192 50 44MB
German Pages 550 [552] Year 2003
Ulf Bischof Die Kunst und Antiquitäten GmbH im Bereich Kommerzielle Koordinierung Schriften zum Kulturgüterschutz Cultural Property Studies
Schriften zum Kulturgüterschutz Cultural Property Studies Herausgegeben von Edited by Professor Dr. Wilfried Fiedler, Saarbrücken Professor Dr. Dr. h.c. Erik Jayme, Heidelberg Professor Dr. Kurt Siehr, Hamburg
Ulf Bischof Die Kunst und Antiquitäten G m b H im Bereich Kommerzielle Koordinierung
W
DE
G
RECHT
De Gruyter Recht · Berlin 2 0 0 3
Diese A r b e i t w u r d e im Frühjahr 2 0 0 2 v o n der Juristischen
Fakultät
d e r H u m b o l d t - U n i v e r s i t ä t z u B e r l i n als D i s s e r t a t i o n angenommen.
Dr. U l f Bischof, Berlin
G e d r u c k t mit U n t e r s t ü t z u n g d e r S t i f t u n g z u r A u f a r b e i t u n g der
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Vorwort Das erste Mal sind mir die Steuerverfahren gegen Kunsthändler und Sammler in der D D R Mitte der achtziger Jahre begegnet. Ich hörte damals von einer Sammlerin, bei der eines Morgens „die Steuer" vorm Hause gestanden hatte, mit „gezogenen Pistolen", wie es hieß. Von der Kunst und Antiquitäten G m b H war noch nicht die Rede. Die Mauer fiel, Schalck-Golodkowski flüchtete nach Bayern, der Bereich Kommerzielle Koordinierung brach zusammen. Mit ihm verschwand ein Teil seines Vermögens. In der Wendezeit sorgten die deutschdeutschen Kunstexporte für Aufsehen. Zehn Jahre nach der Wiedervereinigung Deutschlands schien es wert, den Stoff aufzugreifen und die Vorgänge aus rechtswissenschaftlicher Sicht zu untersuchen. Wie war der Kunstexport organisiert, und woher stammten die Kunstgegenstände? „Man ahnte, das dabei nicht alles mit rechten Dingen zuging", wie sich einer der befragten Zeitzeugen später ausdrückt, aber bis zur vorliegenden Arbeit war es ein langer Weg. Allein hätte ich das Projekt nicht verwirklichen können. Zunächst danke ich meinem Doktorvater, Prof. Dr. Hans-Peter Benöhr, der die Arbeit von Anfang an mit viel persönlichem Interesse begleitet hat. Prof. Dr. Rainer Schröder danke ich für die Erstellung des Zweitgutachtens. Bei der Einarbeitung in das Thema war mir Dr. Günter Blutke eine große Hilfe. Auch den Zeitzeugen sei herzlich gedankt. Sie haben sich zu den für sie oft nicht ganz einfachen Gesprächen bereit gefunden und auch kritische Fragen nicht unbeantwortet gelassen. Genannt seien insbesondere Stefan Günther, Dr. Gregor Gysi, Prof. Dr. Wolfram Körner, Lothar de Maizière, Prof. Dr. Konrad Meissner, Ingeborg Miech, Dr. Herbert Pompoes, Günter Schabowski, Prof. Dr. Günter Schade und Asta Ziegler. Außerdem möchte ich dem Bundesbeauftragten für die Unterlagen des ehemaligen Staatssicherheitsdienstes der D D R danken. Die verwendeten Akten müssen jeweils auch von den Mitarbeitern der „Gauck-Behörde" durchgesehen und gegebenenfalls anonymisiert werden, ein enormer Aufwand. Helga Scharfenberg hat mich dabei die längste Zeit betreut und nach Kräften unterstützt, herzlichen Dank. Neben dem Parlamentsarchiv in Bonn waren auch die Staatsanwaltschaften in Dresden und Berlin sehr hilfreich, ebenso wie die Justizvollzugsanstalt Berlin-Hakenfelde. Sebastian Kuhn danke ich für die Hinweise zu Rudolf Just, Dr. Günter Thiede für sein Gutachten zum Marschallstab des preußischen Prinzen Friedrich Carl. Joachim, Gisela, Oda, Marc, Wolfgang und Hartmut sage ich Dank für die Korrektur des Manuskripts und die vielen Anregungen. Schließlich bleibt mir noch den hier Ungenannten zu danken, die mich während meinen Recherchen beherbergt haben, die mir so manchen wertvollen Hinweis gegeben und mir die eine oder andere Tür geöffnet haben. Berlin, im November 2002
Vif Bischof
Inhaltsübersicht Vorwort Inhaltsverzeichnis Verzeichnis themenspezifischer A b k ü r z u n g e n
V TX XIII
Einleitung
1
1.Teil:
3
Der Außenhandel der DDR und die Außenhandels-GmbH A. B. C. D. E. F.
2. Teil:
3 17 22 27 30 37
Der Bereich Kommerzielle Koordinierung
43
A. B. C. D. E.
43 44 52 55
F. 3. Teil:
Verfassungsrechtliche Grundlagen des DDR-Außenhandels Gesetzliche Bestimmungen zur Wirtschaftsleitung im Außenhandel Die Gründung von Gesellschaften mit beschränkter Haftung im Außenhandel der fünfziger und sechziger Jahre Die Fortgeltung von Reichsgesetzen und das formal geltende GmbHRecht in der DDR Die Organisation des Außenhandels in den siebziger und achtziger Jahren Rechtliche Einordnung der Außenhandels-GmbH - Das materielle GmbH-Recht im Lichte der A H B - V O
Ein Sonderbereich im Außenhandel der DDR Rechtsgrundlage und Hintergründe der Entstehung Organisation und Schwerpunkte der wirtschaftlichen Tätigkeit . . Die Hauptabteilung I Die Verbindung des Bereiches Kommerzielle Koordinierung zum Ministerium für Staatssicherheit Die rechtliche Stellung des Bereiches Kommerzielle Koordinierung im Staatsgefiige
59 63
Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten G m b H
73
A. B.
73
C. D. E. F. G. H. I.
Die Gründung der Kunst und Antiquitäten G m b H Tätigkeitsfeld, Organisation und Zielsetzung der geschäftlichen Aktivitäten Die Beschaffung von Kunst und Antiquitäten für den Export ... Die Verwicklung in Steuerverfahren gegen Kunsthändler und Sammler Kritische Betrachtung der Steuerverfahren Schmuggelgeschäfte und der Handel mit Vorkriegsaktien Importe durch die Kunst und Antiquitäten G m b H Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche . . . Das Ende der Kunst und Antiquitäten G m b H
83 92 152 243 319 333 340 500
Abschließende Betrachtungen
503
L i t e r a t u r - u n d Quellenfundstellenverzeichnis Tafelverzeichnis Register
513 519 527
Inhaltsverzeichnis Vorwort Inhaltsübersicht Verzeichnis themenspezifischer A b k ü r z u n g e n
V VTT XIII
Einleitung
1
1.Teil:
Der Außenhandel der DDR und die Außenhandels-GmbH
3
A.
Verfassungsrechtliche Grundlagen des DDR-Außenhandels
3
I. II.
3
Außenhandels- u n d Valutamonopol D e r G r u n d s a t z der „ L e i t u n g u n d P l a n u n g " und das Prinzip der Gewalteneinheit III. D i e O r g a n e der Wirtschaftsleitung IV. D a s Ministerium f ü r A u ß e n h a n d e l als O r g a n des Ministerrates V. G r u n d l a g e n der Rechtssetzung B.
C. D. E.
7 8 12 14
Gesetzliche Bestimmungen zur Wirtschaftsleitung im Außenhandel
17
D a s Planungsrecht als sogenanntes „Leitungsinstrument"
19
Die Gründung von Gesellschaften mit beschränkter Haftung im Außenhandel der fünfziger und sechziger Jahre
22
Die Fortgeltung von Reichsgesetzen und das formal geltende GmbHRecht in der DDR
27
Die Organisation des Außenhandels in den siebziger und achtziger Jahren
30
I.
„Volkseigene A u ß e n h a n d e l s b e t r i e b e " ( V E B A H B ) als regelmäßige Rechtsform IL S o n d e r u n t e r n e h m e n im Bereich des A u ß e n h a n d e l s III. Gesetzlicher R a h m e n f ü r die Tätigkeit der A u ß e n h a n d e l s betriebe - die A H B - V O vom 10.1.1974 1. Allgemeine Bestimmungen 2. A u f g a b e n der A H B F.
2. Teil:
31 31 34 34 35
Rechtliche Einordnung der Außenhandels-GmbH - Das materielle GmbH-Recht im Lichte der AHB-VO
37
I. IL III. IV.
37 38 40 41
D i e A u ß e n h a n d e l s - G m b H als volkseigener Betrieb D i e A u ß e n h a n d e l s - G m b H als zentral geleiteter Staatsbetrieb . D i e partielle Rechtsfähigkeit der A u ß e n h a n d e l s - G m b H . . . . Würdigung
Der Bereich Kommerzielle Koordinierung
43
A.
Ein Sonderbereich im Außenhandel der DDR
43
B.
Rechtsgrundlage und Hintergründe der Entstehung
C. Organisation und Schwerpunkte der wirtschaftlichen Tätigkeit Tafel 1 D.
Die Hauptabteilung I
44 . .
52 54 55
χ
Inhaltsverzeichnis E.
Die Verbindung des Bereiches Kommerzielle Koordinierung zum Ministerium für Staatssicherheit
59
F.
Die rechtliche Stellung des Bereiches Kommerzielle Koordinierung im Staatsgefüge
63
I.
Die Herauslösung aus der Zuständigkeit des Ministerrates und die Führung des Bereiches durch Günter Mittag Tl. Rechtliche Besonderheiten III. Konsequenzen f ü r die wirtschaftliche Tätigkeit 3. Teil:
63 68 71
Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten G m b H
73
A.
Die G r ü n d u n g der Kunst und Antiquitäten G m b H
73
B.
Tätigkeitsfeld, Organisation und Zielsetzung der geschäftlichen Aktivitäten
83
Tafeln 2 und 3 C.
Die Beschaffung von Kunst und Antiquitäten für den Export
89 ...
Aufstieg und Sturz des Siegfried Kath - die Übernahme der Aufkauforganisation des Antikhandel Pirna II. Vertragliche Vereinbarungen mit staatlichen Institutionen als Warenquelle III. Der Staatliche Kunsthandel als Zulieferer IV. Autotauschgeschäfte und die OPK „Korruption" der H A VII/13 des MfS
92
I.
Tafeln 4 bis 13 D.
92 113 116 122 128
Die Verwicklung in Steuerverfahren gegen Kunsthändler und Sammler
152
I.
153 153
Die konspirative Vorbereitung der Steuerverfahren 1. Die Hauptabteilung VII Abteilung 13 des MfS 2. Die personelle Verbindung der Kunst und Antiquitäten G m b H zum MfS a) Siegfried Brachhaus alias I M „Reinhard(t) Winkler" . . b) Carla Görlich alias I M „Susi" c) Dieter Schulz alias I M „Wolfgang" d) Gernot Haubold alias I M „Rose" e) Manfred D a h n alias I M „Michaelis" f) Gerhard Walter alias I M „Exporteur" g) Die Generaldirektoren Horst Schuster alias I M „Sohle" und loachim Farken alias I M „Hans Borau" h) Die Verantwortung einzelner Mitarbeiter der Kunst und Antiquitäten G m b H 3. Die Weitergabe von Informationen an die Steuerfahndung II. Die Steuerprüfung im Rahmen des strafprozessualen Ermittlungsverfahrens - der sogenannte „ 1. Angriff" III. Die Methode der Steuerfestsetzung bei den privaten Händlern am Beispiel der Verfahren gegen die Dresdener Antiquitätenhändler in den Jahren 1982-1984 1. Einkommen-, Vermögen-und Umsatzsteuerpflicht . . . . 2. Die Konstruktion einer Einkommensteuerschuld
161 162 169 172 175 176 178 181 186 186 194
198 198 201
Inhaltsverzeichnis a) Private K u n s t g e g e n s t ä n d e als g e w i n n e r h ö h e n d e r Warenbestand b) Die S c h ä t z u n g des G e w i n n e s im Wege einer Vermögenszuwachsrechnung c) Die Vermögenszuwachsrechnung a m Beispiel des Verfahrens gegen den A n t i q u i t ä t e n h ä n d l e r G o t t f r i e d G ü n t h e r 3. Die K o n s t r u k t i o n einer Vermögensteuerschuld u n d sonstige steuerliche Belastungen IV. D i e M e t h o d e der Steuerfestsetzung bei den S a m m l e r n . . . . V. Verwertung d u r c h Verkauf an die K u n s t u n d A n t i q u i t ä t e n GmbH Tafeln 14 bis 2 6 E.
207 208 210 211 218
Kritische Betrachtung der Steuerverfahren
243 243 243 247
Schmuggelgeschäfte und der Handel mit Vorkriegsaktien
248 255 255 257 258 269 269 271 274 280 289 297 302 319
Tafeln 39 bis 41 G.
204
T.
D a s Vorgehen der S t e u e r b e h ö r d e n aus formeller Sicht . . . . 1. Beweisermittlung zum Nachteil der Betroffenen 2. Die eingeschränkte Ü b e r p r ü f b a r k e i t des Steuerbescheides . 3. Die B i n d u n g an die objektiven Feststellungen der Steuerf a h n d u n g im S t r a f p r o z e ß Tl. Verstöße gegen das geltende Steuerrecht 1. F e h l e r h a f t e B e s t i m m u n g des W a r e n b e s t a n d e s bei den Antiquitätenhändlern 2. Fehlende Voraussetzungen f ü r eine G e s a m t s c h ä t z u n g bei den A n t i q u i t ä t e n h ä n d l e r n 3. Die unzulässige Veranlagung der S a m m l e r als gewerbliche K u n s t h ä n d l e r u n d der Fall „Friedrich R ö m e r " 4. Keine eindeutige T r e n n u n g von H a u s r a t u n d W a r e n b e s t a n d 5. G e w i n n e r m i t t l u n g im Wege der Vermögenszuwachsrechn u n g z u m Nachteil von H ä n d l e r n u n d S a m m l e r n 6. Vermögensteuer u n d sonstige steuerliche Belastungen als k o n s e q u e n t e Folge der a n g e w a n d t e n M e t h o d e 7. E i n f l u ß n a h m e auf die „Zeitwertfeststellungen" d u r c h G u t achter der K u n s t u n d A n t i q u i t ä t e n G m b H 8. Die verborgenen Zielvorgaben des M f S a m Beispiel des Verf a h r e n s gegen H e l m u t h M e i ß n e r III. Bewertung - Unvereinbarkeit mit rechtsstaatlichen G r u n d s ä t z e n IV. E r s t a t t u n g s a n s p r ü c h e n a c h der Wiedervereinigung D e u t s c h lands Tafeln 27 bis 3 8 F.
201
326
Importe durch die Kunst und Antiquitäten GmbH
333
Tafeln 4 2 und 4 3
337
H.
Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche . . .
340
I. II.
340 343 345 350
D i e K u n s t s c h u t z v e r o r d n u n g u n d das Kulturgutschutzgesetz Staatlicher Zugriff auf verborgene K u n s t 1. D e r Schatz der G r a f e n von der Schulenburg 2. Die „ A k t i o n L i c h t " des M f S
.
XII
Inhaltsverzeichnis III. D e r E x p o r t von M u s e u m s g u t d u r c h die K u n s t u n d A n t i q u i täten G m b H 1. D i e Staatlichen K u n s t s a m m l u n g e n Dresden 2. Historische Waffen aus d e m M u s e u m f ü r Geschichte der Stadt D r e s d e n 3. Sonstige Lieferungen aus den M u s e e n IV. Die Rolle der K u l t u r g u t s c h u t z k o m m i s s i o n - „Feigenblattf u n k t i o n f ü r den A u ß e n h a n d e l " V. Spuren v e r k a u f t e r K u n s t Tafeln 4 4 bis 87
386 405 422
I.
500
Das Ende der Kunst und Antiquitäten GmbH
362 366 378 380
Abschließende B e t r a c h t u n g e n
503
L i t e r a t u r - u n d Quellenfundstellenverzeichnis Tafel Verzeichnis Register
513 519 527
Verzeichnis themenspezifischer Abkürzungen Α-Maßnahme
Abt AG AG BKK AG Τ AHB AHU AI AIM AKG AO AOP AOPK AU AW BdVP BKK BV/BVfS DA DARAG DABA DBD DE Dez DHB DIA DVP EA EV FIM Gen GL GM GMS
Überwachungsmaßnahme des MfS, zum Beispiel Abhören von Telefonanlagen durch die Abteilung 26 oder Uberwachung von Postsendungen durch die Abteilung M Abteilung, Diensteinheit des MfS Arbeitsgruppe, als kleinste Struktureinheit des MfS; Arbeitsgebiet Arbeitsgruppe Bereich Kommerzielle Koordinierung des MfS Arbeitsgebiet Τ der Kriminalpolizei Außenhandelsbetrieb Außenhandelsunternehmen Auswertung und Information archivierter Vorgang eines Inoffiziellen Mitarbeiters des MfS Auswertungs- und Kontrollgruppe des MfS Angriffsobjekt; Anordnung archivierter Operativer Vorgang des MfS archivierte Akte einer Operativen Personenkontrolle des MfS archivierter Untersuchungsvorgang Außenwirtschaft Bezirksbehörde der Deutschen Volkspolizei Bereich Kommerzielle Koordinierung Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Deckadresse Deutsche Auslands- und Rückversicherungs A G Deutsche Außenhandelsbank Demokratische Bauernpartei Deutschlands Diensteinheit Dezernat Deutsche Handelsbank Deutscher Innen- und Außenhandel Deutsche Volkspolizei Ermittlungsauftrag Ermittlungsverfahren Führungs-IM, Inoffizieller Mitarbeiter des MfS, der unter Kontrolle andere Inoffizielle Mitarbeiter des MfS führte Genösse Generalleutnant geheimer Mitarbeiter, 1950 eingeführte Kategorie eines Inoffiziellen Mitarbeiters des MfS Gesellschaftlicher Mitarbeiter für Sicherheit des MfS, in der Regel nicht zu direkten Bearbeitung feindlicher Personen eingesetzt
XIV
Verzeichnis themenspezifischer Abkürzungen GSSD HA HA Κ HIM HV HV A IHB IKK IKM IKMA IKMO IKMR IKMS IM IM Κ IM V I M VA 1MB IME IMF IMK IMS IMV
IHS Κ Κ I KA KD KK KM KO KoKo KS/KuS/KuSch KuA/KUA/K&A KW LDPD LFM LHM M
G r u p p e der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland Hauptabteilung Hauptabteilung Kriminalpolizei Hauptamtlicher Inoffizieller Mitarbeiter des M f S Hauptverwaltung Hauptverwaltung A u f k l ä r u n g des M f S Industrie- und H a n d e l s b a n k Inoffizielle K o n t a k t p e r s o n der Kriminalpolizei Inoffizieller Kriminalpolizeilicher Mitarbeiter Inoffizieller Kriminalpolizeilicher Mitarbeiter mit besonderem Aufgabengebiet Inoffizieller Kriminalpolizeilicher Mitarbeiter für operative Aufgaben Inoffizieller Kriminalpolizeilicher Mitarbeiter aus Kreisen der Rechtsbrecher Inoffizieller Kriminalpolizeilicher Mitarbeiter zur Lösung konspirativer Aufgaben Inoffizieller Mitarbeiter IM-Kandidat TM-Vorlauf TM-Vorlaufakte Inoffizieller Mitarbeiter der Abwehr mit Feindverbindung Inoffizieller Mitarbeiter f ü r einen besonderen Einsatz Inoffizieller Mitarbeiter der inneren Abwehr mit Feindverbindung zum Operationsgebiet Inoffizieller Mitarbeiter zu Sicherung der Konspiration und des Verbindungswesens Inoffizieller Mitarbeiter betraut mit der Sicherung eines gesellschaftlichen Objektes Inoffizieller Mitarbeiter unmittelbar beteiligt an der Bearbeitung u n d Entlarvung im Verdacht der Feindtätigkeit stehender Personen Juristische Hochschule des M f S (Potsdam-Eiche) Kommissariat; Kriminalpolizei Arbeitsgebiet I der Kriminalpolizei Kapitalistisches Ausland; Kontaktadresse; Kriminalakte Kreisdienststelle Kriminalpolizeiliche K o n t a k t p e r s o n Kontrollmaterial Konspiratives Objekt Kommerzielle Koordinierung K a d e r und Schulung Kunst u n d Antiquitäten G m b H Konspirative W o h n u n g Liberal-Demokratische Partei Deutschlands Leipziger Frühjahrsmesse Leipziger Herbstmesse M a r k der D D R
Verzeichnis themenspezifischer Abkürzungen
MA Mag MAH MAI MAW MBL MdF Mdl MfHF MfS MfV MfK MPF MR NDPD NSW OuS OAM OG OibE Op OPK OV OVA POZW RdB RdK RdSt RGW SDAG SKD SMA/SMAD SMB SPK SW TQ TÜ UA UHA UV V-Akte VEB VEH
Mitarbeiter Magistrat Ministerium für Außenhandel Ministerium für Außenhandel und Innerdeutschen Handel (frühere Bezeichnung des M A H ) Ministerium für Außenwirtschaft (frühere Bezeichnung des MAH) Ministerium für Bezirksgeleitete Industrie und Lebensmittelindustrie Ministerium der Finanzen Ministerium des Innern Ministerium für das Hoch- und Fachschulwesen Ministerium für Staatssicherheit Ministerium für Verkehrswesen Ministerium für Kultur Ministerium für Post- und Fernmeldewesen Ministerrat National-Demokratische Partei Deutschlands Nichtsozialistisches Wirtschaftsgebiet Ordnung und Sicherheit Operatives Ausgangsmaterial Operationsgebiet; Oberstes Gericht der D D R Offizier im besonderen Einsatz des MfS Operativ Operative Personenkontrolle Operativer Vorgang Operative Vorlaufakte politisch operatives Zusammenwirken, Bezeichnung des MfS für die Einflußnahme auf andere staatliche Organe Rat des Bezirkes Rat des Kreises Rat der Stadt Rat für Gegenseitige Wirtschaftshilfe Sowjetisch Deutsche Aktiengesellschaft (Wismut) Staatliche Kunstsammlungen Dresden Sowjetische Militäradministration/Sowjetische Militäradministration in Deutschland Staatliche Museen zu Berlin Staatliche Plankommission Sozialistisches Wirtschaftsgebiet Treffquartier Technische Überwachung Untersuchungsabteilung Untersuchungshaftanstalt Untersuchungsvorgang Vorlaufakte Volkseigener Betrieb Volkseigener Handelsbetrieb
XV
XVI
Verzeichnis themenspezifischer Abkürzungen VM VO/VAO VPKA ZA ZATG ZK ZMK ZW
Valutamark Vorlaufakte Operativ des MfS als Vorstufe der Bearbeitung von Personen in einem Operativen Vorgang Volkspolizeikreisamt Zusammenarbeit Zentrale Auswertungs- und Tnformationsgruppe des MfS Zentralkomitee (der SED) Zentrale Meldekartei des Ministeriums des Innern Zusammenwirken
Einleitung Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit einer G m b H im Außenhandel der D D R . Die Kunst und Antiquitäten G m b H erwirtschaftete mit dem Export von Kunstgegenständen Devisen und operierte dabei aus einer besonderen Organisation heraus - dem Bereich Kommerzielle Koordinierung. Im Mittelpunkt der Arbeit stehen die zweifelhaften Methoden zur Beschaffung von Kunstgegenständen für den anschließenden Export. Daneben wird die Problematik um die Ausfuhr geschützter Kunstwerke näher behandelt. Der erste Teil der Arbeit umreißt den rechtlichen Rahmen für den Außenhandel in der D D R und seine Unternehmen. Hinterfragt wird, wie eine privatwirtschaftliche Kapitalgesellschaft in der sozialistischen Planwirtschaft überleben konnte, inwieweit die „Außenhandels-GmbH" der hergebrachten G m b H entsprach und welche Funktionen sie erfüllte. Der zweite Teil der Arbeit wendet sich dem Bereich Kommerzielle Koordinierung als Wirtschaftsbereich des DDR-Außenhandels zu, seiner Entstehung, seiner Struktur und seinen geschäftlichen Aktivitäten. Hier wird dargestellt, wie sich die Kunst und Antiquitäten G m b H in den Bereich Kommerzielle Koordinierung eingliederte, welche rechtlichen Besonderheiten der Bereich Kommerzielle Koordinierung für seine Unternehmen mit sich brachte, und welche Folgen sich daraus für die Geschäftstätigkeit auch der Kunst und Antiquitäten G m b H ergaben. Der dritte Teil der Arbeit befaßt sich mit der Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten G m b H von ihrer Gründung im Jahre 1973 und der Übernahme des Antikhandel Pirna bis zu ihrer Abwicklung im Jahre 1990. Untersucht wird insbesondere, unter welchen Umständen Kunstgegenstände im Zusammenhang mit Steuerverfahren gegen Antiquitätenhändler und Sammler zur Kunst und Antiquitäten G m b H gelangten. Es stellt sich die Frage, ob den Betroffenen allein die Steuergesetzgebung zum Verhängnis wurde, und welche Rolle die Kunst und Antiquitäten G m b H bei den Verfahren spielte. Ausgehend von den gesetzlichen Regelungen zum Schutze des Kunstbesitzes der D D R findet auch der Export von nationalem Kulturgut Beachtung. Es werden Spuren schon früher Kunstexporte gesucht. Augenmerk liegt auf den Museen als möglichen Zulieferern der Kunst und Antiquitäten GmbH. Schließlich geht es um die Kontrolle der Kunst und Antiquitäten G m b H durch die Kulturgutschutzkommission. Die Arbeit beruht größtenteils auf mittlerweile schon historischen Quellen. Es wurde Einsicht in eine Reihe von Gerichtsakten der früheren D D R genommen, die größtenteils noch bei den örtlich zuständigen Staatsanwaltschaften lagern.
2
Einleitung
Ausgewertet wurden außerdem die Unterlagen des sogenannten „KoKo-Untersuchungsausschusses" des 12. Deutschen Bundestages, der sich in seinem Dritten Teilbericht mit dem Kunsthandel im Bereich Kommerzielle Koordinierung befaßt hat. Einen wichtigen Einblick vermittelten dabei die Protokolle der Zeugenvernehmungen und Anhörungen, die im Parlamentsarchiv in Bonn eingesehen werden konnten. Dokumente zum Bereich Kommerzielle Koordinierung fanden sich auch im Bundesarchiv als Sonderbestand der Akten des Ministeriums für Außenhandel der DDR; zur Kunst und Antiquitäten G m b H verstreut auch unter den Beständen des Ministeriums der Finanzen und Ministeriums für Kultur der D D R . Im Archiv des Bundesministeriums der Finanzen lagert eine Sammlung von zum Teil vertraulichen finanzrechtlichen Vorschriften der D D R , die für die Betrachtung der Steuerverfahren gegen die Antiquitätenhändler und Sammler herangezogen wurde. Wichtige Dokumente zur Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH, insbesondere zur Frage der Ausfuhr von geschütztem Kulturgut, entstammen den Akten eines Ermittlungsverfahrens gegen den früheren Generaldirektor der Kunst und Antiquitäten GmbH, Joachim Farken, und einzelne seiner Mitarbeiter, das von der Staatsanwaltschaft beim Landgericht Berlin geführt wurde. Eine Anzahl von Unterlagen wurden dem Autor auch aus Privatarchiven zur Verfügung gestellt. Unter Mithilfe der „Gauck-Behörde" fanden umfangreiche Recherchen in den Archiven des ehemaligen Staatssicherheitsdienstes der D D R statt. Ohne die Möglichkeit der Einsichtnahme in Unterlagen des Ministeriums für Staatssicherheit wäre diese Arbeit so nicht möglich gewesen. Schließlich konnten auch eine Reihe von Zeitzeugen befragt werden. Die Rechtschreibung wurde aus den Quellen übernommen. Zur besseren Lesbarkeit sind die in Zitaten wiedergegebenen Quelltexte in ihrer typographischen Erscheinung teilweise leicht abgeändert. Aussagen von Zeitzeugen wurden wörtlich von Tonbandmitschnitten übertragen. Der dritte Teil der Arbeit enthält eine Auswahl von historischen Dokumenten. Die Dokumente sind im Fließtext als „Tafel" gekennzeichnet und den Kapiteln jeweils nachgestellt. Ein Verzeichnis sämtlicher Tafeln und ihrer Fundstellen findet sich im Anhang der Arbeit.
1. Teil:
Der Außenhandel der DDR und die Außenhandels-GmbH A.
Verfassungsrechtliche Grundlagen des DDR-Außenhandels
I.
Außenhandels- und Valutamonopol
Mit Art. 9 V Verfassung der D D R von 19681 wurden Außenhandel und Valutawirtschaft zum Staatsmonopol auf Verfassungsrang erhoben. Tatsächlich kontrollierte der sozialistische Staat den Außenhandel seit seiner Gründung, ohne daß man dafür eine normative Grundlage geschaffen hatte. 2 Eine gesetzliche Regelung findet sich erstmals im Jahre 1958. § 1 Gesetz über den Außenhandel der D D R vom 9.1.1958 3 erklärte den Außenhandel zum staatlichen Monopol. Als Vorbild für die D D R diente das seit 1918 in der Sowjetunion materiell bestehende Staatsmonopol für den Außenhandel, 4 das im Jahre 1936 auch in der sowjetischen Verfassung verankert worden war. 5 Nach der Kapitulation Deutschlands 1945 lagen die Befugnisse zum Handel über die Grenzen der sowjetischen Besatzungszone hinaus bei der Sowjetischen Militäradministration
1
Wörtlich heißt es: „Die Außenwirtschaft einschließlich des Außenhandels u n d der Valutawirtschaft ist staatliches M o n o p o l " . Art. 9 V Verfassung der D D R vom 6.4.1968. GBl. I S. 199. D a m i t wird klar, d a ß der Begriff des Außenhandels enger als der der Außenwirtschaft ist. Zur Außenwirtschaft wurden beispielsweise auch der Tourismus und die internationale Z u s a m m e n a r b e i t auf dem Gebiet der Forschung gezählt. D e r Außenhandel u m f a ß t e g e m ä ß § 1 Verordnung über die Leitung u n d D u r c h f ü h r u n g des Außenhandels (AußenhandelsVO) v o m 9.9.1976, GBl. I S. 421. „ . . . den Export u n d I m p o r t von Erzeugnissen u n d Leistungen, von wissenschaftlich-technischen Leistungen und Ergebnissen sowie auch alle H a n d l u n g e n von Staatsorganen, wirtschaftsleitenden Organen und Wirtschaftseinheiten, die der Vorbereitung. der U n t e r s t ü t z u n g oder auch der D u r c h f ü h r u n g des E x p o r t s u n d I m p o r t s dienen."
2
Mampel Die sozialistische Verfassung der D D R . Art. 9 R n . 110.
3
Gesetz über den Außenhandel der D D R v o m 9.1.1958, GBl. I S. 69.
4
Grundlegend hier das Dekret über die Nationalisierung des Außenhandels v o m 22.4.1918. Finche H a n d b u c h der Sowjetverfassung, Bd. II, Art. 7.3 R n . 136.
>
D e r Außenhandel „auf der G r u n d l a g e des S t a a t s m o n o p o l s " erstmals in Art. 14 Verfassung der Sowjetunion von 1936; in der Verfassung von 1977 dann in Art. 7.3 geregelt, näher dazu siehe bei Finche H a n d b u c h der Sowjetverfassung. Bd. IL Art. 73 R n . 133ff.
1.Teil: Der Außenhandel der DDR und die Außenhandels-GmbH
in Deutschland (SMAD). 6 Von der Sowjetischen Militäradministration wurde die entsprechende Regelungsbefugnis ohne inhaltliche Änderung auf zentrale deutsche Organe 7 übertragen. 8 Im Gegensatz zur Lage in den Westsektoren stand der Gewährung der Außenhandelsfreiheit die schon damals einsetzende Verstaatlichungswelle entgegen. 9 Dem Wesen nach läßt sich das Außenhandelsmonopol durch folgende Merkmale kennzeichnen: „1. Die unmittelbare Leitung durch den Staat (durch ein speziell hierfür verantwortliches Staatsorgan), 2. die Monopolisierung des Außenhandels in den Händen staatlich beauftragter Betriebe und Organe (die jedoch nicht unbedingt der zentralen Außenhandelsbehörde unterstellt sein müssen), 3. die staatliche Planung und Regulierung des Außenhandels entsprechend den Erfordernissen der ökonomischen und politischen Entwicklung des Landes". 1 0
Neben den vorangestellten politischen Zielen 11 wird auch in der Literatur der D D R der Schutz der Binnenwirtschaft vor den Einflüssen des freien Marktes als
6
Murawo D a s Außenhandelsrecht in den Wirtschaftsordnungen des geteilten Deutschlands, S. 17.
7
Als Zentralbehörden für den Außenhandel wurden zunächst die Deutsche Verwaltung für Interzonen- und Außenhandel und die Hauptverwaltung für Interzonen- und Außenhandel zugelassen.
8
Murawo D a s Außenhandelsrecht in den Wirtschaftsordnungen des geteilten Deutschlands, S. 17.
9
Zur Enteignung der wichtigsten Industriebetriebe siehe die Enteignungsgesetze der Länder aus dem Jahre 1946, ζ. B. Land Sachsen - Enteignungsgesetz vom 30.6.1946, GBl. Sachsen 1946, S. 305, ausführlich zur Übertragung der Außenhandelsbefugnisse durch die Sowjetische Militäradministration siehe Murawo D a s Außenhandelsrecht in den Wirtschaftsordnungen des geteilten Deutschlands, S. 18 f.
10
Fände Lenins Lehre vom Außenhandelsmonopol ..., Außenhandel Nr. 10 1967, S. 9 - Die Wesensmerkmale des Außenhandelsmonopols gehen bereits auf die von Lenin entwickelten Grundprinzipien zurück (W. I. Lenin, Werke Bd. 27, Berlin 1960, S. 241 ff.; Bd. 33, Berlin 1962, S. 361 ff., 441 ff.; Dietz-Verlag). Auf deren Basis entwarf das Zentralkomitee der Bolschewiki auf ihrem Oktoberplenum 1925 eine auch noch in der D D R gültige Definition des Außenhandelsmonopols: „Der Staat selbst verwirklicht die Leitung des Außenhandels über ein speziell dafür geschaffenes Organ ...; er bestimmt, welche Organisationen in welchen Wirtschaftszweigen und in welchem Umfange direkte Außenhandelsgeschäfte tätigen können; er legt, ausgehend von den Aufgaben der Entwicklung der Wirtschaft und des sozialistischen A u f t a u s , mit Hilfe des Export- und Importplanes fest, was und in welchen Mengen aus dem Lande ausgeführt und was in das L a n d eingeführt werden kann; mit Hilfe des Systems der Lizenzen und Kontingente reguliert der Staat unmittelbar die Einfuhr sowie alle Geschäfte der Außenhandelsorganisationen" - zitiert nach Faude aaO.
11
Z u m Beispiel „die Entwicklung der Zusammenarbeit der sozialistischen Staaten", „die Gestaltung der Beziehungen mit nichtsozialistischen Staaten auf der Grundlage der Prinzipien der friedlichen Koexistenz" usw., dazu Akademie für Staats- und Rechtswissenschaften (Hrsg.), Handbuch der Außenhandelsverträge, Bd. 1. Der Außenhandelskaufvertrag, S. 18 f. (folgend Der Außenhandelskaufvertrag); Kemper!Maskow Außenwirtschaftsrecht der D D R , S. 16 ff.
Α . Verfassungsrechtliche Grundlagen des DDR-Außenhandels
Aufgabe des Außenhandelsmonopols genannt. 12 In eben dieser Schutzfunktion bestand die eigentliche Bedeutung des Außenhandelsmonopols für die Volkswirtschaft. Ohne ein entsprechendes Monopol hätten die Einflüsse des Weltmarktes unkontrollierbare Auswirkungen auf die Binnenwirtschaft zur Folge gehabt. Die planwirtschaftliche Produktion mußte notwendig auch mit einer zentralen Koordination des Exports und Imports einhergehen. Ebenso erforderte das unterschiedliche Preissystem - Weltmarktpreis einerseits und Binnenhandelspreis andererseits - einen Ausgleich zwischen Mehr- und Mindereinnahmen im Hinblick auf die geplanten Preise. Auch dieser Ausgleich konnte nur mittels eines staatlichen Monopols erfolgen. 13 Das Außenhandelsmonopol stellte damit die der zentralen Planwirtschaft eigene Verbindung zwischen Binnenhandel und äußeren Märkten dar. Ergänzt wurde das Außenhandelsmonopol durch das Valutamonopol. Eine erste normative Grundlage erhielt das Valutamonopol mit der Verordnung über die Aufstellung von Valutaplänen vom 17.7.1952 14 , später durch das Devisengesetz vom 8.2.1956 15 und seine Durchführungsbestimmungen. Das Valutamonopol sicherte dem Staat das Recht, sämtliche finanziellen Beziehungen mit dem Ausland zu lenken, zu planen und abzuwickeln. 16 Ausgangspunkt für das Valutamonopol bildet ebenso wie für das Außenhandelsmonopol das System der zentralen Planwirtschaft. Infolgedessen gab es keine freie Preisbildung. Die Preise wurden vielmehr administrativ festgelegt und waren selbst Gegenstand der Planung. 17 Dem folgte nach außen hin die fehlende Konvertierbarkeit der Währung. Ein Ausgleich zwischen dem geschlossenen Finanzsystem der D D R und den äußeren Finanzmärkten bedurfte eines Staatsmonopols für den Finanzverkehr über die Grenzen der D D R hinaus. Indem der Staat das Verhältnis zwischen ausländischen Währungen und Binnenwährung bestimmte, bewahrte er das eigene Finanzsystem vor unliebsamen Störungen. Dazu trug auch das alleinige Recht des Staates zum Besitz von Devisen bei, das einem unkontrollierten Umlauf von
12
Im D u k t u s der D D R Autoren der „... Schutz der Volkswirtschaft sowohl vor den Auswirkungen der krisenhaften ökonomischen Entwicklung des spätkapitalistischen Systems ... als auch vor politisch motivierten Machenschaften der Imperialisten ...", Der Außenhandelskaufvertrag, S. 19 f.
13
Zu den Ursachen der Monopolbildung siehe ausführlich bei Murawo D a s Außenhandelsrecht in den Wirtschaftsordnungen des geteilten Deutschlands, S. 361Γ.
14
GBl. I S . 616.
15
Gesetz über Devisenverkehr und Devisenkontrolle - Devisengesetz - vom 8.2.1956, GBl. I S. 321; später Devisengesetz vom 19.12.1973, GBl. I S. 574.
16
Der Außenhandelskaufvertrag, S. 34.
17
Lieser-Triebnigg
D a s Recht des Außenhandels in der D D R , S. 9.
5
6
1.Teil: Der Außenhandel der DDR und die Außenhandels-GmbH
Devisen vorbeugte. Auch für das Valutamonopol stand der Schutz der Binnenwirtschaft im Vordergrund. Die mehr oder weniger willkürlich festgesetzte Relation zu den frei konvertierbaren Währungen fand ihren Ausdruck in der sogenannten „Valutamark". Für die Beschaffung und den Export von Kunstgegenständen - gerade bei den Steuerverfahren gegen die Antiquitätenhändler und Sammler - spielte das Verhältnis von Binnenwährung zu den frei konvertierbaren Währungen eine ganz entscheidende Rolle. Die für die Umrechnung herangezogene Valutamark war nur eine fiktive statistische Recheneinheit. 18 Mangels einer konvertiblen Binnenwährung bedurfte die D D R einer gesonderten Währungsgröße, um die Außenhandelsumsätze darzustellen. In den fünfziger Jahren wies man die Außenhandelsstatistiken noch in Deutschen Mark der Deutschen Notenbank (DM Ost später M D N ) aus. Als Grundlage für die Berechnung der erzielten Umsätze diente ein willkürlich festgelegter Goldstandard von 1 D M (Ost) = 0,399902 Gramm Feingold. 19 Von einer willkürlichen Festlegung des Goldstandards muß deshalb gesprochen werden, weil die D D R einerseits nicht über die entsprechenden Goldreserven zur Deckung dieser Parität verfügte, andererseits ihre Währung mangels Konvertierbarkeit eben nicht in eine bestimmte Menge Gold umrechnen konnte. 20 Auf der Basis dieser Goldparität ergab sich ein Verrechnungskurs von 1 US $ = 2,22 D M (Ost). 21 Die Goldparität stand damit in keinem Verhältnis zur Kaufkraftparität. Aus dem genannten Umrechnungsergebnis US S zu D M (Ost) folgte beispielsweise eine Relation von 1 D M (Ost) = 1,98 D M (West),22 die keineswegs die tatsächlichen Gegebenheiten widerspiegelte. Ab dem 1.1.1959 verwendete man dann erstmals die Währungsgröße „Valutamark" (VM). Zugrunde gelegt wurde ein Umrechnungsverhältnis 1 US $ = 4,20 VM. 23 Die D D R orientierte sich dabei wohl aus Prestigegründen am Kurs D M (West) zu US S vor der ersten Aufwertung der D M (West) von 1961.24 Das Verhältnis von Valutamark zu Mark der Deutschen Notenbank beziehungsweise
18
Haendcke-Hoppe
19
Dito.
20
Nattland
21
Dito.
22
Haendcke-Hoppe
23
Nattland
24
Haendcke-Hoppe Die DDR-Außenhandelsstatistik und ihr Informationswert, S. 10; land Oer Außenhandel in der Wirtschaftsreform der D D R , S. 133.
Die DDR-Außenhandelsstatistik und ihr Informationswert, S. 10.
Oer Außenhandel in der Wirtschaftsreform der D D R , S. 132.
Die DDR-Außenhandelsstatistik und ihr Informationswert, S. 10.
Oer Außenhandel in der Wirtschaftsreform der D D R , S. 133. Natt-
Α. Verfassungsrechtliche Grundlagen des DDR-Außenhandels M a r k der D D R ( M ) blieb in der Bundesrepublik weithin u n b e k a n n t . Offizielle Veröffentlichungen der D D R hat es dazu nicht gegeben. F ü r die innerstaatliche Verrechnung wertete m a n die V a l u t a m a r k im L a u f e der Jahre ab. Von 1965 an arbeitete m a n o h n e offizielle E r k l ä r u n g mit korrigierten Kursen. 2 5 E i n g e f ü h r t wurde eine Kursdifferenzierung nach L ä n d e r n mittels sogenannter „Richtungskoeffizienten". 2 6 Die M e t h o d e der K u r s b e s t i m m u n g war sehr kompliziert. Auf eine R e k o n s t r u k t i o n soll hier verzichtet werden. 2 7 D i e D D R hat ihren statistischen A n g a b e n aber weiterhin einen K u r s von 1 U S S = 4,20 V M 2 8 z u g r u n d e gelegt.
II.
Der Grundsatz der „Leitung und Planung" und das Prinzip der Gewalteneinheit
D a s Prinzip der „Leitung u n d P l a n u n g der gesellschaftlichen E n t w i c k l u n g " war als „ u n a n t a s t b a r e G r u n d l a g e der sozialistischen G e s e l l s c h a f t s o r d n u n g " in Art. 2 II Verfassung der D D R 2 9 verankert. F ü r den Bereich der Volkswirtschaft schrieb A r t . 9 III 1 Verfassung der D D R ausdrücklich den „ G r u n d s a t z der Leitung u n d P l a n u n g " fest. Die Volkswirtschaft wurde d a m i t in die sozialistische Gesells c h a f t s o r d n u n g eingebunden. Die staatliche Leitung u n d P l a n u n g der Volkswirtschaft, nach dem in Art. 47 II Verfassung der D D R g e n a n n t e n Prinzip des „demokratischen Z e n t r a l i s m u s " 3 0 lag in den sozialistischen Eigentums- u n d Machtverhältnissen begründet. 3 1 O h n e diese „sozialistische P l a n w i r t s c h a f t " , A r t . 3 III 2 Verfassung der D D R , h ä t t e die G e f a h r bestanden, d a ß sich in der Volkswirtschaft M a c h t s t r u k t u r e n a u ß e r h a l b der Gesellschafts- u n d S t a a t s o r d n u n g herausbilden, was insbesondere d e m Prinzip der Gewalteneinheit widersprochen hätte. 3 2 D i e Gewalteneinheit oder
25
Nattland
26
Haendcke-Hoppe
27
Siehe dazu näher bei Nattland D e r Außenhandel in der Wirtschaftsreform der D D R , S. 127 ff. sowie bei Haendcke-Hoppe Die DDR-Außenhandelsstatistik und ihr Informationswert, 10 ff.
28
Will m a n den transferablen Rubel heranziehen, d a n n ergibt sich ein Verhältnis von 1 transferabler Rubel = 4,667 V M , wenn m a n als G r u n d l a g e der Berechnung auf den offiziellen Kurs von 1 transferabler Rubel = 1,11 U S $ abstellt.
29
Verfassung der D D R vom 6.4.1968, GBl. I S. 199, in der Fassung des Gesetzes zur Ergänzung und Ä n d e r u n g der Verfassung der D D R vom 7.10.1974, GBl. I S. 429.
30
Z u m Prinzip des demokratischen Zentralismus als G r u n d l a g e für die Verwirklichung der Volkssouveränität siehe Mampel Die sozialistische Verfassung der D D R , A r t . 2 R n . 8 ff.
31
A k a d e m i e f ü r Staats- u n d Rechtswissenschaften (Hrsg.), Staatsrecht der D D R , S. 139, (folgend Staatsrecht der D D R ) .
32
Mampel Die sozialistische Verfassung, Art. 9 R n . 22.
D e r Außenhandel in der Wirtschaftsreform der D D R , S. 136. Die DDR-Außenhandelsstatistik und ihr Informationswert, S. 13.
7
8
1.Teil: Der Außenhandel der DDR und die Außenhandels-GmbH
Gewaltenkonzentration - laut Verfassung mit der Volkskammer als oberstem staatlichen Machtorgan, Art. 48 I 1 Verfassung der D D R - bildete neben dem demokratischen Zentralismus das grundlegende Organisationsprinzip des sozialistischen Staates. Als Folge der Gewalteneinheit konnte beispielsweise der Rechtsweg gegen Akte der Verwaltung nicht beschritten werden. Insofern bestand lediglich ein Recht zur Beschwerde, Art. 103 I Verfassung der DDR. 3 3 Im Verfassungstext von 1968 war in den Bestimmungen der Art. 2 II und 9 III 1 Verfassung der DDR 3 4 noch von „Planung und Leitung" die Rede. Mit der Verfassung von 1974 wurde der Text in „Leitung und Planung" abgeändert 35 und damit der Vorrang der Leitung vor der Planung betont. Die Planung verstand man fortan als einen Teil der Leitung selbst, als das „Herzstück der Leitung". 36
III.
Die Organe der Wirtschaftsleitung
Als Organ der Volkskammer war der Ministerrat mit der Verfassungsnovelle von 1968 zum obersten Organ der Leitung und Planung der Volkswirtschaft bestellt worden, Art. 76 II 1 Verfassung der D D R . Dieser Grundsatz fand sich auch in einfachgesetzlichen Regelungen wieder. § 3 I des Ministerratsgesetzes von 197237 bestimmte beispielsweise, daß der Ministerrat die Volkswirtschaft entsprechend den Direktiven der SED und Wirtschaftsplänen leitete. Aus der Zuständigkeit zur Leitung der Volkswirtschaft allgemein ließ sich auch die Zuständigkeit des Ministerrates für den Außenhandelsbereich ableiten. Eine Umschreibung seiner die Volkswirtschaft betreffenden Aufgaben enthielten die §§ 4 und 5 Ministerratsgesetz. Gemäß § 5 IV Ministerratsgesetz mußte der Ministerrat insbesondere die Einhaltung des staatlichen Außenhandels- und Valutamonopols gewährleisten. Zur Erfüllung seiner Aufgabe verfügte der Ministerrat seinerseits über sogenannte „zentrale staatliche Organe der Wirtschaftsleitung". Diese unterschied man je nach Art der Tätigkeit und Unterstellungsverhältnisse in Linien- oder Zweigleitungsorgane, Funktionalorgane und Stabsorgane, 38 wobei auch eine Doppelfunktion in Frage kam.
33
Ausführlich zum Strukturprinzip der Gewalteneinheit siehe Mampel Die sozialistische Verfassung der D D R , Art. 5 Rn. 21 ff.
34
Neben Art. 2 II und 9 III 1 auch Art. 41 ; 44 III; 46 II Verfassung der D D R .
35
Siehe Synopse zur Änderung der DDR-Verfassung 1974, in Roggemann Die DDR-Verfassungen, S. 425 ff.
36
Kemper!Maskow Außenwirtschaftsrecht der D D R , S. 156.
37
Gesetz über den Ministerrat der D D R vom 16.10.1972, GBl. I S. 253.
38
Pflicke Wirtschafts- und Außenwirtschaftsrecht für Ökonomen, S. 193.
Α . Verfassungsrechtliche Grundlagen des DDR-Außenhandels
Linienorgane leiteten die ihnen unterstehenden Wirtschaftsorganisationen und Organe in einem bestimmten Wirtschaftszweig. Es herrschte eine klare „Weisungslinie" im Über- Unterordnungsverhältnis. Wichtigste Linienorgane waren die Industrieministerien. 39 Die Funktionalorgane wurden mit der einheitlichen Leitung von Querschnittsaufgaben betraut. 40 Im Rahmen dieser Aufgaben konnten sie auch gegenüber gleichrangigen Organen bestimmte Befugnisse ausüben. 41 Zu den Funktionalorganen zählte man zum Beispiel das Ministerium für Außenhandel, das Ministerium der Finanzen oder die Staatsbank der DDR. 4 2 Stabsorgane wurden unterstützend tätig, indem sie Empfehlungen aussprachen oder Vorschläge unterbreiteten. 43 Als wichtigstes Stabsorgan fungierte die Staatliche Plankommission. 44 In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage nach der „Verfassungswirklichkeit", was das Verhältnis von Ministerrat und Volkskammer anbelangte. Als Organ der Volkskammer und Regierung der D D R , Art. 76 I 1 Verfassung der D D R , war der Ministerrat der Volkskammer für seine Tätigkeit „... verantwortlich und rechenschaftspflichtig", Art. 76 I 3 Verfassung der D D R . Die staatsrechtliche Literatur der D D R führt dazu aus, daß dem Ministerrat „... die Darlegung grundlegender Fragen der Tätigkeit der Regierung vor der obersten Volksvertretung" 45 oblag. Seine Rechenschaftspflicht gegenüber der Volkskammer habe sich „... auf die Verwirklichung aller grundlegenden Aufgaben entsprechend den Gesetzen und Beschlüssen der Volkskammer" 46 bezogen. Die Beschränkung der Verantwortlichkeit und Rechenschaftspflicht auf „grundlegende" Belange läßt die weitgehende Unabhängigkeit des Ministerrates von der Volkskammer sichtbar werden. Auch wenn Art. 48 I 1 Verfassung der D D R die Volkskammer zum obersten staatlichen Machtorgan bestimmte, als mächtigstes Organ 47 innerhalb der formalen Staatsorganisation mußte der Ministerrat angesehen werden. Für die Beurteilung von Wirtschaftsvorgängen im Außenhandel allgemein resultiert daraus eine umfassende Zuweisung von Verantwortung an das Staatsorgan Ministerrat.
39
Zu den allgemeinen Aufgaben siehe Rahmenstatut vom 9.1.1975, GBl. I S. 133.
40
Mampel Die sozialistische Verfassung der DDR, Art. 9 Rn. 41.
41
Kemper! Maskow Außenwirtschaftsrecht der DDR, S. 77.
42
Mampel Die sozialistische Verfassung der DDR, Art. 9 Rn. 41.
43
Kemper!Maskow Außenwirtschaftsrecht der DDR, S. 77.
44
Siehe auch Statut der Staatlichen Plankommission vom 9.8.1973, GBl. I S. 417.
45
Büchner-Uhder Verwaltungsrecht, S. 102.
46
Staatsrecht der DDR, S. 307.
47
Mampel Die sozialistische Verfassung der DDR, Art. 76 Rn. 27.
9
1.Teil: Der Außenhandel der DDR und die Außenhandels-GmbH
Allerdings soll gerade im Hinblick auf die weitere Auseinandersetzung mit dem Bereich Kommerzielle Koordinierung der Einfluß der SED, insbesondere des Politbüros als ihrem obersten Gremium, hervorgehoben werden. Die Führung des sozialistischen Staates durch die „Arbeiterklasse" und ihre „marxistisch-leninistische Partei" fand sich als Grundlage der Staats- und Gesellschaftsordnung in Art. 1 Verfassung der D D R wieder. Wenn hier der Arbeiterklasse neben der Partei die Führung zugewiesen wurde, muß einschränkend die Rolle der Partei der Arbeiterklasse nach dem marxistisch-leninistischen Selbstverständnis berücksichtigt werden. Danach ist die Partei „... untrennbarer Teil der Arbeiterklasse, sie ist die revolutionäre Vorhut der Klasse, ihre entscheidende politische, ideologische, theoretische und organisatorische Kraft". 4 8 Das Verhältnis des Ministerrates zur marxistisch-leninistischen Partei 49 wurde nicht ausdrücklich durch die Verfassung geregelt. Ein deutlicher Führungsanspruch der Partei der Arbeiterklasse geht jedoch aus den einfachgesetzlichen Bestimmungen hervor. Das Ministerratsgesetz betonte die Führung des Ministerrates durch die Partei in einer Reihe von Bestimmungen. 50 Auch wenn die SED nicht unmittelbar in die eigentliche Staatsorganisation eingebunden war insbesondere das Politbüro des Z K der SED war kein Verfassungsorgan - wirkte die SED doch leitend und steuernd auf sämtliche Machtorgane ein. Für diese der sozialistischen Staatsordnung der D D R eigene Stellung wurde der Begriff der „Suprematie der SED" 5 1 geprägt. Faktisch gesehen ließen sich SED und Ministerrat - wie alle anderen Staatsorgane überhaupt - nur schwerlich voneinander abgrenzen. Eher muß von einer funktionellen und personellen Verflechtung gesprochen werden, die auch in der staatsrechtlichen Literatur der D D R unumwunden zum Ausdruck kommt. 52 48
Staatsrecht der D D R , S. 109.
49
Die SED unter ihrem N a m e n wird im Verfassungstext nicht genannt.
50
Zum Beispiel in §§ 1 I 2; 3 I 1 und 5 I 1 Ministerratsgesetz.
51
Der Begriff der „Suprematie der S E D " geht auf einen Aufsatz Siegfried Mampels aus dem Jahre 1963 zurück. Mampel schreibt: „Wir haben es also ... mit zwei verschiedenen Staatlichkeiten in verschiedener Potenz zu tun, mit einer Staatlichkeit im engeren Sinne, dem Staatsapparat, und mit einer Staatlichkeit im weiteren Sinne, die ich als das einheitliche Herrschaftssystem der Diktatur des Proletariats bezeichnen möchte. An der Spitze steht die kommunistische Partei. Sie beherrscht den Staatsapparat und durchdringt mit ihrer Organisation und mit den Massenorganisationen den gesellschaftlichen Raum. Diese Stellung der Partei will ich als Suprematie bezeichnen, um zum Ausdruck zu bringen, daß diese sowohl die Souveränität im Staate als auch ihre Stellung als Organisator und Führer der Gesellschaft in sich schließt. Sie unterscheidet sich von der hegemonialen Stellung einer Partei dadurch, daß sie im Gegensatz zu jener einen absoluten Herrschaftsanspruch und einen Unterschied in der Qualität, nicht nur in der Quantität der Mitglieder oder Wähler, involviert." Mampel Die SED im materiellen Verfassungsrecht der SBZ, ROW 1963, 49 (51).
52
„In der Zusammensetzung des Ministerrates widerspiegeln sich die gleichen sozialpolitischen Beziehungen der Klassen und Schichten der sozialistischen Gesellschaft wie in der
Α . Verfassungsrechtliche Grundlagen des DDR-Außenhandels
Betrachtet man beispielsweise die Zusammensetzung des Ministerrates im Jahre 1988,53 dann entstammten insgesamt nur vier Minister der NDPD, LDPD, CDU beziehungsweise DBD. Alle übrigen einundvierzig Ministerposten waren von Mitgliedern der SED besetzt, die teilweise zugleich dem Politbüro angehörten. Allein die Betrachtung der formalen Staatsorganisation, die Analyse der zumeist in einer ideologischen Bedeutungsleere verharrenden Staatsrechtsliteratur, vermag nur ein unscharfes Bild vom Staatswesen der D D R zu vermitteln. Die Aktivitäten im Umkreis des Bereiches Kommerzielle Koordinierung gründeten sich aber gerade auf die realen Machtverhältnisse im SED-Staat und sind nur in diesem Zusammenhang zu erfassen. Aussagekräftig resümiert das ehemalige Politbüromitglied Günter Schabowski über Psyche und Verantwortung der Parteiführung und die Fixierung auf den Generalsekretär. Der folgende Gesprächsauszug veranschaulicht die Gewaltenkonzentration außerhalb der Verfassungsorgane: „Die oberste Instanz f ü r alle Fragen von Relevanz war das Politbüro", sagt G ü n t e r Schabowski und beschreibt die Sonderstellung des Generalsekretärs. „ D e r Generalsekretär einer K o m m u n i stischen Partei ist ein Gesalbter, also wenn ich es jetzt einmal so ausdrücken k a n n . ... D e r k a n n gar nicht Generalsekretär werden, ohne d a ß er zugleich diese Eigenschaften erbt, weil, wenn das nicht der Fall wäre, d a n n wäre die Einheit der Partei fortwährend gefährdet. Also die Partei b r a u c h t [diesen Generalsekretär, der Autor] zur Bewältigung ihrer historischen Mission, in einer feindlichen Welt sozusagen. E r ist die Verkörperung der Generallinie. Diese Sätze gibt es direkt, ja, in Vorlesungen der Parteihochschule und so weiter. Es ist schon eine Art von - es hat den Anflug von Theologie, die sich aber immer wissenschaftlich gibt, wissenschaftlich definiert, die aus der Klassensituation entspringt, aus der ökonomischen Situation. Aber d a r a u s wird ein solches A b s o l u t u m geschlußfolgert, d a ß also selbst ein kritischer Geist, der Mitglied dieser Partei ist, weil er nicht an den lieben G o t t glaubt oder an den Generalsekretär, sondern weil er meint, man müsse die Gesellschaft so verändern, letztlich diese Rolle des Generalsekretärs akzeptiert. ... D a n n hat es keinen Sinn, das immer wieder in Frage zu stellen, sondern dann müssen wir das haben, aber wir werden alle Formalien beachten, ... wir haben ein Zentralkomitee, das m u ß gewählt werden ... u n d d a n n wählen die aus ihrer Mitte den, u n d d a n n müssen die das wieder vorlegen, und die müssen wieder dem Z K jedes Vierteljahr berichten darüber. Also das stimmt alles, aber de facto ist durch diese Rolle des Generalsekretärs, die letztlich akzeptiert wird, alles von ihm abhängig, und das ist auch die K a t a s t r o p h e einer solchen Partei, denn wenn dieser Generalsekretär stürzt - oder - der stürzt j a nicht, wenn er stirbt ... d a n n ist sein N a c h folger ebenfalls in dieser Vergottung, aber er k a n n j a nun schlecht leben mit d e m N i m b u s also, der G o t t nach einem anderen G o t t zu sein. Er m u ß also in gewisser Weise das Gottesvorbild zerstören, was vor ihm liegt. U n d so passiert es nach jeder dieser Wahlen. D e r Breschnew vernichtet den Chruschtschow ..., so m u ß t e Honecker, obwohl selbst ausgewählt von Ulbricht, Ulbricht vernichten. Natürlich gibt es d a f ü r immer scheinbare G r ü n d e , weil Ulbricht alt geworden ist, weil Ulbricht sich über das F ü h r u n g s l a n d , die Sowjetunion, gestellt hat, über die Zentrale - also das heißt die oberste Kongregation und so weiter ... und er vernichtet auch den A p p a r a t gleichzeitig. Also nur ein Teil des Apparates k a n n ü b e r n o m m e n werden, weil die anderen j a alle engagierte Gottesgläubige waren. Jetzt ist ihr G o t t weg, jetzt soll ich plötzlich einen
Volkskammer. Ebenso wie im höchsten M a c h t o r g a n hat auch im Ministerrat die S E D die f ü h r e n d e Rolle inne." Staatsrecht der D D R , S. 306. 53
D e r Ministerrat der D D R 1988 in Roggemann
Die D D R - V e r f a s s u n g e n , S. 366f.
1.Teil: Der Außenhandel der DDR und die Außenhandels-GmbH anderen anbeten, da sagt der G o t t : Also die nun nicht, also die sind j a so festgelegt auf den anderen. N u r bestimmte Leute deren Begabung er hoch schätzt ... zu denen wird er sagen: K o m m mal rüber zu mir. U n d d a n n unterhält er sich mit denen u n d sagt: Also der Walter ist j a nun weg, was denkst D u denn darüber. Und d a n n sagt der: Ja, also es wurde wirklich höchste Zeit ... - oder irgend so was. D a n n sagt der: P a ß mal auf, D u k a n n s t weitermachen bei mir, bist D u bereit dazu? Ja Genösse, ich bin bereit dazu und für unsere Partei - und dann ... - . Verstehen Sie, so spielt sich das ab. D a s ist die Psychologie.... Es ist ein Orden. Es ist eine Art G r o ß sekte, wenn Sie so wollen. U n d das vollzieht sich bis ins einzelne ... Die Partei ist die f ü h r e n d e K r a f t . . . Natürlich - das ist j a auch ein Dilemma, in das sich die Partei d a n n begeben hat - war sie nicht die administrative K r a f t . Sondern die administrative K r a f t war der Ministerrat ... Also die Partei hat sich damit, ich gebrauche wieder den Ausdruck, obwohl er nicht exakt ist, aber sozusagen als oberste Glaubensinstanz ... - insofern ist sie für alles - das ist j a unser D i l e m m a , deswegen sitze ich in diesem Gefängnis ..., das kann ich nicht bestreiten, u n d da sage ich d a n n mitgefangen, mitgehangen ... Ich analysiere f ü r mich die vertrackte Logik ..., u n d wenn sie da drin stecken, können sie sich die ganze Zeit über ehrlich vork o m m e n , ... aber ich m u ß auf die Frage: Ist das Politbüro ... - die oberste Instanz der Partei damit - also das oberste M a c h t o r g a n gewesen? D a m u ß ich sagen: Ja. Nicht in einem exekutiven Sinne, sondern in einem Sinne einer zentralistisch organisierten Gesellschaft die auf einen Katechismus eingeschworen ist. Und wenn ich der oberste Ausleger des Katechismus bin, d a n n brauche ich bloß zu husten ... d a n n wird der entsprechend ausgelegt. D a s ist das Problem ... D e r Ministerrat war f ü r die Exekutive zuständig, ... er ist in erster Linie ein wirtschaftsleitendes O r g a n . . . . Bei der Zentralisierung dieser Wirtschaft mußte die oberste Behörde d a f ü r geschaffen werden..., und insofern besteht da eine Beziehung selbstverständlich, und sie besteht natürlich personell, indem man die wichtigsten Leute, die Leiter, die Chefs also auch der wichtigsten Exekutiven im Politbüro hatte, die gleichzeitig Mitglied der Glaubenskongregation waren, also, das heißt, d a ß das, was an Glaubensdekreten oder an katechistischen Festlegungen ausgegeben wurde, konnte sofort an den entscheidenden exekutiven K n o t e n p u n k t e n umgesetzt werden." 5 4
Wie eng der Bereich Kommerzielle K o o r d i n i e r u n g an das Politbüro a n g e b u n d e n war, wird im zweiten Kapitel der Arbeit n ä h e r beschrieben. Schon abstrakt betrachtet läßt sich feststellen, d a ß eine wirtschaftliche Tätigkeit, die vom Politbüro sanktioniert u n d gesteuert wurde, letztlich nur der Kontrolle durch das Politbüro selbst unterlag. Die Kritik oder auch nur H i n t e r f r a g u n g einer solchen Tätigkeit, so sie denn a u ß e r h a l b des Politbüros b e k a n n t gewesen wäre, h ä t t e d e m Wesen des SED-Staates widersprochen.
IV
Das Ministerium für Außenhandel als Organ des Ministerrates
D a s Ministerium f ü r A u ß e n h a n d e l war g e m ä ß § 1 I Μ Α Η - S t a t u t 5 5 das zentrale O r g a n des Ministerrates zur W a h r u n g des staatlichen A u ß e n h a n d e l s m o n o p o l s verantwortlich f ü r die einheitliche Leitung, Planung, D u r c h f ü h r u n g u n d K o n trolle des Außenhandels, § 1 II Μ Α Η - S t a t u t . Im Text des Statutes ist noch vom
54
Zeitzeugengespräch mit G ü n t e r Schabowski a m 30. 5.2000.
55
Statut des Ministeriums f ü r Außenwirtschaft v o m 9.8.1973, GBl. I S. 420.
Α . Verfassungsrechtliche Grundlagen des DDR-Außenhandels
Ministerium für Außenwirtschaft die Rede. Nach den Volkskammerwahlen von 1968 und der Neubildung des Ministerrates wurde das bis dahin bestehende Ministerium für Außenhandel und Innerdeutschen Handel in Ministerium für Außenwirtschaft umbenannt. Man wollte damit betonen, daß auch der innerdeutsche Wirtschaftsverkehr als Außenhandel betrachtet wird. 56 Ende 1973 entschied man sich dann für eine weitere Umbenennung in Ministerium für Außenhandel. 57 Zur Vereinfachung und wegen des zeitlichen Bezugs zur Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten G m b H soll diese Bezeichnung in der vorliegenden Arbeit generell verwendet werden. Als Leiter des Ministeriums für Außenhandel 58 war der Minister nach § 12 IV Ministerratsgesetz an die Weisungen des Vorsitzenden des Ministerrates gebunden. Zu den Aufgaben des Ministeriums, geregelt in §§ 4-27 MAH-Statut, gehörte auch die Leitung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit den „kapitalistischen Industriestaaten", § 6 II MAH-Statut. Dem Minister für Außenhandel unterstanden zum Beispiel die Außenhandelsbetriebe und die Zollverwaltung der D D R , § 30 I MAH-Statut. Nach § 21 IV MAH-Statut entschied der Minister unter anderem über Gründung, Zusammenlegung, Trennung und Auflösung von Außenhandelsbetrieben, legte ihre Zweckbestimmung fest und erließ ihre Statuten. In seiner Organeigenschaft handelte das Ministerium für Außenhandel als Funktionalorgan gegenüber den Exportlieferbetrieben bezüglich deren Exportgeschäftstätigkeit. 59 Im Hinblick auf die unterstellten Wirtschaftsorganisationen und staatlichen Einrichtungen konnte das Ministerium als Linienorgan entsprechend Weisungen erteilen, § 24 I MAH-Statut. Für den Ministerrat wurde das Ministerium für Außenhandel auch als Stabsorgan hinsichtlich der Gestaltung der Außenhandelspolitik tätig. 60 Vereinfacht gesagt ergab sich für den einzelnen, dem Ministerium für Außenhandel direkt unterstellten Außenhandelsbetrieb eine Weisungslinie vom Ministerrat über den Minister für Außenhandel bis zum Generaldirektor des Außenhandelsbetriebes. Das Politbüro der SED thronte quasi über allem und gab die generelle Linie vor, entschied beispielsweise, daß der Export zu intensivieren sei und vielleicht auch noch, welche Produktpaletten zur Ausfuhr gelangen sollten.
36
Mampel Die sozialistische Verfassung der D D R , Art. 9 Rn. 111.
37
Bekanntmachung über die Umbenennung des Ministeriums für Außenwirtschaft in Ministerium für Außenhandel vom 23.11.1973, GBl. I S. 539.
58
Siehe § 3 I MAH-Statut.
59
Pflicke Wirtschafts- und Außenwirtschaftsrecht für Ökonomen, S. 193.
60
Pflicke Wirtschafts- und Außenwirtschaftsrecht für Ökonomen, S. 193.
1.Teil: Der Außenhandel der DDR und die Außenhandels-GmbH
V
Grundlagen der Rechtssetzung
Dem Prinzip der Gewalteneinheit entsprechend bestimmte Art. 48 II 1 Verfassung der D D R die Volkskammer zum einzigen verfassungs- und gesetzgebenden Organ. Zwar waren über Art. 53 Verfassung der D D R auch Volksabstimmungen über Gesetze und die Verfassung selbst möglich, 61 doch setzte Art. 53 Verfassung der D D R für die Durchführung einer Volksabstimmung einen Beschluß der Volkskammer voraus. Die Herbeiführung einer Volksabstimmung gegen den Willen der Volkskammer wurde damit von der Verfassung ausgeschlossen. Neben der Volkskammer verfügten auch andere staatliche Organe über eine Normsetzungsbefugnis. 62 Die Verfassung selbst räumte dem Ministerrat, 63 dem Staatsrat 64 und den örtlichen Volksvertretungen 65 entsprechende Kompetenzen ein. Die Qualifizierung der Volkskammer als „einziges gesetzgebendes Organ" bezog sich damit nur auf Gesetze im formellen Sinne. Auch in der Rechtsordnung der D D R wurde eine Art Vorrang und Vorbehalt des Gesetzes postuliert. Zum einen sollten „Rechtsvorschriften nicht im Widerspruch zu den von höheren Organen erlassenen Rechtsvorschriften stehen dürfen". 66 Für die Vereinbarkeit mit der Verfassung selbst enthielt Art. 89 III 1 Verfassung der D D R ein entsprechendes Gebot. 67 Zum anderen galt der Grundsatz, daß alle staatlichen Entscheidungen auf rechtlicher Grundlage und im Rahmen der jeweils zugewiesenen Kompetenz getroffen werden mußten. 68 Staatliche Entscheidungen wurden ihrem Wesen nach in Normativakte und Individualakte unterschieden. Normativakte untergliederten sich weiter in Rechtsvorschriften und normative Weisungen. Rechtsvorschriften entfalteten allgemeinverbindliche Wirkung und 61
Staatsrecht der D D R , S. 386.
62
Siehe dazu Übersicht über die entsprechenden Organe, die jeweiligen Rechtsnormen und die rechtliche Grundlage für die Rechtssetzungskompetenz, in Staatsrecht der D D R , S. 386.
63
Verordnungen und Beschlüsse aufgrund Art. 78 II Verfassung der D D R .
64
Beschlüsse aufgrund Art. 66 I 3 Verfassung der D D R .
65
Beschlüsse aufgrund Art. 82 I 1 Verfassung der D D R .
66
Staatsrecht der D D R , S. 387.
67
Diese Kontrolle der Verfassungsmäßigkeit von Rechtsvorschriften gemäß Art. 89 III 1 Verfassung der D D R wird jedoch bereits „einen Verfassungssatz später" relativiert. In Art. 89 III 2 Verfassung der D D R heißt es nämlich: „Uber Zweifel an der Verfassungsmäßigkeit von Rechtsvorschriften entscheidet die Volkskammer" [Hervorhebung durch den Autor], Eingeführt mit der Verfassungsnovelle von 1974 löste die Volkskammer den Staatsrat als „Wächter der Verfassung" ab. Auch diese M a ß n a h m e läßt das Prinzip der Gewaltenkonzentration deutlich werden. Siehe zum Verfassungstext Synopse zur Änderung der DDR-Verfassung 1974, in Roggemann Die DDR-Verfassungen, S. 425 ff.
68
Staatsrecht der D D R , S. 385.
Α . Verfassungsrechtliche Grundlagen des DDR-Außenhandels
erforderten einer vorgeschriebenen Form. 69 Normative Weisungen ergingen als Richtlinie, Direktive, Verfügung, Ordnung beziehungsweise von Kollektivorganen erlassen als Beschluß - in einem Über- Unterordnungsverhältnis des staatlichen Leitungssystems. Die Individualakte konnten sich als Weisungen an untergeordnete Organe, Betriebe, Einrichtungen oder Einzelmitarbeiter richten. Sie wurden in der Regel als Anweisung oder, soweit ein Kollektivbeschluß zugrunde lag, als Beschluß bezeichnet. Außerhalb eines Über- Unterordnungsverhältnisses konnten Individualakte als Einzelentscheidungen 70 oder Verfügungen über die genannten Adressaten hinaus auch an Bürger ergehen - zum Beispiel in Form von Genehmigung, Erlaubnis, Bescheid, Anordnung, Auflage, Verfügung. 71 Die Stellung der zur Rechtssetzung befugten Organe im System der staatlichen Leitung bestimmte auch über den Rang der jeweiligen Normen zueinander. 72 An oberster Stelle stand die Verfassung, Art. 89 III 1 Verfassung der D D R . Dann folgten die Volkskammergesetze. Der Volkskammer als Konstituante und Gesetzgeber nachgeordnet, Art. 76 I Verfassung der D D R , war der Ministerrat. Er konnte nur im Rahmen der Gesetze und Beschlüsse der Volkskammer Verordnungen erlassen und Beschlüsse fassen, Art. 78 II Verfassung der D D R . Folglich standen die Verordnungen und Beschlüsse des Ministerrates im Rang unter den Volkskammergesetzen. Die aufgrund § 8 III Ministerratsgesetz von den Mitgliedern des Ministerrates beziehungsweise Leitern der zentralen Staatsorgane erlassenen Anordnungen und Durchführungsbestimmungen folgten in der Normenhierarchie nach. In der Rangordnung darunter standen schließlich die ihrer Rechtswirkung nach räumlich beschränkten Beschlüsse der örtlichen Volksvertretungen aufgrund Art. 82 I 1 Verfassung der DDR. 7 3 Neben den eigentlichen Rechtsnormen, als von den zuständigen Staatsorganen erlassene Normen, entfalteten die Beschlüsse der SED normative Wirkung. Sie nahmen in „richtlinienhafter Anleitung" 74 Einfluß auf die staatliche Rechts-
69
Z u m Beispiel Veröffentlichung gemäß Art. 89 I, II Verfassung der D D R .
70
Ausführlich zu den Einzelentscheidungen siehe bei Biichner-Uhder Verwaltungsrecht, S. 247ff., der weiter in berechtigende u n d verpflichtende Einzelentscheidungen unterteilt.
71
Z u den staatlichen Entscheidungen u n d ihren Kategorien ausführlich in Staatsrecht der D D R , S. 385 ff.
72
Dies ergibt sich auch aus dem bereits genannten staatsrechtlichen Grundsatz, daß Rechtsvorschriften nicht im Widerspruch zu den von höheren Organen erlassenen Rechtsvorschriften stehen dürfen.
73
Begründet wird dies auch mit der jeweils nachgeordneten Stellung der betreffenden Volksvertretung, siehe dazu Schema z u m S t a a t s a u f b a u in Roggemann Die D D R - V e r f a s s u n g e n , S. 351.
74
Brunner E i n f ü h r u n g in das Recht der D D R , S. 9.
1.Teil: Der Außenhandel der DDR und die Außenhandels-GmbH
Setzung. Für die einzelnen Organe der Staatsorganisation besaßen die Parteibeschlüsse verbindlichen Charakter, der im Führungsanspruch der SED begründet lag. In einer Reihe von gesetzlichen Regelungen 75 kommt der normative Weisungsgehalt der Parteibeschlüsse deutlich zum Ausdruck.
75
Zum Beispiel § § 1 4 1 2 Ministerratsgesetz.
Β. Gesetzliche Bestimmungen zur Wirtschaftsleitung im Außenhandel
B.
Gesetzliche Bestimmungen zur Wirtschaftsleitung im Außenhandel
Als oberstes Organ der Leitung und Planung der Volkswirtschaft war der Ministerrat nach § 8 II Ministerratsgesetz zum Erlaß von Rechtsvorschriften in Form von Verordnungen und Beschlüssen befugt. Speziell für den Außenhandelsbereich enthielt schon § 3 des Gesetzes über den Außenhandel der D D R vom 9.1.1958 eine entsprechende Ermächtigung. 76 Auf Grundlage dieser Ermächtigung und des bereits erwähnten § 5 IV Ministerratsgesetz, der die Kontrolle des Außenhandelsmonopols durch den Ministerrat vorschrieb, erließ der Ministerrat am 9.9.1976 die Verordnung über die Leitung und Durchführung des Außenhandels 77 (AußenhandelsVO). In diesem Zusammenhang ebenso von Bedeutung ist das Statut des Ministeriums für Außenhandel 78 (ΜΑΗ-Statut), das auf einen Beschluß des Ministerrates vom 9.8.1973 zurückging. Daneben sind auch in der Verordnung über die Aufgaben, Rechte und Pflichten der volkseigenen Außenhandelsbetriebe vom 10.1.1974 79 (AHB-VO) Regelungen zur Leitungsstruktur enthalten. Auf die AHB-VO soll an anderer Stelle noch näher eingegangen werden. 80 Als gesetzliche Grundlage der Wirtschaftsleitung im Außenhandel stehen die AußenhandelsVO und das ΜΑΗ-Statut in enger inhaltlicher Beziehung zueinander. Beide gehen insbesondere auf die Rolle des Ministeriums für Außenhandel ein und legen seine Kompetenzen fest. Nach § 2 I AußenhandelsVO hatte der Minister „... den Außenhandel auf der Grundlage der Beschlüsse von Partei und Regierung einheitlich zu leiten, zu planen, zu organisieren und zu kontrollieren". Zur Durchsetzung seiner Aufgaben konnte der Minister für Außenhandel als Leiter des zuständigen staatlichen Außenhandelsorgans 81 gemäß § 23 I MAH-Statut „... verbindliche Regelungen in Form von Anordnungen, Durchführungsbestimmungen, Ver-
76
D e r Gesetzestext lautete „... § 3 D e r Ministerrat regelt in einer Verordnung die G r u n d s ä t z e f ü r die D u r c h f ü h r u n g des Außenhandels", Gesetz über den A u ß e n h a n d e l der D D R v o m 9.1.1958, GBl. I S. 69.
77
Verordnung über die Leitung und D u r c h f ü h r u n g des Außenhandels vom 9.9.1976, GBl. I S.421.
78
Statut des Ministeriums für Außenwirtschaft vom 9.8.1973, GBl. I S. 420.
79
Verordnung über die Aufgaben, Rechte und Pflichten der volkseigenen Außenhandelsbetriebe v o m 10.11974, GBl. I S. 77.
80
Siehe dazu im Abschnitt über den gesetzlichen R a h m e n für die Tätigkeit der Außenhandelsbetriebe.
81
§ 1 I MAH-Statut.
1.Teil: Der Außenhandel der DDR und die Außenhandels-GmbH
fügungen und Anweisungen" treffen. 82 Ein entsprechendes Instrumentarium fand sich auch in den Bestimmungen der §§ 2 V; 3 V; 6; 17 III; 23 AußenhandelsVO wieder. Dem Ministerium als Linienorgan waren die Außenhandelsbetriebe grundsätzlich unterstellt. 83 Nach § 24 I ΜΑΗ-Statut besaß der Minister gegenüber den entsprechenden Leitern eine Weisungsbefugnis. 84 Auch § 1612 AußenhandelsVO ging von der Geschäftstätigkeit der Außenhandelsbetriebe „... in Übereinstimmung m i t . . . den Festlegungen des Ministers für Außenhandel" aus. Charakteristische Bestimmungen zur Einbindung der Außenhandelsbetriebe in das staatliche Leitungssystem 85 enthielt auch die AHB-VO. Genannt seien hier das Prinzip der Einzelleitung durch vom Minister für Außenhandel abhängige Generaldirektoren, die Organisation nach einer vorgegebenen Rahmenstruktur und die Beschränkung auf einen Typus von Rechtsgeschäften gemäß eines vom Minister für Außenhandel festgelegten Waren- und Leistungsprogramms - §§ 19 I, III; 20 ; 211 AHB-VO. In seiner Rolle als Funktionalorgan hatte das Ministerium für Außenhandel unter anderem „... das Recht, von anderen zentralen Staatsorganen 86 Leitungsentscheidungen, die die ... Durchsetzung von Beschlüssen des Ministerrates und anderen Rechtsvorschriften auf dem Gebiet der Außenwirtschaftsbeziehungen . . . i n ihrem Verantwortungsbereich gewährleisten, zu fordern", § 16 IV MAHStatut. Das Ministerium für Außenhandel besaß darüber hinaus „... das Recht, die die Außenhandelstätigkeit betreffenden Entscheidungen und Handlungen der ihm nicht unterstellten Außenhandelsbetriebe bei gleichzeitiger Information des jeweils zuständigen zentralen Staatsorgans auszusetzen oder zu untersagen und bei Verstößen gegen die Plandisziplin die Rechenschaftslegung der Außenhandelsbetriebe vor ihrem übergeordneten zentralen Staatsorgan zu fordern und daran teilzunehmen", § 16 III 2 MAH-Statut.
82
Eine grundsätzliche Ermächtigung für die Mitglieder des Ministerrates zum Erlaß von Rechtsvorschriften in Form von Anordnungen und Durchführungsbestimmungen enthielt, wie bereits erwähnt, § 8 III 1 Ministerratsgesetz.
83
Eine Aufzählung der unterstellten Organisationen enthält § 30 I ΜΑΗ-Statut, bezüglich der Handelspolitischen Abteilungen und Handelsvertretungen ausdrücklich auch § 5 I AußenhandelsVO.
84
Korrespondierend dazu §§ 1 II 1 AHB-VO; ebenso entsprechen sich die Regelungen des § 21 IV ΜΑΗ-Statut und §§ 1 II 2 bzw. 2 1 1 1 AHB-VO hinsichtlich der Entscheidungsbefugnis des Ministers für Außenhandel über Gründung, Zusammenlegung, Trennung und Auflösung der Außenhandelsbetriebe, hinsichtlich der Festlegung ihrer Zuständigkeiten und des Erlasses der entsprechenden Statuten.
85
Zur Einbindung in das Leitungssystem insbesondere der Außenhandels-GmbH, siehe im Abschnitt zur Außenhandels-GmbH als zentral geleiteter Staatsbetrieb.
86
Zum Beispiel anderen Ministerien - Finanzen, Verkehrswesen oder etwa einem bestimmten Industrieministerium et cetera.
Β. Gesetzliche Bestimmungen zur Wirtschaftsleitung im Außenhandel
Regelmäßig konnte der Minister für Außenhandel also umfassend auf die Tätigkeit der Außenhandelsbetriebe Einfluß nehmen, was um so mehr galt, wenn ihm der einzelne Außenhandelsbetrieb direkt unterstellt war. Das Planungsrecht als sogenanntes „Leitungsinstrument" Ein wichtiges Instrument der Wirtschaftsleitung stellte auch im Außenhandelsbereich das Planungsrecht 87 dar. Das Planungsrecht war Ausfluß der „sozialistischen Planwirtschaft", die als volkswirtschaftliches Grundprinzip in Art. 9 III 2 Verfassung der D D R Niederschlag fand, in ihrer Bedeutung aber weit über das eigentliche Planungsrecht hinausging. Unterschieden werden muß zwischen einem weiten und einem engen Planungsrechtsbegriff. Das Planungsrecht im weiten Sinne meinte verschiedene Stufen, Phasen und Perioden der Planung. 88 Der engere Planungsrechtsbegriff umfaßte die Regelungen innerhalb dieser Stufen, Phasen und Perioden. Gemeint sind damit vor allem normative Bestimmungen des Inhalts von Planentscheidungen und die Aufstellung eines Planungsverfahrensrechts. Planentscheidungen 89 konnten im gesamten Planungsprozeß getroffen werden. Sie wurden als konkrete, auf ein Subjekt bezogene Einzelentscheidungen qualifiziert, die Rechte und Pflichten für die Beteiligten im Planungs- beziehungsweise Planrealisierungsprozeß begründeten und nicht isoliert sondern als „hierarchische Ketten" 9 0 ergingen. Das Merkmal der Einzelentscheidung Schloß dabei die Möglichkeit der Gesetzesform nicht aus. Auf oberster Stufe der Hierarchie der Planentscheidungen als höchste Stufe der Aggregation 91 - wurden die Wirtschaftspläne 92 als Gesetz erlassen und insofern als „Einzelentscheidung mit allgemeinverbindlicher Ausstrahlungskraft" 9 3 verstanden. In der Verfassung von 1949 sah Art. 88 I Ver-
87
Siehe z u m Planungsrecht insgesamt Kemper/Maskow S. 157 ff.
88
Als Stufen wurden Planerarbeitung, Planfortschreibung, Planrealisierung und Planabrechnung unterschieden. Die Phasen gliederten sich in vorläufige und endgültige Planung. Stufen u n d Phasen k a m e n in allen Planperioden vor, die ihrerseits als Jahres-, F ü n f j a h r - oder langfristige Pläne organisiert waren. D a z u ausführlich bei Kemper/Maskow Außenwirtschaftsrecht der D D R , S. 157ff.
89
Zu den Planentscheidungen siehe auch bei Pflicke Wirtschafts- und Außenwirtschaftsrecht für Ö k o n o m e n , R n . 387tT.
90
Kemper/Maskow
91
Pflicke Wirtschafts- und Außenwirtschaftsrecht für Ö k o n o m e n , R n . 387.
92
Z u m Beispiel Gesetz über den F ü n f j a h r p l a n für die Entwicklung der Volkswirtschaft der D D R 1976-1980 vom 15.12.1976, GBl. I S. 519.
93
Kemper/Maskow
Außenwirtschaftsrecht der D D R ,
Außenwirtschaftsrecht der D D R , S. 160.
Außenwirtschaftsrecht der D D R , S. 162.
1.Teil: Der Außenhandel der DDR und die Außenhandels-GmbH
fassung der DDR 9 4 die Gesetzesform für Wirtschaftspläne ausdrücklich vor. Die Verfassungstexte von 1968 und 1974 enthielten keine derartige Bestimmung mehr. Als verfassungsrechtliche Grundlage für die Gesetzesform der Wirtschaftspläne galt fortan Art. 49 I Verfassung der DDR 9 5 . Aus den Wirtschaftsplänen wurden die Planentscheidungen für die nachgeordnete Leitungsebene jeweils abgeleitet. Hinsichtlich ihrer Rechtsform konnten Planentscheidungen dann in Rechtsvorschriften, Verfügungen, Weisungen und Wirtschaftsverträgen enthalten sein. Der Planungsprozeß begann in der ersten Phase mit der Erarbeitung und Spezifizierung der Pläne - in „hierarchischer Iteration" 96 - von oben nach unten in der Leitungshierarchie aufgrund der Planaufgaben. 97 Nachdem der Plan dann nach Überprüfung und Bestätigung von der untersten in die oberste Leitungsebene zurückgelaufen war, wurden in der zweiten Phase endgültige Planauflagen erteilt. Grundlegende Vorschriften zum Verfahren der Planung enthielt die sogenannte „Planungsordnung". 98 Konkret auf den Außenhandelssektor übertragen stellte sich das Planungsverfahren etwas vereinfacht wie folgt dar: Ausgehend von den Direktiven der SED und den Beschlüssen von Volkskammer und Ministerrat erstellte die Staatliche Plankommission 99 in Zusammenarbeit mit dem Minister für Außenhandel und dem Minister der Finanzen entsprechende Planaufgaben. Diese Zielsetzungen wurden bis in die Außenhandelsbetriebe „herabgereicht", die aufgrund des vorgelegten Datenmaterials ihre Planvorschläge erarbeiteten. Die Planvorschläge wurden dann auf demselben Weg wieder an die Staatliche Plankommission zurückgeleitet. Mit allen anderen Plandaten zusammengefaßt und aufeinander abgestimmt legte die Staatliche Plankommission dem Ministerrat einen Gesamtplan zur Bestätigung vor. Von diesem bestätigt wurde der Plan von der Volkskammer als Gesetz erlassen. Aufgrund dieses Gesetzes konnte die Staat94
Art. 8 8 1 Verfassung der D D R (1949): „Der Haushaltsplan und der Wirtschaftsplan werden durch Gesetze beschlossen.", zu den einzelnen Verfassungstexten in Roggemann Die D D R Verfassungen, S. 452 ff. bzw. S. 425 ff.
95
Mampel Die sozialistische Verfassung der D D R , Art. 49 Rn. 7.
96
Kemper!Maskow
97
Planaufgaben sind damit Planentscheidungen in der Phase der Planvorbereitung, die für ihre Adressaten die Grundlage für die Ausarbeitung der Planentwürfe bilden. KemperlMaskow Außenwirtschaftsrecht der D D R , S. 161.
98
Von 1975 an wurde der Planungsprozeß in Fünfjahreszeiträumen bis in die einzelnen Betriebe hinein in einer Anordnung verbindlich geregelt. Dieser Anordnung beigefügt und für rechtsverbindlich erklärt war die eigentliche Planungsordnung - z.B. Anordnung über die Ordnung der Planung der Volkswirtschaft der D D R 1976-1980 vom 20.11.1974, GBl. Sonderdruck 775 a-c. Siehe Mampel Die sozialistische Verfassung der D D R , Art. 9 Rn. 33.
99
Siehe auch Statut der Staatlichen Plankommission vom 9.8.1973, GBl. I S. 417.
Außenwirtschaftsrecht der D D R , S. 164.
Β. Gesetzliche Bestimmungen zur Wirtschaftsleitung im Außenhandel
liehe Plankommission in Abstimmung mit dem Minister für Außenhandel die verbindlichen Planauflagen für den Außenhandel erstellen. Vom Minister für Außenhandel einzeln aufgeschlüsselt gelangten diese dann wieder bis in die Außenhandelsbetriebe. 100 Die Betrachtung des Planungsrechts widerspiegelt die vertikale Verantwortungsstruktur im Außenhandelsbereich in ihren einzelnen Ebenen - vom Ministerrat über den Minister für Außenhandel bis hin zu den Leitern der einzelnen Außenhandelsbetriebe.
100
Z u m dargestellten Planungsprozeß siehe ausführlich bei Lieser-Triebnigg Außenhandels in der D D R , S. 20f.
D a s Recht des
1.Teil: Der Außenhandel der DDR und die Außenhandels-GmbH
C.
Die Gründung von Gesellschaften mit beschränkter Haftung im Außenhandel der fünfziger und sechziger Jahre
Der Begriff des Außenhandelsbetriebes (AHB) wird in der Literatur uneinheitlich verwendet. Zum Teil werden darunter nur solche Unternehmen verstanden, die den typischen Organisationsformen des sozialistischen Wirtschaftssystems entsprachen, 101 also insbesondere Staatsbetriebe in der Rechtsform volkseigener Außenhandelsbetriebe. Die vorliegende Arbeit versteht den Begriff des Außenhandelsbetriebes als Oberbegriff für alle Wirtschaftsunternehmen, die im Außenhandel der D D R tätig waren 102 und zwar unabhängig von ihrer Rechtsform. In den Anfangsjahren der D D R waren die Außenhandelsbetriebe, damals noch als Außenhandelsunternehmen (AHU) bezeichnet, in der Form sogenannter Volkseigener Handelsunternehmen Deutscher Innen- und Außenhandel (VEHDIA) organisiert. Mitte der fünfziger Jahre griff man verstärkt auf privatrechtliche Organisationsformen in Gestalt von Gesellschaften mit beschränkter Haftung zurück. 103 Der Grund für diese Entwicklung war die Frage nach der eigenständigen Rechtspersönlichkeit der VEH-DIA und die damit verbundene Haftungsproblematik. Die rechtswissenschaftliche Literatur der D D R führt in diesem Zusammenhang aus, daß die Rechtssubjektivität der Außenhandelsbetriebe von den kapitalistischen Industrieländern in einigen Fällen nicht anerkannt wurde. 104 Durch eine bewußte Mißdeutung des Grundsatzes der Einheit des Volkseigentums habe man das Vermögen sämtlicher volkseigenen Betriebe und Einrichtungen der D D R haftungsmäßig als eine Einheit betrachtet. 105 Die Umbildung der VEHDIA in Gesellschaften mit beschränkter Haftung, so der Duktus der D D R Autoren, sei als Maßnahme des Staates gegen „... die Machenschaften kapitalistischer Gerichte einzuschätzen, bei Streitigkeiten im kapitalistischen Ausland
101
So zum Beispiel Prugger S. 162 ff.
Die Nachfolge in das Vermögen der ehemaligen
DDR...,
102 u m f a ß t sind damit auch die „Außenhandelsunternehmen" (AHU), wie die entsprechenden Wirtschaftsunternehmen bis Ende der sechziger Jahre genannt wurden. 103
Enderlein Juristische Selbständigkeit sozialistischer Außenhandelsbetriebe contra Durchgriff, StuR 1984, S. 401.
104
Kemper! Maskow Außenwirtschaftsrecht der D D R , S.124; Panzer Buchbesprechung zu W. V. Laptjew, StuR 1959, S. 1526 (1529); Enderlein Juristische Selbständigkeit sozialistischer Außenhandelsbetriebe contra Durchgriff, StuR 1984, S. 401.
105
Dito.
C. Die Gründung von Gesellschaften mit beschränkter Haftung im Außenhandel
die DIA-Fachanstalten nicht als selbständige juristische Personen anzuerkennen und statt ihrer das Staatsvermögen der D D R in Anspruch zu nehmen". 106 Daß ein derartiger Haftungsdurchgriff - über einen VEH-DIA direkt auf das Staatsvermögen der D D R - etwa vor bundesdeutschen Gerichten tatsächlich durchgesetzt werden konnte, ist in der vorliegenden Literatur nicht belegt. 107 Ohnehin wäre eine Inanspruchnahme nur bezüglich des sich auf dem Hoheitsgebiet des Gerichtsstaates - beispielsweise der Bundesrepublik - befindlichen Staatsvermögens der D D R in Frage gekommen. 108 Darüber hinaus enthielten die entsprechenden Handelsverträge regelmäßig Schiedsgerichtsklauseln. Schiedsgerichtsverfahren waren das ganz überwiegend angewandte Mittel zur Streitbeilegung im Ost-West-Handel. 109 Der Rechtsweg zu den „kapitalistischen Gerichten" wurde damit von vornherein ausgeschlossen. Insgesamt erwies sich die Anerkennung der Rechtspersönlichkeit von Außenhandelsbetrieben 110 als ein Problem von abnehmender Bedeutung. Überein-
106
Panzer Buchbesprechung zu W. V. Laptjew, S t u R 1959, 1526 (1529).
107
Z u m Problem der Rechtspersönlichkeit von Staatsunternehmen b e k a n n t geworden ist vor allem der Fall Jordan Investments Ltd. v. Sojusneftexport, entschieden 1958 von der Außenhandelsarbitragekommission der Industrie und H a n d e l k a m m e r der U d S S R , dazu SeidlHohenfeldern Besitzen Staatsbetriebe und ihr Staat gleiche oder verschiedene Rechtspersönlichkeiten?, R O W 1966, S. 1 (4) mit weiteren Hinweisen; auch Enderlein Juristische Selbständigkeit sozialistischer Außenhandelsbetriebe contra Durchgriff, StuR 1984, S. 401 (402); ebenso der Fall „Ostdeutsche Regierung", entschieden 1961 vom Supreme C o u r t von N e w York, dazu Seidl-Hohenfeldern R O W 1966, S. 1 (3f.); auch der Fall Czarnikow Ltd. v. Rolimpex, entschieden 1978 vom H o u s e of Lords, dazu Böckstiegel Acts of State and Arbitration, S. 143, auch Enderlein Juristische Selbständigkeit sozialistischer Außenhandelsbetriebe contra Durchgriff, StuR 1984, S. 401 (402) - in allen genannten Fällen wurde die eigenständige Rechtspersönlichkeit der sozialistischen Staatsbetriebe grundsätzlich anerkannt.
108
Generell zur damit verbundenen Problematik der I m m u n i t ä t siehe bei Pfeffer D e r rechtliche R a h m e n des Wirtschaftsverkehrs mit den R G W - L ä n d e r n , S. 1 1 7 f f ; ebenso BVerfG N J W 1978, 485ff.
109
Böckstiegel
110
I m Z u s a m m e n h a n g mit der Rechtspersönlichkeit von Staatsbetrieben diskutierte m a n auch das Problem, ob sich Staatsbetriebe bei der Nichterfüllung von Verträgen gegenüber ihren ausländischen Vertragspartnern auf force majeure berufen könnten, wenn die Erfüllung des Vertrages auf einem staatlichen A k t (z.B. Nichterteilung einer Ausfuhrgenehmigung) des Staates beruht, dem der Staatsbetrieb angehörte. In der D D R wurde diesem Problem vor allem mit den Regelungen der §§ 38 I u n d 49 I Gesetz über internationale Wirtschaftsverträge ( G I W ) Rechnung getragen. G e m ä ß § 38 I G I W erlangte ein entsprechender Vertrag erst mit Erteilung der staatlichen G e n e h m i g u n g Wirksamkeit. N a c h § 49 I G I W war jeder Vertragspartner verpflichtet, diejenigen Genehmigungen zu beschaffen, die in seinem L a n d erforderlich wurden. D a m i t schied eine Berufung auf force m a j e u r e aus. Z u m Problem allgemein siehe Böckstiegel Acts of State and Arbitration, S. 143ff.; Seidl-Hohenfeldern Besitzen Staatsbetriebe und ihr Staat gleiche oder verschiedene Rechtspersönlichkeiten?, R O W 1966, S. Iff.; Enderlein Juristische Selbständigkeit sozialistischer Außenhandelsbetriebe contra Durchgriff, StuR 1984, S. 401 ff.
Internationale Schiedsgerichtsbarkeit im Ost-West-Handel, S. 13.
1.Teil: Der Außenhandel der DDR und die Außenhandels-GmbH
stimmend wird darauf hingewiesen, daß bereits wenige Jahre später sowohl privatrechtlich organisierte Außenhandels-GmbH als auch volkseigene Außenhandelsbetriebe in ihrer juristischen Selbständigkeit unbestritten waren. 111 Als weiterer Grund für die zunehmende Bildung von Gesellschaften mit beschränkter Haftung im Außenhandel der fünfziger Jahre wird die „Intensivierung der Beziehungen zwischen Industrie- und Außenhandelsbetrieben der DDR" 1 1 2 genannt. Die sogenannten volkseigenen „Exportbetriebe", das heißt diejenigen Betriebe, die Exportwaren für die Außenhandelbetriebe herstellten, sollten Vermögensanteile in die entsprechende Außenhandels-GmbH einbringen und als Gesellschafter über die Gesellschafterversammlung Einfluß auf die kommerzielle Tätigkeit der G m b H ausüben. 113 Man beabsichtigte, durch die enge Anbindung der Außenhandelsbetriebe an die zuliefernden Exportbetriebe eine bessere Koordinierung des Außenhandels zu erreichen. Um die wechselseitige Einflußnahme grundsätzlich gleichgeordneter Wirtschaftssubjekte zu ermöglichen, besann man sich des Instrumentariums des GmbH-Gesetzes von 1892. Diese „horizontale Steuerung" im Verhältnis zwischen volkseigenen Binnenhandelsbetrieben - in ihrer Funktion als Exportbetrieben - einerseits und den als Kapitalgesellschaften organisierten Außenhandels-GmbH andererseits wurde jedoch bald von stärker zentralistischen Ansätzen abgelöst. Die Beteiligung der volkseigenen Exportbetriebe an den Gesellschaften mit beschränkter Haftung gab man bereits nach einigen Jahren wieder auf, die jeweiligen Gesellschaftsanteile wurden von anderen Außenhandelsbetrieben übernommen. 114 Angemerkt sei in diesem Zusammenhang, daß im Binnenhandel der D D R zu Ende der fünfziger Jahre eine staatliche Beteiligung an noch existierenden Privatbetrieben einsetzte. Was formal gesehen gewisse Ähnlichkeiten mit den Außenhandels-GmbH aufwies - der Staat als zumindest Teilhaber an einer privatrechtlichen Organisation - geschah unter einer gänzlich anderen Prämisse. Auf der Grundlage der Verordnung über die Bildung halbstaatlicher Betriebe vom 26. März 1959115 wurden vor allem Kommanditgesellschaften gegründet, in denen volkseigene Betriebe oder Banken als Kommanditisten fungierten. Letztlich ging es dabei um die schrittweise Verstaatlichung noch existierender Privatunternehmen. Die Einflußnahme auf den „privaten Komplementär" stellte man
1.1
Enderlein Juristische Selbständigkeit sozialistischer Außenhandelsbetriebe contra Durchgriff, StuR 1984, S. 401, Kemper!Maskow Außenwirtschaftsrecht der D D R , S. 124.
1.2
Handbuch der Außenhandelsverträge, S. 142.
1.3
Kemper!Maskow
114
Dito.
115
GBl. I S . 253.
Außenwirtschaftsrecht der D D R , S. 125.
C. Die Gründung von Gesellschaften mit beschränkter Haftung im Außenhandel
sicher, indem die Befugnisse der Kommanditisten weitreichend ausgestaltet wurden. Beispielsweise bestimmte § 6 III der Verordnung über die Bildung halbstaatlicher Betriebe, daß der Komplementär wichtige Entscheidungen nur zusammen mit den anderen Gesellschaftern treffen konnte. Gemäß § 8 II der besagten Verordnung oblag dem staatlichen Gesellschafter auch die Kontrolle der zweckentsprechenden Verwendung der zugeführten Mittel. Im Vergleich zu den subsidiären Bestimmungen der §§ 161 ff. HGB änderte sich das Gefüge der Kommanditgesellschaft grundlegend zugunsten der staatlichen Gesellschafter. Sowohl der „Ulbricht-spezifische halbstaatliche Sektor" 116 als auch die noch existierenden Privatbetriebe wurden mit Beginn der Honecker-Ära Gegenstand einer weiteren Verstaatlichungskampagne. Betroffen waren vor allem die halbstaatlichen und privaten Industrie- und Baubetriebe. 117 Der Öffentlichkeit wurde in diesem Zusammenhang auf einem Parteitag der L D P D vom 16.2.-19.2.1972 mitgeteilt, daß die Komplementäre von halbstaatlichen Kommanditgesellschaften, um die Produktionsverhältnisse in der D D R weiterzuentwickeln, ihre Anteile an den Staat veräußern wollten. 118 Tatsächlich ging die Verstaatlichungsaktion auf unveröffentlichte Beschlüsse des Z K der SED und des Ministerrates vom 8. und 9.2.1972 zurück. 119 Im Ergebnis dieser Aktion vom Frühjahr 1972 sank der Anteil dieser Betriebe am sogenannten Nettoprodukt der D D R von 14,3% Ende 1971 auf 5,3% Ende 1972.120 Mit den Komplementären Schloß man zivilrechtliche Kaufverträge, die vom staatlichen Notariat beurkundet wurden. Der entrichtete Kaufpreis stand dem jeweiligen Komplementär nicht zur freien Verwendung zu, sondern wurde auf Sperrkonten mit beschränkter Verfügungsmöglichkeit eingezahlt. Auf dem 6. Plenum des Z K der SED vom 6. und 7.2.1972 wurde die Öffentlichkeit vom Vollzug der Umwandlung unterrichtet. 121 Ihren verfassungsrechtlichen Niederschlag fand die Verstaatlichungspolitik in der Verfassungsnovelle von 1974. Hieß es in Art. 12 I Verfassung der D D R
116
Brunner in Mampel
Recht, Wirtschaft u n d Politik im geteilten Deutschland, S. 490.
117
Brunner in Mampel
Recht, Wirtschaft u n d Politik im geteilten Deutschland, S. 491.
118
Mampel Die sozialistische Verfassung der D D R , Art. 14 R n . 14.
119
Mampel Die sozialistische Verfassung der D D R , Art. 14 R n . 14.
120
Brunner in Mampel Recht, Wirtschaft u n d Politik im geteilten Deutschland, S. 491 - Bis z u m Jahre 1978 sank der Anteil der privaten Betriebe und Betriebe mit staatlicher Beteiligung am A u f k o m m e n des gesellschaftlichen G e s a m t p r o d u k t s auf 3,6%. Davon entfielen 0 , 6 % auf halbstaatliche Betriebe u n d 3%> auf Privatbetriebe. 1950 hatte der Anteil dieser Betriebe noch 43,2 % betragen. Roggemann D D R - V e r f a s s u n g e n , S. 55.
121
D a z u insgesamt Mampel ren Hinweisen.
Die sozialistische Verfassung der D D R , A r t . 14 R n . 14 mit weite-
1.Teil: Der Außenhandel der DDR und die Außenhandels-GmbH
von 1968: „... größere Industriebetriebe sind Volkseigentum. Privateigentum daran ist unzulässig", so lautete der Verfassungstext von 1974 nur noch: „... Industriebetriebe sind Volkseigentum. Privateigentum daran ist unzulässig." 122 Der Rückgriff auf Gesellschaftsformen des bürgerlichen Rechtssystems aus der Zeit vor der Teilung Deutschlands bereitete den Verantwortlichen abgesehen von einem „psychologischen Moment" 1 2 3 keine weltanschaulichen Schwierigkeiten. Zusammenfassend läßt sich aber feststellen, daß die Bedeutung der G m b H als Rechtsform stetig abnahm. Im „Handbuch für Außenhandelsverträge" wird die Anzahl der Außenhandels-GmbH im Jahre 1970 mit 19 beziffert, für das Jahr 1978 werden nur noch 12 genannt. 124 Eine Beilage zu „DDR-Außenwirtschaft" will 1981 sogar nur 5 Außenhandelsbetriebe in der Form der G m b H festgestellt wissen.125 Selbst wenn man die mangelnde Publizität im Außenhandelssektor berücksichtigt - die Kunst und Antiquitäten G m b H taucht in den einschlägigen Veröffentlichungen beispielsweise nicht auf - so kann doch auch aus den offiziellen Zahlen eine Abkehr von Gesellschaften mit beschränkter Haftung im Außenhandel der D D R abgelesen werden. Daß man für spezielle Exportaufgaben auch weiterhin auf die „veraltete Rechtsform" 1 2 6 der G m b H zurückgriff, beweist die Gründung der Kunst und Antiquitäten G m b H im Jahre 1973.
122
Siehe Synopse zur Änderung der DDR-Verfassung von 1974 in Roggemann Die DDR-Verfassungen, S. 432 f.
123
Hartwig Zur staatlichen Beteiligung an privatkapitalistischen Betrieben, StuR 1957, 125ff. (131).
124
Der Außenhandelskaufvertrag, S. 142 f.
125
Siehe Gesamtübersicht abgedruckt bei Haendcke-Hoppe Die Umgestaltung des Außenhandelsapparats der D D R , DA 1981, S. 383 unter Bezug auf Beilage NR. 5/1981 zu D D R Außenwirtschaft.
126
Der Außenhandelskaufvertrag, S. 142.
D. Die Fortgeltung von Reichsgesetzen und das formal geltende GmbH-Recht in der DDR
D.
Die Fortgeltung von Reichsgesetzen und das formal geltende GmbH-Recht in der DDR
Zahlreiche Gesetze aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg blieben auch nach der Gründung der D D R jedenfalls formal in Kraft. So waren unter anderem das Handelsgesetzbuch von 1897127, das Gesetz über Aktiengesellschaften und Kommanditgesellschaften auf Aktien (Aktiengesetz) von 1937128, das Gesetz betreffend die Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften (Genossenschaftsgesetz) von 1889129 und das Gesetz betreffend die Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbH-Gesetz) von 1892130 geltendes Recht in der DDR. 1 3 1 Das Handelsgesetzbuch von 1897 war trotz der formalen Gültigkeit weitgehend gegenstandslos. § 332 des Gesetzes über internationale Wirtschaftsverträge (GIW) von 1976132 bestimmte, daß das HGB für den internationalen Handelsverkehr keine Anwendung fand. 133 Das Seehandelsschiffahrtsgesetz (SHSG) von 1976134 traf Neuregelungen bezüglich des Seehandels und wurde seinerseits von der Schiffsregisterverordnung 133 , die im dritten und vierten Abschnitt insbesondere auch Regelungen zu Schiffshypotheken und Schiffseigentum enthielt, ergänzt. Im Binnenhandel der D D R ist die Bedeutung der verbleibenden vier Bücher des HGB durch die unmittelbar nach Gründung der D D R beginnende Verstaatlichung der Wirtschaft zurückgegangen. 136 Der Rechtsverkehr zwischen den staatlichen und genossenschaftlichen Wirtschaftsorganisationen stützte sich auf das Vertragsgesetz von 19 6 5137. Zwar fanden über § 2 des Vertragsgesetzes die „Vorschriften 127
Handelsgesetzbuch vom 10.5.1897, RGBl. I S. 219; vor der Teilung Deutschlands zuletzt geändert a m 4.9.1938, RGBl. I S. 1149.
128
Gesetz über Aktiengesellschaften u n d Kommanditgesellschaften auf Aktien (Aktiengesetz) v o m 30.1.1937, RGBl. I S . 107.
129
Gesetz betreffend die Erwerbs- u n d Wirtschaftsgenossenschaften vom 1.5.1889, RGBl. S. 810.
130
G m b H - G e s e t z vom 20.4.1892, RGBl. I S.477, in der Fassung vom 20.5.1898, RGBl. I S. 846; vor der Teilung Deutschlands zuletzt geändert am 10.8.1937, RGBl. I S. 897.
131
K a m m e r für Außenhandel der D D R (Hrsg.), Gesellschaftsrecht der D D R , S. 5, (folgend Gesellschaftsrecht der D D R ) .
132
Gesetz über internationale Wirtschaftsverträge v o m 5.2.1976, GBl. I S. 61.
133
Ausnahmsweise sollten einige Bestimmungen des Frachtrechts als Spezialvorschriften herangezogen werden können; mangels anderslautender Vereinbarung beispielsweise beim L a d u n g s t r a n s p o r t des Kraftverkehrs und der Binnenschiffahrt. D a z u im einzelnen Maskowl Wagner Gesetz über internationale Wirtschaftsverträge, S. 72f.
134
Seehandelsschiffahrtsgesetz vom 5.2.1976, GBl. 19761. S. 109.
135
Verordnung über die F l a g g e n f ü h r u n g und Eigentumsrechte an Schiffen und das Schiffsregister (Schiffsregisterverordnung) vom 27. 5.1976, GBl. I S. 285.
136
Brunner Zivilrecht in der D D R , S. 10.
137
Vertragsgesetz v o m 25.2.1965, GBl. I S. 109.
