Die Politischen Notverordnungen zum Schutz von Volk und Staat vom 28. Februar 1933: Gegen Verrat am Deutschen Volke und hochverräterische Umtriebe vom 28. Febr. 1933, zum Schutze des deutschen Volkes vom 4. Februar 1933, zur Erhaltung des inneren Friedens [4. Aufl. Reprint 2021] 9783112602409, 9783112602393

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Die Politischen Notverordnungen zum Schutz von Volk und Staat vom 28. Februar 1933: Gegen Verrat am Deutschen Volke und hochverräterische Umtriebe vom 28. Febr. 1933, zum Schutze des deutschen Volkes vom 4. Februar 1933, zur Erhaltung des inneren Friedens [4. Aufl. Reprint 2021]
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Stilke's Rechtsbibliothek Nr. 115 Die Gesetze des Deutschen Reichs und der deutschen Länder mit systematischen Erläuterungen

Die

politischen Notverordnungen zum Schuh von Volk und Staat vom 28. Februar 1933

gegen Verrat am Deutschen Volke und hochverräterische Umtriebe vom 28. Februar 1933

zum Schuhe des deutschen Volkes vom 4. Februar 1933

zur Erhaltung des inneren Friedens vom 19. Dezember 1932

über die Auflösung der kommunistischen Gottlosenorganisationen vom 3. Mai 1932

mit den Ausführungsbestimmungen des Reichs und der Länder Erläutert von

Dr. Kurt Hänhschel Ministerialdirigent im Reichsministertum des Innern, Dozent an der Universität Berlin Vierte veränderte und verbesserte Auslage

19 3 3 Verlag von Georg Stute, Berlin

Alle Rechte vorbehalten

Inhaltsverzeichnis

Seite Abkürzungen 4 Vorwort zur 4. Auflage 5 Uebersicht über den Inhalt der Verordnungen ... 8— 16 VO. zum Schutz von Volk und Staat v. 28. 2. 1933 . 17— 24 Preuß. DurchfVO. zur VO. zum Schutz von Volk und Staat 25— 27 DO. gegen Verrat am Deutschen Volke v. 28. 2. 1933 28— 38 VO. zum Schutze des deutschen Volkes v. 4. 2. 1933 . . 39 -119 VO. zur Erhaltung des inneren Friedens v. 19. 12. 1932 120—152 VO. zur Bekämpfung politischer Ausschreitungen v. 6.10. 1931 153-154 VO. über Auflösung der kommunistischen Gottlosenorgarnsationen v. 3. 5. 1932 . 155—159 Anhang I: Durchführungsverordnungen des Reichs

.

.

.

160—165

Anhang II: Ausführungsvorfchriften der Länder Preußen .166-176 Bayern 176-179 Sachsen 180-183 Württemberg 183 - 184 Baden 184—185 Thüringen 185—187 Hamburg....................................................................................... 188 Bremen 189 Anhang III: Uebersicht über die durch die Verordnungen geschützten Religionsgesellschaften des öffentlichen Rechts ....

190

Sachverzeichnis

194

r

4

Abkürzungen = Ani angegebenen Ort. = Artikel. — Entscheidung des Bayerischen Obersten Landesgerichts (amtliche Sammlung). VGV. = Bürgerliches Gesetzbuch. Lohn-Schäfer = Cohn-Schäfer-Wichards, Republikfchutz-Gefetz, Heymann-Berlag. — Deutsche Iuristenzettung, Herausgeber u. Verlag Otto Liebmann, Berlin. ©33. = Deutsche Richterzeitung. ©RZ. — Verordnung zur Durchführung der VO. Durchs©©. = Gesetz. G. =■ Goltdammers Archiv für Strafrecht. GoltdArch. — Preußische Gesetzsammlung. GS. — Gesetz- und Verordnungsblatt GVVl. GVG. = Gerichtsverfassungsgesetz. = Verordnung zum Schutze des Deutschen Volkes, Berlin 1933, Franz Hoche Vahlen Verlag. = Höchstrichterliche Rechtsprechung, Beilage der Juristischen Rundschau. HRfpr. = Juristische Rundschau. 3urR. = Juristische Wochenschrift. 3D. — Preußisches Kammergericht. KG. — Jahrbuch der Entscheidungen des (preutz.) Kammergerichts, heraus­ SG3. gegeben von Iohow. — Leipziger Zeitschrift für deutsches Recht; I. Schweitzer Verlag, München. cz. Berlin, Leipzig. — Ministerialblatt für die (preußische) innere Verwaltung. Rlvli©. — Oberlandesgericht. OLG. — Oberverwaltungsgertcht; ohne weiteren Zusatz: Sammlung von Ent­ 0©G. scheidungen des Preuß. ODG. Sächs. OBG.: Sammlung von Ent­ scheidungen des Sächsischen ODG. polDerwG. — Preußisches Polizei-Berwaltungs-Gesetz vom 1. Juni 1933. — Reichspreßgesetz vom 7. Mai 1870 (RGBl. S. 65). Preß®. Recht — Das Recht, Rundschau für den deutschen Iuristenstand. Reg Bl. = Regierungsblatt. = Gesetz zum Schutze der Republik vom 25. März 1930 (RGBl. 1 S. 91). RepSchG. = Reichsgericht. (Ein dahinterstehendes Datum und Aktenzeichen kenn­ RG. zeichnet eine vom 4. Strafsenat des Reichsgerichts unter diesem Datum getroffene Entscheidung). = Reichsgesetzblatt. RGBl. — Entscheidungen des Reichsgerichts in Strafsachen (amtliche Sammlung). RGSt. Die fetten Zahlen bedeuten den Band, die mageren die Sette. = Entscheidungen des Reichsgerichts in Zivilsachen (amtl. Sammlung). RGZ. = Rechtsprechung des Reichsgerichts in Strafsachen, herausgegeben von den RRfpr. Mitgliedern der Reichsanwaltschaft. — Reichsverfassung. Rv. — Sächsisches Archiv für Rechtspflege. SSchfArch. — Gesetz über Schußwaffen und Munition vom 12. April 1928 (RGBl. I SchDaff®. S. 143). — Reichsstrafgesetzbuch. StGB. St®.(StGH.) — Staatsgerichtshof zum Schutze der Republik (nach §§ 12, 13 des alten Republikschutzgesetzes). — Reichsstrafprozeßordnung. StPO, — Reichsvereinsgesetz v. 19. April 1908. ©er®. — Verordnung. ©0. DafflNißbrauchG. = Gesetz gegen Waffenmtßbrauch vom 28. März 1931 (RGBl. I S. 77)

aav. Art. vayrObLG.

Vorwort zur vierten Auflage. Der Name der politischen Notverordnungen hat in der letzten Zeit wiederholt gewechselt. Ihr Inhalt aber ist im wesentlichen derselbe geblieben, gleichviel, ob nun die Ver­ ordnungen als solche zur Bekämpfung politischer Ausschreitungen, zur Erhaltung des inneren Friedens oder zum Schutze des deutschen Volkes oder Staates bezeichnet werden. Mit dem schnellen Wechsel der Regierungen haben auch die politischen Notverordnungen in letzter Zeit wieder­ holt ihre Gestalt geändert. Bald hat man versucht, die der freien Entfaltung staatsbürgerlicher Tätigkeit auferlegten Fesseln wieder zu lockern, bald mußte man sie wieder anziehen, wenn sich herausstellte, daß die Zeit für eine wesentliche Milderung noch nicht gekommen war. Dieser Wechsel spiegelt sich auch in den jetzt in Geltung befind­ lichen Notverordnungen wider. Die Verordnung zur Erhaltung des inneren Friedens vom 19. Dezember 1932 zeigt den ent­ schiedenen Willen zur Milderung der insbesondere der Presse und dem Vereins- und Versammlungsleben auferlegten Schranken. Die wenige Wochen später erlassene Verordnung zum Schutze des deutschen Volkes vom 4. Februar 1933 setzt die Mehrzahl der Beschränkungen, die überhaupt in den verschiedenen politischen Notverordnungen der letzten Jahre enthalten waren, wieder in Kraft und setzt demgemäß einen Teil der wenige Wochen zuvor erlassenen Verordnung zur Erhaltung des inneren Friedens wieder außer Anwendung. Als Folge des kommunistischen Anschlags auf den Reichs­ tag wurde mit dem 28. Februar 1933 die Verordnung zum

6 Schutze von Volk und Staat erlassen. Sie soll, wie es in ihrer Einleitung heißt, nur zur Abwehr kommunistischer staatsgefährdender Gewaltakte angewendet werden, was nach dem Runderlaß des preußischen Ministers des Innern vom 3. März 1933 bedeutet, daß „Maßnahmen, die gegen Angehörige oder Einrichtungen anderer als kommunistischer, anarchistischer oder sozialdemokratischer Parteien oder Orga­ nisationen notwendig werden, auf die Verordnung zum Schutze von Volk und Staat vom 28. Februar 1933 nur dann zu stützen sind, wenn sie der Abwehr solcher kommu­ nistischer Bestrebungen im weitesten Sinne dienen". In sonstigen Fällen haben, wie auch in diesem Erlaß ausgeführt ist, die Behörden nach der Verordnung vom 4. Februar 1933 einzuschreiten. Bei der Vielheit der Verordnungen und an­ gesichts der Tatsache, daß ältere Verordnungen vielfach nur zum Teil außer Kraft gesetzt sind, während einzelne ihrer Bestimmungen noch gelten, ist es naturgemäß außerordent­ lich schwer, sich über das, was gilt, zuverlässig zu unter­ richten. Diese Aufgabe soll auch die neue Auflage dieses Kommentars erleichtern.

Die in den neuen Verordnungen enthaltenen Bestim­ mungen stimmen zum größten Teil bewußt mit dem Wort­ laut früherer Notverordnungen zur Bekämpfung politischer Ausschreitungen überein. Das rechtfertigt die Annahme, daß die neuen Vorschriften in dem gleichen Geiste wie die alten auszulegen sind. Auch die jetzigen Vorschriften dürfen also nicht in dem Sinne ausgelegt werden, als ob sie den politischen Kamps da beschränken wollten, wo er nur mit geistigen Mitteln ohne Beschimpfungen, böswillige Ver­ ächtlichmachung, Gewalttaten und Waffen geführt wird. Insbesondere soll die sachliche Kritik an Staatsform und Staatsführung sowie die sachliche Auseinandersetzung in Weltanschauungsfragen durch die Verordnungen in keiner Weise unterbunden werden. Das gilt insbesondere auch von der Befugnis zum Erlaß von Zeitungsoerboten. Das Recht,

7

eine Zeitung oder Zeitschrift zu verbieten, soll nicht so weit gehen, daß dadurch die sachliche Berichterstattung oder Kritik unmöglich wird. Nur da, wo der politische Kampf statt mit geistigen mit ungeistigen, statt mit sachlichen mit unsachlichen Mitteln geführt wird, sollen die Exekutivbehör­ den von den weitgehenden Vorschriften dieser Verordnungen Gebrauch machen, um auf diese Weise zu erzwingen, daß das politische Leben in Deutschland wieder die Formen an­ nimmt, die guter deutscher Sitte entsprechen. Berlin, im März 1933.

Der Verfasser.

8

Uebersicht über den Inhalt der Verordnungen I. Vereins- und versammlungsrechtüche Bestimmungen Seite

A) Vereine und Versamm­ lungen der kommunisti­ schen Partei und der ihr angehörigen od. ihr nahe­ stehenden Organisationen (Den Kommunisten sind nach dem Erlaß des Preuß. Min. d. 3. v. 3. 3. 1933 alle Parteien und Organisationen gleichzustellen, die diese auch nur mittelbar unter­ stützen oder auch nur fördern. Darunter sind in dem Erlaß auch die Sozialdemokraten genannt, je­ doch sollen Gewerkschaften nicht ohne weiteres dazu gehören.)

B) Für alle Vereine und Ver­ sammlungen (auch die nicht unter A) genannten) gelten die nachfolgenden Bestimmungen:

Recht der Polizei zu jeder Unterdrückungs- u. Verbotsmaßnahme, die sie nach pflichtmäßigem Er­ messen für erforderlich hält (§ 1 VO. v. 28. 2. 1933)..................... 17 Recht des Reichsministers des Innern insoweit Befugnisse der obersten Landesbehörden selbst wahrzunehmen (§ 2 VO. v. 28. 2.1933).................................. 20 Rechtsmittel: wie gegen poli­ zeiliche Verfügungen des be­ treffenden Landes ... 20,21, 25 Zuwiderhandlung: strafbar nach § 4 VO. v. 28. 2. 1933 ................. 21

a) Oefsentliche politische Ver­ sammlungen (auch in ge­ schlossenen Räumen) Alle politischen Versamm­ lungen und Aufzüge unter freiem Himmel

Pflicht zur Anmeldung bei der Polizei 48 Stunden vor der Ver­ anstaltung (§ 1 VO. v. 4. 2.1933) 39 Befugnis der Polizei zu Verbot oder Genehmigung unter Auf­ lagen bei unmittelbarer Gefahr für öffentliche Sicherheit (§ 1 VO. v. 4. 2.1933).................................. 39 Zuwiderhandlung strafbar nach §§ 16, 17 VO. v. 4. 2. 1933 . 96-97

b) Oesfentlichepolitische V ersammlungen (auch in ge­ schlossenen Räumen) Alle (auch nicht politischen) Versammlungen und Aus­ züge unter freiem Himmel

Erweiterte Befugnis der Polizei zur Auflösung (§§ 2, 4 BO. v. 4. 2. 1933).............................. 46 f., 58 Zuwiderhandlung strafbar nach §§ 16,17 DO. v. 4. 2. 1933 . 96-97

Seite

Recht des Reichsministers des Innern, sie für Reichsgebiet oder für einzelne Teile zu verbieten (85

c) Versammlungen und Auf­ züge unter freiem Himmel (auch nicht politische)

VO. v. 4. 2 1933).........................

59

Beschränkung des Verbotsrechts der Länder auf Verbote einzelner Veranstaltungen oder allgemeine Verbote für abgegrenzte Ortsteile Recht des Reichsministers des Innern zur Aufhebung von Ver­ sammlungsverboten der Länder

60

(§ 6 VO. v. 4. 2.1933)................. 60 Recht der Polizei z. Ueberwachung durch Beauftragte,

Pflicht der Veranstalter zur Lin-

d) Alle öffentlichenVersammlungen(auch nicht politische auch in geschloss. Räumen)

räumung angemessenen Platzes

(§ 3 VO. v. 4. 2.1933).................

55

Zuwiderhandlung strafbar nach

8 17 Nr. 2 VO. v. 4. 2. 1933 . . 97 Recht des Reichsministers des Innern zum Erlatz von Uniformverboten (§ 5 VO. v. 4. 2. 1933) . 59 als Stütz- und Sammelpunkte für polizeiliche Gewalttätigkeiten Schließung, f) Räumlichkeiten (Wohnun­ Konzessions­ (8 23 Nr. 1 VO. v. 4. 2.1933) ... 111 entziehung gen, Geschäftsräume,Gast­ bei Gaststätten) als Sammelstätten wegen Fortsetzung staatsgefährlicher Betäti­ und Schank­ verbot. Vereins­ wirtschaften tätigkeit (823 Nr. 3 gung VO. v. 4. 2. 1933) 112 Zuwiderhandlung: Gefängnis nicht unt. 3 Monaten (8 23 Abs. 5) 112 Auflösung durch oberste Landes­ behörden od.von ihnen bestimmte Stellen.......................................... 123 Beschwerde gegen Auflösung an g) Staatsfeindliche Vereini­ Reichsgericht................................... 123 gungen (Vereinigungen m. Recht des Reichsministers des hochverräterisch. Zwecken, Innern Landesbehörden um Auf­ bewaffnete Haufen, Ge­ lösung zu ersuchen (8 3 VO. v. heimbünde,staatsfeindliche 19.12.1932)................................. 124 Verbindungen [8§ 81—86, Beschlagnahme des Vereinsver­ 127—129 StGV.I) mögens (8 4 VO. v. 19.12.1932) 130 Zuwiderhandlung gegen Auf­ lösung strafbar nach 8 5 VO. vom 19. 12. 1932 .................................. 132

{

10 Seite

h) kommunistischeGottlosenOrganisationen

Aufgelöst durch § 1 VO. v. 3.5.1932 ...................................... 155 Ueber Strafbarkeit der Fortsetzung oder Unterstützung der verbotenen Lrganisationstätigkeit vgl. §2............................................ 156

II. preßrechkliche Bestimmungen (periodische und nichtperiodische Druckschriften)

A) Druckschriften der kommu­ nistischen Partei und der ihr angehörigen od. nahe­ stehenden Organisationen (Den Kommunisten sind nach dem Erlaß des Preuß. Min. d. I. v. 3. 3. 1933 alle Parteien und Organisationen gleichzustellen, die diese auch nur mittelbar unter­ stützen oder auch nur fördern. Darunter sind in dem Erlaß auch die Sozialdemokraten ge­ nannt, jedoch sollen Gewerk­ schaften nicht ohne weiteres dazu gehören.)

B) Für alle Druckschriften auch soweit sie nicht unter A) fallen, gelten folgende Bestimmungen:

Recht der Polizei zur Beschlag­ nahme, Verbot und jeder sonstigen Unterdrückungsmaßnahme, soweit sie dies nach pflichtmäßigem Er­ messen für erforderlich hält (§ 1 VO. v. 28. 2.1933).......................... 17

Recht des Reichsministers des Innern, insoweit Befugnisse der obersten Landesbehörden selbst wahrzunehmen (§ 2 VO. v. 28. 2. 1933).................................. 20 Rechtsmittel: wie gegen polizei­ liche Verfügungen des betreffenden Landes..............................20,21,25

Zuwiderhandlung: strafbar nach § 4 VO. v. 28. 2. 1933 .................

21

Beschlagnahme und Einziehung, a) Druckschriften jeder Art

wenn Inhalt geeignet, öffentliche Sicherheit oder Ordnung zu ge­ fährden (§ 7 VO. v. 4.2.1933) .

b) Druckschriften hoch- oder

landesverräterischen In­ Erweitertes Beschlagnahmerecht halts oder mit Auf­ von Staatsanwalt und polizei­ forderung zum Angehor­ lichen Hilfsbeamten der Staats­ sam gegen Gesetze oder anwaltschaft (8 8 VO. v. 4.2.1933) Verordnungen

62

11 Seite

c) periodische Druckschriften, deren Inhalt: hochverräterischer Natur ist,zumUngehorsam gegen Gesetze od. Verordnungen

anreizt, zu Gewalttätigkeiten anreizt oder solche verherr­ licht, zum Generalstreik oder zu Streik in einem lebens­ wichtigen Betriebe anreizt, Organe, Einrichtungen, Behörden-leitendeBeamte des Staates od. Religions­ gesellschaften des öffentl.

