Die Parther: Die vergessene Großmacht [2 ed.] 9783805349451

Das Partherreich bestand fast 500 Jahre und erstreckte sich zu Zeiten seiner größten Ausdehnung vom heutigen Syrien bis

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German Pages 368 Year 2015

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Table of contents :
Front Cover
Titel
Inhaltsverzeichnis
Vorwort zur 2. Auflage
Vorwort zur 1. Auflage
Das Parthische Reich – eine erste Annäherung
Geographie des Parthischen Reiches
Quellenlage
Primäre Quellen
Sekundäre Quellen
Antike Quellen – historische Wahrheiten oder Zerrbilder?
Parthische Münzen
Vorparthische Geschichte – ein kurzer Überblick
Elam – die erste Hochkultur des Iran
Meder und Perser
Achämeniden
Alexander der Große (356–323 v. Chr.)
Seleukiden
Geschichte des Partherreiches
Genealogie der parthischen Könige
Phase 1: Die Entstehung des Parthischen Reiches: von Arsakes I. bis Phraates I. (ca. 247–171 v. Chr.)
Phase 2: Expansion des Parthischen Reiches: von Mithradates I. bis Darius von Media Atropatene (ca. 171–70 v. Chr.)
Phase 3: Parthien als führende Großmacht: von Phraates III. bis Vonones II. (ca. 70 v. Chr. – ca. 51. n. Chr.)
Phase 4: Phasen der Stabilität – Innere Unruhen – Niedergang des Parthischen Reiches: von Vologases I. (ca. 51–79 n. Chr.) bis Artabanos IV. (ca. 216–224 n. Chr.)
Das Ende des Partherreiches – Gründe des Untergangs
Ardaschir I. und das neugegründete Reich der Sasaniden
Herrschaftsstruktur des Partherreiches
Der Aufbau des Reiches
Der König
Das Herrscherbild als Propagandamittel
Die Investiturszenen
Ahnenkult der parthischen Könige? – Vergöttlichung der Könige?
Der Adel
Die Verwaltungsstruktur des Partherreiches
Die parthische Sprache und die Vereinheitlichung der Verwaltungsstrukturen
Die Justizverwaltung
Königinnen und Heiratspolitik
Vasallenstaaten und Königreiche unter parthischem Einfluss
Das Königreich Osrhoene
Das Königreich Kommagene
Die Gordyene
Die Adiabene und die Media Atropatene
Die Charakene
Die Elymais
Die Persis
Das Königreich Hatra
Parthische Städte und Städte unter parthischem Einfluss – Architektur und Städtebau
1. Städte in Mittelasien und in Iran
Nisa
Merw
Mansur-Depe
Herat
Göbekly-Depe
Shahr-e Qumis (Hekatompylos)
Rhagae
Ekbatana
Susa
Shami
Masjid-e Solaiman und Bard-e Nishandeh
2. Städte in Syrien und in Mesopotamien
Dura Europos
Palmyra
Hatra
Assur
Seleukia am Tigris
Ktesiphon
Babylon
Nippur
Uruk
Edessa
Parthische Architektur und Städtebau
Parthische Architektur
Die Verfremdung hellenistischer und römischer Elemente
Die Nutzung der Stucktechnik und des Stuckdekors
Die Iwanhalle
Die Kuppel
Die Rundstadt
Parthische Märkte
Die Parther, die späten Griechen und die nomadischen Völker in Eurasien: kultureller Transfer zwischen Ost und West
Die Sarmaten – nomadische Völker im Norden Parthiens
Die Saken – nomadisches Volk im Nordosten des Parthischen Reiches
Das Graeko-Baktrische Reich
Das Indo-Griechische Königreich
Völkerverschiebungen von China bis an die Ostgrenze Parthiens
Das Indo-Skythische Reich der Saken
Das Indo-Parthische Königreich
Das Kuschanreich
Das Militärwesen – Die Armee der Parther
Aufbau und Taktik
Die gepanzerten Reiter: Kataphrakte
Die Waffen der Parther
Schwerter – Dolche – Stoßlanzen
Schuss- oder Fernwaffen
Schutzwaffen
Prunkwaffen
Parthische Legionäre im Dienst Roms – Parthische Reitersoldaten am Rhein?
Handel und Wirtschaft bei den Parthern – Die Seidenstraße
Landhandel
Transport über Flüsse und Meere
Handelsgüter
Seide
Umgehung des parthischen Zolls – Die Römer suchen eine Alternative
Bodenschätze – Bergbau
Tod vor 2000 Jahren: der parthische Salzmann
Landwirtschaft in Parthien
Weinanbau und Handel
Wasserwirtschaft – unterirdische Qanate in Parthien
Tierzucht bei den Parthern
Einblicke in das gesellschaftliche Leben
Sprache – Schrift – Literatur der Parther
Inschriften auf Münzen
Parthische Literatur
Das ,,Lied von der Perle"
Die Geschichte von Vis und Ramin
Heldenepen
Parthische Literatur und Europa
Theater und Bildung
Parthische Bekleidung
Männer: Reiterhosen und Jacken
Königsbekleidung als Propagandamittel
Die Kleidung von Göttinnen und von adligen Frauen
Gleichstellung von Mann und Frau – Frauen und Recht – Eingentum
Erziehung
Sklaven und Kriegsgefangene
Musik der Parther
Medizinisches Wissen in parthischer Zeit
Lebensverhältnisse – Einkommen – Gehaltszahlungen
Die Küche der Parther: Huhn auf parthische Art
Zeitrechnung bei den Parthern
Kalender
Jahreszählungen – die Seleukiden- und die Arsakidenära
Astronomie und Kalender
Die Kunst der Parther
1. Frühe parthische oder partherzeitliche Kunst: Nebeneinander verschiedener Strömungen und die Formierung der parthischen Kunst (247 v. Chr. bis zur Zeitenwende)
2. Die ausgebildete parthische Kunst (von der Zeitenwende bis zum Ende des Partherreiches)
Frontalität
Neue Antiquaria
Neue Motive
Zwei Unterabschnitte der entwickelten parthischen Kunst
Architektur und Baukunst
Felsbilder
Wandmalerei
Mosaik
Graffiti
Reliefkunst
Iranische Reliefs aus Tempeln und Palästen
Reliefs aus Tempeln und Wohnbauten in Mesopotamien
Reliefs in Kulthöhlen
Grabreliefs und Grabskulptur in Palmyra und der Osrhoene
Skulptur und Plastik (Dreidimensionale Bildwerke)
Monumentalplastik
Kleinplastik in Hatra
Übrige Kleinplastik
Terrakottaplastik
Parthische Glyptik (Siegelkunst)
Schmuck
Schmuckscheiben bzw. Goldmedaillons
Goldbleche
Ohrringe
Fingerringe
Ketten, Halsreifen und anderer Halsschmuck
Männerschmuck
Königsschmuck
Gürtelplatten und Gürtelschnallen
Textilien
Gefäße – Schalen – Glas
Kleinkunst
Der Charakter der parthischen Kunst
Religionen im Parthischen Reich
Ikonographie parthischer Münzen – Hinweise auf den zoroastrischen Glauben
Phase 1: von Arsakes I. bis Phraates I. (ca. 247–171 v. Chr.)
Phase 2: von Mithradates I. bis Phraates III (ca. 171–70 v. Chr.)
Phase 3: von Phraates III. bis Vonones II. (ca. 70 v. Chr.– 51. n. Chr.)
Phase 4: von Vologases I. bis Artabanos IV. (ca. 51 n. Chr. bis zum Ende des Reiches 224 n. Chr.)
Die Wandlung von der ,,hellenistischen Tyche" zur ,,parthischen Tyche"
Zoroastrismus
Anahita
Nana – Nanaia
Ardochscho (= Aschi)
Mithra
Mithraskult
Khvarrah
Verethragna
Magier – die Weisen aus dem Morgenland
Das heilige Feuer der Zoroastrier
Totenbestattungen bei den Zoroastriern
Archäologische und numismatische Hinweise auf den Zoroastrismus bei den Parthern
Götter in hellenistischem Gewand – parthische Gottheiten?
Die ,,parthische Tyche" – welche zoroastrische Göttin ist gemeint?
Das Judentum in Parthien
Das Christentum in Parthien: die Missionierung durch den Apostel Thomas
Manichäismus – Religion mit parthischen Ursprüngen
Parthische Bestattungen
Das parthische Erbe
Parther und Sasaniden
Parthische Elemente in Europa
Parthisches Architekturerbe
Anmerkungen
Literaturverzeichnis
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Tabellennachweis
Sachindex
Ortsverzeichnis
Impressum
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Die Parther: Die vergessene Großmacht [2 ed.]
 9783805349451

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Übersichtskarte: Iran zur Zeit der Parther, geographische Lage archäologischer Fundorte in Bezug zu heutigen Ländern oder Hauptstädten.

Uwe Ellerbrock, Sylvia Winkelmann

Die Parther Die vergessene Großmacht

Die Kinder Adams sind aus einem Stoff gemacht, als Glieder eines Leibs von Gott, dem Herrn, erdacht. Sobald ein Leid geschieht nur einem dieser Glieder, dann klingt sein Schmerz sogleich in ihnen allen wider. Ein Mensch, den nicht die Not der Menschenbrüder rührt, verdient nicht, dass er noch des Menschen Namen führt. Saadi Persischer Dichter und Mystiker (geb. um 1190 in Schiraz, gest. 1283 oder 1291)

Übersicht Übersicht

Vorwort zur 2. Auflage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

15

Vorwort zur 1. Auflage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

16

Das Parthische Reich – eine erste Annäherung . . . . . . . . . . . . . . . . . .

19

Vorparthische Geschichte – ein kurzer Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . .

42

Geschichte des Partherreiches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

50

Herrschaftsstruktur des Partherreiches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

80

Vasallenstaaten und Königreiche unter parthischem Einfluss . . . . . . . . . .

98

Parthische Städte und Städte unter parthischem Einfluss – Architektur und Städtebau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

113

Parthische Architektur und Städtebau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

130

Die Parther, die späten Griechen und die nomadischen Völker in Eurasien: kultureller Transfer zwischen Ost und West . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

140

Das Militärwesen – Die Armee der Parther . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

152

Handel und Wirtschaft bei den Parthern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

168

Einblicke in das gesellschaft liche Leben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

185

Zeitrechnung bei den Parthern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

215

Die Kunst der Parther . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

220

Religionen im Parthischen Reich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

279

Das parthische Erbe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

316

Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis

Vorwort zur 2. Auflage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

15

Vorwort zur 1. Auflage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

16

Das Parthische Reich – eine erste Annäherung . . . . . . . . . . Geographie des Parthischen Reiches . . . . . . . . . . . . . . . Quellenlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Primäre Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sekundäre Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Antike Quellen – historische Wahrheiten oder Zerrbilder? . Parthische Münzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Vorparthische Geschichte – ein kurzer Überblick Elam – die erste Hochkultur des Iran . . . . . Meder und Perser . . . . . . . . . . . . . . . . . Achämeniden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alexander der Große (356–323 v. Chr.) . . . . . Seleukiden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Geschichte des Partherreiches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Genealogie der parthischen Könige . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Phase 1: Die Entstehung des Parthischen Reiches: von Arsakes I. bis Phraates I. (ca. 247–171 v. Chr.) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Phase 2: Expansion des Parthischen Reiches: von Mithradates I. bis Darius von Media Atropatene (ca. 171–70 v. Chr.) . . . . . . . . . . Phase 3: Parthien als führende Großmacht: von Phraates III. bis Vonones II. (ca. 70 v. Chr. – ca. 51. n. Chr.) . . . . . . . . . . . . . . Phase 4: Phasen der Stabilität – Innere Unruhen – Niedergang des Parthischen Reiches: von Vologases I. (ca. 51–79 n. Chr.) bis Artabanos IV. (ca. 216–224 n. Chr.) . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Inhaltsverzeichnis

Das Ende des Partherreiches – Gründe des Untergangs . . . . . . . . . . . . Ardaschir I. und das neugegründete Reich der Sasaniden . . . . . . . . . . . Herrschaftsstruktur des Partherreiches . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Aufbau des Reiches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der König . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Herrscherbild als Propagandamittel . . . . . . . . . . . . . . . . Die Investiturszenen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ahnenkult der parthischen Könige? – Vergöttlichung der Könige? Der Adel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Verwaltungsstruktur des Partherreiches . . . . . . . . . . . . . Die parthische Sprache und die Vereinheitlichung der Verwaltungsstrukturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Justizverwaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Königinnen und Heiratspolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Vasallenstaaten und Königreiche unter parthischem Einfluss Das Königreich Osrhoene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Königreich Kommagene . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Gordyene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Adiabene und die Media Atropatene . . . . . . . . . . Die Charakene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Elymais . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Persis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Königreich Hatra . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Parthische Städte und Städte unter parthischem Einfluss – Architektur und Städtebau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Städte in Mittelasien und in Iran . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nisa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Merw . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mansur-Depe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Herat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Göbekly-Depe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Shahr-e Qumis (Hekatompylos) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rhagae . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ekbatana . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Inhaltsverzeichnis

Susa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Shami . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Masjid-e Solaiman und Bard-e Nishandeh 2. Städte in Syrien und in Mesopotamien . . Dura Europos . . . . . . . . . . . . . . . . . Palmyra . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hatra . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Assur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seleukia am Tigris . . . . . . . . . . . . . . Ktesiphon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Babylon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nippur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Uruk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Edessa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Parthische Architektur und Städtebau . . . . . . . . . . . . . Parthische Architektur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Verfremdung hellenistischer und römischer Elemente Die Nutzung der Stucktechnik und des Stuckdekors . . . . Die Iwanhalle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Kuppel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Rundstadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Parthische Märkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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130 130 134 135 137 138 139 139

Die Parther, die späten Griechen und die nomadischen Völker in Eurasien: kultureller Transfer zwischen Ost und West . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Sarmaten – nomadische Völker im Norden Parthiens . . . . . . . . Die Saken – nomadisches Volk im Nordosten des Parthischen Reiches . Das Graeko-Baktrische Reich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Indo-Griechische Königreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Völkerverschiebungen von China bis an die Ostgrenze Parthiens . . . . Das Indo-Skythische Reich der Saken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Indo-Parthische Königreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Kuschanreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Das Militärwesen – Die Armee der Parther . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aufbau und Taktik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Inhaltsverzeichnis

Die gepanzerten Reiter: Kataphrakte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Waffen der Parther . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schwerter – Dolche – Stoßlanzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schuss- oder Fernwaffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schutzwaffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Prunkwaffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Parthische Legionäre im Dienst Roms – Parthische Reitersoldaten am Rhein?

155 157 157 160 162 162 166

Handel und Wirtschaft bei den Parthern – Die Seidenstraße . . . . . . . Landhandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Transport über Flüsse und Meere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Handelsgüter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Umgehung des parthischen Zolls – Die Römer suchen eine Alternative Bodenschätze – Bergbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tod vor 2000 Jahren: der parthische Salzmann . . . . . . . . . . . . . . Landwirtschaft in Parthien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Weinanbau und Handel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wasserwirtschaft – unterirdische Qanate in Parthien . . . . . . . . . . Tierzucht bei den Parthern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Einblicke in das gesellschaft liche Leben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sprache – Schrift – Literatur der Parther . . . . . . . . . . . . . . . . . Inschriften auf Münzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Parthische Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das „Lied von der Perle“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Geschichte von Vis und Ramin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heldenepen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Parthische Literatur und Europa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Theater und Bildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Parthische Bekleidung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Männer: Reiterhosen und Jacken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Königsbekleidung als Propagandamittel . . . . . . . . . . . . . . . . Die Kleidung von Göttinnen und von adligen Frauen . . . . . . . . . Gleichstellung von Mann und Frau – Frauen und Recht – Eingentum . Erziehung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sklaven und Kriegsgefangene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Inhaltsverzeichnis

Musik der Parther . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Medizinisches Wissen in parthischer Zeit . . . . . . . . Lebensverhältnisse – Einkommen – Gehaltszahlungen Die Küche der Parther: Huhn auf parthische Art . . . .

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Zeitrechnung bei den Parthern . . . . . . . . . . . . . . . . Kalender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jahreszählungen – die Seleukiden- und die Arsakidenära Astronomie und Kalender . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Die Kunst der Parther . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Frühe parthische oder partherzeitliche Kunst: Nebeneinander verschiedener Strömungen und die Formierung der parthischen Kunst (247 v. Chr. bis zur Zeitenwende) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Die ausgebildete parthische Kunst (von der Zeitenwende bis zum Ende des Partherreiches) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frontalität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Neue Antiquaria . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Neue Motive . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zwei Unterabschnitte der entwickelten parthischen Kunst . . . . . . . . Architektur und Baukunst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Felsbilder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wandmalerei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mosaik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Graffiti . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reliefkunst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Iranische Reliefs aus Tempeln und Palästen . . . . . . . . . . . . . . . . Reliefs aus Tempeln und Wohnbauten in Mesopotamien . . . . . . . . . Reliefs in Kulthöhlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Grabreliefs und Grabskulptur in Palmyra und der Osrhoene . . . . . . Skulptur und Plastik (Dreidimensionale Bildwerke) . . . . . . . . . . . . . Monumentalplastik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kleinplastik in Hatra . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Übrige Kleinplastik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Terrakottaplastik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Parthische Glyptik (Siegelkunst) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schmuck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Inhaltsverzeichnis

Schmuckscheiben bzw. Goldmedaillons . . . Goldbleche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ohrringe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fingerringe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ketten, Halsreifen und anderer Halsschmuck Männerschmuck . . . . . . . . . . . . . . . . . Königsschmuck . . . . . . . . . . . . . . . . . Gürtelplatten und Gürtelschnallen . . . . . . Textilien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gefäße – Schalen – Glas . . . . . . . . . . . . . . Kleinkunst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Charakter der parthischen Kunst . . . . . .

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Religionen im Parthischen Reich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ikonographie parthischer Münzen – Hinweise auf den zoroastrischen Glauben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Phase 1: von Arsakes I. bis Phraates I. (ca. 247–171 v. Chr.) . . . . . . . . . Phase 2: von Mithradates I. bis Phraates III (ca. 171–70 v. Chr.) . . . . . . Phase 3: von Phraates III. bis Vonones II. (ca. 70 v. Chr.–51. n. Chr.) . . . . Phase 4: von Vologases I. bis Artabanos IV. (ca. 51 n. Chr. bis zum Ende des Reiches 224 n. Chr.) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Wandlung von der „hellenistischen Tyche“ zur „parthischen Tyche“ . . Zoroastrismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anahita . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nana – Nanaia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ardochscho (= Aschi) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mithra . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mithraskult . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Khvarrah . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verethragna . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Magier – die Weisen aus dem Morgenland . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das heilige Feuer der Zoroastrier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Totenbestattungen bei den Zoroastriern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Archäologische und numismatische Hinweise auf den Zoroastrismus bei den Parthern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Götter in hellenistischem Gewand – parthische Gottheiten? . . . . . . . . Die „parthische Tyche“ – welche zoroastrische Göttin ist gemeint? . . . .

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Inhaltsverzeichnis

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Das Judentum in Parthien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Christentum in Parthien: die Missionierung durch den Apostel Thomas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Manichäismus – Religion mit parthischen Ursprüngen . . . Parthische Bestattungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Empfehlenswerte Internetseiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Abbildungsnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Tabellennachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Sachindex . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Ortsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Das parthische Erbe . . . . . . . . Parther und Sasaniden . . . . . Parthische Elemente in Europa Parthisches Architekturerbe . .

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Vorwort zur 2. Auflage Vorwort zur 2. Auflage

Seit dem Erscheinen der ersten Auflage im Jahre 2012 haben die Autoren das Buch umfassend überarbeitet, haben seinen Umfang erweitert und zusätzliches Bildmaterial und eine umfangreiche Bibliographie aufgenommen, um dem Leser ein möglichst plastisches Bild des Parthischen Reiches zu vermitteln. Unser Wissen über das Parthische Reich, das vor mehr als 2000 Jahren zu einer bedeutenden Weltmacht aufstieg und das für den Kulturaustausch zwischen Europa und Asien ein entscheidender Mittler war, ist aufgrund des Mangels an Primärquellen begrenzt. Die vorhandenen und uns zugänglichen Sekundärquellen reichen ebenfalls nicht aus, um für Teilbereiche parthischer Geschichte und Kultur sichere Aussagen zu ermöglichen. Divergierende Meinungen und Urteile, die die Folge dieses Mangels sind, werden nunmehr in verstärktem Maße aufgezeigt, indem der Text um Kommentare sowie zahlreiche Literaturangaben ergänzt wurde. Die umfangreiche Literaturliste soll dem kulturgeschichtlich interessierten Leser ferner die Möglichkeit eröffnen, sich intensiver mit einzelnen Themen auseinanderzusetzen. Neue Erkenntnisse über das Partherreich, die sich aus den Forschungen der letzten Jahre ergeben haben, konnten in der vorliegenden Neuauflage gleichfalls berücksichtigt werden. Als weitere Neuerung umfasst die zweite Auflage einen Sachindex, eine Ortstabelle sowie eine Karte des Parthischen Reiches mit den wichtigsten Fundorten von Zeugnissen parthischer Kultur. Deren Zuordnung zu den heutigen Ländern Türkei, Syrien, Irak, Iran, Aserbaidschan, Turkmenistan, Usbekistan, Afghanistan, Pakistan und dem Nordwesten Indiens soll dem Leser eine Vorstellung von der Größe des Gebietes vermitteln, über das die Parther herrschten bzw. auf dem ihr kultureller Einfluss wirksam und sichtbar wurde. Ein ganz besonderer Dank gebührt Herrn Prof. em. Dr. Dr. h.c. Werner Lehfeldt, dessen scharfem Auge beim Korrekturlesen kaum ein Fehler entgangen sein dürfte. Dr. med. Uwe Ellerbrock – Dr. phil. Sylvia Winkelmann

Vorwort zur 1. Auflage Vorwort zur 1. Auflage

Dieses Buch beschäftigt sich mit dem Partherreich, einem der drei altorientalischen Großreiche, die sich auf dem Gebiet des heutigen Staates Iran und der angrenzenden Regionen des iranischen Hochplateaus und Mittelasiens entwickelt haben. Das bekannteste dieser drei orientalischen Reiche ist das Achämenidische Reich der Perser und Meder (ca. 550–330 v. Chr.), das durch die Eroberung Alexanders des Großen zerstört wurde. Nach dem Intermezzo des darauffolgenden hellenistisch geprägten Seleukidenreiches entstanden noch zwei langandauernde Großreiche, die dem europäischem Leser vermutlich weniger oder gar nicht bekannt sind: das fast 500 Jahre bestehende Partherreich (247 v. Chr.–224 n. Chr.) und das nachfolgende Reich der Sasaniden (224–624 n. Chr.). Diesen drei Reichen ist Folgendes gemeinsam: 1. Ihre Ausdehnung nach Mesopotamien und teilweise bis Ägypten und Kleinasien machte sie zu direkten Nachbarn und dauerhaften Gegnern von Griechen und Römern. 2. Ihre Ausdehnung bis Indien und Mittelasien und die Nachbarschaft zu den zentral-, den ost- und den südasiatischen Kulturen und den Nomadenkulturen der eurasischen Steppe ermöglichte Handelsbeziehungen bis nach China, war aber auch begleitet von Dauerkämpfen an den Begegnungszonen zwischen urbanen Hochkulturen und nomadisierenden Stämmen, die zu Zweifrontenkriegen im Osten und im Westen, aber auch zu einem fruchtbaren kulturellen Austausch führte. Während das Achämenidische Reich und seine Herrscher wie Xerxes I., Kyros II. und Dareios I. durch die Perserkriege und den Zug Alexanders des Großen und das nachfolgende Reich der Seleukiden in die europäische Geschichte eingingen, ist vom Partherreich kaum etwas bekannt. Dies ist umso erstaunlicher, als es sich mit dem Partherreich nicht nur um eines der größten altorientalischen Reiche handelt, sondern auch um das Reich mit der längsten, rund 500 Jahre andauernden Geschichte und einer faszinierenden Kultur. Die Entstehung des Partherreiches fällt in eine Periode massiver Bevölkerungsverschiebungen im eurasischen Raum, die in der Völkerwanderungsperiode in Europa endete. Nomadenvölker wie Skythen, Saken, Sarmaten, Tocharer und Yüe-Chi verließen ihre ursprünglichen Siedlungsräume, schoben sich voreinander her und prallten

Vorwort zur 1. Auflage

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an die Grenzen sesshafter Reiche. Dies führte zur Zerstörung des Graeko-Baktrischen Reiches und zur Schwächung des Seleukidenreiches. Das im Südosten des Kaspischen Meeres ansässige Volk der Parner nutzte diese Schwächung, um sich im Jahr 247 v. Chr. der seleukidischen Satrapie Parthyene am Südrand des Kaspischen Meeres zu bemächtigen. Sie übernahmen Name und Sprache der dort ansässigen Parther und eroberten in den folgenden Jahrzehnten in steter Auseinandersetzung mit den Seleukiden ein Reich, das in seiner größten Ausdehnung Iran, Mesopotamien, Syrien, Teile Kleinasiens, Armenien und Turkmenistan einschloss. In ununterbrochenem Kampf mit Rom im Westen und Nomaden im Osten entstand eine den Römern ebenbürtige militärische Großmacht. Mit den Parthern entstand ein Großreich mit sehr heterogener Bevölkerung, das erstmals in der Geschichte dieses Raumes nicht nur lokales iranisches und altorientalisches Erbe, mittelasiatische Kunst und griechische Kultur miteinander verschmolz, sondern diese zusätzlich mit deutlichen Elementen eurasischer Kultur bereicherte. Spätestens zur Zeitenwende wurde eine neue synkretistische parthische Kultur mit globalen Wurzeln geschaffen, die lange und oft unerkannt bis heute nachwirkt. Die Parther schufen eine neue Mode, sie kreierten herrliche Stoffe und Schmuckstücke, monumentale Rundplastiken und eine neue Herrscherikonographie. Sie tradierten die iranische Felsreliefkunst, den hellenistischen Stuckdekor, die Investitur zu Pferde, das Langschwert und den Kompositbogen zu den Sasaniden. Sie belieferten Rom mit Seide und Gewürzen. Sie verbreiteten den Zoroastrismus bis nach Kleinasien und die Hose und die Tragbügelaufhängung nach Europa. Sie brachten die Rundstadt nach Mesopotamien und entwickelten die Arkaden und die figürliche Bauplastik. Sie schufen die Iwanhalle und den Kuppelbau, die zu prägenden Merkmalen islamischer Architektur wurden. Sie bauten die Vorbilder der frühchristlichen Kuppelkirchen, und sie erfanden die frontale Darstellung, die die byzantinische Kunst prägte. Sie verfassten die Liebesgeschichte von Vis und Rāmin, die Vorbild wurde für Tristan und Isolde, und sie kämpften mit gepanzerten Reiterkriegern, die die Vorläufer unserer europäischen Ritter wurden. Die Kämpfe parthischer und sakischer Könige in Nordwestindien aber leben fort im Sagenkreis um den Helden Rustam im iranischen Nationalepos Shāhnāme. Die Sasaniden haben erfolgreich versucht, die Erinnerung an die Parther auszumerzen. Dieses Buch soll uns diese vergessene Großmacht ins Bewusstsein zurückholen, die im Zentrum einer Globalisierung zwischen Ost und West stand und die nachhaltig die Kultur in Asien und Europa beeinflusst und verändert hat. Die Verfasser – ein Numismatiker und eine Archäologin – haben dabei versucht, aus ihren unterschiedlichen Blickwinkeln eine Momentaufnahme zu rekonstruieren,

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Vorwort zur 1. Auflage

die sicher durch weitere Forschungen ergänzt und erweitert werden wird und muss. Viele Kapitel entstanden durch gemeinsame Diskussion und sind nicht weiter gekennzeichnet. Dort, wo eine besondere Autorenschaft vorliegt, steht der Autorenname unter der Überschrift. Dr. Uwe Ellerbrock – Dr. Sylvia Winkelmann

Das Parthische Reich – eine erste Annäherung Uwe Ellerbrock

Das Parthische Reich – eine erste Annäherung

Das Parthische Reich bestand fast 500 Jahre (ca. 247 v. Chr.–224 n. Chr.) und erstreckte sich zu Zeiten seiner größten Ausdehnung vom heutigen Syrien bis nach Indien und vom Kaspischen Meer bis zum Golf von Persien. Doch während das Römische Reich im heutigen geschichtlichen Bewusstsein stets präsent ist, ist dem europäischen Leser über das Großreich der Parther kaum etwas bekannt. Dabei waren die Parther die großen Gegner der Römer im Osten, die der Vormachtstellung des Römischen Reiches Einhalt geboten. Unter dem parthischen König der Könige Orodes II. wurden die Römer in der berühmten Schlacht bei Carrhae (53 v. Chr.) vernichtend geschlagen. 20 000 Römer fielen, 10 000 wurden gefangen genommen, und nur ein kleiner Teil der römischen Armee kehrte nach Rom zurück. Parthien konnte trotz zahlreicher Grenzkriege nie von Rom erobert werden. Warum, so muss man sich fragen, ist dieses große Reich so weitgehend in Vergessenheit geraten und erst in den letzten Jahrzehnten vermehrt ins Rampenlicht gerückt? A. Invernizzi, ein bedeutender Erforscher des Partherreiches, betont in seinen Schriften, dass es sich bei dem Weltreich der Parther, das sich vor 2000 Jahren zwischen Europa und Asien ausbreitete, nicht nur um eine der wichtigsten Perioden der iranischen Geschichte handele, sondern auch um einen der bedeutendsten Abschnitte der antiken Geschichte überhaupt.1 So florierte bereits zu Zeiten des Großkönigs Mithradates II. (ca. 123–88 v. Chr.) der Handel auf der Seidenstraße2 von Palmyra (im heutigen Syrien gelegen) über Ekbatana in Parthien und weiter über Nisa im heutigen Turkmenistan bis nach China. Parthien war einer der Dreh- und Angelpunkte einer – nach heutigem Sprachgebrauch – „Globalisierung“ in der damaligen Welt, ein unabdingbarer Mittler zwischen Rom und China. Durch den ausgedehnten Handel und andauernde Kriege erfolgte auch ein intensiver kultureller Austausch in den Grenzgebieten des Ostens und des Westens.3 „Parthisch“ wurde in Mesopotamien plötzlich Mode, Frauen und Männer trugen parthische Kleidung, Frisuren und Waffen. Was also sind die Gründe, warum diese Weltmacht so wenig präsent in der Erinnerung geblieben ist? Zu den wichtigsten archäologischen Gründen zählte lange der Mangel an Grabungs- und Schriftfunden, die zudem sehr ungleichmäßig verteilt

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Das Parthische Reich – eine erste Annäherung

Abb. 1 Grabstein mit Darstellung eines Totenmahls. Kalkstein, Fundort: Palmyra, Syrien, 2–3. Jh. n. Chr.; New York, Metropolitan Museum of Art, Inv. Nr. 02.29.1.

waren. Die meisten bis vor wenigen Jahren bekannten Belege stammten aus den Randbereichen des Partherreiches, während das iranische Kernland selbst wenig erforscht war. Von der von den Römern völlig zerstörten Hauptstadt Ktesiphon in Mesopotamien ist nichts erhalten geblieben. Die umfangreichen Hinterlassenschaften der Parther im Kernland des Iran und in Mittelasien kamen, mit Ausnahme der alten Hauptstadt Nisa, erst in den letzten Jahren ans Licht und sind noch nicht ausgewertet. Im Iran4 selbst sind seit dem Sturz des Schahs nur wenige gezielte Ausgrabungen zu den Parthern durchgeführt worden, und erst in den letzten Jahren wurde eine Vielzahl von neuen Fundorten der Partherzeit bekannt. In Mesopotamien ist auf Grund der derzeitigen politischen Situation keine neue Arbeit möglich. Zum anderen konzentrierte man sich in der Anfangszeit der Ausgrabungen im Iran mehr auf die Suche nach Zeugnissen der Achämeniden und der iranischen Frühgeschichte

Das Parthische Reich – eine erste Annäherung

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und in Mesopotamien vor allem auf die frühen Hochkulturen der Sumerer, Akkader, Babylonier und Assyrer. Man vernachlässigte dabei die Fundschichten aus parthischer Zeit, die meist nicht so spektakulär schienen und oft nur Kleinfunde im hellenistischen Stil zu Tage förderten, deren Bedeutung für die parthische Kunst erst viel später erfasst wurde. Viele der Stadtanlagen, die die Parther errichteten oder von den Vorgängern übernahmen, liegen zudem heute in großer Tiefe und sind mit modernen Stadtanlagen überbaut, wie dies beispielsweise bei Rhagae (heutiger Bereich Ray, 15 km von Teheran entfernt) der Fall ist. In solchen Städten sind Grabungen daher kaum möglich und zum Teil auch nicht erwünscht. Darüber hinaus hinterließen die Parther, anders, als es von anderen Hochkulturen bekannt ist, vermutlich aufgrund ihres Glaubens kaum Gräber mit aussagekräftigen Beigaben. Schließlich sorgten die Sasaniden gezielt dafür, dass die Erinnerung an die Parther aus der Geschichtsschreibung getilgt wurde. Als lokale iranische Dynastie betrachteten sie sich als Nachfolger der achämenidischen Perser und wollten sich deutlich von den aus der Steppe eingewanderten Parthern und deren kulturellem Hintergrund abheben. Eine bedeutsame Quelle für die Erforschung der Geschichte der Parther sind die Münzen der Könige, da sie als einzige Kunstgattung für die gesamte Zeitperiode des Parthischen Reiches nachzuweisen sind. Schrift liche Überlieferungen sind sehr selten und oft nur bruchstückhaft. Parthische Bauzeugnisse, Reliefs, Plastiken oder andere primäre Quellen sind in ihrer Zahl ebenfalls sehr beschränkt. Zudem besteht bei diesen Funden das Problem, dass sie zeitlich nicht immer präzise zu datieren sind oder aus einem begrenzten geographischen Raum stammen. Diese Faktoren führten dazu, dass das Wissen über das Parthische Reich mangelhaft war und auch geblieben ist und dieses Reich somit aus dem Fokus des geschichtlichen Allgemeinwissens verschwand. Die Genealogie der parthischen Könige beruht bis heute weitgehend auf der Analyse von Münzen. Da bisher keine methodisch saubere Grundlage existiert, die eine genaue Zuordnung insbesondere der frühen Münzen der Parther sicher ermöglichen würde, und die frühen Münzen meist keine Namen oder Jahreszahlen aufweisen, steht die ermittelte Reihenfolge der Könige auf unsicherem Boden. Wie schwierig die Datenlage ist, zeigen noch heute bestehende unterschiedliche Auffassungen über die Reihenfolge einiger Könige. Auch ist in mehreren Fällen nicht klar, ob einzelne Könige aufeinander folgten oder ob sie miteinander rivalisierende Herrscher waren. Erst ab 140 v. Chr., als die parthischen Könige in Seleukia am Tigris Tetradrachmen prägten, die z. T. die Namen der Könige und auch Jahreszahlen enthielten, wird

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Das Parthische Reich – eine erste Annäherung

die Zuordnung leichter. Die derzeit am weitesten anerkannte Reihenfolge der parthischen Könige wurde von Sellwood 1971 erarbeitet und 1980 in einer Neuauflage gering modifiziert.5 Da die Münzen eine der wichtigsten Primärquellen für die Erforschung des Parthischen Reiches sind, wird in diesem Buch der Ikonographie der Münzen eine besondere Bedeutung beigemessen. Aus den Bildinhalten lassen sich zudem viele zusätzliche Hinweise auf Kleidung, Waffen und auch religiöse Bezüge ableiten, und sie liefern mit den übrigen Quellen ausreichendes Material, um ein vielgestaltiges Bild des Partherreiches und seiner Kultur, Politik und Religion zu entwerfen. Die historische Bedeutung Parthiens wurde erst Ende des 19. Jhs. im wissenschaftlichen Bereich herausgestellt. Bahnbrechend war das große Werk von George Rawlinson „The Sixth Great Oriental Monarchy, or the Geography, History and Antiquities of Parthia“, das 1872 veröffentlicht wurde. 1939 erschien dann von N. C. Debevoise das Werk „A Political History of Parthia“. Auf die kulturelle Bedeutung der Parther wies zuerst der russische Archäologe und Historiker Michail Rostovtzeff hin, der bereits erste Charakteristika einer eigenständigen und global wirkenden Kunst der Parther formulierte.6 Roman Girshman machte mit seinem 1962 herausgegebenen großen Werk „Iran, Parther und Sasaniden“ den Aspekt einer eigenständigen parthischen Kultur einem breiteren Publikum zugänglich. Durch die in den letzten Jahrzehnten erfolgte Bearbeitung von Teilaspekten parthischer Kultur, die Hinwendung der Forschung zu Fragen kultureller Transferprozesse und die neuen Ausgrabungen in Mittelasien rückte das Parthische Reich zunehmend in den Blickpunkt der Forschung. Das im Jahr 2010 von Ursula Hackl, Bruno Jacobs und Dieter Weber (Hg.) in drei Bänden veröffentlichte Werk „Quellen zur Geschichte des Partherreiches“ ist das bisher umfangreichste neueste wissenschaft liche Werk, auf das zurückgegriffen werden kann. Die größte länderübergreifende wissenschaft liche Bearbeitung der arsakidischen Münzen, die auf der Katalogisierung von Sellwood aufbaut, geschieht derzeit in der Erstellung der „Sylloge Nummorum Parthicorum“ (SNP) unter Leitung von Michael Alram (Österreichische Akademie der Wissenschaft, Numismatische Kommission) und Vesta Sarkhosh Curtis (The British Museum, Department of Coins and Medals), die in 9 Bänden veröffentlicht werden soll. Der erste fertiggestellte Band, Band VII, dessen Forschungsergebnisse hier berücksichtigt wurden, wurde von Fabrizio Sinisi erarbeitet und erschien 2012. In der Gesamtbetrachtung muss hervorgehoben werden, dass das Partherreich politisch, ökonomisch und militärisch ein Großreich war, das in seiner Bedeutung dem Römischen Reich nicht nur gleichrangig war, sondern auch kulturell ebenso

Das Parthische Reich – eine erste Annäherung

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global wirkte, dies jedoch anders verwirklichte als die Römer. Die Parther, die aus propagandistischen Gründen in den westlichen Quellen von ihren Gegnern, den Römern, als Barbaren hingestellt wurden, schufen in ihrem Imperium mit einer Vielzahl eroberter Reiche und den damit verbundenen unterschiedlichsten Kulturen einen übergeordneten politischen Zusammenhalt bei gleichzeitig großer kultureller Toleranz. Dies ermöglichte es, dass das Partherreich fast fünf Jahrhunderte hindurch Bestand hatte und damit länger überlebte als manch anderes große Reich. Will man die Kultur der Parther erfassen, muss ein besonderes Augenmerk auf die in den Randzonen parthischen Einflusses gelegenen Vasallenstaaten oder Städte gelegt werden. Es sind dies die im Westen zwischen den beiden großen Reichen – Rom und Parthien – gelegenen Pufferstaaten, wie die Kommagene, Osrhoene, Adiabene, Städte wie Hatra oder Dura Europos oder die im Osten gelegenen Reiche, zu denen das Graeko-Baktrische Reich, das Kuschanreich, das Indo-Skythische und das IndoParthische Reich gehören. Diesen Reichen wird ebenfalls jeweils ein eigenes Kapitel gewidmet. Diese Randzonen des Parthischen Reiches sind von besonderer Bedeutung, da hier die meisten kulturellen Zeugnisse parthischen Einflusses zu finden sind, während im eigentlichen Zentralbereich des parthischen Herrschaftsgebietes die Fundlage zur Zeit noch spärlich ist. Gerade die Grenzlage dieser Vasallenstaaten, in denen die Gemengelage kultureller Einflüsse aus Ost oder West besonders auff ällig ist und in denen wir z. B. vielfältige synkretistische Götterbilder finden, macht es dabei so schwierig, sich der Frage zu nähern, was parthisch ist. Alexander der Große hat mit seinen über das Perserreich hinaus nach Osten gehenden, auch bis nach Baktrien und Indien hineinreichenden Feldzügen wohl wie kein anderer Herrscher in so kurzer Zeit die Welt in der Mitte Asiens verändert. Diese Veränderungen bewirkten in politischer und kultureller Hinsicht eine ungeheure Umgestaltung der gesamten damals bekannten Welt. Aus allen neueren Befunden wird klar, dass die Bereiche Mittelasiens und später insbesondere das Parthische Reich eine überaus wichtige Rolle sowohl in der Rezeption als auch in der Weitergabe von kulturellen Errungenschaften, Glaubensinhalten und künstlerischen Einflüssen von China bis nach Indien und ins Mittelmeergebiet und in umgekehrter Richtung gespielt haben und die Seidenstraße das Transportnetz darstellte, das diesen Transfer ermöglichte. Versucht man also, sich bei oft mangelnder Datenlage diesem Reich der Parther in allen Facetten zu nähern, so muss man sich darüber im Klaren sein, dass man sich im Einzelnen in einem Bereich zwischen einem vermeintlich sicheren Wissen und weitgehender Spekulation befinden wird. Auch die bereits erwähnte Tatsache, dass wir es

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Das Parthische Reich – eine erste Annäherung

mit einem Kulturzeitraum von fast 500 Jahren zu tun haben, macht den Versuch, sich dem Partherreich zu nähern, nicht leichter. Aber gerade aus diesem Mangel ergibt sich der Reiz, aus den bruchstückhaften Erkenntnissen ein Gesamtbild eines Reiches zu entwerfen, das zur Weltmacht aufstieg und im Zentrum einer „Globalisierung“ zwischen Ost und West stand, die bereits vor 2000 Jahren in Europa und Asien stattgefunden hat.

Geographie des Parthischen Reiches Das Parthische Reich erstreckte sich in seiner Blütezeit von Syrien bis nach Indien und vom Kaspischen Meer bis zum Golf von Persien und umfasste damit ein Gebiet mit einer Ausdehnung von ca. 2500 km in Ost-West- und 1400 km in Nord-SüdRichtung (Abb. 2). Bezogen auf die heutigen Ländergrenzen, entspricht dies den Gebieten von der Südost-Türkei, Syrien, Irak, Iran bis hin zu dem Länderbereich Turkmenistan, Afghanistan und weiter bis nach Pakistan und in den nördlichen Bereich Indiens. Die enorme Größe dieses Reiches wird deutlich, wenn man sich vor Augen führt, dass das Parthische Reich fast zehnmal so groß war wie die heutige Bundesrepublik Deutschland. In den Anfängen ihres Reiches um 247 v. Chr. waren die Parther auf einen kleinen Bereich im Südosten des Kaspischen Meeres beschränkt. In diesem Bereich lag die Satrapie Hyrkania, die eines der bedeutendsten Ackerbaugebiete im antiken Nordiran war. Die Böden zeichneten sich durch hohe Fruchtbarkeit aus. Der größte Teil des Kernlandes des späteren Partherreiches entspricht dem heutigen Iran. Dieses Kernland schließt das Zagrosgebirge (bis 4500 m Höhe) im Westen und das Elburzgebirge (bis 5600 m Höhe) im Norden ein. Beide Gebirge umfassen jeweils eine Hochebene mit niederschlagsarmen Steppen sowie Stein- und Salzwüsten wie die große Salzwüste Dascht-e-Kavir im Nordosten. Im Süden liegt die Dascht-i Lut, die größte Salzwüste des Landes und eine der größten der Welt. An den Rändern der Ebene und zwischen den einzelnen Bergketten erstrecken sich fruchtbare Täler. Auch heute noch leben im Iran 80 % aller Menschen in Gebirgsregionen und nutzen die fruchtbaren Täler für die landwirtschaft liche Produktion. Diese Geographie war die Ursache für das Nebeneinander von Stämmen, die sesshaft wurden und Ackerbau betrieben, und nichtsesshaften Nomadenstämmen, die die ariden Gebiete besiedelten. Mit den Eroberungen unter den parthischen Königen Mithradates I. (ca. 171–138 v. Chr.) und Mithradates II. (ca. 123–88 v. Chr.) dehnten

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Abb. 2 Das Parthische Reich um 114 n. Chr.

die Parther ihr Reich erheblich nach Westen und Osten aus. Im Westen besetzten sie das im heutigen Irak gelegene fruchtbare Zweistromland mit den Flüssen Euphrat und Tigris. Assur am rechten Ufer des Tigris und Ktesiphon am linken Tigrisufer (gegenüber Seleukia) wurden parthische Städte. Auch Susa, in der Tiefebene im heutigen Khuzestan im Iran gelegen, wurde zu einer der bedeutenden Hauptstädte der Parther. Die Parther beherrschten damit Gebiete, in denen sich früher die Hochkulturen der Assyrer, der Babylonier und der Elamer entwickelt hatten. Mit ihren Eroberungen gelangten die Parther bis in das Gebiet des heutigen Syrien und sogar in dasjenige der Südosttürkei, wo im Jahr 53 v. Chr. die bekannte Schlacht gegen die Römer bei Carrhae stattfand. Nach Osten hin eroberten die Parther im Laufe ihrer Reichsgeschichte die Gebiete des Hindukusch im heutigen Afghanistan, besetzten große Teile des Graeko-Baktrischen Reiches und gelangten bis in den Bereich des nördlichen Indien.

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Quellenlage Primäre Quellen Primäre Quellen, also archäologische Funde und schrift liche Zeugnisse, die von den Parthern selbst stammen, wurden noch nicht in ausreichender Menge gefunden. Diese bisherigen Funde verteilten sich zudem auf verschiedene heutige Staatsgebiete, was auch bedeutete, dass eine –  wünschenswerte  – länderübergreifende Auswertung bislang nicht immer stattfand. Die Gesamtfundlage reicht somit bei weitem nicht aus, um ein umfassendes Bild der Geschichte und der Kultur der Parther zu erstellen. Für das 3. / 2. Jh. v. Chr. stehen uns fast nur die Funde aus Nisa und dem Nordiran zur Verfügung, aus dem 1. Jh. v. Chr. die bisher nur unzureichend ausgegrabenen Städte in ganz Iran, die ältesten partherzeitlichen Schichten in eroberten mesopotamischen Städten und die Funde aus der Kommagene. Erst für die Zeit nach der Zeitenwende wird die Zahl der besser gegrabenen und aussagekräft igen Orte größer und das Fundmaterial umfangreicher und „parthischer“ im Sinn einer jetzt deutlich von der vorhergehenden hellenistischen abgrenzbaren Kunst und Kultur. In diese spätere Phase gehören die unten diskutierten Funde aus Dura Europos, Hatra, Palmyra, Edessa, Sumatar Harabesi (Nähe Harran, heutige Südosttürkei), Assur, Ninive, Uruk und Babylon, die im Prinzip zu den westlichen und den nordwestlichen Randgebieten des Reiches gehörten, aber im Vergleich zum bisher bekannten Gesamtmaterial absolut dominieren. Die Funde aus dem Reichszentrum, aus der Hauptstadt Ktesiphon, sind für immer verloren, so dass über die parthische Hofkunst im eigentlichen Sinne nur Vermutungen angestellt werden können. Man darf allerdings annehmen, dass die Funde aus den Städten Mesopotamiens, deren Eliten sich am Hof von Ktesiphon orientiert haben dürften, diese zumindest reflektieren. Im Osten gehören in die spätere Zeit die Städte der Margiane wie Merw und Göbekly-Depe (heute Turkmenistan) sowie die Siedlungen entlang dem Befestigungswall im Gorgangebiet (südöstliches Gebiet des Kaspischen Meeres), sowie Kuh-e Khwaja im Seistangebiet (südöstliches Gebiet im heutigen Iran). Die dazwischen gelegenen Ortschaften im heutigen Iran und deren Architektur und Kunst sind bisher weitgehend unerforscht, obwohl die neuesten Surveys (archäologisch orientierende Geländebegehungen) hoffen lassen, dass sich das bisher vorhandene Bild zukünft ig deutlich ändern könnte. Hinzu kommt, dass sich auch aus den Funden in den bereits

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untersuchten Fundorten kein Gesamtbild ergibt, da, wie auch die Architektur, keine Kunstgattung durchgehend für das ganze Reich belegt ist. Allein die parthischen Münzen geben wie keine andere parthische Primärquelle Zeugnis über die gesamte Zeitspanne des parthischen Imperiums. Mit Hilfe der Münzen konnte die Genealogie der Könige ermittelt werden, auch wenn immer noch einige Unklarheiten über deren Reihenfolge bestehen. Die Münzen bieten darüber hinaus eine Vielzahl von weiteren Informationen. So finden wir auf ihnen Inschriften in Griechisch oder Parthisch, Jahreszahlen, Bildnisse der Könige oder Darstellungen von Göttern.. Aus Abbildungen von Kleidung oder Waffen erhalten wir weitere unschätzbare Informationen über das Herrscherbild und den Herrschaftsanspruch im Parthischen Reich und deren Veränderungen über die Zeit hinweg. Aufgrund der überragenden Bedeutung der Münzen als primär parthischer Quelle wird diesen daher ein besonderes Kapitel gewidmet. Bezüglich des Ostens des Parthischen Reiches sind wir fast ausschließlich auf Münzanalysen angewiesen, da von dort kaum anderes primäres Material vorliegt. Die Zahl der gefundenen parthischen Inschriften auf Felsreliefs, anderen Reliefs, Plastiken und Siegeln ist gering. Meist handelt es sich um wenig aussagekräftige Weihinschriften oder Namensnennungen. Lediglich eine griechisch-parthische Inschrift auf einer Heraklesstatue aus Seleukia am Tigris nennt ein historisches Ereignis (Jahr 150 / 1 n. Chr.), den Sieg und die Vertreibung des Miradates (Meredat), König der Charakene (ca. 130 / 1–150 / 1 n. Chr.) durch Vologases IV.7 Auch die Zahl von Texten auf Pergament oder Leder ist äußerst gering. Am bekanntesten sind die AvromanPergamente,8 die im Gebiet Iranisch-Kurdistans gefunden wurden und von denen ein Dokument in Parthisch geschrieben ist. Ein im Palmyra-Tor in Dura Europos gefundenes Pergament gibt Einblick in die regionale Verwaltung.9 Wie alle Dokumente aus Dura Europos, die aus der Partherzeit stammen, ist auch dieses Pergament in Griechisch geschrieben. Ein Pergament datiert aus dem Jahr 121 n. Chr. und dokumentiert eine Darlehensgabe. Aus diesem Dokument lässt sich die Funktion des stratēgos näher bestimmen, der als Repräsentant des Partherreiches sowohl für den Stadtbereich als auch für die nomadische Landbevölkerung von Dura Europos zuständig war.10 Die Dokumente aus Dura Europos lassen weitere Verwaltungsinstitutionen erkennen: Ein lokales königliches Gericht schlichtete Rechtsstreitigkeiten und war für Rechtsgeschäfte zuständig. Die Mitglieder dieses Gerichtes waren Würdenträger, die der parthischen Oberschicht angehörten und ihre Legitimation von der 300 km entfernten parthischen Königsherrschaft in Ktesiphon erhielten. Aus Mesopotamien, aus Babylon, Susa und Seleukia-Ktesiphon stammen außerdem über 100 Keilschrifttexte, die parthische Königsnamen sowie Informationen zu

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geschichtlichen Daten im Partherreich enthalten. So wird der Partherkönig Mithradates I. als oberster Herrscher des Gebiets genannt.11 Diese Texte enthalten außerdem Hinweise auf Tempelkulte, die Wirtschaftslage, Rechtsverhältnisse und astronomische Daten. In Nisa fand man über 2500 Ostraka (beschriftete Tonscherben) mit Inschriften, die sich auf den Weinanbau und dessen Verwaltung beziehen. Sie stammen aus der Zeit des 1. Jhs. v. Chr. und geben nur über einen begrenzten Zeitraum Informationen.12 Über die frühe Geschichte der Parther erfahren wir aus direkten Quellen nichts. Ein wichtiges zeitgenössisches Werk über die Geographie von Parthien finden wir in dem Buch Parthische Stationen, das als Fragment vorliegt und Isidor von Charax, einem aus der Stadt Charax (am Persischen Golf) stammenden Schriftsteller, zugeschrieben wird, der in augusteischer Zeit (wohl Ende des 1 Jhs. v. Chr.)13 lebte. Dieses Buch berichtet über die Handelsrouten zwischen Antiochia, in der heutigen Türkei nahe dem Mittelmeer gelegen, und Indien und listet die Wegstrecken durch Parthien mit Entfernungsangaben auf. Weitere primäre Quellen für das Partherreich sind archäologische Ausgrabungen von Burgen, Stadt- oder Dorfanlagen und deren Architektur sowie Funde von Plastiken, Reliefs, Siegeln oder anderen Kunstgegenständen, denen jeweils eigene Kapital gewidmet sind. Hier stoßen wir rasch auf ein weiteres Problem bei dem Versuch, das Parthische Reich in seiner Gesamtheit zu erfassen. Eine Vielzahl von Zeugnissen über die Parther stammt nicht aus dem parthischen Kernland, sondern aus Grenzbereichen des Parthischen Reiches, in denen Vasallenstaaten mehr oder minder im parthischen Herrschaftseinfluss lagen. Einerseits sind diese Funde zur Erforschung parthischer Kunst oder Kultur unentbehrlich, stellen andererseits aber auch eine Herausforderung bei dem Bestreben dar, zu entscheiden, was parthisch ist, da die relative Autonomie in diesen Vasallenstaaten zu eigenen kulturellen Entwicklungen führen konnte.

Sekundäre Quellen Da die primären parthischen Quellen in ihrer Gesamtheit unzureichend sind, um einen zufriedenstellenden Einblick in das parthische Großreich mit seiner Kultur, Politik oder Religion zu gewinnen, sind wir auf Quellen von außen angewiesen. Unter den sekundären Quellen über das Parthische Reich sind all diejenigen Informationen zusammenzufassen, die wir von den Römern, den Griechen, den Chinesen und von anderen Zeugnissen über die Parther erlangen können.

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Zu den wichtigsten griechischen Schriftquellen über die Parther zählen die Werke von Polybios, Strabon und Plutarch. Polybios (ca. 200–120 v. Chr.) wurde durch seine Universalgeschichte Roms, die Historiai, berühmt. Strabon, ein griechischer Geschichtsschreiber14 (ca. 63 / 64 v. Chr.–ca. 25 n. Chr.), ging als junger Mann nach Rom und bereiste Ägypten und andere Länder. Er schrieb ein 17-bändiges Werk über die Geographie der damals bekannten Welt, das fast vollständig erhalten ist und in dem der Autor auch über Parthien informiert. Plutarch (45–ca. 120 n. Chr.) war Verfasser zahlreicher biographischer und philosophischer Schriften. Er beschreibt u. a. die Schlacht bei Carrhae (53 v. Chr.) sowie den Krieg Marcus Antonius’ gegen die Parther. Zu den Hauptquellen römischer Schriften über das Parthische Reich zählen die Werke von Plinius dem Älteren, Tacitus, Cassius Dio und Junianus Justinus. Plinius der Ältere (23 / 24–79 n. Chr.) wurde mit seinem naturwissenschaft lichen Werk Naturalis historia bekannt. In diesem 37-bändigen Werk werden sein Wissen und die Erkenntnisse über die antike Welt umfassend dargestellt. Er beschreibt u. a. den Seidenhandel zwischen China und Rom, bei dem das Parthische Reich als Zwischenhändler fungierte. Publius Cornelius Tacitus (ca. 56 / 57–120 n. Chr.), ein bedeutender römischer Historiker und Politiker, galt als einer der hervorragendsten Redner seiner Zeit. Tacitus geht in seinem Werk zwar auf die Parther ein, hat dabei jedoch mehr die römische Politik vor Augen. Lucius Claudius Cassius Dio Cocceianus (um 164–235 n. Chr.) war römischer Senator, Konsul, Schriftsteller und Geschichtsschreiber, der seine Werke in der im römischen Osten verwandten griechischen Sprache geschrieben hat. Cassius Dio veröffentlichte eine Römische Geschichte in achtzig Büchern, die nur fragmentarisch erhalten ist. Ein Teil davon behandelt die Schlacht von Carrhae 53 v. Chr., bei der die römische Armee unter Crassus vernichtend geschlagen wurde. M. Junianus Justinus, ein weiterer römischer Geschichtsschreiber, hinterließ auf der Basis des Geschichtswerks von Pompeius Trogus15 ebenfalls bedeutsame Informationen über das Parthische Reich von dessen Anfang bis hin zur Rückgabe der eroberten römischen Standarten an Kaiser Augustus (20 v. Chr.). Vermutlich hat Justinus Ende des 2. Jhs. n. Chr. in Rom gelebt. Die Schriften von Flavius Josephus, einem jüdischen Historiker (37 / 8–ca. 100 n. Chr.), werden ebenfalls als bedeutsame Sekundärquelle für das Parthische Reich betrachtet. Sein Werk über die Geschichte des jüdischen Krieges machte ihn bereits zu Lebzeiten bekannt. Josephus berichtet in  seinen Geschichtswerken über eine Reihe kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen Rom und den Parthern. Über die Endphase des Parthischen Reiches gibt es eine Quellengruppe, die aus dem syrisch-aramäisch-arabischen und auch aus dem armenischen Gebiet stammt

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und sich teilweise mit der Situation der Juden im Westen des Reiches auseinandersetzt, aber auch Hinweise auf die Wirtschaftslage gibt. Viele dieser Texte stammen allerdings aus nachparthischer Zeit und sind somit in ihrem Aussagewert begrenzt.16 Weitere Zeugnisse über die Parther entstammen auch dem Avesta, dem heiligen Buch der Zoroastrier, aus dem durch Sprachanalysen Rückschlüsse auf die Ausübung dieser Religion in Parthien gezogen werden können.17 Die ältesten schrift lichen Aufzeichnungen des Avesta stammen allerdings erst aus dem 9. Jh. n. Chr. Auch altarmenische, baktrische, aramäische und altpersische Quellen ermöglichen es uns, Zusatzinformationen über das Parthische Reich zu gewinnen. Eine weitere sehr wichtige Quellengruppe über das Parthische Reich stammt aus der Turfanoase (chinesische Provinz Xinjiang).18 Albert Grünwedel und Albert von Le Coq fanden hier zwischen 1902 und 1914 während der vier deutschen Turfanexpeditionen viele wertvolle sehr alte Schriften, die die vielfältigen Kulturen der antiken Seidenstraßen bezeugen. Bei der Entzifferung der Fundstücke traten damals noch unbekannte Sprachen hervor, z. B. das Tocharische, die iranischen Sprachen Sogdisch, Sakisch und Parthisch sowie umfangreiches Material in Chinesisch, Sanskrit, Tibetisch, Mongolisch nebst anderen Sprachen. Wie laborwissenschaft liche Untersuchungen mit der C14-Methode zeigen konnten, stammen die ältesten Zeugnisse aus dem 2. Jh. n. Chr., die jüngsten aus dem 14. Jh. Sie sind vornehmlich religiösen Inhalts (buddhistisch, manichäisch, christlich). Das Buch des chinesischen Schriftstellers Sima Quian, das Shiji, das die chinesische Geschichte zum Inhalt hat, ist eine weitere wichtige Sekundärquelle.19 Der Autor berichtet hier über den Gesandten Zhang Quian, der in der Zeit um 138–126 v. Chr. eine Delegation des chinesischen Kaisers Han Wudi in das zentralasiatische Gebiet führte. Auf seiner ersten Reise gelangte Zhang Quian nicht nach Parthien, knüpfte aber 121 v. Chr. bei einer weiteren Reise Kontakte mit den Parthern.20

Antike Quellen – historische Wahrheiten oder Zerrbilder? Bei allen sekundären Quellen müssen die politischen Umstände ihrer Entstehung, die persönliche Motivation und der persönliche Erfahrungsbereich der Autoren berücksichtigt werden, wenn es um die Einschätzung der Glaubhaftigkeit der in ihnen enthaltenen Aussagen geht, die nicht selten verzerrend oder ungenau sind.21 Ungeachtet derartiger Schwierigkeiten sind diese Zeugnisse eine notwendige Bereicherung, da sie bei der ohnehin geringen Gesamtquellenlage über das Parthische Reich wichtige Zusatzinformationen geben können.

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Die Griechen, die Römer und die Chinesen waren über dieses Reich und dessen Bevölkerung nur unzureichend informiert. Parthien war weit weg, und man kann davon ausgehen, dass sich nur ein Bruchteil der Oberschicht für die parthischen Gebiete interessierte, vermutlich aus Handelsgründen. Erst mit Beginn der kriegerischen Konflikte zwischen Rom und Parthien rückte das Partherreich stärker in das allgemeine Bewusstsein der Römer. Viele zeitgenössische Berichte und bildliche Darstellungen waren politisch gefärbt oder gar verfälscht. Der Schriftsteller Strabon macht dieses Zerrbild deutlich, wenn er nach Friedenverhandlungen zwischen Kaiser Augustus und den Parthern schreibt, dass die Parther fast bereit seien, ihre ganze Selbständigkeit aufzugeben, und sogar von Rom ihren künftigen Kaiser erbäten. Eine solche Darstellung der Lage der Parther kann heute mit Sicherheit als falsch bezeichnet werden, denn gerade zu dieser Zeit stand das Parthische Reich auf dem Höhepunkt seiner Macht. Die Äußerungen Strabons entsprachen mehr einem politischen Wunschdenken und gewollter Propaganda, welche die Überlegenheit der Römer kennzeichnen sollte. Ähnlich wie die Schriftzeugnisse geben auch die bildlichen Darstellungen von Parthern in der römischen Kunst nicht die Realität wieder.22 Eine der ersten Abbildungen eines Parthers in der römischen Kunst finden wir auf der Augustusstatue, die in das Jahr 20 v. Chr. datiert wird. Die hier dargestellte Szene bezieht sich auf die Rückgabe der Standarten, die die Römer in dem für sie sehr verlustreichen Krieg gegen die Parther in der Schlacht von Carrhae (53 v. Chr.) verloren hatten. Kaiser Augustus hatte in geschickten diplomatischen Verhandlungen die Rückgabe der Standarten erwirkt und so einen großen innenpolitischen Erfolg verbuchen können. Die Abbildung eines Parthers auf dem Brustschild dieser Statue –  möglicherweise soll es sogar der parthische König sein – zeigt diesen mit einer typisch parthischen Kleidung, einer V-förmigen Wickeljacke, die durch einen Gürtel zusammengehalten wird. Schon ein erster Blick auf die Gestik des dargestellten römischen Soldaten, der die Standarte entgegennimmt, macht deutlich, dass hier keine Gleichrangigkeit dargestellt werden soll, sondern dem Parther ein niedrigerer Status zugewiesen wird. Ein weiteres bekanntes zeitgenössisches römisches Baudenkmal ist das Partherdenkmal aus Ephesos, das vermutlich nach 169 n. Chr. erstellt 23 wurde und sich auf den Partherfeldzug des Lucius Verus bezieht (Abb. 3). In zahlreichen Darstellungen wird der Kampf der Römer gegen die Parther dargestellt. Die zeitgenössischen Künstler vermitteln auch hier sicherlich kein realitätsnahes Bild von den Parthern, denn in diesen Abbildungen werden einige der dargestellten Parther nur mit Lendenschurz und einer phrygischen Mütze bekleidet dargestellt, ein Parther sogar nackt. Die Par-

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Abb. 3 Partherdenkmal, Fundort: Ephesus, um 169 n. Chr., Teile in Kopie. Zwei Parther, nur mit einem Lendenschurz bekleidet, sind zu Boden gegangen und von römischen Soldaten besiegt worden. Inv. Nr.: 10 / 6 / 77, 51 / 61 / 90, Museum Selçuk, Türkei.

ther werden im Nahkampf gezeigt, ihre Gesichter sind zum Teil schmerzverzerrt und drücken Angst aus. Auch hier soll in propagandistischer Weise die Überlegenheit der Römer gezeigt werden, denn die parthischen Soldaten gingen nicht nackt oder mit Lendenschurz ins Gefecht, sondern trugen ihre Reitertracht mit den typischen Hosen. Ihre Kämpfe führten sie überwiegend mit Lanze, Pfeil und Bogen vom Rücken ihrer schnellen Pferde. Die verschiedenen römischen Bildzeugnisse und Darstellungen von Kämpfen gegen die Parther zeigen also nicht das wirkliche Bild eines Kampfgeschehens, sondern stellen die Parther als unterlegenes, barbarisches Volk dar. Dies geschieht mit der klaren Absicht, Niederlagen in vermeintliche Siege umzudeuten, mit dem Ziel, die eigene Schwäche nicht offenkundig werden zu lassen. Eine andere Perzeption der Parther ergibt sich aus Berichten, die zu Zeiten des Kaisers Augustus entstanden sind. Mindestens fünf parthische Abordnungen be-

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suchten damals Rom und führten Verhandlungen über Frieden und über die Grenzziehungen zwischen Rom und Parthien. Der von dem parthischen Rebellen Tiridates gefangen genommene und nach Rom gebrachte Sohn Phraates’ IV. wurde von Kaiser Augustus in den Circus Maximus geführt und erhielt einen Sitz in der zweiten Reihe hinter dem Kaiser.24 Unschwer darf hierbei ein politisches Kalkül des Imperators vermutet werden.25 Diese wenigen Kontakte zwischen Rom und Parthien vermochten jedoch nicht das Bild zu ändern, das die Römer generell von den Fremden aus dem Orient hatten. Es gab kaum verlässliche Informationen über das Parthische Reich, und die Römer blieben den typischen, stereotypen Vorstellungen verhaftet, die auch früher schon bestanden hatten: Die Parther verfügen über einen ungeheuren Reichtum und leben in pompöser Verschwendung, sind brutale Despoten und pflegen eine ausufernde Sexualität.26 Eine andere Sichtweise auf die Parther zeigen Darstellungen von gut aussehenden parthischen Dienern oder Sklaven in römischer Gesellschaft.27 Seit der Zeit von Kaiser Augustus dienten parthische Diener in Häusern wohlhabender Römer. Die Diener stammten zwar aus der märchenhaften Welt des Orients, erkennbar an den von ihnen getragenen orientalischen Hosen, mussten sich aber sicherlich an die römischen Vorstellungen anpassen. So trugen sie gepflegtes längeres Haar und waren glattrasiert, einige Sklaven werden mit einer phrygischen Kappe dargestellt. Eine Marmorfigur, die in der Casa del Camillo in Pompeji gefunden wurde, zeigt einen solchen Luxussklaven, der mit knielangem Gewand und Hosen abgebildet ist, in der Hand einen Weinschöpflöffel hält und ergeben auf die Befehle der Gäste wartet. Die gewünschte Darstellung der Unterlegenheit der Parther wird auch deutlich in römischen Glasgemmen, einem Massenprodukt aus der Zeit von Kaiser Augustus, die das Bild von zwei Parthern zeigen, die vor der Siegesgöttin Victoria stehen und dieser die römischen Standarten entgegenreichen.28 Das Bild der Römer von den Parthern war von der Vorstellung unermesslichen Reichtums begleitet. Parthische Könige saßen auf goldenen Stühlen, wenn der Bericht stimmt, wonach Trajan einen solchen bei der Eroberung Ktesiphons 116 v. Chr. erbeutete.29 Die prachtvoll verzierten Trinkhörner (Rhytha) und Silberschalen, die man im parthischen Palast in Nisa fand (Abb. 73), bestätigen den Reichtum parthischer Könige. Auch die Berichte über den parthischen Feldherrn Surena, der einen Tross mit 200 Konkubinen mit sich führte, lassen einen großen Wohlstand in der parthischen Oberschicht erkennen. Im Museum in Trier findet sich ein Sandsteinfragment, das einen gut gekleideten Diener in parthischer Kleidung zeigt, erkennbar ebenfalls an der Wickeljacke mit V-förmigem Ausschnitt, der – so wird vermutet –

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einen Goldbarren überreicht, der den Reichtum der Parther kennzeichnen soll (Abb. 43). Das aufwendig und kunstvoll frisierte Haar des parthischen Bediensteten signalisiert Luxus und Eleganz.30 Auch die Wunschträume der römischen Männer kommen nicht zu kurz, wie wir einem um 25 v. Chr. verfassten Text von Horaz entnehmen können, den der Dichter einem Freund gewidmet hat. Nach einem Sieg über die Parther würde ihm nämlich eine der barbarischen Jungfrauen als exotisches Sklavenmädchen dienen können, deren Bräutigam er im Kampf getötet haben werde.31 Letztlich werden in all diesem Darstellungen die Parther so gezeigt, wie die Römer sie sehen wollten.

Parthische Münzen Schon auf den ersten Blick fällt insbesondere bei den frühen Münzen die exzellente Darstellung der Porträts der Könige mit ihren individuellen Zügen auf, auf denen man bei genauerer Betrachtung meint, zwischen dem jugendlichen Gesicht eines Herrschers und dessen Altersportrait unterscheiden zu können. Für Pakoros II. trifft dies sicher zu, denn als jugendlicher König wird er ohne Bart, später mit Bart dargestellt.32 Die parthischen Münzen enthalten eine Vielzahl weiterer Informationen wie etwa die Darstellung von Kleidung, Kopfbedeckung, Waffen, Schmuck oder Zeitangaben. Von besonderer Bedeutung sind die Inschriften, die bis zum 1. Jh. n. Chr. in Griechisch gehalten sind, ab dem 2. Jh. n. Chr. die Königsnamen in parthischer Schrift enthalten.33 Durch die Analyse von verschiedenen Waffentypen, die auf den Münzen dargestellt sind, konnte S. Winkelmann sogar einen Waffentransfer aus dem mittelasiatischen Raum zu den Parthern nachweisen. 34 Solche Untersuchungen helfen uns, das Bild über die Parther zu vervollständigen. Die Genealogie der Könige ergibt sich im Wesentlichen aus den parthischen Münzen. Zwei grundlegende Werke zur Einordnung der Münzen sind hier zu nennen: David Sellwoods „An Introduction to the Coinage of Parthia“ und das Buch von Fred B. Shore „Parthian Coins and History“. Mit inzwischen durchgeführten leichten Modifikationen stellt die von Sellwood erarbeitete Genealogie der Könige die Basis dar, die weltweit anerkannt wird, obgleich es immer noch Unklarheiten bezüglich der zeitlichen Zuordnung der Könige oder der historischen Orte der Prägestätten gibt. Eines der Hauptprobleme bei den Münzanalysen besteht darin, dass insbesondere für die frühe Arsakidenzeit direkte Hinweise auf den jeweiligen König, den Königsnamen oder Zeitangaben auf den Münzen fehlen. Die von Sellwood erstellte Reihenfolge der

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Könige erschloss sich daher nur aus ikonographischen Vergleichen, Veränderungen oder Überprägungen, häufig war eine strenge wissenschaft liche Beweisführung bezüglich der zeitlichen Einordnung der Könige nicht möglich. Nur selten konnten Hortfunde, in denen sich z. B. neben parthischen auch römische Münzen befanden, zur Zeitbestimmung der parthischen Münzen herangezogen werden. Die in Detailfragen einander oft mals widersprechenden Befunde führen zwangsläufig zu weiteren Versuchen, anhand von anderen Literaturquellen, neuen Funden oder Analysen von Münzen die Genealogie der Könige neu zu bestimmen. So kommt u. a. G. F. Assar, ein bekannter Erforscher der parthischen Geschichte, aufgrund seiner Untersuchungen in den letzten Jahren zu einer in Teilbereichen anderen Reihenfolge der parthischen Könige als Sellwood.35 Die über dieses Problem geführten Diskussionen zeigen letztlich, wie schwierig es nach wie vor ist, wirklich greifbare Befunde über das Parthische Reich zu gewinnen. Da über diese neuen Zuordnungen in der Genealogie zurzeit noch unterschiedliche Meinungen bestehen, wurde in diesem Buch aus Praktikabilitätsgründen im Wesentlichen an der Einteilung von Sellwood festgehalten. Die Liste der parthischen Könige (s. Genealogie der parthischen Könige) orientiert sich an der preisgekrönten Webseite von Chris Hopkins (http: / / www.parthia.com), der eine Zusammenstellung parthischer Münzen sowie viele weitere Informationen über das Partherreich online veröffentlicht hat.36 Die Bestimmung der einzelnen Münzen in diesem Buch erfolgt nach David Sellwood. Die Katalogisierungsnummern der Münzen werden mit S (für Sellwood) und nachfolgenden Typnummern versehen, wobei die frühesten Münzen Arsakes’ I. mit der Nummer 1 und weiteren Untertypen gekennzeichnet werden. Im streng numismatischen Sinne reicht diese Einteilung allerdings nicht aus, da bei den analysierten Münzen, wie oben näher erläutert, häufig wesentliche Kriterien wie Fundort, Zuordnung von Münzen zu den ausgegrabenen Schichten sowie sichere Angaben von Münzstätten fehlen. Die Drachmen zeigen auf der Vorderseite das Porträt des jeweils herrschenden Königs in individueller Darstellung, wie z. B. das des parthischen Königs Gotarzes I. mit einer Tiara (Königskrone) (Abb. 4). Auf der Rückseite wird vermutlich der Gründer des Reiches, Arsakes I., mit einem Bogen in der Hand dargestellt. Bei den Tetradrachmen der späteren Münzen wird der König weiterhin auf der Vorderseite gezeigt, auf den Rückseiten wird allerdings nicht mehr der Gründer Arsakes, sondern der jeweils amtierende König selbst dargestellt, der von der Göttin Tyche einen Kranz als Zeichen göttlicher Legitimation erhält (Abb. 5). Die Münzen sind am Anfang des Partherreiches noch von hervorragender bildnerischer Qualität und basieren auf den Münzprägungen der Seleukiden. Später wan-

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Abb. 4 Sinatrukes, Silberdrachme, S 33.4; von Sellwood noch als Gotarzes I. angegeben. Revers: sitzender Bogenschütze, vermutlich der Gründerkönig Arsakes. Inschrift : ARSAKOW BASILEVS MEGALOW UEOPATROW NIKATOROS , ([Münze des] Großkönigs Arsakes, von göttlicher Abstammung, des Siegreichen).

Abb. 5 Gotarzes II., Tetradrachme, S 65; Revers: Tyche mit Füllhorn (Cornucopia) steht vor  dem sitzenden König. Inschrift: BASILEVS BASILEVN ARSAKOW EPIFANOWS FIL¶LLHNOª DIKAIOË EËERGETOË ([Münze des] Königs der Könige Arsakes, des Erscheinenden, des Griechenfreundes, des Gerechten, des Wohltäters); zwischen den Köpfen: HNT (Jahr 358 [entspricht 46 / 47 n. Chr.]). Die Inschriften sind auf den Münzen fast nie vollständig zu sehen.

delt sich das Bild zu einem eigenen parthischen Stil. Ab der ersten Hälfte des 1. Jhs. n. Chr. nimmt dann die Darstellungsqualität ab. Auch der Silbergehalt der Münzen wird geringer, da mehr Kupfer hinzugemischt wird. Die Erschöpfung der Silberquellen oder Abnahme der Wirtschaftskraft können Ursachen hierfür gewesen sein. Ein

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Blick in die Gegenwart zeigt, dass die Verringerung des Silbergehalts von Münzen kein spezifisches Problem Parthiens war, sondern auch in unserer heutigen Zeit in Deutschland aktuell ist. Das Bundesfinanzministerium Deutschlands beschloss im September 2010, den Silberanteil in Gedenkmünzen zu reduzieren, da Silber zu teuer geworden war und die Herstellungskosten von Gedenkmünzen den Nennwert von 10 Euro überstiegen.37 Man sieht, dass sich in der Geschichte vieles wiederholt. Im Laufe der parthischen Herrschaft werden die griechischen Inschriften der Münzen zunehmend unlesbarer. Sie werden sogenannte Scheinlegenden, bei denen teilweise nur noch die äußere Form an griechische Buchstaben erinnert. Hierbei wird eine Abkehr vom Griechentum deutlich. So kann man anhand der parthischen Münzen und ihrer Veränderungen sehr gut die Entwicklung des Parthischen Reiches als eigenständiger Großmacht nachvollziehen. Im Parthischen Reich wurden Münzen in verschiedenen Prägestätten hergestellt. Die frühen arsakidischen Münzen wurden bislang ausschließlich im Ursprungsgebiet der Parther in Hyrkanien gefunden: ein Hinweis auf die Dauer der Etablierungsphase als neu entstandenes Reich. Obgleich wir anhand der Legenden auf den Münzen eine große Zahl parthischer Münzstätten kennen, sind nicht alle von Sellwood angegebenen Münzorte archäologisch sicher identifi ziert. Ebenso wurde bislang noch kein Prägestempel zur Herstellung von Münzen gefunden. Die als weitgehend gesichert geltenden Hauptstätten der Münzprägung waren: Ekbatana (heute nahe Hamadan / Iran), Rhagae (heute: Ray / Provinz Teheran im Iran), Susa (heute Iran nahe der irakischen Grenze in der Provinz Khuzestan), Margiane (heute Region um Merw in Turkmenistan), Nisa-Mithradatkart (heute in der Nähe von Aschgabat in Turkmenistan) und Seleukia (heute Nähe Bagdad, am Tigris, Irak).38 Weitere Orte, für die allerdings keine sicheren Beweis vorliegen und in denen wohl eher wenige Münzen geprägt wurden, waren Areia, Traxiane, Hekatompylos, Syrinx, Tambrax, Saramana, Apameia, Epardus, Persepolis, Charax, Laodicea, Kangavar, Artemita, Edessa, Ktesiphon (heute Nähe Bagdad, am Tigris, Irak), Ninive. Gesichert ist auch die Existenz einer wandernden Hofmünzstätte (KATA STRATEIA oder KATACTPATEIA), die mit dem Tross des Königs mitzog und auch unterwegs Münzen prägen konnte. Ob man sich hierbei vorstellen muss, dass der König über seine eigene Gelddruckmaschine verfügte, die bei Bedarf rasch benötigtes Geld prägte, bleibt der Spekulation überlassen. Hinweise auf die Prägeorte findet man meistens auf den Münzrückseiten unter dem Bogen des sitzenden Bogenschützen, gelegentlich jedoch auch auf der Vorderseite der Münzen. Die ersten Silberdrachmen wurden vermutlich von Arsakes I. geprägt. Da diese Münzen keine Jahresdaten aufweisen, gibt es keine sichere und schlüssige Beweis-

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führung dafür, dass sie tatsächlich von diesem König herausgegeben wurden. Denkbar ist auch, dass sie aus einer späteren Zeit stammen. Tetradrachmen gab es in der Anfangszeit der Parther nicht, sie wurden erst unter der Herrschaft von Mithradates I. hergestellt. Dieser Herrscher ließ dabei die parthischen Münzen nach seleukidischem Vorbild herstellen. Es wird heute davon ausgegangen, dass fast alle Tetradrachmen in Seleukia in Mesopotamien hergestellt wurden. Drachmen wurden nach Vologases I. im Wesentlichen nur noch in Ekbatana geprägt.39 Ein Prägerecht für städtische Bronzemünzen dagegen gab es auch in Phraata bei Susa, Ninive, Seleukia und Natunia (östlich von Hatra). In Susa wurden staatliche parthische Münzen nur bis in die Mitte des 1. Jhs. n. Chr. geprägt. Nach dieser Zeit prägten die Gebietskönige von der Elymais ihre eigenen Münzen, woraus man auf eine gewisse Freiheit trotz Abhängigkeit vom Parthischen Reich schließen kann (siehe Kapitel Elymais).40 Dies unterstreicht einen wichtigen Zug der parthischen Politik: In wichtigen, das gesamte Reich betreffenden Fragen, so z. B. bei Kriegen, hatte der parthische König der Könige das Sagen über die lokalen Herrscher. In anderen Bereichen, wie z. B. dem Münzrecht, wurde den lokalen Herrschern gewisse Freiheiten zugestanden. Gerade diese Form der Herrschaftsausübung und -teilung hat sicherlich das Überleben des gesamten parthischen Staates über einen fast 500-jährigen Zeitraum begünstigt. Für die Beantwortung der Frage, wie eine Verteilung des parthischen Geldes im Reich und in den Vasallenstaaten ausgesehen haben mag und welche möglichen Handelsbeziehungen daraus abgeleitet werden können, sind Untersuchungen des Instituts für Numismatik und Geldgeschichte der Universität Wien interessant. In diesen werden die Fundstätten parthischer Münzen analysiert und dokumentiert.41 Eine besondere Dichte von Hortfunden findet sich im Gebiet von Mesopotamien und von Hamadan (Bereich des früheren Ekbatana). Eine weitere, noch dichtere Fundstätte liegt im Bereich der heutigen Länder Ostiran, Westpakistan sowie Nordafghanistan, welcher dem parthischen Seistangebiet entspricht. Das iranische Hochland hat keine wesentlichen Hortfunde aufzuweisen. Die Gewichte parthischer Münzen basierten auf einem hellenistischen Münzsystem, deren Basis das griechische System war. Griechische Tetradrachmen waren aus Silber und hatten ein festgelegtes Gewicht von 17,46 g. Drachmen waren ebenfalls aus Silber mit einem Gewicht von 4,36 g. Für die Herstellung parthischer Tetradrachmen, Drachmen und Obole verwandte man Silber und Kupfer, deren jeweiliger Anteil variierte.42 Bei Silberdrachmen der frühen Könige fand man einen Silberanteil von über 90 %, der verbleibende größte Teil bestand aus Kupfer, ferner waren geringe Goldanteile sowie Spuren anderer

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Metalle nachweisbar.43 Der Silberanteil der Drachmen späterer Könige lag geringer, bei einzelnen Münzen Orodes’ I. fand man sogar Silberanteile von weniger als 50 %, der Anteil des Kupfers lag dabei entsprechend höher. In Parthien waren hauptsächlich Silberdrachmen im Umlauf. Das Gewicht der heutzutage gehandelten parthischen Silberdrachmen variiert je nach Erhaltungsgrad zwischen 3,4 bis 4,2 g. Neben den Silberdrachmen waren auch silberne Hemidrachmen im Umlauf. Die nächstkleinere Münzeinheit waren parthische Obole –ebenfalls aus Silber  –, deren Wert einem Sechstel einer Silberdrachme entsprach. Zusätzlich zu diesem Nominal waren auch Diobole und Hemiobole im Umlauf. Der Anteil von Silber in parthischen Tetradrachmen, die erst ab 140 v. Chr. geprägt wurden, war anfangs ebenfalls hoch. Die im Handel befindlichen Tetradrachmen haben ein Gewicht zwischen 13 und 16 g. Später verwendete man für Tetradrachmen eine Legierung aus Silber und Kupfer, bei der der Kupferanteil höher als 50 % war. Solche Münzen werden Billon genannt. Der Silberanteil in Tetradrachmen wurde im Laufe der Zeit deutlich reduziert: Konnte bei der Münzanalyse einer Tetradrachme von Phraates IV. ein Anteil von ca. 52 % Silber und ca. 46 % Kupfer festgestellt werden, ergab die Untersuchung einer Tetradrachme von Vologases IV. nur einen Silberanteil von ca. 24 %, während der Kupferanteil ca. 74 % betrug.44 Das Gewicht des parthischen Kleingeldes, Bronze- oder Kupfermünzen, basierte auf dem griechischen Chalkous, der ca. 2 g wog.45 Acht Chalkoi entsprachen dem Wert eines Silberobols. Im Parthischen Reich wurden ferner Münzen mit einem doppelten Chalkouswert (Dichalkous) bzw. einem vierfachen Wert (Tetrachalkous) verwandt. Sellwood listet auch einen Octochalkous auf (S 80.3). Bis zum Ende der parthischen Herrschaft reduzierte sich das Gewicht eines Chalkous bis auf ca. 1 g. Sehr selten sind parthische Kupfermünzen, die vorwiegend aus den östlichen Bereichen Parthiens stammen.46 Hochrechnungen ergaben, dass in parthischer Zeit ca. vier Milliarden Münzen geprägt worden sind. Allerdings verschwand ein Teil dieser Menge vermutlich durch Einschmelzen der vorhandenen Münzen, wenn ein neuer König Münzen mit seinem Portrait prägen ließ. Nicht selten wurde dabei das wertvolle Silber mit Kupfer vermischt, was de facto einen Wertverlust darstellte, aber letztlich einen Gewinn für die Herrscher brachte. Durch den erhöhten Anteil von Kupfer wurden die Tetradrachmen bei gleicher Größe und Dicke leichter, was sich auch bei den Gewichten der Tetradrachmen aus der Endzeit des Partherreiches bemerkbar macht, denn viele im Münzhandel verkaufte Tetradrachmen aus dieser Zeit weisen ein Gewicht zwischen 12–13 g auf. Goldmünzen wurden von den Parthern nie geprägt. Einige im Kunsthandel aufgetauchte Münzen aus Gold sind als Fälschungen zu betrachten.

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Das Parthische Reich – eine erste Annäherung

Abb. 6 Phraates IV., Silberdrachme, S 91.13, lokale Imitation aus Sakaraukae. Avers: Hinter dem Kopf des Königs bringt ein Adler dem König ein Diadem. Die eingeprägte Büste zeigt die typische Kopfbedeckung graeko-baktrischer Könige. Revers: sitzender Bogenschütze.

Schon in parthischer Zeit gab es Münzfälschungen, denn in Nisa fand man eine Münze, die einen Bleikern enthielt und die von den damaligen Grabräubern mit einem Dolchhieb eingekerbt worden war, um die Echtheit zu prüfen. Eine solche Münze wurde damals als wertlos weggeworfen – für heutige Archäologen ist sie ein Glücksfund. Solche als Fourrée bezeichneten Münzfälschungen wurden auch bei griechischen oder römischen Münzen gefunden. Schon damals gab es Versuche, die Echtheit der Münzen durch deren Klang beim Fallenlassen auf Stein oder durch Prüfschläge festzustellen. Cicero berichtet von seinem Prätor Gratidianus und lobt ihn, da er Tests für das Erkennen falscher Münzen entwickelt habe. Eine grobe Prüfung erfolgt durch Feststellung des Gewichtes: Handelt es sich um Münzen mit einem Kupferkern, so sind die Münzen leichter als normale Silbermünzen. Enthält der Kern jedoch Blei, sind die Münzen aufgrund des spezifischen Gewichts von Blei schwerer. Auch heute werden parthische Münzen gefälscht, z. T. in erstaunlich guter Qualität, und gelangen in den freien Handel. Eine wichtige Information, ob eine Münze echt ist oder nicht, erhält man u. a. aus der Größe, der Dicke und dem Gewicht. Silberdrachmen sollten z. B. um 3,6 g wiegen, Tetradrachmen zwischen 11 und 14 g. Zur weiteren Beurteilung, ob eine Münze gefälscht ist, gehört auch die Betrachtung der Inschriften und der Vergleich mit den Abbildungen echter Münzen. Bilder von Münzfälschungen finden sich bei http: / / www.parthia.com / . Besondere Bedeutung haben in der Forschung Münzen mit Überprägungen. Beim Überprägen von Münzen des Vorgängerkönigs mit dem Portrait des neuen Königs konnte es geschehen, dass das Bild des Vorgängers noch erkennbar blieb. Solche

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Münzen helfen uns heute, die Herrschaftsfolge parthischer Könige zu bestimmen. Wichtig für die Beurteilung geschichtlicher Entwicklungen sind auch kleine Gegenstempel, die von Volksstämmen in den Randbereichen Parthiens benutzt wurden. Die abgebildete Münze (Abb. 6) ist eine lokale Imitation einer Drachme Phraates’ IV. und stammt von einem sakischen Volksstamm aus dem Indo-Skythischen Reich, hinter dem sich vielleicht die Sakarauken verbergen.

Vorparthische Geschichte – ein kurzer Überblick Uwe Ellerbrock und Sylvia Winkelmann

Elam – die erste Hochkultur des Iran Vorparthische Geschichte – ein kurzer Überblick

Das Reich Elam war die erste Hochkultur in Iran. Die Elamer siedelten im Südwesten des Landes in zwei Regionen: im Gebiet von Khuzestan, der Tiefebene im Südwesten mit der Hauptstadt Susa, und in der Region von Anschan, der Hochebene der Fars mit der Hauptstadt Anschan (Tall-i Malyan). Die Herkunft der Elamer ist bis heute nicht sicher geklärt, deren Sprache mit keiner benachbarten Sprache verwandt. Frühe städtische Zentren entstanden hier schon im 4. Jt. v. Chr. Die früheste staatliche Formation bildet die sogenannte protoelamische Kultur (ca. 3100–2600 v. Chr.), die eine eigene Zeichenschrift besaß. Danach folgten die eigentlichen elamischen Reiche, das Altelamische (2600–1500 v. Chr.), das Mittelelamische (1500–1000 v. Chr.) und das Neuelamische Reich (760–640 v. Chr.). Die elamische Kultur profitierte vom Zugang zu den reichen Rohstoff vorkommen des Iran und von der Kontrolle des Überlandhandels nach Vorderasien, Indien und Mittelasien. Zeitgleich mit dem Reich der Elamern entstanden im 3. Jt. v. Chr. in Mesopotamien die sumerische städtische Hochkultur und das akkadische Großreich. Bedeutendes Kulturzeugnis dieser Reiche war die Entwicklung der Keilschrift. Da diese Kulturen auf die Zulieferung iranischer Rohstoffe angewiesen waren, fand zwischen beiden Regionen ein reger geistiger und wirtschaft licher Austausch statt, der häufig von gegeneinander geführten Kriegszügen begleitet wurde. Im 2. Jt. v. Chr. wurde die altelamische lineare Schrift von der akkadischen Keilschrift abgelöst, wobei die Sprache, in der geschrieben wurde, das Elamische blieb. Nur die Keilschriftzeichen wurden übernommen. Die beiden Zentren der Elamer, Susa und Anschan, wurden jeweils von einem Großregenten verwaltet, über denen noch ein König stand. Die Erbfolge der Elamer war noch mutterrechtlich geprägt. Die Ruinenstadt Tschoga-Zanbil in der Nähe der Stadt Susa mit ihrer bedeutenden Zikkurat (Tempelturm) legt heute noch beredtes Zeugnis von den kulturellen Leistungen in der Zeit der Herrschaft des mittelelamischen Königs Untasch-Napirischa (1275–1240 v. Chr.) (Abb. 7) ab.

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Abb. 7 Zikkurat Tschoga-Zanbil in der Nähe der Stadt Susa.

1213 v. Chr. eroberten die Elamer Babylonien, die bekannte Gesetzesstele Hammurapis von Babylon (heute im Louvre) wurde dabei geraubt und nach Susa geschafft. Der babylonische König Nebukadnezar I. (Regierungszeit 1124–1104 v. Chr.) zerstörte im Gegenzug die Stadt Susa. Elam versank bis ca. 800 v. Chr. in die Bedeutungslosigkeit. Die kurze Blüte des neuelamischen Reichs endete 640 v. Chr. mit der Zerstörung durch den Assyrerkönig Assurbanipal. Das Gebiet Elams ging schließlich im Perserreich auf, in dem die elamischen Verwaltungseinrichtungen fortgeführt und die elamische Sprache weiter gepflegt wurden. In der Partherzeit begegnet uns die ehemalige Region der Elamer als Elymais wieder.

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Vorparthische Geschichte – ein kurzer Überblick

Meder und Perser Die Meder und die Perser, die den indo-iranischen Völkern zuzuordnen sind, gehören zur zweiten Einwanderungswelle jener neuen Völkerschaften, die schon seit der Mitte des 2. Jts. v. Chr. in den Nordiran einwanderten und teilweise bis nach Mesopotamien vorstießen. Die medischen Stämme siedelten vor allem im Zagrosgebirge sowie in Nord- und in Nordostiran und bildeten eine Stammeskonföderation, deren erster bedeutender Führer Kyaxares I. war. Dieser verlegte das Verwaltungszentrum nach Ekbatana, gelegen in der Nähe des heutigen Hamadan (Iran). Medische Stämme unternahmen zahlreiche Vorstöße gegen die Assyrer. Ende des 7. Jhs. v. Chr. eroberten sie gemeinsam mit den Babyloniern das Reich der Assyrer und zerstörten die bekannten Städte Ninive und Assur am Tigris. Die persischen Stämme waren in den Süden gezogen und hatten sich in der Region des ehemaligen Elamischen Reiches in der Persis niedergelassen, wo sie zunächst unter medischer Oberhoheit lebten. Aus diesen persischen Stämmen entwickelte sich das Altpersische Reich der Achämeniden. Der spätere Name Persien leitet sich von dem Namen der Landschaft Pars ab, die dem Gebiet der heutigen Provinz Fars mit der Hauptstadt Schiraz entspricht. Die Bewohner wurden Parsa, Perser, genannt.

Achämeniden Der persische König Kyros II. (559–530 v. Chr.), der die Provinz Fars regierte, eroberte kurz nach seiner Thronbesteigung 550 v. Chr. Ekbatana und besiegte die Meder. Die Bezeichnung „Achämeniden“ leitet sich von dem Namen des Vorfahren Kyros’ II., des Dynastiegründers Hakhamanisch (griechisch: Achaimenes) ab. Kyros II. wurde in Pasagardae beerdigt. Sein Grabmal kann dort noch heute besichtigt werden. Im Laufe seiner Regierungszeit dehnte Kyros II. sein Reich durch die Eroberung von Babylonien und Lydien im Westen sowie von Baktrien und Sogdien im Osten aus. Bekannt wurde Kyros II. auch durch die Erwähnung im Alten Testament: Dort wird erzählt, er habe die nach Babylon verschleppten Juden freigelassen und es diesen ermöglicht, nach Jerusalem zu ziehen, um dort den zerstörten Tempel und die Stadt wiederaufzubauen. Sein Sohn Kambyses II. (530–522 v. Chr.) eroberte Ägypten. Das Weltreich der Achämeniden erstreckte sich damit von Ägypten bis

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Abb. 8

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Persepolis, Königspalast, königliche Palastwachen.

zum Indus im Osten sowie vom Schwarzen und vom Kaspischen Meer bis zum Persischen Golf. Der auf Kambyses folgende Dareios I. (522–486 v. Chr.) gilt neben Kyros II. als der bedeutendste Großkönig des Altpersischen Reichs. Zu seinen Leistungen, die zu dieser Einschätzung beitragen, gehörte die Erneuerung der Reichsstrukturen. Seine Verwaltungsreformen wurden noch lange nach dem Ende des Achämenidenreiches als vorbildhaft betrachtet. Möglicherweise beeinflussten sie sogar die Organisation des Römischen Reiches. Außerdem förderte Dareios die Künste, insbesondere die Architektur, wovon die Gründung der prunkvollen Residenzen in Persepolis wie auch in Susa und Babylon zeugt (Abb. 8). Das noch heute von den Zoroastriern benutze Symbol „Faravahar“, der geflügelte Mann, hatte für die persischen Könige in Persepolis religiöse Bedeutung (Abb. 9). Es ist auch auf Münzen der Frataraka (Herrscher in der Fars zu parthischer Zeit) zu finden und stellt vermutlich das khvarrah, das königliche Glück dar. Durch die Ausdehnung des Reiches im Westen waren Auseinandersetzungen mit

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Abb. 9 Persepolis, Königspalast, das Faravahar-Symbol bedeutet vermutlich „das königliche Glück“.

den Griechen programmiert. Immer wieder kam es zwischen beiden Völkern zu Kriegen. Die wichtigste Quelle für unser Wissen über die Perserkriege ist das Werk des griechischen Historikers Herodot (um 490 / 480–425 v. Chr.). Der Ausdruck „Perserkriege“ bezeichnet eine Reihe militärischer Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Stadtstaaten des antiken Griechenlands und dem Perserreich. Diese Kriege fanden zwischen ca. 500 und 449 v. Chr. statt. Der Ausdruck „Perserkriege“ bezeichnet allerdings auch den Jahrhunderte andauernden Krieg des Römischen Reichs gegen die Parther und die Sasaniden. Einer der bekanntesten Feldzüge der Achämeniden fand 480 v. Chr. statt, als Xerxes I., Sohn Dareios’ I., mit ca. 400 Schiffen gegen die Griechen zog. Letztlich musste er sich 479 v. Chr. geschlagen geben.

Vorparthische Geschichte – ein kurzer Überblick

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Alexander der Große (356–323 v. Chr.) Der nur zehn Jahre dauernde Feldzug des makedonischen Königs Alexander des Großen veränderte die antike Welt nachhaltig. In der berühmten Schlacht von Issos 333 v. Chr. schlug Alexander die Perser. In der weiteren Folge eroberte der König zuerst Ägypten, um sich dann an die Eroberung des gesamten Persischen Reiches zu machen. Die Städte Susa und Babylon wurden ihm kampflos übergeben. In Babylon ließ sich Alexander zum „König von Asien“ ausrufen. Während Alexander in der Regel versucht hatte, eroberte Städte nicht zu zerstören, sondern durch eine Politik der Akzeptanz und des Überlassens eigener Verwaltungsstrukturen und Belassung des Glaubens für sich zu gewinnen, ließ er Persepolis als einzige Stadt von seinem Heer teilweise verwüsten. Der Grund hierfür dürfte in einer bewussten politischen Kalkulation Alexanders gelegen haben, der mit dieser Brandzerstörung endgültig das Ende des Persischen Reiches verkünden wollte.47 329–327 v. Chr. eroberte Alexander Samarkand (im heutigen Usbekistan) und zog weiter nach Osten, wo er Sogdien und Baktrien unterwarf. 326 v. Chr. marschierte er weiter nach Indien bis in das obere Industal in den Bereich des heutigen Nord-Pakistan, wo sich seine Gefolgsleute und die Männer der Truppe jedoch weigerten, noch weiter nach Osten zu ziehen. Der beschwerliche Rückweg nach Hause begann. 325 v. Chr. erreichte das Heer die Indusmündung. Ein Viertel des Heeres wurde mit Schiffen westwärts gebracht. Der Rest kämpfte sich mühsam auf dem Landweg in Richtung Heimat durch. Im persischen Susa trafen sich die See- und die Landtruppen wieder. 10000 persische Frauen wurden bei einer Massenhochzeit mit den Kriegern, Makedoniern und Griechen, verheiratet. Über Ekbatana gelangte Alexander im Jahr 323 v. Chr. zurück nach Babylon, wo er starb. Sein Leichnam wurde später nach Ägypten überführt und in eine eigens für ihn geschaffene Grabstätte nach Alexandria gebracht. In nur zehn Jahren hatte Alexander der Große nicht nur das gesamte Herrschaftsgebiet der Achämeniden unterworfen, sondern seinen Feldzug sogar bis zum Indus ausgedehnt. Seine Eroberungen veränderten das gesamte politische und kulturelle Gefüge von Rom bis nach Zentralasien.

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Vorparthische Geschichte – ein kurzer Überblick

Seleukiden Nach dem Tod Alexanders kam es zu den Kämpfen seiner Nachfolger, den sogenannten Diadochenkämpfen. Schließlich entstanden drei große Dynastien: Makedonien mit Teilen Griechenlands unter den Antigoniden, Ägypten unter den Ptolemäern sowie das Seleukidenreich, das von dem Diadochen Seleukos I. Nikator übernommen wurde. Seleukos I. übernahm 311 v. Chr. alle Gebiete von Vorderasien einschließlich Syriens bis zum Osten nach Indien hin. Babylon machte er wie Alexander zu seiner ersten Hauptstadt und untermauerte seine Machtansprüche durch die Heirat mit einer ostiranischen Prinzessin. Damit waren solide Grundlagen für das von ihm gegründete Reich der Seleukiden gelegt. Von enormer ökonomischer Bedeutung für das Seleukidische Reich war das Zweistromland, das sich aus den beiden wohlhabenden Satrapien (Provinzen) Mesopotamien und Babylonien zusammensetzte. Unter der Herrschaft der Seleukiden wanderten in der Folgezeit viele Griechen in dieses Gebiet ein. Im Zweistromland kam es zu zahlreichen griechischen Stadtgründungen, von denen Seleukia am Tigris als Hauptstadt fungierte. Damit ergab sich eine starke Hellenisierung in Mesopotamien, die auch in Baktrien fassbar war, während in den anderen östlich gelegenen Gebieten die dort ansässigen Menschen weiter ihre lokalen Lebensweisen pflegten. Die Größe des Reiches mit seinen vielfältigen Völkern machte die Herrschaft auf die Dauer schwierig. Innere Unruhen und Auseinandersetzung mit Ägypten folgten, so dass im Osten ein Machtvakuum entstand. Um 250 v. Chr. nutzte Andragoras, der Provinzgouverneur der Satrapie Parthia, die südöstlich des Kaspischen Meeres lag, seine relative Eigenständigkeit und erhob Ansprüche auf einen eigenen Herrschaftsbereich, wie Münzen mit seinem Portrait zeigen.48 Auch für das Volk der Parner, die im Bereich der Satrapie Parthia lebten, war die Zeit nun gekommen. Sie erhoben sich, besiegten Andragoras, übernahmen die Herrschaft über Parthia und gründeten damit das Parthische Reich. Dies war der Anfang von seleukidischen Gebietsverlusten und von Machtveränderungen im Osten, die letztlich dazu führten, dass sich das Graeko-Baktrische Reich vom Seleukidenreich abspaltete. Die Seleukiden übten ihre Herrschaft weiter in Kleinasien und in Mesopotamien aus. Es kam immer wieder zu Auseinandersetzungen mit Armenien und mit Rom. Mit der Eroberung Mesopotamiens und der Hauptstadt Babylon durch den Partherkönig Mithradates I. im Jahr 141 v. Chr. endete auch dort die Seleukidenherrschaft. Mit diesem Sieg wurden die Parther Herrscher über eine Region mit hohem griechi-

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schen Bevölkerungsanteil. Die Seleukiden konnten durch diesen Sieg der Parther ihren Herrschaftseinfluss nur noch in Gebieten des nördlichen Syriens ausüben, endgültig endete das Seleukidenreich, als Pompeius die Provinz Syria 64 / 63 v. Chr. unter direkte römische Herrschaft stellte.