1.Teil: Der Außenhandel der DDR und die Außenhandels-GmbH
des allgemeinen Zivilrechts" und damit auch des Handelsgesetzbuches subsidiäre Anwendung, doch waren die Regelungen des Vertragsgesetzes nebst Spezialgesetzen und zehn Durchführungsverordnungen derart umfassend, daß ein Rückgriff auf das Handelsgesetzbuch praktisch nicht stattfand. 138 Das Aktiengesetz von 1937 blieb nach 1949 ebenso in Kraft. Auch existierten in der D D R einige Aktiengesellschaften wie die Sowjetisch Deutsche Aktiengesellschaft Wismut (SDAG Wismut), 139 die Deutsche Handelsbank AG (DHB), 140 die Deutsche Außenhandelsbank AG (DABA) 141 und die Deutsche Außenhandelsund Rückversicherungs AG (DARAG), 142 jedoch befanden sich diese ausschließlich in staatlicher Hand. 143 Für die Anwendung des Aktiengesetzes blieb daher wenig Raum. Grundsätzlich galt auch das Genossenschaftsgesetz von 1889 in der D D R fort. Für die im Wirtschaftsverkehr wichtige Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) stellte das Oberste Gericht der D D R im Jahre 1957 aber fest, daß die „... durch die Schaffung von Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften entstandenen neuen gesellschaftlichen Verhältnisse auf dem Lande nicht durch das für die noch bestehenden Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften geltende kapitalistische Genossenschaftsgesetz vom 20.Mai 1889 ... geregelt werden können". 144 Insofern blieb auch das Genossenschaftsgesetz weithin gegenstandslos. Rechtsgrundlage für die Bildung von Außenhandels-Gesellschaften mit beschränkter Haftung war das GmbH-Gesetz von 1892. Das GmbH-Gesetz hat in der D D R keine Änderung erfahren und galt in seiner ursprünglichen Form fort. In Wissenschaft und Lehre fand das Recht der Kapitalgesellschaften keine Beachtung. Eine Publikation 145 des GmbH-Gesetzestextes konnte lediglich für das Jahr 1967 nachgewiesen werden.
138
Brunner Zivilrecht in der D D R , S. 10.
139
Die SDAG Wismut war 1947 als ausschließlich sowjetisches Unternehmen entstanden und baute im Raum Ronneburg/Sa. Uranerz ab. Von 1954 an war auch die D D R an der SDAG Wismut beteiligt.
140
Siehe dazu im Abschnitt über die Sonderunternehmen im Bereich des Außenhandels.
141
Dito.
142
Dito.
143
Brunner Zivilrecht in der D D R , S. 11.
144
Urteil des Obersten Gerichts der D D R in Zivilsachen vom 12.2.1957 - O G Z 5, 226 (228).
145
Dornberger Handelsrechtliche Gesetze und Haftpflichtbestimmungen - Textausgabe herausgegeben vom Institut für Zivilrecht der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Staatsverlag der D D R . Berlin 1967; darin wurde auch das H G B publiziert, nicht jedoch das AktG.
D. Die Fortgeltung von Reichsgesetzen und das formal geltende GmbH-Recht in der DDR
Im Unterschied zum GmbH-Gesetz der Bundesrepublik nach der Novellierung von 1981146 mußten nach geltendem DDR-Recht mindestens zwei Gesellschafter die G m b H gründen, § 1 GmbHG. Zulässig war jedoch die spätere Übernahme aller Stammeinlagen durch einen Gesellschafter. 147 Das Mindeststammkapital mußte nach § 5 I G m b H G lediglich 20.000,- Mark der Deutschen Notenbank beziehungsweise der D D R betragen. Für die vor der Anmeldung zu leistende Mindesteinlage reichte nach § 7 II G m b H G eine Einzahlung eines Viertels jeder Stammeinlage, mindestens jedoch 250,- Mark. Damit ergibt sich eine Mindesteinlage von 5.000,- Mark. Es bedurfte nach geltendem D D R Recht weder eines Sachgründungsberichtes noch bestand eine Differenzhaftung der Gründer für den Fall, daß der Wert einer Sacheinlage im Zeitpunkt der Anmeldung der Gesellschaft zur Eintragung in das Handelsregister nicht den Betrag der dafür übernommenen Stammeinlage erreichte.148 Besondere Anforderungen an die Person der Geschäftsführer wurden nicht gestellt. Ein spezielles Auskunfts- und Einsichtsrecht des einzelnen Gesellschafters gegenüber den Geschäftsführern sah das geltende G m b H G nicht vor.
146
G m b H Novelle vom 4.7.1980, BGBl. I S. 863, in K r a f t seit 1.1.1981.
147
Gesellschaftsrecht der D D R , S. 326.
148
Im Vergleich dazu § 5 IV und 9 I G m b H G nach der GmbH-Novelle von 1981
1.Teil: Der Außenhandel der DDR und die Außenhandels-GmbH
E.
Die Organisation des Außenhandels in den siebziger und achtziger Jahren
Im Zeitraum 1978-1982 vollzog sich ein grundlegender Wandel in der Struktur des Außenhandelssystems. Im Zuge dieser Umstrukturierung ging man dazu über, kombinatseigene Außenhandelsbetriebe zu bilden. 149 Gleichzeitig wurden die bestehenden Außenhandelsbetriebe zum Großteil aus der ausschließlichen Zuständigkeit des Ministeriums für Außenhandel ausgegliedert und den entsprechenden Industrieministerien unterstellt. 130 Die Regelung der Außenhandelstätigkeit verblieb aber sowohl für die kombinatseigenen als auch für die den Industrieministerien unterstellten Außenhandelsbetriebe in der Kompetenz des Ministeriums für Außenhandel. Insofern muß von einer doppelten Unterstellung 151 dieser Außenhandelsbetriebe gesprochen werden. Daneben unterstanden auch weiterhin eine Reihe von Außenhandelsbetrieben dem Ministerium für Außenhandel allein. Für den Bereich Kommerzielle Koordinierung und damit auch für die zu diesem Zeitpunkt bereits gegründete Kunst und Antiquitäten G m b H ergaben sich aus der beschriebenen Umstrukturierung des Außenhandelssektors keine Konse149
Von den 1981 offiziell 51 Außenhandelsbetrieben unterstanden 25 Außenhandelsbetriebe den einzelnen Kombinaten, siehe amtliche Ubersicht über die Außenhandelsbetriebe Stand 1.1.1981 aus DDR-Außenwirtschaft, Beilage 5/1981, zitiert in Haendcke-Hoppe Die U m gestaltung des Außenhandelsapparats der D D R , DA 1981, S. 383. Nach Haendcke-Hoppe sollen Ende 1982 20 Außenhandelsbetriebe den Fachministerien und 10 Außenhandelsbetriebe direkt dem Ministerium für Außenhandel unterstellt gewesen sein - HaendckeHoppe in Mampel Recht, Wirtschaft und Politik im geteilten Deutschland, S. 548. Diese Zahlen sind aus heutiger Sicht aber zweifelhaft. Insbesondere die Unternehmen des Bereiches Kommerzielle Koordinierung tauchen nur teilweise in den offiziellen Veröffentlichungen auf. Die Kunst und Antiquitäten G m b H ist in der oben zitierten Ubersicht beispielsweise nicht aufgeführt.
150
Zu den einzelnen Etappen der Umgestaltung ausführlich Haendcke-Hoppe tung des Außenhandelsapparats der D D R , DA 1981, S. 379fif.
151
Dazu aus der als „Vertrauliche Verschlußsache" eingestuften Unterrichtung des „Gen. Schalck über den Beschluß des Z K der SED vom 24.6.1981: „Gen. Schalck Betrifft: Vorschläge und M a ß n a h m e n für die E r h ö h u n g der Verantwortung bei der D u r c h f ü h r u n g der Außenhandelsaufgaben durch die Kombinate bei strikter Beibehaltung und Festigung des Außenhandelsmonopols ... Beschluß 1. Zur E r h ö h u n g der Effektivität des Exports und Imports der D D R und der dazu erforderlichen Leitung und Planung des Reproduktionsprozesses in einem geschlossenen Kreislauf, ... werden mit Wirkung vom 1.1.1982 Außenhandelsfirmen der Kombinate gebildet, die Teil einer Außenhandelsorganisation eines Industrieministeriums sind und in deren wirtschaftliche Rechnungsführung einbezogen werden. Sie sind in Bezug auf die Leitung, Planung und D u r c h f ü h r u n g des Außenhandels den Generaldirektoren der Kombinate und der Außenhandelsorganisation doppelt unterstellt. ... 7. Der Bereich Kommerzielle Koordinierung wird von dieser Aufgabenstellung nicht berührt. Er arbeitet als selbständiger Bereich nach festgelegtem Unterstellungsverhältnis." BArch DL2/KoKo/l 126, Bl. 122 ff.
Die Umgestal-
E. Die Organisation des Außenhandels in den siebziger und achtziger Jahren
quenzen. Dies geht aus einer als „Vertraulichen Verschlußsache" eingestuften Information des Sekretariats des ZK der SED an Schalck-Golodkowski über den maßgeblichen ZK-Beschluß vom 24.6.1981 hervor. 152 Die Unternehmen des Bereiches Kommerzielle Koordinierung waren weder vor noch nach dem Umstrukturierungsprozeß tatsächlich dem Minister für Außenhandel, einzelnen Industrieministerien oder Kombinaten unterstellt. Aber davon wird im zweiten Teil der Arbeit noch ausführlich die Rede sein.
I.
„Volkseigene Außenhandelsbetriebe" (VEB AHB) als regelmäßige Rechtsform
Die bis 1968 noch bestehenden „volkseigenen Handelsunternehmen Deutscher Innen- und Außenhandel" (VEH-DIA) wurden mit der Anordnung des Ministers für Außenwirtschaft vom 6. 5.1968 153 in „volkseigene Außenhandelsbetriebe der Deutschen Demokratischen Republik" (VEB AHB) 154 umbenannt. In den siebziger und achtziger Jahren war die ganz überwiegende Zahl der im Außenhandel tätigen Unternehmen in der Rechtsform des Volkseigenen Außenhandelsbetriebes (VEB AHB) organisiert. Daneben existierten die Außenhandels-GmbH und wenige Sonderunternehmen, diese zum Teil als Aktiengesellschaften. 155
II.
Sonderunternehmen im Bereich des Außenhandels
Neben den eigentlichen Außenhandelsbetrieben sorgten einige spezielle Unternehmen für die praktische Durchführung und Unterstützung der Handelsgeschäfte mit dem Ausland. Zum einen waren sie innerhalb des Ministeriums für Außenhandel mit Hilfsprozessen betraut, zum anderen wurden sie im Bereich der Ministerien für Verkehrswesen und Finanzen zur Sicherung des Valutabeziehungsweise Transportmonopols tätig. 156
152
Dito.
153
Anordnung über die Umbenennung von Außenhandelsunternehmen vom 6.5.1968, GBl. I S. 23.
154
Teilweise wird in der Literatur auch die Abkürzung VE A H B verwendet.
155
Zu den Außenhandelsbetrieben und ihren Rechtsformen siehe die Übersichten zum Stand 1976 in Haendcke-Hoppe!Mampel Z u m Gesetz der D D R über internationale Wirtschaftsverträge-GIW, ROW 1976, S. 157 (175); zum Stand 1.1.1978 in Der Außenhandelskaufvertrag, S. 142 f.; zum Stand 1.1.1981 in DDR-Außenwirtschaft 1981, Beilage Nr. 5, zitiert in Haendcke-Hoppe Die Umgestaltung des Außenhandelsapparats der D D R , DA 1981, S. 383.
156
Seiffert Außenwirtschaftsrecht der D D R , S. 37.
1.Teil: Der Außenhandel der DDR und die Außenhandels-GmbH
Als im Außenhandel der D D R tätige Aktiengesellschaften sind zunächst die dem Ministerium der Finanzen angegliederten Banken, Deutsche Außenhandelsbank AG (DABA) und Deutsche Handelsbank AG (DHB), zu nennen. Sie sicherten für Geldbeziehungen mit dem Ausland das Valutamonopol des Staates. Die 1966 gegründete DABA wickelte ebenso wie die bereits seit 1956 bestehende D H B den Zahlungs- und Verrechnungsverkehr zwischen den Außenhandelsbetrieben und ihren in- und ausländischen Partnern ab.157 War die Staatsbank der D D R bei der DHB Inhaber sämtlicher Aktien, fungierten bei der DABA neben der Staatsbank auch Außenhandelsbetriebe als Aktionäre. 158 Eine klare gesetzliche Abgrenzung der Kompetenzen beider Banken wurde nicht getroffen, sie unterlagen jedoch den Weisungen der Staatsbank der DDR. 1 5 9 Die Versicherung von möglichen Schäden insbesondere im Zusammenhang mit Export- und Importgeschäften 160 übernahm ab 1958 die Deutsche Auslandsund Rückversicherungs AG (DARAG). Die DARAG ging aus der früher sowjetischen und seit 1957 im Eigentum der D D R befindlichen Schwarzmeer und Ostsee Allgemeine Versicherungs AG 161 und der Deutschen Versicherungsanstalt 162 hervor. 163 Hinsichtlich der Versicherungsverhältnisse wurde zwischen einer auf Vertrag beruhenden freiwilligen Versicherung und einer Pflichtversicherung 164
157
In § 8 der DABA-Satzung heißt es: „Die Bank führt den kommerziellen und nichtkommerziellen Zahlungs- und Verrechnungsverkehr und sonstige Bankoperationen mit dem Ausland, mit Westdeutschland und Westberlin durch und finanziert die Außenhandelsunternehmen sowie die Außenhandelsoperationen anderer Betriebe und Organisationen in der Deutschen Demokratischen Republik." - Zu weiteren Aufgaben siehe §§ 9 - 1 4 Satzung der Deutschen Außenhandelsbank, abgedruckt in Seiffert Außenwirtschaftsrecht der D D R , S. 178 ff.
158
Lieser-Triebnigg
D a s Recht des Außenhandels in der D D R , S. 35, 37.
159
Lieser-Triebnigg
D a s Recht des Außenhandels in der D D R , S. 37.
160
Die D A R A G versicherte Luft- und Wasserfahrzeuge (außer Sportbooten), Ex- und Importsendungen, Bargeldbestände, Schecks, Wechsel, Schuldscheine und Wertpapiere in fremder Währung, Lager- und Verkaufsbestände innerhalb der D D R sowie Grundmittel (außer Kraftfahrzeugen) und materielle Umlaufmittel, sofern sie sich außerhalb der D D R befanden u. a., § 1 Anordnung über die Bedingungen für die Pflicht- und freiwilligen Versicherungen der volkseigenen Wirtschaft bei der D A R A G vom 19.11.1968 in der Fassung der Anordnung Nr. 2 vom 23.12.1970, GBl. II 1971 S. 76.
161
Mampel Die sozialistische Verfassung der D D R , Art. 9 Rn. 81.
162
Mit 1.1.1969 in Staatliche Versicherung der D D R umbenannt, siehe § 1 I Verordnung über das Statut der Staatlichen Versicherung der D D R vom 19.11.1968, GBl. II S. 941.
163
Lieser-Triebnigg
164
Die Pflichtversicherung umfaßte unvorhersehbare Schäden durch Elementarereignisse wie z. B. Blitzschlag, Hochwasser, Sturmflut, Erdbeben, Hagel sowie Schäden durch Brand, Explosion u.ä.; die freiwillige Versicherung konnte für solche Schäden abgeschlossen werden, die nicht von der Pflichtversicherung gedeckt waren, §§ 2 I u. 3 Anordnung über die Bedingungen für die Pflicht- und freiwilligen Versicherungen der volkseigenen Wirtschaft bei der D A R A G vom 19.11.1968 in der Fassung der Anordnung Nr. 2 vom 23.12.1970, GBl. II 1971 S. 76.
D a s Recht des Außenhandels in der D D R , S. 46.
E. Die Organisation des Außenhandels in den siebziger und achtziger Jahren
unterschieden, 165 die durch bloße Anmeldung des Versicherungsnehmers Versicherungsschutz entfaltete. 166 Daneben betätigte sich die DARAG auch auf dem Gebiet der aktiven und passiven Rückversicherung, wobei sie hauptsächlich mit Versicherungsunternehmen sozialistischer Staaten zusammenarbeitete. 167 Neben den Aktiengesellschaften wurden der VEB Kombinat Deutrans, Internationale Spedition und der VEB Deutfracht/Seereederei Rostock zur Sicherung des Transportmonopols im Ministerium für Verkehr tätig. 168 Weiterhin werden in der DDR-Fachliteratur unter anderem die Interwerbung G m b H und die Asimex-Export-Import-Agentur als Sonderunternehmen im Außenhandelsbereich genannt, 169 auf die hier nicht näher eingegangen werden soll. Die AsimexExport-Import-Agentur gehörte überdies der Hauptabteilung I des Bereiches Kommerzielle Koordinierung an, dessen Organisation im Mittelpunkt des zweiten Teils dieser Arbeit steht.
165
Der G r u n d für die Unterscheidung zwischen freiwilliger und Pflichtversicherung läßt sich dem Gedanken des § 5 II und III Gesetz über die Versicherung der volkseigenen Wirtschaft vom 15.11.1968, GBl. I S. 355, entnehmen. D a n a c h sind Pflichtversicherungen abzuschließen, wenn dies das „gesamtgesellschaftliche Interesse", insbesondere im Hinblick auf die „Kontinuität des volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozesses", erfordert. F ü r freiwillige Versicherungen sollen hingegen die „Belange der Betriebe" den Ausschlag geben. Im Falle also, daß die Volkswirtschaft Planstörungen dadurch befürchten mußte, daß ein nicht zurechenbarer Schaden, etwa durch Naturkatastrophen, eintrat, sollten Pflichtversicherungen vorbeugen. F ü r zurechenbare Schäden mußten die Wirtschaftsteilnehmer mittels freiwilliger Versicherungen selbst Sorge tragen, da die Volkswirtschaft durch den möglichen Rückgriff nicht gefährdet war. Damit korrespondierte auch die Beitragsregelung des § 5 Erste Durchführungsverordnung zum Gesetz über die Versicherung der volkseigenen Wirtschaft vom 19.11.1968, GBl. II S. 939, wonach die Pflichtversicherungsbeiträge zu den Betriebskosten zählten, die Beiträge der freiwilligen Versicherung aber den Nettogewinnen der Betriebe entnommen wurden, also zusätzlich erwirtschaftet werden mußten. Siehe dazu auch bei Lieser-Triebnigg D a s Recht des Außenhandels der D D R , S. 47f. mit weiteren Nachweisen.
166
Die Pflichtversicherung begann, soweit nicht anderweitig vereinbart, 14 Tage nach Eingang der Anmeldung bei der D A R A G , § 2 IV Anordnung über die Bedingungen für die Pflichtund freiwilligen Versicherungen der volkseigenen Wirtschaft bei der D A R A G vom 19.11. 1968 in der Fassung der Anordnung Nr. 2 vom 23.12.1970, GBl. II 1971 S. 76.
167
Lieser-Triebnigg
D a s Recht des Außenhandels in der D D R , S. 48.
168
Lieser-Triebnigg
D a s Recht des Außenhandels in der D D R , S. 20.
169
Seiffert Außenwirtschaftsrecht der D D R , S. 37.
1.Teil: Der Außenhandel der DDR und die Außenhandels-GmbH
III.
Gesetzlicher Rahmen für die Tätigkeit der Außenhandelsbetriebe - die A H B - V O vom 10.1.1974
Die Verordnung über die Aufgaben, Rechte und Pflichten der volkseigenen Außenhandelsbetriebe vom 10.1.1974 170 (AHB-VO) bildete bis 1989 die gesetzliche Grundlage für die Tätigkeit der Außenhandelsbetriebe, damit auch für nahezu den gesamten Geschäftszeitraum der Kunst und Antiquitäten G m b H . Im Hinblick auf § 2 II Verordnung über die Aufgaben, Rechte und Pflichten der volkseigenen Betriebe, Kombinate und VVB vom 28. 3.1974 171 stellte die AHBVO eine entsprechende Sonderregelung für den Außenhandelsbereich dar. Die AHB-VO löste die Anordnung über die volkseigenen Außenhandelsbetriebe vom 9.4.1973 1 7 2 ab. Wegen ihrer kurzen Geltungsdauer und der nur knappen Regelungen, die sich ihrem Inhalt nach auch in der AHB-VO wiederfanden, 173 soll hier nicht näher auf die Anordnung vom April 1973 eingegangen werden. Ebenso außer Acht bleibt die Verordnung über die volkseigenen Außenhandelsbetriebe vom 29. 6.1989 174 , die insbesondere für die Tätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH 1 7 5 keine nennenswerte Rolle mehr spielte. I.
Allgemeine Bestimmungen
§ 1 1 1 AHB-VO definierte die volkseigenen Außenhandelsbetriebe als: „Wirtschaftseinheiten der einheitlichen sozialistischen Volkswirtschaft der Deutschen Demokratischen Republik, die auf der Grundlage der staatlichen Aufgaben und Planauflagen im Bereich der Zirkulation den Export und Import von materiellen Erzeugnissen und Leistungen sowie wissenschaftlich-technischen Ergebnissen und Leistungen durchführen."
Nach § 1 I 2 AHB-VO waren die A H B juristische Personen, die nach dem Prinzip der wirtschaftlichen Rechnungsführung 1 7 6 arbeiteten.
no Verordnung über die Aufgaben, Rechte und Pflichten der volkseigenen Außenhandelsbetriebe vom 10.1.1974, GBl. I S. 77. 171
Verordnung über die Aufgaben, Rechte und Pflichten der volkseigenen Betriebe, Kombinate und VVB vom 28. 3.1973, GBl. I S. 129.
172
Anordnung über die volkseigenen Außenhandelsbetriebe der D D R vom 9.4.1973, GBl. I S. 186.
173
Die Anordnung vom 9.4.1973 bestand aus drei Paragraphen. Die Regelung des § 1 I der Anordnung entsprach dem § 1 I 2 AHB-VO. Der Inhalt der §§ 1 II u. 2 der Anordnung fand sich sinngemäß in § 21 AHB-VO wieder. § 3 der Anordnung enthielt lediglich Schlußbestimmungen, aaO.
174
Verordnung über die Volkseigenen Außenhandelsbetriebe vom 29.6.1989, GBl. I S. 183.
175
Die Kunst und Antiquitäten G m b H stellte ihre Geschäftstätigkeit zum 31.12.1989 ein.
176
D a s Prinzip der wirtschaftlichen Rechnungsführung war bereits mit der Verordnung über M a ß n a h m e n zur Einführung des Prinzips der wirtschaftlichen Rechnungsführung in den Betrieben der volkseigenen Wirtschaft vom 20.3.1952, GBl. I S. 225, gesetzlich verankert worden. Es bedeutete eine wirtschaftlich-operative Selbständigkeit im Rahmen des Wirt-
E. Die Organisation des Außenhandels in den siebziger und achtziger Jahren
Die Außenhandelsbetriebe unterstanden gemäß § 1 II 1 AHB-VO grundsätzlich dem Minister für Außenhandel, der über „... Gründung, Zusammenlegung, Trennung und Auflösung von AHB sowie über deren Waren- und Leistungsprogramm entschied", § 1 II 2 AHB-VO. Das Waren- und Leistungsprogramm wurde neben dem Stammvermögen und den Vertretungsberechtigten in Statuten für die AHB festgelegt, die der Minister für Außenhandel erließ und im Zentralblatt der D D R veröffentlicht werden mußten, § 21 AHB-VO. Gemäß § 2 AHB-VO waren die Außenhandelsbetriebe mit der Verwirklichung des staatlichen Außenhandelsmonopols betraut, wobei sie ihre Geschäfte eigenverantwortlich organisierten und im Hinblick auf ihr Waren- und Leistungsprogramm ein Angebots- und Nachfragemonopol gewährleisteten. Angebot und Nachfrage für eine bestimmte Produktpalette lief also ausschließlich über den jeweils für diese Produktpalette allein zuständigen Außenhandelsbetrieb. Die Grundlage für die entsprechende Vertragsabschlußbefugnis bildete § 4 AHB-VO. Auch hinsichtlich des Abschlusses von Export- und Importverträgen schrieb die AHB-VO in § 4 ein Monopol für die Außenhandelsbetriebe fest. Besondere Verantwortung oblag den Außenhandelsbetrieben nach § 3 AHB-VO unter anderem beim „... effektiven Einsatz der ihnen übertragenen materiellen und finanziellen Fonds", der „... Verwirklichung der staatlichen Außenhandelspolitik durch die Erfüllung der ihnen übertragenen staatlichen Aufgaben und Planauflagen nach Waren und Ländern" sowie der „... Gestaltung gegenseitig vorteilhafter kommerzieller Beziehungen mit Partnern aus Entwicklungsländern und aus kapitalistischen Industriestaaten".
2.
Aufgaben der AHB
In den §§ 5; 7-18 AHB-VO wurden einzelne Aufgaben und die Einbindung der Außenhandelsbetriebe in das System der D D R Volkswirtschaft geregelt. Die Aufgaben reichten vom Stadium der Vorbereitung der Außenhandelstätigkeit über die eigentliche Durchführung der Außenhandelsgeschäfte bis hin zur Rechenschaftslegung gegenüber dem Ministerium für Außenhandel. Hinsichtlich der Vorbereitung der Geschäftstätigkeit wurden die Außenhandelsbetriebe beispielsweise mit Marktforschung und Preisbildung betraut, §§ 8; 13 AHB-VO, und waren zusammen mit den Exportbetrieben 177 für Werbemaßnahmen zuständig, § 11 II 3. Spiegelstrich AHB-VO. Im Rahmen der Abwicklung der Außenhandelsgeschäfte mußten die Außenhandelsbetriebe unter anderem die staatlichen Planauflagen verwirklichen und dabei
177
schaftsplanes. Die Unternehmen trugen danach die Verantwortung für das Erreichen der Planziele und die Deckung ihrer Ausgaben durch Einnahmen. SeifTert (Hrsg.), Wirtschaftsrecht der D D R , S. 15. D. h. denjenigen Unternehmen, die Waren für den Export produzierten.
1.Teil: Der Außenhandel der DDR und die Außenhandels-GmbH
die vom Ministerium für Außenhandel vorgegebenen Kennziffern für den sogenannten „Warenaustausch nach Ländern" realisieren, § 9 I, III AHB-VO. Sie wurden gemäß § 15 AHB-VO zur Kontrolle der Einhaltung der vertraglichen Verpflichtung ihrer inländischen und ausländischen Partner bestimmt. Nach Durchführung ihrer Export- und Importgeschäfte oblag den Außenhandelsbetrieben die „Erfassung, Aufbereitung, Nachweisführung und Abrechnung ... nach den Rechtsvorschriften über die Rechnungsführung und Statistik sowie nach den vom Minister für Außenhandel getroffenen Festlegungen", § 16 AHB-VO. Darüber hinaus enthält die AHB-VO Regelungen über die Beziehungen der Außenhandelsbetriebe zu ihren Binnenhandelspartnern. Nach § 11 I AHB-VO hatten die Außenhandelsbetriebe „... gemeinsam mit den zuständigen volkseigenen Betrieben, Kombinaten oder VVB die erforderlichen Maßnahmen zur Vorbereitung und Bearbeitung ..." der äußeren Märkte zu vereinbaren. § 5 II AHB-VO schrieb den Außenhandelsbetrieben für ihr Warenund Leistungsprogramm die Sicherstellung eines einheitlichen Auftretens aller Wirtschaftseinheiten auf den äußeren Märkten vor. Auf der „... Grundlage der staatlichen Aufgaben und Planauflagen" hatten die Außenhandelsbetriebe nach § 9 1 AHB-VO, die Exporte und Importe mit den zuständigen Kombinaten, VVB oder Bilanzorganen zu vereinbaren. Gemäß § 18, 1. Spiegelstrich AHB-VO sollten die Außenhandelsbetriebe zudem „... konstruktiv an der Ausarbeitung der Konzeption zur wirtschaftlichen und wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit der VVB und Kombinate" mitwirken. Neben der AHB-VO enthielt auch die AußenhandelsVO einige Regelungen, die an die Außenhandelsbetriebe adressiert waren. Insbesondere die §§ 16-20 AußenhandelsVO bezogen sich auf Organisation der Geschäftstätigkeit und Aufgaben der Außenhandelsbetriebe. Der Regelungsgehalt dieser Vorschriften der AußenhandelsVO glich dabei jedenfalls teilweise den bereits beschriebenen Bestimmungen der AHB-VO. 178
178
Siehe zum Beispiel § 19 AußenhandelsVO und die entsprechenden Bestimmungen in § 11 AHB-VO.
F. Rechtliche Einordnung d e r A u ß e n h a n d e l s - G m b H
F.
Rechtliche Einordnung der Außenhandels-GmbH - Das materielle GmbH-Recht im Lichte der A H B - V O
I.
Die Außenhandels-GmbH als volkseigener Betrieb
Stellt man die Außenhandels-GmbH dem vorherrschenden VEB AHB gegenüber, dann ergeben sich weniger qualitative Unterschiede als sich dies aus formaler Sicht zunächst vermuten läßt. Neben der bereits begriffsimmanenten Qualifizierung der VEB AHB als „volkseigen", muß auch die AußenhandelsG m b H zu den volkseigenen Betrieben 179 gezählt werden. Die rechtswissenschaftliche Literatur der D D R äußert sich dazu eher zurückhaltend. 180 Auch aus der AHB-VO 181 läßt sich dies nicht ohne weiteres schließen. § 22 III AHB-VO unterscheidet ausdrücklich diejenigen „... AHB 182 , die nicht in der Rechtsform des volkseigenen AHB organisiert sind ...". Die Zuordnung zum Volkseigentum wird jedoch deutlich, wenn man bedenkt, daß als Gesellschafter der Außenhandels-GmbH in der Regel VEB oder VVB 183 fungierten. Das von den Gesellschaftern eingebrachte Kapital entstammte somit dem Volkseigentum. Mit der Bildung einer Außenhandels-GmbH wurde zwar eine Gesellschaftsform geschaffen, die auch abstrakt gesehen - das heißt losgelöst von der hergebrachten juristischen Person „GmbH" - über Identitätsausstattung, Handlungsorganisation und insbesondere einen eigenständigen Haftungsverband 184 verfügte, doch änderte dies nichts an der Zugehörigkeit des Gesellschaftsvermögens zum Volkseigentum. 179
In der Literatur wird oft von „volkseigenen Außenhandelsbetrieben" gesprochen, wobei man nur die „volkseigenen Betriebe Außenhandelsbetriebe" (VEB AHB) im engeren Sinne meint. Zur Klarstellung wird in der vorliegenden Arbeit bezüglich der Organisationsformen nur von VEB A H B bzw. Außenhandels-GmbH gesprochen.
180
Beispielsweise heißt es im „ H a n d b u c h der Außenhandelsverträge" zu den Merkmalen der juristischen Person bei Partnern von Außenhandelskaufverträgen in der D D R lediglich: „... das einer rechtlich selbständigen staatlichen Wirtschaftsorganisation zugeteilte Vermögen bleibt Volkseigentum." - Der Außenhandelskaufvertrag, S. 145. Klarer insofern aber Seiffert der allgemein die AHB, „... wie alle Wirtschaftorganisationen in der D D R ... unabhängig von ihrer Rechtsform" zu den „volkseigenen Betrieben" zählt. Seiffert Außenwirtschaftsrecht der D D R , S. 34.
181
Verordnung über die Aufgaben, Rechte und Pflichten der volkseigenen Außenhandelsbetriebe vom 10.1.1974, GBl. I S. 77.
182
Der Gesetzestext bleibt insofern undeutlich, wird doch in § 1 11 AHB-VO bestimmt, daß nur „volkseigene Außenhandelsbetriebe" im Verordnungstext mit der Abkürzung „ A H B " benannt werden.
183
Murawo Das Außenhandelsrecht in den Wirtschaftsordnungen des geteilten Deutschlands, S. 56.
184
Als Elemente der Rechtsperson oder des Rechtssubjekts nach John Die organisierte Rechtsperson, S. 72 IT.
I.Teil: Der Außenhandel der DDR und die Außenhandels-GmbH Generell betrachtete m a n die finanziellen Mittel der Außenhandelsbetriebe als von staatlicher Seite zur Verfügung gestellte Fonds, die im gesamtgesellschaftlichen Eigentum verblieben. 185 Wenngleich es sich u m ein abgesondertes Vermögen handelte, verfügten die Außenhandelsbetriebe lediglich über ein „Besitz-, Nutzungs- und operatives Verwaltungsrecht". 1 8 6 Diese Grundsätze gelten auch für die Außenhandels-GmbH. Trotz ihrer abweichenden äußeren F o r m ist die A u ß e n h a n d e l s - G m b H im vermögensrechtlichen Sinne als volkseigener Betrieb zu qualifizieren.
II.
Die Außenhandels-GmbH als zentral geleiteter Staatsbetrieb
Neben der vermögensrechtlichen Z u o r d n u n g gleicht auch die Einbindung der Außenhandels-GmbH in das System der staatlichen Leitung und Planung dem VEB AHB. Wie dargestellt, fanden die Regelungen der A H B - V O über § 22 III AHB-VO auch auf die A u ß e n h a n d e l s - G m b H Anwendung, sofern nicht in Rechtsvorschriften abweichende Bestimmungen getroffen waren. N a c h § 1 II 1 AHB-VO unterstand damit auch die A u ß e n h a n d e l s - G m b H dem Ministerium für Außenhandel und unterlag den Entscheidungsbefugnissen des Ministers. Der Minister entschied gemäß § 1 II 2 AHB-VO 1 8 7 auch „... über die G r ü n d u n g , Zusammenlegung, Trennung und Auflösung" der AußenhandelsG m b H sowie über ihr Waren und Leistungsprogramm. F ü r die Entstehung der juristischen Person „ A u ß e n h a n d e l s - G m b H " gab nicht der Zeitpunkt der Eintragung in das Handelsregister den Ausschlag, sondern schon der staatliche G r ü n d u n g s a k t entfaltete hier konstitutive Wirkung. Die gesetzliche Grundlage bildete für alle volkseigenen Betriebe entsprechend § 6 1 1 GründungsVO. 1 8 8 Die Regelung des formal geltenden § 11 I G m b H G , nach der die G m b H vor Eintragung in das Handelsregister nicht besteht, blieb faktisch außer K r a f t . Die Eintragung besaß rein deklaratorischen Charakter. 1 8 9 185
Kemper!Maskow
186
Murawo D a s Außenhandelsrecht in den Wirtschaftsordnungen des geteilten Deutschlands, S. 59.
187
Siehe entsprechend auch § 6 1 2 AußenhandelsVO.
Außenwirtschaftsrecht der D D R , S. 123.
iss Verordnung über das Verfahren der G r ü n d u n g und Z u s a m m e n l e g u n g von volkseigenen Betrieben ( G r ü n d u n g s V O ) vom 16.10.1968, GBl. II S. 965. 189
Eines der Standardwerke der D D R zum Außenhandelsrecht bemerkt dazu ausdrücklich: „Die Vorschrift des § 11 G m b H - G e s e t z , nach der die G m b H erst mit Eintragung in das Register Rechtspersönlichkeit erlangt, hat in der D D R für staatliche juristische Personen keine Bedeutung mehr. Somit entstehen die A u ß e n h a n d e l s - G m b H in der D D R wie alle anderen staatlichen Betriebe bereits durch den G r ü n d u n g s a k t als juristische Person. D e r A u ß e n h a n delskaufvertrag, S. 147.
F. Rechtliche Einordnung der Außenhandels-GmbH
Im diesem Zusammenhang soll auch auf die abweichende Praxis der Anmeldung der G m b H zum Handelsregister hingewiesen werden. 190 Bereits mit der Verordnung über die Übertragung der Angelegenheiten der Freiwilligen Gerichtsbarkeit (FGGVO) vom 15.10.1952 191 hatte man die Führung des Handelsregisters, Abteilungen A und B, neu geregelt. § 49 FGGVO bestimmte, daß das Handelsregister fortan nicht mehr bei den Registergerichten, sondern bei Fachabteilungen des jeweiligen Rates des Kreises zu führen war. Die entsprechend übergeordnete Abteilung beim Rat des Bezirkes entschied über Beschwerden, für die ursprünglich das Registergericht zuständig war, § 52 FGGVO. Die Publizität des Handelsregisters wurde gleichzeitig erheblich eingeschränkt. Die Einsichtnahme konnte gemäß § 56 I FGGVO „... von der Glaubhaftmachung eines rechtlichen Interesses abhängig gemacht werden". Eine öffentliche Bekanntmachung fand aufgrund des § 56 II FGGVO nicht mehr statt. In Berlin (Ost), dem Sitz der Kunst und Antiquitäten GmbH, führte der Stadtbezirk Mitte das Handelsregister für alle anderen Stadtbezirke. 192 Die „Registrierung im Verwaltungswege" läßt auf die Sonderstellung der G m b H im Wirtschaftsleben der D D R schließen. Für eine Vielzahl von privatwirtschaftlichen G m b H im hergebrachten Sinne, mit den entsprechenden Publizitätserfordernissen und den mit der Registrierung verbundenen Rechtsproblemen, wäre dieses Verfahren wenig praktikabel gewesen. Der Minister für Außenhandel erließ für die Außenhandels-GmbH ein Statut, das gemäß § 211AHB-VO insbesondere das jeweilige Waren- und Leistungsprogramm, das Stammvermögen und die Vertretungsbefugnisse enthalten sollte. Ebenso wie die VEB AHB wurde auch die Außenhandels-GmbH von einem Generaldirektor geleitet, der seinerseits vom Minister für Außenhandel - durch staatlichen Hoheitsakt - berufen und abberufen wurde, § 19 I, III AHB-VO. Der Generaldirektor hatte als „Beauftragter der sozialistischen Staatsmacht ... die staatlichen Gesamtinteressen durchzusetzen". 193 Entsprechend § 19 12 AHB-VO trug er die Verantwortung für die gesamte Tätigkeit der Außenhandels-GmbH. Er war an die Weisungen des Ministers für Außenhandel gebunden und diesem gegenüber auch rechenschaftspflichtig. 194 Die Gesellschafterversammlung der Außenhandels-GmbH spielte eine untergeordnete Rolle. Nach § 45 I G m b H G standen die Rechte der Gesellschafter,
190
Ausführlich Liters Die Regelung der freiwilligen Gerichtsbarkeit in der D D R , ROW 1970, S. 137 (140).
191
GBl. I S. 1057.
192
Gesellschaftsrecht der D D R , S. 330.
193
Kemper!Maskow
194
Der Außenhandelskaufvertrag, S. 153.
Außenwirtschaftsrecht der D D R , S. 132.
1.Teil: Der Außenhandel der DDR und die Außenhandels-GmbH insbesondere hinsichtlich der G e s c h ä f t s f ü h r u n g , zur Disposition des Gesellschaftsvertrages. D a m i t w a r es auch n a c h d e m G m b H G möglich, im Gesellschaftsvertrag das „Prinzip der Einzelleitung" 1 9 5 zugunsten des G e s c h ä f t s f ü h rers festzuschreiben. D e r G e s c h ä f t s f ü h r e r oder H a u p t g e s c h ä f t s f ü h r e r k o n n t e d a n n gleichzeitig als G e n e r a l d i r e k t o r der A u ß e n h a n d e l s - G m b H agieren. Die im G m b H G enthaltenen Bestimmungen zur Vertretungsbefugnis f a n d e n keine A n w e n d u n g . 1 9 6 Es galten insofern die Bestimmungen der A H B - V O . Entsprechend § 21 I A H B - V O legte der Minister f ü r A u ß e n h a n d e l die zur Vertretung im Rechtsverkehr Befugten im jeweiligen Statut fest. Auf die Verbindlichkeit der zentralen Planvorgaben n a h m e n die §§ 3, 2. Spiegelstrich; 10 A H B - V O entsprechend Bezug. D a m i t wird deutlich, d a ß die A u ß e n h a n d e l s - G m b H trotz ihrer f o r m a l e n Selbständigkeit als Staatsbetrieb zu qualifizieren ist, der in die zentrale Planwirtschaft der D D R eingebunden w a r u n d den Weisungen des Ministeriums f ü r A u ß e n h a n d e l als zentralem O r g a n des Ministerrates zur W a h r n e h m u n g des staatlichen A u ß e n h a n d e l s m o n o p o l s 1 9 7 unterlag.
III.
Die partielle Rechtsfähigkeit der Außenhandels-GmbH
Sowohl d e m V E B A H B als auch der A u ß e n h a n d e l s - G m b H w u r d e eine nur partielle Rechtsfähigkeit z u e r k a n n t . Eine gesetzliche G r u n d l a g e d a f ü r findet sich in § 4 1 1 A H B - V O . D a n a c h waren die „ . . . A H B ... allein b e f u g t z u m A b s c h l u ß von E x p o r t - u n d I m p o r t v e r t r ä g e n g e m ä ß den staatlichen Auflagen u n d P l a n a u f l a g e n im R a h m e n des ihnen zugeordneten Waren- u n d L e i s t u n g s p r o g r a m m s ...". D e r U m f a n g der Rechtsfähigkeit beschränkte sich also auf solche Rechtsgeschäfte, die ihrem Wesen n a c h d e m g e m ä ß § 21 I A H B - V O in den Statuten festgelegten Waren- u n d L e i s t u n g s p r o g r a m m entsprachen. Alle s t a t u t e n f r e m d e n Rechtsgeschäfte sah m a n als u l t r a vires u n d infolgedessen nichtig 1 9 8 an. A b s t r a k t betrachtet erscheint dies insofern bedenklich, als die Statuten keine abschließenden A n g a b e n ü b e r die v o n A u ß e n h a n d e l s - G m b H u n d V E B A H B v o r n e h m b a r e n Rechtsgeschäfte enthielten. Geregelt waren lediglich die H a u p t a u f g a b e n u n d die typischen Befugnisse. 1 9 9 F ü r die A u ß e n h a n d e l s - G m b H w u r d e das Statut überdies nicht zwangsläufig im Zentralblatt der D D R veröffentlicht, wie dies in § 21 II A H B - V O vorgesehen war. F ü r die K u n s t u n d A n t i q u i t ä t e n G m b H ist eine 195
§ 19 11 AHB-VO.
196
Der Außenhandelskaufvertrag, S. 153.
197
§ 1 I 1 Statut des Ministeriums für Außenwirtschaft vom 9.8.1973 (ΜΑΗ-Statut), GBl. I S. 420.
198
Seiffert Außenwirtschaftsrecht der D D R , S. 35.
199
Der Außenhandelskaufvertrag, S. 150.
F. Rechtliche Einordnung der Außenhandels-GmbH
Veröffentlichung des Statuts im Zentralblatt der D D R beispielsweise nicht erfolgt. Damit konnten sich die Geschäftspartner auch nicht in jedem Falle ungehindert über den Kreis der Geschäfte informieren, zu deren Abschluß die jeweilige Außenhandels-GmbH laut Statut befugt war. Daß es insbesondere im Hinblick auf die Kunst- und Antiquitäten GmbH zu Vertragsabschlüssen ultra vires gekommen ist, bei denen man sich später auf die Nichtigkeit des Rechtsgeschäftes berufen hat, ist jedoch nicht bekannt geworden.
IV
Würdigung
Nach dem Gesagten läßt sich die Außenhandels-GmbH als volkseigener Staatsbetrieb „im Mantel einer Kapitalgesellschaft" qualifizieren. Sie verkörperte ihrem äußeren Erscheinungsbild nach eine Wirtschaftsorganisation der kapitalistischen Marktwirtschaft und blieb damit nicht nur rechtlich sondern auch ideologisch ein Fremdkörper im Wirtschaftssystem der DDR. Betrachtet man hingegen ihre innere Struktur und ihre Einbindung in das System der Leitung und Planung, dann wies die Außenhandels-GmbH nur wenige Gemeinsamkeiten mit der hergebrachten Rechtsform der GmbH auf. Sowenig sich die formale Selbständigkeit der Außenhandels-GmbH, vor allem was die Haftung der Gesellschaft anbelangt, bestreiten läßt, so deutlich wird gleichzeitig die Möglichkeit ihrer Instrumentalisierung zur Durchsetzung der staatlichen Außenhandelspolitik. Einerseits sollte die Organisation als GmbH die wirtschaftliche und juristische Unabhängigkeit von Außenhandelsunternehmen und Staat unterstreichen, andererseits erweckte diese Rechtsform vor allem in der Bundesrepublik ein gewisses Vertrauen bei den Geschäftspartnern, was insbesondere für den Handel mit Kunst und Antiquitäten notwendig war. Der Gegensatz von Rechtsstruktur und gewählter Rechtsform bildet den Ausgangspunkt für die nähere Auseinandersetzung mit der Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH im Bereich Kommerzielle Koordinierung.
2. Teil: Der Bereich Kommerzielle Koordinierung A.
Ein Sonderbereich im Außenhandel der DDR
Die Kunst und Antiquitäten G m b H ist untrennbar mit dem Bereich Kommerzielle Koordinierung und dessen Sonderstellung im Außenhandel der D D R verbunden. Folgend soll deshalb ein Überblick über Entstehung, Organisation und rechtliche Sonderstellung dieses Bereiches vermittelt werden. Der 1. Bundestagsuntersuchungsausschuß der 12. Wahlperiode - der sogenannte „KoKo-Untersuchungsausschuß" - hat sich unter hohem personellen und zeitlichen Aufwand mit dem Bereich Kommerzielle Koordinierung befaßt. Im Zeitraum von ca. drei Jahren trat der Ausschuß in 189 Sitzungen zusammen. Allein die Vernehmungen und Anhörungen dauerten 465 Stunden und sind auf über 19000 Seiten protokolliert. 1 Die vom Ausschuß zum Untersuchungsgegenstand ausgewerteten Dokumente und Materialien ergaben einen Gesamtumfang von ca. 1,5 Millionen Blatt. 2 In einer Veröffentlichung zum DDR-Außenhandelsrecht, herausgegeben vom Institut für Ostrecht der Universität Köln im Jahre 1978, findet sich der Satz: „... Daneben gibt es noch Außenhandelsbetriebe für die kommerzielle Koordinierung sowie Dienstleistungsbetriebe für die zentrale Wahrnehmung u. a. von Messe- und Werbungsaufgaben," 3 und in einer Annotation heißt es weiter: „Da sie nicht mit der operativen Durchführung der eigentlichen Außenhandelstätigkeit betraut sind, bleiben sie außer Betracht." 4 Es ist selten, daß der Bereich Kommerzielle Koordinierung wie in dieser bundesdeutschen Veröffentlichung überhaupt nur erwähnt wird. Er operierte abgeschirmt von den Augen der Öffentlichkeit. Weder in Ost noch West fanden sich Beiträge in der Fachliteratur. Die Wirtschaftsstatistiken wiesen die Unternehmen des Bereiches nicht aus. Selbst westdeutsche Kenner des DDR-Außenhandelssystems hatten wohl nur eine dunkle Ahnung von dessen weitreichenden Aktivitäten.
1
BT-Drucksache 12/7600, Textband, S. 73.
2
BT-Drucksache 12/7600, Textband, S. 39.
3
Lieser-Triebnigg Das Recht des Außenhandels in der D D R , S. 22.
4
Lieser-Triebnigg Das Recht des Außenhandels in der D D R , S. 91.
2.Teil: Der Bereich Kommerzielle Koordinierung
B.
Rechtsgrundlage und Hintergründe der Entstehung
Die Rechtsgrundlage für die Entstehung des Bereiches Kommerzielle Koordinierung bildete die Verfügung 61/66 des Vorsitzenden des Ministerrates der D D R , Willi Stoph, vom 1.4.1966. In der als „Vertrauliche Verschlußsache" eingestuften Verfügung werden Aufgabenschwerpunkte und Gefüge des neu zu schaffenden Sonderbereiches im Außenhandel wie folgt festgelegt: „Zur Sicherung der einheitlichen Leitung und des Auftretens von Außenhandelsunternehmen u n d U n t e r n e h m e n mit A u ß e n h a n d e l s f u n k t i o n der D D R , die in der Anlage 1 a u f g e f ü h r t sind, wird verfügt: 1. D u r c h den Minister für Außenhandel und Innerdeutschen H a n d e l ist die einheitliche Leitung der in der Anlage 1 genannten U n t e r n e h m e n mit d e m Ziel der maximalen Erwirtschaftung kapitalistischer Valuten außerhalb des Staatsplanes zu sichern. 2. Z u r D u r c h f ü h r u n g der in dieser Verfügung festgelegten G r u n d s ä t z e ernennt der Minister für A u ß e n h a n d e l u n d innerdeutschen H a n d e l einen Bevollmächtigten. 3. D e r Bevollmächtigte des Ministers hat insbesondere folgende Aufgaben zu lösen: - D u r c h f ü h r u n g der kommerziellen Beziehungen mit Religionsgemeinschaften u n d anderen Institutionen ... - Sicherung des einheitlichen handelspolitischen Auftretens der in der D D R zugelassenen privaten Außenhandelsfirmen (F. C. Gerlach und G. Simon, mit Sitz in der H a u p t s t a d t der DDR). 4. Z u r vollen Ausnutzung weiterer unerschlossener Reserven der Volkswirtschaft wird der Bevollmächtigte des Ministers berechtigt, ... zeitweilig F o n d s der Staatsreserve Β zur Erwirtschaftung zusätzlicher Valutaeinnahmen einzusetzen. Er unterbreitet Vorschläge, die Bestände der Staatsreserve Β durch Lieferungen ... von solchen Waren zu erhöhen, die - geeignet sind, K o n j u n k t u r s c h w a n k u n g e n auf dem Weltmarkt auszunutzen bzw. - als echte Störreserve für die Volkswirtschaft von Bedeutung sind. 5. D e r Bevollmächtigte des Ministers ist im Bereich des Ministeriums für Außenhandel und Innerdeutschen H a n d e l nur gegenüber dem Minister rechenschaftspflichtig. ... Anlage Nr. 1 ... 1. Zentralkommerz G m b H 2. I n t r a c G m b H 3. Transinter G m b H 4. G E N E X G m b H 5. I n t e r s h o p G m b H 6. Die Versorgung der Abteilung Interbarsar des V E B Schiffsversorgung Rostock mit I m p o r t waren durch das U n t e r n e h m e n Zentralkommerz G m b H . . . ' V
Mit Beschluß des Ministerrates vom 7.12.1966 6 wurde Alexander SchalckGolodkowski als Bevollmächtigter im Sinne des Punktes „2." der oben genannten Verfügung ernannt. 5
Verfügung Nr. 61/66 des Vorsitzenden des Ministerrates der D D R , Willi Stoph, vom 1.4.1966, eingestuft als Vertrauliche Verschlußsache, BT-Drucksache 12/3462, D o k u m e n t 7, S. 58 ff.
6
Beschluß des Ministerrates 100/1.3/66 vom 7.12.1966 und dazu Geheime Ministerratssache 1059/66 - Sitzungsmaterial, BT-Drucksache 12/3462, D o k u m e n t 10, S. 68ff.
Β. Rechtsgrundlage und Hintergründe der Entstehung
Die Erwirtschaftung von Devisen gehörte schon in den Jahren vor 1966 zu den Aufgaben Schalck-Golodkowskis. 7 Seit 1962 war er als erster Sekretär der Parteiorganisation des Außenhandels tätig. 8 In einem Brief an das Politbüromitglied Hermann Matern vom Dezember 1965 berichtet Schalck über den Stand der im Jahre 1965 für die SED erwirtschafteten Gelder. Im zweiten Teil des Briefes folgen „... einige Gedanken über die Fortführung der Arbeiten im Jahre 1966".9 Schalck-Golodkowski stellte der Parteiführung die Erwirtschaftung von 3-4 Millionen D M für das Jahr 1966 in Aussicht. Als Voraussetzung dafür nennt er die Schaffung einer einheitlichen Leitung der Außenhandelsgesellschaften Zentralkommerz, Intrac und Transinter durch einen Stellvertreter des Ministers im Ministerium für Außenhandel und Innerdeutschen Handel. Er geht auf laufende Sondergeschäfte mit den Kirchen ein und entwirft ein Konzept für die weitere Gestaltung von Geschäftsoperationen, die unter Mithilfe des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) und dessen Vertrauensfirmen - genannt werden die Firmen Simon und F. C. Gerlach - abgewickelt werden. 10 Deutlich sind die Parallelen zwischen dem Brief Schalck-Golodkowskis vom Dezember 1965 und der Ministerratsverfügung 61/66 vom April 1966. „Hermann Mattern hatte schon in den fünfziger Jahren mit mir über diese Dinge gesprochen", schreibt Schalck-Golodkowski später in seinen „Deutsch-deutschen Erinnerungen", „... und ich ging nun, in der Gründungsphase von Ko Ko,
7
In einem handschriftlichen Lebenslauf v o m 12.6.1966 schreibt Schalck-Golodkowski: „... In den letzten zwei Jahren habe ich im Auftrag des Genossen Matern eine Reihe Operationen zur außerplanmäßigen Beschaffung von Kapital-Valuten für das Zentralkomitee durchg e f ü h r t " - BT-Drucksache 12/7600, Anlageband 1, D o k u m e n t 30, S. 257ff.
8
Siehe Kurzbiografie Alexander Schalck-Golodkowskis in Geheimer Ministerratssache 1059/66 vom 7.12.1966, in BT- D r u c k s a c h e 12/3462, D o k u m e n t 10, S. 68 (74f.).
9
Persönlicher Brief Alexander Schalcks an Politbüromitglied H e r m a n n M a t e r n v o m 29.12. 1965, BT-Drucksache 12/3462, D o k u m e n t 4, S. 48ff.
10
Wörtlich heißt es dazu: „... Die dritte G r u p p e von Geschäftsoperationen wird durch mich, in Z u s a m m e n a r b e i t mit einigen wenigen Genossen, organisiert. Dabei haben uns vor allem Vertrauensfirmen des MfS, die Fa. Simon und die Fa. Gerlach, ausserordentlich große Hilfe u n d U n t e r s t ü t z u n g gegeben. Ich halte es für durchaus real, dass die von mir eingeschätzten 3 - 4 M i o D M - W e s t f ü r das Jahr 1966 erwirtschaftet werden können, wenn m a n diese Arbeit hauptamtlich d u r c h f ü h r e n könnte und wenn entsprechende Vollmachten durch den Minister für Außenhandel und Innerdeutschen H a n d e l sowie eine enge Z u s a m m e n a r b e i t und Hilfe durch den zuständigen Bereich im M f S erfolgen würde. Diese Hilfe und U n t e r s t ü t z u n g ist deshalb notwendig, weil eine Reihe von Operationen, wie illegale Warentransporte, Versicherungsbetrug u. a. streng geheimzuhaltende M a ß n a h m e n , die nur einem ausserordentlich kleinen Kreis - nicht mehr als zwei bis drei Mitarbeitern - b e k a n n t sein dürfen und von ihnen durchgeführt werden sollten. D e r Genösse, der im Staatsapparat diese Aufgabe durchführt, sollte direkt D i r oder dem zuständigen Abteilungsleiter im Zentralkomitee unterstellt sein.", persönlicher Brief Alexander Schalcks an Politbüromitglied H e r m a n n M a t e r n v o m 29.12.1965, BT-Drucksache 12/3462, D o k u m e n t 4, S. 48ff.
2.Teil: Der Bereich Kommerzielle Koordinierung
davon aus, daß er mein Vorhaben fördern würde, die Erwirtschaftung von Valutamitteln systematisch zu betreiben." 11 Als Vorsitzender der Parteikontrollkommission und Politbüromitglied war Hermann Matern ein Machtfaktor. Schalck brauchte die Rückendeckung des obersten Parteikontrolleurs: „Er war ein enger Vertrauter von Ulbricht u n d hatte immer einen Rochus auf Mittag", sagt G ü n t e r Schabowski im Gespräch, „... die Parteiinstanzen wollten und duldeten nie, daß etwa das M f S ihnen auf der N a s e herumtanzte. Also auf der einen Seite war das M f S unersetzlich ... auf der andern Seite haben sie schnell den Finger gehoben. G e r a d e der M a t e r n war sehr dafür, auch in dieser noch relativ unterentwickelten D D R .... d a ß die Partei überall ihre Finger drin hatte. U n d wehe da wäre rausgekommen, d a ß die sich a n m a ß e n , schlauer zu sein als wir. ... Und insofern m u ß t e Schalck mit Sicherheit, oder haben ihm sogar seine Kumpel vom M f S geraten: D u , geh lieber zu dem M a t e r n , sonst kommst D u schnell in den Geruch, j e m a n d zu sein, der seine eigenen M a r o t t e n verfolgt. U n d diese alten Leute [Matern, der Autor] waren auch wieder ganz eng verknüpft mit den Sowjets. U n d die Sowjets waren j a besonders blöd u n d stur, was diese Dinge anbelangte. ... Die k a m e n auch gar nicht auf die Idee, über so was nachzudenken, weil die j a keine Bundesrepublik h a t t e n . " 1 2
Auch bestimmte Sondergeschäfte im Ost-West-Handel waren Mitte der sechziger Jahre längst etabliert und setzten nicht erst mit der Gründung des Bereiches Kommerzielle Koordinierung ein, wenngleich sie dadurch ausgeweitet und intensiviert wurden. Schon im Schreiben an Hermann Matern vom 29.12.1965 lobt Schalck-Golodkowski die „... außerordentliche Hilfe und Unterstützung", 13 die er für spezielle Geschäftsoperationen durch die Firmen Simon und Gerlach erhalten hatte. Bei den entsprechend auch in der Ministerratsverfügung 61/66 genannten Firmen F. C. Gerlach und G. Simon handelte es sich um Unternehmen um Michael Wischniewski alias Hersz Libermann und Simon Goldenberg. Der 1914 in Konstantinopel geborenen Goldenberg hatte den im gleichen Jahr in Ekaleryposra/Polen geborenen Wischniewski nach eigenen Angaben bereits Ende der vierziger Jahre in Paris kennengelernt. 14 Beide tätigten in den fünfziger Jahren von Ost-Berlin aus Handelsgeschäfte mit dem Westen. Es ging dabei jedenfalls teilweise um Schwarzhandel mit Zigaretten, Kaffee et cetera, und Importe von Embargowaren. 15 Ende der fünfziger Jahre übernahm Michael Wischniewski die
11
Schalck-Golodkowski
12
Zeitzeugengespräch mit G ü n t e r Schabowski a m 30. 5.2000.
13
Persönlicher Brief Alexander Schalcks an Politbüromitglied H e r m a n n M a t e r n v o m 29.12. 1965, BT-Drucksache 12/3462, D o k u m e n t 4, S. 48 (50).
14
Stellungnahme Simon Goldenbergs im R a h m e n des rechtlichen G e h ö r s z u m Abschlußbericht des 1. Bundestagsuntersuchungsausschusses der 12. Wahlperiode, BT-Drucksache 12/7600, A n h a n g b a n d , M A T R G 37, S. 540ff.
15
Goldenberg bestreitet den I m p o r t von E m b a r g o g ü t e r n , siehe Stellungnahme Simon Goldenbergs im R a h m e n des rechtlichen G e h ö r s zum Abschlußbericht des 1. Bundestagsunter-
Deutsch-deutsche Erinnerungen, S. 169.
Β. Rechtsgrundlage und Hintergründe der Entstehung
Leitung der Firma F. C. Gerlach, und Simon Goldenberg gründete die Firma G. Simon. Nach Einschätzung des Verfassungsschutzes arbeiteten Wischniewski und Goldenberg mit dem Ministerium für Staatssicherheit zusammen, insbesondere habe Simon Goldenberg Kontakte zu Erich Mielke und dem Leiter der Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) des MfS, Markus Wolf, sowie dessen Stellvertreter Hans Fruck besessen.16 Bezüglich Wischniewski und der Firma F. C. Gerlach äußerte Schalck-Golodkowski in einer Zeugenvernehmung vor dem Fürstlich Liechtensteinischen Landgericht am 19.10.1992: „In der Entstehung dieser Sonderrolle [Wischniewskis, der Autor] und ... im Bestand dieser Sonderrolle spielt auch der Zusammenhang mit dem Staatssicherheitsdienst eine wichtige Rolle, dort allerdings nur zur Hauptabteilung Aufklärung. Wischniewski war dort mit einer Person namens H a n s Fruck befreundet, der in den 50-iger Jahren in der genannten Abteilung des Staatssicherheitsdienstes tätig war und auch dort bis zu seiner Pensionierung ungefähr 1985 verblieb. Fruck verstand es zumindest teilweise, die F i r m a Gerlach als Beschaffungsfirma für seine Abteilung und auch für sich zu gebrauchen und zu nutzen." 17
Bereits im Mai 1990 hatte Schalck-Golodkowski in einer Vernehmung beim Bundeskriminalamt in ähnlicher Weise auch zur Firma G. Simon ausgesagt. 18 Die Verbindung der Firmen F. C. Gerlach und G. Simon zum Ministerium für Staatssicherheit wird letztlich auch durch die Formulierung in Schalck-Golod-
suchungsausschusses der 12. Wahlperiode, BT-Drucksache 12/7600, A n h a n g b a n d , M A T R G 37, S. 540ff.; Wischniewski wendet sich gegen den Vorwurf des „intensiven Embargohandels"; siehe Stellungnahme Michael Wischniewskis im Rahmen des rechtlichen Gehörs zum Abschlußbericht des 1. Bundestagsuntersuchungsausschusses der 12. Wahlperiode, BTDrucksache 12/7600, A n h a n g b a n d , M A T RG 13, S. 459ff.; zu den entsprechenden Aktivitäten aber die Schreiben des Landesamtes für Verfassungsschutz Berlin vom 21.2.1964 und Bericht des Bundesamtes für Verfassungsschutz vom Januar 1983, BT-Drucksache 12/7600, Anlagenband 1, D o k u m e n t e 22, S. 179ff. bzw. D o k u m e n t 23, S. 185ff.; in diesem Sinne auch die Aussage Schalck-Golodkowskis vor dem Bundeskriminalamt, Abteilung Staatsschutz, vom 3. und 4. 5.1990, BT-Drucksache 12/7600, Anlagenband 1, D o k u m e n t 31, S. 264 (269). 16
Schreiben des Bundesnachrichtendienstes vom 20.3.1964 und Bericht des Bundesamtes für Verfassungsschutz vom Januar 1983, BT-Drucksache 12/7600, Anlagenband 1, D o k u m e n t e 22, S. 179 (181 ff.) bzw. D o k u m e n t 23, S. 185ff.
17
Zeugenvernehmung Schalck-Golodkowskis vor dem Fürstlich Liechtensteinischen Landgericht vom 19.10.1992, in Stellungnahme Günther Forgbers im Rahmen des rechtlichen Gehörs zum Abschlußbericht des 1. Bundestagsuntersuchungsausschusses der 12. Wahlperiode, BT-Drucksache 12/7600, Anhangband, M A T RG 33, S. 516 (525).
18
Schalck-Golodkowski sagte aus: „Es bleibt zu betonen, daß die F i r m a Gerlach im Zusammenhang mit der F i r m a ... Goldenberg vor ca. 35 Jahren historisch ausschließlich im Tätigkeitsbereich der ehemaligen Berliner Verwaltung, damaliger Leiter H a n s Fruck, tätig wurden u. a. im Zigarettenschmuggel, Schwarzhandel, Handel mit Embargometallen. Später mit der Bildung des Bereiches [Kommerzielle Koordinierung, der Autor] wurden sie als völlig normale Handelsfirmen eingeführt, u m damit auch diese Vergangenheit, die sicherlich ausschließlich oder in großem M a ß e für die HVA wirksam war, endgültig zu liquidieren.", Zeugenvernehmung Schalck-Golodkowskis vor dem Bundeskriminalamt, Abteilung Staatsschutz, vom 3. und 4.5.1990. BT-Drucksache 12/7600. Anlagenband 1. D o k u m e n t 31. S. 264 (269).
2.Teil: Der Bereich Kommerzielle Koordinierung
kowskis Brief an Hermann Matern gestützt, in dem von „Vertrauensfirmen des MfS" 1 9 die Rede ist. Sowohl Simon Goldenberg als auch Michael Wischniewski bestreiten, nachrichtendienstlich für die Hauptverwaltung Aufklärung des MfS gearbeitet zu haben. 20 Auch die Beziehungen Schalck-Golodkowskis zu Firmen von Mitgliedern der seit 1956 verbotenen KPD 2 1 bestanden schon vor der Gründung des Bereiches Kommerzielle Koordinierung im Jahre 1966. Diese oft als „Parteifirmen" bezeichneten Unternehmen wurden von ehemaligen KPD-Aktivisten in der Bundesrepublik Deutschland und anderen westlichen Staaten gegründet, wobei die SED das notwendige Kapital zur Verfügung stellte. Die SED konnte über die von ihr gesteuerten Firmen einerseits Devisen erwirtschaften und bestimmte Embargogüter leichter beschaffen, andererseits nutzte man die Parteifirmen zur indirekten Finanzierung der DKP. 22 Nach einem Bericht des Bundesamtes für Verfassungsschutz aus dem Jahre 1983 leitete der Bereich Kommerzielle Koordinierung die wirtschaftliche Tätigkeit der Parteifirmen; die Entscheidung von personellen Fragen oblag hingegen der Abteilung Verkehr beim Z K der SED unter Josef Steidl.23 Schalck-Golodkowski erwähnt bereits in seinem Schreiben an Hermann Matern vom 29.12.1965 die an die Firmen Nolte und Socoli „... zur Finanzierung der gegenwärtig in diesen Betrieben arbeitenden Funktionären (Bramkamp, Judick, Olek) sowie zur Einrichtung des Westberliner Büros" übergebenen Gelder. Hinweise, daß es sich bei der Fritz Nolte KG mit Sitz in Bochum beziehungsweise der Firma Socoli mit Sitz in Brüssel, um entsprechend gesteuerte Unternehmen handelte, sind schon in einem Bericht des Bundesamtes für Verfassungsschutz aus dem Jahre 1971 enthalten. 24
19
Persönlicher Brief Alexander Schalcks an Politbüromitglied H e r m a n n Matern vom 29.12. 1965, BT-Drucksache 12/3462, D o k u m e n t 4, S. 48 (50).
20
Stellungnahme Simon Goldenbergs im Rahmen des rechtlichen Gehörs zum Abschlußbericht des 1. Bundestagsuntersuchungsausschusses der 12. Wahlperiode, BT-Drucksache 12/7600, A n h a n g b a n d , M A T RG 37, S. 540 (546f.); Stellungnahme Michael Wischniewskis im Rahmen des rechtlichen Gehörs zum Abschlußbericht des 1. Bundestagsuntersuchungsausschusses der 12. Wahlperiode, BT-Drucksache 12/7600, Anhangband, M A T R G 13, S. 459 (464 f.).
21
B V e r f G E 5 , 85.
22
In Frage kamen hierbei Scheinarbeitsverhältnisse mit D K P - F u n k t i o n ä r e n , die kostengünstige Vermietung von Firmenimmobilien an die DKP, die Finanzierung von DKP-Publikationen et cetera. - Bericht des Bundesamtes für Verfassungsschutz über „Kommunistische Wirtschaftsunternehmen", Stand 31.12.1982, BT-Drucksache 12/7600, Anlagenband 1, D o k u m e n t 28, S. 215 (231 ff.).
23
Bericht des Bundesamtes für Verfassungsschutz über „Kommunistische Wirtschaftsunternehmen". Stand 31.12.1982. BT-Drucksache 12/7600, Anlagenband 1. D o k u m e n t 28, S. 215 (218).
24
Analysiert werden darin die jeweiligen Gesellschaftsverhältnisse sowie die Zugehörigkeit der Beteiligten zur ehemaligen K P D , genannt werden hier insbesondere die Gesellschafter Fritz
Β. Rechtsgrundlage und Hintergründe der Entstehung
Neben den Beziehungen zu den Firmen ehemaliger KPD-Mitglieder und den besonderen Aktivitäten der „MfS-Vertrauensfirmen" setzten auch die geschäftlichen Verbindungen zu den Kirchen schon vor der Gründung des Bereiches Kommerzielle Koordinierung ein. 25 In der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre gerieten die Kirchen in der D D R in finanzielle Schwierigkeiten, deren Ursache zum einen in der Kürzung der jährlichen Staatsleistungen der D D R an ihre Kirchen, zum anderen in einer Neuregelung des Verfahrens zum Einzug der Kirchensteuer lag.26 Die Kirchen in der Bundesrepublik leisteten deswegen Hilfe, zunächst in Form von Rohstofflieferungen an die D D R , deren Gegenwert den Kirchen in der D D R in Mark der Deutschen Notenbank 2 7 gutgeschrieben wurde. 28 Erst später fand auch ein direkter Bartransfer statt. Neben diesen sogenannten „Kirchengeschäften A und C" 2 9 begannen Anfang der sechziger Jahre auch die „Häftlingsfreikäufe" und die entsprechend vergüteten „Familienzusammenführungen", die abgesehen von einigen Ausnahmen aus Bundesmitteln finanziert wurden. 30 Ebenso wie zunächst bei den Kirchengeschäften A und C erfolgte die Abwicklung hier in Form von Rohstofflieferungen an die D D R , wobei auf westlicher Seite die evangelische Kirche als Mittler fungierte. 31 Die Rohstofftransfers für humanitäre Zwecke wurden in der D D R als sogenannte „Kirchengeschäfte B" geführt.
Nolte (Fritz Nolte K G ) u n d Willi M o h n ( F i r m a Socoli), daneben z u m Beispiel auch der Prokurist der Fritz N o l t e KG, Heinz Olek. Neben Hinweisen auf die Finanzierung der D K P durch die Fritz N o l t e K G wird auch der Verdacht nachrichtendienstlicher Tätigkeit Fritz Noltes f ü r das M f S geäußert. Bericht des Bundesamtes f ü r Verfassungsschutzes über „ K o m munistische u n d K o m m u n i s t e n nahestehende W i r t s c h a f t s u n t e r n e h m e n " , Stand 31.8.1971, BT-Drucksache 12/7600, in D o k u m e n t 28, S. 215 (236ff.). 25
Im persönlichen Brief Alexander Schalcks an Politbüromitglied H e r m a n n M a t e r n vom 29.12.1965 heißt es diesbezüglich: „Die zweite G r u p p e von Sondergeschäften resultiert aus Vereinbarungen mit der Kirche ...", BT-Drucksache 12/3462, D o k u m e n t 4, S. 48 (50).
26
Volze Kirchliche Transferleistungen in die D D R , D A 1991, S. 59 (61).
27
Später M a r k der D D R .
28
Maßgeblich hier auch die Verfügung 44/66 des Vorsitzenden des Ministerrates der D D R , Willi Stoph, v o m 11.3.1966, Vertrauliche Verschlußsache, Festlegung einer O r d n u n g „zur Regelung der kommerziellen Beziehungen zu den in der D D R zugelassenen Religionsgemeinschaften, die aus dem Ausland, der Bundesrepublik und Westberlin materielle U n t e r stützung erhalten" - BT-Drucksache 12/3462, D o k u m e n t 5, S. 51 ff.
29
Kirchengeschäfte „ A " für Geschäftsbeziehungen mit der evangelischen und „ C " für Geschäftsbeziehungen mit der katholischen Kirche, später auch als Sondergeschäfte „ A " u n d „ C " bezeichnet.
30
Volze n e n n t unter Bezug auf A n g a b e n von Prof. Dr. Vogel eine S u m m e von 3,4 Milliarden D M , die im Z e i t r a u m 1964-1990 f ü r Häftlingsfreikäufe (33.000 Personen) u n d Familienz u s a m m e n f ü h r u n g e n (250.000 Personen) aufgewendet wurden, Volze Kirchliche Transferleistungen in die D D R , D A 1991, S. 59 (63).
31
Siehe zu den Kirchengeschäften insgesamt den grundlegenden Artikel von Volze Kirchliche Transferleistungen in die D D R , D A 1991, S. 59 ff.
2.Teil: Der Bereich Kommerzielle Koordinierung
Mit der Ministerratsverfügung 61/66 wurde die Neustrukturierung sämtlicher Sondergeschäfte in einem eigens dafür zuständigen Wirtschaftsbereich beschlossen, wie ihn Schalck-Golodkowski in seinem Brief an Hermann Matern schon einige Monate zuvor empfohlen hatte. Aufgrund seiner Tätigkeit als erster Sekretär der Parteiorganisation des Außenhandels in Berlin verfügte SchalckGolodkowski über die notwendige Erfahrung bei der Durchführung dieser Geschäfte. Zweifelsohne spielte Schalck-Golodkowski damit eine zentrale Rolle bei der Entstehung des Bereiches Kommerzielle Koordinierung, dessen programmatische Grundlagen auch das Thema seiner Dissertation an der Juristischen Hochschule Potsdam-Eiche 32 bildeten. In Zusammenarbeit mit Heinz Volpert 33 promovierte Schalck-Golodkowski im Zeitraum 1969/1970 „Zur Vermeidung ökonomischer Verluste und zur Erwirtschaftung zusätzlicher Devisen im Bereich Kommerzielle Koordinierung des Ministeriums für Außenwirtschaft der DDR". 3 4 Als Doktorvater betreute die Arbeit der Minister für Staatssicherheit, Generaloberst Erich Mielke. Inwieweit neben Schalck-Golodkowski auch einflußreiche Personen 35 aus dem MfS und dem Z K der SED die Gründung des Bereiches Kommerzielle Koordinierung initiiert haben, läßt sich anhand der verfügbaren Quellen nicht mit Sicherheit feststellen. Die Bedeutung des Projektes und die entsprechend berührten Interessen legen aber den Schluß nahe, daß die Vorschläge Schalck-Golodkowskis zumindest abgestimmt waren. Vor diesem Hintergrund gewinnt auch die Aussage Schalck-Golodkowskis zur Phase der Entstehung des Bereiches Kommerzielle Koordinierung und seiner Ernennung zu dessen Leiter deutliche Konturen: „... Ich sagte bereits einleitend, d a ß ich seit 1962 mit der Bildung der ersten Parteiorganisation des Außenhandels, die vorher auf bestimmte Territorien in Berlin verteilt war, ... durch
32
N a c h Zeugenaussage Schalck-Golodkowskis vor dem „ K o K o - U n t e r s u c h u n g s a u s s c h u ß " war das M f S „Betreiber" der Juristischen Hochschule in Potsdam-Eiche; seine Dissertation sei 1970 „verschlossen w o r d e n " u n d nie m e h r bei ihm „aufgetaucht". 1. Bundestagsuntersuchungsausschuß der 12. Wahlperiode, Prot. l l . S . 168 beziehungsweise S. 4.
33
Heinz Volpert war in den sechziger Jahren in der H A X X des M f S tätig. N a c h Aussage Schalck-Golodkowskis vor dem „ K o K o - U n t e r s u c h u n g s a u s s c h u ß " beschäftigte er sich im Büro des Ministers mit „Fragen der F a m i l i e n z u s a m m e n f ü h r u n g , Häftlingsaustausch und ähnliche Fragen, Agentenaustausch, Pauer (?), u n d wie sie alle hießen da, B N D Agenten. D a s war in diesem Arbeitsbereich." Zeugenaussage Schalck-Golodkowski vor d e m 1. Bundestagsuntersuchungsausschuß der 12. Wahlperiode, Prot. 11, S. 169.
34
Gemeinschaftsdissertation von Alexander Schalck-Golodkowski und Heinz Volpert, vorgelegt an der Juristischen Hochschule P o t s d a m im Mai 1970, BT-Drucksache 12/3462, D o k u m e n t 22, S. 123 ff.
35
Es ist anzunehmen, d a ß auch der damalige Wirtschaftssekretär des Z K der SED, G ü n t e r Mittag, der Leiter der Abteilung Verkehr im Z K der SED, Josef Steidl, der stellvertretende Leiter der HVA, H a n s Fruck, u n d auch der in der H A X X tätige Heinz Volpert an der E n t stehung des Bereiches Kommerzielle Koordinierung beteiligt waren.
Β. Rechtsgrundlage und H i n t e r g r ü n d e d e r Entstehung Beschluß des Zentralkomitees der SED als Sekretär dieser Parteiorganisation gewählt worden [bin, der Autor] und habe praktisch diese organisatorische und inhaltliche Arbeit des A u f t a u s einer eigenen Parteiorganisation im Außenhandel in fast fünf Jahren durchgeführt. ... Mit diesen Erfahrungen im Außenhandel, dem ich seit meinem 19. Lebensjahr angehöre, war ich einer der Kandidaten, der für diese Funktion in Frage k a m für die Parteiarbeit. ... Und in dieser Arbeit ... - kriegte ich eine völlig neue - ich will mal sagen - Stellung im Außenhandel und damit auch natürlich in der Berliner Parteiorganisation und auch im Verhältnis zum Z K der SED. ... Ich war für die ganze Parteiarbeit der SED in diesem Zeitraum für die zugeordneten Grundorganisationen [verantwortlich, der Autor]- das waren alle im Territorium Berlins mit Ausnahme der im Ausland tätigen Handelsvertretungen, die uns nicht unterstanden. - In dieser Arbeit wurden wir A n l a u f p u n k t für alle staatlichen Organe, für alle. Wir wurden ein gewichtiger Partner für den Minister für Außenhandel, damals Julius Balkow, später Horst Solle, der natürlich mit den Rechten und Pflichten einer Parteiorganisation eine gewichtige Partnerschaft eingegangen ist. Und mit diesem Status haben natürlich viele Bereiche Interesse gehabt, z.B. die Abteilung Verkehr im Z K der SED, die sich mit der organisatorischen Arbeit in der Bundesrepublik Deutschland beschäftigte. D a s war fast automatisch, daß der damalige Abteilungsleiter Josef Steidl auf uns zukam, auf mich zukam und Interesse zeigte, inwieweit über die Parteiorganisation Einfluß genommen werden kann, Firmen und Betriebe, die möglicherweise - das konnte ich zu dem damaligen Zeitpunkt noch nicht übersehen - der D K P nahestanden, in die Geschäftsoperationen einzubeziehen. D a s Ministerium für Staatssicherheit, u m das auch hier eindeutig und klar zu beantworten, hatte natürlich auch die gleichen offiziellen Kontakte ... U n d so nutzen natürlich auch andere Einrichtungen, alle, die irgendwo Geschäftspartner oder Gesprächspartner im Ausland hatten. - Und da alle am Schluß irgendwelche wirtschaftlichen Interessen hatten, waren wir sozusagen ein Teil des Anlaufpunktes ... Und aus dieser Kristallisation verschiedenster Interessen wurde 1966 in etwa die Frage aufgeworfen: Was wird denn der Schalck machen, wenn er nicht mehr gewählter Sekretär der Parteiorganisation Außenhandel sein wird? Damals war Herr Dr. Günter Mittag bereits Wirtschaftssekretär. Wir selber, ich selber unterstand dem Sekretär Werner Jarowinsky als verantwortlicher Kreissekretär im Außenhandel. Auch er wurde einbezogen, der Ministerpräsident wurde einbezogen. Und nach Rücksprache auch mit dem Minister für Außenhandel wurde eine Variante entwickelt, die schon im Keim vorhandene Arbeit mit Religionsgemeinschaften und mit der Staatsreserve in der D D R , ... in einen selbständigen Bereich auszudehnen und diesem Bereich sukzessive weitere Aufgaben vor allen Dingen in der Gewinnerwirtschaftung mit dem Status eines Devisenausländers zuzuordnen." 3 6
36
Zeugenaussage Schalck-Golodkowskis vor dem 1. Bundestagsuntersuchungsausschuß der 12. Wahlperiode, Prot. 11, S. 14ff.
2.Teil: Der Bereich Kommerzielle Koordinierung
C.
Organisation und Schwerpunkte der wirtschaftlichen Tätigkeit
Der Bereich Kommerzielle Koordinierung gliederte sich in drei sogenannte Hauptabteilungen. Daneben bestanden die Abteilungen Firmen oder Parteibetriebe, Handelspolitik, Tourismus sowie Kader und Sicherheit (Tafel l). 37 Die einzelnen Unternehmen des Bereiches wurden im Aufgabengebiet der Hauptabteilungen I und II sowie der Abteilung Firmen gesteuert. Die Hauptabteilung I leitete Manfred Seidel, die Hauptabteilung II Meta Bleßing. Ihr unterstanden unter anderem die Unternehmen Transinter GmbH 3 8 , Intrac Handelsgesellschaft mbH 3 9 und forum Handelsgesellschaft mbH 4 0 . Für die Abteilung Firmen war Waltraud Lisowski verantwortlich. Die Hauptabteilung III, geführt von Dieter Paul, unterhielt vor allem Beziehungen zu den Industriebetrieben in der D D R , für die der Bereich Kommerzielle Koordinierung wichtige Importe realisierte. Die seit Ende der siebziger Jahre bestehende Abteilung Handelspolitik, unter Dieter Uhlig, beschäftigte sich insbesondere mit dem Export „spezieller Technik" in den Iran und ausgewählte Länder Afrikas. Dabei handelte es sich um Waffenlieferungen, mit deren Abwicklung seit 1982 die IMES GmbH 4 1 betraut war.
37
Interne Übersicht über die „Leitungsstruktur Bereich Kommerzielle K o o r d i n i e r u n g " und den entsprechend verantwortlichen Personen, mit dem handschriftlichen Vermerk: „ A m 2 4 . 4 . 8 5 von Gen. Dr. Schalck bestätigt." - BArch DL2/KoKo/1083, Bl. 250 - Die Abteilung F i r m e n unter Waltraud Lisowski ist hierin noch als „Beauftragte Parteibetriebe" ausgewiesen.
38
Gegründet am 29.12.1964, geleitet von H e l m u t Schindler (Generaldirektor). Vermittelte Ex- und I m p o r t e für ausländische Firmen, erhielt Provisionen. Als eigenständige juristische Person gehörte die Transinter G m b H z u m „Außenhandelsbetrieb Transinter" (sogenannter Transinterverband), dem auch die Gesellschaften m b H : K o n t a k t a , Baltica, Interver, M e t a m a , Wamag, agena, Schuh- u n d Lederagenturen u n d Internationales H a n d e l s z e n t r u m angehörten. Siehe ausführlich Beschreibung der zum Bereich Kommerzielle Koordinierung gehörenden U n t e r n e h m e n , Transinter G m b H , BT-Drucksache 12/3920, S. 71.
39
Gegründet am 29.12.1964, geleitet von H o r s t Steinebach (Hauptgeschäftsführer), tätigte die I n t r a c Handelsgesellschaft m b H z. B. Geschäfte mit Rohstoffen, D i a m a n t e n , Elektronik, Finanzgeschäfte bis hin zu G e s c h ä f t e n mit Abfall. Sie war auch an der Abwicklung der sogenannten Kirchengeschäfte beteiligt. Siehe ausführlich Beschreibung der zum Bereich Kommerzielle Koordinierung gehörenden U n t e r n e h m e n , I n t r a c Handelsgesellschaft m b H , BT-Drucksache 12/3920, S. 50.
40
Gegründet am 7.12.1976, geleitet von H o r s t Steinert (Geschäftsführer), tätigte u . a . Intershop-Handel, Ex- u n d Importe, G r o ß h a n d e l , Lohnveredelungen, G e s t a t t u n g s p r o d u k t i o n (Mitropa). Siehe ausführlich Beschreibung der z u m Bereich Kommerzielle Koordinierung gehörenden U n t e r n e h m e n , forum Handelsgesellschaft m b H , BT-Drucksache 12/3920, S. 35.
41
Gegründet am 1.1.1982; geleitet von Wolfgang Kotz (Hauptgeschäftsführer 1982-1984), H a n n o Schütte (1984-1991), E r h a r d Wiechert (seit 1984 Generaldirektor). Siehe ausführlich
C . O r g a n i s a t i o n u n d S c h w e r p u n k t e d e r wirtschaftlichen Tätigkeit
Die Abteilung Tourismus wurde von Adolf Adler geleitet und organisierte die Reisen von „Devisen-Touristen" in die D D R . Für die Kontrolle und Überwachung der Mitarbeiter des Bereiches Kommerzielle Koordinierung zeichnete die Abteilung Kader und Sicherheit verantwortlich, der Karl Meier vorstand.
Beschreibung der zum Bereich Kommerzielle Koordinierung gehörenden U n t e r n e h m e n , I M E S G m b H , BT-Drucksache 12/3920, S. 43. Die I M E S G m b H beschäftigte sich offiziell mit „der A n b a h n u n g , Vermittlung u n d D u r c h f ü h r u n g von internationalen Handelsgeschäften, besonders auf den Gebieten der metallverarbeitenden Industrie u n d des G e r ä t e b a u s für M e ß - u n d Regelungstechnik," Handelsregisterauszug, Rat des Stadtbezirkes Berlin-Mitte, vom 5.2.1982, BT-Drucksache 12/7600, Anlagenband 1, D o k u m e n t 218, S. 1026ff. Die Anweisung zur G r ü n d u n g der I M E S G m b H erging durch Schalck-Golodkowski an den Generaldirektor der Transinter G m b H , Helmut Schindler, a m 23.12.1981. G r ü n d u n g s anweisung I M E S G m b H von Staatssekretär Schalck v o m 23.12.1981, BT-Drucksache 12/3462, D o k u m e n t 128, S. 1029ÍT. - In einem Aktenvermerk über eine Beratung zwischen M a n f r e d Seidel (Leiter der H a u p t a b t e i l u n g I), Helmut Schindler (Generaldirektor der Transinter G m b H ) , M e t a Bleßing (Leiterin der H a u p t a b t e i l u n g II) und Dieter Uhlig (Leiter der Abteilung Handelspolitik) v o m 14.9.1983 heißt es zur Geschäftstätigkeit der I M E S G m b H unter anderem: „ 1. Die F i r m a I M E S ist zu einem leistungsfähigen internationalen Waffenhandelsunternehmen zu entwickeln. ... D e r Betrieb wird vom Leiter der Abteilung Handelspolitik im Auftrag des Staatssekretärs [Schalck-Golodkowski, der Autor] angeleitet und kontrolliert.", Aktenvermerk von M a n f r e d Seidel vom 14.9.1983, BT-Drucksache 12/7600, A n l a g e n b a n d 1, D o k u m e n t 221, S. 1037f. - Z u den Waffenhandelsgeschäften der I M E S G m b H siehe auch ausführlich den Schlußbericht des Militär-Oberstaatsanwaltes der D D R , M a j o r Meyer, vom 26.2.1990, BT-Drucksache 12/7600, Anlagenband 1, D o k u m e n t 205, S. 969 ff.
2.Teil: Der Bereich Kommerzielle Koordinierung Tafel 1
D. Die H a u p t a b t e i l u n g I
D.
Die Hauptabteilung I
Die Kunst und Antiquitäten G m b H gehörte der Hauptabteilung I des Bereiches Kommerzielle Koordinierung an. Leiter der Hauptabteilung I war Manfred Seidel 42 , der als Stellvertreter Alexander Schalck-Golodkowskis an zweiter Stelle in der Führungshierarchie des Bereiches stand. Im Verantwortungsbereich der Hauptabteilung I wurden die Kirchengeschäfte, inklusive der erwähnten Häftlingsfreikäufe und Familienzusammenführungen, abgewickelt.43 Die Rohstoffe, die man als Erlös für Häftlinge und Familienzusammenführungen aus dem sogenannten „Sondergeschäft B" erhielt, verblieben zum Teil in der D D R oder wurden vom Bereich Kommerzielle Koordinierung auf dem Weltmarkt in Devisen umgesetzt. 44 Neben den Kirchengeschäften wurden von der Hauptabteilung I unter anderem die Firmen Asimex 45 , Günther Forgber 46 , Carnet 47 und die bereits erwähnte
42
M a n f r e d Seidel wurde 1928 in Cainsdorf bei Zwickau geboren, lernte als K a u f m a n n s g e h i l f e u n d war ab 1946 bei der Wismut A G tätig, nach einem Lehrgang bei der Binnenhandelshochschule stieß Seidel 1954 als hauptamtlicher Mitarbeiter z u m M f S in Berlin, Abteilung H a n d e l und Versorgung. Seit der G r ü n d u n g 1966 Tätigkeit im Bereich Kommerzielle Koordinierung, Leiter der H a u p t a b t e i l u n g I, Offizier im besonderen Einsatz (OibE) im R a n g eines Oberst des MfS. Zeugenaussage M a n f r e d Seidels vor dem 1. Bundestagsuntersuchungsausschuß der 12. Wahlperiode, Prot. 62, S. 3 ff.
43
Siehe z. B. den als streng geheim eingestuften „Arbeitsplan 1986" der H a u p t a b t e i l u n g I v o m 15.5.1986, d a r a u s ergibt sich für die Sondergeschäfte A und C allein ein Bartransfer von insgesamt 55 M i o V M , für das Sondergeschäft Β ein geplantes Volumen von 195 M i o V M , BArch D L 2 / K o K o / l 0 8 3 , Bl. 110f.
44
Zeugenaussage M a n f r e d Seidels vor d e m 1. Bundestagsuntersuchungsausschuß der 12. Wahlperiode, Protokoll 62, S. 181.
45
A b 1.7.1982 als Asimex Import-Export-Agentur, bis 1981 geleitet von G ü n t h e r Asbeck (Generaldirektor), seit seiner Ubersiedlung in die B R D 1981 von R u t h Lerche geleitet, ökonomisch dem Bereich Kommerzielle zugeordnet ansonsten aber der H a u p t v e r w a l t u n g Aufklärung (HVA) des MfS, beschäftigte sich unter anderem mit Sonderimporten für Wandlitz, Versorgung von Interhotels u n d Schiffen, siehe ausführlich Beschreibung der z u m Bereich Kommerzielle Koordinierung gehörenden U n t e r n e h m e n , Asimex Import-Export-Agentur, BT-Drucksache 12/3920, S. 21.
46
G ü n t h e r Forgber W a h r n e h m u n g von Interessen für Industrie und H a n d e l , Gründungszeitp u n k t nicht bekannt. Geleitet von G ü n t h e r Forgber. Beschäftigte sich offiziell als private Vertreterfirma mit Geschäftsvermittlungen auf den Gebieten M a s c h i n e n b a u , Elektronik, enge K o n t a k t e zur H A X V I I I (Volkswirtschaft) des MfS. Siehe ausführlich Beschreibung der z u m Bereich Kommerzielle Koordinierung gehörenden U n t e r n e h m e n , G ü n t h e r Forgber W a h r n e h m u n g von Interessen für Industrie und H a n d e l , BT-Drucksache 12/3920, S. 38.
47
Zunächst als Simon Industrievertretungen G m b H später Gamet Industrievertretungen und Beratungen Export/Import, dann Gamet Industrievertretungen und Beratungen für Chemie, Agrar u n d Metallurgie Export/Import, geleitet von Werner Weber alias Fischweber als N a c h folger von Simon Goldenberg. Ökonomisch dem Bereich Kommerzielle Koordinierung zugeordnet. ansonsten aber der Hauptverwaltung A u f k l ä r u n g (HVA) des MfS. Beschaffung
2.Teil: Der Bereich Kommerzielle Koordinierung
Firma F. C. Gerlach „angeleitet und kontrolliert". 48 Insbesondere die aus der Firma G. Simon hervorgegangene Firma Camet sowie die Firmen Asimex und F C . Gerlach standen in enger Beziehung zur Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) des MfS. Diese sogenannten „operativen Firmen" 4 9 der HVA wurden dem Bereich Kommerzielle Koordinierung nur „zwecks einheitlicher ökonomischer Führung unterstellt", 50 ansonsten oblag die Anleitung dieser Unternehmen dem Ministerium für Staatssicherheit. 51 Daraus ergab sich für sie ein Sonderstatus innerhalb der Hauptabteilung I. Die Rede war von „Anleitung" oder „Kontrolle" dieser HVA-Firmen durch den Bereich Kommerzielle Koordinierung, wohingegen beispielsweise bei der Kunst und Antiquitäten G m b H grundsätzlich von einer „Unterstellung" unter den Bereich Kommerzielle Koordinierung gesprochen wurde, 52 die sich nicht auf wirtschaftliche Belange im engeren Sinne beschränkte. Lediglich in einer „Operativen Lageeinschätzung" der HA XVIII des MfS vom 7.11.1983 ist dagegen von einer „Unterstellung" der Kunst und Antiquitäten
von Embargowaren und Wehrtechnologie, außerdem Sonderbeschaffung für das Ministerium für Außenhandel, den Bereich Kommerzielle Koordinierung, die Genex. Siehe ausführlich Beschreibung der zum Bereich Kommerzielle Koordinierung gehörenden U n t e r nehmen, C a m e t Industrievertretungen u n d Beratungen für Chemie, A g r a r u n d Metallurgie E x p o r t / I m p o r t , BT-Drucksache 12/3920, S. 25. 48
So in der von Schalck-Golodkowski f ü r G ü n t e r Mittag erstellten „Internen O r d n u n g für die Arbeit des Bereiches Kommerzielle Koordinierung", angefügt an Schreiben an G ü n t e r Mittag vom 10.3.1977, BT-Drucksache 12/3462, D o k u m e n t 91, S. 668 (680).
49
Als solche bezeichnet zum Beispiel in einer „Regelung für die Arbeit mit F i r m e n operativer Diensteinheiten des MfS, die dem Bereich Kommerzielle Koordinierung auf d e m Gebiet des Außenhandels zugeordnet sind" von Erich Mielke vom 1.9.1980, als streng geheim eingestuft, BT-Drucksache 12/3462, D o k u m e n t 117, S. 885.
50
Dito.
51
D a z u Schalck-Golodkowski in einer Zeugenvernehmung vor dem „ K o K o - U n t e r s u c h u n g s ausschuß": „Es gab eine Arbeitsgruppe in der H a u p t v e r w a l t u n g A u f k l ä r u n g , die alle K o n takte, die jetzt die Firmen betrafen, die der HVA - ich sage mal nahestanden, Probleme, die dort offen waren, Personalfragen, Arbeitsfragen, mit meinem Stellvertreter [Manfred Seidel, der Autor] abgestimmt hat." - Zeugenaussage Schalck-Golodkowskis vor dem 1. Bundestagsuntersuchungsausschuß der 12. Wahlperiode, Protokoll 11, S. 176. In der „Regelung für die Arbeit mit Firmen operativer Diensteinheiten des MfS, die dem Bereich Kommerzielle Koordinierung auf dem Gebiet des Außenhandels zugeordnet sind" von Erich Mielke v o m 1.9.1980, als streng geheim eingestuft, heißt es: „... 3.1. F ü r K a d e r arbeit u n d politische Arbeit mit u n d in den F i r m e n sind die zuständigen operativen Diensteinheiten verantwortlich. Die operative Arbeit mit den F i r m e n hat unter strikter E i n h a l t u n g der Konspiration zu erfolgen. ...", BT-Drucksache 12/3462, D o k u m e n t 117, S. 885 (887).
52
Z u m Beispiel Verfügung N r . 165/72 des Vorsitzenden des Ministerrates, Willi Stoph, vom 23.11.1972, eingestuft als Geheime Verschlußsache, BT-Drucksache 12/3462, D o k u m e n t 35, S. 365; siehe auch „Interne O r d n u n g für die Arbeit des Bereiches Kommerzielle Koordinierung"; bestätigt durch das Mitglied des Politbüros u n d Sekretär des Z K der SED, Dr. G ü n ter Mittag, vom 10.3.1977, BT-Drucksache 12/3462, in D o k u m e n t 91, S. 668 (680).
D. Die Hauptabteilung I
G m b H unter das MfS mit Wirkung vom 7.11.1983 die Rede. 53 Im Dokument sind auch die übrigen Unternehmen der Hauptabteilung I genannt. Es muß davon ausgegangen werden, daß das handschriftliche Dokument nicht entsprechend differenzierte. Bisher liegen keine Quellen oder Zeugenaussagen vor, die auf eine direkte Unterstellung der Kunst und Antiquitäten G m b H unter das MfS hinweisen. Die Frage der vermögensrechtlichen Zuordnung der der Hauptverwaltung Aufklärung nahestehenden Unternehmen zum Staats- beziehungsweise Privatvermögen ist nicht abschließend beantwortet. Lediglich die Firma F. C. Gerlach wurde bisher Gegenstand einer wissenschaftliche Betrachtung. 54 Darin wird die Auffassung vertreten, die Firma F. C. Gerlach sei als volkseigener Betrieb zu qualifizieren. 55 Über die Sondergeschäfte der Hauptabteilung I wurde unter anderem das Konto 0528 der Deutschen Handelsbank AG gespeist, das als sogenanntes „MielkeKonto" bekannt geworden ist.56 1974 legte man zudem ein Konto zur persönlichen Verfügung Erich Honeckers an. Sowohl das „Mielke-Konto" 0528 als auch das „Honecker-Konto" 0628 lauteten „offiziell" auf den Namen Manfred Seidels.57 Offenbar sind auch Zahlungen des MfS auf das Konto 0528
53
BStU M f S H A X V I I I 7942, Bl. 1.
34
Prugger Die Nachfolge in das Vermögen der ehemaligen D D R - Ein Beitrag zu Art. 21 ff. Einigungsvertrag unter besonderer Berücksichtigung der F i r m a F. C. Gerlach, Dissertation Universität W ü r z b u r g 1994.
35
Dito, S. 288 ff. - Übrigens hat sich Schalck-Golodkowski d u r c h a u s widersprüchlich bezüglich der vermögensrechtlichen Z u o r d n u n g der F i r m a F. C. Gerlach geäußert. Verwiesen sei in diesem Z u s a m m e n h a n g z u m Beispiel auf die Zeugenaussage Schalck-Golodkowskis vor dem Fürstlich Liechtensteinischen Landgericht am 19.10.1992: „Als mit 1.1.1967 die F i r m a F. C. Gerlach dem Bereich K o K o zugeordnet wurde, war sie meiner Ansicht nach eine Privatfirma. ... Diese F i r m a F.C. Gerlach wurde meines Wissens später nie durch Enteignung, durch Dekrete, durch Verfügungen des Ministerrates oder seines Vorsitzenden in eine andere Rechtsform gebracht oder z u m volkseigenen Betrieb gemacht. ... Die Z u o r d n u n g zum Bereich K o k o galt für alle Vertreterorganisationen ob staatlich oder privat. D e r U n t e r schied lag darin, daß bei den staatlichen Vertreterorganisationen ich ein direktes Weisungsrecht hatte, daß der Betrieb der staatlichen Revision unterlag und auch der Angestellte ab der F ü h r u n g s e b e n e durch hoheitlichen A k t bestellt wurden. All dies traf für die F i r m a F. C. Gerlach nicht zu." - Zeugenvernehmung Schalck-Golodkowskis vor dem Fürstlich Liechtensteinischen Landgericht vom 19.10.1992, in Stellungnahme G ü n t h e r Forgbers im R a h m e n des rechtlichen G e h ö r s zum Abschlußbericht des 1. Bundestagsuntersuchungsausschusses der 12. Wahlperiode, BT-Drucksache 12/7600, A n h a n g b a n d , M A T R G 33, S. 516 (525 f.).
56
Siehe dazu z u m Beispiel eine Auflistung „Geschäftsoperationen, die im Sonderbereich durchgeführt werden" mit dem handschriftlichen Zusatz „nur für Minister bestimmt", aus dem Zeitraum 1971/1972, mit den jeweiligen A b f ü h r u n g e n an das „ K o n t o 528", BArch DL2/KoKo/1085, Bl. 17f.
37
Siehe „Vermerk über die Entwicklung der Konten 0528 und 0628" von M a n f r e d Seidel, vom 6.1.1990, BT-Drucksache 12/7600, A n l a g e n b a n d 3, D o k u m e n t 649, S. 2639ff.
2.Teil: Der Bereich Kommerzielle Koordinierung
erfolgt, 58 das spätestens seit 1972 keiner staatlichen Kontrolle mehr unterlag. 59 Über die Konten 0528 und 0628 wurden von der Hauptabteilung I umfangreiche Anlagegeschäfte im westlichen Ausland getätigt. Genannt sei hier nur beispielhaft eine Anlage der Kunst und Antiquitäten G m b H beim Schweizer Bankverein Genf aus dem Jahre 1988 in Höhe von 20 Mio DM, die auf Anweisung SchalckGolodkowskis über das Konto 0528 finanziert wurde. 60 Der Hauptabteilung I oblag auch die Versorgung der „Regierungssiedlung Wandlitz", für deren Finanzierungjährlich ca. 6 Millionen Valutamark aufgewendet wurden. 61 Die Kunst und Antiquitäten G m b H war seit ihrer Gründung im Jahre 1973 der von Manfred Seidel geleiteten Hauptabteilung I unterstellt und verblieb bis zu ihrer Liquidation in diesem Verantwortungsbereich. 62
58
In dem als streng geheim eingestuften „Arbeitsplan 1986" der H a u p t a b t e i l u n g I v o m 15.5. 1986 ist eine „ A b f ü h r u n g M f S 20 M i o V M " an die H a u p t a b t e i l u n g I angegeben, BArch DL2/KoKo/1083, Bl. 110f.; bestätigt wird dies auch durch den „Vermerk über die Entwicklung der Konten 0528 und 0628" von M a n f r e d Seidel vom 6.1.1990, in dem von einer Speisung des K o n t o s 0528 „aus operativen Vorg. M f S " die Rede ist, die G e s a m t a b f ü h r u n g an das K o n t o wird von Seidel auf 3 5 - 4 0 Millionen D M jährlich angegeben, BT-Drucksache 12/7600, A n l a g e n b a n d 3, D o k u m e n t 649, S. 2639 (2642).
59
Siehe Vermerk Schalck-Golodkowskis vom 20.9.1972, danach hatte eine Berichterstattung über das K o n t o 0528 ausschließlich an Minister Mielke zu erfolgen, BT-Drucksache 12/3920, D o k u m e n t 7, S. 115.
60
Einzelzeichnungsberechtigt waren Joachim Farken u n d Klaus-Dieter Richter, siehe „Status Auslandskonten, gespeist aus K o n t o 0528", BT-Drucksache 12/7600, A n l a g e n b a n d 3, D o k u m e n t 727, S. 3102 (3103).
61
Siehe Anlage zu Schreiben Schalck-Golodkowskis an G ü n t e r M i t t a g datiert vom 5.9.1988, BT-Drucksache 12/7600, Anlagenband 3, D o k u m e n t 650, S. 2644 (2653), darin enthalten auch eine ausführliche Aufstellung der finanziellen Entwicklung der Sondergeschäfte und der Verbuchung auf den Konten 0528 u n d 0628.
62
Vollmacht Schalck-Golodkowskis zur G r ü n d u n g der Kunst u n d Antiquitäten G m b H an den Generaldirektor der Transinter G m b H , H e l m u t Schindler, vom 23.2.1973, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. I, Bl. 95.
E. Die Verbindung des Bereiches Kommerzielle Koordinierung zum MfS
E.
Die Verbindung des Bereiches Kommerzielle Koordinierung zum Ministerium für Staatssicherheit
Aus dem beschriebenen Aufgabenfeld des Bereiches Kommerzielle Koordinierung, insbesondere der Geschäftstätigkeit der „operativen F i r m e n " der H a u p t abteilung I, folgt notwendig eine enge A n b i n d u n g an das Ministerium f ü r Staatssicherheit unter Erich Mielke. D e r Bereich Kommerzielle K o o r d i n i e r u n g war sowohl personell als auch strukturell mit dem M f S verflochten, ohne d a ß von einer organisationsrechtlichen Zugehörigkeit gesprochen werden k a n n . Eine zentrale Rolle spielte die im Ministerium f ü r Staatssicherheit zuständige „ A r b e i t s g r u p p e Bereich Kommerzielle K o o r d i n i e r u n g " ( A G B K K ) . Die G r ü n d u n g der A G B K K geht auf den Befehl 14/83 des Ministers f ü r Staatssicherheit, Erich Mielke, vom 1.9.1983 zurück. Die Aufgabe der A r b e i t s g r u p p e bestand in der sogenannten „politisch-operativen Sicherung" des Bereiches Kommerzielle Koordinierung. G e m ä ß P u n k t 2 des Befehls gehörte dazu: „ - d i e rechtzeitige A u f k l ä r u n g feindlicher Pläne und Absichten sowie Kräfte, Mittel und M e t h o d e n u n d die Verhinderung ihrer Realisierung bzw. ihres Wirksamwerdens, - die vorbeugende Verhinderung, A u f k l ä r u n g u n d B e k ä m p f u n g feindlicher bzw. feindlichnegativer Angriffe gegen den Bereich [Kommerzielle Koordinierung, der Autor], vor allem auf den Gebieten der Spionage, der wirtschaftlichen Störtätigkeit, des staatsfeindlichen M e n schenhandels und des ungesetzlichen Verlassens der D D R , - die aktive Unterstützung des Bereiches bei der Realisierung der ihm übertragenen Aufgaben, - die Gewährleistung einer h o h e n Sicherheit u n d O r d n u n g sowie eines wirksamen Geheimschutzes". 6 3
N e b e n der geheimdienstlichen A b w e h r b e s t a n d die vordringliche A u f g a b e der A G B K K in der S c h a f f u n g von Auslandsverbindungen, der Beschaffung u n d des E x p o r t s von militärischen Ausrüstungen, der E i n f u h r von E m b a r g o g ü t e r n u n d der Kontrolle des Tourismus. 6 4 D i e A G B K K w u r d e dem Stellvertreter Erich Mielkes, Rudi Mittig, unterstellt. Als Leiter der A G B K K setzte m a n W o l f r a m Meinel ein, der später von K a r l - H e i n z H e r b r i c h abgelöst wurde. 6 5 N e b e n den bereits genannten Aufgaben oblag dem Leiter der A G B K K auch die Koordinier u n g der Z u s a m m e n a r b e i t mit den anderen H a u p t a b t e i l u n g e n u n d Abteilungen des M f S 6 6 u n d die Verständigung mit der i n n e r h a l b des Bereiches Kommerzielle
63
P u n k t 2 des Befehls Nr. 14/83 des Ministers für Staatssicherheit, Erich Mielke, v o m 1.9. 1983, G V S M f S 0008-11/83, BT-Drucksache 12/3462, D o k u m e n t 146, S. 1104 (1106).
64
D a z u die informatorische A n h ö r u n g des Sonderbeauftragten (später Bundesbeauftragten) f ü r die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen D D R , Joachim G a u c k , vor dem 1. Bundestagsuntersuchungsausschuß der 12. Wahlperiode, Prot. 7, S. 13.
65
Siehe Übersicht MfS, BArch DL2/KoKo/1085, Bl. 111.
66
Z u m Beispiel H A X V I I I (Sicherung der Volkswirtschaft), H A II (Spionageabwehr) - Die HVA hatte die A G B K K über ihre Aktivitäten zu informieren, soweit dies für die „politisch
2.Teil: Der Bereich Kommerzielle Koordinierung
Koordinierung für dessen Absicherung zuständigen Abteilung Kader und Sicherheit. Die Verantwortung der AG BKK erstreckte sich aber nicht auf die wirtschaftspolitischen Aufgaben des Bereiches Kommerzielle Koordinierung. 67 Im August 1987 hatte die AG BKK einen Personalbestand von 106 Mitarbeitern erreicht, darunter 82 Berufsoffiziere, 22 Offiziere im besonderen Einsatz (OibE) 68 und zwei Hauptamtliche Inoffizielle Mitarbeiter (HIM). 69 Dazu kam eine Vielzahl von Inoffiziellen Mitarbeitern (IM), die nicht hauptamtlich beim Ministerium für Staatssicherheit beschäftigt waren. Innerhalb des Bereiches Kommerzielle Koordinierung arbeiteten ungefähr 17 bis 19 Offiziere im besonderen Einsatz, darunter der Leiter des Bereiches, Alexander Schalck-Golodkowski, der Leiter der Abteilung Kader und Sicherheit, Karl Meier, und der Leiter der Hauptabteilung I, Manfred Seidel.70 Bezüglich der Inoffiziellen Mitarbeiter des MfS im Bereich Kommerzielle Koordinierung enthielt Punkt 5 des Befehls 14/83 eine Regelung, wonach die Anleitung der IM grundsätzlich durch die AG BKK zu erfolgen hatte und IM nur in Ausnahmefällen durch andere Diensteinheiten des MfS geführt werden konnten. Die Entscheidung darüber traf der Stellvertreter Erich Mielkes, Rudi Mittig. Diese Regelung steht in engem Zusammenhang mit der Entstehungsgeschichte der AG BKK, die aus der Hauptabteilung XVIII/7 (Sicherung des Außenhandels) hervorgegangen war. Schalck-Golodkowski sagte dazu aus, daß die AG BKK auf seine Anregung hin gegründet worden sei. Er habe es gegenüber dem MfS abgelehnt, daß sich in seinem Bereich „... die einzelnen Diensteinheiten des MfS tummeln, ohne Kontrolle und Übersicht Mitarbeiter anwerben" und damit
operative Sicherung" durch die A G B K K Konsequenzen hatte. Z u s t ä n d i g f ü r die I n f o r m a tion war Generaloberst M a r k u s „ M i s c h a " Wolf. P u n k t 10 des Befehls Nr. 14/83 des Ministers f ü r Staatssicherheit, Erich Mielke, v o m 1.9.1983, G V S M f S 0008-11/83, B T - D r u c k sache 12/3462, D o k u m e n t 146, S. 1104 (1109). 67
P u n k t 1 des Befehls Nr. 14/83 des Ministers für Staatssicherheit, Erich Mielke, vom 1.9. 1983, G V S M f S 0008-11/83, BT-Drucksache 12/3462, D o k u m e n t 146, S. 1104 (1106).
68
Siehe die sogenannte „ O i b E - O r d n u n g " vom 17. 3.1986, BT-Drucksache 12/3462, D o k u m e n t 160, S. 1233ff.
69
Informatorische A n h ö r u n g des Sonderbeauftragten (später Bundesbeauftragter) f ü r die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen D D R , Joachim G a u c k , vor dem 1. Bundestagsuntersuchungsausschuß der 12. Wahlperiode, Prot. 7, S. 12.
70
N a c h Aussage Schalck-Golodkowskis waren 17 OibE im Bereich Kommerzielle Koordinierung tätig. Er nennt auch ausdrücklich die Obristen Seidel und Meier. Zeugenaussage Schalck-Golodkowskis vor dem 1. Bundestagsuntersuchungsausschuß der 12. Wahlperiode, Prot. 11, S. 172fT., eine Aufstellung „Mitarbeiter des M f S (OibE)", die sich auf den Bereich Kommerzielle Koordinierung bezieht, enthält 19 OibE, BT-Drucksache 12/3462, in D o k u ment 223, S. 1663 (1667f.), zu den Mitarbeitern des M f S inklusive der OibE im Bereich Kommerzielle Koordinierung siehe auch die entsprechende Auflistung in BT-Drucksache 12/7600, A n l a g e n b a n d 1, D o k u m e n t 73, S. 487ff.
