Das Deutsche Studentenwerk: Wirtschaftshilfe der Deutschen Studentenschaft. 1928–1931 [reprint 2019 ed.] 9783111522098, 9783111153797


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German Pages 124 [200] Year 1931

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Table of contents :
Zum Geleite
INHALT
Geschäftsbericht des Deutschen Studentenwerks e.V.
I. Die Entwicklung der Gesamtarbeit
II. Die örtlichen Wirtschaftskörper
III. Studentenhäuser
IV. Werkarbeit — Arbeitsvermittlung
V. Einzelfürsorge und Studienförderung
VI. Gesundheitsdienst
VII. Die Studienstiftung des Deutschen Volkes
VIII. Amerika - Werkstudenten - Dienst
IX. Schrifttum — Berufsberatung — Statistik
X. Finanzbericht für die Jahre 1928/1929, 1929/1930 und 1930/1931
Anlagen
Front Matter 2
INHALT
I. Allgemeiner Ueberblick
II. Vereinsverwaltung
III. Finanzen und Revisionen
IV. Statistik
Anlagen
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Das Deutsche Studentenwerk: Wirtschaftshilfe der Deutschen Studentenschaft. 1928–1931 [reprint 2019 ed.]
 9783111522098, 9783111153797

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D A S DEUTSCHE STUDENTENWERK WIRTSCHAFTSHILFE DER DEUTSCHEN STUDENTENSCHAFT

1928 — 1931

1931 Walter de Gruyter & Co. •orm. G. J . Göschensche Verlagshandlung / J . Gattentag, Verlagsbuchhandlung / Georg Reimer / Karl J . Trübner / Veit & Comp.

Berlin und Leipzig

GESCHÄFTSBERICHTE des

Deutschen Studentenmerks (Wirtschaftshilfe

der Deutschen

e. V.

Studentenschaft)

und der

Darlehnskasse des Deutschen Studentenmerks (Darlehnskasse

der Deutschen

Studentenschaft)

für den Zeitraum vom 1. April 1928 bis 31. März 1931

erstattet von der Geschäftsführung

*

e. V.

Zum Geleite

A

uf ihrem Wege aus den Jahrhunderten deutscher Vergangenheit zu den Jahrhunderten deutscher Zukunft durchschreitet die deutsche Hochschule in der Gegenwart einen gefährlichen Engpaß. Vielen erscheint sie als lebensfremd und lebensuntüchtig, zugewandt einem toten Wissen und fremd geworden der mit Sorgen und Problemen erfüllten Gegenwart. Unter dem Druck der geistigen wie der wirtschaftlichen Not erfährt sie herbe, oft ungeredite Kritik. Es bieten sich Aerzte zur Heilung an, die oft genug das Verständnis für ihr innerstes Wesen wie für ihre Geschichte vermissen lassen, dafür aber Maßnahmen vorschlagen, die nach unserer Ueberzeugung nicht helfen, sondern nur schaden können.

Keine andere Einrichtung des öffentlichen Lebens in Deutschland hat durch Jahrhunderte hindurch ihre äußere Gestalt und deren innere Erfüllung, vor allem aber ihre Freiheit und Unabhängigkeit so oft zu verteidigen und so treu zu bewahren gewußt wie die deutsche Hochschule. Sie wird für die Freiheit von Lehre und Forschung und für deren unlösbare Verbindung unentwegt zu kämpfen haben. Denn dieser Kampf ist kein Kampf f ü r ein veraltetes Sonderrecht, sondern trifft den Lebensnerv der deutschen Pflegatätten des wissenschaftlichen Geistes und der gelehrten Forschung. In den Notzeiten wie den gegenwärtigen, die von selbst zu Kampfzeiten werden, ist es die Aufgabe jeden Freundes der deutschen Hochschule, einmal alles zu vermeiden, was die Verbundenheit der Hochschule mit der Gesamtheit des Volkes schwächen kann, anderseits an ihrem inneren Aufbau mitzuarbeiten. Ein berechtigter Einwand gegen die deutsche Hochschule würde es sein, wenn der Zugang zur Hodischule ein Sonderrecht der Wohlhabenden würde, oder wenn auch nur der minderbemittelte Student an der Durchführung eines erfolgreichen Studiums über das erträgliche Maß hinaus gehemmt würde. In diesem Zusammenhang gewinnt das Ziel des Deutschen Studentenwerks, die deutsdie Hochschule den Besten der Jugend aus allen Schichten des Volkes zu erschließen, eine ganz besondere Bedeutung. Der vorliegende Bericht bietet einen Ueberblick über die Maßnahmen, die in den letjten 3 Jahren durch das Studentenwerk und durch die örtlichen Studentenhilfen ergriffen wurden, um diesem Ziele näher zu kommen. Das Deutsdie Studentenwerk ist aus der

VI

Zum Geleite

Notzeit unmittelbar nach dem Krieg geboren worden. Die Tatsache, daß an einer Reihe von deutschen Hochschulen unabhängig voneinander ähnliche Gebilde zur Abwehr der gemeinsamen Not geschaffen wurden, zeigt, daß hier aus dem Geiste und aus den besten Ueberlieferungen des deutschen Hochschulwesens eine lebensstarke Gegenbewegung gegen die Not der Zeit entstanden ist. Durch die Wirtschaftshilfe der Deutschen Studentenschaft, die seit 2 Jahren den Namen „Deutsches Studentenwerk" trägt, wurde diese Bewegung zusammengefaßt, vertieft und über alle Hochschulen zu gemeinsamer Arbeit und wirkungsvoller Selbsthilfe weitergeleitet. In den Jahren, die hinter uns liegen, wurden in den Studentenhäusern, der Studienstiftung des Deutschen Volkes, der Begabtenförderung und der Darlehnskasse Einrichtungen geschaffen, die von dem gleichen Geiste beseelt dem gleichen Ziele zustreben. Der Verband der Deutschen Hochschulen hat seit Jahren erkannt, daß es sich hier nicht um eine der Hochschule fremde Bewegung handelt, sondern daß sich hier in gemeinsamer Arbeit von Studenten und Dozenten mit Hilfe des Staates und zahlreicher Freunde eine neue Lebensäußerung akademischen Gemeinschaftsgeistes kundgibt, die Geist von ihrem Geist ist. Die Aufgabe einer sorgfältigen Auslese der Tüchtigsten und Besten aus allen Schichten des Volkes rechtfertigt allein in einer Notzeit, wie es die gegenwärtige ist, den Aufwand der Mittel, die dem Studentenwerk vom Reiche wie von der Studentenschaft und seinen Freunden zur Verfügung gestellt werden. Hier liegt auch das innere Recht wie die Notwendigkeit des Deutschen Studentenwerks und seiner Arbeit zutiefst begründet. Aus der Entwicklung, welche die studentische Selbsthilfe genommen hat, ergab es sich von selbst, daß ihr Aufgabenkreis nicht von der Hochschule mit ihren vorhandenen Hilfsmitteln allein erfüllt werden konnte. Es mußten vielmehr neue Einrichtungen geschaffen werden, in denen sich Professoren und Studenten, Altakademiker und Wirtschaftler, kurz, die Freunde der deutschen Hochschule im öffentlichen und Wirtschaftsleben Deutschlands zusammenfanden. Daß sich daraus hier und dort gewisse Spannungen, um nicht zu sagen eine zeitweise Entfremdung zwischen den eigentlichen Trägern der akademischen Selbstverwaltung und den neuen Einrichtungen ergeben haben, war eine unvermeidliche Folge der neuen Aufgabe, die auf einmal aus der Not der Zeit aufsprang. Es war eine, und wahrlich nicht die kleinste, Aufgabe des Verbandes der Deutschen Hochschulen, den Versuch zu machen, nicht nur diese Spannung und Entfremdung, wo sie entstanden war, zu beseitigen, sondern sie vielmehr zu einer von dem gemeinsamen Willen aller Angehörigen der Universitas getragenen Angelegenheit

Zum Geleite

VII

zu machen. Die Form, in der diese Aufgabe gelöst werden konnte, war in der sturmbewegten Nachkriegszeit nicht leicht zu finden. Durch die Schaffung von Verwaltungsausschüssen, die zurzeit an einer Reihe deutscher Hochschulen gebildet werden, scheint sie gefunden zu sein. Diese Verwaltungsausschiisse haben die Aufgabe, die nadi dem Kriege geschaffenen, in mehr oder weniger engem Zusammenhang stehenden Einrichtungen zusammenzufassen: Neben den Studentenhilfen mit ihren mannigfaltigen Einrichtungen und Aufgaben sollen die Arbeit der akademischen Krankenkasse, die Einrichtungen für Sport und Leibesübungen, die akademischen Lesehallen, die Auslandsstellen und ähnliche Veranstaltungen in den Arbeitskreis dieser Verwaltungsausschüsse einbezogen werden. Davon erhoffen wir die engste Verbindung dieser Einrichtungen mit der Hochschule, die Eingliederung in ihre Ziele und die Durchdringung mit ihrem Geiste. Die Hochschule selbst aber kann nur gewinnen, wenn sie sich um den inneren Bezirk der eigentlichen Wissenschaftspflege nach verschiedenen Seiten hin Vorwerke schafft, die die Verbindung zur Volksgemeinschaft, zur Not der Gegenwart und zu den aus ihr erwachsenden sozialen Aufgaben herstellen. Seit dem legten Bericht ist der Vorsig aus den Händen von Herrn Prof. Dr. Schlink, Darmstadt, bis zu einer endgültigen Regelung in meine Hände übergegangen. In dieser erneuten Verbindung des Verbandes der Deutschen Hochschulen mit dem Deutschen Studentenwerk in der Person des gemeinsamen Vorsitjenden soll wie in einem Symbol ihre innere Zugehörigkeit und Verbundenheit zum Ausdruck kommen. Darin scheint auch die beste Gewähr für die Erfüllung der eben angedeuteten Aufgaben zu liegen, an deren glückliche Lösung wir glauben. Dazu ist es freilich notwendig, daß an allen deutschen Hochschulen bei Professoren wie Studierenden die Ueberzeugung lebendig wird, daß es sich hier nicht um gleichgültige oder nebensächliche, sondern um wesentliche und wichtige Bestandteile des Aufbaues der deutschen Hochschule handelt als einer wirklichen, in der Volksgemeinschaft fest verankerten Stätte der Selbstverwaltung ihres eigenen Lebens und seiner Aufgaben. Unsere Arbeit trägt ihren Dank in sich selbst. Dennoch ist es mir Bedürfnis wie Pflicht, den Mitarbeitern herzlich zu danken, die seit dem legten Bericht aus unserer Arbeit ausgeschieden sind. Es sind außer dem früheren Vorsitjenden Herrn Prof. Dr. Schlink die Herren Dr. Tillmanns, Dr. Hoffmann und Dr. Bredemann. Es war uns allen eine aufrichtige Freude, als die evangelisch-theologische Fakultät der Universität Greifswald bei Gelegenheit der Zehnjahrfeier des Studentenwerks die hervorragenden Verdienste, die sich Herr Schlink um unsere Arbeit erworben hat, durch Verleihung des Ehrendoktors anerkannt hat. Meinen Dank muß ich aber auch ausdehnen auf die

VIII

Zum Geleite

treue und unermüdliche Mitarbeit aller derjenigen, die, sei es im Generalstab, sei es an der Front tätig sind und mit Hingabe ihrer ganzen Kraft dem gemeinsamen Ziele dienen. Diese Bereitschaft, die nie versagt hat, hat mir die Uebernahme des Vorsitjes im Studentenwerk lieb und leicht gemadbt. Der vorliegende Bericht gibt ein anschauliches Bild der vielfachen Probleme und Aufgaben, vor allem audh ihrer inneren und äußeren Schwierigkeiten. Ich habe die zuversichtliche Hoffnung, daß die Träger der akademischen Verantwortung an allen deutschen Hochschulen sich wie in der Vergangenheit so audi in der Zukunft an diesen Aufgaben beteiligen werden, erfüllt von dem Geist der Verantwortung gegenüber der akademischen Jugend und gegenüber dem deutschen Volke. TILLMANN, Professor D. Dr., z. Zt. Vorsitzender des Deutschen Studentenwerks, Vorsitzender des Verbandes der Deutschen Hochschulen.

INHALT Zum Geleit

V

Geschäftsbericht des Deutschen Studentenwerks e. V. • •

1

I. Die Entwicklung der Gesamtarbeit

1

II. Die örtlichen Wirtschaftskörper

17

I I I . Studentenhäuser

24

IV. Werkarbeit — Arbeitsvermittlung

31

V. Einzelfürsorge und Studienförderung

35

VI. Gesundheitsdienst

43

VII. Die Studienstiftung des Deutschen Volkes

52

V I I I . Amerika-Werkstudenten-Dienst

69

I X . Schrifttum — Berufsberatung — Statistik

77

X. Finanzbericht

89

Anlagen: 1. Die Organe des Deutschen Studentenwerks

98

2. Liste der Wirtschaftskörper

103

3. Richtlinien für die Anerkennung der Wirtschaftskörper .

.

107

4. Studentenspeisungen

108

5. Geldmittelverteilung an die Wirtschaftskörper

110

6. Chronik der studentischen Wirtschaftsarbeit

111

* Geschäftsbericht der Darlehnskasse des Deutschen Studentenwerks e. V Anlagen

1 41

Geschäftsbericht des Deutschen Studentenwerks e.V. für den Zeitraum vom 1. April 1928 bis 31. März 1931.

D

I. Die Entwicklung der Gesamtarbeit.

ieser Bericht legt Rechenschaft ab über die studentische Wirtschaftsarbeit in den Jahren 1928 bis 1931. Diese drei Jahre sind der Abschluß dejs ersten Jahrzehntes dieser Arbeit. Sie begann in den schwersten Nachkriegsjahren, als der Mut und der Selbsthilfewille der Kriegsteilnehmer-Studenten sich der gewaltig anstürmenden Welle der Not entgegenstemmte. Es gelang in einhelligem Zusammenwirken der Studenten mit Professoren und Freunden, den akademischen Nachwuchs Deutschlands vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Das feste Gefüge des örtlichen und zentralen Aufbaues ging aus der Inflation als ein Vermächtnis an die kommenden Studentengenerationen hervor. In den nachfolgenden Jahren erlebte gleichzeitig mit der vorübergehenden Festigung der Gesamtlage auch die studentische Wirtschaftsarbeit eine innere und äußere Stärkung und Festigung. Das Ziel blieb nach wie vor, die deutschen Hochschulen für die Besten und Tüchtigsten aus allen Schichten, auch aus den verarmten und unbemittelten Kreisen, offenzuhalten. Die Zahl derer, denen diese Hilfe mittelbar und unmittelbar, örtlich und zentral, zuteil werden konnte, wuchs. Zum Beginn des legten Drittels dieses Jahrzehntes bestätigten sich durch immer neue Anzeichen die Befürchtungen vieler Führer dieser Arbeit, daß der Glaube an eine allgemeine Besserung der deutschen Verhältnisse ein trügerischer sei, solange Deutschland unter der Last der unerträglichen Nachkriegsleistungen leide. Diese Anzeichen waren auf dem Felde unserer Arbeit früher erkennbar als sonst, weil hier ungezählte Fäden zusammenlaufen, die uns verbinden mit tausenden Familien des Mittelstandes und der unteren Volksschichten. Diese verfügen nicht über genügende Reserven, um den Drude einer wachsenden Notwelle auszugleichen; jede Gleichgewichtsstörung des schwindenden Volkswohlstandes trifft unmittelbar die wichtigsten Lebenszellen und ist in unserer Arbeit unmittelbar spürbar.

2

Die Entwicklung der Gesamtarbeit

Die Ereignisse des legten Jahres haben diesen Befürchtungen leider recht gegeben. Deutschland steht wieder auf der absteigenden Linie, vielleicht bald dem Tiefpunkt einer neuen Notwelle, die diesmal den Bestand und die Zukunft des Volkes in seiner Gesamtheit viel stärker bedroht, als selbst die schweren Zeiten der Inflation, in denen wenigstens breite Schichten durch Arbeit und einzelne durch eine gewisse Form des Wohlstandes sich aus der allgemeinen Flut heraushoben. Diese Periode der neuen, zuerst langsam, dann schneller wachsenden Not ist es, über die hier berichtet wird.