Rechts, ihre Einrichtungen oder Gebräuche beschimpft od. böswillig verächtlich macht, offensichtlich unrichtige Rachrichten enthält, deren

Verbreitung lebenswich­ tige Staatsinteressen ge­ fährdet, periodische Druckschriften, bei denen Abgeordneter

Verbot des ferneren Erscheinens

durch oberste Landesbehörde oder von ihr bestimmte Stelle. Höchst­ dauer bei Tageszeitungen vier Wochen, bei anderen Druck­ schriften sechs Monate. Beim dritten Verbot innerhalb drei Monaten: Höchstdauer sechs Mo­

nate bzw. ein Jahr (§§ 9, 10 Abs. 1 VO. v. 4. 2.1933) ... 69, 82 gegen Verbot an Reichsgericht (§§ 10, 12 VO. v. 4. 2. 1933)................................... 82

Beschwerde

Recht des Reichsministers des Innern, Landesbehörden um Verbot zu ersuchen (§ 10 Abs. 3 VO. v. 4. 2. 1933)........................ 83

od. Exterritorialer verant­ wortlicher Redakteur ist

d) Ausländische

periodische Druckschriften, bet denen

die oben (zu c) genannten Vorausetzungen vorliegen

Verbot der Inlandsverbreitung

durch Reichsminister des Innern. Höchstdauer sechs Monate. Kein

Rechtsmittel 4. 2.1933)

(§ 13 VO.

vom 92

Gefängnis nicht unter drei Monaten (§ 18 VO- v. 4. 2. 1933) ... Zuwiderhandlungen

e) Ersahzeitungen

gegen

Zeitungsverbote:

98 Soweit Kopfblätter oder neue Zeitungen, werden sie vom Ver­ bot ohne weiteres mit umfaßt (§ 9 Abs. 3 VO. v. 4. 2. 1933) . 70 Soweit schon bestehende Zeitung

zur Umgehung des Verbots zu­ gestellt wird, Recht zum Verbot

auch dieser Zeitung (§ 11 VO. v. 4. 2. 1933)............................... 88

12 Seite

f) Druckmaschinen, die aurl Herstellung Hochverrate- 1 Einziehung und Unbrauchbars machung (§ 1 Nr. 2 DO. v. rischer Schriften benutzt 1| 6.10.1931).......................................153 oder bestimmt waren >

Verpflichtung zur Anzeige und Ablieferung (§ 21 Abs. 1 DO. v. 4. 2.1933)......................................... 104 Besondere Strafen für Drucker, Verleger, Verfasser, Herausgeber und verantwortlichen Redakteur, g) Illegale Druckschriften wenn Impressum zwecks Ver­ (auch Zeitungen und Zeit-. heimlichung des Ursprungs falsch schriften) ftaatsgefahroder unvollständig (§ 20 VO. v. lichen Inhalt« 4. 2.1933)......................................... 100

Einziehung und Unbrauchbar­ machung der zur Begehung der Tat verwendeten oder bestimmten Druckmaschinen (§ 20 Abs. 3 VO. v. 4. 2.1933)..................................... 100

IIL Besondere strafrechtliche Vorschriften Anstatt Festungs- auch Gefäng­ nisstrafe zugelasfen (§ 1 Nr. 1 VO. v. 6.10.1931)...........................153

Bei Zersetzung von Reichswehr oder Polizei Zuchthausstrafe (§ 5 VO. v. 28. 2.1933 ....................... 32

a) Hochverrat

Bei gewaltsamer Verfassungs­ oder Gebietsänderung lSeparatismus) Todesstrafe (§ 5 VO. v. 28. 2.1933)................................ 23 Einziehung und Unbrauchbar­ machung der zur Begehung der Tat gebrauchten oder bestimmten Gegenstände, bei Vorbereitung des Hochverrats durch die Presse also Insbesondere der Druck­ maschinen (§ 1 Nr. 2 VO. v. 6.10.1931) ...................................... 153

13 Seite

Fahrlässige Herstellung, Verbreitung oder Vor­ rätighaltung von Druck­ schriften hochverräte­ rischen Inhalts

Gefängnis von 1 Monat bis zu 3 Jahren. Einziehung der zur Tat gebrauchten oder bestimmten Gegenstände (§ 6 VO. v. 28.2.1933) 33

In schweren Fällen Todesstrafe (§ 1 DO. v. 28. 2.1933) .... 28

Landesverrat, Verrat mi­ litärischer Geheimniffe

Ausdehnung der Strafbarkeit auf Verrat mittels gefälschter Ur­ kunden und Nachrichten (§ 2 DO. v. 28. 2. 1933 .................................. 28 Ausdehnung der Strafbarkeit auf Verbreitung von Urkunden und und Nachrichten, die bereits be­ kannt find (§ 3 DO. v. 28.2.1933) 30

b) Oeffentliche Aufforderung od. Anreizuug zu Gewalttätigkeiteu gegen Personen oder Sachen

Gefängnis nicht unter drei Monaten (§ 15 DO. v. 4. 2,1933) .

95

c) Teilnahme anVerbinduugen oder Verabredungen sur Verbrechen wider oas Leben

(Gefängnis nicht unter drei Mö­ I naten, in schweren Fällen Zucht­ I Haus bis zu fünf Jahren (§ 9 DO. l v. 19.12.1932).............................. 134

d) Beschimpfung, Verleum­ dung od. Gewalttat gegen Reichspräsidenten

Gefängnis nicht unter drei Mo­ naten, bei mildernden Umständen Gefängnis (§ 9 Nr. 2 VO. v. 19.12.1932).................................. 135

e) Beschimpfung od. böswil­ lige Verächtlichmachung des Reichs, eines Landes, der Reichs- oder Landesverfasiung, der Reichs- od. Laudesfarben, oder der Wehrmacht

Gefängnis bis zu fünf Jahren (§ 9 Nr. 3 VO. v. 19.12. 1932) 135

f) Bewaffnetes Erscheinen s Gefängnis nicht unter drei Moau öffentlichen Orten zu J naten (§ 10 DO. v. 19.12.1932 polifcheu Zwecken gemein-1 in Verbindung mit § 3 Waffen­ farn mit anderen l mißbrauchsgesetz v. 28. 3. 1931) 144

14 Sette g) Giftbeibringung (§ 229 StGB.), Brandstiftung (8 307), Explosion (§ 311), Aeberschwemmung (§ 312), Beschädigung von Eisenbayuanlagen (§315 Abs.2), gemeingefährliche Ver­ giftung (§ 324)

Todesstrafe (§ 5 230. v. 28.2.1933)

23

Todesstrafe oder lebensläng­ liches Zuchthaus oder Zuchthaus bis 15 Jahre (§ 5 DO. v. 28. 2. 1933)....................................

23

h) Unternehmen der Tötung des Reichspräsidenten oder von Mitgliedern oder Kommissaren der Reichs- oder einer Lan­ desregierung, Auffordern oder Erbieten zu solcher Tötung, Annahme solchen Erbietens oder Verab­ redung solcher Tötung Schwerer Aufruhr (§ 115 Abs. 2 StGB.) schwerer Landfriedensbruch (§ 125 Abs. 2 StGB.), sofern die Tat mit Waffen oder in bewußtem und ge­ wolltem Zusammenwirken mit einem Bewaffneten begangen ist Freiheitsberaubung^ 239 StGB.) zwecks Benutzung als Geisel im politischen Kampf

IV. Sammlungen 311 politischen Zwecken Recht der obersten Landesbehörden oder der von ihnen be­ stimmten Stellen zum Verbot solcher Sammlungen ...

93

Recht des Reichsministers des Innern, solche Verbote der Länder wieder aufzuheben (§ 14 DO. v. 4. 2. 1932) ...

93

Zuwiderhandlung gegen Sammlungsverbot: Gefängnis bis zu sechs Monaten oder Geldstrafe (§ 19 VO. v. 4. 2. 1932)

99

V. polizeiliche Haft bei Verdacht von Hochverrat, Landesverrat, Verrat militärischer Geheimnisse «nd bei Waffendelikten Personen, die tn dringendem Verdacht des Hochverrats (88 81-86 StGB.), des Laudesverrats (§92 Nr. 1 StGB), des Verrats militärischer Ge­ heimnisse (§§ 1-4 Gesetz gegen Verrat militärischer Geheim­ nisse) stehen

Personen, die in dringendem Verdacht eines Verbrechens oder Vergehens stehen, das mittels einer Waste oder durch unbefugtes Erscheinen mit einer Vaste begangen ist

Seite

Recht der Polizei zur Verhän­ gung polizeilicher Hast, Höchst­ dauer: drei Monate. Bei Be­ streiten der Tat Entscheidung des Amtsrichters, ob dringender Tatverdacht vorliegt. Im übrigen kein Rechtsmittel, sondern nur Dienstaufsichtsbeschwerde (§ 22 DO. v. 4. 2. 1933)....................... 107

VI. Vesondere Zuständigkeit«- und Verfahren»Vorschriften Bei allen auf Grund der VO. vom 4. 2. 1933 strafbaren Handlungen, Bei allen übrigen zur Zu­ ständigkeit der Amtsgerichte gehörigen strafbaren Hand­ lungen, die an öffentlichen Orten, in Versammlungen od. durch Verbreitung oder An­ schlag von Schriften, Abbil­ dungen oder Darstellungen begangen sind

Sei Hochverrat, Landesver­ rat, Verrat militärischer Ge­ heimnisse

Zuständigkeit des Schnellgerichts nach § 212 StPO, und zwar auch dann, wenn der Beschuldigte sich weder freiwillig stellt, noch vor­ geführt wird 1186/28). Für die Prüfung, ob Beschimpfung vorliegt, hat Tat­ richter nicht nur den Wortlaut, sondern auch denZweck der Aeuße­ rung sowie die Begleitumstände, insbesondere den Be­ gehungsort in Betracht zu ziehen (RG. in LZ. 1928 S. 345 4). Es bedarf einer Feststellung dahin, daß der Angeklagte sich bewußt war, daß die Aeußerung in beschimpfendem Sinne verstanden wer­ den könnte (RG. in IW. 1928 S. 1058 28). Keine Beschimpfung ist einzelnes Scheltwort, das nicht zu politischer Kundgebung, son­ dern im Unmut rasch und ohne eigentliches Bewußtsein von dem gedanklichen Inhalt des Wortes ausgestoßen wurde (RGSt. 57 185, RG. in LZ. 1928 S. 345 4). Vollendete Beschimpfung liegt nur vor, wenn sie zur Kenntnis eines anderen gelangt ist, derge­ stalt, daß der andere nicht nur das gesprochene oder geschriebene Wort wahrnehmen, sondern auch dessen verletzenden Sinn ver­ stehen konnte (RG. im „Recht" 1928 S. 43 203). Bloße Wieder­ gabe einer eine Beschimpfung enthaltenden Zeugenaussage stellt nur dann Beschimpfung dar, wenn Verfasser des Berichts sich Beschimpfung zu ergen gemacht hat (RGSt. 59 181).

(16) Verleumdung setzt im Gegensatz zur Beschimpfung keine der Form nach rohe oder inhaltlich besonders ehrverletzende Kundgebung voraus (vgl. oben Anm. 15). Es genügt, daß der Täter eine nachweislich unwahre Tatsache (nicht bloß eine Meinungsäußerung oder Werturteil) behauptet bat, die geeignet ist, den Reichspräsidenten bzw. Minister verächtlich zu machen oder in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen, und von der er bestimmt weiß (nicht etwa nur bei sorgfältiger Prüfung hätte wissen müssen), daß sie unwahr ist. Auch Weitergabe als Gerücht oder unter Vorbehalt kann Verleumdung sein. (17) Strafe: Gefängnis nicht unter 3 Monaten bis zu 5 Jahren. (18) Die strafbare Handlung wird dadurch nicht zum Antrags­ delikt, sondern bleibt ein von Amts wegen zu verfolgen­ des Offizialdelikt. Doch muß die Staatsanwaltschaft die Zustimmung des Reichspräsidenten zur Strafverfolgung einholen und das Strafverfahren muß eingestellt werden, wenn diese versagt wird. Eine Zurücknahme der einmal erteilten Ermächtigung ist nicht zugelassen (RGSt. 33 S. 66). (19) § 200 StGB, lautet:

„Wird wegen einer öffentlich oder durch Verbreitung von Schriften, Darstellungen oder Abbildungen begangenen Beleidi-

§ 9 Anm. 15—23

141

gung auf Strafe erkannt, so ist zugleich dem Beleidigten die Be­ fugnis zuzusprechen, die Verurteilung auf Kosten des Schuldigen öffentlich bekanntzumachen. Die Art der Bekanntmachung sowie die Frist derselben ist in dem Urteile zu bestimmen. Erfolgte die Beleidigung in einer Zeitung oder Zeitschrift, so ist der verfügende Teil des Urteils auf Antrag des Beleidigten durch die öffentlichen Blätter bekanntzumachen, und zwar wenn möglich durch dieselbe Zeitung oder Zeitschrift und in demselben Teile und mit derselben Schrift, wie der Abdruck der Beleidigung geschehen. Dem Beleidigten ist auf Kosten des Schuldigen eine Aus­ fertigung des Urteils zu erteilen." Die öffentliche Bekanntmachung kann nur unter Zuhilfenahme von § 10 PreßG. erfolgen, da andere Dollstreckungsvorschriften fehlen. Der § 10 PreßG. gibt jedoch nur in beschränktem Umfange eine Handhabe zur Erzwingung der Aufnahme einer solchen öffent­ lichen Bekanntmachung, so daß hier oft erhebliche Schwierigkeiten erwachsen. Näheres hierüber siehe Häntzschel, Kommentar zum Reichspreßgesetz S. 76 s. und KG. v. 18. 4. 1929 in IW. 1929 S. 2367. (20) Mildernde Umstände können nur bei Beschimp­ fung und Verleumdung, nicht bei Gewalttätigkeiten zugebilligt werden. Wird unter Zubilligung mildernder Umstände auf Ge­ fängnis unter drei Monaten erkannt, so kann nach dem Geldstrafen­ gesetz die Gefängnisstrafe in Geldstrafe umgewandelt werden.

Zu § 134a: (21) Vgl. oben Anm. 14. (22) Strafbar ist auch die Beschimpfung oder böswillige Verächtlichmachung des Reichs oder eines deutschen Landes. Der Angriff muß sich gegen den Staat (Reich oder Land) als solchen richten, nicht etwa nur gegen einzelne Einrichtungen oder Behörden (z. B. den Steuerfiskus). Die Vorschrift kann ins­ besondere bei Ausländern praktisch werden, die das ihnen in Deutschland gewährte Gastrecht durch Verunglimpfung des Deut­ schen Reichs oder eines seiner Länder mißbrauchen; ebenso aber auch bei Inländern und insbesondere bei inländischen Preßorganen, die etwa aus innerpolitischen Gründen ein deutsches Land be­ schimpfen oder böswillig verächtlich machen. (23) „Verfassung" geht weiter als „verfassungsmäßig festgestellte republikanische Staatsform", die im Republitschutzgesetz allein gegen Beschimpfung geschützt war. Jetzt sind nicht mehr nur

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VO. zur Erhaltung des inneren Friedens

d i e verfassungsmäßigen Einrichtungen, die den demokratischparlamentarischen Grund charakter der Versüssung ausmachen, sondern die g a n z e Verfassung geschützt. Trotzdem wäre es sinnwidrig, auch die Beschimpfung oder Verächtlichmachung ganz nebensächlicher Vorschriften der Verfassung als Verunglimpfungen der Verfassung selbst anzusehen, vielmehr wird es sich immer um irgendwie wesentliche Bestandteile der Verfassung handeln müssen, gegen die der Angriff geht. Entsprechend der Rechtsprechung des Reichsgerichts zum Republikschutzgesetz (RGSt. 57 S. 209; vgl. auch RG. v. 17. 2. 1930 — 3 D. 1038/29) wird auch hier zu gelten haben, daß „nicht nur die äußere Rechtsform der Verfassungsartitel, sondern der ganze Ideen- und Gedankenkreis gegen Verunglimp­ fungen geschützt wird, der in der geltenden Verfassung seinen recht­ lichen Niederschlag gefunden hat, und zwar so, wie er durch die verfassungsmäßig berufene Regierung auf Grund der Verfassungs­ bestimmungen unter Billigung der maßgebenden Voltskreise in der praktisch-politischen Betätigung Gestalt angenommen hat." „Denn" — so heißt es in der genannten Entscheidung weiter — „der Gesetz­ geber verfolgt praktische Zwecke. Solchen würde es aber nur wenig entsprochen haben, wenn er lediglich der äußeren Rechtsform der Verfassung, soweit sie unmittelbar den Gegenstand von Angriffen bildet- Schutz gewährt hätte; denn erfahrungsgemäß sind Angriffe solcherart ohne tiefere Wirkung auf weite Voltskreise. Sie sind auch nur ausnahmsweise dazu angetan, den Geist der Auflehnung und die Neigung zu Gewalttätigkeiten hervorzurufen, auf deren Bekämpfung es dem Gesetzgeber bei dem Erlaß des Schutzgefetzes gerade ankam."

(24) Reichsfarben find nach Art.3 RV. nur die Farben Schwarz-Rot-Gold. Welche Farben Landesfarben sind, richtet sich nach Landesrecht. Neben den Farben sind auch die Flaggen des Reiches und der Länder geschützt. Flaggen des Reiches sind sämtliche in den Flaggenverordnungen vom 11. 4. 1921 (RGBl. S. 483) und 5. 5. 1926 (RGBl. I S. 217) aufgeführten Flaggen, nämlich: 1. die Nationalflagge (Schwarz-Rot-Gold),

2. die Standarte des Reichspräsidenten, 3. die Dienstflagge der Reichsbehörden zu Lande (Schwarz-RotGold mit Reichsadler in der Mitte),

4. die Dienstflagge der Reichsbehörden zur See (Schwarz-WeißRot mit schwarzrotgoldener Gösch und in der Mitte dem Reichsadler),

§ 9 Anm. 24—28

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5. die Handesflagge (Schwarz-Weiß-Rot mit schwarzrotgoldener Gösch), 6. die Reichskriegsflagge (Schwarz-Weiß-Rot mit schwarzrot­ goldener Gösch und in der Mitte das Eiserne Kreuz), 7. die Flagge des Reichswehrministers (Schwarz-Rot-Gold mit Eisernem Kreuz in der Mitte), 8. die Reichspostflagge (Schwarz-Rot-Gold mit Posthorn in der Mitte). Alle diese Flaggen bleiben gegen Beschimpfung oder böswillig und mit Ueberlegung erfolgende Verächtlichmachung ge­ schützt. Richt dagegen auch die Farben dieser Flaggen. Viel­ mehr bleibt es bezüglich der Farben dabei, daß nur die Reichs­ farben Schwarz-Rot-Gold als solche geschützt sind. (25) Die deutsche Wehrmacht war nach dem Republik­ schutzgesetz nicht besonders gegen beschimpfende Angriffe geschützt. Sie ist jetzt als besonders wichtige Einrichtung des Staates unter besonderen Strafschutz gestellt worden. Der Schutz umfaßt natur­ gemäß nur die Wehrmacht als solche, d. h. als staatliche Ein­ richtung, und schützt nicht ihre Angehörigen gegen Kritiken, die nicht gegen die Wehrmacht als Einrichtung, sondern nur gegen die Art und Weise der Diensttätigkeit einzelner gerichtet sind. (26) Ueber Beschimpfung siehe oben Anm. 15. (27) Böswillig ist mehr als mutwillig und auch mehr als absichtlich. Es gehört dazu, „daßder Täter etwas von ihm als Unrecht Erkanntes gerade zu dem Zweck tut, um einem anderen zu schaden oder ihn zu tränten und damit seine feindliche Gesinnung gegen den Verletzten bekundet" (RGSt. 63 S. 289; vgl. auch RGSt. 48 S. 174). (28) Mit Ueberlegung handelt, wer bei Ausführung der Tat sich in genügend klarer Erwägung über den zur Erreichung seines Zweckes gewollten Erfolg, über die zum Handeln drängenden und von diesem abhaltenden Beweggründe sowie über die zur Herbeiführung des gewollten Erfolges erforderliche Tätigkeit be­ findet (RGSt. 42 S. 260). Ruhige Ueberlegung ist nicht er­ forderlich (RGSt. 62 S. 197). Wenn der Täter sich gegen Ent­ deckungsgefahr zu schützen sucht, kann dies als Indiz für Ueber­ legung verwertet werden (RG. in IW. 1927 S. 902). Beides, Böswilligkeit und Ueberlegung muß vorliegen; fehlt auch nur eines von beiden, so ist die Handlung nur strafbar, wenn ein Beschimpfen vorliegt.