E. Die Verbindung des Bereiches Kommerzielle Koordinierung zum M f S
„das Ansehen" seines Bereiches im Ausland „ruinieren". 71 Die ursprünglich für den Bereich Kommerzielle Koordinierung zuständige Hauptabteilung XVIII/7 sei weder „personell noch kräftemäßig" imstande gewesen, den Bereich zu sichern und die Anwerbung von IM durch andere Diensteinheiten „abzuwenden". 72 Deutlich wird dadurch nicht zuletzt die Machtstellung Schalck-Golodkowskis, der offenbar in der Lage war, den Zugriff des MfS auf den Bereich Kommerzielle Koordinierung zumindest indirekt zu beeinflussen. An Bedeutung gewinnt in diesem Zusammenhang auch die durch den Befehl 14/83 festgeschriebene Kompetenzverteilung. Schon der Befehl 14/83 unterstellte nämlich den Leiter des Bereiches Kommerzielle Koordinierung, was Fragen der Sicherung und „politisch-operativen Arbeit" des MfS anbelangte, direkt dem Minister für Staatssicherheit, Erich Mielke.73 Wie bereits erwähnt, unterstand die AG BKK nur dessen Stellvertreter, Rudi Mittig. Der Leiter der AG BKK, Wolfram Meinel, war dem Stellvertreter des Ministers wiederum nachgeordnet. Der Befehl 14/83 gewährte Schalck-Golodkowski den direkten Zugang zu Erich Mielke und damit den Überblick über die Aktivitäten des MfS im Bereich Kommerzielle Koordinierung, während sich Wolfram Meinel an dessen Stellvertreter zu halten hatte. Inwieweit bei der Gründung der AG BKK andere Faktoren, beispielsweise die in diesen Zeitraum fallende Flucht des Generaldirektors der Kunst und Antiquitäten GmbH, Horst Schuster von Witzleben (im folgenden Horst Schuster), in die Bundesrepublik und das damit verbundene Sicherheitsrisiko, eine Rolle gespielt haben, läßt sich anhand der verfügbaren Quellen nicht eindeutig rekonstruieren. Der Befehl 14/83 wurde durch den Befehl 12/88 vom 21.6.1988 74 abgelöst. Gegenstand der Neuregelung war vor allem die wohl aufgrund der weitreichenden Aktivitäten notwendig gewordene Ausdehnung der geheimdienstlichen Absicherung des Bereiches Kommerzielle Koordinierung. 75 Der Befehl enthielt zudem präzisierte Regelungen 76 zu den Verantwortungsbereichen der AG BKK 71
Zeugenaussage Schalck-Golodkowskis vor dem 1. Bundestagsuntersuchungsausschuß der 12. Wahlperiode, Prot. 83, S. 130f.
72
Dito.
73
Vor P u n k t 1 des Befehls Nr. 14/83 des Ministers für Staatssicherheit, Erich Mielke, vom 1.9. 1983, G V S M f S 0008-11/83, BT-Drucksache 12/3462, D o k u m e n t 146, S. 1104f. und entsprechend auch in Anlage 2 des Befehls Nr. 12/88 des Ministers für Staatssicherheit, Erich Mielke, v o m 21.6.1988, G V S M f S 0008-14/88, BStU, Einzeldokument ohne Signatur.
74
Befehl Nr. 12/88 des Ministers f ü r Staatssicherheit, Erich Mielke, v o m 21.6.1988, G V S M f S 0008-14/88, BStU, Einzeldokument ohne Signatur.
75
D a z u die P u n k t e 2 - 5 und die Anlage 1 des Befehls Nr. 12/88 des Ministers für Staatssicherheit, Erich Mielke, vom 21.6.1988, G V S M f S 0008-14/88, BStU, Einzeldokument ohne Signatur.
76
D a z u die P u n k t e 8 - 1 3 des Befehls Nr. 12/88 des Ministers für Staatssicherheit, Erich Mielke, v o m 21.6.1988, G V S M f S 0008-14/88, BStU, Einzeldokument ohne Signatur.
2.Teil: Der Bereich Kommerzielle Koordinierung
und der übrigen Abteilungen des MfS. Gemäß Anlage 2 zum Befehl 12/88 fungierte Manfred Seidel als Verbindungsmann zwischen der AG BKK und dem Bereich Kommerzielle Koordinierung. Aus dem Tätigkeitsbereich der AG BKK finden sich noch heute rund 700 Personendossiers. Darüber hinaus wurden Informationen zu 343 Firmen in aller Welt gesammelt, ausgewertet und dem Bereich Kommerzielle Koordinierung bei Bedarf zur Verfügung gestellt.77 Es existieren außerdem Aktenbestände zu den Themenbereichen Mülldeponien und Umweltschutz, Leipziger Messe, Waffenhandel, Handelsembargo und Geheimdienste. 78 Die Aufgaben des Bereiches Kommerzielle Koordinierung hätten ohne die Unterstützung des MfS nicht bewältigt werden können. Die besonderen geschäftlichen Aktivitäten erforderten geradezu „flankierende Maßnahmen" durch den Staatssicherheitsdienst. Der Umfang der Handelstätigkeit, die Vielzahl der einbezogenen Unternehmen und Einzelpersonen und das potentielle Interesse der westlichen Geheimdienste legten auch die Bildung einer zentralen Gruppierung innerhalb des MfS nahe. Schalck-Golodkowski sicherte sich durch seine Initiative zur Gründung der AG BKK eine Machtposition auch innerhalb des Ministeriums für Staatssicherheit. Daß neben der AG BKK und der Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) noch andere Abteilungen des MfS enge Beziehungen zum Bereich Kommerzielle Koordinierung unterhielten und über inoffizielle Mitarbeiter in dessen Unternehmen verfügten, wird speziell für die Kunst und Antiquitäten G m b H noch ausführlich dargestellt werden.
77
Informatorische A n h ö r u n g des Sonderbeauftragten (später Bundesbeauftragter) für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen D D R , Joachim G a u c k , vor dem 1. Bundestagsuntersuchungsausschuß der 12. Wahlperiode, Prot. 7, S. 13.
78
Informatorische A n h ö r u n g des Sonderbeauftragten (später Bundesbeauftragter) für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen D D R , Joachim G a u c k , in Vertretung hier Dr. Geiger, vor dem 1. Bundestagsuntersuchungsausschuß der 12. Wahlperiode, Prot. 7, S. 20.
F. Die rechtliche Stellung des Bereiches Kommerzielle Koordinierung im Staatsgefüge
F.
Die rechtliche Stellung des Bereiches Kommerzielle Koordinierung im Staatsgefüge
I.
Die Herauslösung aus der Zuständigkeit des Ministerrates und die Führung des Bereiches durch Günter Mittag
Für die Wirtschaftstätigkeit des Bereiches Kommerzielle Koordinierung wurde neben der eigenständigen Struktur auch ein besonderer rechtlicher Rahmen geschaffen. Ausgehend von den eingangs dargestellten Grundlagen des D D R Außenhandelssystems lag die Kompetenz zur Leitung des Außenhandels beim Ministerrat. Dementsprechend erfolgte auch die Gründung des Bereiches Kommerzielle Koordinierung durch die erwähnte Ministerratsverfügung 61/66 vom 1. April 1966. Der Bereich wurde formal im Ministerium für Außenhandel - als zuständigem Organ des Ministerrates - angesiedelt und der Leiter des Bereiches dem Minister für Außenhandel direkt unterstellt. 79 Zunehmenden Einfluß auf die Steuerung des Bereiches gewann aber das Politbüromitglied Günter Mittag. Mittag wechselte dann 1973 vom Politbüro des ZK der SED in den Ministerrat, 80 was angesichts der realen Kräfteverteilung im SED-Staat einem Abstieg gleichkam. Als rechte Hand Ulbrichts für ökonomische Fragen sei Mittag bei Honeckers Machtübernahme erst einmal in Ungnade gefallen und habe den „... miesen Posten des 1. Stellvertreters des Vorsitzenden des Ministerrates" 81 erhalten, wie sich Günter Schabowski ausdrückt. Den Ausschlag dafür habe die von Mittag initiierte Umgestaltung der Binnenwirtschaft - das Neue Ökonomische System - in Ulbrichts Endphase gegeben, die den Sowjets sehr suspekt gewesen sei und mit zu dessen Sturz geführt habe. 82 Mittag behielt die Kontrolle über den Bereiches Kommerzielle Koordinierung, auch als er in den Ministerrat wechselte. In der Verfügung 15/75 des Vorsitzenden des Ministerrates, Horst Sindermann, vom 23. 8.1975 war ausdrücklich festgelegt, daß der Leiter des Bereiches Kommerzielle Koordinierung nach den Weisungen des 1. Stellvertreters des Vorsitzenden des Ministerrates, Günter Mittag, zu arbeiten hatte. 83 1976 kehrte Günter Mittag ins Politbüro zurück und löste den kurzzeitig als Wirtschaftssekretär agierenden Werner Krolikowski ab. 79
Punkte 1 und 5 der Verfügung Nr. 61/66 des Vorsitzenden des Ministerrates, Willi Stoph, vom 1.4.1966, eingestuft als Vertrauliche Verschlußsache, BT-Drucksache 12/3462, Dokument 7, S. 58 f.
80
Siehe Ubersicht zur politischen Karriere Günter Mittags, Ubersicht 3: Politbüro des Z K der SED, Roggemann Die DDR-Verfassungen, S. 340 (346f.).
81
Zeitzeugengespräch mit Günter Schabowski am 30.5.2000.
82
Dito.
83
Punkt 2 der Verfügung Nr. 15/74 des Vorsitzenden des Ministerrates, Horst Sindermann, vom 23.8.1975, BT-Drucksache 12/3462, Dokument 67, S. 502 (503f.).
2.Teil: Der Bereich Kommerzielle Koordinierung
„Wenn in der ersten Phase seiner Rückkehr das Verhältnis zu Honecker von Ergebenheit geprägt war, ... wurde er schnell zum einflußreichsten Mann neben Honecker und zum Mann, der den größten Einfluß auf Honecker hatte", 84 schildert Günter Schabowski den Aufstieg Mittags. Mit Beschluß des Politbüros vom 2.11.1976 erfolgte schließlich die direkte Unterstellung Schalck-Golodkowskis unter Günter Mittag 85 - natürlich streng geheim. Obwohl nach außen hin bis 1989 immer vom „Ministerium für Außenhandel, Bereich Kommerzielle Koordinierung" die Rede war, der Bereich nicht „offiziell" aus dem Ministerium ausgegliedert wurde, bestand seit 1976 eine direkte Weisungslinie zum Wirtschaftssekretär im Politbüro. Günter Mittag unterstand formal nur noch Generalsekretär Honecker selbst. Zusammen mit Schalck-Golodkowski, der mittlerweile das Amt eines Staatssekretärs im Ministerium für Außenhandel bekleidete, leitete Günter Mittag spätestens seit 1976 die wirtschaftlichen Aktivitäten des Bereiches Kommerzielle Koordinierung. Das laut Art. 76 II 1 Verfassung der D D R wirtschaftsleitende Staatsorgan Ministerrat wurde durch den Politbürobeschluß vom 2.11.1976 ebenso aus der Verantwortung gedrängt, wie zuvor schon der zuständige Minister für Außenhandel an Einfluß verloren hatte. Im Hinblick auf den Politbürobeschluß vom 2.11.1976 tritt auch der eingangs beschriebene verbindliche Charakter von SED-Parteibeschlüssen im Rechtssetzungsgefüge der D D R deutlich zutage. Günter Mittag machte vor dem 1. Untersuchungsausschuß der 12. Wahlperiode geltend, daß die staatliche Verantwortung für den Bereich Kommerzielle Koordinierung ab 1976 allein Schalck-Golodkowski getragen habe, und ihm lediglich die politische Verantwortung zugekommen sei.86 Und tatsächlich enthielt der Politbürobeschluß vom 2.11.1976 einen Passus, wonach die Unterstellung unter den Sekretär des ZK, Günter Mittag, nicht die staatliche Verantwortung Schalck-Golodkowskis berühren sollte.87 Schalck-Golodkowski beschrieb die Unterstellungsverhältnisse bis 1976 als „... Zwitterstellung, die zwischen dem Minister für Außenhandel und ... Günter Mittag existierte, die im Grunde erst nach dem 9. Parteitag der SED, ... 1976, endgültig geregelt wurde". 88 Er hat sich 84
Zeitzeugengespräch mit Günter Schabowski am 30. 5.2000.
85
Beschluß des Politbüros Nr. 23/76 betreffend Bildung von Kommissionen und Arbeitsgruppen vom 2.11.1976, Auszug an Schalck-Golodkowski, eingestuft als Vertrauliche Verschlußsache, BArch DL2/KoKo/l 126, Bl. 120f.
86
Zeugenaussage Günter Mittags vor dem 1. Bundestagsuntersuchungsausschuß der ^ . W a h l periode, Prot. 106a, S. 55.
87
Beschluß des Politbüros Nr. 23/76 betreffend Bildung von Kommissionen und Arbeitsgruppen vom 2.11.1976, Auszug an Schalck-Golodkowski, eingestuft als Vertrauliche Verschlußsache, BArch DL2/KoKo/1126, Bl. 120 (121).
88
Zeugenaussage Schalck-Golodkowskis vor dem 1. Bundestagsuntersuchungsausschuß der 12. Wahlperiode, Prot. 83, S. 29.
F. Die rechtliche Stellung des Bereiches Kommerzielle Koordinierung im Staatsgefüge
auch grundsätzlich zu seiner Verantwortung als Leiter des Bereiches Kommerzielle Koordinierung bekannt. 8 9 Betrachtet m a n den auch f ü r die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten G m b H wesentlichen Zeitraum von 1976-1989, d a n n m u ß die Stellung des Bereiches Kommerzielle Koordinierung als vom Ministerium f ü r Außenhandel losgelöst qualifiziert werden. Wohl ganz bewußt agierte Staatssekretär Schalck-Golodkowski mit seinem Bereich nach außen hin auch weiter im N a m e n des Ministeriums f ü r Außenhandel. D a s letztmalig in der Ministerratsverfügung 15/75 konstatierte Unterstellungsverhältnis 9 0 reduzierte sich aber auf eine rein formelle Zugehörigkeit. Der Minister für Außenhandel, zunächst H o r s t Solle später Gerhard Beil, trug jedenfalls ab 1976, als Mittag vom Ministerrat zurück ins Politbüro wechselte und den Bereich quasi mit sich nahm, keine Verantwortung für den Bereich Kommerzielle Koordinierung mehr. Fraglich ist, inwieweit f ü r Günter Mittag und Schalck-Golodkowski zwischen staatlicher und politischer Verantwortung unterschieden werden muß. Zwar enthielt der Politbürobeschluß vom 2.11.1976 den entsprechenden Passus. Angesichts der zentralen Machtposition des Politbüros und des verbindlichen Charakters seiner Beschlüsse wäre es aber eine falsche Gewichtung, die politische Verantwortung hier minder schwer wiegen zu lassen. Im Gegenteil wird m a n einem Staatsgefüge, das durch die Suprematie einer Partei geprägt ist, in dem die eigentliche staatliche M a c h t außerhalb der Verfassungsorgane angesiedelt ist, nur gerecht, wenn gerade die politische Verantwortung entsprechend ihrer tragenden Funktion gewürdigt wird. Sowohl Alexander Schalck-Golodkowski als auch Günter Mittag stehen damit spätestens seit 1976 in umfassender Verantwortung f ü r die wirtschaftliche Tätigkeit des Bereiches Kommerzielle Koordinierung. Die direkte Unterstellung eines Wirtschaftsbereiches unter ein Mitglied des Politbüros der S E D bewegte sich außerhalb der von Art. 76 II 1 Verfassung der D D R dem Ministerrat zugewiesenen Kompetenz zur Leitung der Volkswirtschaft. Deutlich wird in diesem Z u s a m m e n h a n g nicht nur der Führungsanspruch der S E D gegenüber dem Ministerrat, wie er im Ministerratsgesetz zum Ausdruck kommt. Die Unterstellung des Bereiches Kommerzielle Koordinierung unter ein einzelnes Politbüromitglied mittels „Vertraulicher Verschlußsache" widerspiegelt auch die Machtkonzentration in den H ä n d e n weniger Parteifunktionäre. Es m u ß davon ausgegangen werden, daß der Bereich Kommerzielle Koordinierung auch innerhalb des Politbüros selbst nur am Rande thematisiert wurde und
89
Siehe u. a. Zeugenaussage Schalck-Golodkowskis vor dem 1. Bundestagsuntersuchungsausschuß der 12. Wahlperiode, Prot. 83, S. 19.
90
Punkt 2 der Verfügung Nr. 15/75 des Vorsitzenden des Ministerrates, Horst Sindermann, vom 23. 8.1975, BT-Drucksache 12/3462, Dokument 67, S. 502 (503).
2.Teil: Der Bereich Kommerzielle Koordinierung
strukturelle Einzelheiten den übrigen Politbüromitgliedern nicht bekannt waren. Wie Schalck-Golodkowski für die Mehrzahl der Politbüromitglieder in Erscheinung trat, mag die folgende Aussage von Günter Schabowski verdeutlichen: „ D e r Begriff, der u m Schalck geisterte, war ,Devisenbeschaffer' aber nicht , Κ ο Κ ο ' oder ,Bereich Kommerzielle Koordinierung'. D e r Begriff spielte aber auch gar keine Rolle, sondern er war das, Schalck, nicht die Institution. G a b es eine brenzlige Situation wurde Schalck ins Politbüro bestellt. Z u m Beispiel ging in einem neuen K r a f t w e r k die Turbine k a p u t t , ein 190 Millionen Objekt. Es wurde mitgeteilt a m Dienstag - Dienstag war immer Politbürositzung - ... jedenfalls wurde das kurzfristig auf die Tagesordnung gesetzt, u n d Schalck wird geholt. Natürlich hat M i t t a g ihm schon vorher ein D i n g gestochen. D a k o m m t Schalck rein, Honecker f ü h r t die Sitzung: Genösse Schalck, setz' Dich bitte. Also wir müssen schnellstens wieder ans Netz, ist j a klar, e n o r m e r Ausfall, hat sich da festgefressen, schwierige Sache ... Wir müssen schnellstens einen Ersatz d a f ü r haben, eine Turbine. Genösse Schalck, wie ist die Situation? Also wenn Honecker gerufen hat, heißt das, wir haben gar keine Mittel, das ist j a alles verplant. Jetzt ging es u m die außerplanmäßigen Mittel. D a s war Schalcks F u n k t i o n . ... U n d d a n n steht der auf, der M a n n , dieser dicke Hüne, und sagt: Genösse Generalsekretär, hiermit versichere ich, daß durch meinen Bereich, innerhalb einer bestimmten Frist diese Turbine mit außerplanmäßigen Mitteln beschafft wird - und setzt sich wieder hin. Ja, danke Genösse - und das wird ganz kühl zur Kenntnis g e n o m m e n - danke, danke, gibt es noch Fragen, nein, also D u k a n n s t wieder gehen. D a n n ist der verschwunden. U n d d a n n hat der f ü r vielleicht h u n d e r t Millionen so ein D i n g im Westen besorgt. ... Oder Schneepflüge, ich k o m m e hier um acht U h r rein und sehe auf den H a u p t s t r a ß e n nirgendwo einen Schneepflug. Ich sage: Seid ihr verrückt geworden, die Straße m u ß geräumt werden, das ist eine H a u p t s t a d t ! Die sagen: Wir haben bloß fünf Stück, u n d die sind im Einsatz. Ich sage: Wo sind denn die ... - so spielt sich diese Arbeit ab ... Was habe ich gemacht? Ich habe Schalck angerufen, habe gesagt: Genösse Schalck, Tag, Schabowski - ach und grüße Dich. D u , ich habe jetzt eine irrsinnige Vorstellung und Bitte. Aber ich stelle heute Morgen fest, Berlin ist eingeschneit, und die sind nicht mal in der Lage, ... also zumindest die H a u p t a d e r n zu räumen. D a sagt der zu mir: Also wieviele Schneepflüge brauchst D u denn? Ich erkundige mich, rufe zurück, sage: Sechs oder sieben Schneepflüge. D a sagt der: H a s t D u in drei Tagen. H a t der die im Westen gekauft. U n d was ist nun bezeichnend daran? D e r M a n n hatte so viel Kies. D e r hat ü b e r h a u p t keinen u m Erlaubnis gefragt. D a s spielte gar keine Rolle ... Sonst m u ß t e doch jedes D i n g zentral genehmigt u n d - d e r hat die Dinger einfach g e k a u f t . . . U n d ich hatte auf einmal Schneepflüge ... D a s war Schalck. ... Schalck wurde für mich in mindestens sieben, acht Fällen zum Beschaffer dringend notwendiger Sachen in Berlin. D a können Sie sich vorstellen, was der M a n n f ü r mich bedeutet hat. D e r baute j a zugleich meine Position aus. Wenn in Berlin etwas nicht geklappt hat vorher, auf einmal klappte das. U n d das hab ich mit Schalck geregelt. U n d Schalck war so ein Kumpel, der hat nicht gefragt, der hat die Dinger besorgt ... Was Schalck gemacht hat war auch nicht Gegenstand von Vorlagen - niemals ein Beschluß über seine Strukturen, zumindest in der Zeit seit 1981. ... D a s hatte keinen etwas anzugehen. ... Gesprochen hat man über L e u n a aber nicht über solche merkwürdigen Briefkastenfirmen. D a s waren doch alles Geschäfte von äußerster Brisanz. D a wären j a diejenigen im Westen auch immer gefährdet gewesen, die wir niemals gefährden durften. Also deswegen war eine Aura der G e h e i m h a l t u n g u m diese Dinge. Und wenn Sie sagen: D a sind da Millionen geflossen oder da Millionen beschafft worden, haben Sie denn von diesen Betrieben nichts gewußt? Nein, das hat der koordiniert mit seinem A p p a r a t von Leuten ..., die haben das alles in ihren Fingern gehabt, die hatten ihre genauen Partner. ... In dieser Weise hat sich das abgespielt. D a s ist doch nicht an die große Glocke gehängt worden. D a gab es eine ganz entschiedene Teilung." 9 1
91
Zeitzeugengespräch mit G ü n t e r Schabowski am 30.5.2000.
F. Die rechtliche Stellung des Bereiches Kommerzielle Koordinierung im Staatsgefüge
In welchem Umfang das Ministerium für Staatsicherheit unter Erich Mielke die Leitung des Bereiches Kommerzielle Koordinierung beeinflußt hat, läßt sich im Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht abschließend klären. Feststeht insofern, daß das MfS intensive Beziehungen zu ausgewählten Firmen des Bereiches unterhalten hat und insbesondere über die AG BKK, die Abteilung Kader und Sicherheit und die Person Manfred Seidels auch strukturell mit ihm verbunden war. Aufgrund der Befehle 14/83 und 12/88 unterstand Schalck-Golodkowski in bestimmten, das MfS berührenden Fragen auch direkt dem Minister für Staatssicherheit, Erich Mielke.92 Sowohl Alexander Schalck-Golodkowski als auch Manfred Seidel haben den Einfluß des MfS auf die Führung des Bereiches Kommerzielle Koordinierung als eher gering eingeschätzt. 93 Die sich aus dem Politbürobeschluß vom 2.11.1976 und dem Mielke-Befehl 14/83, später 12/88, ergebende Doppelunterstellung Schalck-Golodkowskis war für OibE auch nicht ungewöhnlich. 94 Ihrem Wortlaut nach richteten sich die Mielke-Befehle 14/83 und 12/88 allerdings nicht an Schalck-Golodkowski als OibE sondern in seiner Funktion als Leiter des Bereiches Kommerzielle Koordinierung. Ob sich aus diesem jedenfalls formal bestehenden Unterstellungsverhältnis tatsächlich eine Verantwortlichkeit des Ministers für Staatssicherheit, Erich Mielke, für die Tätigkeit des Bereiches Kommerzielle Koordinierung insgesamt ergab - für die geheimdienstlichen Aktivitäten des Bereiches war er natürlich verantwortlich muß an dieser Stelle aufgrund der ungesicherten Quellenlage dahinstehen.
92
Vor P u n k t 1 des Befehls N r . 14/83 des M i n i s t e r s f ü r Staatssicherheit, Erich Mielke, v o m 1.9. 1983, G V S M f S 0008-11/83, B T - D r u c k s a c h e 12/3462, D o k u m e n t 146, S. 1104f. u n d ents p r e c h e n d a u c h in A n l a g e 2 des Befehls N r . 12/88 des M i n i s t e r s f ü r Staatssicherheit, E r i c h Mielke, v o m 2 1 . 6 . 1 9 8 8 , G V S M f S 0008-14/88, B S t U , E i n z e l d o k u m e n t o h n e Signatur.
93
M a n f r e d Seidel sagte zur U n t e r s t e l l u n g S c h a l c k - G o l o d k o w s k i s u n t e r E r i c h Mielke aus: „ . . . ich m u ß I h n e n jetzt e i n m a l folgendes sagen: Ich h a b e m i c h a u f diese Sitzung, weil ich j a nun g a r nicht wußte, was hier alles f ü r F r a g e n k o m m e n , nicht b e s o n d e r s vorbereiten k ö n n e n . So. U n d ich h a b e - E s gibt einen Befehl 12/88. Dieses D o k u m e n t h a b e ich einmal flüchtig gelesen. So. U n d w a s jetzt n u n Mielke a u s seinem Befehl m a c h t , o d e r w a s er d o r t drin form u l i e r e n läßt, also d a m u ß ich ehrlich sagen, b i n ich n i c h t v e r a n t w o r t l i c h u n d Schalck a u c h nicht. D a m u ß ich einmal den A l e x a n d e r Schalck vertreten. W a s soll d e n n das? D e r Mielke h a t ü b e r h a u p t kein W e i s u n g s ... - schon a u s G r ü n d e n der S t r u k t u r geht ü b e r h a u p t nicht a n , d a ß Mielke weisungsberechtigt ist. D a ß der neugierig war s t ä n d i g u n d den Schalck s t ä n d i g v e r s u c h t h a t a u s z u n e h m e n , ist eine g a n z a n d e r e P r o b l e m a t i k . A b e r i m P r i n z i p h a t t e Mielke ü b e r h a u p t kein Weisungsrecht g e g e n ü b e r Schalck. W a s der in seinem Befehl schreibt ist f ü r mich j a völlig u n i n t e r e s s a n t . " - Z e u g e n a u s s a g e M a n f r e d Seidels vor d e m 1. B u n d e s t a g s u n t e r s u c h u n g s a u s s c h u ß der 12. W a h l p e r i o d e , P r o t . 62, S. 24f., siehe zur B e z i e h u n g z u m M f S a u c h Z e u g e n a u s s a g e S c h a l c k - G o l o d k o w s k i s vor d e m 1. B u n d e s t a g s u n t e r s u c h u n g s a u s s c h u ß der 12. W a h l p e r i o d e , P r o t . 11, S. 169ff.
94
D a z u a u c h i n f o r m a t o r i s c h e A n h ö r u n g des S o n d e r b e a u f t r a g t e n (später B u n d e s b e a u f t r a g t e r ) f ü r die U n t e r l a g e n des Staatssicherheitsdienstes der e h e m a l i g e n D D R , J o a c h i m G a u c k , v o r d e m 1. B u n d e s t a g s u n t e r s u c h u n g s a u s s c h u ß der 12. W a h l p e r i o d e , P r o t . 7, S. 12.
2.Teil: Der Bereich Kommerzielle Koordinierung
II.
Rechtliche Besonderheiten
Der Bereich Kommerzielle Koordinierung genoß eine Reihe von rechtlichen Privilegien, die gleichzeitig die Voraussetzung für seine Geschäftsaktivitäten bildeten. Bereits in Punkt 2 der Verfügung 129/72 des Vorsitzenden des Ministerrates, Willi Stoph, vom 14.9.1972 95 findet sich der Hinweis auf den Status eines Devisenausländers. Entgegen den üblichen gesetzlichen Bestimmungen, die dem Valutamonopol des Staates Rechnung trugen, war es damit sowohl dem Bereich Kommerzielle Koordinierung als solchem als auch den zugehörigen Firmen gestattet, Lorokonten in konvertierbaren Devisen bei der DHB und der DABA zu führen. § 3 Nr. 2 Devisengesetz 96 sah den Status des Devisenausländers dagegen nur für solche juristischen Personen, Gesellschaften und Gemeinschaften vor, deren Sitz oder Ort der Geschäftsleitung sich im Ausland befand. Zum Status des Devisenausländers sagte Schalck-Golodkowski vor dem 1. Untersuchungsausschuß der 12. Wahlperiode aus: „Was die O r d n u n g anbetrifft - ich versuche, das immer wieder zu erklären Es gab in der D D R keine Devisenausländer. U n d die Tatsache, daß wir Devisenausländer waren, war j a schon eine Abweichung v o m Gesetz. Deshalb gab es j a eine Verfügung des Vorsitzenden des Ministerrates, nicht von irgend j e m a n d e m . " 9 7
Gemäß Punkt 6 der Verfügung 129/72 wurden die bei der D H B und der DABA für den Bereich Kommerzielle Koordinierung geführten Konten überdies der allgemeinen Bankenkontrolle 98 entzogen. Für die Transaktionen auf den Konten und deren Kontrolle zeichnete allein Schalck-Golodkowski verantwortlich. Die Bestände der entsprechenden Konten klammerte man aus dem Status der Banken aus. Auskünfte darüber erteilte nur Schalck-Golodkowski selbst, Punkte 7 und 10 der Verfügung 129/72. Abweichend von der Kreditverordnung sozialistische Betriebe vom 22.12.1971" erleichterte man den Unternehmen des Be-
95
Verfügung Nr. 129/72 des Vorsitzenden des Ministerrates, Willi Stoph, vom 14.9.1972, BTD r u c k s a c h e 12/3920, D o k u m e n t 6, S. 110ff.
96
Gesetz über Devisenverkehr und Devisenkontrolle (Devisengesetz) vom 8.2.1956, GBl. I S. 312, eine entsprechende Vorschrift enthält auch § 3 Nr. 2 Devisengesetz v o m 19.12.1973, GBl. I S. 574.
97
Zeugenaussage Schalck-Golodkowskis vor d e m 1. Bundestagsuntersuchungsausschuß der 12. Wahlperiode, Prot. 83, S. 101.
98
Siehe zu den üblichen Bestimmungen § 4 Verordnung über die Kreditgewährung und die Bankenkontrolle der sozialistischen Wirtschaft - Kreditverordnung vom 28.1.1982, GBl. I S. 126 beziehungsweise auch § 5 Verordnung über die D u r c h f ü h r u n g der Kredit- und Zinspolitik gegenüber volkseigenen Betrieben, konsumgenossenschaftlichen Betrieben u n d sozialistischen Wohnungsbaugenossenschaften - Kreditverordnung sozialistische Betriebe vom 22.12.1971, GBl. II S.41.
99
Verordnung über die D u r c h f ü h r u n g der Kredit- und Zinspolitik gegenüber volkseigenen Betrieben, konsumgenossenschaftlichen Betrieben und sozialistischen Wohnungsbaugenossenschaften - Kieditverordnung sozialistische Betriebe v o m 22.12.1971, GBl. II S. 41.
F. Die rechtliche Stellung des Bereiches Kommerzielle Koordinierung im Staatsgefüge
reiches auch die Beschaffung von Krediten, Punkt 11 der Verfügung 129/72. Der staatlichen Finanzkontrolle durch die im Ministerium für Finanzen zuständige Valutakontrollgruppe unterlagen außerdem nur die der Hauptabteilung II angehörenden Firmen Transinter, Zentralkommerz und Intrac, später die Firmen Bieg, Imes und seit 1987 auch die Kunst und Antiquitäten GmbH. 100 Mit der eingeschränkten staatlichen Finanzkontrolle ging ein autonomes Planungsrecht einher. Wie bereits erwähnt, bestand die Aufgabe des Bereiches Kommerzielle Koordinierung gemäß der Gründungsverfügung 61/66 in der Erwirtschaftung „kapitalistischer Valuten" außerhalb des Staatsplanes. Natürlich verplante die oberste Parteiführung auch die auf diesem Wege zusätzlich eingenommenen Devisen, auch der Bereich Kommerzielle Koordinierung arbeitete nach einem internen Plan, nur tauchten diese Summen in den offiziellen Jahresoder Fünfjahresplänen der Volkswirtschaft nicht auf. Im Gegensatz zu den regulären, im Ministerium für Außenhandel angesiedelten Betrieben, erhielten die Unternehmen des Bereiches Kommerzielle Koordinierung lediglich einen Valutaplan und nicht, wie üblich, auch genau spezifizierte Warenbewegungspläne. 101 Der „Planungsprozeß" beschränkte sich auf die Vorgabe der von den einzelnen Unternehmen zu erbringenden Valutaerträge durch den Leiter des Bereiches Kommerzielle Koordinierung, Schalck-Golodkowski. Seiner Aussage zufolge hatte er „... die Vollmacht, solche Pläne, Staatspläne, für die Betriebe als Kennziffer vorzugeben". 102 Einen Plan über die vom Bereich Kommerzielle Koordinierung abzuführenden Devisen legte Schalck-Golodkowski auch dem Ministerium der Finanzen vor, das den Plan zur Bestätigung an das Politbüro und den Ministerrat weiterleitete.103 Dieser Valutaplan sagte aber nichts Genaueres über den Charakter der einzelnen Geschäfte aus. Im Ministerium der Finanzen und erst recht im Ministerrat hatte man deswegen wohl nur eine schemenhafte Vorstellung davon, womit der Bereich Kommerzielle Koordinierung im einzelnen Devisen „beschaffte". Speziell für die Exporte von Kunst und Antiquitäten sah dies freilich etwas anders aus. Hier wußte man insbesondere im Ministerium der Finanzen genauer Bescheid. Darüber wird im dritten Teil der Arbeit noch ausführlich gesprochen.
100
Siehe d a z u die Z e u g e n a u s s a g e der stellvertretenden M i n i s t e r i n der F i n a n z e n , H e r t a K ö n i g , v o r d e m 1. B u n d e s t a g s u n t e r s u c h u n g s a u s s c h u ß der 12. W a h l p e r i o d e , P r o t . 63, S. 137; siehe a u c h P u n k t 13 V e r f ü g u n g N r . 129/72 des Vorsitzenden des Ministerrates, Willi S t o p h , v o m 1 4 . 9 . 1 9 7 2 , B T - D r u c k s a c h e 12/3920, D o k u m e n t 6, S. 110 (113).
101
Z e u g e n a u s s a g e S c h a l c k - G o l o d k o w s k i s vor d e m 1. B u n d e s t a g s u n t e r s u c h u n g s a u s s c h u ß der 12. W a h l p e r i o d e , P r o t . 83, S. 53.
102
Dito.
103
Siehe d a z u die Z e u g e n a u s s a g e der stellvertretenden M i n i s t e r i n der F i n a n z e n , H e r t a K ö n i g , v o r d e m 1. B u n d e s t a g s u n t e r s u c h u n g s a u s s c h u ß der 12. W a h l p e r i o d e , P r o t . 63, S. 139.
2.Teil: Der Bereich Kommerzielle Koordinierung
Lediglich ein Teil der Devisen wurde derart „planmäßig außerhalb des Staatsplanes" erwirtschaftet und abgeführt. 104 Ein bedeutender Teil seiner Deviseneriöse nutzte der Bereich Kommerzielle Koordinierung zur Finanzierung spezieller Projekte - bis hin zum Einkauf von Schneepflügen für die Hauptstadt - und die Speisung einer Reihe von Sonderkonten, wie den erwähnten Konten 0528 und 0628 bei der Deutschen Handelsbank. 1 0 5 Beispielsweise flössen die Gewinne, die die Kunst und Antiquitäten G m b H aus ihren Goldanlagegeschäften erzielte, direkt auf das sogenannte „Mielke-Konto" 0528. 1 0 6 Außer Schalck-Golodkowski und Günter Mittag waren nur noch wenige Personen über die Existenz und die Verwendung dieser Gelder informiert. 107 Wie im Zusammenhang mit der Stellung des Ministeriums für Außenhandel ausgeführt wurde, unterstand dem Minister für Außenhandel gemäß § 30 I M A H Statut die Zollverwaltung der D D R . Aufgrund der Verfügung 87/71 des Vorsitzenden des Ministerrates, Willi Stoph, vom 2 5 . 6 . 1 9 7 1 1 0 8 erhielt der Leiter des Bereiches Kommerzielle Koordinierung umfangreiche Kompetenzen in Bezug auf die Zollverwaltung. Unter seiner Federführung sollte im Auftrag des Ministers für Außenhandel ein Arbeitsbereich geschaffen werden, dem unter anderem die Organisation der Beziehungen zur Zollverwaltung und die Koordinierung von Fragen der Zollkontrolle zwischen den einzelnen Bereichen des Ministeri-
104
Siehe dazu zum Beispiel den Arbeitsplan der Hauptabteilung I 1986 vom 1 5 . 5 . 1 9 8 6 , in dem zwischen Erwirtschaftung und Abführung unterschieden wird, BArch DL2/KoKo/1083, Bl. 110 ff.
105
Die stellvertretende Ministerin der Finanzen, Herta König, bestätigte beispielsweise die Existenz eines geheimen Valutakontos, das sie auf Weisung Günter Mittags ohne Wissen der im Ministerium der Finanzen zuständigen Arbeitsgruppe Zahlungsbilanz eingerichtet hatte. Es ging hier offenbar um Milliardenbeträge. Zeugenaussage der stellvertretenden Ministerin der Finanzen, Herta König, vor dem 1. Bundestagsuntersuchungsausschuß der 12. Wahlperiode, Prot. 63, S. 146ff. Bezeichnend ist insofern auch ein Schreiben von Herta König und Schalck-Golodkowski an den Vorsitzenden des Ministerrates, Hans Modrow, vom 14.11. 1989, in dem erklärt wird, daß die Staatsverschuldung der D D R um 12,6 Milliarden Valutamark geringer ist, als dies dem Vorsitzenden der Staatlichen Plankommission zum betreffenden Zeitpunkt bekannt sei. Dem Schreiben beigefügt ist auch eine Aufstellung der in der Zahlungsbilanz „nicht sichtbaren" Gewinne des Bereiches Kommerzielle Koordinierung. BT-Drucksache 12/7600, Dokument 733, S. 3121 ff.
106
Dazu Struktur des Handelsbereiches II der Kunst und Antiquitäten G m b H , erstellt von Handelsbereichsleiter Klaus-Dieter Richter, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 J s 29/90, Bd. I, Bl. 180.
107
Zumindest teilweise waren auch Erich Mielke und Erich Honecker eingeweiht. Auch Herta König wußte von den Differenzen zwischen „planmäßigen" Gewinnabführungen und tatsächlichen Gewinnen des Bereiches Kommerzielle Koordinierung. Sie sagte vor dem 1. Bundestagsuntersuchungsausschuß der 12. Wahlperiode aus, daß in den durch sie kontrollierten Außenhandelsbetrieben des Bereiches Abweichungen zwischen Erwirtschaftung von Valutamitteln und Abführungen festzustellen waren. Prot. 63, S. 139.
108
Verfügung Nr. 87/71 des Vorsitzenden des Ministerrates, Willi Stoph, vom 2 5 . 6 . 1 9 7 1 , B T Drucksache 12/3462, Dokument 25, S. 342f.
F. Die rechtliche Stellung des Bereiches Kommerzielle Koordinierung im Staatsgefüge
ums für Außenhandel und anderen betroffenen Organen oblag. Zu diesem Zwecke räumte die Ministerratsverfügung 87/71 dem Leiter des Bereiches Kommerzielle Koordinierung das Recht ein „... zur Beseitigung festgestellter Störungen im kommerziellen Warenverkehr über die Grenzen der D D R den beteiligten Staatsorganen, wirtschaftsleitenden Organen, Betrieben und Institutionen Auflagen zu erteilen und über die Realisierung derselben Rechenschaft zu fordern". 109 Die Verfügung 15/75 des Vorsitzenden des Ministerrates, Horst Sindermann, vom 23. 8.1975 110 weist dem Bereich Kommerzielle Koordinierung in Punkt 1.6. erneut die Verantwortung für „die Koordinierung von Zollfragen zur Durchsetzung des sozialistischen Außenhandelsmonopols" zu. Über die bereits in der Ministerratsverfügung 87/71 geregelten Kompetenzen hinaus erhielt der Leiter des Bereiches Kommerzielle Koordinierung die Befugnis zur „... Organisation und Realisierung erforderlicher Ausnahmeentscheidungen auf dem Gebiet des kommerziellen Warenverkehrs sowie dem damit im Zusammenhang stehenden grenzüberschreitenden Reiseverkehr". 111 Formal unterstand die Zollverwaltung zwar weiterhin dem Minister für Außenhandel. Gerade im Hinblick auf die Anbindung des Bereiches Kommerzielle Koordinierung an das Politbüro im Jahre 1976 gewannen aber die die Zollverwaltung betreffenden Rechte Schalck-Golodkowskis an Bedeutung. Die Zusammenarbeit mit der Zollverwaltung spielte für die Geschäfte mit Waffen, Embargowaren und nicht zuletzt auch Kunst und Antiquitäten eine wichtige Rolle. Mit den Ministerratsverfügungen 87/71 und 15/75 gestand man dem Leiter des Bereiches Kommerzielle Koordinierung zollrechtliche Privilegien zu, die den reibungslosen Import und Export der sensiblen Waren erlaubten.
III.
Konsequenzen für die wirtschaftliche Tätigkeit
Die Herauslösung aus der Zuständigkeit des Ministeriums für Außenhandel, der Status des Devisenausländers und die flexiblere Gestaltung des ansonsten eher schwerfälligen Planungsrechtes erlaubten dem Bereich Kommerzielle Koordinierung weitaus freier und eigenständiger zu agieren, als dies den normalen Außenhandelsbetrieben möglich war. Wenn man von einigen Unternehmen der Hauptabteilung II einmal absieht, dann bedeutete die Zugehörigkeit zum Bereich Kommerzielle Koordinierung die Ausnahme von der staatlichen Kontrolle. An 109 Verfügung Nr. 87/71 des Vorsitzenden des Ministerrates, Willi Stoph, vom 25.6.1971, BTDrucksache 12/3462, Dokument 25, S. 342 (343). no Verfügung Nr. 15/75 des Vorsitzenden des Ministerrates, Horst Sindermann, vom 23.8.1975, eingestuft als Geheime Verschlußsache B2-269/75, BT-Drucksache 12/3462, Dokument 67, S. 502 ff. 1,1
Verfügung Nr. 15/75 des Vorsitzenden des Ministerrates, Horst Sindermann, vom 23.8.1975, eingestuft als Geheime Verschlußsache B2-269/75, BT-Drucksache 12/3462, Dokument 67, S. 502 (513).
2.Teil: Der Bereich Kommerzielle Koordinierung
die Stelle des nach § 30 I ΜΑΗ-Statut beziehungsweise § 1 II AHB-VO übergeordneten Ministers für Außenhandel trat der Leiter des Bereiches, Alexander Schalck-Golodkowski. Er beeinflußte ganz entscheidend auch die rechtlichen Beziehungen, auf deren Grundlage innerhalb des Bereiches gearbeitet wurde. Die Bestimmungen der geltenden AHB-VO traten in ihrer Bedeutung hinter den normativen Weisungen Schalck-Golodkowskis zurück. Die stellvertretende Ministerin der Finanzen, Herta König, sagte vor dem Bundestagsuntersuchungsausschuß aus, daß sich sein Weisungsrecht in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre hinsichtlich der Valutawirtschaft auch auf das Ministerium der Finanzen erstreckte. Zwar habe in diesem Sinne keine staatsrechtliche Befugnis bestanden, aber das sei dann „auf der Parteischiene" 112 gelaufen. Der Sonderstatus des Bereiches Kommerzielle Koordinierung wurde durch die beschriebenen zollrechtlichen Kompetenzen ergänzt. Der Bereich Kommerzielle Koordinierung operierte damit institutionell als eigenständiger Wirtschaftsbereich außerhalb des Ministeriums für Außenhandel und konzeptionell weitab von der sozialistischen Planwirtschaft und dem geltenden Außenhandelsrecht. Nach Aussage Schalck-Golodkowskis war es „... ein Versuch, marktwirtschaftliche Strukturen einzuführen". 113 Durch die unmittelbare Unterstellung unter das Politbüro und die enge Verflechtung mit dem Ministerium für Staatssicherheit ließ sich der Bereich auch für politische Zwecke nutzen. Von Anfang an hat man dafür eine streng hierarchische Struktur entwickelt, entscheidende Schnittstellen mit MfS-Mitarbeitern besetzt und die Kontrolle und Übersicht über den Bereich und seine Verbindungen auf eine geringe Zahl führender Kader begrenzt. An der Volkskammer und im wesentlichen auch dem Ministerrat und selbst oberen Parteigremien vorbei walteten Schalck-Golodkowski und Günter Mittag, Mielke und Honecker über ein Wirtschaftsimperium, das in den siebziger und achtziger Jahren jährlich rund eine Milliarde „Valutamark" hervorbrachte. Die unkontrollierte Einflußnahme des Politbüros und des MfS außerhalb der verfassungsrechtlichen Zuständigkeiten widerspiegelt anschaulich die Machtverhältnisse im SED-Staat. Zu den rechtlichen Grundlagen des Bereiches Kommerzielle Koordinierung vor dem „KoKo-Untersuchungsausschuß" befragt, sagte Schalck-Golodkowski aus: „Ich habe einen Bereich geleitet, der mit den Rechtsvorschriften der D D R wenig zu tun hatte." 114
1.2
Zeugenaussage der stellvertretenden Ministerin der Finanzen, H e r t a König, vor dem 1. Bundestagsuntersuchungsausschuß der 12. Wahlperiode, Prot. 63, S. 144 und 147.
1.3
Zeugenaussage Schalck-Golodkowskis vor dem 1. Bundestagsuntersuchungsausschuß der 12. Wahlperiode, Prot. 83, S. 94.
114
Zeugenaussage Schalck-Golodkowskis vor d e m 1. Bundestagsuntersuchungsausschuß der 12. Wahlperiode, Prot. 83, S. 94.
3. Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH A.
Die G r ü n d u n g der Kunst und Antiquitäten GmbH
Die Gründung der Kunst und Antiquitäten G m b H geht auf eine Verfügung des Ministerrates der D D R vom 18. Januar 1973 zurück. In der Verfügung 4/73 heißt ,, 1. Aus dem staatlichen F u n d u s sind Antiquitäten u n d M u s e u m s b e s t ä n d e f ü r den Export in das N S W in H ö h e von 55 M i o V M ... 1973 zur Verfügung zu stellen und dem Bereich K o m merzielle Koordinierung des Ministeriums für Außenwirtschaft zum Export anzubieten. ... 6. F ü r die Abwicklung des E x p o r t s von Kunstgegenständen im R a h m e n der Verfügung wird ein dem Bereich Kommerzielle Koordinierung des Ministeriums f ü r Außenwirtschaft unterstellter Betrieb eingesetzt. ... 7. Die notwendige M a r k f i n a n z i e r u n g erfolgt durch den Minister der Finanzen. Die A b f ü h r u n g der Valutamittel erfolgt durch den Bereich Kommerzielle Koordinierung des Ministeriums f ü r Außenwirtschaft an den Minister der F i n a n z e n zu G u n s t e n der Zahlungsbilanz 1973." 1
Der Ministerratsverfügung 4/73 war eine Überprüfung der bestehenden Exportpraxis im Zuständigkeitsbereich des Ministeriums für Kultur vorausgegangen. Der stetig wachsende Bedarf an Devisen für den Staatshaushalt der D D R ließ die Verantwortlichen nach immer neuen Wegen suchen, den Export in das sogenannte „Nichtsozialistische Wirtschaftslager" (NSW) zu intensivieren. Im Oktober 1972 erstellte die Arbeitsgruppe für Organisation und Inspektion beim Vorsitzenden des Ministerrates 2 eine „Information über Probleme des Exports im Verantwortungsbereich des Ministeriums für Kultur". 3 In diesem Papier wies die besagte Arbeitsgruppe auf Möglichkeiten zur Steigerung des Exports bzw. zur effektiveren Gestaltung des Exports im Verant-
1
Ministerratsverfügung 4/73 vom 18.1.1973, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. I, Bl. 87ff.
2
Verantwortlich war der Leiter der Arbeitsgruppe, Staatssekretär H a r r y Möbis, der die Ergebnisse der U b e r p r ü f u n g an den Ersten Stellvertreter des Vorsitzenden des Ministerrates. H o r s t Sindermann, weiterleitete u n d in dessen A u f t r a g ebenso die Minister Siegfried B ö h m (Finanzen), K l a u s Gysi (Kultur) und H o r s t Solle (Außenwirtschaft) sowie den Vorsitzenden der Staatlichen Plankommission, G e h a r d Schürer, informierte. Schreiben von H a r r y M ö b i s an Siegfried B ö h m vom 25.10.1972, BArch DN1/21169, (nicht numeriert).
3
I n f o r m a t i o n über Probleme des E x p o r t s im Verantwortungsbereich des Ministeriums für Kultur v o m 13.10.1972. erstellt von der Arbeitsgruppe f ü r Organisation u n d Inspektion beim Vorsitzenden des Ministerrates - Kontrollabteilung. BArch DN1/21169.
3. Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
wortungsbereich des Ministeriums für Kultur" 4 hin. Dargelegt wurde unter anderem, daß durch den Verkauf von ungenutzten Depotbeständen aus Museen und Kunstsammlungen „erhebliche Ergebnisse" zu erzielen seien, wenngleich darauf nur in Einzelfällen zurückgegriffen werden sollte.5 Weiterhin wurden Vorschläge zur Erhöhung des Exports einiger Warengruppen 6 aus dem Bereich des Ministeriums für Kultur unterbreitet. Die Arbeitsgruppe stellte fest, daß der Handel mit Antiquitäten zu Beginn der siebziger Jahre annähernd konstant 7 geblieben sei, und man eine wesentliche Steigerung auch für die Ausfuhr von Gebrauchtwaren nicht erwarten könnte. Vor allem die Darstellung der organisatorischen Probleme bei der Durchführung der Exporte steht in enger Beziehung zur späteren Ministerratsverfügung 4/73 der „Gründungsverfügung" der Kunst und Antiquitäten GmbH. Die Arbeitsgruppe beim Vorsitzenden des Ministerrates beschreibt die Lage im Jahre 1972 wie folgt: ,,... 2. D e r Export von Kunstgegenständen erfolgt durch mehrere Außenhandelbetriebe, insbesondere durch die Betriebe Buchexport (Antiquitäten, Gebrauchtwaren), D e m u s a (Kunstgewerbliche Erzeugnisse). Glas und Keramik (Künstlerische Erzeugnisse aus Glas und Keramik), Intrac (Antiquitäten, Gebrauchtwaren), Wiratex (Schmuck). F ü r alle genannten Betriebe ist der Export von Kunsterzeugnissen nur ein geringer Teil des Gesamtumsatzes, so daß noch nicht genügend Anstrengungen u n t e r n o m m e n werden, u m auf diesem Gebiet alle vorhandenen Reserven zu erschließen. ... Hinzu k o m m t noch, d a ß in den verschiedenen U n t e r n e h m e n mit dem geringen Anteil des E x p o r t s an Kunstgegenständen nicht die Fachkader mit der für den Kunsthandel erforderlichen speziellen Qualifikation vorhanden sein können. Z u r Ausnutzung aller Möglichkeiten des E x p o r t s von Kunsterzeugnissen ist zu prüfen, ob aus d e m Bestand der Außenhandelsbetriebe, die sich gegenwärtig mit dem Export von Kunsterzeugnissen befassen, ein kleiner leistungsfähiger Außenhandelsbetrieb gebildet werden kann, der sich ausschließlich mit dem Export von Kunsterzeugnissen befaßt."s
4
Dito.
5
Dito.
6
G e n a n n t werden zeitgenössische bildende Kunst. Filme u n d Kopierleistungen, Bücher u n d Zeitschriften, Leihgaben von Kunstschätzen der D D R in andere Länder, Nachbildungen von Skulpturen und Plastiken, N a c h p r ä g u n g e n von M ü n z e n und Medaillen, Kopien von G e m ä l d e n . K u n s t h a n d w e r k . Kunstgewerbe.
7
Angegeben wird ein Exportvolumen von 2.5 M i o V M f ü r Antiquitäten u n d G e b r a u c h t w a r e n im Wirtschaftsplan von 1972.
8
I n f o r m a t i o n über Probleme des E x p o r t s im Verantwortungsbereich des Ministeriums f ü r Kultur vom 13.10.1972, erstellt von der Arbeitsgruppe für Organisation und Inspektion beim Vorsitzenden des Ministerrates - Kontrollabteilung [Hervorhebung durch den Autor], BArch DN1/21169.
Α . Die Gründung der Kunst und Antiquitäten G m b H
Auf wessen Initiative hin die Arbeitsgruppe für Organisation und Inspektion beim Vorsitzenden des Ministerrates Ende 1972 veranlaßt wurde, das entsprechende Informationspapier zu erstellen, läßt sich nicht mit Sicherheit sagen. Der Vorschlag, die Museumsdepots für den Export zu öffnen, war brisant. Derartige Grundsatzentscheidungen gingen in der Regel zuerst vom Politbüro und weniger vom Ministerrat selbst aus. Schalck-Golodkowski hat mehrfach zum Ausdruck gebracht, daß die ursprüngliche Idee von Kurt Hager stammte. In seinen „Deutsch-deutschen Erinnerungen" schreibt er beispielsweise: „Vater des Gedankens war Kurt Hager ... Hager wollte so zur D u r c h f ü h r u n g der Beschlüsse des VIII. Parteitages beitragen - der Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik." 9
Jedenfalls konnte das Vorhaben nur mit der Billigung Hagers durchgeführt werden. In seinen Memoiren 10 erwähnt Hager diese Phase nicht. Kurt Hager war Mitglied des Politbüros und über Jahrzehnte auch zuständiger Sekretär des ZK der SED für die Abteilung Kultur. Es liegt nahe, daß er als mächtigster Kulturfunktionär des Staates" auch am Zustandekommen der Ministerratsverfügung 4/73 beteiligt war. Ob man von außen an ihn herangetreten ist, und er die Idee nur formuliert hat oder selbst „Vater des Gedankens" war, muß an dieser Stelle dahinstehen. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Reaktion des Ministeriums für Kultur. Unmittelbar im Anschluß an das Informationspapier der Arbeitsgruppe für Organisation und Inspektion beim Vorsitzenden des Ministerrates - also noch im Vorfeld der Mini sterrai s Verfügung 4/73 - übersandte der Minister für Kultur, Klaus Gysi, dem Ersten Stellvertreter des Vorsitzenden des Ministerrates, Horst Sindermann, ein „Material" über die „Möglichkeiten zur Erhöhung des Exports in das NSW und dazu notwendige Voraussetzungen" 12 datiert vom 16.11.1972. Darin stimmt das Ministerium für Kultur dem Verkauf von „entbehrlichen, ungenutzten Museumsbeständen" 1 3 grundsätzlich zu. Punkt 6 des Materials behandelt ebenso wie schon das Informationspapier der Arbeitsgruppe beim Vorsitzenden des Ministerrates die „Schaffung eines Außenhandelsunternehmens", allerdings „... unter Verantwortung des Ministeriums für Kultur". 14
9
Schalck-Golodkowski
Deutsch-deutsche Erinnerungen, S. 200.
10
Kurl Hager Erinnerungen, Leipzig 1996.
11
Zur Person Kurt Hagers und der Abteilung Kultur des Z K der SED siehe auch den Beitrag von Joachim Ackermann in Offner/Schroeder (Hrsg.), Eingegrenzt-Ausgegrenzt, Bildende Kunst und Parteiherrschaft in der D D R 1961-1989, Berlin 2000.
12
Möglichkeiten zur E r h ö h u n g des Exports und dazu notwendige Voraussetzungen, Material des Ministeriums für Kultur für den Ersten Stellvertreter des Vorsitzenden des Ministerrates, Horst Sindermann, vom 16.11.1972, BArch DN1/21169.
13
Dito.
14
Dito.
3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
In dem „Material" des Ministers für Kultur wird festgestellt, daß es möglich sei, „... ein einmaliges Exportvolumen an Museumsbeständen in Höhe von ca. 5 Mio VM" und einen weiteren „Export von Kultur- und Kunstgütern von jährlich 4,5 Mio VM (Endstufe)" 15 zu erreichen. Dafür sei es „... erforderlich, daß: - Beim Ministerium f ü r Kultur ein A u ß e n h a n d e l s u n t e r n e h m e n für den E x p o r t u n d I m p o r t von Kultur- und Kunsterzeugnissen ... gebildet wird ... - Alle weiteren Außenhandelsunternehmen, die ... Kultur und Kunsterzeugnisse exportieren, sind dazu nicht mehr berechtigt." 1 6
Die übereinstimmende Empfehlung, einen auf den Export von Kunstgegenständen und Kulturgütern spezialisierten Außenhandelsbetrieb zu schaffen, wurde mit der Verfügung 4/73 des Ministerrates der D D R realisiert. Damit sollte das ohnehin bestehende Staatsmonopol im Außenhandel mit Kunst und Antiquitäten - das heißt hier faktisch nur beim Export, denn Importe gab es nicht - weiter konzentriert werden. Herrschte hinsichtlich der Gründung eines eigenständigen Außenhandelsbetriebes noch Einigkeit, so konnte sich Minister Gysi mit seinem Vorschlag, den neuzubildenden Exportbetrieb dem Ministerium für Kultur zu unterstellen, nicht durchsetzen. Mit der Bildung des neuen Außenhandelsbetriebes übertrug man dem Ministerium für Außenwirtschaft, 17 Bereich Kommerzielle Koordinierung, die alleinige Zuständigkeit für den Export im Bereich Kunst, Antiquitäten und Gebrauchtwaren. Vor diesem Hintergrund wurde am 20. Februar 197318 in einem notariell beglaubigten Vertrag unter der Firma „Kunst und Antiquitäten G m b H - Internationale Gesellschaft für den Export und Import von Kunstgegenständen" eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung errichtet. 19 Der für die Außenhandels-
15
Dito.
16
Dito.
17
Mit Wirkung v o m 1.1.1974 u m b e n a n n t in Ministerium f ü r Außenhandel, B e k a n n t m a c h u n g vom 25.11.1973, GBl. I S . 539.
18
Im D o k u m e n t e n a n h a n g der bereits zitierten Arbeit von Prugger Die Nachfolge in das Vermögen der ehemaligen D D R . . . , findet sich unter D o k u m e n t 2, S. 269 ff., die Verfügung 129/72 des Vorsitzenden des Ministerrates, Willi Stoph, vom 14.9.1972 (in Abschrift). In einer beigefügten „Anlage 1" (273f.) werden die Außenhandelsbetriebe des Bereiches Kommerzielle Koordinierung - darunter auch die Kunst und Antiquitäten G m b H - genannt. Würde es sich hierbei u m ein authentisches D o k u m e n t handeln, müßte die G r ü n d u n g der Kunst und Antiquitäten G m b H bereits in das Jahr 1972 datiert werden. Die Zugehörigkeit der zitierten „Anlage 1 " zur Verfügung 129/72 m u ß jedoch bezweifelt werden. Z u m einen sprechen alle vorliegenden D o k u m e n t e und Zeugenaussagen für die Gründungszeitraum 1973. Z u m anderen enthält „Anlage 1" auch die Firma Carnet, die 1972 noch unter G. Simon firmierte. Die Herk u n f t des abgedruckten D o k u m e n t s ließ sich mangels Quellenangabe nicht genauer prüfen.
19
„Gesellschaftervertrag" zur G r ü n d u n g der Kunst u n d Antiquitäten G m b H v o m 20.2.1973, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. I, Bl. 92ff.
Α . Die Gründung der Kunst und Antiquitäten G m b H
G m b H formal gesehen konstitutive staatliche Gründungsakt im Sinne des § 6 1 1 GründungsVO erfolgte mit der entsprechenden Gründungsanweisung von Alexander Schalck-Golodkowski an den Generaldirektor der Transinter GmbH, Helmut Schindler, vom 23.2.1973. 20 Als Gesellschafter wurden Klaus-Dieter Uhlig und Horst Schuster 21 benannt, die bis dahin für die Transinter G m b H gearbeitet hatten. Die Transinter G m b H agierte, wie erwähnt, in der Hauptabteilung II des Bereiches Kommerzielle Koordinierung. Horst Schuster war seit 1968 bei der zum sogenannten Transinterverband 22 gehörenden Vertretergesellschaft Interver als Hauptgeschäftsführer tätig. 23 Mit der Auswahl Schusters und Uhligs wurde von vornherein auch die personelle Anbindung der Kunst und Antiquitäten G m b H an den Bereich Kommerzielle Koordinierung sichergestellt. Sitz der neuen Gesellschaft war gemäß § 1 Berlin, Rosenthaler Str. 40/41. Als Aufgaben der Gesellschaft legte § 2 des „Gesellschaftervertrages" den „Export und Import von Kunstgegenständen aller Art" sowie die „Anbahnung und Durchführung von Geschäftsoperationen, die der Gesellschaft direkt oder indirekt förderlich sein können", 24 fest. Das Stammkapital betrug 250.000,- Mark, wovon nach § 4 des Vertrages 150.000,- Mark von Klaus-Dieter Uhlig und 100.000,- Mark von Horst Schuster als Stammeinlagen eingebracht wurden. Organe der Gesellschaft waren laut § 6 des „Gesellschaftervertrages" zum einen die Gesellschafterversammlung, zum anderen der Hauptgeschäftsführer und ein oder mehrere Geschäftsführer. Nach § 8 des Vertrages konnte die Gesellschaft sowohl vom Hauptgeschäftsführer als auch von einem oder mehreren Geschäftsführern vertreten werden, wobei die Vertretungsbefugnis jedem einzeln zustand. Über die Höhe der zur Auszahlung an die Gesellschafter gelangenden Reingewinne hatte nach § 10 des Vertrages die Gesellschafterversammlung jährlich nach Feststellung der Jahresbilanz zu beschließen.
20
Vollmacht zur G r ü n d u n g der Kunst und Antiquitäten G m b H von Alexander SchalckGolodkowski an H e l m u t Schindler v o m 23.2.1973, Verfahren Joachim Farken u n d andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. I, Bl. 95.
21
Später H o r s t Schuster von Witzleben, zur Verbindung z u m M f S siehe im Kapitel über die Verwicklung der Kunst u n d Antiquitäten G m b H in die Steuerverfahren gegen Antiquitätenhändler und Sammler.
22
Die Transinter G m b H war die Interessengemeinschaft der Handelsvertreter und M a k l e r der D D R . Ihr gehörten die Vertretergesellschaften Agena, Baltica Rostock, Industrievertretungen, Interver, K o n t a k t a , M e t a m a , Textilvertretungen u n d W a m a g an. BStU, D o k u m e n t e n stelle, Anlage zu Befehl Nr. 12/88 von Erich Mielke, Geheime Verschlußsache M f S 000814/88.
23
D a z u auch die Zeugenaussage von H o r s t Schuster von Witzleben vor dem 1. Bundestagsuntersuchungsausschuß der 12. Wahlperiode, Prot. 57, S. 4.
24
„Gesellschaftervertrag" zur G r ü n d u n g der Kunst und Antiquitäten G m b H vom 20.2.1973, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. I, Bl. 92ff.
3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
Mit dem „Gesellschaftervertrag" vom 20.2.1973 hatte man Punkt 6 der Verfügung 4/73 umgesetzt. Allerdings blieb der vorgesehene Export von Kunst und Antiquitäten und dazu noch Museumsbeständen nicht ohne Kritik. Hatte der Minister für Kultur, Klaus Gysi, die Ministerratsverfügung noch mitgetragen, so regte sich in den Kunstsammlungen und Museen hörbar Widerstand. Der planmäßig bereitzustellende Exportumfang hätte einen tiefen Griff in die Museumsdepots bedeutet. Beispielsweise erhielten die Staatlichen Museen zu Berlin bereits am 25.1.1973 die Auflage, Kunstgegenstände im Wert von sechs Millionen Valutamark für den Export auszusondern. Acht Prozent des Verkaufserlöses sollten den Museen in Valutamark gutgeschrieben, der Rest in Mark der D D R erstattet werden. In einem Brief an den Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin protestierten sechzig parteilose Museumsmitarbeiter gegen den geplanten Verkauf: „Sehr geehrter H e r r Generaldirektor, wir m ö c h t e n als Mitarbeiter der Staatlichen Museen zu Berlin Ihnen zur Kenntnis geben, d a ß wir den Verkauf von Kunstwerken aus den staatlichen Sammlungen der D D R als eine Aktion ansehen, die sich mit unserer Auffassung von der Aufgabe solcher Institutionen (Pflege und M e h r u n g von ,Schätzen der Weltkultur') nicht vereinbaren läßt. Wir m ö c h t e n u m Mitteilung bitten, auf welche gesetzliche G r u n d l a g e sich die A n o r d n u n g zur D u r c h f ü h r u n g dieser A k t i o n stützt." 2 5
Natürlich war die Ministerratsverfügung nicht veröffentlicht worden. Die Museumsmitarbeiter wußten also nicht genau, woher die Anweisung stammte, Museumsbestände für den Export auszusondern. Auch die in der SED organisierten Mitarbeiter wandten sich an die übergeordneten Parteiinstanzen. Namhafte Künstler und Kulturfunktionäre - zum Beispiel Akademiepräsident Konrad Wolf - setzten sich offenbar für den Verbleib der Kunstgegenstände ein.26 Die Museumsdirektoren wiesen darauf hin, daß der geplante Exportumfang von 55 Millionen Valutamark unweigerlich auch den Verkauf von Kunstwerken der „Kategorie I" bedeuten würde, das heißt musealen Objekten und Sammlungen von außerordentlichem wissenschaftlichen, historischen oder kulturellen Wert im Sinne des § 5 II der Verordnung über den staatlichen Museumsfonds vom 12.4.1978 27 . Im Ministerium für Kultur verhallten die Rufe zunächst ungehört. Ebenso wurde die bundesdeutsche Regierung auf den beabsichtigten Export aufmerksam und übte Kritik. Im Raum stand der Aufkauf der Museumsgüter durch die Bundesrepublik. Solche Erwägungen stellte auch die Stiftung Preußischer Kulturbesitz an, wie der ehemalige Direktor des Kunstgewerbemuseums in
25
A b g e d r u c k t bei Günter Schade Die Staatlichen Museen zu Berlin in der Kultur- u n d Bildungspolitik der D D R - E r f a h r u n g e n u n d Erlebnisse, S. 169.
26
So bei Günter Schade Die Staatlichen Museen zu Berlin in der Kultur- u n d Bildungspolitik der D D R - E r f a h r u n g e n und Erlebnisse, S. 168 ff.
27
Verordnung über den staatlichen M u s e u m s f o n d s vom 12.4.1978, GBl. I Nr. 14, S. 165.
Α . Die Gründung der Kunst und Antiquitäten G m b H
Köpenick und spätere Vorsitzende der Direktorenkonferenz der Berliner Museen, Günter Schade, berichtet: „Bei dieser großen Aktion, wo alle M u s e e n zur Kasse gebeten werden sollten, hatte ich d a n n ich hatte gute Beziehungen zu meinen West-Berliner Kollegen, habe das mit denen auch besprochen. Die haben dann gesagt: Also wenn Ihr was verkauft, das wird dann von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz a u f g e k a u f t werden, Besitz aus den staatlichen Museen geht nicht in den Kunsthandel. Also wir haben schon versucht, auf allen möglichen K a n ä l e n etwas zu machen."28
Die D D R mußte daraufhin eine Blamage fürchten. Alexander Schalck-Golodkowski sagte dazu vor dem „KoKo-Untersuchungsausschuß" aus: „ . . . w a s vielleicht politisch noch wesentlicher war - d a ß zu diesem Z e i t p u n k t der G r u n d l a g e n vertrag zwischen der D D R und der B R D kurz vor dem Abschluß stand und die Verhandlungen dazu nicht mit dieser Problematik belastet werden sollten." 2 9
Die Aussage wird auch durch einen Bericht des IM „Hans Borau" alias Joachim Farken 30 , Generaldirektor der Kunst und Antiquitäten GmbH, an die H A XVIII/7 des MfS vom 21.4.1983 gestützt. 31 Schließlich sah man sich in der D D R veranlaßt, von der Verfügung 4/73 Abstand zu nehmen, jedenfalls was den Export von Museumsbeständen anbelangte. Bis heute halte er Hagers ursprüngliche Idee aber nicht für abwegig, schreibt Schalck-Golodkowski dazu in seinen „Deutsch-deutschen Erinnerungen". 32 Ob die Ministerratsverfügung auch formal aufgehoben wurde, ist nicht bekannt geworden. Der Entwurf des Jahresabschlußberichtes der Kunst und Antiqui-
28
Zeitzeugengespräch mit Prof. G ü n t e r Schade am 12.1.2001.
29
Zeugenaussage von Alexander Schalck-Golodkowski vor dem 1. Bundestagsuntersuchungsausschuß der 12. Wahlperiode, Prot. 83, S. 17 (21).
30
Zu Joachim Farken näher im Kapitel über die Verwicklung der Kunst und Antiquitäten G m b H in Steuerverfahren gegen Antiquitätenhändler u n d Sammler, ihrer personellen Verflechtung mit dem MfS.
31
I M „ H a n s B o r a u " alias Joachim Farken berichtet unter anderem: „ Z u E x p o r t e n aus diesem Ministerratsbeschluß k a m es jedoch im Verlaufe des Jahres 1973 nicht, da seitens der B R D eine umfangreiche K a m p a g n e gegen den Export von Kunstgegenständen aus der D D R entfacht wurde. Hinzu k a m der Widerstand aus den Museen, d a außenpolitisch der G r u n d lagenvertrag zwischen den beiden deutschen Staaten kurz vor dem Abschluß stand, zumindest in der Verhandlungsphase, wurde der Ministerratsbeschluß außer K r a f t gesetzt." Treffbericht vom 21.4.1983, entgegengenommen von OSL Teichfischer, B S t U M f S A I M 6499/88, Teil I, Bd. 1,B1. 144.
32
„ D a m a l s löste diese Entscheidung [Museumsbestände zu exportieren, der Autor] eine Protestwelle bei uns und im Westen aus, so d a ß die U m s e t z u n g anders als vom Ministerrat geplant verlief. Bis heute halte ich Hagers Idee nicht für abwegig: Tausende Bilder u n d andere Kunstobjekte wurden bei u n d unter völlig unzureichenden Bedingungen gelagert. Wir hatten kein Geld für ihre a d ä q u a t e A u f b e w a h r u n g , geschweige denn für notwendige Restaurierungsarbeiten oder gar für ihre Präsentation." Schalck-Golodkowski Deutsch-deutsche Erinnerungen, S. 200.
3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
täten G m b H für das Jahr 1973 spricht von der „Aufhebung des M R Beschlusses". 33 Die spätere „Konzeption für die Tätigkeit des Außenhandelsbetriebes ,Kunst und Antiquitäten G m b H ' " verwies als Rechtsgrundlage der Betätigung insofern nur noch auf Weisungen des Ministeriums für Außenhandel vom 7.6. 1973 beziehungsweise 10.12.1973. 34 Obwohl also zunächst die Grundlage für den „Gesellschaftervertrag" wegfiel, wurde die Kunst und Antiquitäten G m b H fortgeführt. Die Aufgabe der Gesellschaft war in § 2 des „Gesellschaftervertrages" ganz allgemein gefaßt. Die Konzeption mußte aber durch die Aufhebung der Ministerratsverfügung grundlegend geändert werden. Bei der Beschaffung der für den Export vorgesehenen Kunstgegenstände konnte man nicht im geplanten Umfang auf die Depots der Museen zurückgreifen. Deswegen orientierte man sich stärker auf den Kunstmarkt der D D R . Man entschied sich, alle im Inland verfügbaren Antiquitäten und Gebrauchtwaren für den Export bereitzustellen. Gleichzeitig sollte die Kunst und Antiquitäten G m b H umgehend eine Monopolstellung im Außenhandel erhalten. Bis dahin hatten außerhalb der Kompetenzen des Bereiches Kommerzielle Koordinierung sowohl der Staatliche Kunsthandel - das heißt der seit Mitte der fünfziger Jahre bestehende Volkseigene Handelsbetrieb Antiquitäten (VEH Antiquitäten), mit Ministerratsbeschluß vom 16.5.1974 zum VEH Bildende Kunst und Antiquitäten umgebildet 35 - als auch der Außenhandelsbetrieb Buchexport (AHB Buchexport) Kunstgegenstände ausgeführt. Noch im Jahre 1973 wurden diese Kompetenzen auf die Kunst und Antiquitäten G m b H übertragen. 36 Im Entwurf des zitierten Jahresabschlußberichtes von 1973 wird die Situation wie folgt geschildert: „ N a c h der Bildung der G m b H im F e b r u a r 1973, die Orientierung auf die Realisierung des Ministerratsbeschluß 4/73 mit allen bekannten Konsequenzen, die Revision dieses Beschlusses setzte praktisch erst mit Beginn des III. Quartals eine planmäßige Arbeit ein. ... Wegen der komplizierten Inlandsbedingungen auch gegenüber dem Bereich des Ministeriums für Kultur
33
E n t w u r f des Jahresabschlußberichtes für das Jahr 1973, unterschrieben Berlin 15.1.74, gezeichnet u . a . von H o r s t Schuster; BT-Drucksache 12/4500, D o k u m e n t 7, S. 103.
34
P u n k t I. 1. der „Konzeption für die Tätigkeit des A H B ,Kunst und Antiquitäten G m b H ' " , bestätigt E n d e 1975, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. I, Bl. 105 (107).
35
D a z u im Schreiben des Hauptabteilungsleiters Planung u n d Finanzen im Ministerium f ü r Kultur, Micklich, an das Ministerium der Finanzen, Abteilung Valutaplanung, Genossen Schütze, v o m 4.11.1977, BArch D N 1/21169, dazu auch schon der Entwurf über das Statut des V E H Bildende Kunst und Antiquitäten, B S t U BVfS Bln. A I M 6245/91, Teil II, Bd. 2, B1.221T.
36
D a z u zum Beispiel Anweisung Nr. 55 des Ministers für Außenwirtschaft vom 6.12.1973 zur Uberleitung von E x p o r t a u f g a b e n v o m A H B Buch-Export zur Kunst u n d Antiquitäten G m b H , Verfahren Joachim Farken u n d andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. I, Bl. 91 f.
Α . Die Gründung der Kunst und Antiquitäten G m b H haben sich bis zum Jahresende eine Reihe von Fortschreibungen der Konzeption notwendig gemacht. ... Im O k t o b e r wurde mit der A n n a h m e des K a m p f p r o g r a m m s der Wettbewerb aufg e n o m m e n . ... Schwerpunkt der politisch-ideologischen Arbeit war die Auseinandersetzung mit der politischen Aufgabenstellung der G m b H , einen Beitrag für die Herstellung sozialistischer Beziehungen u n d Bedingungen im Kunsthandel der D D R zu leisten u n d auch auf diesem Gebiet das A u ß e n h a n d e l s m o n o p o l zu sichern...". 3 7
Mit der wirtschaftlichen Ausrichtung war letztlich auch eine politische Zielsetzung verknüpft. Über die Jahre wurden „sozialistische Beziehungen und Bedingungen im Kunsthandel der D D R " geschaffen. Der private Kunsthandel verlor immer mehr an Bedeutung - insbesondere wegen der Steuerverfahren gegen die Antiquitätenhändler, von denen noch ausführlich die Rede sein wird. Erster Generaldirektor und Hauptgeschäftsführer der Kunst und Antiquitäten G m b H war der Gesellschafter Horst Schuster. Aufgrund einer Grundstücksaffäre 38 kam es „nach Gesellschafterbeschluß" vom 15.12.1980 zur Abberufung Schusters aus seinem Amt. Von diesem Zeitpunkt an bis zur Liquidation der Kunst und Antiquitäten G m b H im Januar 1990 fungierte Joachim Farken 39 als Generaldirektor und Hauptgeschäftsführer. Die Geschäftsführer waren in zeitlicher Reihenfolge: Annelies Hoffmann (1973-1976), Joachim Farken (19731980), Renate Bettels (1976-1987), Hans Kopmann (1976-1977), Ingrid Harz (1980-1990), Gernot Haubold (1980-1983) und Klaus-Dieter Richter (19871990).40 Es ist nicht bekannt, daß ein vergleichbares Unternehmen in anderen Staaten des Ostblocks gegründet worden wäre. Nur die Sowjetunion hat in der ersten Hälfte des Zwanzigsten Jahrhunderts, insbesondere Anfang der dreißiger Jahre, eine größere Zahl an Kunstgegenständen vor allem in die USA exportiert. Unter anderem kaufte der damalige „Secretary of the Treasury" unter Präsident Warren G. Harding, Andrew W. Mellon, eine Reihe erstklassiger europäischer Meisterwerke aus der St. Petersburger Eremitage. Auch die junge Sowjetunion benötigte Devisen. Über Knoedler's Kunsthandel in New York 41 erwarb Mellon
37
E n t w u r f des Jahresabschlußberichtes für das Jahr 1973, unterschrieben „Berlin 15.1.74", gezeichnet unter anderem von H o r s t Schuster; BT-Drucksache 12/4500, D o k u m e n t 7, S. 103.
38
Schuster soll formal im Auftrag der Kunst und Antiquitäten G m b H sowohl für sich selbst als auch für die Offiziere der Staatssicherheit Helmut Hillebrand und Dieter Stets (OibE) Einfamilienhäuser im R a u m Schildow/Mühlenbeck errichtet haben, ohne daß das M f S dies „offiziell" genehmigt hatte.
39
Z u r Verbindung z u m M f S siehe im Abschnitt über die Verwicklung der Kunst u n d Antiquitäten G m b H in die Steuerverfahren gegen Antiquitätenhändler und Sammler, ebenso bezüglich G e r n o t H a u b o l d .
40
Siehe dazu die Aufstellung in BT-Drucksache 12/3920, S. 54.
41
G e g r ü n d e t von M . Knoedler, später fortgeführt von Roland Knoedler und 1927 von Charles R . Henschel, dem Enkel des Gründers, ü b e r n o m m e n . D a z u in Robert C. Williams Russian A r t and American M o n e y 1900-1940, S. 170.
3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
in den Jahren 1930 und 1931 21 Gemälde von Rembrandt, Hals, Rubens, van Eyck, Raphael, Velasquez, Botticelli, Veronese, Chardin, Perugino, Van Dyck und Titian aus der berühmten Sammlung. 42 Weitere sollten folgen. Sowohl Mellon als auch die Russen haben darüber Stillschweigen bewahrt. Andere amerikanische Sammler und Museen ergriffen ebenso die Gelegenheit. Beispielsweise kaufte das Metroplitan Museum in New York 1933 Jan van Eycks „Kreuzigung" und „Jüngstes Gericht" für 195 000 $,43 heute eines seiner Spitzenwerke. Allein in den ersten neun Monaten des Jahres 1929 soll die Sowjetunion insgesamt 1192 Tonnen Antiquitäten und Schmuck exportiert haben, im gleichen Zeitraum des Folgejahres sogar 1681 Tonnen, wovon 117 Tonnen direkt in die USA geliefert wurden. 44 Auf sowjetischer Seite verhandelte dabei das Unternehmen „Internationale Bücher und Antiquitäten", das sogenannte „Antiquariat". Für die Kunstexporte in die USA spielte auch die American Trading Company kurz „Amtorg" eine Rolle, die offenbar von der Außenhandelsabteilung im sowjetischen Handelskommissariat kontrolliert wurde. 45 Der amerikanische Historiker Robert C. Williams hat die sowjetischen Kunstexporte in die USA schon Ende der siebziger Jahre eingehend untersucht.
42
Robert C. Williams Russian Art and American M o n e y 1900-1940, S. 173. D a r u n t e r Jan van Eycks „Verkündigung", Raphaels „Alba M a d o n n a " und Titians „Venus mit Spiegel". F ü r die 21 G e m ä l d e zahlte Mellon 6 6 5 4 0 5 3 $. Sie h ä n g e n heute in der National Gallery in Washington D C .
43
Dito, S. 32.
44
Dito, S. 168.
45
Dito, S. 16.
Β. Tätigkeitsfeld, Organisation und Zielsetzung der geschäftlichen Aktivitäten
B.
Tätigkeitsfeld, Organisation und Zielsetzung der geschäftlichen Aktivitäten
Das Handelssortiment der Kunst und Antiquitäten G m b H umfaßte nicht nur Kunstgegenstände im engeren Sinne, wie in § 2 des erwähnten „Gesellschaftervertrages" vorgesehen, sondern auch eine Vielzahl unterschiedlichster Gebrauchtwaren aller Stilepochen. Einen Eindruck vermag hier bereits die „Konzeption für die operative Geschäftstätigkeit 1976-1980" 46 vermitteln. Im zweiten Gliederungspunkt der Konzeption werden neben den typischen Kunstgegenständen zum Beispiel auch Musikinstrumente, historische Waffen, Orden, technische Antiquitäten und Kunsthandwerk genannt. Die Kunst und Antiquitäten G m b H handelte schlicht mit allem, was sich im entferntesten Sinne unter die Begriffe Kunst oder Kunsthandwerk fassen läßt und noch darüber hinaus. Das Sortiment reichte im Laufe der Jahre von sogenanntem Altpflaster bis Zinn. Dazu gehörten alte gußeiserne Straßenlaternen, Briefmarken, Porzellanpuppen, Oldtimer und Kutschen, gebrauchte Klaviere, Fossilien und Elfenbein, antiquarische Fachliteratur, alte Spieluhren und Orchestrien, bäuerliches Gerät, Dampflokomotiven und Blechspielzeug. Die Aufzählung ließe sich fortsetzen. Die Kunst und Antiquitäten G m b H gliederte sich in drei Handelsbereiche sowie die Bereiche Hauptbuchhaltung, Planung-Ökonomie-Verwaltung und Verkehr (Tafel 1). Als vierter Handelsbereich wurde der angegliederte VEB Philatelie Wermsdorf geführt, der sich mit dem Export von Briefmarken, Belegen, Zubehör und Altmarken beschäftigte. Das Büro des leitenden Generaldirektors war organisatorisch mit den weiteren Abteilungen Kaderarbeit und Objektschutz verbunden. Der eigentliche Export von Antiquitäten und Gebrauchtwaren oblag dem Handelsbereich I. Er wurde zuletzt von Ingrid Harz geleitet. Im Handelsbereich I koordinierte man auch den Verkauf der verschiedenen Antiquitätengalerien der Kunst und Antiquitäten G m b H in den Devisenhotels, wie beispielsweise dem früheren Berliner Palasthotel. Der Handelsbereich II beschäftigte sich vorwiegend mit dem Export von Münzen und Militaría, Altbaumaterialien und historischer Technik. Ihm stand KlausDieter Richter 47 vor. Im Zusammenhang mit dem Export zeitgenössischer Kunst
46
Konzeption für die operative Geschäftstätigkeit 1976-1980, zweiter Teil der „Konzeption für die Tätigkeit des A H B ,Kunst und Antiquitäten G m b H ' " aus dem Jahre 1975, Verfahren Joachim Farken u n d andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. I, Bl. 105 (111).
47
Klaus-Dieter Richter arbeitete seit 1979 als I M S „Peter Reichelt" f ü r die H A XVIII/7 des MfS. Seine Verpflichtungserklärung s t a m m t v o m 7.5.1979, BStU M f S A I M 130/91, Teil I, Bd. 1, Bl. 107. Führungsoffizier war der spätere M a j o r Wilhelm M a c h o s t . Ü b e r seinen Verantwortungsbereich lief auch der Schmuggel von Zigaretten, dazu ausführlich im Kapitel über die Schmuggelgeschäfte und den H a n d e l mit Vorkriegsaktien.
3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
arbeitete der Handelsbereich II eng mit dem Staatlichen Kunsthandel zusammen. Die Goldgeschäfte mit dem Schweizer Bankverein fielen ebenfalls in das Aufgabenfeld des Handelsbereiches II. 48 Der Handelsbereich III unter Hans Kopmann 4 9 exportierte Dienstleistungen in das westliche Ausland. Gegen Devisen restaurierte man Bauwerke, vermietete Ausstellungen und Bühneninszenierungen. Auch Importe für die Inlandspartner, die sich über Bereitstellung von Exportware ein sogenanntes Valutaanrecht bei der Kunst und Antiquitäten G m b H erworben hatten, liefen in der Verantwortung des Handelsbereiches III. Der Bereich Verkehr verfügte über die notwendigen Transportfahrzeuge und wickelte die Zollabfertigung noch auf dem Firmengelände ab. Wie bereits erwähnt, unterstand die Zollverwaltung der D D R dem Minister für Außenhandel, § 30 I ΜΑΗ-Statut. Aufgrund der Verfügung 87/71 des Vorsitzenden des Ministerrates, Willi Stoph, vom 25.6.1971 50 erhielt der Leiter des Bereiches Kommerzielle Koordinierung zudem umfangreiche zollrechtliche Kompetenzen. Für die Kunst und Antiquitäten G m b H stellte die Zollabfertigung damit nie ein Problem dar, egal was sich in den Containern befand. 51 Das moderne und bestens gesicherte Firmengelände der Kunst und Antiquitäten G m b H lag in Mühlenbeck, einige Kilometer nördlich von Berlin. Zudem verfügte die Kunst und Antiquitäten G m b H über eine Reihe von Außenlagern. Sie allein beschäftigte im Juli 1989 formal 90 Mitarbeiter. Weitere 15 Mitarbeiter im „Objekt Mühlenbeck" besaßen Arbeitsverträge mit dem VEB Antikhandel Pirna 52 . Dies hing unter anderem damit zusammen, daß die Tätigkeit in einem
48
D a z u auch die Struktur des Handelsbereiches II von Handelsbereichsleiter Klaus-Dieter Richter, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. I, Bl. 180
49
Der letzte Leiter der A G B K K des MfS, Oberst Karl-Heinz Herbrich, sagte vor der Staatsanwaltschaft beim Kammergericht aus, daß H a n s Kopmann, ohne es zu wissen, vom MfS unter dem Decknahmen „ K o b r a " geführt worden sei. D a s MfS habe Kopmann intensiv überwacht, da sich der amerikanische Geheimdienst für K o p m a n n in seiner Rolle als Sonderbeauftragter für Äthiopien interessiert habe. Im Rahmen dieser Überwachung hätten auch persönliche Gespräche stattgefunden. Zeugenaussage von Karl-Heinz Herbrich vom 30.6.1992, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. VI, Bl. 328 (331 f.).
50
Verfügung Nr. 87/71 des Vorsitzenden des Ministerrates, Willi Stoph, vom 25.6.1971, BTDrucksache 12/3462, D o k u m e n t 25, S. 342f.
51
In Punkt II. 10 der Konzeption für die operative Geschäftstätigkeit 1976-1980 heißt es unter anderem: „Der Kunst und Antiquitäten G m b H wird vom Ministerium für Außenhandel, Bereich Kommerzielle Koordinierung, das Recht der Trockensiegelung aller Export und Importdokumente ... übertragen", zweiter Teil der „Konzeption für die Tätigkeit des A H B ,Kunst und Antiquitäten G m b H ' " aus dem Jahre 1975, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. I, Bl. 105 (130).
52
D a z u Aufstellung der Mitarbeiter der Kunst und Antiquitäten G m b H beziehungsweise der im Objekt Mühlenbeck beschäftigten Mitarbeiter des VEB (K) Antikhandel Pirna per
Β. Tätigkeitsfeld, Organisation und Zielsetzung der geschäftlichen Aktivitäten
Außenhandelsbetrieb eine höhere berufliche Qualifikation erforderte, einige Mitarbeiter diese nicht aufwiesen, und man sie deswegen pro forma beim angegliederten Binnenhandelsbetrieb in Pirna anstellte. Die Anzahl der bei der Kunst und Antiquitäten G m b H und dem Antikhandel Pirna Beschäftigten stieg über die Jahre stetig an. 53 Gemäß dem vom Leiter der Hauptabteilung I des Bereiches Kommerzielle Koordinierung, Manfred Seidel, am 23.12.1975 54 genehmigten Statut arbeitete die Kunst und Antiquitäten G m b H „... nach einem vom MAH55 bestätigten Jahresplan, dem die langfristige Konzeption für die Außenwirtschaftstätigkeit des AHB Kunst und Antiquitäten GmbH56 und die staatlichen Aufgaben und Ziele" 57 zugrunde lagen. Den rechtliche Rahmen sollte gemäß § 1 I des Statuts die AHBVO 58 bilden. Damit wird auch klar, daß der „Gesellschaftervertrag" zur Errichtung der Kunst und Antiquitäten G m b H vom 20.2.1973 nur die äußere Form der hergebrachten G m b H wahrte. Die Kunst und Antiquitäten G m b H war eine jener Außenhandels-GmbH der D D R , auf deren besondere Rechtsform bereits im ersten Teil der Arbeit näher eingegangen wurde. Das eingebrachte Kapital stammte nicht von den Gesellschaftern Klaus-Dieter Uhlig und Horst Schuster, sondern aus dem Staatsvermögen. In Punkt I 1.1 der im Statut genannten Konzeption war die 1.7. 1989, Verfahren Joachim Farken u n d andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. I, Bl. 183ff. - Wieviele Mitarbeiter im Juli 1989 insgesamt f o r m a l Arbeitsrechtsverhältnisse mit dem Antikhandel Pirna unterhielten, ist nicht bekannt. 53
I m O k t o b e r 1975 beschäftigten die Kunst u n d Antiquitäten G m b H u n d der A n t i k h a n d e l Pirna zusammen insgesamt 77 Mitarbeiter, dazu im zweiten Teil der „Konzeption für die Tätigkeit des A H B ,Kunst und Antiquitäten G m b H ' " aus dem Jahre 1975, Verfahren Joachim Farken u n d andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. I, Bl. 105 (133); 1980 arbeiteten bereits 65 Angestellte in der Kunst u n d Antiquitäten G m b H u n d 80 im A n t i k h a n d e l Pirna, dazu in Norbert E. Die A u f d e c k u n g u n d A u f k l ä r u n g von Straftaten im Antiquitätenhandel der D D R , Diplomarbeit an der Sektion Kriminalistik der Humboldt-Universität zu Berlin, S. 17, B S t U J H S 26/81, Mikroverfilmung.
34
D a s Statut war in einer überarbeiteten Fassung von Dieter Uhlig in Vertretung von Helmut Schindler an Alexander Schalck-Golodkowski geleitet worden, der dieses a m 9.12.1975 „zur P r ü f u n g " an M a n f r e d Seidel weitergab. M a n f r e d Seidel stimmte der „vorliegenden überarbeiteten Konzeption des Statut" am 23.12.1975 zu. Schreiben von Helmut Schindler an Alexander Schalck-Golodkowski vom 5.12.1975 mit den entsprechenden handschriftlichen Vermerken, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. I, Bl. 100.
35
D e r Plan wurde stets nur vom Bereich Kommerzielle Koordinierung bestätigt. Hervorhebung durch den Autor.
56
Gemeint ist die sogenannte „Konzeption f ü r die Tätigkeit des A H B , Kunst u n d Antiquitäten G m b H ' " aus dem Jahre 1975, Verfahren Joachim Farken u n d andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. I, Bl. 105ff.; H e r v o r h e b u n g durch den Autor.
37
§ 4 I des Statuts der Kunst und Antiquitäten G m b H , Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. I, Bl. 101 ff.
58
N ä h e r zur A H B - V O siehe in Teil I der Arbeit.
3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
Unterstellung der Kunst und Antiquitäten G m b H unter den Bereich Kommerzielle Koordinierung eindeutig geregelt. Auch von einer Gesellschafterversammlung im Sinne des § 10 des „Gesellschaftervertrages", die jährlich über die Höhe der zur Auszahlung an die Gesellschafter gelangenden Reingewinne befand, konnte für den in den Jahreswirtschaftsplan des Bereiches Kommerzielle Koordinierung einbezogenen Staatsbetrieb keine Rede sein. Die eigentliche Zielsetzung der Exporttätigkeit der Kunst und Antiquitäten G m b H wird in der besagten Konzeption deutlich umrissen. Dazu heißt es: „3.1 G r u n d s ä t z e der Exporttätigkeit - Reduzierung der Möglichkeiten der illegalen E x p o r t e mit allen sich d a r a u s ergebenden K o n sequenzen - Trennung der D D R - P a r t n e r von den ausländischen K ä u f e r n - Ablösung aller bestehenden Beziehungen zu ausländischen F i r m e n , die die G e f a h r illegaler M a n i p u l a t i o n e n beinhalten - Höchstmöglicher Devisenerlös bei einfachen, unkomplizierten Absatzwegen mit geringster Publizität - Absatz von großen Partien im Strecken- bzw. Lagergeschäft an wenige ausgewählte Kunden - Absatz im N S W mit befreundeten F i r m e n . " 3 9
Sämtliche Kunstexporte liefen fortan über die Kunst und Antiquitäten GmbH. Zuvor konnten die westeuropäischen Kunsthändler die privaten Antiquitätenhändler in der D D R , von denen es um 1970 noch etwa sechzig gegeben hat, 60 zusammen mit einem Vertreter des Staatlichen Kunsthandels besuchen und direkt Ware einkaufen. Der Auktionator Stefan Günther, Sohn des ehemaligen Dresdener Antiquitätenhändlers Gottfried Günther, erinnert sich an diese Besuche: „ D e r Kunsthandel hat vor 1973 noch auf einer ganz lockeren Basis funktioniert ..., u n d es hat einen ganz regulären Export gegeben, für den es damals acht Prozent E x p o r t p r ä m i e gegeben hat. ... D a s war unattraktiv, weil die D D R das Westgeld gekriegt hat. Die Westhändler mußten den K a u f p r e i s in D - M a r k entrichten - an den Staatlichen Kunsthandel - und der D D R - H ä n d ler hat den gleichen Betrag in D D R - M a r k auf sein K o n t o gutgeschrieben gekriegt, plus acht Prozent Exportprämie. ... Z u m Beispiel k a m e n F i r m e n wie Jahnke, Keul, die Holländer - van D a m m e , das waren zwei, einer aus K a n a d a einer aus H o l l a n d et cetera - kamen mit einem Reisebegleiter des Staatlichen Kunsthandels, die im allgemeinen äußerst bestechlich waren und erwarteten, d a ß eine Lederjacke oder ein Päckel Kaffee M i n i m u m oder ein H u n d e r t e r West rübergereicht wurde. U n d das hatte zur Folge..., d a ß m a n d a n n mit dem Westhändler ausm a c h e n konnte: O . K . , die K o m m o d e , die gut tausend M a r k kosten dürfte, kostet f ü r Sie nur siebenhundert. D a f ü r kriegt der M a n n vom Staatlichen Kunsthandel einen H u n d e r t e r West, der H ä n d l e r einen H u n d e r t e r West, und der Westhändler hat es einen H u n d e r t e r billiger. So f u n k tionierte das ganz bequem, die Stasi hat das sicherlich gewußt." 6 1
59
P u n k t IL 3.1 der „Konzeption für die operative Geschäftstätigkeit 1976-1980", zweiter Teil der „Konzeption f ü r die Tätigkeit des A H B ,Kunst u n d Antiquitäten G m b H ' " aus dem Jahre 1975, Verfahren Joachim Farken u n d andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. I, Bl. 105 (117).
60
D a z u der informative Artikel von Pätzke F ü r unsere Kultur u n d f ü r die Kultur des Sammeins, Marginalien 1990, H e f t 2, S. 1 (3).
61
Zeitzeugengespräch mit Stefan G ü n t h e r am 27.4.2000.
Β. Tätigkeitsfeld, Organisation und Zielsetzung der geschäftlichen Aktivitäten
Die Ausfuhr von derart kleinen Mengen wurde gestoppt. Damit endete eine gewisse Unübersichtlichkeit für den Zoll und auch die übliche „Trinkgeldpraxis" sollte zweifelsohne eingedämmt werden. Mit der „Reduzierung illegaler Exporte" war wohl zum einen der Schmuggel von Antiquitäten über die Landesgrenzen hinaus, zum anderen die Einhaltung der Verordnung zum Schutze des deutschen Kunstbesitzes und des Besitzes an wissenschaftlichen Dokumenten und Materialien vom 2.4.1953 62 (KunstschutzVO) gemeint. Das unangemeldete Mitführen von Münzen und Briefmarken bei Besuchsreisen blieb weiter gängige Praxis. Abstrakt betrachtet ließ sich durch die Monopolstellung eines zuständigen Außenhandelsbetriebes natürlich besser gewährleisten, daß nicht auch Kunstwerke von allgemeinem kulturellen Wert oder besonderer historischer Bedeutung im Sinne des § 1 KunstschutzVO illegal das Land verließen. Immer wieder findet sich in den Arbeitsgrundlagen der Kunst und Antiquitäten G m b H denn auch der Hinweis auf die Verantwortung zur Einhaltung der entsprechenden Kunstschutzvorschriften. 63 Es wird noch ausführlich dargestellt werden, daß die Kunst und Antiquitäten G m b H dieser Verantwortung nur bedingt gerecht wurde. Jedenfalls gelang die beabsichtigte Trennung der inländischen Verkäufer von den ausländischen Käufern. Mit der Errichtung eines Angebotsmonopols konnten gleichzeitig auch die Verkaufspreise in bestimmtem Umfang kontrolliert werden. Die ständigen geschäftlichen Kontakte der privaten Antiquitätenhändler oder Mitarbeiter des Staatlichen Kunsthandels zu den westeuropäischen Kunsthändlern stellten darüber hinaus immer ein Sicherheitsrisiko dar. Über die enge Anbindung des Bereiches Kommerzielle Koordinierung an das MfS, hier insbesondere an die für die Abschirmung des Bereiches verantwortliche Hauptabteilung XVIII/7 und spätere AG BKK des MfS, wurde der Unterwanderung durch ausländische Geheimdienste zunächst wirksam begegnet. Die zum Antiquitätenexport kritisch eingestellte Öffentlichkeit erfuhr nur noch hinter vorgehaltener Hand vom Schicksal der Kunstgegenstände. Der Kreis der sogenannten „NSW-Kunden" beschränkte sich fortan auf besonders treue Großabnehmer. Dazu gehörten zum Beispiel die Firmen Sabatier, Bolland & Marotz, Caninenberg, Diesenberg, Bartel, Fiehm, Reulens, Dannenberg, Mecki's Basar, Antik-Shop Böttger, Schillinger aus der Bundesrepublik beziehungsweise Berlin-West oder van Damme und Aibell aus den Niederlanden und Belgien - dies nur eine kleine Auswahl. Unter den bundesdeutschen Antiquitätenhändlern sprach sich das profitable Geschäft mit der Mühlenbecker G m b H natürlich schnell herum. Sie standen in Erwartung von „billiger Ware aus 62
Verordnung z u m Schutze des deutschen Kunstbesitzes u n d des Besitzes an wissenschaftlichen D o k u m e n t e n vom 2.4.1953, GBl. Nr. 46, S. 522.
63
Z u m Beispiel § 2 VI Statut der Kunst und Antiquitäten G m b H , Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. I, Bl. 101 ff.
3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
dem Osten" Schlange. Nicht alle waren groß genug, um ein interessantes Handelsvolumen zu garantieren. Zum Teil vereinbarte man Jahresverträge mit festgelegten Sortimenten und Wertmengen. 64 Die Nachfrage riß auch dann nicht ab, als die westdeutschen Medien von den zweifelhaften Praktiken der Kunst und Antiquitäten G m b H bei der Beschaffung der Kunstgegenstände zu berichten begannen; beispielsweise die Zeitschrift „art" im Februarheft 1984 über „Das Kunst-Stück der D D R " schrieb: „Wie ein staatseigener Betrieb Bilder und Antiquitäten zu Devisen macht." 6 5 Die Steuerverfahren gegen Kunsthändler und Sammler waren der Fachwelt spätestens seit diesem Zeitpunkt bekannt. Für die Geschäftspartner - zumeist auf bestimmte Warengruppen oder Stilrichtungen spezialisiert - wurden eigens Transporte von beispielsweise mehreren hundert Biedermeiermöbeln, Regulatoren oder kiloweise Silbergerät zusammengestellt. Fanden sich im Hauptlager in Mühlenbeck nicht genügend Stücke, gingen die Kunden, von Mitarbeitern der Kunst und Antiquitäten G m b H betreut, auf Einkaufsfahrt in die verschiedenen Exportlager des angegliederten Antikhandel Pirna und stellten die gewünschten Transporte zusammen (Tafel 3). Der Verkauf erfolgte gegen Vorauskasse in frei konvertierbaren Devisen ab Lager. 66 Die Lieferung wurde auf Wunsch von den unternehmenseigenen Spediteuren oder über die Außenhandelsspediteure der Deutrans organisiert. Sowohl zum Ankauf als auch zum grenzüberschreitenden Transport unterhielt die Kunst und Antiquitäten G m b H einen spezialisierten Fuhrpark mit gesonderten Werkstätten.
64
D a z u in Punkt II 3.2.5. in Konzeption für die operative Geschäftstätigkeit 1976-1980, zweiter Teil der „Konzeption für die Tätigkeit des A H B ,Kunst und Antiquitäten G m b H ' " aus dem Jahre 1975, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. I, Bl. 105 (119).
65
D a s Kunst-Stück der D D R , art 1984, Heft 2, S. 72ff.
66
Dazu Punkt II. 3.2.3 in Konzeption für die operative Geschäftstätigkeit 1976-1980, zweiter Teil der „Konzeption für die Tätigkeit des A H B ,Kunst und Antiquitäten G m b H ' " aus dem Jahre 1975, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. I, Bl. 105 (118).
Β. Tätigkeitsfeld, O r g a n i s a t i o n und Zielsetzung d e r geschäftlichen Aktivitäten Tafel 2
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3 . Teil: Die G e s c h ä f t s t ä t i g k e i t d e r Kunst u n d A n t i q u i t ä t e n G m b H
Tafel 3 a ; Verkaufsreiseplan Monat
O K T O B E R
Fa. T'Kompas/NL
1988
BStU
000077
PKW erf.
Fa. Antik Shop/WB Eink. Mühlenbeck Fa. OAnnenberg/WB Eink. Mühisnbeck Fa. Haupt/BRD Eink. Mühlenbeck Fa. Aibell/NL Eink. Mühlenbeck Fa. Feigenspan/BRD Eink. Mühlenbeck Fa. Meckis Basar/WB Eink. Mühlenbeck Fa. Wanke/BRD Eink. Mühlenbeck Fa. Interart/Nl Eink. Mühlenbeck 11. - 12.10.1988
Fa. Krumpeter/BRD
12.10.1988
Fa. Eibler Eink. Mühlenbeck/DIB
12. - 14.10.88 'S
Fa. Fulwood/GB
13.10.1988'
Fa. Ullrich/BRD Eink. Mühlenbeck
1
13.10.1988 14.10.1988
Koll. ' PKW erf.
PKW erf.
Fa. Missal/BRD Eink. Mühlenbeck *
Fa. Dyrk Henkel/BRD Eink. Mühlenbeck
17. - 19.10.1988
Fa. Sabatier/BRO
PKW erf.
18.10.1988
Fa. de vos / NL Eink. Zernsdorf
PKW erf.
18.10.1988
Fa. Dr. Stubenvoll/BRO Eink. Mühlenbeck
18.10.1988^
Fa. Marotz/BRD Eink. Mühlenbeck
i w p p ®
Fa. Oannenberg/WB Eink. Mühlenbeck
19. - 21.10.1988
Fa. Willerasen/Belgien
PKW erf.
Fa. Henkel/BRD 21.10.1988 21.10.1988
Kolin..
Fa. Klinghófer/BRO Eink. Mühlenbeck . ^
Fa. REha/BRO Eink. Mühlenbeck
PKW erf.
Koll.
073
Β. T ä t i g k e i t s f e l d , O r g a n i s a t i o n u n d Z i e l s e t z u n g d e r g e s c h ä f t l i c h e n A k t i v i t ä t e n
Tafel 3 b j. BSitr· Verkaufsreiseplan
J a n u a r
Monat
1 9 8 9
-000080
04.01.89
Fa. D a n n e n b e r g / W B Eink. Mühlenbeck
Kölln.
0 4 . - 0 6 , 0 1 . 89
Fa. »an Oamrae/NL 4.1.89 Eink. Mühlenbeck
Kall.
PKW
06.01.89
Fa. de
1 0 . - 1 2 . 0 1 . 89
Fa. W i l l e m s e n / B e l g : 10.01.89 Eink. Mühlenbeck
1 0 . - 1 1 . 0 1 .89
Fa. E i b l e r / B R O Eink. G e r a / D r o c h a u s
Koll
PKW
12.01.89
3. 0 i e s e n b e r g / B R 0 Eink. Rostock
Koll.
PKW
17.01.89
Fa. A S T /BRD E i n k a u f Gera
Koll.
PKW
17.DI.89
Fa.
Kölln.
1 7 . 0 1 . - 1 8 . 01.
Fa. T ' K o m p a s
13.01.89
Fa. H e u l e n s /HB Eink. M ü h l e n b e c k
19.01.89
Fa. J e n n r i c h / B R D Eink. Mühlenbeck
20.01.89
Fa.
20.01.83
Fa. W e b e r / W B Eink, P e r l e b e r g
2 4 . - 2 6 . 0 1 . 89
Fa.
Saoatier/BRD
2 4 . - 2 6 . 0 1 . 89
Fa.
Aibell/NL
24.01.89
Fa. G a l e r i e pro Art Eink. Mühlenbeck
26.01.89
Fa. H a u p t / W B Eink. M ü h l e n b e c k
27.01.39
Fa. M a r o t z / B R O Eink. Mühlenbeck
3 0 . 0 1 . - 0 2 . 02.
Fa. S t a l c o / N L 3 0 . 0 1 . Eink. M ü h l e n b e c k
PKW
31.01.-01. 02.
Fa
PKW
/ Dresden, den 22. Bov. 1974 Tgb.-Nr. : IX/ /1 974 Pi/Ja
Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Dresden Abteilung IX/1
/VHS I ν ' - 74 . ti Ί S ,,.-.- ¡¿i!, Wate an;.
Ministerium für Staatssicherheit Berlin Hauptabteilung IX Stellv. HA-Leiter Gen. Oberst COBUKGBR Β e r
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V r Untersuchungsvorgang Siegfried ΚΑΤΗ Zur Präsisierung ..der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Stellung des. ΚΑΤΗ als Vertragspartner des Ministeriums für Außenwirtschaft bzw. des Ministeriums für Außenhandel der DDP. und der Kunst- und Antiquitäten G.m.b.H. Berlin in der Punktion des Inhabers der Firma ΚΑΤΗ und des Hauptgeschäftsführers der Antikhandel G.m.b.H. wird um eine ausführliche Stellungnahme des Ministeriums für Außenhandel gebeten, welche Gegenstand der Gerichtsakte werden soll. Diese Stellungnahme und Begutachtung des ΚΑΤΗ als Funktionsträger der Wirtschaft sollte zu folgenden Problemen ausschöpfende Antwort geben: 1. Die Verantwortung des ΚΑΤΗ als selbständiger Leiter in einer Vertrauensstellung mit übertragenen Verfügungsund Entscheidungsbefugnissen muß bestätigt/werden. Ohne auf das StGB einzugeben, muß hervorgehen, daß ΚΑΤΗ Subjekt von § 165 StGB ist. 2. ΚΑΤΗ erzielte im -Jahre 1972 bei Geschäften mit dem MAW einen minimalen Nettogewinn von 200.000,— Mark. Es werden Angaben der Richtlinien der Geschäftsdurchführung im Jahre 1572 sowie die Bestätigung benötigt, daß der Gewinn von 200.000,— Mark ein Mißbrauch der Verfügungsgewalt darstellt. 3. Es wird um die Erhärtung der Tatsache gebeten, daß die schriftlichen Vereinbarungen über die Geschäftsdurchführung volle Gültigkeit behielten, lediglich durch
133
134
3. Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
Tafel 6 b C0 G2 G 8 U î 2 7 ; BSiU
0 00209
p r o t o k o l l a r i s c h f i x i e r t e F e s t l e g u n g e n auf A r b e i t s tagungen i h r e Erweiterung f a n d e n . Es muß d i e Regierung a l l e r mündlichen Vereinbarungen über eine g r o ß z ü g i g e r e Geschäftsdurchführung e r f o l g e n , wodurch ΚΑΤΗ und s e i n e E i n k ä u f e r s i c h einen u n g e s e t z l i c h e n V e r m ö g e n s v o r t e i l zum N a c h t e i l der s t a a t l i c h e n Äo^schußgelder - a l s o des s o z i a l i s t i s c h e n Eigentums' ρ . v e r s c h a f f t e n . 3.1.
