Die Pflanzenernährungslehre mit Einschluß der Dünger- und Ersatzlehre: Für Landwirthe und landwirthschaftliche Lehranstalten [Reprint 2019 ed.] 9783486723304, 9783486723298


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German Pages 263 [268] Year 1865

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Vorrede
Inhaltsverzeichnis
1. Abschnitt. Pflanzenernährungslehre
II. Abschnitt. Düngerlehre
III Abschnitt. Ersatzlehre
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Die Pflanzenernährungslehre mit Einschluß der Dünger- und Ersatzlehre: Für Landwirthe und landwirthschaftliche Lehranstalten [Reprint 2019 ed.]
 9783486723304, 9783486723298

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Die

Maiyenernährungslehre mit Einschluß der

Dünger- und Ersatzlehre.

Mr Canbroirts)e und tandmirthschastliche Lehranstalten

von

Carl Maximilian Grafen von Seilern.

München.

Verlag von R. Oldenbourg 1865.

Das Recht der Uebersetzung ist Vorbehalten.

An Justus von Nieliig.

Mit der Erkenntniß der Natur der Pflanzennahrungsstoffe, der Quellen, woraus sie fließen, und der Veränderungen, welche

sie im Pflanzenkörper erleiden, war dem Ackerbaue die erste feste Grundlage gegeben.

Diese Grnndlage rührt von Ihnen her; aber Sie blieben hiebei nicht stehen. Ihr Ziel war die Erforschung der Naturgesetze des Feld­ baues ; der Abhängigkeitsverhältnisse, welche die landwirthschaftliche Production beherrschen, und deren Vorschriften zu befolgen

sind, wenn dauernd Mapimalerträge auf den Feldern erzielt

werden sollen. Auch diese Erforschung ist Ihnen gelungen.

Die Lehren,

welche Sie seit 1840 vortrngen,

haben

sich zur Theorie der Pflanzeuernährung gestaltet; die Arbeiten, die Sie während der letzten fünf und zwanzig Jahre unter­

nahmen, aus ihnen konnten Sie die Naturgesetze des Feldbaues entwickeln. Heute kann man sagen: Die Liebig'sche Lehre ist die

Basis der rationellen Landwirthschaft, und Jeder, welcher es ernstlich mit der Wohlfahrt und der Zukunft der Völker meint,

muß nach Kräften zur Verbreitung dieser Lehre beitragen, daß sie zum Gemeingute Aller werde.

Das vorliegende, Ihnen gewidmete kleine Werkchen ver-

VI dankt solchem Streben seine Entstehung. Und wenn es Ihnen

als

Anmaßung

erscheint,

Spitze desselben setzte,

so

daß möge

entschuldigen und die Berehmng,

ich

Ihren Namen

mich

an die

mein redlicher Wille

welche der Schüler für den

Lehrer hegt.

Prilep, den 15. August 1865.

Carl Graf von Seilern.

Vorrede. Der vorliegende Grundriß

der Pflanzenernährungslehre,

der Dünger- und Ersatzlehre — denn Grundriß möchte ich das Werkchen nennen — enthält die reiche Anregung, welche mir

durch das Studium der Liebig'schen

Agriculturchemie,

und

durch den persönlichen Umgang mit dem Begründer der Natur­ gesetze des Feldbaues, sowie einem seiner wahren Schüler, Prof.

Dr. Zöller (jetzt in Erlangen), wurde. Letzterem habe ich zudem

noch besonders zu danken; denn bei Abfassung des Buches unter­

stützten mich vielfach sein Rath und seine reichen Kenntnisse, und gerne hätte ich ihn veranlaßt, seinen Namen mit dem meinigen auf dem Titelblatte zu vereinen, aber der bescheidene Mann

versagte mir die Bitte. Seine Entstehung verdankt der Grundriß dem Wunsche:

nach streng Liebig'schen Grundsätzen dem Ackerbaue, überhaupt

dem Pflanzenbane, eine wissenschaftliche Unterlage zu geben, und gewissermaßen eine Vorschule zu dem berühmten Buche Liebigs,

„die Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physio­ logie, 8. Aufl." zu liefern. Das richtige Können setzt ein richtiges Wissen voraus; nur der handelt rationell und wirklich praktisch, welcher sich der Gründe

seines Thuns bewußt ist. Der empirische, von der Wissenschaft absehende Betrieb ist keine wahre Praxis;

die Empiriker sind

Handwerker, welche nicht zum Bewußtsein ihres Thuns gelangt sind; sie besitzen unter Umständen manuelle Fertigkeiten, verfahren

VIII

Vorrede.

aber stets nur nach bestimmten Regeln und feststehenden Vor­ schriften. Die landwirtschaftliche Kunst hat die Aufgabe: auf einer gegebenen Bodenfläche dauernd

das Maximum an

Nahrungsmitteln oder deren Werthe zu produciren.

thierischen

Es ist klar,

soll die Kunst ihre Aufgabe lösen, so setzt deren Ausübung die

genaueste Kenntniß der Bedingungen voraus,

von welcher die

landwirthschaftliche Produktion, die Pflanzen- und Thiererzeugung,

abhängt.

Die umfassendste Kenntniß des Ernährungs­

Pflanzen und Thiere

processes der

Ausübung

der

landwirthschaftlichen

ist daher bei Kunst

drin­

gendes Gebot. Mein Merkchen will

aber diese Kenntniß' bezüglich der

Pflanzenproduktion vermitteln. studium des Landwirthes

Der Grundriß soll zum Selbst­

und beim Unterrichte in landwirth­

schaftlichen Lehranstalten dienen.

Zu dem Zwecke sind die ein­

zelnen wissenschaftlichen Sätze mit möglichster Klarheit und Aus­ führlichkeit, aber doch in einer Weise entwickelt, daß sie dem Land­

wirth noch zu denken, dem Lehrer genug zu erklären übrig lassen. Die Hauptsätze der Pflanzenernährungslehre ziehen sich durch das ganze Merkchen, und der aufmerksanre Leser wird erkennen, daß

durch Wiederholung immer auf's Neue die Wichtigkeit dieser Sätze

hervorgehoben und außerdem an den verschiedenen Stellen, wo die Sätze vorkommen, noch nicht betrachtete, aber für den Pflanzenbau

bemerkenswerthe Seiten an ihnen herausgekehrt werden sollten. — Unabhängig von dem im eigentlichen Texte des Buches Ent­ wickelten, sind die Anmerkungen.

Sie enthalten Manches, was

dem Landwirth gleichfalls zu wissen sehr nöthig ist, und

das

der Lehrer benützen kann, um ein Kapitel in seinen Lehrvortrag ein­

zuschalten,

oder

eingehende Betrachtungen daran zu

knüpfen.

Aus demselben Grunde ist auf S. 30 u. ff. angegeben, wie man aus den Düngungsversuchen die Ergebnisse und Schluß-

IX

Vorrede.

folgerungen

ungefähr

zahlreichen Stellen

abzuleiten habe;

des

Buches

Landwirthschaft betreffende,

ist.

— Manche

Resultate

auf

sowie

beim

auch an

wichtige,

die

rationelle

aber

offene Fragen hingedeutet

noch

nicht

veröffentlichter Unter­

suchungen enthält der Grundriß gleichfalls. Verschiedene Druckfehler haben sich in das Merkchen einge-

schlichen, und ich bitte deßhalb um Nachsicht. Die Fehler sind übrigens

leicht ersichtlich und aus dem Grunde auch leicht zu verbessern. Möge das Merkchen Erfolg haben und zur Verbreitung richtiger wissenschaftlicher Gruudsätze in der Landwirthschaft bei­

tragen.

Prilep in Mähren, den 15. August 1865.

Der Verfasser.

Illhaltsvkyeichmß. Pflanzenernährungslehre

Seite 1 bis 156.

Wichtigkeit der PslanzenernährungSlehre S. 1.

Die

entfernteren und näheren Bestandtheile der Pflanzen:

chemische Elemente des Pflanzenkörpers S. 1. ff.; die organischen stickstofffreien

Pflanzen-estaudtheile, die Säuren, Kohlenhydrate, Fette, Kohlenwasserstoffe S. 4; die organischen stickstoffhaltigen Pflanzenstoffe, die schwefelhaltigen, die schwefel­

freien S. 5; Elemente, die überhaupt in organische Verbindung im Pflanzen­ körper übergehen S. 6. Die P f l a n z e n n a h r u n g 8 st o s f e: sie sind zusammengesetzt S. 6, sie sind unorganisch S. 7 u. 13; sie sind luftförmig oder fix S. 7; die lust­

förmigen finden sich in Boden und Luft gleichzeitig S. 7 ; die fixen oder Aschen-

bestandtheile der Pflanzen finden sich ausschließlich im Boden S. 8; frühere Ansichten über die Natur der Pflanzennahrungöstoffe Saussure, Schwerz, Berzelius, SprengelS. 8. ff; dieLiebi g'sche Lehre S. 10; Humus und Humuswirkungen S

11; nach ihren Umwandlungen im Pflanzenorganis­

mus lassen sich die Nahrungöstofse nicht eintheilen S. 13; an den luftsörmigen

Nahrungsstoffen wird Boden und Luft nicht durch den Pflanzenbau erschöpft S. 14 u. 195, Gründe S. 14; dagegen an den fixen Nahrungsstoffen (den Aschen-

bestandtheilen) erschöpfen die Pflanzen den Boden S. 15 u. 195, Gründe S. 15.