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(29) Verächtlichmachung ist jede Kundgebung, die den Gegenstand des Angriffs als mit einem sittlichen Makel behaftet oder als sonstwie der Achtung der Volksgenossen unwürdig hin­ stellt (vgl. Erklärung des Staatssekretärs Zweigert zur entsprechen­ den Vorschrift des RepSchutzGes. in der Sitzung des 21. Reichs­ tagsausschusses vom 10. 1. 1930, S. 5). § 193 StGB. (Wahr­ nehmung berechtigter Interessen) findet hier keine Anwendung (a. a. D. S. 6). Vgl. auch S. 50 ff. Anm. 16, 17.

(30) Eine Mindeststrafe ist hier im Gegensatz zu der ent­ sprechenden Vorschrift des 8 5 Nr. 2 RepSchutzGes. nicht vorgesehen, so daß statt einer verwirkten Gefängnisstrafe nach dem Geldstrasengesetz auch auf Geldstrafe erkannt werden kann.

Abschnitt V

Waffenmitzbrauch 8 io Die Geltungsdauer des 8 3 des Gesetzes gegen Waffenmißbrauch vom 28. März 1931 (Reichsgesehbl. I S. 77) wird bis auf weiteres verlängert. Während das Gesetz gegen Waffenmißbrauch im übrigen nicht befristet ist, sollte nach § 4 Abs. 2 des Waffenmißbrauchgesetzes § 3 mit dem Außerkrafttreten des Gesetzes zunr Schutze der Republik seine Gültigkeit verlieren. Da das Gesetz zum Schutze der Republik durch § 12 Abs. 2 dieses Gesetzes aufgehoben worden ist — es wäre am Schluß des Jahres 1932 ohnehin außer Kraft getreten —, so wäre damit auch § 3 des Waffenmißbrauchgesetzes beseitigt gewesen. Die politische Beruhigung ist jedoch noch nicht so weit vorgeschritten, daß dies zweckmäßig erschien, weshalb § 3 des Waffenmißbrauchgesetzes bis auf weiteres, d. h. für die Geltungs­ dauer dieser Verordnung aufrechterhalten worden ist. Er lautet: § 3 (1) Wer gemeinsama) mit anderend) zu politischen Zwecken«) an öffentlichen Ortend) erscheint«) und dabei bewaffnet ist*), wird mit Gefängnis nicht unter drei Monaten bestrafte). (2) Die Waffe kann eingezogen werden, auch wenn sie nicht dem Täter gehört. Kann keine bestimmte Person verfolgt

8 9 Anm. 29—30; § 10 Anm. 1-5

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oder verurteilt werden, so kann auf die Einziehung der Waffe selbständig erkannt werden, wenn im übrigen die Voraussetzun­ gen hierfür vorliegen. (3) Die vorstehenden Bestimmungen finden keine Anwen­ dung auf Personen, die kraft ihres öffentlich-rechtlichen Dienst­ verhältnisses zum Führen von Waffen berechtigt find, innerhalb der Grenzen dieser Berechtigung.

al) Gemeinsam bedeutet soviel wie gemeinschaftlich. Eine innere Verbundenheit der gemeinsam erscheinenden Personen zu einem gemeinsamen Zweck ist nicht erforderlich, vielmehr genügt, daß der Bewaffnete gemeinschaftlich mit anderen zugegen ist, wobei diese Gemeinschaftlichkeit allein körperlich aufgefaßt werden muß (RG. in IW. 1932 S. 951; a. A. Hoche S. 42). Das Wort „gemeinsam" bezieht sich nicht auf die folgenden Worte „und dabei bewaffnet ist", vielmehr genügt es, wenn auch nur einer der Erschienenen bewaffnet ist (Bayer. ObLG. vom 16. 12. 1930, IW. 1931 S. 748).

b) D. h. es müssen außer dem bewaffneten Täter noch min­ destens zwei Personen — die aber nicht bewaffnet zu sein brauchen — anwesend sein, die ebenfalls zu politischen Zwecken erschienen find (RG. in H. Rspr. 1931 Nr. 1511). c) Zu politischen Zwecken bedeutet, daß die Versammlung oder der Aufzug oder das sonstige Auftreten mehrerer ein — nicht nokvendig gemeinsames — politisches Ziel haben muß (RG. in IW. 1932 S. 951). Richt erforderlich ist, daß der Bewaffnete zu den anderen gleichfalls Erschienenen in irgendwelchen Beziehungen steht, oder mit ihnen irgendeinen Zusammenhalt hat (RG. a. a. £).). Nicht jede das öffentliche Interesse angehende Angelegenheit ist politisch, vielmehr nur eine solche, die den Staat, seine

Verfassung, Gesetzgebung und Verwaltung, insbesondere das staatsbürgerliche Verhältnis seiner Angehörigen oder seine internationalen Beziehungen zu anderen Staaten unmittelbar berührt (RGSt. 58 S. 415, Bayer. ObLG. vom 16. 12. 1930, IW. 1931 S. 748). Ist eine Einwirkung auf eine solche An­ gelegenheit der Zweck des Erscheinens, so liegen die Voraussetzun­ gen dieser Vorschrift vor, gleichgültig, ob das Ziel parteipolitisch oder überparteilich verfolgt werden soll.

d) Oeffentliche Orte sind alle Orte, die dem Publikum unbeschränkt oder gegen Erfüllung gewisser Bedingungen, z. B. ^Hüntzschel, Polit. Notverordnungen, 4. Aufl. 10

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Zahlung eines Eintrittsgeldes, zugänglich sind, insbesondere öffent­ liche Wege, Straßen und Plätze, ferner Wirtschaften, Bahnhöfe, Theater u. dgl. (Bayer. ObLG. vom 16. 12.1930, IW. 1931 S. 748). e) Erscheinen ist gleichbedeutend mit anwesend sein. Es ist nicht erforderlich, daß der Betreffende mit Waffen gekommen ist, vielmehr genügt es, wenn er erst während der Veranstaltung mit — vielleicht erst nachträglich an sich genommenen oder durch Ausreißen von Stuhlbeinen ad hoc geschaffenen — Waffen in Erscheinung tritt (RG. in IW. 1932 S. 1560). Erscheinen zu politischen Zwecken ist nicht schon dann gegeben, wenn mehrere (ohne zu demonstrieren) geschlossen auf der Straße erscheinen, um sich in eine politische Versammlung zu begeben. Vielmehr sind die Voraussetzungen des Gesetzes erst dann gegeben, wenn der Täter sich zusammen mit anderen an d e m öffentlichen Ort befindet, wo der politische Zweck verfolgt werden soll (RG. in H. RSpr. 1931 Nr. 2028, IW. 1932 S. 1560 und KG. in IW. 1932 S. 531). Das Erscheinen der mehreren Personen muß für andere erkennbar gewesen sein (RGSt. 65 S. 280). Fährt der Täter nur in einem geschlossenen Wagen, dergestalt, daß die im Innern des Wagens befindlichen Personen den Augen anderer so gut wie vollständig entzogen sind, so liegt kein Erscheinen an öffentlichen Orten vor (RG. in IW.. 1932 S. 1560).

f) Durch die Nachstellung der Worte „und dabei be­ waffnet ist", wird zunächst klargestellt, daß nicht etwa be­ waffnetes Erscheinen aller erforderlich ist, um die Strafbarkeit zu begründen, sondern daß es genügt, wenn von Den gemeinsam Anwesenden auch nur einer, näm­ lich der Täter, bewaffnet ist. Der Begriff „Waffe" ist hier der gleiche wie im § 11 Reichsvereinsgesetz. Das ergibt sich schon aus der absichtlich mit dem Reichsvereinsgesetz gleichlautend gewähl­ ten Wortfassung. Unter Waffen im Sinne des Reichsvereinsgesetzes ist nach der Rechtsprechung des Reichsgerichts (RGSt. 44 S. 140 ff.) nicht jedes „gefährliche Werkzeug", z. B. ein Taschenmesser, Stock, Regenschirm zu verstehen, sondern ein Gegenstand, der entweder schon bei seiner Anfertigung von vornherein (Waffe im technischen Sinne) oder nach dem Willen des Täters im einzelnen Fall dazu bestimmt ist, sei es im Angriff, sei es in der Verteidigung, Verletzungen zuzufügen. Das ist auch der Waffenbegriff im Sinne dieser Vorschrift (Bayer. ObLG. vom 16. 12. 1930 — IW. 1931 S. 748). Gegenstände, die nicht

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§ 10 Anm. Z

— wie Schuß-, Hieb- oder Stoßwaffen — als Waffen im technischen Sinne anzusehen sind, sondern die — wie Spazier stücke, Taschenmesser, fe st stehende Taschenmesser usw. — ihrer ursprünglichen Zweckbestimmung nach nicht zum Gebrauch als Waffe bestimmt sind, erfüllen also das Merkmal der „Bewaff­ nung" nur dann, wenn sie der Träger mit dem Willen und in der A b s i ch t mitsührt, sie gegebenenfalls als Waffen an öffent­ lichen Orten zu gebrauchen (Bayer. ObLG. a. a.O., RGSt. 65, S. 159). Jedoch ist zu beachten, daß die Eigenschaft einer Waffe einem im Griff feststehenden, nicht zusammen­ klappbaren Messer dann zugesprochen werden muß, wenn aus seiner Größe und sonstigen Beschaffenheit hervorgeht, daß es gleich einem Dolch zwecks Zufügung von Verletzungen an leben­ den Personen angefertigt ist, also eine Waffe im technischen Sinne darstellt (RG. in IW. 1932 S. 953). Unter Umständen können auch feststehende Messer, die als Taschenmesser zusammenklappbar sind, Waffen im technischen Sinne sein, wenn sie durch ihre besonders angepaßte äußere Gestalt, z. B. durch Verleihung der Merkmale eines Dolches (ungewöhnliche Größe und das übliche Maß erheblich überschreitende Länge und Schärfe der Spitze) erkennen lassen, daß sie zum Zweck der Be­ nutzung als Waffe hergestellt bzw. hergerichtet sind (RG. in IW. 1932 S. 952); dagegen reicht die Tatsache allein, daß das Taschenmesier vorn etwas zugespitzt ist und durch eine Vorrichtung fest­ gestellt werden kann, noch nicht aus, um es als Waffe im tech­ nischen Sinne anzusprechen (RG. a.a.O.). Eine Schreckschuß­ pistole ist keine Waffe (OLG. Köln in H. Rspr. 1932 Nr. 1737); wohl aber eine Scheintodpistole, die dazu bestimmt ist, den Gegner durch das austretende Gas kampfunfähig zu machen (RG. i. DIZ. 1933 S. 106). Macht jemand sich eine Waffe zurecht, um sich in einer bereits gegenwärtigen Notwehrlage damit zu schützen, indem er z. B. ein Koppel als Waffe zurichtet, so ist er zwar bewaffnet, handelt aber in Notwehr, so daß sein Handeln nach § 53 StGB, nicht rechtswidrig ist. Geht er nach überstan­ denem Angriff dann mit diesem Koppel nach Hause ohne den Willen, das Koppel noch als Waffe zu verwenden, so verliert ein solcher Gegenstand die Waffeneigenschaft wieder, weil der Wille fortgesallen ist, ihn als Waffe zu benutzen (RG. in IW. 1932 S. 1560). g) Durch die Mindeststrafe von drei Monaten Gefängnis wird eine Umwandlung in Geldstrafe ausgeschlossen. io*

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Abschnitt VI Aeberleitungs- und Schlußvorschriften

§ 11 Die zur Durchführung dieser Verordnung erforderlichen Rechts- und Verwallungsvorschriften^) erlaßt der Reichs­ minister des Innern, und zwar, soweit es sich um Vor­ schriften über das Verfahren vor dem Senat des Reichs­ gerichts handelt, im Einvernehmen mit dem Reichsminister der Justiz-). Er kann, soweit er es für erforderlich hält, Richtlinien für die Handhabung der Verordnung erlassen"). (1) Zum Unterschied von älteren Verordnungen wird der Reichsminister des Innern nicht mehr allgemein zu Maß­ nahmen jeder Art, sondern nur zu Rechts - und Verwal­ tungsvorschriften ermächtigt, so daß er für Einzelmaßnahmen nicht mehr zuständig ist. Da solche auch vorher nicht er­ folgt sind, ist der Unterschied ohne praktische Bedeutung. (2) Zuständig ist grundsätzlich der Reichsminister des Innern allein, nur die Verfahrensordnung für den Senat des Reichsgerichts ist im Einvernehmen mit dem Reichsminister der Justiz zu erlassen (Wortlaut der Verordnung siehe Anhang I). (3) Ob diese Richtlinien innegehalten werden, unterliegt nur der Nachprüfung durch die Dienstaufsichtsbehörde und den Reichs­ minister des Innern, nicht auch der der Gerichte (RG. v 18.8.1931 — XII V 93/31). Die Richtlinien sind für die Landesregierungen und ihre Beamten verbindlich. Zuwiderhandlungen gegen diese Richtlinien, die der Reichsminister des Innern als Beauftragter des Reichspräsidenten erläßt, berechtigen den Reichsminister des Innern, soweit ihm ein unmittelbares Nachprüfungsrecht zusteht (z. B. bei Zeitungsverboten), zur Aufhebung der Maßnahme und stellen eine Verletzung der den Ländern gegenüber dem Reich ob­ liegenden Pflichten im Sinne des Artikel 48 Abs. 1 dar. Die freie Auslegung der VO. durch die Gerichte wird durch die Richtlinien nicht beschränkt.

§ 12 (1) Diese Verordnung tritt mit dem Tage nach ihrer Verkündung in Krafts. (2) Das Gesetz zum Schuh der Republik vom 25. März 1930 (Reichsgesehbl. I 5. 91) tritt nicht am 31. Dezember

§ 11 Sinnt. 1—3; § 12 Sinnt. 1—2; §§ 13—15

1932, sondern mit dem anher «rast').

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Inkrafttreten dieser Verordnung

(1) Die Verkündung ist am 20. 12. 1932 erfolgt. Die Verord­ nung ist also am 21. 12. 1932 in Kraft getreten. (2) Damit ist das Republikschutzgesetz — nur 10 Tage vor seinem natürlichen Ablauf — außer Kraft gesetzt worden. Einzelne seiner Vorschriften sind in diese Verordnung übernommen worden (vgl. §§ 3—9 dieser DO ).

8 13 Verbote periodischer Druckschriften, die auf Grund einer der gemäß §§ 1,12 Slbs. 2 aufgehobenen Vorschriften erlassen sind, treten mit dem Inkrafttreten dieser Verordnung außer Kraft. Damit sind alle am 21. 12. 1932 noch laufenden Zeitungs­ verbot« — mit Ausnahme der wegen Hochverrats erlassenen — von selbst außer Kraft getreten.

8 14 Soweit Strafvorschriften durch diese Verordnung auf­ gehoben oder geändert worden sind, findet § 2 Abf. 2 -es Strafgesetzbuchs Anwendung. Durch diese Bestimmung wird zum Ausdruck gebracht, daß die Milderung der Vorschriften gegen politische Ausschreitungen nicht als Folge der veränderten Zeitverhältnisse (z. B. inzwischen ein­ getretene politische Beruhigung und Entspannung) eingetreten ist, sondern auf einer veränderten Auffassung des Gesetzgebers beruht. Soweit die jetzige Verordnung die Strafdrohungen gegenüber den bisher geltenden gemildert hat, find auch für die Verurteilung der vor Inkrafttreten dieser Verordnung begangenen strafbaren Handlungen die milderen Strafvorschriften dieser Verordnung an­ zuwenden. Ist die Verurteilung nach dem härteren Strafgesetz der alten Verordnung schon erfolgt, aber noch nicht rechtskräftig geworden, so kann der Verurteilte die zulässigen Rechtsmittel ein­ legen mit dem Ziel der Herabsetzung der Strafe. Ist die Rechts­ kraft bereits eingetreten, so ist Strafmilderung nach § 17 möglich.

§ 15 (1) Ist jemand wegen einer Tal verurteilt worden, die nach dem Inkrafttreten dieser Verordnung nickt mehr straf­ bar ist, so darf die Strafe nicht vollstreckt werden. Dasselbe

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VO. zur Erhaltung des inneren Friedens

gilt für Rebenstrafen und Sicherungsmaßnahmen sowie für rückständige Gel-bußen, die in die Sasse des Reichs oder der Länder fließen. (2) In den Fällen des Abs. 1 dürfen rückständige Soften nicht mehr eingezogen werden. Nach dieser Verordnung ist zum Unterschied von den früheren z. B. nicht mehr strafbar: öffentliche Anreizung (nicht Aufforde­ rung) zu Gewalttaten gegen Personen oder Sachen. Soweit jemand wegen Zuwiderhandlung gegen eine solche Vorschrift der alten Verordnung bestraft worden ist, darf die Vollstreckung der Strafe nicht mehr vorgenommen bzw. fortgesetzt werden. Die Strafe selbst ist damit nicht beseitigt; vgl. jedoch § 18 über die Möglichkeit der Tilgung solcher Vorstrafen im Strafregister. Durch die VO. vom 4. 2. 1933 sind die meisten dieser Handlungen wieder strafbar (vgl. z. B. § 15 wegen Anreizung zu Gewalttätigkeiten), so daß diese Bestimmung nur für die kurze Zwischenzeit von Be­ deutung ist.

8 16 Enthält eine Gesamtstrafe, die zur Zeit des Inkraft­ tretens dieser Verordnung noch nicht verbüßt ist, eine Einzel­ strafe wegen einer Tat, die nach dem Inkrafttreten der Ver­ ordnung nicht mehr strafbar ist, oder mehrere derartige Linzelstrafen, so wird der Teil der Gesamtstrafe, der nach dem Verhältnis der verwirkten Einzelstrafe auf die genannte Zuwiderhandlung entfällt, von der Gesamtstrafe in Abzug gebracht. Diese Vorschrift behandelt den Fall, in dem jemand wegen mehrerer strafbarer Handlungen, darunter auch einer solchen, die nach dieser Verordnung nicht mehr strafbar ist, zu einer Gesamt­ strafe verurteilt worden ist. In diesem Fall wird die Gesamtstrafe als solche — nicht nur ihre Vollstreckung — entsprechend gemildert.

