francesco Scotti die Ritterweihe {de mandato ipsius domini verbotenus sibi facto decoravit insigniis militaribus nobilem virum d. Franciscum Scoti de Placentia). Mit einem von der Kurie bezahlten Gesamtaufwand von mehr als 322 Florin dürfte diese Zeremonie zu einer der aufwendigsten Rittererhebungen im italienischen Spätmittelalter gehört haben. Mehr als 120 Florin kostete davon das Ritterpferd (7 equus bayardus), während für den palafredus 50 Florin und für das Maultier 25 Florin bezahlt wurden. Die beiden Pferde waren auch mit golddurchwirkten samtenen Pferdedecken ad arma domini nostri geschmückt. Die nicht immer einfach zu interpretierende Liste der päpstlichen Geschenke unter Einschluß eines lectus (was auf das zeremonielle Ritterbad und die anschließende Nachtruhe schließen läßt) ist eine der komplettesten ihrer Art. 48 Wenige Monate später, im Juni 1326 war Scotti als Gesandter Piacenzas in Avignon, wo er sich alten, von der ghibellinischen Partei geraubten Besitz sowie noch von seinem Vater herrührende Guthaben bei der Kommune bestätigen ließ. 49 «

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"Isto tempore Azo Vicecomes volens cum Iohanne Papa pacem habere, Vercellinum Vicecomitem ad ipsum cum nobili comitatu mittit. (...) Item obtinuit, quod Iohannes Vicecomes daretur in episcopum Novariensem, literas absolutionis innumerabilium maledictionum, quas Papa contra Mediolanum fecerat, impetravit; de manu Papae cingulum accepit militare, et literas absolutionis a poena, et a culpa pro se, suaque uxore obtinuit. Isto tempore Iohannes Papa in quemdam errorem incidit, contra quem Ordo Praedicatorum insurrexit." (Galvanei Flammae Manipulus Florum sive Historia Mediolanensis (...), in: Muratori, RIS, a.a.O., Bd. 11, Sp. 733f). Jean XXII (1316-1334): Lettres communes, analysées d'après les registres dits d'Avignon et du Vatican, par Guillaume Mollat, Bd. 10, Paris 1930, S. 277, n. 54398. Leopoldo Cerri: Alberto Scoto signore di Piacenza (1290-1318), in: Archivio storico per le province parmensi n.s. 12, 1912, S. 1-36. Schäfer, Johann XXII., a.a.O., S. 434f. Jean XXII, Lettres communes, a.a.O., Bd. 6, Paris 1909, S. 225, n. 25664, wo Francesco Scotti um eine Unterstützung der Nachkommen des damals die Mauern gestürmt habenden und nun verstorbenen Maxonus Ferrabos bittet. Schäfer, Johann XXII., a.a.O., S. 97f.; der einzig vergleichbar vollständige Text ist die aus demselben Jahr in Siena stammende Beschreibung, vgl. Mazzi, Descrizione, a.a.O. Jean XXII, Lettres communes, a.a.O., Bd. 6, S. 225, n. 25663; S. 226, n. 25666; S. 312, n. 26492.

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Aus unerfindlichen Gründen wird er in den betreffenden päpstlichen litterae nicht als miles angesprochen; erst sein Sohn, der Kleriker Alberto, wurde 1331 als nato Francisci de Scottis de Placentia militis bezeichnet. 50 In einer politisch zumindest ähnlichen Situation schloß auch die Kommune Pisa im Jahre 1329 mit Johannes XXII. Frieden. Der von Kaiser Ludwig dem Bayern eingesetzte Gegenpapst Pietro von Corvara ("Nikolaus V.") wurde von den Pisanern im August 1330 nach Avignon an Johannes XXII. ausgeliefert, woraufhin dieser den nach Avignon gereisten pisaner Gesandten ähnlich wie vorher Vercellino Visconti einen Generalablaß im Todesfall gewährte. 51 Nach manchen Chronisten ließ Johannes XXII. zum Dank auch zwanzig Pisaner zu milites erheben. 52 Zwar kann diese Nachricht aus den Registerbänden nicht direkt bestätigt werden, doch könnten manche der in den Einnahme- und Ausgabebüchern, den Introitus et Exitus, erwähnten Geldüberweisungen für diese Ritterweihen verwendet worden sein. 53 Ihren politischen Charakter behielten Ritterweihen auf päpstliche Veranlaßung hin auch unter den Nachfolgern Johannes' XXII. Dabei dürften die Päpste jedoch stets die Auffassung der französischen Monarchie respektiert haben, daß außerhalb der päpstlichen Territorien nur der solus princeps über die für den Akt der Ritterweihe notwendigen Voraussetzungen verfügte. Auch ist es bezeichnend, daß gerade unter dem ehemaligen Zisterzienserabt und um eine Kurienreform besorgten Papst Benedikt XII. (1334-42) in den Introitus et Exitus kaum milites genannt werden. Erst unter Innocenz VI. (1352-62) nahm die Ritterweihe wieder eine sichtbare Rolle im päpstlichen Zeremoniell ein. An Weihnachten 1355 besuchte König Pedro IV. von Aragon (el Ceremonioso, 1319-87) mit seinem Neffen, dem Infanten Pedro (der später Franziskanermönch wurde), und dessen Sohn für acht Tage die päpstliche Kurie. Der politische Hintergrund für diesen Besuch dürften die politischen Differenzen zwischen Kastilien und Aragon gewesen sein, in denen der Papst einen Ausgleich anstrebte und Peter I. von Kastilien wiederholt mit Kirchenstrafen belegte. Im Rahmen der Weihnachtsmatutin 1355 übereichte nun der Papst dem König von Aragon ein kostbares Schwert (7 ense cum zona munita de auro et argento), einen perlenbesetzten Hut und eine edelsteinbesetzte pichera (?); dem Sohn des Infanten, qui fuit factus miles in die nativ(itatis) Domini in magna capella post missam per regem Aragonie, schenkte der Papst ein Tabernakel und zwei golddurchwirkte Tücher. Ein ähnliches Geschenk erhielt auch der Graf de Cabreriis, facto dicta die militi novo per dictum militem [seil, dem Sohn des Infanten, L.B.]. 54

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Jean XXII, Lettres communes, a.a.O., Bd 10, S. 116, n. 52305. Jean XXII, Lettres communes, a.a.O., Bd. 9, Paris 1923, S. 417, n. 50665ff. Vgl. Davidsohn, Geschichte, a.a.O., Bd. 3, S. 881f. Schäfer, Johannes XXII., a.a.O., S. 524f: besonders hoch die Summe von 12000 Florin, die über die Bankgesellschaft der Acciaiuoli pro certis negotiis ipsius pape prosequendis dem Bischof von Lucca am 3 1 . 8 . überwiesen wurden; eine vergleichbare Überweisung an den Erzbischof von Pisa scheint jedoch nicht erfolgt zu sein. 1355 ließ sich der Bischof von Lucca von Karl IV. das Recht bestätigen, milites zu kreieren, s.o. Anm. II, 208. 54 Der gesamte Text in: Karl Heinrich Schäfer. Die Ausgaben der Apostolischen Kammer unter Benedikt XII., Klemens VI. und Innocenz VI. (1335-1362); Paderborn 1914 (Vatikanische Quellen zur Geschichte der päpstlichen Hof- und Finanzverwaltung 1316-1376 3), S. 576, wo allerdings der Infant als Sohn

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Dies Geschenk an den König von Aragon ist der erste Beleg für die Zeremonie der Verleihung des benedizierten Schwertes und Hutes, die ab dem Spätmittelalter zusammen mit der Verleihung der Goldenen Rose immer wieder für Spekulationen über ihre Ursprünge sorgen sollte. 55 Noch Papst Sixtus IV. (1471-84) glaubte, in der Verleihung der Goldenen Rose auch die alten hierokratischen Ansprüche wiederbelebt und symbolisiert sehen zu können. 56 Während diese Ehrengeschenke als echte munera angesehen wurden, 57 blieb die Erteilung der Ritterwürde ein honor (bzw. eine dignitas):58 aus beiden ließen sich rechtliche Ansprüche im Spätmittelalter kaum mehr ableiten. Päpstliche Ritterweihen sind auch unter den Päpsten Urban V. (1362-70) und Gregor XI. (1370-78) bisher nur selten nachweisbar. 1368 ließ Urban V. offensichtlich wegen einer besonderen Leistung einen seiner servientes armorum 1368 zum miles kreieren.59 Als er 1367 nach jahrzehntelanger Abwesenheit die Kurie von Avignon nach Rom zurückführen wollte, beauftragte er bei seiner Ankunft in Rom mit einer Rittererhebung auf den Stufen von St. Peter den Markgrafen Niccolö d'Este.60 Im selben Jahr

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des Königs angesprochen wird, vgl. auch S. 633 expensis (...) pro 8 diebus, quibus rex Aragonum fuit in palacio. Cornides, a.a.O., S. 33, 40, 64, 82, ist diese Stelle (der erste Beleg!) offensichtlich entgangen; die aus der zweiten Verleihung der beiden Gegenstände über einen Gesandten an Karl IV. 1357 abgeleitete weitläufige Theorie (S. 61: "Schwert und Hut sind in erster Linie dem Kaiser zustehende Geschenke, weil wahrscheinlich die Zeremonie der Weihnachtsmatutin am päpstlichen Hof aus der Institution des Königskanonikats übertragen wurde ") gilt es daher zu relativieren. Ebd., S. 43. Dazu grundsätzlich: David R. Holeton: The Sacramentai Language of S. Leo the Great. A Study of the Words Munus and Oblata, in: Ephemerides Liturgicae 92, 1978, S. 115-162. Vgl. zur Terminologie z.B. die Bulle Eugens IV. zur Verleihung des munus rose auree an Kaiser Sigismund 1436 in ASV, Reg. Vat. 359, fol. 142v.; sowie die Bulle Sixtus IV. für den Dogen von Venedig Andrea Vendramin v. 23. 3. 1476, in der vom Papst das Geschenk des rosae munus an den Senat von Venedig, und die Erteilung der equestris dignitas an Antonio Donato in einen Zusammenhang gesetzt sind, in: Ecclesiae Venetae antiquis monumentis nunc etiam primum editis illustratae ac in decades distributae authore Flaminio Cornelio, senatore veneto, 12 Bde., Venetiis 1739-49, Bd. 10, 1, S. 170f.; ich entnehme den letzten Hinweis dem im DHI Rom lagernden Nachlaß von Dr. Hermann Diener, der u.a. umfangreiche Ergänzungen zu der von Cornides verfaßten Arbeit geplant hatte (vgl. auch Wolfgang Reinhard: PAPA PIUS. Prologomena zu einer Sozialgeschichte des Papsttums, in: Remigius Bäumer (Hrsg.) Von Konstanz nach Trient. Beiträge zur Geschichte der Kirche von den Reformkonzilien bis zum Tridentinum. Festgabe für August Franzen, München, Paderborn, Wien 1972, S. 261-299, bes. S. 292, n. 203), die jedoch zu keinem Abschluß gelangten. In dem Nachlaß Diener, Kasette "Ehrengeschenke 5" findet sich das am meisten vorbereitete Manuskript, das jedoch selbst noch mancher Ergänzung bedarf (so fiel auch Diener nicht die erste Schwertverleihung von 1355 auf), was im Rahmen dieser Arbeit aber nicht geleistet werden kann. "Nov. 24 papa concessit d.no Bernardo Reynaldi militi, quem alias ex certa causa fecerat militarem (!) et qui antea erat suus serviens armorum, quod propter huiusmodi militiam non perderei stipendia" (Karl Heinrich Schäfer: Die Ausgaben der Apostolischen Kammer unter den Päpsten Urban V. und Gregor XI. (1362-1378) nebst Nachträgen und einem Glossar für alle 3 Ausgabenbände, Paderborn 1937 (Vatikanische Quellen zur Geschichte der päpstlichen Hof- und Finanzverwaltung 1316-1378 6), S. 35 (u. S. X). "Et in quella mattina davanti la porta de la ghiexia de sancto Petro fuoron fatti XII chavallieri a sperun d'oro in honore di XII Apostoli e del sanctissimo papa Urbano: i quali fece el marchese Nicolò da Este, segnore de Ferara, de comandamento del papa predicto, ciò fiiron quisti: (folgen die zumeist lombardischen Namen, auch fünf deutsche)" (Cronaca B, in: Corpus Chronicorum Bononiensium, a.a.O., Bd. 3,

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(Weihnachten 1367) verlieh Urban V. an den römischen Senator (als des Repräsentanten der römischen Kommune) das benedizierte Schwert. 61 Als zwei Jahre darauf zu Allerheiligen Karl IV. Rom besuchte, achtete der Kaiser ähnlich wie der aragonesische König vier Jahre zuvor in Avignon darauf, daß er in St. Peter Ritter kreierte, presente domino

nostro papa, in eadem ecclesia ante altareß2

Von Gregor XI. (1370-78) ist ein Geldgeschenk von über 500 Florin bekannt, das er im September 1373 anläßlich der Schwertleite des Führers der Adelspartei in Perugia, Oddone Baglioni, durch den Vicomte von Turenne beisteuerte, 63 während er einem deutschen Truppenführer, dem miles Ulrich von Treutlingen, in die Gegend um Piacenza einen vergoldeten Silbergürtel schickte. 64 Die Rittererhebung Baglionis ist dabei politisch höchst aufschlußreich: 1368 war er mit seiner Familie aufgrund seiner Parteinahme für die Herrschaft der Kirche in Perugia von dem kirchenfeindlichen Regiment noch in das Exil geschickt worden. Nach dem Frieden zwischen Kommune und päpstlicher Verwaltung wurde er 1371 wieder eingebürgert. Seine Rittererhebung von 1373 sollte also den städtischen Parteienfrieden unter der päpstlichen Führung besiegeln. Doch Baglioni dankte es nicht und gehörte nun seinerseits zu den Bürgern, die 1375/76 den päpstlichen Statthalter aus Perugia vertrieben; deshalb wurde er 1377 mit den anderen seiner Partei exkommuniziert. 65 In das Reich der Legende gehört dagegen, daß Antonio (gen. Tuniolö) Bentivoglio als einer der Botschafter Bolognas nach der Oboedienzleistung 1371 von Gregor XI. in Rom zum päpstlichen miles gemacht wurde. 66 Ob Papst Urban VI. (1378-89) tatsächlich nach der gegen bretonische Söldnertruppen gewonnen Schlacht von Marino am 28. April 1379 (ca. 20 km südöstlich von Rom) die beiden Truppenführer Alberico da Barbiano und Galeazzo Pepoli zu päpstlichen cava-

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S. 212); ähnlich Baluzius, a.a.O., Bd. 1, S. 388: "Die sabati XJI dicti mensis, dominus papa intravit Urbem cum indicibile letitia Romanorum receptus; ubi dominus marchio estensis, qui destraverat dominum papam, in platea Sancti Petri fecit duodecim milites, domino papa tunc gradus Sancti Petri ascendente "; etwas anders wird die Szene zum 23. 10.(!) in der Chronik von Rimini geschildert: "Quando furono giunti a piè de le scale di san Pietro, e furono tutti smontati da cavallo, in presenza del detto Santo Padre il sopradetto Misser Galaotto [Malatesta, L.B.] fe' due Cavalieri novelli di sua Ferra. E il Marchese di Ferrara ne fe' tredici de' suoi amici. Andato che fu il detto Papa all'Altare di San Pietro, concedette a tutti quelli, che visitassero l'Altare di San Pietro, cioè quelli che fossero contriti e confessi de' suoi peccati, la remissione de' suoi peccati libera per tutto quel dì. Così m'avesse conceduto grazia Dio tanta, ch'io vi fossi stato." (Chronicon Ariminense, a.a.O., Muratori, RIS, Bd. 25, Sp. 910f.). Schäfer, Urban V., Gregor XI., a.a.O., S. 213 (ebenfalls nicht bei Cornides, a.a.O., S. 84). Baluzius, a.a.O., Bd. 4, S. 134. Schäfer, Urban V., Gregor XI., a.a.O., S. 430 "d. Odoni d.ni Balhoni de Perusio, facto militi per d. vicecomitem Turenne, pro dono speciali per papam sibi facto pro 500 fl. com. 400 fr." (u. S. 448). Ebd., S. 432 (u. S. 463), vgl. auch Karl Heinrich Schäfer: Ergänzende Urkunden zur Geschichte des deutschen Adels im päpstlichen Dienste, in: Römische Quartalschrift 27, 1913, S. 146M58*, S. 152*, wo dieser (?) schon 1372 als miles bezeichnet wird. Vgl. Roberto Abbondanza: Art. "Baglioni, Pandolfo", in: DBI 5, 1963, S. 237-239 (über den Sohn v. Oddone). Della Historia di Bologna Parte Terza del R. P. M. Cherubino Ghirardacci bolognese dell'ordine eremitano di s. Agostino, a c. di Albano Sorbelli, Città di Castello 1912-32 (RIS 2 XXXIII), S. LXXXI.

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lieri machte, wie erstmals gegen Ende des fünfzehnten Jahrhunderts bei dem Historiker Pandolfo Collenuccio zu lesen war, wird wohl immer fraglich bleiben. 67 Möglich war dies selbstverständlich; und selbst wenn bisher Vergleiche noch nicht möglich sind, weil die betreffenden Kammerbücher der Introitus et Exitus noch nicht veröffentlicht sind, muß angenommen werden, daß in den Jahrzehnten des Großen Schismas (1378-1417) die Päpste innerhalb ihrer Oboedienzen bzw. familiae Ritter erhoben. Der von Eugène Müntz gefundene Beleg aus dem Pontifikat des aragonesischen Gegenpapstes Petrus de Luna ("Benedikt XIII.", 1394-1417) von 1405 spricht eine deutliche Sprache. 68 Besonders viele milites aus der Verwandschaft des aus Neapel stammenden Bonifaz IX. (1389-1404) haben sich nachweisen lassen, doch fehlen bisher Hinweise auf päpstliche Ritterweihen und Nobilitierungen durch litterae für dessen Pontifikat, der vielleicht noch mehr als andere auf "landsmannschaftliche Blockbildungen" (A. Esch) vertraute.69 Verschiedene Ausgaben seines Landsmannes Johannes ("XXIII.", 1410-15) anläßlich der weihnachtlichen Einkleidung seines jungen Nepoten Giovanni Cossa (ca. 1400-1476) im Jahre 1412 lassen vermuten, daß es sich dabei um eine Rittererhebung handelte. 70 Zusammenfassend muß jedoch konstatiert werden, daß die Zeremonie der Ritterweihe im vierzehnten Jahrhundert von den Päpsten noch nicht allzu häufig vorgenommen wurde, oder zumindest nur selten mit einem so großem Aufwand zelebriert wurde, daß ihn uns die Quellen überliefert hätten. Einen festen Platz im päpstlichen Zeremoniell hatte sie deshalb, im Unterschied zu den Zeremonien der Verleihung von Goldener Rose und benediziertem Schwert, also noch nicht. Nicht zuletzt gerade dieser Umstand mag die Phantasie so vieler Autoren im vierzehnten oder fünfzehnten Jahrhundert beflügelt haben.

"e quel dì proprio, che fü a Ii 29 d'aprile, entrò in Roma in modo di trionfante con tutto l'esercito suo e con li capitani inimici prigioni, strascinando le loro bandiere per terra con gran letizia di tutta Roma e di papa Urbano, il qual fece nel dì medesimo cavaliere il conte Alberico et messer Galeazzo Pepoli." (Pandolfo Collenuccio: Compendio de le istorie del regno di Napoli, hrsg. v. Alfredo Saviotti, Bari 1929 (Scrittori d'Italia 115), S. 205); noch spätere Legendenbildungen setzten dann hinzu, daß der Papst Alberico da Barbiano auch ein Banner mit den darauf geschriebenen Worten Italia dai barbari liberata geschenkt habe, vgl. jedoch z.B. Luigi Fumi: Notizie officiali sulla battaglia di Marino dell'anno 1379, in: Studi e documenti di storia e diritto 7, 1886, S. 3-11. 68 "1405, 28 février. Martino Pamperati campsori pro uno ense garnito de argento deaurato et serico ab eo empto pro d.no Petro Garcesii militi novo, XXVII fi. curr." (Eugene Müntz: Les epées d'honneur distribuées par les papes pendant les XlVe, XVe, e XVIe siècles, in: Revue de l'art chrétien ser. III, 7, 1889, S. 408-411; ser. IV, 1, S. 281-292; S. 410). 69 Dieser Begriff in: Arnold Esch: Zur Prosopographie von Führungsgruppen im spätmittelalterlichen Rom, in: Bulst, Genet (Hrsgg), Medieval Lives, a.a.O., S. 291-301, S. 294; das Standardwerk ist Arnold Esch: Bonifaz IX. und der Kirchenstaat, Tübingen 1969 (Bibliothek des DHI Rom 29); der Text zweier Familiarenernennungen Bonifaz IX. von 1393 (die nicht wesentlich von denen des 15. Jhts. abweichen): Prof. Verduci F. Maria: Un'ambasceria di Matteo Griffoni a papa Bonifacio IX in inediti documenti vaticani, in: L'Archiginnasio 29, 1934, S. 437-440. ™ Cesare Guasti: Gli avanzi dell'archivio di un pratese, vescovo di Volterra che fu al Concilio di Costanza, in: ASI ser. IV, 13, 1884, S. 20-41, 171-209, 313-372, S. 318ff.; zu Giovanni Cossa vgl. Franca Petrucci: Art. "C., G." in: DBI 30, 1984, S. 89-93.

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2. Humanismus und päpstliche Ritterweihen von Martin V. bis Pius II. (1417-1464) Festzustellen, wer im frühen fünfzehnten Jahrhundert zu den päpstlichen milites gehörte, ist auch ein methodologisches Problem. Eine eigentliche Aufgabe im Rahmen des kurialen Hofstaates oder eine korporative Organisation wie noch zu Beginn des vierzehnten Jahrhunderts besaßen sie nicht mehr. Die militia hatte sich an der Kurie, parallel zur Entwicklung an anderen europäischen Höfen, zu einer gratia, einem honor gewandelt, die eine besondere Wertschätzung oder Dankbarkeit seitens des Promovierenden (des Papstes) ausdrückte. Eine solche gratia ließ sich aber vom Papst nicht einfach erbitten.71 Man konnte zwar mündlich um den Podestäposten in einer der größeren Kirchenstaatskommunen bitten (was ja auch geschah), doch kaum um die Erteilung der Ritterwürde, von einer schriftlichen Eingabe (Supplik) ganz zu schweigen. 72 Zu solchen oder hierzu vergleichbaren Vorgängen kam es erst ab der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts, auch wenn jedoch die Ritterwürde selbst nie der Grund einer schriftlichen Supplik war. 73 Einige methodische Vorbemerkungen zu den im folgenden ausgewerteten Quellen des Vatikanischen Archivs für die Pontifikate von Martin V. bis Pius II. (1417-1464) sind hier angebracht.74 Der Pontifikat von Pius II. (1458-64) ist nicht nur aufgrund seines

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' Vgl. z.B. Walter Ullmann: Individuum und Gesellschaft im Mittelalter, Göttingen 1974 (engl. Orig. 1966), S. 26f.: "Man braucht Worte wie dignitas, honor, gratia, beneßcium, salus usw., mit denen amtliche, halbamtliche und literarische Schriften angefüllt waren, nur genauer anzusehen und richtig zu analysieren, um ihren theozentrisehen Hintergrund zu erkennen. Sie waren nicht einfach bombastische oder frömmelnde oder naive Ausdrücke, sondern Begriffe, mit denen man die tiefgründige paulinische Lehre in weltliche Über- und Unterordnungsverhältnisse übersetzte - oder vielleicht sollte ich besser sagen: zu übersetzten versuchte. Niemand darf eine Ehrung fordern, niemand hat ein Anrecht auf Wohltaten usw." 72 Vgl. die Dimanda al papa facta a boccha per intercedere una podesiaria in einem Redenformular, das um 1464 in Bologna entstand, BAV, MS Reg. lat. 1398, fol. 39v./40r. (vgl. dazu Kristeller, Iter Italicum, a.a.O., Bd. 2, S. 408). 73 Vgl. z.B. die Supplik des Hofastrologen des Federico da Montefeltro, Saul aus Speyer, der sich motu proprio zum nobilis machen ließ; der Text der Urkunde weicht dabei nicht von denen in den Vatikanregistern ab (ASV, Reg. Suppl. 677, fol. 92r./v., marg.: Creatio in nobilitfate)), ein ganz ähnlicher Fall wohl auch: Jürgen Petersohn: Ein Diplomat des Quattrocento. Angelo Geraldini (1422-1486), Tübingen 1985 (Bibliothek des DHI Rom 62), S. 36, n. 85; die dazugehörige Urkunde dann in der Formelsammlung BAV, MS Barb. lat. 2849, fol. 55r., wo motu proprio Mattheus Angeli de Geraldini aus Amelia zum Pfalzgrafen ernannt wird (zum MS vgl. Repertorium Germanicum VI. Verzeichnis der in den Registern und Kameralakten Nikolaus V. vorkommenden Personen, Kirchen und Orte des Deutschen Reiches, seiner Diözesen und Territorien 1447-1455. Bearbeitet von Josef Friedrich Abert ( t ) und Walter Deeters, Tübingen 1985, S. XL); sowie in ASV, Reg. Vat. 456, fol. 94v./95r. wo eine längere Urkunde vorliegt (beide Angaben nicht bei Petersohn, Diplomat, a.a.O.). 74 Die immense Lit. zur Benützung der Bestände des Vatikanischen Archivs (sowie woanders gelandeter Archivalien) und zur Papstdiplomatik kann hier selbstverständlich nicht vorgestellt werden; populäre Zusammenfassungen bieten Karl August Fink: Das Vatikanische Archiv. Einführung in die Bestände und ihre Erforschung unter besonderer Berücksichtigung der deutschen Geschichte, Roma 1943, 21951; Leonard E. Boyle, O.P.: A Survey of the Vatican Archives and of its Medieval Holdings, Toronto 1972; wichtig auch die verschiedenen Bände der Sussidi per la consultazione dell'Archivio Vaticano, hrsg. v.

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einzigartigen Krönungsordos (s.o. Anm. III, 25), in dem eine Massenritterweihe nach kaiserlichen Vorbild den Krönungsakt beschließen sollte, sondern auch als Beispiel des humanistischen "Renaissancepapsttums" zum hier interessierenden Thema der militia ein gewisser Höhe- und Endpunkt. 75 Dabei sollen in diesem Kapitel nicht die einzelnen Pontifikate (mit der sie betreffenden Sekundärliteratur) selbst in das Zentrum der Betrachtung gerückt werden, sondern nur die Quellen, aus denen die Nachrichten zu den einzelnen päpstlichen Rittererhebungen beigebracht werden können. Die Notwendigkeit einer Beschränkung auf wenige Pontifikate ist schon durch die schiere Menge des vorhandenen archivalischen Materials gegeben. Als wichtigste Quelle standen von Anfang an die Vatikanregister fest, stammen doch all die bisher bekannten sog. litterae militiae aus dieser Registerserie, und zwar ebenso aus den sog. Secret., De curia, als auch aus den Officiorum-Bänden.76 Die ganze Überlieferung der Camera Apostolica konnte selbstverständlich nicht vollständig bearbeitet werden; dies gilt insbesondere für die Serie der Introitus et Exitus, die nur zu Stichproben herangezogen wurde. Das gleiche gilt für die Überlieferung der Kanzlei, d.h. vor allem die Serie der Lateransowie der Supplikenregister, in denen sich kein Material zu dem hier interessierenden Problem erwarten ließ. 77 Eine Vollständigkeit aller verfügbaren Quellen sollte und konnte hier jedoch nicht angestrebt werden. Es kann nicht überraschen, daß das Problem des honor militiae im päpstlichen Umfeld auch in neueren prosopographischen Studien nicht untersucht wurde, gibt es doch hierfür keine systematisch zuständige vatikanische Quelle. 78 So wurden selbst in den seit Martin V. (1417-31) von der Apostolischen Kammer vor allein für die Ernennungen für

der Direzione e degli archivisti, Bd. 1, Città del Vaticano 1926 (Studi e Testi 45); Bd. 2 hrsg. v. Bruno Katterbach OFM, 1931 (Studi e Testi 55); Bd. 3 hrsg. v Angelo Mercati, 1947 (Studi e Testi 134). Hierzu eine typische Illustration in einer von Pius II ob ihrer Wichtigkeit gleich zweimal erzählten Anekdote (in der Cosmogiaphia und den Commentarli): als der Papst im Juli 1461 mit dem Herzog von Urbino Federico da Montefeltro nach Tivoli ritt, hätten sie ausführlich die Frage besprochen, in welchen Termini Homer (beide konnten allerdings kein Griechisch) und Vergil die sie begleitende militärische Eskorte und deren Ausrüstung beschrieben hätten, vgl. Nicola Casella: Pio II tra geografìa e storia: La Cosmographia, in: ASRSP 95, 1972, S 35-112, S.43f. 76 Vgl. Martino Giusti: Inventario dei registri vaticani, Città del Vaticano 1981 (Collectanea Archivi Vaticani 8), S. 88-118 zu den hier durchgearbeiteten Reg. Vat. 348 bis Reg Vat. 523, daß eine solch vollständige Durchsicht (leider) notwendig war, wird aus den einzelnen Bandnummern der betreffenden Vatikanregister deutlich werden, deren jeweilige Charakterisierung im Quellenanhang in eckigen Klammern zu finden ist. TI Damit sollte gleichzeitig klar sein, daß dieser "prosopographische Versuch", der sich vor allem auf päpstliche Ritterernennungen und nicht päpstliche mililes konzentriert, kein Repertorium militum sein kann; zu der Überlieferung der Lateran- sowie der Supplikenregister vgl. die verschiedenen Bände des Repertorium Germanicum, hrsg v DHI in Rom 78 Keine Beachtung z.B. bei Walter von Hofmann: Forschungen zur Geschichte der kurialen Behörden vom Schisma bis zur Reformation, 2 Bde., Rom 1914 (Bibliothek des Kgl. Preussischen Historischen Instituts in Rom 12, 13), ad indicenr, zuletzt Peter Partner: The Pope's Men The Papal Civil Service in the Renaissance, Oxford 1990 (mit Lit ; vgl die Rez. v P Rabikauskas S.J in: Archivum Historiae Pontificae 29, 1991, S. 367-369).

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Kirchenstaatsämter geführten Libri ofßcialium die Ernennungen v o n milites s c h i e d z u m A m t der scutiferi honoris) nicht f e s t g e h a l t e n . 7 9

135 ( i m Unter-

A u c h in d e n Formelbüchern der A p o s t o l i s c h e n K a m m e r k o m m e n T e x t b e i s p i e l e für creatio militis, litterae nobilitacionis etc. bis w e i t in das f ü n f z e h n t e Jahrhundert höchst selten vor, o b w o h l s o l c h e T e x t k o n z e p t e (z.B. aus der kaiserlichen K a n z l e i ) w o h l b e k a n n t gewesen sein müssen.80 A l s B e i s p i e l läßt sich das aus d e m Pontifikat N i k o l a u s V. ( 1 4 4 7 - 1 4 5 5 ) s t a m m e n d e F o r m e l b u c h Arm.(arium) LIII, 8 im Vatikanischen Archiv herausgreifen: 8 1 dort findet sich a u f fol. 47r. die nobilitacio eines Jacobus Juliani de G[u]alteriis mit s e i n e n z w e i S ö h n e n aus Castro B o l o g n e s e bei Imola durch Papst Johannes (XXIII.), s o w i e a u f fol. 47r./v. eine Konstanzer Urkunde aus d e m ersten Pontifikatsjahr Martins V. m i t der Überschrift Nobilitatur quis non nobilis für den aus A v i g n o n s t a m m e n d e n legum doctor A n t o i n e Viron, durch die er den status nobilium erhalten sollte: als B e g r ü n d u n g dieser N o b i l i t i e r u n g wird der Grundsatz angeführt, quod scientia suum nobilitai possessoremß2 Weiter finden s i c h in der Handschrift v e r s c h i e d e n e Ernennungen z u m familiaris, scutifer honoris, oder auch z u m magister stabuli (fol. 72v.: der florentinische miles M i c h a e l de Castellanis, der später Martins V. Statthalter in der Grafschaft V e n a i s s i n wurde). A u f fol. 1 9 0 v . - 1 9 1 v . findet sich gar die Copia privilegii poetizationis [!] et lauree domini Francisci Petrarce poete fiorentini,83 d o c h tauchen in dieser Formularsammlung keine Ritter-, Pfalzgraf- oder Doktorernennungen auf. D i e s l i e ß e sich für die Mehrzahl der aus 79

Francois-Charles Uginet (Hrsg.): Le Liber ofßcialium de Martin V, Roma 1975 (Ministero per i beni culturali e ambientali. Pubblicazioni degli Archivi di Stato. Fonti e sussidi 7), (ist Edition von: ASR, Fondo Camerale I, 1711); bis zum Pontifikat Clemens VII. besteht diese Serie aus den Bänden in ASR, Fondo Camerale I, 1711-1718: in keinem der Libri officialium werden /w/V/Zes-Ernennungen festgehalten, in Cam. I, 1718, fol. 37r., jedoch immerhin ein paar milites S. Petri von 1523, was ein käufliches Amt war. so Vgl. z.B. Tommaso Leccisotti: Un formulario della cancelleria cassinese nei secoli XIV-XV, in: Bullettino dell'Archivio Paleografico Italiano n. s. 2/3, 1956/7, parte 2, S. 33-37, S. 37, wo die Littera nobilitacionis alicuius cum immunitatibus nobilium (abbas facit nobiles p. 237) zitiert wird; dieses Formular stammt wohl von einem der Äbte von Montecassino aus der Familie Tomacelli (Enrico: 1396-1413; Pirro: 1414-1442, vgl. auch Esch, Bonifaz IX., S. 19); außer der mailändischen Kanzlei (s. Anm. III, 286) gaben z.B. auch die von Neapel und Urbino "Nobilitierungsurkunden" aus, vgl. die litterae des Oddantonio da Montefeltro für den miles Angelo de' Galli, 23. 6. 1443: "ac nobilitatis decoro cingulo liberaliter insignimus, te numero aliorum nobilium aggregantes, volentes et mandantes te et tuos filios et descendentes de caetero nobiles esse et inter nobiles numerari et describi te et tuos, (. ..)" (Gino Franceschini: Notizie su Oddantonio da Montefeltro primo duca d'Urbino (20 febbraio 1443-22 luglio 1444), in: Atti e memorie della Deputazione di Storia Patria per le Marche ser. VII, 1, 1946, S 83-108, S. 108). 81 Vgl. zu diesem MS: Repertorium Germanicum VI, a.a.O., S. XXXVIII. Diese, wie auch verschiedene andere aus dem Pontifikat Martins V. stammende litterae sind in den Vatikanregistern nicht überliefert; die Viron betreffende Urkunde wurde mit Varianten (nach der Handschrift Roma, Biblioteca Angelica, MS 1426, fol. 107v.-108v.) ediert von Marc Dykmans S.J.: D'Avignon à Rome: Martin V et le cortège apostolique, in: Bulletin de l'Institut Beige de Rome 39, 1968, S. 203-309, S.267fF, vgl. S. 221. 83 Vgl. Mertens, Petrarcas Privilegium, a.a.O., S. 234f., wo dieses MS nicht erwähnt ist. Das Problem päpstlicher Dichterkrönungen, auf das schon Vittorio Cian in seiner Rez. zu Ludwig von Pastors "Geschichte der Päpste" hinwies (in: GSLI 29, 1897, S. 403ff., S. 450f.) kann hier nicht weiter verfolgt werden; so viel sei gesagt, daß bis einschließlich Pius II. (und wohl auch im ganzen 15. Jht.) darüber keine, in den Vatikanregistern nachzuweisende litterae ausgestellt wurden.

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der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts stammenden Formelbücher aus der Apostolischen Kammer bestätigen. Unter welchen Umständen kam es seit Martin V. zu solchen "Standeserhöhungen", wie sie 1418 für den genannten Rechtsgelehrten aus Avignon und Franceschino de' Ricci aus Asti belegt sind? 84 Daß dieser Papst bald nach seiner Wahl auf dem Konstanzer Konzil den Botschafter des Grafen Guidantonio da Montefeltro von Urbino (der 1420 die Goldene Rose erhielt) zum Ritter machte, kann nur aufgrund von Indizien vermutet werden. 85 Ein wesentlich anschaulicheres Beispiel bringt der Chronist von Forlì, Giovanni di maestro Pedrino: als am 18. Februar 1419 Martin V. auf seinem Zug von Konstanz nach Rom nach Forlì kam und vor seinem ingressus bei der Familie Romagnoli logierte, wollte er diese dankeshalber zu nobili erheben, und von allen städtischen Steuern befreien. Da jedoch die Romagnoli die päpstlichen Bulle nicht bezahlen wollten, und sich auch sonst nicht gerade "diskret" benahmen, entzog ihnen der Papst seine grafia, und die Romagnoli verharrten im gleichen "Stand" wie zuvor, was der Chronist nicht ohne Schadenfreude anmerkte.86 Die einzige in den Vatikanregistern belegte Rittererhebung Martins V. stammt aus dem Jahr 1421 und betraf einen Venezianer. Den politischen Hintergrund dazu lieferte der ausgedehnte Streit zwischen der Stadt Venedig und dem Patriarchen von Aquileia, Ludwig von Teck, um das Friaul, das die Venezianer als eine rechtmäßig zu ihnen gehörige Patria Friulana 1420 besetzt hatten.87 Doch waren die Rechts- und Gebietsansprüche von Tecks eindeutig begründeter Natur, auch wenn dahinter stets die Ansprüche des Reiches und des Königs von Ungarn, vertreten durch König Sigismund, standen. TrotzDykmans, D'Avignon, a.a.O., S. 222, 267ff. Im Interesse einer exakten Terminologie soll dieser Begriff nur dann verwendet werden, wenn in der Urkunde tatsächlich ein veränderter status des Betreffenden (bzw. auch seiner Nachkommen) erwähnt wird; ansonsten soll an der besseren Form "Rangerhöhung" festgehalten werden. ss Zur Verleihung der Goldenen Rose vgl. Cornides, a.a.O., S. 90f.; zur Botschaft: Cronaca di ser Guerriero da Gubbio dall'anno MCCCL all'anno MCCCCLXXII, a c. di Giuseppe Mazzatinti, Città di Castello 1902 (RIS 2 XXI, 4), S. 40: "A dì XV de dicembre [1417, L.B.] partì da Urbino M.ro Gabriello da Spoleti de Pordene di Predicatori, mes. Andrea di Paltroni, ser Luca da Ugubio, da poi facto cavaliere, mandati per lo signore conte Guido ambasciadori a papa Martino "; vgl. Ludovico Frati: Papa Martino V e il Diario di Cambio Cantelmi, in: ASI ser. V, 48, 1911, S. 117-136, S. 121: in Genf war Luca da Gubbio im Juli 1418 chavaliero\ vgl. auch Peter Partner: The Papal State under Martin V. The administration and government of the temporal power in the early fifìeenth Century, London 1958, S. 47, 191. 86 Natürlich hätten die Romagnoli die theoretische Möglichkeit besessen, sich ihre "Standeserhöhung" auch später in einem notariellen Zeugenprozeß bestätigen zu lassen; der Wortlaut bei Giovanni di m° Pedrino depintore, a.a.O., Bd. 1, S. 58f.: Martin V. "intro in Forlì per la porta de Sciavania. Prima smontò in caxa d'una famigla chiamadi Romagnuoli, fùora de la porta. A quigli fè grazia de nobili da ogne gravezza reale e personale, ma loro per avarizia de la bolla lassono e non fonno discrete: romaxe corno prima "; dort auch S. 60 das einzigartige Beispiel einer "thaumaturgischen" Handlung des Papstes, der zu dem gichtkranken Giorgio Ordelaffi gesagt haben soll: "Così te posso io fare sano del corpo corno posso de l'anima." 87 Pier Silverio Leicht: Il tramonto dello stato patriarcale e la lotta delle parti in Friuli durante la tregua 1413-1418, in: Miscellanea Pio Paschini. Studi di storia ecclesiastica, 2 Bde., Roma 1959, Bd. 2, S. 83108; Giulio Silano: Episcopal Elections and the Apostolic See. The Case of Aquileia, in: Diritto e potere nella storia europea. Atti in onore di Bruno Paradisi, 2 Bde., Firenze 1982 (Quarto Congresso Internazionale della Società Italiana di Storia del Diritto), Bd. 1, S. 163-194.

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dem gelang es bereits im Sommer 1421 einer venezianischen Botschaft, geführt durch Fantino Dandolo und Niccolò Zorzi, vom Papst die Anerkennung des Status quo dadurch zu erreichen, daß laut Vereinbarung von nun an einem päpstlichen Administrator in spiritualibus jährlich 3000 von den 4000 Dukaten an "temporalen" Einkünften im Friaul abgetreten werden sollten. 88 Zum Abschluß der Verhandlungen meinte Martin V., wegen dessen virtutes einen der beiden Verhandlungsführer besonders belohnen zu sollen. Die in Tivoli am 29. Juni 1421 gegebene Urkunde für Niccolò Zorzi beschreibt, wie Martin V. ihn am selben Tag, dem Fest der Heiligen Peter und Paul, im Verlaufe der Papstmesse und im Beisein der Kardinäle zum Ritter erhob (Anh. 1). Drei Aspekte verdienen im Zusammenhang mit dieser Rittererhebung besonders hervorgehoben zu werden. Zunächst ist die Frage nach dem die litterae redigierenden Sekretär zu stellen: Die Marginalnotiz "Cencius" am linken oberen Rand weist darauf hin, daß niemand anderes als der Humanist und päpstliche Sekretär Cencio de' Rustici aus Rom (1380/90-1445) die Urkunde verfaßte. 8 9 Germano Gualdo hat zuletzt in einem wichtigen Aufsatz das Augenmerk auf die humanistischen Verfasser päpstlicher Bullen im fünfzehnten Jahrhundert und die in den von ihnen verfaßten Urkunden ausgedrückten valori culturali gelenkt. Dabei fiel Rustici eine wichtige Rolle zu. 9 0 Wie bereits in der oben erwähnten Nobilitierung von 1418 (scientia suum nobilitai possessorem), glaubt man auch in mancher Formulierung der Ritterernennung Zorzis den humanistischen Einfluß herauszuhören, selbst wenn die Urkunde noch kein Kabinettstück humanistischer Latinität bildete. 91 Dies sollte sich jedoch im Fall der litterae militiae in den folgenden Jahrzehnten ändern. Der zweite hier herauszustellende Aspekt betrifft die Schilderung des Aktes selbst und den in ihm ausgedrückten politischen Sinn. Nachdem Zorzi laut der Urkunde den Treueid, das debite fidelitatis iuramentum, in die Hände des Papstes geschworen hatte (das von nun an in fast allen litterae militiae erwähnt wird), 92 fand die Ritterweihe in der Präsenz der Kardinäle statt, während Martin V. in den Pontifikalien thronte, ensemque tibi [seil. Zorzi, L.B.] milicie exhibentes. Von der zeremoniellen Mitwirkung von Laien ss John Law: Venice and the Problem of Sovereignty in the Patria del Friuli, 1421, in: Denley, Elam (Hrsgg.), Florence and Italy, a.a.O., S. 135-147, hat dies mustergültig analysiert. 89 Vgl. Paul Oskar Kristeller: Un opuscolo sconosciuto di Cencio de' Rustici dedicato a Bornio da Sala: la tradizione del dialogo De virtute attribuito a Platone, in: ders.: Studies in Renaissance Thought and Letters II, Roma 1985 (Storia e letteratura 166), S. 239-257 (zuerst 1981; mit Lit ). 90 Germano Gualdo: Umanesimo e segretari apostolici all'inizio del Quattrocento. Alcuni casi esemplari, in: ders. (Hrsg.): Cancelleria e cultura nel Medio Evo. Communicazioni presentate nelle giornate di studio della commissione, Stoccarda, 29-30 agosto 1985 - XVI Congresso Internazionale di Scienze Storiche), Città del Vaticano 1990, S. 307-318, S. 309, 312. " Als solches wird dagegen Cencius' Text der Ernennung Antonio Loschis zum civis romanus vom 22. 3. 1422 angesehen, vgl. Concetta Bianca: Dopo Costanza: Classici e umanisti, in: Maria Chiabò, Giusi D'Alessandro, Paolo Picentini, Concetta Ranieri (Hrsgg.): Alle origini della nuova Roma. Martino V (1417-1431), Roma 1992 (Istituto Storico Italiano per il Medio Evo. Nuovi studi storici 20), S. 85-110, S. 86f., 108. Über den genauen Wortlaut dieses Treueides (der vielleicht mit dem eigentlichen Rittereid kombiniert wurde), gibt es nur unvollständige Nachrichten, weshalb im Folgenden gerade auf den Wortlaut der litterae geachtet werden muß; zur Form des kirchenstaatlichen Treu- und Amtseides um 1389 (nach ASV, Div. Cam. 1, fol. 42v.-43r.) vgl. Bernhard Schimmelpfennig: Der Papst als Territorialherr im 15. Jahrhundert, in: Seibt, Eberhardt (Hrsgg ), Europa 1500, a.a.O., S. 84-95, S. 84.

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ist nichts gesagt. Die Aussage der litterae, daß Zorzi in den Kreis der ceteri milites Lateranensis palacii eingegliedert werden solle, muß als ein typischer, bereits aus der kaiserlichen Kanzlei Karls IV. bekannter Topos (s.o.) bezeichnet werden, der keine echte Entsprechung in einem so bezeichneten Kollegium fand, doch auf die Bedeutung des Lateranpalastes in der Konstantinischen Schenkung anspielte. Ebenso auffallend ist jedoch auch der Wortlaut, daß Zorzi all jene Ritterprivilegien erhalte, die "programmatisch" die anderen milites genießen werden dürfen (poterunt) und der Verweis auf die nahe Zukunft (in futuris), so als habe sich hiermit ein wirkliches Projekt Martins V. verknüpft - doch wird von nun an an dieser Stelle in den Urkunden meist potuerunt stehen. Aus chronikalischen Quellen hat John Law weitere Einzelheiten über diese Rittererhebung beigebracht, darunter auch die Nachricht, daß Martin V. Zorzi mit einem Ring im Wert von 600 Dukaten beschenkt haben soll. 93 Die eminent politische Bedeutung dieses Aktes geht jedoch vor allem aus der Wahl des Ortes und des Datums hervor. Denn es war genau in Tivoli, wo am Feiertag St. Peter und Paul zweihundertsechsundsiebzig Jahre zuvor Kaiser Friedrich Barbarossa und Papst Hadrian IV. nach der römischen Kaiserkrönung eine gemeinsame Messe unter freiem Himmel gefeiert hatten, und Barbarossa dem Papst die Stadt Tivoli geschenkt hatte (1155). Dieses Ereignis wertete die Kurie als einen der Konstantinischen Schenkung vergleichbaren und parallelen Akt, weshalb schon um 1200 in der Kirche San Silvestro in Tivoli ein Freskenzyklus mit der Konstantinslegende gemalt wurde. 94 Das Fest St. Peter und Paul war schließlich der Tag, an dem traditionellerweise die kirchenstaatlichen und päpstlichen Lehnsleute zur jährlichen Kurie zusammenfanden, um ihren Lehnszins zu erbieten, was wohl in diesem ersten Jahr der Rückkehr der Kurie nach Rom wieder eingeführt werden sollte. 95 Leider geht weder aus Zorzis litterae, noch aus anderen Quellen hervor, in welcher Kirche von Tivoli an diesem hohen Kirchenfest die Messe und damit Zorzis Ritterweihe intra missarum solemnia stattfand; doch scheint schon aus Platzgründen der von San Silvestro nur wenige hundert Meter entfernte Dom San Lorenzo der geeignetere Ort gewesen zu sein. Der dritte hier anzusprechende Aspekt betrifft die "prosopographische" Frage: warum läßt sich in den Vatikanregistern Martins V. ausgerechnet die Zorzi betreffende Ritterernennung nachweisen, der weder an dessen dringendsten Problem, der Neuorganisation 93 Law, a.a.O., S. 147. Vincenzo Aiello: Aspetti del mito di Costantino in occidente: dalla celebrazione agiografica all'esaltazione epica, in: Annali della Facoltà di Lettere e Filosofia (Università di Macerata) 21, 1988, S. 87-116, S. 99; ganz allgemein auch Hans Martin Schaller: Der heilige Tag als Termin mittelalterlicher Staatsakte, in: D A 30, 1974, S. 1-24. 95 Über die Feiern am 29. Juni 1419 ("Fuvi il signore di Camerino e di Piombino, ed el figliuolo del signore di Lucca e altri cavalieri e baroni") und 1420 in Florenz s. Bartolomeo del Corazza: Diario Fiorentino (1405-1439), a c. di Roberta Gentile, Anzio 1991 (Biblioteca Toscana di Storia e Letteratura 1), S. 56, 61; vgl. auch John W. O'Malley: Praise and Blame in Renaissance Rome. Rhetoric, Doctrine, and Reform in the Sacred Orators o f the Papal Court, c. 1450-1521, Durham, N . Carol. 1979 ((Duke M o n o graphs in Medieval and Renaissance Studies 3), S. 14: bis Nikolaus V. wurde St. Peter und Paul in Gegenwart des Papstes mit einer Predigt gefeiert, ab dem Ende des 15. Jhts. nicht mehr; durchaus möglich ist, daß bei der Ritterweihe Zorzis die in der Konstantinischen Schenkung behauptete päpstliche Lehnshoheit über Inseln in der dalmatinischen Frage (zur Neubelehnung von Korcula s.u. Anm. III, 100) eine Rolle spielte.

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des Kirchenstaates mitwirkte, noch sonst engere, soweit dies heute belegbar wäre, Kurienkontakte besaß? Zorzi entstammte einer der ältesten Venezianer Patrizierfamilien, die schon im dreizehnten Jahrhundert eine wichtige Rolle in der Serenissima spielte und eigenen mittelmeerischen Besitz verwaltete. 9 6 Auch in Dalmatien war die Familie begütert, wo sie bis in das vierzehnte Jahrhundert die zur Grafschaft erhobene adriatische Insel Koriula südlich von Split besaß. Fantino Zorzi, der 1378 Podestà von Florenz (wo er zum kommunalen miles erhoben wurde) 9 7 und 1380 von Perugia gewesen war, 9 8 war wegen des 1358 verlorenen Besitzes noch 1381 beim ungarischen König Ludwig I. aus der Anjoudynastie vorstellig geworden. 9 9 Doch entsprechende Rekuperationshoffnungen verzögerten sich auch noch unter König Sigismund: erst 1420 nahm Venedig die Insel wieder in Besitz. 1 0 0 Auch Niccolò Zorzi war ein erfahrener Diplomat: bereits 1414 war er als venezianischer Botschafter zu König Ladislaus von Anjou-Durazzo nach Neapel gereist; 101 in einer erneuten Mission nach Neapel im Anschluß an seine päpstliche Ritterweihe im Herbst 1421 wurden ihm die Weisungen der Serenissima über den Kardinal Pietro Donato übermittelt. 1 0 2 Es ist sehr wahrscheinlich, daß Zorzi auf diesen Gesandtschaften seine familiären Interessen mit denen der Seerepublik verband. Während für seinen Kollegen, den Doktor der beiden Rechte und späteren Bischof Fantino Dandolo (1379-1459) die römische Mission 1421 den Auftakt zu einer zehn Jahre später begonnenen erfolgreichen Kurienkarriere bildete, 1 0 3 scheint Zorzi in venezianischen Diensten geblieben zu sein; noch 1423 schätzte der florentinische Botschafter in Rom Rinaldo degli Albizzi die Gespräche mit misser Niccolò Giorgio.104 Besaß Niccolò Zorzis Ritterweihe 1421 also einen dezidiert strategisch-außenpolitischen Akzent, so gehörten im Pontifikat Martins V. Ritterweihen auch zu den Mitteln der inneren Kirchenstaatspolitik. So erhob der Erzbischof von Bologna zu Ostern 1424 in Bologna nach einer innerstädtischen Pazifikation eines der Parteihäupter zum Ritter;

%

Lit bei Oliver B e r g g ö t z Der Bericht des Marsilio Zorzi C o d e x Querini-Stampalia IV 3 (1064)), Frankfurt/M., Bern, N e w York, Paris 1991 (Kieler W e r k s t ü c k e C, 2), S. 76-80. " Salvemini, La dignità, a.a.O., S 4 4 9 f , A 56 '» Alberto Grohmann: Città e territorio tra M e d i o e v o ed età moderna (Perugia, secc XIII-XVI), 2 Bde., Perugia 1981, Bd 1, S 319, n 99 Vittorio Lazzarini: Marsilio Zorzi conte di Curzola e Maleda, in: Archivio V e n e t o ser. VI, 30, 1942, S. 85-103 (die Schrift Vincenzo Zanetti: La patrizia famiglia Zorzi, Venezia 1871, per nozze Zorzi-Fiorasi, war mir leider nicht zugänglich) io« Vgl. Z Rapanic: Art "Koriula" in: L d M 5, 1991, Sp 1444f; u m 1420 e r h o f f t e sich auch P o g g i o Bracciolini vom Einfluß (desselben' 1 ) Fantino Zorzi an der Kurie eine Stelle, vgl. Ernst Walser. P o g g i u s Flor e n t i u s Leben und Werke, Leipzig, Berlin 1914 (Beiträge zur Kulturgeschichte des Mittelalters und der Renaissance 14), S 75 101 Alessandro Cutolo: Re Ladislao d'Angiò Durazzo, Napoli 2 1968, S 478, n. 166; der K ö n i g verkaufte 1409 an Venedig g r o ß e Ländereien und verlieh verschiedentlich Lehen in Dalmatien (S. 138, n. 178, passim) 102 Karl August Fink: Martin V und Aragon, Berlin 1938 (Historische Studien 340), S. 83, 156ff. 'i« Tommasini, Documenti, a.a.O., S. 102.

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Dieses Dokument ist bisher den Forschern verborgen geblieben und stammt nicht aus den Vatikanregistern, sondern aus der Serie der Diversa Cameralia (Anh. 2). 1 1 5 Ursprünglich sollte diese Urkunde den Empfänger 15 (?) Florin kosten, wurde dann jedoch kostenlos ausgestellt. Darin wird bestätigt, daß Papst Martin V. Porcari am 10. August (also fast sechs Wochen nach dessen Amtsantritt in Florenz!) in der Kapelle des päpstlichen Palastes (bezeichnet als palatium apostolicum) bei der Kirche Santi Apostoli in Rom im Beisein vieler Kardinäle, Prälaten und Laien zum Ritter kreierte, was (solange dies keine gewaltige Übertreibung war!), auf eine äußerst geräumige Palastkapelle schließen ließe. 1 1 6 Um die Legitimität des Aktes zu unterstreichen, wurden in dieser littera testimonialis auch die zwei milites genannt, die bei der Zeremonie assistierten und den knieenden Porcari mit den militärischen Insignien schmückten (,gladio, calcaribus aureis et aliis insigrtiis militaribus).ul Der erstgenannte, Graf Perdicassobarile von Monte Odorisio (aus unerfindlichen Gründen schrieb der kopierende Notar Monte Sodornas) war ein aus den östlichen, zum Königreich Neapel gehörenden Abruzzen stammender Ritter mit einer höchst wechselhaften militärischen Karriere; 118 der zweitgenannte, dominus (Giovan) Battista Capodiferro (nicht Capodiforro, wie in der Kopie wiederum fälschlich zu lesen ist) war ein vornehmer römischer Bürger (f ca. 1435). Er amtierte 1422 als Podestà in Siena, für Martin V. 1424/5 ein ganzes Jahr als Podestà von Bologna sowie 1428/9 als Podestà in Perugia - womöglich hatte auch er seine Ritterwürde von Martin V. erhalten. 119 Die bewußte Kombination eines landsässigen Feudal115

Über Guidalotti und dessen Nachfolger Oddo de Varris vgl. z.B. Paul Maria Baumgarten: Oddo Potii de Varris de Genazzano, päpstlicher Schatzmeister, und sein Notar Laurentius Dominici de Roteliis, in: HJb 31, 1910, S. 771-786, S. 775f. Ii« Zu dem päpstlichen Palast vgl. Lorenzo Finocchi Ghersi: Le residenze dei Colonna ai Santi Apostoli, in: Chiabò et al. (Hrsgg), Alle origini, a.a.O., S. 61-75, wo von einer Palastkapelle keine Rede ist: ist darunter die alte Basilika Santi Apostoli selbst zu verstehen? Schon 1421 wurde in der "Palastkapelle" dem Papst ein Treueid geleistet, s. Fink, Martin V., a.a.O., S. 71 mit Verweis auf ASV, Arm. XXIX, 14, fol. 63v-65v. i f Daneben stellt die Urkunde auch den tendenziösen Bericht richtig, den 1453 der Konsistorialadvokat Andrea di Santacroce über Porcaris Ritterwürde gab: "Stephanus de Porcariis optimis ex equestri ordine Romae ortus parentibus, pauperibus tarnen, nutritus est in eius pubescente aetate apud Matheum de Bardis Florentinum mercatorem Martini papae quinti tempore. (...) Per Martinum pontificem mercator hic, cuius familiarissimus erat, operam dedit iam pubescentem hunc iuvenem ad militiam promovere ac erogato sumptu duorum milium ducatorum aut ultra, ornatum vestibus, equis ac militari apparatu ut Burgundiam iret persuasit, quod iuvenis hic, in vanitate nutritus, de progressu non cogitans, fecit." (Miglio, Viva la libertà, a.a.O., S. 425f ). Während ein Einfluß Bardis bei Porcaris Ritterweihe nicht schlichtweg abgestritten werden kann, ist der Grund dafür eben in Porcaris florentiner Amt zu suchen; auch der Aufwand von 2000 Dukaten (Zorzi hatte in einem ungleich wichtigeren Fall als Geschenk ein Kleinod im Werte von ca. 600 Dukaten erhalten!) erscheint zu hoch gegriffen, wenn Martin V. für diese Geschenke selbst aufgekommen sein soll. HS Cutolo, Re Ladislao, a.a.O., S. 139, n. 92; 237, n. 73; 256, 405, 454, 479, n. 182 (domino Perdicasso Barrile, cornile montisodorisii), möglicherweise war er der Sohn jenes Vizekönigs von Abruzzo und Graf von Monteodorisio Cecco di Vanni da Senna (f 1409), den schon Scipione Ammirato als ehemaligen Bürger von Florenz identifizierte, Scipione Ammirato: Istorie fiorentine, ridotte a miglior lezione da F. Ranalli, 6 Bde., Firenze 1846-49, Bd. 4, S. 81f. Iis ASV, Reg. Vat. 349, fol. 272r.; ASV, Div. Cam. 8, fol. 28 (iuramentum v. 15. 10. 1423), 117 (salvusconductus), 189; Div. Cam. 11, fol. 172r. (Mai 1428 Podestà von Perugia: passus); er amtierte bis 1429 als Podestà von Perugia, wo er als Geschenk einen Helm und einen Silbergreifen (das kommu-

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herren mit einem Stadtbürger als "Assistenten" bei päpstlichen Ritterweihen sollte Tradition bilden; im Verlauf der vorliegenden Untersuchung wird sich dieser Zweiklang noch häufiger einstellen. Als Porcari nach Ablauf seiner zweiten Amtszeit nach Rom zurückkehrte, hielt er vor Martin V. eine Ansprache, in der er ihm ganz offensichtlich auch für die Verleihung der militia dankte. 120 In den folgenden Jahren bekleidete er wiederholt weltliche Kirchenstaatsämter. Auch sein Bruder, der doctor legum Mariano Porcari konnte sich unter Eugen IV. als Ritter bezeichnen, was bei beiden Brüdern auch in offiziellen Dokumenten nun stets die humanistisch gefärbte Form miles romanus, später auch eques, annahm. Ein Vierteljahrhundert nach seiner Ritterweihe durch Martin V., im Januar 1453, wurde Stefano Porcari in Rom mit seiner zum Scheitern verurteilten, "republikanisch-humanistischen" Verschwörung gegen Nikolaus V. zu einer donquichottesken, ja tragischen Figur. 121 Ein letztes aus dem Pontifikat Martins V. stammendes Dokument ist zu erwähnen, nämlich das erste sog. Privilegium militie, das am 26. 10. 1430 der Legat von Perugia Domenico Capranica für den jungen Grafen Gregorio d'Antognolla ausstellen ließ (Anh. 3). 122 Auch dieser Text stammt aus der Sammlung der Diversa Cameralia, deren zwölfter Band Akten dieser Legation enthält. Geschrieben wurden diese von dem Notar und Sekretär Pietro da Noceto, der später als päpstlicher Sekretär in der Geschichte päpstlicher "Ritterprivilegien" noch eine wichtige Rolle übernehmen sollte. 123 Der Text der Urkunde fält nicht nur durch den ungewöhnlichen Titel des Bischofs von Fermo (electus et princeps Firmanus statt episcopus) auf, sondern besticht auch durch die humanistische Arenga, die der Schwager des Pietro da Noceto, Pietro da Luni, später ebenfalls päpstlicher Sekretär, verfaßte. In dieser werden splendor virtutum, laudatissimi mores, nobilitas generis des Gregorio d'Antognolla beschrieben, die ihn einer Krönung

naie Wappentier Perugias) erhielt, vgl. Luigi Fumi: Inventario e spoglio dei registri della tesoreria apostolica di Perugia e Umbria dal R. Archivio di Stato di Roma, Perugia 1901, S. 31f.; sowie Art. "C., G. B." von A. A. Strnad in: DBI 18, 1975, S. 625-626. 120 "Ecco se alcuna opera civile, se alcuno esercizio militare da me eseguito, se alcuno onore, alcuna gloria è stata alle opere mie conferita, queste cose, Beatissimo Padre, tutte reputo condotte applicate e trasferite alla Santità Vostra, la quale di tanto giudicio mi fece degno; per la quale sì benignamento sono stato veduto, e sopra ogni merito reputato." (Prose del giovane Buonaccorso da Montemagno, inedite alcune da due codici della Bibl. Capitolare di Verona, per mons. G. B. C. cav. Giuliari canonico e bibliotecario, Bologna 1874 (Scelta di curiosità letterarie (...) 141), S. 79; mit Miglio, Viva la libertà, a.a.O., müssen diese Reden der Feder Porcaris zugeschrieben werden). 121 Vgl. Roberto Cessi: La congiura di Stefano Porcari, und: Per la ricostruzione del processo contro Stefano Porcari, in ders.: Saggi romani, Roma 1956, S. 65-128 (beide zuerst 1912). 122 Tatsächlich ist diese Urkunde im strengen Sinn kein "Privileg" mit irgendwelchen rechtlichen Exemtionen; die Bezeichnung dürfte einfach daher rühren, daß Legaten eben gemäß der zeitgenössischen Kanonistik privilegia ausstellen durften. '23 Karl August Fink: Dominicus Capranica als Legat in Perugia 1430-31, in: Römische Quartalschrift 39, 1931, S. 269-283 (S. 274, n. 30 auch mit Hinweis auf die hier interessierende Urkunde); zu Capranica auch A. A. Strnad: Art. "C., D." in: DBI 19, 1976, S. 147-153; Santo Gangemi: La vita e l'attività del cardinale Domenico Capranica, Casali 1992 (Diss. Pontificia Universitas Gregoriana. Facultas Historiae Ecclesiae); zu Pietro da Noceto Kurznotizen mit Lit. bei Partner, Pope's Men, a.a.O., S. 242f.; zu Pietro da Luni ebd. S. 239.

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tamquam bellorum victores triumphali dyademate würdig machen. 124 Die Aufnahme in den militaris ordo und die Verleihung der militaris laurea finde (im offensichtlich metaphorischen Sinn), wie begründet wird, tarn auctoritate epìscopatus nostri quam nostre gubernationis officio statt. Eine päpstliche Veranlassung lag also nicht vor. Eine neuartige Spezifierung wird hinsichtlich des Aktes selbst gemacht (der wieder vom debitum fidelitatis iuramentum des Ritters begleitet wurde): "mandantes ensem per magnificum militem dominum Antonium de Urbe potestatem Perusii lateri tuo accingi et calcaria deaurata pedibus tuis per spectabilem militem dominum Ugolinum de Perusio apponi, et quemadmodum te auro ense et calcaribus cum alafa ut militum moris est, reddidimus decoratum et fulgentem." Auch hier wurde also auf zwei Laien bei der Zeremonie zurückgegriffen, die befähigt waren, die Schwertumgürtung zu vollziehen und den character militaris zu übertragen. 125 Dabei bleibt zunächst offen, wer nun den Backenstreich, die alafa ut militum moris est gab (im Pontificale des Duranti heißt es: Et mox [pontifex, L.B.] dat sibi alapam leviter). Die gesamte Zeremonie der Ritterweihe fand morgens in der Kirche des alten Benediktinerklosters S. Pietro vor den Toren Perugias statt, in dem die Gefolgschaft Capranicas wohl bis zum nächsten Tag rastete.126 War Capranica an diesem Donnerstag nur wegen der Ritterweihe nach Perugia gekommen? Wohl kaum: wahrscheinlich verband er politische Unterredungen (z.B. mit dem Podestà) mit dieser Zeremonie, mit der er den Sohn aus einer der Kurie wohlgelittenen Familie ehrte.

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Selbstverständlich handelt es sich bei dieser coronatio um einen literarischen Topos, der gerade in litterae militiae häufiger auftaucht (vgl. II Tim 2, 3-5, s.u.); es war keineswegs vergessen, daß Tertullian im 3. Jht. in De corona den christlichen milites das Tragen der römischen Militärkränze verboten hatte. Im kurialen Umkreis scheint es zwar seit Nikolaus V. zu Dichterkrönungen, doch nicht zu "Ritterkrönungen" gekommen zu sein, von denen es in Italien im 14 /15. Jht. nur wenige Beispiele gibt: das bekannteste: Cola di Rienzo, ein Beispiel aus Orvieto 1355 (Ephemerides, a.a.O., S. 74f.) und das letzte 1406 in Florenz (Salvemini, La dignità, a.a.O., S. 458, A 73); zu einem sehr späten Beispiel s.u. (Simone Tornabuoni, 1530). Charakteristischerweise gehörten beide milites zur Elite der kurialen Verwaltung: der eine war der römische Podestà von Perugia, Antonius de Albertonibus, der von Capranica als Nachfolger von Antonius de Veneriis bestimmt worden war (ASV, Div. Cam 12, fols. 23ff); der miles und legum doctor Ugolinus (de Pellulis) de Farneto aus Perugia war bereits 1413 Podestà von Bologna gewesen (Fumi, Lazzareschi (Hrsgg.), Carteggio, a.a.O., S. 40: ihm versprochen auch Podestàamt von Genua), war 1428 bis mindestens Mai 1429 Senator von Rom (ASV, Div. Cam. 11, passim), und erhielt von Capranica 1430 eine Lizenz extrahendi granum (ASV, Div. Cam. 12, fol. 35), was darauf schließen läßt, daß er wahrscheinlich zum bischöflichen Gefolge gehörte. Seine lateinische Rede zum Rektorat des Humanisten Buonaccorso da Montemagno (in Perugia?, nach 1415) findet sich in BAV, Vat. lat. 4872, fol. 291v. (vgl. Diego Quaglioni: Un'orazione De nobilitate, utilitate et origine legum attribuita a Coluccio Salutati, in: Il pensiero politico 19, 1986, S. 349-365, S. 352, n. 12). 126 Zum Itinerar Capranicas: Fink, Dominicus, a.a.O., S. 274 (bis 25. 10. in Torgiano, 26. 10. Perugia (d.h. Kloster San Pietro), 28.-30. 10. Ponte San Giovanni), S.278 auch zur Wiederherstellung der Klostermauern; auch Bonifaz IX. hatte 1393 dort gewohnt, vgl. Claudio Regni: Potere centrale e potere locale nella lotta di parte in Perugia alla fine del Trecento, in: Società e istituzioni, a.a.O., Bd. 2, S. 643-652; zum Forschungsstand über die Abtei vgl. Höhler, Perugia im Spätmittelalter, a.a.O., S. 304f.; über Capranicas Aktionen 1431/2 auch Paolo Nardi: Enea Silvio Piccolomini, il cardinale Domenico Capranica e il giurista Tommaso Docci, in: Rivista di storia del diritto italiano 60, 1987, S. 195-203.

