204 103 42MB
German Pages 194 [205] Year 1976
H. I). Haustein
Die Prop ortionalit ät der technischen Basis im Sozialismus f ®
Akademie-Verlag-Berlin
H.-D. Haustein Die Proportionalität der technischen Basis im Sozialismus
H.-D. Haustein
Die Proportionalität der technischen Basis im Sozialismus
AKADEMIE-VERLAG • BERLIN 1975
Erschienen im Akademie-Verlag, 108 Berlin, Leipziger Str. 3—4 © 1975 by Akademie-Verlag, Berlin Lizenznummer: 202 • 100/35/75 Gesamtherstellung: IV/2/14 VEB Druckerei »Gottfried Wilhelm Leibniz«, 445 Gräfenhainichen/D D R • 4350 Umschlaggestaltung: Nina Striewski Bestellnummer: 752 579 5 (6212) • LSV 0325 Printed in GDR EVP 12,50
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
7
Einleitung
9
1. Die Aufgaben zur Durchsetzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts in der sozialistischen Volkswirtschaft 1.1. Die Entwicklung und Aufhebung von Widersprüchen der wissenschaftlich-technischen Entwicklung 1.2. Der Zyklus Wissenschaft — Technik — Produktion und die Erhöhung seiner Wirksamkeit 1.3. Aufgaben der technischen Politik in der sozialistischen Volkswirtschaft 1.4. Das erreichte technische Niveau und die Möglichkeiten zur Steigerung seiner ökonomischen Effektivität 2. Die Proportionalität der technischen Basis als ökonomisches Problem .
19 19 23 28 32 38
2.1. Die tendenzielle Ungleichmäßigkeit der technischen Entwicklung als Notwendigkeit der Entwicklung der Produktivkräfte . . . . 2.2. Das ökonomische Problem der proportionalen technischen Entwicklung 2.3. Die Messung und Planung der Proportionalität der technischen Basis eines gesellschaftlichen Produktionsprozesses unter besonderer Berücksichtigung der Arbeitskräftefreisetzung 2.4. Die volkswirtschaftliche Proportionalität der technischen Basis ..
55 67
3. Die technisch-ökonomische und historische Analyse und Prognose der Proportionalität der technischen Basis
80
3.1. Die Genesis neuer technischer Prinziplösungen und die Sicherung der Proportionalität der technischen Entwicklung 3.2. Die ökonomische Analyse der technologischen Proportionalität im textilen Zyklus 3.3. Die Analyse der Bestimmungsfaktoren für die Proportionalität der technischen Basis 3.4. Zu den Möglichkeiten der Prognose der technischen Basis unter Berücksichtigung ihrer Proportionalität
38 48
80 95 106 112
5
4. Die Beachtung der Komplexität und Proportionalität des wissenschaftlich-technischen Fortschritts in der Leitung und Planung 4.1. Zur komplexen Planung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts in der sozialistischen Industrie 4.2. Aufgaben der Leitung der Industriezweige zur Sicherung der Proportionalität der technischen Basis Anlagen Literaturverzeichnis Tabellenverzeichnis Personenregister Sachregister
132 132 139 145 171 178 180 183
Vorwort
Die ökonomische Analyse des technischen Niveaus als Instrument der sozialistischen Planung hat im vergangenen Jahrzehnt eine steigende Aufmerksamkeit vor allem in der Sowjetunion gefunden. Auf dem XXIV. Parteitag der KPdSU wurde betont, daß eine objektbezogene Einzelbetrachtung in der Planung von Wissenschaft und Technik nicht mehr ausreicht. Entscheidend wird die Analyse, Prognose und Planung des wissenschaftlich-technischen Niveaus der gesamten Produktion. In der ersten Hälfte der sechziger Jahre leitete ich die Forschungsgemeinschaft „Ökonomische Analyse des technischen Niveaus", in der in enger Zusammenarbeit von Theorie und Praxis neue Wege erschlossen wurden. Wir standen damals vor einem der kompliziertesten Probleme der Vervollkommnung der Planung, das auch heute noch keineswegs vollständig gelöst ist. Die vorliegende Arbeit, die 1971 begonnen wurde, soll ein weiterer Beitrag zur ökonomischen Analyse, Prognose und Planung der technischen Basis im Sozialismus sein. Sie soll helfen, wissenschaftlich begründete und praktikable Antworten zu finden auf Fragen, die der VIII. Parteitag der SED vor den Wirtschaftswissenschaften aufgeworfen hat. Dazu gehört das Problem einer technischen Politik, die von den Bedürfnissen der Menschen ausgeht und hohe und stabile Wachstumsraten der Effektivität sichert. In der Untersuchung verwende ich mehrmals Beispiele aus dem Komplex Textil — Bekleidung. Auf textilem Gebiet sind mannigfache historische Vergleiche möglich; ich erhielt ferner viele Anregungen aus der Arbeit zu dem Thema „Langfristige Bedürfnisforschung im Komplex Bekleidung", bei der Leitungskader aus der Industrie beteiligt waren. Aus dem Zusammenspiel so scheinbar weit entfernter Gebiete ergaben sich neue Aspekte der Untersuchung der technischen Basis des Reproduktionsprozesses, insbesondere die Analyse des wissenschaftlich-technischen Niveaus gesellschaftlicher Produktions- und Verbrauchszyklen. Eine große Unterstützung waren für mich die kritischen und überaus gründlichen Hinweise von Prof. Eva Altmann, Prof. Ottomar Kratsch und 7
Prof. Alfred Lange. Für Bemerkungen von Prof. Jürgen Kuczynski, Prof. Hans Schönherr, Prof. Helmut Richter und Dr. Gert Wilde bin ich zu Dank verpflichtet. Das gilt auch für die Hilfe, die ich von der Staatlichen Zentralverwaltung für Statistik erfuhr. Schließlich danke ich den beteiligten Mitarbeitern des Akademie-Verlages und der Druckerei und nicht zuletzt meiner Frau Erika Haustein, die mich bei der Fertigstellung des Manuskripts mit viel Verständnis unterstützte. Heinz-Dieter Haustein
Einleitung Gegenüber der kapitalistischen Arbeitsproduktivität bedeutet der Kommunismus eine höhere Arbeitsproduktivität freiwillig, bewußt, vereint schaffender Menseben, die sich der fortgeschrittenen Technik bedienen. W. I. Lenin
Die Arbeiterklasse und alle Werktätigen der DDR gestalten die entwickelte sozialistische Gesellschaft in engem Bunde mit der Sowjetunion und den anderen sozialistischen Bruderländern. Die stabilen und hohen Ziele der wirtschaftlichen Entwicklung sind für die Menschen des Sozialismus nicht Selbstzweck; sie wissen, daß sich auf dieser Grundlage ihr Lebensniveau unablässig verbessert. Für die langfristige Prognose und Planung bis 1990 wurden vom Zentralkomitee der SED realistische Orientierungspunkte festgelegt, zu denen eine jährliche durchschnittliche Zuwachsrate der industriellen Arbeitsproduktivität von nahezu 6,5 Prozent gehört. 1 Die Erhöhung der Produktivität der gesellschaftlichen Arbeit ist die entscheidende Bedingung für ein weiteres kontinuierliches Wachstum des materiellen und kulturellen Lebensniveaus des Volkes im Sozialismus. Der Produktivitätszuwachs wird aber in erheblichem Maße durch den wissenschaftlich-technischen Fortschritt und seine den sozialistischen Produktionsverhältnissen entsprechende Anwendung bestimmt. „Wachstum, Struktur und Leistung unserer Volkswirtschaft werden entscheidend von Wissenschaft und Technik beeinflußt" heißt es in der E n t schließung des VIII. Parteitages der SED. 2 Dabei kommt es darauf an, die Errungenschaften der wissenschaftlich-technischen Revolution organisch mit den Vorzügen des sozialistischen Wirtschaftssystems zu vereinigen. Das bedeutet zuerstund vor allem, die technische Umwälzung im Interesse des harmonisch entwickelten Menschen, zur Erleichterung seiner Arbeit und zur Befriedigung seiner Bedürfnisse zu vollziehen. Unser Ziel ist „. . . die freie Entwicklung der Individualitäten, und daher nicht das Reduzieren der notwendigen Arbeit um Surplusarbeit zu setzen, sondern überhaupt die Reduktion der notwendigen Arbeit der Gesellschaft zu einem Minimum, der dann die künstlerische, wissenschaftliche etc. Aus1
Zügig voran bei der weiteren Verwirklichung der Beschlüsse des VIII. Parteitags der SED. Aus dem Bericht des Politbüros an das ZK der SED. Berichterstatter: Genosse Erich Honecker, Berlin 1973, S. 56. 2 Dokumente des VIII. Parteitags der SED, Berlin 1971, S. 26.
9
bildung der Individuen durch die für sie alle freigewordne Zeit und geschaffnen Mittel entspricht." 3 Die wissenschaftlich-technische Revolution, an deren Beginn wir heute stehen, führt historisch gesehen zur Herausbildung der materiell-technischen Basis der neuen Gesellschaftsformation. Die materiell-technische Basis des 'Kommunismus wird eine planmäßig organisierte automatisierte Großproduktion in der gesamten Volkswirtschaft sein, die auf dem Volkseigentum an den Produktionsmitteln beruht, durch Ausnutzung der Wissenschaft die volle Befriedigung der materiellen Bedürfnisse und ein harmonisches Verhältnis des Menschen zur Natur ermöglicht sowie dazu beiträgt, daß die Arbeit zum ersten Lebensbedürfnis wird. Die wissenschaftlich-technische Revolution führt vor allem dazu, daß die energetische, ausführende, kontrollierende und logische Funktion des Menschen im Arbeitsprozeß fortschreitend ersetzt wird. Daraus ergeben sich aber tiefgreifende soziale Konsequenzen. Jonas, Linsbauer und Marx schreiben: „Mit dem Ausscheiden des Menschen aus dem unmittelbaren Fertigungsprozeß wird die alte historische Notwendigkeit der Arbeitsteilung zwischen der großen Masse der Produzenten, die vorwiegend physische und einfache Routinedenkarbeit, und einer Minderheit, die vorwiegend die geistig-schöpferische Tätigkeit der Leitung und Entwicklung der Produktion zu leisten hatte, aufgehoben. Und damit entfällt die eigentlichste und tiefste Ursache für die Spaltung der Gesellschaft in Klassen. Mit der Übergabe der Steuer- und Regelfunktion des Menschen an ein technisches System ergibt sich gleichermaßen für alle Gesellschaftsmitglieder nicht nur die Möglichkeit, sondern auch die Pflicht, alle schöpferischen Fähigkeiten voll zu entfalten." 4 Freilich ist die Aufhebung der Klassenteilung und der Klassenherrschaft nicht das automatische Resultat der Entwicklung der Produktivkräfte, wie bürgerliche Apologeten und reformistische Theoretiker glauben machen wollen. Das zeigen wohl am besten die realen Widersprüche der kapitalistischen Welt der Gegenwart. So muß J . Schmandt bekennen: „Im Blick auf die amerikanische Wirtschaft hat Galbraith geurteilt, daß ein Kapitalfehler des kapitalistischen Systems darin liegt, daß es in der Produktion öffentlicher Güter versagt hat. Das Versagen ist leicht erklärt, da es ökonomisch zu wenig Anreiz gibt und politisch zu wenig Zwang, um nennenswerte Beträge in die Lösung sozialer Aufgaben zu investieren. Jedes Unternehmen, das sich in dieser 3
4
10
Marx, K., Grundrisse der Kritik der Politischen Ökonomie, Berlin 1953, S. 592 bis 593. Jonas, W., Linsbauer, V., Marx ,H., Die Produktivkräfte in der Geschichte, Bd. 1, Berlin 1969, S. 29.
Hinsicht mehr als ein Konkurrenzunternehmen engagiert, ist eindeutig wirtschaftlich benachteiligt." 5 Der Imperialismus ist bemüht, Wissenschaft und Technik zur Aufrechterhaltung und Ausdehnung seiner Herrschaft auszunutzen. Nur die Überwindung des kapitalistischen Systems durch die revolutionäre Aktion der Arbeiterklasse anter Führung ihrer bewußten und organisierten Vorhut kann den antagonistischen Widerspruch zwischen der Entwicklung der Produktivkräfte und den herrschenden Produktionsverhältnissen aufheben. Die sozialistische Revolution bringt neue gesellschaftliche Verhältnisse hervor, sie muß aber in einer längeren Periode die vorgefundene materielltechnische Basis der alten Ordnung schrittweise umgestalten. Die historischen Erfahrungen zeigen, daß dabei die von der Profitwirtschaft geschaffenen, teilweise langwirkenden Disproportionen, technisch-ökonomische Rückständigkeit und der Widerstand der entmachteten Ausbeuterklasse überwunden werden müssen. Hinzu kommen die vom ausländischen Kapital •organisierten Schwierigkeiten (Embargo, Abwerbung und anderes), die praktisch mit der Geburtsstunde des Sozialismus auf der Welt begannen. In der Übergangsperiode wird auf dem Wege der Industrialisierung und Rekonstruktion der Volkswirtschaft die materiell-technische Basis des Sozialismus geschaffen. Sie besteht in der planmäßig organisierten maschinellen Großproduktion in allen Zweigen der materiellen Produktion, die -auf dem gesellschaftlichen Eigentum an den Produktionsmitteln beruht u n d die immer bessere Befriedigung der Bedürfnisse der Menschen sichert. 6 Diese materiell-technische Basis kann noch nicht das für den Kommunismus erforderliche Niveau der Arbeitsproduktivität sichern und trägt noch Züge der Produktionsgrundlage der alten Gesellschaft. Dazu gehören zum Beispiel eine weit vorangetriebene und teilweise einseitige berufliche Arbeitsteilung, die Ausbreitung des Fließbandsystems] und die Entwicklung einer Technik, deren negative Umweltwirkungen durch besondere Maßnahmen aufgehoben werden müssen. So hat die Profitwirtschaft letztlich den Siegeszug des Kraftwagens mit Verbrennungsmotor hervorgebracht, also einer unter langfristigen Gesichtspunkten äußerst problematischen Technik, auf die unter den gegebenen Umständen auch die neue Ordnung micht verzichten konnte. 5
Schmandt, J., Technik und sozialer Fortschritt, in: Jungk, R., Menschen im Jahr 2000. Eine Übersicht über mögliche Zukünfte, Frankfurt a. M. 1969, S. 101. '6 Vgl. Haustein, H.-D., Zu einigen Problemen des Aufbaus der materiell-technischen Basis des Sozialismus und Kommunismus, in: Wirtschaftswissenschaft, 10. Jg., H. 4/1962 S. 481-493.