8 17 (1) Ist jemand wegen einer Tat rechtskräftig verurteilt worden, die nach dem Inkrafttreten dieser Verordnung straf, bar bleibt, die aber nicht mehr mit einer erhöhten Mindest­ strafe oder die mit einer geringeren Mindeststrafe als bisher bedroht ist, und ist die Strafe ganz oder teilweise noch nicht vollstreckt, so kann die Strafe auf Antrag der Staatsanwalt­ schaft oder der Verurteilten gemildert werdens. Enthält

§§ 16-19

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eine Gesamtstrafe eine Einzelstrafe, die hiernach gemildert ist, so ist § 16 entsprechend anznwenden. (2)) Die Entscheidung erfolgt nach § 462 der Straf­ prozeßordnung^. (1) Diese Vorschrift betrifft den Fall, daß jemand wegen einer Handlung rechtskräftig verurteilt worden ist, die strafbar bleibt, bei der aber die Strafdrohung gegenüber den bisherigen Verord­ nungen gegen politische Ausschreitungen gemildert ist. In erster Linie ist hier an Fälle zu denken, in denen die alte Verordnung eine Mindeststrafe von drei Monaten Gefängnis vorsah, die vor­ liegende Verordnung dagegen nur Gefängnis androht. Beispiel: öffentliche Aufforderung zu Gewalttätigkeiten gegen Personen oder Sachen, die nach § 11 VO. v. 14. 6. 1932 mit mindestens drei Monaten Gefängnis zu bestrafen war. Durch die VO. vom 4. 2. 1933 sind diese Mindeststrafen größtenteils wiederhergestellt, so daß diese Bestimmung nur für die kurze Zwischenzeit von Be­ deutung ist. (2) D. h. ohne mündliche Verhandlung durch das Gericht erster Instanz.

8 18 vermerke über Strafen wegen solcher Talen, die nach dem Inkrafttreten dieser Verordnung nicht mehr strafbar sind, find auf Antrag des Verurteilten im Strafregister zu tilgen. Eine bereits rechtskräftig erkannte Strafe ist nach der Vorschrift des § 15 nicht aufgehoben, sondern nur in der Voll­ streckung gehemmt. Um die unter Umständen für das Fortkommen hinderliche Vorstrafe aus dem Strafregister herauszubringen, gibt diese Bestimmung dem Verurteilten das Recht, die Löschung im Strafregister zu verlangen. Löschung erfolgt nicht von Amts wegen, sondern nur auf Antrag.

8 19 (1) Hat bei Inkrafttreten dieser Verordnung die Staats­ anwaltschaft auf Grund des 8 18 der Verordnung des Reichs­ präsidenten gegen politische Ausschreitungen vom 14. Juni 1932 einen Antrag nach 8 212 der Strafprozeßordnung gestellt, so kann das Verfahren nach den bisherigen Vor­ schriften zu Ende geführt werden.

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(2) Diese Vorschrift tritt eine Woche nach Verkündung dieser Verordnung anher Kraft. Berlin, den IS. Dezember 1932.

Der Reichspräsident

Der Reichskanzler Der Reichsminister des Innern Der Reichsminister der Justiz Durch § 18 der VO. vom 14. 6. 1932 war die Zuständigkeit der Schnellgerichte erheblich erweitert worden. Das Schnellverfahren sollte bei den durch jene Verordnung mit Strafe bedrohte Hand­ lungen auch dann zulässig sein, wenn der Beschuldigte sich weder freiwillig stellte noch infolge einer vorläufigen Festnahme dem Gericht vorgeführt wurde. Das Schnellverfahren war ferner statt­ haft bei allen zur Zuständigkeit der Amtsgerichte gehörenden straf­ baren Handlungen — nicht nur bei den nach dem Notverordnungs­ recht strafbaren —, sofern sie an öffentlichen Orten, in Versamm­ lungen oder durch Verbreitung von Schriften, Abbildungen oder Darstellungen begangen worden waren. Diese erweiterten Vor­ schriften sind durch diese DO. wieder aufgehoben worden. Für das Schnellverfahren gelten wieder die Bestimmungen des § 212 StPO. Durch die vorstehende Vorschrift wird der Uebergang so geregelt, daß ein Verfahren, für das die Staatsanwaltschaft beim Inkraft­ treten dieser Verordnung das Schnellverfahren bereits beantragt hatte, auch dann in diesem Verfahren noch weitergeführt werden kann, wenn nach der Neuregelung die Voraussetzungen für das Schnellverfahren nicht mehr vorliegen. Die Weiterführung im Schnellverfahren ist nach Abs. 2 nur zulässig, wenn das Schnell­ verfahren binnen einer Woche nach Verkündung dieser Verordnung, d. h. bis zum 28. 12. 1932 zu Ende geführt werden kann. Inzwischen ist durch § 24 VO. v. 4. 2. 1933 das Schnellverfahren im bisherigen Umfange wiederhergestellt worden.

Dritte Verordnung des Reichspräsidenten zur Sicherung von Wirtschaft und Jinanzen und zvr Bekämpfung politischer Ausschreitungen*) Vom 6. Oktober 1931 (RGBl. I S. 537)

Siebenter Teil

Bekämpfung politischer Ausschreitungen Hochverrat

§ 1 Die Vorschriften der Strafgesetzbuchs über den Hoch­ verrat find in folgender Fassung anzuwenden: 1. 3m 8 86 Abs. 1 sind hinter den Worten »drei Jahren" die Worte einzufügen „oder Gefängnis von einem bl» zu drei Jahren"»). 2. Hinter dem § 86 wird folgende Vorschrift eiagefügt'):

8 86a Gegenstände, die zur Begehung einer der in den §§ 81 bis 86 bezeichneten Verbrechen gebraucht oder bestimmt stad, können elngezogea oder unbrauchbar gemacht werden, auch wenn sie weder dem Täter noch einem Teilnehmer gehören. Sana keine bestimmte Person verfolgt oder verurteilt werden, so kann auf die Einziehung oder Unbrauchbar­ machung selbständig erkannt werden').

(1) § 86 StGB, bestraft die Vorbereitung eines hochverräteri­ schen Unternehmens. Er lautet: „Jede andere ein hochverräterisches Unter­ nehmen vorbereitende Handlung wird mit Zuchthaus bis zu drei Jahren oder Festungs­ haft von gleicher Dauer best rast. Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Festungshaft von sechs Monaten bis zu drei Jahren ein" Durch die neue Verordnung wird im Abs. 1, d. h. nur bei Verweige­ rung mildernder Umstände, neben Zuchthaus- und Festungsstrafe auch Gefängnisstrafe zugelassen. Nach dem bisherigen Recht

*) Von dieser VO. sind nur zwei Paragraphen in Kraft ge­ blieben, der Rest ist durch § 20 Nr. 3 DO. o. 14. 6.1932 aufgehoben.

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VO. zur Bekämpfung polit. Ausschreitungen

mußte in allen Fällen, in denen nicht festgestellt werden konnte, daß die strafbare Handlung aus einer ehrlosen Gesinnung entsprungen ist, auf Festungshaft erkannt werden. Letzteres war praktisch die Regel. Da die Festungshaft infolge der weitgehenden Bewegungs­ freiheit, die sie dem Verurteilten läßt, sich angeblich als wirkungslos erwiesen haben soll, ist jetzt zur Abwehr der immer mehr an­ wachsenden Zahl der Hochverratsverbrechen an Stelle von Festung auch Gefängnisstrafe zugelassen. (2) Diese Vorschrift wird praktisch m erster Linie auf die Druckmaschinen und sonstigen Vervielfältigungs­ mittel Anwendung finden, die bei der Herstellung hochverräteri­ scher Schriften Verwendung gefunden haben. Sie ist eine überaus scharfe Waffe, da fle jeden, der Druckmaschinen usw. zur Herstellung hochverräterischer Schriften bereitstellt, in die Gefahr bringt, daß ihm seine Maschinen beschlagnahmt und zugunsten des Staates ohne Entschädigung eingezogen oder unbrauchbar gemacht werden. Nach ausdrücklicher Vorschrift des Gesetzes ist es dabei gleichgültig, ob der Eigentümer oder Besitzer der Druckmaschinen selbst Täter oder Teilnehmer war oder nicht. Die Maßnahme ist also auch dann zulässig, wenn er von dieser Art der Benutzung seiner Maschinen nichts wußte oder ihm dieses Wissen jedenfalls nicht nachzuweisen ist. Die Vorschrift begründet demnach praktisch eine besondere Ver­ pflichtung jedes Druckereibefitzers, den Inhalt der in seinem Be­ triebe gedruckten Schriften im eigenen Interesse genau zu prüfen. Auf der anderen Seite ist zu betonen, daß es sich nicht um eine „M u ß"-Vorfchrift, sondern um eine „K a n n"-Bestlmmung handelt, die sinngemäß nur dann anzuwenden ist, wenn gegen den Eigen­ tümer der Druckerei wenigstens der Verdacht besteht, daß er diese Art der Benutzung seiner Maschinen gekannt und geduldet hat. Zur Sicherung der durch Urteil auszusprechenden Einziehung ist gemäß §§ 94, 98 StPO, die Beschlagnahme zulässig, die dem Richter zusteht, bei Gefahr im Verzüge aber auch von Staats­ anwaltschaft oder Polizei selbständig angeordnet werden kann. (3) Es handelt sich hier um das sogenannte objektive Verfahren der §§ 430 bis 432 StPO., das in den Fällen Anwendung findet, in denen der Täter oder ein Teilnehmer (Anstifter, Gehilfe) nicht ermittelt oder jedenfalls nicht überführt werden kann.

88 2-5 aufgehoben durch § 20 Nr. 3 VO. v. 14. 6. 1932.

Verordnung des Reichspräsidenten über die Auflösung

der kommunistischen Gottlosenorganisationen, vom 3. Mai 1932. (RGBl. I S. 185.)

Auf Grund des Artikels 48 Abf. 2 der Reichsverfaffung wird folgendes verordnet: 81 Die Internationale proletarischer Areidenker (Slh der gekutlve Berlin)) und die ihr Nachgeordneten oder anchlofsenen kommunistischen Areldenrerorganisatlonen, insondere der Verband proletarischer Areidenker Deutschlands, einschließlich der Proletarischen Areldenker-Iuaeno, der Areidenker-Pioniere und der Arauenkommisslonen, sowie die Kampfgemeinschaften proletarischer Areidenker werden mit allen dlnugehörtgen Einrichtungen, einschließlich der Verlagsbetriebe-), für das Reichsgebiet mit sofortiger Wirkung aufgelöst. Vorbemerkung Die antireligiöse und antikirchliche Arbeit der kommunistischen Partei Deutschlands ist ein Teil ihrer auf den gewaltsamen Um­ sturz des Staates gerichteten Bestrebungen. Durch Zerstörung des Gottesglaubens sollen in der Bevölkerung die sittlichen Hemmungen, die Gottesglauben und Achtung vor Kirche und Staat gegenüber ungesetzlichen Handlungen darstellt, beseitigt werden. Die Auf­ lösung der kommunistischen Gottlosenorganisationen bedeutet hier­ nach nicht einen polizeilichen Eingriff in den geistigen Kampf der Religionsgesellschaften mit den ihnen durch Artikel 137 RV. recht­ lich gleichgestellten freidenkerischen Weltanschauungsgemeinschasten. Sie ist lediglich eine Abwehrmaßregel des Staates gegen den politischen Kampf, der von den Kommunisten in der Form und unter dem Deckmantel einer Freidenkerbewegung geführt wird, der aber in Wirtlichkeit nicht eigentlich um Glaubens- und Gewissensfragen, sondern um die Grundfesten des christlichen Staates geht. Gegen die Auswüchse dieser Bewegung, die besonders um die Jahres­ wende 1930/31 geradezu bedrohlichen Umfang annahm, wurde zunächst durch die Verordnung vom 28. März 1931 vorgegangen. Als sich herausstellte, daß die dort gegebenen Handhaben nicht genügten, wurden durch die vorliegende Verordnung die kommu-

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VO. über Auflösung kommunistischer Gottlosenorganisationen

nistischen Gottlosenorganisationen mit allen ihren Einrichtungen aufgelöst. (1) Die Internationale proletarischer Frei­ denker wurde am 17. November 1930 in Tetschen gegründet und hat ihren Sitz in Moskau. Sie ist eine rein kommunistische Abspaltung von der vorwiegendsozialistischen Freidenkerinternatio­ nale. Aufgelöst ist nicht die internationale Organisation, sondern lediglich ihr deutscher Zweig und alle daran hängenden deutschen kommunistischen Gottlosenorganisationen, deren wichtigste in der Verordnung selbst genannt sind.

(2) Die Auflösung umfaßt nicht nur die Organisationen als solche, sondern auch alle dazugehörigen Einrichtungen einschließlich der Derlagsbetriebe. Bei ihnen ist Auflösung gleichbedeutend mit Schließung und Verbot ihrer Fortführung. Dementsprechend ist im § 2 auch die Weiterverfolgung des von den Organisationen erstrebten Zweckes durch Herstellen, Einführen, Verbreiten oder Vorrätighalten von Druckschriften unter Strafe gestellt. Näheres stehe Anm. 2 zu § 2. §2 (1) wer sich an einer Organisation» die nach § 1 aufgelöst worden ist, al» Mitglied beteiligt1) oder den von der Organisation erstrebten Zweck durch Herstellen, Einführen, Verbreiten oder Vorrätighalten von Druckschriften weiter verfolgt») oder die Organisation auf andere Welse unter­ stützt») oder den ourch die Organisation geschaffenen organi­ satorischen Zusammenhalt weiter aufrechterhält'), wird mit Gefängnis nicht unter einem Monat bestraft»). (2) Neben der Gefängnisstrafe kann auf Geldstrafe er­ kannt werden. (3) Gegenstände, die zur Begehung des im Abs. 1 be­ zeichneten Vergehens gebraucht oder bestimmt sind, können elngezogen oder unbranchbar gemacht werden, auch wenn sie weder dem Täter noch einem Teilnehmer gehören"). (4) Kann keine bestimmte Person verfolgt oder verurteilt werden, so kann auf die Einziehung oder Unbrauchbar­ machung selbständig erkannt werden»). (5) Die Beschlagnahme der im Abs. 1 bezeichneten Druck­ schriften ist ohne richterliche Anordnung zulässig. Die Vor­ schriften der 88 24 bis 28 des Gesetzes über die Presse vom 7. Mai 1874 (Reichsgesehbl. S. 65) finden Anwendung").

VO. über Auflösung kommunistischer Gottlosenorganisationen

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(1) Beteiligung als Mitglied an der aufgelösten Organisation setzt voraus, daß diese, wenn auch nicht gerade in ihrer Gesamtheit, so doch wenigstens in örtlichen Gruppen verbots­ widrig offen oder geheim fortbesteht. Bei geheimem Fortbestehen liegt zugleich ein Verstoß gegen § 128 StGB. vor. Ob Mitglied­ schaft vorliegt, beurteilt sich in erster Linie nach tatsächlichen Ge­ sichtspunkten, gleichgültig ist, ob der Betreffende auch rechtlich als Dereinsmitglied anzusehen ist. Wenn ein früheres Mitglied sich dem Gesamtwillen des verbotswidrig fortbestehenden Vereins weiterhin unterordnet und sein Wirken für die Organisation auf eine gewisse Dauer berechnet ist, liegt Beteiligung als Mitglied vor (RGSt. 24 328); auf die wirkliche Dauer der Mitgliedschaft kommt es nicht an. (2) Die Weiterverfolgung des von der Organi­ sation erstrebten Zweckes ist, wie sich aus der Stellung und dem Zusammenhang dieser Vorschrift ergibt, nicht schlechthin, sondern nur insoweit verboten, als sie eine mittelbare Fort­ führung oder Unter st ützung der aufgelösten Organisation darstellen würde (stehe insbesondere den Nach­ satz: „oder die Organisation auf andere Weise unterstützt"!). Unter Zweck der Organisation ist hier sinngemäß der Endzweck zu verstehen, nämlich die Vorbereitung des von den Kommunisten geplanten bewaffneten Umsturzes durch Erschütterung des dafür hinderlichen Gottesglaubens. Die von diesem kommunistischen Ziel losgelöste Freidenterpropaganda der nichtkommunistischen Frei­ denkerorganisationen wird durch diese Verordnung, wie schon ihre Ueberschrift ergibt, nicht berührt. (3) Unter st ützung einer Organisation ist jede Tätigkeit, durch welche ihr Zweck gefördert werden soll. Dies kann durch Rat oder Tat geschehen, z. B. durch Hergabe von Geld, Vorträge oder andere Mittel. Auch Eintreten für die Verbindung durch Wort oder Schrift ist Unterstützung. Unterstützung einzelner Mit­ glieder ist dann Unterstützung der Organisation selbst, wenn sie der Förderung ihrer Bestrebungen dient. (4) In diesen Fällen braucht der Fortbestand des aufgelösten Vereins nicht nachgewiesen zu werden. Es genügt, daß Mitglieder der Vereinigung ungeachtet ihrer Auf­ lösung den Zusammenhalt, den ste durch den Eintritt in die Ver­ einigung zueinander erhalten haben, in irgendeiner Form zu dem Zweck auftechterhalten, um sich dadurch für sofort oder später die Möglichkeit der Fortsetzung der Vereinstätigteit zu bewahren. Eine auf gewisse Dauer berechnete Tätigkeit ist nicht erforderlich.

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VO. über Auflösung kommunistischer Gottlosenorganflationen

Ein ausschließlich zu gesellschaftlichen Zwecken aufrechterhaltener Zusammenhalt fällt nicht unter die Strafvorschrist. Der organisatorische Zusammenhalt kann unter Umständen auch durch Eintreten in einen bisher ganz unbeanstandet gebliebenen Verein oder durch Neugründung eines äußerlich harmlos an­ mutenden Vereins aufrechterhalten werden. Das Tragen von Abzeichen oder abzeichenähnlichen Kenn­ zeichen des aufgelösten Vereins wird, wenn es von einer größeren Anzahl ehemaliger Mitglieder geschieht, regelmäßig als Beweis­ mittel für Aufrechterhaltung des organisatorischen Zusammen­ haltes angesehen werden. Geschieht es lediglich seitens einzelner ehemaliger Mitglieder oder seitens einer Mehrheit von Personen, die nicht Mitglieder waren, so kann es unter Umständen als Beweis­ mittel für die Unterstützung des aufgelösten Vereins durch diese Personen gelten. (5)

Nur vorsätzliches Handeln ist strafbar.