Geschichte des Partherreiches Uwe Ellerbrock

Geschichte des Partherreiches

Die Geschichte des Partherreiches lässt sich in vier Phasen aufteilen. Mit einer solchen Einteilung in Zeitabschnitte ist es möglich, wichtige Veränderungen, die sich aus geschichtlichen, kulturellen und religiösen Betrachtungen ergeben, leichter und besser zu erfassen und miteinander zu vergleichen. Ikonographisch auf den Münzen nachweisbare Veränderungen, z. B. bei Darstellungen von Waffen oder religiösen Inhalten, lassen sich so übersichtlicher den genannten vier Phasen zuordnen. Die erste Phase umfasst die Entstehung und Gründung des neuen Reiches und umschließt die Zeit von König Arsakes I. bis zu Phraates I. (ca. 247–171 v. Chr.) (Tab. 1). Die Expansion des Parthischen Reiches kennzeichnet die zweite Phase, die von Mithradates I. bis zu Darius (ca. 171–70 v. Chr.) reicht. Parthien wurde führende Großmacht Vorder- und Mittelasiens. Zwischen China und Rom blühte ein intensiver Handel. Die dritte Phase (ca. 70. v. Chr.–51 n. Chr.) ist die der Stabilisierung des Imperiums, aber gleichzeitig auch des Kampfes gegen Rom im Westen sowie gegen die Völker des Ostens (Saken, Tocharer, Kuschanen) und die Sarmaten im Norden. Die letzte Phase (ca. 51 n. Chr. bis zum Reichsende 224 n. Chr.) ist gekennzeichnet durch Phasen längerer Stabilität, aber auch durch weitere Kriege mit Rom, innere Auseinandersetzungen und schließlich den Niedergang des Partherreiches. Sie umfasst die Zeit von Vologases I. bis zu dem letzten parthischen König, Artabanos IV. (bis 224 n. Chr.). Mit diesem Datum endet das Parthische Reich. Ardaschir I. (auch Ardashir geschrieben), der den parthischen König Artabanos IV. besiegt hatte, wurde 226 n. Chr. zum König des neuen Königreiches der Sasaniden gekrönt.

Genealogie der parthischen Könige Auf die Schwierigkeiten bei der Erstellung einer Genealogie der parthischen Könige wurde bereits im Kapitel „Parthische Münzen“ hingewiesen. Die in der Literatur angegebenen Herrschaftszeiten können daher nur ungefähre Angaben sein. Die Rei-

Geschichte des Partherreiches

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henfolge der Könige orientiert sich an der Einteilung von Sellwood, die nachfolgende Liste ist der preisgekrönten Internetseite von Chris Hopkins über das Parthische Reich und seine Münzen entnommen (www.parthia.com). Einige Änderungen erfolgten aufgrund der Veröffentlichung von Bd. 7 der Sylloge Nummorum Parthicorum. Die Ausführungen von G. F. Assar und anderen Autoren, die z. T. eine andere Genea logie vorschlagen, werden in der Regel in den Fußnoten berücksichtigt. Näheres dazu findet sich bei den Informationen zu den einzelnen Königen. Zeit

Herrscher

Zeitgleiche Herrscher

Rivalisierende Könige

ca. 247–211 v. Chr. Arsakes I. ca. 211–191 v. Chr. Arsakes II. ca. 191–176 v. Chr. Phriapatius ca. 176–171 v. Chr. Phraates I. ca. 171–138 v. Chr. Mithradates I. ca. 138–127 v. Chr. Phraates II. ca. 127–125 v. Chr. Interregnum ca. 127–124 v. Chr. Artabanos I. ca. 123–88 v. Chr.

Mithradates II.

ca. 95–90 v. Chr. ca. 90–80 v. Chr.

Gotarzes I. Orodes I.

ca. ca. 80 v. Chr. ca. 80–70 v. Chr.

Unbekannter König (I.) Unbekannter König (II.)

ca. 77–70 v. Chr. ca. 70–57 v. Chr.

Sinatrukes Phraates III.

ca. 70 v. Chr.

Darius von Media Atropatene

ca. 57–54 v. Chr.

Mithradates III.

ca. 57–38 v. Chr.

Orodes II.

ca. 39 v. Chr.

Pakoros I.

ca. 38–2 v. Chr.

Phraates IV.

ca. 2 v.Chr.– 4 n. Chr.

Phraatakes Königin Musa

ca. 6 n. Chr.

Orodes III.

ca. 8–12 n. Chr.

Vonones I.

ca. 10–38 n. Chr.

Artabanos II.

ca. 35–36 n. Chr.

29–26 v. Chr. Tiridates I.

Tiridates II.

Geschichte des Partherreiches

52 Zeit

Herrscher

ca. 40–47 n. Chr.

Vardanes I.

ca. 40–51 n. Chr.

Gotarzes II.

Zeitgleiche Herrscher

ca. 50–65 n. Chr.

Rivalisierende Könige

Sanabares

ca. 51 n. Chr.

Vonones II.

ca. 51–79 n. Chr.

Vologases I.

ca. 55–58 n. Chr.

Sohn des Vardanes

ca. 75–110 n. Chr.

Pakoros II.

 

ca. 80–82 n. Chr.

 

Artabanos III.

 

ca. 105–147 n. Chr. Vologases III.

 

 

ca. 109–129 n. Chr.  

Osroes I.

 

ca. 116 n. Chr.

 

 

Parthamaspates

ca. 129–140 n. Chr.  

 

Mithradates IV.

 

Unbekannter König (III.)

ca. 147–191 n. Chr. Vologases IV.

ca. 140 n. Chr.

 

 

 

ca. 190 n. Chr.

 

Osroes II.

ca. 191–208 n. Chr. Vologases V.

 

 

ca. 208–228 n. Chr. Vologases VI.

 

 

 

ca. 216–224 n. Chr.  

Artabanos IV.  

ca. 224–228? n. Chr.  

 

Tiridates III.

Tab. 1 Liste parthischer Könige.

Phase 1: Die Entstehung des Parthischen Reiches: von Arsakes I. bis Phraates I. (ca. 247–171 v. Chr.)

In dem Gebiet südöstlich des Kaspischen Meeres befanden sich zur Zeit der Achämeniden die Satrapien Parthava und Hyrkania (heutiges Gorgan), die dann unter seleukidischer Herrschaft zur Provinz Parthia vereint wurden. Dieses Gebiet stand unter der Leitung des Satrapen Andragoras, der dort von dem Seleukidenherrscher Antiochos II. (261–246 v. Chr.) eingesetzt worden war. Im Südosten dieser Provinz lebte der Stamm der Daher (lat. Dahae), die Parner (lat. Parni) genannt wurden und den Skythen zuzuordnen sind. Dieser Volksstamm war die Keimzelle für das

Geschichte des Partherreiches

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Parthische Reich. Sein Siedlungsgebiet erstreckte sich den Angaben Strabons zufolge entlang des Flusses Ochos, der heute mit dem Fluss Uzboj, einem inzwischen ausgetrockneten Mündungsarm des antiken Oxus (heute Amu-Darja), identifiziert werden konnte.49 Von dort aus drangen die Parner unter der Leitung ihres Anführers Arsakes I. um 247 v. Chr. in das Gebiet Parthia ein und besiegten Andragoras. Arsakes I. (ca. 247–211 v. Chr.) gilt als der Gründer des Parthischen Reiches. Er nennt sich auf den Münzen Autokrat (ARSAKOW / AWTOKRATOROS), also jemand, der sich selbst als Herrscher eingesetzt hat. Den Titel „König“ gibt er sich noch nicht, erst Mithradates I. wird so tituliert werden. Ein Teil der Arsakes I. zugewiesenen Münzen weist die parthische Inschrift „krny“ auf, vermutlich die parthische Bezeichnung für AWTOKRATOROS (Abb. 10). Nach der Eroberung der Satrapie Parthia soll Arsakes I. im Jahr 247 v. Chr. in Asaak50 zum Herrscher gekrönt worden sein. Hier soll auch das „unsterbliche königliche Feuer“ gebrannt haben. Man kann vermuten, dass dieses Feuer mit dem zoroastrischen Glauben in Verbindung steht. Die Stadt Asaak soll in der Astauene gegründet worden sein, ihre genaue Lage ist unbekannt. Mit dem Jahr 247 v. Chr. beginnt das Parthische Reich,51 was auch im parthischen Kalender deutlich wird, der diesen Krönungszeitpunkt als das erste Jahr der eigenen parthischen Zeitrechnung ansetzt. Die Parner erhielten den von der Bezeichnung der Satrapie Parthia abgeleiteten Namen „Parther“ und übernahmen auch die dort gesprochene parthische Sprache.52 Die Seleukidenherrscher unternahmen verschiedene Versuche, die an die Parther verloren gegangenen Gebiete zurückzuerobern und ihre eigenen Gebiete gegen parthische Angriffe zu schützen. So baute Seleukos II. neue Verteidigungsforts und die Stadt Dara, gelegen auf dem Berg Apaortenon. Die Lage der Stadt konnte bislang archäologisch nicht sicher bestimmt werden. Sie liegt vermutlich westlich von Merw. Arsakes I. gewann letztlich die Oberhand und konnte die Gebiete Parthia, Hyrkania, Herat und Astauene endgültig unter seine Kontrolle bringen. Welchen Tatsachengehalt die unterschiedlichen Angaben über die Anfänge des parthischen Staates und die enormen Erfolge des Königs Arsakes I. haben, muss offenbleiben. Unschwer lässt sich manches als Gründungsmythos deuten: Die schlichten Anfänge und Ursprünge des Volkes, das Geschick des Gründers, der ein großes Reich aufgebaut habe, und die Verwandtschaft mit älteren Dynastien haben in der Geschichte viele Parallelen. Arsakes II. (ca. 211–191 v. Chr.) folgte seinem Vater Arsakes I., dem Gründer des Parthischen Reiches, auf den Thron. Geschichtlich ist über ihn nur wenig bekannt. Er verlor ca. 210 v. Chr. einen Krieg gegen den Seleukidenkönig Antiochos III. (des

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Geschichte des Partherreiches

Abb. 10 Arsakes I., Silberdrachme, S 3.1; Revers: bartloser Bogenschütze mit asymmetrischem Reflexbogen in der Rechten. Inschrift: ARSAKOW („Arsakes“); links unterhalb

des Bogens eine parthische Inschrift, vermutlich ist es die parthische Übersetzung für AWTOKRATOROS .

Großen), wobei Parthien und Hyrkanien kurzfristig wieder unter seleukidische Herrschaft kam. Antiochos III. kämpfte jedoch anschließend erfolglos gegen Rom und musste daher eine erhebliche militärische Abrüstung hinnehmen, die sich insbesondere im Osten auswirkte. Die Parther konnten nun ihre Expansionspolitik ohne großen Widerstand wieder aufnehmen und nicht nur die verlorenen Bereiche zurückerobern, sondern auch weitere Gebiete hinzugewinnen. Phriapatius (ca. 191–176 v. Chr.) war der Enkel von Tiridates, einem Bruder von Arsakes I. Nach Sellwood sind von Phriapatius53 keine Münzen bekannt. Assar ordnet einige Münzen diesem Herrscher zu.54 Nur wenig ist aus dieser geschichtlichen Phase von den Parthern bekannt. Phriapatius hat möglicherweise in seiner 16-jährigen Herrschaft eine bedeutende Rolle für die Parther gespielt und Kämpfe gegen das Graeko-Baktrische Reich geführt. Eine Ausdehnung des Partherreiches nach Westen erfolgte nicht. Dafür sprechen seleukidische Münzen, die noch bis 148 / 147 v. Chr. in Ekbatana geprägt wurden. Aufgrund des Fehlens von Münzen wird sogar vermutet, dass die Seleukiden das parthische Gebiet als Vasallenstaat betrachtet hätten und

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sich Phriapatius in einer wie auch immer gearteten Abhängigkeit befunden habe. Drei Kinder folgten ihm auf den Königsthron: Phraates I., Mithradates I. und Artabanos I. Phraates I. (ca. 176–171 v. Chr.) war der älteste Sohn von Phriapatius und übernahm den Königssitz nach dem Tod seines Vaters. Er führte einen Krieg gegen die Marder, ein Volk, das im Elburzgebirge südlich des Kaspischen Meeres beheimatet war. Die dabei gefangen genommenen Marder wurden nach dem Krieg zum Teil nach Charax in der Rhagiane umgesiedelt.55 Kurz nach seinem Sieg starb Phraates I. Auf den Thron folgte ihm nicht etwa sein Sohn, sondern vielmehr sein Bruder Mithradates I. Dies zeigt, dass die Thronfolge nicht zwangsläufig auf einen Sohn des jeweiligen Herrschers überging. Näheres zur Regelung der Nachfolge eines parthischen Königs findet sich im Kapitel „Der König“. Münzen von Phraates I. gibt es nach Sellwood nicht.56 Die Gründe dafür mögen ähnlich wie die bei Phriapatius sein und letztlich auf eine mögliche Abhängigkeit von den Seleukiden hinweisen.

Phase 2: Expansion des Parthischen Reiches: von Mithradates I. bis Darius von Media Atropatene (ca. 171–70 v. Chr.) Mit Mithradates I. (ca. 171–138 v. Chr.)57 beginnt die zweite Phase des Parthischen Reiches, die in der parthischen Geschichtsschreibung als ein ganz entscheidender Zeitraum angesehen wird. Mithradates I. war offensichtlich eine dynamische und kraft volle Persönlichkeit, weshalb es ihm gelang, ein neues großherrschaft liches Reich aufzubauen, indem er zunächst Gebiete des westlichen Iran sowie Teile des Graeko-Baktrischen Reiches eroberte. Die Stadt Herat, im heutigen Afghanistan gelegen, wurde unter Mithradates I. ca. 167 v. Chr. eingenommen. Von hier aus wurde der strategische Ausbau des Reiches nach Osten weiter vorangetrieben. Um 155 v. Chr. scheint der König die Gebiete von Media und Margiane unter seine Kontrolle gebracht zu haben. 148 v. Chr. endete der von ihm geführte Krieg gegen die Meder mit der Besetzung und Eroberung der medischen Hauptstadt Ekbatana. Als Zeichen seiner Herrschaft ließ Mithradates I. 148 / 147 v. Chr. in Ekbatana seine eigenen Münzen prägen. Eine große Herausforderung für Mithradates I. war ferner der erhebliche Widerstand in der Charakene und der Elymais (s. separates Kapitel), den er offensichtlich nur mühsam zu überwinden vermochte. Im Jahr 141 v. Chr. gelangte Babylon unter parthische Herrschaft. Im selben Jahr eroberte Mithradates I. die seleukidische Hauptstadt Seleukia am Tigris und prägte

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im folgenden Jahr dort erstmalig Tetradrachmen. Wenige Jahre später dürfte auch das Gebiet um Susa in parthische Hand gefallen sein. Ein Kampf gegen die GraekoBaktrier erforderte in dieser Zeit das Eingreifen des Herrschers im Osten, wo er den graeko-baktrischen König Heliokles besiegen konnte. Mithradates’ I. nächster Kriegszug – nach kurzer Erholungspause in seiner königlichen Residenz in Hyrkania – brachte den König wieder nach Westen, wo er im Kampf gegen die Seleukiden den jungen König Demetrios II. (geb. 160 v. Chr.) gefangen nahm. Politisch geschickt setzte er diesen zwar in seiner Burg in Hyrkania fest, verheiratete ihn jedoch später mit seiner Tochter Rhodogune. Seinen erfolgreichen und letzten Kampf führte Mithradates I. ca. 138 v. Chr. gegen die in sein Reich einfallenden Saken, die von nun an regelmäßig die nordöstliche Reichsgrenze bedrohten. Bis zum Ende des 2. Jhs. v. Chr. fiel ganz Mesopotamien an die Parther.58 Mithradates I. gilt geschichtlich als der eigentliche Gründer der parthischen Großmacht. Keilschrift lichen Inschriften zufolge trug bereits Mithradates I. den Titel „Basileos Basileon“ (König der Könige).59 Er war der hellenistischen Kultur zugewandt und ließ sich auf den Münzen mit dem Zusatztitel „philhellenos“ (der Griechenfreund) darstellen. Diese Münzen sind im seleukidischen Stil geprägt. Dies gibt einen eindeutigen Hinweis darauf, dass sich der Partherkönig zur damaligen Zeit als Nachfolger der Seleukiden darstellen wollte. Als Residenz im Westen gründete Mithradates I. mit Ktesiphon (ca. 30 km vom heutigen Bagdad entfernt) eine eigene parthische Stadt, die am linken Ufer des Tigris gegenüber von Seleukia lag. Phraates II. (ca. 138–127 v. Chr.), der Sohn Mithradates’ I., folgte seinem Vater um 138 v. Chr. auf den Thron. Er war bei seiner Krönung sehr jung, weswegen seine Mutter, Ri-’nu60 anfangs die Regierungsgeschäfte für ihn übernahm. Phraates II. war in seiner Regierungszeit ständig zu Mehrfrontenkriegen gegen die Seleukiden und gegen die eurasischen Nomaden gezwungen, die im Osten eine ständige Bedrohung des Partherreiches waren. Möglicherweise deshalb wurden alle Münzen Phraates’ II. in östlich gelegenen Münzprägeorten erstellt, keine dagegen in Seleukia. Während Phraates II. 130 v. Chr. im Osten gegen die Saken kämpfte, zog der seleukidische Herrscher Antiochos VII. Sidetes (139 / 8–129 v. Chr.) eine riesige Armee aus allen Gebieten des seleukidischen Herrschaftsbereiches zusammen – die von Justin (XXXVIII 10,2) erwähnte Zahl von 80 000 Kriegern sowie 300 000 Mann Tross ist allerdings sicherlich eine Übertreibung –, eroberte Babylonien und Medien zurück und quartierte seine Soldaten im Winter in Ekbatana ein. In dieser Situation schickte Phraates II. den früher gefangenen genommenen, inzwischen aber zu seinem Schwiegersohn gemachten Seleukiden Demetrios II., den Bruder von Antiochos VII., mit einer parthischen Truppe nach Syrien. Phraates II. hoffte mit dieser Entscheidung

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vergeblich, dass es damit zu Machtkämpfen zwischen den Brüdern um den Thron kommen werde. In der Zwischenzeit marschierte das parthische Heer in Eilmärschen aus dem Osten des Reiches nach Mesopotamien zurück. Schon im Frühjahr 129 v. Chr. gelang es Phraates II. mit Unterstützung seleukidischer Garnisonsstädte, die sich auf die Seite der Parther gestellt hatten, die Truppen von Antiochos VII. zu besiegen und die an diesen verlorenen Gebiete zurückerobern.61 Antiochos selbst fiel, sein Sohn Seleukos wurde gefangen genommen. Der Zerfall des Seleukidenreiches, das von nun an im Wesentlichen auf Nordsyrien und Ostkilikien beschränkt war, hatte damit seinen Anfang genommen. Mesopotamien verblieb unter der Herrschaft Phraates’ II. Nach dem durch die Seleukiden erzwungenen Abmarsch der Truppen Phraates’ II. nach Westen griffen die zuvor geschlagenen Nomadenvölker, Saken und Tocharer, wieder die nunmehr ungeschützte Grenzregion im Nordosten an und überrollten und plünderten zwischen 130 und 128 v. Chr. Baktrien und die östlichen Gebiete Parthiens. Phraates II. zog erneut nach Mittelasien. Zu seinem Heer gehörten offensichtlich gefangene Griechen, die mit brutalen Methoden zum Kampf getrieben wurden. Diese Griechen liefen im Kampf im Jahr 128 / 27 v. Chr. zum Feind über und schwächten so das Heer der Parther.62 Die Saken errangen den Sieg, und Phraates II. wurde im Kampf getötet. Es besteht Unklarheit darüber, ob nach dem Tod Phraates’ II. in der Zeit von 127–125 v. Chr. für einige Monate ein Zwischenkönig regiert hat, bevor Artabanos I. die Herrschaft über die Parther übernahm.63 Bei den Münzen, die Sellwood dem Typ 18 zurechnet, könnte es sich auch um Münzprägungen handeln, die im Stil Mithradates’ I. gehalten sind und damit als posthume Münzausgaben zu bewerten wären. Artabanos I. (ca. 127–124 v. Chr.), ein Bruder von Mithradates I. sowie von Phraates I., wurde nach dem Tod von Phraates II. ca. 127 v. Chr. König der Parther. Auch er rieb sich in Zweifrontenkriegen auf. Im Westen verlor er für kurze Zeit Babylonien an das Königreich von Charakene. Er konnte dieses Gebiet jedoch später zurückerobern. Im Osten drangen die Saken erneut mehrfach in das Parthische Reich ein. Artabanos I. wurde dort im Kampf, möglicherweise durch eine vergiftete Waffe, um 124 v. Chr. getötet. Seine Münzen weisen eine hohe künstlerische Qualität auf. Inschriften wie BASILEVS MEGALOW ARSAKOW FILADELFOW FILELLHNOS ([Münze des] Großkönigs Arsakes, des Bruderliebenden, des Griechenfreundes) zeigen eine Hinwendung zum Griechentum, die unschwer als politische Aussage zu werten ist. Unter Mithradates II. (ca. 123–88 v. Chr.), Sohn Artabanos’ I., kam es während der 35-jährigen Herrschaft zu einer großen Blüte und Ausdehnung sowie zu einer

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Abb. 11 Mithradates II., Tetradrachme, S 24.4, Avers: bärtiger Herrscher mit Diadem und Halsreifen (Torque). Revers: Bogenschütze auf einem Omphalos sitzend. Inschrift: BASILEVS MEGALOW ARSAKOW EPIFANOWS , [Münze des] Großkönigs Arsakes, des Erscheinenden.

Stabilisierung des Parthischen Reiches. Nach Assar (2006) war Mithradates II. (= Arsakes XI.) jedoch ein Sohn Phriapatius’ und Bruder Mithradates’ I. und regierte von ca. April 121–Sept. 91 v. Chr. Mithradates II. schlug die Saken im Osten des Reiches und machte sie tributpflichtig. Im Westen eroberte er weitere Bereiche von Babylonien und Mesopotamien, ebenso die Charakene.64 Chinesischen Quellen zufolge herrschte er auch über skythische Stämme. Mithradates II. besiegte den König Artavasdes von Armenien und nahm dessen Sohn Tigranes gefangen. Später wurde dieser als König über Armenien eingesetzt. Armenien wurde damit zu einem Gebiet dauernder Auseinandersetzungen zwischen Rom und Parthien. Mithradates II. war der erste parthische König, der sich mit dem immer stärker werdenden Römischen Reich auseinandersetzen musste. Durch die Eroberung der Fürstentümer Adiabene, Gordyene und Osrhoene machte er den Euphrat zur westlichen Grenze des Partherreiches. Hier traf er um 96 v. Chr. zum ersten Mal auf die Römer. Es ist heute klar, dass Rom die Größe und Stärke des Parthischen Reiches unterschätzte und dieses Reich nicht als ebenbürtig ansah.65 Die Verhandlungen mit den Römern erbrachten im Ergebnis, dass der Euphrat als Grenze beider Reiche anerkannt wurde.66 Trotz aller außenpolitischen Erfolge hatte Mithradates II. mit inneren Feinden zu kämpfen. In Mesopotamien erhob sich der lokale Herrscher Gotarzes I. gegen ihn, den er jedoch erfolgreich bekämpfen konnte. Es kam unter

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Abb. 12 Mithradates II., Silberdrachme, S 28.5; der König mit der Tiara, dem Herrschaftszeichen östlicher Könige. Revers: sitzender Bogenschütze, Inschrift: BASILEVS BASILEVN MEGALOW ARSAKOW EPIFANOWS .

Mithradates’ Herrschaft dann zu einer politischen Stabilisierung, insbesondere, nachdem es dem parthischen König gelungen war, im Westen Mesopotamien und im Osten Baktrien, Sogdien und die Sakengebiete zu befrieden. Im Osten hatten die Chinesen inzwischen die Hunnen besiegt und ihre Einflusssphäre bis nach Ferghana in Mittelasien ausgedehnt. Damit wurden sie direkte Nachbarn der Parther. Der chinesische Kaiser Han Wudi (Wu-ti) sandte um 115 v. Chr. eine Abordnung zu den Parthern mit dem Ziel, Handelsbeziehungen aufzubauen.67 Umgekehrt besuchten auch parthische Gesandte den chinesischen Hof. Unter diesen Rahmenbedingungen florierte der internationale Handel von Syrien bis nach China in einer zuvor nie dagewesenen Dimension, mit Handelswegen, deren Sicherheit die Parther garantierten. Die Seidenstraße etablierte sich als wichtige Handelsverbindung. Auch im Bauwesen bahnte sich unter Mithradates II. eine Veränderung an, Tempel im babylonischen Stil wurden durch Bauten in einem hellenistischparthischen Stil ersetzt. Mithradates II. nannte sich auf den Münzen „Basileos Basileon“ (König der Könige), ein Titel, der auch deutlich macht, dass er über die Regionalkönige herrschte. Gleichzeitig ordnete setzte er sich damit in die Tradition der achämenidischen Herrscher ein, die diesen Titel bereits früher getragen hatten. Nach keilschrift lichen Dokumenten bediente sich bereits Mithradates I. dieses Titels.68 Aufgrund der von ihm gegen Rom erzielten Erfolge muss man Mithradates II. heutzutage als eine der großen Herrscherpersönlichkeiten der parthischen und auch der altorientalischen Geschichte insgesamt einstufen. Die Bewertung verschiedener Funde, insbesondere auch die Analyse der Münzen, zeigt, dass es in dieser zweiten

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Phase des Partherreiches durch die Ausdehnung des Reiches auch zu einem anderen Bewusstsein in der Selbstdarstellung kam. Die Parther orientierten sich nicht mehr, wie in der Frühzeit des Reiches, nur an den Griechen, sondern besannen sich auf ihre eigene Herkunft aus Mittelasien. Deutlich kann man dies an der Darstellung Mithradates’ II. mit einer spezifischen Tiara sehen (Abb. 12), die das Herrschaftszeichen östlicher Nomadenkönige war. Die griechische Königsbinde, das Diadem, wurde zusätzlich zur Tiara getragen. Auch verschiedene Nachfolger Mithradates’ II. trugen eine Tiara, die sich schließlich bis nach Hatra und die Osrhoene verbreitete. Im mesopotamischen Gebiet erhob sich der bereits erwähnte lokale König Gotarzes I. (ca. 95–90 v. Chr.) als Gegenherrscher gegen Mithradates II. Dies belegen astronomische Urkunden aus dem dortigen Gebiet, in denen Gotarzes I. direkt mit seinem Eigennamen erwähnt wird, während Mithradates II. nur für die Jahre 93 und 92 v. Chr. dort Erwähnung findet. Offensichtlich konnte Gotarzes I. durch Mithradates II. besiegt werden (s. Anmerk. 68). Die Zeit nach Mithradates II., ab ca. 90 v. Chr., bis zur Herrschaft von Orodes II., 57 v. Chr., wird oft auch als die dunkle Zeit Parthiens bezeichnet, da es keine klaren Daten für die in diesem Zeitraum aufeinanderfolgenden Herrscher gibt. Orodes I. regierte nach Angaben von Sellwood von ca. 90–80 v. Chr., während Assar 80– 75 v. Chr. angibt. Die Eroberung der Elymais um 78 v. Chr. würde dann in die Regierungszeit dieses Herrschers fallen, allerdings scheint Orodes I. wenig später die Stadt Susa verloren zu haben.69 Assar ordnet daher Münzen des Typus Sellwood 31, die Sellwood Orodes I. zugeschrieben hat, nunmehr Mithradates III. zu. Auch für den Unbekannten König I. (ca. 80 v. Chr.) und den Unbekannten König II. (ca. 80– 70 v. Chr.) ist die Datenlage schwierig. Assar ordnet den Typ Sellwood 30 Artabanos II. zu. Sinatrukes (ca. 77–70 v. Chr.) war der Bruder von Phraates II. und der adoptierte (?) Sohn von Mithradates I. Im hohen Alter von 80 Jahren wurde Sinatrukes auf den parthischen Thron erhoben. Davor hatte es offenbar Unruhen gegeben, die von dem armenischen König Tigranes II. ausgegangen waren. Dieser hatte die Atropatene (heutiges Gebiet von Aserbaidschan) und Gordyene (südöstlich vom heutigen Armenien) besetzt und war bis nach Ekbatana gelangt. Münzen von ihm wurden in Susa und anderswo im Parthischen Reich gefunden. Allerdings hat Tigranes Babylon nie erobert. Das ankerähnliche Symbol hinter dem Kopf Sinatrukes’ ist ein Herrschaftszeichen, das bereits in seleukidischer Zeit verwandt wurde.70 Auch bei Darius von Media Atropatene (ca. 70 v. Chr.) ist die Datenlage schwierig. Darius war möglicherweise nur ein lokaler Herrscher im Gebiet von Media Atropatene. Assar ordnet die Münzen S 35–37 Phraates III. zu.70a

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Phase 3: Parthien als führende Großmacht: von Phraates III. bis Vonones II. (ca. 70 v. Chr.–ca. 51 n. Chr.) In seiner dritten Phase präsentiert sich Parthien als führende und dominierende Großmacht zwischen Rom und China. Gekennzeichnet war diese Zeit vor allem durch die unmittelbare kriegerische Auseinandersetzung mit Rom. Die Analyse der zwischen beiden Völkern geführten Kriege zeigt, dass die meisten Aggressionen in der Regel von Rom ausgingen und die Parther auf sie nur reagierten.71 Vologases IV. war vermutlich der einzige König, der den Römern den Krieg erklärte. Die Parther selbst haben von sich aus offenbar nie besondere Anstrengungen unternommen, einen offenen Angriff auf das Römische Reich zu unternehmen oder gar das Römische Reich zu bezwingen. Allerdings kam es immer wieder zu Kämpfen um die Vorherrschaft in Armenien. Eine Reihe von diplomatischen Kontakten fand zwischen beiden Reichen statt. So kam es unter Sulla 96 v. Chr., unter Lucullus 69 / 68 v. Chr. und zuletzt 66 v. Chr. unter Pompeius zu Friedensabkommen zwischen Rom und Parthien, die den Euphrat als Grenze zwischen beiden Herrschaftsgebieten bestätigten. Kurz bevor es zu der Schlacht von Carrhae kam, in der Rom von den Parthern vernichtend geschlagen werden sollte, schickte Orodes II. noch eine Gesandtschaft zu Crassus, um eine diplomatische Lösung zu erreichen. Auf die Frage, warum er diesen Krieg anstrebe, lautete Crassus’ Antwort sinngemäß: „In Seleukia werde ich dir die Antwort geben“.72 Trotz aller Kämpfe zwischen beiden Mächten blieb die Euphratgrenze als Trennlinie bis zum Ende des 2. Jhs. n. Chr. bestehen. Phraates III. (ca. 70–57 v. Chr.), Sohn Sinatrukes’, wurde dessen Nachfolger. Zu  dieser Zeit war es unter dem pontischen König Mithridates VI. (* ca. 132– † 63 v. Chr.) zu den insgesamt drei sogenannten „Mithridatischen Kriegen“ mit Rom gekommen, in die Armenien und schließlich auch das Parthische Reich mit einbezogen wurden. Der dritte Mithridatische Krieg, der 74–64 v. Chr. stattfand, brachte ganz Kleinasien in Unruhe. Der armenische König Tigranes II. (95– 55 v. Chr.) einigte sich schließlich mit dem römischen Feldherrn Pompeius und erlangte dadurch auch die Oberhoheit über die Gordyene, die eigentlich zu Parthien gehörte. Bei nachfolgenden Kämpfen um dieses Gebiet musste sich der parthische König Phraates III. unter Teilverlusten im Grenzbereich geschlagen geben und verlor die Gordyene durch einen Friedensvertrag im Jahr 64 v. Chr. Letztlich blieb die Frage der Vorherrschaft in Armenien bis zum Ende des Parthischen Reiches steter

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Abb. 13 Orodes II., Silberdrachme, S 48.9, Avers: Der König mit typischer Warze auf der Vorderstirn, umgeben von Sonne, Mondsichel und Stern. Revers: Sitzender Bogenschütze, hinter ihm wird ein Ankersymbol dargestellt.

Streitpunkt zwischen Rom und Parthien.73 In dieser Phase nutzte der Herrscher von Kommagene, Antiochos I. Theos (69–36 v. Chr.), diese Situation, um ein kleines unabhängiges Königreich zu gründen. Mithradates III. (ca. 57–54 v. Chr.) und sein Bruder Orodes II. brachten römischen Berichten zufolge im Jahr 57 v. Chr. ihren Vater Phraates III. um. Die Eintracht, die sie noch beim Vatermord gezeigt hatten, verwandelte sich bald in Feindseligkeit gegeneinander. Ein Bürgerkrieg brach aus. Mithradates III. wurde von seinem Bruder Orodes II. aus dem von ihm beherrschten medischen Bereich vertrieben. Nachdem Mithradates III. vergeblich um Schutz und Hilfe bei dem römischen Statthalter von Syrien, Gabinus, nachgesucht hatte,74 gelang es ihm, im Bereich Babylons und Seleukias einen Bürgerkrieg gegen seinen Bruder zu entfachen. Orodes II. sah seine Vormachtstellung in Gefahr und schickte daher Surena, der einer der ersten Familien Parthiens, der Familie Sūrēn entstammte, als führenden General seiner Armee nach Seleukia. Surena bezwang Mithradates III. 54 v. Chr. und ließ diesen umgehend töten. Ein Jahr später führte Surena als General Orodes’ II. das parthische Heer in die Schlacht bei Carrhae. Nach dem Sieg über seinen Bruder setzte Orodes II. (ca. 57–38 v. Chr.) die Expansionspolitik fort. Er kämpfte in Kleinasien und stieß bis in den Bereich des heutigen Israel vor. Er machte Armenien zum Vasallenstaat und bereitete so die erste große Auseinandersetzung mit dem Römischen Reich vor. Orodes II. war den Münzabbil-

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dungen nach ein gepflegter Mann mit sorgfältig gestutztem Bart und akkurat in Wellen gelegtem Haar, der der griechischen Sprache kundig war. Zu Konflikten zwischen den Großmächten kam es, nachdem die Römer Syrien zu einer römischen Provinz gemacht hatten und ihr Reich weiter nach Osten ausdehnen wollten. Nach Kriegsvorbereitungen ab dem Jahr 55 v. Chr. zog der römische Feldherr Crassus (ca. 114–53 v. Chr.) mit einem Heer von ca. 40 000 Soldaten, davon ca. 4000 Reitern, gegen die Parther. Das entscheidende Zusammentreffen zwischen den Großmächten fand im Juni des Jahres 53. v. Chr. im Gebiet südlich der Stadt Carrhae statt (auch Karrhai, heute im Bereich Harran, Südost-Türkei), nachdem die Römer den Euphrat überquert hatten. Surena, dem parthischen Heerführer König Orodes II., gelang es mit taktischer Raffinesse, die Römer in die waldlose Steppenlandschaft zu locken. Dort stand bereits die parthische Streitmacht für den Kampf bereit. Diese Armee soll aus 40 000 Reitern bestanden haben, davon 10 000 Panzerreitern mit schwerer Rüstung (Kataphrakten). der Rest war leichte Reiterei, die vor allem mit dem Bogen bewaffnet war. Dazu kamen 1000 Kamele, die einen schier unendlichen Vorrat an Pfeilen transportierten. Anfänglich ließ Surena die schwere Reiterei gegen die römischen Reihen vordringen, die überwiegend aus Fußvolk bestanden. Später zog sich seine schwere Kavallerie zurück und begann in der Manier der Reitervölker, die römische Armee zu umzingeln und Teile von ihr abzuspalten. Viele Römer wurden von einem gewaltigen Pfeilhagel getroffen und verwundet. Die Hoffnung der Römer, dass den Parthern die Pfeile ausgehen würden, erfüllte sich nicht, da der Gegner über einen ungeheuren Vorrat davon verfügte. Ein Teil der römischen Armee wurde durch diese Taktik getötet. Auch Publius Crassus, der Sohn von Crassus, wurde schwer verwundet und ließ sich von seinem eigenen Diener töten, um der Gefangenschaft zu entgehen. Von ihren Erfolgen angespornt, setzten die Parther den ganzen Tag über ihre Angriffe auf das römische Heer mit noch größerem Elan fort. Die ganze Zeit über wurde das römische Heer mit Pfeilen beschossen. Abgesprengte Teile des Heeres wurden sowohl mit schwerer Kavallerie attackiert als auch mit der leichten Kavallerie angegriffen, wodurch viele weitere römische Soldaten getötet wurden. Erst als die Nacht hereinbrach, ließen die Parther von ihrem Gegner ab. Während Crassus, der an diesem Tag 10 000 Mann durch Tod oder Verwundung verloren hatte, in Apathie verfiel, riefen die übrigen römischen Befehlshaber einen Kriegsrat ein. Im Schutze der Nacht wurde der sofortige Abmarsch nach Carrhae beschlossen. An eine Fortsetzung der Offensive war wegen des großen Verlustes an Soldaten nicht mehr zu denken. Rund 4000 Verwundete mussten zurückgelassen werden. Die Parther verzichteten jedoch in der Nacht auf eine Verfolgung. Erst am nächsten Morgen

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sichteten sie das Schlachtfeld und töteten die 4000 dort zurückgelassenen Verwundeten. Ganze Truppen parthischer Krieger marschierten über das Schlachtfeld und sammelten die verschossenen Pfeile ein. Crassus war mit den ihm verbliebenen Truppen zur Stadt Carrhae gezogen, verlor aber durch weitere ständige Angriffe der Parther vier Kohorten, die auf einem anderen Weg versucht hatten, die Stadt zu erreichen. Er selbst wurde mit dem Kern des Heeres von einem verräterischen Führer in die Irre gelockt und auf einem Hügel eingeschlossen. Der parthische Feldherr bot Crassus Verhandlungen an, die dieser auf Drängen seiner Soldaten auch annehmen musste. Nach der Aufnahme der Verhandlungen wurde Crassus in einem Handgemenge getötet. Warum es zu diesem Kampf kam, ist nicht ganz klar. Die übrigen römischen Truppen ergaben sich danach kampflos. Nur wenigen Abteilungen gelang der Durchbruch nach Syrien. Alles in allem wurden ca. 20 000 Römer getötet, 10 000 gerieten in Gefangenschaft. Der erfolgreiche parthische General Surena wird von dem griechischen Schriftsteller Plutarch als ein Mann beschrieben, der eine Stellung gleich unter dem König eingenommen und sogar die Könige gekrönt habe. Er soll mit einer privaten Karawane von 200 Kamelen, die seinen Harem und sein Gepäck transportierten, in den Krieg gereist sein. Plutarch berichtet verwundert, dass das Gesicht Surenas geschminkt75 und seine Kleidung eher weiblich gewesen seien und nicht im Einklang mit seinem sonst edlen Aussehen und seiner Tapferkeit gestanden hätten. Vermutlich trug Surena bei den Verhandlungen mit den Römern die typisch parthische herrschaft liche Seidenkleidung, die ihn aus römischer Sicht weiblich erschienen ließ. Dieser erste große Zusammenstoß mit den Parthern brachte dem Römischen Reich die größte Niederlage in seiner bisherigen Geschichte ein – eine Niederlage, die die Römer letztlich nie überwinden sollten. Zum ersten Mal musste Rom erkennen, dass das Partherreich eine Großmacht geworden war. Die römische Armee hatte zudem im Kampf ihre Legionsadler verloren, was für das aufstrebende Rom eine enorme Demütigung darstellte. Welch große psychologische Bedeutung der Verlust der Standarten für die Römer gehabt haben muss, mag man daran erkennen, dass 33 Jahre später Kaiser Augustus deren Rückgabe erwirkte und sich auf einer Büste mit der Übergabeszene darstellen und feiern ließ. Der Sieg Parthiens über die Römer bewirkte in der Folge auch eine Neuorientierung der zwischen den beiden Staaten liegenden kleineren Reiche. So nimmt es nicht wunder, dass der Partherkönig Orodes II. Laodike, die Tochter Antiochos’ I. Theos (69–36 v. Chr.), des Königs der Kommagene, heiratete. Man kann davon ausgehen, dass es sich zumindest auch um eine politische Heirat handelte, da mit der Kommagene ein westlicher Stützpunkt für die Parther gesichert wurde.

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Nach dem glorreichen Sieg über die Römer erteilte Orodes II. seinem Feldherren Osakes, der unter offizieller Führung des noch jungen Prinzen Pakoros stand, die Aufgabe, mit einer Reiterei gegen Syrien vorzugehen. Dies Vorhaben gelang nicht, Osakes wurde 51 v. Chr. von dem römischen Proquaestor Gaius Cassius Longinus geschlagen und zurückgedrängt. Pakoros I. wurde später ein erfolgreicher General und war verantwortlich für den Ausbau der Befestigung der Stadt Ktesiphon, die nun die Winterresidenz der Parther wurde. Unklar ist, ob Pakoros I. die Regierungsgeschäfte seines Vaters Orodes II. im Jahr 39 v. Chr. übernahm oder ob er parallel zu diesem regierte.76 Eigentlich sollte man annehmen, dass die Parther stets gegen Rom eingestellt gewesen seien. Umso mehr erstaunt es, dass sie sich während der römischen Bürgerkriege auf die Seite der republikanischen Römer zu Pompeius schlugen. Im Jahr 46 v. Chr. kam Pakoros I. dem römischen General Quintus Caecilius Bassus, einem Unterstützer von Pompeius, zu Hilfe. Dieser war bei der Stadt Apamea in einen Hinterhalt des ihn bekämpfenden Gaius Antonius Vetus geraten. Pakoros konnte zwar rettend eingreifen, die Parther zogen sich dann jedoch wegen des Beginns der Winterzeit wieder zurück. Am 15. März 44 v. Chr. wurde Caesar, der sich mitten in Kriegsvorbereitungen für einen großen Angriff gegen die Parther befand, von Brutus, Cassius und weiteren Senatoren ermordet. Gut zwei Jahre später kämpften Cassius und Brutus gegen das 2. Triumvirat, das von Oktavian, dem späteren Kaiser Augustus, Marcus Aemilius Lepidus und Marcus Antonius gebildet worden war. Unterstützt wurde Cassius dabei von parthischen Truppen, die er von dem Partherkönig Orodes II. erbeten hatte.77 Diese Unterstützung bot ihm jedoch keine wirksame Hilfe. In der Schlacht bei Philippi am 3. Oktober 42 v. Chr. wurde Cassius vernichtend geschlagen, er ließ sich ebenso wie Brutus von Sklaven töten, da sie den Sieg verloren glaubten. Berichten zufolge befanden sich unter den getöteten Soldaten viele Parther. Im Jahr 40 v. Chr. drangen die Parther erneut nach Syrien ein. Diesmal hatten sie sich mit dem römischen Feldherrn Quintus Labienus verbündet. Gemeinsam überquerten sie den Euphrat und griffen Apamea an. Obgleich der Angriff anfänglich scheiterte, gelang es Pakoros I. und Labienus schließlich doch noch, Apamea einzunehmen, da sich weitere römische Truppen Labienus angeschlossen hatten. Das Bündnis zwischen Pakoros und Labienus hielt jedoch nicht lange. Bald kam es zu Zerwürfnissen zwischen den beiden. 39 v. Chr. wurde Labienus bei einem römischen Gegenangriff von den Truppen Marcus Antonius’ getötet.78 Pakoros starb ein Jahr später (38 v. Chr.), als er ein römisches Lager angriff, von dem er irrtümlich glaubte, dass es ohne Schutz sei.79 Nach dem Tod Pakoros’ bestimmte Orodes II. einen seiner 30 Söhne, Phraates IV., zum Nachfolger.

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Abb. 14 Phraates IV., Tetradrachme, S 50.8 (Variante), Avers: König mit dynastischer Warze; Revers: Tyche überreicht dem König ein Diadem. Gut erkennbar ist der am Oberschenkel des Königs befestigte Vierlaschendolch. Inschrift untere Zeile: ZPC80 (Jahr 287 nach seleukidischer Rechnung = 26 v. Chr.); APE (= APELLIOW = November).

Phraates IV. (ca. 38–2 v. Chr.) dankte seinem Vater diese Ernennung nicht. Da er um Streitigkeiten hinsichtlich der Erbfolge fürchtete, ließ er alle Söhne aus der Ehe seines Vaters Orodes II. mit Laodike, der Tochter des kommagenischen Königs Antiochos I., umbringen. Seinen Bruder und etliche der parthischen Adligen schickte er nach Rom ins Exil. Später ließ er sogar seinen Vater selbst ermorden. Es bleibt unklar, ob dieser Mord dazu führte, dass für einen Zeitraum zwischen 29 bis 26 v. Chr. ein parthischer Gegenkönig, Tiridates I. (s. unten) an die Macht kam, der letztlich aber von Phraates IV. verdrängt wurde. Nach der Ermordung von Julius Caesar, dem Geliebten der Ptolemäerkönigin Kleopatra VII., wurde der römische Feldherr Marcus Antonius (ca. 83–30 v. Chr.) jetzt deren Geliebter. Ungefähr im Mai 36 v. Chr. brach Marcus Antonius nach umfangreichen Vorbereitungen zu einem Feldzug gegen die Parther auf. 16 Legionen (ca. 80 000 Krieger) wurden von ihm zusammengestellt. Kleopatra begleitete ihn bis zum Euphrat, um von dort aus in Verhandlungen mit dem jüdischen König Herodes in Judäa zu treten. An die 100 000 Römer zogen schließlich über den Euphrat in den Kampf gegen die Parther. Antonius’ Feldzug endete erneut in einem Desaster für die Römer. Mehr als

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12 000 Römer fielen im Kampf, weitere 12 000 starben an Krankheiten. Große Teile der römischen Ausrüstung gingen verloren. Dennoch versuchte man in Rom, die Kriege als Erfolge darzustellen. Auch dieser Sieg stärkte das Selbstbewusstsein der Parther, die ihre Vormachtstellung im Nahen Osten damit weiter ausbauen konnten. Die schwere Niederlage der Römer gegen die Parther 53 v. Chr. bei Carrhae und die erneute Übermacht der Parther beim Angriff von Antonius bewirkten bei den Römern ein Umdenken in der Ostpolitik. In Verhandlungen zwischen Rom und den Parthern im Jahr 20 v. Chr. und durch das diplomatische Geschick des Kaisers Augustus legten beide Reiche erneut den Euphrat als Grenze fest. Politisch geschickt versuchten die Römer, diese Friedensverhandlungen ihrem Volk als Sieg zu verkaufen und die Parther letztlich als Barbaren zu kennzeichnen. Die Festlegung dieser Grenze am Euphrat sollte de facto bis zur Eroberung Mesopotamiens durch Lucius Septimius Severus im Jahr 198 n. Chr. Bestand haben, wenn man von einzelnen Grenzverschiebungen im Laufe der Jahre bis dahin absieht. Im Zuge dieser Friedensverhandlungen zwischen Rom und Parthien im Jahr 20 v. Chr. gaben die Römer einen Sohn Phraates’ IV. an den Herrscher zurück. Die Parther lieferten im Gegenzug von ihnen eroberte Feldzeichen und Gefangene an die Römer aus. Im Gefolge des zurückgegebenen parthischen Sohnes befand sich eine Sklavin namens Musa. Musa erlangte am Hof Phraates’ IV. den Status einer Geliebten und gebar dem Herrscher einen Sohn, Phraatakes (ca. 2. v. Chr.–4 n. Chr., Abb. 15). Daraufhin wurde sie zur Gemahlin Phraates’ IV. erhoben und verdrängte erfolgreich die Nebenfrauen. Musa verwandte nun ihre ganze Kraft darauf, ihren eigenen Sohn an die Macht zu bringen, und veranlasste Phraates IV., seine vier Söhne –  Seraspadanes, Vonones, Phraates, Rhodaspes  – aus seiner Ehe mit Laodike, der Tochter des kommagenischen Königs Antiochos I. Theos, im Jahr 10 oder 9 v. Chr. an der Grenze dem syrischen Legaten Marcus Titius zu übergeben, der sie weiter nach Rom zur Ausbildung brachte. Glaubte man früher, dass dies einer Art von Verbannung gleichgekommen sei, so scheint das Vorgehen Phraates’ IV. nach heutiger Ansicht ein nicht unüblicher Akt gewesen sein, wie er sich häufig bei römischen Klientelstaaten findet.81 Der möglichen Thronfolge Phraatakes’ stand nun nichts mehr im Weg. Königin Musa muss eine sehr willensstarke Frau gewesen sein, denn im Jahr 2 v. Chr. vergiftete sie römischen Quellen nach ihren Gemahl Phraates IV. und setzte ihren eigenen Sohn Phraatakes auf den parthischen Thron.82 Beinah wäre in dieser Phase über der Frage des Einflusses in Armenien – dort war es nach dem Tod Trigranes’ II. zu Schwierigkeiten in der Nachfolge gekommen – ein Krieg zwischen Rom und Parthien ausgebrochen. Durch Verhandlungen zwischen Phraatakes und dem

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Abb. 15 Phraatakes, Silberdrachme, S 58.9, Avers: Der König wird von zwei Niken bekränzt. Revers: Königin Musa. Inschrift: UEAS OWRANIAS [MOWSES BASILISSHS] (= [Münze der] göttlichen Urania Musa, der Königin).

Vertreter des römischen Reiches, Gaius Caesar, einem Enkel des Kaisers Augustus, auf einer Insel im Euphrat wurde jedoch eine Einigung erzielt: Parthien verpflichtete sich, nicht in Armenien einzugreifen. Die Macht ihres jungen Sohns auf dem Thron reichte nicht aus, die Opposition aus dem eigenen Lager zu bekämpfen. Im Jahr 2 n. Chr. heiratete Musa daher ihren eigenen Sohn und erscheint fortan gemeinsam mit ihm auf Münzen. Auf diesen lässt sie  sich mit UEAS OWRANIAS MOWSES BASILISSHS (= Münze der göttlichen Urania Musa, der Königin) bezeichnen83 (Abb. 15). Dargestellt wird die Königin auch mit der geflügelten Nike, die die Herrscherin krönt. Durch diese Doppelbotschaft wird ihr Machtanspruch verdeutlicht, den sie auf den Thron und damit die Herrschaft über die Parther erhob. Münzen von Phraatakes, auf denen dieser allein dargestellt wird, zeigen zwar auch seine Investitur durch die Göttin Nike, jedoch bleibt ihm der Titel UEOW (Gott) offensichtlich versagt. Ungefahr im Jahr 4 n. Chr. verschwinden beide von der politischen Bühne.84 Nach Josephus Flavius wurden sie ihrer Heirat wegen umgebracht. Inwieweit dieses Bild mit den tatsächlichen Geschehnissen übereinstimmt, muss offenbleiben. Tiridates I. (ca. 29–26 v. Chr.),85 der bereits erwähnte Gegenkönig zu Phraates IV.,

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konnte seinen Rivalen nur kurzzeitig aus Parthien vertreiben, Phraates IV. blieb letztlich Sieger. Bei den Kämpfen gelang es Tiridates I., einen Sohn Phraates’ IV. gefangen zu nehmen. Geschickt verbündete sich Tiridates I. mit den Römern, indem er den Sohn Phraates’ IV. an Kaiser Augustus in Rom übergab. Augustus konnte mit diplomatischem Geschick in den Streit zwischen beiden Parthern eingreifen (23 v. Chr.), da Gesandte der rivalisierenden Partherkönige vor dem römischen Senat ihre jeweiligen Standpunkte vorbrachten: Tiridates I. erhielt in Rom Asyl gewährt, Phraates IV. wurde als König anerkannt, sollte aber die römischen Standarten zurückgeben.86 Der Sohn Phraates’ IV. wurde später im Rahmen der Friedensverhandlungen von Augustus freigelassen. Allerdings muss Tiridates I. noch einmal an die Macht gekommen sein, worauf eine Münze vom Mai 26 v. Chr. hinweist, die die Inschrift: FILORVMAIOW (Freund der Römer) zeigt. Die lässt vermuten, dass Tiridates I. mit römischer Hilfe rechnen durfte.87 Nach dem Ende der Regierungszeit von Phraatakes gelangte Orodes III. (ca. 6 n. Chr.) mit Unterstützung von parthischen Adligen auf den Thron. Er regierte nur für einige Monate, möglicherweise wurde er von denen ermordet, die ihn auf den Thron gebracht hatten. Nur einige wenige Tetradrachmen wurden während seiner Regierungszeit geprägt. Vonones I. (ca. 8–12 n. Chr.), ein Sohn Phraates’ IV., der von diesem nach Rom geschickt worden war, gelangte 8 / 9 n. Chr. auf den Thron, nachdem ein Teil des parthischen Adels bei Kaiser Augustus um Unterstützung nachgesucht hatte. Er war bei den übrigen parthischen Adelsfamilien nicht beliebt, vielleicht deshalb, weil er eine römische Erziehung erhalten hatte. Vonones I. errang kurzfristig einen Sieg über seinen Rivalen Artabanos II. Eine seiner Münzen verkündet folgendes: BASILEWS ONVNHS NEIKHSAS ARTABANON (König Vonones, der Artabanos besiegt hat).88 Der Erfolg war Vonones I. nur kurz gewährt. Weitere Auseinandersetzungen mit Artabanos II. verlor er und versuchte um 11 n. Chr., den Königssitz in Armenien zu besetzen. Doch Artabanos II. vertrieb ihn auch von dort. Vonones I. floh nach Syrien, wo ihm zunächst von den Römern Zuflucht gewährt wurde. Auf Bitten von Artabanos II. wurde Vonones I. aber nach Kilikien versetzt, wo er 19 n. Chr. ermordet wurde. Artabanos II. (ca. 10–38 n. Chr.), König der Media Atropatene, hatte einen aus der Linie der Arsakiden stammenden Prinzen der Dahae zum Vater.89 Seine Mutter war die Tochter Phraates’ IV. Wie oben beschrieben, stellte sich eine Gruppe des parthischen Adels gegen Vonones I. und versuchte, Artabanos II. an die Macht zu bringen. Ein erster Versuch Artabanos’ II., seinen Konkurrenten Vonones I. vom Thron zu stoßen, misslang offensichtlich, wie aus der erwähnten Siegermünze Vonones’ I. abzulesen ist. Im Jahr 12 n. Chr. gelang es Artabanos II. dann wohl endgültig, die Macht

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Abb. 16 Statuenbasis mit griechischer Inschrift. Brief Artabanos’ II. an Susa, (21 n. Chr.), Inv. Nr.: Fouilles R. de Mecquenem 1922, Sb 2780, Louvre, Paris.

zu übernehmen. Bekannt wurde Artabanos II. durch einen Brief an die Archonten von Susa (eponyme Beamte der Stadt). Dieser Brief wurde von Steinmetzen in einen Marmorstein kopiert und ist so der Nachwelt erhalten geblieben (s. Abb. 16).90 Er befindet sich nunmehr im Louvre und ist eines der wenigen vollständigeren Schriftzeugnisse der Parther in griechischer Sprache. In dem Text geht es um die rechtlich problematische Wiederwahl eines Schatzmeisters der Stadt. Von Bedeutung ist dieser Fund, da er zeigt, dass die parthischen Könige in die inneren Angelegenheiten griechisch geprägter Städte in Parthien eingreifen konnten. Während seiner relativ langen Regierungszeit festigte Artabanos II. das Partherreich, das vorher von diversen Wirren erschüttert worden war. Verschiedene Provinzen, so etwa Media-Atropatene, die Persis und die Elymais, die vorher fast autonom gewesen waren, konnten dem Reich wieder eingegliedert werden. Auch in Armenien wollte Artabanos II. den parthischen Einfluss stärken, indem er dort seinen Sohn

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Orodes einsetzte,91 der sich aber nicht halten konnte. Dies führte zwischen Rom und Parthien zu weiteren Konflikten in der Armenienfrage. Im Osten des Reiches scheinen in Artabanos’ Regierungszeit allerdings mit der Entstehung des IndoParthischen Königreiches Provinzen verloren gegangen zu sein. Im Jahr 38 n. Chr. verstarb Artabanos II. Tiridates II. (ca. 35–36 n. Chr.), ein Enkel Phraates’ IV., wuchs in Rom auf. Als Artabanos II. versuchte, seinen Sohn auf den armenischen Thron zu setzen, trat der parthische Adel mit Kaiser Tiberius in Verbindung, der den Prinzen Tiridates II. nach Parthien schickte, wo dieser von dem Oberhaupt der Familie Surena in Ktesiphon zum König gekrönt wurde.92 Dieser Vorgang wirft ein Schlaglicht auf die mögliche politische Macht und den Einfluss des Adels bei einer Königswahl.93 Der Machtanspruch Artabanos’ II. war durch die Einsetzung des Gegenkönigs in Gefahr, und er griff daher mit seinen Truppen Ktesiphon an und konnte die Stadt nach längeren Kämpfen einnehmen. Tiridates II. floh nach Syrien. Von Tiridates II. sind keine Münzen bekannt. Artabanos II. hatte zwei Söhne, Vardanes I. und Gotarzes II., zwischen denen nach dem Tod des Vaters ein Streit um den Thron entbrannte. Vardanes I. (ca. 40–45 n. Chr.) wurde anfänglich von der parthischen Oberschicht unterstützt, und Gotarzes II. floh zu den Dahern, um dort Unterstützung zu erlangen. Unter politischem Druck einigten sie sich: Vardanes I. verblieb auf dem Thron, während Gotarzes II. die Herrschaft über Hyrkanien übernahm. Vardanes I. belagerte anschließend erfolgreich Seleukia am Tigris, das sich in den Machtkämpfen zwischen Artabanos II. und Tiridates II. für unabhängig erklärt hatte. Seine Basis war dabei das am anderen Ufer des Tigris gelegene Ktesiphon, das nun zur dauerhaften Winterresidenz ausgebaut wurde. Der Herrscher wurde um 45 n. Chr. auf der Jagd ermordet. Mit dem Tod seines Bruders Vardanes I. erlangte Gotarzes II. (ca. 40–51 n. Chr.) endgültig den Thron. Allerdings hatten es die Römer es inzwischen geschafft – auf Drängen eines Teiles des parthischen Adels –, Meherdates, einen Sohn Vonones’ I., der in Rom als Verbannter aufgewachsen war, als Gegenkönig zu etablieren. Meherdates, der von dem römischen Statthalter der Provinz Syrien, Cassius Longinus, unterstützt wurde, unterlag jedoch Gotarzes im Kampf. Gotarzes II. ließ ihn zwar am Leben, schnitt ihm aber die Ohren ab, um ihm zeitlebens die Möglichkeit zu nehmen, König zu werden.94 Gleichzeitig sollte mit dieser Tat Rom gedemütigt werden. Gotarzes II. starb im Jahr 51 n. Chr. Über Vonones II. (ca. 51 n. Chr.), der danach nur für kurze Zeit die Regierungsgeschäfte übernahm, ist nur wenig bekannt. Vermutlich hat er keine Münzen geprägt.94a

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Phase 4: Phasen der Stabilität – Innere Unruhen – Niedergang des Parthischen Reiches: von Vologases I. (ca. 51–79 n. Chr.) bis Artabanos IV. (ca. 216– 224 n. Chr.) In der vierten Phase des Parthischen Reiches mehrten sich die Kämpfe mit Gegnern in Ost und West. Durch die Angriffe von Trajan ab 114 n. Chr. verloren die Parther in kurzer Zeit Mesopotamien und Babylon, die sie nur mit großer Anstrengung zurückerobern konnten. Der Streit um den Einfluss in Armenien spielte immer wieder eine entscheidende Rolle. 161 n. Chr. erklärte der parthische König Vologases IV. den Römern unter Kaiser Marcus Aurelius formal den Krieg.95 Es war vermutlich das erste Mal in der Auseinandersetzung zwischen den beiden Großmächten, dass ein parthischer Herrscher den Römern förmlich den Krieg ansagte. Den Parthern gelang es, Armenien zu erobern und bis nach Syrien vorzudringen. Dies forderte zwangsläufig die Römer zum Gegenschlag heraus. Von 162 bis 166 n. Chr. kämpfte Lucius Verus, der von Kaiser Marcus Antonius nach Osten geschickt worden war, gegen das Parthische Reich und konnte 164 n. Chr. die Parther erfolgreich aus Syrien und Armenien vertreiben. 165 n. Chr. eroberte er die Städte Seleukia und Ktesiphon. Erst eine Seuche – diskutiert werden die Pocken, aber auch eine Infektion mit Yersinia pestis (Pesterreger) – zwang die Römer zum Rückzug. Die Seuche breitete sich mit den Soldaten bis nach Rom aus und forderte dort täglich bis zu 2000 Tote. Über 24 Jahre wütete diese Krankheit, ehe sie relativ rasch verschwand. Man schätzt, dass bis zu 25 % der Bevölkerung an ihr gestorben sei. Als Folge dieser Kämpfe zwischen beiden Großmächten gelangten Dura Europos, Edessa und Carrhae wieder in den römischen Machtbereich. Armenien blieb unter römischer Kontrolle. Nach diesem Krieg, der den Fernhandel Parthiens erheblich beeinträchtigt hatte, war bis zum Regierungsende Vologases’ IV. (ca. 191 n. Chr.) eine längere Stabilitätsphase zu verzeichnen. Von 195 n. Chr. an kämpfte Lucius Septimius Severus gegen die Parther und konnte 198 v. Chr. die parthische Hauptstadt Ktesiphon erobern und zerstören. Durch diesen Krieg gelang es den Römern, zwei neue Provinzen –  Osrhoene und Mesopotamia – zu schaffen und die Parther deutlich zurückzudrängen. Ein letzter römischer Angriff gegen das Parthische Reich erfolgte durch Caracalla im Jahr 216 n. Chr. Die Parther konnten jedoch in der Schlacht von Nisibis (217 n. Chr.) die römische Armee schlagen und die Römer zu hohen Tributzahlungen verpflichten. Vologases I. (ca. 51–79 n. Chr.),96 der Nachfolger von Gotarzes II., war einer der

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erfolgreichsten parthischen Könige und ein ebenbürtiger Gegenspieler Roms, unter dem das Parthische Reich eine Blütephase erlebte. Seine Herrschaft war anfänglich geprägt von Auseinandersetzungen im eigenen Land, denn er musste nach der vorangehenden Unruhephase versuchen, im Reich wieder Stabilität zu erreichen, was ihm letztlich auch gelang. Da er mit Hilfe seiner Brüder auf den Thron gebracht worden war, schuldete er diesen eigene Machtbereiche. Politisch geschickt, übergab er seinem Bruder Tiridates Armenien und seinem anderen Bruder Pakoros den Thron von Media Atropatene. Nach Kämpfen seines Bruders Tiridates mit Rom, bei denen es um Gebiete in Armenien gegangen war, wurde im Jahr 63 n. Chr. ein Kompromiss mit den Römern erzielt: Tiridates sollte zwar die Herrschaft über Armenien erhalten, allerdings wollte Rom seinen Einfluss dort wahren und verlangte, dass Tiridates vom römischen Kaiser Nero (54–68 n. Chr.) gekrönt werde. Tiridates zog mit 3000 Reitern nach Rom, die Kosten dafür wurden von Rom übernommen.97 Tiridates, auch Tiridates I. genannt, ist damit der Gründer des arsakidischen Zweiges in Armenien, der bis 428 n. Chr. dort herrschte. Dieser Handel mit Nero sollte den Parthern und den Römern für ca. 50 Jahre Frieden verschaffen. Vologases I. stärkte vermutlich den zoroastrischen Glauben im Parthischen Reich, denn er ließ nach Angaben im Denkard,98 einem aus dem 9. Jh. n. Chr. geschriebenen Buch mit einer Zusammenfassung des Wissens über die zoroastrische Religion, das heilige Buch der Zoroastrier, das Avesta kopieren; gesicherte Beweise hierfür liegen jedoch nicht vor. Sohn des Vardanes (ca. 55–58 n. Chr.), ein Sohn Vardanes’ I.,99 ein junger Rebell und parthischer Gegenkönig, revoltierte in Hyrkanien und gelangte für kurze Zeit dort an die Macht.100 Münzen aus seiner Zeit wurden in Mesopotamien (Prägeort Seleukia am Tigris) und dem parthischen Kernland (Ekbatana) gefunden. Auf seinen Tetradrachmen taucht immer wieder die königliche Warze auf, ein charakteristischer Auswuchs an der Schläfe, der auch bei anderen parthischen Königen abgebildet wird (Näheres hierzu findet sich im Kapitel „Das Herrscherbild als Propaganda“). Pakoros II. (ca.75–110 n. Chr.), der Sohn Vologases’ I.,101 wurde von seinem Vater schon als Kind, am wahrscheinlichsten zwischen den Jahren 75 bis 77 n. Chr., als Mitregent auf den Thron gehoben. Sein Vater erhoffte sich mit einem solchen Schritt zu Recht, dass die Monarchie dadurch gefestigt werde. Als Vologases I. im Sommer 79 n. Chr. starb, übernahm Artabanos III. (ca. 80–82 n. Chr.) für zwei Jahre den Thron, da der eigentlich vorgesehene Thronnachfolger noch zu jung war.102 Die frühen Münzen Pakoros’ II. zeigen ihn noch bartlos, während er auf seinen späteren Münzen mit Bart porträtiert wird. Da die römischen Schriftquellen uns nur wenige

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Informationen über die Herrschaft von Pakoros II. geben, kann eine stabile politische Lage im Parthischen Reich angenommen werden. Nach Angaben von Arrian (griechischer Schriftsteller, geb. um 85 / 90 n. Chr.) verkaufte er 109 / 110 n. Chr. die Osrhoene an Abgar VII.103 und verstärkte die Wallanlagen der Stadt Ktesiphon. Auch wirtschaft liche Stabilität kann für seine Regierungszeit postuliert werden, da Pakoros II. um 101 n. Chr. eine Delegation zur Handynastie nach China sandte, um die diplomatischen Beziehungen und den Handel zwischen beiden Ländern zu fördern. Auf den Tetradrachmen Pakoros’ II. findet sich, was sonst eher unüblich war, der Name des Herrschers. Die Münzen des Typs S 72, die Sellwood aufgrund ikonographischer Aspekte einem separaten Herrscher Vologases II. (ca. 77–80 n. Chr.) zuordnete, werden nunmehr den Münzprägungen Vologases’ I. zugeschrieben, der 79 n. Chr. starb.104 Neuere Untersuchungen belegen, dass ein Vologases II. nicht existiert hat. In die Regierungszeit der miteinander rivalisierenden Könige Vologases III. (ca. 105–147 n. Chr.) und Osroes I. (ca. 109–129 n. Chr.) fiel der Krieg Roms unter Trajan gegen die Parther (114–117 n. Chr.). Die Stadt Ktesiphon, die Osroes I. mit seinen Truppen verteidigte, wie auch die ihr gegenüber liegende Stadt Seleukia fielen in Trajans Hand. Eine Tochter des Partherkönigs wurde dabei gefangen genommen, während Osroes rechtzeitig fliehen konnte. Trajans Siegeszug wurde vor allem durch Unruhen zwischen den rivalisierenden Königen im Innern des Partherreiches ermöglicht. Aufgrund seines Sieges erhielt Trajan den Beinamen „Parthicus“. 116 n. Chr. drang er bis an den Persischen Golf vor. Zur Feier des Sieges über die Parther wurden in Rom großartige Zirkusspiele veranstaltet. Nachdem die Parther ihre Heere neu aufgestellt hatten, eroberten sie jedoch in kurzer Zeit die verloren gegangenen Gebiete zurück. Nach Osroes’ I. Flucht aus Ktesiphon gelang es ihm, im Jahr 117 n. Chr. seinen von den Römern auf den Thron gesetzten Sohn Parthamaspates zu verdrängen, und er verblieb bis ca. 129 n. Chr. auf dem parthischen Thron. Danach ging die Macht endgültig an seinen Rivalen Vologases III. verloren. Durch Friedensverhandlungen zwischen Hadrian und Osroes wurde der Euphrat erneut als Grenze bestätigt. Armenien und die Adiabene blieben römische Klientelkönigtümer.105 Parthamaspates (ca. 116 n. Chr.), der Sohn Osroes’ I., verbrachte einen Großteil seiner Lebenszeit im Exil in Rom und unterstützte Trajan bei dessen Feldzügen gegen die Parther. Parthamaspates wurde kurzfristig von den Römern nach dem Sieg über Seleukia zum parthischen König ernannt. Nach dem Abzug der Römer verlor er jedoch bald seinen Thron wieder an seinen Vater Osroes I. und floh zurück nach Rom. Anschließend verwaltete er den Kleinstaat von Osrhoene. In dieser Zeit versuchte er,

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seinen Einfluss über die Seidenstraße und den Handel mit Luxusgütern aus dem Osten auszudehnen, indem er Handelsbeziehungen zu dem aufstrebenden Königreich der Kuschan im Osten von Parthien aufbaute. Dieser Warenaustausch wurde durch Schiffsverbindungen über den Indus sichergestellt. Mithradates IV. (ca. 129–140 n. Chr.) war der Vater Vologases’ IV., eines Gegenkönigs von Vologases III. Die Datenlage für diesen Herrscher ist insgesamt jedoch ebenso unbefriedigend wie die für den Unbekannten König III. (ca. 140 n. Chr.), der vermutlich während der Herrschaft von Vologases III. ein Rebell war. Aus der Regierungszeit Vologases’ IV. (ca. 147–191 n. Chr.) stammt die parthischgriechische Bilingue auf einer Bronzefigur, die 1984 in Seleukia am Tigris gefunden wurde. Sie ist die einzige parthische Inschrift, die ein historisches Ereignis benennt. Sie stammt aus dem Jahr 462 nach seleukidischer Rechnung (= 151 n. Chr.) und informiert darüber, dass Vologases IV., Sohn des Miradates (Mithradates), den charakenischen Herrscher Miradates (Meredat), Sohn des Pakoros (= Pakoros II.), aus der Mesene (= Charakene) vertrieb.106 Die Bronzestatue des Herakles sei, so gibt der Text weiter an, von der Mesene nach Seleukeia transportiert und dort im Apollontempel aufgestellt worden. In der Bilingue wird als Vater Vologases’ IV. nur ein Miradates (Mithradates) genannt. Wie eine 1984 entdeckte Bronzemünze nachweist,107 war er der Sohn Mithradates’ IV. Vologases IV. erlebte während seiner fast 44-jährigen Regierungszeit auch längere friedliche Phasen im Reich. Im Jahr 161 v. Chr. erklärte er allerdings den Römern den Krieg und drang in Armenien ein. Die Römer antworteten mit einem Gegenschlag, indem römische Truppen unter der Führung von Lucius Verus, der von Kaiser Marcus Antonius nach Osten geschickt worden war, von 162 bis 166 gegen die Parther zogen. Die Römer drangen weit in das Partherreich ein und eroberten 166 n. Chr. die Städte Seleukia und Ktesiphon. Die bereits am Anfang des Kapitels erwähnte Pest zwang das römische Heer zum Rückzug. Als Ergebnis des römischen Feldzuges gelangten Dura Europos, Edessa und Carrhae unter römische Kontrolle. Auch Armenien verblieb unter römischer Kontrolle. Münzfunde aus der Osrhoene, auf denen Vologases IV. abgebildet ist, lassen vermuten, dass die Osrhoene in der Regierungszeit dieses Herrschers ein parthischer Vasallenstaat war. Die Datenlage für Osroes II., der ca. 190 n. Chr. nur kurz geherrscht hat, ist unbefriedigend. Vologases V. (ca. 191–208 n. Chr.) nutzte die Schwäche des Römischen Reiches und unterstützte Aufstände in der Osrhoene und der Adiabene (Abb. 17). Der römische Kaiser Septimius Severus begann daher einen Feldzug gegen die Parther und konnte 195 n. Chr. die Osrhoene erobern und sie Rom wieder untertan machen. Ein

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Abb. 17 Vologases V., Silberdrachme, S 86.3, frontale Darstellung, Revers: stilisierter Bogenschütze, unter dem Bogen das Zeichen für Ekbatana. Inschrift oben: Name des Königs in parthischer Schrift; Inschrift darunter: nicht lesbare griechische Scheinschrift.

Gegenangriff Vologases’ V. auf Nisibis (Bereich heutige Südosttürkei) war nicht erfolgreich. Dies hatte zur Folge, dass Septimius Severus den Euphrat abwärts in das Parthische Reich drang, Seleukia und nach schweren Kämpfen Ende 198 n. Chr. auch Ktesiphon erobern konnte. Vologases V. war rechtzeitig aus der Stadt geflohen, die Einwohner der Stadt wurden von den Römern erschlagen oder versklavt. Ktesiphon wurde weitgehend zerstört. Durch diesen Krieg gelang es den Römern, zwei neue Provinzen –  Osrhoene und Mesopotamia  – zu schaffen. Hatra, das zu dieser Zeit unter parthischem Einfluss stand, konnte von Septimius Severus allerdings nicht erobert werden.108 Möglicherweise durch diese Niederlagen bedingt, kam es zu Unruhen in der Persis, dem Gebiet, von dem 30 Jahre später die entscheidenden Aufstände ausgehen sollten, die zum Niedergang des Reiches führten. Mit zwei entscheidenden Schlachten konnte sich Vologases V. behaupten und die Rebellion beenden. Der Partherkönig starb um 208 n. Chr. Sein Sohn Vologases VI. wurde Nachfolger. Informationen über die Herrschaft Vologases’ VI. (ca. 208–228 n. Chr.) sind spärlich. Offenbar war er in Kämpfe mit seinem jüngeren Bruder Artabanos IV. verwickelt, der in Medien herrschte und in Ekbatana Münzen prägen ließ. Vermutlich

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versuchte dieser, die Gesamtherrschaft über Parthien zu erlangen. Vologases VI. verlor offenbar bald die Kontrolle über den größten Teil des Reiches, und Artabanos IV. gelangte an die Macht. Dies war spätestens 216 n. Chr. der Fall, als der römische Kaiser Caracalla Artabanos IV. das Angebot machte, dessen Tochter zu ehelichen. Die erwartete Ablehnung dürfte der vorgeschobene Grund Caracallas gewesen sein, in die Adiabene einzufallen.109 Nach dem Tod Caracallas führte Kaiser Macrinus den Krieg fort, verlor die aber Schlacht bei Nisibis (217 n. Chr.), in deren Folge es 218 n. Chr. zu Friedensverhandlungen mit Artabanos IV. kam. Im Ergebnis blieb Nordwestmesopotamien weiter römische Provinz, während Armenien zumindest formell weiter unter römischer Oberhoheit stehen sollte.110 Für diesen Kompromiss musste Rom an die Parther jedoch 50 Millionen Denare zahlen. Artabanos IV. (ca. 216–224 n. Chr.) war der letzte parthische König. 215 n. Chr. führte er in der Elymais die Investitur eines lokalen Fürsten namens Xwāsak durch, beide sind auf einer Stele aus Susa abgebildet. Trotz des Sieges über die Römer und des Friedensvertrages von 218 n. Chr., der den Parthern einen großen Geldgewinn gebracht hatte, muss Artabanos IV. in den folgenden Jahren an Macht eingebüßt haben. Möglicherweise spielten dabei auch Auseinandersetzungen mit seinem Bruder Vologases VI. eine Rolle, von dem man noch bis 228 n. Chr. Münzen gefunden hat. Münzen Tiridates’ III. (ca. 224–228 n. Chr.), die Sellwood primär Artabanos IV. zuschrieb, können aufgrund der gesicherten Inschrift „Tiridates“ diesem zugeordnet werden. Unklar ist, ob er König war oder arsakidischer Prinz, der nach dem Tod Artabanos’ IV. weiter gegen Ardashir kämpfte.111 In dieser Unruhephase kam es in der Provinz Persis zu einem Aufstand, der von dem lokalen Führer Ardaschir geleitet wurde. Ardaschir konnte schließlich 224 n. Chr. Artabanos IV. besiegen und töten. Der Sieg Ardaschirs wird auf dem bekannten Relief in Naqsh-e-Rostam (auch: Naqsh-e-Rustam) abgebildet, auf dem der neue Herrscher durch den Gott Ahura Mazda in sein Amt eingeführt wird, während sein Gegner Artabanos IV. tot unter den Hufen eines Pferdes liegt (Abb. 20). Das Reich der Parther fand mit dieser Niederlage sein Ende, ihm folgte das Reich der Sasaniden unter Ardaschir I.

Das Ende des Partherreiches – Gründe des Untergangs Über die Gründe des Zusammenbruchs des Partherreiches ist viel diskutiert worden. Sicherlich sind verschiedene Aspekte zu berücksichtigen. Ein erster und wichtiger Grund mag der Verlust Mesopotamiens im Jahr 198 n. Chr. an die Römer und damit

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der Verlust der wirtschaft lichen Grundlagen des Reiches gewesen sein, schließlich war Mesopotamien die „Kornkammer Parthiens“. Zum zweiten dürfte auch der letzte Krieg gegen Caracalla im Jahr 217 n. Chr. nicht spurlos an dem Reich vorbeigegangen sein. Dieser Sieg gegen die Römer zeigt aber auch, dass sich das Partherreich zu dieser Zeit durchaus noch gegen die römischen Angriffe zu behaupten vermochte. Aus Sicht des Römischen Reiches war Parthien in den Friedensverhandlungen von 218 n. Chr. ein ebenbürtiger Gegner, der keinesfalls kurz vor dem Zusammenbruch stand.112 Zum dritten werden auch die Kriege im Osten des Reiches wirtschaft lich zu einer Schwächung des Parthischen Reiches beigetragen haben. Diskutiert wird ferner, inwieweit ein Gegensatz zwischen dem König der Könige und dem Adel den Prozess des Untergangs des Reiches beeinflusst haben könnte.113 Auf diese Frage gibt es keine klare Antwort. Wie im Kapitel „Der Adel“ beschrieben, vermochte es der Adel durchaus, in das politische Geschehen einzugreifen. Andererseits hatte das parthische Königshaus im Reich feste Strukturen geschaffen, indem seit der Zeitenwende bevorzugt Angehörige des Könighauses in den verschiedenen regna des Reiches eingesetzt wurden. Auf jeden Fall war es Ardaschir nach dem Ausbau seiner Macht in der Persis nach 220 n. Chr. wohl gelungen, mit Unterstützung der Herrscher von Media Atropatene und der Adiabene das Gebiet von Mesopotamien mit Ausnahme von Hatra unter seinen Einfluss zu bringen.114 Schließlich werden die inneren Streitigkeiten Artabanos’ IV. mit seinem Bruder Vologases VI. den Prozess verstärkt haben, der mit dem Sieg Ardaschirs über Artabanos IV. zum eher unerwarteten Niedergang des Parthischen Reiches führte.

Ardaschir I. und das neugegründete Reich der Sasaniden Ardaschir I., der den letzten parthischen König Artabanos IV. besiegt hatte, wurde zum Gründer des Sasanidenreiches. Sein Vater war 205 / 206 n. Chr. zum König von Istakhr gekrönt worden,115 einer Stadt, die später eine der Sommerresidenzen des Sasanidischen Reiches werden sollte. Der Name des Reichs der Sasaniden geht vermutlich auf den Stammvater Sasan zurück, der ein Oberpriester in dem 5 km von Persepolis entfernten Heiligtum in Istakhr gewesen sein soll. Nach dem Tod seines Vaters wurde Ardaschir I. zu dessen Nachfolgekönig gekrönt. Durch die Niederschlagung von lokalen Aufständen konnte er die Region im Bereich des heutigen Kerman unterwerfen und stellte spätestens mit den Eroberungen in Mesopotamien eine ernsthafte Gefahr für den Partherkönig Artabanos IV. dar, so dass dieser sich

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zum Kampf gegen Ardaschir I. entschloss. Doch das Schicksal wandte sich, wie bereits erwähnt, gegen den König der Könige der Parther – Artabanos IV. fiel im Jahr 224 n. Chr. in der Schlacht von Hormuzdagan. Das Ende des Parthischen Reich war damit besiegelt. Ardaschir I. wurde zwar 226 n. Chr. nach seinem Sieg über den Partherkönig zum König des neuen Reiches des Sasaniden gekrönt (Abb. 20), das Parthische Reich war damit aber noch nicht vollständig untergegangen. Es dauerte noch zwei weitere Jahre, bis auch der letzte rivalisierende parthische König, Vologases VI., besiegt werden konnte. Dies lässt sich aus dem Fund einer Münze Vologases’ VI. schließen, die 228 n. Chr. geprägt wurde. Die von ihm eroberte parthische Hauptstadt Ktesiphon wurde von Ardaschir I. in der Folgezeit prächtig ausgebaut und zur Hauptresidenz der Sasanidenkönige gemacht. Noch heute künden die Reste des Palastes mit dem gewaltigen Gewölbe („Taq-e Kisra“, Abb. 29) von der sasanidischen Baukunst. Das Reich der Sasaniden bestand bis ins 7. Jh. n. Chr. fort und ging erst im Zuge der islamischen Expansion unter. Das Geschlecht der Arsakiden, das fast 500 Jahre lang das Parthische Reich beherrscht hatte, konnte sich noch etwa 200 Jahre lang, bis 428 n. Chr., in Armenien auf dem Thron halten, bevor die Sasaniden den größten Teil auch dieses Landes ihrer direkten Herrschaft unterstellten.

Herrschaftsstruktur des Partherreiches Uwe Ellerbrock

Der Aufbau des Reiches Herrschaftsstruktur des Partherreiches

Bei dem Versuch, dem Aufbau und der Herrschaftsstruktur des Parthischen Reiches näherzukommen, stehen wir erneut vor dem Mangel an ausreichend gesichertem Wissen. Das Parthische Reich war ein Imperium, daher nicht gleichzusetzen mit heutigen Nationalstaaten. Ebenso wie das römische Imperium war das Arsakidenreich nicht von festgelegten Grenzen umgeben. Es bestand zum Zeitpunkt seiner Blüte aus einer Vielzahl verschiedener Kleinkönigreiche, die in das Staatsgebilde integriert werden mussten. Dies bedeutete für die parthische Zentralmacht eine große Herausforderung, war doch deren Bevölkerung unter ethnischem, sprachlichem und religiösem Aspekt sehr heterogen zusammengesetzt. Ein solches Großreich zu beherrschen, konnte nur gelingen, wenn die Zentralgewalt bereit war, diesen Kleinkönigreichen eine mehr oder minder große Autonomie etwa in Fragen der Religion, der Kultur oder der Verwaltung zuzugestehen. In der Anfangsphase des Reiches wurden die unterworfenen lokalen Könige weiter als Regenten eingesetzt, in späterer Zeit wurden sie jedoch durch Verwandte des Könighauses ersetzt. Ebenso war es nach Eroberung eines Gebietes erforderlich, dessen Verwaltungsorganisation zu übernehmen.116 So arbeitete die Verwaltung in griechischen Stadtgründungen, wie z. B. Seleukia am Tigris oder in überwiegend griechisch besiedelten Städten wie Susa, weiter und sorgte für Stabilität. Entscheidend war, dass die lokalen Könige dem König der Könige tributpflichtig waren und im Kriegsfall auch Soldaten stellen mussten. Dieses Herrschaftsgebilde mit einer Zentralgewalt war einerseits fragil, wie uns die parthische Geschichte mit zahlreichen Gegenkönigen oder Aufständen lokaler Herrscher in der Charakene oder Elymais zeigt. Wenn nötig, wurden die Machtverhältnisse durch aktives Eingreifen der parthischen Armee wiederhergestellt. Andererseits war es vermutlich gerade diese Notwendigkeit, den eroberten Gebieten und den Vasallenstaaten eine gewisse Freiheit zuzugestehen und etwa die freie Religionsaus-

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übung zu erlauben, die den Gesamtzusammenhalt des Partherreiches über so große Zeiträume hinweg überhaupt erst möglich machte.

Der König Der Reichsgründer Arsakes I. bezeichnet sich auf den Münzen lediglich als „AWTOKRATOROS “, als „Autokrat“, während Mithradates I. sich auf den Münzen die Bezeichnung „BASILEVS MEGALOW“ (Großkönig) gibt. In einem Keilschrifttext wird Mithradates I. allerdings auch schon als „König der Könige“ bezeichnet,117 eine Titulatur, die sich ansonsten erst auf den Münzen Mithradates’ II. findet. Mit der Bezeichnung „BASILEVS BASILEVN“ war eine klare politische Ansage verbunden: Die Herrscher ab Mithradates I. beanspruchten die Nachfolgerschaft der Achämeniden und setzten sich diesen in ihrem Herrschaftsanspruch und ihrer Größe gleich. Bei den Parthern gab es eine dynastisch geregelte Erbfolge, das heißt, das Königtum wurde nur innerhalb der Familie der Arsakiden weitergegeben.118 Der jeweils regierende König bestimmte die Nachfolge, wobei üblicherweise der älteste Sohn das Erbe antrat. Die Übergabe der Macht an den erstgeborenen Sohn musste allerdings nicht zwangsläufig erfolgen, wie die Entscheidung Phraates’ I. zeigt, der den Thron nicht seinem Sohn, sondern seinem Bruder Mithradates I. übergab, eine Entscheidung, die sich für die weitere Machtentfaltung des Parthischen Reiches als entscheidend erweisen sollte. Das Krönungsrecht besaßen die Oberhäupter bestimmter parthischer Clans, so die Familie Kārēn und die Familie Sūrēn, aus der General Surena stammte, der 53 v. Chr. bei der Schlacht von Carrhae den Sieg der Parther über die Römer errang. Dieses Krönungsrecht kann aber nicht als eigentliches Wahlrecht angesehen werden, in der Regel dürfte es sich um eine formale Bestätigung gehandelt haben. In Krisenzeiten, wenn sich Gegenkönige auf den Thron erheben wollten, mehrere Söhne oder Enkel um den Thron konkurrierten oder die direkte Nachfolge erloschen war, konnte der von Strabon erwähnte Königsrat (synhedrion), der aus den Verwandten (syngeneis) des Königs sowie aus den Weisen (sophoi) und Priestern (magoi) bestand, den neuen König auswählen oder bestätigen.119 Wie viel Einfluss der Adel dabei hatte, hing vielleicht auch von der jeweiligen Macht und Persönlichkeit des Königs bzw. der Adeligen ab. Es bleibt jedoch festzuhalten, dass die Herrschaft der Arsakidenfamilie nie angetastet wurde, wie groß auch immer der Einfluss des Adels gewesen sein mag.120

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Abb. 18 Reliefdarstellung eines thronenden Königs mit Diadem und Langschwert. Rhytonfragment aus Elfenbein. Fundort Mele Hairam, Südturkmenistan. Heute Kunstmuseum Aschgabat.

Das Eingreifen des Adels bei der Wahl eines neuen Herrschers war vermutlich öfter notwendig gewesen, da römischen Quellen nach nämlich Bruder- oder Vatermorde innerhalb der Königsfamilie häufig vorkamen. So ließ Phraates IV. (ca. 38– 2 v. Chr.) nach seiner Wahl zum König seine 29 Brüder zum Tode verurteilen und schaffte sich damit die politische Konkurrenz vom Hals. Belegt ist das aktive Eingreifen von Adel und Rat etwa bei der Einsetzung von Artabanos II. Auch bei Tiridates II. kam es zu einem Eingreifen eines Teils des Adels, wobei sich diese Adligen nicht scheuten, Gesandtschaften nach Rom zu schicken und dort um Unterstützung zu werben. Zwar gelang es Rom kurzfristig, einzelne Gegenkönige auf den parthischen Thron zu bringen, doch letztlich konnten die Römer dadurch keinen nachhaltigen Einfluss auf die parthische Politik erlangen. In späterer Zeit gab es hinsichtlich der Verteilung der Herrschaftsgebiete klare Regeln. An erster Stelle stand der König der Könige, der in Ktesiphon einen seiner

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Hauptsitze hatte, mit seinen Kronländereien. Dann kam das armenische Gebiet, das Verwandten aus der eigenen Linie übergeben wurde, solange Armenien unter parthischem Einfluss stand.121 Schließlich kamen an dritter Stelle die Königreiche der Vasallen. Daneben gab es als vierte Macht die großen parthischen Adelshäuser, die zumeist dort Ländereien besaßen, wo ihre Stammesangehörigen siedelten. Die Macht des Königs der Könige wird in einigen früheren Untersuchungen als gering erachtet, und die Freiheiten, die den Regionalkönigen gewährt wurden, werden oft mals als Schwäche des Parthischen Reichs gedeutet. Die Tatsache aber, dass das Reich fast 500 Jahre existierte, lässt letztlich nur den Schluss zu, dass diese Regierungsform für lange Zeit sinnvoll, weil erfolgreich war.

Das Herrscherbild als Propagandamittel Könige sind Repräsentanten der Staatsmacht. Die Art, wie sich die parthischen Könige auf Münzen darstellen ließen, spiegelt wider, wie sie gesehen werden wollten. Jeder parthische Bürger oder Händler hatte täglich mit diesem Herrschaftsbild zu tun, wenn er mit den Münzen bezahlte. Die Händler in den Grenzbereichen gaben mit den Münzen auch entsprechende Botschaften an die Nachbarländer weiter. Verglichen mit heutigen Werbemethoden, wie wir sie aus dem Fernsehen oder den Zeitungen kennen, muss man die damalige Verbreitung der Königsideologie über die Münzen als äußerst effektive Propaganda ansehen. Die Abbildungen der von den Königen getragenen Kopfbedeckungen prägen das Königsbild auf den ersten Blick. Ein weicher Lederhut (vgl. Abb. 10), auch als Baschlik (oder Bashlyk) bezeichnet, ist eine kapuzenartige Mütze aus Leder mit zwei langen Zipfeln, die um den Hals geschlungen werden können. Die frühen Könige Arsakes I. und Arsakes II. werden mit dieser Kopfbedeckung gezeigt. Dies stellt einen Bezug zur Herkunft der Parther aus dem Kreis der nomadischen Reitervölker her. Solche Kopfbedeckungen wurden bereits im 5. Jh. v. Chr. benutzt, wie Abbildungen der Achämeniden in Reliefs in Bisotun und Persepolis zeigen.122 Da sich die frühen parthischen Könige sehr ähnlich wie die persischen Satrapen darstellen ließen, kann man annehmen, dass sie wie diese gesehen werden wollten. Die parthischen Könige nutzten aber auch unterschiedliche Königsinsignien, die entweder von vorangegangenen Dynastien stammten oder typisch waren für die Regenten benachbarter Völker, um sich bestimmten Bevölkerungsgruppen gegenüber als Herrscher auszuweisen. Dazu gehörten auch die Darstellungen, auf denen sich der

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König mit realen Waffen darstellen ließ. (Abb. 18). Viele Könige, wie z. B. Artabanos I., ließen sich mit einem Diadem darstellen, der makedonischen Königsbinde, einem Haarband, das in langen Schleifen bis auf den Rücken hing (Abb. 11, 13). Das Diadem war bei den Griechen Zeichen der königlichen Würde und demonstrierte gegenüber der griechischen Bevölkerungsschicht des Partherreiches den Herrschaftsanspruch und den Anspruch auf die Nachfolge Alexanders des Großen und der Seleukidenherrscher. Das Diadem konnte allein getragen werden, erschien aber auch zusammen mit einer Tiara. Diese Tiara ist ein typisches Kennzeichen der Herrscher der nomadischen Völker Eurasiens, die hohe, vielfach verzierte Kopfbedeckungen trugen (vgl. die päpstliche Tiara, die in ihrem Ursprung wie eine phrygische Mütze gestaltet ist).123 Sie wurde unter Mithradates II. zum Symbol von Herrschern, die sich selbstbewusst zu ihrer Herkunft aus dem nomadischen Bereich bekannten (vgl. Abb. 12). Interessant ist, dass sich auf Münzen mit dem Bild Mithradates’ II. je nach Prägeort wesentliche Unterschiede in Bezug auf die jeweils gewählte Kopfbedeckung erkennen lassen. Auf den Drachmen, die im Hochland des Iran und im Osten geprägt wurden, wird Mithradates II. mit einer Tiara dargestellt, auf Tetradrachmen, die in Seleukia am Tigris geprägt wurden, wird der König hingegen nur mit einem Diadem abgebildet. Dass dies kein Zufall ist, sondern geschicktes politisches Handeln bezeugt, ist unschwer daran zu erkennen, dass die in Seleukia geprägten Tetradrachmen vorwiegend von Händlern im griechisch beeinflussten Westen genutzt wurden. Die Drachmen aber waren eher ein Zahlungsmittel der einfacheren Bevölkerung im Kernland Parthiens, die in der Tiara die dort tradierte Königstracht erkannten. Auch die Haar- und Barttracht wandelte sich: Lassen sich die ersten parthischen Könige noch bartlos darstellen, so vermittelt die Darstellung Mithradates’ II. mit einem sehr üppigen Bart, dass der König seine volle Manneskraft als Kämpfer demonstrieren will (Abb. 11). Ganz anders ist das Bild des späteren Königs Orodes II. (Abb. 13). Dieser zeigt sich im Stil eines Herrschers in der iranischen Tradition, der sich mit elegant kurz gestutztem Bart und in fünf Wellen gelegtem Haar darstellen lässt. Hier wird ein ganz anderer Herrschertyp präsentiert: Gepflegt und selbstbewusst mit erhobenem Haupt zeigt sich der König, der die große Schlacht gegen die Römer im Jahr 53 v. Chr. gewonnen hat. Bei den Abbildungen einer Reihe von parthischen Königen, die ab Orodes II. (ca. 57 v. Chr.) bis Vardanes II. (ca. 58 n. Chr.) herrschten, also während einer ca. 100-jährigen Phase, fällt eine Warze auf deren Stirn auf (Abb. 13, 14). Diese „königliche Warze“ schien für den Nachweis der Zugehörigkeit zur Herrscherfamilie so wichtig zu sein, dass sie explizit in das Königsbild aufgenommen wurde. Heute wird ver-

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Abb. 19 „Prinz von Schami“. Es ist die einzige erhaltene überlebensgroße Bronzeplastik der Parther. Der Prinz mit gepflegtem Oberlippenbart und mit kurz geschorenem Kinn- und Backenbart trägt einen Halreifen (Torque).

mutet, dass es sich bei dieser Warze um das Symptom einer erblichen Erkrankung gehandelt habe.124 Infrage kommt dabei möglicherweise das dominant rezessiv vererbbare Trichoepitheliom, bei dem es sich um einen gutartigen Tumor handelt. Denkbar ist aber auch die besondere Form einer autosomal dominanten vererbbaren Form einer Neurofibromatose. Somit würde der Auswuchs dem Herrscher bestätigt haben, dass der Kronprinz sein leibliches legitimes Kind war. Die Analyse aller Könige, die die königliche Warze auf ihren Porträts zeigen, lässt allerdings keine sichere Genealogie erkennen.125 Die parthischen Könige schmückten sich mit reich verzierter Kleidung und mit Schmuck, der ebenfalls eine enorme Aussagekraft besitzt. So werden sie mit einem Halsschmuck wiedergeben, der gleichfalls zur Nomadentracht gehört, mit dem verzierten goldenen Halsreif (Torque, Abb. 19). Dieser Halsreif kann mehrfach um den Hals gewunden sein, und seine Enden weisen neben einem Perlenende häufig auch die Form von Greifen oder Seepferdchen auf. Gelegentlich findet sich auch die Variante eines breiten durchbrochenen Halsringes oder eines mit Edelsteinen besetzten Reifs. Dieser königliche Halsschmuck ist zum ersten Mal auf Münzen Mithradates’ I. zu finden und ist fortan durchgängig bei allen Königen über die gesamte Partherzeit hinweg dargestellt. Einer der wenigen von den Archäologen gefundenen parthischen Halsreifen, der den Darstellungen auf den Münzen ähnelt, befindet sich im Reza Abbasi-Museum in Teheran. Parthische Könige trugen stets auch Ohrringe, ein Attribut, das bereits bei den achämenidischen Königen zu finden ist. Die Ohrringe waren aus Gold gefertigt,

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ebenso wie die Halsreifen. In den Augen der Römer waren die Parther ungeheuer reich und besaßen große Goldschätze. Einen Einblick in diesen vermuteten unermesslichen Besitz vermittelt ein goldener Stuhl des parthischen Herrschers,126 den Trajan zeitgenössischen Berichten zufolge bei der Eroberung Ktesiphons 116 v. Chr. erbeutet hat und der nie zurückgegeben wurde.

Die Investiturszenen Abbildungen auf Münzen oder Reliefs zeigen, dass die thronenden parthischen Könige von Göttern in ihr Amt eingesetzt wurden und ihnen dabei ein Ring oder ein Diadem bzw. ein Kranz übergeben wurde. Diese sogenannten Investiturszenen sind nicht als zeitlich singuläres Ereignis im Sinne einer Krönungsszene zu deuten, denn der König trägt auf den Darstellungen bereits das Diadem als Zeichen der weltlichen Macht. Vielmehr verweist die Ikonographie auf einen auf Dauer angelegten Vertrag zwischen den Göttern und dem legitimen Herrscher hin, der nicht gebrochen werden darf.127 Hier ist ein zoroastrischer Hintergrund wahrscheinlich, denn der Ring ist dort ein Symbol für solche Verträge. Mit dem Ring bzw. dem Kranz erfolgt die Übergabe der „göttlichen Herrlichkeit“ und des „königlichen Glücks“ (khvarrah) durch die Yazatas (göttliche Wesen) an den legitimen Herrscher der Parther (s. auch Kapitel Religion). Mit einer solchen Investitur, der Amtseinsetzung, soll dem Volk vermittelt werden, dass die Götter die Herrschaft der Könige bestätigen. Nach dem Avesta ist der zoroastrische Gott Mithra für die Einhaltung der Verträge verantwortlich. Investituren werden durch die „parthische Tyche“128 oder Nike vorgenommen, symbolhaft werden aber auch Adler oder astrale Symbole dargestellt. Näheres zur „parthischen Tyche“ findet sich im Kapitel „Die Wandlung von der „hellenistischen Tyche“ zur „parthischen Tyche“. Im Unterschied zur Investitur des Königs der Könige durch die Gottheiten wurde den Herrschern von Teilreichen keine göttliche Investitur zuteil, sondern sie wurden kraft des Amtes vom parthischen König der Könige eingesetzt. Den ersten Hinweis auf eine göttliche Investitur durch eine Göttin, die „parthische Tyche“, finden wir auf Münzen Phraates’ III., auf der die hinter dem König stehende Göttin ein Diadem über den Kopf des Herrschers hält (Abb. 21). Orodes I. (ca. 57– 38 v. Chr.) und Phraatakes erhalten die Investitur auch durch die geflügelte Göttin Nike, die dem König ein Diadem bzw. einen Kranz überbringt (Abb. 15). Hier wird ein direkter Bezug zwischen der Göttin und dem herrschenden König hergestellt  – ein

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Abb. 20 Investitur Ardaschirs I. durch Ahura Mazda (rechts, reitend). Unter den Pferdehufen Ahura Mazdas liegt dessen Widersacher Ahriman; unter dem Pferd des Königs (links) der getötete Partherkönig Artabanos IV., Felsrelief Naqsh-e-Rostam, Iran, 224 n. Chr.

Hinweis auf die göttliche Macht, die auf den Herrscher übergeht. Ebenso, wie die Darstellungen von geflügelten Wesen einen Hinweis auf die göttliche Investitur geben, wird bei der Darstellung von Mond, Stern und Sonne auf den Münzen ein direkter Hinweis auf die Verbindung zwischen einem Sonnen- oder Mondgott und dem herrschenden König dargestellt (vgl. Abb. 13). Auf den Tetradrachmen späterer Könige findet man eine andere Variante dieser Investitur. Beispielhaft ist die Münze Phraates’ IV. (Abb. 14). Hier erhält der sitzende König von der stehenden „parthischen Tyche“ einen Palmenwedel als Zeichen der Übergabe der göttlichen Macht. Einen völlig neuen Bildinhalt erhält die Investitur auf jenen Münzen, auf denen der König der Göttin Tyche als Reiter gegenübersteht. Der reitende König ist ein Nomadenkönig, die Darstellung der Investitur des reitenden Königs ein völlig neues Bild in der parthischen Kunst. Nicht von ungefähr erscheint dieses Bild erst nach der

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Abb. 21 Phraates III., Tetradrachme, S 39.1, Revers: „parthische Tyche“. Inschrift: BASILEVS MEGALOW ARSAKOZ UEOW EWERGETOW EPIFANOWS FILELLHNOS ([Münze des] Großkönigs Arsakes  – des Gottes  – des Wohltäters  – des Erscheinenden  – des Griechenfreundes).