Pflanzliche stoffe:

Aufnahmsorgane

sie sind Wurzeln und Blätter;

für

die Nahrung s-

die Kohlensäure kann ausschließlich

durch die Blätter, oder durch Wurzel und Blätter gleichzeitig, das Ammoniak und die Aschenbestandtheile nur durch die Wurzel ausgenommen werden S. 16.

(Gehalt des Bodens an luftförmigen Nahrungsstoffen, Anm. S. 17). Absorptionsvermögen der Ackererden für diePflan-

zennahrungsstofse:

Eigenschaft,

Größe

der Absorption S. 19;

Bronn er, Thompson,

Feststellung

der

Huxtable,Way, Liebig

S. 19. u. ff.; Erklärung des Vorganges von W a y , sie ist unzulässig S. 21; die Arbeiten rc. Liebigs: das Absorptionsvermögen ist eine allgemeine Ei­ genschaft der Ackererden S. 22;

die Absorption durch die Ackererde erstreckt

sich auf die absorptionssähigen Pflanzennahrungsstoffe, in welcher löslichen Der-

Inhaltsverzeichnis

XII

bindungsform sie auch immerhin dem Boden dargeboten sein mögen S. 23;

der Absorptions-Vorgang ist

es

ein Act der Flächenanziehung S. 24,

häufig noch chemische Thätigkeit mit S. 25;

wirkt

das Absorptionsvermögen schützt

den Boden gegen Verlust an wichtiger Pflanzennahrung S. 27 ; es schützt die Pflanze gegen Aufnahme

schädlicher Stoffe S.

27;

bereitet die Nahrung für

die Landpflanze nimmt, in Folge der Ab­

die Pflanzen gleichsam zu S. 28;

sorptionsfähigkeit der Ackererden, ihre Nahrung direct von den Bodentheilchen durch die Wurzel auf S. 28; Beweise hiefür, Vorgang der Aufnahme S. 29. ff; Absorptionsvermögen und Quantität der Pflanzennahrungsstoffe im Boden, bestätigende Düng­

damit dieser eine gute Mittelernte erzeugen kann, S. 31, ungsversuche:

zugleich als Beispiel,

wie die Düngungsversuche zu betrachten

sind und welche Schlußfolgerungen sich aus ihnen ziehen (Erträge verschiedener Felder bei gleicher Düngermenge,

schieden S. 44,

Anmerk.);

Absorptionsvermögen

und Bewurzelung

Wichtigkeit der Anstellung von Bewurzelungsversuchen, Qualität

der

lassen S. 31. u. ff.

die Erträge sind ver­ S. 45.

Project hiezu S. 47.

Pflanzennahrungsstoffe

Boden;

im

sie sind darin physikalisch gebunden; sie sind chemisch gebunden;

sie sind zwar

in aufnehmbarer Form vorhanden, bilden jedoch cohärente Mafien S. 49. ff. Der Verwitterungsproceß: Definition;

S. 51,

sie ist eine doppelte,

Vorgang;

ihre Erfolge sind gleichfalls

Wirkung

zweierlei S. 52:

Einfluß der einzelnen Faktoren des Verwitterungsproceßes: der Wärme S. 52; des Wassers,

es vermittelt die Wirkung der Wärme und Kälte S.

52, die mancher Verwitterungssaktoren S. 56, bewirkt auf mechanischem Wege

den Ortswechsel der Verwitterungsprodukte S. 54, wirkt chemisch S. 55; der

Kohlensäure,

steht selbst das

Art und Weise der Wirkung,

vereint mit Wasser wider­

dichteste zusammengesetzte Gestein nicht S. 57,

Wirkung S. 59 ; des S a u e r st o f f e s ,

60; v e r s ch i e d e n e r S a l z e

direkte

Größe der

und indirekte Wirkung S.

S. 60; der P s l a n z e n ,

Wirkung

ver­

schieden, je nach der Pflanzenart; der Drainirung, sie wirkt indirekt S. 61; Bedeutung des Verwitterungsprocesses für die Landwirthschast S. 63.

Die Brache:

Begriff;

reine und gemischte Brache S. 63;

Wirkung

S. 64. Die Pflanz ennahrungsstoffe und die Pflanzen:

Die

Nahrungsstoffe sind für das Pflanzenleben gleichwerthig, Versuche S. 64; für

den Landwirth sind die Pflanzennahrungsstoffe nicht gleichwerthig S. 65, die Wichtigkeit der Zuführung des einen oder anderen Nahrungsstoffes ist von dem Gehalt des Ackerbodens an ihm abhängig S. 66. ff.

Der chemische Proceß derStoffbildung imPflanzeu-

organismus:

Der pflanzliche Stoffbildungsproceß ist ein großer Des-

XIII

Inhaltsverzeichnis

oxydationsproceß; aus den lustförmigen Nahrungsstoffen werden unter Sauerstoffausscheidung die organischen Pflanzenbestandtheile gebildet;

die Umwand­

lung geht jedoch nur unter Mitwirkung der Aschenbestandtheile vor sich S. 68 u. ff; Vorstellung über den Vorgang der

organischen Stoffbildung S. 72 u.

ff; Theilnahme der Aschenbestandtheile hiebei:

der P h o s p h o r s ä u r e S.

76, sie steht in Beziehung zur Bildung der Eiweißkörper, constantes Verhält­ niß zwischen PhoSphorsäuremenge und Pflanzenstickstoff S. 77; der Magnesia,

sie ist bei der Samenbildung betheiligt S. 79; des Kali, es steht in Be­ ziehung zur Bildung der stickstofssreien Pflanzenbestandtheile S. 81,

betheiligt

sich bei Umänderung der fertig gebildeten stickstofssreien Pflanzenbestandtheile S. 83; Auffassung der constanten Verhältnisse zwischen organischen und unorgani­

schen Pflanzenbestandtheilen S. 84; des K a l k e s, Beziehung

bildung

S. 86; der Kieselsäure,

Wirkung im Pflanzeukörper S. 87 ;

zur Zellstoff­

Häufigkeit ihres Vorkommens,

und

der Schwefelsäure, des Eisen­

oxyds, des Chlors S. 91,

Einfluß d e r äußeren Wachsthumsbedingun gen auf den Stoffbild ungSproceß und auf die Entwicklung der

Pflanzen überhaupt: Allgemeines;

der Einfluß der äußeren Wachs­

thumsbedingungen noch wenig aufgeklärt S. 92; Weg zur Aufklärung S. 93

Anmerkung;

Einfluß der verschiedenen Bedingungen: der Feuchtigkeit,

als Constitutionswasser der organischen Bestandtheile der Pflanze S. 96;

als

Lösungsmittel und Transportmittel der Nahrungöstofse rc. S. 95; Uaaß des Wassers, welches die wachsende Pflanze bedarf S. 97; Verdunstungsgröße der

verschiedenen Pflanzen S. 98; Deckung des Wasserbedarfes der Pflanzen durch die flüssigen Niederschläge, ihre Größe S. 98, durch Condensation des Wasser­ gases in Folge der Anziehung durch den Boden S. 99; besondere Functionen

des Regen und Thau beim Pflanzenwuchs S. 101;

(Gehalt der atmosphäri­

schen Niederschläge an atmosphärischer Pflauzenuahrung S. 100, des Lichtes:

Anmerk.);

nur bei Lichteinwirkuug hauchen die Pflanzen Sauerstoff aus

S. 102; im Dunkeln hauchen die Pflanzen Kohlensäure aus, weil die aufge­ nommene Säure nicht zersetzt werden kann S. 102 Anm.; die Zersetzung der

Kohlensäure rc.

wird von den

chemischen Strahlen des Spectrums

bewirkt

S. 103; die grünen Pflanzentheile absorbiren die chemischen Strahlen S. 104;

Messung der chemischen Lichtinteusität nach Bunsen-Roscoe S. 105 ff. Anm.;

der Wärme: mittlere Temperaturen, bei welchen die Pflanzen gedeihen, ver­

schiedene Zeitlänge zur Reifung bei verschiedenen Mitteltemperaturen, bei ver­ schiedener Höhenlage S. 105 ff.; zur völligen Entwicklung keilung

Gesammtsummeu der Wärmegrade,

welche

und Reifung der Pflanzen gehören S. 109; Ver­

der Gesammtwärmegrade aus die

verschiedenen Vegetationsmonate,

Erfolg S. 110; Quellen, auö welchen die Pflanze ihre Wärme bezieht, durch

XIV

Jnhaltsverzeichniß.

direkte Bestrahlung oder von der erwärmten Luft S. 111, oder von dem er­

wärmten Boden S. 112; Wichtigkeit der letzteren Wärmequelle, der Landwirth

kann sie beeinflußen S. 112; Anm.);

(der Verwesungsproceß,

Erklärung S. 113

mittlere Bodentemperatur in den verschiedenen Monaten des Jahres;

verschiedene Erwärmungsfähigkeit des Bodens und der Lust durch Einwirkung

des direkten Sonnenlichtes S. 114 u. ff.; Gang der Temperatur in verschie­ dener Tiefe des Bodens S. 116; Wechsel der Bodentemperatur in verschiedenen

Gegenden S. 116, in den verschiedenen Bodenarten S. 117 ff., sie ist darin seiner mineralogischen Beschaffenheit S. 118,

abhängig

von

S. 117,

der Lage des Feldes,

von der Farbe

der Bedeckung des Bodens S.

der

119;

Electrizität, widersprechende Beobachtungen über ihren Einfluß S. 119; der physicalischenBodeneigen schäften, ihre Functionen, welche

sie

eine

so gut wie unbekannt S. 120;

aus die Pflanzenentwicklung üben,

s. g. Ackerbauphysik (im engeren Sinne) existirt nicht S. 121.