Begabtes-

Was kann das Ziel und die Bedeutung einer Arbeit wie der unserigen in solchen Zeiten sein? Was war, was ist und was wird sein die Rechtfertigung dafür, daß neben den Mitteln aus akademischen und anderen Kreisen vor allem so große Mittel aus der öffentlichen Hand dieser Arbeit anvertraut werden? Diese Frage hat ihre besondere Berechtigung angesichts der Tatsache, daß die wichtigste Hauptstütze des Gesamtplanes, die Selbsthilfe des einzelnen Studenten, durch die allgemeine Arbeitslosigkeit auf ein äußerstes Maß beschränkt und in ihren Formen von einer ungewöhnlichen Härte geworden ist. Nur ganz wenige und besonders widerstandsfähige Studenten können heute noch auf dem Wege der Selbsthilfe sich das Studium erringen. Während noch 1923 Zehntausende deutscher Studierender in den Augenblicken, in denen ihnen die äußeren Mittel fehlten, als Arbeiter irgendwelcher Art sich ihr Brot verdienen konnten, ist diese Hoffnung heute so gut wie zu Ende, ja, die Entwicklung hat sich in das Gegenteil gekehrt. Selbst Studenten, die mit größtem Eifer und guten Erfolgen ihre Studienzeit planmäßig erledigt haben, stehen heute zu Tausenden in den Reihen der Arbeitslosen, neue Bataillone dieser unheimlichen Armee, die über ganz Europa, über die ganze Welt durch ihre Existenz den Bestand des Gegenwärtigen bedroht. Aus dieser Tatsache ergibt sich der größte und ernsteste mögliche Einwand gegen jede Förderung von Studierenden, die durch diese Förderung als zusägliche Studenten zu den Massen derjenigen Studenten treten, die das Studium mit eigenen Mitteln durchführen. J e d e r neu Hinzukommende vermehrt die Gesamtmasse und verstärkt so die Reihen der arbeitslosen Akademiker um einen weiteren Mann. Würde der Glaube gerechtfertigt sein, daß Student gleich Student ist, daß jeder einzelne in diesen Reihen beliebig auswechselbar ist, so wäre jedes solche Handeln sinnlos. Würde ferner die Anschauung berechtigt sein, daß zwischen dem Vermögensstand der Eltern und der Fähigkeit, zu studieren und einen akademischen Beruf auszu-

Die Entwicklung der Gesamtarbeit

3

füllen, eine innere notwendige Verbindung besteht, so könnte man, vor allem in Notzeiten wie diesen, in der T a t das ganze P r o b l e m des akademischen Nachwuchses ruhig sich selbst überlassen, solange nur die Gesamtzahl des ungefähren B e d a r f e s gedeckt ist. Beide Anschauungen sind unhaltbar. Es ist eine unumstößliche Tatsache, daß die Differenzierung des Einzelwesens schon in seinen Grundanlagen, vor allem aber in seiner Bildungsfähigkeit und der Intensität seines Willens und seines Charakters, eine sehr große und so abgestuft ist, daß weder der Gedanke der beliebigen Auswechselbarkeit, noch der Gedanke der notwendigen Verbindung zwischen Wohlstand und Intelligenz im E r n s t e zu verteidigen sind. J e d e r K e n n e r des Problems muß zugeben, daß der hohe Grad der Grundanlagen, der allein zum B e s t r e i t e n des akademischen Weges berechtigt, einen ungewöhnlichen Seltenheitswert besitjt. Es kommt hinzu die Tatsache, daß durch die Umschichtungen des Vermögens und Einkommens in den legten 2 0 J a h r e n gerade auch in Deutschland breiteste Schichten des alten geistigen Mittelstandes in die vermögenslosen Schichten abgesunken sind, während anderseits vielfach eine neue Mittelsdlicht des Wohlstandes vorhanden ist, die nicht einmal die alten kulturellen Erbmassen in sich trägt, die j e n e abgesunkenen Schichten oft in so reichem Maße auszeichnen. Es bleibt also eine unbestreitbare Tatsache, daß die Anlage, akademische B e r u f e zu ergreifen und auszufüllen, nicht an die Schichten des Wohlstandes gebunden ist, sondern durch das ganze V o l k zerstreut ist. Hierzu tritt in den Zeiten der Umwälzungen auf allen Gebieten wie den heutigen die Notwendigkeit, vor allem mit Sonderrechten zu brechen, die als B i t t e r k e i t erzeugende Privilegien empfunden werden müssen. F e r n e r ist es ein Gebot der Staatsklugheit, Menschen an verantwortliche Stellen zu führen, die die Lage der breiten Massen nicht n u r aus der wohlwollenden Vogelperspektive des Wohlstandes betrachten, sondern die durch eigene, schwere Lebenserfahrungen die Wirkungen der Not von innen und nicht nur von außen kennengelernt haben. Endlich, um einen legten Grund anzuführen: die Absperrung einer nur intellektuell geschulten und durchgebildeten Oberschicht, die sich selbst ergänzt, mag in früheren Zeiten, in denen jeder Stand seit J a h r h u n d e r t e n in langsamem Wachstum sich entfaltete und so zugleich seine eigenen Gesetje fand, noch eine gewisse Berechtigung gehabt haben. Heute ist kein Bildungsideal der leitenden Oberschicht eines Volkes denkbar ohne starke Einmischung der sozialen Erlebniselemente, mögen sie entstehen durch die künstliche Zuleitung junger Menschen aus den unbemittelten Volksschichten oder aus einer Zeit der Handarbeit derjenigen Studenten, die aus nicht Handarbeit betreibenden Schichten stammen.

4

Die Entwicklung der Gesamtarbeit

Es wäre allerdings ein verhängnisvoller Irrtum, diese Forderung gleichzusehen mit dem individuellen Aufstiegswillen, der in jungen Menschen entsteht, die ein Mißverhältnis zwischen ihrer Lage und ihren Fähigkeiten, ihrem Wirkungskreis und ihrer Schaffenszuversicht empfinden. Dieser Aufstiegswille ist zum Glück in vielen Hunderttausenden junger Deutscher vorhanden; würde er in erster Linie nur eingeleitet in die akademischen Wege, so würde er sie hoffnungslos sprengen. Diesem allgemeinen Aufstiegsanspruch gegenüber muß in erster Linie der Satj gelten, daß der Tüchtige sich selbst Bahn breche, und die außerakademischen Wege der Bewährung im praktischen Handeln sind im allgemeinen die weit geeigneteren. Eine Hineinziehung solcher Aufstiegswilliger in den akademischen Weg und damit notgedrungen der Einsat; öffentlicher oder halböffentlicher Mittel muß abhängen von der Beantwortung der Frage, ob neben dem Aufstiegswillen eine ganz besondere Begabung für wissenschaftliche Bildung, gepaart mit ungewöhnlidier Tüchtigkeit, vorliegen, beide in einem so hohen Maße, daß das öffentliche Interesse als vorliegend anerkannt oder wenigstens vermutet werden kann. Mit dieser Objektivierung des Gedankens des Aufstiegs über den akademischen Weg soll keineswegs einer Verkleinerung dieser Bewegung das Wort geredet werden, im Gegenteil muß festgestellt werden, daß noch immer die Beteiligung der unbemittelten Schichten an dem akademischen Nachwuchs eine viel zu kleine ist. Freilich ist die Voraussetzung einer weiteren Steigerung, daß durch behördliche Maßnahmen endlich der allgemeine Zudrang zu den Hochschulen vermindert und so erst Luft geschaffen wird für eine weitere planmäßige Förderung derjenigen Studierenden aus den minderbemittelten Schichten, bei denen das Studium (und damit zugleich der Aufstieg) im öffentlichen Interesse liegt. Im allgemeinen muß also der Sa§ gelten, daß der Tüchtige sich selbst Bahn breche. Die Träger der Einrichtungen aber, die das Volk sich unter unendlich großen Opfern selbst geschaffen hat, um durch die Pflege der Wissenschaft und der Bildung sich selbst immer neue und höhere Organe heranzubilden, würden pflichtvergessen handeln, wenn sie sich in der Auslese der Besten, die dafür gerade gut genug sind, auf jenes Wort, daß der Tüchtige sich selbst Bahn breche, verlassen würden, denn nur allzu leicht ist dieses Bahnbrechen gerade auf dieses Ziel hin durch äußere und innere, durch zufällige und durch notwendige Umstände gehemmt. Ganz besonders gilt dies in Notzeiten wie den heutigen. Das Deutsche Studentenwerk, erfüllt von diesem Gedanken, weiß sich mitten in die Lösung der Aufgabe gestellt, dem Bestand und der Weiterentwicklung der deutschen Hochschulen und damit des deutschen öffentlichen und wissenschaftlichen Lebens dadurch zu dienen,

Die Entwicklung der Gesamtarbeit

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daß es in engem Zusammenwirken mit gleichgerichteten Unternehmungen und Einrichtungen versucht, den B e s t e n und Tüchtigsten aus den unbemittelten Schichten den Weg zur Hochschule zu bahnen, um dadurch bewußt und planmäßig über das edelste und wichtigste Element jeder Entwicklung, den Menschen, zur Weiterentwicklung wahrer wissenschaftlicher und menschlicher Bildung in Deutschland einen Beitrag zu leisten. Ein Bild mag dieses Wirken noch verdeutlichen: Die nach ihren eigenen Gesetzen unaufhaltsam verlaufenden Ströme wirtschaftlicher K r a f t werden an e i n e r Stelle um einen verschwindenden Bruchteil ihrer Gesamtmasse vermindert. Diese so gewonnene dünne Wasserrinne wird künstlich abgeleitet. Sie bewässert Felder, die der natürliche Strom nicht mehr erreicht, die aber für die Gesamtentwicklung des Volkes und der Menschheit die wichtigste Funktion, die des Saatgutes, ausüben. Was würde man sagen von einer Gemeinschaft von Siedlern, die, auf ihr eigenes Saatgut angewiesen, gerade diese F e l d e r , die dieses Saatgut zu erzeugen versprechen, vernachlässigen, die die Kosten und die Wassermengen der künstlichen Bewässerung sparen würde, nur um im Augenblicke das Nächstliegendste zu tun und alles andere dem Gang der Ereignisse, der Natur oder irgendeinem anderen Vorwand der Gedankenlosigkeit zu überlassen. Dieses B i l d ist ohne weiteres und ohne Einschränkungen anwendbar auf j e d e unmittelbare oder mittelbare Förderung begabter und tüchtiger j u n g e r Menschen aus minderbemittelten Kreisen, sofern sie in der T a t ungewöhnliche Eigenschaften in sich schließen; denn man mag Maschinen jeder Art, Rohstoffe und Geldmittel zum A u f b a u eines Volkes und zur Sicherung seiner Zukunft von außen beziehen: das einzige Element, das nur aus dem Eigenen erwachsen k a n n , das weder durch I m p o r t e noch durch Anleihen zu ersehen ist, sind die jungen Menschen, die durch die bestmögliche Schulung und Ausbildung aus ihren besonderen Anlagen ihre K r ä f t e und Fähigkeiten entwickeln sollen, um aus den tausend zerstückelten Bestandteilen der Gegenwart eine bessere Zuk u n f t aufzubauen. Es ist kein Zweifel, daß jede „ I n v e s t i e r u n g " von auf diesem F e l d e die reichsten Früchte trägt.

Volkskapital

Diese ganzen Ausführungen bleiben theoretisch, wenn nicht sofort die nächste F r a g e geprüft wird, nämlich die F r a g e der Möglichkeit einer wirklichen Auslese. K e i n P r o b l e m hat das Deutsche Studentenwerk in den vergangenen drei J a h r e n mehr beschäftigt, als gerade diese F r a g e : „ W i e ist es möglich, die B e s t e n und Tüchtigsten aus allen Schichten herauszufinden?" Zahlreiche Beratungen und B e -

Au,lelle

6

Die Entwicklung der Gesamtarbeit

mühungen der F r e u n d e und Mitarbeiter dienten der K l ä r u n g dieser Frage. Vor zehn J a h r e n stand sie noch im fernen Hintergrunde; von den unentwegten Anhängern der Regel der unbedingten Selbsthilfe und damit der Selbstauslese durch eigene Tüchtigkeit wurde sogar der Gedanke an die Möglichkeit, ja sogar an die Wünschbarkeit einer wirksamen künstlichen Auslese verneint. — Die J a h r e der Not, das Versinken des festen P f a d e s der Selbsthilfe im S u m p f e und Schuttgeröll der legten J a h r e haben uns gezwungen, dieser F r a g e näherzutreten. Wir begannen ernstlich an diesem Problem zu arbeiten, und gerade in den legten drei J a h r e n können wir wesentliche Fortschritte verzeichnen. Von der Studienstiftung und der Darlehnskasse aus, die hier zugleich als wichtige Versuchsfelder dienten, gingen die wachsenden E r f a h r u n g e n strenger Auslese vor allem über auf die Studienförderung der studentischen Wirtschaftskörper an allen deutschen Hochschulen. Eine besondere F r e u d e f ü r alle Mitarbeitenden war es ferner, daß durch Vermittlung des Deutschen Städtetages zwischen unserem Werke örtlich und zentral und den großen Stipendienfonds der Städte eine immer enger werdende fruchtbare Verbindung hergestellt werden konnte. Obwohl das endgültige Ergebnis erst in J a h r e n , ja in Jahrzehnten wenigstens in rohen Umrissen festzustellen ist, berechtigen die bisherigen Erfahrungen doch zu dem Urteil, daß die in unserer Arbeit angewandten Maßstäbe und G r u n d s ä g e der Auslese in ihren Ergebnissen die Erwartungen übertreffen, und, um von menschlichen Dingen in den harten F o r m e n der Statistik zu sprechen, daß der Prozentsag der „ E r f o l g e " ein erfreulicher ist. Das Problem der P r ü f u n g und möglichsten Verbesserung der Auswahleinrichtungen und ihrer Methoden bleibt nach wie vor eine . besonders wichtige A u f g a b e .

Selbsthilfe

Hinter diesen Bemühungen um die Auslese und Förderung trat der Gedanke der Selbsthilfe nur aus äußeren Notwendigkeiten, nicht aus inneren Gründen, zurück. Nach wie vor ist es die Grundüberzeugung des Deutschen Studentenwerks, daß der Weg der Selbsthilfe, wenigstens als eine teilweise Ermöglichung des Studiums aus eigener K r a f t , das wichtigste Gegenmittel gegen alle Gefahren darstellt, die jede Auslese, vor allem im Sinne der Verweichlichung und der Ablenkung von der natürlichen stolzen Freiheit des jungen Menschen in sich schließen kann. E s war f ü r uns und f ü r die wahren F r e u n d e unserer Arbeit ein tiefer Schmerz, zu sehen, wie unter dem Drucke der Arbeitslosigkeit selbst Wirtschaftsunternehmungen, die seit J a h r e n bereitwilligst sich f ü r Werkstudenten geöffnet hatten, diesen Weg verschlossen. U m so erfreulicher war es, daß auf einem Teilgebiete

VON DER 10-JAHRESFEIER DES DEUTSCHEN STUDENTEN W E R K S

F e i e r im Plenarsaal des R e i c h s t a g s : R e i c h s k a n z l e r B r ü n i n g spricht — Die Ehrengäste

Die a n l ä ß l i c h d e r 1 0 - J a h r e s f e i e r e r n a n n t e n n e u e n E h r e n m i t g l i e d e r d e s D e u t s c h e n S t u d e n t e n w e r k s : P r o f . W. H . G e h r i g - D r e s d e n , M i n i s t e r i a l d i r e k t o r P e l l e n g a h r - B e r l i n , R e i c h s k a n z l e r a . D . Exz. D r . Michaelis

Die Entwicklung der Gesamtarbeit

7

unserer Arbeit, dem Amerika-Werkstudenten-Dienst, dieser Weg der Selbsthilfe durch eigene Handarbeit offen blieb, ferner, daß in einer Reihe von Hochschulorten die Erwerbsvermittlungsämter und erwerbschaffenden Betriebe immer neue Wege fanden, um dem unverminderten Selbsthilfewillen der Studenten Möglichkeiten der Betätigung zu eröffnen, endlich, daß in den ersten Anfängen der Arbeitslager sidt eine Bewegung eröffnete, die hoffentlich noch zahlreichen Studenten in neuer Form die Werkarbeitserfahrungen vermitteln kann. Alle diese praktischen Beispiele sind gegenüber der Zeit vor 8 bis 10 Jahren notgedrungen klein, um so wichtiger ist es, in diesem Berichte das unentwegte Bekenntnis zur Idee der Selbsthilfe und der Werkarbeit abzulegen in der Hoffnung, daß recht bald sich neue Möglichkeiten zur praktischen Betätigung dieses Willens finden werden. Innerhalb der umfangreichen Gesamtarbeit des Deutschen Stu- s,1^1"""^, dentenwerks, über die in allen Einzelheiten hier berichtet wird, stand außer der Begabtenauslese und Begabtenförderung vor allem noch der Ausbau der Studentenspeisungen und der Studentenhäuser im Vordergrund. Diese Einrichtungen sind in Zeiten der wachsenden Not von ganz besonderer Bedeutung. Sie schaffen für den minderbemittelten Studenten die Gelegenheit, zu einem möglichst niedrigen, gerechten, weder Sondergewinne noch Zuschüsse einschließenden Preise die wichtigsten Teile seines Lebensunterhaltes zu dedcen und an dem Gemeinschaftsleben der Studenten aller Gruppen selbst tätig teilzunehmen. Ueber die Grundgedanken des Studentenhauses wurde wiederholt so ausführlich berichtet 1 ), daß es sich erübrigt, an dieser Stelle näher darauf einzugehen. Es sei nur auch hier erwähnt, daß gerade in den zurückliegenden Jahren durch die Schaffung mehrerer Studentenhäuser hier besondere Fortschritte erzielt wurden. (Im übrigen siehe S. 24 des Berichtes.) Von den ersten Anfängen an unterhielt das Deutsche Studentenwerk zu ausländischen Kreisen und Persönlichkeiten enge und gute Beziehungen. Sie entstanden zunächst dadurch, daß in den ersten drei Jahren der größte Teil der Geldmittel, vor allem durch Vermittlung des Weltstudentenwerks, von akademischen und anderen Kreisen Englands, Amerikas, der skandinavischen Länder, Hollands, Südafrikas usw. stammt. Diese Kreise erhielten auch, nachdem am Ende der Inflation Geldspenden des Auslandes nicht mehr benötigt waren, in vielen Fällen die enge Verbindung und die warme Anteilnahme am Leben der deutschen Studenten aufrecht. ' ) Siehe „Studentenwerk" Jg. III, S. 49 ff., Jg. IV, S. 254 ff., Jg. IV, S. 278 ff., Jg. V, S. 1 ff. Deatsches Stodentenwerlc e. V.