Schlacht bei Carrhae (erstmals bei Artabanos II.), nachdem die Reiterarmee die Römer besiegt hatte, und sich die Parther stolz auf ihre nomadische Herkunft und ihre Kriegstaktik auf Pferden darstellen lassen.129 Eine Ironie des Schicksals ist es wohl, dass die Sasaniden, die mit den Parthern so gar nichts zu tun haben wollten, gerade die Investitur des Königs zu Pferde in ihr Bildprogramm übernahmen. Ein wichtiges Felsrelief mit der Darstellung einer solchen Investitur befindet sich in Naqsh-i Rostam in der Nähe von Persepolis. Es stammt vom 28. April 224 n. Chr.130 und ist gut erhalten. Gezeigt wird Ardaschir I., der den parthischen König Artabanos IV. besiegt und damit das Ende des parthischen Reiches eingeläutet hat. Gott Ahura Mazda – auf einem Pferd – überreicht in dieser Investiturszene den Ring der Macht dem Gründer des Sasanidenreiches, Ardaschir I., der ebenfalls auf einem Pferd sitzt. Von besonderer Bedeutung ist dieses Felsrelief auch deshalb, weil sich auf den Pferden eine in mittelpersischer, in parthischer und in griechischer Sprache verfasste Inschrift befindet, die die Szene erklärt (vgl. Abb. 20).131

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Ahnenkult der parthischen Könige? – Vergöttlichung der Könige? Auf die Frage, ob es bei den Parthern einen Ahnenkult gegeben habe und ob sich die Könige als Götter haben verehren lassen, gibt es bei den Wissenschaft lern keine klare Antwort. Die Gründe liegen einerseits in dem wiederholt zu erwähnendem Mangel an Primärquellen, hängen andererseits aber auch von der Betrachtungsperspektive der Forscher ab, je nachdem diese eine mehr griechisch hellenistische oder eine mehr iranisch östliche Sichtweise ihrer Beurteilungen zugrunde legen.132 Zwei wichtige Zeugnisse spielen in der Diskussion eine Rolle: Einerseits sind die archäologischen Funde mit den Überresten übermannshoher Figuren in Nisa zu bewerten, andererseits sind auf den parthischen Münzen Inschriften mit einem religiösen Kontext zu berücksichtigen. Bei Letzteren geht es um die Interpretation der von den Parthern auf Münzen verwendeten Begriffe wie UEOW (Gott), EPIFANOWS („Erscheinung Gottes“133 oder „der Erscheinende“) oder UEOPATOROS („von göttlicher Abstammung / dessen Vater ein Gott ist“). So fragt Dąbrowa in seiner neuesten Veröffentlichung, wie diese Begriffe aus der iranischen Sichtweise der Parther bzw. der hellenistischen Sichtweise der Griechen interpretiert werden könnten.134 Im hellenistisch geprägten Westen, so seine Überlegung, könnten diese Begriffe durchaus anders verstanden worden sein und somit die Gleichsetzung mit einem Herrscherkult bedingt haben (zu den Begriffen UEOW, EPIFANOWS sowie UEOPATOROS siehe das Kapitel Religion). In Zusammenhang mit diesen religiösen Begriffen wird auch die Frage diskutiert, ob der für die Parther diskutierte Zoroastrismus eine Vergöttlichung der Könige nicht ausschließen müsse, da dies den hierin postulierten Glaubensinhalten widerspräche.135 Bei dem zweiten wichtigen Zeugnis handelt es sich um die archäologischen Funde in Nisa (s. hierzu das Kapitel „Parthische Städte“). Dort fand man in der runden Halle Sockel von ehemals dort aufgestellten überlebensgroßen Figuren und die Reste großer Terrakottaplastiken. Man postulierte, dass Mithradates I. dort eine Kultstätte für seinen Vater Phriapatios habe errichten lassen.136 Diese Funde haben sowohl die russischen und italienischen Ausgräber dazu veranlasst, von einem Herrscherkult auszugehen.137 Die Parther stammten ihrer Herkunft nach aus der Steppe und waren mit den Völkern Eurasiens verwandt. Von diesen weiß man, dass sie in ihren Festungen und Begräbnisstätten die Figuren von vergöttlichten Ahnen aufstellten, und so lag es nahe – nachdem man in der runden Halle in Nisa diese überlebensgroßen Figuren fand – auch bei den Parthern von einem Ahnenkult auszugehen.

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Der Adel In Parthien gab es bedeutende Adelsfamilien. Am bekanntesten ist die Familie Sūrēn, die im Seistangebiet herrschte und dort noch in der Sasanidenzeit saß, die Familie Kārēn, die in Medien beheimatet war, und die Familie Mihran, deren Güter in der Region Rayy lagen. Weitere Familiennamen wurden erst in sasanidischen Quellen gefunden.138 Sie belegen, dass diese bedeutenden Adelsfamilien noch in der Sasanidenzeit weitergeherrscht haben. Justin spricht von einem „ordo probulorum“, die dem König am nächsten gestanden hätten, wobei letztlich unklar ist, was genau damit gemeint ist.139 Der Begriff der „Adligen“ ist somit in den verschiedenen vorliegenden Quellen ungenau und wird als Sammelbegriff benutzt, ohne dass erkennbar wird, welche Rangstufe bzw. welche Gruppenzugehörigkeit gemeint ist. Auf jeden Fall ist aus der Anfangszeit des Parthischen Reiches der Einfluss der Adelsfamilie Sūrēn fassbar, so etwa in dem beschriebenen Krönungsrecht. Hinweise auf die Existenz eines Adels finden sich auch in der Armee. Dort wird z. B. von 400 liberi gesprochen, die freie Ritter waren und dem vermutlich eher niederen Adel zuzuordnen sind.140 Für den Krieg der Parther gegen Rom im Jahr 53 v. Chr. stellte der Adel noch den Führer der Truppen. Ab dem 1. Jh. n. Chr. übernahmen jedoch Regionalkönige oder Prinzen, die in der Regel nun aus der arsakidischen Familie oder aus königstreuen lokalen Dynastien stammten, diese Aufgabe. In jedem Fall bedeutete dies für die parthische Oberschicht, dass sie im Kriegsfall dem König der Könige Soldaten stellen musste, und zwar umso mehr Soldaten, je reicher sie waren. Auf den Einfluss des Adels auf die Wahl des Königs und den gelegentlichen Kontakten von Teilen des Adels zum Römischen Reich, um von dort Unterstützung zu erbitten, wurde bereits im vorhergehenden Abschnitt „Der König“ eingegangen. Ab Vologases I. verringerte sich der Einfluss des Adels auf das Königshaus. Dem arsakidischen Königshaus gelang es immer mehr, Provinzen unter seinen direkten Einfluss zu stellen, indem es eigene Familienmitglieder in die wichtigsten Positionen einsetzte. Damit gelang der Zentralgewalt auch ein besserer Zugriff auf die Aushebung von Soldaten, die im Kriegsfall von den Provinzen gestellt werden mussten. Auch bei der Besetzung von Vasallenstaaten nahm der arsakidische König der Könige seinen Einfluss wahr, so in Media Atropatene, in Armenien, in Hyrkanien sowie in der Mesene, wo die Herrschersitze mit Angehörigen aus der eigenen parthischen Dynastie besetzt wurden. Die Frage, welche Machtbefugnisse dem Adel trotz der beschriebenen Machtverschiebung verblieben, kann aufgrund fehlender Quellen nicht sicher beantwortet werden.

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Die Verwaltungsstruktur des Partherreiches Es gibt nur wenige parthische Quellen, aus denen sich eine Verwaltungsstruktur des Reiches erkennen lässt. Nach den Eroberungen durch Mithradates I. waren nunmehr große Gebiete zu verwalten, die ganz unterschiedlich strukturiert waren. Das Parthische Reich stellte sich in der Zeit seiner größten Ausdehnung unter Mithradates I. zwar nach außen hin als ein großes Reich dar, faktisch war es jedoch in zahlreiche Provinzen oder Königreiche unterteilt. Man kann daher auch davon ausgehen, dass anfänglich nicht überall die gleichen Strukturen herrschten. Man weiß, dass die Parther nach der Eroberung verschiedener Gebiete zumindest am Anfang die vor Ort herrschenden Dynastien in ihren Stellungen beließen, solange diese nur die parthische Oberhoheit anerkannten und ihren Tribut zahlten. Daher stützten sich die Parther auf die bereits vorhandenen administrativen Strukturen und übernahmen auch das lokale Personal. Nicht selten war damit auch die Beibehaltung des lokalen Münzrechts verbunden. Erst ab der Herrschaft Mithradates’ II. wurden Mitglieder der Königsfamilie als lokale Könige eingesetzt, und so wurde ein viele Teilreiche übergreifendes Herrschaftssystem geschaffen, das vermutlich leichter zu steuern war. Wegen des Mangels an Primärquellen, ist es schwierig, sich ein Bild über die Verwaltungsstruktur der Parther zu machen. Rückschlüsse auf die parthischen Verwaltungsbereiche wurden im Wesentlichen durch sprachwissenschaft liche Vergleiche möglich. So kommt z. B. auf den Ostraka und auf anderen schrift lichen Zeugnissen der Parther der Ausdruck Marzpān141 vor – ein Begriff, der sich als Relikt bei den Sasaniden wiederfindet.142 Dieser Ausdruck taucht zum ersten Mal in Dokumenten von Nisa auf. Vermutlich handelt es sich um die Bezeichnung einer besonderen Gruppe von Adeligen. Die Marzpāne hatten offensichtlich eine sehr hohe duale militärische und zivile Verwaltungsfunktion inne („Markgraf“ bzw. „Beschützer / Bewacher der Grenzbereiche“). In der Rangstellung waren sie höher gestellt als die Satrapen und auch höher als die dizpat, die Festungskommandanten. Dokumente aus Nisa weisen ferner auf einen Oberbefehlshaber der Kavallerie und auf einen Kavallerieoffizier (Asppat) hin. Die Satrapen hatten, anders als bei den Achämeniden und den Seleukiden, wo sie große Provinzen verwalteten, vermutlich nur die Verwaltungshoheit über einen kleinen Bezirk inne. Sie werden besonders in Verbindung mit Weinbergen erwähnt. In der zweiten Hälfte des 3. Jhs. v. Chr. waren die Satrapen die Verwalter eines Teils der Reichsstädte. Sie standen aber auch an der Spitze der kleinen Provinzen und Bezirke,

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die an die großen Städte angrenzten (Kreisverwaltung). So ist uns aus der Elymais durch die Inschrift auf einer Stele der Name des Satrapen Khawasak bekannt, der diese Stele dem parthischen König Artabanos, Sohn des Vologases, gewidmet hat.143 Die Stele wird auf das Jahr 215 n. Chr. datiert. Es gab auch das Amt des Führers oder des Hauptes der Armee. Dieses Amt wird oft mit der Bezeichnung spāhbed144 verbunden. Diese Amtsbezeichnung leitet sich aus der altiranischen Sprache ab (spāda-pati / spāda = Heer, pati = Herr, Chef), wurde dann aber auch zum Familiennamen der Adelsfamilie Spāhbed. In den Dokumenten von Nisa finden sich verschiedene Ausdrücke, die einen Einblick in die Verwaltungsaufgaben des Weinanbaus sowie des Weinhandels gestatten. So gab es einen Schatzmeister (Gaznbar), einen Mundschenk (Xwarībar), der die Aufgabe hatte, die Qualität des Weines zu prüfen und ihn auszuliefern, einen Ahmărkar (eine Funktion, die es schon in achämenidischer Zeit gegeben hatte), bei dem es sich um einen „Zählmeister“ handelt, der Steuerschulden bestimmte. Die Funde von Nisa informieren uns ferner, dass muhrwarte (Siegelaufdrücker) zusätzlich eingesetzt wurden, um Überprüfungen des Weinbestandes vorzunehmen. Steuern und Zölle auf Grundbesitz, Ländereien wie auch auf Karawanentransporte wurden regelmäßig erhoben, was sich anhand des Eintrags eines „Steuereintreibers“ nachweisen lässt, der in Dura Europos im städtischen Bereich arbeitete (siehe auch Kapitel „Umgehung des parthischen Zolls“). Ein weiterer möglicher Lösungsansatz, Kenntnisse über die Verwaltung zu erhalten, besteht darin, dass man die Verwaltungsstrukturen der Achämeniden und die der Sasaniden vergleicht. Dabei wird vorausgesetzt, dass sich die achämenidischen Verwaltungsstrukturen in parthischer Zeit fortgesetzt haben. Wenn sich nun in sasanidischer Zeit auch artverwandte Strukturen finden, kann man daraus  – mit aller Vorsicht  – Rückschlüsse auf die Grundstruktur einer Verwaltung im Parthischen Reich ziehen. Einen solchen Versuch hat Khurshudian unternommen, allerdings sind seine Ausführungen zum Teil umstritten.145

Die parthische Sprache und die Vereinheitlichung der Verwaltungsstrukturen Es gibt wenige direkte Hinweise auf parthische Schreiber, dipīr.146 Nur eine Gemme mit einer parthischen Inschrift und Zuordnung zu einem Schreiber ist bekannt. Sie befindet sich heute in einer Sammlung in der Bibliothèque Nationale in Paris. Die parthischen Schreiber waren die Nachfolger der achämenidischen Sekretäre, die

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Schriftzeugnisse wurden wie bei den Achämeniden in Archiven aufbewahrt. Im Parthischen Reich wurden im Laufe der fast 500 Jahre dauernden Herrschaft verschiedene Schriften und Sprachen genutzt. Griechisch wurde primär als Verwaltungssprache, als lingua franca, benutzt. Aus dem mesopotamischen Bereich sind über hundert Keilschrifttafeln erhalten geblieben, auf denen noch bis zum Anfang des 1. Jhs. v. Chr. die neubabylonische Keilschrift benutzt wurde.147 In den östlichen Gebieten des Partherreiches verwendete man vermutlich bereits seit dessen Gründung die parthische Schrift (vgl. die Inschriften auf den Münzen Arsakes’ I. und auf den Ostraka von Nisa). Im Laufe des 2. Jhs. v. Chr. fand in den Kanzleien Parthiens ein Wechsel von der westaramäischen Sprache hin zur ostaramäischen Lokalsprache statt. Unklar bleibt, ob dies von einer parthischen Zentraladministration beschlossenen worden war oder ob in verschiedenen Teilgebieten eine langsame Veränderung stattfand. Später setzten sich die parthische Schrift und Sprache durch. Aber nur wenige Dokumente in parthischer Schrift wie etwa das Pergament III aus Avroman sind erhalten.148 In der der Parthyene, der Region, in der sich das Parthische Reich zuerst entwickelte, war Parthisch die Muttersprache. Es wurde in den Verwaltungen auch neben der griechischen Sprache benutzt. Mit der Ausdehnung des Parthischen Reiches und bei den vielfältigen Sprachen in den eroberten Gebieten musste aber in allen Teilen des Reiches eine übergeordnete Verwaltungsstruktur geschaffen werden, für die wiederum eine einheitliche Sprache erforderlich war. Hierbei wurde im Verlauf der parthischen Geschichte die griechische Sprache und Schrift durch das Parthische abgelöst. Dass dies den Parthern gelang, kann man daran erkennen, dass die parthischen Schreiber eine große Einheitlichkeit in Grammatik, Orthographie und Ausdruck der Texte aufwiesen, auch wenn sie in den verschiedenen Gegenden des Partherreiches arbeiteten.149 Vermutlich gab es auch damals bereits eine Art „Beamtenparthisch“. Man geht auch davon aus, dass die Texte der arsakidischen Inschriften ebenfalls nach einem festen Kanon von Textbausteinen geschrieben wurden. Man folgert dies aus stilistischen und lexikalischen Ähnlichkeiten zwischen den Inschriften der Achämeniden und denen aus der Frühzeit der Sasaniden. Die griechische Inschrift auf der Stele von Artabanos II. in Susa wurde möglicherweise zuerst auf Pergament in parthisch geschrieben, dann in die griechische Sprache übersetzt und anschließend in Stein gemeißelt. Die Inschrift ist auf den Dezember des Jahres 21 n. Chr. datiert.150

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Die Justizverwaltung Aus Dura Europos sind in griechischer Schrift die Namen zweier königlicher Richter bekannt, die zu den ersten und am meisten geschätzten Freunden des Großkönigs zählten. Die Dokumente aus Dura Europos beweisen auch die Existenz eines vom Partherkönig bestellten königlichen Gerichtshofes. Es gab dort zudem ein Archivbüro, wo die Urkunden aufbewahrt wurden und wo Vertragsverlängerungen durchgeführt werden konnten.151 Richter oder Rechtsgelehrte zogen im Laufe eines Jahres zu verschiedenen Städten, um dort Recht zu sprechen. Möglicherweise waren die Richter Teil des Trosses der Könige, die zwischen den Sommer- und den Winterresidenzen hin- und herzogen. Einen Hinweis auf die Justiz und Strafen gibt das Pergament Nr. I (88 / 87 v. Chr.) aus Avroman.152 Aus diesem Dokument geht hervor, dass Steuern regelmäßig an die Gemeinde abzuführen waren und die Eigentümer die Verpflichtung hatten, das Land ordentlich zu bestellen. Sollten diese Bedingungen nicht eingehalten werden, so sollte der Schuldige ohne Gerichtsverfahren zur Zahlung von 200 Silberdrachmen an die Gemeinde verpflichtet werden. Außerdem sollte er in einem solchen Falle zusätzlich die gleiche Summe an den Kronschatz (Regierung) abführen. Aus diesen Dokumenten kann man schließen, dass es Gerichtsverfahren gegeben haben muss. Auch die Tatsache, dass es Privatbesitz gab und über Verkäufe schrift liche Dokumente ausgefertigt wurden, zeigt das Vorhandensein einer Justiz, die ggf. anhand solcher Urkunden Streitigkeiten schlichten konnte. Einen weiteren indirekten Hinweis auf eine Justiz gibt die Kopfsteuererhebung, die aus parthischer Zeit im mesopotamischen Bereich belegt ist.153 Weiterhin gab es eine Grundsteuer auf den Besitz, die vermutlich nach der Grundfläche bemessen wurde. Ebenso gab es eine Ertragssteuer. Es ist klar, dass hierüber Buch geführt werden musste und bei Nichtzahlung sicherlich durch die Justiz Strafen verhängt wurden. Daher wird es auch Vollzugsbeamten gegeben haben, die die angeordneten Maßnahmen durchführten.

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Königinnen und Heiratspolitik Unser Wissen um die politische und die soziale Stellung der Frau am parthischen Hof ist nach dem Studium der Primärquellen äußerst dürft ig. Aufgrund der Datenlage kann man nur schemenhaft etwas über die Königinnen und die Frauen am parthischen Hofe erfahren. Sicher ist, dass sowohl die Ehefrauen als auch die Königinmutter den Titel „Königin“ trugen. Zu den Primärquellen, die aus parthischer Zeit stammen, zählen die beiden in Griechisch verfassten Avromanurkunden, die auf Pergament geschrieben sind. Aus diesen Urkunden erfahren wir, dass es dem König nach zoroastrischem Recht erlaubt war, mehrere Frauen zu heiraten, wie dies auch von den Achämeniden und später von den Sasaniden bekannt ist. Ein Pergament enthält die Namen verschiedener Frauen, die vermutlich mit Mithradates II. verheiratet waren: die Königinnen Siake, Azate und Aryazate.154 Auch eine Heirat unter Verwandten und gar unter Geschwistern war am Königshof möglich und erlaubt: Mithradates II. heiratete seine bereits oben genannten Halbschwestern Siake und Azate, die vom selben Vater gezeugt waren. Orodes I. heiratete seine Schwester Ispubarzā, die in den Keilschrifttexten „seine Schwester, Herrin / Königin“ genannt wird. Von Phraates III. sind dessen Mutter und „Herrin / Königin“ Ištar und seine „Frau / Herrin / Königin“ Piriwuštanā bekannt. Erwähnt werden in den Dokumenten ferner die Königinnen Olennieire, Kleopatra, Baseirta und Bistheibanaps. Unklar ist, ob es sich dabei um Ehefrauen, Töchter oder um die Königinmutter handelt. Weitere Quellen finden sich in einigen babylonischen Keilschrifttexten des 2. bis 1. Jhs. v. Chr. Ein in Uruk 132 v. Chr. abgefasstes Dokument erwähnt Rīnu, die Ehegattin Mithradates’ I., die von ihrem Sohn, Phraates II., offenbar eine wichtige Stellung am Hof eingeräumt erhielt. Auf arsakidischen Münzen finden wir nur einen einzigen Hinweis auf eine parthische Königin: die Königin Musa, die sogar ihren eigenen Sohn Phraatakes heiratete, was allerdings eine Ausnahme dargestellt haben dürfte. Beide sind zusammen auf Münzen abgebildet (vgl. Abb. 15). Diese Münzen zeigen die Pracht, mit der sich zumindest diese Königin geschmückt hat: Sie trägt eine dreistufige, mit Perlen reich verzierte Kronhaube, die von einem zu einer Schleife gebundenen Diadem umgeben ist und deren Bänder über die Schulter fallen. Ohrringe und eine Perlenhalskette schmücken die Herrscherin, um ihre Schultern ist ein gefältelter Umhang gelegt. Anhand der bisherigen Datenlage werden in den Primärquellen der Keilschrifttexte und der Pergamente Frauen nur in der Zeit von 141 v. Chr. bis 22 / 21 v. Chr. erwähnt. Die

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Münzen der Königin Musa stammen aus der Zeit von ca. 2 v. Chr. bis 4 n. Chr. Warum die Erwähnung von Frauen nur in dieser Zeit stattfindet, muss offenbleiben. Der Harem war der zentrale Wohnraum für die Königinmutter, die Ehefrauen, die Schwestern und die Töchter des Königs sowie für die weiblichen Angehörigen des Hofes. Dort lebten auch die Konkubinen. Für Konkubinen gab es durchaus die Möglichkeit, neben der Königin zur Lieblingsfrau des Königs zu werden. Söhne aus Beziehungen mit Konkubinen konnten sogar König werden, wie es von Vologases I. bezeugt ist, der aus einer Beziehung Vonones’ II. mit einer griechischen Konkubine hervorgegangen ist.155 Entscheidend war, dass väterlicherseits eine parthische Abstammung bestand. Die parthischen Könige hatten oft viele Kinder. So zeugte Orodes II. mit verschiedenen Ehefrauen insgesamt 30 Kinder. Es ist verständlich, dass es bei der Lösung der Entscheidung über die Frage, wer die Nachfolge des Königs antreten solle, bei einer solchen Zahl möglicher Kandidaten ein ziemliches Gerangel unter den Müttern gegeben haben muss. Im Falle von Orodes II. bedrängten die Frauen den König offensichtlich erheblich. Da er um Streitigkeiten hinsichtlich der Erbfolge fürchtete, ließ Phraates IV. daher alle Söhne aus der Ehe seines Vaters mit Laodike, der Tochter des kommagenischen Königs Antiochos I. Theos, umbringen. Diese Söhne hätten sonst einen größeren Anspruch auf den Thron gehabt als sein eigener Sohn Phraatakes aus der Ehe mit Musa. Die Beziehungen zwischen den Parthern und den angrenzenden Herrschern waren oft geprägt von einer Heiratspolitik, die bestehende oder neue Bündnisse festigen sollte. Immer ging es darum, Herrschaftsansprüche zu sichern oder auszubauen. Mithradates I. gab seine Tochter Rhodogune dem Seleukiden Demetrios II. Nikator zur Frau, nachdem er diesen Herrscher besiegt und gefangen genommen hatte (um 140 v. Chr.). Demetrios II. Nikator wurde nach Hyrkanien gebracht, lebte dort in Gefangenschaft und zeugte mit Rhodogune mehrere Kinder. Nach dem Tod Mithradates’ I. versuchte Demetrios II. mehrfach vergebens die Flucht. Im 1. Jh. v. Chr. wurden zwischen den Parthern und den hellenistischen Königreichen des Nahen Ostens mehrere Ehen geknüpft, so dass zwischen den verschiedenen Herrschaftshäusern ein dichtes Beziehungsnetz entstand. So war Mithradates II. mit einer Tochter Tigranes’ des Großen von Armenien verheiratet. Tigranes heiratete um 93 v. Chr. Kleopatra, eine Tochter Mithridates’ IV. Eupator von Pontos, wodurch ein Bündnis zwischen Parthien, Armenien und Pontos entstand – eine Verbindung, die allerdings nicht lange halten sollte. Orodes II. verlobte seinen Sohn Pakoros mit einer Prinzessin aus Armenien. Er selbst heiratete die Prinzessin Laodike aus der Kommagene.

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Abb. 22 Vasallenstaaten, Königreiche, Provinzen und Städte im Westen des Parthischen Reiches, um 64 v. Chr.

Vasallenstaaten und Königreiche unter parthischem Einfluss Uwe Ellerbrock und Sylvia Winkelmann

Vasallenstaaten und Königreiche unter parthischem Einfluss

An den Randbereichen des parthischen Kernlandes bildeten sich durch Eroberungen der Parther im Westen, im Norden und im Osten Vasallenstaaten oder autonome Städte und Bereiche heraus, die im Laufe der Geschichte in mehr oder weniger direkter Abhängigkeit von den Parthern standen oder in denen sich ein deutlicher Einfluss der Parther nachweisen lässt, wie dies bei der Kommagene der Fall ist (Abb. 22). Der römische Historienschreiber Plinius der Ältere (23 / 24–79 n. Chr.) berichtet, dass es im Partherreich insgesamt 18 Königreiche (regna) gebe.156 Elf dieser Reiche seien im nördlichen Teil von Armenien bis zu den Skythen hin gelegen. Die sieben anderen Königsreiche lägen im Süden des Reiches. Gemäß heutigen Erkenntnissen zählen hierzu sicher folgende von den Parthern abhängige Gebiete bzw. Königreiche: Osrhoene, Adiabene, Media Atropatene, Elymais, Mesene (Charakene), Persis, und Hatra. Vermutlich gehörte auch Hyrkanien dazu.157 Ferner wird in einer Inschrift des Sasanidenkönigs Shapur von den parthischen Königreichen von Sēgān am Schwarzen Meer berichtet sowie von dem östlich davon gelegenen Virōzān, von Armēn (Armenien), von Balāsagān (westlich des Kaspischen Meeres), von Gēlān (südwestlich des Kaspischen Meeres), von Kermān und von den noch weiter östlich gelegenen Gebieten Makrān, Turgistān und Hind. Dazu kommen noch die Reiche Marw und Choresmien. Der derzeitige Forschungsstand geht davon aus, dass alle diese Reiche schon unter den Parthern existiert haben, auch wenn hierüber noch Wissenslücken existieren. Zu den Vasallenstaaten, die im Folgenden näher betrachtet werden sollen, gehören im Nordwesten die Osrhoene, die Gordyene und die Adiabene (siehe Abb. 22) sowie östlich davon, bis zum Kaspischen Meer, die Media Atropatene. Die Kommagene (heutige Südosttürkei), die nie parthischer Vasallenstaat war, wird hier mit einbezogen, da dort vielfache kulturelle und religiöse parthische Einflüsse nachweisbar sind. Weiter südlich gehören dazu in Mesopotamien die Städte Dura Europos und Hatra, die Hauptstadt eines arabischen Kleinkönigreiches. Im Südwesten des Partherreiches sind es die Gebiete der Charakene (des unteren Zweistromlands) und der Elymais

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(des heutigen Khuzestans). Vasallische Randgebiete im Nordosten waren der Bereich Baktrien und Sogdien sowie der angrenzende Steppenraum, der unter dem Einfluss verschiedener Nomadenvölker stand. Im Südosten gab es Wechselbeziehungen bis in den indischen Bereich. Diese Randbereiche des Parthischen Imperiums sind für die Forschung von besonderer Bedeutung, da hier die meisten kulturellen Zeugnisse parthischen Einflusses zu finden sind, während im eigentlichem Zentralbereich parthischer Herrschaft die Zahl der Zeugnisse spärlich ist. Von übergeordneter Bedeutung ist die Möglichkeit, durch Vergleiche von archäologischen Funden aus dem Bereich zwischen Syrien und China den Transfer von Technologien, z. B. von Waffen oder Kunst, über Tausende von Kilometern hinweg zu verfolgen. So darf das Parthische Reich mit seiner fast 500-jährigen Geschichte nicht isoliert betrachtet werden, sondern hat im Lichte neuerer Untersuchungen eine herausragende Bedeutung gewonnen, die sich aus dem intensiven kulturellen Austausch und dem Handel zwischen Europa und Asien ergibt. Die Wechselwirkung zwischen Nomaden und Sesshaften spielt für diesen Kulturtransfer eine bedeutende Rolle. Mittelasien, insbesondere das starke Reich der Parther, ist dabei als wichtigste Drehangel in der Weitergabe kultureller Neuerungen und von Glaubensinhalten zwischen Ost und West zu betrachten. Der Ausbau der alten Handelswege der Seidenstraße, aber auch ein zunehmender Handel über den Seeweg waren für die Perzeption von Kunst, Religion und wissenschaft lichem Fortschritt, der in den Reichen zwischen China und Rom stattfand, von wesentlicher Bedeutung.

Das Königreich Osrhoene Das Königreich Osrhoene mit der Hauptstadt Edessa, im Bereich der heutigen Südosttürkei und Nordsyriens gelegen, war eines der vielen kleinen Königreiche, die nach dem Verfall des Seleukidenreiches entstanden waren. Die meisten Informationen über die Osrhoene stammen von römischen Autoren, so etwa von Tacitus oder Cassius Dio. Edessa wurde ca. 303 v. Chr. durch Seleukos I. Nikator (312–281 v. Chr.) zu einer Militärkolonie ausgebaut. Die Gegend um Edessa ist kulturgeschichtlich bedeutsam: In der Nähe dieser Stadt liegt das Ausgrabungsgebiet von Göbekli Tepe (Osttürkei) mit Kultstätten, die ca. 11 000 Jahre alt sind und in jüngster Zeit Aufsehen erregt haben, da sie zu den ältesten religiösen Kulturdenkmälern der Welt zählen.

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Aufgrund seiner geographischen Lage war die Osrhoene eine Pufferzone zwischen den Staaten in Kleinasien, Armenien, Iran und Syrien. Sie war stets eine umkämpfte Region, da sie den Herrschenden in Mesopotamien den Zugang zu den Berggebieten in Armenien und Kleinasien eröffnete.158 Umgekehrt hatten die Könige im Nordwesten über die Osrhoene den Zugriff auf den mesopotamischen Bereich. Diese Einflüsse schlugen sich in der Zusammensetzung der Bevölkerung nieder, die einen arabisch-semitischen Mischcharakter mit iranischen und griechischen Einflüssen unter der Herrschaft eines arabischen Herrscherhauses aufwies.159 Der Begriff „arabisch“ hat dabei allerdings nichts mit dem heutigen Arabien zu tun, vielmehr ist er eine Bezeichnung für die Bewohner des Landes zwischen Euphrat und Tigris.160 In der Osrhoene herrschte ab dem Ende des 2. Jhs. v. Chr. eine lokale Dynastie, die später als Abgaridendynastie bezeichnet wurde. Mithradates II. (ca. 123–88 v. Chr.) war der erste parthische König, der im Jahr 130 / 129 v. Chr. durch einen Sieg über den Seleukiden Antiochos VII. Sidetes in diesen Bereich vordrang und mit der Eroberung der Kleinstaaten Adiabene, Gordyene und Osrhoene den Euphrat zur westlichen Grenze des Parthischen Reiches machte. Der direkte Konflikt mit den Römern war damit programmiert. Im Jahr 34 / 33 v. Chr. wurde die Osrhoene mit Unterstützung der Parther zu einem Königreich umgewandelt.161 Ihre Könige schlossen in der Folgezeit je nach politischer Lage wechselseitig Bündnisse mit Parthern und Römern und partizipierten am Fernhandel, der über die Seidenstraße bis nach China und Nordwestindien reichte und der nomadische Einflüsse aus dem zentralasiatischen Raum bis nach Vorderasien brachte. Dabei übernahmen die Osrhoener parthische Waffen und römische Münzfüße und trugen iranische, römische oder arabische Namen. Zur Zeit Mithradates’ II. war die Osrhoene mehr oder weniger ein Vasallenstaat der Parther. Die Parther übten in der Osrhoene keine Zentralmacht aus, sondern duldeten eine gewisse Unabhängigkeit dieses Reiches, wobei sie sich der Loyalität und vermutlich entsprechender Tributzahlungen der von ihnen eingesetzten Herrscher versicherten. Ein gleiches Vorgehen galt für die übrigen eroberten Gebiete wie die Gordyene, die Adiabene oder andere Vasallenstaaten. Im Verlauf der Geschichte versuchten sich diese Reiche einerseits eine gewisse Unabhängigkeit zu bewahren, andererseits mussten sie sich stets mit den Parthern oder den Römern arrangieren. Der parthische Einfluss blieb im Wesentlichen bis ins 1. Jh. n. Chr. bestehen, im 2. Jh. n. Chr. waren abwechselnd parthische und römische Einflüsse zu verzeichnen. Nach den Partherkriegen des Septimius Severus (195–198 n. Chr.) gelangte die Osrhoene letztlich fast ganz in den römischen Herrschaftsbereich und wurde römische Provinz.

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In der Geschichte des Christentums hat die Osrhoene eine besondere Bedeutung. In und um Edessa herum siedelten sich schon sehr früh christliche Gemeinden an, die von Bischöfen geleitet wurden, wie in der Chronik von Arbela berichtet wird.162 Abgar VIII. (177–212 n. Chr.) war vermutlich der erste christliche König163 und gründete das erste christliche Königreich der Weltgeschichte, ohne allerdings mit den lokalen Gottheiten zu brechen. Auf seinen Münzen präsentiert sich Abgar VIII. trotz der de facto römischen Oberherrschaft in parthischer Tracht mit einer Tiara, die auf mittelasiatische und nordwestindische Vorbilder zurückgeht.164

Das Königreich Kommagene Das Königreich Kommagene mit seiner Hauptstadt Samosata (Samsat) lag im Südosten der heutigen Türkei am Oberlauf des Euphrats. Es stand nie unter parthischer Herrschaft, zeigt kulturhistorisch jedoch deutlichen parthischen Einfluss. Die Geschichte der Kommagene ist gekennzeichnet durch ihre Abhängigkeit von den Assyrern, den Babyloniern, den Achämeniden und den Seleukiden. Abgelegen von den üblichen Kriegsschauplätzen zwischen Römern und Parthern, bildete die Kommagene eine Art Pufferregion zwischen den Großreichen Parthien und Rom, eine kleine, geographisch begünstigte Region, die durch hohen Wasserreichtum, fruchtbare Täler und schroffe Berge gekennzeichnet war. Bereits in der Antike war dieses Gebiet auch durch seinen Reichtum an Mineralien und Erzen wie Kohle, Eisen, Gips, Silber und Gold bekannt. Besonders wichtig und daher auch Bestandteil der früheren jährlichen Tribute an Assyrien waren die Vorkommen an Zedern, deren Holz für Tempel- und Palastbauten verwendet wurde. Neben diesen Rohstoffen war es vor allem die Lage am Kreuzungspunkt zahlreicher Handelsstraßen, die den Reichtum der Kommagene begründete. So war die Kommagene über Land- und Wasserwege mit Edessa, Palmyra und Dura Europos verbunden und über diese wiederum mit der Seidenstraße. Obwohl in der Kommagene niemals eine Schlacht zwischen Römern und Parthern stattfand, war das Land ein prädestiniertes Durchzugsgebiet der römischen Truppen auf dem Weg zu den Schlachtfeldern in der Osrhoene und weiter bis nach Mesopotamien, da es hier gute Übergänge über den Euphrat gab. Antiochos I. Theos (69–36 v. Chr.) kann als der wichtigste König der Kommagene bezeichnet werden, da er sein Reich weitgehend unabhängig von Rom regierte (Abb. 23). Er kaufte sich von einer Belagerung durch die Römer unter Pompeius mit Geld frei, das ihm aus den reichen Zolleinnahmen des Landes zur Verfügung stand.

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Abb. 23 Antiochos I. mit dem nackten Herakles. Antiochos I. trägt am rechten Oberschenkel einen Traglaschendolch, der in einer mit fünf Zierlaschen versehenen Scheide steckt, die mit Lederbändern am Oberschenkel und am Gürtel befestigt ist. Kalkstein, 1. Jh. v. Chr., Arsameia am Nymphaios, Kommagene (heutige Südost-Türkei).

Im Winter 65 / 64 v. Chr. wurde ihm in Verhandlungen mit Rom zusätzlich die Stadt Seleukeia am Euphrat (Zeugma) zugesprochen.165 Dadurch dehnte sich die Kommagene weiter nach Süden aus. In seiner Regierungszeit erreichte das Königreich der Kommagene seine höchste Blüte. Bautätigkeit und Kunstschaffen fanden in dieser Zeit ihren Höhepunkt. Geschickt agierte Antiochos I. zwischen den Römern und den Parthern. Im Jahr 48 v. Chr. sandte Antiochos I. dem römischen Feldherrn Pompeius 200 berittene Bogenschützen zur Unterstützung von dessen Kampf gegen Caesar. Zu den Parthern stellte er verwandtschaft liche Beziehungen her, indem er dem parthischen König Orodes II. (ca. 57–38 v. Chr.) seine Tochter Laodike zur Frau gab. Diese Beziehungen mögen der Grund dafür gewesen sein, dass Antiochos I. den Parthern 38 v. Chr. Schutz bot, nachdem diese anfänglich eine Niederlage gegen den römischen Feldherrn Marcus Antonius erlitten hatten. Sein Sohn Mithradates II. –  nicht zu verwechseln mit dem parthischen König – regierte von 36 v. Chr. bis 20 v. Chr. Er hatte

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Abb. 24 Nemrud Dagh, Kommagene: Von Sockeln gefallene übermannshohe Köpfe; von links nach rechts: Antiochos I., Zeus-Oromasdes, rechts Apollon-Mithras-Helios-Hermes. Kalkstein, 1. Jh. v. Chr. (Nemrud Dagh, heutige Südosttürkei).

weniger Regierungsglück als sein Vater und wurde in die politischen Unruhen Roms hineingezogen, was die Eigenständigkeit des Reiches schwächte. Der römische Einfluss nahm in den folgenden Jahrzehnten zu. Ab 72 n. Chr. wurde die Kommagene fester Teil der römischen Provinz Syria, von der aus die Ostgrenze Roms gegen Parthien gesichert wurde. Aus der Zeit von Antiochos I. stammen die archäologisch und kunstgeschichtlich bedeutsamen prächtigen Grabanlagen (hierothesia) mit Dexiosisstelen und Götterfiguren für die Angehörigen des Königshauses, deren berühmteste das Grab Antiochos’ I. auf dem Berg Nemrud Dagh ist (Abb. 24). Von Bedeutung ist, dass in einer ersten Phase die hier dargestellten Götter nur ihren griechischen Namen erhielten: Zeus, Apollon und Artemis. In einer zweiten Phase ab ca. 65 / 64 v. Chr. erhielten die Götterfiguren dann griechisch-persische Doppelnamen. So wird Zeus mit Ahura Mazda (Oromasdes, auch Oromazdes) gleichgesetzt, Herakles erhielt sein persisches Pendant – Verethragna. Mithras fand seine griechische Entsprechung in dem Son-

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nengott Helios wie auch in Apollon und im Götterboten Hermes. In Inschriften werden alle vier Namen parallel gesetzt: Mithras – Apollon – Helios – Hermes.166 Mit der Einführung von Ahura Mazda, Mithras sowie Verethragna wird ein zoroastrischer Glaubenseinfluss deutlich. Die kulturellen Zeugnisse der Kommagene müssen in die Macht- und die Bevölkerungsverschiebungen eingebettet gesehen werden, die während der Partherzeit stattfanden. Zu den hellenistischen und den altorientalischen Traditionslinien traten neue Einflüsse aus dem iranischen wie aus dem eurasischen Bereich bis nach Kleinasien hinzu. Aufgrund des beschriebenen Verschmelzens verschiedener Kulturen wird es leichter verständlich, dass Antiochos I. von jedem seiner Landsleute verlangte, seinen eigenen Kult und den seiner Ahnen zu pflegen. Er ließ daher solche Grabheiligtümer wie das auf dem Nemrud Dagh überall im Land anlegen und legte auch die Tage für Feiern an diesen Orten fest. Durch die Parallelsetzung der Inschriften wird deutlich, dass jedermann in den dargestellten Gottheiten denjenigen Gott verehren konnte, der seiner Religionsüberzeugung entsprach. Auf den Reliefs wird König Antiochos I. stets mit parthisch beeinflusster Kleidung gezeigt, während die Götter unterschiedliche Gewandungen tragen: Herakles – Artagnes ist nackt, Mithras  –  Apollon  –  Helios  –  Hermes wird hingegen ebenfalls in orienta lischer Kleidung gezeigt. Die archäologischen Funde aus der Kommagene ergeben somit ein Bild der Verschmelzung von hellenistischem, orientalischem und iranisch-eurasischem Gedankengut.

Die Gordyene Die Gordyene, ein kleines Gebiet im nördlichen Mesopotamien (nördlich der Adiabene, Abb. 22) im Grenzbereich der heutigen Türkei, des Irans, des Iraks sowie Syriens, war von 189 bis 90 v. Chr. ein unabhängiges Herrschaftsgebilde. Durch die Machtausdehnung des parthischen Großkönigs Mithradates II. (ca. 123–88 v. Chr.) gelangte die Gordyene ebenso wie die Adiabene und die Osrhoene unter parthischen Einfluss. Der Euphrat wurde zur westlichen Grenze des Parthischen Reiches. Um das Jahr 95 v. Chr. machten die Parther Tigranes II. zum König von Armenien und erhielten im Gegenzug von ihm die bei Strabon erwähnten siebzig armenischen Täler.167 Tigranes II. baute seine Macht schnell aus, verbündete sich dann aber mit Mithridates VI. von Pontos, dem König des zu dieser Zeit größten Königreiches Kleinasiens, dessen Tochter Kleopatra er heiratete.

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Es folgten Auseinandersetzungen zwischen Tigranes II. und Rom, und auch der parthische König Phraates III. (ca. 70–57 v. Chr.) wurde in den Konflikt mit einbezogen. Trigranes II. erreichte es schließlich, die Gordyene wieder unabhängig von den Römern und den Parthern zu machen. Zwar versuchte der parthische Herrscher Phraates III. noch, die Gordyene zu erobern, aber dies gelang ihm nicht, und er musste sich bald wieder zurückziehen. Nach der Ermordung Phraates’ III. (ca. 57 v. Chr.) durch seine beiden Söhne Mithradates III. und Orodes II. kam es zu Kämpfen zwischen den Brüdern. Mithradates III. eroberte die Provinz Gordyene, die dann einige Jahre unter parthischer Herrschaft stand.168 Nach einem von ihm angefachten Bürgerkrieg ergab sich Mithradates III. seinem Bruder Orodes II. und wurde von ihm ca. 54 v. Chr. getötet. Letztlich gelangte die Gordyene dann wieder unter römischen Einfluss, wurde römischer Vasallenstaat und verblieb während der nächsten drei Jahrhunderte im römischen Einflussbereich. Bedeutende archäologische Funde aus parthischer Zeit wurden in diesem Gebiet bislang nicht verzeichnet.

Die Adiabene und die Media Atropatene Die Adiabene, im nördlichen Bereich Assyriens und östlich des Tigris gelegen, war ein weiteres regnum des Parthischen Imperiums. Im Laufe der Geschichte gelangte es unter den Herrschaftseinfluss Armeniens sowie des Parthischen und des Römischen Imperiums. Die bedeutendste Stadt der Adiabene war Arbela, eine schon von den Sumerern besiedelte Stadt. Berichten antiker Autoren nach war Arbela für eine Zeit lang der Ort, an dem parthische Könige ihre letzte Ruhestätte fanden  – archäologische Nachweise dafür fehlen. In der Media Atropatene sind in parthischer Zeit vermutlich überhaupt keine Münzen geprägt worden, während die Adiabene eigene Münzen prägte.169 Allerdings wurden bislang nur sehr wenige Exemplare dort gefunden, und Informationen über die Adiabene sind daher im Wesentlichen nur über die römischen Schrift zeugnisse zu gewinnen. Günstiger sieht die Fundlage für Münzen der Charakene, der Elymais und der Persis aus, wo die in den jeweiligen Reichen auf diese Münzen geprägten Königsnamen die spärlichen literarischen Zeugnisse ergänzen. Der parthische König Mithradates I. scheint ab 155 v. Chr. Gebiete von Media und möglicherweise auch die Adiabene unter seine Kontrolle gebracht zu haben, als er bei seinen Expansionskriegen die Herrschaft über Ekbatana und später auch die über

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Mesopotamien mit Babylon gewann. Antiochos VII. Sidetes, der letzte bedeutende Seleukidenherrscher (Regierungszeit 138–129 v. Chr.), eroberte in einem groß angelegten Angriff die Adiabene von den Parthern. Sein Erfolg währte jedoch nicht lange. Schon im Frühjahr 129 v. Chr. gelang es dem Partherkönig Phraates II., die Seleukiden zu besiegen, Antiochos VII. verlor in dieser Schlacht sein Leben. Unter Mithradates II. (ca. 123–88 v. Chr.) gelangten die Adiabene, die Gordyene und die Osrhoene endgültig unter parthische Herrschaft. Die Folgezeit war von wechselnden Herrschaften gekennzeichnet. Im 1. Jh. n. Chr. wurde die Adiabene von mehreren von den Parthern abhängigen Königen einer lokalen Dynastie regiert, die den jüdischen Glauben annahmen. Bekannt ist die Regentschaft des Königs Izates II. (ca. 35–59 / 60 n. Chr.), der mit seiner Mutter Helena zum Judentum übertrat.170 Als die Römer unter Trajan ab 114 n. Chr. gegen die Parther kämpften, wurde die Adiabene für kurze Zeit römische Provinz, geriet aber in der Folgezeit unter Vologases IV. erneut unter parthischen Einfluss.171 Durch die Kriege unter Septimius Severus (195 n. Chr.) und unter Caracalla (216 n. Chr.) gelangte sie endgültig in römische Abhängigkeit. Über die Geschichte der Media Atropatene ist wenig bekannt. Die meisten Berichte stammen von griechischen oder römischen Schriftstellern, die über die schwierige Lage des kleinen Reiches berichten, das sich gegen Rom und die Parther behaupten musste. Etwa 120 v. Chr. wurde die Atropatene parthischer Vasallenstaat. Einem Zweig des Herrscherhauses, der mütterlicherseits von den Arsakiden abstammte, gelang es im 1. Jh. n. Chr. dort, die Krone zu übernehmen.172

Die Charakene Die Charakene war ein weiteres regnum des Partherreiches. In der Antike war sie gleichbedeutend mit der Mesene und umfasste das Gebiet des südlichen Mesopotamiens von Apameia bis zum Schatt-el Arab (Zusammenfluss von Euphrat und Tigris). Hauptstadt der Charakene war Charax-Spasinu, die die maritimen Fernhandelsbeziehungen zwischen Mesopotamien und Indien kontrollierte. In einem archäologischen Survey konnte Charax-Spasinu lokalisiert werden. Mauern aus Erde zeigen noch heute das beträchtliche Ausmaß dieser Anlage: 2,8 × 1,3 km.173 Bedingt durch Sedimentablagerungen der Zusammenflüsse von Tigris und Euphrat, in deren Bereich Charax-Spasinu lag, verschob sich in parthischer Zeit die Küstenlinie südwärts. Die Stadt lag schon in nachchristlicher Zeit nicht mehr direkt am Persischen Golf. Als neue

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Hafenstadt wurde Forat ausgebaut. Von Isidor von Charax, der in dieser Stadt geboren war und zur Zeit des Kaisers Augustus lebte, sind die einzigen in Teilen erhaltenen zeitgenössischen Reisebeschreibungen des Parthischen Reiches erhalten. Das Königreich von Charakene ist direkt mit dem schrittweise erfolgenden Aufstieg des Herrschers Hyspaosines verbunden, der um 140 v. Chr. als Satrap des Seleukidenkönigs Antiochos IV. dort eingesetzt worden war. Er eroberte die Elymais und ernannte sich um 130 v. Chr. zum König der Charakene. In den Folgejahren besiegten die Parther unter Mithradates II. die Charakene,174 das Münzrecht wurde danach bis 110 / 9 v. Chr. ausgesetzt. Erst dann setzte die charakenische Münzprägung wieder ein. Da die Parther nach Eroberungen üblicherweise die lokalen Herrscher in deren Ämtern beließen und auch Münzprägungen zuließen, sofern sie sich zur Heeresfolge verpflichteten und wirtschaft liche Abgaben erfüllten, kann davon ausgegangen werden, dass in der Charakene ab diesem Zeitpunkt Frieden herrschte. Parthische Münzüberprägungen charakenischer Münzen lassen allerdings erkennen, dass die Parther immer wieder militärisch in der Charakene eingreifen mussten, um ihren Einfluss zu wahren. Da für den Zeitraum zwischen 74 / 75 und 101 / 102 n. Chr. erneut eine charakenische Münzprägung nicht nachweisbar ist, ist die parthische Unterwerfung der Charakene durch den Partherkönig Vologases I. anzunehmen. Die Wiederaufnahme der Münzprägung nach 101 / 02 n. Chr. spricht für eine von den Parthern akzeptierte Teilautonomie der Charakene.175 Nach kurzer römischer Besatzung durch den Feldzug von Trajan ca. 116 n. Chr. übten die Parther wieder ihren Einfluss aus. Insgesamt ist die politische Lage im Einzelnen unklar. Vologases IV. eroberte ca. 150 n. Chr. die Charakene. Zeitgleich setzt die charakenische Münzprägung wieder ein, was für eine Teilautonomie176 des Landes spricht. Bis um 200 n. Chr. sind noch Münzfunde mit charakenischen Königsnamen bezeugt. Nach dem Niedergang des Parthischen Reiches übernahmen die Sasaniden die Herrschaft in der Charakene. Die wechselnde Geschichte der Charakene zeigt bei grober Betrachtung, dass das von Plinius als regnum des Partherreiches bezeichnete Gebiet der Charakene die meiste Zeit über als teilautonomes Gebiet in den Herrschaftsbereich der Parther eingebunden war. Die Parther überließen die Besetzung des charakenischen Thrones zwar meist der lokalen Führungsschicht und erlaubten eine eigene Münzprägung, verzichteten jedoch nicht auf eine Kontrolle der Handelswege und eine Anbindung an die parthische Zentralmacht. So führten die Parther wiederholt kriegerische Eingriffe in der Charakene durch. Dies zeigt, welche Bedeutung sie der wirtschaft lichen Kraft des Landes beimaßen, war doch die Charakene mit der Anbindung des Euph-

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rats und des Tigris an den Persischen Golf wichtiger Handelsausganspunkt der Parther über die Meere bis hin nach Indien und in den Fernen Osten. Für den Handel der Charakene mit Indien war die Insel Bahrain eine wichtige Zwischenstation.177 Sie gehörte ebenfalls zum Herrschaftsbereich der Charakene, wie u. a. Münzfunde sowie eine Bauinschrift des charakenischen Königs Hyspaosines bezeugt. Handelsbeziehungen bestanden auch mit Palmyra, wo der charakenische König Meredates den palmyrischen Kaufmann Yarhai als Satrap eingesetzt hatte. Die Lage der Charakene zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris mit heißem und schwülem Sommerklima erbrachte durch den Bau von Bewässerungskanälen hohe landwirtschaft liche Erträge. Wein und Datteln waren charakenische Exportprodukte. Die Charakene nahm somit bereits im 1. Jh. n. Chr. einen wichtigen Platz im Fernhandel ein, der sowohl über die Seidenstraße als auch auf dem Seeweg abgewickelt wurde. Ende des 1. und Anfang des 2. Jhs. n. Chr. fand dann im Persischen Golf ein ausgeprägter Handel mit Luxusgütern statt, wobei die charakenische Städte wichtige Umschlagsorte waren. Seide, Elfenbein, Weihrauch und Gewürze wurden ebenso wie Teak- und Ebenholz gehandelt und gegen Gold- und Silberbarren sowie Wein und Getreide aus dem römisch-hellenistischen Gebiet getauscht.

Die Elymais Die Elymais (griechische Bezeichnung für Elam) liegt nordöstlich der mesopotamischen Charakene im heutigen südwestiranischen Khuzestan und entspricht dem Kernland der elamischen Reiche. Ihre alte Hauptstadt Susa ist eine der ältesten besiedelten Orte der Welt. Die Besiedlung geht bis in das 5. Jt. v. Chr. zurück. Auch die Achämeniden nutzten Susa als eine ihrer Hauptstädte. Alexander der Große eroberte Susa und feierte dort eine Massenhochzeit zwischen Griechen und Persern. Während der Seleukidenzeit hieß Susa „Seleukia am Eulaios“. Nach der Eroberung der Stadt durch Phraates II. (ca. 138–127 v. Chr.) wurde Susa zur einer parthischen Hauptstadt gemacht, die aufgrund der vorangegangenen Seleukidenherrschaft eine besonders starke griechische Bevölkerungsschicht hatte und in der die griechische Sprache bis zum 1. Jh. n. Chr. dominierend blieb.178 Viele Kunstwerke und Bauten der Elymais sind daher auch griechisch beeinflusst. Die Geschichte des Parthischen Reiches und die der Elymais sind zwar eng miteinander verknüpft, allerdings gibt es immer noch Unklarheiten, die in unterschiedliche wissenschaft liche Vermutungen darüber münden, wie diese Abhängigkeit aus-

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gesehen haben mag. Die wichtigsten Zeugnisse für die Geschichte der Elymais liefern dort gefundene Münzen, durch die wir zumindest in groben Zügen Herrschernamen aus dem Zeitraum zwischen ca. 150 v. Chr. bis 228 n. Chr. kennen. Um 147 v. Chr. wurde die Elymais unter dem König Kamnaskires I. Soter unabhängig von den Seleukiden, die bis dahin die Herrschaft über dieses Gebiet ausgeübt hatten. Nach einer kurzen Rückeroberung durch den Seleukiden Demetrius II. 146 / 145 v. Chr. und dessen Vertreibung durch Kamnaskires II. (ca. 145–140 v. Chr.) eroberte der parthische König Mithradates I. um 140 v. Chr. die Elymais. In der Phase zwischen 127 bis 82 v. Chr. wurden von den Königen der Elymais keine Münzen geprägt. Man geht daher heute davon aus, dass die Parther kurzzeitig direkt in der Elymais herrschten. Etwa 82 bis 32 v. Chr. übernahm dann eine späte Kamnaskiridendynastie die Herrschaft, wobei man von einer wie auch immer gearteten Abhängigkeit vom Partherreich ausgehen kann. Eine dritte Dynastie, die der elymaischen Arsakiden, herrschte dann von ca. 25 v. Chr. bis zum Ende des Königsreichs im Jahr 224 n. Chr. In dieser Zeit war die Elymais weiterhin ein Vasallenstaat, der vom parthischen König der Könige regiert wurde.179 Die Reihenfolge der elymaischen Arsakidenherrscher wurde anhand von Münzen erstellt. Sie enthält aber immer noch einige ungeklärte Details.180 Die Münzen der Elymais dieser Zeit geben den elymaisch-parthischen Herrschernamen bei den Tetradrachmen meist auf der Vorderseite an, während bei den Drachmen der Königsname für gewöhnlich auf der Rückseite der Münzen zu finden ist. Die Verwendung der griechischen Schrift endet ab dem 2. Jh. n. Chr. Königsnamen werden fortan auf den Münzen mit aramäischen Legenden geschrieben.181 Dies lässt einen Bruch mit der hellenistischen Tradition erkennen und deckt sich mit den Entwicklungen, die wir im übrigen Partherreich feststellen können. Bekannt wurde Susa durch den Fund bedeutender mesopotamischer Altertümer, die die elamischen Könige verschleppt hatten und die heute im Louvre zu finden sind. Dazu gehören u. a. die Siegesstele des Königs Sargon von Akkad und die berühmte Stele mit dem Codex Hammurapi. Susa wird auch im Buch Daniel und im Buch Ester in der Bibel erwähnt. Das nach der Tradition angebliche Grabmal des Propheten Daniel liegt ganz in der Nähe der archäologischen Ausgrabungsstätten in der Ortschaft Shush und ist heute ein bedeutsames Pilgerziel. Die Erforschung der seleukidischen und der parthischen Schichten in Susa ergab, dass dort eine Mischbevölkerung gelebt hat, die aus Griechen, Semiten und Persern bestand. Bedeutend ist ein Brief Artabanos’ II., der aus dem Jahr 268 der parthischen Ära (entspricht 21 / 22 n. Chr.) stammt und in Stein gemeißelt wurde (Abb. 16).182 Der Fund ist ein überzeugender Beweis dafür, dass Susa auch zu dieser Zeit noch eine

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städtische Verfassung besaß, die nach dem Vorbild der griechischen Polis geprägt war, und dass die griechische Sprache Alltagssprache war. Neben Susa gehört Shami zu den bekanntesten partherzeitlichen Orten der Elymais. Hier wurde ein Heiligtum ausgegraben, in dem die überlebensgroße Statue des „Prinzen von Shami“ gefunden wurde (heute im Nationalmuseum Teheran, siehe Titelbild).

Die Persis Die Persis liegt im südwestlichen Iran und entspricht dem Gebiet der heutigen Fars. Bekannt ist dieses Gebiet durch die Ausgrabungen des Palastkomplexes der achämenidischen Könige Dareios I. und seines Sohnes Xerxes I. in Persepolis. Die berühmten Abbildungen von Würdenträgern und Delegationen der verschiedenen Länder an den Treppenseiten des Apadana (Audienzhalle) legen ein beredtes Zeugnis über die Kultur des damaligen Reiches der Perser ab (Abb. 8). Ende 331 v. Chr. eroberte und zerstörte Alexander der Große Persepolis. Aus den Steinblöcken ließ er in der Nähe die Stadt Istakhr errichten. Nach seinem Tod wurde die Persis Teil des Seleukidischen Reiches, das von Alexanders General Seleukos I. regiert wurde. Die Quellenlage zur Persis für die seleukidische Zeit ist schwierig.183 Aus den spärlichen Hinweisen und numismatischen Zeugnissen ergibt sich, dass die Persis vermutlich um 280 v. Chr., evtl. sogar noch in der Zeit von Seleukos I., anfänglich von lokalen Königen, den Frataraka, beherrscht wurde.184 Das Wort „Frataraka“ kann unterschiedliche Bedeutungen haben, am ehesten bedeutet es „Vorsteher, Befehlshaber, Gouverneur“.185 Die Münzen der Fratarakazeit mit den Abbildungen der Herrscher zeigen ikonographische Parallelen zu den Münzen der Achämeniden, nehmen aber auch hellenistische Symbole auf. So ist neben dem geflügelten Symbol der Achämeniden, dem khvarrah (auch Faravahar geschrieben), auch die hellenistische Göttin Nike abgebildet (vgl. Abb. 9). Die Namen der ersten Fratarakaherrscher im 3. Jh. v. Chr. erschließen sich nur durch Münzbelege. Auch über den Anfang des 2. Jhs. v. Chr. wissen wir wenig. Mit den Siegen des Partherkönigs Mithradates I. um 141 v. Chr. gelangten neben Mesopotamien dann auch die Elymais und die Persis unter parthischen Einfluss. Vadfradat IV. war der erste Regionalkönig der Persis, der die parthische Oberhoheit anerkennen musste. Seine Münzen wurden vermutlich um 100 v. Chr. geprägt. Religiöse Bildsymbole und Inschriften der Münzen der Persis zeigen, dass die herrschenden Könige ihre Legitimation von Gottheiten erhielten. Dies zeigt direkte

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Parallelen zu den parthischen Münzen mit ihren religiösen Bezügen. Damit verdichten sich die Hinweise, dass auch in der Persis die iranisch-zoroastrische Religion einen entscheidenden Einfluss ausgeübt hat.186 Literarische Zeugnisse parthischer militärischer Eingriffe in die Persis sind lediglich von Vologases V. bekannt. Fehlende Münzüberprägungen sind ebenfalls ein Indiz dafür, dass die Könige der Persis den parthischen Herrschern gegenüber loyal waren, vermutlich waren ihnen von den Parthern Privilegien und gewisse Autonomien zugebilligt worden. So ist die Persis ein weiteres Beispiel parthischer Politik, die den Vasallenstaaten eine weitgehende Selbständigkeit in der Verwaltung und religiöse Freiheit zugestand, solange die wirtschaft lichen Interessen der Parther gewahrt blieben.

Das Königreich Hatra Die Stadt Hatra liegt im Norden des heutigen Iraks im Steppengebiet zwischen Euphrat und Tigris, ca. 90 km südwestlich von Mossul. Die Anfänge Hatras liegen im Dunkeln. Erste schrift liche Zeugnisse stammen vom Ende des 1. Jhs. n. Chr. Sicher ist, dass Hatra im 2. und im beginnenden 3. Jh. eines der 18 parthischen regna bildete. Hatra lag somit in der Grenzregion zum römischen Einflussbereich und wurde zu einem militärstrategisch entscheidenden Standort der Parther, den die Römer, anders als Dura Europos, nicht zu erobern vermochten. Hatra war zudem ein wichtiger Handelsknotenpunkt für den Karawanenverkehr zwischen Iran und Syrien bzw. Syrien und Babylonien, aus dem die Einwohner von Hatra beträchtlichen Reichtum schöpften. Die Stadt war auch Wohn- und Verwaltungssitz der lokalen arabischen Stammesführer und regionales Kultzentrum für die nomadisierenden arabischen Stämme. Diese Kombination von Nomaden und Sesshaften, städtischer Organisation und Stammesstruktur verlieh Hatra einen einzigartigen dimorphen Status.187 Aufgrund der bei Ausgrabungen gefundenen Fülle an Baudenkmälern und Belegen für parthische Kunst, darunter zahlreiche Skulpturen und Reliefs von Göttern und Personen in parthischer Kleidung, ist Hatra einer der aussagekräftigsten und bedeutendsten Fundorte der späten Partherzeit. Die Erhebung Hatras zum Königreich geschah wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Partherkrieg des Lucius Verus (162–166 n. Chr.). Es wird vermutet, dass der parthische König als Antwort auf die veränderte politische Lage Hatra, das zuvor ein autonomes Territorium unter parthischem Einfluss gewesen war, in den

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Rang eines Königreiches erhob.188 Hatras Herrscher selbst nannten sich nunmehr „König der Araber“. Eine Chronologie der Herrscher ist aufgrund der Datenlage nicht einfach zu erstellen. Einigermaßen sicher sind die Daten von Nasru (ca. 128–138 n. Chr.), Abdsamya (ca. 180–201 n. Chr.), Sanatruq I. (ca. 138–176 / 77 n. Chr.) und Sanatruq II. (ca. 205–240 n. Chr.). Vieles spricht dafür, dass Hatra in der Zeit zwischen den Kriegen von Trajan (114–117 n. Chr.) und Septimius Severus (195–198 n. Chr.), also während einer Phase von ca. 80 Jahren, einen bedeutenden Aufschwung nahm.189 In dieser Zeit gewann die Stadt ihre endgültige Form: eine über 300 Hektar große ummauerte Rundstadt mit einem zentralen Kultbezirk, in dem sich zahlreiche Tempel und Paläste befanden. Beherrscht wird der heilige Bezirk auch heute noch durch eine Iwangruppe, die früher als Palast angesehen wurde, neueren Forschungen zufolge jedoch ein Gebäude mit kultischer Bestimmung ist (Abb. 28).190 Ein riesiger Hof diente den Karawanen zur nächtlichen Lagerung. Man schätzt, dass in Hatra rund 30 000–55 000 Menschen wohnten. Wasser wurde durch eine Kanalisation von weither herangeschafft. Nach dem Sturz der Parther blieb Hatra kurze Zeit unabhängig, bevor die Stadt von einem großen Heer des sasanidischen Königs Schapur I. monatelang belagert und schließlich im Jahr 239 / 240 n. Chr. erobert und zerstört wurde. Durch die politischen Unruhen im Irak hat Anfang 2015 durch den „Islamischen Staat“ eine Zerstörung von Kulturgütern begonnen. Neben Zerstörungen in Nimrud wurden im Februar 2015 im Museum in Mossul zahlreiche Funde aus Hatra zertrümmert, so auch die Statue des Königs Uthal (Abb. 39). Anfang März 2015 wurden Ruinen in Hatra zerstört.190a

Parthische Städte und Städte unter parthischem Einfluss – Architektur und Städtebau Sylvia Winkelmann

1. Städte in Mittelasien und in Iran Parthische Städte und Städte unter parthischem Einfluss

Die ersten Städte der Parther, die wir kennen, lagen im Bereich des heutigen Südturkmenistans und Nordostirans. Nisa war die erste Hauptstadt des neuen Reiches. Weitere Städte der Anfangszeit waren Merw (ebenfalls im heutigen Turkmenistan gelegen), Shahr-e Qumis (Hekatompylos), Herat (Bereich des heutigen Afghanistan) und Rhagae (nahe Teheran). Erst mit der Eroberung weiterer Gebiete im Westen und im Süden kamen Städte hinzu, die die Parther erobert hatten und weiter ausbauten, so Ekbatana (im Bereich des heutigen Hamadan, Iran), Kangavar oder Susa in Iran und Assur, Ninive, Uruk, Babylon und Seleukia in Mesopotamien. Neu bauten die Parther u. a. die Stadt Ktesiphon, gegenüber der mesopotamischen Stadt Seleukia am Tigris. Das parthische Ktesiphon, von dem leider nichts mehr erhalten ist, wurde das Hauptverwaltungszentrum. Daneben gab es eine Reihe von lokalen Residenzen im Hochland von Iran, in die der Königshof zog, wenn das Klima in der mesopotamischen Tiefebene zu heiß wurde.

Nisa Die erste Hauptstadt des Parthischen Reiches, Nisa, auch Mithridatkart oder Mithradatkert genannt, lag im Kernland der Parther, 17 km vom heutigen Aschgabat, der Hauptstadt von Turkmenistan entfernt, und gehört zu den frühesten Zeugnissen des Partherreiches (Abb. 25, 30, 31). Nisa wurde anfangs von russischen Archäologen ausgegraben.191 Die Erforschung Nisas wird derzeit durch ein italienisches Archäologieteam weitergeführt.192 Die Stätte dokumentiert die frühe Architektur und den Reichtum einer Zivilisation, die ihre eigene traditionelle Kultur mit Kulturelementen

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des hellenistischen und des römischen Westens verband. Nisa wurde 2007 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Die Stadt besteht aus zwei Teilen: NeuNisa, der befestigten Wohnstadt mit einem 9 m hohen Wall, die bis zum Mongoleneinfall besiedelt war, und Alt-Nisa, der befestigten, 14 Hektar großen Zitadelle, in der sich die zentralen Kult-, Verwaltungs- und Bestattungsbauten sowie der Wohnsitz der Fürsten bzw. Könige befanden, bis die Partherkönige Nisa als Hauptstadt aufgaben und sich im Westen des Reiches niederließen. Direkt neben der parthischen Neugründung liegt ein seleukidischer Palast, der derzeit von italienischen Archäologen ausgegraben wird. Die Königsburg in Form eines unregelmäßigen Fünfecks war geschickt auf einer Anhöhe erbaut und ragte 50 m über die Landschaft hinaus. Hier befanden sich zwei Gebäudekomplexe und Kasernen. Im Norden der Anlage lag eine große quadratische Anlage, die aus einem quadratischen Innenhof und aus diesen umgebenden langen schmalen Sälen mit Säulen und Lehmsockeln bestand. Da keinerlei Wohn- und Wirtschaftsräume, wohl aber viele Kunstschätze darin gefunden wurden, geht man davon aus, dass es sich hier um einen Totenpalast oder ein Schatzhaus handelt. Der zweite große Baukomplex besteht aus einer weitläufigen Tempel- und Palastanlage. Er setzt sich zusammen aus einem nicht voll ausgegrabenem Palast, zu dem eine kleine Säulenhalle und ein Quadratbau, genannt das „Quadrathaus“, mit angeschlossenem Weinlager gehören, aus einem ebenfalls quadratischen Turmtempel und einem Quadratbau mit überkuppeltem Rundsaal. Das „Quadrathaus“ besaß 4 Meter dicke Wände und drei Eingänge, die in eine 20 × 20 Meter große Halle führten, deren Wände mit Halbsäulen geschmückt und durch Sockel in zwei Etagen geteilt waren.193 Zwischen den „Etagen“ befand sich ein Fries aus verzierten Terrakottaplatten. Das Wichtigste in diesem Saal jedoch waren die dort aufgestellten lebensgroßen Tonfiguren der Ahnen und der Königsfamilie, die vermutlich Vorläufer der typischen partherzeitlichen Großplastik waren. Von diesen Figuren sind allerdings nur noch die Basen erhalten. Reste von Statuen und Terrakottaschmuckplatten fanden sich auch im überkuppelten Rundsaal des dritten Gebäudes, das möglicherweise ein Grabbau war.194 Die umlaufenden Halbsäulen mit korinthischem Kapitell im Quadrathaus und der Stuckschmuck weisen auf griechischen Einfluss, die kleine Säulenhalle mit acht Säulen erinnert an den Typus des achämenidischen Apadana, die massiven quadratischen Gebäude mit Zinnenverzierung, der Turmtempel mit Umgang, ein indo-parthischer Tempeltyp, und der überkuppelte Quadratbau weisen jedoch darauf hin, dass die gesamte Anlage überwiegend auf mittelasiatische Wurzeln zurückgeht. Andere Funde in der Festung allerdings weisen darauf hin, dass die parthischen Könige griechische Kunst kannten und liebten. Im Totenpalast oder Schatzhaus fand

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Abb. 25 Blick von Westen auf den parthischen Palastkomplex von Nisa und die partherzeitlichen Umfassungswälle. Im Vordergrund die von den italienischen Ausgräbern freigelegten hellenistischen Bauten.

man in den noch mit Siegelungen verschlossenen, aber später durch Plünderer zerstörten Räumen Münzen, Silbergefäße, Statuenbruchstücke original griechischer Herkunft aus Metall und Marmor,195 geschnitzte und gedrechselte Elefantenstoßzähne, kleine weibliche Terrakottafiguren, die mit Gold überzogen waren, ägyptische Steingefäße, Glaswaren römischer oder syrischer Herkunft, Reste eines Teppichs aus Schafswolle mit golddurchwirkten Anteilen und Waffen, darunter die Überreste eines Plattenpanzers, eines Lederschildes, der mit einem Adler verziert war, ein zweischneidiges Kurzschwert sowie eine Streitaxt.196 Zu den ganz besonders wertvollen Funden gehörten ca. 50 Rhyta aus Elfenbein, die überwiegend mit griechischen Motiven verziert waren.197 Ein weiterer bedeutsamer Fund bei den Ausgrabungen in Nisa waren über 2500 Tonscherben mit parthischen Inschriften (Ostraka), die sich u. a. mit dem Weinhandel befassen und die Einblicke in Verwaltungsstrukturen und Handel geben (s. Abb. 44).198 In den Ruinen des Palastes wurden unlängst auch die Reste eines farbigen Wandbildes entdeckt, das einen Reiterkampf zeigt.199 Fünf Kilometer von Nisa entfernt befand sich das mutmaßliche Kultzentrum der Stadt, Mansur-Depe, das aus einem 165 × 135 m großen ummauerten Hof für Zeremonien unter freiem Himmel

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Abb. 26 Merw: Blick auf das große Eingangstor und die Mauern von Gyaur Kala. Die riesigen Umfassungsmauern wurden in hellenistischer Zeit angelegt und unter den Parthern massiv verstärkt und erweitert.

und mehreren kleinen, in die Mauer eingebauten Tempeln bestand. Es sind jene o. g. Tempel, die die frühesten parthischen Iwane besitzen. Hier wurden auch Hinweise für einen Feuertempel gefunden, der in die Zeit vom 2. bis zum 1. Jh. v. Chr. datiert.200

Merw Merw wird seit vielen Jahren intensiv im Rahmen des „Internationalen Merw-Projekts“ erforscht.201 Merw (nahe der Provinzhauptstadt Mary im heutigen Turkmenistan) ist ein Sammelname für ein Gebiet, in dem sich mehrere aufeinanderfolgende Stadt- bzw. Befestigungsanlagen befinden.202 Die älteste Anlage war das achämenidische Erk Kala, das von Alexander dem Großen erobert wurde und später noch von den Parthern genutzt wurde, die hier ein Verwaltungsgebäude und Verarbeitungs-

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stätten errichteten. Zwei Kilometer entfernt erbaute der Seleukide Antiochos I. Soter Gyaur Kala, eine riesige Befestigungsanlage, die die von ihm gegründete Stadt Antiochia Margiana (nach griechischem Stil mit einem geometrischen Grundriss) umschloss. Die Parther, die die strategische Lage von Merw schätzten, ließen diese Stadtanlagen nach der Eroberung unversehrt und schützten sie, indem sie einen kreisförmigen Befestigungsring um die Stadt legten. Dabei zwangen sie 10 000 römische Soldaten, die bei der Schlacht von Carrhae 53 v. Chr. in Kriegsgefangenschaft gerieten, beim Ausbau der mächtigen Stadtmauer zu helfen. Das parthische Merw wurde nicht nur Hauptstadt der parthischen Provinz Margiana, sondern auch eine wichtige Station der Seidenstraße. Von den vielfältigen späteren Einflüssen zeugen eine christliche Kirche und ein buddhistisches Kloster, die später in Gyaur Kala errichtet wurden. Die Funktion als Verwaltungs- Militär- und Handelszentrum behielt die Stadt auch unter den Sasaniden und in der islamischen Zeit. Heute zählt Merw zum UNESCO Welt-Kulturerbe.

Mansur-Depe Mansur-Depe ist ein mutmaßlich zu Nisa gehörendes und von ihm 5 km entferntes Kultzentrum, das im 2. und 1. Jh. v. Chr. genutzt wurde. Der Ort besteht aus einer großen Hofanlage mit vier Tempeln bzw. Palästen. Der Fundort, der keinerlei Bezüge zum Hellenismus aufweist und rein parthischen Charakter trägt, ist bedeutend dadurch, dass sich hier die ältesten Belege für Iwanbauten der Partherzeit finden lassen.203

Herat Herat –  im heutigen Afghanistan gelegen  – wurde bereits um 800 v. Chr. von dem iranischen Stamm Aria besiedelt, der auch der späteren achämenidischen Provinz Aria seinen Namen gab. Alexander der Große eroberte die Stadt 330 v. Chr. und ließ eine Zitadelle erbauen, die er „Alexandria in Aria“ nannte und die als militärischer Stützpunkt für seinen Weg nach Osten wichtig war. Die teilweise erhaltene Zitadelle beherrscht auch heute noch die Ansicht der Stadt, die auch nach wie vor eine strategisch günstige Lage an den Handelsrouten zwischen Iran, Indien, Mittelasien, China und Europa hat. Herat wurde von den Parthern unter Mithradates I. ca. 167 v. Chr. erobert. Von hier aus wurde der strategische Ausbau des Reiches nach Osten weiter vorangetrieben. Aus der parthischen Periode sind nur spärliche Funde vorhanden.

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Göbekly-Depe Die spätparthische Festung Göbekly-Depe204 in der Margiana (Ostturkmenistan) wurde zur Abwehr der Nomadenstämme errichtet. Sie besteht aus einem vielräumigen Gebäudekomplex, der von einem runden Festungswall umgeben ist. Bedeutsam ist Göbekly-Depe wegen der großen Anzahl spätparthischer Bullen mit Siegelabdrücken, die hier gefunden wurden,205 sowie aufgrund seiner Feuertempel aus parthischer Zeit.

Shahr-e Qumis (Hekatompylos) Shahr-e Qumis, das seleukidische Hekatompylos (Stadt der hundert Tore),206 wurde um 239 / 38 v. Chr. von den Parthern erobert. Vermutlich wurde Hekatompylos im Jahr 217 v. Chr. unter dem Namen Komis zur Hauptstadt der parthischen Provinz Komisene erhoben und blieb dies bis ca. 50 v. Chr.207 Später diente die Stadt den parthischen Königen noch als saisonale Residenz im Herbst. Die Stadt liegt in der Gegend von Khorasan, 32 km westlich von Damghan (Nordiran), und ist noch nicht voll ausgegraben. Oberflächenfunde weisen auf eine Ausdehnung von über 28 km2 und auf eine frühparthische Festung aus dem 1. Jh. v. Chr. mit mehreren Türmen (Hügel 6) und auf eine Palastanlage hin.208 In dieser befindet sich das sogenannte „Trommelhaus“, ein massiver zweiteiliger Rundbau, dessen äußerer Ring im Durchmesser 56 m und dessen innerer Ring 23 m im Durchmesser war (Hügel 1). Zwischen beiden Teilen befand sich ein Umgang. Der Bau war vermutlich überkuppelt und wird, in Anlehnung an gleichartige mittelasiatische Bauten, als Grabanlage gedeutet. Bedeutsam sind zahlreiche Tonbullen mit Siegelabdrücken, die hier gefunden wurden. Verschiedene Hügel enthielten Gräber aus dem 1. Jh. v. Chr. mit Keramik und Siegeln, aber auch solche mit Bestattungen nach zoroastrischem Ritus.

Rhagae Rhagae, im Bereich des heutigen Ray, 15 km südlich von Teheran, war wie Hekatompylos eine alte parthische Hauptstadt. Die Stadt kontrollierte einen Abschnitt der Seidenstraße, der von Herat nach Ekbatana führte. Von dieser parthischen Stadt liegen keine wesentlichen archäologischen Funde vor, da Rhagae durch ständige

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Besiedlung abgetragen und überbaut wurde. Bekannt ist, dass die Stadt von Mithradates I. nach einer Zerstörung 148 v. Chr. neu aufgebaut wurde und den Namen Arsakia erhielt. Rhagae diente im Frühling als saisonale Residenz.

Ekbatana Ekbatana wurde lange mit dem heutigen Hamadan in Iran gleichgesetzt. Inzwischen vermutet man aber, dass das alte Ekbatana nur in der Nähe von Hamadan liege, nicht aber mit Hamadan identisch sei, da die Ausgrabungen in dieser Stadt nur parthische und jüngere Schichten, aber keine griechischen oder medischen Belege zutage förderten. Das alte Ekbatana war eine der größten und einflussreichsten Städte des Mederreiches. König Kyros II., Gründer des Achämenidischen Reiches, eroberte Ekbatana im 6. Jh. v. Chr. und machte es zur Residenzstadt. Ekbatana war strategisch günstig an der persischen Königsstraße gelegen. Diese verband die Stadt Sardes in Lydien (heutige Türkei) mit Ninive, und verlief weiter nach Babylon, wo sie sich aufteilte in einen Weg nach Ekbatana und einen anderen nach Susa und weiter nach Persepolis. Von Ekbatana verlief die Handelsroute weiter nach Osten bis nach Baktrien.209 Um 148 v. Chr. wurden die Stadt Ekbatana und die Provinz Media von Mithradates I. erobert. Zunächst war Ekbatana der parthische Satrapensitz der Provinz Media, wurde dann aber bald eine der Residenzstädte der Könige, in der sich die königliche Münzprägestätte befand, in der bis zum Ende des Reiches die meisten parthischen Münzen geprägt wurden. Aufgrund der Lage auf 1800 m Höhe wurde die Stadt zur Sommerresidenz der Könige gewählt, um der drückenden Hitze im Tiefland zu entgehen, von hier aus wurden die Regierungsgeschäfte geführt.210 Den Winter verbrachten die Herrscher in Ktesiphon, im Frühjahr residierten sie in Rhagae.

Susa Susa, die alte Hauptstadt der Elamer (im heutigen Khuzestan), war seit dem 5. Jt. v. Chr. durchgängig besiedelt. Unter den Seleukiden hieß die Stadt Seleukia am Eulaios und wies einen starken griechischen Bevölkerungsanteil auf, der in großen Stadtvillen lebte und auch nach dem Abfall der Region vom Seleukidischen Reich für das Fortleben hellenistischer Kunst und Architektur sorgte. Ab der Eroberung der Elymais durch die Parther211 stand Susa mehr oder minder unter direktem Einfluss der Partherkönige. Aufgrund der blühenden Landwirtschaft blieb Susa in der

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Susiana eine wichtige Stadt, verlor aber aufgrund des vermehrten Schiffshandels der am Persischen Golf gelegenen Stadt Charax-Spasinu ihre Funktion als internationales Handelszentrum.

Shami Shami ist ein Heiligtum im Tal von Izeh in den Zagrosbergen Khuzestans, aus dem die berühmteste parthische Bronzeskulptur, der „Prinz von Shami“, stammt. In Shami fand man auch verschiedene weitere Skulpturen und Reliefs der frühen Partherzeit, die ein Nebeneinander von Kunstwerken in rein griechischem Stil und solchen in parthischem Stil belegen.212

Masjid-e Solaiman und Bard-e Nishandeh Beide Kultplätze liegen in der Elymais und besaßen bereits in seleukidischer Zeit Tempel im hellenistischen Stil. In Masjid-e Solaiman befanden sich ein Athena- und ein Heraklestempel, die auf einer großen Terrasse standen. Später errichteten die Parther hier Nachfolgebauten. Beide Fundorte erbrachten eine Vielzahl hellenistischer und parthischer Kleinfunde, Skulpturen und Reliefs in einen provinziellen parthischen Stil.213

2. Städte in Syrien und in Mesopotamien Durch die Eroberung Mesopotamiens unter Mithradates I. gelangten bedeutende Städte unter parthische Herrschaft, wie etwa Dura Europos, Seleukia, Assur, Ninive, Babylon und Uruk, in denen die Parther Paläste, Tempel und Festungen errichteten. Deutlich parthisch beeinflusst waren Städte, die entweder in teilautonomen Gebieten lagen, wie z. B. Edessa, oder sich außerhalb des Partherreiches befanden, aber ökonomisch und kulturell eng mit diesem verflochten waren, wie z. B. Palmyra.

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Dura Europos Dura Europos liegt am Euphrat im heutigen Syrien nahe der Grenze zum Irak. Die Stadt wurde von Seleukos I. ca. 300 v. Chr. unter dem Namen „Europos“ gegründet. Ca. 114 / 113 v. Chr. eroberten die Parther diese Stadt und machten sie zur Grenzfestung. Im 1. und im 2. Jh. n. Chr. erlebte die Stadt unter den Parthern eine große wirtschaft liche Blüte. Im Grenzgebiet gelegen, war Dura Europos heiß umkämpft und gelangte 115 n. Chr. unter Trajan kurz unter römische Herrschaft. Nach 165 n. Chr. (Partherkrieg des Lucius Verus) verloren die Parther die Oberhoheit über die Stadt, und Dura Europos gelangte nunmehr erneut unter den Einfluss der Römer. Nach 195 n. Chr. (Partherkrieg des Lucius Septimius Severus) wurde sie vollständig in das Römische Reich integriert und war Teil der Provinz Syria (Coele), bis die Sasaniden die Stadt im Jahr 256 n. Chr. endgültig eroberten.214 In Dura Europos bildeten die dort lebenden Griechen die Oberschicht, der größte Teil der Bevölkerung aber bestand aus einer Mischung von Arabern, Aramäern, Juden und anderen ethnischen und religiösen Gruppen. Die reichen Bürger, obwohl ökonomisch stärker mit Rom verbunden, übernahmen den parthischen Lebensstil und errichteten oder erweiterten die zahlreichen Tempel und schmückten sie mit Statuen und Malereien aus. Aufgrund der hier nachgewiesenen verschiedenen Glaubensrichtungen mit einer Vielzahl von verehrten Göttern muss die Stadt als ausgesprochen kosmopolitisch angesehen werden. Götter wie Zeus, Artemis und Adonis wurden ebenso verehrt wie Atargatis, Baal oder Mithra. Die Juden errichtete hier eine Synagoge, die allerdings erst in nachparthischer Zeit entstand, deren berühmte Malereien aber deutlich parthisch beeinflusst sind (Abb. 55). Schließlich wurde in dieser Stadt auch eine der ersten christlichen Kirchen erbaut. In der Partherzeit änderte sich das Stadtbild: Das seleukidische Straßennetz blieb zwar erhalten, die funktionale Trennung zwischen Wohnen und Arbeit, die vorher bestanden hatte, wurde aber aufgehoben, und es wurden vermehrt kombinierte Wohnund Geschäftshäuser gebaut, die das Schema des altorientalischen Hofhaustyps fortsetzen.215 Die hellenistische Bebauung im Osten der Zitadelle wurde abgetragen und durch einen parthischen Repräsentationsbau mit drei monumentalen Iwanen ersetzt. Die Mehrheit der erhaltenen Tempel stammt aus der Partherzeit und zeigt im Baustil und in der künstlerischen Ausgestaltung parthischen Einfluss, kombiniert diesen jedoch mit dem Typus des babylonischen Breitraumtempels. Der große Tempel des Zeus besitzt hinter einem dorischen Propylon einen Hof, in dessen Mitte ein Stufenaltar stand, der den Blick freigab auf eine dreifache parthische Iwanhalle. Der nahegelegene Zeus-

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Theos-Tempel hatte einen breiten Kultraum mit vorgelagerter Quercella und in einem Seitenraum ein Wandgemälde, das eine Gottheit in parthischer Tracht zeigt. Eine griechische Weihinschrift in diesem Tempel gilt einer iranisch-parthischen Gottheit.

Palmyra Die „Karawanenstadt“ Palmyra (arabisch: Tadmor = die Palmenstadt) liegt im heutigen Syrien, mitten in der Wüste, etwa auf halbem Weg zwischen dem Euphrat und Damaskus. Seine Existenz verdankt die seit dem 3. Jt. v. Chr. besiedelte Stadt zwei Umständen: Sie liegt in einer Oase mit zwei Quellen, und sie ist eine Zwischenstation der Seidenstraße. Von hier aus ging der Handel zum einen weiter bis an den Persischen Golf, wo die Palmyrener Handelsstationen besaßen, zum anderen bis in den Mittelmeerraum, den Palmyra mit den begehrten Gütern aus dem Orient belieferte. Machte das Wasser ihre Existenz überhaupt erst möglich, so wurde die Stadt durch ihre Einbindung in den internationalen Fernhandel unermesslich reich. Palmyra besaß zwei Einnahmequellen, den Gewinn durch den Handel und die Einnahmen aus dem Schutz der Handelskarawanen durch ihre berühmten berittenen Bogenschützen.216 Palmyra war nie Bestandteil des Partherreiches, es stand ab dem 1. Jh. n. Chr. de facto unter römischer Oberhoheit. Ihre beeindruckende monumentale Architektur ist stark vom griechisch-römischen Baustil Syriens geprägt. Trotzdem war Palmyra durch den Fernhandel so eng mit den Parthern verbunden, dass man die Stadt kulturell als parthisch einordnen kann. Ganz besonders ihre Kunst ist parthisch geprägt und liefert exzellente Belege für die Fortexistenz der parthischen Kunst.217 Besonders schöne Beispiele findet man bei den detailgetreuen Grabsteinen, auf denen die Verstorbenen in parthischer Bekleidung gezeigt werden (Abb. 27). Berühmt sind die vielen Tempel in Hatra (z. B. Tempel des Baal, des Baalschamin – beide im Sommer 2015 durch den sog. Islamischen Staat zerstört, des Nebo) und ihre Grabbauten, die Grabtürme und Mausoleen, mit vielen Porträtbüsten, Reliefs und Monumentalplastiken, die zu den schönsten Beispielen spätparthischer Kunst gehören (Abb. 48).218 Nach dem Sturz der Parther und dem Sieg der Sasaniden über die Römer in der Schlacht von Edessa im Jahr 260 n. Chr. verbündete sich der palmyrenische Fürst Odaenathus mit den Römern und konnte die Sasaniden schlagen. Er selbst ernannte sich 263 n. Chr. zum König, seine zweite Frau Zenobia ließ sich nach der Ermordung ihres Ehemannes im Jahr 267 n. Chr. sogar als Kaiserin titulieren und versuchte, ihren Machteinfluss zu erweitern. Daraufhin zogen die Römer gegen die Stadt, und plünderten sie nach der Einnahme im Jahr 272 n. Chr. so stark, dass sie sich davon nicht mehr erholte.

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Abb. 27 Malike und seine Frau Hadira, Grabstein mit Darstellung eines Totenmahls, Kalkstein, Malike liegt auf einer Kline und trägt parthisch beeinflusste Kleidung, die weiten und gefälteten Hosenbeine sind in die weichen Lederschuhe gesteckt und werden von deren Schuhbändern gehalten. Fundort Palmyra, Paris, Louvre, Inv. Nr. AO 2000.

Hatra Hatra ist eine von den arabischen Eliten im 1. Jh. n. Chr. gegründete Stadt, die eines der wichtigsten partherzeitlichen Kult- und Verwaltungszentrum wurde. Obgleich die Stadt von den Sasaniden 239 / 240 n. Chr. erobert und verwüstet wurde, sind die aus parthischer Zeit stammenden Bauten außergewöhnlich gut erhalten, da sie aus lokalem Kalkstein errichtet waren. Die Stadt ist damit ein besonders wichtiges Beispiel für die typische Bauweise der Partherzeit.219 Die von dem britischen Arzt John

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Ross erstmals beschriebene Ruinenstadt wurde bis zum 2. Weltkrieg von deutschen Archäologen untersucht, und nach dem 2. Weltkrieg unter irakischer Leitung von irakischen und italienischen Archäologen weiter ausgegraben.220 Hatra ist eine Rundstadt mit einer 6 km langen, 3 Meter breiten und 10 Meter hohen Stadtmauer aus polygonalen Steinblöcken und Lehmziegeln. 11 Kastelle und 28 große und 163 kleinere Türme krönten diese Mauer. Eine zusätzliche Sicherung wurde durch einen 3–5 m tiefen Graben erreicht. Vier Tore führten in die Stadt, die ungefähr 300 Hektar Fläche bedeckte. Ein zweiter äußerer Erdwall umgab die Stadt in einem Abstand von ca. 500 m. Dabei handelte es sich vermutlich um einen Belagerungswall der Sasaniden, die die Stadt zerstörten.221 Im Inneren des Mauerrings befanden sich dicht gedrängte Wohnbauten, bestehend aus großen vielräumigen Wohngebäuden mit zentralem Innenhof und mit sich in diesen Hof öffnenden Iwanhallen mit angrenzenden Räumen. Die Größe der Baukomplexe lässt vermuten, dass diese Wohnanlagen für Großfamilien oder Sippenverbände gedacht waren. Im Zentrum der Stadt lag der Temenosbereich, der zentrale Kultbezirk, der hauptsächlich dem Gott Schamasch geweiht war. Die 480 × 320 m große rechteckige Anlage ist zweigeteilt in einen langrechteckigen Haupthof, den eigentlichen Tempelbereich, und einen ummauerten 320 × 320 m großen quadratischen Platz, den Vorhof. In der Mitte des Tempelbereichs steht ein monumentaler Zentralbau, der aus zwei großen und zwei kleinen Iwanhallen und umliegenden Räumen besteht (Abb. 28). Hinter ihm befindet sich noch ein kleiner quadratischer Umwandlungstempel. Innerhalb des Tempelkomplexes und entlang der Temenosmauer sowie überall über das Stadtgebiet verteilt finden sich kleine Tempel und Schreine, die ganz unterschiedliche Bauweisen erkennen lassen. Viele folgen dem altorientalischen Schema mit quer gelagerter Vorcella vor einer langgezogenen Cella oder dem Breitraumtempel mit Kultnische, oft kombiniert mit einem Tonnengewölbe. Andere Tempel besitzen einen Iwan als Eingang, wenige, wie etwa der im Hof gelegene Bar-Marentempel, haben die Form eines hellenistischen Dipteros: ein auf einem Podium stehender Tempel mit einer rechteckigen Cella, umgeben von einem doppelten Säulenumgang. Der quadratische Umwandlungstempel hinter dem Zentralbau wiederum bezeugt einen iranischen Bautyp. Ein ganz besonders wichtiges Element der hatrenischen Architektur bildet die figürliche Bauplastik. Die Fassaden vieler Tempel sind mit eingefügten oder angesetzten Reliefs, Skulpturen, Büsten oder Masken versehen, nicht selten begleitet von pflanzlichen Verzierungen. Die Reliefs und Skulpturen waren entweder aus Stein oder – das beweisen wenige erhaltene Reste – aus Metall gefertigt. Masken und andere kleinteilige Verzierungen

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Abb. 28

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Der Iwankomplex in Hatra. Gesamtansicht von Norden.

wurden sowohl aus Stein als auch aus Stuck hergestellt. Die Reliefs und besonders die Skulpturen waren teilweise lebensgroß. Letztere sind meist frontal dargestellte Einzelfiguren oder Figurenpaare von Königen oder Adligen (Abb. 39)222, die Reliefs können aber auch ganze Szenen wie Familiendarstellungen, Opferhandlungen oder Karawanen zeigen. Zahlreiche der meist lebensgroßen Figuren von Herrschern, Adligen, Offizieren, Soldaten, Stiftern, Priestern, reich bekleideten und geschmückten Frauen und von den verschiedensten Göttern waren auch in den Tempeln und Schreinen bzw. in den Höfen des Temenos aufgestellt. All dies vermittelt ein Bild vom Reichtum spätparthischer Kunst, die in anderen Städten nicht mehr erhalten ist.

Assur Assur, das sich ebenfalls im Norden des heutigen Irak befindet, liegt unterhalb von Hatra am Oberlauf des Tigris. Die Stadt wurde von deutschen Archäologen ausgegraben.223 Ihre Geschichte reicht bis in das 3. Jt. v. Chr. zurück, und sie gehört zu den wichtigsten Kult- und Verwaltungszentren Mesopotamiens. Schon in frühdynastischer Zeit

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Abb. 29 Ktesiphon: Ruine des sasanidischen Palastes mit gegliederter Fassade. In der Mitte die große Iwanhalle parthischen Stils, genannt „Taq-e Kisra“ = Bogen des Khosrow, vom Sasanidenkönig Khosrow I. (531–579 n. Chr.) erbaut.

stand hier ein bedeutender Tempel der Göttin Ischtar, später kamen die berühmten Tempel der Götter Assur (Reichsgott des Assyrischen Reiches) und Adad (Wettergott) dazu. Im 2. Jt. v. Chr. wurde die Stadt ein bedeutendes Handelszentrum, von dem u. a. der Fernhandel bis nach Syrien kontrolliert wurde, und sie war gleichzeitig Hauptstadt des Alt- und des Mittelassyrischen Reiches. Als im Neuassyrischen Reich des 1. Jts. v. Chr. Ninive zur neuen Hauptstadt wurde, blieb Assur das religiöse Zentrum. Assur wurde 614 v. Chr. von einer Koalition aus Medern und Babyloniern völlig zerstört und erst unter den Parthern im 1. Jh. n. Chr. wieder zu einem wichtigen Verwaltungsund Kultzentrum aufgebaut. Die Stadt erhielt in dieser Zeit ein neues Straßennetz und eine umfangreiche Bebauung, geteilt in ein Wohngebiet und eine Akropolis. Es wurde hier ferner ein partherzeitlicher Friedhof mit einer Vielfalt von Bestattungsformen und mit – für die Partherzeit eher ungewöhnlich – reichen Beigaben entdeckt. Die partherzeitlichen Bauten zeigen eine intensive Verschmelzung von mesopotamischer Lehmziegelarchitektur,224 verbunden mit Gipsmörtel, von hellenistischen Architekturelementen wie Säulen, Gesimsen, Mäanderbändern und dem Peristyl sowie von iranischen Elementen wie dem Iwan, der Nischenarchitektur und dem

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geometrischen Baudekor aus Stuck. Die mehrräumigen Wohngebäude wiesen meist Iwane auf, die zu einem Innenhof führten. Der bedeutendste parthische Bau in Assur ist der Gouverneurspalast, dessen Zentrum, angelehnt an den altorientalischen Hofhaustyp, ein großer Innenhof bildete, der von vier Iwanhallen flankiert war. Die in drei Etagen gegliederte 11 Meter hohe Hauptfassade zum Innenhof hin zeigt feinen geometrischen Stuckdekor über und zwischen Reihen von überlangen Halbsäulen, Pilastern und Bogennischen aus Stuck, die diese architektonischen Elemente nur dekorativ nachahmen. Der zentrale Raum war eine Pfeilerhalle, zu der man durch den Nordiwan gelangte. Im Osten gab es als Eingang einen vorgelagerten Peristylhof. Bekannt ist der Palast auch für seine Wandmalerei und Reliefstelen. Wie bereits für die Palastanlage festgestellt werden konnte, so verschmelzen auch die neuerrichteten Tempel auf der Akropolis hellenistische und iranische Elemente, da sie meistens sowohl Iwane als auch Säulenreihen miteinander kombinieren.

Seleukia am Tigris Die von Seleukos I. als Seleukia am Tigris gegründete Stadt liegt ca. 30 km südöstlich von und damit unterhalb vom heutigen Bagdad und war Hauptstadt des Seleukidenreiches, bis die Stadt 141 v. Chr. von den Parthern erobert wurde.225 U. a. befand sich hier das seleukidische Staatsarchiv, das bei Ausgrabungen von italienischen Archäologen wiederentdeckt wurde und über 30 000 Siegelabdrücke enthielt.226 Errichtet als klassische griechische Stadt, hatte sie noch bis in das 1. Jh. n. Chr. eine eigene hellenistische Verfassung und eine Führung durch den Rat der Dreihundert. Im 1. Jh. n. Chr. soll die Stadt 600 000 Einwohner beherbergt haben.227 Die Stadt widersetzte sich immer wieder der parthischen Herrschaft, zettelte Aufstände an oder unterstützte Gegenkönige. Das Fundmaterial ist weitgehend hellenistisch geprägt, es gab aber auch Bauten mit den typischen Iwanen. Ende 165 n. Chr. wurde Seleukia von römischen Truppen unter dem Kommando des Avidius Cassius gestürmt und geplündert. Davon sollte sich die Stadt nicht mehr erholen.

Ktesiphon Nach der Eroberung Mesopotamiens bauten die Parther am anderen Ufer des Tigris gegenüber von Seleukia über einer schon vorhandenen Siedlung die neue Rundstadt Ktesiphon und machten diese um 129 v. Chr. zum Regierungssitz. Die Stadt wurde

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wiederholt (116 n. Chr. unter Trajan und 165 n. Chr. unter Avidius Cassius) von den Römern erobert und von den Parthern zurückerobert. Lucius Septimius Severus besiegte sie 197 / 198 v. Chr. und machte dabei 100 000 Menschen zu Gefangenen.228 Nach dem Untergang des Parthischen Reiches wurde die Stadt 228 n. Chr. von den Sasaniden eingenommen, die hier ebenfalls ihre Hauptstadt errichteten. Rund 400 Jahre später (637 n. Chr.) wurde Ktesiphon von den Arabern unter dem Kalifen Omar vollständig geplündert und zerstört. Von den parthischen Schichten Ktesiphons ist nichts erhalten. Die heute noch sichtbaren Ruinen einschließlich des berühmten Taq-e Kisra sind sasanidisch (Abb. 29). Lediglich aufgrund der Abbildungen auf dem Triumphbogen des Septimius Severus, auf dem die von diesem Kaiser eroberte Stadt Ktesiphon neben weiteren besiegten parthischen Städten dargestellt wird, darf man annehmen, dass das parthische Ktesiphon vor allem aus Iwanbauten und einem langrechteckigen Palast mit Kuppelsaal bestanden hat.

Babylon Babylon liegt am Euphrat im heutigen Irak, ca. 90 km unterhalb von Bagdad. Im 3. Jt. v. Chr. gegründet, entwickelte sich die Stadt unter Hammurapi zum Zentrum des altbabylonischen Reiches. Sie wurde von Hethitern, Kassiten, Elamern, Assyrern und Alexander dem Großen erobert und existierte ununterbrochen bis zur Partherzeit. Allerdings wurden viele Einwohner in seleukidischer Zeit nach Seleukia umgesiedelt, so dass die Stadt stark an Bedeutung verlor. Über die Partherzeit in Babylon ist wenig bekannt, da die Stadt unter den Parthern aufgegeben wurde und die parthischen Schichten weitgehend erodiert sind.

Nippur Nippur liegt am Unterlauf des Euphrat, auf halbem Weg zwischen Bagdad und dem Persischen Golf. Wie in den meisten Städten Südmesopotamiens, so beginnen die parthischen Schichten in Nippur mit dem 1. Jh. n. Chr. In der zweiten Hälfte des 1. Jhs. n. Chr. errichteten die Parther hier eine Festung oder einen befestigten Palast mit Säulenhalle, Peristyl und Iwanen. Anstelle des alten Ischtarheiligtums erbauten sie einen neuen Tempel und erneuerten die große, einst dem Gott Enlil gewidmete Zikkurat. Aus Nippur stammen wichtige partherzeitliche Siegelfunde.229

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Uruk Uruk liegt am Unterlauf des Euphrats, noch unterhalb von Nippur, und war eine der bedeutendsten und ältesten Städte der Sumerer, bekannt für ihre großen Palast- und Tempelkomplexe. Seit dem 4. Jt. v. Chr. war die Stadt bis in die Sasanidenzeit ununterbrochen besiedelt. Seit dem Ende des 2. Jhs. v. Chr. ist in Uruk die Anwesenheit von Parthern bezeugt, die sich über die Siedler der seleukidischen Periode gesetzt hatten. Unter den Parthern wurden zwei Drittel des alten Stadtgebietes besiedelt. Sie errichteten große Wohnhäuser mit Stuckdekor, deren älteste aus dem 1. Jh. v. Chr. stammen und noch als frühparthisch bezeichnet werden können. In der Nähe eines von den Parthern errichteten Tempels (Gareustempel), der eine ähnliche Fassadengestaltung mit hellenisierenden Elementen aufweist wie der Partherpalast von Assur, fand man eine Ehreninschrift, die auf das Jahr 110 n. Chr. datiert ist.230 Die Bedeutung Uruks in parthischer Zeit belegen auch wichtige Urkunden mit Siegelabdrücken, die dort gefunden wurden.