Das Leben der Pflanze, Eintheilung nach Perioden, Entfaltung der Pflanze in denselben S. 121.

Keimungsproceß: Vorgang;

Samenanlage und Hilfskörper;

die

junge Keimpflanze; Unterschied zwischen ihrer Ernährung und der des Embryo; Morphologie des Embryo S. 122;

S. 123;

Unterschied zwischen Embryo und Knospe

Einfluß der Samenbeschaffenheit auf die Entwicklung des Embryo

S. 124; Keimkraft des Samens, ihre Abhängigkeit S. 125; Bewahrung der Samenkeimkraft S. 125; Bedingungen des Keimungsproceffes:

Wasser,

feine Wirkung S. 126, Wärme, höchste und niedrigste Keimungstemperatur

S. 127, Zeitdauer bis zur vollendeten Keimung bei verschiedener Temperatur S. 128;

Sauerstoff:

seine Nothwendigkeit beim Keimprocesse S. 129;

Abschluß der Luft rc., Wirkung S. 130; Einfluß des reinen und verdünnten

Sauerstoffes

S. 130;

S. 131 ff.;

Licht,

Einfluß

der Bedcckuug

sein Einfluß

wirkende Stoffe,

mit Erde auf die Keimung

auf die Keimung S. 132;

Wirkung auf die Keimung,

chemisch

Candiren des Samens

S. 133, der chemische Proceß beim Keimungsakt S. 134; Ende der Keimung

S. 135. Wachsthumsproceß der

Pflanzen:

Das Wachsthum

der

einjährigen Pflanze S. 137. ff., in der ersten Periode findet ein Verlust

an organischer Substanz statt, S. 136; in der zweiten Periode wird die größte Masse der organischen Stoffe erzeugt und es entfaltet sich die blühende Pflanze S. 138; in der dritten Periode bildet sich der Same auf Kosten der organischen

Stoffe der ganzen Pflanze, diese wird erschöpft S. 138; Aufnahme der Phos­ phorsäure ,

sie geschieht gleichförmig während der ganzen Vegetationsperiode,

ebenso die des Stickstoffes S. 139;

das Kali wird vorzugsweise bis

gegen

Ende der zweiten Periode ausgenommen S. 140; die Blätter sind die Bild-

XV

Inhaltsverzeichnis

ungSstälten der organischen Stoffe S. 141; Wachsthum der zweijährigen

Pflanze S. 142 ff; verläuft wie das der einjährigen Pflanzen, nur dauert die zweite Periode ein ganzes Vegetationsjahr S. 143; die Stoffe für die Samen­

bildung werden in den überdauernden Organen aufgespeichert 144;

sie finden

im nächsten Jahre ihre Verwendung zur Samenbildung S. 144; Wachsthum der perennirenden und H o l z-G e w ä ch s e, S. 144; ff. ähnlich dem der einjährigen; Verwendung nur einen Theiles der jährlich erzeugten Zellbildungs­

stoffe zur Vergrößerung und Samenbildung S. 144,

Verwendung des rück­

ständigen Theiles S. 145, Wachsthum der krautartigen Pflanzen S. 145, der Holzpflanzen S. 146, der Hochwaldbetrieb S. 147, Menge der ausgenommenen Bodenbestandtheile, welche in den Holzpflanzen

fortwährend wirken S. 147 ;

(geringe Menge Pflanzennahrungsstoffe in den abgeworfenen Herbstblättern S. 147, An'm.); Abnahme junger Blätter von den Bäumen, ihr Erfolg S. 148, ff.

Stoffausnahme durch die Pflanzen:

ungleiches Nährstoff­

verhältniß, welches die verschiedenen Pflanzen aus demselben Boden ausnehmen

S. 149, s. g. quantitatives Wahlvermögen und Bedürfniß der Pflanzen sind

verschiedener Pflan­

gleichbedeutend S. 150; ungleiche Wirkung der Wurzeln

zen auf die Bestandtheile des Bodens S. 150; Schulz-Fleet h'sche Hy­

pothese über den Vorgang der Nahrungsaufnahme durch die Wurzeln S. 151, Kritik derselben S. 152; die Wiederentdeckuug und Erweiterung der Schulz-

Fleet h'schen Hypothese durch Schuhmacher S. 153; Werth der Schuh-

macher'schen Erweiterung S. 154.

Düngerlehre

Seite 157 bis 222.

Dünger im Allgemeinen: Definition;

ungsmittel S. 157;

er ist ein Pflanzennahr­

er wirkt unter Umständen als Bodenverbesserungsmittel

S. 158; Fruchtbarkeit der Felder, Begriff S. 158; Errragsvermögen des Bo­ dens, wovon abhängig S. 159; (Ansicht über die Steigerung der „physikali­

schen Kräfte"

des Bodens durch die Düngung S. 159

Düngemittel bezieht sich auf die Fruchtbarkeit,

auf das Ertragsvermögen

der Felder S.

u. 160 Anm.);

ein

ein Bodenverbesserungsmittel

161;

vollkommene

und einseitige

Düngemittel S. 161 ; Zweck des Düngers S. 162; Ersatzleistung durch mensch­ liche und thierische Exeremente S. 162;

Wirksamkeit der Düngemittel über­

haupt S. 221. Thierexcremente:

Haushalt des thierischen Lebens S.

die festen und flüssigen Excremente

enthalten

sämmtliche Aschenbestandtheile der Speisen S.

den 164;

162 ff.;

gesammten Stickstoff Theilung

standtheile im Organismus nach ihrer Löslichkeit S. 165;

und

der Aschenbe-

der Harn

enthält

die löslichen, die Fäces die unlöslichen Aschenbestandtheile der Speisen S. 165.

Zusammensetzung der Thierexcremente:

Analysen von

XVI

Inhaltsverzeichnis

Fäces und Harn des Menschen; desgleichen von Schwein, Kuh, Schaf, Pferd, Hund S. 166 und 167;

die Zusammensetzung

der Excremente wechselt

mit

der Nahrung; sie kann erschlossen werden aus der Zusammensetzung der Spei­ sen S. 168.

S t a l l m i st

Veränderungen des

Begriff S.

Stalldüngers

169 ;

Unterschied in der Zusammensetzung des

S. 175;

Wirksamkeit des Düngers,

170;

Analyse des Stalldüngers S.

beim Liegen S. frischen und

171 bis 174 und 177; verrotteten Stallmistes

Werth­

wovon sie abhängig S. 176;

schätzung käuflicher Düngemittel S. 175 ff., Anm.;

landwirtschaftliche Ver­

wendung des frischen und verrotteten Stalldüngers S. 177 ; Berechnung der Pflanzennahrungsstoffe imStallmist aus dem Gehalte des von den Thieren verzehrten

Futters S. 183 ff.; Wirkung des Stallmistes ; frühere Ansicht S. 186; seine Wirk­

ung ist in allen Fällen sicher S. 202; er wirkt als Düngemittel und Boden­

tz erbefferungsmittel S. 203; Conservirung des Stalldüngers S. 204. Mistjauche: Entstehung S. 178; Zusammensetzung S. 179;

gleich­

zeitige Verwendung der Mistjauche und des Hofdüngers in der Landwirthschaft S. 180;

Aufsaugung der löslichen Düngerbestandtheile

durch

absorbirende

Mittel S. 181.

Nutzbarmachung

der Absallstosse der

Städte:

Ver­

wendung von Torsklein hiezu; L e Sag e'sche Methode der Grubenreinigung,

ihre verbesserte Ausführung in Turin; M o s s e l m a n n'sches Verfahren, hie­

durch bewirkte Desinfection, das erzielte Produkt, dessen landwirthschaftlicher Werth; Fässer-Einrichtung, Aufgebeu der Abtrittgruben Anm. S. 180 bis 185.

Stick st ofshypothese: Beweise

stoff allgemein verbreitet S. 187,

dagegen;

der affimilirbare Stick­

in hinreichender Menge

natürlich

vorkom­

mend S. 188, der Boden durch die Pflanzeukultur nicht daran erschöpft S.

189, der Dünger wirkt nicht im Verhältniß seines Stickstoffgehaltes S. 191, deßgleichen nicht der Boden 193, Stickstoffvermehrung im Felde, Wirkung S.

194, Aschenzufuhr bei gleichbleibendem Stickstoffgehalte, Wirkung 194, Schlüsse

195; eine Vertheidigung der Stickstofshypothese S. 195, Anm.

