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German Pages 251 [252] Year 1965
MANFRED BALDUS Die philosophisch-theologischen Hochschulen in der Bundesrepublik Deutschland Geschichte und gegenwärtiger Rechtsstatus
NEUE KÖLNER RECHTSWISSENSCHAFTLICHE ABHANDLUNGEN
HERAUSGEGEBEN
VON
DER R E C H T S W I S S E N S C H A F T L I C H E N FAKULTÄT DER U N I V E R S I T Ä T ZU KÖLN
H E F T 38
Berlin 1965
WALTER DE GRUYTER & CO. vormals G. J . Göschen'sche Verlagshandlung • J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung Georg R e i m e r • Karl J. T r ü b n e r • Veit & Comp.
Die philosophisch-theologischen Hochschulen in der Bundesrepublik Deutschland Geschichte und gegenwärtiger Rechtsstatus
Von
Dr. Manfred Baldus Gerichtsassessor in Düsseldorf
Berlin 1965
WALTER DE GRUYTER & CO. vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung • J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung Georg Reimer • Karl J. T r ü b n e r • Veit & Comp.
Archiv-Nr. 27 08 65 6 Satz iind I>ruck: $ Saladrnck, Berlin 65 Alle Rechte» e i o i d i l i e i l i e h de« Hechtes der Herstellung m
F o t o k o p i e n a n d Mikrofilmen» vorbehalten
INHALTSVERZEICHNIS Seite Abkürzungsverzeichnis
IX
Vorwort und Abgrenzung des Themas
1
I. Einführung: Die Stellung des Priesters innerhalb der katholischen Kirche und die gegenwärtige Organisation des Priesterausbildungswesens . . . .
4
II. Hauptteil: A. Die Geschichte der phil-theol. Hochschulen seit der Wende zum 19. Jahrhundert
9
1. Die Entwicklung bis zum Jahre 1919 a) Die linksrheinischen Gebiete zwischen 1798 und 1813
.
.
9
b) Preußen
12
c) Bayern
36
d) Die Staaten der Oberrheinischen Kirchenprovinz . . . .
49
e) Das Reichsland Elsaß-Lothringen
56
2. Die Entwicklung von 1919 bis zur Gegenwart a) Vom Erlaß der Weimarer Reichsverfassung bis zum Abschluß des Reichskonkordats
58
b) Die phil.-theol. Hochschulen zwischen 1933 und 1945
75
.
.
c) Die phil.-theol. Hochschulen von 1945 bis zur Gegenwart (1964)
79
aa) Vorbemerkung
79
bb) Zum Verhältnis von Staat und Kirche
79
cc) Theologische Fakultäten und kirchliche Hochschulen in den Verfassungen der Nachkriegszeit
80
dd) Die neue Satzung der Phil.-Theol. Akademie in Paderborn v. 1. November 1955
82
ee) Die kirchlichen Studienanstalten nach dem Vertrag über das Bistum Essen
82
ff) Die Entstehung der phil.-theol. Hochschule Königstein
83
gg) Die Vorläufigen Satzungen der phil.-theol. Hochschule Fulda v. 15. März/21. Mai 1951
86
VI Seite hh) Die Errichtung der theologischen Fakultät an der Universität Mainz ii) Die Errichtung der Theologischen Fakultät Trier . . kk) Die Entwicklung der phil.-theol. Hochschulen in Bayern
86 88 90
B. Die gegenwärtige Rechtsstellung der phil.-theol. Hochschulen 1. Rechtliche Grundfragen der phil.-theol. Hochschulen a) Die sog. kirchliche Hochschulfähigkeit
99
aa) Zur Auslegung der §§ 1,2 II 12 ALR
99
bb) Durchbrechungen des institutionellen staatlichen Hochschulmonopols zugunsten kirchlicher Hochschulen . .
106
b) Die phil.-theol. Hochschulen als wissenschaftliche Hochschulen im Sinne des deutschen Hochschulrechts . . . .
117
.
117
bb) Zur Anwendung des Hochschulbegriffs auf kirchliche Hochschulen
aa) Zum Begriff der wissenschaftlichen Hochschule
.
.
119
cc) Die phil.-theol. Hochschulen als wissenschaftliche Hochschulen
125
dd) Exkurs: Die phil.-theol. Hochschulen nach kanonischem Recht
132
c) Das Promotions- und Habilitationsrecht der phil.-theol. Hochschulen
133
aa) Das Promotionsrecht
133
bb) Das Habilitationsrechts
151
2. Die Rechtsstellung der phil.-theol. Hochschulen im übrigen .
.
a) Der organisatorische Aufbau der phil.-theol. Hochschulen
155 156
aa) Hochschulorgane und Hochschulaufsicht
156
bb) Die Abteilungen der phil.-theol. Hochschulen . . . .
169
b) Die Rechtsform der phil.-theol. Hochschulen
170
c) Das Verhältnis der phil.-theol. Hochschule zum Priesterseminar
173
d) Die Hochschullehrer an den phil.-theol. Hochschulen
174
.
.
bb) Die Begründung des Hochschullehrerverhältnisses .
.
178
cc) Das Recht der Dozenten kirchlicher phil.-theol. Hochschulen zur Führung des Professortitels
185
dd) Die Emeritierung bzw. die Versetzung in den Ruhestand
186
aa) Die Gliederung der Hochschullehrerschaft
174
VII Seite ee) Die Beendigung des Hochschullehrerverhältnisses
.
.
e) D i e Rechtsverhältnisse der Studierenden
187 189
III. Zusammenfassung
197
IV. Bibliographie
200
V.
Dokumentation Anhang I :
Statuten der Theologischen Fakultät Trier (Auszug) .
Anhang I I :
Vorläufige Satzungen der Phil.-Theol. Hochschule Fulda
.
(Auszug)
221 227
Anhang I I I : Statuta Academiae Paderbornensis (Auszug)
. . . .
228
Anhang I V : Grundordnung der Phil.-Theol. Hochschule Königstein (Auszug) Anhang V :
Satzung
233 der
staatlichen
Bayern (Auszug)
phil.-theol.
Hochschulen
in 236
IX
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS A. A. AAS ABl.KuMinNRW Abl.MinErzVb Abs. a. E. AkGrG AkKR ALR Anm. Arch mrhKG Art. Aufl. AZ BadK BayBS BayBSVK
BayVGH
BayK Bd., Bde. betr. BGB BGH BRRG BVerfG BVerfGE BVerwG
anderer Ansicht Acta Apostolicae Sedis Amtsblatt des Kultusministeriums des Landes Nordrhein-Westfalen Amtsblatt des Hessisdien Ministers für Erziehung und Volksbildung Absatz am Ende Gesetz über die Führung akademischer Grade vom 7. Juni 1939 (RGBl. , S. 985) Archiv für katholisches Kirchenrecht Allgemeines Landrecht für die preußischen Staaten Anmerkung Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte Artikel Auflage Aktenzeichen badisches Konkordat Bereinigte Sammlung des Bayerischen Landesrechts 1802—1956 Bereinigte Sammlung der Verwaltungsvorschriften des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus 1865—30. 6.1957 Sammlung von Entscheidungen des bayerischen Verwaltungsgerichtshofs mit Entscheidungen des bayerischen Verfassungsgerichtshofs bayerisches Konkordat Band, Bände betreffend Bürgerliches Gesetzbuch Bundesgerichtshof Beamtenrechtsrahmengesetz Bundesverfassungsgericht Sammlung der Entscheidungen des BVerfG Bundesverwaltungsgericht
X c.
Kanon
CodJC
Codex Juris Canonici
ders.
derselbe
Diss.
Dissertation
DUZ
Deutsche Universitätszeitung
DVB1.
Deutsches Verwaltungsblatt
ebd. f.. GBl.
ebendort ff.
folgende Gesetzblatt
Ghzt.
Großherzogtum
GVB1.
Gesetz- und Verordnungsblatt
Hist.-pol. Bl.
Historisch-politische Blätter
Hs.
Halbsatz
HSchLG
Hochschullehrergesetz
Jb.
Jahrbuch
jur.
juristisch
JZ
Juristenzeitung
K., Kgl.
königlich
kan.
kanonistisch
KMB1.
Amtsblatt des Bayerischen Staatsministeriums für
LThK
Lexikon für Theologie und Kirche
MDR
Monatsschrift für deutsches Recht
Unterricht und Kultus
Mschr.
Maschinenschrift
m. w. H .
mit weiteren Hinweisen
n.
numero
n. F., N . F.
neue Folge
NJW
N e u e Juristische Wochenschrift
NRW
Nordrhein-Westfalen
ÖAKR
österreichisches Archiv für Kirchenrecht
o. J.
ohne Jahr
ÖK
österreichisches K o n k o r d a t
o. O.
ohne O r t
OVG
Oberverwaltungsgericht
phil.
philosophisch
PhThH
Philosophisch-Theologische Hochschule(n)
PrGS
Preußische Gesetzsammlung
PrK
preußisches K o n k o r d a t
RegBl.
Regierungsblatt
RGBl.
Reichsgesetzblatt
Rhld-Pf.
Rheinland-Pfalz
XI RHO RK S. SJZ Sp. SS s. v. theol. TrTheolZ TübTheolQ u. a. Verf. vgl. VO VVStRL WS ZevKR ZGStW zit. ZKR Ztschr.
Reichshaushaltordnung Reichskonkordat Seite, Satz Süddeutsche Juristenzeitung Spalte Sommersemester sub verbo theologisch Trierer Theologische Zeitschrift Tübinger Theologische Quartalschrift unter anderem, bei Literaturangaben: und anderenorts Verfasser vergleiche Verordnung Veröffentlichungen der Vereinigung der deutschen Staatsrechtslehrer Wintersemester Zeitschrift für evangelisches Kirchenrecht Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft zitiert Zeitschrift für Kirchenrecht Zeitschrift
VORWORT U N D ABGRENZUNG DES THEMAS Für das wissenschaftliche Studium der katholischen Theologie und ihrer Grenzbereiche bestehen in der Bundesrepublik Deutschland zur Zeit folgende Institutionen: 1. die staatlichen katholisch-theologischen Fakultäten an den Universitäten Bonn, Freiburg, Mainz, München, Münster, Tübingen und Würzburg, 2. die kirchliche Theologische Fakultät Trier, 3. die staatlichen philosophisch-theologischen Hochschulen in Bamberg, Dillingen, Freising, Passau und Regensburg, 4. die kirchlichen philosophisch-theologischen Hochschulen in Eichstätt, Frankfurt (St. Georgen), Fulda und Königstein/Taunus und die Philosophisch-theologische Akademie in Paderborn, 5. die Philosophische Hochschule bei St. Stephan in Augsburg, 6. die philosophisch-theologischen Lehranstalten der religiösen Orden und Kongregationen. Gegenstand dieser Arbeit sind die theologisch-wissenschaftlichen Studienanstalten mit Ausnahme der staatlichen katholisch-theologischen Fakultäten, der Philosophischen Hochschule bei St. Stephan in Augsburg und der philosophisch-theologischen Lehranstalten der religiösen Orden und Kongregationen. Über die Rechtslage der staatlichen Fakultäten liegt neben dem älteren Werk von Oechsler 1 die Dissertation von Drügh 2 vor. Die Philosophische Hochschule bei St. Stephan in Augsburg, eine Veranstaltung des Benediktinerordens, bleibt hier unberücksichtigt, weil sie sich fachlich nur auf Grenzbereiche der Theologie, nämlich die allgemeinen und philosophischen Vorstudien 3 , beschränkt. Außerdem bietet 1 OECHSLER, Hermann, Die rechtliche Stellung der katholischen Kirche zu den staatlichen theologischen Fakultäten, Preisaufgabe der jur. Fakultät der Universität Heidelberg, Studienjahr 1912/13, jur. Diss. (Mschr.) Heidelberg 1925. 2 DRÜGH, Franz, Die rechtliche Stellung der theologischen Fakultäten nach der Reichsverfassung und den Kirchen Verträgen, jur. Diss. Köln 1934. 3 Das Vorlesungsverzeichnis der Hochschule f. d. WS 1960/61 enthält Kollegien über Pädagogik, Physik, bayerische Kirchengesdiidite, Kunstgeschichte, Wirtschaftsgeschichte, Philosophie und Musik.
1 B a 1 d u s, Hodisdiulen
2 sie wegen ihrer geringen äußeren Entfaltung 4 so wenige rechtliche Vergleichsmöglichkeiten mit den anderen theologischen Studienanstalten, daß eine rechtliche Würdigung in diesem Rahmen keinen Gewinn verspricht. Ausscheiden müssen auch die Studienhäuser der religiösen Orden und Kongregationen; die sog. Ordenshochschulen sind interne Veranstaltungen der betreffenden Gemeinschaften und erhalten durch sie ihr eigentümliches Gepräge 5 . Die übrigen, oben unter 2. bis 4. genannten Institutionen werden für die Zwecke dieser Untersuchung unter dem Terminus „PhilosophischTheologischen Hochschulen" (PhThH) zusammengefaßt. Eine solche Sammelbezeichnung ist berechtigt, weil sich die meisten dieser Einrichtungen selbst „Philosophisch-Theologische Hochschule" nennen; auch die beiden Studienstätten, die diese Bezeichnung nicht tragen, nämlich die Philosophisch-theologische Akademie in Paderborn und die Theologische Fakultät Trier, haben in ihrer Geschichte das rechtliche Schicksal der anderen kirchlichen PhThH weitgehend geteilt 6 . Der Hauptzweck der Arbeit besteht darin, das zum Teil weit verstreut liegende Material zur Geschichte und zum Gegenwartsstatus der PhThH zusammenzufassen, zu ordnen und in einigen wesentlichen Bereichen im Lichte des staatlichen Rechts kritisch zu würdigen. Die kanonisch-rechtliche Lage findet daher nur insoweit Erwähnung, als es zum Verständnis der staatlich-rechtlichen Fragen förderlich erscheint. D a an den PhThH hauptsächlich der Priesternachwuchs studiert, ist es zur Einführung angebracht, wenigstens kurz auf die Stellung des Priesters innerhalb der katholischen Kirche und die allgemeine Organisation des 4 D i e H o c h s c h u l e ist p r a k t i s c h ein A n n e x z u d e m b e d e u t e n d e n , ebenfalls v o n B e n e d i k t i n e r n g e l e i t e t e n G y m n a s i u m bei S t . S t e p h a n . D a s A m t des H o c h s c h u l r e k t o r s u n d des O b e r s t u d i e n d i r e k t o r s w e r d e n in P e r s o n a l u n i o n v e r w a l t e t . D e r R e k t o r u n d die D o z e n t e n , h ä u f i g z u g l e i c h L e h r k r ä f t e des G y m n a s i u m s , w e r d e n v o m A b t b e r u f e n . D i e Z a h l d e r S t u d i e r e n d e n h a t in d e n l e t z t e n J a h r e n zwischen 12 u n d 26 g e s c h w a n k t . D i e S t u d i e n a n d e r P h i l o s o p h i s c h e n H o c h schule s i n d i m a l l g e m e i n e n auf d r e i S e m e s t e r a n g e l e g t u n d w e r d e n in d i e s e m U m f a n g e auch v o n d e n a n d e r e n H o c h s c h u l e n a n g e r e c h n e t . Ü b e r die E n t w i c k l u n g der L e h r a n s t a l t e n bei S t . S t e p h a n in A u g s b u r g g e b e n die J a h r e s b e r i c h t e Aufschluß (Titel: Philosophische Hochschule und Humanistisches G y m n a s i u m bei S t . S t e p h a n in A u g s b u r g ) . 5 V g l . HANSTEIN, H o n o r i u s , O r d e n s r e c h t , P a d e r b o r n 1 9 5 3 , S. 167. THIEME, H a n s , D e u t s c h e s H o c h s c h u l r e c h t , B e r l i n u . K ö l n 1 9 5 6 , S. 6. E i n e Ü b e r s i c h t ü b e r die in d e r B u n d e s r e p u b l i k D e u t s c h l a n d z u r Z e i t b e s t e h e n d e n S t u d i e n a n s t a l t e n d e r O r d e n u n d K o n g r e g a t i o n e n findet sich i n : Kirchliches H a n d b u c h 2 5 ( 1 9 5 7 / 6 1 ) , S. 1 0 7 f f . ; v g l . auch MAYER, S u s o , D i e O r d e n s h o c h s c h u l e n , i n : A k K R 132 (1963), S. 110 ff. 6 V g l . auch HONSELMANN, K l e m e n s , D i e P h i l o s o p h i s c h - T h e o l o g i s c h e n Hochschulen i m W a n d e l d e r k i r c h e n p o l i t i s c h e n A n s c h a u u n g e n , P a d e r b o r n e r R e k t o r a t s r e d e 1961 ( u n v e r ö f f e n t l . ) , S. 1 f.
3 Priesterausbildungswesens einzugehen, wobei die gegenwärtigen Verhältnisse in den Diözesen der Bundesrepublik Deutschland besonders berücksichtigt werden. Der daran anschließende Hauptteil der Arbeit gliedert sich in einen historischen und einen systematischen Abschnitt. Im historischen Abschnitt wird die Frage nach der allgemeinen geschichtlichen Entwicklung der P h T h H etwa seit der Wende zum 19. Jahrhundert gestellt. Dabei erfordert es die enge Verflechtung der verschiedenen Arten theologischer Studienanstalten, nicht nur die Vorläufer der heutigen P h T h H zu berücksichtigen, sondern auch, soweit dies zum Verständnis der Lage der P h T h H erforderlich ist, den Werdegang der staatlichen theologischen Fakultäten und anderer kirchlicher Bildungsanstalten zu verfolgen. Der systematische Abschnitt („Die gegenwärtige Rechtsstellung der P h T h H " ) behandelt zunächst drei Grundfragen, die hauptsächlich f ü r das Recht der kirchlichen P h T h H bedeutsam sind: die kirchliche „Hochschulfähigkeit", die P h T h H als wissenschaftliche Hochschulen im Sinne des deutschen Hochschulrechts und das Promotions- und Habilitationsrecht der P h T h H . Darauf folgt ein Uberblick über die Rechtsverhältnisse der staatlichen und kirchlichen P h T h H im übrigen, der sich auf einige f ü r die rechtliche Beurteilung wesentliche Gebiete beschränken muß und in erster Linie als Einführung verstanden sein will. Am Schluß der Arbeit sind die wichtigsten Ergebnisse in der Form von Thesen zusammengefaßt. Hinsichtlich der gedruckten Quellen und des Schrifttums ist das Manuskript zum 31. Dezember 1964 abgeschlossen worden. Bei der Fertigstellung der Arbeit hat der Verfasser von staatlichen und kirchlichen Stellen durchweg bereitwillig R a t und Auskunft erhalten. Sein besonderer D a n k gilt H e r r n Prof. Dr. Dr. Hering (Köln), der die Arbeit angeregt und in jeder Weise gefördert hat. Die H o h e Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität zu Köln und die Gemeinschaft f ü r Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen haben durch ihre großzügige und dankenswerte Unterstützung die Publikation ermöglicht.
l*
I. E I N F Ü H R U N G Die Stellung des Priesters innerhalb der katholischen Kirche und die gegenwärtige Organisation des Priesterausbildungswesens Nach katholischer Dogmatik 7 sind dem Priester als „Diener Christi und Ausspender der Geheimnisse Gottes" heilsmittlerisch notwendige Vollmachten erteilt 8 . Der Kleriker ist durch die Weihen aus dem gläubigen Volk herausgehoben, nur er kann Träger der kirchlichen Weihe- und Hirtengewalt sein8. Da das Priestertum göttlichen Ursprungs ist, unterscheidet es sich nach kirchlicher Auffassung wesensmäßig „von jedem aus gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Entwicklungen hervorgehenden Berufsstand" 10 . Aus dieser Stellung des Priesters leitet die Kirche auch das Recht auf ausschließlich kirchliche Ausbildung des geistlichen Nachwuchses ab 11 . Deshalb bestimmt c. 1352 CodJC: „Ecclesiae est ius proprium et exclusivum eos instituendi, qui ecclesiasticis ministeriis sese devovere cupiunt". Dieser Grundsatz entspricht altkirchlicher Tradition, hat aber erst infolge der kirchenpolitischen Auseinanderestzungen des vorigen Jahrhunderts Eingang in das kanonische Recht gefunden 12 . Das Kirchenrecht regelt den Ausbildungsgang des Weltklerus in den cc. 972, 1365 CodJC 1 3 . Nach c. 1365 CodJC haben sich die Anwärter 7 Vgl.POHLE, Joseph, GUMMERSBACH, Josef, Lehrbuch der D o g m a t i k , 2 Bde., 10. Aufl., Paderborn 1952/56, hier Bd. 2, S. 296; SCHMAUS, Michael, Katholische Dogmatik, 5 Bde. in verschiedenen Auflagen, München 1948/58, hier Bd. 3/1,
S. 7 0 4 . 8
Vgl. Joh. 20, 21 ff.; 1. Kor. 4 , 1 . Vgl. EICHMANN, Eduard, MÖRSDORF, Klaus, Lehrbuch des Kirchenredits auf Grund des Codex Juris Canonici, 3 Bde., 9. Aufl., München, Paderborn u. Wien 1858/60, hier Bd. 1, S. 262. 9
10
SCHMAUS, B d . 3 / 1 , S . 7 0 5 .
11
V g l . EICHMANN-MÖRSDORF, B d . 2 , S. 3 8 7 .
12
Vgl. die bei GASPARRI, Petrus, Codex Juris Canonici, R o m a 1933, A n m . 3 zu c. 1352 genannten Quellen. 13 Vgl. FESSLER, Franz, Die wissenschaftliche Befähigung für die A m t s führung des Klerus nach dem neuen Codex iuris can., in: Ehrengabe deutscher
5 auf die Heiligen Weihen wenigstens zwei J a h r e den philosophischen und mindestens vier J a h r e den theologischen Studien einschließlich der pastoralpraktischen Fächer zu widmen. Es wird als wünschenswert angesehen, daß die Erziehung der künftigen Geistlichen von früher Jugend an in einem Seminar erfolgt (c. 9 7 2 § 1 1. Hs. C o d J C ) . Für die Dauer der theologischen Studien ist der Seminaraufenthalt grundsätzlich für alle Kandidaten zwingend vorgeschrieben; freilich ist der Bischof befugt, hiervon in besonderen Fällen („in casibus peculiaribus gravi de causa") zu dispensieren ( c . 9 7 2 § 1 2. H s . C o d J C ) . D i e Einrichtung des Seminars („seminarium") geht auf einen Beschluß des Konzils von Trient ( 1 5 4 5 — 1 5 6 3 ) zurück (sog. Tridentinisches Seminardekret vom 15. Juli 1563) 1 4 . D e r wesentliche Inhalt dieses Dekrets ist heute in den cc. 1354 ff. C o d J C niedergelegt 1 5 . Danach ist jede Diözese verpflichtet, ein Seminar zur Vorbereitung des geistlichen Nachwuchses zu unterhalten (c. 1354 § 1 C o d J C ) . M a n unterscheidet das kleine Seminar („seminarium minus") für die humanistischen Vorstudien und das große Seminar („seminarium maius") für die philosophisch-theologischen Studien. Seminarium minus und seminarium maius bilden zusammen das sog. Tridentinische Seminar. D e r Terminus ist allerdings nicht immer einWissenschaft, dargeboten von katholischen Gelehrten, hrsg. von Franz Feßler, Freiburg/Br. 1920, S. 253ff.; LINK, Ludwig, Die Besetzung der kirchlichen Ämter in den Konkordaten Pius' XI., Theol. Diss. Münster 1939 (Druck: Bonn 1942), S. 82 ff. 14 Conc. Trid. Sess. 23, De ref., c. 18; lateinischer und deutscher Text bei PETZ, Franz S., Des heiligen ökumenischen Concils von Trient Canonen und Decrete in neuer deutscher Übersetzung, Passau 1877, S. 262 ff. 1 5 Hierbei ist freilich zu berücksichtigen, daß sich der Seminarbegriff seit dem Tridentinum gewandelt hat. Nach dem Willen der Konzilsväter war das Seminar zunächst eine kostenlose Ausbildungsmöglichkeit für arme Kandidaten des geistlichen Standes. Erst später, vor allem unter dem Einfluß der partikularkirchlichen Gesetzgebung, wurde es zur allgemeinen Ausbildungsstätte für den Diözesanklerus. Vgl. SIEBENGARTNER, Markus, s. v. Seminar, in: Wetzer u. Weite's Kirchenlexikon, 2. Aufl., Bd. 11, Sp. 101 ff.; MERKLE, Sebastian, Das Konzil von Trient und die Universitäten, Würzburg 1905; PERATHONER, Anton, Idee und Rechtsverhältnisse der tridentinisdien Seminarien, in: Theol.prakt. Quartalschr. 68 (1915), S. 510ff.; RECKERS, Ernst, Der Seminargedanke des Konzils von Trient, in: Bonner Zeitschr. f. Theologie u. Seelsorge 5 (1928), S. 119ff.; ders., Geschichte des Kölner Priesterseminars bis zum Untergang der alten Erzdiözese, Köln 1929, S. 5 ff.; HEGEL, Eduard, Die Organisationsformen der diözesanen Priesterausbildung in Deutschland, in: Die Kirche und ihre Ämter und Stände, Festgabe für Joseph Kardinal Frings, Köln 1960, S. 645 ff. (645); TÜCHLE, Hermann, Das Seminardekret des Trienter Konzils, die Formen seiner geschichtlichen Verwirklichung, in: TübTheolQ 144 (1964), S. 12ff.
6 deutig; häufig wird auch allein das seminarium maius als Tridentinisches Seminar bezeichnet 16 . Neben den Seminaren kennt das kanonische Recht die katholischen Universitäten und Fakultäten, deren Errichtung dem Heiligen Stuhl v o r behalten ist (c. 1 3 7 6 § 1 C o d J C ) . Diese sind grundsätzlich nicht für die allgemeine berufliche Vorbereitung des Klerus bestimmt, sondern dienen der Pflege der kirchlichen und weltlichen Wissenschaften in Forschung und Lehre 1 7 . Sie sollen nur von solchen Klerikern besucht werden, die das vorgeschriebene philosophisch-theologische Studium bereits beendet haben und sich weitergehenden Spezialstudien widmen wollen 1 8 . Der Grundsatz des kanonischen Rechts, daß die Priesterausbildung dem Seminar obliegt, ist in Deutschland nur teilweise durchgeführt. In den Diözesen der Bundesrepublik Deutschland 1 9 ist der Ausbildungsgang auf zwei, gelegentlich sogar auf drei verschiedene Institute verteilt. Es sind zu unterscheiden: 1. die theologische Fakultät bzw. die P h T h H , 2. das Priesterseminar und 3. das Konvikt. Hinsichtlich der Aufgabenkreise dieser drei Institutionen können hier nur die wichtigsten Grundsätze aufgezeigt werden. Im Einzelfall sind Abweichungen keineswegs ausgeschlossen. 1 8 Über die kanonisch-rechtliche Lage der Seminare vgl. auch Cox, Joseph Godfrey, The Administration of Seminaries, kan. Diss. Washington 1931; O'DONOHOE, James A., Tridentine seminary législation, kan. Diss. Louvain 1957. 17 Vgl. Apostolische Konstitution Deus Scientiarum Dominus v. 24. Mai 1931 (AAS 1931, S. 241 ff.), Art. 1; Verordnung der Kongregation der Seminarien und Universitäten zur richtigen Durchführung der Apostolischen Konstitution Deus Scientiarum Dominus an den kirchlichen Universitäten und Fakultäten v. 12. Juni 1931 (AAS 1931, S. 263 ff.). Deutscher Text der Konstitution und der Durchführungsverordnung bei MAYER, Suso, Neueste Kirchenrechts-Sammlung, bisher 4 Bde., Freiburg/Br. u. a. 1953/62, hier Bd. 2, S. 429 ff., 442 ff. 18 Vgl. HARING, Johann B., Grundzüge des katholischen Kirchenrechts, Graz 1924, S. 130 f. Nach einer Consultano in Apollinaris 4 (1931), S. 568 ff. sind Seminar- und Universitätsstudien völlig zu trennen. Dazu kritisch HARING, Johann B., Mitteilung „Seminar- und Fakultätsstudium" in Theol.-prakt. Quartalschrift 85 (1932), S. 589. Uber katholische Universitäten vgl. AIGRAIN, René, Les universités catholiques, Paris 1935; LUYTEN, Norbert M., Idee und Aufgabe einer katholischen Universität, in: Richard Schwarz (Hrsg.), Universität und moderne Welt, Berlin 1962, S. 593 ff. 1 9 Für den geistlichen Nachwuchs in den Bistümern und Bistumsanteilen der Deutschen Demokratischen Republik bestehen ein Philosophisch-theologisches Studium in Erfurt (gegr. 1952) und die Priesterseminare in Neuzelle und Huysburg b. Halberstadt. Vgl. WEBER, Werner, Rechtsfragen der kirch-
7 Den theologischen Fakultäten und PhThH obliegt in erster Linie die wissenschaftliche Ausbildung. Sie umfaßt vier philosophische und — je nach der diözesanrechtlich bestimmten Aufgabenverteilung zwischen Priesterseminar und Hochschule — zwischen vier und acht weitere Semester, die den theologischen Disziplinen gewidmet sind. Das Priesterseminar ist in unterschiedlichen Formen organisiert. In den Bistümern ohne eigene wissenschaftliche Ausbildungsstätte 20 sowie in den Diözesen Freiburg, Köln, Limburg, Mainz, Münster, Paderborn und Rottenburg ist es „Ordinandenseminar", d. h. es werden nur solche Theologen aufgenommen, die bereits das Hochschulstudium mit der Seminareingangsprüfung (Introitus) 21 abgeschlossen haben. Für die Diözese Mainz ist insofern eine Modifikation anzumerken, als hier die Theologiestudierenden bereits während des Universitätsstudiums im Priesterseminar wohnen, aber erst nach dem Introitusexamen die Vorlesungen des Seminars hören 22 . Der Kurs im Priesterseminar dauert ein bis zwei Jahre und dient vorwiegend der pastoralpraktischen Ausbildung und der Vorbereitung auf die höheren Weihen 23 . Den Abschluß der Seminarstudien bildet das unmittelbar vor der Priesterweihe liegende Presbyteratsexamen (auch „Examen pro Cura" genannt). In den bayerischen Diözesen Augsburg, Bamberg, Eichstätt, München-Freising 24 , Passau, Regensburg und Würzburg, in den Bistümern Fulda und Trier sowie in Königstein treten die Studierenden bereits zu Beginn des Hochschulstudiums in das Priesterseminar ein. In Bayern werden im Priesterseminar parallel zum Studiengang an der Hochschule die wichtigsten auf die Praxis bezogenen Disziplinen gelehrt. Hierzu gehören Homiletik, Liturgik, Katechetik, Rubrizistik, Kirchenmusik und insbesondere während der letzten Semester die Pastoraltheologie. Die Grenze der Aufgabenbereiche zwischen Hochschule und Priesterseminar ist allerdings liehen Hochschulen, in: Z e v K R 1 (1951), S. 346ff. (347 Anm. 2); HEGEL, Organisationsformen, S. 666; HILPISCH, Stephan, Geschichte des Fuldaer Priesterseminars, Fulda 1962, S . 4 0 ; Herder-Korrespondenz3 (1948/49), S . 3 4 7 f . ; Kirchliches Handbuch 25 (1957/61), S . 9 5 f . , 98 ff. 2 0 Das sind Aachen, Essen, Hildesheim, Osnabrück und Speyer. Die Diözese Berlin besitzt weder eine wissenschaftliche Ausbildungsstätte noch ein eigenes Priesterseminar. Die Berliner Theologen studieren entweder in E r f u r t oder an westdeutschen Hochschulen. 2 1 Vgl. z. B. Kölner Diözesansynode v. 1954, c. 675 § 2. 2 2 Wegen der Aufgaben des Mainzer Priesterseminars vgl. Vereinbarung über die Katholisch-theologische Fakultät der Universität Mainz v. 15./17. April 1946 (Siehe unten S. 87 f.), Ziff. 8. 2 3 Über die Aufgaben des Priesterseminars vgl. z. B. Kölner Diözesansynode v. 1954 Dekr. 678; Aachener Diözesanstatuten v. i960, Art. 477 § 2. 24 Der angehende Diözesanklerus der Erzdiözese München-Freising studiert nicht an der Theologischen Fakultät der Universität München, sondern an der P h T h H Freising und besucht auch das dortige Priesterseminar.
8 fließend. Im Grundsatz ist festzustellen, daß die staatlichen PhThH für die genannten Fächer meist nur Einfiihrungsvorlesungen veranstalten, vor allem aber die praktische Seite dieser Disziplinen dem Seminar überlassen25. Nach dem Vorlesungsverzeichnis der PhThH Eichstätt26 werden Sprachkurse, Homiletik, Rubrizistik, kirchliche Verwaltungslehre und Kirchenmusik „in Verbindung mit der Hochschule am Priesterseminar gegeben". In den Bistümern Fulda und Trier und in Königstein ist das Priesterseminar fast ausschließlich f ü r die persönlich-aszetische Erziehung des geistlichen Nachwuchses bestimmt. Alle Vorlesungen, Übungen und Seminare finden — von geringen Ausnahmen abgesehen — an der Hochschule statt. Das Hochschulstudium wird, anders als in den Diözesen mit Ordinandenseminar, über insgesamt zwölf Semester bis zum Presbyteratsexamen fortgeführt 27 ; freilich liegt in den genannten bayerischen Diözesen der Schwerpunkt der Ausbildung während der letzten Semester beim Priesterseminar. Die Funktionen des Priesterseminars, wie sie für Fulda, Königstein und Trier dargestellt wurden, entsprechen teilweise den Aufgaben der Konvikte, die in Bonn, Frankfurt/M. (St. Georgen), Freiburg, München, Münster, Paderborn und Tübingen für die Theologiestudierenden errichtet wurden 28 . Der Konviktsaufenthalt soll, wie die Kölner Diözesansynode 29 es ausdrückt, dazu beitragen, „die Berufsfrage (zu) klären, die echten Berufe (zu) festigen, die Berufsgesinnung (zu) vertiefen und zum priesterlichen Leben (zu) erziehen". Die Studierenden treten zu Beginn des Hochschulstudiums in das Konvikt ein und wohnen dort bis zur Ablegung des Introitusexamens. 25 Insbesondere Predigtübungen, Katechesen, Beiditpraktikum, Choralgesang. 28 Bischöfliche Philosophisch-Theologische Hochschule Eichstätt, Vorlesungsverzeichnis WS 1960/61, S. 9, 11 f. 27 In Königstein ist der Studienplan auf zehn Semester berechnet. Sofern Absolventen der Hochschule in ein zweijähriges Ordinandenseminar einer westdeutschen Diözese eintreten wollen, besteht die Möglichkeit, das Studium in Königstein nach acht Semestern zu beenden. 28 Vgl. die Übersicht in: Kirchliches Handbuch 25 (1957/61), S. 94ff. 29 Kölner Diözesansynode v. 1954, Dekr. 677 § 1.
II. H A U P T T E I L A. Die Geschichte der PhThH
seit der Wende zum 19.
Jahrhundert
Die gegenwärtige Stellung der P h T h H beruht im wesentlichen auf einer Entwicklung, die in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts begann. Die bis dahin bestehende Organisation des geistlichen Bildungswesens 30 wurde durch die territorialen Verschiebungen im Laufe der französischen Revolution und der Napoleonischen Kriege, die Säkularisation (1803) und eine Vielzahl schul- und kirchenpolitischer Maßnahmen der deutschen Landesherren aufgelöst 31 . Die neuen Priesterbildungsanstalten erhielten ihr rechtliches Gepräge zunächst in den wechselvollen Auseinandersetzungen zwischen Staat und Kirche im Laufe des vorigen Jahrhunderts. 1. Die Entwicklung bis zum Jahre 1919 a) Die linksrheinischen
Gebiete zwischen 1798 und
1813
Im Jahre 1798 hob der französische Staat die Universitäten Bonn 3 2 , Köln 3 3 , Mainz 3 4 und Trier 3 5 auf 3 6 . Die Priesterseminare in Mainz und 3 0 Zur allgemeinen Entwicklung des Priesterbildungswesens vgl. THEINER, Augustin, Geschichte der geistlichen Bildungsanstalten, Mainz 1835; PHILLIPS, Georg, Kirchenrecht, 8 Bde., Regensburg 1845/89, hier Bd. 7, S. 88 ff.; HINSCHIUS, Paul, Das Kirchenrecht der Katholiken und Protestanten in Deutschland, 6 Bde., Berlin 1869/97, hier Bd. 4, S. 491 ff.; DENIFLE, Heinrich Suso, Die Entstehung der Universitäten des Mittelalters bis 1400, Berlin 1885 (Nachdruck Graz 1956); SIEBENGARTNER, Markus, Schriften und Einrichtungen zur Bildung der Geistlichen, Freiburg/Br. 1902; SCHRÖRS, Heinrich, Gedanken über die zeitgemäße Erziehung und Bildung der Geistlichen, 2. Aufl., Paderborn 1910; SÄGMÜLLER, Johann Baptist, Lehrbuch des katholischen Kirchenrechts, 2 Bde., 3. Aufl., Freiburg/Br. 1914, hier Bd. 1, S. 213 ff.; OEDIGER, Friedrich Wilhelm, Uber die Bildung der Geistlichen im späten Mittelalter, Leiden und Köln 1953; HARING, Johann B., Das Lehramt der katholischen Theologie, Graz 1926, S. 1 ff.; RECKERS, Gesdiidite, S. 3 ff.; KLOOS, Alfons, Die Bildung der Geistlichen im Altertum und Mittelalter, in: St. German in Stadt und Bistum, hrsg. v. Alfons Kloos, Speyer 1957, S. 86ff.; HONSELMANN, Hochschulen, S. 2ff. 31
32
V g l . HONSELMANN, H o c h s c h u l e n , S. 2 .
Zur Gesdiidite vgl. PODLECH, E., Geschichte der Erzdiözese Köln, Mainz
10 Trier gingen unter 3 7 . Die Ausbildung der Theologen in den nunmehr französischen Landesteilen links des Rheins wurde durch das Napoleonische K o n k o r d a t vom 15. J u l i 1801 — 26. messidor I X 3 8 — , die Organischen Artikel für die katholische Kirche vom 8. April 1 8 0 2 3 9 und die sich daran anschließende staatliche Gesetzgebung neu geregelt. Art. 11 des Konkordats räumte den Bischöfen ohne jede Beschränkung das Recht ein, für ihre Diözesen Seminare zu errichten; freilich konnten hierfür keine staatlichen Zuschüsse verlangt werden. D a m i t war die Ausbildung des geistlichen Standes ganz in die H a n d der Kirche gegeben. Eine Reihe staatlicher Maßnahmen nach Abschluß des Konkordats schränkte zwar diese günstige Stellung der Bischöfe erheblich ein, schuf aber — wenn auch erst im Laufe mehrerer J a h r e — eine gewisse wirtschaftliche Grundlage für die Seminare und ein staatliches Stipendienwesen für die Theologiestudierenden. Die Organischen Artikel für die katholische Kirche vom 8. April 1802 machten nicht nur die Errichtung eines Seminars von einer staatlichen Genehmigung abhängig, sondern verlangten auch für sämtliche bischöflichen Organisationsakte in bezug auf das Seminar die staatliche Approbation. Die Lehrkräfte wurden auf die vier Gallikanischen Artikel von 1682 verpflichtet. Die Bischöfe hatten jährlich die N a m e n der Seminarstudierenden und Priesteramtskandidaten den zuständigen staatlichen 1879, S. 504 ff., LEY, Conrad Albrecht, Kölnische Kirchengeschichte, 2. Aufl., Essen 1917, S. 509 f.; HAASS, Robert, Die geistige Haltung der katholischen Universitäten Deutschlands im 18. Jahrhundert, Freiburg/Br. 1952, S. 32 ff. 3 3 Zur Geschichte vgl. KEUSSEN, Hermann, Die alte Universität Köln, Köln 1 9 3 4 ; HAASS, S. 1 7 FF. 34 Zur Geschichte vgl. METZNER, Heinrich, Die alte Universität Mainz, in: Die alte Universität Mainz, Mainz 1946, S. 8 ff.; HAASS, S. 44ff. 35 Zur Geschichte vgl. ZENZ, Emil, Die Trierer Universität 1473—1798,
T r i e r , 1 9 4 9 ; HAASS, S. 3 8 FF. 3 6 Die Aufhebung erfolgte mit Einführung des französischen Spezialschulsystems in den rheinischen Departements durch Beschluß vom 28. April 1798 (9. floreal VI), abgedruckt in: DANIELS, A. V., (Hrsg.), Handbuch der für die Königl. Preuß. Rheinprovinzen verkündeten Gesetze, Verordnungen und Regierungsbeschlüsse aus der Zeit der Fremdherrschaft, 8 Bde., (Bd. 1 u. 2
h r s g . v . K . T h . F . BORMANN u n d A . v . DANIELS), h i e r B d . 6 , S. 6 7 1 ff. 37 Vgl. REUSS, Peter Alexander, Geschichte des Bischöflichen Priesterseminars (Seminarium Clementinum) zu Trier, Trier 1890, S. 130ff.; MARX, Jakob, Abriß der Geschichte des Priesterseminars zu Trier, Trier 1917, S. 16; HEGEL, Organisationsformen, S. 659. 38 Abgedruckt in: HERMENS, F. P., Handbuch der gesammten Staats-Gesetzgebung über den christlichen Kultus und über die Verwaltung der KirdienGüter und Einkünfte in den Königl. Preuß. Provinzen am linken Rheinufer, 4 Bde., Aachen und Leipzig 1833/52, hier Bd. 1, S. 464 ff. 39
A b g e d r u c k t i n : HERMENS, B d . 1 S. 4 8 1 ff.
11 Stellen mitzuteilen, die ihrerseits die Zahl der Weihekandidaten festsetzten 40 . Ein Gesetz vom 14. März 1804 — 23. ventôse X I I 4 1 — sah für jeden Metropolitansitz ein Seminar vor, für das vom Staat ein Gebäude, eine Bibliothek und ein angemessener Geldbetrag bereitgestellt werden sollte. Dasselbe Gesetz bestimmte unter anderem die Unterrichtsfächer, die Seminarprüfungen und die bildungsmäßigen Voraussetzungen f ü r die Erlangung von Kirchenämtern. — Durch ein Dekret vom 30. September 1807 42 kamen die Seminarstudierenden in den Genuß von staatlichen Stipendien. — Die Unterhaltung der Seminare, soweit es sich nicht um Metropolitanseminare handelte, f a n d im Jahre 1808 dadurch eine teilweise Regelung, daß die Generalräte der Departements f ü r die Gehälter der Direktoren und Professoren aufzukommen hatten 4 3 . Ein Dekret vom 30. Dezember 1809 44 räumte den Seminaren die Möglichkeit ein, Liegenschaften zu erwerben sowie Schenkungen und Vermächtnisse anzunehmen. Zugleich wurde die Verwaltung der Seminargüter umfassend geregelt. Die letzte französische rechtliche Regelung bildete das sog. Güterdekret vom 6. November 18 1 3 45 , das unter anderem ebenfalls die Vermögensverwaltung der Seminare betraf 4 6 . Die Stellung der Seminare innerhalb des französischen Bildungswesens wurde erstmals in einem Dekret vom 17. März 1808 47 erwähnt. Es unterstellte den gesamten öffentlichen Unterricht der sog. Université de France. Hiervon waren nur die Seminare ausgenommen, die, soweit nicht staatliche Gesetze etwas anderes bestimmten, hinsichtlich des Unterrichts und der Berufung und Abberufung der Leiter und Lehrkräfte allein von der kirchlichen Behörde abhängen sollten. Der Université de France blieb aber insofern ein Einfluß auf den Bildungsgang der Seminarstudierenden gesichert, als — nach einem Dekret vom 9. April 18 0 9 4 8 — niemand in die als écoles speciales de théologie zugelassenen Seminare aufgenommen werden durfte, der nicht das Bakkalaureat einer faculté de lettres erworben hatte. Diese facultés de lettres, die aus den Philosophischen 40
Vgl. insbes. Art. 11, 23 — 26 der Organischen Artikel. Abgedruckt in: HERMENS, Bd. 2, S. 42 ff.; die dort erwähnten Metropolitanseminare haben in den mit Frankreich vereinigten linksrheinischen Gebieten nicht bestanden. Vgl. auch SCHULER, Matthias, Über die Amtsbezeichnung und Anstellung der Professoren am Priesterseminar zu Trier von 1773 bis 1950, in: 41
T r T h e o l Z 61 ( 1 9 5 2 ) , S. 2 5 2 ff. (S. 2 5 4 A n m . 7). 42
Abgedruckt in: HERMENS, Bd. 2, S. 386f. Vgl. DE SYO, Carl, Das Decret über die Erhaltung und Verwaltung der Güter des Clerus v o m 6. November 1813, Köln 1863, S. 246. 43
44
A b g e d r u c k t i n : HERMENS, Bd. 2, S. 4 1 2 ff. ( A r t . 113).
45
Abgedruckt in: HERMENS, Bd. 2, S. 544ff., Art. 62 ff.
46
V g l . auch REUSS, S. 179.
47
Abgedruckt in: HERMENS, Bd. 2, S. 390ff., Art. 3. Abgedruckt in: HERMENS, Bd. 2, S. 409f., Art. 1.
48
12 (Artisten-) Fakultäten der aufgehobenen Universitäten hervorgegangen waren, unterstanden der staatlichen Unterrichtsverwaltung. Das Bakkalaureat konnte im Alter von 16 Jahre erworben werden 49 . In den Jahren 1804/05 richteten die linksrheinischen Bistümer Mainz und Trier an den Bischofssitzen Seminare ein 50 . Es gelang sogar, einen Teil der eingezogenen Seminargüter der ehemaligen Priesterseminare in Mainz und Trier zurückzuerhalten 51 . Für das neugegründete Bistum Aachen blieb das alte Priesterseminar in Köln bestehen 52 ; es konnte aus stiftungsrechtlichen Gründen nicht an den Bischofssitz in Aachen verlegt werden. Bischof Mannay von Trier erließ am 1. November 1806 Seminarstatuten 53 , die im einzelnen die innere Ordnung des Priesterseminars regelten. Dabei fällt auf, daß den Lehrkräften die Bezeichnung „Professor" beigelegt wurde (Pars I § 6, Pars II Art. 3). Entsprechend der allgemeinen kirchlichen Gepflogenheit verlangten die Seminarstatuten von den Professoren jedoch keinen bestimmten Bildungsgang. b) Preußen Die Grundlage eines rechtlich geordneten Verhältnisses zwischen Staat und Kirche in Preußen schuf die Bulle „De salute animarum" vom 16. Juli 1821, die König Friedrich Wilhelm III. unter Vorbehalten durch Kabinettsordre vom 23. August 1821 54 als Staatsgesetz verkünden ließ. H i n sichtlich der Theologenausibldung bestimmte die Bulle, daß „in jeder 49
V g l . R E U S S , S . 1 8 9 , 1 9 1 FF.; M A R X , S . 2 0 .
50
Vgl. zur Geschichte des Priesterseminars in Mainz: LENHART, Ludwig, Die philosophisch-theologische Fakultät des Mainzer Priesterseminars als Geistesbrücke von der alten zur neuen Mainzer Universität (1804—1946), in: Die alte Universität Mainz, Mainz 1946, S. 30 ff.; ders., Die erste Mainzer Theologensdiule des 19. Jahrhunderts (1805—1830), in: Jb. f. d. Bistum Mainz 6 (1951/54), S. 93ff.; 7 (1955/57), S. 9ff.; über Statuten des Seminars in Mainz zur französischen Zeit vgl. FISCHER, Rudolf, Die Statuten des Mainzer Priesterseminars, in: Jb. f. d. Bistum Mainz 2 (1947), S. 47ff. (48). Zur Geschichte des Priesterseminars in Trier vgl. REUSS, S. 167 ff. 51 Vgl. REUSS, S. 167ff.; LENTZ, Hubert, Die Konkurrenz des französischen und preußischen Staatskirchenrechts 1815—1850 in Bezug auf die katholische Kirche in den vormals preußischen Landesteilen westlich des Rheines, jur. Diss. Köln 1957 (Druck: Bonn 1961), S. 70. 52 Zur Geschichte vgl. RECKERS, Ernst, Das Kölner Priesterseminar im 18. Jahrhundert, Theol. Diss. Bonn 1928. Uber das Kölner Seminar zur französischen Zeit vgl. auch TORSY, Jakob, Geschichte des Bistums Aachen während der französischen Zeit (1802—1814), Bonn 1940, S. 176ff. 58 Abgedruckt in: BLATT AU, Johannes Jacobus (Hrsg.), Statuta synodalia, ordinationes et mandata dioecesis Trevirensis, Trier 1844 ff., hier Bd. 7, S. 293 ff. V g l . a u c h M A R X , S . 1 7 F . ; SCHULER, S . 2 5 4 . 54
PrGS, S. 113 ff.
13 erzbischöflichen und bischöflichen Stadt ein geistliches Seminar erhalten oder neugebildet werden (solle), damit darin eine solche Anzahl angehender Kleriker unterhalten und nach Vorschrift der Beschlüsse von Trient unterrichtet und gebildet werden möge, als es U m f a n g und Bedarf der Sprengel fordern . . . " Diese Bestimmung vermochte jedoch nur begrenzte Wirkungen zu entfalten, weil in den meisten preußischen Diözesen die Priesterausbildung schon vor Ausführung der Bulle andere festgefügte Formen angenommen hatte. U m die Wende zum 19. Jahrhundert bestanden in Preußen folgende Anstalten zur Ausbildung des katholischen Klerus: die theologische Fakultät der Universität Breslau, die Akademie in Braunsberg/Ermland und die Seminare in Breslau, Kulm, Posen und Gnesen. Die aus einer Jesuitenschule hervorgegangene alte Breslauer Universität (Leopoldina) wurde 1702 mit einer philosophischen und einer theologischen Fakultät gegründet und der Gesellschaft Jesu übertragen 5 5 . Nach Auflösung des Jesuitenordens im Jahre 1773 durften die Dozenten der Fakultät als Weltpriester in ihrem Amt verbleiben. Die Akademie in Braunsberg 5 6 geht in ihrer Gründung auf den ermländischen Bischof und Kardinal Stanislaus Hosius (1507—1579) zurück. Er regte die Gründung eines Jesuitenkollegs mit Gymnasium (gegr. 1565) und eines Diözesanseminars (gegr. 1566) an. Daneben wurde 1581 ein päpstliches Seminar für die nordischen Missionen 5 7 eröffnet, das bis 1798 bestand. Diese drei Braunsberger Lehranstalten bildeten eine organische Einheit unter der Leitung der Jesuiten. D a s Diözesanseminar wurde zwar schon von Hosius als „Akademie" bezeichnet, konnte aber die philosophischen und theologischen Fächer erst voll ausbauen, als die litauische Provinz der Gesellschaft Jesu ihr Scholastikat von Wilna nach Braunsberg verlegte. Die Auflösung des Ordens beeinträchtigte den Fortbestand der Akademie zunächst nicht, da die Jesuiten auch hier als Weltpriester weiterlehren konnten. Diözesanseminar und Gymnasium wurden als sog. akademisches Gym55 Zur Geschichte vgl. NIKEL, Johannes, Die katholisch-theologische Fakultät, in: Festschrift zur Feier des hundertjährigen Bestehens der Universität Breslau, hrsg. von Georg Kaufmann, Bd. 2, Breslau 1911, S. 97ff.; HAASS, S. 149ff.; KLEINEIDAM, Erich, Die katholisch-theologische Fakultät der Universität Breslau 1811—1945, Köln 1961; AUBIN, Hermann, Gedenkrede auf die Universität Breslau, Köln 1962. 59 Zur Geschichte vgl. BENDER, Joseph, Geschichte der philosophischen und theologischen Studien in Ermland, Braunsberg 1868, insbesondere S. 41 ff.; SACHS, Joseph, Zur Entwicklung der Kgl. Lyzeen in Bayern, in: Joseph Sachs, Hochschulfragen, Regensburg 1910, S. 47 ff. (57 ff.) (Derselbe Aufsatz ist auch ohne Angabe des Verfassers in Hist.-pol. BL. 140 (1907), S. 848 ff., 908 ff. erschienen). 57 Über die päpstlichen Seminare für die nordischen Missionen vgl. HOFMANN, Albert, Antonio Possevinos Bemühungen um die sogenannten Nordischen Päpstlichen Seminare 1578—1585, phil. Diss. Bonn 1929 (Druck: Koblenz 1929).
14 nasium weitergeführt, d. h. als humanistische L e h r a n s t a l t mit philosophischen u n d theologischen K l a s s e n . D i e S e m i n a r e in Breslau 5 8 , K u l m 5 9 , Gnesen u n d P o s e n 6 0 besorgten die gesamte wissenschaftliche u n d p r a k tische A u s b i l d u n g der A l u m n e n . Dies hatte in Breslau zur Folge, d a ß hier zwei Ausbildungsstätten — Seminar u n d theologische F a k u l t ä t — nebeneinander b e s t a n d e n 6 1 6 2 . In die N e u o r g a n i s a t i o n des höheren Bildungswesens in Preußen, die mit der G r ü n d u n g der U n i v e r s i t ä t Berlin im J a h r e 1810 begonnen hatte 6 3 , w u r d e n auch die theologischen Studienanstalten in B r e s l a u u n d B r a u n s berg einbezogen. D a b e i w a r der preußische S t a a t bestrebt, die wissenschaftliche A u s b i l d u n g der T h e o l o g e n nach Möglichkeit an staatliche Anstalten z u verlegen u n d den bischöflichen S e m i n a r e n lediglich die p a s t o r a l p r a k t i s c h e Schlußausbildung zu überlassen. A m 24. A p r i l 1811 v e r f ü g t e Friedrich Wilhelm I I I . die Vereinigung der alten Breslauer U n i versität ( L e o p o l d i n a ) mit der U n i v e r s i t ä t F r a n k f u r t / O d e r ( V i a d r i n a ) zu einer neuen nichtkonfessionellen S t a a t s u n i v e r s i t ä t in Breslau 6 4 , der ersten 58 Zur Geschichte vgl. HOFFMANN, Hermann, Geschichte des Breslauer Alumnats, Breslau 1935. 59 Vgl. ROSENTRETER, s. v. Culm, in Wetzer u. Weite's Kirchenlexikon, 2. Aufl., Bd. 3 (Freiburg/Br. 1884), Sp. 1218 ff. Posen, Gnesen u. Kulm gehörten 1807—1815 zum Ghzt. Warschau. 60 Die Literatur zur Priesterausbildung in Gnesen und Posen ist dürftig. Gewisse Anhaltspunkte ergeben sidi aus: HINSCHIUS, Bd. 4, S. 532, Anm. 6; EICHHORN, Anton, Die Ausführung der Bulle „De salute animarum" in den einzelnen Diözesen des Preußischen Staates durch den Fürstbischof von Ermland, Prinz Joseph von Hohenzollern, in: Ztschr. f. d. Geschichte u. Altertumskunde Ermlands 5 (1870/74), S. 1 ff. (73, 96, 127); MEYER, Christian, Geschichte der Provinz Posen, Gotha 1891, S. 154. Vgl. auch PRÜMERS, Rodgero, Katholische Universität für Südpreußen, in: Ztschr. d. Historischen Gesellschaft f. d. Provinz Posen 7 (1892), S. 95 ff.; HORN, Ewald, Die katholisch-polnische Universitätspolitik Preußens vor hundert Jahren, in: Zschr. d. Historischen Gesellschaft f. d. Provinz Posen 23 (1908), S. 1 ff. 6 1 Über das Verhältnis von Fakultät und Seminar vgl. HOFFMANN, Geschichte, S. 118ff.; HEGEL, Organisationsformen, S. 656. 62 Dieses Nebeneinander von theologischer Fakultät und Seminar war in den deutschen Diözesen keine Seltenheit (vgl. HEGEL, Organisationsformen, S. 646 ff.). Die Ausführung des Tridentinischen Seminardekrets bereitete in Deutschland erhebliche Schwierigkeiten, so daß erst im Laufe der Zeit „Seminare" von unterschiedlicher Zielsetzung begründet werden konnten. Im übrigen lag den Landesherren, vor allem den geistlichen Fürsten daran, die Theologie als Universitätsdisziplin zu erhalten. 63 Über die geistesgeschichtlichen Grundlagen der neuhumanistischen Bildungsreform vgl. statt vieler ELLIGER, Walter, 150 Jahre Theologische Fakultät Berlin, Berlin 1960, S. 1 ff. 6 4 Vgl. KAUFMANN, Georg, Geschichte der Universität Breslau 1811—1911, in: Festschrift zur Feier des hundertjährigen Bestehens der Universität Breslau,
15 mit zwei theologischen Fakultäten 65 . Das Seminar in Breslau wurde nur noch insoweit aufrechterhalten, als es die praktische und aszetische Vorbereitung zum geistlichen Stand vermittelte 66 . Der Gründung der Universität Breslau wurde von kirchlicher Seite kein Widerstand entgegengesetzt 67 , zumal die katholisch-theologische Fakultät als Rechtsnachfolgerin der theologischen Fakultät an der Leopoldina galt 68 . Demzufolge regelte sich das Verhältnis des Bischofs zur Fakultät nach zwei königlichen Verordnungen vom 26. August 1776 und 26. Juli 180 0 6 9 , die für die theologische Fakultät der Leopoldina ergangen waren 70 . Diese Verordnungen bildeten auch die Grundlage zu den Fakultätsstatuten vom 13. September 1840 71 . Die Stellung des Bischofs wurde darin folgendermaßen umschrieben: Nach § 48 sollte in der katholisch-theologischen Fakultät zu Breslau niemand „angestellt oder zur Ausübung des Lehramtes zugelassen werden . . . ohne vorhergegangene Rückfrage bei dem bischöflichen Stuhle von Breslau". Der Bischof war berechtigt, „wegen gegründeter Einwendungen gegen die Lehre oder den Wandel des Vorgeschlagenen die Anstellung oder Zulassung desselben abzulehnen". Sollte ein Hochschullehrer „der katholischen Glaubens- und Sittenlehre zu nahe treten, oder auf andere Art in sittlich religiöser Beziehung ein auffallendes Ärgernis geben", so war der bischöfliche Stuhl befugt, hiervon Anzeige zu erstatten, und das Ministerium versprach, „auf Grund einer solchen Anzeige mit Ernst und Nachdruck ein(zu)schreiten und Abhilfe (zu) leisten". h r s g . v . G e o r g K a u f m a n n , B d . 2, B r e s l a u 1911, S. 2 0 ; KLEINEIDAM, S. 1 6 f f . ; V e r e i n i g u n g s p l a n , a b g e d r u c k t i n : KOCH, J o h a n n F r i e d r i c h W i l h e l m , D i e p r e u ß i schen U n i v e r s i t ä t e n , B e r l i n u. a. 1 8 3 9 ff., h i e r B d . 1, S. 2 9 4 ff. 6 5 A n d e r k u r m a i n z i s c h e n U n i v e r s i t ä t E r f u r t b e s t a n d e n n e b e n der katholisch-theologischen F a k u l t ä t L e h r s t ü h l e f ü r protestantische Theologie. D e r e n E r r i c h t u n g g e h t auf das J a h r 1 5 6 6 z u r ü c k . 1 8 1 6 w u r d e die U n i v e r s i t ä t E r f u r t a u f g e h o b e n . V g l . MEIER, L u d g e r , s . v . E r f u r t , i n : L T h K , 2. A u f l . , B d . 3 ( F r e i b u r g / B r . 1959), S p . 9 8 6 f. 66
V g l . HOFFMANN, G e s c h i c h t e , S. 1 2 7 f . ; N I K E L , S. 1 0 3 ; KLEINEIDAM, S. 2 0 .
67
V g l . NIKEL, S. 101 f.
NIKEL, S. 103, n i m m t nicht n u r R e c h t s n a c h f o l g e , s o n d e r n s o g a r I d e n t i t ä t an. N a c h seiner A u f f a s s u n g w u r d e die t h e o l o g i s c h e F a k u l t ä t d e r L e o p o l d i n a als k a t h o l i s c h - t h e o l o g i s c h e F a k u l t ä t in die n e u e U n i v e r s i t ä t e i n g e g l i e d e r t . 69 Auszug i n : KOCH, B d . 1, S. 2 4 6 f . Ü b e r d e n B e r u f u n g s m o d u s z w i s c h e n 68
1811 u n d
1840 v g l . auch NIKEL, S. 108 ff.
V g l . auch SCHRÖRS, H e i n r i c h , Geschichte d e r k a t h o l i s c h - t h e o l o g i s d i e n F a k u l t ä t z u B o n n 1 8 1 8 — 1 8 3 1 , K ö l n 1922, S. 2 6 3 . 7 1 D i e B r e s l a u e r F a k u l t ä t s s t a t u t e n v o n 1840 s t i m m e n w e i t g e h e n d m i t d e n jenigen der später gegründeten katholisch-theologischen F a k u l t ä t der Universit ä t B o n n v o m 18. O k t o b e r 1834 ü b e r e i n . D i e s e s i n d a b g e d r u c k t i n : KOCH, B d . 1, S. 2 3 2 ff. A u s z u g a u s d e n B r e s l a u e r F a k u l t ä t s s t a t u t e n i n : HEINER, F r a n z X a v e r , N o c h m a l s : Theologische Fakultäten und Tridentinische Seminarien, P a d e r b o r n 1901, S. 16 f . 70
16 Die Statuten unterstellten die Fakultät, „insoweit die katholische Kirche an der Wirksamkeit derselben betheiligt ist", der geistlichen Aufsicht des Bischofs. Er durfte die Fakultät nach seinem Gutdünken visitieren oder visitieren lassen. Die Vorlesungsverzeichnisse waren ihm vorzulegen. Schließlich war die Fakultät auch gehalten, Bemerkungen des Bischofs „über rein theologische Gegenstände ehrerbietig aufzunehmen und nach Möglichkeit zu beachten" (§ 48). Die katholisch-theologische Fakultät diente fortan in erster Linie der Ausbildung des Klerus für die Diözese Breslau. Die kirchliche Legitimation der Fakultät blieb indessen nicht unbestritten. 1858 verweigerte der Papst die Anerkennung der Promotionen und untersagte dem Dekan das Tragen des roten Biretts, weil die Fakultät kirchlicherseits nicht privilegiert worden sei 72 . 1863 stellte die Fakultät die Promotionen ein 73 . Der Streit konnte erst im Jahre 1888 durch Vermittlung des Bischofs beigelegt werden; dieser erwirkte beim Apostolischen Stuhl die Wiederanerkennung des der Leopoldina verliehenen Promotionsrechts 74 . D a s akademische Gymnasium in Braunsberg mußte 1811 im Rahmen einer Neuorganisation die philosophischen und theologischen Vorlesungen einstellen 75 . D a m i t besaß die Diözese Ermland keine eigene wissenschaftliche Priesterausbildungsstätte mehr. Auf Seiten der Regierung trug man sich zunächst mit dem Plan, für Westpreußen und Ermland eine katholisch-theologische Fakultät oder wenigstens Lehrstühle für katholische Theologie an der Universität Königsberg zu errichten 76 . Nach langwierigen Verhandlungen zwischen der preußischen Regierung und dem Fürstbischof von Ermland, Joseph von Hohenzollern, wurde jedoch durch Kabinettsordre vom 19. Mai 1818 das philosophisch-theologische Studium in Braunsberg als staatliche Anstalt unter der Bezeichnung „Lyzeum H o s i a n u m " wiederhergestellt 77 . 72
V g l . NIKEL, S . 1 5 7 ; HONSELMANN, K l e m e n s , Z u m P r o m o t i o n s r e c h t
der
deutschen katholisch-theologischen Fakultäten, in: Theologie u. Glaube 47 (1957), S. 321 ff. ( 3 2 6 f . ) ;
KLEINEIDAM, S . 6 8 , 8 0 . D i e B r e s l a u e r
Universitäts-
statuten vom 21. Februar 1816 (abgedruckt in: KOCH, Bd. 1, S. 318 ff.) sahen ein staatliches Promotionsrecht der Fakultät vor (9. Abschnitt § 1). 73 74 75
76
V g l . HONSELMANN, P r o m o t i o n s r e c h t , S. 3 2 7 ; KLEINEIDAM, S. 68, 80. V g l NIKEL, S. 1 5 9 . V g l . BENDER, S . 1 4 0 ; SACHS, S . 6 0 f .
Uber die Verhandlungen, bei denen auch andere Städte in Betracht
g e z o g e n w u r d e n , v g l . BENDER, S . 1 3 7 f f . ; H O R N , p a s s i m ; DITTRICH, F r a n z , D e r
Plan der Errichtung einer katholisch-theologischen Fakultät an der Universität Königberg, in Ztschr. f. d. Geschichte u. Altertumskunde Ermlands 18 (1912), S . 3 9 5 ff. 77
V g l . BENDER, S . 1 4 8 , 1 5 1 ; HEGEL, O r g a n i s a t i o n s f o r m e n , S . 6 6 0 .
17 Bis 1821 gelang der Aufbau von zwei Fakultäten (Philosophie und Theologie)78. Die Organisation wurde durch eine ministerielle Verfügung vom 1. September 182 1 79 zwar nur vorläufig geregelt, bemerkenswert aber ist, daß die Anstalt bereits damals universitätsähnliche Züge trug. Das Professorenkollegium bildete den „Senat" unter Vorsitz eines „Dirigenten". Die Anstalt führte ein Siegel und ein Album wie die Universitäten und erteilte Matrikel an die Studierenden. Bereits in seiner ersten Sitzung faßte der Senat den Beschluß, beim Ministerium die jährliche Ernennung von „Dekanen" für die beiden Fakultäten zu beantragen. Die Oberaufsicht über das Lyzeum lag beim Oberpräsidenten. Die Verhandlungen über das endgültige Statut zogen sich bis 1843/45 hin. Währenddessen hatte der Fürstbischof u. a. versucht, für die Anstalt beim Ministerium das Promotionsrecht zu erwirken 80 . Dieser Antrag wurde zwar am 2. März 1835 mit der Begründung zurückgewiesen, das Lyzeum sei zur Verleihung akademischer Grade nicht geeignet, zugleich verfügte das Ministerium jedoch die volle Anrechenbarkeit der in Braunsberg verbrachten Studiensemester auf das sog. akademische Triennium 81 . Damit hatten die Studierenden die Möglichkeit, an eine Universität überzugehen und dort ohne zeitlichen Verlust ihr Studium durch die Promotion zu beenden. Die Statuten für das Lyzeum Hosianum wurden am 24. Oktober 1843 durch Friedrich Wilhelm IV. vollzogen, aber erst zwei Jahre später, am 9. Juli 1845, durch Bekanntgabe an das Lyzeum in Kraft gesetzt. Die Satzung 62 brachte eine weitere erhebliche Annäherung an die Universitäten: Die Anstalt unterstand unmittelbar der Aufsicht und Leitung des Ministeriums für geistliche und Unterrichtsangelegenheiten. Der Oberpräsident nahm die Aufgaben des Kurators wahr. Alle das Lyzeum als Ganzes betreifenden Angelegenheiten wurden vom „Senat", dem alle ordentlichen Professoren angehörten, beraten. Den Vorsitz im Senat führte der „Rektor", der das Lyzeum auch nach außen vertrat. Der Rektor wurde auf drei Jahre abwechselnd aus den beiden „Fakultäten" gewählt; die Wahl bedurfte der ministeriellen Bestätigung. Im Range 78
V g l . BENDER, S . 1 4 8 FF.
78
Teilweise wiedergegeben bei BENDER, S. 151.
80
V g l . BENDER, S . 1 5 5 .
81
Vgl. BENDER, S. 155 f. Die Einführung eines mindestens dreijährigen akademischen Studiums (Triennium academicum) für sämtliche Aspiranten öffentlidier Ämter, die Universitätsstudien voraussetzen, beruht auf einem Circular des Oberkuratoriums der preußischen Universitäten v o m 27. November 1804, a b g e d r u c k t i n : KOCH, B d . 2, S. 4 9 9 f . 82
Inhaltlich w i e d e r g e g e b e n bei SACHS, S. 62 ff.; a u s z u g s w e i s e bei HEINER,
Nochmals, S. 18 f.; HARING, Lehramt, S. 103 f. 2
B a 1 d u i,
Hochschulen
18
stand der Rektor den Rektoren der polytechnischen Hochschulen gleich83. Stellvertreter des Rektors war sein Vorgänger im Amt als „Prorektor". An der Spitze der Fakultäten stand der „ D e k a n " ; das Dekanat wechselte jährlich unter den ordentlichen Professoren der Fakultät nach dem Range des Dienstalters. Die Professoren wurden in rechtlicher Beziehung (Rang, Gehalt, Emeritierung) 84 ganz den Universitätsprofessoren gleichgestellt. Im Gegensatz zu § 48 der Breslauer Fakultätsstatuten räumte die Satzung des Lyzeum Hosianum dem Bischof von Ermland kein Vetorecht, sondern nur ein Recht auf Gehör ein. Dieses bezog sich jedoch sowohl auf die Anstellung als auch auf die Beförderung der Professoren und Dozenten des Lyzeums (§ 6 Ziff. 1). Wegen des konfessionellen Charakters der Anstalt war der Bischof auch bei Berufung eines Lehrers in der philosophischen Fakultät zu hören (§ 7). Im übrigen stimmten die Rechte des Ordinarius gegenüber dem Lyzeum weitgehend mit den in den Breslauer Fakultätsstatuten enthaltenen diesbezüglichen Bestimmungen überein 85 . In der Zeit zwischen dem Vollzug der Statuten des Lyzeums durch den König (1843) und ihrer Bekanntgabe (1845) war der Studienanstalt bereits am 11. April 1844 das Habilitationsrecht zuerkannt worden 80 . Damit war die Heranbildung eines eigenen wissenschaftlichen Nachwuchses am Lyzeum Hosianum möglich 87 . Demgegenüber hatten die weiteren Bemühungen des Lyzeums um die Erteilung des Promotionsrechts keinen Erfolg 8 8 . Neben dem Lyzeum bestand in Braunsberg ein Priesterseminar 89 , in das Studierenden mit der Immatrikulation aufgenommen wurden 90 . Das 8 3 Diese Bestimmung ist, wie sich aus SACHS, S. 64 f., ergibt, erst später eingefügt worden. 84
V g l . SACHS, S . 6 4 f .
85
V g l . HINSCHIUS, B d . 4, S. 6 8 1 ff. ( Ü b e r s i c h t ) ;
HARING, L e h r a m t , S. 1 0 3 f .
Diese Rechte waren: Visitationsrecht ( § 6 Ziff. 4), Recht auf Vorlage der Lektionsverzeichnisse (§ 6 Ziff. 3), Rügerecht bei Glaubens- oder Sittenverstoß eines Dozenten (§ 6 Ziff. 2), Befugnis, der Fakultät R a t und Empfehlung in rein theologischen Fragen (u. a. Vortragsmethode, Auswahl der Lehrbücher) zu erteilen (§ 6 Ziff. 3). 8 6 Die Verleihung des Habilitationsrechts erfolgte durch vorzeitige Verkündigung des die Habilitationen betreffenden Teils der Statuten, vgl. BENDER, S. 157. 8 7 Eine Habilitationsordnung der Anstalt hat der Verf. nicht ermitteln können. Bei AUFHAUSER, Johannes B., Studien-Ordnungen f ü r die theologischen Fakultäten Deutschlands, Österreichs und der Schweiz, Bonn 1915, ist kein Hinweis enthalten. 88
V g l . B E N D E R , S . 1 5 8 f . ; SACHS, S . 6 4 .
Zur Geschichte vgl. BRACHVOGEL, Eugen, Das Priesterseminar in Braunsberg, Braunsberg 1932, S. 3 ff. 90 Der Zeitpunkt des Seminareintritts wurde im Laufe des 19. Jahrhunderts mehrfach verschoben, vgl. BRACHVOGEL, Priesterseminar, S. 36 ff. 89
19
Seminar war Wohnstätte (Konvikt) und diente vornehmlich der aszetischen Erziehung 91 . Die enge Verbindung von Lyzeum und Priesterseminar war u. a. dadurch gewährleistet, daß der jeweilige Regens des Seminars satzungsgemäß als Professor für Pastoraltheologie dem Lehrkörper des Lyzeum angehörte 92 . Eine wesentliche Veränderung der Seminarverhältnisse in Gnesen und Posen trat erst ein, als durch die Bulle „De salute animarum" vom 16. Juli 1821 die Erzdiözese Gnesen-Posen mit dem Suffraganbistum Kulm errichtet wurde. Nach dem Inhalt der Bulle durfte der Erzbischof von Gnesen-Posen die in Gnesen und Posen bestehenden Seminare 93 beibehalten oder ein gemeinsames Seminar für die verbundenen Diözesen eröffnen. Daraufhin wurde in Posen eine erzbischöfliche philosophischtheologische Lehranstalt und in Gnesen ein Ordinandenseminar gegründet 94 . Das bischöfliche Seminar für Kulm wurde 1828 an den Bischofssitz Pelplin verlegt 95 . Im Gegensatz zu der Lehranstalt in Posen vermittelte das Pelpliner Seminar den Studierenden sowohl die wissenschaftliche als auch die praktische Ausbildung 96 . In den rheinischen und westfälischen Gebieten, die durch den Wiener Kongreß (1814/15) an Preußen kamen, fand der preußische Staat sechs Priesterausbildungsstätten vor: die theologischen Fakultäten der Universitäten Münster und Paderborn und die Seminare in Köln, Münster, Paderborn und Trier. Die Gründungsurkunden für eine Universität in Münster 97 hatten bereits 1631 vorgelegen, jedoch wurde die Ausführung durch den 30 jährigen Krieg verhindert. 1773 erteilten Papst und Kaiser erneut die Privilegien für eine Universität mit vier Fakultäten 98 , die 1780 eröffnet wurde. 91
Vgl. im einzelnen BRACHVOGEL, Priesterseminar, S. 36 ff.
92
V g l . BRACHVOGEL, P r i e s t e r s e m i n a r , S. 3 9 .
93
V g l . EICHHORN, S. 7 3 , 9 6 , 1 2 7 .
94
V g l . HINSCHIUS, B d . 4 , S. 5 3 2 A n m . 6 ; LINK, S. 1 1 9 .
95
V g l . EICHHORN, S. 9 6 f f . ; ROSENTRETER, S p . 1 2 2 8 .
96
V g l . HINSCHIUS, B d . 4 , S. 5 3 2 A n m . 6 ; LINK, S. 1 2 0 .
97
Zur Geschichte vgl. KRABBE, C. F., Geschichtliche Nachrichten über die höheren Lehranstalten in Münster v o m heiligen Ludgerus bis auf unsere Zeit, Münster 1852; WILMANS, R., Zur Geschichte der Universität Münster in den Jahren 1802—1818, in: Ztsdir. f. deutsche Kulturgeschichte N F 4 (1875), S. 257 ff.; PIEPER, A n t o n , D i e alte Universität Münster 1773—1818, Münster 1902; EITEL, A n t o n , V o n der alten zur neuen Universität Münster, Münster 1953; HEGEL, Eduard, D i e katholisch-theologische Fakultät Münster in ihrer geschichtlichen Entwicklung (1773—1961), Münster 1961. 98 U r k u n d e n abgedruckt bei KRABBE, S. 133 ff. 2»
20 Das Priesterseminar in Münster (gegr. 1 7 7 6 ) " w a r für die praktische Ausbildung der T h e o l o g e n 1 0 0 .
Ordinandenseminar
D i e Universität P a d e r b o r n 1 0 1 w u r d e 1 6 1 4 mit zwei F a k u l t ä t e n ( P h i l o sophie und Theologie) gegründet 1 0 2 und der Gesellschaft Jesu übergeben. D e r F o r t b e s t a n d der Hochschule w u r d e weder durch die Aufhebung des Jesuitenordens ( 1 7 7 3 ) noch durdi den mehrfachen Gebietswechsel des P a d e r b o r n e r Landes zwischen 1 8 0 3 und 1 8 1 3 1 0 3 beeinträchtigt 1 0 4 . Die Alumnen des P a d e r b o r n e r Priesterseminars (gegr. 1 7 7 7 ) besuchten die theologischen Vorlesungen in der U n i v e r s i t ä t ; die praktische Ausbildung erfolgte im S e m i n a r 1 0 5 . Die Vorgeschichte der Seminare in K ö l n und T r i e r w u r d e bereits an anderer Stelle e r w ä h n t 1 0 6 . D e m preußischen S t a a t w a r d a r a n gelegen, das Universitätswesen in den westlichen P r o v i n z e n neu zu ordnen und zu zentralisieren 1 0 7 . N a c h langen Verhandlungen, bei denen m a n v o n katholischer Seite für die Wiedererrichtung der U n i v e r s i t ä t K ö l n e i n t r a t 1 0 8 , w u r d e durch königliche Stiftungsurkunde v o m 18. O k t o b e r 1 8 1 8 1 0 9 die U n i v e r s i t ä t B o n n als 9 9 Zur Geschichte vgl. SCHRÖER, Alois, Das Münsterer Priesterseminar, i n : Sacerdotium, Festgabe für A. Francken, hrsg. v. L. Grimmelt, Warendorf 1948, S. 9 ff.
100 VGL HEGEL, O r g a n i s a t i o n s f o r m e n , S. 6 5 6 . 1 0 1 Zur Geschichte vgl. FREISEN, Joseph, Die Universität Paderborn, l . T e i l , Paderborn 1898; ders., Die Matrikel der Universität Paderborn, Bd. 1, Würzburg 1931; RICHTER, W., Die Einrichtung der bischöflichen philosophischtheologischen Lehranstalt zu Paderborn, in: Ztschr. f. vaterländische Geschichte u. Altertumskunde 69 II (1911), S. 91 ff.; HONSELMANN, Klemens, Die Philosophisch-Theologische Akademie in Paderborn und ihr Stiftungsvermögen, Paderborn 1954, S. 16 ff. 1 0 2 Urkunden abgedruckt bei FREISEN, Universität, S. 3 ff.; HONSELMANN, Akademie, S. 94 ff. 1 0 3 Das geistliche Fürstentum Paderborn wurde 1803 säkularisiert und kam an Preußen. Preußen mußte das Gebiet 1807 an das Königreich Westfalen abtreten. 1813 wurde Paderborn endgültig preußisch. 104
V g l . HONSELMANN, H o c h s c h u l e n , S . 8 f .
Zur Geschichte vgl. (BIELING), Chronik des Bischöflichen Priester-Seminars zu Paderborn, Paderborn 1877; SCHÄFERS, Johannes, Die Geschichte des Bischöflichen Priesterseminars zu Paderborn vom Jahre der Gründung bis zum Jahre 1902, Paderborn 1902 (über die Aufgaben des Seminars vgl. ebd. S. 41, 43, 102 ff.). 1 0 6 Siehe oben S. 9 f., 11 f. 1 0 7 Über den Zustand des Universitätswesens in den westlichen Provinzen 105
und
über
die
Universitätspläne
vgl.
WILMANS,
S. 2 9 4 f f . ;
PIEPER,
S. 53 ff.;
RICHTER, Einrichtung, S. 107 ff., BEZOLD, Friedrich von, Gesdiichte der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität von der Gründung bis zum Jahre 1870, Bd. 1, Bonn 1920, S. 17 ff. 108
V g l . BEZOLD, S . 1 7 f f .
109
Urkunde abgedruckt bei KOCH, Bd. 1, S. 174 ff.
21 zweite Hochschule Preußens mit zwei theologischen Fakultäten gegründet. In einer unter dem gleichen Datum ergangenen Kabinettsordre 110 verfügte der König die Aufhebung der Universitäten Duisburg 1 1 1 , Münster 112 und Paderborn 1 1 3 . In Münster sollte „ein theologisch wissenschaftlicher und zur Vorbereitung darauf ein philosophischer und allgemein wissenschaftlicher Kursus für künftige Geistliche der Münsterschen Diözese" 1 1 4 erhalten bleiben. Die Haltung kirchlicher Kreise zu der neuen Universität in Bonn war schwankend. Einerseits war man nicht abgeneigt, bei der Besetzung des Lehrkörpers der katholisch-theologischen Fakultät mitzuwirken 115 , andererseits hielt man die Hochschule anfangs zur Ausbildung des theologischen Nachwuchses für ungeeignet 116 . Tatsächlich bildete die Fakultät, die im Gegensatz zu Breslau nicht auf eine kirchliche Tradition aufbauen konnte, sondern ihre Entstehung einer staatskirchenpolitischen Maßnahme der Regierung verdankte, zunächst einen Fremdkörper im rheinischen Priesterausbildungswesen. Ihr rechtliches Verhältnis zu Staat und Kirche war ungeklärt; bei der Berufung der Dozenten kam es zu Auseinandersetzungen zwischen staatlichen und kirchlichen Stellen 117 . Endlich wollte die Kirche auch nicht durch eine definitive Regelung der Fakultätsangelegenheit einer allgemein erwarteten grundsätzlichen Neuregelung der kirchlichen Verhältnisse in Preußen vorgreifen 118 . So blieb das Seminar in Köln mit seinem philosophischen und theologischen Kurs neben der 1 1 0 Der gesamte T e x t dieser Kabinettsordre ist vermutlich nicht im Druck erschienen. Nach WILMANS, S. 298 A n m . 1, befindet sich die Ordre abschriftlich bei den Akten des ehemaligen Oberpräsidiums in Münster. Einen die Lage in Paderborn betreffenden Auszug bringt HONSELMANN, Akademie, S. 113 f. RICHTER, Einrichtung, S. 171 f., betrachtet offenbar die unter dem 18. Oktober 1818 zur Gründung der Universität Bonn ergangene Kabinettsordre als Rechtsgrundlage für die Schließung der drei anderen Universitäten. Dies ist schon deshalb unzutreffend, weil in der genannten Kabinettsordre (abgedruckt bei KOCH, Bd. 1, S. 172 f.) die Universitäten Duisburg, Münster und Paderborn überhaupt nicht erwähnt werden. 1 1 1 Zur Geschichte vgl. RING, Walter, Geschichte der Universität Duisburg, Duisburg 1920; ESCHBACH, P., Die Universität Duisburg unter französischer Verwaltung (1806—1813), in: Beiträge z. Geschichte d. Niederrheins 15 (1900), S. 278 ff. (316 ff.). 112
V g l . KRABBE, S. 1 9 1 f . ; PIEPER, S. 6 7 f .
Vgl. RICHTER, Einrichtung, S. 171 ff.; HONSELMANN, Akademie, S. 52ff. 114 Zitiert nach WILMANS, S. 298. 1 1 5 Vgl. LAUSCHER, Albert, Die katholisch-theologische Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn (1818—1918), Düsseldorf 1920, S. 9 f . ; SCHRÖRS, Geschichte, S . 3 2 f f . , 115 f. 113
116
V g l . SCHRÖRS, Geschichte, S. 116 ff.
117
V g l . LAUSCHER, S. 4 5 ; SCHRÖRS, G e s c h i c h t e , S . 1 5 2 f f .
118
V g l . LAUSCHER, S . 4 5 .
22 Fakultät in Bonn erhalten 119 . Durch die Bulle „De salute animarum" vom 16. Juli 1821 wurde das Erzbistum Köln mit den SufTraganbistümern Münster, Paderborn und Trier wiedererrichtet. Schon der erste Kölner Erzbischof, Ferdinand August von Spiegel, trat 1824 mit der preußischen Regierung in Verhandlungen über die Bonner Fakultät 1 2 0 . Er erwirkte gegen Verzicht auf das Tridentinische Seminar, das seinem Sprengel nach der Bulle „De salute animarum" zustand, für sich dieselbe Rechtsstellung gegenüber der theologischen Fakultät in Bonn, die der Bischof von Breslau hinsichtlich der dortigen Fakultät innehatte 121 . Ab 1825 wurde das Kölner Priesterseminar in ein Ordinandenseminar mit vornehmlich pastoralpraktischen Aufgaben überführt 1 2 2 . Für die theologisch-wissenschaftlichen Studien besuchten die Kölner Theologen die katholisch-theologische Fakultät in Bonn. Seit dem Wintersemester 1827/28 bestand hier auch ein Theologenkonvikt 123 . Zwar bestätigten die Fakultätsstatuten vom 18. Oktober 1834 124 die Rechte des Erzbischofs gegenüber der Fakultät, dennoch blieb deren kirchliche Stellung weiterhin unklar, vor allem weil der Apostolische Stuhl weder bei der Errichtung mitgewirkt noch das Promotionsrecht erteilt hatte 125 . Obgleich die Fakultät seit ihrer Gründung das staatliche Promotionsrecht besaß 126 , nahm sie — nach wechselvollen Verhandlungen und Auseinandersetzungen mit der Regierung in Berlin und dem Heiligen Stuhl 127 — erst im Jahre 1905 die erste ordentliche Doktorpromotion vor 1 2 8 , als ihr durch ein Breve Pius X . vom 15. Februar 1905 129 das kirchliche Promotionsrecht verliehen worden war. In Münster blieben nach Aufhebung der Universität die philosophische und theologische Fakultät als staatliche „akademische Lehranstalt" vornehmlich für die wissenschaftliche Priesterausbildung erhalten 130 . Die rechtliche Grundlage dieser Institution bildeten die Statuten vom 119
V g l . LAUSCHER, S . 1 1 .
120
V g l . SCHRÖRS, G e s c h i c h t e , S . 2 6 2 f f .
121
Siehe oben S. 15 f.; vgl. auch HEINER, Nochmals, S. 14ff.
122
V g l . RECKERS, G e s c h i c h t e , S. 2 6 0 .
1 2 3 Ü b e r das T h e o l o g e n k o n v i k t u n d dessen Rechtslage vgl. BERNARDS, M a t thäus, Z u r Geschichte des theologischen K o n v i k t s in Bonn 1827—1875, in: Annalen des Historischen Vereins f. d. Niederrhein 153/154 (1953), S. 201 ff. 1 2 4 Abgedruckt bei KOCH, Bd. 1, S. 232 ff. 125
V g l . LAUSCHER, S . 4 5 ; SCHRÖRS, G e s c h i c h t e , S . 1 1 5 ; HONSELMANN,
Pro-
motionsrecht, S. 327 f. i2s Y g j § 18 der Universitätsstatuten v. 1. September 1827, abgedruckt bei KOCH, Bd. 1, S. 190ff.; § 32 der Fakultätsstatuten v. 18. O k t o b e r 1834. 127
V g l . LAUSCHER, S . 4 5 f f . ; SCHRÖRS, G e s c h i c h t e , S . 2 6 1 f f .
128
V g l . LAUSCHER, S . 6 1 .
129 130
Vgl. A k K R 85 (1905), S. 3 8 0 f f . ; 88 (1908), S. 1 5 2 f . ; LAUSCHER, S. 60 f. V g l . WILMANS, S . 2 9 8 ; K R A B B E , S . 1 9 2 f . ; H E G E L , F a k u l t ä t , S . 1 2 f f .
23 12. November 1832 131 , die — noch mehr als die Statuten von Braunsberg — eine weitgehende Angleichung der Lehranstalt an die Universitäten erkennen lassen. Die theologische Fakultät übte seit 1832 sowohl das Promotions- als auch das Habilitationsrecht aus 132 . O b das Promotionsrecht auf dem Privileg der alten Universität Münster oder auf § 47 der Statuten von 1832 beruhte 133 , mag hier wegen der weiteren Entwicklung der Hochschulverhältnisse in Münster dahingestellt bleiben. Hinsichtlich der Rechte des Bischofs gegenüber der Lehranstalt nahmen die Statuten (§ 6) auf die einschlägigen Bestimmungen der Bonner und Breslauer Fakultätsstatuten 1 3 4 Bezug. Bei der Besetzung der Dozenturen f ü r praktische und theoretische Philosophie in der philosophischen Fakultät wurde dem Bischof von Münster ein Recht auf Gehör eingeräumt 135 . Neben der Lehranstalt, die 1843 durch königliche Kabinettsordre den Titel „Theologisch-philosophische Akademie" erhielt, bestand in Münster ein bischöfliches Priesterseminar als Ordinandenseminar. Der jeweilige Regens hatte, sofern er zum Doktor der Theologie promoviert worden war, Sitz und Stimme in der theologischen Fakultät und zugleich das Recht, als Honorarprofessor Vorlesungen zu halten 1 3 6 . Über den Fortgang der wissenschaftlichen Priesterausbildung in Paderborn herrschte nach Aufhebung der Universität Ungewißheit. Der Oberpräsident wollte zunächst keine Weiterführung der philosophisch-theologischen Studien dulden und die Studierenden an die Universität Bonn oder die Lehranstalt in Münster verweisen 137 , da die Kabinettsordre vom 18. Oktober 1818 lediglich f ü r Münster die Beibehaltung einer theologisch-wissenschaftlichen Studienanstalt vorsah. In Paderborn sollte allenfalls ein bischöfliches Seminar f ü r die praktische Schlußausbildung erhalten bleiben 138 . Am 28. Dezember 1818 richtete der Bischof ein Protestschreiben 131
S. 1 7
Abgedruckt bei KOCH, Bd. 1, S. 6 8 4 f f . ; Auszug bei HEINER, Nochmals,
f.
132
Z u m P r o m o t i o n s - und Habilitationsrecht in der Philosophischen Fakul-
t ä t v g l . HONSELMANN, P r o m o t i o n s r e c h t , S. 3 3 3 ; HEGEL, F a k u l t ä t , S. 13.
133 YGI J a z u FREISEN, Universität, S. 83 A n m . 2; HONSELMANN, P r o m o tionsrecht, S. 328 A n m . 20, 333. 134 Siehe oben S. 15 f., 22. 135 D a ß es sich hier nur u m ein Recht auf Gehör und nicht u m ein V e t o recht handelte, ergibt sich aus der unterschiedlichen Formulierung v o n § 6 und § 7 der Statuten: § 6 : „ . . . i s t der B i s c h o f . . . berechtigt, . . . Exclusivam zu geben . . . " § 7: „ . . . ist der Bischof zu befragen, ob er . . . etwas zu erinnern habe". Vgl. auch HINSCHIUS, Bd. 4, S. 676 A n m . 3. 136 § 43 der Statuten der Akademie. 137
138
V g l . RICHTER, E i n r i c h t u n g , S. 1 7 2 ff.
Vgl. RICHTER, Einrichtung, S. 172 ff.; H e r r Prof. Dr. H o n s e l m a n n hat den Verf. darauf hingewiesen, daß die zurückhaltende Formulierung in der Kabinettsordre v. 18. O k t o b e r 1818 („ . . . daß in Paderborn . . . , falls es nötig
24 an den König 1 3 9 . Dieser versicherte am 18. Februar 1819 140 , daß die „Aufhebung der in Paderborn nur noch dem Namen nach bestandenen Universität der dort bestehenden Unterrichts- und Erziehungsanstalt f ü r katholische Geistliche keinen Nachteil bringen" solle 141 . Auch das Kultusministerium stellte in einem Schreiben vom 27. Januar 1819 142 in Aussicht, daß die katholischen Theologen auch weiterhin in Paderborn ihren wissenschaftlichen Studien obliegen könnten. Das Ministerium gab jedoch gleichzeitig zu erkennen, d a ß die Lehranstalt nicht in der akademischen Form von Fakultäten, sondern in Gestalt eines bischöflichen Seminars mit wissenschaftlichen und praktischen Kursen fortbestehen solle 143 . Die Paderborner Bürgerschaft schloß sich dem Protest des Bischofs in Resolutionen an den Oberpräsidenten 1 4 4 und den Kultusminister 1 4 5 an. Am 26. Februar 1819 teilte der Minister dem R a t der Stadt Paderborn mit 140 , d a ß das Ministerium beabsichtige, „die in Paderborn bestehenden Bildungsanstalten, wenn auch nicht mehr unter akademischer Form147, . . . bestehen zu lassen, so daß . . . der künftige Geistliche . . . nicht allein die praktische Ausbildung, sondern auch den theoretischen theologischen und philosophischen U n t e r r i c h t . . . in Paderborn selbst erhalten k a n n . . . " Schon hieraus geht die Absicht der staatlichen Behörden hervor, die A u f hebung der Universität und ihrer Fakultäten nicht rückgängig zu machen, jedoch an ihrer Stelle eine bischöfliche Lehranstalt ohne Universitätsrang f ü r die philosophisch-theologische Ausbildung zu gestatten. Die Verhandlungen zwischen dem bischöflichen Stuhl zu Paderborn und der preußischen Regierung über die rechtliche Organisation der Anstalt zogen sich über mehr als zwei Jahrzehnte hin 148 . Währenddessen nahmen die philosophischen und theologischen Vorlesungen in Paderborn ihren Fortgang. Theologische Promotionen wurden seit der Aufhebung der Universität nicht mehr vorgenommen 1 4 9 . Über den Stand der Verhandlungen im Jahre 1827 unterrichtet ein Schreiben des Bischofs an die Professoren der Lehranstalt 1 5 0 , wonach die wichtigsten philosophischen und theologischen ist, ein bischöfliches Seminarium bestehe") mit der damals geplanten Aufhebung des Bistums Paderborn zusammenhängt. 139 Teilweise abgedruckt bei RICHTER, Einrichtung, S. 174. 140 Abgedruckt bei RICHTER, Einrichtung, S. 174 f. 141
V g l . auch SCHÄFERS, S. 1 0 5 .
142
Abgedruckt bei RICHTER, Einrichtung, S. 175. Vgl. zit. Schreiben v. 27. Januar 1819 bei RICHTER, Einrichtung, S. 175.
143 144
V g l . RICHTER, E i n r i c h t u n g , S. 177.
145
V g l . RICHTER, E i n r i c h t u n g , S. 178.
146
Abgedruckt bei RICHTER, Einrichtung, S. 178 f. Hervorhebung v o m Verf.
147 148
V g l . RICHTER, E i n r i c h t u n g , S. 180 ff.
149
V g l . RICHTER, E i n r i c h t u n g , S. 1 4 4 A n m . 1; FREISEN, U n i v e r s i t ä t , S. 81.
150
V g l . SCHÄFERS, S . 1 0 5 f . ; R I C H T E R , E i n r i c h t u n g , S . 1 9 0 .
25 Lehrstühle, „jedoch nur als integrierender Teil des bischöflichen Seminars", und „alle iura collegii, die nicht von der aufgehobenen akademischen Form abhangen", fortbestehen sollten. Als 1829 wieder von staatlicher Seite der Versuch unternommen wurde, die philosophisch-theologische Lehranstalt in Paderborn zu schließen, wandte sich der Bischof erneut an das Ministerium und an den König 1 5 1 . In der Eingabe an den Kultusminister berief er sich u. a. auf den königlichen Erlaß vom 18. Februar 1819, der den Fortbestand der geistlichen Bildungsstätten gewährleistet hatte. In einem Schreiben vom 17. Januar 1836 152 an den Bischof wies der König darauf hin, daß der Erlaß vom 18. Februar 1819 „den Fortbestand jener Lehranstalt nicht zum Gegenstand (habe), deren Aufhebung bereits durch . . . Ordre vom 18. Oktober 1818 ausgesprochen worden (sei) und daß (diese) Ordre sich vielmehr auf das bischöfliche Seminarium (beschränke)". Damit wurde außer Zweifel gestellt, daß die Regierung nicht an eine Aufrechterhaltung der Lehranstalt in akademischer Form als Universität oder Fakultät dachte, sondern allenfalls einer Beibehaltung des philosophisch-theologischen Studiums in Verbindung mit dem Seminar zustimmen wollte. Auch dies bedeutete schon ein Abgehen von der Kabinettsordre vom 18. Oktober 1818, da diese nur für Münster einen wissenschaftlichen Kurs vorsah. Die Entscheidung über den Fortgang der philosophisch-theologischen Vorlesungen in Paderborn machte der König von dem Ergebnis eines diesbezüglichen Berichts des Kultusministeriums abhängig 153 . Am 21. April 1836 brachte der Kultusminister dem Bischof von Paderborn eine königliche Kabinettsordre vom 18. April 1836 154 zur Kenntnis, wonach „die Ordre vom 18. Okt. 1818 wegen Aufhebung der theologischen Lehranstalt zu Paderborn vor der Hand nicht ausgeführt werde". Diese Kabinettsordre ist gelegentlich so verstanden worden, als ob dadurch der Aufhebungsbefehl hinsichtlich der Universität Paderborn oder wenigstens ihrer beiden Fakultäten sistiert oder zurückgenommen worden sei 155 . Die geschilderte Vorgeschichte dieser Entscheidung zeigt jedoch, daß dies nicht der Fall war. Der Erlaß des Königs vom 18. April 1836 hob die Kabinettsordre vom 18. Oktober 1818 nur insoweit auf, als diese eine Weiterführung des wissenschaftlich philosophisch-theologischen Studienbetriebs in Paderborn in jeder Form untersagt hatte. Die praktische Konsequenz des Erlasses war, daß nicht nur in Münster, sondern auch in 151
V g l . RICHTER, E i n r i c h t u n g , S. 194.
