Die Organisation der deutschen Studentenschaft [Reprint 2021 ed.] 9783112459546, 9783112459539


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German Pages 62 [68] Year 1922

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Die Organisation der deutschen Studentenschaft [Reprint 2021 ed.]
 9783112459546, 9783112459539

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® Geschichte der deutschen Literatur

bis zur Mitte des elften Jahrhundert«, von W o l f von U n w e r t h , weiland au&erord. Professor in Greifswald, und T h e o d o r S i e b s , ord. Professor an der Universität zu Breslau. (Grundriß der deutschen Literaturgeschichte i.). Oktav. XI und 260 Seiten. Preis 22 Mk., geb. 28 Mk. 50 Pf.

Geschichte der deutschen Sprache

von O t t o B e h a g h e l . Vierte, verbesserte Auflage. Mit einer Kalte. Grofi-Oktav. Preis Mk. 8.— und 100% Verlegerteuerungszuschlag.

Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache

von F r i e d r i c h K l u g e , Professor an der Universität Freiburg i. Br. Neunte, verbesserte u. vermehrte Auflage. 1920. Lexikon-Oktav. Preis geh. 33 Mk., geb. 40 Mk.

Wissenschaftliche Repetitorien der V W V bisher herausgegeben von Dr. F r a n z K r a m e r . Erschienen sind: Heft 1: Repetitorium der philosophischen Systematik. Für akademische Prüfungen und Selbstbelehrung für Gebildete über philosophische Probleme. Heft 2 : Repetitorium der Psychologie. Heft 3 : Systematisches Repetitorium der Pädagogik. Für pädagogische Prüfungen aller Art. Heft 4 : Repetitorium der Logik. Heft 5 : Repetitorium der Geschichte der Philosophie des Altertums und des Mittelalters. Heft: 6 Repetitorium der Geschichte der Philosophie (von Descartes bis Kant). Preise von 1—3 je 6.—, 4—6 je 8.—

Grundrisse der Rechtswissenschaft

Unter Mitarbeit hervorragender Gelehrter. Herausgegeben von den Professoren: Dr. H a n s F e h r , Heidelberg. Dr. H. G e r l a n d , Jena. Dr. H e d e m a n n , Jena. Dr. L e h m a n n , Köln a. Rhein. Dr. F r i t z S t i e r - S o m l o , Köln a. Rhein. B i s h e r sind e r s c h i e n e n : Band I. Allgemeiner Teil des Bürgerlichen Gesetzbuches von Oberlandesgerichtsrat Dr. H e i n r i c h L e h m a n n , Prof. a. d. Universität Köln. 1919. Geh. 12.75, geb. 18.— Band Ii. Schuldrecht des Bürgerlichen Gesetzbuches von Oberlandesgerichtsrat Prof. Dr. J u s t u s W i l h e l m H e d e m a n n . 1920. Geh. 34.—, geb. 38.— Band VI. Handelsrecht und Schiffahrtsrecht von J u l i u s von G l e r k e , ord. Prof. d. Rechte in Halle a. S. Geh. 40.— 1921. Band IX. Einführung in die Rechtswissenschaft von Dr. J u s t u s W i l h e l m H e d e m a n n , ord. Prof. des bürgerlichen Rechts in Jena. 1919. Geh. 16.50, geb. 21.75. Band XIII. Grundzüge des deutschen Privatrechts von Dr. F r e i h e r r von S c h w e r i n , ord. Prof. a. d. Universität Freiburg i. B. 1919. Geh. 16.50, geb. 21.75.

VEREINIGUNG WISSENSCHAFTLICHER VERLEGER WALTER DE GRUYTER & CO., V O R M . G. J. GÖSCHEN'SCHE VERLAGSHANDLUNG / J. GUTTENTAG, VERLAGSBUCHHANDLUNG / GEORG REIMER / K A R L J. TRÜBNER / VEIT & COMP. BERLIN U. LEIPZIG

Die Organisation der

Deutschen Studentenschaft dargestellt

Helm

von

Wienkötter

im Vorstand der Deutschen Studentenschaft

Berlin

und

Leipzig

1921

Vereinigung wissenschaftlicher

Verleger

W a l t e r de C r u y t e r & C o . vormals G . J. Göschen'sche Verlagshandlung - J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung Georg Reimer - Karl J . Trübner - Veit &. C o .

Erstes bis drittes Tausend

Alle Rechte, einschließlich des Übersetzungsrechts, vorbehalten.

Gedruckt bei Greven & Bechtold, Köln.

Carl Manfred Frommel dem verdienten Arbeiter am Zusammenschluß der Deutschen Studentenschaft

Zuvor.

W

ährend einer viersemestrigen Betätigung in der Organisation der Studentenschaft, zuerst in der örtlichen Kleinarbeit, dann im Verfassungsausschuß der Deutschen Studentenschaft und jetzt irr Vorstand derselben als Leiter des westdeutschen Kreises habe ich oft die Erfahrung rrachcn irüssen, daß über den Rahmen der Studentenkarrmer, des „ A S T A " , hinaus wenig über den Aufbau des neustudentischen Zusammenschlusses, seine Bedeutung und Aufgaben bekannt ist; ja selbst bei den Mitgliedern der örtlichen Kammern darf man eine genauere Kenntnis nicht voraussetzen. Wohl brachte die üppig aufgeschossene studentische Literatur, zumal die studentische Zeitungspresse, hie und da Aufsätze dieser Art, aber es bedurfte einer systematischen Zusammenstellung in der vorliegenden Form, um jedem ein eingehende? Nachlesen zu ermöglichen: damit ist zugleich der Charakter der Schrift als Darstellung des Seienden gegeben im Gegensatz etwa zu einer kritischen Untersuchung. Ich unterzog mich dieser Arbeit um so freudiger, als mein verehrter Lehrer, Herr Geh. Regierungs-Rat Professor Dr. K. T h i e s s , die Abhandlung in der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Köln als volkswirtschaftliche Diplomarbeit annahm; Ihm hierfür meinen aufrichtigen Dank auszusprechen, ist mir ein Bedürfnis. Möge das Beispiel recht vielen Hochschullehrern ein Anlaß sein, bei der Verteilung von wissenschaftlichen Arbeiten der reichen Fülle studentischer Geschichte und studentischen Geschehens zu gedenken. Die Schrift will dem Mitglied der Studentenkammer bei Beginn seiner Tätigkeit einen raschen und sicheren Einblick in das Gebiet der studentischen Selbstverwaltung geben, will jedem ersten Semester ein Fuxmajor auf dem weiten Felde neustudentischer Gemeinschaftsarbeit sein und will endlich auch jedem Akademiker ein Bild des jetzt getätigten großdeutschen Zusammenschlusses der Studenten zeichnen und ihn mit dem „neuen Studentenrecht" bekannt machen. Möge das Büchlein besonders bei denen Beachtung finden, an die heute noch Professor L i t t (Leipzig) appellieren muß, um seinen Eindruck über den Göttmgener Studententag hier anzuführen: „Kein Kenner der Verhältnisse kann zweifeln, daß es einstweilen nur eine Aristokratie geistiger Führer ist, die sich im Rahmen dieser Organisation zusammengeschlossen hat und daß das akademische Volk zum großen Teil noch in träger Ruhe verharrt, taub für die vornehmliche Forderung der Stunde. M ö g e d i e s e r T e i l s i c h b a l d b e s i n n e n !" K ö l n , Ostern 1921 Schwerinstr. 10.

Helm Wienkötter, Dipl. U . K.

4

S c h r i f t t u m . * ) Organisation: Knoll und S c h w a b , Allgemeine Studentenausschüsse. Ein Programm. Jena 1913. Hans Roescler, Studentische Selbstverwaltung. Gesammelte Aufsätze. Furche-Verlag, Berlin 1917. F. E g g e r , Die Organisierung der Studentenschaft. Zürich 1917. Verhalldlungsschrift der Tagung deutscher Studentenausschüsse (in Jena). Göttingen 1918. T a g u n g s - B e r i c h t des Ersten Allgemeinen Studententages Deutscher Hochschulen in Würzburg vom 17.—19. Juli 1919. Selbstverlag der „Deutschen Studentenschaft" Göttingen 1920.

Das erste Jahr Deutsche Studentenschaft.

Selbstverlag wie vor.

1921.

Eberhard F a u s t , Die Buchführung einer Studentenschaft. Heft 12 der Schriften der Deutschen Studentenschaft. Selbstverlag Göttingen, Jüdenstr. 21. Geschichte: Friedrich S c h u l z e und Paul S s y m a n k , Das deutsche Studententum von den ältesten Zeiten bis zum Weltkriege. R. Voigtländers' Verlag Leipzig, 3. Aufl. Ignaz Dö'linger, B e t r a c h t u n g e n über das Wesen der deutschen Universitäten, herausg. von Wi;h.Lubosch. Verlagsbuchhandlung Kabitzsch u. Mönnich, Würzburg 1920. Karl B o r n h a k , Geschichtliche Grundlagen der deutschen Universitätsverfassung. Februar- und Märzheft 1920 der „Deutschen Rundschau". Gebr. Paetel, Berlin Vergl. auch die historischen Rückblicke in E i f e r , I r m e r - B e n e c k e und „ D a s e r s t e

Jahr Deutsche Studentenschaft" a. a. 0 .

Studententum und Studentenrecht: Werner M a h r h o l z , Der Student und die Hochschule. Eine Einführung in das Hochschulleben. Furche-Verlag, Berlin 1919 (Heft 1 der „Hochschulbücherei"). Otto B r a u n , Der Student und die neue Zeit. Eine Einführung in die Aufgaben der akademischen Jugend. Verlag von J. Engelhorns Nachf. in Stuttgart 1920. D e n k s c h r i f t betreffend die Regelung der rechtlichen Stellung der Studierenden, der studentischen Vereine und Versammlungen, sowie der Studentenausschüsse an den preußischen Landesuniversitäten. Entwurf eines Gesetzes nebst Gutachten von Universitätsprofessoren. Herausgegeben vom Freistudentischen Bunde. K . F. Koehler, Leipzig 1913. F . J r m e r und O. B e n e c k e , Die Studentenschaft. Handbuch für den Deutschen Studenten auf Grund des neuen Studentenrechts. Verlag für Politik und Wirtschaft, Berlin 1921. Franz E f f e r , Studententum und Studentenrecht. Studenten-Bibliothek Heft 13. Volksverems- Verlag, M . Gladbach 1921. Franz I n n e r , Die Rechtsstellung des Studenten in Preußen. Hochschul-Hefte, Serie A., N r . 1. Verlag M . Niemeyer, Halle 1921. Hochschulreform: . C. H . B e c k e r , Gedanken zurHochschulreform. Verlag von Quelle u.Meyer, Leipzig 1919. Richard B e n z , Über den Nutzen der Universitäten für die Volksgesamtheit und die Möglichkeit ihrer Reformation. Eugen Diederichs Verlag Jena 1920. Ottmar D i t t r i c h , Die neue Universität. Ein Reformplan. Verlag von Quelle u. Meyer, Le pz g 1919. H . K n i t t e r m e y e r , Universitäts-Reform. Ein Aufruf an die Hochschuljugend. N. G . E! wert'sehe Verlagsbuchhandlung G. Braun, Marburg 1919. G . Linck, Gedanken zur Universitätsreform. E. Diederichs, Jena 1919. O . L u b a r s c h , Zur Frage der Hochschulreform. J. F. Bergmann, Wiesbaden 1919. R. M ü l l e r , Gedanken zum Ausbau der Hochschulen. Oskar Laube, Dresden 1919. Friedrich O e h l k e r s , Gedanken zur Neuorientierung der Hochschulen. Der NeueGeist-Verlag, Leipzig 1919. *) Außer der Anführung einiger der besonderen Zielsetzung dieser Schrift entsprechenden Werke der Vorkriegszeit soll hier der Versuch einer Zusammentragung der gesamten einschlägigen N a c h k r i e g s literatur gemacht werden.

5 Die deutsche Schulreform, ein Handbuch für die Reichsschulkonferenz. Quelle u. Meyer, Leipzig 1920. B. Schmeidler, Grundsätzliches zur Universitätsreform. Dieterich, Leipzig 1919. Otto Brües, Student, Liberalismus und Hochschulreform. Staatspolitischer Verlag Berlin 1920. Kurt Wolzendorff, Die Universität in der Demokratie. Flugschriften der Frankfurter Zeitung, 2. Auf'age Frankfurt 1921. Götz von Seile, Über eine Grenze für die Zulassung zum Universitätsstudium. Heft 3 der Schriften der Deutschen Studentenschaft. Helmuth Gerloff, Die Ausländerfrage an den deutschen Hochschulen. Heft 6 wie vor. Studienreform: Georg v. Below, Soziologie als Lehrfach. Ein kritischer Beitrag zur Hochschulreform. Duncker & Humblot, München-Leipzig 1920. Ferdinand Tönnies, Hochschulreform und Soziologie, Kritische Anmerkungen über Becker's „Gedanken zur Hochschulreform" und Below's „Soziologie als Lehrfach". Gustav Fischer Jena 1920. Edmund Delmonte, Die Reform des Rechtsstudiums. Wissenschaftl. Verlag W. Gente, Hamburg 1919. Jul. Schenk, Zur Reform des Unterrichts des Maschinenbauwesens an den Technischen Hochschulen. Breslau 1920. Die Reform der Technischen Hochschule. Heft 8 der Schriften der Deutschen Studentenschaft. Fritz Otto Schwarzenberger, Staatswissenschaftliche Fakultäten heraus! Heft 5 wie vor. Joh. Plenge, Die Zukunft Deutschlands und die Zukunft der S t a a t s w i s s e n schaft Baedeker Essen 1919. Theodor Litt, Berufsstudium und „Allgemeinbildung" auf der Universität. Quelle & Meyer, Leipzig 1920. Eduard Spranger, Gedanken über Lehrerbildung. Quelle & Meyer, Leipzig 1920. Götz von Seile, Zur Reorganisation des höheren Bildungswesens, insbesondere zur Frage: „Volksschullehrer und Universität". Heft 1 der Schriften der Deutschen Studentenschaft. L. Köwing und H. Brinkmann, Zur Reform des Erzieherbewußtseins. — Philologe und Oberlehrer. Heft 10 wie vor. Bornhausen und Röpke, Staatsbürgerliche Erziehung an den deutschen Universitäten. Heft 4 wie vor. Bernh. Fischer, Zur Neuordnung des medizinischen Studiums und Prüfungswesens. J. F. Lehmanns Verlag München 1919. Feine, Zur Reform des Studiums der Theologie (evgl.) Hinrichs Verlag, Leipzig 1920. Vergleiche auch die Anlagen zum Tagungs-Bericht des ersten Studententages in Würzburg: S. 255 u. f. beti. das evang.-theol., rechts- und staatswissensch., volkswirtschaftl., medizinische, pharmazeutische und technische Studium. V erschiedenes. Theobald Ziegler, Der deutsche Student. Berlin-Leipzig 1912. Wilhelm Hausenstein und Albert Kranold, Der deutsche Student einst und jetzt. Verlag „Der Neue Merkur" München 1920. Hermann Heisler, Der deutsche Student und die neue Zeit. Wölfing-Verlag, Konstanz 1919. Herbert F. Mueller, Der Weg zur civitas academica. Ein Wort an die deutsche Studentenschaft. W. F. Koehler, Leipzig 1920. W. A. Berendsohn, Die Ethik studentischen Lebens. Wissenschaftl. Verlag W. Gente. Hamburg 1920. H. Grundei, Deutschlands Wiederaufbau und die akademische Jugend. (Gedanken zur Reform des akademischen Lebens) Kösel, Kempten 1920. Paul Natorp, Student und Weltanschauung. E. Diederichs, Jena 1918. F. E. Otto Schultze, Student und Universität. Blazek u. Bergmann, Frankfurt (Main) 1919. Hans Gehrig, Student und Vaterland. Der Neue-Geist-Verlag, Leipzig 1919. K. Hoffmann, Die akademische Jugend und die Parteien. K. F. Koehler, Leipzig! 920 Burschenschaftliches Handbuch für Politik. Im Auftrage des Vater ändischen Arbeitsausschusses der Deutschen Burschenschaft herausgegeben von Dr. K. Hoffmann. Verlag von Fr. Wiih. Grunow, Leipzig 1920. Konrad Haenisch, Staat und Hochschule. Ein Beitrag zur nationalen Erziehungsfrage. Verlag f. Politik und Wirtschaft, Berlin 1920.

6 O. F. Scheuer, Das Liebesieben des deutschen Studenten im Wandel der Zeiten. Markus und Webers Verlag, Bonn 1920. Harald Landry, Freistudententum und neue Zeit. Der Neue Merkur, München, Juliheft 1919,. M . Hirsch, Uber das Frauenstudium. Eine soziologische und biologische Untersuchung. Kabitsch, Würzburg 1920. Max Weber Wissenschaft als Beruf. Duncker & Humblot, München u. Leipzig 1919. Christian Eckert, Die neue Universität Köln. Oskar Müller Verlag, Köln 1921. Friedrich von der Leyen, Deutsche Universität und deutsche Zukunft. Eugen Diederichs, Jena 1906. Studenten-Bibliothek. Schriftenreihe herausgegeben vom Sekretariat Sozialer Studentenarbeit (Volksvereinsverlag M.-G'adbach). Akademische Tagesfragen und Flugschriften des Sekretariats Sozialer Studentenarbeit. Jahrbücher, Zeitschriften, Zeitungen. (vergl. auch die Veröffentlichungen der akad. u. Student. Verbände.) Jahrbücher: Aura academica. Ein Jahrbuch für junge und alte Burschen. Herausgeber Dr. Uetrecht. Verlag Hieronymus, Neumünster i. H. 1. Band 1913 — 2. Band 1914. Deutscher Universitäis-Kalender gegr. v. Oberbibliothekar Prof. Dr. F. Ascherson. Herausgegeben mit amtlicher Unterstützung. Verlag Joh. Ambrosius Barth, Leipzig (Erscheint in jedem Semester.) Allgemeiner deutscher Universitäts- und Hochschul-Kalender. Auf Grund amtlicher Quellen herausgegeben von Otto Schröder. Brücke Verlag Kirchhain N.-L. (Erscheint in jedem Halbjahr.) Erlanger Universitäts-Kalender. Herausgegeben vom Universitäts-Bund Erlangen E. V. Selbstverlag. Frankfurter Universitäts-Kalender. Herausgegeben von Dr. E Lennhoff. Verlag Franz Benjamin Auffarth, Frankfurt (Main). (Erscheint jährlich im Herbst.) Hamburgischer Universitäts-Kalender. Herausgegeben vom Allg. StudentenAusschuß. Akad. Verlag Otto Heinrich Meißner, Hamburg. (Erscheint jedes Semester.) Hamburgisches Universitäts-Handbuch. Herausg. wie vor. (Erscheint nach Bedarf.) Kölner Universitäts-Kalender. Herausgeber: Helm Wienkötter. Verlag der „Kölner Universitäts-Zeitung" Köln, Kl. Budengasse 11. (Erscheint jährlich zu Ostern.) Wiener Hochschulführer. Herausgegeben vom Studentensekretariat Wien. Nachrichtenblatt der Deutschen Studentenschaft. Amtliche Mitteilungen der Hauptgeschäftstelle: Göttingen. Z e i t s c h r i f t e n : (Bezügl. der Zeitschriften einzelnei studentischer Verbände vergl. den Allgemeinen und den Deutschen Universitäts-Kalender a. a. O.) Die Hochschule. Blätter für akademisches Leben und studentische Arbeit. Herausgeber: Franz Irmer, Werner Mahrholz, Hans Roeseier, Otto Benecke Verlag Hans Robert Engelmann, Berlin W 15. Deutsche Akademische Zeitschrift. Zugleich Nachrichtenblatt des Reichsausschusses der Akademischen Berufsstände, des Akad. Hilfsbundes E. V. und des Bundes kriegsbeschädigter Akademiker. Herausgeber: Dr. Hugo Böttger und Dr. Fr. A. Pinkerneil. Verlag von K. F. Koehler, Leipzig. (Erschsinsn eingestellt.) Akademische Rundschau. Zeitschrift für das gesamte Hochschulwesen und die akademischen Berufsstände. Verlag K. F. Koshler, Leipzig. Unser Weg. Blätter für zeitgerechtes Studententum. (Volksbundverlag W i e n . ) Soziale Studentenblätter. Herausgegeben vom Sekretariat Sozialer Studentenarbeit. Volksvereinsverlag M . Gladbach. Zeitungen : Akademische Nachrichten mit amtlichen Mitteilungen der Akademischen Auskunftstelle L e i p z i g . — Leipziger Studentenzeitung — Leitung: Leipzig, Schillerstr. 7 Bayrische Hochschulzeitung. Wochenschrift für akademisches Leben und studentische Selbstverwaltung. Organ des Kreises 7 der Deutschen Studentenschaft. Verlag: Verein Studentenhaus e. V., München. Berliner Hochschul-Nachrichten. Monatsschrift für akadem sches Leben. Herausgegeben von der Studentenschaft der Universität Berlin. Amtliches Nachrichtenblatt des Kreises 1 der Deutschen Studentenschaft.

7 Deutsche Hochschul-Zeitung vormals Deutsche Hochschulstimmen aus der Ostmark. Amtliches Organ des Kreises 8 der Deutschen Studentenschaft. Wien. Die Deutsche Hochschule. Akademische Blätter. Herausgegeben vom Kreisamt 4 der Deutschen Studentenschaft, Leipzig; erscheint Htägig. Die Studentenschaft. Wochenschrift für akademisches Leben und studentische Arbeit (früher ,.Niedersächsische Hochschulzeitung"). Nachrichtenblatt der Kreisämter 3 und 5 der Deutschen Studentenschaft. Schriftleitung: C. M . Fromme], Göttingen, Jüdenstr. 21. Kölner Universitäts - Zeitung. Amtliches Nachrichtenblatt des Kreises 5 der Deutschen Studentenschaft. Herausgegeben von der Studentenschaft der Universität Köln mit Unterstützung der Dozentenschaft. Verlag: Universitäts-Buchhdlg. Oskar Müller, Köln, Kl. Budengasse II. (Erscheint Htägig.) Außerdem geben selbständige Z e i t u n g e n heraus die Studentenschaften von: Breslau, Charlottenburg, Darmstadt, Frankfurt Freiburg, Hamburg, Heidelberg, Karlsruhe, Mannheim, Marburg, Münster i. W., Rostock, Tübingen. Hochschulbeilagen der Tagespresse: Hochschulbeilage der Deutschen Zeitung (Mittwochs). Hochschulblätter der Vossischen Zeitung (Dienstags). Blätter für akademisches und geistiges Leben (früher „Rheinische Hochschulstimmen"). Hochschul- u. Literaturbeilage zum Kölner Tageblatt (Donnerstags). Hochschul-Nachrichten der „Post" (Freitags). Hochschul-Beilage d GS ff Tag" (Freitags). Hochschulblatt der „Frankfurter Zeitung" (Donnerstags 14tägig) u . a .

8

Inhalt. Seite

A . Geschichtlicher Rückblick auf studentische Organisationsbestrebungen bis zur Verwirklichung derselben auf dem ersten allgemeinen Studententag deutscher Hochschulen im Juli 1919 in Würzburg

9

B. Die Organisation der Deutschen Studentenschaft

16

I. Der Zusammenschluß der örtlichen Studentenschaft

16

1. Die Organe der Studentenschaft

17

a) Name (Allgemeiner Studenten-AusschuE, Kammer, Vorstand) . . .

17

b) Wahlen

17

c) Satzung und Geschäftsordnung

20

d) Gliederung und Tätigkeit

21

' ; Amter und Ausschüsse und deren Aufgaben

21

' ) Werbung, Hochschul- und Studienreform

26

e) Verbindung mit der Universitätsleitung

28

2. Das neue Studentenrecht und der Vermögensbeirat

29

3 . Die Fachschaften und die Organe der Studentenschaft

38

4 . Die Verbindungen und die Organe der Studentenschaft II. Die Verfassung der Deutschen Studentenschaft

39 41

1. Die Würzburger und die Göttingener Verfassung

41

2. Der Zusammenschluß örtlicher Studentenschaften zu Kreisen

45

3. Der Vorstand der Deutschen Studentenschaft

47

4 . Die Einrichtungen der Deutschen Studentenschaft

47

a ) Die Hauptgeschäftstelle und ihre Ämter

47

b) Die Arbeitsausschüsse

49

c) Die Fachausschüsse

50

5 . Der Studententag C . Der Würzburger, Dresdener und Göttingener Studententag. Ausblick Anhang:

50 Rückblick und 32 58

Mustersatzung für die Studentenschaft einer Hochschule

58

Hochschulkarte

63

9

A . Geschichtlicher Rückblick auf studentische Organisationsbestrebungen bis zur Verwirklichung derselben auf dem ersten allgemeinen Studententag deutscher Hochschulen im Juli 1 9 1 9 in Würzburg. Ob der Zusammenschluß von Menschen mit gleichem Strebziel auf mehr oder weniger genossenschaftlicher oder gewerkschaftlicher Grundlage und ob die Organisation durch straffe Zentralisierung der geeignetste Weg zur Erreichung bestimmter Ziele sind, mag bestritten werden und es ist hier nicht Aufgabe, dieses kritisch zu untersuchen. Weniger aus solcherlei Erwägungen heraus als vielmehr dem Zuge der Zeit folgend und von der einen zwingenden Erkenntnis bedingt, daß, wo 99 sich nach gleichen Grundsätzen zusammenfinden, man auch als Hundertster den gleichen Weg gehen muß, ist die Organisation der Deutschen Studentenschaft entstanden. B e n e c k e sagte im Oktober 1919 1 ): „Wir leben in einer Zeit, in der —Gott sei es geklagt — die Zahl alles, die Persönlichkeit wenig bedeutet. Die Organisationen schießen wie Pilze aus der Erde. Die Deutsche Studentenschaft, im Bewußtsein, nur im Zusammenschluß ihre Forderungen durchdrücken zu können, hat in Würzburg ihre Organisation beschlossen". Nicht Forderungen nach Lohnerhöhung und politischem Einfluß sind die Triebfedern gewesen, sondern der ehrliche Wille auf den Kampffeldern des Weltkrieges gereifter Männer: mitzuraten, mitzutaten am eigenen Schicksal, in reinstudentischen Dingen der Hochschule Selbstverwaltung zu tätigen und schließlich der immer schlechter werdenden wirtschaftlichen Lage durch genossenschaftliche Selbstfürsorge aufzuhelfen. Aber um es gleich vorwegzunehmen, nichts Neues wurde hier ausgedacht, sondern es handelte sich um die während des Krieges lebhaft geförderte Durchführung einer zwei Jahrzehnte vor dem Kriege angebahnten Bestrebung 2 ); natürlich waren die gottlob noch frische Erinnerung an den Burgfrieden innerhalb der deutschen „Studentenrepubliken" seit den Augusttagen 1914 und das Gefühl der Vereinsamung nach den dunklen Novembertagen 1918 ein energischer Anstoß zur endlichen Tat. Die Organisation der Deutschen Studentenschaft, wie sie auf dem ersten Allgemeinen Studententag deutscher Hochschulen in Würzburg vom 17.—19. Juli 1919 „verankert" wurde und wie sie heute dasteht, ist ein Ereignis, vielfach angestrebt, doch erstmalig Wirklichkeit werdend in dem fast sechs Jahrhunderte alten Studententum. Das spätere M i t t e l a l t e r hat die Burse als Mittelpunkt des gesamten Lebens der Scholaren. Der Pariser Kanonicus Robert von Sorbon, dessen Andenken die „Sorbonne" ehrt, gründete 1257 ein Kolleg als Wohn-, Eß- und Lerngemeinschaft, das, mit Zuchtmitteln ausgestattet, nach dem Vorbild der Ordensgemeinschaften gebildet wurde. 3 ) Die Einrichtung dieses Kollegs wurde auf alle Universitäten übertragen und wir finden überall die Internate, Pädx)

Nr. 2 der „Niedersächsischen Hochschulzeitung". R o e s e i e r , Studentische Selbstverwaltung. Furche Verlag, Berlin 1 9 1 8 . ®) Ich entlehne den geschichtlichen Rückblick dem studentisch-historischen Universalwerk: S c h u l z e - S s y m a n k , Das deutsche Studententum von den ältesten Zeiten bis zum Weltkriege. R. Voigtländer's Verlag, Leipzig. 3. Auflage. 2)

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dagogien, Kollegien oder Bursen, in denen unter Aufsicht der Magistri die Vorlesungen durchgearbeitet, andere Wissensstoffe gelernt wurden und in täglichen Disputationen die Geistessch rfe erzielt werden sollte. Es herrschte regelrechter Internatsbetricb mit all' den urwüchsigen ungehobelten Manieren der Insassen; viele bis auf heute zum Teil erhaltene Gebräuche verdanken ihre Entstehung dem Leben in der Burse, z. B. Fuxentaule u. a. m. Was hätten diese auf einen engenRaum zusammengedrängten Scholaren einer Organisation bedurft? Straffer konnten sie ja das gemeinsame Leben gar nicht gestalten. Erst die Reformation brachte größere Freiheit und schuf im Gegensatz zu dem mehr schülerartigen Scholar des rückliegenden Mittelalter s freiere Lebensformen. „Bursch" nennt sich der frühere Bursenknecht, um seine Loslösung kundzufcun und die Burschenfreiheit nimmt hier ihren, wenn auch noch recht bescheidenen Anfang, obwohl Universität und Regierung dieser Bewegung durchaus keine Förderung angedeihen ließen; nach wie vor Überwachung der Studentenschaft, aber der Bursch selbst löste sich aus den alten Formen; er wohnte in der Stadt (jedoch meist zu mehreren bei einem Professor, dem als Präzeptor vom Rektor die Erziehung und Überwachung übertragen wurde), hier und da suchte man ein „Studentenghetto" zu schaffen, 1 ) um die Aufsicht leichter durchführen zu können. Die erste, wenn auch noch so sehr geringe Freiheit, begründete schon eine gewisse Organisation, die „societates nationales", die „Nationen", Vorläufer der später zu Bedeutung gelangten Landsmannschaften und den Pennalismus, d . h . jeder Student im ersten Jahre, im Pennaljahr, mußte sich den Anordnungen der Älteren fügen; dafür übernahmen diese den Schutz der Pennäle gegenüber den anderen Landsmannschaften. Die societates nationales stellten sich außer reinen Vereinszwecken auch schon Aufgaben sozialer Fürsorge für die Landsleute, sogar Kultzwecke wurden von ihnen verfochten: 1677 führen die Rostocker Pommern einen Kampf um die Plätze im Kirchenchor und um Erbbegräbnisstellen. Aber die staatliche Autorität unterdrückte überall diese aufkeimende studentische Selbstverwaltung; doch im stillen und geheimen wuchsen die Zusammenschlüsse weiter und es ist ja das Ergebnis aller staatlichen Unterdrückungen, dadurch das Entgegengesetzte zu erreichen, indem einesTages das Langverbotene und polizeilich Verfolgte'verjüngt und kräftig in die Öffentlichkeit tritt. „Die preuß. Minister Massow und Goldbeck erlassen 1798 eine Prügelverordnung für die Universität Halle; in Österreich verwendete man im 18. Jahrhundert sogar Spitzel, die studentischen Verbindungen nachspüren". Einzelne wissenschaftliche Vereine entstehen: 1716 in Leipzig die Lausitzer Predigergesellschaft, wohl die älteste derartige Vereinigung, die heute noch besteht. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts treten die Landsmannschaften schon in erkennbaren Formen auf: „Es waren junge Leute, die sich mutua officia leisteten, d.h. miteinander umgingen, zu Dorfe stiegen, in den Kneipen miteinander zechten, sich dann und wann im. Falle der Not Geld borgten und ihre und ihrer Brüder Ehre aufrecht zu erhalten suchten; äußerlich erkannte man sie „an der längst verhasseten und mehrmals verbotenen Bändertracht", wie es in einem Erlaß heißt. Von Studenten o r d e n vernimmt man, deren Namen und Gewohnheiten zumeist mit der Freimaurerei übereinstimmten. 1790 hört man von der Antiduellbewegung der Schokoladisten in Jena; an vielen Orten fand sie Anhang und in Kiel, wo es damals die e i n h e i t l i c h s t e Studentenschaft gab, fanden diese Reform Strömungen l ) Vergl. Kölner Universitäts-Kalender 1919/20 S . 29. „Quartier latin". -in „Die alte Kölner Universität" von Priv.-Doz. Dr. A. W r e d e .