11
Die sich entwickelnde materiell-technische Basis des Sozialismus h a t t e jedoch von Anfang an entscheidende gesellschaftliche Vorzüge: Das betrifft in erster Linie das Ziel ihrer Entwicklung, das nicht in der Kapitalverwertung oder etwa in der Perfektion um ihrer selbst willen, sondern in der höchsten Wohlfahrt des Menschen besteht. Zugleich entwickelt sich der neue Charakter der Arbeit, nehmen die Menschen aktiv und bewußt Einfluß auf die gesellschaftliche Produktion. Ihr Arbeitsplatz ist gesichert und ihre Arbeits- und Lebensbedingungen werden im Maße des Produktivitätsfortschritts verbessert. Des weiteren ist das Kriterium für die Einführung neuer Technik nicht mehr die Einsparung an bezahlter Arbeit, die höhere Masse oder Rate des Profits. Im Sozialismus wird über die Anwendung neuer technischer Mittel danach entschieden, ob sie bei geplantem Niveau der Bedürfnisbefriedigung zur Einsparung der gesamten gesellschaftlichen Arbeit beitragen. Dieses umfassende sozialökonomische Kriterium schafft qualitativ und quantitativ neue Entwicklungsbedingungen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts. Immer besser gelingt es auch, die schwierige Aufgabe näherungsweise zu lösen, den Grad der Bedürfnisbefriedigung gesellschaftlich zu messen und mit der Einsparung an gesellschaftlicher Arbeit zu vergleichen. Im Sozialismus wachsen die Bedürfnisse aller werktätigen Klassen und Schichten unablässig. Zu den Quellen ihrer Befriedigung gehören der Nationalreichtum, der Naturreichtum und vor allem das Nationaleinkommen aus der materiellen Produktion. Ein hohes Tempo der Entwicklung des nichtmateriellen Bereichs (Gesundheit, Bildung, Kultur) und der Konsumtion von Gütern und Dienstleistungen stellt aber neue Anforderungen an die Ausnutzung aller produktiven Fonds (Produktionsfonds, Bildungsfonds, Forschungsfonds). Damit wird die Intensivierung zum Hauptweg der Entwicklung des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses. Charakteristisch für die Periode der Intensivierung ist, daß der wissenschaftlich-technische Fortschritt und seine sozialökonomischen Konsequenzen immer besser in der Volkswirtschaftsplanung erfaßt werden. Dabei werden auch die Fernwirkungen der Technik auf die natürliche Umwelt des Menschen zunehmend exakter berücksichtigt. Ein solches Herangehen ist nur auf der Grundlage des gesellschaftlichen Eigentums an den Produktionsmitteln sowie einer Wirtschaftspolitik möglich, die das Wohl des arbeitenden Menschen zum obersten Leitsatz nimmt. Bedeutende Produktivitätsreserven werden mit der sozialistischen ökonomischen Integration erschlossen, die die Potenzen der Bruderländer keineswegs nur summiert. 12
Hinzu kommt, daß die sozialistische Gesellschaft in einer Reihe von Ländern ihre Produktivkräfte unter den Bedingungen der beginnenden wissenschaftlich-technischen Revolution vervollkommnet. Das in der Sowjetunion im Entwurf ausgearbeitete Komplexprogramm des wissenschaftlich-technischen Fortschritts und seiner sozialökonomischen Folgen konkretisiert für den Zeitraum von 1976 bis 1980 die historische Aufgabe, die materielltechnische Basis des Kommunismus zu schaffen. Dabei hat sich gezeigt, daß die planmäßige Beherrschung der wissenschaftlich-technischen Revolution den Soziologen und Ökonomen neue Fragen stellt. Dazu gehört die Proportionalität in der Entwicklung der Produktivkräfte im Hinblick auf die Befriedigung der Bedürfnisse der Menschen. Bekanntlich geht der Marxismus davon aus, daß die Entwicklung der Produktivkräfte in letzter Instanz den gesellschaftlichen Fortschritt bestimmt. Zugleich existieren die Produktivkräfte immer in engem Zusammenhang mit den Produktionsverhältnissen, die als gesellschaftliche Triebkraft auf die Produktivkräfte zurückwirken: „Aber die Menschen können nicht nur nicht den Stand ihrer Produktivkräfte willkürlich wählen, sie können sie auch nicht in beliebiger Richtung verändern. Die gegebenen Produktivkräfte sind nicht nur das vorgefundene Arsenal der Produktion, sondern aus ihnen ergeben sich auch bestimmte Gesetzmäßigkeiten für ihre Weiterentwicklung durch die Gesellschaft: für Richtung, Charakter und Inhalt der Entwicklung der Produktivkräfte insgesamt, und im Zusammenhang damit entstehen wiederum Anforderungen an die Produktionsverhältnisse." 7 Das wichtigste Gesetz ist dabei die notwendige Übereinstimmung der Produktionsverhältnisse mit dem Charakter der Produktivkräfte. Zu den Gesetzmäßigkeiten der Entwicklung der Produktivkräfte, die in mehreren Gesellschaftsformationen unter jeweils verschiedenen gesellschaftlichen Bedingungen wirken und hier nicht im einzelnen erläutert werden können, gehören: — das Gesetz der wachsenden technischen Ausstattung der menschlichen Arbeit; — die Gesetzmäßigkeit der Ablösung der technischen Arbeitsfunktionen des Menschen und der wachsenden Rolle seiner schöpferischen Funktion im Arbeitsprozeß; — das Gesetz des Anwachsens der Bedürfnisse; — die Gesetzmäßigkeit der aktiven Rolle der gesellschaftlichen Bedürfnisse bei der Entwicklung der Technik; 7
Altmann, E., Politische Ökonomie. Einführung, Lehrbrief der Hochschule für Ökonomie Berlin 1970, S. 35.
13
— die Gesetzmäßigkeit der' Substitution und Ergänzung technischer Mittel bei der Befriedigung bestimmter Bedürfnisse; — das Gesetz des Produktionsmaßstabs (der Massenproduktion); — die Gesetzmäßigkeiten technischer Beziehungen der Produktion; — die Gesetzmäßigkeit des Gebrauchswechsels von Arbeitsmitteln; — das Lerngesetz in der Produktion bei der Inbetriebnahme neuer Kapazitäten und anderes. Einen theoretischen Beitrag zur organischen Verbindung der wissenschaftlich-technischen Revolution mit den Vorzügen des Sozialismus zu leisten bedeutet vor allem, die Dialektik von Produktivkräften und Produktionsverhältnissen historisch und logisch tiefer zu analysieren. Hierzu gibt Pokrytan wertvolle Hinweise. 8 Er unterscheidet bei den Produktionsverhältnissen die Seite, die direkt die sozialökonomische Ordnung der Produktion bestimmt, von jenen Elementen, die unmittelbar mit der materiellen Seite der Produktion zusammenhängen. Diese Elemente bilden eine spezifische Einheit mit den Produktivkräften, die von Marx als „gesellschaftliche Betriebsweise" bezeichnet wurde. 9 Dazu gehörten die individuelle Arbeitsweise auf gesellschaftlicher Stufenleiter, der „Charakter des gesellschaftlichen Arbeitskörpers", die gesellschaftliche Kombination der Produktion, die Entwicklung der Produktionsbeziehungen zwischen den Betrieben (Spezialisierung, Konzentration, Kooperation und Kombination). Kusin, Suchardin und andere verwenden dafür den Begriff der technologischen Produktionsweise.10 • 8
9
10
P o k r y t a n , A. K., P r o d u k t i o n s v e r h ä l t n i s s e u n d ökonomische Gesetze des Sozialismus. E i n e m e t h o d i s c h e S t u d i e zur Analyse u n d zur Theorie,, Berlin 1973, S. 3 7 f f . M a r x , K . : D a s K a p i t a l . E r s t e r B a n d , i n : M a r x / E n g e l s , W e r k e (im f o l g e n d e n : M E W ) , B d . 23, Berlin 1968, S. 496. - Dieser Begriff w u r d e v o m Verfasser n ä h e r a n a l y s i e r t i n : Die E n t w i c k l u n g der T e c h n i k i n der sozialistischen I n d u strie. L e h r b r i e f e f ü r I n d u s t r i e ö k o n o m i k . T h e m a I X . H o c h s c h u l e f ü r Ö k o n o m i e , Berlin 1958, S. 40. A u t o r e n k o l l e k t i v : Die gegenwärtige wissenschaftlich-technische R e v o l u t i o n . E i n e historische U n t e r s u c h u n g . Ü b e r s e t z u n g aus d e m Russischen. Berlin 1972, S. 25. — M a r x v e r w e n d e t bei der Analyse der t e c h n i s c h e n Basis des k a p i talistischen R e p r o d u k t i o n s p r o z e s s e s m e h r m a l s a u c h d e n T e r m i n u s „ P r o d u k tionsweise" o f f e n b a r in diesem engeren Sinne. Die technologische P r o d u k t i o n s weise ist ein Teil der g e s a m t e n sozialökonomischen P r o d u k t i o n s w e i s e , m a n sollte d a h e r n i c h t technologische u n d ökonomische P r o d u k t i o n s w e i s e gegenüberstellen, wie es die A u t o r e n t u n (a. a. 0 . ) . Aus diesem G r u n d e ist es sicher t r e f f e n d e r , jene Z u s a m m e n h ä n g e als „gesellschaftliche Betriebsweise" zu bezeichnen.
14
Über die gesellschaftliche Betriebsweise treten die materiellen Elemente der Produktivkräfte in Beziehung zu den sozialen Verhältnissen. So führt das Maschinensystem zu bestimmten Formen der Kooperation der Arbeitskräfte, die unter den sozialökonomischen Verhältnissen des Kapitalismus zu einer neuen Quelle in der Produktion des relativen Mehrwerts werden. Die revolutionäre Veränderung der sozialökonomischen Ordnung führt nicht automatisch zu einer neuen, adäquaten Qualität der gesellschaftlichen Betriebsweise. Die sozialistischen Eigentumsverhältnisse schaffen ein gewaltiges Potential von Veränderungsmöglichkeiten der Produktivkräfte, das jedoch nur über eine längere historische Periode zunehmend vollständig ausgeschöpft werden kann. Da die Produktivkräfte stets in jenem spezifischen Zusammenhang mit den Produktionsverhältnissen, den wir gesellschaftliche Betriebsweise nennen, wirksam werden, sind die oben angeführten Gesetzmäßigkeiten letztlich ökonomische und nicht technischer Art. Die differenzierte Analyse der Einheit von Produktivkräften und Produktionsverhältnissen ist zugleich ideologisch-theoretisch außerordentlich bedeutsam. Der gegenwärtig im bürgerlichen Lager beliebte sogenannte technologische Determinismus, der von technischen Umwälzungen direkt auf soziale Umwälzungen schließt, ist nichts anderes als eine scheinbar objektiv begründete Variante des Sozialreformismus. Mit der These von den Grenzen des Wachstums kapitulieren die bürgerlichen Theoretiker vor der Unmöglichkeit, im Imperialismus eine neue Qualität der gesellschaftlichen' Betriebsweise durchzusetzen, die den neuen Erfordernissen der Produktivkräfte entspricht. Die linksrevisionistischen und voluntaristischen Auffassungen, die die Bedeutung der materiellen Seite der Produktionsverhältnisse unterschätzen, lassen sich ebenfalls aus dieser Sicht überzeugend widerlegen. Schließlich ist die gesellschaftliche Betriebsweise auch der eigentliche Kreuzungspunkt bei der Vereinigung der wissenschaftlichtechnischen Revolution mit den Vorzügen des Sozialismus. Wir sehen dies vor allem in zwei Richtungen: Erstens führt die immer bessere Befriedigung der materiellen und geistigen Bedürfnisse der Menschen zu einer neuen Stufe des Schöpfertums, der Entfaltung aller Talente und Fähigkeiten der Produzenten der materiellen Güter. Der reife Sozialismus wird eine gesellschaftliche Betriebsweise der schöpferischen Arbeit sein, der jene Ausbeutung und Verschwendung der menschlichen Energie fremd ist, wie sie für die sogenannte Konsumgesellschaft des Westens typisch ist. Zweitens wird die gesellschaftliche Betriebsweise erstmals in der Geschichte der materiellen Produktion auf eine wissenschaftliche Basis gestellt und in ihrer Gesamtheit planmäßig gestaltet. Das beginnt mit komplexen gesellschaftswissenschaftlichen, naturwissenschaftlichen und tech-
15
nischen Konzeptionen, deren Genotyp der Leninsche „Entwurf eines Plans wissenschaftlich-technischer Arbeiten" war. Die Wissenschaft erhält im Sozialismus eine neue soziale Orientierung, die sich immer stärker auf den assoziierten schöpferischen Menschen und auf die Integration naturund gesellschaftswissenschaftlicher Erkenntnisse richten wird. Auf wissenschaftlicher Grundlage und mit Hilfe der automatisierten Informationsverarbeitung wird eine neue Stufe der Leitung und Planung •der Volkswirtschaft erreicht, die die schnelle und volle Nutzung der Potenzen neuer wissenschaftlich-technischer Wirkprinzipien ermöglicht. Betrachten wir die gegenwärtigen und die zu erwartenden Veränderungen der materiell-technischen Basis, so gehört dazu die Entwicklung der Produktionsmittel, Energieformen, Forschungsmittel, der erschlossenen natürlichen Ressourcen sowie der gesellschaftlichen Betriebsweise. Einen wesentlichen, historisch aber durchaus unterschiedlich bedeutsamen Teil bildet die technische Basis der Produktion. Darunter verstehen wir die Gesamtheit der vom Menschen geschaffenen technischen Mittel, insbesondere das System der Arbeits- und Werkzeugmaschinen in seiner Wechselbeziehung zur gesellschaftlichen Betriebsweise. Hier nun beginnt der eigentliche Springpunkt unserer Untersuchung. Die schnelle Entwicklung der technischen Basis vollzieht sich, wie wir zeigen werden, keineswegs gleichmäßig. Oft ist nicht genau abzusehen, in welchem Maße und bis zu welchem Zeitpunkt sich die evolutionäre Entwicklung bestimmter Gebiete fortsetzen und in welcher Richtung ein revolutionärer Sprung erfolgen wird. Gleichzeitig ist für die moderne Produktion beständiger Wechsel charakteristisch, der immer wieder das vorhandene System des Stoffflusses und der Arbeitsteilung sowie die konkreten Effektivitätsbedingungen verändert. Zwischen der Bewegung der verschiedenen Elemente der technischen Basis und der anderen Seiten der Produktion bestehen aber bestimmte qualitative und quantitative Verhältnisse, die in einem gewissen Toleranzfeld optimal gestaltet werden können und müssen, um den höchsten sozialökonomischen Effekt zu erreichen. Dazu gehören: — Beziehungen der technischen Ausstattung nach Stufen und Bereichen der gesellschaftlichen Produktion und der gesellschaftlichen Bedürfniskomplexe ; — Beziehungen zwischen verschiedenen, gegenseitig substituierbaren Massen von technischen Mitteln; — Beziehungen zwischen der Masse der angewandten neuen Prinziplösungen und der Masse der evolutionär zu entwickelnden Technik; — Beziehungen der technischen Ausstattung nach verschiedenen Betriebsgrößengruppen ; 16
