Die Kreuzzüge der Deutschen: Die Staufer und der Glaubenskrieg 1124-1250 [1 ed.] 9783205218197, 9783205218173


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German Pages [273] Year 2023

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Die Kreuzzüge der Deutschen: Die Staufer und der Glaubenskrieg 1124-1250 [1 ed.]
 9783205218197, 9783205218173

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R O B E R T-TA R E K F I S C H E R

DIE KREUZZÜGE DER DEUTSCHEN

DIE STAUFER UND DER GLAUBENSKRIEG 1124–1250

Robert-Tarek Fischer



Die Kreuzzüge der Deutschen Die Staufer und der ­Glaubenskrieg 1124 – 1250

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek  : Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie  ; ­detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2023 Böhlau, Zeltgasse 1, A-1080 Wien, ein Imprint der Brill-Gruppe (Koninklijke Brill NV, Leiden, Niederlande  ; Brill USA Inc., Boston MA, USA  ; Brill Asia Pte Ltd, Singapore  ; Brill Deutschland GmbH, Paderborn, Deutschland  ; Brill Österreich GmbH, Wien, Österreich) Koninklijke Brill NV umfasst die Imprints Brill, Brill Nijhoff, Brill Hotei, Brill Schöningh, Brill Fink, Brill mentis, Vandenhoeck & Ruprecht, Böhlau, V&R unipress und Wageningen Academic. Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fallen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Umschlagabbildung  : © FXQuadro/Shutterstock.com Korrektorat  : Rainer Landvogt, Hanau Einbandgestaltung  : Michael Haderer, Wien Satz  : Michael Rauscher, Wien Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com ISBN 978-3-205-21819-7

Inhalt

Einleitung.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   7 Stammbaum der Staufer-Kreuzritter. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Aufbrüche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Beginn der Kreuzzugsbewegung  15 | Der Kreuzzug Konrads von Hohenstaufen (1124 – 1125/1127)  22

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Konrad III., Friedrich III. von Schwaben und der Zweite Kreuzzug (1147 – 1149). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Ruf Edessas 33 | Von Regensburg ins Byzantinische Reich 39 | Der Weg ins Fiasko 44 | Jerusalem 49 | Vor den Mauern von Damaskus 52 |  Trugbild Askalon 56 | Die Konsequenzen des Scheiterns 58 Friedrich I. Barbarossa, Friedrich VI. von Schwaben und der Dritte Kreuzzug (1189 – 1192). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Ruf Jerusalems 61 | Der Mainzer Hoftag Jesu Christi 65 | Barbarossa und der Islam 71 | Der unfreiwillige Kampf gegen Byzanz 76 | Die Schlacht von Ikonion 83 | Tod in Kilikien 91 | Friedrich VI. von Schwaben und die Mauern von Akko 97 | Die Resultate des Dritten Kreuzzuges 104

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Heinrich VI. und der Deutsche Kreuzzug (1197/98) . . . . . . . . . . . . . 107 Der Ruf der Macht 107 | Die Reaktion der Fürsten 113 | Organisation und Aufbruch 116 | Walram von Limburg und der Fall von Jaffa 122 |  Heinrich I. von Brabant und der Feldzug nach Beirut 124 | Konrad von Querfurt und die Belagerung von Toron 134 | Deutsche Expansion in den Orient? 139 | Nachwirkungen 142 Zwischenspiel: Philipp von Schwaben und der Vierte Kreuzzug (1202 – 1204). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147

Inhalt 

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Friedrich II. und der Sechste Kreuzzug (1227 – 1229). . . . . . . . . . . . . 151 Der große Abwesende beim Fünften Kreuzzug (1217 – 1221) 151 | König von Jerusalem 159 | Hermann von Salza und der Aufstieg des Deutschen Ordens 163 | Der Exkommunizierte 167 | Zypern 170 | Der Weg in die Heilige Stadt 173 | Ein eiliger Triumph in der Grabeskirche 178 |  Resultate und Konsequenzen 185 Zusammenbrüche. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191 Der Lombardenkrieg 191 | Friedrichs II. Nachhall in der arabischen Welt 196 | Die Phantomkönige von Jerusalem 199 Die Deutschen und ihre Kreuzzüge in Skizzen und Schlaglichtern. . . . . . 207 Die Rolle der Frauen 207 | Otto von Botenlauben und Beatrix von Courtenay 213 | Dichter 216 | Der Wendenkreuzzug von 1147 221 |  Der Barbarossa-Mythos 224 Anmerkungen .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231 Zeittafel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251 Quellen- und Literaturverzeichnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 255 Bildnachweis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263 Personenregister. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265 Ortsregister. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 269