11 in der Gestalt eines allgemeinen Ehrengerichts 1793 einen festen, wenn auch nicht dauernden Ausdruck. Am 14. Juni 1793 erfolgte das Verbot aller Studentenverbindungen durch den Regensburger R e i c h s t a g . „Das allgemeine preußische Landrecht stellte die Studenten unter scharfe Aufsicht der Professoren; das Kennzeichen eines echten Studenten, der Degen, wurde ihnen genommen. Trotzdem, erhalten sich die studentischen Verbindungen weiter, aus Orden und Landsmannschaften formte sich der neue Verbindungstyp. Die „Purschenraison , die Regeln studentischen Lebens wurden ausgebaut zum Komment, von dessen Wesen 1777 enp Student allerdings nur zu antworten wußte: Je nun, Komment ist Komment, das ist so die rechte Art, das rechte avec, wie der Bursche auf Universitäten leben soll". Die siegreich beendeten Freiheitskriege brachten einen politischen Einschlag in das studentische Leben: die Deutsche Burschenschaft entsteht und hat ihren großen Tag 1817 auf der Wartburg 1 ); im folgenden Jahre konnten sich bereits an mehreren Universitäten entstandene Vereinigungen gleicher Art zu einer Allg. Deutschen Burschenschaft in Jena zusammenschließen. Aber die Behörden verlangten rücksichtslose Auflösung aller studentischen Verbindungen (nach der Ermordung Kotzebues durch den Studenten Sand). Metternich beherrschte die gesamtdeutsche Politik und August von Bmzer singt über diese Unterdrückung freien Burschenschaftergeistes: Das Band ist zerschnitten, War schwarz, rot und gold • • • M i t der zwangsläufigen Unterdrückung der Urburschenschaft ist eine entwicklungsfähige Organisation der Studentenschaft abgeschnitten worden; denn sie wollte, wie die Verfassung von 1818 zeigt, „die freie und natürliche Vereinigung der g e s a m t e n auf den Hochschulen wissenschaftlich sich bildenden deutschen Jugend zu einem Ganzen sein, gegründet auf das Verhältnis der deutschen Jugend zur werdenden Einheit des deutschen Volkes. Ein Studentenstaat 2 ) sollte erstehen, dessen Einheit ein Bild des in Gleichheit und Freiheit blühenden Volkes wiederspiegele. Jena, der Mittelpunkt der Bewegung, zeigte, daß man es ernst meinte. Das Vorsteherkollegium ging aus allgemeinen Wahlen hervor. Eine Generalversammlung, die Burschenversammlung, erhielt höchste Entscheidung in allen Fragen der Gesetzgebung; wissenschaftliche Kränzchen und das Zirkelwesen entwickelten sich, Fechten und Turnen wurde lebhaft betrieben und dabei auffallend fleißiger Besuch der Vorlesungen 3 ); das brüderliche Du zeigte auch äußerlich das Gemeinschaftsgefühl." Trotz behördlicher Unterdrückung und Einführung von staatlichen Uberwachern an den Universitäten nahmen die Zusammenschlüsse ihren Fortgang. Die Corps entwickelten sich; der entstehende Wingolf stellte ein christlich religiöses Motiv ' ) E. M ü s e b e c k , Das Wartburgfest im Jahre 1817 und die akademischen Reformbestrebungen der Gegenwart. Furche Verlag, Berlin 1917. M a x H o d a n n und Walther K o c h , Die Ur-Burschenschaft als Jugendbewegung. In zeitgenössischen Berichten zur Jahrhundertfeier des Wartburgfestes. E. Diederichs, Jena 1917. Hugo K ü h n , Das Wartburgfest am 18. Oktober 1817. M i t einem A n h a n g : Die Feier des dritten evangelischen Jubelfestes auf der Wartburg. Zeitgenössische Darstellungen, archlvalische Akten und Urkunden. Alexander Duncker, Weimar 1913. Wilhelm H a g e n , Der burschenschaftliche Gedanke. Eine geschichtlich-politische Studie. Tatflugschriften Heft 23. E. Diederichs, Jena 1917. Jürgen Bona M e y e r , Gedanken über eine zeitgemäße Entwicklung der deutschen Universitäten. Hamburg 1860. 2 ) E. M . A r n d t „ Ü b e r den deutschen Studentenstaat". Zuerst erschienen in der Zeltschr. „ D e r Wächter", Köln 1815. Neudruck, hrsg. v. E. M ü s e b e c k , o. J . ; ferner E. M ü s e b e c k, E. M . Arndt's Stellung zu den Reformen des studentischen Lebens (1815, 1841/43) J . F . Lehmann, München 1909. ') eine Nachkriegserscheinung, die auch seit 1918 wieder stark ausgeprägt ist.

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in das studentische Leben und auch der katholische Geist erwachte in der Studentenschaft; die Finkenschaft, die Wilden, begannen sich mehr zusammenzuschließen. Um 1840 h e r u m g a b die ,, P r o g r e ß b e w e g u n g " dem Gemeinschaftsstreben neue Nahrung durch Ablehnung allen studentischen Sonderlebens zu Gunsten lose zusammengefaßter „ A l l g e m e i n h e i t e n " . Aber erst die Revolution des liberalen Bürgertums 1848 brachte eine neue Morgenröte für das studentische Gerreinschaftsieben. Während die bisher erwähnten Zusammenschlüsse und Vereinigungen wohl immerhin als Organisationen anzusprechen sind, waren sie doch nur einseitig eingestellt. Der Höhepunkt der studentischen Erfolge in der 48er Revolution und die höchste Auswirkung des , .Progresses'' war die Einberufung e i n e s S t u d e n t e n p a r l a m e n t s nach Eisenach. Allgemeine Studentenversammlungen der einzelnen Universitäten wählten Bevollmächtigte, die in Eisenach zusammentraten 1 ) und u. a. folgende Forderungen an die Frankfurter Nationalversammlung richteten: 1. Die Universitäten sollen Nationaleigentum werden. Das Vermögen der einzelnen Universitäten soll vom Gesamtstaate eingezogen werden. Dieser bestreitet ihre Bedürfnisse. Die Oberleitung übernimmt das Unterrichtsministerium. Im einzelnen wird das Prinzip der Selbstverwaltung anerkannt. 2. Unbedingte Lehr- und Hörfreiheit. 3. Die Universitäten sollen die ganze Wissenschaft vertreten und nach diesem Prinzip sollen die Lehrfächer vervollständigt werden. Jede Fakultätssonderung hört auf. 4. Die einzelnen Staaten sollen den Bundesbeschluß über Aufhebung der Ausnahmegesetze seit 1819 sofort in Wirksamkeit treten lassen. 5. Absolute Aufhebung aller Exemtionen in der Gerichtsbarkeit. 6. Beteiligung der Studierenden bei der Wahl der akademischen Behörden und bei Besetzung der Lehrstühle. 7. Zur Erlangung eines Staatsamts soll Universitätsbesuch nicht mehr notwendig sein. Ferner: Alle Examina mögen künftig öffentlich und unentgeltlich sein. Die Abschaffung des Lateinischen als Unterrichtsprache wird verlangt. Die Prüfungen mögen nicht von den Professoren, sondern von einer Kommission vorgenommen werden, die von der Universität unabhängig ist, bestehend aus sowohl theoretisch wie praktisch bewährten Männern. Der Besuch der Universitäten möge jedem gestattet sein, der sich auf denselben ausbilden will. Ein an alle Studenten ergehender Aufruf enthielt u. a.: „Brudergruß und Handschlag unseren Kommilitonen! • • - die Revolution ist die Mutter unserer studentischen Reform. Die Reformen ins Werk zu setzen, hat sich aus den Abgeordneten beinahe aller Universitäten ein P r o v i s o r i s c h e r G e s a m t a u s s c h u ß d e r d e u t s c h e n S t u d e n t e n gebildet • • • An den einzelnen Universitäten sollten S t u d e n t e n s c h a f t e n gebildet werden, die als R e i c h s o r g a n i s a t i o n zusammenzufassen sind, Breslau wurde zum Vorort gewählt und auch später nochmals in Eisenach über Organisationsfragen beraten. x ) Zur Reform der deutschen Universitäten, Ansichten und Anträge des R e f o r m v e r e i n s zu Jena. September 1848. Jena bei Friedrich Frommann. Herrn. von G r a u e r t , Schwarz-rot-goldene und Schwarz-weiß-rote Gedanken an deutschen Universitäten. Herder & Co., München 1917. Verhandlungen der Conferenz zur Beratung von Reformen in der Verfassung und Verwaltung der preußischen Universitäten. Dezember M D C C C X X X I X , Berlin. E r d m a n n , Über einige der vorgeschlagenen Universitätsreformen. Leipzig 1848.

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Aber auch diese bisher einzig dastehende organisatorische Höchstleistung der deutschen Studentenschaft wurde jählings untergraben. Die Reaktion gewann die Oberhand und alle „Errungenschaften der Revolution" wurden hinfällig. Viele Studenten fielen auf den Barrikaden oder durch die Kugel des Standrechts. Immerhin blühte das Vereinswesen weiter : der Kösener S. C. Verband entsteht, Burschenschaftskartelle und studentische Reform partei traten auf, das Finkentum regt sich, besonders in Leipzig und Göttingen. Das P e r m a n e n t e S t u d e n t e n k o m i t e e in Leipzig gibt eine Zeitschrift heraus, der Berliner S t u d e n t e n a u s s c h u ß organisiert eine Erwerbs-Vermittlung. Verschiedene Maßregelungen von Studentenschaften durch die Behörden ließen allenthalben Reformvereine entstehen und 1872 tagte in Weimar der erste Delegiertentag, der zur Gründung des Weimarer Kartells führte. Sein Zweck bestand darin, den auf Neugestaltung des akademischen Lebens gerichteten Bestrebungen der einzelnen Vereine durch g e e i n t e s Vorgehen größeren Nachdruck zu verleihen. „Alljährlich sollte ein gemeinsamer Tag in Weimar stattfinden, in der Zwischenzeit aber sollte der gewählte Vorort die Geschäfte erledigen. Man forderte Aufhebung der akademischen Gerichtsbarkeit, möglichste Beseitigung der studentischen Duells, der Farben und Abzeichen, sowie Gründung von akademischen Nachweise-Instituten, Lesehallen, Kranken- und Unterstützungskassen, an deren Leitung Studierende teilnehmen sollten und S c h a f f u n g v o n p e r m a n e n t e n S t u d e n t e n - A u s s c h ü s s e n , für welche die rechtliche Anerkennung als Vertretung der Studentenschaft gewünscht wurde". Aber die Gegensätze in der Studentenschaft waren zu stark, um dieses leider parteimäßig zugeschnittene Programm, das trotzdem viel gutes, das heute erst zum Teil in Erfüllung gegangen ist, enthielt, zur Wirklichkeit werden zu lassen. Die akademische Gerichtsbarkeit wurde allerdings bald beseitigt durch das Erscheinen des Bürgerlichen und Straf-Gesetzbuches, jedoch ohne besonderes Zutun der Studentenschaft. 1876 stellte die juristische als letzte (außer der theologischen) für die Promotion den Gebrauch der deutschen Sprache frei, und das Lateinische als Unterrichtssprache war inzwischen aufgehoben. Wenn man in den Seniorenkonventen um 1800 und in der Urburschenschaft die ersten Ansätze zu einem „Allgemeinen Studentenausschuß" zu suchen hat,1) so traten diese erneut und deutlicher hervor in den „ A l l g e m e i n h e i t e n " der 40er Jahre und in den „ p e r m a n e n t e n S t u d e n t e n k o m i t e e s " um 1870. „In den achtziger Jahren machte der nach 1880 neu begründete B e r l i n e r S t u d e n t e n a u s s c h u ß viel Aufsehen, 2 ) oft gaben bis zu 2000 Studenten ihre Stimmen bei den allgemeinen Wahlen ab, die nach der Art der Reichstagswahlen vorgenommen wurden. Um die Mitte der achtziger Jahre begann man in Baden eine andere Ausschußorganisation durchzuführen. Der Universität Heidelberg gebührt der Ruhm, zuerst einen Ausschuß begründet zu haben, der sich trotz mancher Stürme seit dem Februar 1885 bis zum Weltkriege lebensfähig erhielt. 3 ) Er beruhte nicht auf allgemeinen Wahlen, bildete also kein dem Reichstag ähnelndes Studentenparlament, sondern baute sich auf s t ä n d i s c h e r Grundlage auf. Jede beim Senat angemeldete, mindestens 4 Semester bestehende Korporation entsendet einen Vertreter. Dazu kommen noch 10 Abgeordnete 1 ) D a s e r s t e J a h r D e u t s c h e S t u d e n t e n s c h a f t . Selbstverlag der Deutschen Studentenschaft. Güttingen 1921. S. 3'4. 2 ) S c h ul z e - S s ym a n k , Das deutsche Studententum S. 358 ff. 3 ) In ihm war u. a. auch der jetzige Staatssekretär C. H . B e c k e r tätig. Vergl. hierzu: R. S p e r 1 I n g , der Ausschuß der Heidelberger Studentenschaft. Eine Denkschrift zu seinem 25jährigen Bestehen. Otto Petters, Heidelberg 1911.

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der Nichtmkorporierten, die sich zu je zwei auf die fünf Fakultäten verteilen; ein Zwangsbeitrag diente zur Deckung der Ausgaben". Um dieser Ausschußbewegung auch die juristische Grundlage zu geben, forderte die Freistudentenschaft im Jahre 1913 den Ausbau des studentischen Vereins- und Versammlungsrechts in freiheitlichem Sinne, das jede Bevormundung ausschließen müsse. Dabei hieß es: „es ist dringend wünschenswert, daß in dem studentischen Vereinsgesetz eine Verfassung für die g e s a m t e Studentenschaft in Form eines allgemeinen verbindlichen, auf parlamentarischer Grundlage beruhenden Studentenausschusses (Siudentenkarrmer) als einer öffentlich-rechtlichen Körperschaft vorgesehen werde". In einer ganzen Reihe von Studentenschaften wurden mehr oder minder „Allgemeine" Vertretungen gewählt oder bestellt 1 ), um sich langsam — auch ohne gesetzliche Regelung - einer „Studentischen Selbstverwaltung" zu nähern. In dem Ringen um eine Gestaltung dieser Selbstverwaltung wurden deutlich zwei Wege sichtbar, das was R o e s el e r 2 ) als den „Göttinger" und den „Marbu'rger" Gedanken hinstellt. Genossenschaftliche Selbsthilfe, Arbeit des Studenten am Studenten, durch Gemeinschaftsarbeit Erziehung zur Gemeinschaftsgesinnung, das ist der Göttingener Gedanke. Im Gegensatz hierzu ging Marburg den umgekehrten Weg „vom Geist zur T a t " ; „gegründet auf einem zukunftsfrohen, jugendlichen Idealismus wurde der Versuch einer „akademisch" erfaßten Ergänzung der Hochschule in der selbstgeschaffenen und verwalteten Vortragsorganisation des Marburger Ausschusses gemacht unter Ablehnung aller utilitaristischen Zwecke". Aber der Krieg brachte weder die These noch die Antithese zur Reife, doch schien eine Synthese, die die p r a k t i s c h e Arbeit durch g e i s t i g e Gemeinschaftsarbeit ergänzt und krönt, der Weg der Zukunft und er wurde es. Wenn man das Wartburgfest 1817 als ersten und das Eisenacher Studentenparlament 1848 als zweiten allgemeinen Studententag betrachten will, so sind noch zwei kleinere Anläufe während des Weltkrieges hinzugemacht worden. Im Februar 1917 tagte in Frankfurt/M. und im Januar 1918 in Jena ein deutscher Studententag. P i n k e r n e i 1 schreibt d a r ü b e r 3 ) : „Als im Februar 1917 die Studentenschaft der jüngsten deutschen Universität die Studentenausschüsse aller reichsdeutschen Hochschulen zu einem allgemeinen deutschen Studententag entboten hatte, konnte man eine .. Bereicherung seiner Sammlung von Erlebnisraritäten buchen : es waren wirklich Vertreter erschienen, die ganz ernsthaft über das Problem einer Gesamtorganisation der deutschen Studentenschaft nachsannen. M a n mochte' über das Frankfurter Vorgehen denken wie man wollte, es verurteilen, daß mitten im Weltkriege, als die ,,Friedens"studentenschaft mit verschwindenden Ausnahmen an der Front war, ein solch wichtiges Werk in Angriff genommen wurde, es begrüßen, daß einige tollkühne Reformer die Spekulation auf den Burgfrieden an den deutschen Hochschulen wagten, mochte gering denken über die spärlichen Ergebnisse des Frankfurter Rumpfparlaments und mußte doch zugeben, es war ein Anfang gemacht. Das frische Brünnlein sollte bald versickern in dem sandigen Boden. Die Organisationsbestrebungen an den deutschen Hochschulen schlummerten fest. Ein allgemeiner deutscher Studententag konnte sich nur aufbauen auf einheitlich organisierten Studentenausschüssen und keine deutsche Hochschule war imstande, eine paritätische Vertretung aller ihrer Studenten aufzuweisen. Gewiß wurden ' ) In Gießen z. R . war bis 1905 der Rektor Vorsitzender des Studentenausschusses. „Studentische Selbstverwaltung", Furche-Verlag 1918. 3 ) Nr. 10 der Deutschen Akademischen Zeitschrift vom 30. 8. 1919. 2)

15 in M a r b u r g , T ü b i n g e n die inkorporierten Studenten wohl sämtlich in einem Ausschuß zusammengefaßt, doch die Massen der Freistudenten blieb trotz eifrigstem Bemühen ihrer F ü h r e r unvertreten. Als herrliche Blüte größten U n sinns hatten sich konfessionelle und nichtkonfessionelle Sonderausschüsse m M ü n s t e r und Freiburg noch 12 J a h r e nach den S t u r m t a g e n 1 ) von 1905 erhalten. D i e -bestehenden Studentenvertretungen krankten an Blutleere. Ängstlicher noch als d;e Kultusministerien und die Senate wachten die Studentenverbände in ihrem ewigen kleinlichen Hader darüber, daß den Ausschüssen keine Arbeiten überwiesen wurden, die über Repräsentationsfragen hinausgingen. D a s W o r t von der studentischen Selbstverwaltung blieb eine Phrase. Daran waren zweifellos die Studenten die Hauptschuldigen. Das Interesse der Inkorporierten vermochte den Partikularismus der Couleur nicht zu durchbrechen, und die Freistudenten verscherzten ab ovo sich jeden Erfolg ihrer an sich idealen Bestrebungen durch die zum T e i l äußerst scharfe Kampfstellung, die sie gegenüber dem Korporationsprinzip einnahmen. Sie haben es erst vor W o c h e n gelernt zu begreifen, daß die Korporation in der G e samtorganisation ihr Daseinsrecht hat. Das D e b e t der Unterrichtsverwaltungen ist durch diese Feststellung aber durchaus nicht entlastet. Im Bismarckdeutschland der alten Regenten beherrschte der Aithofftyp die Kultusministerien. D a ß bei dem berühmt gewordenen Rüdesheimer Diner dieser wirklich große H o c h schulführer den Studenten Prahnees reichen ließ, war eine symbolische Handlung. U n t e r solcher Tradition konnten Hunderte von Rektoren den Schlaf der Studentenausschüsse leicht behüten. U n d die Aufgaben der studentischen Selbstverwaltung, die vor dem K r i e g e genau so offenkundig waren wie heute, blieben ungelöst. M a n verzichtete eben auf Mitarbeit der Studenten, und es bestand doch schon vor Jahrzehnten die Notwendigkeit der Hochschulreform, und die Fragen sozialer Fürsorge, sozialer Arbeit waren gewiß in bescheidenerem U m f a n g als heute, aber erkennbar gestellt. D i e Studentenschaft hat eine ähnliche P e n o d e der Mißachtung und Einschläferung durchgemacht wie das Proletariat. D i e durch solche Verhältnisse bedingte Unreife des Studenten in der D u r c h führung seiner Standes- und Berufsfragen und bei der Wahrung seiner Interessen trat erschreckend deutlich zutage bei dem Studententag, der im Januar 1918 auf Einladung von Berlin in J e n a zusammentrat. D i e Korporationen machten aus dem Jenenser Studententag ein Ständeparlament. Hie Waffenstudent — hie Nichtschlagender — hie Freistudent. Couleur, Schläger, Bierzipfel, waren die M a ß s t ä b e . Studentengruppen trafen sich, nicht etwa Studentenschaften, und gefochten wurde weniger mit W o r t e n als mit Stiefelsohlen. U n d dabei erkannte man einen großen T e i l der umfassenden Aufgaben sehr wohl. Über Mitwirkung an der Hochschulreform, über Selbsthilfe in der sozialen Frage wurde leise, aber doch schon bestimmt g e s p r o c h e n . 2 ) A b e r die bescheidenen Jenenser B e m ü h u n g e n mußten Stückwerk bleiben, weil ein deutscher S udententag allgemeine S;udentenausschüsse verlangt, und wer das Jenenser Bild sah, der mußte daran zweifeln, ob es gelingen würde, bei dem nächsten deutschen Studententag das Ständeparlament illusorisch zu m a c h e n " . D o c h es gelang.

Vergi. S c h u l z e - S s y m a n k , a . a. O. S . 404 ff. -) Vergi. Verhandlungsschrift der Tagung a. a. 0 .

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B. Die Organisation der Deutschen Studentenschaft. U n d es kam der fünfte erste deutsche Studententag, diesmal ein wirklich erster a l I g e m e i n e r Studententag deutscher Hochschulen vom 17. bis 19. Juli 1919, nachdem sich inzwischen an fast allen Universitäten und Hochschulen A l l g e m e i n e S t u d e n t e n - A u s s c h ü s s e gebildet hatten. Frommel, der durch seine organisatorische Vorarbeit das Verdienst an demZustandekommen diesesTages hat, schrieb 1 ): ,,Es hatten sich schon vorher eine Reihe akademischer Berufsstände zu einem Reichsausschuß zusammengeschlossen. Nicht einheitlich erfaßt hatte man hierbei den deutschen Studenten, der sich, bisher nur als Ubergangsstadium fühlend oder als Etappe angesehen, auf Grund der Uneinigkeit im eigenen Lager, nicht zu einer einheitlichen Organisation aufzuraffen vermochte oder mit Anläufen dazu kläglich scheiterte. Es ist heute wohl klar, daß gerade dieser M a n g e l daran S c h u l d trägt, daß der im Berufsleben stehende Akademiker es an jenem Solidaritätsbewußtsein fehlen läßt, welches ihm jedes geschlossene Handeln und Auftreten, das wir an anderen erleben mußten, unmöglich machte. Es m u ß daher wohl mit Recht bezweifelt werden, daß lediglich eine Zusammenschweißung der Berufsstände allein genüge, u m hier Wandel zu schaffen. Notwendig ist die Ü b e r w i n d u n g des Partikularismus, wenn man es so nennen soll, auf der Hochschule und die Herstellung eines Gemeinschaftssinnes und standesgemäßen Zusammengehörigkeitsgefühles im Studenten".

I. Der Zusammenschluß der örtlichen Studentenschaft. U n d zur Verwirklichung dieses Gedankens waren gleich im ersten ZwischenSemester 1918/19 fast überall auf G r u n d allgemeiner, gleicher und meist auch geheimer Wahlen Ausschüsse gebildet worden. M a n m u ß wohl als günstige Voraussetzung und äußeren Anstoß hierzu die Staatsumwälzung im November 1918 ansprechen; nie aber wären diese Ausschüsse in die gedeihlichen und wirklich schöpferischen Bahnen geraten, in denen sie sich bewegen, wenn nicht durch lange Kriegsjahre mit dem Ernst des Lebens vertraut gewordene, auf dem Schlachtfeld zu M ä n n e r n herangereifte Studenten der Hochschule ihr Gepräge aufdrückten. Alte Studenten bevölkern 1918/21 Deutschlands hohe Schulen. U n d das Verantwortlichkeitsgefühl und Pflichtbewußtsein, das eine straffe Soldatenzucht anerzogen, durfte nicht brachliegen, mußte nutzbringend betätigt werden. Da lag es auf der Hand, daß man möglichst selbst teilhaben wollte an der Gestaltung seiner Zukunft, teilhaben wollte an der Verwaltung de/ Hochschule in studentischen F r a g e n : Selbstverwaltung, ein auch draußen im politischen Leben viel herumgeworfenes W o r t . Hinzu trat die Angst vor sich selbst, drei bis vier für das S t u d i u m verlorene Jahre hinter sich, politisch völlig haltlos in einer von Arbeitern beherrschten Zeit, also mußte man selbst versuchen, seine L a g e zu verbessern: Zeitkürzung im Studium, Interessenwahrung der Kriegsteilnehmer, Hebung der wirtschaftlichen Not in den Wohnungs-, Unterhalts- und vielen anderen Fragen. Alles um einen herum war organisiert oder hatte dies hastig nachgeholt; was blieb also dem Studenten anders, als den gleichen W e g zu beschreiten und sich einen festen Zusammenschluß zu schaffen. Alle Hemmnisse traten zurück, die scharfe Sonderstellung zwischen Waffenstudent *) In Heft 7 der „Deutschen Akademischen Zeitschrift" vom 15. 7. 1919.

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und Mensurgegner, zwischen Korporation und Wildenschaft wurde überbrückt, Nord und S ü d der Landsmannschaften verschwand, das Kriegsbeil der Weltanschauungsfragen, die im l e t z t e n J a h r h u n d e r t ein Zusammengehen immer wieder im Keime erstickt hatten, wurde begraben, die Fachschaften ordneten sich dem breiteren und umfassenderen „Asta" ein.