— Beziehungen der technischen Basis zum Wissenschaftspotential und zum Erkenntnisvorlauf der Forschung und Entwicklung und — Beziehungen im zeitlichen Ablauf bei der Entwicklung, Uberleitung und Verbreitung eines neuen technischen Prinzips. Die immer bessere Beherrschung dieser Zusammenhänge und ihrer Effektivitätswirkung ist eine der entscheidenden methodologischen Grundlagen für die wirksamere Verbindung der Planung von Wissenschaft und Technik mit der Volkswirtschaftsplanung. Ein aktuelles Problem der Intensivierung in unserer Volkswirtschaft ist zum Beispiel die notwendige Arbeitskräftefreisetzung im materiellen Bereich, um den steigenden Arbeitskräftebedarf der nichtproduzierenden Sphäre (Bildung, Gesundheitswesen, Kultur) zu decken. In manchen Betrieben werden zusätzliche technische Mittel eingesetzt, die aber nur lokal begrenzt Arbeitskräfte freisetzen. Es werden beispielsweise Arbeitsmittel verwendet, die selbst zu ihrer Herstellung einen hohen Aufwand an lebendiger Arbeit erfordern. In anderen Fällen werden die Arbeitskräfte dort absorbiert, wo die wachsende Produktion bei niedriger technischer Ausstattung gesichert werden muß. Um diese und andere volkswirtschaftliche Zusammenhänge geht es in unserer Untersuchung. Unter der Proportionalität der technischen Basis soll hier zunächst die Gesamtheit der qualitativ und quantitativ bestimmten inneren und äußeren Beziehungen der technischen Basis verstanden werden, die bei einem geplanten Niveau der Bedürfnisbefriedigung ein Minimum des Aufwands an gesellschaftlicher Arbeit gewährleistet. 11 Die Proportionalität kann dabei nicht identisch sein mit einem starren Gleichgewicht oder mit vollständiger Ausgeglichenheit des technischen Niveaus. Die tendenzielle Ungleichmäßigkeit der wissenschaftlich-technischen Entwicklung ist eine objektive Notwendigkeit der Entwicklung der Produktivkräfte. Wir müssen sie bei der Planung des wissenschaftlichtechnischen Fortschritts besser als bisher berücksichtigen. Die Proportionalität der technischen Basis ist keinesfalls eine rein technische Beziehung, die sich gewissermaßen automatisch durchsetzt. Die Beziehungen der wissenschaftlich-technischen Entwicklung sind so vielfältig und kompliziert, daß sie nicht mit einem administrativen Patent11
2
Vom Verfasser wurde die Notwendigkeit der proportionalen Entwicklung der technischen Basis zuerst am Beispiel eines führenden technischen Gebiets, der elektronischen Bauelementefertigung, analysiert (siehe dazu: Haustein, H.-D., Lange, A., Die Rolle der wissenschaftlich-technischen Grundkonzeption des Industriezweigs bei der Perspektivplanung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, in: Wirtschaftswissenschaft, 10. Jg., H. 9/1962, S. 1358). Haustein, Proportionalität
17
schéma erfaßt werden können. Umso dringender ist es, durch zielstrebige ideologische Arbeit die Aktivität und Tatkraft der Schöpfer der neuen Technik zu entfalten. Dazu gehören allé Arbeiter, Techniker, Ingenieure und Wissenschaftler, die an der Schaffung, Verbreitung und Ausnutzung eines neuen technischen Prinzips beteiligt sind. Die Leitung muß dabei die Funktionen der Stimulierung und Koordinierung in allen Phasen richtig miteinander verbinden. Wesentlich ist, daß die Initiative von vornherein volkswirtschaftlich richtig gelenkt wird. So gesehen ist die Analyse der Proportionalität der technischen Basis zugleich ein Mittel, um alle Werktätigen in einen Denk- und Schaffensprozeß einzubeziehen, der unsere Volkswirtschaft effektiver macht. Das ist keineswegs eine rhetorische Frage, wenn man die immer noch verbreitete enge betriebswirtschaftliche Haltung mancher Leitungskader (nicht nur auf der betrieblichen Ebene) berücksichtigt. So wurden in den letzten Jahren in manchen Betrieben und Zweigen Importmaschinen beschafft, ohne zuvor gründlich die eigene Bedarfsperspektive zu klären. An Stelle des Bedarfs wurde die aktuelle Nachfrage zum Ausgangspunkt der wirtschaftlichen Entscheidung gemacht. Bereits nach zwei bis drei Jahren stellte sich heraus, daß die Maschinen nicht mehr oder nicht im vorgesehenen Maße ausgenutzt werden können. In anderen Fällen entstand durch Kauf modernster Technik für einen bestimmten Abschnitt des Gesamtprozesses ein in diesem Ausmaß nicht vorausberechneter enormer Mehrbedarf an Material und (oder) an Arbeitskräften in anderen Abschnitten. Da er nicht befriedigt werden konnte, mußte die neue Technik niedriger ausgelastet werden, und es entstanden ökonomische Verluste. Damit wird deutlich, wie notwendig es ist, gründlich die realen, nichtantogonistischen Widersprüche der technischen Entwicklung unter unseren Bedingungen zu analysieren. Der wissenschaftlich-technische Fortschritt vollzieht sich im Sozialismus nicht glatt und problemlos.
1. Die Aufgaben zur Durchsetzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts in der sozialistischen Volkswirtschaft
1.1. Die Entwicklung und Aufhebung der wissenschaftlich-technischen
von
Widersprüchen
Entwicklung
Das Gesetz der Ökonomie der Zeit ist keine automatische Garantie der künftigen hohen Effektivität neuer Prinziplösungen, seine Forderungen müssen vielmehr aktiv, die'Beziehungen von Technik, Wirtschaft und Gesellschaft nutzend durchgesetzt werden. Das wird sofort sichtbar, wenn wir einige innereWidersprüche der Entwicklung der technischen Basis näher untersuchen: 1. Das schnelle Wachstum wissenschaftlich-technischer Möglichkeiten und Lösungen wirft die Frage auf, was denn in diesem Prozeß eigentlich als stabiler Faktor zu betrachten ist. Bekanntlich ist es notwendig, in der Produktion eine bestimmte Ruhe und Stabilität zu sichern, um hohe ökonomische Ergebnisse zu erzielen. Daher hat zum Beispiel die Rundfunkindustrie auf originelle Weise versucht, das Problem des schnellen moralischen Verschleißes der Transistorgeräte zu lösen. Nicht die Gerätetypen, sondern die Baugruppen werden sukzessive nach einer vorausschauenden technischen Konzeption und nach Maßgabe des Verschleißes der Werkzeuge durch neue ersetzt. Damit entsteht in verhältnismäßig kurzen Abständen ein neues Endprodukt, ohne daß die Fertigung frontal mit dem Gerätewechsel konfrontiert wird. 2. Die wachsende Vielfalt und Kompliziertheit der technischen Entwicklung erscheint als nicht vereinbar mit der Forderung nach Überschaubarkeit und Einfachheit der Beziehungen. Denken wir beispielsweise an das wachsende Sortiment von Erzeugnissen, Verfahren, Materialien und Produktionsinstrumenten. Eine ähnlich wachsende Vielfalt gibt es im wissenschaftlichen Bereich. Immer komplizierter werden die Beweisführungen, Ableitungen, Berechnungen usw. Gleichzeitig ist es aber möglich und notwendig, wie Albert Einstein für die physikalischen Gesetzmäßigkeiten betonte, sie auf einfache Grundzusammenhänge zurückzuführen. Die praktische Lösung des Problems der technischen Vielfalt liegt nicht in der Verringerung des Erzeugnissortiments, sondern in seiner Konstruktion aus einheitlichen („einfachen") Baugruppen bzw. Funktionselementen. 2*
19
Die Unifizierung der Bauelemente hat in der Produktionsmittelindustrie in der Vergangenheit zu großen Einsparungen geführt. Die durchschnittliche Losgröße konnte erheblich gesteigert werden. In der Konsumgüterindustrie treten jedoch besondere Probleme auf. Hier muß beachtet werden, daß die Unifizierung der Bauelemente nicht zur Uniformierung des Angebots führt. Die vom Verbraucher gewünschte Vielfalt in Farbe, Form und Gestaltung muß ebenso wie der modebedingte Wechsel der Geschmacksrichtung gewährleistet werden. 3. Mit dem Wachstum der Forschungsintensität der Produktion erhöht sich die Wahrscheinlichkeit von Doppelentwicklungen und von Fehlentwicklungen überhaupt, die keine gesellschaftliche Anerkennung finden. Um Doppelentwicklungen auszuschließen, sind Informationen über den wissenschaftlich-technischen Höchststand in vielen Ländern erforderlich. Es gibt aber bereits Fälle, in denen der gesellschaftlich notwendige Aufwand für die Beschaffung und Verarbeitung dieser Informationen höher als die Kosten einer Eigenentwicklung ist. Über die Erfolgschancen von Projekten der kapitalistischen Industrie gibt es folgende Zahlenangaben: Tabelle 1.1 Erfolgsquote von Neuentwicklungen in der kapitalistischen Industrie in Prozent* Produktanregung
Technische Entwicklung Projektierung
Markteinführung
Chemische Industrie Verbrauchsgüter Elektromaschinen Metallerzeugnisse Rohmaterialverarbeitung
2 1 3 2 4
10 6 17 14 13
47 40 37 38 60
alle Industriegruppen
2,4
12,5
49
Schmacke, E. (Hrsg.), 1980 ist morgen. Technik und Forschung der nächsten zehn Jahre, Düsseldorf 1969, Seite 341.
Zweifellos sind bei der hohen Unsicherheitsquote systemimmanente Faktoren im Spiel. Im Kapitalismus können die gesellschaftlich-ökonomischen Fernwirkungen technischer Entwicklungen nicht planmäßig vorausbestimmt werden. Das zeigt die Tabelle recht deutlich. Zugleich wissen wir aber, daß wir in der sozialistischen Industrie auf einer qualitativ anderen Ebene ebenfalls mit Unsicherheitsquoten rechnen müssen, die nicht zuletzt aus der Wechselwirkung mit der internationalen wissenschaftlich-technischen Entwicklung herrühren. Hieraus ergibt sich nun die Frage, ob es 20
nicht möglich ist, diese Unsicherheit — zumindest auf entscheidenden Gebieten — weitgehend auszuschalten. Die Antwort — auf einen Nenner gebracht—lautet: Eine durchdachte weitreichende Konzeption wird wohl meist dem zersplitterten Verfolgen von Einzellösungen überlegen sein. Sie kann Doppelentwicklungen vermeiden und in bestimmtem Maße auch Informationsaufwand sparen, wenn sie nicht perfektionistisch gehandhabt, sondern schrittweise verwirklicht wird. 4. Als Erscheinung, die nicht vom Wesen, wohl aber von den Dimensionen her neu ist, muß die ökonomische Entwertung der technischen Mittel und Konsumgüter betrachtet werden. Es ergibt sich das Paradoxon, daß die technischen Gebilde umso schneller moralisch verschleißen, je mehr wir in ihre Neu- und Weiterentwicklung forschungsmäßig investieren. Über das Tempo dieses Prozesses gibt es in der Literatur eine genügende Zahl von Angaben. Zur Lösung des Problems — zumindest zur Reduzierung des moralischen Verschleißes in seiner zweiten Form — bietet sich an, das Prinzip der Flexibilität der Mittel anzuwenden. Es besagt, daß man die technischen Mittel so konstruieren soll, daß sie künftigen Änderungen der Verwendungszwecke gewachsen sind. Denken wir zum Beispiel an flexible Bauwerke, die in späteren Jahren für neue Technologien einsetzbar sind. Im VEB Traktorenwerk Schönebeck bauten die Technologen 1972 eine Montage-Wechselfließreihe, auf der im Rhythmus von drei und vier Tagen zwei verschiedene Erzeugnisse, der Exaktfeldhäcksler E 285 und der Traktor ZT 300 hergestellt werden. Auch dieser Grundsatz trägt in hohem Maße gesellschaftlichen Charakter und kann im Zusammenhang mit der langfristigen gesamtgesellschaftlichen Planung im Sozialismus sinnvoll angewendet werden. 5. Nicht nur die Zahl der wissenschaftlich-technischen Möglichkeiten, auch die Anzahl der Einsatzbereiche und die Verschiedenartigkeit der Einsatzforderungen wächst ständig und zersplittert unsere Kräfte dort, wo unsere Ressourcen ohnehin begrenzt sind. Wie groß die wachsende Zahl der technischen Möglichkeiten ist, wird am Beispiel der Legierungen aus den etwa 80 bekannten Metallen deutlich (Tabelle 1.2). Eine ähnliche Situation gibt es bei den Fasermischungen in der Textilindustrie. Hier wird sichtbar, daß es nicht möglich ist, etwa eine Untersuchung aller einzelnen Möglichkeiten durchzuführen. Die zum Beispiel in der pharmazeutischen Industrie noch mögliche Methode des Durchprobierens einer riesigen Zahl von Chargen ist in den meisten Fällen nicht ökonomisch vertretbar. Nur über das tiefere Eindringen in die Gesetzmäßigkeiten der Natur ist es möglich, den Experimentalaufwand zu senken und solche Möglichkeiten 21
Tabelle 1.2 Anzahl der theoretisch möglichen und der tatsächlich untersuchten Metallverbindungen in Abhängigkeit von der Zahl der Komponenten* Anzahl der Komponenten
mögliche Verbindungen
untersuchte Verbindungen
2 3 4 5
3500 92000 1900000 29000000
1300 900 100 20
• Nach Petzow, zitiert bei Barnetzky, F., Komplexiorschung am Beispiel der Werkstoffwissenschaft, in: Spektrum, 15. J g . , H. 9/1969, Seite 365.
zu finden und zu realisieren, die am besten den gestellten Zielen (Bedürfnissen) entsprechen. Ein weiterer Widerspruch besteht in unserer Wirtschaft zwischen der Breite des Produktionssortiments und dem für eine wirtschaftliche Fertigung notwendigen Produktionsumfang. Er muß durch weitere Konzentration und Spezialisierung sowie Ausnutzung von Möglichkeiten der sozialistischen Integration gelöst werden. Dabei ist es natürlich nicht zulässig, das Angebotssortiment auf Kosten des Konsumenten zu verringern und nur einseitig vom Standpunkt der Aufwandseinsparung an diese Aufgaben heranzugehen. 6. Ein augenfälliges Paradoxon der wissenschaftlich-technischen Entwicklung besteht darin, daß der volkswirtschaftliche Effekt in vielen Fällen umso höher ist, je weiter die betreffende neue Erkenntnis von der derzeitiTabelle 1.3 Aufwands-, Erfolgs- und Nutzeffektsproportionen'der Forschungsstufen Finanziel- ErfolgsNutzeffekt ler AufwahrGegenZuwand scheinlich- wart kunft (Faktor)* keit** -
Grundlagenforschung Angewandte Forschung Entwicklung und Überleitung
( % )
1 1,25 2,68
10 . . . 30 30 . . . 60 60 . . . 95
niedrig mittel hoch
hoch mittel niedrig
Angaben für die D D R 1969 nach Lange, A.; Voigtberger, D.; Teichgräber, E., Einige Möglichkeiten und Methoden der rationelleren Gestaltung der Überleitung von Forschungs- und Entwicklungsaufgaben in der Produktion, Mitteilungen zu wissenschaftsökonomischen Untersuchungen Nr. 18. Hochschule für Ökonomie „Bruno Leuschner" Berlin 1973, S. 29. • • Schätzung des Verfassers.