A b g e d r u c k t bei RICHTER, Einrichtung, S. 194 f. 1 5 3 Vgl. zit. Schreiben bei RICHTER, E i n r i c h t u n g , S. 194 f. 1 5 4 A b d r u c k des ministeriellen Schreibens bei RICHTER, Einrichtung, S. 195. 155 V g l . FREISEN, U n i v e r s i t ä t , S. 8 2 f f . ; ders., M a t r i k e l , S. 12; HEGEL, O r g a n i s a t i o n s f o r m e n , S. 6 6 1 ; vgl. auch HILLING, N i k o l a u s , D i e neuen S t a t u t e n der Erzbischöflichen philosophisch-theologischen A k a d e m i e zu P a d e r b o r n v o n 1955, i n : A k K R 127 (1955/56), S. 4 4 4 f f . ( 4 4 7 f . ) . 152
26 Paderborn eine wissenschaftliche Ausbildungsstätte zur Vorbereitung des geistlichen Nachwuchses erhalten blieb. Auch die weitere Entwicklung des theologischen Studienwesens in Paderborn zeigt, daß die preußische Regierung nicht von einem Fortbestand der Universiät oder ihrer Fakultäten ausging 156 . Schon in dem genannten Schreiben des Kultusministeriums vom 21. April 1836 zeichnen sich die ersten Grundlinien einer zukünftigen Entwicklung der Lehranstalt ab: Für alle Bewerber um eine Dozentur verlangte das Ministerium den Nachweis eines Universitätsstudiums und wenigstens die Promotion zum Lizentiaten der Theologie. Das Lehramt als solches betrachtete man staatlicherseits als „Vorübung zur akademischen Professur". Im Mai 1836 begannen Verhandlungen über eine Satzung, die jedoch erst 1844 zustandekam 1 5 7 . Das Vorwort des Bischofs zu den ministeriell genehmigten Statuten der philosophisch-theologischen Lehranstalt" vom 28. März 1844 158 f a ß t das Ergebnis der Verhandlungen zwischen Staat und Kirche über die Beibehaltung der wissenschaftlichen Theologenausbildung in Paderborn folgendermaßen zusammen: „Nachdem S.Majestät, unser allergnädigster König, in landesväterlicher Berücksichtigung eines dringenden Bedürfnisses Unserer Diözese zu genehmigen geruht haben, daß die nach Aufhebung der ehemaligen Universität zu Paderborn hierselbst noch verbliebene theologische Lehranstalt künftighin neben dem bischöflichen Klerikal-Seminar und zwar als Erweiterung desselben zum Behufe der wissenschaftlichen Vorbildung des künftigen Klerus f ü r die Diözese Paderborn unter dem N a m e n „Seminarium Theodorianum" fortbestehe, haben wir zur näheren Bestimmung des Zweckes der gedachten Anstalt, ihrer Einrichtung sowie des Umfangs ihrer Gerechtsame und Pflichten folgende Statuten festgesetzt: § 1. Das Seminarium Theodorianum in Paderborn besteht aus einer philosophisch-theologischen Lehranstalt und aus einem Klerikalseminar 1 5 9 , und steht als vereinigte kirchliche Anstalt unter der Aufsicht des Bischofs. § 2. Der Zweck und die Aufgabe der theologisch-philosophischen Lehranstalt ist die Vorbildung des künftigen Klerus der Diözese; die praktische Ausbildung desselben hat das Klerikal-Seminar zu besorgen. Beide Anstalten bilden demnach Ein Ganzes f ü r gründlich wissenschaftliche, religiös-sittliche und echt christliche Ausbildung resp. Erziehung des künftigen Diözesanklerus." Recht158 Ob die Universität Paderborn möglicherweise als juristische Person trotz Wegfalls der akademischen Rechte erhalten geblieben ist, kann hier nicht erörtert werden. Siehe auch unten S. 172. 157
158
V g l . RICHTER, E i n r i c h t u n g , S. 195 ff.
Auszug abgedruckt bei RICHTER, Einrichtung, S. 204f.; inhaltliche Wiedergabe bei GERLACH, Hermann, Paderborner Diöcesan-Recht und Diöcesan-Verwaltung, 2. Aufl., Paderborn 1864, S. 7 ff. 159 Später wird die Bezeichnung Theodorianum auch allein für die philtheol. Lehranstalt verwendet.
27 lieh blieben Seminar und Lehranstalt stets getrennt 160 . Die Angelegenheiten der Lehranstalt als Ganzes wurden in einem „Lehrerkollegium" beraten, an dessen Spitze ein vom Bischof auf fünf Jahre ernannter „Praefectus" stand, der des landesherrlichen Placets bedurfte (§ 22). Die Lehrkräfte führten den Titel „Professor" (§ 21); sie wurden vom Bischof mit landesherrlicher Genehmigung angestellt und unterstanden der bischöflichen Dienstaufsicht (§ 17) 161 . § 18 sah eine Art „Habilitationsverfahren" vor: „Die Lehrer haben ihren Beruf zur Doktion an der Anstalt in der vorschriftsmäßigen Weise durch Promotion bei einer inländischen Universität darzutun, und nach erfolgter Anstellung sich durch ein in lateinischer Sprache abzufassendes Programm und durch eine lateinische Antrittsrede zu habilitieren". Über die Studierenden führte die Lehranstalt ein Matrikelbuch (§ 27); nur Inhaber des Reifezeugnisses konnten immatrikulieren (§ 28). Schon diese erste Satzung und hier besonders die Bestimmungen über die „Habilitation" lassen erkennen, daß die bischöfliche Behörde bestrebt war, der Lehranstalt einen wissenschaftlichen Rang zu sichern, der dem der staatlichen theologischen Fakultäten nicht nachstand. Um einer rechtlichen Gleichstellung mit diesen entgegenzutreten, hatte das Ministerium jedoch schon in den Verhandlungen zu den Statuten den Vorbehalt gemacht, daß die Anstalt weder die Bezeichnung „Fakultät", noch ihr Vorsteher den Titel „Dekan" führen dürfe 1 6 2 . Im innerkirchlichen Bereich wurde eine rangmäßige Unterscheidung zwischen der Lehranstalt und den staatlichen theologischen Ausbildungsstätten nicht vorgenommen. So hatte beispielsweise der Vertreter des Theodorianum mit den Professoren der theologischen Fakultät in Bonn und der Akademie in Münster auf dem Kölner Provinzialkonzil von 1860 den Vorrang vor den Vertretern der Klerikalseminare 163 . Im Jahre 1860 wurde in Paderborn für die Studierenden der Lehranstalt ein Konvikt (Leokonvikt) gegründet 164 ; damit hatte sich die Organisation der Priesterausbildung in Paderborn weitgehend den Verhältnissen in den Diözesen mit staatlichen theologischen Fakultäten, wie z. B. Köln und Münster, angeglichen. In Trier blieb das Seminar nach 1813 in der bestehenden Form erhalten. Es faßte als bischöfliche Institution die wissenschaftliche und praktische Priesterausbildung zusammen. Die in Paderborn eingeführte Trennung von Lehranstalt, Priesterseminar und Konvikt bestand hier nicht. Am 12. September 1830 erließ Bischof Joseph von Hommer neue 180
V g l . GERLACH, S. 2 9 A n m . 8.
D i e R e g i e r u n g behielt sich jedoch ein Mitspracherecht bei der A u s w a h l der L e h r b ü c h e r v o r (§ 17). 1,1
162
Vgl. RICHTER, E i n r i c h t u n g , S. 202.
185
V g l . GERLACH, S. 11 f.
184
V g l . G E R L A C H , S . 3 6 FF.
28 Seminarstatuten 165 , die die bis dahin gültige Ordnung von 1806 1 6 6 ersetzten. Nach Ziff. 3 der Statuten lag die „obere Leitung aller sowohl inneren als äußeren Angelegenheiten des Seminars in den Händen des Regens, dem ein Subregens zur Seite stand (Ziff. 4). Das Seminar hatte ingesamt sieben „Lehrstühle". „Die Inhaber derselben führen das Prädikat Professor, mit dem Beisatze ihres Faches, z. B. Professor der Philosophie . . . " (Ziff. 5 Abs. 2) 1 6 7 . Die übrigen Bestimmungen befaßten sich mit dem Amt des Ökonomen (Ziff. 6), der Verwaltungskommission des Seminars (Ziff. 7) und den Verhältnissen der Alumnen (Ziff. 8 ff.) 1 6 8 . Die Anstellung der Professoren bedurfte der Genehmigung des Kultusministeriums 169 . Hinsichtlich der Vorbildung verlangte die staatliche Behörde den Nachweis der wissenschaftlichen Qualifikation 1 7 0 , oft auch die Promotion an einer inländischen Universität oder die Nostrifikation 1 7 1 eines im Ausland erworbenen Grades durch eine deutsche staatliche Hochschule 172 . Allgemein gesagt, legte das Ministerium Wert darauf, „daß die Professoren an gründlicher Erudition hinter den akademischen Dozenten nicht (zurückblieben), welches in der Regel eine besondere, längere Vorbereitung voraussetzt" 1 7 3 . Die staatliche Gesetzgebung beschränkte sich in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts darauf, die Zulassungsvoraussetzungen für das theologische Studium und das geistliche Amt zu regeln. Schon § 61 I I 11 A L R hatte bestimmt, daß „ohne vorhergegangene genaue Prüfung seiner Kenntnisse, und seines bisherigen Wandels, . . . Niemand zu einem geistlichen Amt gelassen werden" sollte. Nach einer Circularverfügung des Staatsministeriums vom 31. Juli 1820 1 7 4 durften die „zum Vortrage der Theologie und Philosophie berechtigten höhern Lehranstalten" nur 1 6 5 Statuten für das Bischöfl. Priesterseminar zu Trier erlassen am 12. September 1830 von Bischof Joseph von H o m m e r , Textausgabe o. O., o. J. 1 6 6 Siehe oben S. 12. 1 6 7 Über die Vorgeschichte dieser Bestimmung vgl. SCHULER, S. 254 f. 1 6 8 Von einer staatlichen Genehmigung der Statuten ist nichts bekannt. SCHULER, S. 256, berichtet von einer Stellungnahme des Ministeriums v o m 19. Februar 1831, in der zwar einige Punkte der Statuten kritisiert werden, allerdings nicht die Führung des Prädikats Professor. 169
V g l . SCHULER, S. 2 5 5 , 2 6 0 f . ; M A R X , S. 2 2 .
170
V g l . SCHULER, S. 2 5 7 .
1 7 1 Nostrifikation bedeutet die innerstaatliche Anerkennung eines an einer ausländischen Hochschule erworbenen akademischen Grades (vgl. THIEME, S. 221). 172
V g l . SCHULER, S . 2 5 6 F . , 2 6 0 f .
Aus einem Schreiben des preußischen Kultusministers an den Bischof von Trier (1834), zitiert nach SCHULER, S. 260. 1 7 4 Abgedruckt bei VOGT, Polycarp Joseph, Kirchenrecht der Katholiken und Evangelischen in den Königl. Preußischen Staaten, l . T e i l , Breslau 1856, S. 127 f. 173
29 Inhaber des Reifezeugnisses aufnehmen. Wer im Ausland studiert hatte, konnte einer besonderen Prüfung unterzogen werden. Eine Staatsaufsicht über die kirchlichen Lehranstalten war zwar nicht ausdrücklich gesetzlich verankert 175 , aus der geschilderten Praxis gegenüber den Ausbildungsstätten in Paderborn und Trier darf jedoch gefolgert werden, daß das Ministerium — den staatskirchenrechtlichen Anschauungen der Zeit entsprechend — ein solches Aufsichtsrecht in Anspruch nahm. Eine weitgehende Aufhebung des staatlichen Einflusses auf die kircheneigenen theologischen Bildungsstätten brachte die preußische Verfassungsurkunde vom 31. Januar 1850 178 . Sowohl die erste deutschen Bischofskonferenz in Würzburg (1848) als auch die Konferenz der preußischen Bischöfe von 1849 hatten völlige Freiheit der Kirche in der Organisation des geistlichen Bildungswesens gefordert 177 . Diese Bestrebungen hatten insoweit Erfolg, als der preußische Staat auf Grund von Art. 15 der Verfassungsurkunde, der der Kirche die selbständige Ordnung und Verwaltung ihrer Angelegenheiten zusicherte 178 , die bisher beanspruchten Genehmigungs- und Mitspracherechte in bezug auf die kirchlichen theologischen Lehranstalten aufgab 179 . So wurden fortan die Leiter und Dozenten der Seminare von den Bischöfen ohne Mitwirkung des Staates berufen 180 . A n den früher aufgestellten Erfordernissen für die Qualifikation der 175
HINSCHIUS, Bd. 4, S. 533 Anm. 1, möchte ein allgemeines Aufsichtsrecht der Oberpräsidien aus §§ 4 N r . 6, 2 Nr. 6 der Dienstinstruktion für die Provinzialkonsistorien vom 23. Oktober 1817 (PrGS S. 237) herleiten. Nach § 4 Nr. 6 der Dienstinstruktion unterstehen der Aufsicht der Oberpräsidien „alle in § 2 berührten Religionsangelegenheiten, in so weit sie ihrer Natur nach unter dem jure circa sacra der katholischen Kirche mitbegriffen werden können". § 2 betrifft die Aufsicht über die evangelische Kirche und erwähnt in § 2 Nr. 6 auch „die Aufsicht über geistliche Seminarien und die Anstellung der Lehrer bei denselben". Ob man die Seminaraufsicht auch in das jus circa sacra gegenüber der katholischen Kirche einbeziehen will, ist eine Frage der Auslegung. Die Aufsicht ist jedenfalls nicht positivrechtlich vorgeschrieben. 178 PrGS S. 17. 177 Wiedergabe der Denkschriften der deutschen, preußischen und bayerischen Bischöfe sowie des Episkopats der oberrheinischen Kirchenprovinz in: Archiv f. Kirchengesdiichte und Kirchenrecht 2 (1851), S. 48 ff., 125 ff., 173 ff., 249 ff. 178 So bereits Art. 12 der Verfassungsurkunde vom 5. Dezember 1848 (PrGS S. 375). 178 Vgl. audi Art. 18 der Verfassungsurkunde; RICHTER, A. L., Die Entwicklung des Verhältnisses zwischen dem Staate und der katholischen Kirche in Preußen seit der Verfassungs-Urkunde vom 5. December 1848, in: ZKR 1 (1861),
S. l O O f f . ( 1 1 2 ) ;
HINSCHIUS, B d . 4, S. 5 3 5 f . ;
SCHULZE
(-GAEVERNITZ),
Hermann (von), Das preussische Staatsrecht, 2 Bde., 2. Aufl., Leipzig 1888, h i e r B d . 2 , S. 5 3 5 f f . ( 5 3 7 ) . 180
V g l . f ü r P a d e r b o r n : GERLACH, S. 8 ; f ü r T r i e r : SCHULER, S. 2 6 1 f .
30 L e h r k r ä f t e 1 8 1 hielt die Kirche aber ebenso fest wie a m Nachweis des Abiturientenexamens bei den Studierenden 1 8 2 1 8 3 . Durch den Frieden v o n P r a g ( 2 3 . August 1 8 6 6 ) kamen u . a . das Königreich H a n n o v e r , das Kurfürstentum Hessen, das H e r z o g t u m Nassau und die Freie Stadt F r a n k f u r t / M . an Preußen. Durch den Gebietswechsel wurde an der bestehenden Organisation des kirchlichen Ausbildungswesens in diesen L ä n d e r n nichts geändert. Die Bulle „Impensa R o m a n o r u m " v o m 2 6 . M ä r z 1 8 2 4 1 8 4 über die kirchliche Organisation in H a n n o v e r sah für die beiden Landesbistümer Hildesheim und Osnabrück 1 8 5 je ein Tridentinisches Seminar zur Ausbildung der Geistlichkeit v o r . D a jedoch in Osnabrück entsprechende Einrichtungen fehlten 1 8 6 , räumte die Bulle die Möglichkeit ein, daß die Osnabrücker Theologen bis zur Errichtung einer eigenen Lehranstalt das bereits bestehende Seminar zu Hildesheim 1 8 7 während der wissenschaftlichen und praktischen Ausbildungszeit besuchten. I m J a h r e 1 8 5 9 errichtete das Bistum Osnabrück ein O r d i n a n d e n s e m i n a r 1 8 8 ; der philosophischtheologische Studienkurs blieb weiterhin in Hildesheim 1 8 9 . Im Kurfürstentum Hessen bestand bei Eingliederung des Landes in den preußischen S t a a t ein Seminar in Fulda. Das H e r z o g t u m Nassau hatte ein bischöfliches Ordinandenseminar in L i m b u r g 1 9 0 ; den philosoVgl. für Trier: SCHULER, S. 2 6 2 f . 182 \^egen der Fortgeltung der Circularverfügung vom 31. Juli 1820 nach Erlaß der Verfassungsurkunde vgl. VOGT, S. 128. 183 \ y e g e n des Verhältnisses der Kirche zu den staatlichen theologischen Fakultäten nach 1850 vgl. HINSCHIUS, Bd. 4, S. 666. 1 8 4 Abgedruckt bei MERCATI, Angelo (Hrsg.), Raccolta di concordati su materie ecclesiastiche tra la Santa Sede e le autorità civili, 2 Bde., R o m a 1954, hier Bd. 1, S. 689 ff. 1 8 5 Die endgültige Wiederherstellung dieser Diözese erfolgte erst 1857. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden die kirchlichen Aufgaben im Bereich der Diözese Osnabrück durch den Bischof von Hildesheim wahrgenommen. Vgl. LÜNENBORG, Heinrich, s.v.Osnabrück, in: L T h K , l . A u f l . , Bd. 7 (Freiburg/Br. 1935), Sp. 800 ff. (802). 188 VGL HEGEL, Organisationsformen, S. 651 f. Der seit 1656 am dortigen Gymnasium bestehende unvollständige phil.-theol. Kurs wurde 1830 eingestellt. Vgl. SCHMITT, Karl, Das bischöfliche Priesterseminar zu Osnabrück zugleich mit einer Darlegung der früheren Ausbildung des Osnabrücker Klerus, Osnabrück 181
1 9 2 9 , S. 1 6 f f . ; HAASS, S. 6 6 F . 1 8 7 Zur Geschichte vgl. GERLACH, Bernhard, SEELAND, Hermann, Geschichte des Bischöflichen Gymnasiums Josephinum in Hildesheim, 2 Bde., Hildesheim 1950/52, hier Bd. 1, S. 108 f.; HEGEL, Organisationsformen, S. 652, 663. 188
V g l . SCHMITT, P r i e s t e r s e m i n a r ,
189
V g l . HEGEL, O r g a n i s a t i o n s f o r m e n , S. 6 6 3 .
S. 3 0 ;
HINSCHIUS, B d . 4 , S . 5 3 3
A n m . 5.
190 Yg[ p A U L U S ) Adolf, Berufung, Besoldung und Abgang der Lehr- und Verwaltungskräfte am Limburger Priesterseminar in der ersten preußischen Zeit (1866—1887), in: Ardi m r h K G 14 (1962), S . 2 3 9 f f .
31 phisch-theologischen Studienkurs absolvierte der Limburger Diözesanklerus im Seminar zu Mainz. Auf die Vorgeschichte dieser Anstalten w ä h r e n d der ersten H ä l f t e des 19. J a h r h u n d e r t s w i r d noch in anderem Zusammenhang zurückzukommen sein 191 . Die günstige Stellung der kirchlichen philosophisch-theologischen Ausbildungsstätten in Preußen w u r d e durch die Kulturkampfgesetzgebung 1 9 2 der siebziger J a h r e des vorigen J a h r h u n d e r t s zunichte gemacht. Die erste G r u n d l a g e f ü r ein staatliches Vorgehen gegen das geistliche Ausbildungswesen boten zwei preußische Gesetze vom 5. April 1873 193 u n d v o m 18. J u n i 1875 194 , die den Art. 15 der Verfassung von 1850 zunächst einschränkten u n d schließlich ganz aufhoben. Das sog. Jesuitengesetz v o m 4. Juli 1872 195 schloß die Mitglieder der Gesellschaft Jesu v o m L e h r a m t innerhalb des Deutschen Reiches aus. D a r a n anschließende staatliche M a ß n a h m e n verboten das Studium a n Jesuitenanstalten im Ausland 1 9 6 . U n t e r den sog. Maigesetzen des Jahres 1873 befand sich auch das „Preußische Staatsgesetz über die Vorbildung u n d Anstellung der Geistlichen" vom 11. M a i 18 73 197 . Es verlangte neben dem Nachweis der Reifep r ü f u n g an einem deutschen G y m n a s i u m die Zurücklegung eines dreijährigen philosophisch-theologischen Studiums an einer deutschen Staatsuniversität oder ausländischen staatlichen Hochschule (§§ 4, 5). Die bischöflichen Seminare, an denen Philosophie u n d Theologie gelehrt w u r d e , berücksichtigte § 6 des Gesetzes. Danach d u r f t e die Kirche solche philosophisch-theologischen Lehranstalten weiterführen, die bei der Verkündigung des Gesetzes in P r e u ß e n bereits bestanden. Die Errichtung theologischer Seminare in Bistümern mit staatlicher theologischer F a k u l t ä t w a r verboten (§ 6 Abs. 2). Die W e i t e r f ü h r u n g der bestehenden Seminare k o n n t e jedoch n u r erfolgen, w e n n das Ministerium anerkannte, „ d a ß dieses Studium das Universitätsstudium zu ersetzen geeignet sei" (§ 6 Abs. 1). Diese so umschriebene Genehmigung w a r zu erteilen, wenn das Seminar den Vorschriften des Gesetzes entsprach u n d der Lehrplan staatlicherseits gebilligt w u r d e (§ 6 Abs. 3). Die Seminare unterstanden der Staatsaufsicht u n d staatlicher Revision (§ 9 Abs. 1, 3). Sie hatten ihre 191
Siehe unten S. 49 ff. Uber die kirchenpolitischen Motive des Kulturkampfes vgl. BIHLMEYER, Karl, TÜCHLE, Hermann, Kirchengeschichte, Bd. 1 u. 2, 14. Aufl., Paderborn 1955, Bd. 3, 13./14. Aufl., Paderborn 1956, hier Bd. 3, S. 403 ff. Vgl. zum folgenden auch LINK, S. 120 ff. 193 PrGS S. 143. 194 PrGS S. 259. 195 RGBl. S. 253; vgl. auch das preußische Gesetz betr. die geistlichen Orden und ordensähnlidien Kongregationen der kath. Kirche vom 31. Mai 1875 (PrGS S. 217). 192
196
197
Vgl. HINSCHIUS, Bd. 2, S. 508 A n m . l l m . w . H .
PrGS S. 191.
32 Haus- und Disziplinarordnungen sowie die Lehrpläne dem Oberpräsidenten vorzulegen (§ 9 Abs. 2). Zu Lehrern und Erziehern durften nur solche Personen berufen werden, die die deutsche Staatsangehörigkeit besaßen und gegen die von Seiten der Regierung keine Einwendungen erhoben worden waren (§ 10 Abs. 1). Die Lehrer mußten im übrigen die Befähigung besitzen, an einer deutschen Staatsuniversität in der Disziplin zu lehren, für die die Anstellung erfolgen sollte (§§ 10, 11 Abs. 1). U m ein Abwandern der Theologiestudierenden an die bischöflichen Anstalten zu unterbinden, durften die Seminare nach § 6 Abs. 2 nur Angehörige der eigenen Diözese aufnehmen. Für alle Theologiestudierenden führte § 8 des Gesetzes eine wissenschaftliche Staatsprüfung ein, die erweisen sollte, „ob der K a n d i d a t sich die für seinen Beruf erforderliche wissenschaftliche Bildung, insbesondere auf dem Gebiete der Philosophie, der Geschichte und der Deutschen Literatur erworben habe" (§ 8 Abs. 2). D a sich die Bischöfe weigerten, die Nachweise für eine ministerielle Anerkennung der Seminare nach § 6 des Gesetzes vorzulegen 1 9 8 , schloß der preußische Staat in den Jahren 1873/74 die philosophisch-theologischen Seminare in Fulda, Hildesheim, Paderborn, Pelplin, Posen und Trier 1 9 9 . Nach Beendigung des Kulturkampfes wurde das Gesetz vom 11. Mai 1873 schrittweise aufgehoben. Ein Gesetz vom 31. Mai 18 8 22 0 0 beseitigte die Staatsprüfung, schließlich verlangte man nur noch den Nachweis der Reifeprüfung an einem deutschen Gymnasium 2 0 1 . Ein Gesetz vom 21. Mai 18 8 6 2 0 2 gestattete die "Wiedereröffnung derjenigen theologischen Seminare, die bis 1873 bestanden hatten. D a v o n ausgenommen waren jedoch die Lehranstalten in Pelplin und Posen, deren Wiedereröffnung einer königlichen Verordnung vorbehalten wurde 2 0 3 . Dem Ministerium waren jedoch die Statuten, der Lehrplan und die N a m e n der Leiter und Lehrer, die im übrigen die deutsche Staatsangehörigkeit haben mußten, zur Kenntnis zu bringen. Hinsichtlich des Lehrplanes bestimmte das genannte Gesetz, daß dieser dem Universitätslehrplan gleichartig zu gestalten sei. Zum Lehr198
Abdruck der Aktenstücke in AkKR 30 (1873), S. 141 ff.
199
V g l . HINSCHIUS, B d . 4 , S . 5 6 3 A n m . 2 ; f ü r F u l d a : HILPISCH, S . 1 9 ;
für
Paderborn: HONSELMANN, Akademie, S. 68 f.; für Trier: MARX, S. 28 ff. 200 Gesetz betr. Abänderungen der kirchenpolitischen Gesetze vom 31. Mai 1882 (PrGS S. 307), Art. 3. 201 Gesetz betr. Abänderung der kirdienpolitischen Gesetze vom 21. Mai 1886 (PrGS S. 147), Art. 1. 202 Siehe Anm. 201, hier Art. 2. 203 Für das Seminar in Pelplin wurde die staatliche Genehmigung 1887 erteilt; vgl. HINSCHIUS, Bd. 4, S. 563 Anm. 5. Über die Wiedereröffnung des Seminars in Posen konnte der Verf. in der ihm zugänglichen Literatur keinen Aufschluß finden. In Bd. 1 des Kirchlichen Handbuchs (Freiburg/Br. 1908, S. 30) ist das Posener Seminar wieder erwähnt.
33
amt durfte nur berufen werden, wer die wissenschaftliche Befähigung besaß, an einer deutschen Staatsuniversität in der Disziplin zu lehren, für die die Anstellung erfolgen sollte. Damit konnten in der Regel nur H a b i litierte eine Lehrtätigkeit an einem bischöflichen Seminar übernehmen. Ein eigenes Habilitationsrecht mit öffentlich-rechtlicher Wirkung wurde den kirchlichen philosophisch-theologischen Lehranstalten jedoch nicht zuerkannt, so daß diese hinsichtlich des Dozentennachwuchses von den Universitätsfakultäten abhängig waren. Eine „Habilitation" nach § 18 der Paderborner Satzung vom 28. M ä r z 1844 reichte angesichts der eindeutigen Formulierung des Gesetzes vom 21. Mai 1886 nicht aus, da es sich nicht um eine Habilitation an einer staatlichen theologischen Fakultät handelte. Andererseits wurde aber berücksichtigt, daß an den staatlichen Universitäten auch nichthabilitierte Gelehrte tätig sind, die ihre Befähigung zum akademischen Lehramt in anderer Weise nachgewiesen haben. Sollte eine nichthabilitierte Persönlichkeit mit einer Professur betraut werden, so hatte der Bischof die Einwilligung des Ministeriums einzuholen 2 0 4 . Auf Grund des Gesetzes vom 21. Mai 1886 wurden die philosophischtheologischen Seminare in Fulda, Paderborn und Trier wiedereröffnet 2 0 5 . Später folgten auch die Seminare in Pelplin und Posen 2 0 6 . In Hildesheim blieb nur noch ein Ordinandenseminar erhalten 2 0 7 . Eine weitere Vergünstigung brachte ein Gesetz vom 29. April 1887 2 0 8 , das den Bischöfen von Osnabrück und Limburg gestattete, in ihren Diözesen Seminare zur wissenschaftlichen Vorbildung der Geistlichen zu unterhalten (Art. 1 § l) 2 0 9 . Durch dasselbe Gesetz wurde die Beschränkung der Seminare auf die Studierenden aus dem jeweiligen Sprengel aufgehoben (Art. 1 § 2); damit hatten die Bischöfe die Möglichkeit, die Theologiestudierenden auch an kirchlichen Lehranstalten anderer Diözesen ausbilden zu lassen und ihrerseits fremde Diözesanen in ihr Seminar aufzunehmen. In Fulda erhielt das Seminar am 22. Juni 1886 neue Statuten 2 1 0 . Nach § 1 hat die „theologische Lehranstalt des Clerical-Seminars zu Fulda . . . die Aufgabe, die katholische Theologie zu pflegen und in derselben zu unterrichten. In jener Beziehung soll sie an der Förderung der katho204
Vgl. HINSCHIUS, Bd. 4, S. 563 A n m . 9 ; HEINER, F r a n z X a v e r , Die V o r -
bildung der Geistlichen in Preussen nach dem heutigen Stande der preussischen Gesetzgebung, in: AkKR 57 (1887), S. 138ff. (144); SCHULER, S. 264. 205
206
V g l . HINSCHIUS, B d . 4, S . 5 6 3 A n m . 2 .
Siehe oben Anm. 203.
207 YGJ HEGEL, Organisationsformen, S. 663.
208 Gesetz betr. Abänderungen der kirdienpolitischen Gesetze vom 29. April 1887 (PrGS S. 127). 209
210
3
V g l . auch LINK, S . 1 2 2 .
Auszug bei HILPISCH, S. 23; über frühere Statuten ebd., S. 10, 16. B a 1 d u s , Hochschulen
34 lischen Wissenschaft mitarbeiten, in dieser aber tüchtige und würdige Geistliche, zunächst für die Diözese Fulda, heranbilden. Deshalb hat die Anstalt den Anforderungen zu entsprechen, welche an eine höhere Lehranstalt für das theologische Studium gestellt werden." Eine Verbindung zwischen der Regelung des § 18 der Paderborner Statuten von 1844 und den erwähnten Bestimmungen des Gesetzes vom 21. Mai 1886 zeigen §§ 8 und 9 der Fuldaer Statuten: „Die Lehrer der Anstalt haben ihre Befähigung zur Doction an derselben in vorschriftsmäßiger Weise durch Promotion an einer deutschen Universität darzuthun und nach erfolgter Anstellung sich durch eine lateinische Inauguralrede zu habilitieren" (§ 8). „Es kann an der Anstalt kein Lehrer angestellt werden, welcher nicht die Befähigung hat, an einer deutschen Universität in der Disziplin zu lehren, für welche die Anstellung erfolgt." Auch für die philosophisch-theologische Lehranstalt Paderborn erließ die bischöfliche Behörde am 17. Januar 1887 eine neue Satzung 2 1 1 , die die Statuten von 1844 ablöste. Die „wissenschaftliche Vorbereitung des künftigen Klerus der Diöcese" bezeichnete § 1 der Satzung als Aufgabe der Lehranstalt. An die Stelle des „Praefectus" 2 1 2 trat der auf drei Jahre vom Bischof ernannte „Dekan", dem „die Geschäftsführung in allen die Lehranstalt betreffenden Angelegenheiten . . . wie . . . auch die amtliche Vertretung der Anstalt in ihrer Eigenschaft als einer Korporation zusteht" (§ 8). Die „sämmtlich in gleichem Range" stehenden Lehrer „führen den Titel: Professor" (§ 7). Eine bestimmte Vorbildung für das Lehramt wurde nicht vorgeschrieben. Die Satzung regelte ferner die Dauer des philosophischen und theologischen Kurses und der Ausbildung im Priesterseminar (§ 6). Die Verteilung des VorlesungsstofFes blieb den Professoren überlassen, sofern nur gewährleistet war, daß den Studierenden „in jeder Disziplin der ganze Unterrichtsstoff, soweit er der Anstalt zufällt, vorgetragen" wurde ( § 4 ) . Die Vorschriften für die Studierenden ( § § 9 ff.) enthielten sachlich nichts wesentlich Neues gegenüber der bisherigen Regelung. Im Vergleich zu den Statuten von 1844 fällt auf, daß sowohl die staatlichen Genehmigungsrechte als auch das „Habilitationsverfahren" nach § 18 nicht wiederaufgenommen wurden; auf diesen Gebieten war inzwischen durch die erwähnte staatliche Gesetzgebung eine veränderte Lage eingetreten: Vorstand und Dozenten bedurften nicht mehr des landesherrlichen Placets, jedoch konnten in den Kreis der Lehrenden grundsätzlich nur Habilitierte aufgenommen werden. Eine weitere Annäherung der Lehranstalt an die theologischen Fakultäten bildete die Einführung des Titels „Dekan" für den Vorsteher des Theodorianum; bei 2 1 1 Statuten und Lehrplan für die Bischöfliche philosophisch-theologische Lehranstalt (Seminarium Theodorianum) zu Paderborn, abgedruckt in: A m t liches Kirchenblatt für die Diöcese Paderborn 1887, S. 39 ff. 2 1 2 Vgl. § 22 der Statuten von 1844.
35
den Verhandlungen zu den Statuten von 1844 hatte das Ministerium diese Bezeichnung noch ausdrücklich untersagt213 214 . Nach Abbau der Kulturkampfgesetze hatte die katholische Kirche in Preußen ein Recht auf eigene philosophisch-theologische Ausbildungsstätten in denjenigen Diözesen erlangt, die keine entsprechenden staatlichen Anstalten (theologische Fakultäten und Akademien) besaßen. Aber auch dort, wo staatliche Einrichtungen vorhanden waren, bestand keine Verpflichtung der Diözesanbischöfe, diesen die Ausbildung des geistlichen Nachwuchses zu überlassen. Die auf Grund des Gesetzes vom 29. April 1887 geschaffene Rechtslage erlaubte ihnen, ihre Diözesanen einer anderen staatlichen oder kirchlichen Lehranstalt zuzuweisen. Lediglich die Begründung kirchlicher Studienanstalten neben staatlichen theologischen Fakultäten oder Akademien in derselben Diözese war durch die bestehenden Gesetze unterbunden. Die Vorschriften des Gesetzes vom 21. Mai 1886 über den Lehrplan und die Vorbildung der Dozenten weisen die philosophisch-theologischen Seminare als Institutionen aus, die den staatlichen theologischen Fakultäten im Bildungsziel und im wissenschaftlichen Rang 215 zumindest nahestehen. Trotz dieser hohen Anforderungen waren die preußischen Behörden jedoch nicht geneigt, die rechtliche Gleichstellung mit den Universitäten zu vollziehen. Als 1917 die philosophisch-theologische Lehranstalt in Paderborn die Wiedergewährung des der alten Universität Paderborn verliehenen Promotionsrechts beantragte, wurde dieses Gesuch vom Ministerium abgelehnt; stattdessen durfte sich die Anstalt fortan als „Bischöfliche philosophisch-theologische Akademie" bezeichnen216. Siehe oben S. 27. Nach dem Vorwort zur Satzung der Akademie zu Paderborn v o m 1. November 1955 sollen die Statuten durch Bischof Hubertus Simar am 25. März 1892 eine neue Fassung erhalten haben. Diesen Satzungstext konnte der Verf. nicht ermitteln. 2 1 5 Auf den in den letzten Dezennien des vorigen Jahrhunderts geführten Streit um die Zweckmäßigkeit und den Wert des Seminarstudiums für katholische Theologen kann hier nur verwiesen werden. Vgl. THEMISTOR, Irenäus (Pseudonym für Michael Felix Korum), Die Bildung und Erziehung der Geistlichen nach katholischen Grundsätzen und nach den Maigesetzen, 2. Aufl., Köln 1884; ders., Friedemann's Vorschläge in Betreff die Bildung und Erziehung der Geistlichen, Trier 1884; FRIEDEMANN, Justinus (Pseudonym für Heinrich Brühl), Die Bildung und Erziehung der Geistlichen, Aachen 1884; HOLZAMMER, J. B., Die Bildung des Clerus in kirchlichen Seminarien oder an Staatsuniversitäten, Mainz 1900; HEINER, Franz Xaver, Theologische Fakultäten und Tridentinische Seminarien, Paderborn 1900; ders., Nochmals, passim. 2 1 6 Vgl. A k K R 97 (1917), S. 467; HONSELMANN, Promotionsrecht, S. 339 Anm. 56. Wie Herr Prof. Dr. Honselmann dem Verf. mündlich mitteilte, führt der Dekan der Akademie seitdem die Bezeichnung „ R e k t o r " . 213
214
3»
36 Die beiden staatlichen philosophisch-theologischen Studienanstalten in Braunsberg und Münster waren auf Grund einer im Jahre 1898 ergangenen ministeriellen Verfügung in der amtlichen Geschäftssprache des Ministeriums als „Landesuniversitäten" oder „Universitäten" zu bezeichnen, „wenn nicht eine Beschränkung durch einen besonderen Zusatz oder die Natur der Sache" gegeben war 2 1 7 . Dem Braunsberger Lyzeum Hosianum wurde 1912 die Bezeichnung „Akademie" verliehen 218 . Die Akademie in Münster ging 1902 in der wiedererstandenen Universität auf 2 1 9 . c) Bayern Ähnlich wie in Preußen hatten auch in Bayern die Bemühungen der katholischen Kirche um ein rein bischöfliches Priesterausbildungswesen nur -begrenzt Erfolg. Zwar sah Art. 5 S. 1 des bayerischen Konkordats vom 5. Juni 18 1 7 2 2 0 für jede Diözese ein Tridentinisches Seminar vor 2 2 1 , doch rechnete das sog. Religionsedikt vom 26. Mai 1818 2 2 2 die organischen Bestimmungen über geistliche Bildungsanstalten zu den „Gegenständen gemischter Natur" (§ 76 Buchst, d), die nicht ausschließlich zur Disposition der Kirche standen. Überdies hatte der Staat schon vor Abschluß des Konkordats das geistliche Bildungswesen in manchen bayerischen Landesteilen durch staatskirchenpolitische Maßnahmen in andere Bahnen gelenkt. Um 1800 bestanden auf kurfürstlich bayerischem Gebiet nur drei theologisch-wissenschaftliche Ausbildungsstätten: die theologische Fakultät der Landesuniversität Ingolstadt 223 und die kurfürstlichen Lyzeen zu München 224 und Amberg/Oberpfalz 225 . Im übrigen erhielt der Klerus seine 2 1 7 Vgl. Zentralblatt f. d. gesamte Unterriditsverwaltung in Preußen 1898, S. 7 4 8 ; Hodischulnachrichten 9 (1898/99), S. 6. 2 1 8 Vgl. Zentralblatt f. d. gesamte Unterrichtsverwaltung in Preußen 1912, S. 500.
Vgl. HEGEL, F a k u l t ä t , S. 5. 220
A b g e d r u c k t b e i M E R C A T I , B d . 1 , S. 5 9 1 ff.
2 2 1 Vgl. SILBERNAGL, Isidor, Verfassung und Verwaltung sämtlicher Religionsgesellschaften in Bayern, 4. Aufl., Regensburg 1900, S. 111 ff.; LINK, S. 1 1 2 f . 2 2 2 Beilage II zu Titel IV § 9 der bayerischen Verfassungsurkunde, abgedruckt bei MÜNCH, Ernst, Vollständige Sammlung aller ältern und neuern Konkordate, 2 Bde., Leipzig 1830/31, hier Bd. 2, S. 227ff. 2 2 3 Zur Geschichte vgl. PRANTL, Carl, Geschichte der Ludwig-MaximiliansUniversität in Ingolstadt, Landshut, München, 2 Bde., München 1872; HAASS, S. 122 ff. 2 2 4 Vgl. HESS, Wilhelm, Die Geschichte des Lyceums Bamberg und seiner Institution unter besonderer Berücksichtigung der allgemeinen Verhältnisse der bayerischen Lyceen, 2 Bde., Bamberg 1903/05, hier Bd. 1, S. 140 Anm. 2. 2 2 5 Zur Geschichte vgl. RIXNER, Thaddä Anselm, Geschichte der Studienanstalt zu Amberg, Sulzbach 1832.
37 berufliche Vorbereitung u. a. in den theologischen Bildungsstätten der geistlichen Fürstentümer, so an den Universitäten zu Bamberg 226 und Dillingen 2 2 7 , der Universität in Würzburg 228 , der Akademie in Passau 229 und den Lyzeen in Augsburg 230 , Freising 231 und Regensburg 232 und am Seminar in Eichstätt 233 . Im Zuge der Säkularisation kamen u. a. die geistlichen Fürstentümer Bamberg (1802), Freising (1803), Passau (1803) und Würzburg (1803) 2 3 4 226 Zur Geschichte der Universität und des Lyzeums Bamberg vgl. BATZ, Johann Friederich, Nachrichten über die Neue Organisation des Lyceums zu Bamberg, Bamberg 1804; MARTINET, Adam, Quellenmäßige Geschichte der Stiftung und feierlichen Eröffnung der alma Academia Ottoniana zu Bamberg, Bamberg 1847; SCHMITT, Leonard Clemens, Geschichte des Ernestinischen Klerikal-Seminars zu Bamberg, Bamberg 1857; KILIAN, Benedikt, Chronik der Kgl. Studien-Anstalt Bamberg, Bamberg 1879; HESS, passim; HAASS, S. 87ff. 227 Zur Geschichte der Universität und des Lyzeums in Dillingen vgl. SPECHT, Thomas, Geschichte der ehemaligen Universität Dillingen (1549—1804) und der mit ihr verbundenen Lehr- und Erziehungsanstalten, Freiburg/Br. 1902; ders., Geschichte des Kgl. Lyceums Dillingen (1804—1904), Regensburg 1904; HOFMEISTER, Philipp, Zur Verfassung der Hohen Schule zu Dillingen a. d. Donau, in: Dillingen und Schwaben, Festschrift zur Vierhundertjahrfeier der Universität Dillingen a . d . D . 1949, hrsg. v. d. Phil.-Theol. Hochschule Dillingen, Dillingen a. d. D. 1949, S. 113 ff.; HAASS, S. 109 ff. 228 Zur Geschichte vgl. WEGELE, Franz X. von, Geschichte der Universität Wirzburg, Bd. 1, Würzburg 1882; BRAUN, Karl, Geschichte der Heranbildung des Klerus in der Diözese Würzburg seit ihrer Gründung bis zur Gegenwart, Bd. 1, Würzburg 1889, Bd. 2, Mainz 1897; HAASS, S. 75 ff. 229 Zur Geschichte der Akademie und des Lyzeums in Passau vgl. R O T E R MUNDT, Joseph Alois, Kurzer Bericht über die vormaligen höheren LehrAnstalten in Passau, Passau 1834; RIEMER, Franz, 100 Jahre Priesterseminar und Priestererziehung in Passau, Passau 1928; EGGERSDORFER, Franz Xaver, Die Philosophisch-Theologische Hochschule Passau, München 1934. 230 Zur Geschichte vgl. KELLNER, Alphons, Geschichte der katholischen Studienanstalt St. Stephan in Augsburg, Augsburg 1928. 231 Zur Geschichte vgl. PUNKES, Joseph, Freisings höhere Lehranstalten zur Heranbildung der Geistlichen in der nachtridentinischen Zeit, Freising 1885; MAYER, Anton, Die Errichtung des Lyzeums in Freising 1834, München und Freising 1934. . 232 Zur Geschichte vgl. KLEINSTÄUBER, Christian Heinrich, Ausführliche Geschichte der Studien-Anstalten in Regensburg, 2 Bde., Stadtamhof/Regensburg 1881/82; SCHENZ, Wilhelm, Das erste Jahrhundert des Lyzeum Albertinum Regensburg, Regensburg u. a. 1910. 233 Zur Geschichte vgl. SUTTNER, Joseph Georg, Geschichte des bischöflichen Seminars in Eichstätt, Eichstätt 1859; HOLLWECK, Josef, Das bischöfliche Seminar in Eichstätt, Eichstätt 1859; ROMSTÖCK, Franz Sales, Personalstatistik und Bibliographie des bischöflichen Lyzeums in Eichstätt, Ingolstadt 1894. 234 Würzburg kam 1803 an Bayern, wurde 1805 Großherzogtum unter Ferdinand III. v. Toskana und gelangte 1814 wieder an Bayern.
38 an Bayern. 1806 wurden das Fürstentum Eichstätt und die Freie Reichsstadt Augsburg bayerisch. 1810 folgte das Kurfürstentum Regensburg und 1814 das Fürstentum Aschaffenburg. Für das geistliche Bildungswesen brachte dieser Gebietswechsel weittragende Folgen, weil der bayerische Staat die bestehenden Anstalten teils aufhob und teils in sein Schulsystem einbezog. Die Universitäten zu Bamberg und Dillingen, die Akademie in Passau und das Lyzeum in Freising wurden während oder kurz nach der Säkularisation zwischen 1802 und 1808 aufgehoben 235 . Die Universität Würzburg blieb zwar bestehen, erhielt aber durch Errichtung einer sowohl mit katholischen als evangelischen Dozenten besetzten theologischen Fakultät (1803) die Verfassung einer paritätischen Anstalt 2 3 6 . Nach der Erhebung Würzburgs zum Großherzogtum (1805) wurde die theologische Fakultät aufgelöst (1809) und an ihrer Stelle ein unter bischöflicher Aufsicht und Leitung stehendes Seminar mit allen Rechten und Pflichten einer Fakultät begründet 237 . Nach Rückkehr des Landes an das Königreich Bayern wurde dieser außergewöhnliche Status beseitigt und eine katholisch-theologische Fakultät eröffnet 238 . Das Seminar in Eichstätt mußte im Jahre 1807 den theologischen Kurs schließen; die Staatsbehörde verlegte die philosophische Abteilung nach Neuburg/Donau, wo sie ein Jahr später unterging 239 . In Eichstätt blieb nur ein theologisch-praktischer Kurs erhalten 240 . Anstelle der aufgelösten Universitäten beließ der Staat je ein staatliches Lyzeum mit philosophischer und theologischer Abteilung in Bamberg 2 4 1 und Dillingen 2 4 2 2 4 3 . Das Lyzeum in Augsburg wurde mit der Dillinger Anstalt vereinigt und nach dort verlegt 244 . Das Regensburger Lyzeum blieb — seit 1810 zwar als staatlich-bayerische Studienanstalt — erhalten 245 . In Aschaffenburg organisierte der bayerische Staat im Jahre 1818 aus bestehenden Bildungseinrichtungen 248 ein unvollständiges Lyzeum, d. h. ein 235
V g l . H E S S , B d . 1, S . 1 4 1 ; H E G E L , O r g a n i s a t i o n s f o r m e n , S . 6 6 1 .
236
V g l . BRAUN, B d . 2 , S . 3 5 5 ff.
237
V g l . BRAUN, B d . 2, S. 3 8 4 f.
238 VGL, H E G E L , O r g a n i s a t i o n s f o r m e n , S . 6 5 8 . 239
V g l . H E S S , B d . 1, S . 1 4 2 .
240 Y G ] HOLLWECK, S . 3 ; H E G E L , O r g a n i s a t i o n s f o r m e n , S . 6 6 1 . 241
V g l . H E S S , B d . 1, S . 1 4 1 .
242
V g l . H E S S , B d . 1, S . 1 4 1 .
Inwieweit die beiden Lyzeen zu Bamberg und Dillingen als Rechtsnachfolger der untergegangenen Universitäten anzusehen sind, muß hier dahingestellt bleiben. Vgl. KILIAN, S. 16f.; KRAFT, Benedikt, F e i e r r e d e . . . anläßlich des 300-Jahr-Jubiläums der Stiftung der Phil.-Theol. Hochschule Bamberg am 22. November 1947, in: Vorlesungs-Verzeichnis der Phil.-Theol. Hochschule Bamberg, WS 1948/49, S. 14ff. (16ff.); siehe auch unten S. 170. 243
244
V g l . H E S S , B d . 1, S . 1 4 2 ; K E L L N E R , S . 9 .
245
V g l . H E S S , B d . 1, S . 1 4 3 A n m . 1 2 .
246
V g l . H E S S , B d . 1, S . 1 4 4 A n m . 1 4 .
39 solches mit nur philosophischer Abteilung 247 . Dieses Lyzeum ergänzte ein bischöfliches Seminar mit theologischem Kurs, das 1823 geschlossen wurde 2 4 8 . Eine in demselben Jahr gegründete theologische Abteilung des Lyzeums ging 1838 wieder unter 2 4 9 . Die Priesterseminare 250 in Bamberg, Regensburg und Würzburg wurden in ihrem Bestand und in ihrer Verfassung nicht angetastet. Für das Bistum Augsburg errichtete die bayerische Regierung 1804 durch Zusammenlegung älterer Anstalten ein Priesterseminar in Dillingen. Ganz aufgehoben wurde im Jahre 1803 das Seminar in Passau. Für die altbayerischen Bistümer bestimmte eine Verordnung des Kurfürsten Max Joseph von 1805 das Collegium Georgianum 2 5 1 in Landshut zum staatlichen „Generalseminar" für alle Theologen des letzten Jahreskurses vor der Priesterweihe. 1826 wurde im Bistum Freising ein bischöfliches Priesterseminar gegründet. 1827 folgte die Diözese Speyer 2 5 2 , 18 2 8 das Bistum Passau. Das Collegium Georgianum wurde 1826 mit der Universität Landshut nach München verlegt und dient seitdem als Theologenkonvikt. Die Priesterseminare waren ausschließlich für die aszetisch-praktische Ausbildung der Studierenden bestimmt und nahmen deshalb zunächst nur Theologen des dritten Jahreskurses auf. Im Laufe der Zeit wurde der Zeitpunkt des Seminareintritts jedoch immer weiter vorverlegt 2 5 3 . Die Aufgaben der Priesterseminare blieben dabei im wesentlichen dieselben. 1833 wurde in Passau ein staatliches Lyzeum gegründet 254 . Das staatliche Lyzeum in München, dessen theologische Abteilung 1807 aufgehoben worden war 2 5 5 , verlegte man 1826 nach Landshut 2 5 6 und 1834 nach Freising, wo durch Hinzufügung einer theologischen Abteilung wieder ein vollständiges Lyzeum entstand 257 . Auf Grund eines königlichen Dekrets vom 21. April 1828 wurde in Augsburg ein katholisches Gymnasium — wohl als königliche Stiftung — ins Leben gerufen 258 . Durch ein Reskript vom 30. Oktober 1834 genehmigte der König die Erweiterung der Lehranstalt durch ein unvollständiges (philosophisches) Lyzeum 2 5 9 . Gymnasium und Lyzeum wurden 1835 den Benediktinern 247
V g l . H E S S , B d . 1, S. 1 4 9 .
248
V g l . H E S S , B d . 1, S. 1 4 4 ,
249
V g l . H E S S , B d . 1 , S. 1 5 4 .
149.
Vgl. zum folgenden HEGEL, Organisationsformen, S. 658, 661, 663. Zur Geschichte vgl. SCHMID, Andreas, Geschichte des Georgianums in München, Regensburg 1 8 9 4 ; LINK. S. 145 f. 250
251
252
V g l . H E S S , B d . 1, S. 1 4 9 f .
253
V g l . H E S S , B d . 1, S. 2 9 0 f f . ; R I E M E R , S. 9 6 f f .
254
V g l . E G G E R S D O R F E R , H o c h s c h u l e , S. 2 5 1 ff.
255
V g l . H E S S , B d . 1, S. 1 4 3 .
256
V g l . H E S S , B d . 1, S . 1 5 0 f . ; M A Y E R , E r r i c h t u n g ,
257
V g l . H E S S , B d . 1, S. 1 5 3 ; M A Y E R , E r r i c h t u n g , S . 4 8 ff.
258
V g l . K E L L N E R , S. 1 1 ff.
259
Vgl. KELLNER, S. 19.
S.42ff.
40 der neuerrichteten Abtei St. Stephan in Augsburg übertragen 260 ; das Lyzeum führte die Bezeichnung „Königliches Lyzeum St. Stephan in Augsburg". Die Zulassung einer kirchlichen philosophisch-theologischen Lehranstalt vermochte nur der Bischof von Eichstätt, Karl August Graf von Reisach, durchzusetzen 291 . Mit königlicher Genehmigung vom 14. Juni 1843262 wurde in Eichstätt ein bischöfliches Lyzeum mit philosophischer und theologischer Abteilung eröffnet. Nach einer Ministerialentschließung vom 16. November 1843263 sollte das Lyzeum „eine kirchliche Anstalt sein, aber zugleich den Charakter einer öffentlichen Anstalt in dem Sinne genießen, daß die Studien an demselben den Studien an anderen Lyceen gleichgestellt werden". Besonders nachteilig war die Lage der Priesterausbildung in der seit 1816 zu Bayern gehörenden Pfalz. Zwar bestand seit 1817 ein unvollständiges (philosophisches) Lyzeum in Speyer, das jedoch wegen seines simultanen Charakters für das Studium der katholischen Theologen nicht geeignet erschien264. Diese besuchten deshalb in der Regel das Seminar in Mainz, später das Lyzeum in Aschaffenburg und verbrachten seit 1827 die Zeit der theologisch-praktischen Vorbereitung im Priesterseminar (Ordinandenseminar) zu Speyer 265 . Der Versuch des Bischofs, neben seinem Priesterseminar im Jahre 1864 auch eine theologisch-wissenschaftliche Ausbildungsstätte zu errichten, traf auf den Widerstand des bayerischen Staates und führte zur polizeilichen Schließung der Anstalt 266 . Die unvollständigen Lyzeen zu Aschaffenburg und Speyer wurden 1873 bzw. 1880 aufgehoben 267 . Das Lyzeum zu Amberg verlor 1863 die 260 281
V g l . KELLNER, S. 2 1 ff. V g l . HOLLWECK, S. 7 f f . ; HESS, B d . 1, S. 1 5 9 .
262 Abgedruckt in: DÖLLINGER, Georg, Sammlung der im Gebiete der inneren Staatsverwaltung des Königreichs Bayern bestehenden Verordnungen, München 1835 ff., hier Bd. 23, S. 142 f. (Auszug). Die königliche Genehmigung ist enthalten in einer an den Bischof von Eichstätt gerichteten Ministerialentschließung vom 14. Juni 1843. Nach Ziff. 1 wird gestattet, daß „im KnabenSeminar zu Eichstätt ein Lyceum mit dem Charakter einer öffentlichen Anstalt errichtet werde". 163 Abgedruckt in: DÖLLINGER, Bd. 23, S. 143 (Auszug). 284
V g l . HESS, B . 1, S. 1 4 7 .
285
Vgl. REMLING, Franz Xaver, Neuere Geschichte der Bischöfe zu Speyer sammt Urkundenbuche, Speyer 1867, S. 367 f.; HESS, Bd. 1, S. 147 ff. Uber das Priesterseminar zu Speyer vgl. auch BOSSUNG, Karl, Das Bischöfliche Priesterseminar St. German, in: St. German in Stadt und Bistum Speyer, hrsg. v. Alfons Kloos, Speyer 1957, S. 189 ff. 288
V g l . HESS, B d . 1, S. 1 5 6 f f . ; LINK, S. 1 1 5 ; MOTZENBÄCKER, R u d o l f ,
Die
rechtlichen Schwierigkeiten bei Gründung einer theologischen Lehranstalt in Speyer im 19. Jahrhundert, in: St. German in Stadt und Bistum Speyer, hrsg. v.Alfons Kloos, Speyer 1957, S. 140 ff. (146 ff.). 287
V g l . HESS, B d . 1, S. 1 5 8 .
41 theologische Abteilung und wurde 1865 ganz geschlossen 268 . Danach verblieb für jedes bayerische Bistum mit Ausnahme von Speyer eine philosophisch-theologische Lehranstalt, nämlich die staatlichen Lyzeen zu Bamberg, Dillingen, Freising, Passau und Regensburg und das bischöfliche Lyzeum in Eichstätt; hinzukamen die theologischen Fakultäten der Universitäten München 269 und Würzburg und das unvollständige Lyzeum zu Augsburg. D a die rechtliche Entwicklung der staatlichen Lyzeen, der Vorgänger des heutigen staatlichen PhThH, weitgehend gleichartig verlief und auch die Verhältnisse des kirchlichen Lyzeums zu Eichstätt mitbeeinflußte, erscheint es angebracht, erst jetzt, nachdem der wechselnde Bestand der Lyzeen dargestellt wurde, auf deren rechtliche Verfassung einzugehen 270 . Die Rechtsstellung der Lyzeen hat im Laufe des vorigen Jahrhunderts erheblich geschwankt 271 , zeigt aber, aufs Ganze gesehen, eine allmählich fortschreitende Annäherung an die Universitäten. Die ungesicherte Stellung war dadurch bedingt, daß die beiden Lyzealabteilungen (allgemeine oder philosophische und theologische Abteilung) grundlegend verschiedene Aufgaben hatten. Während die philosophische Abteilung die philosophische Grundlegung für das Fachstudium der Studierenden aller Fakultäten vermittelte, sollte die theologische Abteilung den katholischen Theologen eine abgeschlossene wissenschaftliche Ausbildung für ihr Amt bieten. Die somit mehr propädeutischen Aufgaben der philosophischen Abteilung führten dazu, daß das Lyzeum im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts eine Einheit mit anderen, zum Universitätsstudium hinführenden Schultypen bildete 272 und auch späterhin als Zwischenstufe zwischen Gymnasium und Universität betrachtet wurde. Eine Schulordnung vom 3. November 18 0 8 273 brachte erstmals eine klare Trennung von Gymnasium und Lyzeum und ermöglichte den unmittelbaren Übergang vom Gymnasium zur Universität. Zugleich wurde anerkannt, daß das Studium in der philosophischen und theologischen Abteilung der Lyzeen geeignet sei, ein entsprechendes Universitätsstudium zu ersetzen. Durch eine Amtsinstruktion vom 15. September 268
V g l . H E S S , B d . 1, S . 1 5 8 .
Die bayerische Landesuniversität Ingolstadt wurde 1802 nach Landshut und 1826 nach München verlegt. 2 7 0 Es können hier nur die wichtigsten Stadien herausgehoben werden. Vgl. 269
i m e i n z e l n e n KILIAN, S. 16 fF.; HESS, B d . 1, S. 5 2 f f . ; EGGERSDORFER, H o c h s c h u l e ,
S. 254 ff., 264 ff. 2 7 1 HESS, Bd. 1, S. 52 meint, daß es kaum eine öffentliche Einrichtung geben dürfte, deren Wesen zu irgendeiner Zeit so wenig definierbar erschien, wie dasjenige der Lyzeen. 272
V g l . HESS, B d . 1, S . 5 5 f f .
273
V g l . K I L I A N , S . 2 5 ff.; H E S S , B d . 1, S . 5 8 f .
42 18 0 8274 waren bereits die Rektorate von Gymnasium und Lyzeum getrennt worden. Die Schulordnung vom 10. Oktober 18 2 4 275 betonte die Mittelstellung der Lyzeen, indem sie die Immatrikulation bei einer Universität von einem vorgängigen philosophischen Studium an einem Lyzeum oder in einer sog. Lyzealklasse abhängig machte. Der Schulplan vom 8. Februar 18 2 9 276 gestattete jedoch wieder den direkten Zugang zur Universität ohne Nachweis eines Lyzealstudiums. Eine erste Grundordnung der Lyzeen bildete die „Organisches Statut" genannte Entschließung vom 30. November 18 3 3277 . Art. I bezeichnete die Lyzeen als „Spezialschulen f ü r das philosophische und theologische Studium", die „hinsichtlich der Lehrgegenstände" den betreffenden Fakultäten der Landesuniversitäten gleichstanden 278 . D a ß im übrigen an keine Gleichstellung mit den Universitäten gedacht war, ergibt sich aus Art. X , der f ü r die Lyzeen einen festumrissenen Lehrplan und eine „den Gymnasien ähnliche Disziplin" vorsah 2 7 9 28°. Die Studierenden hatten über den Studienfortgang halbjährlich Prüfungen abzulegen (Art. X I I ) ; vor dem Übertritt zur Universität fand eine „Absolutorialprüfung" statt (Art. X I V ) . Nach Art. VII stand der Rektor im Range eines ordentlichen Universitätsprofessors, während die Lyzealprofessoren als außerordentliche Universitätsprofessoren eingestuft wurden. Die Schulordnung von 1824 hatte diesen Rang f ü r Lyzeallehrer erst nach 20 Dienstjahren vor274
Abgedruckt in:
DÖLLINGER,
Bd. 9, S. 735 ff.; vgl. auch
KILIAN,
S. 33;
HESS, B d . 1, S. 6 0 . 275
Abgedruckt in:
DÖLLINGER,
Bd. 9, S. 567ff.; vgl. auch
DÖLLINGER,
Bd.
KILIAN,
S. 48 ff.;
HESS, B d . 1, S. 6 3 f . 276
Abgedruckt in:
9, S.
5 8 9 f f . ; vgl. auch K I L I A N , S . 5 1 ff.;
HESS, B d . 1, S. 6 4 f. 277 Abgedruckt in: D Ö L L I N G E R , Bd. 9, S. 5 4 1 ff. u. W E B E R , Karl, N e u e Gesetz- und Verordnungen-Sammlung für das Königreich Bayern mit Einschluß der Reichsgesetzgebung, Nördlingen 1882 ff., hier Bd. 2, S. 705 ff. Vgl. auch PÖZL, Joseph, Lehrbuch des Bayerischen Verwaltungsrechts, München 1865, S. 3 8 0 ff. Zur Vorgeschichte des Statuts vgl. E G G E R S D O R F E R , Hochschule, S. 2 6 4 ff. 278 Vgl. auch Entschließung, die Universitätsstudien, und insbesondere das Studium der allgemeinen Wissenschaften betr., v. 10. Mai 1838, abgedruckt in: D Ö L L I N G E R , Bd. 9 , S. 4 1 0 ff., insbesondere Art. VI. 279 Ausführlich hierzu zwei Entschließungen, die Aufsicht über die Lyzeen und Gymnasien betr., v. 6 . u. 9 . Mai 1 8 3 3 , abgedruckt in: D Ö L L I N G E R , Bd. 9 , S . 9 4 8 ff., 9 5 0 ff. 280 Ygi_ am-l, Entschließung, die technischen Unterrichtsanstalten betr., v. 4. April 1836, abgedruckt in: D Ö L L I N G E R , Bd. 9, S. 1569ff. § 3 stellt den Aufbau des technischen Unterrichtswesens dar und nennt als Mittelstufe die „den wissenschaftlichen Lyceen correspondirenden technischen L y c e e n . . D a s System kulminiere in der „den wissenschaftlichen Hochschulen entsprechenden technischen Hochschule zu München".
43 gesehen. Das Rektoramt war widerruflich und konnte vom König sowohl einem der Professoren als auch einem anderen „mit akademischen Studien und entsprechenden Kenntnissen versehenen Manne" übertragen werden (Art. V I I I ) . Die Professoren mußten die „volle Habilitirung zu einer Universitätsprofessur" besitzen (Art. V I I I ) . Der Befähigungsnachweis und der Zugang zum Lehramt wurden in einer zum Organischen Statut als Ausführungsbestimmung ergangenen Entschließung vom 3. Februar 18 3 4281 geregelt. Bewerber um eine Lehrstelle an den Lyzeen hatten sich in einer Konkursprüfung zu qualifizieren, die unter Vorsitz eines Regierungskommissars an einer Landesuniversität von Universitätsprofessoren veranstaltet wurde. Die Bischöfe konnten zu dieser Prüfung einen Kommissar entsenden. Der für die damaligen Verhältnisse umfangreiche Katalog der Prüfungsgegenstände läßt vermuten, daß die Professoren der Lyzeen in ihrer wissenschaftlichen Qualifikation den entsprechenden Universitätsdozenten nicht nachstanden, zumal die Lyzealprofessoren auch den philosophischen oder theologischen Doktorgrad nachweisen mußten. Von der Konkursprüfung befreit waren „ausgezeichnete und während einer Reihe von Jahren im Lehramte erprobte Gymnasial-Professoren" 2 8 2 . Der Terminus „volle Habilitirung zu einer Universitätsprofessur" in Art. V I I I des Organischen Statuts bedeutet demnach, daß die Lyzealprofessoren denselben Bildungsstand und dieselbe Befähigung wie die Universitätsprofessoren haben sollten. Eine Regelung der Habilitation im modernen hochschulrechtlichen Sinne erfolgte in Bayern erst durch eine Entschließung vom 21. Juni 18 4 2 2 8 3 2 8 4 . Eine Mitwirkung des Professorenkollegiums oder kirchlicher Behörden war nach dem Organischen Statut weder bei der Übertragung des Rektorats noch bei der Besetzung der Professuren vorgesehen. Die Regierung pflegte jedoch, wenn auch nicht regelmäßig, seit Erlaß des Organischen Statuts bei der Anstellung von Professoren beider Lyzealabteilungen die Zustimmung des zuständigen Bischofs einzuholen 285 . Es darf dies als ein Entgegenkommen auf Grund von Art. V S. 5 des Konkordats von 1817 betrachtet werden, wonach den Bischöfen die ungehinderte Aufsicht in Angelegenheiten des Glaubens und der Sitte auch hinsichtlich der staat2 8 1 Abgedruckt in: DÖLLINGER, Bd. 9, S. 5 4 4 f f . ; vgl. auch die hierzu ergangenen weiteren Entschließungen v. 14. Juli u. 1. O k t o b e r 1834, abgedruckt in:
DÖLLINGER, B d . 9 , S. 5 5 8 f . , 5 6 0 .
282 Wegen der Beratungen über die Vorbildung der Lyzealprofessoren v o r Erlaß des Organischen Statuts vgl. EGGERSDORFER, Hochschule, S. 267. 2 8 3 Entschließung, die Vorschriften über die Habilitation der Privatdocenten betr., v. 21. Juni 1842, abgedruckt in: DÖLLINGER, Bd. 24, S. 65. 2 8 4 Ü b e r die sprachliche Herkunft des W o r t e s „habilitieren" vgl. KLUGE, Friedrich, MITZKA, Walther, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, Berlin 1957, s. v. habilitieren; vgl. auch HARING, L e h r a m t , S. 83 A n m . 1 m.w. H . 285
V g l . HESS, B d . 1, S. I I S .
44 liehen Anstalten zugesichert wurde 2 8 6 . Auf G r u n d der Freisinger D e n k schrift der bayerischen Bischofskonferenz v o m 20. O k t o b e r 1850 287 r ä u m t e der bayerische Staat im J a h r e 1852 den Bischöfen ausdrücklich ein Mitwirkungsrecht ein, das einem Genehmigungsrecht gleichkam 2 8 8 . Ein den Verhältnissen in Preußen 2 8 9 entsprechendes Recht, auch einen bereits im A m t befindlichen Lyzealdozenten zu beanstanden, besaßen die Bischöfe allerdings nicht. Eine erhebliche Beeinträchtigung der philosophischen Sektion der Lyzeen verursachte die Abschaffung des sog. biennium philosophicum, d. h. des zweijährigen philosophischen Pflichtstudiums f ü r H ö r e r aller Fakultäten 2 9 0 . Durch eine Entschließung v o m 13. N o v e m b e r 1849 2 9 1 w u r d e n die staatlichen Semestrai- u n d A b s o l u t o r i a l p r ü f u n g e n an den Lyzeen aufgehoben u n d der Ü b e r t r i t t zur Universität von Semester zu Semester ermöglicht. Hinsichtlich der philosophischen Kollegien w a r e n die Studierenden nur gehalten, eine bestimmte A n z a h l von Vorlesungen nach freier W a h l zu belegen; dadurch w u r d e auch f ü r die Lyzeen eine akademische Lernfreiheit proklamiert. Für die Theologiestudierenden hatte die A u f h e b u n g der Semestrai- u n d Absolutorialprüfungen nur geringe Auswirkungen, da die genannte Entschließung den Bischöfen das Recht vorbehielt, ihrerseits von den Theologen, die Ablegung bestimmter P r ü f u n g e n zu verlangen. — D e r Fortfall des biennium philosophicum w a r der erste A n l a ß f ü r den bereits geschilderten U n t e r g a n g der unvollstän288 Art. V S. 5: Cum episcopis ineumbat Fidei ac doctrinae invigilare, in huius officii exercitio etiam circa Scholas publicas nulla modo impedientur. 287 Abgedruckt in: Archiv f. Kirchengeschichte u. Kirchenrecht, 2 (1851),
S. 1 7 3 f f . ; v g l . auch EGGERSDORFER, H o c h s c h u l e , S. 2 7 6 f . ; LINK, S. 1 1 3 f . 288
1852,
Entschließung, den Vollzug des Concordats betr., v. 30. März / 8. April abgedruckt
i n : DÖLLINGER, B d . 2 3 , S. 9 1 f f ; WEBER, S a m m l u n g ,
Bd. 4,
S. 379ff.; AkKR 8 (1862), S. 395 ff. Nach Ziff. 18 sollte bei der Besetzung der Lehrstellen an den Lyzeen auf die Wünsche der Bischöfe „Rücksicht genommen werden". HESS, Bd. 1, S. 123 f., spricht in diesem Zusammenhang von einem „placetum episcopale". In einer Antwort des Ministeriums v. 9. Oktober 1854 auf eine Denkschrift der Bischöfe vom 15. Mai 1853 (abgedruckt in: AkKR 8 (1862), S. 431 ff., insbes. ad II) ist ausdrücklich erwähnt, daß sidi das bischöfliche Mitspracherecht auf die Besetzung sämtlicher, nicht nur der theologischen Lehrstellen an den Lyzeen bezieht. 289 Siehe oben S. 15. 280 Vgl. EGGERSDORFER, Hochschule, S. 272ff.; vgl. auch Entschließung, die revidierten Satzungen für die Studierenden an den bayerischen Hochschulen b e t r . , v . 1. O k t o b e r 1 8 4 9 , a b g e d r u c k t i n : DÖLLINGER, B d . 2 4 , S. 121 f f . ; WEBER,
Sammlung, Bd. 4, S. 48 ff., insbesondere §§ 21 ff. 291 Entschließung, das Studium der allgemeinen Wissenschaften an den Lyceen betr., v. 13. November 1849, abgedruckt in: DÖLLINGER, Bd. 24, S. 187ff.; WEBER, Sammlung, Bd. 4, S.69ff. Vgl. auch HESS, Bd. 1, S. 74ff.; EGGERSDORFER, H o c h s c h u l e , S. 2 7 2 f f . ( 2 7 4 ff.).
45 digen Lyzeen, von denen sich schließlich nur noch dasjenige in Augsburg „ohne staatliche Aufwendung" 2 9 2 halten konnte. Während der kirchenpolitischen Auseinandersetzungen in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde das bischöfliche Mitspracherecht bei der Besetzung der Professuren zeitweise aufgehoben 2 9 3 , aber durch eine Entschließung vom 28. M ä r z 18 8 9 2 9 4 wieder in vollem Umfange bestätigt. D i e „Satzungen für die Studierenden an den Kgl. bayerischen Lyzeen" vom 1. Juni 189 12 9 5 lehnten sich stark an entsprechende Bestimmungen für die Studierenden der Universitäten 2 9 6 an. § 1 der Satzungen für die Lyzealstudierenden definierte die Lyzeen als „Spezialschulen für das philosophische und das katholisch-theologische Studium, . . . (die) vorzugsweise den Zweck (haben), die akademische Bildung zum geistlichen Beruf für diejenigen zu vermitteln, welche nicht eine Universität besuchen". § 32 bestimmte eigens, daß das an einem Lyzeum verbrachte Studium hinsichtlich der philosophischen und theologischen Fächer dem Universitätsstudium gleichgeachtet werde. Die Ausführungsbestimmungen vom 10. Juni 189 1 2 9 7 nannten als Motiv für den Erlaß der Satzung, daß die bisher gültigen Bestimmungen der einzelnen Lyzeen sich an die Verhältnisse der „Mittelschulen" angelehnt hätten, „während doch den K . Lyzealanstalten der Charakter von Hochschulen, wenn auch nur von Spezialhochschulen" zukomme. D a m i t bekannte sich die Regierung erstmalig zum Hochschulcharakter der Lyzeen. Nachdem eine Verordnung vom 1. Juli 189 0 2 9 8 die dienstliche Stellung der Rektoren neu geregelt hatte, führte eine Verordnung vom 30. Juni 292
EGGERSDORFER, Hochschule, S. 2 7 9 f.
Entschließung, betr. den Vollzug des Konkordats, v. 20. November 1873, abgedruckt in: ZKR 12 (1873), S . 2 5 9 f . ; vgl. auch A k K R 29 (1873), 293
S. 4 5 0 f . ; HESS, B d . 1, S. 124.
294 Vgl. Antwort des Königl. bayerischen Staatsministeriums des Inneren für Kirchen- und Schulangelegenheiten vom 28. März 1889 an die Hochwürdigsten Herren Erzbischöfe und Bischöfe des Königreichs, das bischöfliche Memorandum vom 14. Juni 1888 betr. (abgedruckt in: AkKR 62 (1889), S. 141 ff.): „ . . . Bei der Besetzung der Lehrstellen an den Lyzeen wird auf die Gutachten und Wünsche der Bischöfe thunlichste Rücksicht genommen w e r d e n . . . "
(S. 1 4 2 ) ; vgl. auch HESS, B d . 1, S. 125. 295
Abgedruckt in: WEBER, Sammlung, Bd. 20, S. 660ff.; vgl. auch EGGERS-
DORFER, Hochschule, S. 2 8 0 f.
296 Satzungen für die Studierenden an den bayerischen Universitäten v. 22. Februar 1891, abgedruckt in: WEBER, Sammlung, Bd. 20, S. 532ff. 297 Bei EGGERSDORFER, Hochschule, S. 280 nach Passauer Hochschulakten zitiert. 298 Verordnung v. 1. Juli 1890, die dienstliche Stellung der Rektoren der Lyzeen und Industrieschulen, dann der humanistischen Gymnasien und Realgymnasien betr. (GVB1. S. 503).
46 18 9 2 2 9 9 die Unterscheidung von ordentlichen und außerordentlichen Lyzealprofessoren ein; diese sollten in „Rang und Uniform" den Universitätsprofessoren gleichstehen. Die Hälfte der Lyzealprofessoren wurde sofort in den Status von ordentlichen Professoren versetzt; die übrigen blieben „Lyzealprofessoren älterer Ordnung". Neuanzustellende Lyzealprofessoren wurden zunächst als Extraordinarien berufen und später zu ordentlichen Professoren befördert. 3 0 0 Im Anschluß an die oben genannten Ausführungsbestimmungen zu den Satzungen für die Studierenden vom 1. Juni 1891 bezeichneten die „Organischen Bestimmungen für die K . Bayerischen Lyzeen" vom 20. November 1910 3 0 1 die Lyzeen als „Hochschulen 302 für das philosophische und katholisch-theologische Studium", die „als solche vorzugsweise den Zweck (haben), die akademische Bildung zum geistlichen Berufe denjenigen zu vermitteln, welche eine Universität nicht besuchen" (§ 1). In dieser, das Organische Statut vom 30. November 1833 ablösenden Grundordnung der Lyzeen wurden erstmalig zwei Organe des Lyzeums genannt: der „Rektor" und das „Professorenkollegium" (§ 9). Der Rektor war der verantwortliche Leiter der Anstalt sowohl in inneren als auch in äußeren Angelegenheiten (§ 11). Das Rektorat konnte — im Gegensatz zu Art. V I I I des Organischen Statuts — nur noch einem „etatmäßigen ordentlichen Professor" übertragen werden; die Amtszeit betrug drei Jahre (§ 10). Dem Professorenkollegium gehörten alle ordentlichen und außerordentlichen Professoren an; ausgeschlossen waren demnach nur die in § 7 Abs. 2 erwähnten „Dozenten". Das Professorenkollegium (§ 12) hatte vorwiegend beratende und koordinierende Aufgaben 3 0 3 . Es sollte dahin wirken, „daß sämtliche Professoren in möglichst engem lebendigen Verkehr die Erreichung der Ziele des Lyzeums gemeinsam anstreben". Sein Wirkungskreis betraf daher „alle wichtigen, das Lyzeum in seiner Gesamtheit berührenden Angelegenheiten". Zur Erfüllung seiner Pflichten war dem Kollegium ausdrücklich die Befugnis eingeräumt, „von sich aus Anträge und Gutachten durch den Rektor unmittelbar an das K. Staatsministerium des Inneren für Kirchen- und Schulangelegenheiten zu bringen". Schließlich konnte das Professorenkollegium auch durch Geschäftsordnung u. a. die Vorberatung von Fragen, die nur eine Abteilung des 29« Verordnung v. 30. Juni 1892, die dienstliche Stellung der Professoren an den K. Lyzeen betr. (GVB1. S. 337). Vgl. Akademische Revue 1 (1895), S. 5 4 0 ; SACHS, S. 50, 52. 301 Verordnung v. 20. November 1910, organische Bestimmungen für die K. Bayerischen Lyzeen betr., mit Anhang: Organische Bestimmungen für die K. Bayerischen Lyzeen (GVB1. S. 1069). 3 0 2 Die Anstalten behielten jedoch im Dienstverkehr die Bezeichnung „Lyzeum", vgl. EGGERSDORFER, Hochschule, S. 282. 3 0 3 Z. B. Beratung des Etatentwurfs, Vermittlung von Differenzen zwischen einzelnen Professoren, Vorschläge zur Gewährung von Stipendien (§ 12 Abs. 6). 300
47 Lyzeums berührten, den Professoren der betreffenden Sektion übertragen. Nach § 7 Abs. 1 führten die Professoren den Titel „Ordentlicher (außerordentlicher) Hochschulprofessor am K. Lyzeum in . . . " Auf das unvollständige „K. Lyzeum St. Stephan in Augsburg" fanden nach § 15 nur einige Vorschriften der Organischen Bestimmungen Anwendung. Diese betrafen die Semestereinteilung, die Ferienordnung, die Vorlesungen und Lehrmittel, die Lese- und Prüfungspflicht der Dozenten 3 0 4 und endlich die Pflicht des Rektors zur Erstattung der „Semestralfrequenzanzeigen" und des Jahresberichts. Im übrigen sollten die für das Lyzeum St. Stephan in Augsburg ergangenen besonderen Bestimmungen aufrechterhalten bleiben 305 . Trotz dieser günstigen Entwicklung in den Jahren zwischen 1891 und 1910 wurde eine vollständige Angleichung der Lyzeen an die Universitäten nicht erreicht 306 . Die Lyzeen erstrebten 307 vor allem die Einführung des Wahlrektorats, die Anhebung des Lyzealrektoramtes auf dasjenige der Hochschulrektoren und schließlich wünschten sie die Konstituierung des Professorenkollegiums als Senat und damit einem größeren, rechtlich gesicherten Einfluß der Professorenschaft auf die Geschicke der Anstalt. Ungeklärt blieb auch die Frage der Heranbildung des Dozentennachwuchses, da die Lyzeen weder Promotions- noch Habilitationsrecht besaßen. Die rechtliche Organisation des Lyzeums in Eichstätt glichen die kirchlichen Behörden den staatlichen Lyzeen an. Freilich trat bei dieser bischöflichen Studienanstalt die vom kanonischen Recht vorgesehene enge Verbindung der verschiedenen Stufen priesterlicher Ausbildung (Knabenkonvikt, Priesterseminar, Lyzeum) besonders deutlich hervor 3 0 8 , wenn 3 0 4 D a § 7 der Organischen Bestimmungen auf das L y z e u m St. Stephan in Augsburg nicht anzuwenden war, k a m den dortigen D o z e n t e n der Titel „ H o c h schulprofessor" nicht zu. 305 Über das L y z e u m St. Stephan in Augsburg vgl. auch Akademische R e v u e 1 (1895), S. 5 4 0 . 306
SEYDEL,
Max
von,
GRASSMANN,
J.
von,
PILOTY,
Robert,
Bayerisches
Staatsrecht, 2 Bde., 3. Aufl., Tübingen 1913, hier Bd. 2, S. 593, fassen die L y z e e n m i t den Gymnasien, „Realschulen", technischen und tierärztlichen Hochschulen und Lehrerbildungsanstalten u n t e r dem Begriff „höhere Schulen" zusammen. M a n habe in neuerer Zeit manchen Schulen den N a m e n v o n Hochschulen v e r liehen, dadurch seien diese jedoch „nicht den Universitäten rechtlich gleichartig g e w o r d e n " (S. 5 9 6 ) . — Nach einer N o t i z in Hochschulnachrichten 21 ( 1 9 1 0 / 1 1 ) , S. 64, haben die bayerischen L y z e e n durch die Organischen Bestimmungen v o m 2 0 . N o v e m b e r 1 9 1 0 „vollständigen H o c h s c h u l - C h a r a k t e r ohne P r o m o t i o n s r e c h t " erhalten. — Z u r wissenschaftlichen Qualität der L y z e e n kritisch: WEBER, Willibald, Die Vorbildung des katholischen Klerus in Bayern, 2. Aufl., München 1907, S. 23 ff. 307
V g l . SACHS, S. 5 1 ff., 6 5 ff.; EGGERSDORFER, H o c h s c h u l e , S. 2 8 2 f .
308
V g l . H E S S , B d . 1 , S. 1 6 0 f .
48 auch eine vollständige Vereinigung zu einem Tridentinischen Seminar nicht erfolgte. Nach der bereits erwähnten Entschließung vom 16. November 18 4 3309 sollte das Lyzeum in Eichstätt grundsätzlich den für die staatlichen Anstalten geltenden Bestimmungen unterliegen; im Einvernehmen von Bischof und Regierung konnten jedoch einzelne Vorschriften abgeändert werden. Die Übertragung der „Vorstandschaft" und der „Lehrstellen" oblag „in Gemäßheit des Art. V des Konkordates" 310 dem Bischof, bedurfte jedoch der Bestätigung durch den König. Hinsichtlich der Qualifikation der „Lehrer" enthielt die Entschließung keine speziellen Bestimmungen, sondern lediglich den allgemeinen Hinweis, daß sich die in Betracht kommenden Priester „in vorschriftsmäßiger Weise als hiezu tüchtig bewährt haben" müßten. Staatliche Dotationen wurden für das Lyzeum zunächst nicht geleistet311. Seit 1910 gewährte der bayerische Staat einen Zuschuß312, um die Bezüge der Dozenten, die inzwischen auch den Professortitel führten 313 , auf das Gehalt von außerordentlichen Professoren an staatlichen Lyzeen zu ergänzen. Schließlich bleibt noch die Frage zu klären, ob die katholischen Bischöfe in Bayern nach dem Stand der Gesetzgebung am Ende des hier erörterten Zeitabschnitts (1919) allgemein befugt waren, kirchliche wissenschaftliche Lehranstalten vom Range der Lyzeen ins Leben zu rufen. Nach der „Verordnung, die Errichtung und Leitung von Erziehungsund Unterrichtsanstalten betreffend", vom 18. April 1873314 bedurften „alle Anstalten, welche ganz oder theilweise Ersatz bieten wollen für die Universitäten, die polytechnische Hochschule (oder) die Lyceen" der 308
Siehe oben S. 40. Gemeint ist Art. V S. 4 des Konkordats: Rectores quoque et Professores Seminariorum ab Ardiiepiscopis et Episcopis nominabuntur, et quotiescunque necessarium aut utile ab ipsis iudicabitur, removebuntur. 311 Vgl. HESS, Bd. 1, S. 159 f.; vgl. auch Entschließung v. 14. Juni 1843 (siehe oben S. 40), Ziff. 2. 312 Ob der Staat möglicherweise mit Rücksicht auf Art. V des Konkordats von 1817 zu einer Zuschußleistung an das Lyzeum verpflichtet war, mag hier dahingestellt bleiben; vgl. SCHARNAGL, Philosophisch-theologische Hochschulen und Seminarien nach dem Konkordat, in: Bayerischer Kurier und Münchener Fremdenblatt, 72. Jg., N r . 21 v. 21. Januar 1928, S. 1 f.; Bayerischer Landtag, 170. Sitzung v. 21. Februar 1923, Stenographische Berichte, S. 797 ff. (824). Wegen der Dotation an das Lyzeum in Eichstätt vgl. auch WALDMANN, Kurt, Beiträge zur Rechtsgeschichte der theologischen Hochschule, jur. Diss. (Mschr.) Erlangen 1921, S. 85 f. 313 Da nach der Entschließung vom 16. November 1843 die Bestimmungen f ü r die staatlichen Lyzeen grundsätzlich auch auf das Lyzeum in Eichstätt Anwendung fanden, dürfte als Rechtsgrundlage f ü r die Führung des Professortitels § 7 Abs. 1 der Organischen Bestimmungen vom 20. November 1910 heranzuziehen sein. 314 RegBl. Sp. 745; auch in: AkKR 29 (1873), S. 422ff. 810
49 ministeriellen Bewilligung; das gleiche galt „ f ü r alle jene Anstalten, welche die H e r a n b i l d u n g zum geistlichen Stande bezwecken" (§§ 1, 2 Abs. 1). Inhaltlich ähnliche G r u n d s ä t z e stellte eine V e r o r d n u n g vom 10. M a i 1905 315 auf, die ebenfalls die Errichtung von Priesterbildungsanstalten f ü r genehmigungspflichtig erklärte (§ 2 Ziff. 1 b) 3 1 6 . Demnach d u r f t e n die Bischöfe z w a r eigene philosophisch-theologische Studienanstalten errichten, w a r e n aber an eine staatliche Genehmigung gebunden. Dabei ist zu vermerken, d a ß § 7 der letztgenannten V e r o r d n u n g vom 10. M a i 1905 eine B e d ü r f n i s p r ü f u n g vorsah. d) Die Staaten der Oberrheinischen
Kirchenprovinz
Aus den territorialen Veränderungen im west- u n d südwestdeutschen R a u m waren bis 1815 außer den bereits genannten Ländern fünf größere Staaten hervorgegangen: das G r o ß h e r z o g t u m Baden, das Königreich Württemberg, das G r o ß h e r z o g t u m Hessen, das H e r z o g t u m Nassau u n d das K u r f ü r s t e n t u m Hessen. H i n z u t r a t e n die Freie Stadt F r a n k f u r t a m Main u n d ferner die beiden Fürstentümer Hohenzollern-Sigmaringen u n d H o h e n z o l l e r n - H e c h i n g e n , die 1849 z u m preußischen Regierungsbezirk Sigmaringen vereinigt w u r d e n . Diese Staaten bildeten in ihrer Gesamtheit das Gebiet der sog. Oberrheinischen Kirchenprovinz 3 1 7 , die auf G r u n d der päpstlichen Bullen „ P r o v i d a solersque" v o m 16. August 1821 318 u n d „Ad dominici gregis" v o m 11. A p r i l 1827 319 errichtet wurde. Die Circumskription der Suffraganbistümer w a r so angelegt, d a ß im wesentlichen jedes der beteiligten größeren Länder ein eigenes Bistum darstellte. So u m f a ß t e das Erzbistum Freiburg das Gebiet des G r o ß herzogtums Baden und der beiden Fürstentümer H o h e n z o l l e r n . W ü r t t e m berg h a t t e seinen Bischofssitz in R o t t e n b u r g a. Neckar. Die Diözese Mainz erstreckte sich über das Gebiet des Großherzogtums Hessen. Das H e r z o g tum Nassau bildete mit der Freien Stadt F r a n k f u r t den Sprengel des Bischofs von Limburg und die Diözese Fulda u m f a ß t e das Staatsgebiet des K u r f ü r s t e n t u m s Hessen. 315 Verordnung, die Gründung, Leitung und Beaufsichtigung von Erziehungsanstalten und Unterrichtsanstalten betr., v. 10. Mai 1905 (GVB1. S. 471), ergänzt durch Verordnung v. 8. April 1919 (GVB1. S. 160). 316
V g l . auch SEYDEL-GRASSMANN-PILOTY, B d . 2, S. 5 2 2 f .
317
Über die Entstehung der Oberrheinischen Kirchenprovinz vgl. BRÜCK, Heinrich, Die oberrheinische Kirchenprovinz von ihrer Gründung bis zur Gegenwart, mit besonderer Berücksichtigung des Verhältnisses der Kirche zur Staatsgewalt, Mainz 1868; LONGNER, Ignaz von, Beiträge zur Geschichte der oberrheinischen Kirchenprovinz, Tübingen 1863. 318
A b g e d r u c k t bei MERCATI, Bd. 1, S. 6 6 7 ff. A b g e d r u c k t bei MERCATI, Bd. 1, S. 7 0 0 ff.
4
B a I d u s , Hochschulen
50 F ü r den geistlichen Nachwuchs verlangte die Bulle „ P r o v i d a solersque" v o n 1 8 2 1 Bildungsanstalten nach tridentinischem Vorbild. D a bereits in vier Diözesen — gemeint w a r e n Freiburg, Fulda, M a i n z und R o t t e n burg — solche Einrichtungen v o r h a n d e n seien, solle auch alsbald in dem fünften Bistum, nämlich Limburg, ein Seminar errichtet w e r d e n 3 2 0 . D i e Bemerkung über Tridentinische Seminare in den vier erstgenannten Bistümern entsprach indessen nur teilweise den Tatsachen. In B a d e n w u r d e 1 8 0 7 die staatliche katholisch-theologische F a k u l t ä t der Universität H e i d e l b e r g 3 2 1 nach Freiburg v e r l e g t 3 2 2 und blieb f o r t a n die einzige theologisch-wissenschaftliche Ausbildungsstätte des L a n d e s 3 2 3 . V o n den auf badischem Gebiet liegenden drei Priesterseminaren in H e i d e l berg 3 2 4 , Bruchsal 3 2 5 und M e e r s b u r g 3 2 6 blieb nur das letztere als O r d i n a n denseminar erhalten; es w u r d e 1 8 2 7 nach Freiburg und 1 8 4 2 in die ehemalige Benediktinerabtei St. Peter im S c h w a r z w a l d verlegt 3 2 7 . In W ü r t t e m b e r g entstand im J a h r e 1 8 1 2 eine staatliche katholische Landesuniversität in E l l w a n g e n 3 2 8 . Die Hochschule bestand nur aus einer katholisch-theologischen F a k u l t ä t , w a r aber mit allen Rechten einer Universität ausgestattet. D a s im J a h r e 1 8 1 2 gegründete Priesterseminar 3 2 0 Vgl. auch LINK, S. 125 ff.; HAGEN, August, Staat, Bischof und geistliche Erziehung in der Diözese Rottenburg (1812—1934), Rottenburg 1939, S. 35. 3 2 1 Zur Geschichte vgl. KELLER, Richard August, Geschichte der Universität Heidelberg im ersten Jahrzehnt nach der Reorganisation durch Karl Friedrich (1803—1813), Heidelberg 1913; SCHNEIDER, Franz, Geschichte der Universität Heidelberg 1803—1813, Heidelberg 1913. 322 VG[. KÖNIG, J., Die Verlegung der katholisch-theologischen Fakultät von Heidelberg nach Freiburg 1807, in: Freiburger Diözesanarchiv 10 (1876), S. 292 ff.; SCHNEIDER, Franz, Zur Verlegung der Katholisch-Theologischen Fakultät von Heidelberg nach Freiburg im Jahre 1807, in: Freiburger Diözesanarchiv 41 (1913), S. 134 ff. 323 Neben der theologischen Fakultät bestand in Freiburg ein Theologenkonvikt. Über dessen Geschichte und die weitere Entwicklung der Konviktsverhältnisse in Freiburg vgl. REINHARD, Wilhelm, Die Anfänge des Priesterseminars und des Theologischen Konvikts der Erzdiözese Freiburg i. Br., i n : Freiburger Diözesanarchiv 56 (1928), S. 184 ff.
Das Seminar wurde um 1812 geschlossen. Vgl. REINHARD, S. 185 Anm. 3. Das Seminar wurde um 1805 geschlossen. Vgl. REINHARD, S. 185 Anm. 3; ROEGELE, O t t o B., Damian Hugo von Schönborn und die Anfänge des Bruchsaler Priesterseminars, i n : Freiburger Diözesanarchiv 71 (1951), S. 5 f f . ; ders., Das Priesterseminar zu Bruchsal (1724—1804), in: St. German in Stadt und Bistum Speyer, hrsg. v. Alfons Kloos, Speyer 1957, S. 110ff.; HEGEL, Organisationsformen, S. 654 f. 3 2 6 Vgl. REINHARD, S. 185 Anm. 3; HEGEL, Organisationsformen, S. 655. 324
325
327
V g l . REINHARD, S. 1 8 9 , 1 9 5 ff.
Zur Geschichte vgl. HAUG, Eugen, Geschichte der Friedrichs-Universität Ellwangen, Ellwangen 1917. 328
51 zu Ellwangen 3 2 9 hatte die Verfassung eines Ordinandenseminars. 1817 wurde die Landesuniversität Ellwangen als katholisch-theologische Fakultät der Universität Tübingen angeschlossen 330 3 3 1 . In demselben J a h r e siedelte das Priesterseminar von Ellwangen nach Rottenburg über 3 3 2 . D i e gesamte Ausbildung des Klerus der Diözese Mainz oblag dem bischöflichen Seminar in Mainz, das während der französischen Zeit gegründet worden war 3 3 3 . Ähnlich lagen die Verhältnisse in Fulda. Die im J a h r e 1734 eröffnete Universität Fulda 3 3 4 , die u. a. auch eine theologische Fakultät besaß, wurde durch eine Verordnung Wilhelm Friedrichs von Oranien-Nassau vom 22. Oktober 1805 „provisorisch" aufgehoben; die kaiserlichen Privilegien sollten „einstweilen ruhen 3 3 5 ". T r o t z dieser nur vorläufigen Regelung 3 3 6 ist eine Wiedereröffnung der Universität nicht erfolgt. Die P r o fessoren für die philosophisch-theologischen Fächer wurden vom bischöflichen Priesterseminar übernommen, das von nun an die gesamte Ausbildung der Diözesangeistlichkeit besorgte 3 3 7 . Es bestanden somit lediglich in Mainz und Fulda Ausbildungsstätten, die als Tridentinische Seminare angesehen werden können. Die Ordinandenseminare erfüllten jedenfalls, wie der Vertreter des Heiligen Stuhls bei den Verhandlungen zur Bulle „Provida solersque" von 1821 zum Ausdrude brachte, nicht den Begriff eines Tridentinischen Seminars, weil eben ein wesentlicher Teil der Priesterausbildung außerhalb der Seminare an staatlichen Einrichtungen erfolgte 3 3 8 . Die am 23. November 1827 errichtete Diözese Limburg 3 3 9 eröffnete am 1. November 1829 in Limburg ein Seminar (Seminarium Wilhelmi329
V g l . HAGEN, S. 3 f.