Es muß f o l g e n d e Behauptung des ΚΑΤΗ z e r s t ö r t werden: Aus e i n e r mündlichen Vereinbarung des ΚΑΤΗ mit G e n e r a l d i r e k t o r Gen.-,''SEIDEL g i n g h e r v o r , daß d i e s e r dem ΚΑΤΗ gestattet.e.'^idi'éj-Eïnkâufer zu b e a u f t r a g e n , Kleinware f ü r den-Export'-- und das E i n z e l h a n d e l s g e s c h ä f t ohne Quit'tûhg'ênvieinzukaufen. Dadurch g e s t a t t e t e Gen. SEIDEL':,v;äaß ΚΑΤΗ d i e s e Kleinware den Einkäufern 'zu de.sseh V o r t e i l (Prämie m o n a t l i c h c a . 1 . 0 0 0 , — Mark) abkauft. Überdies g i b t ΚΑΤΗ an, daß Gen. SEIDEL ihm g e s t a t t e t e , b e i der Verrechnung d i e s e r Kleinware an d i e E x p o r t a b t e i lung f ü r s i c h e b e n f a l l s noch einmal, einen gewinnbringenden A u f s c h l a g h i n z u z u f ü g e n . -Dieses mündliche Übereinkommen über z u s ä t z l i c h e n Gewinn f ü r d i e E i n k ä u f e r muß r i c h t i g d a r g e s t e l l t werden und die Verfahrensweise plus plus
Gewinn f ü r E i n k ä u f e r Gewinn f ü r ΚΑΤΗ z u s ä t z l i c h e B e z u g s q u e l l e von Waren f ü r das E i n z e l h a n d e l s g e s c h ä f t durch vom Ministerium b e z a h l t e E i n k ä u f e r k a p a z i t ä t
muß a l s u n g e s e t z l i c h c h a r a k t e r i s i e r t und n i c h t zu den v e r t r a g l i c h e n Regelungen zählend entsprechend d a r g e s t e l l t werden. 4. Aus dem P r o t o k o l l e i n e r A r b e i t s t a g u n g Anfang des Jahres 1973, an der d i e Gen. SEIDEL und SCHUSTER teilnahmen, geht h e r v o r , daß es den Einkäufern und ΚΑΤΗ s e l b s t g e s t a t t e t i s t , im E i n z e l f a l l Möbel f ü r s i c h s e l b s t zu b e h a l t e n , ohne daß dem MAH daraus e i n f i n a n z i e l l e r V e r l u s t erwächst. ΚΑΤΗ nahm d i e s e Vereinbarung zu Grundlage, um Möbelstücke i n g r ö ß e r e r Stückzahl i n s e i n p e r s ö n l i c h e s Eigentum e i n f l i e ß e n zu l a s s e n . S t e l l t e s i c h über kurz oder lang heraus, daß diese Möbel doch n i c h t s e i n e n V o r s t e l l u n g e n entsprechen, so seine Schutzbehauptung, v e r k a u f t e e r s e i n e r s e i t s d i e g l e i c h e n Möbel ¥jieder an die E x p o r t a b t e i l u n g zu einem höheren P r e i s a l s dem ursprünglichen A n k a u f s p r e i s , wodurch e r einen sehr hohen Gewinn e r z i e l t e .
C. Die Beschaffung von Kunst und Antiquitäten ftir den Export
Tafel 6 c
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- 3 -
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BSiU
G0ß23 0 In der geforderten Stellungnahme muß diese Festlegung kommentiert werden eventuell in der Richtung, daß sie auf einzelne kulturhistorisch wertvolle Stücke zutraf, bei denen kein Interesse bestand, diese ins Ausland gehen zu lassen. Unbedingt muß die Möglichkeit, sich eine größere Anzahl von Möbelstücken aus dem Sxportvoul.umèn zu entnehmen und der Exportabteilung zu einem höheren Preis in Rechnung zu stellen, ausgeschlossen werdbn.V Ohne auf die Erklärungen de.s Beschuldigten ΚΑΤΗ einzugehen, muß erklärt werden, d-aß-'aus dieser o, g. Festlegung ein Entgegenkommen des Ministeriums für Außenhandel zu ersehen ist ,1'diese '-aber keine Legalisierung einer Art der Verrechnung· von Antiquitäten gegenüber der Exportabteilurig darstellt, bei der der Hauptgeschäftsführe'r oder seine Einkäufer sich Vermögensvorteile verschaffen können und dabei die Rentabilität der Geschäftsabschlüsse insgesamt schmälern. Eine solche Möglichkeit muß als Verstoß gegen diese innerbetriebliche Regelung und als Mißbrauch seines Verantwortungsbereichs als Hauptgeschäftsführer charakterisiert werden. 5. Abschließend sollte die Gesellschaftsgefährlichkeit der strafbaren Handlungen des ΚΑΤΗ hervorgehoben werden, bei denen er andere Einkäufer mit einbezog. Ohne den Gebrauch von strafrechtlichen 'Termini muß das Verwerfliche der Handlungsweise als Organisator einer Gruppe unterstrichen werden. Leiter. i. V. £ „ . Major
ig IX
135
136
3. Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH Tafel 7 a
R il Γ; 0 5 '
Hauptabteilung
XVIII/7
entgegengenommen : Oberstltn. Hillebrand
Berlin, Hi/Ju
16. 12. 1975 g e f . 3 Expl.
IM " S o h l e " T r e f f am 13. 12.
1975
Tonbandabschri f t
t r a f p ü n k t l i c h am 7. 12;. 75, 1 9.50 Uhr, m i t der I n t e r f l u g - M a s c h i n e i n S c h e n e f e l d e i n . I c h h o l t e ihn d o r t ab und b r a c h t e ihn irt das H o t e l " U n t e r den L i n d e n " karr. n a c h . B e r l i n ,
üm f o l g e n d e Fragen zu
1. T e i l n a h m e an e i n e r • " V e r k a u f s r e i s e m i t i i n d e r Z e i t v o m . 8 . b i s e i n s c h l i e ß l i c h 12. Dezember - ρ 2. Klärung neuer S p e z i f i k a t j . o r . e r . f ü r A k t i e n und O b l i g a t i o n e r . f ü r J B I ^ B
klären:
19/5;
Schuldverschreibungen, und
3. K l ä r u n g d e r v e r t r a g l i c h e n B e z i e h u n g e n über d i e Siegfried" Κ a t h in der Bundesrepublik.
Belieferung
• b e r i c h t e t e m i r , daß s i c h mein Guthaben g e g e n w ä r t i g auf 500 Τ S c h i l l i n g e b e l a u f e , d i e e r w i e d e r auf das ihm ü b e r g e b e n e Sparbuch e i n t r a g e n l ä ß t , e i n s c h l i e ß l i c h d e r Z i n s e n . Das Sparbuch würde mir im neuen Jahr w i e d e r ¡ . , ü b e r g e b e n , Und e r e m p f i e h l t m i r , es zu b e h a l t e n ; d i e Summe d a r a u f n i c h t w e i t e r anwachsen zu l a s s e n , s o n d e r n v i e l m e h r dann von ihm e i n neues Sparbuch aufmachen zu l a s s e n . Es s e i u n k l u g , auf einem Sparbuch g r ö ß e r e Summen zu d e p o n i e r e n . U N Ü ^ H H ^ t h a t t e mich z u v o r t e l e f o n i s c h b e f r a g t , ob i c h es f ü r r i c h t i g b e f ä n d e , mehr o d e r w e n i g e r d i e gesamte B e l e g s c h a f t m e i n e r Firma m i t Geschenken zu b e d e n k e n . D i e s e s l e h n t e i c h p r i n z i p i e l l ab Und m e i n t e , es s e i h e r a u s g e w o r f e n e s G e l d . Er bestand a b e r d a r a u f , F a r k e η e i n g r ö ß e r e s Geschenk m i t z u b r i n g e n . Das t a t e r dann auch; e r e r k l ä r t e m i r , daß es s i c h um e i n R u n d f u n k g e r ä t h a n d e l e . Dennnoch h a t t e M M H I ^ H H f e e i n e g a n z e R e i h e von Päckchen und P a k e t e n i n s e i n e m Gepäck, d i e e r f ü r s e i n e S t a n d h i l f e n und a n d e r e B e k a n n t e , w i e e r m i r e r k l ä r t e , b r a u c h e .
C. Die Beschaffung von Kunst und Antiquitäten ftir den Export Tafel 7 b - !
0 0fi0 5 S
Dor I n h a l t d i e s e r Päckchen i s t m i r im e i n z e l n e n n i c h t
für diese bekannt.
Bekannten
in
der
DDR
zu _1 : i W i r d ab D i e n s t a g , 9 . 1 2 , 7 5 , g e m e i n s a m m i t u n d Gen- P a r k e n e i n e R e i h e v o n L a g e r n b e s u c h e n , um d o r t e i n V o l u m e n v o n u n g e f ä h r ISO - 200 τ Mark zu disponieren. I c h e r w a r t e i h n am 1 2 . 1 ? . 1975 w i e d e r z u r ü c k , um e i n e R e i h e a n g e s c h n i t t e n e r G r u n d s a t z p r o b l e m e w i e d e r zu b e h a n d e l n . zu
2:
Am F r e i t a g , dem S. 5 2 . 7 5 , b e k a m i c h « o t ò n n . Emmerich e i n e n e u e S p e z i f i k a t i o n ( s i e h e A n l a g e ) Î i b è r mehr a l s 100 τ S t u c k W e r t p a p i e r e , d i e , s o f e r n s i e i n d i e s e r S t ü c k z a h l e r w o r b e n w ü r d e n , beim P r e i s e von 10 $ das Stück e i n e n W e r t v o n ü b e r 1 ¡£i,o D o l l a r - ' r e p r ä s e n t i e r e n . Es h a n d e l t s i c h um c i n g e M e n g e , d i e nach e i n e r o b e r f l ä c h l i c h e n S c h ä t z u n g e i n G e w i c h t .von 2 - 3 t h ä t t e
'
n o c h am 7 . 1 2 . Diese S p e z i f i k a t i o n übergab ich abends. ' an j ^ m p e i n e n B r i e f zu £ o r u u Ich v e r e i n b a r t e ^ i t S H W R , an h .. l i e r e n , w a s am M o n t a g , dem 8 . 1 2 . 7, 5 , yg se as ce ihi a H i e r w u r d e a u f m e r k s a m g e m a c h t , daß d i e L i e f e r a n t e n , d h E m m e r i c h , d i e B e f ü r c h t u n g h e g e n , daß d u r c h d i e L i s t e n u m f a n g r e i c h e Kenntnisse ü b e r d i e v o r h a n d e n e n B e s t ä n d e e r l a n g t w ü r d e n und a n d e r e r s e i t s e i n e B e m u s t e r u n g und e i n e S e l e k t i e r u n g d e r e i n z e l n e n P o s i t i o n e n mit sehr großen S c h w i e r i g k e i t e n verbunden Zum sich
ganzen Komplex t e i l t e mir « m h w ^ ^ v mi t , daß JSBMHf v o n W i e n a u s g e m e l d e t hab "J-en a u s g e m e l d e t H a b e , s e i n e B e f r i e d i g u n g über d a s e r s t e G e s c h ä f t d a h i n g e h e n d g e ä u ß e r t h ä t t e , daß e r im J a n u a r b e a b s i c h t i g e , n e u e E i n k ä u f e z u t ä t i g e n . In der Z w i s c h e n z e i t e i e r w i e d e r ü b e r Z ü r i c h nach den USA z u r ü c k g e f l o g e n . Ein großer T e i l der ö s t e r r e i c h i s c h e n A k t i e n , insbesondere d i e der S t a y ri schen Wasserwerke, h ä t t e sich jedoch als g e s t o h l e n e r w i e s e n , u . z w . a u s F i l i a l b a n k e n i n d e r Nähe von Wien. r e i m t s i c h d a s so zusammen, daß d i e v o n d e n ¿ e n t r a l b a i f c e n i n Wien a u s g e l a g e r t e n B e s t ä n d e b e i K r i e g s e n d e v o n d e r K o t e n A r m e e i n i h r e n D e p o t s a u f g e f u n d e n und m i t nach B e r l i n o d e r i n d i e UdSSR v e r b r a c h t w o r d e n s e i e n . b e t r a c h t e t e s a u c h a l s o h n e w e i t e r e s m ö g l i c h , daß dann " l e deutschsprachigen Aktien oder die d i e ehemaligen deutschen g e b i e t e b e t r e f f e n d e n d e r DDR z u r ü c k g e g e b e n w o r d e n s o i n konnten.
137
138
3. Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten G m b H
Tafel 7 c "i5? 0C0»53
4 I c h war n i c h t i n d e r L a g e , W e i s e zu k o m m e n t i e r e n .
d i e s e Vermutungen i n
irgendeiner
i n f o r m i e r t e mich d a r ü b e r / daß e r noch m i t ^ l H f e d a s D i a m a n t e n g e s c h ä f t g e s p r o c h e n h a b e , u . zw. v e r f ü g e β Μ ü b e r zwei - v i e r t a u s e n d K a r a t m o n a t l i c h / Ώ. zw. i n 0 , 7 - K a r a t - und Ί - K a r a t - S t e i n e n / w o b e i d i e 0 . 7 K a r a t c a . ICO £ und d i e 1 K a r a t / w e i ß , l u p e n r e i n , 700 o d e r 800 fi " k o s t e n s o l l e n .
über
D i e s e s G e s c h ä f t s e i d e s h a l b i n t e r e s s a n t , w e i l auf der anderen S e i t e ^ B H H ^ ^ p e i n e n Abnehmer f ü r g r ö ß e r e Mengen d i e s e r S t e i n e h ä t t e , u . zw. f u r den s o g e n a n n t e n " S c h m u g g e l - S c h m u c k " , d e r i n den g r o ß e n W a r e n h ä u s e r n , w i e " Q u e l l e " , Karstadt ünd Keckermann, zu r e l a t i v g ü n s t i g e n P r e i s e n v e r k a u f t w ü r d e . E i n Herr 4 · · · a u s B r ü s s e l , den mir ^ Q P ^ K \ p h . ) am 2 . Dezember i n e i n e m a n d e r e n Zusammenhang v o r s t e l l t e , s e i e i n H e r s t e l l e r von s o l c h e m S c h m u g g e l s c h m u c k und d e m e n t s p r e c h e n d p e r m a n e n t e r K ä u f e r s o l c h e r an und f ü r s i c h e c h t e r , j e d o c h preisgünstiger geschmuggelter Steine. Er f r a g t e m i c h , ob i c h e i n e I d e e . h ä t t e , . w i e man d i e R i s i k e n ' s o l c h e r G e s c h ä f t e vermeiden könne. I c h e r k l ä r t e ihm d a z u nach, l ä n g e r e m ü b e r l e g e n , d a s man 4 M Ü K n a t ü r l i c h n i c h t m i t ; ^ · · · zusammenbringen könne, w e i l man s o n s t a u f d a s G e s c h ä f t v e r z i c h t e n m ü s s e . Bei und die und der
e i n e r Marche von 50 %, d . h . 1 S t e i n f ü r 100 k a u f e n f ü r 150' w e i t e r v e r k a u f e n , könne man j e d o c h von einem S t e i n e ubernehmen, d i e s e von F a c h l e u t e n p r ü f e n l a s s e n dann dem K ä u f e r d i e s e am g l e i c h e n T a g e w e i t e r r e i c h e n , V e r k ä u f e r noch d a s e i .
solange
^ B B I M R m e i n t e , daß d a s auch e i n e g u t e M ö g l i c h k e i t s e i , a b e r man d i e s e s G e s c h ä f t dann i r g e n d w o i n B r ü s s e l a b w i c k e l n könne. Damit war i c h n i c h t e i n v e r s t a n d e n , w e i l dann meine a n d i e s e m G e s c h ä f t doch n i c h t mehr g e g e b e n s e i .
Beteiligung
D a r a u f h i n s a h mich O H B B B ^ H J I v e r w u n d e r t a n und m e i n t e , ob i c h s o s c h l e c h t von ihm d ä c h t e ; s e l b s t v e r s t ä n d l i c h würde m e i n 50 %iger A n t e i l a u s a l l ' d i e s e n G e s c h ä f t e n vom N e t t o p r o f i t irmnerérhalten s e i n , g l e i c h b e d e u t e n d oder u n g e a c h t e t der T a t s a c h e , an welchem O r t d i e G e s c h ä f t e dann g e m a c h t w ü r d e n . L e t z t e n Endes s e i j a ^ B B f c mein Kunde. Damit gab i c h mich a u c h 2 u f r i e d e n und v e r s u c h t e < a u c h a u f d i e s e m G e b i e t e zu a k t i v i e r e n . I c h machte i h n d a r a u f a u f m e r k s a m , daß a u c h i c h K ä u f e r von S t e i n e n b i n , da i c h u . a . auch s e l b s t noch e i n e R e i h e von Abnehmern w i s s e . Wir b e i d e waren u n s v ö l l i g d a r ü b e r im k l a r e n , daß 4 I H H Í m i t ä u ß e r s t e r V o r s i c h t zu b e h a n d e l n w ä r e und man v o r B e t r u g nie sicher s e i .
C. Die Beschaffung von Kunst und Antiquitäten ftir den Export
Tafel 7d
SS
Ich s e t z t e J B B B B ^ w e i t e r h i n auch über das jüngste Erscheinen von β Ι ^ Η Η Β Μ inKenntnis, d a ) · ^ H B H V am 8. 12. in meinem Büro e r s c h i e n und d i e s e r Besuch J ^ B M M l M f c nicht verborgen b l i e b . Ich übergab a u c h « ^ · · · · · ^ d i e Kopie e i n e r ant übergebenen L i s t e mit dem Hinweis, davon zu v e r s t ä n d i g e n , daß wir b e a b s i c h t i g e n , v o n f l f l B H H B d i e anstehenden Zahlun-gen auf d i e s e Weise e i n z u t r e i b e n . Es handelt sich dabei um e i n e von uns mit Β bezeichneten L i s t e , wo w e i t e r e 100 Τ A k t i e n a u f g e f ü h r t wurden, so daß das gesamte Angebet sich z . z . auf 200 Τ ( ! ) b e l ä u f t , die dann praktisch einen Wert "von 2 Mio US-? " ergeben würden.
zu 3 β Β Μ Η Ι b e r i c h t e t e m i r , daß er in dejç_ fiäh'öv von München (München-Riem) , im Ort Aschheim, ein^Lafgem w n 700 m2 und e i n e Wohnung für ΚΑΤΗ (Wohnung: g e m i e t e t habe. Kath h a l t e sich z . Z . zu einem kurzen,;.Erholungsurlaub in T e n e r i f f a auf. J K B K ^ ^ ^ g g f b a t mich n^oh^eihmal e i n d r i n g l i c h um eine Darstellung der garjze'ii Ehiwi'cklung der Kath'sehen Geschichte, d i e i c h ihm auch. 1 f i é f t ópt e . Λ
0 (\ 0
A l s Schlußfolg#rjingi.wies i c h dann e i n d e u t i g darauf h i n , daß mir d i e l e t z t e n Zusammenhänge außerordentlich unklar seien und dementsprechend d i e M ö g l i c h k e i t der Zusammenarbeit mit a l l e n möglichen Behörden h i e r und in der Bundesrepublik oder rr.it a l l e n beiden vorhanden s e i . A l l e i n d i e s e Tatsache s o l l f ü r uns Veranlassung s e i n , k e i n e r l e i sichtbare Manipulationen durchzuführen, w e i l man mit entsprechenden Konsequenzen auf der einen oder auf a l l e n beiden Seiten rechnen müsse. meinte, darüber s e i er sich v ö l l i g im klaren "und würde entsprechend vorbauen. Kath habe sich auch i n s o f e r n v e r r a t e n , daß er ihm e r k l ä r t habe, daß wegen der inzwischen e r f o l g t e n "Ostberlin-Besuche" er vom"Arbeitsamt" b e f r a g t worden wäre, w i e sich denn dieses verhielte. Ich empfahl eine absolut n e u t r a l e R o l l e zu s p i e l e n , und ich würde auch-nur versuchen, das b e s t e aus der Angelegenheit zu machen. Im V e r l a u f e des weiteren Gespräches m e i n t e d ^ B B ^ H l ^ P , daß es wohl auf dür anderen S e i t e Leute auch h i e r geben kenne, denen d i e Durchführung eines ö f f e n t l i c h e n oder auch u n ö f f e n t l i c h e n Prozesses gegen Kath ungelegen gekommen s e i n kennte, da s i e v i e l l e i c h t auch Privatkunden von Kath gewesen wären.
139
140
3. Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten G m b H
Tafel 7 e 3 S UJ 0 0 0 0 61
I c h e r k l ä r t e d a z u 4 Η · · · · Μ , daß i c h das auch a l s m ö g l i c h ansehen würde, da i c h e i n e n davon- h i e r s p i e l t e i c h auf an - p e r s ö n l i c h k e n n e . A n d e r e r s e i t s s e i 1 1/4 J a h r H a f t i n d e r H a f t a n s t a l t des M i n i s t e r i u m s f ü r S t a a t s s i c h e r h e i t i n D r e s d e n an K a t h n i c h t s p u r l o s v o r ü b e r g e g a n g e n und m i r s e i s e i n e B e r e i t s c h a f t , n u n m i t den g l e i c h e n L e u t e n , d i e i h n l e t z t e n E n d e s i n d i e a u g e n b l i c k l i c h e S i t u a t i o n g e b r a c h t h a b e n , z u m i n d e s t von s e i n e r Sicht her, zusammenzuarbeiten, irgendwie merkwürdig. Die M o t i v i e r u n g , a l l e i n d a r a u s e i n g ü n s t i g e s G e s c h ä f t zu machen und e i n e E x i s t e n z d a r a u f a u f z u b a u e n , e r s c h i e n mir etwas gewagt. ü b e r g a b m i r e i n e n von s e i n e m R e c h t s a n w a l t e r a r b e i t e t e n V e r t r a g s t e x t über d i e Zusammenarbeit zwischen der ROÍ Und d e r K u n s t - u . A n t i q u i t ä t e n , den V e r k a u f von A n t i q u i t ä t e n i n d e r B u n d e s r e p u b l i k b e t r e f f e n d . D i e s ^ , V e r t r a g w u r d e am 8 . 1 2 . a u c h i n A n w e s e n h e i t v o n F a r k e n - b e h a n d e l t Und w i r d i n d e r v o r l i e g e n d e n Form { s i e h e F o t o k o p i e ) a u c h b e s t ä t i g t werden. EraänzunCTen w e r d e n i n Form e i n e s . S c h r i f t w e c h s e l s
erfolgen.
β Η Β Μ Η Η Β i n f o r m i e r t e m i c h w e i t e r h i n ü b e r den g e g e n w ä r t i g e n Status seiner Firma. D i e RCM i s t e i n e A k t i e n g e s e l l s c h a f t mit Namensaktien i n e i n e r S t ü c k z a h l von 2 0 0 . D i e s e A k t i e n s i n d im B e s i t z d e s g e s c h ä f t s f ü h r e n d e n P r ä s i d e n t e n , einem Herrn I^WWWBt in Z u g / S c h w e i z , d i e d i e s e r n o t a r i e l l a.i W f l i H H V t r é t e n h a t . Diese n o t a r i e l l e Abtretung i s t aber eine Abtretung a u ß e r h a l b d e r Ö f f e n t l i c h k e i t ; dementsprechend werden auch a l l e S t e u e r a b r e c h n u n g e n v o n V I ^ B i- n s e i n e m Hamen i n d e r Schweiz d u r c h g e f ü h r t . - treten Die T e i l h a b e r _ Μ · Β · - · · · Κ und ( demnach a l s A n g e s t e l l t e d e r F i r m a a u f . Der w i r k l i c h e H e r r i s t j e d o c h . Für d i e f ü r d i e Bundesrepublik neugegründete Firma AKTIKKANDEL GMBH i s t M i und n o c h e i n i n München a n s ä s s i g e r Bekannter gemeinsam z e i c h n e n d v e r a n t w o r t l i c h . K a t h würde o h n e Z e i c h n u n g s v o l l m a c h t a l s M a r k e t i n g - D i r e k t o r eingestellt. Ausgehend von den E r f a h r u n g e n in d e r Zusammenarbeit m i t CBC/England und v a n D a n m e / H o l l a n d , k o m m t n a c h und n a c h J I M · ^ zu d e r Ü b e r z e u g u n g , daS d a s i n d e r B u n d e s r e p u b l i k n e u e t a b l i e r t e G e s c h ä f t e i n e p o s i t i v e Wende i n u n s e r e n G e s c h ä f t s b e z i e h ü n g e n d a r s t e l l t und e r h e b l i c h e B e t r ä g e i n d e n nächsten J a h r e n e r v i r t s c h a f t e t werden können.
C. Die Beschaffung von Kunst und Antiquitäten ftir den Export
Tafel 8 Kunst und
Antiquitäten
13.
^.1989
M i n i s t e r i u m für A u ß e n h a n d e l Bereich Kommerzielle Koordinierung Genn.
Bleßing
Stand der V a l u t a g u t h a b e n per 3 1 . 8 . 8 9
aus Export
A m t f. R e c h t s s c h u t z Bezirsbauamt Dresden BKK Bitterfeld BKK Borna BVB Kombinat BKK Espenhain Emiat Lang Lauchhammerwerk Leiste Mag. Abt. Finanzen Bln. Mag. H+V Mag. ÖVW M B L B e r . II MBL/DLK Ber. I MBL/Katzhütte M f B M f H F
MfK - SKH-Uml. MfK - SKH Exp. -DR MfV/Pf lasterstein Mf K.u.E. MfV / Instandsetzung MPF Zeitschriften M f v
M P F
Porzellanmanufaktur Meißen Rat d. Bez. G e r a R a t d. B e z . K . - M . - S t . , A b t . F i n a n z e n R a t d. Bez. L e i p z i g , Abt. F i n a n z e n Rat d. Bez. Potsdam R a t d. St. D r e s d e n R a t d. S t . L e i p z i g Rat d. St. Pirna R a t d. St. R o s t o c k Schlosser, 6ärten Sanssouci SDAG Wismut Staat!. Museen Bln. S T A V
VEB Brokat Zentr.• geol. Zimpel
Institut
von
Gebrauchtwaren
4.783,50 14.771,74 22.788,34 1.218^00 4.240 00 200 20 47.750,70 700,00 14.911,99 440,00 9.808,91 100.273,79 48.437,10 496.778,17 629.228,19 41.070,63 109.576,22 152.593,20 413.905,29 19.817,18 98.378,64 553.369,00 1.980,00 1.720,00 49.135 40 1 . 1 8 9 . 280,'87 15.550,21 4.24-4 3 2 22!352^07 383.098,77 55.549,10 80.687,48 299.108,97 141.721,84 68.564,42 2 3 . 7 3 2 19 757*90 55,00 70.884,34 S.028,18 23.703,95 1.164,S3 5.226.360,63
Kunst und Artiqu C;;:bH DOS" - - IC Ϊ&β,Ί ... ίι·ι·.~ί':.:
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' . ΗΟ • Ο σι Λ ΙΛ iìfi · •Η c Χ O Χ2 Ο Ό -ρ φ ιλ ε «4- σ .3 t. < » < ω > ΓΟΟ « -α s >
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«Λ 3 (0 C O J-( •Η •H p&- vfofit-
geboren : wohnhaft :
fin 1501
Stand:
i&srtsp.m&l·
Groß-Glinicke
beschäftigt : Fam.
(È
Potsdam
^in verheiratet,
Potsdam
2 Kinder
S t a s t sbiirge rsch . : D D R Nationalität :
deutsch
Parteizugehörigkeit:
SED
ΡKZ : die O P K " K o r r u p t i o n " e i n g e l e i t e t , da es operati'-^-bedeutsame A n h a l t s p u n k t e gab.., w o n a c h ^ Rahmegrfvp.n ,-Autotauschges c h ä f t e n d e r K u n s t und A n t i q u i t ä t e n G.m .b ,H Iri Ê r s c h e i n u n g t r a t , sich a l s B e a u f t r a g t e r d e r Kunst,, u n d A n t i q u i t ä t e n G . m . b . H . b z w . d e s V E B (l 'ν\ 't ¿ / ¿ - v w ^ ^ ^ ^ -
GMS
auf
-
IHK
. auf
Die den
Gesamtentwicklunq imarrgegebenen E ck we r t k e nn.zi.f f e r η \,jde'u 11 i c h
Bestand -
s ίγ' 1
%
,#986
Werbungen Übernahmen
am
30.
6.
1.
1.
-
Werbungen
-
Übernahmen
-
Archivierungen
-
Abverfügungen
-
Ümgruppierungen
Bestand
am
ÁcL··'^!
an
folgen-
t
1 l 9
1988
30.
6.
1986
1988
sich
in
dieser
IM
GMS
IMK
59
3
38
1 00
25
3
1 5
43
1
-
3
4
-
4
1 7
2
1 1
1 3 8
1
4
+ 1
60
6
'
" I
ttus'-U&^L··, l Sc^wvi-'^l f
1 7 1 1
In d e n a n g e g e b e n e n 3 H a u p t k a t e g o r i e n h a b e n Zeit folgende V e r ä n d e r u n g e n vollzogen:
Bestand
wird
2
IMK-S. M ' ^ f t d ^
28
Archivierungen am
Zeitraum
bzw.
43 4
Übergaben Bestand
6 DA
47
Abgänge davon
Λ&λ
und
1 BO
Zugänge davon
-
3' GMS^
\;a-":kw
+
Gesamt
3 53
1 1 9
A'fyÜQj.-
\M
219
220
3. Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH Tafel 15b
astu Q 0 019 3
Gegenüberstellung rien :
der B e s t a n d s e n t w i c k l u n g IMS
1MB
nach
Einzelkatego-
GMS
IME
KW
OA
Gesamt
Bestand
1.
1.
1986
27
20
12
3
33
5
Bestand
30.
6.
1988
29
16
1 5
6
42
1 1
+ 2
- 4
+ 3
+ 9
Entwicklung: Die
Β e sta π d s r e du ζ i e Γ u n g bei
Zugänge:
1MB s t e l l t
Werbungen Entwickl.
+ 3
sich
1 OG 119
+ 6
wie folgt
+
19
da r :
5 z. 1MB
1
- Abgänge: Archivierungen
6
Übergaben
1
Umgruppierungen
3
2. D i e E n t w i c k l u n g in d e n R e f e r a t e n ( B e s t ä n d ^ d e s e h e m a l i g e n R e f e r a t e s 4 am 1. 1. 1 986 dem j e w e i l i g e n mit z u g e o r d n e t , in d a s die A n g e h ö r i g e n e i n g e g l i e d e r t ^ v$ö:rä)eh) e r g i b t s i c h a u s folgender Übersicht: '·. B e s t a n d ./!·.·'· 1> 86 IM GM-S'
. Über· nähme
erD
Archi- Über-: Bestand 30. 6. 88 vier, gäbe IM GM5 INK
L t r . , A / I , S d .Off. 8
1
3
1
3
4
4
1
5
Referat 1
8
10
-
2
2
20
-
16
Referat
2
Referat
3
Gesamt
V
1 6
1
15
20
2
9
4
30
' 4
27
21
2
14
1ü
1
3
2
6
1
5
59
3
38
43
4
17
12
60
6
53
(Die V e r ä n d e r u n g e n d u r c h Ü b e r g a b e n v o n I M / G M S v o n R e f e r a t zu R e f e r a t , U m g r u p p i e r u n g e n u. a. s i n d bei o. a. b e s t a n d s v e r ä n d e r n d e n E n t w i c k l u n g s d a t e n nicht b e r ü c k s i c h t i g t ) Vom derzeitigen, bereits seit 1986 oder danach IM-führend einges e t z t e n M i t a r b e i t e r b e s t a n d der R e f e r a t e w e r d e n f o l g e n d e B e s t ä n d e g e f ü h r t , w o b e i in der K o p f l e i s t e - b e z o g e n auf g e f ü h r t e I M / G M S am 3 0 . 6. 1988 - b e d e u t e t : 1 = davon
Bestand
aus E i g e n w e r b u n g e n
2 = davon
Bestand
aus Ü b e r n a h m e n
(der
(von and.
jev/eiligen DE b z w . MA
MA) der
Abt.)
D. Die Verwicklung in Steuerverfahren gegen Kunsthändler und Sammler
Tafel 15c BStiJ 00019 4
Ref.
Bestand IM/GMS
RL/MA
1.1.86 IMK
Bestand IM/GH5
30.6.88 IMK
1
Dorday
2
Garten
3
Lenz
1
Taschenberger
3
1
Rei eh
1
3
Weiß
1
3
(2) 2 (2)
Ba r t u s c h Büchsei
(2)
Münch Wenig Thiel
(1)
Weigelt
(Genn.)
Vorbringer
1 2
I1lmann
¿xé MX;
1
Mi 1arg
(1 )
(In K l a m m e r n - d a v o n IM im O G . D i f f e í ^ n ^ e n im B e s t a n d der R e f e r a t e v o m 1. 1. 1 9 8 6 e r k l ä r e n^s^i c h da rau s, d a ß d i e W e r t e s o l c h e r A n g e h ö r i g e n n i c h t m i t e n t h â l . t r ë ^ s i n d , die b i s 1 988 h e r a u s g e löst w o r d e n s i n d . ) > 3. N a c h s e i n e r per-soneile'n ^ S t r u k t u r der A b t e i l u n g 8 IM
im O p e r a t i o n s g e b i e t
4 Bürger kapitalistischer m i t W o h n s i t z in der D D R
umfaßt
(alle
das
inoffizielle
Netz
WB)
Staaten bzw. (Österreich,
Nationalstaaten Guinea, Madagaskar)
5 A u s l ä n d e r sozialistischer S t a a t e n m i t W o h n s i t z ( P o l e n , U n g a r n , Jugoslawien, V i e t n a m )
in der
DDR
49 B ü r g e r der D D R , d a v o n 4 5 in der H a u p t s t a d t u n d 4 in angrenzenden Kreisen wohnhafte IM/GMS, D a r u n t e r 1 Hl ME u n d e i n e h e m a l i g e r l e i t e n d e r K a d e r d e s Mdl D i e ü b r i g e n 47 B ü r g e r der D D R , d a r u n t e r 8 w e i b l i c h e I M / G M S , s i n d b e r u f l i c h t ä t i g (außer 5 I n v a l i d e n b z w . o h n e A r b e i t s r e c h t s v e r h ä l t n i s ) in den B e r e i c h e n - Handel
einschl.
- Freischaffend
A & V und
oder
Kunsthandel
Selbständig
- Gastronomie - zentrale - Kultur,
o. k o m m u n a l e
11 8 7
Verwaltung
Handwerk, Dienstleistungen
7 6
221
222
3. Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH Tafel 15 d
Industrie,
Verkehrswesen
Volkspolizei
(VPI)
Bei 9 d i e s e r 1 M / G M S s i n d A u s r e i s e n n a c h d e m OG d o k u m e n t i e r t , bei w e i t e r e n 12 a n d e r e V e r b i n d u n g e n zu P e r s o n e n d e s O G , d a r u n t e r zu a u s l ä n d i s c h e n V e r t r e t u n g e n in d e r D D R . D i e A l t e r s s t r u k t u r d i e s e r 47 I M / G M S w e i s t f o l g e n d e Z u s a m m e n s e t zung a u f : bis
2
30 J a h r e
31
- 40
Jahre
18
41
- 50 J a h r e
19
51
- 55 J a h r e
2
56 - 60 J a h r e
4
SO Jah re
2
über
J V
Von ihnen u n t e r h a l t e n Zeitraum -
1970
- 1980
-
1981
- 1982
- 1983
- 1 984
- 198 5 - 1 986
inoffizielle
Verbi
dem
5 1. 1
5-;
1 4
-
1 987
7
-
1988
5
4 3 v o n i h n e n w e r d e n a l s z u v e r l ä s s i g , 4' a l s sung b e s t i m m t e r A u f g a b e n k l a s s i f i z i e r t . Den dem
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zum M f S s e i t
IM/GMS-Bestand Jahre 1983
(ohne B e r ü c k s i c h t i g u n g Ausländer in D D R
ehrlich der
IMK)
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23
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2.
Mitarbeiter
19
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3. M i t a r b e i ter
5
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Mitarbeiter
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4. V o n d e n i n s g e s a m t 53 IMK s i n d bei 3, d a r u n t e r 2 D A , A u s r e i s e n n a c h d e m OG d o k u m e n t i e r t . U n b e a c h t e t der D A / S e r g i b t s i c h zu d e n 42 KW ( e i n s c h l i e ß l i c h 1 KO u n d 2 f i k t i v a b g e d e c k t e n K W ) zum N u t z u n g s a l t e r f o l g e n d e Ü b e r s i c h t :
D. Die Verwicklung in Steuerverfahren gegen Kunsthändler und Sammler Tafel 16 \nlage
Berlin, 1 1 . Mai 1984
A ü
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000087 AUSZUG aus dem Treffbericht des IMG "Seinhardt" vom 10. Mai 1984 (mündlich, entpegen ne nonne π Oberstleutnant Strauch)
β berg.
Clc βΒ ist jetzt Rentnerin, Sie besaß vorher in Leipziq einen Antiquitäten A n - und Verkauf. Mitte der SOer Dahre wurde gegen sie durch die BdVP Leipzig ein EV ait Haft gemäß § 176 (2) e i n g e l e i t e t . Oer im, bzw. die KuA kauften derzeit gelegentlich während der Leipziger Messen bei derâfc Antiquitäte η sich ein Gespräch, zwischen dem die Einweisung vornebm.enàèrivArates des Staatlichen Gesundheitswesens Kollegen und dem Patienten über die Notwendigkeit dieser-Maßnahme, indem- der P a t . , der einen geordneten aber lefi.'chî§ e r r e g t e n Eindruck machte, sich dagegen v e r wahrte f ü r .'silhsroder seine Umgebung eine Gefahr . zu. sein. BT habe le'digtich am Vortage sinngemäß die Bemerkung gemacht "ob er s i e » d e n n a l s lebende Fackel vor das Rathaus s t e l l e n s o l l e ? "
OMR Dr.. Pacharzt f ü r innere Krankheiten
Kopie' BStU AR 8
Fermprecher; 40
59
Förniprerfiouskunft: 59 40 0
Bankverbindung:
Staatsbank der DDR, Konto-Nr. 6é«-14-2000U
E. Kritische Betrachtung der Steuerverfahren
Tafel 31a ζ
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E. Kritische Betrachtung der Steuerverfahren
Tafel 37
Potsdam, 26. Nov. 1981 119/81
BezirksVerwaltung für Staatssicherheit Potsdam Stellvertreter Operativ
BSílJ
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(>00-339
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Ii E i n p e 1 0 IlOV IS8I 'Α-
i * Leiter Kreisdiensts teile
Ι Er!stÄ,
JUiltL-
/ Ermittlung aller privaten Antiquitätenhändler und deren Verkaufseinrichtungen • Es liegen politisch-operative Notwendigkeiten vor, alle im Kreisgebiet vorhandenen Personen, die gewerbsmäßig einen Antiquitätenhandel· betreiben, zu ermitteln. Es interessieren :
· -r·^ • · \
p
- Personalien und Wohnsitz- der
Geschäftsinhaber
- Sitz der „.Mölkaufss'Îelle, wenn nicht mit Wohnsitz identisch - wenn ' Frekdö'eschä f tigte , Anzahl der Beschäftigten :•· /Personalien
und
- Restauratoren - wenn vorhanden - Personalien· v
~ Nachlaßpfleger (Auskünfte geben hier evtl. die staatlichen Notariate und Gerichte) - wenn vorhanden A n - und Verkaufsstellen von Mobiliar, wo möglicherweise auch mit Antiquitäten u.a¿ wertvollen Gegenständen gehandelt wird - zum Personenkreis sind ebenfalls die Personalien mitzuteilen.
Alle ermittelten Personen sind in den Speichern der DE zu' überprüfen und wenn politisch-operative Hinweise vorliegen, sind kurze Auskunftsberichte hierzu mitzusenden. Bei NichtVorliegen eines Erfassungsverhältnisses ist der genannte Personenkreis in den Karteimitteln zu erfassen und schwerpunktmäßig in den "Wer ist Wer-Prozeß?" mit aufzunehmen . ^Über Personen aus vorgenanntem Kreis, die bereits bei der Kriminalpolizei in Kriminalakten bearbeitet werden bzw. die aufgrund der vorangegangenen Erfassung auf der Grundlage meines FS vom 22.5.81, FS-Nr n 1538 gemeldet wurden, entfällt die Berichtspflicht. Termin der Berichterstattung: _
1J5.12.81 f I.I i η Oberst
"b, W»
317
318
3. Teil: Die Geschäftstätigkeit d e r Kunst und A n t i q u i t ä t e n G m b H
Tafel 38 B£tU 000 34 0 ßszirksverwaltung für S t aa t h e r h ä l t Potsdam S t e l l v e r t r e t e r Operativ
Pötsdare, 3 0 . sei-tü • /8Í
Dez.
iL
Ministerium f . S t a a t s s i c h e r h e i t A r b e i t e g f u f j p e bèira.3.· S t e l l v e r t r e t e r des Genossen Mini-stsf Conoßssn ÖSL S t r a u c h Β fe r 1 i η
E r m i t t l u n g vor· p r i v a t e n A n t i q u i t ä t e n h ä n d l e r tWid derfen V ^ r k w f ^ i n r i e h t u n i i g r i im B e z i r k P p t s d a i s In d e r meines KD KD KD KD
A n l a g e ü b e r s e n d e i c h I h n e n y e n den K r e i s e n S c h r e i b e n v» 2 6 . 1 1 . 6 S . ) K ö n i g e V.'ucterheuoen, aüterbüg, ' ' Neuen, • Potsdam
(aufgrund
eine namentliche Aufstellung der privaten Antiquitätenhändler •¿ur k è n n t n i s n ë h i a e und ? a h l é ñ m t ó i g e n E r f a s s u n g . Die a n d e r e n
gaben
«reisdlénsístelien
Brandenburg, Granees, Neuruppin, • '.Vittstock, Zeesen, Oranienburg, L u c k e n w a l d e , R e t t e r t o w , I d i r e k t a n g e r u f e n m i t d e r B i t t e um e i n e n T e r m i n i n B e r l i n . E r kam d a r a u f h i n nach B e r l i n und b r a c h t e dann den neuen V o r s c h l a g , ü b e r Dänemark d i e Sache nach I t a l i e n a b z u w i c k e l n . Im Gespräch e r w ä h n t e e r , daß e r « · ü b e r s e i n e n Besuch i n B e r l i n n i c h t i n f o r m i e r t h a t u n d , wenn w i r e i n v e r s t a n d e n w ä r e n , k ö n n t e n w i r das G e s c h ä f t ohne W Ê Ê B machen, e r w ü r d e dann den v o l l e n G e w i n n s a t z uns ü b e r w e i s e n . A u f d i e s e A r t kam u n s e r h e u t i g e s G e s c h ä f t z u s t a n d e . h a t
b i s
heut
e k e i n e I n f o r m a t i o n ü b e r den H e r g a n g u n s e r e r
Trans-
aktion. Zur Person M M i s t noch zu s a g e n , daß e r a u s s c h l i e ß l i c h vom Schmuggel m i t Z i g a r e t t e n nach I t a l i e n l e b t . I n einem g e f ü h r t e n ' G e s p r ä c h e r k l ä r t e e r , daß s i c h Z i g a r e t t e n n u r nach I t a l i e n ' s c h m u g g e l n l a s s e n , da i n k e i n e m ;nderen L a n d d e r a r t i g e B e d i n g u n g e n f ü r den A b s a t z v o r h a n d e n s i n d w i e dies i n I t a l i e n der F a l l i s t . W e i t e r i s t z u v e r m e r k e n , daß W Ê f ä h n l i c h e T r a n s a k t i o n e n w i e m i t uns i n Rumänien b e t r e i b t , und zwar h i e r n i c h t m i t LKW-Versand, s o n d e r n m i t Bahnversand. I n Gesprächen e r w ä h n t e M · m i r g e g e n ü b e r , daß e r i n d e r B u n d e s r e p u b l i k a u f d e r F a h n d u n g s l i s t e s t e h t und gegen i h n H a f t b e f e h l e r l a s s e n i s t , wegen a k t i v e r B e s t e c h u n g v o n Z o l l b e a m t e n , b e i T r a n s a k t i o n e n ü b e r d i e Bundesr e p u b l i k aus B u l g a r i e n bzw. Rumänien h a t t e e r h i e r w e s t d e u t s c h e Z o l l b e a m t e b e s t o c h e n , u n d d i e s e r F a k t i s t a k t e n k u n d i g geworden u n d d i e w e s t d e u t s c h e n Z o l l n e r damals wurden u n t e r A n k l a g e g e s t e l l t , u n d i m Zusammenhang d a m i t wurde g e g e n « · H a f t b e f e h l e r l a s s e n . B e i a l l s e i n e n R e i s e n v o n und nach d e r DOR bzw. i n a n d e r e L ä n d e r v e r m e i d e t e r t u n l i c h s t den K o n t a k t m i t d e r BRD.
gez.
"Peter
Reichelt"
329
3 3 0
3 . Teil: Die G e s c h ä f t s t ä t i g k e i t d e r Kunst u n d A n t i q u i t ä t e n
GmbH
Tafel 40 a
/UulC. ( W i t · / ·
nUirc^
IfflKi-i-Usi
Uittzilung
an Genauen
Betn.i
Vexkauj
Wintn
Genösse
Seidel
von Feingotd
in
das HStil
Seidell
1 m Nachgang zu UMVLVL HausaiXteilung vom 7S.77.S2 sind die. Venhandlunqen mit HeMn E · so uxit g e i l i e h e n , dai an Zo.T.iS bei den deutschen Handelsbank AG e i n Konto viofáneX w ¿ i d . Vai Confo mUd die. UuamVL lei Inhalten and Uiu.lt au(¡ din Namen von HeMn ε · · . Vie. buchhaltenische Bexmb titung übennimt Genaue Haubold, de*. auch allein züchnungsbinechtigt l¡in dieses Konto sein loind. Vis. üodalitätzn weAden dazu zwischen Ηνυιη B f l · und. um noch gesondeAt veneinba/it. KeM B ^ · ωUd bis zum 20.1.S3 dem o.g. Konto seinen Anteil in Höhe von 1,25o Ilio gutbningen. Unsen Anteil in gleichen Höhe nind ebenfalls zu diesem Zeitpunkt eingebn&cht, Unabhängig von des. zu schallenden Uöglichkeit des Goldvenkauls ü b e t die. Staatsbank den fflR beabsichtigen min, so i ont mit dem VeAkaul zu beginnen. Ven Venkaul soll VOJleAst in Stadtbüno von KuA. in den französischen Stnaße 75 sein. Die. K ä u t e t wenden zunächst Bekannte, von Hennn B^· sein. Zun Ventxingung des bei uns angekauften Goldes nach UestbeAlin bzw. in die BW. haben utüi einen Beleg entuxuifen, den lediglich bei den. Zollkontnolle der •WH nachweisen sott, laiiviil Stücke mit melchem Gewicht insgesamt und zu welchem Preis gekauft Milden. Win sind cíe* Ansicht, dañ dieses verein lackte Verlohnen maaÚch ist, da. aufgrund des U/OU-UeAhälinisses beim Goldpneis ein illegalen Ankauf von Gold in d e * VOR ausauschliiíen ist. Im .ïntunesse des Schutzes den Hamen von KuA und Velta «Urden u>in diesi Betige mit'Globos BERLIN" abstempein. Geben Sie diesen VerlahrensuKÄse IfiAe Zustimmung, uietden ωΐη die weiteren erforderlichen zolltechnischen Absprachen mit Gen. Schwerdtleger iteren. Hew. Β · · möchte. nachfolgende (Dien nach Berlin einsetzeni 1,
Personen
für
den Goldtransport
C , Werner Hans Vieter geb. am B M · " ^ in Triptis/Thür., «ahnhalt ini looo Berlin 45 1SteglitzÌ, M · ^ ^ ^ ·
ütößei 17S cm
AugenlaÁbet braun Personalausuieisi
aus
3
ausgestellt vom Polizeipräsidenten in am 20.5.il sali ca. 1962 die PER Ute aal verlassen haben,. ¿tua 7975 habe man g e g e n ihn bei uns ein Strafverlahren wegen "liünzenschiebereien" durchgeführt.
•
2
-
Zürich
Berlin
via
F. Schmuggelgeschäfte und der Handel mit Vorkriegsaktien
Tafel 40 b
z
·
gib. SUulta, gib. cta I ^ ^ i g ^ j 1946 Stöße: 160 CT Augoijtwfcej bAaun
ttontfca Angelika Libbejinïr~~~"
atugitfzltt vom PotUziaiäüäaiizn angzblcnh 1976 cUz PVP. -UZzgal νvilcMLn
in Svilii·,
DÍZJ.Í Pvuenzn uwidui mit dim ftiiqzíua ¿¡ι Svítin-StkamíiU ¡UmUízt., diz (toiemiieJtgiiie an um voAnztmm and ühvi TJ-MxOUckitiiaßt uiindm aiwiUiin, Me itociaUtcUzn bal dui imzmbetgabe Schwejidtizgai bvuitzn.
ufadix laU auch mit. dem GznojMit
I.ttt ¿OzialUtiinhem Gíiuñ
Îalkln
331
332
3. Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH Tafel 41
- Goldgeschä f t "
V o r s c h l a g
GS 8 2 3 7
Ausgehend von der Tatsache, daß dringender Bedarf an Gold und Valuta besteht und objektiven
unter Berücksichtigung
Möglichkeiten
über Diplomaten und wird
bestehen, den
den
dessen,
daB keine
AbfluPj unserer Währung
Rentnerreiseverkahe zu verhindern,
vorgeschlagen:
Ausgehend von ähnlichen Geschäften
i-η 3ahre
Reinerlös von 1,2 Millionen Valuramark überdrei Millionen; Valu taiaark Oahr wie
über einen
einem
Einsatz von
Zeitraum von
ca.1/2
folgt zu verfahren
- Einsatz von 1,6*2 Millionen bzw.rund 8
Valutamark
Millionen unserer VVâhç^n^Szw^entsprechende Menge
- Anlage von 2oo.oooMark als
1983 mit einem
bei
auf
Konto
Rube
(verzinst)
Bitherung
- 1.42o.orotfark
für jtëse W S t .fijl&?enumsatzsteuer) afws •->-' ' für c'en fortgesetzten Kauf von Je 4o Kilagramra
Gold ( ^ f n C V â f n - Au s f uh r^'lteêoe r
cfa'nalien) Schweiz nach Bferlin Schönefeld
- Obergabe an Transporteur und Verkauf
(WUST entfällt)
in der ERC
- ÎJeukauf Bei
diesem
Verfahren wird die
Zahlung der Mehrwertsteuer
gangen.Das bringt nach Abzug aller Unkosten wenigstens 6,5 % =• ca.9o.ooo,-Valutamark aährlich einen
sind
wenigstens
einen
pro
4o Transporte möglich.Das
Gold gewandelt werden
umvon
Transport.
CJahresgewinn von 3.600.oooValutamark,
fügung stehen oder in
Gewinn
die
bedeutet bar zur Ver-
können
(bei Kurs
35,5 rund loo K g ) . Darüber hinaus stehen die
2oo.oooMark vom
Schweizer Konto mit
Zinsen zur Verfügung und die eingestzte Kaufsumme nen Mark,
die insgesamt neu
in Goldgewandelt Mark
eingestzt. in
(über 4 5 K g ) aber auch in
.aufgewendete Rubel etc. zurüchgeführt
von
Valuta Form
von 8 Millionen
werden
Der Vorschlagende ist bereit die Organisation zu
l,42oMilli0-
zurückgeführt,
können.
übernehmen.
Geht man von den gesamt erzielbaren 145 Kg.Feingold, bein Einsatz von oa.8 Millionen Mark nis zum Aufkauf bei
der
aus,setzt das
staatlichen Münze
Mark, so kann man die Verhinderung von fast 24 Millionen Mark
der DDR
einem
in das Verhält-
für 31,9 Millionen
den ungesetzlichen feststellen.
Ausfuhr
G. Importe durch die Kunst und Antiquitäten G m b H
G.
Importe durch die Kunst und Antiquitäten GmbH
In der zweiten Hälfte der 80-iger Jahre tätigte die Kunst und Antiquitäten G m b H zunehmend auch Importgeschäfte für staatliche Stellen. Dabei handelte es sich um außerplanmäßige Importe, also solche Importe, die nicht im jeweiligen Jahreswirtschaftsplan vorgesehen waren. Notgedrungen waren Ministerien und untergeordnete staatliche Institutionen gezwungen, eine Reihe von Mangelprodukten und technisch hochwertigen Konsumgütern aus dem westlichen Ausland einzuführen. Die Palette der importierten Waren stand dabei in keinem Bezug zur Exporttätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH. Unter den Importen finden sich vor allem Bürogeräte wie Computer, Kopierer, Faxgeräte und Zubehör; 623 Spezialwerkzeuge für die Industrie; 624 Transportfahrzeuge; 625 Erzeugnisse zur Überbrückung inländischer Produktionsengpässe 626 und eine Reihe von Einzelbestellungen bis hin zu Spitzentanzschuhen für die Primaballerina der Komischen Oper Berlin, Jutta Deutschland 627 (Tafel 42). Neuerwerbungen von Kunstwerken für die Sammlungen der D D R , die unter Zuhilfenahme von Valutamitteln über die Kunst und Antiquitäten G m b H abgewickelt wurden, sind dagegen nicht belegt. Lediglich beim Ankauf des Triptychons „Der Krieg" von Otto Dix war der damalige Volkseigene Handelsbetrieb (VEH) Antiquitäten beteiligt. Das Triptychon befand sich bereits als Leihgabe des Künstlers im Besitz der Dresdener Gemäldegalerie Neue Meister. Der VEH Antiquitäten wirkte in den Jahren 1968 bis 1970 lediglich bei den zur Kaufpreisfinanzierung durchgeführten Gemäldeexporten der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden mit. 628 Der Ankauf von Kunsterwerken auf dem westlichen Kunstmarkt blieb eine Ausnahme. 623
Zum Beispiel Importantrag des Ministeriums für Kultur an das Ministerium für Außenhandel vom 21.8.1989, BArch DL2/KoKo/728, Bl. 155 ff.
624
Zum Beispiel Motorkettensägen und Fugenschneidegeräte für das Ministerium für Verkehrswesen - Bezirksdirektion des Straßenwesens Frankfurt/Oder, Importauflage an die KuA vom 22. 5.1989, BArch DL2/KoKo/728, Bl. 67.
625
Zum Beispiel Import von 4 VW-Fransportern für das Ministerium für Verkehrswesen Bezirksdirektion des Straßenwesens Magdeburg, Importauflage an die KuA vom 17.7. 1989, BArch DF2/KoKo/728, Bl. 41.
626
Zum Beispiel Import von Gummizwischenlagen für den Gleisbau für das Ministerium für Verkehrswesen, Importantrag des Ministeriums für Verkehrswesen an das Ministerium für Außenhandel vom 1.7.1988, BArch DF2/KoKo/728, Bl. 131 f.
627
Importantrag des Ministeriums für Kultur, Staatssekretär Kurt Löffler, an das Ministerium für Außenhandel, Staatssekretär Schalck, und entsprechendes Bestätigungsschreiben an den Generaldirektor der Kunst und Antiquitäten GmbH, Joachim Farken, vom Januar 1988, BArch DF2/KoKo/728, Bl. 216f.
628
Dazu im Abschnitt über den Export von Museumsgut durch die Kunst und Antiquitäten GmbH, dort zu den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.
333
334
3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
Der tatsächliche Umfang der Importtätigkeit konnte nur für die Jahre 1988 und 1989 nachgewiesen werden (Tafel 43). Aus den aufgefundenen Akten geht jedoch hervor, daß die Kunst und Antiquitäten G m b H auch früher schon Importaufträge ausgeführt hat. 629 Die Knappheit an konvertierbaren Devisen führte dazu, daß der jeweilige „Bedarfsträger" nur sehr eingeschränkt Waren importieren lassen konnte. Der Import selbst wurde mit Rücksicht auf das Außenhandelsmonopol grundsätzlich von einem Außenhandelsbetrieb vorgenommen. Dafür mußte ein Antrag beim Ministerium für Außenhandel gestellt werden, der die gewünschte Importware genau bezeichnete. Der Antrag wurde direkt an den Bereich Kommerzielle Koordinierung, hier oftmals an den Stellvertreter des Ministers, Alexander Schalck-Golodkowski, gerichtet. Die Notwendigkeit des außerplanmäßigen „Deviseneinkaufs" mußte vom Antragsteller gesondert begründet werden. Antragsteller waren in der Regel die einzelnen Ministerien, die - als Bilanzorgane - wiederum für die ihnen unterstehenden Binnenhandelsbetriebe oder Einrichtungen handelten. Der sogenannte „Bedarfsträger" mußte sich also an sein übergeordnetes Ministerium wenden, das dann einen Antrag an das Ministerium für Außenhandel stellte. Arbeitete der jeweilige „Bedarfsträger" direkt mit dem Bereich Kommerzielle Koordinierung zusammen, konnte er seinen Importwunsch auch unmittelbar an das Außenhandelsministerium richten. Innerhalb des Bereiches Kommerzielle Koordinierung wurde dann ein Außenhandelsbetrieb ausgewählt und mit dem Import beauftragt. Die Auswahl des Außenhandelsbetriebes oblag dem Bereich Kommerzielle Koordinierung. Oftmals schlug aber der Antragsteller schon einen Außenhandelsbetrieb vor,630 sei es, weil der Außenhandelsbetrieb schon früher Importe für den Antragsteller ausgeführt hat, sei es, weil Geschäftsbeziehungen zwischen Antragsteller und Außenhandelsbetrieb aus der Bereitstellung von Exportgütern bestanden. Mitunter sahen auch die der Bereitstellung zugrundeliegenden Vereinbarungen den Import bestimmter Produkte durch die Kunst und Antiquitäten G m b H vor. So
629
Z u m Beispiel im Schreiben von Meta Bleßing an den Generaldirektor der Kunst und Antiquitäten G m b H , Joachim Farken, vom 26.2.1987, das unter anderem den I m p o r t einer stop-chute Senkvorrichtung für das Schauspielhaus Berlin betrifft. BArch DL2/KoKo/728, Bl. 226; ebenso Importauflage über 2 Stück Pani Bühnenprojektoren aus Österreich für die Komische Oper Berlin vom 28.2.1986, BArch DL2/KoKo/728, Bl. 229.
630
Zum Beispiel heißt es in einem Antrag des Ministers für Verkehr an den Staatssekretär im Ministerium für Außenhandel, Schalck, auf NSW-Import von speziellen Ausrüstungen für den Straßenbau, Eingangsstempel 6.7.1988: „... werden dringend spezielle Ausrüstungen benötigt, die im Rahmen der Bilanzen nicht bereitgestellt werden können. Ich bitte Sie, den NSW-Import im Planjahr 1988 zu befürworten und die Kunst- und Antiquitäten G m b H mit dem Import zu beauflagen. Die notwendigen Valutamittel sind als Guthaben bei der Kunstund Antiquitäten G m b H vorhanden. Die Bestätigung der Importfreigabe erbitte ich kurzfristig an die beauflagte Gesellschaft ..." - BArch DL2/KoKo/728, Bl. 96.
G. Importe durch die Kunst und Antiquitäten G m b H
heißt es in einer Vereinbarung zwischen dem Ministerium für Kultur und der Kunst und Antiquitäten G m b H vom 1.1.1978: „... 9. D e r A H B ist bereit, I m p o r t e von Spezialmaterialien f ü r die Künstler ... zu realisieren. F ü r die D e c k u n g der damit verbundenen Kosten zahlt das M f K dem A H B eine H a n d e l s s p a n n e von 7 % , die am E n d e jedes Planjahres insgesamt berechnet wird ...". 6 3 1
Die Kunst und Antiquitäten G m b H ließ sich vom Besteller der Importware eine Einfuhrprovision zahlen. Sie zog also auch aus den Importen finanziellen Nutzen. Das Genehmigungsverfahren richtete sich nach der Herkunft der finanziellen Mittel, mit denen der Einkauf getätigt werden sollte. Wie bereits ausgeführt, handelte es sich um außerplanmäßige Importe, die in den jeweiligen Jahreswirtschaftsplänen nicht vorgesehen waren. Folglich mußte der jeweilige Bedarfsträger auch gesondert über Devisen verfügen. Möglich war, daß der Besteller der Importware ein Valutaanrecht bei der Kunst und Antiquitäten G m b H besaß. Wie dargestellt, resultierte das Valutaanrecht aus der Bereitstellung von Exportgütern. In diesem Fall reichte eine Genehmigung des entsprechenden Importes durch den Leiter des Bereiches Kommerzielle Koordinierung aus, und die Kunstund Antiquitäten G m b H wurde mit der Durchführung des Importes beauflagt.632 Daneben war es möglich, daß die notwendigen Valuta über das Ministerium der Finanzen zur Verfügung gestellt wurden. Dann genehmigte der Leiter des Bereiches Kommerzielle Koordinierung den Import erst dann, wenn eine Freigabe seitens des Finanzministeriums vorlag. Das Ministerium für Kultur beispielsweise besaß seit Oktober 1986 eine sogenannte Saldenvereinbarung mit dem Ministerium der Finanzen. Diese „Vereinbarung über die Anwendung des Prinzips der Eigenerwirtschaftung von Valutamitteln auf dem Gebiet der NSWValutadienstleistungen des Ministeriums für Kultur" 633 erlaubte es dem Ministerium für Kultur, einen Saldenüberschuß zu erwirtschaften. Der Saldenüberschuß
631
Vereinbarung über die Bereitstellung von Valutaanrechten für den Export von zeitgenössischer bildender und angewandter Kunst zwischen dem Ministerium für Kultur, H a u p t a b t e i lung Planung u n d Finanzen, u n d der Kunst u n d Antiquitäten G m b H vom 1.1.1978, BArch D L 2 / K o K o / 7 2 8 , Bl. 562 (563).
632
So heißt es in einer Vereinbarung zwischen d e m Ministerium f ü r A u ß e n h a n d e l u n d d e m Ministerium für Kultur vom 14.5.1986: „... 7. I m p o r t e aus diesem Valutaguthaben können über den Außenhandelsbetrieb Kunst und Antiquitäten realisiert werden. Sie bedürfen der Z u s t i m m u n g des Ministeriums für Kultur und des Ministeriums für Außenhandel ...", BArch DL2/KoKo/728, Bl. 548 (549).
633
Zitiert ζ. B. in Schreiben des Stellvertreters des Ministers der Finanzen, H e r t a König, an den Stellvertreter des Ministers f ü r Kultur, Brigitte Weiß, vom 29.8.1989, BArch D L 2 / K o K o / 728, Bl. 154; oder im Schreiben des Staatssekretärs im Ministerium für Kultur, Friedhelm Grabe, an den Staatssekretär im Ministerium für Außenhandel, Alexander Schalck, vom 16.2.1989, BArch D L 2 / K o K o / 7 2 8 , Bl. 182.
3 3 5
336
3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
wurde auf einem Loro-Konto bei der Deutschen Außenhandelsbank AG verbucht und kam zustande, wenn der Valutadienstleistungsplan durch das Ministerium für Kultur „übererfüllt" wurde. Von diesem Loro-Konto konnte das Ministerium für Kultur Valutamittel beim Ministerium der Finanzen beantragen, die dann direkt an den importierenden Außenhandelsbetrieb überwiesen wurden. 634 Importe stellten für die Kunst und Antiquitäten G m b H nur ein Nebengeschäft dar. Sie wurden mitabgewickelt, weil die von den Importen Begünstigten gleichzeitig als Zulieferer der Kunst und Antiquitäten G m b H agierten und deswegen über Valutaguthaben bei ihr verfügten. Trotzdem arbeitete die Kunst und Antiquitäten G m b H auch hierbei streng marktwirtschaftlich orientiert und ließ sich sämtliche Importe mit einer Valutaprovision vergüten. Nachdem sie den Inlandspartnern für die Bereitstellung von Kunstgegenständen nur einen Bruchteil des Exporterlöses als Valutaanrecht einräumte, profitierte sie bei den dadurch ermöglichten Importen quasi ein zweites Mal.
634
So heißt es ζ. B. in einem Schreiben des Staatssekretärs im M f K , Friedhelm Grabe, an das M A H , Staatssekretär Schalck, vom 16.2.1989: „... Im R a h m e n des 1988 erarbeiteten Ü b e r schusses im Valutadienstleistungsplan des Ministeriums für Kultur sollen 25.000 - V M in Verrechnungseinheiten für den I m p o r t von 10.000 m Eastman-Color-Negativmaterial eingesetzt werden. Entsprechend den 1988 gemachten E r f a h r u n g e n bitte ich u m Ihre Beratung, ob die Realisierung des Importes über Ihren Außenhandelsbetrieb Kunst- u n d Antiquitäten G m b H schnell und unkompliziert abgewickelt werden k a n n . Mit der Bitte um Z u s t i m m u n g zu diesem I m p o r t auf der G r u n d l a g e [der Vereinbarung, der Autor] zwischen dem Ministerium der Finanzen und dem Ministerium für Kultur von O k t o b e r 1986 (Saldenvereinbarung) habe ich mich heute an den Stellvertreter des Minister der Finanzen, Genossin Dr. H e r t h a König, gewandt. Ich bitte, mir Ihre Entscheidung möglichst bald mitzuteilen . . . " - BArch D L 2 / KoKo/728, Bl. 182.
G.
Importe d u r c h die Kunst und A n t i q u i t ä t e n G m b H
Tafel 42 MINISTERRAT
217
DER DEUTSCHEN DEMOKRATISCHEN REPUBLIK MINISTERIUM FÜR KULTUR -DER
102 B E R U M
STAATSSEKRETÄR-
11/21 Ministerrat der DDR Ministerium für Außenhandel Staatssekretär Genossen Dr. Alexander Schalck Wallstraße 17/22 Berlin 10 2 0
J Werter Genösse Dr. Schalck! Durch den Intendanten der Komischen Oper Berlin wird der Antrag g e s t e l l t , auch im Jahr 1988 für die Primaballeriaa Jutta Deutschland englische Spitzentanzschuhe zu importieren. Frau Deutschland i s t s e i t einer Reihe von Jahren an diesa Schuhe gewöhnt,und eine Veränderung in der Schuhqual i t a t würde nicht ohne Auswirkungen auf die künstlerische Qualltat und Ausdruckskraft bleiben. Der Antrag wird deshalb unterstützt. Aus diesem Grunde b i t t e ich, dem Import von ca. 400 Paar englischen Spitzentanzschuhen (Pirma Freed oder Äquivalent) zum Gesamtaufwand von 19,6 STO im Laufe des Jahres 1988 zuzustimmen. Entsprechend den 1987 gemachten Erfahrungen s o l l t e der , Import über den AHB Kunst und Antiquitäten GmbH auf der Basis der Vereinbarung zwischen dem Ministerium f ü r Außen. handel und dem Ministerium f ü r Kultur vom 14. 05. 1986 r e a l i s i er t werden. Für Ihre Unterstützung bedanke ich mich im voraus. Mit sozialistischem Gruß
Kurt L ö f f l e r
337
338
3. Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und A n t i q u i t ä t e n G m b H
Tafel 43 a E x p o r t e r l ö s e von 1979-1983 (nach Staaten aufgeschlüsselt, realisierte Erlöse in Valutamark) 19791
1980 2
1981'
1982 4
BRD
7002912
8 507450
6 538 800
6090006
5 981 244
West-Berlin
1410517
3 015 505
3 879200
2 570 374
2981480
22459
617 706
1680 803
3126124
4 322231
32448
331915
Belgien Dänemark Frankreich Großbritannien Italien
10200 493470
245 730
334611
193 746
120 332
2431 939
1 968 562
1801923
1 554 158
1 799 575
6900190
4 872 542
5 617 727
3 811983
4220475
Liechtenstein Niederlande
19835
176914
Norwegen
353
Osterreich
444988
410034
88 933
203 722
122672
Schweiz
263 569
351 550
565451
3 088 836
1418751
USA
104000
486093
84 760
553 960
864189
Japan
133 690
81240
90 875
364443
21100
Australien
93 875
Übrige „KID" 6 Export insgesamt 7 Import
1 272471
1 707 248
2290737
19454700
20647817
22132500
23390923
24474701
0
0
0
0
0
F ü r das Jahr 1973 existiert nur der Entwurf eines Jahresabschlußberichtes f ü r die Kunst und Antiquitäten G m b H . Wegen der erst einsetzenden Handelstätigkeit in ihrem Griindungsjahr soll auf die Darstellung der entsprechenden D a t e n verzichtet werden. D e r U m f a n g der Handelstätigkeit f ü r den Zeitraum von 1974 bis 1978 ist im aufgefundenen Material nicht genauer belegt. Für die Jahre 1983 bis 1986 werden in den Quellen die Empfängerstaaten mit den dazugehörigen Exporterlösen einzeln aufgeführt. Die übrigen Jahresumsätze konnten jeweils einem „Ablochbeleg - Zusatzdaten Fötal-, R G W und SITC-Bericht des M A H " entnommen werden. Die Kunst und Antiquitäten G m b H ist darin als „ A H B 52" verzeichnet. Aus Schlüsselnummern wurden hier in einer vergleichenden Betrachtung die Empfängerstaaten der Exporte ermittelt. Die Umsatzberichte tragen den Zusatz „ohne Warenbezeichnung", so d a ß sich daraus keine Rückschlüsse auf den Charakter der ausgeführten Stücke ergeben. In den späteren Berichten werden allerdings „Postwertzeichen" neben dem üblichen neutralen Zusatz gesondert ausgewiesen. 1
3
4
5 (1 7
Schreiben der Kunst und Antiquitäten GmbH an das MAH vom 4.1.1980 sowie Ablochbeleg ..Zusatzdaten ..." per 31.12.1979. BArch DL2/KoKo/552, Bl. 325Í Schreiben der Kunst und Antiquitäten GmbH an das MAH vom 7.1.1981 sowie Ablochbeleg ..Zusatzdaten ..." per 31.12.1980. BArch DL2/KoKo/ 552, Bl. 297f. Schreiben der Kunst und Antiquitäten GmbH an das MAH vom 6.1.1982 sowie Ablochbeleg „Zusatzdaten ..." Stand IV. Quartal 1981. BArch DL2/KoKo/552, Bl. 273f. Schreiben der Kunst und Antiquitäten GmbH an das MAH vom 4.1.1983 sowie Ablochbeleg ..Zusatzdaten ..." Stand IV: Quartal 1982, BArch DL2/KoKo/552. Bl. 239Í „Länder-Berichterstattung" vom 29.12.1983, BArch DL2/KoKo/552, Bl. 205f. Kapitalistische Industrieländer - auch dieser Posten wurde direkt dem Aktenmaterial entnommen. Diese Angabe entspricht nicht in jedem Fall der Summe der aufgeführten Länderexporte, sondern wurde ebenfalls dem zitierten Aktenmaterial entnommen. Feilweise konnten einzelne Exporterlöse bestimmten Ländern wegen der erwähnten Verschlüsselungen nicht zugeordnet werden. Es ist davon auszugehen, daß die Angabe alle dem Bereich Kunst und Antiquitäten GmbH angegliederten Exportzweige umfaßt.
G. Importe durch die Kunst und Antiquitäten GmbH Tafel 43 b Exporterlöse von 1984-1989 (nach Staaten aufgeschlüsselt, realisierte Erlöse in Valutamark)
BRD West-Berlin Belgien Dänemark Frankreich Großbritannien Italien Liechtenstein Luxemburg Niederlande Norwegen Osterreich Schweden Schweiz Kanada USA Japan Australien Übrige „KID" Export insgesamt Import
K
9
10
11
12
13
14
19848
19859
7223 690 2963 732 6001748 507967 187137 310318 2106238 101072
9649979 2133 320 5 554 507 199775 349 850 439401 2198 738 30000
3 593 296
5 220 747 604983 200100
51 300 1441603
1096247
781843 17774 73441 2488 296
1398435 15650 53 805 2 549203
198610
198711
198812
19891314
9805477 25714112 26413042 23 619154 2804 520 5 827 698 7019062 6 579610 1726742 1430099 1411768 959313 31026 197500 2300 18 740 28 260 413480 41000 114 346 232130 246190 508 638 1 768 049 2007 210 2196 525 2 014315 41415 60000 72000 79600 64700 12100 7 726 088 8 564 414 7 434 041 7 687 303 585008 460377 341820 285994 62600 49 588 393066 77733 64600 24000 996073 1054220 1979040 676767 46 810 274700 537 512 674114 462713 301927 53080 76455 53 074 18410 9340 7376 2109 3 214681 3 216 217 3 296947 4108047
27849455 31694740 29497515 49722559 52030920 47285875 0 0 0 0 6757252 3 547763
Kumulative Länder-Berichterstattung der Kunst und Antiquitäten G m b H vom 27.12.1984 sowie „Umsatzdaten-Protokoll für RGW-Bericht" vom 27.12.1984, BArch DL2/KoKo/552, Bl. 131 ff. Kumulative Länder-Berichterstattung der Kunst und Antiquitäten G m b H vom 27.12.1985 sowie „Umsatzdaten-Protokoll für RGW-Bericht" vom 27.12.1985, BArch DL2/KoKo/552, Bl. 77 IT. Kumulative Länder-Berichterstattung der Kunst und Antiquitäten G m b H vom 29.12.1986 sowie „Umsatzdaten-Protokoll für RGW-Bericht" vom 29.12.1986, BArch DL2/KoKo/552, Bl. 52f. Kumulative Länder-Berichterstattung der Kunst und Antiquitäten G m b H vom 29.12.1987, BArch DL2/KoKo/553, Bl. 300 ff. Kumulative Länder-Berichterstattung der Kunst und Antiquitäten G m b H vom 28.12.1988, BArch DL2/KoKo/553, Bl. 218ff. Berücksichtigt wurde hier der Handel bis 1.11.1989. Der realisierte Exporterlös bis zum 31.12.1989 betrug 51,4 Mio. Valutamark. BArch DL2/KoKo/553, Bl. 1. Kumulative Länder-Berichterstattung der Kunst und Antiquitäten G m b H vom 1.11.1989, BArch DL2/KoKo/553, Bl. 185 ff.
339
340
3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
H.
Export von nationalem Kulturgut aus der DDR Spurensuche
Es stellt sich die Frage, ob durch die Kunst und Antiquitäten G m b H auch Kunstwerke exportiert wurden, die zum sogenannten nationalen Kulturgut der D D R gehörten. Die bis heute verfügbaren Dokumente und Zeugenaussagen liefern nur erste Hinweise. Es lohnt sich, dieser Frage weiter nachzugehen. Gerade auch der Recherche nach dem einzelnen Gemälde oder Möbel kommt dabei Bedeutung zu. Nur so kann letztendlich ein umfassendes Bild entstehen. Das folgende Kapitel soll die bis heute bekannt gewordenen Quellen analysieren und versteht sich gleichzeitig als Ausgangspunkt für die weitere Forschung. Über die Zuordnung oder gar Erhebung des zunächst stets individuellen Kunstwerkes in einen nationalen Zusammenhang läßt sich streiten. Geht es grundsätzlich nur um Werke deutscher Künstler oder auch um Werke in Deutschland lebender oder früher lebender Künstler? Können Kunstwerke anderer Kulturkreise, wenn sie sich erst einige Jahrhunderte in Deutschland befinden, zu nationalem Kulturerbe werden? Für die rechtshistorische Betrachtung spielt diese sicher vielschichtige und durchaus berechtigte Frage eine untergeordnete Rolle. Maßstab für den Kunstexport durch die Kunst und Antiquitäten G m b H bildet insofern das während ihrer Geschäftstätigkeit geltende Recht.
I.
Die Kunstschutzverordnung und das Kulturgutschutzgesetz
Schon 1953 erließ die Regierung der D D R die Verordnung zum Schutze des deutschen Kunstbesitzes und des Besitzes an wissenschaftlichen Dokumenten und Materialien 635 (KunstschutzVO). Nach § 1 KunstschutzVO durfte die Ausfuhr von „Kunstwerken ... oder von Gegenständen von besonderer historischer Bedeutung" nur mit Genehmigung erfolgen, für die nach § 3 KunstschutzVO die Staatliche Kommission für Kunstangelegenheiten verantwortlich zeichnete. Welche Kunstwerke als geschützt im Sinne der KunstschutzVO anzusehen waren, bestimmte § 2 KunstschutzVO. Genannt wurden unter anderem Autographen, Plastiken, Gemälde, Grafik, Teppiche, Porzellan, Glas, Schmuck, Möbel ... - das klassische Sortiment der späteren Kunst und Antiquitäten GmbH. Der Antrag auf Erteilung der Ausfuhrgenehmigung mußte an die Abteilung Kunst und kulturelle Massenarbeit des jeweiligen Rates des Bezirkes gerichtet werden. Sofern deren Sachverständige keinen „wesentlichen künstle-
635
Verordnung z u m Schutze des deutschen Kunstbesitzes u n d des Besitzes an wissenschaftlichen D o k u m e n t e n und Materialien vom 2.4.1953, GBl. Nr. 46 S. 522.
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche
rischen Wert" feststellten, konnte die Genehmigung nach § 2 II der 1. DB zur KunstschutzVO 636 auch direkt durch den örtlichen Rat des Bezirkes erfolgen. Im Falle der mit der Ausfuhr verbundenen Veräußerung eines Kunstwerkes sicherte § 4 Kunstschutz VO dem Staat jedoch ein Vorkaufsrecht. Die ungenehmigte Ausfuhr stellte § 6 Kunstschutz VO unter Strafe. Mit § 1 der 2. DB zur Kunstschutz VO 637 vom Juni 1954, konnten schließlich auch die Räte der Kreise die entsprechende Vorprüfung vornehmen und gegebenenfalls Ausfuhrgenehmigungen erteilen. Bestanden Bedenken, sollten die Anträge gemäß § 2 der 2. DB zu KunstschutzVO an die Räte der Bezirke und entsprechend an das Ministerium für Kultur zur endgültigen Entscheidung weitergeleitet werden. Eine genauere Klassifizierung geschützter Kunstwerke enthielt erstmals § 5 der Verordnung über den Staatlichen Museumsfonds der D D R vom 12.4.1978 (MuseumsfondsVO) 638 - in Kraft getreten also erst fünf Jahre nach Gründung der Kunst und Antiquitäten GmbH. Gemäß § 5 I MuseumsfondsVO teilten sich „museale Objekte und Sammlungen des Staatlichen Museumsfonds nach ihrer wissenschaftlichen, historischen und kulturellen Bedeutung" in drei Kategorien. Diese Kategorien galten später auch als Maßgabe für die Begutachtung der durch die Kunst und Antiquitäten G m b H zum Export vorgesehenen Kunstgegenstände. 639 Die Kriterien für die Einteilung in die einzelnen Kategorien legte § 5 II-IV MuseumsfondsVO fest. Vereinfacht gesagt sollten angehören: - der Kategorie I außerordentliche und unersetzliche Werke, die zur Weltkultur zu zählen waren, - der Kategorie II wichtige Werke nationaler Bedeutung, - der Kategorie III Werke regionaler Bedeutung. 640 636
1. D u r c h f ü h r u n g s b e s t i m m u n g zur KunstschutzVO vom 2.4.1953, GBl. N r . 46 S. 523.
637
2. D u r c h f ü h r u n g s b e s t i m m u n g zur KunstschutzVO vom 1.6.1954, GBl. N r . 55 S. 563.
638 Verordnung über den staatlichen M u s e u m s f o n d s der D D R vom 12.4.1978, GBl. I Nr. 14 S. 165. 639
Grundsätzlich § 3 II der 2. D u r c h f ü h r u n g s b e s t i m m u n g z u m KulturgutschutzG 2.12.1981, GBl. Nr. 6 S. 144 mit dem amtlichen Verweis auf § 5 MuseumsfondsVO.
640
§ 5 (2) Kategorie I u m f a ß t museale Objekte u n d Sammlungen, die von außerordentlichem wissenschaftlichen, historischen oder kulturellen Wert u n d unersetzlich sind u n d in einmaliger Weise Aufschluß geben über - die E n t s t e h u n g und Entwicklung der Weltkultur, des kulturellen Erbes und speziell der sozialistischen Nationalkultur, - Ereignisse, Prozesse oder Persönlichkeiten, die den G a n g der Weltgeschichte oder der Nationalgeschichte wesentlich beeinflußt haben, - umwälzende ökonomische Prozesse, wissenschaftliche und technische Erfindungen und Entdeckungen, - wesentliche E t a p p e n der Entstehung, Entwicklung u n d Charakterisierung der Natur.
vom
341
342
3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
Nachdem die D D R 1974 der Konvention über Maßnahmen zum Verbot und zur Verhütung der unzulässigen Einfuhr, Ausfuhr und Übereignung von Kulturgut 641 beigetreten war, trat am 10.7.1980 das Gesetz zum Schutz des Kulturgutes der DDR 6 4 2 (KulturgutschutzG) in Kraft. Das KulturgutschutzG löste die bis dahin geltende KunstschutzVO ab. Grundsätzlich hieß es vor § 1 KulturgutschutzG: „ D e r sozialistische Staat garantiert ... die Bewahrung, Pflege u n d M e h r u n g des Kulturgutes im Interesse eines reichen kulturellen Lebens des Volkes. D e r sozialistische Staat sichert den Bestand allen national und international bedeutsamen Kulturgutes der Deutschen D e m o k r a tischen Republik zum N u t z e n ihrer sozialistischen N a t i o n a l k u l t u r und als Teil der humanistischen Weltkultur. Er gewährleistet seinen umfassenden Schutz."
Ähnlich wie der frühere § 2 KunstschutzVO traf auch § 2 KulturgutschutzG Aussagen zum sachlichen Anwendungsbereich. Nach § 2 II KulturgutschutzG gehörten zum geschützten Kulturgut insbesondere: „... alles Kulturgut, das als Bestand der Museen. Archive, Bibliotheken und anderen Einrichtungen, in Kombinaten, Betrieben u n d sozialistischen Genossenschaften, staatlichen Organen u n d gesellschaftlichen Organisationen, als D e n k m a l sowie als Kulturbesitz der Kirchen und Religionsgemeinschaften, der Bürger oder in anderer Eigenschaft seinen ständigen Standort im Hoheitsgebiet der Deutschen Demokratischen Republik hat, ... alles Kulturgut, das im Hoheitsgebiet der Deutschen Demokratischen Republik als Volkseigentum aufgefunden wird ...".
Die Zugehörigkeit zum Kulturgut der D D R sollte dabei nach § 2 III KulturgutschutzG weder durch eine Verlagerung im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg noch durch eine rechtswidrige Ausfuhr berührt sein. In Zweifelsfragen über die Zugehörigkeit zum geschützten Kulturgut entschied der Minister für Kultur. Er blieb nach § 10 II KulturgutschutzG - wie mit der 2. DB zur Kunst-
(3) Kategorie II u m f a ß t museale Objekte und Sammlungen, die von großem wissenschaftlichen, historischen oder kulturellen Wert sind und mit hoher Aussagekraft Zeugnis ablegen von - der Entwicklung des deutschen Volkes u n d seinen humanistischen u n d revolutionären Traditionen sowie seiner politischen, kulturellen u n d wissenschaftlich-technischen Leistungen sowie Objekte und Sammlungen über den A u f b a u der entwickelten sozialistischen Gesellschaft, - dem Wirken bedeutender Politiker, Wissenschaftler u n d Künstler in Vergangenheit u n d Gegenwart sowie Objekte gleichen Ranges zur Geschichte u n d Kultur anderer Völker u n d Objekte, die Erscheinungen u n d Vorgänge in der N a t u r charakterisieren. (4) Kategorie III u m f a ß t museale Objekte und Sammlungen, die in charakteristischer Weise die natürliche und gesellschaftliche Entwicklung in einzelnen Territorien belegen und für die Allgemeinbildung, die weltanschauliche, historische, ästhetische u n d polytechnische Bildung sowie f ü r die wissenschaftliche Forschung von Wert sind. 641
Konvention über M a ß n a h m e n z u m Verbot u n d zur Verhütung der unzulässigen Einfuhr, Ausfuhr und Übereignung von Kulturgut vom 14.11.1970, für die D D R in K r a f t seit dem 16.4.1974, GBl. II Nr. 20 S. 397; gleichzeitig trat die D D R auch der Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten vom 14. 5.1954 bei.
642
Gesetz z u m Schutz des Kulturgutes der D D R - Kulturgutschutzgesetz vom 3.7.1980, GBl. I Nr. 20 S. 191.
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche
schützVO von 1954 eingeführt - auch für die Erteilung der notwendigen Genehmigung zur Ausfuhr von Kulturgut verantwortlich. Das Genehmigungsverfahren wurde detailliert in der 3. DB zum KulturgutschutzG vom 3.5.1982 643 geregelt. § 4 der 3. DB zum KulturgutschutzG nahm hinsichtlich der Klassifizierung geschützten Kulturgutes Bezug auf § 5 MuseumsfondsVO - also die erwähnten Kategorien I bis III. Grundsätzlich galt, daß die Ausfuhrgenehmigung für geschütztes Kulturgut nur erteilt werden konnte, wenn die Ausfuhr „im Interesse der sozialistischen Gesellschaft" lag oder „ihrem Anliegen, das nationale Kulturerbe zu wahren und den Bestand allen national und international bedeutsamen Kulturgutes zu sichern", 644 nicht zuwiderlief. Für geschütztes Kulturgut der Kategorien II und III konnte der zuständige Rat des Bezirkes, Abteilung Kultur, eigenverantwortlich die Ausfuhrgenehmigung erteilen. War geschütztes Kulturgut der Kategorie I betroffen, entschied nach § 4 IV der 3. DB zum KulturgutschutzG der Minister für Kultur „... nach Prüfung des Antrages durch eine von ihm berufene Kommission von Sachverständigen". Bei der Ausfuhr von Kulturgut durch die Kunst und Antiquitäten G m b H sollte diese Kommission von Sachverständigen - die sogenannte Kulturgutschutzkommission - eine zentrale Kontrollfunktion ausüben.
II.
Staatlicher Zugriff auf verborgene Kunst
Unmittelbar nach Kriegsende begann die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) auch offiziell nach verborgenen Kunstgegenständen zu suchen. Bereits im Befehl Nr. 85 des Obersten Befehlshabers der SMAD vom 2.10.1945 heißt es: „2) D e r D i r e k t o r der D e u t s c h e n Verwaltung f ü r Volksbildung der Sowj. B e s a t z u n g s z o n e D e u t s c h l a n d s hat: ... d) D i e a u s zentralen M u s e e n e v a k u i e r t e n S c h ä t z e sind a u f z u f i n d e n u n d bis z u m 15. O k t o b e r in der z e n t r a l e n A u f b e w a h r u n g s s t e l l e f ü r die M u s e e n zu s a m m e l n . In den örtlichen A u f b e w a h r u n g s s t e l l e n sind die herrenlosen u n d die a u s den örtlichen M u s e e n e v a k u ierten S c h ä t z e sicherzustellen." 6 4 5
Übrigens waren auch die aus den Museen evakuierten Kunstgegenstände nach dem Krieg nicht immer ohne weiteres aufzufinden. Beispielsweise hatte man die
643
3. D u r c h f ü h r u n g s b e s t i m m u n g z u m K u l t u r g u t s c h u t z g e s e t z v o m 3 . 5 . 1 9 8 2 , G B l . I N r . 24 S. 432, ihrerseits a u f g r u n d v o n § 15 K u l t u r g u t s c h u t z G erlassen.
644
§ 1 I der 3. D B z u m K u l t u r g u t s c h u t z G .
645
Befehl N r . 85 des O b e r s t e n B e f e h l s h a b e r s der Sowjetischen M i l i t ä r a d m i n i s t r a t i o n in D e u t s c h l a n d , G e n e r a l der A r m e e Sokolowski, v o m 2 . 1 0 . 1 9 4 5 , B S t U BV D r e s d e n K D D i p p o l d i s w a l d e 17014, Bl. 144 - D i e R ü c k f ü h r u n g von M u s e u m s w e r t e n u n d W i e d e r e r ö f f n u n g v o n M u s e e n w a r d a n n a u c h G e g e n s t a n d des Befehles N r . 177 u n d der d a z u e r g a n g e n e n R i c h t l i n i e n v o m Juni beziehungsweise Juli 1946.
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3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
Dresdener Kunstsammlungen in umliegende Schlösser, verborgene Keller und Stollen ausgelagert - das Kunstgewerbemuseum, die Porzellansammlung und das Armeemuseum zum Beispiel nach Dippoldiswalde, Reichstädt, Frauenstein, Rammenau und Dresden selbst (Tafel 44). In den letzten Kriegstagen wurden die Kunstgegenstände nicht selten noch einmal umgelagert, so daß einzelne Sammlungsstücke über Jahre verborgen blieben. So grub man noch 1961 in Dippoldiswalde und Dresden nach Porzellanen aus der Dresdener Porzellansammlung 646 (Tafel 45). Was die SMAD nach Kriegsende an „herrenlosen Schätzen" nicht bergen konnte, versuchte später das MfS zu finden. Bekannt geworden ist vor allem die Suche des MfS nach dem Bernsteinzimmer - Decknahme „Puschkin" - unter Oberstleutnant Paul Enke alias Dr. Paul Köhler. Er veröffentlichte 1987 in der D D R seinen „Bernsteinzimmerreport", ohne freilich die letzten Erkenntnisse preiszugeben. Die Akten zu „Puschkin" tauchten erst Ende 1999 in den Archiven der „Gauck-Behörde" auf. Die Presse berichtete davon. 647 Es handelte sich stets um geheime Aktionen, einerseits weil die Eigentumsverhältnisse oft ungeklärt waren, es auch um vormals jüdisches Eigentum ging, und man deswegen die Öffentlichkeit fürchtete. Andererseits stand bei weniger bekannten Kunstgegenständen von Anfang an die anschließende Verwertung im Raum, ob nun durch Mittelsmänner des MfS selbst oder später die Kunst und Antiquitäten GmbH. Von den Recherchen zur vorliegenden Arbeit sind aus der Frühzeit der D D R insbesondere zwei Fälle zu nennen, bei denen davon ausgegangen werden kann, daß privater Kunstbesitz, der infolge der Kriegswirren auf dem Gebiet der D D R verblieb, insgeheim dem Export zugeführt wurde - zum einen der Schatz der Grafen von der Schulenburg aus Burgscheidungen in Thüringen, zum anderen die großangelegte „Aktion Licht" des MfS.
646
In Folge der „Aktion Licht" und a u f g r u n d eines Augenzeugenberichtes, den ein mittlerweile in Belgien lebender Deutscher an den Schulleiter in Reichstädt sandte, und der über das Vergraben von Kisten durch die SS im Waldrevier bei Reichstädt Mitte Januar 1945 berichtete, leitete das M f S über die Abteilung Κ in Dippoldiswalde die „ E A K u n s t s a m m l u n g " ein. Gesucht wurde nach evakuierten Porzellanen aus Dresden. M a n grub unter anderem auf einem G r u n d s t ü c k in Dippoldiswalde, auf dem sich 1945 der damalige D i r e k t o r der Porzellansammlung, Prof. Fichtner, aufhielt. N a c h Hinweisen des früheren Direktors des Armeemuseums, Ernst von Koerner, veranlaßte m a n auch P r o b e b o h r u n g e n in einem verschütteten Bunker neben der Gemäldegalerie in Dresden. D a ß m a n nicht genau wußte, wonach m a n suchte, beziehungsweise wieviele Stücke überhaupt noch fehlten, lag an den oft fehlenden Inventarverzeichnissen der K u n s t s a m m l u n g e n .
647
Z u m Beispiel Jürgen Schreiberl Andreas T A G E S S P I E G E L vom 10.11.1999.
Oswald D e m Bernsteinzimmer auf der Spur, D E R
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche
1.
Der Schatz der Grafen von der Schulenburg
Der Fall der Grafen von der Schulenburg verdient schon deshalb Beachtung, weil ausnahmsweise nicht das MfS aktiv wurde, sondern einige Personen aus der Führungsspitze der Christlich Demokratische Union der DDR, vor allem deren ehemaliger Vorsitzender, Gerald Gotting. Die Umstände, unter denen Adelbert Graf von der Schulenburg Familiensilber der Schulenburgs und auch Schmuck der Grafen Dohna auf dem Schloß in Burgscheidungen zurücklassen mußte, schildert seine Tochter, Asta Ziegler: „1945 wurden bekanntlich alle Grundbesitzer mit mehr als 100 h a L a n d vollständig enteignet u n d vertrieben. M a n n a n n t e das Bodenreform. Die Kisten u n d K ö r b e mit Silber u n d Porzellan wurden kurz vor Kriegsende in den Keller gebracht u n d eingemauert, u m sie vor eventuellen Plünderungen oder dergleichen in den letzten Kriegswirren zu ,retten'. Wenn man plötzlich weg muß, glaubt m a n doch nicht, daß das auf D a u e r ist, sondern d a ß m a n in absehbarer Zeit z u r ü c k k o m m e n und sein Eigentum wieder holen k a n n . Einigen ist das j a auch geglückt. Die versteckten Sachen gehörten teils unserer Familie, teils wurden sie uns von ostpreußischen Verwandten zur A u f b e w a h r u n g übergeben, ebenso der D o h n a ' s c h e Familienschmuck, ... Wer ihn heute trägt wissen wir leider nicht ,..". 6 4 8
Nachdem die Grafen von der Schulenburg Burgscheidungen verlassen hatten, nutzte zunächst die Freie Deutsche Jugend (FDJ) das Schloß. In den fünfziger Jahren eröffnete die CDU dort ihre zentrale Bildungsstätte. Der Gärtner der Schulenburgs, Bruno J., blieb weiter auf dem Anwesen beschäftigt. Eines Tages, Mitte 1959, meldete sich Bruno J. bei der Direktion der CDU-Parteischule und berichtete von einer provisorischen Mauer im Kartoffelkeller. 649 Der Bildungsstätte standen damals Gerhard Reintanz und als stellvertretender Direktor Erwin K. vor. Erwin K. wurde im April 1990 noch von der Kriminalpolizei in der D D R vernommen. Die Kriminalpolizei ermittelte aufgrund eines Hinweises der CDU selbst, die in der „Wendezeit" ein Untersuchungsverfahren gegen ihren ehemaligen Vorsitzenden Gerald Gotting durchführte und sich dabei auch der lange Jahre verschwiegenen Vorgänge in Burgscheidungen besann. Erwin K. sagte am 11.4.1990 vor der Kriminalpolizei aus: „An dem Tag Mitte 1959 teilte er [der G ä r t n e r B r u n o J., der Autor] mir jedenfalls mit, daß er eine provisorische M a u e r im Kartoffelkeller gefunden hatte. N a c h A b r i ß derselben stellte er eine
648
Aus einem Brief von Asta Ziegler an den Autor vom 15.5.2001.
649
Erwin K. schrieb dazu am 30.9.1985 in einem Brief an U n i o n s f r e u n d Gerald Gotting: „ D e r seinerzeitige Parkgärtner, H e r r B r u n o J., m u ß t e m . E . zumindest eine A h n u n g davon gehabt haben, d a ß an diesem O r t Gegenstände untergebracht waren. J. war bereits zu Zeiten des G r a f e n Schulenburg als Parkgärtner beschäftigt. D e r Z u g a n g zum ,Unterkeller', eine massive Treppe, war mit Erdreich angefüllt. D e r massiv ausgemauerte Unterkeller selbst war nach meiner I n f o r m a t i o n als Luftschutzkeller mit einer Nebenausgangsmöglichkeit (Fluchtweg) in weitere Kellerräume hergerichtet. Herr J., angeblich auf der Suche nach weiteren Lagermöglichkeiten, entdeckte den Kellerzugang u n d den F u n d . " - Brief aus d e m Archiv von Asta Ziegler.
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3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH massive Treppe fest, die zu einem sogenannten Unterkeller führte. Soweit ich mich erinnern k a n n , war die Treppe mit Erdreich ausgefüllt. In dem Unterkeller fanden sich mehrere Kisten u n d Koffer, die meiner Meinung nach sehr wertvolle Schmuck- u n d andere Edelmetallgegenstände sowie Meißener Porzellan enthielten." 6 5 0
Reintanz informierte umgehend seinen Parteivorsitzenden Gerald Gotting in Berlin. Die erhaltenen Unterlagen aus der Zeit und spätere Zeugenaussagen sprechen übereinstimmend davon, daß der Schatz der Grafen von der Schulenburg am 12.7.1959 gehoben wurde, einem Sonntag. Zwar existiert ein Schreiben von Gerhard Reintanz an Gerald Gotting vom darauffolgenden Montag, dem 13.7.1959, in dem Reintanz über die vorausgegangene Bergung berichtet (Tafel 46), doch ist mit Sicherheit davon auszugehen, daß Gotting die Ausgrabung selbst leitete und sich zu diesem Zweck bereits am Wochenende in Burgscheidungen aufhielt. 651 Das Schreiben vom 13.7.1959 diente wohl der Vorlage beim Ministerium der Finanzen und sollte den Schatzfund aktenkundig machen. Neben Gotting nahmen noch etwa fünf bis zehn weitere Personen an der Bergung und Inventarisierung teil, darunter der Stellvertreter der Parteischule, Erwin K., der Verwaltungsleiter der Parteischule, Brudlo, der Sekretär des CDU-Hauptvorstandes, Fischer, und Mitarbeiter Gottings aus Berlin. Gerhard Fischer notiert später, es habe eine „... fröhliche, z.T. ein wenig abenteuerlustige, auf jeden Fall kameradschaftliche Stimmung" 652 an jenem Vormittag im Juli 1959 geherrscht. Die Fundstücke wurden nach Aussage von Erwin K. in das Zimmer 39 der Parteischule gebracht und dort einzeln inventarisiert. Die Inventarlisten des Schatzes, die auszugsweise beigefügt sind (Tafel 47), weisen eine große Menge an Schmuck, Silberzeug und Meißener Porzellan aus. Auch wenn die von den Schulenburgs zur Einlagerung benutzen Koffer und Holzkisten über die Jahre verfault waren, müssen sich die Stücke in einem guten Zustand befunden haben. 653 Zwei Monate nach der Bergung wurde der Schatz in Burgscheidungen 650
Zeugenaussage von Erwin K. vor der Kriminalpolizei Freyburg a m 11.4.1990, Verfahren Joachim Farken u n d andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. III, Bl. 148 (150).
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In diesem Sinne sagten die Witwe eines ehemaligen D o z e n t e n der Parteischule, der ehemalige Abteilungsleiter f ü r Finanzen u n d Verwaltung im Parteivorstand der C D U u n d auch Gerald G o t t i n g selbst im April 1990 vor der Kriminalpolizei der D D R aus. Auch tragen die Inventarlisten das Schatzes mit D a t u m vom 12. 7.1959 die Unterschrift Gottings.
652
Notiz von Dr. G e r h a r d Fischer vom 26.4.1990, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. III, Bl. 178f.
653
In der zitierten Aussage von Erwin K . v o m 11.4.1990 heißt es dazu: „ M i r sind nur noch einige Dinge aus d e m damaligen F u n d erinnerlich. Auf jeden Fall b e f a n d e n sich unter den Gegenständen mehrere Silbertabletts, auf denen die einzelnen Dinge standen bzw. lagen, diese waren alle säuberlich und genau in Ölpapier eingeschlagen. U n t e r den Gegenständen befanden sich viele M ü n z e n , unter anderem zaristische Rubel. Weiterhin erinnere ich mich an viele Dolche, die meines Erachtens sehr wertvoll waren. M i r fiel in diesem Z u s a m m e n h a n g besonders auf, d a ß von den vielen Dolchen nur ein einziger eine kleine Roststelle an der Spitze aufwies. An dieser Stelle war das Ölpapier ein wenig eingerissen, und es konnte
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche
an die Tresorverwaltung im Ministerium der Finanzen übergeben - der Schmuck am 18.9.1959, Silberzeug und Porzellan am 24.9.1959. Wahrscheinlich sichteten die Vertreter des Ministeriums der Finanzen die Wertgegenstände zunächst, nahmen den Schmuck gleich mit und ließen das schwerer zu transportierende Silberzeug und Porzellan einige Tage später per Lastwagen aus Berlin abholen. Obwohl die Eingangsbücher der Tresorverwaltung üblicherweise nur zehn Jahre aufbewahrt wurden, ist ein entsprechender Auszug, der die Einlieferung unter den Eingangsnummern 6235 „CDU-Schulungsstätte Otto Nuschke" und 6244 „CDU-Schulungsstätte Burgscheidungen" belegt, erhalten geblieben (Tafel 48). Die Unterschrift des Mitarbeiters der Tresorverwaltung - „Schumann" - der die Einlieferung im Eingangsbuch am 24.9.1959 quittierte, findet sich unter demselben Datum auch in einem Übergabevermerk auf der Inventarliste für Porzellan und Silberzeug (Tafel 47). Die Inventarliste für Schmuck enthält einen ausdrücklichen Vermerk: „Die obengenannten Gegenstände wurden heute vom Ministerium der Finanzen übernommen. Burgscheidungen 18/9 1959." 654 Die Übernahme ist darin mit hoher Wahrscheinlichkeit vom Mitarbeiter der Tresorverwaltung „Tümmel" quittiert, wie sich aus einem Unterschriftenvergleich mit einem von Tümmel unterzeichneten Dokument der Tresorverwaltung aus dem Jahre 1962 ergibt. Damit steht fest, daß die Gegenstände, die auf der am 12.7. 1959 gefertigten Inventarliste erscheinen, von der Tresorverwaltung sämtlich übernommen wurden. Was mit dem Familienschatz der Grafen von der Schulenburg weiter geschah, läßt sich nicht mehr mit Sicherheit rekonstruieren. Die Hinweise auf den Verbleib des Schatzes sind spärlich. Die bisher bekannten Dokumente geben darüber kaum Aufschluß. Der ehemalige stellvertretende Direktor der CDUBildungsstätte in Burgscheidungen, Erwin K., sagte gegenüber der Kriminalpolizei aus, er habe Gerald Gotting Mitte der achtziger Jahre auf den Schatz angesprochen: „Durch Herrn Gotting wurde mir mitgeteilt, daß diese Gegenstände durch das Ministerium der Finanzen übernommen und in der Schweiz ,versilbert' worden wären. Genaueres hierzu wurde mir aber nicht gesagt. An dieser Stelle möchte ich ergänzend aussagen, daß ich auf Weisung des Herrn Gotting, die er telefonisch durch seinen persönlichen Referenten übermitteln ließ, im Jahre 1985 oder 1986 eine Liste der 1959 aufgefundenen Gegenstände zu ihm nach Berlin schicken mußte. ... Der mir namentlich nicht mehr bekannte persönliche Referent sagte mir, daß dieses Dokument in Berlin nicht mehr aufgefunden werden konnte." 655
dadurch Feuchtigkeit eindringen. ... Unter den Gegenständen waren ... auch Ringe, Halsketten und andere wertvolle Schmucksachen aus Edelmetall." - Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. III, Bl. 148 (153f.). 654
Protokoll der im alten Teil des Schlosses Burgscheidungen unterhalb des Kartoffelkellers sichergestellten Schmuckstücke vom 12.7.1959, gezeichnet Prof. Gerhard Reintanz und Gerald Gotting, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. III, Bl. 165f.
655
Zeugenaussage von Erwin K. vor der Kriminalpolizei Freyburg am 11.4.1990, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. III, Bl. 148 (152).
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3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
Gerald Gotting hat bestritten, gegenüber Erwin K. geäußert zu haben, daß die Kunstgegenstände in der Schweiz „versilbert" worden seien. Die Inventarliste habe er für seine Memoiren benötigt. 656 Aus der Tresorverwaltung des Ministeriums der Finanzen gelangte eine Reihe von Wertgegenständen zum Export nach Westeuropa. Mit ihrer Gründung wurden diese Exporte auch von der Kunst und Antiquitäten G m b H abgewickelt. Eindeutige Dokumente existieren bereits aus dem Jahre 1962, hier in Zusammenhang mit der „Aktion Licht", von der im folgenden Abschnitt noch berichtet wird. Es ist unwahrscheinlich, daß der Schatz der Grafen von der Schulenburg über lange Jahre in der Tresorverwaltung verblieb. Eher muß davon ausgegangen werden, daß man insbesondere schwer zu identifizierende „Gebrauchsantiquitäten" - Porzellane ohne Familienwappen beispielsweise - früher oder später devisenträchtig verwertete. Schmuckstücke, wie man sie im vermauerten Schloßkeller in Burgscheidungen ausgrub, wurden im Rahmen der „Aktion Licht" vor ihrem Export oft umgearbeitet. Für besondere Einzelstücke fand später die Kunst und Antiquitäten G m b H immer wieder diskrete Käufer oder bediente sich ihrer West-Berliner Zwischenhändler. Der Schatz der Grafen von der Schulenburg dürfte an den Kunstmarkt verloren sein, ob nun über den Staatlichen Kunsthandel in den sechziger Jahren oder die Kunst und Antiquitäten G m b H nach 1972. Teilweise gelangte Silberzeug wohl auch in den Edelmetallfonds der D D R , das heißt das Familiensilber wurde möglicherweise einfach eingeschmolzen. „ N a c h der Wende haben meine Schwester Heidi von H u h n u n d ich mit anwaltlicher Hilfe versucht, den Verbleib der Wertsachen zu erforschen", berichtet die Tochter des letzten G r a f e n von der Schulenburg aus Burgscheidungen, Asta Ziegler, „... letztlich ohne Erfolg. Wir haben bisher von all diesen Dingen nichts wiedergesehen. Porzellan ist allerdings auch nicht zu identifizieren, wogegen Silber meist mit Wappen u n d M o n o g r a m m graviert ist .. ,". 657
Inwieweit sich unter den Stücken geschützte Kunstwerke beziehungsweise Gegenstände von besonderer historischer Bedeutung im Sinne des § 2 I d), III KunstschutzVO 658 befanden, läßt sich anhand der vorhandenen Inventarlisten nicht eindeutig bestimmen. Erschwerend kommt hinzu, daß nach Zeugenaussagen zumindest von der Bergung des Schatzes in Burgscheidungen an bis zu seinem Abtransport in die Tresorverwaltung nach Berlin keine Sachverständigen
656
Zeugenaussage von Gerald G o t t i n g vor der Kriminalpolizei am 30.4.1990, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. III, Bl. 174f.
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Aus einem Brief von Asta Ziegler an den Autor vom 15.5.2001.
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§ 2 (1) Kunstwerke im Sinne der Verordnung sind: „... d) alle sonstigen Gegenstände von künstlerischem Wert, insbesondere Gobelins, Teppiche, Stickereien, Spitzen, alte Gewebe u n d M ö b e l sowie künstlerisch wertvolle Gegenstände aus Porzellan, Keramik, Glas, Leder, Stein, Edelstein, Metallen, Holz, Elfenbein ... e) Gegenstände von besonderer historischer Bedeutung unterliegen dem Schutz wie Kunstwerke ...".
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche
hinzugezogen wurden - wohl erst recht nicht später die Staatliche Kommission für Kunstangelegenheiten. 659 Für die kunsthistorische Zuordnung bieten die von den CDU-Funktionären angefertigten Bestandslisten nur wenig Aufschluß. Neben diesem frühen Fall sei ein ganz ähnlicher Fall aus dem Jahre 1986 erwähnt, für den die Beteiligung der Kunst und Antiquitäten G m b H belegt ist. Nach Recherchen des Berliner Journalisten Andreas Förster barg die HA IX/7 des MfS Ende Oktober 1986 den Familienschatz einer gräflichen Familie aus Mecklenburg, die im Februar 1945 vor der heranrückenden Sowjetarmee geflüchtet war. Der Hinweis auf das Schatzversteck im Sägewerk des Schloßgutes stammte offenbar vom jungen Grafen selbst. Er bat sich für die Zusammenarbeit mit den DDR-Organen einige Erinnerungsstücke aus. Der Schatz wurde zunächst nicht gefunden. Der eigens zur Bergung auf das ehemalige Familiengut angereiste Graf fuhr unverrichteter Dinge in die Bundesrepublik zurück. Das MfS suchte mit verstärkten Kräften weiter, fand den Schatz im alten Sägewerk und übergab ihn in der Folgezeit der Kunst und Antiquitäten G m b H zum Export - ohne freilich die gräfliche Familie über den Fund zu informieren. 660 Der Stellvertreter des Bereiches Kommerzielle Koordinierung, Manfred Seidel, und der Abteilungsleiter Einkauf der Kunst und Antiquitäten GmbH, Gernot Haubold alias IM „Rose", waren unter Führung des MfS Anfang der achtziger Jahre mit weniger Erfolg in die Suche nach dem verborgenen Kunstbesitz von Hitlers Reichsmarschall, Hermann Göring, verwickelt. Man hoffte auf devisenträchtige Beute aus der legendären „Sammlung". Das MfS hatte sich diesbezüglich schon 1981 auf eine Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS, Medard Klapper, eingelassen. Die Ausgrabungen nach seinen Ortsangaben erbrachte nur eine Kiste wertlosen Porzellans.661 Die großangelegte Aktion wurde abgeblasen und der Kontakt zu Klapper riß ab. 1983 wandten sich die bundesdeutschen Briefmarkenhändler Kö. und K. an Manfred Seidel beziehungsweise Gernot Haubold und boten gegen eine Beteiligung an, Schatzkarten zu liefern und den Kontakt zu Klapper erneut herzustellen. Trotz der früheren Pannen leitete das MfS daraufhin die Aktion „Goldschatz" ein. Am 7.7.1983 instruierten die Mitarbeiter der H A VII/13 des MfS, Dorday und Strauch, den IM „Rose" alias Gernot Haubold:
659
G e m ä ß § 3 K u n s t s c h u t z V O z u s t ä n d i g f ü r die B e g u t a c h t u n g zur E r t e i l u n g der A u s f u h r g e n e h m i g u n g f ü r K u n s t w e r k e beziehungsweise G e g e n s t ä n d e historischer B e d e u t u n g i m Sinne des § 2 I u n d I I I K u n s t s c h u t z V O , Vorläufer der K u l t u r g u t s c h u t z k o m m i s s i o n - allerdings m u ß b e m e r k t werden, d a ß in den sechziger J a h r e n noch g a r keine den E x p o r t k o n t r o l lierende K u n s t s c h u t z k o m m i s s i o n b e k a n n t ist. Diese w u r d e als feste E i n r i c h t u n g zu diesem Z w e c k tatsächlich erst im Z e i t r a u m 1975/1976 g e g r ü n d e t .
660
D a z u a u s f ü h r l i c h bei Förster S c h a t z r ä u b e r , S. 135 ff.
661
D i t o , S. 108 ff.