(6) Nur solche Gegenstände unterliegen der Sicherstellung, die den in Abs. 1 genannten Zwecken, wenn auch nur mittelbar, ge­ dient haben oder dienen sollten. Der Zweck der Sicherstellung ist der, alles zu erfassen, was zur Fortsetzung der Tätigkeit der Organisation dienen könnte. Dazu gehören auch die Karteien, Akten und sonstigen Einrichtungen zur Aufrechterhaltung des organisatorischen Zusammenhalts, dagegen nicht Büromöbel und ähnliche Dinge, die ihrer Natur nach mit dem Organisationszweck nichts zu tun haben. Die Vorschrift roirb praktisch in erster Linie auf die Druckmaschinen und sonstigen Vervielfältigungs­ mittel Anwendung finden, die bei der Herstellung kommunisti­ scher Gottlosenschriften Verwendung gefunden haben. Sie ist eine überaus scharfe Waffe, da sie jeden, der Druckmaschinen usw. zur Herstellung solcher Schriften bereitstellt, in die Gefahr bringt, daß ihm seine Maschinen beschlagnahmt und zugunsten des Staates ohne Entschädigung eingezogen oder unbrauchbar gemacht werden. Nach ausdrücklicher Vorschrift des Gesetzes ist es dabei gleichgültig, ob der Eigentümer oder Besitzer der Druckmaschinen selbst Täter oder Teilnehmer war oder nicht. Die Maßnahme ist also auch dann zulässig, wenn er von dieser Art der Benutzung seiner Maschinen nichts wußte oder ihm dieses Wissen jedenfalls nicht nachzuweisen ist. Die Vorschrift begründet demnach praktisch eine besondere Ver­ pflichtung jedes Druckereibesitzers, den Inhalt der in seinem Be­ triebe gedruckten Schriften im eigenen Interesse genau zu prüfen. Auf der anderen Seite ist zu betonen, daß es sich nicht um eine

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„M u ß"-Vorschrift, sondern um eine „K a n »"-Bestimmung handelt, die sinngemäß nur dann anzuwenden ist, wenn gegen den Eigen­ tümer der Druckerei wenigstens der Verdacht besteht, daß er diese Art der Benutzung seiner Maschinen gekannt und geduldet hat. Zur Sicherung der durch Urteil auszusprechenden Einziehung ist gemäß §§ 94, 98 StPO, die Be s ch l a g n a h m e zulässig, die dem Richter zusteht, bei Gefahr im Verzüge aber auch von Staats­ anwaltschaft oder Polizei selbständig angeordnet werden kann. Der Einziehung und Unbrauchbarmachung unterliegen ferner sämtliche Druckschriften, die den Zwecken der kommunistischen Gottlosenorganisationen die­ nen sollen. (7) Es handelt sich hier um das sogenannte objektive Verfahren der 88 430 bis 432 StPO., das in den Fällen Anwendung findet, in denen der Täter oder ein Teilnehmer (Anstifter, Gehilfe) nicht ermittelt oder jedenfalls nicht überführt werden kann. (8) Damit ist — abweichend von 8 23 PreßG. — die auf Grund der Strafprozeßordnung erfolgende nichtrichterliche Beschlag­ nahme durch Staatsanwaltschaft und polizeiliche Hilfsbeamte der Staatsanwaltschaft zugelassen. Polizeiliche Beschlagnahme außer­ halb eines Strafverfahrens auf Grund der Ermächtigungen des Landespolizeirechts bleibt nach 8 1 PreßG. ausgeschlossen. Aus die Beschlagnahme finden die Vorschriften der Strafprozeßordnung Anwendung. Voraussetzung ist hiernach Gefahr im Verzüge (8 98 Abs. 1 StPO.). Ergänzend gelten die Sondervorschriften der 88 24 bis 28 PreßG.; es muß also insbesondere binnen 24 Stunden richterliche Bestätigung der nichtrichterlichen Beschlagnahme nach­ gesucht werden (8 24) und es muß binnen zwei Wochen nach der Bestätigung Strafverfolgung in der Hauptsache eingeleitet werden (8 26).

8 3 (1) Diese Verordnung tritt mit ihrer Verkündung, 8 2 tritt mit dem zweiten Tage nach der Verkündung in «rast. (2) Die zur Durchführung der Verordnung erforderlichen Recht»- und Verwattungsvorschrlften erläßt der Reichsmiaister de» Innern.

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Anhang I Durchführungsverordnungen des Reichs

Erste Verordnung zur Durchführung der Verordnung zum Schuhe des deutschen Volke» Vom 4. Aebruar 1933 (RGBl. I S. 41) Auf Grund des § 25 der Verordnung des Reichspräsi­ denten zum Schutze des deutschen Volkes vom 4. Februar 1933 (RGBl. I S. 35/40) wird hiermit verordnet:

§ 1 Als leitende Beamte im Sinne des § 2 Nr. 2, § 9 Abf. 1 Nr. 5 der Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutze des deutschen Volkes werden der Reichskanzler, die Reichs­ minister und die Staatssekretäre des Reichs bestimmt. § 2 Vor Erlaß des Verbots einer periodischen Druckschrift ist zu prüfen, ob an seiner Stelle eine Verwarnung oder eine von dem Verlag oder der Schriftleitung in der Druck­ schrift abzugebende Erklärung ausreicht. In leichteren Fällen ist von einer dieser Möglichkeiten Gebrauch zu machen.

Berlin, den 4. Februar 1933. Der Reichsmini st e r des Innern.

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Anhang I. Durchführungsverordnungen des Reichs

Zweite Verordnung zur Durchführung -er Verordnung zum Schuhe des deutschen Volke» Born 7. Aebruar 1933 (RGBl. I S. 53)

Auf Grund des § 25 der Verordnung des Reichspräsi­ denten zum Schutze des deutschen Boltes vom 4. Februar 1933 (Reichsgesetzbl. I S. 35) wird hiermit verordnet: § 1 Der gemäß § 10 Abs. 1 der Verordnung des Reichs­ präsidenten zum Schutze des deutschen Boltes bestimmte Senat des Reichsgerichts ist zuständig für die Entscheidung darüber, 1. ob der Beschwerde gegen das Verbot einer periodischen Druckschrift stattzugeben ist, wenn der Reichsminister des Innern ihr nicht abgeholfen hat (§ 10 Abf. 2 Satz 4, § 11 Abs. 3 der Verordnung); 2. ob die Entscheidung des Reichsministers des Innern, die der Beschwerde gegen das Verbot einer periodischen Druckschrift abgeholfen hat, aufrechtzuerhalten ist (§ 10 Abf. 2 Satz 5, § 11 Abs. 3 der Verordnung); 3. ob die oberste Landesbehörde einem Ersuchen des Reichsministers des Innern um das Verbot einer periodischen Druckschrift entsprechen muß (§ 10 Abs. 3, § 11 Abs. 2 der Verordnung). §2 Der Senat entscheidet auf Grund der ihm von den Be­ teiligten vorgelegten Unterlagen. Zu ihrer Ergänzung kann er von den Beteiligten schriftliche Aeußerungen einholen und weitere Erhebungen anstellen, insbesondere Zeugen und Sachverständige eidlich vernehmen. Auf solche Vernehmunijen finden die Vorschriften der Strafprozeßordnung ent« prechende Anwendung. Die Gerichte sind zur Rechtshilfe nach den Bestimmungen des Titels 13 des Gerichtsver­ fassungsgesetzes verpflichtet. Der Senat kann mündliche Verhandlungen anordnen, zu der die Beteiligten zu laden sind. Die mündliche Ver­ handlung ist öffentlich. Die Vorschriften der §§ 172, 174 bis 179,182,183 und des Titels 15 des Gerichtsverfassungs­ gesetzes finden Anwendung. Häntzschel, Polit. Notverordnungen, 4. Aufl.

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Anhang I. Durchführungsverordnungen des Reichs

Zwischen der Zustellung der Ladung und der münd­ lichen Verhandlung muß eine Frist von mindestens drei Tagen liegen. Mit Zustimmung der Beteiligten ist Abkür­ zung dieser Frist zulässig. 8 b Auf die Ausschließung und Ablehnung der Gerichts­ personen finden die Vorschriften des 1. Buches, 1. Abschnitts, Titels 4 der Zivilprozeßordnung entsprechende Anwendung. 8 4 Die Entscheidung des Senats über das Verbot einer periodischen Druckschrift soll innerhalb einer Woche nach dem Tage ergehen, an dem das Ersuchen um die Entschei­ dung des Senats bei ihm eingegangen ist.

8 5 Die Entscheidungen des Senats erfolgen mit einfacher Mehrheit der Stimmen. Die Entscheidungen sind schriftlich zu begründen und den Beteiligten zuzustellen. 8 6 Als Beteiligte gemäß §§ 2 und 5 gelten 1. im Falle des § 1 Nr. 1 a) der Reichsminister des Innern, b) die oberste Landesbehörde, c) die Landesbehörde, die das Verbot der periodi­ schen Druckschrift angeordnet hat, d) der verantwortliche Schriftleiter und der Verleger der periodischen Druckschrift; 2. im Falle des § 1 Nr. 2 und 3 a) der Reichsminister des Innern, b) die oberste Landesbehörde. Die Beteiligten können sich in dem Verfahren durch Bevollmächtigte vertreten lassen. 8 7 Die Zustellung der Ladungen und der Entscheidungen erfolgt nach den Vorschriften der Zivilprozeßordnung über die Zustellungen von Amts wegen (§§ 208 ff.). 8 8 Die Verfahren werden durch die Gerichtsferien nicht gehemmt.

Anhang I. Durchführungsverordnungen des Reichs

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Wird im Fall des 8 1 Nr. 1 die Beschwerde ganz oder teilweise verworfen, so hat der Beschwerdeführer eine Gebühr zu zahlen, die vom Senat durch besonderen Beschluß fest­ gesetzt wird. Der Senat kann zugleich dem Beschwerdeführer auferlegen, die Auslagen des Gerichts ganz oder teilweise zu erstatten. § 10 Die Gebühr beträgt mindestens 30 Reichsmark und höchstens 600 Reichsmark. Für die Auslagen gelten die Vorschriften der §§ 71 bis 73 des Gerichtskostengesetzes. Die Einziehung der Gebühren und Auslagen erfolgt nach den Vorschriften über die Gerichtskosten in reichsgericht­ lichen Verfahren. 8 H

Ein Verfahren, das bei Inkrafttreten der Verordnung des Reichspräsidenten vom 4. Februar 1933 auf Grund des § 6 der Verordnung des Reichspräsidenten zur Erhaltung des inneren Friedens vom 19. Dezember 1932 (Reichsgefetzbl. I S. 548) eingeleitet war, wird nach den Vor­ schriften der Verordnung vom 4. Februar 1933 und dieser Durchführungsverordnung fortgesetzt; jedoch finden die Be­ stimmungen der §§ 9 und 10 der Durchführungsverordnung über die Gebühren und Ausladen in dem Verfahren vor dem Senat des Reichsgerichts keine Anwendung. Berlin, den 7. Februar 1933.

Der Reichsmini st er des Innern. Der Reichsmini st er der Justiz.

Dritte Verordnung zur Durchführung der Verordnung zum Schutze des deutschen Voltes

Dom 7. Februar 1933 (RGBl. I S. 54). Auf Grund des 8 25 der Verordnung des Reichspräsi­ denten zum Schutze des deutschen Volkes vom 4. Februar 1933 (Reichsgesetzbl. I S. 35) wird hiermit verordnet:

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Anhang I. Durchführungsverordnungen des Reichs

Als leitende Beamte im Sinne des § 2 Nr. 2, § 9 Abs. 1 Nr. 5 der Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutze des deutschen Volkes werden ferner die als Kom­ missare des Reichs mit der Führung der Preußischen Ministerien betrauten Personen bestimmt. Berlin, den 7. Februar 1933. Der Reichsmini st er des Innern.

Verordnung zur Durchführung der Verordnung zur Erhaltung des inneren Friedens Vom 20. Dezember 1932 (RGBl. I S. 573).

Auf Grund des § 11 der Verordnung des Reichspräsi­ denten zur Erhaltung des inneren Friedens vom 19. Dezem­ ber 1932 (Reichsgefetzbl. I S. 548) wird hiermit verordnet: § 1 Der gemäß § 3 Abs. 2 der Verordnung des Reichspräsi­ denten zur Erhaltung des inneren Friedens bestimmte Senat des Reichsgerichts ist zuständig für die Entscheidung darüber, 1. ob der Beschwerde gegen die Auflösung eines Vereins stattzugeben ist, wenn der Reichsminister des Innern ihr nicht abgeholfen hat (§ 3 Abf. 3 Satz 4 der Ver­ ordnung); 2. ob die Entscheidung des Reichsministers des Innern, die der Beschwerde gegen die Auflösung eines Vereins abgeholfen hat, aufrechtzuerhalten ist (§ 3 Abf. 3 Satz 5 der Verordnung); 3. ob die oberste Landesbehörde einem Ersuchen des Reichsministers des Innern gegen die Auflösung eines Vereins entsprechen muß (§ 3 Abs. 4 der Verordnung).

82 Absatz 1, 2 gleichlautend mit S. 136, § 2 Abs. 1, 2. Zwischen der Zustellung der Ladung und der münd­ lichen Verhandlung muß, wenn es sich um die Auflösung

Anhang I. Durchführungsverordnungen des Reichs

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eines Vereins handelt, eine Frist von mindestens einer Woche, wenn es sich um das Verbot einer veriodischen Druck­ schrift handelt, eine Frist von mindestens drei Tagen liegen. Mit Zustimmung der Beteiligten ist Abkürzung diefer Fristen zulässig. §§3-8 gleichlautend mit S. 137, §§ 3—8. Berlin, den 20. Dezember 1932. Der Reichsmini st er des Innern. Der Reichsmini st er der Justiz.

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Anhang II Ausführung-vorschriften der Länder Preußen

Verordnung zur Ausführung der Verordnung des Reichspräsidenten zum Schuhe de» deutschen Voltes vom 4, Februar 1933 (Reichsgesehbl. I 5.35)

Vom 6. Februar 1933 (GS. S. 23).

Auf Grund des § 1 Abf. 2, §7 Abf. 2, § 10 Abs. 1 Satz 1, § 14 Abs. 1 und § 25 Abs. 2 der Verordnung des Reichspräsi­ denten zum Schutze des deutschen Volkes vom 4. Februar 1933 (Reichsgefetzbl. I S. 35) in Verbindung mit Artikel 51 der Preußischen Verfassung wird folgendes verordnet: § 1 Leitende preußische Beamte im ©inne des § 2 Nr. 2 und des § 9 Abs. 1 Nr. 5 der Verordnung sind: a) die aktiven Staatsminister, soweit sie tatsächlich ein Ministerium verwalten; b) die Staatssekretäre in den Ministerien; c) die Oberpräsidenten; d) der Kammergerichtspräsident und die Oberlandes­ gerichtspräsidenten; e) die Regierungspräsidenten; f) die Polizeipräsidenten. 82 Zuständig sind: 1. für das Verbot öffentlicher politischer Versammlungen und von Versammlungen und Aufzügen unter freiem Himmel sowie für die Genehmigung solcher Ver-

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anstaltungen unter Auflagen statt eines Verbots nach § 1 Abf. 2 der Verordnung in Stadtkreisen und in Orten mit staatlicher Polizeiverwaltung die Ortspolizei­ behörden, im übrigen die Landräte. Bezieht sich das Verbot auf eine Versammlung, die bereits begonnen hat, so sind zu einem Verbote der Fortsetzung der Versammlung (Auflösung) auch die in sie entsandten Beauftragten der Polizeibehörde (§ 3 oer Verordnung) befugt. 2. für die Anordnung der polizeilichen Beschlagnahme und Einziehung von Druckschriften gemäß § 7 Abs. 2 der Verordnung außer den Ortspolizeibehörden auch die Landräte und der Polizeipräsident (Landeskriminal­ polizeiamt I) in Berlin. Die räumliche Wirkung der Anordnung erstreckt sich auf den Bereich der anordnenden Behörde; wird die Beschlagnahme und Einziehung vom Polizeipräsiden­ ten (Landeskriminalpolizeiamt I) in Berlin angeordnet, so erstreckt sich die Wirkung auf das ganze Staats­ gebiet; 3. für das Verbot periodischer Druckschriften nach den 88 9, 10 und 11 der Verordnung auch die Oberpräsi­ denten für den Bereich ihrer Provinz, der Regierungs­ präsident in Sigmaringen für den Bereich des Regie­ rungsbezirkes Sigmaringen und der Polizeipräsident in Berlin für den Bezirk der Stadt Berlin; 4. für das Verbot des Einsammelns von Geld- oder Sach­ spenden nach 8 14 Abs. 1 der Verordnung auch die Regierungspräsidenten für den Bereich ihres Bezirkes und der Polizeipräsident in Berlin für den Bezirk der Stadt Berlin; 5. für die Anordnung und den Vollzug der polizeilichen Haft nach 8 22 der Verordnung die Ortspolizei­ behörden; 6. für die polizeiliche Schließung von Räumlichkeiten und für die Beschlagnahme und Einziehung von Waffen nach § 23 Abs. 1 und 2 der Verordnung die Orts­ polizeibehörden. §3 Höhere Verwaltungsbehörde im Sinne des § 23 Abs. 5 Satz 2 der Verordnung sind die Regierungspräsidenten für

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Anhang II. Ausführungsvorschriften der Länder

den Bereich ihres Bezirkes und der Polizeipräsident in Ber­ lin für den Bezirk der Stadt Berlin.

Berlin, den 6. Februar 1933.

Das Preußische Staatsmini st erium Die Kommissare des Reichs vonPapen.

Göring.

(Siegel.)

Durchführung -er VO. des Reichspräsidenten zum Schuhe des deutschen Volkes vom 4.2.1933

(RGVl. I S. 35)

RdErl. d. litt) 3. (KdR.) v. 10. 2. 1933 — I 1121 (MBliV. S. 148). (1) Der Herr Reichspräsident hat unter dem 4. 2. 1933 die im Reichsgesetzblatt 1 S. 35 abgedruckte Verordnung zum Schutze des deutschen Volkes erlassen. Zur Ausführung der Verordnung ist die Verordnung des Preuß. Staatsministe­ riums (Kommissare des Reichs) v. 6. 2. 1933 (GS. S. 23) ergangen, die in der Anl. 1 abaedcuckt ist. Die Anwendung der Verordnung hat nach folgenden Richtlinien zu erfolgen: (2) Die Reichsregierung hat den Herrn Reichspräsiden­ ten um den Erlaß dieser scharfen Handhaben bitten müssen, um die von ihr in Angriff genommene Arbeit des Wiederaufbaus gegen Störungen durch staatsfeindliche Kräfte zu sichern. Dieser Aufgabe und Bedeutung der Verordnung haben die zu ihrer Durch­ führung berufenen Behörden und Beamten sich stets voll bewußt zu sein. Bei der Anwendung der Vorschriften sind daher Motive und Zweck von Verstößen weitgehend zu be­ rücksichtigen. Die Verordnung ist nicht dazu geschaffen, die hinter der Regierung ber nationalen Erhebung stehenden Volkskreise in ihrer willkommenen und notwen­ digen Mitarbeit an der Förderung der hohen Ziele der Reichsregierung zu behindern.