1. Die Organe der Studentenschaft, a) Name. Der Name „Allgemeiner Studenten-Ausschuß" mit der Abkürzung A. St.-A., A S T A oder Asta wurde vorherrschend, aber auch die Namen: „Vertretung der • ••Studentenschaft" und „Ausschuß der •••Studentenschaft" sagen dasselbe, zudem diese Studentenschaften auch die Abkürzung „A. St.-A." meist benutzen. Die Bezeichnung „ A S T A " begegnet uns zuerst in der Schrift von K n o l l und S c h w a b „Allgemeine Studentenausschüsse. Ein Programm" (Cöthen 1912) und hat sich dann seit Ende 1918 fest eingebürgert, 1 ) um nun nach Erlaß des neuen Studentenrechts den Bezeichnungen Vorstand oder Kammer 2 ) der . . . Studentenschaft zu weichen. A l l g e m e i n e r Studenten-Ausschuß war das seit fast zwei Jahrzehnten — insbesondere von der Freistudentenschaft angestrebte —jetzt zur Wirklichkeit gewordene Neue und zugleich durch seinen versöhnenden, vereinheitlichenden Charakter das Erfolgverheißende.

b) Wahlen. Der Wahlprüfungsausschuß in Würzburg stellte 46 Studenten-Ausschüsse mit allgemeiner W a h l fest, bei dreien war sie in Vorbereitung; zwölf hatten sie noch nicht, davon als Universität nur Greifswald, im übrigen Berg-, Forstakademien und Tierärztliche Hochschulen, bei deren recht geringer Besucherzahl wohl auch ohne den allgemeinen Wahlmodus das Gefühl einer allgemeinen Vertretung herrschte, die wiederum unbedingtes Erfordernis zur Verwirklichung eines allgemeinen Studententages w a r : „Gleichmäßigkeit der Rechtsgrundlage der Vertreterbestellung wird Vorbedingung sein, wenn nicht ein Vertreter dem andern die Legitimität des Mandats bestreiten soll. 3 ) Höchst verschieden und manchmal recht zersplittert marschieren die einzelnen Gruppen zur Wahl auf, jedoch durchweg mit hochschulpartenschem Charakter, ausgenommen die Gruppen, die einen politischen Einschlag hineinbrachten : der nationale Block der politisch rechts Gerichteten und allenthalben die recht kleine sozialistische Gruppe. Der Vorschlag mancher eingefleischter Parteipolitiker, die Wahlen offen nach den politischen Parteien gegliedert vorzunehmen, ist erfreulicherweise nirgends ausgeführt worden : mag er an dem gesunden Sinn der Studenten, die sich durch die Politik nicht noch weiter untereinander zersetzen wollten, gescheitert sein oder auch an dem Mangel politischer Schulung und dem „Nicht sich parteipolitisch betätigen wollen", überhaupt, ganz gleich — es war eine glückliche Fügung. An den meisten Hochschulen 4 ) findet man die Gruppen: Waffenstudenten, nichtschlagende Korporierte, daneben auch gesondert die Katholiker, ferner die Wildenschaft (Finken, Freistudenten u. s. w.) hie und da eine Hochschulreformgruppe und endlich die ' ) Vergl. „Das erste Jahr Deutsche Studentenschaft", a. a. 0 . Ferner „Der A S T A - G e d a n k e " (Aus einem Flugblatt des A . S t . A. Bonn anläßlich der Kammerwahlen am l l . u . 12. Mai 1920) Niedersächs. Hochschul-Zeitung 3. Jahrg. Nr. 1. 2 ) U m damit auch äußerlich dieAblehnung des Rätegedankens kenntlich zu machen, der in den „Ausschüssen" etwa gesucht werden könnte. ") Immanuel B i r n b a u m in der Akademischen Rundschau VII 1/2, *) Über die deutschösterreichischen Studentenausschüsse vergl. S . 51. 2

18 Sozialisten, die aus dem reinstudentischen Rahmen herausfallen, obwohl man dabei berücksichtigen muß, daß ihre politischen Antipoden, die äußerste Rechte, sehr wohl vorhanden, aber nicht offen zu erkennen ist (vergl. S . 40/41). Ferner ist bei den Wahlen auch der reine Fachschaftsgedanken vertreten. Jede in ihrem Studiengang verschiedene Gruppe wählt getrennt. Diese Art hat einen großen M a n g e l : Wenn sich einige Personen, sagen wir einmal eine waffenstudentische Verbindung oder ein gut organisierter Zweckverband der Wildenschaft zusammentut, um die gesamten Listen mit seinen Mitgliedern zu besetzen, ist dies sehr wohl möglich und mehrere solcher Gruppen können dann bei schnellem Vorgehen und rücksichtsloser Taktik den ganzen Ausschuß dominierend besetzen; daß dies immerhin — bei wohlwollender Sachlichkeit — ein Fehler ist, muß man zugeben und kann verstehen, daß solch' ein A. St.-A. als Allgemeinvertretung manchmal ein ganz schiefes Bild ergibt. Bei der übergroßen Mehrheit der Studentenschaften gilt bei den Wahlen die gesamte S t u dentenschaft als e i n Wahlkörper (Einheitssystem), innerhalb dessen sich Wahllisten nach beliebigen Gesichtspunkten bilden können; einzelne Studentenschaften, z . B . B o n n und Köln, dagegen erklären jede Fakultät als selbständigen Wahlkörper, um die fachliche S-iite des Studiums in dem Selbstverwaltungskörper stärker zu betonen. U m zwischen den beiden Handhabungen: E i n h e i t s s y s t e m , (die gesamte Studentenschaft einer Hochschule gilt als e i n Wahlkörper) und F a k u l t ä t s s y s t e m (jede Fakultät gilt als selbständiger Wahlkreis) einen beiden Teilen gerechtwerdenden und andererseits die den einzelnen anhaftenden Mängel ausgleichenden Weg zu schaffen, hat Verfasser folgenden Vorschlag ausgearbeitet: Grundsätzlich ist jede Fakultät geschlossener Wahlkörper; dadurch ist die fachliche Seite der Vertretung gewährleistet. Innerhalb jeder Fakultät können nun nach weltanschaulichen, hochschulpolitischen oder anderen Gesichtspunkten Wahllisten aufgestellt werden, die ihrerseits mit gleichgesinnten Listen anderer Fakultäten Verbindung eingehen können, um so auch kleinen Gruppen, die in einer Fakultät nicht die genügende Zahl Wähler besitzen, dennoch die Möglichkeit einer Vertretung zu gewähren. Die von dem Verfassungs-Ausschuß der Kölner Studentenschaft nach diesen Gesichtspunkten ausgearbeitete Wahlordnung vermag zugleich anderen Studentenschaften einen Anhalt bei der Ausarbeitung ihrer Wahlordnung zu bieten, da diese leicht — auch für andere Wahlsysteme — dem örtlichen Modus entsprechend umgearbeitet werden kann. 1 ) Bei der vorstehenden Darstellung der verschiedenen Handhabungen der Wahlen zur Kammer handelt es sich um das jetzt fast nur noch gebräuchliche Einkammer-System. Früher wurde auch das Zweikammersystem angewandt (Leipzig, Kammer A und B, Berlin, Münster u. a.) aus dem Geiste der Zeit heraus, der eine Einigung der Gesamtstudentenschaft vorläufig ergebnislos erscheinen ließ, aber eine Einigung der beiden großen Gruppen der Studentenschaft, der Nichtinkorporierten und der Korporationsstudenten und deren Zusammenschluß in einem Zweikammer-Ausschuß möglich machte. Besonders eifrig wurde der Gedanke der Doppelkammer gefördert in Münster durch Referendar Otto K o e n e n 2 ) und von Prof. Dr. E r m a n 3 ) . Von dem Ge' ) Abdruck in Nr. 9 der Kölner Universitäts-Zeitung II. J h g . (Die Stadt Köln ste'lt zur Wahlhandlung auf Antrag der Studentenschaft die a m t l i c h e n Wahlurnen leihweise zur Verfügung). l ) Home Rule oder allgemeine Wahlen in Heft 2 der Freistudentischen Zeitfragen M ä r z 1912. 3 ) Wesen und Nutzen eines zweiköpfigen allgemeinen Studenten-Ausschusses, veröffentlicht wie vor.

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danken der schier unüberbrückbaren Gegensätzlichkeit zwischen Korporierten und Wildenschaftlern ausgehend, sollten zwei Ausschüsse gebildet werden, die völlig selbständig nebeneinander ihre Angelegenheiten regelten, in gemeinsamen gesamtstudentischen Angelegenheiten aber zusarrrren arbeiteten. Heute steht man erfreulicherweise auf dem Standpunkt, daß dieser Unterschied meist gamicht von solcher Bedeutung ist, und daß die großen Fragen der wirtschaftlichen Selbsthilfe nur durch inniges Zusammenarbeiten der Gesamtstudentenschaft gefördert und zu befriedigenden Ergebnissen geführt werden können. Ein Vorschlag des Freistudenten L e f e v r e - Köln nimmt einen alten Gedanken wieder auf dahingehend, das Zweikammersystem auch jetzt wieder und zwar wie folgt anzuwenden: 1. K a m m e r : Zur Erledigung der allgemein studentischen Angelegenheiten, 2. K a m m e r : als Fachschaftsrat zur Bearbeitung der Studien- und Fachaufgaben. O b diese Teilung — mit getrennten Wahlen — sich als notwendig erweisen wird, muß die Zukunft zeigen (vergl. S. 39). Endlich sei noch einer neuerdings von P. v a n A ü b e 1 und A. B e r g s t r ä s s e r vorgeschlagenen Dreigliederung des studentischen Selbstverwaltungskörpers Erwähnung getan, die neben der Allgemeinen Kammer (Repräsentant aller studentischen Gruppen der Hochschule) Sachverständigenkammern \ orsieht 1 ) und zwar vorerst eine S t u d i e n k a m m e r (Hochschulu. Studienreform) und eine W i r t s c h a f t s k a m . m e r (Wohlfahrt und Wirtschaftshilfe); entsprechend dieser Dreiteilung würde dann auch neben den Allgemeinen Studententag ein Studien- und ein Wirtschaftstag treten. U m vollständig und rückhaltlos gerecht zu sein, muß die Wahl nicht nur allgemein und gleich, sondern auch geheim und nach Verhältnis vor sich gehen. In letzterem sind noch manche Verschiedenheiten, Halle hatte bisher öffentliche Wahl, die Mehrzahl dagegen das neue Reichstagwahlrecht. Auch Unterschiede zwischen aktivem und passivem Wahlrecht werden vorgenommen: Göttingen und Köln gaben bis jetzt passives Wahlrecht nur Studenten, die bereits ein Semester an ihrer Hochschule immatrikuliert sind und glauben dadurch eine gewisse Kenntnis und Sachlichkeit aller Mitglieder zu erzielen. In München besteht Wahl p f l i c h t : „die Unterlassung des Wahlaktes schließt vom Bezug der von dem A. St.-A. beschafften Vergünstigungen wie Militärbekleidungsstücke, Zigaretten usw. aus". Uber den Nutzen und Erziehungswert der Wahlpflicht ließe sich mancherlei sagen, aber hier mit gewissen Strafen cder Entziehungen einen moralischen Druck ausüben zu wollen, ist psychologisch doch stark anfechtbar; jedoch „verschanze man sich nicht hinter dem Schlagwort von der „akademischen Freiheit." Die hat die Masse unserer Jungakademiker noch längst nicht begriffen. Sie fragt nur „Frei wovon?" statt „Frei wozu?" 2 ) Von großer Bedeutung ist auch, daß sich möglichst bald der Gedanke der Notwendigkeit einer einjährigen Amtsdauer der studentischen Organe durchsetzt; ich bin mir wohl bewußt, daß es nicht leicht möglich sein wird, 30—50 Studierende zur einjährigen Arbeit an der Studentenschaft zu verpflichten. Deshalb ließe sich vielleicht bei jeder Wahl darauf Bedacht nehmen, die Listen so stark zu besetzen, daß etwa 1 / 3 nach einem Halbjahre ausscheiden und durch Nachrücken der noch auf den Listen Verzeichneten sofort ersetzt werden kann. Die einjährige Amtsdauer von mindestens 2 / 3 der Kammermitglieder, zumal des engeren Vorstandes, müßte immerhin gewährleistet sein, damit eine Stu0 Nachrichtenblatt der D. St. II. Jhg. Nr. 4. ) Herbert F. M u e 11 e r , a. a. O. S. 15/16.

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20 dentenschaft überhaupt den Aufgaben, die ihr durch das neue Recht gesteckt sind, gerecht werden kann und nicht zum Zerrbild eines Selbstverwaltungskörpers herabsinkt. Am vorteilhaftesten findet der jährliche Wechsel r r . E . in dem der Rektoratsübergabe folgenden Halbjahr statt, damit nicht die Universitätsleitung und die Studentenschaft gleichzeitig wechseln, sondern sich gegenseitig einspielen können. Daß die bürorräßige Abwicklung der Geschäfte mit der Zeit, zumal an den großen Hochschulen, bei dem raschen Wechsel des Vorstandes die Anstellung eines haupt- oder nebenamtlichen Geschäftsführers erforderlich macht, haben bereits einzelne Universitäten (Göttingen, München, Freiburg l. B., Halle, Jena, Bonn, Köln u. a.) durch Einstellung von S t u d e n t e n s e k r e t ä r e n 1 ) (Syndici) bewiesen. Es sollen die Schattenseiten bei der Anstellung von Beamten durch die Studenten nicht verkannt werden. Die Studentenschaft wird sich in den kommenden Jahren verjüngen und dann durchschnittlich ein Alter von 18—23 Jahren aufweisen, während der Studentensekretär allmählich zum „Studentenvater" und damit in seinem Amt „routiniert" wird, was besagen soll, daß er — wenn auch fast unbewußt — seine Pläne und Ideen durchzuführen bestrebt ist und bei allen Beratungen durch seine Meinung bestimmend wirken wird; ferner wird der erziehliche Wert, der in der verantwortungsvollen Selbstarbeit der Kerrmerrritglieder liegt, leiden, da d ese Arbeit immer mehr in die Hand des Geschäftsführers gelegt wird. Umgekehrt ist aber zu bedenken, daß der stete Wechsel im Vorstand nach außen hin bei allen Verhandlungen, Konferenzen, Abschlüssen von Verträgen und der Überwachung der Durchführung derselben ein starkes Hemmnis bildet, der Studentenschaft dadurch mancher Vorteil entgeht, daß nicht alle Fäden von den Nachfolgern aufgegriffen werden, die von den Vorgängern angeknüpft waren. Hier rruß eine auf längere Zeit zum Dienste an der Studentenschaft verpflichtete Person einspringen, der man ja in einem besonders aufzustellenden Dienstvertrag übergroßen Einfluß von vornherein unterbinden könnte.

c) Satzung und Geschäftsordnung. Selbstgegebene S a t z u n g e n und Geschäftsordnungen schreiben der einzelnen Studentenschaft die Bahnen vor, in denen sich ihre Arbeit bewegen soll. Der Satz: „Die Stellungnahme zu den einzelnen Fragen hat unabhängig und unbeeinflußt vom religiösen und politischen Standpunkt der Parteien zu erfolgen", kehrte dem Sinne nach überall wieder; die G ö t t i n g e n e r Studentenschaft z. B. fügt noch hinzu „und ohne falsches Klassenbewußtsein". Ferner kehrt einheitlich wieder „das Recht und die Pflicht, die gesamte örtliche Studentenschaft nach außen zu vertreten", „für kulturelle und soziale Förderung des Studententurrs zu sorgen" und „im Verein rrit den akademischen Behörden studentische Selbstverwaltung auszuüben". Nachdem das neue Siudentenrecht eine Umarbeitung der be'eits bestehenden S tzungen erforderlich machte, hat der Vorstand der Deutschen S:udenten?chaft zus?rrrren mit dem Verfassungsausschuß eine Mustersatzung ausgearbeitet, d e emerreits den Vorschriften des neuen Rechts entspricht u r d andererseits durch ihre uniforme Anpassung an jede Studentenschaft zur äußerlichen Vereinheitlichung der Deutschen Studentenschaft beitragen wird (s. Anhang S.58). Die Aufgaben und die Zuständigkeit der Allgemeinen Studenten-Ausschüsse (Vorstand und Kammer) werden am einheitlichsten durch die Leitsätze zum Würzburger Studententag von H e m m e t e r - München wiedergegeben. 2 ) J ) Vergl. F r o m m e l im Tagungsbericht Würzburg a. a. 0 . S. 223 ff. und C o r d e in „Die Studentenschaft", Nr. 7, IV. Jhg. 2 ) Vergl. auch § 2 des neuen Studentenrechts Seite 31.

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2. Die Allgemeinen Studenten-Ausschüsse sollen grundsätzlich die gesamte wirtschaftliche Fürsorge für die Studentenschaft in ihrer Organisation vereinigen und ausbauen. Das Aufsichtsrecht anderer Behörden über die A. St.-A. darf auf diesem Gebiet lediglich ein formales sein. 3. Als Mitarbeiter an der Neuordnung des studentischen Disziplinarrechtes sind die studentischen Vertretungen heranzuziehen. Die Disziplinargerichte für Studierende sind paritätisch aus Dozenten und Studierenden zusammenzusetzen. Die Aufrechterhaltung der Ordnung unter den Studierenden (z.B. Anschlagsüberwachung, Verteilung von Hochschulräumen für studentische Zwecke usw.) ist in die Hand der Studenten-Ausschüsse zu legen, soweit dadurch die Einheit der Maßnahmen der Hochschule als Gesamtheit nicht gefährdet wird. 4. Bei der Neugestaltung des Hochschulunterrichts sind die studentischen Vertretungen zu den Vorberatungen zuzuziehen und vor Entscheidungen unmittelbar von den maßgebenden Stellen zu hören. An der laufenden Gestaltung des Unterrichts wird auf studentischer Seite in erster Reihe durch die Fakultätsausschüsse mitzuarbeiten sein. Stellungnahme zu den grundsätzlichen Fragen ist aber stets Sache des A. St.-A. Der wissenschaftlichen Beurteilung von Dozenten (Berufung usw.) haben sich die Studentenvertretungen streng zu enthalten. 5. Die Allg. Studentenausschüsse sollen demnach behördliche Organe ihrer Hochschule mit besonderer Zuständigkeit bilden und für diesen Aufgabenkreis selbständig neben den Senaten als Vertretungen der Dozentenschaft stehen. 6. pp. d) Gliederung und Tätigkeit. d1 A m t e r u n d A u s s c h ü s s e . In diesen Punkten ist eine Fülle von Arbeiten und Forderungen enthalten, die der T ä t i g k e i t der Kammer ein weites Feld bietet und ihre Teilung in Unterausschüsse, Ämter, Kommissionen usf. notwendig machte. Die Art der G l i e d e r u n g und Arbeitsverteilung ist so verschieden, daß sich nicht an zwei Hochschulen ein völlig gleiches Bild ergibt. Und das mußte so sein, denn jede Studentenschaft konnte nur an Hand des bereits gegebenen weiter arbeiten oder sich den besonderen örtlichen Verhältnissen anpassen; Satzung, Geschäftsordnung und Ausführungsbestimmungen werden jedem Studenten an seiner Hochschule über diese Besonderheiten Aufschluß geben. Das Gemeinsame ist in den vorerwähnten Leitsätzen festgelegt. Die nüchternen Leitsätze lassen nur schwer erkennen, welche Aufgaben der Lösung harren. An Hand des Hallischen-Universitäts-Kalenders vom 1. 10. 1919, nach dem Bericht des Studentensekretärs Dr. W. T h e i l e r über den A. St.-A. Halle, der mit seinen Ämtern und Ausschüssen infolge der schon früher regen Tätigkeit der Freien Studentenschaft gutgegliedert aufgebaut ist, kann man einigermaßen ein Bild davon zeichnen: A. Z u r E r h a l t u n g u n d W e i t e r f ü h r u n g d e r s t u d e n t i s c h e n Organisation. 1. Hauptausschuß (Vorstand). 2. Studentensekretariat. 3. Verfassungsausschuß. B. Z u r L ö s u n g h o c h s c h u l p o l i t i s c h e r F r a g e n . 4. P r e s s e a m t . Zweck: Herausgabe der Universitäts-Zeitung und des Universitäts-Kalenders, Aufklärung der öffentlichen Meinung im Sinne der Studentenschaft und Publikation der allgemein interessierenden Tätigkeit der Universität.

22 5. F a k u l t ä t s a u s s c h u ß . (Entstanden aus den Arbeitsgemeinschaften der Fakultäten und konstituiert durch die Satzungen des A. St.-A. im Juli 1919.) Aufgabe: Bearbeitung der Fachfragen. Wahlen spätestens 8 Tage nach den Wahlen zum A. St.-A. Jede Fakultät bildet aus sich einen Arbeitsausschuß, dessen Geschäfte der Senior führt; die philosophische Fakultät bildet 3 Arbeitsausschüsse : für die philosophisch-historische, die mathematisch-naturwissenschaftliche und die landwirtschaftliche Abteilung. 6.

Kriegsteilnehmeramt. Aufgabe: Wahrung der Interessen der Kriegsteilnehmer und Kriegsbeschädigten. Idee: Regelung der Zwischensemesterfragen, der Platzverteilungsfragen und der Unterbringung in Wohnungen zu ebener Erde und in nächster Nähe der Universität. Anbahnung des bevorzugten Unterkommens in Berufen und der Verkürzung der Wartezeit. 7. S p o r t a m t . Aufgabe: Aufklärung der Studierenden über den Wert der Leibesübungen, Bereitstellung von Plätzen und Geräten; Veranstaltung von Sportfesten und Wettkämpfen. Schaffung von Kursen zur Heranbildung von Turn-, Sport-, Schwimm- und Fechtlehrern. Erwirkung zweier kollegfreier Nachmittage für die praktische Betätigung. Idee: Körperliche Durchbildung und Wehrhaftmachung der akademischen Jugend, deren Erziehung zu Lehrern des Volkes auf dem Gebiete der Leibesübungen, Anregung zur wissenschaftlichen Erfassung und Weiterbildung der Leibesübungen in engster Fühlungnahme mit dem Akadem. Ausschuß für Leibesübungen (Dozenten), dem Hallischen Ausschuß für Leibesübungen und den bürgerlichen Fachvereinen durch Vorträge, Kurse, Aufsätze, Plakate, Flugblätter, Literatur, Schaukästen und Akademische Olympien. 8.

Studienberatungsstelle. Aufgabe: Auskunft und Beratung in allen Fragen der Studienwahl und Studienlehrpläne, Auskunft über einschlägige Institute, Bibliotheken, Sammlungen, Lehrmittel und Literatur, Beratung in Fragen des Universitätswechsels und Auskunft über Vorlesungen und Studienpläne anderer Hochschulen und Institute. Idee: Studienberatung durch Fachleute, Anweisung zur raschen Abwicklung eines gründlichen Studiums ohne die Gefahr einer Kraft verschwendenden Zersplitterung, Nutzbarmachung aller Erfahrungen betr. Studien und praktische Vorbereitung durch engste Fühlungnahme mit den Fakultätsausschüssen, den hochschulpolitischen und beruflichen Organisationen.

9.

Berufsberatungsstelle. Aufgabe: Beratung der Abiturienten, der das Studienfach wechselnden Studierenden sowie der Studierenden überhaupt in allen Berufsfragen, soweit sie Arbeitsgebiet und -methode, Art der Vorkenntnisse, Berufsausbildung, wirtschaftliche Verhältnisse, Beschäftigungsmöglichkeiten und Regelung des Bedarfes in den einzelnen Berufen betreffen. Idee: Verminderung des akademischen Proletariates und der wirtschaftlichen Notlage der akademischen Berufe, Gewinnung der tüchtigsten Arbeitskräfte für den zusagenden Beruf, Anbahnung der Wiederherstellung der geistigen Führerrolle im Staate und Regelung des Nachwuchsbedarfes nach den Erfahrungen der deutschen Volkswirtschaft durch:

23 1. ständige Fühlungnahme mit der deutschen Zentrale für Berufsberatung Berlin, der Berufsberatungsstelle Mannheim, den betr. Steilen der Beruf sorganisationen, der Provinzen, Kreise und Kommunen und den amtlichen Auskunftstellen für akademische Studien und Berufe, sowie mit dem Akadem. Hilfsbund und seinen Ortsgruppen. 2. Sammlung und Bearbeitung aller einschlägigen Druckschriften, Programme und der Beschlüsse der Berufsorganisationen und Ministerien. 3. Sammlung, Bearbeitung und Publikation aller statistischen Erhebungen der Berufsorganisationen und Materialien über Stellenbedarf und Berufsnachwuchs. 4. Propaganda, Auslage und Vermittlung der Literatur über Berufsberatung. 5. Aufklärung über freie Berufe, Wesen der Beamtenlaufbahn, Pension, berufliche und Angestelltenversicherung usw. 6. Sammlung und Publikation von Anschriften der Fachgruppen und Sachverständigen, die zu persönlicher Auskunft bereit sind. 7. Organisation des akademischen Arbeitsmarktes, dessen Publikation bezw. Hinweis auf Berufsvermittlungen. 8. Beratung der studentischen Arbeitsvermittlung für Neben- und Ferienarbeit als Vorbereitung für akademische Berufe. 10. V o l k s h o c h s c h u l a u s s c h u ß . Aufgabe: Mitarbeit am Aufbau der Volkshochschule und Heranziehung der Studierenden zur Lehrtätigkeit in besonderen, dazu geeigneten Kursen. C. Z u r L ö s u n g s o z i a l - p o l i t i s c h e r 11.

Fragen.

Rückwanderungsamt. Aufgabe: Dienstleistung bei der Unterbringung und wirtschaftlichen Unterstützung der Rückwanderer aus den besetzten und abgetretenen deutschen Landesteilen. 12. A m t f ü r b e s e t z t e G e b i e t e . Aufgabe: Schaffung von Ein- und Ausreiseerlaubnis, Vermittlung wirtschaftlicher Unterstützung durch Behörden und Private und Unterbringung der Studierenden des besetzten Gebietes in neben- und hauptamtlichen Berufsstellen des unbesetzten Gebietes. Erleichterung des Post- und Briefverkehrs und schließlich Weckung und Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühles mit der Rasse und Nation. Idee: Erhaltung der geistigen Arbeitskraft in den Studierenden des besetzten Gebietes für den Staat, Stärkung des nationalen Gefühles der Bewohner des besetzten Gebietes durch die Studierenden und Verhinderung einer dem Staate ungünstigen Abstimmung bezw. eines Aufgehens dieser Studierenden in eine andere Nation und Rasse. 13. P o l i t i s c h e s Arbeitsamt. Aufgabe: Politische, unparteiische Durchbildung und staatsbürgerliche Erziehung des Studierenden bis zur Lösung dieser Aufgaben durch die Universität. Idee: Vorbereitung auf öffentlich-politische und parlamentarische Tätigkeit, um dem Akademikerstand durch allseitige geistige Bildung die Führerrolle im Staat zurückzugeben. 14. S o z i a l e s A r b e i t s a m t . Aufgabe: Veranstaltung von Exkursionen zur Verständnisgewinnung für Arbeitsgebiete, -methoden und -Verhältnisse anderer Berufe und zum Kennenlernen der Wurzelstätte der Klassenunterschiede bildenden Fak-

24 toren Kapital und Industrie. Errichtung von Arbeitsunterrichtskursen, sowie aktive Teilnahme am Lehrbetrieb der Volkshochschulen zur Hebung der Volksbildung und gleichzeitigen Verminderung des Klassengegensatzes: Intellekt-Proletariat. Allmähliche Beseitigung der äußeren Merkmale der Klassenunterschiede durch Aufklärung und Verständniserweckung bei den anderen Volksschichten und Anregung zur Verzichtleistung bei der eigenen. Weckung und Förderung des Gemeinschaftsgefühles bei den Studierenden und Heranziehung der wirtschaftlich besser gestellten Studierenden zur Unterstützung der wirtschaftlich Notleidenden. Aufklärung der anderen Volksschichten über den kulturellen Wert des Studiums und über die Berechtigung der Forderung der Gleichstellung. Idee: Erwirkung der Anerkennung geistiger Arbeit als Grundlage aller Wertegewinnung, Vereinigung der geistigen Arbeiter aller Schichten durch Ausschaltung der Gegensätze schaffenden Faktoren, Anbahnung zur Uberbrückung von Volksschichten durch weitere Heranziehung anderer Schichten zur geistigen Arbeit und Bildung und praktische Betätigung des Studierenden in nicht geistigen Berufen und zur Vereinigung aller Schichten im Bewußtsein der Nation und Rasse. (Auf besonderen Wunsch des A. St.-A. finden publice Vorlesungen statt, z. B. ü b e r : „Die Entwicklung von Wirtschaft, Kunst und Weltanschauung vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart in Einzelvorträgen.") D. Z u r L ö s u n g w i r t s c h a f t l i c h e r 15.

Fragen.

Arbeitsvermittlungsamt. Aufgabe: Vermittlung von Ferien und Nebenarbeit. Idee: Allmähliche Ausschaltung der Stipendien und Hebung der wirtschaftlichen Lage zur Arbeit, Gewinnung der in den Studierenden brachliegenden Arbeitskraft zu Gunsten der Allgemeinheit des deutschen Volkes und zur Mehrung der deutschen Volkskraft. Die Arbeitsvermittlung nimmt Meldungen entgegen für folgende Arbeitsgebiete: Nachhilfe, Hauslehrer-, Privatschullehrerunterricht, Unterrichtsvertretungen, Unterricht an der Volkshochschule, in sportlichen, Jugend- und Bildungsvereinen, Predigtvertretungen, Missionshilfsdienst, Organistenstellen, Medizinalwesen; Vertretungen jeder Art, Korrekturlesen, Katalogisierung, Sortimentshilfsdienst, Kataster, Einrichtung von Bibliotheken, Berichterstattung, Übersetzungen, Privatsekretärstellen, Übernahme von Vorträgen, Aushilfsbuchführung, Ausarbeitung von Aufsätzen, Reden, Protokollen und Referaten, Ausführung von Plakaten, Illustrationen, Skizzen und Gemälden, Verkaufsvermittlung von Kunstgegenständen, Kompositions- und literarischen Produkten, Annoncen-Akquisition, Hilfsdienst bei Behörden (Eisenbahn, Kommune, Universität, Museen, Post), Kunsthandwerke, Büroarbeiten bei Handel, Gewerbe und Industrie, Erntearbeiten, Grubenarbeit, Pohzeitruppe usw.