Wirkungen Ammoniak-

des

und

a s s i m i lr r b a r e n

Stickstoffes,

Salpetersäure-Verbindungen:

der

Die

Wirkungen stehen in keiner Beziehung zur Stickstoffhypothese S. 196; genannte

Stickstofsverbindungen sind Nahrungsstoffe für die Pflanzen S. 197, sie wirken auf die pflanzlichen Aufnahmsorgane S. 197, sie verbreiten, gleich dem Koch­

salze u. s. w., Pflanzennahrungsstoffe aus verschiedene Weise S. 198 ff. Kohlensäure-Düngung: Der Kohlensäuregehalt der natürlichen

Quellen ist für den Bedarf der Pflanzen völlig ausreichend; und Luft bedeutend;

er ist in Boden

die Kohlensäure wird durch zwei Organe ausgenommen;

XVII

Inhaltsverzeichnis

sie ist den andern Nährstoffen gegenüber im Ueberschusse vorhanden; sie* bewirkt

jedoch bei künstlicher Zufuhr ein rascheres Wirksamwerden

der Aschenbestand-

theile deS Bodens S. 200 ff. Guano: Begriff, Bestandtheile S. 205, Analysen S. 207 ;

er ist ein

einseitiges Düngemittel S. 206; Phosphorsäure und Stickstoff sind

in einem

ungünstigen Verhältniß darin enthalten S. 208;

Einfluß

auf das Feld und

die Qualität der Feldfrüchte S. 208; Raschheit der Guanowirkung,

wovon

sie abhängt S. 209.

Rapskuchenmehl: Zusammenjetznng: Werth als thierisches Nahrungs­ mittel; seine Wirkung als Düngemittel S. 210 u. 211.

Phosphor säure-Dünger: Arten , Knochen , Zusammensetzung, Knochenmehl, Wirkung S. 211; Iarvis -, Baker- und So mbrero-

Guano S. 212, Phosphorit, Superphosphate; Verbindungs­

form der Phosphorsäure in diesen Düngemitteln S. 213;

landwirtschaftliche

Bedeutung der Phosphorsäure S. 214. A sche: schon seit den ältesten Zeiten im Gebrauche; ihre Wichtigkeit S.

214; Zusammensetzung der verschiedenen Aschen S. 214; ihr Verhalten gegen Wasser,

gegen die Vegetation,

gegen Ackererde S.

215;

Vorsicht bei ihrer

landwirthschaftlichen Verwendung S. 215.

Kalk, Mergel, Schlamm, Compost: als Pflanzennahrungsmittel,

Kalk, seine Wirkung

als Bodenaufschließungsmittel,

Erfolge hiedurch

S. 216; Mergel, Zusammensetzung, landwirtschaftliche Wirkung S. 217;

S ch l a m ni und Compost, Definition, Gehalt, Wirkung 218; nachteiligen Einfluß mancher Schlammarten, Wurzelbrand S. 219.

Gyps;

Zusammensetzung S. 219;

wirkt als Pflanzennahrungsmittel

und Verbreitungsmittel von pflanzlichen Nährstoffen im Boden S. 220. Handelsdünger: es existiren keine

künstlichen Düngemittel; ver­

schiedene Namen der Handelsdünger; ihr Werth ist bestimmt durch ihren Ge­ halt an Pflanzennahrungsstoffen S. 220 und 221.

Ersatzlehre

Seite 223 bis 243

Entziehung von Boden- und Luftbestandtheilen durch die Ernten; Unter­

schied bezüglich der Ersatzleistung der

atmosphärischen Nahrungsstoffe und der

Aschenbestandtheile S. 223; Aufgabe des Landwirthes S. 224;

Fruchtbarkeit

der Felder, von was sie abhängig; sie wird durch die Ernten vermindert

224; Erschöpfung der Felder;

S.

temporäre und dauernde Felderschöpfung; wie

beide gehoben werden können S. 225; verschiedener Grad der Felderschöpfung,

bewirkt

durch den Bedarf der verschiedenen Culturpflanzen,

Berechnung der

Erschöpfung S. 226; Tabelle hiezu S. 227; Wichtigkeit, landwirthschaftliche,

der Ersatzleistung

einzelner Pflanzennahrungsstoffe S. 226;

sie richtet sich

nach dem Gehalte des Feldes S. 228; die im Boden in minimo enthaltenen

XVIII

Inhaltsverzeichnis

und von den Pflanzen in

maximo gebrauchten Pflanzennahrungsstoffe

stnd

in den meisten Fällen Kali und Phosphorsäure S. 229; Regel bei der Ersatz­ leistung S. 229; mögliche Modification dieser Regel;

warum sie

aber der

Landwirth strenge befolgt S. 229; Bestimmung des in minimo im Boden

enthaltenen Nahrungsstofses der Pflanzen; Methode ungenau S. 230; Ersatz­ leistung vollkommene und

unvollkommene S. 230;

Tabelle zur Berechnung

des vollkommenen Ersatzes für verschiedene Kulturpflanzen S. 233; Dünger-

Zusammensetzung,

Tabelle darüber Anm. S.

231; unvollkommener Ersatz,

Felderschöpfung hiedurch S. 232; r eine Stallmistwirthschaft , eine un­

vollkommene Ersatzleistung S. 234; Wirkung auf das Feld erschöpfend; Nach­ weis am Hohenheimer Feldbetrieb S. 235;

Zeit der Ersatzleistung S. 236;

Düngung am Besten zu jeder Fruchtgattung oder beim Beginn der Rotation

S. 237 ; der Ausgangspunkt bei der Ersatzleistung sind die fixen Bodenbestand­ theile S. 237; die Zufuhr von assimilirbaren Stickstofiverbindungen ist keine Frage des Ersatzes; sie geschieht zur Erhöhung der Ernten S. 238 und 239;

Ersatz für eine ganze Rotation, Berechnung des Mengenverhältnisses

der zu

gebenden Pflanzennahrungsstoffe S. 240; die landwirthschaftlichen Lagerbücher, ihre Wichtigkeit S. 241 ; (Wechselwirthschaft, Begriff S. 241, Anm.); Einrichtung der landwirthschaftlichen Lagerbücher S. 242; Schlußwort S. 243.

Reduetions-Tabelle. Formulare zur Anlegung des Lagerbuches (2 Tabellen.)

1. Abschnitt.

pITniijenernäsjrungsCeljie. 1. Die Pflanzeuernähruugslehre ist die Basis eines jeden vernünftigen Landwirthschaftsbetriebes, denn der Pslanzenban ist es, worauf es in der Landwirthschaft ankommt; die Viehzucht

und die landwirthschaftlichen Gewerbe finb nur Folge desselben. Es erscheint daher vor Allem geboten, in Kürze die Hauptsätze

der Pflanzeueruähruugslehre vor Augen zu führen, einmal um beit wissenschaftlichen Standpunkt des Verfassers zu documentiren,

dann aber auch, um die gehörige Grundlage der beiden folgenden

Abschnitte deS vorliegenden Merkchens: „Dünger und Dünger­ wirkung",

sowie

„Boden-Erschöpfung

und

Ersatz­

leistung beim praktischen Landwirthschaftsbetriebe"

zu gewinnen.

2. Die chemischen Elemente,

auch Grundstoffe oder ein­

fache Körper genannt, welche den Leib der Pflanzen aufbauen, die alle seine Bestandtheile zusammensetzen, sind keine große An­ zahl. Bis jetzt hat die chemische Forschung als elementare Stoffe

des Pflanzenkörpers nachgewiesen: Kohlenstoff (C), Wasserstoff (H), Stickstoff (N), Sauerstoff (0), Phosphor (P), Schwefel (8), Silicium (81), Chlor (CI), Jod (J), Brom (Br), Fluor

(Fl), Boron (Bo), Kalium (Li), Natrium (Na), Cäsium (Cs),

1

2

I. Abschnitt.

Rubidium (Rb), Magnesium (Mg), Calcium (On), Aluminium (Al), Eisen (Fe), Mangan (Mn), Kupfer (Cu), Zink (Zn), Blei (Pb).*)

Mehrere der genannten Elemente wie: Jod,Brom, Fluor, Boron, Kupfer, Cäsium, Rubidium, Aluminiuin, Mangan, Zink, entweder Grundstosse (Clemente), oder sie

*) Alle Körper der Erde sind

Die Chemie beschäftigt sich mit der Feststellung

sind auS solchen zusammengesetzt.

dieser Grundstofse und

aus welchen von ihnen die verschiedenen irdischen Körper

Bis jetzt hat die chemische Wissenschaft gesunden, daß die Zahl der den

bestehen.

Weltkörper bildenden Grundstosfe 64 ist und daß aus ihnen alles Bestehende ge­

Aber die Chemie hat nicht allein die Bestandtheile der Körper

bildet ist.

sondern sie hat auch den Salomonischen Satz:

gewiesen,

und Gewicht geordnet"

nach­

„alles ist nach Maaß

zur unumstößlichen Wahrheit erhoben.