22
gen Praxis der Produktion entfernt ist. Die Erkenntnisse der Grundlagenforschung haben einen hohen Unbestimmtheitsgrad, sie führen aber bei positivem Resultat zu ungleich größeren wirtschaftlichen Auswirkungen als die Veränderung der vorhandenen technischen Basis. Einige Zahlen {s. Tabelle 1.3) sollen das Problem illustrieren, ohne Anspruch auf Genauigkeit zu erheben, da sie ohnehin nach Zweigen enorm differieren. Unter sozialistischen Produktionsverhältnissen können die gesellschaftlichen Proportionen des Aufwands für die verschiedenen Phasen der Forschung so festgelegt werden, daß die gegenwärtigen und zukünftigen Interessen optimal miteinander verbunden werden. F. Baade schreibt dazu: „Die Überlegenheit der russischen Einrichtungen gegenüber der westlichen Welt beruht nicht nur darauf, daß ein doppelt so hoher Prozentsatz des Volkseinkommens für diese Zwecke ausgegeben werden als im Westen, sondern auch darauf, daß der Einsatz der Mittel planmäßiger und großräumiger erfolgt." 1 7. Je schneller sich Wissenschaft und Technik quantitativ entwickeln, desto mehr sinken tendenziell ihre qualitativen Parameter. Im letzten Jahrzehnt ist der Zustrom neuer Kräfte in Wissenschaft und Technik enorm gewachsen. Viele Forschungseinrichtungen verzeichneten jährliche Zuwachsraten des Kaderbestandes von 20, 30 und mehr Prozent. Dieses Wachstum liegt aber weit über dem von Soziologen berechneten optimalen Wert von etwa 6 bis 8 Prozent. Empirische Untersuchungen haben gezeigt, daß die Produktivität der wissenschaftlich-technischen Arbeit nicht proportional zur Größe der Kollektive, wohl aber proportional zum Anteil erfahrener, langjähriger Mitarbeiter entsprechender Qualifikation wächst. Mit Recht wird etwa seit 1966 bis 1968 in vielen Publikationen in der Welt die Frage gestellt, welchen Sinn es haben soll, die Wissenschaft weiterhin extensiv zu entwickeln. Nur der planmäßige Übergang zur Intensivierung in dem Zyklus Wissenschaft — Technik — Produktion wird es möglich machen, einen höheren Effekt der Forschungsaufwendungen zu erreichen.
1.2. Der Zyklus Wissenschaft— Technik — Produktion und die Erhöhung seiner Wirksamkeit Probleme des Zyklus Wissenschaft — Technik — Produktion werden in jüngster Zeit verstärkt in der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur der DDR behandelt, so von Lange, Maier, Marschall, Seickert und anderen. » Baade, F., Der Wettlauf zum Jahre 2000, Berlin 1966, S. 310.
23
gen Praxis der Produktion entfernt ist. Die Erkenntnisse der Grundlagenforschung haben einen hohen Unbestimmtheitsgrad, sie führen aber bei positivem Resultat zu ungleich größeren wirtschaftlichen Auswirkungen als die Veränderung der vorhandenen technischen Basis. Einige Zahlen {s. Tabelle 1.3) sollen das Problem illustrieren, ohne Anspruch auf Genauigkeit zu erheben, da sie ohnehin nach Zweigen enorm differieren. Unter sozialistischen Produktionsverhältnissen können die gesellschaftlichen Proportionen des Aufwands für die verschiedenen Phasen der Forschung so festgelegt werden, daß die gegenwärtigen und zukünftigen Interessen optimal miteinander verbunden werden. F. Baade schreibt dazu: „Die Überlegenheit der russischen Einrichtungen gegenüber der westlichen Welt beruht nicht nur darauf, daß ein doppelt so hoher Prozentsatz des Volkseinkommens für diese Zwecke ausgegeben werden als im Westen, sondern auch darauf, daß der Einsatz der Mittel planmäßiger und großräumiger erfolgt." 1 7. Je schneller sich Wissenschaft und Technik quantitativ entwickeln, desto mehr sinken tendenziell ihre qualitativen Parameter. Im letzten Jahrzehnt ist der Zustrom neuer Kräfte in Wissenschaft und Technik enorm gewachsen. Viele Forschungseinrichtungen verzeichneten jährliche Zuwachsraten des Kaderbestandes von 20, 30 und mehr Prozent. Dieses Wachstum liegt aber weit über dem von Soziologen berechneten optimalen Wert von etwa 6 bis 8 Prozent. Empirische Untersuchungen haben gezeigt, daß die Produktivität der wissenschaftlich-technischen Arbeit nicht proportional zur Größe der Kollektive, wohl aber proportional zum Anteil erfahrener, langjähriger Mitarbeiter entsprechender Qualifikation wächst. Mit Recht wird etwa seit 1966 bis 1968 in vielen Publikationen in der Welt die Frage gestellt, welchen Sinn es haben soll, die Wissenschaft weiterhin extensiv zu entwickeln. Nur der planmäßige Übergang zur Intensivierung in dem Zyklus Wissenschaft — Technik — Produktion wird es möglich machen, einen höheren Effekt der Forschungsaufwendungen zu erreichen.
1.2. Der Zyklus Wissenschaft— Technik — Produktion und die Erhöhung seiner Wirksamkeit Probleme des Zyklus Wissenschaft — Technik — Produktion werden in jüngster Zeit verstärkt in der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur der DDR behandelt, so von Lange, Maier, Marschall, Seickert und anderen. » Baade, F., Der Wettlauf zum Jahre 2000, Berlin 1966, S. 310.
23
Ein wesentlicher Diskussionspunkt ist dabei die Kontinuität und Diskontinuität der Kette von der Forschung bis zur Produktion. So betont beispielsweise Marschall, die Uberleitung sei „keine selbständige, unabhängige Phase" 2 , während Lange bemerkt, daß die in den Gesamtprozeß eingebettete Überleitungsphase nur erfolgreich durchgeführt werden kann, „wenn ihre spezifischen Merkmale berücksichtigt werden." 3 Sicher kann das Verhältnis von Wissenschaft, Technik und Produktion in seiner Bewegung nur als Einheit von Kontinuität und Diskontinuität richtig analysiert werden. Das gilt auch für die politökonomische Analyse, die neben dem grundlegenden Zusammenhang dieses Bewegungszyklus der Produktivkräfte seine spezifischen Seiten und Abschnitte zeigen muß. Das allgemeine Gesetz der Entwicklung der Produktivkräfte besteht darin, daß eine stets wachsende Masse von Produktionsmitteln, dank dem Fortschritt in der Produktivität der gesellschaftlichen Arbeit, mit einer progressiv abnehmenden Ausgabe von Menschenkraft in Bewegung gesetzt werden kann. 4 Zunächst wird dabei die menschliche Arbeit in ihren allgemeinen technischen Funktionen, der energetischen, ausführenden, kontrollierenden und logischen Funktion zunehmend durch technische Mittel ersetzt. Aber dieser Prozeß, der von Marachov, Zvorykin und anderen als Gesetzmäßigkeit bezeichnet wird, verhält sich zu dem genannten allgemeinen Gesetz wie der Teil zum Ganzen. Wie ist das zu verstehen? Unter den Bedingungen der wissenschaftlich-technischen Revolution wird nicht mehr nur eine Summe spezifischer Funktionen des Menschen durch technische Mittel kopiert und ersetzt, wie das für die industrielle Revolution typisch war, sondern gleichzeitig werden völlig neue spezifische Funktionen durch neuartige Techniken verwirklicht. Gerade dies ist für den Zyklus Wissenschaft — Technik — Produktion typisch. Das genannte allgemeine technologische Gesetz erfaßt daher das Wesen dieses Bewegungszyklus am präzisesten. Es hat zugleich auch eine ökonomische Seite, indem es sich gravierend auf die Beziehungen des gesellschaftlichen Arbeitsaufwands auswirkt. Vor allem in der Qualität und Quantität der Fondsausstattung bzw. der Zusammensetzung der Fonds und ihrer Relation zur Effektivität der gesellschaftlichen Produktion zeigt sich das ökonomische Ergebnis der Anwendung der Wissenschaft. 2
3
4
Marschall, W., Probleme der Überleitung von Forschungsergebnissen bei der Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, in: Wirtschaftswissenschaft, 20. Jg., H. 9/72, S. 1345. Lange, A., Den Zyklus Wissenschaft—Technik—Produktion beherrschen, in: Die Technik, 28. Jg., H. 1/1973, S. 7. Vgl. Marx, K., Das Kapital, Erster Band, in: MEW, Bd. 23, Berlin 1968, S. 674.
24
Karl Marx bemerkte hierzu: „Die Entwicklung des capital fixe zeigt an, bis zu welchem Grade das allgemeine gesellschaftliche Wissen, knowledge, zur unmittelbaren Produktivkraft geworden ist, u n d daher die Bedingungen des gesellschaftlichen Lebensprozesses selbst u n t e r die Kontrolle des general intellect gekommen, u n d ihm gemäß umgeschaffen sind." 5 Von diesem Ausgangspunkt leiten sich wesentliche Überlegungen f ü r die politökonomische Untersuchung der U b e r f ü h r u n g neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die P r o d u k t i o n h e r : 1. Das Wissen der Menschheit besitzt, wie Bernal zeigt, eine kumulierende Tradition. Dieser k u m u l a t i v e Charakter erscheint zunächst dem Ökonomen v e r t r a u t , u n d er ist geneigt, ihn m i t solchen q u a n t i t a t i v e n Begriffen wie Wissensfonds oder Forschungsfonds zu verbinden. In dem von Bernal verwendeten Begriff fehlt aber jeglicher Fonds verzehr. Von einem Wissensverschleiß k a n n m a n in bezug auf das historische Gesamtgebäude des Wissens nicht sprechen, er ist im besten Falle fixierbar hinsichtlich b e s t i m m t e r technischer Generationen. 2. Die Produktionsfonds der maschinellen Großproduktion sind m a t e r i a lisierte wissenschaftliche E r k e n n t n i s u n d praktische technische E r f a h r u n g . Die Wissenschaft wird in dem Maße zur selbständigen P r o d u k t i v k r a f t , wie sie sich von der unmittelbaren Arbeit des Produzenten t r e n n t . Es entstehen Produktionsfonds, deren Funktionieren und E f f e k t i v i t ä t eine direkte F u n k t i o n des relevanten Wissensvorrats darstellt. Ein bereits erwähntes Paradoxon der Überleitung besteht dabei darin, daß der volkswirtschaftliche E f f e k t in vielen Fällen umso höher ist, je weiter die betreffende neue E r k e n n t n i s von der derzeitigen Praxis der P r o d u k t i o n e n t f e r n t ist. 3. Das ökonomische R e s u l t a t der neuen E r k e n n t n i s ist nicht einfach kommensurabel m i t dem Aufwand, den die Gesellschaft bestreiten m u ß , um zu dieser Erkenntnis zu gelangen. Einem bestimmten Aufwand von Mitteln in der materiellen P r o d u k t i o n entspricht ein bestimmtes Volumen des gebrauchswertmäßigen Effekts. Dagegen hängen die gebrauchswertmäßigen E f f e k t e in der Produktion in keiner Weise direkt m i t den Aufwandsproportionen der ihnen zugrunde liegenden Erkenntnisse zusammen. Daraus folgt aber nicht, daß keine Beziehungen zwischen kumulierten Aufwendungen f ü r die Wissenschaft (Forschungsfonds) und der E f f e k t i v i t ä t bestehen. Jedoch sind diese Beziehungen im ZyklusWissenschaft —Technik — Produktion von indirekter, komplizierter u n d probabilistischer 6 N a t u r . Hier a n k n ü p f e n d wollen wir noch einmal betonen, daß der ökonomische G r u n d z u s a m m e n h a n g des Zyklus Wissenschaft — Technik — Produktion 5 6
Marx, K., Grundrisse der Kritik der Politischen Ökonomie, Berlin 1953, S. 594. Im Sinne v o n beeinflußbaren Zufallsprozessen.