2

Au«i«adsbeziehu ° 8e '

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Die Entwicklung der Gesamtarbeit

Diese Beziehungen zum Ausland wurden auch in den vergangenen J a h r e n l e b h a f t weiter gepflegt. Sie e r f u h r e n dadurch eine b e s o n d e r e B e t o n u n g , daß, in der Hauptsache aus diesen B e z i e h u n g e n heraus erwachsend, 1927 in engster V e r b i n d u n g mit dem Deutschen Studentenwerk und in Dresden mit der Geschäftsstelle v e r b u n d e n , von dem V e r b ä n d e der Deutschen Hochschulen u n t e r Mitwirkung der amtlichen Stellen und einzelner besonders b e w ä h r t e r F r e u n d e des Deutschen S t u d e n t e n w e r k s die „Deutsche Akademische A u s l a n d s s t e l l e " gegründet wurde, deren L e i t u n g von den ersten A n f ä n g e n an n e b e n a m t l i c h der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Studentenwerks, Dr. S c h a i r e r , ü b e r n a h m . Auf seinen R e i s e n durch die deutschen Hochschulen gründete er in den folgenden J a h r e n an 18 deutschen Hochschulen örtliche akademische Auslandsstellen, die vor allem die Aufgabe haben, das Studium deutscher S t u d e n t e n im Ausland und ausländischer S t u d e n t e n in Deutschland in j e d e r d e n k b a r e n W e i s e zu fördern und zu erleichtern. D e r A u f b a u dieser akademischen Auslandsstellen e r f o l g t e nach den gleich bewährten Grundsä^en, die sich aus der studentischen Wirtschaftsarbeit in den vorhergehenden J a h r e n h e r a u s g e a r b e i t e t h a t t e n ; Studenten, P r o f e s s o r e n und F r e u n d e des öffentlichen und wirtschaftlichen L e b e n s traten in diesen Auslandsstellen zusammen; in den meisten F ä l l e n wurden diese Auslandsstellen entweder durch Personalunion und räumliche Zusammenlegung mit den örtlichen Studentenhilfen eng verbunden, in einzelnen F ä l l e n f ü h r e n die S t u d e n t e n h i l f e n diese Auslandsstellen als selbständige Abteilungen. Es war von Anfang an gedacht, daß nach vollendetem A u f b a u und Ausbau der Deutschen Akademischen Auslandsstelle eine e n g e r e Verbindung mit den Arbeiten des Akademischen Austauschdienstes und der H u m b o l d t - S t i f t u n g stattfinden sollte. Nachdcm 1 9 3 0 dieses Ziel erreicht war, f a n d deshalb die Uebersiedlung der Z e n t r a l e der Akademischen Auslandsstelle nach B e r l i n statt, wo sie u n t e r L e i t u n g von Dr. M o r s b a c h mit den genannten Organisationen zum Deutschen Akademischen Austauschdienst ( D e a k a ) vereinigt wurde. Auch nach dieser Uebersiedlung wurde zwischen dem Deutschen Studentenwerk und dem Akademischen Austauschdienst die rege Arbeitsverbindung w e i t e r g e f ü h r t . Auch die V e r b i n d u n g des Deutschen S t u d e n t e n w e r k s zum Weltstudentenwerk, über die wiederholt berichtet wurde, wurde planmäßig w e i t e r g e f ü h r t . V e r t r e t e r des Deutschen Studentenwerks nahmen neben anderen Delegierten an den J a h r e s k o n f e r e n z e n teil. Das aus der E r s t e n I n t e r n a t i o n a l e n Schulungswoche für studentische S e l b s t h i l f e a r b e i t erwachsene, vom W e l t s t u d e n t e n w e r k in Dresden am Sit} des Deutschen S t u d e n t e n w e r k s e r r i c h t e t e „ I n t e r n a t i o n a l e I n s t i t u t für Btudentisclie S e l b s t h i l f e und G e m e i n s c h a f t s a r b e i t " entwickelte

Die Entwicklung der G e s a m t a r b e i t

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unter der Leitung Dr. K u l l m a n n s eine erfolgreiche Tätigkeit. Es führte u. a. eine zweite I n t e r n a t i o n a l e Schulungswoche f ü r studentische Selbsthilfearbeit in Dresden durch, f e r n e r in Warschau eine internationale Tagung über die F r a g e n des Studentenhauses. L e i d e r war es im F r ü h j a h r 1930 nicht mehr länger möglich, die zur selbständigen F ü h r u n g des Instituts benötigten Geldmittel aus Deutschland von Seiten des W e l t s t u d e n t e n w e r k s weiter zu beschaffen. Mit tiefem und aufrichtigem B e d a u e r n m u ß t e deshalb das Deutsche Studentenwerk dem Vorschlag des W e l t s t u d e n t e n w e r k s zustimmen, das Institut in Dresden aufzulösen und seine Arbeiten am Sit} des Weltstudentenwerks in Genf als eine Abteilung f ü r studentische Selbsthilfe w e i t e r z u f ü h r e n . Auch mit zahlreichen anderen Organisationen bestand eine enge Zusammenarbeit, so vor a l l e m auf dem Gebiet der K r a n k e n f ü r s o r g e Organisationen mit dem Zentralkomitee zur B e k ä m p f u n g der T u b e r k u l o s e und auf dem Gebiet des Amerika-Werkstudenten-Dienstes mit dem V e r e i n Deutscher Ingenieure und dem Reichsverband der Deutschen Industrie. Allen diesen Organisationen, die durch ihre Mitarbeit die Aufgaben des Deutschen S t u d e n t e n w e r k s wesentlich gefördert haben, sei auch an dieser Stelle aufrichtig gedankt. W e r waren die wichtigsten T r ä g e r und Frexmde dieser Arbeit in den abgelaufenen J a h r e n ? An erster Stelle sind hier w i e d e r u m wie in v e r g a n g e n e n J a h r e n zu nennen die zahllosen studentischen H e l f e r und die Mitarbeiter, die d a u e r n d oder f ü r l ä n g e r e oder k ü r z e r e Zeit in dieser Arbeit ihr W i r k u n g s f e l d g e f u n d e n haben. Ohne die unermüdliche H i l f e und M i t w i r k u n g dieser aus der Studentenschaft und den J u n g a k a d e m i k e r n sich immer e r n e u e r n d e n Scharen w ä r e die Arbeit nicht das, was sie war, ist und sein soll: eine studentische Selbsthilfearbeit in dem Sinne, daß die Studentenschaft aus ihren Reihen und aus den Reihen ihrer F r e u n d e heraus selbst die K r ä f t e stellt, die einen großen und wesentlichen Teil der Arbeit leisten. Mag auch der Anteil dieser Gruppe von Ort zu Ort und von J a h r zu J a h r wechseln: g e r a d e dieser Teil der T r ä g e r der Arbeit verleiht ihr immer w i e d e r neue S t o ß k r a f t und Frische und bewahrt sie vor der Gefahr der Erstarrung. — Mit F r e u d e n kann festgestellt werden, daß der Anteil, den die Hochschullehrer an der Arbeit nahmen, gewachsen ist. An vielen Orten zählt unsere Bewegung g e r a d e unter den Professoren F r e u n d e , die mit einer ganz ungewöhnlichen Hingabe und Dienstbereitschaft sich dieser neuen F u n k t i o n e n im w e i t e r e n Umkreise der Hochschule angenommen haben. Der Verband der Deutschen Hochschulen hat sich um die Stärkung dieser Beziehungen ein besonderes V e r d i e n s t erworben. — •l*

Freunlle und FnnlAr^r F ö r d e r e r Hpr der Arbeit

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Die Entwicklung der Gesamtarbeit

Die „dritte Säule'" unserer Arbeit, die F r e u n d e aus dem öffentlichen und wirtschaftlichen Leben, zählt e b e n f a l l s noch eine große Zahl besonders t r e u e r und e i f r i g e r Männer, die sich um die Arbeit ganz besonders verdient gemacht haben. Es muß aber mit aufrichtigem B e d a u e r n festgestellt werden, daß die Zahl dieser M ä n n e r nicht gewachsen ist. Die wachsenden Schwierigkeiten des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens und die dadurch erzeugte höhere Beanspruchung mag hier ein Teil der Ursachen sein. Es ist zu hoffen, daß diese für die ganze Arbeit so überaus wichtige A n t e i l n a h m e dieser Persönlichkeiten in Z u k u n f t w i e d e r wachsen möge, iehörden' größtem Dank verpflichtet ist unser W e r k jetjt wie f r ü h e r dem Staate f ü r vielfache Hilfe und Förderung sowie den Unterrichtsministerien der L ä n d e r , in erster Linie aber der Reichsregierung, dem Reichsrat und dem Reichstag. Das Reich hat auch in diesen J a h r e n wieder, mit Zustimmung fast aller P a r t e i e n trotj der wachsenden Schwere der Zeit mit einer weitgehenden Einmütigkeit aller beteiligten Ministerien, ihrer Minister und B e a m t e n , den größten Teil der Mittel f ü r diese Arbeit bereitgestellt. Im besonderen Maße gilt der Dank f ü r diese so w e i t g e h e n d e Unterstütjung unserer Arbeit dem Reichsministerium des Innern, das mit t i e f e m V e r s t ä n d n i s für die besonderen A u f g a b e n und die Eigenart unserer Arbeiten ständig nicht n u r die Bereitstellung der Geldmittel, sondern weit darüber hinaus durch seine Minister und seine zuständigen B e a m t e n ratend und h e l f e n d an der Arbeit teilgenommen und 6ie dadurch auf das wertvollste gefördert hat. Das Reich hat damit die Grundlage zur Lösung einer in Notzeiten besonders wichtigen kultur- und sozialpolitischen A u f g a b e geschaffen, die in der Z u k u n f t reiche Früchte tragen wird. Einen Höhepunkt dieser A n t e i l n a h m e des Reiches stellte die F e i e r dar, die am 8. März 1931 aus Anlaß des zehnjährigen Bestehens des Deutschen S t u d e n t e n w e r k s im Reichstage abgehalten w u r d e und bei der Reichskanzler Dr. Brüning, der selbst von den ersten A n f ä n g e n der Arbeit an mit ihr verbunden war, nach der Verlesung eines Glückwunschschreibens des Herrn Reichspräsidenten v. H i n d e n b u r g in seiner R e d e zu den Problemen der Arbeit Stellung n a h m ' ) und die w e i t e r e H i l f e des Reiches zusagte. Tagungen In den gleichen Tagen f a n d in B e r l i n die V e r w a l t u n g s r a t s s i ^ u n g des Deutschen S t u d e n t e n w e r k s statt, nachdem am 26. 10. 28 in B e r l i n und am 20.—24. 10. 29 in W ü r z b u r g Verwaltungsratssitjungen u n d M i t g l i e d e r v e r s a m m l u n g e n über die wichtigen F r a g e n der Arbeit stattg e f u n d e n hatten. Mit der V e r w a l t u n g s r a t s s i ^ u n g in W ü r z b u r g w a r eine A r b e i t s t a g u n g verbunden, bei der u. a. über die F r a g e der ') Vgl. „ S t u d e n t e n w e r k " Jg. V, H e f t 2: Reichskanzler Dr. B r ü n i n g : „Not und Dienst — ein W o r t an die akademische J u g e n d Deutschlands."

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Die E n t w i c k l u n g der G e s a m t a r b e i t

Intensivierung der A r b e i t auf dem G e b i e t e der Einzel- und K r a n k e n fürsorge wichtige Beschlüsse g e f a ß t wurden. Die Verwaltungsratssitjung und Mitgliederversammlung in W ü r z b u r g hat eine besondere Bedeutung, weil auf dieser Tagung der bisherige Name „Wirtschaftshilfe der Deutschen S t u d e n t e n s c h a f t " in „Deutsches S t u d e n t e n w e r k " geändert wurde. In zahlreichen kleinen regionalen und zentralen Aussprachen mit den örtlichen M i t a r b e i t e r n wurde immer wieder mit E r f o l g versucht, die E r f a h r u n g e n auszutauschen und gemeinsam wichtige neue Linien der Arbeit zu finden. R e g i o n a l e Besprechungen fanden in der Berichtszeit in K o b u r g vom 2 9 . — 3 1 . J u l i 1 9 2 8 , in Manderscheid vom 1 5 . - 1 7 . Mai 1 9 2 9 , f e r n e r in Eisenach vom 6 . - 9 . J a n u a r 1 9 3 0 statt. In der legten Zeit haben wiederholt Arbeitsbesprechungen über die verschiedensten G e b i e t e in k l e i n e r e m K r e i s in O b e r b ä r e n b u r g stattgefunden, an denen P r o f e s s o r e n , studentische M i t a r b e i t e r und Geschäftsführer teilnahmen. Die F i n a n z i e r u n g der studentischen W i r t s c h a f t s a r b e i t örtlich und Finanzierung zentral hat sich in der Berichtszeit nicht wesentlich geändert. Die örtlichen W i r t s c h a f t s k ö r p e r müssen nach wie vor versuchen, den größten Teil ihres M i t t e l b e d a r f s durch B e i t r ä g e der Studentenschaft und der Mitglieder und durch W e r b u n g in p r i v a t e n und Wirtschaftskreisen, sowie durch B e i h i l f e n ihrer L a n d e s r e g i e r u n g e n , der Städte und Landkreise ihrer Umgebung zu decken. A u ß e r d e m erhalten sie vom Deutschen S t u d e n t e n w e r k insbesondere f ü r die Zwecke der Begabtenförderung und K r a n k e n f ü r s o r g e in j e d e m Semester regelmäßige Zuweisungen. F e r n e r ist es eine unerläßliche Aufgabe der Z e n t r a l e , den örtlichen Wirtschaftskörpern für die Durchführung einmaliger besonders g r o ß e r Aufgaben, wie z. B . Errichtung von Studentenhäusern, Ausbau von Speisungen und Studienheimen, Mittel bereitzustellen. Das Deutsche S t u d e n t e n w e r k erhält den größten T e i l seiner Mittel vom Reich, f e r n e r durch B e i t r ä g e der S t u d e n t e n s c h a f t und Spenden und B e i t r ä g e aus privaten und Wirtschaftskreisen und öffentlichen Körperschaften. Die ständig wachsenden A r b e i t s a u f g a b e n und die zunehmende Verschärfung der wirtschaftlichen Lage der S t u d i e r e n d e n machten es erforderlich, die B e m ü h u n g e n , aus privaten K r e i s e n , insbesondere der Wirtschaft, Spenden und B e i t r ä g e zu erhalten, so stark wie möglich zu intensivieren. Durch l a u f e n d e U n t e r r i c h t u n g der Oeffentlichkeit') durch Presse, V o r t r ä g e und R u n d f u n k , f e r n e r durch zahlreiche mündliche V e r h a n d l u n g e n mit verschiedenen Wirtschaftskreisen und Wirt')

Ueber

die E n t w i c k l u n g

schnitt „ S c h r i f t t u m " , S e i t e 77 ff.

des e i g e n e n

Schrifttums

vergleiche

den

Ab-

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Die Entwicklung der G e s a m t a r b e i t

schaftsführern wurde immer wieder versucht, den F ö r d e r e r k r e i s f ü r das studentische Selbsthilfewerk zu erweitern und zu verstärken. Bei allen diesen Bemühungen waren wir besonders darauf bedacht, auch die örtlichen Bemühungen, f ü r bestimmte A u f g a b e n g e b i e t e dringend notwendige Mittel aufzubringen, so nachdrücklich wie möglich zu unterstütjen. Die Studentenhilfen, die sich entschlossen hatten, ihre S t u d e n t e n h a u s p l ä n e zu verwirklichen, waren darauf angewiesen, einen großen Teil der Mittel, die der B a u und die Einrichtung der H ä u s e r e r f o r d e r t e , durch Spenden aufzubringen. Recht ansehnliche B e t r ä g e sind f ü r diesen besonderen Zweck von der privaten Wirtschaft, Einzelpersönlichkeiten und auch öffentlichen Körperschaften auch in der Berichtszeit bereitgestellt worden. Ganz besondere Erwähnung verdient die Tatsache, daß einzelne Persönlichkeiten, die vielfach nicht genannt sein wollen, große Summen bereitstellten, um besondere Einrichtungen im R a h m e n der studentischen Selbsthilfearbeit zu ermöglichen. Aehnlich wie Geheimrat D u l s b e r g im J a h r e 1927 anläßlich des 400jährigen Bestehens der Universität Marburg dem Studentenheim Marburg e. V. das Studentenwohnheim „Dr.-Carl-Duisberg-Haus" stiftete, hat ein Münchner Gönner dem Verein Studentenhaus München R M 200 000,— zur Verf ü g u n g gestellt zum Ausbau und zur Einrichtung eines Studentinnenwohnheims. Ebenso konnte an der Technischen Hochschule in Braunschweig ein Studentenhaus a n g e k a u f t , u m g e b a u t und eingerichtet werden ausschließlich durch die persönliche S t i f t u n g eines Gönners und F r e u n d e s der Studentenschaft, der ebenfalls ungenannt bleiben will. Auch die Errichtung des Studentenhauses an der Universität Greifswald wurde in erster Linie durch großzügige private Stiftungen ermöglicht. Diese großen Stiftungen einzelner Persönlichkeiten verdienen, in der gegenwärtigen Zeit besonders erwähnt zu werden, da sie zeigen, daß die akademische J u g e n d durch ihre Arbeit auf diesem Gebiet es verstanden hat, verständnisvolle und o p f e r b e r e i t e Persönlichkeiten f ü r sich zu gewinnen. Besonders erfreulich ist die Tatsache, daß in wachsendem Maße junge Akademiker, die dem Deutschen Studentenwerk, seiner Studienstiftung, der Darlehnskasse oder der S t u d i e n f ö r d e r u n g der Studentenhilfen den Abschluß des S t u d i u m s verdanken, auch wenn sie selbst noch über ein beschränktes Einkommen v e r f ü g e n , Mitglieder des Deutschen S t u d e n t e n w e l k e s werden und sich zu l a u f e n d e n Beiträgen freiwillig bereit erklären. Schon über 400 ehemalige Darlehnsnehmer, die bereits ihr Darlehn völlig getilgt haben, ebenso zahlreiche Mitglieder der S t u d i e n s t i f t u n g und Amerika-Werkstudenten zählen wir zu unserem F ö r d e r e r k r e i s . D a r ü b e r hinaus ist schon jetjt das erfreuliche Ergebnis zu verzeichnen, daß einzelne, die bereits eine besonders günstige B e r u f s s t e l l u n g trotj ihrer J u g e n d erreicht