330 Vgl. FUNK, Franz Xaver, Die katholische Landesuniversität Ellwangen und ihre Verlegung nach Tübingen, Tübingen 1889; LÖSCH, St., Die katholischtheologischen Fakultäten zu Tübingen und Gießen (1830—1850) in: TübTheolQ 108 (1927), S. 159 ff.; ZELLER, Josef, Die Errichtung der katholischtheologischen Fakultät in Tübingen im Jahre 1817, in: TübTheolQ 108 (1927), S. 7 7 ff. 3 3 1 Mit der Verlegung des theologischen Studiums nach Tübingen wurde dort auch ein Konvikt, das Wilhelmstift, begründet. Über dessen Gründung und Rechtsverhältnisse vgl. HAGEN, S. 8 ff. 332
V g l . HAGEN, S. 9 .
333
Siehe oben S. 12.
334
Z u r G e s c h i c h t e v g l . HAASS, S. 6 7 ff.
335 Vgl, RICHTER, Gregor, Der Plan der Errichtung einer katholischen Universität zu Fulda im 19. Jahrhundert, in: Fuldaer Geschichtsblätter 15 (1921), S. 49 ff., 89 ff., 120 ff., 16 (1922), S. 10 ff., 17 ff., 33 ff., hier 15 (1921), S. 49. 3 3 6 Vgl. auch RICHTER, Plan, 15 (1921), S. 50. 337
V g l . HEGEL, O r g a n i s a t i o n s f o r m e n , S. 6 5 9 ; HILPISCH, S. 1 3 .
338 V g l . BRÜCK, S. 3 0 ; HEGEL, O r g a n i s a t i o n s f o r m e n , S. 6 6 2 .
33» Vgl. HÖHLER, Matthias, Geschichte des Bistums Limburg, 2 Teile, Limburg 1908, hier Teil 2, S.55ff. 4»
52 anum), in dem auch philosophisch-theologische Vorlesungen gehalten wurden 340 . Die weitere Entwicklung des Priesterausbildungswesens in den Bistümern der Oberrheinischen Kirchenprovinz wurde dadurch bestimmt, daß die beteiligten Regierungen Maßnahmen ergriffen, um den wissenschaftlichen Teil der Theologenausbildung an staatliche Hochschulen zu ziehen. In der Bulle „Ad dominici gregis" von 1827 schrieb der Apostolische Stuhl für sämtliche Diözesen der Oberrheinischen Kirchenprovinz Tridentinische Seminare vor. Bei der innerstaatlichen Promulgation der Bulle machten die beteiligten Staaten jedoch so weitgehende Vorbehalte, daß sie auch an Eingriffen in das kirchliche Bildungswesen nach den Grundsätzen liberaler Staatskirchenpolitik nicht gehindert waren 341 . Dabei darf freilich nicht übersehen werden, daß die Haltung kirchlicher Kreise gegenüber staatlichen theologischen Fakultäten keineswegs einheitlich ablehnend war. Wie noch zu zeigen sein wird, fand in zwei Diözesen mindestens zeitweise die staatliche Theologenausbildung an den Universitäten die Billigung der Bischöfe. In einer von den Staaten der Oberrheinischen Kirchenprovinz erlassenen gemeinsamen Verordnung vom 30. Januar 1830 342 wurde die Errichtung katholisch-theologischer Fakultäten an den Landesuniversitäten verfügt (§ 34) 343 . Bei den bereits bestehenden theologischen Fakultäten zu Freiburg und Tübingen hatten die Bischöfe praktisch keinen rechtlich begründeten Einfluß auf die Hochschullehrerschaft. Vor der Besetzung eines Lehrstuhls sollte zwar mit dem Bischof Rücksprache genommen werden 344 , jedoch war die bischöfliche Stellungnahme für die staatlichen Stellen rechtlich unverbindlich und hatte nicht, wie etwa bei den theologischen Fakultäten zu Bonn und Breslau 345 , im negativen Falle die Natur eines Vetos 346 . Die Auseinandersetzungen zwischen Staat und Kirche um die Fakultäten in Freiburg und Tübingen brauchen hier nicht im einzelnen wiedergegeben zu werden 347 . Nach Art. 14 eines 3 4 0 Die Entwicklung des Seminars steht in engem Zusammenhang mit der Geschichte des Marburger Fakultätsprojekts, vgl. HÖHLER, Teil 2, S. 89 ff. 341
V g l . BRÜCK, S. 118 f.; HÖHLER, Teil 2, S. 4 3 f.; HAGEN, S. 37.
Abgedruckt bei Münch, Bd. 2, S. 323 ff. 3 4 3 Sofern die Errichtung einer Fakultät an der Landesuniversität nicht möglich war, sollten die Theologen aus den „allgemeinen katholischen Kirchenfonds der Diöcese" unterstützt werden, um an einer anderen staatlichen Universität der Kirchenprovinz studieren zu können. 342
344
V g l . HARING, L e h r a m t , S . 1 0 0 f f . ; HAGEN, S. 9.
345
Siehe oben S. 15, 22.
346
V g l . OECHSLER, S. 12 f.; HAGEN, S. 9 ; a n d e r s HEINER, N o c h m a l s ,
S. 2 0 f .
Vgl. BRÜCK, S. 141 ff.; HAGEN, S. 4 9 f f . ; über die Stellung des geistlichen Bildungswesens in den Konkordaten mit Württemberg (1857) und Baden (1859) vgl. auch LINK, S. 130 ff. 347
53 württembergischen Gesetzes v o m 30. J a n u a r 1862 348 k o n n t e „gegen einen Lehrer an der katholisch-theologischen F a k u l t ä t der Universität, dessen Lehrvorträge nach dem Urtheile des Bischofs wider die G r u n d sätze der katholischen Lehre verstoßen, . . . eine V e r f ü g u n g nur von der Staatsregierung getroffen w e r d e n " . Nach den Motiven 3 4 9 zu dieser Bestimmung steht „das Urtheil darüber, ob ein Lehrer der Theologie nach den Grundsätzen der katholischen Kirche die richtige Ansicht v o r trage, als eine innere kirchliche Angelegenheit dem Bischof" zu. „Die K . Regierung w i r d hiernach keinen, den der Bischof von diesem Gesichtsp u n k t aus f ü r u n f ä h i g zu theologischen Lehrvorträgen erklärt hat, auf eine Lehrstelle an der katholisch-theologischen F a k u l t ä t ernennen 3 5 0 ". Ähnlich w a r die Lage in Baden, jedoch bestanden hier keine speziellen gesetzlichen Bestimmungen 3 5 1 . Ein beschränktes bischöfliches Aufsichtsrecht über die Fakultäten w u r d e insofern a n e r k a n n t , als der kirchlichen Behörde die Vorlesungsverzeichnisse u n d die von den Hochschullehrern benutzten theologischen Lehrbücher vorzulegen waren 3 5 2 3 5 3 . Neben den staatlichen theologischen F a k u l t ä t e n in Freiburg u n d Tübingen w a r e n kirchliche A n stalten mit dem gleichen Bildungsziel teils rechtlich u n d teils praktisch ausgeschlossen. Für Baden ergibt sich der rechtliche Ausschluß zuletzt 3 5 4 aus dem Gesetz v o m 4. Juli 19 1 8 355 , das f ü r die Zulassung zu einem Kirchenamt in der Regel die Zurücklegung eines Studiums an einer „deutschen Universität" verlangte (Art. 1) u n d den Kirchen lediglich gestattete, „Anstalten zur theologisch-praktischen Vorbildung der k ü n f tigen Geistlichen sowie K o n v i k t e " zu unterhalten (Art. 2). Für W ü r t t e m berg bestimmte A r t . 3 des erwähnten Gesetzes v o m 30. J a n u a r 1862, d a ß „die Zulassung zu einem Kirchenamt . . . durch den Nachweis einer v o m Staate f ü r entsprechend erkannten wissenschaftlichen Vorbildung bedingt" sei. Als solche galt grundsätzlich n u r das Studium an der staatlichen katholisch-theologischen F a k u l t ä t ; f ü r andere Fälle behielt sich das Ministerium die Entscheidung vor 3 5 6 . Hagen 3 5 7 h a t aus den Auseinander348 34
RegBl. S. 59; auch in ZKR 2 (1862), S. 339 ff.
» Z i t i e r t nach HINSCHIUS, Bd. 4, S. 675 A n m . 2.
»SO V g l . auch OECHSLER, S. 26, 34 f . ; HAGEN, S. 161, 165 f. 351
V g l . HINSCHIUS, B d . 4, S. 6 7 5 A n m . 1 u . 2 ;
OECHSLER, S . 1 3 , 2 6 f . ; H A R I N G , 352
353
Lehramt,
S. 1 0 0
HEINER, N o c h m a l s , S. 2 1 f . ;
f.
V g l . H I N S C H I U S , B d . 4 , S . 6 8 2 ; OECHSLER, S . 1 2 f .
Ähnlich wie in Preußen wurde auch in Baden während des Kulturkampfes von den Priesteramtkandidaten die Ablegung einer wissenschaftlichen Staatsprüfung verlangt; vgl. Gesetz v. 19. Februar 1874 (GVB1. S. 93), auch in AkKR 31 (1874), S. 377ff.; Gesetz v. 5. März 1880 (GVB1. S. 48), auch in AkKR 44 (1880), S. 166 f. 354 Über frühere Regelungen vgl. HINSCHIUS, Bd. 4, S. 562 Anm. 6. 355 GVB1. S. 193, auch in AkKR 98 (1918), S. 601 f. 358
V g l . H A G E N , S. 1 6 0 .
357
V g l . HAGEN, S. 1 5 3 , 1 6 0 .
54 Setzungen um das Konkordat von 1857 nachgewiesen, daß der württembergische Gesetzgeber von 1862 die Zulassung eines Tridentinischen Seminars nicht dulden wollte. Eine Änderung der genannten gesetzlichen Bestimmungen ist bis 1919 nicht erfolgt. Das Großherzogtum Hessen eröffnete im Jahre 1830 mit Zustimmung des Bischofs von Mainz eine katholisch-theologische Fakultät an der Universität Gießen 3 5 8 . Das Priesterseminar in Mainz wurde auf ein Ordinandenseminar beschränkt 359 . Die Wiedereröffnung eines philosophisch-theologischen Studienkurses im Mainzer Seminar erfolgte im Jahre 1851 auf Betreiben des Bischofs Emanuel von Ketteier, der die kirchliche Aufsicht über die theologischen Studien in Gießen nicht hinreichend gewahrt sah 360 . Die Regierung konnte nicht verhindern, daß der Gießener Fakultät durch die Maßnahme des Bischofs die Hörer entzogen wurden 3 6 1 . Die Fakultät bestand nominell noch bis 1859 und wurde, als der letzte Professor von seinem Lehramt zurückgetreten war, auch amtlich aufgelöst 362 . Während die Gießener theologische Fakultät immerhin über 20 Jahre die philosophisch-theologische Ausbildungsstätte des Mainzer Diözesanklerus war, scheiterte ein anderes staatliches Fakultätsprojekt im hessischnassauischen Raum am entschlossenen Widerstand der kirchlichen Behörden. Im Jahre 1830 vereinbarten die Regierungen von Kurhessen und Nassau die Errichtung einer gemeinsamen katholisch-theologischen Fakultät an der kurhessischen Landesuniversität Marburg 3 6 3 . Zwar wurde die Fakultät im Jahre 1831 konstituiert 364 , sie konnte jedoch nicht in praktische Wirksamkeit treten, weil sich die kirchliche Behörde in Fulda weigerte, den philosophisch-theologischen Kurs am dortigen Seminar einzustellen und die Theologiestudierenden nach Marburg zu verweisen. Die kurhessische Regierung kam den Wünschen der Fuldaer Diözese 358 U B E R DIE E n t s t e h u n g der F a k u l t ä t und ihre Geschichte vgl. LUTTERBECK, A n t o n , Geschichte der katholisch-theologischen F a k u l t ä t zu Gießen, Gießen 1 8 6 0 ; B R Ü C K , S. 1 4 2 F . ; VIGENER, F r i t z , D i e k a t h o l i s c h - t h e o l o g i s c h e F a k u l t ä t
in
Gießen und ihr Ende, in: Mitteilungen des Oberhessischen GeschiehtsVereins, N F 2 4 ( 1 9 2 2 ) , S. 2 8 ff.; SCHUCHERT, A . , D i e k a t h o l i s c h - t h e o l o g i s c h e F a k u l t ä t
an
der Universität Gießen, i n : Jahrbuch für das Bistum Mainz, 1 (1946), S. 6 4 f f . ; H E G E L , O r g a n i s a t i o n s f o r m e n , S. 6 6 4 .
359 YG[ FISCHER, R u d o l f , Die Statuten des Mainzer Priesterseminars, in: Jahrbuch für das Bistum Mainz, 2 (1947), S . 4 7 f f . (48). 360
V g l . B R Ü C K , S. 3 0 5 f . ; L I N K , S. 1 2 8 f . ; F I S C H E R - W O L L P E R T , R u d o l f ,
Kette-
lers Sorge und K a m p f u m das Mainzer Priesterseminar, in: Jahrbuch für das Bistum Mainz, 7 ( 1 9 5 5 / 5 7 ) , S. 131 ff. 381
V g l . F I S C H E R - W O L L P E R T , S. 1 3 3 ff.
362 v
g
[
VIGENER, S. 9 1 ; F I S C H E R - W O L L P E R T , S. 1 4 0 A n m .
19.
363 VGL MIRBT, Carl, Die katholisch-theologische F a k u l t ä t zu M a r b u r g 1 9 0 5 ; HÖHLER, Teil 2, S. 9 2 ff. 3 6 4 Stiftungsurkunde abgedruckt bei MIRBT, S. 2 5 0 f.
Marburg,
55 insoweit entgegen, als man über eine Verlegung der Fakultät nach Fulda verhandelte 305 . Dieses Vorhaben wurde aber zunichte, als die nassauische Regierung 1833 von dem Fakultätsvertrag zurücktrat 360 . Das Seminar in Fulda blieb in seiner bisherigen Verfassung 367 bestehen. Die seit der ersten deutschen Bischofskonferenz zu Würzburg (1844) bestehenden Pläne zur Errichtung einer freien katholischen Universität in Fulda mußten im Kulturkampf aufgegeben werden 308 . Die nassauische Regierung schloß 1838 einen neuen Fakultätsvertrag, nunmehr mit dem Großherzogtum Hessen 369 . Danach sollten die katholischen Theologen vorzugsweise die theologische Fakultät in Gießen besuchen; eine staatlich auferlegte Pflicht zum Studium an der Fakultät bestand jedoch nicht 370 . Die bischöfliche Behörde in Limburg überwies die Theologen für die philosophisch-theologischen Semester nach Gießen, während das Limburger Seminar nur noch als Abschlußseminar erhalten blieb 3 7 1 . Da aus den Kreisen der Studierenden Beschwerden über die Zustände an der Fakultät laut wurden 3 7 2 , bemühte sich der Bischof von Limburg seit 1844 um die Verlegung des philosophisch-theologischen Studienkurses an eine andere Lehranstalt. Nachdem Nassau den Fakultätsvertrag im Jahre 1848 gekündigt hatte 3 7 3 , gingen die Theologiestudierenden des Bistums Limburg für die Dauer der wissenschaftlichen Ausbildung an das im Jahre 1851 wiedereröffnete philosophisch-theologische Seminar in Mainz 3 7 4 . Ab 1886 studierten sie im Seminar zu Fulda 3 7 5 . Mit dem Anschluß von Kurhessen, Nassau und Frankfurt an Preußen (1866) kamen das Seminar in Fulda und das Ordinandenseminar in Limburg unter preußische Gesetzgebung. Die weitere rechtliche Entwicklung wurde bereits dargestellt 376 . Während des Kulturkampfes führte das Großherzogtum Hessen für Theologen ein dreijähriges Pflichtstudium an einer deutschen Staats365
Vgl.MIRBT, S. 1 5 3 f . ; RICHTER, Plan, 15 (1921), S . 5 2 f .
368
V g l . MIRBT, S. 1 9 3 f f . ; R I C H T E R , P l a n , 1 5 ( 1 9 2 1 ) , S. 5 3 .
Nach HILPISCH, S. 16, soll das Seminar 1829 und 1833 Statuten erhalten haben. Diese waren dem Verf. nicht zugänglich. 3 6 8 Vgl. RICHTER, Plan, passim. KERSTING, Wilhelm, Der Gedanke der Gründung einer katholischen Universität in Deutschland, phil. Diss. (Mschr.) Rostock 1923; Actenstücke betr. die Fuldaer Bischofs-Conferenzen 1867—1888, Köln 1889, S. 18 ff. 3 6 9 Vertrag abgedruckt bei LUTTERBECK, S. 95 ff. (Auszug). 367
370 Y G [ H Ö H L E R , T e i l 2 , S. 2 3 3 ; H E G E L , O r g a n i s a t i o n s f o r m e n , S. 6 6 4 . 371
V g l . H Ö H L E R , T e i l 2 , S. 1 1 1 .
372
V g l . H Ö H L E R , T e i l 2 , S. 2 3 3 f.
373
V g l . H Ö H L E R , T e i l 2 , S. 2 3 5 .
374
V g l . H Ö H L E R , T e i l 2 , S. 2 3 5 f.
375
V g l . H E G E L , O r g a n i s a t i o n s f o r m e n , S. 6 6 4 .
376
Siehe oben S. 30 ff.
56 Universität und eine wissenschaftliche Staatsprüfung ein 377 . Das Seminar in Mainz durfte keine neuen Theologiestudierenden mehr aufnehmen; 1878 wurde der Lehrbetrieb eingestellt 378 . Ein Abänderungsgesetz vom 5. Juli 18 8 7 3 7 9 erlaubte, das theologische Studium statt an einer deutschen Staatsuniversität an einem innerhalb des Großherzogtums gelegenen kirchlichen Seminar zu absolvieren, sofern diese Lehranstalt von den zuständigen staatlichen Stellen als für die wissenschaftliche Vorbildung der Geistlichen geeignet erklärt worden war (Art. 5). Als „Voraussetzung der Zulassung und Fortführung" enthielt das Gesetz dieselben Bestimmungen wie das preußische Gesetz vom 21. Mai 18 8 6 3 8 0 . Damit war das Recht der Kirche auf eigene philosophisch-theologische Lehranstalten im Großherzogtum Hessen anerkannt. Die wissenschaftliche Staatsprüfung wurde ebenfalls durch das Gesetz vom 5. Juli 1887 abgeschafft (Art. 15 Abs. 2). Das Seminar in Mainz konnte im Jahre 1887 seine Tätigkeit wieder in vollem Umfange aufnehmen. e) Das Reichsland
Elsaß-Lothringen
Für die Bistümer Elsaß-Lothringens, das nach dem Frieden von Frankfurt a. M. vom 10. Mai 1871 als Reichsland dem Deutschen Reich eingegliedert wurde, bestand je ein bischöfliches Seminar in Straßburg und Metz. Die im Jahre 1872 gegründete staatliche Universität zu Straßburg hatte zunächst keine katholisch-theologische Fakultät. Im Jahre 1885 ermächtigte der Apostolische Stuhl den Bischof von Straßburg, „durch eine am Priesterseminar einzusetzende Prüfungskommission . . . den Grad als Baccalaureus und Licentiat der Theologie erteilen zu lassen 381 ". Diese Verfügung hatte jedoch nur innerkirchliche Wirkung. Nach Beilegung des Kulturkampfes begannen 1894 Verhandlungen über die Errichtung einer katholisch-theologischen Fakultät an der Universität Straßburg 382 , die erst 1902 in einem Vertrag zwischen dem Deutschen Reich und dem 3 7 7 Gesetz betr. die Vorbildung und Anstellung der Geistlichen v. 23. April 1875 (RegBl. S. 256), auch in Z K R 13 (1875), S . 2 1 9 f f . ; vgl. auch LINK, S. 1 2 9 f . 3 7 8 Vgl. A k K R 54 (1885), S. 201 ff. (255). 3 7 9 Gesetz, die Vorbildung und Anstellung der Geistlichen betr. v. 5. Juli 1887 (RegBl. S. 129), auch in A k K R 58 (1887), S. 341 ff.; vgl. auch HINSCHIUS, Bd. 4, S. 865 (Nachtrag). 3 8 0 Siehe oben S. 32 f. 381 YGJ GEIGEL, F., Wissenschaftliche, Fach- und nationale Bildung der katholischen Geistlichen im französischen Rechtsgebiete, sowie Rechtsträger der Bildungsanstalten, in: A k K R 74 (1895), S. 425ff. (435 Anm. 8). 382 YGJ HERTLING, Georg von, Erinnerungen aus meinem Leben, 2 Bde., hrsg. v. Karl Graf von Hertling, Kempten und München 1919/20, hier Bd. 2, S. 2 0 6 f f . ; BORNHAK, Conrad, Die Begründung der katholisch-theologischen Fakultät in Straßburg, in: Elsaß-Lothringisches Jahrbuch 12 (1933), S. 249 ff.;
HONSELMANN, P r o m o t i o n s r e c h t , S. 3 3 0 f .
57 Heiligen Stuhl 3 8 3 zum Abschluß kamen. Dieser V e r t r a g weist hinsichtlich des Verhältnisses v o n S t a a t und Kirche in bezug auf die F a k u l t ä t starke Ähnlichkeit mit den Bonner und Breslauer Fakultätsstatuten a u f 3 8 4 . Die katholisch-theologische F a k u l t ä t sollte der wissenschaftlichen Vorbereitung der Priester des Bistums Straßburg dienen. Das bischöfliche Seminar blieb für die aszetisch-praktischen Aufgaben der Theologenausbildung bestehen ( A r t . I ) 3 8 5 . V o n einem Promotionsrecht ist z w a r in dem V e r t r a g nichts erwähnt, jedoch übte die F a k u l t ä t dieses Recht im Einverständnis v o n S t a a t und Kirche aus 3 8 6 . D i e katholisch-theologische F a k u l t ä t an der Universität Straßburg blieb auch nach Rückkehr Elsaß-Lothringens in den französischen Staatsverband — nach dem Frieden v o n Versailles v o m 2 8 . Juni 1 9 1 9 — erhalten. Sie ist noch heute die einzige staatliche katholisch-theologische F a k u l t ä t Frankreichs 3 8 7 . Die Diözese M e t z behielt ihr eigenes bischöfliches Seminar ( G r a n d Séminaire), das sowohl die wissenschaftliche als auch die praktische Priesterausbildung vermittelte 3 8 8 . 3 8 3 Konvention über Errichtung der katholisch-theologischen Fakultät an der Universität Straßburg, französischer Vertragstext mit deutscher Ubersetzung in: Central- und Bezirks-Amtsblatt für Elsaß-Lothringen 1902, S.291 f.; nur französischer Text in: A k K R 83 (1903), S. 116 f. 3 8 4 Siehe oben S. 15 f., 22. Vgl. auch Regierungsbegründung zu Art. 12 PrK, abgedruckt bei WEBER, Werner, Die deutschen Konkordate und Kirchenverträge der Gegenwart, Göttingen 1962, S. 85. Abgesehen von der Berufung und E r setzung der Hochschullehrer (Art. 3, 5) nimmt die Konvention generell auf die Bonner und Breslauer Fakultätsstatuten bezug (Art. 4). 3 8 5 Es handelte sich nicht um ein echtes Ordinandenseminar, vielmehr traten die Studierenden bereits zu Beginn des philosophisch-theologischen Universitätskurses in das Seminar ein; vgl. Bischöfl. Erlaß v. 4. November 1903, abgedruckt in: A k K R 84 (1904), S. 145 f. 3 9 6 Vgl. HERTLING, Bd. 2, S. 303; HONSELMANN, Promotionsrecht, S. 331. 3 8 7 An der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Straßburg wurde 1920/21 ein Kanonistisches Institut eröffnet und durch Dekret der Studienkongregation vom 25. Januar 1924 anerkannt. Uber die dort verliehenen akademischen Grade ist in einem Studienführer des Instituts (Université de Strasbourg, Institut de Droit canonique, Livret-guide de l'étudiant, Strasbourg o. J., ca. 1961, S. 20) folgendes vermerkt: „Le Certificat, le Diplôme et le Doctorat d'Université sont des titres d'ordre exclusivement scientifique dépourvus par conséquent d'effets ecclésiastiques. Mais, en vertu d'un document en date du 25 janvier 1924, le Saint-Siège accorde aux étudiants qui subissent avec succès les examens de l'Institut de Droit canonique et justifient des conditions requises par les règlements pontificaux, les grades ecclésiastiques de bachelier, licencié et docteur en droit canonique; l'Evêque de Strasbourg est délégué pour délivrer les diplômes ecclésiastiques correspondants". Vgl. auch A k K R 104 (1924), S. 146 f.; HARING, Lehramt, S. 77 Anm. 1. 3 8 8 Vgl. Kirchliches Handbuch, 1 (1907/08), S. 39 ff. (40); auch ERLER, Adalbert, Die Sulpizianer im Seminar zu Metz, in: A k K R 123 (1944/48), S. 76ff.
58 In den übrigen, hier nicht erwähnten Staaten des Deutschen Reiches bestanden weder staatliche noch kirchliche katholisch-theologische Studienanstalten. 2. Die Entwicklung von 1919 bis zur Gegenwart a) Vom Erlaß der Weimarer Reichskonkordats
Reichsverfassung
bis zum Abschluß
des
Einen Markstein in der Entwicklung des Verhältnisses von Kirche und Staat in bezug auf das geistliche Studienwesen bildete die Weimarer Reichsverfassung vom 11. August 19 1 9 389 , hier besonders die Art. 137 Abs. 3 und 149 Abs. 3. Diese beiden Verfassungssätze ergeben nicht nur Grundsätzliches über die Zuständigkeit der Kirche in der Theologenausbildung, sondern zeigen auch das Wesen des kirchenpolitischen Systems der Weimarer Verfassung, das „zwar von einer relativen Trennung von Staat und Kirche (ausging), . . . aber dennoch Verknüpfungen zwischen den Religionsgesellschaften, zumal den großen Kirchen, und dem politischen Gemeinwesen" bestehen ließ 390 . Nach Art. 137 Abs. 3 WRV ordnet und verwaltet jede Religionsgesellschaft „ihre Angelegenheiten selbständig innerhalb der Schranken des für alle geltenden Gesetzes. Sie verleiht ihre Ämter ohne Mitwirkung des Staates oder der bürgerlichen Gemeinde". Wenn auch die Abgrenzung des Kreises der „eigenen Angelegenheiten" in gewissen Fällen Schwierigkeiten bereitete 301 , so ist doch sicher, daß die Ausbildung des geistlichen Nachwuchses in den ausschließlichen Zuständigkeitsbereich der Kirche fiel 302 . Damit waren alle bisher bestehenden staatlichen Vorschriften über die Vorbildung der Geistlichen hinfällig geworden 303 . Das gleiche galt f ü r Gesetze, die Bestimmungen über die Vorbildung der Leiter und Lehrer der bischöflichen Seminare und über staatliche Auskunftsrechte enthielten. 389
RGBl. S. 1383. MIKAT, Paul, Kirchen und Religionsgemeinschaften, in: Bettermann — Nipperdey — Scheuner, Die Grundrechte, Bd. 4/1, Berlin 1960, S. 111 ff. (125); dort (S. 124 ff.) auch weitere Literaturhinweise zum Verhältnis zwischen Staat und Kirche nach der Weimarer Verfassung. 391 Vgl. SCHMITT, Josef (Hrsg.), Kirchliche Selbstverwaltung im Rahmen der Reichsverfassung, Paderborn 1926. 392 Vgl. EBERS, Godehard Joseph, Religionsgesellschaften, in: Hans Carl Nipperdey (Hrsg.), Die Grundrechte und Grundpflichten der Reichsverfassung, Bd. 2, Berlin 1930, S. 361 ff. (393); SCHMIDT, Gisela, Der Rechtsstatus der evangelischen kirchlichen Hochschulen in der Bundesrepublik Deutschland, jur. Diss. (Mschr.), Köln 1957, S. 59. 393 Streitig. Vgl. ANSCHÜTZ, Gerhard, Die Verfassung des Deutschen Reiches v o m 11. August 1919, 14. Aufl., Berlin 1933 (Nachdruck Darmstadt 1960), Anm. 6 zu Art. 137. 3,0
59 U n g e w i ß erschien unter diesen U m s t ä n d e n die Z u k u n f t der staatlichen theologischen Fakultäten u n d Lyzeen. Ein „ F a k u l t ä t s z w a n g " f ü r Theologen w a r mit der neuen Rechtslage nicht zu vereinbaren 3 9 4 . Eine radikale T r e n n u n g von Staat u n d Kirche hätte ohne Zweifel die A u f lösung der staatlichen Einrichtungen nach sich gezogen 3 9 5 . Die verfassungsrechtliche Regelung des A r t . 149 Abs. 3 W R V („Die theologischen Fakultäten an den Hochschulen bleiben erhalten") läßt erkennen, d a ß der Verfassungsgesetzgeber nicht um eines Prinzips willen eine nach langen Auseinandersetzungen z u m gemeinsamen N u t z e n von Staat u n d Kirche bewährte Institution aufgeben wollte 3 9 6 . D a m i t w a r es in die H a n d der Kirche gegeben, ob sie die Fakultäten, wozu auch die Akademie in Braunsberg u n d die staatlichen Lyzeen in Bayern zu rechnen sind 397 , weiterhin als Ausbildungsstätten f ü r den geistlichen Stand anerkennen wollte. Für die E r h a l t u n g der theologischen Fakultäten sprachen nicht nur historische Gründe 3 9 8 . D e r S t a a t hatte die großen Kirchen nicht auf den Status privatrechtlicher Vereinigungen herabgedrückt, sondern ihre Körperschaftsrechte u n d damit ihre hervorgehobene Stellung im öffentlichen Leben a n e r k a n n t (Art. 137 Abs. 5 W R V ) . D e m entsprach es, d a ß der Staat diejenigen Institutionen beibehielt, an denen der Priesternachwuchs die gewohnte akademische Vorbildung erhalten konnte. I m übrigen hatte sich an der modernen Universität der geistige Austausch der verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen mit der Theologie als fruchtbringend erwiesen. Auf Seiten der Kirche w u r d e der Fortbestand der theologischen Fakultäten begrüßt. Die Fakultäten eröffneten der Kirche weitgehend den Z u g a n g zur Studentenschaft der Hochschulen u n d boten zugleich die Möglichkeit, dem Klerus eine den übrigen akademischen Berufen entsprechende Bildung u n d die damit verbundene soziale Geltung zu verschaffen. Die Bischöfe nahmen weiterhin die Fakultäten f ü r die Theologenausbildung in Anspruch; der gelegentlich befürchtete 394 So wurde das württembergische Gesetz v. 30. Januar 1862 (siehe oben S. 53) durch § 69 des Gesetzes über die Kirchen v. 3. März 1924 (Reg.Bl. S. 93), auch in AkKR 104 (1924), S. 103 ff., aufgehoben. Vgl. auch § 73 des Gesetzes v. 3. März 1924. 395 VGI_ MAUSBACH, Joseph, Kulturfragen in der deutschen Verfassung, München-Gladbach 1920, S. 123. 399 Zur Auslegung des Art. 149 Abs. 3 WRV vgl. auch WEBER, Werner, Der gegenwärtige Status der theologischen Fakultäten und Hochschulen, in: Tymbos für Wilhelm Ahlmann, Berlin 1951, S. 309 ff. (309); THIEME, S. 131 f. 397 Nach MAUSBACH, S. 123, ist in Art. 149 Abs. 3 WRV der Ausdruck „Hochschulen" verwendet worden, um nicht nur die theologischen Fakultäten an den Universitäten, sondern auch die anderen staatlichen Priesterausbildungsstätten in Preußen und Bayern unter verfassungsrechtlichen Schutz zu stellen. Vgl. auch SCHREIBER, Georg, Deutsche Kulturpolitik und Katholizismus, Freiburg/Br. 1922, S. 57 f. 398
V g l . z u m f o l g e n d e n D R Ü G H , S . 1 8 ff.; THIEME, S . 1 3 4 f .
60 „Rückzug der Kirche von der Universität" trat nicht ein. Allgemein kann die Feststellung gemacht werden, daß die Kirche in der Weimarer Zeit keine grundsätzliche Änderung der Studienverhältnisse des Klerus wünschte, obgleich sie hierzu auf Grund des Art. 137 Abs. 3 WRV ohne weiteres imstande gewesen wäre. Deshalb blieb auch bei den kirchlichen philosophisch-theologischen Studienanstalten der status quo ante erhalten. So wurden die Bestimmungen der preußischen Gesetze vom 21. Mai 1886 und 29. April 18 8 7 3 9 9 von den kirchlichen Behörden weiterhin beobachtet. Diese Praxis gewährleistete im übrigen, daß den bischöflichen Lehranstalten in Preußen der hochschulähnliche Status 4 0 0 erhalten blieb. Durch Gebietsverschiebungen auf Grund des Friedens von Versailles vom 28. Juni 1919 kamen die bis dahin auf deutschem Staatsgebiet gelegenen theologisch-wissenschaftlichen Studienanstalten in Straßburg, Metz, Pelplin und Posen an Frankreich bzw. an Polen. Sonst trat im Bestand der deutschen katholisch-theologischen Ausbildungsstätten nur eine Änderung ein: Am 15. Oktober 1926 eröffnete der Bischof von Limburg vorwiegend für seinen Diözesanklerus, der bis dahin in Fulda studiert hatte 401 , in Frankfurt am Main die „Philosophisch-Theologische Hochschule St. Georgen" mit einem Theologenkonvikt 402 . Leitung, Unterricht und Betrieb der Hochschule wie auch die Leitung des Konvikts wurden durch Vertrag 4 0 3 der Niederdeutschen Provinz der Gesellschaft Jesu übertragen. Eine staatliche Anerkennung war zwar nach der bestehenden Rechtslage nicht erforderlich, gleichwohl erklärte das Preußische Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung durch Erlaß vom 29. Dezember 1926 404 , daß die Lehranstalt in Frankfurt „zur wissenschaftlichen Vorbildung der Geistlichen" geeignet sei. Rechtsträger der Hochschule und des Theologenkonvikts ist der „Philosophisch-theologische Hochschule St. Georgen e. V.", der am 27. Dezember 1932 in das Vereinsregister des Amtsgerichts Frankfurt/M. eingetragen wurde 405 . Bis zum Jahre 1936 bediente sich der Verein zum Betrieb der Hochschule 399 400 401
Siehe o b e n S. 32 f. Siehe o b e n S. 35. V g l . HILPISCH, S. 38.
V g l . LINK, S. 143 A n m . 150; S a n k t G e o r g e n e r B l ä t t e r , J u n i 1951, S. 12 f. 403 V e r t r a g v. 1 3 . / 1 5 . N o v e m b e r 1926. Dieser V e r t r a g w u r d e e r g ä n z t durch A b m a c h u n g e n v. 30. J u l i 1929 u n d 4.1 14. J a n u a r 1955. V e r t r a g u n d E r g ä n z u n gen liegen in maschinenschriftlicher F a s s u n g bei den A k t e n des Bischöflichen O r d i n a r i a t s in L i m b u r g , B d . St. G e o r g e n , V e r t r ä g e , 54 L . 4 0 4 Deutscher Reichs- u n d Preußischer Staatsanzeiger, N r . 2 v. 4. J a n u a r 1927. 4 0 5 D i e E i n t r a g u n g e r f o l g t e unter N r . 1542 u n d w u r d e i m Oeffentlichen A n z e i g e r zu d e m A m t s b l a t t f ü r den S t a d t k r e i s F r a n k f u r t a. M. v. 7. J a n u a r 1933, S. 6, b e k a n n t g e m a c h t . 402
61 und des Studentenkonvikts einer Gesellschaft mit beschränkter H a f t u n g 4 0 6 . Auf die Organisation der Hochschule, ihres Rechtsträgers und ihre rechtlichen Beziehungen zum bischöflichen Stuhl in Limburg wird im systematischen Teil der Arbeit einzugehen sein 4 0 7 . Der Ausbau des katholisch-theologischen Studien wesens nach 1 9 1 9 schloß sich eng an die früher dargestellten Entwicklungslinien an. Schon der erste deutsche Hochschultag in Halle beschloß im J a h r e 1920 die Aufnahme der staatlichen Akademie Braunsberg in den Verband der deutschen Hochschulen 4 0 8 ; freilich blieb ihr das Promotionsrecht auch weiterhin versagt. Die Professoren der staatlichen Lyzeen in Bayern wurden durch ein Gesetz vom 2. Juni 192 0 4 0 9 auch hinsichtlich der E m e ritierung den übrigen Hochschullehrern gleichgestellt. Ebenso finden sich im Recht der Lyzealstudierenden weitere Anpassungen an die Verhältnisse bei den Universitäten. Eine am 16. J a n u a r 1922 ergangene „Bekanntmachung über die Bildung von Studentenschaften an den bayerischen Hochschulen 4 1 0 " wurde durch Bekanntmachung vom 13. M ä r z 1 9 2 2 4 1 1 auf die staatlichen Lyzeen ausgedehnt. Eine Bekanntmachung vom 9. Dezember 1 9 2 3 4 1 2 ordnete die Umbenennung der Lyzeen in „philosophisch-theologische Hochschulen" an, nachdem der Begriff „ L y z e u m " sonst nur noch für die höheren Mädchenschulen verwendet wurde 4 1 3 . 4 0 8 Durch Beschluß der Gesellschafterversammlung v. 30. März 1936 wurde die GmbH in der Weise umgewandelt, daß ihr Vermögen mit den Schulden unter Ausschluß der Liquidation auf den alleinigen Gesellschafter, die Philosophisch-theologische Hochschule St. Georgen, überging. Die GmbH ist seit dem 27. April 1936 erloschen. Vgl. nachrichtliche Mitteilung des Handelsregisters Frankfurt a. M. unter Aktenzeichen 41 H R B 4080 in Akte 73 V R 1542 des Amtsgerichts Frankfurt a. M., Bl. 17. 4 0 7 Siehe unten S. 156—195. 408 Yg[ Mitteilungen des Verbandes der deutschen Hochschulen, 2. Sonderheft (Juli 1921), S. 1. Im Protokoll des 2. deutschen Hodischultages (1921) ist die Akademie Braunsberg bereits als Mitglied erwähnt; vgl. Mitteilungen des Verbandes der deutschen Hochschulen, 3. Sonderheft (September 1921), S. 31. 4 0 9 Vgl. Art. 49 Beamtenbesoldungsgesetz v. 2. Juni 1920 (GVB1. S. 275) gegenüber Art. 187 Abs. 3 des Beamtengesetzes v. 16. August 1908 (GVB1. S. 581). 4 1 0 KMB1.S. 15. 4 1 1 KMB1.S.65. 4 1 2 KMB1. S. 162; vgl. audi Bekanntmachung über die Bezeichnung der dem Staatsministerium für Unterricht und Kultus unmittelbar nachgeordneten staatlichen Stellen und Behörden v. 28. Juni 1957 (BayBSVK, Bd. 2, S. 2526). Das Lyzeum St. Stephan in Augsburg erhielt mit Bekanntmachung v. 12. Dezember 1923 die Bezeichnung „Philosophische Hochschule"; vgl. KELLNER, S. 20; WEBER, Status, S. 319 Anm. 22. 4 1 3 Vgl. z. B. die preußischen „Bestimmungen über die Neuordnung des
62 Die bischöfliche Behörde in Eichstätt gab der dortigen kirchlichen Lehranstalt daraufhin im. Jahre 1924 die Bezeichnung „Bischöfliche Philosophisch-Theologische Hochschule 414 ". Am 1. Oktober 1927 traten neue „Satzungen für die Studierenden an den bayerischen staatlichen philosophisch-theologischen Hochschulen 415 " in Krafl. Sie regelten analog zu den Bestimmungen für die Universitätsstudierenden 416 die Aufnahme, den Abgang von der Hochschule, das Belegen von Vorlesungen, die Studien, die rechtliche Stellung der Studierenden, die studentischen Versammlungen und Vereine, das Disziplinarwesen, die Hörgelder und die Gebühren. Der Umstand, daß zahlreiche Rechtsmaterien des staatlich-kirchlicher. Verhältnisses nach den staatsrechtlichen Veränderungen in Deutschland einer Neuordnung bedurften, veranlaßte die Staaten Bayern, Preußen und Baden, mit dem Heiligen Stuhl in Verhandlungen über den Abschluß von Konkordaten zu treten. Dabei war die Ausbildung des Klerus und die rechtliche Organisation des geistlichen Bildungswesens ein bedeutender Beratungsgegenstand. Angesichts der Stellung der Geistlichen im öffentlichen Leben 4 1 7 , aber auch wegen der staatlicherseits geleisteten Dotationen an die Kirche 4 1 8 hatte der Staat ein berechtigtes Interesse an der Vorbildung des geistlichen Nachwuchses und der rechtlichen Gestaltung der theologischen Ausbildungsstätten. Die Kirche war ihrerseits bestrebt, die bisher allein auf staatlicher Gesetzgebung beruhende Rechtsstellung der theologischen Fakultäten und P h T h H in einer vertraglichen Abmachung zu verankern. Die konkordatären Regelungen über die Vorbildung der Geistlichen und die rechtliche Verfassung der philosophischtheologischen Studieneinrichtungen sollten somit vor allem das bisher Erreichte vertragsrechtlich sicherstellen und die zum Teil unterschiedlichen Verhältnisse in den verschiedenen deutschen Ländern einander angleichen. höheren Mädchenschulwesens" v. 18. August 1908, in: Zentralblatt f. d. gesamte Unterrichtsverwaltung in Preußen 1908, S. 694 ff., auch ebd. 1912, S. 213 ff. 4 1 4 Vgl. Bischöfliche Philosophisch-Theologische Hochschule Eichstätt, V o r lesungsverzeichnis WS 1960/61, S. 2. 4 1 5 Bekanntmachung über die Satzungen für die Studierenden an den bayerischen staatlichen philosophisch-theologischen Hochschulen v. 9. August 1927, KMB1. S. 219 (BayBSVK, Bd. 1, S. 146 ff.), separat Regensburg 1927. 4 1 6 Satzungen für die Studierenden an den bayerischen Universitäten v. 24. Mai 1923, KMBl. S. 44 (BayBSVK, Bd. 1, S . 7 6 f f . ) ; in den als Anhang zu diesen Satzungen ergangenen „Bekanntmachungen für die Studierenden über die Zulassung zu öffentlichen Ämtern und staatlichen Prüfungen in Bayern" werden die philosophischen und theologischen Studien an einer P h T h H den entsprechenden Universitätsstudien gleichgestellt (II). 417
Vgl. MIKAT, S. 2 1 0 .
418
Vgl. A r t . 13 § 1 BayK, 9 Abs. 1 PrK, VII BadK.
63 Das bayerische Konkordat vom 29. März 1924 419 geht stillschweigend vom Fortbestand der staatlichen Theologischen Fakultäten und P h T h H aus 420 . Die grundlegende Vorschrift des Art. 3 BayK 4 2 1 entspricht im •wesentlichen der bisherigen Regelung f ü r die theologischen Fakultäten der preußischen Universitäten Bonn, Breslau und Münster. Danach wird „die Ernennung oder Zulassung der Professoren oder Dozenten an den theologischen Fakultäten der Universitäten und an den philosophischtheologischen Hochschulen . . . staatlicherseits erst erfolgen, wenn gegen die in Aussicht genommenen Kandidaten von dem zuständigen Diözesanbischofe keine Erinnerung erhoben worden ist" (Art. 3 § 1). Damit wurde den bayerischen Bischöfen erstmals ein definitives Vetorecht im Berufungsverfahren eingeräumt. Bei den P h T h H trat ein grundlegender Wandel dadurch nicht ein, denn auch bei Anwendung der Entschließungen vom 30. März/8. April 1852 und 28. März 1889 422 wurde praktisch der gesamte Lehrkörper nur mit Zustimmung des Bischofs berufen. Ein Unterschied ist allerdings insofern zu erkennen, als sich das Mitwirkungsrecht der Bischöfe nach dem Konkordat auf die Abgabe eines Vetos beschränkt, während die frühere Regelung vorsah, daß bei Besetzung der „Lehrstellen an den Lyzeen auf die Gutachten und Wünsche der Bischöfe thunlichste Rücksicht genommen werden" sollte 423 . Bis zum Abschluß des Konkordats hatte der Bischof demnach auch das Recht, ein positives Votum zugunsten eines Bewerbers abzugeben 424 . N e u im bayerischen Rechtsgebiet war der Inhalt des Art. 3 § 2 BayK: „Sollte einer der genannten Lehrer (sc. an theologischen Fakultäten und P h T h H ) von dem Diözesanbischofe wegen seiner Lehre oder wegen seines sittlichen Verhaltens aus triftigen Gründen beanstandet werden, so wird die Staatsregierung unbeschadet seiner staatsdienerlichen Rechte alsbald auf andere Weise f ü r einen Ersatz 419
G V B 1 . 1 9 2 5 , S . 5 3 ; A A S 1 9 2 5 , S . 4 1 ff.; M E R C A T I , B d . 2 , S . 1 8 ff.
420 Vgl. ROEDEL. August, PAULUS, Rudolf, Reichskirchenrecht und neues bayerisches Kirchenrecht, München u. Berlin 1934, Anm. zu Art. 3 § 1 BayK; LINK, S. 116. Aus der Erwähnung der theologischen Fakultäten und PhThH in Art. 3 u. 4 BayK wird im Schrifttum eine institutionelle Garantie entnommen; vgl. KOENIGER, Albert M., Die neuen deutschen Konkordate und Kirchenverträge mit der preuß. Zirkumskriptionsbulle, Bonn u. Köln 1932, S. 209; L I N K , S . 1 4 0 ; R O E D E L - P A U L U S , A n m . z u A r t . 3 § 1 B a y K . A . A . : THIEME, S. 1 2 9 . 421
Vgl. dazu kritisch: ROTHENBÜCHER, Karl, Das bayerische Konkordat und die Universitäten, in: Mitteilungen des Verbandes der deutschen Hochschulen 5 (1925), S. 2ff., 38 f.; ders., Das Recht der freien Meinungsäußerung, in: VVStRL 4 (1928), S. 6ff. (35, 41 f.). 422 Siehe oben S. 44 Anm. 288, 45. 423 Siehe oben S. 45 Anm. 294. 424 Vgl. auch ROEDEL-PAULUS, Anm. zu Art. 3 § 1 BayK; FISCHER, Eugen Heinrich, Theologieprofessor, Theologische Fakultät und Kirche, in: Kirche und Überlieferung, Festschrift für Joseph Rupert Geiselmann, hrsg. v. Johannes Betz u. Heinrich Fries, Freiburg u. a. 1960, S. 330 ff. (354 Anm. 102).
64 sorgen." Eine ähnliche Regelung bestand bis dahin nur in Preußen. Nach Art. 4 § 1 muß „der Unterricht an den theologischen Fakultäten der Universitäten und an den philosophisch-theologischen Hochschulen . . . den Bedürfnissen des priesterlichen Berufes nach Maßgabe der kirchlichen Vorschriften Rechnung tragen". Kirchliche PhThH werden im bayerischen Konkordat nicht ausdrücklich anerkannt. Hier ist jedoch Art. 13 BayK heranzuziehen, der bestimmte bildungsmäßige Mindestanforderungen für den Klerus aufstellt. Danach können „die von der Kirche vorgeschriebenen philosophischtheologischen Studien an einer deutschen staatlichen Hochschule oder an einer den Bestimmungen des c. 1365 Cod. iur. can. entsprechenden deutschen bischöflichen Hochschule oder an einer päpstlichen Hochschule in R o m . . . zurückgelegt" werden (Art. 13 § 1 Buchst, c). Die vertragschließenden Teile gingen demnach von der Existenz kirchlicher Studienanstalten aus. Daraus ist zu schließen, daß man der Rechtstradition folgen und der Kirche ein Recht auf eigene philosophisch-theologische Lehranstalten gewährleisten wollte 425 . Hinsichtlich der Errichtung kirchlicher Ausbildungsstätten hatte der Staat allerdings bisher ein Recht auf Genehmigung in Anspruch genommen. Die bereits erwähnte Verordnung vom 10. Mai 190 5426 wurde durch § 25 Abs. 2 der „Verordnung über das nichtstaatliche Erziehungs-und Unterrichts wesen" vom26. August 1933 (EUV) 427 außer Kraft gesetzt. Aber auch diese Verordnung machte die Errichtung von „Anstalten, die der Heranbildung zum geistlichen Stand dienen", von einer staatlichen Genehmigung abhängig (§ § 1 Abs. 1, 2 Abs. 1 Ziff. 1 b), jedoch unter dem Vorbehalt entgegenstehender verfassungsrechtlicher, gesetzlicher und staatsvertraglicher Bestimmungen (§ 25 Abs. 3). Abgesehen davon, daß das zum Zeitpunkt des Erlasses der EUV zumindest noch nominell gültige Verfassungsrecht (Art. 137 Abs. 3 WRV) einer Genehmigungspflicht entgegenstand, wurde diese jedenfalls staatsvertraglich durch Art. 13 § 1 BayK und später durch Art. 2, 20 RK 428 ausgeschlossen. Auch die übrigen Bestimmungen der EUV, z. B. die Vorschriften über den Genehmigungszwang bei Änderungen im Personalbestand und in den Lehrplänen (§ 15) fand auf die einzige nichtstaatliche PhThH in Eichstätt in der Praxis keine Anwendung. Hier blieb vielmehr das bisherige, insbesondere auf der Ent425
V g l . THIEME, S . 1 1 8 f . ; R O E D E L - P A U L U S , A n m .
zu
A r t . 10
§1
Buchst, h
BayK, erblicken eine Gewährleistung bischöflicher Seminare in Art. 10 § 1 Buchst, h BayK. Nach dieser Bestimmung verpflichtet sich der bayerische Staat zur Zuschußleistung u. a. an „Priesterseminare". 426 Siehe oben S. 49. 427 GVB1.S.231. 428 Siehe unten S. 73.
65 Schließung vom 16. November 1843 429 beruhende Verfahren bei der Berufung des Vorstandes und der Professoren in Gebrauch. Nach Art. 10 § 1 Buchst, h B a y K verpflichtet sich der bayerische Staat, „an die bestehenden, nach den Bestimmungen des Codex iuris canonici eingerichteten Knaben- und Priesterseminare angemessene Zuschüsse zu leisten 430 ". Unter den Begriff „Priesterseminare" fällt auch die PhThH Eichstätt. In der italienischen Fassung des Vertragstextes ist an dieser Stelle der Ausdruck „Seminari maggiori" gebraucht. Diese sog. großen Seminare 431 sind nach allgemeinem kanonischen Recht diejenigen Anstalten, die im Anschluß an die humanistischen Vorstudien die wissenschaftliche und praktische Ausbildung bis zur Priesterweihe vermitteln. Die bis dahin als freiwillig angesehene Zuschußleistung des bayerischen Staates an die PhThH Eichstätt 432 wurde somit durch Art. 10 § 1 Buchst, h B a y K zu einer konkordatären Verpflichtung 433 . In welcher Höhe die Zuschüsse als angemessen zu betrachten sind, unterliegt staatlich-kirchlicher Übereinkunft 434 . In den Diözesen mit staatlichen theologischen Fakultäten oder PhThH „leistet (der Staat) durch den Unterhalt dieser Anstalten einen Teil der in Art. 10 § 1 Lit. h übernommenen Verpflichtung 4 3 5 ". Sollte eine dieser staatlichen Einrichtungen aufgehoben werden, so ist der Staat verpflichtet, „den Zuschuß an das Seminar so zu erhöhen, daß an die Stelle der bisherigen staatlichen philosophisch-theologischen Hochschule nunmehr eine bischöfliche und damit ein Seminar in dem Sinne und in dem Umfange, wie es in Art. 10 § 1 Lit. h des . . . Konkordates festgelegt ist, eingerichtet werden kann 4 3 6 ". Das preußische Konkordat vom 14. Juni 192 9 4 3 7 enthält in Art. 12 Abs. 1 S. 1 eine Bestandsgarantie 438 und zugleich eine kirchliche Anerkennung 439 der theologischen Fakultäten an den Universitäten Bonn, Breslau und Münster und an der Akademie in Braunsberg. Das Verhältnis der Fakultäten zu den kirchlichen Behörden „regelt sich entsprechend den für die katholisch-theologischen Fakultäten in Bonn und Breslau geltenden Statuten" (Art. 12 Abs. 1 S. 2). § 4 Ziff. 1, 2 der BonSiehe oben S. 40, 48. « 0 YG] a u c j , LINK, S. 117f.; Vereinbarung zwischen dem Freistaat Bayern und den 7 katholischen Diözesen in Bayern v. 18. M ä r z / 9 . April 1964 über Staatsleistungen, abgedruckt in: A k K R 133 (1964), S. 166ff., bes. Ziff. 4. 4 3 1 Siehe oben S. 5 f. 4 3 2 Siehe oben S. 48. 429
433
V g l . SCHARNAGL, S . 2 .
434
V g l . SCHARNAGL, S . 2 .
435
V g l . SCHARNAGL, S . 2 .
438
V g l . SCHARNAGL, S . 2 .
437
P r G S S. 1 5 1 ; A A S 1 9 2 9 , S. 5 2 1 f f . ; MERCATI, B d . 2, S. 133 ff.
438
V g l . WEBER, S t a t u s , S . 3 1 0 ; THIEME, S . 1 2 9 .
430
V g l . LINK, S. 123.
5
B a 1 d u s , Hochschulen
66 ner und § 48 Buchst, a, b der Breslauer Fakultätsstatuten, die die kirchliche Mitwirkung bei der Anstellung der Hochschullehrer und das kirchliche Beanstandungsrecht behandeln, sind im Schlußprotokoll eigens ausgelegt worden, weil ihre Fassung Zweifel offenließ und ergänzungsbedürftig war 4 4 0 . Hinsichtlich der bischöflichen Studienanstalten geht das K o n k o r d a t von der auf Grund der Gesetze vom 21. Mai 1886 und 29. April 1887 bestehenden Lage aus und bringt weitere Vergünstigungen für die kirchlichen Ausbildungsstätten. Nach Art. 12 Abs. 2 sind „der Erzbischof von Paderborn und die Bischöfe von Trier, Fulda, Limburg, Hildesheim und Osnabrück . . . berechtigt, in ihren Bistümern ein Seminar zur wissenschaftlichen Vorbildung der Geistlichen 4 4 1 zu besitzen 4 4 2 . D e r Unterricht an diesen Seminaren wird ebenso wie den kirchlichen Vorschriften, dem deutschen theologischen Hochschulunterricht entsprechen. Die genannten Diözesanbischöfe werden dem Preußischen Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung von den Statuten und dem Lehrplan der Seminare Kenntnis geben. Zu Lehrern an den Seminaren werden nur solche Geistliche berufen werden, die für die Lehrtätigkeit in dem zu vertretenden Fadh eine den Anforderungen der deutschen wissenschaftlichen Hochschulen entsprechende Eignung haben". Die letztgenannte Bestimmung über die Qualifikation der Lehrkräfte findet im Schlußprotokoll zu Art. 12 Abs. 2 S. 4 P r K folgende Auslegung: „Die Eignung wird hauptsächlich durch eine der akademischen Habilitationsschrift entsprechende wissenschaftliche Arbeit nachgewiesen; sofern diese von besonderer wissenschaftlicher Bedeutung ist, kann von dem Erfordernis der theologischen Promotion abgesehen werden." Die Personalien der „Leiter oder Lehrer an einem Diözesanseminar" sind nach Art. 9 Abs. 3 P r K zwei Wochen vor der beabsichtigten Bestellung der Staatsbehörde mitzuteilen. Ein staatliches Einspruchsrecht wird durch diese Bestimmung nicht begründet (Schlußprotokoll zu Art. 9 Abs. 3 S. 1 P r K ) . A r t . 9 Abs. 1 Buchst, c P r K gestattet den angehenden Geistlichen, ihre philosophisch-theologischen Studien 4 4 3 4 4 0 So war beispielsweise das für die kirchliche Mitwirkung bei der Berufung der Hochschullehrer einzuschlagende Verfahren in den Statuten im einzelnen nicht geregelt. Zu den übrigen Bestimmungen der Statuten vgl. KOENIGER,
S. 1 7 6 F . ; FISCHER, T h e o l o g i e p r o f e s s o r , S. 3 6 1 f. 441 Die Auffassung von WEBER (WEBER, Werner, Staatskirchenrecht, 2 Bde. [Bd. 2: Neues Staatskirchenrecht] München u. Berlin 1936/38, hier Bd. 2, S. 52 Anm. 1), daß die „Seminare" konkordatsrechtlidi nur für den jeweiligen Diözesanklerus bestimmt seien, ist unzutreffend. Vgl. hierzu Art. 1 § 2 des preußischen Gesetzes v. 29. April 1887 (Siehe oben S. 33). 442 w e g e n DER Dotation der Seminare vgl. LINK, S. 123 f. 4 4 3 Das Konkordat legt eine Mindestdauer des philosophisch-theologischen Studiums von drei Jahren fest. Eine Anmerkung zu Art. 9 Abs. 1 Buchst, c PrK in AAS 21 (1929), S. 528 hebt eigens hervor, daß hierdurch die kanonischrechtlichen Bestimmungen (c. 1365 CodJC) nicht berührt werden.
67 „an einer deutschen staatlichen Hochschule oder an einem der gemäß Art. 12 hierfür bestimmten bischöflichen Seminare oder an einer päpstlichen Hochschule in Rom" zurückzulegen. Auch das Studium an einer österreichischen staatlichen Universität wird nach den für andere geisteswissenschaftliche Fächer geltenden Grundsätzen als gleichwertig behandelt (Schlußprotokoll zu Art. 9 Abs. 1 Buchst, c PrK). Im übrigen kann im Einverständnis von Staat und Kirche von allen in Art. 9 Abs. 1 PrK genannten Vorbildungserfordernissen abgesehen werden; insbesondere ist eine Anerkennung des Studiums an „anderen deutschsprachigen Hochschulen" möglich (Art. 9 Abs. 2 PrK). Das Konkordat gewährleistet somit nur diejenigen bischöflichen philosophisch-theologischen Lehranstalten, die bereits durch die Gesetze vom 21. Mai 1886 und 29. April 1887 zugelassen worden waren. Eine Ausdehnung der Garantie auf Studienanstalten für die neu zu errichtenden Bistümer Aachen und Berlin und die Freie Prälatur Schneidemühl (Art. 2 Abs. 2, 6 PrK) erfolgte nicht444. Die Regierungsbegründung zu Art. 12 PrK 445 faßt diese Tatsache in der allgemein gehaltenen Wendung zusammen, daß „die Neuerrichtung von Diözesen (vgl. Art. 2 Abs. 2, 6, 9) eine Vermehrung (der) Seminare nicht zur Folge haben" werde. Die Theologen aus solchen Sprengein mußten an staatlichen und kirchlichen Anstalten anderer Bistümer studieren. In der rechtlichen Verfassung der theologischen Fakultät der Akademie in Braunsberg trat insofern eine Änderung ein, als durch die Ausdehnung der Bestimmungen der Bonner und Breslauer Fakultätsstatuten auf alle staatlichen theologischen Fakultäten in Preußen (Art. 12 Abs. 1 S. 2 PrK) dem Bischof von Ermland ein Vetorecht bei der Besetzung der Fakultät zuerkannt wurde. Hinsichtlich der Besetzung der Stellen in der philosophischen Fakultät, die übrigens trotz ihres konfessionellen Charakters 446 im Konkordat nicht erwähnt wird, blieb es bei dem bischöflichen Recht auf Gehör 447 . Die konkordatäre Regelung im Schlußprotokoll zu Art. 9 Abs. 1 Buchst, c PrK über die Anerkennung der Studien an österreichischen staatlichen Hochschulen448 stellt keine Besonderheit im Rahmen des Hochschul444
V g l . auch LINK, S. 23 A n m . 105.
445
Abgedruckt bei WEBER, Konkordate, S. 85 f. Vgl. WENDE, Erich, Grundlagen des preußischen Hochschulrechts, Berlin
446
1 9 3 0 , S. 19. 447
448
V g l . WENDE, S. 4 5 A n m . 1.
Österreich besitzt theologische Fakultäten an den Universitäten Wien, Graz und Innsbruck, vgl. ERMACORA, Felix, österreichisches Hochschulrecht, Wien 1956, S. 345 ff. (355). Art. V § 1 des österreichischen Konkordats v o m 5. Juni 1933 bezeichnet die Fakultäten nicht als „staatlich", sondern als „vom Staate erhalten"; vgl. ERMACORA, S. 354f. Neben den obgenannten Fakultäten besteht in Salzburg „als Rest einer Benediktiner Universität" die „Katholisch5»
68
rechts dar. Schon am 2. Januar 1929 hatte der preußische Unterrichtsminister in einem Erlaß 449 deutschen und österreichischen Staatsangehörigen die generelle Genehmigung zur Führung der an den Universitäten Wien, Graz und Innsbruck erworbenen akademischen Grade eines Dr. theol., Dr. jur., Dr. rer. pol. und Dr. phil. erteilt. Als „andere deutschsprachige Hochschulen" im Sinne von Art. 9 Abs. 2 PrK kommen insbesondere die kirchlichen Studienanstalten in Österreich450 und der Schweiz451, sowie die beiden deutschen, außerhalb Preußens gelegenen bischöflichen Priesterausbildungsstätten zu Eichstätt und Mainz in Betracht. Von weittragender praktischer Bedeutung ist die Vorschrift des Konkordats über die Qualifikation der Dozenten an bischöflichen Studienanstalten (Art. 12 Abs. 2 PrK). Das Gesetz vom 21. Mai 1886 hatte grundsätzlich nur Habilitierte zum Lehramt zugelassen452. Das Konkordat hingegen spricht von einer „den Anforderungen der wissenschaftEignung". Das Schlußprotokoll zu lichen Hochschulen entsprechenden453 Art. 12 Abs. 2 S. 4 PrK läßt keinen Zweifel darüber, daß eine Habilitation an einer staatlichen Universität nicht erforderlich ist, sondern daß „die Eignung... hauptsächlich durch eine der akademischen Habilitationsschrift entsprechende454 Arbeit nachgewiesen" wird. Die konkordatsrechtliche Bestimmung ermöglicht den kirchlichen Studienanstalten, ihren Dozentennachwuchs ohne Inanspruchnahme der theologischen Fakultäten heranzubilden. Der Gefahr einer Abkapselung der Lehranstalten von den Universitäten wird dadurch begegnet, daß im Regelfall nur Inhaber der Doktorwürde zum Lehramt zugelassen werden können (Schlußprotokoll zu Art. 12 Abs. 2 S. 4 PrK). Es wird später noch darzulegen sein455, daß sich die Bestimmung des Schlußprotokolls über die „Habilitation" nur auf solche Gelehrte bezieht, die als ordentliche oder außerordentliche Professoren an einer kirchlichen Studienanstalt vorgesehen sind. Für die übrigen Dozenten genügt auch ein anderer Nachweis wissenschaftlicher Befähigung. Das Schlußprotokoll zu Art. 9 Abs. 3 S. 1 PrK, wonach die kirchliche Pflicht zur Mitteilung der Personalien ein staatliches EinspruchsTheologische Fakultät Salzburg", eine ebenfalls „ v o m Staate erhaltene" Einr i c h t u n g ; v g l . ERMACORA, S . 2 4 , 6 2 , b e s . 3 5 5 . 4 4 9 Zentralblatt für die gesamte Unterrichtsverwaltung in Preußen 1929, S. 25 N r . 38. 450 Bischöfliche theologische Lehranstalten bestehen in den Diözesen Linz, St. Pölten und Klagenfurt; vgl. ERMACORA, S. 356. 4 5 1 insbesondere die katholische Universität in Freiburg/Schw. 4 5 2 Siehe oben S . 3 2 f . 4 5 3 Hervorhebung v o m Verf. 4 5 4 Hervorhebung v o m Verf. 4 5 5 Siehe unten S. 184 f.
69 recht nicht begründet, bestätigt grundsätzlich die überkommene Rechtslage. Eine Änderung ergibt sich jedoch hinsichtlich derjenigen Dozenten, die keine wissenschaftliche Arbeit im Sinne des Schlußprotokolls zu Art. 12 Abs. 2 S. 4 P r K erbracht haben. Die bisherige Rechtspraxis hatte in diesen Fällen bei der Berufung die Einverständniserklärung des Ministeriums f ü r erforderlich gehalten 456 . Da Art. 9 Abs. 3 S. 1 P r K mit Schlußprotokoll schlechthin und ohne Ausnahme bestimmt, daß der Staat lediglich die Mitteilung der Personalien verlangen und kein Einspruchsrecht geltend machen kann, darf der Bischof auch „nichthabilitierte" Gelehrte ohne Einverständnis des Ministeriums berufen, sofern der Eignungsnachweis auf andere Weise erbracht ist. Weber 457 hat Bedenken dagegen erhoben, daß „das als Diözesananstalt gedachte Seminar" des Bistums Limburg, die P h T h H F r a n k f u r t (St. Georgen), von der Gesellschaft Jesu geleitet wird. Aus Art. 12 Abs. 2 P r K ist jedoch nicht zu entnehmen, daß die Bischöfe verpflichtet sind, die „Seminare" ausschließlich als Diözesaneinrichtungen zu organisieren. Wäre der staatliche Konkordatspartner von dieser Vorstellung ausgegangen, so hätte dies im Konkordat mit Sicherheit seinen Niederschlag gefunden, da die P h T h H F r a n k f u r t bereits bei Konkordatsabschluß unter der Leitung des Jesuitenordens stand. Im übrigen hat sich der Bischof von Limburg wesentliche Einflußrechte hinsichtlich der Frankfurter Hochschule vorbehalten 4 5 8 . Die Bestimmungen des Art. 12 Abs. 2 S. 3 P r K über die Vorlage von Statuten und Lehrplänen entsprechen den Vorschriften des Gesetzes vom 21. Mai 1886 459 . Das badische K o n k o r d a t vom 12. Oktober 1932 460 garantiert in Art. I X S. 1 „ f ü r die wissenschaftliche Vorbildung der Geistlichen" den Fortbestand der katholisch-theologischen Fakultät an der Universität Freiburg/Br. „mit den zur Zeit des Vertragsschlusses geltenden Rechten . . . , unter besonderer Beachtung des Codex Juris Canonici und der Constitutio Apostolica Deus Scientiarum Dominus vom 24. Mai 1931 und den dazu ergangenen Ausführungsbestimmungen". Die Mitwirkung des Erzbischofs von Freiburg bei der Berufung der Universitätslehrer und sein Anspruch auf Ersetzung eines Dozenten bei Glaubens- oder Sittenverstoß sind ähnlich geregelt wie in den genannten Bestimmungen des bayerischen und preußischen Konkordats (Art. I X BadK mit Schlußprotokoll). Auffällig ist hierbei jedoch, daß der Erzbischof einen Kandidaten nicht nur wegen seiner Lehre und seines Lebenswandels, sondern auch wegen mangelnder 456
Siehe oben S. 33. WEBER, Rechtsfragen, S. 347. 458 Siehe unten S. 164 f., 167 f., 183. 459 Siehe oben S. 32. 480 GVB1.1933, S. 20; AAS 1933, S. 177ff.; MERCATI, Bd. 2, S. 148ff.; vgl. z u m folgenden auch LINK, S. 136 FF. 457
70 „Lehrbefähigung" beanstanden kann. Hinsichtlich weiterer Priesterbildungsstätten bestimmt Art. I X S. 3 BadK, daß der Erzbischof berechtigt ist, „für die Ausbildung der Kandidaten zum Priesteramte Konvikte und ein Priesterseminar zu unterhalten und in seinem Namen zu leiten". Aus dieser Vereinbarung und der in Art. I X S. 1 B a d K ausgesprochenen Zweckbestimmung der theologischen Fakultät geht hervor, daß die Kirche nach dem Konkordat innerhalb Badens keine eigenen wissenschaftlichen Studienanstalten, die den gleichen Zweck wie die theologische Fakultät in Freiburg verfolgen, errichten darf 4 6 1 . Als Voraussetzung für die Erlangung eines kirchlichen Amtes in Baden wird jedoch — wie im bayerischen Konkordat — das Studium „an einer deutschen staatlichen oder an einer deutschen kirchlichen Hochschule 462 oder an einer päpstlichen Hochschule in R o m " als gleichwertig anerkannt; für die Anrechenbarkeit der Studien „an einer österreichischen staatlichen Universität" oder an „anderen deutschsprachigen Hochschulen" gelten inhaltlich ähnliche Grundsätze, wie bereits oben beim preußischen Konkordat erwähnt (Art. V I I Abs. 1 B a d K mit Schlußprotokoll). Freilich liegt es nahe, aus der Erwähnung „deutscher kirchlicher Hochschulen" in analoger Anwendung der Rechtsansicht zu Art. 7 § 1 Buchst, c B a y K 4 6 3 auf ein kirchliches Recht zur Errichtung eigener philosophisch-theologischer Lehranstalten in Baden zu schließen. Abgesehen davon, daß der Kontext zu Art. VII Abs. 1 Buchst, c B a d K eine solche Schlußfolgerung verbietet 464 , ist zu bedenken, daß die Tradition kirchlicher wissenschaftlicher Lehranstalten in Bayern und Baden voneinander verschieden ist. Während Bayern seit 1843 eine bischöfliche philosophisch-theologische Lehranstalt in Eichstätt besitzt 465 und auch sonst in seiner Gesetzgebung derartige Studienanstalten nidht grundsätzlich ausschloß 466 , liegt in Baden die wissenschaftliche Ausbildung der Theologen seit mehr als hundert Jahren vor Abschluß des Konkordats in den Händen der staatlichen theologischen Fakultät 4 6 7 . Außerdem bestimmte 4 6 1 Vgl. auch Regierungsbegründung zu Art. X BadK, abgedruckt bei WEBER, Konkordate, S. 127; FÖHR, Ernst, Das Konkordat zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Freistaate Baden v o m 12. Oktober 1932, Freiburg/Br. 1933, Anm. zu Art. I X u. X BadK. 4 6 2 Nach Anm. 2 zu Art. VII in A A S 25 (1933), S. 184, sind unter „kirchlichen Hochschulen" sowohl Diözesaneinrichtungen als auch die Institute der Orden und Kongregationen zu verstehen. 4 6 3 Siehe oben S. 64. 464 Der Einleitungssatz zu Art. VII Abs. 1 BadK, der den von den konkordatsrechtlichen Vorbildungsbestimmungen betroffenen Personenkreis umgrenzt, geht eindeutig davon aus, daß in der Erzdiözese Freiburg nur ein Erzbischöfliches Priesterseminar und ein Theologisches Konvikt bestehen. Vgl. im Gegensatz dazu den Einleitungssatz zu Art. 13 § 1 B a y K . 4 6 5 Siehe oben S. 40. 406 Siehe oben S. 48 f. 4 8 7 Siehe oben S. 50.
71 noch ein badisches Gesetz vom 4. Juli 19 1 8 4 6 8 , daß den Kirchen nur die Unterhaltung eigener Konvikte und „Anstalten zur theologisch-praktischen Vorbildung der künftigen Geistlichen" gestattet sei. Einen Schritt zur Vereinheitlichung des katholisch-theologischen Studienwesens taten Staat und Kirche mit dem Abschluß des Reichskonkordats vom 20. Juli 19 3 34 6 9 . Nach Art. 19 R K mit Schlußprotokoll bleiben „die katholisch-theologischen Fakultäten an den staatlichen Hochschulen . . . erhalten. Ihr Verhältnis zur kirchlichen Behörde richtet sich nach den in den einschlägigen Konkordaten und dazu gehörenden Schlußprotokollen festgelegten Bestimmungen unter Beachtung der einschlägigen kirchlichen Vorschriften". Zu diesen gehört insbesondere die Apostolische Konstitution Deus Scientiarum Dominus vom 24. Mai 1931 und die später noch zu erwähnende Instruktion vom 7. Juli 1932. „Die Reichsregierung wird sich angelegen sein lassen, für sämtliche in Frage kommenden Fakultäten Deutschlands eine der Gesamtheit der einschlägigen Bestimmungen entsprechende einheitliche Praxis zu sichern" (Art. 19 S. 3 R K ) . Es ist im Schrifttum streitig, ob Art. 19 S. 1 R K als institutionelle Garantie 4 7 0 oder als „Garantie des Bestandes an Fakultäten zur Zeit des Konkordatsabschlusses 471 " aufzufassen ist. Mangels namentlicher Nennung einzelner theologischer Fakultäten und staatlicher PhThH dürfte es sich bei Art. 19 S. 1 R K nur um eine institutionelle Garantie handeln. Das Reichskonkordat steht somit einer Verminderung oder Verlegung theologischer Fakultäten und PhThH nicht entgegen. Art. 19 S. 1 R K schützt freilich davor, daß theologische Fakultäten und PhThH überhaupt, d. h. als Institution, aufgehoben werden. Für Preußen und Baden greift Art. 19 S. 1 R K nicht ein, da Art. 12 Abs. 1 P r K und Art. I X B a d K bereits eine Bestandsgarantie für die theologischen Fakultäten in Bonn, Breslau, Münster, Braunsberg und Freiburg'Br. gewähren. Die genannte Vorschrift des Reichskonkordats gilt jedoch gemäß Art. 2 S. 3 R K auch in Bayern, weil das bayerische Konkordat ausdrücklich weder eine Bestandsgarantie noch eine institutionelle Garantie für theologische Fakultäten und staatliche PhThH enthält 472 . Hinsichtlich des Verhältnisses der Fakultäten und PhThH zu den zuständigen kirchlichen Behörden geht Art. 19 S. 2 R K von der Gesamtheit der diesbezüglichen Bestimmungen der Länderkonkordate, den dazugehörigen Schlußprotokollen und den kirchlichen Vorschriften aus. Eine Be468
Siehe oben S. 53.
469
R G B l . II, S. 6 7 9 ; A A S 1933, S. 3 8 9 ff.; MERCATI, B d . 2, S . 185 ff.
470
V g l . ROEDEL-PAULUS, A n m . z u A r t . 19 S. 1 R K ;
LINK, S. 1 4 0 ;
SCHULLER,
Franz Seraph, Das grundsätzliche Verhältnis von Staat und Kirche nach dem Reichskonkordat v o m 20. Juli 1933, in: A k K R 128 (1957/58), S. 13ff., 346ff. (393). 471
V g l . WEBER, S t a t u s , S. 3 1 0 ; THIEME, S. 1 2 9 .
472
Siehe oben S. 63.
72 zugnahme auf kirchliche Vorschriften findet sich im preußischen K o n kordat überhaupt nicht, im bayerischen Konkordat nur hinsichtlich des akademischen Unterrichts (Art. 4 § 1 B a y K ) . Art. 19 S. 2 R K findet daher über Art. 2 Abs. 1 S. 3 R K im Geltungsbereich dieser Konkordate insofern Anwendung, als im Verhältnis zwischen den staatlichen theologischen Studienanstalten und den kirchlichen Behörden nicht nur das Landeskonkordatsrecht, sondern auch die einschlägigen kirchlichen Vorschriften zu beachten sind. Das kirchliche Recht tritt jedoch nur subsidiär ein; soweit das Konkordatsrecht eine Materie erschöpfend regelt, gilt nur dieses 473 . Art. 19 S. 3 R K verpflichtet die Reichsregierung, aus den genannten vertragsrechtlichen und kirchenrechtlichen Bestimmungen eine einheitliche Praxis für alle theologischen Fakultäten Deutschlands zu sichern. Auf Grund dieser Vereinbarung sollte anderes Recht, insbesondere Landesrecht „einschließlich landesrechtlichen Konkordatsrechts 4 7 4 " derogiert werden, soweit es von den bei allen theologischen Fakultäten und staatlichen P h T h H durchgängig geltenden Vorschriften abweicht 475 . Thieme 4 7 6 spricht in diesem Zusammenhang von einem „Extrapolieren" der aus dem Rahmen fallenden Bestimmungen. Dabei wird den Vereinbarungen des preußischen Konkordats „wegen der für das deutsche Hochschulleben bestehenden besonderen Bedeutung Preußens . . . eine gewisse Prävalenz 4 7 7 " beigemessen. Es darf hier schon vorweggenommen werden, daß die in Art. 19 S. 3 R K von der Reichsregierung versprochene Sicherung einer einheitlichen Praxis nicht herbeigeführt wurde. Eine solche Vereinheitlichung ist auch nicht, wie man aus der Darstellung Thiemes 4 7 8 entnehmen könnte, durch Art. 19 S. 3 R K ipso iure eingetreten. Wie sich aus der Formulierung der Bestimmung („Die Reichsregierung wird sich angelegen sein lassen, . . . eine . . . einheitliche Praxis zu sichern") ergibt, hatte in Art. 19 S. 3 R K die Reichsregierung die Vereinheitlichung nach den in der Vereinbarung genannten Grundsätzen lediglich zugesagt 4 7 9 . Praktisch hat sich Art. 19 S. 3 R K ausschließlich im Falle der katholisch-theologischen Fakultät an der Universität Tübingen ausgewirkt, die durch Art. 19 R K erstmalig in 473 Vgl. FISCHER, Theologieprofessor, S. 344; auch RoEDEL-PauIus, Anm. zu Art. 2 Abs. 1 RK. 474
475
THIEME, S. 141.
Vgl.
auch LINK, S. 530ff.; PETERS, Hans, Die Besonderheiten
der
beamtenrechtlidien Stellung der katholischen Theologieprofessoren an den deutschen Universitäten, in: Festschrift für Eduard Eichmann, hrsg. v. Martin Grabmann u. Karl Hofmann, Paderborn 1940, S. 401 ff. (407f.); FISCHER, Theologieprofessor, S. 342. 476
V g l . THIEME, S. 142.
477
THIEME, S. 142; vgl. auch FISCHER, Theologieprofessor, S. 342; ROEDEL-
PAULUS, Anm. zu Art. 3 § 1 BayK. 478
478
(215).
V g l . THIEME, S. 141.
Vgl. WEBER, Werner, Das Nihil obstat, in: ZGStW 99 (1939), S. 193 ff.
73 eine kirchenvertragliche Regelung einbezogen wurde 480 und wo die Berufung der Hochschullehrer entsprechend den Bestimmungen des preußischen Konkordats erfolgt 481 . Die heutige verfassungsrechtliche Zuständigkeitsverteilung zwischen Bund und Ländern macht es dem Bund unmöglich, die von der Reichsregierung erteilte Zusage zu erfüllen 482 . Art. 19 S. 3 RK kommt demnach im wesentlichen nur noch als unverbindliche Richtschnur für die weitere Entwicklung des Verhältnisses der kirchlichen Behörden zu den staatlichen theologischen Fakultäten und PhThH in Betracht. Art. 20 RK begründet ein allgemeines Recht der Kirche, „zur Ausbildung des Klerus philosophische und theologische Lehranstalten zu errichten, die ausschließlich von der kirchlichen Behörde abhängen". Diese Befugnis ist nur ausgeschlossen, sofern andere Vereinbarungen vorliegen oder staatliche Zuschüsse für die Lehranstalten verlangt werden. „Andere Vereinbarungen" im Sinne des Art. 20 RK sind die bereits genannten Bestimmungen des preußischen und badischen Konkordats, die die theologisch-wissenschaftliche Ausbildung an einer theologischen Fakultät monopolisieren (Art. IX BadK) oder nur für bestimmte Diözesen bischöfliche Studienanstalten vorsehen (Art. 12 Abs. 2 PrK) 483 . Dagegen gilt Art. 20 RK auch in Bayern, weil das bayerische Konkordat keine ausdrückliche Regelung über bischöfliche Ausbildungsstätten enthält 484 . Die Frage der Anwendbarkeit des Art. 20 RK in Württemberg kann hier dahingestellt bleiben, weil durch eine Vereinbarung über das Wilhelmstift in Tübingen das theologische Studium praktisch an die Universität gebunden ist485. Die mehrfach genannte Apostolische Konstitution Deus Scientiarum Dominus vom 24. Mai 1931 mit Ausführungsbestimmungen vom 12. Juni 193 1 486 umfaßt eine grundlegende Neuorganisation und Vereinheitlichung des höheren Studienwesens der Kirche487. Das päpstliche Gesetzgebungswerk behandelt im wesentlichen die Behörden, den Lehrkörper, den Stu480 YGI, THIEME, S . 1 2 9 , 1 4 4 ; FISCHER, T h e o l o g i e p r o f e s s o r , S . 3 4 2 . 481
V g l . SCHULLER, S. 3 9 9 .
462
V g l . SCHULLER, S . 3 9 5 ; SCHULLER, S. 3 9 9 , i s t d e r A n s i c h t , d a ß d a s
Ver-
sprechen der Reichsregierung in Art. 19 S. 3 RK praktisch nur die theologische Fakultät an der Universität Tübingen betreffe, weil an allen, v o n den Länderkonkordaten erfaßten Fakultäten „eine beinahe übereinstimmende Praxis" bestehe. 483 Vgl. WEBER, Status, S. 311. 484
V g l . ROEDEL-PAULUS, A n m . z u A r t . 2 0
485
V g l . HAGEN, S. 1 8 2 ff. ( 1 8 9 f.).
488
RK.
Fundstelle siehe oben A n m . 17. Vgl. HOLZMEISTER, Urban, Die N e u o r d n u n g der theologischen Studien unter Papst Pius XI., in: Zeitschr. f. kath. Theologie 55 (1931), S. 592ff.; BEA, Augustin, Die päpstliche Studienreform, in: Stimmen der Zeit 121 (1931), S. 401 ff.; ders., La Costituzione Apostolica „De'us Scientiarum Dominus", in: 487
74 diengang und die P r ü f u n g e n an den kirchlichen Universitäten und F a k u l täten. M i t den an den staatlichen Universitäten bestehenden theologischen F a k u l t ä t e n befaßt sich A r t . 11 der Konstitution. Danach sind die staatlichen theologischen F a k u l t ä t e n ( „ F a c u l t a t e s studiorum ecclesiasticorum in civilibus Universitatibus erectae") den Vorschriften der Konstitution unter Berücksichtigung der geltenden K o n k o r d a t e anzupassen ( „ r a t i o n e habita C o n v e n t i o n u m , q u a e a S. Sede cum variis nationibus initae sunt et adhuc v i g e n t " ) . F ü r die deutschen theologischen Fakultäten an den Staatsuniversitäten ist hierzu a m 7. J u l i 1932 eine amtlich nicht veröffentlichte, besondere V e r l a u t b a r u n g ergangen 4 8 8 . Danach tritt in der äußeren O r g a n i s a t i o n u n d im hochschulrechtlichen Status der F a k u l t ä t e n keine Ä n d e r u n g ein. I m wesentlichen w i r d nur das Studien- und Prüfungswesen den Bestimmungen der Konstitution angeglichen. D e r genannte A r t . 11 bedeutet zugleich eine kanonisch-rechtliche Anerkennung der staatlichen theologischen Fakultäten, so d a ß diese auch als kirchliche Hochschuleinrichtungen anzusehen sind 4 8 9 . A u f die staatlichen und kirchlichen P h T h H , abgesehen v o n der im J a h r e 1950 gegründeten Theologischen F a k u l t ä t Trier 4 9 0 , findet die Konstitution unmittelbar keine A n w e n d u n g , weil es sich bei ihnen weder um staatliche noch um kirchliche Universitäten oder Fakultäten handelt 4 9 1 . D i e genannten Bestimmungen werden jedoch, zumindest soweit das Studien- u n d Prüfungswesen in Betracht k o m m t , auch hier berücksichtigt 4 9 2 . E s w i r d noch zu zeigen sein, d a ß auch gegen eine weitergehende A n w e n d u n g der Konstitution aus rechtlicher Sicht keine Bedenken zu erheben sind 4 9 3 . Gregorianum 22 (1941), S. 445 ff.; BOYER, Charles, Reflexions sur la Constitution „Deus Scientiarum Dominus", in: Gregorianum 17 (1936), S. 159 ff.; PALMES, Fernando M., Comentario de la Constitución Apostólica „Deus Scientiarum Dominus", Barcelona 1940. 488 Instruktion der Hl. Kongregation der Seminare und Universitäten zur Durchführung der Apostolischen Konstitution „Deus Scientiarum Dominus" an den Theologischen Fakultäten der deutschen Universitäten vom 7. Juli 1932, abgedruckt in: A k K R 125 (1951/52), S. 262ff.; WENNER, Joseph, Reichskonkordat und Länderkonkordate, 6. Aufl., Paderborn 1957, S. 105 ff. 48» V g l . THIEME, S. 1 1 9 f . ; FISCHER, T h e o l o g i e p r o f e s s o r , S . 3 3 4 f f . ( 3 3 6 ) .
Siehe unten S. 88 ff. Ein in Apollinaris 4 (1931), S. 442 ff. enthaltenes Verzeichnis der „Universitates et Facultates Studiorum Ecclesiasticorum" nennt die PhThH in Deutschland nicht. 492 Vgl. auch EGGERSDORFER, Franz Xaver, s. v. Hochschulen, in: LThK, 1. Aufl., Bd. 5 (Freiburg/Br. 1933), Sp. 86 ff. (88); ROEDEL-PAULUS, Anm. zu Art. 4 § 1 BayK, 19 S. 2 R K . 493 Siehe unten S. 132 f. 490
491
75 b) Die PhThH zwischen 1933 und 1945 U n t e r der kirchenfeindlichen Politik des Nationalsozialismus 4 9 4 kam die günstige Entwicklung der P h T h H fast ganz zum Erliegen. Hieran änderte auch der U m s t a n d nichts, daß das Reich der bisherigen Praxis folgte und die staatlichen P h T h H grundsätzlich in die das Hochschulwesen betreffende Gesetzgebung 4 9 5 einbezog. Die staatlichen Maßnahmen reichten von einer kleinlichen „Nadelstichpolitik" bis zur vollständigen Schließung mancher Anstalten. Dabei ist es kaum möglich, ein verläßliches Gesamtbild zu gewinnen, da nur wenig schriftliches Material vorliegt. Die erste Auseinandersetzung zwischen Staat und Kirche auf dem Gebiet des Hochschulwesens entstand bereits Mitte 1934 wegen des P r o motionsrechts der staatlichen Akademie in Braunsberg. Das preußische Staatsministerium hatte durch Beschluß vom 13. Januar 1934 der theologischen Fakultät das staatliche Promotionsrecht verliehen, ohne den Heiligen Stuhl oder den Bischof von Ermland zu konsultieren. Erst im M ä r z 1 9 3 4 wurde der Bischof von der Verleihung des Promotionsrechts in Kenntnis gesetzt 4 9 6 . Der Apostolische Stuhl erblickte in diesem einseitigen 4 9 4 Vgl. JESTAEDT, Rudolf, Das Reichskonkordat vom 20. Juli 1933 in der nationalsozialistischen Staats- und Verwaltungspraxis unter besonderer Berücksichtigung des Art. 1, in: A k K R 124 (1950), S. 335 ff.; HILLING, Nikolaus, Die kirchenpolitische Gesetzgebung des Nationalsozialismus von 1933—1945, in: A k K R 124 (1950), S. 3ff.; WEBER, Werner, Die staatskirchenrednliche Entwicklung des nationalsozialistischen Regimes in zeitgenössischer Betrachtung, in: Rechtsprobleme in Staat und Kirche, Festgabe für Rudolf Smend, Göttingen 1 9 5 2 , S. 3 6 5 ff. 4 8 5 Vgl. Hochschullehrerbesoldungsgesetz v. 17. Februar 1939 (RGBl. I, S. 252), § 2; Verordnung zur Durchführung des Reichsgesetzes über die besonderen Rechtsverhältnisse der beamteten Lehrer an wissenschaftlichen Hochschulen v. 10. Juni 1939 (RGBl. I, S. 1010), § 1. 4 9 6 Die Verleihungsurkunde hat der Verf. nicht auffinden können. Bei den Akten des Auswärtigen Amtes (Auswärtiges Amt, Abt. II Vatikan, Akten betr. Stellung der Kurie zum Unterrichtswesen, Politik 17, Bd. 2) befindet sich eine Abschrift des folgenden Schreibens des preußischen Ministers für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung an den Bischof von Ermland v. 9. März 1934: „Die theologische Fakultät der Staatlichen Akademie Braunsberg hat wiederholt die Verleihung des Promotionsrechts beantragt. Da die Erfüllung dieser Forderung im staatlichen Interesse liegt und zugleich den Anspruch der Fakultät auf völlige Gleichstellung mit den übrigen preußischen katholischen Fakultäten verwirklicht, hat das Preußische Staatsministerium durch Beschluß vom 13. Januar 1934 der Fakultät das Promotionsrecht verliehen. Ich mache Ew. Bischöflichen Hochwürden davon ergebenst Mitteilung. Die Fakultät wird in Kürze die notwendigen Schritte tun, um eine Anerkennung ihrer Promotionen für den kirchlichen Bereich zu erlangen". Unterschrift.
76 Vorgehen der preußischen Regierung eine Verletzung des Art. 12 Abs. 1 P r K und des Art. 19 R K . Die in dem Notenwechsel 497 auftretenden Meinungsverschiedenheiten kristallisierten sich um die Auslegung des Art. 19 S. 2 R K und hier vor allem um die Frage, inwieweit die dort genannten kirchlichen Vorschriften neben dem Länderkonkordatsrecht Geltung beanspruchen könnten 4 9 8 . In der letzten dem Verf. zugänglichen Note vom 9. März 1936 4 9 9 erklärt der deutsche Botschafter beim Heiligen Stuhl, die Reichsregierung werde die Fakultät darauf verweisen, die Frage ihres Promotionsrechts selbst, und zwar durch einen entsprechenden Antrag, bei den kirchlichen Behörden weiter zu verfolgen. Auf der Grundlage dieses Antrages werde sich dann feststellen lassen, in welchen Punkten noch Meinungsverschiedenheiten beständen. Über den weiteren Verlauf des Streites konnte nichts ermittelt werden. Sicher ist, daß die Fakultät das päpstliche Promotionsrecht nicht erlangt hat 5 0 0 . Von der Verleihung akademischer Grade an der Akademie ist nichts bekannt 5 0 1 . Fast gleichzeitig mit der Kontroverse über das Braunsberger Promotionsrecht begann ein Notenaustausch 502 über die von staatlicher Seite geplante Verminderung der staatlichen P h T h H in Bayern. Durch diese, mit finanziellen Gründen erklärte Maßnahme sollte die Zahl der P h T h H 4 9 7 Vgl. N o t e n des Kardinalstaatssekretärs an den Botschafter des Deutschen Reiches beim H l . Stuhl v. 31. Mai 1934 und 21. N o v e m b e r 1935; N o t e n des Botschafters des Deutsdien Reiches beim H l . Stuhl an den Kardinalstaatssekretär v. 31. Juli 1935 und 9. März 1936. Fundstelle: Auswärtiges A m t , A b t . II Vatikan, A k t e n betr. Stellung der Kurie zum Unterrichtswesen, Politik 17, Bd. 1 u. 2. 4 8 8 H i e r ü b e r bestanden auch zwischen den beteiligten deutsdien staatlichen Stellen unterschiedliche Auffassungen. Vgl. Schreiben des preußischen Ministers für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung an das Auswärtige A m t v. 28. September 1934, Schreiben des Reichs- und Preußischen Ministers des Inneren an das Auswärtige A m t v. 3. N o v e m b e r 1934, Schreiben des Reichs- und Preußischen Ministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung an das Auswärtige A m t v. 20. Februar 1935. Fundstelle siehe oben A n m . 496. 4 9 9 Das dem V e r f . zugängliche Aktenmaterial des Auswärtigen Amtes zu diesem K o m p l e x schließt M i t t e 1936. 5 0 0 Hierauf deutet auch eine Bemerkung bei HONSELMANN, P r o m o t i o n s recht, S. 333, hin. Danach hat die Akademie bis zu ihrer Auflösung auf die Erteilung des päpstlichen Promotionsrechts gewartet. 5 0 1 Nach HONSELMANN, Promotionsrecht, S. 333, der sich auf persönliche Informationen stützt, soll die Akademie in der Ausübung des Promotionsrechts in der Philosophie an die Mitwirkung der Universität Königsberg gebunden gewesen sein. Hierüber hat der V e r f . nichts Näheres ermitteln können. 502 V g ^ N o t e n des Kardinalstaatssekretärs an den Botschafter des D e u t schen Reiches beim H l . Stuhl v. 1. Juni 1934, 9. Juli 1935 und 30. April 1936; N o t e n des Botschafters des Deutschen Reidies beim H l . Stuhl an den Kardinalstaatssekretär v. 6. Juni 1935 und 16. Januar 1936. Fundstelle siehe oben Anm. 496.
77 herabgesetzt und das Studium der katholischen Theologen in stärkerem Maße an die theologischen Universitätsfakultäten verlegt werden. Insbesondere erstrebte man die Schließung der PhThH Freising zugunsten der theologischen Fakultät an der Universität München. Der Heilige Stuhl widersprach diesen Plänen und erklärte sich allenfalls mit einem Abbau der nichtphilosophischen Disziplinen in den philosophischen Abteilungen der PhThH einverstanden. Eine Aufhebung der PhThH Freising erfolgte nicht503, jedoch wurden nach einer Vereinbarung mit dem päpstlichen Staatssekretariat in den Jahren 1935/36 die nichtphilosophischen Professuren in den philosophischen Abteilungen der PhThH vermindert 504 . Während des Krieges wurde der Lehrbetrieb an den staatlichen PhThH durch die Behörden eingestellt505. Ein ministerieller Erlaß vom 18. Juni 1940 verbot den Bischöfen, den Lehrkräften bischöflicher philosophisch-theologischer Lehranstalten den Titel „Professor" oder „Dozent" beizulegen506. Dabei wurde auf eine Verordnung vom 27. August 193 7507 Bezug genommen, wonach die Verleihung des Professortitels in jeder Form ausschließlich dem Führer und Reichskanzler vorbehalten war. „Dozenten" seien nach der Reichshabilitationsordnung vom 17. Februar 193 9 508 nur die im Staatsdienst befindlichen Universitätslehrer. Schuler509 berichtet, daß der Bischof von Trier daraufhin zwar im Verkehr mit den staatlichen Stellen den Professortitel 503 N a c h Auskunft des Rektorats der P h T h H Freising v. 30. Oktober 1962 (Nr. 614) wurde die Hochschule nicht aufgehoben, sondern gleidi anderen PhThH zu Beginn des WS 1939/40 geschlossen. 504 Vgl. LINK, S. 116 Anm. 89; Taschenkalender und Kirchlich-Statistisches Jahrbuch für den Katholischen Klerus Deutschlands, redigiert v. K. A. Geiger, 58. Jg., München 1936, S. 132f.; für Regensburg: Philosophisch-theologische Hochschule Regensburg, Personen- und Vorlesungsverzeichnis, SS 1960, S. 3; für Bamberg: Phil.-Theol. Hochschule Bamberg, Zehnjahresbericht 1931—1941, Bamberg 1942, S. 7. 505 Vgl. für Bamberg: Phil.-Theol. Hochschule Bamberg, Zehnjahresbericht 1931—1941, Bamberg 1942, S. 8. Geschlossen wurde am 17. Februar 1939 die theologische Fakultät der Universität München; vgl. LINK, S. 142 Anm. 140. Die Philosophische Hochschule bei St. Stephan in Augsburg wurde durch Entschließung v. 23. September 1937 aufgehoben; vgl. Philosophische Hochschule und humanistisches Gymnasium St. Stephan in Augsburg, Jahresbericht 1937/38, Augsburg 1938, S. 7 ff. In Österreich erfolgte nach dem „Anschluß" im Jahre 1938 die Auflösung der theologisdien Fakultäten Innsbruck und Salzburg; vgl. WEBER, Nihil obstat, S. 211 Anm. 1; vgl. auch NEUHÄUSER, Johannes, Kreuz und Hakenkreuz, 2. Aufl., 2 Teile, Mündien 1946, hier: Teil 1, S. 104f.