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(3) Zur Durchführung -er Verordnung ordne ich im einzelnen folgendes an: 1. (1) Ueber die erfolgte Anmeldung geplanter öffentlicher politischer Versammlungen in geschlossenen Räumen und politischer Versammlungen und Aufzüge unter freiem Himmel hat die Ortspolizeibehörde dem Anmeldenden eine ko st en freie Bescheinigung nach dem aus der Anl. 2 ersichtlichen Muster zu erteilen. Ein Doppel der er­ teilten Bescheinigung ist als amtlicher Beleg zurückzubehal­ ten. Vordrucke sind beim Pol.-Präs. in Berlin zu be­ stellen. Die Anmeldung des voraussichtlichen Bedarfs hat sofort zu erfolgen. (2) Die Bescheinigung über die erfolgte Anmeldung ist erst zu erteilen, wenn eine Entschließung darüber erfolgt ist, daß ein Verbot der Veranstaltung nach § 1 Abs. 2 der Verordnung nicht in Frage kommt. Stellt sich nach der Erteilung der Bescheinigung die Notwendigkeit eines vorbeugenden Verbots der Veranstaltung heraus, so ist die Bescheinigung sofort polizeilich wieder einzuziehen. (3) Erfolgt die Genehmigung der Veranstaltung gemäß § 1 Abs. 2 Satz 2 unter Auflagen, so sind die Auflagen in der Bescheinigung aufzuführen. (4) Die erteilte Bescheinigung über die Anmeldung der Versammlung oder des Aufzuges hat der Versammlungs­ leiter oder der Leiter des Aufzuges bei sich zu führen und auf Verlangen eines Polizeibeamten vorzuzeiaen. Diese Bervflichtung ist in der Bescheinigung über die Anmeldung ausdrücklich zu vermerken und gilt in jedem Falle als Auf­ lage im Sinne des § 1 Abs. 1 Satz 2 der Verordnung. (5) Soll einAufzug unter freiem Himmel mehrere Orte berühren, die zu verschiedenen Ortspolizeiberirken, aber zu demselben Landkreis gehören, so kann die an sich bei jeder der beteiligten Ortspolrzeibehörden erforderliche An­ meldung durch die Anmeldung beim zuständigen Landrat ersetzt werden; werden verschiedene Stadt- oder Landkreise berührt, die zu demselben Regierungsbezirk gehören, so kann die Anmeldung bei jeder der beteiligten Ortspolizeibehörden durch die Anmeldung beim Reg.-Präs. ersetzt werden. Die Ortspolizeibehörde des Ausgangsorts hat die Veranstalter des Aufzugs in jedem Falle hierauf besonders hinzuweisen. (6) Werden von einem Aufzug die Bezirke verschiedener Polizeibehörden berührt, so haben sich diese wegen der er-

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Anhang II. Ausführungsvorschriften der Länder

forderlichen Sicherheitsmaßnahmen rechtzeitig miteinander in Verbindung zu setzen. (7) Die Polizei ist übrigens nicht gehindert, eine Ver­ anstaltung auch dann ausdrücklich zuzulassen, wenn sie nicht mindestens 48 Stunden vorher angemeldet worden ist. (8) Die in § 1 Abs. 3 der Verordnung genannten Ver­ anstaltungen nicht politischer Art bedürfen keiner Anmel­ dung; es entfällt damit auch die Erteilung einer Bescheini­ gung. 2. (1) Nach § 2 Ziff. 1 der Pr. Ausf.-VO. v. 6. 2. 1933 (GS. S. 23) sind für ein Verbotöffentlicheryolitischer Versammlungen in geschlossenen Räumen und politischer Versamlungen und Aufzüge unter freiem Himmel nach § 1 Abs. 2 der Verordnung in Stadtkreisen und Orten mit staatlicher Polizeiverwaltung die Ortspolizei­ behörden, im übrigen die Landräte zuständig. Die Orts­ polizeibehörden haben daher die Landräte von der erfolgten Anmeldung einer öffentlichen politischen Versammlung oder eines politischen Aufzuges vor Erteilung der Bescheinigung sofort, gegebenenfalls fernmündlich, zu unterrichten, um ihnen die Entschließung über ein Verbot der Veranstaltung oder die Genehmigung unter bestimmten Auflagen recht­ zeitig zu ermöglichen. Das Recht und die Pflicht der Polizei­ aufsichtsbehörden, insbesondere der Landespolizeibehörden, die für die Anordnung von Verboten zuständigen Dirnststellen mit Weisungen zu versehen, wird hierdurch nicht berührt. (2) Nach § 6 Abs. 1 der Verordnung kann ein all­ gemeines Verbot von Versammlungen unter freiem Himmel und Aufzügen wegen un­ mittelbarer Gefahr für die öffentliche Sicherheit auf Grund des Art. 123 Abs. 2 der Reichsverfassung von den Polizei­ behörden künftig nur für bestimmt abgegrenzte O r t s t e i l e erlassen werden. Wenn und soweit ein solches allgemeines Verbot für notwendig erachtet wird, ist es in der Form einer polizeilichen Anordnung gemäß § 58 Buchst, b PVG. zu erlassen. 3. (1) Zuständig für die polizeiliche Beschlag nähme und Einziehung von Druckschriften nach § 7 der Verordnung sind nach § 2 Ziff. 2 der Pr. Ausf.VO. v. 6. 2.1933 (GS. e. 23) außer den Ortspolizeibehörden

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auch die Landräte und der Pol.-Präs. (Landeskriminal­ polizeiamt I) in B e r l i n. Eine vom Pol.-Präs. in 23 e r H n in seiner Eigenschaft als Landeskriminalpolizeiamt aus­ gesprochene Beschlagnahme und Einziehung erstreckt sich in ihrer Wirkung auf das ganze Staatsgebiet. (2) Besteht Grund zu der Annahme, daß eine Druck­ schrift, die gemäß § 7 von einer Ortspolizeibehörde oder von einem Landrat beschlagnahmt ist, im ganzen Staatsgebiet oder in großen Teilen verbreitet wird oder verbreitet wer­ den soll, so hat die beschlagnahmende Behörde unverzüglich dem Polizeipräsidenten (Lanoeskriminalpouzeiamt I) in Berlin von ihrer Anordnung Nachricht zu geben, damit dieser sofort in die Lage versetzt wird, die Beschlagnahme und Einziehung für das ganze Staatsgebiet auszusprechen. Der Polizei­ präsident (Landeskriminalpolizeiamt I) in Berlin hat die von ihm verfügte Maßnahme durch Polizeifunk be­ kanntzugeben. Die Benachrichtigung der nicht an den Poli­ zeifunk angeschlossenen Dienststellen erfolgt durch Veröffent­ lichung im „Deutschen Kriminalpolizeiblatt" gemäß dem RdErl. v. 24. 11. 1931 (MBliB. S. 1201), der entsprechend anzuwenden ist. 4. Im Hinblick auf die Bestimmung des § 2 der Ersten Durchf.-DO. des RMdI. v. 4. 2. 1933 (RGBl. I S. 41) ist vor dem Erlaß des Verbots einer periodischen D r u ck s ch r i f t zu prüfen, ob der erstrebte Zweck nicht schon durch eine Verwarnung oder eine von dem Verlag oder der Schriftleitung in der Druckschrift abzugebende Erklärung erreicht werden kann. In leichteren Fällen, insbesondere, wenn der angerichtete Schaden gering und anzunehmen ist, daß lediglich fahrlässiges Handeln vorliegt, ist statt eines Verbots zunächst von einer dieser milderen Möglichkeiten Gebrauch zu machen. 5. (1) Verfügungen, durch die das Erscheinen einer periodischen Druckschrift gemäß §§ 9 ff. der Verordnung verboten wird, sind mit Gründen zu versehen, in denen die die Maßnahme stützenden Tatsachen darzulegen sind. Die Gründe sind, soweit Zustellung der Verfügung erfolgt, dem Betroffenen auch ohne besonderen Antrag mit­ zuteilen. (2) Verfügungen gemäß Abs. 1 Satz 1 sind, soweit nicht besondere Gründe entgegenstehen, dem Bettoffenen z u z ust e l l e n, sonst amtlich bekanntzumachen.

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Anhang II. Ausführungsvorschriften der Länder

(3) Die Verfügungen sind stets im Reichs- und Staatsanzeiger ohne Angabe der Gründe zu ver­ öffentlichen. (4) Entsprechendes gilt für die Aenderung und Auf­ hebung solcher Verfügungen. (5) In den Verfügungen ist auf die Bestimmungen der Verordnung über die Einlegung der Beschwerde hinzuweisen. (6) Don dem Verbot ist den zuständigen Dienststellen der Reichspostoerwaltung, gegebenenfalls auch der Reichs­ bahnverwaltung, unter genauer Bezeichnung des Beginns und des Endes der Verbotsfrist unverzüglich Mitteilung zu machen, sofern die weitere Äersendung einer Druckschrift zu besorgen ist. (7) Ueber das Verbot periodischer Druckschriften ist mir unverzüglich zu b e r i ch t e n. Dem Bericht sind beizufügen: a) 5 beglaubigte Abschriften der Verbotsverfügung mit Gründen, b) 2 Stücke der beanstandeten Nummer der Druckschrift. (8) Wird gegen das Verbot Beschwerde eingelegt, so ist mir die Beschwerdeschrift unverzüglich oorzulegen, damit ich zu ihr Stellung nehmen und fte innerhalb der vorgeschrievenen Frist von 5 Tagen dem Reichsminister des Innern zuleiten kann. Der Zeitpunkt des Eingangs ist auf der U r s ch r i f t der Beschwerdeschrift, die mir stets oorz u l e g e n ist, zweifelsfrei zu vermerken. Die Beschwerde ist mit einem Degleitbericht, der sich zu ihren Darlegungen gUNgl die die Verfügung begründenden eingehend gu säußern und .................... Unterlagen, soweit noch nicht in der Verfügung selbst ge schehen, übersichtlich zu erörtern hat, so rechtze^ >eitlg abzusenden, daß sie spätestens am dritten Tage nach der Tinlegüng bei mir einaeht. Zur brieflichen Uebermittlung ist Eilbotensendung zu benutzen. Der Brief selbst ist zur Kennzeichnung der Eilbedürftigkeit als Schnellbrief (roten Rand) zu fassen und außerdem auf der ersten Seite mit dem Vermerk „Presseverbotssache!" in rot zu versehen. Dem Begleitbericht sind beizufügen: a) 2 beglaubigte Abschriften des Begleitberichts, b) 2 beglaubigte Abschriften der Beschwerdeschrift, c) 1 weiteres Stück der beanstandeten Nummer der Druckschrift, d) die Zustellungsurkunde bzw. der Behändigungsschein.

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6. DieWirkung des Verbots einerperiodischenDruckschrift besteht darin, daß sie nach Zustellung der Verbotsverfügung weder hergestellt, noch verlegt, her­ ausgegeben oder verbreitet werden darf (§ 18 der BO ). Wenn periodische Druckschriften, deren Erscheinen für einen bestimmten Zeitraum verboten ist, häufig in einer Sonder­ ausgabe, die lediglich den Abdruck der Verbotsverfügung enchält, ihren Lesern auf diese Weise von dem Verbot Kennt­ nis zu geben pflegen, so liegt, streng genommen, eigentlich ein Verstoß gegen diese Bestimmung vor. Gleichwohl haben die Polizeibehörden aus Entgegenkommen gegenüber der betroffenen Zeitung hieran regelmäßig nicht Anstand ge­ nommen. Die Wiedergabe der Verbotsbegründung, beson­ ders wenn sie durch den Druck noch hervorgeboben wird, kann aber leicht dazu führen, daß z. B. Bescyimvfungen, Verleumdungen, Irreführungen u. dal. erneut ihre schädliche Wirkung in der Oeffentlichkeit ausüben. Um dem vorzu­ beugen, haben die Verbotsbehörden in die Derbotsverfügung künftig eine Bestimmung dahin aickzunehmen, daß künftig nur eine Mitteilung des Inhalts: „Das Erscheinen der Zeittung ... ist bis zum . . . verboten worden", gestattet sei und daß darüber hinaus jede weitere Mitteilung verboten sei und einen Verstoß gegen § 18 der Verordnung bedeuten würde. 7. Allgemeine Anordnungen nach § 14 Abs. 1 der Verordnung ergehen zweckmäßig in Form einer polizei­ lichen Anordnung gemäß § 58 Buchst, b PVG. 8. (1) Die Anordnung der polizeilichen Haft nach § 22 der Verordnung ist schriftlich zu erlassen und zu begründen. Ausfertigung der Anordnung mit Gründen ist dem Verhafteten unverzüglich, spätestens innerhalb 24 Stunden nach Beginn der polizeilichen Haft, zu erteilen. Bei Uebergabe der Ausfertigung ist der Verhaftete darüber zu vernehmen, ob und welche Einwendungen er gegen die Anordnung der polizeilichen Haft zu erheben hat. (2) Die Aufhebung der polizeilichen Haft hat durch schriftliche Verfügung zu erfolgen, die dem Verhafteten unter Uebergabe einer Ausfertigung der Aufhebungsoerfügung zu eröffnen ist. (3) Ueber die Anordnung der polizeilichenHaft ist dem Regierungspräsidenten und, soweit die Anordnung nicht von einer stattlichen Polizeiverwaltung oder einer

Anhang II. Aussührungsvorschristen der Länder

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Polizeiverwaltung in kreisfreien Städten ausgeht, auch dem Landrat sofort 311 berichten. 9.; Verfügungen gemäß § 23 Abf. 1 bis 3 der Verord­ nung über die Schließung von Räumlichkeiten sind schriftlich zu erlassen und mit Gründen zu versehen. 10. Beschlüsse nach § 23 Abs. 5, Satz 2 der Verordnung sind mir zur Veröffentlichung im Min.-Blatt und Benach­ richtigung des Reichsministers des Innern unverzüglich in dreifacher beglaubigter Abschrift vorzulegen. An die Ober-Präs, und alle Pol.-Behörden. — MBliV. I S. 147.

Durchführung der VO. zur Erhaltung des inneren Friedens vom 19. Dezember 1932 (MBliV. S. 1336)*) I II

1 2. Für die Zuständigkeit und das Verfahren bei der Auflösung von Vereinigungen auf Grund des § 2 Abf. 1 RVG., sofern sie Zwecke verfolgen, die den §§ 81 bis 86, 127 bis 129 StGB, zuwiderlaufen, ist die bisher in § 9 des Ges. zum Schutze der Republik enthaltene Regelung durch §§ 3 ff. beibehalten worden. Zuständigfür die Auflösung einer solchen Vereinigung auf Grund des § 3 Abs. 1 der VO. v. 19. 12. 1932 sind, unter Vorbehalt meiner Zuständigkeit, die Regierungspräsidenten und der Polizeipräsident in Berlin. 3 4.

III. Für die formale Behandlung von Ver­ fügungen nach 88 3, 4 und 6 der VO. v. 19. 12. 1932 bestimme ich folgendes: 1. Verfügungen, durch die ein Verein gemäß § 3 der *) BO. 19. die 12. BO. 1932 aufgelöst und ergangenen sein Vermögen Diev.durch v. 4. 2. 1933 und dazu Aus­ führungsbestimmungen überholten Vorschriften sind fortgeloffen.

Preußen

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gemäß § 4 a. a. O. beschlagnahmt und eingezogen wird, .

.

sind mit Gründen zu ver­ sehen, in denen die die Maßnahme stützenden Tatsachen dar­ zulegen sind. Die Gründe sind, soweit Zustellung der Ver­ fügung erfolgt, dem Betroffenen auch ohne besonderen An­ trag mitzuteilen. Verfügungen gemäß Ws, 1 Satz 1 sind, soweit nicht besondere Gründe entgegenstehen, dem Betroffenen z u z ust e l l e n, sonst amtlich bekanntzumachen. Die Verfügungen sind stets, auch wenn die Bekannt­ gabe durch Zustellung erfolgt, imReichs-undStaatsanzeiger ohne Angabe der Gründe zu veröffent­ lichen. Entsprechendes gilt für die Aenderung und Aufhebung solcher Verfügungen. In den Verfügungen ist auf die Bestimmungen der Verordnung über die Einlegung der Beschwerde hinzu­ weisen. Von dem Verbot einer periodischen Druckschrift ist den zuständigen Dienststellen der Reichspostverwaltung, geSwenenfalls auch der Reichsbahnverwaltung, unter genauer ezeichnung des Beginns und des Endes der Verbotsfrist unverzüglich Mitteilung zu machen, sofern die weitere Ver­ sendung einer verbotenen Druckschrift zu besorgen ist. 2. Ueber die Auflösung von Vereinen ............................................................................. ist mir unver­ züglich zu berichten Dem Bericht sind beizufügen: a) 5 beglaubigte Abschriften der Verbotsverfügung mit Gründen, b)

IV V VI. Ein Verein, der auf Grund bisheriger Vorschriften wegen eines den §§ 81 bis 86, 127 bis 129 StGB, zuwider­ laufenden Zweckes aufgelöst worden ist, bleibt weiterhin verboten; seine Fortsetzung oder Neubildung in irgendeiner Form ist nach § der BO. v. 19. 12. 1932 verboten und straf­ bar. Dies gilt insbesondere für den durch Verfügung v. 3. 5. 1929 aufgelösten Roten Frontkämpferbund.

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Anhang II. Ausführungsvorschristen der Länder

Durchführung der DO. zum Schuh von Volk und Staat s. o. S. 25/27.

Verordnung zur Verordnung de» Reichspräsidenten zur Erhaltung de» inneren Frieden» vom 19. Dezember 1932 (Reichsgefehbl. I S. 548). Vom 21. Dezember 1932 (GS. Nr. 66 o. 23. 12. 1932).

Auf Grund des § 3 Abs. 1 und Z 6 Abs. 1 Satz 2 der Verordnung des Reichspräsidenten zur Erhaltung des inne­ ren Friedens vom 19. Dezember 1932 (Reichsgesetzbl. 1 S. 548) wird folgendes bestimmt: I. Für die Auflösung von Vereinen nach §§ 3 und 4 der Verordnung........................... sind auch die Regie­ rungspräsidenten für den Bereich ihres Bezirks und der Polizeipräsident in Berlin für den Bezirk der Stadt Berlin zuständig. II. Diese Verordnung tritt sofort in Kraft. Berlin, den 21. Dezember 1932.

Für den Preußischen Mini st er des Innern Der Kommissar des Reichs Popitz, Reichsminister.

Bayern Bekanntmachung zvm Schuhe des Deutschen Volke» Vom 8. Februar 1933 (GVBl. S. 76).

Staatsministerium des Innern. Zum Vollzüge der Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutze des deutschen Volkes vom 4. Februar 1933 (RGBl. I S. 35) wird bestimmt: I. (I) Zuständig zum Verbot von Versammlungen und Aufzügen nach § 1 Abs. 2 und § 6 der Verordnung sind in

Bayern

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Städten mit staatlicher Polizeiverwaltung die Polizeidirek­ tionen und Staatspolizeiämter, im übrigen die Stadt­ kommissäre und Bezirksämter. (II) Die Ortspolizeibehörden haben die bei ihnen ein­ gehenden Anmeldungen von Versammlungen und Aufzügen (§ 1 Abs. 1 der Verordnung) unverzüglich auf schnellstem Wege der in Abs. I bezeichneten Polizeibehörde vorzulegen und in jedem Falle fernmündlich mitzuteilen.

II. (I) Zuständig zur polizeilichen Beschlagnahme und zur Einziehung von Druckschriften nach tz 7 der Verordnung sind in Städten mit staatlicher Pölizeiverwaltung die Polizei­ direktionen und Staatspolizeiämter, im übrigen die Stadt­ kommissäre und Bezirksämter, außerdem für den Regie­ rungsbezirk die Regierungen, Kammern des Innern, und für das Staatsgebiet die Polizeidirektion München. (II) Vorläufige Maßnahmen zur Sicherung der polizei­ lichen Beschlagnahme und Einziehung können auch von den Ortspolizeibehörden und den Polizeibeamten des polizei­ lichen Sicherheitsdienstes getroffen werden.

III. Zuständig zum Verbote periodischer Druckschriften nach 88 9 bis 11 der Verordnung sind in Städten mit staatlicher Polizeiverwaltung die Polizeidirektionen und Staatspolizei­ ämter, im übrigen die Regierungen, Kammern des Innern.

IV. Leitende Beamte des Staates im Sinne der Verord­ nung find die Staatsminister und Staatssekretäre sowie die mit der Leitung eines Staatsministeriums oetrauten Staatsräte.

V.

Sammlungen von Geld- und Sachspenden zu politischen Zwecken oder zur Verwendung durch politische Organi­ sationen bleiben nach Art. 52 des Polizeistrafgesetzbuches in Verbindung mit der Verordnung vom 20. Sept. 1862 über die polizeiliche Bewilligung von Sammlungen (RegBl. S. 2269) ohne polizeiliche Erlaubnis verboten. Ausgenom­ men sind Sammlungen, die in Versammlungen oder im Zu­ sammenhangs mit ihnen am Versammlungsorte stattfinden, Hiintzschel, Polit. Notverordnungen, 4. Aufl.