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Die Entwicklung der G e s a m t a r b e i t

haben, uns einmalige Spenden, die in einzelnen F ä l l e n m e h r e r e h u n d e r t Reichsmark betragen, f ü r die Zwecke der B e g a b t e n f ö r d e r u n g zur V e r f ü g u n g stellen. Diese Vorgänge berechtigen zu der Hoffnung, daß trotj der Notzeit die Zahl derjenigen wachsen wird, die b e r e i t sind, die Mitvera n t w o r t u n g f ü r dieses dem gesamten Volk dienende W e r k auf sich zu nehmen. So e r k l ä r t es sich auch, daß der F ö r d e r e r k r e i s des Deutschen S t u d e n t e n w e r k s in den Berichtsjahren w e i t e r gewachsen ist, und zwar auf 2500 Persönlichkeiten und Körperschaften. Von diesen haben über 1600 die Mitgliedschaft erworben, w ä h r e n d die übrigen sich bereit e r k l ä r t e n , die Arbeit l a u f e n d durch finanzielle B e i t r ä g e zu u n t e r s t ü g e n . Der G e s a m t f ö r d e r e r k r e i s in Deutschland, also einschließlich der örtlichen Wirtschaftskörper, d ü r f t e sich j e g t auf 35 000 Körperschaften und Einzelpersonen beziffern. Insgesamt erhielt das Deutsche S t u d e n t e n w e r k der Deutschen Studentenschaft) im J a h r e :

(Wirtschaftshilfe

1928/29

Beihilfen des Reiches . . . Studentenschafts-Beiträge sonstige Spenden und B e i t r ä g e

RM 2 837 000,„ 88 538,„ 268 073,RM 3 193 611,-

1929/30

B e i h i l f e n des Reiches . . . Studentenschafts-Beiträge . sonstige Spenden und B e i t r ä g e

RM 1 860 110,„ 127 861,,, 208 565,RM 2 196 536,—

1930/31

B e i h i l f e n des Reichcs . . . Studentenschafts-Beiträge . . sonstige Spenden und B e i t r ä g e

RM 1 678 500,„ 134 693,„ 253 610,RM 2 066 803,—

Die erhöhten Zuwendungen des Reiches im J a h r e 1928/29 waren in erster Linie zweckbestimmt f ü r die Durchführung des B a u e s von S t u d e n t e n h ä u s e r n . Durch die Verschlechterung der allgemeinen Wirtschaftslage mußte in der jüngsten V e r g a n g e n h e i t aus Mangel au Mitteln selbst von den allerdringlichsten Neu- und Umbauten fast völlig abgesehen werden. Trog nachhaltiger B e m ü h u n g e n sind die Spenden insbesondere aus Kreisen der Wirtschaft in den l e g t e n J a h r e n gesunken, und n u r mit nachdrücklicher Unterstügung unserer F r e u n d e aus dem Wirtschaftsleben wird es möglich sein, diesen Anteil u n s e r e r Mittel wieder zu s t e i g e r n ; denn g e r a d e in der gegenwärtigen Zeit, wo insbesondere die Mittel des Reiches zurückgehen und f ü r die dringendsten An-

Die E n t w i c k l u n g d e r G e s a m t a r b e i t

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Sprüche nicht m e h r g e n ü g e n , sind wir in b e s o n d e r e m M a ß e auf S p e n d e n aus p r i v a t e n u n d W i r t s c h a f t s k r e i s e n angewiesen.

die

U e b e r die V e r t e i l u n g u n d V e r w e n d u n g dieser Mittel im e i n z e l n e n finden sich n ä h e r e A n g a b e n im X. Teil dieses Berichtes ( F i n a n z e n ) .

Die Organe

j n , ] e n O r g a n e n des D e u t s c h e n S t u d e n t e n w e r k s h a b e n sich in den B e r i c h t s j a h r e n eine R e i h e von V e r ä n d e r u n g e n vollzogen. W i r bek l a g e n den V e r l u s t u n s e r e r V e r w a l t u n g s r a t s m i t g l i e d e r Geh. B a u r a t Dr. G. L i p p a r t u n d G e h e i m r a t H. Dietrich, die sich stets sehr nachdrücklich f ü r das W e r k eingesetjt h a b e n . Ausgeschieden ist G e h e i m r a t Dr. A l f r e d H u g e n b e r g . Im übrigen w u r d e n in d e r Berichtszeit in den neu hinzugewählt:

Verwaltungsrat

Reg.-Präsident Roland B r a u w e i t e r , Berlin, P r o f . Dr. V i c t o r B r u n s , Berlin, K a r l H e p p , P r ä s i d e n t des R e i c h s l a n d b u n d e s , Berlin, Dr. J a k o b H e r 1 e, G e s c h ä f t s f ü h r e r des R e i c h s v e r b a n d e s d e r Deutschen I n d u s t r i e , B e r l i n , Bergassessor Dr. K a r l H o l l i n g , Berlin, R e i c h s b a n k p r ä s i d e n t Dr. H a n s L u t h e r , B e r l i n , P r o f . Dr. Carl M a t s c h o ß , Berlin, O b e r r e g . - R a t Dr. Dr. Adolf M o r s b a c h , Berlin, Dr. Oskar M u 1 e r t, P r ä s i d e n t des Deutschen S t ä d t e t a g e s , B e r l i n , Dr. J u l i u s F e r d i n a n d W o 1 I f , D r e s d e n . D e m V o r s t a n d des Deutschen S t u d e n t e n w e r k s g e h ö r t e n a n : a) als n i c h t s t u d e n t i s c h e Mitglieder w ä h r e n d d e r g a n z e n Berichtszeit: P r o f . Dr. W. S c h 1 i n k , D a r m s t a d t , als V o r s i t j e n d e r , Reichsminister a. D. Dr. J. B e c k e r , D a r m s t a d t , G e h e i m r a t P r o f . Dr. C. D u i s b e r g , L e v e r k u s e n , D i r e k t o r Dr. E. G. v. S t a u ß , B e r l i n . Durch Beschluß der M i t g l i e d e r v e r s a m m l u n g vom 26. 10. 1928 w u r d e d e r V o r s t a n d auf 9 Mitglieder e r w e i t e r t u n d als w e i t e r e r D o z e n t P r o f e s s o r Dr. F. T i l l m a n n , B o n n , h i n z u g e w ä h l t . b) als s t u d e n t i s c h e M i t g l i e d e r : Bis 24. 10. 1928: Dr. H e l l m u t H e r b s t , K ö n i g s b e r g , cand. phil. H a n n s S t r e i t , B e r l i n , R e f . Ulrich K e r s t e n , B e r l i n , cand. iur. W a l t e r S c h m a d e l , B e r l i n ;

Die E n t w i c k l u n g d e r G e s a m t a r b e i t

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vom 25. 10. 1928 bis 24. 10. 1929: Dipl.-Ing. W e r n e r K r o n e , Danzig, Ref. Theodor P f i z e r , Tübingen, cand. iur. W a l t e r S c h m a d e l , B e r l i n ; vom 25. 10. 1929 bis 10. 3. 1931: Dipl.-Ing. W e r n e r K r o n e , Danzig, cand. iur. Hans L i n k , Berlin, Dr. Erich H o f f m a n n , Berlin, Ref. Hans-Heinr. S c h u l z , B e r l i n ; ab 11. 3. 1931: cand. ehem. Johs. P i e p e r , Leipzig, cand. mach. Otto S t i e b e 1 i n g , Hannover, Ref. Hans-Heinr. S c h u l z , Berlin, Ref. Konrad W e l t e , München, Dem Beirat, der an den Sityungen des Vorstandes mit b e r a t e n d e r Stimme teilnimmt, gehörten a n : Bis 24. 10. 1928: Dr. B a a k , Münster, Dipl.-Ing. K r o n e , Danzig, Dr. M i t g a u , Heidelberg, stud. iur. R e n g e r , Leipzig, Dipl.-Ing. U 1 r i ch , Darmstadt; vom 25. 10. 1928 bis 24. 10. 1929: Frl. G a l l m e i s t e r , Berlin, Dr. H e r b s t , Königsberg, cand. med. K ü t e r , J e n a , Dr. M e n z e l , Charlottenburg, Dr. S t o c k h a u s e n , Bonn; vom 25. 10. 1929 bis 10. 3. 1931: Frl. G r o s s e - W o r t h m a n n , Marburg, Dr. H a c k e r , Göttingen, Dr. H e r b s t , Königsberg, Dr. M e n z e l , Charlottenburg, cand. iur. S c h m a d e l , Dresden; ab 11. 3. 1931: cand. iur. E i I e r t , Halle, Dr. E p t i n g , Tübingen/Genf, Dr. H e r b s t , Königsberg, Dr. M e n z e l , Charlottenburg, cand. iur. M i c h e l , Berlin.

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Die Entwicklung der Gesamtarbeit

Am E n d e der Berichtszeit ist Herr P r o f e s s o r Dr. Wilhelm S c h 1 i n k , D a r m s t a d t , vom Vorsitj zurückgetreten, den er 6 J a h r e innegehabt hat. Auch an dieser Stelle ist es uns ein dringendes Bedürfnis, ihm f ü r seine hingebende Arbeit herzlichst zu danken. Geschäftsführung

In der Geschäftsführung sind in der Berichtszeit ebenfalls zahlreiche Veränderungen eingetreten: Oberstudiendirektor P a e c k e l m a n n , der vom Preuß. Kultusministerium einen längeren Urlaub erbeten hatte, um die Leitung der Studienstiftung zu übernehmen, ging nach zweijähriger Tätigkeit wieder in den Schuldienst zurück. An seine Stelle trat ab 1. 5. 1928 Dr. Wilhelm H o f f m a n n , der bereits als Leiter der Tübinger Studentenhilfe und auch in der Geschäftsstelle des Deutschen Studentenwerks tätig war. Ihm zur Seite standen: Dr. Friedrich K r e p p e l , der am 30. 4. 1930 ausschied, und außerdem ab 1. 10. 1929 R e f e r e n d a r Ewald R e n g e r. Dieser hat seit Herbst 1930 den wegen K r a n k h e i t beurlaubten Dr. Hoffmann vertreten. Die zweite Referentenstelle in der Studienstiftung wurde vorübergehend von F r ä u l e i n cand. phil. Margarete Grosse-Worthmann verwaltet, und vom 1. 5. 1930 an von F r ä u l e i n cand. phil. Nina B a r i n g. Ebenso schied am 31. Dezember 1929 Dr. R o b e r t T i l l m a n n s nach fast neunjähriger Tätigkeit im Deutschen Studentenwerk aus, um in den preußischen Staatsdienst überzutreten. Das Deutsche Studentenwerk hat seinen großen Verdiensten um die Arbeit dadurch sichtbaren Ausdruck verliehen, daß es ihn bei seinem Ausscheiden zum Ehrenmitglied ernannte. Das Ref e r a t Wirtschaftskörper, das Dr. Tillmanns seit Beginn der Arbeit geführt hatte, übernahm der f r ü h e r e Leiter des Berliner Studentenwerks e . V . : Dr. phil. Hanns S t r e i t . Als R e f e r e n t in der gleichen Abteilung war in der Berichtszeit Dr. Wilhelm W i e d e m a n n tätig, der am 30. 9. 1930 ausschied. An seine Stelle trat Dipl.-Kaufmann Kurt W i l h e l m . Aus der Leitung des Amerika-WerkstudentenDienstes schied kurz nach E n d e der Berichtszeit Dr. Fritj B r e d e m a n n aus, der dieses Arbeitsgebiet im J a h r e 1928 übernommen hatte. Von einer N e u b e s e ^ u n g dieses Postens wurde aus Ersparnisgründen abgesehen. Ihm zur Seite standen vorübergehend Dipl.Volkswirt Friedrich B o d e und Dipl.-Wirtschafter Friß L e c h 1 e u t h n e r. Die Leitung des New Y o r k e r B ü r o s lag bis zum 1. Februar 1930 in den H ä n d e n von Dr. K u r t B a r t u s c h , dessen Nachfolger Dipl.-Ing. H e r b e r t B ö h m e r wurde. V o m 1. Dezember 1930 an mußte dieser Posten aus E r s p a r n i s g r ü n d e n aufgegeben werden. Die l a u f e n d e n Arbeiten werden von einer erfahrenen Sekretärin ausgeführt. Allen, die in dieser Berichtszeit in der Geschäftsführung des Deutschen Studentenwerks mitgewirkt haben, sei auch an dieser Stelle aufrichtig gedankt.

II. Die örtlichen Wirtschaftskörper. ie örtlichen S t u d e n t e n h i l f e n sind in der großen Mehrzahl eigene Rechtskörper, zumeist e i n g e t r a g e n e Vereine, deren Aufgaben und Arbeiten einen Querschnitt durch alle A u f g a b e n und Arbeiten der studentischen Wirtschaftsarbeit ü b e r h a u p t darstellen. Sie bilden die Grundlage der Gesamtorganisation, und eine Betrachtung in diesem Rahmen kann nicht die Berichterstattung dieser Arbeitsstellen ersetjen, die von ihnen selbst jährlich an die Oeffentlichkeit ergeht. Deren Zusammenfassung erst würde den rechten Einblick in die Art und den Umfang a l l e r A u f g a b e n und Sorgen schaffen, die den örtlichen S t u d e n t e n h i l f e n zur U e b e r w i n d u n g der ärgsten studentischen Not an den deutschen Hochschulen erwächst. Aus den E r f a h r u n g e n der Gründungs- und ersten A r b e i t s j a h r e der örtlichen Wirtschaftskörper h e r a u s hat der V e r w a l t u n g s r a t des D e u t s c h e n S t u d e n t e n w e r k s im Oktober 1928 n u n m e h r feste Richtlinien f ü r die A n e r k e n n u n g der Wirtschaftskörper aufgestellt, um ihren A u f b a u und ihre Arbeit in eine eindeutige und allgemein gültige Fassung zu bringen, die der Gesamtorganisation den einheitlichen R a h m e n sichert. Der W o r t l a u t dieser Richtlinien ist im Anhang ( A n l a g e 3) abgedruckt. Die Zahl der selbständigen a n e r k a n n t e n Wirtschaftskörper, die Mitglieder des D e u t s c h e n S t u d e n t e n w e r k s sind, hat sich in der Berichtszeit von 46 auf 47 erhöht. Mit den 5 studentischen Wirtschaftsämtern k l e i n e r e r Hochschulen u m f a ß t die Gesamtorganisation nunmehr 67 Hochschulen. Der Wirtschaftskörper an der Technischen Hochschule in Braunschweig ist im August 1928 als S t u d e n t e n h i l f e B r a u n s c h w e i g , e. V., gebildet worden. Unter dem Namen S c h l e s w i g - H o l s t e i n i s c h e Studentenh i l f e , e. V., ist Anfang 1929 die bisher nicht rechtsfähige Schleswig-Holsteinische S t u d e n t e n h i l f e mit dem Wirtschaftskörper der Universität Kiel, e. V., vereinigt und als Wirtschaftskörper der Universität Kiel a n e r k a n n t worden. Nach langen B e m ü h u n g e n ist auch die bisherige Wirtschaftshilfe der Studentenschaft der phil.theol. Hochschule Bamberg im Winter-Semester 1930/31 zur S t u d e n t e n h i l f e B a m b e r g , e. V., u m g e w a n d e l t und vom Vorstand des D e u t s c h e n S t u d e n t e n w e r k s als Wirtschaftsk ö r p e r a n e r k a n n t worden. Die ä u ß e r e organisatorische Entwicklung der Wirtschaftskörper ist allmählich zu einem gewissen Abschluß gelangt, die n u r noch in E i n z e l f ä l l e n V e r ä n d e r u n g e n zuläßt. In Heidelberg, F r e i b u r g und Köln z. B. ist Mensa und Wirtschaftskörper

18

Die örtlichen

Wirtschaftskörper

noch nicht in der engen Verbindung, die erfahrungsgemäß hinsichtlich Verwaltung und Werbung für beide Teile die vorteilhafteste ist. Bei den Wirtschaftskörpern mit Studentenhäusern, Heimen und eigenen Speisungsbetrieben hat sich die Arbeit weiterhin konsolidiert; die vorwiegend auf fürsorgerische Arbeiten eingestellten Wirtschaftskörper sind verständlicherweise von der allgemeinen Notlage stärker in Mitleidenschaft gezogen w o r d e n ' ) . Speisungen

£)i e S p e i s u n g e n

stehen ihrer B e d e u t u n g nach weiterhin im

V o r d e r g r u n d e der örtlichen Arbeit. Gegen E n d e der Berichtszeit bestanden Studentenspeisungen in 34 deutschen Hochschulstädten mit 49 Hochschulen. Technische Hochschule und Tierärztliche Hochschule in Hannover sowie Universität und Technische Hochschule B r e s l a u hatten getrennte S p e i s u n g e n ; in Berlin gab es für 9 Hochschulen (davon 4 Kunsthochschulen) 10 Speisungen. Die Summen der von allen Speisungen im Tagesdurchschnitt ausgegebenen Mahlzeiten betrugen in runden Zahlen: Mittagessen S. S. W. S. S. S. W. S. S. S. W. S.