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Inhalt

Einleitung

Gerhoch von Reichersberg rang nach Worten, um zu beschreiben, was sich im Frühling 1147 in Süddeutschland abspielte. Es gab keine Stadt, die nicht eine Vielzahl, kein Dorf oder Landgut, das nicht zumindest wenige entsandte, Bischöfe vereint mit ihren Gemeinden, auch Heerführer samt Gefolge, einzelne Fürsten und Große mit ihren Schwadronen rückten an. Sie führten Schilde, Schwerter und Brustpanzer sowie andere Kriegsgeräte mit sich und waren auch reichlich mit Zelten ausgestattet, die sie mit unzähligen Lastkarren und Pferden transportierten. Zu Lande konnten die Straße und die angrenzenden Felder die Marschierenden, (zu Wasser) der Lauf der Donau die vielen Schiffe kaum fassen.1

Was der altgediente Probst des Stifts Reichersberg nahe der Donau miterlebte, war der Aufbruch der Deutschen zum Zweiten Kreuzzug (1147 – 1149). Es handelte sich um die erste gesamtdeutsche Armee, die sich auf den Weg in den Orient machte, eine kaum überblickbare Masse von Menschen aus allen Gesellschaftsschichten. Neben geistlichen und weltlichen Fürsten, stolzen Ritterverbänden und kampfstarken Fußtruppen gehörten ihr auch mittellose Pilger, Frauen, Abenteurer und Gesetzesbrecher an. Und  : An der Spitze dieser kunterbunt gemischten Streitmacht stand ein römisch-deutscher König, nämlich Konrad  III. (👑1138 – 1152), der erste Staufer auf dem Thron. Das war neu. Und folgenreich. Bislang waren Kreuzarmeen lediglich von Fürsten angeführt worden. Indem Konrad  III. dem päpstlichen Aufruf zum Zweiten Kreuzzug höchstpersönlich folgte, gab er dem 50 Jahre zuvor erstmals entfesselten Glaubenskrieg noch mehr Gewicht, denn die Mitwirkung von gekrönten Häuptern erhöhte die Zugkraft von Kreuzzugszugsappellen und die militärischen Mittel für den Waffengang im Namen Gottes. Zusätzlich gesteigert wurde dieser Effekt durch den Umstand, dass gleichzeitig mit Konrad III. auch der französische König Ludwig VII. (👑1137 – 1180) dem Kriegsappell des Papstes folgte. Durch ihren gemeinsamen Aufbruch in den Orient verliehen die zwei Monarchen der Kreuzzugsbewegung auch insofern eine neue Dimension, als sie damit die Epoche der »national geführten Kreuzzüge«2 einleiteten. Denn ohne es konkret geplant zu haben, erlegten Konrad III. und Ludwig VII. späteren europäischen Monarchen mit ihrem Vorbild eine Art moralische Verpflichtung Einleitung 