Edessa Edessa, heute Urfa oder Sanliurfa, die Hauptstadt der Osrhoene und Sitz der arabisch-christlichen Abgaridendynastie, lag am Oberlauf des Euphrat in der Türkei, direkt oberhalb der heutigen syrisch-türkischen Grenze. Von der partherzeitlichen Stadtanlage einschließlich des Königspalastes und den berühmten Monumentalfiguren entlang der Prunkstraßen ist nach schweren Überschwemmungen des Flusses Daişan im Jahr 201 und moderner Überbauung nichts mehr erhalten. Die partherzeitlichen Grabstellen in den die Stadt umgebenden Karstbergen sind heute überbaut und nicht mehr zugänglich.231

Parthische Architektur und Städtebau Sylvia Winkelmann

Parthische Architektur Parthische Architektur und Städtebau

Parthische Architektur lässt sich, ebenso wie die parthische Kunst, nicht mit wenigen Worten beschreiben und einheitlich definieren. Zu unterschiedlich sind die genutzten Baumaterialien, Verzierungen und Grundrisse, die zurückgehen auf die unterschiedlichen lokalen Gegebenheiten des Riesenreiches und die vielfältigen Traditionen, die der Partherzeit in den eroberten Gebieten vorausgingen und die – auf jeden Fall in der frühparthischen Zeit – sichtbare Auswirkungen auf die parthische Baukunst ausübten. Eine große Rolle spielt auch, ob wir es mit parthischen Überbauungen in bereits früher vorhandenen Orten zu tun haben oder ob die Parther neue Orte errichteten, und schließlich auch, ob sich die Bauten im Bereich hellenistischer Siedler befanden oder dort, wo mittelasiatisch- nordiranische Traditionen stärker zum Tragen kamen. Die bisherigen Untersuchungen stützen sich, so wie auch in der Kunst, vor allem auf drei Gruppen von Funden: 1. die Funde in Mesopotamien (in Assur, Ninive, Babylon, Uruk, Dura Europos, Seleukia am Euphrat und Hatra), 2. auf die wenigen bis in die 70er Jahre bekannten und meist nicht vollständig ausgegrabenen parthischen Fundorte in Iran, die teilweise aus seleukidischer Zeit stammen oder in hellenistischer Zeit überbaut und daher hellenistisch geprägt wurden, wie Shar-e Qumis (das seleukidische Hekatompylos), Susa, Kangavar, Masjid-e Solaiman (heutiges Khuzestan) und Khurab, oder die parthische Neugründungen waren, wie Darabgird (Fars Gebiet, Iran), Takht-e Suleiman (Nordwestiran, ehemaliger Bereich der Atropatene), Kuh-e Khwaja (Seistan-Gebiet) und Firuzabad, und 3. auf die frühe Partherhauptstadt Nisa (im heutigen Südturkmenistan). Nicht einbezogen worden sind in diese Untersuchungen die alten russischen Ausgrabungen in Mittelasien und die neuen Ergebnisse der Surveys und Ausgrabungen der letzten 10 Jahre in Mittelasien und im Iran, die hunderte neue parthische Siedlungen, Gräber, Schlösser, Festungen und andere Militäranlagen zu Tage förderten, die aber zum größten Teil noch nicht vollständig freigelegt worden sind. Was tat-

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Abb. 30 Blick auf die teilweise rekonstruierte partherzeitliche Palastanlage von Nisa, von Osten gesehen.

sächlich parthisch in dem Sinne ist, dass die Parther bestimmte Bauelemente oder Baustile aus Mittelasien mitgebracht haben, und welche Entwicklung derartige Elemente durchlaufen haben, wird sich daher endgültig erst bei der Auswertung dieser sehr zahlreichen erst in den letzten Jahren neu entdeckten Siedlungen, Städte und Verteidigungsanlagen in Mittelasien und im Iran herauskristallisieren. Aber schon jetzt dürfen wir festhalten, dass als eigenständig parthisch die Bauformen des Iwan und der Kuppel sowie die Rundstadt anzusehen sind. Mit Sicherheit kann gesagt werden, dass die Parther die von ihnen eroberten Gebiete mit einem dichten Netz von Städten, Siedlungen, Adelssitzen, Festungen und Grenzwällen überzogen, um ihre Eroberungen zu schützen. Zahlreiche Festungen wurden an strategisch wichtigen Punkten und auf Bergen errichtet, um Grenzen oder Handelsstraßen zu sichern. Einer der längsten Grenzwälle, von dem man früher glaubte, er sei vielleicht schon in parthischer Zeit entstanden, wurde nach den neuesten Untersuchungen erst in sasanidischer Zeit gebaut und befindet sich im Gorgan-

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Abb. 31 Modell der parthischen Burganlage in Nisa. Rechts das im Norden gelegene und nicht mehr erhaltene Schatzhaus, im Vordergrund der Königspalast, dahinter der Turmtempel und ein weiterer quadratischer Bau mit dem großen Kuppelsaal. Standort des Modells: Museum von Aschgabat.

gebiet östlich des Kaspisches Meeres. Er konnte bisher auf einer Länge von über 200 km verfolgt werden.232 Seine Fortsetzung liegt heute unter Wasser und wurde im Kaspischen Meer entdeckt. Dieser Festungswall sollte, in seiner Funktion ähnlich wie die chinesische Mauer oder der Limes, das Siedlungsgebiet einer sesshaften Kultur vor eindringenden nomadisierenden Feinden aus der Steppe schützen. Allein entlang dieses riesigen Walles wurden bisher über 20 Festungen, viele Garnisonen und Ziegelbrennereien entdeckt. Griechische Quellen sprechen von über 500 befestigten Orten, die sich entlang des Walles befunden haben sollen. Besonders interessant ist die Aufdeckung eines über 50 km langen und 2,5 km breiten Kanals parallel zu dem Wall, der bei Bedarf mit dem Wasser des Kaspischen Meeres gefüllt werden konnte. Wichtige neuentdeckte Festungen sind z. B. Göbekly-Depe in der Nähe von Merw,233 Garry Kjariz (in der Nähe von Nisa)234 und Izgant (Nähe Aschgabat / Turk-

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menistan), in denen auch eine Fülle von parthischen Siegeln gefunden wurde, Merw selbst mit der Zitadelle Erk-Kala und Gyaur-Kala (alle in Margiana, Turkmenistan), Zahhak und Phraaspa in dem heutigen Ost-Aserbaidschan235 (der alten Atropatene), Shovaz bei Yazd,236Kalan bei Hamadan,237 Qaleh-e Yazdegird238 (bei Firuzabad), Minab und Nakhl-e Ebrahim,239 beide bei Hormuzgan am Persischen Golf, wobei letztere mit einer Fläche von 15 000 m2 die bisher größte bekannte parthische Festung am Golf darstellt.240 Zahlreiche weitere Festungen wurden bei den Bauarbeiten für Staudämme in Khuzeztan, in der Persis, in Kermanschah und in der Provinz Ardebil entdeckt. Alle Festungen weisen massive, teilweise bis zu 10 Meter breite Außenwälle auf, die entweder aus gebrannten und ungebrannten Lehmziegeln bestanden (wie Nisa, Göbekly-Depe oder Zahhak) oder aber aus Steinquadern, Bruchstein und Mörtel errichtet wurden, wie Shovaz, Phaaspa, Kalam und Yazd. Typisch ist eine große Zahl von Wachtürmen entlang der Mauern. Oft sind diese Festungen verbunden mit umfangreichen Wohnbauten oder liegen in der Nähe von Palastanlagen. Neuentdeckte Paläste im Iran, bei denen es sich meist um befestigte Adelssitze handelt und die oft mit zahlreichen bunten Fresken oder mit umfangreichem Stuckdekor verziert sind, liegen bei Zahhak im heutigen Aserbaidschan, Khorhe und Schuschtar in Khuzestan, Yazd, Yazdigird, Sarab-e Mort bei Kermanschah und bei Siedlungen im Seistangebiet. Im Seistangebiet befindet sich auch der seit langem bekannte parthische Palast von Kuh-e Khwaja, ein dreigeschossiger Bau, völlig aus ungebrannten Lehmziegeln errichtet.241 Besonders bedeutsam ist die Entdeckung von Nehbandan in Südchorasan (im heutigen Ost-Iran), der ersten belegten parthischen Rundstadt im Iran.242 Eine der vielen lange gesuchten saisonalen parthischen Hauptstädte, Sad Darvazeh – auch bekannt als Qomes oder Qūmis – wurde unlängst zusammen mit weiteren parthischen Fundorten in der Kuh-e Dascht-Region entdeckt.243 Wenn wir zu den bereits länger bekannten Belegen parthischer Architektur zurückkehren, können wir folgende Entwicklungen ausmachen: Besonders in der frühen Phase des Partherreiches wurden Bauweisen, Baumaterialien und Grundrissformen der vorhergehenden Kulturen weitgehend fortgenutzt. Für diese frühen Bauten muss man vielleicht eher von partherzeitlicher als von parthischer Architektur sprechen. Während besonders in Mesopotamien und in Mittelasien traditionell vorwiegend gebrannte und luftgetrocknete Lehmziegel zur Verwendung kamen, wurden Bauten im hellenistischen Stil in Mesopotamien und in Iran überwiegend aus Steinquadern lokaler Herkunft errichtet. So wurde in Hatra und Palmyra anstehender Kalkstein zur Errichtung der Gebäude genutzt. In Iran selbst variierte das verwendete Material von Lehmziegeln über Quader aus Felsgestein und Travertin bis hin zu Bruchsteinmauern. Typisch war die Verwendung von schnell härtendem und extrem hartem Gipsmörtel,

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Abb. 32 Farbig bemalter Stuckdekor aus dem Palast von Nisa in Form eines Akanthusblattes, Nationalmuseum Aschgabat.

eine Neuerung aus der hellenistischen Zeit, die von den Parthern übernommen worden war und die Errichtung von stark gewölbten Decken wie bei Iwanen und Kuppeln erst ermöglichte. Glasierte Bauziegel, für die es nur wenige Belege gibt, könnten sowohl auf babylonischem als auch elamischem Erbe aufbauen. Aus der altorientalischen Architektur wurden der klassische Hofhaustyp, der Breitraumtempel mit Kultnische und der Tempel mit Vorcella und Cella übernommen und fortgeführt.

Die Verfremdung hellenistischer und römischer Elemente In Vorderasien und in Iran kann dann verfolgt werden, wie lokale Bauformen, Bautechniken und Grundrisse schrittweise verändert und neu kombiniert wurden. Griechische Elemente wie die charakteristischen Säulen mit dorischen, ionischen

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und korinthischen Kapitellen werden besonders in den überwiegend von Griechen bewohnten Stätten weitergenutzt, oft jedoch unter Veränderung der klassischen Proportionen und unter Abwandlung des klassischen Kapitellschmucks. Beispiele dafür finden sich in den Tempeln von Khurab und Kangavar. Auch das klassische griechische Peristyl, der Innenhof, der von Säulenhallen umgeben ist, lebt weiter, verändert jedoch seine Ausführung und Stellung innerhalb des Grundrisses. Anstatt die Mitte des Baus zu bilden, kann das Peristyl in den Eingangsbereich verlegt werden, wie in Assur,244 oder Säulen werden nur noch an drei Seiten errichtet.

Die Nutzung der Stucktechnik und des Stuckdekors Ein weiterer Schritt zu einer eigenständigen parthischen Architektur ist die Übernahme der Stucktechnik unter Verfremdung griechischer und römischer Bauelemente.245 Dieses Stadium lässt sich in Mesopotamien spätestens ab der Zeitenwende deutlich fassen. Angelehnt an hellenistische und römische Architekturelemente und Fassadengliederungen, formten die Parther besonders in Mesopotamien Pilaster, Halbsäulen, Simse, Bögen, Nischen und Kapitelle in Stuck nach, ohne dass diese Elemente selbst noch eine tragende statische Funktion besaßen. Schöne Beispiele solcher Umsetzung von tragenden Teilen in reinen Schmuck bieten die Fassaden der Paläste von Assur und Hatra sowie die des Gareustempels in Uruk.246 Auffallend sind die massiven Steinwände der Bauten, hinter denen sich ein ausgeprägtes Schutzbedürfnis verstecken mag. Als parthisch darf die Bauplastik bezeichnet werden, die aus figürlichem Fassadenschmuck, meist in Form von Reliefs und Skulpturen, oft auch in Form von Masken oder Pflanzen bestand und besonders aus Hatra bekannt ist.247 Eine andere Form des Fassadenschmucks bilden Zierbänder aus Tonstuckatur. Meist handelt es sich dabei um geometrische Motive, wie sie z. B. in Assur und Uruk zu finden sind.248 Eine spezifische Fassadenzier findet sich auch in Nisa: Hier sind zahlreiche Terrakottaplatten und Zinnen gefunden worden, die mit eingeschnittenen figürlichen Motiven wie Pfeil, Bogentasche, Blüte, Kleeblatt, Löwenkopf, Mond, Rosette und Palmette versehen sind.249 Ein klassisches Merkmal parthischer Architektur ist die intensive Verwendung der von den Griechen übernommenen Stucktechnik nicht nur für die Außenfassaden, sondern auch für die Innengestaltung der Gebäude. Hier wurde geschnittener oder gepresster Stuck zur Verzierung der Flure und Räume mit fortlaufenden Friesen aus geometrischen oder pflanzlichen, seltener mit Tiermotiven genutzt.250 Belegt sind

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Abb. 33 Terrakottaplatte aus dem Palast von Nisa. Dieses Architekturelement ist verziert mit einem Goryth: einer Kombination von Köcher und Bogentasche, die von den Skythen entwickelt wurde und auch von den Parthern verwendet wurde. Die Übernahme dieses Motivs in den Baudekor ist ein Beleg für die vielen Strömungen, die die frühe Kunst der Partherzeit charakterisieren.

auch rechteckige und runde Stuckornamente (Medaillons). Solche Stuckarbeiten sind oft mit vielfarbigen Wandmalereien kombiniert. Bekannt sind derartige Innenverzierungen aus den Palästen von Schuschtar, Shahr-e Qumis (= Hekatompylos, ca.

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200 km östlich von Teheran) und Qal’ah-e Yazdigird, die u. a. Löwen, Drachen und Lotosblüten, aber auch Rosetten und Mäander zeigen.251

Die Iwanhalle Zusammen mit den Stuckdekors lässt sich das klassische parthische Architekturelement schlechthin fassen: der Iwan.252 Dies ist eine rechteckige, auf drei Seiten geschlossene Halle, deren eine Seite offen bleibt und die durch ein Tonnengewölbe überkuppelt ist. Trotz gelegentlicher Versuche, diese Form vom römischen Triumphbogen abzuleiten, scheint es sich doch um eine genuin parthische Architekturform zu handeln, die von ostiranischen Wohnbauten aus der Herkunftsregion der Parther abzuleiten ist. Von dort sind solche halbtonnenartigen Dachgewölbe aus Holz, Zweigen und Lehm bekannt, wie sie bis heute errichtet werden. Möglicherweise hat auch das Bild des geöffneten und luftigen Eingangsbereiches der Jurten der Nomaden bei gleichzeitig angenehmen Temperaturen im Innenraum durch ein gewölbtes Dach zu dieser Bauweise beigetragen. Die Übernahme der Gipsmörtelarchitektur dürfte die Umsetzung dieser Form in massive Stein- und Lehmziegelbauten ermöglicht haben. Die frühesten Iwane in der parthischen Architektur, die uns bisher bekannt geworden sind, finden sich in Mansur-Depe bei Nisa, aus der Zeit des 2. / 1. Jhs. v. Chr.253 Sie sind ein wichtiger Beleg für die östliche Herkunft dieser Bauform. Der bisher älteste bekannte Beleg für einen solchen Iwanbau in Mesopotamien ist der Palast von Assur aus dem 1. Jh. n. Chr. Iwane und Tonnengewölbe prägen in der Folge auch die Bauten in Hatra,254 Nippur und Uruk. Zwischenstufen für die Verbreitung dieses Architekturtyps von Ostiran nach Mesopotamien werden in den neuentdeckten parthischen Siedlungen in Iran auszumachen sein. Verbunden mit der Nutzung dieser Gewölbeform dürfte auch die Entwicklung der Arkaden gewesen sein. Die Bögen von aneinandergereihten Iwanöffnungen, wie sie schon in Mansur-Depe zu finden sind, leiten über zur jenen Bögen, die nun Pfeiler und Säulen anstelle der bei den Griechen typischen geraden Architrave miteinander verbinden.

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Die Kuppel Zusätzlich zu der bei den parthischen Palästen neu etablierten Bauform der Iwane wird von den Parthern eine weitere Architekturform in die iranische und die vorderasiatische Baukunst eingeführt: die Kuppel, die einen Raum überdacht. Die halbrunden Gewölbe wurden auf Trompen errichtet, um den Übergang zwischen dem Deckengewölbe und dem quadratischen Raum zu gewährleisten. Iwane und Kuppeln scheinen spätestens in der zweiten Hälfte der Partherzeit zusammen mit den Stuckverzierungen die prägenden Merkmale parthischer Palast- und Tempelarchitektur gewesen zu sein. Einer der schönsten Belege für eine solche Bauweise mit Iwanen und überkuppelten Räumen ist der noch zur Partherzeit errichtete und gut erhaltene Palast von Firuzabad (Iran, Provinz Fars). Das Auftreten der überkuppelten Räume dürfte ebenso wie auch der Bau von Iwanen ein weiterer Beitrag ostiranischer oder eurasischer Architektur zur Architektur des Iran und Vorderasiens sein.255 Überkuppelte Bauten sind in Mittelasien schon im 8. Jh. v. Chr. in den Grabanlagen von Tagisken und im 5. Jh. v. Chr. in der Massagetenstadt Tschirik-Rabat (beide im heutigen Kasachstan gelegen), im 4.–2. Jh. v. Chr. in Koy-Krylgan-Kala in Choresmien und im 2. Jh. v. Chr. in Balandy 2 (ebenfalls in Choresmien) nachgewiesen.256 In der Zitadelle von Nisa ist ein quadratischer Bau mit einem runden Kuppelsaal von 17 m Durchmesser und mit umlaufendem Umgang entdeckt worden, dessen Funktion unklar ist, der aber in der Bauweise direkt an die oben erwähnten Grabbauten anschließt.257 Ein ähnlicher Bau wird auch in Mansur-Depe rekonstruiert. Im Nordiran wurde ein solcher Kuppelbau freigelegt, das sogenannte „Trommelhaus“ in der Burganlage von Shahr-e Qumis (= Hekatompylos), die ebenfalls aus der frühparthischen Zeit stammt.258 Obwohl sich in Mesopotamien keine solchen parthischen Kuppelbauten erhalten haben, sind parthische Städte mit Gebäuden aus Iwanen und Kuppeln auf dem im Jahr 203 n. Chr. errichteten Triumphbogen des römischen Kaisers Septimius Severus zu finden.259 Dieser ließ sich damit als Eroberer der mesopotamische Städte Nisibis, Edessa, Seleukia am Tigris und Ktesiphon feiern. Geht man davon aus, dass die hier dargestellten Stadtbilder typische Merkmale parthischer Architektur abbilden, dann gehörten Iwane und Kuppelbauten zweifelsfrei dazu. Diese Feststellung führt zwangsläufig zu der Frage, inwieweit parthische Architektur die römische beeinflusst hat. Wahrscheinlich ist es kein Zufall, dass in jener Zeit die Arkade in Rom typisch wird und sich dort der Kuppelbau bei Mausoleen und öffentlichen Bauten nachweisen lässt.

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Die Rundstadt Als letzter parthischer „Import“ muss die Rundstadt genannt werden, deren prägnanteste Beispiele in Mesopotamien die Städte Hatra und Ktesiphon sind. Die Rundstadt, die gelegentlich auf die Form des assyrischen Feldlagers zurückgeführt wird, gehört aber ebenfalls in die mittelasiatische Architekturtradition: Ummauerte Rundstädte gehen bis in die baktrische Bronzezeit des 3. und des beginnenden 2. Jts. v. Chr. zurück. Choresmische, massagetische und sakische Stadtanlagen, Festungen und Grabstätten des 1. Jts. v. Chr. in Mittelasien sind in Form einer Rundstadt angelegt, ebenso wie die eisenzeitliche Siedlung El’ken-Depe oder die parthische Festung Merw. Die älteste Rundstadt der Parther im Iran war das unlängst wiederentdeckte Nehbandan in Südchorasan. Bekannt sind auch Ekbatana und Takht-e Suleiman, jene imposante Anlage, in der sich unter den Sasaniden auch das zoroastrische Feuerheiligtum Ādur Guschnasp befand.260 Die jüngste und letzte parthische Rundstadt ist Ardaschir Kurrah („Glanz des Königs Ardaschir“). Der Bau dieser Stadt durch den Provinzfürsten Ardaschir soll den letzten parthischen Großkönigs Artabanos IV. so sehr provoziert haben, dass er sich auf einen Kampf mit diesem Fürsten einließ. Das Ende ist bekannt: Artabanos IV. wurde getötet, das Partherreich ging unter, und Ardaschir wurde der erste sasanidische König.

Parthische Märkte Parthische Märkte unterschieden sich deutlich von den griechischen Märkten. Einen Hinweis auf die Struktur eines parthischen Marktes finden wir in Dura Europos aus der Zeit nach 114 v. Chr., nachdem die Stadt von den Parthern erobert worden war und eine blühende Handelsstadt entstand. Im Gegensatz zu der griechischen rechteckigen Agora, dem offenen Marktplatz, bildete sich unter parthischer Herrschaft allmählich ein typisch verwinkelter orientalischer Bazar (oder sukh) heraus  – eine Entwicklung, wie sie vermutlich auch in anderen Städten stattfand.261

Die Parther, die späten Griechen und die nomadischen Völker in Eurasien: kultureller Transfer zwischen Ost und West Sylvia Winkelmann

Kultureller Transfer zwischen Ost und West

Bei der Betrachtung des Parthischen Reiches spielen die an dieses Reich angrenzenden Regionen Eurasiens eine ganz eminente Rolle (Abb. 34) In dem eurasischen Steppengürtel, der sich von der nordwestchinesischen Grenze bis in den Bereich des heutigen Ungarn erstreckt, lebte eine Vielzahl von indo-iranischen und anderen nomadisierenden Völkern, die in ununterbrochenem Kontakt mit den urbanen Kulturen mit sesshafter Bevölkerung standen, die die Ackerbaugebiete Mittelasiens besiedelten. Die Kontakte waren ganz unterschiedlicher Natur. Sie reichten vom internationalen Fernhandel zwischen Mittelasien und China, der durch Nomadengebiet führte und von Nomaden getragen wurde, über den normalen Austausch zwischen Nachbarn in den Grenzregionen bis hin zu lang andauernden kriegerischen Auseinandersetzungen. Abgesehen von einfachen Raubzügen, fanden massive Einfälle meist dann statt, wenn die Lebensräume nomadisierender Stämme durch Klimaveränderungen oder durch Wanderungen anderer Stämme eingeschränkt wurden und die Bewohner dieser Räume auf das Gebiet sesshafter Siedler auswichen. Viele dieser Stämme wurden dann selbst in den eroberten Gebieten sesshaft oder aber setzten sich als neue Oberschicht über ansässige Völker. In den Grenzregionen zwischen Nomaden und Sesshaften fand daher immer ein intensiver kultureller Austausch statt, gleichgültig ob auf friedlichem Wege oder erzwungenermaßen. Nomaden wussten die Erzeugnisse der sesshaften Bevölkerung ebenso zu schätzen wie umgekehrt: Gefäße, Glas, Gold, Schmuck, Spiegel, Seide, Teppiche, Gewänder und Pferde, Siegel, Erze und Steine wechselten die Besitzer. Hinzu kam bei nichtfriedlichen Kontakten ein erzwungener Prozess der Übernahme von Waffen und Kriegstechnik des Gegners, wobei derartige Prozesse vor allem von den Nomaden zu den Sesshaften verliefen. Die innovative Kriegstechnik der Reitervölker war der der Sesshaften deutlich überlegen und erzwang deren Übernahme und Adaption bei Strafe des Untergangs. Dieser Prozess erstreckte sich in Mittelasien

Kultureller Transfer zwischen Ost und West

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Abb. 34 Die Parther und die Reiche im Osten.

über Jahrtausende, und auch das Partherreich musste sich mit diesem Problem auseinandersetzen. Für die Parther war die Situation besonders diffizil und ambivalent. Einerseits waren sie der Herkunft nach ebenfalls Nomaden, die sich als neue Oberschicht über das Reich ihrer Vorgänger in Iran und Mittelasien gesetzt hatten. Sie hatten daher unter den Nomadenvölkern ihre Verwandten, ihre Vettern in der Steppe. Zu diesen Vettern flohen parthische Könige mehr als einmal und kehrten mit Unterstützung der Nomadenstämme wieder auf den Thron zurück. Mit Unterstützung ihrer Verwandten zogen sie in den Krieg gegen die Römer. Und mit Unterstützung der Nomaden kontrollierten sie den Fernhandel auf der Seidenstraße. Auf der anderen Seite mussten sie immer

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wieder im Norden und im Osten des Reiches gegen einfallende Nomadenstämme kämpfen, die nunmehr ihr Reich bedrohten, in dem sie selbst sesshaft geworden waren. Diese Situation prägte besonders die zweite Hälfte der Partherzeit, in der die parthischen Könige immer wieder zu Zweifrontenkriegen gezwungen waren. Zu den Stämmen, mit denen sie sich auseinandersetzen mussten, gehörten die Sarmaten, die Saken, die Skythen, die Yüe-chi und die Xiong-nu. Nicht selten entstanden dabei am Rand des Partherreiches neue Reiche ehemals nomadisierender Stämme, die halbautonom oder sehr kurzlebig waren, wie das der Indo-Skythen oder das der Indo-Parther, oder die sich zu ernsthaften Gegenspielern entwickelten wie das der Kuschanen. Im Gegensatz zu den Ereignissen an der Westgrenze, über die wir aus antiken Quellen gut informiert sind, sind die schrift lichen Berichte über die Auseinandersetzungen im Osten sehr spärlich. Hier sind Aussagen vor allem über archäologische Funde möglich, obwohl die Datenlage auch in diesem Bereich oft sehr unbefriedigend ist. Viele Informationen hat man nur über Grabuntersuchungen und Münzfunde erhalten. Arsakidische Münzfunde im Südural und im unteren Wolgagebiet verdeutlichen die Handelsbeziehungen zu den Sarmaten. Weitere Münzfunde aus der Zeit Mithradates’ II. belegen die Verbindung zum chinesischen Turkestan. Ein anderer kultureller Austausch spiegelt sich in parthischer Kleidung, in parthischem Schmuck und in parthischen Waffen wider: Die Parther trugen Kleidung, Gürtel und Goldschmuck, deren Verarbeitungstechnik, Formen und Motive auf nomadische Kunst zurückgingen. Und sie trugen Waffen wie Dolche mit Vierlaschenscheide oder das Reiterlangschwert mit Querstück oder den Kompositbogen, die ursprünglich von eurasischen Nomaden entwickelt worden waren und die die Parther von diesen übernahmen und weiter nach Westen verbreiteten. Dasselbe gilt für die Rüstungen von Mann und Pferd. Gerade die neuesten Forschungen auf dem Gebiet der Waffentechnik durch S. Winkelmann belegen, dass die Kriege, die die Parther im Norden und im Osten des Reiches führten, größeren Einfluss auf den kulturellen Transfer zwischen Ost und West ausgeübt haben, als bisher angenommen wurde.262 Auch andere neuere Forschungen belegen, dass die Parther einen intensiven wirtschaft lichen und kulturellen Austausch mit den nomadischen Völkern im Osten und im Norden gepflegt haben und dass das Partherreich eine Drehscheibe in den Beziehungen zwischen Ost und West, zwischen Nomaden und Sesshaften, Vorderem Orient und Ostasien, antiken Mittelmeeerkulturen und Eurasien gewesen ist. Im Folgenden soll daher näher auf die östlichen Nachbarn eingegangen werden: das Reich der Sarmaten im Norden und die im Osten gelegenen Königreiche: das GraekoBaktrische Reich, das Indo-Skythische Reich, das Indo-Parthische Reich, das IndoGriechische Reich sowie das Kuschanreich.

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Die Sarmaten – nomadische Völker im Norden Parthiens Die Sarmaten waren ca. vom 2. Jh. v. Chr. bis zum Ende des Parthischen Reiches die wichtigsten nomadischen Kontakt- bzw. Konfliktpartner im Nordwesten des Landes.263 Dieses mitteliranische Reitervolk lebte seit dem 6. Jh. v. Chr. in Südrußland und war aus verschiedenen Stämmen, den Jazygen, den Roxolanen, den Aorsen, den Siraken und den Alanen zusammengesetzt. Von ihrem ursprünglichen Siedlungsraum am südlichen Ural und in Westkasachstan zogen sie im Laufe der folgenden Jahrhunderte nach Westen. Im 4. Jh. v. Chr. lebten sie östlich der Wolga oberhalb des Kaspischen Meeres. Von da an bildeten die Sarmaten das Bindeglied zwischen den nomadischen Völkern Sibiriens und Kasachstans und den Skythen. Ab dem 3. Jh. v. Chr. zogen die Sarmaten weiter westwärts und verdrängten die Skythen auf dem Höhepunkt von deren Kultur aus ihrem Gebiet nördlich des Schwarzen Meeres. In der Folgezeit stießen sie bis in den Bereich der Donau vor, bis sie im 3. Jh. n. Chr. von den aus Mittelasien herandrängenden Hunnen (den sogenannten Xiong-nu) überrannt wurden. Die Sarmaten waren besonders für ihre schwergepanzerten Reiter bekannt und gefürchtet.264 Zwischen Sarmaten und Parthern gab es besonders in der mittelsarmatischen Zeit (2. Jh. v. Chr.–2. Jh. n. Chr.) vielseitige Beziehungen und Handel, aber auch grenzübergreifende Invasionen  – so während der Herrschaft des parthischen Königs Phraates IV. im Jahr 35 v. Chr. Münzfunde sowie Kunstgegenstände belegen den Handel zwischen den Völkern. Aus der sarmatischen Kultur übernahmen die Parther vermutlich das Langschwert und den Prunkdolch mit Vierlaschenscheide sowie eine Vorliebe für Goldschmuck mit farbigen Steineinlagen. Dieser sogenannte sarmatische Gold-Türkis-Stil prägte auch die Kunst der Parther.265

Die Saken – nomadisches Volk im Nordosten des Parthischen Reiches Die Saken sind ein mit den Skythen verwandtes ostiranisches Volk, das im 1. Jt. v. Chr. in den zentralasiatischen Steppen zwischen Kasachstan und Westchina beheimatet war. Frühe Belege für Lebensräume und Grabstätten sakischer Stämme finden sich in Sibirien (Tuva, Sajan, Jenissej), am Rand der Taklamakanwüste und im Altai (Pazyryk-Kultur, 5.–3. Jh. v. Chr.).266 Später verbreiteten sich die Saken bis nach Mittelasien, nach Kasachstan in der Region zwischen Balkasch und Aral und um den

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Aralsee herum, wo sie Nachbarn der Sarmaten wurden. Sakische Stämme lebten auch im Siebenstromland in Kirgistan, am Issyk-Kul und am Ili-Fluss.267 Die meisten Sakenstämme waren Nomaden und haben reiche Grabdenkmäler hinterlassen, die Kurgane. Das bekannteste sakische Grabmal ist der Kurgan von Issyk, in dem der berühmte „Goldene Mann“ gefunden wurde. Seine goldverzierte und bestickte Kleidung und seine Bewaffnung bildeten das Vorbild für die spätere parthische Hoftracht.268 Einige Sakenstämme wurden auch am Fluss Syr-Darya (Einmündung in den Aral See) sesshaft und hinterließen dort jene beeindruckenden Kuppelgräber von Balandy,269 die zum Vorbild parthischer Kuppelbauten wurden.

Das Graeko-Baktrische Reich Baktrien270 ist ein uraltes sehr fruchtbares Kulturgebiet zwischen Hindukusch und Pamir, das durch den Fluss Amu-Darja (den antiken Oxos) bewässert wird. Es erhielt seinen Namen nach der Stadt Baktra (heute Balch, Nordafghanistan). Nach der Eroberung des baktrischen Gebiets durch Alexander den Großen herrschten in diesem Bereich die Seleukiden. Um 256 v. Chr. spaltete sich der Satrap Diodotos I. von den Seleukiden ab und gründete sein eigenes, das Graeko-Baktrische Reich, das in der Zeit seiner größten Ausdehnung vom Aral bis Seistan und im Osten bis in das Industal reichte. Durch die Entstehung und Ausdehnung des Parthischen Reiches im iranischen Gebiet wurde Baktrien von den westlich gelegenen, noch seleukidisch beherrschten Gebieten abgetrennt und entwickelte sich immer mehr zu einer hellenistischen Enklave. Wichtige Städte des Graeko-Baktrischen Reiches waren Balch, Herat, Termez (heute südliches Usbekistan) und Ai Khanoum (heute nördliches Afghanistan)271, sowie die Stätten der späteren Gandhārakultur im östlichen Afghanistan und Nordwesten von Pakistan, wie z. B. Sirkap bei Taxila, die von Demetrios neu gegründete Stadt. Die Abfolge der graeko-baktrischen Könige wurde nahezu ausschließlich auf der Basis von Münzen rekonstruiert ist und nicht völlig klar. Wie bei den Parthern, so gab es auch hier Parallelherrschaften und Gegenkönige. Im Zusammenhang mit dem Partherreich lässt sich immerhin Folgendes rekonstruieren: In der Anfangsphase des Parthischen Reiches, als die Machtverhältnisse noch nicht stabil waren, ging der parthische König Arsakes I. (ca. 247–211 v. Chr.) nach dem Tod des baktrischen Königs Diodotos I. eine Allianz mit dessen Sohn Diodotos II. ein und sicherte so die Ostflanke seines neuen Reiches. Diodotos II. wurde von Euthydemos I. (ca. 230–

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190 v. Chr.) gestürzt. In der Folgezeit kam es zu einem Kampf zwischen diesem und dem Seleukidenherrscher Antiochos III., den Letzterer jedoch verlor. Baktrien dehnte sich nach diesem Sieg unter Euthydemos’ Sohn Demetrios I. (ca. 205–171 v. Chr.) weiter bis nach Indien und Belutschistan aus und zerstörte das Maurya-Reich. Das so entstandene Reich war allerdings geographisch in zwei Bereiche geteilt, die durch den bis über 7000 Meter hohen Hindukusch getrennt waren. Nach Kämpfen der Vizekönige der beiden Bereiche teilte sich in der Folge das Graeko-Baktrische Reich in ein Rumpfreich im Norden, das eigentliche Graeko-Baktrische Reich, und in das Indo-Griechische Reich im Süden. Münzanalysen zeigen, dass nördlich des Hindukuschs ausschließlich griechisch beschriftete Münzen ausgegeben wurden, während im südlich gelegenen Bereich zweisprachige Münzen verwandt wurden.272 Im Norden wurde das herrschende Königshaus von dem Rebellen Eukratides I. (ca. 171– 145 v. Chr.) gestürzt, als Demetrios mit seiner Armee gerade ansetzte, Pataliputra in Indien zu erobern. Nach diesem Aufstand machte sich im Süden Demetrios’ Bruder Apollodotos I. (ca. 174–165 v. Chr.) für kurze Zeit selbständig, wurde aber von Eukratides I. ermordet, der das Reich noch einmal für kurze Zeit einte. Als dieser dann aber zum Kampf gegen die Parthern gezwungen wurde –  Mithradates I. (ca. 171– 138 v. Chr.) eroberte ca. 167 v. Chr. kurzzeitig Herat und band die baktrischen Truppen –, erhoben sich die Nachkommen Demetrios’ und dessen General Menander im Süden. Eukratides I. gelang es nur kurzzeitig, den im Süden herrschenden Gouverneur Menander (ca. 165 / 155–130 v. Chr.), der sich jetzt König von Indien nannte, zu disziplinieren. Er musste wieder gegen die Parther ziehen und fiel 145 v. Chr. im Kampf gegen Mithradates I. Seine Nachfolger, Eukratides II. (ca. 145–140 v. Chr.) und Heliokles I. (ca. 145–130 v. Chr.), hatten andere Sorgen, als sich mit den Vizekönigen im Süden auseinanderzusetzen: Aus dem Osten brandeten die Nomadenstämme heran, die dann dem Graeko-Baktrischen Reich um 130 v. Chr. den Todesstoß versetzten.273 Die folgenden Könige im Norden beherrschten nur noch kleine Regionen des ehemaligen Reiches. Der letzte wichtige graeko-baktrische König war Hermaios (ca. 90–70 v. Chr.), der in einer Enklave im Hindukusch herrschte.

Das Indo-Griechische Königreich Die Gebiete südlich des Hindukuschs blieben zunächst von den Nomadenstürmen verschont: Nach der Zerschlagung des Graeko-Baktrischen Reiches durch die Saken und die Yüe-chi entstand im südlich gelegenen Teil des Reiches das Indo-Griechische

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Königreich mit dem Zentrum Gandhāra, das ca. 100 Jahre lang noch als hellenistischer Außenposten Bestand haben sollte. Gegründet wurde es von Menander I. Soter, der sich ca. 155 v. Chr. zum König ausrufen ließ. Er stieß noch einmal bis in den östlichen Punjab (Pataliputra) vor. Die auf ihn folgenden Könige herrschten vor allem in Arachosien und im westlichen Punjab. Wichtige Städte dieses Reiches waren Gandhāra und Taxila. Die wichtigste Informationsquelle über das Reich bilden wiederum Münzfunde. Sie belegen, dass in diesem Reich eine Vielzahl von Kleinkönigen herrschte, die sich gegenseitig bekämpften. Dies machte es nun den aus dem Norden in das Indusgebiet eindringenden Nomadenstämmen umso leichter, im letzten Jahrhundert v. Chr. auch diese Region zu erobern. In Arachosien hieß der letzte König Archebios (ca. 90–70 v. Chr.). Er wurde um 70 v. Chr. von den Saken unter ihrem Führer Maues gestürzt. Einige indo-griechische Kleinkönige hielten sich auch noch im Industal. Als letzter Indo-Grieche wurde Straton II. (ca. 25–10 v. Chr.) um 10 v. Chr. von den Saken vertrieben.

Völkerverschiebungen von China bis an die Ostgrenze Parthiens Den Anstoß für den Untergang des Graeko-Baktrischen Reichs gaben Auseinandersetzungen zwischen den Chinesen und den Xiong-nu, deren Lebensraum sich ursprünglich zwischen der äußeren und der Inneren Mongolei sowie dem Ordosbogen erstreckte, wo ihre bevorzugten Weidegründe lagen. Die Xiong-nu bildeten Ende des 3. Jhs. v. Chr. eine mächtige Stammeskonföderation von Reiternomaden unterschiedlicher ethnischer und sprachlicher Herkunft, die das chinesische Reich ernsthaft bedrohte und zum Bau der Großen Mauer führte. Die Xiong-nu wurden schließlich von den Chinesen nach Westen verdrängt. Sie übten ihrerseits Druck auf die Yüe-chi aus, nomadische indogermanische Stämme, die vermutlich mit den Tocharern gleichzusetzen sind und als Verbündete der Chinesen und als Rivalen der Xiong-nu galten. Die Xiong-nu führten zwei Kriege gegen die Yüe-chi: um 177 v. Chr. unter Mao-dun und um 160 v. Chr. unter dessen Sohn Ki-ok. Sie vertrieben um 160 v. Chr. die Yüe-chi von deren Weidegründen am Gelben Fluss (heutige Provinz Gansu in China). Diese wanderten nach Westen und verdrängten ihrerseits die Saken aus deren Siedlungsräumen im Ili-Becken und am Issyk-Kul. Die Saken, von den Yüe-chi vor sich her getrieben, fielen in das Graeko-Baktrische Reich ein und zerstörten vermutlich um 145 v. Chr. Ai Khanoum.274 Ihnen folgten die Yüe-chi, die ca. 129 v. Chr. den Syr-Darya überschritten und Sogdien und Baktrien besetzten. Sie drängten die Saken nach Süden ab.

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Das Indo-Skythische Reich der Saken Die Saken fielen um 145 v. Chr. in das nördliche Baktrien ein und beendeten dort die Herrschaft der Griechenkönige. Damit wurden sie direkte Nachbarn und Gegner der Parther. Von den nachfolgenden Yüe-chi in zwei Gruppen gespalten, zog ein Teil in den Punjab ab, der andere Teil der Saken aber wanderte um 139 v. Chr. über den Hindukusch in das Seistangebiet (durch den Hamun bewässerte heutige Grenzregion zwischen Afghanistan, Iran und Pakistan) ein. Nach mehreren kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Parthern unter Phraates II. und Artabanos I., die beide im Kampf gegen die Saken fielen,275 wurden die Saken erst von Mithradates II. (ca. 123– 88 v. Chr.) endgültig geschlagen und tributpflichtig gemacht. Sie blieben zunächst als Vasallen in der Region ansässig, deren Name – Seistan = Sakastana = Land der Saken  – noch heute von diesem Volk kündet. Eine Schwäche des Partherreiches ausnutzend, erhoben sie sich gegen die Parther und gründeten das kurzlebige IndoSkythische Reich, das sie rasch auf das Restgebiet der indo-griechischen Könige ausdehnten. Sie stürzten den Kleinkönig Archebios, der noch um 90 bis 85 v. Chr. in Taxila (Pakistan) Münzen geprägt hatte. Der erste indo-skytische König und direkte Nachfolger des Griechenkönigs war Maues (ca. 85–60 v. Chr.). Kurz darauf kam Vonones an die Macht, ein Herrscher mit parthischem Namen, der den Titel „König der Könige“ trug. Er regierte zusammen mit einem gewissen Spalahores. Ihnen folgten die Könige Spalirises (50–47 v. Chr.?), Azes I. und Azilises (beide ca. 57–35 v. Chr.), Azes II. (ca. 35–12 v. Chr.).276 und – als Co-Regenten – Zeionises und Kharahostes (ca. 10 v. Chr.–10 n. Chr.). Über die eigentliche Geschichte und Struktur dieses Reiches wissen wir fast nichts. Die Abfolge der Könige, die teilweise nebeneinander regierten, wird nach Münzen rekonstruiert. Am bekanntesten ist Azes I., der um 57 v. Chr. im westlichen Punjab an die Herrschaft gelangte. Seine Münzen mit ihren Darstellungen von Zeus, Athene, Demeter, Tyche, Hermes und Herakles zeugen noch von graeko-baktrischem Einfluss. Der letzte bedeutende indo-skytische Herrscher war Azes II. der ca. 35 bis 12 v. Chr. regierte. Die Inschriften „Maharajasa rajarajasa mahatasa“ seiner Münzen enthalten den uns auch heute noch geläufigen Titel indischer Herrscher „Maharadscha“. Durch den Ansturm der Kuschan unter Kujula Kadphises zerbrach das Indo-Skytische Reich. Die von den Kuschanen nunmehr vertriebenen Saken zogen in den nördlichen Bereich Indiens und ließen sich als Shaka im Gebiet des heutigen Rajasthan nieder, von wo aus sie als Herrscher von Ujjain große Teile dieser Region regierten.

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Das Indo-Parthische Königreich Die Geschichte des Indo-Parthischen Reiches liegt ebenfalls weitgehend im Dunkeln verborgen und ist im Wesentlichen nur durch Münzfunde belegt. Um 20 n. Chr. erklärte sich der parthische Fürst Gondophares (ca. 20–46 n. Chr.)277 zum unabhängigen König und bemächtigte sich in der Folgezeit des Seistangebietes, des Kabultals und des Industals, also der ehemals indo-skythischen Gebiete, und wurde damit zum Gründer des Indo-Parthischen Reiches. Seine Hauptstadt war Taxila, wo er Münzen prägen ließ. Die Münzen von Gondophares zeigen zwar parthische Züge, jedoch sind auf ihnen auch Elemente indo-griechischen und sakischen Einflusses nachweisbar. Dies verdeutlichen die Darstellungen des reitenden Königs oder die Figur des Shiva auf den Rückseiten einiger Münzausgaben. Nach Angaben der Bibel spielte König Gondophares bei der Ausbreitung des Christentums in Nordindien eine Rolle. Gemäß den Apokryphen, den Akten des Heiligen Thomas, wurde die Missionierung in Indien dem Apostel Thomas übertragen. Thomas war am Hofe des Königs „Gunduphar“ (Gondophares) tätig und soll dort viele Menschen zum Christentum bekehrt haben. Die Beziehung früher Christen zu dem indischen König Gondophares gilt als weitgehend gesichert.278 Die Verbindungen der Indo-Parther zu den Parthern (Arsakiden) im iranischen Gebiet sind bislang noch unklar. Kern des Gebietes der Indo-Parther waren die Provinzen Arachosia und Gandhāra. Weitere indo-parthische Könige waren Abdagases I. (ca. 50–65 n. Chr.), Sases und Orthagnes II. (beide um 70 n. Chr.) dessen Sohn Hybouzanes (um 77 n. Chr.), sowie Sanabares (um 80 n. Chr.). Es folgten Sarpedonos und als letzte Könige Indo-Parthiens Abdagases II. (um 85 n. Chr.) und Pakores (um 100 n. Chr.). Das Indo-Parthische Reich verlor bereits unter Abdagases an Größe und reduzierte sich sehr schnell auf ein Kerngebiet im heutigen Afghanistan. Hintergrund dieser Entwicklung war das Vordringen der Kuschanen in den nordwestindischen Bereich. Der letzte Herrscher, Pakores, herrschte nur noch über Seistan, bis auch dieses Gebiet in dem Kuschanreich aufging.

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Das Kuschanreich Die schon erwähnten Nomadenstämme der Yüe-chi, die nach 150 v. Chr. den Saken nachdrängten und um 130 v. Chr. in Baktrien und Sogdien eingefallen waren, siedelten zunächst nördlich des Hindukuschs. Sie umfassten fünf Stämme, darunter den der Kuschan. Um die Zeitenwende oder kurz danach unterwarfen diese ihre Nachbarstämme und gründeten damit die Dynastie der Kuschan. Unter deren Führung stießen die Stämme über Afghanistan nach Nordwestindien vor und eroberten in der Folgezeit das Gebiet bis Benares (Nordost-Indien, am Ganges). In seiner Blütezeit reichte das Kuschanreich von Mittelasien über das heutige Afghanistan, NordwestIndien und Kaschmir bis in das Doab-Gebiet (Ganges-Jamuna-Gebiet) in Nordindien. Die Kuschan setzten sich in all diesen Regionen als nomadische Oberschicht über die ansässige Bevölkerung, die aus Griechen, Baktriern, Parthern, Saken und Indern bestand. Aus der Zeit vor der Gründung des Kuschanreiches stammen aus dem Kunduzgebiet Münzen von Stammesfürsten namens Arseiles und Sapadbises, vom Anfang des 1. Jhs. n. Chr. Münzen von einem gewissen Heraios, der sich hier als Herrscher der Kuschan (im Sinne eines Stammesherrschers) bezeichnete. Er war vermutlich der Vorgänger von Kujula Kadphises, der unter seiner Herrschaft die fünf Stämme der Yüe-chi zu den Kuschan vereinigte. Jener nannte sich in Anlehnung an parthische Herrscher „König der Könige“ und vertrieb um 50 n. Chr. die indoparthischen Könige, die im Bereich Gandhāra lebten. Noch immer können seine Herrschaftsdaten nicht sicher bestimmt werden. Eine Zeitspanne zwischen 30 bis 80 n. Chr. erscheint als wahrscheinlich, aber doch als relativ lang.279 Auf Kujula Kadphises folgten Vima Takto oder Vima Takpiso alias Soter Megas (ca. 80–100 n. Chr.), der bereits Teile Indiens eroberte, Vima Kadphises (ca. 100–127 n. Chr.), Kanischka (ca. 127–152 n. Chr.), Huvischka I. (ca. 152– 192 n. Chr.) und Vasu Deva I. (ca. 192–225 n. Chr.) als bedeutende Herrscher.280 Auf diese Könige folgten noch wenigstens zehn weitere, allerdings weniger bedeutende Könige, deren Herrschaft bereits in die Zeit der Entstehung des Sasanidenreiches fiel. In dieser Zeit dehnte sich das Sasanidenreich auf Kosten desjenigen der Kuschanen deutlich nach Osten aus. Die eroberten Provinzen des ehemaligen Baktriens und Gandhāras wurden von den sogenannten Kuschan-Schahs regiert. Anfang des 5. Jhs. n. Chr. zerfiel das restliche Kuschanreich unter den anstürmenden Hephthaliten. Kujula Kadphises war vermutlich der Urgroßvater von Kanischka I., dem bedeutendsten Kuschan-Herrscher. Auch dessen Lebensdaten lassen sich bislang nur grob

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abschätzen. Lange wurden sie zwischen dem Beginn des 1. Jhs. n. Chr. und dem Beginn des 3. Jhs. n. Chr. angesetzt. Heute grenzt man die Zeit seines Regierungsantritts überwiegend auf die Periode zwischen 75 und 127 / 128 n. Chr. ein, mit der Tendenz auf 127 / 128 n. Chr. als Regierungsbeginn. Unter dem Herrscher Kanischka I. erreichte das Kuschanreich seine größte Blüte und Ausdehnung. Dieser Regent dehnte das Reich nicht nur bis Benares im Doab aus, sondern agierte auch als großer Förderer des Buddhismus, der sich unter den Kuschanen über das heutige Afghanistan bis Mittel- und Zentralasien ausbreitete. Unter ihm wurden zahlreiche Stupas (buddhistische Heiligtümer) und Klöster errichtet. Auf religiösem Gebiet scheint aber eine große Vielfalt geherrscht zu haben, wurden doch auch weiter griechische und indische Götter verehrt, ebenso wie iranische Gottheiten, die auf den Münzen der Herrscher und in Weihinschriften auftreten. Eines der größten Heiligtümer der Kuschan war der Feuertempel in Surkh Kotal (in der heutigen ostafghanischen Provinz Baglan). Wissenschaft ler diskutieren derzeit darüber, ob dieser Tempel auch einem dynastischen Kult diente. Die Kuschanen besaßen verschiedene Hauptstädte: Eine Hauptstadt ihres Reiches lag zunächst bei Taxila im Gandhāragebiet.281 Später residierten die Könige im Winter in Peschawar, dem alten Puruschapura (im heutigen Pakistan), und im Sommer in Begram (im heutigen Afghanistan). Im Osten, in Indien, war Mathura die wichtigste Residenz. Die östlich vom heutigen Kabul gelegene Region Gandhāra, die zwischen mehreren Nebenflüssen des Indus lag, war eines der bedeutendsten Gebiete des Kuschanreiches. Heute liegen hier die wichtigsten Fundstätten des sog. Gandhārastils, in dem buddhistische und griechische, nomadische zentralasiatische und indische Kunst miteinander zu einer reizvollen Synthese verschmolzen. Die Plastiken, Reliefs und Schminkschalen der Gandhārakunst gehören heute zu den schönsten und bedeutendsten Stücken vieler Museen. Die Kuschan, die keine eigene Schrift besaßen, übernahmen und modifizierten das griechische Alphabet und schrieben damit in der baktrischen Sprache. Münzen der frühen Kuschanenstämme gehen bis in das 1. Jh. v. Chr. zurück. Königliche Münzen erscheinen seit dem 1. Jh. n. Chr., erste Goldmünzen wurden unter Vima Kadphises geprägt. Auf den Münzen betitelten sich die Herrscher als „maharaja maharajasa“ oder „basileus“. Zwischen den Kuschan und den Römern gab es intensive Handelsbeziehungen. Der Handel mit Rom verlief zum einen über die Seidenstraße, die nun teilweise von den Kuschanen kontrolliert wurde, geschah zum andern aber mit Handelsschiffen unter Umgehung des Parthischen Reiches, wo Zölle zu entrichten gewesen wären. Im Handel mit Indien waren römische Goldmünzen die wichtigste Währung. Der Geld-

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transfer zu den Kuschan war so erheblich, dass in Rom das Geld knapp wurde: Plinius klagte: „Es gibt kein Jahr, in dem Indien weniger als 50 Mio. Sesterzen an sich zieht.“282 Es kann angenommen werden, dass die Kuschan die römischen Aurei (Goldmünzen) einschmolzen und aus ihnen ihre eigenen Goldmünzen prägten, denn römische Goldmünzen wurden in Indien sehr selten gefunden. Eine Münze des Herrschers Kanischka II. (zwischen ca. 200–240 n. Chr.) weist sogar neben der Bezeichnung „maharajasa rajatirajasa devaputra“ die Inschrift „kaisara kanishka“ auf, bezeugt mithin einen direkten Bezug zu den römischen Kaisern.283 Für die Parther waren die Kuschan ab der Zeitenwende bis zum Ende des Partherreiches die wichtigsten östlichen und südöstlichen Nachbarn. Parthische und kuschanische Kunst, Schmuck, Mode, Insignien und Waffen besitzen viele Gemeinsamkeiten, die möglicherweise auf den Handel, möglicherweise aber auch auf eine gemeinsame Herkunft aus dem Pool der indoeuropäischen nomadisierenden Völker des eurasischen Steppengürtels zurückgehen.

Das Militärwesen – Die Armee der Parther Sylvia Winkelmann

Aufbau und Taktik Das Militärwesen – Die Armee der Parther

Über das Heerwesen bei den Parthern und über die parthische Armee besitzen wir Informationen aus zwei Hauptquellen, und zwar aus Beschreibungen in römischen Schriftquellen sowie aus der partherzeitlichen Kunst, die Bildwerke nicht nur aus dem Parthischen Reich, sondern auch aus den parthisch beeinflussten Vasallenstaaten einschließen. Dazu gehören Felsbilder, Fresken, Graffiti, Münzen oder Statuen, aber auch römische Triumphbögen und Münzen. Als sich die Parther anschickten, das seleukidische Reich zu vernichten, standen sie einer gut organisierten, kampferprobten Armee gegenüber, die vor allem auf Fußtruppen beruhte. Die seleukidische Armee besaß eine gut gedrillte Infanterie, aber auch eine – überwiegend leichte – Kavallerie, und sie setzte darüber hinaus Kampfwagen und Kampfelefanten ein. Das seleukidische Heer war ein stehendes Heer, das ca. 30 000 Soldaten umfasste und bei Bedarf auf 70 000 oder gar noch mehr Soldaten erweitert werden konnte. Den Kern des Heeres bildete in makedonischer Tradition die schwere Infanterie, die Phalanx, die vorrangig mit extrem langen Lanzen, der sogenannten sarissa, und mit Kurzschwertern kämpfte und dabei einen eher unbeweglichen Schutzwall bildete. Diese schwere Infanterie trug Lederbrustpanzer und oberschenkellange Lamellenröcke und schützte sich mit Rundschilden Die größere Teil der Armee bestand aus der leichten Kavallerie und Infanterie. Diese Soldaten trugen meist nur ein Tuch und waren dadurch schlecht geschützt. Um es mit einer solchen Armee aufnehmen zu können, bedurfte es zum einen eines politisch günstigen Moments der Schwäche der Seleukiden, die durch Angriffe im Westen gebunden waren, als auch einer Bewaffnung und Kriegstaktik, die derjenigen der Seleukiden überlegen war. Und die parthische Armee war tatsächlich in allem anders: 1. Die Parther besaßen kein stehendes Heer wie die Römer oder die Seleukiden, obwohl sie an den Grenzen fest besetzte Garnisonen hatten. Trat ein Kriegsfall ein,

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hoben die Herrscher der jeweiligen parthischen Königreiche gemeinsam mit den Adligen oder den Großgrundbesitzern Truppen aus, die sich zu einem festgelegten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort dann vereinigten. Ein adliger Truppenführer war ein azat, die von ihm mitgeführten Untergebenen wurden als hamspah bezeichnet. Die Heere, die die Adligen aus ihrer Gefolgschaft und aus den ihnen unterstellten Stämmen aufstellten, waren bisweilen riesig. So führte allein General Surena (mit vollem Namen Eran-Spāhbed Sūrēn Pahlav  = der General des Iran), der der im Seistangebiet herrschenden Familie Sūrēn entstammte, ein riesiges Heer in die Schlacht von Carrhae. Seine Truppe bestand aus einem kompletten Corps von 10 000 Soldaten, davon 1000 schwergepanzerte Reiter und 9000 leichtberittene Bogenschützen sowie noch einmal 1000 Kamele, die mit einem enormen Pfeilvorrat beladen waren und deren Reiter die Bogenschützen mit Pfeilen versorgten. Dies entspricht in etwa auch der charakteristischen Zusammensetzung des parthischen Heeres: Eine Armee (spah oder spad), die von einem spadpat oder spāhbed geleitet wurde, bestand aus ca. 10 000 Soldaten, die sich in 10 Unterabteilungen zu je 1000 Soldaten (drafš)284 teilte, diese wiederum in 10 kleinere Hundertschaften (wašt). Wie viele Soldaten die Parther aufbringen konnten, belegt die Schilderung der Schlacht von Carrhae. Den 36 000 Römern (28 000 Infanteristen, 4000 Hilfssoldaten und 4000 Reitern) standen ca. 50 000 Parther gegenüber, die größte Armee, die die Parther je aufgestellt hatten. Die einzelnen Armeen besaßen wehende Banner, von ihrer Bedeutung her vergleichbar mit den Standarten der römischen Legionen. Sie erinnern mit ihrer Form her aber eher an die sarmatischen und die chinesischen Feldzeichen. Viele Banner waren mit einem Drachen verziert. Dies wird gelegentlich als Bestätigung der These gewertet, dass sich der Namen der Arsakiden von arsak, der Drache, ableite. Eine besondere Truppe bildeten die Musiker, die die Heere begleiteten. Diese Musiker waren für eine Art psychologischer Kriegsführung zuständig. Mit ununterbrochen lautem Trommeln auf Kesselpauken sollten sie den Feind mürbe machen.285 2. Die parthische Armee war eine Reiterarmee (Kavallerie  = asbaran). Diese Reiterarmee war aus zwei Gründen entstanden, zum einen deshalb, weil die Parther in ständigem Kampf gegen die angreifenden Nomadenstämme standen, die alle als berittene Reiterkrieger gegen die Parther zogen. Zum anderen stammten die Parther selbst aus dem Kreis der Völker des eurasischen Steppenraums und hatten die berittene Kampfweise bereits von dort mitgebracht. Die parthische Armee bestand im  Wesentlichen aus zwei Truppenarten, den gepanzerten Reitern (Kataphrakte = schwere Kavallerie),286 die mit Lanzen und Langschwertern kämpften, und den berittenen Bogenschützen (leichte Kavallerie), die mit dem Kompositbogen und dem Schwert kämpften. Das

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Größenverhältnis zwischen schwerer und leichter Reiterei lag ungefähr bei 1 zu 10. Dazu kam noch der Versorgungstross im Kampf, der die Ersatzpferde (3–4 je Reiter) und die Kameltruppen mit sich führte, die in großen Körben Zehntausende von Ersatzpfeilen für die Bogenschützen trugen. Für die Kavallerie wurden neben Pferden auch schwerbewaffnete Kamelreiter eingesetzt. Einem Bericht von Cassius Dio zufolge ritt der Partherkönig Vologases I. sogar auf einem Elefanten in die Schlacht.287 Dass dies nicht unwahrscheinlich ist, zeigen Münzen von Mithradates I., Phraates II., Orodes II. und Mithradates III. mit Abbildungen von Elefanten sowie die Tatsache, dass die Parther mit der östlichen Reichsgrenze den nordwestindischen Raum berührten und daher Elefanten aus dem Industal beziehen konnten. Es gab auch Fußtruppen, die aber eine eher geringe Bedeutung besaßen, da sie nur schwer in die Taktik der Armee eingefügt werden konnten. Es scheint daher eher unglaubwürdig, wenn berichtet wird, Vologases III. habe 135 / 36 n. Chr. im Krieg gegen die Alanen, einen sarmatischen Stamm nördlich des Kaspische Meeres, 20 000 Fußsoldaten eingesetzt.288 Wie jede Armee, so verfügte auch die parthische Armee über rückwärtige Dienste. Diese sorgten für Verpflegung von Mensch und Tier, wobei die Versorgung der Pferde mit Wasser, Hafer und Heu eine besondere logistische Leistung darstellte. Futter und Wasser wurden mit Kamelen, Eseln und Wagen transportiert. Anders als die Römer führten zumindest die adligen Parther in ihrem Tross auch ihre Frauen und Geliebte sowie zivile Kleidung und Luxusgüter mit sich. Nach Plutarch soll allein der General Surena bei der Schlacht von Carrhae tausend Kamele mit Gepäck und zweihundert Wagen mit Konkubinen mit sich geführt haben. 3. Die parthische Armee war eine schnelle Eingreiftruppe: Aufgrund ihrer überwiegenden Zusammensetzung aus Reitern waren die parthischen Heere in der Lage, große Strecken in kürzester Zeit zurückzulegen. Dieses System ermöglichte nicht nur das schnelle Ausheben und Zusammenstellen von Truppen und ersparte die Kosten für ein stehendes Heer, sondern Flexibilität und Schnelligkeit waren auch überlebenswichtig für ein Reich, das ständig zum Führen von Zweifrontenkriegen gezwungen war. Zwischen Seleukia am Tigris und Nisa zum Beispiel liegen 1600 km überwiegend bergiges Land, die im Ernstfall schnellstens zu überwinden waren. Ein Paradebeispiel für eine solche Situation waren die Auseinandersetzungen, die Phraates II. um 130 v. Chr. führte, als er innerhalb weniger Wochen den Iran mit seiner Armee dreimal durchziehen musste: Nachdem er zunächst in Iran und in Mesopotamien gegen Antiochos VII. Sidetes (138–129 v. Chr.) gekämpft hatte, musste er gegen die Saken im Osten ziehen, die er in kurzer Zeit besiegen

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konnte. In der Zwischenzeit eroberte Antiochos VII. Sidetes große Teile des Reiches im Westen zurück, Babylonien und Medien. Phraates war daher gezwungen, in Eilmärschen zurückzuziehen, und schlug die bereits für die Winterpause abgerüstete seleukidische Armee, die nicht so schnell mit den Parthern gerechnet hatte. Dies nutzten die zuvor geschlagenen, aus dem von ihnen überrollten Baktrien eindringenden Nomadenstämme erneut, um ins Parthische Reich einzufallen, so dass dessen Armee noch einmal gen Osten ziehen musste. 4. Die Parther mieden den traditionellen Nahkampf der Infanterie der Griechen und der Römer mit Schwert und Lanze und setzten stattdessen auf die Kavallerietaktik. Eine wichtige Kampftaktik der Parther am Anfang einer Schlacht war der Bogenschuss auf weite Distanz. Die leichte Kavallerie überschüttete die Infanterie des Gegners aus sicherer Entfernung mit einem tödlichen Pfeilhagel, der große Lücken in den Reihen des Feindes riss. Schon durch einen solchen Fernangriff konnte das gegnerische Heer erheblich unter Druck geraten. Der zweite taktische Schritt war der Einsatz der Schockkavallerie: In die zuvor erzeugten Lücken stürmte eine geschlossene Formation der schweren Panzerreiter, die mit Stoßlanzen und Langschwertern die gegnerischen Reihen attackierte und jeden Widerstand niederwalzte. Je nach Lage sprengten sie dabei einzelne Heeresteile ab, um diese leichter schlagen zu können, oder sie drängten das feindliche Heer so weit zusammen, dass die Pfeilhagel der Parther noch sicherer trafen. Hinter den Panzerreitern stürmte erneut die leichte Kavallerie und tötete zusammen mit den Kataphrakten (Abb. 36) mit Pfeil und Bogen bzw. mit dem Schwert. War der Gegner immer noch zu widerstandsfähig, dann wurde eine dritte Taktik angewendet, die Schuss- und Fluchttechnik oder die vorgetäuschte Flucht. Die leichten Bogenschützen attackierten dabei die Flanken des Gegners mit Pfeilen und wandten sich scheinbar zur Flucht. Stürmte nun der Gegner ihnen hinterher, dann drehten sich die Parther in vollem Galopp nach hinten und schossen nach rückwärts auf die Feinde. Dieser Kampftrick ist als Parthischer Schuss in die Militärgeschichte eingegangen.

Die gepanzerten Reiter: Kataphrakte Eine Besonderheit der parthischen Armee waren die Panzerreiter: Reiter und Pferd trugen schwere Ganzkörperrüstungen, die Ross und Reiter vor Hieb-, Stich- und Schusswaffen schützen sollten. Die Pferde trugen meist gepanzerte Decken und eine

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Abb. 35 Terrakottarelief eines reitenden parthischen Bogenschützen. Dieser trägt Hosen, Reiterschuhe und eine gegürtete Wickeljacke. In der linken Hand hält er den gespannten Kompositbogen, auf seinem rechten Oberschenkel ist ein Traglaschendolch befestigt. Auf der rechten Seite hängt vom Sattel eine kombinierte Pfeil- und Bogentasche (Goryth) hinab; 1–3 Jh. n. Chr., British Museum, Reg. Nr. 1972,0229.1.

Rossstirn.289 Der Reiter kämpfte mit langer Stoßlanze, besaß aber auch einen Bogen. Die heranstürmende Einheit von Pferd und Reiter zerstörte die gegnerischen Linien mit Brachialgewalt. Gepanzerte Reiter sind typisch für die nomadischen Reiterheere: in unterschiedlicher Ausprägung sind gepanzerte Reiter und Pferde von den Skythen, Saken, Sarmaten und Kuschan bekannt, die alle die parthische Reiterei beeinflusst haben.290 Den direktesten Einfluss auf die Parther dürften aber die Sarmaten gehabt haben, die ebenfalls schon Kataphrakten – also schwergepanzerte Pferde und Reiter – kannten und erfolgreich gegen die Römer einsetzten. Die Parther übernahmen spätestens im 1. Jh. v. Chr. diese Kavallerieform und gewannen nicht zuletzt durch deren Einsatz die Schlacht von Carrhae 53 v. Chr. Felsbilder aus der Elymais und aus Firuzabad

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bilden parthische Panzerreiter mit Schuppen- und Plattenpanzern und Schuppenpanzerdecken ab.291 Auch aus der Osrhoene, Kommagene und Palmyrene sind Abbildungen von Panzerreitern bekannt. Die schlagkräftigen Kataphrakten bildeten später auch bei den nachfolgenden Sasaniden einen wichtigen Teil des Heeres. Vermutlich nach deren Vorbild entstanden auch die byzantinischen Panzerreiter, die wiederum als Vorläufer unserer mittelalterlichen Ritter zu betrachten sind. Spätestens im 2. Jh. n. Chr. sahen sich auch die Römer gezwungen, eigene Kataphraktenabteilungen in ihr Heer aufzunehmen, um ein Gegengewicht gegen die orientalische Kavallerie aufzubauen. Dazu nutzten sie gerne gemietete Panzerreiter aus Vorderasien,292 entwickelten aber später auch eigene Abteilungen, in denen teilweise Sarmaten und sogar Söldner parthischer Herkunft dienten. Die Übernahme der gepanzerten Kavallerie, wie auch die zur selben Zeit erfolgte Übernahme der von den Parthern verwendeten Tragbügelaufhängung für die Schwerter waren wichtige Veränderungen in der Entwicklung der römischen Militärtechnik, und sind gleichzeitig ein wertvoller Beleg für die wenig bekannten, aber sehr bedeutsamen Übernahmeprozesse zwischen Orient und Okzident, nomadischer und antiker Kriegsführung.

Die Waffen der Parther Schwerter – Dolche – Stoßlanzen Obwohl die Archäologen bei ihren Ausgrabungen nur wenige parthische Waffen gefunden haben293 (Abb. 40), lässt sich die Bewaffnung der Partner und ihre Herkunft anhand bildlicher Darstellungen der partherzeitlichen Kunst recht gut rekonstruieren. Dazu gehören z. B. parthische Felsbilder, Fresken, Graffiti, Münzen oder Statuen, aber auch römische Triumphbögen. Gute Wiedergaben von Langschwertern zeigen die Plastiken aus Hatra. Bei den bildlichen Darstellungen ist allerdings genau zu unterscheiden, ob es sich um Darstellungen realer Kämpfe und Kämpfer handelt oder um Darstellungen von bewaff neten Königen oder Adligen, deren Waffen eher als Rangkennzeichen dienen oder einen bestimmten propagandistischen Inhalt vermitteln sollen. Aus dem Studium der verschiedenen Bildträger lässt sich für die reale Bewaffnung der Parther folgendes Bild rekonstruieren:294 Die Parther nutzten verschiedene Arten von zweischneidigen Schwertern. Dazu gehörten kurze (bis ca. 60 cm lange), mittellange und lange (1 Meter und länger) Schwerter. Berittene Soldaten kämpften für

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Abb. 36 Kataphrakt, Graffito aus Dura Europos (nach M. Rostovtzeff, L’Art gréco-iranien, Revue des Arts Asiatiques VII, 1931–32, Tafel LXIV).

gewöhnlich mit den sogenannten Reiterlangschwertern, deren Länge sich zwingend aus der Kampfposition vom Pferderücken heraus ergibt. Das Langschwert wurde an einem Schwerttrageriemen an der linken Hüfte getragen, damit der Reiter das Schwert im Kampf problemlos mit der rechten Hand ziehen konnte. Das Langschwert hat sich bei den Parthern spätestens um die Zeitenwende durchgesetzt, wobei es im Laufe der spätparthischen Zeit immer länger und schmaler wurde. Nichtberittene Soldaten und Zivilisten (Adlige) trugen meist ein mittellanges Schwert, Kurzschwerter sind nur selten abgebildet und verloren in der realen Nutzung spätestens um die Zeitenwende ihre Bedeutung.295 Alle drei Typen wurden an einem Schwertgehänge getragen, einem breiten Riemen, der von der rechten Hüfte zum linken Oberschenkel verlief (vgl. Abb. 39). Um das Schwert an der linken Seite des Reiters vertikal hinabhängen lassen zu können, wurde der Riemen des Schwertgehänges durch einen Bügel gezogen, der auf der Schwertscheide befestigt war. Dies wird als Tragbügel bezeichnet. Vor dem Schwert werden beide Enden des Tragriemens mit einer Schnalle fi xiert, um das Verrutschen des Schwertes zu verhindern.296 Aus parthischer Zeit sind leider nur wenige Schwerter gefunden worden. Vier parthische Schwerter werden im Nationalmuseum in Teheran aufbewahrt. Gute Wiedergaben von Langschwertern zeigen die Plastiken aus Hatra und Kommagene.298 Neben dem Schwert trugen die Parther ganz spezifische Dolche mit Ringoder Scheibenknauf (Abb. 37, 38). Jeder Mann besaß mindestens einen Dolch, den er an der rechten Hüfte trug, meist jedoch gehörten zwei Dolche zur typischen Ausrüs-

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Abb. 37 Phraatakes, Tetradrachme, S 57.4, König mit dynastischer Warze auf der Vorderstirn, zwei Niken am Münzrand. Revers: Sitzender Bogenschütze mit umgebundenem Traglaschendolch. Inschrift untere Zeile: ARTEMIªIOZ („April“); rechts neben den Knien: AIT (Jahr 311, entspricht Jahr 1 n. Chr.).297

tung. Das Besondere an diesen Dolchen waren die Scheiden, die ganz charakteristische Traglaschen besaßen. Je zwei waren an jeder Seite der Dolchscheide befestigt, gelegentlich gab es noch eine fünfte an der Spitze. Die für gewöhnlich halbrunden oder runden Laschen dienten ursprünglich der Befestigung der Waffe auf dem Oberschenkel. Durch die durchbohrten Laschen wurden Riemen gezogen, mit denen der Dolch am Bein festgebunden wurde. Bei einer zweiten Befestigungsvariante wurden die Riemen am Gürtel festgebunden, eine dritte Variante bildete das Aufk nöpfen oder Aufnieten der Traglaschen auf die Lederbekleidung (Abb. 38).299 Zur Partherzeit wurden alle diese Varianten verwendet, wenn es um den militärischen Einsatz ging. „Zivil“ trug man die Dolche als Bestandteil der Männertracht meist in einer Hosentasche auf dem Oberschenkel. Die Traglaschen verloren dabei ihre Funktion und wurden zum reinen Dekorelement. Neben diesen Hieb- und Stichwaffen besaßen die Parther die lange schwere Stoßlanze der Kataphrakten, mit denen die Panzerreiter ihre Gegner vom Pferd stießen oder von oben erstachen.

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Abb. 38 Traglaschendolch, „Prinz von Shami“, Nationalmuseum Teheran.

Schuss- oder Fernwaffen An Schusswaffen sind für den Anfang der Partherzeit aus Nisa noch die kleineren skythischen Bögen belegt, die in den Gorythen, die aus einer Kombination aus einem Behältnis für den Bogen sowie einem separaten Fach für die Pfeile bestanden, getragen wurden (Abb. 35). Im Laufe der Partherzeit setzte sich aber der doppelt gebogene Kompositbogen mit seinen stark gewölbten Wurfarmen und den großen gebogenen Wurfarmenden durch. Die Pfeile wurden in verschieden geformten Bogentaschen an der rechten Seite getragen, wobei mit der Durchsetzung des Kompositbogens die Bogentaschen immer länger wurden.300 Aufgrund der hohen Zugkraft der Kompositbögen, die aus verschiedenen Materialien wie Holz, Horn und Tiersehnen hergestellt waren, konnten die Parther die Pfeile bis zu 150 Metern oder gar noch weiter schießen. Trotz dieser weiten Distanz besaßen die Pfeile trotzdem noch eine hohe Durch-

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Abb. 39 Kalksteinstatue des Königs Uthal, Erste Hälfte des 2. Jhs. n. Chr., Fundort Hatra, Tempel III, 2,20 m hoch. Die Tracht ist parthisch. Der König trägt über den Hosen ein knielanges, aufwendig besticktes Obergewand, das mit einem Gürtel gehalten wird sowie einen offenen Herrschermantel. An der linken Seite hängt ein Langschwert am Schwertgehänge mit drachenförmigem Tragbügel, die rechte Hand ist in parthischer Haltung erhoben. Der bärtige Herrscher trägt eine Tiara – das Herrschaftszeichen östlicher Könige. Im März wurde diese Statue im Museum in Mossul bedauerlicherweise durch Mitglieder des sog. Islamischen Staates zerstört.

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Abb. 40 Parthisches Langschwert. (bislang wurden insgesamt nur vier Exemplare gefunden), Fundort: Iran. Ausstellungsort: Nationalmuseum Teheran.

schlagskraft, wie die Berichte über die hohe Anzahl römischer Soldaten zeigen, die durch den Pfeilhagel in der Schlacht von Carrhae getötet oder verletzt worden waren.

Schutzwaffen Als Schutzwaffen sind die Panzerungen der Kataphrakten belegt (Abb. 30), die zum Typ der Lamellen- und Schuppenpanzer gehören. Aber auch Lederkoller und Lederhosen boten dem weniger wohlhabenden Soldaten Schutz. Helme gab es im Laufe der fast 500-jährigen Partherherrschaft in verschiedenen Varianten, vom einteiligen Rundhelm bis hin zum zusammengesetzten Spangenhelm. Schilde sind bisher für Reiter nicht belegt. Der Reiter, der Zügel sowie Schwert bzw. Pfeil und Bogen halten musste, hatte keine Hand für einen Schild frei. Infanteristen dagegen dürften Rundschilde getragen haben. Dies legt eine Abbildung in Tang-e Sarvak III nahe.301

Prunkwaffen Neben der militärischen Nutzung im Kampf verwendeten die Parther Waffen auch als Rangkennzeichen. Es gab Prunkwaffen, die auf einen hohen militärischen oder Adelsrang hinwiesen. Dazu gehörten vor allem stark verzierte Prunkdolche. Deren Scheiden und Griffe waren meist aus Gold oder mit Gold belegt und sehr oft mit Reliefdekor oder mit eingelegten farbigen Steinen verziert. Die Traglaschen dienten dabei als besonders dekoratives Element. Sie wurden umgewandelt in runde Scheiben oder halbkugelförmige Knäufe, die ebenso stark verziert waren oder gar figürliche

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Abb. 41 König Mithradates I. Kallinikos von Kommagene mit Langschwert. Reliefstele aus Arsameia am Nymphaios. Rechts: Detailaufnahme des Prunkdolches von Antiochos I.: Die Traglaschen des Dolches sind mit Löwenköpfen verziert. Detailaufnahme der Dexiosisstele des Königs mit Herakles (siehe auch Abb. 23).

Formen annahmen. Die auf den Dexiosisreliefs der Kommagene dargestellten frühesten Prunkdolche der Partherzeit haben z. B. Laschen in Rosettenform oder die Form von Löwenköpfen, wie es der oft abgebildete Dolch des Königs Antiochos I. eindrucksvoll demonstriert (vgl. Abb. 23).302 Die Bildwerke der Kommagene belegen auch, dass König und Königssohn unterschiedlich lange Schwerter trugen. Der Throninhaber wird grundsätzlich mit einem Langschwert abgebildet, während der noch nicht inthronisierte Sohn ein halblanges Schwert an der Seite trägt.303 Dass die unterschiedliche Schwertlänge tatsächlich auch im Partherreich als Rangkennzeichen diente, belegen die Felsreliefs der Elymais, die die Adligen mit kürzeren halblangen Schwertern abbilden als den König, der ein Langschwert trägt. Das Auffallendste an all diesen Waffen, seien es die real genutzten, seien es die Prunkwaffen, ist deren starke Affinität zu den Waffen der Reiternomaden der eurasischen Steppe.304 Alle parthischen Schwerttypen und die mit ihnen verbundene Tragbügelaufhängung sind zur Partherzeit in Eurasien und etwa ab der Zeitenwende

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(mit dem Eindringen der Saken und der Kuschanen) auch in Nordwestindien nachweisbar (Abb. 41). Die ältesten Langschwerter sind schon bei den Skythen des 7. Jhs. v. Chr. und bei den Sauromaten belegt. Seit dem 5. Jh. v. Chr. verbreiteten sie sich aber über ganz Eurasien und fanden sich in der vorparthischen Zeit bei den Saken und den Sarmaten. Auch der Tragbügel ist eine Erfindung der nomadischen Reiterkrieger, die etwa um die Mitte des 1. Jts. v. Chr. gemacht wurde und über die Saken sowohl nach China als auch nach Mittelasien gelangte.305 Die Dolche mit der Traglaschenaufhängung gehörten ebenfalls zur charakteristischen Ausrüstung der eurasischen Stämme und sind wahrscheinlich schon in der ersten Hälfte des 1. Jts. v. Chr. in der Inneren Mongolei genutzt worden. Die ältesten erhaltenen Originale stammen jedoch aus der sakischen Pazyryk-Kultur im Altai, aus Gräbern des 5.–3. Jhs. v. Chr.306 Zusammen mit den Saken verbreitete sich dieser Dolchtyp über Kasachstan zum einen bis in das Gebiet des heutigen Afghanistan, zum anderen bis hin zu den Sarmaten. Ab dem 2. Jh. v. Chr. traten besonders bei den Sarmaten, im sogenannten mittelsarmatischen Prunkhorizont, jene stark verzierten Prunkdolche auf, die ihre deutlichsten Parallelen in den Prunkdolchen der Kommagene und bei den Parthern finden. Auch die Prunkdolche aus den berühmten Gräbern von Tillya-Tepe im heutigen Nordafghanistan aus dem 1. Jh. n. Chr. gehören in diesen Kreis nomadischer Prunkwaffen.307 Auf enge Kontakte zu den Sarmaten und den Saken weisen auch die Rüstungen der  Parther: Obwohl gepanzerte Reiter schon bei den Skythen nachgewiesen sind, scheinen Sarmaten und Saken die engsten Parallelen zur parthischen Rüstung aufzuweisen. Die im 1. Jh. v. Chr. in Nordwestindien einfallenden Saken bildeten sich auf ihren Münzen als Panzerreiter mit langer gepanzerter Jacke mit hohem Kragen und Helm ab und halten hier eine lange Lanze. Die Ausrüstung mit dem Ganzkörperschutz aus Lamellen- und Schuppenpanzer, der Spangenhelm und die volle Pferdpanzerung scheinen aber auf direkte Vorläufer bei den sarmatischen Kriegern zurückzugehen. Ob die Parther diese Ausrüstung gezwungenermaßen übernahmen, um sich gegen die Vettern aus der Steppe zu behaupten, oder sie schon aus ihrem Herkunftsgebiet mitgebracht hatten, ist noch nicht geklärt. Auffallend ist auch, dass die parthischen Könige auf ihren Münzen verschiedene Waffendarstellungen nutzten, um politische Botschaften zu übermitteln. So zeigt die Analyse der Bogendarstellungen, dass die Partherkönige in der frühen Periode des Reiches alle jene Bogentypen abbildeten, die in den vorhergehenden Reichen als Herrschafts- oder als Siegessymbole genutzt worden waren. Dazu gehörten der kleine skythische symmetrische oder asymmetrische Reflexbogen und der mit dem skythischen Bogen verbundene Goryth, die kombinierte Bogen- und Pfeiltasche,

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Abb. 42

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Reitender Parther mit Lanze. Bisotun (Iran), Gotarzes Relief.

der hellenistische Stabbogen und der große doppelt asymmetrische medische Zeremonialbogen (vgl. Abb. 10).308 Hier wird der Vielfalt der Herrschersymbolik Rechnung getragen, die bei den verschiedenen im Parthischen Reich lebenden Völkern bekannt war. Später wurde nur noch der große medische Kompositbogen dargestellt, der schon unter den Achämeniden als Herrschaftssymbol verwendet worden war. Seine Abbildung signalisierte den Nachbarvölkern klar den parthischen Anspruch auf die ehemals von den Achämeniden beherrschten Gebiete, eine Forderung, die eine Gesandtschaft Artabanos’ II. den Römern auch unverblümt vortrug. Dieser asymmetrische Reflexbogen blieb auch unter den Parthern als Zeremonialbogen bestehen, im realen Kampf aber nutzte man den symmetrischen Kompositbogen mit zwei Rekurven. Vierlaschendolche und links getragene Schwerter – also Waffen nomadischen Ursprungs – erscheinen auf den Tetradrachmen ab dem 1. Jh. n. Chr., z. B. bei Pakoros II. (Abb. 47), Orodes II. und Artabanos II., zusammen mit der Darstellung des Königs in der nomadischen Reitertracht mit Jacke und Reiter-

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hosen. Dies geschah in genau jener Zeit, in der das Partherreich siegreich aus den Kämpfen gegen die Römer hervorgegangen war, und so können solche Darstellungen zugleich unschwer als Propagandamittel gesehen werden, die die Machtansprüche der parthischen Könige verdeutlichen sollten.

Parthische Legionäre im Dienst Roms – Parthische Reitersoldaten am Rhein? Nach den verheerenden Niederlagen gegen die Parther im 1. Jh. v. Chr. war es für das römische Heer wohl eine zwingende Notwendigkeit, sich mit der parthischen Waffentechnik und Angriffstaktik auseinanderzusetzen. Eine Übernahme parthischer Kriegsstrategie in das römische Heer konnte am ehesten gelingen, wenn römische Soldaten durch in dieser Technik erfahrene parthische Reitersoldaten auch trainiert wurden. Das dies auch geschah, zeigt die Bildung der Ala Parthorum, einer römischen Reitereinheit, die am Ende des 1. Jhs. v. Chr. in Dalmatien stationiert war. Diese Reitergruppe sollte –  so der Name  – gegen die Parther eingesetzt werden. Den Angaben Alföldys309 nach bestand die Ala Parthorum aus parthischen Flüchtlingen. Einen wichtigen archäologischen Hinweis auf einen Parther, der sicher in der Ala Parthorum diente, findet sich in einer Inschrift aus Dalmatien.310 Der hierin erwähnte Gaius Iulius war möglicherweise ein Sohn des Partherkönigs Tiridates I. (29–26 v. Chr.),311 der sich mit Rom verbündet hatte und von den Römern als Decurio der Ala Parthorum eingesetzt worden war. Die erwähnte Ala Parthorum dürfte im Zusammenhang mit den Angriffen der Germanen und der verlorenen Varusschlacht (9 n. Chr.) nach Niedergermanien nach Novaesium (heutiges Neuss) versetzt worden sei. Dort fand man als einzigen archäologischen Nachweis einen Siegelring, der dem Decurio einer Ala Parthorum Veterana gewidmet war.312 Rüger313 geht ebenso wie Alföldy314 davon aus, dass das Kavallerieregiment der Ala Parthorum Veterana aus parthischen Flüchtlingen zusammengestellt gewesen sei. Eine weitere Auxiliartruppe in Germanien, die mit ihrem Namen auf die Parther hinweist, ist die Ala Parthorum et Araborum,315 die durch zwei Grabsteine in Mainz bezeugt wird. Es wird angenommen, dass die Ala Parthorum et Araborum aus der oben genannten Ala Parthorum Veterana entstanden sei.316 Die Grabsteine stammen aus der Mitte des 1. Jhs. n. Chr. Es handelt sich um den Grabstein des Antiochos, eines Offiziers in der Ala Parthorum et Araborum,317 und um den Grabstein von Maris, einem Reiter in derselben Ala.318 Der Namen dieser Reitertruppe

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erklärt sich daraus, dass neben parthischen Soldaten, die möglicherweise aus Teilen der Ala Parthorum Veterana hervorgegangen waren (ein Teil der Soldaten der Ala Parthorum Veterana dürfte vermutlich bei Kämpfen ums Leben gekommen sein), auch neu hinzugekommene „arabische“ Soldaten in der Truppe dienten, die aus den östlichen römischen Provinzen oder aus dem mesopotamischen Bereich stammten.319 Diese wenigen literarischen als auch archäologische Spuren scheinen zu belegen, dass Reitersoldaten sowohl aus Parthien als auch aus Mesopotamien mit den römischen Truppen bis an den Rhein gelangten, um dort gegen die Germanen zu kämpfen.

Handel und Wirtschaft bei den Parthern – Die Seidenstraße Uwe Ellerbrock und Sylvia Winkelmann

Handel und Wirtschaft bei den Parthern

Landhandel Die Parther betrieben einen intensiven Handel zu Wasser und zu Lande. Der größte Teil des Handels wurde über den Landweg abgewickelt. Dabei konnten sich die Parther auf ein schon seit Jahrtausenden bestehendes Fernhandelsnetz stützen, das über Mittelasien bis nach China und über den Südostiran bis nach Indien reichte. Ein geringerer Teil des Handels führte im Reich selbst über die Flüsse Euphrat, Tigris und Karun (Fluss vom Zagrosgebirge, der in den Persischen Golf mündet), während der Seehandel einen Warenaustausch mit Indien und sogar mit China ermöglichte. Eine besondere Bedeutung erlangte die unter den Achämeniden errichtete persische Königstraße, die breiter und bequemer war als die üblichen Handelsstraßen und die die achämenidischen Städte von Sardes und Pteria in Kleinasien über Ninive und Babylon im Zweistromland mit Susa, Persepolis und Pasargadae verband. Eine Abzweigung führte von Babylon nach Ekbatana und verband sich mit der nördlichen Route der Seidenstraße. Der Begriff „Seidenstraße“ wurde allerdings erst im 19. Jh. eingeführt. Die Haupttrasse führte über Susa in die Fars. Von dort erfolgte der Anschluss an die spätestens seit der Bronzezeit genutzten Handelsstraßen durch das Bampurtal (Südostiran) und die Makranketten parallel zur Küste bis nach Nordwestindien bzw. durch das Seistangebiet in das Gebiet des heutigen Afghanistan. Während der Herrschaft Mithradates’ II. kam es zu einem staatlich kontrollierten und gesicherten Fernhandel von Parthien bis nach China, das sich seinerseits im Ferghanagebiet bis an die parthische Grenze ausgedehnt hatte. Außerhalb der chinesisch und parthisch kontrollierten Handelswege wurde der Handel im eurasischen Gebiet von verschiedenen Nomadenstämmen übernommen, wie parthische Münzen im Gebiet des Urals und im Turfangebiet beweisen. Unter diesen Rahmenbedingungen florierte die Seidenstraße von Syrien bis nach China. Handelszentren waren u. a.

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Palmyra, Ekbatana und Ray (in der Nähe des heutigen Teheran). Wie wichtig für die Parther der Handel und die Kontrolle über den Warenfluss zwischen Ost und West waren, zeigt auch die Gründung von Vologesias durch Vologases I. (ca. 51–79 n. Chr.). Dieser bisher noch nicht entdeckte Ort wird in Inschriften aus Palmyra erwähnt und lag in der Nähe von Ktesiphon. Wie bedeutsam den Römern auch noch Anfang des 3. Jhs. n. Chr. der Handel mit Parthien war, zeigen die intensiven Verhandlungen des römischen Kaisers Caracalla (211–217 n. Chr.) mit Artabanos IV., um freien Handel für Gewürze und Gewänder zu erstreiten, als deren Gegenwert Caracalla römische Metalle und Handwerksarbeiten anbot.320

Transport über Flüsse und Meere Neben dem Landtransport war für die Parther ein weiterer Handelsweg von Bedeutung: der Transport auf den Flüssen. Besonders der Euphrat mit seinem ruhigen Lauf und mit allen seinen Kanälen spielte in parthischer Zeit eine bedeutende Rolle. Seleukia am Tigris war der Mittelpunkt eines regen Warentransports und Austauschs. Durch ein Kanalsystem stand die Stadt in direkter Verbindung mit dem Euphrat und war dadurch mit den Seehäfen am Persischen Golf unmittelbar verbunden. Auch Palmyra nutzte den Euphrat. Schon früh hatten die Palmyrener die Kontrolle über die Wadis der rechten Euphratseite übernommen und bedienten sich dieses Verbindungswegs zum Fluss, um von dort aus weiteren Handel zu betreiben. Zur Sicherung der Karawanentransporte von und nach Palmyra gab es eine enge Verbindung und finanzielle Absprachen zwischen den Großhandelskaufleuten in Palmyra und den Anführern der arabischen Nomaden. Beide Seiten partizipierten so an den immensen Verdienstmöglichkeiten. Neben dem Transport von Waren auf den Füssen gab es einen intensiven Handel auch auf dem Seeweg. Parthische Handelsbeziehungen in Form von Überseetransporten bestanden mit Indien und dem Han-zeitlichen China. Es existierte eine feste Schiff fahrtsroute zwischen Apologos im Delta von Tigris und Euphrat und dem indischen Hafen Barygaza, wobei es Zwischenstationen in Charax in der Charakene und in Omana gab (heute Vereinigte Arabische Emirate). Von letztgenanntem Ort ist sogar bekannt, dass dort eine Werft bestand.321 Hier wurden Kupfer, Pflanzen und Edelhölzer wie Teak-, Sandel- oder Ebenholz umgeladen. Ein kleinerer Schiffsverkehr bestand im Persischen Golf zu allen Staaten der Arabischen Halbinsel. Die Größe der parthischen Schiffe wird mit über 26 Bruttoregistertonnen322 angegeben.

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Untersuchungen gehen heute davon aus, dass dieser Teil der arabischen Seite zumindest im 1. Jh. n. Chr. im Einflussbereich des Parthischen Reiches gelegen habe. Welche Bedeutung der Seehandel hatte, wird auch deutlich an den 2008 durchgeführten archäologischen Untersuchungen in Nakhl-e Ebrahim im Bereich der Meerenge bei Hormuz, die den Persischen Golf vom Indischen Ozean trennt. Dort fand man die Reste einer gewaltigen Burganlage mit einem Hafen, der es den Parthern erlaubte, diese wichtige Meeresenge zu kontrollieren.323

Handelsgüter Die Parther importierten chinesische Luxusgüter wie Seide, Jade oder Bodenschätze, die im Kernland Parthiens nicht ausreichend vorkamen und daher zumindest in der ersten Phase des Reiches aus anderen Ländern importiert werden mussten. Dazu gehörte Silber, das z. B. für die Herstellung von Münzen und Schmuck verwendet wurde, aber auch besonders behandeltes Eisenerz, das sogenannte serische = chinesische Eisen, das ein besonderer Stahl war,324 der für die Waffenherstellung von entscheidender Bedeutung war. Die parthische Armee benötigte dieses Erz in erheblichem Umfang, um Rüstungen, Schwerter, Dolche und Pfeilspitzen herzustellen. Nach der Ausdehnung des Reiches durch Mithradates I. konnten die Parther auf die Bodenschätze der von ihnen eroberten Gebiete zurückgreifen. Die Parther exportierten Pferde aus Nisa, Bäume und Edelhölzer, Sklaven, Perlen, Granatäpfel, Weinstöcke, Luzerne und sogar Straußenvögel nach China. Auch Löwen wurden nach China exportiert und erfreuten sich bei den chinesischen Herrschern großer Beliebtheit. Gaukler und Akrobaten machten sich im Zuge dieses Handels mit Karawanen auf den Weg in den Osten. Im Gegenzug wurden aus China Pfirsiche, Aprikosen, Orangen und besonders Seide, Jade und Nephrit durch das Partherreich hindurch bis in den Westen gehandelt. Aus Indien kamen Halbedelsteine, Schmuck, Erzeugnisse der Gandhārakunst, Gewürze und indische Baumwolle, ein Produkt, das in der Zeit von Kaiser Augustus bei den Römern extrem beliebt war. Parthien exportierte nach Rom neben Pferden und Früchten auch Leinen, Gewürze und Arzneimittel, wie z. B. Silphium und Safran.

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Seide Einen besonderen Schwerpunkt des Handels bildete neben Baumwolle und Gewürzen die chinesische Seide. Die ersten Seidenstoffe soll die Gemahlin des Kaisers Hoang-Ti bereits 2700 v. Chr. gefertigt haben. Zu Zeiten der Han-Dynastie in China (206 v. Chr.–220 n. Chr.) wurde im 1. Jh. v. Chr. die militärische Ausdehnung Chinas nach Westen bis in das Turfangebiet vorangetrieben. Die dort in Garnisonen stationierten Soldaten und Generäle wurden mit Seidenballen bezahlt. Dies wurde zum Ausgangspunkt für einen intensiven Handel, in den Skythen und parthische Kaufleute eingebunden waren, die die Waren weiter auf die Märkte nach Syrien und Armenien oder in die Städte in Babylonien brachten. Eine weniger wertvolle Seide soll den Angaben von Plinius dem Älteren zufolge auch in Mesopotamien hergestellt worden sein. Man vermutet allerdings auch, dass aufgrund der Kriege zwischen Rom und Parthien Seide als Kriegsbeute in römische Hände gefallen sei. In der Kaiserzeit war das Interesse vornehmer Römer und ihrer Frauen an Seide groß, und man weiß, dass diese je nach Stellung ganze seidene Gewänder oder seidene Borten trugen. So wurde Seide zu einem Handelsprodukt, mit dem man hohe Gewinne erwirtschaften konnte.

Umgehung des parthischen Zolls – Die Römer suchen eine Alternative Über das parthische Zollwesen wissen wir wenig.325 Es ist nicht klar, ob es ein zentrales oder dezentrales parthisches Zollsystem gab, und ob die Zölle in Geld oder aber in Naturalien bezahlt wurden. Aus Inschriften in Palmyra (157–161 n. Chr.) weiß man, dass dort bis zu 25 % des Warenwertes an Zoll anfiel. Wahrscheinlich darf man solche Angaben auch auf die Zollkosten des Parthischen Reichs übertragen.326 Das macht verständlich, dass die Römer ab der Mitte des 1. Jhs. v. Chr. versuchten, den Handel mit China und Indien aus der parthischen Kontrolle zu befreien und ihren wachsenden Bedarf an Seide, Baumwolle und anderen Gütern anderweitig zu decken. Die Römer bauten daher den Handel mit Arabien und Indien auf dem Wasserweg aus, wenngleich dies den Handel auf dem Landweg nicht völlig ersetzen konnte. Der kombinierte See-Landweg führte über Palmyra in Syrien nach Charakene in Südmesopotamien und von dort aus über den persischen Golf nach Indien.

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So standen die parthischen Seetransporte in Konkurrenz mit einem zunehmend erstarkenden Seehandel Roms mit Indien. Die Versuche der Herrscher der Charakene, sich unabhängig zu machen, aber auch die direkte militärische Einflussnahme Parthiens (siehe Kapitel „Die Charakene“) zeigen, dass Parthien um die wirtschaftliche Bedeutung des Seehandels wusste und an diesem Handel partizipierte. Das Kuschanreich, das sich ab dem 1. Jh. v. Chr. als neue Großmacht etabliert hatte, kontrollierte ab dem 1. Jh. n. Chr. inzwischen große Abschnitte der Seidenstraße sowie den Handel auf dem Indus bis zum Arabischen Meer. Ein Teil der Warentransporte lief während der Kuschanherrschaft über den Indus zu den Seehäfen am Indischen Ozean, so zu dem Hafen Barbarikon (im Bereich der Stadt Karatschi im heutigen Pakistan), und umging damit den Transport über das Parthische Reich. Damit entzogen die Kuschan den Parthern eine wichtige Einnahmequelle, während die Römer direkte Handelsbeziehungen zum Kuschanreich und nach Indien aufbauen konnten. Die Warenströme waren so gewaltig, dass den Römern zeitweise das Gold ausging, mit dem sie die Waren der Kuschan bezahlen mussten. 166 n. Chr. erreichte eine römische Delegation sogar den chinesischen Hof. Vom Versuch, einen eigenständigen Handel mit China zu etablieren, kündet die an der Südostspitze Indiens gelegene römische Hafenanlage Arikamedu. Allerdings profitierten auch Händler aus Palmyra vom Handel zwischen China, Indien und Rom, denn sie unterhielten Handelsniederlassungen in Babylon, in Seleukia am Tigris sowie in Charax-Spasinu, einer Hafenstadt am Persischen Golf.

Bodenschätze – Bergbau Zu den großen Reichtümern des Iran, die über Jahrtausende eine der Voraussetzungen für das Entstehen der großen orientalischen Reiche waren, zählen die unzähligen Rohstofflagerstätten auf dem iranischen Hochland und im angrenzenden Gebiet des heutigen Afghanistan, deren Wertstoffe von hier seit dem Ende des 4. Jts. v. Chr. besonders nach Mesopotamien gehandelt wurden und zum Aufblühen der Zivilisationen im Zweistromland beitrugen. Sie bildeten auch einen der Gründe für die Stärke des Partherreiches, das sich in seiner Blütephase sowohl auf die Bodenschätze des Hochlandes als auch auf die Kornkammern in Mesopotamien und Mittelasien stützen konnte. Die wichtigsten Bodenschätze – Gold, Silber, Kupfer und Eisen – sind im Hochland des Iran, im Zagrosgebirge und in Afghanistan vorhanden und wurden dort

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Abb. 43 Parthischer Diener (?), der möglicherweise Gold- oder Silberbarren auf einem Tablett überreicht.327 FO Koblenz, 2. Hälfte 2. Jh. n. Chr., Rheinisches Landesmuseum Trier: Inv.-Nr. G 37 c, lokaler Kalksandstein.

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bereits seit der Bronzezeit abgebaut.328 Gleichzeitig besaß der Iran auch große Bergwälder, deren Holz Grundvoraussetzung für die Erzeugung von Holzkohle zur Verhüttung der Erze war. Über 80 alte Kupferbergwerke lassen sich noch heute im Iran nachweisen. Besonders ergiebige Eisen- und Kupfererzlager fand man im Umkreis von Yazd / Bafq, im Hinterland von Bandar Abbas und bei Kerman.329 Die ältesten in größerem Maßstab betriebenen Abbau- und Verhüttungsstationen für Kupfer liegen bei Tepe Sialk und Tall-i Iblis im Kermangebiet. Sie reichen bis in das 5. / 4. Jt. v. Chr. zurück. Aus dem 3. Jt. v. Chr. sind große Kupfertransporte aus Iran nach Mesopotamien bekannt. Mit ihnen verbunden sind riesige Schlackefelder, die im Kerman- und im Seistangebiet- sowie in der Gardan-Regwüste von dem immensen Umfang der Kupferverhüttung künden. Eisen wurde erst seit dem Ende des 2. Jts. v. Chr. in größerem Umfang genutzt und ersetzte die vorher verwendete Bronze schrittweise. Eine parthische Burg in Holabad bei Natanz (Provinz Isfahan) liegt in unmittelbarer Nähe eines ausgedehnten Eisenbergbaukomplexes – ein direkter Hinweis auf die Eisenproduktion in parthischer Zeit, die für die Herstellung von Waffen und Rüstungen unersetzlich war. In diese Zeit fallen auch erhebliche Entwaldungsprozesse am Innenrand des Zagros, die auf die ausgedehnte Eisenverhüttung zurückgehen. Auch heute noch werden im Iran erhebliche Mengen an Eisenerz abgebaut. Der Iran steht heute auf Rang 15 der Weltfördermenge an Eisenerz. In den Erzlagerstätten fanden sich aber auch weitere Metalle wie Zink, Nickel, Arsen, Kobalt, Wolfram, Blei und Zinn. Bereits der römische Schriftsteller Plinius d. Ältere wusste von Goldminen in Parthien zu berichten. Gold wurde auf zwei verschiedene Arten gewonnen: durch direkten Goldabbau bei reinen Goldadern (dafür sind im Iran 13 Stellen bekannt) oder als Nebenprodukt beim Kupferabbau. Bergwerke mit Kupferabbau und Gewinnung von Gold und Silber fanden sich im Zentraliran, bei Kerman (südöstliches Iran) und im Ostiran. Auch in Medien (Nordwestiran) gab es bedeutende Goldvorkommen, die schon in der iranischen Frühgeschichte ausgebeutet wurden. Altbekannte Goldlagerstätten befanden sich in der Region Herat. Silber wurde am östlichen Rand des Zagrosgebirges zwischen Hamadan und Isfahan sowie im Bereich von Yazd bis Kerman abgebaut. Dort lagen auch die antiken Blei-Silber-Zinkbergwerke. Alte Silberminen wurden in Nordindien, aber auch im Kaukasus und in Baktrien bei Andarab (heutiges Afghanistan) nachgewiesen. Möglicherweise stammt ein Teil des parthischen Silbers auch aus Bergwerken in Armenien. Specksteinlagerstätten (Chlorit, Steatit) und Alabaster finden sich in Süd- und in Südostiran. Diese Gesteine wurde zur Herstellung von Gefäßen, Schalen und Vasen benutzt und seit dem 3. Jt. v. Chr. nach Mesopotamien gehandelt.

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Lapislazuli kam aus den Sar-e-Sang-Minen im Badakshangebiet (Bereich des heutigen Afghanistan) und wurde dort seit dem 3. Jt. v. Chr. kommerziell abgebaut und nach Vorderasien sowie nach Ägypten exportiert. Untersuchungen haben nachgewiesen, dass der gesamte in Vorderasien gefundene Lapislazuli in diesen Minen abgebaut und über den Landweg nach Westen transportiert worden war. Halbedelsteine wie Türkis oder Karneol wurden bei den Parthern zur Schmuckherstellung verwandt. Die bedeutendste Lagerstätte für Türkis war die Abdurezza- Mine in der Nähe der Stadt Nischapur im Norden des Iran. Karneol, der in parthischen Schmuckstücken oder auch als Einlegestein in Kunstgegenständen wie Schalen von den Parthern verarbeitet wurde, wurde aus Nordwestindien importiert. Der Handel mit Karneol nach Mittel- und nach Vorderasien lässt sich bereits seit dem 3. Jt. v. Chr. nachweisen.