1928 1928/29 1929 1929/30 1930 1930/31

. . . . . . . . . . . .

20 20 22 22 22 22

000 200 700 000 800 000

Abendessen 6 6 6 6 6 6

100 080 800 720 840 240

Die S u m m e der an einem T a g e ausgegebenen Mahlzeiten ist im \ e r l a u f e der sechs Semester um 14 % gestiegen. Am Mittagstisch der Mensen nahm während der drei Berichtsjahre fast jeder 5., am Abendtisch während der ersten beiden J a h r e jeder 13. Student, im 3. J a h r e jeder 18. Student teil. Vergleicht man diese Zahlen mit denen von früheren J a h r e n , so muß man feststellen, daß kein Rückgang der prozentualen F r e q u e n z eingetreten ist. Von diesen Durchschnittsfrequenzprozentsätjen von etwa 1 9 % und 1 % bestehen örtlich viele und große Abweichungen. — F ü r den Mittagstisch können F r e q u e n z p r o z e n t s ä g e von 1 6 — 2 5 % als durchschnittlich und normal angesehen werden; sie werden von etwa der H ä l f t e aller Speisungen erreicht. R u n d ein Viertel der Speisungen hat niedrigere, das leßte Viertel höhere F r e q u e n z , und zwar bis zu 43 %. — Beim Abendtisch sind die Abweichungen noch größer. Die G r ü n d e f ü r diese Abweichungen sind sehr verschieden. F ü r eine verhältnismäßig niedrigere F r e q u e n z ist vor allem verantwortlich zu machen: ungenügende Größe und m a n g e l h a f t e Einrichtung Ueber wichtige V o r g ä n g e und persönliche V e r ä n d e r u n g e n bei den W i r t s c h a f t s k ö r p e r n w i r d l a u f e n d in d e r Z e i t s c h r i f t „ S t u d e n t e n w e r k " u n t e r d e r R u b r i k . . D a s D e u t s c h e S t u d e n t e n w e r k teilt m i t " b e r i c h t e t .

D i e Örtlichen

Wirtschaftskörper

19

der Speisesäle, die das Einnehmen der Mahlzeiten mit großen Unbequemlichkeiten verbinden, und schlechte, bzw. unmoderne Küchentechnik, die die Herstellung des Essens in besonderer Q u a l i t ä t und Abwechslung nicht begünstigt. Eine genaue Aufstellung der Teilnehmerzahlen und Essenspreise der einzelnen Studentenspeisungen findet sich in Anlage 4. Der Preis, f ü r den ein Mittagessen im Abonnement zu haben war, beträgt durchschnittlich 60 Pfennig. Dieser Durchschnittspreis hat sich während der sechs legten Semester gehalten. Es scheint mit diesem Saß ein Preis g e f u n d e n worden zu sein, bei dem nach den bisherigen E r f a h r u n g e n und bei der gegenwärtigen Wirtschaftslage die Ansprüche und die Zahlungsfähigkeit der Studenten und die Herstellungskosten in einem günstigen Verhältnis zueinander stehen. Die betriebswirtschaftliche F ü h r u n g der Studentenspeisungen ist mit großen Schwierigkeiten v e r k n ü p f t , deren Hauptursache in den großen Schwankungen der F r e q u e n z innerhalb eines J a h r e s zu suchen ist. In der folgenden T a b e l l e wird die T a g e s f r e q u e n z für den Mittagstisch

im Durchschnitt aller Speisungen f ü r die Monate April 1928 bis März 1930 graphisch dargestellt. An der K u r v e interessieren neben den großen Unterschieden in der F r e q u e n z der Semester- und der F e r i e n m o n a t e auch die Schwankungen innerhalb der Semester. Diese sind zum Teil a u f den Einfluß der Pfingst- und Weihnachtsferien zurückzuführen. D a der größte Teil der Speisungen in diesen F e r i e n geöffnet ist, während gleichzeitig ein großer Prozentsaß der Studierenden vom Hochschulort abwesend ist, sinkt die Durchschnittsfrequenz für die betreffenden Monate (besonders im Dezember und J a n u a r ) . Daneben

20

Die örtlichen W i r t s c h a f t s k ö r p e r

beeinflußt noch ein anderer Tatsachenkreis den F r e q u e n z v e r l a u f in ungünstigem Sinne: viele Studenten sind nur zu Beginn und vielleicht wieder am E n d e des Semesters zum Belegen bzw. Testieren der Vorlesungen am Hochschulorte. Soll ein Betrieb nicht durch Verluste aufgezehrt werden, so muß der Preis f ü r seine Leistung mindestens deren K o s t e n decken. Da der Preis f ü r ein E s s e n nicht den infolge der Schwankungen der F r e q u e n z in den einzelnen Monaten verschieden hohen K o s t e n angepaßt werden kann, d. h. z. B. nicht während des August (niedrigste Frequenz, höchste K o s t e n ) viel höher sein darf als im November (höchste Frequenz, niedrigste K o s t e n ) , sondern während des ganzen J a h r e s ungefähr gleich hoch bleiben muß, müssen die in den Monaten niedrigerer F r e q u e n z (vor allem in den Semesterferien) entstehenden Verluste durch den Gewinn in den Monaten höherer F r e q u e n z ausgeglichen werden. Die Leitungen der Studentenspeisungen stehen damit vor schwierigen A u f g a b e n : einerseits müssen sie dem Studenten ein stets gleich n a h r h a f t e s und schmackhaftes Essen zu mäßigem und gleichbleibendem Preise liefern, anderseits müssen die Speisungsbetriebe so geleitet werden, daß sie trog der in j e d e m Monat verschieden hohen F r e q u e n z und trog der schwankenden Preise f ü r die Materialien usw. weder einen Verlust erleiden, noch einen nennenswerten Gewinn abwerfen. Es ist unsere A u f g a b e , ihre Betriebsführung, a u f b a u e n d auf den bisherigen E r f a h r u n g e n und unter Mitwirkung aller Wirtschaftskörper, immer weiter zu vervollkommnen mit dem Ziele der Steigerung ihrer Leistungsfähigkeit, damit sie ihre soziale A u f g a b e immer besser erfüllen können 1 ). In der Berichtszeit ist dieser A u f g a b e durch eine Reihe von Unterstütjungen zum A u s b a u der Küchen- und Speisungseinrichtungen Rechnung getragen worden, so in Heidelberg, Charlottenburg, Breslau T. H., Hohenheim, Königsberg, Tübingen, Leipzig und Hannover, wo f ü r die Tierärztliche Hochschule in Verbindung mit einer Sporthalle eine Speisung geschaffen werden konnte, die bereits zum Charakter des Studentenhauses überleitet. Die E r n e u e r u n g der Küche in K ö n i g s b e r g stellt den ersten Abschnitt eines General-Umbauplanes der P a l ä s t r a Albertina dar. In Leipzig wurde eine Mensazweigstelle im medizinisch-naturwissenschaftlichen Viertel errichtet *) Zu diesem Zwecke werden auch die monatlichen Speisungsberichte der W i r t s c h a f t s k ö r p e r in Untersuchungen über wichtige E i n z e l f r a g e n des studentischen S p e i s u n g s w e s e n s a u s g e w e r t e t . Die seit D e z e m b e r 1930 erscheinende „ U m s c h a u in der studentischen S e l h s t h i l f e a r b e i t — E r f a h r u n g e n , Versuche, R a t s c h l ä g e " widmet sich auch b e s o n d e r s der A u f g a b e , die B e t r i e b s f i i h r u n g d e r S t u d e n t e n s p e i s u n g e n zu f ö r d e r n , siehe z. B . „ D i e S t u d e n t e n s p e i s u n g e n I, P r e i s und B e s u c h " in Nr. 1 d e r Umschau v o m D e z e m b e r 1930 und „ D i e S t u d e n t e n s p e i s u n g e n II, die K o s t e n als F u n k t i o n der F r e q u e n z " in Nr. 2 der U m s c h a u vom F e b r u a r 1931.

Die örtlidien Wirtschaftskörper

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u n d so e i n e m großen Teil der S t u d i e r e n d e n eine wesentlich g ü n s t i g e r e G e l e g e n h e i t zur E i n n a h m e des M i t t a g e s s e n s geschaffen. Zugleich w u r d e d i e d r i n g e n d n o t w e n d i g e E r l e i c h t e r u n g d e r H a u p t m e n s a erreicht. T ü b i n g e n w u r d e durch die z e n t r a l e B e i h i l f e die E i n r i c h t u n g zweier E r f r i s c h u n g s r ä u m e im U n i v e r s i t ä t s n e u b a u ermöglicht. — D e r B e w ä h r u n g und d e m B a u n e u e r S t u d e n t e n h ä u s e r in d e r Berichtszeit m u ß a u s realer B e d e u t u n g h e r a u s ein eigenes K a p i t e l g e w i d m e t w e r d e n , weil in j e d e m F a l l e die örtliche A r b e i t erst durch ein eigenes S t u d e n t e n h a u s die G r u n d l a g e , innerlich u n d äußerlich, g e f u n d e n hat, die d e m U m f a n g u n d der B e d e u t u n g d e r ihr g e s t e l l t e n A u f g a b e entspricht. T r o t j der v e r m e h r t e n A u f m e r k s a m k e i t , die d e n S t u d e n t e n W o h n h e i m e n z u g e w e n d e t w o r d e n ist, hat sich die E r r i c h t u n g b e s o n d e r e r S t u d e n t e n w o h n h e i m e in der Berichtszeit nicht ermöglichen lassen. D i e F i n a n z k r a f t war der dringlicheren A u f g a b e d e r Erricht u n g v o n S t u d e n t e n h ä u s e r n z u g e w a n d t , so d a ß es bei P l a n u n g e n o d e r d e r M i t a r b e i t an p r i v a t e n P r o j e k t e n blieb. N u r München ist es g e l u n g e n , a u f d i e s e m G e b i e t e zwei E r f o l g e zu e r z i e l e n : ein Ausl ä n d e r h e i m w u r d e in B e t r i e b g e n o m m e n , die F e r t i g s t e l l u n g u n d Einw e i h u n g e i n e s großen S t u d e n t i n n e n w o h n h e i m e s steht f ü r d e n B e g i n n des S o m m e r - S e m e s t e r s b e v o r . E i n e s t a r k e E n t w i c k l u n g h a t h i n g e g e n die E r r i c h t u n g von S t u d e n t i n n e n t a g e s h e i m e n g e n o m m e n . U e b e r b e s o n d e r e E i n r i c h t u n g e n dieser A r t a u ß e r h a l b der b e s t e h e n d e n S t u d e n t e n h ä u s e r h a b e n bei Abschluß der Berichtszeit b e r e i t s die Hochschulen M a r b u r g , K i e l , M ü n s t e r , München, L e i p z i g , T ü b i n g e n v e r f ü g t . In den m e i s t e n F ä l l e n sind finanzielle B e i h i l f e n von uns d a f ü r b e r e i t g e s t e l l t w o r d e n . In der ideellen R e g i o n hat sich die M e i n u n g völlig vom S t u d e n t e n h e i m als W o h n h o t e l wegentwickelt z u m S t u d i e n h e i m , d a s S t u d i e n g a n g u n d G e m e i n s c h a f t s g e i s t wirklich zu f ö r d e r n v e r m a g ). Die s o n s t i g e n w i r t s c h a f t l i c h e n E i n r i c h t u n g e n d e r W i r t s c h a f t s k ö r p e r , wie V e r k a u f s s t e l l e n , Wäschereien, D r u c k e r e i e n , S c h r e i b m a s c h i n e n s t u b e n usw., die in den G r ü n d u n g s j a h r e n w ä h r e n d der I n f l a t i o n s e h r zahlreich u n d w i r k s a m w a r e n , sind weiterhin rückläufig g e b l i e b e n . B e s o n d e r s an den k l e i n e r e n Hochschulen h a b e n als E r s a t j f ü r U n t e r n e h m u n g e n in e i g e n e r R e g i e durch A b k o m m e n mit den G e w e r b e t r e i b e n d e n des Ortes d i e j e n i g e n V e r b i l l i g u n g e n gesichert w e r d e n k ö n n e n , die f ü r b e d ü r f t i g e S t u d i e r e n d e von b e s o n d e r e r Bed e u t u n g s i n d . I m S o m m e r - S e m e s t e r 1928 f ü h r t e n die ö r t l i d i e n Wirts c h a f t s k ö r p e r i n s g e s a m t f o l g e n d e wirtschaftliche E i n r i c h t u n g e n : ') Siehe „ S t u d e n t e n w e r k " , J g . I I I , Seite 365 ff. A. v. Z a h n - H a m a c k : „ S t u d e n t i n n e n h e i m e " und Seite 255 ff. P r o f . H. Gerber: „ S t u d i e n h e i m e . "

Wo,,n

'

und

Wirtschaftliche

s

Em^lchtun ,!,,

22 47

Die ö r t l i c h e n

Speisungen

1 Schneiderei 17 Druckereien 1 17

Bilderkorrespondenz Büchervermittlungsämter

9 Leihbüchereien 1 Gärtnerei 1

Bettwäscheverleih-Amt

1 Kohlenamt

Erwerbschaffende Betriebe

42

Verkaufsstellen

17

Schuhmachereien

43

Schreibmaschinenstuben

Wirtschaftskörper

1 28 3 3 1

Zeitungsausschnitt-Büro Erfrischungsräume Akad. W e r k s t ä t t e n Vergünstigungsstellen Notenverleihamt

1 25 6 20 10 7 2 1

Lehrmittelamt Näh- und Flickstuben Ueberse^ungsbüros Wäschereien Buchbindereien Friseurstuben Schreibmaschinenlehrstuben Wanderamt.

E i n besonderes W o r t in dieser R e i h e verdienen wiederum die e r w e r b s c h a f f e n d e n Betriebe, wie A k ü do (Akad. Uebersetjungs- und D o l m e t s c h e r b ü r o ) , Z e i t b l i c k (Zeitungsausschnittsbüro) und die neuerdings in Würzburg und B e r l i n geschaffenen F ü h r u n g s d i e n s t e , die alle auf der V e r b i n d u n g zwischen Fachstudium und W e r k s t u d e n t e n t u m b e r u h e n . Selbst wo bei diesen B e t r i e b e n die R e n t a b i l i t ä t von v o r n h e r e i n nicht völlig gesichert werden k o n n t e , ist ihre E x i s t e n z doch von g r o ß e m W e r t , weil, abgesehen von der allgemeinen F ö r d e r u n g der M i t a r b e i t e r , die z. T . nicht unerheblichen B e t r ä g e an H o n o r a r e n für Studierende, eine wenn auch i n d i r e k t e , so doch faktische V e r m e h r u n g der Fürsorgemittel darstellen. Diese Möglichkeit zur Streckung der F ü r s o r g e m i t t e l ist den beteiligten W i r t s c h a f t s k ö r p e r n eine sehr g e s c h a l t e Hilfe in der Not, die die F i n a n z i e r u n g der fürsorgerischen A u f g a b e n ü b e r h a u p t darstellt. D i e Entwicklung dieser Aufgaben und ihre B e a r b e i t u n g durch die örtlichen Hilfsstellen in der Berichtszeit m u ß einem besonderen Abschnitt vorbehalten b l e i b e n . H i e r soll noch die a l l g e m e i n e F i n a n z i e r u n g der Wirtschaftskörper b e t r a c h t e t werden. Die V e r a n t w o r t u n g dafür liegt p r i m ä r bei den W i r t s c h a f t s k ö r p e r n selbst. Die Aufbringung p r i v a t e r B e i t r ä g e und Spenden, a b e r auch die Sicherung der B e i h i l f e n von Ortsund L a n d e s b e h ö r d e n ist in der Berichtszeit weiterhin erschwert worden. Um so s t ä r k e r ist die Leistung einzelner Wirtschaftskörperleitungen in dieser Hinsicht a n z u e r k e n n e n . D i e Geldmittel, die das D e u t s c h e S t u d e n t e n w e r k , abgesehen von S t u d i e n s t i f t u n g und K r a n k e n f ü r s o r g e , den W i r t s c h a f t s k ö r p e r n zur Verfügung gestellt hat, über die Anlage 5 eine genaue Uebersicht b i e t e t , b e t r u g e n : a) durch A l l g e m e i n v e r t e i l u n g e n , die nach Maßgabe der Studierendenziffern zweimal j e S e m e s t e r durchgeführt w e r d e n :

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Die örtlichen Wirtschaftskörper

im J a h r e 1928/29 „ 1929/30 1930/31 „

RM 400 000 — „

400 000 — 400 0 0 0 — ,

b) als Sonderüberweisungen für bestimmte Zwecke richtungen, Studentinnentagesheime usw.): im Jahre 1928/29 „ 1929/30 „ 1930/31

(Speisungsein-

RM 116 000 — „ 112 8 5 0 , — 87 5 0 0 , —

Die Einzelheiten über die Geldmittelverteilungen schnitt Finanzen behandelt.

sind im Ab-

Außer den angeschlossenen Wirtschaftskörpern wurden in der Berichtszeit wiederum die Theologische Sdiule in Bethel und das Christian-Albrecht-Haus in Kiel durch Zuwendungen in ihren sozialen Aufgaben gestützt. Der Abmachung mit dem Reichsministerium des Innern entsprechend wurden dem Reichsbund Deutscher Kunsthochschüler wiederum Mittel für Unterstügungszwecke zur Verfügung gestellt, und zwar: 1928 1929 1930

RM 36 0 0 0 , — „ 36 0 0 0 , — „ 26 000,—.