25
•die durch die Erhöhung des technischen Niveaus bewirkte Veränderung in der Zusammensetzung der Fonds und ihrer Beziehung zur Effektivität der gesellschaftlichen Produktion ist. Karl Marx analysierte in seinem Werk „Das Kapital" die Beziehungen der durch den technischen Fortschritt beeinflußten organischen Zusammensetzung des Kapitals zur Profitrate. Unter unseren Produktionsverhältnissen ist es nun notwendig, die Relation der organischen Zusammensetzung der Fonds zur Nettoproduktionsrate des gesellschaftlichen Gesamtprodukts unter dem Einfluß von Wissenschaft und Technik zu untersuchen. Dabei kann man im Hinblick auf den modernen Bewegungszyklus der Produktivkräfte meines Erachtens unterscheiden zwischen der — wissenschaftlichen — technischen und technologischen — organischen sowie — wertmäßigen Zusammensetzung der Fonds. Das entspricht etwa den Stufen des Zyklus Wissenschaft — Technik — Produktion — Effektivität. Im einzelnen müssen bei dieser Analyse für jede Stufe spezifische Meßgrößen verwendet werden: — die neue wissenschaftliche Information in ihren naturalen Maßeinheiten (Zahl der Entdeckungen, Informationseinheiten u. ä.), der Schwierigkeitsgrad des betreffenden Erkenntnisgebiets, der kumulative Aufwand {Arbeitszeit, Geld) und der mit Hilfe der erstgenannten Größen bewertete kumulative Aufwand. Unter wissenschaftlicher Zusammensetzung der Fonds verstehen wir die Relation der Masse der für die Herstellung und Nutzung der Fonds erforderlichen wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Masse der im betreffenden Prozeß angewandten lebendigen Arbeit. Die Messung der Masse der wissenschaftlichen Erkenntnisse muß dabei mit den genannten Größen erfolgen. Zur Messung der angewandten lebendigen Arbeit kann man die Bildungsfonds verwenden. — das technische Niveau der zu schaffenden Fonds mit seinen Naturalcinheiten (Leistung, Lebensdauer u. ä.), der technische Schwierigkeitsgrad und der kumulative Entwicklungsaufwand. Unter technischer Zusammensetzung der Fonds wird hier das Verhältnis der Leistungsmasse der angewandten technischen Mittel zur Masse der im betreffenden Prozeß angewandten lebendigen Arbeit verstanden. Die Leistungsmasse ist das mit Hilfe von Kennziffern des technischen Niveaus bewertete physische Volumen der technischen Mittel. — der Aufwand für die Herstellung der Fonds. Auf dieser Basis kann die Leistungsquote der Fonds und die Fondsaus-
26
stattung der lebendigen Arbeit als eine Ausdrucksform der organischen Zusammensetzung der Fonds berechnet werden. — der Fondsverschleiß und die Berechnung der wertmäßigen Zusammensetzung der Fonds. Es ist schwierig, alle diese Größen praktisch zu identifizieren und statistisch nachzuweisen. Versuchen wir dies mit Hilfe einiger Daten der Entwicklung in der DDR. 7 Von 1950 bis 1968 wuchsen die Ausgaben für Wissenschaft und Technik j e Berufstätigen in der materiellen Produktion um jährlich 21,15 Prozent. Die Bildungsausgaben je Berufstätigen in der materiellen Produktion erhöhten sich um 9,34 Prozent pro Jahr. Die wissenschaftliche Zusammensetzung der Fonds, das heißt die Ausgaben für Wissenschaft und Technik j e Einheit der Bildungsfonds, stieg demnach um 11 Prozent pro Jahr. Die technische Zusammensetzung der Fonds, gemessen mit Hilfe des Verbrauchs von Elektroenergie je Berufstätigen in der materiellen Produktion stieg um 6,74 Prozent. Die technologische Zusammensetzung der Fonds, das Verhältnis c : (p -f- m), die materiellen Produktionsfonds j e Berufstätigen in der materiellen Produktion, erhöhte sich um 4,52 Prozent. Der Durchschnittslohn wuchs um 4,56 Prozent, das Verhältnis des jährlichen Fondsaufwands zum gesamten Produktionsfonds um 3,35 Prozent. Damit ist die organische Zusammensetzung der Fonds, das heißt das Verhältnis •c : v, gemessen mit vergleichbaren Preisen, um 3,29 Prozent gestiegen:
Dagegen erhöhte sich die wertmäßige Zusammensetzung, das heißt das Verhältnis c : v, gemessen mit effektiven Preisen, um 5,62 Prozent pro J a h r . Die Nettoproduktionsrate des Gesamtprodukts, gemessen in effektiven Preisen, sank um 1,8 Prozent jährlich. Diese Zahlen zeigen den notwendigen Vorlauf, den die wissenschaftliche gegenüber der technischen und die technische gegenüber der organischen Zusammensetzung der Fonds besitzen muß. Aber zugleich wird deutlich, •daß die Effektivitätsentwicklung nicht befriedigen kann. Was sind die Ursachen für das schnelle Sinken der Nettoproduktionsrate des Gesamtprodukts? Neben Verschiebungen in der Wertstruktur des Gesamtprodukts, •die nicht mit der Bewegung der technischen Zusammensetzung erklärt werden können, und einer ungünstigen Entwicklung der Umschlagszahl 7
Alle Angaben erfolgen nach dem Statistischen Jahrbuch der D D R 1968 und eigenen Berechnungen des Verfassers.
27
ist wohl in erster Linie die Leistungsquote der Grundfonds und insbesondere der Ausrüstungen nicht in ausreichendem Maße gestiegen. (Von 1950 bis 1968 um 3,6 Prozent jährlich, gemessen als Verhältnis des Gesamtprodukts in vergleichbaren Preisen zu den Grundfonds im produzierenden Bereich.) Diese Entwicklung kann auch dann nicht befriedigen, wenn man davon ausgeht, daß eine tendenzielle Senkung der Nettoproduktionsrate gesetzmäßig ist. Die Leistungsquote ist der Schlüssel für die Beziehung zwischen der Zusammensetzung der Fonds und der Effektivität und daher auch eine Hauptkennziffer des Zyklus Wissenschaft — Technik — Produktion. 8 Wirksamkeit und Ausnutzung der technischen Mittel müssen wesentlich erhöht werden. Das wirft jedoch eine Reihe von Fragen auf. Zunächst ist festzustellen, daß sich die Leistungsquote der Ausrüstungen außerordentlich ungleichmäßig entwickelt. In der praktischen Wirtschaftspolitik der DDR spielt gegenwärtig die produktionsmäßige Proportionalität der Grund- und Finalstufen eine bedeutende Rolle. Wir müssen jedoch auch jene Seite der Proportionalität analysieren, die für die technische Politik unter langfristigen Aspekten wesentlich ist. Das betrifft einmal die Tatsache, daß die Verflechtung der Prozesse für den Einzelprozeß Grenz- bzw. Sättigungsbereiche des Produktivitätsfortschritts setzt, die er nicht einfach überspringen kann. Hier liegt letztlich eine gewisse Berechtigung dafür, daß man das Wachstum d e r Produktion mit konstanten Elastizitätskoeffizienten für Fonds und Arbeitskräfte in der Form der Cobb-Douglas-Funktion oder des Trapesnikov-Ansatzes in einem bestimmten Teilbereich und Zeitbereich modellieren kann. Zum anderen muß die Gesellschaft vorausschauend die Frage stellen, obdie wissenschaftlich-technischen Forschungskapazitäten so proportioniert sind, daß gegenwärtige und absehbare technische Engpässe aktiv überwunden werden. Eine vorausschauende technische Politik ist für die Nutzung der Vorzüge unserer Gesellschaftsordnung unerläßlich.
1.3. Aufgaben der technischen Politik in der sozialistischen Volkswirtschaft Die Aufgabe der technischen Politik unseres Staates besteht darin, dieWidersprüche in der Entwicklung der materiell-technischen Basis rechtzeitig aufzudecken, um solche Maßnahmen festlegen und durchführen zu 8
Siehe dazu auch Kratsch, 0., Fondsintensität, in: Planung und Leitung der Volkswirtschaft, H. 21, Berlin 1966, S. 107ff.
28
ist wohl in erster Linie die Leistungsquote der Grundfonds und insbesondere der Ausrüstungen nicht in ausreichendem Maße gestiegen. (Von 1950 bis 1968 um 3,6 Prozent jährlich, gemessen als Verhältnis des Gesamtprodukts in vergleichbaren Preisen zu den Grundfonds im produzierenden Bereich.) Diese Entwicklung kann auch dann nicht befriedigen, wenn man davon ausgeht, daß eine tendenzielle Senkung der Nettoproduktionsrate gesetzmäßig ist. Die Leistungsquote ist der Schlüssel für die Beziehung zwischen der Zusammensetzung der Fonds und der Effektivität und daher auch eine Hauptkennziffer des Zyklus Wissenschaft — Technik — Produktion. 8 Wirksamkeit und Ausnutzung der technischen Mittel müssen wesentlich erhöht werden. Das wirft jedoch eine Reihe von Fragen auf. Zunächst ist festzustellen, daß sich die Leistungsquote der Ausrüstungen außerordentlich ungleichmäßig entwickelt. In der praktischen Wirtschaftspolitik der DDR spielt gegenwärtig die produktionsmäßige Proportionalität der Grund- und Finalstufen eine bedeutende Rolle. Wir müssen jedoch auch jene Seite der Proportionalität analysieren, die für die technische Politik unter langfristigen Aspekten wesentlich ist. Das betrifft einmal die Tatsache, daß die Verflechtung der Prozesse für den Einzelprozeß Grenz- bzw. Sättigungsbereiche des Produktivitätsfortschritts setzt, die er nicht einfach überspringen kann. Hier liegt letztlich eine gewisse Berechtigung dafür, daß man das Wachstum d e r Produktion mit konstanten Elastizitätskoeffizienten für Fonds und Arbeitskräfte in der Form der Cobb-Douglas-Funktion oder des Trapesnikov-Ansatzes in einem bestimmten Teilbereich und Zeitbereich modellieren kann. Zum anderen muß die Gesellschaft vorausschauend die Frage stellen, obdie wissenschaftlich-technischen Forschungskapazitäten so proportioniert sind, daß gegenwärtige und absehbare technische Engpässe aktiv überwunden werden. Eine vorausschauende technische Politik ist für die Nutzung der Vorzüge unserer Gesellschaftsordnung unerläßlich.
1.3. Aufgaben der technischen Politik in der sozialistischen Volkswirtschaft Die Aufgabe der technischen Politik unseres Staates besteht darin, dieWidersprüche in der Entwicklung der materiell-technischen Basis rechtzeitig aufzudecken, um solche Maßnahmen festlegen und durchführen zu 8
Siehe dazu auch Kratsch, 0., Fondsintensität, in: Planung und Leitung der Volkswirtschaft, H. 21, Berlin 1966, S. 107ff.
28
können, die das ökonomische und soziale Ergebnis des wissenschaftlichtechnischen Fortschritts optimieren. Dazu ist es in erster Linie notwendig, wissenschaftlich-technische Prognosen auszuarbeiten, die heranreifende Probleme signalisieren und Reaktionsmöglichkeiten zeigen. Nehmen wir als Beispiel das Rohstoff- und Werkstoffproblem. Weitreichende theoretische Überlegungen zeigen, daß es möglich sein müßte, das endliche System der Bedürfnisse mit der ebenfalls endlichen Gesamtheit der bekannten physikalischen, chemischen oder biologischen Eigenschaften der Materie zu konfrontieren. Beide Systeme sind keineswegs deckungsgleich. Es gibt Eigenschaften der Materie, die für die Bedürfnisbefriedigung keine Rolle spielen, während es andererseits auch unerfüllbare Wünsche gibt, denen keine objektiven Möglichkeiten entsprechen. Eine Erfindung ist die Entdeckung der Übereinstimmung zwischen einem Bedürfnis und einer technischen Möglichkeit, die sich aus bestimmten Eigenschaften und Parametern der Materie ergibt. 9 Diesen Salto mortale von den Bedürfnissen zur Gesamtheit der physikalischen, chemischen und biologischen Eigenschaften der Materie zu vollziehen und die adäquaten technischen Möglichkeiten (zum Beispiel Werkstoffe) gleichsam am Fließband, „nach Maß" zu erfinden, ist der geniale Traum von Du Bois-Reymond gewesen, dessen Realisierung vielleicht in Zukunft bevorsteht. Der Gedanke von Du Bois-Reymond taucht abgewandelt sechzig Jahre später in einer Prognoseausarbeitung zur Rohstoffbasis der DDR auf, in der es heißt: „Das . . . Produkt wird zur Zeit in der Weise erzeugt, daß man 9
Diese objektive Größe, die Relation von Eigenschaften der Materie zu gesellschaftlichen Zielsetzungen bezeichnet Du Bois-Reymond als Inventat im Unterschied zur Erfindung-Invention. — (Du Bois-Reymond, A., Erfindung und Erfinder, Berlin 1906.) Das Buch enthält auch die Grundidee der Patentanalyse und ihrer Anwendung zur Voraussicht der technischen Entwicklung, die von sowjetischen Wissenschaftlern weiterentwickelt und zu einem wichtigen Arbeitsinstrument des Prognostizierens ausgebaut wurde. Die Arbeiten der großen deutschen Naturforscher der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts mit ihrem enormen Ideenreichtum wurden und werden in der Sowjetunion von jeher gründlich ausgewertet. Es erscheinen laufend solide Biographien dieser berühmten Männer. Es sei unter anderem daran erinnert, daß W. Ostwald von den sowjetischen Gelehrten als Pionier der Erforschung des wissenschaftlichen Schöpfertums bezeichnet wird. In den Werken der Großen der Wissenschaft und Vergangenheit finden wir oft Gedankenansätze von weitreichender, fundamentaler Bedeutung, die nicht dem moralischen Verschleiß des Wissens unterliegen, sondern eher an Wert gewinnen.