Die 64 Grund­

stosse, wo sie auftreten und wirken, bei allen ihren Verbindungen, üben stets ihre Wirkung nur nach unabänderlichen festen Gewichtsverhältnissen.

verhältnisse hat der

Chemiker für

chemische Aequivalentc. Wasserstoff und

Verbindung Wasser enthalten,

so

Diese Gewichts­ und nannte sie

drückt er damit auS:

die

beiden

d. h. in 9 Pfund Wasser sind 8 Pfund Sauer­

7 Pfund oder 8 Pfund 1 Loth u. s. w.

er ein Aequivalent Wasserstofs und

nie aber 81/ * * *Pfund * * 7 * 9 Sauerstoff * II oder Das

eine Pfund Wasserstofs

8 Pfunde Sauerstofs ein

die

deßgleichen die 9 Pfund Wasser,

nannte

Aequivalent

welche durch die Vereinigung von

I Aequivalent Wasserstoff und 1 Aequivalent Sauerstoss entstanden,

valent Wasser.

Grundstoffe

in unabänderlichen Gewichtsverhältnissen in der

und 1 Pfund Wasserstofs enthalten,

Sauerstoff;

festgestcllt

Wenn daher der Chemiker sagt, das Wasser besteht aus

Sauerstoff,

Wasserstofs und Sauerstoff sind

stoff

alle Grundstosse

ein Aequi­

Spricht also der Chemiker irgendwo von 1 Aequivalent Sauer­

stoss, so meint er immer 8 Pfund, oder 8 Loth, oder 8 Zentner, oder 8 Theilen irgend einer der verschiedenen Gewichtseinheiten überhaupt, Sauerstofs; deßgleichen bedeutet

1 Aequivalent Wasserstofs

oder 1 Zentner Wasserstofs;

ebenso

— 1

1 Pfund

oder 1 Loth oder

Aequivalent Wasser

1 Gramm

— 9 Pfund oder

9 Zentner u. s. f. Wasser. — Zur leichteren Uebersicht und bequemeren Schreib­

weise hat ferner der Chemiker Symbole zur Bezeichnung nicht nur der Grund­ stosse,

wählt.

sondern auch der aus ihrer Vereinigung hervorgehenden Verbindungen ge­ So bezeichnet er den Wasserstofs mit H, den Sauerstoss mit 0 und das

auö ihnen hervorgehende Wasser mit HO.

als bloße Bezeichnung,

Aber diese Symbole sind noch mehr

sie drücken auch gleichzeitig Aequivalente aus,

II bedeutet nicht allein Wasserstoff überhaupt, sondern 1 Aequivalent --

d

h.

1 Ge-

3

PflanzenernährungSlehre.

Blei, kommen nicht in allen Pflanzen, sondern nur in einzelnen

vor, ja von diesen Elementen sind aller Wahrscheinlichkeit nach

wichtstheil Wasserstoff; HO heißt ebenso Wasser, wie es auch 1 Aequivalent Wasser d. h. 9 GewichtStheile Wasser bezeichnet. Sauerstoff oder

40 Gewichtstheile

säure, welche aus

5 0 oder O5 bezeichnet 5 Aequivalente

desselben;

1 Aequivalent Stickstoff,

würde

d. h.

14

daher Jemand

Salpeter­

Gewichtstheile,

und

5 Äquivalenten Sauerstoff besteht, mit N05 schreiben, so hätte

aus

er damit nicht

schlechtweg Salpetersäure, sondern 1 Aequivalent derselben — (14 + 5x8) = 54Ge­ wichtstheile bezeichnet



Indem durch das Voranstehende kurz dem Landwirthe

die Bedeutung der chemischen Zeichen erläutert werden sollte, folgen die Elemente,

aus

welchen der Pflanzen-

und Thierleib zusammengesetzt ist,

in alphabetischer

Ordnung sammt ihren Symbolen und den Aequivaleutgewichten.

Hamen Aluminium Blei Boron Brom Caesium Calcium Chlor Eisen Fluor Jod Kalium Kohlenstoff Kupfer Lithium Magnesium Mangan Natrium Phosphor Rubidium Sauerstoff Schwefel Silicium Stickstoff Wasserstoff Zink

Zeichen :

Al Pb ') B Br Cs Ca CI Fe Fl J K C Cu Li Mg Mn Na P Rb 0'9 8 8i N’) H») Zn

1 Aequivalent wiegt: 13,7 103,5 10,9 80,0 133,0 20,0 35,5 28,0 19,0 127,0 39,1 6,0 31,7 7,0 12,0 27,5 23,0 31,0 85,4 8,0 16,0 21,0 14,0 1,0 32,6

’) Pb von Plumbum, 2) 0 von Oxygcnium, 3) N von Nitrogenium, 4) H von Hydrogenium.

manche, wie Kupfer und Boron, Zink und Blei, ganz bedeu­ tungslos für den Lebensproceß und ihre Anwesenheit im Pflan­

zenorganismus nur zufällig, in Folge der Beschaffenheit ihres Standortes. 3. Die elementaren Körper ordnen sich in der Pflanze in

der verschiedensten Weise zusammen und bilden die zahlreichen, mehr oder minder complepen Verbindungen in derselben.

Die organischen Pflanzenbestandtheile sind im Wesentlichen aus vier Elementen: dem Kohlenstoss, Wasserstoff, Stickstoff und

Sauerstoff zusammengesetzt, und zwar enthalten sie die genann­ ten vier Elemente gleichzeitig, oder es fehlt das eine oder das andere Element. Letzteres bezieht sich jedoch nur auf den Wasser­

stoff, Sauerstoff oder Stickstoff,

indem keiner organischen Ver­

bindung der Kohlenstoff fehlt. Dem Gesagten entsprechend, unterscheidet man denn auch

zwei große Abtheilungen organischer Pflanzenbestandtheile,

die

eine Abtheilung bilden die stickstofffreien (nf) und die andere die stickstoffhaltigen (nh).

4. Die stickstofffreien organischen Pflanzenbestandtheile zer­

fallen wieder in mehrere Gruppen: je nachdem ihr Sauerstoff­ gehalt ein größerer oder geringerer gegenüber dem Gehalte an

Wasserstoff ist.

Die einzelnen Gruppen sind:

a) Die Gruppe der organischen Säuren. Die einzelnen Glieder derselben bestehen

aus Kohlenstoff, Wasserstoff

und Sauerstoff, jedoch kommen für gewöhnlich auf eine

gewisse Anzahl Wasserstoff-Aequivalente mehr Aequivalente Sauerstoff als zur Bildung des Wassers nöthig ist.*) *) Zur Bildung des Wassers gehört, merkt, auf

1 Aeq. Sauerstoff — 1 Aeq.

wie

schon im Vorhergehenden be-

Wasserstoff

(HO).

Die

Weinstein­

saure z B. besteht aus 8 Aeq. Kohlenstoff, 6 Aeq. Wasserstoff und 12 Aeq ©auer;

stoss — C8 H6 O12, also enthält sie 6 Aequ. Sauerstoff mehr als nothwendig wäre, um mit dem in der Weinsäure vorhandenen Wasserstoff Wasser zu erzeugen.

5

PflanzcnerncihrungSlehre.

b) Die Gruppe

der Kohlenhydrate,

zu welcher

das

Stärkinehl, das Gummi, der Zucker, die Cellulose ge­ hören, enthalten neben dem Kohlenstoff noch Wasserstoff

und Sauerstoff im wasserbitdenden Verhältniß, demnach

auf eine gewisse Anzahl Wasserstoffäquivalente die gleiche Anzahl Sauerstoffäqnivalente. c) Die Gruppe der Fette und fetten Oele enthalten

Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff,

aber weniger

Sauerstoffäquivalente als Wasserstoffäquivalente.

d) Endlich gibt es noch eine Gruppe von organischen Kör­

pern in den Pflanzen, die gar keinen Sauerstoff enthalten,

sondern

nur Kohlenstoff

und Wasserstoff.

Hierher gehört z. B. das Terpentinöl. 5. Die zweite Hauptabtheilung der im Pflanzenreich vor­

kommenden organischen Stoffe sind die stickstoffhaltigen, und hier unterscheidet man vorzugsweise zwei Gruppen: die schwefel­ haltigen und die schwefelfreien, d. h. die eine Gruppe

gesellt zu ihrem Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Stick­ stoff noch Schwefel, während die zweite Gruppe neben den or­

ganischen Elementen keinen Schwefel enthält. Die letztere Gruppe, zu welcher z. B. die sogenannten Pflanzen-Alkalöide, wie das

Chinin (in der Fieberrinde), das Morphium (im Opium), das

giftige Strichnin (in den St. Jgnatiusbohnen) u. s. w. zählen, sind für den Landwirth von geringerer Wichtigkeit. Höchst wich­

tige dagegen sind die schwefelhaltigen Stickstoffkörper.

Es ge­

hören zu ihnen die große Klasse der sogenannten Protein-, oder

besser gesagt eiweißartigen Stoffe, deren Haupttypen das Ei­

weiß

(Albumin),

(Casein) sind.

der Faserstoff (Fibrin), und der Käsestoff

Die Eiweißkörper finden sich in allen Pflanzen,

ohne sie ist eine Zellbildung unmöglich, sie bedingen im Wesent­ lichen den Nahrungswerth der Pflanze. Der Leib des Thieres

I. Abschnitt.

6

baut sich aus ihnen auf, daher der Name:

plastische Nah­

rungsstoffe. 6. Besteht auch die Hauptmasse des ganzen Pflanzenkörpers

aus den genannten vier Elementen: dem Kohlenstoff, Wasserstoff,

Sauerstoff und Stickstoff, so sind doch die andern, im Eingänge erwähnten Grundstoffe von nicht minderer Wichtigkeit, denn sie treten entweder geradezu in die Zusammensetzung der organischen Körper ein, wie z. B. der Schwefel und das Eisen, oder bildert unter sich Verbindungen, welche für den Lebensproceß der Pflanze,

für die Erzeugung der organischen Stoffe absolut nothwendig sind. 7.