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Das noch heute bewohnte Kastell Antognolla liegt ca. 13 km nördlich von Perugia. 127 Der legum doctor und Vater des neuen miles, Ruggero d'Antognolla ( t 1433), gehörte schon vor 1400 zu den Vertretern der päpstlichen Partei in Perugia und erreichte so 1399, daß das Kastell der Oberhoheit von Perugia entzogen und von Bonifaz IX. zum Sitz einer erblichen Grafschaft erhoben wurde. 128 Damit waren die Herren von Antognolla wieder in den Besitz ihres Stammschlosses gekommen. Der Bürger von Perugia und zeitweilige Lehrer der Rechte am florentiner Studio Ruggero d'Antognolla stellte aber darüber hinaus auch un interessante esempio di collegamento tra nobiltà di origine feudale ed esercizio dell'attività forense dar. 129 Als er 1402 in Perugia zu der Gruppe der Verbannten gehörte, ging er erst nach Pavia und Mailand, um 1403 durch die Fürsprache des Stadtherrn von Lucca Paolo Guinigi dort als Podestà zu amtieren. 130 1407 treffen wir ihn in Bologna, und 1410 erscheint er bereits als päpstlicher Vertrauter, der mit Braccio da Montone verhandelte; im gleichen Jahr amtierte Ruggiero d'Antognolla auch als Senator von Rom. 1 3 1 1413/4 diente er als Podestà von Bologna, 132 1416 als locumtenens in Orvieto und 1417 war er zum zweiten Mal Senator in Rom. Anschließend wurde er wieder vermehrt in Perugia in einer ganzen Reihe von Ämtern tätig, die ihn wiederholt in engsten Kontakt mit der Kurie brachten (von 1430 an auch mit Domenico Capranica); 1433 starb er als einer der reichsten und angesehendsten Bürger Perugias und Statthalter von Borgo Sansepolcro in Città di Castello. 133 Er wohnte, wie auch sein Sohn Gregorio, im Viertel S. Susanna, nicht weit vom Kloster S. Pietro. Offensichtlich war deshalb die Ritterweihe, die der Legat Domenico Capranica am 26. Oktober 1430 an Gregorio d'Antognolla vollziehen ließ, auch als Dank für die hervorragenden Dienste des Vaters und Unterstützung des Sohnes gedacht. Dieser bekleidete in den folgenden Jahrzehnten häufiger kommunale Ämter 1 3 4 und war auch 1435 und 1445 bei den kirchlichen Ritterweihen von Tancredo Rinieri und Boncambio Boncambi in Perugia stets präsent. 135 127 Grohmann, Città e territorio, a.a.O, Bd. 2, S. 887, 981f. (mit Lit ). •28 Ebd.; vgl. Esch, Bonifaz IX., a.a.O., S. 300, n. 131, passim. '29 Grohmann, Città e territorio, a.a.O, Bd. 1, S. 245. •so Fumi, Lazzareschi (Hrsgg.), Carteggio, a.a.O., S. 174, 193, 200; vgl. Esch, Bonifaz IX., a.a.O., 300, n. 131. Fumi, Lazzareschi (Hrsgg ), Carteggio, a.a.O., S. 231, 289, 293. '32 Ebd., S. 54, 381; vgl. S. 62; Andrea Padovani: Studi storici sulla dottrina delle sostituzioni, Imola 1983, S. 358, n. 22. •33 Grohmann, Città e territorio, a.a.O., Bd. 1, S. 245; vgl. auch seine Vermögensaufstellung ebd., S. 240ff; sowie den (unzureichenden) Art. "Antigliola, Ruggero di" (sic) v. R. Capasso in: DBI 3, 1961, S. 452f. (vor allem zu seinen römischen Aktivitäten). 134 Grohmann, Città e territorio, a.a.O., S. 267, Fumi, Inventario, a.a.O., passim; als vomehmtes Mitglied einer Bruderschaft in seinem Viertel: Elpidio Valeri: La Fraternità dell'Ospedale di S. Maria della Misericordia in Perugia nei secoli XII-XVII, Perugia 1972, S. 82, 93; in ASV, Div. Cam. 12, fol. 26r. findet sich für Gregorio de Antignalla im Oktober 1430 eine licentia extrahendi gramim aus Perugia für seine

familia. 135 "Adì 28 de agosto, el di de Santo Agostino, fu fatto cavaliere spiron d'oro messer Buoncagno de Giovagne de Marco dei Buoncagni nella chiesa de Santo Agostino [also am Tag des Heiligen in dessen Patronatskirche, L B.], dove ce fu Monsignore [d.i. Domenico Capranica], messer Pulidoro de Pellino dei Baglione, meser Agamemnone de Giapeco de gli Arcepreite e meser Gregorio de meser Rugiere d'Antogniolla." (Graziani, a.a.O, S. 573; ähnlich auch S. 392 (1435)).

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Die noch eher spärlich fließenden archivalischen Quellen aus dem Pontifikat Martins V. zeigen, daß "Ritterprivilegien" in dieser Zeit noch keineswegs zu den häufiger von der Kurie ausgegebenen Urkunden gehörten. Doch ohne Frage etablierte sich die Zeremonie der Ritterweihe im Kirchenstaat Martins V als eine allseits bekannte und begehrte Auszeichnung. Dies wird auch im Pontifikat seines Nachfolgers Eugens IV. (1431-47) deutlich. Erstmals sprechen nun auch Quellen aus dem Umkreis des kurialen Zeremoniells selbst. Der bereits seit Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts wirkende clericus cerimoniarum Antonius de Busco beschrieb, wie bei der Einkleidung neuer Ordensritter diese die Zeremonialkleriker durch den Rückkauf ihrer eigenen Kleider im Sinne der auch bei anderen Promotionen erhobenen iocalia (bzw. servitici minuta) entlohnen mußten; daneben wurden von ihm verschiedene symbolische Handlungen bei Johannitern und Rittern aus anderen Orden erklärt. 136 Unter Eugen IV. findet sich in den Diversa Cameralia nur noch eine littera testimonialis über die 1437 in Bologna an dem legum doctor Andrea degli Arcolani vollzogene päpstliche Ritterweihe (der Text in Anh. 5 wäre dann analog zu der Urkunde für Stefano Porcari zu rekonstruieren). 137 Die Mehrzahl der die militia betreffenden Texte stammt nun aus den Vatikanregistern Eugens IV. (Reg. Vat. 360-384). Doch ist auch in diesem Pontifikat die überwiegende Anzahl päpstlicher milites nicht aus den vatikanischen Quellen eruierbar. Dies gilt selbst für den engsten päpstlichen Umkreis. So kann man über den Papstneffen Paolo Barbo (1416-62) und Bruder des späteren Papstes Paul II. (1464-1471) in einer humanistischen Biographie lesen, daß er

militaribus insignibus ab excellentissimo Gallorum rege donatus fuerit,138

Frühzeitig war klar, daß diese Behauptung wohl eher eine Mystifizierung des Umstandes war, daß Barbo von niemand anderem als seinem Onkel Eugen IV. die Ritterwürde Franz Wasner: Guido de Busco: Ein Beitrag zur Frühgeschichte des päpstlichen Zeremonienamtes, in: Archivum Historiae Pontificae 4, 1966, S. 79-104, S. 95: "Quo ad Milites vero, qui fiunt in presencia pape, in duplici differencia sunt. AJiqui manent seculares et alii reguläres." (das beschriebene gilt nur für die reguläres), vgl. S. 104: der dort angeführte Parallelbeleg von 1497 läßt sich um einen Beleg vom 21. 4. 1500 ergänzen, als der neue Ritter gehalten wurde, daß er de consiietis strenis satisfaceret (Johannes Burckardi Liber notarum ab anno MCCCCLXXXIII ad annum MD VI, a c. di Enrico Celani, 2 Bde., Città di Castello 1907-42 (RIS2 XXXII, 1), Bd. 2, S. 216), was, je nach der Bedeutung von sirena, darauf schließen läßt, daß dieses Vorgehen der Zerimonialkleriker auch bei der Investitur von milites saeculares im 15. Jht üblich war; wahrscheinlich diente auch die gegenüber dem älteren Vorbild des Pontificale des Duranti neue Bestimmung im Zeremonienbuch des Agostino Patrizi Piccolomini, daß der miles seine neuen Insignien nach der Investitur zunächst am Altar zu deponieren hatte, genau diesem Zweck der späteren Einlösung/Belohnung der Zerimonialkleriker ("Finita oratione, novus miles deponit ensem et calcaria, et redit ad sedendum ubi prius ", Dykmans, L'oeuvre, a.a.O., Bd. 1, S. 126). >37 Direkt unter diesem Text in ASV, Div. Cam. 20, fol. 9v. findet sich der Geleitbrief für Andrea de Arcolanis pro eimdo et redewido cum vigiliti personis ad civitatem Anconitanam. offensichtlich handelte es sich also um eine schwierige päpstliche Mission, zu der ihm die Ritterwürde Ansehen verlieh. '38 Michele Canense: De vita et pontificatu Pauli secundi, a c. di Giuseppe Zippel, Città di Castello 1904 (RIS 2 III, 16), S. 74f.; vgl. S. Borsari: Art. "Barbo, Paolo" in: DBI 6, 1964, S. 254f., sowie Fumi, Inventario, a.a.O., S. 49 über dessen Aufenthalt in Perugia 1437 mit dem Kardinal Giordano Orsini; Barbos Pfalzgrafernennung von Nikolaus V., eine Belehnung und die Legitimation seiner Kinder in ASV, Reg. Vat. 414, fol. 216r. bzw. Reg. Vat. 415, fol. 78v.-79v., 292r-293v.; die Bestätigung durch Calixt III. in Reg. Vat. 441, fol. 209r/v., ein Zinsrecht an einem Kloster in Reg. Vat. 451, fol. 188.

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erhalten hatte, w e n n auch der g e n a u e Zeitpunkt nicht m e h r festzustellen w a r . 1 3 9 V i e l leicht ist e s j e d o c h m ö g l i c h , j e n e Ritterweihe, die der Papst an Ostern, d e m 17. April 1435, in Florenz an e i n e m durch den florentiner Chronisten nicht näher identifizierbaren cavaliere vornahm, auf d e n j u n g e n , gerade in den Großen Rat v o n V e n e d i g a u f g e n o m m e n e n (1. 12. 1 4 3 4 ) und dann an die Kurie gereisten P a o l o Barbo z u b e z i e h e n . 1 4 0 W i e sich s o l c h e i n e päpstliche Ritterweihe ohne litterae in den Vatikanregistern spiegelt, läßt s i c h an der Ernennung des Florentiners A n g e l o B o n c i a n i z u m r ö m i s c h e n Senator 1 4 3 8 studieren: während der erste Schreiber ihn als nobilis vir u n d utriusque iuris doctor, scriptor et familiaris noster b e z e i c h n e t e , wurde nach seiner Rittererhebung kurzerhand e i n de Florentia militi in d i e Salutatio e i n g e s c h o b e n . 1 4 1 In der Z e i t v o n seiner Wahl 1431 bis zu seiner e r z w u n g e n e n Flucht aus R o m i m S o m m e r 1 4 3 4 sind in den Vatikanregistern E u g e n s IV. k e i n e litterae militiae überliefert. Im florentinischen Dominikanerkloster Santa Maria N o v e l l a nahm der Papst nun für fast z w e i Jahre W o h n u n g , senza piit uscirne mai, w i e F e o Belcari f e s t s t e l l t e . 1 4 2 D e r K o m m u n e vergalt E u g e n IV. ihre Gastgeberschaft s y m b o l i s c h durch päpstliche Ehrengeschenke, w i e d e m d e s benedizierten S c h w e r t e s und des Hutes an W e i h n a c h t e n 1 4 3 4 und - nach 1 4 1 9 z u m z w e i t e n M a l - der G o l d e n e n R o s e 143 6 . 1 4 3 In e i n e m ganz konkreten und praktischen Sinn bedeutete j e d o c h der Aufenthalt E u g e n s IV. in der Stadt für deren

139 So wird in den von Zippel (Hrsg.), Canense, a.a.O., S. 74, n. 2, angeführten Bänden der Introitus et Exitus Barbo 1436/7 als dominus, 1439 aber zusätzlich als spectabilis tniles bzw. strenuus miles angesprochen, woraus geschlossen wird che il Papa insignì il nipote della dignità equestre verso il principio del 1439. (ebd.); dabei übersehene Dokumente machen jedoch klar, daß schon 1436 Barbos domimis-Titel sich auf seinen m/fes-Titel bezog, vgl. Pio Paschini: Da medico a Patriarca d'Aquileia, Camerlengo e Cardinale di S. Romana Chiesa, in: Memorie Forogiulesi 23, 1927, S. 1-56, S. 14 (ASV, Int. et Ex. 399, fol. 70v. als spectabilis miles (31. 5. 1436)); auch im zitierten Band des ASR, Camerali 828 (Mandati Camerali) wird Barbo im Mai 1438 als miles bezeichnet (fol. 168r ). HO "A dì 17 d'aprile [1435, L.B.], la Pasqua, venne il Papa nella Capella di Santa Maria Novella a dir messa. Prima cominciò l'ufficio, fece un cavaliere; poi si parò con quest'ordine: (...)"; (Bartolomeo del Corazza, a.a.O., S. 76); daß an Weihnachten 1434 auch sein Bruder, der dominus Petrus Barbo an der Kurie in Florenz weilte, zeigt das ihm gemachte Geschenk, Paschini, Da medico a patriarca, a.a.O., S. 46. 141 ASV, Reg. Vat. 382, fol. 67v.; vgl. A. Salimei: Serie cronologica dei senatori di Roma dal 1431 al 1447, in: ASRSP 53-55, 1930-32, S. 41-175, S. 161, n. CXXVII; vgl. auch Art. "B„ A." von Franco Cardini in: DBI 11, 1969, S. 671f., wo dessen kuriale Karriere jedoch stark verkürzt wiedergegeben wird; Bonciani begegnet bereits 1422 als in iure civilis licentiatus, iudex, assessor et collateralis curie domini marescalli (ASV, Div. Cam. 7, fol. 59r./v.; s. Niccolò Del Re: Il maresciallo di Santa Romana Chiesa custode del conclave, Roma 1962, S. 88, n. 4); zu weiteren Belegen bis 1446 vgl. das hs. Verzeichnis der Kurialen unter Eugen IV. am DHI Rom sub nomine; Lorenzo Valla berief sich 1453 auf ihn als Kronzeugen für Poggio Bracciolinis Verwicklung in den Tod Giovanni Vitelleschis 1440, vgl. Ari Wesseling: Per l'edizione del secondo Antidotum contro Poggio Bracciolini, in: Ottavio Besomi, Mariangela Regogliosi (Hrsgg.): Lorenzo Valla e l'umanesimo italiano. Atti del convegno internazionale di studi umanistici (Parma, 18-19 ottobre 1984), Padova 1986, (Medioevo e Umanesimo 59), S. 133-139, S. 138. 142 Lettere di Feo Belcari, a c. di Domenico Moreni, Firenze 1825, S. 60. 143 Cornides, a.a.O., S. 92f.; wie schon 1419 Papst Martin V. schenkte die Kommune bzw. die Parte Guelfa auch Eugen IV. 1434 einen Schimmel, s. Bartolomeo del Corazza, a.a.O., S. 73; Istorie di Giovanni Cambi cittadino fiorentino, in: Delizie degli eruditi toscani, a c. di fr. Ildefonso di San Luigi, Bd. 20, Firenze 1785, S. 191, 202f.

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Einwohner eine Vielzahl neuer Einflußmöglichkeiten und Karrierechancen an der Kurie (was folgerichtig den Neid der Nichtflorentiner hervorrief). Nachdem schon im gesamten Jahr 1435 in der Kirche von Santa Maria Novella Priester- und Bischofsweihen vorgenommen worden waren, 144 veranlaßte Eugen IV. dort an Weihnachten 1435 erneut eine Ritterweihe (Anh. 4). Der so geehrte war diesmal der päpstliche Condottiere Baldassare Baroncelli aus Offida (ca. 1380-1436), der sich bei der Verteidigung der Engelsburg gegen die aufständischen Römer große Verdienste erworben hatte. Nach seiner weihnachtlichen Ritterweihe ging er zunächst als Senator nach Rom und noch im gleichen Jahr 1436 als Podestà nach Bologna. Keinesfalls handelte es sich bei Baroncelli um einen durch seine Herkunft oder Kultur herausragenden miles\ seine Qualitäten waren rein militärischer Art. 145 Die zwei von Eugen IV. an Ostern und Weihnachten 1435 in Santa Maria Novella vorgenommenen Ritterweihen stachelten den in Florenz heimischen "Ehrgeiz" an. Die für den florentinischen Jahresanfang, den 25. März 1436, geplante Domweihe von Santa Maria del Fiore mit der kaum fertiggestellten Kuppel Brunelleschis bot dazu die passende Gelegenheit, der sich auch der Papst kaum versagen konnte. Erst am 23. März fiel jedoch die Entscheidung der florentinischen Signorìa, wen denn Eugen IV. im Verlauf dieser Zeremonie zum Ritter erheben sollte, nämlich den legum doctor und Gonfaloniere della Giustizia selbst, Giuliano Davanzati (1390-1444). 146 Der offen zu Tage liegende wichtige Symbolcharakter einer Ritterweihe im Rahmen einer Domweihe kann hier nur durch den Vergleich mit Krönungen oder bedeutenden Belehnungen angedeutet werden: Durch die Ritterweihe sollte die Souveränität der Kommune ebenso bestätigt werden wie durch den Dom ihre religiöse und kulturelle Identität. Auf die Domweihe selbst, die Eugen IV. von dem Kardinal Giordano Orsini zelebrieren ließ, kann hier nicht weiter eingegangen werden. In deren Verlauf wurde auch das Domfresko Uccellos mit dem Porträt des florentinischen Condottiere John Hawkwood (Giovanni Acuto) publik, der darauf als eques Britannicus bezeichnet ist. Dies propagierte hier (nach dem Grabmal Maso degli Albizzis, s.o.) erstmals an prominenter Stelle den terminologischen Wechsel vom miles zum eques.147 im ASV, Div. Cam. 19, fol. 87, 123. "5 Vgl. R. Capasso: Art. "B., B." in: DBI 6, 1974, S. 434f.; zu den Gründen seines durch Francesco Sforza veranlaßten Todes in Gefangenschaft vgl. auch C.C.: Le insidie di Papa Eugenio IV contro il conte Francesco Sforza accertate da un documento sincrono, in: ASL ser. II, 2, 1885, S. 750-758; zu den Geschenken, die ihm Giovanni Vitelleschi, der damalige Bischof von Recanati in päpstlichem Auftrag ab Jahresanfang 1435 (stilus florentinus? passender: 1436!) gemacht hatte (una veste, zoiello, una zona et alia) vgl. Paschini, Da medico a patriarca, a.a.O., S. 46f. ne Salvemini, La dignità, a.a.O., S. 460 (A 79). 147 Da mir das Werk F. P. Luiso: Firenze in festa per la consacrazione di Santa Maria del Fiore 1436, Lucca 1907, leider nicht zugänglich war, sei hier auf die Schilderung Feo Belcaris verwiesen ("E dopo la consacrazione dell'Altare, mentre che il detto Cardinale si parava per cantar la Messa, e mentre che il detto Cardinale degli Orsini andava ungendo le XII Croci per la Chiesa di Crisma, il detto Padre fece Cavaliere l'egregio uomo Messere Giuliano de' Davanzati di Firenze Dottore di Ragione, ed il quale in questo tempo si trovò Gonfaloniere di Giustizia, e '1 nobile Podestà di Firenze gli mise gli sproni, e '1 magnifico Signore de' Malatesti di Rimino gli cinse la spada, ed il santissimo Padre gli appicò il prezioso gioiello al petto, e poi si cominciò la Messa, (...)", in: Lettere di Feo Belcari, a.a.O., S. 6 1 f ) ; ähnlich Cambi, a.a.O., S. 209; vgl. die Iannozii Marniti oratio ad clarissimum equestris ordinis virum Angelum Acciaiaiolum de secularibtis et pontificalibiis pompis in consecratione basilicae Florentinae habitis in-

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Aus der Sicht Eugens IV. ist es verständlich, daß der Papst bei der so kurzfristigen und ihm quasi "oktroyierten" Entscheidung über die Ritterweihe Davanzatis auf das Ausstellen einer Urkunde verzichtete, weshalb die Kommune Florenz selbst diese Zeremonie mit allen Einzelheiten in einem Notariatsakt aufnehmen ließ. 148 Giuliano di Niccolò Davanzati gehörte ohne Zweifel zur florentinischen Führungsschicht und war nicht nur Rektor der italienischen Nation an der Universität Bologna gewesen, sondern wurde auch verschiedentlich als Gesandter und in anderen Ämtern verwendet; auf seinem Grabmal in der Kirche Santa Trinità in Florenz ist er zwar als miles et doctor bezeichnet, doch ohne Ritterinsignien abgebildet. 149 Der Notariatsakt über seine Ritterweihe ist mit einer umfangreichen humanistischen Arenga versehen, die bereits im ersten Satz (sehr verschieden von einer Papsturkunde!) nicht nur die Anrufung an die Stadtheiligen von Florenz zitiert, sondern auch an alle himmlischen Heerscharen, Herrschaften und sonstigen Götter (celestis curie cetu angelorum, dominationum deitatumque omnium).150 Ähnlich wie die päpstlichen litterae wurde dieser Akt deshalb verfaßt, um davon Zeugnis zu geben, daß Davanzati nach seiner ordnungsgemäßen Ritterweihe nun als miles oder tiro zu gelten habe (ut omnibus dignissimis militie insigniis celeberrimisque, que cultibus que novo tironi usus insignire consuevit, et investirent et redimerent, ut ipse pro his insigniis atque investituris more nostro prestantissimus tiro vel etiam miles, ut magis frequentato utar vocabulo, et asservetur et habeatur).151 Der Autor des Dokumentes war offensichtlich bestrebt, die "mittelalterliche" w/7/7/a-Terminologie durch eine antikisierende zu ersetzen. Statt dem gleichzeitig populär werdenden Begriff des eques bevorzug-

cipit feliciter, bei: Eugenio Battisti: Il mondo visuale delle fiabe, in: Archivio di Filosofia 1960 (Umanesimo e esoterismo), S. 291-320, S. 318: "Ita per hunc modum vir praestantissimus militaribus ornamentis honestatus: mox equestribus donatus insignibus ad eundem sedis suae locum." Zur Domweihe, zu der Guillaume Dufay Nuper rosarum flores komponierte, vgl. auch Sabine 2ak: Der Quellenwert von Giannozzo Manettis Oratio über die Domweihe von Florenz 1436 für die Musikgeschichte, in: Die Musikforschung 40, 1987, S. 2-32 (S. 9f. zur Ritterweihe; freundlicher Hinweis v. Herrn Prof. Reinhard Elze). 148 Der Text findet sich ASF, Archivio Notarile Antecosimiano 15200 (ohne Pag.; Akten des Notars Ser Niccolò Mangieri) und wurde ediert in: Osservazioni ¡storiche di Domenico Maria Manni Accademico Fiorentino sopra i sigilli antichi de' secoli bassi, 29 Teilbände in 14 Bden., Firenze 1739-84, Bd. 7, S. 128-133. In den Notarsakten gibt den Inhalt des Dokuments die linke Marginalnotiz an: datio militispro domino Iuliano de Davanzatis. 149 Vgl. Lauro Martines: Lawyers and Statecraft in Renaissance Florence, Princeton 1968, passim; Roberto Barducci: Art. "D., G." in: DBI 33, 1987, S. 107-109; die insignia sibì concessa in tempore quo extitit miles factum per summum Pontificem Florentie existentem sollten über seiner Grabkapelle angebracht werde, wie aus seinem kürzlich veröffentlichten Testament hervorgeht (Elisabeth Oy-Marra: Das Davanzati-Grabmal in S. Trinità zu Florenz, in: Mitteilungen des Kunsthistorischen Institutes in Florenz, 36, 1992, S. 1-22, S. 19); als florentinischer Statthalter in Pisa ließ sich Davanzati 1437 malen, doch wurde sein Porträt von den erzürnten Pisanern später zerkratzt, Mariagiulia Burresi (Hrsg.): Nel secolo di Lorenzo. Restauri di opere d'arte del Quattrocento, Pisa 1993, S. 129ff, n. 17. "o Tatsächlich ist das Wort "deitatumque" in Mannis Edition durch ein "&c." purgiert; auch sonst ist seine Transkription nicht immer zuverlässig, weshalb die hier wiedergegebenen Zitate stets anhand des Originals verbessert sind. •si Vgl. Manni, a.a.O., S. 131.

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te er allerdings hier den des tiro/tyro (der selbst in antikisierenden Terminologien des Mittelalters, z.B. bei Johannes von Salisbury, nur selten den Ritter bezeichnet hatte). 152 Weiter geht aus der Urkunde der genaue Verlauf der Zeremonie hervor, an deren "weltlichem" Teil der Vikar von Rimini, Sigismondo Malatesta, der Kurienvertreter Kaiser Sigismunds, Battista Cigalà aus Genua, sowie der florentinische Podestà, der Graf Cecchino di Campello und der Capitano del Popolo Tommaso da Fermo beteiligt waren. Während die beiden erstgenannten milites die Schwertumgürtung vornahmen, besorgten die zwei anderen milites als Vertreter der Kommune das Befestigen der Sporen. Nach Beendigung dieser Zeremonie nahm Eugen IV. auf seinem Thron den Eid des neuen Ritters entgegen, las ihm (vielleicht aus dem Pontificale des Duranti) seine Pflichten vor und heftete ihm als "Insignie" ein Kleinod mit einem daran befestigten Kreuz an die Brust. 153 Vergleicht man nun diese Beschreibung mit den bisher behandelten Fällen, wird die zeremonielle Zweiteilung deutlich, die die Ritterweihe in einem vom kirchlichen Würdenträger und einen "säkularen", von Laien auszuführenden Teil aufspaltete, wobei auch hier noch die Frage, wer denn nun wie den character militaris (alapa, osculum pacis) übertrug, offenbleiben muß. In den folgenden Jahren gehörten Ritterweihen zu den üblichen Bestandteilen des kurialen Zeremoniells Eugens IV. (wie Anh. 5 zeigt), doch wurden hierüber wohl eher selten "Ritterprivilegien" ausgestellt. Aus den 1440er Jahren lassen sich jedoch drei solcher Dokumente in den Vatikanregistern nachweisen (Anh. 6-8). Die erste Urkunde stellt - im Namen des Sekretärs Poggio Bracciolini - eine ganze Versammlung verschiedener Ehrungen für den Arzt Francesco da Crema dar, den Eugen IV. 1442 in Florenz nicht nur zum Ritter erhob, sondern, um ihn sublimiori honoris titulo zu schmücken, auch zum lateranensischen Pfalzgrafen und Doktor in artibus et medicina ernannte. Zu dem hier dreifach ausgezeichneten Francesco da Crema, der auch noch das Recht der Prüfung und Promotion anderer erhielt, ist in der vatikanischen Überlieferung kaum mehr etwas zu finden. 154

152 In kommunalen Dokumenten von Florenz wird der Begriff eques statt miles für Ritterernennungen erstmals 1440 gebraucht, vgl. Salvemini, La dignità, a.a.O., S. 4 6 0 (A 80). 153

Vgl. Manni, a.a.O., S. 132: "Interea vero splendissimo pontificali solio recubans Pater Sanctissimus ad pedes Sanctitatis Suae novellum militem seu tironem accersiviit, eumque magis, atque magis plurimis communicatione fecit documentis, que quidem novum servare militem magnopere decet. Signum autem vel notam, qua ipsi dumtassat tirones vel etiam milites a reliquis mortalibus notantur, splendissime auree crucis munus fùit, quod pro insignio, atque fide militari suo appensum pectore, perpetuum ferendum mandavit. Is itaque tyro ita accersitus et honoribus insignitus, genibus inflexiis queque militem decerent in Summis Pontificis manibus sacratissimis olim se instantissime observaturum et asseruit et adiuravit. Quibus quidem ita rite peractis, Summo Pontífice perplacitum est, ut omni terrarum orbe, atque apud omnes nationes tum vicinas, tum externas verus tiro, et militiae et equitatus [fehlt: dignitate] habeatur insignitus." 154 In dem M S B A V , Pai. lat. 1771 findet sich ein Brief des Stephanus Fliscus de Soncino an den militi, comitique palatini ac medicinae doctori Francesco Parrino da Crema (Ludwig Bertalot: Initia Humanística Latina. Initienverzeichnis lateinischer Prosa und Poesie aus der Zeit des 14. bis 16. Jahrhunderts. Band II, 1. Prosa. A - M (...), Tübingen 1990, n. 3810); nicht identisch ist er mit dem gleichnamigen Juristen, der die vor allem erb- und eigentumsrechtlichen Singularia et solennia dicta herausbrachte (Bologna 1472, 1491, 1492, Pavia 1498: Hain 5818-21).

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Pfalzgrafenernennungen treten erst unter Eugen IV. häufiger in den Vatikanregistern auf, 155 während die Texte der Doktorpromotionen häufig analog der Ritterpromotion mit der Beschreibung der Insignien (Buch, Ring, Birett) gestaltet werden. 156 Beide sollen in dieser Untersuchung nur dann in Betracht gezogen werden, wenn mit ihnen gleichzeitig die Ritterwürde verliehen wurde. Die anschließende Urkunde für Giovanni Torcello, den Konsul der Katalanen und Sizilianer in Konstantinopel, der sich um die Union der griechischen und der römischen Kirche verdient gemacht hatte, und dafür zum miles apostolicus ernannt wurde (Anh. 7), ist deshalb interessant, weil der Treueid, das debitum fidelitatis iuramentum, in die Hände des Legaten Francesco Condulmer auch durch einen Vertreter geleistet werden konnte, d.h. in diesem Fall fand eine päpstliche Ritterweihe womöglich gar nicht statt.157 155 Dies heißt nicht, daß Päpste nicht schon früher den Pfalzgrafentitel (analog dem kaiserlichen) mit den charakteristischen, doch in den litterae erst unter Calixt III. spezifizierten Rechten verliehen, vgl. z.B. den nobilis et egregius vir dominus Bartolomeiis domini Armanni de Maynardis de Perusio miles et legum doctor, comes palatinus ac provinciae Marchie mareschalcus et advocatus consistorialis scutiferque honoris dicte sedis (September 1415: ASV, Div. Cam. 3, fol. 29r); unter Eugen IV. finden sich die meisten Pfalzgrafernennungen in den Officiorum-Bänden der Vatikanregister (vor allem Reg. Vat. 382) und auch unter Nikolaus V. wurden kurz die Pfalzgrafernennungen "programmatisch" im Liber offlciorum aufgenommen (Reg. Vat. 435, fol. 80r.: in Kurzform mit Marginalnotiz solita iocalia, vgl. Reg. Vat. 388, fol. 241r. "Nicolaus etc. Dilecto Ulio Oddoni de Oddonibus Novellis Lateranen. palatii comiti salut. etc. Creatur comes noster de novo, ut patet in prima lictera registrata in primo libro domini nostri Secret.o [i.e. Reg. Vat. 385, wo sich tatsächlich Pfalzgrafernennungen finden, L B.] mutatis mutandis in simplice forma et sub dat. Rome apud Sanctum Petrum anno etc. millesimoquadringentesimo octavo, tertio Id. ianuar. ponti. n.i anno secundo."); eine echte Zusammenstellung der Pfalzgrafernennungen jedoch erst in den Offlciorum unter Calixt III. und Pius II. (Reg. Vat. 466; Reg. Vat. 515, fol. 77ff); der interessante Fall der Kassation eines Pfalzgrafenprivilegs von 1450 unter Paul II. in Reg. Vat. 465, fol. 259v. (Johannes de Navarr, vgl. Reg. Vat. 455, fol. 46v.); Pius II. bestätigte 1458 die von Kaiser Sigismund dem Sieneser Johannes Ugucci de Bichis verliehene Pfalzgrafenwürde: Reg. Vat. 514, fol. 6v-7v.; sowie im April 1459 die dem Nicodemo Tranchedini von Friedrich III. verliehene Pfalzgrafenwürde (Reg. Vat. 499, fol. 250r.-251r). Zu bestimmten Pfalzgrafenernennungen, so z.B. zur Urkunde Nikolaus' V. für Otto Niccolini (18. 3. 1454) findet sich in den Reg. Vat. jedoch keine Spur (Ginevra Niccolini da Camugliano: The Chronicle of a Florentine Family 1200-1470, London 1933, S. 240f ). 156 Vgl. z.B. die Urkunde Eugens IV. Licentiatus creatur doctor in legibus auctoritate apostolica in dem Formularium expeditionum ASV, Arm. LIII, 13, fol. 58 (zum MS vgl. Repertorium Germanicum VI, a.a.O., S. XXXVI); eine systematische Aufnahme aller Doktorernennungen in dem hier interessierenden Zeitabschnitt brächte vergleichsweise noch weniger Beispiele hervor als litterae militie; weder Pfalzgrafen- noch Doktorernennungen finden sich auch in den Libri offlcialium (s.o. Anm. IV, 79). Gerade in der (frühen) Serie ASV, Diversa Cameralia finden sich Doktorpromotionen, so in Div. Cam. 4, fol. 77r/v. (Dekretist März 1418 in Konstanz); ebd. 4, fol. 154r./v. (Dekretist September 1418); ebd. 8, 76r.77r. (Dekretist Januar 1424); ebd. 9, fol. 205r./v. (Mediziner in Rom, Kirche S. Eustachio, 1425); später aber auch z.B. in ASV, Reg. Vat. 465, fol. 300r./v. (Legist und päpstlicher Sekretär Antonio de Veneriis, 1457); Reg. Vat. 468, fol. 397r./v. (Legist Annibale Gonzaga, 1458); Reg. Vat. 499, fol. 191r./v. (Agostino Dati zum in artibus et philosophia magister, 1459); Reg. Vat. 515, fol. 217. Zu den päpstlichen doctores bullati vgl. z.B. Magnus Ditsche: Soziale Aspekte der päpstlichen Doktorgraduierenungen im späten Mittelalter, in: The Church in a Changing Society. Conflict - Reconciliation or Adjustment? Proceedings o f t h e CIHEC-Conference in Uppsala, August 17-21, 1977, Uppsala 1978, S. 208-211. 157 Georg Hofmann S.J.: Epistolae pontificae ad concilium florentinum spectantes, pars 2: Epistolae pontificae de rebus in concilio florentino annis 1438-1439 gestis, Roma 1944, n. 206 (Familiarenernennung durch Eugen IV.), n. 268 (Erhebung zum miles apostolicus) hat das Wesentliche ediert, Regest auch bei Acta Eugenii Papae IV (1431-1447) e Vaticanis aliisque regestis collegit notisque illustravit Georgius

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Damit ist der ungefähr gleichzeitig in der kaiserlichen Kanzlei festzustellende Ablösungsprozeß von Investitur oder Standeserhebung und der dies eigentlich bezeugenden Urkunde manifest. Der in Konstantinopel und Kreta ansässige, doch ursprünglich wohl aus Venedig stammende miles Giovanni Torcello blieb auch weiterhin in Verbindung mit der römischen Kurie; als nach dem Fall Konstantinopels 1453 seine Söhne in türkische Gefangenschaft fielen, versuchte er 1457 über Venedig einen Austausch seiner Söhne mit einem in Spoleto festgehaltenen jüdischen Arzt, Maestro Leone, zu erreichen. 1 5 8 Auch die 1443 ausgestellte Urkunde für Pietro Tebaldeschi ( | 1468) betraf einen bekannten Mann (Anh. 8). 1 5 9 Tebaldeschi stammte aus der kleinen umbrischen Stadt Norcia und war möglicherweise verwandt mit dem römischen Kardinal Francesco Tebaldeschi, der 1378 kurz Papst war. Zu Pietros erfolgreicher Kurienkarriere scheint nicht unbeträchtlich sein Bruder Benedetto beigetragen zu haben, der als decretorum doctor bezeichnet wird und vor allem in den 1440er Jahren als päpstlicher abbreviator genannt wird. 1 6 0 Nachdem Pietro Tebaldeschi schon 1435/6 als Podestà von Narni und 1436/7 als Podestà von Assisi amtiert hatte, 161 trat er später in die Dienste des Kardinals Niccolò Acciapaccia. Spätestens seit 1440 firmierte er als legum doctor (sein Studienort ist nicht bekannt), wurde 1441 Vizesenator von Rom und 1442 Governatore von Todi. Für das ganze Jahr 1444 amtierte er als Capitano del Popolo in Florenz. Wahrscheinlich ist auch seine päpstliche Ritterweihe in Siena im August 1443 auf die Wahl zu diesem neuen Amt zurückzuführen. Nach 1447 stand Tebaldeschi vermehrt in den Diensten Francesco Sforzas, dessen Vermittlung ihm im ersten Halbjahr 1456 zum Senatorenamt von Rom verhalf, wo er von Calixt III. wegen seiner Verdienste in diesem Amt (und wohl auch zum Ausgleich für durch eine päpstliche Reform verlorene Sporteleinkünfte) zum lateranensischen Pfalzgrafen ernannt wurde. 1 6 2 Papst Pius II. erhob den legum doctor (die Bezeichnung als Doktor beider Rechte in seiner Ritterernennung (Anh. 8) war also sicherlich ein Irrtum) wegen seiner non solum nobilitate generis, militie strenuitate, litterarum scientia, sedplurima aliarum virtutum donis kurz nach seiner eigenen Thronbesteigung am 13. Oktober 1458 zum ständigen Famiiiaren. 163 Ein zweites Mal amtierte Tebaldeschi als römischer Senator 1466/7, wo er im Hause des Angelo (Cancellieri) del Bufalo von dem

Fedalto, Roma 1990 (Pontificia Commisio Codici Iuris Orientalis recognescendo. Fontes. Series III. Volumen XV), S. 506, n. 1107; ein Geleitbrief für den Iohannes Torzello miles Constantinopolitanus von Calixt III. in Reg. Vat. 437, fol. 120; noch Pius II. bestätigte dem Johannes Torcellus miles et civis Cretensis im Dezember 1458 seinen Hausbesitz auf Kreta (ASV, Reg. Vat. 469, fol. 71r). •58 Ariel Toaff: II caso di Maestro Leone, medico ebreo (Spoleto 1457), in: Spoletium 31/32, 1990, S. 187190 mit edierten Briefen Torcellos, doch ohne die obigen Belege aus der vatikanischen Überlieferung. i " Romano Cordella: Pietro Tebaldeschi da Norcia, in: Spoletium 27, 1982, S. 45-51 mit vielen Belegen, auf die sich das Folgende stützt. 160 Ebd., S. 45; zu ihm auch das hs. Kurialenverzeichnis unter Eugen IV. am DHI Rom. 161 ASV, Reg. Vat. 384, fol. 125r.; Reg. Vat. 382, fol. 22r./v. 162 ASV, Reg. Vat. 465, fol. 214r./v. (29. 6. 1456); vgl. Adriano Cappelli: Un senatore di Roma nel 1456, in: ASL 30, 2, 1903, S. 195-199. 163 ASV, Reg. Vat. 515, fol. 54v./55r.

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jungen Lorenzo de' Medici auch das Amt eines Podestà von Florenz erbat. 1 6 4 Im Jahr darauf starb er. 1 6 5 An der in Siena ausgestellten litterae militie Eugens IV. für Tebaldeschi von 1443 fällt verschiedenes auf: so zunächst die genaue Beschreibung der Lokalität (hodie in loco palatii nostri in quo frequenter audientiam dare consuevimus), sodann die gerade auf nicht-kirchenstaatlichem Boden wichtige Spezifizierung, daß die Ritterweihe zwar durch päpstliche Autorität veranlaßt, doch a personis ydoneis et militare dignitate preditis vorgenommen wurde. Auch in diesem Fall lag also die Lehre des character militaris zugrunde, vermehrt durch das päpstliche Bewußtsein, gerade außerhalb des Kirchenstaats einen solchen "Souveränitätsakt" nur durch die Mithilfe anderer milites ausüben zu können. Wichtig an der Ritterernennung Pietro Tebaldeschis ist ferner die hier erstmalig auftretende Aufforderung, diese Auszeichnung zu Ehren des Herrn und ad (...) ecclesie honorem et statum, necnon viduarum et pupillorum, aliarumque pauperum personarum et denique honestatis et iustitie defensionem zu gebrauchen. 1 6 6 Diese Urkunde bildete die Vorlage auch für spätere Ritterernennungen, deren zeremoniellen Teil der Papst fernab von Rom von anderen vornehmen ließ (Anh. 16, 21). Die Bestimmung, daß nur milites andere Ritter kreieren können, findet sich auch in der Anweisung an den Bischof von Rhodos wieder, Andreas Chrysobergos OP, den Antonius Beluee von zwei oder drei militie insignibus decoratis viris zum Ritter erheben zu lassen (Anh. 9). 1 6 7 Unter dem "Humanistenpapst" Nikolaus V. (1447-55) kehrte nicht nur im Kirchenstaat, sondern auch in ganz Italien eine ungewohnt friedliche Ordnung ein. Die erste von ihm schriftlich verfügte Ernennung eines miles apostolicus betraf den später unter Calixt III. amtierenden Senator von Rom, Ludovico Caccialupi aus Bologna (nach 1400-76, Anh. 10). 168 Der Sekretär Pietro da Noceto fertigte die litterae weitgehend nach dem älteren Vorbild für Niccolò Zorzi an (Anh. 1). Von einer eigentlichen Ritterweihe ist in dem ganz formelhaften Text nichts gesagt. Caccialupi, der als Botschafter Bolognas erfolgreiche Verhandlungen an der Kurie geführt hatte, kehrte schon sechs Tage nach dieser Urkunde, am 8. Juni, nach Bologna zurück, weshalb wahrscheinlich ist, daß sie vor

i«-» Auf dieses Zusammentreffen bezog sich Tebaldeschi in einem Brief vom 4. 9. 1467 (Cordella, a.a.O., S. 51, n. 53); zu Lorenzos Anwesenheit in Rom im März und April 1466 s. Lorenzo de1 Medici: Lettere, Bd. 1 (1460-1474), a c. di Riccardo Fubini, Firenze 1977, S. 17ff., n. 9. 165 Er darf nicht verwechselt werden mit jenem gleichnamigen, aus Monferrato stammenden Tibaldeschi, der 1474 bei der Bistumserhebung von Casale seinem mindeij ährigem Sohn den Bischofstitel verschaffte, vgl. Aldo A. Settia: Fare Casale ciptà: prestigio principesco e ambizioni familiari nella nascità di una diocesi tardomedievale, in: Vescovi e diocesi in Italia dal XIV alla metà del XVI secolo. Atti del VII Convegno di storia della Chiesa in Italia (Brescia,21-25 settembre 1987), a c. di Giuseppina de Sandre Gasparini, Antonio Rigon, Francesco Trolese, Gian Maria Varanini, Roma 1990, S. 675-715, S. 706fF. 1« Zum Status-Begriff vgl. Yves M.-J. Congar OP: Status Ecclesiae, in: Studia Gratiana 15, 1972 (Post Scripta. Essays on Medieval Law and the Emergence of the European State in Honor of Gaines Post. Edited by Joseph R. Strayer and Donald E. Queller), S. 1-31. Vgl. Paolo Cherubini: Art. "C., A ", in: DBI 30, 1984, S. 776-779; Francesco Niutta: Da Crisolora a Niccolò V: Greco e greci alla curia romana, in: Roma nel Rinascimento 1990, S. 13-36, S. 25; bei Beluee handelte es sich möglicherweise um einen auf Rhodos lebenden Johanniter, i « ASV, Reg. Vat. 465, fol. 55v./56r.

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der eigentlichen Ritterweihe oder zum Abreisetag ausgestellt wurde. 169 Aus den in den Vatikanregistern direkt darauf folgenden litterae wird klar, daß Caccialupi die Ritterwürde auch benötigte, um ab Ende August 1448 den Posten des Podestà in Perugia auszuüben. 170 Kurze Zeit darauf ernannte ihn Nikolaus V. auch zum familiaris und scutifer honoris.111 Noch 1455 und 1458 war er einer der Gesandten Bolognas zu dem Nachfolger Nikolaus', Calixt III. 172 Auch die vom päpstlichen Sekretär Poggio Bracciolini für Nikolaus V. im August 1447 veranlaßte militia-Urkunde für den griechischen Gelehrten Georgius Amirutzes (ca. 1400-nach 1469) aus Trapezunt wurde in dessen Abwesenheit gegeben, sollte er doch das iuramentum fidelitatis selbst oder von seinem Vertreter in oder um Trapezunt ableisten lassen (Anh. 11). Wahrscheinlich sollte ihm die militia verliehen werden, damit er als Botschafter mit einem päpstlichen Titel im gleichen Jahr nach Genua reisen konnte. Amirutzes pflegte den Briefwechsel nicht nur mit Kardinal Bessarion und vielen griechischen Gelehrten, sondern auch mit Francesco Filelfo und Leonardo Bruni. Nach der Einnahme Konstantinopels 1453 wurde er der philosophische Lehrer des türkischen Sultans Mehmed II., für den er auch eine Weltkarte schuf. Wahrscheinlich trat er selbst, sicher jedoch seine beiden Söhne zum Islam über. 173 Als Nikolaus V. am 5. April 1448 den bologneser Gesandten Galeazzo Marescotti (1406-1503) per alios laicos milites zum miles apostolicus erheben ließ (Anh. 12), da fand dies genau wie zehn Monate zuvor bei Caccialupi offensichtlich am Ende einer erfolgreichen Mission statt. Denn seine Ritterurkunde war (ungewöhnlicherweise) auch ein gleichzeitiger Geleitbrief für ihn und fünfundzwanzig Begleiter zurück nach Bologna. Marescotti war von Nikolaus V. schon 1447 mit einem Gut in Bologna belehnt worden und gehörte zur politischen Gruppierung des Sante Bentivoglio ( | 1463), dem Begründer der Bentivoglioherrschaft in Bologna. 174 Dort scheint Marescotti vornehmlich 169 Vgl. Ghirardacci, a.a.O., S. 120f.: "Si partì adonque Ludovico allì 14 di magio, la domenica, con dieci cavalli, et giunto a Roma cosi si adoprò col pontefice, che egli il fece cangiare opinione di più parlare del libero dominio della città; et cotanto fu Ludovico grato al papa, che egli lo creò cavaliere aurato, et alli 8 di giugno, il giovedì, ritornò a Bologna et seco si rallegrò tutta la città "; zu dem Vertrag vgl.Mirella Bartolotti: Sui 'capitoli' di Niccolò V per la città di Bologna nella storia del conflitto col governo centrale, in: Annali della Facoltà di Lettere e Filosofia (Università di Macerata) 3/4, 2, 1970/1, S. 511-538; sowie A. A. Strnad: Art. "C., L." in: DBI 15, 1972, S. 797-799 (doch ohne seine kirchenstaatlichen Ämter). no ASV, Reg. Vat. 432, fol. 127r./v. (ebenfalls vom 2. 6. 1447); tatsächlich hat Caccialupi jedoch erst ab dem 20. 5. 1452 das Amt ausgeübt, vgl. Fumi, Inventario, a.a.O., S. 64, 66. n i ASV, Reg. Vat. 433, fol. 258r./v. •72 Emilio Nasalli Rocca di Cornegliano: Il card. Bessarione legato pontificio in Bologna (1450-1455). Saggio sulla costituzione dello stato pontificio e sulla legislazione e la vita giuridica del '400, in: AMR ser. IV, 20, 1930, S. 17-80, S. 70; noch nicht zugänglich war mir Franco Bacchelli: La legazione bolognese del cardinal Bessarione (1450-1455), in: Bessarione e l'Umanesimo. Catalogo della mostra, a c. di Gianfranco Fiaccadori (...), Napoli 1994, S. 137-148 (freundlicher Hinweis Dott.ssa Paola Guerrini). 173 Franz Babinger, Mehmed der Eroberer. Weltenstürmer einer Zeitenwende, München, Zürich 2 1987, passim; E. Trapp (Hrsg.): Prosopographisches Lexikon der Palaiologenzeit, Wien 1976fF., 1. Faszikel, S. 75f. mit der Lit.; Ioannes G. Leontinades: Die griechische Delegation auf dem Konzil von Ferrara-Florenz, in: Annuarium historiae conciliorum 21, 1989, S. 353-369, S. 361. m Lodovico Frati: Lettere amorose di Galeazzo Marescotti e di Sante Bentivoglio, in: GSLI 26, 1895, S. 305-349; ders.: Galeazzo Marescotti de' Calvi nella vita pubblica e privata, in: AMR, ser. III, 21, 1903,

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gewirkt zu haben, obwohl ihn Nikolaus V. gerne in päpstlichen Diensten gesehen hätte; erst seine Söhne Agamemnon (doctor legum, 1472 Senator von Rom) und Achille Marescotti (cubicularius, später Prothonotar und Bischof von Cervi) machten auch an der Kurie in den 1470er Jahren Karriere. Unter Nikolaus V. blühten die humanistischen Studien an der Kurie wie nie zuvor; zahlreiche Humanisten wurden nach Rom gezogen und auch "ehrenhalber" zu päpstlichen Sekretären ernannt. Hatte die militia als Ritterwürde unter Martin V. und Eugen IV. noch häufig die Rolle der "funktionalen" Voraussetzung für bestimmte Ämter oder der Belohnung für außergewöhnliche militärische oder diplomatische Leistungen besessen, so fand unter Nikolaus V. eine "humanistische" Neubewertung der militia statt. Die beiden genannten "traditionellen" Gründe für päpstliche Ritterweihen bewahrten zwar ihre Wichtigkeit, doch gesellten sich zu dem dadurch erreichten Personenkreis nun vermehrt auch die Humanisten selber. Nicht allen war dies eine willkommene Ehrung, konnte doch auch jetzt noch manchmal - besonders in Florenz - die politische Vorsicht gegenüber der vermeintlichen Verpflichtung des miles apostolicus (im päpstlichen Treueid) überwiegen; so berichtet Vespasiano da Bisticci, daß Nikolaus V. erst nach vielen Überredungsversuchen und finanziellen Angeboten den florentinischen Humanisten Giannozzo Manetti (1396-1459) dazu bewegen konnte, 1452 päpstlicher miles zu werden (1446 hatte dieser bereits die Ritterwürde von König Alfonso von Aragon abgelehnt). 175 Rittererhebungen von Humanisten wurden auch in päpstlichen litterae thematisiert, wie in den Sekretärsernennung für Francesco Filelfo qui aureo militari cingulo insignitus, laurea quoque poetica decora{tus) sei; 176 auch Giannozzo Manetti wurde in seiner Sekretärsernennung von Pius II. (28. 11. 1458) als miles florentinus bezeichnet, obwohl er den Titel nie führte. 177 Dem florentinisch-humanistischen Bürgerstolz geradezu entge-

S. 133-241; seine Belehnung mit der turrisde l'Ucelino (5. 12. 1447, vgl. ebd. S. 233f. mit falscher Bezeichnung "Breve" und falscher Datierung: statt nono: Non. des Dezember) in ASV, Reg. Vat. 385, fol. 176v./177r.; schon vorher war Galeazzo Marescotti in Zahlungsverkehr mit der Kurie, vgl. ASV, Reg. Vat. 386, fol. 4v.; Marescotti nannte sich später manchmal miles und manchmal eqties, vgl. die außerordentlich zahlreichen Briefe von ihm aus Bologna in den 1470er Jahren in ASF, MAP. 175 Vgl. auch die Bestätigung durch die florentinische Kommune am 26. 4. 1452 bei Salvemini, La dignità, a.a.O., S. 472f. (C 17); über Vespasianos Text vgl. Aulo Greco: Giannozzo Manetti nella biografia di un contemporaneo, in: Res publica litterarum 6, 1983, S. 155-170; sowie Partner, Pope's Men, a.a.O., S. 240 (mit Lit ). 176 Vgl. Germano Gualdo: Francesco Filelfo e la curia pontificia. Una carriera mancata, in: ASRSP 102, 1979, S. 189-236, S, 209, 211, 234ff; Partner, Pope's Men, a.a.O., S. 232. Auch in der Notarsernennung des Cristofero Caccianemici durch Calixt III. am 20. 5. 1455 wird angesprochen, daß er cingulo milicie decoratus sei (ASV, Reg. Vat. 454, fol. 60v.; zu dieser Ritterweihe des Archidiakons und Kanzlers der Universität Bologna 1452 durch Friedrich III. vgl. A. Vasina: Art. "C., C." in: DBI 15, 1972, S. 802-804). Auch in der Pfalzgrafernenennung des Giovanni Filippo Lignamine durch Sixtus IV. 1476 wird erwähnt, daß dieser von König Ferrante von Neapel zum miles dekoriert worden sei (Egmont Lee: Sixtus IV and Men of Letters, Roma 1978, S. 234). ASV, Reg. Vat. 515, fol. 99r./v.; vgl. jedoch Reg. Vat. 433, fol. 191r./v., wo er sich von Nikolaus V. selbst 1454 nur als civis florentinus ansprechen ließ; mit den folgenden holprigen Versen beschreibt eine anonyme, zu Ende des 15. Jhts. entstandene Vita di Giannozzo Manetti in terza rima dessen Ritterweihe: "In questa leghazion' con grande amore/ Giannozzo di milizia l'ornamento/ da Nichola ebbe, a nnoi santo pastore/ Et questo fu nel mille quatrociento/ cinquantadua e del mese d'aprile/ a dì undici in degnio

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gengesetzt verhielt sich der schon häufiger erwähnte, aus einem Dorf bei Parma stammende päpstliche Sekretär Pietro da Noceto (1397-1467). Dieser wurde 1452 von Friedrich III. in Rom zum Pfalzgrafen und miles ernannt und auch in kurialen Dokumenten so angesprochen. 178 Im Dom von Lucca wurde ihm von dem Bildhauer Matteo Cividali ein Grabmal errichtet (1472), auf dem seine gefalteten Hände auf einem Buch und einem Schwert als Zeichen seiner Ritterwürde ruhen (Abb. 3). Er verfaßte mit großer Wahrscheinlichkeit jene pulcra littera militie, die Nikolaus V. 1448 für den Florentiner Hugo de Hugonibus ausstellen ließ (Anh. 13). 179 Dies ist die mit Sicherheit am weitesten (in einem humanistischen Sinn) elaborierte Urkunde, in deren Arenga sich ein gesamtes Programm wiederfindet: "Es gehört sich, daß derjenige, der durch seine Verdienste und den Glanz seiner Tugenden hervorragt, öffentliche Lobpreisungen erfährt; denn hätte das ehrwürdige Altertum die Triumphe und die Rutenbündel (als Lohn) für die Tüchtigkeit abgeschafft, dann hätten die illustren Namen der Römer und der Edlen dieser Erde nie gestrahlt. Die Herzen der Menschen werden von einer höchsten Hoffnung auf Ehre und Ruhm angezogen, und läutern sich in großen Anstrengungen und ermüdender Arbeit zur Tugend; und deswegen müssen wir das Lob derjenigen verbreiten, die den Tüchtigen zu ruhmreichen Taten und Wachsamkeit veranlaßt hatten, damit durch das Beispiel ihrer Krönung andere zu tugendhaften Unternehmungen durch die Begierde nach Ruhm angespornt werden." (Anh. 13). Nichts an der Thematik der Arenga ist neu; die Verbindung von Lichtmetaphorik und der "Belohnung tugendhafter Taten" findet sich ähnlich auch in Kaiserurkunden seit Karl IV 180 Auch wenn vergleichbare Arengen aus Papsturkunden weniger bekannt sind, so

paramento/ In quel palazzo che fu sempre ovile/ pontefichale delle santte chiave/ nella chamera degnia e signiorile/ Del pappaghallo che chotal segnio ave'/ alla presentia di molti prelati/ ed altri huomini d'ogni ministerio [?] grave" (BNF, Ms Panciatichi 52, fol. 111 v., unediert); dies ist der erste Beleg für eine Ritterweihe in der Camera del Pappagallo; vgl. Diener, Die Camera Pappagalli, a.a.O., S. 48 (erster zeremonieller Beleg erst 1466). 178 Rudolf Wolkan (Hrsg.): Der Briefwechsel des Eneas Silvius Piccolomini, 4 Bde., Wien 1909-18 (Fontes rerum Austriacarum 61, 62, 67, 68), Bd. 1, S. 58, n.; Bd. 4, S. 574, passim; vgl. Iacopo Bicchierai: Antonio di Noceto, in: ASI ser. V, 4, 1889, S. 34-49, S. 38; Mario Accarini: Pietro da Noceto segretario di Papa Niccolò V, in: Parma nell'arte 1983/1984, S. 13-20; Partner, Pope's Men, a.a.O., S. 242f. mit Lit.; eine Biographie Pietros da Noceto wäre eine lohnende Aufgabe. Tatsächlich lautet die Beschriftung des linken Seitenrandes von oben Pulcra / Pe. de Noxeto / Littera Militie, woraus zu schließen ist, daß das Pulcra oben und das Littera militie später unter den Sekretärsnamen angefügt wurde; der Titel einer pulcra littera kam häufig Urkunden zu, die dann in Formelbücher übernommen wurden, vgl. z.B. die Formelsammlung in der UB München, 2° Cod. ms. 255, passim, (dort auch fol. 42v.-43v. nur Arengen; vgl. Die lateinischen mittelalterlichen Handschriften der Universitätsbibliothek München. Die Handschriften aus der Folioreihe. Zweite Hälfte. Beschrieben von Natalia Daniel, Gerhard Schott, Peter Zahn, Wiesbaden 1979 (Die Handschriften der Universitätsbibliothek München 3, 2), S. 10-17). 180 Heinrich Fichtenau: Arenga. Spätantike und Mittelalter im Spiegel von Urkundenformen, Graz, Köln 1957 (MIÖG Ergänzungsband 18), S. 171: "Der Herrscher sammelt tugendhafte Männer um sich; die Belohnung ihrer Taten fördert die tugendhafte Haltung bei ihnen selbst und den anderen, denen sie als exemplum dient" (mit Beispielen); vgl. auch Friedrich Hausmann, Alfred Gawlik: Arengenverzeichnis zu den Königs- und Kaiserurkunden von den Merowingern bis Heinrich VI, München 1987 (MGH Hilfsmittel 9).

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Abb. 3: Matteo Cividali: Grabmal des Pietro da Noceto (ca. 1472; Lucca, Dom).

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soll hier die "Beispiellosigkeit" obiger Urkunde nicht behauptet werden. 181 Weder das altrömische exemplum virtutis,n2 noch das Motiv der weltlichen Gloria, durch Cicero dem gesamten Mittelalter vertraut und als gloria virtutis auch in dem schon zitierten Ordo Bonifaz VIII. vorhanden (s.o.), ist eine "(Er)findung" der Renaissance, wie eine oberflächliche Auslegung des berühmten Kapitels "Der moderne Ruhm" bei Jacob Burckhardt häufig gemeint hat.183 Trotzdem ist der Verweis auf die prisca antiquitas clara Roms im Zusammenhang einer christlichen Ritterweihe wie auch die antikisierende Argumentation genuin humanistisch. Hervorzuheben sind auch die Narratio und Dispositio der Urkunde: Ugone degli Ugoni habe sich schon seit seiner Jugendzeit häufig im Dienste des status ecclesie bewährt; er habe deshalb aber auch Schäden davongetragen, ja sei sogar gefangen gehalten worden. Deshalb habe der Papst trotz der Krankheit des Ugone in dessen Gegenwart den Kardinalpriester von S. Lorenzo in Lucina, Johannes Juvenis, beauftragt, ihm die militaria insignia zu übertragen. Nachdem die Zeremonie durch die Schwertumgürtung, das Anschnallen der Goldsporen, die Segnung der Waffen und die character-Übertragung durch den Friedenskuß (und eben nicht die alapa: pacis osculo signato), wie berichtet, in plurima nobilium virorum turba im Kardinalspalast bei seiner Titularkirche (an der heutigen Piazza S. Lorenzo in Lucina) stattgefunden habe, wolle ihn Nikolaus V. mit der vorliegenden Urkunde in die Zahl der anderen milites apostolici aufnehmen. 184 An der Verlagerung der Ritterweihe in den Palast eines Kardinals ist an sich nichts Außergewöhnliches, da diese häufiger für Rechtsakte benützt wurden.185 Der mit dieser Urkunde ausgezeichnete stand bisher noch niemals im Zentrum einer historischen Untersuchung. Gerade sein in Florenz unbekannter Familienname de Hugonibus/degli Ugoni bereitet bei der Identifizierung Schwierigkeiten, scheint Ugone doch weder der ja auch in der Kirchenhierarchie vertretenen Familie Albizzi (in den früKarl August Fink: Arengen spätmittelalterlicher Papsturkunden, in: Mélanges Eugène Tisserant. Bd. IV, 1 (Archives Vaticanes. Histoire Écclesiastique), Città del Vaticano 1964 (Studi e Testi 234), S. 205-227 unterteilt: "Allgemeine Hirtengewalt", "Sorge fur die Gläubigen", "Friedensvermittlung, Legaten", "Sorge für die Kirchen", "Ablässe", "Kardinalsernennungen", "Orden", "Gegen Häretiker", "Rom und Kirchenstaat", "Kanonisationen". 182 Vgl. Peter von Moos: Geschichte als Topik. Das rhetorische Exemplum von der Antike zur Neuzeit und die historiae im Policraticus Johannes von Salisbury, Hildesheim, Zürich, New York 1988 (Ordo. Studien zur Literatur und Gesellschaft des Mittelalters und der frühen Neuzeit 2), S. 69ff. 183 Burckhardt, Kultur, a.a.O., S. 132ff.; vgl. jetzt Achatz Frhr. von Müller: Gloria Bona Fama Bonorum. Studien zur sittlichen Bedeutung des Ruhmes in der frühchristlichen und mittelalterlichen Welt, Husum 1977 (Historische Studien 428); zu betonen ist, daß die cupiditas im Allgemeinen negativ besetzt war: schon bei Valerius Maximus wird das Thema De cupiditate gloriae höchst kritisch behandelt (Dicta et facta memorabilia, lib. VIII, cap. 14); von Lorenzo Valla wird die cupiditas gloriae am Schluß seiner Schrift gegen die Konstantinische Schenkung (87) als nicht "gerechter" Kriegsgrund betrachtet. im Bis zu seinem gewaltsamen Tod in Rom 1440 hatte der Cardinalis Florentinus und kirchliche Heerführer Giovanni Vitelleschi den Titel eines Kardinalpriesters von S. Lorenzo in Lucina innegehalten; zu seinem Nachfolger Johannes Iuvenis (t 1451), der 1447 auch als legatvs a latere in Verhandlungen mit Francesco Sforza war (und so möglicherweise in engerem Kontakt mit Ugone degli Ugoni stand), vgl. Eubel, Hierarchia Catholica, a.a.O., Bd. 2, S. 73, S. 31, n. 936. IS' So fand z.B. im Stadtpalast des Domenico Capranica 1448 eine stadtrömische Familienpazifikation statt, vgl. Anna Maria Corbo: Note su alcuni fonti per la storia sociale romana al tempo di Niccolò V e Callisto III, in: Studi romani 38, 1990, S. 53-68.

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hen vatikanischen Dokumenten wird er auch als Hugo Albizi bezeichnet, was jedoch nur die patronymische Namensgebung war), noch der Familie Ughi anzugehören, die an der erzbischöflichen Kurie in Florenz gewisse Rechte hielt. 186 Man geht deshalb sicher nicht falsch, seine Herkunft aus eher bescheidenen Verhältnissen anzunehmen, und daß er sich erst später seinen Nachnamen zulegte. Der päpstliche Thesaurar und stellvertretende Kämmerer Oddone de' Varri fertigte am 25. April 1430 den ersten Geleitbrief für den circumspectus vir Ugone Albisi de Florentia accedendi ad hanc almam urbem, in eaque standi, permorandi, pernoctandi aus. Am 17. Mai 1430 holte er ihn mit einem zweiten Brief nach Rom. 1 8 7 Da Ugone am 7. Juni 1430 in einer Zahlungsanweisung an einen Francesco Salvati da Genazzano als mercator Viterbiensis bezeichnet wird, liegt die Vermutung nahe, daß er - noch ohne offizielles Amt - schon zu diesem Zeitpunkt in kurialen Finanzangelegenheiten eingesetzt wurde. 1 8 8 Bestimmte, von dem iudex generalis patrimonii Johannes de Grassis aus Tivoli gegen den civis et mercator Viterbiensis ausgesprochene Urteile annullierte Oddone de' Varri in Rom am 26. Juni 1430. 189 Nur wenige Monate später finden wir Ugone (wie ja auch Pietro da Noceto) in den Diensten von Domenico Capranica, der ihn in seinem vom 16. Januar 1431 (Montefalcone) datierten Geleitbrief pro nonnullis suis et nostris agendis nach Venedig als nobilis vir Ugo Albici de Florentia und als familiaris noster bezeichnet. 1 9 0 Von dem gerade seit zwei Wochen amtierenden Papst Eugen IV. wurde er nach der Befragung verschiedener Kardinäle (die in der Urkunde genannt werden) am 20. März 1431 zum päpstlichen Thesaurar im Patrimonium Petri mit der Terra Arnulforum, Orvieto und der Sabina ernannt, wo er bis 1434 immer wieder verschiedene Aufträge erledigen mußte. 1 9 1 Am 6. April 1431 begann er seine neue Aufgabe höchst gewissenhaft mit dem Anlegen des Libro di entrate und des Libro di uscite,192 Eine systematische Rekonstruktion seiner Handlungen und Transaktionen über die gesamte Überlieferung der Kammer unter Einschluß der Bände der sog. Mandati Camerali und der Introitus et Exitus, sowie der anderen Registerserien wäre lohnend, doch überaus aufwendig.

186 Vgl. Roberto Bizzocchi: Patronato politico e giuspatronati ecclesiastici: il caso fiorentino, in: Ricerche storiche 15, 1985, S. 95-106, S. 96; auch in der vatikanischen Überlieferung wird diese Familie als de Ughis de Florentia bezeichnet (ASV, Reg. Vat. 392, fol. 18v.-19r). 187 ASV, Div. Cam. 13, fol. 55v.; fol. 72r./v. 188 ASV, Div. Cam. 13, fol. 75v. 18» ASV, Div. Cam. 13, fol. 84r./v. i*> ASV, Div. Cam. 12, fol. 61r. 191 ASV, Reg. Vat. 371, fol. 3v.-4v. (= Reg. Vat. 381, fol. 63v.-64v ); Aufträge: Reg. Vat. 381, fol. 65r./v.; Reg. Vat. 370, fol. 153r./v.; ASV, Div. Cam. 16, fol. 107, 128, 144r./v., 184v., 218, 224r., 257; Div. Cam. 17, 22r., 267r./v.; zwei seiner Briefe von 1431 in: Luigi Fumi: I Colonna contro Roma e papa Eugenio IV nel 1431 (Da dispacci nell'Archivio del Comune di Orvieto), in: BDSPU 1, 1895, S. 611618. 192 Antonio Anzilotti: Cenni sulle finanze del patrimonio di S. Pietro in Tuscia nel secolo XV, in: ASRSP 42, 1919, S. 349-399, S. 385.

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Ob Ugone auch noch später das Amt des Thesaurars in Viterbo ausübte, ist nicht sicher,193 obwohl er weiter für die Camera Apostolica arbeitete und um das Jahr 1440 monatlich zehn Florin ausgezahlt bekam. 194 Als am 14. September 1443 ein Geleitbrief von der Kurie in Siena ftir ihn und seine Waren ausgestellt wurde, wurde er bereits als S(ancti) D(omini) N(ostri) familiaris bezeichnet,195 und beim Tod Eugens IV. im Februar 1447 finden wir ihn (zusammen mit Stefano Porcari u.a.) unter den Trauergästen, die man als Papstfamiiiaren identifizieren kann. 196 Nikolaus V. setzte ihn am 7. April 1447 wieder als Thesaurar für das Patrimonium Petri ein, 197 weshalb er ihn im Mai 1447 in Viterbo als zuständigen Beamten für die Salzsteuer betrachtete.198 Bereits am 15. Dezember 1447 entließ ihn der Papst jedoch in allen Ehren 199 und ernannte ihn am 20. Dezember offiziell zum päpstlichen Famiiiaren und scutifer honoris,200 Am 1. Januar 1448 befreite er ihn von Steuern. 201 Bald nach 1448 muß Ugone degli Ugoni an jener Krankheit, von der in seiner pulcra littera militie die Rede ist, auch gestorben sein, wurde doch seine noch in Viterbo wohnende Witwe Polissena mit ihren beiden Söhnen Paolo und Pierugone von Nikolaus V. im Oktober 1449 von bestimmten Abgaben eximiert. 202 Mit der 1449 für Francesco Perotti aus Sassoferrato vom päpstlichen Sekretär Giovanni Aurispa (1376-1459) diktierten Urkunde (Anh. 14), die ihn zum miles apostolicus und mit seinen legitimen Nachkommen bis in das dritte Glied zu lateranensischen Pfalzgrafen ernannte, kehren wir wieder zu den "Standardtexten" zurück. Das debitum fidelitatis iuramentum sollte von Perotti selbst oder durch seinen Vertreter dem Kardinalpriester von S. Lorenzo in Damaso, dem mächtigem Vizekämmerer Ludovico Trevisan (1401-65), geleistet werden, der somit auch die Investitur vorgenommen hätte. 203 Bald

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Cronache e statuti della città di Viterbo publicati ed illustrati da Ignazio Ciampi, Firenze 1872 (Documenti di Storia Italiana 5), S. 149, nennt für 1435 den Florentiner Niccolò Cavalcanti als neuen Thesaurar. 194 ASV, Int. et Ex. 407, passim; bezeichnet als camere apostolice calculator computorum; ab fol. 95v. (September 1440) mit monatlichem Einkommen von 20 Florin; Pio Paschini: Lodovico cardinale camerlengo e i suoi maneggi sino alla morte di Eugenio IV (1447), in: Memorie Storiche Forogiulesi 24, 1928, S. 39-72, S. 39, 60, 65, zitiert diese Bände zu den Auszahlungen Ugones an Truppenfuhrer, aber auch zu Geldtransaktionen zwischen Florenz und der Kurie. 195 ASV, Div. Cam. 20, fol. 230v.; in Reg. Vat. 377, fol. 200v. findet sich für ihn eine Quittung über den introitus extraordinarius der Registertaxe von 1. 6. 1443 bis 31. 12. 1444, vgl. Hofmann, Forschungen, a.a.O., Bd. 2, S. 126. 196 Georges Bourgin: La familia pontificia sotto Eugenio IV, in: ASRSP 27, 1904, S. 203-224; S. 219: Hugo de Florentia. ! " ASV, Reg. Vat. 432, fol. 8r.-9r. 198 P. Savignoni: L'archivio storico del comune di Viterbo (II), in: ASRSP 20, 1897, S. 5-43, S. 22. 199 ASV, Reg. Vat. 385, fol. 160v.-162r. (Quietatur generaliter de omnibus administrativ). 200 ASV, Reg. Vat. 432, fol. 125r./v. (darin wird seine frühere Beschäftigung als camerae nostre introitum et exitum etiam calculator angegeben). 201 ASV, Reg. Vat. 385, fol. 160r./v.; Quittierungen auch in Reg. Vat. 406, fol. 249v.-250v. (15. 1. 1448) und in Reg. Vat. 432, fol. 178v.-179v. (20. Juni 1448); Reg. Vat. 388, fol. 238v.-239v. (Nachfolgeregelung für dessen Sohn Paul, 8. 11. 1448). 202 ASV, Reg. Vat. 389, fol. 299v./300r. (vgl. Sassi, Documenti, a.a.O., S. 138). 203 Vgl. Eubel, Hierarchia Catholica, a.a.O., Bd. 2, S. 73.