50D Y G [ H I L L I N G , G e s e t z g e b u n g , S . 1 6 ; SCHULER, S . 2 5 8 f . 507
RGBl. I, S. 913.
508
A b g e d r u c k t bei KASPER, G e r h a r d , HUBER, H a n s , KAEBSCH, K a r l , SENGER,
Franz, Die deutsche Hochschulverwaltung, 2 Bde., Berlin 1942/43, hier Bd. 2, S . 18 ff. 508
SCHULER, S . 2 5 9 .
78 bei Lehrern des Trierer Seminars vermied, aber jeden neuen Lehrstuhlinhaber „nach dem feststehenden Formular zum Professor seines Lehrfachs" ernannte 510 . Für die P h T h H Eichstätt wurden im Jahre 1939 die staatlichen Zuschüsse zum Personaletat der Anstalt gesperrt 511 . Trotz mehrfacher Gegenvorstellungen des Bischofs blieb das Ministerium bei seiner Entscheidung; 1940 wurde der P h T h H sogar der Charakter einer öffentlichen Lehranstalt im Sinne der Entschließung vom 14. Juni 1843 512 entzogen. Die Studienanstalt blieb jedoch dem Bistum als philosophisch-theologische Ausbildungsstätte des Klerus erhalten und wurde nicht wie die staatlichen P h T h H während des Krieges geschlossen. Auch die P h h T H Frankfurt konnte, wenn auch unter manchen äußeren Schwierigkeiten, während des Krieges den Studienbetrieb fortsetzen 513 . Die bischöfliche Behörde in Fulda trennte im Jahre 1939 den philosophisch- theologischen Studienkurs vom Priesterseminar und konstituiert diesen als P h T h H mit eigener Verwaltung unter einem gewählten und vom Bischof ernannten Rektor 5 1 4 . Das Priesterseminar dient seitdem nur noch als Theologenkonvikt. Mit der Besetzung Ostdeutschlands gingen die beiden philosophischtheologischen Ausbildungsstätten in Breslau (theologische Fakultät) 5 1 5 und Braunsberg (Akademie) verloren. Die Braunsberger Lehranstalt wurde Ende 1944 nach Breslau verlegt 516 , aber bald darauf aufgelöst. Beim Aufbau einer Universität in Breslau unter polnischer Verwaltung blieben die theologischen Fakultäten unberücksichtigt 517 . Damit hat eine jahr510
V g l . f ü r F u l d a : H I L P I S C H , S. 3 9 .
Gemäß Entschließung v. 31. März 1939 (Nr. 16 679) entfielen die sog. freiwilligen Leistungen des Staates an die katholische Kirche in Bayern mit Wirkung v . l . April 1939; vgl. Pastoralblatt f. d. Bistum Eichstätt 1939, S. 69. Hierzu rechnete man auch die Zuschüsse an die Eichstätter Hochschule. 5 1 2 Siehe oben S. 40. Die Entziehung erfolgte durch Entschließung v. 4. Oktober 1940 (Nr. 50 480). 5 1 3 Vgl. Sankt Georgener Blätter, WS 1 9 4 7 / 4 8 , S. 3 f; Juni 1951, S. 13 f. 511
514
V g l . H E G E L , O r g a n i s a t i o n s f o r m e n , S. 6 6 6 ; H I L P I S C H , S. 3 7 .
515
V g l . KLEINEIDAM, S. 1 2 0 f .
SIE YGJ BRACHVOGEL, Eugen, s. v.Braunsberg, Akademie, in: LThK, 2. Aufl., Bd. 2 (Freiburg/Br. 1958), Sp. 656 f. (657). 517 Die in Breslau bestehende Uniwersytet Jm. Boleslawa Bieruta hat keine theologischen Fakultäten, vgl. The World of Learning, 6. Aufl., London 1955, S. 6 3 7 ; SAMULSKI, Robert, s. v. Breslau, Universität, in: L T h K , 2. Aufl., Bd. 2 (Freiburg/Br. 1958), Sp. 672 ff. (676). In Polen bestehen zur Zeit die katholische Universität in Lublin und die Akademie für Katholische Theologie in W a r schau, daneben eine Anzahl Seminare; vgl. HARTMANN, Karl, Hochschulwesen und Wissenschaft in Polen, F r a n k f u r t / M . u. Berlin 1962, S. 196, 214, 2 2 8 f . ; DEZZA, Paulus (Hrsg.), Seminaria Maiora, Supplementum Alterum Catalogi Catholicorum Institutorum de Studiis Superioribus, R o m a 1960, S. 30 ff.
79 hundertealte katholische Hochschultradition in Ermland und Schlesien mindestens vorläufig ein Ende gefunden. c) Die PhThH von 1945 bis zur Gegenwart
(1964)
aa) Nach Kriegsende wurden alle Einschränkungen, die der nationalsozialistische Staat den P h T h H auferlegt hatte, rückgängig gemacht. Soweit die Hochschulen aufgehoben oder geschlossen worden waren, konnten sie die Lehr- und Forschungstätigkeit zum Teil schon vor Einrichtung zuständiger deutscher Verwaltungsstellen mit Genehmigung der Militärregierung wieder aufnehmen 5 1 8 . Die P h T h H Eichstätt erhielt ihren früher innegehabten Rechtsstatus zurück 519 , auch die Staatszuschüsse zum Personaletat wurden wieder geleistet. bb) Die H a l t u n g der Kirche in der Zeit des Dritten Reiches und ihre Mitwirkung am Wiederaufbau des staatlichen Gemeinschaftslebens nach dem Zusammenbruch im Jahre 1945 bewirkten eine grundlegende N e u orientierung des Verhältnisses von Staat und Kirche. Wenn auch das Bonner Grundgesetz vom 23. Mai 194 9 520 keine eigenen Kirchenartikel enthält, sondern die Bestimmungen der Weimarer Reichsverfassung übernimmt (Art. 140 GG), so geht die herrschende Lehre doch davon aus, d a ß die Stellung von Kirche und Staat nicht mehr nach den zur Weimarer Zeit gültigen Auffassungen bewertet werden kann 5 2 1 . Nach den Auseinandersetzungen mit dem nationalsozialistischen Staat haben sich die Kirchen „von den Bindungen der staatlichen Kirchenhoheit innerlich und äußerlich emanzipiert 5 2 2 " und treten dem Staat mit einem Anspruch auf Gleichordnung gegenüber. Der Wandel im Verhältnis des Staates zur katholischen Kirche liegt vor allem darin, daß der Staat die Kirche nicht nur „als geschichtliche Realität duldet, sondern . . . in ihr eine positive gesellschaftliche Kraft (erblickt), deren Arbeit er begrüßt, ohne die Kirche dabei 518 Vgl. z . B . für Bamberg: Vorlesungsverzeichnis der Phil.-Theol. Hochschule Bamberg für das WS 1948/49, S. 3; für Regensburg: Phil.-Theol. Hochschule Regensburg, Personen- und Vorlesungsverzeichnis, SS 1960, S. 3. Wiedereröffnet wurden auch die theologische Fakultät München und die Philosophische Hochschule bei St. Stephan in Augsburg. Ü b e r den Wiederaufbau der P h T h H Frankfurt vgl. Sankt Georgener Blätter, Juni 1951, S. 14, 19. 519 Entschließung v. 17. April 1946 (Nr. VI 4864). 520 BGBl. I, S. 1. 521 Vgl. zum gegenwärtigen Verhältnis v o n Staat und Kirdie: SMEND, Rudolf, Staat und Kirdie nach dem Bonner Grundgesetz, in: ZevKR 1 (1951), S. 4 f f . ; KERN, Eduard, Staat und Kirche in der Gegenwart, Hamburg u. a. 1951; KÖTTGEN, Arnold, Die Kirche im Spiegel der Staatsverfassungen der Nachkriegszeit, in: DVB1. 1952, S. 485 ff.; WEBER, Werner, Die Gegenwartslage des Staatskirchenrechts, in: VVStRL 11 (1954), S. 153 ff.; PETERS, Hans, Die Gegen-
wartslage
des
Staatskirchenrechts,
in:
V V S t R L 11
(1954),
S. 1 7 7 f f . ;
MIKAT,
80 einfach als eine ihm ein- oder gar untergeordnete .moralische Anstalt' im Sinne alter staatskirchenrechtlicher Vorstellungen zu behandeln 5 2 8 ". cc) Wie bei der Weimarer Reichs Verfassung 524 so kommt auch in den Verfassungen der Gegenwart das spezifische Verhältnis von Staat und Kirche besonders in den Bestimmungen über das theologische Bildungswesen zum Ausdruck. D a das Hochschulwesen in die Kompetenz der Länder fällt 5 2 5 , findet sich im Grundgesetz keine Bestimmung über die Rechtsstellung der Universitäten und Hochschulen 526 . Auch die in der Weimarer Reichsverfassung enthaltene Garantie der theologischen Fakultäten (Art. 149 Abs. 3 WRV) ist nicht in das Grundgesetz übernommen worden. Stattdessen gewährleisten zahlreiche Länderverfassungen den Fortbestand der Fakultäten und — erstmals in der deutschen Verfassungsgeschichte — das Recht der Kirche auf Errichtung eigener Bildungsanstalten f ü r den geistlichen Nachwuchs. Garantien f ü r die theologischen Fakultäten finden sich in den Verfassungen von Hessen 527 (Art. 60 Abs. 2), Bayern 5 2 8 (Art. 150 Abs. 2) und Rheinland-Pfalz 5 2 9 (Art. 39 Abs. 1). Die Verfassung von Baden-Württemberg 530 geht in Art. 10, der die Besetzung der Lehrstühle in den theologischen Fakultäten betrifft, stillschweigend von deren Fortbestand aus 531 . In Bayern erstreckt sich die verfassungsrechtliche Garantie auch auf die staatlichen PhThH 5 3 2 . S. 134ff.; SCHEUNER, Ulrich, Kirche und Staat in der neueren deutschen Entwicklung, in: ZevKR 7 (1960), S. 225 ff.; HESSE, Konrad, Die Entwicklung des Staatskirchenrechts seit 1945, in: Jb. d. öffentl. Rechts d. Gegenwart, N F 10 (1961), S. 3 ff.; WISSING, W., Kirche und Staat in der Bundesrepublik in kath. Sicht, in: Theologie u. Glaube 51 (1961), S. 401 ff.; QUARITSCH, Helmut, Kirchen und Staat, in: Der Staat 1 (1962), S. 175 ff., 289ff. (kritisch). 522
WEBER, G e g e n w a r t s l a g e , S. 158. 523 PETERS, G e g e n w a r t s l a g e , S. 191. 524
Siehe oben S. 58 ff. Vgl.THIEME, S. l l l f . 526 Vgl. auch SÜSTERHENN, Adolf, Zur staatskirchenrechtlichen Stellung kirchlicher Hochschulen unter besonderer Berücksichtigung der Rechtslage in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, in: DVB1. 1961, S. 181 ff. = TrTheolZ 70 (1961), S. 156 ff. 527 Verfassung des Landes Hessen v. 1. Dezember 1946 (GVB1. S.229). 528 Verfassung des Freistaates Bayern v. 2. Dezember 1946 (GVB1. S. 333). 529 Verfassung für Rheinland-Pfalz v. 18. Mai 1947 (VOB1. S. 209). 530 Verfassung des Landes Baden-Württemberg v. 11.November 1953 (GBl. S. 173). 531 Eine Fakultätsgarantie ergibt sich mittelbar aus Art. 85, der „die U n i versitäten und Hochschulen mit Promotionsrecht . . . in ihrem Bestände" gewährleistet. 532 Art. 150 Abs. 2 BayVerf. spricht ausdrücklich v o n den theologischen Fakultäten „an den Hochschulen". Hierunter fallen auch, wie schon zur 525
81 Hinsichtlich des Rechts der Kirche auf Errichtung eigener theologischer Bildungsanstalten gebrauchen die Verfassungen unterschiedliche Formulierung. Nach Art. 60 Abs. 3 der hessischen Verfassung werden „kirchliche theologische Bildungsanstalten . . . anerkannt". Gemäß Art. 150 Abs. 1 der bayerischen Verfassung haben die Kirchen das Recht, „ihre Geistlichen auf eigenen kirchlichen Hochschulen auszubilden und fortzubilden". Die Verfassung für Rheinland-Pfalz gewährleistet den Kirchen und Religionsgemeinschaften in Art. 42 das Recht, „zur Ausbildung ihrer Geistlichen und Religionsdiener eigene Hochschulen, Seminarien und Konvikte zu errichten und zu unterhalten. Die Leitung und Verwaltung, der Lehrbetrieb und die Beaufsichtigung dieser Lehranstalten ist selbständige Angelegenheit der Kirchen und Religionsgemeinschaften". Inhaltlich am weitesten geht Art. 36 der Verfassung des Saarlandes 5 3 3 : „Die Ausbildung der Geistlichen und Religionsdiener ist das ausschließliche Recht der Kirchen und Religionsgemeinschaften. Zu diesem Zweck haben sie volle Freiheit in der Errichtung und im Lehrbetrieb, der Leitung und Verwaltung von eigenen Hochschulen, Seminaren und Konvikten. Die Kirche kann im Einvernehmen mit dem Staat theologische Fakultäten errichten". Art. 16 Abs. 2 der Verfassung von Nordrhein-Westfalen 534 bestimmt: „Zur Ausbildung ihrer Geistlichen haben die Kirchen und zur Ausbildung ihrer Religionsdiener die Religionsgemeinschaften das Recht, eigene Anstalten mit Hochschulcharakter zu errichten und zu unterhalten." BadenWürttemberg gewährt den Kirchen in Art. 9 der Verfassung das Recht, „für die Ausbildung der Geistlichen Konvikte und Seminare zu errichten und zu führen". Die übrigen Verfassungen der Länder in der Bundesrepublik Deutschland erwähnen das kircheneigene theologische Bildungswesen nicht. Die Rechtswirksamkeit der Konkordate wird in den Verfassungen von Bayern (Art. 182), Nordrhein-Westfalen (Art. 23) und Baden-Württemberg (Art. 8) anerkannt. Die grundsätzliche Frage der vertraglichen Fortgeltung sowohl des Reichskonkordats als auch der Länderkonkordate kann hier nicht behandelt werden. Mit der überwiegenden Meinung 535 wird im folgenden davon ausgegangen, daß die Konkordate mit dem Weimarer Zeit (siehe oben S. 59), die staatlichen PhThH. NAWIASKI, Hans, LEUSSER, Claus, Die Verfassung des Freistaates Bayern vom 2. Dezember 1946, München u. Berlin 1948, Anm. zu Art. 150, erwähnen nur die theologischen Fakultäten an den Universitäten, nicht die PhThH. 5 3 3 Verfassung des Saarlandes v. 15. Dezember 1947 (ABl. S. 1077). 5 3 4 Verfassung für das Land Nordrhein-Westfalen v. 28. Juni 1950 (GVBl. S. 127). 5 3 5 Vgl. B V e r f G E 6, S. 309ff.; aus der umfangreichen Literatur: WEBER, Gegenwartslage, S. 156 f.; PETERS, Gegenwartslage, S. 196ff.; SCHULLER, S. 34 ff.; M I K A T , S . 1 2 1 f f . ; FISCHER, T h e o l o g i e p r o f e s s o r ,
S. 3 4 2 f . ;
OSTERMANN,
Günter,
Die Fortgeltung des Badischen Konkordats von 1932, jur. Diss. Köln 1962. 6
B a 1 d u i , Hodiichulen
82 Deutschen Reich, mit Bayern, Preußen und Baden als Verträge weiterhin in Kraft sind. dd) Die einzige im Land Nordrhein-Westfalen gelegene PhThH, die Erzbischöfliche Philosophisch-theologische Akademie zu Paderborn, erhielt am 1. November 1955 eine neue Satzung 536 , die die konkordatären Bestimmungen berücksichtigt und starke Anlehnungen an die Apostolische Konstitution Deus Scientiarum Dominus vom 24. Mai 193 1 537 aufweist. Dabei fällt besonders auf, daß der Erzbischof von Paderborn als „Magnus Cancellarius der Akademie im Sinne des Art. 14 der Apostolischen Konstitution ,Deus Scientiarum Dominus'" bezeichnet wird (Art. 7), obgleich die Akademie weder den Status einer päpstlichen Universität noch einer freien kirchlichen Fakultät im Sinne des c. 1376 C o d J C besitzt. Von der philosophischen und theologischen Abteilung bemerkt Art. 4 der Satzung, daß „deren Konstituierung als Fakultäten vorgesehen" sei. Die Leitung der Akademie liegt in den Händen des „Rektors", der gemäß Art. 12 „von den Professoren aus der Mitte der ordentlichen Professoren gewählt" wird und der Bestätigung des Magnus Cancellarius bedarf. Im Gegensatz zu der alten Satzung vom 17. Januar 18 8 7 538 enthalten die neuen Statuten eine Bestimmung über die persönliche Qualifikation der ordentlichen Professoren und ihre fachliche Vorbildung (Art. 17). Danach müssen sich die Professoren durch gründliches Wissen und Lehrgabe, gute Sitten und Klugheit auszeichnen (Art. 17 Ziff. 1). Sie müssen „den Doktorgrad erworben haben, und zwar in der Theologie, falls (sie) ein theologisches Fach . . . dozieren" wollen (Art. 17 Ziff. 2). Ferner ist entsprechend Art. 12 Abs. 2 S. 4 PrK mit Schlußprotokoll „für die Lehrtätigkeit in dem zu vertretenden Fach eine den Anforderungen der deutschen wissenschaftlichen Hochschulen entsprechende Eignung" nachzuweisen (Art. 17 Ziff. 3). Schon diese wenigen Vorschriften der Statuten zeigen bei einem Vergleich mit der alten Satzung von 1887, daß die Akademie bestrebt ist, sich sowohl den kirchlichen als auch den staatlichen theologischen Fakultäten organisationsrechtlich anzupassen. Im einzelnen wird auf die Statuten noch im systematischen Teil einzugehen sein 539 . ee) Mit Rücksicht darauf, daß nach dem preußischen Konkordat nur bestimmten, namentlich genannten Diözesen ein Seminar zur philosophisch-theologischen Ausbildung des Klerus gewährleistet wird, räumt § 6 Abs. 1 S. 1 des Vertrages über das Bistum Essen vom 19. Dezember 538 Statuta Academiae Paderbornensis A. D. 1955 noviter edita, Paderborn o. J.; Auszug in Anhang III zu dieser Arbeit (s. u. S. 2 2 8 f f . ) ; vgl. H I L L I N G , Statuten, passim. 5 3 7 Siehe oben S. 6 A n m . 17. 538 Siehe oben S. 34 f. 539 Siehe unten S. 1 5 6 — 1 9 5 .
83 195 6 5 4 0 zusätzlich dem Bischof von Essen das Recht ein, „in seinem Bistum ein Seminar zur wissenschaftlichen Vorbildung der Geistlichen zu besitzen". Auch die übrigen konkordatsrechtlichen Vereinbarungen über die Seminare (Art. 12 Abs. 2 S. 2, 3, 4 P r K ) finden auf das Seminar des Bistums Essen Anwendung (§ 6 Abs. 1 S. 2). Im übrigen bleibt das Recht der Kirche, nach Art. 16 Abs. 2 der Verfassung von Nordrhein-Westfalen „zur Ausbildung ihrer Geistlichen . . . eigene Anstalten mit Hochschulcharakter zu errichten und zu unterhalten", durch diesen Vertrag unberührt ( § 6 Abs. 2). Das Bistum Essen besitzt bisher noch keine eigene philosophisch-theologische Ausbildungsstätte 541 ; zum Sommersemester 1962 wurde in EssenWerden ein bischöfliches Priesterseminar für die theologisch-praktische Vorbereitung des Diözesanklerus eröffnet. ff) I m Land Hessen entstand im Jahre 1949 neben den P h T h H Frankfurt und Fulda die „Philosophisch-theologische Hochschule Königstein/Ts. 5 4 2 ". Die Gründung dieser Anstalt hat folgende Vorgeschichte: Nach der Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus den Gebieten jenseits der Oder-Neiße-Linie stand der deutsche Episkopat vor der Frage, wie die Ausbildung derjenigen Theologen weitergehen sollte, die ihr Studium an den ostdeutschen und ehemals tschechoslowakischen Hochschulen begonnen hatten. Die westdeutschen Priesterausbildungsstätten waren infolge der Kriegseinwirkungen häufig außerstande, die Studierenden aufzunehmen. Die ostdeutschen Bischöfe und Kapitelsvikare hatten auch den verständlichen Wunsch, ihren angehenden Klerus nicht über alle westdeutschen Diözesen zu zerstreuen, sondern gemeinsam für die besonderen Aufgaben der Flüchtlingsseelsorge vorzubereiten. Im übrigen hatte sich durch die Vertreibung am kirchenrechtlichen Status der ostdeutschen Bistümer und ihres Priesternachwuchses grundsätzlich nichts geändert 543 . Es entstand daher bald der Plan, für die Flüchtlingstheologen eine eigene GVB1. N R W 1957, S. 2 0 ; AAS 1957, S. 201 ff. Die zur Zeit im Aufbau befindliche Universität Bochum soll auch eine katholisch-theologische Abteilung erhalten. Ob diese auch die wissenschaftliche Ausbildung des Essener Diözesanklerus übernehmen wird, ist noch ungewiß. Vgl. auch MIKAT, Paul, Universitätsgründungsprobleme in Nordrhein-Westfalen, Würzburg o. J. (1964), S. 14 f. 5 4 2 Vgl. dazu GROSS, Ernst, Phil.-theol. Hochschule Königstein/Ts., in: A r d i m r h K G 5 (1953), S. 3 9 7 f . ; Zehn Jahre Hochschule in Königstein, in: Der Christliche Sonntag, 1959, S. 151; weitere mündliche Informationen verdankt der Verf. einigen Dozenten der P h T h H Königstein. 543 YG[ ; m e i n 2 e l n e n HOF, Max, Die kirchenrechtliche Schwebelage der deutschen ostvertriebenen Katholiken, jur. Diss. (Mschr.), München 1950; BRAUN, Gustav, Zur kirchenrechtlichen Lage des heimatvertriebenen Klerus in Deutschland, in: A k K R 125 (1951/52), S. 2 6 7 f f . ; BRAUNSTEIN, Karl, Die Vertreibung im Lichte des Kirchenrechts, in: Königsteiner Blätter, Wissenschaftliche Beilage zu den „Mitteilungen für die heimatvertriebenen Priester aus dem 540 541
6*
84 A u s b i l d u n g s s t ä t t e z u errichten. D a z u b o t e n sich in K ö n i g s t e i n im T a u n u s g ü n s t i g e räumliche Möglichkeiten. H i e r h a t t e der „ F l ü c h t l i n g s b i s c h o f " , M a x i m i l i a n K a l l e r v o n E r m l a n d , in einem ehemaligen K a s e r n e n g e l ä n d e ein S e e l s o r g e z e n t r u m f ü r die katholischen H e i m a t v e r t r i e b e n e n a u f g e b a u t . Zunächst richtete m a n d o r t m i t staatlichem E i n v e r s t ä n d n i s 5 4 4 einen p h i losophisch-theologischen K u r s ein, der v o n der P h T h H F r a n k f u r t g e t r a g e n w u r d e . A m 2 8 . A p r i l 1949 konstituierte sich eine „ P h i l o s o p h i s c h - t h e o l o gische H o c h s c h u l e " ; v o n der Errichtung n a h m e n d i e z u s t ä n d i g e n s t a a t lichen Stellen K e n n t n i s 5 4 5 . E n g mit der Hochschule v e r b u n d e n sind ein Osten", 6 (1960), S. 65 ff.; GANSE, Franz-Georg, Die Erzdiözese Breslau und ihr Priesternachwuchs in Königstein, in Schlesisdies Priesterjahrbuch 1 (1960), S. 90 ff. 5 4 4 Die staatliche Einverständniserklärung lautet: Der Hessische Minister Wiesbaden, den 16. 6.1947 für Kultus und Unterricht Tgb. N r . XI/35165/47/1 Gt. R . An das Bischöfliche Ordinariat in Limburg (Lahn) Betr.: Philos.-theol. Kursus an der Philos.-theol. Hochschule St. Georgen Bezug: Ihr Schreiben v o m 30. 4 . 4 7 Entsprechend den Bestimmungen des Preuß. Konkordats — Art. 9 Abs. 3 und 12 Abs. 1 und 2 — erkläre ich mich damit einverstanden, daß der philos.-theol. Kursus in Königstein als Parallel-Veranstaltung der Philos.-theol. Hochschule St. Georgen und unter deren Oberleitung durch die in der Mitteilung genannten Dozenten ausgeführt wird. gez. Dr. Stein (Nach einer dem Verf. vom Hessischen Minister für Erziehung und Volksbildung (VI/5-883/06) unter dem 17. Januar 1963 übermittelten Abschrift). 5 4 5 Auf Anfrage übermittelte der Hessische Minister für Erziehung und Volksbildung (VI/5-883/06) dem Verf. unter dem 17. Januar 1963 die Abschrift des folgenden Schreibens: Der Hessische Minister Wiesbaden, den 20. April 1949 für Kultus und Unterricht X I / I Z 3/49 — Hochschule Königstein — An das Bischöfliche Ordinariat Limburg (Lahn) Betr.: Errichtung einer kirchlichen Philosophisch-theologischen Hochschule in Königstein Bezug: Antrag v o m 14. 4 . 1 9 4 9 Ad N u m . O. E. 3455. Von der Errichtung einer kirchlichen Philosophisch-theologischen Hochschule in Königstein habe ich Kenntnis genommen. Die an ihr abgeleisteten Studien und abgelegten Prüfungen können erst nach Kenntnisnahme des Lehrplanes und dem Nachweis anerkannt werden, daß die an die Hochschule berufenen Lehrer für die Lehrtätigkeit in dem zu vertretenden Fach eine den Anforderungen der deutschen wissenschaftlichen Hochschulen entsprechende Eignung haben. Die Erteilung einer staatlichen Genehmigung ist gemäß Art. 60 Abs. 3
85 Priesterseminar und ein Knabenseminar (St. Albert-Schule: Gymnasium mit Konvikt). Rechtlicher Träger dieser Anstalten sowie des „Priesterreferats" zur Betreuung heimatvertriebener Priester ist der „AlbertusMagnus-Kolleg-Königstein e. V. 548 ". Daneben bestehen in Königstein unter anderem eine Ostakademie, ein Institutum Sinicum, ein Baltisches Institut, ein Katholisches Institut f ü r Sozialforschung und Flüchtlingsfragen und eine Abteilung des Königsteiner Instituts f ü r Kultur und Geschichte Ostmitteleuropas 5 4 7 . Am 19. Juni 1956 trat die gegenwärtig gültige Satzung der P h T h H Königstein („Grundordnung 5 4 8 ") in Kraft. § 1 bezeichnet als Aufgabe der Hochschule, „dem heimatvertriebenen Priesternachwuchs eine seinen besonderen Zeitaufgaben entsprechende Ausbildung zu vermitteln". Verwaltung, Lehr- und Studienbetrieb unterstehen der Aufsicht des Bischofs von Limburg als Ortsordinarius (§ 3); diesem obliegt auch der direkte Verkehr mit den Staatsbehörden in allen wesentlichen Angelegenheiten der Hochschule (§ 23). Der „Rektor" wird von der „Hochschulkonferenz" ( § § 9 ff.), dem kollegialen Organ der Hochschule, auf ein Jahr gewählt und vom Bischof von Limburg ernannt (§ 3). Ein in der Satzung zunächst enthaltener Passus, wonach die Ernennung des Rektors im Einvernehmen mit dem Vorsitzenden der Fuldaer Bischofskonferenz erfolgen sollte, wurde später gestrichen, als dieser auf sein Mitwirkungsrecht verzichtete. Auffällig ist, daß nicht die Hochschulkonferenz, sondern der Vorstand des Albertus-Magnus-Kolleg-Königstein e. V. den Rektor dem Diözesanbischof zur Bestätigung vorschlägt (§ 4). Dem Vorstand des Rechtsträgers der Hochschule ist auch ein Zustimmungsrecht bei der Berufung und Abberufung der Professoren und Dozenten eingeräumt (§ 13). Die Berufung und Abberufung selbst erfolgen auf Vorschlag der Hochschulkonferenz durch den Bischof von Limburg (§ § 3, 10, 13). Entsprechend dem Ziel der Studienanstalt „sollen die Glieder des Lehrkörpers soweit wie möglich aus den Reihen der Heimatvertriebenen bestimmt werden" (§ 18). der Hessischen Verfassung nicht erforderlich. Dabei kann die Anwendbarkeit des Art. 20 des Reichskonkordates v o m 20. 7.1933 und des Art. 12 des preußischen Konkordates v o m 14. 6. 1929 dahingestellt bleiben. gez. Dr. Stein 546
Die gerichtliche Eintragung erfolgte am 17. Februar 1948 unter Nr. 87 des Vereinsregisters Königstein/Ts. Die gegenwärtig gültige Vereinssatzung wurde am 7. Oktober 1957 von der Mitgliederversammlung beschlossen. Daneben besteht noch eine Geschäftsordnung, die in ihrer heutigen Fassung v o m 30. Juni 1956 stammt. 547 Vgl. Die Königsteiner Anstalten 1960, hrsg. v. Priesterreferat Königstein, 1960. 548 Grundordnung für die Philos.-theol. Hochschule Königstein/Ts. v. 19. Juni 1956 (ungedruckt); Auszug in Anhang IV zu dieser Arbeit (s.u. S. 233 ff.).
86 Weitere Einzelheiten der Grundordnung sind später zu erörtern 549 . Die PhThH Königstein erblickt heute ihre Hauptaufgabe darin, Priester aus dem Osten, für den Osten und für die Seelsorge unter den Heimatvertriebenen in der katholischen Diaspora heranzubilden. Darüber hinaus widmet sie sich der wissenschaftlichen Erforschung der kirchlichen Probleme im kommunistisch beherrschten Machtbereich. gg) Die Professorenkonferenz der PhThH Fulda beschloß am 15. März 1951 „Vorläufige Satzungen 550 ", die am 21. Mai 1951 vom Bischof genehmigt wurden. Diese Satzungen treten an die Stelle der veralteten Statuten vom 22. Juni 18 8 6551. Nach § 1 hat die PhThH Fulda „in erster Linie den Zweck, Studenten der kath. Theologie die notwendige wissenschaftliche Ausbildung in Philosophie und Theologie zu vermitteln". Der „Rektor" leitet die Hochschule unter „Wahrung der Rechte des Bischofs von Fulda" (§ 3 Abs. 1). Der Lehrkörper (Professoren und Dozenten) wählt den Rektor aus der Mitte der ordentlichen Professoren für eine Amtszeit von drei Jahren. Die Wahl muß vom Bischof bestätigt werden; dieser vollzieht auch die Ernennung (§ 3 Abs. 2). Das kollegiale Organ der Hochschule ist die „Konferenz des Lehrkörpers" (§ 6). Hinsichtlich der bildungsmäßigen Voraussetzungen für die Erlangung einer Professur an der PhThH Fulda nimmt § 11 Abs. 1 der Vorläufigen Satzungen auf Art. 9, 12 PrK mit Schlußprotokoll Bezug. „Für die Besetzung einer Professur oder Dozentur macht die Konferenz des Lehrkörpers dem Bischof einen Vorschlag. Regelmäßig wird die Konferenz nur solche vorschlagen, die an einer deutschen Universität oder Philosophisch-theologischen Hochschule sich habilitiert haben oder deren Habilitation in sicherer Aussicht steht" (§11 Abs. 2). „Voraussetzung für die Heranziehung von Lehrbeauftragten ist deren nachweisbare Eignung" (§ 12). § 8 der alten Statuten vom 22. Juni 1886 ist nach dem Kriege zu einer selbständigen „Habilitationsordnung" erweitert worden. Hierauf, wie auch auf Einzelheiten der Vorläufigen Satzungen, wird noch im systematischen Teil der Arbeit zurückzukommen sein 552552 ". hh) Im Jahre 1946 wurde in Mainz, der späteren Hauptstadt des Landes Rheinland-Pfalz, die 1798 aufgehobene Universität wiedererrich549
Siehe unten S. 156—195. 550 Vorläufige Satzungen der Philosophisch-Theologischen Hochschule Fulda v. 15. März / 21. Mai 1951. Auszug in Anhang II zu dieser Arbeit (s. u. S. 227 f.). 551 Siehe oben S. 33 f. 552 Siehe unten S. 156—195. 552a Nach Fertigstellung des Manuskripts erschienen die „Satzungen der Philosophisch-Theologischen Hochschule" Fulda v. 19. Januar / 1. März 1965. Diese Satzungen konnten deshalb nicht mehr berücksichtigt werden. Abdruck der Satzungen in: Kirchl. Amtsblatt f. d. Diözese Fulda 1965, S. 89ff.
87 tet 5 5 3 . Am 15./17. April 1946 trafen der Oberregierungspräsident von Hessen-Pfalz und der Bischof von Mainz eine Vereinbarung 5 5 4 , wonach „an Stelle der bischöflichen philosophisch-theologischen Lehranstalt zur Ausbildung des katholischen Klerus . . . an der . . . Universität Mainz die ehemalige katholisch-theologische Fakultät unter Zustimmung des Bischofs . . . wieder eröffnet" wurde (Ziff. 1). Die Inhaber der Lehrstühle des Seminars traten als Ordinarien in die Fakultät über (Ziff. 2). Das Verhältnis der Fakultät zum bischöflichen Stuhl mußte eigens geregelt werden 5 5 5 ; die einschlägigen Bestimmungen der Konkordate finden hier keine A n wendung, weil die Fakultät erst nach Abschluß der Kirchenverträge errichtet wurde 5 5 0 . „Das Priesterseminar besteht als bischöfliche Anstalt für die aszetische und praktische Ausbildung, sowie als K o n v i k t der Theologie-Studierenden weiter in dem Range und in der Art, wie dies in anderen deutschen Bistümern üblich ist (Reichskonkordat Art. 20 Abs. 2 ) " (Ziff. 8) 5 5 7 . Die Vereinbarung enthält ferner eine Klausel, wonach bei 5 5 3 Statuten der Universität Mainz vom 28. Februar 1947 in: Journal Officiel du commandement en chef français en Allemagne, deuxieme année, No. 55 (14. Februar 1947); vgl. auch GERBER, Hans, Hochschulgesetzgebung in der Nachkriegszeit, o. O. (Essen) 1958, S. 2. 554 Vereinbarung über die Katholisch-theologische Fakultät der Universität Mainz vom 15. / 17. April 1946, abgedruckt in: AkKR 128 (1957/58), S. 402f.; WEBER, Konkordate, S. 129 f.; vgl. auch Art. 35 der Diözesanstatuten des Bistums Mainz, Mainz 1957. Die erwähnte Vereinbarung wurde ergänzt durch eine Übereinkunft vom 5. Oktober 1946. Zur Rechtslage der Kath.-theol. Fakultät in Mainz vgl. MAY, Georg, Entstehung und Rechtscharakter der Vereinbarung zwischen dem Bischof von Mainz und dem Oberregierungspräsidenten von Hessen-Pfalz vom 15. / 17. April bzw. 5. Oktober 1946 zur Errichtung der Katholisch-Theologischen Fakultät an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz, in: AkKR 131 (1962), S. 15ff.; ders., Das Verhältnis der Katholisch-Theologischen Fakultät der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz zu dem Diözesanbischof nach der Vereinbarung zwischen Kirche und Staat vom 15. / 1 7 . April bzw. 5. Oktober 1946, in: Im Dienste des Rechtes in Kirche und Staat, Festschrift für Franz Arnold, hrsg. v. Willibald M. Plöchl u. Inge Gampl, Wien 1963 (Beihefte zum ÖAKR, Bd. 4), S. 171 ff. 555 Vgl. insbesondere Ziff. 3, 5, 6 und 7 der Vereinbarung v. 15. /17. April 1946. 556 Vgl. hierzu THIEME, S. 130; FISCHER, Theologieprofessor, S. 343f.; FLATTEN, Heinrich, Das bischöfliche Nihil obstat für Privatdozenten der Theologie nach deutschem Konkordatsrecht, in: Im Dienste des Rechtes in Kirche und Staat, Festschrift für Franz Arnold, hrsg. v. Willibald M. Plöchl u. Inge Gampl, Wien 1963 (Beihefte z. ÖAKR, Bd. 4), S. 197ff. (201 f.); MAY, Verhältnis, S. 173 ff. 5 5 7 Vgl. auch Art. 36 Abs. 1 der Diözesanstatuten des Bistums Mainz, Mainz 1957. Ziff. 8 der Vereinbarung ist durch einen Briefwechsel zwischen dem Bischof von Mainz und der Landesregierung Rheinland-Pfalz, Ministerium für Justiz und Kultus, v. 8. Januar/10. März 1951 interpretiert worden. Danadi
88 Schließung der Universität oder der theologischen Fakultät „der alte Rechtszustand wieder in K r a f t " tritt (Ziff. 9), d. h. die bischöfliche philosophisch-theologische Lehranstalt wiederauflebt. Durch Reskript der Studienkongregation vom 14. Februar 1947 wurde der Fakultät kirchlicherseits das Recht erteilt, die akademischen Grade in der Theologie zu verleihen 558 . Das staatliche Promotionsrecht hatte die Fakultät bereits bei ihrer Eröffnung im Jahre 1946 erhalten 5 5 9 5 6 0 . ii) Das bedeutendste Ereignis in der Nachkriegsgeschichte der kirchlichen P h T h H vollzog sich im Jahre 1950 in Trier. Durch Dekret der Studienkongregation vom 5. Juni 1950 5 6 1 errichtete der Heilige Stuhl im bischöflichen Priesterseminar zu Trier eine theologische Fakultät nach c. 1376 § 1 C o d J C und stattete diese mit dem Recht aus, gemäß den Statuten 5 6 2 Promotionen und Habilitationen 5 6 3 vorzunehmen 5 6 4 5 8 5 . Die werden „die theologischen Vorlesungen und Übungen für das 11. und 12. Semester im Priesterseminar Mainz gehalten. Die Erteilung von Lehraufträgen lind die Berufung von Professoren für die Lehrtätigkeit in diesen beiden Semestern im Priesterseminar steht gemäß Art. 20 des Reichskonkordates ausschließlich dem Bischof . . . von Mainz zu". Einer besonderen staatlichen Anerkennung dieser Semester bedurfte es nach Auffassung der Landesregierung mit Rücksicht auf Art. 14 Abs. 2 Ziff. 1 c R K und Art. 42 der Verfassung für Rheinland-Pfalz nicht. (Nach Abschriften von Abschriften der beiden genannten Schreiben, die der H. H. Weihbischof von Mainz, Dr. Reuß, dem Verf. unter dem 12. März 1963 zukommen ließ.) 558 VGL HONSELMANN, P r o m o t i o n s r e c h t , S. 3 3 1 f.
55» VGL MAY, Verhältnis, S. 189. Dem Verf. war es nicht möglich, näheren Aufschluß über diese Vorgänge zu finden. Urkunden über die Verleihung des Promotionsrechts sind vermutlich nicht im Druck erschienen. Auch das Dekanat der Fakultät konnte auf Anfrage keine näheren Auskünfte erteilen. Eine von der Fakultät beschlossene Promotionsordnung wurde durch Runderlaß v. 21. Dezember 1957 staatlich genehmigt. Abdruck der Promotionsordnung in: Amtsblatt des Ministeriums für Unterricht und Kultus von Rheinland-Pfalz 1958, S. 10 ff. 5 6 0 Vgl. zum Voraufgegangenen auch BÖCKMANN, H., Die Katholisch-theologische Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz (SS 1946-WS 1953/54), in: Jb. d. Vereinigung „Freunde der Universität Mainz", Mainz 1954, S. 10ff.; REATZ, August, Aus der Gründungszeit der Johannes GutenbergUniversität, in: Mainzer Almanach, Mainz 1957, S. 5 ff. 561 Abgedruckt in: Kirchlicher Amtsanzeiger f. d. Diözese Trier 1950, S. I I I ; TrTheolZ 60 (1951), S. 130; vgl. auch AAS 1956, S. 590. 562 Statuten, Promotions- und Habilitationsordnung sind als Separatdrude (o. O., o. J., 15 S.) unter dem Titel „Statuten der Theologischen Fakultät Trier" erschienen. Bestandteil der Fakultätsstatuten ist auch eine „Satzung der Studentenschaft" v. 4./19. März 1952. Siehe unten S. 192. Auszug aus den Statuten in Anhang I zu dieser Arbeit (s. u. S. 221 ff.). 5 6 3 Von den Habilitationen ist in dem Dekret nicht ausdrücklich die Rede.
89 „Errichtung der Fakultät . . . , die Statuten, die Prüfungs- und Habilitationsordnung der Theologischen Fakultät sowie . . . die von ihr zu verleihenden akademischen G r a d e " wurden durch Erlaß des Justiz- und Kultusministers von Rheinland-Pfalz vom 22. August 195 0 5 6 6 „namens der Landesregierung Rheinland-Pfalz unter Bezugnahme auf Art. 12 des zwischen dem Heiligen Stuhl und dem ehemaligen L a n d Preußen abgeschlossenen Konkordats vom 14. Juni 1929 in Verbindung mit Artikel 42 der Verfassung für Rheinland-Pfalz vom 18. Mai 1947 (anerkannt)". Eine Verleihung des staatlichen Promotions- und Habilitationsrechts erfolgte im Gegensatz zu der bisherigen Praxis nicht. Die Fakultät knüpft zwar historisch an die theologische Fakultät der alten Trierer Universität an 5 6 7 , für die Errichtung sind jedoch allein die aus der kirchlichen Gegenwartslage erwachsenden Gründe ausschlaggebend gewesen 568 . Insbesondere wird dadurch dem Klerus die Möglichkeit eröffnet, sich über die Grundausbildung hinaus einem für viele priesterliche Tätigkeitsbereiche erforderlichen höheren wissenschaftlichen Studium zu widmen 5 6 9 und dieses durch den Erwerb akademischer Grade abzuschließen. Für die Gründung einer rein kirchlichen theologischen Fakultät dürfte nicht zuletzt die Grenzlage der Stadt Trier zu Luxemburg, Frankreich und dem damals von Deutschland getrennten, aber teils Das Habilitationsrecht ergibt sich jedoch aus den von der Studienkongregation approbierten Fakultätsstatuten (Art. 5). 564 Über die Theologische Fakultät Trier vgl. BORNEWASSER, Franz Rudolph, Ansprache zur Eröffnung der Theologischen Fakultät Trier, Auszug in: TrTheolZ 60 (1951), S. 129 f.; HEGEL, Eduard, Theologische Fakultät Trier, in: Arth mrhKG 3 (1951), S. 378 ff.; ders., Errichtung und feierliche Eröffnung der Theologischen Fakultät Trier, in: TrTheolZ 60 (1951), S. 140ff.; HILLING, Nikolaus, die päpstliche Errichtung und staatliche Anerkennung der Theologischen Fakultät Trier, in: AkKR 125 (1951/52)), S. 257ff.; JUNKER, Hubert, Die Errichtung der Theologischen Fakultät Trier und das deutsche Hochschulrecht, in: TrTheolZ 60 (1951), S. 146ff.; MUENCH, Alois, Geleitwort für die neuerrichtete Fakultät, Auszug in: TrTheolZ 60 (1951), S. 131 f.; SÜSTERHENN, Adolf, Ansprache zur Errichtung der Theologischen Fakultät Trier, Auszug in: TrTheolZ 60 (1951), S. 132 f.; ders., Gutachten zur Rechtslage der Katholisch-Theologischen Fakultät Trier, Koblenz 1960 (unveröffentlicht); WEHR, Matthias, Ziel und besondere Zeitaufgaben der neuerrichteten Fakultät, in: T r T h e o l Z 6 0 ( 1 9 5 1 ) , S . 134 ff. 585 Vgl. auch JUNKER, Hubert, Theologische Fakultät Trier 1950—1960, in: TrTheolZ 70 (1961), S. 111 ff. 586 Abgedruckt in: Kirchlicher Amtsanzeiger f. d. Diözese Trier 1950,
S . 1 1 5 ; WEBER, S t a t u s , S. 3 2 6 . 5 6 7 V g l . BORNEWASSER, S. 1 2 9 ; WEHR, S. 1 3 4 f . ; A r t . 2 S t a t u t e n . 568
V g l . WEHR, S . 135.
Dies gilt vor allem für die Vorbereitung des Nachwuchses im Lehramt an den höheren Schulen, vgl. WEHR, S. 138. 588
90 zur Diözese Trier gehörenden Saarland 5 7 0 mitbestimmend gewesen sein. Die Fakultät ist ein N o v u m im deutschen Hochschulwesen; sie ist die erste selbständige theologische Fakultät kirchlichen Rechts innerhalb Deutschlands, die eine staatliche Anerkennung erlangt hat. Sie entspricht in ihrer Organisation den Normen der Apostolischen Konstitution Deus Scientiarum Dominus vom 24. Mai 1931. Nach den Statuten ist der Bischof von Trier Kanzler der Fakultät (Art. 6). Er ernennt — nach Einholung der Approbation des Heiligen Stuhles — den „Rektor" auf unbestimmte Zeit (Art. 8). Beratendes Organ der Fakultät ist der „Senat", bestehend aus Rektor, Prorektor und einem Wahlsenator (Art. 12, 13). Daneben gibt es die „Fakultätsversammlung", der „wichtige, die ganze Fakultät berührende Fragen" zur Beratung bzw. zur Entscheidung" vorzulegen sind (Art. 15). Für die Ernennung zum außerordentlichen oder ordentlichen Professor schreibt Art. 20 § 1 Ziff. 2 der Statuten „die H a b i litation an einer anerkannten Fakultät" zwingend vor. Einzelheiten der Satzung werden später behandelt; das gleiche gilt f ü r die hochschulrechtlichen Fragen zur Errichtung der Fakultät und zur Anerkennung der dort verliehenen akademischen Grade 5 7 1 . Seit Eröffnung der Fakultät am 30. September 1950 dient das Priesterseminar nur noch als Theologenkonvikt und damit der persönlich-aszetischen Vorbereitung der Weihekandidaten auf das Priestertum. kk) Der Vorlesungskatalog einiger staatlicher P h T h H in Bayern, insbesondere der Hochschulen in Bamberg und Regensburg, wurde nach 1945 erheblich ausgeweitet. D a die bayerischen Universitäten weitgehend zerstört waren, nahmen die P h T h H nach einer Empfehlung des Ministeriums wissenschaftliche Disziplinen auf, die bis dahin nur an den Universitäten gelehrt wurden. So bestanden an der P h T h H Bamberg u. a. rechtswissenschaftliche und volkswirtschaftliche Dozenturen, die ein volles juristisches Studium ermöglichten 572 . Die in der philosophischen Abteilung der Hochschule eingerichtete Professur für Chemie baute man soweit aus, daß Chemiestudierende dort die D i p l o m - H a u p t p r ü f u n g ablegen konnten 5 7 3 . An der P h T h H Regensburg wurden weitere philologische Dozenturen und — in Verbindung mit der Hochschule — eine eigene medizinische 570
Zu dieser Zeit war die Errichtung einer katholisch-theologischen Fakultät an der Universität des Saarlandes geplant, vgl. JUNKER, Fakultät, S. 111 f. 571 Siehe unten S. 136 ff., 156—195. 572 Durch Erlaß des bayerischen Staatsministeriums der Justiz v. 31. Mai 1949 wurde für Studierende der Rechte an der PhThH Bamberg die Möglichkeit eröffnet, am Hochschulort die 1. juristische Staatsprüfung abzulegen. Vgl. Hochschuldienst 2 (1949), Nr. 13 Bl. 3, Nr. 18 Bl. 3; vgl. auch W I E C Z O R E K , Bernhard, Zivilprozeßordnung und Nebengesetze, 5 Bde., Berlin 1957/58, hier Bd. 5, Anm. B II b zu § 2 GVG. 573 Vgl. Hochschuldienst 6 (1953), S. 392; auch Vorlesungsverzeichnis der PhThH Bamberg f. d. WS 1948/49 S . 7 f f .
91 Abteilung 574 eröffnet. Mit der allgemeinen Normalisierung der Hochschulverhältnisse beschränkten sich die PhThH fast ausschließlich wieder auf ihre früheren Aufgaben. Die medizinische Abteilung in Regensburg wurde mit Wirkung vom 30. September 1953 aufgelöst 5 7 5 ; auch die rechts- und staatswissenschaftlichen Lehrveranstaltungen in Bamberg hörten auf. In den philosophischen Abteilungen der PhThH blieben jedoch traditionsgemäß Professuren und Lehraufträge für naturwissenschaftliche und historische Disziplinen erhalten. Die dort verbrachten Studiensemester können nach den staatlichen Prüfungsordnungen auf das Fachstudium in bestimmtem Umfang angerechnet werden 576 . Der Plan, die PhThH Bamberg und Regensburg zu Universitäten oder zu einer vierten bayerischen Landesuniversität Bamberg-Regensburg zu erheben, wurde nach langjährigen Beratungen und Diskussionen in der akademischen Öffentlichkeit 577 im Jahre 1950 vom Parlament zurückgestellt 578 . 1962 waren die Bemühungen Regensburgs um eine Universität endlich vom Erfolg gekrönt. Im Rahmen des Ausbaues der wissenschaftlichen Einrichtungen in der Bundesrepublik Deutschland beschloß der bayerische Landtag durch Gesetz vom 18. Juli 1962 579 die Errichtung einer vierten Landesuniversität in Regensburg. Auf gesetzgeberischem Gebiet sind in Bayern hinsichtlich der staatlichen und kirchlichen PhThH nach 1945 einige bedeutsame Neuerungen erfolgt. Das Reichshochschullehrergesetz vom 9. April 19 3 8 5 8 0 wurde landesrechtlich durch das bayerische Hochschullehrergesetz vom 15. November 1948581 ersetzt. Art. 1 bezeichnet als „Hochschulen im Sinne des Gesetzes . . . 1. die wissenschaftlichen Hochschulen des Bayerischen Staates; 2. sonstige wissenschaftliche Hochschulen, insbesondere von Körperschaften 5 7 4 Die Einrichtung des (vorklinischen) medizinischen Studiums in Regensburg wurde als „Außenstelle der medizinischen Fakultät der Universität München in Regensburg" geführt; vgl. FLECKENSTEIN, Heinrich, Die Hochschule in Regensburg, in: K D A , Blätter der Katholischen Deutschen Akademikerschaft, N r . 5 (Februar 1950), S. 18 f. (19). 5 7 5 Vgl. Hochschuldienst 6 (1953), S. 232. 576 Vgl z B. Prüfungsordnung f. d. Lehramt an den höheren Schulen in Bayern v. 3. Februar 1959 (KMB1. S. 45), § 13 Abs. 5 Ziff. 5. 5 7 7 Vgl. Hochschuldienst 1 (1948), N r . 1, Bl. 3; 3 (1950), N r . 1, S. 9; vgl. auch Hochschuldienst 4 (1951), N r . 15, S. 3; 5 (1952), N r . 1, S. 10 / N r . 3, S. 2 / N r . 7, S. 3 / N r . 9, S. 2 f. / N r . 10, S. 2. 5 7 8 Vgl. Bayerischer Landtag Tagung 1947/48, Beilagen N r . 921, 1475, 1623; Tagung 1949/50, Beilagen N r . 3015, 3236, 3247; Stenographischer Bericht, 139. Sitzung v. 19./20. Januar 1950, S. 513 ff. 5 7 9 Gesetz über die Errichtung einer vierten Landesuniversität v. 18. Juli 1962 (GVB1. S. 127). 5 8 0 R G B l . I, S. 377. 5 8 1 Gesetz über die Verhältnisse der Lehrer an wissenschaftlichen Hochschulen v. 15. November 1948 (GVB1. S. 254).
92 und Stiftungen des öffentlichen Rechts, soweit sie im Einzelfall als Hochschulen im Sinne dieses Gesetzes vom Staatsministerium für Unterricht und Kultus anerkannt sind". Eine Vollzugsbekanntmachung vom 26. O k tober 194 9 582 zählt die wissenschaftlichen Hochschulen namentlich auf und nennt zu Art. 1 Ziff. 1 HSchLG u. a. die staatlichen P h T h H in Bamberg, Dillingen, Freising, Passau und Regensburg. Insoweit stimmt das bayerische Hochschullehrerrecht mit der bisherigen, reichsrechtlich verankerten Rechtslage überein 583 . Staatlich anerkannte wissenschaftliche Hochschulen im Sinne des Art. 1 Ziff. 2 HSchLG sind nach der genannten Vollzugsbekanntmachung u. a. „zur Zeit die bischöfliche phil.-theol. Hochschule Eichstätt (und) die philosophische Hochschule bei St. Stephan in Augsburg". Damit erkennt das staatliche Hochschulrecht im Vollzug der Art. 138 Abs. 1, 150 Abs. 1 der bayerischen Verfassung 584 erstmalig kirchliche Einrichtungen als wissenschaftliche Hochschulen an; freilich erstreckt sich diese Anerkennung nur auf den Bereich des Hochschullehrerrechts. Auffällig ist, daß die Philosophische Hochschule bei St. Stephan in Augsburg, die bisher als staatliche Anstalt behandelt wurde 5 8 5 , nunmehr bei den nichtstaatlichen Hochschulen eingruppiert ist. Der Grund dürfte darin zu suchen sein, daß die Hochschule durch ihre vollständige Übertragung an den Benediktinerorden praktisch den Charakter einer nichtstaatlichen Veranstaltung angenommen hat, zumal f ü r die Hochschule keine staatlichen Aufwendungen erbracht werden 5 8 6 587 . Die Einbeziehung der Lehrer an kirchlichen Hochschulen in ein staatliches Hochschullehrergesetz war indessen nach der Verfassungslage nicht unbedenklich. D a den Kirchen das Recht zusteht, eigene Hochschulen zur Ausbildung der Geistlichen zu unterhalten (Art. 150 Abs. 1), ist die Regelung der Rechtsverhältnisse der Dozenten an diesen Anstalten grundsätzlich nicht Aufgabe des staatlichen Gesetzgebers, sondern Sache der Kirchen 588 . Abgesehen von diesen verfassungsrechtlichen Hindernissen können die meisten Vorschriften des staatlichen Hochschullehrerrechts auch aus praktischen Gründen auf die Lehrer an kirchlichen Hochschulen nicht angewendet werden, weil hier die f ü r den staatlichen Hochschullehrer 582
1. Bekanntmachung des Staatsministeriums für Unterricht und Kultus v. 26. September 1949 zum Vollzug des Gesetzes über die Verhältnisse der Lehrer an wissenschaftlichen Hochschulen v. 15. N o v e m b e r 1948 (KMB1. S. 197). 583 Siehe oben S. 75. 584 Siehe oben S. 80 f. 585 Dies ergibt sich daraus, daß die Hochschule mindestens teilweise in die Organischen Bestimmungen v. 20. November 1910 (§15) einbezogen wurde; siehe oben S. 47. 58» VGL EGGERSDORFER, H o c h s c h u l e , S. 2 7 9 f. 587 Über die näheren Zusammenhänge hat der Verf. nichts ermitteln können. 588 YGI WEBER, Werner, Die Rechtsstellung des deutschen Hochschullehrers, Göttingen 1952, S. 22.
93 typische beamtenrechtliche Stellung nicht gegeben ist. Dem trägt auch das neue bayerische „Gesetz über die Rechtsverhältnisse der Lehrer und Assistenten an den bayerischen wissenschaftlichen Hochschulen und Kunsthochschulen (Hochschullehrergesetz)" vom 18. Juli 1962 589 Rechnung. Es berücksichtigt unter den P h T h H nur die staatlichen Anstalten in Bamberg, Dillingen, Freising, Passau und Regensburg (Art. 1 Abs. 1 Ziff. 3) und klammert die kirchlichen Hochschulen aus. Nach Art. 69 Abs. 4 wird „die besondere Rechtsstellung der als wissenschaftliche Hochschulen staatlich anerkannten kirchlichen Hochschulen (Art. 138 Abs. 1 und Art. 150 Abs. 1 der Bayerischen Verfassung) sowie ihrer Lehrer . . . durch dieses Gesetz nicht berührt". Schon im Jahre 1946 traten die staatlichen P h T h H mit dem bayerischen Staatsministerium f ü r Unterricht und Kultus in Verhandlungen über eine neue Verfassung der P h T h H , die die veralteten „Organischen Bestimmungen" vom 20. November 19 1 0 590 ablösen sollte. Bereits Mitte 1946 lag ein Satzungsentwurf vor, der als erste Arbeitsgrundlage diente. In den nun folgenden Beratungen 591 , die sich über mehr als ein Jahrzehnt hinzogen, wurden sowohl von Seiten der Hochschulen als auch durch das Ministerium abgeänderte Verfassungsentwürfe vorgelegt. Die wesentlichsten Verhandlungsgegenstände waren die Einführung der Rektoratsverfassung, die akademische Selbstverwaltung der P h T h H und das Promotions- und Habilitationsrecht. Außerdem wurde u. a. über die Mitwirkung der Hochschulen bei der Besetzung der Professuren, die Ernennung von Honorarprofessoren und die körperschaftliche Stellung der P h T h H beraten. Hinsichtlich der Rektoratsverfassung und des Anspruchs der Hochschulen auf Mitwirkung bei der Besetzung der Professuren hatte das Ministerium bereits 1947 auf Grund des ersten Satzungsentwurfes weitgehende Zugeständnisse gemacht: Abweichend von § 1 0 Abs. 1 der Organischen Bestimmungen wurde der Rektor von den Professoren aus deren Mitte gewählt und vom Ministerium bestätigt. Auch die Besetzung der Professuren erfolgte seit 1947 im Gegensatz zu der bis dahin geübten Verwaltungspraxis nach Berufungsvorschlägen, die dem Ministerium von den P h T h H eingereicht wurden. Am 1. Oktober 1959 trat die neue „Satzung der staatlichen philosophisch-theologischen Hochschulen in Bayern" vom 29. September 19 5 9 592 589
GVBl. S. 120. Siehe oben S. 46 f. 591 Die hierüber vorliegenden Akten des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus sind nach Auskunft des hierfür zuständigen Dezernenten für eine Veröffentlichung zur Zeit nicht geeignet. 592 Bekanntmachung über die Satzung der staatlichen philosophisch-theologischen Hochschulen in Bayern v. 29. September 1959 mit Text der Satzung als Anlage in KMB1 S. 385; auch in AkKR 129 (1959/60), S. 261 ff.; Auszug in 580
94 in Kraft 5 9 3 594 . Sie verwirklicht nicht alle während der Verhandlungen geäußerten Wünsche der P h T h H , f ü h r t aber die Angleichung der Hochschulen an die Universitäten fort. Nach § 1 obliegt den P h T h H „die Pflege der Wissenschaft in Forschung und Lehre, vornehmlich zur Ausbildung von Studierenden der Philosophie und der katholischen Theologie" 595 . § 2 qualifiziert die P h T h H ausdrücklich als „staatliche wissenschaftliche Hochschulen. Sie haben das Recht der Selbstverwaltung gemäß Art. 138 Abs. 2 der Bayer. Verfassung . . . (und) unterstehen dem Staatsministerium f ü r Unterricht und Kultus". Organe der Hochschule sind „Rektor" und „Senat" (§ 3). Die schon früher eingeführte Wahl des Rektors und die Beteiligung der Hochschule bei der Besetzung der Professuren, ferner die Ernennung der Honorarprofessoren und die Erteilung von Lehraufträgen sind satzungsrechtlich verankert ( § § 7 ff., 15, 21, 27 ff.). Vor allem dadurch hat der Senat gegenüber dem „Professorenkollegium" der Organischen Bestimmungen einen erheblich erweiterten Kompetenzbereich erhalten (§ 15). Den philosophischen und theologischen Abteilungen, deren Konstituierung als „Fakultäten" unter einem „Dekan" die P h T h H nicht zu erreichen vermochten, ist gegenüber der früheren Rechtslage eine größere sachliche Selbständigkeit eingeräumt (§ 21). Neben den bereits in den Organischen Bestimmungen erwähnten Gruppen von Hochschullehrern (ordentliche und außerordentliche Professoren, Dozenten 596 ) nennt die neue Satzung Honorarprofessoren und Vertreter einer planmäßigen Professur (§ 26). Privatdozenten und außerplanmäßige Professoren fehlen, weil die Bemühungen der P h T h H um die Verleihung des Habilitationsrechts ohne Erfolg geblieben sind. Bei den Beratungen über das Promotionsrecht wurde zeitweise erwogen, den P h T h H wenigstens die Verleihung des Lizentiatengrades in der Theologie zu gestatten. Im Schlußstadium der Verhandlungen nahm man jedoch den gesamten Komplex des Promotionsrechts aus der Satzung heraus und behielt die Anhang V zu dieser Arbeit (s. u. S. 236 ff.). 593 Zum gleichen Zeitpunkt wurden die Organischen Bestimmungen 20. November 1910 aufgehoben (GVB1. S. 242).
v.
594 Der Erlaß der Satzung durch Bekanntmachung im KMB1. und die Aufhebung der Organischen Bestimmungen im Verordnungswege erfolgten auf Grund von § 1 der Verordnung über die Einrichtung der staatlichen Behörden v. 31. Mai 1954 (GVB1. S. 56). Das Problem der Verfassungsautonomie der wissenschaftlichen Hochschulen muß hier dahingestellt bleiben; vgl. THIEME, S. 31 if., 84 ff. 5»5 D i e geringe textliche Modifizierung gegenüber § 1 der Organischen Bestimmungen trägt dem Umstand Rechnung, daß an den P h T h H auch andere als philosophisch-theologische Studien, wenn auch nur in geringem Umfang, absolviert werden können; siehe oben S. 91. 691
Die Dozenten werden jetzt als „Lehrbeauftragte" bezeichnet (§ 26).
95 Frage einer späteren rechtlichen Regelung vor. Hierzu blieb in der neuen Satzung insofern ein Anknüpfungspunkt als nach § 39 zur „Verleihung der akademischen Grade . . . die Ermächtigung des Staatsministeriums f ü r Unterricht und Kultus erforderlich" ist. Zur Auslegung dieses Passus wie auch der übrigen Bestimmungen der Satzung wird auf die Ausführungen im systematischen Teil verwiesen 597 . Ersatzlos weggefallen ist § 1 5 der Organischen Bestimmungen über die Philosophische Hochschule bei St. Stephan in Augsburg, weil diese Institution als nichtstaatliche Hochschule angesehen wird 5 9 8 . § 2 der Satzung gewährleistet den staatlichen P h T h H zwar das Recht der Selbstverwaltung, äußert sich aber nicht über die körperschaftliche Stellung der Anstalten. Eine endgültige gesetzgeberische Klärung dieser Frage ist erst in Vorbereitung. Nach einem Referentenvorentwurf zu einem „Gesetz über die Selbstverwaltung der wissenschaftlichen Hochschulen des Bayerischen Staates" sind die P h T h H wie die Universitäten „Einrichtungen des Staates und zugleich als Gemeinschaft von Lehrenden und Lernenden Körperschaften des öffentlichen Rechts" (Art. 2 Abs. 2, Art. 39 Abs. 2) 599 . Während das bayerische Hochschullehrergesetz von 1948 und die 1. Vollzugsbekanntmachung 6 0 0 die P h T h H nur als wissenschaftliche Hochschulen „im Sinne des Gesetzes" bezeichneten und damit die Gleichstellung mit den übrigen wissenschaftlichen Hochschulen, wie schon die Reichsgesetzgebung, auf den Bereich des Hochschullehrerrechts beschränkten, zeichnet sich die neue Satzung der P h T h H vom 29. September 1959 dadurch aus, daß sie die P h T h H vorbehaltlos als „wissenschaftliche Hochschulen" charakterisiert. Damit ist die hochschulrechtliche Gleichordnung der staatlichen P h T h H mit den übrigen wissenschaftlichen Hochschulen des bayerischen Staates endgültig vollzogen. Zweifellos ist eine solche Gleichstellung nur zulässig, wenn die staatlichen P h T h H nicht nur dem N a m e n nach „wissenschaftliche Hochschulen" sind, sondern auch den hochschulrechtlich zu stellenden Anforderungen an eine wissenschaftliche Hochschule genügen; dies soll später noch geprüft werden 6 0 1 . Bei der Neuordnung des nichtstaatlichen Schulwesens in Bayern durch das „Gesetz über das Erziehungs- und Unterrichtswesen" vom 9. März i96 0 602 blieben die Hochschulen unberücksichtigt (Art. 42). Für nichtstaatliche Hochschulen mit Ausnahme der kirchlichen Hochschulen ist bereits in der bayerischen Verfassung eine Genehmigungspflicht vorgeschrieben 597
Siehe unten S. 133 f., 156—195. Siehe oben S. 92. 599 Vgl. auch LUDWIG, Herbert, MENNICKEN, Jan-Baldem, Der Stand der Universitätsgesetzgebung, in: D U Z 1962, Heft 3, S. 17ff. (18). 900 Siehe oben S. 91 f. 601 Siehe unten S. 117 ff. «°2 GVB1. S. 19. 598
96 (Art. 138 Abs. 2 S . 2 ) ; das Genehmigungsverfahren ist bisher nicht geregelt. D a s Gesetz vom 9. M ä r z 1960 hebt die „Verordnung über das nichtstaatliche Erziehungs- und Unterrichtswesen" ( E U V ) vom 26. August 1933 6 0 3 auf (Art. 44 Abs. 2 Ziff. 2). Damit entfällt endgültig die schon dem früheren Verfassungsrecht, dem Konkordatsrecht 8 0 4 , vollends aber Art. 138 Abs. 1 der bayerischen Verfassung widersprechende Genehmigungspflicht für „Anstalten, die der Heranbildung zum geistlichen Stand dienen". Die seit 1957 durchgeführte Bereinigung des bayerischen Landesrechts hat sich auf die rechtlichen Verhältnisse der P h T h H im allgemeinen nicht ausgewirkt, da alle hierfür in Betracht kommenden Vorschriften in die „Bereinigte Sammlung des bayerischen Landesrechts 1802—1956" (BayBS) 6 0 5 , bzw. in die „Bereinigte Sammlung der Verwaltungsvorschriften des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus 1865 bis 30. 6. 1957" ( B a y B S V K ) 6 0 6 aufgenommen worden sind 6 0 7 . Lediglich die als historische Rechtsgrundlage für die heutige P h T h H Eichstätt u. a. genannte Entschließung vom 16. November 18 4 36 0 8 gilt nicht mehr fort. Es handelte sich um eine unveröffentlichte Entschließung 609 . Nach einer Verwaltungsanordnung vom 3. Juni 1958 6 1 0 werden die „vor dem 1. Juli 1957 für die nachgeordneten Behörden erlassenen und nicht amtlich veröffentlichten Verwaltungsvorschriften der Staatsregierung, der Staatsministerien und ihrer innerbaytrischen Rechtsvorgänger" zum 30. Juni 1960 bereinigt. Diese Verwaltungsvorschriften treten außer Kraft, „soweit bis dahin nicht ihre amtliche Veröffentlichung nachgeholt oder ihre Aufrechterhaltung durch eine neue Verwaltungsvorschrift ausdrücklich angeSiehe oben S. 64. Siehe oben S. 64. 605 Bereinigte Sammlung des bayerischen Landesrechts 1802—1956 (BayBS), 5 Bde., München 1957, mit Fortführungsnachweisen jeweils zum 1. Januar 1960, 1961, 1962. 606 Bereinigte Sammlung der Verhaltungsvorschriften des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus 1865—30.6.1957 (BayBSVK), 2 Bde., München 1958, Fortführungsnachweise im KMB1. 607 Vgl. BayBS II, S. 616 (Organische Bestimmungen v. 20. November 1910); BayBS II, S. 639 (Konkordat); BayBS II, S. 609 (Hochschullehrergesetz v. 15. November 1948); BayBSVK I, S. 146 (Satzungen f. d. Studierenden v. 9. August 1927). Die „Bekanntmachung über die Bildung von Studentenschaften an den bayerischen Hochschulen" v. 16. Januar/13. März 1922 ist bereits durch das inzwischen außer Kraft getretene nationalsozialistische Gesetz über die Bildung von Studentenschaften an den wissenschaftlichen Hochschulen v. 22. April 1933 (RGBl. I, S. 215) in Wegfall gekommen; vgl. THIEME, S. 333. 808 Siehe oben S. 40, 48. 609 Die oben S. 40 Anm. 263 angegebene Fundstelle bezieht sich auf eine nichtamtliche Sammlung. eio Verwaltungsanordnung über die Bereinigung der unveröffentlichten Verwaltungsvorschriften v. 2. Juni 1958 (GVB1. S. 100). 403
604
97 ordnet w i r d " . Die Ministerialentschließung vom 16. November 1843 ist „zur Entschließung" an die königliche Regierung von Mittelfranken ergangen und dem Bischof von Eichstätt mitgeteilt worden 6 1 1 . Selbst wenn man neben der Kreisregierung auch den Bischof als Adressaten der Entschließung ansieht, handelt es sich doch um eine für nachgeordnete Behörden erlassene Verwaltungsvorschrift, da nach der staatskirchenrechtlichen Doktrin der damaligen Zeit auch kirchliche Stellen, zumindest im Bereich des Bildungswesens, als dem Staat untergeordnete Behörden galten. D a weder eine Veröffentlichung nachgeholt, noch die Aufrechterhaltung der Entschließung ausdrücklich angeordnet worden ist, gilt sie seit dem 30. Juni 1960 nicht mehr. Anders verhält es sich mit der Genehmigung des Lyzeums und der Statuierung seines Öffentlichkeitscharakters durch die ebenfalls unveröffentlichte Entschließung vom 14. Juni 1843 6 1 2 . Es handelt sich hier nicht um eine „Verwaltungsvorschrifl" im Sinne der Anordnung vom 3. Juni 1958. Die Entschließung ist keine N o r m zur Regelung der Tätigkeit nachgeordneter Behörden, sondern ein Verwaltungsakt, nämlich „Regelung eines Einzelfalles auf dem Gebiet des öffentlichen Rechts" 6 1 3 . Die Vorschriften über die Rechtsbereinigung finden somit keine Anwendung. Neben der konkordatären und verfassungsrechtlichen Gewährleistung der P h T h H Eichstätt bleibt auch die königliche Genehmigung des Lyzeums „mit dem Charakter einer öffentlichen Anstalt" rechtlich wirksam. Ein Mitwirkungsrecht des Staates bei der Besetzung des Rektorats und der Professuren an der P h T h H Eichstätt ist nach Wegfall der Entschließung vom 16. November 1843 nur noch aus Art. 2, 20 Abs. 1 R K abzuleiten. Nach Art. 2 0 Abs. 2 R K darf die Kirche eigene philosophischtheologische Ausbildungsstätten einrichten, „die ausschließlich von der kirchlichen Behörde abhängen, falls keine staatlichen Zuschüsse verlangt werden". Solange der Staat für eine kirchliche Studienanstalt einen Zuschuß leistet, kann ihm ein Einfluß auf die inneren Angelegenheiten der Institution nicht verwehrt werden. D a der bayerische Staat zum Personaletat der P h T h H Eichstätt beiträgt, ist er trotz Wegfalls der Entschließung vom 16. November 1843 befugt, die herkömmlichen Mitwirkungsrechte geltend zu machen 6 1 4 . I m J a h r e 1958 trennte die bischöfliche Behörde in Eichstätt die bislang bestehende Personalunion zwischen der Regentie des Priesterseminars und dem Vorstand der Hochschule. Die P h T h H wurde einem von den P r o fessoren vorgeschlagenen und vom Bischof ernannten R e k t o r unterstellt; der Regens des Priesterseminars ist kraft Amtes Prorektor der Hochschule. 611
812 ,13
Vgl. die Schlußformel im Abdruck bei DÖLLINGER, Bd. 23, S. 143.
Siehe oben S. 40.
Über den Begriff des Verwaltungsaktes
vgl. WOLFF, Hans-J.,
Ver-
waltungsrecht, Bd. 1, 4. Aufl., München u. Berlin 1961, Bd. 2, München und
Berlin 1962, hier Bd. 1, S. 195 ff. (196). 8 1 4 Vgl. auch SCHULLER, S. 3 6 4 f. 7
B a 1 d u s , Hochschulen
98 Abschließend soll noch auf drei Neueinrichtungen hingewiesen werden, die zwar nicht zu den P h T h H zählen, aber f ü r die allgemeine rechtliche Beurteilung des katholischen Studienwesens in Bayern bedeutsam sind. Durch Erlaß vom 17. März 1947 errichtete das Bayerische Staatsministerium f ü r Unterricht und Kultus im Einvernehmen mit dem Erzbischof von München und Freising an der theologischen Fakultät der Universität München ein Kanonistisches Institut 6 1 5 . Diesem wurde durch Reskript der Studienkongregation vom 18. Mai 1949 das Recht zur Verleihung der akademischen Grade im kanonischen Recht erteilt 016 . Die daraufhin vom Kanonistischen Institut ausgearbeitete Prüfungsordnung vom 20. Juli 1949 017 enthält in drei Abschnitten Vorschriften über die Erlangung des Lizentiats und des Doktorats und über die Habilitation. Die Prüfungsordnung, einschließlich der im allgemeinen kanonischen Recht sonst unbekannten Bestimmungen über die Habilitation 6 1 8 , wurden durch Reskript der Studienkongregation vom 10. Januar 1950619 approbiert. Formell unabhängig davon verlieh das Bayerische Staatsministerium f ü r Unterricht und Kultus durch Erlaß vom 26. September 1949 620 der theologischen Fakultät der Universität München das Recht, „die akademischen Grade des Lizentiates und des Doktorates im kanonischen Recht zu erteilen, sowie Habilitationen f ü r das Fachgebiet des kanonischen Rechtes vorzunehmen". Die akademische Prüfungsordnung wurde mit dem genannten Erlaß auch staatlicherseits genehmigt. Die kanonische Errichtung des Kanonistischen Instituts erfolgte erst durch Dekret der Studienkongregation vom 30. April 1954 621 , nachdem eine fünfjährige Probefrist f ü r das päpstliche Promotionsrecht fast abgelaufen war und das Institut alle Nachweise einer dauerhaften Einrichtung erbracht hatte. In den Genuß eines ausschließlich kirchlichen Promotionsrechts kam im Jahre 1959 die Kirchenmusikschule in Regensburg. Durch ein Dekret der Studienkongregation vom 21. Januar 1959 wurde die Affiliatio der Regensburger Kirchenmusikschule an das Pontificio Instituto di Música 615
Vgl. H I L L I N G , Nikolaus, Das neugegründete Kanonistische Institut an der Universität München, in: AkKR 123 (1944/48) S. 439ff. 018 Vgl. H I L L I N G , Nikolaus, Das Promotionsrecht und die Prüfungsordnung des Kanonistischen Instituts an der Universität München, in: AkKR 124 (1950), S. 461 ff. (mit Abdruck der Urkunden). 617 Abgedruckt bei H I L L I N G , Promotionsrecht, S. 463 ff. 618 Siehe unten S. 152. 619 Abgedruckt bei H I L L I N G , Promotionsrecht, S . 4 6 7 f. 620 Abgedruckt bei H I L L I N G , Promotionsrecht, S . 4 6 8 f.; vgl. auch W E B E R , Rechtsfragen, S. 357 Anm. 13. 021 Vgl. H I L L I N G , Nikolaus, Die kanonische Errichtung des Kanonistischen Instituts an der Universität München, in: AkKR 126 (1953/54), S. 385 f. (mit Abdruck der Urkunde).
99 Sacra in Rom ausgesprochen 622 . Damit ist die Befugnis zur Erteilung des Baccalaureates in Choral, Orgel und Komposition verbunden. Auf längere Sicht wird mit der Erweiterung des Promotionsrechts auf den Lizentiat, das Magisterium und Doktorat gerechnet 623 . Bislang sind nur einige Promotionen zum Baccalaureus, einem in Deutschland sonst nicht mehr gebräuchlichen akademischen Grad, erfolgt. Auch auf dem Gebiet der Volksschullehrerausbildung ist die katholische Kirche in Bayern mit der Gründung einer eigenen Hochschule hervorgetreten. Die bayerische Bischofskonferenz faßte am 2. Juli 1958 den Beschluß, in Eichstätt eine kirchliche Pädagogische Hochschule zu errichten 824 . Die staatliche Genehmigung wurde durch Entschließung des Staatsministeriums für Unterricht und Kultus vom 31. Oktober 1958 erteilt. Die Anstalt wird rechtlich von der Diözese Eichstätt getragen; der Bischof von Eichstätt ist „Kanzler" der Hochschule. Hinsichtlich der Studien und der Abschlußprüfung (1. Prüfung für das Lehramt an Volksschulen) steht diese kirchliche Lehrerbildungsanstalt den entsprechenden staatlichen Einrichtungen gleich 625 .
B. Die gegenwärtige Rechtsstellung der PhThH 1. Rechtliche Grundfragen der P h T h H
a) Die sog. kirchliche
Hochschulfähigkeit
aa) Die voraufgegangenen historischen Darlegungen haben gezeigt, daß die katholische Kirche in einigen größeren deutschen Staaten für die wissenschaftliche Ausbildung der Geistlichen stets eigene Institutionen unterhalten hat, die funktionsmäßig den staatlichen katholisch-theologischen Fakultäten gleichstanden. Die staatlichen P h T h H in Bayern haben nach einer mehr als 150jährigen Entwicklung durch die Satzung vom 29. September 1959 auch institutionell die vollständige Gleichstellung mit den übrigen staatlichen wissenschaftlichen Hochschulen erreicht. Hinsichtlich der kirchlichen P h T h H muß nunmehr die Frage gestellt werden, ob auch diesen der hochschulrechtliche Status von wissen6 2 2 Urkunde abgedruckt in: Pfarramtsblatt, Mitteilungen aus den Amtsblättern für den katholischen Klerus Bayerns, 32. Jg. (1959), S. 89 ff. 6 2 3 Vgl. Anmerkung der Schriftleitung zu den Urkunden über die Affiliatio, in: Pfarramtsblatt, ebd., S. 91 f. 6 2 4 Vgl. Bekanntmachung des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus v. 24. März 1961 über die kirchliche Pädagogische Hochschule Eichstätt, in: KMB1. S. 331; A k K R 130 (1961), S. 252 f.; als Rechtsgrundlage für die Errichtung der Hochschule wird hier auf A r t . 5 BayK und A r t . 17 Abs. 3 S. 2 des Lehrerbildungsgesetzes v. 14. Juni 1958 (GVB1. S. 133) Bezug genommen.
7*
100 schaftlichen Hochschulen zukommt. Hierzu ist in dem nun folgenden Kapitel die Vorfrage zu klären, ob die Kirche nach deutschem Hochschulrecht überhaupt wissenschaftliche Hochschulen errichten darf. Erst dann kann eine Erörterung darüber angeschlossen werden, ob die bestehenden kirchlichen PhThH wissenschaftliche Hochschulen sind 026 . Die Literatur 6 2 7 geht davon aus, daß in Deutschland die Errichtung wissenschaftlicher Hochschulen grundsätzlich dem Staat vorbehalten ist (sog. staatliches Hochschulmonopol). Für das ehemals preußische Rechtsgebiet wird dies den §§ 1, 2 II 12 A L R entnommen 628 ; diese Vorschriften lauten: § 1 II 12: Schulen und Universitäten sind Veranstaltungen des Staats, welche den Unterricht der Jugend in nützlichen Kenntnissen und Wissenschaft zur Absicht haben. § 2 II 12: Dergleichen Anstalten sollen nur mit Vor wissen und Genehmigung des Staats errichtet werden. Zur Auslegung dieser beiden, zunächst widersprüchlich erscheinenden Bestimmungen ist ein Rückblick auf die Geschichte des Universitätswesens 629 erforderlich. Die ältesten Universitäten, unter ihnen Bologna (1119) und Paris (1150), verdankten ihre Entstehung keinem Rechtsakt der weltlichen oder geistlichen Gewalt 6 3 0 . Als neue Formen des Bildungswesens waren sie, den wissenschaftlichen Bedürfnissen der Zeit entsprechend, organisch ge6 2 5 Ü b e r Verfassung und A u f g a b e n der Anstalt unterrichten folgende, v o n der Hochschule herausgegebene T e x t e : Vorläufige S a t z u n g (ohne D a t u m ) ; „Pädagogische Hochschule Eichstätt" (zwei Schriften f ü r die Studierenden); Vorlesungsverzeichnis f ü r das SS 1962, S. 3, 5. 6 2 8 Siehe hierzu unten S. 117 ff. 6 2 7 Vgl. WENDE, S. 14 f., 2 3 ; KÖTTGEN, A r n o l d , Deutsches Universitätsrecht, Tübingen 1933, S . 2 2 f f . (26); JELLINEK, Walter, Verwaltungsrecht, 3. Aufl., Nachdruck O f f e n b u r g 1948, S. 521; THIEME, S. 112 ff. «28 w e g e n der Geltung des staatlichen Hochschulmonopols außerhalb des
preußischen Rechtsgebiets
v g l . WENDE, S. 2 9 A n m . 1 ; KÖTTGEN,
Universitäts-
r e c h t , S . 2 6 ; THIEME, S . 1 1 4 f f . 629
Z u r G e s c h i c h t e d e s U n i v e r s i t ä t s w e s e n s v g l . DENIFLE, p a s s i m ; KAUFMANN,
G e o r g , Die Geschichte der Deutschen Universitäten, 2 Bde., S t u t t g a r t 1888/96 (Nachdruck G r a z 1958); BORNHAK, C o n r a d , Geschichte der preußischen U n i versitätsverwaltung bis 1810, Berlin 1900; PAULSEN, Friedrich, Geschichte des gelehrten Unterrichts auf den deutschen Schulen und Universitäten, Bd. 1, 3. Aufl., Leipzig 1919, Bd. 2, 2. Aufl., Leipzig 1897; ders., Das deutsche Bildungswesen in seiner geschichtlichen Entwicklung, Leipzig 1906; SIMON, Paul, Die Idee der mittelalterlichen Universität und ihre Geschichte, Tübingen 1932; CLOBES, J o h a n n A d a m , Die Entwicklung der Rechtsstellung der preußischen Universitäten bis 1932, jur. Diss. M a r b u r g 1938 (Druck). 630
V g l . DENIFLE, S. 4 0 f f . , 2 3 1 ff.; HINSCHIUS, B d . 4, S. 6 4 0 ;
Schriften, S. 48.
SIEBENGARTNER,
101 wachsen. Nach dem Vorbild' von Bologna und Paris bildeten sich bald auch anderenorts Schulen, die die Wissenschaften pflegten. Es erschien nun häufig zweifelhaft, ob diesen Einrichtungen dieselbe Rechtsstellung wie den bestehenden Hochschulen zukomme; insbesondere war es fraglich, ob die an den neuen Schulen verliehenen Grade 6 3 1 allgemein anerkannt sein sollten 632 . Eine rechtliche Entscheidung konnten nur Papst oder Kaiser treffen; sie allein „waren in der Lage, einer neuen Schule auf ein Mal durch einen besonderen Akt dieselbe Stellung wie den älteren zu verschaffen 633 ". So entstand spätestens Anfang des 14. Jahrhunderts 634 eine Art „Hochschulhoheit" des Papstes und des Kaisers. Zwar durften auch die Landesherren eine Universität (Generalstudium) errichten und privilegieren 635 , jedoch hatte ein solcher Akt wegen der territorialen Begrenztheit der landesherrlichen Gewalt nur untergeordnete Bedeutung; erst eine kaiserliche, insbesondere aber eine päpstliche Bestätigung brachten die Universität zur Entfaltung 6 3 6 . Denifle 6 3 7 sieht das „eigentliche Motiv, welches die Suppliken an den Papst um Bewilligung eines Generalstudiums veranlasste, . . . (in der) . . . Überzeugung, daß der Papst die höchste Autorität und der Vater und Lehrer der Christenheit sei". Im übrigen ist zu bedenken, daß das mittelalterliche Bildungswesen weitgehend kirchlichen Charakter hatte und die hohen Schulen vorwiegend von Klerikern besucht wurden; schon deshalb kam den mit der Erteilung des päpstlichen Stiftbriefes verliehenen Privilegien besondere Bedeutung zu. Sie befreiten z. B. studierende Kleriker von der Residenzpflicht und gewährten ihnen das Recht, Benifizialeinkünfte auch während des Aufenthaltes an der Hochschule weiter zu beziehen. Schließlich stellte die Kirche auch Einkünfte aus kirchlichem Vermögen für die Unterhaltung der Generalstudien und ihrer Lehrer zur Verfügung 6 3 8 . Die Promotionsakte und die damit verbundene Erteilung der licentia ubique docendi wurden an allen Universitäten „in Vertretung des Papstes oder Kaisers" von geistlichen Würdenträgern vorgenommen 639 . „Der ordnungsgemäß an einem Generalstudium Promovirte e r w a r b . . . , weil er seine 6 3 1 Vgl. hierzu HIRSCH, Ernst E., Über akademische Grade und Würden, in: D U Z 1963, Heft 5, S. 10ff. 632
V g l . HINSCHIUS, B d . 4 , S. 6 4 2 .
633
HINSCHIUS, B d . 4 , S. 6 4 2 .
634
Vgl. im einzelnen DENIFLE, S. 772 ff.; HINSCHIUS, Bd. 4, S. 642 f., 6 4 7 f .
635
V g l . D E N I F L E , S. 7 8 4 f f . ; HINSCHIUS, B d . 4 , S . 6 4 2 A n m . 3 ,
636
V g l . D E N I F L E , S. 7 8 7 FF.
637
D E N I F L E , S. 7 8 0 .
638
V g l . HINSCHIUS, B d . 4 , S . 6 4 7 A n m . 4 .
653.
6 3 9 Vgl. HINSCHIUS, Bd. 4, S. 650 f. So übertrug Urban VI. 1388 die Ausübung des Promotionsrechts für die Universität Köln dem Domprobst, seinem Delegierten bzw. dem Domkapitel; vgl. DENIFLE, S. 2 9 8 ; HINSCHIUS, Bd. 4, S. 650 Anm. 3.
102 Würde und Licenz aus dem universalen Recht des Papstes oder des Kaisers herleitete, die Befähigung und das Recht, überall in der ganzen Kirche zu lehren 640 ." Die „Hochschulhoheit" des Papstes war der des Kaisers, und erst recht auch der des Landesherrn, insoweit übergeordnet, als der Papst einer kaiserlich oder landesherrlich errichteten theologischen Fakultät die Anerkennung versagen konnte; das gleiche galt in bezug auf ein kaiserlich oder landesherrlich verliehenes Promotionsrecht in der Theologie 641 . So war jede Universität institutionell von einem Hoheitsakt des Papstes oder des Kaisers (Stiftbrief, Privilegierung mit dem Promotionsrecht) abhängig. Zwar haben auch die Städte Universitäten „gegründet 6 4 2 ", indem sie Mittel für den Aufbau und die Unterhaltung, d. h. die funktionelle Seite des Generalstudiums, bereitstellten; sie mußten jedoch stets bei den Inhabern der „Hochschulhoheit" um die Bestätigung und die Verleihung der Universitätsprivilegien nachsuchen. Als Papst und Kaiser ihre Stellung als universale Mächte der abendländischen Welt immer mehr verloren, zerfiel auch ihre „Hochschulhoheit". Insbesondere die protestantischen Reichsstände betrachteten die Errichtung und Privilegierung von Universitäten als eine Sache der „Landespolizei", d. h. ihrer eigenen absoluten Landeshoheit. Eine päpstliche Bestätigung protestantischer Hochschulen kam ohnehin nicht in Betracht 643 ; in der Regel wurde nur noch an einer kaiserlichen Privilegierung mit dem Promotionsrecht festgehalten, damit die von der Hochschule zu verleihenden akademischen Grade im ganzen Reich Anerkennung erlangten 644 . Die katholischen Reichsstände erbaten meist bei der Neugründung von Universitäten auch weiterhin die päpstliche Bestätigung und Privilegierung 645 . Mit der Säkularisation (1803) und dem ZusammenHINSCHIUS, Bd. 4, S. 651 f. Vgl. DENIFLE, S. 789 f.; HINSCHIUS, Bd. 4, S. 648 ff. 6 4 2 Die alte Universität K ö l n war die erste städtische G r ü n d u n g auf deutschem B o d e n ; vgl. DENIFLE, S. 287ff., KEUSSEN, S. X I I . Vgl. auch DENIFLE, S. 429 ff. (Siena), 534 ff. (Perugia), 552 ff. (Florenz). 6 4 3 Aus der ersten Zeit nach der R e f o r m a t i o n ist freilich noch der Fall bekannt geworden, daß der evangelische Markgraf Albrecht von Brandenburg f ü r die von ihm gegründete Universität Königsberg (1544) die Bestätigung durch den Papst erstrebte, „damit sie (sc. die Universität) Promotionen gültig vornehmen k ö n n e " ; vgl. KOCH, Bd. 1, S. 538. 6 4 4 Vgl.HuBRicH, Eduard, Die G r ü n d u n g von Universitäten nach preußischem Recht, in: Annalen des Deutschen Reichs f ü r Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft, 45 (1912), S. 641 ff. (646); Literatur zu dieser Frage ebd. S. 642 ff.; vgl. auch THIEME, S. 115. 6 4 5 THIEME, S. 115, offenbar im Anschluß an eine bei HUBRICH, G r ü n d u n g , S. 642 f., zitierte Literaturstelle. Von den katholischen Universitäten wurde die im J a h r e 1783 als Akademie eröffnete und alsbald mit kaiserlichen U n i versitätsprivilegien ausgestattete Universität Bonn nicht v o m Papst bestätigt; vgl. HAASS, S. 33. 640
641
103 bruch des alten Reiches (1806) kam die päpstliche „Hochschulhoheit" praktisch auch hier außer Geltung. In dieser historischen Entwicklung muß auch die eingangs genannte Bestimmung des preußischen Allgemeinen Landrechts gesehen werden. Mit § 1 I I 12 ALR wandte sich der preußische Staat in erster Linie gegen den Anspruch von Papst und Kaiser auf Bestätigung und Privilegierung von Hochschulen 646 . Nach Hubrich 6 4 7 enthält § 1 II 12 ALR „einerseits die Ausschließung der Notwendigkeit, mit Rücksicht auf das Recht der akademischen Grade ein Kaiserliches Privileg einzuholen, andererseits auch die Verneinung des selbständigen Erfordernisses irgend einer päpstlichen Konfirmation. Das Recht der akademischen Grade zu gewähren und überhaupt Universitätsprivilegien zu erteilen, stand nach der Rechtsordnung des hohenzollernschen Gesamtstaats gemäß § 7 II 13 ALR ausschließlich dem souveränen Hohenzollernkönig als ein Majestätsrecht zu 6 4 8 ". Da das preußische Recht mit § 1 II 12 ALR allein die Rechte von Papst und Kaiser hinsichtlich der Universitäten ausschließen wollte, erfaßte diese Vorschrift nur die Universität als Institution, nicht dagegen auch ihren funktionellen Bereich (sog. institutionelles Hochschulmonopol des Staates). Dies ergibt sich deutlich aus § 2 I I 12 ALR, wonach „dergleichen Anstalten nur mit Vorwissen und Genehmigung des Staats errichtet werden" sollen. Hubrich, der in seiner Studie über „Die Gründung von Universitäten nach preußischem Recht 649 " die Vorgeschichte der beiden genannten Bestimmungen des ALR und die weitere Rechtsentwicklung auf diesem Gebiet untersucht, kommt zu dem Ergebnis, daß nach § 2 II 12 ALR durchaus eine Universität von dritter, nichtstaatlicher Seite „errichtet" werden könne, freilich nur insoweit, als diese die materielle Dotierung der Hochschule übernehme 650 . Die in § 2 II 12 ALR erwähnte „Genehmigung des Staats" versteht es als „Verwaltungsverfügung" des 646
Vgl.
WENDE,
S. 2 3 ;
RÖTTGEN,
Universitätsrecht,
S. 2 6 ,
38;
THIEME,
S. 1 1 2 £.; A . A . : HONSELMANN, P r o m o t i o n s r e c h t , S. 3 3 7 f . 647 HUBRICH, G r ü n d u n g , S. 6 4 7 . 848 Zu § 7 II 13 ALR siehe unten S. 137, 139, 143. Das kaiserliche Reservat auf Privilegierung von Hochschulen mit dem Promotionsrecht blieb jedoch bis 1806 trotz dieser landesrechtlichen Ansprüche erhalten. Seitdem erteilten die Landesherren allein das Promotionsprivileg, das allerdings von nun an nur noch territoriale Wirkung hatte. Irreführend ist daher die Darstellung von THIEME, S. 115, daß das kaiserliche Reservatrecht 1806 den Landesherren zugewachsen sei. 649 Siehe oben Anm. 644. «so Vgl. HUBRICH, Gründung, S. 679 f. Im übrigen wendet HUBRICH die Grundzüge des für die staatlichen Universitäten geltenden Rechts entsprechend auf die nicht v o m Staat getragenen Hochsdiuleinrichtungen an, so daß auch hier ein weitgehender staatlicher Einfluß gewährleistet bleibt; vgl. HUBRICH, Gründung, S. 680 f.
104 Inhalts, „daß auf Grund der dargebrachten finanziellen Dotation an dem in Rede stehenden Ort eine Universität mit den Rechten einer öffentlichrechtlichen Korporation errichtet sei 6 5 1 ". Zur Zeit der Abfassung des Allgemeinen Landrechts hatte § 2 II 12 A L R im Bereich des Hochschulwesens allerdings nur theoretische Bedeutung, weil die preußischen Universitäten auch in funktioneller Hinsicht als „Veranstaltungen des Staats" galten 652 . Die neuhumanistische Reform des Bildungswesens nach der Wende zum 19. Jahrhundert bestätigte nicht nur den staatlichen Anspruch auf Hochschulhoheit, sondern erklärte auch die Sorge für die äußeren und materiellen Angelegenheiten der Universität für eine Pflicht des Staates 6 5 3 . Die Universität ist nach neuhumanistischer Anschauung eine vom Staat errichtete und ganz oder doch vorwiegend aus staatlichen Mitteln getragene Einrichtung. Darüber hinaus ist sie eine spezifisch nationale Institution, indem sie die wissenschaftliche Tradition des Volkes „verantwortlich repräsentiert 654 ". Vom Staat getragene Einrichtungen waren auch die Spezialhochschulen (technische, veterinärmedizinische, landwirtschaftliche) Hodischulen655, die zum Teil im Laufe des vorigen Jahrhunderts den Universitäten rechtlich gleichgestellt wurden. Die Frage des staatlichen Hochschulmonopols war hier ganz unproblematisch, weil allein schon wegen der erheblichen Kosten nur der Staat als Veranstalter in Betracht kam 6 5 6 . Die erste nichtstaatliche Gründung einer Universität mit staatlicher Genehmigung nach § 2 II 12 A L R erfolgte 1912 in Frankfurt/Main 6 5 7 . Nach § 3 der Satzung vom 10. Juni 19 1 4 6 5 8 ist die Universität Frankfurt eine „Veranstaltung des Staates und hat zugleich nach Maßgabe der Lan6 5 1 HUBRICH, Gründung, S. 680; vgl. auch HUBRICH, Eduard, Der Legalcharakter der preußischen Universitätsstatuten und die Notwendigkeit eines neuen Universitätsgesetzes, Greifswald 1918, S. 112 ff. (114). 652
V g l . HUBRICH, G r ü n d u n g , S . 6 7 9 ; BORNHAK, G e s c h i c h t e , S . 6 1 .