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Büchervermittlungsamt. Aufgabe: Verkaufsvermittlung preiswerter Bücher und Lehrmittel für Studierende. Idee: Nutzbarmachung des toten Kapitals an Büchern in den Familienbücherschränken und preiswerter Verkauf zu Gunsten von Käufer und Verkäufer. Gerechte Verteilung von Bücherstipendien an wahrhaft bedürftige Studierende. Neue Eingänge werden durch Anschlag und in der Univ.Zeitung veröffentlicht.

25 17. L e s e h a 11 e n a m t. Aufgabe: Beratung, Überwachung und weiterer Ausbau des Geschäftsbetriebes der akademischen Lesehalle. 18. W o h n u n g s a m t . Aufgabe: Vermittlung von Wohnungen für Studierende, deren Auswahl nach besonderen Notwendigkeiten, den sanitären Bedürfnissen, der sozialen Lage, den ästhetischen Anforderungen der Berutsaufgabe und den moralischen Verpflichtungen der Studentenschaft. 19. H a u s a m t . Aufgabe: Aufrechterhaltung der Ordnung an den Anschlagbrettern der Universität und Institute, sowie Verwaltung und Einrichtung der dem A. St.-A. gehörenden Räume. (Der A. St.-A. hat für ausschließliche Benutzung durch die Studierenden die I. Etage der Burse zur Tulpe, Alte Promenade 5, gemietet. Außer einem Saal für besondere Veranstaltungen stehen dort zur Verfügung: ein Lese-, Rauch- und Musikzimmer.) 20. S p e i s e h a l l e n a m t . Aufgabe: Entgegennahme der Wünsche der Studierenden betr. Wirtschaftsbetrieb, Speisezubereitung, Speisezettel und Markenausgabe. 21. V e r g ü n s t i g u n g s a m t . Aufgabe: Ermittlung und Bekanntgabe der Ermäßigung gewährenden Stellen (Theater, Straßenbahn, Museen usw.) und Ermittlung der Bezugsermäßigung von Zeitungen, Zeitschriften usf. Fortgesetzte Werbetätigkeit. Idee: Hebung der wirtschaftlichen Lage der Studierenden durch Vergünstigungen und Schaffung sowie Verteilung geistiger Stipendien. 22. In Vorbereitung. Darlehnskasse, S t u d e n t i s c h e Bank und Sparkasse, Ferienheim. E. V e r s c h i e d e n e s . 23. B ü r g e r a u s s c h u ß . Aufgabe: Vertretungen studentischer Interessen bei der politischen Körperschaft des Bürgerausschusses. 24. S t a t i s t i s c h e s A m t . Aufgabe: Veranstaltung und Verarbeitung der semesterlichen Erhebung über die soziale und wirtschaftliche Lage der Studierenden, die Einwirkung der militärischen Dienstzeit und die hiesige Wohnungslage. 25. W a h l a u s s c h u ß . Aufgabe: Vorbereitung und Durchführung der Wahlen zum A. St.-A. 26. K o h l e n v e r t e i l u n g s t e l l e . Aufgabe: Ausgabe der städtischen Kohlenbezugscheine für Untermieter. Die Organe mancher Studentenschaften schufen durch vorbildliche Arbeit Werke, die der Hochschule von größtem Nutzen und dauerndem Wert sind, so wurde in Köln, durch tatkräftige Unterstützung von Rektor und Dozentenschaft, durch Werbeaufrufe in der Kölner Universitäts-Zeitung die Summe von bis jetzt 100 000 Mark durch freiwillige Spenden seitens der Bürger-, Dozenten- und Studentenschaft in ganz kurzer Zeit aufgebracht und damit der Grundstock für eine S t u d e n t e n - B ü c h e r e i geschaffen, die das vom Studenten meist garnicht oder nur durch finanzielle Opfer zu beschaffende moderne schöngeistige Buch mietweise zu vermitteln sich die Aufgabe gestellt hat. Die Studentenschaft der Technischen Hochschule Dresden hat eine E i n k a u f s g e n o s s e n s c h a f t begründet, die für Dozenten, Studenten und Beamten

26 der Hochschule Lebens-, Genußmittel und Bedarfsartikel zu ermäßigten Preisen beschafft 1 ) und den Betrieb der mensa académica verwaltet. Die Studentenschaft der Universität Münster i. W. schuf sich in kurzer Zeit aus eigener Kraft einen M i t t a g t i s c h , der seit dem September 1919 eingerichtet ist und von ihr unterhalten wird. Manche der vorstehenden Angaben, insbesondere über die soziale Tätigkeit mögen sich an einigen Hochschulen auch noch auf andere Gebiete erstrecken. 2 ) d2 W e r b u n g , H o c h s c h u l - u n d S t u d i e n r e f o r m . Der Vorstand jeder Studentenschaft muß sich stets bewußt sein, daß ihm außer der Geschäftsführung und Repräsentation auch die unermüdliche W e r b u n g für den neuen Zusammenschluß obliegt; als bisher noch wenig beachtete Mittel hierzu seien aus dem Bericht 3 ) des 5. Kreises (Westdeutschland) über den Kreistag am 10. 10. 1920 in Frankfurt a. M . angeführt: 1. Veranstaltung von Abiturientenwochen, in denen ein Kammermitglied etwa 2 Monate vor der Reifeprüfung zu den Primanern über die Aufgaben und die Organisation der Deutschen Studentenschaft spricht; 2. Hinweis auf die studentische Organisation und ihre Bedeutung in der Rede des Rektors bei der Immatrikulation; 3. Rede des Vorsitzenden der Studentenschaft bei der Immatrikulation und Handschlag des „mulus" bei Rektor und Studentenschafts Vertreter; 4. Aufklärung der Dozenten und Werbung bei ihnen dahingehend, daß diese in den Vorlesungen zwanglos Hinweise auf die Aufgaben der Studentenschaft einstreuen; 5. in jedem Semester eine offizielle Versammlung der Dozenten und Studenten, zu der der Senat einläd; 6. Verteilung eines neutralen Flugblattes über die Aufgaben, Ziele und Tätigkeit der studentischen Selbstverwaltungskörper durch die Kammer vor den Wahlen, bei akademischen Feiern usw. Eine weitere Aufgabe sehen die „Studentenschaften" darin, dem manchmal recht kleinlichen Hader der einzelnen Verbindungen, Vereine usw. untereinander und der teilweisen Unmöglichkeit, Händel zwischen Waffenstudenten und Mensurgegnern in einer für beide Teile befriedigenden Weise zu schlichten, entgegen zu kommen. Manche Studentenschaften, z. B. Göttingen und Marburg, hatten z. T . schon vor dem Kriege mit der Aufstellung einer „ A l l g e m e i n s t u d e n t i s c h e n E h r e n o r d n u n g " darin Gutes geleistet und Unterlagen geschaffen, die eine geeignete Grundlage für die Verhandlungen des auf dem 2. Deutschen Studententag in Göttingen eingesetzten „Ausschusses zurSchaffung einer Ehrenordnung" boten, der in mehrstündiger Aussprache ein „Rahmengesetz" entwarf, das er den einzelnen Studentenschaften zur Einführung nach Verleihung der Ehrengerichtsbarkeit empfiehlt. 4 ) Auch durch Anschluß an die Lebensmitteleinkaufsgemeinschaft einer größeren Beamtenschaft am Orte (z. B. Oberlandesgericht) kann eine solche Ermäßigung herbeigeführt werden. 2 ) Einrichtung von Bügel- und Flickstuben u. a. In München ist die Einrichtung einer Druckerei und Buchbinderei zur Herstellung von wissenschaftlichen Arbeiten usf. mit Studenten als deren Personal geplant. Vergl. auch R a u e c k e r , die Settlementsbewegung, M.-Gladbach 1913. 3 ) Kölner Universitäts-Zeitung II. Jahrgang Nr. 10. 4 ) Text des Entwurfs enthalten im Nachrichtenblatt der Deutschen Studentenschaft Jahrgang I, Nr. 12, kommentiert von M . D r o s s b a c h in „Die Hochschule" 4.'Jahrgang, Heft 9. — Vergl. auch: „Das erste Jahr Deutsche Studentenschaft" a. a. 0 .

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Ferner war in Leitsatz 3 vonHemmeter (S. 21) d i e Teilnahme an der Neuordnung der Disziplinargerichtsbarkeit 1 ) den Studentenschaften zur Pflicht gemacht. Da es sich hierbei um ein alle Glieder der Hochschule stark berührendes Problem handelt, glaubte die „Deutsche Studentenschaft" am besten einheitlich für das ganze Reich vorgehen zu sollen und stellte als erste Vorlage für e i n e D i s z i p l i n a r o r d n u n g ihrerseits nach reiflichen Ausschußberatungen einen Entwurf auf, der nun vom Hochschulverband und den Regierungen geprüft werden möge. 2 ) Die vorerwähnten Reformversuche des akademischen Disziplinargerichtswesens sind eine Teilaufgabe der Organe der Studentenschaften in ihrer Mitarbeit an der H o c h s c h u l - und Studien r e f o r m , wie sie in Punkt 4 der Leitsätze S . 21 angedeutet wird. Das Schlagwort Hochschulreform hat so breite Kreise gezogen, daß geflissentlich manches garnicht Zugehörige diesem Wort beigelegt wird. Es ist nicht Aufgabe dieser Arbeit, kritisch hierzu Stellung zu nehmen; es seien aber aus dem Brennpunkt der Hochschulreform die Leitsätze von B i r n b a u m - M ü n c h e n 3 ) wiedergegeben-, da dieselben maßgebend für die Arbeit der Studentenschaften an der Hochschulreform sind: 1. Die Mitwirkung der Studentenschaft an der Gestaltung des Studiums liegt im Zeitpunkt der Neugestaltung bei den allgemein-studentischen Vertretungen. Für die sachliche Durcharbeitung des ganzen Gebiets empfiehlt sich engster Anschluß an die Dozentenschaft in gemeinsamen Kommissionen nach dem Muster des Münchener Aktionsausschusses. Die dauernde Mitarbeit der Studentenschaft an der Studiengestaltung liegt zweckmäßiger weise in den Fakultätsausschüssen. 2. Die Höhe der Vorbildung für das wissenschaftliche Studium darf nicht durch Minderung der sachlichen Anforderungen herabgedrückt werden; von der Neugestaltung des Mittelschulwesens muß vielmehr eine strengere Auswahl für die Zulassung zu den Hochschulen erwartet werden. Außerhalb der Regel sollten die Fakultäten die Möglichkeit haben, an Stelle formaler Allgemeinvorbildung auch eine im Beruf erworbene, ihnen nachgewiesene Sach- und Weltkenntnis als Vorbildung gelten zu lassen. 3. Praktische Berufsarbeit des Studenten während der Studienzeit darf nicht behindert werden wie im preußischen Disziplinarrecht, sondern ist auch aus pädagogischen Gründen seitens der Hochschule zu erleichtern. 4. Seminarübungen und Praktika sollten eine stärker bevorzugte Stellung im Hochschulunterricht einnehmen wie im Allgemeinen bisher. Die große Vorlesung sollte mehr der systematischen oder der spezialistischen wissenschaftlichen Darlegung für reifere Hörer vorbehalten bleiben. Ihr sollen Instruktionen über die Arbeitsmittel des Faches und Übungen zur Einführung in die theoretische Fragestellung vorausgehen. Ferner wären die bisherigen Seminarübungen und Praktika, die die Verarbeitung großer Vorlesungen voraussetzen, durchgehend zu differenzieren: Unterscheidung der ersten selbständigen Arbeitsversuche im Proseminar und der großen Seminararbeit (Doktor-Arbeit). 5. Die wissenschaftlichen Institute dürfen durch ihre praktischen Aufgaben den Lehrzielen der Hochschule und der theoretischen Zwecksetzung Vergl. Friedrich S t e i n , Die akademische Gerichtsbarkeit in Deutschland. Leipzig 1891. E. E. B u r c h a r d t , Die akademische Disziplin. Inaug. Dissert. Greifswald 1911. S c h i m m e l u . R i t t e r , Zur Reform des studentischen Vereinsrechts und der Disziplinarvorschriften für Studenten (Burschenschaftliche Bücherei Bd. 4, Heft 6), W . C . Heymanns Verlag Berlin 1912. 2 ) Vergl. H a e n i s c h , Staat und Hochschule, Verlag f.Politik u. Wirtschaft, Berlin 1920. S . 93.—'Text des Entwurfs enthalten im Nachrichtenblatt der D . S t . J h r g . I . N r . 12. 3 ) Würzburger Tagungsbericht S . 258.

28 aller Forschung nicht entzogen werden. Ihre Arbeitsmöglichkeiten sind für die Einführung des Studenten in die praktische Arbeit in höherem Maße auszunutzen. 6. Die pädagogische Ausgestaltung der Seminare und Institute ist nur bei starker Vermehrung und systematischer Hebung der Assistentenstellen möglich. Zeitweilige Heranziehung in anderen Berufen tätiger Akademiker kann hier aushelfen. Verjüngung des Lehrkörpers ist auch durch Verbesserung der Dozentenlaufbahn zu erstreben: mehr besoldete Lehrstellen ohne Antastung des unabhängigen Charakters der Privatdozentur. Dozenten über 65 Jahre sind von Ordinariatsgeschäften (Prüfungen usw.) zu entbinden, ohne daß ihre weitere Lehrbetätigung behindert werden darf. Eine Heranziehung der Studentenschaft zur Mitwirkung bei wissenschaftlichen Berufungen bleibt ausgeschlossen. 7. Doktorprüfungen und Staatsexamen sind vollständig unabhängig von einander zu gestalten. Als Ausweis für das praktische Leben ist die Doktorprüfung durch einen anderen Abschluß zu ersetzen (Nationalökonomie). Mindestforderungen für die Doktorprüfungen sind für alle deutschen Universitäten einheitlich auf Initiative des Reiches festzustellen. Ein Abbau des Prüfungs-. wesens ist durch Ausgestaltung gemeinsamer Arbeit von Dozent und Student anzustreben; auch die Repetitorien können in den Dienst dieser Tendenz gestellt werden. Heranziehung der Nichtordinarien zum Prüfungsrecht. 8. D i e kommende Hochschulreform, die die Unterrichtsbehörden vorbereiten, darf nicht vor Anhörung der Studentenschaft unmittelbar durch die entscheidenden Stellen vor sich gehen.

e) Verbindung mit der Universitätsleitung. Natürlich bedürfen alle diese Verhandlungen eines viel engeren Konnexes und regeren Gedankenaustauschs mit der Universitätsbehörde, als sie früher gepflogen wurden. Zwischen Senat, Lehrkörper und Studentenschaft hat sich durchweg eine glückliche Zusammenarbeit ergeben. Einige Ausnahmen, z. B . der Übergriff der Karlsruher in das Berufungsrecht, zeigten, daß hier Ausschüsse tätig waren, die der Forderung, „allgemeine" zu sein, nicht entsprachen und noch ständischen Charakter trugen. Die V e r b i n d u n g m i t d e r U n i v e r s i t ä t s l e i t ' u n g , die Verhandlungen mit derselben und die Übertragungen einzelner besonderer Aufgaben an die Studentenschaft durch sie hat sich sehr verschieden ausgewachsen. Deutlich erkennbar sind folgende 3 Handhabungen: a) Vertretung im S e n a t (Hochschulverwaltung), b) „ e r w e i t e r t e r Senat", c) K o n f e r e n z e n zwischen dem Vorstand der Studentenschaft und Rektor mit Dekanen. Bei a) nehmen Mitglieder des Vorstandes der Studentenschaft an den Sitzungen des Senats während der Besprechung reinstudentischer Angelegenheiten teil; nach Erledigung derselben werden sie verabschiedet (z. B . Frankfurt); bei b) liegt die Sache ähnlich, nur ist die Teilnahme den Studenten entgegenkommender gemacht, indem dieser durch Studenten „erweiterte Senat" die in etwa einem Monat sich ansammelnden studentischen Angelegenheiten zu einer Tagesordnung vereinigt und nur über diese T . - O . verhandelt (z. B . Mannheim) ; in c) ist meines Erachtens die vornehmste Lösung gemeinsamer Arbeit gefunden. Allwöchentlich trägt der Vorstand der Studentenschaft dem Rektor (der nach seiner Meinung oder auf Wunsch der Studentenschaft die Dekane

29 oder bestimmte Professoren hinzubittet) seine Wünsche vor, nimmt Vorschläge des Rektors oder der Dozentenschaft entgegen, gegenseitige Wünsche werden geprüft und können oft schon gleich z. B. durchs Telephon Genehmigung oder durch behördliche oder andere Gutachten usw. eine schnelle Regelung finden. Es sei noch darauf hingewiesen, daß umgekehrt auch der Rektor oder seine Vertreter zu Sitzungen der Studentenkammer eingeladen werden können, um sich ganz eindeutig informieren oder um aufklärend wirken zu können (vergl. auch Punkt 4 u. 5 auf S . 26). Jedenfalls ist eine Entsendung von Studentenvertretern in den Senat wegen der Bedeutungslosigkeit dieser Vertreter möglichst auszuschalten: die Zahl der Vertreter bleibt immer ohne Maßstab, denn bei demokratischer Handhabung würden ja die Studenten stets in der Mehrheit sein müssen. Die Abwicklung der Geschäfte in einer solchen Körperschaft bleibt steif parlamentarisch, während die zwanglose Unterhaltung im echten Ton der civitas académica bei c) jede Arbeit ungemein fördert und das gegenseitige Vertrauen verinnerlicht. In Köln z. B., wo der dritte A. St.-A. (Frühsemester 1920) diese Konterenzen unter dem Rektorat von Prof. Dr. Chr. E c k e r t herbeigeführt hat, wird man sie beibehalten auch in einer etwa geplanten Neuordnung nach Inkrafttreten des „ n e u e n S t u d e n t e n r e c h t s."

2. Das neue Studentenrecht und der Vermögensbeirat. Das „neue Studentenrecht", das im M ä r z 1920 als „Entwurf einer Verordnung über die Bildung von Studentenschaften an den Universitäten und technischen Hochschulen" vom Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung in Preußen zur Stellungnahme an die Rektoren und Studentenschaften versandt wurde, sah nämlich in § 6 einen „Verwaltungsrat' zur Unterstützung der Studentenschaft vor, dem in etwa eine Vermittlertätigkeit zwischen Universitätsleitung und Studentenschaft zufallen.sollte. Die Aufgaben dieses Verwaltungsrats waren aber nicht klar ersichtlich und boten deshalb neben einer Reihe anderer Aussetzungen Anlaß zu einer heftigen Polemik der Studentenschaft 1 ) gegen diesen Entwurf, die zur Einberufung eines außerordentlichen Studententages nach Dresden 2 ) führte, auf dem ein Gegenentwurf der Studentenschaft aufgestellt wurde. Das Ministerium ließ seinen Entwurf fallen, nahm den Dresdener Vorschlag der Studentenschaft zur Grundlage der weiteren Beratung und gab — nach Genehmigung durch das preuß. Staatsministerium — diesen etwas verändert als „Verordnung über die Bildung von Studentenschaften an den preußischen 4 ) Hochschulen vom 18. Septbr. 1920" heraus; bei Erfüllung der in dieser Verordnung enthaltenen Vorschriften werden die örtlichen Studentenschaften verfassungsmäßige Glieder der Hochschule mit behördlichem Charakter. 3 ) Der V e r o r d n u n g s t e x t und die A u s f ü h r u n g s b e s t i m m u n g e n , die die Aufgaben und Befugnisse der Studentenschaft und des an die Stelle des ursprünglich gedachten Verwaltungsrats getretenen V e r m ö g e n s b e i r a t s gesetzlich umreißen, mögen hier folgen: Vergl. B e n e c k e „Das neue Studentenrecht", Niedersächs. Hochschulzeitung, 3. Jahrgang Nr. 2, ferner in „ D i e Hochschule", 4. Jahrgang, Heft 8 und W i e n k ö t t e r „Das neue Studentenrecht" (Kölner Univeisitäts-Zeitung, 2. Jahrgang Nr. 2.) u. a. m . 2 ) Vom 16.—18. M a i 1920 in der Aula der Technischen Hochschule. ') Ganz eindeutig ist die rechtliche Stellung bisher nicht festgelegt. 4 ) Die übrigen L ä n d e r des Reiches werden sich dem preußischen Vorgehen in ähnlicher Form anschließen.

30 § 1. Die vollimmatrikulierten Studierenden deutscher Staatsangehörigkeit einer Universität oder einer Technischen Hochschule 1 bilden die „Studentenschaft" 2 . D i e Studentenschaft wird vom Minister f ü r Wissenschaft, K u n s t und Volksbildung als Zusammenschluß aller an der Hochschule zugelassenen Studierenden staatlich anerkannt, wenn sie darauf anträgt 3 und sich eine Satzung 4 gegeben hat, die den Vorschriften dieser Verordnung entspricht 5 . D i e Satzung der Studentenschaft (§ 3) kann bestimmen, ob, in welchem Umfange und zu welchen Bedingungen voll immatrikulierte Ausländer 6 an der Studentenschaft oder ihren Einrichtungen teilnehmen dürfen 7 . Den Studentenschaften der einzelnen preußischen Hochschulen steht es frei, sich untereinander sowie mit entsprechenden Organisationen der übrigen deutschen Hochschulen zu einer allgemeinen oder zu einer deutschen Studentenschaft zu vereinigen. 8 Anmerkung

en

der

Hauptgeschäftstelle der Deutschen Studentenschaft: 1. Die Ausdehnung auf die übrigen staatlich anerkannten preußischen Hochschulen ist im § jy ausgesprochen. 2. Der ASTA als Organ der Studentenschaft verliert damit die ihm bisher zugestandene Bedeutung zugunsten der Studentenschaft selbst. Briefe und andere Äußerungen sind in Zukunft mit dem Kopf: „Die Studentenschaft der Hochschule A (Mitglied der Deutschen Studentenschaft)" zu versehen. 3. Der Antrag ist mit Satzung und Wahlordnung gemäß Ziffer 14 der Ausführ.Bestimmungen dem Senat zur Begutachtung und dann dem Ministerium zur Genehmigung vorzulegen (vgl. §4). 4. Vergleiche die beigefügte Mustersatzung, Seite j 8 , die in Beratungen des Vorstandes und des Verfassungsausschusses und nach Begutachtung des Ministeriums aufgestellt wurde. 5. Es ist Aufgabe der Studentenschaften, Neugründungen innerhalb der Hochschule auf Verstöße gegen diese Bestimmung zu prüfen und gegebenenfalls die Hochschulbehörde um Einschreiten zu ersuchen, (vergl. A. B.Ziff.i.) 6. Ausländer im Sinne der Verordnung sind alle Studierenden, die nicht oder nicht mehr die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, also auch die Auslanddeutschen. Die Satzung muß daher notwendig erwähnen, daß diese laut Beschluß des Dresdener Studententages unter allen Umständen vollberechtigte Mitglieder der Studentenschaft sind. 7. Damit ist kein Zwang zur gleichmäßigen Behandlung aller Ausländer ausgesprochen. Die Ausland deutschen sind vollberechtigte Mitglieder der Studentenschaft, (vergl. A. B. Z i f f . 2.) 8. Gemeint ist der Zusammenschluß zur Deutschen Studentenschaft wie er sich in Würzburg im Jahre 1919 vollzogen hat. Eine staatliche Anerkennung dieses Zusammenschlusses ist deshalb nicht möglich, weil er über den preußischen Staat hinausreicht. A u s f ü h r u n g s b es t im m u n g e n (A.B.) z u r p r e u ß i s c h e n V e r o r d n u n g über die B i l d u n g von S t u d e n t e n s c h a f t e n ( U . I. 2976, 1 U . I. T . V. 15. Nov. 1920).*) A. B. Z i f f . I . Z u s a t z z u § 1 A b s a t z 1. Die auf Grund der Verordnung gebildeten „Studentenschaften" genießen hinfort denselben Namenschutz wie die Hochschulen selbst und ihre sonstigen Glieder. Es ist nicht zulässig, daß irgend ein sonstiges studentisches Unternehmen diesen oder einen ähnlichen irreleitenden Namen führt. Die Hochschulverwaltungen haben das zum Schutze des Namens der einzelnen Studentenschaft Erforderliche von Amtswegen zu veranlassen. A . B . Z i f f . 2. Z u A b s a t z 2. Es empfiehlt sich, in der Satzung genau festzulegen, weiche Rechte die Ausländer haben sollen, insbesondere auch, ob sie überhaupt oder als Gäste an den Versammlungen der Studentenschaft oder ihrer Organe teilnehmen dürfen. *) R i c h t l i n i e n des Ministers für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung vom 1. November 1920 zur Ausführung der Verordnung des Preuß. sehen Staatsministeriums über die Bildung von Studentenschaften vom 18. September 1920.

31

§ 2.

D e r Zusammenschluß zu einer Studentenschaft erfolgt zur Erreichung folgender Zwecke: a) Vertretung der Gesamtheit der Studierenden. 1 b) Wahrnehmung der studentischen Selbstverwaltung, vor allem auf dem Gebiete allgemeiner sozialer Fürsorge f ü r die Studentenschaft. 2 c) Teilnahme an der Verwaltung der Hochschule in studentischen Angelegenheiten und an der akademischen Disziplin. Im Rahmen dieser Zuständigkeit kann die Hochschule der Studentenschaft bestimmte einzelne A u f gaben oder Gruppen von Aufgaben übertragen. 3 Die dauernde Übertragung solcher Aufgaben oder die Rücknahme erteilter Befugnisse bedarf der G e nehmigung des Ministers. d) Einigung über die Parteien hinaus zur Mitarbeit am kulturellen und wirtschaftlichen Aufbau Deutschlands. 4 e) Pflege des geistigen und geselligen Lebens zur Förderung der Gemeinschaft aller Hochschulangehörigen. 5 f) Pflege der Leibesübungen seitens der Studierenden. 6 Ausgeschlossen sind parteipolitische und religiöse Zwecke. r. Sowohl gegenüber den übrigen Gliedern der Hochschule als nach außen. Bei der Vertretung nach außen ist nach Möglichkeit die Geschlossenheit der civitas academica zu wahren. Die Vertretung erfolgt durch den Vorstand (Ziffer 4 der Ausführungsbestimmungen, vgl. § 3c). j. Zum Beispiel Übernahme der akademischen Wohnungsämter durch die Studentenschaft *) Einrichtung von Kohlen-, Bücher-, Ärbeitsvermittlungsämtern u. a. Damit ist das Recht der Studentenschaften ausgesprochen, an der Verwaltung der Hochschule in den sie angehenden Fragen teilzunehmen. Im Einzelnen sind über die Übernahme bestimmter Aufgaben mit den Senaten Vereinbarungen zu treffen. Besonders hingewiesen sei auf Teilnahme an den Einschreibungsausschüssen, Mitwirkung bei der Verteilung der Hochschulstipendien, 7 eilnahme bei der Festsetzung der Studien- und Stundenpläne, Übernahme des nichtakademischen Anschlagwesens. 4. Beschluß des Dresdener Studententages vom 18. Mai 1Q20. 5. Hierzu sei auf die Arbeit der Bildungs- und Vortragsämter und der freien akademischen Vereinigungen hingewiesen. Es empfiehlt sich, diese Zwecke überall durch ein Amt für geistiges und geselliges Leben mit Unterabteilungen verfolgen zu lassen. Ein besonderes Förderungsmittel sind gemeinsame Abende aller Hochschulbürger, die nicht nur Dozenten und Studierende einander näher brihgen, sondern durch Teilnahme der ausländischen Studierendengleichzeitig ein wertvoller Faktor positiver Auslandspolitik sein können. 6. Der Göttingener Studentenlag hat auf die Einführung pflichtmäßiger Leibesübungen hinzuwirken beschlossen. A . B . Z i f f . 3. Z u s a t z z u § 2. Bis zum Ablauf des der Genehmigung der Einzelsatzung (§ 4 der Verordnung) folgenden Semesters ist mir von der Hochschule eine Nachweisung der gemäß § 2 Ziffer c der Studentenschaft übertragenen Aufgaben oder Gruppen von Aufgaben einzureichen. Die im Laufe eines Jahres eintretenden Änderungen sind in einer zusammenfassenden Nachweisung nach dem Stande vom 1. Mai jeden Jahres bis Ende Mai jeden Jahres anzuzeigen.