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darauf wurde Francesco Perotti zum capitaneus von Todi gewählt, 204 und am 1. Oktober 1449 wurden er und sein junger Sohn, der spätere päpstliche Sekretär und bedeutende Humanist Niccolò Perotti (ca. 1430-80), zu päpstlichen Familiaren und scutiferi honoris ernannt. 205 Auch die littere milicie armate für Giovanni di Francesco Sbarra aus Lucca (Anh. 16), in der Nikolaus V. in Fabriano bestätigte, dessen Ritterweihe durch Filippo Calandrini, den Legaten der Mark Ancona veranlaßt zu haben, folgt weitgehend einem älteren "Modelltext", der Urkunde für Tebaldeschi (Anh. 8). 206 Hervorzuheben ist in diesem Fall vor allem das verwandtschaftliche Verhältnis, das Nikolaus V. mit Calandrini verband, 207 und - bei der engen Versippung der Luccheser Oligarchie - wahrscheinlich auch mit Giovanni Sbarra. Für die geistlichen Ritterorden galt die Regel (s.o. Anm. II, 281; III, 136), daß man in ihnen nicht als miles aufgenommen werden konnte, wenn man nicht eine Rittererhebung, ähnlich der der laici milites (oder: saeculares), erfahren hatte. 208 Ein gutes Beispiel hierfür bieten zwei litterae, die Nikolaus V. am 26. Mai 1449 dem Kardinaldiakon von Santa Maria Nuova, Pietro Barbo, dem späteren Papst Paul II., sandte. Im ersten teilte ihm der Papst mit, daß der nobilis vir Nicolaus Maureceno de Venetiis (Morosini) beabsichtige, sub regulari habitu fratrum Hospitalis Sancii Iohannis Ierosolimitan. zu dienen, weshalb er ihn ihm empfehlen wolle. 209 Im zweiten, vom selben Tag datierenden Brief bat der Papst den Kardinal, ihm auch die insignia militaria ut moris est zu verleihen, und somit in die Reihe der anderen milites einzugliedern. Das solitum fidelitatis iuramentum sollte vor der eigentlichen Insignienverleihung geleistet werden (Anh. 15). 210 Die hieran anschließende, 1455 gegebene litterae militie Nikolaus' V. für Ludovico Bentivoglio stellt nicht nur die letzte aus seinem Pontifikat dar, sondern bezeichnet auch einen weiteren Höhepunkt in der humanistischen Gestaltung der Arenga durch Pietro da Noceto: 211 "Aus der römischen Kirche, deren Obergewalt über alle Herrschaften {principatus super omnia dominio) die göttliche Majestät wie das Wasser aus der Urquelle hervorbrachte, sprudeln und fließen alle Wohltaten an Ehren und Würden (beneficia honoris et 204

ASV, Reg. Vat. 433, fol. 19v. (nicht datiert, doch ca. April/Mai 1449, und nach der Ernennung zum miles, da der Titel bereits verwendet wird). 205 ASV, Reg. Vat. 433, fol. 47v.-48v.; vgl. die Lit. bei Partner, Pope's Men, a.a.O., S. 244. 206 Vgl. Romualdo Sassi: Documenti sul soggiorno a Fabriano di Niccolò V e della sua corte nel 1449 e nel 1450, Ancona 1955 (Fonti per la storia delle Marche 3); S. 165; Giovanni Sbarra war z.B. 1453 Podestà in Siena; zur Familie vgl. Ursula Bittins: Das Domkapitel von Lucca im 15. und 16. Jahrhundert, Frankfürt/M. 1992 (Europäische Hochschulschriften III, 534), S. 382f. 207 Calandrini war Parentucellis jüngerer Halbbruder mütterlicherseits, vgl. C. Gennaro: Art. "C., F." in: DBI 16, 1973, S. 450-2. 20« Beispiele bei Anthony Luttrell: The Hospitallers of Rhodes between Tuscany and Jerusalem: 1310-1431, in: Revue Mabillon n.s. 3 (64), 1992, S. 117-138. 209 ASV, Reg. Vat. 409, fol. 254v./255r.; zu den Johannitern Antonio und Jacopo Morosini vgl. Anthony Luttrell: The Hospitallers of Rhodes at Treviso, in: ders. . The Hospitallers of Rhodes and their Mediterranean World, Aldershot 1992 (Variorum Reprints. Collected Studies Series 360), n. XIV, S. 767f. 210 Eine confirmatio receptionis militarium ornamentorum pro fratre Sancii Johanni Ierosolimitan. findet sich auch in Reg. Vat. 385, fol. 208r./v. 211 Die Arenga ist hier jedoch nicht zum ersten Mal benützt; sie findet sich z.B. auch in der Pfalzgrafernennung des Iacobus de Lingratis in ASV, Reg. Vat. 426, fol. 274r. (22. 8. 1453), s.u. Anm. III, 242.

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dignitatum); genau so schmückt die Königin im goldenen Gewand aus der sie umgebenden Mannigfaltigkeit diejenigen frommen und treuen Söhne, welche ihre völlige Aufrichtigkeit der Hingabe und Treue und außerordentlichen Tugendverdienste für größere Lobpreisungen ihrer Ehre und Ruhmes berühmt macht, 212 mit strahlenden Ehrentiteln und umfaßt sie je nach ihrer Eigenschaft (qualitas hominum) mit Gunstbeweisen des besonderen Wohlwollens." (Anh. 17). Im Unterschied zur Urkunde für Ugone degli Ugoni besitzt diese Arenga einen eminent politischen Inhalt, der auf dem Hintergrund der stets nach Unabhängigkeit strebenden Kommune Bologna verstanden werden muß. Die Metapher der Kirche als einer Wohltaten verteilenden regina in vestitu deaurato bezieht sich offensichtlich auf das berühmte Bild des "Himmlischen Weibes" aus dem zwölften Kapitel der Johannesapokalypse (mulier amicta sole et luna sub pedibus eius/ et in capite eius Corona stellarum duodecim). Im Spätmittelalter, aber besonders seit dem sechzehnten Jahrhundert wurde dieses Bild als Personifikation der Kirche aufgefaßt; gleichzeitig wurde es auch schon ikonographisch mit der Darstellung des miles christianus verbunden. 213 Der bolognesische Gesandte Ludovico Bentivoglio (*vor 1400-1469) erfuhr in den letzten Tagen des siechen Nikolaus V. tatsächlich die Zeichen von dessen benivolentia specialis. Er wurde von ihm nicht nur zum erblichen miles apostolicus und Pfalzgrafen ernannt, 214 sondern erhielt auch als Geschenk das vom Papst an Weihnachten benedizierte Schwert. Dieses blieb lange im Eigentum der Familie Bentivoglio, und ist heute im Museo Civico Medievale in Bologna zu sehen. 215 Folgendermaßen schildert der bologneser Chronist Ghirardacci den Hergang: Bentivoglio wurde zu Jahresanfang 1455 erstmals an das Krankenbett Nikolaus V. gerufen, wo er dessen Fragen zur politischen Haltung Bolognas gewissenhaft beantworten mußte. Eine verabredete zweite Audienz kam wegen der Bettlägrigkeit Nikolaus' lange nicht zustande, weshalb Bentivoglio erst nach mehreren Wochen des Wartens durch die päpstlichen Leibärzte einen Termin erhielt. Bei der zweiten Audienz (wohl am 20. Februar) teilte ihm Nikolaus V. 212 In dem gerade zitierten Text (ASV, Reg. Vat. 426, fol. 274r.) liest man hier eindeutig "efferunt"; in der späteren Verwendung dieser Arenga wurde die Formulierung etwas verändert (unter Calixt III.: vgl. Anh. 18, 19). 213 Dies beweist ein kleines Bild des Malers Antonio Pisanello (f 1455), heute in der National Gallery in London: dargestellt sind auf dem Werk der Hl. Antonius sowie St. Georg als miles christianus-, über ihm thronen im Himmel die Muttergottes mit dem Kind "im Strahlenkranz"; vgl. auch Joan E. Barley Lloyd: Das goldene Gewand der Muttergottes in der Bildersprache mittelalterlicher und frühchristlicher Mosaiken in Rom, in: Römische Quartalschrift 85, 1990, S. 66ff.; zur Sonnensymbolik unter Nikolaus V. z.B.: Hermann Goldbrunner: Quaecumque elegerit dominus, ipse sanctus est. Zur Leichenrede des Jean Jouffroy aufNikolaus V., in: QFIAB 64, 1984, S. 385-396. 2M Die so hier erstmalig auftretende Formulierung der Urkunde legte fest (Anh. 17), daß seine Nachkommen die Rechte und Privilegien der Ritter und Pfalzgrafen besitzen sollen; da es jedoch keine wirklichen "Privilegien" der Ritter außerhalb zeremonieller sowie luxusgesetzlicher Regelungen gab, kann hier wohl nicht von einer Erblichkeit des Rittertitels selbst gesprochen werden. 215 Renzo Grandi (et al.): Introduzione al Museo Civico Medievale Palazzo Ghisilardi-Fava, Bologna 1987, S. 65f.; (Cornides, a.a.O., S. 94 ist über diese Verleihung nicht informiert); vgl. auch N N.: Art. "B., L." in: DBI 8, 1966, S. 63 8f., wo von einem Breve gesprochen wird, das die Mitteilung dieser Ehrung enthält, und (nach Pastor) bei I. A. Bergamorius: Ludovici Bentivoli virtutis et nobilitatis insignia, Bologna 1690, ediert sein soll (mir leider nicht zugänglich); offensichtlich ist damit jedoch die vorliegende Urkunde gemeint, kein Breve.

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con voce inferma mit, daß er beabsichtige, ihm wegen seiner virtù nicht nur die Ritterund Pfalzgrafenwürde, sondern auch das benedizierte Schwert verleihen zu wollen (con le nostre mani ornarti di aurea militia, donandoti un sacratissimo dono e facendo tuoi figlioli di questo nostro palaggio Laterano dignissimo conte).216

te e i

Daraufhin wies er seine Sekretäre, il vescovo di Perugia et Pietro da Nosseto, an, la nostra spada zu holen. Diese konnten zunächst nicht glauben, daß das wertvolle Schwert, um das selbst der Sohn des Herzogs von Burgund und der Enkel des Königs von Frankreich erfolglos gebeten hatten, nun Bentivoglio geschenkt werden solle, woraufhin nun Nikolaus V., sich gleichsam rechtfertigend, dessen Tugenden gerühmt habe: "Et dette queste parole, il pontefice creò Ludovico cavalliero, et il vescovo suddetto et Pietro da Nossetto conte et cavalliere gli pose li speroni d'oro fino, che erano della persona del papa, il quale poscia gli fece dono della sacra spada et lo creò conte lui et li suoi figli et li figli de' suoi figli del palagio Laterano, et soggionse: 'Prego, cavalliere, Iddio che ne doni la sanità, che quanto abbiamo fatto è nulla a quello che habbiamo in mente di fare, perciochè l'animo nostro è di operare verso di te cosa che sarà utile e trionfale honore a tutta la famiglia de' Bentivogli et allo stato di essa.'"217 Selbst wenn nur wenig an dem Bericht stimmen sollte, so kann doch der Behauptung, daß unter den gegebenen Umständen die päpstlichen Sekretäre Pietro da Noceto und Giacomo Vagnucci (1416-87) bei dem Akt der Ritterweihe assistierten, eine gewisse Wahrscheinlichkeit nicht abgesprochen werden.218 Daß Pietro da Noceto, der schon 1450 als eine der zwei "Säulen" des Papstes bezeichnet wurde, 219 auch in der Zeit der Krankheit Nikolaus V. dessen Privataudienzen vermittelte, ist auch für Pietro Tebaldeschi belegt, dem er noch am 25. Februar 1455 eine solche verschaffte. 220 Bereits am 21. Februar 1455 teilte Nikolaus V. der Kommune von Bologna in einem Breve die Ehrung des Ludovico Bentivoglio mit. 221 Wenig mehr als einen Monat später verstarb er. Sein katalanischer Nachfolger Alonso de Borgia, Calixt III. (1455-58), scheint weniger Gefallen an der humanistischen Gestaltung von litterae militie und möglicherweise auch an öffentlichen Ritterweihen gefunden zu haben. Im Zentrum seiner Aktivitäten stand ganz der Kreuzzug gegen die türkischen Eroberer von Konstantinopel. Eine Seltenheit ist es bereits, wenn in den Vatikanregistern jemand als miles noster bezeichnet

21« Ghirardacci, a.a.O., S. 154-157, S. 156; der ganze Bericht ist offensichtlich ausgeschmückt, so z.B. auch die Antwort des Bentivoglio: "Ringratio Iddio, o Padre santo, che insino ad hora mi ha illuminato la mente a conservarmi, che l'offerta dignità da altri pontefici, imperatori et marchesi et da altri nobilissimi signori non ho voluto accettare perriserbarlaa sua Beatitudine, laonde volentieri dalla sua gran benignità l'accetto, benché indegno, et sono contento fare il suo paterno beneplacito." Ebd., S. 157. 218 Zu dem doctor utriusque iuris Vagnucci, der seit 1449 das erzbischöfliche Amt von Perugia hielt (Eubel, Hierarchia Catholica, a.a.O., Bd. 1, S. 237), vgl. Marc Dykmans S.J.: Le cérémonial de Nicolas V. (I), in: Revue dHistoire Ecclésiastique 63, 1968, S. 365-378 (I), S. 785-825 (II); S. 799ff.; Partner, Pope's Men, a.a.O., S. 254 (mit Lit). 219 "Ad factum visitando d os Petrum de Nuceto et Petrum Lun. fiat quod iustum est cum sint duo columpne S.mi d. nostri", zit. bei Sassi, a.a.O., S. 49f. 220 Cordella, Tebaldeschi, a.a.O., S. 49. 221 Nasalli Rocca, Cardinale Bessarione, a.a.O., S. 75 (mit falscher Jahreszahl).

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wird. 222 In den betreffenden Bänden (Reg. Vat. 436-467) finden sich gerade zwei hier interessierende Einträge. Die Arenga der Pfalzgraf- und Ritterernennung des legum doctor Antonio Fardini aus Ancona (Anh. 18) ist hierbei eine offensichtliche Variation der Urkunden für Giacomo Ingrati (s.u. Anm. III, 242) und Ludovico Bentivoglio, in der auch wieder von der regina in vestitu deaurato die Rede ist. Dabei weist diese Urkunde jedoch ein zusätzliches, gänzlich neues Charakteristikum auf, das einen (immer wichtiger werdenden) Grund bezeichnet, die Ritterwürde überhaupt weiterhin anzustreben: Dies war die lokale Luxusgesetzgebung, die in den meisten Orten Mittelitaliens nur den milites und den Doktoren sowie ihren Angehörigen das Tragen von Goldschmuck oder golddurchwirkter Kleidung gestattete (s.o. Anm. II, 179). Deshalb wird Fardini zugestanden, aurumportandi

et gemmas ac iocaliapro

libito voluntatis

(tue).

Eine entsprechende Neuerung bietet auch die Urkunde Calixts III. trotz der bereits bekannten Arenga für den utriusque iuris doctor Pierfilippo Martorelli (Anh. 19) von 1458. Zunächst bestätigt sie dessen schon durch Friedrich III. erfolgte Ernennung zum miles (mit dem Recht aurum gestandi et gemmas), und zum comes palatinus.

Damit werden

auch alle mit dem Pfalzgrafenamt einhergehenden Rechte der Legitimierung und Notarsernennung bestätigt, jedoch mit der einschränkenden Bestimmung, nur fähige Notare zu ernennen (qui ad hoc ydonei sunt et fide et litterature sufficientes et experti). Offensicht-

lich hatten die massenhaften Ernennungen von Pfalzgrafen von kaiserlicher und päpstlicher Seite in Italien zu einem Überangebot wenig gebildeter Notare geführt. In Martorellis litterae wird zusätzlich auch noch sein Vater Ambrogio mit dem Palatinat und den (hier wohl auf dem Hintergrund der Luxusgesetze zu sehenden) Rechten der nobiles bedacht; den kirchlichen Treueid durfte er in die Hände seines eigenen Sohnes schwören. Beide, Antonio Fardini und Pierfilippo Martorelli, scheinen erst nach Calixt III. bedeutendere Rollen im Kirchenstaat gespielt zu haben (soweit dies aus den Vatikanregistern ablesbar ist).223 Mit Aeneas Sylvius Piccolomini, Papst Pius II. (1458-64), haben wir den End- und Höhepunkt dieses Überblickes erreicht.224 Verschiedene Male wurde bereits auf seinen Krönungsordo hingewiesen, der möglicherweise bereits um 1455 entstand.225 Post coronationem sollte der Papst auf den Stufen von St. Peter, die nach seinem Glauben von 222 ASV, Reg. Vat. 455, fol. 25 lv. (Galterando de Ribes). 223 Antonius de Fardinis war im ersten Halbjahr 1456 Capitano del Popolo in Perugia (Fumi, Inventario, a.a.O., S. 69) und Pius II. ernannte den legum doctor später zum Podestà von Bologna, vgl. ASV, Reg. Vat. 516, fol. 57; Pierfilippo Martorelli wurde von Calixt III. zum Podestà von Bologna (Reg. Vat. 465, fol. 231), von Pius II. zum gubernator von Orvieto (1459/60) und scutifer honoris und Famiiiaren ernannt (Reg. Vat. 515, fols. 26v; 43v./44r., vgl. Luigi Fumi: Pio II (Enea Silvio Piccolomini) e la pace di Orvieto, in: Studi e documenti di storia e di diritto 6, 1885, S. 249-272, S. 252); um 1458 war er als gubernator auch für Reparaturarbeiten an der Befestigung der Rocca di Spoleto verantwortlich, vgl. Domenico Gaspari: Fortezze marchigiane e umbre nel secolo XV, in: Archivio storico per le Marche e per l'Umbria 3, 1886, S. 80-165, S. 165; von ihm gibt es aus Spoleto 1470 und 1477 Briefe in ASF, MAP, XXVI, 12, 16; XXXV, 643. 224 Vgl. zuletzt mit der Lit. Arnold Esch: Art. "Pius II." in: LdM 6, 1993; Sp. 2190-2192; Luisa Rotondi Secchi Tarugi (Hrsg.): Pio II e la cultura del suo tempo. Atti del I convegno internazionale 1989, Milano 1991; dazu Mauro De Nichilo: Pio II e la cultura del suo tempo, in: Roma nel Rinascimento 1991, S. 528 (Rez ). 225 Schimmelpfennig, Krönung, a.a.O., S. 198.

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Konstantin dem Großen erbaut waren, 226 zu einer Massen-Ritterweihe schreiten (facti milites)227 Es scheint nicht, als habe Pius dieses (nach dem Vorbild der Krönungen Friedrichs III. von 1442 in Aachen und 1452 in Rom, sowie nach der Herzogsinvestitur Francesco Sforzas 1450 in Mailand gestaltete) Zeremoniell wirklich befolgt. Daß Pius II. jedoch gerne Ritterweihen in Situationen vornahm, in denen sie nicht anders denn als herrscherliche "Souveränitätsakte" wirken konnten, ist durch erzählende Quellen belegt. 228 Dies mag aus seiner Sicht durch die außenpolitische europäische Krisenlage "geboten" gewesen sein, setzte er sich doch wie schon sein Vorgänger energisch für einen Kreuzzug zur Rückeroberung von Konstantinopel ein. Aus diesem Grund rief er für den 1. Juni 1459 in Mantua einen Fürstenkongreß zusammen, den er selbst zu leiten beabsichtigte. Einen der anschaulichsten Berichte über eine päpstliche Ritterweihe auf dem Weg von Rom nach Mantua bringt wiederum Giovanni di maestro Pedrino, der über Pius' Aufenthalt in Florenz an der Vigil vor Christi Himmelfahrt, zum 2. Mai 1459, berichtet, wie der Papst im Baptisterium von Florenz (San Giovanni) den päpstlichen Vikar von Forlì, Cecco Ordelaffi, zum Ritter erhob und mit golddurchwirkten Kleidern beschenkte. 229 Auf den so ausgezeichneten, der - im Unterschied zu den Montefeltro von Urbino oder den Este von Modena und Ferrara - keinen erblichen Herzogstitel besaß, muß diese Zeremonie wie eine förmliche Investitur gewirkt haben, in deren Zentrum das Moment der päpstlichen Gnade, der gratia, stand. 230 226 Ruth Olitsky Rubinstein: Pius II's Piazza S. Pietro and St. Andrew's Head, in: Domenico Maffei (Hrsg.): Enea Silvio Piccolomini Papa Pio II. Atti del Convegno per il quinto centenario, Siena 1968, S. 221-243, S. 221. 227 Schimmelpfennig, Krönung, a.a.O., S. 258; vgl. S. 208f.: "Die erste mir bekannte Ritterweihe durch einen Papst aus Anlaß von dessen Krönung erwähnt Johannes Burckard zum 5. 12. 1503. (...) Der Ritterschlag fand nach der Messe statt, bevor der Papst die Prozession zum Lateran begann. Die Situation von 1503 entsprach demnach nicht der von 1458, als die Prozession gleich nach der Krönung anfing. Der Ritterschlag an sich ist als Nachahmung kaiserlicher Gewohnheiten durch den Papst zu interpretieren und dürfte mit dem Ausbau der päpstlichen Territorialherrschaft im 15. Jahrhundert zusammenhängen. " 228 "Et adì 13 dicto, el di de pasqua rosata [Pfingsten 1459, L B.], el papa cantò messa in Sam Petronio et fece cavaliero misser Iacomo di Marsilii in la dieta chìexia et dì el segno suo a tueto el puovolo (...)" (Cronaca A, in: Corpus Chronicorum Bononiensium, a.a.O., Bd. 4, S. 2 6 3 f ) ; "Pius pontifex Bononiam reversus, cum esset Bianorii [Pianoro, Anfang 1460, L B.], militem aureatum fecit Reginaldum Formaginum." (Burselli, a.a.O., S. 95). 22» "Tornando al magnifico signore miser Cecho, in la vigilia de I'Asensione, in San Zohane, al vespro solenne, che più non s'era aparado, el papa siando in puntificale a quello ve[s]pro, dove era multi cardenali e prelati e barone de più luoghi, e neuno savea che '1 dovesse fare nessuno cavaliero sen-no cue avea fatto fare i panni d'oro con le cose oportune; nel ditto vespero proprio lui disse: 'Chiamade qua el signor de Forlì'. E uno cardenale vedè el ditto signore e chiamollo. E lì el Santo Padre apresso l'altare gle disse quella orazione, e fello spoglare i suoe panni, e vestirgle uno zubarello de panno d'oro e un'altra vesta, e baxollo con la benedizione de la cavallerìa. E due baruni del ... gle zinse la spada, e volseno che se ne fesse memoria e fede per mostrar al suo signor averlo fatto in suo nome; e mostrono uno mandato corno loro avea autoritade. E questo a gaodio de tutti i citadini de Fiorenza, e a mazore letitia de la zitade de Forlì in particulare e zenerale." (Giovanni di m° Pedrino, a.a.O., Bd. 2, S. 330). 230 Vgl. Wolfgang Kuhoff: Art. "Ordelaffi", in: Volker Reinhardt (Hrsg.): Die großen Familien Italiens, Stuttgart 1992, S. 384-388; auch Pino Ordelaffi empfing als Zeichen seiner Investitur mit dem Vikariat

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Den erzählenden Quellen stehen auch einige litterae militiae in den Vatikanregistern Pius II. gegenüber (Reg. Vat. 468-523). Die Gründe für die Rittererhebung des langjährigen Condottiere Alessandro Visconti und das für ihn bestimmte Stipendium (Anh. 20a, b), 231 knapp zwei Monate nach Pius' Thronbesteigung, müssen in der Lebensgeschichte des Papstes selber gesucht werden. Denn Alessandro Visconti (f 1476) war niemand anderes als der jüngere Bruder des Bischofs Bartolomeo da Novara (1402-1457), in dessen Diensten der noch nicht dreißigjährige Enea Silvio Piccolomini ab 1432 auf dem Konzil von Basel und bis zu einer wichtigen Legation nach Florenz 1435 als Sekretär gestanden hatte. Der Bischof (und sein Sekretär) spielten bis zu diesem Jahr eine entscheidende Rolle in den "neoghibellinischen" Machtbestrebungen der Visconti und ihrer italienischen Verbündeten.232 Mit der Flucht Eugens IV. von Rom nach Florenz 1434 und dem damit stark gestiegenen Einfluß der entgegengesetzten Politik der Medici hatte diese Richtung einen Rückschlag erhalten, weshalb sich Bartolomeo von Novara im Juni 1435 in Florenz in eine Konspiration verwickelte, um Eugen IV. allen Ernstes mit militärischer Gewalt nach Mailand zu entführen. Zwar wurde diese Verschwörung aufgedeckt, doch gelang es dem festgenommenen und unter Prozeß gestellten Bischof, seinen eigenen Sekretär (der angeblich die Geheimverhandlungen mit dem Condottiere Piccinino geführt hatte) von jeder Schuld freizuhalten: die Karriere Piccolominis wurde in keiner Weise beschädigt.233 Dem außerhalb Mailands nun allgemein verfemten Bischof hielt Piccolomini weiter die Treue, den er (wie er in seinen Briefen betonte) wie einen Vater verehrte,234 und dem er eine Biographie in seinem 1445/50 entstandenen Werk De viris illustribus widmete. 235 Nach Bartolomeo Viscontis Tod 1457 schrieb er seinem

1471 von Paul II. die Ritterwürde ("et tandem a dementia sanctitatis sue dona et munera amplissime recepit cum oblationibus, tropheis, bullis latis et plenioribus eiusdem Vicariatus pro Forlivio, Foropompilio et toto suo dominio, cum largitione cinguli militaris pro insigno eterno et mantinimento, amore et affectione fidei et benivolentia dignitatis eius (...)", Annales Forolivienses, a.a.O., S. 100). Es sei hier nur daraufhingewiesen, daß auch im Laufe der Herzogserhebungen Oddantonios de Montefeltro 1443 (vgl. Franceschini, Notizie, a.a.O., S. 92) und Borsos d'Este 1471 diese im Verlaufe der Zeremonie ihrer Investitur zu päpstlichen Rittern gemacht wurden, obwohl beide längst milites waren, was mindestens im Falle Borsos d'Este auf Unverständnis stieß (Enrico Celani: La venuta di Borso d'Este in Roma l'anno 1471, in: ASRSP 13, 1890, S. 361-450, S. 418ff ); in beiden Fällen ist übrigens von einem päpstlichen Ritterschlag mit dem blanken Schwert auf die Schultern die Rede, was (wenn dies keine späteren Einschöbe sind) sonst in keiner einzigen päpstlichen Ritterweihe vor Paul II. belegt ist, und offensichtlich als imitatio imperii auch lehnrechtlich gedeutet werden muß; s.u. Kap. III, 3. Mi Einen vergleichbaren Vorgang kann man auch in der Urkunde von Pius II. aus Pienza, 28. 8. 1462, sehen, in der dem miles Andrea Corso eine monatliche Pension ausgesetzt wird, damit dieser statum et conditionem tuam atque militarem dignitatem condecentius manutenere könne (ASV, Reg. Vat. 487, fol. 120r./v.): die Ritterwürde verpflichtete zu einem "passenden" Lebensstil. 232 ich übernehme diesen Begriff von Petra Pertici: Tra politica e cultura nel primo Quattrocento senese. Le epistole di Andreoccio Petrucci (1426-1443), prefazione di Riccardo Fubini, Siena 1990 (Monografie di storia e letteratura 10), S. 7. 233 Giuseppe Martini: Art. "Aicardi (A. Visconti), Bartolomeo", Caterina Santoro: "Aicardi (A. Visconti), Giorgio, detto Scaramuzza", beide in: DBI 1, 1960, S. 513f. 234 Wolkan, adindicem; der einzige direkte Brief an ihn: Bd. 1, S. 205f., n. 88 (1443). M5 Enee Silvii Piccolomenei postea Pii PP II De viris illustribus, edidit Adrianus van Heck, Città del Vaticano 1991 (Studi e Testi 341); S. 4-6: darin wird die Verschwörung von 1435 etwas geschönt dargestellt.

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Bruder Andrea einen Kondolenzbrief, in dem er die Brüder einzeln benannte und besonders Alessandro als liberalis rühmte. 2 3 6 Der neugewählte Papst Pius II. gedachte also mit der Ritterweihe Alessandro Viscontis 1458 die lange Verbundenheit mit der Familie zu bekräftigen. 2 3 7 Wenige Monate später, am 9. Mai 1459, hielt Pius II. auf dem Weg zum Fürstenkongreß nach Mantua seinen feierlichen Einzug in Bologna. 2 3 8 Dazu erzählt der Chronist Ghirardacci: "Et il medesimo giorno alle 20 höre, con quella grandezza et pompa che imaginar si puote, entrò in Bologna Pio II: aveva seco 70 vescovi. (...) Quando il papa fu dritto alla casa di Giacomo degl'Ingrati, in faccia alla Masone, fecelo cavaliere et volle si chiamasse de' Grati. Era figlio di Pellegrino Ingrati pellizzaro, come era ancor esso." Dies ist in mehr als einer Hinsicht ein bis zu diesem Zeitpunkt einzigartiger Fall. Denn nach Ghirardaccis Beschreibung fand diese Ritterweihe des Kürschners Giacomo degli Ingrati im Rahmen des ingressus auf der Straße vor dessem eigenem Haus statt, nicht im Innenraum eines Palastes oder einer Kirche. 2 3 9 Die Umwandlung des Weiheaktes in einen öffentlichen und rein weltlichen Staats- oder "Souveränitätsakt", eben so, wie es j a der Krönungsordo Pius II. vorgesehen hatte, war damit vollzogen. 240 Die in diesem Fall angesprochene Namensänderung von "Undankbare" (Ingrati) zu "Dankbare" (Grati) ist jedoch in jeder Hinsicht ungewöhnlich und einzigartig, und muß mit der sozialen Bedeutung von Namen und der allgemeinen Ablehnung der erstgenannten Eigenschaft erklärt werden. 2 4 1 Tatsächlich bestätigte Pius II. jedoch diese kaum glaubhaften Einzelheiten in einer Urkunde zehn Monate später (Anh. 22). Darin wurde der Ort der Zeremonie bestätigt (ante tuas edes) und ausgesagt, daß Giacomo bereits Pfalzgraf war und seine Familie in Bologna Steuer- und Zollfreiheit genießen sollte; schließlich wurde auch der Namens-

23« Aeneae Sylvii Piccolominei, (...) opera quae extant omnia (...), Basel 1571, S. 813: "Laudamus magnificimi Alexandrum qui tibi non deest, et nomini suo satisfacit, cuius est esse liberalem." » ? Einige Notizen zur Biographie des Alessandro Visconti bei Pompeo Litta: Famiglie celebri italiane, Milano 1818fF, Band 7, "Visconti già Aicardi", tav. 1; ich möchte mich auch herzlich bei Prof. Franca Leverotti bedanken, die mir zusätzliche Informationen zu ihm schrieb, darunter die, daß er noch zwei Jahre vor seinem Tod 1474 ablehnte, ein aulicus des Herzogs von Mailand zu werden, weil er un soldato sei. 238 Vgl. Dieter Brosius: Das Itinerar Papst Pius' II., in: QFIAB 55/56, 1976, S. 421-431, S. 427. 239 Vgl. Nerio Malvezzi de' Medici: Giacomo Grati diplomatico bolognese del XV secolo, in: Atti e memorie delle RR. Deputazioni per le Province dell'Emilia n.s. 4, 1879, S. 154-187, S. 158, wo eine anekdotische und völlig unglaubwürdige Begründung dieser Ehrung zitiert wird, daß Pius II. vor einem plötzlich einsetzenden Unwetter in das Haus Giacomos flüchtete, und ihn deswegen anschließend aus Dankbarkeit zum Ritter machte. 240 Ritterweihen im Rahmen des feierlichen Stadteinzuges sind in Bologna schon von Kardinal Egidio Albornoz 1360 bekannt (et in ipso introitii militesfieri fecit, Burselli, a.a.O., S. 49); und wenn solche Souveränitätsakte auch nicht eben häufig im Rahmen des ingresstis ausgeübt wurden, so doch immer mit einem symbolischen Herrschaftsanspruch; auch Jean, der Sohn des René d'Anjou intravit in Aquila et fecit duos milites (1463, in: Leopoldo Cassese: La Chronica civitatis Aquilae di Alessandro de Ritis, in: Archivio Storico per le Province Napoletane n.s. 27, 1949, S. 151-216 (I), S. 212). Vgl Mario Santoro: Il De ingratitudine fugienda di Giannantonio Campano e il tema della gratitudine nella cultura umanistica, in: Atti dell'Accademia Pontaniana n.s. 13, 1963/64, S. 257-275.

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Wechsel von de Ingratis zu de Gratis mit einem Wortspiel auf die innata virtus gratitudinis verfügt. Der Kürschner Giacomo degli Ingrati (1421-66) wurde wegen seines Verhandlungsgeschicks bereits von 1446 bis 1449 von der Kommune Bologna als Botschafter nach Venedig geschickt, um die Lega vorzubereiten, die dann 1454 zu dem für Italien eminent wichtigen Frieden von Lodi führte. Weitere Botschaften führten ihn 1450 nach Florenz, 1451 nach Ferrara und 1453 nach Rom. Dort wurde er von Nikolaus V. am 22. August 1453 (noch als Jacobus de Lingratis) zum lateranensischen Pfalzgrafen ernannt.242 Auch 1454 führten ihn Botschaften wieder nach Rom und Venedig, wo Bologna der Lega zwischen Venedig, Mailand und Florenz beitrat. Von Calixt III. erhielt er verschiedene Einkünfte in Bologna zugesprochen.243 Bis zu seinem Tod 1466 blieb Giacomo degli (In)grati einer der profiliertesten Diplomaten in Bologna, der auch verschiedentlich mit Pius II. verhandelte. Seine Ritterweihe vor dem eigenen Haus mag deshalb zwar unorthodox gewesen sein, aufgrund seiner außergewöhnlichen Karriere jedoch nicht überraschend.244 Nur wenige Monate darauf ließ Pius II. auf dem Fürstenkongreß von Mantua eine weitere außergewöhnliche Ritterurkunde für einen Vertreter des oberitalienischen Fürstentums Carpi, den Marco Coccapani, ausstellen (Anh. 21). 245 Der Text dieser Urkunde folgt weitgehend früheren litterae (Anh. 8, 16). Der politische Sinn des Souveränitätsaktes dieser Ritterweihe am Samstag, den 8. September 1459 erschließt sich jedoch erst auf den zweiten Blick. Coccapani war dem 242

ASV, Reg. Vat. 426, fol. 274r. (mit der bekannten Arenga mit regina in vestitu deaurato); vgl. fol. 274v.-275r.; vgl. Malvezzi de' Medici, a.a.O., S. 162. 243 ASV, Reg Vat. 436, fol. 83r.-84r. (conceditur Hospitale Sancii Lazari extra muros Bononie, 5. 5. 1455); Reg. Vat. 443, fol. 95v./96r. (conceditur conßrmatio certarum datiorum tercie castri Britonum comitatus Bononien., 30. 5. 1456, vgl. Malvezzi de' Medici, a.a.O., S. 166); vgl. auch ASV, Div. Cam. 25, 56v.-58 (6. 6. 1456 wegen dem ihm übertragenen datium vini); sowie Div. Cam. 29, 252, wo ihm das datium vini verkauft wird (7.2. 1462). 244 2u Giacomo Gratis weiterer Karriere Malvezzi de' Medici, a.a.O.; auch seine Söhne Francesco und Andrea wurden später möglicherweise an diesem Ort zu milites gemacht, vgl. Ghirardacci, a.a.O., S. 193: "Ora nel ritorno che egli [d.i. Herzog Galeazzo Maria Sforza aus Mailand, Mai 1467, L B.] fece per Bologna, giunto avanti la casa di Francesco di Iacomo del'Ingrati dottore, fa con una sontuosa et ricca collatione di confetti egli et con la sua compagnia ricevuto, et prima che d'indi si partisse, il duca il fece cavaliere, et poi s'uscì di Bologna "; (derselbe Herzog Galeazzo Maria hatte bereits am 13. 3. 1459 seinen Gastgeber mit der Rittererhebung nella chasa dove alozava bedacht; Cronaca A, in: Corpus Chronicorum Bononiensium, a.a.O., Bd. 4, S. 264); S. 215: "essendo passato a casa sua il signor Giovanni Bentivogli con gran compagnia di cittadini per accompagnarlo al palazzo de' signori, il fece cavaliere aurato; (...)" (6. 1. 1476). Der Familie Grati war von nun an an der Kurie und in Bologna eine lange Karriere beschieden. 245 Ein Francesco de' Coccapani war 1455 der Kanzler von Alberto und Marco Pio di Carpi, vgl. Antonio Castellari: Trattati e convenzioni internazionali durante il periodo degli Sforza, in: Squarci d'Archivio Sforzesco. Archivio di Stato di Milano 1981, S. 47-55, S. 52, n. 11; über die Notare aus der Familie Coccapani vgl. G. Zacchè, E. Manenti, A. Garuti: L'Archivio Notarile di Carpi (1261-1935). Prefazione di Filippo Valenti, Roma 1984 (Fonti e studi del Corpus membranarum italicarum ser. III, 7), S. 81; in ASF, MAP V, 858; XXXIII, 185 finden sich Briefe eines Nicolaus Cocapanius eques et iuris utriusque doctor aus Siena 1476/7; zu der Familie im 16. Jht. vgl.auch: Società, politica e cultura a Carpi ai tempi di Alberto III Pio. Atti del convegno internazionale (Carpi, 19-21 maggio 1978), 2 Bde., Padova 1981 (Medioevo e Umanesimo 46, 47), ad indicem.

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Papst oder der Kurie zwar nicht durch eine lange diplomatische oder sonstige Karriere verbunden, doch stammte er aus Carpi, das nach dem Standpunkt der Kirchenjuristen Teil des Kirchenstaates war. Denn das ca. 15 km nördlich von Modena liegende Carpi gehörte zu den im Hochmittelalter umkämpften Mathildischen Gütern, die allerdings de facto seit dem dreizehnten Jahrhundert weder der Kirche noch dem Kaiser unterstanden, sondern der Kommune Modena. 246 Eine völlig neue Situation war nun dadurch entstanden, daß Kaiser Friedrich III. im Jahre 1452 Borso d'Este von Ferrara zum erblichen Herzog von Modena und Reggio ernannt hatte, kam dies doch einer stillschweigenden Annexion der (darin mit einbegriffenen) Mathildischen Güter als Reichslehen gleich. Dies aber konnten die Kurienjuristen bis weit in die frühe Neuzeit nicht akzeptieren: Als z.B. Carlo Sigonio (t 1584) in seiner Geschichte von Bologna zu schreiben wagte, daß seit ca. 1250 Carpi rechtmäßig zu Modena gehörte, fiel dieser Passus 1573 unter die Zensur. 247 Mit der Ritterweihe eines Bürger Carpis, eines vermeintlichen subditus, wollte Pius II. also symbolisch seinen Rechtsstandpunkt wahren. Da jedoch Mantua zweifellos nicht zum Kirchenstaat gehörte, beauftragte er mit dieser Zeremonie einen anderen, wie in der Urkunde für Coccapani mitgeteilt wird: "te [sc/7. Coccapani, L B.] hodie in camera nostra secreta, nobis presentibus et auctoritatem interponentibus, militem creari et ordinari per dilectum filium nobilem virum Iohannem ducem Clevien(sem), cui hanc rem specialiter commissimus, tibique insignia militaris imponi et dari consueta a personis ad id ydoneis et militari dignitate preditis tradi et exhiberi fecimus." (Anh. 21). Bei dem Herzog, der auf päpstliche Veranlassung die "Ordination" vornahm (was hier möglicherweise für den im Reich gebräuchlichen Ritterschlag steht), handelt es sich um niemand anderen als um Johann I. von Kleve, den Abgesandten und Neffen Philipps des Guten von Burgund, der den geplanten Kreuzzug leiten sollte. Pius II. selbst beschrieb in seinen Commentarii dessen splendida legatio nach Mantua und wie er ihn im öffentlichen Konsistorium für den longissimus et laboriosissimus iter, den er um der Religion willen unternommen habe, gepriesen habe. Johann von Kleve wurde vor allen anderen Abgesandten in Mantua geehrt, reiste jedoch schon wenige Wochen später, am 24. 9. 1459 frühzeitig ab. Zu der Ritterweihe des Marco Coccapani, die in keinem direkten Zusammenhang mit dem Kreuzzug oder der burgundischen Gesandtschaft stand, sondern eindeutig der "Kirchenstaatspolitik" angehörte, berichtet Pius II. leider nichts. 248 24« Mauro Calzolari: Un documento delle lotte per l'egemonia nel contado nella tarda età comunale: I Cotifines totius episcopatus Mutinae, in: AMPM ser. XI, 4, 1982, S. 77-114. 247 William McCuaig: Carlo Sigonio. The Changing World of the Late Renaissance, Princeton 1989, S. 256. 248 Pii II commentarii rerum memorabilium que temporibus suis contigerunt, hrsg. v. Adrian van Heck, 2 Bde., Città del Vaticano 1984 (Studi e Testi 312, 313), Bd. 1, S. 184-193; die päpstlich-burgundischen Verhandlungen fanden besonders am 2. und 15. 9. 1459 statt, vgl. Otto Cartellieri: Über eine burgundische Gesandtschaft an den kaiserlichen und päpstlichen Hof im Jahre 1460, in: MÖIG 28, 1907, S. 448464, S. 449; vgl. auch Ernst H. Kantorowicz: The Este Portrait by Roger van der Weyden, in: ders., Selected Studies. New York 1965, S. 371-375; sowie Agostino Sottili: Die Universität von Pavia im Rahmen der Mailänder Außenpolitik: Der Italienaufenthalt von Johann I. von Kleve und Jean de Croy und andere Anekdoten über die Universität Pavia, in: August Buck, Tibor Klaniczay (Hrsgg ): Sozialgeschichtliche Fragestellungen in der Renaissanceforschung, Wiesbaden 1992 (Wolfenbütteler Abhandlungen zur Renaissanceforschung 13), S. 49-81.

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Demgegenüber bringt die folgende und letzte Ritterurkunde, die hier herangezogen werden soll, für Lucianus de Veneriis (Venieri) aus Recanati (Anh. 23) kaum Bemerkenswertes, zählt man hierunter nicht die vor allem aus Anh. 8 und 16 bekannte Verpflichtung des Ritters, ad laudem divini nominis, et nostrum ac prefate sedis honorem et statum, ac viduarum, pupillorum et aliarum pauperum personarum ac denique honestatis et iustitie defensionem zu wirken. 2 4 9 Läßt sich nun abschließend aus den kaum mehr als zwei Dutzend hier behandelten Fällen päpstlicher Ritterweihen zwischen Martin V. und Pius II. ein Fazit ziehen? Und wie ist die Rolle der Humanisten in dem hier nachgezeichneten Prozeß zu bewerten? Zunächst muß wiederholt werden, daß die vorgestellte Serie von litterae militiae und anderer, nicht aus den Vatikanregistern stammender Belege nur einen Teilausschnitt des ganzen Bildes bietet. Die Gründe und die Bedeutung dieser auch durch die Überlieferung bestimmten Fragmentierung müßten auf einer anderen Ebene als derjenigen der bisher im Verlauf dieser Untersuchung dominierenden reinen Faktizität gesucht werden. Ein einheitliches "System" (unter Ausschluß des "Zufälligkeitsgesetzes"), warum in den Quellen gerade die hier besprochenen Texte konserviert wurden und andere nicht, läßt sich aber nicht erkennen. Zu diesem "objektiven" Problem kommen auf der Ebene der Faktizität die "subjektiven" Schwierigkeiten des Historikers. Auch diese haben mindestens teilweise ihren Grund in der Disparität und Heterogenität der historischen Befunde selbst: da es keine objektiven Maßstäbe für die Rechtfertigung einer päpstlichen Ritterweihe gab (außerhalb des Geltungsbereichs von Begriffen wie gratia oder plenitudo potestatis), müssen bei der zentralen Frage des "warum" die Gründe machmal in den Höhen internationaler Politik und manchmal in den Niederungen familiärer oder sonstiger Gunsterweise gesucht werden. Nicht jede Schwertleite war ein Staatsakt. Diese j a nicht nur den Historiker, sondern schon die Zeitgenossen beschäftigende Ambiguität lag nun durchaus im Sinne der Sache selbst, denn nur so konnte die militia apostolica ihre eben nicht auf eine einzige Bedeutung beschränkbare, doch zentrale Rolle (ihren "Reiz" für andere) erhalten, die sie z.B. bei der Domweihe 1436 in Florenz oder 1459 in Mantua spielte. Letztendlich ist die jeweilige Bedeutung, die die Päpste dieser Zeremonie gaben, nicht aus den Urkunden, sondern aus den ganz konkreten Umständen zu rekonstruieren. Aus den litterae läßt sich häufig noch nicht einmal auf eine persönliche Mitwirkung des Papstes schließen, auch wenn stets seine auctoritas im Hintergrund blieb und wohl auch in allen Fällen der Treueid geleistet werden mußte. Eine korporativ organisierter "Ritterorden" bestand jedoch noch nicht. Die zuerst (die Ritterweihe Niccolö Zorzis 1421) und zuletzt (die Ritterweihe Marco Coccapanis 1459) analysierten Fälle lassen sogar noch weiter fragen, inwieweit die Beteiligten selbst, d.h. hier Zorzi und Johann I. von Kleve, die volle Bedeutung mancher Ritterweihe als päpstlichen Souveränitäts- oder Staatsakt subjektiv überhaupt erkennen konnten: War Zorzi die Tradition der Schenkung Tivolis bewußt, wollte der Herzog Luciano Venieri war der Bruder des päpstlichen Sekretärs (ab 1457) Antonio Giacomo Venieri (14221479), und war 1456 zusammen mit ihm scriptor licterarum sacre penitenciarie, als sie beide von Calixt III. zu cives romani gemacht wurden, (ASV, Reg. Vat. 459, fol. 74r./v., vgl. Partner, Pope's Men, a.a.O., S. 254f.).

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wirklich den kurialen Rechtsstandpunkt unterstützen, nach dem die Mathildischen Güter zum Kirchenstaat gehörten? In solchen Fällen äußerst bemerkenswerter memoria longa auf Seiten der Kurie kann über die richtige Beantwortung dieser Fragen eigentlich nur spekuliert werden. Weniger Probleme ergeben sich bei den durch die Quellen manchmal schon beantworteten Fragen nach dem "wer", dem "wie", dem "wo", und dem "wann" päpstlicher Ritterweihen. Je nach Kontext müssen hier ganz unterschiedliche Antworten gegeben werden. Humanisten und Akademiker jeder Provenienz, Verwaltungs- und Finanzfachleute, Exekutivbeamte (Podestà), Diplomaten und Heerführer, Kirchenstaatsvikare und Herzöge gehörten im fünfzehnten Jahrhundert zu den milites apostolici. In der kurialen "Elitenrekrutierung" spielte die Ritterwürde eher eine Nebenrolle. Viele Ritter mögen von ihrer Ehrung überrascht worden sein, nicht alle blieben ihrem iuramentum fidelitatis treu, wie die Beispiele Oddone Baglionis im vierzehnten, und Stefano Porcaris oder Georgios Amirutzes' im fünfzehnten Jahrhundert zeigten. Rittererhebungen fanden unter den unterschiedlichsten Umständen statt, die manchmal auch die Befolgung eines bestimmten Ordo (bzw. des Ordo aus dem Pontificale des Duranti, der wahrscheinlich bis zu den Zeremonienbüchern des Agostino Patrizi Piccolomini (ca. 1435-1495) und Johannes Burckard (ca. 1450-1506) maßgeblich war), unmöglich machten, wie im Falle Ludovico Bentivoglios oder Giacomo (In)gratis. Ähnlich unvollständig stellt sich abschließend auch die Beantwortung der eingangs (anhand des zitierten Aufsatzes von Germano Gualdo) gestellten Frage nach dem humanistischen Einfluß auf die militia apostolica dar. Aufgrund der Tatsache, daß sich z.B. unter dem Namen des päpstlichen Sekretärs Poggio Bracciolini zwei solcher litterae für Gelehrte (Francesco da Crema 1442; Georgios Amirutzes 1447) in den Vatikanregistern finden, läßt sich diese Frage prima facie vorsichtig bejahen. In mehreren typischen Arengen (die ob ihres Erfolges zum Teil dann ja häufiger verwendet wurden) steht auch die Gestaltung der betreffenden Urkunden mit humanistischen Gedankengut außer Frage. Doch kann im Einzelfall die eigentliche Initiative zur konkreten inhaltlich-stilistischen Textverfassung einer Bulle kaum genauer rekonstruiert werden: warum wurde z.B. ausgerechnet ein langjähriger, aus Florenz stammender Finanzbeamter (Ugone degli Ugoni) mit der allerschönsten Arenga beglückt, die das Beispiel der alten Römer heranzog? Entsprach dies dem Auftrag Nikolaus' V. oder eher den programmatischen Ambitionen seines Sekretärs Pietro da Noceto? Schließlich kannte dieser den Betroffenen schon seit 1431 aus dem gemeinsamen Dienst für Domenico Capranica. Und zuletzt dürfte auch die Tatsache, daß nun in den Reihen der milites apostolici vermehrt Humanisten nachgewiesen wurden, mindestens teilweise in der allgemeinen Aufwertung humanistischer Gelehrsamkeit begründet sein, die ja auch andere Souveräne dazu führte, diese auszuzeichnen.

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3. Die militia apostolica nach Pius II. und ihre Vollendung zum "höfischen Souveränitätsakt" Der zunehmende humanistische Einfluß auf alle Bereiche des kulturellen Lebens veränderte große Bereiche des kurialen Schriftgutes. Es war deshalb eine Frage der Zeit, wann sich in der vatikanischen Überlieferung die seit den 1420er und 1430er Jahren in Florenz (wenn auch nicht konsequent) betriebene Ersetzung des miles durch den eques spiegeln würde.250 Der humanistisch gebildete Abt von Camaldoli Ambrogio Traversari nannte Stefano Porcari bereits in den 1430er Jahren einen eques.2ii In der Serie der Vatikanregister lassen sich unter Pius II. vereinzelte e Vgl. z.B. Domenico Guerri: La disputa di Dante Alighieri con Cecco d'Ascoli sulla nobiltà, in: GSLI 66, 1915, S. 128-139; Coluccio Salutati: De nobilitate legum et medicinae. De verecundia, a c. di Eugenio

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Wie verschiedene Traditionen, darunter auch die des miles christianus, in einer Kompilation auf eine originelle Weise miteinander verbunden werden konnten, zeigt der noch unedierte Traktat Liber gentilis milicie des Gentile d'Adeguardo de' Mainardi aus Ascoli. Dieser Text, in den Worten Carlo Dionisottis il più ampio e particolareggiato e lessicalmente ricco testo italiano sulla nobiltà e cavalleria, hat sich, soweit bisher feststellbar, in zwei Handschriften erhalten, die zwei unterschiedliche Redaktionen desselben Textes darstellen. 51 Der in italienischer Sprache geschriebene Liber gentilis milicie ist nicht datiert, und auch bisherige, textimmanente Datierungsversuche erlaubten bisher kaum mehr, als ein Entstehungsdatum um das Ende des vierzehnten Jahrhunderts anzunehmen. Reichen manche Notizen bis zum Jahr 1348 zurück, 52 so läßt ein Verweis auf König Juan I. von Aragon (* 1350, König 1387, f 1396) auf ein Entstehungsdatum mindestens der zweiten (hier verwendeten) Redaktion kurz nach dessen Tod schließen. 53 In der Madrider Handschrift verweist das Explicit auf den Ritter Leomarius de Camporinis de Asculo als Besitzer, 54 der als der Sohn eines Roberto di Mario Camporeni aus Ascoli zu identifizieren ist. Der Vater war 1381/2 in Florenz Podestà (wo sein Sohn Giovanni zum

si

52 53 54

Garin, Firenze 1947 (Edizione nazionale dei classici del pensiero 8), S. 9, 344ff; Roberto Weiss: Il primo secolo dell'umanesimo. Studi e testi, Roma 1949, S. 120ff; Aldo Vallone: Il concetto di nobiltà e cortesia nei secoli XIV e XV, in: Atti della Accademia Nazionale dei Lincei ser. Vili, 9, 1954, S. 8-20; Charles Trinkaus: Adversity's Noblemen. The Italian Humanists on Happiness, New York 21965, S. 47ff.; Francesco Tateo: La disputà della nobiltà, in: ders., Tradizione e realtà nell'Umanesimo italiano, Bari 1967, S. 355-389; Klaus Schreiner: De nobilitate. Begriff, Ethos, und Selbstverständnis des Adels im Spiegel spätmittelalterlicher Adelstraktate, unveröffentl. Habil.-Schrift Tübingen 1970 (zit. bei Borst (Hrsg.), Rittertum, a.a.O., S. 444); Claudio Donati: L'idea della nobiltà in Italia secoli XIV-XVIII, Roma, Bari 1988; Albert Rabil, Jr.: Knowledge, Goodness, and Power: The Debate over Nobility among Quattrocento Italian Humanists, Binghampton 1991 (mit Lit.; vgl. die Rez. von David Marsh in: Renaissance Studies 46, 2, 1993, S. 360-2; die dort vorgestellten Autoren können jedoch trotz des "kompletten" Anspruchs nicht die immense Breite des Schrifttums zum Thema abdecken, erinnert sei nur an Domenico Capranicas Reaktion auf Poggios De nobilitate, den noch unedierten Traktat De nobilitate von Bornio da Sala, sowie die juristische Lit. seit Bartolus von Saxoferrato bis zu Ende des 15. Jhts., s.u. Anm. IV, 147ff. und Anm. V, 12f. zur Diskussion ab dem 16. Jht.). British Library, London, MS Egerton 3149 (vgl. R. Flower: An Italian Treatise on Chivalry, in: The British Museum Quarterly 13, 1938/9, S. 50-52 zu den astrologischen Illustrationen); sowie Biblioteca Nacional, Madrid (= BN Madrid), MS 952; beide MSS finden sich erwähnt bei Kristeller, Iter Italicum, a.a.O., Bd. 4, S. 145, 544. Danach wies Carlo Dionisotti: Appunti sulla nobiltà, in: RSI 101, 1989, S. 295-316, S. 314f. auf die zwei MSS mit dem Hinweis auf eine noch unveröffentlichte tesi di laurea an der Universität Florenz unter Prof. Domenico De Robertis hin; diese Arbeit von Maria Giovanna Lucchesi: Mainardi, Gentile da Ascoli: Gentil milicia: Edizione critica, Tesi di laurea, Anno Accademico 1974/5 war mir leider nicht zugänglich. Im Folgenden wird hier stets der Madrider HS gefolgt, die die zweite Textredaktion darstellt, und auch in (allerdings wegen ihrer Farbigkeit auf dem Mikrofilmausdruck nicht entzifferbare) Kapitelüberschriften gegliedert ist. BN Madrid 952, fol. 52r. über die Malatestaherrschaft in Ascoli mit dem Datum 1348; dies verleitete alle bisherigen Forscher, den Traktat (zu früh) in das dritte Viertel des 14. Jhts. zu datieren. BN Madrid 952, fol. 42r.: "novella de Re Iovene de Ragona che fo lo più gratioso signore del mundo." BN Madrid 952, fol. 65r.: "Explicit liber gentilis milicie nobilis et egregii militis domini Leomarii de Camporinis de Esculo etc." (vgl. Kristeller, Iter Italicum, a.a.O., Bd. 4, S. 544); zum Text selbst hat die Madrider Nationalbibliothek nach einer schriftlichen Mitteilung keine weiteren Angaben; die (moderne) Seitennumerierung scheint fol. 19r./v. ausgelassen zu haben (deshalb hier: fol. 18r./v. bis), trotzdem soll sie aber hier weiter beibehalten werden.

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miles gemacht wurde)55 und übte das gleiche Amt auch in Lucca aus. Sein anderer Sohn Leonimarco (Leomario, der Besitzer unserer Handschrift) amtierte im Jahr 1400 als Podestà in Florenz,56 war zusammen mit seinem Bruder Giovanni Marco 1408 als Podestà im Gespräch für Perugia,57 und bat 1423 in Lucca in Erinnerung an seinen Vater um die Podestàstelle von Lucca.58 Wenn also der Kodex des Liber gentilis milicie seinen Besitzer von Ascoli aus mit auf seine verschiedenen Ämter begleitete, wäre dies ein starkes Argument für die mögliche Verbreitung der darin enthaltenen Lehren auch in der Toskana. Gewidmet ist Mainardis Werk, wie im Vorwort dargelegt wird, einem Ceccho d'Arcione degli Arcioni de Roma, wofür drei Gründe angegeben werden. Erstens reiche Arcionis Adel bis auf die Trojaner zurück; weiter heißt es zweitens: "La secunda per l'antiqua et bela citadinanza romana, la quale vui [in ?] compagna de l'altri acquistati la monarchia del mundo. La terza perchè antiquamente sengiorasti gente et avisti dignità de baronia, de cavalleria et de altre dignitate, che per non essere repriso de troppo dire me taccio, et edificasti nel contado de Roma uno castello de vostro nome qual se chiama Castello Arcione, et altre cose magnifiche et grande faceste (...)."(fol. Ir.) Wenn diese Aussage glaubwürdig ist, dann belegt sie, daß das römische Castell' Arcione an der Via Tiburtina (km 19.7) noch Ende des vierzehnten Jahrhunderts im Besitz der gleichnamigen Familie war.59 Die Arcioni waren gerade im vierzehnten Jahrhundert eine bedeutende römische Familie, die z.B. in Tèramo in den östlichen Abruzzen Bischöfe stellten,60 und auch enge Beziehungen zu der davon nur ca. 25 km entfernten Stadt Ascoli besaßen: der spätere Kardinal Antonio Arcioni (f 1405), war dort mit Unterbrechungen seit 1387 Bischof. 61 Doch weder über den aus Ascoli stammenden Autor Gentile Mainardi, noch über Cecco d'Arcione degli Arcioni konnten bisher weiterführende Lebensdaten ermittelt werden.62 55

Salvemini, La dignità, a.a.O., S. 451, A 60. Ammirato, a.a.O., Bd. 6, S. 84. Cutolo, a.a.O., S. 373, n. 373. Fumi, Carteggio di Paolo Guinigi, a.a.O., S. 121. Vgl. Giulio Silvestrelli: Castell'Arcione, in: ASRSP 40, 1917, S. 144-149: im späten 13. Jht. gehörte es den Capocci, denen es 1301 von Bonifaz VIII. restituiert wurde (und dabei schon so genannt wurde); gerade im 14. Jht. sind die Besitzverhältnisse verwickelt; um 1420 wurde es den Colonna verkauft, 1435 von Eugen IV. den Orsini übergeben, später ging es von der Familie Borghese in die Familie Del Fante (heutiger Besitz) über. Gerade ein Besitzanspruch der Arcioni Ende des 14. Jhts. wäre somit nur bei Mainardi belegt. 60 Mark J. Johnson: The Cathedral of Teramo and Its Expressions of Secular Episcopal Powers, in: StM ser. III, 31, 1990, S. 193-206: der Bischof Nicola Arcioni (ca. 1332) ließ sein heute noch sichtbares Wappen an der Kathedrale anbringen und soll in Rüstung die Messe zelebriert haben. «1 U. Cameli: II cardinale Antonio Arcioni vescovo di Ascoli e vicario di Roma (1387-1390; 1393-1398; 1400-1405), in: Studia Picena 12, 1936, S.57-70 (S. 58, n. auch zu Castell'Arcione); vgl. zu den dort gesammelten Belegen weiter: ein Archionus Tutii Archioni (möglicherweise der Vater unseres Cecco) war 1389 Konservator des kommunalen Stadtregiments in Rom; ein Cecco di Oddone di Giovanni Arcioni verkaufte 1427 einen Palast an den Bruder Papst Martins V., Giordano Colonna; beide Notizen entnahm ich der noch ungedruckten Dissertation von Herrn Dr. Andreas Rehberg: Kirchen und Pfründen in der Politik der Colonna. Zur Bedeutung der Benefizien für den Sozialverband einer römischen Baronalfamilie (1278-1348), München 1994. « Mainardi war wohl kein Nachfahre des gleichnamigen hochmittelalterlichen Feudalgeschlechtes um Ascoli, vgl. Fabia Domitilla Allevi: Mainardi ed Offoni. Contributo allo studio della nobiltà franco-salica nel Piceno tra l'alto e il basso Medioevo, in: Le Marche nei secoli XII e XIII. Problemi e ricerche. Atti ss " 's ss

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Mainardi, der Cecco degli Arcioni sein Buch compilato da multi e varii libri de veraci autori (fol. Ir.) schickt, will in seinem kurzen Vorwort folgende fünf Fragen klären: den Titel, die Materie, die Quellen (inventione de l'auctore), das Ziel der Arbeit (fine) sowie welchem Wissenschaftsgebiet dieses Buch angehöre {ad qual scientia se attribuisse, fol. Ir.). Der Titel Gentil milicia verweist auf den Namen des Autors Gentile d'Adovardo Mainardi selbst (fol. lv.), die Materie des Werkes ist allgemein de militia et de nobiltà, d.h. vor allem Freundschaft (amistade), Ritterschaft im allgemeinen Sinn (tucte militie) sowie drittens der Adel (nobiltà de sangue et de gentileza). Zu den Quellen wird zunächst nicht mehr gesagt, als daß diverse auctorità de savii con certe ystorie

antique

recitandole herangezogen werden; Dionisotti hat auf einige wenige der zitierten Autoren hingewiesen.63 Die Zielsetzung des Werkes liegt in seinem Nutzen {utile), weshalb es von Mainardi der Morallehre {moralità) zugeordnet wird. Mit Leichtigkeit könne man in dem Buch das Prinzip aller "Ritterschaften" und des Adels erkennen {perchè in esso diligentemente ledo

et perfectamente

saputo, legeramente

se saperà lo principio

de tucte milicie

et

nobilitale (fol. lv.)). Die Gentil milicia ist also, wie der Autor im Vorwort darlegt, in drei Bücher eingeteilt. Das erste behandelt die Freundschaft in sieben Graden, d.h. sieben Kapiteln (fol. lv.-8r.). Das zweite und mit Abstand längste Buch erörtert in sechs "Traktaten" (die wiederum jeweils in mehrere Kapitel unterteilt sind) verschiedene, die militia betreffende Fragen (fol. 8r.-59v ), während das abschließende Buch in sieben Kapiteln Fragen der gentilicia und der nobiltà behandelt (fol. 59v.-65r.). In Mainardis Werk muß man die umfangreichste Behandlung dessen sehen, was man Ende des vierzehnten Jahrhunderts in Mittelitalien unter "Ritterschaft" verstehen konnte. Im Folgenden geht es jedoch nicht um eine Detailanalyse aller verwendeten (oder nur zitierten), außerordentlich zahlreichen literarischen, philosophischen und historischen Quellen. Um methodische und inhaltliche Aussagen nicht zu wiederholen, beschränkt sich die folgende Analyse vor allem auf die erste Hälfte des Werkes, um so auch einen exemplarischen Eindruck von der Arbeitsweise des Autors zu erhalten. Das erste Buch über die sieben Grade der Freundschaft steht ganz im Zeichen der Astrologie, Temperamenten- und Elementenlehre, wobei jede der von Mainardi vorange-

del VI convegno del Centro di studi storici maceratesi, Macerata 1972 (Studi Maceratesi 6), S. 122-184; auch in Perugia gab es eine Familie Maynardi (vgl. z.B. den nobilis et egregius vir dominus Bartolomeus domini Armami de Maynardis de Perusio miles et legum doctor, comes palatinus ac provinciae Morchie marescalcus et advocatus concistorialis, scutiferque honoris diete sedis, September 1415, in: ASV, Div. Cam. 3, fol. 29r./v ). Die Namensbildung bei Gentile Mainardi ist vielleicht ein einfaches Patronym. 63 Dionisotti, Appunti, S. 315f. : Dante, Cino da Pistoia, Giovanni del Virgilio, Guido delle Colonne, Historia destruetionis Troiae, Gottfried von Viterbo, Boncompagno da Signa, Alanus ab Insulis, den Speculum historiale des Vincenz von Beauvais zu den Nachrichten zu Roland und Roncisvalle, sowie Giovanni Villani; gerade die Präsenz des letzten Autors bei Mainardi war kürzlich unter direkter Bezugnahme auf Dionisotti eine Notiz wert (Franca Ragone: Le scritture parlate. Qualche ipotesi sulla redazione delle cronache volgari dopo l'edizione critica della Nuova Cronica di Giovanni Villani, in: ASI 149, 1992, S. 783-810, S. 802, n. 30).

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stellten sieben Definitionen anschließend durch antike mythologische Exempel (alcuna antiqua ystoria, fol. lv.) veranschaulicht wird. So wird der erste (leichteste) Grad der amistà mit dem ersten Planeten, dem Mond, in Verbindung gebracht, pianeta humido et la cosa humida legeramente se converte (fol. lv.). Allein in diesem ersten Kapitel, das in eine originelle Physiognomik mündet (fol. lv.-2v.), 64 zitiert Mainardi - in dieser Reihenfolge - die Ethik des Aristoteles, das Buch der Könige, Ovid, Alfarabi (Alfarano), Ptolemaeus, die Etymologien des Isidor von Sevilla, die Bucolica des Vergil, ein Sonett Dantes, eine canzone von Cino da Pistoia und die Pharsalia des Lukan. Gerade der letzte Text wurde im vierzehnten Jahrhundert bereits in italienischen Prosaübersetzungen gelesen, aber auch Mainardis Versammlung anderer gelehrter Zitate muß nicht unbedingt auf eigene Klassikerlektüre verweisen, wie zu zeigen ist. Der zweite Grad der Freundschaft (fol. 2v.-3v.) korrespondiert mit Merkur; auf die zuerst behandelte Sympathie und Freundschaft folgt als entsprechende Qualität die Güterverteilung und -Vereinigung (comunicaiione et la unione de li beni) im Sinne des Christuswortes Date et dabitur vobis (fol. 2v.). Dabei läßt sich Mainardi zu kleinen Exkursen verleiten (z.B. über den Namen Merkurs in anderen antiken Zivilisationen, fol. 3r.). Das dritte Kapitel steht ganz im Zeichen der Venus (fol. 3v.-4v.), die für den guten Ruf (bona fama, fol. 3v.) und das Licht steht; dieses (metaphysische) Licht tritt z.B. bei der Priester- und Königssalbung auf (In signo de ciò se pone l'olio in tucte l'unctioni sacerdotale et reale, per le quale vedemo luce, fol. 3v.). Die Sonne, die im Mittelpunkt der Planeten steht (in mezo, fol. 4v ), bedeutet den vierten Grad der Freundschaft (fol. 4v.-5v); sie steht für eine innere und äußere Harmonie ohne Fehl und Tadel (una armonia intrinseca et extrinseca senza alcuna affectione overo inganno). Genau wie die Sonne werden auch die liberali, die Großzügigen, geliebt, wie Thomas von Aquin lehre. Da die hier von Mainardi verkürzt dargestellte Argumentation des Thomas in dieser Form kaum verständlich wirkt, ist damit zu rechnen, daß Mainardi hier andere Autoren ausschreibt bzw. nachahmt. Zu den sonst bereits häufiger zitierten Autoren stoßen in diesem Kapitel auch Macrobius und Beda. 6 5 Mars entspricht dem fünften Grad der Freundschaft (fol. 5v.-6v.) und der Eigenschaft, alles Lästige abschütteln zu können (Egli è actribuita una virtute che omne cosa che ad se nociva, scaccia., fol. 5v ). In diesem Kapitel werden besonders viele kriegerische Exempel zitiert, die von Valerius Maximus (lib. II, cap. 6, 5) stammen und antike Soldatenehrungen beinhalten (le giorlande d'oliva, fol. 6r ). Jupiter als Vertreter der Weisheit, der sapientia, steht für den sechsten Grad der Freundschaft (fol. 6v.-7r ). Er ist gegen Bosheit und für Frieden und belohnt die Menschen mit Ehre, Herrschaft und Glück (Et è oppinione de multi astroligi (!) che omne honore et signorìa è da luy et per sua virtù siano l'omini vertuosi et felici. Et ipso per virtù de Dio li da la felicità., fol. 6v.). 66 Zur antik-mittelalterlichen Physiognomik vgl. Raymond Klibansky, Erwin Panofsky, Fritz Saxl: Saturn und Melancholie. Studien zur Geschichte der Naturphilosophie und Medizin, Frankfurt/M 1992 (engl. Orig. 1962), S. 11 Off. «5 Ob hier der Text von Beda, De temporum ratione (vgl. ebd., S. 117ff.) oder (Pseudo-)Beda, De mundi constitutione (vor 1135) gemeint ist, müßte geklärt werden, (ebd., S. 40f., n. 4). 66 Zu dem bei Ovid überlieferten Raub der Europa durch Zeus/Jupiter fällt Mainardi hier der ingeniöse Kommentar ein: "Et nuy Italiani semo ne la regione de Europia" (fol. 6v.).