Tod vor 2000 Jahren: der parthische Salzmann Salz war auch in Parthien ein begehrtes Handelsgut und wurde in Bergwerken abgebaut. Im Zeitraum von 1993 bis 2006 wurden in einer Salzmine in Chehrabad in der Nähe von Zanjan im nordwestlichen Iran insgesamt sechs Mumien gefunden. Untersuchungen mit der C 14-Methode ergaben, dass diese Menschen im 2. und im 3. Jh. n. Chr., also in parthischer Zeit, gelebt haben und bei Einstürzen der Gruben, möglicherweise bei Erdbeben, durch schwere Verletzungen und Knochenbrüche zu Tode gekommen sind. Die Mumien weisen eine durch die Salzlake bedingte hervorragende Konservierung der Körper auf. Ein Fund zeigt einen blonden Mann, der ca. 37 Jahre alt und 1,75 m groß war. Aufgrund der DNA-Probe wissen wir, dass er die Blutgruppe B hatte.330 Er war mit gut gearbeiteten Lederstiefeln bekleidet, trug eine wollene Hose und hatte verschiedene Werkzeuge bei sich: drei eiserne Messer, einen Schleifstein und eine Kordel. Auch eine Walnuss fand man in seiner Hosentasche. Zusätzlich entdeckte man bei ihm eine Silbernadel, einen Ohrring sowie einige Bruchstücke von Tongefäßen. Bei den anderen Funden von Salzmännern mit unterschiedlichen Erhaltungsgraden fand man kleine Teile einer Strohmatte, eine Öl- / Talglampe sowie zwei gut erhaltene Trinkhörner.

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Landwirtschaft in Parthien Die Parther beherrschten ein großes Reich mit ganz unterschiedlichen geographischen, geologischen, hydrographischen und klimatischen Bedingungen. Im iranischen Kernland gibt es Wüsten ohne Niederschlag, die inneren Bergrandregionen im Ostiran weisen nur eine geringe Niederschlagsmenge auf. In den Bergaußenrändern am Zagros und am Kaspischen Meer gibt es fruchtbare und feuchte Gebiete, hinzu kommen große Siedlungskammern im Hochland mit ganzjähriger Bewässerung wie die Gebiete Fars, Kerman oder die Ebene von Hamadan, das fruchtbare Tiefland in der Susiana oder spezifische bewässerte Streifen entlang von Flüssen wie im Bampurtal oder im Seistangebiet. Zum Reichsgebiet gehörte nach der Eroberung durch Mithradates I. auch das fruchtbare Zweistromland. Besonders wichtig waren die großen fruchtbaren Tieflandregionen in Mittelasien, besonders die Margiana und Baktrien, die durch die von den Gebirgen herabfließenden Ströme wie den Tedžen, den Murghab oder den Amu-Darja bewässert wurden. Überall dort, wo ganzjährig Wasser vorhanden war, wurde intensiver Ackerbau betrieben. Zur Erweiterung des natürlich bewässerten Gebiets wurden großflächige oberund unterirdische Bewässerungsanlagen angelegt. Unter den Parthern blühte der Bau großer Qanatanlagen, unterirdischer Wasserkanäle, die die großen Grundwasserspeicher in den Bergen und den Wüsten anzapften und Wasser für die Landwirtschaft über viele Kilometer in aride Gebiete leiteten.331 Im parthischen Reich wurden in großem Maßstab Weizen, Gerste, Hafer und Einkorn angebaut, in der wasserreichen Susiana und in Mesopotamien sogar Reis, der bis nach Rom transportiert wurde, wo er als Arzneipflanze genutzt wurde. Kornkammern waren die Margiana, Hyrkanien und Mesopotamien. Leinen wurde in größerem Umfang sowohl für die Tuchherstellung als auch für die Gewinnung von Leinöl und Leinsamen angebaut. Bekannt ist der Anbau von Linsen, Erbsen, Bohnen, Zwiebeln, Knoblauch, Gurken, verschiedenen Kohlsorten, Melonen und Kürbis. In Mesopotamien und in klimatisch günstigen Bereichen des Iran, so etwa im Kermangebiet und im Süden, wurde der großflächige Anbau von Dattelpalmen betrieben. Im oberen Mesopotamien, in Syrien und in Nordiran wurden Oliven angepflanzt, deren Öl zum Backen, Braten und zur Körperpflege eingesetzt wurde. In den Gärten wurden viele Obstsorten angebaut, wie Granatäpfel, Äpfel, Feigen, Kirschen, Quitten, Pflaumen und Birnen, aber auch Nüsse aller Art, Pistazien und Mandeln wurden dort geerntet. Der Anbau von Aprikosen wurde in großem Umfang im armenischen Bereich betrieben.

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Pfirsiche, die ursprünglich aus China importiert worden waren, wurden in Parthien kultiviert und gelangten später als „Persischer Apfel“ nach Europa. Die Kontakte zwischen Parthern und Römern (und natürlich weiterführend auch der zwischen Parthern und China) führten dazu, dass gerade in der Partherzeit viele der obengenannten Pflanzen erstmals von Iran über die Römer nach Europa eingeführt wurden. Bis heute prägen sie unsere Landwirtschaft und Gärten. Daneben gab es eine Vielzahl von Kräutern, Gewürzen, Heilkräutern und Blumen, die angebaut und exportiert wurden. Schon damals bestanden große Rosengärten, in denen das begehrte Rosenöl gewonnen wurde. Krokusse wurden kultiviert, um Safran zu gewinnen, der als Luxusartikel in den Mittelmeerraum exportiert wurde. Eine ganz besondere Pflanze, die als Gewürzkraut wie als Heilpflanze genutzt und vor allem nach Rom ausgeführt wurde, war das parthische Silphium. Echtes Silphium (Ferula historica) war eine seltene, nur in der Kyrenaika (Libyen) wachsende Riesenfenchelart, die so stark begehrt war, dass sie bis zur völligen Ausrottung geerntet wurde und um 50 n. Chr. ausstarb. Das parthische Silphium, das als Ersatz für das kyrenaische Silphium genutzt wurde, wuchs in einer Exklave in der Südostecke des Kaspischen Meeres, also im Stammgebiet der Parther. Daneben wurde der in ganz Iran, Armenien, Afghanistan und Pakistan verbreitete persische Riesenfenchel (Ferula assa-foetida, auch Assant oder Stinkassant) angebaut, dessen Qualität deutlich schlechter gewesen sein soll, aber ebenfalls in großen Mengen genutzt und nach Rom exportiert wurde. Das persische Silphium wurde als Gemüse, Arzneimittel und als Aphrodisiakum genutzt. Darüber hinaus gewann man aus der Wurzel eine Art harzigen Gummi, der u. a. zum Räuchern und als Gewürz genutzt wurde. Auch die Tulpe war schon bekannt, trat ihren Siegeszug jedoch in Iran erst in islamischer Zeit an. Von besonderer Bedeutung war der Anbau von Luzerne (Medicago sativa), die in Iran schon lange vor den Parthern kultiviert wurde und im 5. Jh. v. Chr. aus Iran nach Griechenland übernommen wurde. Luzerne wurde besonders als Pferdefutter angebaut und gewann mit dem Einzug der Reitervölker in Iran eine besonders große Bedeutung. Die Parther, die wie alle Iraner in großem Umfang Pferde züchteten, hatten so große Luzernefelder, dass diese Pflanze sogar exportiert wurde. Unter den Parthern entwickelte sich eine reiche Gartenkultur, die über die Anpflanzung von Nutzpflanzen hinausging. Weitläufige ummauerte Gartenanlagen mit gemauerten Wasserkanälen, schattigen Pavillons, freien begrünten Flächen im Wechsel mit Blumenbeeten und Sträuchern fanden sich besonders im Umfeld von Palastanlagen: eine Tradition, die bereits unter den Achämeniden begründet worden war und vermutlich noch weiter bis zu den Elamern zurückreicht, bei denen heilige Haine

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und Teiche oder Wasserbecken zu den typischen Kultanlagen gehörten. Umgesetzt in die profane Nutzung zuerst bei Königen und Adligen, hat sich diese Kombination bis in die spätere persische Gartenkultur erhalten. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass sich der biblische Begriff „Paradies“ von dem persischen Begriff pairi daēza herleitet, der sinngemäß für die Umzäunung der königlichen Gärten und der heiligen Stätten benutzt wurde.332

Weinanbau und Handel Im ganzen Partherreich wurde Wein in sehr großem Umfang angebaut. Die Bedeutung des Weines, der meist verdünnt getrunken wurde, wird besonders klar, wenn man sich verdeutlicht, dass er neben dem meist nicht keimfreien Wasser und Bier das einzige Getränk war. Tee und Kaffee waren damals nicht bekannt. Wilder Wein scheint an beiden Rändern des iranischen Plateaus verbreitet gewesen zu sein. Der älteste bisher bekannte Fundort von Weintrauben ist Mehrgarh in Belutschistan, am Ostrand des Plateaus, wo Trauben in Schichten des 7. Jts. v. Chr. entdeckt wurden. Große Vorkommen des wilden Weins befinden sich im Zagrosgebirge am Westrand des Plateaus. Im Gebiet des heutigen Staates Iran geht der Weinanbau ebenfalls bis in die Jungsteinzeit zurück. Weinreste konnten in Keramikgefäßen aus Hajji Firuz nachgewiesen werden, die auf die Zeit um 5000 v. Chr. datieren. Im 4. und im 3. Jt. v. Chr. war domestizierter Wein über den Zagros und das Kermangebiet bis in das Seistangebiet nachweisbar. Auf Siegeln aus dem beginnenden 2. Jt. v. Chr. aus der Fars ließen sich elamische Könige und Göttinnen in Weinlauben darstellen, unter denen sie thronten oder standen. Der Weinanbau gehörte im Parthischen Reich zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen. Der Kauf und der Verkauf von Weinbergen und besonders die Lagerung und Verwaltung von Wein spielen in den erhaltenen Schriftquellen der Partherzeit eine ganz herausragende Rolle. Die bisher besten Belege für den großen Umfang der Weinherstellung und der Weinlagerung sowie der Verwaltung des Weines finden sich in der parthischen Hauptstadt Nisa.333 Der Partherpalast in Nisa besaß ein riesiges Weinlager, die Keller konnten bis zu 500 000 l Wein fassen. Das Gebiet, aus dem der Wein nach Nisa in die Vorratskammern geliefert wurde, war groß und reichte bis an das Ufer des Amu-Darja (des antiken Oxus). Wein wurde in großen bauchigen Gefäßen gelagert, die teilweise in die Erde eingegraben wurden, sogenannte Chume (dies ist die russische Bezeichnung für ein großes Gefäß). Ein Chum hatte ca. 200 l

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Inhalt. An den Tonkrügen hingen in parthischer Sprache beschriftete Tonscherben, die bereits erwähnten Ostraka. Auf einem Ostrakon, das aus der Zeit von Mithradates I. oder Mithradates II. stammt, fand man folgende Inschrift: „In der Festung Mithridatkirt, in einem Weinlager, welches das ,neue‘ genannt wird, sind Wein- und Essigchume 160, leere  – 8. Im Weinlager  […] im genannten, sind Wein und Essigchume 316, leere 16. Insgesamt 500 Chume.“ 334 Auf einem anderen Dokument steht zu lesen: „In diesem Chum sind aus dem steuerpflichtigen Weinberg des Gutes Friapatikan, der im Besitz des Satrapen ist, 17 Mari Wein (1 Mari = ca. 11 Liter) geliefert: Eingetragen für das Jahr 188, gebracht von Chumajak, Lieferant des Weines, der gebürtig ist aus Artastavanak“.335 Es folgt in diesem Dokument später noch der Hinweis, dass zwei Mari Wein sauer geworden seien. Die Dokumente aus Nisa vermitteln uns somit eine gute Übersicht über die Verwaltung von und den Handel mit Wein im damaligen Nisa. Weinberge wurden besteuert, und die Steuern wurden teilweise in Naturalien, sprich in Form von Weinlieferungen bezahlt. So wurden auf verschiedenen Ostraka Einzahlungen im Auftrag vornehmer Personen dokumentiert, Zahlungen, die als Pachtzins zu deuten sind. Unter diesen Personen gab es z. B. einen Weinbauern, einen Reiter Sasan, einen Schatzmeister und sogar den Oberbefehlshaber der Reiterei des parthischen Heeres. Es gab ein gut organisiertes Dokumentationssystem. Spezielle Amtsinhaber führten die Überwachung der Weinlieferungen und des Weinhandels durch. Die angelieferten Weinkrüge wurden amtlich versiegelt. Kontrollen in Form von Brechen der Siegel und anschließender Wiederversiegelung wurden mit zusätzlichen Kontrolltonscheiben gekennzeichnet und z. B. mit dem Hinweis „Vorstand der Schreiber“ oder „Satrap“ versehen. Einblicke in die Bedeutung des Besitzes von Weinbergen liefern auch die schon erwähnten drei Pergamente aus Avroman, die in einem versiegelten Tonkrug gefunden wurden. Die Urkundendaten der beiden ersten in Griechisch geschriebenen Dokumente weisen auf die Jahre 88 / 87 und 22 / 21 v. Chr. hin. Das dritte Dokument stammt aus dem Jahr 53 n. Chr. und ist in Parthisch gehalten.336 In diesen Dokumenten ist der Verkauf eines Weinberges zu unterschiedlichen Zeiten an drei verschiedene Eigner belegt. Im Jahr 88 v. Chr. kostete der halbe Weinberg 30 Silberdrachmen, 53 n. Chr. war der Preis bereits auf 55 Silberdrachmen gestiegen.

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Wasserwirtschaft – unterirdische Qanate in Parthien Die Anbaugrenze für Regenfeldbau im Orient liegt bei einer jährlichen Niederschlagsmenge von 180–200 mm Wasser. Das iranische Hochplateau ist aber von hohen Bergen umgeben, die den Regen fernhalten. Der größte Teil des Landes ist daher überwiegend extrem arid und nicht für den Ackerbau geeignet. Die Oberflächenbewässerung durch die wenigen Flüsse, die von den Bergen in das Inland fließen, erfolgt meist nur im Frühjahr zur Zeit der Schneeschmelze. Danach versiegen diese Flüsse meist. Daher finden sich die meisten frühen Siedlungs- und Ackerbaugebiete Iran nur an den Außenrandgebieten der Berge und in wenigen Tälern und Ebenen mit Flüssen ganzjähriger Wasserführung. Trotzdem werden in Iran seit mindestens 3000 Jahren große Flächen im Inneren des Plateaus für Acker- und Gartenbau genutzt. Sie werden über ein System unterirdischer Wasserversorgungsleitungen bewässert, das im Iran Karezsystem genannt wird, in den übrigen Ländern jedoch unter der Bezeichnung Qanate bekannt ist.337 Dahinter steht eine original iranische Erfindung, die schon in der Zeit vor der Einwanderung und Sesshaft werdung der iranischen Stämme gemacht worden war. Das älteste erhaltene Qanat in Zavareh bei Isfahan soll bereits 5000 Jahre alt sein und würde damit in die protoelamische Zeit des Iran zurückreichen. Die ältesten schriftlichen Erwähnungen des Qanatsystems finden sich in neuassyrischen Quellen über den Feldzug des Königs Sargon II. nach Iran aus dem 8. Jh. v. Chr. Dieser berichtete über solche Anlagen im Gorgangebiet. Unter den Achämeniden verbreitete sich die Nutzung derartiger Anlagen über Mesopotamien bis Ägypten nach Westen, später sogar in die Sahara und unter den Arabern bis nach Spanien und Sizilien. Im Osten wurden solche Anlagen auch im Gebiet des heutigen Pakistan und im chinesischen Turkestan gebaut. Qanate nutzen die großen Grundwasserschichten in den Bergrandgebieten bzw. Wasserreservoire unter Wüsten, die sich meist in beträchtlicher Tiefe befinden. Eine solche Grundwasserschicht wird durch einen vertikalen Schacht angeschnitten – das ist der sogenannte Mutterbrunnen. Ist man einmal fündig geworden, so werden ca. alle 25 Meter weitere Brunnen angelegt und diese auf einer Sohle miteinander verbunden, so dass sich das Wasser dort sammeln und mit leichtem Gefälle hindurchlaufen kann. Diese Brunnen dienen als Belüftungs-, Kontroll- und Reparaturschächte. Die annähernd horizontalen unterirdischen Stollen werden teilweise über viele Kilometer hinweg von den Bergrändern in Richtung Ebene getrieben und treten

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erst an den zu bewässernden Flächen an die Oberfläche. Man vermeidet dadurch Wasserverluste durch Verdunstung. Die Länge der Stollen schwankt zwischen 15 und 80 km, die Mutterbrunnen besitzen im Durchschnitt eine Tiefe von 20 Metern. Der tiefste bekannte Mutterbrunnen erreichte immerhin 200 Meter. Solche Qanate, deren Bau viele Jahre dauern konnte und deren Errichtung und Erhaltung die Zusammenarbeit großer Gemeinschaften erforderten, finden sich noch heute in großem Umfang am Innenrand des Elburzgebirges (bei Qasvin), in Teheran, in Gamsar, in Semnan, in Damghan, in Sharud, am Innenrand des Kopet Dagh (Sabzevar und Mashed), am Innenrand des Zagros (Isfahan und Kashan), bei Gonabad und in Zarand. Noch bis in die 60er Jahre wurde die Großstadt Teheran allein durch das Wasser eines Qanatsystems versorgt, das Wasser aus dem Elburz brachte. Auch die Wüstenstadt Yazd besitzt eine sehr bekannte Qanatanlage. Heute sind noch ca. 22 000 Qanatanlagen mit ca. 270 000 km Stollenlänge in Betrieb, die 75 % des landwirtschaftlich benötigten Wassers im Iran bereitstellen. Viele dieser Qanate gehen bis in die historische Zeit zurück. Luftaufnahmen zeigen noch heute eindrucksvoll die Ketten der alten Brunnenschächte.338 Archäologische Untersuchungen konnten nachweisen, dass bereits in achämenidischer Zeit über 40 000 Qanate in Iran in Betrieb waren. Surveys in der Diyala-Region im heutigen Irak bestätigen diese Angaben und zeigen, dass in der seleukidischen und später besonders in der parthischen Zeit der Ausbau der Wasserversorgung durch Qanate stark vorangetrieben wurde. Parallel dazu stieg die Zahl ländlicher Siedlungen in der Partherzeit in Mesopotamien und Iran deutlich an. Die Siedlungsdichte erreichte einen bis dato nicht bekannten hohen Stand. Viele neue Siedlungen gruppierten sich um den Verlauf dieser Qanate, mit deren Ausbau höhere Ernten ermöglicht wurden. Nachweisbar war in diesem Zusammenhang auch, dass eine deutliche Differenzierung in der Architektur und der sozialen Struktur erfolgte: Größere Wohnhäuser, die Bewohnern mit höherem sozialen Status gehörten, lagen stromaufwärts, wo der Zugriff auf das Wasser bzw. dessen Qualität und Menge besser waren als in den tiefer gelegenen Wohngebieten. In großem Maße waren Qanate in der Partherzeit auch im südostiranischen Seistangebiet verbreitet, das damals durch die intensive Bewässerung eine fruchtbare und heiß umkämpfte Region war. Der Reichtum der Adelsfamilie Sūrēn, die im Seistangebiet große Ländereien besaß, stützte sich vor allem auf diese hochentwickelte Bewässerungslandwirtschaft. In Kriegszeiten waren Qanate taktisches Ziel der Armeen. So berichten uns antike Quellen, dass Artabanos I. (ca. 127–124 v. Chr.), der auf der Flucht vor den Truppen von Antiochos III. war, Qanate bewusst zerstört habe, um sich vor den Verfolgern zu schützen.339 Der heutige aride und überwiegend wüstenähnliche Zustand des

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Seistangebietes geht auf die gezielte Zerstörung des Qanatsystems während des Mongoleneinfalls zurück.

Tierzucht bei den Parthern Die Tierzucht spielte im Parthischen Reich eine bedeutende Rolle. Der hohe Anteil an Gebieten, die nicht für den Ackerbau geeignet waren, wie Hochebenen und Hochgebirgsregionen oder Wüstensteppen in Iran oder die Turkmenensteppe in Mittelasien, wurde von überwiegend nomadisierenden Völkern zur hochspezialisierten Viehzucht genutzt. Wie auch heute noch der Fall ist, so wurden im Gebiet des Parthischen Reichs in großem Umfang Schafe und Ziegen gezüchtet, außerdem Kamele, Esel, Rinder (Zebus), Geflügel und Pferde. Schafe, Ziegen, Rinder und Geflügel waren Nahrungsmittellieferanten, die Haut der Huftiere diente zur Lederherstellung, während Schafe darüber hinaus wegen ihrer Wolle gezüchtet wurden. Esel und Kamele waren allgegenwärtige Transportmittel. Kamele waren vor allem für die großen Handelskarawanen wichtig, denn die Durchquerung der inneriranischen Wüsten, wie z. B. der Dascht-e Kavir und Dascht-i Lut, war aufgrund der langen wasserlosen Strecken für Pferde unmöglich. Eine besondere Rolle spielten die Kamele auch im parthischen Heer, wo sie wiederum als Transportmittel für Waffen und hier besonders für Pfeile eingesetzt wurden.340 Schweine, die damals noch nicht als unrein galten, wurden vor allem in den Zagroswäldern gehalten. Schafe und Ziegen, die sehr anspruchslose Tiere sind, waren praktisch überall zu finden, in größter Zahl wurden sie jedoch in den Berg- und den Steppenregionen gezüchtet. Nur aus den Berichten über ihre Exporte nach China wissen wir, dass die Parther auch Strauße züchteten. Das bedeutendste Nutztier der Parther aber waren die Pferde. Praktisch alle indogermanischen Völker Eurasiens betrieben schon seit dem 3. Jt. v. Chr. eine extensive Nomadenviehzucht, in der Pferde, Schafe und Ziegen die größte Rolle spielten. Auch die Meder und Perser züchteten Pferde in der Fars, in der Gegend um Pasargadae. Pferde waren Transport- und Fortbewegungsmittel, lieferten Fleisch, Leder und Milch und ermöglichten eine hohe Mobilität. Berühmt war auch Kumys, vergorene Stutenmilch, die die Parther als erfrischendes Getränk herstellten. Auch heute noch wird in der Mongolei Kumys getrunken und ist ein Nationalgetränk. Pferde waren damit gleichzeitig auch ein unerlässlicher Bestandteil der nomadischen Reiterheere: sie ermöglichten einen raschen Angriff, eine schnelle Flucht und verschafften dem

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auf dem Pferd erhöht sitzenden Reiter eine deutlich bessere Angriffsposition gegenüber dem zu Fuß marschierenden und kämpfenden Soldaten. Die aus der Steppe kommenden Parther brachten die Pferde und den Kampf zu Pferde mit in das neue Reichsgebiet ein und führten die Pferdezucht zu einer später nie wieder erreichten Blüte. Als Zentren der Pferdezucht im Partherreich galten die Fars – und hier besonderes die Hochebene um Pasargadae –, die Hochebene von Hamadan, der Nordostiran, die Turkmenensteppe sowie die Gegend zwischen dem Kaspischen Meer und dem kasachischen Hügelland. Ein besonderes Zentrum der Pferdezucht befand sich in der gut bewässerten Achaloase, durch die der Fluss Aschgabatka fl ießt, der der dort heute gelegenen Hauptstadt Turkmenistans, Aschgabat, seinen Namen gab. Nur 17 km von dort entfernt liegt Nisa, die einstige Hauptstadt des Partherreiches. Die in dieser Region gezüchteten Pferde erhielten daher auch den Namen „nisäische Pferde“. Die nisäischen Pferde galten als besonders edel und schnell und waren ein heiß begehrtes Handelsgut. Diese Pferde wurden aus dem Turansteppenpferd gezüchtet, das von Gorgan bis in den Altai genutzt wurde und aus dem die heutige Rasse des AchalTekkinerpferdes entstanden ist. Es handelte sich hierbei um ein großes, robustes und ausdauerndes Pferd mit einer Risthöhe von 140–150 Zentimetern, das an extreme Klimaschwankungen, Nahrungs- und Wassermangel gewöhnt war und ein glänzendes goldgelbes Fell besaß. Die Pferde hatten auch einen besonders trittfesten Gang, der für die Nutzung als Kavalleriepferd für die Parther von besonderer Bedeutung war. Kräftige Schlachtrösser waren die Voraussetzung für den Einsatz der schweren Panzerreiter, die die Armee der Parther unschlagbar machten. Ein weiteres Zentrum der Zucht dieser Pferde lag im Ferghanatal im heutigen Ost-Usbekistan. Die dort gezüchteten schnellen und großen Pferde sollten angeblich Blut schwitzen. Diese Pferde waren in ihrer Leistungsstärke den kleinwüchsigen Pferden überlegen, die zu dieser Zeit in China genutzt wurden. Der chinesische Kaiser Han Wudi, dessen Reichsgrenze immer wieder durch berittene Nomaden überfallen wurde, entschloss sich schließlich, diese „blutschwitzenden Pferde“ in China einzuführen, und entsandte eine Delegation in das Ferghanatal, die ihm schließlich die ersten Pferde dieser Rasse brachte. Begeistert über die schönen Tiere, nannte Han Wudi sie „die himmlischen Pferde“.341 Mit der Aufnahme regelmäßiger Handelsbeziehungen Han Wudis mit den Parthern wurden dann auch regelmäßig und in großer Zahl Pferde nach China gehandelt. Die Zahl der im Partherreich gezüchteten Pferde muss in die Millionen gegangen sein. Schon die Achämeniden hatten im medischen Bereich Herden von Hunderttau-

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senden von Pferden allein in den königlichen Gestüten unterhalten. Auch Alexander der Große hatte seine Armee mit tausenden turkmenischen Pferden ausgerüstet, und sein berühmter Hengst Bukephalos war ein nisäischer Edelhengst gewesen. Unter den Parthern nahm die Zahl der Pferde noch einmal zu, da diese in großem Umfang für den Einsatz im Krieg als auch für den Export nach China, Rom und Arabien gezüchtet wurden. Neben großen Tieren wurden im Partherreich auch kleine Tiere gezüchtet. Bekannt ist die Bienenzucht, deren Produkte als Lebensmittel wie als Heilmittel genutzt wurden. Im Persischen Golf wurden darüber hinaus auch in Muscheln Perlen gezüchtet, die dann als Schmuck- und als Heilmittel innerhalb des Partherreiches wie auch als Exportgut gehandelt wurden.

Einblicke in das gesellschaftliche Leben Uwe Ellerbrock (S. 190–191, 204–214), Sylvia Winkelmann (S. 197–203), gemeinsame Autorenschaft (S. 185–189, 192–196)

Einblicke in das gesellschaftliche Leben

Sprache – Schrift – Literatur der Parther Anhand der Textfunde und sprachwissenschaft licher Untersuchungen kann man davon ausgehen, dass im Parthischen Reich im Wesentlichen drei verschiedene Hauptsprachen nebeneinander bestanden: Griechisch, Parthisch und Aramäisch. Griechisch war eine primär administrative Sprache, erkennbar auch an den parthischen Münzen mit griechischen Inschriften. Sie wurde durch griechische Siedler seit der Achämenidenzeit im iranischen Raum eingeführt und erfuhr unter den Seleukiden in Iran sowie im baktrischen und im nordwestindischen Raum weitere Verbreitung. Das Aramäische, das schon unter den Achämeniden als Verwaltungsund Schriftsprache genutzt worden war, war als Universalsprache, als lingua franca, im Gebiet des Iran fest etabliert. Die dritte Sprache war das Parthische. Es wurde anfänglich nur im Kerngebiet des Parthischen Königreiches, in Hyrkanien, Chorasan und Gorgan gesprochen und etablierte sich erst langsam in allen eroberten Gebieten zur Hof- und Verwaltungssprache der Arsakidendynastie. Daneben wurden im parthischen Herrschaftsgebiet die lokalen Sprachen weiter tradiert. So wurden im Partherreich auch Baktrisch, Armenisch, Babylonisch, Sogdisch und einige der verschiedenen Kaukasussprachen gesprochen. Aus Dura Europos, das zeitweilig unter parthischem Einfluss stand, sind griechisch-makedonische, lateinische, palmyrenisch-aramäische und nabatäisch-arabische Personennamen bezeugt.342 In der Fars sprach man einen Dialekt, der sich aus dem Altpersischen entwickelt hatte und aus dem das Mittelpersisch entstand. Gerade wegen dieser babylonisch anmutenden Sprachenvielfalt war es notwendig, in den eroberten Gebieten eine einheitliche Verwaltungssprache zu etablieren. Das Parthische ist eine nordwestiranische Sprache, die zum indoiranischen Zweig der indogermanischen Sprachfamilie gehört343 und verwandt ist mit der älteren medischen Sprache sowie den jüngeren kurdischen und den Belutschisprachen. Die zur

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Abb. 44 Ostrakon, parthische Schrift zeichen, nur teilweise entziffert, enthält Angaben über Warenmengen und Namen. Fundort Nisa. Ca. 1. Jh. v. Chr.

Aufzeichnung der parthischen Sprache verwendete parthische Schrift hatte sich aus der aramäischen Schrift entwickelt, die in der vorhergehenden altiranischen Periode in Iran neben der Keilschrift genutzt worden war. Mit dem Übergang zur Nutzung von Papyrus und Pergament in der Achämenidenzeit starb die Keilschrift aus, und die aramäischen Schriftzeichen wurden in der Folgezeit auch zur Basis für die verschiedensten Schriften der mitteliranischen Periode (4 / 3. Jh. v. Chr.–7. / 8. Jh. n. Chr.), so für die mittelpersische Schrift (Pahlavi), die sogdische, die choresmische, ja selbst für die indische Kharoshthi-Schrift und eben auch für die parthische Schrift, die sich sämtlich aus dem aramäischen Alphabet entwickelten. Die Schrift zeichen wurden von rechts nach links in horizontaler Schreibweise geschrieben und wurden schon im 2. Jh. v. Chr. bei der Beschriftung der Ostraka in Nisa verwandt (Abb. 44). Die Entschlüsselung der parthischen Sprache stellte die Sprachwissenschaft ler vor ein erhebliches Problem, denn Schrift und Sprache waren völlig unterschiedlicher Her-

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kunft. Die Sprache war indoiranisch, wurde jedoch in einer semitischen Schrift festgehalten. Semitische Schriften aber sind Konsonantenalphabete. Sie geben normalerweise keine Vokale wieder. Ein und derselbe Buchstabe kann daher verschiedene Aussprachen haben. Hinzu kommen sogenannte Heterogramme, d. h. Wörter, die anders gelesen als geschrieben werden. Ein Beispiel dafür ist z. B. der Titel „König der Könige“, der in parthischer Schrift ohne Vokale „MLKYN MLK’“ geschrieben und im Aramäischen etwa wie „malekin malka“ ausgesprochen würde, der bei den Parthern aber ungefähr wie „xschahan xschah“ (der Könige König) geklungen haben mochte. Bedingt durch diese Umstände und durch die sehr geringe Zahl erhaltener Dokumente in parthischer Schrift, standen den Sprachwissenschaft lern zur Rekonstruktion des Parthischen zunächst nur die Analysen anderer Sprachen zur Verfügung. Die Tatsache, dass das Parthische als Verwaltungssprache bis nach Mittelasien und den Kaukasus verbreitet wurde, führte nämlich dazu, dass in vielen mitteliranischen Sprachen wie etwa im Sogdischen, im Armenischen und im Mittelpersischen sowie auch im Syrischen und im Aramäischen und selbst noch im Neupersischen eine Vielzahl parthischer Lehnwörter enthalten ist. Besonders viele Lehnwörter fanden sich in der mittelpersischen Sprache der Sasaniden, die in Iran als Amtssprache auf das Parthische folgte. Das Mittelpersische gehört zum südwestiranischen Zweig der westiranischen Sprachen und entwickelte sich in der Fars (Persis) aus dem unter den Achämeniden gesprochenen Altpersischen.344 Diese Sprache ist mit einer Fülle von parthischen Lehnwörtern gespickt, die besonders aus dem Bereich der Verwaltung, der Literatur, der Religion und des Militärs stammen. Für die Rekonstruktion des Parthischen ist das Studium des Armenischen von besonderer Bedeutung. Die armenische Sprache nahm zum einen durch die jahrhundertelange Herrschaft der Arsakiden und deren Nachfahren in Armenien starke parthische Einflüsse auf, zum anderen enthielt die armenische Schrift, im Gegensatz zu den Sprachen, deren Schrift auf dem Aramäischen beruhte, auch die Vokale. Damit wurde es möglich, die Aussprache der Wörter und damit auch den Klang der parthischen Sprache zu rekonstruieren. Den größten Bestand schrift licher Zeugnisse in parthischer Sprache fand man in Nisa, wo über 2500 Tonscherben mit Inschriften ausgegraben wurden.345 Sie stammen aus der Zeit des 1. Jhs. v. Chr. und beziehen sich überwiegend auf den Weinhandel. Hierzu gehören u. a. Angaben über Menge, Lieferort oder Lagerbestände. Man fand auch einige Tonscherben, die offensichtlich als Übungstexte für neu eingestellte Angestellte gedient hatten. Da auf den Bruchstücken häufig die Namen der Besitzer angegeben werden, kann man davon ausgehen, dass sich die Fähigkeiten des Lesens und des Schreibens keineswegs auf den Königshof beschränkte, sondern auch in der

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Bevölkerung verbreitet war. Diese Vermutung wird dadurch bestätigt, dass auch auf kleinen Gehöften Tonscherben mit Inschriften und Besitzernamen gefunden wurden.346 Weitere Ostraka, allerdings in bedeutend geringerer Zahl, wurden in Südturkmenistan in Kunja-Kala, in Igdi-Kala und in der Merwoase in Erk-Kala und Gjaur-Kala, in Iran in Shahr-e Qumis (= Hekatompylos) und Tureng Tepe sowie in Mesopotamien in Nippur gefunden. Es gibt auch eine größere Gruppe von Metallgefäßen mit kurzen Inschriften, die aber noch nicht vollständig publiziert sind. Chinesischen und anderen Quellen zufolge wurde in den Verwaltungseinrichtungen der Parther ein Großteil der Texte auf Leder geschrieben, das im Laufe der Zeit verrottet ist.347 Nur einige wenige beschriftete Pergamente haben sich in Tongefäßen erhalten. Dazu gehört die bereits erwähnte in Avroman entdeckte Pergamenturkunde in parthischer Sprache aus dem Jahr 53 n. Chr.348 Die darauf enthaltenen Texte haben Steuerfragen und Verkäufe von Grundbesitz zum Gegenstand. Man fand auch einen Schuldschein über einen Grundbesitz, der über 300 km Steppenland und eine Provinzgrenze hinweg entfernt vom Heimatort lag. Man kann davon ausgehen, dass in Parthien auch Papyrus für Schriftstücke verwendet wurde, da dieser bis in das Graeko-Baktrische Reich verbreitet war. In der Schatzkammer des Palastes der Stadt Ai Khanoum, die um 300 v. Chr. von Seleukos I. an der östlichen Grenze Baktriens gegründet wurde, fand man weißliche Reste von Papyrus und Pergament, die sich mit der darunterliegenden Erdschicht so verbunden hatten, dass man mit Hilfe spezieller Untersuchungstechniken sogar einige Seiten einer Abhandlung von Aristoteles entziffern konnte.349 Unter den erhaltenen Funden mit einer parthischen Inschrift ragt eine Heraklesfigur hervor, die 1984 in Seleukia am Tigris gefunden wurde (siehe auch bei Vologases IV., S. 75).350 Sie ist aus verschiedenen Gründen von besonderer Bedeutung. Erstens trägt sie die bisher längste bekannte parthische Inschrift aus parthischer Zeit. Zweitens ist diese Inschrift gleich in zwei Sprachen ausgeführt, in Griechisch und in Parthisch. Damit ist sie die einzige griechisch-parthische Bilingue der Partherzeit. Drittens ist sie ein historisches Zeugnis, denn sie benennt ein politisches Ereignis, die Eroberung der Charakene durch die Parther, und viertens schließlich belegt sie die Gleichsetzung von Herakles, einem in der Partherzeit häufig dargestellten griechischen Halbgott, mit Verethragna, einem alt-iranischen Kriegsgott. Die Zeiten überdauert haben auch die wenigen steinernen Inschriften, die allerdings meist aus der frühen Sasanidenzeit stammen. Dazu gehören z. B. die sasanidischen Königsinschriften auf den Felsreliefs und auf dem Turm in Naqsh-e Rostam (Shapur I.) und Paikuli (Narseh I.) sowie Inschriften aus Dura Europos. In Naqsh-e Rostam ließ sich der erste Sasanidenherrscher Ardaschir I. in einem Felsrelief ver-

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ewigen, auf dem er von Ahura Mazda den Ring der Herrschaft verliehen erhält. Auf den Pferden befindet sich eine in mittelpersischer, in parthischer und in griechischer Sprache verfasste Inschrift, die die Szene erklärt (vgl. Abb. 20). Aus der Partherzeit stammen eine ältere parthische Inschrift auf einem Felsrelief in Sarpol-e Zohab im Zagrosgebirge, die auf eine Satrapeneinsetzung durch den Partherkönig Gotarzes hinweist, sowie eine Inschrift auf dem berühmten Partherstein von Bisotun. Die letzte uns bekannte parthische Inschrift aus der Zeit vor dem Sturz der Arsakiden ist auf einer Stele aus Susa aus dem Jahr 215 n. Chr. erhalten, die König Artabanos IV. bei der Investitur des Satrapen Khawasak zeigt.351 Den größten Anteil an unseren Kenntnissen über das Parthische aber haben jene Schriften, die zu Beginn des 20. Jhs. in der Turfanoase (chinesische Provinz Xinjiang) entdeckt wurden. Es sind dies Texte aus dem 8. bis zum 11. Jh. n. Chr., die allerdings in ihren Ursprüngen bis in die Zeit des Manichäismus zurückzuverfolgen sind und die aus der Frühphase des Sasanidischen Reiches stammen (siehe Kapitel „Manichäismus“). In diesen sogenannten Turfanfragmenten, die sich heute größtenteils in Berlin befinden, sind verschiedene mitteliranische Sprachen vertreten, so Mittelpersisch, Parthisch, Sogdisch, Sakisch und Baktrisch.352 Durch die Analyse dieser Texte war es erstmals möglich, die Sprachen Mittelpersisch und Parthisch deutlich voneinander zu unterscheiden und die Kenntnis über die iranische Sprachgeschichte entscheidend zu erweitern. Zur Zeit der Entdeckung der Turfanschriften war nur das Mittelpersische in Form des Buchpahlavi, der Sprache der zoroastrischen Bücher, bekannt. Noch heute bilden die parthischen Turfantexte die wichtigste Quelle für die Erforschung der verschiedenen mitteliranischen Sprachen. Von den parthischen und den mittelpersischen manichäischen Texten sind viele in Iran entstanden und liegen in Originalform und nicht, wie meist üblich, in einer Abschrift vor. Die Parther, so wurde oben ausgeführt, schrieben ihre wichtigen Dokumente, so Urkunden- und vielleicht auch Literaturtexte, auf Pergamentblätter, die bis auf wenige Ausnahmen leider im Laufe der Jahrhunderte durch einen natürlichen Verfallsprozess zerstört wurden. Umso interessanter ist bei der Frage nach dem parthischen Kulturerbe in Europa die Erkenntnis, dass das Wort „Pergament“, englisch „parchment“, sich vom lateinischen „Parthica pellis“, ableitet, was mit „parthisches Leder“ übersetzt werden kann. Wenn wir also heutzutage bemalte Pergamente in Büchern des Mittelalters bewundern, dann können wir auch an die Parther denken, die bekannt waren für die Herstellung und Verwendung von Pergamenten und die diesem Schreibmaterial ihren Namen gegeben haben.353

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Inschriften auf Münzen

Arsakes I. betitelt sich als Autokrat (ARSAKOW / AWTOKRATOROS), der sich selbst als Herrscher eingesetzt hat, sich aber nicht den Titel „König“ gibt. Ein Teil seiner Münzen weist die parthische Inschrift „krny“ auf, ein Begriff, der mit „AZTOKRATOROS “ gleichgesetzt werden kann (Abb. 10). Die Silberdrachmen von Arsakes II. und den folgenden Königen haben nur griechische Inschriften. Erst die Münzen ab Vologases I. zeigen wieder eine parthische Inschrift mit abgekürzten Königsnamen: „wl“ für „wlgšy“ (= Vologases). Ab Mithradates IV. wird für den Königsnamen die vollständige parthische Form benutzt, so „mtrdt“ für Mithradates und sowie „MLK’“ (= König). Die Abb. 45 zeigt eine Münze des Königs Vologases VI. mit der hier nur zum Teil zu sehenden parthischen Inschrift „[wl]gšMLK’“ (König Vologases).354 Die Tetradrachmen Orodes II. bezeugen mit der Inschrift „FILELLHNOS “, dass er „Griechenfreund“ sei, was sicherlich eine propagandistische Aussage darstellt. Selbstverständlich müssen die Könige auch weitere Eigenschaften und Qualitäten hervorheben. So findet sich auf vielen Münzen der Begriff „EPIFA355 oder „NIKATOROS “ (der NOWS “ (der Erscheinende / die Erscheinung Gottes) Siegreiche). Auf einer Tetradrachme des Orodes II. wird gleich eine ganze Aufzählung von positiven Eigenschaften des Königs vorgetragen: „BASILEVS BASILEVN ARSAKOW EZERGETOW DIKAIOW EPIFANOWS FILELLHNOS “. Die Übersetzung lautet: „[Münze des] Königs der Könige – Arsakes – des Wohltäters – des Gerechten – des Erscheinenden – des Griechenfreundes.“ Ab der Mitte des 2. Jhs. n. Chr. wird die griechische Schrift z. T. ganz unleserlich. Es sind Scheinlegenden, die nur noch in ihrer groben äußeren Form an griechische Schrifttypen erinnern. Im Folgenden findet sich eine kleine Auswahl typischer griechischer Münzlegenden, die auch zeigen, mit welchen Bezeichnungen sich die parthischen Könige gegenüber den griechischen Landsleuten titulierten. Auf den Münzen erscheinen die Begriffe im Genitiv (z. B.: BASILEVS MEGALOW ARSAKOW FILELLHNOª , übersetzt: [Münze des] Großkönigs Arsakes, des Griechenfreundes). Aus sprachlichen Gründen wurde in der Tabelle 2 für die Übersetzung der Nominativ gewählt.

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Abb. 45 Vologases VI., Silberdrachme, S 88.19; Avers: Portrait des Königs mit abgekürztem Namen in parthischer Schrift hinter dem Kopf. Revers: obere Zeile: in parthischer Schrift: „[wl]gšMLK’“ (König Vologases), darunter griechische Scheinschrift.

ARSAKOW ARTABANOW AZTOKRATOROS BASILEVS BASILEVS BASILEVN BASILEVS MEGALOW DIKAIOS EPIFANOWS EZERGETOW KAI MEGALOW NIKEFOROW NIKATOROS ONVNHS FILORVMAIOW FILADELFOW FILELLHNOS FILOPATOROS UEOW UEOPATOROS

Arsakes (König) Artabanos (König) der Autokrat der König der König der Könige der Großkönig der Gerechte der Erscheinende, die Erscheinung Gottes der Wohltäter und der Große der Siegbringende der Siegreiche Vonones (König) der Römerfreund der Bruderliebende der Griechenfreund der Vaterliebende Gott von göttlicher Abstammung (dessen Vater ein Gott ist)

Tab. 2: griechische Inschriften auf parthischen Münzen (Übersetzung aus sprachlichen Gründen im Nominativ)

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Parthische Literatur Auf die Existenz einer parthischen Literatur kann man nur indirekt schließen, da keine partherzeitlichen literarischen Schrift zeugnisse vorliegen. Für einige mittelpersische Werke der Dichtung hat die Sprachwissenschaft aufgrund der in ihnen vorkommenden parthischen Termini einen parthischen Ursprung nachgewiesen. Eines dieser Werke ist das Streitgedicht „Dracht i asuirig“, „Der assyrische Baum“. In diesem Stück streiten sich eine Palme und eine Ziege darüber, wer nützlicher und besser sei. Ein ähnliches Streitgedicht ist bereits aus der altorientalischen Literatur bekannt. Ein zweites parthisches Literaturwerk ist das sogenannte „Gedenkwerk des ZarerSohns“ (Ayadgar i Zareran), ein Buch, das eine lange epische Erzählung über den Kampf gegen Nomadenstämme enthält. Zu den indirekten Zeugnissen zählen das „Lied von der Perle“ sowie die Liebesgeschichte von Vis und Ramin. Beide Geschichten verwenden parthische Namen und enthalten parthische Ortsbezeichnungen.

Das „Lied von der Perle“ Dieses Literaturstück kommt in den Apokryphen im Thomasevangelium vor. Man nimmt heute allgemein an, dass es in Syrien in der Zeit um 110–120 n. Chr. verfasst wurde. Mündliche Quellen könnten bis 50 Jahre früher datieren. Denkbar ist, dass das Lied aus einer jüdisch-christlichen Gemeinde in Edessa stammt. Das Lied von der Perle war offensichtlich auch dem in Parthien geborenen Propheten Mani (ca. 216–277 n. Chr.) bekannt, der den Manichäismus (s. Kapitel „Religionen im Parthischen Reich“) gegründet hat. Das Perlenlied356 erzählt von einem Königssohn aus dem Reich des Ostens, der von seinen Eltern nach Ägypten geschickt wird. Diese versehen ihn mit Gold, Silber und Diamanten, nehmen ihm aber das „Strahlenkleid“ ab, das sie ihm zuvor in Liebe gewirkt haben. Begleitet wird der Königssohn von zwei angoloi (Engeln). Der Weg führt über Mesene (= Charakene, parthischer Vasallenstaat im Süden von Babylon) und Babylon nach Ägypten. Aufgrund der Reisebeschreibung kann man davon ausgehen, dass mit dem Reich des Ostens das Parthische Reich gemeint ist. In Ägypten soll der Königssohn die Perle suchen, ohne die es ihm nicht möglich sein werde, das Strahlenkleid zukünftig wieder zu tragen. In der Fremde in Ägypten angekommen, vergisst er, warum er losgezogen ist: Er unterlässt die Suche nach der Perle. Stattdessen kleidet er sich wie die anderen Ägypter, isst wie die anderen und lebt in der

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Gegenwart. Dabei vergisst er seine Wurzeln und seine Herkunft. Dies erfahren seine Eltern und fassen daraufhin zusammen mit den Königen und Fürsten Parthiens einen Beschluss und schreiben ihm einen Brief und mahnen ihn, über seine Aufgabe nachzudenken. Der Königssohn erinnert sich seiner Eltern, wacht auf und kehrt zurück. Er wird in Ehren empfangen und erhält sein Strahlengewand angelegt. Erst jetzt kann er vor den Thron seines Vaters treten und ist würdig für die Nachfolge. Das Perlenlied beschreibt symbolhaft den Weg des heranwachsenden Königssohnes. Es ist eine innere Reise, um sein Herz und seine Seele zu ergründen. Die Perle ist ein Symbol für das kostbare Innere, für die Wurzeln der Identität, die wie ein Strahlenkleid nach außen scheint. Erst als er die Perle und damit sich selbst gefunden hat, ist ihm die Nachfolge auf dem Thron möglich.

Die Geschichte von Vis und Ramin Die Geschichte von Vis und Ramin ist ein Liebesroman, der im 11. Jh. n. Chr. von dem persischen Schriftsteller Fakhraddin Asaad Gorgani auf der Basis alter Geschichten geschrieben wurde. War man früher der Meinung, dass die Ursprünge in sasanidischer Zeit zu suchen seien, geht man heute davon aus, dass der Roman seinen Ursprung in einer parthischen Dichtung hat357 und wahrscheinlich im 1. Jh. n. Chr. entstanden ist. Die Rahmenhandlung der Geschichte ist die Auseinandersetzung zweier parthischer Herrschaftshäuser, eines im Westen und eines im Osten gelegen. Ein Herrschaftshaus ist das der adligen Familie Kārēn, die in der Geschichte ihren Sitz in der alten medischen Hauptstadt Ekbatana (in der Nähe des heutigen Hamadan) hat. Der Gegner ist Mubad Manikan, der König von Merw (alte Partherstadt, im heutigen Turkmenistan gelegen). Mubad erbittet von der schönen Königin Schahru aus Mah (Medien) das Versprechen, dass er die nächste Tochter, die sie gebären werde, von ihr als Gemahlin bekommen werde. Da Schahru davon überzeugt ist, dass sie aufgrund ihres Alters keine Kinder mehr haben wird, gibt sie ihm dieses Versprechen. Doch sie wird schwanger und gebiert eine Tochter, die den Namen Vis erhält. Vis wird nach Khuzestan (elamisches Gebiet) gebracht und dort von einer Amme aufgezogen. Ihre Mutter Schahru hofft, dass so der König von Merw nichts von dieser Tochter erfahren werde. Doch das Schicksal nimmt seinen Lauf, da Ramin, der jüngere Bruder des Königs von Merw, ebenfalls von dieser Amme aufgezogen wird. Als Vis und Ramin erwachsen sind, kehren sie in ihre jeweilige Heimat zurück. König Mubad erfährt jedoch von Vis und erinnert die Königin Schahru an ihr Versprechen. Als Vis nicht einwilligen

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will, entfacht König Mubad einen Krieg, wobei er Unterstützung aus den östlichen Gebieten von den Königen aus Sogdien (Bereich des heutigen Usbekistan, um Buchara), Dahistan (heutiges südwestliches Gebiet Turkmenistans), Choresmien (südlich des Aralsees) und sogar China, Tibet und Indien erfährt. Königin Schahru hat ihrerseits Verbündete in den Königreichen im westlichen Gebiet, so in Aserbeidschan, Khuzestan und Isfahan gefunden. Während der Kriegsgefechte, in denen Vis’ Vater getötet wird, sieht Ramin Vis und verliebt sich in sie. König Mubad erreicht am Ende, dass Königin Schahru ihm Vis zur Frau gibt, indem er sie auf den möglichen Zorn Gottes verweist, sollte sie ihre Zusage nicht erfüllen. Die Mutter stimmt zu, und der alte König kann Vis als Ehefrau in sein Reich führen. In Merw, der Residenz des Königs, wird daraufhin ein großes Fest gefeiert. Ramin verzehrt sich derweil in Liebe zu Vis. Das Schicksal nimmt eine neue Wendung, als die Amme, die beide Kinder aufgezogen hat, ein Treffen zwischen Ramin und Vis herbeiführt und die Königskinder eine unstillbare Liebe zueinander erfasst. Das Liebesverhältnis zwischen beiden kommt auch König Mubad zu Ohren. Nur mit Mühe kann er von Vis besänftigt werden, Ramin nicht umzubringen. Doch inzwischen weiß der ganze Hof von diesem Verhältnis, und als Ramin bei einem Hofbankett sogar direkt von seiner Liebe zu Vis singt, kann sich König Mubad gerade noch zurückhalten, seinen jüngeren Bruder zu töten. Ramin verlässt den Hof und heiratet im Westen des Reiches die parthische Prinzessin Gol. Letztlich kann Ramin Vis nicht vergessen. Es beginnt ein Briefwechsel, bis Ramin schließlich nach Merw zurückkehrt und die Liebe zwischen beiden erneut aufflammt. Ramin und Vis fliehen aus Merw. Mubad verfolgt die beiden und wird auf der Verfolgungsjagd von einem Wildschwein angegriffen und getötet. Vis und Ramin kehren nach Merw zurück, und Ramin wird zum Nachfolger und König gekrönt. Die beiden leben glücklich miteinander, und Vis gebiert Ramin zwei Kinder. Die Liebesgeschichte von Tristan und Isolde weist viele Ähnlichkeiten mit der von Vis und Ramin auf, und so ist es nicht verwunderlich, dass in der Literaturforschung angenommen wird, dass die parthische Dichtung die Grundlage für diejenige von Tristan und Isolde sei.

Heldenepen Das persische Nationalepos, das Schāhnāme, das Buch der Könige, enthält die wichtigste Sammlung von Heldensagen des Iran. Das Epos wurde zwischen 977 und 1010 n. Chr. von dem persischen Dichter Ferdowsi (auch Ferdausi geschrieben) ge-

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schrieben und erzählt in über 50 000 Verspaaren die Mythen, Legenden und die Geschichte des alten Iran.358 Obwohl die Sasaniden versucht haben, jegliches Andenken an die Kultur und Geschichte der Parther zu zerstören, enthält das Schāhnāme wenige, aber wichtige Hinweise darauf, dass es schon in parthischer Zeit eine solche Sammlung von Epen, Mythen und Heldensagen gegeben haben muss. Die meisten Iranisten gehen inzwischen davon aus, dass sich hinter dem mythologischen Geschlecht der Kayāniden, die bei Ferdowsi lange vor den Achämeniden und vor Alexander dem Großen angesetzt und damit in die mythische Vorzeit verschoben wurden, die Partherkönige verbergen. Die Kämpfe, die die mythischen Könige im Osten geführt haben, beschreiben die Eroberung Nordwestindiens durch parthische, indo-parthische und sakische Stämme. Der Seistanzyklus mit den Helden Rostam, Sām, Zāl und Farāmarz geht dabei auf historische Figuren zurück, auf  eine partherzeitliche Dynastie im Seistangebiet. Der Hauptheld Rostam selbst war höchstwahrscheinlich ein indo-parthischer oder indo-skythischer Prinz des 1. Jhs. v. Chr., die schöne Rudabeh, seine berühmte Mutter, die Fürstin eines Kleinreiches (im Bereich des heutigen Kabul, Afghanistan). Ist diese Interpretation richtig, dann gehen sogar ganz wesentliche Teile des Schāhnāme auf historische Vorgänge in der Partherzeit zurück. Dass die Parther – wenn auch bewusst nicht als Parther gekennzeichnet – hier im epischen Teil so ausführlich erscheinen, spricht dafür, dass der auf den historischen Ereignissen der Partherzeit basierende Sagenschatz eine untilgbare Stellung in der iranischen literarischen Tradition einnahm, die man dann per Kunstgriff in die graue Vorzeit zurückverlegte. Ein zweites Mal erscheinen die Parther dann im historischen Teil als Aschkānīyān. Hier werden sie in der Sage 21 mangels bekannter historischer Fakten zur Zeit Ferdowsis nur ganz kurz mit 20 Versen abgehandelt. Immerhin finden sich einige parthische Fürstennamen aus dem epischen Teil, wie Gudarz oder Bizhan, dann auch im historischen Teil wieder.

Parthische Literatur und Europa Interessant für den europäischen Leser ist vielleicht die Theorie, dass eine Legende aus dem Schāhnāme, der tragische Zweikampf zwischen dem Helden Rostam und dessen Sohn Sohrab, den er nicht kannte und daher tötete, zum Vorbild des germanischen Hildebrandliedes geworden sei. Auch andere partherzeitliche Begebenheiten des Schāhnāme finden Parallelen in der deutschen Märchen- und Sagenwelt, wie etwa die von der Prinzessin Rudabeh, die verbotenerweise ihren Geliebten Zāl zu sich in den Burgturm einlässt, indem sie ihr langes Haar herablässt,359 oder die Ge-

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schichte von Rostams Tochter Banugoschasp, die stark wie ein Mann ist und nur den heiraten will, der sie im Kampf besiegt, so dass ihre Brautwerber gezwungen sind, mit ihr zu kämpfen. Die Ähnlichkeiten mit Rapunzel und mit Brunhilde aus dem Nibelungenlied sind nicht zu übersehen. Es gibt sogar die Theorie, dass die Gralsgeschichte und der Ritterkreis von König Arthus auf die Parther zurückzuführen seien. Diese möglichen Verbindungen, die bereits bei der Geschichte von Tristan und Isolde vermutet wurden, hängen mit der Verbreitung zahlreicher indischer und iranischer Märchen, Mythen und Legenden nach Europa zusammen, die Sprachwissenschaft ler inzwischen nachgewiesen haben und die unsere europäische Literatur stärker geprägt haben, als allgemein bekannt ist.

Theater und Bildung Neben den eigenen Mythen und Legenden liebte die gebildete parthische Oberschicht die Kunst der Griechen. Die parthische Elite kannte die großen griechischen Dichter und förderte den Bau bzw. die Erhaltung von Theatern. Das Theater diente neben den künstlerischen Auff ührungen auch der Verkündigung von öffentlich wichtigen Nachrichten und hatte damit auch eine politische Funktion. Aus Babylon, Dura Europos und Seleukia am Tigris sind kleine Theater aus parthischer Zeit bezeugt. Von Archedemos, der vermutlich ein Schüler des in Seleukia am Tigris geborenen Diogenes von Babylon war (ca. 240–150 v. Chr.), wissen wir, dass er in Babylon eine Philosophenschule gegründet hat. Einen makabren Hinweis auf die Auff ührung von Theaterstücken, Tragödien und Gesängen in parthischer Zeit gibt die Beschreibung einer Begebenheit durch Plutarch, die sich am Hofe des armenischen Königs Artabazes abgespielt haben soll, bei dem der Partherkönig Orodes II. zu Gast war. Zeitlicher Hintergrund ist die Schlacht von Carrhae 53 v. Chr. Plutarch beschreibt das Bankett am Königshof detailliert: Während ein Schauspieler namens Iason von Tralleis am Königshof vor den beiden Herrschern und den Gästen gerade die Szene der Agaue aus den Bacchen des Euripides sang, brachte Silakes den abgeschlagenen Kopf des Crassus hinein und schleuderte diesen auf den Boden. Die Schreckreaktion des Sängers war nur kurz, er ergriff das Haupt und sang in höchster Begeisterung sinngemäß weiter „Welch herrliche Jagdbeute!“.360

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Parthische Bekleidung Männer: Reiterhosen und Jacken Auskünfte über die Kleidung parthischer Könige, Fürsten und reicher Bürger erhalten wir über die Plastiken, Reliefs sowie Abbildungen auf den Münzen. Ein Großteil gut erhaltener Funde, auf denen parthische Kleidung dargestellt wird, stammt allerdings aus den Randbereichen, so z. B. aus Hatra, Palmyra und der Elymais. Die typische parthische Bekleidung war die der Reitervölker. Die Männer trugen üblicherweise ein Unterhemd mit rundem Halsausschnitt, vergleichbar mit der römischen Tunika oder unserem heutigen T-Shirt. Dazu kam die Reiterhose, ein von den eurasischen Völkern erfundenes Kleidungsstück.361 Diese Hosen, aus Stoff oder Leder gearbeitet, konnten enger oder weiter sein und wurden in die Schäfte der knöchelhohen weichen Lederschuhe gesteckt und dann mit den Schuhriemen festgebunden. Könige wurden oft mit stark gefältelten weiten Hosen abgebildet. Diese Hosen waren aus sehr weichem dünnen Stoff, meist aus Seide gefertigt, konnten aber, wenn sie aus festerem Material bestanden, oft mit Stickereien oder aufgesetzten Goldplättchen verziert sein.362 Reiter trugen oft noch ein zusätzliches Bekleidungsteil über den Hosen, die sogenannten Reitleder, die die Schenkel beim Reiten schützten. Dies waren Hosenbeine aus Leder, die unterhalb des Gesäßes endeten oder hinten noch bis zur Taille hochgezogen waren, aber vorn offen blieben. Oft wurde auch der Dolch daran befestigt. Gut abgebildet ist ein solches Bekleidungsstück auf der Statue des „Prinzen von Schami“ (Abb. 38). In Palmyra fand sich auch die Nachahmung dieses Bekleidungsteils in Form von Beinlingen aus Seide. Die typischen Männerschuhe der Partherzeit waren absatzlos und weich und wiesen oft eine charakteristische Verdickung und Verbreiterung im Zehenbereich auf, waren also vorn breiter und höher als normal. Diese Reiterschuhe, die auch bei den Kuschan belegt sind, enthielten vorn eine Polsterung aus Stroh oder anderem Material, um das Herausrutschen der Füße aus den Lederschleifen zu verhindern, die die Reiter anstelle der erst später erfundenen Steigbügel nutzten. Wie die Hosen, so konnten auch die Schuhe mit aufgenähtem Schmuck verziert sein. Üblich waren Schnallen an den Knöcheln, durch die die Schuhriemen gezogen wurden.363 Über Tunika und Hose trugen die Parther eine offene gewickelte Jacke, die mit einem Gürtel zusammengehalten wurde. Der Ausschnitt war V-förmig.364 Kragen,

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Schöße und Ränder waren oft mit Stickereien, Borten oder aufgenähten Schmuckplättchen verziert. Wichtig war dabei der Gürtel, der bei den Nomadenvölkern zu den Rangkennzeichen gehörte.365 Parthische Gürtel mit dieser Funktion waren breite Ledergürtel, die mit aufgesetzten, durchbrochen gearbeiteten metallenen Schmuckplatten (Gürtelplatten) gefertigt wurden oder aus aneinandergesetzten Gürtelplatten und zwei Endschnallen bestanden, die dann mit einem kurzem Lederstreifen zusammengebunden wurden.366 Ohne dass uns der nomadische Ursprung und die parthische Tradition dabei bewusst ist, tragen heutzutage Frauen und Männern gleichermaßen eine solche artverwandte Kombination aus Jacke und Hose, eine Mode, die aus unserer heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken ist. Diese parthische Kombination von Hemd, Hose und Jacke, wurde je nach Stellung der Person und nach Reichsregion variiert. Soldaten trugen oft anstelle der Jacke nur ein langes gegürtetes Leder- oder Leinenhemd, das mit zwei bis drei Gürteln umfasst wurde: Ein einfacher dünner Gürtel, der das Hemd in der Taille hielt, hinzu kam eventuell ein breiterer Schmuckgürtel, der den Rang kennzeichnete, und ein Wehrgehänge, an dem das Langschwert hing. In Mesopotamien wurde dazu häufig noch ein umgelegter griechischer Mantel, die Chlamys getragen, ein rechteckiges Stück Stoff, das auf der rechten Schulter mit einer Brosche zusammengehalten wurde. Könige trugen, besonders in Hatra, anstelle der Jacke einen knielangen, vorne offenen und verzierten Mantel, oft mit verbrämten Schößen (Abb. 46). Auch in der Elymais trugen die Könige einen langen umgehängten Mantel, der an die Chlamys angelehnt war, aber auf der Brust mit einer Spange zusammengehalten wurde, und eine zusätzliche Stoffrolle (Schal), die über die Schulter gelegt war und bis zum Saum des Mantels herunterreichte. Analysen der Skulpturen aus der Elymais wie auch der elymaischen Münzen zeigen, dass dieser gedrehte Schal (sash) hier ab ca. 75 n. Chr., also in spätparthischer Zeit auft ritt. Dies scheint nur für diese Region typisch zu sein, da Beispiele aus anderen Gebieten nicht bekannt sind. Von den Figuren aus Hatra und Palmyra kennen wir auch die Festtracht der Begüterten, die aus verzierten gefältelten Hosen und einer oberschenkellangen Tunika bestand, die über und über mit Stickereien, eingewebten Motiven oder aufgenähten Schmuckelementen verziert und gegürtet war (vgl. Abb. 46). Ein Muss der Männermode waren Dolche, die regulärer Bestandteil der Männertracht waren. Der Mann von Welt trug einen Dolch auf der rechten Hüfte, manche Männer auch zwei, auf jeder Hüfte einen. Soldaten, Offiziere und Könige trugen zusätzlich auf der linken Hüfte noch ein Schwert an einem Schwertgehänge. Einfache Soldaten besaßen ein kurzes oder ein mittellanges Schwert, Reiterkrieger, Offi ziere, Adlige und Könige ein Langschwert. Für die ranghöheren Parther gehörte zur Aus-

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Abb. 46 Parthischer Jüngling Inschrift: Aphrahat, Fundort: Hatra, Abguss, Archäologisches Museum Amsterdam.

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stattung auch ein reicher Halsschmuck in Form von Halsketten mit großen Anhängern, breiten, durchbrochen gearbeiteten Halsreifen oder solchen, die aus massiven breiten rechteckigen oder runden Gliedern bestanden, die mit farbigen Steinen verziert waren. Halsschmuck, Spangen- bzw. Schnallenschmuck am Mantel, am Gürtel, am Wehrgehänge und an den Schuhen bildete oft eine komplette Garnitur in der gleichen Machart und mit den gleichen Motiven. Diese parthische Tracht wurde im Wesentlichen in ganz Mesopotamien übernommen und hat sich über Syrien bis in die Osrhoene verbreitet. Sie löste bei den Männern die bis dahin verwendete Mode altorientalischen oder griechischen Typs weitgehend ab. Neben den Männern wurden auch die meisten Götter in parthischer Bekleidung dargestellt367. Allerdings gibt es auch Bildwerke aus Hatra und Palmyra, auf denen Soldaten, Reiter und lokale Götter die lokale arabische oder griechische Kleidung tragen und dazu Sandalen an den Füßen haben. Aber auch völlig gemischte Bekleidungen, so etwa lange Hosen in Kombination mit dem Cuirasse und dem Lederschurz hellenistischer Offiziersbekleidung, werden auf Abbildungen gezeigt.

Königsbekleidung als Propagandamittel Könige nutzten die Kleidung und andere Insignien, mit denen sie sich abbilden ließen, um dem Volk –  häufig unabhängig von der tatsächlichen Mode  – bestimmte Botschaften zu vermitteln. Insofern war die Verwendung des jeweiligen Kleidungstyps bewusst gewählt. Dies kann man sehr gut auf den Münzen verfolgen. Auf den Münzen von Arsakes I. oder Phraates II. wird auf den Münzrückseiten der Gründungsherrscher Arsakes mit dem langen, über die Schultern geworfenen medischen Ärmelmantel mit baumelnden leeren Ärmeln, der Kandys, dargestellt (Abb. 10). In der Anfangszeit der Parther wurde damit Bezug auf die achämenidische Vorgeschichte genommen, in deren Nachfolge man sich sah. Mithradates I. und Phraates II. ließen sich mit griechischer Bekleidung darstellen: Sie tragen die Chlamys, den auf der Schulter zusammengehaltenen griechischen Mantel, dessen Brosche auf den Münzen gut erkennbar ist. In späterer Zeit änderten sich die dargestellten Gewänder. Wie die Münzen zeigen, wurden die Könige ab der Zeit Artabanos’ I. (ca. 127–124 v. Chr.) nun durchgehend mit ihrer eigenen parthischen Nomadentracht dargestellt. Sie waren mit einer verzierten Jacke bekleidet, die vorn übereinander geschlagen und mit einem Gürtel zusammengehalten wurde, sie trugen Hosen, und sie trugen nomadischen Schmuck, der aus einem meist mehrfach gewundenen Halsreif mit Tierkopfenden oder einem breiten Halsreif bzw. einer brei-

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Abb. 47 Pakoros II., Tetradrachme, S. 73.2, Avers: Der bartlose Herrscher mit einem Diadem. Revers: König mit Jacke mit V-förmigem Ausschnitt, Kurzschwert an der linken Seite; Tyche überreicht ein Diadem. Prägedatum zwischen den Köpfen: UPT (Jahr 389, entspricht 77 / 78 n. Chr.).

ten Kette bestand (Abb. 47).368 Mag die Hinwendung zu dieser Tracht bei Artabanos I., der den Westen für eine Zeit verloren hatte und um den Osten kämpfen musste, möglicherweise etwas damit zu tun haben, dass er sich nur auf die parthischen Stammesangehörigen stützen konnte, so dürfte ab Mithradates II. (ca. 123– 88 v. Chr.), der das Reich zu höchster Blüte führte, eine offene Machtdemonstration dahinter gestanden haben. Nach der Schlacht bei Carrhae (53 v. Chr.) ließen sich die Könige nun auch auf der Rückseite der Münzen vollständig in nomadischer Tracht mit Wickeljacke und Reiterhosen darstellen. Die weiten Reiterhosen, typisches Zeichen orientalischer Kleidung, sind auch auf der Tetradrachme Gotarzes’ II. (ca. 40–51 n. Chr.) (vgl. Abb. 5) gut erkennbar. Der Faltenwurf lässt vermuten, dass die parthischen Könige Seide trugen. Ab derselben Zeit ließen sich die Herrscher auch mit nomadischen Waffen darstellen, so Gotarzes II. mit einem Vierlaschendolch und Pakoros II. mit einem links getragenen Schwert (vgl. Abb. 47). Die Gewänder waren mit sorgfältig gestalteten Borten und Applikationen verziert. All diese Attribute mit eigenen parthischen Elementen machen bewusst, dass die Parther in dieser Geschichtsphase ein neues Selbstbewusstsein zeigten und sich stolz als eigenständiges Volk präsentieren wollten.

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Die Kleidung von Göttinnen und von adligen Frauen Über die Bekleidung der einfachen Frauen wissen wir nichts. Abbildungen von weiblichen Wesen beschränken sich, gleich ob Skulptur, Relief oder Wandbild, auf Göttinnen und adlige Frauen. Dazu gehören die Statuen und Ritzzeichnungen aus Hatra, die Statuen, Grabplastiken und Reliefs aus Palmyra, die Reliefs und Wandmalereien aus Dura Europos und die Götterdarstellungen auf Münzen. Die Göttinnen, die auf den parthischen Tetradrachmen dargestellt werden, tragen hellenistisch beeinflusste Kleidung, die sich im Verlauf der Partherzeit nur wenig ändert.369 Meistens wurde ein Chiton oder ein Peplos getragen, darüber oft das Himation, eine Art Mantel, der unterschiedlich drapiert werden konnte. Der Chiton ist ein einfaches Kleid, das aus zwei rechteckigen Stoffen zusammengelegt wird, so dass diese Vorder- und Rückenteil bilden. Im oberen Teil wird unter Offenlassen des Ausschnitts für den Kopf das Gewand über den Schultern zusammengenäht. Der Peplos wird ähnlich hergestellt, allerdings werden zwei größere rechteckige Tücher verwandt, wobei typischerweise ein Umschlagen des oberen Drittels des Stoffes erfolgt. So kommt es zu einer Dopplung des Stoffes für den Oberkörper. Einige der auf den Münzen dargestellten Göttinnen tragen einen Chiton, andere einen Peplos. Die Gewänder sind, typisch für die hellenistische Zeit, unterhalb der Brust geschnürt. Es scheint aber, zumindest nach den erhaltenen Wandmalereien, dass eine Reihe von Göttinnen zweiteilige Kleidung trugen, einen kurzen unter der Brust gegürteten Chiton und einen langen Rock, die jeweils andersfarbig gestaltet sind. Eine solche zweiteilige Kleidung zeigen auch die Wandmalereien in der Synagoge von Dura Europos bei den dort dargestellten Frauen. In Hatra und Palmyra lässt sich eine Mischung aus parthischen, griechischen und lokalen Kleiderstilen fassen. Zu Chiton und Peplos kamen auch genähte Kleidungsstücke wie langärmlige Oberteile und lange Röcke. Die Frauen trugen ferner fließende lang- und kurzärmlige z. T. mehrlagige Kleider. Nahezu immer ergänzten sie ihre Bekleidung um einen langen Schleier, der über den Kopf gelegt wurde und lose über den ganzen Körper floss (Abb. 48). Viele Frauen trugen aufwendige Hochsteckfrisuren und aufwendigen Kopfputz, unter dem besonders der Polos auff ällt, eine hohe Kappe, die bis in die altorientalische Kunst in Syrien zurückgeht.370 Häufig waren auch die Verzierung der Stoffe durch Stickereien, Borten und aufgenähte Schmuckelemente oder verzierte Gürtel, wie sie auch bei der Männerbekleidung zu finden waren. Auffallend ist die Fülle orientalisierenden Schmucks, den die Frauen im Haar, auf der Stirn, in den Ohren, um den Hals oder an den Armen und Händen trugen. Gerade hier lässt sich der Ein-

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Abb. 48 Abbu, Gemahlin Sanatruks II. mit bodenlangem Kleid und hohem Kopfschmuck. Mit der linken Hand wird der Faltensaum des Gewandes gehoben, die in typisch parthischem Stil zum Gruß erhobene rechte Hand hält einen Schleier, der von der Kopfbedeckung über die Schultern fällt; Hatra, 1. Hälfte 3. Jh. n. Chr.

fluss aus dem Osten des Reiches deutlich fassen: Eingelegte farbige Steine, durchbrochene Halsreifen, großformatige Ketten mit großen Anhängern und Tier- und Pflanzenmotive gehen auf die eurasische Kunst besonders der Sarmaten und der Saken zurück. Deutliche Parallelen finden sich auch zum Schmuck der kuschanischen und der nordwestindischen Gandhārakunst. Die Kleidung der parthischen Königinnen und hochstehenden Frauen war überwiegend aus Seide und Baumwolle, vielleicht auch aus Leinen gefertigt. An Seide lässt auch die zarte und fast durchsichtig wirkende Kleidung der Göttin Tyche (Abb. 78) denken. Die einfache Frau wird sich eher in gröbere Baumwoll- und Wollstoffe gehüllt haben.

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Gleichstellung von Mann und Frau – Frauen und Recht – Eigentum Nur wenige parthische Primärquellen lassen Aussagen über gesellschaftliche Strukturen und parthisches Leben zu. Besonders wichtig sind daher die Schriftfunde aus den parthischen Vasallenstaaten. Sie geben uns Einblicke in Rechtsverfahren, die rechtliche Stellung der Frau oder auch über die Lebensbedingungen von Sklaven. In Dura Europos bzw. im Bereich des mittleren Euphrats wurde eine Reihe von Pergamenten in griechischer Sprache gefunden, die in Edessa oder auf dem Territorium der Osrhoene entstanden sind. Es handelt sich dabei um einen Pachtvertrag (P Dura 18, 87 n. Chr.; sowie P Dura 20, 121 n. Chr.)371 und die Übertragung einer Obligation.372 Erstaunlich ist die einzige um 243 n. Chr. in syrischer Sprache geschriebene Urkunde über einen Sklavenverkauf (Pergament Dura 28), denn dieser Verkauf wird durch eine Frau vorgenommen, die offensichtlich das Recht dazu hat. Auch wenn dieses Zeugnis damit zeitlich nach dem Ende des Partherreiches liegt, so darf man doch vermuten, dass die aus der Urkunde herauszulesenden sozialen und politischen Strukturen auch schon in parthischer Zeit bestanden haben. Dies steht in Übereinstimmung mit der mesopotamischen Rechtstradition in der neubabylonischen Zeit, in der die Selbstständigkeit der Frau in geschäft lichen Dingen der des Mannes in nichts nachstand. Urkundlich belegte Bürgschaften der Ehefrau zeigen auch, dass die Ehefrau über ein von dem ihres Mannes getrenntes Vermögen verfügen konnte. Eine Bestätigung für eine mögliche gleichberechtigte Stellung der parthischen Frau in der Gesellschaft liefert eine chinesische Quelle: In den Berichten des Shiji heißt es: „Es ist Sitte bei ihnen (den Parthern), die Frauen hochzuschätzen, und erst wenn etwas von den Frauen gesagt wurde, befinden die Männer es als richtig zu tun.“373 Die relativ selbständige Rolle der Frauen geht möglicherweise auf nomadisches Erbe zurück. Es ist von vielen eurasischen Völkern, besonders von den Sauromaten und den Sarmaten bekannt, dass die Frauen dort eine bevorzugte Stellung besaßen, die sich von der einer griechischen Hausfrau deutlich unterschied. Einen weiteren Hinweis auf die Gleichstellung von Mann und Frau geben vielleicht auch parthische Gürtelschnallen. Die gefundenen Gürtelschnallen zeigen häufig Paare, die die Köpfe eng aneinander geschmiegt haben oder sich umarmen (Abb. 49). Eine solche offen zu Schau gestellte Verbindung ist typisch für eine nomadische Gesellschaft und war dem Weltbild der Griechen völlig fremd.

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Abb. 49 Parthische Gürtelschnalle, Ein Paar, eng aneinander geschmiegt, umarmt sich. Nationalmuseum Teheran.

Erziehung Aus parthischer Zeit sind keine Quellen über die Erziehung in Parthien bekannt. Dokumente der sasanidischen Zeit lassen vielleicht jedoch Rückschlüsse auf die Verhältnisse in Parthien zu, wenn man davon ausgeht, dass artverwandte Bildungssysteme bestanden haben und das Avesta Teil der Lehrinhalte war. Für Kinder der gehobenen Gesellschaftschicht begann bei den Sasaniden die Schule im Alter zwischen fünf bis sieben Jahren. Die Schüler blieben bis zum 15. Lebensjahr in der Schule. Unterrichtet wurden die Kinder im Schreiben und im Lesen, und sie mussten religiöse Texte aus dem Videvdat auswendig lernen. Das Videvdat ist ein Teil des Avesta und enthält Texte und Instruktionen zu Heilungs- und Reinigungszeremonien, aber auch Strafhinweise.374 Astrologie war ebenso Unterrichtsfach wie körperliche Ertüchtigung. Wichtig für den Unterricht der Jungen waren Reiten, Bogenschießen, die Jagd und eine militärische Ausbildung. Auch eine Musikerziehung, so das Spielen eines Instrumentes, war Teil der Ausbildung. Würfelspiele, wie etwa eine Form von Backgammon, wurden gelehrt.375 Es gibt Hinweise aus sasanidischer Zeit, dass Mädchen, allerdings in eher geringer Zahl, in eine Schule gingen und in Religion ausgebildet wurden. Meist dürften sie in häuslichen Arbeiten geschult worden sein. Die griechische Tradition eines Gymnasions ließ sich anhand von Texten aus Dura Europos nachweisen. Hierin werden die Sieger im Bogenschießen, im Schildkampf, im Dauerlauf und im Speerwerfen geehrt.

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Sklaven und Kriegsgefangene Der Begriff des Sklaven ist für das Parthische Reich unscharf zu erfassen und nur in wenigen Beispielen belegt. Der Mitverkauf von Sklaven wird in einem aus parthischer Zeit stammenden Dokument aus Dura Europos ausdrücklich erwähnt. Auch Kinder gehörten zu den Sklaven.376 In Berichten über den Handel erfahren wir auch von Sklaven, die neben Gold, Wein, Datteln aus den Häfen des Partherreiches nach Indien und Arabien transportiert wurden. Aus Dura Europos ist durch das Pergament Dura 20 Welles377 aus dem Jahr 121 n. Chr. ein einflussreicher Regierungsbeamter namens Phraates bekannt. Diesem Regierungsbeamten gehörte ein Schuldschein des Bauern Barlaas aus dem Dorf Paliga. Phraates hatte diesem 400 Silberdrachmen geliehen; als Sicherheit dienten ihm das Ackerland des Bauern sowie dessen gesamter Besitz. In diesem Schuldschein verpflichtete sich der Bauer, bis zur Rückzahlung dieser Geldsumme dem Phraates als Sklave zu dienen, wobei er alle Arbeiten ausführen sollte, die von ihm verlangt würden. Die Urkunde gibt noch genauere Informationen über die Abhängigkeit des Bauern: Er darf sich weder bei Tag noch bei Nacht von dem Gut entfernen. Sollte er krank und arbeitsunfähig werden, müsse er zur Strafe eine Drachme pro verlorenen Arbeitstag zahlen; sollte er im Tempel Zuflucht suchen, so könne er mit Gewalt daraus vertrieben werden. Solche Rahmenbedingungen lassen sklavenähnliche Verhältnisse vermuten. Einem sasanidischen Rechtsbuch, das unter der Bezeichnung „Sammlung der tausend Rechtsentscheidungen“ bekannt ist, ist zu entnehmen, dass Sklaven zusammen mit Grund und Boden verkauft wurden. Es ist zu vermuten, dass dieses Buch aus sasanidischer Zeit auch Zeugnis über die parthische Zeit abgibt. Jedenfalls wird der Mitverkauf von Sklaven in einem aus parthischer Zeit stammenden Dokument aus Dura Europos ausdrücklich erwähnt. Auch Kinder wurden wie die Eltern als Sklaven behandelt, wie die Weitergabe eines zwölf Jahre alten Kindes in einem Pergament aus Dura Europos aus dem Jahr 180 n. Chr. bezeugt.378 Eine andere Bedeutung des Begriffs „Sklave“ ergibt sich aus den Informationen, dass Sklaven in der Armee reiten und schießen lernten. Vielleicht ist heute der Begriff „Höriger“ eher angebracht.379 Sklaven konnten auch freigelassen werden, wie eine Inschrift aus dem Jahr 142 / 41 v. Chr. aus Susa bezeugt.380 Dort wird die Weihung einer Sklavin, die 30 Jahre alt ist, an die große Fruchtbarkeitsgöttin Nanaia von Susa dokumentiert. Dabei ist jedoch unklar, ob diese Sklavin Tempeldienst (heilige Prostitution) ausüben soll oder nach griechischem Rechtsbrauch normal freigelassen wird.

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Eine Strafe von 3000 Silberdrachmen wurde festgelegt, falls gegen die der Frau zugestandenen Rechte verstoßen würde. Eine weitere Inschrift aus Susa381 aus dem Jahr 131 v. Chr. von der Freilassung einer Sklavin weist nicht auf einen Dienst im Tempel hin. Die Strafhöhe wird ebenfalls mit 3000 Drachmen angegeben. Wie Rechtsurkunden belegen, trat im 2. bis zum 3. Jh. n. Chr. eine Veränderung der Stellung von Arbeitern auf den Gütern ein.382 Viele Arbeiter hatten zwar weiterhin das Land des Besitzers zu bestellen, ihnen wurde jedoch ein Anteil am Ertrag ihrer Arbeit zugestanden. Dieser Anteil betrug zwischen einem Zehntel bis zu einem Viertel des Gesamterlöses. Kriegsgefangene Soldaten mussten Fronarbeit leisten. Als in der Schlacht von Carrhae 53 v. Chr. über 10 000 Römer gefangen genommen worden waren, brachte man sie nach Merw, wo sie am Bau der Verteidigungsmauer eingesetzt wurden.383

Musik der Parther Musik spielte bei den Parthern eine große Rolle, wie in allen alten Kulturen. Bei Festen, Hochzeiten, Empfängen oder auch beim Aufmarsch im Krieg wurde aufgespielt. Es wurden bisher nur wenige Darstellungen von Musikinstrumenten aus parthischer Zeit gefunden. Ein Großteil der Funde stammt entweder aus Hatra oder aus Nisa. Von folgenden Musikinstrumenten haben wir über Abbildungen Kenntnis erlangen können: Tamburin, Panflöte, Doppelaulos, Kastenleier, Rahmentrommel, Trompete (ca. 50–60 cm lang), Oboe und Harfe. Frauen und Männer spielten gleichermaßen die Instrumente, wie sich anhand einer Reliefdarstellung eines Festzuges am Tempel der Allat in Hatra (Südiwan, Bauwerk B, parthische Zeit) nachweisen lässt. Das Relief zeigt eine Braut, die auf einem festlich geschmückten Dromedar sitzt.384 Sie trägt ein bodenlanges, leicht gefälteltes Gewand. Ihre Sitzposition ist auf einer Trage quer zur Gangrichtung des Dromedars dargestellt. Ihr voraus geht eine Tamburinspielerin, die ein langes Gewand trägt. Ein weiterer Ausschnitt dieses Reliefs zeigt zwei Bläser, von denen einer auf einer Panflöte bläst, die aus 13 Rohren besteht (Abb. 50). Solche Instrumente tauchen erstmalig in hellenistischer Zeit in Mesopotamien auf. Es ist ein ausgelassenes Fest, wie man aus den Darstellungen schließen kann: Es wird gesungen und getanzt. Die Musik wird mit Händeklatschen begleitet, Wein fließt reichlich, und wie weitere Darstellungen zeigen, sind die Becher gut gefüllt. Bei der erwähnten Hochzeit werden nur Blas- und Schlaginstrumente dargestellt. Es

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Abb. 50

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Hatra, Tempel der Allat, Musiker mit Panflöte und Blasinstrument.

ist interessant, dass bei heutigen Festen im mesopotamischen Raum ebenfalls nur diese beiden Instrumentengruppen verwendet werden, wobei vorwiegend von Trommeln begleitete Rohrblattinstrumente gespielt werden. Neben Trommeln werden auch tellerförmige Becken benutzt, die gegeneinander geschlagen werden, wobei die Becken mit Schlaufen an den Händen befestigt sind. Das Hochzeitsrelief zeigt ferner einen Spieler mit einem Doppelaulos, einem Blasinstrument mit zwei Melodierohren, die nicht miteinander verbunden sind und beim Spielen v-förmig gehalten werden. Ein Fund aus Baktrien belegt, dass der Doppelaulos dort bereits im 3. bis zum 2. Jh. v. Chr. verwandt wurde.385 Hinweise auf das Spielen einer Harfe sind ebenfalls durch Funde von Tonfiguren belegt. Eine andere Quelle für parthische Musik stellen die Trinkgefäße (Rhyta) dar, die bei den Ausgrabungen in Nisa gefunden wurden. Auf diesen fand man Darstellungen von Musikern mit einem Doppelaulos sowie von einer Frau, die eine Kithara, ein Saiteninstrument, spielt. Frauen tanzen zu dieser Musik. Auf einem anderen Rhyton

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wird ein Mann mit einer Panflöte (griechisch syrinx) dargestellt. Die Panflöte wird von einem Satyr gespielt, einem Mischwesen aus Mensch und Ziegenbock – ein Hinweis auf den hellenistischen Einfluss in Nisa. Solche Musikinstrumente kennt man in Mittelasien nur aus wenigen Funden. Informationen über Musik gewinnen wir auch aus sekundären Quellen. Plutarch beschreibt in seinem Bericht über die Schlacht bei Carrhae 53 v. Chr., dass im Tross von Surena Frauen mit Kastagnetten und einer Laute Musik spielten und es sich dabei offensichtlich um eine die Krieger begleitende Musikgruppe handelte. Wie Plutarch weiter berichtet, benutzten die Parther im Krieg gegen die Römer große Trommeln, die bei den römischen Soldaten Unruhe und Verwirrung hervorriefen und einen erheblichen psychologischen Effekt erzielten.386 Ein anderer Bericht erwähnt wandernde Sänger in parthischer Zeit, die in Friedenszeiten auf Märkte gingen und dort sangen. Ein Teil des Avesta besteht aus den Gathas, religiösen Hymnen. Diese Hymnen wurden bei Zusammenkünften der Zoroastrier gesungen, um die Glaubensbotschaft zu verkünden. Vermutlich wurden diese Texte nur mündlich überliefert. Man geht davon aus, dass auch die weltliche Literatur in Versen gesungen wurde und es eine musikalische Begleitung dazu gab. Vorgetragen wurden die Texte von einem Sänger (gōsān),387 der viele Funktionen ausübte: Er trat bei Hof vor dem König und den Hofleuten auf und wurde zu Feiern und Begräbnissen gerufen. Wie Plutarch berichtet, besangen die gōsān die Taten parthischer Helden, während sie die Römer mit Spottliedern bedachten.388

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Medizinisches Wissen in parthischer Zeit Über die Medizin der Parther liegen bisher keine Zeugnisse vor. Da wir aber über die Medizin der Sasaniden Kenntnisse besitzen, ist es dennoch möglich, auf das medizinische Wissen bei den Parthern zu schließen. Dabei darf man voraussetzen, dass ein Teil des überlieferten Wissens aus dem Avesta stammt, das schon in parthischer und in achämenidischer Zeit bekannt war und u. a. Vorgaben für medizinische Behandlungen umfasst. Voraussetzen darf man bei den kriegerischen Parthern vielleicht auch, dass es eine hochentwickelte Versorgung von Kampfwunden gab. Im Sasanidenreich wurde vermutlich bereits Anfang des 3. Jhs. n. Chr. unter König Schapur II. (309–379 n. Chr.) in Gondischapur im Südwesten des Iran eine Art Universität gegründet, in der Medizin und andere Naturwissenschaften wie etwa die Astronomie gelehrt wurden.389 Die dort unterrichtenden Lehrer kamen aus verschiedenen Ländern. Das hier vermittelte Wissen basierte u. a. auf dem Vendidad, einem Teil des Avesta. In dem Vendidad werden zahlreiche Pflanzen und deren Wirkungen beschrieben, in anderen Kapiteln geht es um die Behandlung von Leichen im Winter (Abschnitte 10–14), den Umgang mit Totgeburten (Abschnitte 45–62), um Befähigungsnachweise, um Gebühren für Ärzte oder um das Schneiden von Nägeln und Haaren (Abschnitt 9). Unter den erwähnten Pflanzen wird „Haoma“ genannt, wahrscheinlich eine kleine gelbblütige Pflanze, die im Hochland des Iran vorkommt und den wissenschaft lichen Namen „Ephedra vulgaris“ trägt. Sie enthält die Wirksubstanz Ephedrin, die zur Behandlung von Kreislauf- und Atemwegserkrankungen genutzt wird. Ob der Haomatrank, der Rauschzustände verursachen kann und in zoroastrischen Ritualen als Droge benutzt wurde, aus dieser oder einer anderen Pflanze hergestellt wurde –  manche Forscher vermuten auch Hanf oder den Fliegenpilz – ist wissenschaft lich noch nicht entschieden. Eine Mischung aus Weinraute und Knoblauch wurde medizinisch eingesetzt. Man weiß heute um ihre cholesterinsenkende und blutdruckmindernde Wirkung. Bullenurin wurde wegen seiner entzündungshemmenden Wirkung bei Wunden verwandt. Auch ein Extrakt aus Cannabissamen (bangha, Avesta: bhangh) wurde benutzt. Man kannte seine halluzinatorische Wirkung, insbesondere, wenn er mit Wein vermischt wurde. Möglicherweise wurde dieser Extrakt zur Schmerzlinderung bei Operationen wie dem Richten von Knochenbrüchen oder bei der Versorgung von Wunden benutzt.

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Nach dem Vendidad gab es Vorschriften zur Ausbildung von Ärzten. Angehende Ärzte mussten drei Patienten untersuchen, deren Erkrankung diagnostizieren sowie diese therapieren, bevor sie zur Ausübung ihres Berufes zugelassen wurden.390 Nach Angaben im Avesta gab es unterschiedliche Fachrichtungen bei den Ärzten. Ein Hygieniker (asho baeshazo), der sich um die Prävention von übertragbaren Erkrankungen kümmerte, war gleichfalls für Frauen zuständig, die eine Totgeburt hatten. Solche Frauen mussten einige Tage abseits ihrer Familie leben und regelmäßig mehrmals am Tag Bullenurin trinken und sich damit auch reinigen. Erst danach durften sie zu ihrer Familie zurückkehren. Es gab weiterhin einen Allgemeinarzt (urvaro baeshazo) mit Kenntnissen in der Kräutermedizin, einen Chirurgen (karato baeshazo), einen Forensiker (dato baeshazo), der einem heutigen Rechtsmediziner entsprechen dürfte, und einen manthra baeshazo, der mit heiligen Worten heilte, wobei man hier an einen Schamanen oder im modernen Sinn an einen Psychologen denken mag. Die Vergütung der Ärzte richtete sich u. a. nach den Einkommensverhältnissen der von ihnen behandelten Patienten. Im Einzelfall konnte dies bedeuten, dass sie von einem reichen Dorfherrn einen Stier oder von einem Landesherrn sogar einen vierspännigen Wagen erhielten. Frauen bezahlten weniger, z. B. den Kaufpreis für eine Eselin, eine Kuh, oder eine Pferde- oder Kamelstute. Die Strafen für Ärzte, die sich Fehlbehandlungen zuschulden kommen ließen, waren erheblich. Wenn ein Arzt mit einer Bronzelanzette eine größere Operation vornahm oder die Augenhöhle öffnete und dabei das Augenlicht des Patienten zerstörte, sollte ihm die Hand abgeschlagen werden (Gesetz Nr. 218). Abtreibung wurde als Mord angesehen. Einen Hinweis auf Epidemien, die vielleicht das Partherreich heimsuchten, gibt der Bericht zur sog. Antoninischen Pest zur Zeit des Kaisers Marcus Aurelius (121– 180 n. Chr.). Um welche Erkrankungsursache es sich bei dieser Epidemie gehandelt hat, ist unklar. Nach der Beschreibung könnte es eine Infektion mit Yersinia pestis, dem Pesterreger, gewesen sein, es könnte sich aber auch um eine Pockenerkrankung gehandelt haben. Die Epidemie trat 165 n. Chr. auf dem Partherfeldzug des Lucius Verus erstmalig in Nisibis (heutige Südosttürkei) auf und verbreitete sich über Athen bis in das gesamte Römische Reich. Die Seuche wütete über mehr als 24 Jahre lang. Nach Angaben von Cassius Dio nach sollen 189 n. Chr. auf dem Höhepunkt der Ausbreitung in Rom täglich bis zu 2000 Menschen gestorben sein. Nach diesem Zeitpunkt ebbte die Erkrankungswelle ab.391 Ein besonderer Hinweis auf medizinische Anwendungen findet sich bei dem pontischen König Mithridates VI. (132–63 v. Chr.). König Mithridates VI. hatte sich, vermutlich aus Angst vor Vergiftungen, eine Mischung aus ca. 56 verschiedenen Giften

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und Substanzen herstellen lassen und in kleinen Mengen genossen. In der Mischung war unter anderem Opium, vermengt mit Entenblut vorhanden, da sich nach damaliger Auffassung Enten von Gift ernährten und deshalb das mit ihrem Blut vermischte Medikament eine giftzerteilende Wirkung besaß. Der König, der seinen Körper durch regelmäßige Einnahme von Giften an diese gewöhnt und sich so immunisiert hatte, hat damit eine Methode angewandt, die auch heute bei Immunisierungen, z. B. bei Heuschnupfen, praktiziert wird. Über 2000 Jahre hinweg bis in die heutige Zeit hinein hat sich sein Name in der Medizin erhalten, wie der Begriff „Mithridatismus“ für einen solchen Immunisierungsprozess im Klinischen Wörterbuch von Otto Dornblüth aus dem Jahr 1927 zeigt.392 Die Kunde von einem solchen Trank des Königs erreichte Kaiser Nero (37–68 n. Chr.), der durch seinen Leibarzt Andromachus eine Reihe weiterer Zutaten hinzumischte, unter anderem Vipernfleisch. Im Mittelalter wurde die Mischung dann unter dem Namen „Theriak“ bekannt. Sie wurde gerne eingenommen, vielleicht auch wegen des in ihr enthalten Opiumanteils.

Lebensverhältnisse – Einkommen – Gehaltszahlungen Einige Dokumente erlauben uns zwar einen Blick auf die Lebensverhältnisse im Parthischen Reich, jedoch ist es nicht möglich, sich daraus ein allgemeingültiges Urteil zu bilden. In Babylon wurden Keilschrifttafeln gefunden, die als administrative und als geschäft liche Dokumente aus parthischer Zeit anzusehen sind. Die meisten dieser Tafeln enthalten Zeitangaben, die sich auf das Jahr 94 bzw. 93 v. Chr. beziehen. 393 Aus ihnen lassen sich Rückschlüsse auf die Verdienstmöglichkeiten von Angestellten im Tempelbereich ziehen. Einem Mann, der im Reinigungsdienst arbeitete, wurden z. B. 1,5 Schekel pro Monat gezahlt, während ein Schreiber, der auf Leder Urkunden erstellte, 2 Schekel pro Monat erhielt. Ein Schekel entsprach dem Wert einer Tetradrachme. Die Preise von Korn sind aus anderen Schriftzeugnissen bekannt. Aus diesen Daten kann man annäherungsweise errechnen, wieviel Korn, dessen Kaloriengehalt pro kg man überschlägig kalkuliert, benötigt wird, um eine fünfköpfige Familie zu ernähren. Vereinfachend wird dabei davon ausgegangen, dass die Ernährung nur mit Korn möglich sei. Solche Berechnungen ergaben, dass ca. 2,8 Schekel pro Monat benötigt werden, um eine Familie mit drei Kindern ausreichend zu ernähren.394 Ausgehend von verschiedenen Zeugnissen und Hochrechnungen, kann man vermuten, dass solche Familien an der Armutsgrenze lebten, da der Lohn von 1,5 bis 2 Schekel pro Monat nicht ausreichte, um die für die Ernäh-

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rung erforderliche Menge an Getreide zu kaufen. Familien dürften daher auf weitere Einkünfte angewiesen gewesen sein. Dafür spricht ein Hinweis in den Archiven, dass nämlich ein Bäcker Namens Mardu-Suma-Iddin neben seiner Tätigkeit als Bäcker auch für die Verwaltung der Einnahmen im Tempel zuständig war und hierfür Geld erhielt. Aus den Pergamenturkunden, die in Avroman gefunden wurden, das im südwestlichen iranischen Kurdistan liegt, ergibt sich, dass im Jahr 88 / 87 v. Chr. ein halber Weinberg 30 Silberdrachmen kostete.395 Dies entspricht ca. 14 Schekeln bzw. 14 Tetradrachmen. Mit dem knappen Jahresgehalt eines einfachen Angestellten war es also möglich, Grundbesitz zu erwerben. Einen anderen Einblick in die Lebensumstände der parthischen Bevölkerung gestatten die Analysen von fast 700 Skeletten eines Friedhofes aus römisch-parthischer Zeit in Magdala in Nordmesopotamien, einem Gebiet, das seit Mithradates I. unter parthischem Einfluss stand.396 Die Untersuchungen zeigen, dass sich die Menschen guter Lebensbedingungen erfreuten und einen ausreichenden Anteil an tierischen Eiweißen hatten. Die Kindersterblichkeit wird mit 25,5 % angegeben. Zum Zeitpunkt der Geburt lag die Lebenserwartung bei 33,5 Jahren. War das 20. Lebensjahr erst einmal erreicht, wurden die Menschen im Schnitt 45 Jahre alt.

Die Küche der Parther: Huhn auf parthische Art Hinweise auf die parthische Küche findet man in dem römischen „Spezialkochbuch“ „De re coquinaria“ von Marcus Gravius Apicius, in dem ein Rezept zur Zubereitung eines Huhns auf parthische Art beschrieben wird.397 Schon beim Durchlesen des Rezepts kann man sich eine Vorstellung von dem Gericht machen. Apicius schreibt: „Öffne das Huhn am hinteren Ende und dressiere es auf einem Brett. Stampfe Pfeffer, Liebstöckel und etwas Kümmel (careum), befeuchte es mit Liquamen (Fischsauce) und mische mit Wein. Lege das Huhn in einen irdenen Topf (cumana) und gieße die Sauce darüber. Löse etwas frischen laser398 in lauwarmem Wasser auf, übergieße das Huhn damit und lasse es schmoren. Bestreue es mit Pfeffer und serviere.“ Dass die parthischen Könige Tafelfreuden nicht verachteten, bei Tisch auf einer Kline, einer Ruheliege, lagen und „barbarische Speisen“ (gemeint sind exotische Leckereien) und Wein genossen, lässt sich aus römischen Berichten sowie aus einer Darstellung auf einer parthischen Terrakotta (Abb. 80) und einer Silberschale (Abb. 51) gleichermaßen ableiten. Auch die Dokumente aus Nisa belegen einen inten-

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Abb. 51 Silberschale, parthisch, auf einer Kline liegender Parther mit typischer Lockenfrisur und parthischer Kleidung, mit einer Schale in der linken Hand. Am Fußende sitzt eine Frau, hinter dem Parther steht ein Mann (Diener?). Registration Nr.: 1968,0210.1, British Museum, London.

siven Weinkonsum. Immer wieder taucht auf den Ostraka der Satz auf: „Von den Mundschenken übrig gelassen“. Man kann allerdings davon ausgehen, dass der Wein verdünnt genossen wurde. Die aristokratischen parthischen Gesellschaftsschichten dürften nicht schlecht gelebt haben, wenn man römischen Berichten Glauben schenken darf, denn sie legten Wert auf die Jagd und exklusive Jagdrechte. Wildfleisch war Bestandteil ihrer Nahrung.

Zeitrechnung bei den Parthern Uwe Ellerbrock

Kalender Zeitrechnung bei den Parthern

Bei den Parthern finden wir in Dokumenten oder auf Münzen in Abhängigkeit von der jeweils benutzten Sprache unterschiedliche Kalender bzw. Zeitrechnungen. Ein überall gültiges und einheitliches Kalendersystem existierte nicht. In parthischer Zeit wurde bei Texten in Keilschrift der babylonische Kalender benutzt. Der Beginn des neuen Jahres war hier der April. Bei aus parthischer Zeit stammenden Dokumenten in griechischer bzw. parthischer Schrift war die Grundlage der makedonische Kalender mit dem Anfang des Jahres im Oktober. Auf Ostraka, die in Nisa gefunden wurden, werden die Monatsnamen des zoroastrischen Kalenders benutzt. Dies deutet darauf hin, dass in östlichen Provinzen des Partherreiches der Jahresanfang im Frühling lag.