653 YGI HUMBOLDT, Wilhelm von, Uber die innere und äußere Organisation der höheren wissenschaftlichen Anstalten in Berlin, in: Wilhelm von H u m boldts Gesammelte Schriften, kritische Gesamtausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1903 ff., hier Bd. 10 (Berlin 1903), S. 250 ff. (254); PAULSEN, Bildungswesen, S. 114ff.; SPRANGER, Eduard, Staat und Universität, Vorwort zu: Über das Wesen der Universität, drei Aufsätze v. Fichte, Schleiermacher u. Steffens in den Jahren 1807—1809, hrsg. v. Eduard Spranger, Leipzig 1919, S . X X I f . 6 5 4 RÖTTGEN, Universitätsrecht, S. 29 Anm. 2; vgl. auch SPRANGER, Staat, S. XIX. 655 Ubersicht bei HOEBER, Karl, Das deutsche Universitäts- und Hochschulwesen, Kempten u. München 1912, S. 154 ff. 656
V g l . THIEME, S . 1 1 3 .
Der Frankfurter Universitätsplan gab Anlaß zu den oben Anm. 644 genannten und mehrfach zitierten Aufsatz von HUBRICH. 6 5 8 Text der Satzung in: COING, Helmut, (Hrsg.), Frankfurter Universitätsrecht, Loseblattsammlung. 657
105 desgesetze alle Rechte einer privilegierten K o r p o r a t i o n " . Die im J a h r e 1919 wiedererstandene Universität Köln, wie Frankfurt eine städtische Gründung, wird in § 3 ihrer Satzung vom 12. Juni 1919 65 ® ausdrücklich als „Veranstaltung des Staates" bezeichnet. Ähnlich verhält sich § 3 des Vertrages zwischen dem preußischen Staat und der Stadt K ö l n vom 27.129. Mai 1 9 1 9 6 6 0 ; danach soll die „Universität . . . eine Veranstaltung des Staates im Sinne der §§ 1, 2, 67 ff. I I 12 des Allgemeinen Landrechts sein 6 6 1 ". Auch die neuere hochschulrechtliche Literatur 6 6 2 legt §§ 1, 2 I I 12 A L R im Sinne eines institutionellen staatlichen Hochschulmonopols aus. Private Organisationen, „die sich die gleiche Aufgabe setzen wie die staatlichen Universitäten sind . . . durchaus zulässig 6 6 3 " und bedürfen solange keiner „Genehmigung" nach § 2 I I 12 A L R , wie sie nicht den „öffentlichen R a n g " 6 6 4 einer „Universität" oder „wissenschaftlichen Hochschule" beanspruchen 6 6 5 . Ohne zu verkennen, daß verfassungsrechtliche begründbare Tendenzen bestehen, die staatliche Hochschulhoheit zu beseitigen 6 6 8 , soll auch hier von dem Grundsatz ausgegangen werden, daß das institutionelle staatliche Hochschulmonopol auch heute noch fortgilt 6 6 7 . Die verfassungs- und hoch950 Satzung der Universität zu Köln vom 12. Juni 1919, der Universität Köln verliehen durch Beschluß der preußischen Staatsregierung vom 27. Mai 1919. Eine maschinenschriftlidie Fassung der Satzung befindet sich bei den Akten der Universitätsverwaltung in Köln. 660 Eine maschinenschriftliche Fassung des Vertrages befindet sich bei den Akten der Universitätsverwaltung in Köln. 661 Vgl. neuerdings auch den Vertrag zwischen dem Land NordrheinWestfalen und der Stadt Köln vom 24. Oktober 1960 (ABl. KuMinNRW 1960 Nr. 12), § 1. 682 Vgl. WENDE, S. 15: „Die Anstalt wird durch solche (sc. von dritter Seite erfolgte) ,Stiftung' allein nicht zur Hochschule. Sie erwirbt Rechtspersönlichkeit nicht durch den Willen der .Stifter', sondern allein aus dem Willen des Staats, als gesetzliche Folge der Begründung durch den Staat; nur diese Begründung erschafft die Hochschule" (Hervorhebung vom Verf.); vgl. auch RÖTTGEN, Universitätsrecht, S. 26; THIEME, S. 112. Über die Ausdehnung des staatlichen Hochschulmonopols auf alle Arten wissenschaftlicher Hoch-
schulen vgl. RÖTTGEN, U n i v e r s i t ä t s r e c h t , S. 3 1 ; THIEME, S. 113. «63 KÖTTGEN, U n i v e r s i t ä t s r e c h t , S. 2 6 . 664
THIEME, S . 1 1 2 .
Nach THIEME, S. 113, betätigt der Staat sein Hochschulmonopol dadurch, daß er sich bei den Hochschulen mit nichtstaatlicher Trägerschaft durch die Verleihung der Verfassung, durch die Erteilung des Promotionsrechts, zumeist auch durch die Ernennung der Professoren ein Einwirkungsrecht vorbehält. Vgl. auch HUBRICH, Gründung, S. 680 f. 665
888
V g l . JUNKER, E r r i c h t u n g , S. 1 5 0 ; HILLING, E r r i c h t u n g , S. 2 6 0 f f . ; SÜSTER-
HENN, Gutachten, S. 13f., 17ff.; ders., Stellung, S. 181, 185f. 867 Vgl. auch HILLING, Errichtung, S. 259; RÖTTGEN, Arnold, Das Grundrecht der deutschen Universität, Göttingen 1959, S. 7.
106 schulrechtliche Entwicklung nach 1945 ist noch zu jung, um eine definitive Auflösung des Hochschulmonopols zu erweisen. Es bleibt jedoch zu fragen, ob Durchbrechungen des staatlichen Hochschulmonopols zugunsten kirchlicher Bildungsanstalten erfolgt sind. bb) Von einer solchen Durchbrechung ist bis 1945 nichts zu erkennen. Freilich möchte Bornhak 6 6 8 die Zulassung der bischöflichen Seminare als staatliche „Genehmigung" nach § 2 II 12 ALR verstehen, und Thieme 669 vertritt sogar — allerdings ohne Begründung — die Ansicht, daß das staatliche Hochschulmonopol zugunsten der Priesterbildungsanstalten stets durchbrochen gewesen sei. Dem widerspricht aber offenkundig die Tatsache, daß der Staat — vor allem im 19. Jahrhundert — die kirchlichen Bildungsstätten nur insoweit duldete, als es „die absolute Notwendigkeit erforderte 6 7 0 ". Symptomatisch d a f ü r ist die erwähnte Stellungnahme des preußischen Staates zum Antrag der philosophisch-theologischen Lehranstalt in Paderborn auf Wiederverleihung des Promotionsrechts im Jahre 1917 671 . Noch deutlicher spricht die Auffassung der preußischen Verwaltung aus einer k n a p p fünfzig Jahre früher liegenden Erklärung: 1869 beantragte der Erzbischof von Köln die „Genehmigung" f ü r eine freie katholische Universität in Preußen 6 7 2 . Am 26. Dezember 1869 lehnte das Staatsministerium den Antrag ab, u. a. weil die „unbedingte Unterordnung der gesammten Wissenschaft unter das Dogma einer Kirche . . . mit der Aufgabe Preußischer Universitäten unvereinbar" sei673. Im übrigen werden die kirchlichen Studienanstalten weder in den Hochschulverzeichnissen 674 noch im überwiegenden Teil der sonstigen Hochschulliteratur 675 668 Vgl. BORNHAK, Conrad, Preußisches Staatsrecht, l . A u f l . , 3 Bde., Freiburg/Br. 1888/93, hier Bd. 3, S. 695. 669
THIEME, S. 1 1 8 ; i h m f o l g e n d SÜSTERHENN, G u t a c h t e n , S . 1 6 .
670
HONSELMANN, P r o m o t i o n s r e c h t , S. 3 3 9 A n m . 5 6 .
671
Siehe oben S. 35. Siehe oben S. 55. 673 „Erwiederung des Preuß. Staatsministeriums auf eine Eingabe des Erzbischofs Paul Melchers v o n Köln" v. 26. D e z e m b e r 1869, in: Actenstücke betr. die Fuldaer Bischofs-Conferenzen 1867—1888, Köln 1889, S. 25 f. 674 D e r Deutsche Universitätskalender (1876 ff.) und seine Nachfolger (Kalender der deutschen Universitäten und Hochschulen 1927/28 ff., Kalender der Reichsdeutschen Universitäten und Hochschulen 1935/36, Deutsches H o c h schulverzeichnis 1937/38 ff.) verzeichnen keine kirchlichen Hochschulen. D a gegen n e n n t Schröder's Allgemeiner Deutscher Hochschulführer z u m WS 1928/29 die kirchlichen P h T h H Eichstätt, Frankfurt und Paderborn. 675 MOHL, R o b e r t v o n , Die Polizeiwissenschaft nach den Grundsätzen des Rechtsstaates, 3 Bde., Tübingen 1832/34, nennt in seinen Ausführungen über private Hochschulen (Bd. 1, S. 475 A n m . 2) die kirchlichen Anstalten in Deutschland nicht. LEXIS, W., Das Unterrichtswesen im Deutschen Reich, Bd. 1, Berlin 1904, erwähnt die kirchlichen Einrichtungen zusammen mit den Staat672
107 des vorigen und frühen 20. Jahrhunderts erwähnt. Dies dürfte als ein sicheres Indiz d a f ü r zu werten sein, daß man die bischöflichen philosophisch-theologischen Ausbildungsstätten rechtlich nicht mit den staatlichen Universitäten und Hochschulen gleichstellte. Auch aus dem seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts verfassungsrechtlich anerkannten Selbstverwaltungsrecht der Kirche und aus den K o n k o r d a t e n ist eine kirchliche Hochschulfähigkeit nicht abzuleiten 6 7 6 . Nach Röttgen 6 7 7 , der die A u f f a s s u n g am Ende der Weimarer Zeit (1933) wiedergibt, liegt das Hochschulwesen „außerhalb des Bereichs derjenigen Angelegenheiten, die der Staat unter Verzicht auf jede eigene Initiative den Religionsgesellschaften überlassen h a t " . D i e bischöflichen Seminare bezeichnet er „trotz ihres durchaus hochschulmäßigen Zuschnitts" als Stätten „der privaten Wissenschaftspflege", d a ihnen die f ü r die Universitäten eigentümliche „öffentliche A u t o r i t ä t " fehle 6 7 8 . Sowohl das Selbstverwaltungsrecht als auch die K o n k o r d a t e gewährleisten in erster Linie das Recht der Kirche auf selbständige Ausbildung des K l e r u s ; daneben wird durch die konkordatären Bestimmungen die funktionelle Angleichung der bischöflichen Lehranstalten an die Universitätsfakultäten sichergestellt. Soweit die Vorbildung für das geistliche A m t in Betracht kommt, machen die K o n k o r d a t e keinen Unterschied zwischen den staatlichen, bischöflichen und päpstlichen Studienanstalten 6 7 9 . Gegen eine institutionelle Gleichstellung der kirchlichen Ausbildungsstätten mit den staatlichen Fakultäten durch die K o n k o r d a t e spricht vor allem, daß die K o n k o r d a t e in bezug auf das geistliche Bildungswesen vornehmlich nicht weitergehendes Recht geschaffen, sondern den überkommenen Rechtszustand vertragsrechtlich sanktioniert haben 6 8 0 . Im übrigen ist k a u m anzunehmen, daß der staatliche Konkordatspartner der Kirche ein Recht auf Errichtung wissenschaftlicher Hochschulen zugestehen wollte, während die Gleichstellung der bayerischen staatlichen P h T h H mit den Universilichen L y z e e n in d e m Abschnitt „ S o n s t i g e öffentliche akademische A n s t a l t e n " (S. 613 f.). Keine E r w ä h n u n g finden die kirchlichen S t u d i e n a n s t a l t e n beiHoEBER. 076
A . A . : THIEME, S. 1 1 8 , 1 2 3 ; SÜSTEP.HENN, G u t a c h t e n , S. 2 ; M I K A T , S. 2 1 3 ;
TENBÖRG, W o l f g a n g , Kirchliches P r o m o t i o n s r e c h t u n d kirchliche akademische G r a d e in der staatlichen R e c h t s o r d n u n g , jur. Diss. München 1962, S. 29 f. Diese A u t o r e n legen die k o n k o r d a t s r e c h t l i c h e n B e s t i m m u n g e n über das kirchliche A u s b i l d u n g s w e s e n i m Sinne einer sog. kirchlichen H o d i s c h u l f ä h i g k e i t aus. 6 7 7 RÖTTGEN, Universitätsrecht, S. 30. 6 7 8 I m E r g e b n i s ü b e r e i n s t i m m e n d m i t LANDE, Walter, D i e Schule in der R e i c h s v e r f a s s u n g , Berlin 1929, S. 91 A n m . 2 5 5 : „ . . . d a u m die G r e n z e n u n d M o d a l i t ä t e n der Zulassung p r i v a t e r Schulen in W e i m a r lebhaft gestritten w o r d e n ist, w i r d m a n , w e n n m a n die Schulartikel als einheitliches G a n z e s b e t r a c h t e t . . . , p r i v a t e Hochschulen als durch die V e r f a s s u n g ausgeschlossen ansehen m ü s s e n . " Es fällt auch auf, daß REMME, K a r l , D i e Hochschulen Deutschlands, Berlin 1926, die kirchlichen S t u d i e n a n s t a l t e n nicht e r w ä h n t . 6 7 9 Siehe o b e n S. 64, 66 f., 7 0 ; vgl. auch A r t . 14 A b s . 2 Ziff. 1 c R K . 6 8 0 Siehe o b e n S. 62.
108 täten noch nicht vollzogen war. Nur am Rande sei vermerkt, daß weder das preußische Konkordat noch das Reichskonkordat in den Artikeln, die sich mit der Errichtung kirchlicher Studienanstalten befassen, den Ausdrude „Hochschule" verwenden 681 . Das preußische Konkordat spricht von „Seminaren" (Art. 12 Abs. 2) und das Reichskonkordat von „philosophischen und theologischen Lehranstalten" (Art. 20) 6 8 2 . Die Verwendung des Ausdrucks „bischöfliche Hochschule" in Art. 13 § 1 Buchst, c B a y K dürfte darauf zurückzuführen sein, daß im Jahre des Konkordatsabschlusses (1924) das bischöfliche Lyzeum in Eichstätt entsprechend der Regelung für die staatlichen PhThH in „Bischöfliche Philosophisch-Theologische Hochschule" umbenannt wurde 683 . Weber 684 meint, die katholische Kirche habe den Anspruch des Staates auf Hochschulhoheit zunächst stillschweigend geduldet und zuletzt in den Konkordaten ausdrücklich anerkannt. Diese Ansicht findet in der Geschichte des deutschen theologischen Studienwesens keine Stütze. Zwar konnte der Staat „mit seinen stärkeren Machtmitteln seine Auffassung dahin durchsetzen, daß er als vollberechtigte, zur Erteilung der akademischen Grade befähigte Theologische Hochschulen nur die staatlichen Universitätsfakultäten zuließ 6 8 5 "; aber gerade dies konnte die Kirche um so weniger veranlassen, ihren Anspruch auf eigene Universitäten und Hochschulen aufzugeben. Auch aus den das Hochschulwesen betreffenden Bestimmungen der Konkordate ist eine kirchliche Anerkennung des staatlichen Hochschulmonopols nicht zu entnehmen. Selbst wenn man annimmt, daß die konkordatsrechtliche Anerkennung einer theologischen Fakultät für die Kirche die Verpflichtung einschließt, in demselben Sprengel keine kirchliche Anstalt mit gleichem Bildungsziel zu errichten 686 , so wird dadurch der allgemeine Anspruch der Kirche auf eigene Universitäten und Hochschulen nicht berührt 687 . Eine grundlegende Änderung in bezug auf die Rechtsstellung kirchlicher wissenschaftlicher Studienanstalten trat erst nach 1945 ein 688 . Die Verfassungen von Bayern (Art. 150 Abs. 1), Rheinland-Pfalz (Art. 42), 6 8 1 Vgl. dazu einerseits WEBER, Status, S. 311; andererseits THIEME, S. 119 Anm. 30; SÜSTERHENN, Gutachten, S. 2 f . ; ders., Stellung, S. 184f. 6 8 2 In den italienischen Konkordatstexten sind die deutschsprachigen Termini lediglich übersetzt; z . B . Hochschule — alta scuola (Art. 13 § 1 B a y K ; Art. VII BadK). 883 Siehe oben S. 62. 684
WEBER, R e c h t s f r a g e n , S. 3 5 1 .
685
JUNKER, E r r i c h t u n g , S. 147.
686
Siehe unten S. 113 f.
V g l . HONSELMANN, P r o m o t i o n s r e c h t , S. 3 3 2 A n m . 3 5 . «88 V g l . z u m f o l g e n d e n WEBER, S t a t u s , S. 317FF.; SCHMIDT,
687
S. 106
ff.
Rechtsstatus,
109 Saarland (Art. 36) und Nordrhein-Westfalen (Art. 16 Abs. 2) 6 8 9 gewährleisten erstmalig den Kirchen das Recht, eigene „Hochschulen" zur Ausbildung der Geistlichen zu errichten und zu unterhalten (sog. kirchliche Hochschulfähigkeit). Die Durchbrechung des staatlichen Hochschulmonopols kommt am deutlichsten in Art. 138 Abs. 1 der bayerischen Verfassung zum Ausdruck: „Die Errichtung und Verwaltung der Hochschulen ist Sache des Staates. Eine Ausnahme bilden die kirchlichen Hochschulen (Art. 150 Abs. 1). Weitere Ausnahmen bedürfen staatlicher Genehmigung." Nach Art. 60 Abs. 3 der hessischen Verfassung werden „die kirchlichen theologischen Bildungsanstalten . . . anerkannt". Hier könnten sich Bedenken gegen die Gewährung einer kirchlichen Hochschulfähigkeit ergeben, weil Art. 60 Abs. 1 der hessischen Verfassung ausdrücklich von „Universitäten" und „staatlichen Hochschulen" spricht. Die Literatur 0 9 0 stellt jedoch Art. 60 Abs. 3 inhaltlich mit den vorher genannten Bestimmungen der Verfassungen von Bayern, Rheinland-Pfalz, Saarland und NordrheinWestfalen gleich. Von den übrigen Landesverfassungen enthält nur die Verfassung von Bremen 691 einen Hinweis auf eine Durchbrechung der staatlichen Hochschulhoheit, indem Art. 34 die Hochschulen als „in der Regel staatlich" bezeichnet; danach können auch nichtstaatliche Institutionen wie die Kirchen 692 Hochschulen errichten. Für diejenigen Länder, die das kirchliche Hochschulwesen in ihren Verfassungen nicht erwähnen, möchte Schmidt 693 die kirchliche Hochschulfähigkeit aus dem verfassungsrechtlich gewährleisteten Selbstverwaltungsrecht der Kirche (Art. 140 GG/137 Abs. 3 WRV) ableiten. Für BadenWürttemberg steht dem jedoch Art. 9 der Verfassung entgegen, wonach die Kirchen berechtigt sind, „für die Ausbildung der Geistlichen Konvikte und Seminare zu errichten und zu führen". Dabei ist zunächst auffällig, daß die erst im Jahre 1953 entstandene Verfassung den Ausdruck „Hochschule" vermeidet und sich terminologisch an die Wendungen des für den Landesteil Baden geltenden Konkordats hält 6 9 4 . Art. I X B a d K gestattet 6 8 9 Die Verfassung von Nordrhein-Westfalen (Art. 16 Abs. 2) spricht zwar nicht von „Hochschulen", sondern von „Anstalten mit Hochschulcharakter", jedoch ist hierin kein sachlicher Unterschied gegenüber den erwähnten Bestimmungen der anderen Verfassungen zu sehen.
«so VGL. W E B E R , S t a t u s , S . 3 1 8 ; THIEME, S . 1 1 8 A n m . 2 6 ; SCHMIDT,
Rechts-
s t a t u s , S. 1 0 8 ; MIKAT, S. 2 1 3 A n m . 4 3 2 . ZINN, A u g u s t , STEIN, E r w i n , D i e
Ver-
fassung des Landes Hessen, H o m b u r g v. d. H . u. Berlin 1954, Anm. 6 zu Art. 60, äußern sich nicht zu dieser Frage, fügen nur dem im Gesetz gebrauchten Ausdruck in Klammern die Definition „Phil.-Theol. Hochschulen" bei. 6 9 1 Landesverfassung der Freien Hansestadt Bremen v. 21. Oktober 1947 (GBl S. 251). 6 9 2 Vgl. SPITTA, Theodor, Kommentar zur Bremischen Verfassung von 1947, Bremen 1960, Anm. zu Art. 34. 6 9 3 Vgl. SCHMIDT, Rechtsstatus, S. 108 f. (für H a m b u r g u. Berlin). 484
V g l . THIEME, S . 1 2 0 .
110 dem Erzbischof v o n Freiburg die U n t e r h a l t u n g u n d Leitung v o n „ K o n v i k t e n " u n d eines „ P r i e s t e r s e m i n a r s " . Wie bereits a u s g e f ü h r t w u r d e 6 9 5 , ist hieraus kein Recht der Kirche auf eigene theologisch-wissenschaftliche Bildungsanstalten zu entnehmen. I m Landesteil Württemberg ist die A u s bildung der T h e o l o g e n an der staatlichen F a k u l t ä t in T ü b i n g e n z w a r nicht konkordatsrechtlich, w o h l aber traditionell u n d durch andere V e r einbarungen festgelegt 6 9 6 . Weder die V e r f a s s u n g v o n B a d e n - W ü r t t e m b e r g noch ihre Entstehungsgeschichte bieten A n h a l t s p u n k t e d a f ü r , d a ß der Verfassungsgesetzgeber über den bisherigen, der Kirche in der T h e o l o g e n ausbildung gewährleisteten Bereich hinausgehen w o l l t e ; dies u m s o weniger, als die g e g e n w ä r t i g e Rechtsstellung der Kirche zu den theologischen F a k u l täten in Freiburg u n d T ü b i n g e n keinen A n l a ß zu einem Bruch mit der T r a d i t i o n einer staatlichen T h e o l o g e n a u s b i l d u n g gibt. M i t Recht weist daher die K o m m e n t i e r u n g 6 9 7 d a r a u f hin, d a ß A r t . 9 der V e r f a s s u n g „ d e n schon bisher bestehenden rechtlichen und tatsächlichen Z u s t a n d " bestätige. Eine kirchliche Hochschulfähigkeit ist daher aus der V e r f a s s u n g v o n B a d e n - W ü r t t e m b e r g nicht herzuleiten 6 9 8 . Für den Landesteil B a d e n sieht Süsterhenn 6 9 9 in der d o r t geltenden Privatschulgesetzgebung eine rechtliche A n e r k e n n u n g der kirchlichen Hochschulfähigkeit. N a c h § 4 Z i f f . 4 des badischen Gesetzes über d a s Privatschulwesen u n d den Privatunterricht (Privatschulgesetz) v o m 14. N o v e m b e r 19 5 0 7 0 0 bedürfen Privatschulen der G e n e h m i g u n g der staatlichen Aufsichtsbehörde, wenn sie „ d i e Ziele v o n Hochschulen v e r f o l g e n " . Eine ähnliche R e g e l u n g enthielt das badische Schulgesetz v o m 7. J u l i 19 1 0 7 0 1 (§ 133 A b s . 1 Ziff. 4). Dieses letztgenannte Gesetz g a l t sicher nicht f ü r kirchliche Priesterausbildungsstätten, denn § 137 bestimmte ausdrücklich, d a ß „kirchlichen K o r p o r a t i o n e n u n d S t i f tungen . . . die Errichtung v o n Lehr- u n d Erziehungsanstalten nur a u f G r u n d eines besonderen Gesetzes gestattet" w a r . Wie bereits e r w ä h n t 7 0 2 , erlaubte ein badisches G e s e t z v o m 4. J u l i 1918 den Kirchen nur die U n t e r haltung v o n K o n v i k t e n u n d Anstalten zur theologisch-praktischen V o r bildung der Geistlichen. Auch die A n w e n d u n g des badischen Privatschulgesetzes v o n 1950 a u f kirchliche Studienanstalten ist angesichts der traditionell begründeten u n d k o n k o r d a t ä r vereinbarten A u s b i l d u n g der 605 698 607
Siehe oben S. 70 f. Siehe oben S. 53 f., 73. V g l . SPRENG, R u d o l f , BIRN, Willi, FEUCHTE, P a u l , D i e V e r f a s s u n g des
Landes Baden-Württemberg, Stuttgart u. Köln 1954, Anm. zu Art. 9. 698
V g l . a u c h THIEME, S . 1 2 0 ; A . A . : SCHMIDT, R e c h t s s t a t u s , S. 1 0 8 A n m . 1.
699
V g l . SÜSTERHENN, S t e l l u n g , S. 1 8 3 .
700 GVB1. 1951, S. 15; dieses Gesetz gilt jetzt noch in Südbaden, vgl. SÜSTERHENN, S t e l l u n g , S. 183. 701
GVB1. S. 386; dieses Gesetz gilt jetzt noch in Nordbaden, vgl. SÜSTER-
HENN, S t e l l u n g , S. 183. 708
Siehe oben S. 53.
111 Theologen an der staatlichen Fakultät in Freiburg bedenklich. Abgesehen davon ist aus dem Privatschulgesetz nicht zu entnehmen, daß diesen privaten Einrichtungen der Status von „wissenschaftlichen Hochschulen" zukommt. § 4 Ziff. 4 besagt nur soviel, daß von privater Seite mit staatlicher Genehmigung Einrichtungen ins Leben gerufen werden können, „die die Ziele von Hochschulen verfolgen", d. h. in ihrer Aufgabenstellung den staatlichen wissenschaftlichen Hochschulen entsprechen. D a ß dies keineswegs die hochschulrechtliche Anerkennung und Gleichstellung mit den bestehenden wissenschaftlichen Hochschulen notwendig einschließt, zeigt besonders die Geschichte der staatlichen P h T h H (Lyzeen) in Bayern, die in ihrer Aufgabenstellung stets den staatlichen theologischen Fakultäten entsprachen, rangmäßig aber unter den Universitäten und den anderen wissenschaftlichen Hochschulen standen. Hinsichtlich der übrigen Länder (Berlin, Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein) ist zu bedenken, daß die erwähnten Verfassungen der Länder Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und des Saarlandes die kirchliche Hochschulfähigkeit neben dem allgemeinen Selbstverwaltungsrecht der Kirchen verfassungsrechtlich garantiert haben. Darin kommt zum Ausdruck, daß das Recht der Kirchen zur Errichtung wissenschaftlicher Hochschulen nach Ansicht der Verfassungsgesetzgeber nicht ohne weiteres zum Bereich des Selbstverwaltungsrechts gehört 703 . Die Ableitung der kirchlichen Hochschulfähigkeit aus dem Selbstverwaltungsrecht (Art. 140 GG/137 Abs. 3 WRV) vermag daher nicht zu überzeugen. Indessen kann allein aus verfassungsrechtlicher Sicht das Problem der kirchlichen Hochschulfähigkeit nicht gelöst werden. Thieme 704 hat auf die „Selbstverständlichkeit" hingewiesen, „mit der einerseits die Kirchen ihre Hochschulen gründen und andererseits der Staat diese Hochschulen duldet und anerkennt". Schon dieser Vorgang mache es schwer, hier etwas zu sehen, das der Rechtfertigung entbehre. Ein Beispiel d a f ü r bieten die evangelischen Kirchlichen Hochschulen 705 , die größtenteils erst nach 1945 zur Entfaltung gelangt sind. Diese Hochschulen finden sich nicht nur in Ländern, die in ihrem Verfassungsrecht das staatliche Hochschulmonopol zugunsten der kirchlichen Hochschulfähigkeit ausdrücklich durchbrochen 703
SÜSTERHENN,
Adolf,
SCHAFER,
Hans,
Kommentar
der
Verfassung
für
Rheinland-Pfalz, Koblenz 1950, A n m . 2 zu Art. 42, sprechen v o n einer „Ausgestaltung des in Art. 41 II S. 2 gewährleisteten Selbstbestimmungsrechts". 704 THIEME, S. 123, besonders im Hinblick auf die evangelischen Kirchlichen Hochschulen. 705 Es handelt sich u m die Hochschulen in Berlin-Dahlem, Bethel, N e u e n dettelsau-Heilsbronn und Wuppertal-Barmen. Eine Kirchliche Hochschule in H a m b u r g ist inzwischen als theologische Fakultät in der Universität H a m burg aufgegangen. Vgl. WEBER, Status, S. 3 1 9 f f . ; ders., Rechtsfragen, S. 347ff., THIEME, S . 1 2 1 f f . ; SCHMIDT, R e c h t s s t a t u s ,
passim.
112 haben, sondern auch in Hamburg und Berlin. Unabhängig von der verfassungsrechtlichen Garantie der kirchlichen Hochschulfähigkeit ist jedenfalls festzuhalten, daß die Länder der Entwicklung eines eigenständigen kirchlichen Hochschulwesens nach Kriegsende nicht unter Berufung auf das staatliche Hochschulmonopol entgegengetreten sind. Der kirchlichen Hochschulfähigkeit sind Schranken gesetzt. Zunächst hat der Staat ein berechtigtes Interesse auf Mitwirkung, wenn eine kirchliche Hochschule Bezeichnungen für sich in Anspruch nehmen will, die bislang nur bei den staatlichen Hochschulen geläufig waren (z. B. Fakultät, Dekan). Dies mag in bezug auf die katholische Kirche, die auf eine bei weitem längere Hochschultradition als der Staat zurückblicken kann, befremdlich erscheinen. Es ist jedoch zu berücksichtigen, daß die Verfassungen den „Kirchen und Religionsgemeinschaften" die Hochschulfähigkeit zuerkennen und somit auch kleine religiöse Gruppen wissenschaftliche Hochschulen errichten dürfen 708 . Hier verbietet es der „ordre public", „daß sich irgendein beliebiges Lehrunternehmen in der Öffentlichkeit ohne weiteres als ,Fakultät' bezeichnet 707 ". Hinsichtlich des Hörerkreises sind die kirchlichen Hochschulen auf Studierende der Theologie und der theologischen Grenzbereiche beschränkt, da die Verfassungen lediglich Hochschulen „zur Ausbildung der Geistlichen" vorsehen 708 , hierunter dürften allerdings auch sog. Laientheologen zu fassen sein, die nicht das Priesteramt anstreben. Ein Recht zur Gründung katholischer Universitäten wird durch die verfassungsrechtlich gewährleistete kirchliche Hochschulfähigkeit nicht gedeckt und ist nur auf Grund besonderer Bestimmungen über private Hochschulen zulässig 709 . Aus konkordatsrechtlicher Sicht fällt auf, daß die Verfassungen kirchliche Hochschuleinrichtungen auch dort zulassen, wo eine konkordatsrechtlich gewährleistete staatliche theologische Fakultät besteht, und ferner auch in denjenigen Bistümern, für die konkordatär weder eine staatliche noch eine kirchliche wissenschaftliche Studienanstalt vorgesehen ist 710 . Es 706 YGJ LEHMANN, Jürgen, Die kleinen Religionsgesellschaften des öffentlichen Rechts im heutigen Staatskirchenrecht, Oldenstadt 1959, S. 118. 707
SÜSTERHENN, G u t a c h t e n , S . 8 .
Vgl. SÜSTERHENN, Stellung, S. 182. Die Ansicht von WEBER (Staatskirchenrecht, Bd. 2, S. 32 Anm. 1; Rechtsfragen, S. 347), daß die kirchlichen Studienanstalten auf den Diözesanklerus beschränkt seien, ist unzutreffend. Weber übersieht, daß § 6 Abs. 2 des preußischen Gesetzes v. 11. Mai 1873, der eine solche Einschränkung vorsah, bereits durch Art. 1 § 2 des Gesetzes v. 29. April 1887 aufgehoben worden ist. Siehe oben S. 33. 7 0 8 z . B . A r t . 3 0 Abs. 1 S. 1 der Verfassung f ü r Rheinland-Pfalz: vgl. SÜSTERHENN, Gutachten, S. 19; ders., Stellung, S. 183 ff. 7 1 0 So ist nach dem preußischen Konkordat v. 14. Juni 1929 u. a. für die Diözesen Aachen und Berlin keine staatliche oder kirchliche theologisch-wissenschaftliche Studienanstalt vereinbart. Siehe oben S. 67. 708
113 liegt somit der außergewöhnliche Fall vor, daß die Verfassungen mehr gewähren, als in den Konkordaten vereinbart ist711. Der kirchenpolitische Grund für diese Diskrepanz von Konkordatsrecht und Verfassungsrecht ist im gegenwärtigen Verhältnis von Staat und Kirche zu suchen. Während die Konkordate von einer „Aufteilung der Angelegenheiten in staatliche und kirchliche712" ausgingen, macht die Kirche heute unter dem Schutz der Verfassungen einen Anspruch auf Mitgestaltung des gesamten öffentlichen Lebens geltend 713 . Dieser Umstand droht, wie Peters 714 bemerkt, „die Entwicklung des Konkordatsrechts in der Neuzeit aus den Angeln zu heben". Weber 715 warnt davor, durch verfassungsrechtlich begründete „Änderungsund Durchbrechungsakte . . . den Respekt vor der verbindenden Kraft der Konkordate und Kirchenverträge" zu gefährden. Er sieht in den Konkordaten einen „Gleicligewichtszusammenhang" zwischen der „Garantie der staatlichen Fakultäten und Hochschulen, (der) Einräumung begrenzter kirchlicher Mitwirkungsrechte an diesen Hochschulen und (der) finanziellen Dotation an die Kirchen auf der einen Seite, (der) Ausbildung der Geistlichen an den staatlichen Hochschuleinrichtungen (mit genau bezeichneten Ausnahmen für bestimmte Diözesen ohne Staatsfakultät) und (dem entsprechenden) Verzicht auf konkurrierende kirchliche Hochschuleinrichtungen auf der anderen Seite". Nehme man aus diesem zusammenhängenden Gefüge das weg, was die Kirche konzedierte, dann entziehe man auch den korrespondierenden staatlichen Gewährungen den Boden. Diese Gefahren werden kirchlicherseits nicht verkannt 716 . Sicher entspricht es vertraglicher Loyalität, daß die Kirche in den Diözesen mit staatlichen theologischen Fakultäten und Hochschulen jedenfalls solange keine kirchlichen Einrichtungen mit gleichem Bildungsziel eröffnet, wie die staatlichen Anstalten den konkordatären Erfordernissen genügen717. Dabei darf daran erinnert werden, daß die Erhaltung der Fakultäten nach 1919 und ihre verfassungsrechtliche und konkordatäre Garantie nicht nur aus allgemein wissenschaftlichen Gründen erfolgte, sondern vor allem dem Wunsch der Kirche entsprach718. Wenn die Kirche jetzt 711 A. A.: THIEME, S. 121. Danach sind die verfassungsrechtlichen Gewährleistungen nur im Rahmen der Konkordate zu interpretieren. Abgesehen v o n Baden-Württemberg, das in Art. 9 seiner Verfassung fast wörtlich auf Art. IX BadK Bezug nimmt (Siehe oben S. 109 f.), ist eine solche Einschränkung in den Verfassungen nidit zu erkennen. 712 PETERS, Gegenwartslage, S. 183. 713 VGL PETERS, Gegenwartslage, S. 184 ff. 714 PETERS, Gegenwartslage, S. 184. 715 WEBER, Status, S. 323; vgl. auch THIEME, S. 117. 716 Vgl. HILLING, Errichtung, S. 260; JUNKER, Errichtung, S. 149, dem sich die P h T h H Paderborn anschließt (vgl. Theologie und Glauben 42 [1952], S. 70);
W E H R , S. 1 3 8 . 717 718
8
Vgl. auch KERN, S. 136. Siehe oben S. 59 f., 62. B a 1 d u s , Hochsdiulen
114 durch Gründungen kirchlicher Hochschulen den theologischen Fakultäten die H ö r e r entzöge 719 , würde dies einem „Venire contra factum proprium" gleichkommen, zumal die Kirche in Art. 11 der Apostolischen Konstitution Deus Scientiarum Dominus vom 24. Mai 1931 die staatlichen Fakultäten auch als kirchliche Einrichtungen anerkannt hat 7 2 0 7 2 1 . Eine Änderung der gegenwärtigen Verhältnisse ist jedoch kaum zu erwarten, da die Bischöfe nach der Konkordatslage auf die staatlichen theologischen Fakultäten in den wesentlichen Angelegenheiten keinen geringeren Einfluß haben als auf ihre eigenen theologischen Bildungsanstalten. Dagegen wäre es unbedenklich, wenn die Kirche in den Bistümern, f ü r die das preußische Konkordat keine bischöflichen Seminare vorsieht 722 , auf Grund der verfassungsrechtlich anerkannten kirchlichen Hochschulfähigkeit eigene wissenschaftliche Hochschulen errichtete 723 . H i e r f ü r kommen heute nur noch die Diözesen Aachen und Berlin in Betracht 724 . Freilich würden diese kirchlichen Anstalten nicht konkordatären, sondern allenfalls verfassungsrechtlichen Schutz genießen. Süsterhenn-Schäfer 725 weisen im übrigen darauf hin, daß „nicht jeder Kandidat eines geistlichen Amtes, der eine .. . (verfassungsrechtlich gewährleistete kirchliche Hochschule) . . . absolviert h a t , . . . allein schon deswegen alle kirchlichen Ämter bekleiden" dürfe. Hierzu sei „die Erfüllung der in den einschlägigen Konkordatsbestimmungen vorgesehenen besonderen Voraussetzungen erforderlich". Nach Art. 9 Abs. 1 Buchst, c P r K ist „ein mindestens dreijähriges philosophisch-theologisches Studium an einer deutschen staatlichen Hochschule oder an einem der gemäß Art. 12 hierfür bestimmten bischöflichen Seminare oder an einer päpstlichen Hochschule in Rom" zurückzulegen. „Bei kirchlichem und staatlichem Einverständnis kann (von diesem Erfordernis) abgesehen werden . . . " (Art. 9 Abs. 2 PrK). Solange ein solches Einverständnis hinsichtlich einer allein auf verfassungsrechtlicher Basis bestehenden kirchlichen Hochschule im Geltungsbereich 71S
V g l . PETERS, G e g e n w a r t s l a g e , S. 192.
720
Siehe oben S. 74. Der Bischof zu Mainz hat gemäß Ziff. 1 u. 9 der Vereinbarung mit dem Oberregierungspräsidenten von Hessen-Pfalz v. 15./17. April 1946 (siehe oben S. 87 f.) auf das Recht zur Errichtung einer kirchlichen Hochschule nach Art. 42 der Landesverfassung verzichtet, solange die katholisch-theologische Fakultät der Universität deren Aufgabe wahrnimmt; vgl. auch MAY, Entstehung, S. 65; ders., Verhältnis, S. 194 f. 722 Siehe oben S. 67. 721
723
V g l . SÜSTERHENN, S t e l l u n g , S. 182.
724
In Westberlin besteht zwar kein verfassungsmäßiges Recht der Kirdie auf Errichtung eigener Hochschulen. Für die öffentlich-rechtliche Legitimation einer katholischen PhThH in Westberlin dürfte jedoch sprechen, daß dort bereits mit staatlicher Billigung eine evangelische Kirchliche Hochschule besteht. Wegen der Rechtslage der PhThH Königstein siehe unten S. 115 f. 725
S Ü S T E R H E N N — SCHÄFER, A n m . 2 z u A r t . 4 2 .
115 des preußischen Konkordats nicht vorliegt, können an dieser Studienanstalt nur drei der in c. 1365 C o d J C vorgesehenen sechs Studienjahre 728 zugebracht werden. Für die verbleibenden drei Jahre müssen die Studierenden eine der in Art. 9 Abs. 1 Buchst, c P r K genannten Hochschulen beziehen 727 . Für den Geltungsbereich der übrigen deutschen Konkordate besteht eine solche Einschränkung nicht. Hier wird das Studium an jeder „deutschen bischöflichen (kirchlichen) Hochschule" (Art. 13 § 1 Buchst, c B a y K ; Art. V I I Abs. 1 B a d K ) bzw. „deutschen kirchlichen akademischen Lehranstalt" (Art. 14 Abs. 2 Ziff. 1 c R K ) als gleichwertig anerkannt. Inwieweit die Kirche von dem ihr gewährten Recht auf Errichtung wissenschaftlicher Hochschulen Gebrauch macht, ist ihrem Ermessen anheimgegeben. Freilich wird sie hierbei nicht nur ihre eigenen Interessen, sondern auch die Belange des gesamten deutschen Universitäts- und Hochschulwesens zu berücksichtigen haben. Auf ihrer Heidelberger Tagung vom 4. Januar 1951 hat sich die Westdeutsche Rektorenkonferenz „nachdrücklich gegen alle Einzelaktionen durch Hochschulgründungen" gewandt und bei Regierungen und Landtagen, Kirchen und Parteien die dringliche Vorstellung erhoben, „unerachtet bestehender Rechte, nicht durch neue Gründungen (die) Idee der Hochschule zu verletzen 7 2 8 ". Abschließend soll noch erörtert werden, wie nach den voraufgegangenen Ausführungen die nach 1945 erfolgte Errichtung der PhThH Königstein und der Theologischen Fakultät Trier verfassungs- und konkordatsrechtlich zu beurteilen ist. Die PhThH Königstein ist verfassungsrechtlich gesichert durch Art. 60 Abs. 3 der hessischen Verfassung. Konkordatsrechtlich gesehen entzieht sich die Hochschule dem üblichen Beurteilungsmaßstab. Sie ist kein „Seminar" des Bistums Limburg und fällt daher auch nicht unter Art. 12 Abs. 2 PrK 7 2 9 . Nur zufällig liegt ihr Standort innerhalb des Geltungsbereichs des preußischen Konkordats 7 3 0 . Ursache für die Errichtung und Siehe oben S. 4 f. Für die weitere Rechtsentwicklung auf diesem Gebiet ist nicht ohne Bedeutung, daß verschiedene evangelische Landeskirchen inzwischen von dem kirchenvertraglich vereinbarten Triennium bzw. Quadriennium an den Staatsfakultäten abgegangen sind und die an den Kirchlichen Hochschulen verbrachten Semester entsprechend stärker berücksichtigen; vgl. WEBER, Rechtsfragen, S. 351 ff.; SCHMIDT, Rechtsstatus, S. 163 ff. (172ff.). 7 2 8 Abgedruckt bei NEUHAUS, Rolf (Bearb.), Dokumente zur Hochschulreform 1945—1959, Wiesbaden 1961, S. 42 f. (43). 7 2 9 Kanonistisdi könnte die Hochschule als eine Art Regionalseminar (c. 1354 § 3 C o d J C ) für die ostdeutschen Bistümer jenseits der Oder-NeißeLinie betrachtet werden. Auch ein Vergleich mit gewissen römischen Nationalkollegien (z. B. Collegium Russicum) ist nicht von der H a n d zu weisen. 7 3 0 Siehe oben S. 83 f. 726
727
8»
116 den Ausbau der Anstalt waren die außergewöhnlichen Verhältnisse der Heimatvertriebenen im Nachkriegsdeutschland und die Lage der katholischen Kirche jenseits des Eisernen Vorhangs. D a das Konkordat in seinen Bestimmungen über das geistliche Bildungswesen von ganz anderen Verhältnissen ausging, wird die PhThH Königstein von der konkordatsrechtlichen Regelung überhaupt nicht berührt. Eine über den verfassungsrechtlichen Status hinausgehende Sicherung der Hochschule ist daraus zu entnehmen, daß das Land Hessen bereits zu der Errichtung des philosophisch-theologischen Kurses der PhThH Frankfurt in Königstein entsprechend „den Bestimmungen des Preuß. Konkordats — Art. 9 Abs. 3 und Art. 12 Abs. 1 und 2 — " das staatliche Einverständnis erteilt hat 7 3 1 . Damit wurde der Kurs in Königstein den konkordatär anerkannten staatlichen und kirchlichen Hochschulen gleichgestellt und den hierfür geltenden konkordatsrechtlichen Bestimmungen unterworfen. Zugleich ist der staatliche Erlaß als „Einverständnis" im Sinne von Art. 9 Abs. 2 P r K anzusehen, so daß Theologen, die ihr gesamtes Studium in Königstein absolviert haben, den konkordatsrechtlich bestimmten Bildungsvoraussetzungen für die Erlangung kirchlicher Ämter genügen. Anläßlich der Errichtung der selbständigen PhThH Königstein im Jahre 1949 hat der Hessische Minister für Kultus und Unterricht die Anerkennung der Studien und Prüfungen an der Hochschule von der Kenntnisnahme des Lehrplans und dem Nachweis abhängig gemacht, „daß die an die Hochschule berufenen Lehrer für die Lehrtätigkeit in dem zu vertretenden Fach eine den Anforderungen der deutschen wissenschaftlichen Hochschulen entsprechende Eignung haben 7 3 2 ". Aus dieser, wörtlich dem Art. 12 Abs. 2 P r K entnommenen Formulierung darf geschlossen werden, daß die Studien und Prüfungen an der PhThH Königstein bei Beachtung der konkordatsrechtlich geltenden Bestimmungen staatlich anerkannt sein sollten. Dies hat inzwischen die Verwaltungspraxis bestätigt. Auch im übrigen wird die Königsteiner Hochschule nach den Vereinbarungen der Art. 9 Abs. 3, 12 Abs. 2 P r K behandelt. So zeigt der Bischof von Limburg jede Ernennung im Lehrkörper entsprechend Art. 9 Abs. 3 P r K der Staatsbehörde an 733 . Die Errichtung der päpstlichen theologischen Fakultät am Priesterseminar in Trier war ein innerkirchlicher Vorgang der grundsätzlich nach der verfassungs- und konkordatsrechtlichen Lage einer staatlichen Mitwirkung nicht bedurfte (Art. 12 Abs. 2 P r K ; Art. 42 Verfassung für Rheinland-Pfalz) 7 3 4 . D a die kirchliche Gründung sich jedoch auch in der öffentSiehe oben S. 84. Siehe oben S. 84. 7 3 3 Nach Mitteilung des Hessischen Ministers für Erziehung und Volksbildung (VI/5-883/06) an den Verf. v. 17. Januar 1963. 7 3 4 SÜSTERHENN, Gutachten, S. 9, macht darauf aufmerksam, daß die staatliche Anerkennung nicht „auf G r u n d " , sondern „unter Bezugnahme" auf die 731 732
117 lichkeit als „Fakultät" bezeichnen wollte und außerdem „eine Änderung des Namens und des Charakters (der bisherigen Studienanstalt) ohne Beteiligung des staatlichen Konkordatspartners . . . möglicherweise als eine Verletzung des Konkordats angesehen werden 7 3 5 " konnte, bemühte sich die Kirche um eine ausdrückliche „Anerkennung", die durch den Erlaß des Justiz- und Kultusministers von Rheinland-Pfalz vom 22. August 1950 ausgesprochen wurde. Im übrigen hängt die staatliche Anerkennung der Fakultät als solcher eng mit der später zu besprechenden Anerkennung des dort ausgeübten Promotions- und Habilitationsrechts zusammen 736 . b) Die PhThH als wissenschaftliche Hochschulen im Sinne des deutschen Hochschulrechts aa) Der vorige Abschnitt hat gezeigt, daß die Kirche in mehreren Ländern der Bundesrepublik Deutschland kraft verfassungsrechtlicher Legitimation wissenschaftliche Hochschulen zur Ausbildung der Geistlichen errichten darf. Es ist nun zu fragen, ob die bestehenden P h T h H als wissenschaftliche Hochschulen im Sinne des deutschen Hochschulrechts anzusehen sind. Diese Frage ist nicht hochschulpolitischer, sondern juristischer N a t u r . Nach einem Votum der Kommission für Hochschulrecht der Westdeutschen Rektorenkonferenz 7 3 7 ist die Anerkennung einer wissenschaftlichen Hochschule „kein Akt hochschulpolitischer Gestaltung, sondern das Ergebnis einer juristischen Würdigung am verfassungsrechtlich Vorgegebenen Maßstab ,Wissenschaft'. Die Anerkennung ist ihrem Wesen nach kein Willens-, sondern ein Erkenntnisakt. Wer immer für diesen Akt zuständig sein mag, in keinem Fall handelt es sich um eine hochschulpolitische Kompetenz". Deshalb empfiehlt es sich, die folgende Darstellung zum Hochschulcharakter der P h T h H nicht auf die kirchlichen Studienanstalten zu beschränken, sondern auch die staatlichen P h T h H einzubeziehen. Zwar werden diese in § 2 der Satzung vom 29. September 1959 als „wissenschaftliche Hochschulen" bezeichnet, jedoch wäre dies unzulässig, wenn die staatlichen P h T h H den an eine wissenschaftliche genannten konkordats- und verfassungsrechtlichen Bestimmungen erfolgte. Man habe damit zum Ausdrude bringen wollen, daß einerseits die konkordatsrechtliche Stellung des Seminars unberührt bleibe und daß andererseits die Erhebung zur „Fakultät" in Ausübung der verfassungsrechtlich gewährleisteten Hochschulfähigkeit der Kirche erfolge. Siehe auch oben S. 88 f. 735 SÜSTERHENN, Gutachten, S. 8. 738 Siehe unten S. 136 ff. 737 „Die wissenschaftliche Hochschule — Begriff und Anerkennung", V o t u m der Kommission für Hochschulrecht der Westdeutschen Rektorenkonferenz, abgedruckt in: Mitteilungen des Hochschulverbandes 7 (1959), S. 77ff.; auch bei N E U H A U S , S. 9 3 f f .
118 Hochschule zu stellenden hochschulrechtlichen Anforderungen nicht genügten. Die philologische Analyse des Wortes „Hochschule" ergibt für die juristische Betrachtung nur soviel, daß es sich früher um ein Synonym für „Universität" handelte 738 . Eine Legaldefinition des Hochschulbegriffs gibt es nicht 739 . In den in Betracht kommenden Gesetzen werden entweder einzelne Hochschultypen oder einzelne Hochschulen kasuistisch aufgezählt 7 4 0 . Vielfach beschränkt sich der Gesetzgeber darauf, bestimmte Einrichtungen als „wissenschaftliche Hochschulen im Sinne dieses Gesetzes" zu bezeichnen 741 . Hierbei handelt es sich um eine gesetzlich begründete Vermutung der Hochschuleigenschaft für den Bereich des betreffenden Gesetzes. Eine allgemeine Qualifizierung einer solchen Anstalt als wissenschaftliche Hochschule wird dadurch allenfalls indiziert 742 . Der im deutschen Hochschulrecht ausgeprägte Begriff der wissenschaftlichen Hochschule beruht auf materiellen Kriterien, die ihrerseits eine bestimmte, in der deutschen Hochschulgeschichte entwickelte Formalstruktur der wissenschaftlichen Hochschule begründen. Die „Leitform" der wissenschaftlichen Hochschule ist die Universität 743 . Die materiellen Wesensmerkmale lassen sich in der Feststellung zusammenfassen, daß die Hochschule der Wissenschaft in Forschung und Lehre dient 744 . An Formalkriterien werden genannt: „ein eigentümliches Statusrecht der Dozenten und Studenten, korporative Selbständigkeit, akademische Selbstverwaltung und Rektoratsverfassung sowie Promotions- und Habilitationsrecht und schließlich ein Vorschlagsrecht bei der Ergänzung des L e h r k ö r p e r s . . . 7 4 5 ". Das „eigentümliche Statusrecht" unterscheidet Hochschuldozenten und Studierende insbesondere von den 738 Vgl. GRIMM, J a k o b und Wilhelm, Deutsches Wörterbuch, 16 Bde., Leipzig 1854/1960, hier Bd. 4/2 (Leipzig 1877), s. v. Hochschule; KLUGE-MITZKA, s. v. Hochschule. 739 v g l WENDE, S. 4; THIEME, S. 1; Kommission f. Hochschulrecht, S. 80; zum Begriff „Universität" in dem früheren § 2 G V G vgl. GEIGER, Willi, Zur Vereinheitlichung des Gerichtsverfassungsrechts, in: S J Z 1950, Sp. 708 ff. (708). V g l . THIEME, S . 1 m . w . H .
Vgl. z. B. Art. 2 des bayerischen Hochschullehrergesetzes v. 18. Juli 1962 (Siehe oben S. 93). 7 4 2 Vgl. auch Kommission f. Hochschulrecht, S. 80 f. 741
743
V g l . THIEME, S . 7 .
744 Vgl. THIEME, S. 2 f f . ; Kommission f ü r Hochschulrecht, S. 79. 7 4 5 Kommission für Hochschulrecht, S. 78 f.; ein bemerkenswertes Abweichen von allen festen materiellen und formellen Kriterien zeigt eine von WENGLER (WENGLER, Wilhelm, Was ist eine Universität?, in: J Z 1951, S. 219) besprochene Entscheidung der Chancery Division des englischen High C o u r t v. 8. Februar 1951. Danach k o m m t es darauf an, „ob ein Mensch mit guter Universitätserziehung im allgemeinen sagen würde, es liege eine Universität vor".
119 Lehrern u n d Schülern höherer L e h r a n s t a l t e n ; zu diesem Recht gehört v o r allem die akademische L e h r - u n d Lernfreiheit. I n der hochschulrechtlichen Literatur ist die F r a g e umstritten, ob d a s Promotionsrecht zu den konstitutiven Elementen des Hochschulbegriffs zu rechnen ist 7 4 6 . Wie die K o m m i s s i o n f ü r Hochschulrecht in ihrem bereits erwähnten V o t u m bemerkt, ist es keineswegs so, „ d a ß mit einer a b schließenden Verleihung des Promotionsrechts allen A n f o r d e r u n g e n a n eine wissenschaftliche Hochschule genügt ist, sondern umgekehrt d a r f d a s Promotionsrecht erst d a n n verliehen werden, wenn die . . . Hochschule nicht nur aus G r ü n d e n ihrer F o r m a l s t r u k t u r allen verfassungsrechtlichen A n f o r d e r u n g e n an eine Wissenschaftliche Hochschule g e n ü g t 7 4 7 " . Eine Institution m u ß demnach bereits „wissenschaftliche Hochschule" sein, b e v o r ihr das Recht z u r Verleihung akademischer G r a d e erteilt w i r d 7 4 8 . D a s Promotionsrecht ist somit kein Wesensmerkmal der wissenschaftlichen Hochschule; es bringt vielmehr nur „ d e k l a r a t o r i s c h " z u m Ausdruck, d a ß eine Institution „wissenschaftliche Hochschule" ist. D a s s e l b e muß f ü r d a s Habilitationsrecht gelten, weil auch dieses seinem Wesen nach nur einer Einrichtung z u k o m m t , die Wissenschaft in Forschung u n d Lehre betreibt 7 4 9 . b b ) Dieser so umschriebene Hochschulbegriff, der auch f ü r die staatlichen P h T h H verbindlich ist, k a n n nicht unbesehen auf die kirchlichen P h T h H a n g e w a n d t werden. D i e Bedenken ergeben sich einerseits aus der Interpretation des Wissenschaftsbegriffes in A r t . 5 A b s . 3 G G , den d a s staatliche Hochschulrecht z u r Festlegung des Begriffs der wissenschaftlichen Hochschule heranzieht, z u m anderen aus der F r a g e , inwieweit die Kirche angesichts des verfassungsrechtlich anerkannten kirchlichen S e l b s t v e r w a l tungsrechts verpflichtet ist, sich a u f eine bestimmte S t r u k t u r ihrer eigenen Hochschulen festlegen zu lassen. — Wie die m o d e r n e U n i v e r s i t ä t so hat auch der im deutschen Hochschulrecht geläufige Wissenschaftsbegriff seine geistesgeschichtlichen Wurzeln im N e u h u m a n i s m u s 7 5 0 . D a s Mittelalter betrachtete die Wissenschaft als einen festen „ B e s t a n d , der durch die T r a dition der Kirche fixiert u n d durch ihre A u t o r i t ä t gesichert w a r 7 5 1 " . 746
gegen:
Dafür:
WENDE, S. 8 ; RÖTTGEN, G r u n d r e c h t ,
THIEME,
S. 2 2 4 F . ;
BROERMANN,
Reinhold,
S. 4 9 ;
Die
HIRSCH, S. 14;
da-
Rechtsverhältnisse
der
eigenständigen Pädagogischen Hochschulen in der Bundesrepublik Deutschland, jur. Diss. Köln 1961, S. 119; WOLFF, Hans-J., Verwaltungsrecht, Bd. 1, 4. Aufl., München u. Berlin 1961, Bd. 2, München u. Berlin 1962, hier: Bd. 2, S. 219. 7 4 7 Kommission für Hochschulrecht, S. 79. 748
V g l . BROERMANN, S . 1 1 9 .
Nach WOLFF, Verwaltungsrecht, Bd. 2, S. 219, sind „Promotions- und Habilitationsrecht... regelmäßige Folgen, nicht begriffsnotwendige Kennzeichen einer wissenschaftlichen Hochschule, können aber nur ihr zuerkannt werden". 749
750 VGL. THIEME, S . 8 . 751
SPRANGER, Staat, S. VIII.
120 Wissenschaftliches Arbeiten bestand in erster Linie darin, das Überkommene, vor allem die Theologie und die aristotelisch-scholastische Philosophie zu bewahren, zu vertiefen und in der wissenschaftlichen Lehre weiterzugeben. Die neuhumanistische, vom Rationalismus angeregte Wissenschaftslehre 752 versteht Wissenschaft dagegen als einen in ständiger Entwicklung befindlichen Prozeß der Erkenntnis, als „etwas noch nicht ganz Gefundenes und nie ganz Aufzufindendes 7 5 3 ". „Nicht der erkannte Gegenstand, sondern das Erkennen steht im Mittelpunkt 7 5 4 " der wissenschaftlichen Tätigkeit. Mit diesem wissenschaftstheoretischen Verständnis ist eine Bindung des Wissenschaftlers an Autoritäten unvereinbar 755 . Dies gilt sowohl gegenüber dem Staat, der die Wissenschaft den Staatszwecken dienstbar machen will, als auch gegenüber der Kirche, die die Wissenschaftsfreiheit durch dogmatische und damit der wissenschaftlichen Kritik unzugängliche Lehrsätze beschränkt. Diese säkulare Fassung des Wissenschaftsbegriffs und insbesondere der Wissenschaftsfreiheit ist auch in Art. 5 Abs. 3 G G eingegangen. Allerdings hat der Wissenschaftsbegriff seit der Zeit des Neuhumanismus keineswegs eine inhaltliche Kontinuierlichkeit bewahrt. Röttgen 7 5 6 bemerkt dazu, daß das „positive Verfassungsrecht . . . das metajuristische Phänomen ,Wissenschaft' als geistesgeschichtlich variablen Bezugspunkt (verwende), über dessen historische Relativität die Konstanz verfassungsrechtlicher Formulierungen nicht hinwegtäuschen" dürfe. „Der klassische Dualismus, wie ihn die ,liberale' Universitätswissenschaft und die auf dem Boden kirchlicher Lehrgewalt stehende Wissenschaftsidee repräsentierten, (sdieine) heute zuweilen durch einen komplexen Pluralismus abgelöst 7 5 7 ." Auch Thieme 758 hält den Wissenschaftsbegriff des Deutschen Idealismus für „keineswegs mehr voll gültig". Uber den wissenschaftstheoretischen Stand dieses Problems könnte allenfalls eine Analyse des gegenwärtigen Verhältnisses von klassischem und modernem Wissenschaftsbegriff Aufschluß geben. Hieran wäre dann die Frage anzuschließen, ob eine dogmatisch gebundene Disziplin wie die Theologie nach dem heutigen wissenschaftstheoretischen Verständnis als Wissenschaft anzusehen ist. Schon ein solcher Versuch würde über den 752
V g l . SPRANGER, S t a a t , S . X I I I f f .
753
HUMBOLDT, S. 2 5 3 .
754
THIEME, S . 9 .
755 VGL KITZINGER, Die Freiheit NIPPERDEY, Hans Carl (Hrsg.), Die Reichsverfassung, Bd. 2, Berlin 1930, S. 756 KÖTTGEN, Arnold, Die Freiheit
der Wissenschaft und der Kunst, in: Grundrechte und Grundpflichten der 449 ff. (452 ff.). der Wissenschaft und die Selbstverwal-
t u n g d e r U n i v e r s i t ä t , i n : N E U M A N N — NIPPERDEY — SCHEUNER, D i e
rechte, Bd. 2, Berlin 1954, S. 291 ff. (293). 7 5 7 RÖTTGEN, Freiheit, S. 301. 758
THIEME, S . 1 0 .
Grund-
121 R a h m e n dieser juristischen D a r s t e l l u n g hinausgehen 7 5 9 . R ö t t g e n 7 6 0 möchte die klassische Wissenschaftsauffassung f ü r den Bereich des A r t . 5 Abs. 3 G G j e d e n f a l l s insoweit aufrechterhalten, als hier f ü r eine dogmatisch gebundene und durch die kirchliche L e h r g e w a l t wesensmäßig mitkonstituierte Wissenschaft im Sinne katholischer Lehre kein R a u m sei. D i e Versuche, die T h e o l o g i e als dogmatisch gebundene D i s z i p l i n mit dem s ä k u l a r e n Wissenschaftsbegriff in E i n k l a n g zu bringen — sei es, indem 7 5 9 Vgl. zu diesem Fragenkreis: KAHL, Wilhelm, Bekenntnisgebundenheit und Lehrfreiheit, Berlin 1897; HARING, Johann B-, Einführung in das Studium der Theologie, Graz 1911, S. 2 f f . ; SPRANGER, Eduard, Der Sinn der Voraussetzungslosigkeit in den Geisteswissenschaften, Sitzungsbericht der preußischen Akademie der Wissenschaften, Phil.-hist. Klasse, Jg. 1929, Berlin 1929, S. 2ff.; WEBER, Max, Wissenschaft als Beruf, München u. Leipzig 1919, S. 33 ff.; WILLMANN, Otto, Die Wissenschaft vom Gesichtspunkte der katholischen Wahrheit, 2. Aufl., Paderborn 1921; NEWMAN, John Henry, Ausgewählte Werke, Bd. 4, Kirche und Wissenschaft (Idea of a University), hrsg. v. Matthias Laros, Mainz 1927; LITT, Theodor, Wissenschaft, Bildung, Weltanschauung, Berlin 1928; HÄFELE, Gallus M., Die Berechtigung der Theologischen Fakultät im Organismus der Universität, Freiburg/Schw. 1932; POSCHMANN, Bernhard, Der Wissensdiaftscharakter der katholischen Theologie, Breslau 1932; HONECKER, Martin, Katholizismus und Wissenschaft, in: 2. Vereinssdirift der Görresgesellschaft, Köln 1933, S. 3ff.; WYSER, Paul, Theologie als Wissenschaft, theol. Diss. Freiburg/Schw., Teildruck Salzburg u. Leipzig 1937; BISCHOFF, Dietrich, Vom Wesen der Wissenschaft, in: Die Sammlung 1945/46, S. 257ff.; SCHMAUS, Bd. 1, S. 31 ff.; QUERVAIN, Alfred de, Die akademische Lehrfreiheit als theologisches Problem, Zollikon-Zürich 1948; BORNKAMM, Heinrich, Grenzen des Erkennens in der Theologie, in: Studium Generale 2 (1949), S. 433 ff.; KONRAD, Joachim, Theologie und Universitas, in: Studium Generale 4 (1951) S. 481 ff.; SÖHNGEN, Gottlieb, Die Theologie im Streit der Fakultäten, in: Hochland 44 (1951/52), S. 225ff.; WOLFF, Hans-J., Begriff und Kriterium der Wahrheit, in: Gegenwartsprobleme des Rechts und der Rechtsphilosophie, Festschrift für Rudolf Laun zu seinem 70. Geburtstag, hrsg. v. D. S. Constantopoulos u. Hans Wehberg, Hamburg, 1953, S. 587ff.; BARION, Jakob, Universitas und Universität, Bonn 1954, S . 9 7 f f . (103ff.); THIELICKE, Helmut, Was ist Wahrheit? Die Theol. Fakultät im System der Wissenschaften, Tübingen 1954; WASMUTH, Ewald, Christlicher Glaube und Wissenschaft, in: TübTheolQ 135 (1955), S. 257ff.; HARTMANN, Albert, Kirchliches Lehramt und Freiheit des Denkens, in: Stimmen der Zeit 157 (1955/56), S. 361 ff.; AUER, Albert, Die Universität und des Menschen Recht auf Wissen, Salzburg u. Klosterneuburg 1959; FISCHER, Theologieprofessor, S. 330f.; HAENSSLER, Ernst, Theologie — ein Fremdkörper in der Universität der Gegenwart, Bern 1960; ANTWEILER, Anton, Universität ohne Theologie? in: Rheinischer Merkur v. 3. November 1961, S. 9 (mit Diskussionsbeiträgen v. Faßbender und Antweiler in: Rheinischer Merkur v. 17. November 1961, S. 9f.); MONZEL, Nikolaus, Der Jünger Christi und die Theologie, Freiburg/Br. 1961; LUYTEN, passim; KÜNG, Hans, Kirche im Konzil, Freiburg/Br., Basel, Wien 1963, S. 160 ff. 760
RÖTTGEN, F r e i h e i t , S. 307.
122 man auf die durchaus wissenschaftliche Methode der Theologie verweist 7 6 1 , sei es, daß man von einer „relativen Lehrfreiheit" in der Theologie spricht 7 6 2 — stehen vor der Schwierigkeit, die Theologie aus einer Wissenschaftsauffassung interpretieren zu müssen, die gerade im Gegensatz zu ihr entwickelt worden ist. Die Theologie ist anders als die „weltlichen" Wissenschaften. Sie unterscheidet sich von diesen nicht nur dadurch, daß der Glaube die Prämissen setzt. Auch die darauf aufbauende, den allgemeinen wissenschaftlichen Methoden folgende theologische Arbeit findet ihre innere Rechtfertigung nur im Glauben. Wer die glaubensmäßigen Grundlagen der Theologie nicht bejaht, für den bleibt, wie Thieme 7 6 3 sagt, „eine wissenschaftliche Beschäftigung mit ihnen . . . ohne Erkenntniswert. Sie verliert den Bezug auf die Wahrheit, die für alle Wissenschaft Wesensmerkmal ist . . . D a s Wesen der Theologie macht es aus, daß zu ihr ein Bekenntnis, d. h. ein bejahendes Anerkenntnis gehört". Anders als andere Wissenschaften wird die Theologie im Prinzip nicht um ihrer selbst willen betrieben, sondern dient der G r u n d a u f g a b e der Kirche, nämlich der Verkündigung des Wortes Gottes und der Verbreitung des Glaubens. T r o t z seiner Hinwendung zu einem säkularen Verständnis der Wissenschaft hat das deutsche staatliche Hochschulwesen jedoch stets auch f ü r die Theologie als glaubensmäßig gebundene Disziplin R a u m gelassen. D i e deutschen Universitäten haben stets katholisch-theologische Fakultäten besessen. R ö t t g e n 7 6 4 meint zwar, die „ a u f den Universitäten gelehrte Theologie (sei) integrierender Bestandteil einer sich nur im Sinne des staatlichen Verfassungsrechts verstehenden Wissenschaft"; wesentlicher dürfte jedoch sein, daß die Universitätstheologie sich selbst als eine kirchlich gebundene Wissenschaft auffaßt 7 6 5 . Dieses Selbstverständnis der Theologie ist von staatlicher Seite sowohl de facto als auch de jure anerkannt worden. Z w a r verbietet Art. 5 Abs. 3 G G dem Staat, von sich aus gegen einen Hochschullehrer vorzugehen, der Grundsätzen der katholischen Lehre zunahetritt 7 6 6 , er hat sich jedoch in den K o n k o r d a t e n verpflichtet, in einem solchen Fall auf kirchliche R ü g e hin „ f ü r einen dem Lehrbedürfnis entsprechenden E r s a t z " zu sorgen 7 6 7 . D i e radikale Verwirklichung einer säkularen Wissenschaftsauffassung hätte das Ende der katholisch-theologischen Universitätsfakultäten bedeutet. Ihre Erhaltung
761
V g l . THIEME, S. 6 8 .
762
V g l . DRÜGH, S. 31.
763
THIEME, S. 67.
764
RÖTTGEN, Freiheit, S. 308.
Z u t r e f f e n d f ü h r t BROERMANN, S. 81, aus, f ü r die theologischen F a k u l täten sei „ g e r a d e die (jeweilige) K o n f e s s i o n ein wesentliches (und z w a r wissenschaftstheoretisches) E l e m e n t " . 765
769
V g l . THIEME, S. 2 4 9 ff. ( 2 5 1 f.).
V g l . z. B. S c h l u ß p r o t o k o l l zu A r t . 12 A b s . 1 S. 2 P r K . Siehe auch o b e n S. 63, 65 f., 69 f., 71 ff. 767
123 ist ein Zeugnis dafür, daß der Staat und mit ihm das staatliche Hochschulrecht jedenfalls für den Bereich der katholischen Theologie dieses Prinzip verlassen und ein kirchliches Verständnis des Wissenschaftsbegriffs toleriert haben. Unabhängig davon, wie man die Theologie wissenschaftstheoretisch sieht, darf auch ein bildungsgeschichtlicher Gesichtspunkt nicht außer Betracht bleiben. Wenn auch die „theoretischen G r u n d l a g e n . . . (der modernen Hochschule) . . . praktisch in keinem Zusammenhang mit denen der alten Universität 7 6 8 " stehen, so sind doch die Theologie und die theologische Fakultät unverkennbar eine der Keimzellen des europäischen Universitätswesens. Mehr als sechs Jahrhunderte war die Theologie als ranghöchste Fakultät 7 6 9 an fast allen Universitäten vertreten. Damit ist sie „lange genug Gegenstand kritischer Erörterungen gewesen, ohne in ihren entscheidenden Lehren gegenüber der Kritik zurückweichen zu müssen. Zwar mögen ihre Kritiker auf die Unbeweisbarkeit ihrer im Metaphysischen wurzelnden Grundlagen hinweisen. Die Unrichtigkeit können auch sie nicht schlüssig dartun; das verbietet allein schon der Gegenstand 7 7 0 ". Für das staatliche Hochschulrecht steht somit auf Grund der Tradition des staatlichen Hochschulwesens fest, daß der „liberale" Wissenschaftsbegriff nicht schlechthin Alleingültigkeit beanspruchen kann. Das gleiche, was von der Theologie als Universitätsdisziplin gesagt wurde, gilt auch für die an den kirchlichen Hochschulen betriebene Theologie; auch sie ist Wissenschaft im Sinne des deutschen Hochschulrechts. Der Staat kann nicht einerseits der Kirche das Recht zugestehen, wissenschaftliche Hochschulen zu errichten, und sie andererseits auf einen Wissenschaftsbegriff und eine Anschauung von wissenschaftlicher Lehrfreiheit festlegen, bei deren konsequenter Durchführung die katholische Theologie ihre eigenen Grundlagen aufgeben müßte. Mit der Gewährung der kirchlichen Hochschulfähigkeit ist zugleich auch hier die Anerkennung einer richtunggebundenen Wissenschaftspflege ausgesprochen. Eine kirchliche Hochschule, die die theologische Wissenschaft in Forschung und Lehre pflegt, erfüllt damit die materiellen Merkmale des eingangs erwähnten Hochschulbegriffs. Der Wissenschaftsfreiheit korrespondiert an den staatlichen Hochschulen das Recht auf akademische Selbstverwaltung 771 . Dieses Selbstverwaltungsrecht, das wie die Wissenschaftsfreiheit verfassungsrechtlich verankert ist 772 , gewährleistet, daß der Bereich von Forschung und Lehre 763
THIEME, S. 8 .
768
V g l . HIRSCH, S . 1 1 f .
7 7 0 THIEME, S. 6 9 ; Vgl. auch HEUSS, Theodor, Grenzfragen des Religiösen und Politischen, in: Universitas 8 (1953), S. 897ff. 771
V g l . THIEME, S. 7 3 ff. ( 7 6 ) .
772
Vgl. z. B. A r t . 138 Abs. 2 Bayer. Verfassung; A r t . 60 Abs. 1 Hess. Verfas-
124 von staatlicher E i n w i r k u n g frei bleibt 7 7 3 . Bei den kirchlichen Studienanstalten steht demgegenüber nicht das P r i n z i p der Selbstverwaltung, sondern die verwaltungsmäßige E i n o r d n u n g in die kirchliche Hierarchie im V o r d e r g r u n d . Einen kanonisch-rechtlich gewährleisteten Bereich von Selbstverwaltungsrechten gegenüber der kirchlichen Obrigkeit, der etwa mit dem Selbstverwaltungsrecht der Universitäten gegenüber dem Staat vergleichbar wäre, k e n n t die kirchliche Hochschule grundsätzlich nicht. Die endgültige Regelung sämtlicher Angelegenheiten steht rechtlich der vorgesetzten kirchlichen Behörde, in der Regel dem Bischof, zu. Diesen G r u n d s a t z k a n n die katholische Kirche auf G r u n d ihrer allgemeinen hierarchischen S t r u k t u r nicht aufgeben. D a der Staat diese Eigenart der Kirche auch sonst anerkennt, wäre es unzulässig, w e n n das staatliche Hochschulrecht die Qualifikation einer kirchlichen Studienanstalt als wissenschaftliche Hochschule d a v o n abhängig machen wollte, d a ß die Kirche dieser Hochschule ein Selbstverwaltungsrecht einräumt. Für eine solche Forderung fehlte auch der innere G r u n d . Die Lehrer der kirchlichen Hochschulen können sich z w a r gegenüber Eingriffen des Staates auf den Schutz des A r t . 5 Abs. 3 G G b e r u f e n ; innerhalb des kirchlichen Bereichs besteht jedoch eine solche durch ein Selbstverwaltungsrecht zu schützende Wissenschaftsfreiheit im Sinne des A r t . 5 Abs. 3 G G nicht. D e r Widerstreit zwischen dem hierarchischen Organisationsprinzip der katholischen Kirche u n d dem G r u n d s a t z der akademischen Selbstv e r w a l t u n g w i r d freilich durch die Praxis erheblich gemildert. Ungeachtet ihrer U n t e r o r d n u n g unter die kirchlichen Behörden verwalten die meisten kirchlichen P h T h H de facto ihre Angelegenheiten durch Kollegien selbst; zumindest sind kollegiale O r g a n e mit beratender Funktion tätig 7 7 4 . Manche Statuten anerkennen sogar ein akademisches Selbstverwaltungsrecht „unter W a h r u n g des bischöflichen Aufsichtsrechts 7 7 5 ". Die Gestaltung der internen Verhältnisse der kirchlichen Hochschulen fällt grundsätzlich in den Bereich des kirchlichen Selbstverwaltungsrechts (Art. 140 G G / 1 3 7 Abs. 3 WRV) 7 7 «. Aus der Eigenart der wissenschaftlichen Hochschule als Stätte der Forschung u n d Lehre folgt jedoch zwingend, d a ß Lehrende u n d Lernende eine Vorbildung besitzen müssen, die sie zur Teilnahme an der wissenschaftlichen Arbeit befähigt. H i e r sind auch f ü r eine kirchliche Studienanstalt, w e n n sie den Status einer wissenschaftlichen Hochschule in Anspruch nehmen will, die allgemein anerkannten Grundsätzen des staatlichen Hochschulrechts verbindlich. sung; Art. 16 Abs. 1 Verfassung v. Nordrhein-Westfalen; Art. 39 Abs. 1 Verfassung für Rheinland-Pfalz. 773
774
V g l . THIEME, S . 7 6 .
Siehe unten S. 159 ff. 775 Siehe unten S. 159. 778 Vgl. KÖTTGEN, Grundrecht, S. 3 Anm. 1.
125 D a Forschung und Lehre an der wissenschaftlichen Hochschule verbunden sind, darf sich auch an den wissenschaftlichen Hochschulen der Kirche die akademische Lehre nicht auf eine schulmäßige Tradierung eines bestimmten Wissensstoff es an Hand von Lehrbüchern beschränken 777 ; vielmehr muß es den Dozenten freistehen, die Ergebnisse ihrer eigenen Forschung zum Gegenstand der Lehrtätigkeit zu machen. Darüber hinaus ist zu beachten, daß die Kirche im preußischen Konkordat bestimmte Verpflichtungen hinsichtlich der Qualifikation ihrer Hochschullehrer und der akademischen Gestaltung des Hochschulunterrichts eingegangen ist 778 . Im Ergebnis ist folgendes festzuhalten: Kirchliche Einrichtungen, die die Stellung einer wissenschaftlichen Hochschule im Sinne des deutschen Hochschulrechts einnehmen wollen, müssen Stätten der theologischen Forschung und Lehre sein 778a . Die Hochschullehrer bedürfen einer den Verhältnissen an den staatlichen Hochschulen entsprechenden Vorbildung. Als Studierende dürfen nur solche Personen zugelassen werden, die die Hochschulreife, d. h. in der Regel das Reifezeugnis einer höheren Lehranstalt, besitzen. Reine Forschungseinrichtungen der Kirche können demnach ebensowenig „wissenschaftliche Hochschulen" sein wie Anstalten mit ausschließlich oder vorwiegend aszetisch-praktischen Aufgaben 7781 ". Die Westdeutsche Rektorenkonferenz hat auf ihrer Heidelberger Tagung vom 4. Januar 1951 Kriterien für den Begriff „wissenschaftliche Hochschule" aufgestellt, die auch für die kirchlichen Studieneinrichtungen gelten können: „Ihre Lehrer müssen als selbständige Forscher anerkannt sein. Ihre ordentlichen Studierenden sollen grundsätzlich die Hochschulreife besitzen. Die Hochschule muß einem mehrjährigen Studium mit Abschlußexamen dienen und zu selbständigem wissenschaftlichen Urteil erziehen. Sie muß die Grundwissenschaften pflegen bzw. in ihrer Arbeit sich selbst einer methodischen und philosophischen Kontrolle unterstellen. Sie muß durch ihre Arbeit im Konzert der Gesamtwissenschaft teilnehmen und darf in ihren Ergebnissen nur der Wahrheit verpflichtet sein 7 7 9 ." cc) Die in der Bundesrepublik Deutschland bestehenden staatlichen und kirchlichen PhThH dienen der theologischen Wissenschaft und ihren Grenzbereichen in Forschung und Lehre. Diese Aufgabe ist zum Teil schon in den Satzungen der PhThH niedergelegt. Nach § 1 der Satzung Vgl. auch HARING, Lehramt, S. 106 ff. Siehe oben S. 66 ff. 7 7 8 a Vgl. auch MAY, Verhältnis, S. 193 f. 7'8B Vgl. hierzu in bezug auf das Priesterseminar in Mainz: MAY, Verhältnis, S. 192 ff. 7 7 8 Abgedruckt bei NEUHAUS, S. 43; vgl. auch die Definition des Hochsdiulbegriffs von PETERS, Hans, s. v. Hochschulen (Deutsches Hochschulrecht) in: Staatslexikon, hrsg. v. d. Görresgesellschaft, 6. Aufl., Bd. 4 (Freiburg/Br. 1959), Sp. 116 f. 777
778
126 für die staatlichen PhThH in Bayern obliegt den PhThH „die Pflege der Wissenschaft in Forschung und Lehre, vornehmlich zur Ausbildung von Studierenden der Philosophie und der katholischen Theologie". „Die Theologische Fakultät am Priesterseminar Trier betrachtet es als ihre Aufgabe, dem Priesternachwuchs eine sorgfältige, den Zeitaufgaben entsprechende theologische Ausbildung zu vermitteln, darüber hinaus durch die wissenschaftliche Forschung ihrer Professoren und Dozenten an den Aufgaben der theologischen Wissenschaft mitzuarbeiten" (Art. 1). Ähnlich verhält sich Art. 2 der Statuten der PhThH Paderborn: „Die Erzbischöfliche Philosophisch-Theologische Akademie hat das Ziel, den Studierenden, die sich auf das Priestertum vorbereiten, eine gründliche wissenschaftliche Ausbildung in den philosophischen, theologischen und verwandten Disziplinen zu vermitteln und sie dadurch für ihr späteres Seelsorgeamt vorzubereiten. Die Akademie hat weiterhin die Aufgabe, die philosophische und theologische Forschung zu fördern." In den beiden letztgenannten Satzungszitaten ist zu erkennen, daß der Akzent der Aufgabenstellung mehr auf der Vorbereitung der Studierenden zum Priesterberuf als auf der theologischen Forschung liegt 780 . Deutlich zeigt dies auch § 1 der Grundordnung der PhThH Königstein: „Die Philos.theol. Hochschule hat . . . die Aufgabe, dem heimatvertriebenen Priesternachwuchs eine seinen besonderen Zeitaufgaben entsprechende Ausbildung zu vermitteln". Nach § 1 der Vorläufigen Satzungen der PhThH Fulda hat die Hochschule in erster Linie den Zweck, „Studenten der kath. Theologie die notwendige wissenschaftliche Ausbildung in Philosophie und Theologie zu vermitteln 7 8 1 ". Diese Tatsache spricht jedoch nicht gegen den Hochschulcharakter der PhThH. Hier handelt es sich im Grunde nur um eine Verlagerung des Schwerpunktes der Hochschultätigkeit auf die akademische Lehre 782 , eine Erscheinung, die praktisch bei allen modernen wissenschaftlichen Hochschulen zu erkennen ist. Daß die Hochschule ihrem Wesen nach auch der Berufsausbildung dient, steht im deutschen Hochschulrecht außer Zweifel 7 8 3 . Problematisch ist freilich, wo die Grenzen zu ziehen sind, d. h. „in welchem Maße die Berufsausbildung das Wesen der Hochschule bestimmt 7 8 4 ". Thieme 785 ist der Auffassung, daß die Hochschule eine vollständige Berufsausbildung nicht vermitteln soll. „Berufliches Können setzt nicht nur wissenschaftliche Ausbildung, sondern 780 VGL. D A Z U DIE kritischen Bemerkungen bei GOLDSCHMIDT, Dietrich, Katholische Theologie, in: Helmuth Plessner (Hrsg.), Untersuchungen zur Lage der deutschen Hochschullehrer, Bd. 1, Göttingen 1956, S . 7 9 f f . (84 ff.). 7 8 1 Eine andere Akzentsetzung enthielt § 1 der Satzung des Seminars in Fulda v. 22. Juni 1886; siehe oben S. 33 f. 7 8 2 Vgl. auch SCHMIDT, Rechtsstatus, S. 50 f., 126. 783
V g l . THIEME, S. 17.
784
THIEME, S. 17.
785
THIEME, S. 17.
127 auch praktische Fertigkeiten v o r a u s . . . Wenn sich die Hochschule auch des praktischen Teils der Berufsausbildung annimmt, so tut sie das nebenbei. Kursusleiter, Lektoren und Technische Lehrer stehen herkömmlich in ihrem akademischen Rang unter den eigentlichen Hochschullehrern . . ." Wie eingangs 786 dargestellt wurde, kennt auch das Priesterausbildungswesen in Deutschland die grundsätzliche Unterscheidung von wissenschaftlicher und praktischer Berufsvorbereitung. Die Einführung in die Seelsorgepraxis ist überwiegend eine Aufgabe der Priesterseminare. Auch bei der Theologischen Fakultät Trier und den PhThH Fulda und Königstein, wo die seelsorgepraktische Ausbildung an der Hochschule erfolgt, ist deutlich zu erkennen, daß die Vermittlung praktischer Fähigkeit im Hintergrund steht und das Wesen der Anstalten keineswegs bestimmt. Überdies gehören zur praktischen Berufsvorbereitung im Priesterausbildungswesen auch wissenschaftliche, freilich auf die Praxis bezogene Disziplinen, wozu insbesondere die Pastoraltheologie mit ihren Spezialgebieten zu rechnen ist. Die praktischen Übungen in Liturgik, Rubrizistik, Homiletik, Kirchenmusik und dgl. werden entweder von Hochschullehrern wahrgenommen, die verwandte wissenschaftliche Disziplinen vertreten, oder von Geistlichen, die lediglich im Range von Lehrbeauftragten oder Dozenten stehen. Im übrigen zeigt eine Durchsicht der Vorlesungsverzeichnisse der PhThH, daß die Hochschulen bestrebt sind, nicht in erster Linie ein bestimmtes Fachwissen zu vermitteln, sondern der wissenschaftlichen Bildung des zukünftigen Priesters zu dienen. Vor allem die PhThH in Bayern bieten den Studierenden mit den naturwissenschaftlichen, historischen und kunsthistorischen Professuren die Gelegenheit eines umfassenden Studium Generale. Ein Beweis für die Teilnahme der PhThH an der theologischen Forschung ist schließlich auch darin zu sehen, daß zwei der Hochschulen, nämlich die Theologische Fakultät Trier und die PhThH Paderborn, anerkannte wissenschaftliche Zeitschriften herausgeben 787 . Es kann in dieser juristischen Untersuchung dahingestellt bleiben, ob der wissenschaftliche Rang der PhThH, wie Goldschmidt 788 meint, „von einzelnen Ausnahmen abgesehen . . . im ganzen nicht dem der meisten Universitätsfakultäten" gleichkommt. Wenig überzeugend ist auch die generalisierende Auffassung Webers 789 , der die kirchlichen Hochschulen allgemein als Einrichtungen minderen Ranges gegenüber den staatlichen Hochschulen betrachtet. Eine legitime Anerkennung der kirchlichen Hochschulen als Gebilde, die den überkommenen staatlichen Siehe oben S. 6 ff. In Trier erscheinen die „Trierer Theologische Zeitschrift" und als Reihe die „Trierer Theologischen Studien", in Paderborn die Zeitschrift „Theologie 786
787
u n d G l a u b e " . V g l . auch ROMSTÖCK, p a s s i m ; MARX, S. 4 1 f f . ; SCHREIBER, S. 6 0 f . ; EGGERSDORFER, H o c h s c h u l e , S. 2 9 9 f f . 788
GOLDSCHMIDT, S. 82.
789
WEBER, Rechtsstellung, S . 2 3 f .
128 wissenschaftlichen Hochschulen gleichartig oder gleichwertig seien, sei noch nicht ausgesprochen, und es sei unwahrscheinlich, daß sie jemals erteilt werden könne. Die kirchlichen Hochschulen lebten „in einer eigenen Welt festgelegter Zweckerfüllung", die vom überlieferten weltlich-staatlichen Hochschulwesen durch eine klare Grenze geschieden sei. Bei objektiver Betrachtung ist nicht einzusehen, inwiefern etwa die Technischen Hochschulen, an deren Status als „wissenschaftliche Hochschule" niemand zweifelt, weniger „in einer eigenen Welt festgelegter Zweckerfüllung" leben als die kirchlichen Hochschulen. Überdies ist der wissenschaftliche Rang einer Hochschule ein äußerst wandelbares Kriterium und hängt allein von dem wissenschaftlichen Ruf der Dozenten ab. Dies gilt für die P h T h H ebenso wie für die staatlichen theologischen Fakultäten und jede andere wissenschaftliche Hochschule. Ein solches Kriterium zum Maßstab juristischer Erwägungen zu machen, hieße den Begriff der „wissenschaftlichen Hochschule" in gefährlicher Weise relativieren. Die P h T h H stellen an Hochschullehrer und Studierende im wesentlichen dieselben Vorbildungsanforderungen wie die staatlichen Universitäten. Goldschmidt 790 gibt an, daß im Jahre 1953 an den katholischtheologischen Fakultäten 83°/o, an den staatlichen P h T h H 72°/o und an den kirchlichen P h T h H (einschließlich der Theologischen Fakultät Trier) 2 8 % habilitierte Kräfte tätig gewesen seien. Bei den kirchlichen P h T h H sind noch diejenigen Dozenten hinzuzurechnen, die sich zwar nicht an einer staatlichen Universität habilitiert, aber ihre Qualifikation zum akademischen Lehramt gemäß Schlußprotokoll zu Art. 12 Abs. 2 S. 4 P r K „durch eine der akademischen Habilitationsschrift entsprechende wissenschaftliche Arbeit nachgewiesen" haben. Inzwischen dürfte sich der Prozentsatz erheblich zugunsten der habilitierten Dozenten verschoben haben. An den staatlichen und an den meisten kirchlichen P h T h H werden bei der Besetzung der Professuren jetzt grundsätzlich nur noch habilitierte Bewerber berücksichtigt 791 . Von den Satzungen der P h T h H schreiben die Statuten der Theologischen Fakultät Trier die Habilitation als Voraussetzung für die Ernennung zum ordentlichen oder außerordentlichen Professor zwingend vor (Art. 20 § 1 Ziff. 2). Nach der Satzung der P h T h H Paderborn muß der ordentliche Professor „ . . . den Doktorgrad erworben . . . (und) für die Lehrtätigkeit in dem zu vertretenden Fach eine den Anforderungen der deutschen wissenschaftlichen Hochschulen entsprechende Eignung haben" (Art. 17). § 15 der Grundordnung der P h T h H Königstein bestimmt, daß als „Professoren nur solche Geistliche berufen (werden), die ihr Doktorexamen mit gutem Erfolg abgelegt, sich an einer Fakultät habilitiert oder ihre fachliche Eignung durch wissenschaftliche Arbeiten erwiesen haben". Professuren und Dozenturen an 790
,91
GOLDSCHMIDT, S . 8 2 .
Vgl.
GOLDSCHMIDT, S . 8 2 ;
vgl. auch Empfehlungen des Wissenschaftsrates
129 der PhThH Fulda sollen regelmäßig nur mit Lehrern besetzt werden, „die an einer deutschen Universität oder Philosophisch-theologischen Hochschule sich habilitiert haben oder deren Habilitation in sicherer Aussicht steht" (§ 11). Der Hochschullehrermangel in manchen Disziplinen der Theologie zwingt die PhThH allerdings in Ausnahmefällen dazu, auch nichthabilitierte Dozenten zu berufen. Eine solche Praxis beeinträchtigt den Hochschulstatus nicht, solange diese Hochschullehrer den Nachweis ihrer Befähigung zur wissenschaftlichen Arbeit durch entsprechende andere wissenschaftliche Leistungen erbringen 7913 . Als Studierende an den PhThH können nur solche Personen zugelassen werden, die ein zum Studium an einer deutschen Universität berechtigendes Reifezeugnis besitzen. Dieser Grundsatz ist nicht nur traditionell 792 und vom staatlichen Recht 793 begründet, sondern ergibt sich auch aus den Konkordaten und dem Satzungsrecht der einzelnen Hochschulen. Das Reichskonkordat und die Landeskonkordate 7 9 4 schreiben vor, daß die in Deutschland tätigen katholischen Geistlichen das Reifezeugnis erworben haben müssen. Entsprechende Bestimmungen für die Studierenden enthalten die Satzungen der PhThH Königstein (§ 24) und Paderborn (Art. 22 §§ 1, 2) und der Theologischen Fakultät Trier (Art. 29 §§ 1, 2). Für die staatlichen PhThH ergibt sich dasselbe aus §§ 2, 3 der noch gültigen Satzungen für die Studierenden vom 9. August 1927 795 . Wer diese Vorbedingungen nicht erfüllt, kann nur als Gasthörer aufgenommen werden 796 . In der inhaltlichen Gestaltung der Vorlesungen und der anderen akademischen Lehrveranstaltungen sind die Dozenten der PhThH frei. Ebenso wird von Seiten der Hochschulen kein Studienplan im Sinne eines schulmäßigen Katalogs von „Pflichtvorlesungen" aufgestellt. Soweit Studienpläne der Hochschulen bestehen 797 , haben sie in erster Linie den zum Ausbau der wissenschaftlichen Einrichtungen, Teil I, Wissenschaftliche Hochschulen, o. O., 1960, S. 81. Zu ähnlichen Feststellungen ist der Verf. bei einer U m f r a g e an einzelnen P h T h H gelangt. 7 8 1 a Vergleichsweise kann auch auf die vor allem an den Technischen Hochschulen übliche Praxis verwiesen werden, neben den Habilitierten auch hervorragend qualifizierten Praktikern ein Lehramt zu übertragen; vgl. WEGNER, Otto, Berufung von Hochschullehrern, in: Mitteilungen des Hochschulverbandes 11 (1963), S. 243 ff. (246). 7 0 2 Siehe oben S. 27, 29 f. 7 9 3 Siehe oben S. 28 f., 31 f. 7 8 4 Vgl. Art. 13 § 1 Buchst, b B a y K ; Art. 9 Abs. 1 Buchst, b P r K ; Art. VII Ziff. 1 a, VIII Ziff. 1 a B a d K ; Art. 14 Abs. 2 Ziff. 1 b R K . 7 9 5 Siehe oben S. 62. 7 9 6 Vgl. Satzungen Königstein (§ 24), Paderborn (Art. 22 § 3), Trier (Art. 30 § 1). 9
B a 1 d u s , Hochschulen
130 Zweck, den Vorlesungsstoff angemessen über die einzelnen Semester zu verteilen, Überschneidungen der Kollegs zu vermeiden und damit einen reibungslosen Ablauf des Studiums zu gewährleisten. Freilich wird die akademische Lernfreiheit mittelbar dadurch beeinträchtigt, daß die bischöflichen Prüfungskommissionen und andere kirchliche Stellen den Studierenden den Besuch bestimmter Lehrveranstaltungen verpflichtend vorschreiben 798 . Eine solche Beeinflussung der Lernfreiheit „von außen" ist jedoch innerhalb der akademischen Fächer keine Ausnahme 799 . Hinsichtlich der Studienordnung bestehen keine wesentlichen Unterschiede zwischen den P h T h H und den staatlichen theologischen Fakultäten 8 0 0 . Soweit die P h T h H im Geltungsbereich des preußischen Konkordats liegen, sind sie sogar vertragsrechtlich verpflichtet, den akademischen Unterricht „ebenso wie den kirchlichen Vorschriften dem deutschen theologischen Hochschulunterricht" anzugleichen (Art. 12 Ziff. 2 PrK). Unter den kirchlichen Vorschriften ist besonders die Apostolische Konstitution Deus Scientiarum Dominus vom 24. Mai 1931 801 zu nennen, auf die die Satzungen der P h T h H Königstein (§ 27) und der Theologischen Fakultät Trier (Art. 35) ausdrücklich Bezug nehmen. Die organisatorische Gleichartigkeit und wissenschaftliche Gleichwertigkeit des Studienganges an P h T h H und staatlichen theologischen Fakultäten ergibt sich insbesondere daraus, daß die an den P h T h H verbrachten Studiensemester von den Fakultäten bei der Zulassung von Studierenden zur Promotion wie Universitätssemester behandelt und voll angerechnet werden 8 0 2 . Für die kirchlichen P h T h H ist demnach bereits festzuhalten, daß sie allen im deutschen Hochschulrecht auch f ü r sie verbindlichen Erfordernissen einer wissenschaftlichen Hochschule entsprechen. Die darüber hinaus allein f ü r die staatlichen Hochschulen geltenden Merkmale des Hochschulbegriffs 803 sind in den staatlichen P h T h H verwirklicht. Nach ihrer neuen Satzung haben die Hochschulen Rektoratsverfassung ( § § 5 ff.) und akademisches Selbstverwaltungsrecht ( § 2 ) . Bei der Besetzung der Professuren wirken sie durch Einreichen von Vorschlägen mit (§§ 15, 27). Korporative Selbständigkeit besitzen die Hochschulen zwar zur Zeit noch nicht, jedoch soll ihnen nach dem Referentenvorentwurf zum „Gesetz über die Selbstverwaltung der wissenschaftlichen Hochschulen des Bayerischen Staates" die Stellung von Körperschaften 797 Vgl. z. B. Studienplan im Vorlesungsverzeichnis der PhThH Fulda f. d. WS 1962/63, S. 10 f. 798 Vgl. z. B. Osnabrücker Diözesansynode 1950, Teil B, I. Kapitel G II (S. 66 ff.). 799 V g l . d a z u THIEME, S. 2 1 0 . soo YG[ HONSELMANN, P r o m o t i o n s r e c h t , S. 3 3 3 .