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Anhang II. Ausführungsvorschriften der Länder

sowie Sammlungen von Haus zu Haus, die sich auf Mit­ glieder der sammelnden Organisation beschränken. VI. (I) Zuständig zur Verhängung der Polizeihaft nach § 32 der Verordnung sind in Städten mit staatlicher Polizei­ verwaltung die Polizeidirektionen und Staatsämter, im übrigen die Stadtkommissäre und Bezirksämter. (II) Der Polizeihaftbefehl ist schriftlich zu erlassen. Die der Verhaftung zugrunde liegenden Tatsachen sind anzu­ führen. Der Polizeihaftbefehl ist dem Verhafteten bei der Anordnung oder, falls dies nicht möglich ist, unverzüglich nach der Anordnung der Polizeihaft bekanntzugeben. Ab­ schrift ist ihm alsbald zu erteilen. (III) Der Verhaftete ist spätestens am darauffolgenden Tage darüber zu vernehmen, ob und welche Einwendungen er gegen die Anordnung der Polizeihaft zu erheben hat. (IV) Gegen die Verhängung der Polizeihaft steht ihm die Beschwerde im Dienstaufsichtswege und, soweit er die Begehung der ihm zur Last gelegten Tat bestreitet, der Antrag auf richterliche Entscheidung zu» Hierüber ist der Verhaftete bei Bekanntgabe des Polizeihaftbefehls zu belehren. (V) Der Verhaftete kann jederzeit einen Verteidiger -uziehen. Hat der Verhaftete einen gesetzlichen Vertreter, so kann auch dieser selbständig einen Verteidiger wählen. (VI) Zu Verteidigern können die bei einem deutschen Gerichte zugelassenen Rechtsanwälte sowie die Rechtslehrer an deutschen Hochschulen gewählt werden. Andere Personen können nur mit Genehmigung der Behörde, die den Polizei­ haftbefehl verhängt hat, zugelassen werden. (VH) Dem Verteidiger kann Einsicht in die über die Verhängung der Polizeihaft erwachsenen Akten gewährt werden. Dem Verhafteten ist schriftlicher und mündlicher Verkehr mit dem Verteidiger gestattet. (VIII) Der gesetzliche Vertreter des Verhafteten und der Ehemann einer Verhafteten sind als Beistand zuzulassen und auf ihr Verlangen zu hören. (IX) Die Aufhebung des Polizeihaftbefehls hat schrift­ lich zu erfolgen und ist dem Verhafteten unter Angabe von Gründen und unter Uebergabe einer Abschrift der Aus­ hebungsverfügung zu eröffnen.

Bayern

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(X) Die Vollstreckung der Polizeihaft erfolgt nach Maß­ gabe des § 218 Äbf. III der Dienst- und Vollzugsordnung für die bayerischen Strafanstalten und Gerichtsgefängnisse in der Fassung vom 18. September 1931 (GBBl. S. 281) im Gerichtsgefängnisse, wenn der Behörde, die den Polizeihaftbefehl erlassen hat, kein zureichender polizeilicher Ver­ wahrungsraum zur Verfügung steht. Soweit nicht die Dienst- und Vollzugsordnung besondere Vorschriften enthält oder die Behörde, die den Polizeihaftbefehl erlassen hat, im einzelnen Falle etwas anderes anordnet, finden die für Untersuchungsgefangene gegebenen Vorschriften entsprechende Anwendung. VII. Zuständig zur Schließung von Räumlichkeiten nach § 23 der Verordnung sind in Städten mit staatlicher Polizei­ verwaltung die Polizeidirektionen und Staatspolizeiämter, im übrigen die Stadtkommissäre und Bezirksämter. Diese Behörden sind auch Ortspolizeibehörden im Sinne des § 23 Abs. 3 und höhere Verwaltungsbehörden im Sinne des § 23 Abf. 8 der Verordnung. München, den 8. Februar 1933.

Dr. S t ü tz e l.

Bekanntmachung zur Erhaltung de» inneren Ariedens Vom 22. Dezember 1932 (GBl. 1932 S. 442).

Staatsministerium des Innern. Zum Vollzüge der Verordnung des Reichspräsidenten zur Erhaltung des inneren Friedens vom 19. Dezember 1932 (RGBl. I S. 548) wird bestimmt: Zuständig zur Auflösung von Vereinen, deren Zweck den 88 81 bis 86, 127 bis 129 des Strafgesetzbuchs zuwider­ läuft (8 3 der Verordnung),.................. sind in Städten mit staatlicher Polizeiverwaltung die Polizeidirektionen und Staatspolizeiämter, im übrigen die Regierungen, K. d. I. Die Zuständigkeit des Staatsministeriums des Innern als oberster Landesbehörde bleibt unberührt. München, den 22. Dezember 1932.

Dr. S tütz el.

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Anhang II. Ausführungsvorschriften der Länder

Sachfen

Ausführungsverordnung zur Verordnung de» Reichs­ präsidenten zum Schuhe des deutschen Volte» Vom 7. Februar 1933 (0231. S. 11). Artikel 1. Zur Ausführung der Verordnung des Reichspräsiden­ ten zum Schutze des deutschen Volkes vom 4. Februar 1933 (Reichsgefetzbl. I S. 35) — nachstehend mit R.Pr.Vo. be­ zeichnet — wird bestimmt: 8 1 (1) Oberste Landesbehörde im Sinne der R.Pr.Vo. ist das Ministerium des Innern. (2) Ortspolizeibehörden und Polizeibehörden im Sinne der R.Pr.Vo. sind die unteren Verwaltungsbehörden (Amts­ mannschaften und Gemeinderäte der Gemeinden, denen die Befugnisse der unteren Staatsverwaltungsbehörden voll überwiesen sind, in Städten mit staatlichen Polizeiämtern jedoch diese). § 2 Leitende Beamte im Sinne von § 2 Ziffer 2 und § 9 Abs. 1 Ziffer 5 sind der Ministerpräsident und die Minister.

8 3 Zu § 1 Abs. 1 der R.Pr.Vo. (1) Erstreckt sich ein Aufzug über das Gebiet einer Orts­ polizeibehörde hinaus (§ 1), so hat die Anmeldung nur bei der Ortspolizeibehörde zu erfolgen, wo er beginnt. Beginnt er außerhalb Sachsens, so ist er bei der Ortspolizeibehörde anzumelden, in deren Bezirk er die Grenze überschreitet. Die Ortspolizeibehörde, bei welcher die Anmeldung erfolgt, hat alle staatlichen Polizeiämter und Amtshauptmannschaften, deren Bezirk von dem Aufzug berührt wird, sofort von der Anmeldung in Kenntnis zu setzen. Die Amts­ hauptmannschaften haben Ortspolizeibehdrden ihres Be­ zirkes, deren Bereich von dem Aufzug berührt wird, sofort zu benachrichtigen. (2) Ueber jede Anmeldung hat die Ortspolizeibehörde (8 1) dem Anmeldenden eine kostenfreie Bescheinigung nach dem aus der Anlage ersichtlichen Muster zu erteilen.

Sachsen

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§4 Zu KZ 2 und 3 der R.Pr.Vo. Zuständig zur Auflösung nach 88 2 und 3 der R.Pr.Bo. sind die in ß 1 genannten Polizeibehörden. Die Amtshaupt­ mannschaften werden ermächtigt, ihre Befugnisse auf ein­ zelne Gemeinderäte der Gemeinden, denen die Befugnifle der unteren Staatsverwaltungsbehörde nicht voll über­ wiesen sind, allgemein oder in Einzelfällen zu übertragen.

8 5 Zu § 6 der R.Pr.Vo. Landesbehörden im Sinne von 8 6 der R.Pr.Vo. sind das Ministerium des Innern und je für ihren Amtsbereich die Kreisyauptmannfchaften und Ortspolizeibehörden (8 1). 8 6 Zu 8 10 der R.Pr.Vo. Zuständig zum Verbot periodischer Druckschriften nach 10 der R.Pr.Vo. sind die Kreishquptmannschaften, in Städten mit staatlichen Polizeiämtern jedoch diese. 87 Zu 8 11 der R.Pr.Vo. Zuständige Landesbehörde im Sinne von 8 H Abs. 2 Satz 2 der R.Pr.Vo. sind die im vorstehenden 8 6 auf­ geführten Behörden, in deren Bezirk die als Ersatz zu­ gestellte periodische Druckschrift erscheint.

8« Zu 8 22 der R.Pr.Vo. Zuständig zur Inhaftnahme nach 8 22 der R.Pr.Vo. sind die Ortspolizeibehörden (8 1). 80 Zu 8 23 der R.Pr.Vo. (1) Zuständig zur Schließung von Räumlichkeiten, Be­ schlagnahme und Einziehung von Waffen und zur Ent­ ziehung der Erlaubnis zum Betrieb einer Gast- oder Schank­ wirtschaft nach 8 23 der R.Pr.Vo. sind die Ortspolizeibehör­ den (8 1).

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Anhang II. Ausführungsvorschristen der Länder

(2) Höhere Verwaltungsbehörden im Sinne von § 23 Abs. 5 der R.Pr.Vo. sind die Kreishauptmannschaften.

Artikel 2 Diese Verordnung tritt mit Wirkung vom 7. Februar 1933 in Kraft.

Dresden, am 9. Februar 1933. Ministerium des Innern. Richter.

Ausführungsverordnung zur Verordnung des Relchspräsidenten zur Erhaltung des inneren Friedens Vom 22. Dezember 1932 (GBl. Nr. 40 v. 28. 12. 1932). Artikel 1

Zur Ausführung der Verordnung des Reichspräsiden­ ten zur Erhaltung des inneren Friedens vom 19. Dezember 1932 (Reichsgesetzbl. I S. 548) — nachstehend mit R.Pr.Vo. bezeichnet — wird bestimmt:

8 1 § 2 Zu § 3 der R.Pr.VO. Zuständig zur Auflösung eines Vereins nach § 3 der R.Pr.Vo. ist das Ministerium des Innern.

8 4 Außer Kraft treten: 1. Die Ausführungsverordnung zum Republikschutzgesetz vom 10. April 1930 (GBl. S. 25); 2. die Ausführungsverordnung zur Verordnung des Reichspräsidenten gegen politische Ausschreitungen vom 24. Juni 1932 (GBl. S. 119); 3. die Ausführungsverordnung zur Zweiten Verordnung des Reichspräsidenten gegen politische Ausschreitungen vom 29. Juni 1932 (GBl. S. 121).

Sachsen, Württemberg

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Artikel 2 Diese Verordnung tritt am Tage ihrer Verkündung in Kraft.

Dresden, am 22. Dezember 1932. Ministerium des Innern Richter.

Württemberg Zum Vollzug der Verordnung des Reichspräsidenten zum Schuhe de» deutschen Volkes vom 4. Februar 1933

(Reichsgesetzblatt 1 S. 35)

wird verordnet: 8 1 Zuständigkeit (1) Zuständig für die in § 1 Ws. 2, §§ 2, 3, 4, 6A 7, 22 und 23 Ws. 1 und 2 der Reichsverordnung hinsichtlich der Versammlungen und Aufzüge, der Beschlagnahme und Ein­ ziehung von Druckschriften, der Waffendelikte, der Schließung von Räumlichkeiten sowie der Beschlagnahme und Einziehung von Waffen zugelassenen polizeilichen Maßnahmen sind die Ortspolizeibehörden. Zu allgemeinen Verboten von Versammlungen unter freiem Himmel und Aufzügen für bestimmt abgegrenzte Ortsteile nach § 6 Ws. 1 Nr. 1 und zur Schließung von Räumlichkeiten nach § 23 Ms. 1 und 2 der Reichsverordnung bedürfen die Verfügungen der Orts­ polizeibehörden der Zustimmung des Oberamts. Höhere Verwaltungsbehörde im Sinne des § 23 Ms. 5 Satz 2 der Reichsverordnung sind das Polizeipräsidium Stuttgart und die Oberämter. (2) Verbote periodischer Druckschriften nach § 9 in Ver­ bindung mit 8 10 der Reichsoerordnung erläßt das Innen­ ministerium als oberste Landesbehörde. 8 2 Bescheinigungen Ueber die Anmeldung von Versammlungen und Auf­ zügen nach § 1 Ws. 1 der Reichsverordnung haben die Orts-

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Anhang II. Ausführungsoorschristen der Länder

Polizeibehörden auf Antrag gebührenfreie Bescheinigungen auszustellen, die als Ausweis dienen. 8 3 Leitende Landesbeamte Leitende Landesbeamte im Sinne des § 2 Nr. 2 und des § 9 Abf. 1 Nr. 5 in Verbindung mit § 25 Abf. 2 der Reichsverordnung find die Mitglieder des Staatsmini­ steriums.

Stuttgart, den 8. Februar 1933.

Vaden

Verordnung und Vekanntmachung de» Ministers des Innern zur Ausführung der Verordnung -es Reichs­ präsidenten zum Schuhe -es deutschen Volte» Dom 8. Februar 1933 (GBBl. Nr. 3).

Zur Ausführung der Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutze des deutschen Volkes vom 4. Februar 1933 (Reichsgesetzblatt I Seite 35) wird mit sofortiger Wirkung verordnet, was folgt: 8 1 Ortspolizeibehörde im Sinne des § 1 Absatz 1 und 2, des § 7 und des § 23 Absatz 3 der Verordnung des Reichs­ präsidenten sind die Bezirksämter (Polizeipräsidien, Polizei­ direktionen). Diese Behörden sind auch für die Maßnahmen nach § 6 Absatz 1 und § 22 zuständig. Soweit die polizei­ liche Beschlagnahme und Einziehung von Druckschriften für das ganze Land erfolgen soll, ist das Polizeipräsidium Karls­ ruhe zuständig. 8 2 Zu Maßnahmen nach den §§ 2, 3, 4 und 23 Absatz 1 der Verordnung des Reichspräsidenten sind neben den Orts­ polizeibehörden auch die Bezirkspolizeibehörden zuständig; zu solchen nach den 88 2 und 3 Absatz 4 auch die Beauf­ tragten dieser Behörden.

Baden, Thüringen

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83 Höhere Verwaltungsbehörde im Sinne des § 23 Absatz 5 der Verordnung des Reichspräsidenten sind die Landes­ kommissäre.

84

Diese Verordnung tritt mit der Verkündung in Kraft. Karlsruhe, den 8. Februar 1933.

Der Minister des Innern Dr. Umhauer.

Bekanntmachung -es Staatsministeriums zur Ausführung der Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutze de» deutschen Volkes

vom 11. Februar 1933 (GBBl. Nr. 4).

Leitende Beamte im Sinne der Verordnung des Reichs­ präsidenten vom 4. Februar 1933 zum Schutze des deutschen Volkes (Reichsgesetzblatt I Seite 35) sind die Mitglieder des Staatsministeriums. Karlsruhe, den 11. Februar 1933. Das Staatsministerium Dr. Schmitt.

Thüringen

Verordnung zur Ausführung der Verordnung de» Reichspräsidenten zum Schutze des deutschen Volke» vom 4. Februar 1933 — RGBl. IS. 35 — vom 8. Februar 1933 (GS. S. 11). 1 Zu § 2 Nr. 2 und § 9< (1) Nr. 5: Leitende Beamte sind die Mitglieder der Landesregie­ rung (Staatsminister und Staatsräte).

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Anhang II. Ausführungsvorschriften der Länder

2 Zu 8 14 (1) Satz 1: Das Sammeln von Geld- oder Sachspenden wird den kommunistischen Parteien oder ihren Hilfs- und Reben­ organisationen zu politischen Zwecken oder zur eigenen Ver­ wendung von Haus zu Haus, auf Straßen oder Plätzen, in Gast- und Vergnügungsstätten oder an anderen öffentlichen Orten verboten. 3 Zu 8 22: Zuständig für die Anordnung der Polizeihaft ist in den Städten mit staatlicher Polizeiverwaltung diese, im übrigen das Kreisamt (88 7—9 ZustOrdg.). 4 Zu 8 23: (I) (Zu Abs. 1—3.) Zuständig für die polizeiliche Schließung von Räumen und für die Beschlagnahme und Einziehung von Waffen sowie für die Entziehung der Er­ laubnis zum Betrieb einer Gast- und Schankwirtschaft ist in den Städten, in denen eine staatliche Polizeiverwaltung besteht, diese, im übrigen das Kreisamt (88 7—9 ZustOrdg.). (II) (Zu Abs. 5.) Höhere Verwaltungsbehörde ist das Kreisamt (88 7—9 ZustOrdg.). Weimar, den 8. Februar 1933.

Thüringisches Ministerium des Innern.

Ausführungsanweisung zur Verordnung des Reichspräsidenten zur Erhaltung de» innere« Friedens vom 19. Dezember 1932 (Amts- u. Rbl. Nr. 5 v. 18. 1. 1933.) [1-41

5 Ein Verein, der auf Grund bisheriger Vorschriften wegen eines den 88 81 bis 86,127 bis 129 StGB, zuwider­ laufenden Zweckes aufgelöst worden ist, bleibt weiterhin verboten. Seine Fortsetzung oder Neubildung in irgend-

Thüringen

187

einer Form ist nach § 5 der BO. vom 19. 12. 1932 verboten und strafbar. Dies gilt insbesondere für den aufgelösten Roten Frontkämpferbund. Auch die durch VO. vom 3. 5.1932 — RGBl. IS. 185 — aufgelösten kommunistischen Gottlosenorganisationen blei­ ben nach wie vor verboten, da diese Verordnung weiter­ besteht. 6 Besteht der Verdacht, daß der Zweck eines Vereins den §8 81—86, 127—129 StGB. Auwiderläuft, so haben die Polizeibehörden uns unter Beifügung der erforderlichen Beweismittel umgehend zu berichten.

7 Die Geltungsdauer des § 3 des Gesetzes gegen Waffen­ mißbrauch vom 28. 3. 1931 — RGBl. I S. 77 — ist bis auf weiteres verlängert. Danach wird auch weiterhin mit Ge­ fängnis nicht unter 3 Monaten bestraft, wer gemeinsam mit anderen zu politischen Zwecken an öffentlichen Orten er­ scheint und dabei bewaffnet ist.

8 In Wirksamkeit bleiben von den früher erlassenen Not­ verordnungen gegen politische Ausschreitungen die in unserer Zusammenstellung vom 22. 6. 1932 — Bekannt­ machungen für die staatl. Polizei S. 117 ff. — aufgeführten Teile (Aenderung des § 86 StGB., Aenderung des Licht­ spielgesetzes, Maßnahmen gegen Waffenmißbrauch, Verstär­ kung des Ehrenschutzes, Auflösung der kommunistischen Gottlosenorganisationen). Zu beachten sind im übrigen die in Abschnitt IV der VO. vom 19. 12.1932 enthaltenen Aenderungen des Straf­ gesetzbuches.

Weimar, den 5. Januar 1933.

Thüringisches Ministerium des Innern. III P V.

188

Anhang II. Aussührungsvorschristen der Länder

Hamburg

Verordnung zur Ausführung der Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutze de» deutsche« Volkes (SVBl. S. 17).

Auf Grund von §§ 10, 14, und 25 Abf. 2 der Verord­ nung des Reichspräsidenten zum Schutze des deutschen Volkes vom 4. Februar 1933 (Reichsgesetzblatt Teil I Seite 35) ver­ ordnet der Senat: I. Zuständig für das Verbot einer periodischen Druck­ schrift für das gesamte hamburgische Staatsgebiet ist der Präses der Polizeibehörde. II. Zuständig für das Verbot von Sammlungen zu politi­ schen Zwecken im Sinne von § 14 der Verordnung ist der Präses der Polizeibehörde.

III. Leitende Beamte im Sinne des § 2 Nr. 2 und des § 9 Abs. 1 Nr. 5 der Verordnung des Reichspräsidenten sind die Mitglieder des Senats, die Staatsräte, der Polizeipräsident und dessen Stellvertreter sowie der Chef der Ordnungspolizei und dessen Stell­ vertreter. IV. Diese Verordnung tritt mit dem 15. Februar 1933 in Kraft.