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Den Vorrang vor allen anderen jedoch (preheminentia de le cose), also den siebten Grad der Freundschaft beansprucht Saturn (fol. 7v.-8r.), ein kalter und trockener Planet (planeta frigido et sicco et quasi como lo palitico et contrario a la luxuria, fol. 7v.). Nach Italien brachte er die Kunst des Baumanpflanzens; doch die in seinem Zeichen geborenen neigen zu einsamen Beschäftigungen (se delectan stare solitari) und leiden unter anderen schädlichen Einflüssen Saturns (A' coloro de piumbo et altri dicono biancho e palido. Induce planto et avaritia. E' planeta falso., fol. 7v.). Wenn auch der Begriff der "Melancholie" hier nicht fällt, so orientieren sich diese Bestimmungen doch eindeutig an der Astrologie und der damit verbundenen Lehre der vier Temperamente ("Komplexionen"). Zu den in diesem Zusammenhang neu zitierten Autoren zählt nun Martial. 6 7 Mit dem siebten Grad der Freundschaft beschließt Mainardi das erste Buch der Gentil miliciaß8 Einer einfachen Deutung verschließt sich dieses System der sieben Grade der amistä schon durch die Knappheit seiner Darstellung. Allem Anschein nach entsprechen die verschiedenen Grade aber - gemäß dem Tetrabiblos des Claudius Ptolemaeus, der "Bibel der Astrologen" 69 - verschiedenen Alters- und Reifegraden, die Mainardi auf den Bereich der Freundschaft übertrug. 70 Den Kern des gesamten Werkes stellt das zweite Buch der Gentil milicia dar, dem sich das erste (einführende) Buch über die Freundschaft und das dritte (abschließende) Buch über den Adel schon vom Unfang her klar unterordnen. Der bisher gewonnene Eindruck, daß Mainardi seine Textbelege aus anderen spätmittelalterlichen Kompendien kompilierte, verstärkt sich nun zur Gewißheit: bei vorgenommenen Stichproben besitzen die angegebenen antiken und mittelalterlichen Quellen nur selten den ihnen von Mainardi zugewiesenen Inhalt. Besonders eine umfangreiche (und wohl deshalb noch unedierte), von Mainardi angeführte Schrift kommt neben den Werken Isidors von Sevilla und Vinzenz' von Beauvais für die Vermittlung der Zitate in Frage: die Fiorita des bologneser Richters Armannino (ca. 1325). 71

Was im Zitat mit palitico gemeint sein soll, ist unklar (ein Pflock, Stock?); zu spätmittelalterlich-italienischen Melancholievorstellungen Klibansky, Panofsky, Saxl, a.a.O., S. 189f., n. 149. 68 B N Madrid 952, fol. 8r.: "Dico in questo libro primo quanti sono li gradi de l'amistà. Et como íIli sono septe. Lo primo si è assemelgliato a la luna. El secondo ad Mercurio. Il terzo ad Venere. Il quarto al sole. Il quinto ad Marte. Il sexto ad love. El séptimo ad Saturno, et le qualità e Ile proprietà con certe novelle poetiche antiquamente de loro scripte et certi exempli per vulgare et per lictera, li quali respondeno ad essa amistà. E dirrò omay apyeno de tre militie cioè militia celestiale, citadinesca et armata, et militia inermis, cioè quella de li advocati et de li iudici, destenta per capi de ziascuna materia, comenzando da celestiale como cosa più degna." 69 Aby Warburg: Bildersammlung zur Geschichte von Sternglaube und Sternkunde im Hamburger Planetarium, hrsg. v. U w e Fleckner, Robert Galitz, Claudia Naber, Herwart Nöldeke, Hamburg 1993, S. 283. Die wohl zugrundeliegende Lehre des Ptolemaios setzte die sieben Planeten in Beziehung zu den sieben Lebensaltern, vgl. Klibansky, Panofsky, Saxl, a.a.O., S. 232, n. 74, mit Verweis auf Franz Boll: Die Lebensalter. Ein Beitrag zur antiken Ethologie und zur Geschichte der Zahlen, in: Neue Jahrbücher für das klassische Altertum 31, 1913, S. 89-57, bes. S. 112ff.: Mond: die ersten vier Jahre nach der Geburt; Merkur: 5-14 J.; Venus: 15-22 J.; Sonne: 23-41 J.; Mars: 42-56 J.; Jupiter: 57-68; Saturn: das letzte Alter. 7 > Vgl. G. Ghinassi: Art. "Armannino da Bologna", in: DBI 4, 1962, S. 224f.: "La Fiorita, di cui non sono stati ancora editi che singoli brani, ebbe larga diffusione nel Trecento e nel Quattrocento Essa è una

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Daneben benützte Mainardi häufig die Magnae Derivationes (vor 1192) des Uguccione (Huguccio) von Pisa, ein etymologisches Wörterbuch, dessen außerordentlicher Erfolg sich an den fast zweihundert erhaltenen Handschriften zeigt. Ernst Robert Curtius hat in einem Exkurs "Etymologie als Denkform" mit dem Satz "reim dich oder ich freß dich" auch die etymologische Methode von Uguccione treffend umschrieben (ohne ihn allerdings zu erwähnen). 72 Das zweite Buch der Gentil milicia gliedert sich in sechs Traktate, deren erster die Ritterschaft des himmlischen Streiters, die militia divina di cavalier celestiale in neun Kapiteln behandelt (fol. 8r.-17r ). Insofern die Priester Gott im Alten Testament Opfer darbrachten, führt ein direkter Weg zu den heutigen Bischöfen, deren gemeinsame Aufgabe der Dienst in der Religion ist (militari ne le cose sacre, ne la fede de Christo, per salute de l'anima loro et nostre, orando et sacrificando a Dio, guardando le ecclesie et ministrando le cose sacre, fol. 8v.). Sieben Weihegrade (ordene) der Kleriker und deren jeweiligen Insignien werden unterschieden (fol. 8v.-10r.). 73 Als der erste cavaliere et martire des Alten Testaments muß Abel gelten (fol. 9v.), lo primo cavaliere et martiro des Neuen Testaments ist der Hl. Stephan (vgl. Act 7, 58), auch wenn Isidor von Sevilla den Hl. Matthäus und wieder andere den Hl. Jakob dafür hielten (fol. 10r ). Das dritte Kapitel referiert die für den Gesamtzusammenhang dieser Arbeit wichtigen Lehren über die Ursprünge der Ritterschaft, d.h. bei Mainardi deren Begründer im euhemeristischen Sinn {le varie oppinioni di coloro che in primo trovö et fecero ordene de cavalleria, fol. 10r.-llv.): 1) Isidor von Sevilla hält in den Etymologien Liber Pater (Libero Orientale), der zuerst Oliven und Wein anpflanzte und auch unter den Namen Bacchus oder Dionysos bekannt ist, für den Gründer des ordene de militia. Auch Aristoteles in den Yconomorum (!) und Ovid in der Ars amatoria wiesen auf ihn hin, wobei letzterer ihn auch Erocichio nennt und als sein "Wappen" die Weinrebe angibt. 74

vasta raccolta storico-leggendaria, che va dalla creazione del mondo ai fatti di Tebe, di Troia, d'Enea, fino ad un breve accenno alla Tavola Rotonda." (mit Lit ). 11 Ernst Robert Curtius: Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter, Bern, München, 9. Aufl. 1978, S. 488; vgl. zusammenfassend Claus Riessner: Die Magnae derivationes des Uguccione da Pisa und ihre Bedeutung für die romanische Philologie, Roma 1965 (Diss. München 1961; Temi e testi 11); Giuseppe Cremascoli: Uguccione da Pisa: saggio bibliografico, in: Aevum 42, 1968, S. 123-168 mit Lit. " BN Madrid 952, z.B. fol. 9v. über das pallitim "Lo palio che l'archiepiscopo se '1 mecta sopra tucti li vestimenti si è de lana byancha con tre croce neure, che significa quilli palii che fanno in Sancta Agnese monastero de Roma, ove sono dompne co' abito nigro de Sancto Benedicto. Queste si ànno rendita de corte de Roma per lana texere, quisti palii in gra[n]de quantità se manda in corte, posti prima sopre lo corpo de Sancto Petro apostolo." Der Brauch der Lammweihe am 21. Januar (Hl. Agnes), aus deren Wolle die pallia hergestellt werden, besteht in der römischen Basilika und dem Kloster Sant'Agnese fuori le mura an der Via Nomentana noch heute. 74 BN Madrid 952, fol. 10r.: "Scrive Isidero nel suo libro de le etimologie, che Libero orientale trovò prima l'ordene de la militia, et quisto Libero fo quillo savio re che per le pestelencie de Egipto se partì d'oriente et venne in Grecia. Al loco stecte, imprimamente piantò olive et vite da vino, per la qual cosa fo chiamato Baccho, ciò è dio del vino. E' 1 suo primo nome fo Dyonisio. Et questo prova Aristotile nel suo libro il quale se chiama 'Yconomorum', ove tracta de le bactaglie novamente facte ne la festa de lo reverendo Dyonisio. Et questo Baccho ne la sua morte fo sepellito in claude in uno monte de la cità destincte che antiquo tempo se chiamava Thebe. Lo qual monte se chiamava Parnaso et loco proprio dove fo

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2) In Gn 10 (nelX.o capitulo de la bibia) liest man über Nimrod, den Herrscher Babylons; per linea transversata stamme von diesem Bello (Baal) ab, der Schwiegervater der legendären (nicht biblischen, sondern der altorientalisch-griechischen Mythologie entstammenden) babylonischen Königin Semiramis; nach der Fiorita des iudex Armannino habe Bello die Ritterschaft begründet (secondo la oppinione de quillo che fece il libro della Fyorita e de l'altri savii dicese che in prima ordenasse militia, fol. 10r.). 3) "Viele Weise" (multi savii) halten jedoch Janus (Giano re d'Italia) für il primo autore de militia, denn, wie Uguccione in seinem Libro de Ii vocabuli zeige, sei Janus der Initiator aller Dinge, weshalb auch der Januar nach ihm benannt sei. Auch sei er der erste Reiter gewesen, der den Pferden Zügel angelegt habe; die Stadt Genua sei von ihm gegründet worden (fol. 10v.).75 4) Viele antike Autoren (multi philosophi et poeti), wie Ovid in der Ars amatoria oder auch Valerius Maximus, hielten jedoch Romulus für den inventore de la cavalleria (fol. 10v.). Fragt man nun nach der Herkunft dieser Theorien und vergleicht sie mit denen ihnen angeblich zugrundeliegenden klassischen Texten, gelangt man schnell zu einem Urteil über Mainardis Technik: offensichtlich kompilierte er völlig unkritisch das ihm interessant scheinende, wobei manche seiner direkten Quellen verborgen bleiben. Mainardis Reihenfolge der vier unterschiedlichen Lehren spiegelt auch eine Hierarchie, eine persönliche Bewertung. Gerade die erste Theorie, die "heroische" Begründung der weltlichen militia durch Dionysos/Bacchus muß als eine - in der Forschung bisher ignorierte - Ursprungstheorie gelten, die wohl im Italien des Trecento entstand und dort noch im fünfzehnten Jahrhundert rezipiert wurde (s.u.). Man kann sie mit Fug und Recht als die "große Ursprungsoder Translationslehre" bezeichnen. 76 Zwar stammte diese Theorie in gewisser Weise von Isidor von Sevilla, der in einer wichtigen und eingangs zitierten Stelle auch Liber Pater eine gewisse Rolle zugewiesen hatte (Liber vero primus militiae ordinem docuit, s.o. Anm. I, 8), doch dies nicht weiter ausgeführt hatte. 77 Bei dieser Formulierung bezog sich Isidor wohl nicht nur auf den noch im spätantiken Südeuropa verbreiteten Liberkult, sondern offensichtlich auch auf antike und spätantike Schriftsteller, die den legendären Indienzug des Zeussohnes Dionysos als Präfiguration des Indienzuges bzw. der "Weltherrschaft" Alexanders des Großen dargestellt hatten (z.B. Arrian, Curtius Rufus, der Alexanderroman, die Dionysosreden Lukians und Aelius Aristides', am ausführlich-

sepellito se chiamava lo Monte Sancto. Anche il dicto Libero fo chiamato Erocichio si come dice Ovidio 'De l'arte del amore' et depingese co' li panni de la vite. Fo de grande animo, iusto, savio, forte et cortese, et temperato, et per che raysone trovò cavallaria", ebd. fol. l l v . : "Libero orientale ordenò militia per adusare li soy cavaleri ad forteza del corpo et a le vertù del animo." 75 Vgl. Riessner, a.a.O., S. 49 zu der nur bei Uguccione behaupteten Gründerschaft des Janus von Genua; vgl. auch ebd. S. 220: sicut Janusprincipium omnium operimi, von der militia ist jedoch nichts gesagt. Beide Begriff werden hier deshalb nebeneinander verwendet, weil ja unter der impliziten Annahme historischer "Kontinuität" im Mittelalter aus jeder Ursprungstheorie eine Translationslehre entstehen konnte. ~n Isidor bezieht sich in den Etymologiae noch fünf weitere Male auf Dionysos/Liber: Hb. VIII, 11, 43-45 kurz zur Stadt Nyssa; Hb. XIV, 8 sein Kult am Berg Parnaß; lib. XV, 1 als victor von Indien; üb. XVII, 5, als Erfinder des Weines; XIX, 30, 10-12: die Militärkronen.

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sten: Nonnos). Daneben war der indische Triumphzug des Dionysos/Liber ein beliebtes Motiv spätantiker Sarkophagkunst, das auch im Mittelalter bekannt war. Bis zum vierzehnten Jahrhundert hatte diese von Isidor von Sevilla maßgeblich formulierte Ursprungslehre des ordo militiae jedoch im Verborgenen geschlummert. Nun wurde sie von "mythologisierenden" Autoren wie Mainardi (nicht von den Frühhumanisten) umso stärker belebt. Es fällt auf, daß Mainardi für diese Theorie zwei Gewährsmänner nennt, die zum Problem Dionysos als Begründer der Ritterschaft kaum etwas beizutragen haben: weder Ovid in der "Liebeskunst" (wo immerhin der Indienzug kurz als Ideal für zukünftige militärische Unternehmungen Roms angesprochen wird), 78 noch die pseudoaristotelische Ökonomik befassen sich eingehender mit Liber Pater: 79 Offensichtlich barg diese Theorie so viel Faszinierendes in sich, daß auf genauere Belege verzichtet wurde. Die bekanntere Ursprungs- oder "kleine" Translationslehre, die den Ritterstand von Romulus her begründet hatte, rückt bei Mainardi an die letzte, vierte Stelle. Dies ist die ebenfalls von Isidor tradierte und schon von Otto von Freising oder Thomas von Aquin bekannte Lehre der drei römischen Stände (s.o. Anm. IV, 5). Aufgrund Mainardis "dionysischer" Theorie kann die Romulus betreffende Theorie jedoch nicht auch noch ohne eine gewisse Widersprüchlichkeit Isidor zugeordnet werden, weshalb hier Ovid und Valerius Maximus Mainardis Hauptbelege sind. Daß Ovid jedoch auch als einer der Kronzeugen der "dionysischen" Theorie genannt ist, stört Mainardi nicht weiter, waren doch Ovids Werke "universell" einsetzbar, eine Art mythologisches "Who's who". 80 Verschiedene antike historische und mythologische Reminiszenzen schließen sich an, die jedoch, kaum weiter ausgeführt (Saturn als Gründer der militia: fol. llr.), den Charakter von Lesefrüchten behalten. 81 Gemeinsam ist den hier wiedergegebenen Theorien 78

Falls Mainardi die Ars amatoria überhaupt direkt kannte, dann womöglich in dem vor 1313 verfaßten Volgarizzamento B, in dem der Vers I, 189/190 nunc quoque qui puer es, quantus tum, Bacche, fitisti,/ cum timuit Thyrsos India vieta tuos mit O Bacco, il quale ora altressie se' garzone, come fosti tu grande e potente, quando la vinta India temeo i tuoi cavalieri! falsch übersetzt wurde (denn thyrsi sind keine Ritter, sondern die berühmten "Bacchusstäbe"); die Bedeckung des Wagens im "Triumphzug des Bacchus" mit Weinreben (I, 549: quem summum texerat uvis) übersetzt mit carro, il quale elli avea coperto d'uve\ zur Übersetzung (I, 189) findet sich auch eine um 1320/30 entstandene Erläuterung: "Questo Bacco, sì come dicono le antiche storie, ebbe nome Libero padre. Questi, fanciullo, condusse oste e conquistoe infino nelli termini della terra e quivi mise colonne di marmo per segnali." (Vanna Lippi Bigazzi (Hrsg.): I volgarizzamenti trecenteschi dell'Ars amandi e dei Remedia amoris. Edizione critica, 2 Bde., Firenze 1987 (Scrittori italiani e testi antichi pubblicati dell'Accademia della Crusca), Bd. 1, S. 232, 249, Bd. 2, S. 824. Ein Erocichio findet sich bei Ovid nicht, doch s.u. Anm. IV, 170, wo klar wird, daß es hierbei nicht um die Person des Dionysos selbst, sondern um den Parnaßgipfel Cithaeron (Isidor lib. XIV, 8) geht, wo die Bacchantenmysterien stattfanden. 79 In der Ökonomik findet sich in Buch II, 6 ein kurzer Abschnitt über die Dionysosfeiern der Bürger von Antissa; die ganze Lit. zu den lateinischen Übersetzungen der Ökonomik bei Roberto Lambertini: L'arte del governo della casa. Note sul commento di Bartolomeo da Varignana agli Oeconomica, in: Medioevo 17, 1991, S. 347-389. so Dieser Begriff bei Curtius, a.a.O., S. 28; danach bei: Bodo Guthmüller: Ovidio Metamorphoseos vulgare. Formen und Funktionen der volkssprachlichen Wiedergabe klassischer Dichtung in der italienischen Renaissance, Boppard 1981 (Veröffentlichungen zur Humanismusforschung 3), S. 12. " So z.B. B N Madrid 952, fol. llr.: "Secundo che scrive Octofredo nel suo libro 'Pantheon' Saturno re d'Italia fo quillo che in prima insegnyò a cavalero portare scuto, et quillo che in prima prestò denari ad mercanzie, et che prima ne la dieta Italia mectesse ligno in mare. Ilio edificò Sutri cita che sta in terra de

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allerdings der personale Bezug auf einen inventorlauctor, der zuallererst die militia begründete. Auch im gelehrten Humanismus verschwand die euhemeristische Tradition, das "personale" Denken ja noch lange nicht; so folgte Coluccio Salutati (1331-1406) der Liste der ersten auctores legum des Isidor von Sevilla, 82 ebenso wie Pier Candido Decembrio (1399-1477) vor 1419 eine Schrift über die "Erfinder" der Sieben Freien Künste nach Isidor verfaßte. 83 Und auch Lorenzo Valla (1405-57) verwandte z.B. noch Isidors Liste der "sieben griechischen Weisen" (Seite Savi), um von Polydor Vergil ganz zu schweigen. 84 Das christlich-biblische Element geht Mainardis Lehren zur militia fast zur Gänze ab, genauso wie eine echte Beschreibung oder Erklärung der jeweiligen Translationen der militia zu nachfolgenden Kulturen fehlt. Von großer Wichtigkeit ist allerdings die Tatsache, daß Mainardi in diesem Zusammenhang in der Auslegung einer angeblichen Sueton-Passage auch den Galliern etwas wie ein antikes "Rittertum" zubilligt, ohne daß diese von anderen Völkern beeinflußt worden seien; denn dort empfingen die jüngeren Kämpfer ihre Waffenreichung durch die älteren.85 Bereits die verfälschte Namensgebung ("Guidio") Suetons in diesem Zitat macht jedoch stutzig; und so überrascht es auch nicht, daß der hier angeführte Beleg keineswegs aus der Cäsarvita des Gaius Suetonius Tranquillus stammt, sondern aus dem sechsten Buch von Casars De bello gallicoß6 Auch hier übernahm Mainardi seine Quellenkenntnis also nicht aus dem Original, sondern aus einer mittelalterlichen Quelle; doch ist er dadurch, daß er zwischen der "barbarischen" Waffenreichung und der mittelalterlichen Rittererhebung einen Zusammenhang sieht, einer der frühesten Vorläufer einer erst unter dem Einfluß der

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Roma." Damit ist das Werk Gottfrieds von Viterbo (ca. 1125-ca. 1200) gemeint, vgl. G. Baaken: Art. "G. v. Viterbo" in: LdM 4, 1989, Sp. 1607f. Salutati, De nobilitate, a.a.O., S. 52ff. De Septem liberalitim artium inventoribus, vgl. Paolo Viti: Art. "D., C " , in: DBI 33, 1987, S. 488-498. Giacomo Ferraù: La concezione storiografica del Valla: I Gesta Ferdinandi regis Aragomtm, in: Besomi, Regogliosi (Hrsgg), Lorenzo Valla, a.a.O., S. 265-310, S. 267, n. 9. BN Madrid 952, fol. llr./v.: "Scrive Guidio Suedonio che quando Cesare acquistò la contrata de Gallica zoè Francia, trovò lo populo partito in tre modi: Una gente de loro se chiamava 'dudri' et quisti sacrificavan a lor dio et guardavano li templi et diffiniano tucte raysoni civile et erano tenuti maggiori de reverentia de l'altra gente. L'altra parte de la gente erano cavaleri co' li novi ordeni de l'altri cavaleri che se trovavan allora tra loro. Quisti continuo conbacteano et de loro bactaglie [fol. 1 Ir.] non ne esciva exdegno. Et quando volean conbactere co' li nimici 'nanzi che bactaglia comenzasse sacrificavano a Marte, et dicea che ad salvare li homini se voleano li sacrifici de l'homini, et quando conbactea al nome de lor dio tucta la preda che pigliava, sacrificava ad ilio. Ilio era tenuto tra loro [il maggiore?, L.B.] che più cavaleri avia da mangiare con luy. Et così novi modi de cavalleria tra loro se comenzò, non avendo may doctrina d'altrui. Cesare li trasse de cutale usanza et miseli ne li costumi de cavaleri romani. L'altra parte si era tucto lo populo che usavano arte de mano et de lavoricci de campo." Caesar: Bellum gallicum. Vollständige Ausgabe mit einer Einleitung von Hans Jürgen Tschiedel und Sacherklärungen und ausgewähltem Bildmaterial von Gerhard Ramming, Paderborn 1978, S. 128f., VI, 13-15 (von der Waffenreichung durch die erfahreneren Gallier ist dort jedoch keine Rede: diese muß sich also in der mittelalterlichen Vorlage Mainardis finden); diese vermittelnde Quelle schöpfte möglicherweise aus Orosius, der als erster im 5. Jht. De bello gallico dem Sueton zugeschrieben hatte, während mittelalterliche De bello gallico-HSS niemals den Sueton als Autor behaupteten (vgl. Art. "Caesar im Mittelalter" in: LdM 2, 1983, Sp. 1352ff. mit Lit ).

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Germania des Tacitus im sechzehnten Jahrhundert aufblühenden "germanistischen Altertumswissenschaft" (s.u. Kap. V, 3). Im vierten Kapitel des ersten Traktates wird die Notwendigkeit der militia im Sinne der militärischen Verteidigung des Gemeinwesens aus Exempeln der antiken Geschichte sowie fünf notwendigen Gründen erklärt (fol. 1 lv.-12v.). 87 Das fünfte Kapitel ist ganz der Bedeutung und der Etymologie des Wortes miles gewidmet (fol. 12v.-13v ). Nach Ugucciones Libro delli vocabuli bedeutet miles nichts anderes als de mille un electo. Eine weitere Etymologie leitet das Wort von den milenari ab, und im römischen Recht (Dig. 29, 1,1,1) findet sich eine Etymologie a malo {Et secondo che è scripto ne la digesta 'miles dicitur a malo et labore que pro re publica patitur', aduncha li cavalieri sono chiamati militi per lo male che sostengono per la republica,).88 Nach Uguccione von Pisa bedeute das Wort tyro heute den jungen Ritter (tyro in lingua greca è tanto a dire come in latino forte et tyro vene a dire cavalier novello). Dieser Wortgebrauch entspricht somit der merkwürdigen Begrifflichkeit, die auch 1436 in dem Notariatsakt über die Ritterwürde Giuliano Davanzatis schon begegnete (s.o.). Sodann schreitet Mainardi zu einer Auslegung der fünf Buchstaben des miles, die im Spätmittelalter nicht gerade selten ist: Das "m" steht für die magnanimità des Ritters (fol. 12v.), das "i" für dessen iusticia (fol. 13r.), das "1" für die lialtà (fol. 13r.), das "e" für essere experti in battaglia (fol. 13r.) und das "s" für essere savi (fol. 13v.). Diese Tugenden werden jeweils mit Exempeln aus der antiken römischen Geschichte illustriert. Das sechste Kapitel steht im Zeichen der Beschreibung einer "antiken Ritterweihe" (ne l'antiche tempi quando se facevan li cavalieri, fol. 13v.-14r.), so wie Mainardi sie einem bisher nicht weiter bekannt gewordenen Brief eines ebenfalls aus Ascoli stammenden Autors an den Stadtherrn von Mantua, Guido Gonzaga (ca. 1290-1369), entnimmt (secondo che scrive Nello de misser Io. d'Ascoli in una epistola che mandò ad misser Guido da Mantova allegandoglie Alfredo d'Algia, fol. 13v.). 89 Schon diese Quelle, die (wenn diese Identifizierung stimmt) vor 1369 entstanden sein muß, hatte eine Waffenallegorese in christlicher Tradition verfaßt, sie jedoch bereits in der "isidorischen" Tradition Liber Pater, und damit der nichtchristlichen griechischrömischen Antike, zugeschrieben. Diesem Text nach bedeuteten die Lanze die prudentia, das Schwert die iustitia, der Streitkolben in Erinnerung an Herkules die forteza und schließlich die Sporen die temperanza (fol. 14r.). Daß hier jedoch praktisch kein Unterschied zwischen gegenwärtiger und antiker Geschichte (in der Zeit der römischen Republik gab es natürlich keinen Soldateneid auf einen "Fürsten", sondern nach Vegetius erst im Kaiserreich auf den Kaiser) gemacht wird, zeigt . "La tercia cosa che solea defendere et ingrandire era la persona del signore che facea cavaliero overo altro. Et in questo se insenga che '1 cavalero sempre deve operare grande princepe che glie cenga la spata, perchè è grandessima opinione tra le savii che questa militia dare non se possa se non da grandissimi ri, principi over signyuri et grandissimi cavalieri che abiano dignità et segnyoria de gente." (BN Madrid 952, fol. 12r.). 88 So lautet die Stelle in Dig. 29, 1. 1, 1: "Miles autem appellatur vel a militia [Textvariante: malitia], id est duritia, quam pro nobis sustinent, aut a multitudine, aut a malo, quod arcere milites solent, aut a numero mille hominum, ductum a Graeco verbo, tractam a tagmate: nam Graeci mille hominum multitudinem xay(ta appellant, quasi millensimum quemque dictum: (...)." " Wer mit dieser Quelle Alfredo d'Algia [= Anglia] gemeint ist, wird sich erst später herausstellen: wahrscheinlich Geoffrey of Monmouth.

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Das bei Mainardi folgende Kapitel gibt eine weitere Waffenallegorese aufgrund eines anderen Briefes (secondo che scrive mastro Petro Yspano in una sua epistola che mandò ad un cavalero ne la Marcha che novellamente se facea de la casata de Brunforte, fol. 14r.-15r.). 90 Dieser Brief erweist sich (zusammen mit der Fiorita des iudex Armannino) als eine Quelle der oben zitierten (zweiten) Theorie zu Bello (Baal), dem Schwiegervater der Semiramis. Zu den bereits besprochenen (angeblich "antiken") Waffen kommt nun bei der Ritterweihe auch der Wangenschlag, die gotata,91 Auch das Ritterbad wird angesprochen {significa che tucte macule de luxuria et de ebrietà nel cavalero deve essere expente, fol. 14v.). Im letzten Kapitel des zweiten Traktates (fol. 15r.-17r.) werden in sechs Schritten die Feierlichkeiten beschrieben, die bei der altrömischen "Ritterweihe" vorgenommen wurden. Am Anfang, vor der Annahme des neuen miles, stand die Prüfung gemäß dem römischen Recht (Codico in ne la lege 'qui militare non possunt', libro primo, fol. 15r.). Dann folgte die Bewaffnung (per lo princepe ch'elii cenga la spata et questo se prova tt. 'de testamento militari', l.filium familias, fol. 15v.) und der Eid (er schwur che non recusava morte per la republica. Et questo se prova per la digesta in rubro et Nigro de re militari in l. penultima, fol. 15v.). Abschließend wurde dem miles ein Stempel auf den Arm gedrückt (ch'elii in poncale insegne nel braccio sinistro, zoè da nome de lo imperatore che facea luy cavalero, sì corno è scripto nel Codico de Fabriosi, libro Ilio., fol. 16r.). Eine Bedingung war fünftens, daß sich der neue miles niemals im Handel (mercatantie) betätigen dürfe, da dies die Sitten verderbe. 92 Daraufhin schreibe man sechstens den miles in die matricola de li militi ein (fol. 16v.); das Privileg des Testierens come vogliono (fol. 16v.) fiele den milites damit zu. Mainardi beendet diesen Ausflug in das römische Recht mit einem vielsagenden et questo è quello ch'io ò trovato et de Remulo in diversi lochi (fol. 17r.), so als habe bereits Romulus persönlich eben diese militia begründet. Der dritte Traktat des zweiten Buches (fol. 17r.-34r.) steht ganz im Zeichen der (weltlichen) militia, wie sie sich aus diesen Ursprüngen bis zu den Zeiten Mainardis weiterentwickelt habe. Dabei unterscheidet Mainardi zwei Arten der Ritterweihe, deren eine für "Moral" und die andere für "Kampferfahrung" stehe (doy novi modi de solennità, l'uno che significa grandissima moralità, l'altro che significa modi et experientia de bactaglia. Et quisti doy modi al presente usano li cavaleri de Italia. Et credese che traesse origine da quilli cavaleri antiqui 'nantidicti facti [da'] prenotati signori, zo

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Unter diesem Petrus Yspantis ist natürlich nicht der bedeutende Logiker zu verstehen; die Brunforte waren wohl das wichtigste spätmittelalterlich-ghibellinische Feudalgeschlecht in der Gegend um Ascoli, vgl. z.B. Gino Franceschini: Art. "B. d., Villanuccio" in: DBI 14, 1972, S. 591f. B N Madrid 952, fol. 14r.: "Et se peccò per utilitate la terza arme per defensione fo et forteza, et è sua tercia dote, et in signo de zò dase la gotata a lo cavalero et dicese queste parole: 'Agi cor de lione et ardire de puctana'. Et significa la gotata la patientia et dureza che de bono avere li cavalere in sostenere li periculi de le bactaglie per salute de la republica. " Diese angeblichen Worte beim Ritterschlag sind natürlich gänzlich einmalig, und entziehen sich einer kritischen Betrachtung. 52 Dies ist ein aus dem römischen Recht stammender und im Mittelalter (und auch in dieser Arbeit) wiederholt auftauchender Topos, vgl. Lietta de Salvo: Il giudizio sulla mercatura nel mondo romano, in: Annali della Facoltà di Lettere e Filosofia (Università di Macerata) 20, 1987, S. 9-32.

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foreno Iano, Saturno et Ericcho (?), fol. 17r.).93 Es ist also deutlich, daß für Mainardi seine Zeit in einem direkten Deszendenzverhältnis zur Antike steht und von einem "Zeitenbruch", der ja seit Petrarca das Merkmal des Renaissancebewußtseins war, nichts zu spüren ist. Trotzdem hat sich für Mainardi die militia seit der Antike weiterentwickelt, weshalb im Falle der "modernen" Ritterweihe im Sinne der moralità zwölf verschiedene Schritte zu befolgen seien, deren Hintergrund jeweils eine Tugend bilde. Diese werden von Mainardi dann in den einzelnen Kapiteln des dritten Traktates exemplifiziert. So bedeutet das Geschenk eines Pelzes an den neuen Ritter (varo) dieprudentia (Kap. 2, fol. 17v.18r.òis), das Gold die iustitia (Kap. 3, fol. 18r.6/s-19r.) und das Schwert die fortezza (Kap. 4, fol. 19r.-20v ). Das Ritterbad erfolgt um dessen temperanza willen (Kap. 5, fol. 20v.-21v.), und der Wechsel der Kleider am Morgen nach der Vigil und dem Ritterbad steht im Zeichen der Großzügigkeit, der largheza (Kap. 6, fol. 22r.-23r.). Das Gastmahl des neuen Ritters für clerici poviri et gentili homini et de popolo, et homini scientifichi (Kap. 7, fol. 23r.-25r.) repräsentiert dann seine magnificentia. Die im Gebet gehaltene Nachtwache selbst steht im Zeichen der magnanimità (Kap. 8, fol. 25r.-26v.); der Ritterschlag (guanzata) erfolgt um der mansuetudine des Ritters willen (Kap. 9, fol. 26v.27v.). Die Sporen erhält der Ritter in signo de quella virtù che sse chiama ornativa de honore (Kap. 10, fol. 27v.-28v.), während seine verzierten Schuhe (calzarecti ferrictati over intagliati) für seine affabilità stehen (Kap. 11, fol. 28v.-29r.). Der Ritter schwört seinen Eid auf die ihm vorgelegten Bedingungen im Zeichen der Ehrlichkeit {Iura lo cavalero publicamente observare li capituli li quali a lluy se danno in signo de quella virtù che se chiama verità., Kap. 12, fol. 29r.-30r.). Auch soll er bei der Feier seiner Ritterweihe um des Spiels willen genügend Sänger und Spieler anmieten (avere sonatori, cantaturi et altri ioculatori in signo de quella virtù che se chiama ioco et in greco 'utrobilia' et in francese 'joluit\ Kap. 13, fol. 30r.-31r.). Diese höchst originelle, wenn auch etwas ungeordnete und wohl von Mainardi selbst stammende Theorie einzelner Schritte der Ritterweihe, die in einem Loblied des homo ludens endet, ist mit antiken Exempeln angereichert, die wie stets nur in höchst lockerem Zusammenhang mit den vorangestellten Sätzen stehen. Nach der geistlichen und der weltlichen militia steht an dritter Stelle die militia inermis, d.h. die der Juristen: Mainardi behandelt quella de li iudici overo advocati legiste, li quali militafnoj ne le rayson de Ii legi im vierzehnten Kapitel (fol. 31r.-33r ). Die ersten Gesetzgeber waren Moses, König Foreneus bei den Griechen, Merkur Temista bei den Ägyptern, Solon in Athen, Leurgio in Sparta, Numa Pompilius bei den Römern, dann die Zwölftafelgesetze usw. 94 Direkt daran anschließend wird die Rhetorik des berühmten Lehrers der Ars 93

Statt Ericcho wäre hier tatsächlich eher Priccho zu lesen; gemeint ist offensichtlich der oben genannte Erocichio, der angeblich bei Ovid mit Liber gleichgesetzt wird. Die Ritterernennung im Sinne der "Schlachterfahrung" wird erst im fünften Traktat des zweiten Buches behandelt (fol. 47r.-57v.). »4 Es ist dies in direkter Übersetzung die Liste der auctores legiim bei Isidor von Sevilla, die bis Theodosius reichte (lib. V, 1) und auch im Decretum Gratiani aufgegriffen wurde; die hier gebotene Reihenfolge zeigt, daß Mainardi nicht die fast gleichzeitige Schrift De nobilitate legiim et medicinae des Humanisten Salutati kannte, der Phoroneus statt Moses an die erste Stelle gerückt hatte (Salutati, De nobilitate, a.a.O., S. 52ff.; vgl. auch Diego Quaglioni: Pietro del Monte a Roma. La tradizione del Repertorium utriusque iuris (c. 1453). Genesi e diffusione della letteratura giuridico-politica in età umanistica, Roma

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dictaminis, Boncompagno del contato de Fiorenza als Sammlung für Belege zur frühen Rechtsprechung herangezogen (fol. 31v.). Das erste Gesetz Gottes habe nur für das Paradies gegolten, wurde jedoch von Adam und Eva gebrochen. Das chronologisch achte Gesetz ist das des Evangeliums, das neunte das Kirchenrecht (ordene de li sancii patri li quali Gradano de Uberto ordenò et compilò et chiamase raysone canonica, fol. 31v.) und das zehnte das Kaiserrecht Justinians (ad tempo de lustiniano imperatore che la trasse et fé la compilare de la Pannecta che è ad Pisa, cioè de multi libri de li imperaturi et de li antichi (fol. 31v.). 95 Das zwölfte Recht ist nach Mainardi das aus der Zeit Karls des Großen stammende langobardische Recht und das dreizehnte das italienische Gemeinderecht (lege municipale le quale se usano per tucta Ytalia, fol. 32r.). Das muslimische Recht ist das vierzehnte Recht, das Mainardi aus einer Schrift Corona del montone al populo caldeo cioè Saracino zu kennen behauptet. Über eine Erörterung des frühen römischen Rechtslebens kommt Mainardi auch zu einer Beschreibung der Erhebung der juristischen militi, der Doktorpromotion.96 Die hierin anklingende "programmatische" Thematik der Gleichstellung der milites und doctores, die im vierzehnten und vor allem im fünfzehnten Jahrhundert in Italien verschiedene Schriften hervorbrachte, wird anschließend von Mainardi selbst relativiert, wenn er nun - im Sinne des Ovidwortes Militai omnis amans et habet sua castra Cupido - auch dem Liebenden den (wenn auch metaphorischen) Status des miles zubilligt (fol. 33r.-34r.).97 Der dritte und der vierte Traktat des zweiten Buches der Gentil milicia, die in dem hier interessierenden Zusammenhang zu vernachlässigen sind (fol. 34r.-47r.), stehen, mit häufigem Bezug auf die aristotelische Ethik, ganz im Zeichen einer ritterlichen Tugendlehre.98 Erst im fünften und sechsten Traktat (fol. 47r.-59v.) kommt Mainardi wieder auf die Bedeutung der Ritterweihe zurück, die hier jedoch ganz den cavaleri ne le bactaglie

1984 (Studi e Fonti per la storia dell'Università di Roma 3), S. 45, 47f. mit Verweis auf Sextus Pomponius, De orìgine iuris, Petrarca und diese Tradition bei dem Humanisten Pietro del Monte, der jedoch zwischen Natur- und göttlichem, sowie menschlichem Recht unterscheidet). 95 Der Verweis auf die berühmte Pandektenhandschrifì, die Littera Pisana, die erst 1411 von Pisa nach Florenz gebracht wurde (womit auch für die Gentil milicia einen terminus ad quem geliefert wird), und die mehr als andere die humanistische Rechtsgelehrsamkeit beeinflußte, ist ohne Zweifel wichtig, vgl. Domenico Maffei: Gli inizi dell'umanesimo giuridico, Milano 1956, S. 84ff; Severino Caprioli: Questioni dell'umanesimo giuridico, in: BISI 97, 1991, S. 205-227, S. 213 (mit Lit). s« BN Madrid 952, fol. 32v. "dirremo de la sollennità che solia usare et in parte anche in Bolognia se face quando quisti militi se fanno. E le sollennitate sono queste, che in prima se examina se ilio è experto in raysone et in senno naturale, et in questo fare se allegano grandissimi docffol. 33r.]turi commentati et experti in raysone. Et quillo che sse comenta se pone in cathedra et facta la examinatione per li docturi daghe sse lo libro in signo de la sua experientia et scientia, et egli è conceduta la licentia de potere legere, et poy deve iurare de usare la sua scientia con lialità, non partendose de la raysone nè per odio, nè per amore, nè per pagho, et in signo de ciò glie sse mecte lo anello de l'oro lo quale significa che li iudici sono desponsati a la lege. Et poy glie sse mecte una berrecta tonda ne la testa in signo de prudentia et de speculatione in sapere iudicare le cose per raysone. Et daglie sse licentia de potere portare vayro (...)". 57 Später fand diese höchst merkwürdige Lehre sogar Eingang in juristische Schriften, vgl. Padovani, a.a.O., S. 504, n. 79 (zit. Lancelotus Polytus ebenfalls nach Ovid). 9« Ob hier ein Zusammenhang mit dem nur teilweise erhaltenen Traktat des Guido Vernani OP vorliegt, müßte geklärt werden, vgl. Käppeli OP, a.a.O., S. 115.

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et nel hoste (fol. 47r.), also der zweiten, weiter oben nur angedeuteten Art der soldatischen milites und ihren Gebräuchen gewidmet ist. Die hier vorgebrachte Waffenallegorese, die vorgibt, aus dem Speculum historíale des Vinzenz von Beauvais die Rittererhebung des Filotes durch Herkules wiederzugeben (fol. 47r.ff.), 99 variiert dabei eine ebenfalls weiter oben bereits behandelte Allegorese und stammt wahrscheinlich aus der Fiorita des Richters Armannino. 100 Mainardi kommt anschließend auch zu einer Beschreibung des "idealen Pferdes" (fol. 49r.-50r.), sowie einzelner heraldischer Symbole wie der des Löwen, des Adlers, des Drachens, der Lilie usw. (fol. 52v.-53v.). Von Mainardi in Mittelitalien selbst gemachte Beobachtungen zu tatsächlichen Schlachtenordnungen harren noch ihrer genauen historischen Bestimmung (fol. 55v.ff ). Da eine Erörterung des abschließenden dritten Buches der Gentil milicia, das Fragen zur Bestimmung des Tugend- und Geburtsadels behandelt (fol. 59v.-65r.), den hier gesteckten Rahmen sprengen würde, soll es hier, wie angekündigt, beiseite gelassen werden. Wie sind die von Gentile Mainardi bezüglich des Problems der militia gemachten Aussagen abschließend zu bewerten? Sowohl in methodischer als auch in inhaltlicher Hinsicht muß die Gentil milicia als ein im höchsten Maße originelles Werk angesehen werden. Mainardi hat in ihm eine Vielzahl von Quellen kompiliert, die einerseits "herabgesunkenes" gelehrtes Wissen repräsentieren, deren Verarbeitung andererseits aber auch die methodische Unbekümmertheit dessen spiegeln, der die gelehrte Kritik eben nicht scheute. Die Tradition des miles christianus, wie sie sich z.B. in der Waffenallegorese des Spätmittelalters zeigt, wird bei Mainardi zu einer höfischen Tugendlehre. Mythologische "Fabeln", angehäufte, doch niemals kritisch interpretierte Exzerpte bekannter und unbekannter Autoren, bisher nicht weiter bekannt gewordene Brieftraktate sowie wiedergegebene Alltagserfahrungen Mainardis lassen sein Buch in einer Mittelposition zwischen den mythologisch-etymologischen Kompilationen des dreizehnten und vierzehnten Jahrhunderts und dem italienischen "Vulgärhumanismus" erscheinen, der besonders im florentinischen Quattrocento zu einer außerordentlichen literarischen Produktivität führte. Dabei wird jedoch Mainardis Gentil milicia zum Thema der militia noch kaum von humanistischen Fragestellungen gestreift. Zeitgenossen Mainardis waren in der Bewertung antiker, mythologischer Quellen schon sehr viel kritischer, wenn z.B. Salutati in der Nachfolge Augustins und Petrarcas mit beißender Ironie zu Herkules und Liber Pater festgestellte, daß es deren wohl mehrere gegeben haben müsse. 101 » Tatsächlich findet sich im Speculum historíale nichts dergleichen; zur italienischen Rezeption vgl. Giuseppe Billanovich, Maria Prandi, Claudio Scagati: Lo Speculum di Vincenzo di Beauvais e la letteratura dell'età gotica, in: IMU 19, 1976, S. 89-170; Gregory G. Guzman: Manuscripts of the Speculum historíale of Vincent of Beauvais in the Vatican Library, in: Manuscripta 32, 1988, S. 20-27 (dazu Rez. v. Giuseppe Lombardi in: Roma nel Rinascimento 1989, S. 171f.); Rudolf Weigand: Vinzenz von Beauvais. Scholastische Universalchronistik als Quelle volkssprachlicher Geschichtsschreibung, Hildesheim, Zürich, New York 1991 (Diss. Eichstätt 1987; Germanistische Texte und Studien 36), mit Lit. loo Giuseppe Mazzatinti: La Fiorita di Armannino giudice, in: Giornale di filologia romanza 3, 1880, S. 155, S. 19. ìoi "Ex quibus satis apparet, sicut secretiore hystoria divo Augustino teste [De civ. Dei XVIII, 12, L.B.], plures Hercules et Liberi extitisse." in: Coluccio Salutati: De laboribus Hercules, hrsg. v. Berthold Louis Ullmann, 2 Bde., Zürich 1951, Bd. 1, S. 168; zu diesem (von Augustin tradierten) gelehrten Topos seit

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Im Wesentlichen muß Mainardis Gentil milicia aufgrund der sprachlichen und inhaltlichen Unbedarftheit als "vorhumanistische", wenn auch höchst aufschlußreiche und in Hinsicht auf die methodische Behandlung der militia für das späte vierzehnte Jahrhundert nicht untypische Kompilation gelten. 102

3. Leonardo Bruni: De militia (1421) Es war der aus Arezzo stammende langjährige päpstliche Sekretär (ca. 1405-15) und spätere florentinische Kanzler Leonardo Bruni (ca. 1370-1444), der in einer kleinen, doch außerordentlich erfolgreichen humanistischen Schrift De militia nur wenige Jahrzehnte nach Mainardi das Thema der militia vom Kopf auf die Füße stellte. 103 Ein Blick in Paul Oskar Kristellers Iter Italicum genügt, um die außerordentlich große Anzahl der erhaltenen Handschriften von Brunis De militia festzustellen; in Spanien wurde er z.B. um 1460 von Pedro Martinez de Osma in seinem De officio militis rezipiert, worauf Lucia Gualdo Rosa hinwies. 104 Gegen alle allegorisierenden, etymologisierenden und personalisierenden Lösungsvorschläge des Problems setzte Bruni erstmals so etwas wie einen "politisch-historischen" Ansatz. Dies war jedoch nur deshalb möglich, weil Bruni die von ihm zitierten klassischen (und mittelalterlichen) Autoren auch aus eigener Lektüre kannte. So muß z.B. davon ausgegangen werden, daß Bruni den Kommentar des Thomas von Aquin zur Nikomachischen Ethik des Aristoteles kannte (mit der oben angesprochenen Kautela zu milites/equites, s.o.), da er 1416/7 selbst die Nikomachische Ethik neu ins Lateinische übersetzt hatte. Als erstmals wieder seit beinahe zweihundert Jahren Charles Calvert Bayley 1961 den Traktat De militia in einer Edition vorlegte, war dies ohne Zweifel ein verdienstvolles

Petrarca und Boccaccio vgl. Glauco Maria Cantarella: Pedanterie umanistiche e battute polemiche in un passo dei Commentarti di Enea Silvio Piccolomini, in: Annali della Scuola Normale Superiore di Pisa, Classe di lettere e filosofia, ser. III, 6, 1, 1976, S. 111-127, S. 112, n. 5; darüber hinaus ist jedoch zu bemerken, daß auch Salutati den etymologischen Ableitungen eines Papias oder Huguccio häufig noch blinden Glauben schenkte. Andererseits wußte Salutati, daß De bello gallico von Caesar und nicht von Sueton stammte (Weiss, Il primo secolo, a.a.O., S. 122). 102 Als Vergleichsbeispiel könnte man z.B. die Werke Antonio Puccis heranziehen, Pucci, Libro di varie storie, a.a.O., mit vielfältigem mythologischen, astrologischen, literarischen und historischen Material (ca. 1362). io' Vgl. Cesare Vasoli: Art. "B., L." in: DBI 14, 1972, S. 618-633 mit der älteren Lit.; jetzt Paolo Viti (Hrsg.): Leonardo Bruni. Cancelliere della repubblica di Firenze. Convegno di studi (Firenze, 27-29 ottobre 1987), Firenze 1990 (Istituto Nazionale di Studi sul Rinascimento. Atti di Convegni 18). io4 Lucia Gualdo Rosa: L'elogio delle lettere e delle armi nell'opera di Leonardo Bruni, in: Sapere e/è potere. Discipline, dispute e professioni nell'università medievale e moderna. Il caso bolognese a confronto. Atti del 4° Convegno, Bologna, 13-15 aprile 1989, 3 Bde, Bologna 1990-91, Bd. 1, hrsg. v. Luisa Avellini, S. 103-115, S. 110 (zur weiteren Verbreitung in Spanien s.u. Anm. V, 47). Sehr häufig wurde Brunis De militia zusammen mit dem Dialog De nobilitate des Buonaccorso de Montemagno (1429) kopiert (vgl. dazu Rabil, a.a.O.), weshalb man ohne Zweifel Brunis Text als den (trotz seines späten Druckdatums) wichtigsten Text zur Ritterwürde im 15. Jht. betrachten muß.

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Unterfangen, wie Arnaldo Momigliano feststellte. 105 Doch schwankte Bayleys Interpretation des Textes hinsichtlich des eigentlichen Themas dieses Traktates; die nun einsetzende Kritik richtete sich u.a. gegen seine Interpretation, Bruni habe in De militia vor allem für eine Bürgermiliz und gegen die Söldnerheere Stellung bezogen. Verschiedene Rezensionen bemängelten auch die zu schmale Handschriftenbasis Bayleys und bestimmten als das Entstehungsdatum der Schrift das Jahr 1421. 106 Vor kurzem wurde eine leicht zugängliche und kommentierte englische Übersetzung von De militia publiziert; daher soll im Folgenden auf längere Zitate aus dem Traktat verzichtet werden. 1 0 7 Gewidmet ist das Werk ebenso wie das Gentile Mainardis einem Ritter, dem florentinischen Politiker Rinaldo di Maso degli Albizzi (1370-1442), der in den Jahren vor 1434 der einflußreichste Führer der Oligarchie war und 1418 in Erinnerung an seinen Vater Maso von der Kommune Florenz zum miles erhoben worden war. 1 0 8 Wie bereits erwähnt, wurde auf Masos Grabmal offensichtlich als direkte Folge des Traktats Brunis zum ersten Mal in Florenz die Bezeichnung des eques für seine Ritterwürde gewählt. Wie Bruni in seiner Widmung begründet, schreibe er den Text nicht nur auf Albizzis Veranlassung hin, sondern auch nach der Lektüre eines ihm von Albizzi übermittelten libellus, in dem sich ganz unnütze Nachrichten zum Problem der militia fänden: zwar behaupte dieses Werk de principiis eius professionis zu handeln, doch bringe es statt dessen nur oberflächliche und überflüssige Auslegungen der militia, des Goldschmuckes und der dem Ritter zustehenden "Krone" (nomen dumtaxat militie aurique et corone interpretaciones quasdam superfluo magis quam necessario interpretaciones).109 Da auch Bruni selbst über die Ursprünge der nostri temporis militia trotz seines Wissens um diese antiquissima res immer in Zweifel gewesen sei, nehme er sich dieses Themas nicht ohne Neugier (nec incuriose) an. Auch wenn die Bruni und Albizzi vorliegende Schrift heute nicht mehr genauer bestimmbar ist, so ist doch klar, daß dies - wenn schon nicht die Gentil milicia selbst, die in Florenz durchaus bekannt sein konnte - so doch eine in dieser Tradition verfaßte allegorisierende Kompilation war, die Brunis kritischen Geist reizte.

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Arnaldo Momigliano: Polybius1 Reappearance in Western Europe (zuerst 1973), in: ders.: Essays in Ancient and Modern Historiography, Oxford 1977, S. 79-98, S. 83. io« Charles Calvert Bayley: War and Society in Renaissance Florence. The De Militia of Leonardo Bruni, Toronto 1961 mit kommentierter Edition S. 369-397; dazu Rez. in: RSI 76, 1964, S. 834-836 (Sergio Bertelli); English Historical Review 79, 1964, S. 405f. (John R. Hale); History 48, 1963, S. 21 lf. (Nicolai Rubinstein); The Canadian Historical Review 44, 1963 (Paul Oskar Kristeller); Hermann Goldbrunner: Leonardo Brunis De militia. Bemerkungen zur handschriftlichen Überlieferung, in: QFIAB 46, 1966, S. 478-487. i•» Roberto Bizzocchi: Familiae Romanae antiche e moderne, in: RSI 103, 1991, S. 355-397; ders.: La culture généalogique dans l'Italie du seizième siècle, in: Annales ESC 46, 1991, S. 789-805.

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Generalprokurator des Ordens Sabba da Castiglione (1480-1554) als geradezu höchster Ehrentitel bezeichnet 15 Die einfache Ritterwürde hatte dagegen jede Bedeutung eingebüßt16 und wurde marginalisiert17 oder als historische Reminiszenz "romantisiert". Unter dem Einfluß der antiken Komödie (Plautus) wurde der miles gloriosus nicht nur im Don Quijote zur lächerlichen Gestalt.18 Von paradigmatischer Bedeutung für diesen Vorgang können hier zwei Zeugenberichte herangezogen werden. Der um 1550 schreibende, republikanisch gesinnte florentinische Gelehrte Benedetto Varchi (1503-65) berichtet von einer Ehrung, die dem Florentiner Simone Tornabuoni 1530 in seiner Heimatstadt widerfuhr. Varchi empörte sich über die Entweihung eines der offiziellen Amtsbücher der florentinischen Signorìa, eines Priorista di Palazzo,19 durch einen notariellen Zusatzeintrag. Dieser beinhaltete die Ricordi overo ammaestramenti di Monsignor Saba da Castiglione cavalier gierosolimitano, ne quali con prudenti, e christiani discorsi si ragiona di tutte le materie honorate, che si ricercano a un vero gentil'homo. Con la tavola per alphabeto di tutte le cose notabili. Con privilegio, Vinegia 1554, S. 79r. (huomo da bene et virtuoso). Vgl. Donati, L'idea, a.a.O., S. 38, sowie Franca Petrucci: "C., S." in: DBI 22, 1979, S. 100-106. II Soldato di M. Domenico Mora, bolognese, gentilhuomo grisone, et cavaliere academico storditi: nel quale si tratta di tutto quello, che ad un vero soldato, et nobil cavalliere si conviene sapere, et essercitare nel mestiere dell'arme. Et questa, secondo l'ordine da noi posto, è la quarta gioia congiunta all'anella della nostra Collana Historica, Vinegia 1570, S. 2: "Onde solamente è da nominarsi cavalliere et soldato colui, che per sei over sette anni sotto il carico di Signori et di Capitani ha militato senza biasimo et honoratamente,(...)". Vgl. auch Della nobiltà civile et Christiana libri quattro. Et de gli stati verginale, maritale, et vedovile; Del M. R. D. Onofrio Zarrabini da Cotignola, Canonico Regolare della Congregatione del Salvatore, dell'ordine di S. Agostino, Venetia 1586, S. 8: "Et che altro sono questi nomi; Cavalliero, Conte, Servo, Libertino, se non nomi, nati ò d'ambitione, ò da ingiuria? Se noi vogliamo ridurre gli huomini tutti alla commune origine, non è dubbio alcuno che tutti siamo stati fatti da Dio, et uguali, (...)", (trotzdem verficht das Werk die Berechtigung eines zu erwerbenden Adels). 17 So werden die Ritter von Tommaso Garzoni, der auch noch den unbedeutendsten Berufen Raum gewährt, kaum erwähnt: La Piazza universale di tutte le professioni del mondo, nuovamente ristampato, et posta in luce da Thomaso Garzoni da Bagnacavallo. Aggiuntovi in questa nuova impressione alcune bellissime annotationi a discorso per discorso, Seravalle di Venetia 1605, S. 72 (weltliche Ritterorden bei den geistlichen Orden!): "Oltra questi ci sono quei del Tosone dell'Imperatore, quei della Nonciata, quei della Stella, quei della tavola rotonda, quei della Galtiera d'Inghilterra, quei che si fanno in Bologna per privilegio, in Roma per denari, et quei che si fanno à Speroni d'oro da Prencipi diversi, de quali non parlo più avanti, solo dicendo questo, che à tutti si convengono le conditioni di gentilhuomini, et delle persone nobili; (. . .)". Gerade der Hinweis auf den (real nie existenten) englischen Ritterorden der Tavola Rotonda verrät hier Garzonis Vorlage: Francesco Sansovinos Orìgine de cavalieri (s.u. Anm. V, 24; S. 12r. bzw. 23r.). Während für Garzoni das Doktorat automatisch die nobiltà nach sich zieht (S. 173f. mit Verweis auf Petrus Rebuffus), gilt dies für die militia nur, quando vien congiunta, et accompagnata con qualche honorata dignità, overo officio militare (S. 176). Von Garzonis Werk erschienen zwischen 1589 und 1665 mindestens zwölf italienischen Ausgaben. Vgl. Alessandro Gnavi: Valori urbani e attività marginali nelle Piazza universale, in: Ricerche storiche 20, 1990, S. 45-71; Beatrice Collina: Due selve in una piazza. Due fonti della Piazza Universale di tutte le professioni del mondo di Tommaso Garzoni, in: Filologia e critica 16, 1991, S. 187-230. 's Alessandro D'Ancona: Origini del teatro italiano libri tre. Con due appendici, ND der Ausgabe Torino 1891 in 2 Bden. Roma 1971, Bd. 1, S. 590ff.; Roberto De Poi: Miles e capitano. Il problema del soldato e della guerra nella commedia tedesca nel '600, in: L'immagine riflessa 3, 1979, S. 287-320. 19 Storia Fiorentina di Messer Benedetto Varchi. Nella quale principalmente si contengono l'ultime Revoluzioni della repubblica Fiorentina, e lo Stabilimento del Principato nella Casa de' Medici, Colonia(!) 1721, S. 450f.; zu Varchi vgl. Eric Cochrane: Historians and Historiography in the Italian Renaissance,

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Entscheidung der Signoria, dem schon von Papst Clemens VII. (1523-1534) mit der Ritterwürde ausgezeichneten (equestri dignitate donatus) Gonfaloniere di Giustizia Simone Tomabuoni nun noch einmal diese Insignien zu verleihen, dazu auch einen Lorbeerkranz (ense, ac vexillo, veste praeterea, paludamentoque, ac laurea donatus). Noch Jahrzehnte später konnte Varchi seinen Zorn über diese halb-antikische, leere Zeremonie (die abschließend noch durch ein großes Bankett abgerundet wurde) nicht verhehlen.20 Der zweite Bericht stammt von dem populären venezianischen Schriftsteller Girolamo Muzio (1493-1576) über die Kaiserkrönung Karls V. im gleichen Jahr 1530 in Bologna. In seinem Dialog II gentilhuomo (1571) erinnerte er sich an die Rittererhebungen nach der Kaiserkrönung: Ein ihm bekannter "Ehrenmann" habe die ihm damals angebotende Ritterwürde lachend ausgeschlagen, und statt seiner erfolgreich einen seiner Stafettenreiter vorgeschlagen. Dieser blieb dann jedoch trotz seines neuen Rittertitels nie etwas anderes als ein Reiterbote.21 Noch berühmter wurde der Bericht, nach dem der ermüdende Kaiser bei dieser Massenritterweihe schließlich nur mehr Todos, todosl zu der sich um die cavalleria bewerbenden Menge gerufen habe.

Chicago, London 21985, S. 278f., passim; der von Varchi benützte Priorista delle Riformagioni wurde erst kürzlich identifiziert (ASF, Tratte, 57), vgl. Morelli Timpanaro et al. (Hrsgg), Consorterie politiche, a.a.O., S. 82-84. 20 Varchi, a.a.O., S. 451: "Io non credo, che alcuno, il quale abbia pure un poco cognizione della verità, e nolle sia del tutto nimico, possa leggere queste cose, o senza riso, o senza nausea; ma così fanno, e forse così bisogna, che facciano per conseguire il lor fine, (...), perciocché mai più non si trovò Firenze, ne in tanta povertà, e strettezza di danari quant'allora, ne in maggiori, e più dannosi travagli, come dichiaranno pur troppo le cose seguenti." II Gentilhuomo del Mutio Iustinopolitano. In questo volume distinto in tre dialoghi si tratta la materia della nobiltà: (. ..), Venetia 1575, S. 95: (Eug): "Et mi ricorda a punto trovarmi a Bologna alla coronatione di Carlo Quinto Imperadore: il quale, poi che fìi cavalcando andato per la città, smontato alla Chiesa di S. Domenico, (secondo il costume di tal solennità) fece di molti Cavalieri. Quivi essendo uno honorevole gentilhuomo, il quale in guerra haveva fatto di notabili opere, et era alle gran Corti conosciuto per valoroso, gli fu ricordato, che dovesse farsi avanti, et ricever quel grado et egli stimando che bastar gli dovesse la dignità, che gli dava la sua virtù, ridendo spinse avanti un suo staffiere, et quegli fu dallo Imperadore ordinato Cavaliere, et nondimeno si rimase egli staffiere: et più volte a me e cominato alla staffa, et fu colui sempre di animo humilissimo, et rimesso." Zu Muzio vgl. Donati, L'idea, a.a.O., S. 96, Cochrane, Historians, a.a.O., S. 407f., passim. Bereits im Vorfeld der Krönung hatte jedoch das Zeremoniell Karls V. Stoff zur Satire geliefert, so 1529: "Et così a Bononia docet giugnerà [Karl V., L.B.]; dove siamo certo che il glorioso Legato farà il debito, apresentandogli la moglie per mezo de' Quaranta, e quali diranno per compiacerli ecce anelila domini: et condotta in palazo sotto il baldacchino, Sua M.ta disgraderà della laur[e]a il Casio poeta, que pars est, et calzerà gli sproni d'oro al conte Octavio." (Le Carte Strozziane del R. Archivio di Stato in Firenze. Inventario. Serie prima, 2 Bde., Firenze 1884, 1891, Bd. 2, S. 527); der (hier zu degradierende) Dichter Casio war von Papst Leo X. zum Ritter gemacht und 1523 von Clemens VII. zum Dichter gekrönt worden, vgl. Filippo Cavicchi: Girolamo da Casio (1464-1533), in: GSLI 66, 1915, S. 1-51, 356-405, mit dem Hinweis, obiger Brief stamme von Pietro Aretino (S. 390). Eine florentinische Satire von 1526 spricht von den cavalieri - dem einleitend zitierten Ausdruck Franco Sacchettis aus dem 14. Jht. folgend - als caca/lari, vgl. Burla di messer Giorgio, in: Gaetano Milanesi (Hrsg.): I ragionamenti e le lettere edite e inedite di Giorgio Vasari pittore aretino e la descrizione dell'apparato per le nozze del principe Francesco de' Medici d'anonimo, Firenze 1882 (Le opere di Giorgio Vasari 8. Scritti minori), S. 508ff.

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2. Francesco Sansovino: Origine de cavalieri (1566) Die Gründung bzw. Wiederbelebung verschiedener geistlicher und weltlicher Ritterorden (mehr oder minder aristokratischer Natur) im Italien des sechzehnten Jahrhunderts gab entscheidende Anstöße, die Ritterwürde 1566 erstmals wieder zum Thema eines ausführlichen Traktates zu machen: in dem Werk Origine de cavalieri des Francesco Sansovino (1521-83). 22 Der in Rom als Sohn eines berühmten Architekten und Bildhauers geborene Autor ließ sich nach seinem Studium in Padua (1536-40) in Venedig nieder, wo er sich zu the most industrious, gifted and informative Italian historical popularizer of the period entwickelte: er schrieb, übersetzte und war Herausgeber von ungefähr achtzig Büchern vor allem historischen, genealogischen und berufsspezifischen (Il secretorio, 1564) Inhaltes. 23 Das Werk Origine de cavalieri schließt in bewußter Weise an die monographischen Traktate italienischer Humanisten des fünfzehnten Jahrhunderts über den Ursprung der Ritterwürde an, geht darüber hinaus jedoch auf sämtliche Sansovino bekannten Ritterorden ein. Wenn er auch keinen der humanistischen Texte des fünfzehnten Jahrhunderts zitiert, so muß doch sein Bemühen um ein historisches Fundament für eine ständig an Wert verlierende Würde, ähnlich wie bei den Humanisten, im Lichte eines echten Interesses gesehen werden. Die erste Auflage des Werkes ist in vier thematische Hauptblöcke eingeteilt: im ersten Teil wird in verschiedenen Kapiteln (Diffinitione et degnità del cavaliero; Principio de' cavalieri per degnità, Chi faccia cavalieri, Insegne de cavalieri, Officio, et debito del cavaliero) eine Phänomenologie des "spätmittelalterlichen" Rittertums geboten, wie Sansovino sich dieses eben vorstellte. Der eigentliche Hauptteil (S. llv.-93r.) beschreibt alle Sansovino bekannten geistlichen und weltlichen Ritterorden. Zu diesen zählt er auch die legendäre Tafelrunde von König Artus, deren von englischem König Heinrich VIII. 1522 veranlaßte, gemalte Darstellung er anscheinend selbst in Winchester gesehen hatte. 24 Im dritten Teil der Origine de Cavalieri wird dialogisch eine moderne Theorie des Rittertums in Abgrenzung vom cortigiano (ohne die Erwähnung, doch in deutlicher Parallele zu Castiglione) angestrebt. Der vierte Teil bietet eine Zusammenfassung des bisher Gesagten, dazu eine Erörterung der "eigentlichen" Ritterwürde und Beschreibungen der Inseln Malta (S. 146v.ff.) und Elba (S. 151 v.f.). In Ausweitung der humanistischen Position des fünfzehnten Jahrhunderts, die das spätmittelalterliche Rittertum vor allem in der Parallele mit dem römisch-republikani22 Origine de cavalieri di Francisco Sansovino. Nella quale si tratta l'invenzione, l'ordine, et la dichiaratione della Cavalleria di Collana, di Croce, et di Sprone. Con gli statuti in particolare della Gartiera, di Savoia, del Tosone, et di San Michele. Et con la discrittione dell'Isole di Malta et dell'Elba, Venetia 1566; das Werk ist Cosimo de' Medici I. von Toskana, dem Gründer des Ritterordens S. Stefano (1561) gewidmet. 23 Paul Grendler: Francesco Sansovino and Italian Populär History 1560-1600, in: ders.: Culture and Censorship in Late Renaissance Italy and France, London 1981 (Collected Studies Series 138), n. 1 (zuerst 1969; Zitat S. 141). Vgl. auch Cochrane, Historians, a.a.O., passim. 24 Sansovino, a.a.O., S. 12r., 23r. Die gemalte "Tafelrunde" abgebildet bei Norris J. Gray, Geoffrey Ashe: The Arthurian Handbook, New York, London 1988, S. 241f.