801
Siehe oben S. 6 Anm. 17, 73 f.
802
V g l . THIEME, S. 2 1 1 ; H O N S E L M A N N , P r o m o t i o n s r e c h t , S . 3 3 6 .
803
Siehe oben S. 118 f.
131 des öffentlichen Rechts verliehen werden 8 0 4 . D e r Mangel an Rechtsfähigkeit schließt den Hochschulcharakter der staatlichen P h T h H nicht aus. Z w a r besitzen „die Hochschulen in aller Regel eigene Rechtspersönlichkeit 8 0 5 "; als jedoch der Universität Tübingen 1942 die Rechtsfähigkeit entzogen wurde 8 0 6 , sind keine Zweifel an deren Charakter als „wissenschaftlicher Hochschule" aufgekommen 8 0 7 . D a m i t sind sowohl die kirchlichen als auch die staatlichen P h T h H als wissenschaftliche Hochschulen im Sinne des deutschen Hochschulrechts anzusehen 8 0 8 . D e r Eintritt der P h T h H in die Spitzenorganisationen der wissenschaftlichen Hochschulen (Westdeutsche Rektorenkonferenz, Bayerische Rektorenkonferenz, u. dgl.) scheiterte bisher im wesentlichen daran, 804
Siehe oben S. 95 u. unten S. 170.
805
THIEME, S . 9 8 .
806 Y G I THIEME, S. 98 Anm. 1. Der Universität wurde 1957 (GBl. BW. S. 67) wieder Rechtsfähigkeit verliehen. 807
V g l . auch BROERMANN, S . 1 1 3 f .
808
V g l . HONSELMANN,
Promotionsrecht,
S. 3 3 6 ;
SÜSTERHENN,
Gutachten,
S. 2; PETERS, Hochschulen, Sp. 117; zum gleichen Ergebnis hinsichtlich der evangelischen Kirchlichen Hochschulen kommt SCHMIDT, Rechtsstatus, S. 133; vgl. auch Stellungnahme des Fakultätentages der Katholisch-Theologischen Universitätsfakultäten v. 9. März 1962 über Graduierungsrechte Philosophisch-theologischer Hochschulen, in: Westdeutsche Rektorenkonferenz, Empfehlungen, Entschließungen und Nachrichten vom Präsidenten mitgeteilt, 1962 Nr. 239. A . A . : WEBER, R e c h t s s t e l l u n g , S . 2 3 f . ; WOLFF, V e r w a l t u n g s r e c h t , B d . 2 , S . 2 1 9 . —
Zu einer Kontroverse über den Begriff der wissenschaftlichen Hochschule kam es in Hessen anläßlich der „Verordnung über Unterrichtsgeldfreiheit und Erziehungsbeihilfen" v. 13. August 1950 (ABl. MinErzVb S. 441), die die Studierenden der kirchlichen PhThH nicht berücksichtigte. Eine ministerielle „Erläuterung" vom selben Tage (ABl. MinErzVb S. 451) bezeichnete die PhThH als „Hochschulen im kirchlichen Bereich" (S. 451). Die Verordnung gelte nur für die Hochschulen im staatlichen Bereich. Beide Bereiche seien verfassungsrechtlich geschieden und es sei nicht zu erkennen, daß Art. 59 Abs. 1 der hessischen Verfassung und das Gesetz über die Unterrichtsgeld- und Lernmittelfreiheit v. 16. Februar 1949 (GVBl. S. 18) eine Ausnahme vom Grundsatz der Abgrenzung der beiden Bereiche vornehme. Bis 1958 wurde der Landesanteil für die Studentenförderung an den PhThH nicht gezahlt. Nach Einsprüchen von studentischer Seite wurden die Zahlungen zum SS 1958 aufgenommen. Vgl. Sankt Georgener Blätter, 4. Folge, Heft 1 (Juni 1958), S. 13, 16. — In Österreich kommt den bischöflichen Diözesanlehranstalten nicht der Status von Hochschulen zu. Vgl. GERBER, Hans, Das neue österreichische HochschulO r g a n i s a t i o n s g e s e t z , i n : D V B 1 . 1 9 5 5 , S . 7 6 7 f f . , 8 0 7 f f . ( 7 6 7 ) ; GAMPL, I n g e , K a n n
ein Ortsordinarius nach österreichischem Recht eine Diözesan-Hochschule errichten oder sein Priesterseminar bzw. seine Diözesanlehranstalt als DiözesanHochschule bezeichnen? in: ÖAKR 10 (1959), S. 131 ff.; ARNOLD, Franz Diözesanlehranstalten — Diözesanhochsdiulen, in: ÖAKR 12 (1961), S. 47ff.; A. A.: STEINER, Johann, Zum Reditscharakter der theologischen Lehranstalten in Österreich, in Theol.-prakt. Quartalschrift 108 (1960), S. 267 ff. 9»
132 daß diese Gremien nur Hochschulen mit Promotionsrecht aufnehmen. Aber auch die Theologische Fakultät Trier, die Promotions- und Habilitationsrecht besitzt, ist in der Rektorenkonferenz nicht vertreten. dd) D a sowohl die staatlichen als auch die kirchlichen PhThH durch ihre Aufgabe eng mit übrigen Studienwesen der katholischen Kirche verbunden sind, ist es angebracht, die obigen Ausführungen über die PhThH als wissenschaftliche Hochschulen im Sinne des deutschen Hochschulrechts durch einen Ausblick auf die kanonisch-rechtliche Lage der PhThH zu ergänzen. Wie eingangs 809 erwähnt wurde, kennt das allgemeine kanonische Recht nur die Unterscheidung zwischen päpstlichen Universitäten und Fakultäten einerseits und Seminaren andererseits 810 . Abgesehen von der kirchlichen Theologischen Fakultät Trier gehören die deutschen PhThH zu keiner dieser beiden Kategorien. Sie sind keine päpstlichen Universitäten oder Fakultäten, weil sie nicht als solche vom Apostolischen Stuhl errichtet worden sind. Es handelt sich bei den PhThH aber auch nicht nur um „Seminare", da diese ausschließlich zur Berufsausbildung der Geistlichen bestimmt und daher reine Unterrichtsanstalten sind. Der Unterschied zwischen den PhThH und den Seminaren im Sinne des gemeinen kanonischen Rechts zeigt sich deutlich in den Anstellungsvoraussetzungen der Dozenten. Während die PhThH grundsätzlich nur Habilitierte, d. h. Dozenten der Universitätslaufbahn, berufen, können in den Seminaren selbst Lehrer, die keinen akademischen Grad erworben haben, angestellt werden; Inhaber der Doktorwürde haben allerdings den Vorzug (c. 1366 § 1 C o d J C ) . Die kanonisch-rechtliche Stellung der PhThH ist demnach aus der genannten Systematik des kanonischen Rechts nicht zu erklären. Es kommt noch hinzu, daß auch die deutschen theologischen Fakultäten in ihrem Auftrag nicht den allgemeinen kanonisch-rechtlichen Vorstellungen entsprechen. Die päpstlichen theologischen Fakultäten sind im Prinzip nur für die höheren wissenschaftlichen Studien bestimmt 811 und widmen sich daher nur im Ausnahmefall der philosophisch-theologischen Grundausbildung des Klerus. Die deutschen theologischen Fakultäten sind dagegen ebenso wie die PhThH sowohl Stätten der priesterlichen Berufsausbildung als auch der philosophisch-theologischen Wissenschaftspflege. Die PhThH nehmen im kanonischen Recht eine durch die partikularkirchliche Entwicklung bedingte Sonderstellung ein. Die besonderen Verhältnisse der Priesterausbildung in Deutschland bewirkten schon im vorigen Jahrhundert eine fortschreitende Angleichung der kirchlichen „Seminare" (Fulda, Mainz, Trier), „Lyzeen" (Eichstätt) und „Lehranstalten" 809 810
Siehe oben S. 5 f. Z u m Begriff Hochschule im kanonischen Recht vgl. EICHMANN — MÖRS-
DORF, B d . 2 , S . 4 0 0 ; A R N O L D , S . 4 9 ; S T E I N E R , S . 2 6 8 f . 811
Siehe oben S. 6.
133 (Paderborn) an die staatlichen Universitätsfakultäten 8 1 2 . Die P h T h H sind heute über den Status und die Aufgaben von Seminaren hinausgewachsen und neben die theologischen Fakultäten getreten. Das kanonische Recht läßt derartige partikularrechtliche Sonderformen kirchlicher Studienanstalten durchaus zu, solange die Ausbildung des geistlichen Nachwuchses unter der Aufsicht des Bischofs gewährleistet bleibt. Dies zeigt sich u. a. bei den staatlichen theologischen Fakultäten in Deutschland, die seitens der Kirche in den Konkordaten auch als allgemeine Ausbildungsstätten des Diözesanklerus anerkannt sind. Eine kirchliche Billigung des Sonderstatus der P h T h H kommt schließlich darin zum Ausdruck, daß auch bei den kirchlichen Studienanstalten die f ü r die deutschen Verhältnisse typische Trennung von Hochschule und Priesterseminar durchgeführt wurde 8 1 3 . So darf man die P h T h H auch bei kanonistischer Betrachtung als Hochschulen, freilich nur partikularen Rechts, bezeichnen 814 . Deshalb ist grundsätzlich auch nichts dagegen einzuwenden, wenn P h T h H , wie die Akademie in Paderborn, Teile der Apostolischen Konstitution Deus Scientiarum Dominus vom 24. Mai 1931 sinngemäß f ü r ihre Verhältnisse anwenden 8 1 5 . c) Das Promotions-
und Habilitationsrecht
der
PhThH
aa) Außer der Theologischen Fakultät Trier besitzt zur Zeit keine P h T h H das Recht zur Verleihung akademischer Grade (Promotionsrecht). Man könnte allerdings aus § 39 816 der Satzung f ü r die staatlichen P h T h H schließen, daß diese Hochschulen das Promotionsrecht als „ruhendes Recht" besitzen, aber in der Ausübung an eine „Ermächtigung" des Ministeriums gebunden sind. Ein solcher Fall wäre freilich in der deutschen Hochschulgeschichte ohne Vorbild. Mit der Verleihung des Privilegs 812 813 814
Siehe oben S. 27 f., 33 ff., 46 f.. Siehe oben S. 26 f., 47 f., 78, 97. V g l . STEINER, S. 2 7 1 ; ARNOLD, S. 5 0 ; eine o f f i z i e l l e S t e l l u n g n a h m e des
Apostolischen Stuhls zum kanonisch-rechtlichen Status der P h T h H ist dem Verf. nicht zur Kenntnis gelangt. DEZZA, Seminaria, S. 9 ff., rechnet sowohl staatliche als auch kirchliche PhThH in Deutschland zu den Seminaria maiora. Das Verzeichnis ist aber unvollständig und zum Teil auch falsch. Einige staatliche Hochschulen (Bamberg, Dillingen, Passau) und auch einige Priesterseminare (Freising, Limburg, Paderborn) sind nicht erwähnt. Nach dem Vorwort sollen solche Seminare nicht verzeichnet werden, „quae scholas proprias non habent et quorum alumni fraquentant externas Facultates . . . Catholicas quae in . . . Catalogo iam enumenrantur"; dennoch nennt das Verzeichnis auch das Priesterseminar in Trier, obgleich dessen Alumnen ihre Ausbildung an der bei DEZZA, Paulus (Hrsg.), Catalogus Catholicorum Institutorum de Studiis Superioribus, Roma 1957, S. 25 f., verzeichneten Theologischen Fakultät Trier erhalten. 815 Siehe oben S. 82.
134 war stets auch die Ermächtigung zur Ausübung verbunden. Abgesehen davon, daß die Tradition des akademischen Promotionsrechts eine Verleihung unter dem Vorbehalt der Ausübungsermächtigung verbietet, ist die Frage zu stellen, ob eine solche Art der „Verleihung" nicht unzulässig in das Selbstverwaltungsrecht der Hochschule eingreift. Promotionen sind Akte der akademischen Selbstverwaltung 817 . Die staatliche Kompetenz erstreckt sich nur darauf, das Promotionsrecht zu verleihen 818 ; dieses wird sodann von der Hochschule als eigenes Recht 819 im Rahmen der Selbstverwaltung wahrgenommen und ist deshalb in seiner Ausübung jeder staatlichen Einschränkung entzogen. Eine solche unzulässige Einschränkung liegt nicht nur vor, wenn der Staat jeden einzelnen Promotionsakt von einer staatlichen Sanktion abhängig macht, sondern auch dann, wenn die Ausübung des Promotionsrechts schlechthin an eine besondere staatliche Ermächtigung geknüpft wird. § 39 bedeutet keine Verleihung des Promotionsrechts, sondern ist als hochschulpolitischer Programmsatz zu verstehen, der keine unmittelbaren Rechtswirkungen erzeugt. Die staatlichen PhThH bemühen sich bereits seit Jahrzehnten um die Verleihung des Promotionsrechts 820 . Auch bei den Beratungen zur gegenwärtig gültigen Satzung stand dieses Problem im Vordergrund. Schließlich wurde aber auch hier die Regelung des Promotionsrechts zurückgestellt 821 . § 39 will einer zukünftigen Verleihung des Promotionsrechts den Weg ebnen. Die Vorschrift bringt nämlich zum Ausdruck, daß die PhThH als wissenschaftliche Hochschulen den hochschulrechtlichen Status besitzen, mit dem Promotionsrecht privilegiert zu werden und daß die Verleihung des Rechts nur noch von der hochschulpolitischen Entscheidung des Ministeriums abhängig ist. Diese Entscheidung steht noch aus 822 8 2 3 . Hinsichtlich der PhThH Paderborn wird die Ansicht 824 vertreten, daß diese Hochschule noch im Besitz des Promotionsrechts der alten Universität Paderborn sei, weil der Staat die Aufhebungsordre für die Universität 819 § 3 9 : Z u r V e r l e i h u n g akademischer G r a d e ist die E r m ä c h t i g u n g S t a a t s m i n i s t e r i u m s f ü r U n t e r r i c h t u n d K u l t u s erforderlich. 817
V g l . THIEME, S. 7 8 .
818
V g l . auch HONSELMANN, P r o m o t i o n s r e c h t , S. 322 f.
819
V g l . THIEME, S. 1 9 2 .
des
Siehe o b e n S. 4 7 ; vgl. EGGERSDORFER, Hochschule, S. 282 f. 8 2 1 Siehe o b e n S. 94 f. 8 2 2 D i e weitere E n t w i c k l u n g d ü r f t e wesentlich d a v o n abhängen, welche H a l t u n g der H l . Stuhl in dieser F r a g e e i n n i m m t . 8 2 3 E s d a r f hier d a r a u f hingewiesen w e r d e n , d a ß die staatlichen P h T h H nicht die ersten staatlichen Einrichtungen neben den theologischen F a k u l t ä t e n wären, denen das P r o m o t i o n s r e c h t zuteil w ü r d e . D i e A k a d e m i e in M ü n s t e r ü b t e bis z u ihrer E i n g l i e d e r u n g in die U n i v e r s i t ä t (1902) das P r o m o t i o n s r e c h t aus; siehe o b e n S. 23. 8 2 4 Siehe o b e n A n m . 155. 820
135 Paderborn nicht ausgeführt habe; zumindest die philosophische und theologische Fakultät beständen fort und seien hochschulrechtlich mit der heutigen PhThH identisch. Es ist bereits dargestellt worden, daß die königliche Kabinettsordre vom 16. April 1836, wonach „die Ordre vom 18. Okt. 1818 . . . vor der H a n d nicht ausgeführt" werden sollte, nicht als Sistierung des Aufhebungsbefehls für die Universität und ihre Fakultäten zu verstehen ist 825 . Damit ist auch ein Übergang des Promotionsrechts auf die PhThH Paderborn rechtlich ausgeschlossen. Die Kabinettsordre vom 16. April 1836 hat nichts daran geändert, daß der Nachfolgerin der alten Universität Paderborn nur diejenigen „iura collegii (zustehen), die nicht von der aufgehobenen akademischen Form abhangen 8 2 6 ". Während die Verleihung des Promotionsrechts an die staatlichen PhThH allein ein hochschulpolitisches Problem ist und deshalb hier außer Betracht bleiben kann, bietet das Promotionsrecht der kirchlichen PhThH auch hochschulrechtliche Fragen. Es bestehen in Deutschland seit langem kirchliche Einrichtungen, die akademische Grade mit Wirkung für den internen Bereich der katholischen Kirche 827 verleihen. Hierzu gehört z. B. die theologische Fakultät der Gesellschaft Jesu in Frankfurt/M. (St. Georgen), der durch Dekret der Studienkongregation vom 8. September 1932 das Promotionsrecht für den theologischen Lizentiaten- und Doktorgrad verliehen wurde 828 . Aus neuerer Zeit wurde bereits die Affiliatio der Kirchenmusikschule Regensburg an das Instituto Pontificio di Musica Sacra in Rom und das damit verbundene Promotionsrecht für den akademischen Grad eines Baccalaureus erwähnt 829 . Das Recht der katholischen Kirche, für ihren internen Gebrauch akademische Grade verleihen zu lassen, wird vom staatlichen Hochschulrecht vor allem mit Rücksicht auf die kanonisch-rechtliche Bedeutung des Doktorgrades nicht bestritten 830 , öffentlich-rechtliche Wirkung für den staatlichen Bereich kommt diesen Promotionen ipso iure jedoch nicht zu 8 3 1 . Siehe oben S . 2 3 f f . (25 f.). Siehe o b e n S. 2 4 f . ; f ü r eine W i e d e r v e r l e i h u n g des P r o m o t i o n s r e c h t s tritt HILLING, S t a t u t e n , S. 446 f., ein; vgl. auch HONSELMANN, P r o m o t i o n s r e c h t , S . 3 3 6 A n m . 50. 827 Ü b e r A r t u n d Inhalt der akademischen G r a d e u n d ihre V e r l e i h u n g nach kanonischem Recht vgl. TERBORG, S. 9 ff. 8 2 8 V g l . DEZZA, C a t a l o g u s , S. 21 f . ; Vorlesungsverzeichnis Phil.-Theol. H o c h schule, T h e o l . F a k u l t ä t S. J., SS 1961, S. 2 ; ähnlich das B e r c h m a n s k o l l e g in Pullach b. München (Phil. F a k u l t ä t S. J.), vgl. DEZZA, C a t a l o g u s , S. 25. 8 2 9 Siehe o b e n S. 98 f. 825
826
830 V g l . T H I E M E , S . 1 2 4 ;
SÜSTERHENN, G u t a c h t e n ,
S. 7;
THIEME v g l . a u c h HONSELMANN, P r o m o t i o n s r e c h t , S. 3 3 0 . 831
V g l . SÜSTERHENN, G u t a c h t e n , S. 4.
zu
der Ansicht
von
136 Insbesondere ergibt sich eine solche Wirkung weder aus der teilweise verfassungsrechtlich anerkannten kirchlichen Hochschulfähigkeit, noch aus dem Recht der Kirche, ihre Angelegenheiten autonom selbst zu verwalten. Die kirchliche Hochschulfähigkeit schließt das Promotionsrecht für den staatlichen Bereich schon deshalb nicht ein, weil das Promotionsrecht nicht zu den BegrifFsmerkmalen der wissenschaftlichen Hochschule gehört 832 . Aus dem Bereich des kirchlichen Selbstverwaltungsrechts scheidet das Promotionsrecht aus, weil es sich hierbei nicht ausschließlich um eine eigene Angelegenheit der Kirche handelt 833 . Die öffentliche Führung eines von kirchlichen Einrichtungen verliehenen akademischen Grades berührt notwendig die staatlichen Ordnungsinteressen. „Der Staat hat unter dem Gesichtspunkt des ,ordre p u b l i c ' . . . (die Befugnis), Mißbräuche bei der Verleihung und Führung des Doktortitels im allgemeinen und damit auch des Dr. theol. zu verhindern 834 ". Ebensowenig wie die Kirchen und Religionsgemeinschaften einem beliebigen Unternehmen kraft der Hochschulfähigkeit die Bezeichnung „Fakultät" verleihen -dürfen 835 , ist es ihnen erlaubt, auf Grund des Selbstverwaltungsrechts irgendeine Person mit öffentlich-rechtlicher Wirkung zum „Doktor der Theologie" zu promovieren 836 . Wenn die Kirche für die von kirchlichen Studieneinrichtungen verliehenen Grade öffentlich-rechtliche Wirksamkeit erlangen will, bedarf es stets der Mitwirkung der zuständigen staatlichen Stellen. Das Promotionsrecht im Bereich der katholischen Theologie ist daher, soweit es öffentlich-rechtlich wirksam werden soll, als echte res mixta des staatlich-kirchlichen Rechtsverhältnisses anzusehen 837 . Zulässigkeit und Form der staatlichen Mitwirkung sind im Schrifttum allerdings umstritten. Das Problem soll hier vornehmlich an Hand der hochschulrechtlichen Diskussion um die Anerkennung des päpstlichen Promotionsrechts der Theologischen Fakultät Trier dargestellt werden. Wie bereits im historischen Teil erwähnt 838 , wurden „ . . . die Prüfungs- und Habilitationsordnung der Theologischen Fakultät (Trier) sowie die von ihr zu verleihenden akademischen Grade" durch Erlaß des Justiz- und Kultusministers von Rheinland-Pfalz vom 22. August 1950 „namens der Landesregierung" anerkannt. Nach Art. 5 der Statuten verleiht die Fakultät „die Grade eines Lizentiaten der Theologie und eines Doktors der T h e o l o g i e . . . " Weber und Thieme 839 sind der Ansicht, daß 832
Siehe oben S. 119; vgl. THIEME, S. 225; SCHMIDT, Rechtsstatus, S. 151 f.
833 VGL. WEBER. R e c h t s f r a g e n , S . 3 5 8 f . ; THIEME, S . 2 2 5 ; s t a t u s , S. 1 5 4 f . ; TENBÖRG, S. 3 4 f f . 834
Siehe oben S. 112.
836
V g l . SÜSTERHENN, G u t a c h t e n , S. 4 . V g l . JUNKER, E r r i c h t u n g , S. 148.
838
839
Rechts-
SÜSTERHENN, G u t a c h t e n , S. 4.
835
837
SCHMIDT,
Siehe oben S. 88 f. g l . WEBER, Rechtsfragen, S. 3 5 6 f f . (360); THIEME, S. 124, 225, ohne
V
137 von staatlicher Seite nach der gegenwärtigen „Gesetzeslage" weder der Fakultät das staatliche Promotionsrecht verliehen und deren päpstliches Promotionsrecht f ü r den staatlichen Bereich anerkannt werden konnte. Weber 840 bezieht sich dabei insbesondere auf „§§ 1 I I 12 und 7 II 13 ALR, . . . die Art. 26 und 112 der Preuß. Verfassungsurkunde von 1850 in der Fassung der lex Schiffer vom 10.7.1906", eine bayerische Ministerialentschließung vom 22. Dezember 1837 und schließlich auf § 1 des Gesetzes über die Führung akademischer Grade vom 7. Juli 1939, wonach die „von einer deutschen staatlichen Hochschule verliehenen akademischen G r a d e . . . im Gebiet des Deutschen Reiches geführt werden" dürfen. Diese „ununterbrochene Tradition der letzten 150 Jahre (habe) . . . das Promotionswesen als eine Auswirkung staatlicher Hochschulhoheit und als Befugnis staatlicher Hochschulen ausgeformt und § 1 des genannten Gesetzes vom 7.6. 1939 (knüpfe) nur an eine Ordnung an, die ohnehin maßgebend (sei) 841 ". „Dieser überlieferte Rechtszustand ist" — nach Webers Darstellung 8 4 2 — „so eindeutig und . . . hat sich insbesondere gegenüber dem Anspruch der katholischen Kirche, ihre eigenen Institute (und sogar die theologischen Universitätsfakultäten) von sich aus mit dem Promotionsrecht ausstatten zu können, als so unerschütterlich erwiesen, daß es einer näheren Argumentation, ihn überzeugend zu machen, nicht bedarf". Eine Änderung zugunsten der kirchlichen Hochschulen sei nur möglich, „wenn hierüber ein besonderes Gesetz erginge 843 ". Es wird sich zeigen, daß gegen die so verstandene Eindeutigkeit des überlieferten Rechtszustandes begründete Bedenken anzubringen sind. Aus den von Weber genannten Rechtsnormen ist nicht zu entnehmen, d a ß ein öffentlich-rechtlich wirksames Promotionsrecht nur den staatlichen Hochschulen zukommt. § 1 II 12 ALR und seine Durchbrechung zugunsten kirchlicher Hochschulen wurde bereits erwähnt 8 4 4 . § 7 I I 13 ALR besagt, daß „Privilegia, als Ausnahmen von dergleichen Gesetzen zu bewilligen, Standeserhöhungen, Staatsämter und Würden zu verleihen, . . . nur dem Oberhaupte des Staats" gebührt. Nach Art. 26, 112 der preußischen Verfassungsurkunde von 1850 in der Fassung des Gesetzes vom 10. Juli 1906 845 ist das „Schul- und Unterrichtswesen... durch Gesetz zu regeln. Bis zu anderweiter gesetzlicher Regelung verbleibt es hinsichtlich des Schul- und Unterrichtswesens bei dem geltenden Rechte". Die bayerische Ministerialentschließung vom 22. Dezember allerdings ausdrücklich den Fall einer Anerkennung des kirchlichen Promotionsrechts zu erwähnen. 840 WEBER, Rechtsfragen, S. 357. 841 WEBER, Rechtsfragen, S. 356. 842 WEBER, Rechtsfragen, S. 356. 843
THIEME, S. 1 2 4 .
844
Siehe oben S. 100 ff., 106 ff. PrGS S. 333.
845
138 18 3 7 8 4 6 enthält nichts über die K o m p e t e n z zur Verleihung des P r o m o tionsrechts, sondern eine „ O r d n u n g der academischen P r o m o t i o n e n " . E n t gegen der A u f f a s s u n g v o n Weber u n d T h i e m e ist aus § 1 des Gesetzes über die F ü h r u n g akademischer G r a d e v o m 7. J u n i 1 9 3 9 8 4 7 kein A u s schluß nichtstaatlicher Hochschulen v o m Promotionsrecht zu entnehmen. E s w a r keineswegs der Zweck dieser Vorschrift, die innerdeutsche Z u s t ä n digkeit f ü r die Verleihung akademischer G r a d e bei den staatlichen H o c h schulen zu monopolisieren. D i e s u m so weniger, als zu jener Zeit keine kirchliche oder nicht v o m S t a a t errichtete Hochschule ein Promotionsrecht mit öffentlich-rechtlicher W i r k s a m k e i t erstrebte. D e r Gesetzgeber hatte demnach g a r keine V e r a n l a s s u n g , ein M o n o p o l staatlicher Hochschulen a u f das Promotionsrecht z u begründen oder zu bestätigen 8 4 8 . D a s G e s e t z bezweckte vielmehr einerseits die Vereinheitlichung des Rechts der a k a d e mischen G r a d e auf Reichsebene u n d g a b andererseits in seinem heute umstrittenen § 4 8 4 9 den d a m a l i g e n Machthabern die Möglichkeit, mißliebigen Personen den D o k t o r t i t e l z u entziehen 8 5 0 . D i e Bedeutung des § 1 A k G r G liegt v o r allem darin, d a ß erstmals durch G e s e t z die F ü h r u n g der innerhalb des Deutschen Reiches verliehenen akademischen G r a d e reichseinheitlich a n e r k a n n t w u r d e . S o l a n g e die L ä n d e r selbst H o h e i t s rechte besaßen, „ergingen . . . besondere Nostrifikationsvorschriften, u m d a s Führen v o n G r a d e n zu ermöglichen, die außerhalb der L a n d e s grenzen erworben w a r e n 8 5 1 " . D e r A k z e n t der Interpretation des § 1 A k G r G muß daher a u f dem A d j e k t i v „deutsche" (staatliche Hochschule) liegen. D a ß es nicht der Wille des Gesetzgebers w a r , über die K o m p e t e n z zur Verleihung akademischer G r a d e zu entscheiden, zeigt die 1. Durchf ü h r u n g s v e r o r d n u n g z u m A k G r G v o m 21. J u l i 1939 8 5 2 . N a c h Ziff. 1 d a r f ein „akademischer G r a d nur g e f ü h r t werden, wenn er v o n der d a z u befugten Stelle o r d n u n g s g e m ä ß verliehen w o r d e n ist u n d der Beliehene hierüber eine V e r l e i h u n g s u r k u n d e oder ein Besitzzeugnis i n n e h a t " . Eine „ d a z u b e f u g t e S t e l l e " k a n n sowohl eine staatliche als auch eine nichtstaatliche Hochschule sein. D i e akademischen G r a d e der deutschen staat846
A b g e d r u c k t bei WEBER, S a m m l u n g , B d . 3, S. 224 f.
RGBl. I, S. 985; zur Fortgeltung: B G H M D R 1960, S. 1039. Eine solche Deutung läßt WEBER, Rechtsfragen, S. 356, aber aufkommen, indem er in die Wiedergabe des Textes von § 1 A k G r G das Wort „(nur)" 847
848
e i n f ü g t . V g l . HONSELMANN, P r o m o t i o n s r e c h t , S. 344 A n m . 66. 8 4 9 Vgl. PETERS, Hans, Fortgeltung rechtsstaatswidrigen Reichsrechts aus der nationalsozialistischen Ära?, in: Christliche Existenz und Erziehung, Ehrengabe für Johann Peter Steifes, hrsg. v. Deutschen Institut f. wissenschaftliche Pädagogik in Münster, Münster o. J. (1954), S. 150 ff. (163 f.). 850
V g l . HONSELMANN, P r o m o t i o n s r e c h t , S. 3 4 4 A n m . 6 6 ; SÜSTERHENN,
achten, S. 11 f. 851
V g l . THIEME, S. 2 2 1 A n m . 13 m . w . H .
852
RGBl. I, S. 1326.
Gut-
139 liehen Hochschulen dürfen gemäß § 1 A k G r G ohne weiteres im gesamten Reichsgebiet geführt werden. O b auch akademische G r a d e nichtstaatlicher Hochschulen geführt werden dürfen, hängt von der öffentlich-rechtlichen Wirksamkeit des Promotionsrechts a b ; darüber entscheidet § 1 A k G r G nicht. Honselmann 8 5 3 hat darauf aufmerksam gemacht, daß sich die deutschen kirchlichen P h T h H bei der von Weber und Thieme vertretenen Auslegung des § 1 A k G r G unbegreiflicherweise schlechter stehen würden als die ausländischen kirchlichen Hochschulen. Während nämlich akademische G r a d e der letzteren im Wege der speziellen oder generellen Nostrifikation (§ 2 A k G r G ) öffentlich-rechtliche Wirksamkeit entfalten können 8 5 4 , wären die von einer deutschen kirchlichen P h T h H verliehenen akademischen Würden kraft Gesetzes von der Möglichkeit jeder öffentlich-rechtlichen Anerkennung ausgeschlossen. Eine solche Unterscheidung ist auch nicht in der Sache begründet, weil das gesamte höhere Studienwesen der Kirche nach der erwähnten Apostolischen Konstitution Deus Scientiarum D o m i nus v o m 24. M a i 193 1 8 5 5 gestaltet und damit weitgehend vereinheitlicht ist. Unter den von Weber genannten Bestimmungen ist daher für die Verleihung des Promotionsrechts allenfalls die Vorschrift des § 7 II 13 A L R bedeutsam. § 7 I I 13 A L R bringt den Anspruch des Landesherrn auf absolute Privilegienhoheit gegenüber P a p s t und Kaiser zur Geltung 8 5 6 . D a s Promotionsprivileg wurde seit 1806 von den Landesherren allein verliehen, wobei freilich die rechtliche Wirksamkeit einer solchen Privilegierung auf den Bereich des jeweiligen Landes beschränkt blieb. Bis in die Gegenwart wurde das Promotionsrecht staatlicherseits nur an Hochschulen übertragen, die der S t a a t — nach § § 1 , 2 I I 12 A L R — errichtet hatte. Dies lag allein darin begründet, daß der S t a a t als wissenschaftliche Hochschulen und damit als mögliche Träger des Promotionsrechts nur die von ihm errichteten Institutionen anerkannte. D a s Hoheitsrecht auf Verleihung des Promotionsprivilegs schloß jedoch seinem rechtlichen Inhalt nach niemals aus, daß auch nicht v o m Staat errichtete Hochschulen in den Genuß des staatlichen Promotionsrechts kommen konnten. Eine rechtliche Bindung des Staates, von seinem Hoheitsrecht nur zugunsten staatlich errichteter Hochschulen Gebrauch zu machen, bestand demnach nur solange, wie das staatliche Hochschulmonopol jede „nichtstaatliche" Errichtung von wissenschaftlichen Hochschulen unmöglich HONSELMANN, P r o m o t i o n s r e c h t , S. 344. N a c h A u s k u n f t der Zentralstelle f ü r ausländisches B i l d u n g s w e s e n in B o n n , Kaiserstr. 45 (Schreiben an den V e r f . v. 18. A p r i l 1959, A Z : 1690/59/PL), wird bei der A n e r k e n n u n g v o n G r a d e n der päpstlichen Hochschulen in R o m u n d der katholischen U n i v e r s i t ä t e n durch die K u l t u s m i n i s t e r i e n der L ä n d e r v o n Fall z u Fall entschieden. 8 5 5 Siehe o b e n S. 6 A n m . 17, 73 f. 8 5 6 Siehe o b e n S. 103. 853
854
140 machte. Nachdem die Verfassungen den Kirchen des Recht auf Errichtung eigener wissenschaftlicher Hochschulen gewährleistet haben, ist der S t a a t rechtlich nicht gehindert, kirchliche Hochschulen mit dem staatlichen Promotionsrecht auszustatten. „ D i e ununterbrochene Tradition der letzten 150 Jahre, ( d i e ) . . . das P r o m o t i o n s w e s e n . . . als Befugnis staatlicher Hochschulen ausgeformt" hat 8 5 7 , konnte nur entstehen, weil es allein staatlich errichtete Hochschulen gab. Mit dieser Tradition hat das moderne Verfassungsrecht gebrochen. Entgegen der Ansicht von Weber und Thieme bedarf es somit keiner Änderung der bestehenden „Gesetzeslage", wenn der Staat einer kirchlichen Hochschule das staatliche Promotionsrecht verleihen will. Diese A u f f a s s u n g ist durch die Praxis bereits bestätigt worden. Durch Beschluß vom 19. N o v e m b e r 1957 hat der Senat von Berlin der evangelischen „Kirchlichen Hochschule Berlin das Recht auf Verleihung der akademischen G r a d e ,Doktor der Theologie (Dr. theol.)' und .Doktor der Theologie Ehren halber (D. theol.)"' erteilt 8 5 8 . Im Falle der Theologischen Fakultät Trier wurde jedoch nicht seitens des Staates das staatliche Promotionsrecht erteilt, sondern das päpstliche Promotionsrecht der Fakultät für den staatlichen R a u m anerkannt. Es f r a g t sich daher, ob es hochschulrechtlich vertretbar ist, die staatliche Verleihung des Promotionsrechts durch eine allgemeine öffentlich-rechtliche Anerkennung der von der Fakultät verliehenen kirchlichen akademischen G r a d e zu ersetzen. Die Trierer Lösung hat in der deutschen Hochschulgeschichte kein Vorbild 8 5 9 . Die staatlichen katholisch-theologischen Fakultäten, die bislang allein mit öffentlich-rechtlicher Wirkung Promotionen vornehmen konnten, sind sowohl v o m S t a a t als auch von der Kirche mit dem Promotionsrecht privilegiert worden 8 6 0 . Formell nahmen die beiden Verleihungs857
WEBER, R e c h t s f r a g e n , S. 3 5 6 ; v g l . a u c h THIEME, S. 2 2 5 .
D e r S e n a t o r f ü r V o l k s b i l d u n g hat d e m V e r f . auf A n f r a g e eine Abschrift des Senatsbeschlusses v. 19. N o v e m b e r 1957 ( N r . 3806/57) ü b e r s a n d t . Wegen der b e s o n d e r e n L a g e der Kirchlichen Hochschule Berlin ist in der Verleihungsu r k u n d e eine W i d e r r u f s m ö g l i c h k e i t f ü r den Fall vorgesehen, daß „eine E v a n gelisch-Theologische F a k u l t ä t an der Freien U n i v e r s i t ä t oder an einer k ü n f t i g e n g e s a m t b e r l i n e r U n i v e r s i t ä t errichtet w i r d " . Ü b e r die Kirchliche Hochschule Berlin vgl. i m ü b r i g e n SCHMIDT, Rechtsstatus, S. 79 ff., 158 ff. „In W ü r d i g u n g der besonderen s i t u a t i o n s b e d i n g t e n u n d s i t u a t i o n s b e g r e n z t e n Verhältnisse der Kirchlichen Hochschule B e r l i n " hat auch die Westdeutsche R e k t o r e n k o n f e r e n z gegen die V e r l e i h u n g des P r o m o t i o n s r e c h t s keine B e d e n k e n e r h o b e n ; vgl. NEU858
HAUS, S . 9 7 . 8 5 9 I m J a h r e 1940 versuchte der deutsche E p i s k o p a t bei den zuständigen staatlichen Stellen die allgemeine A n e r k e n n u n g v o n akademischen G r a d e n päpstlicher Hochschulen in R o m zu erreichen. D i e E i n g a b e w u r d e abgelehnt.
V g l . LINK, S. 1 4 7 A n m . 1 6 7 a. E . 860
Siehe o b e n S. 16, 22, 88, 9 8 ; über die P r o m o t i o n e n an der theologischen
141 akte zwar nicht aufeinander Bezug, jedoch mußte, wenn das Promotionsrecht in praktische Wirksamkeit treten sollte, ein Einverständnis von Staat und Kirche vorliegen 861 . Dies zeigte sich besonders deutlich im Falle der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Bonn: Die Fakultät erhielt bereits bei ihrer Gründung im Jahre 1818 das staatliche Promotionsrecht, wurde aber erst 1905, d. h. 87 Jahre später, päpstlicherseits privilegiert und übt erst seitdem das Promotionsrecht 802 aus. Es ist kein Fall bekannt, daß eine Fakultät allein auf Grund des staatlichen Promotionsrechts akademische Grade in der katholischen Theologie verliehen hätte, zumal c. 1377 C o d J C ausdrücklich das Recht zur Privilegierung mit dem Promotionsrecht, soweit dieses kanonische Wirkungen haben soll, dem Heiligen Stuhl reserviert. Als der Papst die Gültigkeit des päpstlichen Promotionsrechts der katholisch-theologischen Fakultät an der Universität Breslau bestritt, stellte die Fakultät für 25 Jahre die Promotionen ein 863 . Es sei auch an den Streit um die Privilegierung der Akademie in Braunsberg erinnert 864 . Sieht man von diesem, wohl durch die besonderen politischen Verhältnisse motivierten Fall ab, so hat der Staat praktisch seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts bei Gründung katholisch-theologischer Fakultäten oder deren Beleihung mit dem Promotionsrecht stets ein Einverständnis mit der Kirche herbeigeführt; hier darf auf die Gründung der Fakultäten in Straßburg und Mainz hingewiesen werden 805 . Andererseits mußte die Kirche, wie etwa bei der Privilegierung des Kanonistischen Instituts an der Universität München 866 , zumindest im stillschweigenden Einvernehmen mit dem Staat handeln, wenn sie eine Einrichtung mit dem päpstlichen Promotionsrecht ausstattete und eine öffentlich-rechtliche Anerkennung der dort verliehenen Grade erwartete. Thieme 867 meint, daß „der kanonisch verliehene Grad grundsätzlich nicht mit dem staatlich verliehenen Grad identisch" sei. Es handele sich „trotz des gemeinsamen geschichtlichen Ursprungs um zwei verschiedene Einrichtungen". Allerdings könne „in demselben Akt zugleich eine nach weltlichem und eine nach kanonischem Recht gültige Promotion liegen". Dieser rechtlichen „Aufspaltung" des theologischen Doktorgrades wird entgegengehalten, daß „nach dem katholischen Kirchenrecht Theologie nur in Übereinstimmung mit der Lehre der Kirche und auf Grund kirchlicher Ermächtigung gelehrt Fakultät und dem damit verbundenen Kanonistischen Institut der Universität Straßburg siehe oben Anm. 387. 861
V g l . JUNKER, E r r i c h t u n g , S. 1 4 8 ; HONSELMANN, P r o m o t i o n s r e d i t , S . 3 3 2 .
862
Siehe oben S. 22. Siehe oben S. 16. Siehe oben S. 75 f. Siehe oben S. 57, 88. Siehe oben S. 98. THIEME, S . 2 1 9 f . ; vgl. auch ebd., S . 2 2 5 ; ähnl. TENBÖRG, S . 2 5 .
863 864 885 868 897
142 werden" dürfe; deshalb habe „die Kirche stets f ü r sich das Recht in Anspruch genommen, den Rang eines ,Lehrers' (doctor) der Theologie zu verleihen, und darauf bestanden, daß auch keine staatliche Theologische Fakultät ohne ihre Ermächtigung den Grad eines Dr. theol. verleihen könne 8 0 8 ". Die Zuerkennung einer besonderen theologischen Lehrbefähigung und gewisser damit verbundener kirchlicher Privilegien (c. 1378)" sei eine „innere Angelegenheit der Kirche 869 "; der Promovierte könne nur „in der Kirche und als Glied der Kirche die ihm durch die Promotion gegebenen Rechte, die rein kirchlicher Art sind, ausüben 870 ". Diese Einwände sind zumindest insoweit berechtigt, als einer etwaigen staatlichen Privilegierung mit dem Promotionsrecht jedenfalls eine korrespondierende kirchliche Verleihung des kanonischen Promotionsrechts vorangehen muß. Im Gegensatz zu anderen Wissenschaftsgebieten ist es im Bereich der katholischen Theologie sachlich allein der Kirche möglich, darüber zu entscheiden, welche Institutionen befugt sein sollen, den Rang eines Doktors oder Lizentiaten der Theologie zu verleihen 871 . Diese Kompetenz gehört zum Bereich des verfassungsrechtlich anerkannten kirchlichen Selbstverwaltungsrechts. Die enge Bindung einer jeden katholischtheologischen Promotion an das kirchliche Lehramt und an die Institution der Kirche verbietet es, im staatlichen Hochschulrecht — wie es zumindest de iure bis zur Privilegierung der Theologischen Fakultät Trier der Fall war — die päpstliche Verleihung des Promotionsrechts als ein „rechtliches N u l l u m " zu betrachten 872 . Aus dem Wesen der katholischen Theologie als einer Wissenschaft, die nur in Übereinstimmung mit dem kirchlichen Lehramt gepflegt werden kann, ergibt sich vielmehr, daß die Verleihung des Promotionsrechts ein originäres Recht der Kirche ist 873 . Der rechtliche Grund f ü r die Ausübung des Promotionsrechts durch eine theologische Fakultät liegt ausschließlich in der kirchlichen Ermächtigung. Dem staatlichen Akt, mag er nun als Verleihung oder als Anerkennung des Promotionsrechts gestaltet sein, kommt dagegen nur sekundäre Bedeutung zu. Praktisch hat dies die Geschichte des deutschen theologischen Bildungswesens bereits bewiesen. Die Fakultäten haben erst dann Promotionen vorgenommen, wenn die päpstliche Privilegierung vorlag; solange die Kirche die Ermächtigung nicht erteilt hatte, ging die staatliche Verleihung rechtlich ins Leere. Der Vorrang der päpstlichen Privilegierung kommt schließlich auch darin zum Ausdruck, daß die staatlichen theologischen Fakultäten gemäß Schlußprotokoll zu Art. 19 S. 2 R K die akademischen 868
JUNKER, E r r i c h t u n g , S. 147 f .
869
SÜSTERHENN, Gutachten, S. 3; vgl. auch ebd. S. 5, 9. HONSELMANN, Promotionsrecht, S. 345, vgl. auch ebd. S. 328 f.
870 871 872
V g l . HONSELMANN, P r o m o t i o n s r e c h t , S. 3 2 5 f . V g l . SÜSTERHENN, G u t a c h t e n , S. 5, 1 0 ; A . A . : WEBER, R e c h t s f r a g e n , S . 3 5 7
Anm. 13. 873 Vgl. auch SÜSTERHENN, Gutachten, S. 3.
143 Grade in Übereinstimmung mit Art. 35 der Apostolischen Konstitution Deus Scientiarum Dominus vom 24. Mai 1931 und Abschnitt V I I I Ziff. 10 der Instruktion vom 7. Juli 19 3 2 8 7 4 „im Namen des regierenden Papstes" verleihen dürfen 875 . Man könnte gegen diese Ansicht einwenden, daß schon im Mittelalter nicht nur der Papst, sondern auch der Kaiser das Promotionsrecht in der Theologie erteilte, wobei freilich der Papst einem kaiserlich verliehenen Promotionsrecht die Anerkennung versagen konnte 876 . Hier ist jedoch zu bedenken, daß der gegenwärtige Staat zur Kirche eine ganz andere Stellung einnimmt als der Kaiser zur Kirche des Mittelalters. Heute stehen sich Staat und Kirche als voneinander unabhängige, gleichgeordnete Größen gegenüber. Nach mittelalterlichem Verständnis gehörten Papst und Kaiser zu derselben christlichen Weltordnung (Ordo) 8 7 7 ; damit war es auch weit eher gerechtfertigt, daß der Kaiser von sich aus einer Hohen Schule die Befugnis zur Verleihung des Doktors der Theologie erteilte. Gehört die Entscheidung über die Verleihung des Promotionsrechts wesensmäßig zu den Aufgaben der Kirche und liegt in der kirchlichen Ermächtigung der konstitutive Akt für die Ausübung des Promotionsrechts durch eine theologische Fakultät, so erschöpft sich die staatliche Mitwirkung ihrem Inhalt nach darin, dem Promotionsrecht für den staatlichen Bereich die öffentlich-rechtliche Wirksamkeit zu verleihen. Hierzu bedarf es aber nicht einer eigenen staatlichen Verleihung des Promotionsrecht; vielmehr genügt es, wenn die Wirksamkeit für den staatlichen Bereich durch Hoheitsakt ausgesprochen wird. Dem steht auch nicht die Vorschrift des § 7 II 13 A L R entgegen. Historisch gesehen hatte diese Bestimmung vorwiegend verbietenden Charakter. Sie bezweckte insbesondere den Ausschluß aller kirchlichen und kaiserlichen Privilegien von der rechtlichen Wirksamkeit für den staatlichen Bereich 878 . Der Zweck des § 7 II 13 A L R wird demnach auch dann gewahrt, wenn der Staat nicht seinerseits das Privileg verleiht, sondern der nichtstaatlichen Privilegierung nach voraufgegangener Prüfung die öffentlich-rechtliche Sanktion erteilt. Die bloße staatliche Sanktionierung eines kirchlichen Promotionsrechts hat freilich zur Folge, daß im Falle einer wirksamen strafweisen Siehe o b e n S. 74. V g l . auch A r t . 7 Ziff. 5 der T r i e r e r F a k u l t ä t s s t a t u t e n . N a c h SÜSTERHENN, G u t a c h t e n , S. 3, soll sich „in den V e r l e i h u n g s u r k u n d e n des katholischen D o k t o r theol. durch deutsche staatliche theologische F a k u l t ä t e n . . . auch heute noch vielfach die F o r m e l . . . ,ex a u c t o r i t a t e A p o s t o l i c a e S e d i s ' " finden. 8 7 8 Siehe o b e n S. 102. 8 7 7 U b e r das rechtliche Verhältnis v o n P a p s t u n d Kaiser in den verschiedenen Eopchen der mittelalterlichen Geschichte vgl. EICHMANN, E d u a r d , D i e K a i s e r k r ö n u n g i m A b e n d l a n d , 2 Bde., W ü r z b u r g 1942, hier B d . 1, S. 109 ff., 874
875
2 2 3 ff., 2 6 5 ff.; v g l . auch DENIFLE, S. 7 8 1 f. 878
Siehe o b e n S. 103.
144 Entziehung des akademischen Grades durch die Kirche 879 auch die öffentlich-rechtlichen Wirkungen entfallen. Bei kirchlicher Entziehung eines an einer staatlichen theologischen Fakultät erworbenen Grades bleibt immer noch die auf Grund des staatlichen Promotionsrechts verliehene akademische Würde erhalten 880 . Der oben erwähnte staatliche Hoheitsakt kann ergehen a) durch Erteilung einer öffentlich-rechtlichen Führungsgenehmigung an die Inhaber des kirchlichen Grades, b) durch öffentlich-rechtliche Anerkenung des kirchlichen Promotionsrechts. Im ersten Fall (a) bestehen die Wirkungen nur darin, daß der Inhaber berechtigt ist, den kirchlichen akademischen Grad in der Öffentlichkeit zu führen. Im zweiten Fall (b) wird der auf Grund des staatlich anerkannten kirchlichen Promotionsrechts erteilte akademische Grad in allen seinen Wirkungen einem an einer deutschen staatlichen Hochschule erworbenen Grad gleichgestellt. Die über die bloße Führungsbefugnis hinausgehenden Wirkungen zeigen sich vor allem dann, wenn Rechtsnormen den Besitz eines deutschen akademischen Grades verlangen; z. B. können nach Art. 47 Abs. 1 Ziff. 3 des bayerischen Hochschullehrergesetzes vom 18. Juli 1962 881 nur Inhaber eines deutschen Doktor- oder Lizentiatengrades zu wissenschaftlichen Assistenten ernannt werden 8 8 2 ; Ausnahmen bedürfen der ministeriellen Genehmigung (Art. 47 Abs. 3). Zu a). Die Möglichkeit zur Erteilung einer öffentlich-rechtlichen Führungsgenehmigung ist gesetzlich bisher nur für ausländische akademische Grade in § 2 A k G r G vorgesehen (sog. Nostrifizierung). Süsterhenn 883 und Tenbörg 8 8 4 wenden § 2 A k G r G entsprechend auf innerdeutsche kirchliche akademische Grade an. Eine solche Analogie ist nicht zuletzt deshalb berechtigt, weil Staat und Kirche nach moderner Auffassung 8 8 5 als gleichberechtigte Partner in einem Verhältnis der Koordination stehen, das Anklänge an das Völkerrecht erkennen läßt. In diesem Zusammenhang darf darauf hingewiesen werden, daß in Österreich die staatliche Führungsgenehmigung für bestimmte innerhalb des Landes verliehene kirchliche akademische Grade entsprechend den Bestimmungen über die Nostrifizierung ausländischer akademischer Grade erteilt wird: In Innsbruck besteht ein Päpstliches Institut für kirchl. « ' • Vgl. z. B. c. 2314 n. 2 C o d J C . 880
V g l . TENBÖRG, S . 2 5 f . , 5 6 .
Siehe oben S. 93. 882 Vgl. auch § 2 Reichsassistentenordnung v o m 1. Januar 1940 (abgedruckt 881
b e i KASPER — H U B E R — K A E B S C H — SENGER, B d . 2 , S . 1 1 0 f f . ) ; v g l . a u c h THIEME, S . 2 9 7 f., TENBÖRG, S. 58. 883
SÜSTERHENN, Gutachten, S. 4 ; vgl. auch HILLING, Errichtung, S. 259.
884
TENBÖRG, S . 4 8 ff.
885 VGL. SÜSTERHENN, G u t a c h t e n , S . 2 1 ; M I K A T , S . 1 5 4 f f .
145 Philosophie (Institutum Philosophiae Scholasticae Oenipontanum) 886 . Es handelt sich dabei um eine kirchliche Einrichtung, die der theologischen Fakultät der Universität Innsbruck angegliedert ist. Das Institut ist von der Studienkongregation anerkannt und besitzt das kirchliche Promotionsrecht für den Lizentiaten- und Doktorgrad in der scholastischen Philosophie. Die akademischen Grade der päpstlichen Hochschulen in Rom sind, soweit sie sich auf das Gebiet der Theologie beziehen, nach Art. V § 2 des Konkordats vom 1. Mai 1934 887 „hinsichtlich aller ihrer kirchlichen und staatlichen Wirkungen anerkannt 8 8 8 ". Alle übrigen ausländischen akademischen Grade bedürfen der Nostrifikation, die in einer Verordnung vom 9. Juli 1945 889 geregelt ist. Anders als in Deutschland, wo die Kultusministerien für die Nostrifikation zuständig sind 800 , erfolgt in Österreich die Anerkennung durch die inländischen Fakultäten (§ 3 Abs. 1). Das Professorenkollegium der zuständigen Fakultät hat u. a. zu prüfen, ob dem Bewerber „ . . . auf Grund der von ihm nachgewiesenen Studien, Prüfungen und sonstigen wissenschaftlichen Leistungen der akademische Grad auch im Inland hätte zuerkannt werden können" (§ 3 Abs. 2). Liegen diese Voraussetzungen nicht vor, so kann das Professorenkollegium die Nostrifikation davon abhängig machen, daß der Bewerber „durch ein oder mehrere Semester bestimmte Lehrveranstaltungen (besucht) . . . oder sich sämtlichen oder einzelnen für die Erlangung entsprechender akademischer Grade im Inland vorgeschriebenen strengen Prüfungen" unterzieht (§ 3 Abs. 4). Eine gesetzliche Regelung über die Führung inländischer kirchlicher akademischer Grade kennt das österreichische Hochschulrecht nicht. — Daher trafen im Jahre 1949 die theologische und die philosophische Fakultät der Universität Innsbruck eine Vereinbarung, die die Nostrifizierung der päpstlichen akademischen Grade des Instituts für kirchliche Philosophie analog § 3 der Verordnung über die Führung ausländischer akademischer Grade vom 9. Juli 1945 regelte. Ein daraufhin ergangener Beschluß der philosophischen Fakultät vom 18. März 1949 801 hat im wesentlichen folgenden Inhalt: Die Dissertation 8 8 8 Die folgende Darstellung stützt sich auf Aktenmaterial (Bd. „Päpstliche Hochschulen") der Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen in Bonn, Kaiserstr. 45. 8 8 7 Abgedruckt bei KLECATSKY, Hans, WEILER, Hans, österreichisches Staatskirdienrecht, Wien 1958, S. 235 ff.; über die Fortgeltung des Konkordats ebd., S. 232 ff. 8 8 8 Die Anerkennung gilt jedoch gemäß Schlußprotokoll zu Art. V § 2 Ö K nur insoweit, „als es sich nicht um die Ausübung eines weltlichen Berufes handelt". 8 8 9 Abgedruckt bei ERMACORA, S. 263 ff. Uber das Verhältnis dieser V O zu
A r t . V § 2 Ö K v g l . KLECATSKY — W E I L E R , A n m . 1 1 z u A r t . V 880
ÖK.
V g l . THIEME, S . 2 2 1 .
8 9 1 Der Beschluß wurde am 22. Oktober 1949 v o m Bundesministerium für Unterricht genehmigt (ZI 15.567 — III/7/49).
10
B a 1 d u s , Hochschulen
146 ist von zwei Fachvertretern der philosophischen Fakultät zu approbieren. Der Bewerber muß sich einem einstündigen Rigorosum unterziehen. Außerdem hat er nachzuweisen, daß er während zweier Semester Vorlesungen und Übungen von mindestens zehn Wochenstunden aus einem von ihm f ü r das Rigorosum gewählten Fachgebiet gehört hat. Die Führungsgenehmigung kann nach § 2 A k G r G f ü r den Einzelfall (§ 2 Abs. 1: spezielle Nostrifizierung) oder allgemein (§ 2 Abs. 2: generelle Nostrifizierung) erteilt werden. Im ersten Fall hat die Genehmigung den Charakter eines Verwaltungsaktes, im zweiten handelt es sich um eine Rechtsverordnung 8 9 2 ; f ü r beide Akte sind die Kultusminister der einzelnen deutschen Ländern zuständig 893 . Zu b). Mit Recht stellt Tenbörg 8 9 4 fest, daß die Verlautbarung des Kultusministers von Rheinland-Pfalz vom 22. August 19 5 0 895 , soweit die akademischen Grade der Theologischen Fakultät Trier behandelt werden, unwirksam ist, wenn man den Erlaß als Rechtsverordnung analog § 2 Abs. 2 A k G r G auffaßt, da er in formeller Hinsicht nicht den Anforderungen des Verfassungsrechts genügt 896 . Eine solche Betrachtungsweise wird aber dem Inhalt des Erlasses, der als Einheit gesehen werden muß, nicht gerecht. Zweck der Verlautbarung war, die Errichtung der Fakultät, die Statuten, die Prüfungs- und Habilitationsordnung und die akademischen Grade in cumulo anzuerkennen, d. h. die Fakultät mit den staatlichen katholisch-theologischen Fakultäten in jeder Beziehung gleichzustellen. Eines Gesetzes im materiellen Sinne (Gesetz oder Rechtsverordnung) bedurfte es in diesem Fall nicht 897 . Adressat des Anerkennungsaktes ist die Fakultät, auch soweit es sich um die Anerkennung der dort verliehenen akademischen Grade handelt. Im Gegensatz zu einer generellen Führungsgenehmigung analog § 2 Abs. 2 A k G r G wendet sich der Erlaß nicht „an alle, die an der päpstlichen Fakultät in Trier kirchliche akademische Grade erwerben 8 9 8 ", sondern an die Fakultät selbst und verleiht dem dort ausgeübten kirchlichen Promotionsrecht öffentlich-rechtliche Wirkung. Im Grunde handelt es sich bei der Verlautbarung des Kultusministers darum, die Sperrfunktion des § 7 II 13 ALR 8 9 9 , der nichtstaatliche Privilegierungen von der Wirksamkeit f ü r den staatlichen 892
V g l . TENBÖRG, S . 5 1 .
893
Vgl. TENBÖRG, S. 51 f.; über die Voraussetzungen für die Erteilung der Genehmigung, den räumlichen Geltungsbereich und den Wegfall der Führungsbefugnis vgl. ebd. S. 52 ff., 54 f., 55 f. 884
TENBÖRG, S . 6 5 .
895
Siehe oben S. 88 f. 896 Vgl. Art. 80 Abs. 1 S. 3 GG. u. Gesetz über die Verkündung Landesverordnungen v. 21. Juni 1948 (GVB1. Rhld.-Pf., S. 241) § 1 . 897 A . A . : TENBÖRG, S . 5 7 f f . 898
S o aber TENBÖRG, S. 6 3 .
899
Siehe oben S. 103, 143.
von
147
Bereich ausschließt, hinsichtlich des kirchlichen Promotionsrechts der Theologischen Fakultät Trier aufzuheben. Es ist dies ein ähnlicher Vorgang wie bei der staatlichen Verleihung des Promotionsrechts, die zweifelsfrei ein Verwaltungsakt ist. Der Unterschied besteht nur darin, daß hier das Promotionsrecht nicht vom Staat verliehen, sondern dem kirchlichen Verleihungsakt die Anerkennung f ü r den öffentlich-rechtlichen Raum erteilt wird. Mit der Sanktionierung des Promotionsrechts ist zugleich die öffentlich-rechtliche Anerkennung der akademischen Grade gegeben. — Diese Interpretation mag den Wortlaut des Erlasses insofern gegen sich haben, als dort nicht von einer Anerkennung des Promotionsrechts, sondern der akademischen Grade die Rede ist 900 . Der Sinn der Verlautbarung ging jedoch dahin, die Fakultät in ihren sämtlichen „Lebensäußerungen" mit den staatlichen theologischen Fakultäten gleichzustellen. In diesem Zusammenhang ist bemerkenswert, daß sich der Erlaß nicht darauf beschränkt, nur die Anerkennung der akademischen Grade zu erwähnen, sondern auch die Statuten und die Promotionsordnung in die Anerkennung einbezieht. Nach Art. 5 der Statuten verleiht die Theologische Fakultät Trier die Grade eines Lizentiaten und eines Doktors der Theologie. Die Anerkennung der Errichtung der Theologischen Fakultät Trier, ihrer Statuten, der Prüfungs- und Habilitationsordnung und der von ihr verliehenen akademischen Grade ist somit als „Regelung eines Einzelfalles auf dem Gebiete des öffentlichen Rechts", als Verwaltungsakt anzusehen. Tenbörg 9 0 1 ist der Ansicht, durch die Anerkennung werde unzulässig in das Selbstverwaltungsrecht der staatlichen Fakultäten eingegriffen. Die Anerkennung habe u. a. den Zweck, den Doktorgrad der Theologischen Fakultät Trier als Habilitationsvoraussetzung dem staatlichen theologischen Doktorgrad gleichzustellen. Wenn die deutschen staatlichen Fakultäten in ihren Habilitationsordnungen den Besitz eines deutschen staatlichen Doktorgrades verlangte, so könne es nidit in der Macht des Kultusministers stehen, zu bestimmen, daß auch ein kirchlicher Doktorgrad genügen solle. Hierzu ist zunächst zu sagen, daß die staatlichen katholischtheologischen Fakultäten, die der von Tenbörg behauptete Eingriff an erster Stelle treffen müßte, als Habilitationsvoraussetzung auch einen rein kirchlichen Doktorgrad in der Theologie oder im kanonischen Recht anerkennen 9 0 2 . Damit wird die von Tenbörg aufgezeigte Frage f ü r die weitaus meisten Habilitationsfälle obsolet, da die Inhaber der theolo»OO WOHL IM Anschluß an diese Formulierung des Erlasses geht TENBÖRG bei seiner Darstellung nur von dem Unterschied zwischen öffentlich-rechtlicher Führungsgenehmigung und staatlicher Anerkennung der akademischen Grade aus (vgl. S. 48 ff., 57 ff.). Er übersieht, daß hier nur die Auslegung des Erlasses als Anerkennung des Promotionsrechts zu sachgerechten Ergebnissen führt. 901
TENBÖRG,
S.62F.
902 VGL. T E N B Ö R G , S . 6 0 .
10*
148 gischen Doktorwürde der Trierer Fakultät, wenn sie das akademische Lehramt anstreben, sich in aller Regel auch an einer theologischen Fakultät habilitieren werden. Aber auch in den übrigen Fällen liegt ein Eingriff in das Selbstverwaltungsrecht der Fakultäten nicht vor. Zweifelsfrei ist es das ausschließliche Recht der Fakultäten, die Voraussetzungen der Habilitation in den Habilitationsordnungen zu bestimmen 903 . Die Fakultäten sind darin frei, neben den staatlichen auch nichtstaatliche, selbst ausländische akademische Grade ohne Rücksicht auf Nostrifizierung oder staatliche Anerkennung als Habilitationsvoraussetzung gelten zu lassen 904 . Die staatliche Anerkennung eines kirchlichen Promotionsrechts bindet die Fakultäten keineswegs in der Weise, daß sie die von der kirchlichen Hochschule verliehenen akademischen Grade nunmehr als Habilitationsvoraussetzung anerkennen müssen. Es ist ihnen vielmehr unbenommen, etwa den in einer Habilitationsordnung enthaltenen Begriff „Doktorgrad einer deutschen Hochschule 905 " in dem Sinne auszulegen, daß hierunter nur ein auf Grund staatlichen Promotionsrechts verliehener Doktorgrad zu verstehen ist. Freilich müssen für eine solche Unterscheidung sachliche Gründe vorliegen. Es ist ausschließlich Sache des Staates, darüber zu befinden, ob ein nichtstaatlicher oder ausländischer akademischer Grad im staatlichen Bereich den deutschen staatlichen Graden gleichgestellt werden soll. Den Fakultäten steht dann die Entscheidung zu, ob sie den staatlich anerkannten Grad auch in ihrem durch das akademische Selbstverwaltungsrecht geschützten Raum anerkennen wollen. Es ist daher nicht einzusehen, inwiefern de iure durch die Anerkennung des kirchlichen Promotionsrechts der Theologischen Fakultät Trier in das Selbstverwaltungsrecht der staatlichen Fakultäten eingegriffen wird. — Freilich dürfte es die hochschulpolitische Intention des Kultusministers gewesen sein, durch die staatliche Anerkennung des kirchlichen Promotionsrechts die staatlichen Fakultäten zu veranlassen, auch für ihren Bereich die Gleichstellung mit den staatlichen akademischen Graden vorzunehmen. Eine rechtliche Verpflichtung erwächst hieraus jedoch nicht. Der Kultusminister war auch für den Erlaß des Anerkennungsaktes zuständig 906 , weil sowohl die Hochschul- als auch die Kirchenangelegenheiten zu seinem Geschäftsbereich gehören. Im übrigen werden Bedenken wegen der Zuständigkeit jedenfalls dadurch ausgeräumt, daß der Kultusminister nicht allein im eigenen Namen, sondern ausdrücklich für die Spitze der Exekutive, nämlich „namens der Landesregierung RheinlandPfalz", die Anerkennung ausgesprochen hat. — Einer besonderen Form des Verwaltungsaktes bedurfte es nicht. Nicht anders als bei der staatlichen Errichtung einer Hochschule oder der staatlichen Verleihung des 903
V g l . TENBÖRG, S. 6 2 .
904
Vgl. hierzu das bei TENBÖRG, S. 59 Anm. 10, erwähnte Beispiel.
905
V g l . TENBÖRG, S. 5 9 A n m . 8 .
906
V g l . SÜSTERHENN, G u t a c h t e n , S. 1 9 f .
149 Promotionsrechts genügte eine Bekanntgabe an die von dem Verwaltungsakt betroffene Institution. Wie bei der Nostrifizierung ausländischer oder innerdeutscher kirchlicher akademischer Grade 9 0 7 ist der Staat auch bei der Anerkennung eines innerdeutschen kirchlichen Promotionsrechts berechtigt, Leistungsnachweise zu verlangen, die die Gleichwertigkeit der kirchlichen akademischen Grade mit denen der staatlichen Fakultäten gewährleisten. Zu diesem Zweck hat der Kultusminister des Landes Rheinland-Pfalz im Falle der Theologischen Fakultät Trier nicht nur die zu verleihenden Grade, sondern auch die Statuten der Fakultät und die Prüfungsordnung staatlich anerkannt. Die Prüfungsordnung für den Lizentiaten- und Doktorgrad entspricht den einschlägigen Bestimmungen der staatlichen Fakultäten 908 . Dabei ist darauf hinzuweisen, daß eine erhebliche Erschwerung der theologischen Doktorpromotion an der Fakultät ohne Zweifel darin liegt, daß nur Inhaber der Lizentiatenwürde zum Doktorat zugelassen werden können 909 . Nach Art. 28 § 1 der Statuten hat die Landesregierung „auf Grund der Anerkennung, die sie angesichts der in diesen Statuten festgelegten Sicherungen der Theologischen Fakultät Trier und ihren akademischen Graden gewährt hat, das Recht, Einsicht zu erhalten, ob die Verleihung der akademischen Grade statutengemäß" erfolgt. Der Kultusminister ist von jeder Verleihung des Lizentiatengrades in Kenntnis zu setzen 910 . Bei Doktorpromotionen wird ihm ein Bericht über die Dissertation und die abgelegten Prüfungen zugeleitet; die Landesregierung erhält ein Exemplar der Dissertation 911 . Zum Promotionsakt ist der Kultusminister .einzuladen 912 . Schließlich enthält die Prüfungsordnung zum Doktorat eigens eine Bestimmung, wonach an alle deutschen katholisch-theologischen Fakultäten ein Exemplar der Dissertation zu versenden ist (§ 6). Will die Fakultät eine Ehrenpromotion vornehmen, so hat sie hiervon vorher dem Minister Kenntnis zu geben 913 . Nach Art. 28 § 3 der Statuten hat die Landesregierung bei „auftauchenden Bedenken... das Recht, beim Bischof wie auch beim Hl. Stuhl vorstellig zu werden und auf Einhaltung der Statuten zu dringen, auf Grund derer sie die Anerkennung gegeben hat". Die akademischen Grade der Theologischen Fakultät Trier sind demnach allgemein anerkannt, solange das Promotionsver907
V g l . TENBÖRG, S. 52 f.
Eine ältere Sammlung der Promotionsordnungen der staatlichen katholisch-theologischen Fakultäten findet sich bei SCHRÖDER, Otto, Die Erteilung der theologischen Grade (Lic. theol. und Dr. theol.) an den Universitäten Deutschlands, Halle 1908. S. 55 ff. 9 0 9 Vgl. § 1 Ziff. 1 Prüfungsordnung zum Doktorat. 9 1 0 Vgl. § 8 Prüfungsordnung zum Lizentiat. 9 1 1 Vgl. §§ 4, 6 Prüfungsordnung zum Doktorat. 8 1 2 Vgl. § 7 Prüfungsordnung zum Doktorat. 9 1 3 Vgl. § 9 Prüfungsordnung zum Doktorat. 908
150 f a h r e n nach dem v o m Staat approbierten Statuten u n d P r ü f u n g s o r d n u n gen durchgeführt wird 9 1 4 . Eine Nichtbeachtung der Vorschriften w ü r d e z w a r nicht ipso iure zu einem Wegfall der öffentlich-rechtlichen Anerkennung führen, aber den Staat zu einem Widerruf berechtigen, w e n n die F a k u l t ä t trotz staatlicher Gegenvorstellungen bei ihrem Verhalten bleibt 9 1 5 . Weber 9 1 6 hat die Frage gestellt, ob nicht die Kultusminister des Landes R h e i n l a n d - P f a l z „in einem so weittragenden P r ä z e d e n z f a l l " wie der A n e r k e n n u n g der Theologischen F a k u l t ä t Trier u n d ihres Promotionsrechts verpflichtet gewesen wäre, ein „zustimmendes V o t u m der körperschaftlichen Gesamtorgane der deutschen Hochschulen", d. h. insbesondere der Westdeutschen Rektorenkonferenz, einzuholen. Ähnliche Ansprüche sind damals von der R e k t o r e n k o n f e r e n z selbst erhoben worden 9 1 7 . Sicher sind die anerkannten wissenschaftlichen Hochschulen an erster Stelle berufen, durch eine gutachtliche Stellungnahme die Entscheidung des Ministeriums vorzubereiten 9 1 8 . Ein Anspruch auf gutachtliches Gehör bestand bei Errichtung der Theologischen F a k u l t ä t Trier jedoch nicht 819 , noch viel weniger w a r das Ministerium an ein V o t u m der R e k t o r e n k o n f e r e n z gebunden. Das Ministerium k o n n t e sidi daher auch durch Gutachten anderer Stellen über den wissenschaftlichen Stand der Trierer Hochschule informieren. Nach Süsterhenn 9 2 0 ist die Anerkennung erst ausgesprochen worden, als „die Gutachten von mehreren staatlichen theologischen Fakult ä t e n " vorlagen. I n d e m der Staat an diesen Fakultäten, die von der Anerkennung am nächsten betroffen w u r d e n , Gelegenheit zur Stellungnahme gab, hat er auch den f ü r einen „ P r ä z e d e n z f a l l " zu f o r d e r n d e n besonderen Sorgfaltspflichten genügt 9 2 1 . 914
Vgl. SÜSTERHENN, Gutachten, S. 9. Mit der Verleihung des Promotionsrechts an die evangelische Kirchliche Hochschule Berlin wurde die Auflage verbunden, die Promotionsordnung entsprechend denjenigen der staatlichen Hochschulen zu gestalten und dem Senator für Volksbildung zur Bestätigung vorzulegen. Der Senator ist auch berechtigt, „von der Kirchlichen Hochschule . . . in Promotionsangelegenheiten Auskünfte einzuholen". „Die Verantwortung für die Durchführung des Promotionsverfahrens muß, unbeschadet der Mitwirkung weiterer Dozenten, bei denjenigen Mitgliedern des Lehrkörpers liegen, die auf Grund einer Bestätigung des Senators für Volksbildung die Amtsbezeichnung .Professor des kirchlichen Lehramts' führen dürfen"; vgl. Verleihungsurkunde v. 19.November 1957 (siehe oben S. 140), Abschnitt II, Ziff. 1—4. 916 WEBER, Status, S. 321. 917 Vgl. Verlautbarung der Westdeutschen Rektorenkonferenz zur „Verleihung des Promotionsrechts" v. 2. März 1950 bei NEUHAUS, S. 40; vgl. auch HILLING, Errichtung, S. 260. 918 Vgl. auch HILLING, Errichtung, S. 260. 919 Vgl. HILLING, Errichtung, S. 260. 920 SÜSTERHENN, Gutachten, S. 8. 921 Vgl. HILLING, Errichtung, S. 260. 915
151 Am 25. Juni 1959 wurde auf der Münchener Tagung der Westdeutschen Rektorenkonferenz eine Abrede mit der Ständigen Konferenz der Kultusminister922 getroffen. Die Kernsätze der Vereinbarung lauten folgendermaßen: „Bei der Neugründung von Wissenschaftlichen Hochschulen (Gründung einer bisher nicht bestehenden Wissenschaftlichen Hochschule, Verleihung des Status einer Wissenschaftlichen Hochschule an eine schon bestehende Einrichtung, Verleihung des Promotions- und Habilitationsrechts an eine bestehende Hochschule) wird das betreffende Land die bestehenden Hochschulen seines Gebietes (Landesrektorenkonferenz) um ein Gutachten bitten. Dabei ist es den Wissenschaftlichen Hochschulen anheimgestellt, dieses Gutachten auch in Zusammenhang mit der Rektorenkonferenz erarbeiten zu lassen". Sofern demnach in Zukunft der Staat einer kirchlichen Hochschule das Promotions- oder Habilitationsrecht verleihen oder kirchliche Privilegierungen dieser Art anerkennen will, ist er zur Einholung eines Gutachtens verpflichtet. Die Stellungnahme der Hochschulen wird zwar die Entscheidung des Ministeriums maßgeblich beeinflussen, rechtlich verbindlich ist die in dem Gutachten geäußerte Auffassung jedoch nicht. Im Ergebnis ist daher folgendes festzuhalten: Kirchliche akademische Grade besitzen ipso iure keine öffentlich-rechtliche Wirkung, jedoch ist der Staat hochschulrechtlich befähigt, sowohl eine PhThH mit dem staatlichen Promotionsrecht auszustatten als auch das päpstliche Promotionsrecht einer solchen Hochschule durch Hoheitsakt für den staatlichen Bereich anzuerkennen923. Insbesondere ist die Anerkennung des Promotionsrechts der Theologischen Fakultät Trier rechtlich nicht fehlerhaft und daher gültig924. Genießen die akademischen Grade der kirchlichen Hochschulen auf Grund der staatlichen Sanktion öffentlich-rechtliche Anerkennung, so kommt ihnen auch der strafrechtliche Schutz des § 5 AkGrG zugute925. Der Lizentiaten- und Doktorgrad der Theologischen Fakultät Trier und der Doktorgrad der Kirchlichen Hochschule Berlin sind „inländische akademische Grade" im Sinne von § 5 Abs. 1 Buchst, a AkGrG. bb) Das Habilitationsrecht ist eine rechtlich besonders ausgeprägte Form des akademischen Rechts auf Selbstergänzung des Lehrkörpers926. 922
A b g e d r u c k t bei NEUHAUS, S. 9 8 .
Uber hochschulpolitische Fragen im Zusammenhang mit der Verleihung des Promotionsrechts an kirchliche Hochschulen vgl. WEHRHAHN, H., Vom Kampf um's Promotionsrecht, in: JZ 1952, S. 156; HONSELMANN, Promotionsrecht, S. 346ff.; Stellungnahmen der Westdeutschen Rektorenkonferenz bei 923
NEUHAUS, S. 4 0 , 5 1 . 924 825 926
A . A . : WEBER, R e c h t s f r a g e n , S. 3 6 0 ; THIEME, S. 1 2 4 ; TENBÖRG, S. 6 1 ff. A . A . : THIEME, S. 1 2 4 . V g l . THIEME, S. 8 7 ff. ( 8 9 f.).
152 Während bei der Besetzung der Lehrstühle Staat und Hochschule zusammenwirken 627 , ist die Zulassung der Privatdozenten 928 , von wenigen Ausnahmen abgesehen 929 , ausschließlich Sache der Hochschule. Diese Art des Kooptationsrechts ist von erheblicher Bedeutung, weil damit praktisch die Heranbildung des Hochschullehrernachwuchses ganz in den Händen der Hochschule selbst liegt; die Lehrstühle werden in der Regel nur mit habilitierten Hochschullehrern besetzt 830 . Obgleich sich die staatlichen PhThH seit längerem um die Verleihung des Habilitationsrechts bemühen, ist es ihnen auch in der neuen Satzung von 1959 versagt geblieben 931 . Die Hochschulen sind daher hinsichtlich des akademischen Nachwuchses weiterhin auf die theologischen Fakultäten angewiesen. Die Festlegung der Zugangsvoraussetzungen zum Lehramt an den kirchlichen PhThH ist grundsätzlich Sache der kirchlichen Behörden. Diesbezügliche Verfügungen liegen im Rahmen der kirchlichen Autonomie 932 . Wie bereits dargestellt 933 , muß die Kirche jedoch, wenn sie für ihre Einrichtungen den Status von wissenschaftlichen Hochschulen in Anspruch nehmen will, Vorbildungsnachweise verlangen, die den Anforderungen der staatlichen Hochschulen entsprechen. Eine Habilitation im Sinne des deutschen Hochschulrechts kennt das allgemeine kanonische Recht nicht. Vielmehr gilt hier noch der im Mittelalter 934 geprägte Grundsatz, daß der Doktor „eine solche Probe seiner gelehrten Kenntnisse und Geschicklichkeit" zu geben hat, „ . . . daß er als tauglich gelten kann, . . . auch an einer Universität oder Fakultät zu lehren" 635 . Freilich bestimmt Art. 21 der Apostolischen Konstitution Deus Scientiarum Dominus vom 24. Mai 1931, daß die ordentlichen Professoren den Doktorgrad besitzen und „sich durch bestimmte (wisenschaftliche) Leistungen, vor allem Bücher und schriftliche Dissertationen, zum Lehren als tauglich erwiesen" haben müssen 936 . In den Nachfolgestaaten Preußens ist die Kirche konkordats927
V g l . THIEME, S . 8 7 FF.
O b e r Voraussetzungen, Leistungen u n d V e r f a h r e n der H a b i l i t a t i o n vgl, THIEMF., S. 278 ff.; zur Geschichte der P r i v a t d o z e n t u r vgl. HARING, L e h r a m t , S . 8 1 ff. 928
929
V g l . THIEME, S . 2 7 7 .
830
V g l . THIEME, S . 9 0 , 2 7 4 .
Siehe oben S. 93 f. Vgl. SCHMIDT, Rechtsstatus, S. 163. 9 3 3 Siehe oben S. 124 f. 9 3 4 Vgl. GRIMM, Bd. 2, s. v. D o c t o r . 9 3 5 A r t . 10 § 1 Apostolische K o n s t i t u t i o n Deus Scientiarum D o m i n u s v. 24. Mai 1931. ose ¿ e r R e k t o r der katholischen U n i v e r s i t ä t L ö w e n dem Verf. mit Schreiben v. 29. O k t o b e r 1962 mitteilte, w u r d e an der dortigen Hochschule i m J a h r e 1929 f ü r die akademischen Fächer außerhalb der Theologie, der K a n o nistik und der scholastischen Philosophie die sog. agrégation de l'enseignement 931
932
153 rechtlich insofern gebunden, als die Dozenten der P h T h H gemäß Art. 12 Abs. 2 S. 4 P r K mit Schlußprotokoll „ f ü r die Lehrtätigkeit in dem zu vertretenden Fach eine den A n f o r d e r u n g e n der deutschen wissenschaftlichen Hochschulen entsprechende Eignung" haben müssen; diese „Eignung w i r d hauptsächlich durch eine der akademischen Habilitationsschrift entsprechende wissenschaftliche Arbeit nachgewiesen; sofern diese von besonderer wissenschaftlicher Bedeutung ist, k a n n von dem Erfordernis der theologischen Promotion abgesehen w e r d e n " . Demnach müssen die kirchlichen P h T h H die Lehrbefähigung eines Dozenten ähnlich wie bei der staatlichen H a b i l i t a t i o n nachprüfen, sofern sie nicht Habilitierte der staatlichen Fakultäten berufen wollen. Die Theologische F a k u l t ä t Trier hat gleichzeitig mit ihren Statuten eine H a b i l i t a t i o n s o r d n u n g erlassen, die v o m Justiz- u n d Kultusminister des Landes R h e i n l a n d - P f a l z a n e r k a n n t wurde 9 3 7 . I m übrigen besitzt unter den kirchlichen Hochschulen nur noch die P h T h H Fulda eine eigene „Habilitationsordnung" 9 3 8 , die z w a r nicht staatlich a n e r k a n n t ist, aber supérieur eingeführt. Diese entspricht im wesentlichen der deutschen Habilitation (Doktorgrad, gedruckte wissenschaftliche Arbeit, Disputation, öffentliche Vorlesung). In der Theologie, dem kanonischen Recht und der scholastischen Philosophie wird zwischen doctorat und maîtrise unterschieden. Um den Grad des maître zu erlangen, muß der Doktor eine vollständig zu druckende wissenschaftliche Arbeit vorlegen und verteidigen. 937 Siehe oben S. 88 f. 938 „Habilitations-Ordnung an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Fulda 1. Zur Habilitation kann zugelassen werden, wer a) die Priesterweihe empfangen, b) den theologischen Doktorgrad erworben hat, c) die schriftliche Genehmigung seines Ordinarius vorlegt. 2. Die Habilitationsschrift hat ihr Thema aus dem künftigen Lehrgebiet zu wählen, sie kann gedruckt oder in Maschinenschrift vorgelegt werden. Die Annahme erfolgt durch Mehrheitsbeschluß der Professorenkonferenz. 3. Der Bewerber muß sich einem einstündigen Colloquium vor der gesamten Fakultät unterziehen. Bei Bewerbern, die durch ihr Studium an der Philosophisch-Theol. Hochschule Fulda den Professoren hinsichtlich ihrer Qualifizierung hinreichend bekannt sind, kann von dieser Bestimmung Abstand genommen werden. Ebenso hat er eine öffentliche Probevorlesung über ein Thema zu halten, das er selbst wählen kann. 4. Die Habilitation berechtigt zur venia legendi in jener Disziplin, für die sich der Bewerber gemeldet hat. Eine Erweiterung der venia legendi ist durch einstimmigen Beschluß der Professorenkonferenz möglich. 5. Für auswärtige Habilitanden ist eine Prüfungsgebühr von 100,— RM zu entrichten, für die übrigen eine Gebühr von 50,— RM." Eine maschinenschriftliche Fassung dieser Habilitationsordnung wurde dem Verf. von der Hochschule zur Verfügung gestellt. Die Ordnung ist nach 1945 erschienen. Das genaue Datum war nicht festzustellen.
154 alle -wesentlichen Erfordernisse des an den staatlichen Hochschulen üblichen Habilitationsverfahrens enthält. Die Ansicht von Honselmann 9 3 9 , daß der „ A k a d e m i e in Paderborn auch staatlicherseits das Habilitationsrecht zugesprochen" sei, kann nicht gefolgt werden. Honselmann nimmt auf § 18 der staatlich genehmigten Statuten von 18 4 4 9 4 0 Bezug. Abgesehen davon, daß § 18 inhaltlich nur teilweise den heute üblichen Vorschriften über das Habilitationsverfahren entspricht, ist diese Bestimmung bereits mit Erlaß der Paderborner Satzung vom 17. J a n u a r 1887 außer K r a f t getreten, nachdem durch die staatliche Gesetzgebung andere Grundsätze über die Vorbildung der Dozenten an bischöflichen Studienanstalten aufgestellt worden waren 9 4 1 . Die kirchlichen P h T h H sind z w a r kraft kirchlicher Autonomie befugt, Verfahren durchzuführen, die inhaltlich und formal der Habilitation an staatlichen Hochschulen entsprechen, jedoch erlangen die auf diesem Wege Habilitierten nicht die besondere öffentlich-rechtliche Stellung der Privatdozenten an staatlichen Hochschulen 9 4 2 . D i e Statuten der Theologischen Fakultät Trier sprechen daher nicht von „Privatdozenten", sondern von „habilitierten D o z e n t e n " (Art. 9 Ziff. 2, Art. 20 § 2). Im Falle der Theologischen Fakultät Trier bewirkt jedoch die staatliche Anerkennung der Habilitationsordnung ausnahmsweise, daß der an der dortigen Hochschule Habilitierte auch im Sinne des staatlichen Hochschulrechts als habilitiert gilt und damit den an den staatlichen Hochschulen üblichen Befähigungsnachweis für das wisenschaftliche Lehramt erbracht hat. Hierdurch wird die Berufung von Dozenten der Theologischen Fakultät Trier auf die Lehrstühle staatlicher Hochschulen erleichtert. Will ein habilitierter Dozent der Trierer Fakultät seine Lehrtätigkeit an einer staatlichen Universität als Privatdozent fortsetzen, so braucht er sich nicht erneut zu habilitieren. Vielmehr befindet die Fakultät im Rahmen der sog. U m habilitation 9 4 3 darüber, ob einzelne Habilitationsleistungen zu wiederholen sind. Anders ist die L a g e bei den Dozenten der übrigen kirchlichen P h T h H . Selbst wenn diese Hochschullehrer schon früher einen der staatlichen Habilitation entsprechenden Leistungsnachweis erbracht haben, bedürfen sie der Habilitation, um als Privatdozenten in den Lehrkörper einer staatlichen theologischen Fakultät eintreten zu können 9 4 4 . Soll dagegen — was häufiger v o r k o m m t — ein Dozent einer kirchlichen P h T h H auf einen Lehrstuhl einer staatlichen theologischen Fakultät berufen werden, spielt es 939
HONSELMANN, P r o m o t i o n s r e c h t , S. 336 A n m . 50.
940
Siehe o b e n S. 26 f. Siehe o b e n S. 32 f., 34 f. Ü b e r den Rechtsstatus der P r i v a t d o z e n t e n vgl. THIEME, S. 276 f., 281 ff.
941 942 943
V g l . THIEME, S. 2 7 8 .
944
E b e n s o die D o z e n t e n der evangelischen Kirdilichen Hochschule B e r l i n ;
v g l . SCHMIDT, R e d i t s s t a t u s , S . 1 6 3 .
155 rechtlich keine R o l l e , ob er sich habilitiert h a t . Eine A u s n a h m e gilt nur d a n n , wenn die F a k u l t ä t s s t a t u t e n f ü r die Lehrstuhlinhaber definitiv die H a b i l i t a t i o n vorschreiben. Z w a r werden die Lehrstühle praktisch nur mit Habilitierten besetzt, eine z w i n g e n d e Vorschrift dieses Inhalts enthalten die Fakultätsstatuten jedoch in der Regel nicht 9 4 5 . D i e A n e r k e n n u n g der kirchlichen H a b i l i t a t i o n f ü r den weltlichen Bereich ist hochschulrechtlich unbedenklich. Bei der H a b i l i t a t i o n handelt es sich nicht u m die E r l a n g u n g einer akademischen W ü r d e 9 4 0 , sondern u m den N a c h w e i s der B e f ä h i g u n g f ü r d a s wissenschaftliche L e h r a m t . Z w a r haben bis zur A n e r k e n n u n g des Habilitationsrechts der Theologischen F a k u l t ä t Trier nur die staatlichen Hochschulen mit öffentlich-rechtlicher W i r k u n g H a b i l i t a t i o n e n vornehmen können, jedoch werden auf anderen Gebieten bereits seit langem Befähigungsnachweise anerkannt, die v o n kirchlichen Einrichtungen erteilt w o r d e n sind. H i e r z u gehören u. a. die Reifezeugnisse kirchlicher höherer Schulen u n d die v o n der kirchlichen P ä d agogischen Hochschule Eichstätt ausgestellten Zeugnisse über die 1. P r ü f u n g f ü r das L e h r a m t an Volksschulen 9 4 7 . E s gibt keine zwingenden rechtlichen G r ü n d e , die einer A u s d e h n u n g dieser P r a x i s auf kirchliche H a b i l i t a t i o n e n entgegenstehen. Freilich muß auch hier gewährleistet sein, d a ß die kirchlichen Hochschulen die gleichen Habilitationsleistungen verlangen wie die staatlichen F a k u l t ä t e n . D i e H a b i l i t a t i o n s o r d n u n g der Theologischen F a k u l tät Trier zeigt keine wesentlichen Abweichungen gegenüber den entsprechenden S a t z u n g e n der U n i v e r s i t ä t s f a k u l t ä t e n . N a c h § 6 A b s . 2 ist dem Kultusminister die bevorstehende H a b i l i t a t i o n anzuzeigen. E r hat d a s Recht, in die Habilitationsschrift Einsicht zu nehmen, u n d w i r d zur feierlichen Antrittsvorlesung eingeladen ( § § 6 A b s . 2 , 8 ) . I m übrigen erstreckt sich d a s bereits erwähnte Beanstandungsrecht der L a n d e s r e g i e r u n g 9 4 8 auch a u f den Fall der Nichtbeachtung der H a b i l i t a t i o n s o r d n u n g . D a m i t ist die Gleichwertigkeit der Habilitationsleistungen an der Theologischen F a k u l t ä t Trier, soweit dies rechtlich e r f a ß b a r ist, gesichert. 2. D i e Rechtsstellung der P h T h H im übrigen N a c h d e m in den v o r a u f g e g a n g e n e n Abschnitten die rechtlichen G r u n d p r o b l e m e der P h T h H dargestellt w u r d e n , soll den Rechtsverhältnissen der P h T h H im übrigen nur eine vergleichende Übersicht gewidmet werden, die sich auf einige wesentliche Gebiete beschränkt und nur als 945
Vgl. auch THIEME, S. 2 7 4 ; A r t . 20 § 1 Ziff. 2 der S t a t u t e n der T h e o l o -
gischen Fakultät Trier schreibt die „Habilitation an einer anerkannten Fakultät" zwingend vor. 946 Der akademische Grad eines Dr. habil. wird nicht mehr verliehen; vgl. THIEME, S. 2 2 2 . 947 948
Siehe oben S. 99. Siehe oben S. 149.
156 Einführung verstanden sein will. Einzelfragen müssen einer gesonderten rechtlichen Untersuchung vorbehalten bleiben. Zugleich sollen in diesem Überblick die bisherigen, insbesondere im historischen Teil enthaltenen Ausführungen zur internen Struktur der P h T h H eine nach Materien geordnete Zusammenfassung finden. Die im folgenden Text erwähnten Artikel (Art.) und Paragraphen (§§) beziehen sich, soweit nicht anderes angegeben ist, jeweils auf die Satzung der besprochenen Hochschule. a) Der organisatorische Aufbau der PhThH aa) Hochschulorgane und Hochschulaufsicht Hinsichtlich der Hochschulverfassung lassen sich unter den P h T h H drei Gruppen unterscheiden: 1. Die staatlichen PhThH, deren Verfassung sich weitgehend an derjenigen der übrigen staatlichen Hochschulen orientiert. 2. Die kirchlichen P h T h H Paderborn, Königstein, Fulda und Eichstätt. Von diesen besitzt die letztere keine schriftliche Satzung. Für ihre innere Struktur können aber die Grundzüge der Satzungen der P h T h H Paderborn, Königstein und Fulda als Beispiel dienen. Gewisse Anhaltspunkte ergibt auch die vorläufige Satzung der kirchlichen Pädagogischen Hochschule Eichstätt 949 . 3. Die P h T h H Frankfurt (St. Georgen) und die Theologische Fakultät Trier. Diese beiden Hochschulen weisen verfassungsrechtliche Besonderheiten auf. Bei der P h T h H Frankfurt ergeben sich diese aus der Übertragung der Hochschule an den Jesuitenorden. Die Theologische Fakultät Trier ist nach den für die päpstlichen theologischen Fakultäten geltenden Bestimmungen des kanonischen Rechts organisiert. Im deutschen Hochschulrecht unterscheidet man herkömmlich zwischen der allgemeinen Verwaltung der Hochschule und der akademischen Selbstverwaltung. Letztere betrifft den Bereich von Forschung und Lehre unmittelbar 9 5 0 , die allgemeine Verwaltung („Bedarfsverwaltung 9 5 1 ") hingegen die Schaffung der äußeren Voraussetzungen für den Wissenschaftsbetrieb. „Hierher gehören die Fragen der Haushalts-, Vermögens-, Kassen-, Bau-, Gebäude-, Personal- und Materialverwaltung 9 5 2 ". Eine eindeutige Trennung der Gebiete der allgemeinen von denen der akademischen Verwaltung ist freilich nicht immer möglich. Die allgemeine Verwaltung liegt bei monokratisch oder kollegial organisierten K u r a torien, bei Verwaltungsausschüssen, oft aber auch bei Organen der Hochschule, die zugleich für die akademische Selbstverwaltung zuständig sind, nämlich Rektor und Senat 9 5 3 . Auch bei den meisten evangelischen Kirch949
Siehe oben S. 99.
«so V g l . WOLFF, V e r w a l t u n g s r e c h t , B d . 2, S. 2 2 1 . 9 5 1 WOLFF, V e r w a l t u n g s r e c h t , B d . 2, S. 2 2 0 . 952
THIEME, S. 156.
«53 V g l ;
m
e i n z e l n e n THIEME, S . 1 5 7 ff.
157 liehen Hochschulen ist eine Trennung der genannten Art durchgeführt; die Angelegenheiten der allgemeinen Verwaltung werden hier hauptsächlich von Kuratorien bearbeitet954. a) An den staatlichen PhThH ist Träger der allgemeinen Verwaltung, soweit sich diese an der Hochschule selbst vollzieht, der Rektor 955 . Die staatlichen PhThH folgen damit dem Vorbild der Technischen Hochschulen und der „kleineren Hochschulen, die erst in jüngerer Zeit in die Reihe der Hochschulen eingetreten sind und damit auch e r s t . . . eine freiere Stellung gegenüber dem Staat erhalten haben . . . 8 5 °". Nach § 6 Abs. 1 der Satzung trägt der Rektor „als Vorstand der Staatsanstalt (gegenüber dem Ministerium957) die Verantwortung für die Verwaltung der Hochschule entsprechend den Gesetzen und Satzungen. Insbesondere ist er für den ordnungsgemäßen Vollzug des Haushalts der Hochschule verantwortlich 958 ". Das „oberste beschließende Organ der akademischen Selbstverwaltung der Hochschule" ist der Senat (§ 14 Abs. 1). „Zu seiner Zuständigkeit gehören alle Angelegenheiten . . . , soweit hierfür nicht andere Zuständigkeiten ausdrücklich bestimmt sind" (§§14, Abs. 2, 15). Der Rektor ist auch Organ der akademischen Selbstverwaltung, indem er als Vorsitzender des Senats die Hochschule nach außen vertritt, die laufenden Geschäfte der Verwaltung führt und die Beschlüsse des Senats vollzieht (§ 5). Der Rektor wird auf eine Amtsperiode von zwei Jahren von den ordentlichen und außerordentlichen Professoren in geheimer Wahl gewählt (§§ 7 ff.) 959 . Wählbar ist jeder ordentliche Professor, der das 66. Lebensjahr noch nicht vollendet hat, mindestens zwei Jahre der Hochschule angehört und nicht entpflichtet ist; Wiederwahl ist zulässig (§ 8). Die Wahl bedarf, wie bei den übrigen staatlichen Hochschulen960, der Bestätigung durch das Ministerium (§ 11); eine Bestätigung durch kirchliche Stellen ist nicht erforderlich961. Der Rektor führt die Bezeichnung „Magnifizenz" (§ 6 Abs. 2). Stellvertreter des Rektors ist sein Amtsvorgänger als „Prorektor" (§ 13). Dem Senat gehören an die nichtentpflichteten planmäßigen, d. h. die ordentlichen und außerordentlichen Professoren, die Vertreter einer planmäßigen Professur sowie ein Vertreter der Honorarprofessoren und Lehrbeauftragten (§ 16 Abs. 1). Je ein vom Studentenausschuß bestimmter 954
V g l . SCHMIDT, R e c h t s s t a t u s , S . 1 8 9 ff. ( 1 9 2 f f . ) .