29
von den vorhandenen Stoffen und der vorhandenen Energie ausgeht und diese mit dem vorhandenen menschlichen Wissen kombiniert. Hieraus ergibt sich ein menschliches Produkt, welches in seinem Aufwand nicht optimal mit den menschlichen Bedürfnissen übereinstimmt. Eine von den Bedürfnissen ausgehende Organisation des menschlichen Produkts müßte zuerst das 'Wissen' fixieren, das unter Einwirkung der objektiv erforderlichen 'Energie' den 'Stoff' maximal veredelt. Die heutigen Werkstoffforschungen sind phänomenologisch. Künftige Forschungen müßten von einer Umkehrung der Forschungsrichtung ausgehen und die Ziele bzw. Aufgaben aus der Dialektik der inneren Struktur, d. h. aus den Wechselbeziehungen zwischen den materiellen Strukturen (Elementen), den gesellschaftlichen Strukturen (in diesem Fall technischen Bedürfnissen) und ihren energetischen Bewegungsformen als qualitative Veränderungen bestimmen." Das Ziel wären also theoretisch vorausberechnete bedürfnisgerechte Werkstoffe (Werkstoffe nach Maß). Die Entwicklung geht seit langem in diese Richtung, denn gegenwärtig sind bereits mehr als 30000 Konstruktionswerkstoffe bekannt. Daraus ergeben sich bedeutende Möglichkeiten, die Spontaneität wissenschaftlich-technischer Entwicklungen zu überwinden und diesen Prozeß viel besser als bisher in der gesellschaftlichen Planung zu erfassen. In der Tat erschien es bisher oft so, daß gerade in diesem für das Wirtschaftswachstum entscheidenden Bereich das spontane Element noch erheblichen Raum einnimmt. Das wird wohl jeder bestätigen, der die Praxis der Forschungsplanung unserer Industrie in der Vergangenheit kennt. Da das System der Bedürfnisse nur aus gesellschaftlicher Sicht gestaltet und sinnvoll in das Feld der wissenschaftlich-technischen Möglichkeiten übertragen werden kann, wird auch hier die Überlegenheit der sozialistischen Ordnung sichtbar. So nimmt die kapitalistische Werkstofforschung immer noch viel zu wenig Rücksicht auf die sich verschlechternden Umweltbedingungen. Beispielsweise ist der sogenannte Plastmüll ein wirtschaftliches, technisches und hygienisches Problem, da seine Verbrennung erheblich zur Luftverschmutzung beiträgt. Eine bedeutende Rolle bei der Intensivierung des Reproduktionsprozesses spielt die proportionale Entwicklung der technischen Basis. Die Sicherung dieser Proportionalität ist daher eine zweite Aufgabe der einheitlichen technischen Politik des sozialistischen Staates in allen Zweigen der Volkswirtschaft. Dazu gehört die Planung, Organisation und Leitung: — der vertikal-technologischen Beziehungen — der horizontal-bedürfnisseitigen Beziehungen — der Substitutionsbeziehungen — der Beziehungen bei der Entwicklung eines technischen Prinzips 30
— der durch multivalente Anwendung in verschiedenen Einsatzgebieten bedingten Beziehungen und — der Wechselbeziehungen im Zyklus Wissenschaft — Technik — Produktion.. Dabei wird niemals ein Zustand des idealen Gleichgewichts erreicht werden, da der Widerspruch zwischen Bedürfnissen und vorhandenen Produktivkräften in der kommunistischen Gesellschaftsformation immer wieder neu gesetzt wird. Gerade dieser Widerspruch ist in seiner Entwicklung eine mächtige Quelle des technischen Fortschritts. Die technische Politik muß Bedürfnisse und notwendige Aufwandsenkung optimal verbinden, indem von den Leitern eine Reihe von praktischen Regeln beachtet wird: Erstens darf man Prognosen der technischen Möglichkeiten niemals verwechseln mit der Prognose der ökonomischen Möglichkeiten. Im vergangenen Jahrzehnt wurden nicht selten von Vertretern der naturwissenschaftlichen Grandlagenforschung Voraussagen gemacht und von den Massenmedien weitergegeben und oft aufgebläht, die in der ökonomischen Wirklichkeit nicht eintrafen. Das betrifft nach einer Mitteilung von J . Auth die mehrmals prophezeite Revolutionierung der Mikroelektronik durch die aktive Dünnschichttechnik mit polykristallinen Aufdampfschichten oder den Durchbruch der sogenannten Ovonics, auf dessen Ankündigung in der Zeitschrift „Physical Review" sogar die New Yorker Börse reagierte. Zweitens muß man wissen, daß viele technische Entwicklungen zunächst linear verlaufen, dann steil ansteigen und schließlich wieder linear weitergehen. Jede Technik hat ihre technischen und ökonomischen Grenzen. So fragt man sich nach dem wirtschaftlichen Sinn noch schnellerer Passagierflugzeuge. Betrug beim Propellerflugzeug die Zeiteinsparung im Vergleich zu herkömmlichen Transport 100, so waren es beim Düsenflugzeug nur noch 5, beim Flugzeug mit doppelter Schallgeschwindigkeit 4 und mit dreifacher Schallgeschwindigkeit 1. Hinzu kommen die nicht proportionale Zeitverringerung in den übrigen Phasen der Flugreise sowie die negativen Umweltwirkungen der Uberschallflugzeuge. Andererseits darf man nicht vergessen, daß die Grenzen eines technischen Prinzips in der Praxis immer relativ sind. Das zeigen zum Beispiel die möglichen Verbesserungen des Webverfahrens. Drittens kann der technische Fortschritt enorm beschleunigt werden durch Erfolge in benachbarten Gebieten. Die Miniaturisierung wäre allein durch Transistoren wenig vorangekommen. Ohne Kenntnis dieser Zusammenhänge kann man schwerlich die Zukunft neuer technischer Mittel einschätzen. Viertens beeinflußt der„Bedürfnisdruck"ganz erheblich die wissenschaftlich-technische Entwicklung. Dies aber kann planmäßig ausgenutzt werden.
31
Fünftens kann die Vervollkommnung der vorhandenen Technik die Ausnutzung neuer Prinziplösungen entgegen vielen Erwartungen lange Zeit hemmen. So stieg von 1955 bis 1965 die Produktivität der Hochöfen um 300 bis 400 Prozent. Die Methode der Direktreduktion von Eisen aus dem Erz wurde nicht so schnell entwickelt wie ursprünglich angenommen. Sechstens erringen die neuen Lösungen oft letzten Endes einen geringeren Marktanteil und Verwendungsbereich als ursprünglich angenommen. Dies kann zum Beispiel bei SML (synthetischem Material mit Ledereigenschaften) auftreten, nachdem Verfahren zur Vervielfachung der Naturlederbasis gefunden wurden. Siebentens muß man immer beachten, daß jener, der zuerst auf den internationalen Markt mit einer Neuheit kommt, einen Zusatzgewinn realisiert, zugleich aber oft größere technische und ökonomische Schwierigkeiten zu überwinden hat als der Zweite, Dritte oder Vierte. In der technischen Politik müssen auch die bewußtseinsmäßigen Seiten des wissenschaftlich-technischen Fortschritts richtig beachtet werden. Die technischen und technisch-ökonomischen Verhältnisse, das Tempo oder die Stagnation der Entwicklung in einem bestimmten Zweig sind nicht ohne Einfluß auf den Denkstil und die Geisteshaltung der verantwortlichen Leitungskader. Die ideologische Auseinandersetzung mit konservativen und ressortbetonten Auffassungen ist daher nicht selten die notwendige Voraussetzung, um größere Fortschritte auf wissenschaftlich-technischem Gebiet zu erreichen. Andererseits zeigt die Praxis, daß überoptimistische Einschätzungen neuer technischer Prinziplösungen sich manchmal ebenso schnell fortpflanzen wie eine neue Moderichtung. Umso größer ist später die Enttäuschung, wenn das wirkliche Ausmaß der Anfangsschwierigkeiten bekannt wird. Das sorgfältige ökonomische Kalkül muß Wunschdenken vermeiden helfen und die ökonomischen Wirkungen des technischen Fortschritts für den gesamten Reproduktionszyklus des betreffenden Erzeugnisses oder Verfahrens sichtbar machen. Wesentlich ist, das erreichte technische Niveau und die Möglichkeiten zur Steigerung seiner ökonomischen Effektivität realistisch einzuschätzen.
1.4. Das erreichte technische Niveau und die Möglichkeiten zur Steigerung seiner ökonomischen Effektivität In den vergangenen beiden Jahrzehnten wurde ein stets wachsender Teil des Nationaleinkommens für die Forschung und Entwicklung eingesetzt.
32
Fünftens kann die Vervollkommnung der vorhandenen Technik die Ausnutzung neuer Prinziplösungen entgegen vielen Erwartungen lange Zeit hemmen. So stieg von 1955 bis 1965 die Produktivität der Hochöfen um 300 bis 400 Prozent. Die Methode der Direktreduktion von Eisen aus dem Erz wurde nicht so schnell entwickelt wie ursprünglich angenommen. Sechstens erringen die neuen Lösungen oft letzten Endes einen geringeren Marktanteil und Verwendungsbereich als ursprünglich angenommen. Dies kann zum Beispiel bei SML (synthetischem Material mit Ledereigenschaften) auftreten, nachdem Verfahren zur Vervielfachung der Naturlederbasis gefunden wurden. Siebentens muß man immer beachten, daß jener, der zuerst auf den internationalen Markt mit einer Neuheit kommt, einen Zusatzgewinn realisiert, zugleich aber oft größere technische und ökonomische Schwierigkeiten zu überwinden hat als der Zweite, Dritte oder Vierte. In der technischen Politik müssen auch die bewußtseinsmäßigen Seiten des wissenschaftlich-technischen Fortschritts richtig beachtet werden. Die technischen und technisch-ökonomischen Verhältnisse, das Tempo oder die Stagnation der Entwicklung in einem bestimmten Zweig sind nicht ohne Einfluß auf den Denkstil und die Geisteshaltung der verantwortlichen Leitungskader. Die ideologische Auseinandersetzung mit konservativen und ressortbetonten Auffassungen ist daher nicht selten die notwendige Voraussetzung, um größere Fortschritte auf wissenschaftlich-technischem Gebiet zu erreichen. Andererseits zeigt die Praxis, daß überoptimistische Einschätzungen neuer technischer Prinziplösungen sich manchmal ebenso schnell fortpflanzen wie eine neue Moderichtung. Umso größer ist später die Enttäuschung, wenn das wirkliche Ausmaß der Anfangsschwierigkeiten bekannt wird. Das sorgfältige ökonomische Kalkül muß Wunschdenken vermeiden helfen und die ökonomischen Wirkungen des technischen Fortschritts für den gesamten Reproduktionszyklus des betreffenden Erzeugnisses oder Verfahrens sichtbar machen. Wesentlich ist, das erreichte technische Niveau und die Möglichkeiten zur Steigerung seiner ökonomischen Effektivität realistisch einzuschätzen.
1.4. Das erreichte technische Niveau und die Möglichkeiten zur Steigerung seiner ökonomischen Effektivität In den vergangenen beiden Jahrzehnten wurde ein stets wachsender Teil des Nationaleinkommens für die Forschung und Entwicklung eingesetzt.
32
Tabelle 1.4 K e n n z i f f e r n der F o r s c h u n g s i n t e n s i t ä t und der F o r s c h u n g s a u s s t a t t u n g der V o l k s w i r t s c h a f t der D D R *
1950 1955 1960 1965 1970 1975 (Plan)
Nationaleinkommen
Ausgaben f ü r Wissens c h a f t und Technik
Ausgaben f ü r Wissens c h a f t und Technik j e Berufstätigen
Mrd. M
Mrd. M
M
(1)
(2)
(3)
27 50 71 84 108 137
0,10 0,60 1,30 2,10 4,20 7,80
14 78 169 273 545 1010
Ausgaben f ü r Wissens c h a f t und Technik je E i n h e i t des Nationaleinkommens
%
Nationaleinkommen je Berufstätigen
1000 M
(5) 0,6 1,2 1,8 2,5 3,9 5,7
3,7 6,5 9,2 10,9 14,0 17,8
• Statistisches Jahrbuch der DDR, 1973, Berlin 1973, S. 17, 19; Bericht zur Direktive des VIII. Parteitags der SED zum Fünfjahrplan für die Entwicklung der Volkswirtschaft der DDK in den Jahren 1971 bis 1975. Berichterstatter: Genosse Willi Stoph, Berlin 1971, S. 21; und eigene Berechnungen des Verfassers.
Der Anteil der Wissenschaft und Technik am Nationaleinkommen kann jedoch nicht beliebig wachsen. 10 Die jetzige Größenordnung dieser Ausgaben verlangt gebieterisch den Übergang zur Intensivierung, die Erhöhung des Nutzeffekts der Forschung und Entwicklung. Von 1966 bis 1970 wurde in unserer Volkswirtschaft ein gewisser Teil der Themen der Forschung und Entwicklung ergebnislos abgebrochen. Von den Ursachen des Abbruchs entfielen 1970 auf die Veränderung der Produktions- und Absatzstruktur 23 Prozent, auf das Fehlen von Arbeitskräften 16 Prozent, auf die Unergiebigkeit des Lösungsweges 11 Prozent und die Unreife der Entwicklung 10 Prozent. Viele der weitergeführten Themen brachten nicht den erforderlichen gebrauchswertmäßigen und ökonomischen Effekt. Andererseits kann kein Zweifel daran bestehen, daß die Ergebnisse von Wissenschaft und Technik insgesamt bedeutende Wachstumswirkungen auslösten. 10
Vgl. H a b e r l a n d , F . , H a u s t e i n , H . - D . , Die P r o g n o s t i k als neues E l e m e n t der F ü h r u n g s t ä t i g k e i t zur Meisterung der wissenschaftlich-technischen R e v o l u t i o n , Berlin 1968, S. 119.
3 Haustein, Proportionalität
33
Das zeigt auch die in Tabelle 1.5 dargestellte Übersicht zum technischen Niveau der Industrieproduktion. Tabelle 1.5 Entwicklung des technischen Niveaus der Industrieproduktion der DDR*
Technisierungskoeffizient der Arbeit Mechanisierungskoeffizient der Arbeit Automatisierungskoeffizient der Arbeit Anteil automatischer und teilautomatischer Ausrüstungen Grundmittel je Berufstätiger 1000 M Anteil weltstandsbestimmender und dem Weltstand entsprechender Erzeugnisse
1960
1965
1970
57,0 42,0 4,2
62,2 46,9 4,8
65,1 52,0 6,4
34,4
18 46,8
32 57,5
—
87,5
88,0
—
* Statistisches Jahrbuch der DDR, diverse Jahrgänge; Statistische Praxis H. 6/72.