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3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH „ - Sofortige telefonische K o n t a k t a u f n a h m e zu K., F r a n k f u r t / M a i n - Vereinbarung eines Treffs mit K . in Berlin (West) am 9 . 7 . 8 3 , sollte dem K. eine Reise nach Berlin (West) nicht möglich sein, wird der I M a m 9.7. 83 den K. in F r a n k f u r t / M a i n aufsuchen. - Gegenüber K . teilt der I M mit, d a ß er nach P r ü f u n g bereit ist im Auftrag des Außenhandels der D D R auf das Angebot einzugehen. Die geforderten 2 0 % Anteil sowie die 3 % für K . werden gezahlt. Voraussetzung ist das Auffinden der ... Wertsachen. D e r I M ist beauftragt zu erklären, d a ß der Besitzer der Pläne oder dessen Beauftragter an den Bergungsarbeiten teiln e h m e n k a n n . ... Sollten zwischenzeitlich hinsichtlich des Anteils weitere Forderungen bestehen, so kann der I M bis 5 0 % Gewinnanteil zusichern. K. selbst kann auch jederzeit selbst zu Verhandlungen in die D D R einreisen. N a c h Möglichkeit soll der I M über K. den N a m e n des Besitzers der Pläne oder dessen Beauftragten in E r f a h r u n g bringen. D e r I M wird das Telefongespräch zur Vereinbarung des Treffs am 8.7.1983 von Berlin (West) aus f ü h r e n ,..". 6 6 2
Trotz einiger Treffen mit bundesdeutschen Kontaktpersonen verlief die Aktion „Goldschatz" im Sande. Offenbar gab es Hochstapler unter den Informanten, vielleicht auch Angehörige westlicher Geheimdienste. Im Dezember 1983 berichtete IM „Rose" alias Gernot Haubold dem Mitarbeiter der H A VII/13 Joachim Milarg zwar von einer neuen „Möglichkeit an diese Werte heranzukommen" 663 (Tafel 49). Die vor allem für die anschließende Ausfuhr durch die Kunst und Antiquitäten G m b H erhofften Kunstschätze wurden letztlich aber nie gefunden. 2.
Die „Aktion Licht" des MfS
Eine systematische Suche des Staates nach verborgenen Wertgegenständen zum Zwecke der späteren Verwertung derselben im Export läßt sich erstmals für das Jahr 1962 belegen. In einer landesweiten Geheimoperation unter dem Decknahmen „Aktion Licht" öffnete das MfS seit Ende des Zweiten Weltkrieges unberührte Tresore und Schließfächer in alten Bankhäusern. In einer zweiten Etappe durchsuchte man systematisch sämtliche Gebäude, Ruinen, Bunker und Bergstollen, in denen man noch Wertgegenstände aus der Zeit bis 1945 vermutete. Dazu gehörten ehemalige Fabrikantenvillen ebenso wie Schlösser, Museen oder Warenhäuser (Tafel 50). Auf Weisung Erich Mielkes sollten ausdrücklich auch solche Objekte einbezogen werden, „... bei denen noch keine Klarheit über die Eigentumsverhältnisse besteht". 664 Er befahl die strikte Einhaltung der Konspiration auch innerhalb „des Organs" und teilte den verantwortlichen Leitern der Bezirksverwaltungen für Staatssicherheit mit, daß die Aktion „... mit
662 Treffbericht zu 1MB „Rose" alias G e r n o t H a u b o l d über ein Treffen am 7.7.1983, von den Mitarbeitern der H A VII/13 des MfS, D o r d a y u n d Strauch, vom 8.7.1983, BStU M f S A I M 4744/87, Teil II, Bd. 5, Bl. 114 ( 1 1 5 f f ) . 663
Anlage Treffbericht „Rose" v o m 24.12. 83, zur A k t i o n „Goldschatz", von M a j o r Joachim Milarg aus der H A VII/13 des MfS, BStU M f S A I M 4744/87, Teil II, Bd. 5, Bl. 259.
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Weisung von Minister Erich Mielke zur zweiten E t a p p e der „ A k t i o n Licht" an die Leiter der Bezirksverwaltungen des MfS, hier Oberstleutnant Mittig, vom 9.1.1962, B S t U D o k u m e n tenstelle.
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche dem Vorsitzenden des Staatsrates, Genossen Ulbricht, Genossen
Honecker,
Genossen Stoph und dem Minister der F i n a n z e n " 665 abgestimmt sei. Z u r Durchführung der „ A k t i o n L i c h t " sind vor allem aus den Bezirksverwaltungen des M f S umfangreiche A k t e n erhalten geblieben, die sich heute in den Außenstellen der „ G a u c k - B e h ö r d e " befinden und in großem U m f a n g ausgewertet werden konnten. D i e „ A k t i o n L i c h t " wurde in den ersten Januartagen des Jahres 1962 vorbereitet. Unter Federführung des Einsatzstabes der H A I I I im Ministerium bildete man auch in den Bezirksverwaltungen des M f S Einsatzstäbe und fahndete zusammen mit den Kreisdienststellen nach möglichen Objekten. Zunächst konzentrierten sich die Ermittlungen auf ungeöffnete Schließfächer und Tresore. Sofern sich in den ehemaligen Bankgebäuden nach wie vor Finanzinstitute befanden, mußten auch die Inhaber der Haus- und Schließfachschlüssel - meist die Leiter der neuen Sparkasse oder Bank - und einige vorgesetzte Mitarbeiter der Finanzorgane aus den Kreisen ermittelt werden. In den Hinweisen der Bezirksverwaltung des M f S K a r l - M a r x - S t a d t zur Durchführung der „ A k t i o n L i c h t " heißt es diesbezüglich beispielsweise: „ . . . 2.) D i e einzubeziehenden Mitarbeiter der Finanzorgane des Kreises sind exakt zu überprüfen auf Zuverlässigkeit und Verschwiegenheit und v o m Dienststellenleiter zu bestätigen. Eine wie in der A n l a g e beigefügte Verpflichtung ist abzunehmen. D a b e i k o m m t es darauf an, daß wir durch richtiges und kluges Verhalten diese Personen an uns binden während des gesamten Einsatzes, damit diese nicht telefonieren oder schreiben können. ... Es muß auch verhindert werden, daß diese K r ä f t e irgendwelche Rückrufe tätigen. ... Grundsätzlich zu beachten ist, daß über Aktionsbezeichnung, Vorgänge oder ähnliche operative Gespräche diesen Zivilpersonen nichts bekannt werden darf. Bei Sicherstellung v o n Gegenständen in Tresors oder ähnlichem ist nicht das Dienstsiegel des M f S zu benutzen, sondern v o m Rat des Kreises ein entsprechendes sofort zu besorgen ... 3.) Schlüsselbesitzer: Diese sind nach einem operativen Plan vorher konspirativ zu ermitteln, Legenden zu erarbeiten, um diese unauffällig aber sicher zum festgelegten Zeitpunkt zu sprechen, um die M a ß n a h m e durchzuführen. D i e Geheimhaltung muß garantiert sein. Aus diesem Grunde sind diese zum Schweigen zu verpflichten ... Auch hier gilt, daß Rückrufe nach K a r l M a r x - S t a d t oder Berlin unterbleiben. Bei Unklarheiten hat der Mitarbeiter für Staatssicherheit mit dem Vorsitzenden des Rates des Bezirkes, G e n . Felfe, telefonisch zu sprechen und die Sache zu klären. Hauptsache bei dieser A u f g a b e ist, keine U n r u h e zu erzeugen und Gerüchte zu vermeiden. D i e Legende, die in A n w e n d u n g gebracht wird, muß den normalen Gepflogenheiten der Schlüsselbesitzer und des Instituts entsprechen .. ,". 666
In den Nachmittagsstunden des 6.1.1962, einem Samstag ohne Publikumsverkehr, verschafften sich die Mitarbeiter des M f S in kleinen „Einsatzgruppen"
665
Hinweise zur Durchführung der A k t i o n „ L i c h t " v o m Leiter des entsprechenden Einsatzstabes des M f S in K a r l - M a r x - S t a d t , M a j o r Ulbrich, v o m 4.1.1962, B S t U C h e m . X V I I I 40, Bl. 18(20).
666
Dito., Bl. 19f.
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3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
Zutritt zu den Tresorräumen. Die Schlüsselinhaber der Banken wurden ohne Angabe von Gründen hinzugezogen, teilweise von zu Hause abgeholt und aufgefordert, die seit Ende des Krieges unberührten Schließfächer und Tresore zu öffnen. Überrascht kamen die angesichts der Situation natürlich eingeschüchterten Bankangestellten der Aufforderung nach, und die Mitarbeiter des MfS räumten in den Nachtstunden sämtliche Behältnisse leer. Einige brave Bankmitarbeiter gaben die Schlüssel aber nicht ohne weiteres heraus. Zum Beispiel heißt es im Bericht der Bezirksverwaltung des MfS Karl-Marx-Stadt über das vorläufige Ergebnis der „Aktion Licht" vom 7.1.1962: „... So gab es beispielsweise mit d e m Hauptkassierer der Kreissparkasse G l a u c h a u Schwierigkeiten insofern, d a ß dieser trotz Anwesenheit des Vertreters des Rates des Bezirkes nicht gewillt war, den Tresor zu öffnen. N a c h entsprechendem Telefonat mit dem Vorsitzenden des Rates des Bezirkes wurden die Schwierigkeiten beseitigt, so d a ß die Konspiration gewahrt wurde. Bei dem Leiter der Stadtsparkasse Stollberg war zu verzeichnen, daß derselbe unbedingt Sinn u n d Zweck der A k t i o n in E r f a h r u n g bringen wollte. D u r c h die Kreisdienststelle wurden sofort inoffizielle M a ß n a h m e n zur Ü b e r w a c h u n g dieser Person eingeleitet ...". 6 6 7
Und im entsprechenden Abschlußbericht zur ersten Etappe der „Aktion Licht" einen Tag später: „In der Deutschen N o t e n b a n k M e e r a n e ... verweigerte der Hauptkassierer die Ö f f n u n g des Tresors. Auch n a c h d e m er die Anweisung v o m Leiter der N o t e n b a n k erhalten hatte. Erst nachd e m der Leiter der Bezirksfiliale der Deutschen N o t e n b a n k anwies, den Tresor zu öffnen, konnte die U b e r p r ü f u n g erfolgen. Dabei wurde festgestellt, daß der genannte (...) versuchte, trotz der Hinweise des MfS, die Alarmanlage nicht auszuschalten. Erst nach entsprechender Auseinandersetzung schaltete (...) die Alarmanlage ab. Auch mit dem Leiter der N o t e n b a n k Meerane, Gen. R A S S L E R , u n d d e m Parteisekretär (...) m u ß t e n Auseinandersetzungen geführt werden, da sie der Meinung waren, daß die Staatssicherheit den Tresorraum nicht betreten darf. Sie wollten einen schriftlichen Auftrag sehen, der die Staatssicherheit berechtigt, derartige Ü b e r p r ü f u n g e n d u r c h z u f ü h r e n . Auf das A r g u m e n t unserer Mitarbeiter, daß wir im Auftrag der Partei und des Ministerrates arbeiten, wurde von den beiden Personen gesagt, daß auch dort f ü h r e n d e Personen Fehler m a c h e n , wobei die N a m e n W O L L W E B E R u n d S C H I R D E W A N genannt wurden. Auch in diesem Fall erfolgt die inoffizielle Ü b e r p r ü f u n g u n d Bearbeitung dieser Personen." 6 6 8
Für einige tausend Schließfächer waren die Schlüssel über die Jahre abhanden gekommen oder die Schlösser ließen sich nicht mehr öffnen. Daraufhin rückten in der darauffolgenden Nacht zum Montag Spezialeinheiten des MfS an, die die meisten der noch ungeöffneten Behältnisse aufbrachen. Die erste Etappe der
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Bericht der Bezirksverwaltung des M f S K a r l - M a r x - S t a d t über das vorläufige Ergebnis der „Aktion Licht" vom 7.1.1962, B S t U Chem. X V I I I 40, Bl. 23f.
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Abschlußbericht der Bezirksverwaltung des M f S K a r l - M a r x - S t a d t über die „Aktion Licht" vom 8.1.1962, B S t U C h e m . X V I I I 4 5 , Bl. 29 (31) - D e r vorstehende Bericht war übrigens an den Einsatzstab der H A III zur „Aktion Licht" im Ministerium in Berlin, G e n . M a j o r Strauch adressiert. O b es sich dabei u m Walter Strauch aus der späteren Arbeitsgruppe Beater beziehungsweise der H A VII/13 handelte, konnte nicht mit Sicherheit festgestellt werden.
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche
„Aktion Licht" konnte bis zum Eintreffen der Bankmitarbeiter am Montagmorgen, dem 8.1.1962, weitestgehend abgeschlossen werden. Dabei hatte das MfS landesweit schätzungsweise 3000669 Finanzgebäude durchsucht und den Inhalt von zehntausenden 670 Schließfächern und Tresoren entnommen. Schon am nächsten Tag, dem 9.1.1962, wies Erich Mielke die Fortführung der „Aktion Licht" an (Tafel 50). Im Vordergrund der zweiten Etappe standen alle vermuteten Aufbewahrungsorte von Wertgegenständen aus der Zeit bis 1945. Systematisch durchsuchte man in den folgenden Tagen und Wochen alte Villen, Fabriken, verschüttete Keller und Bergstollen - mit unterschiedlichem Erfolg. Eine Vorstellung über Art und Umfang der ins Auge gefaßten Objekte vermag beispielhaft ein Zwischenbericht der Bezirksverwaltung des MfS Karl-MarxStadt vom 17.1.1962 vermitteln, der als Tafel beigefügt ist (Tafel 51). Mit Hilfe Inoffizieller Mitarbeiter wurden die entsprechenden Objekte von den örtlich zuständigen Kreisdienststellen des MfS einzeln überprüft - eine großangelegte Schatzsuche. Die Ereignisse können an dieser Stelle ob des Ausmaßes der Operation nicht detailliert beschrieben werden. Auch insofern sei nur beispielhaft auf die Nachforschungen in dem im obengenannten Zwischenbericht (Tafel 51) unter Punkt VII. 4.) genannten Schloß Augustusburg verwiesen, wo bis in die letzten Kriegstage die Gauführerschule der NSDAP untergebracht war. Das MfS vermutete dort von der SS evakuierte Gegenstände aus der Reichskanzlei (Tafel 52). Die Suche auf Schloß Augustusburg ist deswegen ein typischer Fall, weil das MfS ein um das andere Mal feststellen mußte, daß bereits „die sowjetischen Freunde" unmittelbar nach Kriegsende nach Verstecken gesucht, Ausgrabungen durchgeführt und Kunstgegenstände abtransportiert hatten. 671
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In einem Aktenvermerk der H A XVIII die Unterlagen der „Aktion Licht" betreffend vom 23.2.1971 ist von 3 000 bis 4 000 Einrichtungen die Rede, BStU M f S H A XVII1 13328, Bl. 37 (38); im Bezirk Karl-Marx-Stadt handelte es sich um 26 Objekte der Deutschen N o t e n b a n k , 115 Objekte der Sparkassen, 25 Objekte der Gewerbebank, 32 sonstige Finanzinstitute, 62 ehemalige Finanzinstitute - dazu Abschlußbericht der Bezirksverwaltung des MfS KarlMarx-Stadt über die „Aktion Licht" vom 8.1.1962, BStU Chem. XVIII 45, Bl. 29 (30).
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Im Bezirk Karl-Marx-Stadt wurden beispielsweise 8761 Blockschließfächer mittels vorhandener Schlüssel und 191 gewaltsam geöffnet, zusätzlich wurden dort 7 Panzer- und Stahlschränke aufgebrochen. Einige Tresore ließen sich zunächst auch durch die hinzugezogenen Fachleute nicht öffnen. Bericht der Bezirksverwaltung des MfS Karl-Marx-Stadt über die D u r c h f ü h r u n g der 1. Etappe der „Aktion Licht" vom 8.2.1962, BStU Chem. XVIII 38, Bl. 61 (62).
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Siehe zum Beispiel unter Punkt V des als Tafel beigefügten Zwischenberichtes der Bezirksverwaltung des M f S Karl-Marx-Stadt zur zweiten Etappe der Aktion Licht vom 17.1.1961 (Tafel 51), BStU Chem. X V I I I 4 5 , Bl. 85 (87f.); ebenso der Bericht der Kreisdienststelle des MfS Auerbach vom 16.1.1961 von der Uberprüfung der Rittergüter in Plohn und Dorfstadt sowie dem Schloß Falkenstein, den Besitzungen des von Trützschler und den Villen einiger Kriegsverbrecher, BStU Chem. XVIII 45, Bl. 148.
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3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
Über die einzelnen Funde fertigte das MfS während der ganzen „Aktion Licht" Protokolle - zum Beispiel über die mit reichlich Schmuck und einigen Gemälden gefüllte Silberkammer des Tresors der Deutschen Notenbank in Karl-MarxStadt am 7.1.1962 (Tafel 53). Den notgedrungen eingeweihten Mitarbeitern der Finanzinstitute wurde dabei untersagt, irgendwelche Vermerke über den Verbleib der Verwahrstücke im Zusammenhang mit der Operation des MfS zu fertigen. Zehn Jahre später, von Februar bis Dezember 1971, kam es deswegen zu einer konspirativen Aktenüberprüfung in sämtlichen vom MfS im Rahmen der „Aktion Licht" aufgesuchten Finanzinstituten. 672 Zufällig mußte das MfS nämlich feststellen, daß eine Schweriner Bank die Einlieferungsscheine der im Rahmen der „Aktion Licht" vom MfS beschlagnahmten Verwahrstücke aufbewahrt und auf deren Rückseite den Vermerk angebracht hatte: „ D a s u m s t e h e n d e Verwahrstück wurde a m 6.1.1962 lt. bes. Protokoll an das Ministerium f ü r Staatssicherheit nach Berlin abgeliefert ... Deutsche N o t e n b a n k Schwerin." 6 7 3
Die beteiligten Mitarbeiter der Schweriner Bank bekamen daraufhin größte Schwierigkeiten, und das Mfö begann die landesweite Suche nach weiteren Dokumenten, die einen Rückschluß auf die „Aktion Licht" zulassen könnten. Am 23. 2. 1971 vermerkte Hauptmann Willberg aus der HA XVIII des MfS: „1. Alle gefertigten D o k u m e n t e über die im R a h m e n der Aktion ,Licht' angefallene Masse befinden sich in der Tresorverwaltung des Ministeriums der Finanzen. L a u t Verfügung des Genossen Minister wurde die gesamte Masse ordnungsgemäß an das M d F übergeben. D a s Ubergabeprotokoll befindet sich in der Tresorverwaltung des M d F , eine Kopie davon in der H A XVIII/4. Die gefertigten Unterlagen und Protokolle geben nur eine globale Übersicht über die entsprechenden Gegenstände und ihren Wert. D e r U r s p r u n g der einzelnen im R a h m e n der Aktion eingelieferten Gegenstände ist nicht nachweisbar und bekannt. Selbst in Fällen, wo
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Auslöser d a f ü r war eine Anfrage über den Verbleib eines bei der Bank der Danzig-Westpreußischen L a n d s c h a f t hinterlegten Verwahrstückes durch die Polnische Botschaft im Jahre 1965. Die Verwahrstücke der geschlossenen Bank waren infolge des Krieges in das Ausweichlager Schwerin verbracht, bei der Deutschen N o t e n b a n k Schwerin bis 1956 gesondert verwaltet u n d später in deren allgemeine N a c h w e i s f ü h r u n g ü b e r n o m m e n worden. Bei der Ü b e r n a h m e wurde jeweils ein Einlieferungsschein, eine Empfangsbescheinigung und ein Kontrollbeleg gefertigt und dem Verwahrstück beigelegt. 1970 ermittelte das A m t für Rechtsschutz a u f g r u n d der polnischen Anfrage in Schwerin. Dabei stellte sich heraus, das sich die Spur des Verwahrstückes a u f g r u n d eines Vermerkes z u m M f S zurückverfolgen ließ. D a s Verwahrstück selbst konnte natürlich - a u f g r u n d der Z u s a m m e n f a s s u n g sämtlicher F u n d e und deren Verwertung - nicht mehr gefunden werden. U n t e r Bezug auf die Rechtslage vermerkte m a n , daß mangels einer zwischenstaatlichen Vereinbarung mit der Volksrepublik Polen über einen Vermögensausgleich für derartige Dinge auch keinerlei A n s p r ü c h e - auf Herausgabe oder Entschädigung - bestünden. Ausführlich im Bericht der H A X V I I I des M f S über die a m 17.2.1971 bei der Bezirksdirektion Schwerin der Industrieund H a n d e l s b a n k getroffenen Feststellungen zur Angelegenheit (...) Aktion „Licht" 1962, vom 23.2.1971, B S t U M f S H A X V I I I 13328, Bl. 18ff.
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E r k l ä r u n g der Kreisfiliale Schwerin der Industrie- und H a n d e l s b a n k vom 17.2.1971, B S t U M f S H A X V I I I 13328, Bl. 22.
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche frühere Eigentümer bei Einlieferung der Masse b e k a n n t waren, ist durch Z u s a m m e n f a s s u n g der einzelnen Gegenstände nach Verwendungszweck und Verwertungsmöglichkeit (z.B. wurden Briefmarkensammlungen neu geordnet u n d zu kompletten Sammlungen z u s a m m e n g e f a ß t etc.) dieser Nachweis nicht m e h r zu führen. 2.1 ... Bei den eingezogenen Gegenständen handelte es sich sowohl u m Privatbesitz als auch u m Vermögenswerte des faschistischen Staates. Hierbei ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß ausländisches Eigentum, geraubt durch faschistische Institutionen, in die eingezogene Masse gelangt ist. 3. ... Bisherige Ü b e r p r ü f u n g e n in den IHB-Bezirksdirektionen N e u b r a n d e n b u r g , Rostock, Berlin ergaben, d a ß dort keine derartigen D o k u m e n t e oder Quittungen vorliegen, die das M f S in irgendeiner F o r m belasten. D a s M f S ist als d u r c h f ü h r e n d e s Organ der Aktion ,Licht' rechtlich entlastet durch das Übergabeprotokoll an die verantwortlichen Mitarbeiter des Ministeriums der Finanzen ,..". 6 7 4
Die Kunstgegenstände wurden auf Bezirksebene von Gutachtern gesichtet und geschätzt. Den Gutachtern wurde weder mitgeteilt, in wessen Auftrag die Schätzung in Wirklichkeit erfolgte, noch woher die zu begutachtenden Sachen stammten. 675 Wohlgemerkt ging es hier nicht um die eventuelle Einhaltung der KunstschutzVO und die etwaige Erteilung von Ausfuhrgenehmigungen im Rahmen eines Genehmigungsverfahrens nach § 3 KunstschutzVO. Von Export war gegenüber den Gutachtern nie die Rede. Sie sollten die Kunstgegenstände lediglich näher bestimmen und deren Wert schätzen. Das MfS wollte schlicht wissen, was es für den Staatshaushalt erbeutet hatte, womit sich allen voran Minister Erich Mielke schmücken konnte. Im streng geheimen Abschlußbericht des Ministeriums für Staatssicherheit vom 11.7.1962 heißt es denn auch: „ D u r c h die Ü b e r p r ü f u n g s m a ß n a h m e n wurden umfangreiche Mengen nicht erfaßter Wertgegenstände sichergestellt, deren Gesamtwert - nach vorläufigen Schätzungen - auf 4,1 M i o DM676 beziffert wird. D a r u n t e r befinden sich G o l d - u n d Schmuckwaren sowie Edelsteine ..., Silberwaren ..., Briefmarken ..., G o l d - u n d Silbermünzen, Medaillen, Oelgemälde, Kupferstiche, Porzellane und Glaswaren, historische H a n d s c h r i f t e n u . a . m . sowie Wertpapiere (Aktien, Hypothekenbriefe, Schuldscheine u.a.) mit u n b e k a n n t e m W e r t u m f a n g . " 6 7 7
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Aktenvermerk der H A XVIII/4 des MfS, H a u p t m a n n Willberg, über den Nachweis über Unterlagen der Aktion „Licht" 1962 vom 23.2.1971, B S t U M f S H A X V I I I 13328, Bl. 37f.
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Z u m Beispiel im M a ß n a h m e p l a n der Bezirksverwaltung des M f S K a r l - M a r x - S t a d t zur Fortsetzung der A k t i o n „Licht" v o m 11.1.1962: „ . . . 3. Z u r D u r c h f ü h r u n g der M a ß n a h m e n ... ist im Bezirksmaßstab eine Expertengruppe zu bilden, welche zur Wertschätzung der sichergestellten Gegenstände hinzugezogen wird. Es ist zu sichern, daß die Expertengruppe nicht erfährt, wer der Auftraggeber f ü r die D u r c h f ü h r u n g ihrer Aufgaben ist." - BStU C h e m . X V I I I 4 0 , Bl. 39 (40).
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D e r Klarheit halber m u ß erwähnt werden, d a ß in der D D R 1962 noch die W ä h r u n g s bezeichnung „ D M " gebräuchlich war. Hervorhebung durch den Autor.
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Bericht des Ministeriums für Staatssicherheit über die Ergebnisse einer Ü b e r p r ü f u n g von Tresoren, Safes und Blockschließfächern ... vom 11.7.1962, B S t U M f S H A X V I I I 13328, Bl. 2f.
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3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
Das MfS verfolgte mit der „Aktion Licht" neben der „Sicherstellung" der Wertgegenstände von Anfang an noch zwei weitere Ziele. Zum einen suchte man unter der Vielzahl der aufgefundenen Papiere systematisch nach „operativ auswertbaren Materialien, Dokumenten" (Tafel 50, Punkt V.l), was nichts anderes hieß, als die Suche nach kompromittierenden Unterlagen über die Verstrickung einzelner Personen in das Dritte Reich, die sich zu Erpressungsversuchen eigneten oder zu gegebener Zeit auch in der bundesdeutschen Presse lanciert werden konnten. In den Bezirksverwaltungen des MfS wurden unter diesem Aspekt sämtliche Papiere gesichtet und über die „operativ auswertbaren" Unterlagen Aufstellungen für das Ministerium gefertigt (Tafel 54). Zum anderen suchte das MfS, in den Bankgebäuden einen Überblick über die ungenutzten Schließfächer zu erhalten und drängte im Anschluß auch gegenüber dem Ministerium der Finanzen auf eine Verbesserung der oft mangelhaften Sicherheitsvorkehrungen. Man wollte keine „toten Briefkästen" in unverschlossenen Räumen mit Publikumsverkehr. Die Bankmitarbeiter wußten zum Teil weder, ob einzelne Schließfächer noch in Gebrauch waren, noch, wer die Schlüssel dazu innehatte. 678 Dennoch, das Hauptaugenmerk des MfS lag auf der Sicherstellung „ungenutzter" Wertgegenstände und deren Verwertung zugunsten des Staatshaushaltes. Wie schon zwei Jahre zuvor der Schatz der Grafen von der Schulenburg gelangte auch die „Beute" aus der „Aktion Licht" in die Tresorverwaltung des Ministeriums der Finanzen. Das im oben zitierten Vermerk von Hauptmann Willberg erwähnte zweite Exemplar des Übergabeprotokolls der Tresorverwaltung ist in den Akten der HA XVIII des MfS erhalten geblieben. Die Mitarbeiter der Tresorverwaltung, Habakuk und Tümmel, quittierten die Übernahme am 13.10. 1962.679 Das Übergabeprotokoll weist auf einhundert Seiten unter anderem Schmuck und Edelsteine, Münzen und Plaketten, Silberwaren, Gemälde und Grafik, Briefmarken, Porzellane und Handschriften aus, bei denen es sich zum 678
In diesem Zusammenhang wurde auch vorgeschlagen, Schließfächer von D D R - B ü r g e r n zukünftig zu kontrollieren. Im Abschlußbericht der Bezirksverwaltung des M f S Karl-MarxStadt zur „Aktion Licht" vom 8.1.1962 heißt es dazu: „Es ist lediglich darauf hinzuweisen, daß die nicht mit überprüften Blockschließfacher, welche von Privatpersonen gemietet sind, welche noch in der D D R wohnen, durchaus nichtgemeldete Wertgegenstände, welche gesellschaftliches Eigentum sind, beinhalten können. D a r ü b e r hinaus wäre eine bessere Kontrolle von Seiten der Sicherheitsorgane und der Geldinstitute über diese Blockschließfächer von großem operativen Wert, da dort durchaus der Gegner bestimmte Mittel zu D u r c h f ü h r u n g der Feindtätigkeit (Waffen, Munition, Sprengstoff, Geheimtinte, Funkgeräte o.ä.) ablegen kann, ohne daß die Staatlichen Organe die notwendige Kontrolle darüber ausüben können." - BStU Chem. XVIII 45, Bl. 29 (34).
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Zusammenstellung der vom MfS an die Tresorverwaltung des Ministeriums der Finanzen am 13.10.1962 übergebenen Gegenstände, Ubergabe quittiert von den Mitarbeitern des MfS, Schirm und Pufe, Ü b e r n a h m e von den Mitarbeitern der Tresorverwaltung, H a b a k u k und Tümmel, BStU M f S H A XVIII 13327, Bl. 2ff.
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche
Teil um hervorragende Stücke gehandelt haben muß, die, zumindest dem Anschein der Protokollangaben nach, als geschützte Kunstwerke beziehungsweise Gegenstände von besonderer historischer Bedeutung im Sinne des § 1 KunstschutzVO einzuordnen waren. Beispielhaft können hier nur einige Protokollseiten Gemälde und Druckgrafik sowie Handschriften als Tafel beigefügt werden (Tafel 55). Bereits am 14.9.1962 wies der Minister der Finanzen den Leiter der Tresorverwaltung an, über die Verwertungsmöglichkeiten der übernommenen Wertgegenstände hinsichtlich Export, Binnenhandel und zugunsten des Edelmetallfonds der D D R zu berichten (Tafel 56). Die Antwort des Leiters der Tresorverwaltung, Habakuk, folgte am 23.10.1962. Danach sollten vor allem Schmuck, Münzen und Briefmarken unmittelbar dem Export, Porzellane und Kunstgegenstände dem Binnenhandel zugeführt werden. Für den Edelmetallfond verblieben 300 Kilogramm Silber.680 Die Verwertung von Schmuck, Münzen und Briefmarken könne sofort beginnen, schreibt Habakuk weiter, „... sobald das M.A.I. die in der Unterredung beim Minister übernommene Verpflichtung zur Herbeischaffung interessierter Käufer erfüllt hat". 681 Nach Freigabe durch das Ministerium der Finanzen ließen sich auch die Kunstgegenstände bis Ende Juni 1963 verwerten, heißt es anschließend. Einzelheiten zur Verwertung der Wertgegenstände aus der „Aktion Licht" sind bisher nicht bekannt. Es ist davon auszugehen, daß Schmuck, Münzen und Briefmarken zur Erwirtschaftung von Devisen alsbald ausgeführt wurden. Wahrscheinlich gelangte aber zumindest auch ein Teil der Gemälde, Porzellane, Grafik et cetera in den Export. Der Bereich Kommerzielle Koordinierung existierte 1962 noch nicht. Ein zentralisierter Kunstexport von Ost nach West entwickelte sich erst zehn Jahre später mit Siegfried Kaths Antikhandel und der Gründung der Kunst und Antiquitäten GmbH. Die westeuropäischen Kunden tätigten ihre Einkäufe in den sechziger Jahren stets über den Staatlichen Kunsthandel - damals noch VEH Antiquitäten, der als Binnenhandelseinrichtung geführt wurde und dem Ministerium für Kultur unterstand. Wenn der Leiter der Tresorverwaltung Habakuk die Verwertung der zahlreichen Kunstgegenstände aus der „Aktion Licht" im Binnenhandel vorschlug und sich dabei auf den Staatlichen Kunsthandel bezog, läßt dies nicht zwingend auf einen Verkauf nur an
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Ebenso standen zwei K i l o g r a m m G o l d und einige G r a m m Platin zur Verfügung, die jedoch für die „... U m a r b e i t u n g und N e u a n f e r t i g u n g " einigen Schmucks „... zum Verkauf gegen Valuta" eingesetzt werden sollten. Bericht des Leiters der Tresorverwaltung, H a b a k u k , u n d seines Mitarbeiters T ü m m e l bezüglich der Verfügung des Ministers der F i n a n z e n Nr. 43/62 v o m 14.9.1962 betreffend die Verwertung der im September 1962 der Tresorverwaltung des Ministeriums der Finanzen übergebenen Wertgegenstände vom 23.10.1962, B S t U M f S X V I I I 13327, Bl. lOf.
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Dito.
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3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
DDR-Bürger in den wenigen staatlichen Antiquitätengalerien schließen. Angesichts der auch damals schon bestehenden Devisenknappheit erscheint es eher plausibel, daß der Staatliche Kunsthandel selbst einzelne „Pakete schnürte" und westlichen Händlern anbot. Belege dafür konnten aber nicht nachgewiesen werden. Der umfangreiche Bestand an Wertpapieren aus tausenden von Schließfächern gelangte zum Amt für Rechtsschutz für das Vermögen der DDR. 6 8 2 Inwieweit sich darunter auch Papiere befanden, die später von der Kunst und Antiquitäten G m b H im Rahmen der beschriebenen Altaktiengeschäfte gehandelt wurden, läßt sich nicht mehr feststellen. Jedenfalls für den „historisch wertvollen" 683 Schmuck, wie er im Bericht des Leiters der Tresorverwaltung, Habakuk, vom 23.10.1962 bezeichnet wird, ist mit Sicherheit von der Verwertung im Wege des Exports auszugehen. Im Hinblick auf die Belange der KunstschutzVO fand bis zur Einlieferung der Wertgegenstände in die Tresorverwaltung keine Begutachtung statt. Einzig die vom MfS auf Bezirksebene hinzugezogenen Sachverständigen hatten die Objekte bis dahin gesehen. Für die vom MfS unter einem Vorwand bestellten Experten war es aber nicht um Fragen der Zuordnung zum Kunstbesitz der D D R gegangen, sondern um die Bestimmung der Marktpreise von Edelsteinen, Münzen, Briefmarken, Schmuck, Gemälden und dergleichen. Sollten die vom MfS im Rahmen der „Aktion Licht" erbeuteten Kunstgegenstände tatsächlich in den Export gelangt sein, muß schon allein aufgrund der Angaben des Übergabeprotokolls vermutet werden, daß sich unter den Stücken auch Kunstwerke, wissenschaftliche Dokumente und Gegenstände von besonderer historischer Bedeutung im Sinne des § 1 KunstschutzVO befanden. Übrigens zielte die KunstschutzVO - anders als das spätere KulturgutschutzG nicht wirklich auf staatlich sanktionierte Kunstexporte ab. Systematisch betrachtet und aus historischen Erwägungen wird man den Staat und seine Organe nicht zum ursprünglichen Adressatenkreis der KunstschutzVO zählen 682
In dem bereits zitierten Aktenvermerk der H A XVIII/4 des MfS, H a u p t m a n n Willberg, über den Nachweis über Unterlagen der A k t i o n „Licht" 1962 v o m 23.2.1971 heißt es dazu: „... 2.2 Aktienwerte, die beschlagnahmt bzw. eingezogen wurden, sind teils Aktien kapitalistischer F i r m e n des ehemaligen ,Deutschen Reiches' sowie ausländische Aktien, über deren H e r k u n f t nichts b e k a n n t ist (vom faschistischen Staat geraubt, gekauft oder Privatpersonen gehörig). Diese zuletzt genannten Aktien befinden sich heute beim , A m t für den Rechtsschutz des Vermögens der D D R ' , Gen. Prof. K L E Y E R . " - BStU M f S H A X V I I I 13328, Bl. 37 f.
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Bericht des Leiters der Tresorverwaltung, H a b a k u k , u n d seines Mitarbeiters T ü m m e l bezüglich der Verfügung des Ministers der Finanzen Nr. 43/62 vom 14.9.1962 betreffend die Verwertung der im September 1962 der Tresorverwaltung des Ministeriums der Finanzen übergebenen Wertgegenstände vom 23.10.1962, B S t U M f S X V I I I 13327, Bl. 10 (11).
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche
können. Zum einen wäre das staatliche Vorkaufsrecht bei der mit einer Ausfuhr verbundenen Veräußerung eines Kunstwerkes - § 4 KunstschutzVO - leergelaufen, weil sich Kunstgegenstände bei der Ausfuhr durch das staatliche (Handels-) Organ bereits im Eigentume des Staates befunden hätten. Zum anderen lag dem Verordnungsgeber im Jahre 1953 daran, den Abfluß „deutschen Kunstbesitzes der D D R " , wie es in der Verordnung heißt, im Wege des freien Verkehrs über die noch offenen Staatsgrenzen einzuschränken. Zu diesem Zeitpunkt bestand kein Anlaß - auch nur formal - den nationalen Kunstbesitz im Verordnungswege vor der staatlichen Verwertung im Export zu schützen. Der davon allenfalls berührte VEH Antiquitäten wurde erst später gegründet. Trotzdem, der Wortlaut in § 1 KunstschutzVO differenzierte nicht zwischen staatlicher und privater Ausfuhr und auch im Hinblick auf Sinn und Zweck der KunstschutzVO ließ sich jegliche Ausfuhr ohne weiteres unter ihren Anwendungsbereich fassen. Tatsächlich hat die für die Erteilung der Ausfuhrgenehmigung zuständige Kunstschutzkommission später vereinzelte Begutachtungen bei der Kunst und Antiquitäten G m b H - also einem staatlichen Außenhandelsorgan - durchgeführt und sich dabei auf § 3 KunstschutzVO gestützt. Damit steht fest, daß die KunstschutzVO in der Rechtspraxis auf alle Exporte angewendet wurde und auch für Kunstgegenstände aus der „Aktion Licht" gegolten hätte. Unter den generalklauselartigen Einschränkungen 684 des § 3 III KunstschutzVO war der Export von geschützten Kunstwerken genehmigungsfähig. Die Kunstschutzkommission - so sie denn zu diesem Zeitpunkt schon effektiv funktionierte hätte - agierte nur als Funktionalorgan des Ministers für Kultur, dem auch der wahrscheinliche Exporteur der Kunstgegenstände aus der „Aktion Licht", der Staatliche Kunsthandel, unterstand. Bedenkt man außerdem, daß jedenfalls Mielke, Ulbricht, Honecker, Stoph und Rumpf das Vorgehen billigten - quasi die Regierung der D D R als Verordnungsgeber der KunstschutzVO selbst - würde es dem Rechtssystem der D D R widersprechen, wollte man von einer gegebenenfalls genehmigungslosen Ausfuhr der Kunstgegenstände aus der „Aktion Licht" ausgehen. In verfahrensrechtlicher Hinsicht konnten die der Kunstschutzkommission übergeordneten Organe, das heißt der Minister für Kultur, der Ministerrat und immer auch das Politbüro eine Ausfuhr der Kunstgegenstände genehmigen beziehungsweise beschließen. Fraglich bleibt allein, ob sich unter der Beute aus Bankschließfächern, ehemaligen Fabrikantenvillen und verschütteten Stollengängen tatsächlich nationaler deutscher Kunstbesitz befand, dessen Ausfuhr aufgrund der bestehenden Kunst-
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§ 3 III KunstschutzVO: „Die G e n e h m i g u n g ist zu versagen, wenn die Verbringung des Kunstwerkes oder der wissenschaftlichen D o k u m e n t e oder Materialien oder der Gegenstände von besonderem historischen Wert aus der Deutschen Demokratischen Republik die G e f a h r eines Verlustes für den nationalen deutschen Kunstbesitz oder die deutsche Wissenschaft mit sich bringen würde ...".
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schutzVO von vornherein nicht genehmigungsfähig gewesen wäre. Ein derart materieller Widerspruch zur KunstschutzVO konnte auch nicht durch die oberste Staatsführung - trotz ihrer faktisch sehr weitgehenden Kompetenzen verordnungskonform aufgelöst werden. Allerdings ließe sich die Frage der Genehmigungsfähigkeit selbst in Ansehung einzelner „Beutestücke" kaum beantworten. Wer wollte im Hinblick auf die allgemeine Fassung des § 3 III KunstschutzVO schon rückschauend sagen, welcher der Kunstgegenstände für den Kunstbesitz der D D R quasi unerläßlich war - womit sich für die Ausfuhr die Strafandrohung des § 6 I KunstschutzVO verbunden hätte. Auch wenn der Verdacht vielleicht naheliegt, aus juristischer Sicht kann im Hinblick auf die KunstschutzVO aufgrund der noch existierenden Quellen nicht von einem eindeutigen Rechtsbruch gesprochen werden. Dennoch, die „Aktion Licht" ist die erste großangelegte Suche des MfS nach Wertgegenständen zum Zwecke der anschließenden Verwertung. Man bemühte sich nicht, die Eigentumsverhältnisse zu ermitteln, etwa nach Erben zu suchen, sondern bemächtigte sich bei „Nacht und Nebel" sämtlichen Vermögens kraft der direkten Legitimation durch die Staatsführung. Die Frage des Bankdirektors in Meerane nach der schriftlichen Ermächtigung des MfS zum Betreten der Tresorräume muß in den Ohren des MfS geradezu befremdlich geklungen haben. Es bedurfte hier keiner weiteren Rechtfertigung, allenfalls genügte ein Hinweis des MfS auf den Auftrag der Partei oder des Ministerrates - ein Sinnbild für die fehlende Gewaltenkontrolle. Wenn das MfS zudem ganz bewußt davon ausging, daß sich unter der „eingezogenen Masse" auch „ausländisches Eigentum, geraubt durch faschistische Institutionen" befand, dann fällt auf das Vorgehen der verantwortlichen Staatsfunktionäre ein langer Schatten. Die „Aktion Licht" steht ihrem Wesen nach in engem Zusammenhang zur planmäßigen Nutzbarmachung von Kunstgegenständen durch die Kunst und Antiquitäten GmbH. Vor allem die Rücksichtslosigkeit bei der Erlangung historisch oder kunsthistorisch wertvoller Stücke unter Beteiligung des MfS und des Ministeriums der Finanzen sollte sich einige Jahre später bei den Steuerverfahren gegen Antiquitätenhändler und Sammler wiederholen. Das MfS spürte die Kunstgegenstände auf, und mit Hilfe des Ministeriums der Finanzen wurden sie im Außenhandel für Devisen verwertet. Was den nachfolgend näher beschriebenen Export von Kunstgegenständen aus Museen der D D R anbelangt, finden sich keine substantiierten Belege dafür, daß das MfS während der „Aktion Licht" auch in die Depots der Museen eingedrungen ist und dort Kunstgegenstände abtransportiert hat. In der Anweisung Erich Mielkes zur Durchführung der zweiten Etappe der „Aktion Licht" vom 9.1.1962 (Tafel 50) werden zwar auch Museen unter den zu durchsuchenden Objekten genannt, doch bleibt unklar, ob man damit wirklich den Zugriff auf hergebrachte Sammlungsbestände plante. Unter den erhaltenen Sicherstellungsprotokollen aus den Kreisdienststellen des MfS konnte eine Beschlagnahme von
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche
Museumsgut im Rahmen der „Aktion Licht" bisher nicht nachgewiesen werden. Lediglich einzelne Zeitzeugen berichten davon; im ARD-Magazin Brennpunkt vom 22.9.1992 beispielsweise der ehemalige Bürgermeister von Gadebusch, Rudolf Pieper, und der örtliche MfS-Mitarbeiter Horst Schoepke über die Beschlagnahme einer Münzsammlung im Heimatmuseum Gadebusch. 685 Ob es sich bei solchen Objekten tatsächlich um originäre Museumsbestände oder „nur" dort lagernde Kunstgegenstände - etwa aus den sogenannten Schloßbergungen nach 1945 - handelte, läßt sich nicht mehr feststellen. Im Zusammenhang mit dem Operativen Vorgang „Puppe" der HA VII/13 erging Ende 1983 eine erneute Weisung an die Bezirksverwaltungen des MfS, „... im Interesse des Schutzes und der ökonomischen Nutzung ... auf dem gesamten Territorium der D D R nach ... Erzeugnissen antiquaren Charakters zu suchen." 686 „Findige" Privatpersonen hatten in größerem Umfang Porzellanpuppen und Puppenteile aus alten Abfallhalden geborgen und der Kunst und Antiquitäten G m b H zum Ankauf angeboten. Derartige Puppen wurden vor allem in den thüringischen Porzellanfabriken des 19. Jahrhunderts industriell gefertigt - eine auf westlichen Märkten gesuchte Ware, wie Siegfried Kath schon Anfang der siebziger Jahre erkannte. Sie gehörten seit dieser Zeit zum festen Exportsortiment. Die H A VII/13, durch seine Inoffiziellen Mitarbeiter bei der Kunst und Antiquitäten G m b H bestens unterrichtet, wurde sofort aktiv und leitete den Operativen Vorgang „Puppe" gegen die sicherlich halbprofessionellen „Schatzgräber" ein, die sich, um den Wert der Puppen wissend, einen beträchtlichen Gewinn erhofften. Im Rahmen des OV „Puppe" stieß die HA VII/13 übrigens im VEB Rhönkunst Empfertshausen/Betriebsteil Zierkeramik Katzhütte im Bezirk Suhl auch auf ein Musterlager einer Porzellanfabrik, die von etwa 1860 bis 1950 Porzellanpuppen und dergleichen hergestellt und über die Jahrzehnte aus jeder Produktionsserie einige Musterstücke aufbewahrt hatte. 687 Von der Übernahme dieser Stücke
685
Abschrift der T o n b a n d a u f n a h m e des ARD-Brennpunktbericht: Millionenraub im StasiAuftrag vom 22.4.1992, Autoren Horst Freudenthaler und Ulrich Stoll, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. VI, Bl. 278 (288ff).
686
Entsprechende Weisung des Leiters der Bezirksverwaltung des M f S Potsdam, Generalmajor Leibholz, vom 9.12.1983, BStU BVfS Pdm. A K G 472, Bl. 30f.; Bezugnahme auf eine solche Anweisung - hier W S 544/83 - auch im Bezirk Dresden, zum Beispiel in der diesbezüglichen Rückmeldung des Leiters der Kreisdienststelle des M f S Freital, Oberstleutnant Pelz, an die Abteilung VII der Bezirksverwaltung des M f S Dresden vom 28.1.1984, BStU BV Dresden Abt. VII 7321, Bl. 158 f.
687
Dazu die Information von I M S „Hans B o r a u " alias Joachim Farken, wiedergegeben von H a u p t m a n n Wilhelm Machost aus der H A XVIII/7 des M f S am 24.10.1983, BStU M f S A I M 6499/88, Teil II, Bd. 2, Bl. 234f.
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3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
durch die Kunst und Antiquitäten G m b H wird im Abschnitt über die Spuren verkaufter Kunst noch die Rede sein.688 Der Kunst und Antiquitäten G m b H und der H A VII/13 des MfS war sofort bewußt, welches Exportpotential hier noch auf Halden und in Fabriken verborgen sein könnte (Tafel 57). In diesem Kontext erging die erwähnte Weisung an die Bezirksverwaltungen des MfS, nach der „Aktion Licht" ein zweites Mal Fabrikgelände, Schächte und ähnlich Anlagen vor allem nach industriellem Kunsthandwerk zu durchsuchen (Tafel 58). Über den Erfolg dieser erneuten Suchaktion und den Umfang der infolgedessen an die Kunst und Antiquitäten G m b H übergebenen Kunstgegenstände ist nur wenig bekannt. Offenbar war man aber nicht sehr erfolgreich. Der Leiter der Abteilung VII der Bezirksverwaltung des MfS Potsdam, Oberstleutnant Thoß, teilte dem Leiter seiner Bezirksverwaltung, Generalmajor Leibholz, am 2.5.1984 beispielsweise mit, daß in keiner der Diensteinheiten „operativ-relevante Hinweise" auf Lagerstätten von Kunstgegenständen und Antiquitäten vorlägen. 689 Thoß vermerkte dazu handschriftlich: „Leiter der H A VII/13 OSL Strauch am 11.5.84 verständigt," 690 womit der eigentliche Urheber der Aktion innerhalb des MfS auch erkennbar wird - die H A VII/13. Vorwiegend negative Rückmeldungen finden sich auch von den Kreisdienststellen beziehungsweise der Abteilung VII der Bezirksverwaltung des MfS in Dresden. 691
III.
Der Export von Museumsgut durch die Kunst und Antiquitäten GmbH
Im Hinblick auf die mögliche Ausfuhr von nationalem Kunstbesitz beziehungsweise Kulturgut stellt sich die Frage, inwieweit die Kunst und Antiquitäten G m b H auch Sammlungsstücke aus den Museen der D D R exportierte. In der Presse gab es dazu abenteuerliche Berichte, und bei der interessierten Öffentlichkeit mußte der Eindruck entstehen, man habe sich „legal oder illegal" jedenfalls reichlich in den Museumsdepots bedient.
688
Siehe dazu auch unten, F u ß n o t e 816.
689
Schreiben des Leiters der Abteilung VII der Bezirksverwaltung des MfS Potsdam, Oberstleutnant Thoß, an den Leiter seiner Bezirksverwaltung, Generalmajor Leibholz, vom 2. 5. 1984, BStU BVfS Pdm. A K G 472, Bl. 476.
690
Dito.
691
Zum Beispiel die Rückmeldung des Leiters der Kreisdienststelle des M f S Freital, Oberstleutnant Pelz, an die Abteilung VII der Bezirksverwaltung des MfS Dresden vom 28.1.1984 - hierin wird das Musterlager des VEB Sächsische Porzellan-Manufaktur erwähnt, BStU Β V Dresden Abt. VII 7321, Bl. 158 f.; oder die entsprechende Rückmeldung des Leiters der Kreisdienststelle des MfS Görlitz, H a u p t m a n n N a u m a n n , vom 6.3. 1984, BStU BV Dresden Abt. VII 7321, Bl. 150.
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche
Auf den ursprünglich nicht beabsichtigten Regelungsgehalt der KunstschutzVO von 1953 für staatlich sanktionierte Kunstexporte wurde bereits hingewiesen. Im Eindruck des Beitritts der D D R zur Konvention über Maßnahmen zum Verbot und zur Verhütung der unzulässigen Einfuhr, Ausfuhr und Übereignung von Kulturgut im Jahre 1974, trat 1978 die MuseumsfondsVO - mit der erwähnten Kategorisierung der musealen Objekte - in Kraft. Ohne Fragen nach der Verwertung ehemaliger Museumsstücke im Export sachlich zu berühren, enthielt die MuseumsfondsVO jedoch klare Regeln über die im Vorfeld eines möglichen Exportes notwendige Aussonderung des Kunstgegenstandes aus dem Museumsbestand. Die Aussonderung von Kunstgegenständen der Kategorien I und II, vereinfacht gesagt Werke internationaler und nationaler Bedeutung, war nicht vorgesehen und damit unzulässig. Nach § 14 MuseumsfondsVO konnten museale Objekte der Kategorie III, also regionaler Bedeutung, aus dem Staatlichen Museumsfonds nur dann ausgesondert werden, wenn an ihrer Erhaltung oder Nutzung kein gesellschaftliches Interesse mehr bestand. Dazu mußte der jeweilige Museumsdirektor einen Antrag beim Leiter des übergeordneten Staatsorgans stellen, das heißt in der Regel den örtlichen Räten der Städte oder Kreise. Vor der Aussonderung war in jedem Falle die Möglichkeit der Umsetzung in ein anderes Museum zu prüfen. Wollte man das Sammlungsobjekt dennoch aus dem Museumsfonds ausgliedern, mußte dies dem Institut für Museumswesen gemeldet werden. Die Erste Durchführungsbestimmung zur MuseumsfondsVO vom 7.2.1980 692 (1. DB zur MuseumsfondsVO) präzisierte das Verfahren der Aussonderung von Museumsgut weiter. Nach § 11 der 1. DB zur MuseumsfondsVO waren Aussonderungsanträge auf der Grundlage von Fachgutachten gesondert zu begründen. Bei größeren Objekten und in Zweifelsfällen sollten diese Fachgutachten über das Institut für Museumswesen angefordert werden. Die Anträge mußten Vorschläge über die weitere Verwendung enthalten, wobei als Verwendungsmöglichkeit auch der Verkauf an die „zuständigen staatlichen Handelseinrichtungen" vorgesehen war, damit letztlich auch an den staatlichen Außenhandelsbetrieb Kunst und Antiquitäten GmbH. Zwischen der KunstschutzVO und um so mehr dem KulturgutschutzG auf der einen Seite und der MuseumsfondsVO auf der anderen Seite bestand zwar ein inhaltlicher Zusammenhang. Zum einen galten die Kategorien I bis III des § 5 MuseumsfondsVO auch als Maßstab für Begutachtung und Ausfuhrgenehmigung im Rahmen des KulturgutschutzG. Zum anderen dienten die unterschiedlichen Regelungen im weiteren Sinne dem gleichen Zweck, der Erhaltung hervorragender Kunstwerke für die D D R beziehungsweise deren Öffentlichkeit. Dennoch muß angesichts der zuweilen undeutlichen Vorwürfe betont werden,
692
Erste Durchführungsbestimmung zur Verordnung über den Staatlichen Museumsfonds der DDR-Inventarisierung, Katalogisierung, Umsetzung, Aussonderung musealer Objekte und Sammlungen - vom 7.2.1980, GBl. Nr. 10S. 83.
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3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
daß die Frage der Aussonderung von Museumsbeständen formal betrachtet vom Problem der Ausfuhr zu unterscheiden war. Wenn ein Museum, praktisch gesprochen, ein Stück aus seinem Depot aussonderte und der Kunst und Antiquitäten G m b H zur Verwertung übergab, war es streng genommen für die Einhaltung des KulturgutschutzG nicht mehr verantwortlich. Um bei dem für die MuseumsfondsVO zeitlich relevanten KulturgutschutzG zu bleiben - zwar sah § 2 der für die Ausfuhr von Kulturgut einschlägigen 3. DB zum KulturgutschutzG vor, daß ein Antrag auf Ausfuhrgenehmigung nach dem KulturgutschutzG dann subsidiär war, wenn der Antrag Kulturgut betraf, das gemäß § 16 II KulturgutschutzG speziellen Regelungen unterlag, die ihrerseits besondere Ausfuhrbestimmungen enthielten. Nicht in diesem Sinne speziell geregelt war aber die Aussonderung von Museumsbeständen und deren Verkauf an die „zuständigen staatlichen Handelseinrichtungen". Die amtliche Verweisung von § 2 der 3. DB zum KulturgutschutzG nannte als spezielle Regelung in diesem Sinne nur die 2. DB zur MuseumsfondsVO, die unter anderem den internationalen Tausch- und Leihverkehr betraf, nicht jedoch die 1. DB zur MuseumsfondsVO, die das Verfahren zur Aussonderung von Museumsbeständen näher bestimmte. 693 Überdies finden sich im Zusammenhang mit der Aussonderung von Museumsbeständen in der MuseumsfondsVO und ihren Durchführungsbestimmungen auch keinerlei spezielle Regelungen die Ausfuhr von Kunstgegenständen betreffend im Sinne des § 16 II KulturgutschutzG. Nach der Aussonderung eines Sammlungsobjektes aus dem Museum fand also formal betrachtet das KulturgutschutzG noch Anwendung. 694 Für die Frage nach der Verantwortlichkeit für die Einhaltung des KulturgutschutzG kam es indes allein darauf an, wer die Kunstgegenstände im rechtlichen Sinne ausführte. In den vorliegenden Vereinbarungen zwischen den einzelnen Museen und der Kunst und Antiquitäten G m b H heißt es wiederholt, beispielsweise in einer Vereinbarung mit den Schlössern und Gärten Sanssouci: „Schlösser und Gärten übergibt Einzelstücke oder Sammelposten, wie Nachlässe usw.
693
Zwar enthält die amtliche Verweisung nur Beispiele, der üblichen Praxis entsprechend wäre neben der 2. D B zur M u s e u m s f o n d s V O aber auch auf die 1. D B zur M u s e u m s f o n d s V O verwiesen worden, so sie denn einschlägig gewesen wäre.
694
Jedenfalls theoretisch hätten die Museen j a auch an den Binnenhandel verkaufen können, und ein ehemaliges M u s e u m s o b j e k t wäre zum Beispiel erst nach einem Weiterverkauf an die Kunst u n d Antiquitäten G m b H zur A u s f u h r gelangt, f ü r die das KulturgutschutzG griff eine Konstellation, wie sie in gewisser Weise bei der A u s f u h r der E i s e n k u n s t g u ß s a m m l u n g Ewald Barth bestand (dazu näher im Abschnitt über die Spuren verkaufter Kunst). D a s Märkische M u s e u m gab die S a m m l u n g Barth zunächst an den Antikhandel Pirna ab, der nach außen hin als Binnenhandelsbetrieb auftrat. D u r c h die Kunst und Antiquitäten G m b H wurde die S a m m l u n g später exportiert. F o r m a l war nicht das Märkische M u s e u m f ü r die E i n h a l t u n g des KulturgutschutzG verantwortlich, sondern allein die Kunst u n d Antiquitäten G m b H .
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche
an den AHB zum Export in das nichtsozialistische Wirtschaftsgebiet." 695 Die Kunstgegenstände wurden von der Kunst und Antiquitäten G m b H anschließend immer im eigenen Namen verkauft, nie in Vertretung der Museen. Das rechtliche Verhältnis zu den Museen war am ehesten einem Kommissionsweniger einem Konditionsvertrag vergleichbar. Indem die Kunst und Antiquitäten G m b H nach außen hin als Verkäufer agierte, erwuchs ihr de jure auch grundsätzlich die Verantwortung zur Einhaltung des KulturgutschutzG. Hinsichtlich der für die ungenehmigte Ausfuhr von geschütztem Kulturgut in §§ 12; 13 KulturgutschutzG vorgesehenen Strafbestimmungen kam für die verantwortlichen Museumsfunktionäre daher abstrakt betrachtet in erster Linie eine Beihilfe zur rechtswidrigen Ausfuhr von Kulturgut in Betracht. 696 In der Realität wirkte die Aussonderung eines Stückes aus dem Museumsfonds und dessen Übergabe an die Kunst und Antiquitäten G m b H zum Export gleich einer Unbedenklichkeitsbescheinigung auch hinsichtlich des Kulturgutschutzes. Das lag zunächst daran, daß die Museen gemäß § 14 I MuseumsfondsVO ohnehin nur Objekte der Kategorie III aussondern durften, die von der Kunst und Antiquitäten G m b H ohne weiteres exportiert werden konnten, wie im Zusammenhang mit der Kulturgutschutzkommission noch näher erläutert werden wird. Eine erneute Begutachtung ausgesonderter Museumsobjekte hätte unter dem KulturgutschutzG zwar stattfinden können, wie gesagt lag dies rein rechtlich gesehen auch in der Verantwortlichkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH, hätte den Gepflogenheiten aber gänzlich widersprochen. Das System basierte schon grundsätzlich nicht auf der gegenseitigen Kontrolle staatlicher Organe. Ganz konkret sah man sich aus Perspektive der Kunst und Antiquitäten G m b H verständlicherweise nicht genötigt, die fachliche Kompetenz der Museen anzuzweifeln. Unter den praktischen Gegebenheiten des Kulturgutschutzes konnte eine Nachbegutachtung durch die Kulturgutschutzkommission auch nicht gefordert werden. Eine derartige Forderung wäre schon allein deswegen lebensfremd gewesen, weil es nur wenige Experten auf dem jeweiligen Fachgebiet in den Museen gab, die oft ohnehin in der Kunstschutz- oder später Kulturgut-
695
V e r e i n b a r u n g zwischen Schlösser u n d G ä r t e n Sanssouci u n d der K u n s t u n d A n t i q u i t ä t e n G m b H , u n d a t i e r t , gezeichnet v o m G e n e r a l d i r e k t o r der Schlösser ... M ü c k e n b e r g e r , F a r k e n , S c h a l c k - G o l o d k o w s k i u n d e i n e m Vertreter des R a t e s der S t a d t P o t s d a m , B A r c h D L 2 / K o K o / 7 2 8 , Bl. 569 f.
696
Tatsächlich k a m es n o c h 1990 z u e i n e m E r m i t t l u n g s v e r f a h r e n gegen d e n e h e m a l i g e n G e n e r a l d i r e k t o r der Staatlichen K u n s t s a m m l u n g e n D r e s d e n , Prof. M a n f r e d B a c h m a n n , u n d seinen Stellvertreter, J o h a n n e s Winkler, wegen Beihilfe z u r rechtswidrigen A u s f u h r von K u l t u r g u t , d a s aber n a c h § 148 I N r . 1 S t P O eingestellt w u r d e . D i e d a n e b e n gegen Prof. B a c h m a n n e r h o b e n e n V o r w ü r f e wegen der t ä t e r s c h a f t l i c h e n Begehensweise eines Vergehens gegen d a s K u l t u r g u t s c h u t z G i m Z u s a m m e n h a n g m i t der A u s f u h r des G e m ä l d e s „Blick a u f eine B u c h t " von J o o s de M o m p e r erscheinen insofern f r a g w ü r d i g . A u c h hier erfolgte aber o h n e h i n eine E i n s t e l l u n g des E r m i t t l u n g s v e r f a h r e n s , weil der K u l t u r m i n i s t e r von d e m Verk a u f u n t e r r i c h t e t war.
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3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
schutzkommission arbeiteten. Sie hätten also erst über die Einordnung eines Stückes in die Kategorie III und damit die Möglichkeit der Aussonderung aus dem Museumsbestand befinden und anschließend ihre Entscheidung in der Kulturgutschutzkommission bestätigen müssen - unter den gegebenen Umständen eine abwegige Vorstellung. Allerdings war der Anteil der Exporte von Kunstgegenständen aus den Museen derart gering, daß es sich um ein eher theoretisches Problem handelte. Die diesbezüglich nach der „Wende" angestrengten Ermittlungsverfahren wegen rechtswidriger Ausfuhr von Kulturgut wurden, soweit bekannt, sämtlich eingestellt. D a s „praktische Spannungsverhältnis" zwischen MuseumsfondsVO und KulturgutschutzG kam rückschauend betrachtet immer nur dann zum Tragen, wenn ein Museumsdirektor - vorsätzlich oder nicht und ohne eine in der MuseumsfondsVO sowieso nicht vorgesehene Ausnahmegenehmigung - Kulturgut der Kategorien I oder II aussonderte und der Kunst und Antiquitäten G m b H zum Export übergab. Für die Frage der strafrechtlichen Verantwortlichkeit im Hinblick auf die §§ 12; 13 KulturgutschutzG entsprach in diesem seltenen Fall die Gesetzeslage nicht der Verkehrssitte. Wenn der Museumsdirektor das Ministerium für Kultur gar von einer derartigen Aussonderung und beabsichtigten Übergabe des Stückes an die Kunst und Antiquitäten G m b H unterrichtete, wird m a n die Kunst und Antiquitäten G m b H im Hinblick auf das KulturgutschutzG jedenfalls als entpflichtet zu betrachten haben. Festzuhalten bleibt aber, d a ß das Verfahren zur Aussonderung eines Gegenstandes aus dem Museumsfonds vom Verfahren zur Erteilung einer Ausfuhrgenehmigung unter dem KulturgutschutzG zunächst einmal rechtlich getrennt war. Die Bewertung etwa der Kommission zur Untersuchung von Kunstverkäufen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, das KulturgutschutzG habe mit seinen Bestimmungen schon die Aussonderung aus dem Museumsfonds geregelt und sei insofern anzuwenden gewesen, 697 ist rechtlich unzutreffend. I.
Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden
Der Export von Museumsgut durch die Kunst und Antiquitäten G m b H läßt sich insbesondere f ü r Sammlungsbestände der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden ( S K D ) belegen. Schon einige Jahre vor G r ü n d u n g der Kunst und Antiqui697
Der Abschlußbericht der Kommission zur Untersuchung von Kunstverkäufen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden stellte fest: „Die in den Durchführungsbestimmungen zum Kulturgutschutzgesetz der D D R vorgeschriebene komplizierte Prozedur zur Herauslösung von Kunstwerken aus dem Staatlichen Museumsfonds, die in durchaus sinnvoller Weise eine Prüfung von Aussonderungsbescheiden in mehreren Instanzen vorsieht, hätte streng genommen auf jedes einzelne Werk angewendet werden müssen, bevor an eine Auslieferung zum Verkauf zu denken war. Diese in jedem Fall verbindliche Prüfungsverfahren wurde von der Generaldirektion der SKD bewußt mißachtet.", S. 28, herausgegeben von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden - Generaldirektion - am 11.6.1990 (der Bericht ist vergriffen, jedoch in BT-Drucksache 12/4500, S. 464 ff. abgedruckt).
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche
täten GmbH wickelte der VEH Antiquitäten ein Geschäft mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden ab, bei dem insgesamt 13 Gemälde von den Gebrüdern Achenbach, Lovis Corinth, Otto Dix, Alexander Kanoldt, Gotthardt Kuehl und Fritz von Uhde; zudem 67 Stücke aus der Waffensammlung des historischen Museums und Stücke aus der Porzellansammlung und dem „Grünen Gewölbe" für Devisen verkauft wurden. 698 Es ging dabei um die Finanzierung der Ankaufsumme von 500.000,- D M für das bis dahin als Leihgabe in der Dresdener Gemäldegalerie Neue Meister befindliche Triptychon „Der Krieg" von Otto Dix. Der Ankauf wurde übrigens von der bis dahin im Bereich Kommerzielle Koordinierung mit Antiquitätenexporten betrauten Intrac GmbH vorfinanziert. Die Umstände im Zusammenhang mit dem Ankauf des Dix Triptychons sollen hier nicht näher beschrieben werden. Sie fallen nur bedingt unter die Problematik der Devisenerwirtschaftung, weil die Verkaufserlöse unmittelbar für den Neuankauf eines Werkes für die Gemäldegalerie Neue Meister eingesetzt wurde - eine Praxis, die jedenfalls in Form von Tauschgeschäften von Museen allgemein praktiziert wird. Der Erwerb des Triptychons von Otto Dix ist der einzig bekanntgewordene Fall und mit Sicherheit einer der wenigen Fälle überhaupt, bei dem die D D R ein Kunstwerk auf dem „westlichen Kunstmarkt" angekauft hat. Erste Kontakte zwischen Kulturminister Gysi, seinem Stellvertreter Bork und dem Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Manfred Bachmann, bezüglich eines möglichen Exportes der sogenannten Schloßbergungsbestände bestanden bereits seit 1970.699 Obwohl man seitens der Kunstsammlungen schon bestimmte Gemälde ins Auge faßte und auflistete, kam es zunächst nicht zu einem Verkauf. Mit Gründung der Kunst und Antiquitäten G m b H im Februar 1973 stand auch den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden die schon erwähnte Ministerratsverfügung 4/73 ins Haus. Schalck-Golodkowski reiste im Februar 1973 persönlich nach Dresden, um die großangelegten Museumsverkäufe zu organisieren. 700 Anders als bei den Staatlichen Museen zu Berlin protestierte man in Dresden nicht offen gegen den geplanten Export von Museumsgut im Umfange von 55 Millionen Valutamark. Doch auch bei den 698
Dito, S. 3 f.
699
Manfred Bachmann sagte zur Forderung von Museumsbeständen für den Export schon vor 1973 bei der Zeugenvernehmung vor dem 1. Bundestagsuntersuchungsausschuß der 12. Wahlperiode aus: „Herr Gysi hat sich darum bemüht, allerdings noch vor dieser Aktion [der geforderte Aussonderung von Museumsbeständen im Februar 1973, der Autor], 1970 ein mahnender Brief von Herrn Bork, 18.9.1970: Wann kommt nun endlich wieder was von Schloßbergungsbildern?" - Prot. 45, S. 156.
700
Nach Aussage des ehemaligen Generaldirektors der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Manfred Bachmann, vor dem „KoKo-Untersuchungsausschuß" fand ein Gespräch mit Schalck-Golodkowski am 14.2.1973 statt, dabei soll auch der Chef der Bezirksverwaltung des MfS in Dresden, Markert, anwesend gewesen sein. Zeugenaussage von Manfred Bachmann vor dem 1. Bundestagsuntersuchungsausschuß der 12. Wahlperiode, Prot. 45, S. 147 (151 f.).
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Mitarbeitern der Kunstsammlungen in Dresden erregten sich die Gemüter. Die Empörung und Ratlosigkeit beschreibt ein Bericht des IM „Karstett" alias Joachim Menzhausen, Direktor des „Grünen Gewölbes", vom 20.2.1973, der als Tafel beigefügt ist (Tafel 59). Vier Wochen später berichtete Menzhausen dem MfS über die Auswahl der zum Export über die Kunst und Antiquitäten G m b H vorgesehenen Kunstgegenstände: „Die ausführlichen Vorschläge k a m e n v o m Historischen M u s e u m u n d von der Galerie ,Neue Meister'. D a s Historische M u s e u m bot als Spitzenstück an eine , M i t r a ' aus der Lutherzeit Wittenberg mit der H o f f n u n g auf 600.000 M a r k . Die Galerie ,Neue Meister' insgesamt für 250.000 M a r k , d a r u n t e r zwei Werke von Dix. Dieses Angebot wurde allgemein mit Entsetzen a u f g e n o m m e n . M a n sagte, sie haben große Opfer gebracht, u m ein Dix-Werk n a c h Dresden zu bringen, u n d jetzt bringen wir zwei auf den M a r k t u n d auch diese , M i t r a ' , die eine der P r u n k stücke des Historischen M u s e u m s ist, davon gibt es in der D D R natürlich ü b e r h a u p t kein weiteres Beispiel. Diese Stücke sind natürlich Kategorie 1 ... Die anderen Sammlungen haben zunächst erst einmal Vorschläge gebracht von Stücken, die die Substanz nicht berühren. Es sind dabei Vorschläge, die gelegentlich, also im Glücksfalle oder bei einem guten Verkauf an die 50 oder an die 100000 M - G r e n z e k o m m e n pro Einzelstück, aber natürlich sind die M u s e e n an solchen Werken auch nicht reich, d . h . die G e s a m t s u m m e dieser eingegangenen Vorschläge beziffern sich auf ungefähr auf eine gedachte, erhoffte Summe von 1 1/2 Millionen, wobei darunter schon etwa 4 oder 5 Arbeiten sind, die absolute Substanzstücke hier in unserer S a m m l u n g sind. Wenn m a n bedenkt, welche Summe noch aussteht, m u ß m a n sagen, d a ß keine S a m m l u n g ohne schwere Verluste in diese Sache hineinkommen k a n n . ... Die Stimmung im Kollegenkreise ist zu charakterisieren mit einem Wort - ratlos. Keiner weiß, wo er die S a m m l u n g schädigen soll, weil überall, wo er hingreift, wenn dabei viel Geld herausspringen soll, k o m m t nur ein absolut wesentliches Stück, ein b e r ü h m t e s Stück seiner S a m m l u n g in Frage. Keiner weiß, welches er nun aussuchen soll ,..". 7 0 1
Wie schon im Zusammenhang mit der Gründung der Kunst und Antiquitäten G m b H dargestellt wurde, blieb den Museen die Umsetzung der Ministerratsverfügung 4/73 letztlich erspart - nicht aus Sorge um den Kunstbesitz der Museen, sondern weil die Staatsführung die internationale Wirkung fürchtete, die auch in Dresden vorausgesehen wurde: „Wir rechnen damit", berichtet IM „Karstett" alias Joachim Menzhausen dem MfS schon am 20.2.1973, „... daß vielleicht 7 5 % der von uns verkauften Stücke ... von der B R D a n g e k a u f t werden und das m a n dort davon sprechen wird, daß dieses L a n d die deutsche Kultur rettet, die von den Kommunisten vertan und verschleudert wird." 7 0 2
Für die siebziger Jahre sind keine größeren Exporte aus Dresdener Sammlungsbeständen über die Kunst und Antiquitäten G m b H bekannt geworden. Der Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Manfred Bachmann, sagte vor dem „KoKo-Untersuchungsausschuß" lediglich aus, es habe 701
Bericht des I M „ K a r s t e t t " alias Joachim Menzhausen an die Linie XX/7 der Kreisdienststelle des M f S Dresden-Stadt vom 21.3.1973, Tonbandabschrift, B S t U BVfS D D AS/TA 113/77, Teil II, Bd. 1, Bl. 222 f.
702
Bericht des I M „ K a r s t e t t " alias Joachim M e n z h a u s e n an die Linie XX/7 der Kieisdienststelle des M f S Dresden-Stadt v o m 20.2.1973, Tonbandabschrift, BStU BVfS D D AS/TA 113/77, Teil II, Bd. 1, Bl. 216 (217).
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche
ungefähr im Zeitraum 1973-1974 „... mal 40 Abgaben aus diesem Bodenreformbesitz gegeben, als wir eben große Ausgaben hatten". 7 0 3 Über den Charakter der Werke - vermutlich Gemälde - liegen keine näheren Angaben vor. Ende 1983 k a m es d a n n zu einer Rahmenvereinbarung zwischen der Kunst und Antiquitäten G m b H und den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, gezeichnet von deren Generaldirektor, M a n f r e d Bachmann, und dem Generaldirektor der Kunst und Antiquitäten G m b H , Joachim Farken, bestätigt vom Leiter der Hauptabteilung I des Bereiches Kommerzielle Koordinierung, M a n f r e d Seidel, und einem Vertreter des Rates der Stadt Dresden, dem die Kunstsammlungen unterstanden. D a r i n verpflichteten sich die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, der Kunst und Antiquitäten G m b H Einzelstücke oder auch Sammelposten zum Export zu übergeben (Tafel 60). D a f ü r sollten sie nach Realisierung der Exporte den „... Valutaerlös im Verhältnis 1 V M = 1 M " 7 0 4 gutgeschrieben bekommen und in H ö h e von 30% des Erlöses ein Valutaanrecht bei der Kunst und Antiquitäten G m b H erhalten. 705 Praktisch bedeutete dies bei einem angenommenen Verkauferlös von 1.000,- D M : Die Staatlichen Kunstsammlungen bekamen 700,- M überwiesen und erhielten auf einem von der Kunst und Antiquitäten G m b H verwalteten Konto 300,- D M gutgeschrieben. Über diese 300,- D M konnten die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden dann nur mit Zustimmung des Rates der Stadt Dresden und des Bereiches Kommerzielle Koordinierung, beispielsweise zum Ankauf von Klimaanlagen und dergleichen, verfügen. Die f ü r den Export vorgesehen Gegenstände mußten dabei laut Vereinbarung „... durch das übergeordnete Organ freigegeben werden". 7 0 6 Diese Regelung betraf - was nicht eindeutig aus dem Wortlaut hervorging - die Staatlichen Kunstsammlungen und bestätigte letztlich die Bestimmung des § 14 II MuseumsfondsVO. Jede Aussonderung aus den Beständen der Staatlichen Kunstsamm-
703
Zeugenaussage von M a n f r e d Bachmann vor dem 1. Bundestagsuntersuchungsausschuß der 12. Wahlperiode, Prot. 45, S. 159.
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Vereinbarung über die Verwertung von Gegenständen, die zum Export freigegeben sind, zwischen den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, vertreten durch den Generaldirektor, Genossen Prof. Dr. Bachmann, und der Kunst und Antiquitäten G m b H , vertreten durch den Generaldirektor, Joachim Farken, bestätigt vom Bereich Kommerzielle Koordinierung, M a n f r e d Seidel, und von einem Vertreter des Rates der Stadt Dresden, von Ende 1983, BArch DL2/KoKo/728, Bl. 585.
705
Die Vertragsbestimmung über das Valutaanrecht ist undeutlich formuliert, muß im systematischen Zusammenhang und im Hinblick auf vergleichbare Regelungen in ähnlichen Vereinbarungen aber dergestalt ausgelegt werden.
706 Vereinbarung über die Verwertung von Gegenständen, die zum Export freigegeben sind, zwischen den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, vertreten durch den Generaldirektor, Genossen Prof. Dr. Bachmann, und der Kunst und Antiquitäten G m b H , vertreten durch den Generaldirektor, Joachim Farken, bestätigt vom Bereich Kommerzielle Koordinierung, M a n f r e d Seidel, und von einem Vertreter des Rates der Stadt Dresden, von Ende 1983, BArch DL2/KoKo/728, Bl. 585.
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3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
lungen Dresden mußte also beim Rat der Stadt Dresden beantragt und von diesem gebilligt werden. Auf die entsprechende Importtätigkeit der Kunst und Antiquitäten G m b H wurde bereits an anderer Stelle eingegangen. Wenige Wochen nach Abschluß der Vereinbarung mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden kam es zur ersten Übergabe eines Gemäldes an die Kunst und Antiquitäten GmbH. Es handelte sich um ein Werk des flämischen Landschaftsmalers Joos de Momper aus der Sammlung von Hermann Gürtler. Die Sammlung Gürtler wurde von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden seit Ende des Zweiten Weltkrieges verwaltet und im Dezember 1983 mittels der Kunst und Antiquitäten G m b H zur Erbin Gürtlers, Valborg Gürtler, nach Kopenhagen überführt. Als Aufwandsentschädigung für die jahrelange Verwaltung berechnete man Valborg Gürtler fast 400.000,- Mark und behielt dafür, mit ihrer wohl eher notgedrungenen Zustimmung, vier Gemälde zurück - darunter Joos de Mompers „Blick auf eine Bucht". Schon im Oktober 1983 übergaben die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden dieses Gemälde der Kunst und Antiquitäten G m b H zum Export. Aus dem Verkaufserlös sollten die den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden von der Kunst und Antiquitäten G m b H in Rechnung gestellten Überführungskosten nach Kopenhagen beglichen werden, wie aus einem Gesprächsvermerk von Joachim Farken vom 5. 3.1984 hervorgeht (Tafel 61). Nach Feststellung der Kommission zur Untersuchung von Kunstverkäufen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden vom Juni 1990 handelte es sich bei Joos de Mompers „Blick auf eine Bucht" um geschütztes Kulturgut der Kategorie I, für das eine Freigabe durch das unmittelbar übergeordnete Organ nicht vorgelegen habe. Der Minister für Kultur, Hans-Joachim Hoffmann, habe in einem Brief an den Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Manfred Bachmann, vom 21.10.1983 lediglich dem „... Verkauf des Gemäldes ,Blick auf eine Bucht' ... von Momper an eine geeignete staatliche Einrichtung" 707 zugestimmt. Damit bezog sich der Minister für Kultur aber zweifelsohne auf die Kunst und Antiquitäten GmbH. Unter den gegebenen Umständen kam eine andere Einrichtung nicht in Betracht. Allen Beteiligten war klar, daß die Kunst und Antiquitäten G m b H die Überführungskosten für den Transport des Nachlasses Gürtler nach Dänemark in Valutamark berechnen würde, die aus einem Verkauf an den Staatlichen Kunsthandel nicht erzielt werden konnten. § 10 II KulturgutschutzG in Verbindung mit § 4 IV der 3. DB zum KulturgutschutzG ermächtigte den Minister für Kultur auch, die Ausfuhr von geschütztem Kulturgut der Kategorie I zu genehmigen. Verfahrensrechtlich hätte er zuvor zwar die Kulturgutschutzkommission zu Rate ziehen müssen, aber wer wollte dem Vorschlag des 707
Abschlußbericht der Kommission zur Untersuchung von Kunstverkäufen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden vom 11.6.1990, S. 10, herausgegeben von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden - Generaldirektion.
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche
Generaldirektors der Dresdener Sammlungen schon widersprechen. Auch hätte die Genehmigung natürlich gegenüber der Kunst und Antiquitäten G m b H als eigentlichem Exporteur erfolgen müssen. Dennoch, die Genehmigung lag letztlich vor. Eine Freigabe durch den Rat der Stadt Dresden mußte hier - entgegen der Ansicht der Kommission zur Untersuchung von Kunstverkäufen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden - deswegen nicht erfolgen, weil die Sammlung Gürtler nicht zum Staatlichen Museumsfonds gehörte. Die Sammlung wurde in Dresden nur verwaltet und gehörte nicht im Sinne des § 1 II 1 MuseumsfondsVO zum Volkseigentum. Damit handelte es sich auch nicht um eine Aussonderung gemäß § 14 MuseumsfondsVO, wonach die Aussonderung eines Gemäldes der Kategorie I unzulässig gewesen wäre. Verletzt wurde insofern nur die Rahmenvereinbarung mit der Kunst und Antiquitäten GmbH, die jedenfalls eine Freigabe durch das übergeordnete staatliche Organ vorschrieb. Trotzdem, die Kunst und Antiquitäten G m b H hat hier unter insgesamt fragwürdigen Umständen - wenngleich nicht rechtswidrig - geschütztes Kulturgut exportiert. Angesichts der letztlich von ihr erhobenen Überführungskosten von ca. 5.000,- Valutamark und einem Erlös von 75.000,- Valutamark für de Mompers Landschaft diente der Verkauf zuerst den Interessen des Bereiches Kommerzielle Koordinierung, was natürlich schon in der Verteilung der Valutaanteile aufgrund der Rahmenvereinbarung von 1983 begründet lag. Einmal abgesehen von der Vorgeschichte zur Sammlung Gürtler - die Umstände um die von Valborg Gürtler erhobenen Verwaltungskosten von fast 400.000,- Mark können an dieser Stelle nicht näher betrachtet werden - jedenfalls verzichtete man aus Sicht der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden auf ein hervorragendes Gemälde, das zum nationalen Kulturgut zählte. Die Höhe der von der Kunst und Antiquitäten G m b H berechneten „Valuta-Kosten" für die Überführung des Nachlasses Gürtler nach Dänemark bot dazu keinen triftigen Anlaß. In der Folgezeit kam es wiederholt zu kleineren Lieferungen an die Kunst und Antiquitäten G m b H auf Basis der Rahmenvereinbarung von 1983. Von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden wurden einzelne Gemälde vor allem aus Nachlässen und den Schloßbergungsbeständen übergeben und von der Kunst und Antiquitäten G m b H verkauft. Im Gesprächsvermerk von Joachim Farken vom 5.3.1984 ist beispielsweise vom „Guthaben aus dem Verkaufsnachlaß Prof. Wisliszenius" 708 von 18.000,- Valutamark zugunsten der Dresdener Sammlungen die Rede. Bei einem Valutaanrecht von 30 Prozent bedeutete dies immerhin einen Gesamterlös von 60.000,- Valutamark. 709 Es handelte sich dabei wohl 708
Vermerk zu Gespräch mit dem Verwaltungsdirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Kollegen [Hans, der Autor] Rost, von Joachim Farken vom 5.3.1984, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. I, Bl. 209.
709
Der Gewinn für die Kunst und Antiquitäten G m b H lag dann in der Kursdifferenz von 42.000,- D M zu 42.000,- M , da die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden ja 70 Prozent des Verkaufserlöses in M a r k überwiesen bekamen.
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3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
insgesamt um weniger wertvolle Stücke. Jedenfalls ist bis Mitte der achtziger Jahre bislang kein weiterer Verkauf von nationalem Kulturgut bekannt geworden. In einem vertraulichen Gespräch am 28.5.1987 informierte Kulturminister Hoffmann seinen Hauptabteilungsleiter Micklich, seinen Büroleiter Senftieben, den Generaldirektor der Kunst und Antiquitäten GmbH, Joachim Farken, und den Leiter der Hauptabteilung I des Bereiches Kommerzielle Koordinierung, Manfred Seidel, über „... beabsichtigte Aktivitäten zur Verbesserung der Devisenlage im Bereich des Ministeriums und darüber hinaus", 710 wie Joachim Farken einen Tag später schriftlich vermerkte 711 (Tafel 62). Der Minister habe sinngemäß erklärt, er stehe unter Druck und es gehe darum, durch Verkäufe von Kunstgegenständen Devisen zu erwirtschaften, sagte Micklich später vor der Kriminalpolizei aus.712 Seidel und Farken mußte Hoffmanns Initiative natürlich nur gelegen sein - „Von ihm [Kulturminister Hoffmann, der Autor] genannte Prämissen wurden von uns voll inhaltlich bestätigt und garantiert", 713 vermerkte Farken weiter. Sie sollten über Abteilungsleiter Herbert Micklich Vorschläge unterbreiten, wie man unter Einbeziehung aller Bereiche des Ministeriums für Kultur die Exportaktivitäten erhöhen könne. Farken gab den Auftrag innerhalb seines Hauses weiter. Aufgrund des Gespräches im Ministerium für Kultur im Mai 1987 reisten Hauptabteilungsleiter Micklich und der stellvertretende Leiter für Inlandsbeziehungen der Kunst und Antiquitäten GmbH, Werner Vogel, im August 1988 nach Dresden, um sich dort mit dem stellvertretenden Generaldirektor der Kunstsammlungen, Johannes Winkler, zu treffen. „Gegenstand des Gespräches war es", vermerkte Vogel am 26.8.1988, „... Möglichkeiten u n d M o d a l i t ä t e n einer A b g a b e von bei den Staatlichen K u n s t s a m m l u n g e n verwahrten Kunstgegenständen zu beraten, die einer anschließenden Verwertung durch den Außenhandelsbetrieb Kunst und Antiquitäten zugeführt werden sollen." 7 1 4
710
Aktenvermerk über ein Gespräch im Ministerium für Kultur von Joachim Farken vom 28.5.1987, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. III, Bl. 100.
7,1
H e r b e r t Micklich sagte später vor der Kriminalpolizei aus, auch der stellvertretende Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, J o h a n n e s Winkler, habe an dem Gespräch teilgenommen. Zeugenaussage von H e r b e r t Micklich vor der Kriminalpolizei Berlin a m 24.4.1990, Verfahren Joachim Farken u n d andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. III, Bl. 125 (126).
712
Dito.
713
Aktenvermerk über ein Gespräch im Ministerium für Kultur von Joachim Farken vom 28.5.1987, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. III, Bl. 100.
7,4
Vermerk über ein Gespräch bei den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden am 11.8.1988, von Werner Vogel, vom 26.8.1988, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. III, Bl. 101.
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche
Der Grund, weswegen über ein Jahr zwischen der Unterredung im Ministerium für Kultur und dem Besuch des Vertreters der Kunst und Antiquitäten G m b H in Dresden verging, war offenbar die Umlagerung der Gemäldegalerie Neue Meister Ende 1987 Anfang 1988, die alle Kräfte in Dresden band und die aufwendige Aussonderung aus den Depots bis zum Sommer 1988 verzögerte. Von der Abgabe an die Kunst und Antiquitäten G m b H sollten „... insbesondere Gemälde, Graphiken, Zeichnungen u.a. museale Objekte und Sammlungen" 715 betroffen sein. Winkler, Vogel und Micklich besichtigten bei ihrem Besuch am 11.8.1988 auch einige bereits zur Übergabe an die Kunst und Antiquitäten G m b H bereitgestellte Stücke. Im Hinblick auf das KulturgutschutzG vereinbarte man, daß nur solche Gegenstände zur Disposition stehen sollten, „... an deren Erhaltung und Nutzung kein gesellschaftliches Interesse besteht und die nicht geschütztes Kulturgut von internationaler bzw. von besonderer 716 nationaler Bedeutung sind" 717 - damit also keine Stücke der Kategorien I und II. Wichtig ist insofern, daß der Minister für Kultur „... persönlich über die endgültige Freigabe der Objekte und über Bedingungen der Veräußerung entscheiden" 718 sollte, wenn diese sich erst einmal bei der Kunst und Antiquitäten G m b H befanden. Die Staatlichen Kunstsammlungen waren damit in jedem Falle, was die übliche Verfahrensweise des Kulturgutschutzes anbelangte, rechtlich entlastet. Insgesamt sollten etappenweise ungefähr 4.000 Werke gesichtet und davon die besten etwa 1.000 Werke von der Kunst und Antiquitäten G m b H übernommen werden. Es ging hauptsächlich um Werke aus den schon erwähnten „Schloßbergungsbeständen", also Kunstgegenstände, die durch die Sowjetische Militäradministration noch 1945 und im Zuge der Bodenreform 1946 von Schlössern, Rittergütern und Herrenhäusern im Raum Dresden und Meißen beschlagnahmt und den Museen in der zweiten Jahreshälfte 1946 übergeben worden waren. Ein großer Teil der Schloßbergungsbestände lagerte später in den Schlössern Pillnitz und Moritzburg. Die SMAD hat sich auch selbst bedient und zum Beispiel aus der Gegend um Potsdam Mobiliar aus den Schloßbergungen eingelagert, wo es auf einem Truppenstützpunkt der sowjetischen Streitkräfte zwischen dem Neuen Garten und dem Kapellenberg bis in die achtziger Jahre verblieb. Die Kunst und Antiquitäten G m b H zeigte Interesse. Es handelte sich offenbar um etwa fünfhundert 715
Dito.
7.6
Möglicherweise ist damit auch nur die Spitze der Kategorie II gemeint.
7.7
Vermerk über ein Gespräch bei den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden am 1 1.8.1988, von Werner Vogel, vom 26. 8.1988, Verfahren Joachim Farken u n d andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. III, Bl. 101.
718
Dito, Bl. 102.
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3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
Möbelstücke im geschätzten Wert von zwei Millionen Valutamark. Der Verbleib dieses Mobiliars aus den Potsdamer Villen und Herrenhäusern ist unbekannt. 719 Die Übergabe der Schloßbergungsbestände an die Museen ging auf den Befehl Nr. 177 des Obersten Befehlshabers der SMAD, Marschall Sokolowski, vom Juni 1946 zurück. 720 Insbesondere in den daraufhin erlassenen Richtlinien der Deutschen Zentralverwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone vom 3.7.1946 fanden sich Regelungen zur Verfahrensweise mit den Einrichtungsgegenständen aus „freigewordenen" Schlössern und Herrenhäusern in den Museen. 721 7,9
Am 29.3.1984 informiert Generaldirektor Joachim Farken den Leiter der H a u p t a b t e i l u n g I des Bereiches Kommerzielle Koordinierung, M a n f r e d Seidel, vertraulich: „ M i t der Errichtung der sowjetischen Militäradministration nach der Zerschlagung des Hitlerfaschismus im Jahre 1945 wurden in P o t s d a m u n d U m g e b u n g eine Reihe von Villen durch die sowj. A r m e e b e r ä u m t . D a s d a r a u s resultierende Mobiliar wurde in einem Zentrallager eingelagert. N a c h unseren Informationen befindet sich ein Möbellager aus dieser Zeit auf dem G e l ä n d e der G S S D in P o t s d a m zwischen d e m N e u e n G a r t e n u n d d e m Kapellenberg gelegen. Die Gegenstände konnten 1981 durch den Mitarbeiter des A n t i k h a n d e l Pirna, Kollegen Hilpert, besichtigt werden. N a c h seiner Einschätzung handelte es sich u m ca. 500 Möbelstücke, überwiegend Antiquitäten, die, obwohl teilweise unter den Kriegseinwirkungen gelitten haben, heute auch noch einen erheblichen Valutawert darstellen. D e r Wert wird mit ca. 2 M i o V M eingeschätzt. Inwieweit in anderen S t a n d o r t e n der G S S D ähnliche Lagerbestände vorhanden sind, entzieht sich unserer Kenntnis." - BStU M f S A I M 6499/88, Teil II, Bd. 2, Bl. 328.
720
In d e m genannten Befehl heißt es unter anderem: „1. Die Chefs der S M A der Provinzen u n d Bundesländer haben: ... b) Die Museen, die bei der D u r c h f ü h r u n g der Bodenreform den Privatpersonen abgenommen wurden und die den Personen, die als Kriegsschuldige zur Vera n t w o r t u n g gezogen wurden, gehörten, sind den deutschen örtlichen Verwaltungsbehörden zu übergeben." - Befehl Nr. 177 des Obersten Befehlshabers der S M A D , Marschall Sokolowski, betreffend die „ Z u r ü c k f ü h r u n g von Museumswerten" von Juni 1946, BStU Dresden K D Dippoldiswalde 17014, Bl. 147 - A u f g r u n d des Befehls N r . 85 vom 2.10.1945 in Verb i n d u n g mit dem Befehl Nr. 177 wurden die Museen in der sowjetisch besetzten Z o n e wiedereröffnet.
721
Unter P u n k t 6) der Richtlinien z u m Befehl Nr. 177 heißt es: „In die Sicherstellung bezw. R ü c k f ü h r u n g sind auch solche M u s e e n u n d Sammlungen miteinzubeziehen, die durch die B o d e n r e f o r m freigeworden sind oder die Personen a b g e n o m m e n wurden, die als Kriegsschuldige zur Verantwortung gezogen wurden (Befehl 177, § lb), außerdem auch ,herrenlose Privatmuseen' (Befehl 85, § I I b ) . N a c h Befehl 177 § l b sind die dazu gehörenden Gegenstände den Organen der staatlichen Verwaltung zu übergeben, die sie im Sinne der P r ä a m b e l dieses Befehls Museumszwecken z u z u f ü h r e n haben. Eine anderweitige Verwendung (ζ. B. Ubergabe an Private oder Organisationen usw.) dieser aus der B o d e n r e f o r m oder aus herrenlosen Privatsammlungen stammenden Kunst- und M u s e u m s g ü t e r widerspricht dem Befehl. Als Museen dieser Art sind auch anzusehen Innenausstattungen, Archivs, Bibliotheken, usw. aus Schlössern, Herrenhäusern, die durch die B o d e n r e f o r m erfaßt wurden, soweit sie einen durch den Museumspfleger oder Konservator festzustellenden musealen Wert darstellen, dessen Ausnutzung im Sinne des Befehls 177 wünschenswert oder notwendig erscheint. D a verantwortliche Verwaltungen, die alte Verzeichnisse dieses Kunst-Besitzes vorlegen könnten nicht m e h r existieren, ist durch genügende Z u s a m m e n a r b e i t mit den Dienststellen der B o d e n r e f o r m u n d der Beschlagnahmung die E r f a s s u n g dieser Werte sicherzustellen. Die L a n d r ä t e sind besonders in diesem P u n k t auf vollständige Berichterstattung
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche
Anders als einige Privatsammlungen, die von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden nur verwaltet wurden, zählten die Schloßbergungsbestände zum Volkseigentum und unterfielen dem Staatlichen Museumsfonds im Sinne des § 1 II 1 MuseumsfondsVO. In welchem Umfang schon in den fünfziger und sechziger Jahren - also noch vor Gründung der Kunst und Antiquitäten G m b H - in den Museen eingelagerte Schloßbergungsbestände exportiert wurden, ist nicht genauer bekannt. In einem Beitrag für den Vorstand der Pirckheimer-Gesellschaft von 1989 heißt es dazu: „Bereits seit d e m E n d e der f ü n f z i g e r Jahre, v e r s t ä r k t in d e n sechziger J a h r e n , w u r d e n s y s t e m a tisch a u s n a h e z u allen M u s e e n in der D D R , stets m i t Wissen u n d U n t e r s t ü t z u n g der V e r a n t wortlichen im M i n i s t e r i u m f ü r K u l t u r , meist in gezielten A k t i o n e n , vor allem Bilder u n d M ö b e l , aber a u c h Porzellan u n d a n d e r e A n t i q u i t ä t e n , meist zu ziemlichen Schleuderpreisen, n a h e z u sämtlich in d e n E x p o r t gegeben. Viele dieser G e g e n s t ä n d e , die n i e m a l s a u f ihren k u n s t h i s t o rischen Wert h i n gesichtet w o r d e n w a r e n o d e r gar k o n s e r v a t o r i s c h b e t r e u t w u r d e n , w a r e n i m Z u s a m m e n h a n g m i t der B o d e n r e f o r m in die M u s e e n g e l a n g t . " 7 2 2
An dieser Stelle auch ein Wort zu den Inventaren: So man sie denn überhaupt inventarisierte - die Museen hatten seit Kriegsende schon mit ihren „eigenen" Inventaren große Schwierigkeiten 723 - waren die Schloßbergungsbestände in Sonderinventaren erfaßt. Das lag vor allem daran, daß die Museen den hinzugekommenen Bodenreformbestand mit Blick auf die Eigentumsverhältnisse nicht sofort in die angestammten Sammlungen eingliederten. Unmittelbar nach Kriegsende war der endgültige Verbleib der „herrenlosen Privatsammlungen"
h i n z u w e i s e n . " - R i c h t l i n i e n der D e u t s c h e n Z e n t r a l v e r w a l t u n g f ü r Volksbildung der sowjetischen B e s a t z u n g s z o n e v o m 3 . 7 . 1 9 4 6 zu Befehl N r . 177 des O b e r s t e n B e f e h l s h a b e r s der S M A D , M a r s c h a l l Sokolowski, B S t U D r e s d e n K D D i p p o l d i s w a l d e 17014, Bl. 148 (149). 722
Pätzke (3).
723
A u f g r u n d P u n k t 2 b) des Befehls N r . 85 des O b e r s t e n B e f e h l s h a b e r s der S M A D , M a r s c h a l l Sokolowski, v o m 2 . 1 0 . 1 9 4 5 o r d n e t e die L a n d e s v e r w a l t u n g Sachsen a m 14.10.1945 die u m g e h e n d e N e u i n v e n t a r i s i e r u n g sämtlicher M u s e u m s g e g e n s t ä n d e u n d E i n r i c h t u n g e n a n . D a s so erstellte I n v e n t a r v e r z e i c h n i s sollte d e m z u s t ä n d i g e n M i n i s t e r i a l d i r e k t o r G r o h m a n n bis z u m 1.11.1945 eingereicht werden - A n o r d n u n g der L a n d e s v e r w a l t u n g Sachsen, Z e n tralverwaltung für Wissenschaft, Kunst u n d Erziehung, Ministerialdirektor G r o h m a n n , an alle O b e r b ü r g e r m e i s t e r zur Weitergabe a n die Leiter der örtlichen M u s e e n v o m 1 4 . 1 0 . 1 9 4 5 b e t r e f f e n d d e n Befehl N r . 85 der S M A D v o m 2 . 1 0 . 1 9 4 5 , B S t U D r e s d e n K D D i p p o l d i s w a l d e 17014, Bl. 151 f. - eine v o l l k o m m e n illusorische F o r d e r u n g angesichts der Z u s t ä n d e nach d e m Krieg. O f t waren die alten I n v e n t a r e v e r s c h w u n d e n oder h a t t e n erst gar nicht existiert. D i e vollständige I n v e n t a r i s i e r u n g der S a m m l u n g s b e s t ä n d e d a u e r t e Jahre. I n einzelnen M u s e e n b e w a h r t e m a n ü b e r J a h r z e h n t e nichtinventarisierte K u n s t g e g e n s t ä n d e v o r allem a u s d e n 1945 besetzten Schlössern, G ü t e r n u n d H e r r e n h ä u s e r n auf. A u c h g a b es n a c h d e m K r i e g eine unübersichtliche Z a h l von K u n s t w e r k e n in den sächsischen B e h ö r d e n , die e n t w e d e r a u s der G e m ä l d e g a l e r i e s t a m m t e n o d e r seit 1914 m i t M i t t e l n der sächsischen L a n d e s r e g i e r u n g , d e m s o g e n a n n t e n K u n s t f o n d s , a n g e k a u f t u n d z u r A u s s c h m ü c k u n g der D i e n s t r ä u m e verteilt w o r d e n w a r e n - siehe d a z u die B e k a n n t m a c h u n g der L a n d e s r e g i e r u n g Sachsen, M i n i s t e r i u m f ü r Volksbildung, ü b e r die E r f a s s u n g landeseigener K u n s t w e r k e v o m 2 6 . 2 . 1 9 4 6 , Verordnungsblatt der L a n d e s r e g i e r u n g Sachsen, 3. J a h r g a n g , N r . 5 v o m 1 5 . 3 . 1 9 4 7 , S. 110.
F ü r unsere K u l t u r u n d f ü r die K u l t u r des S a m m e i n s , M a r g i n a l i e n 1990, H e f t 2, S. 1
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3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
noch nicht abschließend geregelt.724 Die Schloßbergungsbestände wurden angesichts der bundesdeutschen Eigentumsansprüche später auch nie außerhalb des Landes gezeigt, etwa an Ausstellungen nach Westeuropa verliehen. Am 24. 8.1988, zwei Wochen nach dem Besuch von Werner Vogel von der Kunst und Antiquitäten G m b H und Herbert Micklich vom Ministerium für Kultur bei Johannes Winkler, nahm die Kunst und Antiquitäten G m b H eine erste Lieferung von 242 Gemälden in Empfang. Eine weitere Lieferung von 130 Gemälden erfolgte am 5.1.1989 (Tafel 63). Eine Genehmigung zur Aussonderung aus dem Staatlichen Museumsfonds, wie sie § 14 II MuseumsfondsVO vorschrieb, hatte der Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Manfred Bachmann, nicht beim Rat der Stadt Dresden beantragt. Am 8.3.1989 vermerkte der Generaldirektor der Kunst und Antiquitäten GmbH, Joachim Farken, die Freigabe der Gemälde zum Export durch den damaligen Staatssekretär im Ministerium für Kultur, Dietmar Keller.725 Mit Schreiben vom 6.7.1989 unterrichtete Farken Hauptabteilungsleiter Micklich im Ministerium für Kultur über für den 11.7.1989 geplante Verhandlungen mit einem Kaufinteressenten. 726 Am 31.7.1989 benachrichtigte die stellvertretende Generaldirektorin der Kunst und Antiquitäten GmbH, Ingrid Harz, Johannes Winkler von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden über den erfolgten Verkauf der am 24. 8.1988 und 5.1.1989 gelieferten Gemälde. 727 Sie gingen für 172.990,- Valutamark an das Bremer Auktionshaus Bolland & Marotz. Vom Erlös erhielt das Ministerium für Kultur einen Valutaanteil von 50 Prozent, also 86.495,- Valutamark gutgeschrieben, wovon wiederum 50 Prozent auf die Staatlichen Kunstsammlungen
724
F ü r die „herrenlosen Privatsammlungen" f a n d sich schon in der zitierten A n o r d n u n g der Landesverwaltung Sachsen vom 14.10.1945 eine Regelung. U n t e r P u n k t 7. hieß es: „Herrenlose Privatsammlungen sind von den örtlichen Museumsleitern mit den Gegenständen ihrer eigenen Museen z u r ü c k z u f ü h r e n u n d ebenfalls zu inventarisieren. Die Inventarverzeichnisse sind in dreifacher Ausfertigung umgehend der Landesverwaltung einzureichen. Uber die spätere Verwendung solcher herrenloser Privatsammlungen werden Anweisungen der L a n desverwaltung Sachsen ergehen." - A n o r d n u n g der Landesverwaltung Sachsen, Zentralverwaltung für Wissenschaft, Kunst u n d Erziehung, Ministerialdirektor G r o h m a n n , an alle Oberbürgermeister zur Weitergabe an die Leiter der örtlichen M u s e e n v o m 14.10.1945 betreffend den Befehl Nr. 85 der S M A D v o m 2.10.1945, BStU Dresden K D Dippoldiswalde 17014, Bl. 151 (152).
725
Vermerk von Joachim Farken vom 8.3.1989 betreffend die durch den Staatssekretär im Ministerium für Kultur, D i e t m a r Keller, erfolgte Freigabe der G e m ä l d e aus den Staatlichen K u n s t s a m m l u n g e n Dresden, „Valutaanrecht 5 0 % " , Verfahren Joachim Farken u n d andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. III, Bl. 105.
726
Schreiben von Joachim Farken an den Hauptabteilungsleiter Planung u n d F i n a n z e n im Ministerium für Kultur, Micklich, vom 6.7.1989, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. III, Bl. 108.
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Schreiben von Ingrid H a r z an J o h a n n e s Winkler vom 31.7.1989 betreffend den erfolgten Verkauf der von den Staatlichen K u n s t s a m m l u n g e n Dresden ü b e r n o m m e n e n Gemälde, Verfahren Joachim Farken u n d andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. III, Bl. 109.
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche
Dresden entfielen - damit 5 % weniger als noch in der Rahmenvereinbarung von 1983 vorgesehen. 728 Bereits am 15.6. und 27.6.1989 hatte die Kunst und Antiquitäten G m b H insgesamt 298 weitere Gemälde aus den Dresdener Sammlungen abtransportiert (Tafel 63). Auf den Tag genau ein Jahr nach der ersten Beratung in Dresden trafen am 11.8. 1989 Werner Vogel von der Kunst und Antiquitäten G m b H und Johannes Winkler erneut zusammen und berieten abermals über die Lieferung von Museumsbeständen. Vogel vermerkte über das Gespräch: „Genösse Winkler stimmte unserem Vorgehen zu, die Herkunftsbezeichnungen der G e m ä l d e aufzuheben und schlug vor, d a ß bei weiteren Aussonderungen dieser Arbeitsgang von den Staatlichen K u n s t s a m m l u n g e n Dresden selbst ü b e r n o m m e n wird. Genösse Winkler erklärte, daß die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden beabsichtigen, die M a ß n a h m e n mit Aussonderungen aus d e m D e p o t s Alter Meister fortzusetzen." 7 2 9
Dazu ist es aufgrund der Ereignisse im Herbst 1989 nicht mehr gekommen. Auch die im Juni 1989 übergebenen 298 Gemälde konnten im Januar 1990 noch in den Lagern der Kunst und Antiquitäten G m b H sichergestellt und nach Dresden zurückgeführt werden. Nach Einschätzung der Kommission zur Untersuchung von Kunstverkäufen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden befanden sich unter den im Jahre 1989 durch die Kunst und Antiquitäten G m b H exportierten Gemälden aus den Schloßbergungsbeständen keine oder nur einzelne Werke, die dem Rang der Dresdener Kunstsammlungen entsprachen. Sie wären allerdings vielfach aufgrund ihres historischen oder biographischen Quellenwertes für andere Museen in Sachsen von Interesse gewesen.730 Die verantwortlichen Leiter der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden verstießen bei der Aussonderung der Bilder gegen §14 II; III MuseumsfondsVO, weil sie weder eine entsprechende Genehmigung beim Rat der Stadt Dresden beantragten, noch das Institut für Museumswesen benachrichtigten. Es läßt sich darüber hinaus nur vermuten, daß sich unter den 372 zuletzt exportierten Bildern auch einzelne Bilder von regionalhistorischer Bedeutung befanden, die nicht nach § 14 I MuseumsfondsVO aussonderungs-
728
Die Staatlichen K u n s t s a m m l u n g e n Dresden wurden davon übrigens erst nach der Verwertung der G e m ä l d e - bei einem Treffen zwischen Winkler, G ö p f e r t u n d Vogel a m 11.8.1989 in Dresden - informiert. Vermerk von Werner Vogel über ein Gespräch mit dem Stellvertreter des Generaldirektors der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Johannes Winkler, am 11.8.1989 in Dresden vom 14.8.1989, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. III, Bl. 110.
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Dito.
730
Abschlußbericht der Kommission zur Untersuchung von Kunstverkäufen der Staatlichen K u n s t s a m m l u n g e n Dresden vom 11.6.1990, S. 25, herausgegeben von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden - Generaldirektion.
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3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
fähig waren. Insofern läge zu dem zunächst verfahrensrechtlichen Mangel auch ein materieller Verstoß gegen die MuseumsfondsVO vor. Was das KulturgutschutzG anbelangt, so lag für die Dresdener „Schloßbergungs-Gemälde" seit März 1989 ein Freigabe durch den Staatssekretär im Ministerium für Kultur, Dietmar Keller, an die Kunst und Antiquitäten G m b H vor. Eine derart pauschale Freigabe wurde zwar dem Anliegen des Kulturgutschutzes nicht gerecht, die Kunst und Antiquitäten G m b H war damit aber hinsichtlich der Ausfuhr der Schloßbergungsbestände nach § 101 KulturgutschutzG rechtlich entlastet. Dennoch sind die Exporte aus den Dresdener Sammlungen kritisch zu betrachten. Man gewinnt aufgrund der Dokumente und Aussagen auch durchaus den Eindruck, die Beteiligten waren sich der Problematik ihres Vorgehens bewußt. Die Gespräche im Ministerium für Kultur und in Dresden wurden stets vertraulich geführt, die Mitarbeiter der Kunstsammlungen ließ man jedenfalls teilweise über den Zweck der Depotaussonderungen im Unklaren, die Herkunftsbezeichnungen - also meist Brandstempel auf der Rückseite der Keilrahmen - wurden entfernt, man vermied es, Lastwagen des Antikhandel Pirna oder der Kunst und Antiquitäten G m b H zum Abtransport aus Dresden einzusetzen. Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden haben im Dezember 1989 die bereits erwähnte Kommission zur Untersuchung von Kunstverkäufen gebildet und damit einen wichtigen Beitrag zur historischen Aufarbeitung ihrer Beziehungen zur Kunst und Antiquitäten G m b H geleistet. Der weitere Verkauf von Museumsbeständen konnte im Januar 1990 verhindert werden.
2.
Historische Waffen aus dem Museum für Geschichte der Stadt Dresden
Offenbar im Zusammenhang mit einem Besuch des Dresdener Oberbürgermeisters Berghofer im Museum für Geschichte der Stadt Dresden am 30.12.1986 erteilte Museumsdirektor Förster am 5.1.1987 an seine Mitarbeiter Nowak, Reichert und Schreiber die Weisung, den Verkauf von Museumsgut an die Kunst und Antiquitäten G m b H vorzubereiten. Davon sollten solche Stücke betroffen sein, die nicht dem Profil des Museums entsprachen. Daraufhin erstellten die Mitarbeiter am 15.1.1987 eine Liste, die Porzellane, Asiatika, Hieb- und Stichwaffen, Zinnfiguren und Münzen enthielt. Direktor Förster bat daraufhin, auch die Gebiete Malerei und Möbel einzubeziehen - „Was ist mit höherwertigen Münzen?", 731 vermerkte er handschriftlich auf der Liste.
731
Exponatliste laut Weisung des D i r e k t o r s vom 5.1.1987, von den Mitarbeitern des M u s e u m s für Geschichte der Stadt Dresden, Schreiber und Reichert, erstellt am 15.1.1987, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. V, Bl. 35 (36).