Die C r e n z l a n d a r b e i t hat weiterhin durch Bereitstellung Greniimdarbeu von Studentenschaftsbeiträgen gefördert werden können. Während die österreichischen Wirtschaftskörper finanziell selbständig wurden, mußte dem Aufbau der studentischen Wirtschaftsarbeit in Riga und Dorpat weiterhin starke Hilfe geliehen werden. Mehr als dem Unterstütjungswesen wird allmählich die Aufmerksamkeit der Errichtung von Gemeinschaftsräumen für die deutschen Studierenden der östlichen Länder zugewendet. Die Schaffung von Gelegenheiten für gemeinsame Speisung und Geselligkeit wird dort allgemein als dringlichste Aufgabe empfunden. Wir haben bereits in mehreren Fällen finanziell und beratend mitwirken können. Auch die Pflege des Studiums „Reichsdeutscher" in Danzig und Königsberg hat aus unseren Mitteln und aus sehr dankenswerten Sonderbeihilfen des Reichsministeriums des Innern weiter betrieben werden können.

Deutsches Studentenwerk e- V.

I Die R e i z m i t t e l f ü r Studenten-

häuser

III. Studentenhäuser.

m Bericht über die Jahre 1926/28 ist zum ersten Male den Studentenhäusern ein eigener Abschnitt gewidmet und in ihm über die dringende Notwendigkeit und über das Ideal des Studentenhauses, aber auch über die großen Schwierigkeiten finanzieller Art, die sich der Durchführung dieser Pläne entgegenstellten, berichtet worden. Nur in einigen Fällen konnte an die praktische Verwirklichung gegangen und demgemäß über wenige Häuser berichtet werden. Gegen Ende der letjten Berichtszeit trat die deutsche Studentenhausbewegung jedoch in ihr zweites Stadium ein, das durch größere Bautätigkeit gekennzeichnet ist. A u s d e r f ü r d a g Geschäftsjahr 1928/29 verfügbaren Summe von i

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RM 1 230 000,— wurde der Bau von 14 Studentenhäusern unterstütjt. Für 1929/30 stellte das Reich keine gesonderten Mittel für Studentenhausbauten zur Verfügung. Daher mußten von seinen Zuwendungen zunächst die für alle übrigen Verwendungszwecke notwendigen Beträge festgelegt werden, ehe aus dem verbleibenden Rest Mittel für Studentenhäuser verteilt werden konnten. Im Juli 1929 und Januar 1930 erfolgten dringend notwendige Bewilligungen in Höhe von zusammen RM 332 000,— für acht von den 14 Studentenhäusern, für die bereits im Vorjahre Mittel bereitgestellt worden waren, zur restlichen Finanzierung dieser Bauten. Die Auszahlung dieser Mittel wurde zum Teil erst im Jahre 1930/31 vorgenommen; neue Bewilligungen erfolgten in diesem Jahre nur in geringem Maße für 2 Studentenhäuser. D i e Verteilung dieser Mittel lag dem „Studentenhaus-Ausschuß" der Wirtschaftshilfe ob, der zu diesem Zwecke konstituiert wurde. Er bestand aus Vertretern des Reiches und der Länder, mehreren Mitgliedern des Vorstandes der Wirtschaftshilfe und Sachverständigen, die an den Sitzungen mit beratender Stimme teilnahmen. Die Bewilligungen erfolgten nach dem Grundsat;, daß höchstens die Hälfte der erforderlichen Bausumme aus Reichsmitteln gegeben wurde, nachdem die Aufbringung des größeren Teiles durch Spenden und Hypotheken von Ländern, Städten und privaten Kreisen gesichert war. Die „Studentenhausdarlehen aus Reichsmitteln" werden als Hypotheken eingetragen, die nur kündbar sind, wenn die Führung des Hauses den allgemein gültigen und verbindlichen Richtlinien nicht mehr entspricht. Sie sind mit 1 % zu verzinsen. Die Zinsen werden zur wirtschaftlichen Sicherung des Studentenhausgedankens verwandt.

Studentenhäuser

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Das neue Deutsche Studentenhaus in Danzig, für das auch noch in dieser Berichtszeit Mittel bewilligt werden mußten, konnte Ende Mai 1928 eröffnet werden. — Der Anbau des Dresdner Studentenhauses, für den R M 30 0 0 0 , — aus Reichsmitteln gegeben wurden, konnte fast zum gleichen Zeitpunkt in Betrieb genommen werden. — Das für die Zwecke eines Studentenhauses umgebaute Gebäude in Hamburg, für das im April 1928 weitere RM 20 0 0 0 , — bewilligt wurden, konnte ebenfalls im Mai 1928 eingeweiht werden. Es erfreute sich eines unerwartet großen Besuches, dem es räumlich nicht gewachsen war. Ein Erweiterungsbau wurde daher dringend notwendig, für den nochmals RM 30 0 0 0 , — aus Reichsmitteln gegeben wurden, und der Ende November 1928 in Betrieb genommen wurde. —• In München konnte der großzügige Um- und Ausbau ganz fertiggestellt und das Werk mit der Einweihung des großen Festsaales im November 1928 gekrönt werden. Der Studentenhaus-Ausschuß hat im April 1928 RM 285 0 0 0 , — für München bewilligt. — Die bereits im letjten Berichte erwähnten Bauten konnten somit alle glücklich vollendet werden. Sie haben sich in dieser Gestalt bewährt und ihre Daseinsberechtigung voll erwiesen. In der Berichtszeit wurde durch Bewilligung von Reichsmitteln der Um- und Ausbau zweier bereits im Besitze von Wirtschaftskörpern befindlichen Häusern ermöglicht. Die Hallesche Studentenhilfe war 1926 mit der „Akademischen Speiseanstalt", die die im Kriege von Studenten ins Leben gerufene „Burse zur T u l p e " betrieb, eine Personal-Union eingegangen. Durch Bewilligung eines Studentenhausdarlehns von RM 80 0 0 0 , — wurde es im Sommer 1928 ermöglicht, die in unmittelbarer Nachbarschaft der Universität gelegene „Burse zur T u l p e " zu einem Studentenhaus auszubauen, das im November 1929 eingeweiht wurde. Zur technischen Vervollständigung der Küche mußten im Januar 1930 nochmals RM 10 0 0 0 , — bewilligt werden. -— In Darmstadt wurde der Plan verwirklicht, die in einer neben der Technischen Hochschule gelegenen Kaserne befindliche Speisung mit Aufenthaltsräumen usw. durch einen Querbau mit der benachbarten Turn- und Festhalle der Hochschule zu verbinden und dadurch einen Gebäudekomplex zu schaffen, der fast alle Teile eines Studentenhauses enthält. Die Wirtschaftshilfe konnte RM 55 0 0 0 , — aus Reichsmitteln beisteuern. In drei weiteren Hochschulstädten sind durch den Umbau von gestifteten bzw. gekauften Gebäuden Studentenhäuser entstanden. — In Braunschweig war Ende 1927 ein sehr geeignetes, in unmittelbarer Nähe der Hochschule gelegenes Haus mit dem notwendigen Betriebskapital zum Zwecke der Einrichtung eines Studentenhauses gestiftet worden. Nachdem der Umbau und die Inneneinrichtung mit Hilfe von RM 60 000,—• aus Reichsmitteln durchgeführt worden war, konnte das Studentenhaus im Frühjahr 1930 eingeweiht werden. Das 3*

Um- nlld Aus-

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Neubauten

Studentenhäuser

Studentenhausdarlehn ist im Januar 1931 rückgezahlt worden. Das Studentenheim Rostock erwarb im Frühjahr 1928 zwei zusammenhängende Grundstücke mit mehreren kleinen Gebäuden und schuf daraus durch Um- und Ausbauten ein Studentenhaus, das im Juni 1929 eingeweiht wurde. Aus Reichsmitteln sind RM 70 000,— beigesteuert worden. — In Greifswald ist ein Privathaus durch Umund Ausbauten zu einem in seiner räumlichen Gestaltung sehr zweckentsprechenden Studentenhaus gestaltet worden. Die Inbetriebnahme und Einweihung erfolgte zu Beginn des Wintersemesters 1930/31. Das hierfür gewährte Studentenhausdarlehn beträgt RM 25 000,—. D j e Reichsmittel ermöglichten in der Berichtszeit weiterhin die Errichtung einer Reihe von Neubauten. — In Würzburg wurde im September 1928 der Grundstein zu einem Studentenhaus gelegt. Der erste Bauabschnitt, der außer der Speisung und den Geschäftszimmern eine Halle und einen Lesesaal umfaßt, wurde im September 1929 in Betrieb genommen. Das dafür bereitgestellte Studentenhausdarlehn beläuft sich auf RM 100 000,—. Im zweiten Bauabschnitt sollen Räume für Leibesübungen und ein großer Versammlungsraum hinzugefügt werden, sobald die notwendigen Mittel vorhanden sind. Dieser zweite Bauabschnitt muß nach Auflage der Stadt, die das Grundstück zur Verfügung gestellt hat, bis 1938 durchgeführt sein. — Das Wirtsdiaftsamt an der Schlesischen Technischen Hochschule Breslau begann im Sommer 1928 auf einem von der Stadt geschenkten, günstig an der Oder und in der Nähe der Hochschule gelegenen Grundstück den Bau eines Studentenhauses. Zunächst wurde das Sockelgeschoß mit den Bootsräumen für beide Breslauer Hochschulen errichtet und in Betrieb genommen. Im zweiten Bauabschnitt wurden die Speisung, sowie Verwaltungs- und Klubräume hinzugefügt und das ganze Haus im Dezember 1930 eingeweiht. Hierzu sind aus den Reichsmitteln des Jahres 1928/29 RM 130 000,— bewilligt worden, zu denen im Jahre 1929/30 weitere RM 40 000,— hinzugekommen sind. — Nadidem an Karlsruhe im April 1928 RM 130 000,— aus Reichsmitteln zugesagt und für das nächste Jahr weitere RM 70 000,— in Aussicht gestellt worden waren, konnte im Sommer 1928 die Grundsteinlegung zu einem Studentenhaus stattfinden und ein Jahr später das Richtfest gefeiert werden. Die Inneneinrichtung des in bezug auf seine Lage zwischen Hochschule, Sportplatj und Park und bezüglich seiner Größe und Ausstattung idealen Hauses nahm jedoch längere Zeit in Anspruch, so daß die Inbetriebnahme und Einweihung erst zu Beginn des Wintersemesters 1930/31 erfolgte. — In Gießen wurde im Frühjahr 1929 unter Mitarbeit von 40 Werkstudenten mit dem Bau eines großen, sehr schön gelegenen Studentenhauses begonnen, für das der Studentenhaus-Ausschuß RM 200 000,— aus Reichsmitteln bewilligt hatte. Der Hauptteil des Hauses mit der Speisung wurde im November 1930 in Betrieb genommen. Die Ein-

Studentenhäuser

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richtung einiger Räume mußte vorerst noch zurückgestellt werden. — In J e n a wurde nach sehr kurzer Bauzeit ein in seiner Gliederung und technischen Gestaltung ganz modernes und auf einem von der CarlZeiss-Stiftung geschenkten, herrlich gelegenen Grundstück errichtetes Studentenhaus im Dezember 1930 seiner Bestimmung übergeben. Das darauf ruhende Studentenhausdarlehen aus Reichsmitteln beträgt RM 200 000,—. — In Erlangen ist nach den Plänen des Bausachverständigen des Studentenhaus-Ausschusses, Prof. Carl Sattler, München, ein Studentenhaus errichtet worden, dessen Gliederung und innere Einrichtung besonders anspricht und für das RM 150 0 0 0 , — aus Reichsmitteln zur Verfügung gestellt worden sind. Die Einweihung konnte ebenfalls im November 1930 erfolgen. Das Deutsche Studentenwerk konnte weiterhin zum notwendigen Umbau des ältesten deutschen Studentenhauses, der Palästra Albertina zu Königsberg, finanziell beitragen. Durch die Bewilligung von RM 40 0 0 0 , — wurde es ermöglicht, die gänzlich unzulängliche Küche und die Speisungsräume umzubauen und zu erweitern und so der erhöhten Inanspruchnahme anzupassen. Hiermit ist der erste Abschnitt eines General-Umbauplanes vollendet, durch den in mehreren Abschnitten die gesamte Palästra Albertina zu einem den heutigen Ziffern und Ansprüchen gerecht werdenden Studentenhaus umgeschaffen werden soll. Aus diesen Tatsachen geht hervor, welche großen Fortschritte die . T»

1

Studentenhausbewegung in der Berichtszeit gemacht hat ). Fast 2 0 Studentenhäuser bestanden im Wintersemester 1930/31 in deutschen Hochschulstädten zum Wohl der akademischen Jugend. Die zweite Periode der Entwicklung scheint damit abgeschlossen. Bedeutend sind aber die Aufgaben, die in Zukunft noch zu lösen sind. Die Finanzierung und Durchführung des Baues bildet nur den Anfang der Bemühungen und der Sorgen, die mit einem Studentenhaus zusammenhängen. Die laufende Durchführung der Speisung und der übrigen Betriebe, das geistige und gesellige Leben in den Klubräumen, die Veranstaltungen aller Art, die Mitarbeit der Studenten usw. stellen auch den erfahrenen Vorsitjenden und Geschäftsführer immer wieder vor neue Fragen. Das Deutsche Studentenwerk war daher bemüht, die Erfahrungen aller Studentenhäuser zu sammeln und einem möglichst großen Kreis zugängig zu machen. Dieses Ziel verfolgten nicht nur laufende und gelegentliche Mitteilungen und Veröffentlichungen aller Art 2 ), sondern auch zwei Arbeitsbesprechun' ) H e f t 1 des J g . V der Zeitschrift „Studentenwerk" ist vorwiegend der Idee des Studentenhauses und den im J a h r e 1930 errichteten Studentenhäusern gewidmet. 2 ) Insbesondere bringt die bereits erwähnte „Umschau in der studentischen Selbsthilfearbeit" regelmäßig Beiträge und Material über die gesellschaftliche und wirtschaftliche Führung der Studentenhäuser.