Die Arbeiterklasse, die Intelligenz und alle Werktätigen entwickeln ständig die technische Basis der Produktion weiter. Ein deutlicher Ausdruck dafür ist auch die Neuererbewegung mit einem Anteil der Neuerer an den Berufstätigen in der volkseigenen Wirtschaft von 19,2 Prozent und einem Nutzen von 2928,9 Mio.M (1971). Die Neuererbewegung hat heute bereits einen Anteil von über 50 Prozent an der Selbstkostensenkung in der sozialistischen Wirtschaft. Sie u m f a ß t eine große Zahl von bedeutsamen wissenschaftlich-technischen Leistungen. Jedoch kann man sagen, daß es in vielen Bereichert noch Möglichkeiten der Erhöhung der Effektivität des wissenschaftlich-technischen Fortschritts gibt: ' Erstens — die Erhöhung der Stabilität der ökonomischen Ziele der Forschung und Entwicklung. Schnelle Profiländerungeii der Arbeitsteilung wirken sich gravierend auf die Forschung und Entwicklung aus. So wurden die Keramischen Werke Hermsdorf kurzfristig von Mikroelektronikspeichern auf Starkstromtechnik umgestellt, das Deutsche Lederinstitut mußte die Entwicklung von SML (Synthetisches Material mit Ledereigenschaften) übernehmen und anderes mehr. In allen diesen Fällen entsprach das neue Profil nicht der vorhandenen Struktur des FE-Potentials. Zweitens — die richtige Verbindung langfristiger und kurzfristiger Aufgaben. Während bis 1971 in vielen Zweigen und Betrieben ein relativ hoher Anteil von Themen weitreichenden Charakter trug, dominierte ab 1971 die umgekehrte Tendenz. Im Ergebnis entstand ein Vakuum an Vorleistungen, das sich hemmend auf die künftige Effektivität auswirkt. 34
Drittens wird die ökonomische Arbeit in der Forschung und Entwicklung oft zu formal gehanclhabt, so daß sich in manchen Bereichen die Tendenz abzeichnete, daß die Forschung und Entwicklung infolge einseitigen Gewinndenkens nur solche Aufgaben bearbeitet, die über die Preisbildung einen sichtbaren betrieblichen Effekt bringen. Andererseits wurden Realisierungsaufgaben, Qualitätsverbesserungen und Gebrauchswerterhöhungen, die keine Preiserhöhungen nach sich ziehen, vernachlässigt. Viertens werden in Wissenschaft und Technik noch nicht alle Möglichkeiten der sozialistischen Wirtschaftsintegration genutzt. Viele Aufgaben können wir überhaupt nur gemeinsam mit unseren Bruderländern lösen. Dazu gehören ganze Gebiete der Grundlagenforschung wie zum Beispiel die Biophysik. Die „kritische Masse" des Potentials beträgt hier 2000 Forscher. In der D D R gibt es aber nur 150 Mitarbeiter auf diesem Gebiet. Eine bedeutende Reserve der Intensivierung ist die proportionale Gestaltung der technischen Basis der Haupt- und Hilfsprozesse in der sozialistischen Industrie. Die in vielen Bereichen noch anzutreffende erhebliche Differenz zwischen der Produktivität des Hauptprozesses und der Gesamtproduktivität des betreffenden Bereichs ist eine direkte Kennziffer für die Disproportionalität der technischen Basis. Die Tabelle 1.6 zeigt uns die Unterschiede zwischen Haupt- und Hilfsprozessen im Mechanisierungsgrad der Arbeit. Dabei ist bemerkenswert, daß von 1967 bis 1971 die Differenz weiter gestiegen ist. Allerdings sagt die Kennziffer nichts aus über die Produktivitätsunterschiede der Haupt- und Hilfsprozesse. Auch muß man beachten, daß die Produktionsgrundarbeiter noch einen nicht unerheblichen Anteil von Hilfsprozessen in ihrer Tätigkeit haben. Eine positive Entwicklung innerhalb der Hilfsprozesse zeigen das Reparaturwesen und die Verpackung. Die größte Differenz im technischen Niveau der Haupt- und Hilfsprozesse weist die chemische Industrie auf. Was ist die Ursache für diese Erscheinung? In der Vergangenheit war ein großer Teil der Maßnahmen des Plans Wissenschaft und Technik auf die Sicherung der Produktionssteigerung in den Hauptprozessen gerichtet. Die unzureichende Komplexität der Planung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts ist daher in nicht geringem Maße verantwortlich für das entstandene Mißverhältnis. Im Ergebnis dieser Entwicklung werden betriebliche Arbeitskräftefreisetzungen in den Hauptprozessen durch wissenschaftlich-technische Maßnahmen volkswirtschaftlich nicht wirksam, weil die betreffenden Arbeitskräfte von den Hilfsprozessen „aufgesaugt" werden. Beträchtliche Unterschiede gibt es noch in der technischen Ausstattung der Großbetriebe und der zahlreichen Klein- und Mittelbetriebe. Diese Ungleichmäßigkeit wird tendenziell dadurch verstärkt, daß die neue 3*
35
3
> a.
fi3 pH - «a
• - ha 0) £
Oí si" CO
S3" O sCSi CD ID
3 a -Qbe 3 s
O E-i V. rQ2 Os» x> o, CO 2fi „QO) fi« H= "CÍ H
_, «M H "O O "O« ^Q 13® 3fi biO. h bß CA ho , . 0> H, ö3 !T31 S9 0»u K P. N e i J5«o oSSS «&0 A. 03 i) ¡J cd 05 s - S Ä 2ÖH N
sí* CO si
l> 0 N h rrC es" s i s i CO
s g • cos • — * H £ 36
'3 Ñ .Sì
•rH O IO
cs_ ccoi
ss^ IO i>Tes"« es
0 •vH* s i es
si" co
CO CS^ ri" co «-T co sIDi
CO co
CD iH^ ID r-" o " c-" co co co
IO 00
.5 s4) »« S sg. 3 »
in co" co
OS 00
o co
a ^ SS co =s S I
in
00
oí
sí CD
co co
•s 2 s •§ •S f a Q .2 « r
s? (M co CS
© S «1 S co s
00 00
~ o
oOS
in
co
e w
©eo IO
CO o
s cnVCO ü
& a01 •H3- h 05 « w "3 , 0 0 i 60 C3 « Oh 0 co £ 0. 03 3
CO CD
co"oo"
00 LO
CB s&. ®s 4J, I * h s » s s
fi ¿3IO
C5 oT
IO CO
CA
CD CO
0 CD si
si
CD
10 si" LO in" co
si 0ID"
0 co"
ID CD^ es"
ID CO CO
Osi_ mO 00 c-f
0 si_ cs"
-3 o> fi •S . s g fiCO"TSfi c «S 3 co3 W 0 tu 3 ~a) S3 "E"3 XI be fi 'fi "O ®* 'Ö OJ 3 ®
+
9
+
+
I I co CO
vp co
i n (N
OJ v f
§ fcl
I
Q,
£ fe
a»«
* S g
I I
H
to «
u O - o
5
I
aï - Q
j a
O CO
g b c i >
rt
0)
-fi
S
'5ó
^
«
s
ca ä
IO W
' 5
S S h m
fi 3
-fi
S-t -fi
fi
1/1 o
*8>
.fifi
a;
•"5
o o
-tí
o ta
fi fi fi
^ O a , o h OH «s
Ci -Q (V
u
°Sb
fi
a;
a;
s g
£
- Q CO H
O r -
78
GO O f ^ i ß
co oo
O i n
00 i o
h aj
a
S o o o
,fi
c ^ c o
oo, co
CD*
D-""h"co"
P s s 4>
i >
co_ I
oo"
„ > ^ V :g
a> •o 8 i * a B
B g bSo
0 co
2 ca
1 5 . a a
5 js °
«
2
' Sg
2 5 a
-S o
m
ÍH . a) 4-1 w e o
Jst 3 - o
u a
- o
- a fi •3 Ch be
co"
t > o " co
co"
IO, i n
>
w> SP
O
co, o "
Kl" cq
pM 3
» g ^ e c w S "S Ä rt tf C bß B
n o as ^ Q .a
B
£
.SP.2.
S «
< 00
( 2
«o
CO
o cq
co" vr" o *H
co„
in.
co
o
m
a T o m co
Vi"
• •
1
.s 'S s< s
^
« S bß fi 3 bo fi
fi o
to
bo
3 'Z c sa -fi •S - 5
•4-t 3
I
M
2s PH
. 1
«
\
i I
Ú> c
o
I
Cfi V ~ • o ® - a -Q
- s C < !
S
e V X
u
Ph
S m
3
" 3 . s S m
00 ^ «3 o> -a 13 ^ 3 ' û? CO
«
g
?
S •§> * g 1 i | I, f lo & % ~ c | | 1 I" H | g > | | | i » | g l ii'ä S | 1 »| | | ^ J &| J sl
c 5 c5 I I I I ö J £a £3 ä 3 JS ,. f i S i § | ' s -^g^'S'Sl'^-iÄ.sl» •j ^ e ji.s'SiSij § -a -a "1 c ® 'S S I § § .3 "S " "8 ®» •» fteSMM " «e ' IS tS J« «-3,"I cß H +3 H 'ö n S s e . w E - i a . 4 2 2 ' • •
zur Veränderung der Proportionen des Arbeitsaufwandes in den Stufen des textilen Bereichs in einem längeren historischen Rahmen. Die industrielle Revolution hat die natürlichen Proportionen der Stufen sprunghaft gewandelt, während sie sich spä ter mehr oder weniger gleichmäßig veränderten. 3 1 Wenn man an die Verfahren der Flächenbildung (ohne vorherige Fadenbildung) und ihre Verbreitun g denkt, wird sicher der Anteil der Stufe Spinnerei, Zwirnerei, Texturiererei weiter zurückgehen. Aber es ist fraglich, ob sich bis zum J a h r 2000 jener „Paukenschlag" wiederholt, mit dem die Textilindustrie, insbesondere die Spinnereiindustrie, ihre Entwicklung einleitete. Betrachten wir die Produktivität je Beschäftigten, so hat die schnelle Entwicklung der Weberei seit 1875 bis heute den Vorsprung der Spinnereistufe nur 31 Damit soll nicht die Vielzahl technischökonomischer Sprünge bei Einzelprozessen bestritten werden. Auch im Verhältnis dieser Stufen zeigt sich die Dialektik von Gleichmäßigkeit und Ungleichmäßigkeit der Entwicklung. 103
langsam einholen können. Die schnelle Entwicklung der Automatenweberei sowie neuer hochproduktiver Verfahren der fadengebundenen Flächenbildung haben jedoch die Spinnerei oder allgemein die Stufe der Fadenbildung in der Gegenwart zu einem Engpaß werden lassen. Hinzu kommt, daß in den Spinnereien eine höhere Schichtausnutzung sowie relativ ungünstigere Arbeitsbedingungen vorhanden sind. Daher wird in der DDR in mehreren Richtungen an der Überwindung dieses Engpasses gearbeitet: 1. hochproduktive Verfahren der Fadenbildung (OE-Spinnen und anderes) werden eingeführt; 2. mit neuartigen Methoden der Flächenbildung wird die Stufe der Fadenbildung überflüssig gemacht. Immer deutlicher schält sich jetzt die Finalstufe Konfektion als gravierendster technischer Engpaß heraus. Ihre technische Ausstattung erreichte 1950 erst zu 63 Prozent den Stand, den die Textilindustrie 75 Jahre zuvor hatte. Die Tabelle zeigt das zeitliche Nacheinander der Stufen des technischen Niveaus, die im übrigen auch als Querschnitt zu einem gegebenen Zeitpunkt existieren. Jede Technologie besitzt zu jedem Zeitpunkt eine bestimmte Häufigkeitsverteilung der Stufen des technischen Niveaus. Daran anknüpfend kann man Strukturdaten der Gegenwart — zum Beispiel Arbeitsaufwände — für verschiedene Niveaustufen der technischen Basis — für die Prognose verwenden. 32 Die Produktions- und Verbrauchszahlen der Textil- und Bekleidungsindustrie, die für Tabelle 3.3 verwendet werden, sind natürlich mit vielen Wenn und Aber behaftet. Wollte man beispielsweise die Faserproduktion, Garnproduktion usw. in Tonnen messen, so käme man zu zeitlich nicht vergleichbaren Maßstäben, da sich das Bekleidungsgewicht seit der Jahrhundertwende wesentlich verringert hat. 3 3 Die Wertmaßstäbe bringen ebenfalls bestimmte Verzerrungen mit sich, bieten aber immer noch die einzige brauchbare Möglichkeit näherungsweisen Vergleichs. Insgesamt hat diese skizzenhafte Analyse die Möglichkeit gezeigt, die volkswirtschaftlichen Proportionen des Arbeitsaufwands im Hinblick auf 32
33
Diese Methode der Strukturforschung wurde vorgeschlagen in: Naumann, H., Steinberger, B., Grundlagen der prognostischen und perspektivischen zentralen Arbeitskräfte- und Bildungsplanung. Inauguraldissertation an der Hochschule für Ökonomie Berlin, 1967, S. 60ff. Vgl. dazu Haustein, H.-D., Anwendung von Methoden der prognostischen Bedürfnisforschung in der sozialistischen Industrie, in: Wirtschaftswissenschaft H. 12/1969, S. 1806.
104
das technische Niveau zu analysieren. Einen weiteren Schritt könnte man gehen, indem für jede Stufe der volle gesellschaftliche Aufwand an lebendiger Arbeit auf der Grundlage der Verflechtungsbilaiizierung berechnet wird. Wir konnten bei der volkswirtschaftlichen Analyse im Grunde die gleichen Engpässe feststellen, wie sie bei betriebswirtschaftlichen und technischen Untersuchungen beobachtbar sind. Ein Teil der Forschungsthemen und Überleitungsaufgaben ist darauf gerichtet, diese Engpässe zu überwinden. Das sind vor allem solche Themen, die durch den Bedürfnisdruck der Produktion direkt oder indirekt ausgelöst wurden. In der Regel aber wird der Bedürfnisdruck überkompensiert und damit werden neue Engpässe geschaffen. Die Ursache dieser Erscheinung ist die Nichtübereinstimmung und der Widerspruch zwischen technischer und ökonomischer Optimalität. Die wissenschaftlich-technische Entwicklung verläuft nicht rein kontinuierlich, gewissermaßen jederzeit einpaßbar in das gegebene Produktionssystem. Bei der Suche nach neuen Lösungen werden Gebiete entdeckt, deren technische Optimalitätsbedingungen weit über dem derzeitigen Anforderungsniveau der Produktion liegen. So hat etwa die Belichtungsleistung der vollelektronischen Lichtsetzmaschinen in der polygrafischen Produktion den Ausstoß der modernsten lochbandgesteuerten Zeilengießmaschine um fast zwei Zehnerpotenzen übertroffen. 34 Der Sprung von den mechanischen zu den elektronischen Arbeitsprinzipien führte gesetzmäßig zu Disproportionen im technischen Niveau des Produktionssystems, die einen neuerlichen Druck zur Harmonisierung auslösen. Aber der Widerspruch kann sich auch von der ökonomischen Seite her entwickeln. So sind sehr schnelle Stückgutschiffe (über 20 kn) mit ihrem hohen Brennstoffverbrauch vor allem deshalb unrentabel, weil sie heute bereit 40 bis 50 Prozent der Reisedauer in Häfen liegen müssen. 35 Wenn diese Erscheinungen auch in bestimmten Maße, wie das bereits charakterisiert wurde, unvermeidlich sind, so besteht dennoch die Notwendigkeit, die Proportionalität der technischen Basis sorgfältiger zu analysieren und das Auftreten von Engpässen rechtzeitig vorauszusehen. Dazu gehört auch angesichts des großen Angebotsdrucks der neuen wissenschaft34
33
Vgl. Böhm, F., Die langfristige Bedürfnisforscliung und ihre Anwendung auf die polygrafische Produktion unter besonderer Berücksichtigung der historisch bedingten Wechselbeziehungen zwischen Bedürfnisentwicklung und dem technischen Fortschritt, Dissertation an der Hochschule für Ökonomie „Bruno Leuschner", Berlin 1973, S. 169. Schönknecht, R., 10000 PS für nur einen Knoten Zuwachs? In: ND vom 21. 4. 1973, S. 13.