Gegeben in der Versammlung des Senats,

Hamburg, den 13. Februar 1933.

Hamburg, Bremen

189

Sternen

Verordnung zur Ausführung -er Verordnung des Reichspräsidenten vom 6.*) Februar 1933 zum Schuhe des deutschen Voltes Vom 13. Februar 1933 (GBl. S. 9). Der Senat verordnet zur Ausführung der in der Ueber«

I. Leitende Beamte des Staates im Sinne des § 2 Nr. 2 und § 9 Abf. 1 Nr. 5 der Verordnung sind die Mit­ glieder des Senats. II. Zuständig für das Verbot einer periodischen Druck­ schrift nach 8 9 der Verordnung ist die Polizeikommission des Senats. III. Gegen die von den Ortspolizeibebörden in den Fällen der §§ 1, 4 und 7 getroffenen Entscheidungen ist die Beschwerde an die Polizeikommission, gegen deren Entschei­ dung die Beschwerde an den Senat zulässig.

Beschlossen Bremen, in der Versammlung des Senats am 11. und bekanntgemacht am 13. Februar 1933. *) Soll heißen: 4. Februar!

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Anhang III Uebersicht über die Retigionsgesellfchaften des öffentlichen Rechts in den größeren Ländern und den Hansestädten (§ 1 Abs. 1 Nr. Zund § 6 Abs. 1 Nr. 3 v. 14. 6. 1932)

Religionsgesellschaften mit den Rechte« einer öffentliche« Korporation sind folgende: Preußen:

Die Gemeinden und kirchenverfassnngsrechtlichen Verbände der evangelischen Landeskirchen und der katholischen Kirche einschließlich der Altkatholiken sowie der jüdischen Religionsgesell­ schaft.

Bayern:

Die katholische Kirche und die altkatho­ lische Religionsgesellfchaft, die evangelischen Kirchen einschließlich der reformierten Kirche, die israelitischen Kultus- und Synagogeagemeinden, der Verband bayerischer israelitischer Gemeinden in München, der Verband bayerischer israelitischer Sultusaemeinden in der Pfalz, der Bund gesehestreuer israelitischer Sulturgemeinden Payern» in Schweinfurt. Die evangelisch-lutherische Kirche und ihre Einzelgemeinden, die römisch-katholische Kirche und ihre Eiazelgemeinden, die evangelisch-reformierten Gemeinden in Dresden und Leipzig,

Sachsen:

Anhang HI. Religionsgesellschaften des öffentl. Rechts

191

die freireligiöse (deutsch-katholische) Ge­ meinschaft in Sachsen. Sih Dresden, und ihre Elnzelgemeinden, die israelitischen Religionsgemeinden, die Evangelische Vrüdernnität in Deutschland und ihre sächsischen llnlerverbSnde (Brüdergemeinden), die Bischöfliche Methodistenkirche in Sachsen. die evangelisch-lutherische Freikirche in Sachsen mit dem Sih In Tliederplanih und ihre Einzelgemeinden, die Vereinigung der Baptisten mit dem Sih in Dresden und ihre Einzel­ gemeinden. Württemberg:Die evangelische und katholische Kirche, die israelitische Religionsgemeinschaft, die Bischöfliche Methodistenkirche in Württemberg, der Landesverband der Evangelischen Gemeinschaft in Württemberg, die reformierte Gemeinde in Stuttgart. Baden: Die evangelifchen und römisch-katholi­ schen Kirchen einschließlich der Altkatholikengemeinschaft des Landes, die israelitische Religionsgemeinschaft Badens, die freireligiöse Landesgemeinde in Vaden. der Landesverband der Gemeinden der bischöflichen Methodistenkirche in Ba­ den. die neuapostolische Kirche im Freistaat Baden, der Landesverband der evangelischen Gemeinschaft in Vaden. die Brüdergemeinde zu Königsfeld, die israelMfche Religionsgesellschaft In Karlsruhe. Thüringen: Die Thüringer evangelische Kirche nnd ihre Einzelgemeinden.

192

Anhang III. Religionsgesellschaften des öffentl. Rechts der Lund evangelischer Gemeinden in Thüringen, die Evangelische BrüderunitSl, die Bischöfliche Methodislenkirche in Thüringen, das römisch-katholische Bistum Meißen, die Gemeinschaft proletarischer Frei­ denker, Wirtschaftsgebiet Thüringen, ferner im Gebiet von

a) Sachsen-Weimar-Elseaach: die römisch-katholische Kirche, die katholischen Kirchengemeinden, die israelitischen Sultusgemeinden,

b) Sachsen-Meiningen: die römisch-katholische Kirche und einzelne katholische Kirchengemein­ den, die israelitischen Sultusgemeladea, c) Schwarzburg-Sondershavfea: die römisch - katholischen Pfarrgemeladea und die Synagogen­ gemeinden in Sondershausen und Arnstadt,

d) Reuß: die evangelisch-lutherische Kirche in Reuß S. £., die römisch-katholische Kirche im Bolkrstaat Reuß, die israeliftsche Religionsgemeinschaft Gera.

Hessen:

Die evangelische und römisch-katholische Kirche einschließlich der allkatholischen Kirche,

die israelitischen Religionsgemeinden, die freireligiösen Gemeinden in Mainz, Offenbach und Ober-Ingelheim.

Hamburg:

Die evaugelifche Kirche und die RömischKatholische Gemeinde,

Anhang III. Religionsgesellschasten des öffentl. Rechts

Bremen:

Lübeck:

193

bie Gemeinden der deutschen Evangelisch-Reformierten, der AranzösischReformierten, der Lnglisch-Reformierfen und bie Englisch-Bischöfliche Gemeinde. bie Bereinigung bet Mennoniten-Gemeinben im Deutschen Reiche, bie Deutsch- Israelitische Gemeinde, bie Dortugiesisch-Jüdische Gemeinde, bie Methobisten-. Monisten-. Baptisten­ gemeinden und einige Heinere Ge­ meinden verschiedener Bekenntnisse. Die Bremisch-evangelische Kirche und ihre (Betneinben unb Gemeindever­ bände, bie römisch-katholische Kirche, bie Bischöfliche Methodisienkirche. Die evangelisch-lutherische Kirche, bie reformierte Gemeinde, bie römisch-katholische Kirchengemeinde, bie israelitische (Bemeinbe.

Häntzschel, PoNt. Notverordnungen, 4. Aufl.

IS

194

Sachverzeichnis (Die Zahlen bedeuten die Seiten)

70, 80 Abgeordneter, als verantwortlicher Redakteur 104 Ablieferungspflicht, illegaler Druckschriften 59/60 Abzeichen, VereinsAnfechtung, f. Beschwerde. Angriff, auf Leib oder Leben —, gegen Reichspräsidenten, Regierungsmitglieder, Re135 gierunaskommistare — 47, 69, 95, 111, 113, 134 —,, gegen gegen sonstige sonstige Personen Personen 39 Anmeldung, von Versammlungen und Aufzügen 96 —, Abweichung von — Anordnungen der Behörden, Ungehorsam gegen 21, 46/47, 69 Anreizen zum Ungehorsam 47/48, 69 39 Anzeige, Pflicht zur — v. Versammlungen u. Aufzügen 104 -------- v. illegalen Druckschriften 47, 69 Aufforderung zu Gewalttaten 46 69 — zum Ungehorsam 39 Auflage, statt Versammlungoerbot 47 —, statt Dersammlungsauflösung 19, 46 Auflösung, von Versammlungen u. Aufzügen 23 Aufruhr 39, 43 Auszug 96/97 Aufzugsverbot, Zuwiderhandlung gegen 92 Ausländische Druckschriften, Verbot period. 46, 49, 69, 160, 164, 166 Beamte, leitende —, Beschimpfung oder böswillige Verächtlichmachung von 46, 69 Beauftragte, der Polizei 55, 97 58 Begründung, der Auflösung einer Versammlung -------- eines Vereins 129, 175 —, des Verbots einer Druckschrift 72, 86, 171 Behörden, Schutz der —, s. auch leitende Beamte 46, 69 Beleidigung, s. Verleumdung, Beschimpfung Beschimpfung, von Organen, Einrichtungen, Behörden oder leitenden Beamten 46, 49, 69 —, von Religionsgesellschaften, ihren Einrichtungen, Gebräuchen usw. 47 ff., 69 Beschlagnahme, von Druckschriften 19, 62 ff. 130 —, des Vereinsvermögens —, des Privatvermögens 22 112, 115 —, von Waffen

Sachverzeichnis

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Beschwerde, Abhilfe der 82 ff. 91 Beschwerde, Frist für Weiterleitung der gegen beschränkende Auslagen u. Versammlungsverbot 46 — Versammlunasauflösung 59, 20 — Vereinsauflösung 123, , 20 20 — Beschlagnahme und Einziehung v. Druckschriften — Zeitungs- und Zeitschriftenverbote 82, 20 82, 84 Frist für Einlegung der Bewaffnetes Erscheinen, "an öffentl. Orten 144 Böswillige Verächtlichmachung 46, 50, 69 23 Brandstiftung Briefgeheimnis 17, 19 19, 104 ff., 112 ff., 154 Druckereien 154, 158, 100 Druckmaschinen, Einziehung von 19, 33, 62/63 Druckschrift (s. auch Beschlagnahme, Verbot) 155 ff. —gottlose 33, 36, 69, 76, 100 ff. — hochverräterische 100 ff. — illegale 17 ff-,25 ff. — kommunistische 70 — periodische — sozialdemokratische 17, 25 f. 17, 25 f. — der Gewerkschaften 18 Durchsuchungen 19/20 Eigentum, Eingriffe in s. a. Beschlagnahme Einheitliche Kleidung Einrichtungen, des Staates —, der Religionsgesellschaften Einziedung (s. Beschlagnahme) Einziehung, von Druckmaschinen 19, 100, 154, 158 23 Eisenbahnanlagen, Beschädigung von — 35 Ermittlungsrichter, bei Hoch- und Landesverrat 70, 81 s., 88, 98 Ersatzblätter ......... 144 ff. Erscheinen, bewaffnetes 73, 90, 92 Erscheinungsort 23 Explosion 80 ^territoriale Ex 70 Extrablätter Fälschung, landesverräterische 28 Fernsprechgeheimnis 19 132, 156, 100 f. Fortsetzung verbotener Vereinstätigkeit Freidenker 155 f. 23 Freiheitsberaubung Freireligiöse Gemeinden 53 40 Gäste, in Vereinsversammlungen 23/24 Geisel, Festnahme als 33, 69, 78 Generalstreik Gewalttätigkeit, Aufforderung oder Anreizung zu — siehe Angriff

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Gewerkschaften 17, 26 23 Giftbeibringung Grundrechte, Außerkraftsetzung 17 ff., 45 Haft, polizeiliche 18, 107 18 Haussuchungen 32 Hochverrat durch Zersetzung von Reichswehr oder Polizei —, durch Druckschriften 33, 36, 69, 76, 100, 104 —, zwecks gewaltsamer Verfassungs- oder Gebietsänderung 23 34 ff. —, Verfahrungsvorschriften bei — 107 —, Polizeihaft bei — 34 —, Zuständigkeit — 100 Impressum, falsches 59/60 Kleidung, einheitliche Körperverletzung, s. Angriff 20, 23, 164 Kommissare, des Reichs 23, 164 —, der Länder 17, 20, 25 Kommunistische Gewaltbestrebungen 25/26 —, Organisationen —, Presse 19 Konzerte 42 70, 81 Kopfblätter 163 Kosten, des Verfahrens bei Zeitungsverboten 20, 23, 164 Länderkommiffare 28 ff. Landesverrat, Bestrafung 34 ff. —, Verfahren bei — —, Zeitungsverbot wegen — 69 ff. 34 —, Zuständigkeit 23 Landfriedensbruch 69, 79/80 Lebenswichtige Interessen des Staates 46, 49, 69, 160, 164, 166 Leitende Beamte 55, 57 Leiter, einer Versammlung Massenstreik, als Hochverratsmittel 33 Minister, Beschimpfung oder böswillige Verächtlichmachung von 46, 69 160, 166 —, als leitender Beamter 132, 156 Mitglied, von Vereinigungen 28, 30 Nachrichten, gefälschte, geheimzuhaltende —, offensichtlich unrichtige 69, 79 95 Notstand 20, 45, 61, 63, 107 Oeffentliche Sicherheit Oeffentlicbkeit der Versammlung 39 —, der Aufforderung oder Anreizung zu Gewalttaten 95 161 —, der mündlichen Verhandlung vor dem Reichsgericht Organe, des Staates 46, 48, 69 Organisatorischer Zusammenhalt 132 f., 156 ff. Periodische Druckschrift 19, 69, 70, 88, 92 Politisch 41 Politische Partei, als staatsfeindliche Verbindung 128

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39 ff. Politische Versammlung Politischer Zweck 41, 93, 111, 113, vgl. auch 124 Polizei, Zuständigkeit der — zu Versammlungsverboten 39, 19 —, — zu Versammlungsauflösungen 19, 46 ff. 39, 45, 47 —, — zu Auflagen 19, 62, 156 —, — zu Druckschristenb efchlagnahme —, — Verhaftung 18, 107 55, 97 Polizeibeauftragte, in Versammlungen 18, 107 Polizeihaft 73, 172 Postdebit 19 Postgeheimnis 19 Privateigentum, Eingriffe in — —, f. a. Schadensersatz, Beschlagnahme. Räumlichkeiten, polizeiliche Schließung von Hl ff-, 18 fRechtsmittel, gegen Vereins- und versammlungspolizeiliche Verfügungen 20, 39, 45, 47, 123 —, — preßpolizeiliche Verfügungen 20, 64, 82 ff., 88, 91, 92 —, — Polizeihaft (f. a. Beschwerde) 18, 107 Redakteur, verantwortlicher 70, 80 Redner 19, 45, 96 Reichskommissare 23, 164 Reichspräsident, Beschimpfung, Verleumdung, Gewalttat gegen — 135, 23 —, Beschimpfung oder böswillige Verächtlichmachung 46,48, 69 Reichswehr, Beschimpfung od. Verächtlichmachung ™ ' von 32,135, 143 Reichsregierung, Beschimpfung oder böswillige Verächtlichmachung 46 ff., 69 ff. Reichsverfassung (f. Grundrechte) 47 ff., 69, 190 ff. Religionsgesellschaften des öffentlichen Rechts 53 —, Einrichtungen, Gebräuche usw. der 118, 148 Richtlinien, für Handhabung der Verordnung Sammlungen, zu politischen Zwecken 93, 99 85/86 Schadensersatz, bei unberechtigten Zeitungsverboten 19/20 —, bei sonstigen behördlichen Anordnungen Schließung von Räumlichkeiten 17 ff., 111 116 Schnellverfahren 70, 80 Schriftleiter, verantwortlicher Scyußwaffe s. Waffe. Schutzhaft 17 ff., 107 ff. 20, 45, 61, 63, 107 Sicherheit, öffentliche Sozialdemokratische Organisationen 17, 19, 26 19 —, Presse 30 Staatsgeheimnis 46, 48, 69, 135 Staats-Organe 46, 48, 69 — -Einrichtungen 46, 48, 69 — -Behörden 46, 48, 23, 69 — -Beamte 49, 160, 166 Staatssekretäre, als leitende Beamte

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Strafe, bei Verschiedenheit der Strafgesetze zwischen Be149 ff., 120 ung und Urteil 151 chung im Strafregister 150 —, Milderung der 151 Strafregister, Löschung der Strafe im 69, 78 Streik, in lebenswichtigem Betrieb 33 —, als Hochverratsmittel 52 Synagoyengemeinden 80 Tageszeitung 42 Tanzlustbarkeiten Tatsachen, unwahre oder entstellte s. Nachrichten. 59, 97 Teilnehmer, an aufgelöster Versammlung 97 —, an verbotener Versammlung 132, 156 —, an aufgelöster Vereinigung 17 ff. Telegraphengeheimnis 42 Theatervorstellungen 23 Tötung, Unternehmen der — Todesstrafe 23, 28 23 Überschwemmung 55 Ueberwachuna, von Versammlungen Ueble Nachreoe s. Verleumdung. Unbrauchbarmachung (f. Einziehung von Druckmaschinen, Beschlagnahme) 46/47 Ungehorsam, gegen Gesetze, Verordnungen 59 Uniform, Verbot des Tragens von — 132 f., 156 f. Unterstützung, aufgelöster Vereinigung 23, 134 ff. Verabredung, f. Verbrechen wider das Leben ~ 49, - 69 46, Verächtlichmachung von Staatsorganen usw. —, von Religionsgesellschaften usw. 47 ff., 69 58 Veranstalter einer Versammlung 70, 80 Verantwortlicher Schriftleiter 123, 125 ff. Verbindung, Vereinigung, bewaffnete 123, 126 ff. —, geheime 123, 125 ff. —, hochverräterische 123, 126 ff. —, staatsfeindliche —, Uniformverbot für politische — 134, 136 —, wider das Leben 19, 39 ff. Verbot, einer Versammlung 19, 123 ff. —, einer Vereinigung —, von Uniformen 19, 69 ff. —, von Zeitungen und Zeitschriften 98, 100, 156 Verbotene Druckschriften, Druck, Verlag von — 100 Verbreitung, illegaler Druckschriften 30, 33, 100 —, hochverräterischer — Vereinigung, s. Verbindung. 60, 133, 158 Vereinsabzeichen 130 Vereinsvermögen 40 Vereinsversammlung 23 Vergiftung, gemeingefährliche

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Verhaftung 18, 107 Verherrlichen 69, 78 Verkehrslotale, Schließung von — 111 ff. Verleger 71, 83, 88, 102, 155 f. Verleumdung 135, 140 Vermögenseinziehung 22 Verrat militärischer Geheimnisse, —, Bestrafung 28 —, Verfahrensvorschriften 35 ff. —, Polizeihaft wegen — 107 —, Zeitungsverbot wegen — 69 ff. —, Zuständigkeit 34 Versammlung, Begriff 41f. —, Auflösung 19, 46, 58 —, Genehmigung unter Auflagen 39 —, Teilnahme an verbotener — 97 —, Verbot 39, 59, 19 —, Anmeldepflicht von — 39 —, öffentliche und geschlossene — 39 Versammlungsraum, unerlaubte Bereitstellung von — 96 Versammlungsverbote, Zuwiderhandlung gegen 96/97 Verwaltungsstreitverfahren 59 Verwarnung 70, 160 Vorrat, illegaler Druckschriften 104 Voruntersuchung, bei Hoch- und Landesverrat 35, 37 Vorzensur 19 Wehrmacht s. Reichswehr. Waffen 23, 107 f., 112, 115, 125 ff., 144 ff. Waffendelikt, Verhaftung bei 107 Wissenschaftliche Vorträge 42 Wochenzeitung 70, 80 Zusammenhalt, organisatorischer 132/133 Zuständigkeit, —, für Versammlungsanmeldung und -verbot 19, 39 ff., 59 —, für Versammlunasauflösung 19, 46 ff. —, für Vereinsauflösung 19, 123 ff. —, für Uniformverbote 59 —, für Beschlagnahme und Einziehung von Druckschriften 19 62 ff. 19, 69 ff. —, für Zeitungsverbote 70, 88 Zustellung, von Ersatzblättern 95 iwevkampf

Die

Arbeitsgesetze in einem Band 2. Auflag e (Sammlung arbeitsrechtlicher Gesetze Band 1)

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Wagemann Ministerialrat im Preuß. Justizministerium

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