§3'

Der Zusammenschluß erfolgt auf G r u n d einer Satzung 1 , die unter Beachtung der in dieser Verordnung gegebenen allgemeinen Vorschriften Angaben enthalten muß: a) über die Mitgliedschaft 2 und über ihre Einteilung, insbesondere in Fachschaften, sowie bei großen Hochschulen über die etwaige Bildung von Vertreterversarr mlungen 3 , *) Vgl. die Verordnung über akademische Wohnungsämter, Nachrichtenblatt 3, Ziffer 98. "

32 b) über die Bildung, Berufung und Benennung des Vorstandes (Allgemeinen Studentenausschusses) 4 und der sonstigen Organe 5 der Studentenschaft, soweit darüber nicht durch diese Verordnung Bestiirirung getroffen ist. Der Vorstand und die Vertreterversarr mlung rrüssen in gleicher, geheimer Wahl nach den Grundsätzen der Verhältniswahl gewählt werden. 6 Das Nähere bestimmt die Wahlordnung 7 , die in der Satzung der Studentenschaft festgelegt sein muß, c) über die Verteilung der Befugnisse an die Versammlung der wahlberechtigten Studierenden 8 , die Vertreterversammlung und an die 9 Organe der Studentenschaft, d) über die Leitung und Abstimmung der allgemeinen Studentenversammlung und der Vertreterversammlung 10 sowie die Form der Berufung 1 1 , e) über die Art der Beschlußfassung sowie die Form der Beurkundung und Bekanntgabe der Beschlüsse der allgemeinen Studentenversammlung, der Vertreterversammlung, des Vorstandes und der sonst zur Vertretung der Studentenschaft berufenen Organe, f) über die Erhebung von Beiträgen, 1 2 g) über die Prüfung 1 4 der Kassen. 1 3 1. S. die Mustersatzung im Anhang, Seite 58. Zur Satzung gehört auch die Wahlordnung (vergl. S.18). 2. Vgl. § 1.. 3. Die Bildung von Vertreterversammlungen (Kammern) empfiehlt sich nicht bei den kleinsten Hochschulen, Diese richten statt der Kammer zweckmäßig die allgemeine Studentenversammlung aller Wahlberechtigten ein. 4. Es empfiehlt sich eine einheitliche Bezeichnung. Die Mustersatzung nennt bei Studentenschaften mit nur einem Organ dieses Vorstand (ebenso die Verordnung), bei Studentenschaften mit zwei Organen das aus allgemeinen Wahlen hervorgegangene K a m m e r (in der Verordnung Vertreterversammlung), das von dieser gebildete ausführende Organ Vorstand. Die Bezeichnung ,,Allgemeiner Studentenausschuß" wird in der Mustersatzung nicht verwandt, da hierunter bisher teils die Kammer, teils der Vorstand verstanden wurde. 5. Als sonstige Organe kommen neben der allgemeinen Studentenversammlung, der Kammer und dem Vorstand in Betracht die Ämter (Ausschüsse) und der Geschäftsführer (Studentensekretär). 6. Die Regelung der Fragen, ob der Vorstand in unmittelbarer oder mittelbarer Wahl von der Studentenschaft zu wählen ist, liegt also bei der Studentenschaft selbst. Hinsichtlich der A r t dieser Wahl ist zu bemerken, daß auch dann, wenn eine Vertreterversammlung einen Vorstand im Sinne der Verordnung wählt, dieser in gleicher und geheimer Verhältniswahl gewählt werden muß. Doch steht nichts entgegen, bei kleinen wie bei großen Hochschulen aus dem Vorstande heraus drei bis fünf Mitglieder mit der Führung des Vorsitzes, der Schriftführung und der Kassenführung zu beauftragen, für deren Auswahl lediglich sachliche Eignung maßgebend sein soll. Die Eigenschaft des nach dem Verhältniswahlsystem gewählten Vorstandes als Vorstand im Sinne der Verordnung wird durch die Bildung eines solchen Arbeitsausschusses nicht berührt (vgl. Anmerkung 3 zu 14). 7. Es empfiehlt sich, die Wahlordnung nicht in 'die Satzung einzuarbeiten, sondern gesondert herauszugeben. In der Satzung muß dann aber die Wendung stehen: diese Wahlordnung gilt als Teil der Satzung. 8. Die Versammlung der wahlberechtigten Studierenden ist dasselbe Organ, das in § 3 d allgemeine Studentenversammlung genannt wird. 9. Ergänze: übrigen. 10. Soweit nicht bestimmte Befugnisse durch die Verordnung bestimmten Organen zugewiesen sind. 11. Bestimmungen zu § 3 d und e gehören also in die Satzung, nicht in die Geschäftsordnung. Die Geschäftsordnung wird zweckmäßig gesondert und nicht als '1 eil der Satzung erlassen. Wäre sie ein '1 eil der Satzung, so unterläge jede Abänderung der Begutachtung des Senats und ministerieller Genehmigung. Das muß für diese weniger wichtigen Bestimmungen die häufig

33 entsprechend dem Fortschritt der Erfahrungen verbessert werden müssen, vermieden werden. 12. Vgl. § S der Verordnung. 13. Über die Prufung der Kasse gehören Bestimmungen in die Satzung. Die übrigen Bestimmungen über die Kasse (Kassenordnung) sind aus den in Anmerkung 11 erwähnten Gründen nicht als Teil der Satzung zu erlassen. 14. Empfehlenswert ist daneben eine monatliche Revision der Kasse durch den Vors tzer. A. B. Z 1 f f. 4. Z u s a t z z u § 3 Z i f f e r b. Es ist z u l ä s s g , d a ß d e r Vorstand im S i n n e dieser Ziffer den N a m e n „ A l l g e m e i n e r S t u d e n t e n a u s s c h u ß " a n n i m m t . Jedoch empfiehlt es sich, in der Einzelsatzung dies ausdrücklich hervorzuheben. Vorstand ist dasjenige Organ, das d i e Vertretung der S t u d e n t e n schaft nach a u ß e n ü b e r n i m m t . Z w e c k m ä ß g ist es, diese Vertretung aus möglichst wenigen Personen zu bilden. Das hindert nicht, d a ß die L e i t u n g der S t u d e n t e n s c h a f t im Innenverhältnis einem größeren K r e i s übertragen w i r d . D e r Vorstand ist binnen einer W o c h e nach seiner W a h l dem Rektor unter genauer A n g a b e seiner M i t g l i e d e r nach N a m e n , Fakultät u n d W o h n u n g anzuzeigen, desgleichen ist j e d e Ä n d e r u n g innerhalb derselben Frist anzuze gen. M i t dem A n t r a g auf A n e r k e n n u n g der S t u d e n t e n s c h a f t ( § 1) ist d i e W a h l o r d n u n g zugleich vorzulegen. A . B . Z i f f . 5. Z u Z i f f e r e. D . e Studentenschaft hat das R e c h t , nach näherer V e r e i n b a r u n g mit dem Rektor oder Institutsleiter an g ü n s t i g gelegener S t e l l e in den Hochschul- oder Institutsgebäuden i h r S c h w a r z e s Brett f ü r Veröffentlichungen a n z u b r i n g e n . A B. Z i f f . 6. Z u Z i f f e r g. Z u r außerordentlichen P r ü f u n g der Kasse ist a u ß e r den durch d i e Einzelsatzung d e r S t u d e n t e n s c h a f t dazu berufenen studentischen Organen d e r Vermögensbeirat befugt. Er hat mindestens einmal im S e m e s t e r eine derartige außerordentl'che K a s s e n p r u f u n g v o r z u n e h m e n , über ihr Ergebnis eine Niederschrift a u f z u n e h m e n und sie dem Rektor in Abschrift einzureichen. D . e S t u d e n t e n s c h a f t hat die bei einer derartigen P r ü f u n g gef u n d e n e n A n s t ä n d e schleunigst zu beseitigen u n d d a r ü b e r der P r ü f u n g s s t e l l e zu berichten. ( I m übrigen siehe § § 7 , 13 der V e r o r d n u n g . )

§ 4. Die Sitzung

unterliegt der B e g u t a c h t u n g d e s S e n a t s u n d

ministerieller

Genehmigung.1 1.

Vgl. Anmerkung

3 zu § 1 der

Verordnung.

A . B . Z 1 f f . 7. Z u s a t z z u § 4 . Von der S a t z u n g s i n d dem Rektor d i e von i h m näher zu b e s t i m m e n d e Anzahl von A b s c h r i f t e n und A b d r u c k e n f ü r , d i e Z w e c k e der Hochschule u n d des M i n i s t e r i u m s unentgeltlich zu ü b e r r e i c h e n . 5

§ '

M i t d e r G e n e h m i g u n g w i r d die S t u d e n t e n s c h a f t verfassungsmäßiges G l i e d d e r H o c h s c h u l e u n d t r i f t d a m i t u n t e r die jeweiligen A u f s i c h t s r e c h t e des Staates g e g e n ü b e r der Hochschule. 1. Verfassungsmäßiges Glied der Hochschule bedeutet Mitträger ihrer Selbst• Verwaltung. Die nähere Umgrenzung hierfür gibt § 2 c der Verordnung. 2. Über die Befugnisse der staatlichen Aufsichtsstelle vgl. § 14 der Verordnung. Bei den preußischen Universitäten werden die Aufsichtsrechte des Staates im Allgemeinen durch den Kurator ausgeübt. *)

§ 6-

.

.

Z u r U n t e r s t ü t z u n g d e r S t u d e n t e n s c h a f t w i r d ein V e r m ö g e n s b e i r a t gebildet. E r besteht a u s : a) d .rr V o r s i t z e n d e n der S t u d e n t e n s c h a f t e d e r seinem S t e l l v e r t r e t e r , 1 b ) einem v o n d> m Vorstar.de d e r S t u d e n t e n s c h a f t zu w ä h l e n d e n M i t g l i e d e der S . u d , n t e n s c h a f t , des n cht zugleich V o r s l a r . d i i r i t g l i c d 2 zu sein braucht u n d das in der L a g e ist. d< n Verrc ögcnsbeirat rr öglichst längereZeit anzugehören, 3 *) Ü b e r se.ne S t e l l u n g zu den U n i v e r s täten vgl. K o c h , D e p r e u ß sehen U n i - , v e r s p ä t e n u n d d . e Erlasse vom 18. 7 . 1848 ( M . - B l . 222), vom 1 . 7 . 1867 ( M . - B l . 299), 2 4 . 3 . 1892.

3

34 c) einem von dem Vorstande der Studentenschaft zu wählenden früheren akademischen B ü r g e r , d) zwei von der Hochschule aus der Dozentenschaft oder den Beamten der Hochschule zu wählenden Mitgliedern. 4 Z u Mitgliedern sollen nur solche Persönlichkeiten gewählt werden, von denen tätige M i t a r b e i t 5 an den Bestrebungen der Studentenschaft erwartet werden kann. D e r Verrrögensbeirat kann Angestellte der Studentenschaft mit beratender S t i m m e zuziehen. E r hat einen Vorsitzenden zu wählen und gibt sich im übrigen seine Geschäftsordnung selbst. D u r c h die besondere Satzung ( § 3 ) kann ausnahmsweise bei kleinen H o c h schulen die Zahl der Mitglieder auf 3 beschränkt, bei sehr großen auf 7 oder 9 erhöht werden. Im Falle der Beschränkung fällt das gerräß Ziffer b sowie eines der gerräß Ziffer d zu wählenden Mitglieder aus. B e i der Erweiterung vermehrt sich die Zahl der gerräß Ziffer b oder c zu wählenden Mitglieder nach näherer B e s t i m m u n g der besonderen Satzung um ein oder zwei Mitglieder und wählt die Hochschule auf G r u n d Ziffer d statt 2 deren 3 oder 4 Mitglieder. r. Nicht 'notwendig dem stellvertretenden Vorsitzer, sondern einem beliebigen, aber au) Dauer bestellten Vertreter. 2. Ergänze: und auch nicht Kammermitglied. j. Es empfiehlt sich, dieses Mitglied des Vermögensbeirates für mindestens drei Jahre zu wählen. Im übrigen ist hier in erster Linie an Persönlichkeiten gedacht, die sich in der studentischen Selbstverwaltung größere Erfahrungen erworben haben. 4. Nicht der Rektor: vgl. Anmerkung 7 zu § 14. 5. Es würde dem Zweck des Vermögensbeirates durchaus widersprechen, wenn die von der Hochschule gewählten Mitglieder ihm nur kurze Zeit angehörten. Die Studentenschaften werden sich daher zweckmäßig mit der Hochschule, in Verbindung setzen, um Wahl für drei Jahre zu erreichen. A. B . Z i f f. 8. Z u s a t z z u § 6. Der Vermögensbeirat ist sofort und noch v o r Erlaß einer Einzelsatzung gemäß § 1 der Verordnung zu bilden, wobei die von der Studentenschaft abzuordnenden oder zu wählenden Vertreter der jetzigen Verfassung gemäß zu berufen sind. Die Mitglieder des Vermögensbeirates sind binnen einer Woche nach seiner Bildung dem Rektor nach Namen, Beruf und Wohnung anzuzeigen, ebenso ist ihm innerhalb derselben Frist jede Veränderung mitzuteilen.

§ 7. D e r Vermögensbeirat hat dieAufgabe, die Studentenschaft in allen wirtschaftlichen Unternehmungen, insbesondere bei der Erhaltung und Anlage des V e r mögens, der Einkünfte usw. zu beraten und zu unterstützen. 1 Ist der Vorstand an der W a h r n e h m u n g seiner Vermögensverwaltung verhindert, 2 so hat der V e r mögensbeirat für diese Z e i t der Verhinderung an seine Stelle zu treten. D e r Vorstand und jedes andere Organ der Studentenschaft haben dem V e r mögensbeirat jederzeit auf Verlangen über ihre vermögensrechtlichen M a ß nahmen und Beschlüsse Auskunft zu geben und Einsicht in ihre Vermögensverwaltung zu gestatten. D i e Anstellung oder Entlassung der Angestellten unterliegt der G e n e h m i g u n g des Vermögensbeirats, 3

der

Studentenschaft

G e g e n die Beschlüsse des Vermögensbeirats kann der Vorstand die E n t scheidung des Rektors anrufen. G e g e n die Entscheidung des Rektors ist die 4 Beschwerde an den M i n i s t e r zulässig. 5 1. Es empfiehlt sich, wenigstens den Vorsitzer des Vermögensbeirates zu solchen Sitzungen der Kammer und des Vorstandes mit beratender Stimme zuzuziehen, in denen wirtschaftliche Unternehmungen, die Erhaltung und Anlagen des Vermögens, der Einkünfte usw. besprochen werdet].

35 2. Der Vorstand darf außer im Falle des § 14 n i e m a l s an der Vermögensverwaltuno verhindert sein. Vor allen Dingen darf in den Ferien auf keinen Fall eine Unterbrechung des regelmäßigen Betriebes eintreten. 3. Der Beschluß über die Anstellung oder Entlassung kann schon vorher gefaßt werden, erlangt aber erst mit der Genehmigung rechtliche Wirksamkeit. 4. Ergänze: unmittelbare. 5. Die Entscheidung des Rektors ist bindend, bis über die Beschwerde entschieden ist.

§ 8.

Der Studentenschaft bleibt es überlassen, für die Bereitstellung der zur Erfüllung ihrer Aufgaben erforderlichen Mittel selbst Sorge zu tragen. 1 Zu diesem Zweck ist sie befugt, von ihren Mitgliedern Beiträge zu erheben 2 , deren Höhe nach den Bestürmungen des § 10 festgesetzt wird. Die Beiträge haben dieselbe rechtliche Natur wie die sonstigen Hochschulhebungen 3 und werden von der Hochschulkasse nach Maßgabe ihrer Geschäftsanweisung eingezogen, ohne daß hierfür eine Gebühr zu entrichten ist. Durch die Ausführungsbestirrrrungen (§ 16) kann der Minister Höchstgrenzen für die Beiträge festsetzen, deren Überschreitung nur rrit Genehmigung des Ministers zulässig ist. 1. In Betracht kommt die Beschaffung von Einnahmen durch kaufmännischen Betrieb der Ämter usw., die Erschließung sonstiger Quellen, Vermächtnisse und dergl., ferner nach Satz 2 dieses Paragraphen der Mitgliederzwangsbeitrag. 2. Die Art der Erhebung ist gemäß § 3 f der Verordnung durch die Satzung zu regeln. 3. Damit ist das Privileg der Steuerfreiheit ausgesprochen. A. B. Z i f f. 9. Z u s a t z z u § 8 A b s a t z 2 Als Höchstgrenze setze ich den Betrag von 15 M a r k im Semester fest. §9.

Der Vorstand hat für die Wirtschaftsführung einen Haushaltsplan auszuarbeiten,*) dem durch die Satzung mindestens einjährige, höchstens dreijährige Dauer beizulegen ist. Abweichungen von dem Haushaltsplan bedürfen der Genehmigung des Vermögensbeirats. 1 1. Vgl. Anmerkung 3 zu § 7. A. B. Z i f f . 10. Z u s a t z z u § 9. D a s staatliche Rechnungsjahr (1. April bis 31. M ä r z nächsten Kalenderjahres) ist auch das Rechnungsjahr f ü r die Studentenschaften. Es f ü h r t seine Bezeichnung nach dem Kalenderjahr, m welches die drei ersten Vierteljahre fallen. D i e Verpflichtung zur Aufstellung eines Haushaltsplanes beginnt mit dem Rechnungsjahr 1921, auch wenn bis dahin die Anerkennung der Studentenschaft gemäß § i der Verordnung noch nicht erfolgt ist.

§ 10.

Der Entwurf des Haushaltsplanes ist mit den zur Begründung der Ansätze erforderlichen Unterlagen dem Vermögensbeirat zur Prüfung und Genehmigung vorzulegen. 1 Auf Grund der Entscheidung des Verrrögensbeirates fertigt der Vorstand den Beschluß über die Erhebung der Beiträge für die Voranschlagsdauer aus, gibt ihn der Studentenschaft öffentlich bekannt 2 und stellt ihn der Hochschule 3 mindestens 4 einen Monat vor Beginn des Semesters 5 schriftlich zu. Ergeht nach Ablauf der Wirtschaftsperiode kein neuer Beschluß oder geht der neue Beschluß der Hochschule zu spät zu, so bleibt es bei der früheren Beitragshöhe. 1. Die Vorlegung hat gemäß Ziffer 10 und 11 der Aus führ.-Bestimm, spätestens am 1. Februar ig2i zu erfolgen. 2. In der Form, wie sie die Satzung gemäß § 3 e der Verordnung vorsehen muß. 3. d. h. dem Rektor (Direktor) oder mit dessen Zustimmung unmittelbar dem Quästor. Es empfiehlt sich, sich eine Empfangsbescheinigung ausstellen zu lassen. *) V g l . d i e S c h n f t von E . F a u s t : „ D i e B u c h f ü h r u n g einer Studentenschaft" a. a.O-

3*

36 4. Besser ist es, schon vor Beginn der Ferien den Beschluß herbeizuführen und die Zustellung zu vollziehen. Ein entsprechender Hinweis ist in die Geschäftsordnung oder Kassenordnung aufzunehmen. 5. d. h. nicht etwa der Beginn der Vorlesungen, sondern der amtlich festgesetzte Semesterbeginn. A. B. Z i f f . I I . ' Z u s a t z z u § 10. Spätestens zwei Monate vor Inkrafttreten des neuen Haushaltsplanes ist sein Entwurf dem Vermögensbeirat zur Prüfung einzureichen.

§ 11. D i e Einkünfte und das gesamte Vermögen gelten als Einkünfte und Vermögen der Hochschule und genießen die entsprechenden Vorzüge. 1 D i e Verfügungsbefugnis 2 der Studentenschaft wird durch diese Bestimmung nicht berührt. 1. Vgl. Anmerkung 3 zu § 8. 2. Verfiigungsbefugnis bedeutet hier die Befugnis selbständig Rechtsgeschäfte über das Vermögen der Studentenschaft eingehen und erfüllen zu können.

§ 12.

D e r Vorstand hat auf G r u n d des Voranschlags die Einkünfte und das Vermögen zu verwalten und zu verwenden. E r hat eine von dem Vermögensbeirat zu genehmigende Kassenordnung aufzustellen. 1 1. Der Vorstand erläßt die Kassenordnung auf Grund des Beschlusses der Kammer. A.B. Z i f f . 12. Z u s a t z z u § 12. . Die Kassenordnung ist schleunigst aufzustellen und bis zum Schluß des Wintersemesters 1920/21 dem Vermögensbeirat einzureichen.

§ 13.

D e r Vorstand hat über seine K a s s e n f ü h r u n g * ) dem Vermögensbeirat Rechnung zu legen ( § 7 A b s . 2). Dieser erteilt dem Vorstand auf G r u n d der Prüfung Entlastung. Ü b e r die Rechnungsführung, die Entlastung und den Vermögensstand hat der Vorstand in der satzungsgemäß dazu berufenen Versammlung der wahlberechtigten S t u d i e r e n d e n 1 oder der Vertreterversammlung 2 in jedem S e mester Bericht zu erstatten. D i e s e Versammlung ist befugt, dazu durch Beschlüsse Stellung zu nehmen, Anregungen zu geben und nähere Aufschlüsse zu fordern. 1. Vgl. Anmerkung 8 zu § 3. 2. Wo eine Vertreterversammlung besteht, wird zweckmäßig der Kassenbericht dieser, nicht einer allgemeinen Studentenversammlung erstattet. Die Kammer hat dann von sich aus die Entlastung zu erteilen oder durch andere Beschlüsse dazu Stellung zu nehmen. A. B. Z i f f . 13. Z u s a t z z u § 13. Dem Vermögensbeirat ist die im § 13 angeordnete Rechnung vom Beginn des Wintersemesters 1920/21 an zu legen Er bestimmt, in welchen Abschnitten Rechnung zu legen und bis zu welchem Tage sie ihm vorzulegen ist. Es ist statthaft, die Rechnung für jedes Semester getrennt zu legen.

§ 14.

Verstoßen die Studentenschaft oder eines ihrer Organe gegen diese allgemeinen oder die besonderen Satzungen (§ 3), so kann der Rektor oder die an der Hochschule bestehende staatliche Aufsichtsstelle den Beschluß oder die Maßnahme durch schriftliche an den Vorstand der Studentenschaft zu richtende Mitteilung beanstanden. 1 Hierdurch wird der Beschluß oder die Maßnahme vorläufig außer K r a f t gesetzt. G e g e n die Beanstandung kann der Vorstand 2 beim Minister Einspruch erheben. F ü g t sich die Studentenschaft der auf den Einspruch ergehenden Entscheidung des Ministers nicht, so kann der Minister den Vorstand seines Amtes f ü r verlustig erklären u n d seine Neuwahl 3 anordnen. Beharrt auch der neu*) Vgl. E . F a u s t : a . a. 0 .

37 gewählte Vorstand bei dem Widerspruch, so kann der Minister ihn auf die Dauer eines Semesters 4 suspendieren. In diesem Falle hat der Vermögensbeirat die Verwaltung aller wirtschaftlichen Angelegenheiten und des Vermögens der Studentenschaft gemäß § 7 zu übernehmen. 5 Unter den gleichen Voraussetzungen 6 können auch Beschlüsse oder M a ß nahmen des Vermögensbeirats beanstandet 7 werden. Auch gegen diese Beanstandung ist Einspruch zulässig. Auf Beanstandung und Einspruch finden die vorstehenden Bestürmungen entsprechende Anwendung; ebenso auf die Neuwahl und die Suspension des Vermögensbeirats, dessen Geschäfte dann auf den Rektor 8 übergehen. 1. Verstöße gegen eine Satzung, die der Verordnung entspricht, sind rechtswidrig und daher nach allgemeinen Regeln nichtig oder anfechtbar. Es war deshalb notwendig, eine Stelle zu schaffen, die dafür sorgte, daß die Folgerungen aus solchen Rechtswidrigkeiten gezogen werden. An den meisten preußischen Universitäten wird das Beanstandungsrecht hiernach von Rektor oder Senat ausgeübt. Beide Stellen können unabhängig von einander beanstanden. 2. Ergänze: unmittelbar. 3. Vgl. Anmerkung 6 zu § 3. 4. d. h. für die Dauer des laufenden Semesters. 5. Der Vermögensbeirat wird dadurch kein Organ der Studentenschaft. 6. Vgl. oben Anmerkung I. 7. Daraus, daß der Rektor (Direktor) das Recht der Beanstandung der Beschlüsse des Vermögensbeirates hat, erhellt die Unzulässigkeit, ihn zum Mitglied des Vermögensbeirates zu wählen. 8. Ein weiterer Grund für die in Anmerkung 7 erwähnte Unzulässigkeit. Ubergangs-

u n d Au s f ühr u n g s b e s t i m mun g en.

§

15-

Soweit bereits ein Allgemeiner Studentenausschuß 1 vorhanden ist, hat er eine dieser Verordnung entsprechende Satzung aufzustellen. 2 Nach ihrer G e nehmigung ( § 4 ) erlangt 3 der bisherige Allgemeine Studentenausschuß die Rechte des Vorstandes im Sinne dieser Verordnung. 4 Ist ein derartiger 6 Ausschuß nicht vorhanden, so hat der Rektor alsbald die Wahlen zu einem satzungsgebenden Studentenausschuß anzuordnen 6 und durchzuführen. 1. D. h. ein irgendwie benannter Ausschuß, der aus gleichen und geheimen Verhältniswahlen hervorgegangen ist. 2. Vgl. Anmerkung 4 zu § 1. 3. Schon vorher bestehen die Kontrollrechte des Vermögensbeirates (Ziffer 8 der Ausführ.-Best.). 4. Der Gesetzgeber geht hier von der irrigen Annahme aus, daß man die bisherigen allgemeinen Studentenausschüsse überall dem neuen ,,Vorstand der Studentenschaft" gleichsetzen könne (vgl. Anmerkung 4 zu § 3). Der Sinn des Satzes wird in folgender Umschreibung deutlicher: Nach Genehmigung der Satzung durch den Minister haben die Studentenschaften, die bereits eine aus gleichen und geheimen Verhältniswahlen hervorgegangene Kammer besitzen, durch diese Kammer den Vorstand (im Sinne von Verordnungen und Mustersatzung) wählen zu lassen. In den Studentenschaften, die keine Kammer, sondern nur einen Vorstand haben, ertangt dieser die Rechte eines Vorstandes im Sinne der Verordnung, wenn er aus gleichen und geheimen Verhältniswahlen hervorgegangen ist. 5. Studentenausschüsse bestehen an jeder Hochschule. Sie sind aber nur „derartige", wenn sie aus gleichen und geheimen Verhältniswahlen hervorgegangen sind. Vgl. Anmerkung 1. 6. Es empfiehlt sich, daß die der Verordnung nicht entsprechenden Ausschüsse sich darüber schlüssig werden, ob für die Studentenschaft in Zukunft Vorstand und Kammer oder nur ein Vorstand zweckmäßig ist. Werden beide Organe benötigt, so wäre der Rektor zu bitten, die Wahl zu einem Ausschuß auszuschreiben, der seiner Größe nach die Rechte einer Kammer antreten kann. Braucht man keine Kammer, so wäre der Rektor (Direktor) zu bitten, die Wahl eines fünf- bis siebenköpfigen Ausschusses auszuschreiben, der in die Rechte des Vorstandes treten würde.

38 A. B. Z i f f . 14. Z u s a t z z u § 15. Jeder Studentenausschuß hat bis zum Ende des Wintersemesters 1920/21 alle zur Umbildung der bisherigen Studentenschaft nach der Verordnung erforderlichen Schritte zu tun, widrigenfalls er die Vertretungsberechtigung für die studentische Gesamtheit und jeden Anspruch auf Förderung und Berücksichtigung durch die Hochschul- und staatlichen Behörden verliert.

§ 16. Der Minister ist ermächtigt, zur Ausführung dieser Verordnung allgemeine Richtlinien zu erlassen. 1 i.

Das sind die ,,Ausführungsbestimmungen"

des § 8 der

Verordnung.

§ 17. Diese Verordnung gilt auch 1. für die Landwirtschaftlichen Hochschulen in Berlin und Bonn-Poppelsdorf, die Tierärztlichen Hochschulen in Berlin und Hannover, sowie die Forstakademien in Eberswalde und Hann. Münden. 2. für die Handelshochschulen in Berlin und Königsberg (Preußen), die Bergakademie in Clausthal, sowie die Hochschule für Hotel- und Verkehrswesen in Düsseldorf, mit der Änderung, daß anstelle des Ministers für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung bei den zu 1 genannten Hochschulen der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten, bei den zu 2 genannten der Minister für Handel und Gewerbe, ferner anstelle des Senats der Professorenrat cder das Professorenkollegium oder der große Rat cder der Verwaltungsrat, sowie anstelle des Rektors der Direktor treten. 1 i.

Dies ist erstmalig für den Antrag auf Genehmigung der Satzung von Bedeutung. Die in diesen Paragraphen genannten Studentenschaften beantragen entgegen § i die Genehmigung ihrer Satzung nicht beim Ministerium für W. K. V., sondern bei ihren Ressortministern.

Daß die so .durch dies neue Studentenrecht geschaffene „ R e c h t s genossenschaft" auch eine innige „ P f l i c h t genossenschaft" werde und bleibe ist Aufgabe der Studenten selbst.

3. Die Fachschaften und die Organe der Studentenschaft. Eine schwierige Frage war die Eingliederung der F a c h s c h a f t e n in den Sjlbstverwaltungskörper der Studentenschaft. Diese Klippe am gefahrlosesten zu umgehen, schien die auf Seite 18 angedeutete Methode: die Fachschaften stellen einzelne Listen auf und die Gemeinschaft der gewählten Vertreter ist die Kammer (A. St.-A.). Außer dem schon hervorgehobenen Mangel wäre noch zu erwähnen, daß eine reine Fachkarrmer auch leicht in den Fehler verfällt, a'les nur aus der fachsimpelnden Perspektive anzusehen und die großen allgemeinen Fragen zu vernachlässigen. Die vorerwähnte Handhabung findet sich aber auch selten, sondern eher nach Fakultäten getrennte Wahl, bei der der fachliche Einfluß von vornherein gewährleistet ist, während bei dem zumeist üblichen Wahlmodus, bei dem die gesamte Studentenschaft als e i n Wahlkörper gilt, die fachliche Seite der Vertretung sehr leidet. Diesem Mangel scheint folgender Vorschlag entgegenkommen zu können: Jeder Studierende hat bei Zahlung seiner Gebühren auf der Quästur einen Frageschein auszufüllen, auf dem er u. a. angibt, welchen Studiengang er einzuschlagen beabsichtigt. Diese Angaben werden zusammengestellt und vorher vereinbarte Kopfbeiträge von dem Beitrag der Studentenschaft an die Fachschaften den angegebenen Zahlen entsprechend abgeführt. Damit ist eine finanzielle Grundlage auch für die kleinste Fachschaft gewährleistet und eine Fesselung an die Kammer herbeigeführt. Nach den Kammerwahlen vereinigen sich aus jeder innerhalb einer ') Vergl. Kurt W o 1 z e n d o r f f a. a. 0 . S. 38 uf.