Jahreszählungen – die Seleukiden- und die Arsakidenära Unter den Parthern wurde neben der Fortführung der seleukidischen Zeitrechnung auch eine eigene Jahreszählung eingeführt. Sie beginnt mit der Herrschaft von Arsakes I. im Jahr 247 v. Chr. und unterscheidet sich damit von der seleukidischen Ära um genau 64 Jahre. Das Jahr 1 der arsakidischen Ära entspricht mithin dem Jahr 65 der seleukidischen Ära. Die seleukidische Zeitrechnung wurde zumindest im mesopotamischen Raum bis ins 2. Jh. n. Chr. meist noch gemeinsam mit der arsakidischen Zeitrechnung als Doppeldatierung verwandt. In einer Urkunde aus Dura Europos heißt es399: „Unter der Herrschaft des Königs der Könige, Arsakes (gemeint ist Osroes I.), des Wohltäters, des Gerechten, des Erhabenen und des Griechenfreundes, im Jahre 368 wie der König der Könige zählt (= Arsakidenzeit), wie in früheren Zeiten aber im Jahre 432 (Seleukidenzeit), am 26. Tag des Monats Daisios (Mai), im Dorf Paliga […]“. Für die Berechnung nach heutiger Zeit ergibt sich: 432–312 = 120 n. Chr.,

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Zeitrechnung bei den Parthern

wobei 312 das Jahr Null der Seleukidenzeit angibt. Für eine solche Umrechnung muss aber ferner berücksichtigt werden, dass das angegebene parthische Regierungsjahr erst im Oktober anfing und bis zum September des Folgejahres dauerte. Da in der genannten Urkunde der Monat Mai angegeben ist, kann es sich folglich nur um das Jahr 121 n. Chr. handeln (König Osroes I. herrschte von ca. 109–129 n. Chr.). Jahreszahlen auf parthischen Münzen, die in der Regel in griechischen Buchstaben geschrieben wurden (vgl. Tab. 4), findet man vorwiegend bei Tetradrachmen, die beginnend mit der Münzprägung Phraates IV. (ca. 38 v. Chr.) bis zum Ende des Parthischen Reiches geprägt worden sind. Die auf den Münzen zu findenden Jahreszahlen richten sich nach der seleukidischen Zeitrechnung. Münzen, die vor diesem genannten Zeitpunkt hergestellt wurden, tragen sehr selten Datumsangaben, wodurch sich die beschriebene Schwierigkeit in der Erstellung der Genealogie der Könige erklären lässt. Monatsangaben (s. Tab. 3) auf parthischen Tetradrachmen befinden sich in der Regel im äußeren unteren Münzrand. Bei vielen Tetradrachmen fehlen allerdings häufig lesbare Monatsnamen, da diese, durch den Prägevorgang bedingt, entweder nur teilweise oder überhaupt nicht auf die Münzen geprägt wurden. Die Jahresdaten sind bei den Tetradrachmen hingegen meist im Bereich zwischen König und Tyche auf der Rückseite der Münzen zu finden (vgl. Abb. 5, 47). Babylonischer Kalender 1. Monat April 2. Monat Mai 3. Monat Juni 4. Monat Juli 5. Monat August 6. Monat September 7. Monat Oktober 8. Monat November 9. Monat Dezember 10. Monat Januar 11. Monat Februar 12. Monat März

Griechisch-Makedonischer Kalender Oktober DIOW November APELLAIOW Dezember AWDWNAIOW Januar PERITIOW Februar DWSTROW März JANDIKOW April ARTEMISIOW Mai DAISIOW Juni PANHMOW Juli OLVOW August GORPIAIOW September WPERBERETAIOW Zwischenzeit EMBOLIMOW

Tab. 3: Monatsnamen (auf den Münzen sind die griech. Namen im Genitiv) in den verschiedenen benutzten Kalendern. Nach dem babylonischen Kalender ist der April der 1. Monat des Jahres, nach dem griechisch-makedonischem Kalender ist dies der Oktober.

Zeitrechnung bei den Parthern

Einer-Zahl

Zehner-Zahl

217

Hunderter-Zahl

A

1

I

10

R

100

B

2

K

20

S

200

G

3

L

30

T

300

D

4

M

40

W

400

E

5

N

50

F

500

@

6

J

60

Y

7

O

70

H

8

P

80

U

9

Ϙ

90

Tab. 4: Jahresdaten in griechischen Buchstaben.

Die seleukidische Zeitrechnung, die sich an dem griechisch-makedonischen Kalendersystem orientierte, basierte auf einem Mondkalender, der mit dem Oktober des Jahres 312 v. Chr. anfing. Um die auf parthischen Münzen zu findenden seleukidischen Zeitangaben in unsere Zeitrechnung umzurechnen, gilt folgende Umrechnungsformel: Wenn die auf den Münzen angegebene seleukidische Jahreszahl 312 oder kleiner ist, dann muss diese Zahl von 313 abgezogen werden, um das entsprechende Jahr v. Chr. zu erhalten. Wenn die seleukidische Jahreszahl größer als 313 ist, dann muss von dieser Zahl 312 abgezogen werden, um das Datum entsprechend unserer heutigen Zeitrechnung zu erhalten. Folgendes Beispiel mag eine Umrechnung verdeutlichen: Eine Münze weist die Jahreszahl B I T auf, wobei B = 2, I = 10, T = 300 ist und sich so die Jahreszahl 312 ergibt. Nach seleukidischer Zeit ergibt 313–312 = 1, was dem Jahr 1 v. Chr. / 1 n. Chr. entspricht, da es kein Jahr Null gibt. Die Regierungszeit dieses Jahres ging also vom Oktober des Jahres 1 v. Chr. bis zum Oktober des Jahres 1 n. Chr.

Astronomie und Kalender Die Beschäftigung mit der Astronomie dient seit den Anfängen der Zivilisation zur Berechnung wichtiger Zeitpunkte, wie z. B. derjenigen der Nilüberschwemmung, der Jahreswende oder wichtiger Daten für religiöse Feste, wie etwas für das Frühlings-

218

Zeitrechnung bei den Parthern

anfangsfest. Dabei wurden ganz unterschiedliche Berechnungsmodi genutzt. Bei den Medern war wie in allen Ländern des östlichen Mittelmeeres der lunisolare Kalender in Benutzung. Dieser Kalender richtete sich nach dem Mondumlauf. Die Beobachtung der ersten schmalen Lichtsichel nach Neumond bestimmte den Anfang der Monate. Hinweise auf die Benutzung eines lunisolaren Kalenders finden sich auch in den achämenidischen Inschriften in Bisotun. Das Kalenderjahr bestand aus zwölf Mondmonaten, die zusammen kürzer waren als ein Sonnenjahr. Daher wurde alle drei Jahre ein 13. Schaltmonat eingefügt. Um 503 v. Chr. wurden durch eine günstigere Verteilung der Schaltmonate Verbesserungen bei der Zeitberechnungen vorgenommen. Um 460 v. Chr. führte man bei den Achämeniden vermutlich den zoroastrischen Kalender ein. Dieser Kalender beruht auf einem Sonnenjahr mit 360 Tagen für ein Jahr und war damit sehr viel genauer als die Berechnungen mit Mondjahren. Lediglich fünf Zusatztage (epagomene), die dem zwölften Monat folgten, mussten eingefügt werden, um die annähernd richtige Berechnung eines Sonnenjahres zu erhalten.400 Das Problem einer ungenauen Jahresberechnung existiert auch in unserem Kalendersystem. Trotz der Genauigkeit von 365 Tagen pro Jahr müssen weitere kleinere Korrekturen vorgenommen werden: Alle vier Jahre muss der 29. Februar als Schalttag eingeschoben werden. Zusätzlich zu der Nutzung des seleukidischen und des parthischen Kalenders haben die Parther auch den schon bei den Achämeniden gebräuchlichen zoroastrischen Kalender weiter zur Jahreszählung verwendet. Hinweis hierfür sind in Nisa gefundene Ostraka aus parthischer Zeit mit zoroastrischen Monatsnamen. Dabei lag das älteste Datum bei ca. 100 v. Chr. Die letzte Angabe stammt aus dem Jahr 12 n. Chr.401 Bislang sind nicht alle Fragen zu den Kalendersystemen und zu deren Gebrauch geklärt. Unklar ist im Einzelnen, in welchen Bereichen und wie lange die unterschiedlichen Systeme verwendet wurden,402 ebenso fehlen uns Hinweise auf die mit Sicherheit notwendigen Anpassungen der Kalenderjahre an die Sonnenjahre. Nach Ende des Partherreiches und der Gründung des Sasanidenreiches im Jahr 226 n. Chr. wurde die Religion der Zoroastrier zur Staatsreligion erhoben und damit die zoroastrische Zeitrechnung im Staatskalender verwandt. Der Rückgriff auf diesen Kalender legt nahe, dass die Parther zumindest in Teilen der Bevölkerung dem zoroastrischem Glauben anhingen und somit die damit verbundene Kalenderberechnung tradiert wurde, bis sie schließlich Eingang in das sasanidische System fand. Nach der Islamisierung verbreitete sich die Zählung nach der Hidschra des Propheten. Das Jahr 622 n. Chr. ist danach das erste Jahr der neuen islamischen Zeitrechnung und begann am 16. Juli 622. Dieser islamische Kalender rechnet nach Mondmonaten und Mondjahren. In Iran begann man im Jahr 622 n. Chr. ebenfalls

Zeitrechnung bei den Parthern

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die neue Zeitrechnung, behielt aber die auf dem Sonnenjahr beruhende Zählung des zoroastrischen Kalenders mit Anfang des Jahres im Frühjahr bei. Daher liegt im heutigen Iran der Jahresanfang nach wie vor im Frühling, und die iranische Zeitrechnung mit dem längeren Sonnenjahr hinkt dem auf dem kürzeren Mondjahr beruhenden islamischen Kalender inzwischen 42 Jahre hinterher.

Die Kunst der Parther Sylvia Winkelmann

Die Kunst der Parther

Der Begriff „parthische“ Kunst ist unter allen Aspekten des Parthischen Reiches der umstrittenste, und die Meinungen über Charakter und Inhalt der parthischen Kunst gehen weit auseinander. Sie reichen von der Behauptung, es habe gar keine eigenständige parthische Kunst gegeben, bis zu der Auffassung, die Kunst der Parther sei als rein hellenistisch beziehungsweise als graeko-iranisch anzusehen oder stelle eine Synthese aus hellenistischer und griechisch-iranischer Kunst dar. Der erste Wissenschaft ler, der versuchte, die parthische Kunst zu charakterisieren, war der russische Archäologe und Historiker Michail Rostovtzeff, der ein exzellenter Kenner der eurasischen Nomadenkulturen wie der partherzeitlichen Denkmäler Vorderasiens war. Er charakterisierte 1935 als Erster die partherzeitliche Kunst und bestimmte als typisch parthisch die Frontalität der Darstellung, die Linearität der Konturen und – insbesondere bei den späteren parthischen Werken – die akribische Detailtreue (Veristik), und er benannte typisch iranisch-parthische Motive  – und stilistische Details.403 Der Meinung von Rostovtzeff schloss sich auch Widengreen in seiner Studie „Iranisch-semitische Kulturbegegnung in parthischer Zeit“ an, in der er ebenfalls die Synthese von parthischen und nichtparthischen Elementen in Vorderasien untersuchte.404 Der große französische Ausgräber und Mittelasienkenner Schlumberger schließlich sprach von einer graeko-iranischen Kunst des Orients, aus der sich die parthische Kunst entwickelt habe.405 Roman Girshman, ein bekannter französischer Archäologe, betonte in seinem 1962 herausgegebenen Buch über die Kunst der „Parther und Sasaniden“, dass die Parther eine eigene Kunst hervorgebracht hätten.406 Brentjes dagegen sprach von einem Dualismus von rein hellenistischer und nomadischer Kunst.407 Dieser Meinung vermochte sich Malcom Colledge, ein bekannter englischer Historiker, nicht anzuschließen und schrieb in seinem 1977 herausgegebenen Buch „Parthian Art“, dass die Parther zur Entwicklung einer eigenständigen Kunst wenig beigetragen hätten. Noch drastischer formulierte Pillet, dass es keine eigene parthische Kunst gegeben habe.408 Diese Aussagen haben natürlich jeweils ihren Hintergrund, und ihre Widersprüchlichkeit basiert auf mehreren Gründen. Einer ist der schon mehrfach disku-

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tierte unzureichende Forschungsstand, der viele neue Funde aus Iran und Mittelasien noch nicht berücksichtigt. Der zweite ist die sehr ungleiche Verteilung der Kunstgattungen: Mit Ausnahme der Münzen lässt sich keine einzige Gattung zeitlich und räumlich durchgehend nachweisen und in ihrer Entwicklung nachverfolgen. Der dritte Grund liegt in der nur ungenügenden Aufarbeitung des bekannten Materials, dessen Analyse eine umfassende Kenntnis sowohl der antiken griechisch-römischen als auch der altorientalischen, der iranischen, der mittelasiatischen und der eurasischen Kunst erfordert, wenn man die einzelnen Elemente deutlich trennen will. Der vierte Grund liegt in der Tatsache, dass die frühe parthische Kunst tatsächlich viele griechische Elemente enthält und Kunstwerke daher oft nicht als parthisch erkannt wurden. Der fünfte Grund ist das Fehlen von Funden aus der völlig vernichteten Hauptstadt Ktesiphon, in denen Belege für eine Reichskunst am ehesten hätten gefunden werden können, sowie die Dominanz von Kunstwerken aus den mesopotamischen Randgebieten. Die letzte Ursache schließlich liegt im Auge des Betrachters: Nahezu alle europäischen Wissenschaft ler, die sich mit Mittelasien beschäftigten –  mit Ausnahme der russischen –, konzentrierten sich auf die Suche nach Spuren Alexanders des Großen und betrachteten die partherzeitliche Kunst Mittelasiens und des Iran mit dem Auge des Europäers: Mit dem Zug Alexanders des Großen nach Mittelasien begann die Verbreitung europäischer antiker Kunst in Vorder- und Mittelasien, und es entstand der hellenisierte Orient, gleich so, als hätte es vor den Griechen in diesem Bereich überhaupt keine Kunst gegeben. Analysiert man aber den bisherigen Bestand der bekannten parthischen Kunstwerke, dann kann man mehrere Entwicklungsphasen der partherzeitlichen Kunst ausmachen, in denen sich Schritt für Schritt tatsächlich eine eigenständige parthische Kunst im ganzen Reich herausgebildet hat, die letztlich prägend für die nachfolgende sasanidische und die frühchristlich-byzantinische Kunst geworden ist.

1. Frühe parthische oder partherzeitliche Kunst: Nebeneinander verschiedener Strömungen und die Formierung der parthischen Kunst (247 v. Chr. bis zur Zeitenwende) Der Begriff „partherzeitliche“ statt „parthische Kunst“ trifft die Situation in der frühen Phase des Reiches vielleicht am besten.409 Bis ungefähr zur Zeitenwende lässt sich eine voll ausgebildete eigene Reichskunst noch nicht fassen. Die Parther besaßen

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Die Kunst der Parther

ein von Mesopotamien bis nach Nordwestindien reichendes Reich und setzten sich über eine heterogene Bevölkerung unterschiedlicher Herkunft, Religion und Kunsttradition, die viele Jahrzehnte von den griechischen Seleukiden beherrscht worden waren. Die vorhergehende seleukidische Reichskunst war eindeutig hellenistisch. Griechische Kunst war Kunst der herrschenden Klasse und Kunst der griechischen Siedler, die teilweise schon seit der achämenidischen Zeit in Iran lebten. Griechische Kunst prägte auch die Kunst im benachbarten Graeko-Baktrischen und im IndoGriechischen Reich im Osten, mischte sich dort jedoch mit der lokalen baktrischen bzw. indischen Kunst. Daneben lebte in Iran und Mittelasien die achämenidische Kunsttradition weiter. In Iran wirkte darüber hinaus noch elamisches und anderes vorachämenidisches Kulturerbe. In Mesopotamien blieben viele Elemente der altorientalischen Kunst erhalten, im syrischen Raum fanden sich Elemente nabatäischer und arabischer Kunst. In Mittelasien trat neben achämenidische und griechische Elemente die Kunst der Steppenvölker. Gleichzeitig wechselte in Teilen des Iran und Mesopotamiens häufig die Herrschaft zwischen Parthern und Seleukiden hin und her. Insofern ist überhaupt nicht zu erwarten, dass in der ersten Phase des Partherreiches eine eigenständige parthische Reichskunst bestanden haben könnte. Wenn es vor der Entstehung des Parthischen Reiches eine parthische Kunst gegeben hätte, so müsste man sie – in den bislang nicht gefundenen – frühen Siedlungen oder Begräbnisstätten der Parner zu suchen haben oder sie spätestens dann, als die Parner als Parther auftraten, in der ersten parthischen Hauptstadt Nisa finden. Geht man davon aus, dass es sich bei den Parthern um ein Volk nomadischer Herkunft handelt, wäre darüber hinaus zu erwarten, dass die frühe parthische Kunst von Elementen der Kunst des eurasischen Steppenraumes geprägt sein würde. Dass dies tatsächlich so war, legt die spätere parthische Kunst nahe, in der solche Elemente deutlich fassbar sind. Bevor sich aber eine parthische Kunst in dem Sinn herausgebildet hat, dass diese typische und unverkennbare Kunstgattungen, Motive und Stilelemente erkennen lässt, die auch prägend in späterer Zeit nachwirkten, vergingen gut zwei Jahrhunderte. Funde aus dieser ersten Phase sind spärlich. Sie stammen vor allem aus Turkmenistan und Nordiran. Aus Nisa410, der wahrscheinlich von Mithradates I. (ca. 171– 138 v. Chr.) gegründeten befestigten Hauptstadt, kommt ein sehr dimorphes Bild. In der Architektur lassen sich vor allem mittelasiatische Züge erkennen: iranische Umwandlungstempel, Grabtempel mit Kuppelhalle, Verzierungen mit Terrakottaplatten mit überwiegend nichtgriechischem Dekor (Pfeil, Goryth, Löwenmaske, Kleeblatt) und frontalen Masken. Dies gilt auch für Shahr-e Qumis. Deutlich in lokaler Tradition und damit eurasisch-parthisch ist die Ausgestaltung der Hallen in Nisa mit

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zahlreichen aufgesockelten, lebensgroßen und frontal in den Raum schauenden bemalten Tonfiguren der Könige und deren Ahnen, deren Datierung aber nicht eindeutig ist. Glaubte man zuerst, dass sie wahrscheinlich aus dem 1. / 2. Jh. n. Chr. stammten, weist der Fund einer Porträtplastik von Mithradates I. auf eine möglicherweise ältere Datierung hin. Es ist unwahrscheinlich, dass solche Statuen erst schlagartig in der späteren Phase in Nisa auftgetreten sind. Auch die Bronzeplastik des „Prinzen von Shami“ (ca. 50 v. Chr.–50 n. Chr.) macht es wahrscheinlich, dass die Großplastik in Nisa schon in der frühesten Stufe bekannt war. Zurück gehen diese Statuen auf die Ahnenfiguren, die schon in den choresmischen und den skythischen Grabbauten in Toprak-Kala, Bajte und in anderen Stätten zu finden waren und dort von einem dynastischen Kult der Nomadenstämme kündeten. Diese lebens- bis überlebensgroßen Standfiguren, die vielleicht unter der Rubrik „Porträtplastik“ einzuordnen sind, werden in der Folgezeit zu einem ganz charakteristischen Merkmal parthischer Kunst, das seine höchste Blüte in den Bildwerken von Shami, Hatra, Palmyra und Edessa findet. Allerdings sind die lebensgroßen Terrakottafiguren aus Nisa, soweit die aufgefundenen Reste dies erkennen lassen, teilweise griechisch bekleidet und sind möglicherweise sogar von griechischen Künstlern gefertigt worden. Damit wird ein Aspekt deutlich, der für die frühe Partherzeit in Nisa und wohl im ganzen Reich typisch war: Die neuen Herrscher aus der Steppe liebten griechische Kunst und griechische Künstler, und sie statteten ihre Paläste mit griechischen Erzeugnissen aus. So sind auch die meisten frühen Funde aus Nisa weitgehend rein griechisch, z. T. griechische Importe, zum Teil von griechischen Künstlern an Ort und Stelle gefertigt. Dies betrifft Menschen- und Götterfiguren, Schmuck und Gefäße. Andere Funde wiederum zeigen deutlich, wie orientalisches, nomadisches und griechisches Erbe miteinander verschmelzen. Die neuesten Ausgrabungen in Nisa belegen z. B. die Ausgestaltung der Räume mit farbigen Fresken, die u. a. einen Kampf von nomadisch bekleideten Reitern mit Schwert und Bogen zeigen.411 Dieses Motiv gehört eindeutig in den nomadischen Motivkreis, die Freskotechnik selbst brachten die Griechen mit.412 Eine ähnliche Gemengelage zeigen die berühmten ca. 50 Rhyta aus Nisa, große Zeremonial- oder Prunkgefäße, aus denen Wein getrunken wurde oder mit denen Flüssigkeitsspenden (Libationen) vorgenommen wurden. In ihrer klassischen Form bestehen sie aus einem weitmundigen trichterförmigen geschwungenen Oberteil, das auf die Form eines Trinkhorns zurückgeht, und einem Unterteil in Form einer Tierprotome oder eines Tierkopfes, seltener einer menschlichen Büste, jeweils mit einem kleinen Ausguss versehen. Frühe Vorläufer dieser Gefäße sind rein zoomorphe Gieß-

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gefäße, wie sie aus Vorderasien, Elam und Nordiran schon für den Anfang des 1. Jts. v. Chr. bekannt sind. Frühe Rhyta wurden meist aus Ton oder Kupfer gefertigt. Spätestens unter den Achämeniden erhielten Rhyta ihre bekannte Form mit oberem Horn und unterer Protome und wurden als Edelmetallobjekte Teil des charakteristischen Prunkgeschirrs der Achämeniden. Auch die Seleukiden und die Parther schätzten diese Prunkgefäße orientalischen Typs, die sich zur Zeit der Achämeniden auch im Steppenraum und hier besonders unter den Skythen großer Beliebtheit erfreuten. Die nisäischen Rhyta wurden aus importiertem indischem Elfenbein gefertigt und im oberen Bereich mit meisterhaft geschnitzten Reliefs versehen, die nahezu ausschließlich griechische mythologische Szenen oder griechische Götter darstellen. Die dargestellte Bekleidung und die Insignien sind rein griechisch, die Frisuren eher baktrisch und die schweren Schmuckstücke nomadisch. Die die Reliefs abschließenden Dekorbänder zeigen aber parthische Elemente wie etwa frontale Gesichter ohne Hals oder ganze frontal abgebildete Köpfe, die später eins zu eins in der hatrenischen Bauplastik wiederkehren werden.413 Die Protome jedoch zeigen auch Formen, die aus dem nomadisch-eurasischen Bereich stammen, geflügelte gehörnte und ungehörnte Löwen, Greifen. Im Laufe des 2. Jhs. v. Chr., am ehesten wahrscheinlich beginnend mit der Regierung Mithradates’ I., spätestens aber im Laufe des 1. Jhs. v. Chr., scheint der Prozess der Herausbildung einer reichsübergreifenden Kunst einzusetzen, in der sich nomadische Elemente, Motive und neue Wiedergabeformen in immer größerem Maß und in immer größeren Regionen verbreiteten, ohne die hellenistische Tradition in deren alten Zentren auszulöschen. In Mesopotamien z. B. wurden weiter Siegel und Ringsteine gefertigt, die in Technik und Stil so hellenistisch sind, dass sie lange als seleukidisch verkannt wurden. Erst die genaue Analyse der Fundschichten und der Schriftzeugnisse mit Siegelabdrücken ließen erkennen, dass die Parther in Mesopotamien bis zur Zeitenwende weiter Siegel im alten Stil und von lokalen Künstlern produzieren ließen.414 Dieser Umstand erklärt auch das oft beklagte Fehlen einer eigenen (frühen) parthischen Glyptik. Man wird diese fehlenden Siegel wohl unter jenen suchen müssen, die bisher als hellenistisch eingeordnet wurden. Erste partherzeitliche Felsreliefs wurden ungefähr ab der Mitte des 2. Jhs. v. Chr. in der Elymais und im Süden Iranisch-Kurdistans gefertigt.415 Damit wurde in der Partherzeit eine Tradition aufgegriffen, die so iranisch ist wie keine andere Kunstgattung überhaupt: Iran ist das Mutterland der Felsbildkunst. Felsbilder wurden hier seit ca. 2000 v. Chr., erstmals von den Lullubäern, gefertigt und waren ein fester Bestandteil der gesamten elamischen Kunst, der von den Achämeniden aufgegriffen und fortgeführt wurde. Auch in der Seleukidenzeit brach diese Tradition nicht ganz ab.416

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Auffallend ist dabei, dass die partherzeitlichen Felsreliefs in jenen Regionen gefertigt wurden, in denen solche Reliefs von je her Bestandteil der lokalen Kunst waren. Gerade in Bisotun, wo Dareios sein großes Relief mit dem Sieg über die neun Lügenkönige anbringen ließ und wo aus der späten Seleukidenzeit ein Felsbild in Form eines ruhenden Herakles erhalten ist, ließen auch die Parther Felsbilder ausführen. Unterhalb des Dareiosreliefs befindet sich ein heute stark gestörtes Relief des Königs Mithradates II. (ca. 123–88 v. Chr.), der die Huldigung von vier namentlich benannten Würdenträgern entgegennimmt.417 Alle diese Figuren sind noch in strengem Profi l dargestellt. Zwei weitere Felsbilder in Bisotun stammen aus der nächsten Phase der späteren Partherkunst und zeigen andere Stilmerkmale. Auch mehrere Felsbilder der Elymais stammen aus dieser frühen Formierungsphase. Dazu gehört das ehemals Mithradates I. zugeschriebene Relief von Hung-e Nauruzi, das einen auf einem Pferd reitenden König sowie einen Begleiter in Profilansicht zeigt (Abb. 53). Neuere Untersuchungen mit einer 3D (dreidimensional) Laserscannung und Vergleiche mit Münzen der Elymais lassen vermuten, dass es sich bei dem Reiter eher um Kamnaskires III. (ca. 82–75 v. Chr.) handelt, während wir es bei der größten rechts vor dem Reiter stehenden Figur mit Langschwert mit dem elymaischen König KamnaskiresOrodes (erste Jahrzehnte 2 Jh. n. Chr.) zu tun haben dürften.418 Alle vier Männer rechts von dem Reiter sind frontal und in parthischer Tracht wiedergegeben. Die Untersuchungen ergaben ferner, dass man aufgrund der vor dem Reliefstein gefundenen Terrasse von einem offen gestalteten Heiligtum ausgehen kann. Aus der Elymais sind verschiedene meist kleine Stein- und Bronzeplastiken und Reliefdarstellungen bekannt geworden, die offensichtlich gleichzeitig entstanden sind, aber zum einen im rein griechischen Stil, zum anderen bereits im parthischen Stil mit nomadischen Bärten und Haarbändern, Halsreifen, Dolchen und in der typischen Reitertracht gefertigt wurden. Die meisten dieser Funde stammen aus Susa, Masjid-e Solaiman und Bard-e Nishandeh. Zu dieser Gruppe gehören auch die auf Failaka gefundene Terrakottafigur des Königs Mithridates II. in parthischer Tracht419 sowie vermutlich auch die Bronzeplastik des „Prinzen von Shami“.420 Letztere ist die einzige erhaltene überlebensgroße Bronzeplastik der Parther, die diesen Herrscher bereits in voller parthischer Montur, mit nomadisch-parthischem Schmuck und Vierlaschendolchen wiedergibt (Titelbild, Abb. 38), sowie eine Bronzebüste, die Orodes II. darstellen soll, aber auch der in griechischem Stil gearbeitete Kopf, der der Königin Musa zugeschrieben wird. Zahlreiche Darstellungen zeigen Herakles, den griechischen Halbgott, der in der Partherzeit besonders beliebt war, als Plastik, als Tonrelief und selbst als Felsreliefmotiv. Aus einem Grab aus dem 2. / 1. Jh. v. Chr. aus Shami stammen auch Perlmuttintarsien, die typisch parthische Motive wie den rei-

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Die Kunst der Parther

tenden Bogenschützen mit gespanntem Bogen wiedergeben, aber auch eine bereits voll frontal gearbeitete Königin oder Göttin.421 Der Einfluss nomadischer Elemente erreicht in dieser Zeit die Kommagene.422 In der Kunst der Kommagene unter Antiochos I. (69–36 v. Chr.) und seinem Sohn entstehen zahlreiche Reliefs, auf denen die Könige zwar mit dem Körper en face oder leicht gedreht und mit dem Kopf im Profil wiedergegeben werden (eine Gestaltung, die noch der vorhergehenden achämenidischen und der hellenistischen Kunst verhaftet ist), der Rest jedoch weist bereits typische Elemente der parthischen Kunst auf. Der König wird hier in nomadischer Reitertracht und mit der nomadischen Herrschertiara abgebildet, und die detaillierte Wiedergabe der Bekleidung, des Schmucks und des typischen Prunkdolchs mit Ringknauf und Vierlaschenscheide (vgl. Abb. 23) nimmt bereits die Ausführungweise der späteren parthischen Plastik vorweg. Langschwerter mit Tragbügelaufhängung markieren bereits den Herrscher, kürzere mit nomadischer Trageweise den Thronfolger. Auch mit der Darstellung seiner Ahnenreihen knüpft Antiochos I. nicht von ungefähr an den auch in Nisa vermuteten Ahnenkult an. Die Reste von monumentalen Plastiken in parthischer Bekleidung und Bewaffnung weisen in dieselbe Richtung.423 Schließlich findet sich in Gerger das nördlichste partherzeitliche Felsrelief überhaupt: Hier ließ Antiochos I. seinen Großvater Samos abbilden.424 Diese Umstände sprechen trotz des bisherigen Fehlens von Bindegliedern dafür, dass die Formierungsphase zu dieser Zeit bereits ihrem Ende zustrebt. Hinweise darauf geben auch die Münzbilder, die inzwischen neue Bildprogramme aufgenommen haben und die die parthischen Könige jetzt in neuen Varianten darstellen. Auf den Münzen der Könige Gotarzes I. (ca. 95–90 v. Chr.), Artabanos II. und Mithradates III. lassen sich die ersten frontal dargestellten Königsporträts fassen, die Krone des Phraates III. (ca. 70–57 v. Chr.) ist mit Tierstilelementen verziert, und Orodes II. (ca. 57–38 v. Chr.) trägt die goldbesetzte Prunkkleidung der Nomaden.

2. Die ausgebildete parthische Kunst (von der Zeitenwende bis zum Ende des Partherreiches) Etwa mit oder kurz nach der Zeitenwende beginnt die nächste Phase der parthischen Kunst. Es ist jene Zeit, in der das Partherreich seine Ausdehnung bis Mesopotamien weitgehend gefestigt hat und auch die inneren Zwistigkeiten nach dem Tod Orodes’ II. beseitigt sind. In dieser Zeit lassen sich von Mesopotamien bis in den Ostiran und

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nach Mittelasien innerhalb der Kunst überall die gleichen Elemente fassen, die von einem eigenen parthischen Motivkanon und einem eigenen parthischen Stil künden, der sich jetzt großflächig durchsetzt und mit der vor allem in Mesopotamien immer noch vorherrschenden hellenistischen Kunsttradition eine reizvolle Synthese eingeht. Es ist allerdings auch jene Phase, aus der wir von der eigentlichen parthischen Kunst im Kernland herzlich wenig wissen. Aus Iran stammen zu jener Zeit die meisten Belege aus der Felsbildkunst und hier wiederum die meisten aus der Elymais, in der jedoch damals die lokalen Könige teilautonom regierten und ihre spezifische Variante parthischer Kunst fertigen ließen. In Mittelasien sind Funde aus dieser Zeit vor allem aus den Festungsanlagen an der Ostgrenze belegt. Das zahlenmäßig größte Material parthischer Kunst (immer unter Berücksichtigung der bisherigen Forschungslage) kommt in dieser Zeit aus Mesopotamien und den westlichen Randgebieten des Partherreiches: aus der Osrhoene (Edessa, Sumatar Harabesi, Kirk Maghara), aus Hatra, Palmyra und Dura Europos. Gerade diese Funde sprechen dafür, dass die parthische Kunst in dieser Zeit so prägend war, dass sie selbst in den Randbereichen und in Städten, die teilweise gar nicht mehr innerhalb des Partherreiches lagen, adaptiert wurde und dort oft eine unübertroffene Ausprägung erreichte. Diese Einschätzung dürfte allerdings auch daran liegen, dass uns Funde aus der Hauptstadt Ktesiphon fehlen, in der die parthische Kunst ihr eigentliches Zentrum gehabt haben dürfte. Daher sollten gerade die Funde aus Hatra, Palmyra und Dura Europos unter dem Blickwinkel gesehen werden, dass sie die nicht erhaltene Kunst von Ktesiphon reflektieren. Die Funde in Mesopotamien bieten nun eine Vielfalt von Kunstgattungen, in die parthische Stilelemente und Motive eindringen und sich mit lokalen Traditionen zu einer neuen Qualität verbinden.

Frontalität Zu den wichtigsten neuen Elementen gehört die Übernahme des Frontalitätsprinzips, dessen eigentliche Herkunft bis heute umstritten ist. Die Autorin favorisiert die schon von Ghirshman vorgeschlagene Herkunft aus der Kunst der iranischen Völker Mittelasiens,425 denn schon die zu Anfang des 1. Jts. v. Chr. in Iran eingewanderten iranischen Stämme präsentieren, besonders in der eisenzeitlichen Luristankunst, frontale Darstellungen. Frontale Darstellungen prägen auch die Kunst in Mittelasien in der zweiten Hälfte des 1. Jts. v. Chr., seien es die Funde in Bajte426 auf dem Ustjurtplateau (sakisch oder sarmatisch, 5.–2. Jh. v. Chr.), seien es die Ausgestaltung der frühen Kuschanenpaläste (z. B. in Chalčayan) oder die Königsdarstellungen der

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Indo-Skythen (z. B. auf den Münzen des Maues und Azes im 1. Jh. v. Chr.). Die Frontalität der Darstellung, das Nebeneinandersetzen, aber Nichtaufeinanderbeziehen der Figuren sowie der parataktische Bildaufbau setzen sich nun auch in der frühen Kunst von Dura Europos, Palmyra, Babylon und Assur durch. Die Parther haben damit ein charakteristisches Kunstelement verbreitet, das mit den Traditionen des Hellenismus bricht. Mit der frontalen Darstellungsweise wird die griechische Formensprache verlassen, die in der Profi lansicht das interaktive Zusammenspiel von Personen betont und dem Betrachter direkt sichtbar eine ganze Geschichte erzählt. Die Bilder wirken stattdessen zusammengesetzt, die Figuren scheinen kaum aufeinander bezogen, starr und statisch.

Neue Antiquaria Ikonographisch ist dieser Vorgang verbunden mit der zunehmenden Wiedergabe parthischer Bekleidung und parthischer Waffen, parthischer Rangkennzeichen und Königsinsignien, Schmucks und Zaumzeugs parthischer Prägung, parthischer Frisuren und Bärte, bis die parthische Mode durchgehend „Mode“ in Mesopotamien wurde, und dies nicht nur bei den Menschen, sondern auch bei vielen Göttern, die bei Beibehaltung ihrer Funktion ihr Äußeres deutlich verändern.

Neue Motive Mit der Durchsetzung der parthischen Kunst verändert sich auch der Motivkanon. a) Er wird durch neue Motive bereichert, die die Parther aus der Steppenkunst mitgebracht haben, wie das Motiv des Reiterkampfes, des jagenden Bogenschützen mit Kompositbogen, des Lanzenreiters, des Panzerreiters, des Mannes in parthischer Reitertracht mit Schwertgehänge (Abb. 52), Mittel- oder Langschwert und Vierlaschendolch oder des reitenden Königs,427 aber auch die Abbildungen von Widder und Hirsch aus der Steppenkunst, die Bilder von Drachen- und anderen Mischwesen ebenso wie das Motiv der halslosen Maske. b) Der Motivkanon enthält nun auch parthisch umgeformte Varianten der Königsund Adelsdarstellung, wie den frontal dargestellten opfernden König oder Priester vor einem kleinen „open-air-Altar“, zu dem der Opfernde den rechten Arm hinunterstreckt (Abb. 54, 58).428 Der König wird belehnt mit einem Ring oder einem Diadem, den / das er in der erhobenen Hand hält.429 Könige, Adlige oder

Die Kunst der Parther

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Abb. 52 Gürtelschnalle mit Darstellung eines reitenden Parthers, der einen Traglaschendolch am linken Oberschenkel trägt. British Museum, London. Reg. Nr. 1992,0125.1.

reiche Bürger werden mit zum Gruß erhobenem rechten Arm mit nach vorn gerichteter Handfläche dargestellt. Der König wird ferner in Begleitung von Bewaffneten mit langem Schwert gezeigt. Darstellungen zeigen den parthisch bekleideten halbaufgerichtet auf einer Kline lagernden Mann, oft mit Ring oder Gefäß in der Hand (eine Variante der altorientalischen Bankettszene, oft umgewandelt in das iranische Motiv des Totenbanketts),430 den berittenen König im Kampf mit einem Raubtier oder den adorierenden Satrapen. c) Es entstehen Motive, bei denen iranische Vorstellungen verknüpft werden mit der jeweiligen lokalen religiösen Tradition. Hierunter fällt besonders das iranische Motiv der königlichen Investitur durch eine Gottheit (s. Kapitel: „Die Herrschaftsstruktur der Parther / Investiturszenen“). Seine erste große monumentale Ausprägung fand dieses Motiv schon auf den Dexiosisreliefs der Kommagene, auf denen Antiochos I. von verschiedenen griechischen Göttern seine Herrschaftsbestätigung erhält, wie z. B. von Apollon, Zeus oder Herakles, die teilweise griechisch, teilweise mit adaptierten iranischen Zügen dargestellt und die in einer zweiten Phase in den Inschriften mit griechisch-iranischen Doppelnamen benannt wurden. Auf parthischen Münzen und Felsbildern erscheint das Motiv in der Form der Belehnung durch eine Göttin, die Nike oder Tyche sein kann. „Rich-

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tig parthisch“ wird das Motiv in der Variante der Belehnung des reitenden Königs durch die Göttin Tyche, die ihm einen Ring, ein Diadem oder einen Zweig überreicht.

Zwei Unterabschnitte der entwickelten parthischen Kunst Innerhalb dieser zweiten großen Phase der parthischen Kunst lassen sich noch einmal zwei Entwicklungsphasen unterscheiden, eine frühe, die in etwa bis 150 n. Chr. reicht, und eine späte, in der die parthische Kunst ihre schönsten Formen hervorbrachte. Diese Stufe endet nicht einmal mit dem Sturz der Parther, sondern reicht in Dura Europos, Palmyra und Edessa noch bis in die römische Zeit hinein. Manche Wissenschaft ler nennen diesen allerletzten Abschnitt der parthischen Kunst, die noch nach dem politischen Ende des Partherreiches existierte, auch „subparthisch“. In der früheren Phase dieser zweiten Stufe parthischer Kunst, die bei Mathiesen als mittelparthisch eingestuft wird,431 erscheint als prägendstes Merkmal die starre Frontalität, die selbst dort zu fassen ist, wo Motive oder Antiquaria noch lokal sind, wenn z. B. lokale Götter noch in originaler oder in griechischer Bekleidung oder Soldaten noch in lokaler arabischer Kleidung erscheinen, oft aber schon parthische Waffen oder Waffengürtel tragen. In dieser Zeit wirken viele Darstellungen, besonders in der Reliefkunst und der Malerei, noch relativ ungelenk, gleich, als ob man mit dem neuen Stil nicht gut zurechtkommt, und die Detailliertheit von Bekleidung und Schmuck noch nicht die Vollendung der späteren Phase erreicht hat. In der letzten Phase der parthischen Kunst, die von Mathiesen als spätparthisch bezeichnet wird, haben sich die parthischen Antiquaria voll durchgesetzt. Die Darstellungen sind nun weniger steif, nicht immer frontal, besonders bei der Darstellung von Kleidung extrem detailliert, die dargestellten Frisuren und Schmuck sind teilweise atemberaubend schön. Dies gilt besonders für die Grabreliefkunst und die monumentalen Skulpturen von Hatra und Palmyra,432aber auch für die Wandmalerei und den Schmuck.

Architektur und Baukunst Iwanbauten und Kuppelhallen prägen die Architektur im gesamten Reich, und iranische Umwandlungstempel finden sich selbst in Mesopotamien. In der Baukunst setzt sich die großflächige Verwendung des Stuckdekors für die Ausgestaltung von Au-

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ßenfassaden wie für die Innengestaltung von Fluren und Räumen durch. Verfremdete griechische Schmuckmotive, Motive, die aus der Verfremdung griechischer und römischer Architekturelemente im reinen Dekor entstanden sind, und neue Motive östlicher Herkunft wie Drachen, andere Mischwesen und Lotosblüten, aber auch Stufenzinnen, sich schneidende Kreise, Rosetten und Mäander schmücken die Bauten. Stuckdekor entstand durch die Anwendung von Pressmodeln und durch Schnitzerei. Diese Wandverzierung war farbig bemalt, meist in Rot, Grün, Blau, Gelb und Weiß. Stuckdekor wurde in den Palästen kombiniert mit großflächigen bunten Wandmalereien. Als neues Element, das auf die Ausgestaltung der frühen Grabanlagen, Ahnentempel und Paläste Mittelasiens sowie der frühen Bauten in Nisa durch lebensgroße Tonplastiken und figürlichen Zierrat zurückgeht, erscheint in Mesopotamien die figürliche Bauplastik, die besonders gut in Hatra zu beobachten ist. Hier werden zahlreiche groß- und kleinformatige Reliefs, Büsten und ganze Skulpturen und Skulpturengruppen in die Wände der Tempel und der Wohnbauten eingefügt, die allerdings in Anpassung an das vorhandene Baumaterial überwiegend aus Kalkstein gefertigt sind, gelegentlich aber auch aus Metall und Stuck. Häufig sind ganze Gruppen von dreidimensional gestalteten Köpfen in die Bögen von Nischen und großen Portalen eingefügt. Daneben finden sich halslose Masken aus verschiedenem Material, die die Wände zieren und schon in der Baukunst von Nisa belegt waren. Darüber hinaus werden auch pflanzliche Motive aus dem hellenistischen Dekorkorpus, die oft vom Schmuck korinthischer Kapitelle abgeleitet sind, zur Verzierung der Fassaden genutzt.

Felsbilder Die Felsbildkunst dieser Zeit, naturgemäß beschränkt auf das Vorhandensein von Felsen und damit auf den Iran, stammt in geringerer Zahl aus Iranisch Kurdistan (Bisotun), im größeren Umfang jedoch aus der Elymais.433 Sie enthält den gesamten oben beschriebenen parthischen Motivkanon und alle Stilmerkmale der parthischen Kunst wie die Frontalität, die parthischen Antiquaria sowie die parataktische Gestaltung. Die Flachheit und Steifheit sind voll ausgeprägt. Die eher steife Gestaltung und auch die weniger stark ausgeprägte Detailliertheit könnten vermuten lassen, dass die überwiegende Anzahl der Felsbilder der ersten Phase der spätparthischen Zeit zuzuordnen sei. Die Datierung der Felsbilder ist jedoch stark umstritten, und die Khawasakstele aus Susa aus dem Jahr 215 beweist, dass in der Elymais die stilistischen Züge

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Abb. 53 Felsrelief in Hung-i-Nauruzi, Iran; Kamnaskires III. (?) reitet auf einem Pferd. Die größere Figur mit einem Langschwert stellt möglicherweise Kamnaskires-Orodes dar, die übrigen drei Figuren stehen frontal und tragen mittellange Schwerter.

der ersten Phase bis zum Ende des Partherreiches fortgeführt wurden.434 Dies kann auf die Provinzialität der elymaischen Kunst hinweisen, aber auch darauf, dass die spätparthische Kunst in Mesopotamien einen ganz eigenen Charakter besaß. Aus dem irakischen Kurdistan sind weitere Felsreliefs bekannt, deren Erhaltungszustand jedoch so schlecht ist, dass sie über die Zuschreibung zur parthischen Zeit hinaus nicht genauer datiert werden können. Aus Iranisch-Kurdistan, unweit von Ekbatana, stammt das stark erodierte Relief von Gotarzes II. (ca. 40–51 n. Chr.) in Bisotun. Es zeigt eine Reiterkampfdarstellung: den Sieg des Königs über seinen Rivalen Meherdates, den Gotarzes niederreitet.435 Der König und sein Page sind hier als Reiterkrieger mit extrem langer Lanze dargestellt (Abb. 42). Eine schwebende Nike weist auf den Schutz des Königs durch diese Göttin hin. Auf dem unweit davon liegenden „Partherstein“ in Bisotun opfert ein

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frontal dargestellter König Vologases, mit Diadem, Halsreif, Armreifen, Prunkgürtel und zwei Dolchen geschmückt, auf einem Altar, flankiert von zwei ebenso frontal abgebildeten Adligen (Abb. 54). In Sarpol-e Zohab lässt sich ein Gotarzes – unklar ob I. oder II. – unterhalb der vier ältesten iranischen Felsreliefs des Lullubäer-Königs Annubanini (um 2000 v. Chr.) ebenfalls als berittenen König mit Diadem und parthischer Kleidung vor einem frontal abgebildeten parthisch gekleideten Satrapen wiedergeben, der einen Ring oder ein Diadem in der Hand hält.436 Alle anderen bisher bekannten spätparthischen Felsreliefs stammen aus der Elymais und führen die bekannten Motive des Reiters (Hung-e Nauruzi (Abb. 53) und Tang-e Sarvak), des Reiterkampfes (Tang-e Sarvak), der Adoration (Hung-e Kamalwand, Tang-e Butan, Kuh-e Tina, Tang-e Sarvak), der Belehnung eines Herrschers oder Satrapen (Hung-e Yar-e Aliwand, Tang-e Sarvak, Kuh-e Taraz) fort. Wie die Aufzählung zeigt, ist der wohl wichtigste Fundplatz partherzeitlicher elymaischer Kunst Tang-e Sarvak. Hier ist auf vier Felsblöcken eine Vielzahl von Felsreliefs mit teilweise überlebensgroßen Figuren ausgearbeitet worden. Block I zeigt zwei Opferszenen. Zwei stehende Könige bzw. ein König und ein Priester flankieren dabei einen Altar. Ein weiteres Bild gibt Herakles mit Keule und Löwenfell wieder. Auf dem nahezu neun Meter hohen Steinblock II sind insgesamt sieben Reliefs herausgearbeitet. Eines zeigt die Investitur eines Prinzen Vorod,437 der halbliegend auf einer Kline ruht und ein Diadem in der Hand hält, flankiert und beschützt von drei sitzenden Figuren, die meist als Götter interpretiert werden. Vorod kehrt auf der Nordseite als überlebensgroße stehende Figur wieder, die vor einem Altar grüßend die Hand hebt.438 Die Nordwestwand zeigt gleich vier Reliefs: eine zweiregistrige Audienzdarstellung mit drei thronenden Figuren und zehn stehenden Männern, einen reitenden jagenden König mit Pfeil und Bogen, der mit einem Schwert auf einen Bären sticht, und einen stehenden Mann im Kampf mit einem Löwen. Block III, dessen 2.20 hohes Relief zur Hälfte abgebrochen ist, zeigt eine hochinteressante Kriegsszene, bei der es sich ursprünglich um den Zweikampf zweier Panzerreiter mit überlanger Lanze, Pfeil und Bogen handelte. Hinter dem erhaltenen Panzerreiter, der wie sein Pferd mit einem Schuppenpanzer geschützt ist, stehen noch zwei Infanteristen, die mit Bogen und Schwert bzw. mit Axt und Schwert bewaff net sind.439 Hinter dem Panzerreiter stürzt ein getöteter Mann nach hinten. Alle diese Motive oder einzelne Elemente daraus finden sich in der Elymais auf vielen weiteren, meist sehr schlecht erhaltenen Felsreliefs, bei denen es sich oft nur um einzelne frontal abgebildete Männer in parthischer Bekleidung und Bewaffnung handelt. Die hier in der Felsbildkunst erkennbaren Motive lassen sich auch in vielen anderen Kunstgattungen fassen: in der Reliefkunst, in der Wandmalerei, in den Graffiti,

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Abb. 54 „Vologases – Relief“: König bei einer Opferung. Eine Inschrift verweist auf einen nicht näher zu bestimmenden König namens Vologases. 1.–2. Jh. n. Chr., Bisotun, Iran.

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in der Glyptik, in der Terrakottaplastik und selbst auf der Keramik und den Deckeln der Pantoffelsarkophage in Mesopotamien.

Wandmalerei Im ganzen Reich gehören vielfarbige und großformatige Fresken zur Ausgestaltung von Palästen, Tempeln, Grüften und Wohnhäusern. Die Wandmalereien zeigen dabei viele neue Motive, die aus dem Motivkanon der iranischen Völker bzw. aus der Kunst des eurasischen Steppenraumes stammen und von den Parthern eingebracht wurden. Dazu gehören u. a. der reitende König oder der Reiterkampf, ein Motiv, das in der nomadischen Kunst weit verbreitet ist und u. a. skythische Vasen, Schmuck und Wandmalereien schmückt, z. B. in Pantikapaion (antike Stadt auf der Halbinsel Krim). Farbige Wandmalerei in Form von Fresken ist für die frühe Phase der spätparthischen Kunst in Mesopotamien vor allem in Dura Europos und Assur belegt. Im Partherpalast von Assur aus dem 1. Jh. n. Chr. wird jenes Reiterkampfmotiv abgebildet, das die Parther aus der Steppenkunst in die parthische Kunst eingeführt haben und das auch am entgegengesetzten Ende des Reiches, in Nisa, die Wände schmückt. Fragmente von frühen Wandmalereien wurden auch in Babylon gefunden. In Dura Europos wird das „Opfer des Konon“ (ca. 70 n. Chr.) im Tempel der palmyrenischen Götter in frontaler Manier gemalt (Abb. 55). Die meisten erhaltenen Fresken aus der spät- und der nachparthischen Zeit stammen aus Hatra, Palmyra und Dura Europos.440 Die um 200 n. Chr. entstandenen Fresken aus Hatra schmückten drei Seiten des Saals 15 im Hauptgebäude A. Dargestellt sind ein Reiter mit Lanze und Bogen im Kampf mit zwei Ebern (Ostwand), drei Friese, die einen Reiter mit Pfeil und Bogen auf der Jagd auf Gazellen wiedergeben (Südwand), und eine weitere zweiregistrige Jagd- oder Kampfszene, von der nur noch der Reiter mit großem Kompositbogen erhalten ist (vgl. Abb. 56).441 Charakteristisch ist der fliegende Galopp der Pferde, der als Stilelement wohl aus der chinesischen Kunst in der Partherzeit nach Mesopotamien kam. Fresken in Palmyra sind vor allem aus den Grabstätten bekannt (obwohl es sie ebenso in den Häusern und den Tempeln gegeben haben dürften) und gehören in den Bereich der Porträtkunst, die in Palmyra besonders entwickelt war. Die Fresken zeigen die Verstorbenen entweder als ganze Figur oder als Porträtbüste, oft begleitet von Darstellungen griechischer Göttinnen. Hauptmerkmal dieser Malereien ist die Vor-

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Abb. 55 Opfer des Konon. Fresko aus parthischer Zeit, Dura Europos. Nach Franz Cumont, Fouilles de Doura-Europos, Atlas, Tafel XXXII).

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deransichtigkeit, die Frontalität der Figuren, die zu den charakteristischen Merkmalen der palmyrenischen Kunst bis zum Ende des 3. Jhs. zählt und deutlich auf parthischen Einfluss zurückgeht. Die am besten erhaltenen Malereien kommen aus dem Mausoleum der drei Brüder. Wer vor diesen Malereien steht, wird unwillkürlich an die frühe byzantinische Kunst, an die koptische Kunst und besonders an die ägyptischen Mumienporträts erinnert. Das Material aus Dura Europos ist aus mehreren Gründen besonders interessant. Zum haben wir hier den umfangreichsten und am besten erhaltenen Bestand partherzeitlicher Malerei überhaupt. Dies ist dem Umstand zu verdanken, dass die Einwohner der Stadt vor der sasanidischen Belagerung im Jahr 256 n. Chr. große Partien der an die Stadtmauer angrenzenden Bauten verfüllten, um die Stadtmauer zu verstärken, und dadurch die hier befindlichen Malereien für die Nachwelt bewahrten. Zum zweiten haben sich hier Fresken im parthischen Stil aus der spät- und der subparthischen Periode erhalten, die noch fast hundert Jahre nach der Eroberung der Stadt durch die Römer im Jahr 165 n. Chr. gefertigt wurden. Dabei wurden vor allem parthische Antiquaria und Stilelemente genutzt, um die lokalen religiösen Vorstellungen der römischen Soldaten und der christlichen und der jüdischen Gemeinden umzusetzen. Dies spricht für die Intensität, mit der die parthische Kunst in die vorher bestehende vorderasiatisch-hellenistische Tradition eingegangen war und nachwirkte. Zum dritten haben wir hier nicht nur Belege für frühchristliche Malerei, sondern auch, einmalig überhaupt, figürliche jüdische Kunst, die sich in den Wandmalereien der Synagoge erhalten hat. Fresken gab es in Dura Europos in allen Tempeln, aber auch in vielen Wohnhäusern (s. Abb. 56). Berühmt sind die im 2. Jh. n. Chr. angefertigten Malereien im ZeusTheos-Tempel, die den frontal abgebildeten stehenden Gott in parthischer Tracht zeigen, vor einem Streitwagen und bekrönt von zwei Niken. Die Seitenwände waren in je drei Friese eingeteilt, auf denen die privaten Stifter des Tempels mit ihren Familien wiedergegeben wurden. Die Namen sind neben ihren Figuren niedergeschrieben. Viele der dort gefundenen Wandbilder sind auch von Künstlern signiert. Zu den berühmtesten spät- bzw. subparthischen Malereien gehören die Fresken aus der zweiten Bauphase des Mithräums (ca. 210–240 n. Chr. im Auftrag von römischen Soldaten gemalt), aus dem Baptisterium der christlichen Kirche (um 232 n. Chr. erbaut) und die zahlreichen Fresken aus der jüdischen Synagoge, die erst nach dem offiziellen Ende des Partherreiches um das Jahr 244 / 45 n. Chr. entstanden sind (Abb. 55). Szenen aus dem jüdischen und dem christlichen Leben sind hier stilistisch so rein parthisch umgesetzt, dass man annimmt, hier seien parthische Künstler am Werk gewesen, deren iranische Namen sich teilweise auch in den beigefügten In-

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Abb. 56 Fresko, Dura Europos, 194 n. Chr., Ein Reiter mit einem Kompositbogen (die obere Recurve ist gut zu erkennen) jagt zwei Wildesel, eine griechische Inschrift gibt den Namen des Malers, die Jahreszahl sowie den Namen des Jägers an. Louvre, Paris, Inv. Nr.: AO 0173310.

schriften wiederfinden. Im Mithräum fallen besonders die parthisch gekleideten Magier und der reitenden Mithras mit flatterndem Mantel auf, der auf dem schweren parthischen Schlachtross mit großen Phaleren zur Jagd reitet und mit dem großen Kompositbogen in typisch parthischer Bogenhaltung auf Hirsch, Gazellen, Löwe und Wolf schießt. In der Synagoge, deren herrliche Fresken heute im Museum von Damaskus aufbewahrt werden, gibt es den parthisch bekleideten Pharao, den römischen Soldaten mit ostparthischem Drachenhelm, Mordekai mit ostiranischer Bogenköcher-und Pfeiltasche, die Schlacht zwischen Philistern und Israeliten, in deren Zentrum eine iranische Szene eines Kampfes zweier parthisch gekleideter Lanzenreiter steht und in der die Philister parthische Schuppenpanzer tragen.442 Auch am anderen Ende des Partherreiches haben sich eindrucksvolle Fresken erhalten. Neben den parthischen Reiterkampfdarstellungen in Nisa gibt es Wandmalereien im Palast von Kuh-e-Kwadjah in der ostiranischen Seistanregion, die von einer Variante parthischer Kunst künden, die griechische und parthische Elemente miteinander verschmilzt. Stellvertretend dafür steht ein geflügelter griechischer Eros,

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Abb. 57 Partherzeitliches Grabmosaik aus Edessa (frühes 3. Jh. n. Chr.) mit syrischer Inschrift mit Bankettszene. Der Verstorbene wird im Kreise seiner Familie dargestellt. Der auf einer Kline ruhende Mann ist umgeben von seiner Frau, seinen Kindern und Dienern. Die Männer sind parthisch gekleidet, die Frau trägt eine lokale Tracht mit dem Tantur, einer syrischen Kopfbedeckung.

der die parthische Reitertracht trägt, ein parthisches Pferd reitet und wie der typische parthische Krieger eine lange Lanze in den Händen hält. Das Fresko „König und Königin“ zeigt ein parthisch bekleidetes Paar (der König trägt Schwertgehänge und Prunkdolch), das sich eng aneinander schmiegt. Ein solches Motiv findet man in der parthischen Kunst auch auf Gürtelschnallen (vgl. Abb. 49).443 Sofern dieses Motiv nicht aus der Steppenkunst stammt, könnte hier ein Einfluss der graeko-baktrischen Kunst wirksam sein, die in den Jahrhunderten zuvor diese Region geprägt hat.

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Mosaik Farbenfrohe großflächige Mosaike mit figürlichen Darstellungen kamen spätestens im 2. Jh. v. Chr. mit den Griechen nach Mesopotamien. Von diesen dürften die Parther die Mosaikkunst übernommen haben. Von Mosaiken im parthischen Stil haben sich aber nur wenige Belege in Edessa erhalten. Die farbigen Mosaiken stammen aus Gräbern und entgingen so der Zerstörung, die die Mosaiken in den Palastbauten von Edessa erfuhren. Dargestellt sind vor allem en face wiedergegebene Familien in parthischer Bekleidung, entweder als Gruppe stehender Figuren, als Familie beim Weihrauchopfer oder gruppiert um eine auf einer Kline liegende Person.444 Weitere Mosaike dürften sich im partherzeitlichen Palast von Ktesiphon und in den lokalen Residenzen befunden haben, denn sowohl der sasanidische Palast in Ktesiphon als auch der frühsasanidische Palast von Bishapur waren mit zahlreichen Mosaiken ausgekleidet, die ohne eine vorhergehende Tradition schwer denkbar sind.

Graffiti Neben der Wandmalerei ist die spätparthische Kunst Mesopotamiens auch reich an Graffiti. Die auf Wände, Steine und Keramik aufgemalten, manchmal auch in Mauern und Steine eingeritzten Zeichnungen sind eher der Volkskunst als der Hochkunst zuzuordnen, folgen aber in der Frontalität, im Motivkanon und in den Antiquaria den Erzeugnissen der Hochkunst. Dies spricht dafür, dass die parthische Kunst sich schichtenübergreifend und damit vollständig durchgesetzt hatte. Graffiti sind bekannt aus Dura Europos, aus Assur, aus Hatra und aus der Palmyrene.445 Aus Hatra und der Jezirah (heutiger Bereich des Nordirak) stammen vorwiegend Jagd- und Kampfdarstellungen mit Reitern mit Lanzen bzw. dem großen Kompositbogen. Abwechslung bietet eine frontal dargestellte Tyche. Aus Assur ist eine oft abgebildete Gefäßbemalung zu erwähnen, die eine ganze Szene darstellt. Darin enthalten sind zweimal das Motiv des opfernden Mannes vor dem Altar, eine sich auf einer Kline räkelnde halbnackte Frau, aber auch eine der wenigen Darstellungen der Göttin Nanaia.446 In Dura Europos wiederholen sich die Darstellungen des reitenden Bogenschützens auf der Jagd auf Hirsche, Eber und Löwen, daneben gibt es fliehende Tiere und Reiterkämpfe. Das wohl bekannteste Graffito ist die Darstellung eines Kata-

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phrakten (Abb. 36): Der Lanzenreiter mit spitzem Helm trägt eine vollständige Körperpanzerung aus Lamellen, Schuppen und Segmenten, das Pferd ist mit einer fast bodenlangen Decke geschützt, auf die Schuppen aufgenäht sind. Gleichartige Pferdepanzer fanden sich bei den Ausgrabungen in Dura Europos.447

Reliefkunst Zur Reliefkunst der Partherzeit gehören neben den schon besprochenen Felsreliefs, den frühparthischen Dexiosis- und Vorfahrenreliefs in der Kommagene (Abb. 23) sowie den baugebundenen Reliefs, die die Außenwände z. B. der Bauten von Hatra schmücken, auch Reliefstelen, die im Inneren der Häuser, Paläste und Tempel angebracht waren. Ein großer Bestand von Stelen stammt aus Dura Europos, dessen Bildwerke jedoch stark durch die vorhergehende lokale und die seleukidische Kunst geprägt sind. Daneben gibt es eine hochentwickelte Reliefkunst im Bereich der Grabarchitektur besonders in Palmyra. Hauptmerkmal dieser Reliefs und Zeugnis parthischen Einflusses ist die Frontalität, die sich jetzt unter Abkehr von der hellenistischen Darstellung im Dreiviertelprofi l durchsetzt, während parthische Tracht am Anfang nicht überall zu fassen ist und sich erst im Verlauf der des 2. Jhs. n. Chr. durchsetzt. Neben den Grabreliefs und den Reliefs in Tempeln und in Wohnbauten gibt es als Sonderform noch Reliefs in Kulthöhlen, von denen bisher eine in der Osrhoene bekannt ist.448 Eine sehr große Anzahl von hochplastischen Reliefstelen kommt auch aus der spätparthischen Periode von Hatra. Reliefs aus dem iranischen Bereich sind außerhalb der Felsbildkunst nur sehr spärlich belegt.

Iranische Reliefs aus Tempeln und Palästen Belege für Reliefs im iranischen Kernland kommen überwiegend aus den Heilig tümern der Elymais, aus Izeh und den Heiligtümern aus Bard-e Nishandeh und Masjid-e Solaiman, bei denen es sich meist um verzierte Kapitelle, Säulenbasen oder Trommeln handelt oder um Stelen, die die Außenwände oder die Innenräume der Tempel zierten. Sie sind schlecht zu datieren, werden aber meist in die spätparthische Zeit gesetzt. Aus Masjid-e Solaiman449 stammen wenige grob geschnittene und nicht eindeutig datierbare Säulenkapitelle und Säulenbasen mit frontal dargestellten Männern, darunter je ein Mann in parthischer und in griechischer Tracht sowie eine weibliche

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Abb. 58: Steinrelief, Opferszene, Darstellung von bärtigen Männern in typisch parthischer Kleidung mit lang gegürteter Tunika, mit offenem Mantel und weiten Hosen. Im Zentrum steht der Großkönig, der als solcher durch ein Langschwert sowie ein Diadem gekennzeichnet ist. Ihm rechts gegenüber steht ein lokaler König, erkennbar an der elymaischen Tracht und dem zusammengerollten Mantel über derSchulter, der die rechte Hand zum Gruß erhoben hat und in der linken ein Zweigbündel hält. Neben dem Großkönig stehen zwei frontal dargestellte Männer mit verschränkten Armen. FO Bard-e Nishandeh, Standort: Nationalmuseum Teheran, Iran, Reg. Nr. 18835.

Figur, die als Anahita-Athena interpretiert wird. In besserer Qualität und einem anderen Stil ausgeführt sind die Reliefdarstellung eines Königs, von dem nur noch der Kopf mit hoher Tiara erhalten ist, und die einer Stele mit einem sehr provinziell gearbeiteten Herakles. Aus Bard-e Nishandeh kommen feiner gearbeitete Reliefs: Drei Stelen, die sich heute in Teheran befinden, sind versehen mit jeweils einem frontal dargestellten Mann in parthischer Tracht. Eine ähnliche Stele steht heute im Metropolitan Museum in New York. Daneben kommen aus diesem Ort auch Steinblöcke mit szenischen Darstellungen. Sie bilden u. a. einen opfernden König vor einem Feueraltar ab, flankiert von vier Personen (Abb. 58, hier nur 3 Personen gezeigt).450 Auf einem Säulenkapitell ist ein gepanzerter Mann wiedergegeben. Das einzige sicher datierbare spätparthische Relief aus der Elymais ist eine Platte aus dem Jahr 215 n. Chr., die die Belehnung des Statthalters von Susa, Khawasak, durch den thronenden Partherkönig zeigt, der diesem ein Diadem überreicht.451

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Aus dem spätparthischen Palast von Qaleh-e Yazdegerd (Nähe Firuzabad) stammen zahlreiche figürliche Stuckreliefs, die sich durch ihre feine und teilweise bewegte Ausführung deutlich von den aus der Elymais bekannten Reliefs unterscheiden. Dazu gehören z. B. fast lebensgroße Porträtbüsten von Männern mit der parthischen Haarbauschfrisur und breitem Halsschmuck sowie von Frauen mit offenem lockigen Haar, aber auch mehrfigurige Darstellungen wie die eines Fische tragenden Mannes oder eines Hirsches, der gefüttert wird. Mehrere Reliefs zeigen orientalische und hellenistisch-indische Mischwesen wie Greifen, die paarweise angeordnet sind oder ein Rind bzw. einen Hirsch angreifen, hockende und angreifende Sphinxen oder eine Nereide (Nymphe) auf einem Seeungeheuer. Mehrere hochplastische Reliefdarstellungen zeigen teilweise bewegte Figuren mit gedrehten Körpern und Köpfen. Darunter erscheinen griechische Götter (Eros, Tyche, Nike, Cupido), jagende Männer, zwei Tänzerinnen, eine nackte Frau in der Haltung einer indischen Tänzerin, Weinpflücker und Personen, die auf einer Kline liegend Trauben verzehren. Diese Kunstwerke haben sich von der steifen Frontalität der parthischen Kunst deutlich entfernt und scheinen eher von der Gandhārakunst beeinflusst.452

Reliefs aus Tempeln und Wohnbauten in Mesopotamien Frühe Stelen mit Einzeldarstellungen aus dem 1. Jh. n. Chr. sind aus dem Partherpalast von Assur belegt. Sie sind flach geschnitten, und die dargestellten Männer tragen parthische Tracht. Diese Stelen unterscheiden sich stilistisch deutlich von denen, die in Dura Europos und Palmyra erzeugt wurden. In Dura Europos und besonders in Palmyra, das nie zum Parthischen Reich gehörte, ist der Einfluss der vorangegangenen griechisch-orientalischen wie der gleichzeitigen griechisch-römischen Kunst deutlich spürbar. Die Reliefs aus den Tempeln und Häusern sind meist plastischer geformt, oft gerahmt, umgeben von kleineren Friesen mit Reliefs oder floralem Dekor unterschiedlicher Herkunft wie Akanthusblättern, Weinreben, Palmetten und Rosetten. Sie zeigen vorderasiatische, griechische und arabische Götter wie Zeus, Tyche, Aphlad, Hadad, Arsu, Adonis, Yarhibol, Allat, Gaddé oder Atargatis, oft noch in lokaler Tracht, meist mit Waffen, oft auch mit hellenistischer Rüstung versehen, den allseits beliebten Herakles, arabische Adlige, Soldaten und den Gott Arsu in lokaler Tracht, oft aber schon mit parthischen Schwertern und Schwertgehängen. Oftmals sind auch frontal dargestellte Büsten und Adler zu finden. Ein beliebtes Motiv ist der arabische Reiter auf dem Pferd oder dem Kamel, in lokaler Tracht und mit Rundschild, Kopf und Oberkörper en face. Aus

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Palmyra stammen auch zahlreiche große Reliefs aus dem 1. Jh. n. Chr., die die Tempelwände schmückten, wie etwa die aus dem großen Baaltempel. Sie zeigen frontal dargestellte Götter und Offiziere in hellenistischer Offizierstracht, aber auch Kamelkarawanen, verschleierte Frauen und mythologische Szenen. Die späteren Stelen aus dem 2. und dem 3. Jh. n. Chr. zeigen eher Männer in parthischer Tracht und Bewaffnung. Aus der römischen Zeit von Dura Europos stammen verschiedene kleinformatige Reliefs mit Darstellungen des stiertötenden Mithras, der unter den römischen Soldaten sehr beliebt war. In großem Stil sind solche Szenen im Mithräum von Dura Europos wiedergegeben. Immer sind Mithras und die weiteren abgebildeten Figuren frontal und in parthischer Kleidung abgebildet, allein der Stier, der getötet wird, erscheint im Profi l. Aus Hatra sind eine Vielzahl von Reliefs und Stelen erhalten, die überwiegend sakralen Charakter haben, also Götter darstellen oder Belehnungs- und Bankettszenen wiedergeben. Sie gehören nahezu sämtlich in die letzte Phase der parthischen Kunst, in das 2. und das 3. Jh. n. Chr. Diese Reliefs können Stelen sein, die einzelne Götterbilder tragen, aber Reliefs erscheinen auch als Schmuck der Altäre, Opferstöcke, Tempelmodelle sowie als Wandzier. Die hier abgebildeten Götter sind überwiegend lokale arabische oder griechische Götter, aus Stein, seltener aus Terrakotta gefertigt und oft farbig bemalt. Griechische Götter und Göttinnen wie z. B. Tyche und Nike erscheinen meist in rein griechischer Form, die lokalen Götter Bēl (Baal) und Allat tragen oft eine griechische Rüstung. Obwohl ikonographisch daher eher als vorderorientalisch-griechisch einzustufen, folgen sie in ihrer Darstellung alle jener Vorderansichtigkeit, die mit dem parthischen Einfluss verbunden wird. Parthischer Einfluss äußert sich aber auch in parthisch gekleideten und bewaff neten Göttern und in jenen Götterdarstellungen, die in völlig synkretistischer Manier alles mischen, was die Kunst des Orients in der Vergangenheit und in der parthischen Gegenwart hervorgebracht hat. Ein oft zitiertes Beispiel ist das Kalksteinrelief des altorientalischen Unterweltgottes Nergal,453 dessen altorientalische Herkunft durch seine Hörner (die Hörnerkrone ist das Göttermerkmal des alten Orients schlechthin) und die beigefügte Götterstandarte belegt wird. Den dreiköpfigen Höllenhund Kerberos, den er an der Leine hält, hat die griechische Kunst beigesteuert, Kleidung, Schuhe, Halsreif, Haarfrisur und Bart, Dolch, Schwertgehänge und Langschwert sind parthisch. Zu erwähnen, dass er frontal abgebildet ist, erübrigt sich fast.

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Reliefs in Kulthöhlen Die bisher einzigen bekannten Reliefs in einer Felsenhöhle – mit Ausnahme der hier nicht besprochenen Mithrasheiligtümer  – wurden in Sumatar Harabesi im Gebiet der ehemaligen Osrhoene, nördlich von Edessa, in den Tektek-Bergen von Pognon (heute Südosttürkei)454 entdeckt und 1907 publiziert. Die Kulthöhle, deren genaue ehemalige Verwendung unsicher ist, ist in zwei Kammern geteilt. Die vordere ist nahezu vollständig mit überlebensgroßen Relieffiguren gefüllt, die sich um die Wände ziehen und verschiedene regionale Kleinkönige und Militärkommandanten sowie deren Söhne und Getreuen abbilden. Die Figuren tragen arabische Namen und lassen sich mit historisch bekannten Persönlichkeiten verbinden. Danach sind die Reliefs um 165 n. Chr. entstanden. In Sumatar Harabesi befand sich zu jener Zeit das zentrale Heiligtum des Mondgottes Sin. Umso interessanter ist es, dass die abgebildeten arabischen Adligen sich hier in parthischer Tracht, mit parthischen Dolchen und Langschwertern, in der typisch iranischen Opferungshaltung mit nach unten ausgestrecktem rechten Arm und in der Grußhaltung mit erhobenem Arm und Diadem in der Hand und natürlich wieder frontal abbilden lassen. Diese Reliefs bilden heute die nördliche Verbreitungsgrenze für spätparthische Reliefkunst, die damit immerhin die Gebiete der heutigen Südtürkei erreicht hat. In demselben Ort fand sich auch die nördlichste Monumentalplastik der Partherzeit, und nicht von ungefähr ließen sich die Abgariden, die Herrscher von Edessa, zu deren Herrschaftsbereich auch Sumatar Harabesi gehörte, auf ihren Münzen als König mit verzierter parthischer Tiara abbilden, obwohl sie zu dieser Zeit bereits zum Christentum übergetreten waren und de facto unter römischer Oberherrschaft standen. Es war Abgar X. (242–244), der sich noch lange nach dem Fall des Partherreiches auf seinen Münzen ikonographisch als König mit parthischer Bekleidung und Langschwert sowie mit einer parthischen Bildformel als reitender König wiedergeben ließ. Hier lässt sich ein ähnlicher Vorgang wie bei der Wandmalerei von Edessa verfolgen: das intensive Nachleben parthischer Kunst in den ehemaligen Randgebieten des Partherreiches.455

Grabreliefs und Grabskulptur in Palmyra und der Osrhoene Einige frühe Grabstelen sind aus Dura Europos bekannt, der größte Bestand an Reliefs und Plastik im Bereich der Grabausstattung kommt jedoch aus Palmyra. Die Kunst

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von Palmyra hat besonders im Bereich der Grabarchitektur so großartige und unverwechselbare Bildwerke hinterlassen, dass sie eine eigene Erwähnung verdienen. Die Palmyrener bestatteten ihre Toten in Einzelgräbern, Grabtürmen, Grabhäusern und unterirdischen Grabanlagen (Hypogäen), den Familienmausoleen, die meist von den besonders reichen Kaufmannsfamilien errichtet wurden (vgl. Abb. 1). Einzelgräber wurden mit einer Reliefstele abgeschlossen, die den stehenden Verstorbenen abbildete. Die meisten Verstorbenen wurden jedoch in Kollektivgräbern bestattet. Die mehretagigen Grabtürme und Mausoleen enthielten zahlreiche langrechteckige Kammern (Loculi), in denen die Toten gelagert wurden. Das Grab wurde anschließend mit einer Reliefplatte verschlossen, die die en face wiedergegebene Büste des Verstorbenen trug. Diese Büsten waren echte und sehr detailliert gearbeitete Porträtdarstellungen, die die Erinnerung an die jeweilige Person wachhalten sollten. Die Büsten waren streng genommen noch Reliefs, denn die Körper waren fest mit dem Hintergrund verbunden, während die Köpfe nahezu dreidimensional ausgearbeitet waren. Beischriften nannten Namen und Beruf der Dargestellten, die je nach ethnischer Herkunft griechisch oder parthisch gekleidet waren. Einen Schritt weiter gingen die Künstler bei der Gestaltung der monumentalen Sarkophage, die im Zentrum der Mausoleen standen und von zahlreichen Grabkammern mit Büsten umgeben waren. Der massive Sarkophag war meist als Ruhebett (Kline) gearbeitet (Abb. 1, 27). Rund um die Sarkophagvorderseite zogen sich hochplastische Reliefs hin, die von nebeneinander gesetzten Büsten bis zu szenischen Darstellungen reichten. Beliebt waren Reiter, Soldaten, Pferde, Kamele, Diener und Familienmitglieder. Der Sarkophagdeckel selbst ist als figürliche überdimensionale Figurengruppe gestaltet, die eine Bankettszene wiedergibt. Im Zentrum der Darstellung ruht der Familienvater mit einem ausgestreckten und einem leicht angewinkelten Bein, mit halb erhobenem Oberkörper gegen ein Kissen gelehnt und hält ein Objekt, meist eine Schale, in der linken Hand. Um ihn herum steht oder sitzt seine gesamte Familie, oft bis hin zum Diener. Oberkörper und Köpfe sind dreidimensional gestaltet, und der Rest der Figuren ist so hochplastisch gearbeitet, dass die Trennung zwischen Relief und Skulptur teilweise völlig verschwimmt. Die stark geschmückten Frauen tragen lange Faltengewänder, komplizierte Aufsteckfrisuren und Kopfbedeckungen, über die noch ein langer, fast bis zum Boden reichender feiner Schleier fließt. Bis ins letzte Detail sind die Gesichtszüge, die Fingerknöchel, die Haarsträhnen, Haarbänder, Diademe und anderer Haarschmuck, Ohrringe, Armreifen, Fingerringe, Halsketten und Broschen, Gewandfalten, ja selbst die Brauen wiedergegeben, und die klassisch schönen Gesichter mit den weit geöffneten Augen ziehen den Betrachter magisch an (Abb. 64). Auffallend ist der reiche

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Schmuck, der eindeutig östliche Züge trägt und viele Parallelen in der Gandhārakunst findet. Ebenso detailliert sind die Männer wiedergegeben, die durchweg reich verzierte, bestickte oder gewebte parthische Bekleidung und Schuhe und die zwei obligatorischen Prunkdolche tragen. Die Motive der Textilien finden ihre deutlichsten Parallelen im hellenistischen Osten bzw. in Nordwestindien. Dies deckt sich mit der Analyse des Schmucks der Frauen456 und sollte nicht verwundern, wurden die Kaufleute von Palmyra doch deshalb so reich, weil diese Stadt eine der wichtigsten Zwischenstationen der Seidenstraße war. Soldaten und Offi ziere tragen Dolche und besitzen darüber hinaus die parthischen Langschwerter mit Schwertgurt und Tragbügel. Die meist überlebensgroßen und frontal dargestellten Frauen und Männer, die völlig individuell und mit größter Detailtreue gearbeitet und bis zum Ende der Stadt 272 n. Chr. im selben Stil geschaffen wurden, gehören ohne Zweifel zu den schönsten Erzeugnissen der parthischen Kunst überhaupt. Ein Abglanz jener Grabfiguren auf den Sarkophagen von Palmyra findet sich in vier Gräbern am Stadtrand des heutigen Edessa: In den Felsgräbern von Kara Köprü und Kirk Magara ist die Bankettszene in reduzierter Form fortgeführt worden. In Kirk Magara gibt es drei Felsgräber, in denen jeweils als Hochrelief ein ruhender Mann in parthischer Bekleidung mit der Schale in der Hand auf einer Bank abgebildet ist. In Kara Köprü wird ein ruhender Mann, der eine sehr exzentrische Frisur trägt, zusammen mit seiner Frau dargestellt.457 Diese in den Gräbern und auch in der Mosaikkunst und der Malerei fassbaren Familiendarstellungen, gleichgültig ob als Weihrauchopfer vor der Familie oder als Familie beim Totenbankett, ist eine zutiefst iranische Darstellungsweise, die sich bis in die Kleinkunst (z. B. die Gürtelplatten, Abb. 49) fortsetzt.

Skulptur und Plastik (Dreidimensionale Bildwerke) Skulpturen, also aus einem Stück herausgearbeitete dreidimensionale Bildwerke (z. B. aus Holz, Stein oder Elfenbein), und Plastiken, dreidimensionale Bildwerke, die aus aneinander gefügtem Material gefertigt sind, wie z. B. Gips, Ton, oder die aus Metall gegossen sind, oder Kompositfiguren aus verschiedenem Material, gehören zu den wichtigsten Kunstgattungen der parthischen Kunst.

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Monumentalplastik Unter den dreidimensionalen Bildwerken gehören die lebens- oder überlebensgroßen Steinskulpturen bzw. Ton- und Metallplastiken zu den wohl bedeutendsten Schöpfungen der Parther. Wie Iwane und Kuppelbauten kann man sie zu jenen Formen zählen, die die Parther als eigenen Beitrag aus Mittelasien in die Kunst ihrer Zeit einbrachten. Lebensgroße Tonplastiken sind spätestens ab dem ausgehenden 5. Jh. v. Chr. im mittelasiatischen Raum zu finden, dort vor allem im Zusammenhang mit dem Toten- und Ahnenkult, den in erster Linie die nomadisierenden Stämme des Raumes pflegten. Vom Ustjurtplateau (Bajte) über die choresmischen Grabbauten (Toprak-Kala) zieht sich eine Linie zu den parthischen Tonplastiken in Nisa und den frühkuschanischen Tonplastiken und Reliefs in Chalcayan und Dal’versin Tepe und von da ab über die kuschanische Kunst bis Gandhāra und Nordindien einerseits und Zentralasien (Turfan) andererseits. Auf diese lebensgroßen Tonplastiken dürften auch jene Monumentalfiguren zurückgehen, die in der parthischen Kunst des Iran und Vorderasiens dann in Stein und Bronze gefertigt wurden. Wahrscheinlich ist dieser Materialwechsel über das neu verfügbare Material hinaus auch auf den Einfluss der noch nachwirkenden hellenistischen Kunst in Iran zurückzuführen, so dass griechische Bildhauertradition und eurasische Bildtradition eine gelungene Synthese eingingen. Bekannt ist aus antiken Quellen, dass die Parther nicht nur ihre Paläste und Tempel mit monumentalen aufgesockelten Statuen verzierten, sondern dass solche Statuen als Ehrenstatuen auch die Hauptstraßen säumten. Palmyra und besonders Edessa wurden vielfach für ihre Bronzeplastiken gerühmt. In Edessa sollen diese noch bis in das 5. Jh. n. Chr. gestanden haben. Von den meisten Bronzestatuen ist heute jedoch nichts mehr erhalten – sie wurden in der Antike wegen ihres Metalls eingeschmolzen –, oder es künden, wie z. B. in Palmyra, nur noch die Sockelungen oder Fragmente von ihrer einstigen Existenz. Die einzige heute noch vollständige erhaltene monumentale parthische Bronzeplastik, nicht nur auf iranischem Gebiet, sondern überhaupt, ist die überlebensgroße Figur des „Prinzen von Shami“, die heute im Iranischen Nationalmuseum aufgestellt ist (s. Titelbild). Sie stammt aus dem Tempel von Shami, der im Izehtal in der Elymais entdeckt wurde, und datiert nach den neusten Untersuchungen etwa in die Zeit zwischen 50 v. Chr. und 50 n. Chr. Es wurden dort noch Teile von weiteren Bronzefiguren und sieben Steinsockel gefunden. Wenn die Datierung der Figuren richtig ist, so stammen sie aus der Übergangszeit zwischen der frühen und der späten parthischen Kunst, mithin noch aus jener Zeit, als die Elymais unter der Herrschaft der

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Abb. 59 Männerkopf, parthisch, Fundort: Susa, Ville Royal, 1. Jh. n. Chr., Fouilles R. de Mecquenem, Inv. Nr.: Sb 790, Louvre, Paris.

Parther stand. Es gibt eine Reihe von kleineren Steinskulpturen, die gleichfalls unter der Herrschaft der elymaischen Könige gefertigt wurden. Statuenteile aus Susa und Hamadan, ein lebensgroßer Männerkopf aus Stein mit parthischem Bart und ein überlebensgroßer Kopf mit Tiara weisen darauf hin, dass es in Iran auch monumentale Steinskulpturen gegeben hat (vgl. Abb. 59, 60). In Mesopotamien haben sich keine monumentalen Bronzeplastiken erhalten, obwohl Fragmente aus Uruk (Gareus-Tempel), Hatra (Temenos) und Palmyra (Kolonadenstraße) sowie schrift liche Berichte belegen, dass es solche Plastiken in großer Zahl gegeben hat. Die monumentale Steinplastik ist dagegen –  materialbedingt  – besser präsentiert. Aus der ersten Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. stammt eine leider nur noch in Bruchstücken (Kopf, Füße, Arm) erhaltene lebensgroße Figur eines Mannes in parthischer Tracht aus Assur. Die meisten Statuen kommen jedoch aus der spätparthischen Kunst von Hatra, Palmyra und aus der Osrhoene. Die Skulpturen aus der Osrhoene bilden eine Gruppe von zwei lebensgroßen und einer kleineren Skulptur, einer Büste und einer Grabplatte, die ohne genauen Fundzusammenhang aus Harran, Kirk Magaram und Kara Köprü zusammengetragen

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Abb. 60 Männerkopf, parthisch, Fundort: Bard-e Nehandeh (Iran), Inv. Nr.: Sb 6760, Louvre, Paris.

wurden und sich heute im Museum von Edessa (Urfa) befinden. Der Kleidung und der Bewaffnung nach handelt es sich um Offiziere oder Soldaten, stilistisch gehören sie zur typisch spätparthischen Monumentalkunst. Eine weitere lebensgroße Figur, eine besonders interessante zeitgleiche Steinskulptur aus Sumatar Harabesi, ist heute nicht mehr auffindbar.458 Aus den Gräbern von Palmyra stammen einige wenige lebensgroße Steinskulpturen derselben spätparthischen Kunst, bewaff nete Männer in parthischer Tracht, die jedoch, wie die Skulpturen auf den Sarkophagen, deutlich detaillierter und sorgfältiger gearbeitet sind als die Funde aus der Osrhoene.459 Der größte Bestand an monumentaler Porträtplastik, der vielleicht erahnen lässt, was uns an parthischer Kunst verlorengegangen ist, stammt aber aus dem Temenos von Hatra. Die monumentalen Steinskulpturen, bis zu 2,50 m hoch, gehören überwiegend in die Zeit der zweiten Hälfte des 2. und des beginnenden 3. Jhs. n. Chr. und damit in die spätparthische Zeit (Abb. 48). Die frühesten erfassten monumentalen Männerfiguren, die Statuen der Könige Worod, Uthal (Abb. 39) und Nasru, datieren

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Abb. 61 Parthische Skulptur eines adligen jungen Kriegers mit gegürteter Tunika, Hose, verziertem Halsreif, parthischer Lockenfrisur, wehendem Mantel, Dolch und schmalem Langschwert mit Tragbügelaufhängung an einem Wehrgehänge. Anfang 3. Jhs. n. Chr., Museum Sanliurfa (antiker Name Edessa), Türkei.

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noch in die erste Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. Es handelt sich bei diesen Figuren überwiegend um Darstellungen der städtischen Eliten, Männer und Frauen, deren Skulpturen in den Tempeln aufgestellt waren. Daneben gibt es großformatige hochplastische Reliefstelen, die teilweise bis zu 3 Meter Höhe erreichten und stilistisch eine vollkommene Einheit mit den vollplastischen Figuren bilden. Ähnlich wie bei den hochplastischen Sarkophagreliefs von Palmyra sind die Relieffiguren der Stifter in den meisten Fällen so hochplastisch, dass nur noch geringe Teile dem Untergrund verhaftet sind. Allein die Zahl der bewaff neten Figuren, die S. Winkelmann untersucht hat, erreicht über 130.460 Darunter waren allein 68 lebens- und überlebensgroße Monumentalfiguren von Königen, Prinzen, Offizieren, Soldaten, Schreibern und Standartenhaltern, zwei kleinere Figuren von Kaufleuten, sowie neun lebensgroße hochplastische Reliefs von Königen und Generälen. Zählt man die vielen lebensgroßen Stand- und Sitzbilder der Frauen und die vielen kleinen Götterstatuetten und Baureliefs dazu, wird die ungeheure Effektivität der damaligen Künstler deutlich.461 Generell zeichnen sich alle diese monumentalen Figuren durch die gleiche Detailliertheit und Exaktheit bei der Wiedergabe auch noch der kleinsten Haarsträhne, der feinsten Stickerei, des Schmucks und der Gürtel aus, Frontalität inklusive, wie sie schon in Palmyra festgestellt werden konnte. Manche Königsfiguren halten außerdem in den Händen noch kleine Götterfigürchen, die genauso detailliert gearbeitet sind. Die Könige tragen hohe Tiaren, lange bestickte Hemden aus feinster Seide und Baumwolle, gefältelte Hosen und Reiterschuhe, dazu ein Langschwert am Schwertgehänge an der linken Hüfte und ein oder zwei Prunkdolche. Die Hemden und die Hosen sind mit zahlreichen Stickereien, eingewebten Mustern oder aufgenähten Perlen oder Goldplättchen verziert. Retikulatmuster östlicher Herkunft wechseln mit griechischen Motiven wie Weinreben und Trauben, Akanthusblättern und Darstellungen griechischer Götter. Zierborten schmücken auch die Hosen, die außerdem noch mit aufgenähten kleinen Plättchenreihen verziert und gerafft sind. Mit aufgenähtem Schmuck sind auch die breiten Reiterschuhe mit den typischen Knöchelschnallen versehen. Breite Schmuckgürtel mit durchbrochen gearbeiteten Platten, reliefierten Platten oder Platten mit farbigen Einlagen umfassen die verzierten Tuniken. Typisch ist kostbarer breiter Halsschmuck in ähnlicher Manier, zusammengesetzt aus großformatigen Scheiben oder aus kleineren Gliedern, aber mit großem Anhänger mit eingefasstem Stein. Es finden sich aber auch breite durchbrochene Halsreifen. Oft tragen die Könige noch einen unverschlossenen Mantel mit breiten Schößen darüber. Etwa so muss man sich die nicht mehr erhaltene Hofmode von Ktesiphon vorstellen. Prinzen folgen der Bekleidung der Könige, tragen jedoch keine Tiara.

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Abb. 62 Jüngling in parthisch beeinflussten Gewand mit Cornucopia, Sarkophagdeckel, FO: Palmyra. Louvre, Paris, Inv. Nr. AO 4084.

Soldaten haben meist unverzierte Hemden und Langschwerter, Adel und Offiziere besitzen weniger stark verzierte Kleidung, aber ebenso kostbare Gürtel, Dolche und Langschwerter. Ihre Kleidung wird oft um einen griechischen Mantel (Chlamys) ergänzt, der mit einer kostbaren Schnalle auf der Schulter zusammengehalten wird. Schreiber und die Kaufleute sind, anders als in Palmyra, eher schlicht gekleidet, mit

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wenig verzierter Tunika und Hose. An Waffen besitzen sie nur den zur Männertracht gehörenden Dolch. Die Frauenskulpturen, entweder als stehende oder thronende Frau wiedergegeben, sind ebenfalls lebens- oder überlebensgroß. Ihre Tracht ähnelt der der reichen Palmyrenerinnen, und ihr Schmuck stimmt weitgehend mit deren Schmuck überein (Abb. 48). Lange gefältelte Gewänder aus mehreren Lagen mischen lokale Mode mit hellenistischem Stil. Manche Frauen, wie Martabu und Qayyami, tragen ein griechisches Obergewand, den unter der Brust gegürteten Peplos über einer bodenlangen Tunika. Andere Skulpturen, wie die der Prinzessin Duspari (2,22 m hoch), präsentieren eine besondere Herrscherinnentracht. Diese besteht aus einer bodenlangen Tunika, einem langärmligen Oberteil, das über und über mit aufgenähten Stickereien verziert ist, mit den gleichen Motiven, die auch die Tracht der Könige zierten, und darüber noch ein wadenlanges ungegürtetes ärmelloses Überkleid aus ganz feinem gefältelten Stoff, das über den Schultern mit kleinen Broschen gerafft wird. Es ist anzunehmen, dass die Stoffe dieser mehrlagigen Bekleidung überwiegend aus Seide oder feinem Baumwollbatist bestanden. Alle Frauen tragen hochgesteckte komplizierte Haarfrisuren, die oft noch mit einem hohen Polos oder einer anderen Kopfbedeckung bekrönt sind. Darüber ist ein langer Schleier gelegt, der vom Scheitel bis über die Hüfte reicht. Alle Frauen sind reich geschmückt. Ihr oft mehrteiliger Halsschmuck reicht von breiten Halsreifen und Halsringen über lange und breite Gliederketten, die teilweise bis zum Bauch reichen, bis hin zu ägyptisierenden Ketten mit zahllosen Anhängern oder einfachen Ketten mit einem großen Anhänger mit eingelegtem Stein. Dazu kommen feine lange mehrteilige Ohrringe, Fingerringe und Armreifen und ein exzentrischer Haarschmuck aus vielen Ketten, die auf das Haar unter der Kopfbedeckung und auf den Schleier aufgelegt sind und oft ergänzt wird um reliefierte Goldbleche mit Götterdarstellungen, die in der Mitte der Kopfbedeckung hoch über der Stirn befestigt sind. Die Frauen raffen meist mit der linken Hand ihr Oberkleid nach oben, manche halten auch kleine Objekte wie Pflanzen oder Musikinstrumente in der linken Hand. Auffallend ist die Wiedergabe in leichter Kontrapoststellung mit Stand- und Spielbein, die zu einer leichten Verschiebung der Hüfte und der Schulter führt und die weiblichen Figuren etwas weniger statisch erscheinen lässt als die der Männer, die trotz eines leicht vorgesetzten Beins deutlich steifer wirken. Alle Frauen und Männer haben den rechten Arm angewinkelt erhoben und die Handfläche nach vorn zum Gruß oder Segen gestreckt, eine Haltung, die typisch parthisch ist. Auch die detaillierte Wiedergabe von Bekleidung, Frisur, Schmuck und Waffen, die Reiterbekleidung und die Bewaffnung der Männer, der Halsschmuck

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und die vorwiegend statische und schematisierte Gestaltung der Monumentalplastiken ordnen diese Figuren deutlich der parthischen Kunst zu. Mehr als in Palmyra jedoch sind hier hellenistische Elemente zu fassen, die sich teilweise in der Bekleidung der Frauen, in mit hellenistischen Motiven verzierten Tuniken, Gürtelplatten mit hellenistischen und lokalen Göttern sowie in der Anwendung der Kontrapoststellung bei den Frauenskulpturen äußert.

Kleinplastik in Hatra Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Betrachtung der Kleinplastiken in Hatra. Dabei handelt es sich um Götterstatuetten und kleine nahezu dreidimensionale Hochreliefs aus lokalem Kalkstein, Marmor oder Alabaster. Die Statuetten sind meist nur zwischen 15 und 50 cm groß, aber außerordentlich fein gearbeitet, teilweise bemalt und mit Schmuck versehen. Sie zeigen drei Gruppen von Göttern: griechische Göttinnen im überwiegend hellenistischen Stil, Heraklesfiguren, lokale Götter in lokaler oder in griechischer Bekleidung und Bewaff nung sowie lokale Götter, die parthisch bekleidet und bewaffnet sind. In ihrer Vorderansichtigkeit, eher steifen Wiedergabe und Detailliertheit folgen sie den Merkmalen der parthischen Kunst, in ihrer Ikonographie gehen sie überwiegend auf vorderasiatische, arabische und griechische Vorbilder zurück. Parthisch ist bei männlichen Göttern oft die Bekleidung und Bewaffnung, bei den Göttinnen und den Heraklesfiguren sind es meist der schwere und mit großen Steinen versehene Halsschmuck oder breite Halsreifen, die eine parthische Hinzufügung sind.

Übrige Kleinplastik Aus der Partherzeit in Mesopotamien stammen einige kleinere, oft miniaturisierte Steinstatuetten vom altorientalischen Typ der nackten Göttin, die als Ischtar – Venus – Anahita gedeutet wird und die entweder in parthischer Manier unbeweglich steif und mit an den Körper angelegten Armen stehend wiedergegeben wird oder leicht bewegt mit einem grüßend erhobenen Arm oder in lasziver ruhender Haltung mit leicht erhobenem Oberkörper, eine Formensprache, die der hellenistischen Kunst entnommen ist. Auch einfache Frauen werden in dieser Haltung abgebildet. Meist sind diese Figuren nackt, manchmal haben sie auch ein Tuch um die Hüften gelegt. Gelegentlich wird auch eine Mondgöttin, identifizierbar aufgrund der in das Haar

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eingefügten Mondsichel, in dieser Weise wiedergegeben. Die bunt bemalten (Augen, Mund, Haar) Figürchen tragen meist Goldschmuck. Gefertigt sind sie meist aus halbdurchscheinendem Alabaster oder Marmor. Daneben wurden auch kleine Frauenstatuetten in hellenistischer Bekleidung gefunden.462

Terrakottaplastik Terrakottaplastik und Terrakottareliefs haben sowohl in der altorientalischen als auch in der hellenistischen Kunst eine lange Tradition, die sich in der Partherzeit in Form von zahlreichen einfach modellierten Tonfiguren oder in Reliefs fortsetzt, bei denen die Relieffiguren durch Befüllen einer Negativform (Model) mit Ton hergestellt werden (vgl. Abb. 85). Aus Seleukia kommen zahlreiche Frauenfigürchen im rein hellenistischen Stil, aus den Städten Mesopotamiens Terrakottareliefs in Form halbliegender Männer in parthischer Kleidung und mit Dolch (eine volkstümliche Umsetzung der Bankettszene), griechisch bekleidete oder halbnackte Frauen, aber auch frontal abgebildete stehende Mütter mit Kind oder auch das altorientalische Motiv der brüstehaltenden Frau im neuen Gewand.463 Frontal dargestellte Musikantinnen mit Tamburin, Flöte, Harfe oder Aulos sind ein ebenso beliebtes Motiv wie die en face abgebildete Göttin in einer Umfassung (vgl. Abb. 85). Zeitlos sind grob gearbeitete vollplastische Reiterfigürchen,464 typisch parthisch sind fein modellierten Reliefdarstellungen eines reitenden parthischen Mannes oder Bogenschützens im Profil (Abb. 35).465 Ein en face abgebildeter parthischer Krieger mit halblangem Schwert stammt ebenso von einem Model wie das aus Assur stammende Relief eines en face gestalteten parthischen Königs, der mit einem Diadem, zwei Haarbäuschen an der Seite sowie mit einem parthischen Schwert dargestellt wird.466 Eine besonders seltene und frühe Miniaturplastik von der Insel Failaka im Persischen Golf (heute Kuweit), die zwischen 122 und 110 v. Chr. unter parthischer Oberhoheit stand, zeigt möglicherweise König Mithradates II. (ca. 123–88 v. Chr.), der mit leicht verschränkten Füßen auf einem hohen Thron sitzt. Vom Ostrand des Reiches, aus den Städten und den Garnisonen der Oase Merw stammen Frauenfiguren mit Spiegeln und Soldatendarstellungen.

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Parthische Glyptik (Siegelkunst) Parthische Glyptik war lange Zeit nahezu unbekannt.467 Diese Lücke war nicht zu erklären, gab es doch für die den Parthern vorangehende seleukidische Periode wie für die auf die Parther folgende sasanidische Zeit umfangreiche Archive mit gesiegelten Bullen und Urkunden, die eine ununterbrochene Nutzung von Stempelsiegeln und Siegelringen belegen. Dieses Bild hat sich in den letzten Jahrzehnten durch Ausgrabungen deutlich verändert: Die Grabungen in Vorderasien, in Uruk, Nippur, Babylon, Assur, Dura Europos und Seleukia erbrachten private und Tempelarchive mit gesiegelten Urkunden aus der Zeit zwischen 300 v. Chr. und 100 n. Chr. In Shahr-e Qumis (= Hekatompylos) in Nordiran fand man Tonbullen mit partherzeitlichen Siegelungen, die vom 2. Jh. v. Chr. bis in das 1. Jh. n. Chr. reichen.468 Aus Mittelasien kommen vor allem spätparthische Siegelabdrücke. Die schon lange bekannten Funde aus Alt-Nisa werden nun ergänzt um solche aus Merw, Garry Kjariz, Izgant und Göbekly-Depe (nahe Merw, Turkmenistan gelegen). Die umfangreichsten Funde spätparthischer Glyptik kommen aus Nisa und aus Göbekly-Depe in der Margiana:469 Allein in der spätparthischen Festung von Göbekly-Depe wurden bisher über 500 Tonbullen mit über 2000 Siegelungen aus dem 2. Jh. n. Chr. ausgegraben. Aus Nisa sind 24 Siegelungen mit Inschriften belegt. Die Siegelungen in Göbekly-Depe sind dagegen ohne Inschriften. Diese neuen Funde lassen erkennen, dass es innerhalb der parthischen Glyptik wie in der übrigen Kunst mindestens zwei Stufen, eine frühe und eine späte, gab. In der frühen parthischen Periode in Mesopotamien und Iran findet sich eine bunte Mischung von Siegelformen und Stilen. Es gab die alte Form der seleukidischen Siegelringe mit Ringsteinen, aber auch Siegelringe mit eingravierten Motiven und ungenutzte Rollsiegel bzw. Rollstempelsiegel. Die Siegel teilen sich in vier Gruppen: Die erste besteht aus weitergenutzten seleukidischen Siegelsteinen mit hellenistischen Motiven: Porträtköpfe und Büsten von Männern und Frauen, aber auch griechisch bekleidete stehende Menschen und Götter. Die zweite Gruppe besteht aus Siegelsteinen in hellenistischer Tradition, die deren Formen, Schnitttechnik und Motive weiterführen, in der stilistischen Umsetzung dieser Motive jedoch zunehmend von den Vorbildern abweichen und vermutlich in der Partherzeit neu gefertigt wurden. Eine dritte Gruppe bilden Siegel in altorientalischer Tradition wie Stempelsiegel mit neubabylonischen und neuassyrischen Elementen und Rollsiegel mit Motiven der achämenidischen Kunst. Die vierte Gruppe enthält Tierdarstellungen, Pflanzenmotive und geometrische

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Abb. 63 Parthisches Kissensiegel, Zottelstil, Vorderseite: Kampf eines Menschen gegen einen Löwen, Rückseite: Kampf eines Löwen gegen eine Schlange (Drachen?).

Motive, die auf die ältere und die gleichzeitige iranische und mittelasiatische Kunst zurückgeführt werden können. In der spätparthischen Periode, die besonders durch die Funde aus Mittelasien belegt ist, sind tief geschnittenen Siegel in zwei Formen aus Ausgrabungen belegt. Dabei handelt es sich um kleinere ovale, runde und rechteckige Ringsteine und um deutlich größere Stempelsiegel. Auch hier lassen sich mehrere Gruppen unterscheiden: 1. Die kleine Gruppe von Siegelsteinen mit klassisch hellenistischen Darstellungen. 2. Die größere Gruppe hellenistisch beeinflusster kleinerer parthischer Siegelsteine, deren Motive der hellenistischen Tradition entnommen sind, die aber im Detail, so in der Haltung, in den Proportionen, in der Bekleidung und den Attributen von ihr abweichen. Dabei handelt es sich überwiegend um Götterdarstellungen wie die von Tyche, Nike und Athena, von Apollon, Eros und Herakles. Dies sind lokale parthische Arbeiten, die nach hellenistischen Vorbildern geschnitten wurden. Solche Siegel finden sich auch in Nordwestindien und in Afghanistan, dort oft kombiniert mit Kharoshthiinschriften. 3. Die zahlenmäßig stärkste Siegelgruppe, die deutlich der parthischen Herrscherideologie und der nomadischen Kunst Eurasiens verhaftet ist. Diese Gruppe umfasst sowohl Ringsteine als auch Stempelsiegel. Diese Siegel zeigen einen parthisch bekleideten thronenden König, einen König auf der Jagd mit Bogen, einen berittenen König mit Lanze, der von einer Tyche mit Kranz gekrönt wird, eine thronende Göttin in einem hohen Sessel oder Thron, die einen Zweig oder ein Gefäß hält, ein Pferd oder einen Reiter vor einem Altar, oft verbunden mit einer Mond-

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Abb. 64 Frauenkopf. Das hier abgebildete Stirnband und der Schmuck entsprechen den Grabungsfunden aus Palmyra; Kalkstein, Fundort Palmyra, Mitte 2.–Anfang 3. Jh. n. Chr., Paris, Louvre, Inv. Nr. 26432.

sichel, und zahlreiche Tiere und Mischwesen, deren Darstellung dem eurasischen Tierstil nahesteht.470 Eine weitere lokale Gruppe bilden runde oder figürliche Stempelungen mit meist geometrischen Motiven wie Sternen, Kreuzen, Rosetten oder einem Blatt, die offensichtlich von Compartimentsiegeln stammen, die bereits in der Bronzezeit Mittelasiens entwickelt wurden und in Form und Motiv bis in die Partherzeit überlebt zu haben scheinen. Hier ist eine große Vielfalt parthischer Siegelformen und Motive zu fassen, die auf einem breiten Spektrum kultureller Einflüsse beruht. Neben dem starken Nachwirken hellenistischer Kunst sind ebenso deutlich Einflüsse des eurasischen Tierstils und der Nomadenkunst und das Nach- oder Wiederaufleben bronzezeitlicher Siegelformen und Motive fassbar, begleitet von lokalen parthischen Motiven, die sich oft deutlich an die Münzbilder der Partherzeit anlehnen.