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auf, ebenfalls das Kreuz zu nehmen und selbst ins Heilige Land zu ziehen. Nach dem Zweiten Kreuzzug wurden die meisten der großen Orientunternehmen des Hochmittelalters von europäischen Monarchen durchgeführt. Die Staufer waren in Sachen Kreuzzug besonders aktiv. Nicht weniger als vier Generationen der mythenumrankten Kaiserfamilie nahmen in direkter Abfolge an der Kreuzzugsbewegung teil, und das ausnahmslos mit ihrem jeweiligen Spitzenvertreter. Diese Präsenz beim Glaubenskrieg wurde von keiner europäischen Herrscherdynastie übertroffen. Wenn die Staufer des 12. Jahrhunderts zum Kreuzzug aufriefen, folgten ihnen riesige Scharen. Konrad III. und seine beiden Nachfolger Friedrich I. Barbarossa (👑1152 – 1190) und Heinrich VI. (👑1190 – 1197) geboten über Kreuzarmeen, die jeweils etwa 15.000 Menschen oder mehr umfassten und damit zu den größten Streitmächten des Hochmittelalters gehörten. (Die gewaltige Dimension dieser Heere wird deutlich, wenn man sich vor Augen hält, wie klein die damalige Bevölkerung Europas war. Köln etwa war »mit nahezu 40.000 Einwohnern in der Blütezeit des 13. und 14. Jahrhunderts«3 die größte Stadt im deutschen Sprachraum.) Für ihren Marsch in den Orient nahmen die deutschen Kreuzfahrer immense Strapazen und Gefahren in Kauf. Ihr Ziel lag am östlichen Ende der damals in Europa bekannten Welt. Um dorthin zu gelangen, hatten sie auf der Landroute, die durch den Balkan und Kleinasien führte, weit über 3000 Kilometer zurückzulegen  ; die weniger Betuchten unter ihnen mussten die Strecke zu Fuß bewältigen. Auf ihrem langen Weg ins Heilige Land riskierten die Kreuzfahrer, bei Kampfhandlungen ums Leben zu kommen, sich mit tödlichen Krankheiten zu infizieren, zu verhungern, zu verdursten oder vor schierer Erschöpfung zugrunde zu gehen. Mehr als einmal kam es bei den deutschen Kreuzzügen zu einem Massensterben. Dennoch fanden sich in der gesamten, über 100 Jahre dauernden Epoche der Staufer immer wieder Tausende und Abertausende von Menschen, die diesen Weg antraten. Der Glaubenskrieg übte auf die Menschen des Hochmittelalters eine Tiefenwirkung aus, von der wir uns heute kaum noch eine Vorstellung machen können. Auch die Staufer blieben von den kreuzzugsbedingten Gefahren nicht verschont. Bei den ersten beiden Kreuzzügen, die sie anführten, bezahlten alle drei daran beteiligten Familienmitglieder einen hohen Preis. Zwei von ihnen verloren ihr Leben, einer kehrte mit zerrütteter Gesundheit in die Heimat zurück. Doch obwohl den Staufern die mit dem Marsch in den Orient verbundenen Unwägbarkeiten durchaus bewusst waren, nahmen sie dieses Wagnis immer wieder auf sich. Die Gründe, die sie dazu bewogen, waren durchaus unterschiedlicher Natur. 8 | 

Einleitung

Neben dem religiösen Faktor spielten bei ihrer Entscheidung zum Kreuzzug auch Verpflichtungen und Zwänge mit, denen sie sich nicht entziehen konnten. Nicht selten kamen auch politische Erwägungen und höchst irdisches Machtdenken hinzu, inbesondere die Überlegung, durch ihren Einsatz für Jerusalem die imperiale Stellung zu stärken und auszubauen. Eine Besonderheit der Kreuzzüge Konrads III. und seiner ersten beiden Nachfolger war, dass sie ihre Kreuzarmeen lange Zeit nur im deutschen Raum rekrutierten. Eigentlich geboten sie als Herrscher des Heiligen Römischen Reiches über eine viel umfangreichere Ländermasse, die bis nach Mittelitalien, ab 1194 sogar bis an die Südspitze Siziliens reichte. Auch machten sie mehrfach deutlich, dass sie ihre Kreuzzüge zur »Ehre des Reichs« (honor imperii) unternahmen. Dennoch betrieben die Staufermonarchen des 12.  Jahrhunderts keine großflächigen Anwerbungsaktivitäten südlich der Alpen, sondern ließen das Kreuz auf Reichs- und Hoftagen in deutschen Städten wie Worms, Mainz, Regensburg oder Gelnhausen predigen. Dieses Vorgehen hatte vor allem praktische Gründe  ; die Bildung einer gesamtstaatlichen Armee wäre in einem Reich, das eine Nord-Süd-Ausdehnung von über 2000  Kilometern aufwies, mit den begrenzten Mitteln, die den Menschen des Hochmittelalters auf verkehrstechnischer und kommunikativer Ebene zur Verfügung standen, kaum zu machen gewesen. Hinzu kam, dass die beiden ersten Kreuzzüge der Staufer über die Donauroute und damit weit entfernt vom italienischen Reichsteil in Richtung Orient zogen, was die Einbeziehung italienischer Kreuzritter zusätzlich erschwert hätte. Die quasi notgedrungen auf Deutschland zentrierte Truppenrekrutierung hatte zur Folge, dass die Kreuzzüge der Staufer eine deutsch-»nationale«4 Schlagseite bekamen. Auf innenpolitischer Ebene machte sich dies im späten 12.  Jahrhundert brisant bemerkbar, als eine staufische Kreuzarmee erstmals durch Italien zog und gegen dortige Aufständische eingesetzt wurde. Nach außen wurde der »nationale« Faktor noch viel früher spürbar, denn bei den Kreuzzügen kam es immer wieder vor, dass Truppen aus unterschiedlichen europäischen Staaten miteinander kooperieren mussten, was oft zu erheblichen Reibereien führte, die sich um den Anspruch auf kriegerischen Ruhm oder materielle Besitztümer, aber auch um Eigenheiten drehten, die man bei der Gegenseite wahrnahm, als störend empfand und über die man in Streit geriet. Die Truppen aus dem deutschen Sprachraum wurden bei diesen Gelegenheiten von Anfang an nicht als Krieger des Heiligen Römischen Reiches, sondern eben als Deutsche (alemanni bzw. teutonici) wahrgenommen, und das in konfliktbeladenem Kontext  : Der deutsche Chronist Ekkehard von Aura etwa ortete Einleitung 