39 Fakultät bestehenden Fachschaft je ein bis zwei Kammermitglieder zu einem Studienausschuß der betr. Fakultät. Sollte eine Fachschaft nicht in der Kammer vertreten sein, so hat diese unter sich einen Sprecher zu ernennen, ,der sich dann mit beratender Stimme dem entsprechenden Studienausschuß seiner Fakultät anschließt. Die Studienausschüsse der Kammer erledigen alle gemeinsamen Fachschaftsangelegenheiten. Die Vorschläge L e f e v r e und v a n A u b e l (vergl. S. 19), einen eigenen Fachschaftsrat oder eine Studienkammer neben der Kammer wählen zu lassen, erscheinen vorerst unangebracht, da sie einen unheilvollen Kompetenzenkonflikt heraufbeschwören würden, außerdem ist die Notwendigkeit einer Teilung bisher noch nicht zwingend bewiesen, im Gegenteil bedarf der junge studentische Zusammenschluß die ersten Jahre nur Gemeinschaftsarbeit auf allen Gebieten, um seinen inneren Halt zu festigen.

4. Die Verbindungen und die Organe der Studentenschaft. Ungemein leichter als die Fachschaften ließen sich die studentischen K o r p o r a t i o n e n u n d V e r e i n e in den Rahmen der studentischen Gesamtvertretung einschließen. „Die Hauptsache bei der Aufstellung eines jeden A. St.-A. ist, daß keine Gruppe das Gefühl der Vergewaltigung hat, und daß der Grundsatz der Gerechtigkeit, so weit es irgend angeht, durchgeführt wird. Gewiß begannen schon in den letzten Jahren vor und während des Krieges in allen Verbindungen, wohl mit einziger Ausnahme der Corps sozialer Geist und Sinn für studentische Öffentlichkeit zu wachsen. Immerhin bedeutet diese neuere Entwicklung der Korporationen — so nötig und begrüßenswert sie ist — einen gewissen Abfall vom alten Verbindungsprinzip. Die Korporationen fühlen das auch dunkel und machen deshalb diese demokratischen Neuerungen oft nur mit halbem Herzen mit; sehr begreiflicherweise, denn sie haben als Verbindungen kein Interesse an einer Demokratisierung, die ihren aristokratischen Instinkten der Auslese und Absonderung zuwiderläuft. Es müssen also bei der Beteiligung im A. St.-A. die alten historischen Korporationen scheinbar mancherlei Zugeständnisse machen, aber, recht betrachtet, gewinnen sie auch dabei durch die Sicherung ihres Einflusses in gesetzlichen Formen." 1 ) Der Weg der Organisierung der Studentenschaft geht über die Verbindungen und Verbände. Diese sind die geschlossensten und müssen als diszipliniertester Teil der Studentenschaft herangezogen werden, in ihnen muß der Geist der Verantwortung für die gesamte Studentenschaft geweckt werden. Dann wird sich bei Heranziehung der Wildenschaftler ein festes Gefüge ergeben. Eine Reihe von Verbindungen hat bereits in ihren Fuxenunterricht ein eingehendes Studium der Organisation der örtlichen und der Deutschen Studentenschaft. aufgenommen und schafft damit wertvolle Aufklärungs- und Werbearbeit. Sicherlich reicht die Erziehungsarbeit namentlich der Verbände, die nach ihrer geschichtlichen Eigenart am ehesten den Sinn ihrer Mitglieder auf größere Gemeinschaften richten können, über den hier angeführten Bereich um ein gut Teil hinaus. Bei der eigentlichen Kleinarbeit im Studentenausschuß aber macht man häufig die Beobachtung, daß hier der Verbindungsstudent vielleicht etwas zu sehr in der Beteiligung zurücktritt gegenüber der Anteilnahme an den mehr hochschulpolitischen und repräsentativen Fragen. " Vollständig reibungslos spielten sich die Freistudenten in die neue studentische Selbstverwaltung ein. „Bei ihnen zeigten sich ja von vornherein alle die Erscheinungen einer Massenbewegung und die stete Forderung nach studentischem Parlamentarismus. Sie bediente sich der Mittel der Propaganda, der M a h r h o l z , Student und Hochschule a. a. 0 . S. 57.

40 öffentlichen Rede und Diskussion, der Einrichtung gemeinnütziger Institutionen (Arbeitsvermittlungsämter, Stud enbcratungs-, Bücher-, Wohnungs-, Vortrags-, Sport-, Vergünstigungsämter, Abteilungen für Literatur, Politik, Soziologie, Kunst, Jugendbewegung, Pädagogik usw.), kurz, sie schuf d;e wesentlichen Formen neuen studentischen Lebens, wie sie eine an Zahl unendlich gewachsene Studentenschaft braucht, und sie entwickelte dabei auch eine ganz eigene Gesinnung, die sich von der Korporationsgesinnung wesentlich unterscheidet. Da die freistudentische Bewegung irgend welche Machtmittel, wie sie die Verbindungen im Ausschluß und im Verruf haben, nicht besaß und irrationale Freundschaftserlebnisse die Masse der „Wilden" nicht verbindet, so appellierte sie an die Vernunft, an die akademische Gesinnung und an das Ehrgefühl der einzelnen und stellte die freiwillige Unterordnung unter objektive Ideen und die freie Salbsterziehung in den Mittelpunkt ihrer Erziehungsarbeit. In der praktischen Arbeit ihrer Organisation, bei der es auf Verantwortlichkeitsgefühl, Selbstzucht, Opferwilligkeit ankommt, weil alle Arbeit ehrenamtlich und freiwillig geleistet wird, erzieht sie ihre Anhänger zu diesen Tugenden, erfüllt sie zugleich mit dem Pathos von Funktionären der studentischen Gesamtheit und schulte sie in der öffentlichen Verwaltung. Diese Schulung besteht vor allem darin, daß die freistudentische Arbeit Gefühl für Öffentlichkeit, für politischen Takt, für Verantwortlichkeit einer Masse von persönlich Unbekannten gegenüber in den Freistudenten erzeugt und ihnen daneben die technische Geschicklichkeit im Organisieren, Verwalten, Reden, öffentlichen Auftreten, parlamentarischen Verhandeln, Leitung von Versammlungen u. a. gibt. 1 ) Also das, was der A. St.-A. leistet, was von den Organen der Studentenschaft verlangt wird, hat den Freistudenten seit langem als Ziel und Aufgabe vorgeschwebt. Praktisch gestalten die Korporationen, Vereine usw. ihren Einfluß in der Studentenschaft durch Entsendung möglichst vieler ihrer Angehörigen in die Kammer. Die alten Verbindungen stellen zu den Kammerwahlen zumeist gemeinsame Listen auf: „Waffenring der schlagenden Verbände", „Deutsche Gruppe der Korporationen" (Berlin), „Ring liberaler Korporationen" (Münster); die katholischen Verbindungen bilden oft getrennt von den katholischen Wildenschaftlern ihre Listen (Köln) oder auch gemeinsam mit ihnen, z. B. unter dem Namen „Akademische Wahlvereinigung christlich-nationaler Studierender" (Münster) u. a. Im Gegensatz dazu rruß auch die Wildenschaft (Finkenschaft) die zahlenmäßig immer die größere Masse der Studierenden bildet, versuchen, ihrer S ärke gemäß Einfluß zu gewinnen. Hier handelt es sich meist um einzelne Persönlichkeiten, die die Wahlvorbereitungen leisten, die Liste aufstellen und nun hoffen, daß am Wahltag „die träge Masse" den Stimmzettel dieser Liste gibt. Aber bei der Undiszipliniertheit und Untröglichkeit, die Wildenschaft vollkommen zu erfassen, ist der Erfolg zumeist gering. Verfasser hat in Köln .versucht, als Kerntrupp für die Erfassung der Wildenschaftler einen „Zweckverband der Wildenschaft" aus Vereinigungen wissenschaftlicher oder politischer Art, soweit deren Mitglieder nicht korporiert sind, aus Freistudenten u. a., zu bilden. Innerhalb dieses Zweckverbandes wurde unter Hinzunahme .einiger bekannter sonstiger Wüdenschaftler eine Liste aufgestellt, die einer allgemeinen Versammlung der Wildenschaft zur Kritik vorgelegt und nach einer Aussprache endgültig aufgestellt wurde. Die Wahl ergab dann eine gute Beteiligung und starken Erfolg dieser Liste gegenüber den anderen (Frühsemester 1920: Zweckverband der Wildenschaft 10, katholische Korporationen ') M a h r h o l z , a. a O. S . 73.

41

8, Waffenstudenten 5, Sozialisten 2 Vertreter usw.). Im übrigen werden bei den A. St.-A.-(Kammer)Wahlen von Vereinen usf. noch eine Fülle von besonderen Listen aufgestellt, von denen „Deutscher Hochschulbund", „Freideutsche", „Wahlvereinigung für entschiedene Hochschulreform", „Deutschvölkische Gruppe", „Deutsche Studenten jüdischen Glaubens", „Ungebundene Kriegsteilnehmer", „Jungstudentischer Ring" nur einige Beispiele seien. Die Tendenz dieser Listen ist voll und ganz nur den örtlich Vertrauten verständlich. Einige Zusammenschlüsse haben bereits größere Bedeutung gewonnen und treten unter dem gleichen Namen und mit festem Programm an mehreren Hochschulen auf, z. B. der „Deutsche Hochschulring", der sich „nächst den Erziehungsaufgaben in den einzelnen studentischen Gemeinschaften und Verbänden die Wahrung der völkischen Belange innerhalb der Deutschen Studentenschaft zur Aufgabe gemacht h a t ; " 1 ) er bildet z. Zt. wohl die Mehrheitspartei innerhalb der Deutschen Studentenschaft, (vergl. S . 17).

II. Die Verfassung der Deutschen Studentenschaft. Nachdem bisher die Organisation der örtlichen Studentenschaften dargestellt wurde, ist es nun Aufgabe, die Zusammenfassung dieser einzelnen Studentenschaften zur großdeutschen einheitlichen Vertretung zu verfolgen, wie sie festgelegt ist durch die Verfassung der Deutschen Studentenschaft.

1. Die Würzburger und die Göttingener Verfassung. Dem ersten Studententag in Würzburg lagen ein Berliner und ein Erlangener Entwurf und eine Fülle von Anträgen hierzu vor, aus denen dann nach langen, eingehenden (meist nächtlichen) Kommissionsberatungen eine Verfassung herausgearbeitet wurde, die der 1. Studententag als vorläufig annahm, deren erste §§ lauteten: § 1. D i e D e u t s c h e Studentenschaft. Die Studierenden deutscher Abstammung und Muttersprache der Hochschulen des deutschen Sprachgebietes bilden die Deutsche Studentenschaft. §2. V e r t r e t u n g der D e u t s c h e n Studentenschaft. Die Gesamtheit der einzelnen Vertretungen der deutschen Studentenschaften aller deutschen Hochschulen bilden die „Vertretung der Deutschen Studentenschaft.'' §3. Z w e c k der Vertretung. Die „Vertretung der Deutschen Studentenschaft" bezweckt, in allen der gesamten deutschen Studentenschaft gemeinsamen Angelegenheiten, insbesondere in Bildungs- und wirtschaftlichen Fragen, Stellung zu nehmen und entsprechende Maßnahmen durchzuführen. Sie vertritt die deutsche Studentenschaft nach innen und außen, hat deren Rechte zu wahren und deren Wohl zu fördern und ist insbesondere zu Verhandlungen mit Körperschaften und Behörden befugt. Ausgenommen von der Beratung und Beschlußfassung sind Fragen des Glaubensbekenntnisses und der Parteipolitik. — ') Vergl. Nachrichtenblatt des Deutschen Hochschulrings, Nr. 2 (Kanzlei: Hamburg 39) und Hochschul-Sondernummer der „Jungdeutschen Stimmen", Hamburg 1920.

42 Zu § ] führte W a n d e r s i e b - H a l l e folgendes aus: „Deutsche Sprache, deutsches Denken und Fühlen, das soll das sein, was uns als Einheit verbindet, es gibt für uns keine anderen Trennungslinien, weder Hochschulgattungen noch geographische willkürliche Grenzen. Vielleicht wird man uns das nicht genehmigen und aus außenpolitischen Gründen wegstreichen v/ollen. Das wird aber nichts daran ändern, daß das unser festes und zuversichtliches Bekenntnis ist und bleiben wird. Daß sie innere Wahrheit und äußere Wirklichkeit werde, diese deutsche Einheit, diesem Ziele soll unser Streben gelten heute wie in Zukunft. Ich darf vielleicht erwähnen, daß unsere anwesenden österreichischen Kommilitonen auf diesen Satz ganz besonderen Wert legen und ihn begeistert begrüßen." Der ganzen Verfassung liegt also der großdeutsche, die österreichischen Brüder voll und ganz einschließende Geist zugrunde, der herrliche Geist von 1848, der leider politisch auch jetzt noch nicht zur Durchführung gelangt ist. M i t der Einrichtung und Leitung einer Hauptgeschäftstelle wurde Göttingen beauftragt. Nachdem dann im Laufe des Jahres eine Reihe Abänderungen zu dieser Verfassung in Göttingen einliefen, von denen das Kölner Rundschreiben vom 29. 11. 1919 ^ an alle deutschen Hochschulen den Auftakt gab, nahm der zweite deutsche Studententag vom 23. bis 27. Juli 1920 in Göttingen die in einer Kommissionssitzung am 24. Juli 1920 aufgestellten Artikel als neue Verfassung an, in der die vom Verfassungs-Ausschuß der Deutschen Studentenschaft ( S t e l z n e r - E r l a n g e n , S t r i p p e l m a n n - D a r m s t a d t , W a n d e r s i e b-Halle, W i e n k ö t t e r - K ö l n ) während des Jahres in mehreren Konferenzen mit dem Vorstand der Deutschen Studentenschaft ausgearbeiteten Abänderungen, ergänzt durch den Frankfurter Gliederungsvorschlag, enthalten sind und die nun als Leitlinien für die kommenden Jahre den Weg für den Ausbau der Organisation weisen. I. Z u s a m m e n s e t z u n g u n d Z i e l e . Artikel 1. Die „Deutsche Studentenschaft" besteht aus den Studentenschaften der Hochschulen des deutschen Sprachgebietes. Diese Studentenschaften setzen sich aus den volleingeschriebenen Studierenden deutscher Staatsangehörigkeit und denjenigen deutscher Abstammung und Muttersprache zusammen. Sie üben ihre Rechte in der „Deutschen Studentenschaft" durch Organe aus, die aus allgemeinen, gleichen und geheimen Verhältniswahlen hervorgegangen sind oder in denen nach allgemeinen, gleichen und geheimen Verhältniswahlen gewählt wird. Art. 2. Die „Deutsche Studentenschaft" setzt sich das Ziel, an den Aufgaben der Hochschule mitzuarbeiten. Aus der Grundeinstellung einer immer engeren Verknüpfung der Hochschule und ihrer Bürger mit der Volksgemeinschaft behandelt sie alle die Studentenschaft bewegenden, vaterländischen, sozialen und Kulturfragen. Sie arbeitet für das wirtschaftliche Wohl der Studierenden. Fragen des Glaubensbekenntnisses und der Parteipolitik sind von der Behandlung ausgeschlossen. Diese Zielsetzung, besonders die soziale Durchdringung ist beachtlich; hier ist die Ablehnung des gewerkschaftlichen Gedankens ersichtlich, indem die wirtschaftlichen Fragen als untergeordnete A u f g a b e erscheinen. 2 ) ' ) Kölner Universitäts-Zeitung I. Jahrgang Nr. 12. - ) Anmerkungen des Verfassers.

43 II. G l i e d e r u n g . Art. 3. In örtlichen Fragen bleibt die Selbständigkeit der einzelnen Studentenschaften unberührt. Die Studentenschaften können vom Vorstand vorübergehend oder dauernd mit der Erledigung von Sanderfragen beauftragt werden. Art. 4. Zur Erleichterung der Geschäftsführung werden die Studentenschaften zu Kreisen zusammengeschlossen. Die Änderung der Kreiseinteilung bedarf der Zustimmung der „Deutschen Studentenschaft". Die Kreise können vom Vorstand vorübergehend oder dauernd mit der Erledigung von Sonderfragen beauftragt werden. Der Kampf um Unitarismus und Partikularismus, Zen- und Dezentralisation hat einen gedeihlichen Mittelweg geschaffen.

I I I . V e r w a l t u n g. Art. 5. Die entscheidende Gewalt innerhalb der Deutschen Studentenschaft liegt bei der Gesamtheit der Studentenschaften. 1. D i e

beschließende

Gewalt.

Art. 6. Die beschließende Gewalt wird durch mündliche Abstimmung der Studentenschaften auf dem Deutschen S':udententage oder durch schriftliche Abstimmung ausgeübt. Bei der mündlichen oder schriftlichen Abstimmung hat jede Studentenschaft für jedes angefangene Tausend ihrer Mitglieder nach dem Stande vom 1. Juni jedes Jahres eine Stimme. Art. 7. Der Deutsche Studententag tritt alljährlich im Juli zusammen. Auf Beschluß des Vorstandes mit einer Zweidrittel-Mehrheit oder auf Antrag der Mehrheit der Studentenschaften wird ein außerordentlicher Deutscher Studententag einberufen. Auf Antrag von Vierfünftel der Studentenschaften muß der ordentliche Studententag verschoben werden. Der schriftliche Entscheid wurde hier eingefügt, um die gemäß Art. 7 zu berufenden außerordentlichen Tage der hohen Kosten wegen möglichst einzuschränken und den Vorstand der alleinigen Verantwortung in plötzlich auftretenden Fragen zu entheben.

Art. 8. Die Beschlüsse müssen jedoch bei Einspruch von mindestens sieben Studentenschaften einer Neuabstimmung unterzogen werden, wobei jede Studentenschaft eine Stimme führt. Der ursprüngliche Beschluß wird aufgehoben, wenn in der Neuabstimmung Zweidrittel der Studentenschaften gegen den Beschluß stimmen. Bei mündlicher Abstimmung ist der Einspruch noch während des Studententages, bei schriftlicher spätestens drei Wochen nach Bekanntgabe des Beschlusses zu erheben. Beschlüsse des Studententages müssen nachträglich noch auf Einspruch von zwölf Hochschulen innerhalb drei Wochen der Neuabstimmung unterzogen werden. Das Einspruchsrecht ist im Interesse von Minderheiten zumal der kleinen Hochschulen gedacht, um diese nicht zu majorisieren, was bei einer etwas „krafthuberischen" Geschäftsführung leicht eintreten könnte.

2. D i e v o l l z i e h e n d e Gewalt. Art, 9. Die vollziehende Gewalt liegt beim Vorstande. Der Vorstand vertritt die „Deutsche Studentenschaft" nach innen und außen und führt die Verwaltung ihrer Angelegenheiten, soweit die Verfassung nichts anderes bestimmt. Der Vorstand ist der „Deutschen Studentenschaft" für seine gesamte Tätigkeit verantwortlich. • . . soweit die Verfassung nichts anderes bestimmt, vergl. Artikel 14.

44 Art. 10. Der Vorstand der „Deutschen Studentenschaft" setzt sich aus dem Vorsitzer, den Kreisleitern und zwei Beisitzern zusarrmen. Der Vorsitzer wird von der „Deutschen Studentenschaft" auf dem ordentlichen deutschen S udententag für ein Jahr gewählt. Im Falle seines vorzeitigen Ausscheidens wird für den Rest des Geschäftsjahres der Nachfolger auf Vorschlag des Vorstandes durch schriftliche oder mündliche Abstimmung gewählt. Die Kreisleiter werden von ihren Kreisen gewählt. Die Beisitzer werden aus der Studentenschaft am Ort der Hiuptgeschäftstelle auf Vorschlag dieser Studentenschaft vom Vorstande gewählt. Ein Vorstandsmitglied wird vom Vorstand zum stellvertretenden Vorsitzer ernannt. Die Bezeichnung „Vorsitzer" wurde gewählt, da bei allen ähnlichen Wortbildungen die gleiche Endung gebraucht wird z. B. Vorsteher, Beisitzer, Rechnungsführer. Die Beisitzer erhalten die Posten des Schrift- und Rechnungsführers.

Art. 11. Der Vorstand der „Deutschen Studentenschaft" ist berechtigt, Akademiker, die sich in der studentischen Arbeit besonders bewährt haben, zu außerordentlichen Vorstandsmitgliedern zu ernennen. Ihre Zahl darf 6 nicht überschreiten. Die Ernennung erfolgt auf Vorschlag des Vorstandes mit Zweidrittel Mehrheit und bedarf der Bestätigung des ordentlichen Siudententages. Die außerordentlichen Vorstandsmitglieder haben die gleichen Rechte wie die ordentlichen Vorstandsmitglieder, jedoch kein Stimmrecht. Drei Jahre nach der Bestätigung scheiden sie aus. Wiederernennung ist zulässig. Eine ähnliche Einrichtung ist auch in die Mustersatzung (S. 60) f ü r die örtlichen Studentenschaften aufgenommen. Man will in diesem a. o. Vorstand auch dieJVIeinungen einer studentischen Minderheit vertreten lassen (vergl. S. 47).

IV. H i l f s o r g a n e . Art. 12. Zur Unterstützung des Vorstandes wird von der „Deutschen Studentenschaft" auf dem deutschen Studententage an einem Hochschulorte eine ständ ge Hauptgeschäftstelle eingerichtet. Leiter der Hauptgeschäftstelle ist der Vorsitzer der „Deutschen Studentenschaft". Die Verlegung der Hauptgeschäftstelle kann von der „Deutschen Studentenschaft" auf dem deutschen Studententag mit einer Zweidrittel-Mehrheit beschlossen werden. Der Kölner Vorschlag, die Hg. ständig an einem Ort zu belassen, ist durchgeführt ; der Name ,,Haupt"-Geschäftstelle läßt vergeblich nach den Nebengeschäftstelien suchen, die durch die Geschäftstellen der Kreise gegeben sind, in der Verfassung aber als solche nicht erwähnt werden. Als Sitz der Hg. wurde Göttingen gewählt.

Art. 13. Zur Erledigung bestimmter Aufgaben setzt die „Deutsche Studentenschaft" oder der Vorstand Arbeitsausschüsse ein, denen auch Nichtstudierende angehören können. Die Arbeitsausschüsse sind dem Vorstand für ihre Tätigkeit verantwortlich. Art. 14. Zur gutachtlichen Auslegung und Weiterbildung der Verfassung setzt die „Deutsche Studentenschaft" auf dem deutschen Studententag einen Verfassungsausschuß ein, der ihr verantwortlich ist. Der Verfassungsausschuß erhält hiermit die Aufgaben einer Interpretationskommission für sein Werk.

V. B e i t r a g z a h l u n g . Art. 15. Zur Bestreitung der Verwaltungskosten zahlen die Studentenschaften für jedes Mitglied und Halbjahr einen Beitrag an die Deutsche Studentenschaft", dessen Höhe von der „Deutschen Studentenschaft" auf dem deutschen Studententag festgesetzt wird.

45 VI. F a c h a u s s c h ü s s e . Art. 16. Die Studentenschaften können sich nach Hochschulgattungen oder Fachschaften zusammenschließen. In d ; n einschlägigen Fragen beschließen sie selbständig. S.e bedürfen zur Durchführung ihrer Beschlüsse der Unterstützung des Vorstandes. VII. S c h l u ß b e s t i m m u n g e n . Art. 17. Die Geschäftsordnung gilt als Teil der Verfassung. Art. 18. Verfassungsänderungen können nur auf Beschluß der „Deutschen Studentenschaft" auf dem deutschen Studententag mit einer Zweidrittel-Mehrheit erfolgen.

2. Der Zusammenschluß örtlicher Studentenschaften zu Kreisen. Aus dieser Verfassung ist das Bild des weiteren Zusammenschlusses der örtlichen Studentenschaften bis zur einheitlichen Zusammenfassung in einer Zentrale (Hauptgeschäftstelle) ersichtlich. Nach geographischen Gesichtspunkten werden mehrere Studentenschaften zu einem K r e i s zusammengeschlossen, wobei jedoch auch auf die Zugehörigkeit zu verschiedenen Ländern Bedacht zu nehmen war 1 ), da wir ja trotz aller zentralistischen Bestrebungen von einer „Reichskulturkammer" und einem R e i c h s ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung noch weit entfernt sind. So wurde z. B. Gießen nicht dem 5. Kreis zugeteilt, obwohl es zwischen Frankfurt und Marburg liegt, sondern dem 6. Kreis, da es eine Reihe von Angelegenheiten mit der hessischen Landesregierung zu regeln hat und somit praktischerweise mit Darmstadt u. a. einen Kreis bildet. ZurZeit bestehen folgende 10 Kreise (ursprünglich 7 deutsche und 1 österreichischer, jetzt 8 deutsche und 2 österreichische): Kreis 1 (Altp'eußen): Braunsberg, Danzig, K ö n i g s b e r g 2 ) , 2 (Nord): Greifswald, Hamburg, K i e l , Rostock. 3 (M.tte): Braunschweig, Detmold, Göttingen, Hann. Münden, H a n n o v e r , Klaustal, Witzenhausen. 4 ( M itt-Ost): Breslau, Dresden, Freiberg, Halle, Jena, L e i p z i g , Tharandt. 5 (West): Aachen, Bonn, Düsseldorf, Frankfurt, K ö l n , Marburg, Münster, Paderborn, Popoelsdorf. 6 ( S i d w e s t ) : Darmstadt, Freiburg, Gießen, Heidelberg, Hohenheim, Karlsruhe, Mannheim, S t u t t g a r t , Tübingen. 7 (Bayern): Bamberg, Dillingen, Eichstädt, Erlangen, Freising, M ü n c h e n , Nürnberg, Passau, Regensburg, Weihenstephan, Würzburg. 8 (Österreich): G r a z , Innsbruck, Leoben, Wien, Salzburg. ,, 9 (Sudeten): Brünn, P r a g , Przibram. ,, 10 (Brand ;nbu'"g): B e r l i n , Eberswalde. Diese Einteilung in Kreise, deren Leiter zugleich den Vorstand der Deutschen Studentenschaft bilden, hat sich als vorläuf g gute Lösung erwiesen. Den Kreisämtern können die Verhandlungen mit dem Landesministerium übertragen werden; im anderen Falle müßte z. B. der Vorstand in allen Sonderangelegenheiten von einem M.msterium zum anderen reisen, wobei trotz bester Absicht allein schon der Mangel der einschlägigen Dialekte jeweilig befrem*) Vergl. die Hochschulkarte Seite 63. 2 ) Die gesperrt gedruckten Orte sind z. Zt. Sitz des Kreisamtes.

46 dend wirken w ü r d e . 1 ) U m in plötzlich auftretenden Fragen in der Hauptgeschäftstelle möglichst rasch eine eindeutige Ansicht der D e u t s c h e n Studentenschaft zu erhalten, holen die K r e i s l e i t e r die M e i n u n g ihrer Studentenschaften auf einem Kreistag ein und der dann zusammentretende Vorstand vermag ein sachliches Spiegelbild der M e i n u n g e n und S t r ö m u n g e n zu geben. J e d e r K r e i s gibt sich seine Geschäftsordnung selbst. Vor jeder Vorstandsitzung während des S e m e s t e r s findet ein K r e i s t a g statt, der zweckmäßig jedesmal an einem andern Hochschulort des Kreises abgehalten wird, u m einesteils dem Kreisleiter die höchst erwünschte, eingehende Kenntnisnahme der Einrichtungen sämtlicher dem K r e i s angeschlossenen S t u r dentenschaften und eine ausführliche Aussprache mit diesen (Vortrag in einer allg. Versammlung) zu erleichtern, andernteils auch den Vertretern der H o c h schulen diese U m s c h a u zu ermöglichen und praktische Einrichtungen auf G r u n d eingehender Anschauung beurteilen und vielleicht bei der eigenen S t u d e n t e n schaft daraufhin einführen zu können. D u r c h Zusammenkunft mit Rektor und Senat in irgendeiner F o r m , etwa Abends, ist auch ein neues M o m e n t der W e r b u n g geschaffen. Verfasser hat im K r e i s 5 die Ernennung von K r e i s g e s c h ä f t s t r ä g e r n angeregt, die, in jeder Studentenschaft einer oder zwei, von ihrer K a m m e r bei der Ämterbesetzung mit dem besonderen Verkehr mit dem K r e i s amt beauftragt werden, (am besten auch mit der Bearbeitung des sehr viel Gewissenhaftigkeit beanspruchenden Monatberichts) und an sämtlichen K r e i s tagungen — im Verein mit den übrigen der Stimmzahl der Studentenschaft entsprechenden Vertretern — teilnehmen u n d für die D u r c h f ü h r u n g der B e schlüsse des Kreistages in der örtlichen Studentenschaft verantwortlich s i n d ; durchweg dürfte bei der Wahl des 2 . oder 3. Vorsitzenden diese Aufgabe in B e tracht zu ziehen sein. U m den kleinen Hochschulen ( 1 — 5 0 0 ) den regelmäßigen Besuch der Kreistage zu ermöglichen, wird ein Beitrag (bis zu 0 , 5 0 M . für K o p f und S e m e s t e r ) von sämtlichen Studentenschaften für das K r e i s a m t erhoben, der dem zur Hauptgeschäftstelle fließenden Beitrag zugeschlagen wird, u m dort dem Kreisleiter laufend zur Verfügung zu stehen; aus diesem F o n d s können dann auch M i t t e l zur Heranziehung vonPersönlichkeiten, die bei Beratung besonderer Angelegenheiten oder bei der D u r c h f ü h r u n g derselben wertvolle Dienste leisten könnten, entnommen werden, desgleichen zur Beschickung besonderer T a g u n g e n durch den K r e i s ; ferner ist eine Grundlage zur E i n richtung eines Presseamtes (Beobachtung und Beeinflussung der Tagespresse des Kreises) u. a. möglich. D i e E r h e b u n g dieser U m l a g e kann abgelöst werden, wenn der für die Geschäftsführung des Kreises i m Haushaltplan der Deutschen Studentenschaft vorgesehene B e t r a g entsprechend erhöht wird. D i e Kreisämter erhalten mit der Zeit eine stets wachsende Arbeitslast übertragen, die die E i n richtung einer Geschäftstelle mit Hilfskräften erforderlich machen wird; jedoch ist immer zu bedenken, daß der K r e i s eine unselbständige, nur vermittelnde Einrichtung bleibt, lediglich geschaffen, u m der Zentrale die Geschäftsführung mit nahezu 8 0 Studentenschaften u n d u m eine sachlich begründete Vorstandsbildung zu erleichtern. D i e Kreisleiter werden gewöhnlich auf einem Kreistag im A n s c h l u ß an den Allgemeinen Studententag gewählt und sind Mitglieder des V o r s t a n d e s der Deutschen Studentenschaft, der sich wie folgt zusammensetzt: ') Vergl. W i e n k ö t t e r , Der Zusammenschluß der Deutschen Studentenschaft. (Kölner Universitäts-Zeitung, II. Jahrgang Nr. 8.)