»55 Uber
die
allgemeine
hochsdiulrechtlidie
Stellung
des Rektors
vgl.
T H I E M E , S . 1 7 8 ff. 956
T H I E M E , S. 1 7 0 .
Einfügung v o m Verf. Zum Problem der Stellung des Rektors als Beauftragten des Ministers vgl. THIEME, S. 170 f. 857
958
V g l . a u c h T H I E M E , S. 1 8 2 .
959
Wahlberechtigt sind auch die entpflichteten Professoren.
»60 V g l . T H I E M E , S . 1 7 9 . 961
Vgl. WEBER, Nihil obstat, S. 2 2 3 ; FISCHER, Theologieprofessor, S. 344 f.
158 Studierender der philosophischen und theologischen Abteilung nimmt mit Stimmrecht an den Sitzungen des Senats teil, wenn Angelegenheiten beraten werden, „die allgemeine Fragen des akademischen Unterrichts und studentische Interessen betreffen" (§ 16 Abs. 2). Die staatliche Aufsicht über die staatlichen P h T h H f ü h r t der Kultusminister (§ 2). Nach Wolff 9 6 2 ist die Staatsaufsicht „eine durch Art. 5 G G und i. d. R. auch durch die Landesverfassung 963 stark eingeengte Rechtsaufsicht mit Genehmigungsvorbehalten . . . " Als Träger der allgemeinen Verwaltung unterliegt der Rektor der Fachaufsicht des Ministeriums 964 . Der Diözesanbischof hat gegenüber der in seinem Sprengel liegenden staatlichen P h T h H nur die konkordatären Rechte. Diese beziehen sich vor allem auf die noch zu erwähnende Berufung und Ersetzung der Hochschullehrer 965 . Darüber hinaus steht dem Bischof, wenn dies auch im bayerischen Konkordat nicht ausdrücklich erwähnt ist, die geistliche Aufsicht über den philosophisch-theologischen Lehrbetrieb der staatlichen Hochschulen zu 966 . Dies ergibt sich aus der konkordatsrechtlich anerkannten N a t u r der P h T h H als Ausbildungsstätten f ü r den geistlichen Nachwuchs. Der Bischof muß im Interesse einer den kirchlichen Wünschen entsprechenden Heranbildung des zukünftigen Klerus die rechtlich gesicherte Möglichkeit besitzen, den philosophisch-theologischen Hochschulunterricht zu überwachen. Wie dies geschieht, ist von den örtlichen Verhältnissen abhängig 967 . Hier darf auf die vom preußischen Konkordat übernommenen Bestimmungen der Bonner und Breslauer Fakultätsstatuten verwiesen werden 9 6 8 . Danach kann der Bischof z.B. die Vorlage der Lektionsverzeichnisse verlangen; auch ist die Fakultät gehalten, „Bemerkungen (des Bischofs) über rein theologische Gegenstände ehrerbietig aufzunehmen und nach Möglichkeit zu beachten 969 ". Auch die Aufstellung der Studienordnung sollte, wie Art. I X BadK ausdrücklich vorschreibt, im Einvernehmen mit dem Bischof erfolgen 970 . Ein Recht des Bischofs auf förmliche Visitation einer staatlichen P h T h H besteht dagegen nicht; ein so weitgehender Eingriff in die Selbständigkeit der Hochschule bedürfte einer ausdrücklichen gesetzlichen oder statuarischen Legitimation 971 . Im übrigen Verwaltungsrecht, Bd. 2 , S . 2 2 7 . für Bayern Art. 108, 138 Abs. 2. 964 Vgl. W O L F F , Verwaltungsrecht, Bd. 2, S. 227. 965 Vgl. Art. 3 BayK; siehe unten S. 179 ff., 187 ff. 966 Y G [ , F I S C H E R , Theologieprofessor, S. 361. 987 Vgl. F I S C H E R , Theologieprofessor, S . 3 6 3 ; vgl. auch W E N D E , S . 4 4 . 968 Siehe oben S. 15 f., 22, 65 f. 969 Vgl. auch W E B E R , Status, S. 316; T H I E M E , S. 1 4 8 . 970 Vgl. auch F I S C H E R , Theologieprofessor, S. 362. 971 T H I E M E , S. 147, erblickt diese Rechtsgrundlage in Art. 19 RK; siehe hierzu oben S. 71 ff.; vgl. audi F I S C H E R , Theologieprofessor, S. 362. 962
863
WOLFF,
159 ist Fischer 972 darin beizupflichten, daß es im allgemeinen besonderer Kontrollmaßnahmen nicht bedarf, weil sich die Arbeit der Hochschule „im vollen Lichte der Öffentlichkeit" entfaltet. ß) Grundzüge einer Trennung zwischen Angelegenheiten der allgemeinen Verwaltung und solchen der akademischen Selbstverwaltung sind auch bei fast allen kirchlichen P h T h H zu erkennen. Unter den kirchlichen Studienanstalten besitzen nur die P h T h H Paderborn und Königstein ein satzungsmäßig gewährleistetes akademisches Selbstverwaltungsrecht. Nach Art. 6 der Paderborner Statuten hat die „Akademie . . . das Recht der Selbstverwaltung ihrer inneren Angelegenheiten unter der Oberaufsicht des Magnus Cancellarius". Für die P h T h H Königstein bestimmt § 3 Abs. 2 der Grundordnung, daß die „Hochschule . . . die Regelung ihrer Angelegenheiten unter Wahrung des bischöflichen Aufsichtsrechts und der Geschäftsordnung des E. V. in akademischer Selbstverwaltung durch die Hochschulkonferenz" vornimmt. Ebensowenig wie die Apostolische Konstitution Deus Scientiarum Dominus vom 24. Mai 1931 enthalten die Statuten der Theologischen Fakultät Trier irgendwelche Bestimmungen über ein Selbstverwaltungsrecht der Fakultät. In anderem Zusammenhang bemerkt jedoch Art. 25 § 1 der Statuten, daß die Fakultät in „ihren Ämtern und in der Verwaltung ihrer eigenen Angelegenheiten . . . von der Verwaltung des Priesterseminars . . . geschieden" ist. Danach gehen die Statuten davon aus, daß die Fakultät ihre Angelegenheiten selbst verwaltet 9 7 3 . Die P h T h H Fulda hat in ihre Vorläufigen Satzungen keine Bestimmung über ein Selbstverwaltungsrecht aufgenommen; § 3 Abs. 1 bestimmt lediglich, daß die Hochschule „unter Wahrung der Rechte des Bischofs von Fulda" durch den Rektor geleitet wird. Unabhängig davon, ob eine satzungsmäßige Regelung vorliegt oder nicht, läßt sich bei den kirchlichen P h T h H die Feststellung machen, daß der überwiegende Teil derjenigen Angelegenheiten, die man zum Bereich der akademischen Selbstverwaltung rechnet, praktisch von Organen der Hochschulen wahrgenommen wird. Freilich hat diese Selbstverwaltung bisher nicht eine so feste rechtliche Struktur erhalten, wie dies bei den staatlichen Hochschulen der Fall ist, zumal die kirchliche Hochschule hier stets in der Spannung zwischen Selbstverwaltung und Einordnung in die kirchliche Hierarchie steht 974 . Bei den meisten kirchlichen P h T h H hat sich ein gewisser' modus vivendi herausgebildet, der vorwiegend historisch gewachsen und rechtlich kaum fixierbar ist. Von Rechts wegen kann die zuständige kirchliche Behörde jede Hochschulangelegenheit zur endgültigen Entscheidung an sich ziehen. Dies gilt auch f ü r die Hochschulen mit satzungsmäßig fest972 973 974
FISCHER, Theologieprofessor, S. 362 f. (363). Ein Selbstverwaltungsrecht nimmt auch HEGEL, Trier, S. 379, an. Siehe oben S. 124.
160 gelegter Selbstverwaltung, hier auf Grund des ausdrücklich vorbehaltenen bischöflichen Aufsichtsrechts 975 . Die Aufgaben der allgemeinen Verwaltung, insbesondere die Obsorge für die äußeren wirtschaftlichen Angelegenheiten, werden für die einzelnen kirchlichen PhThH von unterschiedlichen Trägern erfüllt. Die Theologische Fakultät Trier und und die PhThH Fulda sind aus einer Verselbständigung des philosophisch-theologischen Studienbetriebs der Priesterseminare hervorgegangen und werden von diesen weitgehend durch Uberlassung von Räumlichkeiten, Bibliotheken u. dgl. getragen. Ähnlich ist die Lage in Eichstätt. Die Verhältnisse können hier nicht im einzelnen dargestellt werden. Es sei z.B. nur auf Art. 39 § 1, 43 ff. der Trierer Fakultätsstatuten verwiesen. Danach zahlt das Priesterseminar die Gehälter der Professoren, der habilitierten Dozenten, des Bibliothekars und der Bibliotheksangestellten, die Vergütungen der Dozenten und Lehrbeauftragten und die Beiträge zur Ruhegehaltskasse der Professoren 976 . Es stellt „unbeschadet seines Eigentumsrechts unentgeltlich der Theologischen Fakultät die Hörsäle, Übungszimmer, (Bibliothek und) Bibliotheksräume, sowie ein Rektorats- und Konferenzzimmer zur Verfügung". Das Seminar sorgt auch „für die Einrichtung, Instandhaltung, Reinigung, Beleuchtung und Heizung der vorgenannten Räume". Für Neuanschaffungen der Bibliothek leistet das Seminar jährlich mindestens 10 000,— DM. Die einzigen laufenden Einnahmen der Fakultät, das Studiengeld und die bei der Promotion zu entrichtenden Gebühren, fließen in die Seminarkasse (Art. 31) 977 . An der PhThH Paderborn regelt der Magnus Cancellarius, d. i. der Erzbischof, „die äußeren Angelegenheiten der Akademie nach Anhörung des Professorenkollegiums" (Art. 9 Ziff. 3). In Königstein werden die äußeren Angelegenheiten der Hochschule vom Albertus-Magnus-KollegKönigstein e . V . besorgt (§§ 19f.). Dem „Philosophisch-theologische Hochschule St. Georgen e. V . " könnte man zwar eine ähnliche Aufgabe hinsichtlich der Frankfurter Hochschule zuschreiben, jedoch liegt eine echte Funktionsteilung zwischen den PhThH und dem Verein nicht vor, weil, wie noch darzustellen sein wird 9 7 8 , der Verein aus den „vom Bischof von Limburg berufenen Angehörigen des Lehrkörpers einschließlich des Siehe auch unten S. 167 f. In Eichstätt leistet der bayerische Staat einen Zuschuß zum Personalaufwand der Hochschule. Dieser Zuschuß deckt die Professorengehälter. Vgl. Freistaat Bayern, Ordentlicher Haushalt 1962, Kap. 0507 Tit. 600; Kirchliches Handbuch 25 (1957/61), S. 104. 9 7 7 Vgl. auch § 8 Prüfungsordnung zum Doktorat. In Eichstätt deckt das Priesterseminar den Realbedarf der Hochschule; vgl. Kirchliches Handbuch 25 (1957/61), S. 104. 9 7 8 Siehe unten S. 170 f. 975
9711
161 Leiters der Hochschule" besteht. Allgemeine und akademische Verwaltung sind damit praktisch in einer Hand. Auf die Berufung und Abberufung der Dozenten, einen Grenzbereich von allgemeiner Verwaltung und akademischer Selbstverwaltung, wird noch im Rahmen des Hochschullehrerrechts zurückzukommen sein 979 . In den Angelegenheiten der akademischen Selbstverwaltung werden an den kirchlichen PhThH zwei Organe tätig: der Rektor und ein aus Vertretern der Hochschullehrerschaft bestehendes Kollegium. Allerdings ist an den verschiedenen Hochschulen das Verhältnis des monokratischen zum kollegialen Organ unterschiedlich bestimmt. Hier ist zu trennen zwischen den PhThH Eichstätt, Fulda, Königstein und Paderborn einerseits und der PhThH Frankfurt und der Theologischen Fakultät Trier andererseits. In Paderborn hat das „Kollegium der ordentlichen Professoren, an dessen Spitze der Rektor als primus inter pares steht, . . . grundsätzlich alle wichtigen Fragen zu beraten und zu entscheiden, soweit nicht in (der Satzung) andere Bestimmungen getroffen sind" (Art. 6). Nach einer bisher nur im Entwurf vorliegenden Satzung der Studentenschaft 980 entsendet diese zu den Sitzungen des Professorenkollegiums zwei stimmberechtigte Vertreter, wenn „über Unterstützungsangelegenheiten der Studenten, . . . Angelegenheiten studentischer Gemeinschaften . . . (und über) Verhängung einer akademischen Strafe bei Verstößen gegen die Ordnung der Studentenschaft . . . " beraten wird. 9 8 1 § 9 der Grundordnung der PhThH Königstein bestimmt: „Die Hochschule verwaltet ihre Angelegenheiten kollegial durch die Hochschulkonferenz unter Leitung des Rektors als primus inter pares. Stimmberechtigte Mitglieder der Hochschulkonferenz sind die ordentlichen Inhaber der Lehrstühle. Ein von den nebenamtlich tätigen Lehrbeauftragten gewählter Vertreter nimmt mit beratender Stimme an den Sitzungen teil. Die Hinzuziehung weiterer, nicht stimmberechtigter Glieder des Lehrkörpers steht der Hochschulkonferenz frei" 9 8 2 . Die Aufgaben der Konferenz des Lehrkörpers („Professorenkonferenz") an der PhThH Fulda sind in den Vorläufigen Satzungen nicht umschrieben. Dieses Gremium, dem als stimmberechtigte Mitglieder in der Praxis nur die ordentlichen und außerordentlichen Professoren angehören, hat — ähnlich wie die Konferenzen in Paderborn und Königstein — kollegialiter alle Angelegenheiten der Hochschule zu beraten und zu entscheiden. Audi in Fulda ist der Rektor, wenn dies auch in den Vorläufigen Satzungen nicht definitiv zum Ausdruck kommt, primus inter pares innerhalb des Kollegiums. Dies darf schon daraus Siehe unten S. 178 ff. Siehe unten S. 193. 9 8 1 § 4 Abs. 1 des Satzungsentwurf; siehe auch unten S. 193 f. 9 8 2 Über die Teilnahme des Seminarregens an der Hochschulkonferenz siehe unten S. 174. 8,9
980
11
B a 1 d u s , Hodisdiulen
162 geschlossen werden, daß das Rektoramt an den PhThH Fulda, Königstein und Paderborn dem Rektoramt an den staatlichen wissenschaftlichen Hochschulen nachgebildet ist. Ähnliches ist über die Verhältnisse an der PhThH Eichstätt zu sagen. Beratendes und beschließendes Organ der Hochschule ist das Professorenkollegium, bestehend aus den ordentlichen und außerordentlichen Professoren. An der Spitze der Hochschule steht der Rektor 9 8 3 . Die Aufgaben des Rektors an den PhThH Eichstätt, Fulda, Königstein und Paderborn sind ähnlich geregelt wie an den staatlichen Universitäten und Hochschulen. Der Rektor vertritt die Hochschule nach außen, sorgt „für die Durchführung der allgemeinen und besonderen kirchlichen Vorschriften sowie der Satzung" und ist Vorsitzender und Exekutivorgan des beratenden und beschließenden Kollegiums. Daneben obliegt ihm u. a. die Leitung der Hochschule, die Einberufung der Konferenzen, die Einführung neuernannter Professoren in das Kollegium, die Immatrikulation und Exmatrikulation der Studierenden, die Führung des Matrikelbuches und des Hochschulsiegels, die Verhängung von Strafen gegen Studierende 984 und das Hausrecht in den Gebäuden der Hochschule985. D a die kirchlichen PhThH als wissenschaftliche Hochschulen den staatlichen Universitäten und PhThH gleichstehen, kann den Rektoren der kirchlichen Hochschulen die Führung des im Hochschulwesen üblichen Titels „Magnifizenz" nicht verweigert werden. Offiziell ist die Bezeichnung übrigens an den meisten kirchlichen PhThH nicht in Gebrauch. Die Satzung der PhThH Paderborn hebt eigens hervor, daß der Rektor verpflichtet ist, „alle wichtigen Angelegenheiten dem Professorenkollegium v o r z u l e g e n . . . " (Art. 13 § 1 ) . Gerade aus dieser Vorschrift wird deutlich, daß innerhalb der Hochschule das kollegiale Organ vor dem monokratischen, dem Rektor, den Vorrang hat. An den genannten vier kirchlichen PhThH wird der Rektor gewählt. In Paderborn sind aktiv wahlberechtigt die ordentlichen und außerordentlichen Professoren, wählbar ist nur ein ordentlicher Professor; der Magnus Cancellarius „überträgt das Rektorat durch Bestätigung der Wahl" (Art. 12). An der PhThH Königstein wählen nur die ordentlichen Inhaber der Lehrstühle den Rektor (§§ 5, 9). Der Vorstand des Albertus-Magnus-Kolleg-Königstein e. V. schlägt den Gewählten dem Bischof von Limburg zur Bestätigung und Ernennung vor (§§ 3, 5). In 983 Vergleichsweise sei auf § 5 Abs. 3 u. 6 der vorläufigen Satzung der Pädagogischen Hochschule Eichstätt hingewiesen. Diese Vorschriften sehen als Organe der Hochschule u. a. den Rektor und ein aus Dozenten gebildetes „Beschlußkollegium" vor. Siehe auch unten 194 f. Vgl. im einzelnen Art. 10 ff., 34 Satzung Paderborn, § § 4 , 7 Grundordnung Königstein, §§ 3 f. Vorläufige Satzungen Fulda. 084
985
163 Fulda wird der Rektor „durch die Professoren und Dozenten der Hochschule aus der Reihe der ordentlichen P r o f e s s o r e n . . . gewählt. Der Gewählte bedarf der Bestätigung durch den Bischof, der auch die Ernennung vollzieht" (§ 3 Abs. 2). Auch in Eichstätt wählen die Professoren den Rektor aus der Mitte der ordentlichen Professoren und schlagen den Gewählten dem Bischof zur Bestätigung und Ernennung vor. Eine rechtliche Bindung des Bischofs, einen gewählten Rektor zu bestätigen und zu ernennen, besteht nicht. Eine Wiederwahl ist an den genannten vier Hochschulen möglich; in Paderborn (Art. 12) und Königstein (§ 5) ist dies auch satzungsmäßig festgelegt. Die Amtsperiode des Rektors dauert in Paderborn (Art. 12) und Königstein (§ 6) ein Jahr, in Fulda (§ 3 Abs. 2) drei Jahre und in Eichstätt — entsprechend der Regelung für die staatlichen PhThH — zwei Jahre. Ebenso wie an den staatlichen PhThH wird an den kirchlichen PhThH Paderborn (Art. 12) und Königstein (§ 8) der Rektor nach Ablauf seiner Amtszeit Prorektor. In Fulda wählen die Professoren und Dozenten den Prorektor auf drei Jahre; die Bestätigung und Ernennung obliegt dem Bischof (§ 5 Abs. 2). Die Vorläufigen Satzungen schließen nicht aus, daß auch ein außerordentlicher Professor oder Dozent zum Prorektor gewählt wird. In Eichstätt ist der Regens des Priesterseminars kraft Amtes Prorektor der Hochschule. Problematisch ist, ob hinsichtlich der im Geltungsbereich des preußischen Konkordats liegenden PhThH Paderborn, Königstein und Fulda die zuständigen Bischöfe verpflichtet sind, die beabsichtigte Rektoratsiibertragung gemäß Art. 9 Abs. 3 P r K der Staatsbehörde anzuzeigen. Zwar könnte der Rektor nach der Terminologie des preußischen Konkordats als „Leiter eines Diözesanseminars" bezeichnet werden, es ist jedoch zu bedenken, daß sich seit Abschluß des Konkordats (1929) die rechtliche Gestalt des Rektorats an den meisten kirchlichen PhThH gewandelt hat. In Trier 9 8 6 und Fulda 9 8 7 lag im Jahre 1929 die Leitung in den Händen des Seminarregens. Der Rektor der Akademie in Paderborn 9 8 8 wurde auf drei Jahre vom Bischof ernannt. In Frankfurt unterstand die Hochschule einem Rektor, der von der Ordensleitung der Gesellschaft Jesu im Einvernehmen mit dem Bischof von Limburg auf drei Jahre bestellt wurde 989 . In einem stärkeren Maße als heute war das Amt des Leiters der Studienanstalt eine Dauerfunktion. Die kirchliche Behörde konnte dieses Amt im übrigen — zumindest de iure — auch einem Geistlichen übertragen, der nicht zum Lehrkörper gehörte. Deshalb war es gerechtfertigt, daß das Konkordat zwischen dem „Leiter" und den „Lehrern" der „Diözesanseminare" unter986 987 988 989
ll*
Siehe Siehe Siehe Siehe
oben S. 27 f. oben S. 33 f.; HILPISCH, S. 36. oben S. 34 u. Anm. 216. unten S. 164.
164 schied und hinsichtlich beider eine Anzeigepflicht nach Art. 9 Ziff. 3 P r K festlegte. Die Verhältnisse, von denen das Konkordat ausging, liegen heute bei den PhThH Fulda, Königstein und Paderborn nicht oder nicht mehr vor. Die Rektoren sind stets Mitglieder des Lehrkörpers. Ihre Personalien werden der Staatsbehörde schon vor der Aufnahme in die Dozentenschaft der Hochschule gemäß Art. 9 Abs. 3 P r K mitgeteilt. Das Rektorat wechselt im einjährigen bzw. dreijährigen Turnus. Die Entscheidung aller wesentlichen, die Hochschule betreffenden Angelegenheiten obliegt dem kollegialen Organ, dem der Rektor nur als primus inter pares angehört. Angesichts der veränderten Stellung des „Leiters" der Studienanstalt hat sich die Praxis eingebürgert, die beabsichtigte Ernennung des Rektors an den PhThH Fulda und Paderborn nicht mehr der Staatsbehörde anzuzeigen 990 . In Eichstätt wird die bevorstehende Übertragung des Rektorats von der bischöflichen Behörde dem Ministerium mitgeteilt, das — jetzt nur noch auf Grund der Art. 2, 20 R K 9 9 1 — Bestätigungsrechte geltend machen darf. Für die PhThH Frankfurt und die Theologische Fakultät Trier erfolgt weiterhin die konkordatsrechtlich vorgesehene Anzeige der Rektoratsübertragung; das Rektoramt weist hier, wie nunmehr darzustellen sein wird, eine andere rechtliche Struktur auf. Im Vergleich zu den bisher erwähnten kirchlichen PhThH nimmt der Rektor an der PhThH Frankfurt und der Theologischen Fakultät Trier eine erheblich stärkere Position ein. Die andersgeartete rechtliche Stellung des Rektors zeigt sich bereits darin, daß er nicht von den Angehörigen des Lehrkörpers gewählt, sondern ohne Wahl ernannt wird. Die Bestellung des Rektors erfolgt in Frankfurt für eine Amtsdauer von drei Jahren durch die Ordensleitung der Gesellschaft Jesu im Einvernehmen mit dem Bischof von Limburg. Eine Verlängerung der Amtszeit auf sechs Jahre ist möglich. Dem Rektor untersteht sowohl die Theologische Fakultät S. J. 9 9 2 als auch die PhThH. Fakultät und Hochschule haben je einen eigenen „Studienleiter". Das Einvernehmen zwischen der Ordensleitung und dem Diözesanbischof bei der Übertragung des Rektorats wird in folgender Weise hergestellt 993 : 880 p ü r d i e P h T h H Königstein wird die beabsichtigte Rektoratsübergabe weiterhin der Staatsbehörde angezeigt. Der Vorteil einer solchen Anzeige besteht darin, daß die Rektoren als solche bei den Staatsbehörden eingeführt werden. Siehe oben S. 96 f. Siehe oben S. 135. 883 Ygl. Zusatzvereinbarung v. 4. / 14. Januar 1955 zu Art. 1 des Vertrages v. 13. / 15. November 1926. Fundstelle siehe oben Anm. 403. 991 992
165 Die Ordensleitung 994 sucht zunächst „für das in Aussicht genommene Ordensglied das agrément des Diözesanbischofs" nach. „Vorausgesetzt, daß keine begründeten Einwendungen bestehen, wird der Diözesanbischof das agrément und die diözesane Beauftragung erteilen". Sodann macht der Bischof der Staatsregierung die in Art. 9 Abs. 3 PrK vorgesehene Anzeige. „Nach Ablauf der im Konkordat festgelegten Frist vollzieht der Diözesanbischof die Bestallungsurkunde, womit dem Betreffenden die diözesane Beauftragung und die staatlich erforderliche Qualifikation verliehen ist. Die vollzogene Bestallungsurkunde leitet der Diözesanbischof dem Ordensoberen zu. . . . Daraufhin vollzieht die Ordensleitung die ordensrechtliche Ernennung, wodurch der Betreffende die kanonische Qualifikation für sein Amt besitzt 995 ". Das Amt eines Prorektors besteht an der Frankfurter Hochschule nicht. Die Studienleiter (Studienpräfekten) werden vom Provinzialoberen ohne förmliches Einvernehmen mit dem Bischof ernannt 996 . Sollte freilich Grund zu der Annahme bestehen, daß ein Kandidat für das Amt des Studienleiters dem Bischof nicht genehm ist, so wird der Provinzialobere schon im Interesse einer gedeihlichen Zusammenarbeit von Bischof und Orden ein förmliches Einvernehmen über die Besetzung der Stelle herbeiführen. Nach Nr. 54 der Ratio Studiorum Superiorum Societatis Jesu 997 ist der Studienpräfekt „generale Rectoris i n s t r u m e n t u m . . . ad studia bene ordinanda" und besitzt im Rahmen der ihm vom Rektor übertragenen Aufgaben Weisungsbefugnis gegenüber Professoren und Studenten. Ein amtlicher Stellvertreter des Studienleiters ist nicht vorgesehen. Im Falle von Abwesenheit oder sonstiger Behinderung wird — falls erforderlich — ein Vertreter vom Rektor bestimmt. Das Dozentenkollegium hat an der PhThH Frankfurt nur beratende Funktion. Die Entscheidung aller Angelegenheiten der Hochschule obliegt dem Rektor bzw. dem nach dem internen Ordensrecht der Gesellschaft Jesu zuständigen Oberen. An der Theologischen Fakultät Trier ist die Ernennung des Rektors (Präses) dem Kanzler, d. h. dem Bischof von Trier vorbehalten; die Amtsdauer ist zeitlich nicht begrenzt (Art. 8). Der Rektor bedarf gemäß Art. 16 der Apostolischen Konstitution Deus Scientiarum Dominus der Approbation durch den Heiligen Stuhl. Die konkordatsrechtlich bestimmte Pflicht des Bischofs, die beabsichtigte Rektoratsübertragung der Staats994 Die ordensrechtlich bestimmte Aufgabenverteilung zwischen dem Provinzial- und dem Generaloberen muß hier dahingestellt bleiben. »»s \ y e g e n ¿ e r Anzeige der Rektoratsübertragung an das Vereinsregister des Amtsgerichts F r a n k f u r t siehe unten S. 171. 996 Einer Anzeige an die Staatsbehörde bedarf es nicht, da der Studienleiter weder „Leiter" noch „Lehrer" im Sinne v o n A r t . 9 Ziff. 3 PrK ist. 9 9 7 Ratio Studiorum Superiorum Societatis Jesu ad normam Congregationum Generalium X X V I I I X X I X exarata, Roma 1954.
166 behörde anzuzeigen, ist im Falle der Theologischen Fakultät Trier auch in die Statuten übernommen worden (Art. 8 Abs. 1). Der Stellvertreter des Rektors, der „Vize-Präses" oder „ D e k a n " , wird jährlich von den ordentlichen Professoren aus ihrer Mitte gewählt; der Gewählte bedarf der Bestätigung durch den Kanzler (Art. 10 f.) 9 9 8 . Der in Art. 9 der Statuten der Theologischen Fakultät Trier enthaltene Zuständigkeitskatalog des Rektors weicht in seinen Grundzügen nicht wesentlich von den entsprechenden Bestimmungen für den Rektor der P h T h H Paderborn 9 9 9 ab. Aus der Apostolischen Konstitution Deus Scientiarum Dominus und den hierzu ergangenen Ordinationes vom 12. Juni 193I1009 ergibt sich jedoch, daß dem Trierer Rektor in seiner Eigenschaft als Leiter der Fakultät eine erheblich größere Machtfülle zukommt als etwa dem Rektor der P h T h H Paderborn oder Eichstätt. Nach Art. 15 der Konstitution wird die Fakultät vom Präses (Rektor) geleitet. Dieser wird „unterstützt 1 0 0 1 je nach der örtlichen Gewohnheit oder der N a t u r der . . . Fakultäten von einem oder mehreren Räten zur Verwaltung der wissenschaftlichen, disziplinären und wirtschaftlichen Angelegenheiten 1 0 0 2 ". Die beratende Funktion dieser Gremien betont auch Art. 9 der Ordinationes: „Der Rektor, der (Präses) und die Dekane müssen in wichtigen Angelegenheiten je ihre Räte befragen 1 0 0 3 ". An die Auffasung der Räte ist der Rektor nicht gebunden, er soll jedoch von einer einstimmigen Ansicht, wie sich aus der Regel des c. 105 n. 1 C o d J C ergibt 1 0 0 4 , nicht ohne zwingenden Grund abweichen; ob ein solcher Grund vorliegt, entscheidet der Rektor. Der Rektor ist somit nicht, wie etwa an den P h T h H Paderborn und Königstein, primus inter pares des für die Beratung und Entscheidung der Hochschulangelegenheiten zuständigen 968 Eine Anzeige an die Staatsbehörde ist' nicht erforderlich; siehe oben Anm. 996. 999 Vgl. Art. 11 Satzung Paderborn. 1000 Siehe oben Anm. 17. 1001 Hervorhebung vom Verf. 1002 Ubersetzung nach MAYER, Kirchenredits-Sammlung, Bd. 2, S. 434. Der lateinische Text lautet: „His autem Auctoritatibus, pro locorum consuetudine et singularum . . . Facultatum natura, ad res scientificas, disciplinares, oeconomicas administrandas unum vel plura adsunt Consilia". 1003 „Rector Magnificus, Praeses, Decani in rebus, quae maioris momenti sunt, sua cuiusque Consilia interrogare debent". 1004 „Si consensus exigatur, Superior contra earundem votum invalide agit; si consilium tantum, per verba ex.gr.: de Consilio consultorum, vel audito Capitulo, parodio etc., satis est ad valide agendum ut Superior illas personas audiat, quamvis autem nulla obligatione teneatur ad eorum votum, etsi concors, accedendi, multum tamen, si plures audiendae sint personae, concordibus earundem suffragiis deferat, nec ab eisdem, sine praevalenti ratione, suo iudicio aestimanda, discedat".
167 Kollegiums, sondern gegenüber dem Kollegium grundsätzlich allein entscheidungsbefugt. Die Statuten der Theologischen Fakultät Trier nennen zwei kollegiale Gremien, den Senat und die Fakultätsversammlung (Art. 12 f., 15 f.). Der Senat besteht nach Art. 12 aus dem Rektor, dem Prorektor (Dekan) und einem Wahlsenator. Letzterer wird von den Professoren und habilitierten Dozenten aus der Mitte der ordentlichen Professoren auf zwei Jahre gewählt. Bei „der Behandlung aller studentischen Angelegenheiten" hat der erste Vorsitzende des Allgemeinen Studentenausschusses Sitz und Stimme im Senat. „Ein weiteres, von ihm zu benennendendes ASTAMitglied kann an den Sitzungen teilnehmen 1005 ". Nach Art. 13 ist der Senat „beratendes 1 0 0 6 Organ des Rektors. Ihm obliegt die Mitsorge für die Beobachtung der Statuten und der Studienordnung und für die Durchführung der Konferenzbeschlüsse". Darüber hinaus ist der Senat am Disziplinarverfahren beteiligt 1007 und „schiedsrichterliche Instanz für den Lehrkörper" (Art. 13 Abs. 3). Der Fakultätsversammlung gehören alle Professoren und habilitierten Dozenten mit Stimmrecht an (Art. 16). Andere Dozenten können vom Rektor eingeladen werden, haben aber kein Stimmrecht. Nach Art. 15 sind der Fakultätsversammlung „zur Beratung bzw. zur Entscheidung vorzulegen wichtige, die ganze Fakultät berührende Fragen, wie Fragen der Studien- und Prüfungsordnung, wissenschaftliche Gutachten über Dozenten, Befürwortungen, wissenschaftliche Leitung der Bibliothek, Herausgabe der ,Trierer Theologischen Zeitschrift' und der ,Trierer Theologischen Studien', Verlagsverträge der Fakultät". Art. 15 setzt demnach Fragen voraus, die von der Fakultätsversammlung nicht nur beraten, sondern auch entschieden werden. Wie weit die Entscheidungsbefugnis der Fakultätsversammlung reicht, legen die Statuten nicht fest, sondern überlassen dies der Fakultätspraxis. Im Zweifel dürfte nach der grundsätzlichen Regelung der Apostolischen Konstitution Deus Scientiarum Dominus die Vermutung für die beratende Funktion der Fakultätsversammlung sprechen. Die kirchlichen PhThH unterliegen der Aufsicht des zuständigen Bischofs. Dies ergibt sich für die PhThH Eichstätt, Fulda und Paderborn schon aus deren Stellung als Diözesaneinrichtungen 1008 . Hinsichtlich der PhThH Königstein ist das Aufsichtsrecht des Bischofs von Limburg in § 3 der Grundordnung niedergelegt. Die PhThH Frankfurt untersteht aufsichtsrechtlich sowohl dem Bischof von Limburg als auch dem Ordensoberen der Gesellschaft Jesu. 1 0 0 5 Art. 19 Satzung der Studentenschaft (Siehe unten S. 192 f.). looe Hervorhebung vom Verf. 1 0 0 7 Vgl. Art. 13 Abs. 3, 24, 33 §§ 1, 3 der Fakultätstatuten. loos Ygi juch § 3 i Vorläufige Satzungen Fulda; Art. 9 Satzung Pader-
b o r n ; EICHMANN — MÖRSDORF, B d . 1, S . 4 1 6 , 4 1 9 f .
168 Die aufsichtsrechtlichen Befugnisse des Bischofs sind in den Verträgen zwischen dem Jesuitenorden und dem Bistum Limburg 1 0 0 9 näher umschrieben. Danach ist es das Recht des Bischofs, für die Ausbildung der Studierenden neben den hierfür geltenden allgemeinen Vorschriften die „besonderen Bedürfnisse der Diözese" zu kennzeichnen, „nach Rücksprache mit der Leitung der Anstalt" die Prüfungsordnung festzulegen und in der wissenschaftlichen Abschlußprüfung selbst oder durch Stellvertreter den Vorsitz zu führen. Der Regens des Alumnats hat ihm vierteljährlich, der Provinzialobere jährlich Bericht zu erstatten. Im übrigen darf der Bischof „jederzeit einen seiner Studierenden abberufen, . . . Studierende zu sich bescheiden oder im Konvikt aufsuchen, um sich über Verhalten und Fortschritt zu vergewissern". In allen übrigen Angelegenheiten dürfte demnach die Aufsicht des Ordensoberen eingreifen. Die Theologische Fakultät Trier ist keine Einrichtung diözesanen, sondern päpstlichen Rechts. Hier „leitet (der Bischof von Trier als Kanzler) im Namen des Hl. Stuhles die Fakultät und führt die Aufsicht über Verwaltung, Lehr- und Studienbetrieb . . . " (Art. 6, 7) 1 0 1 0 . Daß die in den Statuten erwähnte Leitung der Fakultät durch den Kanzler vornehmlich als Aufsicht zu verstehen ist, ergibt sich insbesondere aus Art. 14 § 1 der Apostolischen Konstitution Deus Scientiarum Dominus. Danach steht an „der Spitze der . . . F a k u l t ä t . . . der Großkanzler, der im Namen des Heiligen Stuhles über alles wacht, was die Leitung und Studien betrifft". Auch in Eichstätt und Paderborn ist der Bischof „Kanzler" bzw. „Magnus Cancellarius" der Hochschule 1011 . Hierdurch werden die bischöflichen Rechte in bezug auf die Hochschule als Diözesananstalt nicht modifiziert. Die Bezeichnung bringt jedoch zum Ausdruck, daß der Bischof in einem Rechtsverhältnis zur Hochschule stehen soll, das an den Bestimmungen der Apostolischen Konstitution Deus Scientiarum Dominus orientiert ist. Abgesehen von dem Ausnahmefall der PhThH Frankfurt erstreckt sich die Aufsicht des Bischofs grundsätzlich auf den gesamten Hochschulbetrieb sowohl in sachlicher und personeller als auch in rechtlicher Hinsicht. Der Bischof ist demnach befähigt, jede Entscheidung der Hochschulbehörden abzuändern. 1 0 0 9 Siehe o b e n A n m . 403. V g l . i n s b e s o n d e r e A r t . 5 — 9 des V e r t r a g e s v. 1 3 . / 1 5 . N o v e m b e r 1926; V e r t r a g s e r g ä n z u n g v. 30. J u l i 1929, z u A r t . 6, 7 ; V e r t r a g s e r g ä n z u n g v. 4.114. J a n u a r 1955, zu A r t . 7. 1010 Vgl, auch A r t . 14 § 2 der Apostolischen K o n s t i t u t i o n D e u s S c i e n t i a r u m Dominus. 1 0 1 1 Bischöfliche Philosophisch-Theologische Hochschule Eichstätt, V o r lesungsverzeichnis f. d. W S 1960/61, S. 4, 13; vgl. auch § 3 A b s . 1 der v o r l ä u f i g e n S a t z u n g der Pädagogischen Hochschule Eichstätt. Z u P a d e r b o r n vgl. insbesondere A r t . 7, 9 S a t z u n g .
169 bb) Die Abteilungen der P h T h H . Ein Teil der P h T h H gliedert sich intern in philosophische und theologische Abteilungen. Die Gliederung ist am stärksten an den staatlichen P h T h H durchgeführt. Dies beruht im wesentlichen darauf, daß die philosophischen Abteilungen der staatlichen P h T h H von jeher nicht nur der Vorbereitung des geistlichen Nachwuchses dienen, sondern auch von Studierenden anderer Fachrichtungen besucht werden. Nach § 20 der Satzung f ü r die staatlichen P h T h H obliegt den „Abteilungen . . . f ü r ihren Fachbereich die Pflege von Wissenschaft in Forschung und Lehre"; insbesondere haben sie f ü r „die Durchführung des akademischen Unterrichts und der akademischen Prüfungen" zu sorgen. Die Abteilungen bereiten die Vorschläge f ü r die Besetzung der Professuren, die Ernennung von außerordentlichen zu ordentlichen Professoren und die Ernennung von Honorarprofessoren vor. Sie machen Vorschläge f ü r die Beantragung der Lehraufträge, die Verleihung akademischer Preise und die Ausarbeitung von Studienplänen; ferner obliegt ihnen die Aufstellung der Vorlesungspläne (§ 21). „Die Abteilungen setzen sich aus den planmäßigen Professoren (auch wenn sie entpflichtet sind), den Honorarprofessoren sowie den Vertretern einer planmäßigen Professur zusammen" (§ 22). Der „Abteilungsleiter" wird von den Professoren aus der Mitte der planmäßigen Professoren auf ein Jahr gewählt (§ 23) 1012 . Ein außerordentlicher Professor kann somit zwar nicht Rektor, wohl aber Abteilungsleiter werden. Eine Mitwirkung kirchlicher Stellen erfolgt nicht 1013 . § 23 Abs. 3 bestimmt eigens die Inkompatibilität der Ämter des Rektors und des Abteilungsleiters. Vertreter des Abteilungsleiters ist sein Vorgänger im Amt (§ 24). Die Abteilungen haben nicht die hochschulrechtliche Stellung von Fakultäten 1 0 1 4 ; ebensowenig sind die Abteilungsleiter „Dekane", noch gebührt ihnen der Titel „Spectabilität". An den kirchlichen P h T h H besteht eine satzungsmäßig festgelegte Selbständigkeit der beiden Abteilungen nicht. Nach Art. 4 der Satzung der P h T h H Paderborn u m f a ß t die „Akademie eine philosophische und eine theologische Abteilung, deren Konstituierung als Fakultäten vorgesehen ist". Letzteres ist bislang noch nicht erfolgt; auch enthält die Satzung keine Ausführungen über eigenständige Befugnisse der beiden Abteilungen. Die Statuten der Theologischen Fakultät Trier bestimmen nur, daß der Fakultät „zur vorbereitenden Ausbildung in der scholastischen Philosophie ein zweijähriger Kursus angegliedert" ist (Art. 4) 1014a . Bei den übrigen kirchlichen P h T h H Eichstätt, Frankfurt, Fulda und König1012 W a h l b e r e c h t i g t sind auch die e n t p f l i c h t e t e n P r o f e s s o r e n . loia V g l . F I S C H E R , T h e o l o g i e p r o f e s s o r , S . 3 6 1 . 1014
Siehe
oben
S. 9 4 ;
zur
Rechtsstellung
der
Fakultäten
vgl.
THIEME,
S . 188 ff. 1014a
Ü b e r e i n e n P l a n , die T h e o l . F a k u l t ä t T r i e r durch e i n e p h i l . F a k u l t ä t z u e r w e i t e r n v g l . H o d i s c h u l d i e n s t 4 (1951), N r . 15, S. 13.
170 stein ist eine rechtliche Aufgliederung in Abteilungen noch weniger zu erkennen. Für eine solche Trennung liegt praktisch auch kaum ein Bedürfnis vor, da die philosophischen Disziplinen fast ausnahmslos der Vorbereitung auf das theologische Studium dienen. Im übrigen erscheint es nicht sinnvoll, diejenigen Dozenten, die die philosophischen, historischen und naturwissenschaftlichen Fächer vertreten, zu einem selbständigen Gremium zusammenzufassen und dadurch den verhältnismäßig kleinen Lehrkörper der P h T h H aufzuspalten 1 0 1 5 . Die Verhältnisse an den kirchlichen P h T h H sind in der Regel derart, daß alle Angelegenheiten der Hochschule von einem Kollegium beraten werden können 1 0 1 6 . b) Die Rechtsform
der
PhThH
Ihrer geschichtlichen Herkunft nach sind die staatlichen P h T h H Einrichtungen des bayerischen Staates ohne eigene Rechtspersönlichkeit. Die anfangs mehr dem Schul- als dem Hochschulwesen nahestehenden Lyzeen 1017 galten stets als rechtlich unselbständige staatliche Stellen. Die Frage, ob die P h T h H Bamberg und Dillingen als Nachfolger von a u f gehobenen Universitäten möglicherweise als juristische Personen des öffentlichen Rechts zu betrachten sind, kann im Rahmen dieser Arbeit nicht gelöst werden. Nach der Darstellung von Kraft 1 0 1 8 „ist die Bamberger Stiftung von 1648 im Jahre 1748 bzw. 1773 nach Zweck und Vermögen von der ursprünglichen Akademie ohne weiteres auf die spätere Universität und im Jahre 1803 auf das Lyzeum übergegangen, so daß ein kontinuierlicher Zusammenhang zwischen der ursprünglichen Akademie, der späteren Universität und dem Lyzeum in historischer, juridischer und finanzieller Hinsicht besteht". In einem Referentenvorentwurf zu einem „Gesetz über die Selbstverwaltung der wissenschaftlichen Hochschulen des bayerischen Staates" werden die staatlichen P h T h H als Einrichtungen des Staates und als Körperschaften des öffentlichen Rechts betrachtet 1019 . Die P h T h H F r a n k f u r t und Königstein haben private Rechtsträger. Die Satzung des „Philosophisch-theologische Hochschule St.Georgen e.V. 1015
Im WS 1960/61 gehörten an: Lehrkörper der PhThH Eichstätt 15 Hochschullehrer Lehrkörper der PhThH Frankfurt 27 Hochschullehrer Lehrkörper der PhThH Fulda 17 Hochschullehrer Lehrkörper der PhThH Königstein 14 Hochschullehrer Lehrkörper der P h T h H Paderborn 18 Hochschullehrer Lehrkörper der Theol. Fak. Trier 21 Hochschullehrer 1018 Audi kleinere staatliche Hochschulen kennen die Unterteilung in Abteilungen nicht; vgl. THIEME, S. 187. 1017 Siehe oben S. 41 ff.
dem dem dem dem dem dem
1018
K R A F T , S. 1 6 f f . ( 1 7 ) ; v g l . a u c h K I L I A N , S. 1 6 f .
1; e g e g e n w ä r t i g gültige S a t z u n g d a t i e r t v o m 7. O k t o b e r 1957. E i n maschinenschriftliches E x e m p l a r w u r d e d e m V e r f . v o n d e m Verein z u r V e r f ü g u n g gestellt. 1023 £ ) i e G e s c h ä f t s o r d n u n g w u r d e a m 30. J u n i 1956 erlassen. E i n maschinen-
172 D i e P h T h H F u l d a u n d Eichstätt sind nach weltlichem Recht unselbständige Einrichtungen der D i ö z e s e 1 0 2 3 3 . Auch die Theologische F a k u l t ä t Trier hat im weltlichen Bereich keine eigene Rechtspersönlichkeit. V o n einer rechtlichen Verselbständigung dieser Hochschulen w u r d e meist desh a l b abgesehen, weil sämtliche wirtschaftlichen Angelegenheiten v o n den zugehörigen Priesterseminaren v/ahrgenommen w e r d e n 1 0 2 4 ; diese sind juristische Personen des weltlichen Rechts 1 0 2 5 . U n k l a r ist die Rechtsstellung der P h T h H P a d e r b o r n . Gerlach 1 0 2 6 betrachtet die L e h r a n s t a l t w o h l als eine S t i f t u n g . E r meint, d a ß z w a r die U n i v e r s i t ä t P a d e r b o r n a u f g e h o b e n sei, d a ß sie aber „ i n der ihr v o n ihrem Stifter gegebenen Eigenschaft als philosophisch-theologische L e h r anstalt . . . , ohne einer staatlichen A u f h e b u n g z u v e r f a l l e n , ununterbrochen" f o r t b e s t a n d e n habe. Auch W e s t h o v e n 1 0 2 7 geht d a v o n aus, d a ß die philosophisch-theologische L e h r a n s t a l t eigene Rechtspersönlichkeit besitzt. E r n i m m t auf § 67 I I 12 A L R B e z u g , wonach Universitäten alle Rechte privilegierter K o r p o r a t i o n e n haben. D a m i t leitet er, ähnlich wie Gerlach, die Rechtspersönlichkeit der A k a d e m i e aus derjenigen der a u f gehobenen U n i v e r s i t ä t ab. Wie oben dargestellt w u r d e 1 0 2 8 , sind durch die K a b i n e t t s o r d r e v o m 18. O k t o b e r 1818 nur die U n i v e r s i t ä t und ihre F a k u l täten a u f g e h o b e n w o r d e n . D i e philosophisch-theologische L e h r a n s t a l t P a d e r b o r n ist ohne zeitliche Unterbrechung und ohne einen selbständigen G r ü n d u n g s a k t aus der alten U n i v e r s i t ä t hervorgegangen. D e r wesentliche Stiftungszweck der U n i v e r s i t ä t 1 0 2 9 ist durch den W e g f a l l der a k a d e mischen Rechte nicht unmöglich g e w o r d e n . E s liegt daher nahe, die heutige Philosophisch-Theologische A k a d e m i e zu P a d e r b o r n — hinsichtlich ihrer Rechtspersönlichkeit — als identisch mit der alten U n i v e r s i t ä t P a d e r b o r n anzusehen. Diese F r a g e b e d ü r f t e aber noch, ähnlich wie im F a l l e der P h T h H B a m b e r g u n d Dillingen 1 0 3 0 , einer eingehenden P r ü f u n g , die im R a h m e n dieser A r b e i t nicht v o r g e n o m m e n w e r d e n k a n n 1 0 3 1 . schriftliches Exemplar wurde dem Verf. von dem Verein zur Verfügung gestellt. 1023a Die PhThH Fulda ist durch Erlaß des Bischofs v. 1. März 1965 als persona moralis in ecclesia gem. c. 99 C o d J C errichtet worden (Kirchl. Amtsblatt f. d. Diözese Fulda 1965, S. 89). 1024 Siehe oben S. 160. 1025 Yg[ Lammeyer, Joseph, Die juristischen Personen der katholischen Kirche, Paderborn 1929, S. 210 f., 216, 231 f. 1026
GERLACH, S. 7, 2 9 A n m . 8 ; v g l . auch HONSELMANN, A k a d e m i e , S. 2 1 .
1027 WESTHOVEN von, Gutachten betreffend die Rechtsverhältnisse an den Paderborner Collegien-Gebäuden vom 7. Mai 1885, abgedruckt bei HONSELMANN, A k a d e m i e , S . 1 1 5 f f . ( 1 2 2 ) . 1028 Siehe oben S. 23 ff. (25 f.). 1029 Yg[_ Gründungs- und Dotationsurkunde v. 10. September 1614, abgedruckt bei HONSELMANN, Akademie, S. 94 f. 1030 Siehe oben S. 170. 1031 Zur Rechtsgestalt der P h T h H Paderborn vgl. auch den unveröffent-
173
c) Das Verhältnis der PhThH zum Priesterseminar
Eingangs wurde bereits beschrieben, wie Hochschule und Priesterseminar bei der Ausbildung des geistlichen Nachwuchses zusammenwirken 1 0 3 2 . Von den mannigfachen Verbindungen zwischen Hochschule und Seminar ist nur der geringere Teil Gegenstand einer rechtlichen Normierung geworden. Das rechtliche Grundverhältnis bringt Art. 25 der Trierer Fakultätsstatuten besonders treffend zum Ausdruck: „ . . . In ihren Ämtern und in der Verwaltung ihrer eigenen Angelegenheiten ist sie (sc. die Fakultät) von der Verwaltung des Priesterseminars, die durch dessen zuständige Organe erfolgt, geschieden . . . Fakultät und Priesterseminar dienen in wechselseitiger Hilfeleistung miteinander der Aufgabe der kirchlichen Priestererziehung" 1033 . Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Hochschule und Seminar wurden schon erwähnt 1 0 3 4 . Die übrigen, für das gegenseitige Verhältnis aufgestellten Rechtsnormen betreffen hauptsächlich die Stellung des Seminarregens innerhalb der Hochschule. Im Gegensatz zu den früheren preußischen Akademien in Braunsberg und Münster 1 0 3 5 sind an den bayerischen staatlichen P h T h H die Beziehungen zum Priesterseminar nicht durch die Satzung geregelt. Bei den meisten dieser Hochschulen ist es aber seit langem üblich, daß der Regens des Priesterseminars einen Lehrauftrag für Pastoraltheologie, Homiletik, Liturgik oder ein ähnliches auf die Praxis gerichtetes Fach erhält 1 0 3 6 . Die P h T h H Dillingen nimmt als einzige unter den staatlichen P h T h H in ihr Lektionsverzeichnis auch die Vorlesungen des Priesterseminars 1037 auf. An den kirchlichen P h T h H besteht keine einheitliche Regelung. Mit Ausnahme von Frankfurt 1 0 3 8 und Paderborn 1 0 3 9 gehört der Regens zur lichten Beschluß des Landgerichts Paderborn v. 3. Juni 1953 (4 T 18/52 Grundbuch Paderborn Band 73 Blatt 2001), insbesondere S. 89 ff. 1 0 3 2 Siehe oben S. 6 ff. 1033 Ähnlich § 21 Grundordnung Königstein; A r t . 37 Satzung Paderborn. 1 0 3 4 Siehe oben S. 160. 1 0 3 5 Siehe oben S. 19, 23. 1036 j m WS 1960/61 hatten an drei Hochschulen (Bamberg, Freising, Passau) die Regenten der Priesterseminare Lehraufträge inne. In Bamberg und Freising war der Regens als Vertreter der Honorarprofessoren und Lehrbeauftragten Mitglied des Senats. 1037 Yg[ Phil.-Theol. Hochschule Dillingen, Personen- und Vorlesungsverzeichnis WS 1960/61, S . 9 . 1038 j n p r a n k f u r t waren bis 1955 das R e k t o r a t und die Regentie des Alumnats in Personalunion verbunden. Seit der Trennung auf Grund der Vertragsergänzung vom 4.114. Januar 1955 zu A r t . 1 des Vertrages v o m 1 3 . / 1 5 . N o vember 1926 (Siehe oben Anm. 403) ist man bestrebt den Regens des Alumnats von allen Lehrverpflichtungen freizustellen. io3» j n p a d e r b o r n ist die Trennung zwischen dem Lehrkörper der Hochschule und dem des Seminars streng durchgeführt. Insofern entsprechen die
174 Zeit an allen Hochschulen dem Lehrkörper an, in Eichstätt u n d Fulda sogar als ordentlicher Professor 1 0 4 0 . In Eichstätt ist der Regens k r a f t seines Amtes P r o r e k t o r der Hochschule. Nach Art. 26 § 2 der Trierer Fakultätsstatuten w i r d der Regens, sofern er nicht schon als Professor oder habilitierter D o z e n t der F a k u l t ä t angehört, „zu allen Sitzungen u n d A k t e n der F a k u l t ä t eingeladen". Stimmrecht hat der Regens nur, wenn er Professor oder habilitierter D o z e n t ist (Art. 16 Abs. 3, 26 § 1). Ähnliches bestimmt § 22 der G r u n d o r d n u n g der P h T h H Königstein, jedoch ist der Regens hier stets stimmberechtigtes Mitglied der Hochschulkonferenz. An der Theologischen F a k u l t ä t Trier w i r d der Vorlesungsplan im Einvernehmen mit dem Regens festgelegt (Art. 27 § 3). A n den übrigen kirchlichen P h T h H , mit Ausnahme von P a d e r b o r n , ist es praktisch genauso, weil der Tagesablauf im Seminar mit den Vorlesungszeiten an der Hochschule in Einklang gebracht werden m u ß . Überdies ist der Regens, wie Art. 27 § 1 der Statuten der Theologischen F a k u l t ä t Trier eigens hervorhebt, „ f ü r die D u r c h f ü h r u n g der Diözesanbestimmungen (zuständig), die das theologische Studium der Kleriker des Bistums betreifen, soweit es sich um die Festsetzung der Pflichtmäßigkeit und D a u e r des Studiums der einzelnen Fächer und um Ablegung der P r ü f u n g e n vor den Weihen h a n delt". Ausnahmecharakter h a t eine Bestimmung der Trierer Statuten, w o nach die Zulassung von Gasthörern von der Zustimmung des Seminarregens abhängig ist (Art. 30 § 1). Eine rechtliche Verbindung von Disziplin a r m a ß n a h m e n des Seminars u n d solchen der Hochschule besteht nur in Trier und Königstein 1 0 4 1 . Nach A r t . 33 § 2 der Trierer Statuten hat die „disziplinarische Entlassung aus dem Priesterseminar oder aus der Ordensgemeinschaft . . . ohne weiteres die Entlassung aus der F a k u l t ä t zur Folge" 1 0 4 2 . d) Die Hochschullehrer
an den
PhThH
aa) Die Gliederung der Hochschullehrerschaft A n den Universitäten u n d den übrigen wissenschaftlichen Hochschulen das Staates gliedert sich die Hochschullehrerschaft in Lehrstuhlinhaber, dortigen Verhältnisse denjenigen in einer Diözese mit staatlicher theologischer Fakultät. 1040 Das Vorlesungsverzeichnis der Theologischen Fakultät Trier f. d. WS 1960/61 enthält (S. 7) den Vermerk: „Der Regens des Priesterseminars vertritt innerhalb der Fakultät das Fach Hodegetik". 1041 § 26 Grundordnung Königstein. 1042 Über das Zusammenwirken von Rektor, Regens und Diözesanbischof bei disziplinarischem Ausschluß eines Studierenden aus dem Alumnat an der PhThH Frankfurt handeln eingehend Art. 9 Abs. 2, 3 des Vertrages v. 13./ 15. November 1926 und die Vertragsergänzung v. 4./14. Januar 1955 zu Art. 9 (Siehe oben Anm. 403).
175 Nichtordinarien und sonstige Lehrpersonen 1043 . Lehrstuhlinhaber sind die planmäßigen ordentlichen und außerordentlichen Professoren 1044 , zu denen noch die sog. persönlichen Ordinarien hinzutreten, das sind außerordentliche Professoren, denen lediglich die Amtsbezeichnung und die akademischen Rechte eines ordentlichen Professors verliehen wurden 1045 . Ist ein Lehrstuhl unbesetzt, so wird bis zur Berufung eines planmäßigen Inhabers häufig ein kommissarischer „Verwalter des Lehrstuhls" ernannt. Zu den Nichtordinarien gehören die Privatdozenten, außerplanmäßigen Professoren und Honorarprofessoren. Als sonstige Lehrpersonen sind vornehmlich die Lehrbeauftragten, Lektoren und technischen Lehrer zu nennen 1046 . Diese Dreigliederung der Hochschullehrerschaft ist an den PhThH nur teilweise durchgeführt. Die Inhaber der Lehrstühle („Professuren") an den staatlichen PhThH sind ordentliche bzw. außerordentliche Professuren. Hier ist jedoch eine Besonderheit anzumerken, die einen kurzen Rückblick auf die geschichtliche Entwicklung erforderlich macht. Durch Verordnung vom 30. Juni 1892 wurde an den bayerischen Lyzeen die Unterscheidung von ordentlichen und außerordentlichen Professoren eingeführt 1047 . Die Hälfte der im Dienst befindlichen Lyzealprofessoren wurde in den Rang von ordentlichen Professoren erhoben. Die übrigen blieben „Lyzealprofessoren älterer Ordnung 1 0 4 8 ". Nach dem Willen des Ministeriums sollten die „neuanzustellenden Lyzealprofessoren . . . , obschon Inhaber einer ordentlichen Professur, zunächst nur als extraordinarii ernannt werden 1 0 4 9 ". Hierin sollte zum Ausdruck kommen, „daß man es auf die Berufung noch jüngerer Kräfte abgesehen habe und daß Lyzealprofessuren nicht als Ruheposten anzustreben oder zu vergeben seien 1050 ". Nach etwa zehn Jahren erfolgte die Beförderung des Extraordinarius zum ordentlichen Professor. Bei den Ernennungen ging man nach dem Prinzip der Anciennität vor, wobei jedoch nicht die altersmäßige Reihenfolge der Extraordinarien an der einzelnen Hochschule, sondern diejenige aller außerordentlichen Professoren an den staatlichen Lyzeen berücksichtigt wurde. So konnte beispielsweise das Ausscheiden eines ordentlichen Professors in Passau eine Ernennung in Bamberg zur Folge haben 1051 . Diese Beförderungspraxis ist grundsätzlich bis heute 1043 VGL. THIEME, S . 2 3 5 . IOI4 VGL. THIEME, S . 2 5 7 ff. 1045 V g l . THIEME, S . 2 5 7 F . 1048 V g l . THIEME, S. 2 9 1 FF. 1047
S i e h e o b e n S . 4 5 f.
1048
V g l . SACHS, S . 5 2 .
1049
V g l . SACHS, S. 5 2 .
1050
V g l . SACHS, S . 5 2 .
1051
V g l . SACHS, S . 5 3 .
176 erhalten geblieben 1052 . Sie hat auch in der neuen Satzung der staatlichen PhThH von 1959 ihren Niederschlag gefunden. Nach § 15 Abs. 1 gehört zum Aufgabenkreis des Senats die Beschlußfassung über ,,a) Vorschläge für die Besetzung der Professuren; b) Vorschläge für die Ernennung von außerordentlichen zu ordentlichen Professoren". Die Satzung geht demnach davon aus, daß neuanzustellende Professoren zunächst die Stellung von Extraordinarien erhalten und erst später, auf Grund eines Vorschlages nach § 15 Abs. 1 Buchst, b, zu ordentlichen Professoren ernannt werden. Durch das Vorschlagsrecht ist allerdings der bisher streng anciennitätsmäßige Beförderungsmodus durchbrochen worden. Im Gegensatz zu den Universitäten und den übrigen wissenschaftlichen Hochschulen des Staates 1 0 5 3 besteht damit an den staatlichen PhThH eine Art „Hochschullehrerlaufbahn", in der das Extraordinariat die Vorstufe zum Ordinariat bildet 1054 . Die Institution des persönlichen Ordinarius 1 0 8 4 erübrigt sich praktisch an den staatlichen PhThH. Persönliche Ordinariate wurden eingerichtet, um Hochschullehrern, die mangels vorhandener Planstellen nicht in ein Ordinariat berufen werden konnten, wenigstens die Amtsbezeichnung und die akademischen Rechte eines ordentlichen Professors zu verschaffen 1065 . An den PhThH werden aber in der Regel alle Extraordinarien zu ordentlichen Professoren ernannt. Sollte es in einem Ausnahmefall angebracht sein, einem außerordentlichen Professor schon vor seiner Beförderung zum Ordinarius die Amtsbezeichnung und die akademischen Rechte eines solchen zu verleihen, so wäre hiergegen vom Rechtsstandpunkt nichts zu erinnern. Von der auch in der Satzung vorgesehenen Form des „Vertreters einer planmäßigen Professur" (§ 26) haben inzwischen fast alle staatlichen PhThH Gebrauch gemacht, um die Vakanz von Professuren zu überbrücken. 1052 £>; e Beförderung — auf die freilich kein Rechtsanspruch besteht — erfolgt jetzt in der Regel nach sechs Jahren. Vgl. auch Bayerischer Verwaltungsgerichtshof in B a y V G H (n. F.), 7 (1954), S. 41 ff. (42). 1053 V g l . T H I E M E , S . 2 3 6 f f . 1 0 5 4 Im neueren Hochsdiulredit findet sich eine ähnliche Regelung — allerdings nur als Ausnahme — noch in einem Runderlaß des Reichsministers f ü r Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung v. 2. Mai 1939. Danach konnten jüngere Hochschullehrer zunächst als außerordentliche Professoren berufen werden, obgleich an planmäßiges Ordinariat zur Verfügung stand. Vgl.
KASPER — H U B E R — KAEBSCH — SENGER, B d . 2, S . 50, A n m . 1 a ; THIEME, S. 2 3 7 ;
vgl. auch Art. 20 § 2 der Trierer Fakultätsstatuten. Die Fußnoten 1055 bis 1063 sind entfallen. 1064
Vgl. Art. 17 Abs. 2 BayHSchLG.
1065
V g l . auch THIEME, S . 2 5 7 f .
177 Aus der Gruppe der Nichtordinarien sind an den staatlichen P h T h H nur die Honorarprofessoren vertreten (§ 28). Privatdozenten und außerplanmäßige Professoren fehlen, weil die Hochschulen kein Habilitationsrecht besitzen. An sonstigen Lehrpersonen kennen die staatlichen P h T h H nur noch die Lehrbeauftragten (§ 29). Die Unterscheidung von Lehrbeauftragten und Lektoren wird nicht vorgenommen; auch den Sprachunterricht erteilen Lehrbeauftragte. Technische Lehrer sind an den P h T h H kaum vorhanden. Die Zusammensetzung des Lehrkörpers an den kirchlichen P h T h H ist unterschiedlich gestaltet. Die deutlichste Gliederung treffen die Statuten der Theologischen Fakultät Trier. Nach Art. 3 bestehen an der Fakultät elf ordentliche und drei außerordentliche Lehrstühle, „Dozenturen (Nebenlehrstühle)" und Lehraufträge. Daraus ergibt sich die Gliederung der Hochschullehrerschaft (Art. 18). Lehrstuhlinhaber sind die ordentlichen und außerordentlichen Professoren, sowie die Dozenten und habilitierten Dozenten als Inhaber der Nebenlehrstühle (Art. 18 § 1—3). H a b i litierte Dozenten, die auf einen ordentlichen Lehrstuhl berufen werden, können zunächst zu außerordentlichen Professoren ernannt werden (Art. 20 § 2). Art. 15 § 5 sieht die Verleihung des Titels und der Rechte eines persönlichen ordentlichen Professors an verdiente außerordentliche Professoren vor. Verdienten habilitierten Dozenten kann der Titel eines persönlichen außerordentlichen Professors verliehen werden. Hierin ist eine Parallele zum Rechtsinstitut des persönlichen Ordinarius bzw. des außerplanmäßigen Professors an den deutschen staatlichen Hochschulen zu erblicken. „Sonstige im Dienst der Fakultäten stehende Lehrkräfte gelten als Lehrbeauftragte" (Art. 18 § 4). An der P h T h H Paderborn wirken ordentliche und außerordentliche Professoren, Dozenten und Lektoren. „Ordentliche Professoren der A k a demie sind diejenigen Lehrer, die endgültig und mit vollen Rechten dem Professorenkollegium angehören. Außerordentliche Professoren und Dozenten werden mit einem Lehrauftrag betraut. Lektoren werden auf Widerruf mit der Erteilung sprachlicher und anderer Hilfsfächer beauftragt" (Art. 11). Die Grundordnung der P h T h H Königstein unterscheidet zwischen den Professoren als Inhabern der neun ordentlichen Lehrstühle (§ 2), den Dozenten und Lehrbeauftragten (§§ 15 ff.). Der Lehrkörper der P h T h H Fulda „besteht aus den ordentlichen Professoren, . . . d e n Dozenten" und den Lehrbeauftragten 1 0 0 6 ( § § 9 f . ) . „Ordentliche Professoren sind hauptamtlich und definitiv angestellte Lehrer der Hochschule. Dozenten sind Lehrer, die vertretungsweise oder 1066 § 9 Vorläufige Satzungen rechnet die Lehrbeauftragten zwar nicht zum „Lehrkörper", jedoch ist rechtlich unter diesen Begriff die Gesamtheit der an der Hochschule Lehrenden zu fassen. 12 B a 1 d u s , Hodudhulen
178 nebenamtlich oder bis auf weiteres mit Vorlesungen betraut werden. Dozenten kann der Titel ,außerordentlicher Professor' verliehen werden" (§ 9). „Lehrbeauftragte sind Lehrer in Sprachen oder technischen Fächern und gegebenenfalls Lehrer in anderen Disziplinen, die f ü r eine Professur oder Dozentur nicht oder noch nicht in Frage kommen" (§ 10). Die P h T h H F r a n k f u r t kennt nach dem derzeitigen Stand nur ordentliche Professoren und Lehrbeauftragte. Letztere kommen vorwiegend aus dem Lehrkörper der Theologischen Fakultät S. J. in F r a n k f u r t und der Philosophischen Fakulät S. J. in Pullach bei München. Das Professorenkollegium der P h T h H Eichstätt setzt sich aus ordentlichen und außerordentlichen Professoren zusammen. Dozenten und Lehrbeauftragte wirken am Priesterseminar. Ähnlich wie an den staatlichen P h T h H ist auch hier der Durchgang durch das Extraordinariat üblich, so daß eine feste Zahl von ordentlichen und außerordentlichen Professoren fehlt. Für die Rechtsverhältnisse der Hochschullehrerschaft an den staatlichen P h T h H sind in erster Linie das „Gesetz über die Rechtsverhältnisse der Lehrer und Assistenten an den bayerischen wissenschaftlichen Hochschulen und Kunsthochschulen" vom 18. Juli 1962 1067 , die Satzung der staatlichen philosophisch-theologischen Hochschulen in Bayern vom 29. September 19 5 9 1068 und schließlich die Bestimmungen des bayerischen und des Reichskonkordats 1069 heranzuziehen. Für die Hochschullehrer an den kirchlichen P h T h H gilt zunächst das kirchliche, d. h. das allgemeine kanonische und das diözesane Recht, im übrigen das Konkordatsrecht und — soweit vorhanden — das Satzungsrecht der einzelnen Hochschulen. bb) Die Begründung des Hochschullehrerverhältnisses. Die Hochschullehrer der staatlichen P h T h H erlangen ihr A m t durch ein Zusammenwirken von Hochschule und Staat. Nach § 27 der Satzung stellt die Abteilung zur „Besetzung einer planmäßigen Professur . . . eine Liste auf, die drei Vorschläge enthält. Vertreter einer abweichenden Ansicht können der Abteilung ein Sondervotum einreichen. Die Vorschlagsliste der Abteilung und die etwa eingereichten Sondervoten sind mit einer Stellungnahme der Abteilung dem Senat zuzuleiten". Wie § 21 Abs. 1 Buchst, b ergibt, ist das Verfahren nach § 27 als „Vorbereitung der Vorschläge f ü r die Besetzung der Professuren" anzusehen. Die in der Regel aus drei Nominierungen bestehende Vorschlagsliste 1070 wird endgültig erst vom Senat aufgestellt ( § 1 5 Abs. 1 Buchst, a) und dem Ministerium vorgelegt. Aus der Vorschlagsliste wird vom Minister ein Kandidat 1067 1068 1069
Siehe oben S. 93. Siehe oben S. 93 f. Siehe oben S. 63 f., 71 f.
1070 v g l . T H I E M E , S . 2 6 1 .
179 ausgewählt 1071 und berufen. Die Berufung besteht im Angebot der vakanten Professur 1072 . N i m m t der K a n d i d a t die Berufung an, so erfolgt die Ernennung durch das Ministerium 1073 . Dieses aus Vorschlag, Berufung und Ernennung bestehende Verfahren wird an den staatlichen P h T h H aus den bereits genannten Gründen 1 0 7 4 meist bei der Besetzung einer Professur mit einem außerordentlichen Professor angewandt. Die außerordentlichen Professoren werden später ohne Berufungsverfahren nach einem vorbereitenden Votum der Abteilung ( § 2 1 Abs. 1 Buchst, c) auf Vorschlag des Senats ( § 1 5 Abs. 1 Buchst, b) vom Ministerium zu ordentlichen Professoren ernannt. — Nach § 28 der Satzung kann eine Abteilung mit einer Mehrheit von vier Fünfteln der abgegebenen Stimmen dem Senat zur Förderung des akademischen Unterrichts Persönlichkeiten f ü r die Ernennung zum Honorarprofessor vorschlagen 1075 . Die „Bestellung" (Art. 23 BayHSchLG) erfolgt auf Vorschlag des Senats (§ 15 Abs. 1 Buchst, c) durch das Ministerium. D a die Abteilungen nach § 28 nur „Persönlichkeiten, die sich um die wissenschaftliche Forschung und Lehre auf dem Gebiet der Theologie oder der Philosophie besonders verdient gemacht haben", vorschlagen dürfen, können andere Gelehrte, etwa Historiker, Mathematiker oder Physiker, nicht zu Honorarprofessoren an den staatlichen P h T h H bestellt werden. — Nach § 29 werden „Anträge auf Bestellung eines Lehrbeauftragten (von der) Abteilung" gestellt. Wie sich aus § 21 Abs. 1 Buchst, e in Verbindung mit § 21 Abs. 2 ergibt, bereitet ein solcher Antrag nur die Entscheidung des Senats nach § 15 Abs. 1 Buchst, d vor. Die Ernennung bzw. Bestellung der Hochschullehrer erfolgt erst, „wenn gegen die in Aussicht genommenen Kandidaten von dem zuständigen Diözesanbischofe 1076 keine Erinnerung erhoben worden ist" (Art. 3 1071 £>;e Frage, ob die Vorschlagsliste für das Ministerium bindend ist, kann hier nicht behandelt werden. Die heute herrschende Auffassung geht dahin, daß der „ V o r s c h l a g . . . , sofern nicht zwingende Gründe gegen die Berufung des Vorgeschlagenen sprechen, für den Minister rechtlich verbindlich (ist). Eigene Kandidaten darf der Minister nicht berufen, sofern hiergegen begründete Bedenken der Hochschule bestehen" (THIEME, S. 89); vgl. auch FISCHER, Theologieprofessor, S. 355 Anm. 104. 1072 V g l . THIEME, S . 2 6 1 f .
1073 Die ordentlichen und außerordentlichen Professoren werden zu Beamten auf Lebenszeit ernannt; vgl. Art. 16 BayHSchLG. 1074 Siehe oben S. 175 f. 1075 v g i a u c h 5 21 Abs. 1 Buchst, d. Über die Rechtsstellung der Honorarprofessoren vgl. Art. 22 ff. BayHSchLG; THIEME, S. 288 ff. FERTIG, Hans, Begründung und Beendigung der Rechtsstellung v o n Honorarprofessoren, in: N J W 1962, S. 2192 f. 1076 Es ist stets nur der Ortsordinarius zu hören, in dessen Sprengel die Hochschule liegt (vgl. WEBER, Nihil obstat, S. 217 f.; SCHULLER, S. 396). Dies gilt auch dann, wenn die Hochschule kraft interdiözesaner Vereinbarung auch von
12*
180 § 1 BayK). Aus dieser konkordatsrechtlichen Vereinbarung ergibt sich für den Staat die Verpflichtung, den Bischof zu hören, damit dieser gegebenenfalls von seinem Vetorecht 1077 Gebrauch machen kann. Dies gilt in jedem Falle der Aufnahme eines Hochschullehrers in eine PhThH ohne Rücksicht auf seine Stellung und das von ihm zu vertretende Fach 1078 . Der Bischof muß daher nicht nur bei der Besetzung der Professuren, sondern auch bei der Bestellung der Honorarprofessoren und Lehrbeauftragten gehört werden 1079 . Er kann seine Erinnerung auch gegen die Anstellung von Dozenten erheben, die nicht im Bereich der philosophisch-theologischen Disziplinen tätig sind, wie z. B. Hochschullehrer für historische und naturwissenschaftliche Fächer 1080 . — Die Anhörung des Diözesanbischofs erübrigt sich nur in einem einzigen Ausnahmefall, nämlich bei der Berufung von Hochschullehrern der Theologischen Fakultät der Universität München an die PhThH Freising. Die PhThH Freising und die Theologische Fakultät in München unterstehen demselben Ortsordinarius, nämlich dem Erzbischof von München und Freising. H a t dieser einmal sein Nihil obstat erteilt, so besteht bei Berufungen von einer der genannten Hochschulen zur anderen für eine erneute Befragung kein Anlaß 1 0 8 1 ; es sei denn, daß, wie noch zu erörtern sein wird 1 0 8 2 , mit der Übernahme in die andere Hochschule eine wesentliche Änderung der Lehrbefugnis eintritt. Bei der Besetzung der Professuren kennen die Konkordate zwei verschiedene Systeme der kirchlichen Mitwirkung. Nach dem einen erfolgt die Berufung „mit dem Vorbehalt der Anhörung des Diözesanbischofs" (Schlußprotokoll zu Art. 12 Abs. 1 S. 1 PrK), nach dem anderen wird der Bischof bereits vor der Berufung gehört (Schlußprotokoll zu Art. X Abs. 1 S. 1 BadK). Im bayerischen Konkordat ist über das Verfahren nichts festgelegt. Koeniger 1 0 8 3 und Roedel-Paulus 1 8 8 4 empfehlen die Übernahme der Bestimmungen des preußischen Konkordats; Schuller 1085 tritt für eine Befragung der kirchlichen Behörde vor der Berufung ein. Äußert sich der Bischof innerhalb einer angemessenen Frist nicht, so darf sein Einverständnis mit der Ernennung bzw. Bestellung angenomTheologen anderer Bistümer besucht wird. A . A . : K O E N I G E R , S . 1 7 6 . Zur Frage der dienstrechtlichen Freigabe durch den Ordinarius proprius vgl. F L A T T E N , S . 2 1 1 ff. 1077 1078
Siehe oben S. 63. Vgl. auch WEBER, Nihil obstat, S. 2 1 9 f . ; FLATTEN, S. 215f.
1079 V g l . THIEME, S . 1 4 4 ; FISCHER, T h e o l o g i e p r o f e s s o r , S . 3 4 6 . 1080
Siehe auch oben S. 44 f., 63.
1081 V g l . F L A T T E N , S . 2 1 5 . 1082
Siehe unten S. 181 f.
1083
KOENIGER, S. 2 1 0 .
1084
ROEDEL-PAULUS, A n m . z u A r t . 3 § 1 B a y K .
1085
SCHULLER, S . 3 9 6 .
181 men w e r d e n 1 0 8 6 . E i n e m nicht b e a n s t a n d e t e n Hochschullehrer h a t der Bisdhof die missio c a n o n i c a zu e r t e i l e n 1 0 8 7 . D a s bayerische K o n k o r d a t b e s t i m m t nichts über den G e g e n s t a n d des bischöflichen Erinnerungsrechts, jedoch d a r f m i t R o e d e l - P a u l u s 1 0 8 8 , L i n k 1 0 8 9 , W e b e r 1 0 0 0 u n d Fischer 1 0 9 1 d a v o n ausgegangen w e r d e n , d a ß der Bischof einen K a n d i d a t e n n u r wegen seiner L e h r e o d e r seines L e b e n s w a n d e l s b e a n s t a n d e n d a r f . D e r Bischof ist verpflichtet, seine B e d e n k e n sachlich zu b e g r ü n d e n 1 0 9 2 ; jedoch steht der „staatlichen B e h ö r d e . . . ein U r t e i l d a r ü b e r nicht zu, o b eine bestimmte L e h r e m i t dem katholischen G l a u b e n im Widerspruch steht oder n i c h t 1 0 9 3 . Falls sie die A u f f a s s u n g des b e f r a g t e n Bischofs nicht f ü r richtig h ä l t , k a n n sie sich g e m ä ß A r t . 3 3 Abs. 2 R K beschwerdeführend an den H l . S t u h l wenden1094". E i n bischöfliches Erinnerungsrecht w i r d nicht durch die V e r ä n d e r u n g der beamtenrechtlichen o d e r k o r p o r a t i v e n S t e l l u n g eines Hochschullehrers i n n e r h a l b derselben P h T h H b e g r ü n d e t , es sei denn, d a ß d a m i t „auch eine wesentliche Ä n d e r u n g der Lehrbefugnis v e r b u n d e n i s t 1 0 9 5 " . A n der E r n e n n u n g eines außerordentlichen Professors z u m O r d i n a r i u s ist d e m nach die kirchliche B e h ö r d e nicht beteiligt, ebensowenig an der V e r l ä n g e 1086 V g l .
dazu
WEBER,
Nihil
obstat,
S. 2 2 4 ;
SCHULLER,
S. 3 9 6 ;
FISCHER,
Theologieprofessor, S. 346 f. 1087 Hierzu ausführlich FISCHER, Theologieprofessor, S. 347 ff., der insbesondere darauf hinweist, daß die Erteilung der missio canonica auch konkludent „in der konkordatsmäßigen F o r m einer Nichtbeanstandung" erteilt werden kann (S. 349). Vgl. auch PETER, Besonderheiten, S. 4 0 9 f . ; THIEME, S. 145; FLATTEN, S . 2 1 3 f . 1088
ROEDEL-PAULUS, A n m . z u A r t . 3 § 1 R K .
1089
LINK, S . 5 3 6 A n m . 7 1 .
io»o WEBER, Nihil obstat, S. 225. Zur Problematik einer Abgrenzung von Einwendungen aus weltanschaulichen von solchen aus politischen Gründen vgl. auch Bayerischer Verwaltungsgerichtshof in B a y V G H (n. F.) 7 (1954), S. 41 ff. (46 f.). 1091
FISCHER, T h e o l o g i e p r o f e s s o r , S . 3 5 0 A n m . 8 3 .
io»2 v g l . WEBER, Nihil obstat, S. 225 f.; PETERS, Besonderheiten, S. 408 f.; WEGNER, S . 2 5 5 f . ; A . A . : SCHULLER, S . 3 9 6 .
1093 Vgl. auch Bayerischer Verwaltungsgerichtshof in B a y V G H (n. F.) 7 (1954), S. 41 ff. (45); PETERS, Besonderheiten, S. 409, meint, daß der Staat über eine Beanstandung nur dann hinwegsehen dürfe, „wenn ganz offensichtlich die vom Bischof dargetanen tatsächlichen Verhältnisse nicht der Wahrheit entsprächen oder der angegebene wahre Grund objektiv und unzweifelhaft keinen Verstoß gegen die katholische Lehre oder den Lebenswandel darstellen würde". Im Zweifel sei die Beurteilung von Lehre und Lebenswandel durch den Bischof ausschlaggebend. 1 0 9 4 FISCHER, Theologieprofessor, S. 350 f., 353; vgl. auch PETERS, Besonderheiten, S. 406. 1 0 9 5 FISCHER, Theologieprofessor, S. 359ff. ( 3 5 9 f . ) ; vgl. WEBER, Nihil obstat, S. 2 2 2 ; A . A . : PETERS, B e s o n d e r h e i t e n , S . 4 4 1 f . ; THIEME, S . 1 4 5 .
182 rung eines zunächst nur auf ein Semester befristeten Lehrauftrags oder an der Bestellung eines Lehrbeauftragten zum Honorarprofessor, solange das Fachgebiet dasselbe bleibt. Anders verhält es sich im Falle der Berufung eines Lehrbeauftragten oder Honorarprofessors in eine planmäßige Professur. Während Lehrbeauftragte und Honorarprofessoren nur innerhalb einer bestimmten Lehrbefugnis Vorlesungen halten dürfen 1 0 9 6 , sind ordentliche und außerordentliche Professoren befugt, auch über Fächer zu lesen, die nicht zu ihrer Professur gehören 1007 . Die Berufung eines Lehrbeauftragten in eine Professur bedeutet demnach stets eine „wesentliche Änderung der Lehrbefugnis", so daß der Bischof zu befragen ist. Eine solche Forderung ist durchaus sinnvoll. Ein Lehrbeauftragter kann beispielsweise als Dozent eines bestimmten eng umgrenzten Faches f ü r die kirchliche Behörde tragbar sein, aber nicht mehr, wenn er durch die Berufung in eine Professur rechtlich die Möglichkeit erhält, Dogmatik zu lesen. Wechseln oder erweitern Honorarprofessoren oder Lehrbeauftragte ihr Fach, so m u ß der Bischof ebenfalls gehört werden. Anders ist es bei Fachwechsel oder Facherweiterung von Ordinarien und Extraordinarien, da die kirchliche Behörde schon vor deren Berufung in eine Professur erwägen mußte, ob sie f ü r das mit weitreichenden Lehrbefugnissen versehene A m t vom kirchlichen Standpunkt aus geeignet seien 1098 . Die Inhaber der Professuren sowie die Honorarprofessoren sind befugt, den Professortitel 1099 zu führen. Die Rechtsgrundlage ergibt sich jetzt aus Art. 14 Abs. 1 BayHSchLG. An den kirchlichen P h T h H Eichstätt, Fulda, Königstein und Paderborn ist die Ernennung der Hochschullehrerschaft dem Diözesanbischof vorbehalten. Nach § 11 Abs. 2 der Vorläufigen Satzungen der P h T h H Fulda macht die Konferenz des Lehrkörpers „für die Besetzung einer Professur oder D o z e n t u r . . . dem Bischof einen Vorschlag". An der P h T h H Königstein besitzt die Hochschulkonferenz ein satzungsmäßig festgelegtes „Vorschlagsrecht f ü r die Neubesetzung von Lehrstühlen" (§ 10 Ziff. 2). Das gleiche gilt für die Anstellung der Dozenten 1 1 0 0 . Die Vorschläge der Hochschulkonferenz bedürfen der Zustimmung des Vorstandes des „Albert-Magnus-Kolleg-Königstein e.V." (§ 13). Der Bischof von Limburg als Ortsordinarius beruft die Lehrstuhlinhaber, macht der Staatsregierung die in Art. 9 Abs. 3 P r K vorgeschriebene Anzeige und vollzieht die Ernennung der Professoren und Dozenten (§§ 3 Abs. 1, 13). los» V g l . THIEME, S. 2 8 8 , 2 9 3 f . 1097 Vgl. T H I E M E , S . 259; F I S C H E R , Theologieprofessor, waltungsrecht, Bd. 2, S. 222; vgl. auch § 33 Satzung.
S.
358;
WOLFF,
Ver-
1098 A. A.: W E B E R , Nihil obstat, S . 2 2 2 ; L I N K , S . 5 3 5 . 1099 U b e r di e Rechtsnatur des Professortitels vgl. Art. 14 BayHSchLG;
THIEME, S. 2 5 2 f f .
noo D | e s ; s t z w a r in § 10 Ziff. 2 Grundordnung nicht erwähnt, wohl aber aus § 13 zu entnehmen.
183 Über die Erteilung von Lehraufträgen berät die Hochschulkonferenz ( § 1 0 ) ; die Beauftragung spricht der Rektor aus ( § 7 Ziff. 5). Nach Art. 16 § 2 der Paderborner Satzung reicht beim „Freiwerden einer Dozentenstelle an der A k a d e m i e . . . der Rektor im A u f t r a g des Kollegiums dem Magnus Cancellarius eine Vorschlagsliste ein. In dieser Liste werden die E x a m i n a und Veröffentlichungen der einzelnen K a n d i d a t e n angeführt; beglaubigte Abschriften ihrer U r k u n d e n und nach Möglichkeit je ein E x e m p l a r der Buchveröffentlichungen sind beizufügen". Nach Eingang der Vorschläge des Kollegiums nimmt der Erzbischof von Paderborn die Berufung und Anstellung der Hochschullehrer vor. Ähnlich ist die Rechtslage an der P h T h H Eichstätt. Die Einreichung einer förmlichen Vorschlagsliste seitens des Kollegiums ist hier allerdings nicht üblich. D i e geschilderten Regelungen schließen nicht aus, daß der Diözesanbischof auch einen eigenen Kandidaten, der nicht auf der Liste des Kollegiums steht, mit dem Lehramt betraut. Der Bischof wird hiervon jedoch nur in schwerwiegenden Ausnahmefällen Gebrauch machen. In F r a n k f u r t erlangen die Hochschullehrer ihre Amtsstellung durch ein Zusammenwirken von Bischof und Ordensleitung. D a s Verfahren wurde bereits oben bei den Ausführungen über das R e k t o r a m t an der P h T h H F r a n k f u r t dargestellt 1 1 0 1 . D a s Professorenkollegium ist an der Berufung der Hochschullehrer de jure nicht beteiligt. A n der Theologischen Fakultät Trier ernennt der Bischof von Trier als K a n z l e r die Professoren, Dozenten und Lehrbeauftragten und erteilt ihnen die missio canonica (Art. 7 Abs. 2 Ziff. 4). „ V o r Ernennung zum amtlichen ordentlichen oder amtlichen außerordentlichen Professor oder zum habilitierten Dozenten sucht der K a n z l e r nach Anhören der Professoren der Fakultät das ,Nihil obstat' der Studienkongregation nach und macht nach dessen Eingang von der beabsichtigten Ernennung der vorgenannten Professoren gemäß Art. 9 des Preuß. Konkordates der Landesregierung Anzeige. D e r Kanzler vollzieht sodann die Ernennung durch Ausfertigung der Ernennungsurkunde und erteilt die Missio canonica" (Art. 21 § 1). „ D i e . . . Verleihung des Titels und der Rechte eines persönlichen ordentlichen Professors, bzw. die Verleihung des Titels eines außerordentlichen Professors erfolgt durch den K a n z l e r nach Einholung eines Gutachtens der ordentlichen Professoren über Lehrtätigkeit und wissenschaftliche Leistungen und nach Anzeige bei der Landesregierung" (Art. 22). D i e Ernennung der sonstigen Hochschullehrer nimmt der K a n z l e r ohne förmliche Beteiligung des Professorenkollegiums vor 1 1 0 2 . Siehe o b e n S. 164 f. A u s A r t . 15 der F a k u l t ä t s s t a t u t e n ist z u e n t n e h m e n , daß die F a k u l t ä t s v e r s a m m l u n g „wissenschaftliche G u t a c h t e n über D o z e n t e n (und) B e f ü r w o r t u n g e n " erteilt. Diese Vorschrift d ü r f t e auch bei der A n s t e l l u n g v o n D o z e n t e n u n d L e h r b e a u f t r a g t e n h e r a n z u z i e h e n sein. 1101 1102
184 Abgesehen von dem Fall der P h T h H Frankfurt wirkt demnach an allen kirchlichen P h T h H die Hochschullehrerschaft — sei es durch Einreichen von Vorschlägen, sei es gutachtlich — bei der Ergänzung des Lehrkörpers mit. Für die Hochschulen in Frankfurt, Fulda, Königstein, Paderborn und Trier, die im Geltungsbereich des preußischen Konkordats liegen, ist zu beachten, daß die Hochschullehrer „die für die Lehrtätigkeit in dem zu vertretenden Fach eine den Anforderungen der deutschen wissenschaftlichen Hochschulen entsprechende Eignung haben" müssen. Nach dem Schlußprotokoll zu Art. 12 Abs. 2 S . 4 P r K wird die Befähigung „hauptsächlich durch eine der akademischen Habilitationsschrift entsprechende wissenschaftliche Arbeit nachgewiesen 1 1 0 3 ". Diese Bestimmung gilt nur für solche Hochschullehrer, die als ordentliche oder außerordentliche Professoren an einer kirchlichen Hochschule vorgesehen sind. Dies ergibt sich daraus, daß auch an den staatlichen Hochschulen, auf deren „Anforderungen" Art. 12 Abs. 2 P r K ausdrücklich Bezug nimmt, herkömmlich nur die Lehrstuhlinhaber habilitiert sind. Lehrbeauftragte (Dozenten) der kirchlichen P h T h H brauchen, wie an den staatlichen theologischen Fakultäten, keine „der akademischen Habilitationsschrift entsprechende wissenschaftliche Arbeit" vorzulegen 1 1 0 4 . Diese Auffassung wird auch durch die Satzungen der P h T h H bestätigt. § 11 Abs. 1 der Vorläufigen Satzungen der P h T h H Fulda bezieht Art. 9, 12 P r K mit Schlußprotokollen nur auf den Fall der „Berufung eines Professors". Für die Besetzung einer Professur oder Dozentur soll die Professorenkonferenz nach § 11 Abs. 2 „nur solche (Kandidaten) vorschlagen, die an einer deutschen Universität oder Philosophisch-theologischen Hochschule sich habilitiert haben oder deren Habilitation in sicherer Aussicht steht". Voraussetzung für die Heranziehung von Lehrbeauftragten ist nach § 12 „deren nachweisbare Eignung". § 15 der Grundordnung der P h T h H Königstein schreibt vor, daß als „Professoren nur solche Geistliche berufen werden, die ihr Doktorexamen mit guten Erfolg abgelegt, sich an einer Fakultät habilitiert oder ihre fachliche Eignung durch wissenschaftliche Arbeiten erbracht haben". „Zu Dozenten werden nur solche Geistliche berufen, die das Doktorexamen gut bestanden haben. Ihre wissenschaftliche Qualifikation soll durch ein zusätzliches Gutachten einer Fakultät oder eines Fachprofessors verbürgt sein" (§ 16). „Mit einer Lehrbeauftragung soll tunlichst nur betraut werden, wer durch eine gute Doktorprüfung seine Eignung nachgewiesen hat". Nach Art. 20 § 1 der Trierer Statuten bedürfen nur die ordentlichen und außerordentlichen Professoren der Habilitation. — Von 1103
Siehe auch oben S. 66, 68.
1104 YGI AUCH D; E bei SCHULER, S. 265, inhaltlich wiedergegebene N o t e des
Apostolischen Nuntius an den preußischen Staatsminister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung vom 26. November 1929.
185 einer Promotion kann nach Konkordatsrecht nur im Ausnahmefall abgesehen werden. H a t nämlich ein Kandidat f ü r das akademische Lehramt nicht promoviert, so muß er nach dem Schlußprotokoll zu Art. 12 Abs. 2 S. 4 P r K eine „Habilitationsschrift" vorlegen; diese muß „von besonderer wissenschaftlicher Bedeutung" sein, wenn sie den Mangel der Promotion heilen und die Eignung f ü r das Lehramt erweisen soll. Vor der Besetzung einer Professur an der P h T h H Eichstätt 1105 teilt der Bischof dem Ministerium die Personalien des Kandidaten mit. Erhebt das Ministerium keine Bedenken, so besetzt der Bischof die Professur und gibt dem Ministerium von der vollzogenen Ernennung Nachricht 1106 . „Das Mitwirkungsrecht des Staates besteht und erschöpft sich hier in der Überprüfung der f ü r (die) Lehrtätigkeit erforderlichen Voraussetzung . . . 1 1 0 7 " cc) Das Recht der Dozenten kirchlicher P h T h H zur Führung des Professortitels. Die Führung des Professortitels ist bei den Inhabern der Professuren an den kirchlichen P h T h H seit langem üblich 1108 . Der Staat hat diese Praxis, abgesehen von der NS-Zeit 1 1 0 9 , nicht nur geduldet, sondern zum Teil auch ausdrücklich legitimiert. So f ü r die Lehranstalt in Paderborn durch die ministerielle Genehmigung der Satzung vom 28. März 1844 1110 , ähnlich in Trier anläßlich des Erlasses der Satzung vom 12. September 1830 1111 , neuerdings in Bayern durch das Hochschullehrergesetz vom 15. November 1948 1112 , das auch f ü r kirchliche Hochschulen galt. Auch an den P h T h H F r a n k f u r t und Fulda 1 1 1 3 ist der Professortitel stets geführt worden. Vor allem aber ist auf die seit mehr als hundert Jahren geübte Verwaltungspraxis der staatlichen Behörden hinzuweisen. Im Schriftwechsel mit den kirchlichen Stellen haben sich die Behörden in der Regel der Bezeichnung „Professor" f ü r die Inhaber der Lehrstühle an den kirch1105
Siehe hierzu oben S. 96 f. Vgl. SCHULLER, S. 364F.; siehe auch oben S. 96F. 1107 SCHULLER, S. 365, der jedoch irrtümlich neben dem staatlichen Beanstandungsrecht noch ein Recht auf Bestätigung der Ernennung annimmt. 1108 Ob die Bezeichnung „Professor" an den kirchlichen P h T h H als Amtsbezeichnung, Titel oder „akademische Würde" (Art. 14 Abs. 1 BayHSchLG) anzusehen ist, mag hier dahingestellt bleiben. An den PhThH ist es üblich, daß die in Ehren aus dem Amt geschiedenen, insbesondere die emeritierten Professoren die Bezeichnung ohne Zusatz „a. D." weiterführen. Dies spricht gegen die von THIEME, S. 253, vertretene Ansicht, es handele sich um eine kirchliche Amtsbezeichnung; vgl. auch HIRSCH, S. 18. 1109 Siehe oben S. 77. 1110 Siehe oben S. 26 f. 1111 Siehe oben S. 2 7 f . ; vgl. auch oben S. 12. 1112 Siehe oben S. 91 f.; vgl. auch oben S. 48. 1106
1113
V g l . H I L P I S C H , S . 1 4 f . , 2 5 ff., 3 4 ff.