" ' 6-

Erf hr ln a

Austausch über Studenten-

Muser

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Studentenhäuser

gen der Leiter von Studentenhäusern. Im Oktober 1930 fand in Oberbärenburg bei Dresden eine Tagung der Leiter der bereits längere Zeit bestehenden Studentenhäuser statt, der im Januar 1931 eine Besprechung der Leiter neuer Studentenhäuser folgte. Diese Tagungen sind für alle Beteiligten sehr wertvoll und erfolgreich gewesen, so daß allgemein der Wunsch nach regelmäßigen Wiederholungen besteht. Wertvolle Anregungen erhielt die Arbeit auch auf einer vom Internationalen Institut für studentische Zusammenarbeit des Weltstudentenwerks im Juli 1930 in Warschau veranstalteten Tagung, die den Studentenhäusern gewidmet war, und an der mehrere Geschäftsführer deutscher Studentenhäuser und zwei Mitglieder der Geschäftsführung des Deutschen Studentenwerks teilgenommen haben'). 'HS1''"'

Neben diesem Teil der Arbeit, der der Befestigung und dem Ausbau des bereits Erreichten diente, sind die Pläne und Bemühungen um die Errichtung weiterer Häuser zu erwähnen. Die Zahl der erst zu bauenden Häuser ist groß. Noch sind mehrere große Hochschulstädte ohne Studentenhäuser, die gerade für sie doppelt notwendig sind. — In Berlin ist die Verwirklichung der Pläne in naher Zukunft zu erwarten. Der preußische Staat hat bereits ein Grundstück mit geeignetem Gebäude und großem Garten in günstiger Lage zu den Hochschulen gekauft, das ein der Reichshauptstadt würdiges Studentenhaus werden kann. Die Art der Verwaltung, insbesondere die Beteiligung des Studentenwerk Berlin daran, ist noch nicht geklärt. — In Berlin ist der Bau eines zweiten Studentenhauses für die Technische Hochschule Charlottenburg und die benachbarten Kunsthochschulen erforderlich. Baupläne mehrerer Architekten liegen vor und ein beträchtlicher Baufonds ist angesammelt worden. — In Leipzig werden Pläne erwogen, um ein Studentenhaus in unmittelbarer Nähe der Universität als Hochhaus zu errichten, das mit einem großen Wohnheim für in- und ausländische Studierende verknüpft ist. Die Durchführung dieses Baues würde eine finanzielle Erleichterung dadurch erfahren, daß es während der Leipziger Messe als Messehotel und Ausstellungshaus dienen kann. — In Köln ist die Errichtung eines Studentenhauses dadurch besonders notwendig, daß den Studenten in der Nähe der im Entstehen begriffenen neuen Gebäude für die gesamte Universität eine Gelegenheit zum Speisen und zur Erholung geboten werden muß. — In Münster zwingen vor allem die völlig ungenügenden Verhältnisse der Studentenspeisung, ein bereits im Rohbau fertiges, dem Wirtschaftskörper gehöriges Gebäude als Mensagebäude und späterhin als Studentenhaus aus') Einen ausführlichen Bericht bringt in der Zeitschrift „Studentenwerk", Jg. IV, Seite 255 ff. Dr. Streit: „Die internationale Studentenhaustagung in Warschau."

Studentenhäuser

29

zubauen. — Und schließlich sind die P l ä n e f ü r die Erweiterung des hauptsächlich der Speisung dienenden T i l l m a n e u m in Bonn zu einem vollständigen Studentenhaus als besonders dringend zu nennen. Diese Ausführungen zeigen, welch großer A u f w a n d an K r a f t und Geld erforderlich war, um den gegenwärtigen Stand der Studentenhäuser an den deutschen Hochschulen zu erreichen, und daß auf diesem Gebiete noch weitere große A u f g a b e n der Bewältigung harren. Es scheint am Platje zu sein, die Zweckmäßigkeit und Notwendigk e i t dieses A u f w a n d e s zu erweisen. Das bedeutet, eine Antwort auf die Frage zu geben: Erfüllen die bestehenden Studentenhäuser die Erwartungen, die man f ü r sie hegte? Und damit: Welche Bedeutung haben sie tatsächlich innerhalb der Hochschule, besonders f ü r die Studierenden? Die schon einige Zeit bestehenden Studentenhäuser sind bereits ein wesentlicher Bestandteil des akademischen Lebens in den betreffenden Hochschulstädten, aus denen sie nicht mehr wegzudenken sind. — In vielen Fällen hat die Speisung erst durch das Studentenhaus ihren Charakter der Notstandsküche, die nur vorübergehend Daseinsberechtigung hatte, sowohl in psychologischer wie auch technischer, organisatorischer und ästhetischer Hinsicht in den einer f ü r die Studenten notwendigen Dauereinrichtung gewandelt. Hierdurch u n d durch die Benutzung der Klub- und Arbeitsräume, die eine Ergänzung der Studentenbuden sind, entsteht den Kommilitonen unmittelbar ein wirtschaftlicher Vorteil. Die K l u b r ä u m e haben aber eine über die wirtschaftliche hinausgehende k u l t u r e l l e Bedeutung. Sie bilden den geselligen Mittelpunkt der Studentenschaft, ja oft der ganzen Hochschule. Hier sitjt der J u r i s t neben dem Naturwissenschaftler, hier spricht der Philologe mit dem Wirtschaftswissenschaftler, hier lernt der junge Kunsthistoriker den zukünftigen Tierarzt kennen. Hier finden sie alle in zwanglosen Unterhaltungen, in Vorträgen von Fachgelehrten, Männern der P r a x i s und Kommilitonen, in Diskussionsabenden Anregung und Belehrung. Hier kann die unbedingt notwendige Ergänzung des meist so einseitigen Fachwissens gesucht und gefunden werden. Die besonderen, oft sehr zahlreichen Veranstaltungen künstlerischer und gesellschaftlicher Art geben die Möglichkeit zur Betätigung auf diesen wichtigen Lebensgebieten. Das Studentenhaus München gab z. B. im letzten J a h r e den Rahmen f ü r 71 größere akademische Veranstaltungen ab, durch die der Kreis seiner Freunde weit über die Studentenschaft hinaus gezogen wurde. Die Studentenhäuser bieten den jungen Menschen auch das Heim, das sie in der Zeit des Uebergangs aus der elterlichen F a m i l i e zur Selbständigkeit dringend brauchen, in dessen Gemeinschaft sie sidb bilden, erziehen und wachsen können zu harmonischen und starken Persönlichkeiten. Die Professoren nehmen regen Anteil am geistigen und

ideelle Bedeutun

30

Studentenhäuser

geselligen Leben in den Studentenhäusern und benutzen sie auch zu eigenen Veranstaltungen. — Es ist natürlich, daß die Studenten in dem eigenen Hause sich als Gemeinschaft fühlen und ihr Interesse und ihre Mitarbeit nicht nur für das Haus, sondern auch auf den übrigen Arbeitsgebieten der Wirtschaftskörper steigern. Die Folge ist eine innere Festigung und Intensivierung der gesamten Tätigkeit der Wirtschaftskörper. Gleiche günstige Wirkung hat auch die räumliche Zusammenfassung aller Arbeitsgebiete in einem Hause, die auch das Bestehen und Wirken des Wirtschaftskörpers vor der breiten Oeffentli&keit deutlich sichtbar macht. Wenn auch die große Finanznot des Reiches und die katastrophale Wirtschaftslage die Bereitstellung von besonderen Mitteln für die Errichtung von Studentenhäusern jetjt unterbunden hat, so darf doch die Hoffnung nicht aufgegeben werden, späterhin auch diejenigen Hochschulen mit Studentenhäusern auszurüsten, denen es noch daran fehlt. Die großen Möglichkeiten, die dem rechten Studentenhaus in sozialer, wirtschaftlicher, hochschulpolitischer und kultureller Hinsicht innewohnen, lassen schon nach den bisherigen Erfahrungen keinen Zweifel darüber, daß gerade diese Einrichtungen wesentlich dazu beitragen, die studentischen Generationen mit Gemeinschaftsgefühl und Verantwortungsbewußtsein auszustatten, um sie auch über das Berufsfach hinaus zu produktiven Gliedern der Nation zu machen 1 ). ' ) In der Zeitschrift „Studentenwerk" sind laufend Einzeldarstellungen über die errichteten Studentenhäuser erschienen. Es sei auf den zusammenfassenden Beitrag von Dr. Tillmanns: „Das deutsche Studentenhaus", im J g . I I I , Seite 49 ff., verwiesen.

IV. Werkarbeit — Arbeitsvermittlung.

A

uch in der gegenwärtigen Studentengeneration ist der starke Wille lebendig, durch Werkarbeit vor allem während der Ferien, gegebenenfalls auch während des Semesters, sich wenigstens einen Teil der Mittel zum Studium selbst zu verdienen. Während es in den Jahren 1928 und 1929 den Arbeitsvermittlungsämtern der Studentenhilfen noch in größerem Umfang möglich war, den Studierenden vor allem während der Ferien Arbeitsgelegenheiten zu vermitteln, konnte in den Jahren 1930 und 1931 nur ein ganz bescheidener Prozentsatj der arbeitsuchenden Studierenden befriedigt werden 1 ). Trotjdem betrug nach der amtlichen Deutschen Hochschulstatistik die Zahl der Studierenden, die während der Herbstferien 1930 werkstudentisch tätig waren, 9897; während des Wintersemesters 1930/31 hatten 6343 Studierende eine bezahlte Nebenbeschäftigung. Zweifellos ist die Gesamtzahl noch größer, als es die amtliche Statistik nachweist, weil erfahrungsgemäß viele Studierende diese Frage auf der Zählkarte nicht mit der genügenden Sorgfalt beantworten.

Im letjten Jahr war es kaum noch möglich, Ferienarbeitsstellen in der Industrie, dem Handel und Banken zu erhalten. Eine Reihe größerer Werke hat bereits vervielfältigte Schreiben hergestellt, in denen sie auf jede Anfrage eines Studenten oder einer Arbeitsvermittlungsstelle mitteilen, daß sie nidit mehr in der Lage sind, Werkstudenten einzustellen. Es blieb deshalb den Arbeitsvermittlungsämtern in größerem Umfang lediglich noch die Möglichkeit, Studenten als Erntehelfer in der Landwirtschaft unterzubringen. Diese Bemühungen wurden nachdrücklich gestützt durch den Reichsbund akademisch gebildeter Landwirte. Bedauerlicherweise hob die Deutsche Reichsbahngesellschaft im Sommer 1930 eine seit mehreren Jahren von ihr probeweise eingeführte Vergünstigung auf, wonach Werkstudenten, auch bei Ueberschreitung der für die verbilligte Reise in die Heimat festgese^ten Semesterschlußtermine, für die Reise zwischen dem Ort der Werkstudententätigkeit und der Hochschule bzw. der Heimat weitgehende Fahrpreisermäßigung genossen. Wenn die Reichsbahngesellschaft bei ' ) Ueber den Wert erwerbschaffender Betriebe (Aküdo, Führungsdienst u. ä.) für die Schaffung geeigneter Arbeitsgelegenheit siehe „Studentenwerk", J g . III, Heft 4, Pauls: Werkarbeit in erwerbschaffenden Betrieben. — Jg. V, Heft 4, Kolbenheyer: Mehr Selbsthilfe —• Ein Beispiel.

32

Werkarbeit —

Arbeitsvermittlung

der Aufhebung dieser Maßnahme auf die zahlenmäßig geringe Inanspruchnahme dieser Vergünstigung von Seiten der Studierenden hinwies und daraus den irrtümlichen Schluß zog, daß das Bedürfnis nach der von der Reichsbahn getroffenen Regelung in der Studentenschaft nicht mehr vorhanden sei, so übersah sie den wahren Grund für den ungewollten Rüdegang: die zwangsweise Einengung der studentischen W e r k a r b e i t durch die Lage des allgemeinen Arbeitsmarktes. ^ i T ' » « ' Um die Stellenwerbung einheitlicher und wirksamer zu gestalten liehen Arbeit«- und die T ä t i g k e i t der Arbeitsvermittlungsämter planmäßiger durchverwaitung 2 U f ü J i r e n , wurde zentral und örtlich eng mit der öffentlichen Arbeitsverwaltung zusammengearbeitet. Besonders wichtig war die Zusammenarbeit f ü r die Ueberleitung von Studierenden, die ihr Studium aufgeben wollen, in außerakademische B e r u f e . Es mehrt sich die Zahl der F ä l l e , in denen die Einzelfürsorge nach gewissenhafter Prüfung eine Unterstütjung eines Studierenden ablehnt, weil er den Voraussetjungen, die die Hochschule und ein akademischer B e r u f an ihn stellen, nicht gewachsen ist. I n allen diesen F ä l l e n genügt es nicht, den Betreffenden von allen Fürsorgemöglichkeiten auszuschließen. Die Wirtschaftskörper haben sich bemüht, über ihr Arbeitsvermittlungsamt diesen Studierenden an die Berufsberatung oder Angestelltenvermittlung des zuständigen öffentlichen Arbeitsamtes zu verweisen, um in Zusammenarbeit mit dieser Stelle zu versuchen, dem abgehenden Studenten bei der Aufsuchung eines außerakademi8dien B e r u f s behilflich zu sein, da eine unmittelbare Stellenwerbung und V e r m i t t l e r t ä t i g k e i t in diesen F ä l l e n den studentischen Arbeitsvermittlungsämtern untersagt ist. Da in vielen Fällen der Uebergang in einen außerakademischen B e r u f mit Ausbildungskosten für den Studenten verbunden ist, wäre es von besonderer Bedeutung, wenn durch Bereitstellung von Mitteln die öffentliche Arbeitsvermittlung in der Lage wäre, durch berufliche Fortbildung oder Umschulung diesen Uebergang in einen anderen B e r u f zu erleichtern. Die bisher vorliegenden, vom Verwaltungsrat der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung erlassenen Richtlinien zur Durchführung beruflicher Bildungsmaßnahmen für Arbeitslose vom 17. September 1 9 3 0 sind f ü r den vorliegenden Zweck nicht ausreichend, da der Student irgendwelche Ansprüche auf Arbeitslosenunterstützung nicht besitzt. Audi an dieser Stelle m u ß hervorgehoben werden, daß die Zusammenarbeit mit der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung, den zuständigen Landesarbeitsämtern und Arbeitsämtern einerseits und dem Deutschen Studentenwerk und den ihm angeschlossenen Wirtschaftskörpern anderseits sich sehr erfreulich f ü r die Studierenden gestaltet hat. Es besteht die Hoffnung, daß durdx planmäßige Zusammenarbeit auch in der Zukunft Wertvolles

Werkarbeit — f ü r die S t u d i e r e n d e n Zusammenarbeit Akademischen e. V.

erreicht

zwischen

werden kann.

dem

33

Arbeitsvermittlung

Arbeitsamt

Erwerbsvermittlungsamt

im

Besonders

e n g ist

Berlin-Mitte

und

Studentenwerk

die dem

Berlin,

F ü r d i e Z u s a m m e n a r b e i t sind n a c h f o l g e n d e Leitsätze a u f g e s t e l l t

worden: 1. Zweck der Zusammenarbeit ist die Vermittlung von Arbeit an folgende Gruppen von Studenten: a) Die Studenten und Studentinnen, die sich in unmittelbarer Notlage befinden und denen nur durch Vermittlung von ganztägiger, länger andauernder Arbeit nachdrücklichst geholfen werden kann, b) Studenten und Studentinnen, die zur Durchführung ihres Studiums während der F e r i e n arbeiten müssen, weil sie ohne diesen Ferienverdienst ihr Studium nicht bestreiten können, c) Studenten und Studentinnen, die während des Semesters und während der Ferien arbeiten müssen, und zwar entweder in kurzfristigen, ganztägigen Aushilfsstellungen oder in Stellungen, durch die sie täglich nur wenige Stunden in Anspruch genommen werden, und die längere oder kürzere Zeit dauern. 2. Um diesen Zwedc zu erfüllen, scheinen folgende Maßnahmen besonders geeignet: Das Erwerbsvermittlungsamt, das in Verbindung mit den einzelnen Abteilungen des Arbeitsamtes Berlin-Mitte steht, überweist die betreffenden Studenten, vornehmlich die unter l a ) und l b ) unter Berücksichtigung ihrer Vorbildung der jeweiligen Vermittlungsabteilung. Die unter l c ) genannten Studenten werden nach Möglichkeit direkt durch das Erwerbsvermittlungsamt vermittelt. 3. Das Arbeitsamt Berlin-Mitte übernimmt es, die Werbung zur Beschäftigung von Studenten gelegentlich mit zu übernehmen, während das Erwerbsvermittlungsamt bei der Werbung die Grundsätje des Arbeitsamtes Berlin-Mitte anerkennt und in Zweifelsfällen eine Verständigung mit dem Arbeitsamt Berlin-Mitte herbeiführt. 4. Das Erwerbsvermittlungsamt arbeitet in allen Erwerbsvermittlungsangelegenheiten nach denselben gesetjlidien Vorschriften, denen die öffentliche Arbeitsvermittlung unterliegt (zieht z. B . keine Unkostenbeiträge ein). 5. Weitere Zusammenarbeit über arbeitsmarktpolitische Fragen bleibt einem vertrauensvollen Gedankenaustausch überlassen. In Berlin ist für die Durchführung dieser Zusammenarbeit ein besonderer Arbeitsausschuß gebildet worden. Außerdem hat das Arbeitsamt Berlin-Mitte sich bereiterklärt, dem Studentenwerk Berlin für die bessere Durchführung seiner Arbeiten einen Geldzuschuß auf Antrag zur Verfügung zu stellen. E s ist e i n e t r a g i s c h e V e r k n ü p f u n g , b e s o n d e r s f ü r die t ü c h t i g s t e n unter

den

unbemittelten

Studierenden,

daß

in

Zeiten

allgemeiner

w i r t s c h a f t l i c h e r N o t u n d a l l g e m e i n e r A r b e i t s l o s i g k e i t sie in b e s o n d e rem

Umfang

auf

Selbsthilfe

angewiesen

sind,

um

ihr

Hochschul-

s t u d i u m w e i t e r f ü h r e n o d e r abschließen zu k ö n n e n , u n d d a ß g e r a d e in

34

Werkarbeit —

Arbeitsvermittlung

derartigen Zeiten die Arbeitsmöglichkeiten so ungewöhnlich eingeengt sind, daß diese Notsituation es erfordert, stärker als es den besten unter den Studierenden selbst erwünscht ist, von Fürsorgemitteln Gebrauch zu machen. Wie unvermindert stark in der akademischen Jugend der Wille, durch praktische Arbeit sich selbst zu helfen, lebendig ist, beweisen die bei den studentischen Arbeitsvermittlungsämtern zahlreich vorliegenden Anträge um Vermittlung einer Werkarbeitsstelle, die nicht nur aus finanziellen, sondern auch aus ideellen Gründen begehrt werden. Werkarbeit gilt als geeigneter Weg zur Charakterschulung und Persönlichkeitsbildung und als sinnvollste Möglichkeit, mit anderen Volksschichten in eine lebensnahe ArbeitBiager Berührung zu kommen. So wird es auch verständlich, daß der Gedanke der Arbeitslager 1 ) zwischen Arbeitern, Bauern, Studenten und anderen Volksgruppen an Boden innerhalb der Studentenschaft gewonnen hat. Seit Beginn des Jahres 1931 haben eine „Reihe studentischer Arbeitskreise und „Studentenschaften" den Gedanken, Arbeitslager zu veranstalten, lebendig aufgegriffen, so daß schon im Laufe dieses Jahres eine größere Anzahl Arbeitslager stattfinden werden in einer ähnlichen Form, wie sie die bündische Jugend und der schlesische und norddeutsche Arbeitskreis herausgebildet haben. Das Deutsche Studentenwerk wird sich angelegen sein lassen, diese beachtlichen Bestrebungen auch seinerseits mit allen erdenklichen Mitteln zu unterstü^en. ' ) Beachte hierzu: „Studentenwerk", J g . I V , H e f t 8, Gothe: Das erste norddeutsche Arbeitslager. —• J g . V , H e f t 1, W a r b e r : Freiwilliger studentischer Arbeitsdienst in der Schweiz — Möglichkeiten in Deutschland. —• Heft 3, Gothe: Eindrücke von zwei Arbeitslagern und Gedanken über ihre Weiterentwicklung.