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche
Der Mitarbeiter der Kunst und Antiquitäten G m b H Peter Fischer zeigte bei einer Besichtigung am 28.4.1987 nur geringes Interesse an den angebotenen Stücken. Er habe geäußert, notiert der anwesende Museumsmitarbeiter Reichert später, die vorgesehen Objekte seien zu wenig wertintensiv und ließen sich nur schlecht absetzen. Allerdings habe Fischer im Magazin des Museums Kunstschmiedearbeiten aus der Kühnscherf-Sammlung gesehen und diese sofort für die Kunst und Antiquitäten G m b H kaufen wollen.732 Um die Schmiedearbeiten fürchtend wandte sich Abteilungsleiter Reichert in einer schriftlichen Stellungnahme vom 29. 5.1987 ausdrücklich gegen die Aussonderung (Tafel 64) und verhinderte damit sehr zum Mißfallen seines Direktors den Export der wertvollen Stücke. Förster wagte wohl nicht, sich über den Standpunkt seines Leiters der museologischen Abteilung hinwegzusetzen. Handschriftlich vermerkte Förster deswegen einen Tag später an Reichert: „ D i e Sache h a t sich erledigt; die P r o b l e m a t i k ist v o n I h n e n n i c h t v e r s t a n d e n w o r d e n . I c h d a r f aber wohl a n n e h m e n , d a ß Sie im R a h m e n der von I h n e n selbst dargelegten V e r a n t w o r t u n g unverzüglich M a ß n a h m e n ergreifen, um den B e s t a n d zu o r d n e n , zu erschließen u n d n u t z b a r zu m a c h e n . D a z u bitte ich u m T e r m i n a n g a b e . " 7 3 3
Am 10.6.1987 übergab der stellvertretende Direktor des Museum für Geschichte der Stadt Dresden, Nowak, der Kunst und Antiquitäten G m b H schließlich 6 Schußgeräte, 22 Hieb- und Stichwaffen und 341 Münzen und Medaillen zum Verkauf. Der Bestandsleiter für Militaría, Gahn, war weder anwesend noch zuvor informiert worden. Er vermerkte einen Tag später, daß Fachgutachten zu den ausgesonderten Stücken nicht vorgelegen hätten. Auch sei das Institut für Museumswesen nicht benachrichtigt worden (Tafel 65). In der Übergabeliste „zur Ansicht und Ausleihe" an die Kunst und Antiquitäten G m b H (Tafel 66) fehlen zudem drei sächsische Säbel sowie ein österreichischer Kavalleriepallasch und ein nassauischer Säbel aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. 734 Museumsdirektor Förster beantragte erst drei Wochen nach der Übergabe an die Kunst und Antiquitäten G m b H die Aussonderung der bereits übergebenen Stücke beim zuständigen Stadtrat. Sein Antrag verschwieg die auf der Übergabeliste nicht enthaltenen Objekte. Förster behauptete, er habe „... solche Objekte ermitteln lassen, die keinen kulturhistorischen Wert" im Hinblick auf 732
A b r i ß zu den V e r k ä u f e n von M u s e u m s g u t a u s d e m M u s e u m f ü r G e s c h i c h t e der S t a d t D r e s den an die K u n s t u n d A n t i q u i t ä t e n G m b H von Abteilungsleiter Reichert v o m 1 0 . 4 . 1 9 9 0 , V e r f a h r e n l o a c h i m F a r k e n u n d andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. V, Bl. 27f.
733
H a n d s c h r i f t l i c h e r V e r m e r k v o n M u s e u m s d i r e k t o r F ö r s t e r a n Abteilungsleiter Reichert d e n S t a n d p u n k t Reicherts zur A u s s o n d e r u n g der K u n s t s c h m i e d a r b e i t e n b e t r e f f e n d v o m 1.6. 1987, V e r f a h r e n J o a c h i m F a r k e n u n d andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. V, Bl. 40f.
734
D a z u existiert eine h a n d s c h r i f t l i c h e Z u s a t z a u f s t e l l u n g , die von Peter Fischer von der K u n s t u n d A n t i q u i t ä t e n G m b H gezeichnet ist. V e r f a h r e n J o a c h i m F a r k e n u n d andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. V, Bl. 43 - D e r Bestandsleiter des M u s e u m s f ü r M i l i t a r í a , G a h n , v e r m e r k t e a m 1 1 . 6 . 1 9 8 7 die E i n m a l i g k e i t des österreichischen Kavalleriepallaschs u n d des n a u s s a u i s c h e n Säbels i m M u s e u m s f o n d der D D R (Tafel 65).
379
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3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
die MuseumsfondsVO besitzen und „beabsichtige", diese der Kunst und Antiquitäten G m b H zu übergeben (Tafel 67). Auch sei in der Vergangenheit kein begründetes Interesse an diesen Stücken durch andere Museen festzustellen gewesen. Ein nachträgliches Fachgutachten des Direktors des Historischen Museums der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Dieter Schaal, zu den nur auf der Übergabeliste enthaltenen Waffen, widerlegte die Behauptungen Försters (Tafel 68). Direktor Förster hatte klar gegen die Aussonderungsbestimmungen des § 14 MuseumsfondsVO verstoßen. Bemerkenswerterweise wurde dies bereits durch die Staatliche Finanzrevision im November 1987 festgestellt und der Vorgang umfassend aufgeklärt. 735 Für Direktor Förster blieb die gesetzeswidrige Abgabe von Museumsgut ohne weitere Folgen. Die Staatliche Finanzrevision stoppte jedoch die bereits im Museum für Geschichte der Stadt Dresden angelaufene Aussonderung von Gemälden. Die an die Kunst und Antiquitäten G m b H übergebenen historischen Waffen waren an den Export verloren. Jedenfalls die Jagdgewehre der Büchsenmacher von der Fecht und Le Page zählten dabei nach dem Gutachten des Direktors des Historischen Museums, Dieter Schaal, zum geschützten Kulturgut überregionaler Bedeutung. Zwei Jahre lang erhielt das inzwischen zurückhaltende Museum trotz Aufforderung an die Kunst und Antiquitäten G m b H keine Abrechnungen über den erfolgten Verkauf der Stücke. Erst am 30.1.1989 informierte man aus Mühlenbeck pauschal über einen Verkaufserlös von 9.000,Valutamark für die Schußwaffen (Tafel 69). Die Hieb- und Stichwaffen fanden keine Erwähnung mehr. 3.
Sonstige Lieferungen aus den Museen
Es gibt eine Reihe weiterer Hinweise auf den Export von Museumsgut durch die Kunst und Antiquitäten GmbH. Eine Rahmenvereinbarung über die Bereitstellung von „Einzelstücken oder Sammelposten" 736 bestand, wie bereits erwähnt, auch mit den Staatlichen Schlössern und Gärten Sanssouci, hier ausgehandelt zwischen den Generaldirektoren Mückenberger und Farken, bestätigt von Schalck-Golodkowski und einem Vertreter des Rates der Stadt Potsdam. Wie die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden unterhielten auch die Staatlichen Schlösser und Gärten Sanssouci ein Valutakonto bei der Kunst und 735
Revisionsprotokoll zur P r ü f u n g der Staatlichen Finanzrevision beim M u s e u m für Geschichte der Stadt Dresden v o m 5.11.1987, Verfahren Joachim Farken u n d andere, Az.21/2 Js 29/90, Bd. V, Bl. 3ff.
736
Vereinbarung zwischen Schlösser u n d G ä r t e n Sanssouci u n d der Kunst u n d Antiquitäten G m b H , undatiert, gezeichnet vom Generaldirektor der Schlösser..., Mückenberger, Farken, Schalck-Golodkowski und einem Vertreter des Rates der Stadt P o t s d a m , BArch DL2/KoKo/728, Bl. 569 f.
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche
Antiquitäten G m b H (Tafel 8), übrigens ebenso die Staatlichen Museen zu Berlin. Über einzelne Exporte in Form von Aussonderungen aus dem Staatlichen Museumsfonds der Potsdamer Sammlungen liegen bisher keine genaueren Erkenntnisse vor. Auf Weisung des Staatssekretärs im Ministerium für Post und Fernmeldewesen, Calov, wurden seit Mitte der siebziger Jahre umfangreiche Bestände an Postwertzeichen vom Postmuseum der D D R in das zentrale Postverkehrsamt später Zentralamt für Post- und Fernmeldewesen - ausgelagert. Es handelte sich um hunderttausende Postwertzeichen und Postwertzeichenbögen vor allem aus dem großen Wertzeichenbestand des Reichspostmuseums, darunter - zum Beispiel in der Abgabe am 24. 5.1979 (Tafel 70) - Ausgaben deutsche Postanstalten im Ausland, deutsche Kolonien, Besetzungsausgaben des Ersten Weltkrieges, daneben auch bayrische Postwertzeichen vor 1918 und österreichische Postwertzeichenbögen auch der österreichischen Post im Ausland. Beispielsweise geht aus einer streng geheime Weisung von Staatssekretär Calov an den Direktor des Postmuseums, Wöllmann, vom 25.11.1976 hervor, daß das Postmuseum nur jeweils einhundert der bewußten Postwertzeichen im Bestand belassen und alle übrigen Postwertzeichen zur Auslagerung vorbereiten sollte (Tafel 71). Diese Postwertzeichen gelangten wahrscheinlich über den der Kunst und Antiquitäten G m b H für den Briefmarkenbereich angegliederten VEB Philatelie Wermsdorf auf den bundesdeutschen Markt. Der Gesamtwert der aus dem Postmuseum der D D R ausgegliederten Bestände wurde 1989 auf ungefähr 25 Millionen D M geschätzt. 737 In einer Weisung Staatssekretärs Calovs an Museumsdirektor Wöllmann vom 31.10.1977 ist auch von der Auslagerung von „Teilbeständen der Kategorie l" 7 3 8 die Rede. Es kann nur vermutet werden, daß damit die entsprechende Kategorie gemäß § 5 II MuseumsfondsVO gemeint war. Auf dem Valutakonto des Ministeriums für Post- und Fernmeldewesen bei der Kunst und Antiquitäten G m b H befanden sich im September 1989 immerhin rund 1,2 Millionen Valutamark (Tafel 8). Spuren des Exports von Museumsgut durch die Kunst und Antiquitäten G m b H führen außerdem in das Naturkundemuseum Berlin. In mehreren Dokumenten ist davon die Rede, daß Elfenbein aus dem Naturkundemuseum Berlin über die Kunst und Antiquitäten G m b H ausgeführt wurde. In einer Information der AG BKK des MfS an die Bezirksverwaltung des MfS Rostock zu einem Kunden der Kunst und Antiquitäten G m b H vom 21.9.1987 heißt es beispielsweise:
737
D a z u die Information des Direktors des Postmuseums der D D R , Melz, über die Abgabe von Postwertzeichen aus den Beständen des Postmuseums vom 24.9.1989, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. VI, Bl. 197.
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Hausmitteilung vom Staatssekretär im Ministerium für Post- und Fernmeldwesen, Calov, an den Direktor des Postmuseums, Erwin Wöllmann, vom 31.10.1977, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. VI, Bl. 201.
381
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3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH „Aus Altbeständen des Naturkundemuseums wurden (...) 32 kg Elfenbein angeboten, gegen Bezahlung und ohne Papiere. Dieses Geschäft wurde abgeschlossen und (...) hat das Elfenbein für (...) in die B R D transportiert. Elfenbein darf offiziell nicht gehandelt werden. ... D a s Elfenbein hat er angeblich für einen Bekannten gekauft, der es als sogenannte ,schwarze Ware' verbreitet." 7 3 9
An dem Geschäft war seitens der Kunst und Antiquitäten G m b H der bereits im Zusammenhang mit dem Schmuggel von Zigaretten und Gold erwähnte KlausDieter Richter alias IM „Peter Reichelt" der AG BKK des MfS beteiligt. Er hatte Major Wilhelm Machost am 1.9.1987 über das Elfenbeingeschäft berichtet: „In der Folge dieses ersten Besuches wurde dann mit (...) ein Bargeschäft über ca. 32 kg Elfenbein, welches wir [die Kunst und Antiquitäten G m b H , der Autor] vom Naturkundemuseum übernommen hatten, das dort seit mehr als 50 Jahren lagerte und wissenschaftlich wertlos war. Dieses Elfenbein wurde durch (...) in die B R D verbracht, ohne Papiere." 7 4 0
Ob Klaus-Dieter Richter den musealen Wert des Elfenbeins richtig beurteilte, muß an dieser Stelle dahinstehen. Dokumente zur offiziellen Aussonderung des Elfenbeins aus dem Bestand des Naturkundemuseums sind nicht bekannt geworden. Auch die Kunst und Antiquitäten G m b H hielt das Geschäft ob des illegalen Charakters zweifelsohne geheim. Es gibt darüber hinaus einige weitere Hinweise auf den Export von Museumsgut durch die Kunst und Antiquitäten GmbH. Die Quellenlage dafür muß bislang aber als ungesichert gelten. Da die in Frage stehenden Exporte, soweit bekannt, wohl kein nationales Kulturgut der Kategorien I oder II im Sinne des § 5 MuseumsfondsVO betrafen, soll auf eine Darstellung verzichtet werden. Auf die im Wege des Tausches mit der Kunst und Antiquitäten G m b H aus den Museen zum Export gelangten Kunstgegenstände wird im Hinblick auf die zugrundeliegende Problematik bei den folgenden Ausführungen zur Kulturgutschutzkommission Bezug genommen. Die Presse hat die Kunst und Antiquitäten G m b H in der „Nachwendezeit" gelegentlich mit Auftragseinbrüchen in Museen der D D R in Verbindung gebracht. Erst im März 2000 berichtete das Magazin STERN beispielsweise über einen der spektakulärsten Kunstdiebstähle der D D R , den Einbruch in das Museum für Geschichte der Stadt Dresden am 20. Septemberl977. 741 Die Diebe stahlen damals kostbare Schmuckstücke aus den Grabkammern der Dresdener
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Information der A G B K K des MfS, Oberst Meinel, an den Leiter der Abteilung VI der Bezirksverwaltung des M f S Rostock vom 21.9.1987, BStU M f S B K K 1212, Bl. 48f.
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Information anläßlich eines Treffen zwischen I M „Peter Reichelt" alias Klaus-Dieter Richter und M a j o r Wilhelm Machost sowie Leutnant Honig von der A G B K K des MfS am 1.9. 1987, vom 3.9.1987, Tonbandabschrift, BStU M f S A I M 130/91, Teil II, Bd. 2, Bl. 144.
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Handlögten S. 230 f.
Schatz aus dem Schattenreich, S T E R N vom 16.3.2000, Ausgabe 12/2000,
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche
Sophienkirche, die beim Bombenangriff auf Dresden im Februar 1945 ausbrannte und später gesprengt wurde. Der Einbruch wurde von Kriminalpolizei und Staatssicherheit untersucht, ohne Ergebnis. Mehr als zwanzig Jahre später tauchten 38 Beutestücke bei einem Kunsthändler in Oslo auf und konnten dort sichergestellt werden. Sie befinden sich gegenwärtig noch beim Sächsischen Landeskriminalamt, sollen dem Dresdener Stadtmuseum aber in nächster Zeit zurückgegeben werden. Der STERN nährt die Vermutungen um die Beteiligung der Kunst und Antiquitäten GmbH: „ . . . D a s s die wertvollen D r e s d n e r Preziosen w o m ö g l i c h direkt a u s diesem S c h a t t e n r e i c h der D e v i s e n b e s c h a f f u n g in den i n t e r n a t i o n a l e n K u n s t h a n d e l gelangt sind, will n i e m a n d w a h r h a b e n . Bis h e u t e nicht. W i r h a b e n die S t a s i - U n t e r l a g e n g e p r ü f t u n d keinen H i n w e i s d a r a u f g e f u n d e n ' , e r k l ä r t C l a u s B o g n e r von der S t a a t s a n w a l t s c h a f t D r e s d e n . D a s sieht ein ehemaliger M i t a r b e i t e r der K u A 7 4 2 anders. , N a t ü r l i c h ist der D i e b s t a h l v o n u n s organisiert w o r d e n . D a r a n k a n n ich mich noch gut erinnern.'"743
Die Staatsanwaltschaft Dresden ermittelt daraufhin wieder in der Sache. Die ermittelnde Staatsanwältin Frohberg äußert aber ihre Zweifel. Der unsachgemäße Umgang mit den Schmuckstücken, die zum Teil erheblich beschädigt worden seien und damit an Wert verloren hätten, spreche gegen eine Beteiligung des Bereiches Kommerzielle Koordinierung, sagt sie im Gespräch. Auch die zahlreichen Ermittlungsunterlagen aus DDR-Zeiten ließen keinen dahingehenden Schluß zu.744 Der vom STERN zitierte Mitarbeiter der Kunst und Antiquitäten G m b H konnte von der Staatsanwaltschaft Dresden nicht vernommen werden. 745 Das Ermittlungsverfahren dauert noch an, soll aber demnächst abgeschlossen werden. Die Aussage des anonymen Mitarbeiters der Kunst und Antiquitäten G m b H gegenüber dem STERN erscheint eher unglaubhaft. Man hätte es seitens der Kunst und Antiquitäten G m b H nicht nötig gehabt, für ein oder zwei Millionen Valutamark einen Museumseinbruch zu initiieren. Selbst unter Beteiligung des MfS blieb schließlich immer noch ein Restrisiko, und sei es auf Seiten des möglichen westeuropäischen oder amerikanischen Aufraggebers, eine spätere Offenbarung der DDR-Geschäftspartner beispielsweise. An Museumsgut kam die Kunst und Antiquitäten G m b H auch auf legale Weise heran. Der STERN will
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Kunst und Antiquitäten G m b H .
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Handlögten S.230f.
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G e s p r ä c h des A u t o r s m i t S t a a t s a n w ä l t i n F r o h b e r g u n d d e m Pressesprecher der Staatsa n w a l t s c h a f t D r e s d e n , Bogner, a m 2 5 . 4 . 2 0 0 0 .
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G e s p r ä c h des A u t o r s mit S t a a t s a n w ä l t i n F r o h b e r g a m 2 2 . 5 . 2 0 0 1 .
Schatz a u s d e m S c h a t t e n r e i c h , S T E R N v o m 1 6 . 3 . 2 0 0 0 , A u s g a b e
12/2000,
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384
3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
seinen Informanten aus der Kunst und Antiquitäten G m b H natürlich nicht benennen. Im Hinblick auf eine Reihe von Kunstdiebstählen, zum Beispiel in Kirchen oder kleineren Museen der D D R , erscheint es dagegen keineswegs ausgeschlossen, daß einzelne Kunstgegenstände vor allem dem Antikhandel Pirna zum Kauf angeboten und infolgedessen wohl unbemerkt exportiert wurden. Auch wenn der Verlust von Museumsgut an die Kunst und Antiquitäten G m b H im Einzellfall sehr bedauerlich war, muß die Bedeutung der „legalen" Exporte aus den Beständen der Museen als gering eingeschätzt werden. Dabei verstießen die Museen eher gegen die Aussonderungsbestimmungen der MuseumsfondsVO als die Kunst und Antiquitäten G m b H gegen das KulturgutschutzG. Weil die MuseumsfondsVO nur die Aussonderung von Kulturgut der Kategorie III vorsah, und die Kunst und Antiquitäten G m b H Kulturgut der Kategorie III ausführen durfte, bedeutete die Übergabe von Sammlungsstücken gleichsam die Erteilung einer Ausfuhrgenehmigung. Man wird, will man die gängige Rechtspraxis in der D D R als Maßstab heranziehen, der Kunst und Antiquitäten G m b H in diesem Zusammenhang keinen bewußten Verstoß gegen das KulturgutschutzG vorwerfen können, auch wenn sie streng formal betrachtet für dessen Einhaltung verantwortlich war und im seltenen Einzellfall auch ohne ein ordentliches Genehmigungsverfahren nach dem KulturgutschutzG Kunstgegenstände der Kategorie II exportierte. Die Kunst und Antiquitäten G m b H profitierte bei der Zusammenarbeit mit den Museen zuallererst von deren ökonomischen Zwängen. Man habe die Museen immer mit der Aussicht auf einige Prozent Valutaanteil gelockt, was für die Museen, die nie Valuta besessen hätten, eine gewisse Versuchung gewesen sei, sagt der langjährige Direktor des Kupferstichkabinetts und spätere Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Werner Schmidt. 746 Die Museen hätten dabei keinen größeren Schaden genommen. Schlimm sei die Abschöpfung des Kunstmarktes der D D R gewesen. Ähnlich prekär stellte sich die Situation für die den Museen übergeordneten örtlichen Räte und selbst das Ministerium für Kultur dar. Kulturminister HansJoachim Hoffmann schilderte die Lage vor dem „KoKo-Untersuchungsausschuß" folgendermaßen: „Wir waren in einer ständigen F i n a n z n o t . D e r große Teil von Farben, Leinwand, Bildhauerwerkzeugen usw. mußte aus der Bundesrepublik oder aus Österreich importiert werden. Die Preise stiegen; aber die Summen, die mir zur Verfügung standen, blieben, so daß eine Schere sich auftat. U n d es gab keinen offiziellen Weg diese Schere zu schließen. Erstens einmal wurde es prinzipiell abgelehnt, die mir zur Verfügung stehende Summe von Valuta zu erhöhen, u n d zwei-
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Telefongespräch mit Professor Werner Schmidt a m 5.7.2000.
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche
tens mal verwies man mich auf den gültigen Rechtsweg, und der dauerte Jahre. Um ein paar Mark zu bekommen, z.B. um ganz dringende Notfälle zu regulieren, um ein paar Mark zu bekommen, mußte man ein, zwei Jahre vorher um eine Genehmigung ersuchen. Das wurde eingeplant, wurde dann genehmigt oder auch nicht genehmigt, meistens nicht genehmigt. Aber es standen ganz aktuelle Notfälle an. Zum Beispiel: ... In den 70er Jahren ging durch ganz Europa so eine Welle der Beschädigung von Bildern. Ich hatte große Sorge, daß die Sixtinische Madonna beschädigt wird. Also brauchte ich schußsicheres und spiegelfreies Glas. Aber woher nehmen? Und die importierten Kühltruhen der Museen brauchten Ersatzteile, die hielten ja nicht ewig. Es gab also ... auch von unserer Seite aus eine ständige Suche nach zusätzlichen Quellen, um schnelle, prekäre Aufgaben zu erledigen. Und dann - Da gab es eigentlich nur eine Firma, die das konnte. Das war die Firma Schalck & Co." 747
Übrigens finden sich bisher keine Hinweise darauf, daß sich das MfS in die Exporte aus den Museen eingeschaltet hätte, etwa Druck auf seine Inoffiziellen Mitarbeiter ausübte. Beispielsweise ließ sich der für die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zuständige Mitarbeiter der Bezirksverwaltung des MfS, Oberleutnant Mühle, zwar genauestens vom Direktor des „Grünen Gewölbes", Joachim Menzhausen, über die Reaktionen auf die 1973 beschlossenen Museumsexporte informieren. So vermerkt Oberleutnant Mühle zum Beispiel am 23. 3.1973: „Mit dem I M wurde nochmals allseitig die Situation zum Verkauf des Kunstgutes durchgesprochen und dieser gleichzeitig geschult zum erkennen von op. Informationen. Der I M zeigte sich dankbar für die Auswertung und erklärte, daß er es für gut befindet das sich das MfS für solche Fragen interesiert und er es gut findet mit dem Organ zuarbeiten." 748
Das MfS wirkte aber, soweit aus den bekannten Akten ersichtlich, nicht aktiv auf eine Abgabe von Museumsbeständen an die Kunst und Antiquitäten G m b H hin. Grundsätzlich widersprach es natürlich der Aufgabe der Museen, wenn sie Sammlungsstücke verkaufen ließen, zumal für einen schlechten Preis. Angesichts der angespannten wirtschaftlichen Lage muß - von einigen in der Zusammenarbeit mit der Kunst und Antiquitäten G m b H sehr motivierten Direktoren einmal abgesehen - rückblickend aber eher das besonnene Verhalten einer Reihe von Museumsmitarbeitern hervorgehoben werden. Wäre es nach dem Willen des Bereiches Kommerzielle Koordinierung gegangen, dessen Aufgabe es zugegeben war, Devisen um jeden Preis zu erwirtschaften, hätten die Sammlungen noch weit mehr Schaden erlitten. Man mag sich nicht vorstellen, welche Verluste die in den Dresdener Depots „Alte Meister" 1989 geplanten Aussonderungen mit sich gebracht hätten. Die Kunst und Antiquitäten G m b H half den Museen und dem Ministerium für Kultur unkompliziert auch außerhalb der bestehenden Wirtschaftspläne, solange sie nur mit Devisen für ihre Dienste bezahlt wurde. 747
Zeugenaussage von Hans-Joachim Hoffmann vor dem 1. Bundestagsuntersuchungsausschuß der 12. Wahlperiode, Prot. 50, S. 93 f.
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Treffbericht von Oberleutnant Mühle vom 23.3.1973 zu Treffen mit IM „Karstett" alias Joachim Menzhausen am 20.3.1973, BStU Dresden AS/TA 113/77, Teil II, Bd. 1, Bl. 220.
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3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
Auf der einen Seite drängte der Bereich Kommerzielle Koordinierung die Ministerien auf zentraler Ebene zur Freigabe möglicher Devisenquellen - SchalckGolodkowski arbeitete ja direkt unter dem Wirtschaftssekretär im Politbüro, Günter Mittag. Die Haushaltslage spitzte sich immer weiter zu. Auf der anderen Seite animierte die Kunst und Antiquitäten G m b H die Museen zum Verkauf. Immerhin bestand dann die Aussicht, aus den Verkaufserlösen dringend benötigte Museumsmittel für den Erhalt der Sammlungen zu erwerben. Die Schloßbergungsbestände müssen sich in teilweise beklagenswertem Zustand befunden haben. Keiner dachte wohl ernsthaft daran, daß je die Mittel für die Restaurierung der Gemälde hätten aufgebracht werden können. Schließlich war nicht einmal das Geld für „Kühltruhen und Sicherheitsglas" vorhanden. Die Kunst und Antiquitäten G m b H trieb die Museen in die trostlosen Geschäfte. Der Bereich Kommerzielle Koordinierung übte politischen Druck aus. Außerdem fehlte nicht selten die nötige Sensibilität für die Belange der Museen - angefangen von einzelnen Funktionären in den Museen über die örtlichen Räte bis ins Politbüro. Die zunehmend angespannte Haushaltslage tat ein übriges. In dieser Situation gelangten Museumsbestände zum Export durch die Kunst und Antiquitäten GmbH. Dennoch, die Mitarbeiter der Museen selbst konnten einen größeren Schaden für die öffentlichen Sammlungen abwenden.
IV
Die Rolle der Kulturgutschutzkommission „Feigenblattfunktion für den Außenhandel"
Ganz anders war es um den Erhalt des nationalen Kunstbesitzes bestellt, wenn die Kunstgegenstände erst einmal in die Lager der Kunst und Antiquitäten G m b H nach Mühlenbeck gelangten oder in die verborgenen Exportlager, die die Kunst und Antiquitäten G m b H über den Antikhandel Pirna in der ganzen D D R unterhielt. Wie bereits erwähnt, sah schon § 3 der KunstschutzVO von 1953 vor, daß die Staatlichen Kommission für Kunstangelegenheiten - Kunstschutzkommission, über die Ausfuhr von geschütztem Kulturgut zu befinden hatte. In den Anfangsjahren der Kunst und Antiquitäten GmbH, von den Geschäften mit Siegfried Kath bis etwa 1976, fand keine Begutachtung unter der Kunstschutz VO statt. Die Kunstschutzkommission arbeitete de facto überhaupt nicht, sondern konnte im Einzelfall nur einberufen werden. Schon in den fünfziger und sechziger Jahren müssen so eine Unmenge von hochwertigen Kunstgegenständen das Land verlassen haben, damals noch unter Federführung des VEH Antiquitäten. Nach zwei Jahrzehnten des weithin unkontrollierten und unbemerkten Kunstexports trat die Problematik des mangelhaften Kunstschutzes immer deutlicher zu Tage. Mit Gründung des Antikhandel Kath erreichte der Aufkauf in der Bevölkerung eine neue Dimension. Die Kunst und Antiquitäten G m b H tauchte zwar nie
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche
namentlich in den fast täglich erscheinenden Suchannoncen in den Tageszeitungen auf, aber den eingeweihten Sammlern, Kunsthändlern und Museumsleuten war klar, wo „Omas alte Möbel" und „Porzellanpuppen" schließlich landeten, und was das für den Kunstbesitz des Landes bedeutete. Schon im Jahre 1974 notierte der Generaldirektor der Dresdener Kunstsammlungen, Manfred Bachmann, unverhohlen: „ P e r s ö n l i c h e G e d a n k e n z u m K u n s t e x p o r t - ... Seit J a h r e n b e d r ä n g t die M u s e u m s w i s s e n schaftler, deren H a u p t a u f g a b e es ist, den K u n s t f o n d s der D D R zu m e h r e n , der d u r c h kulturelle I n s t i t u t i o n e n nicht kontrollierte Verkauf alter K u n s t in d a s kapitalistische A u s l a n d g e m a n a g t d u r c h die e n t s p r e c h e n d e E i n r i c h t u n g des M i n i s t e r i u m s f ü r A u ß e n w i r t s c h a f t . D a s geschieht in G r ö ß e n o r d n u n g e n , f ü r die der Begriff des , A u s v e r k a u f s ' a n z u w e n d e n ist. A u f einzelnen G e bieten - z. B. M ö b e l u n d G e r ä t der V o l k s k u l t u r (Träger dieser K u l t u r w a r e n die w e r k t ä t i g e n Klassen!!) sind wir vollständig a u s g e p l ü n d e r t , ... D i e D D R ist d a s einzige sozialistische L a n d , in d e m der A u ß e n h a n d e l in völlig u n k o n t r o l l i e r b a r e r Weise d a s P r i m a t des K u n s t v e r k a u f e s hat. E s gibt keine K o m m i s s i o n , die die Stücke b e g u t a c h t e t u n d mit k u l t u r e l l e m Gewissen entscheidet o b sie i m L a n d e bleiben u n d z. B. v o m S t a a t a n g e k a u f t einzelnen M u s e e n z u g e f ü h r t w e r d e n (z. B. C S S R , U n g a r n , Polen) ... Also: S u b s t a n z v e r l u s t i n s g e s a m t . ... D i e u r s p r ü n g l i c h b e n a n n t e K o m m i s s i o n des V E B A n t i q u i t ä t e n h a t nie getagt (vgl. A u s k u n f t des Mitgliedes, G e n . D r . Schade, Staatliche M u s e e n Berlin). ... E s ist e i n m a l i g im sozialistischen Lager, d a ß ohne jede Wirklingsmöglichkeit von Fachleuten K u n s t in diesen D i m e n s i o n e n in d a s A u s l a n d verschleudert wird. (Die V R P o l e n k a u f t in Valuta historische K u n s t f ü r ihre Museen!!). Z u diesem staatlich organisierten K u n s t v e r l u s t k o m m e n n o c h die Verluste bei Westverzügen ( u n d die f r ü h e r e n der offenen Staatsgrenze). W e s h a l b sind die M u s e e n diesen G e b a r e n nicht gewachsen? D i e K u n s t agenten des A u ß e n h a n d e l v e r f ü g e n über - u n b e g r e n z t e materielle M ö g l i c h k e i t e n f ü r d e n A n k a u f - sind in s t a r k e m M a ß e beweglich (motorisiert) u n d k ö n n e n d a d u r c h regelrecht die L a n d s c h a f ten der M u s e e n abgrasen - werben in der sozialistischen Presse m i t , B a u e r n f ä n g e r m e t h o d e n ' ... - ü b e r r u m p e l n die L e u t e m i t P a u s c h a l a n k ä u f e n - k a u f e n o h n e Belege ( R e c h n u n g e n ) Beweise d a f ü r : die u n t e r s u c h t e S i t u a t i o n des p a r a s i t ä r e n S c h m a r o t z e r s K a t h in P i r n a , dessen H a n d l u n g e n v o m A u ß e n h a n d e l g e f ö r d e r t w u r d e n . ... Dieser K u n s t v e r k a u f ( u n d seine M e t h o den) sind u n w ü r d i g f ü r einen sozialistischen S t a a t u n d lassen viele z u r e c h t d a r a n zweifeln, o b die Erbepflege wirklich ein konstitutives E l e m e n t unserer K u l t u r p o l i t i k ist. ... - K e n n t wenigstens der M i n i s t e r f ü r K u l t u r die S u m m e , die der A u ß e n h a n d e l m i t d e m K u n s t v e r k a u f realisiert? Wir h a b e n also kein wirksames Kunstschutzgesetz, d a s a u c h o b j e k t i v festlegt, w a s i m L a n d e z u bleiben h a t . Wir h a b e n keine kulturellen K o n t r o l l o r g a n e , die m i t A u t o r i t ä t des Staates d e n Verbleib im L a n d e entscheiden k ö n n e n ... W i r bieten unseren M u s e e n keine M ö g l i c h k e i t e n , a u s reichend im L a n d u n d gegebenenfalls a u c h m a l m i t V a l u t a im K a p . A u s l a n d zu k a u f e n . ( W a n n h a t ein D D R - M u s e u m einen Picasso, C h a g a l l o d e r ähnliches e r w o r b e n ? ) ... Wir h a l t e n die S i t u a t i o n a u f diesem Teil des K u n s t m a r k t e s f ü r schlimm, kurzsichtig gesteuert v o n L e u t e n , die wahrscheinlich keine p e r s ö n l i c h e n B e z i e h u n g e n zur K u n s t h a b e n . Wir b r a u c h e n d r i n g e n d zügige M a ß n a h m e n unseres M i n i s t e r i u m s , um diese Situation z u g u n s t e n der D D R zu verä n d e r n . D a r a u f w a r t e n a u c h die G e n o s s e n der Sicherheits- u n d Z o l l o r g a n e m i t denen wir einen g u t e n A r b e i t s k o n t a k t h a b e n , die a u c h ü b e r eine kulturelles G e w i s s e n v e r f ü g e n . " 7 4 9
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M a n f r e d Bachmann, Persönliche G e d a n k e n zum Kunstexport, vermutlich aus dem Jahre 1974, d a B a c h m a n n a u f die „ g e g e n w ä r t i g " s t a t t f i n d e n d e S c h ä t z u n g des Besitzes v o n Siegfried K a t h d u r c h W i s s e n s c h a f t l e r seines I n s t i t u t e s verweist. B a c h m a n n ü b e r g a b sein Papier
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3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
Bachmann hatte natürlich den Fall Kath vor Augen, der den „Außenhandel" etwas in die Defensive drängte und offiziellen Anlaß zur Kritik bot. Allerdings dürfte er auch noch im Eindruck der Ministerratsverfügung 4/73, den geplanten Museumsexporten und dem Besuch Schalck-Golodkowskis in Dresden gestanden haben. Von der ideologischen Verpackung einmal abgesehen, Bachmann traf den Kern des Problems. Derartige Kritik blieb im Ministerium für Kultur nicht ohne Widerhall. Im Zeitraum 1975/1976 berief der damalige stellvertretende Kulturminister, Werner Rackwitz, eine Kunstschutzkommission unter der Leitung des Generaldirektors der Staatlichen Museen zu Berlin, Eberhard Bartke. 750 Der Kunstschutzkommission gehörten neben ihrem Sekretär Hirsch eine Reihe von Museumsdirektoren an, zum Beispiel Generaldirektor Bachmann aus Dresden, der Direktor des „Grünen Gewölbes", Menzhausen, und später der Direktor des Kunstgewerbemuseums Köpenick, Schade. Die Kontrolle der Kunst und Antiquitäten G m b H stand erstmals auf der Tagesordnung. Dennoch, bis Ende 1980 Anfang 1981, also weitere fünf Jahre, fanden keine regelmäßigen Begutachtungen unter dem Gesichtspunkt des Kunstschutzes statt. Lediglich in Einzelfällen, wenn Dritte oder die Kunst und Antiquitäten G m b H selbst die Kunstschutzkommission über die geplante Ausfuhr von Spitzenstücken unterrichteten, konnte ein Besuch von ein oder zwei Sachverständigen in Mühlenbeck erfolgen. Die vagen Kriterien der KunstschutzVO und die mangelnde Zusammenarbeit zwischen der Kunst und Antiquitäten G m b H und der Kunstschutzkommission ließen zahllose Antiquitäten weiterhin unkontrolliert die Landesgrenzen passieren. Wie gesagt, die Kunst und Antiquitäten G m b H fertigte die Ausfuhrpapiere selbst und siegelte die Transporte noch auf dem Firmengelände. Die Zollverwaltung unterstand, wie im ersten Teil der Arbeit erwähnt, gemäß § 30 I MAH-Statut ohnehin dem Minister für Außenhandel, und Schalck-Golodkowski hatte mit der Verfügung 87/71 des Vorsitzenden des Ministerrates, Willi Stoph, vom 25.6.1971 umfangreiche Kompetenzen bezüglich der Zollverwaltung erhalten. 751 Am Zoll gab es auch später nie Probleme. Eine Begutachtung konnte überhaupt nur stattfinden,
wohl dem Ministerium für Kultur, wie der Gesamtkontext vermuten läßt. Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. III, Bl. 115ff. 750
Der spätere Vorsitzende der Kulturgutschutzkommission, Werner Schmeichler, äußerte gegenüber der Kriminalpolizei der D D R in seiner Zeugenvernehmung am 26.6.1990 etwa das Jahr 1975 als Gründungszeitpunkt der fest konstituierten Kunstschutzkommission. Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. I, Bl. 327 (333) - Nach Zeugenaussage von M a n f r e d Bachmann vor dem 1. Bundestagsuntersuchungsausschuß der 12. Wahlperiode wurde die Kunstschutzkommission erst 1976 berufen. Prot. 45, S. 147 (165).
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D a z u schon im Zusammenhang mit der rechtlichen Stellung des Bereiches Kommerzielle Koordinierung im Staatsgefüge.
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bevor die Fracht in Mühlenbeck oder einem der Lager des Antikhandel Pirna in Containerfahrzeuge verladen und für den Zoll abgefertigt war. 1980 trat das KulturgutschutzG in Kraft und löste die KunstschutzVO ab. Das KulturgutschutzG nahm auf die Kategorisierung der Kunstgegenstände aus der MuseumsfondsVO Bezug. Zur Durchführung der Ausfuhrbestimmungen des § 10 KulturgutschutzG erging am 3. 5.1982 die schon erwähnte 3. DB zum KulturgutschutzG. In § 4 IV sah diese Durchführungsbestimmung die Prüfung von Kunstgegenständen der Kategorie I durch eine vom Minister für Kultur zu berufende Kommission von Sachverständigen vor. Schon am 26.4.1982 wies der Minister für Kultur, Hoffmann, diesbezüglich die Bildung einer „Kommission des Ministeriums für Kultur zum Schutz des Kulturgutes" an und regelte ihre Aufgaben in einem eigenen Statut. 752 Aus der Kunstschutzkommission wurde die Kulturgutschutzkommission. Der Vorsitzende der Kulturgutschutzkommission unterstand gemäß § 5 I ihres Statuts dem Stellvertreter des Ministers für Kultur - damit seit 1982 nacheinander Siegfried Wagner, Friedhelm Grabe und Dietmar Keller. Nach § 4 ihres Statuts sollte die Kulturgutschutzkommission im Auftrag des Ministers für Kultur unter anderem alle Anträge auf Ausfuhr von geschütztem Kulturgut der Kategorie I bearbeiten, die dazu erforderlichen Gutachten erstellen und dem Minister Vorschläge unterbreiten. Daneben zeichnete die Kulturgutschutzkommission anders als die frühere Kunstschutzkommission auch für die Registrierung von nicht in Volkseigentum befindlichem Kulturgut aufgrund § 6 KulturgutschutzG in Verbindung mit der 2. DB zum KulturgutschutzG verantwortlich. Nach § 6 II 2 KulturgutschutzG waren Eigentümer, Verfügungsberechtigte oder Besitzer von Kulturgut nämlich verpflichtet, besonders wertvolle Einzelstücke sowie Sammlungen von Kulturgut, die nationale oder internationale Bedeutung besaßen, bei den örtlichen Räten anzumelden. Eine Verpflichtung, der die Kunstsammler angesichts der drohenden Steuerverfahren übrigens nur sehr zögerlich nachkamen. Unter namentlicher Nennung früherer Kollegen aus der Kunst und Antiquitäten G m b H bemerkte diesbezüglich ausgerechnet der ehemalige Mitarbeiter der H A VII/13 des MfS Siegfried Brachhaus alias IM „Reinhard" in einem Schreiben an die Regierungskommission zur Untersuchung des Bereiches Kommerzielle Koordinierung im Mai 1990: „ . . . Von der G m b H w u r d e n G u t a c h t e r p e r s ö n l i c h d u r c h d e n G e n e r a l d i r e k t o r b e a u f t r a g t , sich bei den e n t s p r e c h e n d e n Dienststellen F i n a n z e n zu m e l d e n , u m V e r m ö g e n s f e s t s t e l l u n g e n vorz u n e h m e n , was z u r Folge hatte, d a ß F a h r z e u g e der G m b H im A n s c h l u ß d a r a n K u n s t o b j e k t e a b t r a n s p o r t i e r t e n . D a s erregte z w a n g s l ä u f i g bei d e n B e t r o f f e n e n u n d allen ü b r i g e n B ü r g e r n , die
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A n w e i s u n g des M i n i s t e r s f ü r K u l t u r ü b e r die B i l d u n g der „ K o m m i s s i o n des M i n i s t e r i u m s f ü r K u l t u r z u m S c h u t z des K u l t u r g u t e s " u n d die Verbindlichkeit ihres S t a t u t s v o m 2 6 . 4 . 1 9 8 2 , V e r f ü g u n g e n u n d M i t t e i l u n g e n des M i n i s t e r i u m s f ü r Kultur, N r . 2 1982, v o m 7.7.1982.
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3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH im Besitz von Kunstgegenständen bzw. Antiquitäten waren, Verdruß und Verbitterung. Diese M a ß n a h m e beschränkte sich nicht nur auf spekulative Schwarzhändler, sondern hing wie ein Damoklesschwert über d e m H a u p t jedes Besitzers von Kunstgegenständen. Es war aus diesem G r u n d k a u m j e m a n d zu bewegen seine K u n s t s a m m l u n g bzw. nationalen Kunstbesitz anzumelden, wie es das Gesetz z u m Schutz des Kulturgutes fordert. Jeder m u ß t e befürchten, d a ß anschließend seine W o h n u n g ausgeräumt wird." 7 5 3
Regelmäßige Kontrollen der Kulturgutschutzkommission bei der Kunst und Antiquitäten G m b H schrieb eine Vereinbarung zwischen dem Ministerium für Kultur und dem Bereich Kommerzielle Koordinierung vom 4.11.1982 vor. Darin heißt es: „1. Auf der G r u n d l a g e der 3. D B z u m Kulturgutschutzgesetz ... wird das Ministerium f ü r Außenhandel, Bereich Kommerzielle Koordinierung, dem Außenhandelsbetrieb Kunst u n d Antiquitäten G m b H ... die Ausfuhr von geschütztem Kulturgut gestatten ... 2. Die Kulturgutschutzkommission ... p r ü f t zweimal monatlich beim A H B Kunst u n d Antiquitäten G m b H , ob bei der zu Ausfuhr vorgesehenen E x p o r t w a r e Kulturgut der Kategorie I und der Spitze der Kategorie II vorhanden ist. Dieses Kulturgut wird nicht ausgeführt. Uber die Verwendung des nicht zur A u s f u h r freigegebenen Kulturgutes treffen der Vorsitzende der Kulturgutschutzkommission ... u n d der Leiter des Außenhandelsbetriebes Kunst u n d Antiquitäten G m b H jeweils gesonderte Vereinbarungen." 7 3 4
Im November 1982 wurde eine Vereinbarung entsprechenden Inhaltes auch zwischen der Kunst und Antiquitäten G m b H und der Kulturgutschutzkommission geschlossen. Danach sollten die Kontrollen der Kulturgutschutzkommission zweimal monatlich, in der Regel am 1. und 3. Donnerstag des Monats, durch ihren Vorsitzenden bzw. Sekretär und ein Mitglied ..." 7 5 5 erfolgen; eine Regelung, wie sie mit der Kunstschutzkommission schon seit Ende November 1980 bestand. Rechtlich betrachtet bedeutete die Vereinbarung zwischen dem Ministerium für Außenhandel, Bereich Kommerzielle Koordinierung, und dem Ministerium für Kultur vom 4.11.1982 eine Delegierung der Genehmigungsbefugnis im Sinne des § 9 I der 3. DB zum KulturgutschutzG. Nach § 10 II 2 KulturgutschutzG war der Minister für Kultur auch grundsätzlich berechtigt, die Genehmigungsbefugnis zur Ausfuhr von geschütztem Kulturgut zu delegieren. Praktisch durfte die Kunst und Antiquitäten G m b H damit sämtliches geschütztes Kulturgut der Kategorie III bis unterhalb Spitze II ohne weiteres exportieren.
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Schreiben von Siegfried B r a c h h a u s an die Regierungskommission zur U n t e r s u c h u n g des Bereiches Kommerzielle Koordinierung vom 5.3.1990, Verfahren Joachim Farken u n d andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. I, Bl. 287.
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Vereinbarung zwischen dem Ministerium für Kultur, vertreten durch Minister H a n s Joachim H o f f m a n n , und dem Bereich Kommerzielle Koordinierung, vertreten durch Staatssekretär Alexander Schalck-Golodkowski, vom 4.11.1982, BArch D L 2 / K o K o / l 126, Bl. 345.
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Vereinbarung zwischen der Kulturgutschutzkommission, vertreten durch ihren Vorsitzenden Werner Schmeichler, u n d der Kunst u n d Antiquitäten G m b H , vertreten durch Generaldirektor Joachim Farken, v o m November 1982, BArch DL2/KoKo/1126, Bl. 346.
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche
Das übliche Genehmigungsverfahren der §§ 2 ff. der 3. DB zum KulturgutschutzG fand damit keine Anwendung. Allein die Kulturgutschutzkommission sollte durch ihre alle zwei Wochen stattfindenden Prüfungen Kulturgut der Kategorien I und Spitze II aussondern. Die Entscheidung über die Verwendung des so ausgesonderten Kulturgutes blieb von Fall zu Fall dem Vorsitzenden der Kulturgutschutzkommission und dem Generaldirektor der Kunst und Antiquitäten G m b H vorbehalten. Schon abstrakt müssen gegen diese Regelung Bedenken bestehen. Nach § 1 I der 3. DB zum KulturgutschutzG konnte zwar die Ausfuhr jeglichen Kulturgutes genehmigt werden, wenn sie denn „im Interesse der sozialistischen Gesellschaft" lag. Doch wird man sich fragen müssen, ob eine pauschalierte Ausfuhrgenehmigung für Kunstgegenstände bis unterhalb der Spitze der Kategorie II allein unter dem Gesichtspunkt der Devisenerwirtschaftung zu rechtfertigen war. Juristisch läßt sich diese Frage nicht mehr beantworten. Eine Abwägung - Kulturgutschutz gegen Devisenbeschaffung - im Hinblick auf das Interesse der sozialistischen Gesellschaft entbehrt heute ihrer Beurteilungsgrundlage. Außerhalb der Rechtsordnung der D D R wäre ein derartiger Abwägungsprozeß um das Wohl und Wehe der sozialistischen Gesellschaft ohne systematischen Bezug. Festzuhalten bleibt, daß die pauschale Genehmigung zur Ausfuhr von geschütztem Kulturgut den Belangen des Kulturgutschutzes zuwiderlief. Für die so zum Export freigegebenen Kunstgegenstände legitimierte die Vereinbarung vom 4.11.1982 aber nur eine bis dahin schon geübte Praxis. Tatsächlich gestaltete sich die Zusammenarbeit der Kunst- beziehungsweise Kulturgutschutzkommission mit der Kunst und Antiquitäten G m b H auch unter den seit Ende 1980 bestehenden Vereinbarungen über regelmäßige Kontrollen äußerst schwierig. Dabei gab es vor allem zwei große Probleme. Zum einen sollte die Kulturgutschutzkommission den Verbleib von Kunstgegenständen der Kategorien I und Spitze II sicherstellen und hätte dafür praktisch sämtliches Exportgut in Augenschein nehmen müssen. Wenn man bedenkt, daß die Vereinbarungen zwei monatliche Besuche von je zwei Sachverständigen vorsahen, stellte dies angesichts der Ausdehnung der Lagerhallen allein in Mühlenbeck keine leichte Aufgabe dar. Zum anderen erwies sich die Regelung über die von Fall zu Fall zu treffende Entscheidung über die Verwendung des nicht zur Ausfuhr freigegebenen Kulturgutes als unzulänglich. Was das organisatorischen Problem der regelmäßigen Begutachtungen anbelangt, äußerte der langjährige Vorsitzende der Kulturgutschutzkommission, Werner Schmeichler, im Juni 1990 gegenüber der Kriminalpolizei der D D R , daß Begutachtungen lediglich in Mühlenbeck stattfanden:
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3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH „ L a u t Vereinbarung war die Begutachtung des Bestandes der Kunst und Antiquitäten G m b H zweimal im M o n a t durchzuführen. Ich habe diesen Vertrag 7 3 6 unterschrieben, d a mir nur M ü h l e n b e c k selbst b e k a n n t war. Bei Kenntnis der Tatsache, d a ß von der Kunst u n d Antiquitäten G m b H noch eine ganze Reihe von Außenlagern unterhalten wurden, hätte ich diesen Vertrag nie unterschrieben. Schon die Begutachtung in der Kunst u n d Antiquitäten G m b H in Mühlenbeck war physisch außerordentlich anstrengend für die eingesetzten Sachverständigen. In den vergangenen Jahren fanden sich immer weniger Sachverständige bereit, an diesen Begutachtungen teilzunehmen. A b September 1987 m u ß t e die regelmäßige Begutachtung in diesem Außenhandelsbetrieb eingestellt werden, da die bis dahin tätigen wenigen G u t a c h t e r keine Bereitschaft zur weiteren Mitarbeit zeigten. F ü r den Bereich Gemälde u n d Graphiken konnte in den letzten Jahren ü b e r h a u p t kein G u t a c h t e r gefunden werden, der solche kadermäßigen Voraussetzungen hatte, um die R ä u m e der Kunst und Antiquitäten G m b H betreten zu dürfen. So übte ich d a n n diese Tätigkeit mit Notwendigkeit selbst aus. Als H a u p t g r u n d für die Ablehnung einer solchen Tätigkeit wurde Arbeitsüberlastung angegeben, ich meine aber, daß den Museologen angesichts des großen U m f a n g e s des Kulturgüterexportes das Gewissen schlug, u n d sie vor ihren Fachkollegen keine ,Feigenblattfunktion' für den Außenhandel übernehmen wollten. ... D a z u k a m noch, d a ß wir nicht garantieren konnten, ob uns bestimmte wertvolle Kulturgüter bei den Besichtigungen nicht vorenthalten wurden .. ,". 757
Mitglied schon der Kunstschutzkommission war auch der langjährige Direktor des Kunstgewerbemuseums Köpenick und spätere Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, Günter Schade. Als man auf Druck der Kunstschutzkommission Ende 1980 endlich die Durchführung regelmäßiger Kontrollen bei der Kunst und Antiquitäten G m b H vereinbarte, wurde Günter Schade vom Vorsitzenden der Kunstschutzkommission, damals noch Eberhard Bartke, mit den Begutachtungen in Mühlenbeck beauftragt. Nach seinen Erinnerungen an derartige Besuche bei der Kunst und Antiquitäten G m b H befragt, berichtet Günter Schade: „Es gab noch einen Sekretär, das war ein Jurist, bei der Kulturgutschutzkommission, H e r r Hirsch - mit dem bin ich dann also als G u t a c h t e r nach Mühlenbeck gefahren. ... D a n n hieß es also, d a müssen wir mal gucken, [weil, der Autor] wahrscheinlich von Seiten auch der Antiquitäten G m b H gesagt wurde, Kinder, wenn die Kulturgutschutzkommission hier begutachtet, d a n n stehen wir vielleicht viel besser da u n d können sagen, alle Angriffe sind Nonsens. ... Es ging u m den Schutz des Kulturgutes der D D R vor Verlust u n d Verkauf ... D a s war das eine, das hehre Ziel, und das andere war die Schleuse Antiquitäten G m b H , wo die Dinge rausgingen. D a s war ... das Dilemma, in dem wir alle steckten. D a war das, was wir dort machten, mit diesen Kontrollgängen, eben sowohl im Interesse der Kulturgutschutzkommission - wir sagten, mein G o t t , hier können wir wirklich mal gucken ... - aber die Antiquitäten G m b H , die hatte ein Alibi u n d konnte sagen, also die k o m m e n her ... Ich bin beauftragt worden v o m Minister u n d vom Vorsitzenden der Kulturgutschutzkommission, diese Kontrollfunktion auf meinem Gebiet wahrzunehmen. U n d d a h a b ' ich das gemacht. Ich war D i r e k t o r in Köpenick. Ich h a b ' gesagt: N a klar, das liegt in unserem Interesse. Ich bin dort hingefahren. Wir haben uns d a angemeldet. D a s lief über den Sekretär der Kulturgut-
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Gemeint ist die erwähnte Vereinbarung zwischen der Kulturgutschutzkommission und der Kunst und Antiquitäten G m b H über die zweimal monatlich stattfindenden P r ü f u n g e n vom November 1982. Siehe BArch DL2/KoKo/1126, Bl. 346f.
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Zeugenaussage von Werner Schmeichler vor der Kriminalpolizei der D D R a m 26.6.1990, Verfahren Joachim Farken u n d andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. I, Bl. 327 (330).
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche s c h u t z k o m m i s s i o n . D e r organisierte das. D a s w a r j a eine h a u p t a m t l i c h tätige Vereinigung. D e r rief d a n n an u n d sagte, d a n n u n d d a n n wollen wir wieder m a l nach M ü h l e n b e c k f a h r e n , h a s t D u Zeit? W a n n p a ß t es D i r ? U n d d a n n sind wir g e f a h r e n - z u zweit, der S e k r e t ä r u n d ich, h a b e n m i t H e r r n F a r k e n - d e n Schuster h a b ' ich j a n i c h t m e h r g e k a n n t , der w a r s c h o n weg, d a s ist j a a u c h ein b e s o n d e r e r Fall, w e r d e n Sie j a wissen ... - d a n n h a b e n wir eine Tasse K a f f e m i t H e r r n F a r ken g e t r u n k e n u n d h a b e n gesagt: W i e geht's, w a s gibt's, w a s h a b t ihr Neues, wie ist die Lage? U n d d a n n sind wir d a durchgeschlichen mit einem M i t a r b e i t e r . U n d d a n n h a t der u n s d a s gezeigt, w a s z u m E x p o r t bereitgestellt w u r d e in d e n g r o ß e n L a g e r h a l l e n . G r o ß e H a l l e n sind das. Wir h a b e n u n s d a s a n g e g u c k t u n d h a b e n gesagt: Ja g u t . D a w a r e n j a die Regale, u n d d a h a b e n wir u n s d a s a n g e g u c k t . D a s sieht m a n j a als F a c h m a n n ... D a s w a r ein Riesengelände, eine A n l a g e ... Also, ich h a t t e nicht den E i n d r u c k , d a ß m a n uns betrogen h a t , aber wenn m a n etwas verheimlichen wollte, h ä t t e m a n es natürlich t u n k ö n n e n u n d h a t es vielleicht a u c h g e t a n , ich weiß es nicht. ... Wir w a r e n n u r in d e m Zentrallager, w o u n s gezeigt wurde, w a s f ü r d e n E x p o r t bereitgestellt war. ... D a s h a t j a n u n einen h a l b e n Tag g e d a u e r t ... - zwei-, d r e i m a l i m Jahr.
Auf die Bemerkung des Autors hin, die Kulturgutschutzkommission hätte doch laut Vereinbarung zweimal monatlich kontrollieren sollen: Ach wo, ist ü b e r h a u p t nicht passiert. ... U n d das, was wir so g e f u n d e n h a b e n , d a s h a b e n wir d a n n versucht z u r ü c k z u h a l t e n . D a h a b e n wir gesagt: N e i n , d a s fällt u n t e r K u l t u r s c h u t z der D D R , d a s geht nicht zu e x p o r t i e r e n . H a t der F a r k e n gesagt: G u t ist in O r d n u n g , stellen wir z u r ü c k , w a s m a c h e n wir d a m i t ? Wir h a b e n gesagt: Ja d a s k ö n n t e in dieses oder j e n e s M u s e u m . . . H a b e n die gesagt: K ö n n t I h r h a b e n , aber I h r m ü ß t e b e n d a n n G e g e n l e i s t u n g b r i n g e n , K u n s t werke b r i n g e n , also Devisen. So. A b e r wir h a t t e n j a keine Devisen, u m d a s d o r t a b z u k a u f e n . D a s war je ein Devisenbetrieb. U n d d a n n m u ß t e n wir d a s d u r c h Devisen beziehungsweise d u r c h G e g e n l e i s t u n g e n auslösen. ... W a s mit den S a m m l e r n g e m a c h t wurde, ist a u c h eine m o r a l i s c h e Frage. W i r h a b e n uns i m m e r dagegen g e w a n d t . Wir h a b e n gesagt: U m G o t t e s willen, der S a m m l e r h a t a u c h eine wichtige F u n k t i o n , a u c h i m Sozialismus. ... E s gibt zwei Fälle, w o wir S a m m l u n g e n eigentlich gerettet h a b e n . U n d d a s wollte a u c h H e r r Schmeichler m i t seinen g a n z e n G e s e t z g e b u n g e n . Wir wollten, d a ß die S a m m l e r ihre S a m m l u n g e n d e k l a r i e r e n , d a ß sie sie a n m e l d e n , u m sie ... so zu schützen. E s gibt zwei Beispiele, d a s ist der S a m m l e r B r ü h l 7 3 8 natürlich, der einen Teil seiner S a m m l u n g d e m M u s e u m gegeben hat.
Auf den Einwand, es sei doch problematisch, wenn man seine Sammlung nur dadurch retten könne, daß man sie dem Staat schon zu Lebzeiten vermache: Ja, j a ist richtig, aber wie wollten Sie es m a c h e n ? D a d u r c h h a t B r ü h l seine S a m m l u n g b e h a l t e n . U n d eine zweite S a c h e war der S a m m l e r D a u g s 7 5 9 .
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G e o r g B r ü h l , 1931 g e b o r e n , M u s e o l o g e , K u n s t w i s s e n s c h a f t l e r u n d S a m m l e r , ü b e r g a b 1966 e t w a e i n t a u s e n d Stücke seiner J u g e n d s t i l s a m m l u n g d e m K u n s t g e w e r b e m u s e u m S c h l o ß K ö p e n i c k , 1986 weitere Jugendstilwerke, d a n e b e n 1988 eine G r a f i k s a m m l u n g a n die E r e m i tage in L e n i n g r a d , s a m m e l t e v o r allem K u n s t des 20. J a h r h u n d e r t s , leitete viele J a h r e die Galerie „ o b e n " in K a r l - M a r x - S t a d t , Verfasser des Werkes H e r w a r t h W a i d e n u n d „ D e r S t u r m " , D u M o n t Verlag K ö l n , 1983 bei E d i t i o n Leipzig; zu B r ü h l siehe a u c h Peter Sager T a n z zwischen den F r o n t e n , D I E Z E I T v o m 2 9 . 1 1 . 1 9 9 1 u n d D i e Besessenen - B e g e g n u n g e n mit K u n s t s a m m l e r n zwischen A a c h e n u n d Tokio, K ö l n 1992, S. 3Iff. B r ü h l w u r d e s p ä t e r in die N ä h e des M f S g e r ü c k t . A u f R e c h e r c h e n d a z u w u r d e f ü r die vorliegende A r b e i t verzichtet.
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Z u r S a m m l u n g v o n A l f r e d D a u g s , der in P r e n z l a u e r Berg in Berlin w o h n t e u n d 1981 verstarb, berichtet G ü n t e r S c h a d e weiter: „Ein g a n z a r m e r Schlucker war das, h a t t e eine S a m m -
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3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
Auf die Frage des Autors nach den großen Privatsammlungen aus den Verfahren der siebziger Jahre: Die haben wir nicht gesehen. ... Also, im G r u n d e denke ich, daß das ein Tropfen auf den heißen Stein war, was wir gemacht haben und das natürlich, das m u ß m a n auch sagen, ich will es nicht unterstellen, ... aber es ist doch klar, wenn die ... Dinge an uns vorbei verkaufen wollten, konnten sie das doch tun. Sie können doch Dinge hinstellen, wo man sie nicht sieht. Die haben uns doch nicht alle Räume - wir sind ja nicht als kriminalpolizeiliches Untersuchungsorgan dort vom Keller bis zum Dachboden durchgestöbert. ... Wir haben doch keine Haussuchung gemacht, sondern m a n hat uns die Dinge gezeigt, die zum Export vorgesehen waren. ... Es ist ja absoluter Quatsch, wie wollen sie so ein Riesenimperium kontrollieren. Es war auch sicherlich politisch ja nicht so gewünscht. Es sollten Devisen auf Deubel komm raus gemacht werden, aber man mußte natürlich auch die Gesetze einhalten - wie im Spagat, und den sollte nun die Kulturgutschutzkommission ausführen. Und das gelingt natürlich nicht. ... Unter Kollegen haben wir ja offen gesprochen. Wir haben gesagt, es ist eigentlich ein Skandal. Wir verkaufen die Kunst, so wie die Afrikaner Rohstoffe; wie den Azteken Elfenbein und Gold weggenommen wurden, und m a n hat Glasperlen hingegeben. So war das ja in der D D R auch. Wir haben die Kunst verkauft, und Müll haben wir importiert, aus West-Berlin. ... D a s ist ein schlechtes Zeichen. D a s ist eines Kulturstaates doch eigentlich nicht würdig. So war es, ganz genau so war es. Wie gesagt, es gehören auch immer Leute dazu, die sich auf diesen Handel einlassen, auch auf der anderen Seite." 760
Neben den organisatorischen Schwierigkeiten bei der Begutachtung wog die andauernde Auseinandersetzung um die weitere Verwendung nicht zur Ausfuhr
lung von Jugendstil. ... Der hat also gleich nach 1945 angefangen zu sammeln und hatte ganz hervorragende Stücke. U n d dann ist man auch an die Sammlung Daugs rangegangen ... Und da haben wir gesagt: U m Gottes willen, das geht ja ... nicht, ... Mensch Daugs, ... versuchen Sie doch auch ..., die Sammlung später dem Museum zu übereignen. ... Damit kommt j a die Stasi nicht mehr ran. ... D a n n starb er aber. D a n n ist das also nicht mehr zustande gekommen. D a haben wir gesagt: Die einzige Möglichkeit, die jetzt besteht, wir räumen die Bude aus. Die Mutter war damit einverstanden - war eine alte Frau - und haben also die Jugendstilsachen weggeholt, erst mal ins Museum, haben einen Leihvertrag ausgefertigt mit der Frau: ,Wir wollen ... eine große Ausstellung machen zur Sammlung Daugs.' Damit waren die Sachen erst mal im Museum. U n d ich habe von der Kulturgutschutzkommission die Sammlung unter Kuratel stellen lassen. ... D a kam dann die Steuerfahndung, hat mich noch persönlich zur Rechenschaft gezogen, zur Minna gemacht. ... Ich sollte den ganzen Steuerausfall bezahlen, in Westgeld. Ich habe gar kein Westgeld verdient. D a s war ziemlich happig. Der M a n n von der Steuerfahndung, der war so sauer. Der hat mich dann, als ich Generaldirektor war ... noch getriezt. ... D a s war ein unangenehmer M a n n . ... Der war bei uns auf der Museumsinsel und wollte sich vom Personalchef die Kaderunterlagen von Leuten geben lassen. Und der k a m zu mir und sagte, Mensch, darf ich denn das machen? D a sag ich, u m Gottes willen, kommt überhaupt nicht in Frage, wir geben keinerlei Personalunterlagen an diesen ominösen M a n n raus. D a n n k a m der zu mir und wollte sich beschweren, und dann hat er noch gesagt, ja und überhaupt, es gibt Kritik an Deiner Amtsführung. U n d da hab ich gesagt: Also das reicht mir, raus aus meinem Zimmer. ... D a s rührte daher, daß wir die Sammlung Daugs - ...und der armen Frau haben sie die Möbel und alles, was sie hatte, weggenommen, u m die Schulden zu bezahlen." - Zeitzeugengespräch mit Prof. Günter Schade am 12.1.2001. Zur Geschichte der Sammlung von Alfred Daugs siehe ausführlich bei Blutke, Obskure Geschäfte mit Kunst und Antiquitäten, S. 65ff. 760
Zeitzeugengespräch mit Prof. Günter Schade am 12.1.2001.
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche
freigegebener Kunstgegenstände noch schwerer. Hier lag das eigentliche Manko des Kulturgutschutzes. Bis zum Ende ihrer Geschäftstätigkeit galt für die Kunst und Antiquitäten GmbH, daß alle Kunstgegenstände in ihrer Verfügungsgewalt quasi schon Devisenwerte darstellten. Wie von Günter Schade erwähnt, wenn die Kulturgutschutzkommission einzelne Kunstgegenstände vom Export ausschloß, mußten diese von der Kunst und Antiquitäten G m b H nicht nur schlicht gekauft werden. Das Ministerium für Kultur, wollte es die ausgesonderten Kunstgegenstände der Kategorien I und Spitze II für die Museen erwerben, mußte dafür auch noch in Devisen bezahlen. Im Bereich Kommerzielle Koordinierung war für Mark der D D R nichts zu haben. Es braucht an dieser Stelle nicht mehr betont zu werden, daß das Ministerium für Kultur mit seinen ohnehin spärlichen und längst verplanten Devisenmitteln derartige Ankäufe bei der Kunst und Antiquitäten G m b H nicht tätigen konnte. Auch die Valutaanrechte der Museen bei der Kunst und Antiquitäten G m b H reichten dafür bei weitem nicht aus. Es blieb insofern nur die Möglichkeit des Tausches. Vereinfacht gesagt: Wenn die Kulturgutschutzkommission einen Kunstgegenstand der Kategorie I aussonderte, mußten die Museen der Kunst und Antiquitäten G m b H im Gegenzug drei Kunstgegenstände der Kategorie III aus ihren Beständen anbieten. Für die Museumsdirektoren, die als Gutachter in der Kulturgutschutzkommission arbeiteten, entwickelte sich diese Regelung zu einem „Teufelskreis". Besonders augenfällig wurde diese Problematik bei der oft hervorragenden Qualität der von der Kunst und Antiquitäten GmbH im Rahmen der Steuerverfahren übernommenen Sammlungen. Anders als beim direkten Aufkauf der Kunstgegenstände aus der Bevölkerung über den Antikhandel Pirna waren bei der Verwertung der Sammlungen im Rahmen der Steuerverfahren ja die Finanzorgane zwischengeschaltet. Die Kulturgutschutzkommission und mit ihr das Ministerium für Kultur stellten sich nun auf den Standpunkt, man müsse die Kunstgegenstände noch im Verfügungsbereich des Ministeriums der Finanzen begutachten und nationales Kulturgut dann, wie die Kunst und Antiquitäten GmbH auch, für Mark der DDR von den Finanzorganen erwerben können. Man forderte von den Finanzorganen deswegen überhaupt erst einmal, über derartige Übernahmen von Kunstgegenständen zum Zwecke der Verwertung unterrichtet zu werden. Allein aus diesem Grund fand am 18. 11. 1982 das schon im Zusammenhang mit der Verwertung von Kunstgegenständen aus Steuerverfahren erwähnte Treffen zwischen den stellvertretenden Kultur- und Finanzministern, Siegfried Wagner und Martin Maaßen, dem Vorsitzenden der Kulturgutschutzkommission, Werner Schmeichler, dem Generaldirektor der Kunst und Antiquitäten GmbH, Joachim Farken, und weiteren Vertretern 761 auch des Ministeriums der Justiz statt. 761
Z u g e g e n waren a u ß e r d e m der Leiter der H a u p t a b t e i l u n g G e s e t z g e b u n g des M i n i s t e r i u m s der Justiz, L ü b c h e n , der Leiter der A b t e i l u n g M u s e e n u n d D e n k m a l p f l e g e des M i n i s t e r i u m s
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3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
Anfang der achtziger Jahre nahm die Anzahl der Steuerverfahren zu. Im Eindruck der Verwertung der herausragenden Sammlung von Werner Schwarz hatte sich die Kulturgutschutzkommission im Vorfeld des Treffens an den Minister für Kultur gewandt, 762 der seinerseits die Leiterin der Abteilung Kultur des Z K der SED, Ursula Ragwitz, auf die bestehende Problematik aufmerksam gemacht hatte. In ihrem Auftrag fand das Treffen am 18.11.1982 statt. 763 Das Zustandekommen des Treffens veranschaulicht übrigens den „realen Dienstweg" - der Minister für Kultur suchte die Schwierigkeiten mit Finanz- und Außenhandelsorganen nicht etwa in eigener Verantwortung über seine zuständigen Kollegen im Ministerrat zu lösen, sondern versicherte sich erst einmal der Rückendeckung von „Ursel" Ragwitz im ZK der SED, die ihrerseits direkt unter Kurt Hager im Politbüro arbeitete. Die grundlegenden Entscheidungen für den Kulturbereich traf Kurt Hager selbst. Auch Ursel Ragwitz mußte sich ständig bei Hager rückversichern und ihn informieren. Formal besaß zwar nur der Minister für Kultur Weisungsbefugnis gegenüber den nachgeordneten kulturellen Einrichtungen, die „Linie" kam aber aus Politbüro und ZK. Das Treffen am 18.11.1982 verlief zunächst vielversprechend. Zwar bestand Martin Maaßen auf der „... vollen Durchsetzung der Ware-Geldbeziehung", 764 das heißt, die im Rahmen von Steuerverfahren von den Finanzorganen an Zahlungs statt übernommenen Kunstgegenstände sollten von den Finanzorganen grundsätzlich nur käuflich erworben werden können. Auch sah Joachim Farken mit Verweis auf den von ihm zu erfüllenden Exportplan keine andere Möglichkeit als den Tausch ausgesonderten Kulturgutes gegen Objekte „niedrigerer Kategorien" aus den „kulturellen Einrichtungen". 765 Letztlich hielt man jedoch fest, daß Werner Schmeichler „... einen Entwurf einer Vereinbarung zwischen dem Ministerium für Kultur und dem Ministerium der Finanzen über die Begutachtung von geschütztem Kulturgut im Bereich der
f ü r Kultur, Wolf, der Leiter der Abteilung M u s e e n u n d Bibliotheken des Ministeriums f ü r H o c h - u n d Fachschulwesen, G r a m p p , u n d der Leiter der Rechtsstelle des Ministeriums f ü r Kultur, England. 762
G e m ä ß § 5 I 2 ihres Statuts unterstand die Kulturgutschutzkommission dem Stellvertreter des Ministers für Kultur - damals Siegfried Wagner. Wagner mußte sich dann seinerseits an den Minister wenden. D e r Minister kontaktierte d a n n „auf d e m Dienstweg" die Abteilung Kultur im Z K der SED.
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D a z u die Hausmitteilung der Kulturgutschutzkommission, Sekretärin Dr. K u h n , an den Staatssekretär Löffler vom 10.6.1988, Archiv Dr. G ü n t e r Blutke.
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Aktennotiz von Werner Schmeichler betreffend die Beratung über Fragen der gesellschaftlichen Erschließung von geschütztem Kulturgut, das in Volkseigentum übergegangen ist, der Kunst und Antiquitäten G m b H übersandt mit Eingangsstempel vom 10.1.1983, Verfahren Joachim Farken u n d andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. I, Bl. 385 (386).
765
Dito.
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche
Finanzorgane" 766 erarbeiten sollte (Tafel 72). Das bedeutete, die Kulturgutschutzkommission würde die Kunstgegenstände begutachten, bevor sie seitens der Finanzorgane an die Kunst und Antiquitäten G m b H verwertet wurden. Die Erarbeitung eines entsprechenden Entwurfs wurde aber schon einige Monate später hinfällig, nachdem, wie es in einer Hausmitteilung der Kulturgutschutzkommission heißt: „ . . . G e n . M a a ß e n in einem Schreiben v o m 8 . 4 . 1 9 8 3 a n d e n Stellvertreter des M i n i s t e r s f ü r Kultur, G e n . Wagner, mitteilte, er h a b e die A b t e i l u n g e n F i n a n z e n der örtlichen R ä t e angewiesen, alle K u l t u r g ü t e r , die z u r Begleichung von S t e u e r f o r d e r u n g e n f ü r eine V e r ä u ß e r u n g vorgesehen sind, der K u n s t u n d A n t i q u i t ä t e n G m b H z u m K a u f a n z u b i e t e n . " 7 6 7
Auf die entsprechenden Schreiben von Martin Maaßen an Siegfried Wagner und die Räte der Bezirke (Tafel 25) wurde bereits im Zusammenhang mit der Verwertung von Kunstgegenständen aus Steuerverfahren verwiesen. Martin Maaßen schrieb Siegfried Wagner bezüglich seiner Anweisung über den Verkauf an die Kunst und Antiquitäten GmbH: „Diese R e g e l u n g geht d a v o n aus, d a ß a u f G r u n d einer V e r e i n b a r u n g zwischen d e m M i n i s t e r i u m f ü r K u l t u r u n d d e m M i n i s t e r i u m f ü r A u ß e n h a n d e l , Bereich K o m m e r z i e l l e K o o r d i n i e r u n g , die K u l t u r s c h u t z g u t k o m m i s s i o n des M i n i s t e r i u m s f ü r K u l t u r beim A H B K u n s t u n d A n t i q u i t ä t e n G m b H p r ü f t , inwieweit die Belange a u f g r u n d des Gesetzes ü b e r den Schutz von K u l t u r g u t der D D R g e w a h r t sind. E i n e b e s o n d e r e V e r e i n b a r u n g zwischen d e m M i n i s t e r i u m f ü r K u l t u r ü b e r die I n f o r m a t i o n v o n g e p f ä n d e t e m K u l t u r g u t d u r c h die örtlichen F i n a n z a b t e i l u n g e n h a l t e ich d a h e r nicht f ü r e r f o r d e r l i c h . " 7 6 8
Damit war ein Erwerb für Mark der D D R aus dem Verfügungsbereich der Finanzorgane „vom Tisch". Die Kunstgegenstände aus den Steuerverfahren wurden weiter zunächst an die Kunst und Antiquitäten G m b H verkauft und wandelten sich dort automatisch in einen Devisenbestand. Sämtliche Begutachtungen der Kulturgutschutzkommission konnten allein bei der Kunst und Antiquitäten G m b H stattfinden, mit der Folge, daß nur die Möglichkeit des Tausches ausgesonderter Kunstgegenstände gegen Museumsstücke blieb. Wiederholt versuchte die Kulturgutschutzkommission, diesbezüglich über den Minister für Kultur beim Minister der Finanzen, Ernst Höfner, eine Neuregelung zu erreichen. So schlug Kulturminister Hoffmann mit Schreiben vom 6. 6.1984 vor, die Steuerorgane sollten geschütztes Kulturgut kostenlos an kulturelle Einrichtungen übertragen und dafür den entsprechenden Betrag in Form einer Gutschrift aus der Haushaltsreserve erhalten, was der Ministerrat be-
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D i t o , Bl. 387 - H e r v o r h e b u n g d u r c h den A u t o r .
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H a u s m i t t e i l u n g der K u l t u r g u t s c h u t z k o m m i s s i o n , Sekretärin D r . K u h n , an den sekretär L ö f f l e r v o m 1 0 . 6 . 1 9 8 8 , A r c h i v D r . G ü n t e r Blutke.
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Schreiben v o m Stellvertreter des M i n i s t e r s der F i n a n z e n , M a r t i n M a a ß e n , a n d e n Stellvertreter des M i n i s t e r s f ü r Kultur, Siegfried Wagner, v o m 8 . 4 . 1 9 8 3 , A r c h i v D r . G ü n t e r Blutke.
Staats-
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3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
schließen oder sein Vorsitzender anordnen könne. 769 Finanzminister H ö f n e r lehnte dieses Ansinnen in seiner Antwort am 2. 8.1984 brüsk ab. Abgesehen von wenigen Ausnahmen könne nur eine Abgabe gegen Bezahlung erfolgen, die bestehende Ware-Geld-Beziehung lasse keine andere Regelung zu. Im übrigen seien in den Haushaltsplänen der Museen Ankaufmittel vorgesehen. Und was den Export von Kulturgut beträfe, könne er nur auf die Vereinbarung zwischen dem Ministerium für Kultur und dem Ministerium f ü r Außenhandel vom 4.11. 1982 verweisen. 770 Auch nachdem Kulturminister H o f f m a n n am 22.10.1984 deswegen erst einmal die Information über Kulturgut im Verfügungsbereich der Finanzorgane vor Übergabe an den Außenhandel anregte, teilte Finanzminister H ö f n e r am 22. 5. 1985 abschlägig mit, d a ß die Kulturgutschutzkommission j a aufgrund der Vereinbarung vom 4.11.1982 eine P r ü f u n g bei der Kunst und Antiquitäten G m b H durchführe - eine „formell schlüssige Argumentation", 7 7 1 kommentierte die Kulturgutschutzkommission später. So wurde dem Ministerium f ü r Kultur die Delegierung der Genehmigungsbefugnis zur Ausfuhr von geschütztem Kulturgut der Kategorie III bis unterhalb Spitze II an den Bereich Kommerzielle Koordinierung doppelt zum Verhängnis. Einerseits gestattete m a n damit die direkte Ausfuhr, andererseits entstand überhaupt erst die Möglichkeit des Tausches von Museumsbeständen der unteren Kategorien. D a s Problem konnte nicht gelöst werden. Aus Arbeitsüberlastung und Verdruß stellten die Mitglieder der Kulturgutschutzkommission ihre immer seltener gewordenen Besuche in Mühlenbeck ein. Zunächst schied Günter Schade aus. Drei Jahre später, Ende 1986, quittierte auch sein Nachfolger Burkhardt Göres, damals Direktor des Kunstgewerbemuseums Köpenick, die unliebsame Gutachtertätigkeit. Werner Schmeichler wollte und konnte die Aufgabe wohl nicht allein bewältigen. A b 1987 verzichtete m a n gänzlich auf eine „Ausfuhrkontrolle" nach dem KulturgutschutzG bei der Kunst und Antiquitäten G m b H . Die weiter existierende Kulturgutschutzkommission war sich der andauernden Problematik bewußt. Am 10.9.1987 beschloß der Ministerrat, bis 1989 eine Wirksamkeitsanalyse über das KulturgutschutzG anzufertigen. 7 7 2 Ob hier ein Z u s a m m e n h a n g zu den
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Brief des Ministers für Kultur, Hans-Joachim H o f f m a n n , an den Minister der Finanzen, Ernst Höfner, vom 6.6.1984, Archiv Dr. G ü n t e r Blutke.
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Brief des Ministers der Finanzen, Ernst Höfner, an den Minister für Kultur, Hans-Joachim H o f f m a n n , v o m 2.8.1984, Archiv Dr. G ü n t e r Blutke.
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D a z u in der Hausmitteilung der Kulturgutschutzkommission, Sekretärin Dr. K u h n , an den Staatssekretär Löffler v o m 10.6.1988, Archiv Dr. G ü n t e r Blutke.
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Ziffer 42 des Gesetzgebungsplanes f ü r den Z e i t r a u m bis 1990, Beschluß des Ministerrates
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche
genannten Problemen bestand, läßt sich nicht mit Sicherheit feststellen. Das Vorhaben wurde jedenfalls nie realisiert. Mitte 1988 erarbeitete die neue Sekretärin der Kulturgutschutzkommission, Kuhn, in einer Hausmitteilung an den Staatssekretär im Ministerium für Kultur, Löffler, eine Argumentationslinie gegenüber dem Ministerium der Finanzen. Es müßten „... Möglichkeiten geschaffen werden, für das Kulturerbe bedeutsames Kulturgut in der D D R zu bewahren", schrieb sie, „... gegenwärtig wird das Kulturgutschutzgesetz in dieser Hinsicht nur scheinbar respektiert". 773 Und weiter: „ A n g e s i c h t s der dargestellten P r o b l e m e sind in der Vergangenheit i m m e r wieder V e r k ä u f e b e d e u t e n d e r K u l t u r g ü t e r ins A u s l a n d erfolgt (z.B. S a m m l u n g S c h w a r z / R a t h e n o w ) . D a m i t b e s t e h t die G e f a h r , d a ß die K u l t u r g u t s c h u t z p o l i t i k der D D R i n t e r n a t i o n a l u n g l a u b w ü r d i g wird ... Gleichzeitig f ü h r t e diese P r a x i s zu politisch-ideologischen P r o b l e m e n in S a m m l e r k r e i s e n , in d e n e n die A n s i c h t besteht, d a ß E r h a l t u n d E r s c h l i e ß u n g wertvoller - d u r c h p e r s ö n l i c h e S a m m l u n g e n z u s a m m e n g e t r a g e n e r - K u l t u r g ü t e r in der D D R k u r z f r i s t i g e n Interessen a n der E r zielung von Deviseneriösen u n t e r g e o r d n e t sei u n d ein kultureller A u s v e r k a u f s t a t t f i n d e ... Vorschläge zur Lösung der dargestellten Probleme - Maximalvariante w ä r e noch einmal die H e r b e i f ü h r u n g einer z e n t r a l e n E n t s c h e i d u n g (im M i n i s t e r r a t ) ü b e r die Ü b e r t r a g u n g der v o m E x p o r t a u s z u s o n d e r n d e n g e s c h ü t z t e n K u l t u r g ü t e r der K a t e g o r i e I u n d der o b e r e n II a n k u l t u relle E i n r i c h t u n g gegen E r s t a t t u n g der e n t s p r e c h e n d e n B e t r ä g e in F o r m v o n G u t s c h r i f t e n z u g u n s t e n des M d F . ( V o r a u s s e t z u n g d a f ü r w ä r e der Verzicht, K u l t u r g ü t e r als D e v i s e n w e r t e zu b e h a n d e l n ) . E i n e Z u s t i m m u n g des M i n i s t e r s der F i n a n z e n zu diesem Vorschlag - entgegen seinen a u s d r ü c k l i c h e n bisherigen M e i n u n g s ä u ß e r u n g e n - ist nicht zu e r w a r t e n . D a h e r sollte dieser Vorschlag a n a n d e r e z e n t r a l e S t a a t s o r g a n e (Ministerrat?) h e r a n g e t r a g e n w e r d e n . Realisierbarer erscheint der Vorschlag einer ... V e r e i n b a r u n g zwischen d e m M d F u n d d e m M f K , d u r c h die die A b t e i l u n g e n K u l t u r vor Ü b e r t r a g u n g der g e p f ä n d e t e n K u l t u r g ü t e r an den A u ß e n h a n d e l d a s R e c h t z u r B e g u t a c h t u n g u n d z u m A n k a u f in D D R - W ä h r u n g e r h a l t e n , wobei f ü r alle K u l t u r g ü t e r , a u f deren E r w e r b die K u l t u r o r g a n e verzichten, A u s f u h r g e n e h m i g u n g e n n a c h d e m K u l t u r g u t s c h u t z g e s e t z erteilt w e r d e n . D i e V e r e i n b a r u n g eines solchen V e r f a h r e n s ist die p r a k t i s c h e V o r a u s s e t z u n g , u m die bisherigen Vorschläge des M i n i s t e r s der F i n a n z e n ü b e r die M ö g l i c h k e i t der K u l t u r o r g a n e z u m E r w e r b der K u l t u r g ü t e r a u f Basis der W a r e - G e l d - B e z i e h u n g p r a k t i s c h a u c h verwirklichen zu k ö n n e n . " 7 7 4
Natürlich beinhaltete der letztere Vorschlag immer noch das Problem der Finanzierung, das heißt, das Ministerium für Kultur hätte auch nicht schnell genug die notwendigen Summen in Mark der D D R aufbringen können und infolgedessen wohl auf viele Kunstgegenstände „verzichten" und diese zum Export freigeben müssen. Im Vergleich zur mittlerweile vollkommen unkontrollierten Ausfuhr wählte man damit aber das geringere Übel.
v o m 10. 9 . 1 9 8 7 - 0 1 - 4 0 / 1 2 / 8 7 9 , d a z u in einer I n f o r m a t i o n a n G e n o s s e n S t o p h ü b e r eine B e r a t u n g a m 1 2 . 9 . 1 9 8 9 ü b e r F r a g e n der D u r c h s e t z u n g des K u l t u r g u t s c h u t z g e s e t z e s , h a n d schriftlich von S t o p h a m 2 2 . 9 . 1 9 8 9 bestätigt, V e r f a h r e n J o a c h i m F a r k e n u n d andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. I, Bl. 393 (394). 773
H a u s m i t t e i l u n g der K u l t u r g u t s c h u t z k o m m i s s i o n , Sekretärin D r . K u h n , an den sekretär L ö f f l e r v o m 1 0 . 6 . 1 9 8 8 , A r c h i v D r . G ü n t e r Blutke.
774
Dito.
Staats-
399
400
3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
Zur selben Zeit, etwa Mitte 1988, begann sich auch die Kunst und Antiquitäten G m b H für erneute Begutachtungen in Mühlenbeck einzusetzen. Es darf darüber spekuliert werden, daß sich die Leitung des Außenhandelsbetriebes ihrer rechtlichen Verantwortung durchaus bewußt war und sich dabei - aus gutem Grund zunehmend unwohl fühlte. Unabhängig davon, ob die Kulturgutschutzkommission auf Kontrollen verzichtete, formal trat allein die Kunst und Antiquitäten G m b H als Exporteur auf, und das KulturgutschutzG stellte die ungenehmigte Ausfuhr von geschütztem Kulturgut nach wie vor unter Strafe. Am 31.8.1988 schrieb der stellvertretende Leiter für Inlandsbeziehungen der Kunst und Antiquitäten GmbH, Werner Vogel, an den Vorsitzenden der Kulturgutschutzkommission: „Werter Genösse Schmeichler! Ich m ö c h t e Sie darauf a u f m e r k s a m machen, daß seit längerer Zeit keine Besichtigung von zum Export vorgesehenen Waren durch die Kulturgutschutzkommission stattgefunden hat. In unserem Interesse ist es, die dahingehend vereinbarte regelmäßige und stabile Z u s a m m e n a r b e i t zwischen der Kulturgutschutzkommission und der Kunst und Antiquitäten G m b H zu sichern. Ich bitte Sie deshalb Ihrerseits u m entsprechende Einflußn a h m e u n d u m kurzfristigen Besuch." 7 7 5
Werner Schmeichler war sich der Lage natürlich bewußt. Er war ja derjenige, der als letzter Vertreter der Kulturgutschutzkommission 1987 ganz allein nach Mühlenbeck gefahren war. Auch hatte noch am 8.6.1988 ein Beratung zwischen ihm und Werner Vogel in Mühlenbeck stattgefunden. 776 Man gewinnt den Eindruck, das Schreiben an Werner Schmeichler zehn Wochen später sollte ein Bemühen der Kunst und Antiquitäten G m b H um Kontrollen der Kulturgutschutzkommission aktenkundig werden lassen. Werner Schmeichler schlug der Kunst und Antiquitten G m b H vor, sie solle zunächst selbst die Aussonderung nach dem KulturgutschutzG vornehmen, der Kulturgutschutzkommission würden die entsprechenden Gutachter fehlen. Die Kunst und Antiquitäten G m b H lehnte aus dem nämlichen Grunde ab. Werner Schmeichler sagte dazu vor der Kriminalpolizei der D D R im Juni 1990 aus: „Ausgehend vom Kulturgutschutzgesetz, das die Eigenverantwortung für den Schutz und Erhalt des Kulturgutes in der D D R durch alle Rechtsträger, also auch das Ministerium für Außenhandel, vorsieht, habe ich 1988 vorgeschlagen, mit dem Minister für A u ß e n h a n d e l eine neue Vereinbarung zu schließen, in der festgelegt werden sollte, daß die Kunst u n d Antiquitäten G m b H in Mühlenbeck künftig Kulturgüter von besonderer nationaler u n d internationaler Bedeutung der Kulturgutschutzkommission von selbst zum Tausch anbietet. Diese Kulturgüter könnten dann in die Staatlichen Museen zu Berlin gebracht und begutachtet werden. Dies wäre für alle günstig gewesen, weil erstens das Institut für Museumswesen genug Zeit gehabt hätte,
775
Schreiben von Werner Vogel an den Vorsitzenden der Kulturgutschutzkommission, Werner Schmeichler, vom 31. 8.1989, BArch D L 2 / K o K o / l 126, Bl. 348.
776
Vermerk von Werner Vogel vom 9.6.1988 über eine Beratung mit dem Vorsitzenden der Kulturgutschutzkommission, Genossen Schmeichler, am 8.6.1989 in Mühlenbeck, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. I, Bl. 395.
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche einen geeigneten Tauschpartner zu finden und zweitens das leidige Problem der Berechtigung zum Betreten der Kunst und Antiquitäten G m b H in Mühlenbeck weggefallen wäre ... Entgegen der B e h a u p t u n g der Kunst u n d Antiquitäten G m b H verfügt diese f ü r die Selbstaussonderung durchaus über Fachleute, die hochrangige Kulturgüter in ihrem kulturhistorischen u n d künstlerischen Wert erkennen können. ... Allein die Tatsache, daß in der Kunst u n d Antiquitäten G m b H tätige Experten als Sachverständige in Steuerverfahren tätig waren, ist für mich der Beweis der K o m p e t e n z in diesen Fragen. Sie waren, um es noch einmal zu sagen, selbstverständlich in der Lage Kulturgüter der einzelnen Kategorien zu unterscheiden." 7 7 7
Nach der Ablehnung von Schmeichlers Vorschlag durch die Kunst und Antiquitäten G m b H wandte sich der Minister für Kultur am 15.8.1989 mit demselben Anliegen an den Minister für Außenhandel, Gerhard Beil: „Die zwischen unseren Ministerien abgeschlossene Vereinbarung zur Aussonderung von Kulturgütern ... ist, entsprechend den Möglichkeiten des Ministeriums für Kultur, so nicht m e h r tragbar. D a s liegt, aus Sicht der von mir mit dieser Aufgabenstellung beauftragten Kulturgutschutzkommission, insbesondere daran, d a ß angesichts des Massencharakters des Warenbestands des Außenhandelsbetriebes u n d des damit verbundenen h o h e n A r b e i t s a u f w a n d e s eine regelmäßige Ü b e r p r ü f u n g seitens der Sachverständigen des Museumswesens nicht m e h r möglich ist. In beiderseitigem Interesse schlage ich Ihnen vor, daß die Kunst und Antiquitäten G m b H k ü n f t i g Kulturgüter von besonderer nationaler und internationaler Bedeutung selbst vom E x p o r t aussondert und in Z u s a m m e n a r b e i t mit der Kulturgutschutzkommission und dem Institut f ü r Museumswesen den Museen anbietet. Auch m u ß v o m A n k a u f von nach dem Kulturgutschutzgesetz registrierten Kulturgütern, die allein aus dieser Tatsache von hochrangiger Bedeutung sind, A b s t a n d genommen werden." 7 7 8
Kulturminister Hoffmann wollte die Vereinbarung mit dem Ministerium für Außenhandel, Bereich Kommerzielle Koordinierung, vom 4.11.1982 abändern und zudem darauf hinwirken, daß die Kunst und Antiquitäten G m b H von vornherein kein - nach der 2. DB zum KulturgutschutzG - registriertes Kulturgut mehr ankauft. Außenhandelsminister Beil war zwar der staatlich zuständige Ansprechpartner für Hoffmann, die ablehnende Antwort an Hoffmann kam aber am 21.8.1989 mit einem „schlagenden" Argument vom eigentlich verantwortlichen Schalck-Golodkowski. Der sprach den Interessenkonflikt offen an: „... Demgegenüber vertrete ich den S t a n d p u n k t , d a ß im Interesse der W a h r u n g und weiteren Durchsetzung des Kulturgutschutzgesetzes nicht darauf verzichtet werden k a n n , daß die Kulturgutschutzkommission regelmäßig beim A H B Kunst u n d Antiquitäten p r ü f t , ob bei der zur A u s f u h r vorgesehenen Exportware Kulturgut der Kategorie I u n d der Spitze der Kategorie II vorhanden ist. Diese von mir vertretene Auflassung leitet sich auch d a r a u s ab, d a ß Kunstgegenstände in der Geschäftstätigkeit des A H B Kunst und Antiquitäten naturgemäß in erster Linie eine kommerzielle Wertung erfahren, die nicht in j e d e m Falle deckungsgleich mit deren kulturhistorischer Bedeutung für unsere Republik ist." 7 7 9
777
Zeugenaussage von Werner Schmeichler vor der Kriminalpolizei der D D R am 26.6.1990, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. I, Bl. 327 (332).
778
Schreiben des Ministers für Kultur, Hans-Joachim H o f f m a n n , an den Minister für Außenhandel, G e r h a r d Beil, vom 15. 8.1989, BArch D L 2 / K o K o / l 126, Bl. 349.
779
Schreiben von Alexander Schalck-Golodkowski an den Minister für Kultur, Hans-Joachim H o f f m a n n , v o m 21.8.1989, BArch D L 2 / K o K o / l 126, Bl. 351 (352).
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3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
Im Sinne der zitierten Argumentationslinie der Kulturgutschutzkommission aus der Hausmitteilung vom 10. 6.1988 wandte sich Kulturminister Hoffmann Anfang August 1989 auch an den Ministerratsvorsitzenden und das Politbüromitglied Willi Stoph (Tafel 73). Eine diesbezüglichen Stellungnahme des Bereiches Kommerzielle Koordinierung an Stoph vom 29.8.1989 verweist abermals auf die für die kulturellen Einrichtungen bestehende Möglichkeit des Tausches mit Kunstgegenständen, die „... nicht dem Kulturgutschutz unterliegen, d. h. Kunstgegenstände der Kategorie III ...". 78 ° Die Kunst und Antiquitäten G m b H benötige den Ausgleich im Wege des Tausches zur Erfüllung ihrer Exportpläne. Es gäbe nach ihrem Wissenstand noch umfangreiche, zum Tausch geeignete Kunstgegenstände in den Museen und im übrigen würden mit dem Ankauf von Kunstgegenstände durch die Kunst und Antiquitäten G m b H beziehungsweise ihre Kooperationspartner der Spekulation und der illegalen Ausfuhr Grenzen gesetzt. Am 12.9.1989 fand daraufhin eine letzte Beratung zwischen dem Staatssekretär im Ministerium für Kultur, Keller, dem stellvertretenden Finanzminister, Klinke, und dem Generaldirektor der Kunst und Antiquitäten GmbH, Farken, statt. Im Ergebnis wurde den von der Kulturgutschutzkommission schon zuvor als realisierbar erachteten Vorschlägen zugestimmt, insbesondere sollte das Ministerium für Kultur Kenntnis von der Übernahme von Kunstgegenständen aus Steuerverfahren noch im Verfügungsbereich der Finanzorgane erhalten und diese unter einer Zahlungsfrist von drei Jahren erwerben können. Wohl als eine Art Gegenleistung schlug der Minister für Kultur vor, auf die vom Ministerrat für 1989 geplante Wirksamkeitsanalyse über das KulturgutschutzG zunächst zu verzichten - „Einverstanden W. Stoph 22/9. 89" 781 vermerkte Stoph auf einer Information über das Ergebnis der Beratung. Die Neuregelung zugunsten des Kulturgutschutzes kam zu spät. Zwei Monate später stellte die Kunst und Antiquitäten G m b H den Export von Kunstgegenständen ein. Bis etwa 1976 kam die schon in der KunstschutzVO von 1953 vorgesehene Kunstschutzkommission bei staatlich sanktionierten Exporten überhaupt nicht zum Einsatz, existierte nicht einmal als permanente Einrichtung. Weder die 1976 berufene Kunstschutzkommission noch später die Kulturgutschutzkommission
780
Stellungnahme des Bereiches Kommerzielle Koordinierung, M a n f r e d Seidel, vom 29.8.1989 zum Schreiben des Ministers für Kultur an den Vorsitzenden des Ministerrates, Genossen W. Stoph, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. I, Bl. 381 ff.
781
Ziffer 42 des Gesetzgebungsplanes für den Zeitraum bis 1990, Beschluß des Ministerrates vom 10.9.1987 - 01-40/12/879, dazu in einer Information an Genossen Stoph über eine Beratung am 12.9.1989 über Fragen der Durchsetzung des Kulturgutschutzgesetzes, handschriftlich von Stoph am 22.9.1989 bestätigt, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. I, Bl. 393 (394).
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche konnten einen effektiven Schutz des nationalen Kunstbesitzes gewährleisten. Bis 1980 gab es keine geregelten Kontrollen bei der Kunst und Antiquitäten G m b H . Nur
wenn die Kunstschutzkommission
durch Zufall, durch Hinweise
aus
Sammlerkreisen, vielleicht im Einzelfall auch durch einen inoffiziellen Hinweis eines Mitarbeiters aus der Kunst und Antiquitäten G m b H selbst, v o n der Übernahme großer Sammlungen aus Steuerverfahren erfuhr, gelang es ihr hin und wieder, hochrangige Kunstgegenstände v o r dem E x p o r t zu bewahren. I m Zeitraum 1981 bis 1987 verbesserte sich die L a g e etwas, mit abnehmender Intensität fanden im Rhythmus v o n etwa acht bis z w ö l f Wochen Begutachtungen nach dem KulturgutschutzG statt. Anschließend setzte erneut eine Phase der völlig unkontrollierten Ausfuhr ein. D i e Vereinbarungen v o n 1980 und 1982 über zwei monatliche Besuche in Mühlenbeck wurden nie eingehalten. D i e Exportlager außerhalb v o n Mühlenbeck konnten zu keiner Zeit v o n der Kulturgutschutzkommission besichtigt werden, ihr Vorsitzender gab an, nicht einmal v o n der Existenz der Außenlager gewußt zu haben. Abgesehen davon erfolgten auch die Kontrollen in Mühlenbeck nur stichprobenartig und immer nach vorheriger Anmeldung. D i e Kulturgutschutzkommission und mit ihr auch das Ministerium für Kultur unterlagen letztlich dem Z w a n g der unbedingten Devisenerwirtschaftung durch den Bereich Kommerzielle Koordinierung, dem sich das Finanzministerium unterwarf und zur Aufrechterhaltung der Zahlungsfähigkeit wohl grundsätzlich auch unterwerfen mußte. D i e Kulturgutschutzkommission
verkörperte nach
außen hin das Engagement um das nationale Kulturerbe, wozu sich die D D R 1974 auch international verpflichtet hatte. Innerhalb der D D R
übte sie eine
„ A l i b i f u n k t i o n " für den permanenten Kunstexport aus, beruhigte das kulturelle Gewissen und wahrte für das „Ministerium für Außenhandel, Bereich K o m m e r zielle K o o r d i n i e r u n g , " den Anschein rechtschaffener Außenhandelspolitik. Ein großes Problem für den Kulturgutschutz stellte die fehlende Möglichkeit dar, ausgesonderte Kunstgegenstände für M a r k der D D R v o n der Kunst und A n t i quitäten G m b H oder gegebenenfalls v o n den Finanzorganen erwerben zu können. Wenn Alexander Schalck-Golodkowski die v o n ihm geschätzten Werke A l b e r t Eberts bei der Kunst und Antiquitäten G m b H einkaufte (Tafel 74) oder beispielsweise Außenhandelsminister Beil ein u m das andere M a l seine M i n i a turensammlung vervollständigte (Tafel 75), bezahlten sie dagegen immer in der Landeswährung. Für die Museen galten diese Privilegien nicht. D a z u kam noch die Delegierung der Genehmigungsbefugnis für die Ausfuhr von geschütztem Kulturgut der K a t e g o r i e I I I und unteren Kategorie I I v o m Minister für Kultur an den Bereich Kommerzielle Koordinierung im N o v e m b e r 1982. A n d e r s als von M a n f r e d Seidel in seiner Stellungnahme an Willi Stoph v o m 29.8.1989 behauptet, unterlagen Kunstgegenstände der Kategorie I I I natürlich dem Kulturgutschutz. N e b e n der so ermöglichten Ausfuhr dieser Kunstgegenstände eröffnete die Vereinbarung auch überhaupt erst den W e g des Tausches
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3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
mit den Museen. Was auch immer die Kunst und Antiquitäten G m b H an höchstrangigen Kunstgegenständen erlangte, konnte sie infolgedessen grundsätzlich gegen exportfähige Museumsstücke der Kategorie III eintauschen. Deswegen kaufte die Kunst und Antiquitäten G m b H auch alles an. Die Museumsdirektoren haben sich ihrerseits aber bemüht, im Wege des Tausches wichtige Stücke für die öffentlichen Sammlungen des Landes zu gewinnen. So konnten beispielsweise einige Barockgläser aus der Sammlung Garcke, zwei frühe Porzellane aus der Sammlung Meißner, zwei Gemälde von Wilhelm Busch, ein Gemälde von Max Lingner und die Jugendstilglassammlung Daugs im Wege des Tausches - im Einzellfall der Schenkung - von der Kunst und Antiquitäten G m b H „ausgelöst" werden (beispielhaft Tafel 76). Daß dafür Kunstgegenstände aus den Depots für den Export gefordert wurden, mußte man unter den gegebenen Umständen wohl in Kauf nehmen. Man kann sich natürlich fragen, warum die Kulturgutschutzkommission nicht einfach die Ausfuhr bestimmter Stücke aufgrund des KulturgutschutzG untersagte und, um keinen wirtschaftlichen Schaden für die Außenhandelsorgane entstehen zu lassen, den Verkauf auf dem Binnenmarkt als Lösung anbot. Von außen betrachtet wäre sie mit einem derartigen Verhalten den Belangen des Kulturgutschutzes besser gerecht geworden. Das System basierte aber nicht auf der Wahrnehmung vielleicht formal zugewiesener Kompetenzen. Man kam aus Sicht der Kulturgutschutzkommission unter den realen Gegebenheiten nicht auf die Idee nur zu sagen: Wir verbieten die Ausfuhr! - sondern die Konsequenz aus diesem Verbot mußte noch in Einklang mit der Parteilinie zu bringen sein. Für die obersten Machthaber stand die Erwirtschaftung von Devisen an erster Stelle. Weil die Kulturgutschutzkommission mit einem strikten Ausfuhrverbot dieser Zielsetzung entgegengewirkt hätte, konnte sie die Ausfuhr geschützten Kulturgutes auch nicht schlicht verbieten, ohne in die nachteilige Tauschregelung einzuwilligen. Deswegen überrascht es auch nicht, daß unter Mißachtung der KunstschutzVO erst gar keine Kontrollen durchgeführt wurden, dann der Form halber für einige Zeit Besuche in Mühlenbeck stattfanden und schließlich die Mitglieder der Kulturgutschutzkommission - sich der Absurdität bewußt - meist unter einem Vorwand ihre Tätigkeit beendeten, ohne daß es einen Aufschrei im Ministerium für Kultur gegeben hätte. Die zitierte Stellungnahme von Schalck-Golodkowski vom 21.8.1989 ist insofern bemerkenswert, als er damit widerstreitende Interessen zwischen der Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten G m b H und den Belangen des Kulturgutschutzes anerkennt und letztlich nichts anderes sagt, als daß die Kunst und Antiquitäten G m b H ohne entsprechende Kontrolle aufgrund ihrer vollkommen devisenorientierten Geschäftstätigkeit die Einhaltung des KulturgutschutzG nicht gewährleistet. Man möchte sich nicht vorstellen, was dies für den
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche
Export der Kunst und Antiquitäten G m b H von 1973 bis 1989 tatsächlich bedeutet hat. Wenn die schon erwähnte „Konzeption für die Außenwirtschaftstätigkeit des AHB Kunst und Antiquitäten G m b H " unter den Grundsätzen der Exporttätigkeit „die Reduzierung der Möglichkeiten der illegalen Exporte mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen" 782 nannte, dann wurden mit Schaffung der Kunst und Antiquitäten G m b H aus den vielleicht kleinen illegalen Exporten große, staatlich sanktionierte Exporte. Positive Konsequenzen für den Schutz des nationalen Kulturgutes ergaben sich daraus aber nicht.
V
Spuren verkaufter Kunst
Die Darstellung will nicht gänzlich darauf verzichten, auf die Ausfuhr einiger Kunstgegenstände hinzuweisen. Der Weg des einzelnen Kunstwerkes soll dabei aber nicht näher nachvollzogen werden. Dem liegt auch der Gedanke zugrunde, daß der Export von geschütztem Kulturgut der Kategorien I oder Spitze II durch die Kunst und Antiquitäten G m b H nicht ohne weiteres zu belegen ist. Anders als bei den Kunstgegenständen aus der „Aktion Licht" steht nicht schon der „körperliche" Export hochrangiger Stücke in Frage. Das Problem erwächst eher aus dem Unvermögen, dieselben aufgrund von Quellen in einer ex post Betrachtung im Sinne des § 5 MuseumsfondsVO zu kategorisieren. In Ansehung des Stückes müßte sich dafür ein notwendiges Fachgutachten streng genommen innerhalb der Kriterien der KunstschutzVO beziehungsweise des KulturgutschutzG bewegen. Überdies liefern die Quellen, beispielsweise die erwähnten Zeitwertfeststellungen, nur noch selten Hinweise, die zur nachträglichen Identifizierung dienen könnten. Sofern die Exportpapiere noch vorliegen, sind diese ebenso allgemein gehalten. Es liegt darüber hinaus der Verdacht nahe, daß man bestimmte Einzelgeschäfte, brisant ob der Qualität oder Herkunft des Kunstgegenstandes, ohnehin ohne Papiere beziehungsweise über „Strohmänner" abgewickelt hat. Hier einige Spuren auffälliger Kunstwerke in Stichpunkten: - Qualitativ nahm der nationale Kunstbesitz in den siebziger und achtziger Jahren großen Schaden durch den Export der Privatsammlungen aus Steuerverfahren. Schon in der Zeitwertfeststellung bei Siegfried Kath finden sich hervorragende Antiquitäten, zahlreiche Porzellanfiguren aus der Zeit von 1750-
782
P u n k t 3.1. der „ K o n z e p t i o n f ü r die Tätigkeit des A H B , K u n s t u n d A n t i q u i t ä t e n G m b H ' " a u s d e m J a h r e 1975, V e r f a h r e n J o a c h i m F a r k e n u n d andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. I, Bl. 105 ff.
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3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
1760 „in der Art nach Kändler," 783 eine Sammlung von Walzenkrügen, eine Reihe von Barockmöbeln, zum Beispiel einen „Aufsatzschrank, Nußbaum, mit Pflaumenbändern, Intarsien, Schatten gebrannt, Messingbeschläge, eintürig, 3-schübig, Holland um 1740" oder „Schreibschrank in Nußbaum, mit Elfenbeineinlagen, geschnitzt, Bronzebeschläge z.T. ergänzt, Braunschweig, Mitte 18. Jh." 7 8 4 etcetera. - Im über einhundert Seiten langen Sammlungskatalog, den Friedrich Römer noch 1976 verfaßt hat, sind allein 38 Gemälde des 16. und 17. und 84 Gemälde des 18. und 19. Jahrhunderts verzeichnet - darunter Werke von Frans Francken d.Ä., Hans Aachen, Samuel Jacob Beck, Johann Christian Clausen Dahl, Joseph Grassi, Angelika Kauffmann, Johann August Nahl d. J., Johann Heinrich Tischbein d.Ä., Christian Leberecht Vogel; Handzeichnungen von Ludwig Richter und Andreas Schlüter, Plastiken aus fünf Jahrhunderten - aus dem deutschen Klassizismus Arbeiten von Christian Daniel Rauch, Johann Gottfried Schadow, Karl Friedrich von Schinkel; lombardische Möbel um 1600 und frühe Ikonen ... - Die von der Kunst und Antiquitäten G m b H zwei Jahre später übernommene Sammlung von Peter Garcke enthielt neben wichtigen Fayencen, Rokoko Möbeln, Zinn und Glas 785 vor allem bemerkenswerte Gemälde. Der Direktor der Nationalgalerie Berlin, Betthausen, schätzte die Gemälde 1990 anhand von Fotografien ausnahmslos als kulturhistorisch sehr wertvoll ein - Kategorie I beziehungsweise Spitze II - wobei er sich ein genaueres Urteil aufgrund der Fotografien vorbehalten mußte. 786 Der Kaufvertrag zwischen dem Magistrat von Berlin, Abteilung Finanzen, und der Kunst und Antiquitäten G m b H schreibt beispielsweise ein Seestück dem Niederländer Aelbert Cuyp und eine „Madonna mit Kind" Jan Gossaert zu (Tafel 24). Es finden sich weitere Gemälde mit Zuschreibungen an Frans Francken, Jan van de Cappelle, Jean-Baptiste Pater 783
D a z u das Gutachten der Direktorin der Porzellansammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Ingelore Menzhausen, von Dezember 1974, BStU BV Dresden AU 1333/75, Bd. VI, Bl. 191 ff.
784
Positionen 375 und 380 des Protokolls betreffend das beschlagnahmte Inventar bei Siegfried und Annelies Kath vom 3.6.1975, BStU BV Dresden AU 1333/75 (ohne Bd.), Bl. 2 (20f.)
785
Wie schon erwähnt konnten 21 bedeutende Gläser aus der Sammlung Garcke durch das Kunstgewerbemuseum Köpenick übernommen werden. 1978 fanden noch keine regelmäßigen Kontrollen der Kunstschutzkommission in Mühlenbeck statt. Der Direktor des Kunstgewerbemuseums, Günter Schade, wußte um die auf 109.000,- M a r k geschätzten Gläser und konnte sie gegen eine Reihe von Zinngegenständen „freitauschen". Dazu auch das Übergabe-/Übernahmeprotokoll betreffend die Glasteile vom 19.9.1978, gezeichnet von Günter Schade und Anka von Witzleben von der Kunst und Antiquitäten G m b H . Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. IV, Bl. 53 f.
786
Aktenvermerk des Zentralen Kriminalamtes Berlin vom 12.4.1990, Oberleutnant der Kriminalpolizei Matz, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. IV, Bl. 77.
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche
und Jan Steen, daneben ein geschnitzter Apostelfries aus dem Umkreis von Tilman Riemenschneider. Auch die Leiterin des kulturhistorischen Depots im Märkischen Museum, Peibst, stufte einzelne Kunstwerke aus der Sammlung Garcke anhand des ihr 1990 vom Zentralen Kriminalamt vorgelegten Bildmaterials - unter Vorbehalt in die Kategorie I ein.787 Jedenfalls die Sammlungen Kath, Römerlss und Garcke wurden als solche nicht von der Kunstschutzkommission in Mühlenbeck begutachtet. 789 Sie konnte nur Einzelstücke retten, die den Museologen schon vorab bekannt waren, und für die sie gezielt um eine Begutachtung nachsuchte. Es ist aber möglich, daß die Kunstbeziehungsweise Kulturgutschutzkommission später, das heißt mit Einsetzen der regelmäßigen Kontrollen Anfang der achtziger Jahre, noch unverkaufte Kunstgegenstände aus diesen Sammlungen bei der Kunst und Antiquitäten G m b H gesehen hat. Auch die Sammlung von Peter Garcke wurde so auseinandergerissen. Mitunter gibt es Hinweise auf die Käufer. Beispielsweise versteigerte man offenbar ein französisches Gemälde des 18. Jahrhunderts - „Galante Szene", Schätzpreis 15.000,- D M - als Position 47 auf der Lempertz-Auktion 662.790 Der Apostelfries aus dem Umkreis Tilman Riemenschneiders trägt auf dem erwähnten Kaufvertrag mit dem Magistrat von Berlin den handschriftlichen Zusatz „Auktion Christies", ebenso ein Tafelbild aus dem 16. Jahrhundert und ein nicht näher bezeichnetes Damenporträt. Nach Zeugenaussage von Siegfried Brachhaus gegenüber dem Zentralen Kriminalamt am 23.4.1990 wurde das dem Flamen Jan Gossaert zugeschriebene Gemälde „Madonna mit Kind" an die Firma Ottokar Hermann 7 9 1 aus Lugano/Schweiz ver787 p r o tokoll des Zentralen Kriminalamtes über die Befragung von Swantje Peibst vom 28.3. 1990, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. IV, Bl. 93. 788
Bekannt ist zur Sammlung Römer, daß der Sekretär der Kunstschutzkommission, Walter Freund, an der preislichen Bewertung mitwirkte.