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sehen ordo equester verstanden hatte, setzt Sansovino die cavalieri in einen doppelten historischen Kontext. Etymologisch betrachtet sei der cavaliero nichts weiter als huomo esercitato a cavallo,25 dem stets in allen Gesellschaften, nicht nur der römischen, eine bestimmte nobiltà zugekommen sei. Wie Livius jedoch zeige, sei seit Romulus der Grad der Ritterschaft stets von einem Fürsten verliehen worden, womit Sansovino die bekannte mittelalterliche Abstammungslehre der militia mit einem deutlich "fürstlichen" Akzent variiert. 26 Der wenig originelle und noch weniger kritische Ansatz, die altrömische militia stets als cavalleria zu übersetzen, erlaubt es Sansovino, alle Probleme, die den Humanisten großes Kopfzerbrechen bereitet hatten, souverän zu vermeiden. Nach einer Erörterung der elf Tugenden, die der Fürst von seinem cavaliero fordern dürfe, 27 wird die Frage angeschnitten, wer denn die Ritterwürde verleihen darf: "Introdutto adunque il costume de' Cavalieri ne tempi di pace, non perch'essi militino, ma perche come militi siano honorati di cosi fatta degnità: con quei privilegi però che hanno i militi effetuali, diciamo ch'ogni Principe supremo può crear Cavalieri, conciosia ch'a Principi s'appartiene il dispensar le degnità come a lor piace. (...) Ma si nota bene, che quanto il Principe è più degno, tanto più il Cavaliero creato da lui è maggiore, che non è quell'altro ch'è fatto da un Principe di minor portata, perche tal'un d'essi dà auttorità al Cavaliero di crear Cavalieri [,] dottori, et notari. Crea Cavalieri l'Imperatore, tutte le teste coronate, et i Duchi similmente. Di qui è, ch'il Principe di Venetia, come quello che ha titolo di Duca, può crear Cavalieri. Il Papa parimenti fa Cavalieri per degnità, si come anco tutti i Principi, et si dice ch'il primo che mettesse in uso quest'auttorità fu Paolo Terzo della famiglia Farnese, il qual creò Nicolò da Ponte Senator Venetiano, e dopo lui tutti gli altri Pontefici hanno fatto il medesimo. Crea parimenti un'altra sorte di Cavalieri, ma per danari, i quali prendono il nome da quel Pontefice, dal quale essi son fatti, percioche vi sono i Cavalieri di San Pietro, di San Paolo, Cavalieri di Giglio, Cavalieri Iulii, Cavalieri Pii, Lauretani, e simigliarti." 28 Daß nur Fürsten die cavalieri kreieren dürften, und daß sich nach deren Rang auch jener der Ritter bestimme, ist ein aus dem Spätmittelalter bekanntes Konzept. Nach dieser größtenteils korrekten (und noch lange später unübertroffenen) Darstellung der verschiedenen Autoritäten - darunter die Päpste - mit dem Recht der Rittererhebung, fuhrt Sansovino - mit großem Zweifel - ein angebliches Ritterprivileg des türkischen Sultans Mehmed für den Maler Gentile Bellini an, das er auch in seinem Werk Venetia città nobilissima erwähnt und das erst von Franz Babinger als Fälschung entlarvt wurde. 29

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Sansovino, a.a.O., S. lr. Ebd., S. 4r.: "Il valor dunque militar fu eletto dal Principe, come primo soggetto, degno d'essere esaltato, et honorato a questo grado di cavaleria." 27 Ebd.: nobili( 4r.), bella forma nell'aspetto (4v), audace, et terribile (4v), sobbrio, et certo con molto giuditio (4v.), obbediente (5r.), vigilante, et palíente (5v ), fedele - denn ohne diese Eigenschaft perde l'honore (5v), vivi per gloria = pro patria mori (6r.), caritativo (6v.), felice, e bene aventúralo (6v ), religioso: vero principio, et vero fine di tutte l'attioni humane (6v). 28 Ebd., S. 7v./8r. 2 » Franz Babinger: Ein vorgeblicher Gnadenbrief Mehmeds II. fiir Gentile Bellini (15. Jänner 1481), in: IMU 5, 1962, S. 85-101. 26

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Sodann gelangt Sansovino zu einer "vergleichenden Wissenschaft" der Ritterinsignien: denn unter diese zählt er aus dem AT gleichermaßen das Schwert, das der Prophet Jeremias dem Judas Makkabäus überreichte,30 die Geschenke des Pharaos für Joseph nach dessen Traumdeutung,31 wie auch die römischen (jedoch ursprünglich gallischen) torques, mit denen verdiente Soldaten belohnt wurden. Als Beleg für diesen Brauch zitiert Sansovino eine antike Inschrift an dem Hause des Doktors Paolo Ramusio in Padua.32 Weil in dieser Spolie die goldenenen torques angesprochen werden, zieht Sansovino eine direkte Parallele zu den modernen Goldketten, mit denen in Italien seit dem fünfzehnten Jahrhundert die Fürsten und Päpste neue Ritter auszeichneten.33 Die beiden Ansätze eines antiken militärischen "Soldaten- und Ritterstandes" und der einer individuellen und seltenen Auszeichnung mit einer antiken "Ritterwürde" schlössen sich eigentlich genauso gegenseitig aus wie die zwei konkurrierenden Ursprungs- bzw. Translationslehren der Ritterwürde aus der römischen Antike und dem AT: Wahrscheinlich wollte Sansovino diese Theorien selbst eher "literarisch" als "historisch" verstanden wissen. Denn tatsächlich führt er zu den cavalieri di sprone (deren Würde er übrigens gering schätzt) aus, 34 daß es den Brauch der Rittererhebung erst seit ungefähr fünfhundert Jahren gäbe. Belegt wird dies durch eine möglicherweise erfundene und durch keine genaue Kenntnis des wirklichen Benediktionsaktes getrübte Beschreibung einer solch "mittelalterlichen" Ritterweihe: auf einem vor dem Dom aufgebauten 3° Sansovino, a.a.O., S. 9r.; vgl. II Mcc 15, 14fF.: "Hieremias propheta Dei/extendisse autem Hieremiam dexteram/et dedisse Iudae gladium aureum dicentem/accipe sanctum gladium munus a Deo/quo deicies adversarios populi mei Israhel"; zur Verwendung dieser Stelle im Spätmittelalter und früher Neuzeit vgl. z.B. Wang, a.a.O., S. 89ff. Sansovino, a.a.O., S. 9r.; vgl. Gn 41, 41f.:"dicens quoque rursum Pharao ad Ioseph/ecce constituí te super universam terram Aegypti/tulit anulum de manu sua et dedit in manu eius/vestivitque eum stola byssina et collo torquem auream circumposuit"; bereits im Mittelalter interpretierte man diese Stelle als förmliche Investitur, z.B. durch Beifugen eines Szepters, s. Manfred Derpmann: Die Josephsgeschichte. Auffassung und Darstellung im Mittelalter, Ratingen, Kastellaun, Düsseldorf 1974 (Beihefte zum MJb 13), S. 183, 250, (vgl. auch Gilbert Dahan: L'interprétation de l'ancien testament dans les drames religieux (Xle-XIIIe siècles), in: Romania 100, 1979, S. 71-103); während sich dies in der frühen Neuzeit verlor (vgl. z.B. Ruprecht Wimmer: Jesuitentheater. Didaktik und Fest. Das Exemplum des ägyptischen Josef auf den deutschen Bühnen der Gesellschaft Jesu, Frankfùrt/M. 1982). 32 Sansovino, a.a.O., S. 10r., die einzelnen Inschriften S. 134r.-135r.; zu Giovanni Battista Ramusio (14851557), dem diese Spolie von der Stadt Venedig geschenkt wurde, vgl. Cochrane, Historians, a.a.O., S. 320; vgl. auch Paul Steiner: Die dona militaría, in: Bonner Jahrbücher 114/115, 1906, S. 1-98, S. 22ff. 33 Sansovino, a.a.O., S. 10r.:"Adunque la collana nella materia del Cavalerato è nobilissima, et singular favore a chi la riceve. Et quantunque ella sia molto più in consideratione appresso i Cavalieri dell'Ordine de Principi, come si dirà a luogo suo, tuttavia l'Imperadore, et i Re supremi sogliono donarle a Cavalieri semplici, cioè non sottoposti a ordine sacro, od a regola alcuna. Dalla collana pende una medaglia con l'effigie del Principe che la dona "; vgl. Heinz Duchhardt: Das diplomatische Abschiedsgeschenk, in: AfK 57, 1975, S. 345-362, S. 355. 34 Sansovino, a.a.O., S. 138v.f.: "La terza, et ultima sorte di Cavalieri è quella che noi chiamiamo di Sprone, derivati si come anco le precedenti da un medesimo principio, ma però caduta in gran parte di riputazione, per la qualità de' Cavalieri fatti in diversi tempi, et molte volte indegni, abbietti, et di poca consideratione da diversi Principi, richiesti da loro, o mossi per cerimonia a crearli, et de quali poca o niuna stima si fa nelle corti de' Principi, et de signori. (. ..) Di qui è ch'alcuni fra legisti dicono, ch'i Cavalieri di Sprone de nostri tempi, non si possono ne debbono ragionevolmente connumerare fra Militi, come quelli che non hanno parte alcuna che si convenga a milite valoroso et degno di honore."

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Katafalk sei der Kandidat auf einen grün ausgeschlagenenen Thron gesetzt worden, der Bischof vestito da Diacono{\) sei ihm mit dem offenen Missale (nicht: Pontificale!) entgegengetreten und habe seinen Eid auf den König sowie den Rittereid entgegengenommen. 3 5 Daraufhin sei der Kandidat zum König geführt worden, der ihn mit den Worten Iddio ti faccia buon cavaliero mit dem blanken Schwert zum Ritter schlug. Schließlich seien ihm von sieben weißgekleideten Jungfrauen (die die Sieben Freuden Mariae symbolisierten!) der Rittergürtel und von vier Rittern (als den vier Evangelisten!) die Sporen angelegt worden. 3 6 Die Verschiebung vom späthumanistischen Ritterbild zum frühneuzeitlichen Ideal des miles christianus läßt sich beispielhaft auch an der folgenden, zweiten Auflage von Sansovinos Origine de cavalieri demonstrieren, die vier Jahre nach der ersten erschien. 37 Sansovino ordnete seinen Stoff nun in vier "Büchern" an, deren erstes eine thematische Hinführung darstellt. Die Auflistung der geistlichen und weltlichen Ritterorden bilden das zweite und dritte Buch, während das vierte Buch nun aus einem Dialog besteht, in dem nach dem (nicht erwähnten) Vorbild Castigliones der perfekte Ritter "geformt" werden soll. Bereits das zweite Kapitel des ersten Buches aber, das programmatisch Origine de cavalieri übertitelt (S. 3v.-6v.), bringt Neues. Nach wie vor wird zwar der Ursprung der cavalieri bei Romulus und den angeblich antiken römischen millenarii gesucht, doch schließt sich an diese Erörterung unvermittelt ein christlicher Tugendkatalog des höfischen Ritters an. 38 Diesem folgt eine Waffenallegorese sämtlicher Ritterinsignien, denn diese sono tutte significative di qualche cosa: so bedeutet der Brustpanzer la Chiesa, la quale dee esser tutta chiusa, et murata dalla difesa del cavaliero. In ähnlicher Weise werden andere Ausrüstungsstücke erklärt. Der Helm bedeutet die Erhöhung und Überlegenheit der Seele, die Arm- und Beinschienen erinnern den Ritter an seine Verantwortung für sante difese delle cose di Dio, conservando li buoni et estirpando gli empi huomini et scelerati (S. 4r./v.). Die Länge der Lanze entspricht der lunghezza della Chiesa, die dreifache Verwendungsart des Schwertes der Verteidigung der Kirche gegen pagani, heretici und nemici di santa Chiesa und das Pferd des Ritters dem Volk, das er in vera pace et in vera giustitia halten soll. Die Goldsporen hingegen besitzen eine doppelten Bedeutung: zum einen die Verpflichtung des Ritters, sich im höfischen Milieu per bontà, per cortesia et per ogni altra virtù che richiede ad ogni huomo honorato zu vervollkommnen, zum

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Ebd., S. 140r.: "Giurate parimente che a tutto vostro potere, manterrete, et difendenderete donne, donzelle, vedove, orfane, sconsolate, et abbandonate." 36 Ebd, S. 139v.-140v. 37 Della origine de Cavalieri di M. Francesco Sansovino libri quattro. Ne' quali si contiene l'inventione, l'ordine, et la dichiaratione di tutte le sorti de Cavalieri. Con gli statuti et leggi della Gartiera, del Tosone [,] di san Michele, et della Nuntiata. Di nuovo ristampati con nuova giunta. Con privilegio per anni XV, Venetia 1570. 38 Ebd, S. 4r.: "però al cavaliero si conviene essere animoso et prode huomo, accioche possa perseguitare i malvagi, senza paura di pericolo alcuno che gli possa avvenire. D'altra parte debbe essere affabile et gratioso in tutte le cose, et piacevole con tutte le genti d'ogni conditione, ond'è gran fatica, et travaglio ad esser buon Cavaliero. Percioche esso fu fatto per mantener fedeltà, et giustitia sopra ogni altra cosa, per essere in difesa di santa Chiesa, et per render non male per male, ma bene per male, et perdonare liberamente a coloro, da quali ha patito alcun danno quando si riducono alla sua mercé."

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anderen aber, das Pferd (d.i. das Volk) zum vìvere honestamente et caminar per la via della virtù anzuleiten. Dieser nur auf den ersten Blick von Eph 6, 1 lff. oder der franziskanischen Allegorese seit Olivi (s.o.) beeinflußten Waffenallegorese, die deutlich von dem Geist der ersten Auflage der Origine abweicht, folgt - etwas unvermittelt - eine etwas kursorische Behandlung einzelner bei der Ritterweihe anzulegender Kleidungsstücke.39 Aber woher stammt diese Auslegung, wenn nicht aus Eph 6, 1 lff.? 40 Die etwas überraschende Antwort: aus der italienischen Übersetzung des aus dem dreizehnten Jahrhundert stammenden (und zuerst 1488 gedruckten) französischen Prosaromans Lancelot do Lac,41 die in drei Büchern 1558/1559 in Venedig erschien.42 Im Prosa-Lancelot, in dem die Abenteuer des Ritters Lancelot und verschiedener anderer Mitglieder der Artustafelrunde erzählt werden, fand Sansovino offensichtlich eine Bestätigung seiner Artus-Begeisterung.43 Dort wird der junge Lancelot von der Dame du Lac in les fais de chevalerie, d.h. die Bedeutung der Waffen und die ritterlichen Tugenden eingeführt. Diese Tugenden sind die gleichen, die Sansovino vor seine Waffenallegorese rückte.44 Auf Schloß Camelot bittet die Dame du Lac König Artus um die Rittererhebung Lancelots. Dies ist die Quelle für die bei Sansovino auf die Waffenallegorese folgende Behandlung der bei der Rittererhebung anzulegenden Kleidung.45 In dieser zweiten Auflage der Origine de cavalieri folgt darauf eine von Sansovino wohl erfundene Beschreibung einer zeremoniellen Degradierung eines Ritters, die den moralischen Gehalt dieses Kapitels verstärken soll: im Beisein des Königs, des Heroldes und von dreizehn Priestern sei der Akt zu vollziehen, in deren Verlauf dem Sünder mit 39

Ebd., S. 5r.f.: panni lini bianchi, veste d'una roba di scarlato, calze nere, cintura bianca, berettino bianco. "0 Vgl. Wang, a.a.O., S. 18f., 22, 39ff. Elspeth Kennedy (Hrsg.): Lancelot do Lac. The Non-Cyclic Old French Prose Romance, 2 Bde., Oxford 1980. « Diese Ausgabe ist heute ausgesprochen selten. Die Bibliografia dei romanzi di cavalleria in versi e in prosa italiana, opera publicata nel 1829 da G. Melzi, rifatta nella edizione del 1838 da P. O. Tosi ed ora dal medesimo riformata ed ampliata con appendice di varietà bibliografiche, Milano 1865, S. 187, weist gerade zwei vollständige Exemplare nach; in der Bayerischen Staatsbibliothek, München befindet sich einzig der dritte, letzte Band. Um einen Überblick über die heutigen italienischen Forschungen zur mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Ritterdichtung zu erhalten, bietet sich vor allem die Zeitschrift "Schifanoia" an, in der regelmäßig Berichte aus dem sog. "Archivio della tradizione cavalleresca" veröffentlicht werden. 43 Trotz einer Reihe von auch jüngsten Einzelforschungen ist das Weiterleben des Artus-Mythos in Italien noch nicht zufriedenstellend bearbeitet worden; vgl. zur älteren Lit. Edmund Reiss, Louise Horner Reiss, Beverly Taylor (Hrsgg ): Arthurian legend and literature. An annotated bibliography in two volumes. Vol. 1. The Middle Ages, New York, London 1984, S. 24f., 258£f., passim. 44 Eine ganz ähnliche, wohl ebenfalls vom Prosalancelot abgeleitete Waffenallegorese findet sich auch in G. Martorellis Tirante il Bianco valorosissimo cavaliere (Venezia 1538): Schwert für defendere la Chiesa-, Pferd als Transfiguration des popolo; Goldsporen für stimulare et pungere il popolo per farlo vertuoso (zit. bei Walter Barberis: Uomini di corte nel Cinquecento tra il primato della famiglia e il governo dello Stato, in: Storia d'Italia (Einaudi). Annali 4. Intellettuali e potere, hrsg. v. Corrado Vivanti, Torino 1981, S. 857-894, S. 878f.). 45 Kennedy, a.a.O., S. 142ff. (vgl. S. 144 die dreifache Bedeutung der espee gegen anemi Nostre Seignor et despiseor de sa creance und cels qui soni depeceor de l'umaine compaigne, sowie drittens die Spitze senefle obedience, car totes gern doivent obeir au chevalier).

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den Worten Tu sarai nominato da qui innanzi per tuo diritto, et vero nome TRADITORE heißes Wasser in das Gesicht geschleudert werde, bevor eine derbe kirchliche Verfluchung den Akt beschließe. 46 Die Einfügung des seine literarischen Quellen nicht offen legenden zweiten Kapitels darf als Sansovinos Abkehr vom humanistischen Konzept der dignitas equestris und als verstärkte Hinwendung zu ihren vermeintlichen monarchischen und christlichen Ursprüngen gedeutet werden. Dies war jedoch nicht die einzige Neuerung in der zweiten Auflage der Origine de cavalieri, so wurde der früher zuletzt behandelte Abschnitt Dichiaratone sommaria delle Collane de' Principi, et de Cavalieri di Croce, et di Sprone (mit der ausgedachten Beschreibung einer mittelalterlichen Ritterweihe) nun zum neuen ersten Kapitel des zweiten Buches. Der großherzoglich toskanische Orden Santo Stefano wurde von den weltlichen zu den geistlichen Ritterorden transferiert. Das letzte Kapitel über die weltlichen Ritterorden im dritten Buch ist nun der Beschreibung des Ordens der Cavalieri dell'Ordine della Banda gewidmet. Dieser Orden war angeblich 1269 in Spanien gegründet worden, um den Kampf gegen die Mauren zu stärken. Die von Sansovino zitierte Ordensregel ist eine Sammlung strenger Verhaltensmaßregeln, wie Treue gegenüber dem Fürsten, Verbot des Umgangs mit Kaufleuten, Handwerkern und Bauern, Vorschriften zum Duell, Pflicht des Turnierbesuchs und des Frauendienstes vor der Ehe. Unter Angabe der vorgeblichen Namen der Mitglieder ist diese Regel als ein exemplarischer spätmittelalterlich-aristokratischer Ehrenkodex zu werten. Tatsächlich wurde der Orden der Cavalieri della Banda jedoch erst im 14. Jahrhundert gegründet. Ediert wurden die Ordensstatuten schon im Doctrinal de los cavalleros des Alfonso de Cartagena (1444), und sodann vom Bischof von Mondonedo, Antonio de Guevara. 47 Dessen Epistolas Famiiiares (1539/41) sind die wahrscheinliche Quelle Sansovinos. Einem aufmerksamen Leser wird darin auch die Motivation ihres Herausgebers durchsichtig, wenn unter den Mitgliedern ein Carlos de Guevara genannt wird, der durch eine Marginalglosse als hermano de don Beitran de Guevara abuelo del autor bezeichnet ist. 48 Die italienische Rezeption der Statuten des spanischen Ritterordens della Banda belegt den starken Zug zur "Aristokratisierung", der durch den spanischen Einfluß im Italien des sechzehnten Jahrhunderts vorherrschend wurde. 49 Vgl. jedoch Origine2, a.a.O., S. 6v.: "Tutte queste cose s'usarono ne tempi di Lancilotto, di Tristano, et di quegli altri famosi Cavalieri, i quali veramente furono huomini illustri, et valorosi nell'armi, ma oscurati da gli scrittori favolosi con l'attribuire il falso a coloro che s'affaticarono virtuosamente, et difesero in ogni occasione il giusto, et il vero." 47 Vgl. jetzt Noel Fallows: Chivalric manuals in medieval Spain: The Doctrinal de los cavalleros (c. 1444) of Alfonso de Cartagena, in: The Journal of Medieval and Renaissance Studies 24, 1, 1994, S. 53-87 (mit viel Lit). « Epistolas Familiares de Don Antonio de Guevara, obispo de Mondoiiedo, predicador, chronista, y del consejo del Emperador Don Carlos: (...), Antwerpen 1603, S. 275-293 (Letrapara el Conde de Bonavente Don Alonso Pimentel, en la qual se tracia la orden y regia que tenian los antiguos Cavalleros de la vanda. es letra notable (von 1526). Zwischen 1541 und 1732 erschienen mindestens elf spanische Ausgaben, die erste italienische Übersetzung von S. Domenico de Catzelu 1547 (mehrere Auflagen), die zweite durch Alfonso Ulloa 1585. "» Vgl. Annuario dell'Istituto Storico Italiano per l'Età Moderna e Contemporanea 29/30, 1977-1978 (Colloquio internazionale su 'potere e élites' nella Spagna e nell'Italia spagnola nei secoli XV-XVII), Roma 1979 (darin bes. S. 499-529: Adriano Prosperi: La religione, il potere, le élites. Incontri italo-spa«

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Von nun an wurde das "Rittertum" zumeist mit dem Blühen der verschieden Orden gleichgesetzt. Eine weitere Auflage von Sansovinos Origine de cavalieri mit einem verbesserten Index, stilistischen Verfeinerungen und einer Widmung an Camillo Baglioni erschien 1583. Das Werk hatte das Verdienst, zum ersten Mal das im sechzehnten Jahrhundert verfügbare Material (allerdings mit Ausschluß der humanistischen Schriften) populär zusammengefaßt zu haben.50 Als "Tagesarbeit" eines vielbeschäftigten "Berufsschriftstellers" kam ihm jedoch sicherlich eine größere publizistische als "moralische" oder "wissenschaftliche" Bedeutung zu. Sämtliche in dieser Tradition nachfolgenden monographischen Werke hängen von ihm in der einen oder anderen Form ab, so z.B. der (angeblich schon) 1566 verfaßte Tractatus aureus de equestri dignitate des Pisaner Juristen Pietro Calefati (1499-1586) 51 oder auch das wenig originelle Werk L'idea del Cavaliero von Giovanni Soranzo.52

3. Vom Ideal des miles christianus zur gelehrten Öffentlichkeit Sansovinos kompilierende Thematisierung eines beinahe ad acta gelegten Themas wurde von verschiedenen Richtungen aufgenommen. Wenn auch eine direkte Antwort auf die Origine de cavalieri ausblieb, so bemühten sich doch in der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts eine Reihe nicht nur italienischer Autoren um die Beantwor-

gnoli nell'età della Controriforma); Raffaele Puddu: Il soldato gentiluomo. Autoritratto d'una società guerriera: la Spagna del Cinquecento, Bologna 1982; Giancarlo Mazzacurati: Il Rinascimento dei moderni. La crisi culturale del XVI secolo e le negazioni delle origini, Bologna 1985. 50 So erschien eine englische (veränderte) Fassung unter einem anderen Verfassernamen: Sir William Segar: The Book of Honor and Armes (1590) and Honor Military and Civil (1602). Facsimile, with an Introduction by Diane Bornstein, New York 1975 (die Herausgeberin bemerkte diese Abhängigkeit jedoch nicht); zu Segar vgl. J. F. R. Day: Primers of Honor: Heraldry, Heraldry Books, and English Renaissance Literature, in: The Sixteenth Century Journal 21, 1990, S. 93-103. si In: Tractatus illustrium, a.a.O., Bd. 18, S. 23v.-27v. (vgl. Aldo Mazzacane: Art: "C., P." in: DBI 16, 1973, S. 644-646). In diesem Werk werden equites aurati mit equites romani gleichgesetzt, die als Institution über Konstantinopel in das christliche Mittelalter hinein überlebt hätten; die Aufzählung der verschiedenen Ritterorden stammt von Sansovino. Als eine direkte Übersetzung vom Werk Sansovinos (der ersten Auflage) muß gelten: Ein Tractat/ Von dem Dreyfachen Ritterstand/ und allen Ritterorden der Christenheit/ so viel deren biß auff den heutigen Tag gestifftet und angerichtet worden: In welchem angezeigt werden die Buderscheid [!] und Sorten (...) Durch Hieronymum Megiser, Keyserlichen P. Co. und der Ertzherzogen zu Oesterreich bestellten Ordinary Historiographum, Frankfurt/M. 1593, obwohl Megiser betont, außer Sansovinos "weitlaeuffige relation" auch aus "allerhandt Historien und auctoribus" geschöpft zu haben; Megiser bringt nicht Sansovinos einleitenden historischen Teil, doch endigt sein letztes Kapitel über die Ritter "des gueldin Sporns" mit einer genauen Übersetzung der phantastischen Ritterweihe bei Sansovino. 52 L'Idea del Cavaliero. In due parti divisa. Dialogo di Giovanni Soranzo della filosofia, e d'ambi le leggi dottore. Nella prima si favella dell'origine del cavaliero in generale, si discende à ragionar di tredeci militari religiosi segnate di croce, e di novi ordini di collare. Nella seconda s'instituisce un perfetto cavaliero. Lettura profittevole à chiunque ami di brevemente apprendere un modo di bene, e con politica ragione governare se steßo, e gli altri, ed in tempo di pace, e di guerra, Milano 1609.

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tung einiger der von Sansovino aufgeworfenen Probleme. Diese Versuche kann man durchaus als "Verwissenschaftlichung" der Diskussion begreifen. Teilweise wurde dies durch Untersuchungen über die lokale Gesellschaftsgeschichte erreicht (unter Einschluß des heimischen "Rittertums"), wie z.B. in den posthumen Discorsi (1584/5) des gelehrten Benediktinerabtes Vincenzo Borghini (1515-80) 53 oder der Nobiltà di Milano des Paters Paolo Morigia (1595). 54 Die auf dem antiquarischen Humanismus des fünfzehnten Jahrhunderts aufbauenden und sich nun perfektionierenden Altertumswissenschaften archäologischer (Pirro Ligorio),55 mediävistischer (Carlo Sigonio) 56 und philologischer Richtung (Pietro Vettori) 57 ließen gleichzeitig deutlich werden, daß sich die frühhumanistische These (Leonardo Bruni) der Translation bzw. der Parallelität des antiken ordo equester mit der spätmittelalterlichen dignitas equestris, die ja auch von Valla und Filelfo schon abgelehnt wurde, nicht aufrechterhalten ließ. 58 Damit stellte sich die Frage ihrer "mittelalterlichen" Ursprünge neu. Im Zeitalter der aufkommenden Nationalismen löste die Suche nach den Ursprüngen der Völker die mittelalterlichen Abstammungslehren zu den verschiedenen städtischen oder dynastischen Ursprüngen ab, setzte aber auch ungleich mehr politische Sprengkraft frei. 59 Im Frankreich des sechzehnten Jahrhunderts hatte sich eine tiefgehende wissen53 Discorsi di Monsignore Don Vincenzio Borghini al serenissimo Francesco Medici Gran Duca di Toscana, 2 Bde., Fiorenza 1584-85, Bd. 2, S. 1-126: Dell'Arme delle famiglie fiorentine-, vgl. Gianfranco Folena: Art "B., V." in DBI 12, 1970, S. 680-689; R. A. Scorza: Vincenzo Borghini and the Imprese, in: Journal of the Warburg and Courtauld Institutes 52, 1989, S. 85-110. La nobiltà di Milano divisa in sei libri. (...) Del R. P. F. Paolo Morigia Milanese, de1 Gesuati di San Girolamo, Milano 1595 (im sechsten Buch, S. 13ff, werden alle bedeutenden mailändischen Bürger aufgezählt, die Mitglieder höfischer Ritterorden waren). Neben solchen ernsthaften Werken gab es jedoch auch durchaus mit "phantastischen" Details gefüllte wie z.B: Cronica di Padova composta per M. Antonio Calza nobile padovano. Con l'origine di tutte le nobil famiglie che in quella si ritruovano, 1556. 55 So ließ sich Francesco Patrizi (vgl. Vasoli, a.a.O. mit Lit.) von Ligorio antiquario eccellente eine Beschreibung des römischen Kurzschwertes geben, vgl. La militia romana di Polibio, di Tito Livio, e di Dionigi Alicarnasso. Da Francesco Patricii dichiarata, e con varie figure illustrata. La quale a pieno inteso, non solo darà altrui stupore de' suoi buoni ordini, e disciplina. Ma ancora, in paragone, farà chiaro, quanto la moderna sia difettosa et imperfetta, Ferrara 1583, S. 29r. (zu Ligorio vgl. Robert W. Gaston (Hrsg.): Pirro Ligorio. Artist and Antiquarian, Milano 1988 (Villa I Tatti Studies 10). Vgl. auch Paralleli militari di Francesco Patrizi. Ne' quali si fa paragone delle Milizie antiche, in tutte le parti loro, con le moderne (...), Roma 1594. Irrtümer wie die Bezeichnung der Reitersporen aus einem frühgeschichtlichen (germanischen) Grab als "römisch" durch den bayerischen Historiker Aventinus 1519 wurden durch die antiquarische Forschung unmöglich (Theodor Neuhofer: Gabriel v. Eyb, Fürstbischof von Eichstätt 1455-1535, in: Sammelblatt des historischen Vereins Eichstätt 49, 1934, S. 1-115, S. 36). Vgl. McCuaig, Carlo Sigonio, a.a.O. 57 Vgl. z.B. Anthony Grafton: Joseph Scaliger. A Study in the History of Classical Scholarship. I Textual Criticism and Exegesis, Oxford 1983 (Oxford-Warburg Studies). Vgl. z.B. Borghini, a.a.O., Bd. 1, S. 279 über den eques romanus: "Io ho detto Equite, et Equestre, e non Cavaliere, o Cavalleria, perche secondo che tal voce vien presa in questa età, ci rappresenterebbe cosa assai diversa dall'uso, e proprietà Romana, (. ..). A questo uso Romano non habbiamo noi alcuno oggi, che corrisponda, che hanno i nostri dal millesimo anno in quà distinto i suoi Cittadini per questa via: (...)". » Zusammenfassend z.B. Frantisek Graus: Lebendige Vergangenheit. Überlieferung im Mittelalter und in den Vorstellungen vom Mittelalter, Köln, Wien 1975; mustergültig vorgeführt wurde die Aneignung eines solchen "Ursprungsmythos" durch die Medici-Dynastie durch Giovanni Cipriani: Il mito etrusco nel

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schaftliche Kluft zwischen traditionell denkenden "Romanisten" (Bude, Cujas) auf der einen und (calvinistischen) "Germanisten" (Dumoulin, Hotman) auf der anderen Seite über die Entstehung des fränkischen Lehnssystems aufgetan.60 In Deutschland wurde ein vergleichbarer Prozeß im Verlauf der Rezeption der Germania des Tacitus ab Beginn des sechzehnten Jahrhunderts durch einzelne Humanisten ausgelöst,61 der im siebzehnten Jahrhundert auch in Italien wahrgenommen wurde. Tacitus beschreibt im dreizehnten Kapitel der Germania die Wehrhaftmachung volljähriger Germanen mit Speer und Schild, scuto frameaqueß2 Eine historische Ethnologie oder Ethnographie gab es zu Beginn des sechzehnten Jahrhunderts nicht. Doch vermeinte manch ingeniöser Leser in dieser Stelle etwas der mittelalterlichen Rittererhebung Vergleichbares zu erkennen. So schrieb bereits der erste deutsche Übersetzer Johann Eberlin von Günzburg die Marginalglosse "Harnisch fueren!" neben seine (nie veröffentlichte) German/a-Übersetzung (1526): "Wan ain Jungling von der stat erwolet ist, so zieret jhnen, jn der versamlung, ain fürst oder sein vatter oder seiner vetter ainer mit aim schilt vnd spieß, vnd das ist bey jhnen das manlich klaid, vnd die erst eer der jugent, vorhin hält man sie nit änderst dan wie ain ander haußgesindt."63

rinascimento florentino, Firenze 1980 (Biblioteca di Storia Toscana Moderna e Contemporánea. Studi e Documenti 22); 'Mito' etrusco e ideología medicea, in. Annali délia Facoltà di Lettere e Filosofía di Siena 2, 1981, S. 193-249; allgemein jetzt auch die neueren Arbeiten Bizzocchis, a.a.O. 60 Donald R. Kelley: De origine feudorum. The Beginnings of an Historical Problem, in: ders.: History and Law and the Human Sciences. Medieval and Renaissance Perspectives, London 1984 (Collected Studies Series. Variorum Reprints 205), n. 3 (zuerst 1964). Klaus von See: Deutsche Germanen-Ideologie vom Humanismus bis zur Gegenwart, Frankfurt/M. 1970; Frank L. Borchardt: German Antiquity in Renaissance Myth, Baltimore, London 1971; Gerd Tellenbach: Zur Geschichte des mittelalterlichen Germanenbegriffs, in: Jahrbuch für Germanistik 7, 1975, S. 145165; Jacques Ridé: L'image du germain dans la pensée et la littérature allemande de la recouverte de Tacite à la fin du XVIème siècle (contribution à l'étude de la genèse d'un mythe), 3 Bde., Lille, Paris 1977; Ludwig Krapf: Germanenmythus und Reichsideologie.Frühhumanistische Rezeptionsweisen der taciteischen Germania, Tübingen 1979 (Studien zur deutschen Literatur 59); Jürgen Blusch: Enea Silvio Piccolomini und Giannantonio Campano. Die unterschiedlichen Darstellungsprinzipien in ihren Türkenreden, in: Humanistica Lovaniensia 28, 1979, S. 78-138; ders.: Zur Rezeption der Germania des Tacitus bei Giannantonio Campano und Enea Silvio Piccolomini, in: Humanistica Lovaniensia 32, 1983, S. 75106; Uwe Neddermeyer: Das Mittelalter in der deutschen Historiographie vom 15. bis zum 18. Jahrhundert. Geschichtsgliederung und Epochenverständnis in der frühen Neuzeit, Köln, Wien 1988 (Kölner Historische Abhandlungen 84), S. 24 (mit ausfuhrlicher Lit ); Beiträge zum Verständnis der Germania des Tacitus. Teil I. Bericht über das Kolloquium der Kommission für die Altertumskunde Nord- und Mitteleuropas im Jahr 1986, hrsg. v. Herbert Jankuhn u. Dieter Timpe, Göttingen 1989 (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, phil.-hist. Kl. III, 175); Hans Kloft. Die Germania des Tacitus und das Problem eines deutschen Nationalbewußtseins, in: AfK 72, 1990, S. 93-114 (zum Problem nicht einschlägig). Vgl. Die Germania des Tacitus. Erläutert von Rudolf Much. Dritte, beträchtlich erweiterte Auflage, unter Mitarbeit von Herbert Jankuhn, herausgegeben von Wolfgang Lange, Heidelberg 1967, S. 221 ff.; zur Tacitus-Rezeption der frühen Neuzeit vgl. allgemein: Catalogus translationum et commentariorum, a.a.O., Bd. 6, S.87-174 (Robert W. Ulery, Jr). « Achim Masser (Hrsg.): Johann Eberlin von Günzburg. Ein zamengelesen buochlin von der Teutschen Nation gelegenheit, Sitten vnd gebrauche, durch Cornelium Tacitum vnd etliche andere verzeichnet (1526), Innsbruck 1986 (Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft, Germ. Reihe 30), S. 53.

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In der ersten separaten lateinischen Germania-Ausgabe mit dem (anonymen) Kommentar des Beatus Rhenanus (1519) hatte dieser unter Berufung auf Pausanias (!) noch eine ganz eigene Theorie des Rittertums (der equites aurati) aufgestellt: das entsprechende deutsche Wort "Ritter" sei nur durch den Ausfall des ersten Buchstaben "D" entstanden, habe aber ursprünglich angezeigt, daß ein Ritter immer mit drei Pferden unterwegs gewesen sei. 64 Ähnlich wie Beatus Rhenanus war auch der bayerische Geschichtsschreiber Johannes Turmair, genannt Aventinus (1477-1534), ein Schüler des Konrad Celtis (1459-1508). In Aventins Annales Ducum Boiariae (1519/21) wurde die von Beatus Rhenanus vorgeschlagene Etymologie erweitert, indem Aventin sie mit der römischen Antike und der Lehre Vallas aus den Elegantiae (s.o.) verband: denn die mittelalterlichen triteri (terciani), oder schließlich ritt eri entsprächen genau den altrömischen torquati und decuriones equestresß5 Sei es durch die beiden offensichtlich nur schwer vereinbaren Ursprungslehren "germanistischer" und "romanistischer" Richtung, sei es durch ein noch nicht voll erwachtes Interesse oder ein ganz im Gegenteil reiferes "historisches" Bewußtsein: weder die Germania-Kommentare von Franciscus Irenicus (1518) und Andreas Althamer (1536), weder Jacob Wimpfeling (in der Defensio Germaniae, 1501) und Beatus Rhenanus (in den Rerum germanicarum libri tres, 1531), noch Ulrich von Hutten oder spätere deutsche Tacituskommentare (Christoph Coler, 1602; Hermann Conring, 3. Ed. 1678) verglichen das dreizehnte Kapitel der Germania mit den mittelalterlichen Ritterweihen.66 Einzig der Straßburger Protestant Matthias Bernegger (1582-1640) leitete von der Tacitusstelle sogar den spätmittelalterlichen Brauch der kaiserlichen Rittererhebungen auf der Engelsbrücke in Rom ab.67 64

Ebd., S. 66f. Zu Beatus Rhenanus vgl. John F. D'Amico: Theory and Practice in Renaissance Textual Criticism, Berkeley, Los Angeles, London 1988, S. 221f. (Bibliogr ). " Aventinus beschreibt die vom Salzburger Erzbischof vor der Schlacht von Mühldorf (1322) vorgenommenen Ritterweihen: "atque vesperi pridie eius diei, qui conflicti constitus est, Fridericus archimystes Saliburgensis virtutis ergo hosce equites, quos infra enumerabo, usu auri atque orichalci donat, quos a numero comitum atque equorum triteros sive, ut vulgo loquar, ritteros, ablata ob voluptatem aurium vocalitatemque prima, ut fieri solet, litera, hoc est tercianos nuncupamus, Romani torquatos ac decuriones equestres vocitant. et quod numerus primum fuit, iam honor atque dignitas." (Johannes Turmair's genannt Aventinus Sämmtliche Werke, 7 Bde., München 1881-1908, Bd. 3: Annales Ducum Boiariae (Buch V-VIII), hrsg. v. Sigmund Riezler, S. 405, lib. VII, cap. 15). In der späteren "Bayerischen Chronik" (lib. VIII, cap. 17) wiederholte Aventinus diese Auffassung nicht. 66 Ein intelligenter Kommentar findet sich bei Michaelis Beutheri iurisconsulti atque historici clarissimi in Pub. Com. Taciti Eq. Roman, de situ, moribus et populis Germanorum. Libellum commentarii absolutissimi, nostris temporibus accomodati. (...), Straßburg 1594, S. 109, der der Tacitusstelle eine quasianthropologische Qualität des Initiationsaktes bei Volljährigkeit beimißt, qui mos ne nunc quidem apud nonmillas Europae gentes pro nihilo haberi solet. & Ex C. Cornei» Taciti Germania et Agricola quaestiones miscellaneae. Olim moderante Mathia Berneggerò academicis, exercitationibus sparsim disputatae. Unum in corpus certumque ordinem ex B. Soceri mandato iustitoque tributas ipsiusque adnotationibus manuscriptis passim auctas edidit Io. Freinshemius, Argentorati 1640, S. N5r.(qu. 66, "Unde consuetudo concedendi ius gladii, Wehrhaft machen/ et Equites creandi, zu Ritterschlägen! manarit"): "Ex eodem deinde Germanorum antiquißimo instituto mos ille avis nostris ad insaniam usque amatus, Equites creandi, sumpsit originem: quem tangit Diaconus in Longobardicis lib. I. cap. 15. Scitis, non esse apud vos [sic!] consuetudinem, ut regis filius cum patre prandeat, nisi prius à rege gentis externe arma suseeperit. Ubi et illud in transcursu monere operae

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Dabei bezog er sich direkt auf den bedeutenden Philologen und Begründer des frühneuzeitlichen Stoizismus Justus Lipsius (1547-1606) und dessen Tacitus-Kommentar Curae secundae (1588). 68 Zum dreizehnten Kapitel der Germania hatte dieser nämlich die Marginalglosse vestigium vetus creandi Equites aut Milites angefügt und originell kommentiert: "Originem moris vides avis nostris ad insaniam amati, Equites creandi. Fallor, aut tangit eumpse Diaconus in Longobardicis, lib. I, cap. XV: Scitis non esse apud nos Consuetudinem, ut regis filius cum patre prandeat, nisi prius ä rege gentis exterae arma susceperit."69 Diese Allegation verband die Langobardengeschichte von Paulus Diaconus mit Tacitus und führte so letztendlich auch die Ritterwürde und das christliche Rittertum des Mittelalters auf heidnisch-germanische Ursprünge zurück. Die drei Tacitus-Kommentare des Lipsius entstanden in seiner Leidener Zeit (1579-91), als er der calvinistischen Konfession anhing. 70 Lipsius' Kommentar zu Germania, Kap. 13 sollte sicherlich nicht einseitig "konfessionell" gedeutet werden; andererseits konnte, wie die vergleichbare französische Debatte um die Ursprünge des Lehnswesens gezeigt hatte, eine einseitige "germanistische" Interpretation in einer Zeit der Glaubenskämpfe leicht auf Widerspruch stoßen. In Italien lebte das von populären Autoren und der neu erblühten Ritterdichtung tradierte Ideal des cavaliere, wenn auch eher marginal in den höfischen Ritterorden,71 so

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pretium est, quod Impp. Germani Romam coronationis causa profecti in more habuerint, ut in ponte Adriani Equites crearent: edicto prius per praeconem edito, an praesentes adsint unus vel plures è familia Monachorum Basileensium, Beierorum Argentinensium, Camerariorum Wormatensium, Boppartensium Bavarorum." Wortlaut und Paulus Diaconus-Stelle stammen direkt von Lipsius; zu Bernegger vgl. Wilhelm Kühlmann: Gelehrtenrepublik und Fürstenstaat. Entwicklung und Kritik des deutschen Späthumanismus in der Literatur des Barockzeitalters, Tübingen 1982 (Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur 3), S. 60ff., passim; ders.: Geschichte als Gegenwart: Formen der politischen Reflexion im deutschen 'Tacitismus' des 17. Jahrhunderts, in: Sebastian Neumeister, Conrad Wiedemann (Hrsgg): Res Publica Litteraria. Die Institutionen der Gelehrsamkeit in der frühen Neuzeit, 2 Bde., Wiesbaden 1987 (Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung 14), Bd. 1, S. 325-348. Vgl. José Ruysschaert: Juste Lipse et les Annales de Tacite. Une méthode de critique textuelle au XVIe siècle, Tumhout 1949 (Humanistica Lovaniensia 8); neue Lit. bei Alois Gerlo (Hrsg.): Juste Lipse (15471606). Colloque international tenu en mars 1987, Bruxelles 1988 (Travaux de l'Institut Interuniversitaire pour l'étude de la Renaissance et de l'Humanisme 9). Iusti Lipsi ad C. Cornelium Tacitum curae secundae, Antwerpen 1588, S. 152. Vgl. Catalogus translationum et commentariorum, a.a.O., Bd. 6, S. 153; die von Lipsius (nicht ganz richtig) zitierte Paulus-Diaconus-Stelle stammt vom Ende des dreiundzwanzigsten Kapitels des ersten Buches der Langobardengeschichte; vgl. (um eine alte Ausgabe zu zitieren). Pauli VVarnefridi Langobardi filii Diaconi Foroiuliensis Historiae Langobardicae Liber primus, Augustae Vindelicorum 1515, S. 5v.. Noch Biondo Flavio sah in dieser Stelle nichts Kommentierwürdiges, vgl. Clavuot, Biondos Italia Illustrata, a.a.O., S. 262ff., 337ff., passim. Discorsi del Signor Scipione Ammirato sopra Cornelio Tacito nuovamente posti in luce. Con due Tavole (...), Fiorenza 1594, II, 2, S. 49: "ciascuno dell'età nostra ha potuto vedere l'ordine del San Michele de Re di Francia, che prima era tanto stimato, esser rifiutato da ciascuno, et essere il Re Arrigo III. stato costretto di fare un nuovo ordine, non si trovando più chi volesse dissonorarsi col vecchio ordine del san Michele." Trotzdem galt dieser Orden angeblich immer noch mehr als der der Nunziata oder S. Stefano, vgl. Lorenzo Ducci: Trattato della nobiltà nel quale si mostra che cosa ella sia, e quali le sue spetie. (...), Ferrara 1603, S. 73.

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doch zunehmend im gesellschaftlichen Kontext des sistema dell'onore (Fr. Erspamer),72 verändert weiter und erfuhr auch in der nachtridentinischen Epoche charakteristische Wandlungen. Die entstehende Dichotomie zwischen dem höfischen "System der Ehre" und neuen religiösen Forderungen zeigte sich stellvertretend in dem mantuanischen Brüderpaar Possevino. Im Jahre 1563 veröffentlichte Antonio Possevino (1533-1611) im Namen seines verstorbenen Bruders Giovanni Battista einen Dialogo dell'honore. In dessen Vorwort und Widmung an den Kardinal von Santa Fiora wurde die Tatsache entschuldigt, daß die vorliegende, ausführliche Schrift über Ehre und Duell nicht unbedingt die Lehre der Kirche wiedergab, sondern civilmente zu verstehen sei. 73 Zwanzig Jahre später nun veröffentlichte Antonio Possevino, inzwischen dem Jesuitenorden beigetreten, sein eigenes Werk über den miles christianus, in dem eine geradezu entgegengesetzte Position vertreten wurde: Duelle müßten, wo immer, verhindert werden, da sie aus l'honore cavalleresco, se tale honore può chiamarsi honore entsprängen und die Duellanten dazu zwinge, sotto specie d'un falsissimo honore dishonorare Dio, et con lo spandere il sangue Catolico edificare una fama di valore diabolico a se stessi.74 Im dreifachen Kampf gegen die Türkengefahr, Häretiker und Ungläubige (der Anklang an Sansovinos "Waffenallegorese" des Schwertes ist eher formaler Art) setzte Possevino ganz auf ein kämpferisches, christliches Heerführer- und Soldatenideal, daß 72

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Erspamer, biblioteca, a.a.O., S. 25. Vgl. z.B. Dialogo del vero honore militare, nel quale si diffiniscono tutte le querele, che possano occorrere fra l'uno e l'altro huomo (...). Composto dall'illustre sig. Don Geronimo di Urrea Viceré di Puglia, et del consiglo di sua Maestà Catolica. Et nuovamente tradotto di Lingua Spagnuola da Alfonso Ulloa, Venezia 1569, S. 7v.f.; Il cavalier compito: dialogo del sig. Torquato d'Alessandri nel quale si discorre d'ogni scienza, di ragion di Stato, di Medicina, di Metheora, di dubbi cavallereschi, e del modo novo d'imparar à schermir con spada bianca, e difendersi senz'armi, Viterbo 1609, S. 50: "dirò bene per conchiusione, che il Cavaliero, che vive all'honore, all'honore anche muore, (...) con animo invitto, [mostri] il suo valore, non violi la fede, non manchi di sua parola, honori la giustitia, che à questo modo viverà alla legge dell'honore, e non alla pena dell'infamia." Vgl. noch: La Spada di honore libro primo. Delle osservazioni cavaleresche del Senator Berlinghiero Gessi, Bologna 1671, S. 5: "La marca, con che sono questi contrasegnati, è l'Honore; questa è la gemma, che portano in petto, questo è il carattere, che si stampan nel cuore per Testimonio d'esser arrolati ad un numero si rispettabile, e decoroso; e si come la Cavaleria si può dir l'honor più nobile del Mondo, così l'honore de' Nobili può nominarsi lo spirito più necessario, e naturale della Cavaleria; necessario, dico, perche è cosa essenziale à i Cavalieri." (zum Autor vgl. Aguzzi Barbagli, a.a.O., passim; Marina Calore: Il giuoco dei cavalieri, in: Strenna Storica Bolognese 35, 1985, S. 77-96). Dialogo dell'honore di M. Giovanni Battista Possevini Mantovano, Vinegia 1563. Vgl. Donati, L'idea, a.a.O., S. 100; Cochrane, Historians, a.a.O., S. 208, passim; Aguzzi Barbagli, a.a.O., S. 384. II Soldato Cristiano, con l'instruttione de' Capi dell'Essercito Catolico. Composto dal R. P. Antonio Possevino della Compagnia di Giesu. Libro necessario à chi disidera sapere i mezi per acquistar vittoria contra Heretici, Turchi, et altri Infedeli, Macerata 1583, S. 52. Zum miles christianus vgl. z.B.: "voi sete Cavalieri entrati nel Campo per dare la vita per amore della vita, et il sangue per amore del sangue di Cristo crocifisso. Hora è il tempo de martiri novelli, et voi sete i primi, che havete dato il sangue." (S.106). Zu A. Possevino vgl. Cochrane, Historians, a.a.O., S. 357, passim; Prosperi, La religione, a.a.O., S. 499-529 (dort auch zu Osovius und Panigarola, Specchio di guerra); weitere Lit. bei Helmut Zedelmaier: Bibliotheca universalis und Bibliotheca selecta. Das Problem der Ordnung des gelehrten Wissens in der Frühen Neuzeit, Köln, Weimar, Wien 1992 (Beihefte zum AfK 33), S. 129f., n. 359ff.; S. 138, n. 385.

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sich gleichermaßen auf die Kreuzesvision und den Sieg Konstantins des Großen, 75 den sermo Bernhards von Clairvaux an die Tempelritter (De laude novae militiate)76 und die Aufrufe der Caterina da Siena aus dem vierzehnten Jahrhundert bezog, Italien von den Barbaren zu befreien. Der Sieg Konstantins gegen Maxentius im Zeichen des Kreuzes wurde dann gerade für den Jesuitenorden zum Symbol seiner eigenen Rolle und spiegelt sich in der Nachfolge Antonio Possevinos z.B. auch im Bellator christianus des Matthaeus Bembo S.J.. 77 Spätestens zu Beginn des siebzehnten Jahrhunderts fand die sich an Tacitus orientierende, durch Lipsius vermittelte "germanische" Ursprungstheorie der Ritterwürde auch in Italien Eingang, nämlich in dem Werk der Belgier Aubert Le Mire (Miraeus) 78 und Franciscus Mennenius. 79 Beide Autoren stehen - in der Nachfolge Sansovinos - am Anfang einer gelehrten Diskussion um die Ritterorden im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert, die diese "als Zeugen einer übernationalen christlich-aristokratischen Gesinnung [verstanden, L.B.], die sich zwar gegenseitig die Anciennität, die aristokratische Exzellenz und ihre Verdienste für Christenheit und Kirche streitig machten, trotz aller Verweltlichung aber an ihrem Charakter als Glieder einer universalen geistlichen Militia festhielten." 80 Während Miraeus in einer eher knappen Zusammenfassung die durch Sansovino bekannten und erst kürzlich entstandenen Ritterorden aufzählt und, Lipsius folgend, Equitis creandi vetus vestigium auf Tacitus (Germania, Kap. 13) zurückführt,81 behan75

Possevino, Soldato, a.a.O., S. 9: "uno stendardo co'l segno della Croce, (continuato poi di usarsi da tutti i maggiori Capitani Christiani) intorno al quale erano quelle notissime parole scritte, VINCI IN QUESTO SEGNO, cioè nella virtù di Giesu Crocifisso. Poi si servì la divina bontà di Theodosio, di Carlo Magno, et di molti altri, acrescendo la fede per cosi fatti mezi, non meno che a' tempi nostri habbia fatto in acquistar le due grandi Indie Orientali, et Occidentali per sottoporle al soave giogo della sua santissima legge, et alla purgatione dell'heresie, (...)". ™ Possevino, Soldato, a.a.O., S. 14. 77 Bellator christianus: hoc est, ratio Christiane, pie, feliciterque bella et apparandi et gerendi: summorum Imperatorum, Regum, et aliorum Christianorum Ducum exemplis expressa, et notis brevibus illustrata. (...) Authore R. P. Matthaeo Bembo Societatis Iesu Doctore Theologo, Colon. Aggripp. 1617, S. 8-18; zum mito di Costantino seit Antonio Possevinos S.J. Bibliotheca selecta bei den Jesuiten vgl. Aiello, a.a.O., S. 110f. 78 Origines equestrium sive militarium ordinum libri duo. Aubertus Miraeus Bruxellensis, Decanus Antverpiensis scrutando publicabat. Editio auctior et correctior, Colonia Agrippina 1638 (die erste Ausgabe Antwerpen 1609; freundlicher Hinweis Dr. Florian Neumann). 7 ? Deliciae equestrium sive militarium ordinum et eorundem origines, statuta, symbola et insignia, iconibus additis genuinis. Hac editione, multorum Ordinum, et quotquot extitere, accessione locupletata, serieque temporum distributa. Studio et industria Francisci Mennenii Antwerp., Colonia Agrippina 1613 (und noch ebd. 1623); Militarium ordinum origines, statuta, symbola, et insignia, Iconibus, additis genuinis. (...) Studio, et Industria Francisci Mennenii, Antverp. Ad Illustrissimum, et Excelientissimum D. D. Antonium Barbarinum Commendatorem, et Equitem Hierosolymitanum, ac Sanctissimi D. N. Papae Urbani VIII nepotem etc., optimum patronum, Macerata 1623 (aus dieser, gegenüber der ersten Ausgabe um die Behandlung des Konstantinsordens vermehrten Ausgabe, wird im Folgenden zitiert). 80 Kaspar Elm: Die Spiritualität der geistlichen Ritterorden des Mittelalters. Forschungsstand und Forschungsprobleme, in: Militia Christi, a.a.O., S. 477-518, S. 480 (dort weitere Lit); auch Franco Cardini: La cavalleria: una questione da riproporre?, a.a.O., S. 49f., n. 6 listet diese ältere Lit. auf. 81 Miraeus, a.a.O., S. lf.; wichtig auch die terminologische Klarstellung zur media aetas (als Beleg nicht bei Neddermeyer, a.a.O., S. 245ffi): "Nobiles minores censentur Equites aurati, Armigeri seu Scutiferi,

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delt Mennenius in einem einleitenden Kapitel ausführlicher Equestrium sive militarium ordinum symbola, insignia, et origines. Forma equites creandi vetus, et nova apud omnes gentes (S. 1-14). Doch herrscht auch bei Mennenius die für Sansovino charakteristische Parallelität der konkurrierenden Ansätze: so werden Equites qui et milites latine mit den deutschen "Rittern" gleichgesetzt (S. 1), während sich dann der von Francesco Filelfo im fünfzehnten Jahrhundert eingeführte Begriff des eques auratus auf den altrömischen, für das Zivilrecht wichtigen Begriff des miles und dessen cingulum zurückführen läßt (was Filelfo ja gerade abgelehnt hätte). Nach verschiedenen Beispielen für hochmittelalterliche Fürsten- und Ritterweihen, z.B. bei Otto von Freising, 82 führt Mennenius auch den modernen Brauch der Germani, den Ritterschlag, auf die antike römische Übergabe des cingulum zurück, zitiert dann jedoch wie Miraeus auch Tacitus über die Bewaffnung (armamentum) der maiores nostri Germani: "Haec prima et simplicissima creandi Militis ratio; hac Longobardi, hac Franci, hac Belgae, hac Angli, qui omnes e Germania profecti, olim usi sunt." 83 Die anschließend zitierte bekannte Stelle von Paulus Diaconus (als Kapitel I, 22 der Langobardengeschichte) läßt erkennen, daß Mennenius zwar Lipsius benützt, doch berichtigen will. Zwei von Mennenius für echt gehaltene Texte aus dem vierzehnten Jahrhundert schließen sich an. Der erste ist ein angebliches Privileg Karls des Großen von 802 für die Friesen um den Besitz der Reichskrone und deren Recht, Ritter zu kreieren, 84 worauf die Schilderung des Thomas von Beka über die Ritterweihe des Grafen von Holland 1247 folgt. 85 Daneben zitiert Mennenius eine Reihe maßgeblicher mittelalterlicher Autoren wie Johannes von Salisbury, Petrus von Blois und Matthaeus von Paris. Möglicherweise wird hier zum ersten Mal eine umfassende historische Beschreibung des europäischen Rittertums geleistet, zu dem Mennenius ebenso die spanischen hidalgos (S. 10ff.), wie die englischen banneretti und knights bachelors (S. 13) rechnet. Mennenius betont den character indelebilis der Ritterwürde, quae non nisi cum vita tollitur, aut amittitur (S. 14). Der von Mennenius (allerdings nur in der italienischen Ausgabe) zuerst behandelte Ritterorden ist der Ordo equestris militum Constantiniorum Sancti Georgii, den Sanso-

et Generosi seu Gentilhomines, ut Italorum ac Gallorum vocabulo utar a Equitibus auratis nomen datum a calcaribus inauratis, quae pro insigni ipsis attribuuntur. A mediae aetatis scriptoribus hi simplici voce Milites appellantur: suntque per universa Europae regna notissimi, nec certis legibus aut locis adstringuuntur." Vgl. allgemein Brigitte Schürmann: Die Rezeption der Werke Ottos von Freising im 15. und frühen 16. Jahrhundert, Wiesbaden 1986 (Historische Forschungen 12). " Mennenius, a.a.O., S. 3. Vgl. Fritz Kern: Analekten zur Geschichte des 13. und 14. Jahrhunderts, in: MÖIG 31, 1910, S. 54-87; 558-592; S. 76ff. 85 Vgl. Karl Heinrich Frhr. Roth von Schreckenstein: Das angebliche Ceremonial bei der Ritterweihe des Königs Wilhelm 1247, in: Forschungen zur deutschen Geschichte 22, 1882, S. 233-247; vgl. van Winter, Rittertum, a.a.O., S. 60f.

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vino in seinen Ordenskatalog noch nicht aufgenommen hatte (aber dessen Statuten er später herausgab). 86 Dieser Orden wurde angeblich von Konstantin dem Großen nach seinem Sieg gegen Maxentius an der Milvischen Brücke im Jahr 313 A.D. gegründet, wofür Mennenius eine Reihe angeblich mittelalterlich-byzantinischer, in Latein übertragener Urkunden anführt, die das Weiterblühen des Ordens in Byzanz beweisen sollen. Darunter befindet sich ein von dem byzantinischen Kaiser Isaacius Angelus 1191 seinem Sohn Alexius Angelus Flavius Comnenus gegebenes Privileg, in dem dem Großmeister des Konstantinsordens (wie in den Legatenvollmachten des sechzehnten Jahrhunderts) bereits zugestanden wurde, constituendi Comités, et Notarios, públicos tabelliones, faciendique Doctores, Magistros, et Baccalaureos in quacumque facúltate. Poetas laureandi, Spurios, Bastardos (...) legitimandiß1 In der Aufzählung anderer Ritterorden variiert Mennenius Sansovino nur wenig, 88 bevor er die angeblich im Jahr 1099 in Jerusalem in 31 Kapiteln gegebenen Statuten des Ordens Sepulchri D. N. Iesu Christi (S. 92-98) und ein 1558 von Philipp II. gegebens Diplom für diesen Orden (S. 99-103) ediert. 89 Der spanische Jesuit Andrea Mendo begann 1656 seine kirchenrechtlichen Disquisitiones über die Ritterorden ebenso mit dem Konstantinsorden,90 wie auch der venezianische Abt Bernardo Giustiniano sein Werk.91 Dieser leitete den mittelalterlichen Ritterstand (den ordine equestre), wie schon Sansovino, aus dem Alten Testament (Gen 41, 42) ab (S. 3), und fügte seiner weitgehend auf Mennenius beruhenden Ordensgeschichte eine Illustration bei, wie Konstantin im Jahre 313 durch das Umhängen einer Kette militi Mennenius, a.a.O., S. 15-20. Ebd., S. 19. «8 So taucht der Orden der Tafelrunde nicht mehr auf; dafür aber noch das von Sansovino angeführte türkische Ritterprivileg für den Maler Bellini (S. 90); zu den päpstlichen ordines equitum (S. 80ff.) wird Allgemeines und schlecht Belegtes gebracht; schließlich werden die Teaiytlorum Equitum militia der südamerikanischen Indianer, und die Orejones in Peru aufgelistet (S. 91). 89 Zu diesem spanischen Orden, dessen Ursprünge tatsächlich nur auf das sechzehnte Jahrhundert zurückreichen, vgl. Kaspar Elm: Kanoniker und Ritter vom Heiligen Grab. Ein Beitrag zur Entstehung und Frühgeschichte der palästinensischen Ritterorden, in: Fleckenstein, Hellmann (Hrsgg ), Die geistlichen Ritterorden, a.a.O., S. 140-169. "> R. P. Andreae Mendo Lucronensis e Soc. Iesu in Provincia Castellana, Regii Conciniatoris, Supremi S. Inquisitionis Senatus Censoris, et olim in Collegio Salmantino Theologiae Scholasticae Professoris, ac Sacrae Scripturae Interpretis, De ordinibus militaribus, Disquisitiones Canonicae, Theologicae, Morales, et historicae, pro foro interno, et externo, Lugduni 21668 (1. Ed. 1656), S. 5: "Igitur Constantinus Imperator traditur huius Militiae Institutor, annuente Sancto Sylvestro Pontífice, postquam circa annum 313. Maxentium tyrannum superávit, visa a se iuxta Solem Cruce, et audita ab Angelo voce. Iti hoc signo vinces. In cuius rei memoriam, ac graditudinem Ordinem, qui eam Crucem veneratur, et quam Militiae ipsius alumni gestarent, instituit; Hi vero dicuntur Constantiniani ab ipso Constantino; Angelicales ab Angelo, qui Crucem attulit, et vocem protulit; Aureoli a torque aureo, a quo Crux pendebat a Constantino solita praestari Ordinis sui Militibus, Vocatur autem Ordo Equitum Sancti Georgii, quia hic eius Patronus fùit communi suffragio nuncupatus, (...)"; weiter bringt Mendo nicht nur Charakteristisches zum Konstantinsorden, sondern auch zu einer Reihe anderer Fragen, »i Historie cronologiche della vera origine di tutti gl'ordini equestri, e religioni cavalleresche, consagrate alla Sacra Maestà Cattolica di D. Carlo II, Monarca delle Spagne, etc. da Bernardo Giustiniano. Dove si contengono tutte l'Imprese, Croci, Stendardi, Habiti Capitolari di ciasschedun' Ordine, e Religione, Venetia 1672.

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tes sive equites deauratos kreierte (S. 18, Abb. 5). In der Ikonographie schließt sich diese Darstellung an päpstliche Ritterweihen an, wie sie zum Beispiel zu Paul III. im Kommunalpalast von Viterbo zu sehen ist. Giustinianos Geschichte des Konstantinsordens beruht auf offensichtlich gefälschten Dokumenten, doch ist sie mit ihrer Wiedergabe von verschiedenen ordines von Ritterweihen die bis dahin bei weitem ausführlichste Darstellung des im sechzehnten Jahrhundert gegründeten Konstantinsordens.92 Seine Darstellung wurde deshalb 1711 von dem zeitweiligen Naturforscher und Numismatiker Filippo Buonanni S.J. (1638-1725) aufgegriffen. Er führte in seinem lateinisch-italienischen und mit vielen Illustrationen angereicherten Ordenskatalog den Ursprung der equites aurati (oder: cavalieri dello Sperone d'oro) unter Zitierung des Francesco Filelfo (der Konstantin nicht erwähnt hatte!) auf Konstantin zurück. 93 Darüberhinaus räumte auch Buonanni dem Konstantinsorden den Ehrenplatz ein, per sentenza di molti gravi e antichi Scrittori (benche contradetto da qualche moderno)?* Das lange Blühen des Ordens, dessen Schirmherrschaft auf dem Reichstag in Regensburg 1630 Kaiser Ferdinand II. übernommen habe, sei schon durch eine antike Marmortafel gesichert, deren Inschrift (gemäß dem sizilianischen Jesuiten Lorenzo Finichiaro) folgendermaßen laute: "Constantinus maximus imperator postquam mundatus a lepra per medium babtismatis, milites sive equites deauratos creat in tutelam Christiani nominis". Gemäß dem schon von Mennenius angeführten Privileg von 1191 sei es dem Großmeister erlaubt, creare i Cavalieri, Conti, Baroni, Dottori, coronare Poeti, legitimare, e gode tutti quei privilegii, quali dalle Costituzioni Pontificie gli sono conceduti, (n. XXIV)

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Wie sich später herausstellen sollte, spielte er in dem Orden eine wichtige Rolle, vgl. Teresa Copelli: Scipione Maffei, il Duca Francesco Farnese e l'ordine Constantiniano con documenti inediti, in: Nuovo Archivio Veneto n.s. 6, 1906, S. 91-137 (vgl S. 124f.: Giustinianis Werk als Vorlage für die tatsächliche Gestaltung der Tracht, 1713). M Ordinum equestrium et militarum catalogus in imaginis expositus et cum brevi narratione/ Catalogo degli Ordini equestri e militari esposto in imagini, e con breve racconto. Offerto alla Santità di N. S. Clemente XI. dal P. Filippo Bonanni della Compagnia di Giesu, Roma 1711 (bis 1741 erschienen vier Auflagen; ein weitgehender Raubdruck unter neuen Namen ist: Ordinum equestrium ac militarium brevis narratio, cum imaginibus exposita. A. P. Coronelli Quamplurimis additionibus locupletatis, nempe Curiae Romanae, Hebraeorum, Graecorumve, in anterioribus Editionibus omissis, Venezia 1715); n. XVI: "L'origine di quest'ordine è da molti Autori attribuita à Constantino Imperatore; e dicono essersi chiamati li Cavalieri da esso instituiti Aureati per la Collana d'oro, che portavano, e poi dallo sperone d'oro donati loro, come gl'Antichi davano per insegna equestre un'anello, come afferma Francesco Filelfo huomo dotto della sua età nella lettera ventesima quarta." Tatsächlich ist dieser Brief jedoch nicht der 24., sondern der erste des 24. Buches in der Ausgabe von Venedig 1502 (s.o. Anm. IV, 220). 9* Ebd., n. XXIV-XXIX; zu Buonanni vgl. Pietro Omodeo: Art. "B., F." in: DBI 15, 1972, S. 142-144. Eine deutsche Übersetzung von Buonannis Werk erschien bereits 1720 und 1724.

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Hißoria di tutti gt Ordini

CONSTANT I MVi? JHAX. I f t M U A T O R r o S T Q V A M . . H v n d a t v s - a L e p r a P e r M e d i v i B a t t i Stivati s. MILITES. SIVE EQVITES PEAVREATOS C R E A T IN TVTELLA^ CHRISTIAN! NCMIttlS.^'

i««;uiiione

quella l'indituzione dcU'Ordine Co- D i o , ed M i t n i t a dai due più gran Santi 0 r J n) ftantimano de' Caualicri per comando Pontefice, c Ceiaredel Mondo. Diquc- lUwrmJrNi c o f t i m i t u j . R c t t o r c de' Cicli, per manodiquello fto nobiliffimo numero de' Caualicri arCeiare,coll'interuento, e confermazione mati della Croce icclfe Coftantino cindi San Silueftro Sommo Pontefice; onde quanta de' più efperimentati guerrieri , lì può dire fondatamente cominella da & a quelli diede in cuftodia il Labaro Impe-

d e l l ' OrJine

Abb. 5: Illustration des Konstantinsordens bei Bernardo Giustiniano (1672).