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Neben diesen aus Ausgrabungen bekannten Siegeln sind in letzter Zeit neue Siegelgruppen als Oberflächenfunde in der Margiana bekannt geworden, die gemäß den Motiven ebenfalls in die Partherzeit gehören könnten. Dazu gehören sehr große Rollund Stempelsiegel mit vielfigurigen szenischen Darstellungen, die Parallelen sowohl zu den parthischen als auch zu den indo-skythischen und den kuschanischen Münzbildern aufweisen (vgl. Abb. 63). Diese Siegel sind teilweise so groß und schwer, dass eine klassische Nutzung als Siegel eher unwahrscheinlich ist und man, wenigstens bei den Rollsiegeln, vielmehr an Schmuckstücke oder Rangkennzeichen, vielleicht auch an Grabbeigaben denken könnte.

Schmuck Schmuck aus parthischer Zeit wurde in größerer Anzahl in Mesopotamien gefunden, darunter Ketten, Ohrringe oder Ringe.471 In der Mehrzahl handelt es sich um Frauenschmuck. Die meisten dieser Funde stammen aus Nippur, Ninive, Hatra, Palmyra und Dura Europos und somit aus den westlichen Randgebieten (vgl. Abb. 64, 65, 66). Sie decken sich mit den Schmuckdarstellungen auf den Skulpturen und Statuen, die dort gefunden wurden. Einige wenige Stücke kommen aus dem Kunsthandel und aus dem Schatz von Nehawend im nordiranischen Dailamangebiet.472 Der Schmuck bestand üblicherweise aus Gold, seltener aus Silber, war mehrteilig und oft in hellenistischer Tradition mit Goldgranulat verziert. Zu den charakteristischen Formen gehörten große Ohrgehänge aus fi ligranen Teilen, Fingerringe, Siegelringe, zahlreiche Varianten von Halsketten, Halsreifen (Torques), Haarketten. Es gab massive Armreifen und aus Einzelteilen zusammengesetzte Armbänder sowie Armbänder, die mit farbigen Steinen besetzt waren. Typisch waren Broschen, Gürtelplatten, Schuhschnallen und anderes. Schmuck wurde sowohl von Frauen als auch von Männern getragen, wobei Ohrringe bei den Männern den Königen vorbehalten waren. Die Parther hegten eine große Vorliebe für die Benutzung von Scharnieren, die Verwendung von eingelegten farbigen Steinen oder Glasfluss in Kastenfassungen, eine Vorliebe für Polychromie sowie für eher abgerundete und nichteckige Formen. Charakteristisch ist ihr unbekümmertes Kombinieren von Farben, Formen, Motiven und Techniken, die teilweise auf hellenistische, teilweise auf nomadische und teilweise auf indische Formen zurückgehen. Die deutlichsten Parallelen zu dem spätparthischen Schmuck finden sich in der

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Abb. 65 Parthischer Goldschmuck, Fundort Ninive, ca. 2. Jh. n. Chr., London British Museum, Inv. Nr. 1856,0909.89.

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kuschanischen Kunst von Gandhāra und – besonders bei den Schmuckstücken mit eingelegten farbigen Steinen  – in der Kunst der nomadisierenden Sarmaten. Die Parther liebten auch großformatigen und schweren Schmuck und hatten auch keine Probleme, die Skulpturen griechischer und vorderasiatischer Götter mit schwerem Schmuck nomadischer Tradition zu versehen. Die von ihnen genutzten Motive reichen von der altvorderasiatischen Rosette über hellenistische Götter, indische und eurasische Mischwesen bis hin zu den typischen Tieren der mittelasiatischen Kunst oder des Tierstils, wie dem Hirsch, dem Widder oder dem Hasen.

Schmuckscheiben bzw. Goldmedaillons Eine besondere Schmuckform sind runde Schmuckscheiben, die nach oben gewölbt sind und eine reliefierte Oberfläche aufweisen. Stark gewölbte Stücke können fast halbkugelig sein. Oft ist die gemusterte reliefierte Oberfläche mit farbigen Steinen eingelegt. Frauen trugen solche Scheiben als Kopfputz, bei Männern bilden sie den Besatz von Gürteln und von den Laschen der Dolchscheiden. Auch die Schuhschnallen und manchmal die Mantelbroschen sind in dieser Art gefertigt. Diese Schmuckform, deren frühester Beleg in der Partherzeit auf den Reliefs der Kommagene in der Bekleidung und der Bewaffnung des Königs Antiochos I. zu finden ist, stammt direkt aus der nomadischen Kunst der Sarmaten und der Kuschanen. In den Gräbern von Tillya Tepe in Nordafghanistan (1. Jh. n. Chr.) fand man goldene Prunkgürtel, die mit zahlreichen solcher gewölbten und reliefierten Schmuckscheiben versehen waren. Große runde Schmuckscheiben, glatt, reliefiert oder gewölbt und mit eingelegten Steinen, sogenannte Phaleren, gehörten auch zum typisch parthischen Zaumzeug und schmückten die Riemenkreuzungen des Geschirrs. Im mesopotamischen Raum sind solche Phaleren vor allem in Form von großen runden Scheiben mit Rosettendekor belegt. Diese Rosettenscheiben sind bis nach Nordwestindien verbreitet gewesen und wurden in der Gandhārakunst sehr häufig dargestellt.

Goldbleche Eine besondere Vorliebe besaßen die Parther auch für die Verwendung von goldenen Schmuckblechen (vgl. Abb. 65). Gepresste oder getriebene reliefierte Bleche oder feine figürliche gegossene Formen wurden in verschiedenster Art und Weise genutzt. Frauen

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trugen goldene Diademe aus Goldblechen im Haar oder aufgenäht auf den Kopfschmuck. Die Männertunika war besetzt mit aufgenähten feinen goldenen Blechen, tropfenförmig, rund oder figürlich. Runde Goldscheiben waren als Schmuckborte auf die Hosen und die Schuhe aufgenäht. Dies gilt auch für die Tunika, den Mantel und die Schuhe des Königs. Auch die Tiara des Königs wurde mit aufgenähten Goldblechen verziert. Darunter waren Sterne, Halbmonde und Tropfen, Scheiben und Perlen, aber auch Tierfigürchen wie Hirsche oder Widder, die aus der Kunst des Tierstils übernommen wurden. Die Aufnahme solcher nomadischer Herrschersymbole wie Hirsch und Widder in den Schmuck der parthischen Königstiara belegt einmal mehr den mittelasiatischen Anteil in der parthischen Kunst. Auch der Besatz von Kleidung und königlichen Kopfbedeckungen mit feinen Goldblechen ist eine jahrhundertealte Tradition der eurasischen Nomaden, deren schönster und bekanntester Beleg wohl der berühmte „Goldene Mann“ aus dem sakischen Fürstengrab von Issyk ist. Aus der Partherzeit stammen vergleichbare Funde aus den Gräbern von Tillya Tepe in Afghanistan. Dort war sowohl die Bekleidung der bestatteten Frauen als auch die der Männer mit einer Vielzahl von feinen Goldblechen und Plättchen benäht.

Ohrringe Ohrschmuck wies oft die Form von Drahtringen oder Bügelohrringen auf, in die man eine Kastenfassung eingefügt hatte, um kleine Figuren zu integrieren oder auch um weitere Gehänge anzubringen.473 Manche Frauen trugen gleich drei, vier, fünf oder sechs Ringe am äußeren Ohrmuschelrand. Viele diese Ohrringe waren riesig. Sie bestanden aus mehreren aneinandergefügten Gehängen aus Ringen, Scheiben, geflochtenen Ketten und Hohlfiguren. Hellenistische Kunst stand oft Pate bei den kleinen Figürchen, die in den Ohrschmuck integriert waren. Ein parthischer Ohrring (ausgestellt im Metropolitan Museum of Art, New York)474 zeigt z. B. eine Erosfigur und ein Weintraubenmotiv. Andere Motive, die auch bis Afghanistan verbreitet waren, zeigen eine nackte Aphrodite, Hähne, Bienen, Pferde oder Blüten. Andere Ohrringe hatten Hohlperlen in unterschiedlichsten Formen, eine davon war die Form einer tropfenförmigen Perle. Ein solcher Ohrring ist z. B. auf dem Siegelstein abgebildet, der Mithradates zugeschrieben wird. Hohlfiguren aus Goldblech als Bestandteil von Ohrringen, Ketten oder Broschen sind in der hellenistischen Zeit weit verbreitet gewesen und wurden auch noch in der Partherzeit getragen. Nur durch ihre Verwendung konnte der voluminöse Ohrschmuck ein erträgliches Gewicht erhalten.

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Daneben gab es Ohranhänger mit gepressten Goldblechen in Blüten- und Rosettenform, aber auch Steinanhänger aus Edel- oder Halbedelsteinen. Teilweise wurden in die Ohrringe auch Perlen oder Edelsteine eingearbeitet. Auf nomadisch-parthischen Einfluss verweisen jene Ohrringe, die aus in Gold gefassten farbigen Steinen bestanden. Besonders beliebt war die Kombination von Gold und roten oder türkisfarbigen Steinen. Diese Vorliebe geht vermutlich auf den sarmatischen Gold-Türkisstil zurück, den die Parther besonders schätzten und auch in den Schmuck ihrer Halsringe und Prunkdolche einfließen ließen. Ein besonders schönes Paar parthischer Ohrringe stammt aus Nippur: Es handelt sich um durchbrochen gearbeitete Ohrringe aus Gold, die aus zwei Ringen bestehen. Der innere Teil besteht aus einem Adlerkopfwirbel, der äußere Teil aus einem Ring von zwanzig frontal abgebildeten hohlen Köpfen. Am unteren Ende sind noch zwei tropfenförmige Perlen angefügt. Interessant sind nicht nur die typischen aufgereihten Gesichter, sondern besonders der Adlerwirbel, der seine engsten Parallelen in der bronzezeitlichen Siegelkunst Mittelasiens hat. Inzwischen wissen wir, dass Siegelformen und Motive der Bronzezeit bis in die Partherzeit fortgeführt wurden.

Fingerringe Frauen und Männer trugen Fingerringe. Aus Palmyra sind zahlreiche Funde bekannt. Dabei handelt es sich oft um eingefasste Siegelsteine, aber auch um bloße Ringe mit eingefassten farbigen Steinen. Äußerst kostbare Ringe wurden am Ringfinger der rechten Hand getragen. Ringe wurden als Eheringe, als Schmuck, als Siegel und als Heilring gegen Krankheiten (Amulett) getragen.

Ketten, Halsreifen und anderer Halsschmuck Ketten bestanden aus Perlen, aus geflochtenen Silber- oder Golddrähten und aus ineinander gehängten, mit Haken oder Ösen verbundenen Elementen (Abb. 65, 66). Neben feinen Varianten gab es auch lange Ketten, die besonders gern mit indischen Vorbildern verglichen werden. Dazu gehören z. B. Ketten aus rechteckigen Platten, geflochtene oder Panzerketten, die auf die Brust, teilweise sogar bis auf den Bauch reichten und in der Mitte einen großen Anhänger mit eingelegtem Stein oder figürlichem Motiv wie z. B eine Rosette besaßen. Ketten mit angefügtem Amulettbehälter sind sowohl bei den Parthern als auch in der buddhistischen Kunst Norwestindiens

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Abb. 66 Goldene Halskette mit drei ovalen Schmuckelementen. Der mittlere Anhänger enthält einen ovalen dunkelbraunen Stein und ist mit Goldgranulat verziert. Die beiden äußeren Ovale mit dem reliefierten Motiv eines Adlers mit Schlange im Schnabel haben flache Hohlperlen als Augen. Die farbigen Einlagen erinnern an die sarmatische Kunst. Aus Dailaman (?); 1–3 Jh. (?) n. Chr., London, British Museum, Inv. Nr. 1965,0215.1.

verbreitet. Auch normale Ketten waren sehr oft mit großformatigen Anhängern, rechteckig, rund oder oval, mit großen eingefassten Steinen versehen. Viele Ketten waren auch aus mehreren eingefassten geschnittenen Steinen zusammengesetzt. Frauen trugen Ketten um den Hals, sie wurden aber auch in hohem Maße als Verzierung des Haares, der Stirn oder des Schleiers genutzt. Eine wiederholt in Hatra abgebildete Halskette bestand aus einem Reifen, an dem umlaufend massive langrechteckige oder tropfenförmige Glieder hingen bzw. längliche Glieder, die in Tierköpfchen endeten. Eine solche Kette wurde vor allem von Prinzessinnen und Göttinnen getragen.

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Männerschmuck Auf Statuen der Männer und der Götterfiguren in Hatra sind häufig Ketten dargestellt, die aus großen runden oder eckigen Gliedern zusammengesetzt sind. Während die Glieder häufig durch einen länglichen Trenner geteilt sind, sitzt in der Mitte der Kette oftmals ein besonders großer Anhänger mit eingelegtem Stein. Halsreifen konnten glatt oder geriffelt, massiv oder durchbrochen gearbeitet sein. Es gab aber auch einfache durchgehende unverzierte massive Halsreifen oder Halsringe. Diese Halsreifen finden ihre Parallelen in der Kunst der Sarmaten, der Saken und der Kuschanen. Charakteristisch für den Männerschmuck – und dies trifft auch auf die Götterdarstellungen zu – waren ganze Schmucksets. Diese umfassten den Gürtel, den Halsschmuck, die Schnalle des Schwertgehänges und, wenn vorhanden, die Brosche, die den Mantel zusammenhielt. Oft waren die Teile, aus denen der Halsschmuck gefertigt war, identisch mit denen auf dem Gürtel, oder alle Teile besaßen zumindest das gleiche Motiv. Anzunehmen ist, dass auch die Schuhschnallen in derartige „Sets“ integriert waren. Solche Sets sind ebenfalls in der kuschanischen Tracht belegt und bezeugen noch einmal, wie einheitlich die Mode von Mesopotamien bis Indien in der Partherzeit war.

Königsschmuck Ebenso wie die achämenidischen Könige trugen auch die parthischen Könige kostbaren Schmuck. Dazu gehörten zum einen größere Ohrringe, oft aus tropfenförmigen Goldperlen. Solche Ohrringe werden oft auf den Münzen dargestellt und scheinen zu den Königsinsignien gehört zu haben. Es ist denkbar, dass die Partherkönige die Tradition des Tragens von Ohrringen von den achämenidischen Königen übernommen haben. Weiterhin legten die Partherkönige großen Wert auf prächtigen goldenen Halsschmuck. Neben Halsreifen, die auch Adlige trugen, also den massiven Halsreifen und den durchbrochenen Halsreifen mit oder ohne Mittelstein, gab es eine Schmuckform, die anscheinend nur den Königen vorbehalten war. Dabei handelt es sich um massive Goldreifen, oft in mehreren Spiralen um den Hals gelegt, die in Tierköpfen endeten. Solche Goldreifen, oft auch als Torques bezeichnet, gehen wiederum auf die Kunst der eurasischen Steppenvölker zurück, sie waren bei den Saken, den Skythen und den Sarmaten weit verbreitet. Nur wenige voll erhaltene Halsreifen aus

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parthischer Zeit sind bei archäologischen Grabungen gefunden worden. Sie befinden sich u. a. im Reza Abbasi-Museum in Teheran, Iran (s. Abb. 19).

Gürtelplatten und Gürtelschnallen Gürtel und Gürtelschnallen waren wichtige Bestandteile der parthischen Bekleidung und gleichzeitig Rangkennzeichen und Schmuck.475 Je höher der Rang einer Person war, desto aufwendiger und kostbarer war der Gürtel gestaltet. Die Zahl der Gürtelbeschläge zeigte den Rang an. Einfache Personen trugen oft nur einen dünnen Lederriemen um die Tunika. Ein Mann von Rang besaß einen breiten Lederriemen, auf dem zahlreiche Gürtelplatten befestigt waren, oder er trug einen Gürtel, der sich nur aus mit Haken und Ösen verbundenen Gürtelplatten zusammensetzte. Die Enden der Gürtel bestanden aus Gürtelschnallen. Spätere literarische Quellen berichten, dass der König bei der Übergabe der Macht an seinen Sohn diesem erst die Goldkrone aufsetzte, ihm dann auch den königlichen Gürtel übergab – beides Zeichen der Würde und der Macht. Gürtelplatten konnten sowohl durchbrochen als auch massiv gearbeitet sein. Die klassische Gürtelplatte war rechteckig und durchbrochen. Sie zeigte verschiedene Muster, sowohl geometrische als auch figürliche. Das konnten Gittermuster sein, aber auch Rosetten oder Blütendekor oder Darstellungen von Tieren wie Hasen, Widdern, Hirschen, Greifen oder Kamelen. Aus Hatra sind darüber hinaus auch massive Gürtelplatten bekannt, auf denen die frontalen Bildnisse lokaler und griechischer Götter dargestellt sind. Neben den klassischen rechteckigen Gürteln sind aus Hatra auch scheibenförmige runde Gürtelplatten belegt, die die Form der Halskette aufnehmen. Die meisten Belege für parthische Gürtelplatten stammen aus den Bildwerken von Hatra. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Gürtelplatten, die aus dem Kunsthandel stammen und heute überwiegend im Britischen Museum zu sehen sind. Diese Platten sind rechteckig und durchbrochen und zeigen verschiedene Motive. Mehrfach belegt ist der parthische Reiter als Bogenschütze mit Vierlaschendolch oder Bogentasche, aber auch Familienbildnisse, z. B. ein Paar, das sich umarmt (vgl. Abb. 49). Die Gürtelplatten gehen, wie alles an der parthischen Tracht, wiederum zurück auf die nomadische Kunst. Rechteckige Gürtelplatten aus Bronze und Gold, meist durchbrochen gearbeitet und oft mit vielfigurigen Darstellungen kämpfender Tiere, gehen zurück bis in das beginnende 1. Jt. v. Chr. und in die fernöstliche chinesische Kunst. Von der Ordosregion aus verbreiteten sich diese Platten über ganz Eurasien. Berühmt sind die goldenen Platten der Skythen und der Saken aus Sibirien mit ihren

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Abb. 67 lung.

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Parthische und indo-parthische Siegel (Ringsteine) und Abdrücke, Privatsamm-

Tierstilmotiven, die zum Goldschatz Peters des Großen gehörten und heute zu den schönsten Stücken der Sammlung der Eremitage zählen. 476 Auch die Hunnen, die Yüe-chi, die Sarmaten und die Kuschanen trugen den gleichen Typ der Gürtelschnallen, die dann auch Eingang in die parthische Tracht fanden. Man darf vermuten, dass die Parther diese Tradition schon aus der Steppe mitbrachten, auch wenn Gürtelplatten auf parthischen Münzen erst ab der Mitte des 1. Jhs. v. Chr. dargestellt werden. Die Aufnahme von lokalen arabischen und griechischen Götterbildnissen in die Motive der Gürtelplatten in Hatra spricht für die Integrationsfähigkeit und den Synkretismus der parthischen Kunst.

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Abb. 68 Zoomorphes Gefäß, parthisch, 1. Jh. v. Chr.–2. Jh. n. Chr., Fundort: Region d’Ardebil (Aserbaidschan, Iran), Inv. Nr. von Rabenau 1680, Louvre, Paris.

Textilien Obwohl viele Bildwerke wunderbare Stoffe zeigen und das trockene Klima in Mittelasien und Mesopotamien für den Erhalt von Textilien günstig war, sind nahezu keine Originale erhalten geblieben. Aus zwei Grabtürmen von Palmyra stammen einige Seidenreste.477 Viertausend noch nicht vollständig publizierte parthische oder frühsasanidische Textilfragmente, deren Muster denen von koptischen Stoffen ähneln, sollen aus Höhlen im Westirak (al’ Tar) stammen. Nur aus Schriftquellen ist die Verarbeitung von Seide, Baumwolle und Leinen bekannt. Die Parther sollen auch hervorragende Teppiche gefertigt haben.

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Abb. 69 Zoomorphes Gefäß, parthisch, Fundort: Iran. 2. Jh. v. Chr.–2. Jh. n. Chr., Nationalmuseum Teheran.

Gefäße – Schalen – Glas

Wie die Achämeniden und die Sasaniden, so besaßen auch die Parther prunkvolle Edelmetallgefäße für die königliche Tafel, von denen aber nur sehr wenige erhalten sind (Abb. 73). Wenige vergoldete oder silberne Schalen aus der Partherzeit wurden bei den Ausgrabungen zu Tage gebracht. Sie stammen u. a. aus Dailaman und aus einem Herrschergrab in Georgien (Armasi-Mzcheta).478 Die meisten bisher gefundenen Stücke sind aus Silber gefertigt. Sie bezeugen die hohe Kunst der parthischen Handwerker im 1. Jh. v. Chr. Dabei handelt es sich um große Schalen, die im Innern mit floralen Motiven wie Lotos, Lorbeer oder Akanthus verziert sind. Einige enthalten in der Mitte eine Tierfigur. Aus Mzechta kommen z. B. Schalen mit einem stehenden Pferd vor einem Altar. Zum Teil sind Edelsteine, z. B. Granate, eingelegt (Abb. 73). Sehr wahrscheinlich

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Abb. 70 Detail eines Elfenbeinrhytons aus Nisa, 2. Jh. v. Chr. Das aus einem Stoßzahn eines Elefanten gefertigte Prunk- und Kultgefäß ist ein Bespiel für die Verschmelzung unterschiedlichster Einflüsse in der frühen Partherzeit. Das Libationsgefäß ist am oberen Ende mit einem Reliefdekor in hellenistischem Stil verziert und wird zum Rand mit einem Fries frontal dargestellter Masken abgeschlossen (auf Abbildung nicht sichtbar), die dem parthischen Geschmack entsprechen. Der figürliche Aufsatz in Form eines Mischwesens, eines geflügelten Löwen mit Gazellenhörnern, entstammt der achämenidischen Tradition. Nationalmuseum Aschgabat.

ist, dass es auch andere Schalen und andere Gefäßformen mit figürlichen Motiven gegeben hat. Sowohl im gleichzeitigen Osten, bei den Graeko-Baktriern, den IndoGriechen und den Kuschanen, als auch bei den Saken und den Sarmaten gab es eine Vielzahl goldener und silberner Prunkgefäße mit Motiven sowohl der hellenistischen als auch der nomadischen Kunst, die man auch in der parthischen Kunst vermuten darf. Eine in Dura Europos gefundene partherzeitliche Gussform mit der Büste der lokalen semitischen Göttin Atargatis weist darauf hin, dass diese Vermutung begründet ist. Auch die prunkvollen silbernen Schalen der Sasaniden, die berühmten sasanidischen Jagdschalen mit dem parthischen Motiv des jagenden reitenden Königs mit Kompositbogen sprechen für eine vorhergehende parthische Tradition.

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Abb. 71 Parthische Pilgerflasche, Ton mit Spuren von blauer Glasur, Ende 2. Jh. v. Chr. bis Anfang 3. Jh. n. Chr., Fundort: Tella Meaïn (Mesopotamien), Inv. Nr.: AO 30115, Louvre, Paris.

Die in größter Anzahl belegten parthischen Gefäße sind Rhyta (Abb. 70). Diese Trink- und Kultgefäße, die bereits im Zusammenhang mit Nisa beschrieben wurden, wurden unter den Parthern sowohl aus reinem Ton als auch aus Edelmetall, Elfenbein und Knochen gefertigt, manche Rhyta sind auch emailliert oder glasiert. Neben den aus Ausgrabungen und dem Kunsthandel stammenden Tonrhyta sind besonders die über 50 Rhyta aus Nisa und ein aus geschnitzten Knochenplatten zusammengesetztes Horn eines Rhytons aus Olbia erwähnenswert. Die Tongefäße aus der Partherzeit weisen ein breites Spektrum auf, das von Jahrhundert zu Jahrhundert und von Region zu Region variiert (Abb. 68–70). Viele griechische Gefäßformen wurden auch in der Partherzeit weitergeführt. Es gibt unverzierte und stark bemalte parthische Keramik, reliefierte und geritzte. Eine für die späte Partherzeit sehr typische Technik ist die Verzierung der aus Ton gefertigten Behälter, Gefäße, Tonkrüge oder Pilgergefäße, z. T. mit einer grün-blauen Glasur.479 Eine solche Glasur wurde auch verwendet, um die sogenannten Pantoffelsarkophage zu verzieren. Sowohl die Pantoffelsarkophage als auch größere Keramikgefäße sind oft mit Reliefdekor versehen. Das Islamische Museum in Berlin besitzt einige

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Abb. 72 Krug mit typisch blaugrüner Glasur, parthische Zeit, Fundort: Iran, Nationalmuseum Teheran.

sehr schöne glasierte Gefäße mit szenischen Darstellungen, u. a. Soldaten mit Langschwert und Jagddarstellungen. Die glasierten Gefäße gehen wahrscheinlich auf Kontakte mit dem hanzeitlichen China zurück. Aus parthischer Zeit stammt auch eine Vielzahl von Glasgefäßen und Glasbechern, wobei die Mehrzahl nicht sicher datiert werden kann, da sie aus Raubgrabungen in den freien Handel gelangt sind. Das nur schwach durchsichtige Glas besitzt oft eine changierende perlmuttfarbene oder grüne Erscheinung.

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Abb. 73 Parthisches Rhyton und Silberschalen; vergoldet, z. T. eingelegte Granate; Herkunft unbekannt, ca. 100–1 v. Chr., P. Getty Museum, Los Angeles, Inv. Nr. 86. AM.754.

Kleinkunst Eine Reihe von weiteren kleinen Kunstgegenständen datieren in parthische Zeit. Bei den Bronzen sind es Tierdarstellungen, die denen der Achämeniden ähneln. Sie zeigen geflügelte Greife, einen Ziegenbock oder einen springenden Hirsch. Daneben ist eine Reihe von Knochenschnitzereien bekannt, die u. a. stehende steife Figürchen zeigen, Akrobaten, Tänzer, den thronenden König oder aber szenische Darstellungen wie auf dem Rhyton von Olbia, das aus lauter kleinen geschnitzten Plättchen zusammengesetzt ist.

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Der Charakter der parthischen Kunst Versucht man nach diesem Befund eine Wertung der parthischen Kunst, kann man wie folgt zusammenfassen: 1. Als Kunstgattungen sind parthisch: eine hochentwickelte Porträtkunst bei Statuen, Reliefs und in der Malerei, einschließlich der neu entwickelten monumentalen Grabskulpturen, lebens- und überlebensgroße Statuen und Reliefs aus Terrakotta, Stein und Bronze, Ahnenfiguren als Schmuck der Paläste und Tempel, Felsreliefs und überlebensgroße Höhlenreliefs mit Opfer-, Adorations-, Investitur- und Jagdszenen, Stuckarbeiten (Plastik und Relief) für die Ausgestaltung von Räumen und Außenfassaden mit verfremdeten griechischen Elementen und eigenen Motiven, Bauplastik in Form ganzer Statuen, Reliefs, Büsten oder Masken ohne Hals, Iwane, Arkaden und Kuppelbauten in der Architektur, Schmuckstücke im Gold-Polychromstil, verzierte Gürtel und durchbrochen gearbeitete Gürtelplatten, Terrakotten und Terrakottareliefs sowie Fresken und Mosaike mit Reiter- und Reiterkampfdarstellungen mit Reflexbogen, Dolch und Lanze, Siegelringsteine, Stempelsiegel, Rollsiegel und Compartimentsiegel mit verfremdeten hellenistischen, eurasisch-parthischen und Tierstilmotiven, Knochenschnitzereien, figürliche Trinkgefäße (Rhyta), Edelmetallgefäße mit eingelegten oder getriebenen Motiven, glasierte Gefäße, Miniaturfiguren von Göttern. 2. Folgende Motive sind parthisch / iranisch: a) Jagd-, Pferde- und Reiterkampfdarstellungen mit nomadischem Hintergrund: der berittene Bogenschütze und die Jagd mit dem Kompositbogen, der Reiterzweikampf, der Panzerreiter, der Lanzenreiter, der galoppierende Reiter und Pferde in fliegendem Galopp; b) parthisch umgeformte Königsdarstellungen: die Investitur durch eine Gottheit, die Investitur zu Pferde,480 die Investitur durch Übergabe eines Ringes / Diadems, die Bildformel des Königs mit Tiara, mit nomadischem Schmuck und mit Reiterbekleidung, mit Vierlaschendolch und Langschwert und mit dem medisch-parthischen Zeremonialbogen, der opfernde König mit nach unten gestrecktem rechten Arm, der berittene König auf der Jagd, die Adoration des Königs durch stehende Adlige; c) Motive aus dem Tierstilbereich wie miteinander kämpfende Tiere und Mischwesen, Hirsch und Wildschaf als nomadische Herrschaftszeichen;

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Abb. 74 Parthischer Silberstecker. Bankettszene bei Trauerfeier (?). H 4,9 cm; 84 % Silber, Kupfer, Goldspuren. British Museum, Inv. Nr. 1990,0625.1.

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d) verfremdete hellenistische und vorderasiatische Motive, (z. B. die Bankettszene in Form des auf einer Kline liegenden, halb aufgerichteten Mann und die halb liegende, halb aufgerichtete nackte Göttin); e) Motive aus dem iranischen Kulturkreis wie Familiendarstellungen, die Belehnung durch eine Gottheit, die reich bekleidete Frau mit Spiegel (Mittelasien), der Gruß mit dem erhobenen rechten Arm und der nach außen gedrehten Handfläche; 3. Als parthische Stilelemente sind zu betrachten: volle Frontalität bzw. Reiter, die Oberkörper und Gesicht dem Betrachter zuwenden, extreme Detailliertheit der Darstellung, Aufnahme, Verfremdung und Umarbeitung griechischer, vorderasiatischer und römischer Elemente und Motive (z. B. überschlanke Nikefiguren), Einführung von Tierstilelementen, Metallarbeiten im GoldPolychromstil (Goldarbeiten mit eingelegten farbigen Steinen), Königsinsignien nomadischer Herkunft (Gürtel, Tiara, Waffen), nomadische Bekleidung, Waffen, Rangabzeichen (Gürtel, Schwerter, Dolche), Frisuren, Bärte und Schmuck, der Hang zum Monumentalen (überlebensgroße Statuen, Reliefs, Felsrelief) und anderes. An der Existenz einer eigenständigen parthischen Kunst zu zweifeln, verbietet sich bei Berücksichtigung dieser Fakten von selbst, zumal alle diese Motive, Kunstgattungen und Stilelemente durchgehend von Vorderasien bis nach Indien verbreitet sind. Unumstritten ist aber auch, dass die parthische Kunst eine lange Anlaufphase benötigte, bis sie zu ihrer vollen Ausprägung reifte. Dies ist zum einen der komplizierten politischen Entwicklung geschuldet, die den Parthern in der Zeitspanne vor der Zeitenwende zunächst wenig Raum ließ, sich auf eine künstlerische Entwicklung zu konzentrieren, zum zweiten auch der Bevölkerungsstruktur des Reiches mit den vielen in ihm vertretenen religiösen und künstlerischen Strömungen und zum dritten schließlich der Tatsache, dass mit den Parthern in bisher unbekanntem Maße fremdes eurasisch-nomadisches Gedankengut und Kunstverständnis in einen seit Jahrtausenden von den sesshaften Völkern Vorderasiens und des Mittelmeerraumes geprägten Kulturraum eindrang. Keine Kultur und Kunst, auch nicht die parthische, entwickelt sich in einem leeren Raum. Immer war schon vorher etwas da, auf dem man aufbaute oder das man zerstörte, mit dem man sich auseinandersetzte, es transformierte oder adaptierte. Auch die Parther mussten sich mit der Kultur und der Kunst der vorhergehenden Achämeniden und Seleukiden, mit dem vorderasiatischen altorientalischen und dem arabischen Kunsterbe auseinandersetzen. Dass dabei in hohem Maße griechische Elemente aus der vorhergehenden Periode in die frühe parthische Kunst übergingen, war zwangsläufig. Die Parther bewiesen aber ein außerordentliches Geschick, diese

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schon vorhandenen Elemente zu nutzen, bereits vorhandene Techniken und Kunstgattungen zu übernehmen und sie für die Umsetzung ihrer eigenen Motive und charakteristischen Stilelemente einzusetzen. Sie schufen neue Bildprogramme, die ältere Traditionen mit ihrer eigenen mischten. So übernahmen sie von den Griechen das anthropomorphe Götterbild, das sie in die parthischen Investiturszenen einfließen ließen, aus der altvorderasiatischen Kunst die Bankettszene, die umgewandelt wurde in das Familienbild beim Totenbankett, und die Königsdarstellungen erhielten durch neue Antiquaria und die Darstellung des berittenen Königs eine neue Bildformel. Dass die Parther Elemente aller vorhergehenden Kulturen in die sich neu herausbildende parthische Kunst einfließen ließen, sie umwandelten und inhaltlich teilweise neu belegten, spricht eher für die Integrationsfähigkeit und die schöpferische Kreativität der Parther als gegen sie. Für ihre Akzeptanz im neu eroberten Gebiet spricht auch, dass parthische Kunst, wie z. B. in Dura Europos, Palmyra und Edessa, auch dann noch weiter gefertigt wurde, als die betreffenden Regionen gar nicht mehr im Herrschaftsbereich der Parther lagen bzw. als das Partherreich schon nicht mehr existierte. Für eine Akzeptanz in allen Bevölkerungsschichten spricht der Eingang parthischer Motive und Stilelemente in die Volkskunst und generell die gelungene Einführung und Akzeptanz nomadischer Elemente in einen Kulturkreis, der durch die Jahrtausende alte Kunst der sesshaften Völker in Vorderasien und in Iran geprägt war. Letztlich stellt sich die parthische Kunst als synkretistische, integrative und schöpferische Kunst dar, in der das hellenistische Erbe der vorangegangenen Seleukiden und die noch ältere Kunsttradition des achämenidischen Reiches, der Elamer (Felsbilder) und der vorderasiatischen Kulturen mit der Kunst der eurasischen Steppenvölker zu einem eigenen Stil verschmolzen.

Religionen im Parthischen Reich Uwe Ellerbrock

Religionen im Parthischen Reich

Wie in anderen Bereichen parthischer Kultur, so mangelt es auch im Hinblick auf die Religionen und die religiösen Bräuche in Parthien an aussagekräftigen Primärquellen.481 Die wenigen Angaben, über die wir aus der späteren Zeit der Sasaniden verfügen, sind in ihrer Bedeutung mit Vorsicht zu bewerten. Dies gilt gleichermaßen für Berichte griechischer, römischer oder anderer Quellen. Nach dem derzeitigen Forschungsstand ist unsere Kenntnis über die parthische Religion lückenhaft, und die dazu vorhandenen Quellen geben zum Teil Anlass zu unterschiedlichen Bewertungen.482 Es ist daher kaum möglich, sichere Aussagen darüber zu machen, welche Glaubensüberzeugungen die parthische Könige und ihre Untertanen teilten oder wie eine Verteilung von Religionszugehörigkeiten ausgesehen haben könnte. Im Partherreich bestand eine Vielzahl von Religionen nebeneinander. Entscheidend in der wissenschaft lichen Diskussion ist der Konsens, dass die Parther während ihrer Herrschaft, die viele Gebiete und Menschen unterschiedlicher Kulturen umfasste, religiöse Toleranz übten.483 Die Religionen, auf die sie in den von ihnen neu eroberten Gebieten stießen, wurden akzeptiert. Wechselseitige Einflüsse zwischen den Religionen gelten als gesichert. Drei wichtige Völkergruppen kann man unterscheiden, die im Parthischen Reich lebten: die iranischen, die semitischen und die griechischen Volksstämme, wobei davon ausgegangen werden kann, dass jede dieser Gruppen primär ihrer eigenen religiösen Richtung anhing.484 Über den ursprünglichen Glauben der Parther vor Beginn der Reichsbildung wissen wir nichts. Es wird vermutet, dass sie Polytheisten gewesen seien. Während im Westen babylonische Götter (Abb. 75), das Judentum oder später das Christentum in Konkurrenz zu dem von den Parthern praktizierten Glauben traten, stellte sich das Bild im Osten wieder anders dar. Der hier herrschende Zoroastrismus war seit dem Eroberungszug Alexanders des Großen mit der griechischen Religion in Kontakt getreten, gegenseitige Beeinflussung fand statt. Eine weitere Beeinflussung des parthischen Glaubens dürfte vom Buddhismus ausgegangen sein, der sich spätestens ab Mitte des 2. Jhs. n. Chr. im Kuschanreich ausbreitete. 485 Ohne Zweifel muss man davon ausgehen, dass die Religionen des Achämeniden-

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und die des Seleukidenreiches einen Einfluss auf die Religionsentwicklung im Partherreich ausübten. Nach wie vor wird in der derzeitigen Religionswissenschaft der iranischen Geschichte intensiv und zum Teil kontrovers darüber diskutiert, was für religiöse Überzeugungen die achämenidischen Könige teilten, was für eine Religionspolitik sie betrieben, ob sie Zoroastrier waren und in welcher Form sie ihre Religion ausübten.486 Fest steht, dass der Achämenidenkönig Dareios den iranischen Gott Ahura Mazda bevorzugte und sich davon eine bedeutsame Unterstützung seines Machtanspruches versprach. Bei der Suche nach dem Glauben der Parther müssen auch die Religionsveränderungen in den parthischen Vasallenstaaten oder in Staaten unter parthischem Einfluss untersucht werden. Hilfreich sind hierbei die Untersuchungen des Götterglaubens in der Kommagene, in der sich ab 65 / 64 v. Chr. Gleichsetzungen griechischer und zoroastrischer Götter nachweisen lassen. Eine solche Akkulturation hatte vor diesem Zeitpunkt bereits in Parthien stattgefunden, wie die Analyse parthischer Münzen zeigt. Dort erscheint ab 70 v. Chr. auf Münzen Phraates’ III. die „parthische Tyche“, die als zoroastrische Göttin angesehen werden kann, wie im Weiteren näher zu erläutern sein wird. Verfolgt man diesen Gedanken weiter, so ist das Parthische Reich als wichtiger Katalysator für Transferprozesse auch in Glaubensfragen zwischen Ost und West anzusehen. Rückschlüsse auf den Glauben im Partherreich lassen sich auch aus Zeugnissen der nachparthischen Zeit ziehen. Die Einführung des Zoroastrismus im Sasanidenreich als Staatsreligion487 wäre wohl nicht denkbar gewesen, wenn diese Religion nicht schon in irgendeiner Form vorher im Parthischen Reich ausgeübt und tradiert worden wäre. Die Münzen sind eine der wichtigsten Primärquellen für die Gewinnung von Erkenntnissen über das Parthische Reich. Die Tatsache, dass auf Münzen der ersten Herrscher keine religiösen Begriffe geprägt und keine Gottheiten dargestellt wurden, Nachfolgekönige jedoch Götterbilder auf die Münzen prägten, wirft bereits ein erstes Schlaglicht auf Veränderungen oder Bedeutungen, die die Parther der Religion beimaßen. Auch die Analyse der Darstellung von Gottheiten oder von Inschriften mit religiösen Bezügen, wie UEOW (Gott) oder UEOPATOROS (von göttlicher Abstammung) auf den Münzen parthischer Könige können weiterhelfen. Im Folgenden wird daher besonders auf die Ikonographie der parthischen Münzen und der auf ihnen dargestellten Götter eingegangen. Die auf Münzen abgebildeten Gottheiten sind auf den ersten Blick im hellenistischen Stil gehalten und stellen griechische Götter dar. Könnten mit den Abbildungen parthische Gottheiten gemeint sein? Ein direkter Nachweis hierfür ist nicht möglich,

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Abb. 75 Frau in halbliegender Position, evt. die Göttin Ischtar, Mesopotamien, parthische Zeit, ca. 3. Jh. v. Chr.–3. Jh. n. Chr., Inv. Nr.; AO 20130, Louvre, Paris.

da auf den Münzen keine Götternamen geprägt sind. Zwar wissen wir, dass Herakles und Verethragna namentlich gleichgesetzt werden, welche parthische Göttin aber mit Tyche gemeint ist, entzieht sich unserer Kenntnis. Auch die Analyse von parthischen Namen mit göttlichen Bestandteilen (sog. theophore Namen)488 hilft nur ungenügend weiter.

Ikonographie parthischer Münzen Hinweise auf den zoroastrischen Glauben Die Münzanalysen ergeben, dass es vier inhaltlich voneinander unterscheidbare Zeitphasen gibt, in denen auf den Münzen Änderungen in der Darstellung von Gottheiten oder von religiösen Begriffen sichtbar werden. Wichtig ist die Erkenntnis, dass

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diese Veränderungen direkt einhergehen mit zeitgleich fassbaren geschichtlichen und kulturellen Veränderungen des Parthischen Reiches. Diese parallelen Entwicklungen können uns der Beantwortung der Frage nach dem Glauben der Parther näherbringen, Beweise im strengen Sinn stellen sie nicht dar. Durch Untersuchungen von U. Ellerbrock konnte festgestellt werden, dass Tyche, eine der wichtigsten auf Münzen dargestellten Göttinnen, ihren Ursprung in der „hellenistischen Tyche“ hat, die sich dann aber zur „parthischen Tyche“ wandelt.489 Im Folgenden werden diese Ergebnisse zusammen mit archäologischen und mit anderen Zeugnissen zur Religion näher beleuchtet.

Phase 1: von Arsakes I. bis Phraates I. (ca. 247–171 v. Chr.) In der ersten Phase, von Arsakes I. bis Phraates I., sind auf parthischen Münzen keine Götter dargestellt. Ebenso finden sich keine Inschriften mit religiösen Bezügen.490 Es ist zwar vermutet worden, dass es bei den Parthern für die Darstellung von Göttern oder von Glaubensinhalten keine religiöse oder künstlerische Tradition gab, jedoch kann ebenso wenig ausgeschlossen werden, dass doch anthropomorphe Götterbilder existierten, von denen wir bislang nur noch keine materiellen Funde haben. Von den Skythen wissen wir, dass sie Götter491 anthropomorph darstellten, möglicherweise hat dies auch für die Parther gegolten. Arsakes I. (ca. 247–211 v. Chr.) und seinen Nachfolgern ging es um die Stabilisierung des neuentstandenen Partherreiches, das am Anfang um die Anerkennung kämpfen musste und sich auch nach weiteren Eroberungen noch immer in einer Instabilitätsphase befand. Einerseits stammten die Parther aus der Steppe und hatten dort ihre Wurzeln, andererseits hatten sie nun Gebiete erobert, in denen die Seleukiden und zuvor die Achämeniden gelebt hatten. Sie herrschten nun über Gebiete mit einem hohen griechischen Bevölkerungsanteil. Die parthischen Könige verstanden sehr wohl, dass sie sich der griechischen Unterstützung versichern mussten. Sie orientierten sich dabei an den gesellschaft lichen Strukturen der sesshaften Welt und wandelten die nomadische Stammesstruktur in ein Großreich mit einer Zentralgewalt, abhängigen Königreichen sowie Vasallenstaaten um. Die Auseinandersetzung mit der griechischen Glaubenswelt, wie sie in der zweiten Phase erkennbar ist, stand in dieser Zeit noch nicht im Vordergrund.

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Phase 2: von Mithradates I. bis Phraates III. (ca. 171–70 v. Chr.) In der zweiten Phase ist mit der Eroberung Mesopotamiens durch Mithradates I. ab 141 v. Chr. für einen Zeitraum von 20 Jahren eine deutliche Orientierung am Griechentum sowohl im religiösen als auch im kulturell-politischen Bereich zu erkennen. Auf Tetradrachmen werden verschiedene griechische männliche Götter dargestellt, so Zeus, Apollon und Herakles (Abb. 76). Neben der Darstellung von Nike imponiert auf den parthischen Tetradrachmen eine sitzende Göttin,492 die der Frauenfigur auf den Münzen des Seleukidenkönigs Demetrios I. Soter (162–150 v. Chr.) ähnelt. Es gab verschiedene Deutung, wen sie darstelle, mal wurde sie als Tyche, mal nur als Göttin und bisweilen als Demeter bezeichnet. Nach neueren Untersuchungen stellt sie Tyche dar, die zur besseren Unterscheidung als „hellenistische Tyche“ bezeichnet werden sollte.493 Näheres hierzu findet sich im Kapitel „Die Wandlung von der „hellenistischen Tyche“ zur „parthischen Tyche“. Neben der Darstellung griechischer Gottheiten werden in dieser Phase zusätzlich verschiedene religiöse Begriffe wie UEOW (Gott) oder UEOPATOROS (von göttlicher Abstammung) auf die Münzen geprägt (vgl. Abb. 5, 21). Was bedeutet bei den Parthern der Begriff UEOPATOROS  – „von göttlicher Abstammung / dessen Vater ein Gott ist“? Ist damit gemeint, dass sich der König selbst als Gott gesehen hat und sich als Gott verehren ließ? Oder ist unter dem Begriff UEOPATOROS ein „Gottesgnadentum“ zu verstehen, bei dem der König seine Legimitation durch einen Gott erhält? Ist der Königssohn ebenfalls göttlich? Warum lassen sich dann in der Zeit nach Artabanos II. nicht alle Königssöhne mit UEOPATOROS titulieren? Der Begriff EPIFANOWS , der zum ersten Mal bei Artabanos I. (ca. 127–124 v. Chr.) auf den Münzen erscheint und dann durchgehend bis zum Ende des Reiches von den parthischen Königen verwendet wird, kann bei dieser Fragestellung weiterhelfen. 494 EPIFANOWS kann mit „Erscheinung Gottes“ oder „der Erscheinende“ übersetzt werden und war bereits bei dem Seleukidenkönig Antiochos IV. Epiphanes (ca. 175– 164 v. Chr.) Bestandteil des Herrschernamens. In Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass sich Antiochos IV. nicht als Gott bezeichnen, sondern darauf hinweisen wollte, dass er seine Stellung seiner Gottesnähe verdanke und seine Wahl zum König durch eine Gottheit bestätigt worden sei.495 In parthischer Zeit (ab Phraates III., ca. 70–57 v. Chr.) wird die Bestätigung der Amtseinsetzung des Königs durch eine Göttin erstmalig auch bildlich dargestellt. Einzigartig in dieser zweiten Phase ist die Darstellung einer Gottheit auf einer Tetradrachme Phraates’ II. (ca. 138–127 v. Chr.). Bei dieser menschlichen Gestalt

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Abb. 76 Mithradates I., Tetradrachme, S 13.2; Revers: Herakles mit Keule und Löwenfell.

wurde viel gerätselt, ob es sich um einen Gott oder eine Göttin handele. Das Bild ist verwirrend, denn eindeutig trägt die Gottheit einen Bart, andererseits sind ebenso eindeutig weibliche Attribute wie die Form der Brüste oder die typische Kleidung einer Frau zu identifizieren (Abb. 77). Die Darstellung weist sowohl auf Zeus hin als auch Tyche.496 Eine überzeugende Erklärung, warum es zu einer solch doppeldeutigen Darstellung kam, gibt es nicht. Die Darstellung von griechischen Gottheiten auf parthischen Tetradrachmen ist allerdings nur für einen Zeitraum von ca. 20 Jahren (ca. 141–120 v. Chr.) nachweisbar, danach werden auf Tetradrachmen für die nächsten 50 Jahre keine griechischen Gottheiten mehr geprägt. Lediglich bei parthischen Drachmen sind vereinzelt noch Götterdarstellungen zu finden. Dies macht die Annahme unwahrscheinlich, dass sich die Parther dem griechischen Glauben zugewandt oder diesen gar angenommen hätten. Hierfür spricht auch, dass in dieser zweiten Phase die Namen der parthischen Könige (Mithradates I., II. und III.) einen direkten Bezug zum zoroastrischen Gott Mithra haben. Was geschah geschichtlich und kulturell in dieser zweiten Phase des Parthischen Reiches? Mit Mithradates I. kam ein König an die Macht, der das Parthische Reich zu einer Weltmacht ausbaute. Mit seinen Eroberungen gelangten nunmehr im Westen

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Abb. 77 Phraates II., Tetradrachme, S. 17.1, Revers: Bärtige Göttin mit Nike. Inschrift: BASILEVS MEGALOW ARSAKOW NIKHFOROW ([Münze des] Großkönigs Arsakes, des Siegbringenden)

in Mesopotamien große Gebiete mit griechischer Bevölkerung unter parthische Herrschaft. Es begann eine Zeit, in der sich die Parther intensiv mit der Kultur und der Religion der Griechen auseinandersetzen mussten, da sonst ihre Herrschaftsansprüche keinen Bestand gehabt hätten. Die griechisch beeinflusste Kleidung des  Königs auf Münzen und Inschriften wie BASILEVS MEGALOW ARSAKOW FILELLHNOS ([Münze des] Großkönigs Arsakes, des Griechenfreundes) zeigen die beschriebene Haltung deutlich.

Phase 3: von Phraates III. bis Vonones II. (ca. 70 v. Chr.–51. n. Chr.) In der dritten Phase findet eine weitgehende Abwendung von den griechischen Gottheiten statt. Auf den Silbermünzen sind Darstellungen von Apollon, Zeus, Herakles Athena und Hermes verschwunden. Lediglich Nike taucht noch auf Silbermünzen bis Artabanos II. (bis 38 n. Chr.) auf, danach nur noch auf geringwertigen Bronzemünzen. Entscheidend ist nun, dass auf parthischen Münzen ab 70 v. Chr. eine Göttin gezeigt wird, die der „hellenistischen Tyche“ zwar ähnelt, aber deutlich von ihr unterschieden werden kann. Das Bild von Tyche hat sich insofern verändert, als diese nunmehr mit einer Mauerkrone und einem Zepter dargestellt wird. Die Münzbilder zeigen jetzt eine

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neue Beziehung des König zur Göttin: Der König hat den Thronsessel eingenommen, den vorher die Gottheiten Zeus oder die „hellenistische Tyche“ besetzt hatten. Damit hat der parthische König symbolhaft die griechischen Gottheiten vom Thron gestoßen. Die Göttin Tyche steht nun hinter dem König und überreicht ihm als Zeichen der Übergabe göttlicher Macht ein Diadem. Die Übergabe der „göttlichen Herrlichkeit“ und des „königlichen Glücks“ an den legitimen Herrscher ist im Zoroastrismus ein zentrales Element in der Beziehung zwischen den Göttern und dem König und wird mit dem Begriff khvarrah bezeichnet.497 Die Übergabe dieses Glücks erfolgt durch göttliche Wesen, die Yazatas. Mit dieser neuen Bildformel wird die Hinwendung der Parther zum Zoroastrismus deutlich sichtbar. Wegen ihrer neuen Funktion und Darstellung sollte die Göttin nun als „parthische Tyche“ bezeichnet werden, die einen Bezug zum zoroastrischen Glauben aufweist. Mit dem Tragen einer Mauerkrone wird sie auch als Stadtgöttin identifiziert.498 Ein neues Bildprogramm mit religiösen Bezügen taucht bei den Drachmen Orodes’ II. (ca. 57–38 v. Chr.) auf. Zum ersten Mal wird auf Drachmen auf der Vorderseite neben dem Herrscherkopf eine geflügelte Nike gezeigt, die den König mit einem Kranz krönt. Solche Investiturszenen sehen wir sodann auf Drachmen bei Phraates IV. und dessen Sohn Phraatakes und letztmalig bei Vonones II. Investituren durch Nike werden also nur in einem Zeitraum von 100 Jahren, von 57 v. Chr. bis 51 n. Chr., dargestellt. Auf den Tetradrachmen Orodes’ II. und dessen Nachfolger ändert sich die Bilddarstellung auf der Münzrückseite erneut. Tyche steht nunmehr vor dem sitzenden König, eine Darstellung, die von da an bis zum Ende des Parthischen Reiches beherrschend bleiben wird. Bei Phraates IV. (ca. 38–2 v. Chr.) wird die „parthische Tyche“ einerseits mit einem polos (hohe, zylindrische Kopfbedeckung) und einer cornucopia, einem Füllhorn, andererseits mit einer Mauerkrone und einem Zepter dargestellt.499 Hinter diesen beiden Bildern verbergen sich zwei inhaltlich unterschiedliche Aufgabenbereiche der Göttin. Die mit einem polos und der cornucopia dargestellte Göttin ist für das persönliche Glück des einzelnen Menschen zuständig, während die mit Mauerkrone und Zepter versehene Göttin verantwortlich ist für das Wohlergehen der ganzen Stadt.500 Auf den Münzen späterer Könige wird die „parthische Tyche“ nur noch mit einer Mauerkrone dargestellt, eine unterschiedliche Darstellung der beschriebenen Funktionen wurde verlassen. Nur auf Münzen Phraates’ IV. geschieht die Investitur des Königs symbolhaft durch einen Adler. Der Adler wird im zoroastrischen Glauben mit dem Gott Verethragna gleichgesetzt. Eine andere Art der Darstellung einer Investiturszene findet man auf

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Münzen aus der Zeit von Orodes II. (vgl. Abb. 13) bis Vologases I., also für einen Zeitraum von ca. 100 Jahren. Hier werden Sonne, Sterne und / oder eine Mondsichel hinter oder vor dem Kopf des Herrschers geprägt. Unschwer ist der astrale göttliche Bezug erkennbar. In dieser dritten Phase, besonders während der Herrschaft von Orodes II., begannen kriegerische Auseinandersetzungen mit dem römischen Weltreich, das bis dahin das Parthische Reich als unbedeutend und als nicht gleichrangig angesehen hatte. Die Schlacht bei Carrhae, die eine massive Niederlage der Römer bedeutete, beschädigte nicht nur nachhaltig das römische Selbstverständnis als Weltbeherrscher, sondern führte bei den Parthern zu einem neuen Selbstbewusstsein. Die Ikonographie der Münzen aus dieser Periode spiegelt dieses neue Macht- und Selbstbewusstsein wider, indem nun ein neues Herrscherbild aufgebaut wird: Die Könige zeigen sich in parthischer Tracht und tragen Dolche und Schwerter, die ihrem Ursprung nach Waffen der Steppenvölker sind. Diese Veränderungen bezeugen das politische Selbstbewusstsein einer Weltmacht, die sich nicht mehr am Griechentum orientieren muss, sondern sich auf ihre nomadischen und ihre eigenen kulturellen Ursprünge bezieht. Die beschriebene Abwendung vom Hellenismus geht zeitlich mit einer Hinwendung zum Zoroastrismus einher.

Phase 4: von Vologases I. bis Artabanos IV. (ca. 51 n. Chr. bis zum Ende des Reiches 224 n. Chr.) Die endgültige Abwendung vom Griechentum und die Darstellung eigener zoroastrischer Glaubensbezüge kennzeichnen die vierte Phase. In dieser Phase der parthischen Herrschaft dominiert auf Silbermünzen die Darstellung der „parthischen Tyche“, die dem sitzenden König im Sinne einer göttlichen Investitur einen Kranz oder ein Diadem überreicht. Tyche wird damit in den letzten 200 Jahren des Parthischen Reiches die am häufigsten dargestellte Göttin. Auch die Inschriften parthischer Münzen zeigen die weitergehende Entfremdung vom Griechentum. Die griechische Schrift wird zunehmend unlesbar oder ist gar nur noch eine Scheinschrift.

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Die Wandlung von der „hellenistischen Tyche“ zur „parthischen Tyche“ Es erscheint sinnvoll, auf die beschriebene Wandlung der Tyche mit hellenistischen Zügen hin zur „parthischen Tyche“ näher einzugehen. Tyche, die Tochter des Zeus, ist in der Frühzeit der griechischen Mythologie die Göttin, die dem Menschen positive Botschaften bringt, auf die dieser selbst keinen Einfluss hat („Glück haben“). Erst im Laufe der Zeit ändert sich der Charakter von Tyche: Er wird ambivalent und umfasst auch das negative Schicksal. Der Göttin werden nunmehr Unberechenbarkeit und Launenhaftigkeit zugeschrieben. Ein typisches ikonographisches Attribut von Tyche ist das Füllhorn (Cornucopia) in ihrem linken Arm. Weitere Attribute können Ruder, Rad oder Flügel sein. Die Göttin Tyche weist auch Züge der griechischen Göttinnen Artemis (Göttin der Jagd, Hüterin der Frauen und Kinder) und Demeter auf, die beide ebenfalls eine Cornucopia als typisches Zeichen der Fruchtbarkeit der Erde in ihrem linken Arm halten. Fortuna ist die römische Entsprechung von Tyche, und auch zu der ägyptischen Göttin Isis wurden Parallelen gefunden. In der hellenistischen Epoche, als die Eroberungen Alexanders des Großen die Welt erschütterten, und in den Jahren danach, die mit Kämpfen, Tod, Niederlagen und der Empfindung von Unsicherheit verbunden waren, kam es bei den Menschen zu einem Gefühl des Ausgeliefertseins und zu der Annahme, dass eine höhere Macht die Geschicke leite. Die olympischen Götter verloren ihre Kraft, und Tyche füllte nunmehr das dadurch entstandene Machtvakuum aus. Ab der Mitte des 3. Jhs. v. Chr. wandelt sich im Vorderen Orient das Bild der Tyche. Ist Tyche zuvor nur als göttliche Kraft, als Verkörperung des Begriffs Schicksal angesehen worden, so erhält sie eine neue Bedeutung, indem sie Züge einer persönlichen Göttin annimmt, die die Geschicke des einzelnen Menschen bestimmt.501 Dies findet seinen Niederschlag z. B. in den Münzen des Seleukidenherrschers Demetrios I. Soter (162–150 v. Chr.), der als neues Bild auf der Rückseite der Münzen die Göttin Tyche sitzend darstellt. Diese weist auf das persönliche Glück des Königs hin, nachdem er mit einem Segelboot aus Rom geflüchtet ist, wo er als Geisel gefangen gewesen war. Als Hinweis auf diese Seereise sieht man die Göttin auf einem Stuhl sitzen, bei dem eine Fußstütze ein geflügeltes weibliches Wesen zeigt, das unten wie ein Triton geformt ist. Früher wurde die dargestellte Göttin als Demeter identifiziert. Der Name „Demetrios“ verweist zwar auf diese Göttin, die ebenfalls eine Cornucopia in der Hand hält, sie sollte aufgrund der beschriebenen veränderten Funktion nunmehr als „hellenistische Tyche“ bezeichnet werden.502

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Abb. 78: Mithradates II., Tetradrachme, S. 23.2, Avers: Bild des jugendlichen Königs, Revers: die „hellenistische Tyche“ mit einem Füllhorn im linken Arm und auf der rechten Hand eine Nike, die sie bekränzt. Die Fußstütze ist wie ein geflügeltes weibliches Wesen geformt, das unten wie ein Triton aussieht. Assar ordnet diese Münze einem Sohn Artabanos’ I. zu.

Ab dem Ende des 3. Jhs. v. Chr. kommt es zu einer weiteren Wandlung der Bedeutung dieser Göttin. Die persönliche, auf den einzelnen Menschen ausgerichtete Tyche erfährt mit der Entwicklung zu einer Stadttyche eine Ausdehnung ihrer Eigenschaften, die nunmehr die Verantwortlichkeit für das Wohlergehen der ganzen Stadt und ihrer Bewohner umfassen. Die Stadttyche wird definiert als „persönliche Tyche für das Kollektiv der Stadtbewohner und die Stadt“503 Sie ist die Identifi kationsfigur für die Aufbruchsstimmung der Menschen und den Bau neuer Städte, wie man dies für Antiochia und Alexandria nachweisen konnte. Dort fand man eine Statue der Tyche, bekränzt mit einer Mauerkrone. Mit der Personifikation der Stadt wurde so ein neues Bild geschaffen, das in Kleinasien rasch Verbreitung fand. Die Mauerkrone ist jedoch kein primäres Merkmal griechischer Kunst, sondern kann als Übernahme aus dem Orient gedeutet werden. Die aufgezeigte Entwicklung setzt sich bei den Parthern fort, indem diese nach der Eroberung Mesopotamiens die „hellenistische Tyche“ in ihre Münzbilder aufnehmen, allerdings nur in dem genannten Zeitraum von ca. 20 Jahren. Danach verschwindet diese Göttin für einen Zeitraum von 50 Jahren auf Tetradrachmen. In der dritten Phase, ab Phraates III. (ca. 70 v. Chr.) taucht sie dann mit neuer Funktion als „parthische Tyche“ – im hellenistischen Gewand! – wieder auf und wird fortan bis zum Ende des Reiches auf Münzen als dominierende Göttin dargestellt.

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Abb. 79 Tyche, die Göttin der Kommagene; Höhe ca. 1,70 m, Nemrud Dagh, Kommagene, 1. Jh. v. Chr.

Wir blicken hier in eine Phase des Partherreiches, in der von den Parthern die bildhafte Darstellung einer griechischen Göttin in ihre Glaubenswelt aufgenommen wurde, allerdings mit neuen Funktionen. Warum sich die Parther für die Darstellung ihrer „parthischen Tyche“ eines hellenistisch anthropomorphen Götterbildes bedienten, ist nicht ganz klar. Denkbar ist, dass bereits die Parni, aus denen der Stamm der Parther entstammt, anthropomorphe Götterbilder von den Skythen übernommen hatten. Die Skythen wiederum, so wissen wir, hatten bereits im 4. Jh. v. Chr. griechische Götterbilder in ihr Glaubensrepertoire aufgenommen.504 Bislang fehlen jedoch materielle Funde für diese Annahme. Die im Zoroastrismus beschriebene Übergabe der „göttlichen Herrlichkeit“ und

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des „königlichen Glücks“ an den legitimen Herrscher der Parther wird nunmehr bildhaft mit der Übergabe eines Kranzes, eines Ringes oder eines Diadems dargestellt und bleibt als Bildformel durchgehend bis zum Ende des Partherreiches bestehen und wird von den Sasaniden fortgeführt. Da die „parthische Tyche“ als einzige Göttin des gesamten Reiches über die letzten 200 Jahre des Reiches hinweg dargestellt wurde, liegt der Gedanke nahe, dass sie nicht nur für die Stadt Seleukia, sondern in logischer Konsequenz auch für das gesamte Reich zuständig war. Dass dieser Gedanke nicht abwegig ist, zeigt ein Blick in die Kommagene. Dort hatte Tyche bereits die Funktion der „Allnährenden Landesgöttin Kommagene“ übernommen (Abb. 79). Antiochos I. sagt von der Tyche in der Inschrift der Reliefstele von Samosata sinngemäß, dass er eine neue Tyche in den Kreis der alten Götter aufgenommen habe, da diese ihm bei wiederholten Kämpfen hilfreich zur Seite gestanden habe.505 Aus dieser Aussage ist erkennbar, dass die „Allnährende Göttin der Kommagene“ weiterhin dem König selbst wohlwollend zur Seite steht. Deshalb ist es denkbar, dass auch die „parthische Tyche“ bei den Parthern eine Doppelfunktion inne hatte: Sie sorgte einerseits für die Übergabe des khvarrah an den legitimen parthischen König der Könige und unterstützte ihn in seinen Kämpfen, andererseits war sie für das Wohlergehen des gesamten parthischen Staates zuständig. Bevor auf die Frage eingegangen wird, welche parthische Ursprungsgöttin sich hinter der „parthischen Tyche“ verbergen könnte, soll etwas näher auf den zoroastrischen Glauben eingegangen werden.

Zoroastrismus Der Religionsstifter der Zoroastrier war Zarathustra (griechisch: Zoroaster). Die genauen Lebensdaten sind nicht bekannt. Sie werden zwischen 1800 bis 600 v. Chr. datiert, wobei mehrheitlich das 7. Jh. v. Chr. für wahrscheinlich gehalten wird. Vermutlich lebte Zarathustra in Baktrien. Im Zentrum des auf Zarathustra zurückgeführten Glaubens wird der Gegensatz zwischen Gut und Böse in dieser Welt betont. Der für das Gute stehende Schöpfergott Ahura Mazda (auch Oromazdes oder Oromasdes genannt) findet seinen Widerpart in Ahriman, der das Böse repräsentiert. Eine wichtige Beschreibung Ahura Mazdas ist im Avesta zu finden, in den Schriften, die die Lehren Zarathustra enthalten. Der älteste Teil rührt entweder von Zarathustra selbst her oder stammt, was wahrscheinlicher ist, von seinen Jüngern.

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Die wichtigsten Zeugnisse für das Avesta stammen aus den Pahlavibüchern (das Denkard, mittelpersische Buchschrift) des 9. Jhs. n. Chr. Unter Alexander dem Großen wurden Berichten zufolge die wichtigsten Schriftzeugnisse des Avesta zerstört506 und erst in späterer Zeit anhand von Textstücken, die erhalten geblieben waren, sowie von mündlich tradierten Teilen wieder zusammengesetzt. In achämenidischer Zeit kam es sicherlich zu einer weiteren Ausbreitung des Avesta in Iran, die sich auch im Partherreich fortsetzt haben dürfte. Im Denkard gibt es nämlich Hinweise darauf, dass unter Vologases I. (ca. 51–79 n. Chr.) das Avesta neu aufgeschrieben wurde. Dies war dann später die Basis für die Sasaniden, die dem Zoroastrismus die feste Form einer Staatsreligion gaben. Im Achämenidenreich spielte der Zoroastrismus offenbar eine wichtige Rolle, da König Dareios dem zoroastrischen Gott Ahura Mazda den Vorrang gab und sich daraus vermutlich einen politischen Vorteil erhoffte.507 Wahrscheinlich veränderte sich dann aber diese Bedeutung Ahura Mazdas zugunsten einer weiter gefassten Götterverehrung. Eine besondere Zuwendung galt unter Artaxerxes II. der Göttin Anahita,508 die sich damit zur wichtigsten Schutzgöttin entwickelte. Im Sasanidenreich wurde dann der Zoroastrismus als Staatsreligion eingeführt. Auch heute noch hat diese Religion über 120 000 Anhänger, besonders in Iran und in Indien. Eines der wichtigsten Grundprinzipien der Zoroastrier ist die Forderung, Gutes zu denken, Gutes zu sagen und Gutes zu tun. Ein Teil des Avesta enthält die Gathas (Lieder), die mündlich tradiert wurden. Hiernach ist Ahura Mazda der Geist, der Himmel, Sonne, Mond und Sterne geschaffen hat, ebenso die Erde, die Menschen, Tiere und Pflanzen und das Wasser. Ahura Mazda als Gott des Guten steht in ständigem Konflikt mit seinem bösen Widersacher Ahriman (vgl. Abb. 20). Diese Schöpfungsgeschichte weist eine sehr große Ähnlichkeit mit dem in der Bibel gegebenen Schöpfungsmythos auf, und Forscher weisen darauf hin, dass hier vermutlich enge Zusammenhänge bestehen. In dem jüngeren Avesta wird eine Zahl von Göttern mit negativen Eigenschaften zu „Daeva“ zusammengefasst, einem Wort, das verwandt ist mit dem englischen Begriff „devil“ oder dem deutschen Wort „Teufel“. Die Gottheiten mit guten Eigenschaften werden in der jüngeren avestischen Tradition in den Gathas (Gesänge) zu einer siebenköpfigen Gruppe (sog. amesha spenta) mit Ahura Mazda an der Spitze verdichtet. Zu diesen Göttern zählen u. a. Anahita, Mithra sowie Verethragna. Ein Teil des jüngeren Avesta ist der Videvdat,509 der Texte und Instruktionen zu Heilungs- und Reinigungszeremonien umfasst, aber auch Regeln für Speisegesetze und Strafhinweise enthält. In den Yasht (= Jascht), einem weiteren Teil des Avesta, geht es um Mythen, die mit der Erschaff ung und der Ordnung der Welt durch Ahura Mazda

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beginnen, die jetzige halbchaotische Welt umfassen und mit der Heilung der Welt enden. Viele dieser Mythen stammen aus der Zeit vor Zarathustra. Zu den wichtigsten Gottheiten im Zoroastrismus zählen neben Anahita, Mithra und Verethragna die Göttinnen Nana und Ardochscho.510

Anahita Anahita (Ardivi Sura Anahita) wurde bereits in indo-iranischer Zeit verehrt. Die westiranischen Magier opferten Anahita und Omanos (oder Vohu Manah, einer Form des Mithra), von dem es hölzerne Bilder gab. In Armenien wurden Anahita, Vahagan (der Siegesgott), Tir, Ahura Mazda und Mithra (unter dem Namen Meher) verehrt. Im Avesta ist Anahita in den Hymnen ein ganzes Kapitel gewidmet (Yasht 5). Sie ist die Göttin der Fruchtbarkeit, für Männer und Frauen gleichermaßen. Als Quelle des Lebens angesehen,511 wurde die Göttin von Kriegern um ihren Beistand angerufen, wenn sie in die Schlacht zogen. Sie wird als ausgesprochen jung und hübsch beschrieben. Da sie, wie die Göttin Aschi (Ashi), einen vierspännigen Wagen fährt, gibt es offensichtlich Überschneidungen in der Beschreibung beider Göttinnen. Bei den Achämeniden fand Anahita Verehrung z. B. durch den Perserkönig Artaxerxes II. Mnemon. Anahita wird mit einer Reihe anderer Göttinnen gleichgesetzt: In den sogenannten Fratarakatempeln, die in Persepolis entdeckt wurden, gibt es deutliche Hinweise auf einen synkretistischen Gebrauch von Artemis und Athena Basileia für Anahita. Der Aspekt der mesopotamischen Göttin Ischtar als Liebesgöttin und als Göttin des Krieges wurde auf die Göttin Anahita übertragen. Auf Münzen aus der Persis aus dem 1. Jh. n. Chr. findet sich nämlich eine Kombination aus Stern und Halbmond, eine Astralkombination, die bereits in der altorientalischen Symbolik vorkommt. Hier hat die Mondsichel einen Bezug zum Mondgott Sin und zur Göttin Ischtar, der Stern zum Sonnengott Schamasch. Ischtar wurde mit dem Planeten Venus gleichgesetzt. Sie gilt als die Tochter des Mondgottes Sin und ist außerdem die Ehefrau des Gottes Anu, welcher als Stadtgott von Uruk verehrt wurde. Das Vorkommen einer Astralkombination mit Ischtar auf den Münzen Orodes’ II., Phraates’ IV. und Phraatakes’ lässt daher die Verbindung zu der zoroastrischen Göttin Anahita als nicht unwahrscheinlich erscheinen. Schwierig ist die Frage zu beantworten, welche Bedeutung der Göttin Anahita im Parthischen Reich wirklich zukam und mit welchen griechischen bzw. mesopotami-

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schen Göttern sie verschmolzen gewesen sein mag. Die ihr früher zugeschriebene Tempelanlage in Kangavar ist in der Zwischenzeit als sasanidische Palastanlage identifiziert worden.512 So bleibt insgesamt ein unklares Bild dieser Göttin für die parthische Zeit.

Nana – Nanaia Bei der Göttin Nana – akkadische Schreibweise: Nana-a(a) – handelt es sich um eine zentralasiatische Göttin, die ihrem Ursprung nach in Uruk und auch in Susa Mitte bis Ende des 3. Jt. v. Chr. verehrt wurde. Ihre Verbreitung nach Osten bis hin nach Baktrien könnte in dieser Zeit der Oasenkultur (auch BMAC = Bactria-MargianaArchaeological Complex genannt) um 2200–1700 v. Chr. erfolgt sein.513 Nicht verwechselt werden sollte sie mit der ebenfalls in Uruk verehrten sumerischen Göttin Inanna / Ištar (auch Ischtar, dies ist der akkadische Name), die oft auf Löwen stehend abgebildet wird.514 Ebenso wie Ištar ist Nana eine Göttin der Liebe und der Fruchtbarkeit. Ab ca. 800 v. Chr. gehören zu Nana, wie auch bei Ištar, die Attribute einer Kriegsgöttin. Ebenso teilt sie mit Ištar den astralen Bezug zum Planeten Venus. Im Laufe der Zeit wurde Nana zur wichtigsten zoroastrischen Göttin in Mittelasien und war eng mit dem Königtum verbunden. In parthischer Zeit wird ein ihr geweihter Tempel auf einem Ostrakon aus Nisa erwähnt, und sie findet sich auch in parthischen Namen wieder. Allerdings gibt es in Parthien selbst nur wenige Hinweise auf die Göttin Nana, während in der sogdischen Nachbarsprache „Nanai“ eines der beliebtesten Sprachelemente ist.515 Auf Münzen des Kuschanreiches wird sie namentlich erwähnt und abgebildet.

Ardochscho (= Aschi) Die Göttin Ardochscho (kuschanische Zeit), die Göttin des Glücks, entspricht der zoroastrischen Göttin Aschi,516 der Tochter Ahura Mazdas. Ikonographisch gleicht sie dem Typus der Tyche, da sie auf kuschanischen Münzen mit einem Füllhorn (cornucopia) dargestellt wird. Durch das Attribut der Cornucopia zeigt sie Wesensverwandtschaft mit der zoroastrischen Göttin Anahita und der römischen Göttin Fortuna.517 Durch Vergleiche mit indischen Münzen kann ferner eine Verbindung zwischen Ardochscho und der indischen Göttin Lakshmi hergestellt werden.

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Abb. 80 Terrakotta mit Darstellung eines liegenden Parthers. Parthische Inschrift , die den Gott Mithra ehrt; 1–3. Jh. n. Chr., vermutlich aus Uruk, Irak. London, BM Inv. Nr. 1928,0716.76.

Letztlich zeigen diese Auflistungen und die entweder nachgewiesenen oder doch stark vermuteten Akkulturationsvorgänge bei den Göttinnen, wie komplex die religiösen Veränderungen im Parthischen Reich und in den angrenzenden Nachbarländern gewesen sein mögen, insbesondere, wenn man den langdauernden Einfluss des fast 500 Jahre währenden Parthischen Reiches mit einbezieht.

Mithra Mithra wird als Sonnengott und Vertragshüter dargestellt, eine Funktion, die er bereits in der alt-indischen vedischen Religion innegehabt hat. Als Hüter des Rechts schützt er dieses und bestraft die, die die Gesetze brechen. Den Rechtschaffenden bringt er Sieg und Wohlstand. Der indoiranische Gott Mithra ist auch ein Gott der Soldaten und der Männerfreundschaft. Er wird als Krieger dargestellt und fährt in einem Streitwagen. Der Legende nach wurde Mithra am 25. Dezember in einer

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Abb. 81 Reliefstele mit König Antiochos I. Apollon– Epekoos. In diesem Relief findet sich kein Hinweis auf eine Gleichsetzung mit dem Gott Mithra.520 FO: Sofraz Köy, Archäologisches Museum Gaziantep.

Grotte aus einem Felsen geboren. Grotten, Felsen, Höhlen und Flüsse waren daher bei den Zoroastriern heilig. Aufgrund dieser zeitlichen Übereinstimmung, der Erwähnung einer Geburtsgrotte und anderer Parallelen wird postuliert, dass die Geburt Jesus am 25. Dezember (Weihnacht) die Geburt des Sonnengottes Mithra ersetzt habe.518 Die bereits erwähnten Funde in der Kommagene in Nemrud Dagh (s. das Kapitel „Das Königreich Kommagene“) zeigen die Beziehung, die zwischen Mithra, Apollon, Helios und Hermes bestanden hat. Von Bedeutung ist, dass in einer ersten Phase die

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dort dargestellten Götter nur ihren griechischen Namen erhielten: Zeus, Apollon (Abb. 81) und Artemis. In einer zweiten Phase ab ca. 65 / 64 v. Chr. erhielten die Götterfiguren dann griechisch-persische Doppelnamen. So wurde Zeus mit Ahura Mazda (Oromasdes, auch Oromazdes) gleichgesetzt, Herakles erhielt sein persisches Pendant – Verethragna. Mithras fand seine griechische Entsprechung in dem Sonnengott Helios wie auch in Apollon und im Götterboten Hermes. In Inschriften werden alle vier Namen parallel gesetzt: Mithras–Apollon–Helios–Hermes.519 Mit der Einführung von Ahura Mazda, Mithra sowie Verethragna wird ein zoroastrischer Glaubenseinfluss deutlich. In Baktrien taucht Mithra als Mirh auf. Hier kommt es zu einer Verbindung zwischen Mithra und Zeus. Auch bei den Kuschan ist Mithra einer der am häufigsten auf Münzen abgebildeten Götter. Ein deutlicher Bezug zu Mithra ist in den uns bekannten parthischen Namen zu erkennen. Die Namen Mithradates I., II. und III. sprechen ebenso dafür wie der Name Mithradatkart (für Nisa), die erste Hauptstadt der Parther. Auch die Abbildung eines Parthers auf einer Tontafel, auf der eine Inschrift den Gott Mithra ehrt, kann als Beleg für eine Verbindung zum Zoroastrismus genommen werden (vgl. Abb. 80). Die Mithraverehrung setzte sich im Sasanidenreich fort. Beispielhaft hierfür ist das Relief, das König Ardaschir II. (379–383 n. Chr.) mit dem Gott Ahura Mazda zeigt, der rechts steht und ihm den Ring der Macht übergibt, während hinter dem König der Gott Mithra mit der Sonnenstrahlenkrone abgebildet ist (Abb. 82).

Mithraskult Bei dem Mithraskult, der Ende des 1. Jhs. n. Chr. entstand, vermutete man früher fälschlicherweise, dass er eng mit dem zoroastrischen Gott Mithra verbunden gewesen sei. Es wurde postuliert, dass römische Soldaten in Kleinasien mit der Verehrung des Gottes Mithra den Zoroastrismus angenommen und diesen Glauben dann weiter in das Römische Reich verbreitet hätten. Nach neueren Untersuchungen kann davon ausgegangen werden, dass nur geringe Bezüge zwischen dem iranischen Gott Mithra und dem Mithraskult bestehen.521 M. Clauss sagt hierzu, dass „eine direkte Kontinuität von persisch-hellenistischen Mitra-Kult zu den römischen Mithras-Mysterien sowohl generell als auch in einzelnen Details nicht zu beweisen“ ist.522 Am wahrscheinlichsten ist dieser Kult in Rom entstanden. Er ist ein Mysterienkult, in dessen Zentrum die Figur des Mithras steht, der einen Stier tötet. Dieser Kult umfasste einen Initiationsritus, der nur den Einge-

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Abb. 82 Der Gott Mithra mit dem Sonnenkranz spielte bei den Sasaniden eine wichtige Rolle. Hier ein Ausschnitt der Investitur des Sasanidenkönigs Ardaschir II. (379–383 n. Chr.); Felsrelief, Tag-e-Bostan, Iran.

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weihten bekannt war und nicht öffentlich gemacht werden durfte. Frauen wurden nicht aufgenommen, es war ein reiner Männerbund. Die Anhänger versammelten sich in Tempeln (Mithräen), die meist unterirdisch angelegt waren. Der Kult fand im Römischen Reich schnell Verbreitung und gelangte, wie Funde von Mithräen in Trier oder Heidelberg zeigen, bis nach Germanien und auch nach Britannia.

Khvarrah Wie bereits oben erwähnt, handelt es sich bei dem khvarrah (auch farnah oder xvarenah bzw. hvarnah) um die göttliche Gnade und das königliche Charisma, das dem König von den Yazatas (göttlichen Wesen) übergeben wird.523 Die Yazatas haben die Aufgabe, nur dem rechtmäßigen und legitimen Herrscher die als göttlich angesehene königliche Würde und das Glück (khvarrah) zu überbringen. Sinngemäß entspricht dies in etwa dem Begriff des Gottesgnadentums. Beschrieben sind die Aufgaben der Yazatas in den Yashts, die Teil des Avesta sind und Hymnen an altiranische Gottheiten enthalten. Demnach verfügt die Göttin Anahita über das khvarrah, während Mithra die Aufgabe hat, das khvarrah zu schützen. Das noch heute von den Zoroastriern benutzte Symbol Faravahar, der geflügelte Mann, das Bezüge zu altorientalische Darstellungen deines Sonnengottes mit geflügelter Sonnenscheibe aufweist (mittelassyrischer Zeit, Mitte des 2. Jts. v. Chr.), und auch für die persischen Könige in Persepolis Bedeutung hatte, ist ebenfalls auf Münzen der Frataraka zu finden und stellt vermutlich das khvarrah, das königliche Glück dar (vgl. Abb. 9). Bei den Kuschanen gibt es einen eigenen „Gott der königlichen Würde und des Glanzes“, den Gott Pharro, der auf Münzen Kanischkas’ II. (zwischen 200–222 n. Chr., evtl. auch 20 Jahre später)524 dargestellt wird. Pharro gehörte dem kuschanischen Götterpantheon an. Man vermutet, dass dieser Gott bereits von den Skythen, den Medern sowie den Parthern verehrt wurde.

Verethragna Verethragna (gleichzusetzen mit Vahram oder Bahram) ist ein weiterer bedeutender zoroastrischer Gott. Er ist ein Gott des Krieges, Symbol der Macht (auch sexuell) und des Sieges sowie Schützer der königlichen Dynastie. Von herausragender Bedeutung

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Abb. 83 Herakles – Verethragna (?).526 Die Figur, die Flügel an den Beinen sowie einen Beutel in der Hand hat, lässt auch an den Gott Merkur denken. Kalkstein, FO.: Masjid-e Solaiman, Iran. Standort: British Museum, Reg. Nr. 1920,1120.1.

ist die in Susa gefundene Heraklesstatue mit der auf ihr gefundenen Bilingue, in der in der griechischen Inschrift Herakles genannt wird, die parthische Inschrift hingegen Verethragna nennt.525 Eine hellenistische Darstellung findet sich auch auf einer weiteren Skulptur (Abb. 83), die einen bärtigen Mann (Gott) zeigt, der in seiner Darstellung an den Gott Merkur erinnert, da er mit geflügelten Beinen und einem Beutel in der Hand dargestellt wird. Auch bei dieser Darstellung wird vermutet, dass es sich –  zumindest aus parthischer Sichtweise  – um den Gott Verethragna handelt. Die Bedeutung Verethragnas im Partherreich wird ferner durch die große Anzahl von Personennamen unterstrichen, die mit dem Namen Verethragna verbunden sind. Im zoroastrischen Kalender finden wir den mit Verethragna gleichgesetzten Namen Bahram, dem der 20. Tag des Monats geweiht ist. Die Bedeutung des Zoroastrismus im Sasanidenreich zeigt sich in den Namen der Könige, so z. B. bei Bahram I., Sohn des

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ersten Sasanidenkönigs Schapur I. Auch bei weiteren sasanidischen Königen ist Bahram Bestandteil ihrer Namen. Die Gleichsetzung von Verethragna mit Ares, dem griechischen Kriegsgott, lässt sich aus den Inschriften in der Kommagene nachweisen. Eine Verbindung zwischen dem römischen Kriegsgott Mars, der dem griechischen Gott Ares entspricht, und Verethragna findet man in astronomischen Schriften der Sasaniden, da hier der Planet Mars mit dem Namen Bahram belegt wird.

Magier – die Weisen aus dem Morgenland In griechischen Texten ab dem 4. Jh. v. Chr. taucht der Begriff „magoi“, die Magier, auf, mit dem zoroastrische Priester gemeint sind. Auch Zarathustra wird als Magier bezeichnet. Die Magier weisen allerdings eine deutlich ältere Geschichte auf. Der Begriff „Magier“ kommt ursprünglich von den Medern bzw. Madai,527 denn so wurden die Angehörigen der medischen Priesterkaste genannt. Die Magier führten in ihrer Priesterfunktion Rituale durch, bei denen ein Barsom, ein Bündel von geweihten Zweigen, benutzt wurde, die mit Palmblättern umwickelt waren.528 Möglicherweise haben die Barsombündel die Bedeutung von Wachstum oder gar von Unsterblichkeit. Vermutlich wurde auch die Droge Haoma gebraucht, wobei Kräuter mit betäubenden Effekten in ein heiliges Feuer gegeben oder auch halluzinatorisch wirkende Getränke gebraut wurden. Die Magier führten ihre Rituale unter freiem Himmel durch, oft in großen ummauerten Anlagen, in denen Feueraltäre standen, wie sie z. B. aus Mansur-Depe bei Nisa bekannt sind. In parthischer Zeit gehörten die Magier zumindest in der ersten Hälfte der Existenz des Partherreiches zum obersten Rat und übten damit politischen Einfluss aus. Dieser Einfluss scheint in der zweiten Hälfte abgenommen zu haben. Über die Bedeutung der Magier im religiösen Bereich besitzen wir aus parthischer Zeit nur wenige Informationen. Wir wissen aber, dass sie im Reich der Sasaniden spätestens mit der Einführung des Zoroastrismus als Staatsreligion im religiösen Leben die spirituelle Führung übernahmen. Um den Zoroastrismus als Staatsreligion zu festigen, verfolgten die sasanidischen Magier sogar Christen und Hindus und vernichteten deren Heiligtümer, wie sich aus einer Inschrift des Magiers Kirdīr ergibt, die von der Zerstörung von Götzenbildern berichtet (Abb. 84). Einer der bekanntesten Texte des Neuen Testamentes ist der Besuch der Weisen aus dem Morgenland, die nach Bethlehem ziehen, um Jesus zu huldigen. Der griechische Text (Matthäus 2,1) spricht von „Magoi“, in deutschen Übersetzungen wird von „den Weisen“ oder „Magiern“ gesprochen: „Als aber Jesus zu Bethlehem in Judäa

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Abb. 84 Relief des Magiers Kirdīr. Dieser förderte unter den Sasaniden die Ausbreitung des Zoroastrismus; Naqsh-e Rajab, Südwestiran, bei Persepolis, aus der Regierungszeit Bahrāms II. (276–293 n. Chr.).

geboren war, in den Tagen des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise vom Morgenland nach Jerusalem, die sprachen: Wo ist der König der Juden, der geboren worden ist? Denn wir haben seinen Stern im Morgenland aufgehen gesehen und sind gekommen, ihm zu huldigen.“ Erst im 3 Jh. n. Chr. wurden die Weisen zu den Heiligen Drei Königen umgedeutet, ihre Namen Caspar, Melchior und Balthasar erhielten sie erst im 6. Jh. n. Chr. Wenn also die Geschichte der Weisen aus dem Morgenland einen historischen Hintergrund haben sollte und diese von Osten nach Bethlehem zogen, kamen sie aus einem Gebiet, das zu diesem Zeitpunkt dem Parthischen Reich entsprach.

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Das heilige Feuer der Zoroastrier Das heilige Feuer spielt für die Zoroastrier eine bedeutende Rolle und wird bis heute verehrt. Schon seit vielen hundert Jahren, sie selbst sprechen von mehr als tausend Jahren, wird das Feuer ununterbrochen in Gang gehalten und bewacht. Nur Priester haben Zugang zu ihm. Die Darstellungen von Feueraltären, wie sie besonders aus achämenidischer und aus sasanidischer Zeit bekannt sind, sind ein wichtiges Merkmal für den Zoroastrismus. Das Feuer stellt für die Gläubigen eine reine Substanz dar, nur in seiner Gegenwart sollen Gebete an Ahura Mazda gerichtet werden. Dies dürfte der Grund dafür sein, dass die zoroastrischen Priester oft fälschlicherweise als „Feueranbeter“ bezeichnet werden. Bei den Primärquellen aus parthischer Zeit zum Thema Feuerkult ist Isidor von Charax zu nennen, der in seinem Werk die Angabe macht, dass in der Stadt Asaak, in der der Arsakes I. als König proklamiert wurde, das „ewige Feuer“ bewacht werde.529 Offensichtlich bestand mit dem Feuer ein direkter Zusammenhang mit dem Königtum, was auch durch weitere Quellen aus der Achämenidenzeit sowie literarische Angaben über die Skythen aus dem Schwarzmeerraum untermauert wird.530 Bei diesen ist eine Göttin Hestia von Bedeutung, die mit dem „Herdfeuer“ in Verbindung zu bringen ist und das skythische Königtum in göttlicher Gestalt repräsentiert. Feuertempel zur Bewachung und Unterhaltung des Feuers durch Priester wurden vermutlich erst in achämenidischer Zeit in geringer Zahl gebaut. Sie sind zwar auch aus der Zeit des Partherreiches nachweisbar (siehe hierzu das Kapitel „Archäologische und numismatische Hinweise auf den Zoroastrismus bei den Parthern“), intensive Verbreitung fanden sie allerdings erst im Sasanidenreich.

Totenbestattungen bei den Zoroastriern Bis heute ist es bei den Zoroastriern in Indien (hier werden sie Parsen genannt) üblich, die Toten den Geiern zu übergeben. Im Iran war dies bis 1970 gängige Praxis. Die „Türme des Schweigens“, auf einem Berghügel bei Yazd gelegen (Iran, noch heute ein Zentrum des Zoroastrismus), legen beredtes Zeugnis davon ab. Die Toten wurden zu diesen Türmen gebracht und nackt in ein ummauertes Areal gelegt. Die Geier nagten die Leichen so weit ab, dass danach die Knochen eingesammelt und rituell gesäubert werden konnten. Die Knochen wurden dann im nahen Gebirge in kleine Steingräber gelegt, die mit Deckplatten verschlossen wurden. Nach Einstellung die-

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ses Bestattungsrituals 1970 verschwanden die Geier aus der Stadt Yazd und wurden seither in diesem Gebiet nicht mehr gesichtet.531 Diese bis in die jüngste Vergangenheit ausgeübte Begräbnissitte wurde bereits bei den Schriftstellern des Altertums erwähnt, so von dem römischen Geschichtsschreiber Justinus, der den Hinweis gibt, dass die Parther die Verstorbenen den Vögeln (Geiern) oder Hunden zum Fraß übergäben.532 Noch älter sind Angaben im jüngeren Avesta, in denen Anweisungen für eine solche Bestattung gegeben werden. Der beschriebene Umgang mit den Toten könnte eine Erklärung dafür sein, dass man bislang nur wenige parthische Grabanlagen gefunden hat.

Archäologische und numismatische Hinweise auf den Zoroastrismus bei den Parthern Archäologische Hinweise für den Zoroastrismus bei den Parthern meint man in einigen Zeugnissen gefunden zu haben, so bei den Steinreliefs aus Bisotun und aus  Masjid-e Solaiman. Das „Vologases–Relief“ in Bisotun zeigt einen parthischen König, der beidseits je einen Dolch trägt, bei einer Opferhandlung an einem offenen Altar (vgl. Abb. 54). Dass es sich um einen Feueraltar handelt, kann nur vermutet werden, da keine Flammen zu sehen sind.533 Eine ähnliche Darstellung findet sich auf einem Steinrelief, das man im Raum 13 des Herakles-Verethragnatempels in Masjid-e Solaiman gefunden hat. Hier wird ein parthischer König in typischer Frontalstellung gezeigt, der dem Gott Herakles – Verethragna opfert, den Beschützer der königlichen Dynastie. Man sollte eigentlich vermuten dürfen, dass archäologische Funde in Mithradatkart (Alt-Nisa), der ersten Hauptstadt der Parther, am ehesten Hinweise auf die parthische Religion geben könnten. Doch die Beweislage ist dürftig. Bei den Ausgrabungen in Nisa wurden Ostraka aus parthischer Zeit gefunden, die zoroastrische Monatsnamen enthielten. Dabei lag das älteste Datum bei ca. 100 v. Chr., die jüngste Angabe aus dem Jahr 12 n. Chr.534 Die Verwendung eines zoroastrischen Kalenders gilt als Hinweis darauf, dass sich die Parther zum Zoroastrismus bekannten. Eine weitere Bestätigung für diese Annahme wird in den auf den Ostraka erwähnten Namen von Bediensteten gesehen, da Teile dieser Namen einen direkten Bezug zu Ahura Mazda aufweisen. Feuerheiligtümer gab es in parthischer Zeit in Rhagae, Kuh-e-Kwadjah (Seistan Gebiet), Taxila, Mansur-depe (heute Südturkmenistan)535 Nurabad, Bard-e-Nishandeh, Hatra und in Susa. Die Feuertempel sind auch unter dem Namen Chahar Taq (Vier-

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bogenbau) bekannt. Dies ist ein überkuppelter quadratischer Bau mit vier Bögen an jeder Seitenwand, die die Seitenpfeiler miteinander verbinden. Der Bau solcher schon von den Parthern errichteten Feuertempel nahm in der Sasanidenzeit einen großen Aufschwung. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass auf einigen parthischen Münzen Feueraltarsymbole zu sehen sind, die als Hinweis auf den Zoroastrismus gedeutet werden können. Den zeitlich ersten Hinweis findet man bei Münzen aus der Margiane von Orodes II. (ca. 57–38 v. Chr.). Auch bei Phraates IV. (ca. 38–2 v. Chr.) und Phraatakes gibt es Münzen mit einer Abbildung eines Feueraltars.536 Die zeitlich letzte Darstellung von Feueraltarsymbolen findet man auf den Münzrückseiten Vologases’ I. (ca. 51–79 n. Chr.), der literarischen Quellen zufolge den Zoroastrismus gestärkt haben soll und das Avesta hat niederschreiben lassen.537 Einen noch überzeugenderen Hinweis auf einen Feueraltar gibt eine Chalkousmünze (S 78.13) Vologases’ III., auf deren Rückseite ein Mann, evtl. sogar der König, an einem Feueraltar eine rituelle Handlung durchführt, ein Bild, das wir von dem „Vologasesrelief“ in Bisotun kennen (Abb. 54). Wichtig erscheint es in diesem Zusammenhang, einen Blick auf die späten Münzen der Persis zu werfen, auf denen im Gegensatz zu den parthischen Münzen eine andere Ikonographie zu finden ist und die ebenfalls Hinweise auf den Zoroastrismus enthalten. Dort werden bärtige Figuren gezeigt, die ein Barsombündel in der Hand halten und vor einem Altar stehen. Ein weiterer bedeutsamer Hinweis auf den zoroastrischen Glauben der Parther liegt schließlich in der Tatsache, dass die Sasaniden den Zoroastrismus als Staatsreligion einführten, was ohne die mündliche oder schrift lich niedergelegte Tradition der heiligen Texte des Avesta nicht möglich gewesen wäre.538 Aus den verschiedenen angeführten Hinweisen wird gefolgert, dass der Zoroastrismus bereits in der ersten Phase des Parthischen Reiches zumindest in Nisa und im parthischen Kernland eine wichtige Rolle gespielt haben dürfte und die Könige wie die parthische Elite insgesamt dem zoroastrischen Glauben – in welcher Form auch immer – angehangen hätten. A. de Jong, ein führender Erforscher der zoroastrischen Religion an der Universität Leiden, geht davon aus, dass sich der von den Sasaniden bekannte Zoroastrismus durchaus von dem zoroastrischen Glauben der Parther unterschieden haben dürfte, sich jedoch bei der derzeitigen Fundlage ein genaueres Bild nicht zeichnen lasse.539

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Götter in hellenistischem Gewand – parthische Gottheiten? Seit langem wird eine Diskussion darüber geführt, ob mit den auf Münzen abgebildeten Gottheiten, die nach hellenistischem Vorbild dargestellt sind, parthische Gottheiten gemeint sind. Wie anhand der oben näher erläuterten Münzanalysen gezeigt wurde, finden wir zwischen ca. 140 bis 120 v. Chr. (= Phase 2) noch das Bild der „hellenistischen Tyche“. Spätestens ab der Herrschaft Phraates’ III. (ab 70 v. Chr.  = 3. Phase) haben die Parther mit der Darstellung der „parthischen Tyche“ ihre zoroastrische Göttin gesehen. Ob die Parther in der Entstehungsphase ihres Reiches ihre Götter, an die sie glaubten, bereits anthropomorph dargestellt haben, wissen wir nicht, da materielle Zeugnisse fehlen. Wir wissen aber, dass die Skythen, zu denen die Parni (Parther) zuzuordnen sind, anthropomorphe Götterbilder bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. kannten und diese griechischen Einfluss zeigten. Nach den Eroberungen Mesopotamiens und dem nunmehr intensiven Kontakt mit dem Hellenismus ließen die Parther spätestens zu diesem Zeitpunkt ihre Götter anthropomorph darstellen. Vermutlich erhielten griechische Handwerker – erfahrener als parthische Künstler in der Kunst der Herstellung von Skulpturen oder Plastiken  – den Auftrag, parthische Götter darzustellen. Diese verwandten dabei ihre griechischen Vorbilder, denn so hatten sie es gelernt. Man kann davon ausgehen, dass die Griechen in den Darstellungen ihre eigenen Gottheiten sahen, während die Parther sie mit ihren Glaubensvorstellungen verbanden. Die den Untertanen eingeräumte Möglichkeit, die Götterdarstellungen entsprechend ihrem jeweils eigenen Glauben zu deuten, war sicherlich in den eroberten Gebieten eine geschickte staatsmännische Handlung der Könige, die damit politischen Zündstoff entschärfen konnten, der von Religionen ausgehen kann.

Die „parthische Tyche“ – welche zoroastrische Göttin ist gemeint? Für die „parthische Tyche“ gibt es bislang keine direkten Zeugnisse, die Auskunft darüber geben würden, welche zoroastrische Göttin mit ihr gemeint ist. Am ehesten kommt die zoroastrische Göttin Anahita oder Ardochscho (Aschi) in Frage,540 diskutiert wird auch die Göttin Nana.541 Einen seltenen Hinweis auf bildliche Adaptationsvorgänge bei der Göttin Tyche hin zur „parthischen Tyche“ finden wir in einem kleinen Terrakottarelief, das ver-

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Abb. 85 Tyche (?) mit einer „Mauerkrone“ und nach typisch parthischer Weise erhobener rechter Hand. Daneben ein Parther in frontaler Stellung mit typisch parthischer Hose sowie einem links getragenen Schwert. Terrakottatafel, H 13 cm, B 12 cm, nach der ersten Hälfte des 1. Jhs. n. Chr., Kopie, Iranisches Museum Hamburg.543

mutlich die Göttin Tyche zeigt, erkennbar an der Mauerkrone. Nicht sicher ist zu erkennen, was sie in der linken Hand hält. Anders als auf den Münzen, auf denen Tyche im hellenistischen Stil dargestellt wird, ist sie hier in ein graeko-babylonisch beeinflusstes Gewand gekleidet.542 Sie präsentiert sich jedoch in frontaler Haltung mit erhobener rechter Hand, in einer Haltung also, die wir von zahlreichen anderen parthischen Darstellungen kennen (Abb. 85) und die sie damit als parthische Göttin charakterisiert. In der Gesamtsicht kann man davon ausgehen, dass sich die Parther nie von ihrer eigenen Religion abgewandt haben und bei ihnen ein zoroastrischer Glauben – wie

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dieser im Einzelnen auch immer ausgesehen haben mag  – geherrscht hat.544 Folgt man den Münzdarstellungen, so steht die „parthische Tyche“ im Mittelpunkt dieses Glaubens. Ihre Darstellungsweise als zoroastrische Göttin ist allerdings auf Münzen bis zum Ende des Parthischen Reiches weitgehend hellenistisch geprägt.