789
Regelmäßige Begutachtungen fanden in den siebziger Jahren noch nicht statt. Die Kunstschutzkommission wurde vor allem deswegen auf einige wenige Stücke aus den Privatsammlungen aufmerksam, weil die Museumsmitarbeiter einzelne prominente Stücke kannten, von den Sammlern sogar ausgeliehen oder für wissenschaftliche Arbeiten zur Verfügung gestellt bekommen hatten. Selbst in den achtziger Jahren bestand nicht die Möglichkeit, die geschlossenen Sammlungen aus Steuerverfahren zu begutachten. Die Kulturgutschutzkommission sah die Kunstgegenstände höchstens eingereiht in die jeweiligen „Warengruppen" in den Lagerregalen. Der oft einmalige Charakter einer Sammlung war damit schon nicht mehr erhalten.
790
Die Ehefrau von Peter Garcke, Rita Garcke, erkannte das Bild im Auktionskatalog von Lempertz wieder.
791
Ottokar Hermann war offenbar an mehreren Unternehmen in der Schweiz beteiligt, die eng mit der Hauptabteilung I des Bereiches Kommerzielle Koordinierung verbunden waren. Er hat später bestritten, an der Lieferung von Embargowaren an die D D R mitgewirkt zu haben.
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3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
kauft. 792 Eine Renaissance-Uhr von Peter Garcke zierte jahrelang das Prospekt der Kunst und Antiquitäten G m b H und stand im sogenannten „shop" in Mühlenbeck, konnte aber wegen des zu hoch angesetzten Preises nicht exportiert werden. - Nach Recherchen des Nachrichtenmagazins D E R SPIEGEL verkaufte die Kunst und Antiquitäten G m b H eine der beiden Kommoden aus dem Bernsteinzimmer Ende 1978 für 20.000,- D M als „Kommode Empire" nach WestBerlin.793 Selbst wenn der Kunst und Antiquitäten G m b H dabei nicht klar gewesen sein sollte, woher die Kommode stammte, hat es sich doch um ein sehr auffälliges klassizistisches Stück mit kunstvollen Intarsien gehandelt. Es ist nicht bekannt geworden, daß die Kunstschutzkommission diese Kommode begutachten konnte. - Im August 1980 unterrichtete der damalige Generaldirektor der Kunst und Antiquitäten GmbH, Horst Schuster, den Leiter der Hauptabteilung I des Bereiches Kommerzielle Koordinierung, Manfred Seidel, über Verkaufsverhandlungen zu 28 Bildern und Zeichnungen, die einem Prälaten des Erzbischöflichen Kommissariats Magdeburg im Jahre 1971 im Anschluß an eine Beichte übergeben worden waren. Es handelte sich dabei, soweit bekannt, um kleinformatige französische Impressionisten. Der Beichtende hatte gegenüber dem Prälaten die Bitte geäußert, „... wenn möglich die Rückgabe der Bilder zu bewirken", 794 die offenbar infolge des Zweiten Weltkrieges aus Frankreich nach Deutschland gelangt waren (Tafel 77). Schuster teilte Seidel mit, die Bilder befänden sich in einer Kommode in der Nationalgalerie und seien mit Sicherheit nicht Eigentum der D D R , wahrscheinlich jüdischer Besitz: „... Aus diesen Gründen verbietet die dupiose H e r k u n f t von vornherein eine öffentliche Veräußerung im NSW. ... Im Zusammenhang mit unseren Aktienverkäufen ... sprach ich auch über dieses Thema mit (...) aus Las Vegas/USA. (...) hielt sich in der vergangenen Woche wieder in Berlin auf und erklärte mir, daß er einen Einzelkunden ermittelt habe, der Interesse hätte, den gesamten Posten für sich persönlich zu übernehmen, um ihn in seine Privatsammlung aufzunehmen. (...) bot einen Preis von U$ 700.000,-als Diskussionsgrundlage an. Zweifellos übersteigt der Handelswert der Gegenstände diese Summe bei weitem. Sie ist jedoch nur dann zu erzielen, wenn m a n öffentlich diese Kunstgegenstände verkaufen kann, was aus begreiflichen G r ü n d e n nicht möglich ist." 7 9 3 (Tafel 78)
792
Zeugenaussage von Siegfried Brachhaus vor dem Zentralen Kriminalamt Berlin am 23.4. 1990, Verfahren loachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. IV, Bl. 38.
793
Beyer Ende der Geiselhaft, D E R S P I E G E L H e f t 17 2000, S. 210ff., dazu außerdem „Tränen unserer Vorfahren", D E R S P I E G E L Heft 22 1997, www.spiegel.de/panorama/ 0.1518.32148.00.html und „Träne für Boris", D E R S P I E G E L H e f t 52 1997, www.spiegel. de/panorama/0.1518.32147.00.html.
794
Schreiben eines Konservators aus Halle an den Stellvertreter des Ministers für Kultur, Bork, vom 24.1.1974, BStU MfS A I M 3592/85, Teil I, Bd. 1 Bl. 74.
795
Mitteilung von Horst Schuster an M a n f r e d Seidel vom 28.8.1980 betreffend 28 Bilder und Zeichnungen, BStU M f S A I M 3592/85, Teil I, Bd. 1 Bl. 72 (73).
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche
Schuster hatte sich zweifelsohne mit seinem Geschäftspartner Edwin Slade wegen des „stillen" Verkaufes der Bilder nach Übersee unterhalten. Das Geschäft kam letztlich aber nicht zustande, weswegen, ist nicht bekannt geworden. Möglicherweise hatte Seidel andere Pläne. Jedenfalls hat Schuster den Verkauf aber ernsthaft in Betracht gezogen. Die Bilder und Zeichnungen lagerten bis 1990 in der Nationalgalerie. - IM „Rose" alias Gernot Haubold, Abteilungsleiter der Kunst und Antiquitäten G m b H für den Bereich Einkauf, berichtete dem MfS am 12.9.1980 über den möglichen Verkauf eines Gemäldes von van Dyck, „Die Taufe des Achilles", das der Leiter des VEB Antik- und Gebrauchtwaren Gera, „Genösse Pagoda", für 80.000,- M in Kommission genommen habe: „ P a g o d a brachte zur Sprache, d a ß sie in der Woche vom 1 5 . 9 . - 2 0 . 9 . 1 9 8 0 ein Gespräch mit der Leitung in Mühlenbeck hätten und bezüglich des Bildes gibt es bei P a g o d a Vorstellungen, d a ß über einen E i n k ä u f e r des Betriebes oder dessen Bruder in der B R D ein K ä u f e r f ü r das Bild zu suchen sei, der auch zu finden wäre. Dieser K ä u f e r soll d a n n nach Mühlenbeck vermittelt werden." 7 9 6
Schon ein halbes Jahr zuvor, im März 1980, findet sich auch in den Akten des IM „Exporteur" alias Gerhard Walter, Einkäufer der Kunst und Antiquitäten G m b H mit Anstellungsverhältnis beim Antikhandel Pirna, ein Hinweis auf ein Gemälde van Dycks. Danach habe der Stadtrat für Finanzen und Preise - unklar ist welcher Stadt - hochwertige Gegenstände sichergestellt - „... Bild von van Dyck, Liszt-Zimmer u.a. ... um es Museum usw. anzubieten. Offensichtlich stehen diesen aber keine finanziellen Mittel zur Verfügung, da das Angebot schon längere Zeit besteht." 797 Ob ein Gemälde von van Dyck auf diesem Wege über die Kunst und Antiquitäten G m b H ausgeführt wurde, ist nicht bekannt. - Zur Ausfuhr der Sammlung von Werner Schwarz nimmt Werner Schmeichler als Vorsitzender der Kulturgutschutzkommission am 27.4.1990 wie folgt Stellung: „Die v o m U - O r g a n uns zur Verfügung gestellten Unterlagen zu der K u n s t s a m m l u n g von H e r r n Schwarz lassen eine nachträgliche Kategorisierung ... k a u m zu. Die Listen 7 9 8 enthalten keine näheren Bezeichnungen zum Kulturgut, wie Künstler, Entstehungszeit und Technik. Die Fotos sind zu klein und unscharf. Eine Identifizierung der Gegenstände in Beziehung zwischen den Listen und den Fotos ist nicht möglich, da nicht ausgewiesen. In Übereinstimmung mit Herrn Hennig, Kunstgewerbemuseum der Staatlichen M u s e e n zu Berlin, können wir dennoch folgendes feststellen:
796
Bericht des I M „Rose" alias G e r n o t H a u b o l d an das M f S v o m 12.9.1990, BStU M f S A I M 4744/87, Teil II, Bd. 4, Bl. 29.
797
Reisebericht Kollege Walter bei privaten K u n s t h ä n d l e r n vom 18.3.-19.3.1980, BStU M f S A I M 12552/91, Teil I, Bd. 1, Bl. 97.
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Gemeint sind die Listen der Zeitwertfeststellung aus dem Steuerverfahren.
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3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH 1. Viele Kulturgüter der S a m m l u n g von Herrn Schwarz gehören zum geschützten Kulturgut der D D R . 2. D a r u n t e r befinden sich auch solche von nationaler Bedeutung (Kategorie Π ...), soweit an H a n d der H e r r n H e n n i g vorgelegten oben genannten Unterlagen noch erkennbar. D a z u gehören ζ. B.: f r ü h e Berliner Vasen aus dem A n f a n g des 19. Jhd. sowie einige Biedermeiertassen; mehrere große Meißener Platten; mehrere Barockgläser; mehrere figürliche Porzellane; d a r u n ter vermutlich eine Büste von Schinkel; einige dreiflammige Silberleuchter; zwei seltene Jugendstilgläser aus Theresienthal sowie einige Jugendstilvasen; die in den Museen der D D R k a u m vorhanden sind; einige seltene Stücke der Königlich-Preußischen-Porzellanmanufaktur ( K P M ) . Bei diesen Stücken war H e r r H e n n i n g der Meinung, d a ß sie die D D R h ä t t e n nicht verlassen dürfen. ... Eine Einschätzung der Möbel 7 9 9 nach den Fotos war H e r r n H e n n i n g nicht möglich... Aus unseren Unterlagen geht hervor, d a ß wir versucht haben, noch vor einem Verkauf der F i n a n z o r g a n e an den Außenhandel Einsicht in die Listen der S a m m l u n g Schwarz zu erhalten, um wichtige Stücke für das Museumswesen zu erwerben. Dies wurde uns von den Finanzorganen verwehrt mit dem Hinweis, d a ß das Steuerverfahren gegen Herrn Schwarz noch nicht abgeschlossen ist u n d wir deshalb die Kulturgüter, die in einem , S o n d e r r a u m ' in M ü h l e n b e c k lagerten, nicht besichtigen können. Uber den Z e i t p u n k t des Verkaufs seitens der F i n a n z o r g a n e an den Außenhandelsbetrieb wurden wir nicht informiert. Meiner E r i n n e r u n g nach hat das Märkische M u s e u m , Berlin, einige Kulturgüter aus der S a m m l u n g Schwarz erwerben können. U n t e r welchen U m s t ä n d e n dies geschah, geht aus den Unterlagen nicht hervor." 8 0 0
- Im Januar 1981 berichtet Siegfried Brachhaus alias IM „Winkler" alias IM „Reinhard" Oberst Bodenthal von der Arbeitsgruppe beim 1. Stellvertreter des Ministers für Staatssicherheit, Bruno Beater, von einer frühen Meißener Vase, die schließlich beim Londoner Auktionshaus Christie's versteigert wurde: „... das wertvollste, was m a n von Meißen noch auf dem internationalen M a r k t finden k a n n , denn das war eines der ersten Meißen-Porzellanstücke, in einer Zeit hergestellt ... bevor die blaue Farbe, die blauen Schwerter, ü b e r h a u p t eine , M a r k e ' in Meißen erfunden war, gab es noch gar nicht. D a s war ein Versuchsstück von Meißenporzellan. Ich sage, das D i n g hat einen Wert von 15 T M unter Freunden ... dann habe ich für die Vase ein Sachverständigen Gutachten von einem privaten Experten aus Dresden g e h o l t . . . M a n hat sie nach L o n d o n gebracht zur Auktion - nichts, nach Zürich zu Koller ... dort ist sie nur mit 8 000 Franken gelaufen, hat er sie wieder zurückgesteigert ... D a n n hat er sie nochmal verkauft bei Christies ist sie versteigert worden ... wenn die Vase besser bei uns im L a n d e geblieben wäre, denn es ist nationaler Kunstbesitz gewesen." 8 0 1
Auch der frühere Generaldirektor der Kunst und Antiquitäten GmbH, Horst Schuster alias IM „Sohle", erwähnt die über einen Mittelsmann versteigerte
799
Zu den vielen ausgezeichneten Möbeln von Werner Schwarz, - d a r u n t e r auch die schon erwähnte Standuhr des H o f u h r m a c h e r s Friedrich IL, C. E. Kleemeyer, siehe auch bei Blutke Obskure Geschäfte mit Kunst u n d Antiquitäten, S. 80 f.
800
Stellungnahme des Vorsitzenden der Kulturgutschutzkommission, Werner Schmeichler, z u m Untersuchungsverlangen in der Angelegenheit des Bürgers Werner Schwarz, f r ü h e r Rathenow, vom 27.4.1990, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. III, B1.292ff.
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Transkription einer T o n b a n d a u f n a h m e des Treffgespräches vom konspirativen Treffen zwischen Oberst Bodenthal u n d Siegfried B r a c h h a u s alias I M „Winkler" a m 30.1.1981, BStU M f S A I M 5056/87, Teil II Bd. 1, Bl. 4 (41 ff.).
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche
Vase gegenüber seinem Führungsoffizier aus der H A XVIII/7 des MfS, Oberst Hillebrand. Schuster berichtet: „... Z u meiner Überraschung legte er mir Versteigerungskataloge von Christies aus L o n d o n vor, in denen der Verkauf einer Böttcher-Vase, die ich ihm gegen ein D e p o t von 15 T D M überlassen hatte, veröffentlicht worden war. D e r Versteigerungserlös belief sich auf ca. 10 T D M . " 8 0 2
- Aus der großen Sammlung von Helmuth Meißner konnte die Kulturgutschutzkommission nur einige Stücke zurückhalten, unter anderem zwei Gemälde von Wilhelm Busch - „Stilleben" und „Zwei Schusterjungen", 803 eine Tierplastik von Johann Joachim Kändler und eine Dragonervase, die vor dem Zweiten Weltkrieg vielleicht einmal zum Bestand der Dresdener Kunstsammlungen gehörten (Tafel 79), einige Gläser und einen frühen Birnkrug, zugeschrieben dem Porzellanmaler Johann Christoph Horn (Tafel 76). Er besaß weitere Gemälde von Wilhelm Busch, von Aert van der Neer, von Gerard Dou... eine große Sammlung an Möbeln, Porzellanen, Silber. - 1983 verkaufte die Kunst und Antiquitäten G m b H den Großteil der berühmten Eisenkunstgußsammlung Ewald Barth 804 nach West-Berlin. In der Schriftenreihe des Berliner Museums für Verkehr und Technik ist zur Sammlung Barth vermerkt: „Als der Sanitätsrat Ewald Barth im September 1968 wenige M o n a t e nach Vollendung seines 70. Lebensjahres in Dessau-Mildensee verstarb, hinterließ er die wohl umfangreichste u n d vielfältigste S a m m l u n g von Eisenkunstguß im deutschsprachigen R a u m , die sich zu diesem Zeitp u n k t noch in privater H a n d befand. In k n a p p fünf Jahrzehnten hatte Barth mit großer Sachkenntnis Büsten, Statuetten, Zier- und Gebrauchsgut, Schmuck, Medaillons, Medaillen und Reliefs aus Eisen mit d e m Ziel zusammengetragen, in dem Typischen dieser K u n s t g a t t u n g die größtmögliche Vollständigkeit zu erreichen, u m so ein repräsentatives Bild von der künstlerischen Vielfalt des Eisenkunstgusses zu schaffen." 8 0 5
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„Mein A n g e b o t " , heißt es weiter, „... ihm die Differenz zwischen dem D e p o t von 15 T D M u n d dem tatsächlich [erzielten, der Autor] Preis bei Christies zurückzuerstatten, w u r d e von ihm nicht besonders beachtet bzw. legte er auf dieses keinen großen Wert." Treffbericht von Oberst Hillebrand aus der H A XVIII/7 des M f S v o m 15.3.1978 zu Treffen mit I M F „Sohle" am 8.3.1978, B S t U M f S A I M 818/81, Teil II, Bd. 8, Bl. 22f. - Möglicherweise stand die N i c h t r ü c k z a h l u n g des Deposits an den Mittelsmann in Verbindung mit Schusters K o n t a k ten zu westlichen Geheimdiensten.
803
In der Zeitwertfeststellung unter „ W o h n z i m m e r " Positionen 4 u n d 5 aufgeführt: „Stilleben" u n d „Schusterjungen", jeweils signiert, Schätzwert 25.000,- M a r k beziehungsweise 30.000,M a r k - heute in der Nationalgalerie Berlin, Zeitwertfeststellung aus dem Verfahren gegen H e l m u t h Meißner, aus dem Besitz von Prof. K o n r a d Meissner.
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Z u r Geschichte der Sammlung ausführlich bei Blutke Antiquitäten, S. 58ff.
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Berliner Beiträge zur Technikgeschichte und Industriekultur, Schriftenreihe des M u s e u m s f ü r Verkehr u n d Technik Berlin, Band 9, zitiert nach Protokoll des Zentralen Kriminalamtes Berlin A G K u A G m b H v o m 6.4.1990, Verfahren Joachim Farken u n d andere, Az. 21/2 Js29/90, Bd. III, Bl. 18.
Obskure Geschäfte mit Kunst und
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3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
Nach dem Tode des Dessauer Zahnarztes Ewald Barth im Jahre 1968 hatten seine Erben die Sammlung als Leihgabe an das Märkische Museum Berlin gegeben. Der „Überlassungsvertrag" sah eine Laufzeit von zehn Jahren vor.806 Am 31. 3.1983 kündigten die Erben den Vertrag 807 und veräußerten die Sammlung an den Antikhandel Pirna. Das Geschäft wurde über den Einkaufsbereich Potsdam des Antikhandel Pirna von dessen Bereichsleiter, Axel Hilpert, abgewickelt. Man einigte sich für die 1051 Stücke auf einen Kaufpreis von 500.000,- Mark. 808 Nach ihrem Abtransport aus dem Märkischen Museum wurden durch die Kunst und Antiquitäten G m b H 940 Teile der Sammlung im Jahre 1986 für 230.000,- D M an den Antikshop von Wolfgang Böttger im KaDeWe weiterverkauft (Tafel 80). Im West-Berliner Kunsthandel konnte die Sammlung glücklicherweise geschlossen vom Sammler Frank Fischer erworben werden, der sie dem Museum für Verkehr und Technik zur Verfügung gestellt hat. Die langjährige Mitarbeiterin des Märkischen Museums Swantje Peibst sagte 1990 als Zeugin beim Zentralen Kriminalamt aus: „Nicht nur die gesamte Sammlung Barth, deren Grenzen fließend zu betrachten sind, sondern ein Großteil der Einzelstücke sind als Kategorie II einzuschätzen, da sie nach Entwürfen von bedeutenden Künstlern ihrer Zeit, wie ζ. B. Schadow, Rauch, Tieck und Posch, gestaltet wurden. Auf Wunsch der Erben wurde die Sammlung 1983 an den Antikhandel Pirna verkauft. Auf Grund der Preisvorstellungen der Eigentümer war es dem Museum nicht möglich, die Sammlung selbst käuflich zu erwerben. Einige Stücke - ca. 54 - konnte das Museum im Tausch vom Antikhandel Pirna erwerben. Dadurch wurde aber die Einschätzung der Kategorisierung nicht geschmälert. So daß zusammenfassend festgestellt werden muß, daß mit dem Verbringen der Eisenkunstgußsammlung Barth geschütztes Kulturgut der Kategorie II der D D R verloren ging." 809
- Im Herbst 1983 führte die Kunst und Antiquitäten G m b H eine alte Mustersammlung an Porzellanpuppen aus dem damaligen VEB Zierkeramik Katzhütte 810 aus, die der HA VII/13 des Mfö im Zusammenhang mit dem bereits erwähnten OV „Puppe" bekannt geworden war. Der Leiter der HA VII/13, Oberstleutnant Walter Strauch, informierte Generaldirektor Farken über den Fund des MfS in der alten thüringischen Porzellanfabrik. Farken alias IM „Hans Borau" berichtet daraufhin seinem damaligen Führungsoffizier aus der AG BKK, Hauptmann Wilhelm Machost, daß in Katzhütte: 806
Überlassungsvertrag betreffend die Eisenkunstgußsammlung Ewald Barth zwischen seinen Erben und dem Märkischen Museum vom 4.2.1969, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. III, Bl. 9f.
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Kündigung des Überlassungsvertrages betreffend die Eisenkunstgußsammlung Ewald Barth vom 31.3.1983, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. III, Bl. 13.
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Dazu im Umlagerungsschein Nr. 16 des Antikhandel Pirna, Kollege Axel Hilpert, vom 16.6. 1983, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. III, Bl. 4.
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Zeugenaussage von Swantje Peibst vor dem Zentralen Kriminalamt a m 10.5.1990, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. III, Bl. 20 (21).
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Zugehörig zum Möbelkombinat Suhl und damit sachlich zum Ministerium für Bezirksgeleitete Industrie und Lebensmittelindustrie.
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche „... größere Mengen an Porzellanpuppen und ähnliches lagert, was evtl. im Export verkäuflich wäre. ... Es wird eingeschätzt, d a ß aus diesen Beständen ein Valuta-Erlös von 2 Mio. Valutam a r k erzielt werden k a n n . " 8 1 1
Generaldirektor Farken kümmerte sich hinter den Kulissen beim Minister für Bezirksgeleitete Industrie und Lebensmittelindustrie, Wange, und dessen Stellvertreter, Harz, um die Herausgabe der Mustersammlung durch den Betrieb in Katzhütte. 812 Für die H A VII/13 des MfS sollte Major Joachim Milarg die reibungslose Übergabe der Mustersammlung an die Kunst und Antiquitäten G m b H sicherstellen. Er wurde dabei von örtlichen Mitarbeitern der Kreisdienststelle des MfS Neuhaus/Rennweg unterstützt. Seitens der Kunst und Antiquitäten G m b H war unter anderem Gerhard Walter alias IM „Exporteur" der HA VII/13 des MfS beteiligt. 813 Am 6.10.1983 reiste die Kunst und Antiquitäten G m b H begleitet von den genannten Mitarbeitern des MfS erstmals nach Katzhütte. Zur Überraschung aller verweigerte aber der Betriebsleiter die Übergabe der Sammlung. Man mußte unverrichteter Dinge nach Berlin zurückkehren. Der Direktor des Spielzeugmuseums Sonneberg, Johann Gauß, besichtigte am 12.10.1983 auf Veranlassung des Direktors des Betriebsteils VEB Zierkeramik Katzhütte die Mustersammlung und erklärte am 14.10.1983 in einem Gutachten, die Mustersammlung Katzhütte sei von einmaligem kulturhistorischen Wert, unterliege dem Kulturgutschutzgesetz und könne für den Export nicht freigegeben werden. 814 Am 27.10.1983 erstellte Gauß ein zweites Gutachten, in dem er die Ausfuhr der Porzellanpuppen und Figuren unter der Bedingung befürwortete, daß das Sonneberger Spielzeugmuseum einen Teil der alten Muster erhalte. Gauß gab später an, „... zur R ü c k n a h m e seines Erstgutachtens u n d zur Erstellung eines Zweitgutachtens, in d e m er einer Exportverwendung der Katzhütter Sammlung nicht widerspricht, durch massive Einwirkung von Mitarbeitern des damaligen M f S beeinflußt worden zu sein." 8 1 5
Zu den Vorgängen in Katzhütte von der Kriminalpolizei am 4. 5.1990 befragt, erklärte der ehemalige Major des MfS, Joachim Milarg, er habe gehört, daß man mit Gauß gesprochen habe, und er sein Gutachten zurückgenommen und eine andere Bewertung abgegeben habe. Wer diesbezüglich mit Gauß gesprochen
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I n f o r m a t i o n von I M S „ H a n s B o r a u " alias Joachim Farken an die H A XVIII/7 des MfS, H a u p t m a n n Wilhelm M a c h o s t , v o m 24.10.1983, BStU M f S A I M 6499/88, Teil II, Bd. 2, Bl. 234 f.
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Dito.
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D a z u z u m Beispiel der Ausgabenbeleg der H A VII/13 vom 7.11.1983, wonach in D u r c h f ü h r u n g der Aktion „Musterlager K a t z h ü t t e " durch den I M S „ E x p o r t e u r " für die Betreuung der eingesetzten K r ä f t e 4 8 0 , - M a r k verauslagt wurden - für Speisen und G e t r ä n k e im Ferienheim „Waldfrieden" in Masserberg, B S t U M f S A I M 12552/91, Teil I, Bd. 1, Bl. 139f.
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D a z u in der Befragung von Walter Strauch durch die Kriminalpolizei am 25.4.1990, Verfahren Joachim Farken u n d andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. VII, Bl. 39 (42).
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Dito.
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3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
habe, wisse er allerdings nicht. 816 Am 3. und 4.11.1983 wurde die Mustersammlung Katzhütte durch die Kunst und Antiquitäten G m b H verpackt und abtransportiert. Gauß gab später an, er sei am Tage der Abholung der Mustersammlung durch die Kunst und Antiquitäten G m b H einem der beiden MfS-Mitarbeiter
8,6
Joachim Milarg sagte aus: „Es tauchten dann ... insbesondere aus dem Thüringer R a u m , in immer größeren Stückzahlen Puppenteile und Porzellan als Angebote bei der Kunst & Antiquitäten G m b H auf. Es wurde b e k a n n t , d a ß es sich um H a l d e n b e s t ä n d e früherer oder noch bestehender Porzellanfabriken in dieser Gegend handelte, die von Personen illegal b e r ä u m t worden sind. D a r a u f h i n erging durch den damaligen Stellvertreter des Ministers f ü r Staatssicherheit, Generalleutnant Neiber, der Befehl an die Bezirksverwaltungen, in ihren Territorien systematisch derartige Halden zu suchen und zu beräumen und die gefundenen Porzellan- und P u p p e n b e s t ä n d e der Kunst & Antiquitäten G m b H zuzuführen. Seitens der VII/13 war ich speziell in den Bezirken Suhl u n d E r f u r t in diese A k t i o n eingebunden u n d hatte, wo notwendig, Unterstützung zu geben bzw. diese Arbeiten selbst zu forcieren. Eine derartige H a l d e wurde auch in K a t z h ü t t e (Bezirk Suhl) b e r ä u m t . Bei den Beräumungsarbeiten k a m aus der Bevölkerung ein Hinweis, d a ß sich gleiche Gegenstände, wie sie von der H a l d e geborgen wurden, in dem im Ort ansässigen V E B Zierkeramik in einem sogenannten Musterzimmer befinden würden. ... Diesem Hinweis ist zunächst die K D N e u h a u s nachgegangen u n d hat K o n t a k t z u m Betrieb u n d seinem Leiter ... a u f g e n o m m e n . Ich erinnere mich, d a ß ich mit einem Mitarbeiter der damaligen Kreisdienststelle des M f S in N e u h a u s / Rennweg dieses Musterzimmer besichtigt habe und meine Dienststelle in Berlin mitteilen konnte ... d a ß nach meiner Einschätzung diese Betriebssammlung geeignet war, an die Kunst u n d Antiquitäten G m b H übertragen zu werden, da sie bestimmt Exporterlöse bringen würde. ... Jedenfalls gab es einige Zeit später einen Termin, daß Beauftragte der Kunst & Antiquitäten G m b H diese M u s t e r s a m m l u n g von dem Katzhütter Betrieb übernehmen sollten. Ich selbst bin im Auftrag meiner damaligen Diensteinheit mit den beauftragten Mitarbeitern des A H B Kunst & Antiquitäten nach Katzhütte gefahren. D o r t erlebten wir die Überraschung, daß der Leiter des Katzhütter Betriebes die Herausgabe der Sammlung verweigerte mit dem Bemerken, d a ß die S a m m l u n g zu einem M u s e u m umgestaltet werden soll. Nach[-dem, der Autor] die geplante A b h o l u n g nicht zustande gekommen war, habe ich darüber meinen Dienstvorgesetzten, Oberstleutnant Strauch, informiert. ... Ich weiß inoffiziell, d . h . über den sogenannten ,Buschfunk', d a ß die NichtÜbergabe des Musterzimmers an die Kunst & Antiquitäten G m b H große Aufregung ausgelöst hat. Ich n e h m e an, d a ß der Verantwortliche für diese Aktion, Generalleutnant Neiber, schon die Erfolgsmeldung mit einem zu erwartenden riesigen Exporterlös weitergegeben hatte und nun einen Mißerfolg melden mußte. Wie es in dieser Sache weiterging, weiß ich n i c h t . . . Bis dann nach einigen Wochen die erneute Weisung k a m , daß die Übergabe des Musterzimmers von der Katzhütte an die Kunst & Antiquitäten G m b H n u n m e h r beschlossene Sache sei u n d terminlich festgelegt war. Ich wurde beauftragt, an der Ü b e r n a h m e der Katzhütter S a m m l u n g durch die Kunst & Antiquitäten G m b H teilzunehmen und habe mich deshalb im R a h m e n der Übergabeaktion mit in Katzhütte im dortigen Betrieb Zierkeramik aufgehalten. ... Ich habe gehört, daß von H e r r n G a u ß ein G u t a c h t e n erstellt worden ist. Dieses habe ich jedoch nie zu Gesicht bek o m m e n u n d k a n n mich zu seinem Inhalt nicht äußern. Ich weiß heute auch nicht, w a n n u n d von wem ich von der Existenz des G u t a c h t e n s erfahren habe. ... Ich habe gehört - von wem ich es gehört habe, k a n n ich heute nicht m e h r sagen - , daß man mit Herrn G a u ß gesprochen hat, und er sein G u t a c h t e n z u r ü c k g e n o m m e n hat und eine andere Bewertung der S a m m l u n g vorgenommen hat. ... Wer bezüglich des G u t a c h t e n s mit H e r r n G a u ß gesprochen hat, kann ich nicht sagen . . . " - Protokoll der Befragung von Joachim Milarg durch die Kriminalpolizei a m 4.5.1990, Verfahren Joachim Farken u n d andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. VII, Bl. (44ff.).
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche
begegnet, die zuvor mit ihm gesprochen hatten. 817 Wer dieser Mitarbeiter war, und von wem der Befehl stammte, Gauß zu beeinflussen, konnte nie ermittelt werden. Farken berichtet seinem Führungsoffizier Machost am 7.11.1983 über die Übernahme der Porzellanmuster in Katzhütte: „Am Donnerstag konnte in der Zeit von 6.00 Uhr bis 22.00 Uhr im wesentlichen reibungslos gearbeitet werden. Es wurden insgesamt 13.716 Teile übernommen. Von Seiten des Kollektivs des VEB Zierkeramik Katzhütte wurde keine Kooperationsbereitschaft bei der Übergabe/Übernahme dieser Gegenstände gezeigt. Z u r Frage der Leistung von Uberstunden wurde geantwortet: Wir haben eine besondere Lage, jeder hat ein Eigenheim und m u ß sich nach dem Wetter richten: eine andere Bemerkung: Oben wird entschieden, und die Proletarier müssen es ausbaden; oder: Wir sind nicht bei der Armee, wo man Befehle erteilen/geben kann; eine andere Bemerkung lautete: Die Teile haben 2 Weltkriege überlebt und werden auch den Sozialismus überleben, es sollte ein Museum werden, wenn wir das gewußt hätten, hätten ... wir es noch länger geheimgehalten." 8 1 8
- Anfang 1984 wurde eine sogenannte „Böttger-Sammlung", 220 Unikate der Porzellanmanufaktur Meißen, für etwas mehr als 1,6 Millionen D M an Josef März nach Bayern verkauft. 819 Die Unterlagen über dieses Geschäft waren 1991 aus dem Archiv der Kunst und Antiquitäten G m b H in Liquidation verschwunden. 820 - Mitte der achtziger Jahre tauchte ein Gemälde von Eduard Gärtner in der Bundesrepublik auf, das über die Kunst und Antiquitäten G m b H ausgeführt worden war. Das frühere Mitglied der Kulturgutschutzkommission Günter Schade intervenierte deswegen zusammen mit dem Kustos der Nationalgalerie, Lothar Brauner. Ihrer Ansicht nach zählte das Gemälde aufgrund seiner Qualität zum geschützten Kulturgut der D D R . Sie erhielten keine Antwort. 821 - Vor allem in den Akten des MfS finden sich immer wieder Spuren von bemerkenswerten Kunstwerken, deren Ankauf die Kunst und Antiquitäten G m b H
8.7
Dazu der Vermerk des Kriminalhauptkommissars Butze betreffend die Ermittlung eines Angehörigen des ehemaligen MfS in Zusammenhang mit der Verlagerung der Katzhütter Mustersammlung zur Κ & A, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. VII, Bl. 47.
8.8
Bericht von „Hans Borau" alias Joachim Farken an die H A XVIII/7 des MfS, H a u p t m a n n Wilhelm Machost, bei einem Treffen am 7.11.1983, datiert vom 8.11.1983, BStU MfS A I M 6499/88, Teil II, Bd. 2, Bl. 248f.
819
Der Fleischgroßhändler Josef M ä r z unterhielt gute Beziehungen zum Bereich Kommerzielle Koordinierung, offenbar auch zu Schalck-Golodkowski persönlich. 1988 wurde die Porzellansammlung übrigens an den Kunden der Kunst und Antiquitäten G m b H E d u a r d Sabatier nach Verden weiterverkauft.
820
Dazu die Zeugenaussage von Horst Plokarz vor dem 1. Bundestagsuntersuchungsausschuß der 12. Wahlperiode, Prot. 56, 115 (116ff.); zum Verkauf der Böttger-Sammlung auch die Zeugenaussage von Joachim Farken, ebenda, Prot. 60, S. 26ff
821
D a z u im Schreiben von Günter Schade vom 23.7.1990, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. I, Bl. 361.
415
416
3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
zumindest verhandelt hat. Ob diese Stücke anschließend auch ausgeführt wurden, läßt sich nicht mehr mit Sicherheit belegen. So berichtet zum Beispiel Generaldirektor Joachim Farken alias IM „Hans Borau" der AG BKK des MfS am 12.12.1986 von einer Ankaufsfahrt nach Thüringen, bei der die Kunst und Antiquitäten G m b H eine japanische Bronzevase aus privater Hand erwerben wollte. Die Kunst und Antiquitäten G m b H sei „... dringend am Erwerb dieser Vase interessiert, um sie an einen holländischer Konzern zu verkaufen". 822 Der mitgereiste Einkäufer der Kunst und Antiquitäten GmbH, Siegfried Brachhaus, schätzte den Wert der etwa 2,60-2,80 Meter hohen Bronze auf 120.000,- Mark. Gleichzeitig verhandelte man über den Ankauf zweier unsignierter Gemälde zugeschrieben Jan van Goyen beziehungsweise Jacob van Ruisdael. 823 - Im März 1987 zog man seitens der Kunst und Antiquitäten G m b H die Möglichkeit in Betracht, eine der wenigen in der D D R vorhanden Gutenberg-Bibeln zu exportieren. Generaldirektor Joachim Farken sprach deswegen auf der Leipziger Frühjahrsmesse mit seinem Experten für antiquarische Bücher beim Antikhandel Pirna, Johannes Wend. Farkens Führungsoffizier beim MfS, Major Wilhelm Machost, nahm den entsprechenden Bericht seines IM noch auf der Frühjahrsmesse entgegen und vermerkte: „ D e r I M S hat mit d e m Mitarbeiter des VEB A n t i k h a n d e l Pirna, Kollegen Wendt, ein Gespräch geführt, über Möglichkeiten des E x p o r t s von antikquarischen Büchern aus Beständen der Bibliotheken u . a . Einrichtungen und dabei auch die Frage gestellt, ob in der D D R Gutenberg Bibeln vorhanden sind. Wendt hat d a r a u f h i n erklärt, daß nach seiner Kenntnis in der D D R 4 oder 5 derartige Bibeln in Bibliotheken v o r h a n d e n sind, äußerte aber im gleichen Z u s a m m e n hang, daß diese Bibeln sehr teuer wären, eine solche Bibel hätte einen Wert von 4 bis 5 Millionen M a r k . Diese Bibeln ständen hauptsächlich in den Staatsbibliotheken. D e r I M wird Wendt nochmals zu dieser Frage sprechen und dabei sich erkundigen, in welchen Bibliotheken eine derartige Bibel vorhanden ist." 8 2 4
Schon am nächsten Tag, dem 15.3.1987, wurde Farken über den Standort von vier in der D D R vorhandenen Gutenberg-Bibeln unterrichtet 825 (Tafel 81). Es ist nicht bekannt geworden, daß eine derartige Bibel tatsächlich durch die Kunst und Antiquitäten G m b H ausgeführt wurde. Aber selbst dem Laien mußte klar sein, daß es sich um nationales Kulturgut handelte. Farken hätte sich nicht erkundigt, wenn er den Export nicht für möglich gehalten hätte. Wahrscheinlich
822
I n f o r m a t i o n der A G B K K des MfS, M a j o r H ä r t u n g , vom 15.12.1986 nach Treffen mit I M S „ H a n s B o r a u " alias Joachim Farken am 12.12.1986, B S t U M f S A I M 6499/88, Teil II, Bd. 3, Bl. 146 f.
823
Dito.
824
Treffbericht der A G B K K des MfS, M a j o r Wilhelm M a c h o s t , v o m 14. 3.1987 z u m Treffen mit I M S „ H a n s B o r a u " a m 14.7.1987, BStU M f S A I M 6499/88, Teil II, Bd. 3, Bl. 179f.
825
Vermerk der A G B K K des MfS, M a j o r Wilhelm M a c h o s t , vom 16.3.1987 z u m Treffen mit I M S „ H a n s B o r a u " alias Joachim Farken am 15.3.1987, B S t U M f S A I M 6499/88, Teil II, Bd. 3, Bl. 178.
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche
wurde er von einem Geschäftspartner gezielt auf die Gutenberg-Bibeln angesprochen und vielleicht hoffte er, es gäbe eine solche Bibel noch in Privatbesitz, oder er könne die Bibliotheken zum Verkauf überreden. - Im November 1987 ließ die Kunst und Antiquitäten G m b H mit Hilfe der West-Berliner Firma Wiegand Consulting G m b H (WiCon) einen Marschallstab des Prinzen Friedrich Carl Nikolaus von Preußen beim Münchener Auktionshaus Hermann Histórica versteigern. Der Einkaufsleiter des Betriebsbereiches Perleberg des Antikhandel Pirna, Josef K., hatte den Marschallstab zunächst für sich persönlich gegen „3 Säbel, 1 Helm, 1 Ring und andere Gegenstände" 826 von einem Privatmann eingetauscht 827 und bot ihn anschließend der Kunst und Antiquitäten G m b H im Tausch gegen zwei Pkw Lada an. Das Geschäft wurde abgeschlossen. Die Firma WiCon fungierte als Einlieferer für die Kunst und Antiquitäten G m b H beim Münchener Auktionshaus Hermann Histórica (Tafel 82). Trotz einiger Schwierigkeiten wegen der ungeklärten Provenienz des Marschallstabes und etwaiger Eigentumsansprüche des Hauses Hohenzollern wurde der Marschallstab schließlich Anfang November 1987 - offenbar in einer separaten Auktion für ausgewählte Interessenten am 6. oder 7. November 1987 (Tafel 83) unter Positionsnummer 2.881- versteigert - „Exporterlös 80.000,- D M verk. Hermann Auktion Nov. 87" 828 wird auf dem Tauschvertrag mit K. später vermerkt. Prinz Friedrich Carl von Preußen befehligte die Truppen bei der Einnahme der für den Ausgang des Deutsch-Französischen Krieges wichtigen Festung Metz im Oktober 1870 und wurde dafür von seinem Onkel, Wilhelm I., zum Generalfeldmarschall ernannt. Anläßlich dieser Ernennung bekam Prinz Friedrich Carl den Marschallstab verliehen. Trotz einiger Restaurierungen dürfte es sich bei dem Marschallstab um geschütztes Kulturgut der Kategorie I gehandelt haben, wovon der Militärhistoriker Günter Thiede in einem Gutachten im Februar 1990 ausging - jedoch mit dem Hinweis, er habe das Objekt nicht in Augenschein nehmen können (Tafel 84). Die Kulturgutschutzkommission bekam den Marschallstab nie zu Gesicht. - Ein Informant der Kriminalpolizei berichtet 1988 über den Einkäufer des Antikhandel Pirna Dieter Schulz alias IM „Wolfgang" der HA VII/13 des MfS:
826
Tauschvertrag betreffend den Marschallstab des preußischen Prinzen Friedrich Carl zwischen Josef K. und Herrn Norbert M. vom 24.6.1971, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. II, Bl. 60.
827
Zur Vorgeschichte des Tausches und des weitern Weges des Marschallstabes siehe ausführlich bei Blutke Obskure Geschäfte mit Kunst und Antiquitäten, S. 125ff.
828
Bestätigung der Kunst und Antiquitäten G m b H für Autotauschgeschäft 20/87 mit Josef K. vom 17. 8.1987, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. II, Bl. 58.
417
418
3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH „ M ä r z 1988 - Schulz nimmt von dem D D R - B ü r g e r ( . . . ) . . . , S t r o h m a n n ' des (...) in Kommission G e m ä l d e des Schmitt-Rottluff vermuteter Preis T D M 200 (geschütztes Kulturgut der D D R ) u n d übergibt es z u m Zwecke des Exportes der Kunst u n d Antiquitäten G m b H , die es entgegen Vereinbarungen mit d e m Ministerium für Kultur z u m Zwecke der Expertise illegal nach Westberlin a u s f ü h r t . " 8 2 9
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch ein zu diesem Zeitpunkt schon acht Jahre zurückliegender Bericht des IM „Rose" alias Gernot Haubold aus der Arbeitsgruppe Beater und späteren HA VII/13 des MfS, Abteilungsleiter für den Bereich Einkauf der Kunst und Antiquitäten GmbH. Haubold informierte das MfS über ein Gespräch mit Dieter Schulz, das am 23.12.1980 stattgefunden hatte. Haubold und Schulz hätten sich über den Ankauf einiger Gemälde durch Schulz und Siegfried Brachhaus für die Kunst und Antiquitäten G m b H unterhalten. An Schulz, berichtet Haubold, habe sich der Potsdamer Helmut D. gewandt und Bilder zum Verkauf angeboten - „Zur Debatte stand ein Bild von Rolfs, das Brachhaus mit 35000,- M ankaufte." 830 Im Raum standen außerdem Gemälde von van Gogh und eine „Landschaft mit Wasserfall" von Turner. Sollte auch nur eines dieser Gemälde tatsächlich ausgeführt worden sein, läge ein Verstoß gegen das Kunstschutz- beziehungsweise KulturgutschutzG nahe. Soweit bekannt, wurden die genannten Gemälde der Kulturgutschutzkommission nicht vorgestellt. Voraussetzung für einen Verstoß gegen das KulturgutschutzG wäre natürlich, daß es sich bei den Gemälden um Originale handelte. Insbesondere was den illegal nach West-Berlin verbrachten Karl Schmidt-Rottluff und den von Brachhaus angekauften Christian Rohlfs angeht, soll nicht unerwähnt bleiben, daß das Landgericht Verden den nach der „Wende" als Kunsthändler in Potsdam tätigen Helmut D. im Frühjahr 2001 wegen Betruges und Urkundenfälschung zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe verurteilt hat. Wie auch der Presse zu entnehmen war, gestand D. die Fälschung von mehr als einem Dutzend Gemälden der „Brücke"-Maler Karl Schmidt-Rottluff, Otto Mueller, Erich Heckel; daneben auch von Christian Rohlfs.831 Die Staatsanwaltschaft Verden hat auf Nachfrage 829
I n f o r m a t i o n der Kriminalpolizei, H a u p t m a n n der Κ Kleinert, zu Dieter Schulz v o m 11.7. 1988, B S t U M f S A I M 2166/89, Teil I, Bd. 4, Bl. 53 (56).
830
Bericht von I M „Rose" alias G e r n o t H a u b o l d vom 25.12.1980 betreffend unter anderem ein Gespräch mit Dieter Schulz, B S t U M f S A I M 4744/87, Teil II, Bd. IV, Bl. 128.
831
Keller G r u p p e n b i l d mit D a m e , D E R T A G E S S P I E G E L vom 6.3.2001, S. 25 - der im Artikel genannte „Stasi Offizier", der in der West-Berliner Fasanenstraße eine Niederlassung der Kunst u n d Antiquitäten G m b H geleitet haben soll, wurde im R a h m e n der vorliegenden Arbeit auf eine inoffizielle Tätigkeit für das M f S hin überprüft. Auf eine Z u s a m m e n a r b e i t mit dem M f S haben sich infolgedessen keine A n h a l t s p u n k t e ergeben. Auch sind im R a h m e n der vorliegenden Arbeit keine Belege d a f ü r aufgetaucht, daß im Auftrage des M f S etliche westdeutsche Fälscher gearbeitet hätten, deren Arbeiten d a n n später in der D D R gehandelt worden wären. Solche G e r ü c h t e kreisten immer wieder u m E d g a r Mrugalla, den „König der
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche
mitgeteilt, daß es im Prozeß gegen D. aufgrund der Verjährungsvorschriften allein um Sachverhalte nach 1990 gegangen sei.832 Nicht ausgeschlossen werden kann jedoch, daß die Kunst und Antiquitäten G m b H - wohl unwissentlich Fälschungen von D. und anderen Fälschern angekauft und exportiert hat. Möglicherweise hat D. die im Prozeß in Verden in Frage stehenden Fälschungen von Werken Schmidt-Rottluffs übrigens im Juni 1996 zum Zwecke der Expertise nach West-Berlin gebracht - zur Direktorin des Brücke-Museums, Magdalena Moeller. Sie bestätigte D. entgeltlich die Echtheit von Arbeiten Schmidt-Rottluffs auf der Rückseite von Fotografien und ist deswegen in einen Schadenersatzprozeß mit einem westfälischen Kunsthändler verwickelt.833 - Im Jahre 1989 wurden durch die Kunst und Antiquitäten G m b H im Rahmen eines Steuerverfahrens gegen die Leipzigerin Gisela Lehmann mindestens sechs Zeichnungen und Grafiken, die gemäß der 2. DB zum KulturgutschutzG als geschütztes Kulturgut der Kategorie II registriert waren, 834 ohne Freigabe durch die Kulturgutschutzkommission beziehungsweise den Minister für Kultur exportiert. Sie waren Bestandteil einer ersten Übernahme von 66 Zeichnungen und Grafiken aus der gepfändeten Kunstsammlung von Gisela Lehmann mittels Kaufvertrag zwischen der Kunst und Antiquitäten G m b H und dem Rat der Stadt Leipzig, Abteilung Finanzen, vom 13.1.19 8 9.835 Es handelte sich bei den ausgeführten Kunstwerken der Kategorie II um Arbeiten von Adrian Zingg, Otto Dix, Max Klinger, Raillard, Schnorr von Carolsfeld und Fritz von Uhde, die an die Firmen Bolland & Marotz, Bremen, und Kistner, Nürnberg, veräußert
Kunstfälscher", wie er seine Erinnerungen n e n n t (Edgar Mrugalla König der Kunstfälscher, Berlin 1993). Es ist insbesondere auch schwer vorstellbar, daß das M f S bekannte Kunstwerke in den Museen der D D R kopieren ließ, um die Originale zu exportieren, wie gelegentlich b e h a u p t e t wurde. Beweise d a f ü r gibt es nicht. 832
A n f r a g e des Autors bei der Staatsanwaltschaft Verden, Pressestelle, H e r m a n n , a m 11.7. 2001.
833
Gespräch des Autors mit d e m Kunsthändler S. - D e r K u n s t h ä n d l e r hatte die von 1930 datierende Fälschung eines D ü n e n m o t i v s für 216.000,- Franken in der Schweiz versteigern lassen. D e r Ersteigerer m u ß t e die K a u f s u m m e nach dem Bekanntwerden der Fälschung nicht entrichten - dazu auch Expertisenschwindel, F R A N K F U R T E R A L L G E M E I N E Z E I T U N G vom 17.3.2001, S. 54.
834
Als geschütztes Kulturgut a m 11.5.1985 angemeldet waren aus der S a m m l u n g L e h m a n n unter der Registriernummer 11/01/87 insgesamt 11 Gemälde, 15 Blatt Grafik, 22 Blatt Zeichnungen, 15 Miniaturen, 8 Plastiken, 5 Zinngegenstände, 37 Positionen Glas und Kristall, 13 Stücke aus Metall, 32 Positionen Fayencen-Steinzeug, 39 Positionen Porzellane und 18 Positionen Möbel - dazu der entsprechende Registrierungsvermerk des Stadtrates für Kultur, U. Fischer, vom 6.5.1987, Verfahren Joachim Farken u n d andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. III, Bl. 265f.
835
K a u f v e r t r a g über 66 Zeichnungen u n d G r a f i k e n aus der gepfändeten K u n s t s a m m l u n g von Gisela L e h m a n n zwischen der Kunst und Antiquitäten G m b H und dem Rat der Stadt Leipzig, Abteilung Finanzen, vom 13.1.1989, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. III, Bl. 252f.
4 1 9
420
3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
wurden. 836 Schon mit Schreiben vom 28.11.1988 bat der damalige Minister für Kultur, Hans-Joachim Hoffmann, den - ihm nicht unterstellten 837 - Leiter der Abteilung Kultur des Rates des Bezirkes Leipzig, Hans-Joachim Geldner, einen Brief folgenden Inhalts an die Abteilung Finanzen des Rates der Stadt Leipzig zu verfassen: „ , . . . In der Anlage übermittle ich Ihnen als neuen Rechtsträger u n d Verfügungsberechtigten dieser an Zahlungsstatt eingezogenen und in Volkseigentum übergegangenen Kulturgüter eine Kopie der Registrierurkunde. ... Eine Verwertung dieses Kulturgutes durch den zuständigen Außenhandelsbetrieb im Ausland wäre ein Verstoß gegen das Kulturgutschutzgesetz u n d die f ü r derartige Fälle zwischen d e m Ministerium f ü r Kultur u n d d e m Ministerium für A u ß e n h a n d e l bestehende Vereinbarung. Z u d e m habe ich auch aus kulturpolitischer Sicht Bedenken gegenüber einem Verkauf von Kulturgütern im Ausland, deren Ausfuhr der in der B R D lebenden Eigentümerin unter Verweis auf die kulturhistorische Bedeutung der Kunstwerke für die D D R verboten w u r d e . ' " 8 3 8
Es ist nicht bekannt, daß Hans Joachim Geldner der Bitte des Ministers für Kultur nachgekommen wäre. Auch die Kunst und Antiquitäten G m b H war sich der Brisanz der Verwertung geschützten und vor allem registrierten Kulturgutes der Kategorie II natürlich bewußt. Am 16.1.1989 schrieb deswegen das Mitglied des Rates der Stadt Leipzig für Finanzen, Grögor, an den Leiter der Abteilung Kultur des Rates des Bezirkes Leipzig, Geldner, durch den Käufer - die Kunst und Antiquitäten G m b H - werde „... nunmehr die Bitte geäußert, die damalige Einstufung als Kulturgut nochmals zu überprüfen, um die günstigste Verwertung im volkswirtschaftlichen Interesse zu erreichen" 839 (Tafel 85). Im Klartext sollten also die geschützten Kulturgüter aus der Sammlung Lehmann zumindest in die Kategorie III heruntergestuft werden, damit eine Ausfuhr ohne weiteres erfolgen konnte. Wie gesagt, die Schwierigkeit für die Kunst und Antiquitäten G m b H lag hier in der Registrierung der Stücke nach der 2. DB. zum KulturgutschutzG, die einen Verstoß aktenkundig machte.
836
D a z u die Aufstellung über den Verbleib der am 13.1.1989 von der Kunst und Antiquitäten G m b H vom Rat der Stadt Leipzig, Abteilung Finanzen, ü b e r n o m m e n e n 66 Positionen G r a f i k u n d Zeichnungen angefertigt v o m Bereichsleiter Bücher u n d G r a f i k des A n t i k h a n d e l Pirna, J o h a n n e s Wend, am 10.3.1990, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. III, Bl. 261 f.
837
D e r Minister für Kultur war gegenüber den Ratsmitgliedern für Kultur der örtlichen Räte formal nicht weisungsbefugt.
838
Schreiben des Ministers für Kultur, Hans-Joachim H o f f m a n n , an den Leiter der Abteilung Kultur des Rates des Bezirkes Leipzig, H a n s - J o a c h i m Geldner, betreffend die S a m m l u n g L e h m a n n vom 28.11.1988, Verfahren Joachim Farken u n d andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. III, Bl. 263f.
839
Schreiben des Mitgliedes des Rates der Stadt Leipzig für Finanzen, Grögor, an den Leiter der Abteilung Kultur des Rates der Bezirkes Leipzig, Hans-Joachim Geldner, vom 16.1. 1989, Verfahren Joachim Farken u n d andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. III, Bl. 266.
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche
Trotzdem ist eine Umkategorisierung selbst unter diesen zweifelhaften Umständen für die genannten Grafiken und Zeichnungen aus der ersten Übernahme vom Januar 1989 wohl nicht erfolgt. Lediglich für eine zweite Übernahme von 92 Positionen aus dem Besitz von Gisela Lehmann 8 4 0 - darunter 48 Kunstwerke der Kategorie II - durch die Kunst und Antiquitäten G m b H liegt eine pauschale Aufhebung der Einstufung sämtlicher Kunstgegenstände als geschütztes Kulturgut vor. Ohne Briefkopf weist sie als Aussteller zwar „Geldner" 841 aus, ist aber in Vertretung unterschrieben (Tafel 86). Sofern der Leiter der Abteilung Kultur des Rates des Bezirkes, Hans-Joachim Geldner, die Registrierung als geschütztes Kulturgut tatsächlich aufgehoben hat, wäre diesbezüglich, unabhängig von der Rechtmäßigkeit einer solchen Aufhebung, die Kunst und Antiquitäten G m b H entlastet. Für die genannten sechs Zeichnungen und Grafiken aus der ersten Übernahme gilt dies freilich nicht. Es finden sich noch eine Reihe solcher Beispiele. Auch wenn sich die ungenehmigte Ausfuhr von nationalem Kulturgut nur noch in den seltensten Fällen beweisen läßt, so ist die Indizienlast doch erdrückend. Berücksichtigt man zudem die eingeschränkten Kontrollmöglichkeiten der Kulturgutschutzkommission, verfestigt sich der Eindruck, daß der Kulturgutschutz im Bereich Kommerzielle Koordinierung eine untergeordnete Rolle gespielt hat. Die Kunst und Antiquitäten G m b H exportierte sicher nicht systematisch nationales Kulturgut. Im Einzelfall stellte das KulturgutschutzG aber auch kein Hindernis dar.
840
Unter einer „Anlage 2" aufgelistet sind unter diesen 92 Positionen Gemälde, Fayencen, Steinzeug, Porzellane, Glas - darunter 48 Kunstwerke der Kategorie II zugeordnet. Verfahren loachim Farken und andere, Az. 21/2 Is 29/90, Bd. III, Bl. 259 - D a s D a t u m dieser zweiten Übernahme aus der Sammlung Lehmann durch die Kunst und Antiquitäten G m b H von der Abteilung Finanzen des Rates der Stadt Leipzig ist nicht bekannt.
841
Aufhebung der Einstufung gepfändeter Kunstgegenstände - Anlage 2 - aus der Sammlung Lehmann als geschütztes Kulturgut der Kategorie II und III, an Genossen Grögor gerichtet, i. V. [unleserlich] Geldner gezeichnet vom 6.6.1989, Verfahren loachim Farken und andere, Az. 21/2 Is 29/90, Bd. III, Bl. 258.
421
422
3. Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten G m b H
Tafel 44 a A b s o h r i
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rf^ (Stempel) S e h ei m
Reg. Nr. 68/44
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000133
An den Herrn R e i c h a s t a t t h a l t e r In Sachsen- Landesregierung Ministerium f ü r Volksbildung - Abteilung IT D r e s d e n
Betr.!
leriinnsaehe: Bergungsbericht: Kunstgewerbe - Museum Am Ende des Beriehtsabschnittes
hat das Kunstgewerbemuseum f o l g e n d e Depots inne : Hippoldiswalde ( gemeinsam mit Armeemuseum- L a n d e s b i b l i o t h e k ) Reichstädt • Frauenstein
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" P o r z e l l a n g a l â r i e - Hauptstaatsa r c h i v - Oberbürgermeister Freiberg )
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Sberprüft wurden im Berichtsabschnitt'i^pippoldis-walde,
Reichstädt,
Rammenau, Dresden, imd-.persönliche Rücksprache mit den Schloßbes itze.rn genöam'in Beanstandungen sind.#iòht;zu v machen. Der reparatur- ïin'â pilié'gebedürftige Perserteppich der Schlosskirche Augustusburg wurde nach dem Kunstgewerbemuseum zwecks Überholung gebracht. Mit Belegvermerken and Z u t r i t t s v e r b o o t e n wurden d i e b e l e g t e n Zimmer des Depots Reichstädt versehen. A l l e Depots wurden auf K e l l e r überprüft, in denen bei drohenden Sabotageakten die w e r t v o l l s t e n Kisten vorübergehend geborgen werden können ( selbst wenn die Trodc enheit "nicht a l l e n Anforderungen entspricht
)
Dippoldiswalde:
zweiter g e l l e r l l j k e j r o m
fotfteotatzkell.er.
gnt Reichstädt:
· Braueredkeller- groß- etwas f e u e h t - muß trocken g e l e g e t werden. Es wird gebeten hiermit die H 0 chbau-Direktion zu beauftragen. -
2
-
Kopie BStU ARS
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche Tafel 44 b
Frauenstein:
ummötig, da das Depot salbst unauffällige Gewölbe sind, beziehentlich das- ganze Schloß ein isolierter Bau ist.
Rammenau:
- BStU
Küchenkeller
Dresden:
ist an sich ein Kellergewölbe
00013 4
Der Sicherheitsdienst im Palle drohender Sabotage durch Fremäarbeiter oder abgesetzte Feinde wurde wie folgt organisiert
^¡^
PippftlAtewalfot Oberinspektor Ryssel, Rossel und ein Justitzwachmeister bieten Schutz - Iiandesschützenkompanie am Ort kann herangezogen werden - befriedigend. Reichstädt:
Sohutztru-jp TOH 6 Gewehren: Schloßherrschaft, Förster, Gärtner, 2 TJnteroffiziere der Landesschützen Landeaschützenbat'l. ' Bip'poM. iswalde gewährt Unterstützung
Frauenstein:
'befriedigend -
a n d e n stationierten'Arbeitsdienst konnte heran.getreten werden. Ich'" bitte um Vermittlung Torläufig unbefriedigend.
Rammenau:
1, Inspektor. Es muB landesschuts oder Tolksëturà herangetretenw erden, Torläufig unbefrie'•..•, ' ä'igend
DresdenSiß
niemand, ist aber ein verborgener Keller, der keinen besonderen Schutz bedarf
Das Erdgeschoßgewölbe des Schlosses Dippoldiswalde wird zur Einlagerung der Armeefahnen benötigt: Führerbefehl ! Die Wehrmacht verfügt über keinen anderen geeigneten Raum. Die im Gewölbe mit untergebrachten BestHnde des-Kunstgewerbemuseums können im ienaehbarten Reichstädt untergebracht werden, wo für diesen Ζ weok 4 Räume einer Ohauffe®rwohnung im Schloss selbst (1 Stock) und in den sogenannten Rostverwalterzimmer zur Verfügung gestellt werden. Der Besitzer von Reichstädt ist einverstanden. Vertragserweiterung ! Es wird gebeten, einen Transport von Dippoldiswalde nach Reichstädt zu besteilen.
F.fyR.d.A.
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429
430
3. Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH Tafel 49 frfa-te&f
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ill)
Safesι
1.) Ib der Villa des « t e a , Fabrikbí sitssers M T U »itt»etdft / Km» EalKtohen, Jetist ïinder^grten, Job$nnSebastisS-SüOfe-Etrsa?» In dwrïaoâ s o l l «.ta 0#U«J.ef«Oh eingebaut β*la, «enti a^slì Acgafcen der L e i t e r i n ¿Na Kiederg'rteus k^tn S ¡»h l a s set T»rós»ndítt i s t » Î.S 5 s o l l s-j-sh alnht geSfFnet warden sein. Λτ«·3β» ?5x25:i2> ca. •saoiatäy&iiJ et va o. 5 o®. 5.)
to der otea, V i l l a des J i t a i g t a Btrektors der AatoOnion rabotst¡idt, Dr. t e Ksrl-^arx-stadt. Saab Angaben «Jims Κ soll-Bloh t» dieser V i l l a ein elageasuerte.-i 3ahsta?.naJx befinden^.lf«here ingabe« werden nenh e r s i t t e l t , ^ W ^
S i e aa£g«fauft«a i'aneersohräafc^öid Safes aiad œit eigener: SpestslEräften dar A b t j ^ X I t and der firsa. SST2S1. roa der Bée I r t e ver sa Π ung s » · * · — iv)
Ver.-Äfuttete Sresoranlagsnî % ~ tiiiSSereloh dea Stadtgebietes Karl-^arx-Stadt ward© etna ínáahl ehesi. Banken rtcorch Β oa'oeaar. g r i f f e e e r s t S r t , die j e t s t eingeebnet sind· gibt Kiaeelse, da3 v**oohl«deottlch auoh Arbeiten, iwr Öffnana und Kontrolle der_-versoh!itteten f.«lepen - besondere durah die sowjetischen freunde - durchgeführt wurden· Bisher wurden f tuende ehem., Banken e r m i t t e l t , die nach .der. ZeraV'Xxin.· eingeebnet wurdetCund wo sieh In den Rellerräuaen Tresore befinden sollenî 1.)
Chemnitzer Girobank AO, £'oatstra3e 17 « , 2 t , CSrBnfiaohe - Koller räame noch vorhanden. Ba gib In . 0»isn4# l e t elr.geeburt. ìergàeoheS 1st »ooh v o r - ' Mad-ete. i-li> B'iier efcea, Beel teer der heute in >ïeatf Deutschland l e b t , äu3ert« genossen g«e-eeöb®r, daü a l é ja dea " i e s t k e l l e r » an Ruhe lassen s o l l e n . Ea wird verso t ô t , dort Gegenstände leger«. Im- K e l l e r der Kapelle, die e e l t 1945 Slgestum der Klrefce 1st, lagern >çagelStete: sarge, eile noob. nioht geöffnet surden· -v-Q
>5
439
4 4 0
3 . Teil: Die G e s c h ä f t s t ä t i g k e i t d e r K u n s t u n d A n t i q u i t ä t e n G m b H
Tafel 51 f
estu -6-
^t *Λ Ί TV ^ UD -> ·,ίΑ·"
0OOOSO
2 , ) l i o h t e n e t » l n / Kre, Hohenetein-Braetth&l. In d e r « h e o . h u f t s o h u t e s o h u l e d a r K a e l s ( « a r t e n am S o a a e r i r e g ) « u r d e i m K e l l e r e i n e t e t , die halb a l t Erde eugeaohttttet ist. u n d ob a i o h d a h i n t e r e i n Haua b e f i n d e t ,
~r j é t e t Klna»r* Mauer e r r i o h Zweok d a r H a u e r ist nloht bekannt.
-U V*
5.) Jfraueneteln / Kis. Brand-Brblsdorf. ., D a s S t a i i t m a s e u r a e i e t e t e vom o h l o ß e i n e n Saura a b , i n d e a a i o h aaoh i n o f f i t s l e l l e n Angaben Unterlagen ans der Zeit y o r 194-5 b e f i n d e n s o l l e n . Der " o b l o ö v e r n a l t s r , d e r K i r cheuvorstandsmitglled und a l a n e g a t i v b e k a n n t 1 s t , v e r weigerte bisher d e r i n o f f i z i e l l e n Otielle die Abgabe d e r Unterlagen. 4.>iAaaustuB'burg / K r s , FISfca. • , ?Xm « o h l o S A u g u s t u s b u r g w a r b i s 1 . 9 4 4 d i e G a u f O h r e r s o h u i · d e r BSDW U n t e r g e b r a c h t . S p ä t e r ' - e s o g d i e öS d a s S o l i l o 3 uní v e r l a g e r t e naeh I n o f f i z i e l l e n Mitteilungen E i n r i o h .· t u B g e n d e r e h e 3 . H e i o h s k e n e l e i n a c h A a g u e t t t s b a r g « · Weiterhin s o l l dort wertvolles Foraellaa, goldene oder v e r g o l d e t e O e g e n e t S a d e sowie s 0 h i i f t a t Q o k e and Möbel s i n ge «gert sein. , Ha o h 1 9 Λ 5 s o l l d e r ü; e s K i e . r e n d e ï e l l d e s ¡ - - a t e r í a i s durch ¿die P r e a a d e abtransportiert worden s e i n , Bs g i b t J e d o o h •Hinweise v o n v o r 194-3 e u g e s t i u e r t e n K a m i n e n . O - Weiterhin beiladet «iah ta o h l o 3 e i n e a . 6 ra t i e f e r B r u n k e n » d e s e e n Grand nioh n l e h t ü b e r p r ü f t werden k ö n n t e .
YIJj) 1.)
Sonstige
Riaweloei
Earl-^arx-Stadt / 3 t T.a O - a r t e a h i n t e r d e r Fyj.BIG s o l l a n ¿ ® í i i c h . . eingelassen « M i i ^ i t i ; Sertsaohen;Sr¥wlh¿te worden « B ^ p a o l l .
a W . , V H S dea ehen. Bohren-Fabrlhanten e i n u n g e ö f f n e t e s Kohr i n d i e Erde den iUi.Bia b e l t u f t a n g r l f f e n s e i n e und d a s b i s h e r nooh n l e h t g e ö f f n e t
2.)
KarÄ^arx-Stadt / S t a d t , VBB F e b s t u h l b a u e h e a . S c h ö n h e r r AO. In der n i c h t b e n u t a t e n ï r e a o r a n l a g e des B e t r i e b e s b e f i n d e t s l o h eine K a r t e i s ä . a t l l o h e r F r e m d a r b e i t e r mit L i c h t b i l d e r n d i e w ä h r e n d d e r J î a s i z e i t ira - " e t r l e h g e a r b e i t e t haben.
3.)
Kreia Hainichen. . Im VSÖ E a r k a s w u r d e n 2 a l t e L e i t s - O r d n e r g e f u n d e n u n d s i c h e r g e s t e l l t , d i e üaaen von Fxercdarbeltern h e i n h a l t e n .
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche
Tafel 51 s ' 8 S tU 0 Of) (IS Γ i,y
is
Kreis
Br«Kä-ErbteÄ6rf.
te VSB Pre3- und Schatedewerk «Blaliêit» Brtcd-Er b i a dorf lagern ta Ar« h l * ea. 8o - 1oo ArbeitabUoher eimaait;;er Frcndarbclter.
5«) ' Earl-^ajrx-Stadt
:·'-; ί
/ S t a d t .
l a Archiv der SVK lagere ta etnta gesonderten floua a l t e Sad»rm3torlaäia der eh®¡s, Ortskraukentcas?». Käfceres aoçh Steht befranst. » -
fite äcoasptratlvea Br'sittlunse» tus genauen SiasohätEeaff *· tft3br,Saud ero der usterirdlsahen talagen "und verschütteten
KellerrHumo
der eîtes, B a t à é n *· w«râen f o r t g e a e t e t , «κι
genaue Angaben über den Inhalt
Öffnung
and elm
früher erfolgte
et* e r h a l t e n . Ira S r g e b a i s d i e s e r S r a l t t l u n i s e a k&e,a btseer êingssoiîÛtBt werden, welche C-jrestalScrKft· να® Bezirk s u r û f î a m g dieser Anlasen besntígt serien»
L e i t e r .én
i?®Ríp»! p u
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^artacjireiEe ' l a u e r s á e ;
'. Ak ; 5 . " o . . 194 5 „wird"-*- s-ins j a i i s che ï r a p p s K a l s Vache eia/ísfle t a t .
"ί',ί'ίν·.?
.ÂQ'ÎEâcHstîïn Tag .fteganneti. d i e ' E v a k u i e r t e n und .Biiiwacjhher "-von γ."·· > '.·.' " . S c h l o s s ' su pl'tinàern'. iss ' i ' s t "aem H M B B W ¿ e lunfieiîj'; die.fjöjgel d e r - R e i c h s k a n z l e i v o l l z ä h l i g zu e r h a l t e n , ob-, , -wohl d i e Tür zum S a a l b e r e i t s a u f g e b r o c h e n war uad d i s e r s t e n . T e p p i c h e h e r a u s g e z o g e n VïOrdsn. Un'osi war es dem •ameBSSB*^. j edoch n i o h t m ö g l i c h , d i s P l ü n d e r u n g a afte C f é o o h ì r r k i s t e n sa v e r h i n d e r n . E i s i g e K i s t e n f.ind S « o f f e r ì 3 3 e a ini g r o s s e r . K e l l e r des Tarme3
3.
Each 8 l a s e n entdeckte de? S S S S S P S S K t i n e i n s s S e i t e n k e l l e r β toa 4ο - 5ο K i s t e n P o r z e l l a n und S i l b e r . S i e B ö b s l s t ü c k e , die. G s s c i i i r r ï i s t e n and a s s S i l b e r Barden darcix d i e s o w j e t i s c h e i i Trappen a b t r a n s p o r t i e r t .
noch
'
Der i i s s & à s a a l b e f i n d e t s i c h gegenüber der K i r c h s . Im d o r t i g e n H e l l e r i s t nach Angaben des M M · · · e i n r i e s i g e s ./äffen- and i i u n i t i o n s l s ^ e r ¿¿ewesen, i i i t d e n - h o f f e n and d e r I n a n i t i o n , d i e d o r t l a g e r t e n , b e f a s s t e n s i c h von der P o l i z e i ein^-asatzte A r b e i t e t r u p p e . S i e b r a c h t e n d i e Sachen aas dec i , L u n i t i c n s k e l Ì e r it: den Hof, wo s i e bewacht warden. B e i der Hocheache n a c h w e i t e r e r H a n i t i o auch G e s c h i r r k i s t e n entds.ckt, d i e d o r t K i s t e davon words im B e i s e i n dea Po" geöffnet.
on dsn Arce t e r n te cht -,varen, S i e *
I c h ( M M i p k ) erhob Pro¿j1?st ur.á " v e r s t ä n d i g t e s o f o r t den B ü r g e r m e i s t e r Bas t h a i , a a g ^ ^ f t ^ e s Sachen d i e z w e i f e l l o s aas der R e i c h s k a n z l e i etaamten j f y a M K L r t b l i e b e n u.nd oravsaaj;äici.-.Usa d e r Besa t song s ina cht J Ä % * e b e n werden ¡nässten . "Drei '5'ochen s p ä ^ L w K c h t i g t e der s o w j e t i s c h « Sonmer-darst von Picha erstmalig B a r s ar.d i h r e e i n g e l a g e r t e n Sachen. Sr l i e s s e i n e n î-.ïil dar G e s c h i r r k i s t e n i n e i n e n besonderen Kann b r i n g e n . D i e s e r Haara wurde p l o m b i e r t . Auf d i s s e '.'/eise wurde. auch die Türen za den Räumen mit t ö b e l n aus der R e i c h s k a n z l e i g e s i c h e r t . Zu erwähnen i s t n o c h , d a s s der U H M · · * e i n e A u f s t e l l u n g in seinem B e s i t z h a t , a a s der e r s i c h t l i c h i s t , welche E ö b e l von der R e i c h s k a n z l e i i n Augustusburrc~nlpatiotïGn»
3,
VKD Bau-Union î.ïicdoburc
β Afcton, wo l ' i o n e » auf Äus^xsanorbeit cat dor Costoso enthalten Bind und auf activo FutiìctionSra der fonúhiot· IV.rtPl»
VED IcnrTißolor- a. ItolavorarböituncOTcrlv Lïsfldebui'c u. "übelfabriií îJacdoburs
PO l'oracnaïnlrten Ubor eben. Aösohiirifle der ΠΟϋΛΡ und Aaron Qllederunseo, IIlGv;oiao über Suoaöaeoarbelt mit der Go·» otapo, Betreuung von linoßGßifoüMrant ¡Linualao Ubor Auoltloiter, dio im vordaoht •tandeo, oit Ceiiiliadiooaten Ihrer Kinder Vorblndutic sil babeo. xm. I aspereo aalffirtön (3 Akten ron S'ortsohute ancaf-ΒΠοβη» dio aar SD ancai-ürten, 2 'Orflo'cblalcton von Beauftragten der Geote S"· 2 r.-Alrtan von opltaoln der Gestapo u. 16 Γ.-Alito • Ubar Funktionäre der
* C î î ; ^ G .s KD sohüneboplg 0.
V3D ïrolrt arODVíorli ücliGoobooIs
ID iJolnlrstodt Rat der atedt üolnirotodt
Ca. 50 IWraooalaktea oheo. leitender u. nittlcrer AnsaataHter dee ebea* iíonaornbetrloboa PAIäO. 3ob»l»w>ersíerls» oreólas sovíío vortlauiioî» Kevleionebowohte. 1 Airta liundaaiiraiben d.Geotapo Uber jttdoafraaoD, 1 «lieto der Qecrtapo Ubor mrohopaarelaconheiten. 1 Akte Ubor QtoolibrioSliob verfolgte Poraonan, 1 ¡Urto Ubar foooh. ivohrsooctae.
ffl, gorbot 10
lint der Gemeinde lindau
dor ehets. iiroìoraldoliartel., unter denon aioli oloDolno irrten ohom* Fretolorbelter bo fanden· c d . 1 0 0 0 i E ï t c i f c a r t e o Qua
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche
Tafel 55 a Blatt 1 REGIERUNG DÉR DEUTSCHEN DEMOKRATISCHEN REPUBLIK.
Ubergabe
Ministerium für Finanzen Troiorv.rwaltung B&illn C I I I . Unle.'waisoislr. 5—10
Ha/lol3
1
Diadem
m.Brill.
Diadem,
/lol4
Krone m.Kugel u . K r e u z
/lol5
Hausorden 45.49 k t .
/ I 0 I 6
Collier
/ I 0 I 7
330.823.-
GAP/A
118.724.-
VEP
m.B: - . 1 2 . 7 7 3 . -
V E P
klein,m.Brill. Kath.II. B r i l l .
m.2o
Gliedern
P a a r Ohrgehänge
G l i e d s i b a n d ohne
/lo2o
Armband ohne
/lo21
3 1 . 0 6 6 . -
E V P
16.248.-
VEP
Paar
Bssatz
875.1c
Besatz
Ohrringe
m.Brill.
Teile
/lo23
Gehänge BUS 2 S t ü c k e n m.Amethyst U.Rosen
/ l o 24
Armband c u A q u a -
/ I 0 2 5
Armband m . 1 6
/ 1 ο 2 6
Armband
/lo27
Kettehen
/ l o 2 8
Armband
/ I 0 2 9
A r m b ä n d ^ Ä i % , M f i l . u.Smara
EVP
8.312.-
VEP
491.7c 1.956,9:
Bri..
m,3;vZuchtperlen
A ^ i b ^ n t|li T ü r k i s 'Armband m . 6
' / I 0 5 2
Kettohenra. Glücksarihänger Tabakdose
/1ο35
Ordensband
. •/.
VEP VEP
.
VEP
w
41.878,5c
Ç-''
/ I 0 3 4
./.
GAP/A
181.638.7
Ί
n.Brill.(15
Hadel m.25
·/'
VSP
12o.-
GAP/A
513,3c
VEP
äde 2 8 9 9 , 5 c
VHP
786,2c
VEP
gold.Anil.
1.376,4c
B r i l l . ra.Brill.
B r u c h
1,3c
VEP
lo.o39,2J
EVP
1 4 0 . - 0 0 0 . -
/lo36
Armband
/lo37
N a d e l ohne
/lo38
iüedaillon
/lo 3 9
Nadel
/lo4o
Paar O h r r i n g e ,
/lo41
An'.änger, 18 R o s e n
wertlos
m.Zuchtperlen
5o8,2c
Besatz m . B r i l l . u . E m a i l 1Θ
(Vogel)
m.Bia-Boser Emaille
Perle,
1
Brill.
5,95 1.44ο.lo3,l< 75,195,73
061.674,41
EVP Uff B r u c h . EVP VEP VEP EVP
λ
3 - Λ -
·/• 4 M * · '
VEP
,/lo31
. 19 .
^ ·|| f
GAP/A
1.322.-
m.Ametli.u.Dia-Rose
1 ,
Berlin, don
E V P E V P
m.Brill.
/ l o 2 2
/ l o 53
160.318.147.74o.-
Orden ( K r e u z ) I n S i l b e r m.Goldbesatz,Brill.
/ I 0 I 9
/ I 0 5 0
j
Übernahme
:
/lolo
/loi 8
ρ
-f. Γ Λ ϊ
'
J. W P ,
-
r,
-
447
448
3. Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten G m b H Tafel 5 5 b REGIERUNG DER DEUTSCHEN DEMOKRATISCHEN
REPUBLIK
Übergabe
M i n i s l e r i u m für F i n a n z e n
Übernahme
Beilln C 111. UnlB'wasserslr. 5 — 10
Lid.
Unseie Nr.
A ni.
Β θ ι β 1 ch η u η o
-Protokoll BemerKing^n 0 0 0 0 8 5
O o r p u s w s r e n
O b e r t r a g t
5 . 9 7 5 , —
3 3
K o r
1 6 2 1
1
P o k a l
8 5 5
S i .
3 6 o , —
3 4
K o r
1 6 2 2
1
P o k a l
8 3 5
S i .
2 7 o , —
3 5
K o r
1 6 2 3
1
T a s e
8 3 5
S i .
1 1 4 , —
3 6
K o r
1 6 2 4
1
P o k a l
8 o o
S i .
1 6 5 , —
3 7
K o r
1 6 2 5
1
P o k a l
8 o o
S i .
1 1 6 , —
3 3
K o r
1 6 2 6
1
P o k a l
8 o o
3 9
K o r
1 6 2 7
1
L e u c h t e r
K o r
1 6 2 8
-
f ü n f a r m i g
a . u . b
2
S i .
1 3 2 , —
8 o o
S i .
5 1 2
L e u c h t e r d r e i a r m i g
8 J 5
S i .
6 o o , —
4 1
K o r
1 6 2 9
1
K a n n e
8 o o
S i .
5 2 o , —
4 2
K o r
I 6 3 0
1
S o l l a l e
8 o o
S i .
3 o o , —
4 3
K o r
1 6 J 1
1
S c h a l e
8 o o
S i .
2 5 ° , —
4 4
K o r
1 6 5 2
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Berlin, d e n
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Übernommen : ttufs-fi»,
-
H. Export von nationalem Kulturgut aus der D D R - Spurensuche Tafel 5 5 c REGIERUNG OER DEUTSCHEN DEMOKRATISCHEN REPUBLIK Ministerium für Finonzen Be-Iln C III. Urtleiwasserslr. 5—10
Blatt
Ubergabe Übernahme
ι
•Protokoll
Handschriften und h i s t o r i äche Dokumente Unbekannter Personen ν rniutlioh Eegsr Arabrois Thomas Ernstilaeckel D. iï;odoniecki Prof.Louis Corinth Anton üraff Adolf Kanzel i'ax P e c h s - e i n Ludwig Richter Frans Stuck Hans Thoma Uhde Boolk, Edwin Ludwig Dessoir Berthold Lerbach Felix Dahn Karl Gerok Klaus Groth Gerhard Hsuptmann
Heinrich Heine
Wilhelm J e n s e n Th. Hoseinann Richard Wagner Cosima WJKaker
F r i e d r j & H j K! Í n d Dr .K®®afH3Í érdiiiand Meyer ï>fcp#irÎeuter Etad^è^Zola Âséredrich v . S c h i l l e r "He!:t;:r B e r l i o z Eax Bruch Dr.Kax Bruch Hans v . Biilovv Carl Czerny Antonio Dworak Jacques Halevy F e l i x Mendelsohn Barthold|l ^ t t , Arthur Nickisch ¿O, Rubinstein Camillo S a i n t - S a i n s V Spohr Franz K r ü g e r D r . K a r l v.Weber C h r i s t i a n Wilhelm Hufeler
Eedln, den
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ΓΰΓί „ Resinino flfir Ucufschcn Derne!traì!:chcn Hcpiiì. Ministerium dar Finanzen
449
450
3. Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten G m b H
Tafel 55d REGIERUNG DER DEUISCHEN DEMOKRATISCHEN REPUBLIK Ministerium für Finanzen •
βθΊΐη C 111. Unlerwosserslr. S—10
BStU 0 00095
Jbergabe Jbernahme
Protokoll
Darwin Alexander Htmboldt Herder E r n s t i l o r i t z Arndt N i c o l o Pe5sni.nl R i c h a r d Bagner Richard Strauss L o u i s Spohr Robart Schumann ¡¿ax Reger Arthur B i c k i s c i l Liszt Konrad K r e u t z e r Wieland Körner Hoffmann ν , F a l l e r s l e b e n v . Goethe Emanuel G e i b e l Gustsv F r e y t a g Theodor Fontane v.uhsmisso v.Savasote - ï i l h e l u i Busch Ludwig R i c h t e r F r a n s Lonbach k Kax K l i n g e r K a r l Loewe Johanne s Sohondor^, ü q . i 1.0.·JAN,¡1933
v:
jj Genossen Farken j zum Y e r b l e i b
S
Betr. : Beratung Uber Fragen (3er g e s e l l s c h a f t l i c h e n Erschließung von geschütztem Kulturgut, das in Volkeigentum übergegangen i s t (am 18.11.1,932) In Verwirklichung eines Auftrages des ZK der SED an das Ministerium f ü r Kultur führte Genösse Siegfried. Wagner, S t e l l v e r t r e t e r des Ministers f ü r Kultur, eine Beratung zjm o . g . Theme durch. An der Beratung nahmen t e i l : Kollege Maaßen Genösse Dr. Lübchen Genösse Parken Genösse Dr. Grampp Genösse Wolf Genösse England Genösse Schmeichler
S t e l l v e r t r e t e r des Ministers der Finanzen L e i t e r der Hauptabteilung Gesetzgebung des Ministeriums der Justiz Direktor des AHB Kunst und Antiquitäten L e i t e r der Abteilung Museen und B i b l i o theken des Ministeriums f ü r Hoch- und Fachschulwesen L e i t e r der Abteilung Museen und Denkmalpflege des Ministeriums f ü r Kultu L e i t e r der R e c h t s s t e l l e des Ministeriums f ü r Kultur Vorsitzender der Kulturgutschutzkommission.
Nach einer kurzen Einleitung durch Genossen Wagner und ergänzenden Bemerkungen vom Genossen Schmeichler entsprechend dem in den Ein•ladungsschreiben ausführlich dargelegten Problemenkreis, machten die Beratungsteilnehmer dazu folgende grundsätzliche Ausführungen: Kollege Maaßen: In Fortsetzung der bewährten Zusammenarbeit zwischen dem Ministerium der Finanzen und dem Ministerium f ü r Kultur könnte auf der Basis einer Vereinbarung g e r e g e l t werden, daß die Kulturgutschutzkommission des Ministeriums f ü r Kultur e l l e s Kulturgut, das die Finanzorgane zur f i n a n z i e l l e n Verwertung erhalten haben, "begutachtet. Diese Begutachtung kann mit dem Z i e l e r f o l g e n , geschütztes Kulturgut von
475
476
3. Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten G m b H
Tafel 72 b
internationaler Bedeutung (Kategorie I) und von besonderer nationaler Bedeutung (Auswahl aus der Kategorie II), das für die Verwirklichung der kulturpolitischen Aufgabenstellung der kulturellen Einrichtungen der DDH von Bedeutung ist, auszusuchen. Eine kostenlose Übertragung dieses volkseigenen Kulturgutes aus dem Bereich der Finanzorgane in die Bereiche anderer zentraler Staatsorgane ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt, da es um die volle Durchsetzung der Ware-Geldbe Ziehungen geht und das Ministerium der Finanzen seine planmäßigen Einnahmen erbingen muß, generell nicht möglich. Die anderen zentralen Staatsorgane müssen dieses Kulturgut im Rahmen ihrer planmäßigen Mittel von den Finañzorganen erwerben. Insbesondere das Ministerium für Kultur verfügt in Gestalt des-Kulturfonds dafür über die entsprechenden Mittel. Sollten die planmäßigen Mittel der anderen zentralen Staatsorgane nicht ausreichen, ist in Ausnahmefallen ein begründeter Antrag üb.er den eventuellen Erlaß der Verkaufssummen dem Minister der Finanzen zur Entscheidung zu unterbreiten. Genösse Farbent Auf; der Basis der kürzlich zwischen dem Ministerium für Außenhandel und dem Ministerium für Kultur abgeschlossenen Vereinbarung hat die Kulturgutschutzkommission des Ministeriums für Kultur das Besichtigungs- und Auswahlrecht für geschütztes Kulturgut der o.g., Kategorien. Sein Betrieb führt dieses Kulturgut nicht aus. Es wird den kulturellen Einrichtungen zum Tausch angeboten. Zu klären bleibt zwischen-beiden Ministerien die Frage, welches Kulturgut auf welchem Wege sein Betrieb von den kulturellen Einrichtungen aus den niedrigen Kategorien im Austausch dafür erhält, da auch der AHB Kunst und Antiquitäten selbstverständlich seinen Exportplan erfüllen muß. Genösse Dr. Lübchen: Im Bereich des Ministeriums" der Justiz fällt Kulturgut vor allem im Ergebnis von Strafverfahren als lastenfreie Gegenstände, die in Volkseigentum übergehen sowie im Ergebnis von Schadensersatzforderungen von Bürgern bzw. als Ersatzleistungen für G^richtsgebühren an. Dieses Kulturgut wird in seiner Gesamtheit zur finanziellen Verwertung den Finanzorganen übergeben.
H. Export von nationalem Kulturgut aus der D D R - Spurensuche Tafel 72 c
Genösse Dr. Gramppi Geschützte Kulturgüter aus dem Bereich der Justiz- und Finanzorgene sind auch für die Komplettierung der Sammlungen der kulturellen Einrichtungen des Ministeriums für Hoch- und Fachschulwesen von •besonderem Interesse. Dabei geht es nicht nur um die Kategorie I und die Spitze der Kategorie II, sondern insbesondere auch um seltene Kulturgüter, die für diese Komplettierung der Sammlung von Bedeutung sind. Es ist deshalb für sein Ministerium von Interesse, an der Begutachtung von Kulturgut im Bereich der Finanzorgane durch die Kultur gutschutzkommission des Ministeriums für Kultur teilzunehmen. Folgende Festlegungen wurden in Übereinstimmung mit allen Beratungsteilnehmern durch Genossen Wagner getroffen: 1. Genösse Schmeichler erarbeitet federführend den Entwurf einer Vereinbarung zwischen dem Ministerium für Kultur und dem Ministerium der Finanzen über die Begutachtung von geschütztem Kulturgut im Bereich der Finanzorgane mit dem Ziel, die Belange des Kulturgutschutzgesetzes unter Berücksichtigung der Volkswirtschaft liehen Interessen zu sichern. Er stimmt diesen Entwurf auf Bearbeiterebene, entsprechend dem Kreis der Beratungsteilnehmer, bis Mitte Dezember dieses Jahres ab. Der Entwurf wird in einer zweiten Sitzung den Beratungsteilnehmerl vorgelegt. 2. Genösse Dr. Grarnpp benennt einen vertrauenswürdigen Genossen •
aus dem Bereich des Ministeriums für die künftige Begutachtung von geschütztem Kulturgut im Bereich der Finanzorgane ünd des Außenhandels durch die Kulturgutschutzkommission des Ministeriums für Kultur.
3. Genösse Wolf und Genösse Farken erarbeiten Vorschläge für entsprechende Ersatzleistungen für solches Kulturgut, das der AHB Kunst und Antiquitäten den Kultureinrichtungen des Ministeriums für Kultur überläßt.
477
478
3. Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten G m b H
Tafel 72 d - 4 -
Diese Vorschläge sind auc mit Genossen Dr. Grsmpp ebzustimmen. 4. Durch Genossen Wolf i s t dem Minister f ü r Kultur ein Vorschlag zu unterbreiten, inwieweit M i t t e l des Kulturfonds f ü r den Erwerb von geschütztem Kulturgut aus dem Bereich der Finenzorgane planmäßig e i n g e s e t z t werden können. g e z . Werner Schmeichler Vorsitzender
Die Aktennotiz wurde zur Kenntnis genommen und d i e darin enthaltenen Maßnahmen b e s t ä t i g t . gez. S i e g f r i e d V/agner S t e l l v e r t r e t e r des Ministers Verteiler! Genösse Woitek Genösse Wolf Genösse England abschriftlich Genossen Farken Genossen Granipp
F.d.R.d.A.
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche Tafel 73 a ίν.·>·'..'5 .:·'./? MINISTERRAT DER
DEUTSCHEN
DEMOKRATISCHEN
MINISTERIUM
FÜR
REPUBLIK
KULTUR
MINISTER -MiilkL'üiiurkt IMip^-rrstes 1 Berlin. 10>11 ' " 3, B e r l i n , den AUG
• V^^r
M i t g l i e d des P o l i t b ü r o s d e a · ZK der SEI) und V o r s i t z e n d e r des M i n i s t e r r a t e s Genossen W i l l i
.?ί·Ω
d e r DDR
Stopii
K ' l o s t e r s t r a i i e 47 B e r l i n 1-..0 2 0
Sehr g e e h r t e r Genösse Stoph! I c h L i t t e S i e um U n t e r s t ü t z u n g b e i d e r Klärung von Tragen Durchsetzung des K u l t u r g u t s c h u t z g e s e t z e s d.er z e n t r a l e n
der
im V e r a n t w o r t u n g s b e r e i c h
Staatsorgane.
Eine R e i h e von z e n t r a l e r . S t a a t s o r g a n e n ,
deren E i n r i c h t u n g e n und
Privatpersonen b e l i e f e r n d i e zuständigen Außenhandelsbetriebe Kulturgütern solche,
mit
zum Zwecke des E x p o r t s . Darunter b e f i n d e n s i c h auch
d i e f ü r das n a t i o n a l e K u l t u r e r b e 'unverzichtbar s i n d . Das
. ' t r i f f t v o r a l l e m auf d i e K u l t u r g ü t e r zu,
die bei
Steuerschulden
Bürger durch d i e Finanzorgane g e p f ä n d e t '.Verden bsw. Fundsachen Bei den Außenhandelsorganen können d i e k u l t u r e l l e n
der sind»
Einrichtungen
d i e s e K u l t u r g ü t e r nur im Tausch mit Gegenständen aus dem S t a a t l i c h e n 'Museumsfonds der DDR erwerben, gutschutzgesetzes
was sowohl dem A n l i e g e n des
Kultur-
a l s auch dem Sinn d e r Verordnung über den S t a a t -
l i c h e n Museumsfonde w i d e r s p r i c h t . S e l b s t wenn d i e L.useen d i e s e hochrangigen K u l t u r g ü t e r k ä u f l i c h werben könnten, würden d i e f i n a n z i e l l e n K i t t e l
er-
der Ankaufsfonds n i c h t
ausreichen^, Iiach sehr v o r s i c h t i g e n Schätzungen, des M i n i s t e r i u m s
für Kultur
be-
l a u f t s i c h d e r Wert der K u l t u r g ü t e r von b e s o n d e r e r n a t i o n a l e r und i n t e r n a t i o n a l e r Bedeutung, d i e vom Export b e i Handhabung des K u l t u r g u t s c h u t z g e s e t z e s
schon sehr
großzügiger
unbedingt zu sperren s i n d ,
j ä h r l i c h u n g e f ä h r zwei b i s d r e i M i l l i o n e n
Mark.
auf
479
3 . Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten G m b H
Tafel 73b
3U
_ 2 Bei
den b i s h e r i g e n
diesbezüglichen
Beratungen über
f r a g e n d i e s e r K u l t u r g ü t e r wurde . s e i t e n s zen b e t o n t ,
dai die Ware-Geld-Beziehungen
Staatsorganen
voll
durchzusetzen
höhung d e r A n k a u f m i t t e l Damit i s t
sind«
d e r Museen
:.;rwerbungs-
de3 M i n i s t e r i u m s z w i s c h e n den
der
Finan-
zentralen
A n d e r e r s e i t s wurde e i n e
Er-
abgelehnt.
die unbefriedigende Situation
entstanden,
daß
einerseits
di,e- h o c h r a n g i g e n K u l t u r g ü t e r n a c h dem K u l t u r g u t s c h u t z g e s e t z
für
ΑμΒίαίΐΓ n i c h t
Erwerb
f r e i g e g e b e n werden k ö n n e n ,
durch d i e E i n r i c h t u n g e n
der E r b e p f l e g e n i c h t
d i e s e r L a g e h a t das M i n i s t e r i u m Fällen
andererseits
deren
möglich i s t «
der Finanzen in
einigen
d e r k o s t e n l o s e n Ü b e r t r a g u n g von K u l t u r g ü t e r n
In
Ein w e i t e r e s
Kenntnis
Ausnahme-
mit
internatio-
n a l e r B e d e u t u n g i n den S t a a t l i c h e n Museumsfonds z u g e s t i m m t , k e i n e L ö s u n g a u f Dauer
die
was
aber
ist»
Problem b e s t e h t
yon K u l t u r g ü t e r d u r c h d i e
darin,
daß d i e K u l t u r o r g a n e vom V e r k a u f
zentralen
b e t r i e b e m e i s t nur durch Z u f a l l
Staatsorgane
erfahren»/Damit
an d i e
oïgane i h r e r Verantwortung b e z ü g l i c h der Begutachtung vor der Ausfuhr entsprechend
Außenhandels-
können d i e
dem K u l t u r g u t s c h u t z g e s e t z
Kultur-
von
Kulturgütern
kaum n a c h k o m -
men. •Ausgehend von d i e s e r S i t u a t i o n Mini s t e r r â t e s Kulturgüter,
die
schlage
f ü r den S t a a t l i c h e n
für die
i c h vor,
daß m i t B e s c h l u ß
lùuseums f o n d s
e i n e A u s f u h r g e n e h m i g u n g n a c h dem K u l t u r g u t s c h u t z -
g.e's.etz a u f k e i n e n F a l l
erteilt
werden k a n n ,
kostenlos
den Museen
ü b e r t r a g e n werden und d i e z e n t r a l e n S t a a t s o r g a n e und d e r e n tungen v e r p f l i c h t e t betriebe Sollte
werden,
die
f ü r den V e r k a u f
an d i e
v o r g e s e h e n e n K u l t \ i r g ü t e r den K u l t u r o r g a n e n
e i n e r kostenlosen Übértragung z u g e s t i m m t werden k ö n n e n ,
anzuzeigen.
der r e l a t i v wenigen
durchgesetzt
werden,
l i c h e n Auflagen
müßte z u m i n d e s t
damit d i e K u l t u r o r g a n e
f ü r den S c h u t z und E r h a l t
DDR n a c h den K u l t u r g u t s c h u t z g e s e t z B i s zur Klärung d i e s e r Fragen VVirksamkeitsanalyse Ministerrat 42,
in·. K e n n t n i s d a r ü b e r ,
Bedeutung
Anzeigepflicht
die notwendigen
staatder
können«
scili age i c h w e i t e r v o r , , d i e
des K u l t u r g u t s c h u t z g e s e t z e s
auszusetzen»
hochrangigen
dieser Kulturgüter in
erteilen
( B e s c h l u ß des M i n i s t e r r a t e s
Nr« 4 0 / 1 2 / 8 7 )
die
Einrich-
Außenhandels-
K u l t u r g ü t e r von b e s o n d e r e r n a t i o n a l e r und i n t e r n a t i o n a l e r nicht
des
unverzichtbaren
als
vom 1 0 . S e p t e m b e r
Ich unterbreite
geforderte
Vorlage
für
1987,
diesen Vorschlag
daß d i e g e n a n n t e n P r o b l e m e ,
insbesondere
den Ziff. auch
der
H. Export von nationalem Kulturgut aus der D D R - Spurensuche Tafel 73 c
3f5 -
3
-
Tätigkeit der Außenhandelsbetriebe, einem relativ breiten Bevöl-kerungskreis bekannt sind, auf Unverständnis stießen und zu einer
481
482
3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
Tafel 74 Κu η st ύ ad An ti qui c äte a '
6. M a l
1986
Von den W e r k e n des Kaiers Albert Ebert befinden wärtig nachstehende in unserem Besitz:
sich
Min is ε eriura für Außenhandel Bere ich Korcmerzie 1 Le Koordinierung Staatssekretär., Genossen. Dr. Sehalck
Werter Genösse Dr.
1 Bild .·
• ι ·> : , : M
1 " : . ·. ! -π
Ί " -'•" -1 " ι ": 1- ; 11 •
Schalck!
9 ..eoo,-
2 Frauen.': . . Alce '
a —
- 1 1.000,- " •
Mädchen
2 .880,- " -".
Tänzer in
5 .500,- "
Frauenbildnis •
,000,. ' J-J.
•Vase u. Blumen
4:.000,-
'Frauenbildnis . Fráuenakt
gegen-
1
" ...
! 1.000,- " il .000,- "
Federzeichnung
500,- " 500,500,-' "
Sollten. : S ie Interesse an einer Besichtigung haben, bitt.e die entsprechenden
.Posiciohên'ankreuzen.
IV
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche Tafel 75
2&V
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II
il
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(EE 7708/89) (EE 078/2) (EE 078/3)
3.000,- MN (EE 078/4) (Fin. 5) !.2oo,~ M 800,- M 800,- M 8.000.2I.000,- M
(A
IÍ26)
(A 775ΙΓΑ 774) (MM 7 II 642)
Wir bitten um Begleichung der Rechnung. Mit sozialistischem
ïarken y Generaldirektor
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483
484
3. Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
Tafel 76 \ Q
•:·! " W ' W W - < · ; ·'•
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- 'Kunstgewerbemuseum Kòepenick '-'
1.
- Barockglaeser im Tausch gegen Zinn aus der Glassammlung Garke im Wert von - Kleinkunst aus der Sammlung Meissner im Wert von - 2 Gobelins, 17. Jh., im Tausch gegen Porzellan im Wert von - 1 Jugendstillampe im Wert von
109.000 M 209.700 M 45.000 M 15.000 M
>378.700 M
S
2. derNationalgalerie - 2 Gemaeide von W. Busch im Wert von ÎBBÎ000 M I 3. Jäein ' Maerkischen HuBeum V - 1 Aquarell von Bendemann im Wert von - 3 Gemaeide (Preussen) im Wert von
1.200 M 6.300 M BOO M
4. äem Haimraifuer Deutsche Geschichte Ö01000 M'
- 5 Schusswaffen im Wert von 5. 'deii Staatlichen Kunsteanmlungen Dresden* - 1 Birnenkrug mit Deckel im Wert von
4.000 M*
6. äem Verkehrsmueeum Dresden - Blechspielzeug aus dem Steuerverfahren Gaudi itz im Wert von
¡30.600 M' Vrr-'ovo
V . 1t.6vK.',
Á . '•< ? M - .
¡ ¡ * ψ · ·' Dr. Vogel
-
GD.^SÖfif? Dr. Vogel
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H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche
Tafel 77 Abschrift
An den M i n i s t e r r a t der Deutschen Demokratischen Republik - M i n i s t e r i u m für Kultur Herrn Bork Stellvertreter lo
des
Ministers
B e r l i n 24.1.1972
Sehr
geehrter
Herr
Minister!
A m 2 3 . 1 2 . 1 9 7 1 h a t t e i c h G e l e g e n h e i t , I h n e n m ü n d l i c h liber d a s A u f t a u c h e n e i n e r S a m m l u n g von B i l d e r n v o r w i e g e n d französischer M a l e r d e r z w e i t e n H ä l f t e d e s v o r i g e n J a h r h u n d e r t s zu b e r i c h t e n . G e s t a t t e n S i e m i r , d a ß ich d i e s e M e l d u n g h.iérmit schriftlich w i e d e r h o l e und ^ r c h ^ e O b e r s e i i d u i i g e i nerjtS t e 11 u n g n a h m e meines Kollegen D r . ^ P M H H B , e i n e s k 1 e i n-eq.-i.Bes t an d sk a t a l o g e s u n d d e r i n z w i s c h e n a n g e f e r t i g t e n Fo ÎSiS·»
io^tíererbzw.AHB:
Kunst und Antiquitäten GmbH
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"3 . β üj^ Ö
BN-Lieferer/A«B: IL Trans.Nr. : A b m e s s u n g e n dor κ
Bei Sendungen mit Ü b e r m a ß e n bzw. außergewöhnlichen Maßen sin die g r a u e n A b m e s s u n g e n anzugeben (ggf. Rückseite - S o n s t i g e s -
jpeditionskosten b i s
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Ì J e r l i n 4 W e s t ) 3 1
7. L i e f e r b a s i s /
3.'Notiiy-Adresse
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30.9.87~
A n t l k - S h o p - A n t l q u i t S t e n
GmbH „
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Κ 36 0492 Ü Siso
F a .
n e b e n s t e h e n d
_ Pos.-Nr.,Unterkonto :
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.LI.2. Ftafljitempfänger :
2 3 0 . 0 0 0 ,
489
490
3. Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH Tafel 81
™¡cn ceheimgeha/ten Arbeitsgruppe
BKK/2
Treff: Zeit: Ort : durch:
zum
I
L e i p z i g , 1 6 . 3. 1 9 8 7
IMS " H a n s B o r a u "
V e r m e r k
BS;U 0 0 0178
1 5 . 3. 1 9 8 7 1 0 . 0 0 - 1 1 . 0 0 Uhr H a l l e 11 Major Maohost
Treff
Der I M b e r i c h t e t e , daS er m i t d e m M i t a r b e i t e r d e s V E B A n t i k h a n d e l P i r n a - K o l l g . Ί β β β Λ - n o c h m a l s ein G e s p r ä c h über Kenntnisse des W zu G u t e n b e r g - B i b e l h a t t e . V W É * e r k l ä r t e , daB es sich b e i d e r s o g e n a n n t e n G u t e n b e r g - B i b e l um e i n e 4 2 s e i t i g e n B i b e l h a n d e l t , d i e a u f P e r g a m e n t / Papier; und P e r g a m e n t / T e x t i l g e d r u c k t w u r d e . Es w i r d g e s c h ä t z t , daB es u n g e f ä h r 45 E x e m p l a r e d i e s e r B i b e l g i b t , d a v o n b e f i n d e n sich 4 0 in ö f f e n t l i c h e n E i n r i c h t u n g e n . O i e r e s t l i c h e n 5 E x e m p l a r ë s o l l e n im ; P r i v a t b e s i t z in d e n U S A sein·. Die D D R b e s i t z t 4 E x e m p l a r e d i e s e r G u t e n b e r g - B i b e l , sich w i e folgt verteilen:" 1. Berliner Stadtbibliothek
(Pergament-Textil-Druck)
2. Leipzig
"Deutsches Buchmuseum"
3. Leipzig
Universitätsbibliothek
(Pergament-Druck) (Papier-Druck)
4. Leipzig
"
(Pergament-Druck)
Machost Major
die
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche
Tafel 82
Fa. Wlcon GmbH Wildpfad 8 Berlin (Waat) 33
Wd
6.7,1987
Vertrag 32-40/73009 Fa t Hermann. Münchan Sehr geehrte Herren, anbei erhalten Sia die Spezifikation uneerer ersten ,Lieferung zu obigen Vertrag, Wir machan darauf aufmerksam, daß folgende Positionen von uns naoh unten limitiert werden, d.h. zu keinem darunterliogendon Preis verkauft werden dürfeni Pos. ISS - eäohe. RadsohloSpuffer Pos. 215 - Marschallstab Pos. 152 - MeoklenburgTÖohwerin Orden d. Wand« Krone Srustetern z. QroSkrz. mit Schwert
Anlflft6,11.
12.000,- DM 30.000,- OH
6.000,- DM
491
3. Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten G m b H
Tafel 83 Berlin,, d e n
Information über die Herrmann Historiker,
Betr.: -
Verhandlung H ü n c h e n , am
mit der 3.11.87
4.11.1987
Firma in M ü n c h e n
Harschallstab
Herrn
Herrmann
wurde
[ die
Rechtseinschätzung
unseres
Anwaltes
Wünsche bekanntgegeben. ·,·„„„ Herr H i n f o r m i e r t e , daß der B e v o l l m ä c h t i g t e des e h e m a l i g e n P r e u ß i s c h e s K ö n i g s h a u s e s R e c h t s a n w a l t v. S t r a n z k e i n e w e i t e r e n A k t i v i t ä t e n u n t e r n o m m e n h a t . Um w ä h r e n d d e r A u k t i o n Handlungen Dritter auszuschalten (einstweilige Verfugung o.a.), wurde folgendes vereinbart:
-
-
Fa Wicon übernimmt den Stab wie bereits einmal praktiziert. H e r r T r o s t n i m m t d i e s e n mit nach M ü n c h e n , g i b t ihn aber n i c h t in d i e A u k t i o n . N a c h A b l a u f d e r o f f i z i e l l e n A u k t i o n am 6. u n d 7 . 1 1 . 8 7 n i m m t das A u k t i o n s h a u s den I n t e r e s s e n t e n k r e i s , der g e g e n w a r t i g bei 5 l i e g t , u n d f ü h r t am S o n n t a g e i n e N a c h a u k t i o n n u r f u r d e n Stabi m i t d i e s e m P e r s o n e n k r e i s d u r c h .
-
D a v o r s t e l l e n d e r T e i l d e r o . e . I n t e r e s s e n t e n diese.n S t a b noch nicht g e s e h e n hat, müßte d u r c h K o l l e g i n K a s p e r und H e r r n Trost eine B e s i c h t i g u n g a u ß e r h a l b der G e s c h ä f t s z e i t für diesen P e r s o n e n k r e i s o r g a n i s i e r t w e r d e n .
Zum
weiteren
Ausbau
der
Geschäftsbeziehungen
mit
diesem
Auktionshaus : -
Die Firma z e i g t sich i n t e r e s s i e r t und w ä r e b e r e i t , das K e t t e n k r a d ( I n f o G e n . I r m s c h e r ) i n d i e n ä c h s t e A u k t i o n zu nehmen. Hierzu wären unsererseits noch nähere Informationen n ö t i g .. i .,»•.•-
-"Darüberhinaus risches Gerät keiten. -
ü b e r g i b t er u n s e i n e W a n s c h l i s t e ü b e r m i l i t ä m i t d e r B i t t e um P r ü f u n g e v t l . Liefermog1ich-
Beschußfähige Wallen: Dafür will uns Firma H e r r m a n n den p o t e n t e s t e n d i e s e m G e b i e t b e n e n n e n , d e r im H a m b u r g e r R a u m hat.