Nach dem Vorhergehenden muß

erörternde

Frage

sein:

welches

sind

nun die zunächst zu

die Stoffe,

die der

Pflanze ihre Elemente liefern, aus welchen Quellen fließen sie und welche Umänderungen erfahren dieselben im Pflanzenleibe?

Von

allen

obengenannten Grundstoffen oder

Elementen

kommen keine im freien, d. i. unverbundenen Zustande, in der Natur oder in der Pflanze vor;

nur die Elemente Sauerstoff

und Stickstoff machen hievon eine Ausnahme.

Sie bilden, wie

allgemein bekannt, die gasförmige Hülle unseres Planeten, die

Atmosphäre, und treten auch iin freien Zustande, theils in Säf. ten gelöst, theils gasförmig in den Pflanzen auf; ja die Sauer-

stoff-Ausscheidung ist eine der wichtigsten Funktionen des wach­ senden Pflanzenkörpers.

Allein weder der freie Stickstoff, noch

in erheblicher Menge der freie Sauerstoff betheiligen sich an

der Stoffbildung im Innern der Pflanze; ihren Sauer- und Stickstoffgehalt bezieht die Pflanze vielmehr aus Sauerstoff- und

Stickstoff-Verbindungen.

Das so eben Gesagte festgehalten, ergibt, daß die Pflanze ihre sie zusammensetzenden chemischen Elemente als solche nicht von Außen aufnehmen kann, daß dieselben im Gegentheile von

da

als

zusammengesetzte Körper in den Pflanzenorganismus

treten und hier zu Bestandtheilen desselben umgeändert werden.

Die Nahrungsmittel der Gewächse sind also keine ein­ fachen, sondern zusammengesetzte Körper; es sind Bereinigungen der genannten Elemente untereinander. 8. Die Pflanzennahrungsstoffe, eine kleine Anzahl unor­ ganischer Verbindungen, finden sich theils in der Luft, theils im Boden, theils im Boden und in der Luft gleichzeitig. Ans den Nahrungsstoffen, welche in der Luft vorhanden sind, und die man deßhalb auch luftförmige oder atmosphärische Nahrungsstoffe nennt, bildet die Pflanze ihre organischen Be­ standtheile. Diese luftförmigen Nahrungsstoffe heißen: Kohlen­ säure (C02), eine Verbindung von Kohlenstoff mit Sauerstoff, Wasser (HO), ans Wasserstoff und Sauerstoff gebildet, Ammo­ niak (NH3), aus Stickstoff und Wasserstoff bestehend, und Sal­ petersäure (NO3), welche ans Stickstoff und Sauerstoff zusam­ mengesetzt ist. Die Kohlensäure liefert der Pflanze ihren Kohleustoffgehalt, aus dein Wasser oder auch dem Ammoniak eignet sie sich den Wasserstoff an, während sie den Stickstoff vom Am­ moniak oder der Salpetersäure bezieht. Ihren Sauerstoffgehalt kann sie den drei der genannten sauerstoffhaltigen Nahrungsstoffe, dem Wasser, der Kohlensäure oder Salpetersäure entnehmen. Die atmosphärischen Nahrungsstoffe enthält auch der Boden; es sind also diejenigen, von denen oben gesagt wurde, daß sie gleichzeitig in der Luft und dem Boden vorhanden seien. Hiebei inuß jedoch, um jedem Mißverständnisse vorzubeugen, noch besonders betont werden, daß die luftförmigen Nahrungs­ stoffe, welche der Boden enthält, trotzdem immer aus der Luft stammen; sie sind gewissermassen dem Boden von der Luft ge­ liehen. 9. Bildet sich nun auch der Pflanzenkörper hinsichtlich seines organischen Bestandes, und dieser ist die Hauptmasse der Pflanze, aus Kohlensäure, Wasser und Ammoniak (Salpeter­ säure), so kommt doch ein Pflanzenkeim, bei alleiniger,

8

I. Abschnitt.

noch so reichlicher Zufuhr der luftförmigen Nahrung nicht zur

Massenentwickelung.

Sein Wachsthum und feilte Ausbildung

ist noch durch eine andere Reihe von Stoffen, welche gleichfalls Nahrungsmittel der Gewächse sind, bedingt.

Es sind dieses

die Pflanzennahrungsstoffe, welche sich ausschließlich im Boden befinden: die Phosphorsäure (POJ, das Kali (KO), der Kalk

(CaO), die Magnesia (MgO),

die Kieselsäure (SiO3), die

Schwefelsäure (80z) das Eisenoxyd (Fe2O3) und das Kochsalz

(NaCl).

Fehlt einer dieser Nährstoffe im Boden, so kommt

die Pflanze nicht zur Entwickelung, es erfolgt kein Wachsthum. 10. in

Es gab eine Zeit und sie ist noch nicht sehr ferne,

der man eine ganz andere Ansicht

über die Natur der

Psianzennahrung hatte, als gegenwärtig. Die Pflanzennahrung sollte organischer Natur sein.

Den organischen Bestandtheilen

des Düngers und des Bodens, auch schlechtweg Humus genannt/

schrieb man damals eine direkte Ernährungsfähigkeit zu; aus ihnen sollte die Pflanze ihre Stoffe bilden, und die Fruchtbar­

keit der Aecker mit der Anwesenheit des Humus in ihnen im innigsten Zusammenhänge stehen. Bis zum Jahre 1840 hielten die ausgezeich­ netsten Landwirthe, die größten Naturforscher und Chemiker an der

erwähnten Ansicht fest. „Die Wirkungen des organischen Düngers sind wunderbar und unbegreiflich," sagt Schwerz (Handbuch des praktischen Ackerbaues, Th. HI S. 33), „es ist der unlösbare

gordische Knoten; das ist die Grenze der Naturwissenschaft, über die hinaus Isis den Schleier des Geheimnisses deckt."

„Es sind

die vegetabilischen und thierischen Extracte (de Saussure in Bibliothfcque universelle, T. XXXVI.), welche den Werth des Bodens für die Agricultur bestimmen." „Die Pflanzen," sagt Berzelius (s. Handbuch, 1839,

S. 77), „nehmen das Material zu ihrem Wachsthum aus der Erde und der Luft,

welche beide gleich unentbehrlich für sie

sind — der erdartige Theil scheint keinen anderen als nur

9

Pflanzenernahrungslehre.

mechanischen Einfluß auf die Pflanze zu äußern" ; ferner (S. 23,

Bd. VIII)

„die Kalkerde dient theils als Reizmittel,

theils

als chemisches Agens, wodurch die Bestandtheile der Dammerde

im Wasser auflöslicher werden — daher kann man das Kalken nicht ein Düngen nennen. — Ein anderer Einfluß der Kalkerde

oder der Alkalieu

in der Asche besteht darin, daß durch ihre

Einwirkung die organischen Materien schneller in Humus ver­

wandelt werden — es ist unbekannt, wie der Gyps die Vor­ theilhaften Wirkungen hervorbringt,

kennt."

die man ans Erfahrung

Ferner Th. VI S. 101: „Wir haben aus dem Vor­

hergehenden

gesehen, wie sich die Pflanzen Kohlenstoff

Sauerstoff aneignen.

Wir haben aber nicht gefunden,

und

woher

sie den Wasserstoff nehmen und bett Stickstoff, welchen gewisse Bestandtheile in bemerklicher Menge enthalten." (Vgl. Theorie

und Praxis von Justus von Liebig S. 13). Es war Liebig Vorbehalten, freilich nicht ohne schweren

Kampf, die sogenannte Humnstheorie zu beseitigen

und die

wahre Natur der Pflanzeunahrung festznstellen. Er wies nach, welches denn eigentlich die Funktionen der Pflanze seien, und gelangte zum Schltisse, daß der Httmus nicht zur Unterhaltung

dieser Funktionen dienen könne mtb „das pflanzliche und anima­ lische Leben unabhängig von dem Kreisläufe von organischem

ehemals belebten Stoffe sein müsse," wie solches de Saussure

und Sprengel anuahmen.

In der That besteht das Leben der Pflanze aus dem Leben der einzelnen Zellen, aus welchen die Pflanze zusammengesetzt ist. Das Leben der Zelle selbst besteht aber in einer fortwährenden

Aneignung organischer Stoffe aus unorganischen, in einem steten chemischen, diese Umwandlung hervorbringenden Processe. Werden also der Zelle die Stoffe nicht geboten, welche zur Unterhaltung der chemischen Processe in ihr dienen, so ist ihr Leben beendigt,

es erfolgt ihr Tod.