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Aber wer waren die von Buonanni bezeichneten "modernen" Autoren, die die rechtmäßige Existenz dieses so unverhohlen auf die Sylvesterlegende (und damit im Hintergrund auf die donatio Constantini) Bezug nehmenden Ordens in Frage stellten? 95 Die Antwort mag kaum überraschen: niemand anderes als die Antwerpener Bollandisten, die in dreiundfünfzig Bänden ab 1643 das Hauptwerk der kritischen Hagiographie, die Acta Sanctorum herausgaben. Im elften Band konnte man bei der Behandlung des megalo-martyre, des Hl. Georgs (23. April) bereits 1675 eine Zurückweisung der historischen Ansprüche des Konstantinsordens lesen, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig ließ. 96 Im siebzehnten Band der Acta Sanctorum, in dem die historische Überlieferung zu Konstantin dem Großen (21. Mai) geprüft wurde, wurde das Thema folglich nicht noch einmal berührt.97 Daß es offensichtlich diese kritische Stimme war, die Buonanni als so "modern" empfand, zeigt der an Mennenius, Mendo und Giustiniano orientierte Ordenskatalog des Christian Gryphius, der bei der Behandlung des Konstantinsordens den Bollandisten Daniel Papebroch S.J. (1628-1714) aus den Acta Sanctorum zitiert und auch sonst

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Zur heftigen Diskussion um das Konstantinsbild der frühen Neuzeit vgl. vor allem Aiello, a.a.O. (mit vielen Hinweisen), sowie auch: Sigrid Epp. Konstantinszyklen in Rom. Die päpstliche Interpretation der Geschichte Konstantins des Großen bis zur Gegenreformation, München 1988 (Schriften aus dem Institut für Kunstgeschichte der Universität München 36), und Peter Krüger: Studien zu Rubens' Konstantinszyklus, Frankfurt/M., Bern, New York, Paris 1988 (Europäische Hochschulschriften XXVIII, 92). Acta Sanctorum Aprilis collecta, digesta, illustrata, a Godefridio Henschenio et Daniele Papebrochio e Societate Iesu. Tomus III quo ultimi IX dies continentur, Antwerpen 1675, S. 155: "Fallunt aut volentes falluntur, adulatorio studio placendi abrepti, quicumque militarium Religionum principiante XII seculum requirunt. Nam quae Romae inventa dicitur marmorea tabula, Magnum Constantinum representans in solio, septum multitudine Militum Cruce signatorum, ea si vere rifossa est umquam, haud ita pridem defossa fuerat, sculptaque ante annos non admodum multos. Ciarum id facient, cuicumque Romanarum inscriptionum studioso, verba relata apud Finichiarum pag. 18 quae dicuntur sola potuisse legi, ceteris scilicet studio extritis ad fidem faciendam commentitiae antiquitati; haec nempe. Constantinus Maximus Imperator, postquam mundatus à lepra per medium babtismatis, Milites sive Equites deauratos creat in tutelam Christiani nominis. Tota phrasis ac pene verba singula hujus aut praecedentis seculi novitatem sapiunt, et pro antiquis haec recipiat aliquis? Nihilo plus probat sigillum quoddam appensum chartis illius familiae, quae militiae cujusdam Georgianae, Constantinopoli adductae, Praefecturam obtinuit et forsan etiam nunc Venetiis obtinet, dum in eo repraesentatur Georgius equestris cum hoc lemmate. S. Georgius Militiae Constantinianae protector et tutelaris, uti scribit idem Finichiarus." Von den angeblichen Originalurkunden wird keine Kenntnis genommen, statt dessen das Rittertum auf die Zeit der Kreuzzüge zurückgeführt. Scipione Maffei berief sich 1714 in einem Brief an Papst Clemens XI. auf den "Padre Papebrochio" bei seiner eigenen Zurückweisung der Ansprüche des Konstantinsordens, vgl. Scipione Maffei: Epistolario (1700-1755), a c. di Celestino Garibotto, 2 Bde., Milano 1955, Bd. 1, S. 152. Acta Sanctorum Maii collecta digesta illustrata a Godefridio Henschenio et Daniele Papebrochio e Societate Iesu, tomus V quo continentur dies XX, XXI, XXII, XXIII, XXIV operam et Studium conferentibus Francisco Baertio et Conrado Ianningo eiusdem Societatis, Antwerpen 1685, S. 12-27 (21.5.): De S. Constantino Magno imperatore romano commentarius historicus. (...); zu Papebroch, der 1661 in Florenz war, vgl. z.B. Ronald G. Musto: Daniel Papebroch, S.J. and the letters of Angelo Clareno, in: Archivum Franciscanum Historicum 79, 1986, S. 392-410; bereits mehrere Jahrzehnte zuvor hatte Lipsius mit einem Argument ex silentio die Unmöglichkeit eines historischen Konstantinsordens gezeigt, vgl. Iusti Lipsi De cruce libri tres. Ad sacram profanamque historiam utiles, Antwerpen 1594, S. 91ff. (cap. XVI. Crux in militum armis.( - ))-

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Wissenswertes über den Konstantinsorden bringt,98 dessen Leitung 1699/1700 nach mancherlei Verhandlungen am Wiener Hof auf Francesco Farnese, den Herzog von Parma, überging." Auch Laurentius Beyerlinck überging in seinem - dabei sonst Mennenius streng folgenden - Abschnitt über die equites in seinem Magnum Theatrum vitae humanae den Konstantinsorden völlig. 100

4. Die wissenschaftliche Öffentlichkeit (Ludovico Antonio Muratori, Scipione Maffei, Mauriner) Das ausgehende siebzehnte und beginnende achtzehnte Jahrhundert markieren auch in Italien den Beginn einer neu entstehenden "wissenschaftlichen" Öffentlichkeit; gelehrte Gesellschaften und "Akademien" begannen damit, regelmäßig ihre Vorträge und Akten zu publizieren.101 Der Aufforderung des größten Historikers seiner Zeit, Ludovico Antonio Muratori (1672-1750), folgend, wurde 1710 in Venedig das Giornale de' letterati gegründet.102 In Verona folgten bald unter der Leitung des Marchese Scipione Maffei die Osservazioni letterarie. Im Großherzogtum Toskana war das Interesse an der Geschichte ritterlicher Gebräuche besonders stark. In Florenz hatte der Senator und Antiquar Carlo Strozzi bereits seit der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts eine Sammlung spätmittelalterlicher Originalurkunden angelegt, unter denen sich auch päpstliche und kaiserliche Ritterprivilegien fanden (und die u.a. später den Grundstock der Carte Strozziane im Florentiner Staatsarchiv bildete). 103 Im Jahr 1700 inspirierte er die Anfertigung einer illustrierten Handschrift Abiti di cavallerie, et altre dignità della famiglia degli Strozzi. Arme, cimiere, imprese, »8 Christiani Gryphii Kurtzer Entwurff der Geist- und Weltlichen Ritter-Orden, Itzo nach des Hn. Autoris seel. Tode zum andernmahl weit verbesserter, und mit Einrückung vieler vorhin mit Stillschweigen uebergangener Ritter-Orden und Gesellschaften vermehrter heraus gegeben. Leipzig, Breßlau 1709, S. 7-15; (auf S. 6 wird gegen die "ritterliche" Auslegung Giustinianis von Gen 41, 42, sowie die Kontinuität der römischen equites Stellung bezogen). " Übergangen wird die Rolle des Kaiserhofs von Copelli, a.a.O., und von Franco Ruffini: L'ordine Constantiniano e Scipione Maffei, in: ders.: Scritti giuridici minori. Scelti e ordinati da Mario Falco, Arturo Carlo Jemolo, Edoardo Ruffini, 2 Bde., Milano 1936, Bd. 2, S. 561-605 (zuerst 1924). ìoo Laurentius Beyerlinck: Magnum Theatrum vitae humanae (...), 8 Bde., Venedig 1707, Bd. 3, S. 307354: Equestrium rerum ac equorum commendano, usus, directio, in exercito et bello. Item Equitum praecepta et exercitia. i°i Eric Cochrane: Tradition and Enlightenment in the Tuscan Academies 1690-1800, Chicago, Rome 1961; Laetitia Boehm, Ezio Raimondi (Hrsgg ): Università, Accademie e Società scientifiche in Italia e in Germania dal Cinquecento al Settecento, Bologna 1981 (Annali dell'Istituto storico italo-germanico. Quaderno 9). 102 Vgl D Generali: Il 'Giornale de' letterati' e la cultura veneta del primo Settecento, in: Rivista di storia della filosofia 39, 1984, S. 243-282. 103 ASF, Carte Strozziane ser. II, 60: Spoglio di scritture antiche in cartapecora che si ritrovano appresso di messer Carlo Strozzi gl'originali (1653): es folgen die genauen Abschriften; daneben stammt der absolut größte Teil der Carte Strozziane aus dem Besitz und Umkreis von Carlo Strozzi (vgl. zu ihm: Eric Cochrane: Florence in the Forgotten Centuries 1527-1800. A History of Florence and the Florentines in the Age of the Granddukes, Chicago, London 21974, S. 533, 535, passim).

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medaglie della medesima, in der die verschiedenen Mitglieder der Familie Strozzi in ihren mehr oder minder ausgedachten mittelalterlichen Ordenstrachten dargestellt wurden ("Cavalieri novelli", "Cavalieri di popolo": Abb. 6, 7).i04 Antiquarische Forschungen zur cavalleria beschäftigten auch andere, selbst wenn sie noch häufig eher "barocker" als "kritischer" Art waren. Den Naturforscher, Mediziner, Sprachgelehrten und Dichter Francesco Redi (1626-1697) quälte in Pisa fast vierzig Jahre lang die Frage, was der Begriff mezzo cavaliere, den er in den spätmittelalterlichen Ricordi des Giovanni di Pagolo Morelli gefunden hatte (s.o. Anm. II, 181), zu bedeuten habe. 105 Wenn er auch in dieser Frage zu keiner Lösung kam, so doch zu dem ungleich interessanteren Problem des Ritterbades, das er in seinem besonders die toskanischen Weine behandelnden Gedicht Bacco in Toscana (Editio princeps 1685) darzustellen plante, wie er bereits am 26. 8. 1673 an den Grafen Lorenzo Magalotti (1637-1712) schrieb. 106 Lorenzo Magalotti war seit 1660 der Sekretär der 1657 gegründeten florentinischen Akademie del Cimento und selber ein auf vielen Feldern dilettierender Wissenschaftler, dem Eric Cochrane eine ironische Biographie gewidmet hat, die kaum zufällig an Flauberts Darstellung von Bouvard und Pécuchet erinnert. 107 Als nun 1685 Redis Bacco in Toscana mit den historischen Annotazioni erschien, fand sich dort tatsächlich eine lange Anmerkung zur Entstehung des Ritterbades, in dem sich auch zwei lateinische Texteditionen von Beschreibungen zeremonieller Rittererhebungen mit mitgelieferten Waffenallegoresen von 1260 in Arezzo und 1388 in Florenz (der Magalotti-Text) fanden. 108 Da beide Texte bis in jüngste Zeit als authentisch angesehen wurden (so von Muratori und Salvemini), sei hier kurz auf sie eingegangen. Erst John Larner entlarvte das Aufsehen erregende Dokument von 1260 als eine geschickte Fälschung, a remarkable example of seventeenth-century médiéval pastiche.109 Darin folgte ihm jüngst Stefano Gasparri, der diese angebliche Rittererhebung des Ildebrando Giratasca inhaltlich in ihren einzelnen zeremoniellen Schritten analysierte, und zu dem Schluß kam, daß die Darstellung im

104 ASF, Carte Strozziane ser. Ili, 77, S. 7r.: "Cavalieri della Collana a Spron d'oro furono instituiti dagl' Imperatori, Principi e Signori della Grecia, et essi furono i primi a cominciare a praticarli e a l'anno 368; furono sotto la protezione di S. Giorgio, S. Martino, e altri come referisce il P. Tamburini Valombrosano a. 7. Non pare, che in quei tempi praticassero d'avere abito particolare, non di meno il Senatore Carlo Strozzi antiquario assai noto n'aveva fatto dipignere uno in questa conformità avendolo ricavato dall'osservazione di diverse scritture, e sepolcri, che appresso a poco indicavano usare un'abito simile a questo. Il primo che sia di Casa Strozzi è M. Ubertino di Strozza d'Ardovino Rosso nel 1220 con 20 altri dipoi di simil cavalleria." 105 Opere di Francesco Redi gentiluomo aretino e accademico della Crusca, 9 Bde., Milano 1809-11 (Classici Italiani), Bd.5, S. 21f. (1648 oder 1649), 257-259 (1687); Bd. 6, S. 209f. (1648 oder 1649). 106 Ebd., Bd. 6, S. 383f : "V.S. Illustriss. si ricorderà, che nel ditirambo de' vini faccio menzione de' Cavalieri bagnati. A questo proposito il Sig. Canonico Laurenzio Panciatichi mi dice essere apresso di V.S. Illustriss. una scrittura antica, nella quale si narra tutta la cirimonia fatta da uno de' Panciatichi, quando dette tal ordine di cavalleria a uno de' Magalotti. E' vero, o puro è fandomia? Se è vero, potrebbe V.S. Illustriss. in fin di costì dar l'ordine, che io potessi vedere, e pigliar copia di questa scrittura?".

Book IV: Florence in the 1680s. How Lorenzo Magalotti looked in vain for a vocation andfinalìy setlleddown lo sniffntgperfumes (ebd. S. 535fF Lit).

io'Cochrane, Florence, a.a.O., S. 229-313,

io« Opere, a.a.O., (1809), Bd. 1, S. 231-266. io? Larner, Chivalric culture, a.a.O., S. 121, n.16.

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Abb. 6: ASF, Carte Strozziane ser. III, 77, 4r. ("Cavalieri di popolo").

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Abb. 7: ASF, Carte Strozziane ser. III, 77, 2r. ("Cavalieri novelli").

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höchsten Maße in der frühen Neuzeit "literarisiert" worden sei. 110 Hier soll nun weiter gegangen werden: beide Texte von 1260 und 1388 sind glatte Fälschungen, und mindestens im ersten Fall Redi selbst zuzuschreiben. Redi gab an, die Aretiner Urkunde von "1260" aus den Scritture des "Sig. Prior Francesco Seta di Pisa" kopiert zu haben. Der historisch faßbare Francesco dalla Seta (* 1617) wurde 1635 in den großherzoglichen St. Stefansorden aufgenommen und verwaltete das Priorat von Colle, in dem ihm 1674 sein Sohn Orazio Felice folgte. 111 Bei Erscheinen des Bacco in Toscana 1685 wäre Francesco dalla Seta also 68 Jahre alt gewesen; doch ist bisher nicht bekannt, daß er über eine bedeutende Dokumenten- und Handschriftensammlung verfügte wie beispielsweise Carlo Strozzi in Florenz. Ohne im Folgenden auf den eigentlichen Inhalt des angeblichen Berichts von 1260 einzugehen (was Gasparri tat), soll hier zunächst nachdrücklich auf die vielen belegten Fälschungen Francesco Redis hingewiesen werden. 112 Der angebliche Text von 1260 ist teilweise in einem fast "makkaronischen" Latein abgefaßt, das ein mittelalterliches Entstehungsdatum praktisch ausschließt. Gerade die vielen Begriffe aus der Küchensprache (nicht nur das Lob des Trebbiano und des Vernaccia-Weines!) verweisen auf Redis eigene Schriften: die Torten (tartarae), 113 oder die nach der Ritterweihe aus dem Fenster geworfenen, gebratenen Vögel (multae gallinae, et pipiones, et magna aucarum quantitas).114 Auch manch angeblich mittelalterlicher Begriff aus dem Bereich der cavalleria,115 stammt eher aus Redis eigenem Vokabular, wie z.B. die stampitae, die die menestrelli in laudem militiae singen, oder die stumpfen Spitzen der Turnierlanzen (lanceae absque ferro acuto, sed cum trapellis obtusis entsprechen drapeile).116 Phantasievoll gebrauchte Eigennamen finden nur bei Redi selbst - an anderer Stelle - eine Erklärung.117 Die Liste solcher Entsprechungen ließe sich bei entsprechendem Forschungsaufwand no Gasparri, I milites cittadini, a.a.O., S. 74-77, S. 77: "Tuttavia la possibile identificazione di alcuni dei personaggi presentati nella narrazione dell'investitura non può cancellare il sospetto di fondo: e cioè che, se pure nel maggio 1260 ad Arezzo è avvenuto l'addobbamento di un Ildebrandino Giratasca, la narrazione dell'evento che è giunta sino a noi è stata pesantemente rielaborata - da chi, e quando, non è possibile dire - sulla base dei modelli 'teorici' offerti dalla trattatistica cavalleresca, (...)". 111 Giorgio Viviani Marchesi: La galleria dell'onore ove sono descritte le segnalate memorie del Sagr'Ordine Militare di S. Stefano (...); 2 Bde., Forlì 1735, Bd. 2, S. 241 (239f. zur Familie), 253 über Orazio Felice: "in cui si videro fiorir gli ornamenti letterari, e Cavallereschi, propri per l'appunto della sua condizione"; eine Nachforschung im Archiv des St. Stefansorden im Staatsarchiv in Pisa hat diese biographischen Angaben bestätigt, doch leider nicht das Todesdatum Francesco dalla Setas eruieren können. Zum Orden selbst vgl. Franco Angiolini: La 'nobiltà imperfetta': cavalieri e commende di S. Stefano nella Toscana moderna, in: Quaderni storici 78, 1991, S. 875-899; Roberto Pertici (Hrsg.): L'ordine di Santo Stefano nella Toscana dei Lorena. Atti del convegno di studi, Pisa 19-20 maggio 1989, Roma 1992 (Pubblicazioni degli Archivi di stato. Saggi 21). 112 Guglielmo Volpi: Le falsificazioni di Francesco Redi nel Vocabolario della Crusca, in: Atti dell R. Accademia della Crusca per la lingua italiana, 1915/16, S. 35-136. 113 Alberto Nocentini: Il vocabolario aretino di Francesco Redi con un profilo del dialetto aretino, Firenze 2 1990, S. 297. il" Ebd., S. 181f., 246, 256. Iis Ebd. S. 183. " 6 Ebd. S. 198: "Drappella. Quel ferro che è in punto della lance quando si fanno giostre per festa, e non per battaglia." li'Z.B. Squarcino, ebd. S. 291: Scimitarra ("(türk.) Krummsäbel", und das 1260!). Die von Redi hier zitierte Quelle {Innamoramento di Cecco dagli Orti) stammt von ihm selbst (ebd. S. 114).

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beliebig verlängern. Es unterliegt jedoch nun keinem Zweifel mehr, daß Redi diesen Text ganz bewußt, aus sprachgeschichtlichen wie aus patriotischen Gründen, fälschte, um seiner Heimatstadt Arezzo eine größere mittelalterliche Vergangenheit anzudichten. Der sich bei Redi anschließende Magalotti-Text, ein höchst auffälliger Ordo der (historisch belegten!) Ritterweihe des Giovanni Panciatichi 1388 in Florenz unter Mitwirkung eines Filippo Magalotti, 118 ist nicht aufgrund seiner dialektalen Einfärbung als Fälschung überführbar, weshalb er wohl eher den in Florenz wirkenden Lorenzo Magalotti und Lorenzo Panciatichi zugeschrieben werden muß, die sich damit auch einen "genealogischen" Scherz erlaubten, der überzeugend die Anciennität beider Familien beweisen konnte. Gewissenhafter bemühte sich in Siena etwas später ein langjähriger Korrespondent und Mitarbeiter Muratoris, der Gelehrte Uberto Benvoglienti (1668-1733), in verschiedenen (nie veröffentlichten) Werken um die Klärung historischer, mit dem Rittertum zusammenhängender Probleme. 1 1 9 In einer langen Fußnote seiner Edition der Annales Senenses in den Rerum Italicarum Scriptores führte Benvoglienti 1729 den Ordine cavalleresco auf das Gotenreich, oder "wenigstens" auf das der Langobarden zurück, doch betonte er, daß auch der Titel eques im Mittelalter in großen Ansehen stand. 120 Noch acht Jahre zuvor hatte er jedoch noch dem Humanisten Francesco Filelfo den terminologischen Wandel des cavaliere vom miles zum eques im fünfzehnten Jahrhundert zugeschrieben: "Elli [seil. Filelfo, L.B.] era assai considerato nella lingua latina, tutto che Erasmo non ne facesse gran conto. Ma al gran Scaligero le sue lettere piacevano. Elli in luogo di miles per 'cavaliere' ritornò ad usare eques. Alla parola milites Girolamo Rossi, nell'indice della sua Storia, dice: 'Ii sunt quos modo 'equites' vocamus, quod 'equitum' vocabulum postquam cum Republica Romana ceciderat, Filelfum superiore saeculo restituisse primum ferunt.'" 121

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Salvemini, La dignità, S. 454-456, A 68, druckte diesen Text ohne weiteren Kommentar ab, bemerkte jedoch auf S. 417, n. 2, daß der Wortlaut genau der Ordene de chevalerie folgt. Von Redi übernahmen Giustiniano, Cantù u.a. diese Fälschung. •19 Armando Petrucci: Art.: "B., U." in: DBI 8, 1966, S. 705-709. Zu Benvoglientis Werken über das spätmittelalterliche Rittertum vgl. Lorenzo Ilari: Indice ragionato per materie della Biblioteca Comunale di Siena, 7 in 3 Bden., Siena 1844-56, Bd. 6, S. 141, 149, 333, 335, 464. 120 Muratori, RIS, a.a.O., Bd. 15, S. 131-195: Annales Senenses des Nerio Donati v. 1352-1381, hrsg. v. Uberto Benvoglienti, Sp. 211ff., n. 59: der Ordine cavalleresco ritrova la sua origine nell'Imperio de' Goti, o almeno de' Longobardi', anschließend argumentiert er gegen den ungenannten Autor einer Schrift Dominio temporale della Sede Apostolica, der den equites zu Unrecht keinen Rang unter den mittelalterlichen milites zugewiesen hätte; Benvoglienti gibt drei Gegenbelege: 1) eine angeblich um 1300 in Corneto angebrachte Inschrift Ursus qui legitur, de Floris campo vocatus/Matthei filius Equitis de fonte renatus\ 2) die bekannte Inschrift zum dem Uccello-Fresko von John Hawkwood im Florentiner Dom (1436); 3) eine sieneser Inschrift von angeblich 1234: Dominus Ramundus de Annibaldis Eques Romanus, et Senensium Potestas fecit fieri hoc opus per Ranucium Foschi et Gregorium Boccaccii arce capta Campilia; der letztgenannte Beleg fand Aufnahme in das Glossarium von Ducange (Glossarium mediae et infimae latinitatis conditum a Carolo du Fresne Domino Du Cange (...), 10 Bde., Niort 188387, Bd. 3, S. 283). 121 Ilio Calabresi: Una lettera sul Filelfo (30 Aprile 1721) dell'erudito senese Uberto Benvoglienti, in: Francesco Filelfo nel quinto centenario, a.a.O., S. 577-595, S. 591.

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Eine wirklich kritische Bestandsaufnahme des sich mittlerweile häufenden Schrifttums zu den cavalieri leistete erstmals der schon genannte Marchese Scipione Maffei (1675-1755) aus Verona, dessen Scienza chiamata cavalleresca zuerst 1710 erschien. 122 Der gelehrte Aristokrat hatte als Jugendlicher das jesuitische Collegio de' Nobili in Parma besucht. In seiner Heimatstadt wurde er als Erwachsener in den handfesten Streit zwischen den Familien Maffei und Emi lei gezogen; deshalb besaß seine spätere Beschäftigung mit der Duellmaterie einen konkreten biographischen Hintergrund. 123 Bereits im Vorwort des in drei Bücher unterteilten Dialoges Scienza chiamata cavalleresca, dessen erstes Buch sich gegen Duelle unter dem Gesichtspunkt der Vernunft, das zweite unter dem der autorità und das dritte unter dem der Nützlichkeit richtete, bezog Maffei eine klar ablehnende Haltung gegen i moti brutali della vendetta,124 Das erste Buch bringt eine Erörterung der Materie der sog. scienza cavallaresca, die den Ehrbegriif der cavalieri beinhaltet: "Soggetto di questa Scienza è l'Onore, (...) così la nostra Scienza direttamente e per se considera l'Onore in quanto ristorabile ne' danni, che gli accade d'incorrere; e per l'istessa inspezione in quanto egli può conservarsi, e ricuperarsi." (S. 11) Die nur nur durch das Duellwesen zu verteidigende "Ehre", die verschiedene Autoren und Werke als höchstes der menschlichen Güter bezeichnen {Spada d'onore, Ansidei, Muzio, die Brüder Possevino, Birago, Pigna, Guazzo), gelte es jedoch einmal genau zu definieren, denn dabei zeige sich: "Onor cavalleresco è un Idole vano, un nome senza soggetto, ed una mera invenzione di questi Autori."(S. 33). Deshalb sei gegen die Regeln di questa Scienza intorno al Duello entschieden Stellung zu beziehen. Das zweite Buch beginnt mit einem historischen Abriß der Entwicklung vom gerichtlichen Zweikampf zum modernen Duell (zu den Langobarden wird Hugo Grotius zitiert, S. 119) und auch das mittelalterliche Rittertum gerät in das Blickfeld Maffeis: es wird von der germanischen Wehrhaftmachung abgeleitet (S. 146f.), doch seien von ihm in der Gegenwart nur poche reliquie übrig geblieben. Für ein mustergültiges Beispiel des mittelalterlichen onore cavalleresco gilt ihm (wie schon Buonanni) ausgerechnet Redis gefälschtes Dokument von "1260" (S. 148). 125 Die moderne Duellwissenschaft wird auf 122 Vg]. Claudio Donati: Scipione Maffei e la Scienza chiamata cavalleresca. Saggio sull'ideologia nobiliare al principio del Settecento, in: RSI 90, 1978, S. 30-71; auch ders., L'idea, a.a.O., S. 304ff. 123 Darüber hinaus war Scipione der Bruder des Alessandro Maffei, der militärische Karriere in bayerischen Diensten machte. 124 Della Scienza chiamata cavalleresca libri tre. Opera del Sig. Marchese Scipione Maffei Veronese, Accademico della Crusca, terza edizione. Arichita d'un copioso Indice, e dedicata (...) Cavalier Fr. Camillo Conte Pola, Venezia 1716, S. a2v. 125 Der Niedergang des Rittertums begann dann gegen Anfang des 16. Jhts., ebd. S. 265: "Il Duca Guidobaldo d'Urbino, tanto rinomato per queste materie d'Onore, nella sua lettera d'intorno al 1540 indirizzata al Conte Nicola Maffei Veronese, citata dal Marchese Luigi Gonzaga nel suo 'Parere1, dice in proposito d'una Cavalleresca lite, che 'molti sono, i quali se nel cinger la spada fossero ben chiariti a quanto fossero obbligati, fùggiriano d'intrare in questa religione d'Onore di Cavalieri.' Ma questa anche a' tempi di quel Duca non era più una 'Religione', ma una 'condizione', e vi si entra col nascere, e'1 cinger la spada non è più una solenne cerimonia, ma un uso di vestire, che niente più di misterio racchiude del mettersi la crovata, e del portar la perucca. Anzi lo stesso grado di cavalleria non porta più veramente

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niemand anders als Paride del Pozzo (s.o. Anm. V, 11) zurückgeführt, der diese gegen Ende des fünfzehnten Jahrhunderts quasi erfunden habe (S. 155, 203). Anschließend werden in durchaus genüßlicher Weise reihenweise jene Autoren zitiert, die seitdem für das Duell Stellung bezogen haben (S. 203ff., z.B. Birago mit der Behauptung l'Onor Cavallaresco fu conosciuto da Platone). Schließlich bemerkt Maffei bissig: "(...) e si è trovato chi con inaudita maraviglia ha minacciato al Mondo letterario dieci tomi in foglio di tali materie. Sowienmi d'un tale, che dopo aver letto attentamente tutto il frontispizio di quell'Opera, che stava esposto, esclamò, o beati i Turchi, che non hanno la stampa!" (S. 220). Im Rest des zweiten und im dritten Buch tritt Maffei sodann für eine Versachlichung und den Vergleich Italiens mit anderen Nationen ein, die aus Ehrenfragen keine scientifica macchina (S. 281) des Duellwesens entwickelt hätten. Statt dessen sei eine Wissenschaft der Pazifikationen zu entwickeln. In einem Anhang gibt er schließlich einen angeblich aus der Vatikanischen Bibliothek vom Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts stammenden Traktat eines Regularkanonikers Paolo Maffei gegen das Duellwesen heraus (S. 418ff.). Noch im Jahr 1712 erschien eine maßvolle Entgegnung und Verteidigung des "Ehrbegriffs" durch den Grafen Giovanni Bellincini aus Modena, dessen "Ergänzungen" zu Maffeis Werk von Muratori hoch gelobt und von Maffei unter dem Motto Nos nostra corrigimus in der vierten Auflage seiner Scienza als Anhang beigegeben wurden. 1 2 6 Ludovico Antonio Muratori (1672-1750), Doktor beider Rechte, Priester und herzoglicher Archivar in Modena, Korrespondent der großen europäischen Gelehrten seiner Zeit und Herausgeber der Rerum Italicarum Scriptores (24 Bde., 1723-38), pflegte auch mit Maffei wissenschaftlichen Kontakt, spätestens seit 1705. 127 Sieben Jahre danach kündigte er in seiner Korrespondenz ein neues Werk Maffeis an: "È dietro il signor Marchese Maffei a pubblicare un'operetta la quale dice egli, che è d'un argomento capace di far fracasso." 128

quegl'incarichi di prima. Non potendosi ora dire arrolamento di milizia ed essendo diventato un semplice Onore indifferente, e civile, e non annesso a meriti militari; onde la maggior reliquia di esso è nel venir conferito dal Sommo Pontefice, e da' Monarchi a1 Veneti Ambasciatori, ch'è ufizio di toga, e di che fanno essi gran conto specialmente per l'uso della Repubblica, d'accoppiare a quella universal Cavalleria l'insigne, proprio, e Patrizio ordine della stola d'oro." 126 Della scienza chiamata cavalleresca libri tre. Opera del sig. Marchese Scipione Maffei Veronese Accademico della Crusca. In questa quarta edizione vi sono inserte le Aggiunte del signor Conte Giovanni Bellincini Modonese Gentiluomo della Camera secreta del Serenissimo Signor Duca di Modona, Trento 1718. Epistolario di L. A. Muratori, edito e curato da Matteo Càmpori, 14 Bde., Modena 1901-22, Bd. 1, S. LXIX: Cronobiografia von Muratori; Bd. 2, S. 738f. (der erste, höfliche Brief Muratoris, 1705); herausgegeben vom Centro di studi Muratoriani, Modena erscheint seit mehreren Jahren eine neue Gesamtausgabe der Korrespondenz Muratoris, die einmal 46 Bände umfassen soll; der Band zu Maffei wurde noch nicht herausgegeben; vgl. deshalb vor allem die zahlreichen Briefe Maffeis an Muratori in obiger Ausgabe. 128 Ebd., S. 1459.

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Dieses Werk, das noch im selben Jahr erschien und tatsächlich einigen Lärm (fracasso) verursachte, war De fabula equestris ordinis Constantiniani Scipionis Maffeii marchionis epistola.129 Diese eher kurze (knapp 50 Seiten), im Druck dem venezianischen Senator Domenico Tiepolo gewidmete Schrift, die vorgibt, die Kopie eines Briefes an den holländischen Gelehrten Gisbertus Cuper zu sein, ist eine kritische "Generalabrechnung" mit dem Anspruch des Konstantinsordens, wirklich auf die Zeit Konstantins des Großen zurückzureichen. Gegen verschiedene, zum Großteil dem Jesuitenorden entstammende Autoren (Vincentius Coronelli, Athanasius Kircher im Musaeum Italicum, Ciacconius, Giovanni Soranzo, Johannes Babtista de Luca, Jacob Gretser) bezog Maffei Stellung. Möglicherweise nicht zufällig fehlt in dieser Liste die Schrift, die vielleicht den direkten Anlaß für das Werk gab: nämlich das 1711 erschiene Werk des Filippo Buonanni S.J. (das dann erst auf S. 35 erwähnt wird). 130 Maffei führt wie in seiner Scienza den Ursprung des Rittertums auf die Germanen anhand von Tacitus und Paulus Diaconus zurück (S. 8: Historia Lang., Kap. I, 14(!)), erkennt richtig den erst im Humanismus vollzogenen terminologischen Wechsel vom miles zum eques (S. 9) und leitet den eques auratus mit Filelfo (und gegen Favinus, Théâtre d'honneur) etymologisch von dessen Goldschmuck ab (S. 10). 131 Jene Ritterorden, die bereits vor dem ersten Kreuzzug entstanden sein sollen, tut er als mera somnia et chimaeras ab (S. 13). Er zitiert mehrere Autoren des sechzehnten Jahrhunderts (darunter Sansovino und die erste Auflage(!) von Mennenius), die von dem Konstantinsorden noch nichts gewußt hätten (S. 15). 132 Mit beißender Ironie und sicherer Quellenkritik werden anschließend die angeblichen Originaldokumente seziert, die die ursprünglich aus Albanien stammende Familie Angelos im sechzehnten Jahrhundert präsentierte, um sich auf die byzantinische Kaiserfamilie der Comneni zurückzuführen und sich damit quasi eine nobilitas praeadamitica (S. 17) zuzulegen. Schon Du Cange habe ja über die falschen Geneaologien der Graeculi gespottet (S. 21). Am Ende der Untersuchung erscheinen die von Maffei analysierten

129 Erschienen "Tiguri 1712", d.i. Zürich, in Wirklichkeit jedoch in Paris gedruckt; vgl. Copelli, a.a.O.; Ruffini, a.a.O.; Maffei, Epistolario, a.a.O., Bd. 1, S. 94f., passim; vgl. auch Laura Sannia N o w é (Hrsg.); Scipione Maffei, De' teatri antichi e moderni e altri scritti teatrali, Modena 1988, S. LVff. (Bibliogr.). •3" Schon Buonanni hatte ja bereits in Abwehr der Bollandisten geschrieben; in der vierten Auflage seines Werkes 1741 fehlte dann der Abschnitt über den Konstantinsorden. In der ersten Auflage hatte Buonanni unter den Imprimatur-Zeugnissen auch einen zurückhaltend diplomatischen Brief eines "Paolo Aleßandro Maffei" (eines Verwandten Scipiones?) abgedruckt, der sich wand, in dem Werk sei nichts gegen die Fede Cattolica et buoni costumi zu finden, und dabei la facilità dello stile, la molteplicità delle notizie, la somma fatica lobte... (unpag ). Daß Maffei offensichtlich auch in direkter Antwort auf Buonanni schrieb (dies jedoch ummantelte), erhellt aus einen frühen Anspielung Maffeis, vgl. Maffei, Epistolario, a.a.O., S. 70f., 75, sowie seinen späteren Anspielungen auf alcuni ignoranti de' gesuiti d'Italia (ebd., S. 143). 131 Zur französischen, eher "höfischen" als "wissenschaftlichen" Diskussion über die chevalerie im 17. und 18. Jht. vgl. Cardini; La cavalleria: una questione da riproporre?, a.a.O., S. 49ff. 132 In seinen Selbstapologien nach Erscheinen des Buches brachte Maffei darüber hinaus wiederholt das Werk Resolutiones Criminales von Petrus Caballi, Florenz 1606 vor, in dem der Schwindel der Familie Angelo bereits beschrieben sei, vgl. Maffei, Epistolario, a.a.O., Bd. 1, S. 118, 161, 168.

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Dokumente als anfängerhafte Stümpereien.133 Trotz ihrer vielfachen Bestätigungen durch die Kurie sei an dem auf dem Konzil von Trient aufgestellten Satz festzuhalten, quatenusprivilegia non sint vera, Bulla confìrmans ea non habet robur (S. 32). Es scheint, als habe Maffei nicht geahnt, welchen Sturm er mit dieser Schrift entfesseln würde, hatte er sich doch nun direkt mit dem einflußreichen und in den Türkenkämpfen engagierten Herzog von Parma, Francesco Farnese, angelegt, der seit 1699/1700 Großmeister dieses Ordens war. Eine lange (hier nicht wiederzugebende) Auseinandersetzung folgte, die Kreise bis an die römische Kurie und den Wiener Kaiserhof zog und 1714 trotz starker Befürwortung des Werkes auch innerhalb der Kurie mit der Indizierung von De fabula endete. 134 Maffei sah sich und sein Werk als Opfer des Jesuitenordens im Bemühen um eine "Universalgeschichte" europäischen Formats, wie er 1718 in einem Brief an den Minister des Herzogs von Parma schrieb.135 Hatte sich Maffei völlig unnötigerweise an einem Thema zu profilieren versucht, zu dem sich die Gelehrten seiner Zeit längst in Übereinstimmung befanden, wie Arnaldo Momigliano meint? 136 Liest man Ludovico Antonio Muratoris Korrespondenz (der den Streit äußerst zurückhaltend beobachtete), gewinnt man tatsächlich diesen Eindruck.137 Doch ging es bei dieser Diskussion nur vordergründig um zwei verschiedene Ursprungslehren der mittelalterlichen Ritterwürde (bzw. der Ritterorden). Den Hintergrund zu der ganzen Debatte aber bildete die Auseinandersetzung zwischen den aufklärerischen Bemühungen um eine "Rationalisierung" und "Entsakralisierung" der Weltgeschichte und dem "konservativen" (jesuitischen) Festhalten an der traditionellen historia sacra.™ US Maffei, De fabula, a.a.O., S. 29, besaß den Witz, auch das römische Bürgerschaftsprivileg von 1488 für seine eigene Familie zum Vergleich heranzuziehen, in dem die Maffei domini Bononie genannt und von dem antiken Griechen Alpheo abgeleitet wurden - mit einem Wort: belle factum\ 134 Zu den genauen Vorgängen Copelli, a.a.O.; sowie Ruffini, a.a.O.; zu seinen Wiener Vermittlungshoffnungen vgl.Càmpori, Epistolario, a.a.O., Bd. 4, S. 1621. »5 Epistolario, a.a.O., Bd. 1, S. 266f. (auch bei Copelli, a.a.O., S. 133f., sowie Ruffini, a.a.O., S. 146f.): "Permettete alla mia sincerità e zelo per la gloria e decoro del nome italiano e di cotesta gran Corte, il pregarvi a non dar fede a memorie antiche d'Ordine o sia di Religione equestre avanti la guerra di Terra Santa, che vuol dire 800 anni dopo di Costantino. Credetemi che non è cosa disputabile: quale interesse vorreste mai che in ciò io avessi? e che importa mai questo per render insignissimo il nobil Ordine Cavalleresco di S. A ? Se gli ingegni italiani non si sacrificassero tanto alla Poesia, ma si sottomessero un poco alla letteratura degli antichi e al vedere i fonti nelle nostre notizie, ed impossessarsi dell'istoria universale, e de gli usi e costumi di scorsi secoli, gli Oltramontani non ci sarebbero tanto superiori. Vi giuro, Sig. Marchese, dinnanzi a Dio che vi parlo per amore ed amorevolezza dovuta a un gran sì Principe. Fate provare a scrivere a tutti i letterati d'Europa, in modo di far loro un quesito, se possa credersi, o difendersi, che Ordini Cavallereschi ci fossero prima delle Crociate, e che monumenti e carte siano veri e legittimi, ma dissi letterati e non Frati. In Italia non saprei chi meriti questo nome fuorché Bacchini, Salvini, Muratori, Fontanini e poch'altri, ma è meglio sentire il parere dei dotti di Francia, d'Inghilterra e d'Olanda." etc.; zu Maffeis "Universalgeschichte" mit Einschluß des Mittelalters vgl. Eric Cochrane: The Settecento Medievalists, in: Journal of the History of Ideas 19, 1958,S. 35-61. 136 Arnaldo Momigliano: Gli studi classici di Scipione Maffei, in: GSLI 133, 1956, S. 363-383, S. 370f. 137 Trotz einer Ankündigung ist eine umfassende Monographie über die spannungsreichen Beziehungen zwischen Muratori und Maffei noch nicht erschienen, vgl. Celestino Garibotto: Rapporti fra il Muratori e il Maffei, in: Miscellanea di Studi Muratoriani. Atti e memorie del 'Convegno di Studi Storici in Onore di L. A. Muratori' tenuto in Modena 14-16 Aprile 1950, Modena 1951, S. 121-124. 13« Vgl. Arno Seifert: Von der heiligen zur philosophischen Geschichte. Die Rationalisierung der universalhistorischen Erkenntnis im Zeitalter der Aufklärung, in: AfK 68, 1986, S. 81-117.

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In der hier (nicht zum letzten Mal) aufgebrochenen Streitfrage zwischen "Germanen-" und "Konstantinstheorie" wurden schon bald gewichtige Argumente für die "GermanenTheorie" in die Waagschale geworfen. Diese Wendung wurde durch die Pariser Benediktinermönche von St. Maur, die Mauriner, herbeigeführt, die zwischen 1733 und 1736 eine Neuauflage des Glossarium mediae et infimae latinitatis von Du Cange herausbrachten. Im fünften Band findet sich unter dem Stichwort miles eine längere Abhandlung zum Thema, die zu diesem Zeitpunkt die bei weitem ausführlichste Stellungnahme war. 139 Nicht die sichere und noch heute geschätzte Quellenbeherrschung dieses Werkes interessiert hier, sondern die unmißverständliche Parteinahme für eine "heidnische" Abstammungslehre der Ritterwürde: "Quemadmodum omnes fere paganorum superstitiones, quas penitus evelli posse haud existimarent, ritu aliquo sacro condierunt, vel sanctificarunt Christiani, (...); ita eam quae sola armorum fiebat traditione, ab omni barbarico ritu purgarunt, armorum ipsorum benedictione a Sacerdote in Ecclesia facta, et novo Milite, vigiliis ac ieiuniis praeviis, in ipsa sacra Liturgia ense accincto: (...)."14° Der mittelalterliche miles sei dem chevalier gleichzusetzen, womit die juristische Bedeutung des miles bevorzugt und die Tradition des miles christianus in den ethischen Bereich verwiesen wird: "Praedictis addere placet quod apud omnes fere nationes obtinuit, neminem Militem appellatum, nisi qui Militarem ordinem revera consecutus esset." 141 Ludovico Antonio Muratori selbst warb in Italien (ähnlich wie die Mauriner in Frankreich) für das Bild eines "germanisch-christlichen" Mittelalters. 142 Seine wohl wichtigste eigenständige historische Leistung sind die Antiquitates Italicae Medii Aevi, die in sechs Bänden 1738-42 in Mailand erschienen. 143 Muratori arbeitete noch an ihrer italienischen Übersetzung, die jedoch nicht fertiggestellt werden konnte und erst posthum erschien. 144 Benedetto Croce hat das Werk zu Recht als eine "Kulturgeschichte

Hier benützte Ausgabe: Glossarium mediae et infimae latinitatis, a.a.O., Bd. 5, S. 376-387. 140 Ebd., S. 378; vgl. S. 382: "Hinc militia apud Anglo-Saxones emancipationis nomen potius erat, quam conditionis aut dignitatis, ut apud veteres Germanos secundum Tacitum." 141 Ebd., S. 383. 1 42 Giorgio Falco, Fiorenzo Forti (Hrsgg ): Opere di Lodovico Antonio Muratori, 2 Bde., Milano, Napoli 1964 (La letteratura italiana. Storia e testi 44, 1,2), Bd. 1, S. 449ff. 1 « Sergio Bertelli: Erudizione e storia in Ludovico Antonio Muratori, Napoli 1960,S. 362ff. (wichtige Rez. v. Mario Rosa: Echi dell'erudizione muratoriana nel '700. Appunti in margine a un libro recente su Muratori, in: StM ser. III, 4, 1963, S. 821-852 mit vielen Hinweisen zur florentinischen Mittelalterforschung im 17 /18. Jht ). Vgl. darüber hinaus Eric Cochrane. Muratori: The Vocation of a Historian, in: The Catholic Historical Review 51, 1965, S. 153-172; L. A. Muratori e la cultura contemporanea. Atti del convegno internazionale di studi Muratoriani Modena 1972, 4 Bde., Firenze 1975 (Biblioteca dell'edizione nazionale del carteggio di L. A. Muratori 1-4); daraus separat erschienen: Giovanni Tabacco: Muratori medievista, in. RSI 85, 1973, S. 200-216; vgl. auch Michele Monaco: La vita, le opere, il pensiero di L. A. Muratori e la sua concezione della pubblica felicità, Lecce 1977; Ezio Raimondi: I lumi dell'erudizione. Saggi sul Settecento italiano, Milano 1989 (Arti e scritture 2). 144 Und aus der im Folgenden zitiert werden soll: Lodovico Antonio Muratori: Dissertazioni sopra le antichità italiane, con note, 5 Bde., Milano 1836-37 (Classici Italiani 398-402).

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Italiens im Mittelalter" und somit als den direkten Vorfahren des berühmten Buches von Jacob Burckhardt über die Renaissance bezeichnet. 145 Gemeinsam ist beiden Werken sicherlich jene curiosità sistematica (Giovanni Tabacco), 1 4 6 die - bei breitester Quellenbasis und "antiquarischer" Systematik 147 - auch das "Essayhafte" nicht scheut. So konnte beispielsweise Gina Fasoli einen logischen Grund für den Platz der sechsundzwanzigsten Abhandlung Muratoris, De militibus, zwischen solchen kostümgeschichtlichen und numismatischen Inhaltes nicht entdecken. 1 4 8 In dieser Abhandlung wird vor allem die Rolle der milites als hochmittelalterlicher berittener Wehr- und Soldatenstand bestimmt, was die terminologische und inhaltliche Erörterung der Bewaffnung und Ausrüstung (vexillum, caroccio, drei Pferde des Ritters, domicellus, scutifer usw.) einschließt. Diese Ritterschaft sei allem Anschein nach auf die Langobarden zurückzuführen. Von dieser Thematik getrennt, verfaßte Muratori seine dreiundfünzigste Abhandlung De institutione militum, quos cavalieri appellamus, et de insigniis, quae nunc arme vocantur (Bd. IV). Bereits durch die Berufung auf die volkssprachliche Übersetzung des Terminus miles im Titel ist klar, daß hier vor allem das Spätmittelalter behandelt wird. Ohne diese Abhandlung ist die moderne Diskussion über die spätmittelalterliche Ritterwürde in Italien nicht zu begreifen; sie spielte für die moderne historische Wissenschaft eine ähnliche Rolle wie das Werk Francesco Sansovinos für die frühneuzeitliche Diskussion. Laut Muratori ist die Rolle der "Institution" der milites in dieser Abhandlung in einer anderen "Bedeutung" als die der militia in der sechsundzwanzigsten Abhandlung der Antiquitates zu erörtern (die aber "höher" stehe), nämlich unter dem Gesichtspunkt der durch eine Zeremonie zu erringenden Ritterwürde. 149 Dieser onore della milizia leite sich eindeutig, wie bei Tacitus (Germania, Kap. 13) und Paulus Diaconus (Kap. I, 23) nachzulesen sei, von den germanischen Völkern ab. Streng davon zu trennen sei die antik römische Bedeutung, die dem cingulum militare zukomme. 1 5 0

Bertelli, a.a.O., S. 364; Tabacco, Muratori, a.a.O., S. 202, scheint diese Anspielung auf Burckhardt nicht zu beachten. 146 Ebd. S. 201. 147 Arnaldo Momigliano: Alte Geschichte und antiquarische Forschung, in: ders.: Wege in die alte Welt, hrsg. v. Karl Christ, Berlin 1991, S. 79-107 (zuerst 1950). i « Gina Fasoli: La vitalità delle Antiquitates, in: L. A. Muratori e la cultura, a.a.O., Bd. 2, S. 21-39, S. 28 (auch in: dies.: Scritti di storia medioevale, hrsg. v. F. Bocchi, A. Carile, A. I. Pini, Bologna 1974, S. 711-732). 149 Muratori, Dissertazioni, a.a.O., voi. 4, S. 471: "Già vedemmo nella Dissertazione XXVI che spezialmente presso gl'Italiani si dava il nome di Militi ai soldati che militavano a cavallo nelle guerre, laddove i chiamati oggidì fanti e soldati a piè erano appellati Pedites, e da taluno Plebeii Milites. Ma sotto altro significato, e di lunga mano più nobile, & adoperato il vocabolo di Miles, cioè a disegnar que1 Nobili che con alcune particolari cerimonie venivano ornati del cingolo militare. L'origine di questa milizia, Cavalleria detta da' nostri scrittori, si dee cercare ne' popoli settentrionali, le innumerabili schiere de' quali, Goti, Longobardi, Franchi e Germani, impadronitesi dell'Italia, in queste Provincie introdussero i loro costumi." 150 Ebd., S. 472: "Più volte si truova menzione di questo cingolo nel Codice Teodosiano; ma allora aveva un significato più largo, perchè abbracciava tutti i soldati tanto a cavallo che a piedi. Non così fù ne' secoli barbarici."

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Nur langsam habe sich der Brauch der Schwertumgürtung nach dem Jahre 1000 in Europa ausgebreitet: das angeblich von Kaiser Otto III. für Lanfranco und Obizzo de Brachiforti gegebene Ritterprivileg von 989 sei eine Fälschung. 151 Verschiedene Beispiele für spätmittelalterliche Ritterweihen werden aus zum Teil in den Rerum Italicarum Scriptores edierten Chroniken zitiert, bevor unter Berufung auf Otto von Freising (Gesta Freder., lib. II, cap. 13) auch die Rolle der freien Kommunen bei der Verleihung der Ritterwürde herausgehoben wird. 152 Auf der anderen Seite wird anhand einer drastischen Erzählung (Matteo Villani) die unrühmliche Rolle der deutschen Kaiser aufgezeigt, die z.B. Karl IV. bei der massenhaften Verteilung der Ritterwürde 1355 in Siena spielte. Nur wenige der von Muratori angesprochenen Deutungen und Klarstellungen sollen hier herausgehoben werden, so die gegen Du Cange entwickelte Etymologie des adobbamento (Waffenreichung) von dem altnordischen dubban (statt des adoptare), die hergestellte Verbindung zwischen dem Ritterschlag und der Handauflegung bei der Firmung 153 sowie die Konstatierung, daß historisch beglaubigte Ritterdegradierungen im italienischen Mittelalter fehlen. Die in Du Canges Glossarium und Muratoris dreiundfünfzigster Abhandlung der Antiquitates ausgesprochene Lehre bezeichnet den Beginn der modernen wissenschaftlichen Beschäftigung mit den mittelalterlichen milites.

5. Im Zeichen der chevalerie\ Von La Curne de Sainte Palaye (1759) bis Gaetano Salvemini (1896) Die Ergebnisse der Mittelalterstudien wurden in Italien schnell sichtbar. In Florenz wirkten Gelehrte wie Lorenzo Mehus und Giovanni Lami, das noch heute unverzichtbare Standardwerk (1731-81) von Domenico Maria Manni (1690-1788) über die mittelalterlichen Siegel verband Fragestellungen der Sphragistik, Diplomatik und Heraldik. 154

"i Ebd., S. 474f.; vgl. Hans Hirsch: Die gefälschten Diplome für die Bracciforte und Rizzoli in Piacenza, in: Albert Brackmann (Hrsg.): Papsttum und Kaisertum. Forschungen zur politischen Geschichte und Geisteskultur des Mittelalters. Paul Kehr zum 65. Geburtstag dargebracht, München 1926, S.347-363. Muratori, Dissertazioni, a.a.O., S. 479: "Del resto nelle città dove prevaleva o era unica l'autorità del popolo, alle volte anche dagli stessi artisti taluno era assunto alla cavalleria: il che fu osservato da Ottone Frisingense, (...)"; vgl. ebd. S. 481: "Contuttociò alle volte accadde che il senato e popolo delle città libere si attribuivano la facoltà di crear cavalieri. Ne abbiamo l'esempio ne' Fiorentini, Sanesi ed Aretini, che talora costituivano un sindaco o procuratore per crear cavaliere qualche persona di merito distinto." Gerade aus der Berufung auf Arezzo, später sogar mit der Nennung des Namens (S. 484f., 487) wird hier einer Muratoris Gewährsmännern deutlich: Francesco Redi. "3 Ebd., S. 483: "Pare in fatti questo rito passato dalla profana milizia nella spirituale, perchè non ho trovato menzione di questa guanciata nella Cresima in autore più antico di Durando vescovo Mimatense. Lo schiaffo militare da altri si dava al collo o alla spalla del cavaliere, o pure colla spalla si percoteva la spalla, essendo stati vaij i costumi secondo la varietà de' paesi." 154 Osservazioni ¡storiche di Domenico Maria Manni, a.a.O. (vgl. z.B. Rosa, a.a.O., S. 834, passim); Cochrane, Florence, a.a.O.; zu den mediävistischen Diskussionen in Florenz vgl. Maria Augusta Morelli Timpanaro: Il dibattito sulla 'Storia della guerra di Semifonte' nei secoli XVII-XX, in: Critica storica 23, 1986, S. 215-258.

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Im Jahr 1754 veröffentlichte Camillo Tutini sein Werk über die Seggt von Neapel, die alte administrative Einteilung der Stadt in Einflußsphären einzelner Adelsfamilien. Im vierzehnten Kapitel des Werkes, Come i Re di Napoli creavano i Cavalieri, et del Cingolo Militare, che riceveva ciaschedun di essi, gab der Autor die erste neuzeitliche, auf Quellen basierende Darstellung der süditalienischen Ritterwürde. 155 Ausgehend von den Konstitutionen Rogers I. und Friedrichs II. von Hohenstaufen, untersuchte Tutini anschließend anhand der Anjouregister die Nobilitierungspolitik der Könige Karl I., Karl II. und Robert von Neapel. Trotz einer noch vertretenen "römischen" Ursprungstheorie der Ritterwürde behält das Werk seinen Wert, insbesondere in Anbetracht des 1943 bei Neapel mutwillig zerstörten Anjouarchivs. Fünf Jahre nach Tutinis Werk erschien erstmals als Separatdruck das grundlegende Buch des Jean Battiste de La Curne de Sainte Palaye (1697-1781) Mémoires sur l'ancienne chevalerie. Unabhängig von Muratoris Antiquitates wollte das Werk besonders anhand französischer literarischer Quellen des Mittelalters (und in Auseinandersetzung mit den Autoren P. Honoré de Sainte Marie, André Favin, Claude La Colombière, Claude Menestrier S.J.) das Publikum des Ancien Régime dazu bewegen, die Chevalerie als ernsthafte Institution anzusehen (regarder notre Chevalerie comme une institution sérieuse).156 Dazu gehörte auch die Klarstellung, daß trotz der Ähnlichkeit der von Tacitus (Germ., Kap. 13) beschriebenen Zeremonie der eigentliche Ursprung der Rittererhebung im mittelalterlichen Lehnswesen zu finden sei, et dans la politique des Souverains et des hauts Barons. Ils voulurent, sans doute, resserrer les liens de la féodalité en ajoutant à la cérémonie de l'hommage, celle de donner les armes aux jeunes Vassaux dans les premières expéditions ou ils devoient les conduire,157 Die deutsche (erweiterte) Fassung dieses Werkes von Johann Ludwig Klueber erschien 1786-91. 158 Das mittelalterliche "Ritterwesen", wie Klueber chevalerie übersetzte, ging somit unter dem Einfluß La Curnes auch in Deutschland eine von nun an nur noch selten aufgebrochene, diffuse Verbindung von literarischen Idealvorstellungen und sachlicher historischer Betrachtung ein. So baute auch J. G. C. Büschings (noch von Salvemini rezipiertes) Ritterzeit und Ritterwesen (1823) auf La Curne auf, selbst wenn

155 Camillo Tutini: Del origine, a.a.O., S. 141ff, 183ff. 156 Mémoires sur l'ancienne chevalerie; considérée comme un établissement politique et militaire. Par M. de La Curne de Sainte Palaye; de l'Académie Française, de celle des Inscriptions et Belles-Lettres, et des Académies de Nancy et de la Crusca, 2 Bde., Paris 1759, S. VIII (der dritte Band erschien erst 1781). Das zweite wichtige Werk des Autors: Jean Battiste La Curne de Sainte Palaye: Histoire littéraire des troubadours, 3 Bde., Paris 1774 (ND in 1 Bd. Genf 1967). >57 Mémoires, a.a.O., S. 69. 158 Das Ritterwesens des Mittelalters nach seiner politischen und militärischen Verfassung. Aus dem französischen des Herrn de la Curne de Sainte Palaye mit Anmerkungen, Zusätzen, und Vorrede von D. Johann Ludwig Klueber, 3 Bde., Nürnberg 1786-91. Klueber will trotz seiner Kritik La Curnes Werk durch das Zufügen von Nachrichten deutscher, spanischer und portugiesischer Provenienz zu europäischer und speziell deutscher Relevanz erheben, um so eine von Sprengel 1773 in den "Rostockischen Nachrichten" vorgelegte Monographie zu ergänzen (S. XVII).

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dieser nur ein "wortreiches und zierlich geglaettetes Bild des Ritterwesens" gegeben hatte, wie Büsching kritisch vermerkte.159 La Curnes populäre Zusammenfassung zeitigte Wirkungen, die bis heute anhalten. Wie in Deutschland, so ist auch in Italien seit dem beginnenden neunzehnten Jahrhundert la cavalleria eines der Lieblingsthemen patriotischer, romantischer und mehr oder minder ernsthafter historischer Schriftsteller im Zeichen der nationalen "Verherrlichung des Rittertums".160 Daneben ist von nun an aber die italienische Forschung ohne die befruchtende Wirkung der europäischen wissenschaftlichen Diskussion alleine nicht mehr nachzuzeichnen. Die Debatte um die Ursprünge des mittelalterlichen "Ritterwesens" verlagerte sich im neunzehnten Jahrhundert in der Nachfolge von Du Cange und Muratori weitgehend auf die Erforschung der Rolle des Lehnswesens.161 Mit diesem wichtigen Schritt löste sich 159 [Johann Gustav Gottlieb] Büsching: Ritterzeit und Ritterwesen. Vorlesungen, 2 Bde., Leipzig 1823; vgl. auch Hans Georg Reuter: Die Lehre vom Ritterstand. Zum Ritterbegriff in Historiographie und Dichtung vom 11. bis zum 13. Jahrhundert, Köln, Wien 1971 (Neue Wirtschaftsgeschichte 4), S. 168ff; Josef Fleckenstein: Die deutsche Ritterforschung im 19. Jahrhundert, in: Reinhard Elze, Pierangelo Schiera (Hrsgg ): Italia e Germania. Immmagini, modelli, miti fra due popoli nell'Ottocento: il Medioevo, Bologna, Wien 1988 (Annali dell'Istituto storico italo-germanico in Trento. Contributi 1); S. 43-63, S. 47f.: zu prüfen wäre allerdings, ob Büschings "Erweiterungen" nicht vor allem auf Klueber zurückgehen); in Büschings Einleitung liest man ein bedeutsames kulturgeschichtliches "Entwicklungskonzept" (S.XIII): "Zuerst Blicke auf die Heldenzeit, wann es nothwendig erschien; dann vielleicht, wo es thunlich war, Stellen der Nibelungen, die durch ihre Ueberarbeitung in der Ritterzeit ein ritterliches Ansehen gewonnen, wenn sie auch nicht als ein Rittergedicht zu betrachten sind; darauf Auszuege aus Werken des dreizehnten und vierzehnten Jahrhunderts, als dem eigentlichen Mittelpunkt des Ritterwesens; endlich das letzte Aufflackern des Rittertums unter Kaiser Maximilian, und zuletzt das ganze Verflachen desselben in ein todtes und oft von niedrigen Leidenschaften und Lastern beflecktes Hofwesen im sechzehnten Jahrhundert." Folgerichtig wird die Wehrhaftmachung auf von Tacitus erwähnte "uralte deutsche Gebraeuche" (S. 34, mit der bekannten Allegation Paulus Diaconus, cap. I, 15 {sie)) zurückgeführt, der angeblich "erzählt, wie bei Ueberreichung des ersten Schwertes die Deutschen gewisse Feierlichkeiten festgesetzt hatten" (S. 85). "o Zu Deutschland vgl. z.B. Domenico Losurdo: Hegel und das deutsche Erbe. Philosophie und nationale Frage zwischen Revolution und Reaktion, Köln 1989 (Studien zur Dialektik), S. 302É; Giulio Ferrano: Storia ed analisi degli antichi romanzi di cavalleria e dei poemi romanzeschi d'Italia con dissertazioni sull'origine, sugl'istituti, sulle cerimonie de' cavalieri, sulle corti d'amore, sui tornei, sulle giostre ed armature de'paladini, sull'invenzione e sull'uso degli stemmi ecc., 4 Bde., Milano 1828/9, bietet z.B. eine Muratori folgende Einteilung in dissertazioni, doch bleibt er weit hinter diesem zurück, wenn (anhand Bernardo Giustiniano!) behauptet wird, bereits die römischen Imperatoren haben die Ritterwürde angenommen (Bd. 1, S. 141); in dieser Tradition steht auch das - ansonsten lesenswerte - Werk Riccardo Truffi: Giostre e cantori di giostre. Studi e ricerche di storia e di letteratura, Rocca San Casciano 1911. 161 Noch Anfang des 20. Jhts. wurde die Unterscheidung von cavalleria und feudalesimo auf Léon Gautier zurückgeführt ("può dirsi oggi universalmente accolta dalla dottrina nostra e straniera"), Silvio Pivano: Lineamenti storici e giuridici della cavalleria medioevale. Studio di storia del diritto pubblico, che accompagna la pubblicazione del Codice dell'Ordine della Nave guasto dall'incendio della Biblioteca Nazionale di Torino, in: Memorie della Reale Accademia delle Scienze di Torino, ser. II, 55, 1905, S. 227-336, S. 262. Gleichzeitig bestand auch die "konstantinische" Theorie weiter, die von Papst Gregor XVI. 1841 wiederbelebt wurde, vgl. Ordini Cavallereschi antichi e moderni divisi per regioni con documenti ufficiali del Duca Raffaele Cuomo. Opera postuma pubblicata a cura di suo padre Stanislao Cuomo, 2 Bde., Napoli 1894, Bd. 2, S. 747); sowie Memorie storiche sull'antichità ed eccelenza dell'ordine aureato ossia dello speron d'oro scritte del fu cav. Luigi Angeli Imolese con note ed importanti aggiunte del cav. Pietro Giacchieri, Roma 3. Ed. 1859 (mit außerordentlich viel Lit. gegen

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aber auch die Thematik des "Rittertums" in gewisser Weise von dem der eigentlichen (hoch- und spätmittelalterlichen) Ritterwürde; dagegen wurde die "germanische" Ursprungstheorie obsolet. 1 6 2 So behandelte Georg Waitz (1813-1886) in seiner 1844 Leopold von Ranke gewidmeten Deutschen Verfassungsgeschichte sowohl die germanische Wehrhaftmachung, als auch die Genese der mittelalterlichen Schwertleite. Doch wird zwischen beiden keine Verbindung mehr hergestellt. 163 Gleichzeitig gelang es Julius von Ficker (1826-1902), Otto von Zallinger (1856-1933) u.a. (der "Innsbrucker Historischen Schule"), die konkrete Einbindung der mittelalterlichen milites in der Lehns- und Grundherrschaftsverfassung aufzuzeigen. 1 6 4 Als besonders wertvoll für die italienische Geschichte erwiesen sich Fickers Forschungen zur Reichs- und Rechtsgeschichte Italiens, in deren viertem Band eine große Anzahl auch spätmittelalterlicher Kaiserurkunden gedruckt wurden. 165 Im Zuge der wissenschaftlichen Aufarbeitung des römischen Rechtes im Mittelalter nach Friedrich Carl von Savigny legte der Rechtshistoriker Hermann Fitting 1871 eine Geschichte des Terminus miles im Mittelalter vor und begründete dessen Rechtswirksamkeit. Fittings Werk über das Castrense Peculium gilt noch heute als Standardwerk. 1 6 6

den "detestabile pirronismo" (Scipione Maffeis), S. 18; fur das über eineinhalbtausendjährige Blühen des Ordens, der l'origine ed il modello della cavalleria darstelle (S. 36) sprächen probabilissime congetlure, S. 45). In einer modernen, für den (katholischen) Orden geschriebenen Darstellung wird diese These zumindest noch für möglich gehalten (als habe es die Bollandisten nie gegeben!), vgl. Desmond Seward: Italy's Knights of St. George. The Constantinian Order, Gerrards Cross 1986, S. 22: "It is quite possible that Constantine formed a Golden Militia", (ebd. S. 29 zu Sansovino, S. 47 zu Maffei); daneben existiert jedoch auch ein konkurrierender (griechisch-orthodoxer) Orden, vgl. [Karl-Heinz Moll]: Dokumentation über den Ritterorden vom Kreuz von Konstantinopel, [Bayreuth 1985] (das kuriose Werk ist offensichtlich aus dem Französischen übersetzt). 162 Daran ändert nichts, daß z.B. noch Gervinus vom "Ritterschlag" Albuins bei Paulus Diaconus sprach, vgl. Alexander Heine (Hrsg.): Geschichte der Langobarden. Paulus Diakonus und die Geschichtsschreiber der Langobarden, Kettwig 21992, S. 28. im Georg Waitz: Deutsche Verfassungsgeschichte, (8 in) 9 Bden., Kiel 3. Aufl. 1880-82,2Kiel 1883, 2Berlin 1885-96; Bd. 1, S. 35, 288ff; Bd. 5 (bzw. 6), S. 453ff. 164 Julius Ficker: Vom Heerschilde. Ein Beitrag zur deutschen Reichs- und Rechtsgeschichte, Innsbruck 1862; Otto von Zallinger: Ministeriales und Milites. Untersuchungen über die ritterlichen Unfreien zunächst in bairischen Rechtsquellen des 12. und 13. Jahrhunderts, Innsbruck 1878; Leopold Frhr. von Borch: Beiträge zur Rechts-Geschichte des Mittelalters mit besonderer Rücksicht auf die Ritter und Dienstmannen fürstlicher und gräflicher Herkunft. Nebst einer lithografischen Tafel: Wandelungen des Querfiirter Helmschutzes, Innsbruck 1881; auch Wilhelm Erben (s.u.) gehörte zu dieser Schule, nicht jedoch der dort lehrende Ludwig von Pastor, vgl. Gerhard Oberkofler: Die geschichtlichen Fächer an der Philosophischen Fakultät der Universität Innsbruck 1850-1945, Innsbruck 1969 (Forschungen zur Innsbrucker Universitätsgeschichte 6). 165 Julius Ficker: Forschungen zur Reichs- und Rechtsgeschichte Italiens, 4 Bde., Innsbruck 1868-74. •66 Hermann Fitting: Das Castrense Peculium, a.a.O.; eine Bibliographie seiner Werke findet man in: Mélanges Fitting. LXXVe anniversaire de M. le Professeur Hermann Fitting, 2 Bde., Montpellier 1907/8, Bd. 1, S. XVIIff.

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Im Jahre 1886 erschien dann Karl Heinrich Roth von Schreckensteins Buch über Die Ritterwürde und der Ritterstand.161 Der Verfasser mehrerer sozialgeschichtlicher Werke und langjährige Archivdirektor von Karlsruhe strebte in diesem Buch eine genaue historische "Apologie des vielfach verkannten, ebenso oft unterschätzten als überschätzten Ritterwesens" (S. 8) an. 168 Doch unterlag dieses "Ritterwesen" nach Roth von Schrekkenstein einer spätmittelalterlichen Fehlentwicklung, "bis zur Bildung eines, unter allmäliger Abstreifung bestimmter Berufspflichten, sich schroff abschließenden, prunkend auftretenden und dabei insbesondere ethische Vorzüge für sich beanspruchenden, aristokratischen Geburtstandes, (...)" (S. 9). Daraus leitete Roth von Schreckenstein eine Wertung ab: "Die Berufslosigkeit, der Mangel einer allgemeinen als nothwendig anerkannten, besonderen Standesthätigkeit, ist der wunde Fleck in der Geschichte des spätmittelalterlichen Ritterthums und seiner Abzweigungen." (S. 11). 169 Manches in dem Werk wie die Rede vom "kulturellen Antipoden" (!) Frankreich oder die Hochschätzung des germanischen "Kriegertums" muß heute mit anderen Augen gelesen werden. 170 Doch besaßen die die mittelalterliche Lehns- und Stadtverfassung betreffenden Analysen des Buches aufgrund der Beherrschung der Quellen und der Forschungsliteratur noch einen wichtigen Einfluß auf Salvemini. Als der junge Sozialist Gaetano Salvemini (1873-1957) 171 1896 seine in Florenz bei Pasquale Villari (und auf die Anregung Cesare Paolis hin) entstandene Dissertation La dignità cavalleresca nel Comune di Firenze veröffentlichte, sahen in dieser Arbeit wohl nur wenige sogleich die künftige unverzichtbare Darstellung zum Thema der kommunalen italienischen "Ritterwürde". Das Werk ist jedoch bis heute ein unverzichtbares Standardwerk geblieben. In drei großen Hauptabschnitten über die Entwicklung der Ritterwürde in den Kommunen (und die darauf reflektierenden Schriften der Juristen), das politische Tauziehen um die Ritterwürde in Florenz ab dem dreizehnten Jahrhundert {La condizione personale dei cavalieri nel Comune di Firenze), sowie die Zeremonie der Rittererhebung gelangen Salvemini eine ganze Anzahl von Klarstellungen. Als ein wichtiger Schritt muß die an Roth von Schreckenstein orientierte thematische Eingrenzung des üblichen Themas der 167 Roth von Schreckenstein, Ritterwürde, a.a.O.; die scharfe Ablehnung des Werkes durch Fleckenstein, deutsche Ritterforschung, a.a.O., S. 59f. ist unverständlich. '68 Roth von Schreckensteins Werk über das Patriziat als grundlegend z.B. bei Heinz Lieberich: Rittermäßigkeit und bürgerliche Gleichheit, in: Sten Gagnér, Hans Schlosser, Wolfgang Wiegand (Hrsg.): Festschrift für Hermann Krause, Köln, Wien 1975, S. 66-93. 'S' Doch vertritt Roth von Schreckenstein neben dieser kritischen Sicht des spätmittelalterlichen Rittertums eine gleichsam "idealistische", das Hochmittelalter betreffende: "Und doch hat die Idee der Ritterlichkeit fortgelebt und fortgewirkt, weil sie ein in gottesfreier Natur alle Stände durchwehendes, geistiges Fluidum ist, kein von Schwarzkünstlern und albernen Persevanten in dumpfen Kapitelstuben destilliertes, sechzehngradiges Kraftelixier." (S. 12f.) Diese Auffassung, das sei betont, richtet sich jedoch nicht ausschließlich an Roths "Standesgenossen" (Fleckenstein), und beeinflußt auch nicht dessen historische Darstellung! 170 Doch wird die Herleitung der Rittererhebung aus Germania, Kap. 13, wie schon bei Waitz, fallengelassen. •71 Die neuere Lit. bei Mauro Moretti: Il giovane Salvemini fra storiografia e 'scienza sociale', in: RSI 104, 1992, S. 203-245.