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zwischen deutschen und französischen Rittern bereits beim Ersten Kreuzzug eine »Abneigung, die gewissermaßen von Natur aus«5 vorhanden gewesen sei. Der englische Autor des Itinerarium peregrinorum et gesta regis Ricardi berichtete bei seiner Beschreibung des Dritten Kreuzzuges von »einem alten und hartnäckigen Streit der Deutschen mit den Franzosen, den sie um den Primat des Königtums und des Imperiums austrugen.«6 Selbst bei gemeinsam geführten Kämpfen kamen die Reibereien zuweilen nicht zur Ruhe  ; laut dem byzantinischen Chronisten Johannes Kinnamos verhöhnten die französischen die deutschen Ritter, weil diese bei einem Angriff zu Pferd in die gegnerischen Reihen hineineinsprengten, dann aber zu Fuß weiterzukämpfen pflegten.7 Das spannungsgeladene Miteinander führte auch dazu, dass die Christenvölker einander mit oft wenig schmeichelhaften Charaktereigenschaften bedachten, die sich im Lauf der Zeit zu Stereotypen verfestigten. Als beim Dritten Kreuzzug Truppen des englischen Königs Richard  I. Löwenherz führend in Erscheinung traten, schrieben die deutschen Kreuzfahrer ihre eigenen Misserfolge bei der Belagerung von Akko der »englischen Perfidie«8 zu, wie Otto von St.  Blasien berichtet. Bei den deutschen Kreuzfahrern ortete man oft ungezügelte Wildheit im Kampf.9 Der berühmte Begriff furor teutonicus wurde in der Zeit der Kreuzzüge von Chronisten des Öfteren aufgegriffen und bekam dadurch geradezu sprichwörtlichen Charakter.10 Die Misshelligkeiten zwischen den aus unterschiedlichen Staaten kommenden Kreuzfahrern führten nicht nur zu Streitereien, sondern auch zur Schärfung der eigenen Identität, aus der ein glühender Patriotismus erwachsen konnte. Der Kleriker und Geschichtsschreiber Johannes von Würzburg etwa, der in den 1160er Jahren eine Pilgerfahrt ins Heilige Land unternahm, beklagte das seiner Meinung nach viel zu geringe Ansehen, das seine Landsleute in der Heiligen Stadt genossen. Die Erstürmung der Stadt am Ende des Ersten Kreuzzuges werde nicht den Deutschen, »die nicht wenig für diesen Feldzug gearbeitet und gerungen haben, sondern allein den Franzosen zugeschrieben«, eine »Geringschätzung gegenüber unseren Männern«11, die den Kleriker fassungslos machte. Höchst bedauernswert fand Johannes von Würzburg außerdem, dass die Heilige Stadt nicht allzu viele deutsche Bewohner hatte – ein Zustand, der auch dem Königreich Jerusalem geschadet habe  : »Gewiss hätte dieses Staatsgebiet des Christentums seine Grenzen schon längst südwärts über den Nil und nordwärts über Damaskus hinaus ausgedehnt, wenn es hier so viele Deutsche wie diese da [Anm.: Vertreter anderer christlicher Völker] geben würde.«12 Johannes von Würzburg blieb mit seinem hochpatriotischen Standpunkt nicht alleine. Die Stärkung der deutschen Position im Heiligen Land wurde ab dem 10 | 