Die Thätigkeit der Zelle muß aber noth-

10

I. Abschnitt.

Wendig aufhören, sobald ihr nur assimilirte Nahrung geboten wird, oder sobald sie eine solche Menge organischer Stoffe er­ zeugt hat, daß die chemischen Processe in ihr hierdurch unter­

drückt werden. Nichts ist daher wahrer, als der Satz Liebig's

(Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie, 7. Ausl. Bd. I S.27): „Keine Materie kann als Nahrnng der Pflanze angesehen werden, deren Zusammen­

setzung ihrer eigenen gleich oder ähnlich ist, deren

Assimilation

also erfolgen

Funktion zu genügen."

könnte,

ohne dieser

— Indem Liebig Beweis auf

Beweis häufte, und gleichzeitig den naturgesetzlichen Zusammen­ hang zwischen Pflanzen- und Thierleben feststellte, faßte er im

Jahre 1840 seine Lehre in nuce, wie folgt, zusammen (vgl.

Einleitung in die Naturgesetze des Feldbaues S. 14):

„Die Nahrungsmittel aller grünen Gewächse sind unorganische oder Mineralsubstanzen."

„Die Pflanze lebt von Kohlensäure, Ammoniak (Salpeter­

säure), Wasser, Phosphorsäure, Schwefelsäure, Kieselsäure, Kalk,

Bittererde, Kali (Natron), Eisen, manche bedürfen Kochsalz."

Zwischen allen Bestandtheilen der Erde, des Wassers und

der Luft, welche Theil nehmen

an dem Leben der Pflanze,

zwischen allen Theilen der Pflanze und des Thieres und seiner

Theile besteht ein Zusammenhang, so zwar, daß wenn in der ganzen Kette von Ursachen, welche den Uebergang des unorga­

nischen Stosses zu einem Träger der organischen Thätigkeit ver-

mittelen, ein einziger Ring fehle, die Pflanze oder das Thier nicht sein könne." „Der Mist,

die Epcremente der Thiere und Menschen

wirken nicht durch ihre organischen Elemente auf das Pflanzen­ leben ein, sondern indirect durch die Prodncte ihres Fäulniß-

und Verwesungsprocesses, in Folge also des Uebergangs ihres

Kohlenstoffs in Kohlensäure und ihres Stickstoffs in Ammoniak

(ober Salpetersäure). Der organische Dünger, welcher aus Theilen ober Ueberreften von Pflanzen unb Thiere bestehe, lasse sich bemnach ersetzen burch bie unorganischen Berbinbungen, in welche er in bem Boben zerfällt." Diese Sätze sinb setzt als tiefe Wahrheit allgemein an­ erkannt; im Jahre 1840 bagegen waren sie vollkommen neu unb stanben im birecte» Widerspruch mit beit früheren und damals gehegten Ansichten über bie Niatur der Pflanzennahrung. Muß nun auch anerkanut werben, baß bie organischen Bestandtheile des Düngers unb des Bodens als bir eete Nah­ rungsmittel für die Pflanze keine Bedeutung haben, so ist anderseits doch nicht zu verkeimen und die praktische Landwirthschaft hat dieses auch erkannt, baß genannte Stoffe für den Feld­ baubetrieb selbst von großer Bedeutung sinb. Auch hier war es Liebig, welcher aufklärte. Im Nachfolgenden sinb die bezüglichen Wirkungen der s. g. Hnmussubstanzen zusammengestellt: a) Durch ihre Zersetzung liefern bie organischen Bobenunb Düngerbestandtheile einen wichtigen Beitrag an atmosphärischer Pflanzennahrung, an Kohlensäure unb Ammoniak. Die Pflanze ist also befähigt in derselben Zeit eilte größere Menge luftförmiger Nahrung aufzu­ nehmen, unb fehlen die zur Assimilation nöthigen Aschenbestandtheile nicht auch zu verarbeiten, als wenn die Pflanze ausschließlich auf bie Luft angewiesen wäre. b) Die Zersetzungsprobuete des Humus, bie Kohlensäure unb bas Ammoniak, bewirken die Löslichwerbung der wichtigsten Bodenbestandtheile, verbreiten sie unb machen sie aufnehmbar für die Pflanzenwurzel, eine Wirkung, welche nicht hoch genug angeschlagen werben kann. c) Die organischen Bestandtheile des Düngers unb Bodens bedingen nicht allein ein tieferes Einbringen der Pflanzen-

12

I. Abschnitt. Nahrungsstoffe in den Boden, sondern auch deren bessere Bertheilung daselbst und leichtere Aufnahme durch die

Wurzeln.

Die Aschenbestandtheile der Pflanzen werden

in Verbindung mit organischen Stoffen weniger rasch absorbirt,

als

aus ihren anorganischen Salzen.

Ein

Strohhalm gibt, indem er verwest, seiner ganzen Länge

nach

an die Bodenpartikelchen die in ihm enthaltenen

Aschenbestandtheile und das sich bildende Ammoniak ab. Außerdem sind die im Boden verwesenden organischen

Stoffe eben so viel Thüren, durch welche die Wurzeln

ihre Nahrung aufsuchen können.

.

d) Der Humus

liefert durch

seine Verwesung

der Sonnenwärme unabhängige Wärmequelle,

eine von eine in

unserem Klima beachtenswerthe Thatsache. e) Die physikalischen Bodeneigenschaften werden durch den

Humus

verbessert.

Bodens

für feste,

Das

Absorptionsvermögen

des

flüssige und gasförmige Nährstoffe

wird vergrößert, ebenso die wasserznrückhaltende Kraft. Beim Austrocknen schwindet ein, organische Stoffe ent­

haltender Boden weniger; die organischen Stoffe machen einen leichten Boden bündig und einen schweren minder zu­

sammenhängend ; endlich wird durch den Gehalt des Bodens an organischen Stoffen sein Verhalten gegen Einsaugung

und Ausstrahlung von Licht und Wärme, ein anderes, seine Wärmeleitungsfähigkeit u. s. w. verschieden.

11. Man hat, freilich wenig exact, die Kohlensäure, das

Wasser und das Ammoniak

(Salpetersäure),

weil aus ihnen

die Pflanze ihre organischen Bestandtheile bildet,

auch orga­

nische Nahrungsstoffe der Pflanzen genannt.

Auf diese Weise

ein Gegensatz zwischen den genannten,

ausschließlich im

sollte

Boden befindlichen Nahrungsstosfen,

den s. g. Aschenbestand-

Pfsanzenernährungslehre.

13

theilen *), und den luftfönnigen künstlich hervorgerufen werden.

Man sagte, die Nahrungsstoffe der Pflanzen sind von zweierlei Natur, die einen sind die organischen:

(Salpetersäure),

die

anderen



So kindisch und gegen die

Wissenschaft —

denn

Wasser,

Aschenbestandthcile.

Ammoniak oder die

Kohlensäure,

verstoßend

kein

eilte

wirklicher

solche

Eintheilnng

zählt

Chemiker

anorganischen

die

die

auch

war

Kohlensäure,

das Wasser und das Ammoniak oder die Salpetersäure zu den

organischen Körpern, und ebensowenig wird ein Mineralog den Marmor oder die kohlensaure Magnesia u. s. w. zu den organisch­ sauren Salzen rechnen — so hat doch diese in England erdachte

Eintheilnng auch in Deutschland Anhänger gefunden und nicht

wenig dazu beigetragen, die Erkenntniß der Natur der Pflanzen­ nahrung zu verlaugsameu.

Durch

die Bezeichnung organische

Nahrnngsstvffe der Pflanzen wurde vielfach an die alte Humus­

theorie erinnert, und es kostete wirklich einige Anstrengung, um diese durch nichts gerechtfertigte, lächerliche Unterscheidung wieder

aus dem Sprachgebrauche

zu verbannen. —

Wie erwähnt:

keiner der Pflanzennahruugsstoffe ist organischer Natur, alle,

sowohl die luftförmigen, als auch die ausschließlich im Boden befindlichen sind unorganische Substanzen. 12. Die Quellen, aus welchen die Pflanze ihre Nahrung

schöpft, find der Boden und die Luft.

Die letztere liefert der

Pflanze die Kohlensäure, das Wasser und Ammoniak, also diejenigen Stoffe, welche im Pflanzenorganismus in organische Verbindungen

umgewandelt werden.

Die Menge der Nährstoffe in der Luft

ist für alle Zwecke des Pflauzenlebens völlig genügend.

Wäre

die ganze Erde auch eine einzige fruchtbare Wiese, die Quan­

tität der atmosphärischen Nährstoffe würde ausreichen, um den

*) Diese Stosse bleiben beim Verbrennen einer Pflanze oder eines Pftanzentheils als feuerbeständiger Rückstand, als Asche zurück, daher der Name.

I. Abschnitt.

14

höchsten Ertrag an organischen Stoffen darauf hervorzubringen. Aber diese Quelle der pflanzlichen Luftnahrung

erschöpflich,

ist auch un­

sie fließt ewig, denn wird irgend ein organisches

Gebilde zerstört, sei es im thierischen Leibe oder sei es in un­ seren Oefen u. s. w., so ist das Endproduct dieser Zerstörung

eben wieder die Luftnahrung, aus welcher sich nrsprünglich die organische Substanz in der Pflanze erzeugt hatte. Der Kohlenstoff

der organischen Substanz wird beim Berbrennungs- und Lebens­

processe, bei der Fäulniß und Verwesung wieder zu Kohlensäure, der Wasserstoff zu Wasser und der Stickstoff zu Ammoniak oder Salpetersäure.