Parken
H ä n d l e r aur sein G e s c h ä f t
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche Tafel 84 a
lite? Museumsrat Dr. Günter Thiede D i p l . Historiker
Dresden, den 10.02.1990
G u t a c h t e n
Durch, den Staatsanwalt des Bezirkes Schwerin wurde gemäß § 38 der Strafprozeßordnung der DDE der Auftrag e r t e i l t , eine gutachterliche Stellungnahme zur Ausfuhr eines Marschallstabes des preußischen Prinzen Friedrich Carl in das 1TSÏÏ durch Mita r b e i t e r der ehem. Kunst und Antiquitäten G.m.b.H. abzugeben. Zu beantworten i s t insbesondere die Präge nach dem kultur- und militärhistorischen ifert des Objekts, um eine rechtliche Würdigung in Bezug auf die Bestimmungen des Kulturgutschutzgesetzes der DDR vom 03.07.1980 zu ermöglichen. Zum hiatorischen und biographischen Hintergrund des Ob.jekta In der Geschichte des europäischen Heerviesens war die Ernennung hervorragender Heerführer au Marschällen stets ein außergewöhnl i c h e r Vorgang, mit dem besondere militärische Verdienste um strategische Entscheidungen im Kähmen eines bewaffneten Konflikts gewürdigt werden s o l l t e n . In v i e l e n (nicht a l l e n ! ) Pällen war die Ernennung zum Marschall (auch Feldmarschall, Generalfeldmarschall) mit der ! Verleihung eines besonderen Symbols, des Marschallstabes, verbunden. Dieser militärische Brauch geht bis in das 17= Jahrhundert zurück. In Preußen wurde er jedoch erst s e i t Mitte des 19« Jahrhunderts, d.h. in der Regierungszeit ivilhelm I . (1861-1888) zum f e s t e n Bestandteil des militärischen Brauchtums. Prinz .Friedrich Carl Nikolaus von Preußen)"1", Neffe des preußischen Königs, wurde im Deutsch-Französischen Krieg als erster General mit der außerordentlichen Auszeichnung bedacht. Er war Kommandeur der I I . Armee und Befehlshaber der f ü r die Zernierung der Festung Metz formierten Truppen. )'
geb. 20.3.1828, g e s t . 15.6.1885 im Jagdschloß Klein-Glienicke bei Potsdam
493
4 9 4
3 . Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten G m b H
Tafel 84 b -
2
-
Die E i n n a h m e v o n M e t z w a r eine V o r e n t s c h e i d u n g für d e n Ausgang des K r i e g e s . I n A n e r k e n n u n g s e i n e r m i l i t ä r i s c h e n
Verdienste
und L e i s t u n g e n e r n a n n t e der p r e u ß i s c h e K ö n i g W i l h e l m d e n P r i n zen -Friedrich C a r l e i n e n Tag n a c h d e r E i n n a h m e v o n H e t z ( 2 7 . 1 0 . 1 8 7 0 ) und g l e i c h z e i t i g d e n K r o n p r i n z e n F r i e d r i c h (später als "99-Tage-Kaiser" Friedrich III.) zum
Wilhelm
Generalfeld-
m a r s c h a l l . In d e r G e s c h i c h t e P r e u ß e n s und d e s H a u s e s
Hohen-
z o l l e r n ist bis d a h i n e i n s o l c h e r Akt, a l s o die E r n e n n u n g v o n P r i n z e n d e s H e r r s c h e r h a u s e s z u ilarschällen, ohne B e i s p i e l . Die exponierte
S t e l l u n g des n e u e r n a n n t e n
Generalfeldmarschalls
P r i n z F r i e d r i c h C a r l w i r d d a d u r c h u n t e r s t r i c h e n , daß d i e s e r a u f g r u n d d e r D a t i e r u n g s e i n e s O f f i z i e r s p a t e n t s in d e r R a n g l i s t e d e r p r e u ß i s c h e n Armee n o c h v o r s e i n e m V e t t e r , d e m K r o n p r i n z e n und n a c h m a l i g e n K a i s e r F r i e d r i c h III., r a n g i e r t e . P r i n z F r i e d r i c h C a r l und K r o n p r i n z F r i e d r i c h W i l h e l m
(Fried-
r i c h I I I . ) w a r e n die e r s t e n T r ä g e r e i n e s M a r s c h a l l s t a b e s in der Anlage
vom
( F o t o s ) a b g e b i l d e t e n T y p u s . D e r Stab, d e r v o n d e n
I n h a b e r n l t . V o r s c h r i f t zur P a r a d e u n i f o r m g e t r a g e n w u r d e , ist eine k u n s t h a n d w e r k l i c h h o c h w e r t i g e J u w e l i e r - b z w .
Gürtlerarbeit.
D e r K o r p u s b e s t e h t a u s e i n e m silbernen, mit b l a u e m Samt g e n e n T u b u s . Auf die O b e r f l ä c h e sind a b w e c h s e l n d i n Gold
bezogear-
beiteti-heraldische P r e u ß e n a d l e r und K ö n i g s k r o n e n als D e k o r a u f g e s e t z t . D i e E n d e n des S t a b e s b e s t e h e n a u s
silber-vergol-
deten ; H ü l s e n . D i e e m a i l l i e r t e n D e c k e l f l ä c h e n sind mit lorbeerumkränzten Herrscher-Monogramm
einem
"V/R g e k r ö n t " und mit
e i n e m h e r a l d i s c h e n P r e u ß e n a d l e r g e s c h m ü c k t . Der Stab ist a n d e n E n d e n f e r n e r m i t je e i n e m u m l a u f e n d - p l a s t i s o h g e a r b e i t e t e n L o r b e e r k r a n z und i n g l e i c h e r Weise g e a r b e i t e t e n U m s c h r i f t e n v e r sehen. Die U m s c h r i f t e n geben den Adressaten bzw. den Samen des B e s i t z e r s sowie d i e V e r l e i h u n g s g r ü n d e a n . D u r c h diese ten erhalten die Objekte unmißverständlich
Inschrif-
Unikat-Charakter.
Die b e i l i e g e n d e n F o t o s w u r d e n v o m M a r s c h a l l s t a b d e s K r o n p r i n z e n Friedrich Wilhelm (Eriedrich III.) angefertigt, um einen anschaul i c h e n E i n d r u c k v o n d e m zur V e r h a n d l u n g s t e h e n d e n O b j e k t zu v e r m i t t e l n . D a s a b g e b i l d e t e S t ü c k - eine L e i h g a b e des M u s e u m s Deutsohe
G e s c h i c h t e B e r l i n - befindet s i c h i n d e r s t ä n d i g e n
Ausstellung dea Armeemuseums der DDH,
für
H. Export von nationalem Kulturgut aus der D D R - Spurensuche
Tafel 84 c - 3 Wagen der lediglich, in den Inschriften unterschiedlichen, sonst gleichen Gestaltung der zur gleichen Zeit und aus gleichem Anlaß verliehenen Marschallstäbe könnte die Potoserie von Mutzen sein. Zur Überlieferungsgeschichte Die Uberlieferungageschichte des Marschallstabes des Prinzen Priedrich Carl ist nach Ansicht des Gutachters für die rechtliche Würdigung der Verkaufshandlung ebenso von Bedeutung, wie für die Aufklärung militärhistoriacher und genealogischer Hintergründe. Dam Gutachter ist bekannt, daß das Objekt von der Kunst und Antiquitäten G.m.b.H. aus Privatbesitz erworben wurde. Bereits etwa zwei Jahre zuvor war der Stab dem Armeemuseum der D D R von einem Militaria-Sammler, dem Dachdeckermeister W. Behrend, wohnhaft in 2000 Heubrandenburg, Heidemühlenstraße 2, zum Tausch gegen Blankwaffen und andere Militaría angeboten worden. Das Museum mußte, ohne das Objekt prüfen zu können, das Angebot ausschlagen, weil
k e i n e
Möglichkeiten ge-
sehen wurden, auf der Basis der geltenden gesetzlichen Kegelungen (Museumsfondsverordnung) und eines reellen ches ein Tauschäquivalent
rfertausglei-
bereitzustellen.
Da privates Eigentum an einem, wie beschrieben, außergewöhnlichen militärhistorischen Sachzeugen selten sein dürfte, wäre die Rechtsmäßigkeit des Erwerbs seitens der Vorbesitzer zu prüfen, soweit das nicht bereits durch die Kunst und Antiquitäten G.m.b.H. geschehen ist. Es sollte insbesondere ausgeschlossen werden, daß das Objekt im Zuge der Bodenreform (sogen. Schloßbergung) aus Staatseigentum oder aus dem Sammlungsbestand eines Museums von Unbefugten widerrechtlich angeeignet wurde. Dem Gutachter kam durch Sammlergerüchte zur Kenntnis, daß der Marschallstab ü b e r einen Zwischenhändler im Bezirk Magdeburg a n die Kunst und Antiquitäten G.m.b.H. verkauft worden sei. Abbildung und ausführliche Beschreibung erschienen 1988 im K a talog eines Auktionshauses der BRD. Darin wurde das Objekt für einen Schätzpreis von ca. 80 TDM angeboten und lt 0 Erlösliste für ca„ 120 TDM verkauft« Die zuletzt gemachten Angaben sind durch den Gutachter jedoch z.Zt. nicht überprüfbar, da die Katalogunterlagen nicht mehr zugänglich sind.
495
496
3. Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten G m b H
Tafel 84 d 4 Einschätzung dea kultur- und militärhistorlschen .('ertea Es ist vorsorglich, festzustellen, daß der Gutachter das einzuschätzende Objekt zu keiner Zeit selbst in Augenschein nehmen und auf seine Echtheit und seinen Erhaltungszustand prüfen konnte. K o p i e n oder Fälschungen eines Harschallstabes sind nicht bekannt» Alle weiteren Feststellungen ergeben sich aus dem Umstand, daß der Verkäufer und der Käufer hinsichtlich der Originalität des Marschallstabes keine Zweifel gehegt haben dürften« Unter dieser Voraussetzung ist der Harschallstab des Prinzen Friedrich Carl ilikolaus von Preußen ein Unikat von außerordentlichem kulturhistorischen und militärmusealen V/ert J^ßr ist ohne Zweifel geschütztes Kulturgut der Kategorie X im Sinne des § 2 Abs. 1 des Kulturgutschutzgesetzes der D D R sowie des 5 1, Pkt. 12 der 1, Durchführungsbestimmung zu diesem Gesetz vom 03.07.1980 Es handelt sich um ein hervorragendes Zeugnis des militärischen Wirkens eines Angehörigen des preußischen Königshauses und militärischen Führers der preußischen Armee. Es hat einen bedeutenden Symbolcharakter„ Die Verleihungsgründe machen den Zusammenhang zwischen der P e r s o n des Trägers und dem Objekt einerseits und _ den sogen, deutschen Einigungskriegen andererseits deutlich. Daraus wird die Bedeutung des Objekts für die Dokumentation europäischer Militärgeschichte in der Mitte de3 19. Jahrhunderts ersichtlich. Der'Grad der Beschädigung des Objekts kann vom Gutachter nicht eingeschätzt w e r d e n . Der Verkaufserlös in der BSD deutet jedoch darauf hin, daß die Wertminderung unerheblich ist. Erfahrungsgemäß sind die Ansprüche von Käufern des westlichen Auslands an deif Erhaltungagrad von Antiquitäten sehr hoch. Auf die Einstuf u n g i n die Kategorie X hat demzufolge die Beschädigung des Objekts
k e i n e n
Einfluß, sofern die Dokumentation des
Personenbezugs (Inschrift!) unzweifelhaft ist. Aus diesen Darlegungen ergibt sich der Schluß, daß eine rechtswidrige Ausfuhr des militärhistorischen Saohzeugen als schwere Schädigung des Kulturgutes der D D E im Sinne des § 12, Abs. 3, Ziff. 1 zu qualifizieren ist.
Anlage : 9 Fotos'
M u H Dr» Kulturgutsachverständiger für Waffen, Militaría und faleristisch.es Material
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche
Tafel 85 Vo(c Mitglied Finanzen
des Ratea
für
Genösse
G e 1 d η e r
Leipzig,
den
16.
1.
1989
3M3J0Ô
Im V o r g a n g G i s e l a L e h m a n n , wohnhaft ι L e i p z i g 7031,· h a b e i c h Im E r g e b n i s u n s e r e r K o n s u l tation, n u n m e h r den V e r k a u f der zur Tilgung der E r b s c h a f t s t e u e r s c h u l d g e p f ä n d e t e n G e g e n s t ä n d e im U m f a n g v o n 6 4 3 . 0 0 0 , - M a r k d u r c h f ü h r e n lassen. Dabei ist, wie bereits b e s p r o c h e n , ein Teil d i e s e r G e g e n s t ä n d e als g e s c h ü t z t e s K u l t u r g u t der K a t e g o r i e n II u n d I I I e n t s p r e c h e n d d e m K u l t u r g u t s c h u t z g e s e t z e i n g e stuft. Durch den K ä u f e r * d i e s e r Gegenstände wird nunmehr die Bitte geäußert, die damalige Einstufung als Kulturgut nochmals z u U b e r p r ü f e n , u m die g ü n s t i g s t e V e r w e r t u n g i m v o l k s w i r t s c h a f t l i c h e n I n t e r e s s e zu e r r e i c h e n . Als A n l a g e 1 füge ich eine Ü b e r s i c h t bei, um welche v e r k a u f t e n G r a f i k e n u r Ί Z e i c h n u n g e n es s i c h d a b e i h a n d e l t . A u s A n l a g e 2 s i n d d i e A n t i q u i t ä t e n u n d K u n s t g e g e n s t ä n d e e r s i c h t l i c h , die a u s d e r G e s a m t m a s s e d e s E i g e n t u m s der Frau L e h m a n n zum Verkauf gelangt sind. Dazu w u r d e , s o w e i t es m ö g l i c h w a r , k e n n t l i c h g e m a c h t , w e l c h e G e g e n s t ä n d e d a v o n a l s K u l t u r g u t d e r K a t e g o r i e II u n d I I I e i n g e s t u f t s i n d . Es ist d a b e i J e d o c h g e s i c h e r t , dafl d i e K a t e g o r i e I n i c h t m i t ?,un¡ V e r k a u f g e l a n g t i s t , s o n d e r n däi3 d i e s e K u l t u r g ü t e r r e s t l o s in die S t a a t l i c h e G a l e r i e M o r i t z b u i j , H a l l e , ü b e r nommen wurden. loh bitte Sie, eine Ü b e r p r ü f u n g der d a m a l i g e n E i n s t u f u n g für die v e r k a u f t e n G e g e n s t ä n d e im v o r s t e h e n d e n S i n n e n o c h m a l s v o r n e h m e n zu l a s s e n u n d m i c h v o m E r g e b n i s z u u n t e r r i c h t e n .
Anlagen
1 und
2
G r ö g o r
(y
Ret des Bezirkes Laipiig. Leipzig Abteilung Kultuf torM-Irt-MiocM-ltr, 143 ,
b H
497
498
3. Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten G m b H Tafel 86
L&ifizig, R a t do s Bezirkes
L, L-
dsn 6 . 6 .
AHJrtotiu¿ori A, mL·.. dor - 9 O^rTij ' ycw! ..:•
Genossen Grögor
Dis Einstufung der gepfändeten Kulturgüter der Kategorie II und III von Frau Gisela Lehmann, Leipzig, 7031, entsprechend Anlage 2, lfd, Nr. Ol bis 92, wird nach Oberprüfung· mit sofortiger Wirkung aufgehoben.
1989
H. Export von nationalem Kulturgut aus der DDR - Spurensuche
Tafel 87 Rudolf Just,
Lodecká 2, Praha 1.
P r a g , 15. VI., 1 9 6 2 . Sehr g e e h r t e r Herr Doktor! I h r h e r z l i c h e r -Brief vom 7 . ds. ermutigt mich, e i n e B i t t e
aus-
zusprechen. Wäre es Ihnen möglich. Herrn D i r e k t o r Wüstemarm über d i e gegen mich l a u f e n d e Beschuldigung zu i n f o r m i e r e n und ihn i n meinem Hamen zu ersuchen, durch I h r e Gesandtschaft i n P r a g heim J u s t i z - M i n i sterium zu i n t e r v e n i e r e n ?
Ich r e k a p i t u l i e r e meinen F a l l :
Vor etwa 4o Jahren "begann i c h Keramik und Glas zu sammeln. Im Jahre 1946 habe i c h "bei d e r vorgeschriebenen Vermögensanmeldung d i e Sammlung- damals 417 Stück- angemeldet und v e r s t e u e r t . Während der l e t z t e n l o Jahre war i c h wegen meiner s i c h s t ä n d i g v e r s c h l e c h t e r n d e n f i n a n z i e l l e n Lage gezwungen. Gegenstände aus meiner Saamlung abzuverkaufen. Dies t a t i c h a u s s c h l i e s s l i c h durch das s t a a t l i c h e Xomaissions• g e s c h ä f t . Kun "beschuldigt man mich eben wegen d i e s e r Verkäufe d e r ,.Spekulation",
w e i l i c h s e i t v i e l e n Jahren A n t i q u i t ä t e n
,,angehäuft"
h ä t t e um s i e s p ä t e r mit Gewinn au v e r k a u f e n . G l e i c h z e i t i g hat man meine Samalung s i c h e r g e s t e l l t .
Ich s t e l l e f e s t , dass es s i c h nur um Hot-
verk&ufe h a n d e l t e und dass i c h von d i e s e r Z e i t an ineine einstellte,
Bamseltütigkeit
d . h . n i c h t s mehr k a u f t e . Wir sind 3 Personen und unser Ein-
kommen b e s t e h t nur aus e i n e r A l t e r s r e n t e von 39° Λ-ês monatlich, was deu P r e i s von l o kg B u t t e r e n t s p r i c h t .
Ich b i n 6 7 , meine Frau 60 Jahre
alt,
b e i d e nach O p e r a t i o n a r b e i t s u n f ä h i g und der Sohn nach der Auslehre beiit Militär.
Obzwar i c h B e l e g e über meine P u b l i k a t i o n e n und über meine Wis-
s e n s c h a f t l i c h e Sammeltätigkeit b e i g e b r a c h t habe, wird, d i e s und s t e t s nur von ,,Anhäufung und S p e k u l a t i o n "
ignoriert
gesprochen.
Da d i e DDii und d i e CSÜK in so engen f r e u n d s c h a f t l i c h e n Besiétalage au einander s t e h e n , so i s t es s i c h e r , dass e i n Gutachten I h r e r w e l t b e rühmten Manufaktur über mich, das Z u r ü c k s t e l l e n d e r Beschuldigung , so wie es nur r e c h t und b i l l i g wäre, zur F o l g e h ä t t e .
Ja d i e A n g e l e g e n h e i t
s i c h j e t z t noch im Stadium der Beschuldigung , noch n i c h t aber d e r Anklage b e f i n d e t ,
ao l a s s e i c h Herrn D i r e k t o r Wüstemami b i t t e n ,
sag durch I h r e h i e s i g e
Gesandtschaft beim J u s t i z m i n i s t e r i u m
ohne V e r intervenie-
ren zu w o l l e n . F a l l s es Ihnen, sehr g e e h r t e r Herr Doktor, den n i c h t möglich s e i n s o l l t e , zutragen,
aus v e r s c h i e d e n e n Grün
Herrn D i r e k t o r Wüstemann meine B i t t e vor
so werde i c h dafür v o l l e s Verständnis haben.
Mit b e s t e n Grüssen und Wünschen, denen s i c h auch meine Frau anschliesst, verbleibe
ich Ihr sehr ergebener
499
500
3.Teil: Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH
I.
Das Ende der Kunst und Antiquitäten GmbH
Ende November 1989 stellte die Kunst und Antiquitäten G m b H den Export von Kunstgegenständen ein. Der Leiter des Bereiches Kommerzielle Koordinierung, Alexander Schalck-Golodkowski, setzte sich in der Nacht zum 3. Dezember 1989 nach West-Berlin ab. Am 31.1.1990 ging die Kunst und Antiquitäten G m b H in Liquidation. Zur ersten Liquidatorin bestellten die Gesellschafter Joachim Farken und Dieter Uhlig Irene Arndt, die seit den siebziger Jahren in der Rechtsabteilung des Ministeriums für Außenhandel arbeitete. 842 Sie war seit etwa 1965 Inoffizielle Mitarbeiterin des Ministeriums für Staatssicherheit. 843 Irene Arndt wurde wohl vor allem deswegen Anfang 1991 von Horst Plokarz als Liquidatorin abgelöst. In ihrer Zeit als Liquidatorin hat die Kunst und Antiquitäten G m b H in Liquidation der Internationalen Beratungs- und Vertriebsgesellschaft mbH, an der frühere Mitarbeiter der Kunst und Antiquitäten G m b H beteiligt waren, Kredite im Umfang von mehreren einhunderttausend Mark gewährt. 844 Aus den verbliebenen Lagerbeständen der Kunst und Antiquitäten G m b H konnten zunächst die Museen Kunstgegenstände erwerben, später der Staatliche Kunsthandel und auch private Händler in Ost und West. Für die Mitarbeiter der Kunst und Antiquitäten G m b H bestand die Möglichkeit, einzelne Stücke selbst zu kaufen. Inwieweit es insbesondere auch bei den separaten Lagern des Antikhandel Pirna zu Unregelmäßigkeiten bei der Abwicklung gekommen ist - zum Beispiel Abwertungen von noch vorhandenen Kunstgegenständen vor der Währungsunion und dergleichen, wie von Mitarbeitern der Kunst und Antiquitäten G m b H noch 1990 geäußert worden ist - kann an dieser Stelle nicht geklärt werden. Zwölf Einfamilienhäuser für Mitarbeiter der Kunst und Antiquitäten G m b H und des Bereiches Kommerzielle Koordinierung wurden an die bisherigen Mieter verkauft. Von einem bis 1989 nicht bilanzierten und nicht „offiziell" von der Kunst und Antiquitäten G m b H geführten Anlagevermögen von 20 Millionen D M auf einem Konto beim Schweizerischen Bankverein, für das Joachim Farken und Klaus-Dieter Richter zeichnungsberechtigt waren, konnten 1990
842
Zeugenaussage von Irene Arndt 12. Wahlperiode, Prot. 56, S. 7 f.
843
Dito, S. 26.
844
Zeugenaussage von Horst Plokarz vor dem 1. Bundestagsuntersuchungsausschuß der 12. Wahlperiode, Prot. 56, S. 115 (190ff.) - zum ganzen Komplex der Internationalen Beratungs- und Vertriebsgesellschaft m b H siehe auch im Dritten Teilbericht des genannten Bundestagsuntersuchungsausschusses, BT-Drucksache 12/4500, S. 58 ff.
vor dem
1. Bundestagsuntersuchungsausschuß
der
I. Das Ende der Kunst und Antiquitäten G m b H
noch 8 Millionen D M als Bestand ausgewiesen werden. 845 Ein Teil des Vermögens fiel offenbar Spekulationsverlusten zum Opfer. Das Liquidationsverfahren der Kunst und Antiquitäten G m b H dauert im Sommer 2001 noch an. Ein Ermittlungsverfahren gegen Joachim Farken und Mitarbeiter der Kunst und Antiquitäten G m b H wegen des Verdachtes der rechtswidrigen Ausfuhr von Kulturgut wurde von der Staatsanwaltschaft beim Landgericht Berlin eingestellt. Wegen des Vorgehens der Beteiligten bei den Steuerverfahren gegen Antiquitätenhändler und Sammler hat es nie strafrechtliche Sanktionen gegeben. Einige Mitarbeiter der Kunst und Antiquitäten G m b H waren auch nach der Wende im Kunsthandel tätig und sind mittlerweile oft schon Rentner. Die großen Kunden der Kunst und Antiquitäten G m b H haben sich schnell vom Wegfall des gewinnbringenden Ost-Geschäftes erholt. Einzelne Steuerfahnder fanden bei den bundesdeutschen Finanzbehörden Beschäftigung oder arbeiten in privaten Steuerberatungsbüros. Über die Situation der beteiligten hauptamtlichen Mitarbeiter des MfS ist wenig bekannt. Sie verweigern zumeist jede Auskunft. Die betroffenen Antiquitätenhändler und Sammler leben heute im gesamten Bundesgebiet. In ihren Wohnungen finden sich wieder Kunstgegenstände, die sie zeitlebens aus Leidenschaft gesammelt haben.
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Zeugenaussage von Irene A r n d t 12. Wahlperiode, Prot. 56, S. 21.
vor dem
1. Bundestagsuntersuchungsausschuß
der
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Abschließende Betrachtungen Erste Erfahrungen mit Export von Kunstgegenständen sammelte der VEH Antiquitäten. 846 Zunächst ging es nur um die Betreuung von ausländischen Kunden in den wenigen Antiquitätengalerien und deren Begleitung zu den privaten Antiquitätenhändlern in Dresden und anderswo. Nebenbei wickelte man auch einige Sonderposten beispielsweise aus der „Aktion Licht" ab. Später kamen der AHB Buchexport und im Bereich Kommerzielle Koordinierung die Intrac G m b H hinzu. Nachdem sich die Firma Kath mit etwas finanzieller und logistischer Unterstützung Anfang der siebziger Jahre glänzend entwickelt hatte, zog der Bereich Kommerzielle Koordinierung sämtliche Aktivitäten auf dem Gebiet des internationalen Kunsthandels an sich. Die Kunst und Antiquitäten G m b H wurde gegründet. Es ist nicht schlichtweg verwerflich, wenn ein Staatsbetrieb Kunstgegenstände exportiert. Auch Kunsthändler in der Bundesrepublik verkaufen Stücke an ausländische Kunden oder lassen sie auf Auktionen in London oder New York versteigern. Hält man sich vor Augen, daß der Außenhandel in der D D R staatliches Monopol war, und damit neben der Kunst und Antiquitäten G m b H kein privater Händler oder staatliches Unternehmen Antiquitäten ausführte, dann überstieg das Handelsvolumen der Kunst und Antiquitäten G m b H quantitativ vielleicht nicht einmal die Summe aller Auslandsverkäufe des bundesdeutschen Kunsthandels. Der entscheidende Unterschied lag aber in der Einseitigkeit der Exporte. Während über den freien Kunstmarkt der westeuropäischen Länder gleichzeitig auch immer Kunstgegenstände eingeführt werden, verlief der Kunsthandel über die Kunst und Antiquitäten GmbH als eine „Einbahnstraße". Im Grunde flössen seit Ende des Zweiten Weltkrieges ständig Kunstgegenstände aus Ostdeutschland ab, zunächst mit der Roten Armee in die Sowjetunion, in den fünfziger und sechziger Jahren durch den Einkauf vor allem bei privaten Antiquitätenhändlern in der D D R und seit Beginn der siebziger Jahre über die Kunst und Antiquitäten GmbH. Importe gab es dagegen bis auf ganz wenige Ausnahmen nicht. Hinter dem Bereich Kommerzielle Koordinierung und der Gründung der Kunst und Antiquitäten G m b H standen ökonomische Interessen. Die ineffiziente Planwirtschaft erzeugte einen ständig wachsenden Bedarf an Devisen. Das Grundübel, die Vergesellschaftung der Produktionsmittel, ließ sich nicht ohne Abkehr von der bestehenden Gesellschaftsordnung angreifen. Die oberste Parteiführung schuf also insgeheim einen Wirtschaftsbereich, der die Schwächen der Planwirtschaft ausgleichen sollte. 846
Dazu auch bei Pcitzke Für unsere Kultur und für die Kultur des Sammeins, Marginalien 1990, Heft 2. S. Iff.
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Abschließende Betrachtungen
Wenn man diese Ausgangssituation als gegeben annimmt, stand die Wahl zwischen dem Devisenerlös aus Kunstexporten und dem Bestandsverlust an kulturellen Werten. Um dabei die wirtschaftliche Bedeutung der Außenhandelstätigkeit der Kunst und Antiquitäten G m b H ermessen zu können, wurden für die vorliegende Betrachtung sämtliche verfügbaren Zahlen aus statistischen Unterlagen des Bereiches Kommerzielle Koordinierung ausgewertet und für die Jahre 1979 bis 1989 zusammengestellt (Tafel 43). Für den genannten Zeitraum ergibt sich ein Exportvolumen von etwa 350 Millionen Valutamark. Zwischen 1973 und 1978 dürften noch einmal Antiquitäten und Gebrauchtwaren im Werte von ungefähr 60 bis 80 Millionen Valutamark ausgeführt worden sein. Das reguläre Handelsgeschäft der Kunst und Antiquitäten G m b H brachte jährlich also durchschnittlich etwa 25 Millionen Valutamark ein. Die dafür aufgewendeten Mittel in Mark der D D R müßten davon im tatsächlichen Umrechnungsverhältnis noch abgezogen werden. Im Vergleich dazu erwirtschaftete der gesamte Bereich Kommerzielle Koordinierung im Zeitraum 1973 bis 1989 jährlich ungefähr eine Milliarde Valutamark. 847 Demzufolge ist die volkswirtschaftliche Bedeutung der Kunstexporte als relativ gering einzuschätzen. Für die D D R zählte aber jede auch noch so kleine Einnahmequelle. Rein ökonomisch betrachtet erhielt der Staat den Verlust des materiellen Vermögens finanziell ausgeglichen. Die stetige Ausfuhr von Kunstwerken verursachte aber einen ideellen Schaden, der nicht finanziell aufgerechnet werden kann. Natürlich gehörten zum Warensortiment der Kunst und Antiquitäten G m b H auch die sogenannten Gebrauchtwaren, alte Küchenutensilien und bäuerliches Gerät. Handwerkliche Erzeugnisse, Erzeugnisse der Gebrauchs- und Volkskunst gehören aber ebenso zum kulturellen Reichtum eines Volkes. An dieser Stelle muß sich die D D R auch an ihrem Anspruch auf Souveränität festhalten lassen. Die Diskussion um die ökonomische Notwendigkeit der Exporte auf der einen Seite und das Vergehen am kulturellen Erbe auf der anderen Seite kann nicht vom Standpunkt aus geführt werden, beide deutsche Staaten hätten eine gemeinsame Nationalkultur besessen. Schon vernimmt man nämlich das Argument, ein Großteil der Kunstgegenstände sei ohnehin nur in die Bundesrepublik oder nach West-Berlin exportiert worden und der Nation doch letztlich erhalten geblieben. Richtig daran ist, daß die Teilung Deutschlands nicht auch zur Teilung des deutschen Kulturerbes geführt hat. Den verantwortlichen Staats- und Parteifunktionären der D D R bleibt eine derart abstrakte 847
D a z u die Übersicht über die Devisenabführung des Bereiches Kommerzielle Koordinierung an den Staatshaushalt, Bericht des 1. Bundestagsuntersuchungsausschusses der 12. Wahlperiode, BT-Drucksache 12/7600, S. 333.
Abschließende Betrachtungen
Betrachtungsweise aber verwehrt. Sie haben gerade das Gegenteil propagiert, gemeinsames Kulturerbe für die Staatskultur der D D R vereinnahmt, politisch wertneutrale Kunstwerke ideologisch besetzt und in einen Kontext früher sozialistischer Ideen eingebettet. Die SED sprach stets von der Aneignung des humanistischen Kulturerbes; das Verständnis einer einheitlichen deutschen Kulturgeschichte wurde dagegen als imperialistische Demagogie abgetan. 848 Es geht nicht nur um die Frage, wann das Werk eines deutschen Künstlers zu einem deutschen Kunstwerk wird und als nationales Kulturerbe nicht mehr ausgeführt werden darf. Auch hierzu sei bemerkt, daß die D D R nicht nur im KulturgutschutzG die Existenz einer „sozialistischen Nationalkultur" anerkannt und sich zu deren Wahrung und Pflege verpflichtet hat. Selbst wenn man aber das subjektive und ästhetische Element in der Kunst hervorheben wollte und insofern keine Möglichkeit zur „Vergesellschaftung" des einzelnen Kunstwerkes im Rahmen einer Nationalkultur sähe: Kunstwerke sind als Quelle geistigen Lebens auch für sich genommen immer nur in erschöpflicher Zahl vorhanden. Es gibt ihrer nicht unendlich viele. Die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten G m b H führte dazu, daß diese Quelle langsam versiegte. Für die Bevölkerung der D D R wurde es immer schwieriger, Kunstgegenstände zu sammeln. Der Antikhandel Pirna kaufte den Binnenmarkt „leer". Im Staatlichen Kunsthandel forderte man nachgerade astronomische Preise. Der Substanzverlust wog schwer, wenn man berücksichtigt, daß der ideelle Wert eines Kunstgegenstandes nicht an den augenblicklich zu erzielenden Marktpreis gekoppelt ist. Die Restaurierung einiger Prestigeobjekte, wie der Dresdener Semperoper oder des Berliner Schauspielhauses, mutet dagegen nur als „dialektische Kosmetik" an und konnte den kulturellen Ausverkauf nicht wirklich kompensieren. Die Einhaltung der KunstschutzVO und des KulturgutschutzG durch die zuständige Kommission litt unter den ökonomischen Zwängen. Während einzelne Staatsfunktionäre für Mark der D D R bei der Kunst und Antiquitäten G m b H einkauften, mußte die Kulturgutschutzkommission jeden vom Export ausgesonderten Kunstgegenstand mit Devisen auslösen, über die das Ministerium für Kultur nicht verfügte. Es blieb den Museen nur der immer schmerzliche Tausch gegen Sammlungsbestände. Schon abstrakt gesehen konnte so eine wirksame Ausfuhrkontrolle nicht stattfinden. Sie fand auch tatsächlich nicht statt, über lange Zeit nicht in Mühlenbeck und überhaupt nicht in den sonstigen Exportlagern. In welchem Umfang die Kunst und Antiquitäten Spitzenstücke
848
Ausführlich zum Ansatz der S E D in: Die SED und das kulturelle Erbe, herausgegeben von der Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim Z K der S E D (Hrsg.), S. 60ff., 418ff.
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Abschließende Betrachtungen
von nationaler und internationaler Bedeutung exportiert hat, läßt sich heute nicht mehr umfassend aufklären. Man ist rückschauend geneigt, bei der Abwägung zwischen ökonomischem Nutzen und kulturellem Verlust zugunsten des Verbleibs der Kunstgegenstände in der D D R zu entscheiden und die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten G m b H insofern zu verurteilen. Losgelöst von den politischen Verhältnissen und ökonomischen Zwängen läßt sich ein solcher Abwägungsprozeß aber nicht mehr vornehmen. In Anbetracht der schwierigen finanziellen Lage der D D R findet man heute keine Lösung für das Devisenproblem, die sich unter den Bedingungen des damals herrschenden Systems - systemkonform - hätte verwirklichen lassen. Man wird aus marktwirtschaftlich geprägter Sicht immer wieder auf die Kritik der zentralistischen Planwirtschaft der D D R und des weitgehend abgeschafften privatwirtschaftlichen Sektors zurückfallen. Das Politbüro wollte am bestehenden System grundsätzlich festhalten. Es erscheint deswegen nur als konsequente Entwicklung, wenn man sich angesichts der zunehmend prekären Haushaltslage früher oder später genötigt sah, auch noch die unwiederbringliche kulturelle Substanz des Staates ökonomisch zu nutzen. Die Kritik an der Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten G m b H setzt also nicht erst bei der Abwägung zugunsten der devisenträchtigen Kunstexporte an. Kritikwürdig ist schon die Wirtschaftsorganisation der D D R an sich, die die Kunst und Antiquitäten G m b H letztlich hervorgebracht hat - sicher nicht zwangsläufig aber doch als schlüssige Folge. Man darf getrost davon ausgehen, daß es jedenfalls einigen Staats- und Parteifunktionären nicht leicht fiel, dem kulturellen Ausverkauf auch als Ausdruck des eigenen wirtschaftlichen Unvermögens zuzusehen. Bedenklich stimmt jedoch, daß der Ministerrat Anfang 1973 sofort zum Äußersten schritt und die Devisenprobleme mit einem großangelegten Griff in die Depots der Museen bekämpfen wollte. Damit stellte er den wertvollsten Kulturbestand des Staates zuerst zur Disposition. Die Museen haben anerkennenswerterweise über die Jahre nur äußerst zurückhaltend kooperiert. Ein größerer Schaden ist hier nicht entstanden. Erschreckend sind die unlauteren Methoden bei der Beschaffung von Kunst und Antiquitäten. Rücksichtslos ging man gegen die privaten Antiquitätenhändler und Sammler in der D D R vor. Die nähere Betrachtung der einzelnen Verfahren läßt vor allem zwei Feststellungen zu: Das geltende Recht wurde mißbräuchlich angewandt, und die verschiedenen Staatsorgane arbeiteten bei diesem Mißbrauch zusammen. Es handelte sich weder um Einzelfälle noch um Entgleisungen einzelner Mitarbeiter, die den Staatsorganen als solchen vielleicht nur eingeschränkt zurechenbar wären. Die Kunst und Antiquitäten G m b H handelte dabei nicht als private Gesellschaft oder auch nur staatlicher Außenhandelsbetrieb, zuständig für die Verwertung
Abschließende Betrachtungen
der Privatsammlungen, sondern wirkte als Staatsorgan aktiv in allen Phasen der Verfahren mit. De facto war sie aufgrund der hohen Dichte von Inoffiziellen Mitarbeitern der Linie VII des MfS schon für die Initiierung der Verfahren mitverantwortlich. Inwieweit der Bereich Kommerzielle Koordinierung das MfS oder das Ministerium der Finanzen im Vorgehen gegen die Antiquitätenhändler und Sammler bestärkt hat, läßt sich nicht abschließend klären. Als Subjekt eines solchen Steuerverfahrens genoß der Betroffene nur formal rechtliches Gehör. Das Rechtssystem der D D R zeigt an dieser Stelle seine Schwächen. Offen zu Tage tritt der Unterschied zwischen dem Standard an Rechtsstaatlichkeit, wie er im geschriebenen Recht garantiert wurde, und die davon abweichende Rechtspraxis. Rechtsschutzverkürzend wirkte sich auch die eingeschränkte Gewaltenkontrolle aus, insbesondere die fehlende Verwaltungsbeziehungsweise Finanzgerichtsbarkeit. Man war zwar bemüht, die Verfahren nach außen hin mit der Rechtsordnung der D D R im Einklang erscheinen zu lassen, weswegen der BGH im Fall Schwarz gegen Antikshop/KaDeWe auch keinen ordre public-Verstoß feststellen konnte. Tatsächlich diente vor allem das Steuerrecht aber als Werkzeug der Devisenbeschaffung. Durch seine fehlerhafte Anwendung konnten die hohen Steuersätze insbesondere des EinkommensteuerGrundtarifes Κ in Ansatz gebracht werden. Der Mißbrauch des Steuerrechts beziehungsweise des Wirtschaftsstrafrechts zur Durchführung verdeckter Enteignungen war in der Geschichte der D D R kein Einzelfall. Beispielhaft genannt sei wegen des vergleichbaren Charakters der Zugriff auf in Privatbesitz befindliche Hotels an der Ostseeküste im Rahmen der „Aktion Rose" schon im Frühjahr 1953.849 Man ist nie so weit gegangen, die Antiquitätenhändler und Sammler formal rechtsgrundlos zu enteignen. Das Bedürfnis nach Legitimation bestand auch unter den „Verfolgern". In den Berichten des MfS, dem Schriftverkehr der Kunst und Antiquitäten G m b H und der Finanzorgane beruft man sich immer auf den Kampf gegen das kriminelle Spekulantentum und den Schaden für die sozialistische Wirtschaft - offiziell ließ man „die Hüllen nicht fallen". Dennoch kann es heute nur befremden, welche Mittel man zur Erlangung der Kunstsammlungen bereit war einzusetzen, und wie die verschiedensten Beteiligten scheinbar vorbehaltlos zusammenwirkten. Bei einzelnen Verfahren denkt man unweigerlich an eine noch weitaus dunklere Geschichte der erzwungenen Übernahme von privaten Kunstsammlungen. 849
Z u Beispielen verdeckter Enteignungen in verschiedenen Phasen der D D R siehe mit weiteren Hinweisen Falco Werkentin M e t h o d e n und Verfahrensweisen der verdeckten Enteignung selbständiger Produzenten, Gewerbetreibender, Bauern und Grundstücks-/Hauseigentümer in der Geschichte der D D R , f o r u m historiae iuris, zu erreichen über www.rewi. hu-berlin.de. mit Hinweisen zur „ A k t i o n Rose" auch Rainer Schröder Justiz in den deutschen Staaten seit 1933, ebenda.
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Abschließende Betrachtungen
Auch die ehemaligen Geschäftspartner der Kunst und Antiquitäten G m b H in der Bundesrepublik müssen sich klarmachen, daß sie nicht mit einer gewöhnlichen G m b H Handel trieben, auf die das Ministerium für Außenhandel irgendwie Einfluß nahm und vielleicht auch das MfS einen Blick geworfen hatte. Die bundesdeutschen Kunsthändler arbeiteten vielmehr mit einem Staatsorgan zusammen, das aktiv an der Verfolgung der Antiquitätenhändler und Sammler beteiligt war. Sie machten sich die Früchte aus den Steuerverfahren bewußt oder unbewußt zunutze. Unabhängig von ihrer Rechtsform war die Kunst und Antiquitäten G m b H zuerst ein staatliches Außenhandelsorgan. Ihre Zugehörigkeit zum Bereich Kommerzielle Koordinierung unterschied sie gleichzeitig von den üblichen Außenhandelsbetrieben unter der AHB-VO. Sie trat innerhalb der D D R nicht öffentlich in Erscheinung, legte nur gegenüber dem Bereich Kommerzielle Koordinierung Rechenschaft ab und war weitgehend ausgenommen vom schwerfälligen Prozeß der Wirtschaftsplanung. Abstrakt gesehen ist die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten G m b H dem Staat zuzurechnen. Es liegt aber im Wesen der hierarchischen Organisation des Bereiches Kommerzielle Koordinierung und der SED-Diktatur überhaupt, daß sich die Verantwortung konkret auch auf einen bestimmten Kreis von Funktionsträgern eingrenzen läßt. Zunächst sind Horst Schuster und Joachim Farken zu nennen. Sie unterstützten das Vorgehen gegen die Antiquitätenhändler und Sammler sowohl in ihrer Funktion als Generaldirektoren der Kunst und Antiquitäten GmbH, als auch als Inoffizielle Mitarbeiter des MfS. Die Rolle Horst Schusters bleibt aufgrund seiner Verbindungen zur CIA und zum BND einigermaßen im unklaren. Schuster und Farken übergeordnet waren der Leiter der Hauptabteilung I des Bereiches Kommerzielle Koordinierung, Manfred Seidel, und natürlich Alexander SchalckGolodkowski - beide OibE des MfS, Schalck-Golodkowski mit direktem Zugang zu Erich Mielke. Seidel oblag die Anleitung der Kunst und Antiquitäten GmbH. Kein Geschäft lief an ihm vorbei. Schuster und Farken mußten sich zum Beispiel bei allen Sonderaktivitäten, etwa dem Gold- und Zigarettenschmuggel, Seidels Zustimmung versichern. Auch Schalck-Golodkowski wußte über die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten GmbH genauestens Bescheid, kümmerte sich aber nicht mehr um das Tagesgeschäft. Ob das MfS selbst auf die Idee kam, Steuerverfahren zur Beschaffung von Kunstgegenständen für den Bereich Kommerzielle Koordinierung durchzuführen, bleibt unaufgeklärt. Was die Handelstätigkeit des Bereiches Kommerzielle Koordinierung anbelangte, war Schalck-Golodkowski dem Wirtschaftssekretär im Politbüro, Günter Mittag, Rechenschaft schuldig. Einzelentscheidungen, die die Kunst und Antiquitäten G m b H betrafen, hat Mittag aber sicher nicht mehr gefällt. Er gab nur die generelle Linie vor.
Abschließende Betrachtungen
Dem Minister für Kultur, Hans-Joachim Hoffmann, 8 5 0 war die gesamte Problematik des Kunstexports bekannt. In seiner Funktion Schloß er Rahmenvereinbarungen zur Bereitstellung von Kunstgegenständen an den Bereich Kommerzielle Koordinierung und gestattete der Kunst und Antiquitäten G m b H im November 1982 grundsätzlich die Ausfuhr von geschütztem Kulturgut. Dem Minister für Kultur unterstand sowohl die Kulturgutschutzkommission als auch der Staatliche Kunsthandel als Zulieferbetrieb der Kunst und Antiquitäten GmbH. Die Finanzorgane unter dem Minister der Finanzen, Ernst Höfner, insbesondere der für den Bereich Steuern und Abgaben zuständige Stellvertreter des Ministers der Finanzen, seit 1982 Martin Maaßen und sein Abteilungsleiter Martin Ballauf, zeichneten für die Verfolgung der Antiquitätenhändler und Sammler mitverantwortlich. Im MfS war es vor allem die Arbeitsgruppe Schmuggel und Spekulation beim 1. Stellvertreter des Ministers für Staatssicherheit, Bruno Beater, später unter Oberstleutnant Walter Strauch und umgebildet zur H A VII/13 unter Oberstleutnant Rolf Drießel. Die AG BKK des MfS „sicherte" die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten G m b H nach außen hin und „schöpfte" ihre ausländischen Geschäftspartner „ab". Die eigentlichen Entscheidungskompetenzen lagen auf der Linie zum Politbüro - von Schuster, später Farken, über Seidel zu Schalck-Golodkowski und in geteilter Verantwortlichkeit weiter zu Mittag und Mielke. Auf welcher Ebene dabei Entscheidungen für die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten G m b H im einzelnen gefallen sind, läßt sich nur bruchstückhaft rekonstruieren. Eine Reihe von Akten aus der Hauptabteilung I des Bereiches Kommerzielle Koordinierung wurden vernichtet, ebenso Akten aus dem MfS. Viele Dinge besprach man sicher auch nur mündlich. Die Verantwortlichen schweigen dazu. Innerhalb des obersten Machtzirkels der Partei spielten einzelne Unternehmen aus dem Bereich Kommerzielle Koordinierung offenbar keine Rolle und wurden auch nicht thematisiert. Betroffen war neben Mittag und Mielke der Kultursekretär im Politbüro, Kurt Hager, der wohl genauere Kenntnis über den Kunstexport im Bereich Kommerzielle Koordinierung besaß. Als Gremium befaßte sich das Politbüro aber selten mit derlei Detailfragen. Zur Veranschaulichung der folgende Gesprächsausschnitt - das ehemalige Politbüromitglied Günter Schabowski antwortet auf seine Wahrnehmungen um die Exporte der Kunst und Antiquitäten G m b H und die Herkunft der Kunstgegenstände angesprochen:
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Klaus Gysi schied wenige Monate nach G r ü n d u n g der Kunst und Antiquitäten G m b H als Minister für Kultur aus dem A m t .
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Abschließende Betrachtungen „Autor: H a b e n Sie mal etwas über die Kunst und Antiquitäten G m b H gehört, war Ihnen das ein Begriff - die sitzen d a in Mühlenbeck und verkaufen irgendwelche Sachen? Schabowski: Uber diesen Bereich da, also über den KoKo-Bereich, k a n n ich Ihnen nur sagen, ist offiziell im Politbüro nie die Rede gewesen. ... M a n wußte, daß die auch Antiquitäten u n d so was haben. Ich hatte einmal - aber nicht mit Mühlenbeck, sondern immer nur Schalck war mein Partner. Schalck handelte mit allem. Was der da für einen A p p a r a t hatte ... Aber zum Honecker Geburtstag, irgendein großer Geburtstag ..., da hab ich mich auch an ihn gewandt und ihn gefragt, ob er nicht, also in seinen Kunstdingern da irgendwas hat - das war unsere Vorstellung ... - ich sag', hast D u nicht irgendwo Zille-Bilder oder so. D a hat der ein Zille-Bild beschafft, ein kleines Zille-Original. Autor: Aber woher das jetzt k a m , also nicht nur das Zille-Bild ... Schabowski: ... durftest du gar nicht fragen ... Autor: Es gab j a d a n n die Zeit, insbesondere in der G r ü n d u n g s p h a s e , da hat m a n versucht, aus M u s e e n zu exportieren. Ist das jemals ... Schabowski: H a t f ü r u n s keine - ... so wie andere Dinge, wenn es sich jetzt nicht etwa u m eine große Turbine handelte, oder meine Berliner Interessen mich veranlaßt haben ihn anzurufen ... - d e n Tip hat mir auch einer gegeben von meinen Leuten ..., der hat gesagt: D u p a ß mal auf, ruf doch mal den Schalck an ... Autor: Also m a n hat nie d a r ü b e r diskutiert, können wir das jetzt exportieren? Schabowski: Nein, im Gegenteil, m a n rührte nicht an Einzelheiten oder den H i n t e r g r ü n d e n der Sache ... Autor: H a t m a n denn nicht gewußt ... Schabowski: ... Schalck war absolut vertrauenswürdig. U n d wenn der das organisierte, war das seine Sache das zu organisieren. U n d m a n wußte, oder m a n ahnte, das ist kompliziert - so w ü r d e ich das heute ausdrücken - da hängen so viele komplizierte Dinge dran. Aber was sollen wir uns d a f ü r interessieren, weil, man k a n n sowieso nicht d a eingreifen, das ist längst auch etabliert, und d a spielte auch nicht die Rolle: D a s ist nicht legal, oder irgend so was. Alles was in diesem L a n d geschah war legal durch unsere Herrschaft. Also wenn er vom Generalsekretär oder von irgendwem da eingesetzt ist, wenn er seit Jahren b e k a n n t d a f ü r ist, was er d a . . . , d a n n ist alles, was der tut, etwas Legales. Autor: Es war nie so, d a ß jetzt der Kulturminister, H o f f m a n n oder so, einmal aufgetreten wäre und gesagt hat: Ja können wir das denn machen? Schabowski: Ach woher denn, das haben wir gar nicht erfahren ... M a n wußte nur, daß auch so etwas dazugehörte ... Autor: H a b e n Sie von den Steuerverfahren mal etwas gehört? Schabowski: Steuerverfah ren? Autor: D a ß da große Sammler waren, private Sammler, denen m a n die Sammlungen abgenomm e n u n d d a n n von dieser Schalck-Firma ... Schabowski: Wenn, d a n n ist es alles nachträglich. W ä h r e n d der D D R - Z e i t hat das ü b e r h a u p t keine Rolle gespielt ... Autor: Sie k a n n t e n auch keine Personen ... Schabowski: ... und wenn, nehmen wir bloß mal an, jetzt will ich mal den Fall umdrehen, wenn ich angefangen hätte, mich d a f ü r zu interessieren, d a n n wäre das suspekt gewesen: Was will der M a n n ? Was kümmerst D u dich darum? Also was soll denn das? Ist doch nicht Deine Arbeit! Wir k ü m m e r n uns j a auch nicht um Deine Berliner Angelegenheiten, k ü m m e r ' D u Dich mal d a r u m , d a ß D u Deinen Plan erfüllst! - U n d alles was die Partei m a c h t ist sowieso abgesichert." 8 5 1
Auch wenn die Geschäftstätigkeit der Kunst und Antiquitäten G m b H als Staatsbetrieb letztlich nur von einigen wenigen Funktionären gelenkt wurde, läßt sich die Verantwortung insbesondere für die Steuerverfahren zur Beschaffung von 851
Zeitzeugengespräch mit G ü n t e r Schabowski a m 30. 5.2000.
Abschließende Betrachtungen
Kunstgegenständen nicht ausschließlich auf diesen Personenkreis beschränken. Der betroffene Antiquitätenhändler in Dresden oder Sammler in Berlin sah sich immer auch einem willfährigen Inoffiziellen Mitarbeiter des MfS unter den Einkäufern der Kunst und Antiquitäten G m b H oder einem diensteifrigen lokalen Steuerfahnder ausgesetzt. Rechtliches Gehör gab es tatsächlich nicht, obwohl sich eine Anzahl von Rechts an wälten redlich bemühte. An dieser Stelle zeigte die Diktatur dem Bürger ihr Gesicht. Die Schwäche der zentralen Planwirtschaft in der D D R hat den Bereich Kommerzielle Koordinierung und mit ihm die Kunst und Antiquitäten G m b H hervorgebracht. Während sie den kulturell verfaulenden Imperialismus propagierten, waren die obersten Machthaber in Partei und Staat bereit, einen Teil der kulturellen Substanz des Landes unwiederbringlich zu veräußern. Es ging dabei auch um den Erhalt ihrer eigenen Position. Die Kunst und Antiquitäten G m b H beteiligte sich an allerlei zweifelhaften Aktivitäten. Sie nutzte die aus der Mangelwirtschaft entstandene Situation skrupellos auch gegenüber den eigenen Bürgern aus. Die westeuropäischen Kunsthändler schlugen nicht nur in ein gutes Geschäft ein, sondern ergriffen direkt den langen Arm des Politbüros. Was letztlich bleibt ist ein Bruch zwischen verlautbarter Politik und staatlichem Handeln, zwischen scheinbarer Gesetzlichkeit und rücksichtsloser Instrumentalisierung des Rechts. In der allzuoft verklärenden Erinnerung sollten vor allem die Einzelschicksale der mit der Kunst und Antiquitäten G m b H so schmerzhaft in Berührung gekommenen Antiquitätenhändler und Sammler wachgehalten werden. Sie haben den Verlust ihrer geliebten Umgebung nie verwinden können. Man hat in ihnen Bürger kriminalisiert, die mitten in der Gesellschaft lebten.
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Maria Die DDR-Außenhandelsstatistik und ihr Informationswert,
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Literatur- und Quellenfundstellenverzeichnis
sungen, Erläuterungen, Grundsatzentscheidungen, Tnformationsbriefe) der bisherigen D D R für Veranlagungen zur Einkommen-, Körperschaft-, Gewerbe-, Handwerk- und Vermögensteuer bis einschließlich 1990, Herausgegeben vom Bundesministerium der Finanzen Bonn 1990, Stand Juni 1991. Bundesarchiv - Außenstelle Berlin (BArch) Aktenbestand des ehemaligen Ministeriums für Außenhandel der D D R , Sonderbestand Bereich Kommerzielle Koordinierung Bestandssignatur: DL2/KoKo Bände 552, 553, 728, 1083, 1085, 1126. Aktenbestand des ehemaligen Ministeriums der Finanzen der D D R , Bestandssignatur: DN1 Band 21169. Aktenbestand des ehemaligen Ministeriums für Kultur der D D R , Bestandssignatur: DR1 Band 7361. Der Bundesbeauftragte f ü r die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes d e r ehemaligen DDR (BStU] Akten zu TM „Christian Ries" alias Peter Adler, Bestandssignatur: MfS AIM 12594/91. Akten zu TM „Sulky", Außenstelle BStU Frankfurt/Oder Bestandssignatur: F f O ATM 1602/77. Akten zu IM „Reinhard Winkler" alias Siegfried Brachhaus, Bestandssignatur: MfS ATM 5056/87. Akten zu IM „Michaelis" alias Manfred Dahn, Außenstelle BStU Dresden, Bestandssignatur: BVfS Dresden OG I 1/81. Akten zu IM „Hans Borau" alias Joachim Farken, Bestandssignaturen: MfS AIM 6499/88; MfS ATM 12632/91. Akten zu IM „Susi" alias Carla Görlich, Bestandssignatur: MfS ATM 12548/91. Akten zu IM „Rose" alias Gernot Haubold, Bestandssignatur: MfS ATM 4744/87. Akten zu IM „Kartstett" alias Joachim Menzhausen, Außenstelle BStU Dresden, Bestandssignaturen: BVfS D D ATM 846/90; Dresden AS/TA 113/77. Akten zu IM „Peter Reichelt" alias Klaus-Dieter Richter, Bestandssignaturen: MfS ATM 130/91; MfS A 280/89. Akten zu IM „Wolfgang" alias Dieter Schulz, Bestandssignatur: MfS ATM 2166/89. Akten zu IM „Sohle" alias Horst Schuster, Bestandssignaturen: MfS ATM 3592/85; MfS -U- 33/87; MfS AIM 818/81. Akten zu IM „Exporteur" alias Gerhard Walter, Bestandssignatur: MfS AIM 12552/91.
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Akten zu TM „Fritz" (Klarnahme unbekannt), Bestandssignatur: BVfS Bln. ATM 6245/91. Akten zu Friedrich Römer Außenstelle BStU Frankfurt/Oder Bestandssignaturen: F f O A O P 1738/76; BV F f O 137/78. Akten zu Siegfried Kath, Außenstelle BStU Dresden, Bestandssignaturen: BV Dresden AOP 1730/75; BV Dresden 1333/75; BV Dresden AU 1333/75. Akten zu Helmuth Meißner, Bestandssignatur: MfS ESKS 41684; - Außenstelle BStU Dresden, Bestandssignaturen: BV D D AOP 3/57; BV D D AOP 3069/82. Akten zur Operativen Personenkontrolle „Korruption", Bestandssignatur: MfS AOPK 17298/85. Akten aus dem Bestand der Hauptabteilung VIT des MfS, Bestandssignaturen: MfS HA VIT 461; MfS HA VII 1387; MfS HA VII 1390. Akten aus dem Bestand der Hauptabteilung IX des MfS, Bestandssignaturen: MfS HA IX 4746; MfS HA IX 9935; HA IX 2221; HA IX 884. Akten aus dem Bestand der Hauptabteilung XVIII des MfS, Bestandssignaturen: MfS HA XVIII 7942; MfS HA XVIII 13326; MfS HA XVIII 7878; MfS HA XVIII 13326; MfS HA XVIII 13327; MfS HA XVIII 13328. Akten aus dem Bestand der AG BKK des MfS, Bestandssignaturen: MfS BKK 1123; MfS BKK 1212. Einzelakten des MfS, Bestandssignaturen: I H S 26/81 (Juristische Hochschule); MfS R S 258 (Rechtsstelle); Befehl 12/88 (ohne Signatur); MfS SdM 2240 (Sekretariat des Ministers); BdL 30/62 Weisung Mielkes vom 9.1.1962 (ohne Signatur). Akten aus dem Bestand der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Dresden, Außenstelle BStU Dresden, Leiter der Bezirksverwaltung, Bestandssignatur: BV Dresden, Leiter d.B. Nr. 10013; - BV Dresden BdL/Dok457 (Büro des Leiters); - Abteilung VII, Bestandssignatur: BV Dresden Abt. VII 7321; - Kreisdienststelle Dippoldiswalde, Bestandssignatur: Dippoldiswalde 17014. Akten aus dem Bestand der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Karl-Marx-Stadt, Außenstelle BStU Chemnitz, Abteilung XVIII, Bestandssignaturen: Chem. XVIII45; Chem. X V I I I 4 0 ; Chem. X V I I I 4 2 ; Chem. XVIII 46; Chem. XVIII 38. Akten aus dem Bestand der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Magdeburg, Außenstelle BStU Magdeburg, Abteilung XII, Bestandssignatur: BV Magd. XII Nr. 6.
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Literatur- und Quellenfundstellenverzeichnis
Akten aus dem Bestand der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Potsdam, Außenstelle BStU Potsdam, Abteilung VII, Bestandssignaturen: BVfS Pdm. Abt. VII 754; BVfS Pdm. Abt. VII 804; - Auswertungs- und Kontrollgruppe, Bestandssignaturen: BVfS Pdm. AKG 625; BVfS Pdm. AKG 472. Strafverfahrensakten bei der Staatsanwaltschaft Dresden Verfahren Verfahren Verfahren Verfahren Verfahren Verfahren
Gottfried Günther, Az. 1113-1335/84-2. Wilfried Jentsch, Az. 1114-204/82-2. Helmuth Meißner, Az. 1111-418/82-2. Heinz Miech, Az. 1111-684/84-2. Gerhard Patzig, Az. 111-73/83. Werner Wahl, Az. 1113-1738/84-2.
Strafverfahrensakten bei der Staatsanwaltschaft bei dem Landgericht Berlin Verfahren Friedrich Römer, Az. 111-169-81. Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90. Privatarchive Friedrich Römer. Dr. Günter Blutke, Berlin. Stefan Günther, Dresden. Sebastian Kuhn, London. Prof. Dr. Konrad Meissner, Polling. Ingeborg Miech, Dresden. Dr. Günter Thiede, Berlin. Asta Ziegler, Remagen.
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Interne Übersicht über die „Leitungsstruktur Bereich Kommerzielle Koordinierung" und die entsprechend verantwortlichen Personen, mit dem handschriftlichen Vermerk: „Am 24. 4. 85 von Gen. Dr. Schalck bestätigt". Die Abteilung Firmen unter Waltraud Lisowski ist hierin noch als „Beauftragte Parteibetriebe" ausgewiesen. BArch DL2/KoKo/1083, Bl. 250. Strukturplan der Kunst und Antiquitäten G m b H , Stand 1989, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. T, Bl. 178. Verkaufsreisepläne der Kunst und Antiquitäten G m b H Oktober 1988 und Januar 1989, BStU MfS A I M 12548/91, Teil II, Bd. 2, Bl. 77, 80. Bericht von I M „Karstett" alias Joachim Menzhausen zum Fall Kath vom 22.4. 1977, BStU BVfS D D A I M 846/90, Teil II, Bd. 3, Bl. 9ff. Kleinanzeigen der Firma S. Kath aus der F R E I E N PRESSE, Herbst 1973, BStU BV Dresden AOP 1730/75, Bd. IV, Bl. 339. Schreiben der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Dresden, Abteilung IX/1, Leiter der Abteilung, in Vertretung Major Stejskal, an das Ministerium für Staatssicherheit Berlin, Hauptabteilung IX, Oberst Coburger, vom 22.11.1974, BStU BV Dresden 1333/75, Bd. 5, Bl. 208ff. Tonbandabschrift vom 16.12.1975 eines Berichtes von I M „Sohle" alias Horst Schuster an Oberstleutnant Hillebrand von der H A XVIII/7 des MfS anläßlich eines Treffens am 13.12.1975, BStU MfS A I M 818/81, Teil II, Bd. 7, Bl. 57ff. Stand der Valutaguthaben aus Export von Gebrauchtwaren per 31.8.1989, BArch DL2/KoKo/728, Bl. 3. Übersicht der gültigen Vereinbarungen, M A H - andere Ministerien zur Erwirtschaftung außerplanmäßiger Exporte, BArch DL2/KoKo/728, Bl. 22-24. Schreiben vom Leiter der Hauptabteilung I des Bereiches Kommerzielle Koordinierung, Manfred Seidel, an den Generaldirektor der Kunst und Antiquitäten G m b H , Joachim Farken, vom 10.12.1985, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. I, Bl. 212. Abschrift vom „IM-Bericht", möglicherweise I M „Susi" alias Carla Görlich, zur Praxis der Autotauschgeschäfte der Kunst und Antiquitäten G m b H , angefertigt im Rahmen der Operativen Personenkontrolle „Korruption", BStU MfS AOPK 17298/85, Bd. 1, Bl. 157. Auszug aus der konspirativen Tonbandaufnahme aus dem Gespräch ( . . . ) - Hilpert am 29. Mai 1985 in Rostock über die Realisierung eines möglichen Autotauschgeschäftes (Antiquitäten gegen PkW), transkribiert von der H A VIT/13 des MfS, 2.7.1985, BStU MfS AOPK 17298/85, Bd. 1, Bl. 371-373. Abschlußbericht der HA VIT/13 des MfS zur Durchführung der OPK „Korruption", BStU MfS AOPK 17298/85, Bd. 1, Bl. 403f.
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Tafelverzeichnis 14 Struktur der Hauptabeilung VII/Abteilung 13 (vermutlich Mitte der achtziger Jahre), BStU MfS H A VII 1387, Bl. 94. 15 Auszug aus der Übersicht zur Entwicklung und Zusammensetzung des I M / G M S Bestandes der Abteilung 13 (der Hauptabteilung VII) in Durchsetzung der Aufgabenstellung des Leiters der Hauptabteilung ( W S 0012-327/86) seit dem 1.1.1986 (Stand: 30.6.1988), Dokument der Hauptabteilung VII/13 des MfS, August 1988, BStU MfS HA VII 1387, Bl. 192-195. 16 Auszug aus dem Treffbericht von Oberstleutnant Walter Strauch aus der H A VII/l 3 des MfS vom 11.5.1984 über ein Treffen mit IMS „Reinhardt" alias Siegfried Brachhaus am 10.5.1984, BStU MfS A I M 5056/87, Teil II, Bd. 2, Bl. 87. 17 Treffbericht von Oberstleutnant Strauch aus der HA VII/l 3 des MfS vom 19.1. 1983 über ein Treffen mit I M S „Reinhardt" alias Siegfried Brachhaus am 18.1. 1983, BStU MfS A I M 5056/87, Teil II, Bd. 1, Bl. 196f„ 199. 18 Treffbereicht von Oberstleutnant Strauch aus der HA VII/l 3 des MfS vom 9.11. 1982 über ein Treffen mit I M S „Reinhardt" alias Siegfried Brachhaus am 13.10. 1982, BStU MfS A I M 5056/87, Teil II, Bd. 1, Bl. 178-180. 19 Bericht des I M „Wolfgang" alias Dieter Schulz über einen Besuch bei einem Sammlerehepaar in Rangsdorf vom 23.6.1975, BStU MfS A I M 2166/89, Teil II, Bd. I, Bl. 199. 20 Beurteilung von Major Joachim Milarg im Auskunftsbericht zu I M E „Exporteur" der HA VII/l 3 alias Gerhard Walter, BStU MfS A I M 12552/91, Teil I, Bd. 1, Bl. 13. 21 Übersendungsschreiben des Antikhandel Pirna, Carla Görlich, an den Rat des Bezirkes Dresden, Abteilung Finanzen, vom 24. 5.1982 und letztes Blatt der Zeitwertfeststellung bei Helmuth Meißner, angefertigt von Gerhard Walter und Siegfried Wischer, Archiv Prof. Konrad Meissner. 22 Schreiben der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Dresden an die HA VII/l 3 des MfS betreffend die Begutachtung von bei einer konspirativen Durchsuchung entstandenen Farbfotografien von Antiquitäten vom 30.11.1983, BStU MfS A I M 12552/91, Teil I, Bd. 1, Bl. 106. 23 Auszug aus einer Übersicht der HA IX/3 über die Einziehung und Abverfügung von Edelmetallen, Schmuck, Münzen, Medaillen, antiquarischen und Kunstgegenständen, Briefmarken und anderen Erzeugnissen aus Edelmetallen im Ergebnis durchgeführter Strafverfahren ab 1980 vom 3.12.1987, BStU H A IX 844, Bl. 1,3. 24 Auszug aus dem Kaufvertrag zwischen der Kunst und Antiquitäten G m b H und dem Magistrat von Berlin, Abteilung Finanzen, betreffend die Sammlung Garcke vom 5.12.1978, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. VI, Bl. 57, 61. 25 Schreiben vom Stellvertreter des Ministers der Finanzen, Martin Maaßen, an den Stellvertreter des Ministers für Kultur, Siegfried Wagner, vom 8.4.1983 und Formschreiben an die Räte der Bezirke, Abteilung Finanzen, Archiv Dr. Günter Blutke.
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26 Bericht von I M „Hans Borau" alias Joachim Farken vom 6.9.1987, entgegengenommen von Major Wilhelm Machost, BStU MfS A I M 6499/88, Teil II, Bd. 3, Bl. 201 f. 27 Auszug aus einer Liste angefertigt von Gottfried Günther für den Staatsanwalt der Stadt Dresden im Rahmen des gegen ihn gerichteten Steuerstrafverfahrens, Archiv Stefan Günther. 28 Ergänzung zum Sachstandsbericht vom 17.3.1981 zur O P K „Gegner" von der Abteilung VII der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Dresden, bestätigt durch den Leiter der Abteilung, Oberstleutnant Kloß, vom 10. 3.1982, BStU BV D D AOP 3069/82, Bd. I, Bl. 114. 29 Bericht der K D Dresden-Land, Leutnant Grülling, über durchgeführte Maßnahmen zur O P K „Gegner" der Abt. VII, vom 6.4.1982, BStU BV D D AOP 3069/82, Bd. I, Bl. 133. 30 Aktennotiz der Bezirksbehörde der Deutschen Volkspolizei, Abteilung Medizinische Dienste, betreffend die Zwangseinweisung des „Patienten Meißner" vom 6.4.1982, BStU BV D D AOP 3069/82, Bd. I, Bl. 134. 31 Bericht des G M S „Lautenbach" an die Kreisdienststelle Dresden-Land des MfS vom 7.4.1982, Tonbandabschrift, BStU BV D D A O P 3069/82, Bd. I, Bl. 136-138. 32 Protokoll der Bezirksverwaltung des MfS Dresden, Abteilung VII, H a u p t m a n n Schüffler, über eine gemeinsame Beratung der beteiligten U-Organe zum Vorgang M E I ß N E R , Helmuth, vom 28.4.1982, BStU BV D D A O P 3069/82, Bd. I, Bl. 179f. 33 Bericht des Leiters der Abteilung VII, Oberstleutnant Kloß, an den Stellvertreter Operativ der Bezirksverwaltung des MfS Dresden, Oberst Anders, vom 8.7.1982 betreffend Steuerverfahren M E I ß N E R , Helmuth, BStU BV D D A O P 3069/82, Bd. I, Bl. 284. 34 Ausgabebeleg der HA VIT/13 des MfS, gezeichnet unter anderem von Major Joachim Milarg, über ein Präsent an IMS „Susi" vom 14.1.1983, BStU MfS A I M 12548/91, Teil I, Bd. 1, Bl. 241. 35 Ausgabebeleg der H A VII/13 des MfS, gezeichnet von M a j o r Joachim Milarg und Oberstleutnant Walter Strauch, über eine Geldzuwendung an I M S „Exporteur" alias Gerhard Walter vom 9.9.1982, BStU MfS A I M 12552/91 Teil I, Bd. 1, Bl. 134. 36 Ehrentafel der zum „Kampf- und Feiertag der Arbeiterklasse" am 1. Mai 1984 ausgezeichneten Werktätigen und Kollektive, SACHSISCHE Z E I T U N G vom 28./29.4.1984, ausgeschnitten und umrahmt von Helmuth Meißner, Archiv Prof. Konrad Meissner. 37 Anweisung des Stellvertreters Operativ der Bezirksverwaltung des MfS Potsdam, Oberst Seidak, an die Leiter der Kreisdienstellen des MfS betreffend die Ermittlung aller privaten Antiquitätenhändler und deren Verkaufseinrichtungen vom 26.11.1981, BStU BVfS Pdm. Abt. VII 804, Bl. 339. 38 Rückmeldung der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Potsdam, Stellvertreter Operativ, Oberst Seidak, an die Arbeitsgruppe Schmuggel und Spekulation beim 1. Stellvertreter des Ministers für Staatssicherheit, Bruno Beater, hier Oberstleutnant Walter Strauch, betreffend die ermittelten privaten Antiquitätenhändler und deren Verkaufseinrichtungen im Bezirk Potsdam vom 30.12.1981, BStU BVfS Pdm. Abt. VII 804, Bl. 340.
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Tafelverzeichnis 39 Bericht von IMS „Peter Reichelt" alias Klaus-Dieter Richter an die HA XVIII/7 des MfS zum Verfahrensweg Zigarettenexport vom 23.7.1984, Tonbandabschrift, entgegengenommen von H a u p t m a n n Wilhelm Machost am 17. 7.1984, BStU MfS A 280/89, Teil II, Bd. 1, Bl. 376-379. 40 Mitteilung von Joachim Farken an Manfred Seidel vom 14.1.1983 betreffend den Verkauf von Feingold in das NSW, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. I, Bl. 211. 41 Vorschlag über eine Goldgeschäft von I M „Rose" alias Gernot Haubold, BStU MfS A I M 4744/87, Teil I, Bd. 1, Bl. 237. 42 Importantrag des Ministeriums für Kultur, Staatssekretär Kurt Löffler, an das Ministerium f ü r Außenhandel, Staatssekretär Schalck, betreffend die Einfuhr von 400 Paar Spitzentanzschuhen für die Primaballerina Jutta Deutschland durch die Kunst und Antiquitäten G m b H , Januar 1988, BArch DL2/KoKo/728, Bl. 216f. 43 Exporterlöse der Kunst und Antiquitäten G m b H Zusammengestellt aus Datenmaterial in BArch D L 2/KoKo. 44 Schreiben des Leiters des Kunstgewerbemuseums Dresden an den Reichsstatthalter in Sachsen betreffend die Bergung der Bestände des Kunstgewerbemuseums, vermutlich aus dem Jahre 1944, Abschrift des MfS, BStU BV Dresden K D Dippoldiswalde 17014, Bl. 134f. 45 Schreiben des Museums für Kunsthandwerk und Porzellansammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Direktorin Rakebrand, an das Volkspolizeikreisamt Dippoldiswalde vom 24.7.1961 betreffend die Ausschachtungsarbeiten auf dem Gelände des Grundstücks Prof. Fichtner in Dippoldiswalde, BStU BV Dresden K D Dippoldiswalde 17014, Bl. 121. 46 Schreiben von Prof. Reintanz an den Generalsekretär der CDU, Gerald Gotting, vom 13.7.1959 betreffend das Auffinden und die Bergung des Schatzes des Grafen von der Schulenburg in der zentralen Bildungsstätte der C D U in Burgscheidungen, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. III, Bl. 162. 47 Fundprotokoll über die aus dem alten Teil des Schlosses Burgscheidungen geborgenen Silbersachen und Meißener Porzellane, gezeichnet von Gerhard Reintanz und Gerald Gotting am 12. 7.1959 (Auszug), darauf handschriftlicher Übernahmevermerk der Mitarbeiter der Tresorverwaltung des Ministeriums der Finanzen Berlin Schumann und Pilgrimm vom 24.9.1959, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. III, Bl. 167, 173. 48 Auszug aus dem Eingangsbuch der Tresorverwaltung des Ministeriums der Finanzen, die Positionen 6235 und 6244 weisen auf Einlieferungen aus der CDU-Schulungsstätte unter den Daten 18.9.1959 und 24.9.1959 hin, den Eingang bestätigt auch der Mitarbeiter der Tresorverwaltung Schumann, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. III, Bl. 160. 49 „Anlage Treffbericht ,Rose'" alias Gernot Haubold vom 24.12.1983 zur Aktion „Goldschatz" von Major Joachim Milarg aus der HA VII/13 des MfS, BStU MfS A I M 4744/87, Teil II, Bd. 5, Bl. 259. 50 Weisung von Minister Erich Mielke zur zweiten Etappe der „Aktion Licht" an die Leiter der Bezirksverwaltungen für Staatssicherheit, hier Oberstleutnant Mittig, vom 9.1.1962, BStU Dokumentenstelle BdL 30/62. 51 Bericht des Leiters der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Karl-Marx-Stadt, Oberstleutnant Gehlert, vom 17.1.1962 betreffend die „Aktion Licht" und die dies-
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bezügliche Anweisung des Ministers für Staatssicherheit vom 9.1.1962, BStU Chem. X V I I I 4 5 , Bl. 85-91. Bericht der Bezirksverwaltung f ü r Staatssicherheit Karl-Marx-Stadt, Abteilung III/4, vom 29.1.1962 betreffend die „Aktion Licht", hier die Befragung des ehemaligen Pächters der Schloßgaststätte Augustusburg im Rahmen konspirativer Ermittlungen des MfS zu verborgenen Wertgegenständen auf Schloß Augustusburg, BStU Chem. X V I I I 4 5 , Bl. 73-75. Protokoll der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Karl-Marx-Stadt über im Tresor der Deutschen Notenbank (ehem. Stalinplatz) im Rahmen der „Aktion Licht" gefundene Wertgegenstände vom 7.1.1962, BStU Chem. X V I I I 4 6 , Bl. 2. Aufstellung der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Magdeburg über die im Rahmen der „Aktion Licht" aufgefundenen operativ auswertbaren Unterlagen aus Objekten der Volkswirtschaft und des Staatsapparates vom 16.2.1961, BStU BV Magd. XII Nr. 6, Bl. 14. Auszug aus dem Übergabeprotokoll der von der Tresorverwaltung des Ministeriums der Finanzen am 13.10.1962 bestätigten Übernahme von Wertgegenständen, BStU MfS HA XVIII 13327, Bl. 18, 94, 95, 98, 104, 106. Verfügung Nr. 43/62 des Ministers der Finanzen vom 14.9.1962 betreffend die Verwertung der im September 1962 der Tresorverwaltung des Ministeriums der Finanzen übergebenen Wertgegenstände, BStU MfS HA XVIII 13327, Bl. 9. Treffbericht zu 1MB „Rose" alias Gernot Haubold von Oberstleutnant Walter Strauch aus der H A VII/13 des MfS vom 27.8.1982 über ein Treffen mit 1MB „Rose" am 26.8.1982, BStU MfS A I M 4744/87, Teil II, Bd. 4, Bl. 320. Weisung des Leiters der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Potsdam, Generalmajor Leibholz, vom 9.12.1983 betreffend die Suche nach antiquarischen Erzeugnissen auf Fabrikgeländen, Halden Schächten ..., BStU BVfS Pdm. A KG 472, Bl. 30f. Bericht von I M S „Karstett" alias loachim Menzhausen über das negative Echo auf die 1973 geplanten Kunstverkäufe aus den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Tonbandabschrift, Kreisdienststelle des MfS Dresden-Land, 20.2.1973, BStU Dresden AS/TA 113/77, Teil II, Bd. 1, Bl. 216f. Vereinbarung über die Verwertung von Gegenständen, die zum Export freigegeben sind, zwischen den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, vertreten durch den Generaldirektor, Genossen Prof. Dr. Bachmann, und der Kunst und Antiquitäten G m b H , vertreten durch den Direktor Joachim Farken, bestätigt vom Bereich Kommerzielle Koordinierung durch Manfred Seidel und von einem Vertreter des Rates der Stadt Dresden, von Ende 1983, BArch DL2/KoKo/728, Bl. 585f. Gesprächsvermerk von Joachim Farken über ein Gespräch mit dem Verwaltungsdirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Kollegen Rost, vom 5. 3.1984, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. I, Bl. 209. Aktenvermerk von Joachim Farken über ein Gespräch im Ministerium für Kultur vom 28.5.1987, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. III, Bl. 100. Vermerk des Mitarbeiters der Kunst und Antiquitäten G m b H Hans Kopmann aus dem Jahre 1990 betreffend die Übernahme und den Verkauf von Gemälden der
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Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. III, Bl. 114. Standpunkt zur Aussonderung von Schmiedeeisenarbeiten aus dem Museum f ü r Geschichte der Stadt Dresden von Abteilungsleiter Reichert vom 29.5.1987, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. V, Bl. 38f. Vermerk vom Bestandsleiter für Militaría des Museums für Geschichte der Stadt Dresden, Gahn, vom 11.6.1987 betreffend Aussonderungen aus dem Museumsbestand, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. V, Bl. 45. Ubergabeprotokoll der vom Direktor für Museumsarbeit des Museums für Geschichte der Stadt Dresden, Nowak, an die Kunst und Antiquitäten G m b H „zur Ansicht und Ausleihe" am 10. 7.1987 übergebenen historischen Waffen vom 10. 7. 1987, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. V, Bl. 42. Antrag des Direktors des Museums für Geschichte der Stadt Dresden, Förster, an den Stadtrat für Kultur der Stadt Dresden auf Aussonderung von historischen Waffen aus dem Museumsfonds vom 3.7.1987 (Auszug), Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. V, Bl. 46f. Stellungnahme des Direktors des Historischen Museums Dresden, Dieter Schaal, zu den vom Museum für Geschichte der Stadt Dresden ausgesonderten historischen Schußwaffen vom 25.9.1987, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. V, Bl. 19. Rechnungslegung der Kunst und Antiquitäten G m b H f ü r die vom Museum für Geschichte der Stadt Dresden übergebenen Münzen und Schußgeräte vom 30.1. 1989, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. V, Bl. 51. Abgabevermerk des Postmuseums der D D R vom 6.12.1989 über eine Abgabe am 24.5.1979, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. VI, Bl. 206. Weisungen von Staatssekretär Calov an den Direktor des Postmuseums, Wöllmann, vom 25.11.1976 betreffend die Aussonderung von Postwertzeichen, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. VI, Bl. 200. Aktennotiz des Vorsitzenden der Kulturgutschutzkommission, Werner Schmeichler, betreffend die Beratung über Fragen der gesellschaftlichen Erschließung von geschütztem Kulturgut, das in Volkseigentum übergegangen ist, am 18.11.1982, der Kunst und Antiquitäten G m b H übersandt mit Eingangsstempel vom 10.1.1983, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. I, Bl. 385-388. Schreiben des Ministers für Kultur, Hans-Joachim Hoffmann, an den Vorsitzenden des Ministerrates und Politbüromitglied Willi Stoph, August 1989, betreffend Fragen des Kulturgutschutzes, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. I, Bl. 377-379. Angebot vom Generaldirektor der Kunst und Antiquitäten G m b H , Joachim Farken, an Schalck-Golodkowski bezüglich acht Malereien und drei Zeichnungen von Albert Ebert vom 6.5.1986, BArch DL2/KoKo/l085, Bl. 57. Rechnungslegung der Kunst und Antiquitäten G m b H an Genossen Dr. Beil unter anderem für bei der Kunst und Antiquitäten G m b H erworbene Miniaturen vom 5.9.1987, wie üblich über Helmut Schindler von der Transinter G m b H abgewickelt, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. I, Bl. 264.
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76 Hausmitteilung der Kunst und Antiquitäten G m b H „von Planung/Ökonomie an Generaldirektor" über den durchgeführten Tausch mit Museen vom 16.11.1989, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. I, Bl. 401. 77 Schreiben eines Konservators aus Halle an den Stellvertreter des Ministers für Kultur, Bork, vom 24.1.1974, BStU MfS ATM 3592/85, Teil T, Bd. 1 Bl. 74. 78 Mitteilung von Horst Schuster an Manfred Seidel vom 28. 8.1980 betreffend 28 Bilder und Zeichnungen, BStU MfS ATM 3592/85, Teil I, Bd. 1 Bl. 72f. 79 Schreiben des Stellvertreters des Generaldirektors der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Johannes Winkler, an den Stellvertreter des Ministers für Kultur, Siegfried Wagner, vom 9.12.1982 betreffend die bei Helmuth Meißner gepfändeten Kun stgegen st än de, BArch DR1 7361. 80 Exportauftrag über die an die Firma Antik-Shop-Antiquitäten Galerie G m b H & Co. Handels K G Berlin (West) verkauften 940 Teile Eisenkunstguß aus der Sammlung Ewald Barth vom 23.9.1986, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. ITT, Bl. 1. 81 Vermerk der A G B K K des MfS, Major Wilhelm Machost, vom 16.3.1987 zum Treffen mit I M S „Hans Borau" alias Joachim Farken am 15. 3.1987, BStU MfS A I M 6499/88, Teil II, Bd. 3, Bl. 178. 82 Schreiben der Kunst und Antiquitäten G m b H an die Firma Wicon G m b H vom 6. 7.1987 betreffend das Limit unter anderem für den Verkauf des Marschallstabes bei der Firma Hermann, München, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. IT, Bl. 43. 83 Information von Joachim Farken über den Verhandlungen mit der Firma „Herrmann Historiker" München am 3.11.1987 in München, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js 29/90, Bd. II, Bl. 45. 84 Gutachten des Museumsrates Dr. Günter Thiede zum Marschallstab des preußischen Prinzen Friedrich Carl vom 10.2.1990, Archiv Dr. Günter Blutke. 85 Schreiben des Mitgliedes des Rates der Stadt Leipzig f ü r Finanzen, Grögor, an den Leiter der Abteilung Kultur des Rates der Bezirkes Leipzig, Hans-Joachim Geldner, vom 16.1.1989 betreffend den Vorgang Gisela Lehmann, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js29/90, Bd. III, Bl. 266. 86 Aufhebung der Einstufung gepfändeter Kunstgegenstände - einer Anlage 2 - aus der Sammlung Lehmann als geschütztes Kulturgut der Kategorie TT und III, an Genossen Grögor gerichtet, i.V. [unleserlich] Geldner gezeichnet vom 6.6.1989, Verfahren Joachim Farken und andere, Az. 21/2 Js29/90, Bd. III, Bl. 258. 87 Brief des Prager Sammlers Rudolf Just an einen „Herrn Doktor", der sich mit Justs Anliegen an den Direktor der Porzellanmanufaktur Meißen, Wüstemann, wenden sollte, vom 15.6.1962, Dokument aus dem Besitz der Familie Just, Archiv Sebastian Kuhn.
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Register Abteilung 26 des MfS 173 Abteilung Firmen (KoKo) 52 Abteilung Handelspolitik (KoKo) 52 Abteilung Inspektion (MdF) 188 Abteilung Kader und Sicherheit (KoKo) 53 Abteilung Kultur des Z K der SED 75. 396 Abteilung Steuern und Abgaben (MdF) 187 Abteilung Tourismus (KoKo) 53 Abteilung Verkehr des Z K der SED 48. 51 Abteilungen VII des MfS 157 Adler. Adolf 53 Adler. Peter 294 AG B K K des MfS 59. 87. 111. 157 f., 181, 509 Agena 52, 77 AHB-VO 34 ff. Aibel 87 Aktiengesetz 27 f. Aktienhandel 322 ff. Aktion „Goldschatz" 349 f. Aktion „Licht" 350 Aktion „Rose" 507 Aktion „Rudi" 209 Amt für Rechtsschutz 324, 354. 358 Amtorg (American Trading Company) 82 Anders, Hardy 282 Angebotsmonopol 35 Antik-Shop Antiquitätengalerie (Böttger) 87. 292 Antike Handelsgesellschaft Aschheim 109 Antikhandel Pirna 92 ff. Antiquariat (Sowjetische Firma) 82 Arbeitsgebiet I der Kriminalpolizei 158, 176 Arbeitsgruppe Beater (MfS) 154, 169, 179. 185 Arbeitsgruppe für Organisation und Inspektion (Ministerrat) 73 Arbeitsgruppe Schmuggel und Spekulation siehe Arbeitsgruppe Beater von Ardenne. Manfred 280 Armeemuseum Dresden 177, 344 Arndt, Irene 500 Arnold. Paul 281 Asbeck. Günter 55. 182
Asimex 33. 55 f., 182 Asservate 116 „Astro" (Quelle des MfS) 122 f. Atomkollektiv „Weißer Hirsch" 280 Außenhandels-GmbH 22 ff. 31, 37 ff. - partielle Rechtsfähigkeit 40 f. -Staatsbetrieb 38 ff. - S t a t u t 39 ff. - Vertretungsbefugnisse 39 f. - volkseigener Betrieb 37 f. Außenhandelsbetriebe 18 f.. 22 ff, 30 f f , 34 ff Außenhandelsmonopol 3 ff. Außenhandelsunternehmen 22 AußenhandelsVO 17 f.. 36 Autotauschgeschäfte 122 ff. Bachmann. Manfred 104. 365. 367 f f , 376. 387 f. Balkow, Julius 51 Ballauf, Martin 189. 248. 260, 266. 509 Baltica Rostock 52, 77 Bargeldverkehr 99, 121 f. „Barock" (Kriminalakte) 287 Bartel 87 Barth, Ewald 364,411 f. Bartke, Eberhard 388, 392 Bartusch, Bernd 155 Beater, Bruno 153 f., 172. 187. 278, 410. 509 Befehl 12/88 des Ministers für Staatssicherheit 61,67 Befehl 14/83 des Ministers für Staatssicherheit 59 ff. Beil, Gerhard 65,401.403 Berag 182 Bereich Kommerzielle Koordinierung 43 ff. Bereich Verkehr (K&A) 84 Berghofen Wolfgang 378 Bernsteinzimmer 344. 408 Bettels. Renate 81 Betthausen. Peter 406 Bieg 69 Bleßing. Meta 52, 334 BND 183.320,508
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Register Bodenreform 345, 369, 373 Bodenthal, Kurt 278 f., 410
Deutsche Verwaltung für Interzonen- und Außenhandel 4
B ö h m , H o r s t 111,281
Deutschland, Jutta 333
B ö h m , Siegfried 73
Devisenausländer 68
Böhme, K a r l - M a r t i n 262
D E W A G 192
Böhnisch, M a n f r e d 157, 159
Diesenberg 87
Bolland & M a r o t z 8 7 , 3 7 6 , 4 1 9
Dietel, Heinz 265
Bork, Kurt 367
D K P 48, 51
Börner, L o t h a r 176
D ö h l i n g ( M f S Dresden) 105
Böttger, Wolfgang 292, 294 f., 412
D o h n a , G r a f e n 345
Brachhaus, Siegfried 111, 162 ff., 180, 182,
Dorday, G e r h a r d 154, 172, 175, 349
197, 275, 278 ff., 389, 407, 410, 416, 418 B r a m k a m p 48 Brauner, L o t h a r 415 Breschnew, Leonid 11 Brühl, Georg 393 Buchexport (AHB) 74, 80, 503 Büchner, Joachim 156, 288
Drechsler (Steuerfahndung) 245 Dresdener Gemäldegalerie Alte Meister 377, 385 Dresdener Gemäldegalerie N e u e Meister 333, 367 f., 373 Drießel, Rolf 154, 156 f., 172, 187, 189, 296, 509
Büchsei, Peter 124,127 Bundesamt zur Regelung offener Vermögensfragen 324
Eichhorn (Kriminalpolizei Dresden) 178 Eichhorn, H a r r y 172, 185, 187, 191
Burig (Abt. VI/I M f S Dresden) 280
Einigungsvertrag 297 ff.
Busch 107
E i n k o m m e n s t e u e r - G r u n d t a r i f Κ 199 f. Einkommensteuerschuld 201 ff.
Calov (Staatssekretär M P F ) 381
E i s e n k u n s t g u ß s a m m l u n g Barth 364
Carnet 55 f.
„Eisen" (Kriminalakte) 94 ff.
Caninenberg 87
Emmerich, Inge 323
C D U 345 ff.
Enke, Paul 344
C D U - S c h u l u n g s s t ä t t e Burgscheidungen 347
Enteignungsgesetze 4
Christie's 107,407, 410 f.
Eremitage 81
Chruschtschow, Nikita 11
Erstattungsansprüche 297 ff.
CIA
Exportbetriebe 24
181,322,324,508
Exportvolumen 504 Dahle, Michael 154, 172 f. D a h n , M a n f r e d 176 ff., 186, 194, 197, 275, 275
F a m i l i e n z u s a m m e n f ü h r u n g e n 49, 55 Farken, Joachim 81, 103 f., 107, 181 ff., 191,
van D a m m e 87
196, 294 f., 321, 361, 365, 369, 371 ff., 376,
D a n n e n b e r g 87
380, 393, 395 ff, 402, 412, 416, 500, 508 f.
D A R A G 28, 32 f.
Felfe, Werner 351
Daugs, Alfred 393
F G G V O 39
D E L T A 320
Fichtner, Fritz 344
D e m u s a 74
Fiehm 87
Deutfracht/Seereederei Rostock 33
Fischer, F r a n k 412
D e u t r a n s 33
Fischer, G e r h a r d 346
Deutsche Außenhandelsbank A G 28, 32,
Fischer, H o r s t 264
336 Deutsche H a n d e l s b a n k A G 28, 32, 57, 1 15, 322
Fischer, Peter 379 Fischer, U. (Stadtrat für Kultur Leipzig) 419 Foreign Bond Recovery Systems 323
Register Forgber, G ü n t h e r 55
G r ü n d u n g s V O 38
Förster, Rudolf 378 ff.
G r ü n e s Gewölbe 368
Förster, A n d r e a s 349
Günther, G o t t f r i e d 86, 153, 167, 178, 197,
forum Handelsgesellschaft 52 Freund, Walter 197,407
202, 205 ff., 243 f., 248, 253, 257, 270, 275, 277 f., 287
Fritsch, Rainer 279
Günther, Stefan 86, 92, 167, 178, 270
Fritz Nolte K G 48 f.
Gürtler, H e r m a n n 370 f.
Fruck, H a n s 47, 50
Gürtler, Valborg 370
Fubel, Fred 174
Gysi, Gregor 120 f., 165, 244, 249, 273 f.,
Funcke, E. 192
277 f. Gysi, K l a u s 73, 75, 78 f., 367, 509
G a h n , Wolfgang 379 Garcke, Peter 153, 182, 185, 195, 212, 246, 260, 291, 406 ff. Garcke, R i t a
185,212,246,291
G a u f ü h r e r s c h u l e 353 G a u ß , Johann 413 ff.
H A VIT/13 siehe H a u p t a b t e i l u n g VIT/13 des MfS Haase, Gisela 104 H a b a k u k (Leiter Tresorverwaltung M d F ) 356 f.
„ G e g n e r " ( O P K , OV) 280 f., 286
Häftlingsfreikäufe 49, 55
Geldner, Hans-Joachim 420
Hager, K u r t 75, 396, 509
Gemäldegalerie siehe Dresdener Gemälde-
Handelsbereiche der K & A 83 f.
galerie
Handelsgesetzbuch 27 f.
Gen ex 44
Handelsregister 38
Genossenschaftsgesetz 27 f.
Handelstätigkeit 259
Gerlach, F.C. 44 ff., 56 f.
„ H ä n d l e r " (OV) 193
Gesellschaftervertrag 77 f.
H a r d i n g , Warren G
Gewalteneinheit 7 f., 14
H ä r t u n g , York 416
G I W 23, 27
H a r z (MBL) 413
Glienicke, G e r h a r d 119
H a r z , Ingrid 8 1 , 8 3 , 3 7 6
Gliesche, E c k a r d 175
H a u b o l d , G e r n o t 81, 175 ff., 190, 320, 349 f.,
Glöckner, H e r m a n n (?) 103 f.
81
409,418
G m b H - G e s e t z 27 ff.
H a u c k (MfS Potsdam) 188
G M S „ L a u t e n b a c h " siehe Wieder
Hauptabteilungen K o K o 52, 55 ff.
Goldenberg, Simon 46 ff., 55
H a u p t a b t e i l u n g VIT/13 des M f S 153 ff., 509
„Goldfische" (OV) 281
H a u p t a b t e i l u n g I X des M f S 190
Goldgeschäfte 84, 320
H a u p t a b t e i l u n g XVIII/7 des M f S 60 f., 87
„ G o l d " (OV) 193
H a u p t v e r w a l t u n g A u f k l ä r u n g des M f S 47 f.,
Göres, B u r k h a r d t 398 Göring, H e r m a n n 349 Görlich, Carla 169 ff., 186, 197, 275, 282, 286
55 f., 181 H a u p t v e r w a l t u n g für Interzonen- und Außenhandel 4 H a u s r a t 205
Gotting, Gerald 345 ff.
H e i m a t m u s e u m Gadebusch 361
Grabe, Friedhelm 335 f., 389
Heine ( M f S Dresden) 104
G r ö g o r (Rat der Stadt Leipzig) 420
Henschel, Charles R . 81
G r o h m a n n (Ministerialdirektor Dresden)
Herbrich, Karl-Heinz 59
375
H e r m a n n , O t t o k a r 407
Grülling ( K D des M f S D r e s d e n - L a n d ) 282
H e r m a n n Histórica 417
Grundlagenvertrag 79
Hillebrand, Helmut 81, 107, 182
G r ü n d u n g s a k t 38
Hilpert, Axel 122 ff., 374, 412
529
530
Register Hirsch, G e r h a r d 388, 392
I n t r a c 44 f., 52, 69, 74, 96, 101, 367, 503
Historisches M u s e u m 368, 380
Inventur 202
H o f f m a n n , Annelies 81 H o f f m a n n , Hans-Joachim 214, 370, 372, 384 f., 3 8 9 , 4 0 1 , 4 2 0 , 509 Höfner, Ernst 214, 397 f. Honecker, Erich 11, 63 f., 66, 72, 119, 351,
Jarowinsky, Werner 51 Jentsch, Wilfried 153, 204, 243 f., 254, 275 Joop, Wolfgang 184 Judick 48
359,510 H o n e c k e r - K o n t o 57
„Jugendstil" (Kriminalakte) 287
Honig, Andreas
Just, Johannes 104
171,181,382
Humboldt-Universität 111, 262, 270
Just, Rudolf 152
H ü t t e n r a u c h , H e r m a n n 182 K a D e W e 292,412 I K M O „Werner L e t t n e r " 123 „Ikone" (OV) 93 ff., 192
K a t h , Siegfried 92 ff., 186, 192, 323, 387, 405, 407
I M „Christian Ries" siehe Adler, Peter
Katzhütte, Zierkeramik 361, 412
I M „ E x p o r t e u r " siehe Walter, G e r h a r d
Kaul, Friedrich Karl 294
I M „ F r a n z " siehe Schuster, H o r s t
Keller, D i e t m a r 376, 378, 389, 402
I M „ H a l k a " siehe Ziesche, F e o d o r
Kirchengeschäfte 45, 49, 52, 55
I M „ H a n s B o r a u " siehe Farken, Joachim
Kirchner, K l a u s 94
I M „ K a r s t e t t " siehe M e n z h a u s e n , Joachim
Kistner 419
I M „ M a r t i n " 106
Klapper, M e d a r d 349
I M „Michaelis" siehe D a h n , M a n f r e d
Kleine, Alfred 266
I M „ M o n i k a " siehe Hilpert, Axel
Klinke ( M d F ) 402
I M „Peter Reichelt" siehe Richter, Klaus-
K l o ß , Roland 2 8 1 , 2 8 4 , 2 8 6
Dieter
Knoedler's Kunsthandel 81
I M „ P e t r a " 192
von Koerner, Ernst 344
I M „Reinhard Winkler" siehe Brachhaus,
Köhler, Paul 344
Siegfried
K o K o - U n t e r s u c h u n g s a u s s c h u ß 43
I M „Rose" siehe H a u b o l d , G e r n o t
Koller, Auktionshaus 410
I M „Schwalbe" siehe Walter, G e r h a r d
Komische Oper Berlin 333 f.
I M „Schwarzel" 94
Kommanditgesellschaften 24
I M „Sohle" siehe Schuster, H o r s t
„ K o m m o d e " (Kriminalakte) 287
I M „Sulky" siehe Römer, Friedrich
König, H e r t a 70, 72, 335 f.
I M „Susi" siehe Görlich, Carla
K o n t a k t a 52, 77
I M „Wolfgang" siehe Schulz, Dieter
K o p m a n n , H a n s 81, 84
I M E S G m b H 52 f., 69
Körner, W o l f r a m 272
I m p o r t e der K & A 333 ff.
„ K o r r u p t i o n " ( O P K ) 122 ff.
Industrievertretungen 77
Kotz, Wolfgang 52
Informationsbrief 1/82 M d F 273
K P D 48
Informationsbrief 1/83 M d F 273
Krause, O t t o 187, 189, 266, 268
Informationsbrief 1/87 M d F 260
Krolikowski, Werner 63
Inoffizielle Kriminalpolizeiliche Mitarbeiter
K r u g , M a n f r e d 255
158
Kühl, Dieter 95, 97
Internationales Handelszentrum 52
K u h n , Petra 399
Intershop 44
K u h n , Sebastian 152
Interver 52, 77, 181
K u l t u r b u n d der D D R
Interwerbung 33
K u l t u r g u t s c h u t z G 342 f., 363 ff., 389 ff
196
Register Kulturgutschutzkommission
197, 343, 365,
386 ff., 411,421, 505, 509
197, 203, 205 f., 209, 211, 244 ff., 254, 269, 276, 280 ff., 291, 411
Kunstgewerbemuseum Dresden 344
Meissner, K o n r a d 244 IT.
Kunstgewerbemuseum Köpenick 392 f., 398,
Mellon, Andrew W. 81
406
Melz, Willi (?) 381
„ K u n s t s a m m l u n g " (EA) 344
Menzhausen, Ingelore 9 4 , 1 0 4 , 4 0 6
Kunstschutzkommission 197, 340, 359, 386 ff.
Menzhausen, Joachim 94 f., 98, 104, 368,
KunstschutzVO 340 f., 363, 386 ff. Kunz, Walter 189
385, 388 M e t a m a 52, 77, 319 Metropolitan M u s e u m 82
Lägel, M a n f r e d 263 f., 266
Mexican Railroad C o m p a n y 323
Lager der K & A 111 f.
Mexican Railways 323
Lang, L o t h a r 262
Micklich, Herbert 372 f., 376
Lange, Johannes 153,260
Miech, Heinz 153, 177 f., 191 f., 194, 197,
Langer (Staatsanwalt Dresden) 253
203, 244, 253, 255, 257, 287
L e h m a n n , Gisela 419 IT.
Miech, Ingeborg
L e h m a n n , Klaus-Ulrich 244
Mielke, Erich 47, 59, 61, 67, 72, 154, 268,
Leibholz, Siegfried 160, 188, 362
178,191,194,244
359, 508 f.
Lempertz, Auktionshaus 407
Mielke-Konto 57
Lerche, Ruth 55
Milarg, Joachim 126, 169 ff., 175, 179 f., 187,
lex rei sitae 293
190,413
L i b e r m a n n , Hersz 46 ff.
Minister für Außenhandel 35, 39 f., 72
Lindner, Heinz 157,175
Ministerium für Außenhandel 12 f., 17 f., 38,
Linie VIT des M f S 157 Lisowski, W a l t r a u d 52 Löffler, K u r t 399
63, 113 Ministerium für Außenhandel und Innerdeutschen H a n d e l 13
Lorenz, Rudi 96, 102
Ministerium für Außenwirtschaft 13
von Lützow (HA VIT/13 MfS) 172
Ministerium für Kultur 75, 102, 116 IT. Ministerrat 8 IT., 1 5 , 6 3 , 6 5 , 7 5
M a a ß e n , M a r t i n 189, 196 f., 213 ff., 248, 273, 296, 395 ff., 509 Macedo, G. C. 107
Ministerratsverfügung siehe Verfügung Mittag, G ü n t e r 46, 50 f., 63 ff., 72, 386, 508 f.
M a c h o s t , Wilhelm 83, 167, 183 ff., 319, 321, 361, 382, 412, 415 f.
Mittig, Rudi 59,61, 127,268 „ M ö b e l " (Kriminalakte) 287
Maeder, Heinz 211
Möbis, H a r r y 73
M A H - S t a t u t 17 f.
Modrow, H a n s 70
de Maizière, L o t h a r 165, 247 f., 254, 273 f.,
Moeller, M a g d a l e n a 419
277 f.
M o h n , Willi 49
M a m p e l , Siegfried 10
Moldenhauer, K o n r a d 262
Marco, Filip 152
Monatssteuergrundtarif G 200
Markert, Rolf 367 Märkisches M u s e u m März, Josef
Moschke, Peter 283 364,410,412
184,415
Mrugalla, E d g a r 418 Mückenberger, Jochen 365, 380
M a t e r n , H e r m a n n 45 ff.
Mueller-Stahl, Armin 255
Mecki's Basar 87
M ü h l e (Stadtrat Pirna) 102,385
Meier, Karl 5 3 , 6 0
Münze, V E B 116
Meinel, W o l f r a m 59, 61, 382
M u s e u m für Geschichte der Stadt Dresden
Meißner, H e l m u t h 153, 168, 171, 180, 195,
378 ff.
531
532
Register M u s e u m für Verkehr und Technik 411
Reichert, Friedrich 378 f.
M u s e u m s b e s t ä n d e 74 ff., 78 f., 362 ff.
Reichsbank 322
M u s e u m s f o n d s V O 341, 363 ff., 389
Reichsgesetze 27 f. Reichskanzlei 353
N a c h f r a g e m o n o p o l 35
Reinheckel, G ü n t e r 104
N a t i o n a l Railroad C o m p a n y of Mexico 323
Reintanz, G e r h a r d 345 f.
Nationalgalerie Berlin 408
Renger, L o t h a r 155
N a t i o n a l k u l t u r 505
Reulens 87
N a t u r k u n d e m u s e u m Berlin 381
Richter (Armeemuseum Dresden) 177
Neiber, G e r h a r d 126, 155 f., 187, 189, 266,
Richter, Klaus-Dieter 81, 83, 319 ff., 382, 500
288,414 N e u e s Ökonomisches System 63
Roch (Staatsanwalt Dresden) 285
N o v a 94
Römer, Friedrich 153, 171, 180, 182, 188,
N o w a k , Karl-Heinz 378 f.
195, 197, 210 f., 260 f., 263 ff, 276, 290, 293, 406 f.
Oesterreich, L o t h a r 95 f.
Rost, H a n s 371
Olek, Heinz 48 f.
Röthing, (MfS Pirna) 94
Ordnungswidrigkeitenrecht 252
R u m p f , Willy 359
ordre public 293 Ott (MfS) 101 f.
Saalfrank, Peter 189 Sabatier (Firma) 8 7 , 9 6
P a g o d a (Leiter V E B Antik- und G e b r a u c h t -
Sabatier, E d u a r d 415 Sammeltätigkeit 259
waren G e r a ) 409 Parteifirmen 48
Schaal, Dieter 380
Patzig, G e r h a r d 153, 180, 195, 203, 253
Schabowski, G ü n t e r 11 f., 46, 63 f., 66, 509 f.
Paul, Dieter 52
Schade, G ü n t e r 79, 387 f., 392 f f , 398, 406, 415
Pech, W. 94 Peibst, Swantje 4 0 7 , 4 1 2 Philatelie W e r n s d o r f
83,381
Schalck-Golodkowski, Alexander 44 f f , 50 f., 56 f., 60 ff., 64 ff, 72, 75, 113, 126, 289, 292, 365, 367, 380, 386, 388, 401,
Pieper, Rudolf 361 Pirckheimer-Gesellschaft 262, 272, 375
403,415, 500, 508 f.
Planungsrecht 19 ff.
Schauspielhaus Berlin 334
Plokarz, H o r s t 4 1 5 , 5 0 0
Schillinger, Hans-Peter 87, 323
Politbüro 10 ff., 63, 65 f., 75, 506, 509
Schindler, Helmut 52 f., 58, 77, 273
Pompoes, H e r b e r t 193, 216, 251, 254, 259,
Schirdewan, Karl 352 Schlaebe, Bärbel 197
271 P o r z e l l a n m a n u f a k t u r Meißen 116
Schloß Augustusburg 353
Porzellansammlung Dresden 344
Schloßbergungen 361
Porzner, K o n r a d 183
Schloßbergungsbestände 367, 373, 375 f f ,
Postmuseum der D D R 381 „ P u p p e " (OV) 287, 361,412
386 Schlösser und G ä r t e n Sanssouci 116 Schmeichler, Werner 388, 391 ff., 395 f., 398,
Rackwitz, Werner
117,388
400 f., 409 f.
Ragwitz, U r s u l a 396
Schmuggelgeschäfte 319 ff.
Rässler (Leiter N o t e n b a n k Meerane) 352
Schneider (Abt. X V I I I M f S F r a n k f u r t ) 175
Rausch 94
Schneider (Kreisarzt Dresden) 282
R C M 109 f.
Schoepke, H o r s t 361
Rechtssetzung 14 ff.
Schüffler (Abt. VII M f S Dresden) 284
Register Schulenburg, G r a f von der 345 ff.
Tausch mit Museen 395
Schulz, Dieter 172 ff., 417
Teichfischer, Fritz 109, 123, 127
Schumann (Tresorverwaltung M d F ) 347
Tenner, G ü n t h e r 262
Schürer, G e r h a r d 73
T h o ß , E b e r h a r d 362
Schuster, H o r s t 77, 81, 85, 100, 103, 105,
Transinter 44 f., 52, 69, 77, 184
107, 181 ff., 322 ff., 393, 408 f., 410 f.,
Transinterverband 52
508 f.
Tresorverwaltung 116, 322, 347 f., 354, 356
Schütte, H a n n o 52 Schwarz, Werner 153, 171, 187, 195,211 f.,
T ü m m e l (Tresorverwaltung M d F ) 347, 356
244 f., 250, 254, 259 f., 287, 290, 292 ff, 396, 399, 409 f., 507 Schweizer Bankverein Genf 58 Seidak, Erich 287 Seidel, M a n f r e d 52 f., 55, 60, 62, 67, 95 ff.,
Uhlig, Klaus-Dieter 77, 85, 500 Ulbrich (Abt. X V I I I M f S Karl-Marx-Stadt) 351 Ulbricht, Walter 11, 46, 63, 351, 359
99 ff, 107, 113, 126, 191,294, 321 ff, 349,
U l l m a n n 294
369, 372, 403, 408 f., 508 f.
Untersuchungsgrundsatz 243
Senftieben (Büroleiter M f K ) 372 Simon, G. (siehe auch Simon Goldenberg) 44 ff., 56
Valutaanrecht 114 f., 118, 335, 369, 395 Valutakontrollgruppe 69
Sindermann, H o r s t 63, 73, 75
Valutamark 6 f.
Slade, Edwin 323 f f , 409
Valutamonopol 3, 5 f.
S M A D 3 f., 343 f., 373
V E B A H B 31
Socoli 48f.
V E H Antiquitäten (siehe auch Staatlicher
Sokolowski, Wassili Davidowitsch 374
Kunsthandel) 80, 367, 386, 503
Solle, H o r s t 5 1 , 6 5 , 7 3
V E H - D I A 22 f., 31
Sophienkirche Dresden 383
Verch ( K D M f S Rathenow) 287
Sotheby's 152
Verfügung 61/66 (Ministerrat) 44, 63
Staatliche Kunstsammlungen Dresden 116,
Verfügung 87/71 (Ministerrat) 70 f., 388
281,333, 366 ff.
Verfügung 129/72 (Ministerrat) 65, 68
Staatliche Museen zu Berlin 78, 367
Verfügung 165/72 (Ministerrat) 56
Staatliche Plankommission 20 f.
Verfügung 4/73 (Ministerrat) 101, 73 ff.
Staatlicher Kunsthandel 80, 86, 92, 95, 101,
Verfügung 15/75 (Ministerrat) 71
116 ff., 178,505, 509
Verfügung 27/75 (Ministerrat) 117 f.
Staatsbank 32
Vermögensteuer 271 ff.
Stadtmuseum Dresden siehe M u s e u m für
Vermögenszuwachsrechnung 204 f f , 269
Geschichte der Stadt Dresden
Vertragsgesetz 27
Steidl, Josef 48, 50 f.
Verwertung 211 ff.
Steinebach, H o r s t 52
Vogel, Friedrich 168
Steinert, H o r s t 52 Sternitzky, Heinz 244 Stets, Dieter 81, 182 S t e u e r f a h n d u n g ( M d F ) 186 ff. Steuerverfahren 152 ff.
Vogel, Werner 372 f., 376 f., 400 Vogel, Wolfgang 105 f. Volkskammer 14 Volpert, Heinz 50, 108 Vorbringer, F r a n k 155
Stiftung Preußischer Kulturbesitz 78 Stoph, Willi 49, 68, 70, 351, 388, 359, 402
Waffenlieferungen 52
Strauch, Walter 154, 163 ff., 174 f., 196, 288,
Wagner, G u n t e r 154
349, 3 6 2 , 4 1 2 , 4 1 4 , 509 Suprematie der S E D 10
Wagner, Siegfried 214, 389, 395 ff. Wahl, Werner 153, 193, 205, 243, 254, 287
533
534
Register Walter, G e r h a r d 178 ff., 197, 275, 282, 287, 409,413
Wisliszenius, M a x 371 Wismut 28
W a m a g 52, 77
Wittkopf, Ernst 262
Wandlitz 55, 58, 125
von Witzleben, A n k a 182, 406
Wange, U d o - D i e t e r 413
Wolf, M a r k u s 47, 60
Warenbestand 204, 255
W ö l l m a n n , Erwin 381
Weber, Werner alias Fischweber 55
Wollweber, Ernst 352
Weimar ( H A VII/13 des MfS) 154
W o m a c k a , Walter 265
Weiß, Brigitte 335
Wunsch (Staatsanwalt Dresden) 283
Wend, Johannes 4 1 6 , 4 2 0
W u r m , G ü n t h e r 266
Werner, Rolf 187, 189,245 W i C o n 417
Zeitwert 204
Wiechert, E r h a r d 52
Zeitwertfeststellungen 274 ff.
Wieder, Karl-Heinz 282 ff.
Zentralkommerz 44 f., 69
Wilberg, Detlef
Ziegler, Asta 345, 348
188,265,268
Willberg (HA X V I I I MfS) 354
Ziesche, F e o d o r 322
Williams, Robert C. 82
Zigarettenschmuggel 319
Winkler, Johannes 365, 372 f., 376 f.
Z i m m e r m a n n (Steuerfahndung Magistrat
Wiratex 74
Berlin) 279
Wirtschaftsleitung 8 ff.
Z K der S E D 25, 30 f., 45
Wischer, Siegfried 275, 282
Zollverwaltung
Wischniewski, Michael 46 ff.
Zscherper, L o t h a r 123
13,70,84