I

V. Einzelfürsorge und Studienförderung.

n wachsendem Maße tritt die Arbeit der Einzelfürsorge sowohl bei den Orten als auch bei der Zentrale wieder in den Vordergrund. Es erscheint darum gerechtfertigt, ihr einen eigenen Abschnitt zu widmen. Während in den ersten Jahren der studentischen Selbsthilfebewegung nur an Kriegsteilnehmer, kranke Studierende und Examenskandidaten Unterstütjungen gegeben wurden und allen übrigen erst Hilfe zuteil wurde, wenn sie alle Mittel, sich selbst ¿u helfen, erschöpft hatten, mußten in den letjten Jahren der völlig gewandelten Verhältnisse wegen hier zwangsläufig Veränderungen eintreten. Der Selbsthilfeweg ist auch den Tüchtigsten versperrt. Wenn auch die Werkarbeit noch immer für sehr viele als erwünschter Weg für die Finanzierung des Studiums in den ersten Jahren anzusehen ist, weil sie der „natürlichen Auslese" dient, 60 ist ihre praktische Bedeutung für diesen Zwedc doch auf ein Minimum zurückgegangen, weil es keine Werkarbeitsplätje und fast keine Gelegenheiten zu Nebenverdiensten mehr gibt. Die nachweislich ständige Verschlechterung der Lage der Eltern vermehrt die Zahl der Studierenden mit nicht ausreichendem Wechsel von Tag zu Tag. Demgegenüber steht die Zerstörung der alten Stipendienfonds und die Uneinheitlichkeit der neugeschaffenen Stipendien bei den Städten, den Landes- und den Kirchenbehörden. Um hier den begabten und hochwertig für ein Hochschulstudium geeigneten jungen Menschen die Erreichung ihrer dem Nutjen des Volksganzen dienenden Ziele zu erleichtern, war die Entwicklung einer planmäßigen Begabtenförderung und die Bereitstellung laufender Mittel dafür unerläßlich. Die Errichtung der Studienstiftung des Deutschen Volkes und die Maßnahmen zur Neugestaltung der Einzelfürsorge finden in diesen Tatsachen ihre Begründung. Der Aufgabenkreis der Einzelfürsorge ist damit nicht mehr vorzugsweise auf die Verteilung von Mitteln an bedürftige Kommilitonen eingestellt, sondern der Sinn des Studiums steht für die Entscheidung im Vordergrunde. Darin liegt begründet, daß in vielen Fällen die Fürsorge nicht auf die Zeit der Zugehörigkeit zu einer Hochschule beschränkt bleiben kann, sondern daß sie sich planmäßig über das ganze Studium erstrecken muß. Der zweckmäßigen Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Wirtschaftskörpern hat deshalb besondere Aufmerksamkeit zugewendet werden müssen. Um den hervorragendsten Fällen von Begabung und Würdigkeit eine von allen Zufällen gelöste Förderung zuteil werden zu lassen, ist die

'

We en der

36

Einzelfürsorge und Studienförderung

Studienstiftung des Deutschen Volkes entstanden. Sie stellt den höchsten Grad planmäßiger Einzelfürsorge dar. Die Annahme, daß sie die Einzelfürsorge durch Entziehung der besten K r ä f t e ungünstig beeinflussen würde, war grundlos. Es hat sich vielmehr gezeigt, daß ueben der speziellen Einzelfürsorge für die Sonderfälle der Studienstiftung die generelle unentbehrlich ist, zumal die Studienstiftung bestimmungsgemäß nur eine beschränkte Zahl von Studierenden berücksichtigt. Es wird immer eine Anzahl junger unbemittelter Studierender geben, die den eng gezogenen Bestimmungen der Studienstiftung nicht entsprechen, die zu fördern aber dennoch dringendes Gebot ist. Darin liegt gerade die innere Antriebskraft für eine planmäßige Einzelfürsorgearbeit: junge Menschen, die nicht von vornherein eindeutig auf eine überragende Begabung hinweisen können, die aber trotjdem einmal wertvolle Kräfte unseres Volkes darstellen werden, zu erkennen und zu fördern 1 ). Mit den Aufgaben sind die Schwierigkeiten der Arbeit gewachsen. Mehr und mehr hat man erkannt, daß die Leitung der Einzelfürsorge bei eigens hierfür befähigten Menschen liegen muß, die es verstehen, mit sicherem Blick Wichtiges von Unwichtigem, Richtiges von Falschem zu unterscheiden, die große pädagogische Fähigkeiten und den Mut zu klaren Entscheidungen besitzen müssen. Die Bearbeitung der eindeutigen Fälle wird naturgemäß keine große Arbeit erforderlich machen: wo überragende wissenschaftliche und menschliche Werte mit ökonomischer Not zusammentreffen, wird die Entscheidung ebenso wenig Schwierigkeiten machen wie in den Fällen, in denen offenbar Unterstü^ungsjägerei vorliegt oder die Wege der Selbsthilfe nicht zu Ende gegangen sind. Die spezifische Aufgabe der Einzelfürsorge (wie auch der Studienstiftung) beginnt erst in den Grenzfällen. Hier die vorhandenen, aber nicht benutjten Begabungen und Werte zu erkennen und einem jungen Menschen, der seiner ganzen Anlage nach für ein Hochschulstudium bestimmt ist, die Durchführung eines ordnungsmäßigen Studiums zu ermöglichen, ist in der heutigen Zeit eine ebenso notwendige und verantwortungsvolle Aufgabe, wie einen Ungeeigneten davon fernzuhalten und ihm zu seinem eigenen und der Gesamtheit Besten Wege zu weisen, die den Gebrauch seiner Anlagen besser gewährleisten als ein Studium.

Bisherige

°ng

Es kann mit Genugtuung gesagt werden, daß der Ausweg, statt einer klaren Entscheidung eine kleine Bewilligung oder eine halbe Ablehnung auszusprechen, fast überall überwunden ist. i n j e r Tatsache, daß die Zahl der Unterstü^ten gegenüber den vergangenen Jahren zurückgegangen ist, zeigt sich deutlich, daß sich ') Den Problemen der „ A u s l e s e " widmet sich eine Untersuchung von Dr. Breitinger in der Zeitschrift „Studentenwerk", J g . II, Seite 75 ff.

Einzelfürsorge und Studienförderung

37

die F o r d e r u n g , lieber wenige, diese jedoch ausreichend zu unterstützen, in der P r a x i s durchseht. Die Zahl der beteiligten Unterstützten b e t r u g : Freitische und ermäßigte Mahlzeiten

Sommer-Semester Winter-Semester Sommer-Semester Winter-Semester Sommer-Semester Winter-Semester

1928 1928/29 1929 1929/30 1930 1930/31

. . . . . . . . .

. . . . . .

. . . . . .

5564 4339 5609 5822 5484 6301

Bare Unter- Kurzfristige stützungen Darlehen 2719 1772 1850 2569 1917 2309

4683 3760 4225 4657 4248 4398

Bei diesen Zahlen ist zweierlei zu beachten: einmal ist die Gesamtzahl der an deutschen Hochschulen immatrikulierten Studierenden in der gleichen Zeit um rund 12 000 ~ 9,8 % gestiegen, und dann ist die Zahl der gewährten Unterstüßungen nicht mit der Zahl der unterstützen Studierenden gleichzusehen. In den meisten F ä l l e n wird es notwendig sein, einem Studierenden einen Freitisch u n d eine Geldunterstütjung zu geben, u m ihm die Durchführung seines S t u d i u m s zu ermöglichen. Die Zahl der Studierenden, die aus Mitteln der E i n z e l f ü r s o r g e unterstütjt wurden, ist also sicher geringer. Die Summen der ausgegebenen Unterstützungen zeigen in den ersten beiden Berichtsjahren aufsteigende Tendenz, und erst im legten N o t j a h r sinken 6ie wieder ab. Für Freitische und Barunterstützungen*) Sommer-Semester Winter-Semester Sommer-Semester Winter-Semester Sommer-Semester Winter-Semester

1928 . 1928/29 1929 . 1929/30 1930 . 1930/31

. . . . . .

RM „ „ „ „ „

404 000 342 700 392 500 465800 381026 420 827

Für kurzfristige Darlehen RM „ „ „ „ „

180 177 216 234 207 214

250 000 000 300 703 937

* ) Einschließlich der vom Deutschen Studentenwerk aus zentralen Mitteln bewilligten UnterBtiitzungen und Zuschüssen an Wirtschaftskörper.

Bemerkenswert ist an diesen Zahlen vor allem auch die Tatsache, daß die Zunahme der ausgegebenen Summen f ü r kurzfristige Darlehen 30 % beträgt, während sie bei den ä f o n d s p e r d u gegebenen Unterstüßungen noch nicht 15 % ausmacht. E s geht d a r a u s hervor, daß heute in s t ä r k e r e m Maße kurzfristige Darlehen f ü r die Ueberwindung einer Augenblicksnot bewilligt werden. E s handelt sich dabei immer noch in sehr vielen F ä l l e n um die Notwendigkeit, die Bezahlung der Hochschulgebühr zu Beginn des Semesters in einem Betrage vorzunehmen. Manche Hochschulen willigen in eine S t u n d u n g

E i n z e l f ü r s o r g e und S t u d i e n f ö r d e r u n g

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der Gebühren bzw. in eine ratenweise Bezahlung nicht ein. Die Aufbringung der Summen bedeutet aber für viele eine starke Belastung, sodaß eine Verteilung auf eine längere Zeitspanne häufig angebracht erscheint. In ähnlicher Weise kommt der Wandel in der Einzelfürsorge auch in den Durchschnittsbeträgen zum Ausdrude, die für die einzelnen Unterstütjungsarten aufgewandt wurden. Sie stiegen für Freitische, ermäßigte Mahlzeiten und kurzfristige Darlehen, für Barunterstütjungen zeigt eine Erhöhung um rund 40 % deutlich den Uebergang von kleinen, unzureichenden Unterstütjungen zu ausreichender Förderung. Finanzierung

j ) ^ e r forderlichen Mittel wurden zum weitaus größten Teil von den Wirtschaftskörpern durch eigene Werbung aufgebracht. Die vom Deutschen Studentenwerk den Wirtschaftskörpern zur freien Verfügung überwiesenen Mittel (vgl. Allgemeine Geldmittelverteilung, Anl. 5, wurden zum Teil zu den Finanzierungen der Einzelfürsorgeausgaben herangezogen. Da der Anteil der Einzelfürsorgeausgaben, die aus zentralen Ueberweisungen gedeckt werden, gestiegen ist und zugleich die Gesamtsumme der Ausgaben zugenommen hat, so folgt daraus, daß die Mittel aus den allgemeinen Geldmittelverteilungen in noch stärkerem Maße für Zwecke der Einzelfürsorge Verwendung finden. So wurde in der Zeit, die der Bericht umfaßt, hierfür von den Wirtschaftskörpern zurückbehalten: S. S. W. S. S. S. W. S. S.S. W. S.

1928 RM 1928/29 „ 1929 „ 1929/30 „ 1930 „ 1930/31 „

9 3 000 100000 120 000 125 000 141 500 154 500

= = = = = =

46,5 50 60 62,5 71 77

°/ 0 der überwiesenen % „ °/o .. «/„ „ °/o % „

Gesamtsumme

Zur Verteilung kamen jeweils 200 000,— RM. Es kommt darin die bereits erwähnte wachsende Bedeutung der Einzelfürsorgearbeit im Rahmen der Gesamtarbeit der Wirtschaftskörper zum Ausdrude, die es besonders bei kleineren Wirtschaftskörpern wünschenswert erscheinen läßt, die mit Sicherheit und Regelmäßigkeit (zu Beginn und Ende jeden Semesters) überwiesenen Mittel hierfür zu verwenden, um der zunehmenden Finanznot auf Seiten der Studierenden entsprechen zu können. Zentrale Anfgaben

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Arbeit des Deutschen Studentenwerks auf dem Gebiete der

Einzelfürsorge kann naturgemäß immer nur eine mittelbare sein. Neben der Ueberweisung von Geldmitteln an die Wirtschaftskörper, die für Zwecke der Einzelfürsorge Verwendung finden, bestand sie für die ersten 2% Jahre der Berichtszeit vornehmlich in folgenden Aufgaben: 1. Zur Erfassung besonders gelagerter Unterstütjungsfälle wurde ein zentraler Fonds unterhalten. Hieraus wurden dem Wirtschafts-

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Einzelfürsorge und Studienförderung

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körper in geeigneten Fällen Zuschüsse in geringem Umfange überwiesen; es handelte sich bei diesen Unterstütjungen fast ausnahmslos um Studierende, bei denen eine nachdrückliche Unterstütjung angezeigt schien, die aber entweder nicht den in den Richtlinien gesetzten Bestimmungen voll entsprachen, oder bei denen wegen schwieriger wirtschaftlicher Lage die volle Unterstütjung allein durch den Wirtschaftskörper weit über das übliche und verantwortliche Maß hinausgegangen wäre. E s darf hier darauf hingewiesen werden, daß die Entscheidung in jedem Falle dem Wirtschaftskörper überlassen blieb. Bei einer Reihe handelte es sich auch um Studierende, für die eine Bewerbung um Aufnahme in die Studienstiftung des Deutschen Volkes zurückgestellt oder ablehnend entschieden werden mußte, deren wirtschaftliche Förderung aber trotjdem dringend geboten erschien. 2. Aufgabe der Zentrale ist es, den Umfang der geleisteten Arbeit statistisch zu erfassen und daraus Gesichtspunkte für wünschenswerte Aenderungen abzuleiten, sowie das gesammelte Material den Wirtschaftskörpern zur Erweiterung ihres Erfahrungskreises zugänglich zu machen. Wichtiger als dies sind aber regionale Besprechungen der Mitarbeiter aus örtlicher und zentraler Arbeit, bei denen Gelegenheit geboten ist, die gewonnenen Erfahrungen direkt einer Prüfung zu unterziehen und die Maßstäbe mit denen anderer Wirtschaftskörper zu vergleichen. Auf den Mitarbeiterbesprechungen in Coburg und Manderscheid stand die Aussprache über die Gestaltung der Fürsorge im Vordergrunde. Auf der Wirtschaftstagung in Würzburg im Oktober 1929 wurde das Ergebnis aus diesen Besprechungen und aus den gesammelten Erfahrungen in den „Richtlinien für die Arbeit der Einzelfürsorge" zusammengefaßt, die gesondert veröffentlicht worden sind 1 ), sodaß auf eine Wiedergabe hier verzichtet werden kann. 3. Wichtigster Punkt der zentralen Arbeit ist aber die Unterstützung der Wirtschaftskörper nach außen, die Durchsetjung der Anerkennung dieser Richtlinien auch seitens der übrigen großen Stipendienstellen. Alle aufgewandte Mühe ist sinnlos, alle Planmäßigkeit wird illusorisch, wenn dem Studierenden bequemere Wege eröffnet werden, die seine finanzielle Förderung nicht mehr von Leistung und Bewährung abhängig machen. ') „Deutsches Studentenwerk, Richtlinien für die Arbeitsgebiete: Wirtschaftseinrichtungen, Einzelfürsorge, Krankenfürsorge, Werkarbeit. Nach den Beschlüssen des Deutschen Studentenwerks und der ihm angeschlossenen Wirtschaftskörper auf der Tagung des Deutschen Studentenwerks e. V. in Würzburg, Oktober 1929." D e u t s c h e s Studenten werk e. V.

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Einzelfürsorge und Studienförderung

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