Bei der feurigen Verbrennung freilich entweicht

ein Theil des Stickstoffes der stickstoffhaltigen, organischen Sub­

stanz als freier Stickstoff, welcher, wie erwähnt, von der Pflanze nicht assimilirbar ist; es entsteht also bei diesem Processe jedes­

mal ein Verlust an dem, organische Form angenommenen Am­ moniak oder der Salpetersäure.

Diesein Verlust wirkt jedoch eine

andere wunderbare Natureiurichtung entgegen.

Bei einem jeden

Verbremmngsprocesse nemlich, und selbst bei der Verbrennung stickstofffreier organischer Materien,

ja sogar beim bloßen

Verdampfen von Wasser, erfolgt Ammoniak- und SalpetersäureBildung.

Die Elemente des Wassers treten mit dem freien

Stickstoff der Atmosphäre zu salpetrigsanrem und, durch weitere Mitwirkung des Sauerstoffes, zu salpetersanrenr Ammoniak zu­

sammen, erzeugen auf diese Weise wirksame Stickstoffnahrung für die Pflanzen und decken so reichlich den Verlust, welcher

durch die vollkommene Verbrennung stickstoffhaltiger organischer Stoffe, bezüglich des Ammoniaks (der Salpetersäure) entstand. 13.

Die Nahrungsstoffe, welche beim Verbrennen

einer

Pflanze oder eines Pflanzentheiles zurückbleiben: die Phosphor­ säure, das Kali, der Kalk, die Magnesia, das Eisen, die Kieselsäure,

die Schwefelsäure und das Kochsalz, stammen von dem Boden, er liefert dieselben ausschließlich der Pflanze.

Diese sog. fipen

15

Pflaiizenernährungslehre.

d. h. für sich unbeweglichen pflanzlichen Nahrnngsstoffe sind in jedem cnltivirten Boden enthalten, allein ihre Menge beträgt gegen­

über der Bodenmasse, besonders was die Phosphorsäure und das

Kali anbelangen, kaum mehr als Lruchtheile von Procenten. Die Ergebnisse von den durch das Landesökonomie-Collegium in Berlin veranlaßten Analysen von vierzehn verschiedenen Boden­

arten des Königreichs Preußen beweisen dieses. An Phosphorsäure und direct aufnehmbaren Kali enthielten fünf Felder 2/l0 Pro­ cent, sieben zwischen :|/IO und 3/l0 und drei zwischen 5/l(l und

6/l0 Procent.

Das nicht geradezu für die Pflanzen verwend­

bare Kali des Bodens beträgt ebensoviel oder um ein Geringes

mehr. *) den luftförmigen

Bon

säure,

Nahrungsstoffen,

Kohlen­

der

dem Ammoniak (Salpetersäure) und Wasser wurde er­

wähnt, daß bei der Zerstörung eines organischen Gebildes sie

wieder dahin zurückkehrten,

woher sie die

Pflanze entweder

direkt, oder durch Vermittlung des Bodens bezog, kurz, daß sie

wieder in die Atmosphäre zurückkehrten.

Hiedurch ist ihre all­

gemeine Verbreitung und Verbreitbarkeit gesichert;

sie

von selbst den Orten zu, wo die Pflanze sie braucht.

fließen

Anders

verhält es sich mit den Aschenbestandtheileil der Pflanzen; sie sind nicht dem Boden von der Luft geliehen; denn

die Lust

enthält sie nicht; vielmehr sind sie Bestandtheile der den Boden

bildenden Gesteinsmassen und werden durch deren Verwitterung

aufnehmbar für die Pflanzenwurzel.

Sie sind für sich stabil,

unbeweglich; einmal dem Acker entzogen, fließen sie demselben von selbst nicht wieder zu, sondern müssen dahin zurückgebracht

*)

Der

Zuständen,

Boden

enthält

die Pflanzennahrungöstoffe in

nemlich physicalisch und chemisch gebunden.

zwei

verschiedenen

In der ersteren Form

(s. sp) sind sie geradezu aufnehmbar durch die Wurzeln, in letzterer dagegen nicht;

die chemisch gebundenen Nährstoffe müssen, sollen sie für die Pflanzen wirksam wer­ den, in die phvsicalifchcForm durch den Berwitterungsproceß zuerst übergcführt werden.

16

I Abschnitt.

werden.

Wie man sieht, besteht hinsichtlich der Ersatzleistung

der eigentlichen, man könnte sagen unmittelbaren Bodenbestand­ theile und der Pflanzennahrungsstoffe, welche die Atmosphäre

liefert, ein großer Unterschied.

Für die Ersatzleistung der ersteren

hat der Landwirth immer zu sorgen, für die der luftförmigen Nahrung kaum,

denn

sie

fließt auf natürlichem Wege den

Pflanzen und dem Acker zu. der Landwirth

auch

Freilich kann es Vorkommen, daß

seinem Boden

neben den Aschenbestandtheilen

organische Stoffe zuführt,

um für manche Kultnrzwecke

der Pflanze noch nebenbei in dem Boden selbst eine Quelle atmospärischer Nahrungsstoffe zn eröffnen. Aber auch in diesem

Falle bezieht die Pflanze die Hauptmasse

der

Lnftnahrung

immer aus der Atmospäre, die zugeführten organischen Stoffe

liefern nur den geringeren Theil; sprünglich

einzig und

allein

zudem sind die letzteren ur­

auf Kosten der Atmosphäre ge­

wachsen. 14.

Luft

Die Aufnahme der Nahrungsstoffe aus Boden und

von Seiten der Pflanzen geschieht durch zwei Organe,

durch die Blätter und Wurzeln.

Die Blätter entnehmen der

Luft die Kohlensäure; dieses ist auf's 9?eue und Bestimmteste

durch die in wässerigen Lösungen angestellten Begetationsversuche von Stohmann und Knop erwiesen.

Nicht mit derselben

Sicherheit kann behauptet werden, daß die Blätter auch Wasser­ dunst

und Ammoniak

arls

der Luft aufnehmekr;

es

müssen

hierüber noch Versuche entscheiden, wenn auch die Entziehung

des Ammoniaks aus der Luft durch das Blattorgan sehr wahr­ scheinlich ist. Die in: Boden befindlichen sog. fixen Pflanzennahrnngs-

Stoffe (Aschenbestandtheile) bezieht die Pflanze

durch die Wurzel.

ausschließlich

Der Boden enthält jedoch auch die luft­

förmigen Nährstoffe der Pflanzen, und zwar viel concentrirter

17

PflanzcnernährnngSlchre.

als die Atmosphäre. *) Die Wurzel ist deßhalb gleichzeitig Auf-

nahmsorgan für die Luftnahrung; ja, wie bereits oben ange­ deutet, nehmen einige Forscher, Boussingault an der Spitze,

*) In seinen Bestimmungen des Kohlensäuregehaltes der in der Ackererde ent­

haltenen Lust fand Boussingault: enthält in 10000 Theilen Luft Atmosphärische Luft......................................

4—T) Thl. Kohlens.

Luft aus Sandboden, frisch gedüngt.........................

217



kurz nach Regen

974





lange vorher gedüngt .

.

.

93





sehr sandig (Weinberg)

.

.

106





sandig mit vielen Steinen

.

87



40



Lehmiger

)

Sandiger

J

....

xintcrgrunb des vorigen



.

Sandboden, lange vorher gedüngt (Spargel)

74





frisch gedüngt.........................

85





vor acht Tagen gedüngt

.

.

Grube mit Holzerde...................................... Muschelkalk, lange vorher gedüngt „

.

87



80



06



179



.

.

.

Fruchtbar feucht (Wiese) des

„ „

(Luzerne)................................

Schwerer Thonboden t Topinambur)

Bezüglich





154

364

Ammoniakgehaltes

der Luft

sehr abweichende Bestimmungen vor,

bestimmt hervorzugehen scheint,

daß int Winter

Luft viel kleiner ist, als im Sommer;

liegen zahlreiche,

welchen nur das

aus

übrigen«

eine ziemlich

der Ammoniakgehalt der

wenigstens ergibt

sich

dieses

aus

den Versuchen von Horford; nach ihm sind in 1 Million GewichtSthei-

len Luft: 3. Juli

....

9.



....

11. Oktober 14.



.

.

47,63 29,74

1. bis 20. Septbr

30.

42,99 Gewichtstheile Ammoniak 46,12

9.

.

28/23

.

25,79

.

13,93





18

I. Abschnitt.

an, das Ammoniak, überhaupt die Stickstoffnahnnig,

gelange

ausschließlich durch die Wurzeln in dem Pflanzenorganismus. Wie dem auch sei, soviel ist gewiß, daß die Wurzel nicht allein

6. November

.

.

8.09 O'ewichtstheile Ammoniak

.

8,09

10. bi« 13. Nov.

14. bis 16.



4,70

16. Nov. bi« 5. De;.

6,98

20. bis 21. De;

6,98

.

1,217

29. Dez......................

Andere Analytiker sanden in 1 Million Gewicktstheilen Luft:

de Porre, (im Winter)

....

3,5

Ville, 1850 (Mittel)........................

23,73



) ........................

21,10

.

3,88

1851 (



Kemp, Küste von Irland

.

.

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