105
lich-technischen Erkenntnisse eine abgewogene Einschätzung ihres potentiellen und ihres real zu erwartenden ökonomischen Effekts. Es ist bereits •am Beispiel der Malimotechnik gezeigt worden, daß es heutzutage ein weiter Weg von der technischen Leistungskennziffer eines neuen Prinzips bis zu den gesellschaftlichen Aufwandsproportionen ist. Hier anknüpfend kann man nachweisen, wie bedenklich es ist, wenn der Technizismus in irgendeiner Form Einfluß auf wirtschaftliche Entscheidungen erhält. Unter Technizismus wird hier eine unter Leitungskadern der Industrie gelegentlich auftretende Haltung bezeichnet, die sich darin äußert, — daß mit den psychologisch äußerst wirksamen technischen Eigenschaften neuer Produkte etc. argumentiert wird, um bestimmte Entscheidungen zu begünstigen, — daß anstelle unwiderlegbarer ökonomischer und insbesondere volkswirtschaftlich begründeter Kennziffern (die stets hochaggregiert und ohne ökonomisches Denken und Abstraktionsvermögen gar nicht verständlich sind) die Argumente der Techniker der Entscheidung zugrunde gelegt werden, die in ganz natürlicher Weise zuerst die enormen Vorzüge ihrer „Sprößlinge" hervorheben, — daß technische und bestenfalls ingenieurökonomische Bildung und Ausbildung einseitig bevorzugt und die ohnehin oft schwach besetzten •ökonomischen Stellen ungenügend in die Entscheidungsvorbereitung einbezogen werden. Andererseits ist aber auch zu bemerken, daß von Seiten der Ökonomen •die spezifischen Methoden der ökonomischen Analyse des wissenschaftlichtechnischen Niveaus noch unzureichend angewandt werden.
3.3. Die Analyse der Bestimmungsfaktoren für die Proportionalität der technischen
Basis
Für die Planung der technischen Basis ist wesentlich, die wissenschaftlichtechnischen Forschungskapazitäten so zu proportionieren, daß gegenwärtige und absehbare technische Engpässe aktiv überwunden werden. Für die Stufen eines technologischen Zyklus oder die Teile eines Anwendungssystems wären also zu untersuchen: das vorhandene F/E-Potential der relevante Wissensvorrat das Angebot technischer Ideen der Vorrat praktisch realisierbarer Ideen die tatsächliche technische Ausstattung
106
W A I T
lich-technischen Erkenntnisse eine abgewogene Einschätzung ihres potentiellen und ihres real zu erwartenden ökonomischen Effekts. Es ist bereits •am Beispiel der Malimotechnik gezeigt worden, daß es heutzutage ein weiter Weg von der technischen Leistungskennziffer eines neuen Prinzips bis zu den gesellschaftlichen Aufwandsproportionen ist. Hier anknüpfend kann man nachweisen, wie bedenklich es ist, wenn der Technizismus in irgendeiner Form Einfluß auf wirtschaftliche Entscheidungen erhält. Unter Technizismus wird hier eine unter Leitungskadern der Industrie gelegentlich auftretende Haltung bezeichnet, die sich darin äußert, — daß mit den psychologisch äußerst wirksamen technischen Eigenschaften neuer Produkte etc. argumentiert wird, um bestimmte Entscheidungen zu begünstigen, — daß anstelle unwiderlegbarer ökonomischer und insbesondere volkswirtschaftlich begründeter Kennziffern (die stets hochaggregiert und ohne ökonomisches Denken und Abstraktionsvermögen gar nicht verständlich sind) die Argumente der Techniker der Entscheidung zugrunde gelegt werden, die in ganz natürlicher Weise zuerst die enormen Vorzüge ihrer „Sprößlinge" hervorheben, — daß technische und bestenfalls ingenieurökonomische Bildung und Ausbildung einseitig bevorzugt und die ohnehin oft schwach besetzten •ökonomischen Stellen ungenügend in die Entscheidungsvorbereitung einbezogen werden. Andererseits ist aber auch zu bemerken, daß von Seiten der Ökonomen •die spezifischen Methoden der ökonomischen Analyse des wissenschaftlichtechnischen Niveaus noch unzureichend angewandt werden.
3.3. Die Analyse der Bestimmungsfaktoren für die Proportionalität der technischen
Basis
Für die Planung der technischen Basis ist wesentlich, die wissenschaftlichtechnischen Forschungskapazitäten so zu proportionieren, daß gegenwärtige und absehbare technische Engpässe aktiv überwunden werden. Für die Stufen eines technologischen Zyklus oder die Teile eines Anwendungssystems wären also zu untersuchen: das vorhandene F/E-Potential der relevante Wissensvorrat das Angebot technischer Ideen der Vorrat praktisch realisierbarer Ideen die tatsächliche technische Ausstattung
106
W A I T
Dabei gilt im allgemeinen (3.1)
W > A ' > I ' >
T',
•das heißt, es ist ein bestimmter Uberschuß an Erkenntnissen und technischen Ideen erforderlich, um das reale Wachstum der technischen Ausstattung abzustützen. Das hängt im übrigen eng mit dem Proportionalitätsproblem zusammen. In der Regel wird nämlich der Uberschuß oder Voreiliaktor umso größer sein, je niedriger die relative technische Ausstattung der betreffenden Stufe ist. Die Voraussetzung dafür ist allerdings, daß die betreffende Stufe überhaupt eine Zukunft hat und nicht durch völlig neue Prinziplösungen ein grundlegender Prozeßwandel eintritt. Es ist freilich schwierig, diese Zusammenhänge empirisch nachzuweisen. Betrachten wir den textilen Zyklus, so ist zunächst festzustellen, daß in der Periode der industriellen Revolution das technische Ideenangebot keineswegs auf einem theoretischen Erkenntnisvorlauf basierte. Bernal bemerkt dazu: „Die industrielle Revolution selbst hing in ihrem Anfangsstadium nicht von irgendwelchen Beiträgen der Wissenschaft ab; ihre Baumeister waren erfindungsreiche Handwerker, deren Erfolge durch außergewöhnlich günstige ökonomische Umstände ermöglicht wurden. Die entscheidenden Entwicklungen in der Textilindustrie erfolgten •ohne Verwendung irgendeines grundsätzlichen neuen wissenschaftlichen Prinzips." 36 In der späteren Entwicklung spielten für die Entwicklung der Textiltechnik zunächst vor allem jene Wissensdisziplinen eine Rolle, die auch im mechanischen Zeitalter dominierten: Maschinenbaukunde, Konstruktionswissenschaft, Mechanik und ähnliches. Für die Zukunft dagegen ergeben sich bedeutende Veränderungen. Man schätzt das Verhältnis notwendiger maschinenbaulicher und verfahrenstechnischer (chemischer und anderer) Informationen beim Webprozeß auf 20: 1, dagegen bei der Direktpolymerisation auf 1 : 20.37 Entsprechend wird sich die Struktur des FE-Potentials nach Wissensdiszipliinen ändern müssen. Disproportionen können hier in zwei Richtungen auftreten : 1. als Nichtübereinstimmung der traditionellen Struktur nach Disziplinen mit den realen Erfordernissen; 2. als Ergebnis einer Uberkompensation, das heißt einer übertriebenen Förderung neuer Wissensdisziplinen. 36 37
Bernal, J. D., Die Wissenschaft in der Geschichte, Berlin 1967, S. 334. Gerwin, R., Textilien in einem Arbeitsgang aus der Retorte. Kunststoffpolymerisation über einem Gitter von Kristallen, in: FAZ vom 19. 2. 1969.
107
CM
CM^
o
r-v CD Oa
CM 00 CO
c-T io m CM oo o CO
vi" co CM
Vf VP CO 00 CM
Qoè ä s; m 2 O O
ci
cco 05 1 t^ o oa
1-5
•a -a
+J
•a
io oo
CM [>. CM
CQ c
^» Jj o S a S O
œ
"J" -I CD CM" 05 OS co r» TH vi CD ^ IM -H CM
CM_ CO
in
O
O)
'S A o S -H a
co io co ^h
V 2
a t4
ange: erteil
'öS S ~
SD a 3
vi_
« fi 3 SD fi 3 -3 S s •Öp « A +0->> a co H CL,
co
108
< 0 SD W en 23 cd 3 3 0 •3 A
fi .2
S S
a 0> CL, EQ SD
co
m
CM
vi" ca (M Vj O 00 CM
r-T e-» co oo oa -H
oo o" IO co CM
CO
o c^
CM
CM
o -H
o io" o co CO CO
co co co
CD OS IO CM CM
Vl^ o oa ^ IO
vi CD vi
D
v«1
CM CO CO "H
C8
2 S IV X"H
_o 60 S © 5Ö 0^ C >
« -d
a pfl CD
o
CM
8
13 C8
S)J5-ri d -a s c> so fi t o a v
à -0 CD
co
S Ü
oo
CO CM
•a< co r»
« xi o
fi fi
'S. en
O * CD fi
•ÎHÎ
u v
-fi
a
SK en
fi o t-i œc^ra
050-rt
M
oa o"
CM
UI
vi o_ vi" vi oa vi" io O vi CM CM
a
a
-Hi B 2 SP £ fi a a -Q
o
co
-Ö fi 3 a; h
'S. C/3 n
a a)
SD FI 3
fi
J.8
S *ä
CM IO
-fi 6C_ •S 'oa fi 3 a
CM
+J O
a JP
a -Q oo S ° tù :cd
• B fi
C-V CM IO
CD"
CO
co o
o"
CM VP «H CM
oT
co co
co
CM CM
CO
.fi "o ir.
00
lO
CM
o" iH
ange; erteil
-fi
co e-
C5 in co
Œ
vi"
CO
oi
CO 00 CM
v? V? vi
1»
co -rH
1100 256
io"
1055 248
-H
«vf
§
"2 as « "S m 3 §-3 c £ H -s o 3
©
>» o o es o o m
Projt
l
1970
ms
ose
1375
1380 Jahre
Abb. 3.4. Die Entwicklung des technischen Niveaus cler sozialistischen Industrie der DDR.
Hierin bedeuten: a, b — Parameter der logistischen Funktion des Automatisierungsgrades der Arbeit. c, d — Parameter der logistischen Funktion des Automatisierungsgrades der Ausrüstungen. Danach erreicht m bei (3.12)
,
*
d
+
ab
ein Maximum. Wenn also die Parameter der Funktionen des Automatisierungsgrades der Arbeit und der Ausrüstungen bekannt sind, kann m prognostiziert werden, t wird iterativ bestimmt. 126
Die Prognose des Ausstattungsverhältnisses und der anderen Kennziffern des technischen Niveaus ist für die wissenschaftliche Voraussicht auf vielen Gebieten wesentlich. So korrespondiert die Bildungsprognose eng mit den Vorstellungen über die Zukunft unserer materiell-technischen Basis. Sind letztere zu optimistisch, so werden auch unrealistische Bildungskonzeptionen angenommen. Aus Bild 3.4 geht hervor, daß wir 1985 noch mit einem Anteil der rein manuellen Arbeit von 20 bis 26 Prozent rechnen müssen. Aber diese Zahl ist mehr oder weniger wahrscheinlich und es ist daher notwendig, die Vorausschau des technischen Niveaus durch plausible ökonomische Gegenrechnungen abzustützen. Das ist besonders schwierig für den Automatisierungsgrad der Arbeit. Die durchschnittliche Ausstattung der Produktionsarbeiter in der Industrie mit Grundmitteln betrug 1970 167 629 Mio M : 1861532 = 90 000 M. \
Etwa 6,6 Prozent der 1 8 6 1 5 3 2 Produktionsarbeiter (123000) waren an Automaten tätig. Von den 35,2 Mrd. M Maschinen und Ausrüstungen (21 Prozent der Grundmittel) waren 33,1 Prozent teil- und vollautomätisiert, das entspricht 11,6 Mrd. M. Auf die 123000 Produktionsarbeiter an Automaten entfallen anteilig 123000 löDlOOi
— — — • 167626 Mio M • 0,79 = 8,7 Mrd. M nichtmaschinelle Grundmittel. Damit ergibt sich 1970 eine durchschnittliche Grundmittelausstattung der automatisierten Arbeit von 8,7 Mrd. M + 10,6 Mrd. M 123000
157000 M.
In dieser Weise erhalten wir: 1963
1. Grundmittelausstattung der Produktionsarbeiter in Mark 5 9 0 0 0 2. Grundmittelausstattung der automatisierten Arbeit in Mark 86000 3. Verhältnis 2 : 1 1,46 4. Anteil der Grundmittel der automatisierten Arbeit an den gesamten Grundmitteln in % 6,1
1970
Jahresdurchschnitt Wachstum %
90000
157000 1,77
11,5
6,25
8,93 (1,34)
9,5
127
Diese Kennziffern zeigen sehr anschaulich die gesetzmäßige Tendenz der Differenzierung der technischen Basis der Produktion, die zugleich die Notwendigkeit hervorbringt, die in der technischen Ausstattung zurückbleibenden Abschnitte der gesellschaftlichen Produktion auf ein höheres Niveau zu heben. Daher kann die Elastizitätskennziffer der Ausstattung der automatisierten Arbeit (1,34) nicht beliebig erhöht werden. Im Interesse der volkswirtschaftlichen Effektivität ist es notwendig, die technische Basis proportional zu entwickeln und ein zu schnelles Vorprellen einzelner Bereiche zu vermeiden. Gleichzeitig geben uns die Kennziffern Anhaltspunkte für prognostische Berechnungen bis 1985. Der Automatisierungsgrad der Arbeit betrug i960 3,6 Prozent und ist bis 1970 um 3,0 Punkte gewachsen. Damit wäre 1985 mit etwa 12 Prozent zu rechnen, wenn das gleicheTempo wie im letzten Jahrzehnt beibehalten wird. Welche Entwicklung wäre vom Standpunkt der Grundmittelausstattung plausibel? Bei dem folgenden Entwicklungstempo im Jahresdurchschnitt in Prozent Grundmittel
Grundmittelausstattung
1955—1960 1960—1965 1965—1970 1955—1970
4,06 6,66 4,92 5,18
2,47 8,09 4,32 4,98
1970—1985
5,00
4,90
ergibt sich 1985 eine Zahl von 1880000 Produktionsarbeitern und 348 Mrd. Grundmitteln. (Auf Toleranzberechnungen wird hier zur Vereinfachung verzichtet.) Die Grundmittelausstattung der automatisierten Arbeit steigt bis 1985 auf mindestens 157000 • (1 + 0,049 • 1,34)15 = 406000 M. Damit ergibt sich 1985: Automatisierungs- Arbeiter an grad der Arbeit Automaten