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cavalleria auf eine "personale" Ritterwürde angesehen werden, die die prosopographische Betrachtung erst ermöglichte. Im Kielwasser von mindestens drei wissenschaftlichen Traditionen verfaßte Salvemini seine Untersuchung. Zunächst ist hier wohl die im späten siebzehnten Jahrhundert einsetzende antiquarische Mittelalterforschung zu nennen (Domenico Maria Manni, selbst Redi werden zitiert). Möglicherweise wurde Salveminis umfangreicher und noch heute vorbildlicher prosopographischer Anhang, in dem anhand von kommunalen Registern (Provvisioni) sämtliche von der Kommune Florenz 1260 bis 1492 kreierten bzw. anerkannten Ritter aufgelistet wurden, anhand eines ebenfalls dieser Epoche entstammenden (handschriftlichen) Exzerpts angefertigt. 172 Sodann ist die 1896 längst etablierte europäische politische Gesellschafts- und Institutionengeschichte anzuführen (Muratori, La Curne de Sainte Palaye, Tutini, Büsching, v. Ficker, Roth von Schreckenstein). Das 1884 erschienene klassische Werk La chevalerie von Léon Gautier leistete Salvemini mehr als nur eine Hilfestellung, so bei dem Interesse für Durantis Pontificale und bei der Wiederbelebung von Tacitus, Germania, Kap. 13.173 Hatte noch Gautier sein Werk der Erinnerung an den Dichter des Don Quijote gewidmet, so beschloß Salvemini das seinige mit einer emphatischen Berufung auf das Werk Luigi Pulcis (1432-84), "il Morgante Maggiore, eresia cavalleresca e miracolo di ironia, progenitore diretto di Don Chisciotte della Mancia."174 Die römische Rechtsgeschichte (F. C. v. Savigny, et al.) sowie ein durch die Kulturgeschichte (Muratori, Jacob Burckhardt, Francesco Novati) 175 inspiriertes Interesse an der Novellistik und Dichtung bestimmen schließlich Salveminis Sicht und Auswahl der literarischen Texte zur Ritterwürde. Diese Auswahl wirkt allerdings bei allem Fleiß in der Kürze wenig übersichtlich. So werden Predigten des späten dreizehnten Jahrhunderts (Remigio de' Girolami) 176 zu unvermittelt neben Juristen des sechzehnten Jahrhunderts als Quelle herangezogen (P. Calefati). 177 Salveminis Dissertation wurde sofort günstig aufgenommen. 178 Wie Francesco Novati in einer emphatischen Rezension bemerkte, war Salveminis Werk von all denen sehn172 Vgl. z.B. ASF, Fondo manoscritti, n. 292 (Materie diplomatiche riguardanti la nobiltà di più varie famiglie), w o S. 567ff. (Honorantie, et funera publica, et Militie) anhand der Provvisioni bereits eine solche Aufstellung fìir das 15. Jht. zu finden war. Schon im 17. Jht. müssen solche Exzerpte verbreitet gewesen sein, die dann z.B. von Magalotti und Panciatichi (s.o.) benützt werden konnten. ITO Léon Gautier: La chevalerie. Präsentation de Bernard Mariliier, Puiseaux 1989 (Nachdruck der zweiten Ed. 1895); S. 2 7 0 f f , sowie S. 296ff. zur benedictio novi militis, die trotz verschiedener Editionen vor Gautier bis dahin selten ernsthaftes wissenschaftliches Interesse geweckt hatte. 174

Salvemini, La dignità, a.a.O., S. 434. Ein Zufall mag sein, daß auch Scipione Maffei sein eigenes De fabula in einem Brief an Papst Clemens XI. als eresia cavalleresca bezeichnet hatte (Maffei, Epistolario, a.a.O., Bd. 1, S. 148). 175 Vgl. Burckhardt, Kultur, a.a.O., S. 340ff. (Salvemini, La dignità, a.a.O., zitiert Burckhardt S. 357, 386, 427; F. Novati S. 428). ™ Salvemini, La dignità, a.a.O., S. 367f., 393. i™ Ebd., S. 384, 386. ns Rez. von E. Casanova in: RSI 14, 1897, S. 187-190, S. 188: "Tale trasformazione risulta chiara ed evidente dal bel lavoro del prof. Salvemini, in cui per la prima volta lo svolgimento della cavalleria è studiato con metodo preciso e severo, con grande cura e dottrina in uno dei nostri maggiori Comuni, in quel di Firenze, che può valere per tutti gli altri "; vgl. auch die Rez. von Hans von Voltelini, in: MÖIG 20, 1899, S. 123f.

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süchtig erwartet worden, die nicht mehr nur immer auf das von Giovanni Lami im achtzehnten Jahrhundert mit handschriftlichen Marginalien versehene Werk La Curne de Sainte Palayes Mémoires sur /'ancienne chevalerie in der Staatsbibliothek von Florenz angewiesen sein wollten; der "institutionelle" Ansatz habe in Salveminis Werk Früchte getragen.179 Nur Gianni Zippel fügte seiner Rezension im Archivio Storico Italiano nach seinen eigenen Worten durchaus ein encomio sincero - auch die skeptische Frage an, ob der Titel des eques auratus tatsächlich (wie Salvemini richtig bemerkt hatte) auf den Humanisten Francesco Filelfo zurückzuführen sei, und verwies dazu (ausgerechnet) auf Beyerlincks Theatrum,180 Eine differenzierte Kritik regte sich erst viel später: so wandte sich 1959 Enrico Fiumi gegen eine einseitige "Klassenunterscheidung" zwischen Magnaten und Popolanen, die sich jedoch vor allem in anderen Werken Salveminis gezeigt habe.181 Emilio Cristiani griff 1962 das Problem der sog. democratizzazione, der Popularisierung der Ritterwürde auf. Hierzu habe Salvemini widerspüchliche chronologische Angaben gemacht, die auf die Mitte des dreizehnten Jahrhunderts verwiesen, während das tatsächliche massenhafte Auftreten der städtisch-bürgerlichen cavalieri doch erst im vierzehnten Jahrhundert zu konstatieren sei. 182 Die Kritik Giovanni Tabaccos am Ansatz Salveminis ging noch weiter, habe doch Salvemini durch die Verengung des eigentlichen Problems des hochmittelalterlichen "Rittertums" (tradizione cavalleresca) auf das der persönlichen Ritterwürde einen (wenn auch zentralen und im Spätmittelalter immer wichtiger werdenden) Teilaspekt für das Ganze genommen.183 Zweifellos hat damit Tabacco den kritischen Punkt des gesamten Problems, das auch den Ausgangspunkt dieser Arbeit bildete, angesprochen. Sicherlich wäre es methodisch verfehlt, die hochmittelalterliche tradizione Rez. v. F r a n c e s c o ] N.[ovati] in GSLI 29, 1897, S. 162-164: "Conchiudendo, ci piace ripetere che questo lavoro, frutto di ricerche accurate sopra documenti poco o punto conosciuti fin qui, è tale che, mentre fa onore alle non comuni qualità ed attitudini all'indagine storica di chi l'ha condotto a compimento, ci dimostra ancora una volta l'importanza e l'utilità di quella scuola d'istituzioni medievali, che è vero decoro dell'Istituto di studi superiori di Firenze, e che noi vorremo vedere stabilita presso tutte le facoltà di lettere in Italia. "(S. 164). 'so Rez. v. G. Zippel, in: ASI ser. V, 19, 1897, S. 386-390, vgl. (kaum weniger ungeschickt) S. 389, wo weitere, von Salvemini "unzureichend" gelieferte Informationen zu den Trauerfeierlichkeiten von equites gefordert werden; dabei unterläuft Zippel ein grober Datierungsfehler: Francesco di Matteo Castellanis Ritterweihe fand 1429 statt, nicht 1479 (Salvemini, La dignità, a.a.O., S. 471, B 10). Enrico Fiumi: Fioritura e decadenza dell'economia fiorentina (III), a.a.O., in direkter Auseinandersetzung mit Salveminis Werken; wichtig in diesen Zusammenhang auch die Feststellung, daß die florentinische antimagnatische Gesetzgebung in Bezug auf die Ritterwürde nichts weniger als konsequent war ("valga il fatto che della dignità cavalleresca, unico elemento concreto della discriminazione tra cittadini, si teneva conto solo quando tornava comodo", S. 429). 182 Emilio Cristiani: Sul valore politico del cavalierato nella Firenze dei secoli XIII e XIV, in: StM ser. III, 3, 1962, S. 365-371. 183 Giovanni Tabacco: Nobili e cavalieri, a.a.O., S. 49: "Ma prima di lasciare Bologna e seguire il Salvemini a Firenze, non possiamo dimenticare che tutto il discorso salveminiano è complicato dal riferimento costante, esplicito o implicito, al cavalierato come dignità personale, conseguita mediante un apposito rito, e che nel cavalierato di rito egli risolve la tradizione cavalleresca." Dagegen weist Tabacco der Rittererhebung im 13. Jht. nur eine (akzidentelle) Funktion der Bestätigung zu: "E, si badi, il cavalierato esercita questa funzione contradittoria non certamente creando, bensì soltanto solennizzando la condizione cavalleresca, sia essa propria di una stirpe di cavalieri, o di un personaggio pervenuto a una tale forma di vita per la conseguita agiatezza."(S. 52).

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cavalleresca ausschließlich mit rein prosopographischen oder diplomatischen Studien (z.B. zur Häufigkeit des »i/7/Y/a-BegrifFes) zu rekonstruieren. Andererseits sind solche Studien für das Früh- und Hochmittelalter - wie undankbar auch immer - natürlich notwendig. Gegen solche Detailforschungen (die er selbst nicht leisten konnte) setzte Salvemini allerdings für das Hochmittelalter einen synthetischen Ansatz, der erst für das kommunale Spätmittelalter (er spricht von der "Auflösung" feudaler "Institutionen"), 184 eine Auffacherung in verschiedene Facetten des Problems der nunmehr als Ritterwürde verstandenen militia anstrebte. Die "Verrechtlichung" der militia darf weder als Reflex einer älteren Abschließung des "Ritterstandes" noch als versuchter Abschluß der kommunalen milites verstanden werden, sondern muß gleichermaßen im Zusammenhang der kommunalen Fiskalität, als auch im gelehrten Kontext der Rezeption des römischen Rechts gesucht werden. Die rechtshistorischen Grundlagen der Arbeit Salveminis, und der fundamentale Einfluß der dreiundfünfzigsten Dissertation Muratoris in den Antiquitates dürfen deshalb in der historischen Beurteilung nicht vernachlässigt werden: sie bildeten wichtige Grundlagen Salveminis, und dienen auch heute noch dem Studium der spätmittelalterlichen militia in Mittelitalien (und zwar nicht nur in den Kommunen) dienen. Diesem Nachweis sollte auch die vorliegende Studie gelten.

184 Salvemini, La dignità, a.a.O., S. 341 (Introduzione): "(il tema) credo sia adatto più d'ogni altro a mostrarci quell'interessantissimo processo di dissoluzione, a cui gl'istituti feudali riesciti a penetrare, come la Cavalleria, nel Comune dovettero ben presto soggiacere, sformandosi gradatamente fino a sparire del tutto o a perdere completamente il loro carattere originario."

Zusammenfassung

Da bisher im Verlauf dieser Untersuchung durch prosopographische sowie text- und theoriegeschichtliche Forschungen im Sinne des einleitend zitierten Dantewortes auf der "Mikroebene" ein möglichst konkretes und differenziertes Bild angestrebt wurde, müßte nun abschließend "makrohistorisch" bilanziert werden. Verläßt man sich nicht vorzeitig auf eines der vielen Interpretationsmuster, die seit Otto von Freising sowohl das italienische Spätmittelalter selbst, als auch die moderne historische Forschung seither entwickelte, wird schnell deutlich, daß sich das geforderte "Gesamtbild" einer "Institution" wie der Ritterwürde wohl überhaupt nicht erstellen läßt. Die Gründe hierfür müssen zunächst in den im italienischen Spätmittelalter sehr unterschiedlichen politischen, sozialen und geistigen Traditionen und Bedingungen gesucht werden. Geradezu abwegig muß erscheinen, nach den vorgelegten Befunden nach wie vor (zum Beispiel im Sinne des ganz generell gemeinten Piccolominiwortes omnia dégénérant) für die Ritterwürde im italienischen Spätmittelalter so etwas wie eine generelle "Degenerationstheorie" zu vertreten. Von "positiven" oder "negativen" Bewertungen der Institution militia oder eines bürgerlich-kommunalen "Rittertums" (wie auch immer dies definiert würde) hat der Historiker Abstand zu nehmen, will er nicht Gefahr laufen, wie schon Franco Sacchetti zum laudator temporis acti zu werden. Cervantes' Don Quijote eignet sich als Subtext einer Geschichte der spätmittelalterlichen Ritterwürde nur bedingt. Auch der Interpretationsansatz einer durch den "Geblütsadel" bestimmten feudalen "Heldenzeit" hat sich als Deutungsmodell der kommunalen Bewegung des Hochmittelalters als untauglich erwiesen. Nach der "Krise" der kommunalen militia im späten vierzehnten Jahrhundert konnte sie in den darauffolgenden Jahrzehnten durch verschiedene Faktoren wie die Rückkehr des römischen Papsttums nach Mittelitalien und die dadurch neu entstandene politische Situation eine wichtige Rolle im öffentlich-gesellschaftlichen Leben zurückgewinnen, selbst wenn weiterhin nur wenige der neuen milites tatsächlich einem "Wehrstand" angehörten. Dabei müssen in der konkreten historischen Bewertung der Ritterwürde jeweils alle möglichen, d.h. aber vor allem die lokalen Aspekte differenziert werden: z.B. gehörte ein miles in einer Kleinstadt wie Norcia ipso facto zur Elite, nicht jedoch in Kommunen wie Bologna oder Florenz. Die personengeschichtlichen Studien zu den kurialen milites zwischen 1417 und 1464 haben die Notwendigkeit dieser Differenzierung - in der Nachfolge Salveminis - verdeutlicht. Die Zeremonie der /w/es-Erhebung selbst wurde parallel von verschiedenen Mächten als Staats- und Souve-

Zusammenfassung

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ränitätsakt ausgebaut, was gegenüber dem Moment der persönlichen und gesellschaftlichen Auszeichnung bald überwog. Teilweise wurde jene Krise der militia auch durch ihre humanistische Neuinterpretation bewältigt. Dieses in der Einleitung erwähnte "Problem" läßt sich zwar beschreiben, analysieren, dokumentieren, doch kann es ohne die Zurhilfenahme soziologischer Begriffe letztendlich nicht umfassend "makrohistorisch" erklärt werden. Institutionengeschichte kann nicht abstrakt und unabhängig von den die Ideen wie die Institutionen bestimmenden und in ihnen, für und gegen sie wirkenden Menschen geschrieben werden: Mikro- und Makrohistorie sind aufs engste miteinander verknüpft. Die einleitend zitierten Abhängigkeiten von "sozialen Realitäten und theoretischen Texten" sind nicht als simples Kausal-, aber doch als komplexes Interdependenzverhältnis darstellbar, in dem die litterae militiae eine nicht unerhebliche Mittlerrolle einnehmen. Zwei Paare jeweils polarer Ursprungs- und Translationslehren der Ritterwürde standen sich gegenüber: im Mittelalter die "euhemeristisch" von Romulus oder Dionysos ausgehenden Lehren, in der frühen Neuzeit die von Konstantin oder den Germanen. Auf die richtungsweisenden Überlegungen eines Leonardo Bruni folgte im fünfzehnten Jahrhundert der revolutionäre humanistische Ansatz Lorenzo Vallas, der an die Stelle dieser "historischen" Modelle eine sprachtheoretische Überlegung setzte und dem als historisch "neu" gedachten Phänomen Ritterwürde auch einen neuen Begriff zuwies {equeri(at)us). Dieser Ansatz konnte sich aus Gründen nicht durchsetzen, die wohl nicht wenig mit Vallas kritischem Geist, und deshalb wenig geschätztem Ruf zusammenhingen (erinnert sei an seine Schrift gegen die Konstantinische Schenkung). Zwar mag auch der Humanist Francesco Filelfo als erfolgreicherer Autor des Begriffs des eques auratus nicht unbedingt über bessere institutionelle Verbindungen verfügt haben (Germano Gualdo sprach von seiner kurialen Sekretärslaufbahn als einer carriera mancata), dennoch wurde der eques auratus schon im fünfzehnten Jahrhundert als terminologische Alternative neben dem milesleques angenommen. Dies muß man jedoch als rezeptionsgeschichtliches Paradox bezeichnen. Im abschließenden Fazit dieser Studie kann zumindest ein klares Ergebnis festgehalten werden: In der Tatsache und dem Thema der spätmittelalterlichen Ritterwürde in Italien kristallisiert sich all das, was man seit Jacob Burckhardt unter der "Renaissancebewegung" zusammenzufassen gewöhnt ist: die militia war im Auge nicht nur der Humanisten Objekt der (fast) allgemeinen Begierde wie der privaten Angriffe, war Thema erbitterter theoretischer Auseinandersetzungen zwischen rhetorischer Überhöhung und gelehrter historisch-systematischer Reminiszenz, und bewahrte ihre Kontinuität trotz allem letztendlich relativ ungehindert. Diese Kontinuität lebte von der Spannung zwischen (faktischer) Aktualität und nie ausgeschöpfter Potentialität, durch die alle Möglichkeiten der jeweiligen Interpretation offen gehalten blieben. Der "Formalisierungsschub" (um hier nun doch einen soziologischen Begriff zu verwenden) betraf die Ritterwürde erst in der Neuzeit. 1

i

Norbert Elias: Studien über die Deutschen. Machtkämpfe und Habitusentwicklung im 19. und 20. Jahrhundert, hrsg. von Michael Schröder, Frankfurt/M. 1989, S. 109 (dort S. 105f. die Schilderung einer wilhelminischen Ritterweihe); dazu komplementär S. 7ff. der "Entzivilisierungsschub".

Quellenanhang: Päpstliche Ritterernennungen 1417-1464

1.)

Martin V. ernennt den Niccolò Zorzi aus Venedig zum Ritter {miles). Kopie in ASV, Reg. Vat. 353 ["De curia"], 213v.-214r. Tivoli, 29. 6. 1421. Marg. (links oben): "Cencius".

Martinus etc. dilecto filio nobili viro Nicolao Georgio de Venetiis militi Castellan, dioc. salut. etc. Dum intra nostri pectoris archana revolvimus ac provida meditatione pensamus, quibus mentis et grandibus virtutum donis personam tuam nobis et apostolice sedi devotam Altissimus insignivit, quantaque agendarum rerum experiencia, fìdei constancia et vite integritate prefulgeas, inducimur non indigne, ut te paterna cantate et benevolencia complectentes, graciosis preveniamus honoribus et personam eandem apostolicis favoribus et graciis actollamus. Hinc est quod nos intendentes te, qui unus ex oratoribus dilectorum filiorum et ducis et communitatis Veneciarum ad nos destinatus existís, premissorum meritorum tuorum intentu speciali gratia prosequi et complecti, motu proprio, non ad tuam vel alterius pro te nobis super hoc oblate petitionis instanciam, sed de nostra 3 mera liberalitate personam ipsam tuam, ad perpetuam rei tuarumque virtutum et meritorum memoriam, in pontificalibus iuxta morem sedentes ensemque tibi milicie exhibentes ac solemnitates in talibus servata sólitas observantes, assistentibus in hoc nobis venerabilibus fratribus nostris Sánete Romanae Ecclesie cardinalibus, hac presenti celebritate beatorum Petri et Pauli apostolorum intra missarum solemnia, auctoritate apostolica militari cingulo decoravimus et militaribus insigniis exornamus, teque qui paulo ante in manibus nostris iidelitatis debite iuramentum in forma solita prestitisti, motu et auctoritate predictis ex nunc in militem benigne recipimus et aliorum militum numero et consorcio favorabiliter aggregamus. Intendentes quod per hoc favoris apostolica presidia plenius sorciaris, tibi nichilominus de ampliori gracia concedentes, quod omnibus et singulis privilegiis, exemptionibus, libertatibus, immunitatibus, honoribus et graciis ceteris militibus Lateranen. palacii per sedem eandem, vel aliis undecumque concessis et in antea concedendis, quibusve iidem milites gaudent seu gaudere poterunt, quoslibet in futuris uri valeas et eciam gaudere. Tu igitur, dilecte fili, ex traditis tibi dono celesti virtutibus miliciam huiusmodi ad dei laudem, nostnimque et eiusdem Sedis honorem ac tuarum virtutum preconia sempiterna, quemdadmodum sapientes et optimi milites agere solent sic exercere studeas laudabiliter et prudenter, quod merito ad impendentes tibi imposterum ampliores graciam et honorem artius invitemur.

a Folgt gestrichen: merita.

284

Quellenanhang

Nulli ergo etc. nostre decorationis, exornationis, receptionis, aggregationis et concessionis intìngere etc. Si quis [214r] autem etc. Dat. Tibure III kal. Iulii, pontificatus nostri anno quarto. Coli, per me. An. de Basii. Io. de Nursia.

2.)

Der Vizekämmerer Benedictus Guidalotti bestätigt die durch Martin V. in dessen Palastkapelle erfolgte Ritterweihe des Stefano Porcari. Kopie in ASV, Div. Cam. 11, 150r.-150v. Rom "apud Sanctos Apostolos", 30. 12. 1427 (stilus curiae romanae "1428"). Marg. (links oben): "Testimonialis super creatione militis". (rechts unten): "Gratis" {gestrichen: "Fl. XV [?]).

Universis etc., Benedictus etc., salut. etc., universitati etc. Quod sanctissimus in Christo pater et dominus noster dominus Martinus etc., die dominica, que fuit dies decima mensis Augusti proximi preteriti apud Sanctos Apostolos in capella palatii apostolici, astantibus ibidem nonnullis reverendis in Christo patribus et dominis dominis Sancte Romane Ecclesie cardinalibus atque reverendis patribus dominis archiepiscopis, episcopis et aliis prelatis diversorum dominorum, et dominorum nuntiis et ambassiatoribus, ac magna cleri et populi multitudine, necnon administrantibus et servientibus et assistentibus, cum insigniis militaribus magnifico et nobili 3 spectabilibus militibus domino Perdicassoberilo comite Montis Sodornas et domino Battista de Capodeforro cive Romano, nobilem et insignem virum dominum Stephanum de Porcariis Romanum civem, coram Sanctitatis sue presentia, ibidem [750v.] flexis genibus constitutum et militie insignia postulantem, militem armate milicie constituit et creavit, ipsumque gladio, calcaribus aureis et aliis insigniis militaribus decoravit, unde quia palam est et consonum racioni et premissa omnia et singula vera fuisse etc. tenore presentium attestamus. In quorum etc. Dat. Rome apud Sanctos Apostolos die tricesima mensis Decembris sub anno a nativitate Domini MCCCCXXVIII, indictione sexta, pontificatus etc. anno undecimo. Visis L. de Garsiis. Ia. de Gallesio.

3.)

Der päpstliche Legat für Perugia Domenico Capranica ernennt Gregorio, den Sohn des Grafen Ruggero d'Antognolla zum Ritter. Kopie in ASV, Div. Cam. 12, 32v.-33r. Perugia "in ecclesia monasterii Sancti Petri", 26. 10. 1430. Marg. (links oben): "Petrus Lunensis cognatus meus composuit".

Die XXVI Octobris reverendissimus dominus gubernator summo mane fuit Perusium et ilio mane creat filium domini Rugerii militema in ecclesia'5 monasterii Sancti Petri. a

magnifico et nobili wohl irrtümlich im MS nicht a Folgt: militem. b Folgt gestrichen: Sanct.

gestrichen.

Quellenanhang

285

Privilegium militie pro filio domini Rugerii de Antignalla. Dominicus electus et princeps Firmanus Perusii etc. c pro Sancta Romana Ecclesia et Sanctissimo in Christo patre et domino nostro domino Martino divina Providentia papa quinto, cum piene legationis officio gubernator generalis, spectabili et egregio viro Gregorio de Antignalla salutem et virtutis effectum. Cum nostre pondus gubernationis animo revolvimus, omni cura, solicitudine, ingenio ac vigilantia tenemur erga eos inclinali, qui splendore virtutum, laudatissimis moribus, nobilitate generis insigniti sunt, ut pro ipsoram meritis ad honorum fastigia promoveri dicantur, a nobis et tanquam bellorum victores triumphali dyademate coronantur. Etsi adversus homines nefarios ac perditos, et^ eorum labe damnatos procedi fas est, ut pro criminibus patratis plectantur, et eorum pena ceteris fit exemplo, non minori argumento presidium interest ad illorum vitam extollendam induci, qui rectis et honestis actionibus Semper oblectati sunt, ut hoc merito vel mali fiant meliores, vel qui bonitati operam exhibent, consequi premia non desperent; etiam ut moribus, ita ornatu ceteros antecellere videantur. Non ignorantes itaque tuorum virtutum prestantiam, magnitudinem animi, que ad expugnationem viciorum versatur, ceterasque dotes tuas, quas et testimonio fidedignorum et experientia insignes esse didicimus, fidem atque devotionem integerrimam, quam hactenus gessisti et geris erga Sanctissimum dominum nostrum ac Romanam Ecclesiam, atque rectitudinem, iustitie observantiam maximam et altitudinem animi, nobilis comitis dominis Rugerii de Antignala, de cuius rectitudine et insignibus gestorum laudibus per universum orbem fama laborat, te, prefatum Gregorium, singulis qui militie [33r. ] congruatur® qualitatibus exornatum et tanquam benemeritum, tarn' auctoritateß episcopatus nostri, quam nostre gubernationis officio quo fungimur, sponte propria, militem creamus, facimus ac deputamus, militarique laurea tenore presentium feliciter et gloriose insignimus, decoramus et aliorum militum ordini*1 specioso ac numero laudabiliter aggregamus; decernentes ex nunc harum serie, ut in posterum illis honoribus, preeminentiis, facultatibus, privilegiis, gratiis, commoditatibus, potestatibus, exemptionibus, prerogativis et ceteris dignitatibus uti possis et valeas, quibus alii milites potiuntur et gaudent, potirique consueverunt et debent; mandantes ensem per magnificum militem dominum Antonium de Urbe potestatem Perusii lateri tuo accingi, et calcaria deaurata pedibus tuis per spectabilem militem dominum Ugolinum de Perusio apponi, et quemadmodum te auro ense et calcaribus cum alafa, ut militum moris est, reddidimus decoratum et fulgentem. Sic ubilibet pro tui nominis' excellentia militarem reverentiam ac sedem cum iustitie observantia et oppressione scelerum prout in te confidimus ac speramus, et in manibus nostris debitum iuramentum prestitisti servare et manutenere moliaris. Et ut gloria atque honore te decoravimus, sic et nos ex tamen gloriosa in personam tuam promotione possimus merito commendali, tibique in dies prosequiora cum honorificencie muneribus ad nota succedant, in quorum testimonium et fidem presentes fieri iussimus et nostri sigilli maioris appensione communiri Dat. Perusii in ecclesia monasterii Sancti Petri, presentibus magnifico milite domino Antonio de Albertonibus de Urbe potestate Perusii, et spectabili milite domino Ugolino de Perusio. Ego Petrus de Nobilibus de Noxeto filius ser IohannisJ dioc. Piacentine etc. c d e f g h i j

Folgt gestrichen: cum. Im MS korrigiert aus: ac. Folgt gestrichen: dno. Interlinear eingefügt. Folgt gestrichen: nostra tarn, Folgt gestrichen: mil. Folgt gestrichen: observantia. Folgt gestrichen: de.

286 4.)

Quellenanhang Eugen IV. ernennt den Baldassare Baroncelli aus Offida zum Ritter. Kopie in ASV, Reg. Vat. 366 ["Secret."], 39v.-40r. Florenz, 31. 12. 1435. Marg.: "Fit miles" (über dem Text).

Eugenius etc. dilecto filio Baldassari de Offida militi salut. etc. Dum grandia virtutum dona, quibus personam tuam dotavit Altissimus diligenter attendimus, tueque fidei promptitudinem et sinceritatem devotionis, ex quibus nostram tibi vendicasti benivolentiam, infra mentis arcana revolvimus, et labores assiduos, periculaque immensa que pro nostris et apostolice sedis obsequiis cum sepe alias subisti, tum maxime proximis temporibus in conservatione castri nostri Sancti Angeli de Urbe diu substinuisti, paterna meditatione pensamus, decens, quin immo debitum reputamus, ut in his, que concernant tui honoris augmentum,3 eandem sedem tibi reperias gratiosam. Cum itaque predictis inducti et omnibus, per hos sollenes nativitatis domini nostri Iesu Christi dies post missarum solemnia, venerabilium fratrum nostrorum Sancte Romane Ecclesie cardinalium, [40r.] alionimque prelatorum et nobilium secularium astante multitudine, tuam personam in nostra presentia per claros militia viros militie cingulo fecerimus insigniri. Nos licet militiam ipsam non minus a te, quam te ab illa ornatum iri speremus, cupientes quocumque possumus modo tui honoris cumulum adaugere, eandem litterarum etiam apostolicarum munimine tenore presentium communimus. Dat. pridie Kal. Ianuarii.

5.)

Der Kämmerer und Kardinal von San d e m e n t e Francesco Condulmer bestätigt die durch Eugen IV. erfolgte Ritterernennung des legum doctor Andrea degli Arcolani aus Faenza (zur Ergänzung s.o. n. 2). Kopie in ASV, Div. Cam. 20, 9v. (Bologna), 6. 10. 1437. Marg. (links oben): "Testimonialis pro domino Andrea de Arcolanis".

Universis etc., Franciscus etc., salut. etc. Quia palam etc., quod Sanctissimus in Christo pater etc. spectabili militi domino Andree de Arcolanis legum doctori de Faventia civi Bononien. die dat. presentium insignia militie contulit. Et ne quisquam etc., in quorum etc. Dat. etc., die sexta Octobris MCCCCXXXVII pontificatus etc. anno septimo. Item eidem fuit concessa littera passus per eundo et redeundo cum viginti personis ad civitatem Anconitan. in forma. Visis Ia. de Racaneto. R. Paradisi.

a Im MS korrigiert aus: augumentum.

Quellenanhang 6.)

287

Eugen IV. ernennt den Arzt Francesco da Crema zum lateranensischen Pfalzgrafen, Ritter und Doktor mit dem Recht, nach der Examination selber Doktorpromotionen vorzunehmen. Kopie in ASV, Reg. Vat. 365 ["Secret."], 300v. Florenz, 1442.

Eugenius etc., dilecto filio nobili viro Francisco de Crema corniti palatino nostro, militi ac doctori salut. etc. Preclara tuarum virtùtum fama que multorum testimoniis comprobatur, necnon singularis demonstratione affectus, quem ad nos et Romanam gens Ecclesiam, merito nos inducunt, ut personam tuam condignis honoribus extollentes ea tibi favorabiliter concedamus per que nominis tui dignitas valeat augeri. Hinc est quod nos cupientes te, quem hodie militie insignibus decoravimus, sublimiori honoris titillo exaltare, te comitem palatinum palacii nostri Lateranen., necnon in artibus et medicina3 doctorem auctoritate apostolica tenore presentium facimus, constituimus et etiam deputamus. Volentes ut omnibus et singulis insignibus, privilegiis, immunitatibus, libertatibus, gratiis et indultis per sedem apostolicam aut aliis huiusmodi comitibus palatinis ac doctoribus hactenus quocumque concessis et imposterum concedendis, quibus ceteri palatini comites et doctores quolibet gaudent et utuntur, tu quoque, quacumque exceptione remota gaudeas et libere utaris ac etiam potearis, necnon in artibus liberalibus et medicina eis qui suos cursus in studiis generalibus fecerint et examinati secundum morem ipsorum studiorum fuerint, dandi et concedendi doctoratus seu magistratus debita et consueta insignia, plenam et liberam concedimus harum serie facultatem. In contrarium editis non obstantibus quibuscumque. Nulli ergo etc. nostre factionis, constitutionis, deputationis, voluntatis et concessionis etc. Et si quis etc. Datum Florentie anno incarnationis MCCCCXLII, anno duodecimo.'5 Registrata gratis de mandato domini nostri pape. Poggius. Camerarius.

7.)

Eugen IV. ernennt Giovanni Torcello aus Konstantinopel zum Ritter (miles apostolicus), und bestimmt, daß er entweder selbst oder durch einen speziell hierzu delegierten Vertreter den Treueid in die Hände des Kardinals von San d e m e n t e und Legaten Francesco Condulmer leistet. Kopie in ASV, Reg. Vat. 361 ["Secret."], 204r.-204v. Siena, 9. 7. 1443. Marg. (links oben): "B. Roverella". Edition: Georgius Hofmann S.I.: Epistolae Pontificae ad concilium Florentinum spectantes, pars II, Roma 1944 (Concilium Florentinum. Documenta et scriptores, ser. A), S. 85f. (n. 268).

Eugenius episcopus servus servorum Dei dilecto filio nobili viro Iohanni Torcello civi Constantinopolitano militi apostolico salut. et apostolicam benedictionem. Fidelitas tua et devocio quam ergo nos et Romanam Ecclesiam, dum tractaretur gloriosissima Orientalis et Occidentalis ecclesiarum unio, habere et gerere ostendisti, prout postea post factam a Folgt gestrichen: ma. b Das Folgende in der Handschrift Poggio Bracciolinis.

288

Quellenanhang

ipsam unionem continuo ostendere non cessas, promeretur, ut te specialibus graciis et favoribus prosequamur. Volentes itaque te premissorum intuitu favore prosequi [204v.] gracie specialis, ut eo ardenciori devocione et fidelitate erga nos et ipsam ecclesiam animeris, quo te maioris honoris prerogativa elatum esse cognoveris, te militem apostolicum auctoritate apostolica tenore presencium facimus et creamus et sic deinceps perpetuo ab omnibus censeri pariter et nominari volumus ac gaudere posse et debere omnibus et singulis emolumentis et commodis, honoribus, immunitatibus, privileges et exemptionibus, que militibus apostolicis a sede apostolica concedi consueverunt. Volumus autem, quod tu sive tuus procurator ad hoc specialiter constitutus nomine tuo in manibus dilecti filii nostri Francisci tituli Sancti Clementis presbyteri cardinalis Sancteque Romane Ecclesie vicecancellarii ac diete sedis legati debitum fidelitatis prestare debeas in forma solita iuramentum. Nulli ergo omnino hominum liceat hanc paginam nostre factionis, creacionis et voluntatis infringere vel ei ausu temerario contraire. Si quis autem hoc attemptare presumpserit, indignacionem omnipotentis dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius se noverit incursurum. Dat. Senis, anno incamacionis dominice millesimo quadringentesimo quadragesimo tercio, septimo idus Iulii, pontificatus nostri anno terciodecimo. Gratis de mandato domini nostri pape. Io. de Steccatis.

8.)

Eugen IV. ernennt den utriusque iuris doctor Pietro Tebaldeschi aus Norcia zum Ritter. Kopie in ASV, Reg. Vat. 361 ["Secret."], 223v.-224r. Siena, 6. 8. 1443. Marg. (links oben): "B. Roverella".

Eugenius episcopus servus servorum Dei dilecto filio nobili viro Petro de Tebaldeschis de Nursia utriusque iuris doctori, militi Spoletane dioc. salut. et apostolicam benedictionem. Dum tue devotionis integritatem ac egregias virtutes et merita, quibus personam tuam insignitam esse cognovimus, neenon probatam in arduis nostris et Romane Ecclesie negoeiis fidelitatis tue sinceritatem, diligenter consideramus, decens et equum esse reputamus, ut te specialibus favoribus et gratiis prosequamur. Ut itaque eo ardentius erga nos et dictam Ecclesiam inflameris, quo fueris ab apostolica sede maioris prerogativa munitus, te hodie in loco palatii nostri in quo frequenter audientiam dare consuevimus, militem creantes et ordinantes, tibi nobis presentibus et auetoritatem nostram interponentibus insignia militibus imponi et dari consueta a personis ad id ydoneis et militari dignitate preditis, ad hoc specialiter ascitis, tradi et exhiberi feeimus, volentes quod tu perpetuis futuris temporibus ab omnibus miles censitus pariter et nomineris, tibique harum serie concedentes, ut omnibus et singulis prerogativis, privilegiis, honoribus, immunitatibus et gratiis gaudere et uti possis, quibus ceteri milites quavis auctoritate creati gaudere et uti consueverunt. Intendentes etiam, ut huiusmodi militarem dignitatem ad laudem divini nominisa ac nostram et eiusdem Ecclesie honorem et statum, neenon viduarum et pupillorum, aliarumque pauperum personarum, et denique honestatis et iustitie defensionem exercitii [224 r.] tenearis. Nulli ergo omnino hominum liceat hanc paginam nostre creationis, ordinationis, concessionis et intentionis infringere vel ei ausu temerario contraire. a Interlinear eingefügt.

Quellenanhang

289

Si quis autem hoc attemptare presumpserit, indignationem omnipotentìs dei et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius se noverit incursurum. Datum Senis anno incarnationis domini MCCCCXLIII, octavo id. Augusti, pontificatus anno terciodecimo. Gratis de mandato domini nostri pape. Io. de Steccatis.

9.)

Eugen IV. schreibt an den Erzbischof von Rhodos Andreas Chrysobergos, damit dieser den Antonius Beluee von Rhodos in seiner Gegenwart von zwei oder drei Rittern zum Ritter kreieren läßt. Kopie in ASV, Reg. Vat. 376 ["De curia"], 5v. Rom "apud Sanctum Petrum", 23. 1. 1444. Marg. (links oben): "Blondus". (rechts oben): "De curia". Edition: Hofmann, a.a.O., S. 92 (n. 273).

Eugenius etc., venerabili fratri Andree archiepiscopo Colossen. salut. etc. Dum virtutum dona, quibus personam dilecti filii nobilis viri Antonii Beluee Rhodiensis ab Altissimo donatam esse fidedigna relacione percepimus, nobilitatem quoque generis et fidem devotionemque, quibus Sanctam Romanam Ecclesiam catholice3 colit, attendimus, dum operationes suas in querenda conservandaque fidei catholice in partibus Orientis unione adhibitas'5 consideramus, decens, quin immo debitumc reputamus, ut in iis, que concemunt sui honoris augumentum, sedem apostolicam sibi reperiat gratiosam. His itaque rationibus inducti, ut tua fraternitas eundem Antonium in tua presentía constitutum a duobus vel tribus militie insignibus decoratis quarumcumque partium viris militaribus ornamentibus insigniri faciat et sibi auctoritate apostolica concedat, quod eadem insignia imposterum deferre et se pro milite auctoritate apostolica creato gerere possit, cum honoribus, emolumentis et oneribus consuetis et quibus ceteri milites uri et gaudere consueverunt, concedimus et volumus per presentes. Datum Rome apud Sanctum Petrum, anno etc. MCCCCXLIII.o, decimo kal. Februarii, pontificatus nostri anno XIII.o. A. de Recaneto.

10.) Nikolaus V. ernennt den Lodovico Caccialupi aus Bologna zum Ritter (miles apostolicus) und bestimmt, daß er selbst oder sein dazu bestimmter Vertreter in die Hände des Papstes den Treueid leisten muß. Kopie in ASV, Reg. Vat. 432 ["Officiorum"], 127r. Rom "apud Sanctum Petrum", 2. 6. 1447. Marg. (links oben): "P. de Noxeto". (rechts unten): "Gratis de mandato domini nostri pape". a b c

chatolice. hadibitas. debitam.

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Quellenanhang

Nicolaus etc., dilecto filio nobili viro Ludovico de Cazalupis de Bononia militi apostolico salut. etc. Dum intra nostri pectoris archana revolvimus et pro veriori meditatione pensamus, quibus meritis et grandium virtutum donis personam tuam nobis et apostolice sedi devotam illarum largitor Dominus insignivit, quantaque fidei constancia et vite integritate prefulgeas, inducimur non indigne, ut te paterna caritate et benivolencia complectentes, gratiosis prosequamur honoribus et personam eandem apostolicis favoribus et gratiis actollamus. Hinc est quod nos volentes te premissorum meritorum tuorum intuitu favore prosequi gracie specialis ad perpetuam tui tuarumque virtutum et meritorum memoriam, te militem apostolicum auctoritate apostolica tenore presentium facimus, creamus et constituimus ac numero aliorum militum auctoritate prefata specialiter aggregamus; et sic deinceps perpetuo te ab omnibus censeri pariter et nominari volumus, gaudereque posse ac debere omnibus et singulis honoribus, immunitatibus, privileges, exemptionibus, quibus ceteri milites hactenus uti et gaudere quomodolibet potuerunt et debuerunt, seu possunt et debent de consuetudine vel de iure. Volumus autem quod tu sive procurator tuus ad hoc specialiter constitutus tuo nomine in manibus nostris fidelitatis prestare debeas in forma solita iuramentum, teque semper Sancte Romane Ecclesie ac nostrum filium obedientem et devotum esse pronuncias. Nulli ergo etc. nostre factionis, creationis, constitutionis, aggregations et voluntatis intìngere etc. Si quis etc. Dat. Rome apud Sanctum Petrum, anno etc. millesimo quadringentesimo quadragesimo septimo, quarto non. Iunii, pontificatus nostri anno primo. A. de Magio.

11.)

Nikolaus V. ernennt den Georgius Amirutzes aus Trapezunt zum Ritter (miles apostoliciis) und Pfalzgrafen und bestimmt, daß er selbst oder sein hierzu bestimmter Vertreter den Treueid in Trapezunt einem Welt- oder Ordenspriester ableisten soll. Kopie in ASV, Reg. Vat. 432 ["Officiorum"], 87r.-87v. Rom "apud Sanctum Petrum", 3. 8. 1447. Marg. (links oben): "Poggius".

Nicolaus etc., dilecto filio nobili viro Georgio Admirucio militi apostolico et corniti Lateran, salut. etc. Dum intra nostri pectoris archana revolvimus et pro veriori meditacione pensamus, quibus meritis et grandium virtutum donis personam tuam nobis et apostolice sede devotam illarum largitor Dominus insignivit, quantaque fidei constancia et vite integritate prefulgeas, inducimur non indigne, ut te, paterna caritate et benivolencia [S7v.] complectentes, graciosis provideamus honoribus et personam eandem apostolicis favoribus et graciis attollamus. Hinc est quod nos volentes premissorum meritorum tuorum intuitu te favore prosequi gracie specialis ad perpetuam tui tuarumque virtutum et meritorum memoriam, te militem apostolicum et comitem palatinum palacii nostri Lateranen. auctoritate apostolica tenore presencium facimus, creamus et constituimus, de numero militum et comitum auctoritate prefata specialiter aggregamus; et sic deinceps perpetuo te ab omnibus censeri pariter ac nominari volumus gaudereque posse ac debere omnibus et singulis honoribus, immunitatibus, privilegiis et exemptionibus quibus milites ac comites palatini Lateranen. hactenus uti et gaudere quomodolibet potuerunt et debuerunt, seu possunt et debent de consuetudine vel de iure.

Quellenanhang,

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Volumus autem quod tu sive tuus procurator ad hoc specialiter constitutus tuo nomine in manibus alicuius catholici presbiteri secularis vel regularis qui illic in Trapesundis sit vel alibi circumstans a debitum fidelitatis prestare debeas in forma solita iuramentum, teque semper Sancte Romane Ecclesie ac nostrum filium obedientem et devotum esse promectas. Nulli ergo etc. nostre creacionis, constitutionis, aggregacionis et voluntatis infringere vel ausu ei temerario contraire. Si quis autem etc. Dat. Rome apud Sanctum Petrum, anno incarnationis dominice millesimo quadringentesimo quadragesimo septimo, tercio nonas Augusti, pontificatus nostri anno primo. Coll. S. Cousin. De curia. L. de Cosciaris.

12.) Nikolaus V. stellt Galeazzo Marescotto de' Calvi aus Bologna einen Geleitbrief aus und bestätigt dessen Ritterweihe. Kopie in ASV, Reg. Vat. 385 ["Secret."], 273v.-274r. Rom "apud Sanctum Petrum", 4. 4. 1448 Marg. (links oben): "P. de Noxeto. Militia et passus pro G. Marescotto etc." (rechts unten): "Gratis de mandato domini nostri pape". Edition: Lodovico Frati: Galeazzo Marescotti de' Calvi nella vita pubblica e privata, in: Atti e memorie della R. Deputazione Patria per le province di Romagna, ser. III, 21, 1903, S. 133-241, S. 234f. Nicolaus etc., dilecto filio Galeazio Marescotto de Calvis militi dioc. Bonon. salut. etc. Cum itaque nos hodie te in nostra presentía tune personaliter constitutum ob plurima tuarum a virtutum merita, quibus personam tuam novimus insignitam, militem auctoritate apostolica fecerimus et etiam creaverimus, necnon laicali militie [274 r.] ascribendum duxerimus, tibique insignia militaría per alios laicos milites gestari consueta etiam impenderimus. Nos ad ea, que ad tui commodum et honorem cedere noscuntur favorabiliter intendentes volumus, et dieta tibi auctoritate concedimus, quod tu de cetera omnibus et singulis privilegiis, preeminentiis, prerogativis, exemptionibus, honoribus,b indultis et gratiis, quibus alii laici milites tam ex apostolicis quam imperialibus concessionibus et alias quomodolibet funguntur, potiuntur et gaudent, seu fungi, uti et gaudere possunt, perpetuo uti et fungi valeas pariter et gaudere. Et nichilominus universos et singulos reges, principes, duces, comités, barones et temporales dominos, necnon civitatum communitates ac terrarum, castrorum, villarum et locorum universitates ubicumque consistentes, et alios etiam quacumque ecclesiastica seu mundana dignitate fulgentes, ad quos presentes nostre lictere pervenerint, hortamur et rogamus attente, subditis vero nostris iniungimus expresse, quatenus te cum vigintiquinque sotiis seu familiaribus, equitibus sive peditìbus, necnon cum tuis ac cuiuslibet ipsorum mobilibus, rebus et bonis quicumque, quotiensque et qualiacumque fuerint, cum ad civitates, térras, castra, villas et loca eorum pro tempore perveneris, ob nostrani et sedis apostolice reverentiam benigne recipiant et pertractent, necnon absque solutione aliaque datii, pedagii, navigii vel gabelle aut alterius cuiusvis oneris seu exactionis per illa et eorum singula transiré et redire ac in eis stare, morari et pernoctari

a Folgt gestrichen: debite, a Folgt: tuarum. b honoris.

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Quellenanhang

promictant, ita quod per tuam relationem gratuitam ad dignas gratiarum actiones eis referendas merito incitemur, ac ipsi propterea favores apostolicos sibi sentiant promptiores. Nulli etc. nostre voluntatis, concessionis, hortationis, rogationis et inventionis etc. Si quis etc. Dat. Rome apud Sanctum Petrum, anno etc. millesimo quadringentesimo quadragesimo octavo, pridie non. Aprilis, pontificatus nostri anno secundo. A. de Magio. 13.) Nikolaus V. ernennt den Ugone degli Ugoni aus Florenz zum Ritter (miles apostolicus) und bestätigt seine durch den Kardinalbischof von San Lorenzo in Lucina Johannes Iuvenis vorgenommene Ritterweihe. Kopie in ASV, Reg. Vat. 387 ["Secret."], 86r.-86v. Rom "apud Sanctum Petrum", 22. 6. 1448. Marg. (links oben): "Pulcra/ Pe. de Noxeto/ littera militie". (rechts unten): "Gratis de mandato domini nostri". Nicolaus etc., dilecto filio nobili viro Hugoni de Hugonibus militi fiorentino, familiari nostro salut. etc. Decet virum suis meritis et virtutum lumine decoratum alta sumere preconia laudum, narrisi probitatibus hominum prisca triumphos et fasces submovisset antiquitas clara, Romanorum et orbis principimi illustria nomina non vigerent; spe quidem maxima honoris et glorie corda alliciuntur et in virtutem magno studio et laboris fatigatione defervent, ideoque eorum debemus effundere laudes, quos preclara3 facinora ac vigilie in virum induxerant probatissimum, ut eorum coronationis exemplo alii ad virtuosa conamina cupiditate glorie animentur. Cum itaque tu ab adolescentia multis probitatis et virtutum meritis incubueris, atque ut tam fidedignorum testimonio quam experientia novimus non pauca pro Romane Ecclesie statu Romanorumque pontificum predecessorum nostrorum ac nostro egeris, ut aliquando te ac tua bona omnia pro eiusdem ecclesie statu ponere non formidasti, ac ex eo plurima damna iacturas, captivitatem et vincula sustulisti. Volentes tibi premium iam parti laboris exhibere, [Sóv. ] te ea infirmitate detento, quod fas non fuerit absque tuo gravi incommodo, ad nostram te conferre presentiam commiserimus nostre vive vocis oraculo dilecto filio nostro Io. tituli Sancti Laurentii in Lucina presbitero cardinali, quod nostro et sedis apostolice nomine tibi militaria conferri faceret insignia, quique, ut retulit, tibi in domibus sue residentie apud ecclesiam eiusdem Sancti in plurima nobilium virorum turba constituto, receptoque a te in manibus suis nomine nostro fidelitatis debite in forma solita iuramento, presenti et acceptanti humiliter, ut digno et benemerito et hac promotioni dignissimo, lateri ensem cingi pedibusque tuis aurea calcaria alligali ac pacis osculo signato et benedicto, militaria insignia prebuerit, te militem apostolicum auctoritate apostolica tenore presentium facimus, creamus, constituimus ac numero aliorum militum eadem auctoritate aggregamus, et sic deinceps perpetuo ab omnibus censeri parìter et nominali volumus, gaudereque posse et debere omnibus et singulis honoribus, immunitatibus, privilegiis et exemptionibus, quibus ceteri milites apostolica auctoritate creati hactenus uti et gaudere quomodolibet potuerunt et debuerunt, seu possunt et debent de consuetudine vel de iure. Nulli etc. nostre factionis, creationis, constitutionis, aggregationis et voluntatis etc. Dat. Rome apud Sanctum Petrum, anno etc. millesimo quadringentesimo quadragesimooctavo, decimo kal. Iulii, pontificatus nostri anno 2°. A. de Magio. a Im MS korrigiert aus: precalara.

Quellenanhang

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14.) Nikolaus V. ernennt den Francesco Perotti aus Sassoferrato zum Ritter (miles apostolicus) und ihn und seine legitimen Nachkommen bis ins dritte Glied zu Pfalzgrafen; den Treueid soll er in die Hände des Kämmeres und Kardinalpriesters von San Lorenzo in Damaso, Ludovico Trevisan, leisten. Kopie in ASV, Reg. Vat. 433 ["Officiorum"], 4r. Rom "apud Sanctum Petrum", 16. 4. 1449. Marg. (links oben): "Io. Aurispa". (rechts unten): "Gratis de mandato domini nostri pape." Nicolaus etc., dilecto filio nobili viro Francisco Perotto de Saxoferrato militi apostolico et Lateranen. palacii corniti salut. etc. Familie tue nobilitas, et probata in nostris et Romane ecclesie negociis tue ac maiorum tuorum fidelitatis integritas, aliaque virtutum dona, quibus prefulges merito, nos inducunt, ut te ac per te descendentes posterosque tuos specialibus graciis ac favoribus prosequamur. Volentes itaque te, qui preter opera devotionis et fidelitatis que erga nos et Romanam Ecclesiam exhibuisti, maiora etiam in dies exhibere dispositus videris favore prosequi gratie specialis, ut eo ardentiori devotione et fidelitate erga nos et ipsam Ecclesiam animeris quo te maioris honoris prerogativa elatum esse cognoveris, te militem apostolicum presentium tenore facimus et creamus, et tam te, quam filios tuos masculos dumtaxat ex tuo et illorum corporibus legitime natos ac nascituros usque ad terciam generationem comites Lateranen. palacii auctoritate apostolica constituimus; et sic deinceps perpetuo ab omnibus censeri pariter et nominali volumus, ac te omnibus et singulis emolumentis, commodis, honoribus, immunitatibus, privilegiis et exemptionibus, quibus apostolici milites utuntur et gaudent uti et gaudere posse auctoritate apostolica decrevimus, et tam te, quam filios tuos usque in tertiam generationem singulas prerogativas et honores, qui Lateranen. palacii comitibus a sede apostolica concedi consueverunt, per presentes concedimus. Volumus autem, quod tu sive procurator tuus ad hec specialiter constitutus tam tuo, quama natorum tuorum huiusmodi nominibus in manibus dilecti filii Ludovici tituli Sancii Laurencii in Damaso presbiteri cardinalis, camerarii nostri, seu eius locumtenentis debitum fidelitatis prestare debeas in forma solita iuramentum. Nulli ergo etc. nostre factionis, creationis, constitutions, concessionis et voluntatis infringere etc. Si quis etc. Dat. Rome apud Sanctum Petrum, anno etc. millesimo quadringentesimo quadragesimonono, sextodecimo kal. Maii, pontificatus nostri anno tercio. Coll. S. Cousin. B. de Callio.

15.)

In zwei litterae (hier: nur die zweite) teilt Nikolaus V. dem Kardinaldiakon von Santa Maria Nuova, Pietro Barbo, mit, daß er den Niccolò Morosini aus Venedig erst unter die Regel des Johanniterordens empfangen und sodann zum Ritter (miles apostolicus) erheben soll. Kopie in ASV, Reg. Vat. 409 ["De curia"], 255r.-255v. Spoleto, 26. 5. 1449. Marg. (links oben): "P. de Noxeto".

a Folgt gestrichen: natos.

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Quellenanhang

Nicolaus etc., dilecto filio Petro Sánete Marie Nove diacono cardinali salut. etc. Dum ad illam fidei constanciam, sincere quoque devotionis affectum, quibus dilectus filius nobilis vir Nicolaus Mauroceno, laicus de Venetiis Castellan, dioc. erga nos et Romanam Ecclesiam splendere dinoscitur, aciem dirigimus nostre mentis, dignum et honestum arbitramur, ut ipsum specialibus favoribus et honoribus prosequamur. Hinc est quod nos personam dicti Nicolai grato affectu prosequi intendentes, ac ipsum pro virtutis dignioris nominis titulo decorare volentes, circumspectione tue per apostolica scripta mandamus, quatenus eidem Nicolao insignia militada ut morís est conferas et assignes, eumque in nostrum et apostolice sedis militem recipias et aliorum militum consortio aggreges et ut ipse omnibus et singulis privilegiis, graciis, libertatibus, immunitatibus ac honoribus consuetis, [255v.] quibus ceteri milites apostolici gaudent, uri et gaudere libere et licite possit et valeat apostolica auctoritate decernas. Volumus autem quod antequam dicto Nicolao honoris et dignitatis huiusmodi insignia conferas, ut prefatus in manibus tuis solitum prestet fidelitatis debite iuramentum. Dat. ut supra.

16.) Nikolaus V. ernennt den Giovanni Sbarra aus Lucca zum Ritter, und bestätigt seine durch den Legaten der Mark Ancona und Kardinalpriester von Santa Susanna, Filippo Calandrini, vorgenommene Ritterweihe. Kopie in ASV, Reg. Vat. 394 ["Secret."], 216r. Fabriano, 11. 9. 1450. Marg. (links oben): "P. de Noxeto". (rechts oben): "Littere milicie armate concesse Iohanni Francisci Lucan." (rechts unten): "Gratis de mandato domini nostri pape." Nicolaus etc. dilecto filio nobili viro Iohanni quondam Francisci Sbarra militi Lucan. salut. etc. Dum generis nobilitatem fideique constanciam ac egregias virtutes et merita, quibus personam tuam insignitam esse cognovimus ac in nostris et Romane Ecclesie negotiis comprobatam, tueque devotionis sinceritatem consideramus, decens et equum esse reputamus, ut te specialibus favoribus et gratiis prosequamur. Ut itaque eo ardendoli devotione atque fidelitate erga nos et dictam Ecclesiam inflamineris, quo fueris a sede apostolica maiori atque ampliori honoris prerogativa munitus, te hodie per dilectum filium nostrum Philippum tituli Sancte Susanne presbiterum cardinalem in Marchia nostra Anconitan. apostolice sedis legatum, cuius circumspectioni vices nostras in hac parte commisimus, auctoritatem apostolicam interponentes, militem armate milicie creari et ordinari, tibique insignia militibus imponi et dari consueta a personis ad id ydoneis et militari dignitate preditis eadem auctoritate tradi et assignari fecimus. Volumus itaque ut ab omnibus perpetuis fìituris temporibus miles esse censearis pariter atque nomineris, ac omnibus et singulis privilegiis, prerogativis, honoribus, immunitatibus et gratiis gaudere et uti possis, quibus alii milites quavis auctoritate creati gaudent et uti consùeverunt, intendentes ut huiusmodi militarem dignitatem ad laudem divini nominis et nostrum ac prefate Ecclesie honorem et statum ac viduarum et pupillorum et aliarum pauperum personarum, et denique honestatis atque iusticie defensionem exercere tenearis. Nulli ergo etc. Si quis etc. Dat. Fabriani Camerinen. dioc., anno etc. millesimo quadringentesimo quinquagesimo, tercio id. Septembris, anno quarto. D. de Luca.

Quellenanhang

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17.) Nikolaus V. ernennt den Lodovico Bentivoglio aus Bologna zum Ritter und Pfalzgrafen, und bestätigt ihm das Lehen und die zu dem Ort Malalbergo in der Nähe Bolognas zugehörigen Rechte als nobile feudum. Kopie in ASV, Reg. Vat. 434 ["Officiorum"], 99v.-100r. Rom "apud Sanctum Petrum", 20. 2. 1455. Marg. (links oben): "P. de Noxeto". (rechts unten): "Gratis de mandato domini nostri pape." Edition: I. A. (J. U.) Bergamorius: Ludovici Bentivoli virtutis et nobilitatis insignia, Bologna 1690 (s.o. Anm. III, 215). Nicolaus etc., dilecto filio nobili viro Ludovico de Bentivoliis militi Bononien. et corniti sacri Lateranen. palatii salut. etc. Ecclesia Romana, cuius principatum super omnia dominia extulit divina maiestas aqua veluti a primitivo fonte, honoris et dignitatum scaturiunt et derivantur beneficia, tamquam regina in vestita deaurato circumdata varietate devotos et fideles filios, quos devotionis et fidei illibata sinceritas ac singularia virtutum merita amplioribus efficiunt honoris et fame preconiis, preclaris interdum decorat dignitatum titulis, et prout personaran» qualitas exigit, favoribus complectitur benevolentie specialis. Hinc est quod nos ad precipua virtutum tuarum merita, quibus in conspectu sedis apostolice, tarn commendatione fame laudabilis quam experientia rerum clarere dinosceris, debita meditatione pensantes, ac personam tuam condigni favoris gratia ac spectabilis honoris et excellentie dignitate sublimare volentes, te militem, necnon te tuosque omnes filios et per lineam masculinam descendentes masculos ex legitimo matrimonio procreatos et procreandos imposterum, nostri sacri Lateranen. palatii ac aule et concistorii nostri comités facimus et constituimus, milicieque et comitatus cingulo et honore effecimus pariter et insignimus, decernentes auctoritate apostolica ac eciam statuentes, quod tu milicie predicte tuique filii et descendentes huiusmodi omnibus et singulis privilegiis, iuribus, immunitatibus, honoribus, dignitatibus et libertatibus potiri et gaudere possitis et debeatis, quibus ceteri milites et palacii aule et concistorii predictorum comités quomodolibet potiuntur et gaudent de consuetudine vel de iure. [lOOr ] Volumus insuper et eadem auctoritate tibi concedimus, ut ius passagii sive guidagii et seu fundinavis loci de 'Malalbergo', cum rostaria vianim dicto passu adiacentium in nostro Bononiensi districtu consistentique, quod tarn tu, quam tui progenitores per annos quinquaginta vel circa pacifice possedisti, tibi ac filiis et descendentibus tuis in perpetuum cum omnibus iuribus, iurisdictionibus, emolumentis, honoribus et oneribus consuetis salium illibatumque maneat, quin ymmo illud tarn tibi, quam filiis et descendentibus tuis predictis, in perpetuum ut nobile feudum eadem auctoritate de novo concedimus et te de ilio solemniter investimus. Non obstantibus constitutionibus et ordinationibus apostolicis, legibus imperialibus, statutis et consuetudinibus civitatis predicte, gratiis, privilegiis et indultis per nos aut sedem predictam quibuscumque in genere vel in specie sub quacumque verborum forma forsan concessis, vel imposterum concedendis ceterisque contrariis quibuscumque. Nulli ergo etc. nostre prolationis, insignitionis, constitutionis, statuti, voluntatis, concessionis et investitionis infringere etc. Si quis etc. Dat. Rome apud Sanctum Petrum, anno etc. millesimo quadringentesimo quinquagesimoquarto, decimo kal. Martii, pontificatus nostri anno octavo. S. de Monte.

296

Quellenanhang

18.)

Calixt III. ernennt den Doktor der Rechte Antonio Fardini aus Ancona zum Ritter, Pfalzgrafen und päpstlichen Famiiiaren. Kopie in ASV, Reg. Vat. 466 ["Officiorum"], 17r.-18r. Rom "apud Sanctum Petrum", 9. 11. 1455. Marg. (links oben): "M. Ferrarii".

Calistus etc., dilecto filio Antonio de Fardinis legum doctori, civi Anconitano, militi et sacri palatii Lateranen. corniti, necnon familiari nostro salut. etc. Ecclesia Romana, cuius principatum super omnia dominia extulit divina maiestas aqua velutia a primitivo fonte, honoris et dignitatum beneficia proveniunt, tamquam regina in vestitu deaurato circumdata varietate devotos et fideles filios, quos devotionis et fidei illibata sinceritas et singularum intuitum merita, divinique ac humani iuris scientia, honoris et fame amplioribus honorat preconiis, et preclaris'3 dignitatum titulisc decorat, et prout personarum qualitas exigit, specialis benevolentie favoribus complectitur. Hinc est quod nos ad precipua [77v.] virtutum^ tuarum merita, quibus in conspectu sedis apostolice tarn comendatione fame laudabilis, quam experientia rerum clarere dinosceris, debita meditatione pensantes, ac personam tuam condigni favoris gratia ac specialis honoris et excellence dignitate sublimare volentes, te militem, necnon sacri nostri Lateranen. palatii ac aule et consistorii nostri comitem et familiarem, continuumque commensalem nostrum facimus et constituimus, militieque et comitatus cingulo et honore effecimus pariter, et insignimus, decernentes auctoritate apostolica ac etiam statuentes, quod tu, qui de his omnibus in nostris manibus debitum fidelitatis iuramentum prestitisti, teque nostrum et Sancte Romane Ecclesie fidelem obedientem esse promisisti, militie, comitatus et familiaritatis predictorum omnibus et singulis privilegiis, iuribus, immunitatibus, honoribus, dignitatibus et libertatibus potili et gaudere possis et debeas, quibus ceteri milites ac palatii aule consistorii predictorum comites et familiares nostri continui commensales quomodolibet potiuntur et gaudent de consuetudine vel de iure, dantes et concedentes tibi auctoritate apostolica plenam potestatem aurum portandi et gemmas ac iocalia pro libito voluntatis tue, necnon bastardos, spurios et alios quoscumque ex dampnato coitu procreatos ad honores, dignitates successionesque parentum suorum, ac reliquos actus legitimos absque tarnen cognatorum vel agnatorum venientium ab intestato proiuditio legitimandi, creandi quoque notarios publicos et tabelliones ac iudices ordinarios ubicumque locorum preterquam in Romana curia, et de notariatus et iudicatus officio per e pennam et calamarium instituendi ut est moris eos qui ad hoc ydonei sunt, et fide ac litteratura sufficientes et experti, quique in manibus tuis fidelitatis debite in forma consueta iuramentum prestent, omniaque alia et singula faciendi, disponendi, exercendi et ordinandi, que alii milites et comites eiusdem palatii, ac familiares nostri continui commensales de iure vel consuetudine, seu ex specialibus diete sedis privilegiis facere, disponere et ordinare possunt. Nulli ergo etc. nostre creationis, constitutions, statuti, concessionis [18r.] et voluntatis infnngere etc. Si quis autem etc. Datum Rome apud Sanctum Petrum, anno etc. MCCCCLV.o, quinto idus Novembris, pontificatus nostri anno primo. Io. de Vulterris A. de Urbino a veliti. b preclarus. c titulus. d Folgt gestrichen: dona. e Folgt gestrichen: partem.

Quellenanhang, 19.)

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Calixt bestätigt dem Doktor beider Rechte Pierfilippo Martorelli aus Spoletoo seine durch Kaiser Friedrich III. vollzogene Erhebung zum Ritter und Pfalzgrafen und erhebt darüber hinaus auch dessen Vater Ambrogio zum Pfalzgrafen mit allen Rechten des Adels. Kopie in ASV, Reg Vat. 466 ["Officiorum"], 32v.-33v. (die erste, fast identische Ausstellung dieses Textes, in: Reg. Vat. 465 ["Officiorum"], 308r., datiert vom 25. 11. 1457, jedoch auffallenderweise noch ohne die Erwähnung des Vaters). Rom "apud Sanctum Petrum", 14. 3. 1458. Marg. (links oben): "M. Ferrarii". (rechts unten): "Gratis de mandato domini nostri pape".

Calistus etc., dilecto filio nobili viro Petro Philippo de Martorellis de Spoleto utriusque iuris doctori, militi et sacri palacii Lateranen. corniti ac in provincia nostra patrimonii locumtenenti salut. etc. Ecclesia Romana cuius principatum super omnia dominia extulit divina maiestas aqua veluti 3 a primitivo fonte honoris et dignitatum beneficia proveniunt, tamquam regina in vestitu deaurato circumdata varietate devotos et fideles filios, quos devotionis et fidei illibata sinceritas, ac singularum virtutum merita et divini ac humani iuris scientia, honoris et fame amplioribus honorat preconiis, et preclaris dignitatum'5 titulis decorat, et prout personarum qualitas exigit, specialis benevolentie [33r.] favoribus complectitur. Hinc est quod nos ad precipua virtutum tuarum merita, quibus in conspectu sedis apostolice tam conunendatione fame laudabilis, quam experientia rerum clarere dinosceris, debita meditatione pensantes, ac personam tuam condigni favoris gratia et specialis honoris et excellentie dignitate sublimare volentes, te, qui etiam a carissimo in Christo filio nostro Frederico Romano imperatore semper augusto miles et comes palatinus, cum potestate legitimandi ad successsiones et omnes dignitates quascumque personas ex damnato coitu procreatas, et creandi notarios publicos, tabelliones seu iudices ordinarios creatus extitisti, militem, necnon sacri Lateranen. palatii ac aule et consistorii nostri comitem faciamus, creamus et constituimus, militie et comitatus cingulo, ac honore effecimus pariterque et insignimus, decernentes auctoritate apostolica ac etiam statuentes, quod tu militie predicte et comitatus palatini omnibus et singulis privilegiis, oneribus, immunitatibus, honoribus, dignitatibus et libertatibus potiri et gaudere possis et debeas, quibus ceteri milites ac palatii aule et concistorii predictorum comites quomodolibet potiuntur et gaudent de consuetudine vel de iure, dantes et concedentes tibi auctoritate apostolica plenam auctoritatem aurum gestandi et gemmas ac legitimandi et natalibus restituendi bastardos, spurios et alias quascumque personas ex dampnato c et illegitimo coitu procreatas ad honores, successiones et quaslibet dignitates, ac reliquos actus legitimos absque alicuius preiuditio, creandi quoque notarios publicos et tabelliones ac iudices ordinarios ubicumque locorum preterquam in Romana curia, et de notariatus ac iudicatus offitio per pennam et calamarium investendi, ut est moris, eis, qui ad hoc ydonei sunt et*1 fidi ac litterature sufiicientes et experti, quique in manibus tuis fidelitatis debite in forma consueta iuramentum prestent, ac omnia alia faciendi et ordinandi, que alii palatii aule et concistorii predictorum e comites de iure vel consuetudine, seu specialibus diete sedis privilegiis facere, disponere et ordinare possunt. a b c d e

Folgt gestrichen: a principio. Folgt gestrichen: dignitatibus beneficia proveniunt tamquam r. Folgt gestrichen: coitu. Folgt gestrichen: fidei. Folgt gestrichen: comes.

298

Quellenanhang

Qua comitatus palatini dignitate et nobilitate etiam [33v.] dilectum filium Ambrosium de Martorellis genitorem tuum similiter decoramus, et sibi eandem concedimus facultatem et quod omnibus et singulis privileges, immunitatibus, honoribus, dignitatibus ac libertatibus gaudeat, quibus comites palatini ac etiam nobiles potiuntur de consuetudine vel de iure. Volumus autem, quod tu in manibus dilecti filii Iacobi Oliverii thesaurarii provincie nostre patrimonii debitum fidelitatis prestare debeas in forma consueta iuramentum, teque semper Sancte Romane Ecclesie ac nostrum et successorum nostrorum Romanum pontificum filium obedientem et devotum esse promittas, et simile iuramentum in manibus tuis predictum Ambrosium genitorem tuum prestari debere. Non obstantibus constitutionibus et ordinationibus apostolicis ceterisque contrariis quibuscumque. Nulli ergo etc. nostre creationis, constitutionis, concessionis et voluntatis infringere etc. Si quis autem etc. Dat. Rome apud Sanctum Petrum, anno etc. MCCCCLVII.o, pridie idus Martii, pontificatus nostri anno tertio. Io. de Vulterris S. de Monte.