186 liehen Studienanstalten bedient 1114 . Irgendwelche Zusätze, wie „Professor im Kirchendienst", die Thieme 1115 zur Kennzeichnung des Dienstherrn fordert, waren und sind an den P h T h H nicht in Gebrauch. Die Führung des Professortitels an den kirchlichen P h T h H darf daher als Ausfluß eines echten Gewohnheitsrechts bezeichnet werden 1 1 1 6 . Abgesehen davon wird den Kirchen heute auf Grund der kirchlichen Hochschulfähigkeit das Recht zugestanden, den Lehrer an kirchlichen Hochschulen den Professortitel zu verleihen 1117 . Freilich sind die Kirchen, wie Thieme 1118 betont, verpflichtet, den Professortitel nur Inhabern von Ämtern vorzubehalten, die einer staatlichen Professur vergleichbar sind. dd) Die Emeritierung bzw. die Versetzung in den Ruhestand. Die ordentlichen und außerordentlichen Professoren der staatlichen P h T h H werden nach Vollendung des 68. Lebensjahres von ihren amtlichen Verpflichtungen unter Beibehaltung ihrer beamtenrechtlichen Stellung im übrigen entbunden (Entpflichtung oder Emeritierung 1119 ). Der entpflichtete Professor behält seinen Titel, den Anspruch auf das ungekürzte Amtsgehalt und das Recht, an der Hochschule in Forschung und Lehre tätig zu bleiben 1120 . Er verliert sein Stimmrecht in den akademischen Organen und das passive Wahlrecht zu den akademischen Ämtern 1 1 2 1 . Für die übrigen Hochschullehrer, nämlich Honorarprofesoren und Lehrbeauftragte, scheidet sowohl eine Emeritierung als auch eine Versetzung in den Ruhestand aus, weil sie keine Beamten sind. Ähnliches gilt auch f ü r alle kirchlichen P h T h H . An der P h T h H Frankfurt, wo in der Regel nur Ordensleute tätig sind, hat die Emeritierung nur untergeordnete Bedeutung. Nach Art. 20 der Paderborner Satzung hat jeder Professor „das Recht, von seinem 65. Geburtstag ab seine Emeritierung zu beantragen, bei der er seinen Titel und sein letztes Gehalt behält, jedoch nicht seine Dienstwohnung, f ü r die ein finanzieller Ausgleich gewährt wird". Im übrigen bestimmt Art. 19 der Satzung in Übereinstimmung mit Art. 51 der Apostolischen Konstitution Deus Scientiarum Dominus, daß „allen, die der Akademie in einer Dauerstellung gedient haben, 1114
Vgl. für Trier:
1115
THIEME, S. 2 5 6 .
SCHULER,
S. 252, 254ff.
nie Vgl. WEBER, Rechtsfragen, S. 360 f., wegen der Rechtslage an den evangelischen Kirchlichen Hochschulen vgl. S C H M I D T , Rechtsstatus, S . 1 3 4 ff. 1117 Vgl. T H I E M E , S. 2 5 6 . S C H U L E R , S. 2 5 8 , will über Art. 33 Abs. 1 R K die cc. 1366 § 2, 1406 § 1 n. 7 CodJC zur Anwendung bringen. In diesen kanonischrechtlichen Bestimmungen werden die Lehrer der Seminare als „professores" bezeichnet. 1118 1119
THIEME, S. 2 5 7 ; v g l . auch WEBER, R e c h t s f r a g e n , S. 3 6 3 f . V g l . A r t . 18 B a y H S c h L G ; THIEME, S. 2 7 0 .
1120 V G I . T H I E M E , S . 2 7 2 . LIAI Vgl. T H I E M E , S. 2 7 2 ; vgl. jedoch die Ausnahmen in §§ zung, siehe oben Anm. 959 u. 1012.
8, 2 3
Abs.
2
Sat-
187 ein Ruhegehalt gesichert werden (soll), wenn sie wegen Alters oder wegen Krankheit aus dem Amte scheiden". Nach Art. 23 § 1 der Trierer Statuten haben alle ordentlichen Professoren mit „Vollendung des 65. Lebensjahres bei Emeritierung Anspruch auf volles Gehalt. In Krankheitsfällen kann auf begründeten Antrag eine frühere Emeritierung stattfinden. In anderen Fällen erfolgt die Pensionierung nach den Bestimmungen der Ruhegehaltsordnung des Bistums Trier. Emeritierte ordentliche Professoren behalten Sitz und Stimme in der Fakultät und können Ämter darin bekleiden". Außerordentliche Professoren werden nicht entpflichtet, sondern in den Ruhestand versetzt 1122 . Der Unterschied zu den staatlichen P h T h H besteht demnach darin, d a ß sich die Entpflichtung nur auf die Ordinarien erstreckt und daß diese trotz der Emeritierung Stimmrecht und passives Wahlrecht in der Fakultät behalten. ee) Die Beendigung des Hochschullehrerverhältnisses. Für die Beendigung des Hochschullehrerverhältnisses an den staatlichen P h T h H durch disziplinarische Maßnahme, Widerruf oder Kündigung gelten die allgemeinen Grundsätze des Hochschullehrerrechts bzw. des Dienstvertragsrechts. Die kirchliche Behörde ist an diesem Verfahren nicht beteiligt 1123 . Allerdings kann der zuständige Diözesanbischof gemäß Art. 3 § 2 BayK einen im A m t befindlichen Hochschullehrer „wegen seiner Lehre oder wegen seines sittlichen Verhaltens aus triftigen Gründen" beanstanden 1 1 2 4 . Die Staatsregierung „wird . . . unbeschadet seiner staatsdienerlichen Rechte alsbald auf andere Weise f ü r einen entsprechenden Ersatz sorgen". Aus der Fassung der einschlägigen Bestimmungen der Konkordate wird allgemein gefolgert, daß diese spätere Beanstandung des Hochschullehrers an strengere Voraussetzungen geknüpft ist, als eine bischöfliche Remonstration bei der Berufung oder Anstellung 1125 . Eine ausführliche Darlegung der Gründe ist nach der Ansicht Fischers 1126 um so mehr erforderlich, als der Staat nicht seinerseits die Übereinstimmung der Lehre des Beanstandeten mit der kirchlichen Doktrin nachzuprüfen oder dessen sittliches Verhalten nach den Erfordernissen des priesterlichen 1122 Vgl A r t . 23 § 2 Fakultätsstatuten. W e g e n des R u h e g e h a l t s der D o z e n t e n ist Art. 51 der Apostolischen K o n s t i t u t i o n D e u s Scientiarum D o m i n u s u n m i t t e l b a r h e r a n z u z i e h e n . Eine Pensionierung v o n L e h r b e a u f t r a g t e n k o m m t praktisch nicht v o r , w e i l Lehraufträge i m N e b e n a m t w a h r g e n o m m e n werden. 1123
Vgl. WEBER, N i h i l
obstat,
S. 222;
PETERS, Besonderheiten,
S. 412;
FISCHER, T h e o l o g i e p r o f e s s o r , S . 3 6 5 . 1124 Zur verfassungsrechtlichen P r o b l e m a t i k dieser B e s t i m m u n g vgl. Bayerischer Verwaltungsgerichtshof i n : B a y V G H (n. F.) 7 (1954), S. 41 ff. ( 4 7 f f . ) ;
SCHULLER, S . 3 9 9 f . H25 VGL,
WEBER,
Nihil
obstat,
S.227F.;
PETERS,
SCHULLER, S . 3 9 6 ; FISCHER, T h e o l o g i e p r o f e s s o r , S . 3 5 6 . 1126
FISCHER, T h e o l o g i e p r o f e s s o r , S . 3 5 6 .
Besonderheiten,
S.412;
188 Lebenswandels zu beurteilen habe; gleichwohl sei der Staat f ü r den Fall einer Beanstandung schwerwiegende Verpflichtungen eingegangen 1127 . Die im Falle einer Beanstandung eintretende rechtliche und tatsächliche Lage ist äußerst schwierig. Zwar ist der Staat strenggenommen nur zur Heranziehung eines anderen Hochschullehrers verpflichtet 1128 , jedoch ist in der Regel auch über die zukünftige Stellung des beanstandeten Hochschullehrers zu befinden, zumal die bischöfliche Behörde gewöhnlich dessen Vorlesungen f ü r die Theologiestudierenden sperrt. Der Staat darf dabei grundsätzlich nichts unternehmen, was die „staatsdienerlichen Rechte" des Betroffenen einschränkt. In der Praxis erfolgt meist eine einverständliche Emeritierung, Pensionierung oder Übernahme in eine andere Fakultät oder Hochschule 1129 . Im Weigerungsfälle sind Zwangsmaßnahmen vor allem bei beamteten und unversetzbaren Hochschullehrern kaum möglich 1130 . Im Bereich der Universitäten hält Peters 1131 allerdings eine zwangsweise Überführung des Amtes in die philosophische Fakultät f ü r zulässig. Bei den staatlichen P h T h H hat dieses Verfahren wenig Sinn, weil auch die Hochschullehrer der philosophischen Abteilung dem bischöflichen Beanstandungsrecht unterliegen. Es bleibt praktisch nur die Möglichkeit einer gütlichen Einigung zwischen dem Beanstandeten und der Staatsbehörde. Dabei kann letztere allerdings auf Grund der Treuepflicht des Beamten erwarten, daß der Betroffene eine seine materiellen und ideellen Belange weitmöglichst berücksichtigende Lösung des Konflikts annimmt 1 1 3 2 , auch wenn damit eine nach der Lage der Umstände nicht zu vermeidende Beeinträchtigung seiner staatsdienerlichen Rechte verbunden ist. Kommt ein Einvernehmen nicht zustande, so bleibt der Hochschullehrer in seinem Amt. Er ist jedoch in seiner akademischen Lehrtätigkeit 1127 S C H U L L E R , S. 397, meint, daß der Bischof nicht verpflichtet sei, die Gründe der Beanstandung mitzuteilen. — Nach der Auffassung des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs (BayVGH [n. F.] 7 [1954], S. 41 ff. [45]) schützt die in Art. 3 § 2 BayK gemachte Einschränkung („aus triftigen Gründen") den Staat davor, „seiner Pflicht zur Ersatzgestellung für den Beanstandeten auch bei offenbar unerheblichen und unwesentlichen oder gar in Wirklichkheit gar nicht einschlägigen Beanstandungen nachkommen zu müssen. Keineswegs aber können ernste Meinungsverschiedenheiten zwischen den zuständigen kirchlichen Stellen und einem Hochschullehrer über Fragen der Lehre — mögen sie auch nur nach dem insoweit unüberprüfbaren Urteil des Diözesanbisdiofs bestehen — Recht und Pflicht des Ministeriums begründen, Lehrfragen zu überprüfen und die Auffassung des Bischofs zu korrigieren". 1128 v g l . w E B E R ) Nihil obstat, S. 229. 1128 Vgl. K O E N I G E R , S . 178; W E B E R , N i h i l obstat, S . 2 3 0 ; L I N K , S . 5 2 5 A n m . 43. 1130 Vgl. im einzelnen PETERS, Besonderheiten, S. 413 f.
1131 PETERS, B e s o n d e r h e i t e n , S. 4 1 4 .
1132 Yg[ p E X E R S > Besonderheiten, S. 414.
189 auf den verhältnismäßig kleinen Hörerkreis beschränkt, der nicht der bischöflichen Kollegsperre unterworfen ist. Nur im Falle einer konkordatsmäßigen Beanstandung darf der Bischof dem Hochschullehrer die missio canonica entziehen und dessen Vorlesungen für die Theologiestudenten sperren. Ohne vorausgegangene Beanstandung ist eine solche Maßnahme konkordatswidrig 1133 . Die Abberufung der Hochschullehrer an den kirchlichen PhThH unterliegt der freien Disposition des Diözesanbischofs. Die Satzungen der PhThH Königstein und der Theologischen Fakultät Trier heben eigens hervor, daß die ordentlichen Professoren 1134 bzw. die Professoren und Dozenten 1135 „Inhaber eines amoviblen kirchlichen Amtes" sind. Freilich entspricht es dem Herankommen, daß der Bischof ebenso wie bei der Anstellung der Hochschullehrer auch bei deren Abberufung das kollegiale Organ der Hochschule hört 1136 . Im Falle der PhThH Frankfurt ist davon auszugehen, daß die Abberufung der Hochschullehrer im Einvernehmen von Bischof und Ordensleitung erfolgt. Im übrigen darf, wie EichmannMörsdorf 1137 erwähnen, der Bischof nicht willkürlich vorgehen. Vielmehr muß ein gerechter Grund vorliegen, die natürliche Billigkeit 1138 beachtet und vor allem Rücksicht auf den guten Ruf und die Ehre des zu Enthebenden genommen werden 1139 ". e) Die Rechtsverhältnisse der Studierenden an den PhThH Die Studienverhältnisse der katholischen Theologen, soweit sie das Priesteramt erstreben, werden weitgehend vom kirchlichen Recht bestimmt. Insbesondere das Diözesanrecht 1140 , aber auch das gemeine kanonische Recht 1141 legen die Zugangsvoraussetzungen für den geistlichen Stand, die Studiendauer, die Prüfungen, den Studienplan, schließlich auch den Studienort fest. Darüber hinaus sind im Konkordatsrecht 1142 Mindestanforderungen für den Ausbildungsgang der Geistlichen enthalten. Eine Erörterung der Ausbildungsbestimmungen darf unterbleiben, weil sie den Rechtsstatus der PhThH nicht unmittelbar betreffen. 1133 Vgl F i s c h e r , Theologieprofessor, S. 357. 1134 Y g j Are. 23 § 1 der Trierer Fakultätsstatuten. 1135 Vgl. § 13 Grundordnung Königstein. 1 1 3 6 Nach § 3 in Verbindung mit § 10 der Grundordnung der Königstein muß die Hochschulkonferenz gehört werden. 1137
PhThH
EICHMANN — MÖRSDORF, B d . 1 , S. 3 1 2 f .
1138 Uber den Begriff der Billigkeit im kanonischen Recht vgl. HERING, Carl Joseph, Die Billigkeit im kanonischen Recht, in Deutsche Landesreferate zum 3. Intern. Kongreß für Rechtsvergleichung in London, 1950, S. 99 ff. 1139 Wegen disziplinarrechtlicher Maßnahmen gegen Mitglieder des L e h r körpers vgl. A r t . 24 der Trierer Fakultätsstatuten. 1140 Vgl. z. B. c. 675 der Kölner Diözesansynode. 1 1 4 1 Siehe oben S. 4 ff. 1 1 4 2 Vgl. A r t . 9 Abs. 1 P r K ; A r t . VII Ziff. 1 B a d K ; A r t . 14 Abs. 2 Ziff. 1 R K
190 Hinsichtlich der Rechtverhältnisse der Studierenden an den staatlichen PhThH sind keine wesentlichen Unterschiede gegenüber der Rechtslage an den übrigen wissenschaftlichen Hochschulen des Staates zu erkennen 1143 . Seit Erlaß der „Satzungen für die Studierenden an den bayerischen staatlichen philosophisch-theologischen Hochschulen" vom 9. August 1927 1144 ist zwar keine grundlegende Neuregelung mehr erfolgt, jedoch hat das staatliche Hochschulrecht bis heute an der seit Jahrzehnten geübten Praxis 1 1 4 5 festgehalten, die Studierenden der PhThH und der Universitäten den gleichen rechtlichen Bestimmungen zu unterwerfen. Nach § 30 der neuen Satzung für die staatlichen PhThH ist für „den Erlaß der Satzungen (für die Studierenden) und der Vorschriften (über die Bildung von Studentenschaften) das Staatsministerium für Unterricht und Kultus zuständig". Solange eine Neuregelung nicht vorliegt, ist von den genannten alten Bestimmungen und den für die studentischen Verhältnisse an den übrigen staatlichen Hochschulen geltenden Rechtsnormen auszugehen. Als einzige positive Rechtsgrundlage 1146 für die Bildung von Studentenschaften kommt zur Zeit nur Art. 138 Abs. 2 S. 2 der Bayerischen Verfassung in Betracht 1147 . Die Mitwirkung der Studierenden bei der Verwaltung der Hochschulangelegenheiten vollzieht sich hauptsächlich im Senat 1 1 4 8 , im Gebührenerlaß- und Stipendienausschuß und im Disziplinarausschuß 1149 . Ebenso wie an den staatlichen Hochschulen erfolgt auch an den kirchlichen PhThH die Aufnahme der Studierenden durch die Immatrikulation, für die der Rektor zuständig ist. Nach der Paderborner Satzung verpflichtet er dabei die Aufzunehmenden „durch Handschlag an Eides S t a t t . . . , die Satzung und die übrigen Anordnungen der Akademie treu zu beobachten" (Art. 21). Die Statuten der Theologischen Fakultät Trier unterscheiden zwischen der „Aufnahme in das vorbereitende philosophische Studium" und der Einschreibung als Hörer der Theologischen Fakultät (Art. 29) 1 1 5 0 . Gleichwohl ist schon das erstere als Immatriku1 1 4 3 Über die Rechtsstellung der Studierenden vgl. THIEME, S. 300 ff.; BERNINGER, Hilar, Der akademische Unterricht und die Studierenden, jur. Diss. (Msdir.), Würzburg 1960, insbesondere S. 100 ff. 1144 Siehe oben S. 62. 1 1 4 5 Siehe oben S. 45, 61 f. 1 1 4 6 Siehe auch oben Anm. 607. 1 1 4 7 § 16 Abs. 2 der Satzung geht im übrigen von der Existenz eines Studentenausschusses aus. 1 1 4 8 Siehe oben S. 157 f. 1 1 4 9 Vgl. § 54 Abs. 1 der Satzungen f. d. Studierenden v. 9. August 1927. Siehe auch unten S. 194. 1150 Vgl auch A r t . 25 Ziff. 2 a der Apostolischen Konstitution Deus Scientiarum Dominus.
191 lation im hochschulrechtlichen Sinne anzusehen 1151 . Zur Aufnahme verlangen die kirchlichen PhThH in der Regel nicht nur den Nachweis der bestandenen Reifeprüfung, sondern auch „die Annahme als Priesteramtskandidat durch den Bischof oder die Anweisung zum Studium . . . durch einen Ordensoberen 1 1 5 2 ". Die Statuten der Theologischen Fakultät Trier sprechen nicht von einer „Annahme als Priesteramtskadidat", sondern von einer „Empfehlung des . . . zuständigen kirchlichen Obern" (Art. 29). Der Unterschied ist sachlich begründet, weil an der Fakultät auch Geistliche nach Abschluß ihrer Berufsausbildung — insbesondere zur Promotion — immatrikulieren 1153 . Zur Einschreibung an der Fakultät ist außer dem Reifezeugnis und der genannten Empfehlung erforderlich, daß „der Bewerber 1. ein Studium von vier Semestern Philosophie und ein Examen über scholastische Philosophie bestanden hat, 2. den Beweis erbringt, daß er genügendes Verständnis der biblischen Sprachen b e s i t z t . . . " (Art. 29 § 2). Die Grundordnung der PhThH Königstein enthält in § 25 besondere Bestimmungen über die Aufnahme von Studierenden, die keinen erreichbaren Heimatbischof haben 1154 . Dies betrifft vor allem die Angehörigen der Diözesen in der Tschechoslowakei. Die Satzungen der PhThH gehen von dem Regelfall aus, daß sich nur angehende Kleriker oder Geistliche mit abgeschlossener Berufsausbildung um Aufnahme in die Hochschule bewerben. Gleichwohl werden auch, besonders in jüngerer Zeit, sog. Laientheologen immatrikuliert, die sich nicht auf das Priestertum vorbereiten und auch keiner förmlichen Annahme durch den Ortsordinarius bedürfen 1155 . Neben den ordentlichen Studierenden nehmen die kirchlichen PhThH auch Gasthörer auf 1 1 5 6 . In Trier muß der Seminarregens hierzu seine Zustimmung erteilen (Art. 30 § 1); in Königstein entscheidet über die Zulassung der Rektor ( § 2 4 Abs. 2). Im allgemeinen sind Gasthörer vor allem an den kleineren kirchlichen PhThH selten. 1 1 5 1 Nach Art. 16 § 2 der Ordinationes v. 12. Juni 1932 zur Apostolischen Konstitution Deus Scientiarum Dominus muß der philosophische Kurs „an einer philosophischen Fakultät oder an einer z u m Unterricht in der scholastischen Philosophie bestimmten und von der kirchlichen Autorität dazu approbierten Hochschule absolviert werden". 1152 Y g j § 24 Grundordnung Königstein; Art. 22 Satzung Paderborn. 1153 Vgl. auch Art. 24 der Apostolischen Konstitution Deus Scientiarum Dominus. U54 VGL D A Z U KINDERMANN, Adolf, Die Weihe der aus den deutschen Ostgebieten vertriebenen Theologen (Ost-Theologen), in: Königsteiner Blätter, Wissenschaftliche Beilage zu den „Mitteilungen f ü r die heimatvertriebenen Priester aus dem Osten", 2 (1956), S. 10 ff. 1 1 5 5 Über die Aufnahme anderer Studierender vgl. Art. 5, 22 § 2 Satzung Paderborn; § 1 Vorläufige Satzungen Fulda. 1156 Vgl. § 24 Abs. 2 Grundordnung Königstein; Art. 23 § 3 Satzung Paderb o r n ; Art. 30 § 1 Statuten Trier; § 1 Vorläufige Satzungen Fulda.
192 Eine Beschränkung der Studentenschaft der PhThH auf die Angehörigen des jeweiligen Bistums besteht nach der gegenwärtigen Rechtslage nicht mehr 1157 . Da jedoch die Theologiestudierenden nach dem Willen des kirchlichen Rechts ihre Ausbildung in der Heimatdiözese erhalten sollen1158, wird ihnen von der kirchlichen Behörde in der Regel die Diözesanhochschule oder die innerhalb des Sprengeis liegende staatliche theologische Fakultät zum Studium angewiesen1159. Zur Studentenschaft der PhThH gehören außerdem auch Studierende aus solchen Bistümern, die keine eigene wissenschaftliche Hochschule besitzen1160. Auch an den kirchlichen PhThH nimmt die Studentenschaft an der Verwaltung der Hochschulangelegenheiten teil; freilich ist der Umfang der Beteiligung unterschiedlich geregelt. Sdiriftliche Satzungen der Studentenschaft liegen bisher nur für die PhThH Königstein 1161 und die Theologische Fakultät Trier 1162 vor 1163 . Für die Regelung der Rechtsverhältnisse der Studentenschaft an der PhThH Paderborn besteht bislang nur ein Entwurf 1164 , der jedoch bereits die Billigung des Professorenkollegiums gefunden hat 1165 . Nach der „Verfassung des Allgemeinen Studentenausschusses an der Phil.-Theol. Hochschule Königstein" besteht der ASTA aus den „von den einzelnen Semestern gewählten Senioren" (§ 1). Der Vorsitzende bedarf der Bestätigung durch den Rektor (§ 7). In der „Studentenversammlung" nimmt die Studentenschaft den Tätigkeitsbericht des ASTA entgegen und beschließt über Verfassungsänderungen (§11). Der ASTA wählt einen Studentenvertreter in den Förderungsausschuß. In der Hochschulkonferenz sind die Studierenden nicht vertreten. Die „Satzung der Studentenschaft" an der Theologischen Fakultät Trier sieht neben der „Vollversammlung" (Art. 28 ff.) einen Allgemeinen Studentenauschuß (Art. 6 ff.) und einen „Schlichtungsausschuß" (Art. 34 ff.) vor. Der ASTA besteht aus fünf Mitgliedern, zwei der philosophischen und drei der theologischen Semester (Art. 11 f.). Dem Schlichtungs1157
Siehe oben Anm. 708. Siehe oben S. 4 f. Iis» Vgi_ a u c h Art. 24 Satzung Paderborn. 1160 Siehe oben Anm. 20. i m Verfassung des Allgemeinen Studentenausschusses der Phil.-Theol. Hochsdiule Königstein v o m 28. N o v e m b e r 1957 (nicht im Druck erschienen). Ein maschinenschriftlich vervielfältigtes Exemplar hat dem Verf. vorgelegen. 1162 Satzung der Studentenschaft v o m 4 . / 1 9 . März 1952 (nicht im Druck erschienen). Ein maschinenschriftlich vervielfältigtes Exemplar hat dem Verf. vorgelegen. Die Satzung ist gemäß Art. 42 Bestandteil der Fakultätsstatuten. 1163 An der PhThH Frankfurt ist eine Satzung in Vorbereitung. Mitteilung des ASTA-Vorsitzenden an den Verf.. v. 8. November 1962. 1164 Satzung der Studentenschaft der Phil.-Theol. Akademie Paderborn. 1185 Mitteilung des ASTA-Vorsitzenden an den Verf. v. 16. November 1962. 1158
193 ausschuß, der „Berufungsinstanz der studentischen Selbstverwaltung" (Art. 34), gehören ein vom Senat gewählter Dozent und je ein von der Vollversammlung gewählter Vertreter der philosophischen und der theologischen Semester an (Art. 37 f.). Als einzige kirchliche PhThH räumt die Theologische Fakultät Trier dem ersten Vorsitzenden des ASTA „Sitz und Stimme im Senat bei der Behandlung aller1166 studentischen Angelegenheiten" ein. „Ein weiteres, von ihm zu benennendes ASTA-Mitglied kann an den Sitzungen teilnehmen 1187 ". Der Entwurf für die Satzung der Studentenschaft an der PhThH Paderborn unterscheidet zwischen der „Allgemeinen Studentenversammlung" (§§ 6ff.), dem Allgemeinen Studentenausschuß (§§ 12ff.) und dem „Wahl- und Schiedsausschuß" (§§ 30 ff.). Der ASTA besteht nach § 14 aus den von den einzelnen Semestern gewählten „Semestervertretern" (§§ 27 f.), den beiden von der gesamten Studentenschaft gewählten Vorsitzenden (§§ 20 ff.) sowie Schriftführern, Rechnungsführern und Referenten (§ 29). Der Wahl- und Schiedsausschuß — drei ordentliche und zwei Ersatzmitglieder — wird von der Allgemeinen Studentenversammlung aus deren Mitte gewählt (§§ 33 f.). Der Ausschuß ist „das unparteiische Organ der Studentenschaft zur Überwachung ihrer Selbstverwaltung" (§ 30 Abs. 1) und besitzt auch disziplinarische Befugnisse1168. In den Sitzungen des Professorenkollegiums sind die Studierenden nur bei bestimmten, enumerativ aufgezählten Beratungsgegenständen mit Sitz und Stimme vertreten (§ 4 Abs. I) 1168 . Im „Stipendien- bzw. Förderungsausschuß" der Akademie haben die Studierenden „zwei Sitze und eine Stimme" (§ 5). An den übrigen kirchlichen PhThH besteht ein von der Studentenschaft gewählter Allgemeiner Studentenausschuß. An den Sitzungen des kollegialen Organs der Hochschulen nehmen studentische Vertreter nicht teil. Die Studentenschaft ist jedoch in den Förderungsausschüssen und im Studentenwerk vertreten 1170 . Die für die Studierenden der evangelischen Kirchlichen Hochschulen so bedeutsame Frage, inwieweit die an der Hochschule verbrachten Semester auf das pflichtmäßige wissenschaftliche Studium angerechnet werden können 1171 , spielt an den PhThH praktisch gar keine Rolle. Nach 1166
Hervorhebung vom Verf. 1167 Art. 19 Satzung der Studentenschaft; siehe auch oben S. 167. 1168 Siehe unten S. 195. "«» Siehe oben S. 161. 1170 Nach Mitteilung der ASTA-Vorsitzenden an den PhThH Eichstätt (v. 4. Dezember 1962), Frankfurt (v. 8. November 1962) und Fulda (v. 13. November 1962). Zu Fulda vgl. auch Phil.-Theol. Hochschule Fulda, Vorlesungsverzeichnis f. d. WS 1962/63, S. 4; zu Eichstätt vgl. auch Bischöfliche Phil.-Theol. Hochschule Eichstätt, Vorlesungsverzeichnis f. d. WS 1960/61, S. 5. 1171
13
Vgl. SCHMIDT, Rechtsstatus, S. 163 ff. Baldus,
Hochschulen
194 dem kirchlichen Recht können die katholischen Theologiestudierenden im allgemeinen nur für zwei sog. Freisemester 1172 den Studienort wechseln. Freisemester an einer kirchlichen oder staatlichen P h T h H werden stets anerkannt. D a s gleiche gilt auch in allen anderen Fällen. Insbesondere rechnen die staatlichen theologischen Fakultäten als Vorbedingung zur Promotion ein Studium an einer P h T h H voll an 1 1 7 3 . Die Mitgliedschaft in der Hochschule endet durch Exmatrikulation oder durch disziplinarischen Ausschluß 1174 . Die Exmatrikulierung der Studierenden ist gleich der Aufnahme in die Hochschule Sache des Rektors. Für die Verhängung von Disziplinarmaßnahmen gegen Studenten der staatlichen P h T h H ist in erster Linie der Disziplinarausschuß zuständig, das ist der Senat erweitert um einen Vertreter der Studentenschaft 1 1 7 5 . Die Disziplinarmaßnahmen 1 1 7 6 gleichen denen der übrigen staatlichen Hochschulen: einfacher Verweis, verschärfter Verweis, Androhung der Wegweisung, Nichtanrechnung einzelner Halbjahre, Wegweisung von der Hochschule, Ausschluß vom Hochschulstudium 1 1 7 7 . Den einfachen und den verschärften Verweis kann auch der Rektor verhängen. Bezüglich des disziplinarischen Verhaltens der Studierenden hebt Art. 32 § 1 der Statuten der Theologischen Fakultät Trier hervor, daß Studierende, „die sich auf das Priestertum vorbereiten, . . . gehalten (sind), die Standespflichten eines Klerikers zu erfüllen. Alle Studierenden sind verpflichtet, als vorbildliche Christen zu leben 1 1 7 8 ". Begeht ein Student 1 1 7 9 der Fakultät einen disziplinarischen Verstoß, „so übergibt der Rektor den Fall den zuständigen kirchlichen Obern. Außerdem kann der Rektor mit Zustimmung des Senats die völlige oder teilweise Sperrung der Bibliothek, den Aufschub oder Nichtzulassung zu einer akademischen Prüfung verhängen" (Art. 33 § 1). Wird ein Studierender aus dem Priesterseminar oder einer Ordensgemeinschaft ausgeschlossen, so gilt dies zugleich als Ausschluß aus der Fakultät (Art. 33 § 2). Die disziplinarische Entlassung von Gasthörern obliegt dem Rektor, der hierfür der Zustimmung des Senats bedarf In der Regel das 5. und 6. Semester. Siehe oben S. 130. 1174 Wegen anderer Ausschlußmöglichkeiten, die hier keiner Erörterung bedürfen, vgl. THIEME, S. 321 f. Zum studentischen Disziplinarrecht vgl. auch MAACK, Heinrich, Grundlagen des studentischen Disziplinarrechts, Freiburg/Br. 1172
1173
1956.
1175 Vgl 554 Abs. 1 der Satzungen f. d. Studierenden v. 9. August 1927; siehe oben S. 62. ine Ygi § 55 dg,- Satzungen f. d. Studierenden. 1177 Den Ausschluß vom Hochschulstudium schlechthin (Relegation) hält WOLFF, Verwaltungsrecht, Bd. 2, S. 25, für unzulässig. ins Vgl a u c h Art. 27 Satzung Paderborn. 1179 Wegen Disziplinarmaßnahmen gegen Mitglieder des Lehrkörpers vgl. Art. 24 der Fakultätsstatuten.
195 (Art. 33 § 3). Aus den genannten Bestimmungen der Trierer Fakultätsstatuten ist das Bestreben zu erkennen, disziplinarische Maßnahmen nach Möglichkeit derjenigen kirchlichen Behörde zu überlassen, der die Studierenden auch sonst unterstehen. Dies ist bei Kandidaten des Weltpriesterstandes der jeweilige Ortsordinarius. D a die Fakultät vorwiegend von angehenden Weltklerikern besucht wird 1 1 8 0 , läuft die Regelung in der Praxis darauf hinaus, daß die Behandlung von Disziplinarverstößen weitgehend in der H a n d des Seminarregens liegt, der ohnehin f ü r die persönlich-aszetische Erziehung der Studierenden zuständig ist 1181 . Einen Katalog von Disziplinarmaßnahmen enthält auch Art. 28 der Paderborner Satzung. Danach kann der Rektor „Studierende, die gegen den Glauben, die guten Sitten oder Statuten der Akademie verstoßen, je nach Schwere des Falles mit folgenden Strafen belegen: 1. einfacher Verweis vor dem Rektor; 2. Ungültigkeitserklärung eines Semesters; 3. Androhung der Entlassung; 4. öffentlicher Verweis vor versammeltem Professorenkollegium; 5. Rat, die Akademie zu verlassen; 6. Entlassung von der Akademie". Bei Verhängung der Strafen unter Ziff. 2 bis 6 bedarf der Rektor der Zustimmung des Professorenkollegiums, im Falle zu 6 außerdem der Genehmigung des Magnus Cancellarius. Bemerkenswert ist, daß nach dem Paderborner Entwurf für die Satzung der Studentenschaft auch der Wahl- und Schiedsausschuß bei „groben Verstößen gegen die Ordnung der Studentenschaft und bei schweren Pflichtverletzungen eines ASTA-Mitgliedes . . . auf Antrag . . . Strafen verhängen" kann. Als „Strafen" werden genannt: „1. Schriftliche Verwarnung, 2. öffentliche Verwarnung, 3. Amtsenthebung, 4. Aberkennung der Gliedschaftsrechte in der Studentenschaft, 5. Mitteilung an das Professorenkollegium, 6. Mitteilung an das Professorenkollegium mit der Bitte um Verhängung einer akademischen Strafe" (§ 31). Der Wahl- und Schiedsausschuß übt nicht Disziplinargewalt der Hochschule aus. Es handelt sich vielmehr um ein Organ der studentischen Standesgerichtbarkeit (Studentengericht 1182 ) neben dem Rektor in seiner Eigenschaft als akademische Disziplinarbehörde. Für das Disziplinarwesen an den übrigen kirchlichen P h T h H können keine festliegenden Grundsätze aufgezeigt werden. Im allgemeinen überlassen die Hochschulen die Regelung disziplinarischer Angelegenheiten, sofern solche vorkommen, dem Regens des Priesterseminars oder Alumnats. Disziplinargerichte oder Disziplinarausschüsse bestehen nicht 1183 . 1180 Im WS 1960/61 waren an der Fakultät 218 Studierende immatrikuliert. Davon waren 196 Theologiestudierende des Bistums Trier, 3 aus anderen Diözesen, 19 Angehörige von Orden und religiösen Genossenschaften. 3 Gasthörer besuchten die Vorlesungen. 1181 Siehe oben S. 8. 1192 Vgl. auch T H I E M E , S . 330; W O L F F , Verwaltungsrecht, Bd. 2, S . 225. 1183 Anhang: Übersicht über die Frequenz der PhThH im SS 1961 (vgl.
13*
196 Statistisches Jahrbuch f. d. Bundesrepublik Deutschland 1962, S. 104, 106). Es waren immatrikuliert an der PhThH Bamberg 190 Studierende PhThH Dillingen 85 Studierende PhThH Eichstätt 112 Studierende PhThH Frankfurt 268 Studierende PhThH Freising 130 Studierende PhThH Fulda 111 Studierende PhThH Königstein 47 Studierende PhThH Paderborn 367 Studierende PhThH Passau 173 Studierende PhThH Regensburg 144 Studierende Theol. Fak. Trier 228 Studierende insgesamt 1855 Studierende Die Gesamtzahl der Studierenden der katholischen Theologie (einschl. kath. Religionslehre) an den wissenschaftlichen Hochschulen im Bundesgebiet betrug im WS 1960/61 3506.
III. ZUSAMMENFASSUNG Die vorliegende Arbeit hat im wesentlichen folgendes Ergebnis erbracht: 1. Die katholische Kirche hat in einigen größeren deutschen Ländern (Preußen, Bayern, Hessen) für die wissenschaftliche Ausbildung des geistlichen Nachwuchses stets eigene Institutionen unterhalten, die funktionsmäßig den staatlichen theologischen Fakultäten gleichstanden. Die staatlichen PhThH sind in einem etwa 150 Jahre währenden Prozeß den anderen staatlichen wissenschaftlichen Hochschulen angeglichen und zuletzt — durch die Satzung vom 29. September 1959 — rechtlich gleichgestellt worden. 2. Eine Durchbrechung des staatlichen Hochschulmonopols zugunsten kirchlicher wissenschaftlicher Hochschulen ist de iure erst nach 1945 im Rahmen einiger Landesverfassungen erfolgt. Darüber hinaus ist man staatlicherseits der Entfaltung eines eigenständigen kirchlichen Hochschulwesens nach Kriegsende nicht unter Berufung auf ein staatliches Hochschulmonopol entgegengetreten. 3. Der im staatlichen Hochschulrecht ausgeprägte Begriff der „wissenschaftlichen Hochschule" ist, unabhängig von gewissen konkordatsrechtlichen Vorschriften, für kirchliche Hochschulen nur insoweit verbindlich, als er Einrichtungen voraussetzt, die bestimmungsgemäß der Forschung und Lehre dienen, und von Lehrenden und Lernenden eine Vorbildung verlangt, die sie befähigt, an Forschung und Lehre teilzunehmen. 4. Die in der Bundesrepublik Deutschland bestehenden staatlichen und kirchlichen PhThH sind-wissenschaftliche Hochschulen im Sinne des deutschen Hochschulrechts. 5. Das kirchliche Promotionsrecht einer PhThH hat ipso iure keine öffentlich-rechtliche Wirkung. Von staatlicher Seite kann einer kirchlichen PhThH sowohl das staatliche Promotionsrecht verliehen als auch deren kirchliches Promotionsrecht durch Hoheitsakt für den staatlichen Bereich anerkannt werden. Die öffentlich-rechtliche Anerkennung des kirchlichen Promotionsrechts der Theologischen Fakultät Trier ist rechtsgültig. Der staatlichen Anerkennung eines kirchlichen
198 Habilitationsrechts stehen keine hochschulrechtlichen Bedenken entgegen. 6. Die interne Organisation, das Hochschullehrer- und Studentenrecht der staatlichen P h T h H entsprechen im wesentlichen den Verhältnissen an den übrigen staatlichen wissenschaftlichen Hochschulen. 7. Unter den kirchlichen P h T h H weichen hinsichtlich der internen Struktur die P h T h H Frankfurt (St. Georgen) und die Theologische Fakultät Trier am stärksten von den staatlichen Hochschulen ab. An den übrigen P h T h H Eichstätt, Fulda, Königstein und Paderborn sind zumindest Rektor und Professorenkollegium in ihren Funktionen den entsprechenden Einrichtungen an staatlichen Hochschulen angeglichen. An allen kirchlichen P h T h H , mit Ausnahme der P h T h H Frankfurt, ist die Hochschullehrerschaft an der Ergänzung des Lehrkörpers durch Einreichen von Vorschlägen oder gutachtlich beteiligt. Die Stellung der Studierenden der kirchlichen P h T h H weicht nicht wesentlich von derjenigen der Universitätsstudierenden ab. Die Studierenden sind jedoch nur an der Theologischen Fakultät Trier bei der Beratung aller studentischen Angelegenheiten mit Stimmrecht im Senat vertreten. Der Entwurf einer Satzung der Studentenschaft der P h T h H Paderborn räumt ihnen für enumerativ aufgezählte Fälle Sitz und Stimme bei den Beratungen des Professorenkollegiums ein. Disziplinarrechtlich zeichnet sich der Paderborner Entwurf durch eine eigene studentische Standesgerichtbarkeit aus. Die rechtliche Entwicklung der staatlichen und kirchlichen P h T h H ist noch im Fluß. Die Tendenz geht zweifelsohne dahin, die noch bestehenden rechtlichen Unterschiede zwischen den P h T h H und den staatlichen Universitätsfakultäten weiter abzubauen. Für das katholische Studienwesen bedeutet dies weder einen „Rückzug der Theologie auf die theologische Fachhochschule" noch einen Bruch der „universitas litterarum in ihrem innersten K e r n 1 1 8 4 " . So wenig die Absicht besteht, die staatlichen theologischen Fakultäten zu beeinträchtigen, so sehr ist es gerechtfertigt, staatlichen und kirchlichen P h T h H den Rechtsstatus zu verschaffen, der ihnen auf Grund ihrer Teilnahme am wissenschaftlichen Leben und an der Ausbildung des geistlichen Nachwuchses gebührt. Der Wandel von „einem Hoheitsanspruch des Staates über die Theologenausbildung . . . zu einer echten Partnerschaft der Kirche und des Staates bezüglich ihrer gemeinsamen Interessen und Aufgaben in der Ausbildung des Klerus 1 1 8 5 " gibt der Erwartung Raum, daß sich der Staat den berechtigten Wünschen der staatlichen und kirchlichen P h T h H nicht verschließen wird. Freilich be1184
WEBER, Status, S. 323 f. (324).
1185
HONSELMANN, H o c h s c h u l e n , S . 1 8 .
199
deutet eine vollständige rechtliche Gleichstellung der PhThH mit den theologischen Fakultäten zugleich ein gesteigertes Maß an Mitverantwortung dieser Hochschulen für das deutsche Hochschulwesen. Die Geschichte der staatlichen und kirchlichen PhThH in Deutschland wie auch des gesamten Studienwesens der katholischen Kirche zeigt, daß die PhThH in der Lage sind, dieses Mitverantwortung zu tragen.
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V. DOKUMENTATION Anhang I Statuten der Theologischen Fakultät Trier approbiert durch Dekret der Studienkongregation Druck: o. O., o. ]. (15 S.).
v. 5. Juni
1950;
Auszug Kapitel 1 Aufgabe der Theologischen Fakultät Art. 1 Die Theologische Fakultät am Priesterseminar Trier betrachtet es als ihre Aufgabe, dem Priesternachwuchs eine sorgfältige, den Zeitaufgaben entsprechende theologische Ausbildung zu vermitteln, darüber hinaus durch die wissenschaftliche Forschung ihrer Professoren und Dozenten an den Aufgaben der theologischen Wissenschaft mitzuarbeiten. Im einzelnen will sie geeignete Kräfte heranbilden sowohl für den Religionsunterricht an den Höheren Schulen, wie für die akademische Lehrtätigkeit und Forschungsarbeit. Ihr besonderes Ziel sucht sie ihrer Eigenart entsprechend in seelsorgewissenschaftlicher Richtung. Kapitel II Zusammensetzung und Rechte der Theologischen Fakultät Art. 2 Die Theologische Fakultät Trier ist gemäß den Normen der Apostolischen Konstitution „Deus Scientiarum Dominus" vom 24. Mai 1931 als Kirchliche Theologische Fakultät errichtet. Im Siegel führt sie das Bild des Patrons der alten Trierer Theologischen Fakultät, des hl. Kirchenlehrers Hieronymus. Art. 3 § 1 Die Theologische Fakultät Trier besitzt elf ordentliche Lehrstühle . . . § 2 Daneben bestehen drei außerordentliche Lehrstühle . . . § 3 Dozenturen (Nebenlehrstühle) sind vorgesehen für . . . § 4 Lehraufträge werden erteilt für . . . Art. 4 Der Theologischen Fakultät Trier ist zur vorbereitenden Ausbildung in der scholastischen Philosophie ein zweijähriger Kursus angegliedert. Art. 5 Die Theologische Fakultät Trier verleiht die Grade eines Lizentiaten der Theologie und eines Doktors der Theologie und hat das Recht, Dozenten zu habilitieren. Kapitel III Leitung der Fakultät Art. 6 Kanzler der Fakultät ist der Bischof von Trier. Art. 7 Der Kanzler leitet im Namen des Hl. Stuhles die Fakultät und führt die Aufsicht über Verwaltung, Lehr- und Studienbetrieb der Fakultät. Ihm obliegen insbesondere folgende Aufgaben:
222 1. Er wacht über die Reinheit der kirchlichen Lehre. 2. Er ernennt unter Beobachtung der Vorschriften des Art. 8 den Rektor (Präses) der Fakultät und nimmt dessen Eidesleistung entgegen. 3. Er bestätigt den Prorektor der Fakultät gemäß Art. 10. 4. Er ernennt die Professoren der Fakultät, Dozenten und Lehrbeauftragten gemäß Art. 20 bis 22; er erteilt und entzieht ihnen gegebenenfalls die Missio canonica. 5. Er ist Vorsitzender bei den wissenschaftlichen Prüfungen zum Doktor der Theologie und bei dem Habilitationsverfahren; er verleiht im Namen des regierenden Papstes (des Hl. Stuhles) die Würde eines Lizentiaten und Doktors der Theologie und unterschreibt als erster das Diplom. 6. Er gibt jedes dritte Jahr an die Studienkongregation den von ihr vorgeschriebenen Bericht. Art. 8 Der Rektor wird vom Kanzler nach Einholung der Approbation des Hl. Stuhles (vgl. Apost. Konst. Art. 16) und Anzeige bei der Landesregierung (im Sinne des Art. 9 Abs. 3 des Preuß. Konkordates) ernannt. Er legt vor dem Kanzler die Professio fidei und den Antimodernisteneid ab. Seine Amtsdauer ist zeitlich nicht begrenzt. Art. 9 Dem Rektor obliegt die Leitung der Fakultät; er vertritt sie nach außen. Er hat insbesondere folgende Aufgaben: 1. Er sorgt für die Beobachtung der Vorschriften des Hl. Stuhles und für die Einhaltung der Statuten und der Studienordnung. 2. Er nimmt die Eidesleistung der Professoren, der habilitierten Dozenten und der Promovenden entgegen. 3. Er beruft die Sitzungen des Senates und der Fakultät ein und führt in ihnen den Vorsitz. 4. Er führt das Siegel der Fakultät und verwaltet das Archiv, das Album, das Protokoll- und Tagebuch des Senates und der Fakultät. 5. Er immatrikuliert und exmatrikuliert die Studierenden. 6. Er verhängt Strafen gemäß Art. 24 und 33 §§ 1 und 3. 7. Er führt den Vorsitz in der Lizentiatsprüfung. 8. Er unterrichtet den Kanzler nach den von ihm empfangenen Weisungen über die Fakultät und erstattet jährlich an den Hl. Stuhl den von der Studienkongregation vorgeschriebenen Bericht. Art. 10 Der Prorektor (Vize-Präses) der Fakultät wird jährlich von den ordentlichen Professoren aus ihren Reihen in geheimer Abstimmung mit einfacher Mehrheit gewählt. Bei Stimmengleichheit entscheidet das Los. Die Wahl bedarf der Bestätigung des Kanzlers. Art. 11 Der Prorektor ist Stellvertreter des Rektors und unterstützt diesen in seiner Amtsführung. Art. 12 Der Senat der Fakultät besteht aus dem Rektor, dem Prorektor und einem der ordentlichen Professoren, der von den Professoren und habilitierten Dozenten nach Maßgabe der Bestimmungen des Art. 10 für zwei Jahre gewählt wird. Art. 13 Der Senat ist beratendes Organ des Rektors. Ihm obliegt die Mitsorge für die Beobachtung der Statuten und der Studienordnung und f ü r die Durchführung der Konferenzbeschlüsse.
223
Art. Art.
Art.
Art.
Er ist schiedsrichterliche Instanz für den Lehrkörper. Er erfüllt die ihm laut Art. 24 und Art. 33 §§ 1 und 3 zustehenden richterlichen Aufgaben. 14 . . . 15 Der Fakultätsversammlung sind zur Beratung bzw. zur Entscheidung vorzulegen wichtige, die ganze Fakultät berührende Fragen, wie Fragen der Studien- und Prüfungsordnung, wissenschaftliche Gutachten über Dozenten, Befürwortungen, wissenschaftliche Leitung der Bibliothek, Herausgabe der „Trierer Theologischen Zeitschrift" und der „Trierer Theologischen Studien", Verlagsverträge der Fakultät. 16 Zu den Fakultätssitzungen sind alle Professoren und habilitierten Dozenten schriftlich unter Angabe der Tagesordnung zu berufen; alle vorgenannten besitzen Stimmrecht. Nicht habilitierte Dozenten können vom Rektor zu den Sitzungen eingeladen werden; sie besitzen jedoch kein Stimmrecht. Für die Teilnahme des Regens an den Fakultätssitzungen gelten die Bestimmungen des Art. 26. 17 . . .
Kapitel IV Der Lehrkörper Art. 18 § 1 Inhaber der in Art. 3 § 1 aufgeführten ordentlichen Lehrstühle sind ordentliche Professoren. § 2 Inhaber der in Art. 3 § 2 aufgeführten außerordentlichen Lehrstühle sind außerordentliche Professoren. § 3 Inhaber der in Art. 3 § 3 aufgeführten Nebenlehrstühle gelten als Dozenten, falls sie einen akademischen Doktorgrad besitzen; falls sie darüber hinaus sich an einer anerkannten theologischen Fakultät habilitiert haben, als habilitierte Dozenten. § 4 Sonstige im Dienste der Fakultät stehende Lehrkräfte gelten als Lehrbeauftragte. § 5 Verdiente außerordentliche Professoren können den Titel und die Rechte eines persönlichen ordentlichen Professors, verdiente habilitierte Dozenten den Titel eines persönlichen außerordentlichen Professors erhalten. Art. 19 Die Ernennung sämtlicher Lehrkräfte der Fakultät erfolgt durch den Kanzler gemäß Art. 7 Abs. 2 Ziff. 4 unter Beobachtung der Vorschriften der Art. 20—22. Art. 20 5 1 Die Ernennung zum ordentlichen oder außerordentlichen Professor an der Fakultät kann nur erfolgen, wenn 1. die in der Apostolischen Konstitution (Art. 21) vorgeschriebenen Voraussetzungen erfüllt sind; 2. die Habilitation an einer anerkannten Fakultät für das betreffende Fachgebiet oder eine verwandte Disziplin erfolgt ist. § 2 Zum ordentlichen Professor wird in der Regel nur berufen, wer drei Jahre als außerordentlicher Professor oder habilitierter Dozent tätig war. Wird ein habilitierter Dozent vor Ablauf einer dreijährigen akademischen Tätigkeit auf einen ordentlichen Lehrstuhl berufen, so wird er in der Regel zunächst zum außerordentlichen Professor ernannt..
224 Art. 21
§1
Vor Ernennung zum amtlichen ordentlichen oder amtlichen außerordentlichen Professor oder zum habilitierten Dozenten sucht der Kanzler nach Anhören der Professoren der Fakultät das „Nihil obstat" der Studienkongregation nach und macht nach dessen Eingang von der beabsichtigten Ernennung der vorgenannten Professoren gemäß Art. 9 des Preuß. Konkordates der Landesregierung Anzeige. Der Kanzler vollzieht sodann die Ernennung durch Ausfertigung der Ernennungsurkunde und erteilt die Missio canonica. § 2 Der Ernannte legt vor dem Rektor die Professio fidei und den Antimodernisteneid ab (vgl. Art. 9 Abs. 2 Ziff. 2). § 3 Die Habilitation von Dozenten erfolgt nach der geltenden Habilitationsordnung . . . Art. 22 Die in Art. 18 § 5 vorgesehene Verleihung des Titels und der Rechte eines persönlichen ordentlichen Professors, bzw. die Verleihung des Titels eines außerordentlichen Professors erfolgt durch den Kanzler nach Einholung eines Gutachtens der ordentlichen Professoren über Lehrtätigkeit und wissenschaftliche Leistungen und nach Anzeige bei der Landesregierung. Art. 23 § 1 Alle ordentlichen Professoren sind auf Lebenszeit ernannt; sie sind Inhaber eines amoviblen kirchlichen Amtes. Mit Vollendung des 65. Lebensjahres haben sie bei Emeritierung Anspruch auf volles Gehalt. In Krankheitsfällen kann auf begründeten Antrag eine frühere Emeritierung stattfinden. In anderen Fällen erfolgt die Pensionierung nach den Bestimmungen der Ruhegehaltsordnung des Bistums Trier. Emeritierte ordentliche Professoren behalten Sitz und Stimme in der Fakultät und können Ämter darin bekleiden. §2 ... §3 ... §4 . . . Art. 24 Einem Professor, habilitierten Dozenten oder Lehrbeauftragten, der gegen seine Amtspflichten verstößt, kann der Rektor mit Zustimmung des Senats eine Mahnung erteilen. Schwerwiegende Fälle hat der Rektor nach Anhörung des Senats dem Kanzler zu übergeben. Kapitel V Verhältnis der Fakultät zum Priesterseminar Art. 25 § 1 Die Theologische Fakultät ist an dem Priesterseminar des Bistums Trier errichtet. In ihren Ämtern und in der Verwaltung ihrer eigenen Angelegenheiten ist sie von der Verwaltung des Priesterseminars, die durch dessen zuständige Organe erfolgt, geschieden. § 2 Fakultät und Priesterseminar dienen in wechselseitiger Hilfeleistung miteinander der Aufgabe der kirchlichen Priestererziehung. Art. 26 § 1 Wenn der Regens des Priesterseminars zugleich Professor oder habilitierter Dozent an der Theologischen Fakultät ist, so gehört er als Professor oder habilitierter Dozent der Theologischen Fakultät an mit allen Rechten und Pflichten eines solchen.
225 §2
Art. 27
Wenn der Regens nicht Professor oder habilitierter Dozent an der Theologischen Fakultät ist, wird er zu allen Sitzungen und Akten der Fakultät eingeladen. § 1 Der Regens des Priesterseminars ist zuständig für die Durchführung der Diözesanbestimmungen, die das theologische Studium der Kleriker des Bistums betreffen, soweit es sich um Festsetzung der Pflichtmäßigkeit und Dauer des Studiums der einzelnen Fächer und um Ablegung der Prüfungen vor den Weihen handelt. § 2 In Konferenzen über die in § 1 bezeichneten Angelegenheiten und bei den Diözesanprüfungen führt der Regens im Auftrag des Diözesanbischofs den Vorsitz. Die Professoren prüfen dabei als Beauftragte des Bischofs. § 3 Der Vorlesungsplan wird im Einvernehmen mit dem Regens des Priesterseminars festgelegt.
Kapitel VI Art. 28 § 1
Verhältnis der Fakultät zur Staatsregierung Die rechtliche Stellung der Theologischen Fakultät Trier zur Landesregierung ist grundlegend bestimmt durch die in den Art. 9 und 12 des Preuß. Konkordates festgelegte Rechtsstellung des Trierer Priesterseminars, dessen wissenschaftliche Funktion sie übernimmt. Demgemäß finden die Bestimmungen der Art. 9 und 12 sinngemäß Anwendung auf die Theologische Fakultät. § 2 Die Landesregierung hat auf Grund der Anerkennung, die sie angesichts der in diesen Statuten festgelegten Sicherungen der Theologischen Fakultät Trier und ihren akademischen Graden gewährt hat, das Recht, Einsicht zu erhalten, ob die Ernennung des Rektors und der Professoren sowie die Verleihung der akademischen Grade statutengemäß erfolgen. Sie erhält Einsicht durch die in Art. 8 Abs. 1, Art. 21 § 1, Art. 22 der Statuten, in § 8 der Prüfungsordnung zum Lizentiat, § 4 Abs. 3, §§ 6, 7 Abs. 2 und § 9 der Prüfungsordnung zum Doktorat, § 6 Abs. 2 und § 8 der Habilitationsordnung vorgesehenen amtlichen Anzeigen, Mitteilungen und sonstigen Maßnahmen . . . § 3 Bei auftauchenden Bedenken hat die Landesregierung das Recht, beim Bischof wie auch beim Hl. Stuhl vorstellig zu werden und auf Einhaltung der Statuten zu dringen, auf Grund derer sie die Anerkennung gegeben hat.
Kapitel VII Die Studierenden Art. 29 § 1 Vorbedingung für die Aufnahme in das vorbereitende philosophische Studium ist die Reifeprüfung und die Empfehlung des für den Bewerber zuständigen kirchlichen Obern. § 2 Um als Hörer in die Theologische Fakultät eingeschrieben zu werden, ist außer der Reifeprüfung erforderlich, daß der Bewerber 1. ein Studium von vier Semestern Philosophie und ein Examen über scholastische Philosophie bestanden hat, 2. den Beweis erbringt, daß er genügendes Verständnis der biblischen Sprachen besitzt, 3. von seinem kirchlichen Obern zum Studium empfohlen wird. 15 B a 1 d u s , Hodis&ulen
226 § 3 Art. 30
Art. 31
Art. 32
§ 1
5 2 •••
§ 1
§2 3 Art. 33
5
§ 1
§2
§ 3 Kapitel VIII A r t . 34 Art. Art. Art. Art.
35 36 37 38
Theologische Studien, die nachweislich an einer anderen akademischen Anstalt betrieben wurden, werden angeredinet. Als Gasthörer können mit Zustimmung des Seminarregens Studierende zugelassen werden, die eine angemessene Reife und Vorbildung besitzen.
... ... ... § 1 §2
Das Studiengeld, dessen H ö h e der Kanzler bestimmt, fließt in die Kasse des Priesterseminars. Von Studierenden, die in das Priesterseminar aufgenommen sind, w i r d Studiengeld nicht erhoben. Die Studierenden, die sich auf das Priestertum vorbereiten, sind gehalten, die Standespflichten eines Klerikers zu erfüllen. Alle Studierenden sind verpflichtet, als vorbildliche Christen zu leben. ...
•••
Verstößt ein Studierender gegen seine Pflichten, so übergibt der Rektor den Fall dem zuständigen kirchlichen Obern. Außerdem kann der Rektor mit Zustimmung des Senates die völlige oder teilweise Sperrung der Bibliothek, den Aufschub oder Nichtzulassung zu einer akademischen P r ü f u n g verhängen. Disziplinarische Entlassung aus dem Priesterseminar oder aus der Ordensgemeinschaft hat ohne weiteres die Entlassung aus der Fakultät zur Folge. Gegen Gasthörer kann der Rektor mit Zustimmung des Senat die Entlassung verhängen. Studienordnung Die Studienordnung sieht Pflichtvorlesungen, lesungen, Disputationen, Übungen vor . . .
wahlfreie
Vor-
Akademische P r ü f u n g e n der Fakultät sind Lizentiat und D o k t o r a t in Theologie . . . ...
Kapitel IX Bibliothek und wissenschaftliche Einrichtungen Art. 39 § 1 Die Theologische Fakultät hat unbeschadet des Eigentumsrechts des Priesterseminars das volle und unentgeltliche Benutzungsrecht an der Bibliothek des Priesterseminars. § 2 Die wissenschaftliche Leitung der Bibliothek steht allein der Theologischen Fakultät zu. Art. 40 . . . Art. 41 . . . Art. 42 . . . Kapitel X Wirtschaftliche Grundlage Art. 43 § 1 Das Priesterseminar zahlt 1. Die Gehälter der Professoren und habilitierten Dozenten, 2. die Vergütungen f ü r die Dozenten und Lehrbeauftragten,
227 3. die Gehälter des Bibliothekars und der Bibliotheksangestellten. Zur Sicherung der Ruhegehaltsansprüche der Professoren zahlt das Seminar die Beiträge zur Ruhegehaltskasse gemäß der geltenden Ruhegehaltsordnung. Das Priesterseminar stellt jährlich mindestens D M 1 0 0 0 0 , — für Neuanschaffungen der Bibliothek zur Verfügung. Das Priesterseminar Trier stellt unbeschadet seines Eigentumsrechts unentgeltlich der Theologischen Fakultät die Hörsäle, Übungszimmer, Bibliotheksräume sowie ein Rektorats- und Konferenzzimmer zur Verfügung. §2
Art. 44 Art. 45
Das Priesterseminar sorgt für Einrichtung, Instandhaltung, Reinigung, Beleuchtung und Heizung der vorgenannten Räume.
Anhang
II
Vorläufige Satzungen der Philosophisch-Theologischen v. 15. März I 21. Mai 1951 (ungedruckt)1
Hochschule
Fulda
Auszug I.
II.
§
1
§ 2 § 3
§
4
§
5
Die Philosophisch-Theologische Hochschule Fulda hat in erster Linie den Zweck, Studenten der kath. Theologie die notwendige wissenschaftliche Ausbildung in Philosophie und Theologie zu vermitteln. Es können auch Studenten, die ein anderes Fachstudium betreiben wollen, und Gasthörer zugelassen werden. ... Unter Wahrung der Rechte des Bischofs von Fulda wird die Hochschule geleitet durch den Rektor. Der R e k t o r wird durch die Professoren und Dozenten der Hochschule aus der Reihe der ordentlichen Professoren auf je drei J a h r e gewählt. Der Gewählte bedarf der Bestätigung durch den Bischof, der auch die Ernennung vollzieht. Der Rektor vertritt die Hochschule in ihren Beziehungen zum Bischof, zum Priesterseminar, zu den Studierenden, zu den Behörden und zu anderen Hochschulen. E r beruft und leitet die Konferenzen des Lehrkörpers, setzt die Termine der Prüfungen fest und führt den Vorsitz bei den Prüfungen, soweit er nicht den Prorektor oder in dessen Behinderung ein anderes Mitglied des Lehrkörpers mit seiner Vertretung beauftragt. Der Rektor wird unterstützt und gegebenenfalls vertreten durch den Prorektor. Auch der Prorektor wird durch die Professoren und Dozenten auf drei J a h r e gewält und bedarf der Bestätigung und Ernennung durch den Bischof.
1 Nach Fertigstellung des Manuskripts erschienen die „Satzungen der Philosophisch-Theologischen Hochschule" Fulda vom 19. Januar / l . M ä r z 1965. Diese Satzungen sind abgedruckt in: Kirchl. Amtsblatt f. d. Diözese Fulda 1965, S. 89ff.
15»
228 §
III.
6
D i e Konferenzen des Lehrkörpers finden regelmäßig zu Beginn und gegen Schluß des Semesters s t a t t . . .
§ 7 § 8 § 9
... ... D e r Lehrkörper besteht aus den ordentlichen Professoren und den Dozenten. Ordentliche Professoren sind hauptamtlich und definitiv angestellte Lehrer der Hochschule. Dozenten sind Lehrer, die vertretungsweise oder nebenamtlich oder bis auf weiteres mit Vorlesungen betraut werden. Dozenten kann der Titel „außerordentlicher Professor" verliehen werden. Lehrbeauftragte sind Lehrer in Sprachen oder technischen Fächern und gegebenenfalls Lehrer in anderen Disziplinen, die für eine P r o fessur oder Dozentur nicht oder noch nicht in Frage kommen. Für die Berufung eines Professors ist Voraussetzung, daß die im Preuß. Konkordat v. 14. 6 . 1 9 2 9 Art. 9 und 12, sowie im Schlußprotokoll zu den genannten Artikeln genannten Bedingungen erfüllt sind. Danach werden zu Lehrern nur solche Geistliche berufen, die für die Lehrtätigkeit in dem zu vertretenden Fache eine den Anforderungen der deutschen wissenschaftlichen Hochschulen entsprechende Eignung haben. D i e Eignung wird hauptsächlich durch eine der akademischen Habilitationsschrift entsprechende wissenschaftliche Arbeit nachgewiesen. Für die Besetzung einer Professur oder Dozentur macht die K o n f e renz des Lehrkörpers dem Bischof einen Vorschlag. Regelmäßig wird die Konferenz nur solche vorsdilagen, die an einer deutschen U n i versität oder Philosophisch-theologischen Hochschule sich habilitiert haben oder deren Habilitation in sicherer Aussicht steht. Voraussetzung für die Heranziehung von Lehrbeauftragten ist deren nachweisbare Eignung.
§ 10
§ 11
§ 12
Anhang
III
Statuta Academiae Paderbornensis A. D. 1955 noviter edita, bekanntgegeben durch erzbischöflichen Erlaß v. 1. November Druck: Paderborn o. ]. (15 S.)
1955,
Auszug
I. Allgemeine Art.
1
Art. 2
Richtlinien
Die genannte Hochschule trägt den Namen A C A D E M I A P A D E R B O R N E N S I S . Ihr voller Titel lautet: E R Z B I S C H Ö F L I C H E P H I L O SOPHISCH-THEOLOGISCHE AKADEMIE ZU PADERBORN. Die Erzbischöfliche Philosophisch-Theologische Akademie hat das Ziel, den Studierenden, die sich auf das Priestertum vorbereiten, eine gründliche wissenschaftliche Ausbildung in den philosophischen, theologischen und verwandten Disziplinen zu vermitteln und sie dadurch für ihr späteres Seelsorgeamt vorzubereiten. Die Akademie hat weiterhin die Aufgabe, die philosophische und theologische Forschung zu fördern.
229 Art. 3
Art. 4 Art. 5
Art. 6
Die Satzung der Akademie ist den geltenden kirchlichen Bestimmungen angeglichen und entspricht den Grundsätzen für den deutschen theologischen Hochschulunterricht. Die Akademie umfaßt eine philosophische und eine theologische Abteilung, deren Konstituierung als Fakultäten vorgesehen i s t . . . Außer den Studierenden des Erzbistums Paderborn werden auch Angehörige anderer Bistümer und Ordensstudenten immatrikuliert, wenn sie die f ü r alle geltenden Vorbedingungen erfüllen. Unter besonderen Umständen können mit Genehmigung des Magnus Cancellarius auch sonstige Studierende zugelassen werden. Die Akademie hat das Recht der Selbstverwaltung ihrer inneren Angelegenheiten unter der Oberaufsicht des Magnus Cancellarius. Das Kollegium der ordentlichen Professoren, an dessen Spitze der Rektor als primus inter pares steht, hat grundsätzlich alle wichtigen Fragen zu beraten und zu entscheiden, soweit nicht in den folgenden Artikeln andere Bestimmungen getroffen sind.
II. Leitung, Lehrkörper und Beamte der Akademie Art. 7 § 1 Der Erzbischof von Paderborn ist Magnus Cancellarius der Akademie im Sinne des Art. 14 der Apostolischen Konstitution „Deus Scientiarum Dominus" vom 24. Mai 1931. § 2 Akademische Autoritäten sind der Magnus Cancellarius und der Rektor der Akademie. § 3 Zum Lehrkörper der Akademie gehören die ordentlichen und außerordentlichen Professoren, die Dozenten, Lektoren und Lehrbeauftragten. Ihre gemeinsame Bezeichnung ist: Dozenten. § 4 Der Quästor f ü h r t die Kasse der Akademie. § 5 Der Sekretär verwaltet das Sekretariat. Art. 8 . . . Art. 9 Der Magnus Cancellarius 1. schützt die Reinheit der theologischen Lehre, 2. trägt Sorge, daß die kirchlichen Vorschriften getreu beobachtet werden, 3. regelt die äußeren Angelegenheiten der Akademie nach Anhörung des Professorenkollegiums, 4. bestätigt die Wahl des Rektors der Akademie, 5. ernennt alle Dozenten der Akademie nach dem geltenden Recht, 6. nimmt persönlich oder durch den Rektor den Eid der Professoren nach Maßgabe der kanonischen Vorschriften entgegen, 7. führt persönlich oder durch seinen Beauftragten den Vorsitz bei den Hauptexamina: Philosophicum und Theologicum, 8. genehmigt am Schluß jedes Semesters den Lektionsplan f ü r das folgende Semester, 9. gewährt im Bedarfsfalle den Dozenten der Akademie außergewöhnlichen Urlaub. Art. 10 Die Leitung der Akademie obliegt dem Rektor, der in einzelnen Fällen den Prorektor mit seiner Vertretung beauftragen kann. Art. 11 Der Rektor vertritt die Akademie nach außen und hat außerdem 1. für die Durchführung der allgemeinen und besonderen kirchlichen
230
Art. 12
Art. 13
Art. 14
Art. 15 Art. 16
Vorschriften sowie der Satzung der Akademie zu sorgen, 2. die Konferenzen des Lehrkörpers einzuberufen und zu leiten sowie die neuernannten Professoren in das Kollegium einzuführen, 3. die Studierenden zu immatrikulieren bzw. über ihre Abweisung in Zweifelsfällen zu entscheiden und das Matrikelbuch zu führen, 4. Gasthörer zuzulassen, 5. bei Vergehen der Studierenden die in der Satzung vorgesehenen Strafen zu verhängen, 6. den Hauptprüfungen beizuwohnen und gegebenenfalls im Auftrage des Erzbisdiofs den Vorsitz dabei zu führen, 7. alle Urkunden und Zeugnisse sowie die Protokolle der Abschlußprüfungen zu unterschreiben, 8. das große Siegel der Akademie, das Protokollbuch und die Rektoratsakten aufzubewahren, 9. jedes Semester den vom Professorenkollegium aufgestellten Lektionsplan für das neue Semester dem Erzbischof zur Genehmigung vorzulegen, ferner das Verzeichnis der Vorlesungen, der Dozenten und Studierenden mit Hilfe des Sekretärs herauszugeben, 10. Bekanntmachungen der Studierenden oder Nichtmitglieder der Akademie am Schwarzen Brett zuzulassen oder abzuweisen. Der Rektor wird jedesmal für 1 Jahr von den Professoren aus der Mitte der ordentlichen Professoren gewählt. Zur Gültigkeit der Wahl sind wenigstens zwei Drittel der Stimmen der Wahlberechtigten erforderlich; in strittigen Fällen entscheidet der Magnus Cancellarius. Der Magnus Cancellarius überträgt das Rektorat durch Bestätigung der W a h l . . . Prorektor ist für gewöhnlich der Rektor des vergangenen Studienjahres. Die Wiederwahl des Rektors ist gestattet. § 1 Die Wahrnehmung der gemeinsamen Angelegenheiten der Akademie obliegt dem Professorenkollegium. An seiner Spitze steht der Rektor, der alle wichtigen Angelegenheiten dem Professorenkollegium vorzulegen hat. §2 ... §3 ... §4 . . . §5 ... § 1 Ordentliche Professoren der Akademie sind diejenigen Lehrer, die endgültig und mit vollen Rechten dem Professorenkollegium angehören. § 2 Außerordentliche Professoren und Dozenten werden mit einem Lehrauftrag betraut. § 3 Lektoren werden auf Widerruf mit der Erteilung sprachlicher und anderer Hilfsfächer beauftragt. ... § 1 Die Berufung und Anstellung der Dozenten an der Akademie erfolgt durch den Magnus Cancellarius nach Maßgabe der geltenden Bestimmungen. § 2 Bei Freiwerden einer Dozentenstelle an der Akademie reicht der Rektor im Auftrag des Kollegiums dem Magnus Cancellarius eine Vorschlagsliste ein. In dieser Liste werden die Examina und Ver-
231
A r t . 17
A r t . 18 A r t . 19
A r t . 20
öffentlichungen der einzelnen K a n d i d a t e n a n g e f ü h r t ; beglaubigte Abschriften ihrer U r k u n d e n u n d nach Möglichkeit je ein E x e m p l a r der Buchveröffentlichungen sind b e i z u f ü g e n . D e r ordentliche Professor m u ß folgende V o r b e d i n g u n g e n e r f ü l l e n : 1. er m u ß sich durch gründliches Wissen u n d Lehrgabe, gute Sitten u n d Klugheit auszeichnen; 2. er m u ß den D o k t o r g r a d e r w o r b e n h a b e n , u n d z w a r in der Theologie, falls er ein theologisches Fach zu dozieren h a t ; 3. er m u ß f ü r die L e h r t ä t i g k e i t in dem zu v e r t r e t e n d e n Fach eine den A n f o r d e r u n g e n der deutschen wissenschaftlichen Hochschulen entsprechende E i g n u n g h a b e n . ... N a c h A r t . 51 der g e n a n n t e n C o n s t i t u t i o Apostolica soll allen, die der A k a d e m i e in einer D a u e r s t e l l u n g gedient haben, ein R u h e g e h a l t gesichert w e r d e n , w e n n sie wegen Alters o d e r wegen K r a n k h e i t aus dem A m t e scheiden. J e d e r P r o f e s s o r h a t das Recht, v o n seinem 65. G e b u r s t a g ab seine E m e r i t i e r u n g zu b e a n t r a g e n , bei der er seinen Titel u n d sein letztes G e h a l t behält, jedoch nicht seine D i e n s t w o h n u n g , f ü r die ein finanzieller Ausgleich g e w ä h r t w i r d .
III. Studierende der Akademie A r t . 21 D i e Zulassung zum S t u d i u m an der A k a d e m i e erfolgt durch die I m m a t r i k u l a t i o n , die der R e k t o r v o r n i m m t u n d bei der er den A u f z u n e h m e n den durch H a n d s c h l a g an Eides Statt verpflichtet, die S a t z u n g u n d die übrigen A n o r d n u n g e n der A k a d e m i e t r e u zu beobachten. A r t . 22 § 1 Z u r I m m a t r i k u l a t i o n sind erforderlich ein z u m S t u d i u m an einer deutschen Hochschule berechtigendes Reifezeugnis u n d die A n n a h m e als P r i e s t e r a m t s k a n d i d a t durch einen Bischof oder die A n w e i s u n g z u m S t u d i u m an der A k a d e m i e durch einen O r d e n s oberen. § 2 A u ß e r d e m k ö n n e n Studierende mit den v o r g e n a n n t e n R e i f e z e u g nissen als ordentliche H ö r e r der philosophischen A b t e i l u n g i m m a trikuliert w e r d e n , soweit es die räumlichen Verhältnisse zulassen. § 3 W e r den in § 1 u n d 2 g e n a n n t e n Bedingungen nicht genügt, k a n n als G a s t h ö r e r zugelassen w e r d e n . . . A r t . 23 ... A r t . 24 J e d e r Studierende, der nach seiner Priesterweihe innerhalb des E r z bistums P a d e r b o r n angestellt w e r d e n will, soll die vier philosophischen Semester u n d v o n den sechs theologischen ebenfalls vier Semester an d e r A k a d e m i e studieren. A r t . 25 ... A r t . 26 ... A r t . 27 D a s Betragen der Studierenden soll in jeder Hinsicht so beschaffen sein, wie es v o n Studierenden einer Philosophisch-Theologischen A k a d e m i e u n d v o n K a n d i d a t e n des Priesterstandes e r w a r t e t w e r d e n m u ß . A r t . 28 § 1 Studierende, die gegen den Glauben, die guten Sitten oder gegen die S t a t u t e n der A k a d e m i e verstoßen, w e r d e n v o m R e k t o r je nach der Schwere des Falles mit folgenden S t r a f e n belegt:
232 1. einfacher Verweis vor dem Rektor; 2. Ungültigkeitserklärung eines Semesters; 3. Androhung der Entlassung; 4. öffentlicher Verweis vor versammeltem Professorenkollegium; 5. Rat, die Akademie zu verlassen; 6. Entlassung von der Akademie. § 2 Die Strafen unter 2—6 bedürfen der Zustimmung des Professorenkollegiums, die Entlassung bedarf außerdem der Genehmigung des Magnus Cancellarius. IV. Allgemeines zur Studienordnung Art. 29 Für die Vorlesungen, Seminarübungen und Examina ist die Studienund Prüfungsordnung der Akademie maßgebend. Art. 30 . . . Art. 31 . . . Art. 32 . . . Art. 33 . . . V. Gebäude und wirtschaftliche Angelegenheiten Art. 34 Dem Rektor obliegt die allgemeine Aufsicht über das Gebäude der Akademie und über die Akademische Bibliothek, den einzelnen Professoren die Sorge für die Seminarräume und die Dienstwohnungen. Art. 35
Art. 36
§1
Der Sekretär der Akademie führt unter Aufsicht des Rektors alle geschäftlichen und wirtschaftlichen Angelegenheiten der Akademie, leitet das Sekretariat und bewahrt alle Urkunden und Schriftstücke auf, die das Studium der Theologen und die Verwaltung der Akademie betreffen. § 2 Dem Quästor obliegt die Kassenverwaltung. Er ist verantwortlich für die Aufstellung und Fortführung des Vermögensverzeichnisses der Akademie, die Aufstellung des Haushaltsplanes und die Anfertigung der Jahresrechnung. § 3 Der Sekretär und der Quästor sind berechtigt, das Dienstsiegel der Akademie zu führen. ...
VI. Priesterseminar und Leokonvikt Art. 37 Die Studierenden des Erzbistums Paderborn verbringen die ersten vier Jahre ihres Studiums im Erzbischöflichen Theologenkonvikt, die letzten beiden Jahre im Erzbischöflichen Priesterseminar, das einen besonderen Lehrkörper besitzt und nach § 2 der Verfassung von 1844 die praktische Ausbildung der Priesteramtskandidaten für das Amt des Priesters und Seelsorgers zu vermitteln hat. Nach der Vorschrift des Art. 18 der Constitutio Apostolica „Deus Scientiarium Dominus" sind die Leitung, das Leben und die Disziplin sowohl des Theologenkonviktes wie des Priesterseminars von der Leitung der Akademie getrennt. Jedoch unterstützen Theologenkonvikt und Priesterseminar die wissenschaftlichen Ziele der Akademie, wie umgekehrt die Akademie die aszetische und seelsorglich-praktische Bildung beider Anstalten zu fördern sucht.
233 Art. 38
Die Redite aus can. 1368 C. I. C. stehen bezüglich der Professoren der Akademie dem Rektor zu, bezüglich der Studierenden dem Direktor des Theologenkonvikts bzw. dem Regens des Priesterseminars.
Anhang
IV
Grundordnung der Philos.-tbeol. Hochschule KönigsteinITs., in Kraft gesetzt durch Erlaß des Bischofs von Limburg v. 19. Juni 1956 ( ungedruckt) Auszug Kapitel I: Aufgabe der Hochschule § 1 Die Philos.-theol. Hochschule hat gemäß § 3 der Satzungen des AlbertusMagnus-Kolleg-Königstein E. V. („Der Verein verfolgt den Zweck, heimatvertriebenen jungen Katholiken die Möglichkeit zu geben, Priester zu werden") die Aufgabe, dem heimatvertriebenen Priesternachwuchs eine seinen besonderen Zeitaufgaben entsprechende Ausbildung zu vermitteln. Kapitel II: Lehrstühle § 2 Die Hochschule besitzt neun ordentliche Lehrstühle . . . , alle mit Ausrichtung auf die in § 1 genannten besonderen Ziele der Hochschule. Für Einzelfragen, die mit der Zielsetzung zusammenhängen, werden jeweils Lehraufträge erteilt. Neuerrichtung von Lehrstühlen erfolgt auf Vorschlag der Hochschulkonferenz im Einvernehmen mit dem Vorstand des AlbertusMagnus-Kolleg-Königstein E. V. durch den Bischof von Limburg. Kapitel III: Leitung der Hochschule a) Der Ortsordinarius § 3 Das Aufsichtsrecht über die Philos.-theol. Hochschule hat der Ortsordinarius, der H . H . Bischof von Limburg (kurz „Bischof" genannt). Er beaufsichtigt die Verwaltung, den Lehr- und Studienbetrieb der Hochschule. Er ernennt gemäß den kanonischen Normen unter evtl. Beachtung des Preußischen Konkordats, nach Vorschlag der Hochschulkonferenz 1 ... den Rektor der Hochschule. Er ernennt und entläßt unter Berücksichtigung des § 10 die ordentlichen Mitglieder des Lehrkörpers. Die Hochschule nimmt die Regelung ihrer Angelegenheiten unter Wahrung des bischöflichen Aufsichtsrechtes und der Geschäftsordnung des E. V. in akademischer Selbstverwaltung durch die Hochschulkonferenz vor. b) Der Rektor § 4 Der Leiter der Hochschule ist der Rektor. § 5 Der Rektor wird vor Ablauf des Amtsjahres des bisherigen Rektors durch die Hochschulkonferenz gewählt und vom Vorstand des E. V. (dem Bischof von Limburg 1 zur Bestätigung vorgeschlagen . . . Unmittelbare Wiederwahl kann nur mit Zustimmung des Betroffenen erfolgen. 1
Ein früher bestehendes Mitwirkungsrecht des Vorsitzenden der Fuldaer Bischofskonferenz ist aufgehoben worden.
234 § 6 § 7
... Dem Rektor obliegen folgende A u f g a b e n : 1. E r vertritt die Hochschule nach außen. 2. E r sorgt f ü r die Einhaltung der Statuten, der Studien- und P r ü f u n g s ordnung, der Konferenzbeschlüsse. 3. Als Leiter der Hochschulkonferenz ruft er die Sitzungen ein. E r ist geborener Vorsitzender aller Ausschüsse, soweit er sich nicht vertreten läßt. 4. E r legt den jährlichen Hochschuletatvoranschlag vor. 5. Er spricht die Lehrbeauftragungen im R a h m e n des Haushaltplanes aus. 6. Er nimmt alle Interessen der Hochschule und des Lehrkörpers auch innerhalb der verschiedenen Abteilungen des Albertus-Magnus-Kolleg-Königstein E. V. im Sinne des § 3 der Statuten des E. V. -wahr. 7. E r vollzieht die im N a m e n der Hochschule ausgefertigten Schriftstücke und erstattet die erforderlichen Berichte. 8. Er f ü h r t das Hochschulsiegel, verwaltet das Protokollbuch und die Chronik, er immatrikuliert und exmatrikuliert und beurlaubt die Studierenden, spricht die Zulassung zu den Examina aus und präsidiert den Prüfungskommissionen.
9. . . . c) Der P r o r e k t o r § 8 1. Bei Verhinderung des Rektors obliegt die Wahrnehmung der Geschäfte stellvertretend dem Amtsvorgänger, bzw. dessen Vorgänger als Prorektor. 2. . . . 3. . . . d) Die Hochschulkonferenz § 9 Die Hochschule verwaltet ihre Angelegenheiten kollegial durch die Hochschulkonferenz unter Leitung des Rektors als primus inter pares. Stimmberechtigte Mitglieder der Hochschulkonferenz sind die ordentlichen Inhaber der Lehrstühle. Ein von den nebenamtlich tätigen Lehrbeauftragten gewählter Vertreter nimmt mit beratender Stimme an den Sitzungen teil. Die Hinzuziehung weiterer, nicht stimmberechtigter Glieder des Lehrkörpers steht der Hochschulkonferenz frei. aa) Aufgaben der Hochschulkonferenz § 10 Der Hochschulkonferenz sind alle Fragen vorzulegen, die die Satzungen, ihre Auslegung, die Studien- und Prüfungsordnung, Erteilung von Lehraufträgen, die Semester- und Ferienordnung, das Vorlesungsverzeichnis, den Etatvoranschlag und grundsätzliche Bibliotheksfragen betreffen. Bei der Hochschulkonferenz liegt das Vorschlagsrecht f ü r Neubesetzung von Lehrstühlen. bb) Termin und A r t der Einladung §11 ... cc) Beschlußfähigkeit und Beschlußfassung der Hochschulkonferenz §12
...
235 Kapitel IV: Der Lehrkörper § 13 Die Professoren und Dozenten sind Inhaber eines amoviblen kirchlichen Amtes. Berufung und Abberufung steht unter Berücksichtigung des Vorschlagsrechtes der Hochschulkonferenz und der Zustimmung des Vorstandes des E. V. dem Bischof zu. § 14 Lehrbeauftragungen und Beurlaubungen werden pro Semester vom Rektor der Hochschule erteilt. § 15 Als Professoren werden nur solche Geistliche berufen, die ihr Doktorexamen mit gutem Erfolg abgelegt, sich an einer Fakultät habilitiert oder ihre fachliche Eignung durch wissenschaftliche Arbeiten erwiesen haben. § 16 Zu Dozenten werden nur solche Geistliche berufen, die das Doktorexamen gut bestanden haben. Ihre wissenschaftliche Qualifikation soll durch ein zusätzliches Gutachten einer Fakultät oder eines Fachprofessors verbürgt sein. § 1 7 Mit einer Lehrbeauftragung soll tunlichst nur betraut werden, wer durch eine gute Doktorprüfung seine Eignung nachgewiesen hat. § 1 8 Im Sinne des § 3 der Satzung des Albertus-Magnus-Kolleg-Königstein E. V. und N r . 7 der Geschäftsordnung sollen die Glieder des Lehrkörpers soweit möglich aus den Reihen der Heimatvertriebenen bestimmt werden. § 1 9 Arbeitgeber im Sinne des Gesetzes ist der Albertus-Magnus-Kolleg-Königstein E. V., welcher Gehalts- und Pensionsansprüche regelt. Kapitel V: Das Verhältnis der Philos.-theol. Hochschule zum Albertus-MagnusKolleg-Königstein E. V. und zum Priesterseminar § 20 Die Philos.-theol. Hochschule gehört zu den Anstalten des AlbertusMagnus-Kolleg-Königstein E. V., der die finanzielle und wirtschaftliche Grundlage für die Hochschule bietet. Die Philos.-theol. Hochschule ist im Sinne dieses Statuts selbständig. § 21 Im Verein mit der Hochschule dient das Priesterseminar der Heranbildung vor allem des ostdeutschen Priesternachwuchses. Beide Einrichtungen werden daher in wechselseitiger Unterstützung an diesem gemeinsamen Ziele arbeiten. § 22 Falls der Regens des Priesterseminars nicht zum Lehrkörper der Hochschule gehört, wird er zu allen Sitzungen der Hochschule als stimmberechtigtes Mitglied eingeladen. Kapitel VI: Verhältnis der Hochschule zur Staatsregierung § 23 Die Philos.-theol. Hochschule untersteht ausschließlich den Weisungen des Bischofs, der auch den direkten Verkehr mit den Staatsbehörden in allen wesentlichen Fragen (Anstellung von Professoren, Studienordnung u. a.) führt. Kapitel VII: Die Studierenden § 24 Vorbedingung für die Immatrikulation an der Philos.-theol. Hochschule und die Aufnahme ins Priesterseminar zu Königstein ist ein zum Studium an einer deutschen Universität berechtigendes Reifezeugnis und die Annahme als Theologe durch einen Ordinarius. Wer diese Bedingungen nicht erfüllt, kann nur als Gasthörer zugelassen werden. Uber die Zulassung entscheidet der Rektor.
236 § 25
Heimatvertriebene Abiturienten, die keinen erreichbaren Heimatbischof haben, dürfen nach Ausweis ihrer Eignung zum Priestertum immatrikuliert werden. Diese Studierenden müssen jedoch spätestens im 4. Semester von einem deutschen Ordinarius als Theologe angenommen worden sein (Beschluß der westdeutschen Bischofskonferenz von Pützchen vom 1. 3. 50, modifiziert und bestätigt durch die Fuldaer Bischofskonferenz 1950). Theologen höherer Semester, die noch von keinem Bischof angenommen sind, dürfen nur mit Genehmigung des Bisdiofs von Limburg in Königstein studieren. § 26 Die Entlassung aus dem Priesterseminar hat die Entlassung von der Hochschule zur Folge. Kapitel VIII: Studienordnung §27 . . . §28 . . . § 29 Studienziel ist die geistige Formung des Priesternachwuchses nach den Grundsätzen christlicher Philosophie und katholischer Theologie als Voraussetzung praktischer Seelsorgetätigkeit. § 30 Der Lehrplan ist auf zehn Semester berechnet. §31 Die Philos.-theol. Hochschule verwaltet die im Eigentum des AlbertusMagnus-Kolleg-Königstein E.V. und des Sudetendeutschen Priesterwerkes stehende Bibliothek. §32 . . . §33 . . . §34 . . .
Anhang V Satzung der staatlichen philosophisch-theologischen v. 29. September 1959 (KMBl. S. 385)
Hochschulen in Bayern
Auszug I. Allgemeines § 1 Den philosophisch-theologischen Hochschulen obliegt die Pflege der Wissenschaft in Forschung und Lehre, vornehmlich zur Ausbildung von Studierenden der Philosophie und der katholischen Theologie. § 2 Die philosophisch-theologischen Hochschulen sind staatliche wissenschaftliche Hochschulen. Sie haben das Recht der Selbstverwaltung gemäß Art. 138 Abs. 2 der Bayer. Verfassung. Sie unterstehen dem Staatsministtrium für Unterricht und Kultus. § 3 Die Organe der philosophisch-theologischen Hochschulen sind: a) der Rektor, b) der Senat. § 4 Die philosophisch-theologischen Hochschulen gliedern sich in: a) eine theologische Abteilung, b) eine philosophische Abteilung.
237 IL Die Organe der Hochschule A. Der Rektor § 5 Der Rektor vertritt als Vorsitzender des Senats die Hochschule nach außen. Er führt die laufenden Geschäfte der Verwaltung. Er vollzieht die Beschlüsse des Senats. § 6 Der Rektor trägt als Vorstand der Staatsanstalt die Verantwortung für die Verwaltung der Hochschule entsprechend den Gesetzen und Satzungen. Insbesondere ist er für den ordnungsgemäßen Vollzug des Haushalts der Hochschule verantwortlich. Der Rektor führt die Bezeichnung Magnifizenz. § 7 Der Rektor wird am Ende des Sommerhalbjahres für die Dauer von zwei Jahren in geheimer Wahl gewählt. § 8 Wahlberechtigt sind die ordentlichen und außerordentlichen Professoren, auch wenn sie entpflichtet sind. Wählbar ist jeder ordentliche Professor, der das 66. Lebensjahr noch nicht vollendet hat, mindestens zwei Jahre der Hochschule angehört und nicht entpflichtet ist. Wiederwahl ist zulässig. § 9 ... §10 . . . § 1 1 Die Wahl des Rektors bedarf der Bestätigung durch das Staatsministerium für Unterricht und Kultus. §12 . . . § 13 Stellvertreter des Rektors ist der Prorektor. Prorektor ist der bisherige Rektor. Ist dieser verhindert, so tritt an seine Stelle derjenige, der zuletzt vor ihm das Rektorat geführt hat. Läßt sich auf diese Weise der Prorektor nicht feststellen, so bestimmt der Senat aus der Reihe seiner Mitglieder den Vertreter des Rektors. B. Der Senat § 14 Der Senat ist das oberste beschließende Organ der akademischen Selbstverwaltung der Hochschule. Zu seiner Zuständigkeit gehören alle Angelegenheiten der Hochschule, soweit hierfür nicht andere Zuständigkeiten ausdrücklich bestimmt sind. § 1 5 Zum Aufgabenkreis des Senats gehört vor allem die Stellungnahme in folgenden Angelegenheiten, soweit erforderlich, im Benehmen mit den Abteilungen: a) Vorschläge für die Besetzung der Professuren; b) Vorschläge für die Ernennung von außerordentlichen zu ordentlichen Professoren; c) Vorschläge zur Ernennung von Honorarprofessoren der Theologie und der Philosophie; d) Anträge auf Erteilung von Lehraufträgen; e) Aufstellung des Vorlesungsverzeichnisses; f) Beziehungen zu anderen Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen. §16
Der Senat besteht aus den nichtentpflichteten planmäßigen Professoren, den Vertretern einer planmäßigen Professur sowie einem Vertreter der Honorarprofessoren und Lehrbeauftragten, der von diesen gewählt wird. In Berufungsfragen haben die Vertreter einer Professur und der Vertreter der Honorarprofessoren und Lehrbeauftragten kein Stimmrecht.
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§18
An den Sitzungen des Senats nehmen in allen Angelegenheiten, die allgemeine Fragen des akademischen Unterrichts und studentische Interessen betreffen, je ein Studierender der theologischen und der philosophischen Abteilung, die vom Studentenausschuß bestimmt werden, mit Stimmrecht teil. ...
...
§19 ... C. Die Abteilungen § 20 Den Abteilungen obliegt für ihren Fachbereich die Pflege von Wissenschaft in Forschung und Lehre; insbesondere obliegt ihnen die Durchführung des akademischen Unterrichts und der akademischen Prüfungen. § 21 Zum Aufgabenbereich der Abteilungen gehören: a) die Aufstellung der Vorlesungspläne; b) die Vorbereitung der Vorschläge für die Besetzung der Professuren; c) die Vorbereitung der Vorschläge für die Ernennung von außerordentlichen zu ordentlichen Professoren; d) die Vorbereitung der Vorschläge für die Ernennung zum Honorarprofessor; e) die Vorschläge für die Beantragung der Lehraufträge; f) die Vorschläge für die Verleihung der akademischen Preise; g) die Vorschläge für die Ausarbeitung von Studienplänen. Insoweit die Aufgaben der Abteilungen mit denen des Senats zusammenfallen, ist ihre Tätigkeit vorbereitend für die Beratungen des Senats. § 22 Die Abteilungen setzen sich aus den planmäßigen Professoren (auch wenn sie entpflichtet sind), den Honorarprofessoren sowie den Vertretern einer planmäßigen Professur zusammen. § 23 An der Spitze der Abteilung steht der Abteilungsleiter. Er leitet die Abteilung im Rahmen der bestehenden Vorschriften und nach Maßgabe der Abteilungsbeschlüsse. Der Abteilungsleiter wird am Ende des Sommerhalbjahres für die Dauer eines Jahres aus der Mitte der planmäßigen Professoren gewählt. Die Bestimmungen über die Wahl des Rektors finden entsprechende Anwendung. Der Rektor kann nicht gleichzeitig Abteilungsleiter sein. § 24 Vertreter des Abteilungsleiters ist der vorhergehende Abteilungsleiter. Für den Fall seiner Verhinderung gelten die Bestimmungen über die Vertretung des Rektors entsprechend. §25 ... III. Der Lehrkörper der Hochschule § 26 Der Lehrkörper der Hochschule setzt sich zusammen aus den planmäßigen Professoren, den Vertretern einer planmäßigen Professur, den Honorarprofessoren sowie den Lehrbeauftragten. Wissenschaftliche Mitarbeiter in Forschung und Lehre sind wissenschaftliche Assistenten oder wissenschaftliche Hilfskräfte. § 27 Zur Besetzung einer planmäßigen Professur stellt die Abteilung eine Liste auf, die drei Vorschläge enthält. Vertreter einer abweichenden Ansicht können der Abteilung ein Sondervotum einreichen. Die Vorschlagsliste der
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§ 28
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Abteilung und die etwa eingereichten Sondervoten sind mit einer Stellungnahme der Abteilung dem Senat zuzuleiten. Persönlichkeiten, die sich um die wissenschaftliche Forschung und Lehre auf dem Gebiet der Theologie oder der Philosophie besonders verdient gemacht haben, kann die Abteilung zur Förderung des akademischen Unterrichts dem Senat für die Ernennung zum Honorarprofessor vorschlagen. Der Beschluß der Abteilung bedarf einer Mehrheit von vier Fünfteln der abgegebenen gültigen Stimmen. Anträge auf Bestellung eines Lehrbeauftragten stellt die Abteilung. Die Bestellung der wissenschaftlichen Mitarbeiter erfolgt auf Vorschlag der Abteilung nach Anhörung des Senats durch den Rektor nach Maßgabe der vorhandenen Stellen und Mittel.
IV. Die Studierenden der Hochschule § 30 Die ordentlichen Studierenden werden durch den Rektor in der Form der Immatrikulation in die Hochschule aufgenommen. Das Nähere über die Rechtsverhältnisse der Studierenden und über die akademische Disziplin ergeben die Satzungen für die Studierenden sowie die Vorschriften über die Bildung von Studentenschaften. Für den Erlaß der Satzungen und der Vorschriften ist das Staatsministerium für Unterricht und Kultus zuständig. § 3 1 Gasthörer können nur zum Besuch einer beschränkten Anzahl von Vorlesungen und Übungen zugelassen werden. Die Zulassung erfolgt jeweils für ein Studienhalbjahr und ist jederzeit widerruflich. V. Akademischer Unterricht § 32 Der akademische Unterricht an den philosophisch-theologischen Hochschulen findet in Vorlesungen und Übungen statt, die für jedes Studienhalbjahr im Vorlesungsverzeichnis öffentlich bekanntgegeben werden. § 33 Jeder planmäßige Professor und jeder ständige Vertreter einer Professur ist befugt, außerhalb seines besonderen Lehrgebiets alle Vorlesungen zu halten, die mit seiner wissenschaftlichen Forschungsrichtung in näherem Zusammenhang stehen, soweit dadurch nicht der Lehrauftrag eines anderen planmäßigen Professors oder Vertreters einer Professur beeinträchtigt wird. Die Lehrbefugnis der Honorarprofessoren und Lehrbeauftragten ergibt sich aus der Lehrberechtigung oder aus dem Lehrauftrag. § 34 . . . §35 . . . VI. Die Anstalten der Hochschule § 36 Die Anstalten der philosophisch-theologischen Hochschulen sind: a) Institute und Seminare, b) die Hochschulbibliothek. § 37 Die Institute und Seminare werden vom Staatsministerium für Unterricht und Kultus errichtet. Dieses bestellt auch die jeweiligen Vorstände. VII. §38
Preisangaben ...
240 VIII. § 39
Akademische Grade Zur Verleihung akademischer Grade ist die Ermächtigung des Staatsministeriums für Unterricht und Kultus erforderlich.
IX. § 40
Schlußbestimmung Die Satzung tritt mit Wirkung vom 1. Oktober 1959 in Kraft. Eine Änderung der Satzung bedarf der Genehmigung des Staatsministeriums für Unterricht und Kultus. Sie kann vom Senat einer Hochschule mit einer Mehrheit von drei Vierteln der Stimmen aller Senatsmitglieder vorgeschlagen werden.