Das Judentum in Parthien Vor der Erörterung der Frage, welche Rolle das Judentum in Parthien gespielt hat, ist es sinnvoll, sich mit der vorhergehenden Ausbreitung des Judentums in Mesopotamien und im Persischen Reich zu beschäftigen. Mit der Ansiedlung von Juden im Westen des zoroastrisch geprägten Iran kam es zwangsläufig zu Auseinandersetzungen, aber auch zur Beeinflussung beider Religionen. Es sei darauf hingewiesen, dass sich zwischen dem jüdischen Jahwe als Schöpfer der Welt und dem zoroastrischen Universalschöpfer Ahura Mazda eine große Übereinstimmung bzw. Ähnlichkeit erkennen lässt.545 Juden siedelten bereits 700 v. Chr. im Gebiet von Tigris und Euphrat (vgl. Bibel: 2. König 17,6). Über eine Größenordnung ist nichts bekannt. Wesentlich mehr Juden gelangten jedoch erst durch das jüdische Exil nach Mesopotamien. Nach Angaben der Bibel belagerte der babylonische König Nebukadnezar II. (um 640–562 v. Chr.) zehn Jahre lang die Stadt Jerusalem, bevor er sie besiegte, in Brand steckte und den Tempel zerstören ließ. Das auserwählte Volk der Juden wurde nach Babylon ins Exil geführt, und die Leiden der Juden begannen: „[…] an den Wassern von Babylon saßen wir und weinten“ (Psalm 137). Die Juden, die Nebukadnezar bei der Eroberung Jerusalems gefangen genommen hatte, wurden nicht nur nach Babylon gebracht, sondern auch im Bereich des heutigen Isfahan angesiedelt. Zehntausende von Juden lebten nach dem Exil im Norden der Adiabene und eine ebenso große Zahl in Bereichen jenseits des Euphrats in Seleukia-Ktesiphon. Die Vorstellung, dass die Israeliten die gesamte Zeit über in Babylon in Sklaverei gelebt hätten, ist nach heutigen Erkenntnissen nicht richtig. Sie konnten später offensichtlich Gemeinschaften bilden und auch ihren Glauben praktizieren.546 Die archäologischen Daten weichen erheblich von den im Alten Testament bezeugten Geschehnissen ab. Eine größere Zerstörung Jerusalems kann ebenso wenig bewiesen werden wie eine Massendeportation. Allerdings ist klar, dass die Verschleppung der Oberschicht aus Jerusalem im Bewusstsein der Israeliten und in deren

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heiligen Schriften eine tiefe Zäsur hinterließ. Babylon wurde als Symbol der Sünde gedeutet, und die Juden wurden aufgefordert, sich zu ihrem Glauben zu bekennen und in das ihnen verheißene Land zurückzukehren. Weitere Hinweise auf Juden im Neubabylonischen und im Persischen Reich finden wir im Alten Testament im Buch Judith, im Buch Ester sowie im Buch Daniel, wobei diese Bücher eher als Erzählungen und weniger als Darstellungen historischer Ereignisse zu betrachten sind. Im Neuen Testament finden wir in der Apostelgeschichte 2,9 Hinweise auf Parther, Juden, Meder und Elamer. Jerusalem zur Zeit Jesu Christi gleicht in der Pfingstgeschichte einem multikulturellen Unruheherd, in dem die Römer eine entscheidende Rolle spielen. Nach der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n. Chr. flohen viele Juden nach Mesopotamien. Berichten von Josephus zufolge lag ein jüdisches Zentrum im Großreich Parthien in Nehardea (Babylonien). Juden unterhielten enge und positive Beziehungen zum parthischen Königshaus, wie sich aus der Beteiligung von Juden an den Aufständen gegen Trajan (116 n. Chr.) ergibt. Mit Billigung des Königs wurden sie an entscheidender Stelle bei der Organisation des Seidenhandels eingesetzt.547 Ekbatana gehörte um die Zeitenwende zu den Städten mit einer jüdischen Gemeinde, die erhebliche Achtung genoss und großen Einfluss ausübte. Juden sind auch in den Städten Ktesiphon und Seleukia am Tigris dokumentiert und waren ebenfalls in der parthisch beeinflussten Stadt Dura Europos angesiedelt. Dort fand man eine jüdische Synagoge, die mit vielen Fresken ausgestattet ist. Von besonderer Bedeutung ist, dass die Fresken im parthischen Stil gemalt sind und um die Mitte des 3. Jhs. n. Chr. entstanden sind. Es handelt sich bei ihnen um den größten Bilderzyklus, der überhaupt aus dieser Zeit bekannt ist (Abb. 55).

Das Christentum in Parthien: die Missionierung durch den Apostel Thomas Die Informationen über die Ausbreitung des Christentums in Parthien und über die Ausübung dieses Glaubens sind spärlich. Im Neuen Testament wird berichtet, wie Jesus die Jünger paarweise auf Missionierung schickt. Genauere Angaben zu den Zielorten und den Jüngerpaaren sind nicht enthalten. Nähere Hinweise auf eine Missionierung erhalten wir durch das apokryphe (d. h. nicht ins Neue Testament aufgenommene) Thomasevangelium, das um 200 bis 240 n. Chr. in Edessa entstanden sein soll. Hierin wird von dem Apostel Thomas berichtet, der einer der zwölf Jünger Jesu Christi war und nach Parthien und Indien gelangt sei.548

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Legendenartig wird erzählt, wie Thomas von Jesus an einen Händler verkauft wird und mit diesem nach Taxila, der Hauptstadt des Indo-Parthischen Reiches (heutiges Pakistan) gelangt. Er wird dort Sklave des Königs Gondophares, wo er dank seinen Fähigkeiten den Bau des Palastes überwacht. Da die Arbeiten nicht vorangehen, weil Thomas das Geld für die Armen ausgibt, wird er vom König zur Rechenschaft gezogen. Thomas verteidigt sich damit, dass er dem König einen Palast im Himmel gebaut habe, doch der König verurteilt ihn zum Tode. Gad, der Bruder des Königs, stirbt in derselben Nacht, kommt in den Himmel und sieht dort den von Thomas versprochenen Palast. Gad kehrt daraufhin wieder auf die Erde zurück und berichtet König Gondophares von dem Gesehenen. Die Botschaft seines Bruders Gad bewirkt beim König ein Umdenken, er hebt das Todesurteil gegen Thomas auf und gibt ihm die Freiheit. Der Apostel Thomas kann seine Missionierung nun fortsetzen und vollbringt im Weiteren viele Wundertaten. Die im Thomasevangelium enthaltenen Wundergeschichten haben es den Forschern schwer gemacht, in den Angaben einen wahren Kern zu finden, jedoch kann man in diesen Angaben heute eine Vielzahl an historisch zutreffenden Details erkennen, die eine Missionstätigkeit Thomas’ in Parthien und Indien glaubwürdig erscheinen lassen.549 Nach Abschluss seiner Missionstätigkeit in Taxila reiste Thomas weiter in die parthischen Provinzen, bevor er in Indien missionierte. Vermutlich begann er seine Reise in Meshan (im parthischen Vasallenkönigtum Charakene), das am Persischen Golf lag, und segelte von dort in den Nordwesten Indiens. Von einem weiteren Jünger Jesu, dem Apostel Matthäus, wird ebenfalls vermutet, dass er in Parthien missioniert habe. Im parthisch beherrschten Mesopotamien hatten sich Christen bereits im 2. Jh. ausgebreitet. Edessa, die Hauptstadt der Osrhoene, muss dabei eine wichtige Rolle als christliches Missionszentrum gespielt haben. Abgar VIII. (ca. 177–212 n. Chr.) war König in Edessa und hatte einen Jugendfreund namens Bardasanes, der bei ihm am Hof lebte. Bardasanes wurde von dem in Edessa lebenden Bischof Hystaspes (ein iranischer Name in parthischer Lautgestalt) zum Christentum bekehrt. König Abgar VIII. trat ca. 202 n. Chr. zum Christentum über. Er dürfte damit der erste christliche König gewesen sein.550 Wann genau das Christentum im Parthischen Reich Fuß fasste, ist nicht bekannt. Wahrscheinlich existierten bereits Mitte des 2. Jhs. n. Chr. christliche Gemeinden. Die ersten Kirchen dürften Anfang des 3. Jhs. gebaut worden sein, zu diesem Zeitpunkt werden auch die ersten Bischöfe ihre Ämter übernommen haben.551 Aus der Mitte des 3. Jhs. n. Chr. stammt die christliche Hauskirche in Dura Europos, sie ist eine der ältesten bisher nachgewiesenen Kirchen. Sie ist mit Fresken aus parthischer

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Zeit ausgestattet, die jedoch in ihrer Qualität nicht mit denen der Synagoge in Dura Europos gleichzusetzen sind. Wenngleich den Parthern Religionstoleranz als wesentliches Element ihrer Politik nachgesagt wird, kam es unter ihnen gelegentlich zu Christenverfolgungen, während sie den Juden eher positiv gegenüberstanden.552 Die entscheidende Ausbreitung des Christentums nach Osten hin fand erst nach dem Ende des Parthischen Reiches statt, als unter dem Sasanidenkönig Shapuhr I. (ca. 239–270 n. Chr.) nach der Eroberung Syriens die Deportation mehrerer hunderttausend Menschen, meist Christen, nach Mesopotamien, Parthien und in die Persis erfolgte.

Manichäismus – Religion mit parthischen Ursprüngen Der aus parthischem Adel stammende Mani (ca. 216–277 n. Chr.)553 gründete in Mesopotamien den Manichäismus mit dem Ziel, die anderen Religionen seiner Zeit zusammenzuführen. Unterstützung und Ausbreitung des manichäischen Glaubens gab es durch den ersten Herrscher der Sasaniden, Ardaschir I. Im Manichäismus wurden jüdische, christliche, zoroastrische und buddhistische Elemente zusammengefügt. Im Mittelpunkt der Religion stand der Kampf zwischen Gut und Böse. Ziel der Menschen sollte es sein, sich aus dem Dunkel des Bösen zu befreien und der Reinheit des Lichtes zuzustreben. Der Manichäismus verbreitete sich in sehr vielen Ländern der antiken Welt, im Westen bis Rom und Nordafrika und im Osten bis an die Ostküste Chinas. Von 762 bis 840 n. Chr. war er im Uigurenreich (Turkvolk im Chinesischen Reich, um Xinjiang) sogar Staatsreligion. Von Verfolgungen und Kriegen zurückgedrängt, verschwand der Manichäismus etwa im 14. Jh. völlig. Zeugnisse und Reste der manichäischen Literatur sind in vielen Sprachen überliefert. Die manichäischen Schriften sind in letzter Zeit in Bezug auf die Erforschung des Glaubens bei den Parthern intensiver diskutiert worden, da Teile der manichäistischen Religion vermutlich auf parthische Ursprünge zurückgreifen.554

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Abb. 86 „Pantoffelsarkophag“, möglicherweise für ein Kind oder einen Jugendlichen. Das Äußere des Sargs wurde in einem Flachrelief modelliert und dann mit einer blau-grünen Glasur versehen; Ton, L 1,34 m, B 47 cm, 1.–2. Jh. n. Chr., British Museum, Inv. Nr. 1851,0101.2.

Parthische Bestattungen Auf die Frage, ob die Parther bestimmte Begräbnismethoden bevorzugt haben, kann keine einfache Antwort gegeben werden. Archäologisch konnte man sehr unterschiedliche Begräbnisformen aus parthischer Zeit nachweisen, wobei sicherlich regional tradierte Formen ihren Einfluss ausübten. Die Suche nach Gräbern der parthischen Könige verlief bislang ergebnislos. Eine Erklärung hierfür wäre eine Feuerbestattung, wie sie nach griechischen Texten in Nisa und später in Arbela (Stadt in der Adiabene, heute eine Stadt im nördlichen Irak) stattgefunden haben soll.555 Denkbar ist aber auch das Aussetzen der Leichen nach zoroastrischem Kult und die Lagerung der Knochen in Ossuarien, wie es für die Partherzeit in Mittelasien belegt ist. (s. oben, Kapitel „Totenbestattungen bei den Zoroastriern“). Eine weitere Form der Begräbniskultur aus parthischer Zeit in Mesopotamien (Uruk, Seleukia am Tigris, Ninive und Nippur) war die Bestattung der Toten in Pantoffelsarkophagen. Diese Bezeichnung wird von dem Archäologen George Rawlinson benutzt, der ver-

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Abb. 87 Parthischer Sargdeckel. Als Gesicht gestalteter Sargdeckel mit spitz zulaufendem Bart (?), ca. 3 Jh. n. Chr., Louvre, Paris, Inv. Nr. SB 14393.

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schiedene Särge fand, die in der Größe von ca. 90 cm bis 1,8 Meter variierten und die Form eines Pantoffels hatten.556 Die Särge wiesen am Fußende Öffnungen auf, die möglicherweise Verwesungsgase entweichen ließen. Ihre Deckel waren z. T. mit kleinen, ca. 15 cm langen Figuren versehen, von denen die meisten Soldaten darstellten, die ein Schwert an ihrer Seite trugen. Die Särge waren aus glasiertem Ton in bläulicher (Abb. 86) oder grünlicher Farbe hergestellt. Um Särge dieser Größe zu brennen, bedurfte es einer ausgefeilten Brenntechnik und großer Öfen, in denen Temperaturen von über 900 Grad erzeugt werden mussten. Andere Särge waren trogförmig gestaltet und mit Sargdeckeln versehen, in denen Gesichter geformt waren (Abb. 87). Die Särge wurden in den Boden der noch bewohnten Häuser eingelassen. Bei Ausgrabungen in Jarryk Tepe, einer großen parthischen Festung im heutigen Südturkmenistan, entdeckten Archäologen einen besonderen Bestattungsbrauch aus parthischer Zeit.557 Die Toten waren in Katakomben bestattet, die man unter aufgeschütteten Erdhügeln fand. Sie trugen größtenteils mit Gold bestickte Kleidung. Weitere Grabbeigaben waren eiserne Schwerter, Dolche sowie parthische Pfeile, von denen allerdings meist nur noch die Pfeilspitzen gefunden wurden. Ton- und Steingefäße waren den Verstorbenen ebenfalls ins Grab gelegt. In einem dieser Gefäße fanden sich Spuren von Wein, der offensichtlich nicht aus Weintrauben, sondern aus Rosinen hergestellt worden war. Eine parthische Nekropole aus dem 1. Jh. v. Chr. entdeckte ferner man in NeuNisa, wo die Begräbnisse in kleinen Stampflehmkammern erfolgten. Bei den Skeletten wurden Stoffreste von mit Gold durchwirkten gestickten Bändern und ein römisches Bronzeöllämpchen gefunden, sichtbare Zeichen des Wohlstandes der hier bestatteten Parther. Auch andere Bestattungsformen wurden archäologisch nachgewiesen. So fand man Skelette in Gefäßen, Steinkammern oder Steingräbern. Archäologische Untersuchungen ergaben, dass für einfache Leute die Erdbestattung durchgeführt wurde, während bei den in Kammern bestatteten Toten Grabbeigaben auf einen hohen sozialen Status hindeuten. Ein in die parthische Zeit zu datierendes Gemeinschaftsgrab von 21 Toten wurde in Valiran gefunden, einem Ort im Bereich des höchsten Berges im Elburzgebirge. Aufgrund der in dem Grab gefundenen Münzen von Mithradates II., Orodes I. und Artabanos II. war sogar eine Eingrenzung des Bestattungszeitraumes auf den Anfang des 1. Jhs. n. Chr. möglich. Das Alter der Toten lag zwischen fünf und 70 Jahren. M. Reza Nemati, der Direktor der Ausgrabung, beschreibt die Benutzung des Grabes folgendermaßen: „Jedes Mal, wenn ein Toter beerdigt werden musste, wurde das Grab in der Mitte geöffnet. Die Knochen des vorher Verstorbenen wurden zusam-

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mengesucht und in Nischen in den Wänden gelegt. Dann erst konnte die eigentliche Beerdigung stattfinden.“558 Den Untersuchungen zufolge wurden Kinder an dieser Fundstelle meist in Urnen bestattet. Auf eine andere Begräbnisform stieß man in Palmyra. Ab der Mitte des 1. Jhs. n. Chr. stand Palmyra in Syrien zwar unter römischer Herrschaft, wies jedoch eine intensive Beeinflussung durch die Parther auf. In dieser Zeit entstanden viele reiche Gräber, z. T. als Grabtürme oder als unterirdische Grabanlagen, sogenannte Hypogäen, in denen die Toten in Nischen bestattet wurden. Die Nischen wurden mit Kalksteinreliefs verschlossen, die mit Porträts der Verstorbenen versehen waren. Ein Teil der dargestellten Personen trägt parthische Kleidung (Abb. 27), ein anderer Teil wird in römisch beeinflussten Gewändern gezeigt – ein Hinweis auf den Einfluss beider Reiche. (Abb.1). Die Begräbnisformen im Parthischen Reich sind, wie aufgezeigt, regional unterschiedlich und lassen keine überregionale Einheitlichkeit erkennen. Unklar ist, welchen Einfluss die parthisch-zoroastrische Religion auf Bestattungsriten im Parthischen Reich ausübte. Es bleibt zu hoffen, dass weitere wissenschaft liche Untersuchungen hier mehr Klarheit bringen werden.

Das parthische Erbe Sylvia Winkelmann

Parther und Sasaniden Das parthische Erbe

Nach dem Sturz der Parther übernahm wieder eine Dynastie lokalen iranischen Ursprungs die Herrschaft über Iran und die anderen ehemals zum Partherreich gehörenden Gebiete. Aus den lokalen Fürsten von Istakhr, die von Sasan, dem Großvater von Ardaschir, abstammten, entstand ein Herrscherhaus, das die letzte große spätaltorientalische Dynastie bilden sollte, das der Sasaniden. Obwohl sich die Sasaniden politisch bewusst von den ihnen vorhergehenden Parthern abgrenzten, ihr Reich straff organisierten, den Zoroastrismus zur Staatsreligion erhoben und in der Folgezeit erfolgreich versuchten, die Erinnerung an ihre Vorgänger auszumerzen, ist die sasanidische Zeit in vielem stark parthisch geprägt. Die Sasaniden übernahmen die Palastarchitektur, die Iwanhalle, den Kuppelbau, die Ausschmückung mit Stuckdekor, Wandmalereien und Mosaiken, und sie führten die Feuertempel und den Typ des Chahar Taq (Vierbogenbau) fort. Ihre Armee blieb eine Reiterarmee mit berittenen Bogenschützen und gepanzerten Lanzenreitern. Ihre Waffen blieben der große Kompositbogen, das Reiterlangschwert und die schwere Lanze. Die Sasaniden übernahmen von den Parthern alle Kunstgattungen und führten sie fort. Das betrifft die Felsbildtradition, die sie mit Darstellungen ihrer Triumphe über die Römer zu höchster Blüte führten, sie nutzten weiter die prunkvollen Edelmetallgefäße mit figürlichem Dekor, unter denen die „sasanidischen Jagdschalen“ zu besonderem Ruhm gelangten, und sie führten die Stuckarbeiten besonders bei den figürlichen Darstellungen zu höchster Entfaltung. Sie übernahmen die halslose Gesichtsdarstellung (Masken) sowie die Darstellung von Pferden in fl iegendem Galopp. Sie zeigen ebenso den Reiter mit flatterndem Mantel, den Reiterzweikampf sowie den kopfüber stürzenden Feind. Typisches Merkmal parthischer als auch sasanidischer Kunst blieben die frontal abgebildeten steif stehenden aneinandergereihten Figuren der Würdenträger (wobei die spätere sasanidische Kunst die Köpfe wieder im Profi l

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zeigt). Zu den Kunstmerkmalen beider Reiche gehörte auch der Hang zum Monumentalen, der sich nicht nur in den übergroßen Felsreliefs, sondern auch in den wenigen erhaltenen Monumentalplastiken wie der dreifach lebensgroßen Statue des Königs Shapur in Bishapur oder dem Reiterstandbild im Taq-e Bostam äußerte. Die Sasaniden führten die Vorliebe der Parther für polychrom gestaltete Metallarbeiten fort und fertigten farbenprächtige Gürtel, Gefäße und Schmuck mit eingefassten Halbedelsteinen und Glas sowie unzählige Siegelringe und Siegelsteine, die neben vielen neuen Motiven auch das gesamte Repertoire der vorhergehenden Kulturen aufnahmen. Die parthische Mode wurde von den Sasaniden übernommen, und auch die sasanidischen Könige trugen weiterhin die typisch parthische Reiterbekleidung, bestehend aus Hosen, Tuniken und Jacken, die aus feiner gefältelter Seide gefertigt war. Die Herrscher trugen weiterhin den Gürtel als Rangkennzeichen, ebenso den Prunkdolch sowie das Reiterlangschwert am Schwertgehänge. Lediglich in der Kopfbedeckung unterschieden sich die sasanidischen deutlich von den parthischen Herrschern, indem sie sich statt mit einer Tiara mit exzentrischen Kronen darstellen ließen. Die Sasaniden übernahmen auch die Bildformeln für die Darstellung des Königs: der reitende König, der siegreich kämpfende berittene König mit Lanze, der berittene König auf der Jagd und im Kampf mit wilden Tieren. Auch die Investitur des stehenden oder berittenen Königs, wie wir sie von den Parthern kennen, wurde weiterhin durch eine Gottheit (nunmehr statt Tyche meist Ahura Mazda oder Anahita) vorgenommen, indem dem Herrscher ein Diadem überreicht wurde. Gleichgeblieben war auch die Darstellung des stehenden oder thronenden König mit Langschwert und die des Königs, der nach rückwärts schießt – die Darstellung des parthischen Schusses. Über die sasanidischen Seidenstoffe, die bis nach China und Japan importiert wurden, ging gerade das letztgenannte Motiv sogar noch in die mittelalterliche ostasiatische Kunst ein.

Parthische Elemente in Europa Bedeutsam wird die Tradierung der parthischen Kunst, Architektur und Militärtechnik durch die Sasaniden ganz besonders dadurch, dass die Sasaniden zu einem Mittler wurden, die die parthische Tradition bis nach Europa verbreiteten. Dies betrifft neben der bereits besprochenen Architektur vor allem den Bereich der Militärtechnik und der frühen christlichen Kunst. Kataphrakten, Panzerreiter mit Lanze,

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gab es sowohl im armenischen und im sasanidischen Heer, später auch im byzantinischen Heer. In dem voll gepanzerten Reiter mit langer Lanze, der in Taq-e Bostam das spätsasanidische Königsbild reflektiert, erkennt man unschwer das Vorbild für den mittelalterlichen europäischen Ritter, der in den höfischen Turnieren den klassischen eurasisch-parthischen Reiterzweikampf fortsetzt. Im Militärwesen Roms gab es direkte Übernahmen von den Parthern. Die Römer, die einsehen mussten, dass ihre hauptsächlich auf Infanterie ausgerichtete Armee im Kampf mit der parthischen Kavallerie den Kürzeren zog, bauten schließlich ebenfalls schwere Reiterabteilungen nach parthischem Vorbild auf bzw. ergänzten ihre Armee anfänglich durch angemietete Reiterei. Direkt übernahmen sie im 3. Jh. von den Parthern das Langschwert mit Tragbügelaufhängung, das die klassische Tragweise mit dem Balteus ablöste, ferner den großen Kompositbogen und den Spangenhelm. Die parthische und die frühsasanidische Kunst übten auf die frühchristliche Bauund Bildkunst in Syrien auch einen starken Einfluss aus und hatten darüber hinaus ein erstaunlich langes Nachleben in der christlichen Kunst von Byzanz und Ägypten. Hinter deren charakteristischen Zügen, die oft als starr, schematisch und wenig entwicklungsfähig abgewertet wurden, verbirgt sich jedoch die Übernahme parthischer Stilkriterien in einen kulturell und religiös ganz anders geprägten Kunstkreis. Das zweidimensionale Bild mit der frontalen statischen Darstellung stehender und thronender Figuren, die den Betrachter direkt ansehen, das Nebeneinandersetzen der Figuren einer Szene, der Kaiser oder der himmlische König, der triumphierende Christus, umgeben von seinen Würdenträgern, der Reiter mit dem Betrachter zugewandten Oberkörper und Kopf sowie das Motiv des frontalen Kopfes ohne Hals prägten die byzantinischen Wandmalereien, die großartigen byzantinischen Mosaiken und die byzantinischen Elfenbeinschnitzereien, ja sie fanden Eingang selbst in die mittelalterliche Buchmalerei. Diese charakteristischen Züge prägten auch die ägyptische koptische Kunst bis weit in die Neuzeit hinein. Mit der Herausbildung der Ikone verbreiteten sich diese Züge letztlich von der byzantinischen Kunst bis in den griechisch-orthodoxen und den russischen Raum. Einen besonderen Platz in der koptischen und der europäischen Kunst hat auch das Motiv der frontal dargestellten halslosen Maske bzw. des Kopfes gewonnen. Es begegnete uns zuerst als Dekorelement in Nisa, später als Baudekor in Hatra und Yazdigerd (im heutigen Iran in der Kermanschah Region gelegen) und als Stuckdekor in der sasanidischen Kunst. Als Dekor findet sich das Motiv auf frühen koptischen Stoffen und Teppichen, als Mandylion fand es Eingang in die frühe Christusdarstellung, es erscheint in der frühen fränkischen Buchmalerei und lässt sich selbst in der romanischen Bauplastik wiederfinden, die frontale Masken auf

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Kapitellen und frontalansichtige halslose Köpfe als Zier der Architrave und Portale kennt. Neben diesen Elementen wurde wahrscheinlich auch die frühe europäische Literatur durch Berührung mit dem Orient mit parthischem Erbe bekannt. Die im Kapitel „Parthische Literatur“ besprochenen Beispiele lassen vermuten, dass die europäischen Heldendichtungen und Märchen, wenn auch in deutlich geringerem Maße als die Architektur und Bildkunst, Anstöße aus der parthischen Literatur erhalten haben.

Parthisches Architekturerbe Auch wenn das Partherreich untergegangen ist, so hat sein architektonisches Erbe einen Siegeszug durch die Welt angetreten. Iwanhallen, Kuppelbauten und Arkaden prägten die folgende sasanidische Architektur, die auch den Stuckdekor der Parther weiterführte und perfektionierte. Die wohl größte bekannte sasanidische Iwanhalle ist der berühmte Taq-e Kisra in Ktesiphon, der „Bogen des Khosrow“ (Abb. 29). Er erreicht immerhin die beachtliche Höhe von 30 Metern bei einer Tiefe von 43 Metern und war mit Mosaiken, Wandteppichen und Stuckdekor verziert. Waren in der frühen Partherzeit viele Iwanhallen eigenständige Räume gewesen, verband der später entstandene Partherpalast in Assur vier Iwanhallen mit einer Hofanlage. Der spätparthische Palast von Firuzabad, in dem zwei große Iwanhallen mit einem Kuppelsaal verbunden waren, hinter dem sich ein weiterer Hof und eine Iwanhalle befanden, wurde zum Vorbild der folgenden sasanidischen Architektur. Gerade die Öffnung einer Iwanhalle hin zu einem Hof oder einem Garten und die Kombination von mehreren Iwanhallen um eine Hofanlage führen schließlich zur klassischen persischen und mittelasiatischen Wohnarchitektur. Und sie führen zu jenen Bauten, die bis heute die islamische Architektur prägen: Alle Moscheen, Medresen und Karawansereien sind nach diesem parthischen Muster aufgebaut: eine Kombination von Iwanhallen, die sich auf einen Hof öffnen. Vergegenwärtigt man sich ferner, dass auch die frühen iranischen und mesopotamischen Moscheen noch mit Stuckdekor verziert waren (Samarra), bevor sie mit den heute üblichen Mosaiken und Fliesen belegt wurden, wird sichtbar, wie lange mittelasiatisches Erbe, das die Parther in Monumentalarchitektur umgesetzt haben, noch heute nachwirkt. Einen ähnlichen Weg nahm der Kuppelbau, der spätestens zur Zeit der Sasaniden auch in Europa Eingang fand. Die Kuppel über Ecktrompen wurde prägendes Merkmal frühchristlicher Bauten und gelangte, wahrscheinlich vor allem auf dem Weg

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über Armenien und Byzanz, dessen Kunst ebenfalls deutlich durch parthische Elemente geprägt wurde, vielleicht auch gleichzeitig auf dem Weg über syrische Kirchenbauten bis in den kleinasiatischen und dann weiter bis in den europäischen Raum. Die Hagia Sophia in Istanbul ist das wohl berühmteste Zeugnis christlicher Kuppelbasiliken im Osten. Die Tradition des Kuppelbaus, wie sie bei den sasanidischen Palästen und Heiligtümern zu finden ist, setzte sich auch in den frühen islamischen Moscheen fort, wie etwa in der Umayyadenmoschee in Damaskus, und ist auch im Felsendom von Jerusalem zu finden. Ganz entscheidend prägt sie auch heutzutage noch die Architektur von Moscheen im türkischen, im indischen und im Balkanraum. So beeinflusste die Bauweise der parthischen Iwane und Kuppelbauten sowohl die orientalische Architektur als auch ganz wesentlich die christliche Kirchenarchitektur bis in die Neuzeit hinein. Wer heute bewundernd in San Vitale in Ravenna, im Aachener Dom oder unter der gewaltigen Kuppel des Petersdoms in Rom steht, ist den Parthern ganz nahe.

Anmerkungen Anmerkungen

1 Invernizzi, A., 2002: S. 231. 2 Der Begriff der Seidenstraße entstand erst im 19. Jh. 3 Wick, P., 2012: S. 9 ff., Wick betont ebenso wie Invernizzi, dass das Parthische Reich „right in the centre of the process of interaction between east and west“ liege, insbesondere auch unter religiösen Aspekten. 4 Der Ausdruck „im Iran“ wird verwandt, wenn das Gebiet des heutigen Iran gemeint ist, während der Ausdruck „in Iran“ das geographische Gebiet zwischen Mesopotamien und dem Hindukusch meint. 5 Sellwood, D., 1980: An Introduction to the Coinage of Parthia. 6 Ausführliche Diskussion von Rostovtzeff, Michael I., (1935) in seinem Buch: Dura Europos and the problem of Parthian art. 7 Thommen, L.,2010: S. 462, (parthisch: mtrdt / Mithradates); Schuol, M., 2000: S. 348 ff. 8 Thommen, L., 2010: S. 566. 9 Thommen, L., 2010: S. 445 ff. 10 Schippman, K.,1980: S. 87. 11 Böck, B., 2010: S. 46 ff. 12 Weber, D., 2010: S. 494 ff. 13 Thommen, L., 2010: S. 190. 14 Thommen, L., 2010: S. 369, Strabon wurde in Amaseia / Pontos geboren, das zu dieser Zeit von Pompeius mit Bithynien als römische Provinz eingerichtet wurde. 15 Thommen, L., 2010: S. 244. 16 Hackl, U., 2010: S. 27. 17 Landskron, A., 2005: S. 157. 18 http: / / www.bbaw.de / forschung / turfanforschung / uebersicht. 19 Posch, W., 1995: S. 54 ff. 20 Golze, U. u. Storm, K., 2010: S. 482. 21 Schneider, R. M., 1998: S. 95 ff; ebenso Hackl, U., 2010: S. 25. 22 Landskron, A., 2005: S. 23. 23 Oberleitner, W., 2004: Zum Parthermonument von Ephesos. 24 Aug. 43,4. Siehe auch: Sonnabend, H.,1986: S: 256, Anm. 125, wonach es sich nicht um die Söhne Phraates’ IV. gehandelt habe, die 10 / 9 v. Chr. nach Rom kamen. 25 Strothmann, M., 2012: S. 91 f; Strothmann geht davon aus, dass Augustus in der Betreu-

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Anmerkungen ung der parthischen Söhne nicht eine Geste der Unterordnung des parthischen Königs postuliert, sondern darin eine Gleichstellung zwischen Rom und Parthien gesehen habe. Lerouge, C., 2007: S. 339 ff. Schneider, R. M., 1998: S. 95 ff. Schneider, R. M., 2007: S. 61. Cas. Dio 49,27,4. Trier, Rheinisches Landesmuseum, Inv. G. 37 c. Schneider, R. M., 1998: S. 108. Die Schreibweisen für Herrschernamen werden in wissenschaft lichen Werken unterschiedlich gehandhabt. Für Pakoros wird auch Pacorus geschrieben, für Artabanos auch Artabanus, für Mithradates auch Mithridates (vgl. z. B. Quellen z. Geschichte d. Partherreiches, Bd. 1 S. 54 sowie Bd. 2. S. 619, ein Teil der Unterschiede erklärt sich dadurch, dass entweder die lateinische bzw. die griechische Namensform verwandt wird). Weber, D., 2010: S. 633 ff., bei Arsakes I. gibt es auch Münzen mit parthischer Inschrift. Winkelmann, S., 2006, siehe auch Winkelmann, S.: 2003 und 2012. Assar, G. F.: verschiedene Artikel, s. Literaturverzeichnis. Die Forschungsergebnisse von F. Sinisi in der Sylloge Nummorum Parthicorum, Bd. 7, 2012, wurden dabei berücksichtigt. Die WELT, Ausgabe 9. Sep. 2010, Nr. 209, S. 19: Überschrift: Der Silberanteil der Gedenkmünze Silberzehner soll kleiner werden. Alram, M., 1998: S. 367 ff. Sinisi, F. 2012: S. 50. van’t Haaff, P. A., 2007: S. 4 ff. Mitteilungsblatt 40 / 2010: S. 35 unter: http: / / numismatik.univie.ac.at / fi leadmin / user_ upload / inst_numismatik / pdf_Dateien / 40–10.pdf. zur Analyse von Bronze-Münzen: http: / / www.parthia.com / parthia_stats_rives.htm. Caley, E. R., 2013: S. 79. Caley, E. R., 2013: S. 79. Sellwood, D., 1980: S. 9. Koch, H., 1990: S. 1 ff. Lehmann, G. A., 2015: S. 58 ff. Jacobs, B., 2010: S. 38 ff. Jacobs, B., 2010: S. 32 ff. Isidor von Charax, Parthische Stationen, FGrHist 781 2,11. Hierzu auch: Jacobs, B., 2010: S. 145 ff. Die Eroberung ganz Parthiens durch die Parner dürfte 239 / 238 v. Chr. stattgefunden haben. Inwieweit das Gründungsdatum wirklich dem Krönungsdatum entspricht, muss offenbleiben; hierzu: Jacobs, B., 2010: S. 39. Jacobs, B., 2010: S. 35. In der Literatur auch als „Phrapatius“ bezeichnet.

Anmerkungen

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54 Assar, G. F., 2004: S. 81 ff. 55 Just. 41,5,9; Isidor von Charax (FGrHist). 56 Folgt man allerdings den Untersuchungen von Assar, dann gibt es doch Münzen von Phriapatius = S 8.1 + S 10.15 u. S 10.16, die Sellwood aber Mithradates I. zuordnet. Assar ordnet Münzen des Typs S. 9.1 sowie 10.1 Phriapatius zu, sagt aber, dass solche Prägungen auch für Phraates I. Arsaces IV., und Mithradates gelten. Sellwood schreibt diese Münzen Mithradates I. zu (Assar, G. F., 2005: S. 37 ff ). 57 Assar, G. F., 2005: S. 88, datiert den Tod Mithradates’ I. auf das Jahr 132 v. Chr. Zu diesem Zeitpunkt sei ihm die Königin Rīnnu gefolgt, die die Regierungsgeschäfte für den noch zu jungen Phraates II. übernommen habe. 58 Hackl, U., 2010: S. 23. 59 Jacobs, B., 2010: S. 54, mit weiteren Quellenangaben: Mithradates I. –  und nicht, wie meist angegeben, Mithradates II. – trug bereits den Titel „König der Könige“, wie eine Keilschrift – Inschrift aus Babylon belegt. 60 Auch Rīnnu geschrieben (Assar, G. F., 2005: S. 88, der den Tod Mithradates I. auf das Jahr 132 datiert). 61 Schippmann, K., 1980: S. 27. 62 Olbrycht, M. J., 1988 (2): S. 87. 63 Assar. G. F., 2005: S. 22 ff. nennt Bagasis, einen weiteren Bruder Mithradaten’ I., als Herrscher. 64 Schuol, M., 2000: S. 299. 65 Hackl, U., 2010: S. 56 ff. 66 Hackl, U., 2010: S. 57, weist darauf hin, dass es sich „höchstens um eine vorsorgliche Abgrenzung von Interessenssphären gehandelt haben könne. 67 Jacobs, B., 2010: S. 55. 68 Jacobs, B., 2010: S, 54. Gotarzes I. ist einer Keilschrift nach ein Sohn Mithradates II., der nach dessen Tod um 91–87 v. Chr. herrschte (Assar, G. F., 2004: S. 76). 69 Assar, G. F., 2009: S. 195 ff. 70 Münzen vom Typ S 33, die Sellwood in seiner 2. Ausgabe Gotarzes I. zugeordnet hat, werden inzwischen wieder Sinatrukes zugeordnet. 70a Assar, 2006, S. 87 ff. 71 Sheldon, R., 2010: S. 1 ff. 72 Cassius Dio, Historiae Romanae 40,16,1–3. 73 Hackl, U., 2010: S. 61. 74 Schippman, K., 1980: S. 36. 75 Plutarch, Crassus 24,1. 76 Münzen, die Sellwood Pakoros I. zuordnet (S 49), werden von G. F. Assar einem Prinzen Phraates, einem Sohn Phraates’ IV. zugeordnet. Kritisch hierzu: Sinisi, F., 2012: S. 11, Anm. 2. 77 Schippmann, K., 1980: S. 41.

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Anmerkungen

78 Schippmann, K., 1980: S. 43; Antonius hielt sich zu der Zeit in Griechenland auf, er hatte seinen Unterführer Ventidius Bassus geschickt. 79 Schippmann, K., 1980: S. 43. 80 Das griechische Σ wird auf Münzen auch wie C geschrieben. 81 Hackl, U., 2010: S. 66, ebenso: Strothmann, M., 2012: S. 91 f. 82 Strugnell, E., 2008: stellt heraus, dass Musa doch einen starken politischen Einfluss hatte. 83 Keller, D., 2010: S. 630. 84 Schippman, K., 1980: S. 49, gibt an, dass Phraatakes im Jahr 4 n. Chr. nach einem Aufstand vertrieben wurde und kurz darauf in Syrien starb. 85 De Callataÿ, F., 1994: S. 42 ff., er nennt ihn Tiridates II., nur S 55 7–9 sind Münzen von Tiridates, alle anderen werden Phraates IV. zugeordnet. Nicht zu verwechseln mit Tiridates I., König von Armenien, Bruder Vologases’ I. 86 Just. 42,5,9; Hackl, U., 2010: S. 67. 87 Keller, D., 2010: S. 628 f. 88 Keller, U., 2010: S. 632. 89 Olbrycht, M. J., 2014: S. 92 f. Olbrycht gibt für die Regierungszeit Artabanos’ II. die Jahre 8 / 9 bis 39 / 40 n. Chr. an. 90 Thommen, L., 2010: S. 486 ff. 91 Hackl, U., 2010: S. 69. 92 Schippmann, K., 2010: S. 51 f. 93 Ehrhardt, N., 1998: S. 298 f. 94 Hackl, U., 2010: S. 71; Tac. ann. 12,10,1–14,4. Olbrycht, M. J., 1977: S. 91. Obrycht vermutet, dass Gotarzes II. ein Adoptivsohn Artabanos’ II. gewesen sei. 94a Sinisi, F., 2012: S. 147. 95 Schippman, K., 1980: S. 65. 96 Sinisi, F., 2012, S. 15: gibt aufgrund seiner Untersuchungen die Regierungszeit von 51– 79 n. Chr. an. 97 Frenschkowski, M., 2012: S. 167. 98 Hintze, A., 1998: S. 147 ff., Jacobs, B., 2010: S. 151 (Denkard 3, 420). 99 Sinisi, F. 2012, S. 16: von Sellwood Vardanes II. genannt, der, so wurde vermutet, ein Sohn Vologases I., gewesen sei. 100 Schippmann, K., 1980: S. 55. 101 Sinisi, F., 2012, S. 15: gibt an, dass Pakoros II. bereits ab 75 n. Chr. mitherrschte. 102 Nach Assar, G. F. sollte Artabanos III. als Artabanos V. bezeichnet werden (Assar 2011, S. 147 f.) 103 Thommen, L., 2010: S. 46. 104 Olbrycht, M. J., 1999: S. 69 ff., ebenso Sinisi, F., 2012: S. 11 u. S. 165 ff. 105 Schippmann, K., 1980: S. 64. 106 Thommen, L., 2010: S. 461.

Anmerkungen

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107 Siehe: W. I. al-Sallihi, Sumer 43,1984, S. 219 und J. Black, ebd., S. 230 (in: www.parthia. com, unter Vologases IV.). 108 Hackl, U., 2010: S 75. 109 Hackl, U., 2010: S 76. 110 Schippmann, K., 1980: S. 72. 111 Sellwood, D., 1990: S. 57; Schippmann, K., 1980: S. 73, die Schlacht mit Ardashir fand vermutlich in der Gegend zwischen dem heutigen Isfahan und Nihavand statt. 112 Schippmann, K., 1980: S. 74. 113 Schippmann, K., 1980: S. 76. 114 Dąbrowa, E., 2012: S. 38. 115 Wiesehöfer, J., 1998: S. 205. 116 Jacobs, B., 2010: S. 97. 117 Dąbrowa, E., 2008: S. 119 f.: s. die Diskussion, wonach bereits Mithradates I. und nicht wie früher postuliert, Mithradates II. als erster diesen Titel trug. 118 Wiesehöfer, J., 2005: S. 192. 119 Strabon 11,9,3; hierzu Jacobs, B., 2010: S. 78, der zu der Schlussfolgerung kommt, dass „dem Adel zumindest eine bestätigende Funktion zukam“. 120 Hauser, S. R., 2005: S. 189. 121 Kettenhofen, E., 1998: S. 340. 122 Curtis, V. S., 2007 (1): S. 8. 123 Traeger, J., 1997: S. 319; auch der Gott Mithra wird mit einer phrygischen Mütze dargestellt (Reliefs in der Kommagene). 124 Journal of the History of the Neurosciences 17.2, 2008: 141–146. 125 Ellerbrock, U.: eigene Analyse. 126 Cas. Dio 49,27,4. 127 Curtis, V. S., 2007 (2): S. 422 ff. 128 Ellerbrock, U., 2013: S. 253 ff. 129 Winkelmann, S., 2006: S. 132, 151. 130 Brosius, M., 2006: S. 140. 131 Soudavar, A., 2003: S. 41. 132 Dąbrowa, E., 2014: S. 149–159. In diesem erst kürzlich erschienenem Artikel finden sich zahlreiche Information sowie viele Literaturhinweise zu diesem Thema. 133 Wick, P., 2008: S. 14. 134 Dąbrowa, E., 2014: S. 154. 135 Kettenhofen, E., 2010: S. 53 ff., Muccioli, F., 2009, S. 83 f. 136 Phriapatius wird in Literaturquellen auch Phrapatius genannt. 137 Pilipko, V. N., 2001; Invernizzi, A., 2005, 2011; Lipollis, C., 2011, S. 21 f.; s. auch: Dąbrowa, E., 2009, mit zahlreichen Literaturangaben. 138 Kritisch hierzu: Jacobs, B., 2010: S. 81 f, der neben der Kenntnis der Familie Sûrēn dem Hinweis von Moses von Chorene auf „sechs weitere privilegierte Familien“ wenig Ver-

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Anmerkungen trauen schenkt. Es ist aber – allgemein gesprochen – unwahrscheinlich, dass es solche Familien nicht gegeben haben soll. Die sasanidischen Quellen dürften für ihre Existenz ein Beleg sein. Justin 41,2,1–2, hierzu Thommen, L., 2010: S. 253 f.; Kommentar mit dem Hinweis, dass die Lesung umstritten sei. Hauser, S. R., 2005: S. 192 mit Kommentar und Verweisen. Khurshudian, E., 1998: S. 15 ff; ferner Weber, D., 2010: S. 102 f. zu den verschiedenen Funktionen siehe Weber, D., 2010: S. 101 ff. sowie 499 ff. Ghirshman, R., 1962: S. 56. http: / / www.klassalt2.uni-kiel.de / Raxs_general.pdf. Khurshudian, E., 1998. Weber, D., 2010: S. 101. siehe Böck, B., 2010: Band 3, Quellen zur Geschichte des Partherreiches (Keilschrift liche Texte). Weber, D., 2010: S. 566. Khurshudian, E., 1998: S. 169. Weber, D., 2010: S. 486 ff. Thommen, L., 2010: S. 448 ff. Thommen, L., 2010: S. 467 ff. Hierzu: Hackl, U., 2010: S. 122, die darauf hinweist, dass solche auf Mesopotamien und insbesondere auf Juden bezogenen Angaben nicht unbedingt für das ganz Parthische Reich gegolten haben müssen. Huber, I. u. Hartmann, U., 2003: S. 485 ff. Huber, I. u. Hartmann, U., 2003: S. 496. Plinius, Naturalis historia 6, 112–113. Wiesehöfer, J., 2005: S. 198; s. hierzu auch den Kommentar von Jacobs, B., 2010: S. 95. Zur Bedeutung siehe Winkelmann, S., 2007. Hackl, U., 2010: S. 142. Luther, A.. 1997: S. 173. Sommer, M., 2005: S. 232: Ab dem Jahr 34 / 33 v. Chr. erhoben sich die vorher als Stadtherren agierenden Herrscher zu Königen. Zehnder, M., 2010: S. 218 f., der darauf hinweist, dass der historische Wert der dort enthaltenen Angaben umstritten sei. Heichelheim, F. M., 1996: S. 210. Winkelmann, S., 2007 (2): S. 169 ff. Merkelbach, R., 1994: S. 57. Wagner, J., 2012: S. 47. Strabon, Geographie 11, 14, 15.; s. a.: Thommen, L.: S. 378. Rawlinson, G., 1976: S. 147. Es gibt eine Bronzeprägung des parthischen Vasallenkönigs Monobazos I. Bazaios von

Anmerkungen

327

Adiabene aus dem Jahr 20 / 21 n. Chr. (vgl. Klose, D. O. A., 1992: S. 82); siehe auch: http: / / www.theshekel.org / Shekel%20May-August%202011.pdf. 170 Hackl, U., 2010: S. 72. 171 Hackl, U., 2010: S. 74. 172 Schottky, M., 1998: S. 469. 173 Hansman, J., 1974: S. 23 ff. 174 Schuol, M., 2000: S. 453. 175 Schuol, M., 2000: S. 342 spricht von einer Teilautonomie unter Attambelos VI.; generell hierzu Jacobs, B., 2010: S. 91, der kritisch anmerkt, dass die gestattete Münzprägung keine zunehmende Unabhängigkeit vom Partherreich signalisiere, sondern Hinweis auf eine von den Parthern gewollt gewährte Regelung sei, ohne jedoch die generelle Zentralgewalt infrage zu stellen. 176 Schuol, M., 2000: S. 356, Schuol sieht ebenso wie Jacobs, B. darin ein Zeichen, den Lokaldynastien mehr Freiheit einzuräumen, diese aber auch enger an das arsakidische Herrscherhaus zu binden. 177 Schuol, M., 2000: S. 352 f. 178 Van’t Haaff, P. A., 2007: S. 2 f. 179 Zur Problematik der Abhängigkeit: Olbrycht, M. J., 1996: S. 127 ff. 180 Van’t Haaff, P. A., 2007: S. 17 ff. 181 Van’t Haaff, P. A., 2007: S. 135. Van’t Haff spricht von „aramaic legends“, Es ist jedoch zu vermuten, dass es sich bei den Inschriften auf den Kupferdrachmen wie bei denjenigen auf parthischen Münzen um eine stilisierte parthische Schrift handelt. Vgl.: Weber, D., 2010: S. 634, ebenso: Henning, W. B., 1977: S. 374), s. hierzu auch: Olbrycht, M. J., 1996: S. 128, der von einer parthischen Inschrift spricht. 182 Thommen, L., 2010: S. 486 ff. 183 Wiesehöfer, J., 1998 (2): S. 425 ff. 184 Curtis, V. S., 2005: S. 379 ff; s. a.: Klose, D. O. A. u. Müseler, W., 2008: S. 15 ff. 185 Klose, D. O. A. u. Müseler, W., 2008: S. 18. 186 Klose, D. O. A. u. Müseler, W., 2008: S. 15 ff. 187 Sommer, M., 2003: S. 11. 188 Hauser, S. R., 1998: S. 515 f. 189 Sommer, M., 2005: S. 370. 190 Gawlikowski, M., 2013: S. 78. 190a Pressemitteilung, Süddeutsche Zeitung, 7. 3. 2015. 191 Abschließende Grabungspublikation: Pilipko, V. N., 2001, siehe auch Brentjes, B., 1990: S. 29–34. 192 Nisa: verschiedene Information zum Ausgrabungsprojekt: http: / / www.centroscavitorino.it / en / progetti / turkmenistan / nisa.html. 193 Rekonstruktion bei Pilipko, 2001: Tf. VII. 194 Pilipko, V. N., 2001: Tf. I, Tf. IV.

328 195 196 197 198 199 200 201 202

203 204 205 206 207 208 209 210 211 212 213 214

215 216 217 218 219 220

221 222

Anmerkungen Pilipko, V. N., 2001: S. 255–268, Abb. 182–189. Pilipko, V. N., 2001: Abb. 224–227. Masson, M. E. u. Pugachenkova, G. A.,1982, Pilipko, 2001: S. 288–296, Abb. 202–210. Weber, D., 2010: S. 492 ff. Pilipko, V. N. 2001: Tf. VI, Abb. 194, 195.I. Gaibov. V. A., Košelenko, A, 2012: S. 161. http: / / www.ucl.ac.uk / merv und http: / / www.ucl.ac.uk / merv / our_research / publications. Achämenidisch bis parthisch: Erk Kala, seleukidisch, parthisch, sasanidisch bis frühislamisch: Gyaur Kala, frühislamisch Kyz Kala, islamisch (seldschukisch und mongolisch), Sultan Kala ab dem 11. Jh., und ab den Timuriden (15. Jh.) Abdullah Khan Kala. Košolenko, A. u. Pilipko, V. N., 1968: Abb. 16. Gaibov. V. A., Košelenko, A., 2013: S. 161 ff. Bader, A., Gaibov, V. A. u. Košelenko, G., 1990, Livšic, V. A. u. Nikitin, A. B., 1989. Zur Frage, ob Hekatompylos schon vor seleukidischer Zeit existierte, siehe: Cohen, G. H., 2013: S. 210. Jacobs, B., 2010: S. 88. Jacobs geht davon aus, dass Hekatompylos zeitweilig Reichshauptstadt gewesen war. Stronach, D. u. Mousavi, A., 2009: S. 70 ff. Vanden Berghe, L.: 1959, Moorey, P. R. S., 1988; Mehryâr, M., 1963. Siehe hierzu die Anmerkungen von Jacobs, B., 2010: S. 88, wonach ein ständiger Wechsel der Wohnsitze parthischer Könige aus praktischen Gründen wohl nicht stattgefunden hat. Zur Problematik der Datierungen siehe Kapitel „Elymais“ sowie: van’t Haaff, P. A., 1996: S. 4 f. Schippmann, K., 1971: S. 277 ff.; Ghirshman, R., 1962: 87; Godard, A., 1937: S. 285. Grabungspublikation: Ghirshman, R., 1968. Baur, P. V. Ch. u. Rostovcev, M. I., 1928, 1931, 1933, Rostovcev; M. I., Bellinger, A. R. u. Hopkins, C., 1936, Rostovcev, M. I., Brown, F. E. u. Welles, C. B., 1939, Rostovcev, M. I., Bellinger, A. R. u. Brown, F. E., 1952. Sommer, M., 2005: S. 289 ff. Sommer, M., 2005: S. 155. Zusammenfassende Publikation der Kunst bei Tanabe, K., 1986. Colledge, M. A. R., 1975. Dirven, L., 2013: S. 46 ff. Größere Publikationen: Andrae, W., 1908, 1912, Safar, F. u. Mustapha, M. A., 1974. Zahlreiche Artikel von N. al-Asil, W. al-Salihi und F. Safar sowie von Venco-Ricciardi, zusammengestellt bei Winkelmann, S., 2004, S. 343–352. S. hierzu den Kommentar von Hauser, S. R., 1998: S. 497, wonach es sich auch um einen Verteidigungswall handeln könnte. Zusammenstellung bei S. Winkelmann, S., 2004, eine Gesamtpublikation wird von Lucinda Dirven vorbereitet.

Anmerkungen 223 224 225 226 227 228 229 230 231

232 233 234 235 236 237 238 239 240 241 242

243 244 245 246 247 248 249 250 251 252 253

329

Andrae, W. u. Lenzen, H., 1933, Trümpelmann, L., 1979. Gall, H. v., 1998: S. 76. Messina, V., 2010, Le Rider, G., 1998. Invernizzi, A., 1972 u. 1974. Plinius, Naturalis historia 6, 122. Cassius Dio, Historiae Romanae 76,9,1–10,1. Gibson, M., 1994. Schuol, M., 2000: S. 201. Beschreibungen bei Pognon, H., 1907, Drijvers, H. J. W., 1980, und Segal, J. B., 1953 und 1970, umfassende Standardpublikation zur Stadt allgemein: Segal, J. B., 1970, Auswertung der partherzeitlichen Geschichte und Kunst, bei Winkelmann, S., 2007 und 2009. Stronach, D. u. Mousavi, A., 2009: S. 101 f. Bader, A., Gaibov, V. u. Košelenko, G. 1990, Gaibov. V. A. & Košelenko, A. 1998. Pilipko, V. N. u. Masson, V. M., 1975. http: / / historicaliran.blogspot.de / 2009 / 11 / zahhak-castle.html, http: / / en.wikipedia.org / wiki / Zahhak_Castle, http: / / www.cais-soas.com / News / 2005 / April2005 / 21–04.htm. http: / / www.cais-soas.com / News / 2006 / September2006 / 15–09.htm. http: / / www.cais-soas.com / News / 2007 / June2007 / 26-06.htm. Leveque, M. A. u. Willson, N. 1980, Keall, E. J., Leveque, M. A. u. Willson, N., 1980, Keall, E. J., 1982. http: / / www.cais-soas.com / News / 2005 / April2005 / 27–04.htm. http: / / www.cais-soas.com / News / 2008 / February2008 / 27–02.htm. Kawami, T. S., 1987 (1): Kuh-e Khwaja, Iran and its wall paintings. http: / / www.cais-soas.com / News / 2004 / November2004 / 06–11.htm. http: / / www.cais-soas.com / News / 2005 / January2005 / 10–01.htm. http: / / www.freerepublic.com / focus / news / 1318024 / posts. Ausgrabungen von John Hansman und David Stronach 1967, 1971, 1976 und 1978, Publikationen u. a.: Hansmann, J., 1968, Hansmann, J. u. Stronach, D., 1967, 1971. Andrae, W., 1938: Abb. 39. Untersuchungen bei: Debevoise, N. C., 1941, Lenzen, H. J., 1955. Brentjes, B., 1990: Tf. 3, 7, Schlumberger, D., 1969: S. 151–154, Abb. 51–52, Safar, F. u. Mustapha, M. A., 1978: Farbtf. auf S. 350, 349, Abb. 335, 334, 333, 332. Safar, F. u. Mustapha, M. A., 1978: Abb. auf S. 267, 248 und 249, 140,138, 118. 117, 95, 38. Brentjes, B., 1990: Tf. 6. Z. B.: http: / / www.parthia.com / nisa / images / nisa_2002–6.jpg. Debevoise, N. C., 1941, Uruk, Assur: Brentjes, B., 1990: S. 42, 85. Keall, E. J., Leveque, M. A. u. Wilson, N., 1980, Zusammenfassend bei Matthiesen, H. E., 1992: S. 177 ff., Anm. 1, Katalog Nr.: 99–134. Keall, E. J., 1974, Downey, S., 1988, Schlumberger, D., 1969: S. 192–94. Košolenko, G. A. u. Gubaev, G., 1970, Košolenko, G. A. u. Pilipko, V. I., 1958.

330

Anmerkungen

254 Sommer, M., 2003: S. 63 ff. 255 Zur Diskussion u. a. Schlumberger, D., 1969: S. 195–196. 256 Ityna, M. A. u. Tolstov, S. P., 1966, Višnevskaja, O. A. u. Ityna, M. A., 1971, Višnevskaja, O. A., 1973, Ityna, M. A., 1992, Ityna, M. A. u. Jablonskij, L. T., 1997, Dani, A. H. u. Masson, V. M., 1992: S. 446. Vorob’eva, M. G. u. Rapoport, J. A., 1967, 24–33, Tolstov, S. P., 1953: 164. Tolstov, S. P., Ždanko  & Ityna, M. A., 1963: S. 70–71, Tolstov, S. P., 1962: S. 176–177. 257 Tolstov, S. P., 1962: 176–177 und Pilipko, V. N., 2001: 216, 207, 219 deuten den Rundbau als Mausoleum. 258 Stronach, D. u. Mousavi A., 2009: S. 70 ff. 259 Abbildung bei Brentjes, B., 1990: Tf. 18. 260 Stronach, D. u. Mousavi, A., 2009: S. 95 ff. 261 Colledge, M. A. R., 1977: S. 37. 262 Hierzu: Winkelmann, S., 2003, 2004, 2007, 2009, 2013. 263 Winkelmann, S., 2004: S. 25. 264 Chazanov, A. M., 1971, Smirnov, K. F., 1958, 1961, 1962, 1972, 1975, Černenko, J. V., 1984. 265 Winkelmann, S., 2003, 2013. 266 Kubarev, V. D., 1987, 1991, Rudenko, S. I., 1951, 1953, 1960. 267 Tolstov, S. P., 1961, 1962, Tolstov, S. P. u. Ityna, M. A., 1966, Ityna, M. A., 1992, Smirnov, K. F., 1975, Višnevskaja, O. A., 1973. 268 Akišev, K. A., 1978: 1983. 269 Brentjes, B.: S. 31 f. 270 Die folgenden Ausführungen zu den verschiedenen Reichen im Osten stützen sich vor allem auf die neueren Arbeiten von Alram, M., 1996, 1999, Altheim, F., 1959, Mitchiner, M., 1975–1976 und Göbl, R., 1999. 271 Bernhard, P., 2010: S. 45 ff. 272 Alram, M., 2009: S. 185. 273 Winkelmann, S., 2013 (3): S. 92. 274 Bernhard, P., 2010: S. 45. 275 Jacobs, B., 2010: S. 54. 276 Die Daten für Azes II. sind nicht exakt zu fassen. Vgl. hierzu: Fussmann 1980, der von ca. 6–17 n. Chr. ausgeht (in: Alram, M., 1999: S. 37). 277 Alram, M., 1999: S. 37–46, hier auch weitere Angaben zu den Indo-Parthern und den von ihnen beherrschten Gebieten. 278 Kuhlke, H. u. Rothermund, D., 2010: S. 99, Kuhlke nennt ihn Gondopharnes. 279 Alram, M., 1999: S. 22. 280 Die genaue Datierung der kuschanischen Könige ist nicht gesichert. Besonders die Daten des Königs Kanischka sind stark umstritten und differieren bei den einzelnen Autoren um bis zu 100 Jahren. Auf die ausufernde wissenschaft liche Diskussion zu diesem Thema kann hier aber nicht eingegangen werden.

Anmerkungen

331

281 Kanischka I. errichtete in Taxila neben der griechischen Stadtanlage als neue Stadt Sirsukh. 282 Kuhlke, H. u. Rothermund, D., 2010: S. 105. 283 Kuhlke, H. u. Rothermund, D., 2010: S. 105. 284 Widengren, G.,1976: S. 220 ff., 281 f. 285 Plutarch, Crassus: 23,8–24,5. 286 Olbrycht, M. J., 2003: S. 99. 287 Jacobs, B., 2010: S. 110, nach Cass. Dio, HR 62,21,4 benutzte Vologases den Elefanten nicht im Kampf, sondern im Rahmen von Verhandlungen mit den Römern. 288 Hackl, U., 2010: S. 73. 289 Originalpanzerdecken wurden in Dura Europos gefunden. Zahlreiche bildliche Darstellungen gibt es in Form von parthischen Felsreliefs und Ritzzeichnungen aus Mesopotamien. 290 Grundsatzwerk: Mielczarek, M., 1993. 291 Tang-e Sarvak, Fels III und Firuzabad. Siehe Vanden Berghe, L., 1984: Katalog Nr. 32, Abb. 8. 292 Trajan erhielt bereits von Abgar dem VII aus Edessa Panzerreiter. Im 2. und 3. Jh. n. Chr. dienten Panzerreiter aus der Osrhoene regulär in der römischen Armee. Siehe Winkelmann, S., 2009: S. 317. 293 in Niniveh und in Dailaman. 294 Winkelmann, S.: 2003, 2004, 2006, 2007, 2009, 2013. 295 Winkelmann, S., 2006: S. 144–147, Abb. 13, 14. 296 Zusammenstellung Winkelmann, S., 2013: Abb. 77. 297 Da das Herrschaftsjahr vom Oktober 1 v. Chr. bis September 1 n. Chr. ging (das Jahr Null gibt es nicht) und die Münze aus dem Monat April stammt, ergibt sich das Jahr 1 n. Chr. 298 Alle Waffenträger aus Hatra: in Winkelmann, S., 2004, siehe auch Winkelmann, S., 2003: Abb. 11, Winkelmann, S., 2013: Abb. 68, 70–72. Kommagene: Winkelmann, S., 2006: Abb. 26. 299 Winkelmann, S., 2006: S. 143–144, Abb. 12, Winkelmann, S., 2013: Abb. 69, 74 c, Winkelmann, S., 2003: Abb. 5–10, 13. 300 Siehe Winkelmann, S., 2006: S. 131–135, 137–143 Abb. 1, 2, 10, 1. 301 Mathiesen, H. E., 1992: Vol. 2, Abb. 16, Kawami, T. S., 1987: Abb. 19, Katalog Nr. 41. 302 Ginters, W., 1928, Tf. 25, 26, Winkelmann, S., 2003: Abb. 13, Winkelmann, S., 2013: Abb. 75 c. 303 Winkelmann, S., 2009: S. 349. 304 Winkelmann, S., 2004: S. 74 ff. 305 Ausführlich bei Trousdale, W., 1975, siehe auch Winkelmann, S., 2003: 89–93 und 2013: 243–249, Abb. 76, 77. 306 Winkelmann, S., 2003: Abb. 21, Winkelmann, S., 2013: Abb. 73, 74 a, b.

332

Anmerkungen

307 Winkelmann, S., 2003: Abb. 19 (Tilla Tepe), 20 und 25 (mittelsarmatisch), Abb. 22 (sakisch), 27: nomadische Dolch- und Schwertaufhängungen. Winkelmann, S., 2013: Abb. 74–75. 308 Ausführlich bei Winkelmann, S., 2006. 309 Alföldy, G., 1968: S. 28 f. 310 CIL III 8746; Übersetzung u. Kommentar: Thommen, L., 2010: S. 437; Kennedy, D. L., 1977: S. 522. 311 Kennedy, D. L., 1977: S. 523; Kennedy glaubt allerdings eher, dass es sich um einen im Exil lebenden parthischen Edelmann handelt und nicht um einen Königssohn. 312 Chantraine, H., 1984: S. 45. 313 Rüger, C. B., 1984.: S. 45 f. 314 Alföldy, G., 1968: S. 29. 315 Herz, P., 1982: S. 173–182. 316 Kennedy, D. L., 1977: S. 521 ff. 317 Grabstein des Antiochus Fundort: Mainz-Weisenau, Steinbruch, 1.Hälfte 1. Jh. n. Chr., Inv. Nr. 70 / 61, Landesmuseum Mainz. 318 Übersetzung: Selzer, W., 1998: S. 158; FO Mainz, Kreuzschanze,1. Hälfte 1. Jh. n. Chr., Inv.-Nr. S 634, Kalksandstein aus Flonheim. 319 Dies stützt die Überlegung, dass die Ala Parthorum Veterana der Ala Parthorum et Araborum zeitlich vorausging. 320 Wiesehöfer, J., 2005: S. 200. 321 Wiesehöfer, J., 1998 (1): S. 427. 322 Widengren, G., 1960: S. 5. 323 http: / / www.cais-soas.com / News / 2008 / February2008 / 27-02.htm 324 Wiesehöfer, J., 2005: S. 201. 325 Hackl, U., 2010: S. 122 ff. 326 Schuol, M.: S. 75 ff. sowie S. 386. 327 Schneider, R. M., 1998: S. 101. f. 328 Zu den Bodenschätzen: siehe: Stöllner, Th., Slotta, R., Vatandoust, A., 2004. 329 Momenzadeh, M., 2004: S. 10 ff. 330 Angaben im Nationalmuseum Teheran. 331 Stronach, D. u. Mousavi, A., 2009: S. 15 ff. 332 Heim, M., 2008: S. 317. 333 Masson, V. M., 1987: S. 124 ff. 334 Masson, V. M., 1987: S. 122. 335 Masson, V. M., 1987: S. 125. 336 Originalpublikation: Minns, E. H., 1915. Siehe auch: Weber, D., 2010: S. 566 f. 337 Stronach, D. u. Mousavi, A., 2009: S. 15 ff. 338 Stronach, D. u. Mousavi, A., 2009: S. 15 ff. 339 Colledge, M. A. R., 1967: S. 77.

Anmerkungen

333

340 In der Armee wurden auch schwerbewaff nete Kamelreiter eingesetzt, wie Herodian (4,14,3) schreibt. 341 Posch, W., 1998: S. 360. 342 Schmitt, R., 1998: S. 163 ff. 343 Weber, D., 2010: S. 492. 344 Weber, D., 2010: S. 492. 345 Pilipko, V. N., 2001: S. 296–300, Abb. 21. 346 Masson, V. M., 1987: S. 124 ff. 347 Posch, W., 1998: S. 359; Masson, V. M., 1987: S. 124. 348 Weber, D., 2010: S. 566 f. (Avroman III). 349 Bernard, P.: 2010, S. 52. 350 Weber, D., 2010: S. 569 ff. 351 Girshman, R., 1962: S. 56. 352 Zahlreiche Information unter: http: / / turfan.bbaw.de / . 353 Oxford Dictionary, online: http: / / www.oxforddictionaries.com / definition / english / parchment. 354 Weber, D., 2010: S. 634. 355 Wick, P., 2008: S. 14. 356 Betz, O., 1985: S. 19 ff. 357 Curtis, V. S., 1994: S. 135 f. 358 Ehlers, J., 2010: Schāhnāme, deutsche Übersetzung. 359 Ehlers, J., 2010: S. 34 ff. 360 Hierzu Jacobs. B., 2010: S. 134 mit Ausführungen zu den Griechischkenntnissen der parthischen Könige. 361 Zur nomadischen und parthischen Bekleidung zuerst besonders Seyrig, H., 1937 und Widengren, G., 1959, neueste und umfassendste Studien zur parthischen Tracht: Curtis, V. S., 1998, 2000. 362 Winkelmann, S., 2004: Abb. 5a, 10a, 11, 13, 23, 28, 32, 33a. 363 Schlumberger, D., 1969, Abb. 28 für die Kuschanen, Hatra: siehe Winkelmann, S., 2004: Abb. 10, 11, 16, 20, 21, 23, 28a, 28b, 123. 364 Vgl. Abbildungen der Könige auf Tetradrachmen aus dem 1. Jh. bis zum Ende des Reiches. 365 Ghirshman, R., 1979, Brentjes, B., 1989, 2001. 366 Curtis V. S., 2001: S. 299 ff. 367 Winkelmann, S., 2004: Abb. 78, 91, 92, 100,102–106, 111, 112, 117, 126, 130. 368 Curtis, V. S., 2007 (3): S. 15. 369 Curtis, V. S., 1998: S. 61 ff. 370 Safar, F. u. Mustapha, M. A., 1978: S. 28, 70, 126, 181–184, 214, 219, 233, 250, 251, 261, 302; Schlumberger, D., 1969: Abb. 48, Tf. 16; Mathiesen, H. E., 1992: Abb. 71, 72, 76, 78. 371 Thommen, L., 2010: S. 455 ff.

334 372 373 374 375 376 377 378 379 380 381 382 383 384 385 386 387 388 389 390 391 392 393 394 395 396 397 398

399 400 401 402 403

404 405

Anmerkungen Sommer, M., 2005: S. 267 ff sowie 317 ff. Posch, W., 1998: S. 359. Skćrvć, P. O., 2007: S. 105 ff. http: / / www.iranicaonline.org / articles / board-games-in-pre-islamic-persia. Thommen, L., 2010: S. 456 f. (P Dura 17 A / B Welles (= Inv.D. Pg.2). Thommen, L., 2010: S. 448 ff. Thommen, L., 2010: S. 456 f. (P Dura 17 A / B Welles (= Inv.D. Pg.2). Jacobs, B., 2010: S. 105. Merkelbach, R., Stauber, J., 2005: S. 93; die Inschrift liegt damit zeitlich vor der Eroberung Susas durch die Parther, und spricht für Sklaverei bei den Griechen. Thommen, L., 2010: S. 478 f. Lukonin, W. G., 1967: S. 41. Hierzu Sonnabend, H., 1986: S. 173, Anm. 61. Olbrycht, M. J., 1988 (2): S. 323 ff. Karomatov, F. M., Meškeris, V. A., Vyzgo, T. S., 1984: S. 5 ff. Plutarch, Crassus 23,8–9. Curtis, V. S., 2007 (3): S. 2. http: / / www.iranica.com / articles / music-history-i-pre-islamic-iran. Azizi, M. H., 2008: Gondishapur School of Medicine. Jahanian, D.: Medicine in Avesta and ancient Iran. Internetadresse, s. Lit.-Verzeichnis. Cassius Dio 73,14,3–4. Dornblüth, O., 1927. Van der Spek, R. J., 1998: S. 205 ff. Van der Spek, R. J., 1998: S. 246 ff. Thommen, L., 2010: S. 470, Version B gibt 40 Drachmen an. Hornig, H., 2008: s. Internetadresse im Lit.-Verzeichnis. Apicus: liber VI, 9.2; Übersetzung in: Klose, D., 2008 (1): S. 288. Laser: Botaniker vermuten, dass die Römer die Gewürzpflanze Laser mit dem botanischen Namen „Ferula tingitana“ und die Parther zum Würzen ihrer Gerichte eine artverwandte Pflanze mit dem botanischen Namen „Ferula asafetida“ verwendeten. Thommen, L, 2010.: S. 450 ff. Rettelbach, G.: umfangreiche Informationen zum Kalendersystem. Weber, D., 2010: S. 561. Korn, A., 2006: S. 153 ff. Rostovcev, M. I., 1935: besonders S. 292 und 1938: S, 128 ff. Er konnte allerdings zur damaligen Zeit fast nur die Befunde der Kunst in Mesopotamien und damit den Randgebietes des Partherreiches analysieren. Kritische Diskussion bei Schlumberger, D., 1970: 73–75. Widengren, G., 1960. Schlumberger, D., 1969: Zusammenfassung seiner kritischen Analyse S. 208–215 und 221–223.

Anmerkungen

335

406 Ghirshman, R., 1962, schließt sich dieser These nicht ganz an (S. 11–12) und stellt in seinem Buch die iranischen Quellen und typisch iranischen Züge der parthischen Kunst heraus. 407 Brentjes, B., 1990: S. 27–28. 408 Colledge, M. A. R., 1977: besonders S. 138–144, und Colledge, M. A. R., 1986: S. 3 und S. 13, spricht von Mischung aus iranischer, semitischer und griechischer Kultur, und nennt den Begriff „parthische Kunst“ „unsatisfactory“. 409 Mathiesen fasst diesen Abschnitt unter „Early Parthian Sculpture“, (c. 250–1 v. Chr.) zusammen. Er versucht, die oft in ihrer Datierung sehr umstrittenen Kunstwerke – besonders die Statuen und Reliefs aus Iran – nach stilistischen Datierungen einzuordnen. 410 Ghirshman, R., 1962: S. 29 ff., Zusammenfassend Pilipko, V. N., 2001. 411 Pilipko, V. N., 2001: 269–281, Abb. 194–196, Tf. VI. 412 Diskussion schon bei Rostovcev, M. J., 1935, der auf Parallelen in Pantikapaeum und Dascylium verwies, Tf. 65, 66, 80, siehe auch Widengren, G., 1960: 14, umfassende Diskussion zum Reiterkampfmotiv bei Gall, H. v., 1990. 413 Pilipko, V. N., 2001: S. 288–296, Abb. 203, 207, 208, und Safar, F. u. Mustapha, M. A., 1978: S. 39, 119, 267, 378, 395, 425. 414 Gibson, M., 1994: S. 90–93,101. 415 Vanden Berghe, L., 1984: 41–53. 416 Zusammenfassend Vanden Berghe, L., 1984. Die einzelnen iranischen Felsreliefs sind durch das Deutsche Archäologische Institut, Abteilung Teheran, über mehrere Jahrzehnte in der von Ernst Herzfeld begründeten Reihe: „Iranische Denkmäler, Reihe 2: Iranische Felsreliefs“ ausführlichst publiziert worden. Einzelne Studien auch in der Zeitschrift AMI. 417 Zur Problematik der Inschrift sowie zur Zuordnung zu Mithradates II.: Mathiesen, H. E., 1992: S. 172 ff. 418 Messina, V., 2014: S. 331 ff. 419 Mathiesen, H. E., 1992: Bd. 1, S. 170,171 und Abb. 31. 420 Die Datierung dieser Statue ist umstritten. Mathiesen datiert sie, wie auch viele griechisch beeinflusste Funde der Elymais, erst in seine mittel- bzw. die spätparthische Periode: Mathiesen, H. E., 1992: Bd. 1, 34 ff, Katalog Nr. 80. 421 Ghirshman, R., 1962: Abb. 124, 125. 422 Winkelmann, S., 2013 (2): Waffen und Waffenträger in der Kommagene. 423 Grabungspublikationen bei Dörner, F. K. u. a. 1963, 1965a,b, 1967, 1969 / 70, 1975, 1989, Hoepfner, W., 1966, 1983, Sanders, D. H., 1996, Letzte zusammenfassende populärwissenschaft liche Publikation: Wagner, J., 2000. Siehe auch Ghirshman, R., 1962: Abb. 71– 80. 424 Waldmann, H., 1973: S. 12. 425 Ghirshman, R., 1962: S. 5–11. 426 Olbrycht, M. J., 1988: S. 19.

336

Anmerkungen

427 Ghirshman, R., 1962: Abb. 55, 62, 63, 69, 125, Widengren, G., 1960: Abb. 21, 25, Vanden Berghe, L., 1984: Abb. 5, Rostovcev, M. I., 1935: Abb. 6, 7, 28, 40–42, 56, 57, 63, 64, 71, 78, 79, 82–85, Venco-Ricciardi, R., 1996a: Abb. 10, 1996, Abb. 3–6, Winkelmann, S., 2004: Katalog Nr. 132–134, Colledge, M. A. R., 1977: Abb. 22, 28 b, 44, Kawami, T. S., 1987: Abb. 16, 18, 19, 20, Tf. 48, Mathiesen, H. E., 1992: Abb. 43, 4547, 64, 73. 428 Mathiesen, H. E., 1992: S. 175, „Vologases Relief“. 429 Ghirshman, R., 1962: Abb. 36, 68, 84, 86, 100, 103–106, 110, Vanden Berghe, L., 1984: Tf. 15, Kawami, T. S., 1987: Abb. 8, Tf. 29, 33, Tf. 64, 65, 66, Mathiesen, H. E., 1992: Abb. 5, 6, 7, 18, 19, 25, 26, 27, 43, 47, 70–73, 76–80, 82, 83, 85. 430 Dieses Motiv ist eines der häufigsten in der Kunst Palmyras. Siehe auch: Ghirshman, R., 1962: Abb. 43, 67, 90, 121B, Widengren, G., 1960: Farbtafel 1, Abb. 7, Vanden Berghe, L., 1984: Abb. 6, Rostovcev, M. I., 1935: Abb. 8, 72, 73, Colledge, M. A. R., 1977: Abb. 23, 30b, Winkelmann, S., 2009: Abb. 14, 16, Mathiesen, H. E., 1992: Abb. 24, 81. 431 Mathiesen, H. E., 1992: S. 27 ff. 432 Für Hatra zusammenfassend bei Safar, F. u. Mustapha, M. F., 1978, für Palmyra: Tanabe, K., 1986. 433 Vanden Berghe, L., 1984: 118–125, Kawami, T. S., 1987: Abb. 15–20, 25, 27, Tf. 1–6, 16, 23–25, 34–48, 50, 51, 57–62, Mathiesen, H. E., 1992: Abb. 1–26. 434 Mathiesen, H. E., 1992: S. 168 f. 435 Zur Problematik der Datierung und Zuordnung: Mathiesen, H. E., 1992: S. 174 f. 436 Mathiesen, H. E., 1992: S. 176 f. 437 Brentjes, B., 1991: S. 113. 438 Mathiesen, H. E., 1992: Abb. 18. 439 Mathiesen, H. E., 1992: Abb. 16, Kawami, T. S., 1987: Abb. 19. 440 Colledge, M. A. R., 1977: Abb. 48, 49, Rostovcev, M. I., 1935: Abb. 32, 53, 71–73, 76, 77, 79, 82, Widengren, G., 1960: Abb. 13, 18, 19, 21, 24–26, Ghirshman, R., 1962: Abb. 62, Schlumberger, D., 1969: Abb. S. 57, 58, 61, 74, 94, 95, 96, 108, 109, 111, 114, 115, 116. 441 Venco Rissiardi, R., 1996a, 1996, Winkelmann, S., 2004: Katalog Nr. 131–133. 442 Widengren, G., 1969: Abb. 13, 18, 19, 24, -26, 29, 60, 32 Schlumberger, D., 1969: Text und Abb. auf S. 108–116. 443 Curtis, V. S., 2001: S. 299 ff. 444 Widengren, G., 1960: Farbtafel Innenseite Cover, Colledge, M. A. R., 1977: Abb. 47a, b. 445 Ghirshman, R., 1962: Abb. 60, 63, Schlumberger, D., 1969: Abb. 32, Rostovcev, M. I., 1935: Abb. 19, 20, 54, 55, 56, 57, 64, 83–85. 446 Schlumberger, D., 1969: Abb. 43. 447 Ghirshman, R., 1962: Abb. 63. 448 Entdeckt von Pognon, H., 1907, ausführlich beschrieben bei Winkelmann, S.: 2009. 449 Mathiesen, H. E., 1992: S. 156 ff. 450 Mathiesen, H. E., 1992: S. 151, Nr. 25. 451 Entdeckt von Pognon, H., 1907, ausführlich beschrieben bei Winkelmann, S., 2009.

Anmerkungen

337

452 Mathiesen, H. E., 1992: S. 174–182, Katalog Nr. 99–134. 453 Dirven, L., 2009: S. 54., Schlumberger, D., 1969: Farbtafel S. 146. 454 Pognon, H., 1907, Drijvers, H. J. W., 1980: S. 122 ff., zuletzt untersucht und publiziert durch Winkelmann, S., 2009. 455 Winkelmann, S., 2007. 456 Siehe Musche, B., 1988. 457 Pognon, H., 1907: Tf. 2, Segal, J. B., 1970: Tf. 25a, b. 458 Zusammenfassend Winkelmann, S., 2009. Großplastik aus Sumatar Harabesi: Segal, J. B., 1970: (Anm. 1), Taf. 13a. 459 Tanabe, K., 1986: Tf. 472, 482, Widengren, G., 1960: Abb. 9. 460 Winkelmann, S., 2004. 461 Zur parthischen Kunst in Hatra: Dirven, L., 2013. 462 Ghirshman, R., 1962: Abb. 121, Rostovcev, M. I., 1935: Abb. 1, 2. 463 Rostovcev, M. I., 1935: Abb. 15, 16–18, 21–2327, Ghirshman, R., 1962: Abb. 119, Brentjes, B., 1990: Abb. 21–3. Schlumberger, D., 1969: Abb. auf S. 154, 155. Funde aus Seleukia zusammenfassend in: Karvonen-Kannas, K., 1995. 464 Ghirshman, R., 1962, Abb. 118, Brentjes B., 1957: Abb. 62. 465 Rostovcev M. I., 1935: Abb. 6, Ghirshman, R., 1962: Abb. 119, Winkelmann, S., 2003: Abb. 7. 466 Ghirshman, R., 1962: Abb. 123, Mathiesen, H. E., 1992: Abb. 47, 85. 467 Winkelmann, S. u. Marquardt, K.: 2013: S. 99 ff. 468 Bivar, A. D., 1982, Hansman, J. u. Stronach, D., 1967, 1971, 1976, Gibson M., 1994. 469 Bader, A., Gaibov, V. & Košolenko, G. 1990, Livšic, V. A. & Nikitin, A. B. 1989, Masson, M. E. & Pugačenkova, G. A., 1954, Ottiski parfjanskich pečatej iz Nisy, in: Vestnik Drevnej Istorii 41954, 159–169. 470 Vgl. hierzu die Untersuchungen von parthischen Siegeln von S. Winkelmann, 2013 (2), S. 124 f. 471 Siehe Musche, B.: 1988. 472 Brentjes, B., 1990: Tf. 30, Ghirshman, R., 1962: Abb. 112, 114. 473 Musche, B., 1988: S. 51 ff. 474 Accession Number: 1995.366. 475 Hierzu: Curtis, V. S., 2001: 299–327. 476 Bunker 2002, Abb. 31, 42, 45, -49, 53, Katalog 59–87, 91–117., Aruz u. a. 2000, Abb. 4, 5, Katalog Nr. 211–212, L’or des Sarmates, 1995, Abb. Nr. 57, 62, 74, 111, 112–114. 477 Brentjes, B., 1990: S. 82. 478 Ghirshman, R., 1962:, Abb. 114, Brentjes, B., 1967: Abb. 81, 82, Brentjes, B., 1990: S. 107– 108. 479 z. B. British Museum: BM / Big number: 92024. 480 z. B. Pakoros II., Tetradrachme, S 75.1. 481 Colledge, M. A. R., 1986: S. 4.

338 482 483 484 485

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496 497 498 499 500

501 502 503

Anmerkungen Hierzu: Fußnote 10, bei De Jong, A., 2014: Regional Variation in Zoroastrianism. Wiesehöfer, J., 2010: S. 33. Colledge, M. A. R., 1986: S. 4. Im Bereich von Afghanistan / Gandhara wurde ein goldener Schmuckkasten (Bimaran Reliquie) gefunden, der aufgrund der darin gefundenen Münzen von Azes II. auf die Zeit von ca. 50 n. Chr. datiert werden kann. Auf dem Kästchen fi nden sich früheste Abbildungen von Buddha und den Hindu Göttern Brahma und Sakra. Auffallend an dieser Schatulle ist der graeko-romanische Stil, der Fund zeigt die Gemengelage der Verwendung hellenistischer Stile mit frühen Darstellungen des buddhistischen Glaubens. Darstellung unter: http: / / www.britishmuseum.org / explore / highlights / highlight_ objects / asia / b / bimaran_reliquary.aspx Wiesehöfer, J., 2005: S. 139. Curtis, V. S., 2007 (2): S. 427 ff. Weber, D., 2010: S. 154, Weber weist darauf hin, dass aus der Verwendung theophorer Namen nur mit großer Vorsicht Rückschlüsse auf die religiösen Vorstellungen der Parther gezogen werden könnte. Ellerbrock, U., 2013: S. 253 ff. Auf Kupfermünzen Arsakes’ II. wird ein Adler über einem Bullen dargestellt. Dies kann als iranisches Motiv des mittleren bis späten 2. Jts. v. Chr. gedeutet werden, stellt daher keinen zwingenden Bezug zur zoroastrischen Religion dar. Hierzu: Ellerbrock, U., 2013: S. 255 f. Yatsenko, S. A., 2012: S. 63 ff. Bei Bagasis, dem Bruder Mithradates’ II., bei Artabanos I. (ca. 127–124 v. Chr.) und Mithradates II. (ca. 123–88 v. Chr.). Diskussion hierzu: Ellerbrock, U., 2013: S. 262 f. Wick, P., 2008: S. 14. Mittag, P. F., 2006: S. 137 ff. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass der kommagenischen König Antiochos I., der sich „UEOZ EPIFANOZ“ nannte, einen Herrscherkult aufbaute, und wie die Reliefs der Kommagene zeigen, den Göttern die Hand gibt. Curtis, V. S., 2007 (2): S. 420 f, Sinsisi, F., 2008: S. 235, verweist auf Schrift texte, in denen die Göttin Nanaia als bärtig beschrieben wird. Curtis, V. S., 2007 (2): S. 413 ff. Meyer, M., 2006: S 354 ff., Diskussion hierzu: Ellerbrock, U., 2013: S. 262 f. De Callataÿ, F., 1994: 47 ff. Vgl. Sinisi, F., 2008: S. 241 f, der allerdings die vor Orodes II. kniende Figur nur als Personifi kation der Stadt Seleukia bezeichnet. Zur Diskussion s. auch: Ellerbrock, U., 2013: S. 281 ff. Meyer, M., 2006: S. 342 ff. Meyer, M., 2006: S. 359 ff; zur „hellenistischen Tyche“: Ellerbrock, U.: S. 263 ff. Meyer, M., 2006: S. 8.

Anmerkungen 504 505 506 507 508 509 510 511 512 513 514 515 516 517 518 519 520

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339

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340 538 539 540 541 542 543 544 545 546 547 548 549 550 551 552 553 554 555 556 557 558

Anmerkungen Curtis, V. S., 2007 (2): S. 427 ff. de Jong, A., 2012: S. 24 ff. Curtis, V. S., 2007 (2): S. 429. Sinisi, F., 2008: S. 244 ff. Mathiesen, H. E., 1992: S. 219. Mathiesen, H. E., 1992: S. 291 mit weiteren Angaben. de Jong, A., 2012: S. 17 ff. Albertz, R., 2006: S. 179. Leicht, B., 2008: S. 6. Wiesehöfer, J., 2005: S. 197. Zehnder, M., 2010: S. 237, gemeint ist wohl der östliche Teil des heutigen Iran. Schnabel, E. J., 2202: S. 854 ff. Heichelheim, F. M., 1996: S. 210. Schnabel, E. J., 2002: S. 874, Wiesehöfer, J., 2004: S. 411, s. auch: Yarshater, E., 1983: S. 927. Hackl, U., 2010: S. 129. Widengren, G., 1991: S. 7 f. Siehe: Turanforschung: http: / / www.bbaw.de / forschung / turfanforschung / uebersicht. Colledge, M. A. R., 1967: S. 109–114. Rawlinson, G., 1976: S. 385. Masson, V. M., 1987: S. 117. http: / / www.parthia.com / parthia_news_2006.htm#Communal_Grave.

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Abbildungsverzeichnis Abb. 1: The Metropolitan Museum of Art, New York Abb. 2, 22, 34: Peter Palm, Berlin Abb. 3–9, 11–13, 16, 19, 20, 27, 38, 42, 45–47, 49, 51–52, 56, 58–64, 68–69, 71–72, 75, 81, 83–85, 87: Uwe Ellerbrock Abb. 23: flickr / Klearchos Kapoutsis(http: / / www.flickr.com / photos / klearchos / 4880729230 / ) Abb. 24, 79: Elisabeth Pendleton Abb. 34: Archäologische Museum Teheran Abb. 28, 39, 48: Henri Stierlin, Genf Abb. 29: akg-images / Franēois Guénet Abb. 10, 15, 17, 76–78: Parviz Ahghari, Pars Coins (https: / / www.vcoins. com / en / stores / pars_coins / 121 / Default. aspx?store_display_type=ancien) Abb. 18, 25, 26, 30–33, 41, 57, 70: Sylvia Winkelmann Abb. 21: Classical Numismatic Group, Inc. (www.cngcoins.com)

Abb. 35, 65, 66, 74, 80, 86: British Museum, London Abb. 44: Archive of the Centro Scavi Torino Abb. 30: M. Rostovtzeff, L’Art grécoiranien, Revue des Arts Asiatiques VII, 1931–32, Tafel LXIV Abb. 14, 37: Frank L. Kovacs Collection Abb. 50: Venco, R. Abb. 53: Wikipedia / Pentocelo Abb. 54: flickr (http: / / www.flickr. com / photos / dynamosquito / 3973409313) Abb. 36, 55: Franz Cumont, Fouilles de Doura-Europos, Atlas, Tafel XXXII Abb. 67: K. Grigo Abb. 73: The J. Paul Getty Museum, Los Angeles Abb. 82: (http: / / www.flickr.com / photos / dynamosquito / 4684713252 / ) Abb. 40: Nationalmuseum Teheran Abb. 43: Rheinisches Landesmuseum Trier

Innere Umschlagskarte: Uwe Ellerbrock, Karte erstellt auf der Basis von: „Partherreich“. Lizenziert unter Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 über Wikimedia Commons  – http: / / commons.wikimedia.org / wiki / File:Parther_reich.jpg#mediaviewer / File: Parther_reich.jpg

Tabellennachweis Tabelle 1–4:

Uwe Ellerbrock nach: http: / / www.parthia.com

Sachindex Achämeniden 44–46, 83, 93 Adel 69, 71, 78, 81 f., 90 f. Adiabene 58, 74, 77 f., 105 f. Adler 86, 286 Ahnen – Ahnenkult 89, 104, 114, 223 Ahriman 87, 291 Ahura Mazda 77, 87, 103, 189, 291–297 Anahita 255, 293–294 Apollon 103 f., 229, 258, 283, 296 Architektur 130–139 Ardochscho 293 Armee 19, 56,, 62–64, 152–167 Artemis 103, 121, 288, 293 Assur 44, 125–127 Astronomie 217–219 Avesta 30, 73, 86, 205, 209, 292 f. Avroman Pergament 27, 93–95, 179 Baal 121, 244 Babylon 43–48, 55, 128 Bard-e Nishandeh 120, 225, 241 f. Bashlyk 83 Bergbau 172–175 Bestattungen 312–315 Bodenschätze 172–175 Bogenschützen 35, 76, 102, 153–156 Charakene 27, 58, 75, 106–108, 171 f. China 19, 23, 50, 74, 140, 168–172 Chiton 202 Chlamys 198, 253

Christentum 101, 148, 245, 309 Cornucopia 35, 253, 286, 288, 294 Sachindex

Diadem 60, 84, 242, 286 Dizpat 91 Dura Europos 75, 94, 121 f., 204, 215 Einkommen 211 Elam 42 f. Elefanten 115, 152, 154, 271 Elymais 38, 60, 77, 92, 108–110, 120, 197 Erscheinung Gottes 189–191 Erziehung 205 Felsrelief 224–226, 232 f., 241, 275 Feueraltar 242, 303–305 Frataraka 45, 110, 299 Frontalität 227 f. Gandhāra 146, 149 f.,170, 247 f., 262 Gatha 209, 292 Gehalt 212 f. Geisel 288 Gericht 27, 94 Getreide 108, 213 Glyptik 257–260 Gold 34, 38 f., 85 f., 150 f., 173 f. Gordyene 58, 60 f., 100, 104 f. Goryth 136, 156, 160 Gōsān 209 Graeco-Baktrisches Reich 144, 222, 239 Graffiti 157, 239

Sachindex Grundbesitz 92, 188, 213 Gürtelschnalle 204 f., 229, 239, 267 f. Hafen 107, 169 f., 172, 206 Handel 168–184 Harem 64, 96 Hatra 111 f., 123–125, 255 Heiratspolitik 95–97 Heldenepen 194 f. Helios 104, 296 f. Herakles 25, 75, 102–104, 147, 188, 281, 283–285 Herat 53, 113, 117 Hermes 103, 147, 285, 296 Herrscherkult 89 Hierothesion 103 Hofmünzstätte 37 Hosen 32–33, 123, 197–200 Indo-Griechisches Königreich 142–145 Indo-Parthisches Königreich 148 Indo-Skythisches Reich 147 Inschriften 185–201, 206 f., 234, 238 f., 278 Investitur 66, 77, 86–88, 189, 233, 275 Iwan 116, 121, 124–131, 137, 319 f., Jagd 205, 214, 235, 275 Juden, Judentum 44, 106, 121, 302, 308 f. Justiz 94 Kalender 215, 217–219 Kamel 63 f., 153 f., 182, 210 Kandys 200 Karawanen 92, 111 f., 122, 169, 182 Kārēn 81, 90, 193 Kataphrakt 155 Khvarrah 45, 86, 110, 299 Kleidung 196–203 Kleinplastik 255 f. Kommagene 62, 101–104, 157 f., 163 f., 280

361

Kompositbogen 142, 153, 160, 165, 236 König der Könige 38, 56, 78, 80 f., 109, 189 f. Königliche Warze 73, 84 f. Kriegsgefangene 206 f. Ktesiphon 126–128 Küche 213 f. Kunst 220–278 Kuppel 138 Kuschanreich 149–151 Landwirtschaft 176–178 Legionär 166 f. Lehmziegel 124, 126, 133 Liberi 90 Lied von der Perle 192 f. Literatur, parthische 185–196 Luzerne 170, 177 Magier, Magoi 238, 293, 301–302 Manichäismus 189, 192, 311 Marder 55 Märkte 139 Marzpān 91 Masjid-e Solaiman 120, 130, 225, 300, 304 Meder 44 Medizin 210–212 Merw 116 f., 132, 139, 193 Mithra 295–297 Mithras-Kult 297–299 Mosaik 240 Mundschenk 92, 214 Münzfälschung 40 Münzinschriften 90 f. Münzprägestätten 56, 119 Münzüberprägung 107, 111 Münzwerte 37, 39 f. Musik 207–209 Nana – Nanaia 294 Nike 68, 86, 110, 229, 232, 237

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Sachindex

Nippur 128 Nisa 89, 91 f., 113–117, 178 f., 186 f., 271 f. Osrhoene 58, 72, 74 f., 99–101, 157 Ostrakon (Plural: Ostraka) 28, 91, 115, 179, 186 Oromasdes / Oromazdes (s. auch Ahura Mazda) 103 f., 291 f., 297 Pahlavi 186, 189, 292 Palmyra 122 f. Panzerreiter (s. Kataphrakt) 63, 155–157 Parner 48, 52 f., 222 Parthischer Schuss 155 Peplos 201, 254 Pergament 27, 93–95, 186, 188 f. Peristyl 126–128, 135 Perser 44 Persis 110 f. Pferde 87 f., 154–156, 182–184 Prinz von Shami 120, 160, 223, 225, 248 Qanate 180–182 Rhagae 21, 118 f., 304 Regna 78, 98, 111 Reliefkunst 241–247 Religion 279–315 Residenz 45, 56, 65, 71, 78, 94, 118, 194 Rhyta (Rhyton) 33, 82, 115, 208, 271 f., 274 f. Rundstadt 139 Sakarauken 41 Saken 143 f. Sarmaten 143 Sasanidenreich 78, 88, 210, 218, 280, 300 Schekel 212 f. Schiffe 120, 150, 169 Schmuck 260–268

Schrift , parthische 185–191 Schwert 82, 115, 142 f., 152, 157–159, 162 Seide 171 Seidenstraße 30, 75, 100 f., 108, 122, 168–184 Seleukia am Tigris 127 Seleukiden 48 f. Sellwood 22 Shami 120 Shar-e Qumis 130 Siegel 92, 118, 178 f., 257–260, 268 Silber 33, 36–40, 170, 172–175, 213 Sklaven 206 f. Skulptur 247–256 Skythen 52, 98, 126, 142 f., 156, 164, 282 spāhbed 92, 153 Sprache, parthisch 184–196 Steuer 92, 94, 179, 188 Stuckdekor / Stucktechnik 135–137 Sūrēn 62, 81, 90, 153 Surena 33, 62 f., 71, 154 Susa 38, 42 f., 60, 119, 249, 298 Tempel 42, 59, 79, 112, 114, 121–129, 134, 138, 206–212, 234, 240, 293 f. Textilien 247, 269 Theater 196 Thomas (Apostel) 148, 192, 309–311 Tierzucht 182–184 Torque 58, 85, 260 Turfan – Schriften 30, 169, 189 Tyche, «hellenistische» / parthische 86 f., 281–287, 288–291, 306–308 Uruk 129 Vasallenstaaten 23, 28, 80, 98–112, 204, 280 Vendidad 210 f.

Sachindex Verethragna 104, 188, 286, 292, 299–301 Verwaltung 91–94 Videvdat 205, 292 Vis und Ramin 192 Vergöttlichung 89 Waffen 157–166 Wandmalerei 235–239 Wasserwirtschaft 179–182 Wein 178 f.

Wickeljacke 31, 33, 156, 201 Xiong-nu 142 f., 146 Yüe-chi 142, 145–149, 268 Zarathustra 291–293, 301 Zeitrechnung 215–219 Zeus 103, 121, 229, 237, 283–288, 297 Zollwesen 92, 101, 171 Zoroastrismus 291–308

363

Ortsverzeichnis Ortsverzeichnis

Ortsnamen antiker Orte * = in Übersichtskarte vorhanden Achal-Oase Ai Khanoum* Amu-Darja* Ardaschir Kurrah Arshak Aschgabat* Assur* Astauene* Babylon* Baktra Balandy 2*

Bard-e Nishandeh* Bisotun* Carrhae* Chalčajan Charax-Spasinu* Chorasan* Dailaman Dal’versin Tepe Darabgerd* Dura Europos* Ekbatana* El’ken-Depe Elymais*

heutiger Staat / Ort / Information * = in Übersichtskarte vorhanden Turkmenistan, bei Aschgabat* Afghanistan, nördlich von Kabul der antike Fluss Oxus Iran, Nordwestlich Firuzabad* Iran (Nordosten), Region Astauene Turkmenistan, Hauptstadt Irak Iran (Nordosten) Irak Afghanistan, ehemalige Hauptstadt Baktriens, heute Balch Befestigte Anlage aus dem 1. Jt. v. Chr., 40 km entfernt von Tchirik Rabat, Kazachstan, östlich des Aralsees* Iran, Elymais* Iran, Westen, Kermanschah-Region* Türkei (Südosten) Kuschanische Stadt in Süduzbekistan am Surchan Darya, vermutlich gegründet im 1. Jh. v. Chr. Irak, am Zusammenfluss von Euphrat- Tigris Region im alten Iran (im Osten) / Afghanistan südlicher Rand des Kaspischen Meeres, Elburzgebirge Kuschanische Stadt am Syr-Darja, östlich von Taschkent in Usbekistan, mit buddhistischem Kloster Iran, Fars, bei Darab Syrien Iran, Nähe Hamadan Parthische Stadt in Turkmenistan, nahe Aschgabat*, seit der Eisenzeit besiedelt Iran, Region im Süd-Osten, zum Persischen Golf hin

Ortsverzeichnis Fars* Firuzabad* Gandhāra* Garry Kjariz Göbekly-Depe* Gonabad* Gyaur-Kala Hajji Firuz-Depe Hatra* Herat* Hekatompylos* Hung-e Kamalwand, Hung-e Yar-e Aliwand Hyrkania – Hyrkanien Igdi-Kala Istakhr* Izgant Kalan Kangavar* Kerman / Kermangebiet* Kermanschah-Region* Khorhe Khurab Khuzestan* Kirk Maghara Koj-Lrylgan Kala Ktesiphon* Kuh-e Dascht-Region Kuh-e Khwaja* Kuh-e Taraz Kuh-e Tina Kunja-Kala Mansur-Depe* Margiane (Margiana)* Masjid-e Solaiman* Merw* Minab Nakhl-e Ebrahim

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Iran, Süden, zum Persischen Golf hin Iran, Fars östliches Afghanistan / Nordwesten Pakistan Turkmenistan, Nähe Nisa* Turkmenistan, Nähe Merw Iran, Nord-Ost Turkmenistan, Margiana*, Merw* neolithischer Fundort in West-Aserbaidschan, Iran, südlich des Urmia-Sees Irak Stadt in Afghanistan Sad Darvazeh = Shar-e Qumis Iran, Elymais*, bei Izeh Iran, Elymais*, bei Izeh Gebiet südöstlich des Kaspischen Meer Turkmenistan, Karakumwüste Iran, Nähe Persepolis Turkmenistan, Nähe Aschgabat* Parthische Festung bei Hamadan (Ekbatana*), Iran Iran, Kermanschah-Region* Iran, Stadt, Süd-Osten Iran, Westen, Bereich Zagros Gebirge Iran, Khuzestan*, Süd-West Iran, ca. 200 km südlich von Aschgabat* (Turkmenistan) Iran, Region im Süden Osrhoene Choresmische Festungsanlage in Nord-Usbekistan Irak, am Tigris Bereich Hekatompylos*, Nordiran Iran, Seistan Gebiet, Süd-Osten Iran, Elymais* Iran, Fars* Gebiet Turkmenistan Turkmenistan, Nähe Nisa antike Region / südliches Turkmenistan, Bereich Merw* Iran, Elymais Turkmenistan Iran, bei Hormuzgan*, Persischer Golf Iran, bei Hormuzgan*, Persischer Golf

366 Naqsh-e-Rostam* Nehbandan Ninive* Nisa-Mithradatkart* Nurabad Osrhoene* Parthyene* Persis Phraaspa Qal’ah-e Yazdigird Rhagae* Sarab-e Mort Sarpol-e Zohab* Schatt-el Arab Schuschtar Seistan* Seleukeia am Euphrat (Zeugma) Seleukia (am Tigris)* Shami* Shar-e Qumis* Shovaz Sogdien* Spasinu Charax* Sumatar Harabesi Susa* Syr-Darja* Tagisken Takht-e Suleiman* Tang-e Butan Tang-e Sarvak* Taxila Tedžen (Fluss) Tepe Sialk Termiz* Tillya-Tepe* Toprak-Kala Tschirik-Rabat Turfanoase

Ortsverzeichnis Iran, Fars Süd-Chorasan, Iran Irak Turkmenistan, Nähe Aschgabat Fars*, Iran Südost-Türkei, Nord-Syrien Region um Aschgabat, Turkmenistan Siedlungsgebiet der Perser, Bereich Fars* Ost-Aserbaidschan, Iran, Hauptstadt der Atropatene Iran, Kermanschah- Gebiet Iran, heute Ray, 15 km von Teheran Iran, Bereich Kermanschah-Region* Iran, Zagros Gebirge, Kermanschah-Region Irak, Zusammenfluss Euphrat-Tigris Iran, Khuzestan*, Süd-West Iran, Südosten Türkei, Bereich Edessa* Irak, 30 km südlich Bagdad Iran, Elymais, östlich von Susa Iran, östlich von Teheran, (das seleukidische Hekatompylos) Iran, Bereich Yazd* Bereich Mittelasien, Süd-östlich des Aral-See Iran, früher im Zusammenfluss von Tigris u. Euphrat Türkei, Nähe Harran, (Sanliurfa, altes Edessa) Iran, Khuzestan der antike Fluss Jaxartes Kasachstan Iran, Nordwestiran (ehemaliger Bereich d. Atropatene) Iran, Khuzestan, 60 km nordöstlich von Masjid-e Solaiman* Iran, Elymais Pakistan, nordwestlich von Islamabad Iran Iran, bei Kaschan Süd-Usbekistan Nord-Afghanistan Choresmische Festungsanlage in Nord-Usbekistan Kasachstan China, Provinz Xinjiang

Ortsverzeichnis Uruk* Yazd* Yazdigird* Zarand

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Irak Iran Iran, Kermanschah-Region Iran, Zagrosgebirge*

Umschlagabbildung: ***: Statue des „Prinzen von Schami“, Archäologisches Museum, Teheran.

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