47 3. Der Vorstand der Deutschen Studentenschaft. E r s t e r V o r s i t z e r , gewählt vom Allgemeinen Studententag rein nach der Persönlichkeitsbewertung, der zum Ort der Hauptgeschäftstelle umziehen muß. ( 1 9 1 9 / 2 0 B e n e c k e , 1920 21 v a n A u b e l ) , 10 K r e i s l e I t e r , gewählt von ihren Kreisen nach der Persönlichkeitsbewertung, das Kreisamt befindet sich am Wohnort des Kreisleiters, der also nur innerhalb des Kreises die Hochschule wechseln könnte, ohne sein Amt niederlegen zu müssen. 2 B e i s i t z e r : Schrift- und Rechnungführer, vorgeschlagen durch die Studentenschaft am Ort der Hauptgeschäftstelle und gewählt durch den übrigen Vorstand. 5 ) Im Artikel 11 sieht die Verfassung auf Grund der im Laufe des Jahres gemachten Erfahrungen die Wahl eines a u ß e r o r d e n t l i c h e n Vorstandes vor, um eine gewisse Stabilisierung in die Leitung der Deutschen Studentenschaft zu bringen. Nicht im Wortlaut der Verfassung enthalten, aber ausdrücklich bei allen Beratungen gefordert, 1 ) ist die Entsendung mindestens e i n e s Vertreters der sogenannten Minderheit auf Studententagen in den a. o. Vorstand, um sich so bei allen Beratungen auch der Meinung dieses Teiles der Studentenschaft stets vergewissern und sie berücksichtigen zu können.

4. Die Einrichtungen der Deutschen Studentenschaft, a) Die Hauptgeschäftstelle und ihre Ämter. D e m Vorstand hegt die vollziehende Gewalt ob. Zur bürokratischen Durchführung der stark angewachsenen Arbeiten ist eine H a u p t g e s c h ä f t s t e l l e als zentrale Stelle für die weitverzweigte Organisation notwendig; dieselbe wurde in Göttingen eingerichtet, deren Leiter der Vorsitzer der Deutschen Studentenschaft i s t . 5 ) Zu seiner Unterstützung sind einige haupt- und nebenamtliche Kräfte angestellt worden: ein Hauptgeschäftsführer (Syndikus), je ein Leiter des Wirtschafts-, Versicherungs- und Presse-Amtes, ferner ein Buchhalter und mehrere Schreibhilfen. D e r Hauptgeschäftstelle liegt die Überwachung der einheitlichen Durchführung der Beschlüsse des Studententages, die Verhandlungen mit den Behörden und Ministerien, die Vorbereitungen der monatlichen Vorstandsitzung und die stete Werbung für die Ideen und Aufgaben der neustudentischen Gemeinschaft ob. Ein N a c h r i c h t e n b l a t t 2 ) dient der beschleunigten amtlichen Nachrichtenübermittlung und der T e r m i n festsetzung, eine S c h r i f t e n r e i h e im Selbstverlag 3 ) will zur Orientierung der studentischen Funktionäre über einschlägige Fragen beitragen und zur Anregung für die studentischen Zeitungen und somit allen Kreisen der Studentenschaft zur Aufklärung. Das P r e s s e a m t 1 ) hat die Aufgabe, die gesamte Presse sachlich und fachgemäß über alle die Öffentlichkeit irgendwie interessierenden Vorgänge innerhalb der Deutschen Studentenschaft zu unterrichten, für die publizistische Verbreitung der Wirtschafts- und Kulturpolitik des Vorstandes Sorge zu tragen ' ) M i t h i n nur A n b a h n u n g eines Gewohnheitsrechtes. - ) Erscheint in zwangloser Folge, zu beziehen durch die Hauptgeschäftstelle. 3 ) Vergl. die Angaben des Schrifttums 4 ) D i e Mitteilungen sind durch das Zeichen „ a s p " (amtlicher studentischer Pressedienst) kenntlich. 6 ) E s ist beabsichtigt, als stellvertr. Vorsitzer jewei's einen der K r e i s l e i t e r f ü r die Dauer von etwa einem M o n a t an der Hauptgescnäftstelle tätig sein zu lassen, um die Verantwortung f ü r die Gesamtgeschäftsführung dadurch auf eine breitere Basis zu stellen.

48 und endlich die öffentliche Presse auf etwa das Ansehen der Studentenschaft schädigende Mitteilungen hin zu beobachten und f ü r Berichtigung zu sorgen. Das W i r t s c h a f t s a m t sucht alle f ü r das wirtschaftliche Wohl der Studierenden einheitlich zu treffenden Maßnahmen rechtzeitig in die Wege zu leiten: Ermäßigungen aller Art, Verbilligung durch Großbezug der wissenschaftlichen Bücher, Zusammenarbeit mit Vereinigungen, die eine Studentenhilfe betreiben, z. B. mit dem Qaäkerhilfskomitee u. a. m. Dozenten und Männer des Wirtschaftslebens wurden zur Mitwirkung herangezogen und rrit ihnen zusammen gründete man die „Wirtschaftshilfe der Deutschen Studentenschaft e. V.", deren vornehmste Sorge die Beschaffung der zur Linderung der Notlage der Studierenden erforderlichen beträchtlichen Geldmittel im In- und Auslande ist. Das V e r s i c h e r u n g s a m t soll die Vorarbeiten leisten, um die bisher an jeder Hochschule verschieden gehandhabten akademischen Kranken- und Unfallversicherungen einheitlicher zu gestalten und wenn möglich, zentral zu erfassen und in eigene Verwaltung zu nehmen. (Leiter: 0 . S p i e k e r , Köln). Aus den Uberschüssen könnte eine Darlehnskasse errichtet werden, um der wirtschaftlichen Notlage auch in dieser Hinsicht abhelfen zu können. Angeschlossen ist ferner noch ein H o c fung der Deutschen Studentenschaft, deren D r . S s y m a n k übernommen hat. Sammleraber erstere, finden hier ihr Arbeitsfeld, maßen abgesteckt wurde 1 ):

h s c h u l a r c h i v , eine Schöpehrenamtliche Leitung Professor und Forschertätigkeit, vor allem das von dem Leiter folgender-

1. Herstellung und Unterhaltung eines dauernden und geregelten Verkehrs mit den Hochschulen des In- und Auslandes, den Ministerien, den Akademischen Auskunftstellen, den Bibliotheken, den studentischen Zusammenschlüssen aller Art und sonstigen, am Hochschularchiv Anteil nehmenden Körperschaften und wissenschaftlichen Vereinigungen. 2. Bibliographische Feststellung aller vorhandenen Literatur über das gesamte deutsche Hochschulwesen und Studententum in Vergangenheit und Gegenwart (Bücher, Broschüren, Einzeldrucke, Aufsätze in Zeitschriften und Zeitungen, Kunstblätter, Noten usw.) in Form eines Zettelkatalogs; Feststellung aller in den Archiven befindlichen Archivalien und Urkunden, welche Hochschulwesen und Studententum betreffen; Versuch einer Bibliographie des ausländischen Hochschulwesens. 3. Sammlung, Sichtung und Verwaltung aller erreichbaren Literatur über das gesamte deutsche Hochschulwesen und Studententum in Vergangenheit und Gegenwart einschließlich der kleinsten Erzeugnisse (Flugblätter, Zeitungsund Zeitschriftenaufsätze, Noten, Ansichtspostkarten, Ex-hbris, ungedruckter Briefe, Akten usw.); Sammlung von ausländischer Hochschulliteratur: S c h a f f u n g einer Bücherei für das gesamte H o c h s c h u l wesen des In- und Auslandes. 4. Beteiligung an den Vorarbeiten zur Begründung eines hochschulgeschichtlichen M u s e u m s ; Feststellung, wo Akademesken vorhanden sind, und Aufbewahrung derselben, falls sie dem Hochschularchiv überwiesen werden. 5. Schaffung eines Nichrichtenblattes mit regelmäßigen Veröffentlichungen über die Tätigkeit des Hochschularchivs, sowie über Forschungen zur älteren und neueren Geschichte des gesamten Hochschulwesens und mit zusammenfassenden, unparteiischen Berichten über akademische und studentische Tages*) S s y m a n k , Das Hochschularchiv der Deutschen Studentenschaft, Heft 9 der Schriften der D. St

49 fragen und Probleme (auf G r u n d der literarischen Neuerscheinungen und der gesamten Presse). 6. Auskunfterteilung in Fragen, die in den Arbeitskreis des Hochschularchivs und des Instituts für Hochschulkunde fallen; Teilnahme an der Einrichtung von Vorlesungen über Hochschulwesen und Studententum an der Universität, w o das Archiv seinen Sitz hat; Veranstaltung von freien Vortragsreihen für Altakademiker und Studenten (vielleicht auch für Abiturienten) über Probleme des akademischen und studentischen Lebens, über Zweck und Ziel des Hochschulunterrichts usw. (unter Heranziehung von Fachmännern): Einrichtung von Ferienkursen für Angehörige verschiedener Hochschulen über die gleichen Fragen. — W i e schon gesagt liegt der Hauptgeschäftstelle außer der eigentlichen Geschäftsgebarung auch die stete W e r b u n g für die Idee und Aufgaben des neuen Zusammenschlusses ob. Zu d'in Tagungen und Verhandlungen kommt immer nur ein ganz geringer Bruchteil d i r Siudsnten und zumeist der, der mit den Aufgaben durch örtliche Mitarbeit bereits vertraut und u m deren Durchführung rege bemüht ist. Aber der größere T e i l d ; r S üd e r e n d e steht noch mehr oder weniger teilnahmslos der Bewegung gegenüber. Hier gilt es das Eis der Lauheit zu schmelzen und langsam und zielbewußt zu arbeiten, u m immer mehr in der großen deutschen Studentengemeinschaft das heilige Feuer der freudigen Anteilnahme am eigenen Schicksal zu entfachen. Die Hauptgeschäftstelle hat sich deshalb bemüht, in möglichst billiger Ausgabe die Tagungsberichte über die Studententage jedem einzelnen zugänglich zu machen und durch ihre Schriftenreihe in knappen Einzelaufsätzen ein abgerundetes Bild über Teilprobleme zu bringen. Eine große Aufgabe hat hierbei auch die studentische P r e s s e zu lösen, die üppig emporgewachsen ist und eine schärfere Durchdringung mit leitenden Gedanken sehr benötigt, neuerdings wieder angestrebt durch Uberführung der vielen örtlichen Zeitungen in e i n e studentische Zeitschrift (Zentralorgan). Endlich sei auch der Abhaltung von „ F ü h r e r w o c h e n " innerhalb der einzelnen Kreise g e d a c h t : In einer zentral gelegenen Hochschule eines Kreises findet ein 3tägiger Kursus statt, der von den übrigen Studentenschaften möglichst zahlreich beschickt w i r d und in dem man sich über alle Probleme einmal von höherer W a r t e als dies bei den örtlichen Beratungen üblich ist, ausspricht; am letzten T a g e findet dann an jeder Hochschule des Kreises gleichzeitig nach einem kurzen Bericht über die Führerwoche ein großangelegter öffentlicher Vortrag in einer allg. Studentenversammlung statt, bei d^m als Redner möglichst Ortsfremde sprechen.

b) Arbeitsausschüsse. Neben der Hauptgeschäftstelle als Zentrale bestehen noch eine Anzahl von A r b e i t s a u s s c h ü s s e n mit besonderen Teilaufgaben, deren Mitglieder den verschiedenen Hochschulcn angehören und die in schriftlichem Meinungsaustausch oder in Konferenzen ihre Aufgabe e r l e d . g e n : Der V e r f a s s u n g s - A u s s c h u ß , dem die Auslegung der Verfassung d ; r D . S t . in Streitfällen und die Beratung von Verbesserungsvorschlägen obliegt, der A u s s c h u ß f ü r s t a a t s b ü r g e r l i c h e E r z i e h u n g , d r die allgemeine Einführung dieser Disziplin an den Hochschulen betreibt und einen geeigneten hochschulreformerischen W e g zur raschen Durchführung ausarbeitet, 1 ) der A u s l ä n d e r a u s s c h u ß , dem die Bearbeitung *) Vergl. „Das erste Jahr Deutsche Studentenschaft" a. a. 0 .

-4

50 der in der Studentenschaft besonders lebhaft erörterten Ausländerfrage obliegt und der Frage der Immatrikulations- und Aufnahmebedingungen von Ausländern. Zur Ausarbeitung eines Vorschlages für die Einführung einer h u m a n i s t i s c h e n Fakultät an den deutschen Hochschulen wurde ein Ausschuß gebildet aus mit dieser Frage besonders vertrauten Jungakademikern. Der R e i c h s k r i e g s t e i l n e h m e r - V e r b a n d (R. K. T . V.) regelt alle Sonderfragen der Kriegsteilnehmer und Kriegsgefangenen mit Bezug a uf Zwischensemester, Sonderkurse usf. Ein A u s s c h u ß f ü r L e i b e s ü b u n g e n hat sich die besondere Aufgabe gestellt, der Propagierung des Turnens und des Sports eine starke Stoßkraft zu verleihen. 2 ) Für das gerade in der Nachkriegszeit und wohl noch auf lange Jahre hinaus rührige Inangriffnahme erheischende studentische Wohnungswesen, seine einheitliche Regelung zum Schutz vor Übervorteilung der Mieter dient der W o h n u n g s a u s s c h u ß unter der Leitung von Magistr.-Assessor 0 . K o e n e n in Münster, der jedes Semester einen Anzeiger über Wohnungsund Verpflegungsverhältnisse an den Hochschulen herausgibt. Endlich liegt es dem H a u s h a l t - u n d K a s s e n p r ü f u n g s - A u s s c h u ß ob, den z. Zt. mit etwa einer halben Million Mark bilanzierenden Etat der Deutschen Studentenschaft zu überwachen und bei Verausgabungen von Geldern Sorge zu tragen für Innehaltung des Haushaltplans. c) Fachausschüsse. Auch die an den einzelnen Hochschulen bestehenden Fachschaften haben sich zu F a c h g r u p p e n zusammengeschlossen, deren Geschäftsführung im Einvernehmen mit dem Vorstand der Deutschen Studentenschaft gehandhabt wird (vergl. Artikel 16 der Verfassung der D. S t . Saite 45). Z u r Z e i t bestehen folgende Fachzusammenschlüsse, die — soweit sie sich „Fachgruppen" nennen - auch in ihrer Finanzgebarung mit der Deutschen Studentenschaft liiert sind: 1. 2. 3. 4. 5.

Evangelisch-theologische Fachgruppe. Katholisch-theologische Fachgruppe. Verband Deutscher Medizinerschaften. Rechts- und Staatswissenschaftliche Fachgruppe. Staats- und Wirtschaftswissenschaftliche Fachgruppe. a) Staatswissenschaftliche Abteilung, b) Betriebswirtschaftliche Abteilung. 6. Philologische Fachgruppe. 7. Mathematisch-naturwissenschaftliche Fachgruppe. 8. Verband der Chemikerschaften an den deutschen Hochschulen, Fachgruppe der Deutschen Studentenschaft. 9. Verband der Technischen Hochschulen und Bergakademien. 10. Deutsche veterinärmedizinische Fachgruppe. 11. Deutsche Pharmazeutenschaft. 12. Landwirtschaftliche Fachgruppe. ') Vergl. Götz v S e i l e , Heft 1 u. 3 der Schriftenreihe im Selbstverlag der Deutschen Studentenschaft, ferner M a h r h o l z in „ D i e Hochschule", 4. Jahrg. Heft 8. 2 ) Vergl. Ulrich D ä h n e , Leibesübungen auf deutschen Hochschulen, in „ D i e Hochschule" 4. Jahrgang Heft 7, Oktober 1920, ferner M a l l w i t z , das T u r n - und Sportarnt der Deutschen Studentenschaft. Heft 7 der Schriftenreihe im Selbstverlage der Deutschen Studentenschaft.

51

j 5. Der Studententag. W ä h r e n d dem Vorstand die vollziehende Gewalt obliegt, wird die beschließende Gewalt innerhalb der Deutschen Studentenschaft durch schriftliche Abstimmung' oder und dies ist das gebräuchlichste — durch mündliche Abstimmung auf dem D e u t s c h e n S t u d e n t e n t a g ausgeübt. Die Artikel 6—8 (S. 4 3 ) erläutern die Technik der Abstimmungen und die Handhabung bei der Beschickung durch die Studentenschaften. Die Hauptaufgabe dieses alljährlich im letzten Monat des Sjmrncr-S^mesters stattfindenden allgemeinen deutschen Studententages 1 ) ist die Rechenschaftsablegung über das verflossene Jahr und die Zielsteckung f ü r das kommende. Als gut durchgeführt kann die Göttingener T a g u n g — abgesehen von einer zu reichlichen Darbietung von Referaten — hingestellt werden. Der Rückblick auf den durchlaufenen Zeitabschnitt, der im Zeichen der Paragraphen stehend, als das „Paragraphenjahr" anzusprechen ist mit seinen Ordnungen u n d Verordnungen, Satzungen und Verfassungen, Statuten und Artikeln und mit dem Ringen u m die rechtliche Anerkennung in der Fassung eines neuen Studentenrechtes, gestaltete sich zu einer machtvollen Kundgebung im befriedigenden Bewußtsein geleisteter Arbeit unter der Aera B e n e c k e . Den Auftakt für das kommende Jahr gab das Referat des Staatssekretärs Prof. D r . B e c k e r über die „Hochschulreform" und als Leitmotiv ging diese hinaus, der Arbeit Fülle in sich bergend, um dem zweiten Jahre der Deutschen Studentenschaft Ziel und Ausbau richtungsteckend zu beeinflussen. ') Vergl. Tagungs-Bericht Würzburg a. a. Studentenschaft" a. a. 0 . Der 1. Deutsche Studententag fand statt 1. außerordentl. „ „ „ ,, 2. Deutsche ,, ,, ,, 3. ,, .. findet ,,

O. und „Das erste Jahr Deutsche in Würzburg vom Dresden „ „ Güttingen ,, ,, Er.angen im

17.—19. Ju'i 1919 16—18 Mai 1920 23 —27. Ju.i 1920 Ju.i 1921.

In der Darstellung wurden die deutsch österreichischen und sudetenländischen Studentenschaften (Kreise 8 und 9 vergl. Hoch sc Kuliarte S . 63) nicht besonders behandelt, da sich ihre Zie'sctzung und die Eingliederung in die großdeutsche Studentenschaft mit d c r e n i g e n der Studentenschaften des Deutschen Reiches deckt. Ein Unterschied besteht nur insoweit als die deutschösterreichischen und sudetenländise hen Studentenausschüsse nicht aus allgemeinen, gleichen Wahlen a l l e r wahlberechtigten Studierenden hervorgehen, sondern nur aus der W a h l solcher Studierender, die d e u t s c h a r i s c h e r Abstammung sind. D a der Berechtigungsnachweis hierzu nicht ganz eindeutig festliegt und d i e Fo'gerungen aus dieser Auslese Schwierigkeiten ergaben und endlich eine weitere Reihe von Unklarheiten Behebung erheischt, w u r d e zur K l ä r u n g dieser Fragen eine S t u d i e n r e i s e nach Osterreich vorgeschlagen, die voraussichtlich Pfingsten 1921 stattf.ndtn wird, 4*

52

C. Der Würzburger, Dresdener und Göttingener Studententag. Rückblick

und

Ausblick.

Wollen wir nun diesen Entstehungsabschnitt der „Deutschen S t u d e n t e n s c h a f t " e i n e m A b s c h l u ß unterziehen, so zeigt vorerst die Inventur irr rreihin schon ein beachtliches Zusammentragen von gediegen«m G e r ä t : D a s Haus steht da, äußerlich einfach und schlicht, ohne den S t u c k eines phr< senhaften Aushängeprogramms; im Innern sind die Stockwerke abgeteilt u n d die Zwischenwände für die Z i m m e r , wenn auch nur teilweise, aufgerichtet; hier u n d da stehen auch schon einige M ö b e l : M e h r w i l l u n d k a n n d i e „ D e u t s c h e Stud e n t e n s c h a f t " noch nicht sein. Auch eine G e w i n n - und Verlustrechnung für diese Zeit aufzumachen, braucht sie sich nicht zu s c h e u e n : D i e jahrzehntelang erstrebte Einigungsbewegung ist der Verwirklichung zugeführt, an allen deutschen Hochschulen sind paritätische studentische Selbst Verwaltungskörper an der A r b e i t , um rrit den akademischen Behörden in gemeinsamer Pflichterfüllung zum Heile der deutschen Hochschule mittätig zu sein. E i n neues S udentenrecht ist geschaffen als K ü n d e r einer neuen E p o c h e im deutschen S t u d e n t e n t u m . E i n e tatkräftige wirtschaftliche Hilfe hat eingesetzt. W e n n wir auf der anderen S e i t e als Verlust auch manche S : h w ä c h e n und vor allem die Anteilnahmslosigkeit breiter Studentenmassen an diesem W e r k beklagen, so mag hier der T r o s t s a l d o eingesetzt werden, daß es sich u m ein langsames Erkämpfen des Vertrauens handeln m u ß im Ringen mit der gesamtdeutschen Eigenschaft einer starken Passivität in politischen D i n g e n . E i n e Bilanz zu veröffentlichen, wäre indes verfrüht; denn man könnte daraufhin das junge W e r k einer Veranlagung unterziehen, deren Auswirkungen über seine K r ä f t e hinausgehen m ö c h t e n : denn a b z u g e b e n hat die D e u t s c h e Studentenschaft noch n i c h t s ! Würzburg — Dresden — Göttingen waren die drei ersten D e b ü t s , die die Deutsche Studentenschaft der breitesten Öffentlichkeit g a b : W ü r z b u r g , der Appell nach dem ersten S i r r m e l r u f zur Einigung und zum Zusammenschluß, verbunden mit einer S chtung und Klärung der vielfältigen M e i n u n g e n über Zwecke und A r t dieser Organisation und schließlich ein Hineinlenken all der plätschernden Gewässer u n d reißenden G e b i r g s t ä c h e in das erste K l ä r b e c k e n , in die T a l s p e r r e m i t hastig rundherum aufgeführten Mauern. Dieses schnell aufgeführte S a m m e l b e c k e n war naturgemäß nicht mit wohlberechneten Abmessungen erbaut, die den Z u - und A b f l u ß kräftig regulierten, und so zeigte sich schon bei d e m ersten großen G e w i t t e r , daß die Wassermassen polternd über die D ä m m e hinwegrasten: D r e s d e n . D e r E n t w u r f des Ministers zum neuen Etudentenrecht war der A n l a ß dieser plötzlichen Entladung, der die gerade bevorstehenden Reichstagswahlen durch Aufstellung ven Forderungen der Studentenschaft an die politischen Parteien weiteren Zündstoff geliefert

53 hatten. 1 ) Daß solche rasch u n d unvorbereitet auftretenden Fragen nicht den jungen Zusammenschluß bis in seine Grundfesten erschüttern können, war die Aufgabe der folgenden Zeit und des G ö t t i n g e n e r T a g e s und bleibt sie wohl auch noch fürs erste. Vor aller Öffentlichkeit wurden diese Tagungen abgehalten und haben vor der Kritik in Ehren bestanden . W e n n die Göttingener Plenarverhandlungen von Außenstehenden sogar als ein M u s t e r für rranchesParlament hingestellt wurden, so möge trotzdem aus diesem offenbaren L o b nicht herausgelesen werden, daß etwa dort nicht z u v i e l geredet worden sei; pyogen die T a g u n g s - und Verhandlungsformen mehr noch als bisher einen eigenen W e g abseits des formalen Parlamentarismus gehen, hinstreben vielleicht zum Ideal einer wahrhaften K a m mer der Arbeit. Zwei Fragen mögen zum Schlüsse als Angelpunkte aller studentischen Gemeinschaftsarbeit der Zukunft in ihrer Fragestellung noch angeschnitten werden: Wird

die

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breite

gesteckten Welches dieses

Masse

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der

innerlich

Aufgaben,

die

tiefere

Studentenschaft erwärmen

für

die

sich ihr

und

Auffassung

j u n g a k a d e m 1sc h e n

über

den

Sinn

Zusammenschlusses?

Nach den ersten Wahlen zu den „A. S t . - A . " trat bald ein merklicher, stets wachsender Nachlaß der Wahlbeteiligung e i n ; ebenso erging es den allgemeinen Versammlungen, obwohl hier mitunter „aktuelle" Punkte der Tagesordnung einen R e i z auf die Sensationslust ausübten und damit einen besseren Eesuch herbeiführten. U n d sehr konservativ gesinnte Leute fällten das Urteil, daß diese Organisations- u n d S3lbst Verwaltungssucht der Studenten nur die als eine Art Seelenwanderung nach großen Kriegen und Staatserschütterungen periodisch wiederkehrende Erscheinung sei, w i e w i r sie nach den Freiheitskriegen und in den Jahren 1848, 49 erlebten. Immer waren es bei solchen Höhepunkten durch Heeresdienst gealterte und gereifte Studenten, die den Bestrebungen Stoßkraft gaben. Aber gerade 1818 und 1849 können für das Abebben der Bewegung nicht zitiert werden, denn beidemal waren es Gewaltmaßregeln von außen her, die die Ausreife und Weiterfestigung unterbanden. Haben wir dagegen nicht heute in der Anteilnahmslosigkeit a m ö f f e n t l i c h e n studentischen Leben die gleichen Erscheinungen, die sich im gesamten öffentlichen Lehen abspielen und aufweisen lassen? S o w i e T h e a t e r , Tanzsaal und Konzerthaus stets überfüllt sind, während die Anteilnahme a m Staatsschicksal die Versammlungslokale der bürgerlichen politischen Parteien nicht zu füllen vermag, so können auch die studentischen Verbindungen und Vereine, die sich die Pflege der Geselligkeit angcdeihen lassen, über lebhaften Zulauf berichten, während die öffentlichen Vollsitzungen der S u d e n t e n L a m m e r kaum e i n e n Zuhörer aufweisen und die Wahlbeteiligungsziffer fast allenthalben unter 5 0 % herabgesunken ist. U n d der G r u n d ? Der „ F o r m a l i s m u s " ist ihnen zuwider. Jenes Gebaren, das sich als „Vereinsmeierei" fest bei uns eingenistet hat, und das schon 3 L e u t e bei einer Zusammenkunft ohne Vorstandstisch, Schelle und schriftliche Wortmeldung nicht auskommen, läßt. Hinzu treten die vielversprechend aufgemachten Programme, das dauernde gegenseitige Mißverstehen, die Wahlen mit ihrem großen Apparat usf., alles Dinge, die gerade bei der Jugend wenig Verständnis und erst recht keine Gegenliebe finden. ') Vergl. „Das erste Jahr Deutsche Studentenschaft" a. a. O.