Einleitung

späten 12. Jahrhundert immer mehr auch zu einer politischen Zielsetzung. Der Kreuzzug Kaiser Heinrichs VI. 1197/98 war nicht zuletzt vom Bestreben geprägt, vermehrt Menschen aus dem deutschen Raum in Palästina anzusiedeln  ; mit der Gründung des Deutschen Ritterordens 1198 in Akko wurde außerdem den einflussreichen Ritterorden der Templer und Johanniter, in denen die Deutschen kaum vertreten waren, eine vergleichbare, eindeutig als deutsch deklarierte Institution (Ordo Teutonicus) entgegengesetzt, deren Name Programm war. Friedrich II. (👑1212 – 1250), der Sohn Heinrichs VI., ging noch weiter und bewirkte nicht nur einen massiven Machtzuwachs des Deutschen Ordens im Heiligen Land, sondern setzte bei seinem Kreuzzug 1228/29 überdies auch einiges daran, das Königreich Jerusalem seiner direkten Herrschaft zu unterstellen, ein Vorhaben, das in der Region einen 15 Jahre dauernden Bürgerkrieg zur Folge hatte. Die deutschen Kreuzzüge wurden unter sehr unterschiedlichen Rahmenbedingungen unternommen und führten zu sehr unterschiedlichen Resultaten. Konrad  III., der erste Staufer auf dem Thron, handelte bei seinem Orient-Unternehmen noch in vollem Einvernehmen mit dem Papsttum, Friedrich II., der letzte staufische Kaiser, unternahm seinen Kreuzzug als Exkommunizierter und führte einen machtpolitischen Überlebenskampf gegen die Kurie. Konrad III. zog ohne erkennbare Expansionsbestrebungen ins Heilige Land, Friedrich  II. und sein Vorgänger Heinrich VI. peilten eine Vormachtstellung im östlichen Mittelmeerraum an. Die deutschen Kreuzzüge führten zu katastrophalen Fehlschlägen und zu erstaunlichen Erfolgen. Ihnen allen gemein war jedoch, dass sie zu den absolut erstrangigen Feldzügen zählten, die das Abendland im Hochmittelalter gegen den Orient in Szene setzte. Die Ära der Kreuzzüge ist ohne die Deutschen nicht denkbar. Sie hätte ohne deren ebenso zahlenstarke wie intensive Beteiligung einen anderen Verlauf genommen. ***

Dieses Buch handelt von einer Zeit, die heute in mancherlei Hinsicht fremdartig erscheinen mag, von einer Zeit, in der die Geburtsdaten selbst hochrangiger Persönlichkeiten wie Friedrich Barbarossa nicht festgehalten wurden, von einer Zeit, in der Herrscherbildnisse eine Seltenheit waren, von einer Zeit, deren Wertvorstellungen mit dem heutigem Wertekompass kaum nachvollziehbar sind, von einer Zeit aber auch, die sich der heutigen Betrachtung nur sehr unvollständig erschließt  : Die Kreuzzüge sind in extrem unterschiedlicher Qualität überliefert. Während etwa der Dritte Kreuzzug von zahlreichen zeitgenössischen Chronisten dokumentiert wurde, von denen manche das Geschehen als Augenzeugen miterlebten, gibt es vom Kreuzzug Kaiser Heinrichs VI. nur lückenhafte zeitgenösEinleitung 

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sische Berichte, die fast zur Gänze nicht aus erster Hand stammen und weiten Raum für Spekulationen darüber lassen, wie sich maßgebliche Handlungsabläufe tatsächlich zutrugen. Gerade das Orientunternehmen Heinrichs  VI. verdeutlicht aber auch, dass die deutschen Kreuzzüge in ihrer Bedeutung unterschätzt werden. Das zeigt sich schon bei der Zählung der Kreuzzüge. Die Geschichtswissenschaft wertet in der Regel sieben von ihnen als offizielle Kreuzzüge, darunter auch den völlig ergebnislosen Feldzug des französischen Königs Ludwig IX. (👑1226-1270) gegen das von Jerusalem weit entfernte Tunis (1270). Der Kreuzzug Heinrichs VI. hingegen scheint in dieser offiziellen Zählung nicht auf, und das, obwohl er im Herzland der Kreuzzugsepoche, dem Heiligen Land, stattfand und zu bedeutenden Teil­ erfolgen führte. Auch in allgemeingeschichtlichen Werken über die Kreuzzüge wurde der Kreuzzug Heinrichs VI. mehrfach nur am Rande erwähnt, eine Tendenz, die vor allem bei der britischen Geschichtswissenschaft deutlich wird.13 Hinterfragenswert ist in diesem Kontext ebenso, warum der Kreuzzug von Damiette und der Kreuzzug Kaiser Friedrichs  II. in Deutschland oft als Fünfter Kreuzzug subsumiert werden. Nicht nur, dass zwischen den beiden Unternehmungen geschlagene sieben Jahre lagen, sie wurden größtenteils auch in unterschiedlichen Regionen des Orients – erstere hauptsächlich im Nildelta, letztere in Palästina – durchgeführt. Vor allem aber zeitigte der Kreuzzug Friedrichs II. derart bedeutende Ergebnisse, dass dessen Charakterisierung als gänzlich eigenständiger Kreuzzug mehr als naheliegend wäre. Die Tendenz, den deutschen Kreuzzügen möglichst wenig Bedeutung beizumessen, mag in früheren Zeiten von patriotisch gefärbten Absichten geprägt gewesen sein. Heute kann sie auch als Verharmlosung gelten. Beides ist im Hinblick auf die Orientfeldzüge der Staufer nicht angebracht. Dafür waren die Schneisen, die sie damit sowohl in der Heimat als auch im Orient schlugen, zu tief.