20.a) Pius II. bestätigt die erfolgte Ritterweihe des Alessandro Visconti aus Mailand und ernennt ihn zum Pfalzgrafen; den Treueid soll er dem Kämmerer und Kardinalpriester von San Lorenzo in Damaso, Ludovico Trevisan, leisten. Kopie in Reg. Vat. 515 ["Officiorum"], 70r. Rom "apud Sanctum Petrum", 20. 10. 1458 Marg. (links oben): "Ia. Lucen." Pius etc., dilecto filio nobili viro Alexandre de Vicecomitibus militi Mediolan., corniti palatini salut. etc. Sincere devotionis affectus que ad nos et Romanam Ecclesiam revereri dinosceris, necnon nobilitas generis, aliaque multiplicia dona virtutum, quibus personam tuam illarum largitor Dominus multipliciter insignivit, nos inducunt, 3 ut te specialibus graciis et condignis honoribus prosequamur, ut igitur in effectu percipias, quod sugerit nostre mentis affectus, te, quem b nuper militaribus insigniis decoravimus, comitem palatinum palacii nostri Lateranen. auctoritate apostolica tenore presentium facimus, constituimus, creamus et ordinamus, ac pro tali deinceps censeri, nominali et reputali volumus et mandamus, decementes, quod tu omnibus et singulis privilegiis, libertatibus, iuribus, et exempcionibus, et immunitatibus, honoribus, commodis et emolumentis quibus ceteri Lateranen. palacii comites palatini de consuetudine vel de iure quolibet utuntur, pociuntur et gaudent, uti potili et gaudere possis et valeas. Volumus autem, quod tu sive procurator tuus ad hoc specialiter constitutus in manibus dilecti filii Ludovici tituli Sancti Laurencii in Damaso presbiteri cardinalis, camerarii nostri vel eius locumtenentis, debitum fidelitatis prestare debeas in forma solita iuramentum. Nulli ergo etc. nostre constitucionis, creationis, ordinacionis, voluntatis et mandati infringere etc. a inducut. b Folgt gestrichen: mi.

Quellenanhang,

299

Si quis autem etc. Dat. Rome apud Sanctum Petrum, anno etc. millesimo CCCCLVIII.o, terciodecimo kal. Novembris, pontificatus nostri anno primo. Gratis de mandato S. D. N. pape. Fabricius L. de Costiariis.

20.b) Pius II. bestätigt die Ernennung des Alessandro Visconti aus Mailand zum miles und Pfalzgrafen, und setzt ihm eine monatliche Pension von fünfzehn Goldflorin aus. Kopie in ASV, Reg. Vat. 468 ["De curia"], 404r. Rom "apud Sanctum Petrum", 27. 10. 1458. Marg. (links oben): "Ia. Lucen." (links unten): "Gratis". Pius etc., dilecto filio nobili viro Alexandre de Vicecomitibus militi Mediolanen. salut etc. Exigunt tua a preclara merita et probata tue devotionis sinceritas, quas ad nos et Romamanam geris Ecclesiam, ut erga personam tuam liberalitatis nostre dexteram extendamus, ut igitur effectu percipias quod nostre mentis dispositio persuadet tibi, quem nuper militaribus insigniis decoravimus et comitem palatinum per alias nostras licteras fecimus, creavimus, constituimus et ordinavimus, provisionem quindecim florenorum auri de camera singulis mensibus, in kalendas Novembri proxime futuris recipiendis super fructibus, redditibus et proventibus civitatis nostre Bononiensis ad Cameram apostolicam spectantibus, tenore presentium usque ad nostrum beneplacitum constituimus ac etiam assignamus, volentes ac statuentes et expresse mandantes dilectis filiis thesaurario et quibuscumque aliis officialibus eiusdem ecclesie in dicta civitate ad recipiendum fructus, redditus et proventum huiusmodi pro tempore deputatis quocumque nomine nuncupentur, ac ad quem vel ad quos dictorum fructuum solutio pertinet seu pertinebit, quod singulis mensibus prefatis summam predictam quindecim florenorum sine aliqua contractione tibi in obedientia et devotione Sancte Romane Ecclesie ac nostra, permanenti vel percurrenti quo ad hoc speciale mandatum habenti sine aliqua conditione solvere non postponant, cuiuscumque legati diete sedis seu nostri et diete ecclesie vicarii in illis partibus generalis, etiam si sit Sancte Romane Ecclesie cardinalis aut gubernatoris diete civitatis vel thesaurarii seu receptoris generalis mandatis, seu ordinatione generalis, et etiam litteris apostolicis, non facientibus plenam et expressam ac de verbo ad verbum de assignatione huiusmodi mentionem, per quam effectus promissorum impediri valeat quomodolibet vel differii Non obstantibus quibuscumque etc. Nulli ergo etc. nostrorum constitutions, assignationis, voluntatis, statuti'3 et mandati intìngere etc. Si quis autem etc. Dat. Rome apud Sanctum Petrum anno etc. MCCCCLVIII.o, sexto kal. Novembris, pontificatus nostri anno primo. Fabritius C. de Tremo.

a Folgt gestrichen: plec. b Am Rand eingefügt.

300

Quellenanhang

21.)

Pius II. ernennt den Marco Coccapani aus Carpi zum Ritter, und bestätigt die vom Herzog Johann I. von Kleve vorgenommene Ritterweihe. Kopie in ASV, Reg. Vat. 515 ["Officiorum"], 204v. Mantua, 8. 9. 1459. Marg. (links oben): "Marcellus" (links unten): "script. VXX".

Pius etc., dilecto filio Marco de Cochapanis militi de terra Carpi Mutinen. a dioc. salut. etc. Dum generis nobilitatem ac egregias virtutes et merita, quibus personam tuam insignitam esse cognovimus, necnon sincere devotionis affectum, quem ad nos et Romanam geris Ecclesiam, diligenter consideramus, decens reputamus et congruum, ut te specialibus gratiis et favoribus prosequamur. Ut igitur effectu percipias, quod nostre mentis dispositio persuadet, et ut eo ardentiori devotione ac fidelitate erga nos et dictam Sedem inflameris, quo fiieris^ ab apostolica sede maiori honoris prerogativa munitus, te hodie in camera nostra secreta, nobis presentibus et auctoritatem interponentibus, militem creari et ordinari per dilectum filium nobilem virum Iohannem ducem Clevien., cui specialiter hanc rem commi simus, tibique insignia militibus imponi et dari consueta a personis ad id ydoneis, et militari dignitate preditis tradi et exhiberi fecimus. Volumus itaque, ut ab omnibus perpetuis futuris temporibus miles esse censearis pariter ac nomineris, ac omnibus et singulis privilegiis, prerogativis, honoribus, immunitatibus et gratiis gaudere et uti possis, quibus alii milites quavis auctoritate creati gaudere et uti c consueverunt, intendentes, ut huiusmodi militie dignitas ad laudem divini nominis et nostrum ac prefate Ecclesie honorem ac statum, et viduarum ac pupillorum et aliarum pauperum personarum, ac denique honestatis et iustitie defensionem exercere tenearis, cum igitur ita studiis virtutum intendas, et maiora ornamenta assequi exercitaris, quod ad maiorem gratiam tibi faciendam et ampliando honores tuos merito incitemur. Nulli ergo etc. nostre voluntatis et intentionis infringere etc. Si quis autem etc. Datum Mantue, anno etc. MCCCCLVIIII, sexto id. Septembri, pontificatus nostri anno secundo. B. de Brendis Io. de Lollis la. Brainan.

a Attins. b fuerit. c Folgt gestrichen: potuerunt.

Quellenanhang 22.)

301

Pius II. bestätigt die Ernennung des Giacomo Grati aus Bologna zum miles, befreit ihn in Bologna von Abgaben jeder Art und und verfügt seine Namensänderung von "Ingrati" in "Grati". Kopie in ASV, Reg. Vat. 506 ["Secret."], 197v.-198v. Siena "in conventu Beati Francisci extra muros", 20. 3. 1460. Marg. (links oben): "G. de Piccolominibus". (links unten): "Ian." Edition: Vgl. Albano Sorbelli: Inventari dei manoscritti delle biblioteche d'Italia. Opera fondata dal Prof. Giuseppe Mazzatinti, Bd. 65, Firenze 1937, S. 37: "Breve di Pio II in data 20 marzo 1459, a favore di Pellegrino Grati. Bononie Typ. haer. Victorii Benatii s. a. in fol. pag. 4 nn. (due copie)", in der ehem. Biblioteca Gozzadini, Bologna (Privatdruck; vgl. dazu auch Nerio Malvezzi de' Medici: Giacomo Grati diplomatico bolognese del X V secolo, in: Atti e memorie delle RR. Deputazioni per le Province dell'Emilia n.s. 4, 1879, S. 153-187, S. 157f.).

Pius etc., dilecto filio nobili viro Iacobo de Gratis militi 3 Bononiens. salut. etc. Sincere devotionis affectus, quem ad nos et Romanam Ecclesiam gerere comprobaris, necnon insignis probitas ac gratuita liberalitas fidei quoque plenitudo et rerum multarum magnarumque experiencia, quas in te, dudum ipsa experiencia docente, florere cognovimus, promerentur, ut personam tuam singularibus prerogativis et honoribus prosequamur. Hinc est quod nos, qui te eo tempore, quo rebus Christianorum consulere et infedelium conatus contendere cupientes, dum per civitatem nostram Bononien. versus partes Lombardie ad civitatem Mantuan. iter ageremus, ante tuas edes militem fecimus, cinguloque et aliis omamentis militaribus insignivimus, volentes te ob grata nobis et apostolice sedi ac Romane Ecclesie in transitu nostro huiusmodi ac alias impensa obsequia condignis retributionum muneribus confovere, necnon promissorum obsequiorum et meritorum tuorum intuitu favore prosequi generoso, motu proprio, non ad tuam vel alterius pro te nobis super hoc oblate petitionis instantiam, sed de nostra mera liberalitate et ex certa scientia, te, qui etiam nostri Lateranen. palatii comes existis, ac domum seu progeniem tuam 'de Gratis' cum tuis ac eorum heredibus et successoribus, posterisque tuis natis et nascituris, ac bona tua et eorum, presentia et futura, mobilia et immobilia, quorumcumque qualitatum existant et quibuscumque nominibus censeantur, in civitate nostra prefata ac diocesi et territorio Bononien. [798r.] ubilibet, consistentia ab omnibus et singulis datiis, talliis, gabellis, imbottatis, taxis, collectis et aliis oneribus ordinariis et extraordinariis, realibus et personalibus seu mixtis, quibuscumque etiam nominibus nuncupentur, per eandem sedem vel eius legatos, seu gubernatores diete civitatis vel alios officiales eiusdem pro tempore exercentes, seu per communitatem ipsius civitatis aut alios quoscumque in genere vel in specie, etiam ex forma statutorum et consuetudinum eiusdem civitatis impositis iam de imposterum imponendis ad instar ecclesiarum seu ecclesiasticarum personarum in dieta civitate simili seu potiori prerogativa gaudentium, auctoritate apostolica tenore presentium de specialis dono gratie imperpetuum eximimus prorsus et liberamus; districtus inhibentes legato, gubernatori et officialibus pro tempore huiusmodi presentibus et futuris necnon communitati prefatis ne te, familiam, domum, progeniem, heredes, posteros et bona predicta contra nostre huiusmodi exemptionis et liberationis tenorem in personis aut rebus molestali quoquomodo presumatur, ac decernentes ex nunc irritum et inane, si quis super hiis a quoquam, quavis auctoritate, scienter vel ignoranter contingit attemptari. Quocirca dilecto filio nostro Angelo tituli Sancte Crucis in Ierusalem presbitero cardinali in dieta civitate et nonnullis aliis partibus apostolice sedis legato, necnon dilectis filiis Antianis ac a Am Rand eingefügt.

302

Quellenanhang

quibuscumque in dicta civitate futuris pro tempore legatis seu gubernatoribus ceterisque magistratibus, committimus et mandamus, quatenus has nostras litteras exequantur, et exequi faciant cum effectu, contradictores per censuram ecclesiasticam, appellatione postposita, compescendo. Volumus autem, quod per quascumque litteras seu gratias apostólicas per nos in futuris concedendas, que revocationem huiusmodi et similium concessionum sapere viderentur presens nostra concessio nullatenus revocata aut in eiusdem revocationis litteris quomodolibet comprehensa esse censeatur, nisi specialis et expressa, ac de verbo ad verbum, de presentibus nostris litteris ac individualis mentio habeatur. Ceterum, ut tua tuis conveniat moribus nuncupatio ac virtus precipue gratitudinis tibi innata honestiori vocabulo nuncupetur, volumus et apostolica auctoritate statuimus, [798v.] quod tu'3 ac tui omnes qui hactenus ab eventu 'de Ingratis' nuncupati fuistis, vos ipsi et posteri vostri predicti deinceps perpetuis futuris temporibus in quibuscumque actibus publicis ac privatis ac locis omnibus 'de Gratis' vos nuncupare et appellare valeatis, idque sit cognomen vestrum ac familie et progeniei prefatorum indelebiliter permansurum, nec mutatio huiusmodi vobis ad vitium dari possit. Non obstantibus constitutionibus et ordinationibus, ac litteris, privilegiisque et indultis apostolicis civitati prefate in genere vel in specie, sub quibuscumque formis aut verborum expressionibus concessis et imposterum concedendis, necnon statutis municipalibus ac legibus imperialibus, et consuetudinibus diete civitatis iuratis, confirmatione apostolica vel quavis firmitate alia roboratis, quibus omnibus illorum tenoris pro expressis habentes hac vice dumtaxat speciali et expresse derogamus, ceterisque contrariis quibuscumque. Nulli ergo etc. nostre exemptionis, liberationis, inhibitions, constitutions, commissionis, mandati, voluntatis, statuti et derogationis infringere etc. Si quis etc. Dat. in conventu Beati Francisci extra muros Senen., anno incamationis dominice nostri MCCCCLIX.o, terciodecimo kal. Aprilis, pontificatus nostri anno secundo. A. de Reate S. Crusiliati D. de Piscia.

23.)

Pius II. ernennt den Luciano de' Venieri aus Ancona zum miles und Pfalzgrafen; den Treueid soll er dem Vizekämmerer und Erzbischof von Mailand, Stefano Nardini, leisten. Kopie in ASV, Reg. Vat. 5 1 6 ["Officiorum"], 87r.-88r. R o m "apud Sanctum Petrum", 10. 3. 1461. Marg. (links oben): "Marcellus" (rechts unten): "non. tax."

Pius etc., dilecto filio Luciano de Veneriis civi Anconitan., militi ac sacri palatii nostri Lateranen. corniti et familiari nostro salut. etc. Dum egregias virtutes et merita, quibus personam tuam tarn commendatione fame laudabilis, quam rerum experientia insignitane esse cognovimus, necnon sincere devotionis affectum, quem ad nos et Romanam geris Ecclesiam, diligenter consideramus, decens reputamus et congruens, ut te b

tui.

Quellenanhang

303

specialibus favoribus et gratiis prosequamur, ut igitur affectu percipias, quod nostre mentis dispositio persuadet, et ut ardentiori devotione ac fidelitate [87v.] erga nos et dictam sedem inflameris, quo fiieris ab apostolica sede maiori honoris prerogativa munitus, te auctoritate apostolica tenore presentium militem et sacri nostri Lateranen. palatii et aule ac consistorii nostri comitem et familiarem nostrum facimus, creamus, constituimus et ordinamus, militieque et comitatus cingulo ac honore effecimus pariter et insignimus, teque sic deinceps ab omnibus censeri pariter et nominari volumus, potirique et gaudere posse et debere omnibus et singulis privilegiis, iuribus, immunitatibus, honoribus, dignitatibus, libertatibus et exemptionibus, quibus ceteri milites ac palatii aule consistorii predictorum comités et familiares nostri quolibet et quavis auctoritate potiuntur et gaudent, de consuetudine vel de iure, dantes et concedentes tibi harum serie plenam et liberam potestatem aurum portandi et gemmas ac iocalia pro libito voluntatis tue, omniaque alia et singula faciendi, disponenti, exercendi et ordinandi, que alii milites et comités eiusdem palatii ac familiares nostri de iure vel de consuetudine, seu specialibus diete sedis privilegiis facere, disponere et ordinare possunt, intendentes, ut huiusmodi militie et comitatus palatii dignitatem ad laudem divini nominis et nostrum ac prefate sedis honorem et statum, ac viduarum, pupillorum et aliarum pauperum personarum ac denique honestatis et iustitie defensionem exercere tenearis, cum igitur ita studiis virtutum intendas, ut maiora ornamenta merito assequi valeas, nosque ad ampliandum honores [88r. ] tuos merito incitemur. Volumus autem, quod antequam militari et comitatus huiusmodi dignitate utaris, per te vel procuratorem tuum a te ad hoc specialiter constitutum in manibus venerabilis fratris nostri Stephani archiepiscopi Mediolanen., vicecamerarii nostri, fìdelitatis debite prestes in forma solita iuramentum. Nulli ergo etc. nostre creationis, constitutions, ordinationis, statuti, concessionis, intentionis et voluntatis infringere etc. Si quis autem etc. Dat. Rome apud Sanctum Petrum, anno etc. MCCCCLXI, sexto id. Martii, pontificatus nostri anno quarto. Io. de Veneriis.

Quellen und Literatur

I. Nachschlagewerke und Hilfsmittel -

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H. Quellen A) Ungedruckte Quellen -

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Archivio Archivio Archivio Archivio Archivio Archivio Archivio Archivio Archivio Archivio Archivio Archivio

Segreto Vaticano, Città del Vaticano, Div. Cam. 1-35. Segreto Vaticano, Città del Vaticano, Reg. Vat. 348-523. di Stato, Firenze, M S 292. di Stato, Firenze, M S 293. di Stato, Firenze, Archivio Capponi (Fondo Orsini), M S 159. di Stato, Firenze, Archivio Mediceo avanti il principato. di Stato, Firenze, Archivio Notarile Antecosimiano 15200 (Atti di ser Niccolò Mangieri). di Stato, Firenze, MS Carte Strozziane ser. I, 254. di Stato, Firenze, MS Carte Strozziane ser. I, 369. di Stato, Firenze, M S Carte Strozziane ser. II, 60. di Stato, Firenze, M S Carte Strozziane ser. Ili, 77. di Stato, Firenze, Diplomatico, 1453 settembre 25 (Archivio Mediceo).

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Quellen und Literatur

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Quellen und Literatur

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Quellen und Literatur

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Ricordi overo ammaestramenti di Monsignor Saba da Castiglione cavalier gierosolimitano, ne quali con prudenti, e christiani discorsi si ragiona di tutte le materie honorate, che si ricercano a un vero gentil'homo. Con la tavola per alphabeto (...), Vinegia 1554. Evelyn Jamison (Hrsg.): Catalogus Baronum, Roma 1972; Errico Cuozzo (Hrsg.): Commentario, Roma 1984 (Istituto Storico Italiano per il Medio Evo. Fonti per la Storia d'Italia 101; 101, 2). Chronicon Ariminense ab anno circiter MCLXXXVIII, usque ad annum MCCCCLXXXV, in: Ludovico Antonio Muratori (Hrsg.), RIS, Bd. 15, Milano 1729, Sp. 889-926. Cicero, Marcus Tullius: De officiis. Lateinisch und deutsch. Übersetzt, kommentiert und hrsg. v. Heinz Günermann, Stuttgart (Reclam) 21980. Marcus Tullius Cicero: Pro Murena. Mit einem Kommentar hrsg. v. Joachim Adamietz, Darmstadt 1989 (Texte zur Forschung 55). Augustin Theiner (Hrsg.): Codex diplomaticus dominii temporalis S. Sedis. Recueil de documents pour servir à l'histoire du gouvernement temporel des états du Saint-Siège extraits des archives du Vatican, 3 Bde., Rome 1861/2. Codex Wangianus. Urkundenbuch des Hochstiftes Trient, begonnen von Friedrich von Wangen, (...), hrsg. v. Rudolf Fink, Unveränderter Nachdruck der Ausgabe 1852, Graz 1964 (Fontes rerum Austriacarum. Österreichische Geschichtsquellen Zweite Abteilung/ Diplomataria et Acta 5). Codice Diplomatico del Comune di Perugia. Periodo consolare e podestarile (1139-1254), hrsg. v. Attilio Bartoli Langeli, 2 Bde., Perugia 1983-85 (Fonti per la storia dell'Umbria 15, 17). Saggio di Codice Diplomatico formato sulle antiche scritture dell'Archivio di Stato di Napoli, hrsg. v. Camillo Minieri Riccio, 2 Bde., Napoli 1879. Codice Diplomatico della città d'Orvieto. Documenti e regesti dal secolo XI al XV e la Carta del Popolo, codice statutario del comune do Orvieto con illustrazioni e note, hrsg. v. Luigi Fumi, Firenze 1884 (Documenti di Storia Italiana 8). Briefwechsel des Cola di Rienzo, hrsg. v. Konrad Burdach, Paul Piur, 5 Bde., Berlin 1913-29 (Vom Mittelalter zur Reformation. Forschungen zur Geschichte der deutschen Bildung 2, 1-5). Collenuccio, Pandolfo: Compendio de le istorie del regno di Napoli, hrsg. v. Alfredo Saviotti, Bari 1929 (Scrittori d'Italia 115). Gustav Beckmann, Rudolf Wackernagel, Giulio Cocciola (Hrsgg ): Concilium Basiliense. Tagebuchaufzeichnungen (...), Basel 1904 (Concilium Basiliense. Studien und Quellen zur Geschichte des Concils von Basel 5: Tagebücher und Acten). II conto di Corciano e di Perugia. Leggenda cavalleresca del secolo XIV, hrsg. v. Franco Mancini, Firenze 1980 (Quaderni del 'Centro per il Collegamento degli studi medievali e umanistici nell'Università di Perugia' 6. Cronache umbre in latino e volgare 2). Coronelli, A. P.: Ordinum equestrium ac militarium brevis narratio (...), Venezia 1715. Corpus Chronicorum Bononiensium, hrsg. v. Albano Sorbelli, 3 Bde., Città di Castello 1916-39 (RIS 2 XVIII, 1). Couterau, Claude: Tractatus de iure et privilegiis militum, in: Tractatus universi iuris ..., Bd. 12, S. 428v.-456v. Cronache Malatestiane dei secoli XIV e XV (AA. 1295-1385 e 1416-1452), a cura di Aldo Francesco Massèra, Città di Castello 1922, (RIS 2 XV, 2). Due cronache quattrocentesche, hrsg. v. Angelo Ascani, Città di Castello 1966. Cronache senesi, hrsg. v. Alessandro Lisini, Fabio Iacometti, Bologna 1939ff. (RIS 2 XV, 6). Cronache e statuti della città di Viterbo pubblicati ed illustrati da Ignazio Ciampi, Firenze 1872 (Documenti di Storia Italiana 5). Curtili, Bono: De nobilitate, in: Tractatus universi iuris ..., Bd. 12, S. 3r.-20r. d'Alessandri, Torquato: Il cavalier compito: dialogo (...), Viterbo 1609. Augustini Dathi Senensis opera novissime recognita omnibusque medis expurgata, Venedig 1516. Dei, Benedetto: La Cronica dall'anno 1400 all'anno 1500, a cura di Roberto Barducci. Prefazione di Anthony Molho, Firenze 1984 (Istituto per la storia degli antichi stati italiani. Fonti e studi 1). Diario attribuito a Gentile Delfino, hrsg. v. Francesco Isoldi, Città di Castello 1910 (in: RIS 2 XXIV, 2). de Puteo, Paris: De re militari, Mailand 1510.

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- Lancelot do Lac. The Non-Cyclic Old French Prose Romance, hrsg. v. Elspeth Kennedy, 2 Bde., Oxford 1980. - Landulphi senioris Mediolanensis historiae libri quatuor, hrsg. v. Alessandro Cutolo, Bologna 1942 (RIS2 IV, 2). - Liber censuum comunis Pistoni. Regesto corredato di tre indici e preceduto da un'introduzione, hrsg. v. Quinto Sàntoli, Pistoia 1915 (Fonti Storiche Pistoiesi 1). - Liber focorum (a. 1226). Liber finium (a. 1255), hrsg. v. Quinto Sàntoli, Roma 1956 (Istituto Storico Italiano per il Medio Evo. Fonti per la Storia d'Italia 93). - Liber Maiolichinus de gestis Pisanorum illustribus. Poema della guerra Balearica secondo il cod. Pisano Roncioni aggiuntevi alcune notizie lasciate da M. Amari, hrsg. v. Carlo Calisse, Roma 1904 (Istituto Storico Italiano per il Medio Evo. Fonti per la Storia d'Italia 29). - Liber memorie omnium privilegiorum et instrumentorum et actorum communis Viterbii (1283), hrsg. v. Cristina Carbonetti Venditelli, Roma 1990 (Miscellanea della Società Romana di Storia Patria 34). - Le liber qfficialium de Martin V, hrsg. v. Charles Uginet, Roma 1975 (Ministero per i beni culturali e ambientali. Pubblicazioni degli Archivi di Stato. Fonti e sussidi 7). - I libri cerimoniali della repubblica di Genova, hrsg. v. Luigi Volpicella, Genova 1921 (Atti della Società Ligure di Storia Patria 49, 2). - Libri rationum camerae Bonifatii Papae Vili (Archivum Secretum Vaticanum, Collect. 446 necnon Intr. et ex. 5), hrsg. v. Tilmann Schmidt, Città del Vaticano 1984 (Littera Antiqua 2). - The Libro Cerimoniale of the Fiorentine Republic by Francesco Filarete and Angelo Mantidi, hrsg. v. Richard Trexler, Genève 1978 (Travaux d'Humanisme et Renaissance 165).

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Autoren- und Personenregister

NB: Die nur in Einzelfällen aufgenommenen Autorennamen beziehen sich zumeist auf eine Nennung im Text; kursive Seitenzahlen verweisen auf Fußnoten, die sich jedoch in wenigen Einzelfällen auf die darauffolgende Seite verschieben. Abbo von Fleury, 23 Acciaiuoli, Angelo, 207 Acciaiuoli, Bankgesellschaft, 129 Acciaiuoli, Familie, 55 Acciapaccia, Niccolò, 152 Accolti, Francesco, 175 Adimari, Familie, 55 Adolf von Nassau (Erzbschf. v. Mainz), 115 Adolf von Nassau (König), 97; 99 Aegidius Romanus, 111 Aelius Aristides, 196 Aiiicalaschi, Andrea, 119 Alanus ab Insulis, 192 Albergatis, Petrus de, 172 Alberich von Montecassino, 75 Albertonibus, Antonius de, 144 Albertus Samaritanus, 75 Albizzi, Familie, 158 Albizzi, Maso degli, 91; 148; 205 Albizzi, Rinaldo degli, 139; 140; 205; 208 Albornoz, Egidio, 167 Albrecht von Habsburg (König), 97; 98; 99 Albuin, 275 Aldobrandeschi, Ildinero, 86 Aldrigetto di Rolando, 40 Aldrovandi, Giovanni Francesco, 176 Aleman, Ludovico, 210 Alemanneschis, Silvester, 90 Alexander III. (Papst), 70 Alexander IV. (Papst), 119 Alfarabi, 193 Alfredo d'Algia, siehe Geoflrey of Monmouth, 199 Alighieri, Dante, 1; 10; 85; 97; 183; 192; 193; 219; 221; 222; 280 Althamer, Andreas, 251 Amirutzes, Georgios, 154; 171 Amizo, 32 Ammirato, Scipione, 142 Andrea da Bari, 62 Andrea di Paltroni, 136

Angelos, Alexius, 256 Angelos, Familie, 268 Angicourt. Peter von, 85 Anjou, Familie, 84; 89; 99 Anjou, Jean d', 167 Anjou, Karl (Herzog von Kalabrien), 87 Anjou, Karl I. von (König), 80; 83; 84; 111; 273 Anjou, Karl II. von (König), 80; 83; 84; 85; 89; 103;273 Anjou, Karl Robert von (König), 126 Anjou, Robert von (König), 94; 273 Anjou-Durazzo, Ladislaus von (König), 96; 139 Anjou-Durazzo, Ludwig I. von (König), 139 Annibaldi, Ramundus, 265 Annibaldi, Riccardo di Tebaldo, 124 Anselm von Havelberg, 2 Ansidei, Giuseppe, 266 Antognolla, Gregorio d', 143; 145 Antognolla, Ruggero d', 145 Aquino, Grafen von, 181 Aragon, Alfonso von (König), 81; 155; 176; 227; 231 Aragon, Ferdinand von (König), 225 Aragon, Ferrante von (König), 81 Aragon, Jayme II. von (König), 124 Aragon, Juan I. von (König), 190 Aragon, Könige von, 69 Aragon, Pedro III. (König), 72 Aragon, Pedro IV. von (König), 129 Aragon, Pedro von, 129 Arcimboldi, Niccolò, 107 Arcioni, Antonio, 191 Arcioni, Ceccho d'Arcione degli, 191 Arcioni, Familie, 191 Arcolani, Andrea degli, 146 Aretino, Pietro, 241 Arienti, Giovanni Sabadino degli, 235 Aristoteles, 180; 181; 193; 195; 202; 204, 206 Armannino, iudex, 194; 196; 200; 203 Arnold von Brescia, 24

358 Arrian, 196; 226; 227 Arrighi, Familie, 70 Arsegino, 81 Attamai del fu Paride, 53 Atti, Ioan Fabrizio degli, 72 Augustinus, 23; 203; 214 Aurispa, Giovanni, 160 Aventinus (Johannes Thurmair), 249; 251 Babinger, Franz, 243 Baglioni, Camillo, 248 Baglioni, Oddone, 131; 171 Balbiano, Johannes de, 172 Baldassare di Giovanni da Montefiore, 105 Baldo degli Ubaldi, 214; 215; 217; 220 Bandinelli, Bandinello, 70 Bandinelli, Francesco, 87 Baratanis, Johannes de, 176 Barbaro, Francesco, 207 Barbiano, Alberico da, 131 Barbo, Paolo, 146 Barbo, Pietro (Paul II ), 146; 161 Bardi, Familie, 55 Bardi, Matteo, 140 Baroncelli, Baldassare, 148 Bartolomeo da Novara (B. Visconti), 166f. Bartolomeo da Urbino, 186 Bartolus von Saxoferrato, 94; 189; 213; 216; 218; 219; 223 Barzizza, Gasparino, 228 Basin, Thomas, 208 Bayley, Charles Calvert, 204 Beatus Rhenanus, 251 Beccadelli, Antonio (Panormita), 226 Beccadelli, Tommaso, 235 Bechis, Landuccius de, 90 Beda, 193 Belcari, Feo, 147; 148 Bellincini, Giovanni, 267 Bellini, Gentile, 243 Beluee, Antonius, 153 Bembo, Matthaeus, 254 Benassai, Francesco, 233 Bene von Florenz, 77; 81 Benedikt XII. (Papst), 126; 129 Bentivoglio, Annibale, 177 Bentivoglio, Antonio, 131 Bentivoglio, Giovanni, 168; 177 Bentivoglio, Ludovico, 161-164; 171; 234 Bentivoglio, Sante, 154; 234 Benvoglienti, Uberto, 265 Berardo, Camillo, 176 Berengar, Raymund, 80

Register Bernardi, Geronimo, 176 Bernardini, Paolo, 86 Bernardinus, 176 Bernegger, Matthias, 251 Bernhard von Clairvaux (Hi.), 188; 216; 254 Bernhardin von Siena (HI ), 187; 188 Bertelli, Sergio, 14; 122 Bertrando del Poggetto, 128 Bessarion, Kardinal, 154; 177; 234 Bettis, Antonmaria de, 108 Beyerlinck, Laurentius, 260; 278 Bicchieri, Guala, 77 Bichis, Johannes Ugucci de, 151 Biondo, Flavio, 206; 208; 228ffi; 237 Birago, Francesco, 266 Birgitta von Schweden (Hl ), 186 Biscatius Catii, 124 Bisticci, Vespasiano da, 155 Bloch, Marc, 4; 27; 34; 98; 99; 122 Boccaccio, Giovanni, 10; 118 Boccanegra, Simone, 102 Boethius, 219 Bolognini, Ludovico, 235 Boncambi, Boncambio, 145 Bonciani, Angelo, 147 Boncompagi, Apollonio, 209 Boncompagni, Bante, 209 Boncompagni, Carlo, 211 Boncompagni, Cataldino, 1; 209ff; 226; 229ff.; 235 Boncompagni, Ercole, 211 Boncompagni, Ludovico, 211 Boncompagni, Trailo, 117; 210; 211 Boncompagno da Signa, 75£f.; 192; 201 Bonifaz Vili. (Papst), 111; 119ff.; 127; 158; 191 Bonifaz IX. (Papst), 132; 145; 209 Bonizo von Sutri, 32 Bordone, Renato, 36ff; 64 Borghesi, Borghese, 81 Borghini, Vincenzo, 249 Bornio da Sala, 189; 234 Borst, Arno, 6 Bortolami, Sante, 40 Bosone da Gubbio, 183 Bostoli, Familie, 78 Bottrigiari, Ercole, 177 Bracciolini, Mergugliese, 90 Bracciolini, Poggio, 139; 147; 150; 154; 171; 189; 206; 215; 222; 229; 232 Brachiforti, Lanfranco, 272 Brachiforti, Obizzo, 272 Brezzi, Paolo, 50 Brienne, Walter von, Graf, 70

Register Brühl, Carlrichard, 42 Brunelleschi, Filippo, 148 Brunforte, Familie, 200 Bruni, Francesco, 112 Bruni, Leonardo, 1; 154; 204ff.; 213; 215; 222; 225; 226; 228ff.; 236; 249; 281 Brusati, Theobaldo de', 99 Bucca, Teodoro, 176 Budé, Guillaume, 250 Budriesi Trombetti, Anna Laura, 26; 43 Bumke, Joachim, 6; 7; 26 Buonaccorso da Montemagno, 144 Buonanni, Filippo, 120, 257ff.; 266; 268 Buondelmonti, Familie, 55; 70 Burchard von Magdeburg, 102 Burckard, Johannes, 171; 176 Burckhardt, Jacob, 10; 158; 271; 277; 281 Burgundio di Paltonerio, 71 Burke, Peter, 122; 123 Busch, Jörg W., 33 Büsching, J. G. C„ 273; 277 Busco, Antonius de, 146 Cabreriis, Graf von, 129 Cacciaguida, 97 Caccialupi, Ludovico, 153; 154 Caccianemici, Cristofero, 155 Caetani, Annibaldo di Ceccano, 87 Caetani, Benedetto, 124 Caetani, Roffredo, 124 Calandrini, Filippo, 161 Calefati, Pietro, 248; 277 Calixt III. (Papst), 16; 152ff; 155; 163ff; 168 Cammarosano, Paolo, 68 Campano, Giannantonio, 167 Campello, Cecchino di, 150 Camporeni, Giovanni, 190 Camporeni, Leomario, 190 Camporeni, Roberto di Mario, 190 Cancellieri del Bufalo, Angelo, 152; 175 Cancellieri, Bartolomeo, 90 Cancellieri, Ranieri, 90 Cancellieri, Ricciardo, 90 Canetoli, Familie, 112 Canetolo, Marco, 140; 209 Canonici, Battista de', 176 Capocci, Familie, 191 Capodiferro, (Giovan) Battista, 142 Capodilista, Giovan Francesco, 40; 104; 105; 111 Capponi, Neri, 90 Capra, Bartolomeo, 208; 223 Capranica, Angelo, 177

359 Capranica, Domenico, 143ff.; 158; 159; 171; 176; 189; 211 Carbonesi, Grafen, 100 Cardini, Franco, 13; 14; 41; 47; 57 Cartagena, Alfonso de, 247 Casio, Girolamo da, 241 Cassiodor, 79 Castellani, Francesco di Matteo, 278 Castellani, Michele, 97; 135 Castellani, Vanni, 97 Castelvecchio, Tancredi da, 99 Castiglionchio, Lapo da d. J., 209 Castiglione, Baldassare, 215; 238; 239; 242; 245 Castiglione, Sabba da, 240 Castracani, Castruccio, 69 Catelani, Adimari, 54 Caterina da Siena, 254 Cato, M., 217 Cavalcanti, Niccolò, 160 Cavalieri (de Militibus), Familie, 91 Caxton, William, 184 Ceccano, Grafen von, 66 Cecco di Vanni da Senna, 142 Celtis, Konrad, 251 Cervantes Saavedra, Miguel de, 10; 277; 280 Cessolis, Jacobus de, 73; 185 Chiarenti, Gesellschafì, 126 Chiaromonte, Federico, 119 Chiaromonte, Federico (I), 120 Chigi, Agostino, 177 Chrétien von Troyes, 19; 72 Chrysobergos, Andreas, 153 Ciacconius, 268 Cicero, 158; 212; 214; 215; 216; 217; 218; 220; 222; 230; 232; 235 Cigalà, Battista, 150 Cino da Pistoia, 73; 192; 193 Cino di ser Dietisalvi, 119 Cipolla, Bartolomeo, 235 Cividali, Matteo, 156 Claudius Ptolemaeus, 194 Clemens V. (Papst), 93; 126 Clemens VI. (Papst), 126 Clemens VII. (Papst), 135; 241 Clemens XI. (Papst), 277 Coccapani, Familie, 168 Coccapani, Francesco, 168 Coccapani, Marco, 168; 170 Coccapani, Niccolò, 168 Cochrane, Eric, 261 Cola di Rienzo, 72; 93; 95; 114; 144; 183 Coler, Christoph, 251 Collenuccio, Pandolfo, 132; 176

360 Colonna, Familie, 140; 191 Colonna, Landolfo, 183 Colonna, Ocilepna, 140 Colonna, Oddone (Martin V ), 140 Colonna, Stefano, 87 Colonna, Stefano d. Ä., 94 Comneni, Familie (Komnenen), 268 Condulmer, Francesco, 151 Conring, Hermann, 251 Contarmi, Gaspare, 177 Coppoli, Familie, 140 Coppoli, Francesco, 140 Coronelli, Vincentius, 268 Corso, Andrea, 166 Cortese, Ennio, 47 Cossa, Giovanni, 132 Coutereau, Claude, 237 Cristiani, Emilio, 48; 278 Croce, Benedetto, 270 Cujas, Jacques de, 250 Cuozzo, Errico, 60 Cuper, Gisbertus, 268 Curtili, Bono, 236 Curtius Rufiis, 196 Curtius, Ernst Robert, 195 Da Canossa, Familie, 43 Da Caprona, Familie, 49 Da Carrara, Familie, 40 Da Nono, Giovanni, 40 Da Romano, Ezzelino, 40 Da Romano, Familie, 41 Da Varano, Gherardo, 119 Da Varano, Rodolfo, 210 Dalla Seta, Francesco, 264 Dalla Seta, Orazio Felice, 264 Dandolo, Fantino, 116; 137; 139 Dati, Agostino, 151, 233 Davanzati, Giuliano, 148; 149; 175; 199 Davidsohn, Robert, 10; 56 De Luca, Johannes Babtista, 268 De Sainte Marie, Honoré, 273 Decembrio, Pier Candido, 198; 228 Dei, Benedetto, 92; 113 Della Bella, Familie, 85 Della Bella, Giano, 89 Didymos, 226 Diener, Hermann, 130 Dino da Mugello, 88 Dionisotti, Carlo, 190; 192 Diplovataccio, Tommaso, 235 Döblin, Alfred, 8 Donato, Andrea, 104

Register Donato, Antonio, 130 Donato, Pietro, 139 Dostojewskij, Fedor, 17 Du Cange, Charles Du Fresne, 268; 272; 274 Duby, Georges, 5; 6; 26; 27; 34; 45 Dumoulin, 250 Duranti, Guillelmus, 113ff; 144; 150; 171; 186; 272; 277 Eberlin, Johann von Günzburg, 250 Elias von Limoges, 109 Elze, Reinhard, 109; 124 Emilei, Familie, 266 Enrico IV da Caprona, 49 Eppe, Jean d', 87 Erasmus von Rotterdam, 237; 265 Erben, Wilhelm, 64; 275 Erspamer, Francesco, 253 Esch, Arnold, 132 Este, Azzo d1, 86 Este, Borso d', 165; 169; 229 Este, Ercole d', 176 Este, Familie, 42; 44; 165 Este, Leonello d', 233 Este, Niccolò d', 117; 234 Este, Niccolò d', d. Ä., 130 Eugen IV. (Papst), 16; 119; 130; 143ff.; 151; 155; 159f.; 166; 191; 211 Eulistes, 85 Eusebius, 182 Faber, Johannes, 111 Facio, Bartolomeo, 226 Fardini, Antonio, 164 Farnese, Francesco, 260; 269 Farneto, Ugolinus de (Pellulis), 144 Fasoli, Gina, 271 Favin, André, 268; 273 Ferdinand II. (Kaiser), 257 Ferrariis, Bartolomeus de, 177 Fiamma, Galvano, 128 Fichtenau, Heinrich, 34 Ficker, Julius von, 275; 277 Filelfo, Francesco, 154; 155; 172; 209; 231f.; 249; 255; 257; 265; 278; 281 Filelfo, Mario, 234 Fina, domina, 71 Finichiaro, Lorenzo, 257 Fiochi, Andrea, 228 Firidolfi da Panzano, Familie, 91 Firidolfi, Luca di Totto da Panzano, 91 Fitting, Hermann, 23; 275 Fiumi, Enrico, 278

361

Register Flaubert, Gustave, 261 Fleckenstein, Josef, 6; 9; 34; 48; 61 Fliscus, Stephanus de Soncino, 150 Fiori, Jean, 6; 7; 64; 108; 109; 114; 182 Folchi, Benvicenni, 119 Folgore da San Gimignano, 183 Formaginus, Reginaldus, 165 Francesco da Crema, 150; 171 Franz von Assisi (HI.), 58; 70 Franzesi, Biche, 127 Franzesi, Musciatto, 127 Friedrich I. (Barbarossa, Kaiser), 23ff; 42; 53; 61; 661; 83; 85; 138 Friedrich II. (Kaiser), 24; 61; 62; 67; 68; 70; 80; 82; 84; 101; 108; 273 Friedrich III. (Kaiser), 105ff; 151; 155; 156; 164f.; 169; 174; 226 Frontinus, 21; 181 Frugoni, Arsenio, 25 Frugoni, Chiara, 70 Gabriele da Spoleto, 136 Gaetani, Marzucco, 49 Gaetani, Onorato, 112 Galli, Angelo, 135 Galluzziis, Comazzius de, 78 Gangalando, Grafen von, 85 Garati, Martino da Lodi, 235 Garcesii, Petrus, 132 Garzoni, Tommaso, 240 Gaspare da Verona, 141 Gasparri, Stefano, 64; 70; 261; 264 Gathego, Andreas de, 212; 214; 218 Gautier, Léon, 277 Gelnhausen, Johann von, 103f. Genicot, Léopold, 5 Geoffrey of Monmouth, 221 Geoffroy de Vinsauf, 221 Geraldini, Matteo, 133 Gervinus, Georg Gottfried, 275 Gherardi, Alessandro, 176 Gherardini, Familie, 55 Ghino di Tacco, 118; 119; 124 Ghirardacci, Cherubino, 162; 167 Giandonati, Familie, 85 Gianfigliazzi, Bongianni, 92; 234 Gilbert von Tournai, 110; 182 Giovanni da San Gimignano, 183 Giovanni da Vignano, 79 Giovanni di maestro Pedrino, 136; 165 Giratasca, Ildebrando, 261 Girataschi, Gerardino de', 126 Girolami, Remigio de', 183; 277

Giselbert von Möns, 83 Giustiniano, Bernardo, 256; 259; 265 Goetze, Johann Christian, 211 Goldinger, Walter, 104 Gonzaga, Annibale, 151 Gonzaga, Guido, 199 Gottfried von Bouillon, 120 Gozzadini, Bernardo, 176 Gozzadini, Gozzadino, 116 Grassi, Paride de', 121; 178 Grassis, Johannes de, 159 Grati, Francesco, 168 Gratian, 202 Gregor VII. (Papst), 32 Gregor IX. (Papst), 183 Gregor XI. (Papst), 90; 126; 130; 131 Gregor XII. (Papst), 210 Gregor XIII. (Papst), 209 Gregor XVI. (Papst), 274 Gregorio di Gregorio, 53 Gretser, Jacob, 268 Griffoni, Luigi, 116 Grimani, Pietro, 176 Grotius, Hugo, 266 Gryphius, Christian, 259 Gualdo Rosa, Lucia, 204 Gualdo, Germano, 137; 171; 281 Gualteriis, Jacobus Juliani de, 135 Guantieri, Paolo Filippo, 233 Guarino Veronese, 222; 233 Guazzo, Stefano, 266 Guerra, Guido, 75 Guevara, Antonio de, 247 Guevara, Carlos de, 247 Guicciardini, Luigi, 175 Guidalotti, Benedetto, 141 Guido delle Colonne, 192 Guido Faba, 77; 81 Guillemain, Bernard, 126 Guinigi, Paolo, 145 Hadrian IV. (Papst), 138 Haverkamp, Alfred, 42 Hawkwood, John, 148; 265 Heinrich IV. (Kaiser), 32ff; 39 Heinrich VI. (Kaiser), 42; 58 Heinrich VII. (Kaiser), 97; 99; 101; 112 Heinrich VIII. (König), 242 Heinrich von Ulm, 118 Helinand von Froidmont, 182; 188 Herlihy, David, 55 Herodot, 226 Hieronymus (HI ), 182

362 Higounet, Charles, 30 Hinderbach, Johannes, 226; 227 Hippodamus von Milet, 206 Homer, 134 Honorius III. (Papst), 120 Hostiensis (Heinrich von Susa), 123; 215 Hotman, François, 250 Hugo, 32 Hugo von Bologna, 75 Hugo von Tuszien, Markgraf, 85; 89 Hugonibus, Hugo de (Ugoni), 156ff; 162; 171; 177 Hugonibus, Paulus de, 160 Hugonibus, Pierugone de, 160 Hugonibus, Polixena de, 160 Huguccio von Pisa, 111; 195; 196; 199 Hutten, Ulrich von, 251 Hyde, John Kenneth, 41 Ignatius von Loyola, 238 Ildeprandus de Postignano, 47 Ildibrandinus Burgundionis, 71 Incontri, Familie, 84 Ingrati, Giacomo (Grati), 161; 164; 167ff; 171 Innocenz III. (Papst), 43; 59 Innocenz VI. (Papst), 126; 129 Innocenz VIII. (Papst), 97; 176 Irenicus, Franciscus, 251 Isaacius Angelus (Kaiser), 256 Isidor von Sevilla, 20f.; 181, 183; 188; 193-198; 201, 206; 220f.; 224; 227; 229 Jacopo da Viterbo, I I I Johann I. von Kleve, 169; 170 Johann von Böhmen (König), 99; 100 Johannes Juvenis, 158 Johannes von Capestrano (Hl ), 188 Johannes von Salisbury, 20; 21; 150; 179; 182; 188; 255 Johannes XXII. (Papst), 94; 126ff. Johannes XXIII. (Papst), 132; 135; 210f. Johrendt, Johann, 5; 26 Jones, Philip, 12; 31; 42 Julius Caesar, 72; 198; 207 Julius II. (Papst), 238 Justinian, 202 Juvenal, 214 Kadolinger, Familie, 47 Kantorowicz, Ernst H., 122 Karl der Große, 85; 120; 189; 202; 227; 255 Karl IV. (Kaiser), 67; 99ff.; 129; 130; 131; 138; 272

Register Karl V. (Kaiser), 101; 108; 241 Keller, Hagen, 3Off; 45 Kircher, Athanasius, 268 Klueber, Johann Ludwig, 273 Konrad II. (Kaiser), 26; 28; 35 Konrad III. (König), 35; 61 Konrad IV. (König), 79; 98 Konradin von Hohenstaufen, 83; 98 Konstantin, 72; 114; 165; 224; 254ff; 268; 281 Kristeller, Paul Oskar, 1; 204 La Colombière, Claude, 273 La Curne de Sainte Palaye, Jean Battiste, 273;

211t.

Lamentani, Iacopo, 94 Lami, Giovanni, 272; 278 Lancelotus Polytus, 202 Landino, Cristofero, 232 Landò, Verusio de, 128 Landulfus Senior, 23; 32ff; 45; 63 Lanfranchini, Cristofero, 235 Lanfredini, Giovanni, 97; 176 Langisardus, 124 Larner, John, 261 Law, John, 138 Leggieri di Niccoluccio, 95 Lemizzoni, Familie, 40 Leo X. (Papst), 177; 241 Leone, Maestro, 152 Libri, Matteo dei, 78 Lignamine, Giovanni Filippo, 155 Ligorio, Pirro, 249 Lipsius, Justus, 16; 252; 254f. Livius, 181; 229; 243 Lonija,Albertus de, 176 Loschi, Antonio, 137; 206 Lothar III. von Supplinburg (Kaiser), 28 Luca di Gubbio, 136 Lucanus, 188; 193 Ludovicus de Foro Iulii, 111 Ludwig der Bayer (Kaiser), 100; 129 Ludwig VI. von Frankreich (König), 38 Lukian, 196 Lullus, Raimundus, 183 Lutis, Georgius Lutaci de, 172 Macrobius, 193 Maffei, Alessandro, 266 Maffei, Familie, 266 Maffei, Paolo, 267 Maffei, Paolo Alessandro, 268 Maffei, Scipione, 229; 260ff; 266; 277 Magalotti, Filippo, 265

Register Magalotti, Lorenzo, 261; 265; 277 Magalotti, Paolo, 86 Mainardi, Gentile d'Adeguardo, 189ff; 213; 215; 221f.; 226; 231; 236 Maire Vigueur, Jean-Claude, 57 Malabranca, Latino, 88 Malaspina, Gabriele, 234 Malaspina, Markgrafen, 64 Malatesta, Familie, 57; 67; 112-, 186; 190 Malatesta, Galeotto, 130 Malatesta, Malatesta Novello, 105 Malatesta, Sigismondo, 105; 150 Malispini, Ricordano, 85 Malvetii, Ludovicus, 172 Manenti, Grafen von Sarteano, 67 Manenti, Luca di Domenico, 119 Manetti, Giannozzo, 148, 155; 189 Manfred (König), 83 Manfredi, Familie, 112 Mangiadori, Giovanni de', 91 Mangiadoribus, Iacobus q. Gerii de, 91 Manni, Domenico Maria, 272; 277 Marangone, Bernardo, 49; 53 Marcus Curtius, 21 Marescotti, Achille, 155 Marescotti, Agamemnon, 155 Marescotti, Galeazzo, 154 Marsili, Luigi, 208 Marsilii, Giacomo, 165 Marsuppini, Carlo, 107 Martelli, Domenico, 92 Martial, 194 Martin V. (Papst), (Oddone Colonna) 16; 118ff; 133ff; 155; 170; 211 Martin von Troppau, 20 Martinez, Pedro de Osma, 204 Martini, Simone, 85 Martorelli, Ambrogio, 164 Martorelli, Pierfilippo, 164 Maschis, Guillelmus de Battista de, 105f. Maßmann, Ernst Heinrich, 64 Matthaeus von Paris, 255 Maximilian I. (Kaiser), 177 Maxonus Ferabos, 128 Maynardis, Bartolomeus, 151 Mazolinis, Raulis, 87 Mazzinghi, Familie, 70 Medici, Cosimo de', 107; 140 Medici, Cosimo I. de' (Großherzog), 242 Medici, Lorenzo de', 92; 97; 153; 176 Medici, Piero de', 107 Megasthenes, 226 Mehmed II., 154; 243

363 Mehus, Lorenzo, 272 Menant, François, 38 Mendo, Andrea, 256; 259 Menéndez Pidal, Ramon, 10 Menestrier, Claude, 273 Mennenius, Franciscus, 254; 255; 257; 259; 268 Michele da Cesena, 178 Michelotti, Biordo, 95 Minerbetti, Tommaso, 176 Mino da Colle, 78 Miraballis, Johannes de, 172 Miraeus, Aubert (Le Mire), 254; 255 Momigliano, Arnaldo, 205; 269 Monaldeschi, Familie, 73 Monte Nigro, Familie, 140 Monte Odorisio, Perdicassobarile di, 142 Monte, Pietro del, 201 Montefeltrano iuniore, 70 Montefeltro, Federico da, 133; 134; 176 Montefeltro, Grafen von, 70 Montefeltro, Guidantonio da, 136 Montefeltro, Guido von, 98 Montefeltro, Herzöge von, 165 Montefeltro, Oddantonio da, 135; 165 Montone, Braccio da, 145 Morelli, Giovanni di Pagolo, 97; 261 Morigia, Paolo, 249 Moroni, Domenico, 120 Morosini, Antonio, 161 Morosini, Jacopo, 161 Morosini, Niccolò, 161 Morroni, Tommaso, 232; 234 Mozzo, iudex, 70 Müntz, Eugène, 132 Muratori, Ludovico Antonio, 2; 19; 229; 260ff; 267; 273f.; 277, 279 Murena, Lucius Licinius, 217f. Mussato, Albertino, 172 Muzio, Girolamo, 241; 266 Nardi, Gesellschaft, 214 Nerli, Familie, 55; 85 Niccolini, Otto, 151; 175 Nicolaus Iacupus, 172 Nikolaus V. (Papst), 16; 135; 138; 143; 144; 153ff.; 168; 171; 175; 226 Nitschke, August, 61 Nobili, Mario, 13 Noceto, Pietro da, 143; 153; 156; 159; 161; 163; 171 Nonnos, 197 Nomando, Galeotto, 96 Novati, Francesco, 277

364 Oberto, 36 Oddonibus Novellis, Oddone de, 151 Odofredus, 73; 180 Odysseus, 85 Olivi, Petrus, 184; 186; 187; 246 Omodei, Signorolo degli (Homodeis), 213 Ordelaffi, Cecco, 165 Ordelaffi, Familie, 112; 165 Ordelaffi, Giorgio, 136 Ordelaffi, Pino, 165 Orfino da Lodi, 54 Orlandini, Bartolomeo, 92 Orlandini, Benedetto, 92 Orlandini, Paolo, 92 Orlandino de Porcari, 52 Orsini, Bertoldo, 106 Orsini, Familie, 69; 191 Orsini, Giordano, 146; 148 Orsini, Paolo, 210 Orth, Elsbet, 64 Otto I. (Kaiser), 36 Otto III. (Kaiser), 272 Otto IV. (Kaiser), 42; 85 Otto von Freising, 19ff.; 23; 30; 32f.; 37; 48; 50; 63f.;66; 181; 197; 255; 272; 280 Ovid, 193; 195; 196; 197; 201; 202; 221 Ozia, Arnoldus de, 127 Ozia, Petrus de, 127; 128 Palaiologos, Michael VIII., 84 Pamperati, Martinus, 132 Panciatichi, Giovanni, 265 Panciatichi, Lorenzo, 265; 277 Panciatichi, Piero, 90 Panciatichi, Rudolfo, 90 Paoli, Cesare, 276 Papebroch, Daniel, 259 Parisi, Alberto, 231 Panino, Francesco da Crema, 150 Paschalis I. (Papst), 47 Pastor, Ludwig v., 135; 162; 275 Patetta, Federico, 26 Patrizi Piccolomini, Agostino, 114; 121; 123; 171; 174 Patrizi, Francesco, 249 Paul II. (Papst), (Pietro Barbo), 139; 146; 151; 161; 165; 174 Paul III. (Papst), 178; 257 Paulus Diaconus, 16; 186; 252; 255; 268; 271 Pausanias, 251 Pazzi di Val d'Arno, Familie, 68; 84; 89 Pazzi, Chierico de', 89 Pazzi, Familie (von Florenz), 84

Register Pazzi, Jacopo, 234 Pensius, Johannes, 233 Pepoli, Galeazzo, 131 Pepoli, Guido, 116 Perotti, Francesco, 160 Perotti, Niccolò, 161 Peruzzi, Simone, 90 Peter I. von Kastilien (König), 129 Petrarca, Francesco, 101; 135; 182; 201; 203 Petrus de Luna, 132; 210 Petrus Hispanus, 200 Petrus von Blois, 255 Philipp der Gute, Herzog von Burgund, 169 Philipp II. (König), 256 Piccinino, Niccolò, 166 Piccolomini, Enea Silvio, (Pius II.) 19; 166; 222; 226; 227; 280 Pierozzi, Antonino de' (Hl ), 188 Pietro da Luni, 143 Pietro von Corvara, 129 Pietzner, Fritz, 64 Pigna, Giambattista Nicolucci, 266 Pio di Carpi, Familie, 168 Pisanello, Antonio, 162 Pitti, Buonaccorso, 175 Pius II. (Papst), (Enea Silvio Piccolomini) 16; 123; 133; 135; 152; 155; 164; 170; 172; 174; 177; 229 Pizolpasso, Francesco, 208 Platina (Bartolomeo Sacchi), 232 Platon, 206; 267 Plautus, 240 Plinius, 230 Plutarch, 20 Poggetto, Bertrando del, 128 Ponte, Niccolò da, 243 Porcari, Familie, 140 Porcari, Mariano, 141; 143 Porcari, Stefano, 140ff; 146; 160; 171f. Possevino, Antonio, 253; 254; 266 Possevino, Giovanni Battista, 253; 266 Prato, Graf von, 75 Prodi, Paolo, 122 Prosperi, Adriano, 238 Prutscher, Uwe, 33 Ptolomäus, 193 Pucci, Antonio, 116; 204 Pugliesi, Guelfo, 80 Pulci, Familie, 85 Pulci, Luigi, 189; 277 Puteo, Paris de (Paride del Pozzo), 238; 267 Quintilian, 212 Quirini, Benedetto, 15

Register Radziwill, Johannes Nicolaus, 176 Rahewin, 20 Raino von Sorrent, 60 Ramusio, Paolo, 244 Rangone, Gerardo, 52 Rangone, Giacopo, 54 Ranke, Leopold von, 275 Rather von Verona, 33 Razanti, Adriano, 90 Rebuffiis, Petrus, 240 Redi, Francesco, 73; 261AF.; 266; 277 Reguardati, Benedetto, 175 Reynaldi, Bernardus, 130 Ribes, Galterandus de, 164 Ricci, Franceschino de', 136 Ricciardi, Bonifacio, 90 Riccis, Cecce de, 90 Richenthal, Ulrich von, 118 Ridolfi, Filippo, 177 Ridolfi, Lorenzo, 228 Rinieri, Tancredo, 145 Robert Guiscard, 22 Rodulfus Glaber, 16 Roger I. (König), 273 Roger II. (König), 61; 62 Roland, 85 Romagnoli, Familie, 136 Romulus, 20; 25; 181; 197; 200; 209, 229f.; 281 Rossi, Bocca di Baronto, 90 Rossi, Familie, 55 Rossi, Girolamo, 265 Roth von Schreckenstein, Karl H , 276; 277 Rovere, Francesco della (Sixtus IV ), 172 Rovere, Sisto della, 176 Rucellai, Bernardo, 228 Rudolf von Habsburg (König), 97, 98 Rufiis, Servius Sulpicius, 217 Ruprecht von der Pfalz (König), 91; 92 Rustici, Cencio de', 137 Sacchetti, Franco, 10; 15; 241 Sacco, Catone, 223 Sagrata, Raynaldus Graf von, 176 Saiono, Niccolò da, 176 Saladin, 73 Saliceto, Riccardo da, 86 Salimbene de Adam, 10; 83; 85 Salimbene, messer, 118 Salimbeni, Familie, 67 Salimbenis, Johannes de, 78 Sallust, 22; 218 S atomo, 79 Salutati, Coluccio, 198; 201; 203; 206

365 Salvati, Francesco, 159 Salvemini, Gaetano, 14; 19; 26; 48; 58; 68; 90; 261; 265; 273; 276ff. San Bonifacio, Rizzardo de, 108 San Pietro, Geronimo, 176 Sansovino, Francesco, 26; 108; 242ff; 254; 256; 268 Santa Croce, Andrea de, 142; 234 Saul von Speyer, 133 Savigny, Friedrich Carl von, 275; 277 Savonarola, Michele, 234 Savoyen, Graf von, 80 Sbarra, Giovanni di Francesco, 161 Scala, Bartolomeo, 172; 176; 234 Scaliger, Julius Caesar, 265 Schlick, Kaspar, 105; 211 Schreiner, Klaus, 64 Scolari, Familie, 55 Scolari, Filippo (Pippo Spano), 92 Scolari, Matteo, 92 Scotti, Alberto, 128; 129 Scotti, Francesco, 128 Segar, William, 248 Seneca, 216; 226 Sextus Pomponius, 201 Sforza, Francesco, 152; 158; 165; 175; 234 Sforza, Galeazzo Maria, 168 Siebenhirter, Johann, 174ff. Sigismund (Kaiser), 92; 104fF.; I l i ; 116; 118; 136; 139; 150; 151; 211; 227; 233 Sigonio, Carlo, 169; 249 Silvestrini, Giacomo, 96 Simone da Borsano, 71; 213; 216; 218; 220 Simonetta, Cicco, 172 Sixtus IV. (Papst), 130; 155; 176; 214 Sixtus IV. (Papst), siehe Rovere, Bartolomeo della, 172 Soderini, Niccolò, 92 Soderini, Tommaso, 175 Soranzo, Giovanni, 248; 268 Stein, Wilhelm von, 222 Strada, Zanobi da, 101 Strozzi, Benedetto, 92 Strozzi, Carlo, 260; 264 Strozzi, Familie, 261 Strozzi, Palla, 207; 209 Sueton, 198; 207 Sylvester II. (Papst), 58 Tabacco, Giovanni, 4; 7; 14; 28; 35; 44; 56f.; 271; 278 Tacitus, 16; 199; 250ff.; 268; 271; 273; 277 Tasso, Torquato, 237

366 Tebaldeschi, Benedetto, 152 Tebaldeschi, Francesco, 152 Tebaldeschi, Pietro, 152; 153; 161; 163 Tebalducius Paltoneri, 71 Teck, Ludwig von, 136 Tedici, Filippo, 69 Tertullian, 144 Thealdus, 32 Thomas von Aquin (Hl), 180ff; 188; 193; 197; 204; 208; 226 Thomas von Beka, 255 Thomas von Capua, 77 Thomas, Hazel, 58 Thukydides, 226 Tiepolo, Domenico, 268 Tocco, Marino de, 210 Tomacelli, Familie, 135 Tommaso da Fermo, 150 Torcello, Giovanni, 151 Tornabuoni, Simone, 144; 240 Toubert, Pierre, 58; 60; 66; 67 Tranchedini, Nicodemo, 151 Transelgardi, Familie, 40 Transelgardo, Transelgardino de, 40 Traversari, Ambrogio, 172 Treutlingen, Ulrich von, 131 Trevisan, Ludovico (Scarampo), 160; 176 Trimberg, Konrad von, 100 Trinci, Familie, 210 Trinci, Ugolino, 210 Turenne, Vicomte, 131 Tutini, Camillo, 84; 273; 277 Ubaldini, Familie, 78 Libertini von Sogna, Familie, 68 Ubertini, Familie, 78 Uffreducci von Alviano, Familie, 73 Ughelli, Ferdinando, 119 Ughetto di Sarna, 56 Ughi, Familie, 159 Ugholino da Cesena, 90 Ugo de Bella, 49 Uguccio da Colle, Markgraf, 53 Ulloa, Alfonso, 247 Ulpian, 206; 230 Urban V. (Papst), 126; 130 Urban VI. (Papst), 112; 131 Vadianus, Joachim, 224 Vagnucci, Giacomo, 163 Valdès, Juan de, 238 Valerius Maximus, 20; 193; 196f.; 214; 220

Register Valla, Lorenzo, 147; 189; 198; 206; 223ff; 229; 232; 249; 251; 281 van Luyn, P., 26 van Winter, Johanna Maria, 5; 23 Varchi, Benedetto, 240 Varri, Oddone de', 142; 159 Varrò, 20; 206; 228; 230 Vegetius, 21; 179; 181; 182; 188; 199; 220 • Vegio, Maffeo, 223; 228 Vendramin, Andrea, 130 Veneriis, Antonius de, 144; 151; 170 Veneriis, Lucianus de, 170 Verdunus, Narciscus, 176 Vergerio, Pier Paolo, 227 Vergil, 134; 193 Vergil, Polydor, 198 Vernani, Guido, 186; 202 Vettori, Pietro, 249 Villani, Giovanni, 85; 113; 192 Villani, Matteo, 101; 272 Villari, Pasquale, 276 Villola, Pietro da, 33 Vinea, Petrus de, 79 Vinzenz von Beauvais, 192; 194; 203 Violante, Cinzio, 47; 83 Viron, Antoine, 135 Visconti, Alessandro, 166 Visconti, Andrea, 167 Visconti, Azzo, 127 Visconti, Bartolomeo, (Bartolomeo da Novara), 166f. Visconti, Bernabò, 112 Visconti, Familie, 112; 128 Visconti, Vercellino, 127; 129 Vitelleschi, Giovanni, 147; 148; 158 Vitelli, Niccolò, 86; 172 Volpe, Gioacchino, 46; 48 Waitz, Georg, 275 Weber, Max, 13; 31 Wickham, Chris, 36 Wieruszowski, Helene, 75 Wimpfeling, Jacob, 251 Xenophon, 226 Zallinger, Otto von, 275 Zeno, Jacopo, 230 Zippel, Gianni, 278 Zorzi, Bartolomeo, 139 Zorzi, Fantino, 139 Zorzi, Niccolò, 137ff.; 142; 153; 170

Quellen und Forschungen zur Geschichte des Dominikanerordens. Neue Folge Im Auftrag der Dominikanerprovinz Teutonia herausgegeben von Isnard W. Frank OP / Kaspar Elm / Ulrich Horst OP / Walter Senner OP ISSN 0942-4059 Band 1

Band 3

Ulrich Horst

Isnard W. Frank

Evangelische Armut und Kirche Thomas von Aquin und die Armutskontroversen des 13. und beginnenden 14. Jahrhunderts 1992. 229 Seiten Gb, DM 98 - / öS 7 6 4 - / sFr 9 6 ISBN 3-05-002248-5

Gegenstand dieses Bandes ist ein mit Leidenschaft diskutiertes Problem, das durch die Armutsbewegung im 13. und beginnenden 14. Jahrhundert und die sogenannten Bettelorden entstand. Die Realisierung der Armut des Evangeliums nahm nämlich sehr bald radikale Züge an und führte zur Kritik an den kirchlichen Amts trägem. Wie stehen Verzicht, Weltflucht und irdische Realitäten zueinander? Sind Frömmigkeit und Welt Gegensätze? Gibt es Kriterien für den rechten Gebrauch der Dinge? Wie sind Geld und Immobilienbesitz der Orden zu beurteilen? - Das sind Fragen, die sich so erst in der ökonomischen Situation des 13. Jahrhunderts stellten. Thomas von Aquin (1225-1274) findet nach erregenden Diskussionen in Paris eine Lösung, die dem Evangelium und der historischen Wirklichkeit gerecht werden soll: Er deutet das Armutsideal des Evangeliums als Mittel und Weg zur christlichen Vollkommenheit.

Das Totenbuch des Mainzer Dominikanerklosters Kommentar und Edition 1993. 381 Seiten Gb, DM 1 2 8 - / öS 998,- / sFr 122,ISBN 3-05-002158-6

Der Band erschließt eine ebenso für die Mainzer spätmittelalterliche Stadtgeschichte wie auch für die deutschen Dominikaner wichtige Quelle des 14. bis 18. Jahrhunderts. Kommentar: 1. Die Handschrift: Beschreibung-Funktion-Bedeutung 2. Zu Kirche und Kloster 3. Kirche und Kloster als Begräbnisstätte 4. Stationäre Seelsorge und Existenzsicherung 5. Die klerikale Fürbittgemeinschaft 6. Die lokalisierte Predigergemeinschaft: Zur Konventsstärke. Offizianten des Konventes. Das Studium conventus. Der terminus praedicationis Edition Ungedruckte Quellen Quellen und Literatur Register

II

Quellen und Forschungen zur Geschichte des Dominikanerordens. Neue Folge

Bände 4 und 5 Walter Senner

Johannes von Sterngassen OP und sein Sentenzenkommentar Teil I: Studie. Teil II: Texte

Neue Folge

Walter Senner

1994. ca. 600 Seiten und ca. 550 Seiten Gb, ca. D M 1 2 8 - / öS 9 9 8 , - / sFr 1 2 8 ISBN 3-05-002579-4 (Band 4) ISBN 3-05-002580-8 (Band 5)

JOHANNES VON STERNGASSEN OP UND SEIN SENTENZENKOMMENTAR

Der Dominikaner Johannes von Sterngassen (Ende 13., Anfang 14. Jahrhundert), Vertreter eines strikt wissenschaftlich orientierten Thomismus und Mitglied der mystischen Kreise um Meister Eckehart, steht im Schnittpunkt der Kontroverse um Mystik und Scholastik. Umfeld, Biographie und Werk dieses kritischen Geistes und glänzenden Predigers werden auf der Grundlage einer präzisen Quellenanalyse rekonstruiert, eine breite Auswahl an Texten - lateinischen Quaestionen und deutschen Predigten - läßt seine philosophische Position und seine sprachliche Kraft erkennen. Zur Gewinnung der Texte wird erstmals eine sprachwissenschaftlich begründete EDV-gestützte Methode verwendet, die im ersten Teilband eingehend erläutert wird.

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Quellen und Forschungen zur Geschichte des Dominikanerordens

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Aus dem Inhalt: Teil I: Studie 1. Person und Werk 2. Der Sentenzenkommentar 3. Die anderen Werke 4. Zur Lehre des Johannes von Sterngassen Register und Anlagen Teil II: Texte Aus dem Sentenzenkommentar Deutsche Werke Texte anderer Autoren Verzeichnisse Index verborum zu Sentenzenkommentar und Quaestionen (Microfiche)

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