54 Ansätze z u einer Reform in dieser Hinsicht sind schon zu verzeichnen: Ablösung des Instruments der Generalversammlung, die am Schlüsse des Semesters nach Anhörung der wohlgeformten Reden der einzelnen Kammermitglieder, nach der Art eines großen „Volksentscheids" die Geschäftsführung des A. St.-A. zu entlasten hatte, obwohl zumeist diese „General"versammlung nur aus etwa einem Zehntel der Studentenschaft bestand, dessen Zusammensetzung unvorherzusehen war; durchweg jedoch war sie durch wenig Sachkenntnis belastet, aber von desto größerer Kritiklust beseelt. Statt dessen Übertragung aller Vollmachten auf di e gewählte Kammer, die sich nun immer mehr nach ihren Teilaufgaben in bestimmte Arbeitsgruppen je nach der besonderen Neigung und Fähigkeit der Mandatare aufgliedern wird. Hierdurch und durch Anstreben einer einjährigen Amtsdauer der Kammer wird die große Masse der mehr passiv veranlagten Studenten von einer Häufung der ihr lästigen Abstimmungen und Formalien befreit; denn die Arbeit ist ja letzten Endes doch nur von Einzelnen, von „Führern" zu leisten, wobei ich unter diesen die ganze Skala vom Vorarbeiter bis zum wahrhaften Führer zusammengefaßt wissen möchte. F ü h r e r s c h a f t s t a t t P a r t e i f ü h r e r t u m ! 'Wenn das gelingen möchte, kommen wir wieder obenauf. Gerade beim Aufstellen der Listen zu den studentischen Kammerwahlen tritt deutlich zutage, wie schwer in der Persönlichkeits-Auswahl gesündigt wird; denn durchweg steht die Gruppe, der Verband, die Partei im vorderen Kampf um Mehrheit und Macht, während der Mensch nur hineingetragen wird als Vertreter dieser.Gruppe, dieses Verbandes, dieser Partei und nicht als Ich, als Persönlichkeit, seiner besonderen Befähigung zu diesem oder jenem Amte entsprechend. Und so erlebt man es im Kleinen der örtlichen Arbeit wie im Großen der Gesamtvertretung als ein betrübliches Zeichen, daß das Mitglied einer Gruppe, das sich in der Gesamtheitsarbeit betätigt und bewährt hat —stets das große Allgemeinziel imAuge —dabei indessen das bescheidene Programm seiner Gruppe etwas vernachlässigend, nun dieserhalb „fällt", da ihm die Gruppe das „Vertrauen entzieht" und der parlamentarische Formalismus sein Opfer verschlingt. Hiergegen anzukämpfen, muß stetes Ziel bleiben; dann werden eine Reihe von Vorurteilen gegen die neustudentische.Bewegung ausgeräumt und der Weg wird freier und erfolgreicher für die W e r b u n g um Mitarbeit und Anteilnahme, die Werbung, die naturlich immer regsam bleiben muß und für die einige Fingerzeige zu geben ich mich an anderer Stelle bemüht habe (S. 26). Erst wenn diese d e n Erfolg zeitigt, daß ein innerlich stärkeres Verbundensein mit s e i n e r Hochschule in dem Einzelnen spürbar wird,, erst wenn der Einzelne sich mit s e i n e r „Studentenschaft" ebenso verbunden fühlt, wie mit seinem Konvent oder Verband, erst dann wird man von einem „Siege des neustudentischen Genossenschaftsgedankens" sprechen dürfen. 1 ) Für dieses Strebziel kann derVersuch der Bildung einer Altherrenschaft auf neuer — in Deutschland bisher unbekannter — Basis nicht warm genug begrüßt werden. Wohl ist die jetzt langsam einsetzende Bildung von außerordentlichen Vorständen (S. 47 u. 60) em keimhafter Ansatz hierzu. Eine ungemein großzügige, in ihrer Art ideale Verwirklichung wären Altherrenschaften der Hochschulen als solcher, wie sie Geheimrat Professor Dr. K. T h i e ß auf Grund seiner reichen Erfahrungen über ausländische Hochschulen für K ö 1 n zu begründen beabsichtigt. Die Graduierten einer Hochschule treten nach Beendigung der Studien in den Altherrenring dieser Anstalt ein (gegliedert nach Fakultäten cder Arten des erreichten Grades) und bringen bei Zusammenkünften und Jahresversammlungen, aber auch jederzeit bei An») Vergl. C. H . B e c k e r , a. a. O. S. 49.

55 fragen und Besprechungen, ihre Anteilnahme an der Hochschule und infolge ihrer neutralen Zusammensetzung besonders an dem studentischen Selbstverwaltungskörper zum Ausdruck. Wenn sich an einer Reihe von Hochschulen „Vereinigungen von Freunden und Förderern" gebildet haben, so möge sich die Studentenschaft auch deren Gunst erwerben; ungemein fruchtbarer aber wird die fördernde Arbeit, wenn sie ausgeht von allen denen, die selbst einmal die Hallen der Anstalt bevölkert haben. Die ideelle und praktische Unterstützung von einer solchen starken Körperschaft, die sich immer und immer wieder verjüngt, wird das beste Rückgrat für die gedeihliche Fortentwicklung der Studentenkammer sein. Die zweite Frage, die wir uns gestellt haben, leidet an einer starken Relativität der Beantwortung, je nach dem Blickfeld, aus dem man sie betrachtet. W e l c h e s ist die t i e f e r e A u f f a s s u n g vom S i n n e dieses neustudentischen Zusammenschlusses? Der Beobachter, der die Bewegungen kaleidoskopartig sieht, wird jedesmal einen anderen Eindruck gewinnen, je nachdem er die Deutsche Studentenschaft z. B. in der Behandlung von Fragen einer „Studienreise nach Osterreich", der „Hochschulreform" oder einer bevorstehenden „Kolleggeld-Erhöhung" betrachtet. Die Behandlung dieser Fragen auf den Tagungen und Konferenzen hat gezeigt; daß in letzterem Falle, also in den w i r t s c h a f t l i c h e n Angelegenheiten, immer nur e i n e Meinung geherrscht hat, vom rechten Flügel des Erlangener Hochschulrings bis zum linken Flügel der Berliner Minderheitsgruppe: die g e w e r k s c h a f t l i c h e Seite des Zusammenschlusses ist also klar und eindeutig vorhanden, die durch die zwangsweise Eintreibung der Mitgliederbeiträge, durch Bestallung von beamteten Studentensekretären, Streikdrohung 1 ) u. a. noch erkennbarer wird, nur muß statt der L o h n politik der Gewerkschaft das Ziel der w i r t s c h a f t l i c h e n B e s s e r s t e l l u n g in der Begriffsauslegung eingesetzt werden. Wenn sich die Gewerkschaften weiterhin nicht nur zur Aufgabe gemacht haben, ihre Arbeitsentlohnung befriedigender zu gestalten, sondern auch eine Besserung der Arbeits b e d i n g u n g e n anzustreben, die zur staatlichen Arbeiterschutzgesetzgebung führte, so liegt die Parallele in Bezug auf das neue Studentenrecht und die Entwürfe zur R e f o r m des Studienganges, des Prüfungswesens, des Disziplinarrechts und zur allgemeinen Hochschulreform doch sehr nahe. Sind nicht alle diese Reformpläne trotz ihrer Geistigkeit von einer gewissen Ökonomik, zum mindesten doch von praktischen Gesichtspunkten geleitet? Also sind sie im Rahmen der gesamtgeistigen Tätigkeit, die als geistige A r b e i t angesprochen wird, doch nichts anderes als ein Streben nach besseren Arbeits b e d i n g u n g e n . Und wenn — allerdings mit etwas Bombast — weite Kreise der deutschen Studenten- und Akademikerschaft vom verlorenen Führertum des Akademikers sprechen und die „Rückerkämpfung der Führerschaft im Volke" erstreben, so liegt hierin eine bewußte K l a s s e n forderung: ein weiterer Gleichlauf mit Gewerkschaftsideen; denn nicht das Akademikertum ist zur Führerschaft geboren; sondern die einzelne Persönlichkeit, von der wir allerdings — im frcrrrren Wünschen — recht viele der Deutschen Studentenschaft entsteigen sehen möchten. Endlich spielen wohl auch die gewerkschaftlichen Forderungen nach Einfluß, ') Bei der Kolleggelderhöhung 1920 forderte die Studentenschaft von Greifswald zum Streik auf, dessen Durchführung so gedacht war, daß jeder Studierende nur e i n e Wochenstunde bezahlen solle, die ja bekanntlich genügt, um das Semester bei Prüfungen angerechnet zu erhalten.

56 Macht, Mitbestimmung in der studentischen Koalition ihre Rolle und der „Selbstverwaltungskörper" (Asta) ist ja Beweis genug. Trotzdem ist die Deutsche Studentenschaft n i c h t eine „Gewerkschaft geistiger Arbeiter", denn ihre Mitglieder sind ja „Werdende", Lehrlinge und Gesellen, während sich mit dem Begriff des Arbeiters doch das rrehr „Fertigsein", das Verdienen des Unterhalts verbindet. Hier erst beginnen die Grenzen unklar zu werden und sich dem deutsch-mittelalterlichen Begriff der G e n o s s e n s c h a f t zu nähern. Schon die vorerwähnte Klassenforderung ist im Programm der Deutschen Studentenschaft, nämlich im Artikel 2 ihrer Verfassung nicht enthalten, ist auch bisher durch kein äußerliches Ereignis aufgerollt worden, obwohl sie von einer stattlichen Zahl sicherlich vertreten wird. 1 ) Wenn wir diese also vorerst fallen lassen können, so bleiben doch die übrigen wirtschaftlichen Momente der Gewerkschaft auch für die Einstellung als Genossenschaft bestehen; auch bei dieser rangieren die ökonomischen Gesichtspunkte in vorderster Linie, und letzten Endes ist ja jede Koalition — also auch die Deutsche Studentenschaft — auf irgend ein Kampfmoment eingestellt. Was uns vielmehr reizt, die Deutsche Studentenschaft als Genossenschaft anzusprechen, ist der Hinblick auf die „halbfertige" Stellung des Studenten und auf das Übergangsstadium, das er darstellt. S o wie sich in den Zünften und Gilden, den großen mittelalterlichen Genossenschaften, Lehrlinge und Gesellen nicht als Klassen sahen, sondern alsVorstufe zu dem gemeinsamen Endziel der Meisterschaft, so bedeutet auch das Studentsein die Lehr- und Wanderjahre des Akademikertums. Noch einmal sei aber betont, daß die im Gewerkschaftsgedanken imVordergrund stehenden ökonomischen Aufgaben in der Genossenschaft die gleiche Stellung einnehmen, wenn auch die Pflege der Geselligkeit und Bildungsmehrung bei letzterer m't hineinschwingt. Die Einhelligkeit, mit der sich alle hinter dieseAufgaben gestellt haben, die übereinstimmende Meinung, die bei deren Behandlung stets herrscht, legt die Vermutung nahe, daß ihnen das Primat in dem Aufgabenkomplex zukommen müsse. Es bleibt aber noch die Zielsetzung zu erörtern, die sich die Deutsche S t u dentenschaft in der Behandlung der v a t e r l ä n d i s c h e n und K u 11 u r a u f g a b e n gesteckt hat. Hier wird — auch bei größter Weitherzigkeit auf beiden Seiten — der Boden betreten, auf dem sich nicht alle ihre Mitglieder für eine harmonisch ineinanderfließende Arbeit verbürgen können, auf dem. das genossenschaftliche oder gewerkschaftliche Ziel b e w u ß t überschritten wird. In dieser Hinsicht ist sie ein Kartell von V e r e i n e n , die letzten Endes als studentische Vereine, wenn sie sich richtig auffassen, Sammelbecken gemeinsamer Erziehung, Erziehungsgemeinschaften sind, sein wollen oder sein sollen, die aber verschiedene Richtziele haben, die eben auseinanderstreben, zum mindesten aneinander vorbeidrängen. In diesem Augenblick ist die Grundlage nicht mehr gerechtfertigt (Zwangsbeiträge), auf der die Deutsche Studentenschaft errichtet ist. Mitglied einer Partei, Gewerkschaft oder eines Vereins bleibt man nur solange, wie deren Tätigkeit kein Mißfallen erweckt; ein solches Mißfallen wurde aber des öfteren sowohl von rechts wie von links bekundet. Alle die bisher schon erbittert geführten völkischen Auseinandersetzungen z. B. bleiben solange überklebte Kompromisse, die immer und immer wieder der Gärpilz zu neuen Streitigkeiten sind, bis eine reinliche S : h e i dung der Geister herbeigeführt sein wird, bis sich eine Mehrheit um ein festgefügtes Programm schart und der Rest ausscheidet; dieser Rest aber wird sich weiter zersetzen und alle Teilchen sehendann nur noch die Trennungslinien und nicht mehr die Gemeinziele, die sie trotz alledem noch mit dem Rumpfkörper !) Vergl. z. B. Seite 23 Punkt 13.

57 haben. D i e s e S c h e i d u n g m u ß k o m m e n , wenn die D e u t sche Studentenschaft sich weiterhin betrachtet als Verein oder als G e n o s s e n s c h a f t , als Gewerkschaft oder a l s e i n e M i s c h f o r m a u s d i e s e n . Denn jede von ihnen fordert ein Programm, sofern sie nicht rein wirtschaftlicher Interessenverband sein will. Auf ein Programm aber lassen sich keine heterogenen Geister festnageln. Und da die Deutsche Studentenschaft den Geist über die Materie stellen will, da die wirtschaftlichen Dinge nur Mitte! zum höheren Zweck sein wollen, da „nicht die I n t e r e s s e n , sondern die I d e e n herrschen sollen", so muß das bisher gepflogene Spiel mit dem Gedanken eines Vereins, einer Genossenschaft oder Gewerkschaft fallen; wenn wirklich „aus der Grundeinstellung einer irrrrer engeren Verknüpfung der Hochschule und ihrer Bürger mit der Volksgemeinschaft a l l e die Studentenschaft bewegenden vaterländischen, sozialen und Kulturaufgaben behandelt" werden sollen, so lassen sich die Felsenriffe für das Organisationsschifflein nur umsegeln durch das Bekenntnis zur Idee vom Studentenstaat. In ihm können sich alle Kräfte entfalten: von den Ideologen bis hinüber zu den Gewerkschaftlern, n u r im Studenten S t a a t ist die breite Basis gerechtfertigt, auf die die einzelnen Glieder, die örtlichen Studentenschaften, durch das neue Studentenrecht gestellt sind. Nach den verschiedenen Richtungen mögen die in ihm Zusammengeschlossenen streben: über das,,Was ' sind sie alle einig, nämlich in der Arbeit zum Besten d i e s e s Staates im großen Staate, in dem es dann den „ F e t t i g e n " später leichter wird, gerreinsem rrit allen Volksgenossen zu wirken, über das „ W i e " der Zielerreichung aber mögen sie feilschen. Möge heute der Kampf um wirtschaftliche Forderungen im Vordergrund stehen, sei es morgen der Streit um eine weltanschauliche Frage, komme eine Periode der Geistigkeit aller Ziele, drücke zeitweilig die Mehrheit allen Maßnahmen ihren Stempel auf, es wird auch einmal der Minderheit der T a g der Erfüllung kommen — über allem aber s t e h t d e r S t a a t als der ruhende Pol, als der stets gleichförmige Träger und Ausgleicher. Alle gehören ihm an, die ihre Staatsbürgerschaft nach gemeinem Recht ausweisen, hier darf keine Engherzigkeit fürderhin walten; er umfaßt a l l e und i n n e r h a l b seines Gebietes mögen sich dann die Geister finden oder scheiden. Es gilt für Deutschlands Studentenschaft die lange Straße der Zukunft g e m e i n s a m zu schreiten, es gilt das große, seit einem Jahrhundert angestrebte, jetzt Wirklichkeit gewordene Werk der Einigung in allen seinen verschiedengestalteten Teilen fester zu fügen. Alle die auseinanderstrebenden Kräfte vermögen z u g l e i c h Hinarbeit auf Gemeinziele n u r in die T a t umzusetzen durch Einordnung unter den machtvollen emporweisenden Glauben an den Staat, durch die Hingabe an den Staat, an den S t u d e n t e n s t a a t .

58

Anhang. 1. Die Verfassung der Deutschen Studentenschaft

Seite 42

2. Verordnung über die Bildung von Studentenschaften (das „neue Studentenrecht") mit Ausführungsbestimmungen und Erläuterungen

,,

30

3. Wahlordnung einer Studentenschaft, vergl

,,

18

4

Mustersatzung für die Studentenschaft einer Hochschule.') A. Die Studentenschaft.

§ 1. Die volleingeschriebenen Studierenden deutscher Staatsangehörigkeit sowie die nicht eingebürgerten volleingeschriebenen Studierenden deutscher Abstammung und Muttersprache der Hochschule • • • bilden die Studentenschaft der Hochschule . • • § 2.

Mit den entsprechenden Organisationen der übrigen Hochschulen des deutschen Sprachgebiets ist die Studentenschaft der Hochschule zur Wahrnehmung gemeinsamer Angelegenheiten in der „Deutschen Studentenschaft" zusammengeschlossen. Änderungen in dem Verhältnis zur Deutschen Studentenschaft können von der Kammer mit % Mehrheit der anwesenden Stimmen beschlossen werden. Zur Rechtsgültigkeit des Beschlusses sind zwei Lesungen erforderlich, die mindestens 8 Wochen auseinanderbogen müssen. Der Beschluß wird erst mit Ablauf des Semesters wirksam, welches der zweiten großen Lesung folgt.

B. Organe. I. D i e

Kammer. §

3

-

Die Kammer verkörpert den Willen der Studentenschaft und übt m deren Namen die beschließende Gewalt aus. ' ) Einer Hochschule über 1000 Angehörige im Sinne des § 1. — Bei Studentenschaften unter 500 Mitgliedern setzt sich der Vermögensbeirat nur aus den in § 22 angeführten 1, 3 und 4 zusammen. Bei Studentenschaften unter 1000 Mitgliedern wird im allgemeinen nur ein 10—25 köpfiger V o r s t a n d zu wählen sein; außerdem besteht die „Allgemeine Studentenversammlung" zur Entgegennahme des Semesterberichts. (Ausführliche Satzung für kleine Hochschulen im Nachrichtenblatt 6/1921 der Deutschen Studentenschaft).

59 Sie hat insbesondere folgende Aufgaben: 1. Sie wählt unmittelbar nach ihrer Wahl in gleicher und geheimer Verhältniswahl den Vorstand, entsprechend den Vorschriften der Wahlordnung. 2. Sie gibt dem Vorstand Richtlinien f ü r seine Arbeit. 3. Sie richtet nach Bedarf Ämter ein. 4. Sie stellt f ü r die D a u e r von einem Jahre den Haushaltsplan auf und ergänzt u n d ändert ihn notfalls mit Einwilligung des Vermögensbeirates. 5. Sie setzt die Halbjahresbeiträge der Mitglieder fest, 6. Sie n i m m t einmal im Halbjahre den Kassenbericht entgegen und nimmt dazu Stellung. 7. Sie ordnet einmal im Monat eine Kassenprüfung an. 8. Sie beschließt über die vom Vorstand zu erlassende Wahl-, Geschäfts- und Kassen Ordnung . MD i e Kammer wird jährlich zu Beginn des Wintersemesters in allgemeiner, gleicher und geheimer Verhältniswahl gewählt. Jedes Mitglied der Studentenschaft ist wahlberechtigt und wählbar. Die näheren Bestimmungen trifft die Wahlordnung, die ein Teil der Satzung ist. Die Kammer besteht aus • • Mitgliedern. 1 ) Die Kammermitglieder sind Vertreter der gesamten Studentenschaft und an Aufträge nicht gebunden. § 6. Die K a m m e r tritt zu ihrer ersten ordentlichen Sitzung binnen 4 Wochen nach ihrer Wahl zusammen. Ordentliche Kammersitzungen finden im übrigen mindestens einmal im Monat während des Semesters statt, außerordentliche Sitzungen auf Berufung durch den Vorstand oder euf Antrag der Hälfte der Kammermitglieder. Die Ladung erfolgt bei ordentlichen Sitzungen spätestens 3 Tage, bei außerordentlichen Kammersitzungen spätestens 12 Stunden vor der Sitzung durch den Vorstand mittels entsprechender Bekanntmachung am schwarzen Brett der Studentenschaft unter gleichzeitiger Angabe der Tagesordnung. Die Leitung der Kammersitzungen lungsleiter hat Stimmrecht.

liegt dem Vorstand ob. Der Verhand-

Beschlüsse werden regelmäßig mit einfacher Mehrheit der anwesenden Stimmen gefaßt. Beschlüsse auf Änderung der Satzung bedürfen einer zweimaligen Zweidrittelmehrheit und außerdem der Zustimmung des Vorstandes. Zwischen den beiden Abstimmungen m u ß ein Zeitraum von 4 Wochen liegen. Die Beschlüsse sind im Beschlußbuch der Kammer niederzuschreiben. Die Niederschrift ist von zwei Vorstandsmitgliedern zu beglaubigen und von der Kammer zu genehmigen. . §9. Auf Antrag eines Kammermitghedes m u ß der Verhandlungsleiter die Kammer für beschlußunfähig erklären, wenn die Hälfte der Kammermitglieder ' ) Zweckmäßigerweise ist eine feste Zahl zu wählen. Erscheint eine Prozentzahl angemessen, so ist die Bestellung eines K a m m e r m i t g h e d e s f ü r je 100—150 S t u d i e r e n d e am ehesten zu e m p f e h l e n .

60 fehlt. Eine daraufhin ordnungsmäßig einberufene Karrrrersitzung ist für die unerledigten Punkte der alten Tagesordnung auf jeden Fall beschlußfähig. § 10. Die Beschlüsse der Karrrrer sind der Studentenschaft nach freiem Ermessen des Vorstandes durch Anschlag an dem schwarzen Brett der Studentenschaft bekannt zu geben. Die nicht bekanntgegebenen Beschlüsse sind jedem Mitglied der Studentenschaft auf Verlangen vorzulegen. II. D e r V o r s t a n d . §11. Die vollziehende Gewalt innerhalb der Studentenschaft liegt beim Vorstand. Seine Aufgabe ist insbesondere die allgemeine Führung der Geschäfte der Studentenschaft, die Durchführung der Kamm erbeschlüsse, die Verwaltung und Verwendung des Vermögens im Rahmen des Haushaltsplanes, die Vorbereitung, Anberaumung und Einberufung der Kammersitzungen und der allgemeinen Studentenversammlungen. Der Vorstand übt die gerichtliche Vertretung der Studentenschaft aus. Er ist für seine Tätigkeit der Kammer verantwortlich. § 12.

Der Vorstand besteht aus 7 ordentlichen Mitgliedern, von denen je eines durch gesonderten Kammerbeschluß zum Vorsitzer, Schriftwart und Kassenwart der Studentenschaft zu ernennen ist. Zu a. o. Vorstandsmitgliedern mit nur beratender Stimme können von der Kammer für die Dauer eines Jahres 3—5 derzeitige oder ehemalige Mitglieder der Studentenschaft gewählt werden, die sich um die Studentenschaft besondere Verdienste erworben haben. Wiederwahl ist zulässig. § 13. Der Vorstand bleibt, loweit die Verordnung und Satzung nichts anderes bestimmt, im Amte, bis der neue Vorstand ordnungsgemäß gewählt ist. § 14. Selbständige Beschlüsse kann der Vorstand nur mit Ermächtigung der Kammer fassen. In dringenden Fällen genügt nachträgliche Zustimmung, die unverzüglich einzuholen ist. §15. Die Beschlüsse des Vorstandes sind im „Beschlußbuch des Vorstandes" niederzuschreiben. Die Niederschrift ist von allen Vorstandsmitgliedern zu unterzeichnen und in der Kammersitzung zu verlesen. Eine Bekanntgabe an die Studentenschaft findet nicht statt. III. D e r F e r i e n v o r s t a n d. § 16.

Für die Dauer der Hochschulferien tritt an die Stelle von Kammer und Vorstand der in der letzten Kammersitzung zu wählende Ferienvorstand. Er besteht aus (10—15) Mitgliedern, die dem Vorstand und der Kammer zu entnehmen sind. Sie wählen aus ihrer Mitte einen Ferienvorsitzer, einen Fenenschriftwart und einen Ferienkassenwart für die Ferienkasse. Der Ferienvorstand ist für seine Tätigkeit der Kammer verantwortlich. IV. D i e

allgemeine

Studentenversammlung. § 17. Die allgemeine Studentenversammlung ist die Versammlung der Mitglieder der Studentenschaft.

61

Sie ist zu berufen: Auf Beschluß der Karrrrer. Auf Beschluß des Vorstandes. Auf Wunsch des Rektors. Auf schriftlichen Antrag von mindestens . . . (30 °/ 0 ) Mitgliedern der Studentenschaft. § 18. Die allgerreine Studentenversarrrrlung ist regelmäßig 3 Tage, in dringenden Fällen 24 Stunden vorher in den für die Einberufung der Kammersitzungen geltenden Formen einzuberufen. Ihre Einberufung, Vorbereitung und Leitung liegt dem Vorstande ob. Abstimmungen finden nicht statt. 1. 2. 3. 4.

V. D i e

Ämter.

§ ¡19. Zur Erledigung besonderer Aufgaben auf wirtschaftlichem, sozialem und kulturellfm Gebiete richtet die Kammer Ämter ein, deren Vorsitzer nach Möglichkeit Karrrrermitglieder sein sollen. Die Ämter arbeiten selbständig. Sie haben zu bestimmten, vom Vorstand festgesetzten Zeiten dem Vorstand einen schriftlichen und auf Verlangen jederzeit der Kammer einen mündlichen Tätigkeitsbericht zu erstatten.

C. Vermögen. § 20. Die zur Erfüllung der Aufgaben der Studentenschaft notwendigen Mittel werden, soweit nicht besondere Einnahmen zur Verfügung stehen, aus den Beiträgen der Mitglieder gedeckt. Die Höhe des Semesterbeitrages wird von der Kammer jährlich bei Aufstellung des Haushaltsplanes festgesetzt. §21."

Die Befugnisse des Vorstandes auf dem Gebiete der Kassenverwaltung werden ven dem Kassenwart ausgeübt, der für seine Tätigkeit dem Vorstand und der Kammer verantwortlich ist und ihnen auf Verlangen jederzeit einen mündlichen, sowie mindestens einmal im S mester einen schriftlichen Kassenbericht zu erstatten hat. Die näheren Bestimmungen trifft die Kassenordnung. § 22. Zur Unterstützung des Vorstandes in Vermögensangelegenheiten, sowie zur Beratung und Unterstützung der Studentenschaft in allen wirtschaftlichen Unternehmungen wird ein Vermögensbeirat gebildet. Er besteht aus 1 ): 1. dem Vorsitzer der Studentenschaft oder einem Stellvertreter, 2. einem vcm Vorstand zu wählenden Mitgliede der Studentenschaft, das nicht zugleich Vorstands- oder Kammermitglied zu sein braucht, ') Be Hochschulen mit m e h r als 5000 S t u d i e r e n d e n lautet die Fassung d e s § 2 2 A b s . g e i r i ß § 6 Abs. 3 der V e r o r d r u n g z w e t k m ä ß . g wie f o l g t : D e r V e i r r ö e e n s b e ' i a t besteht a u s : 1. d e m Vorsitzer der S t u d e n t e n s c h a f t oder seinem Stellvertreter; 2. e i r e m von d e m Vorstande der S t u d e n t e n s c h a f t zu wählenden Mitgliede der S t u d e n tenschaft; 3 . zwei von d e m Vorstande d e r S t u d e n t e n s c h a f t zu wählenden f r ü h e r e n akademischen Bürger; 4 . drei von der Hochschule aus d e r D o z e n t e n s c h a f t oder den Beamten der Hochschule zu wählenden Mitgliedern.

62 3. einem vom Vorstand zu wählenden früheren akademischen Bürger, 4. zwei von der Hochschule aus der Dozentenschaft oder den Beamten der Hochschule zu wählenden Mitgliedern.

D. Fachschaften und Fachausschüsse. § 23. ' Zur Behandlung von Fachfragen gliedert sich die Studentenschaft in Fachschaften, die durch Fachausschüsse vertreten werden. § 24. [Die Fachausschüsse werden von den Mitgliedern der Studentenschaft, die bei der betreffenden Fakultät (Abteilung, Disziplin) eingeschrieben sind, gewählt. S i e geben sich ihre Geschäftsordnung selbst. §25. Aufgabe der Fachausschüsse ist die Wahrnehmung der Fachschaftsangelegenheiten in enger Zusammenarbeit und steter Fühlung mit der Kammer. § 26. Die Kammer erhebt einen für die Fachschaft bestimmten Beitrag von den Mitgliedern der Studentenschaft. Lehnt die Kammer die Erhebung des Beitrages ab, so ist die Entscheidung des Vermögens-Beirates anzurufen. Der Beitrag darf nicht weniger als 1 M k . pro Kopf und Semester für jede Fachschaft betragen. Die Fachausschüsse haben der Kammer und dem Vermögens-Beirat mindestens halbjährlich Rechnung zu legen. § 27. Die Fachausschüsse können Anträge und Vorschläge in Fachangelegenheiten an die Kammer richten und sich in Sitzungen der Kammer über Fachfragen durch Bevollmächtigte vertreten lassen. Zur Beratung des Haushaltplanes müssen die Fachausschüsse zugezogen werden.

E. Nichtmitglieder. §28. Denjenigen eingeschriebenen Studierenden, die nicht Mitglieder der S t u dentenschaft sind, kann die Kammer der Studentenschaft auf Antrag des Vorstandes jeweils für die Dauer des laufenden Halbjahrs die Teilnahme an den Fürsorgeeinrichtungen der Studentenschaft gestatten. Zur Wahrnehmung ihrer Angelegenheiten können sie einen dreiköpfigen Fremdenausschuß wählen, dem ein Kammermitglied als Verbindungsmann beigegeben wird. Der Fremdenausschuß hat das Recht, die Wünsche seiner Wähler beim Vorstand der Studentenschaft vorzubringen. § 29. Die Bestimmungen des § 28 finden auf die nicht Studierenden und Hörer sinngemäße Anwendung.

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