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Einleitung

Stammbaum der Staufer-Kreuzritter

Friedrich I. von Schwaben Herzog von Schwaben 1079 – 1105 ∞ Agnes von Waiblingen, Tochter des Salier-Kaisers Heinrich IV. | Friedrich II. von Schwaben Herzog von Schwaben 1105 – 1147 ∞ Judith von Bayern, Tochter des Welfen-Herzogs ­Heinrich der Schwarze

Konrad III. (Zweiter Kreuzzug 1147 – 1149) Röm.-dt. König 1138 – 1152 ∞ Gertrud von Sulzbach, Tochter des Grafen Berengar I. von Sulzbach

Eine Schwester

| Friedrich I. Barbarossa (Dritter Kreuzzug 1189 – 1192) Röm.-dt. König 1152 – 1190 Röm.-dt. Kaiser 1155 – 1190 ∞ Beatrix von Burgund, Tochter des Grafen Rainald III. von Burgund

Eine Schwester

| Heinrich VI. (Deutscher Kreuzzug 1197|98) Röm.-dt. König 1169 – 1197 Röm.-dt. Kaiser 1191 – 1197 König von Sizilien 1194 – 1197 ∞ Konstanze von Sizilien, Tochter des Königs ­Roger II. von Sizilien

Friedrich VI. (Dritter Kreuzzug 1189 – 1192) Herzog von Schwaben 1170 – 1191

Acht weitere ­Geschwister, darunter Philipp von Schwaben, röm.-dt. König 1198 – 1208

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Stammbaum der Staufer-Kreuzritter 

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Friedrich II. (Sechster Kreuzzug 1228|29) König von Sizilien 1198 – 1250 Röm.-dt. König 1212 – 1250 Röm.-dt. Kaiser 1220 – 1250 König von Jerusalem 1225 – 1228 ∞ Isabella II., Königin von Jerusalem | Konrad IV. König von Jerusalem 1228 – 1254 Röm.-dt. König 1237 – 1254 König von Sizilien 1250 – 1254 ∞ Elisabeth von Wittelsbach, Tochter des Herzogs Otto II. von Bayern | Konradin König von Jerusalem 1254 – 1268 König von Sizilien 1254 – 1258 Herzog von Schwaben 1254 – 1268

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Stammbaum der Staufer-Kreuzritter

Aufbrüche Der Beginn der Kreuzzugsbewegung

U

rban  II. (👑1088 – 1099) hatte es angekündigt. Am Ende der Synode von Clermont werde er eine bedeutende Rede halten, so der Papst. Bei der Geistlichkeit und den Laien sorgte die Verlautbarung für viel Aufregung. Der Andrang war so groß, dass der Pontifex seine Rede unter freiem Himmel halten musste. Was sein Publikum an jenem 27. November 1095 dann zu hören bekam, verdeutlichte rasch, dass der Papst nicht übertrieben hatte  : In einer flammenden Ansprache forderte Urban II. die in unzählige Fehden verstrickte Ritterschaft auf, ihren kriegerischen Tatendrang gottgefälligen Zielen zuzuwenden und die Christen im Osten von ihrer angeblich grausamen Unterdrückung durch den Islam zu befreien. Dem Aufruf des Papstes ging eine im Frühling des Jahres an ihn gerichtete Bitte des byzantinischen Kaisers voran. Alexios  I. Komnenos (👑1081 – 1118) hatte um militärische Unterstützung gegen die Seldschuken gebeten, denen es in den vergangenen Jahrzehnten gelungen war, weite Teile Kleinasiens zu erobern und ihre Macht bis in die Nähe der kaiserlichen Hauptstadt Konstantinopel auszudehnen. Der Kaiser wollte eine Gegenoffensive unternehmen, benötigte dazu aber Truppenhilfe aus dem Abendland. Beim Papst erzeugte Alexios I. eine viel stärkere Resonanz als erwartet. Denn während der byzantinische Kaiser lediglich an die Entsendung einer Söldnertruppe dachte, um seinen Kampf gegen den seldschukischen Sultan Kilidsch Arslan I. (👑1092 – 1107) mit größeren Erfolgsaussichten führen zu können, entfesselte Urban II. einen Krieg, der sich gegen die gesamte muslimische Welt im östlichen Mittelmeerraum richtete. Aus der Sicht Urbans  II. gab es für dieses gigantische Unterfangen mehrere Gründe. Zu dem Wunsch, die kriegerischen Energien der fehdefreudigen Ritter in eine andere Richtung zu lenken, kam die Absicht, die Grenzen des Christentums mit Waffengewalt auszudehnen, sowie vielleicht auch die Vorstellung, im Zuge eines großangelegten Glaubenskrieges die Kirchenspaltung des Jahres 1054 rückgängig machen zu können. In zwei Hinsichten wollte der Papst das Unternehmen aber auch begrenzt wissen  : Es sollte von jener Schicht durchgeführt werden, der ein militärischer Erfolg am ehesten zuzutrauen war, eben der Ritterschaft. Außerdem hatte seine BotDer Beginn der Kreuzzugsbewegung  

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schaft auch in geographischer Hinsicht klare Adressaten – Urban II. verkündete sie in einer französischen Stadt, bei einer Synode, die hauptsächlich von französischen Bischöfen besucht wurde, und er sprach hauptsächlich die französische Ritterschaft an. Urban II., der selbst gebürtiger Franzose war, handelte damit nicht unbedingt patriotisch, sondern vor allem hochpolitisch. Denn bei seinen Überlegungen hinsichtlich des Kreuzzuges spielte auch der Investiturstreit geradezu zwangsläufig eine Rolle. 1084 war Papst Gregor VII. (👑1073 – 1085) im Kampf gegen den römisch-deutschen Monarchen Heinrich  IV. (👑1056 – 1105) aus Rom geflohen  ; Urban  II. hatte sein Pontifikat im Exil beginnen müssen, gegenüber dem von Heinrich IV. installierten Gegenpapst in mühevoller Kleinarbeit wieder an Terrain gewonnen und war erst Ende 1094 imstande gewesen, wieder nach Rom zurückzukehren. Bei dem wenig später proklamierten Kreuzzug schwang der Wunsch mit, auf diese Weise die vom römisch-deutschen Kaiser bedrohte Autorität der Kirche als oberste Institution der Christenheit zu festigen und auszubauen  ; es war kein Zufall, dass für den vom Papst proklamierten Kreuzzug hauptsächlich in Frankreich geworben wurde. Für sein Vorhaben konnte es nicht zweckmäßig sein, wenn starke deutsche Kräfte oder gar der Kaiser selbst am Kreuzzug teilnahmen und damit die päpstliche Führungsrolle bei dieser Unternehmung in Frage stellten. Der Papst vermochte sein Vorhaben allerdings von Anfang an nicht so sehr zu begrenzen, wie er sich das vorgestellt hatte. Mit seiner Ansprache und der darauf folgenden Kreuzzugswerbung erzielte Urban II. eine Resonanz, die seine Vorstellungen bei Weitem übertraf. Seine Botschaft des Heiligen Krieges erreichte nicht nur den Ritterstand, dem man einen erfolgreichen Orient-Feldzug am ehesten zutrauen konnte, sondern wurde außerdem von selbsternannten Predigern im Volk verbreitet und stieß dort auf Begeisterung. Die Aufforderung Urbans  II., eine bewaffnete Pilgerfahrt zu unternehmen, die ein Akt der Buße sein sollte, also ein Akt, mit dem man sich von den begangenen Sünden befreien konnte, sprach zahllose Menschen in unwiderstehlicher Art und Weise an. Außerdem kristallisierte sich mit Jerusalem sehr rasch ein Marschziel heraus, das für die Zeitgenossen eine magische Anziehungskraft besaß. Die Heilige Stadt, wo Jesus Christus den Kreuzestod erlitten hatte und wiederauferstanden war, beflügelte die Phantasie, ebenso die Vorstellung, die Wiege der Christenheit vom vermeintlichen Joch der Muslime zu befreien. Für viele gab es aber auch höchst weltliche Gründe, den langen Marsch ins Ungewisse anzutreten. So litt das Bauerntum in weiten Teilen des Abendlandes bittere Not, wurde seit Längerem von Seuchen heimgesucht und von Hungersnöten geplagt. Nicht wenige Menschen der ärme16 | 

Aufbrüche

ren Bevölkerungsschichten dürften den Kreuzzug auch als Chance begriffen zu haben, ihrer Not zu entkommen. Binnen weniger Monate nahm ein vom Papst keineswegs geplanter Volkskreuzzug Gestalt an. Insbesondere in Frankreich und im Nordwesten des Heiligen Römischen Reiches verließen Zigtausende von Menschen – Bauern, Städter, Abenteurer, Verbrecher, Frauen, Kinder und vereinzelte Ritter – ihre Heimstätten. Im Frühling 1096, als sich die von Urban II. anvisierten Ritterheere erst formierten, marschierten bereits fünf große Pilgerhorden los nach Südosten. Mitte April zog der französische Ritter Walter ohne Habe mit einigen Tausend Franzosen los, unmittelbar darauf machte sich Peter der Einsiedler in Köln mit einer noch größeren Menschenmasse auf den Weg. Ihnen folgten wenig später drei weitere Pilgerschübe, unter ihnen auch die wilde Horde des Adeligen Emicho von Leiningen, die im Rheintal mit mehreren Massakern an Juden Angst und Schrecken verbreitete, ehe sie im Juni 1096 ebenfalls in Richtung Orient abmarschierte. Die ungeordneten Horden des Volkskreuzzuges kamen nicht einmal in die Nähe ihres fernen Ziels. Manche, unter ihnen auch Emichos blutrünstiger Haufen, wurden nach Plünderungen bereits im Königreich Ungarn von Regierungstruppen niedergemacht. Andere erreichten zwar Kleinasien, gingen dort aber im Kampf gegen die Truppen des seldschukischen Sultans Kilidsch Arslan I. unter. Während der Volkskreuzzug unterging, brachen die von Urban II. anvisierten Ritterheere auf. Sie zogen auf unterschiedlichen Wegen an den Bosporus und vereinigten sich zu einer gewaltigen Streitmacht. Auch deren Zusammensetzung sah anders aus als vom Papst gewünscht. An der Spitze der Ritterarmeen standen nicht nur Fürsten aus dem französischen Raum, sondern mit Bohemund von Tarent auch ein mächtiger Feudalherr aus Süditalien. Überdies machte sich ein namhafter Untertan des römisch-deutschen Kaisers auf den Weg  : Gottfried von Bouillon, der Herzog von Niederlothringen. In späteren Jahrhunderten wurde Gottfried von Bouillon nicht selten als ultimative Heldengestalt des Ersten Kreuzzuges oder gar der gesamten Kreuzzugs­ epoche dargestellt.14 Manche priesen ihn auch als deutschen Helden, so etwa der eingangs erwähnte im 12. Jahrhundert lebende Kleriker und Geschichtsschreiber Johannes von Würzburg, der Gottfried von Bouillon vollmundig als »Haupt und Leiter«15 des Ersten Kreuzzuges bezeichnete, der eine nur aus Deutschen bestehende Armee angeführt habe. Mit der historischen Realität passten derartige Aussagen, die später oft wiederholt wurden, wenig bis gar nicht zusammen. In Wahrheit machte sich der Umstand, dass Niederlothringen eine Grenz- und Übergangsregion zwischen Frankreich und dem deutschen Teil des Heiligen Römischen Reiches war, bei der Der Beginn der Kreuzzugsbewegung  

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Kreuzarmee Gottfrieds von Bouillon deutlich bemerkbar. Ihr gehörten sowohl Deutsche als auch Franzosen an,16 und es war kein konfliktfreies Miteinander. Vielmehr kam es zwischen ihnen immer wieder zu erheblichen Spannungen, die dem Herzog einige Probleme bereiteten. Wie aus dem Bericht des zeitgenössischen Chronisten Ekkehard von Aura hervorgeht, musste Gottfried von Bouillon mehrfach schlichtend eingreifen und die Eifersüchteleien zwischen deutschen und französischen Rittern »mit seinem angenehmen Witz« und »der ihm eigenen Kenntnis beider Sprachen«17 besänftigen. Bei Johannes von Würzburg wird von solchen Dingen nichts erwähnt, und er leistete sich zudem auch noch eine vielsagende Unschärfe. In seinem Bericht beschwerte sich der Kleriker, nach dem Ersten Kreuzzug hätten »andere Völker« der Christenheit ganz Jerusalem in Beschlag genommen und den Deutschen keinen Platz in der Heiligen Stadt gelassen. Zu diesen anderen Völkern zählte er Franzosen, Italiener, Spanier – und auch Lothringer.18 Dass diese dem Heiligen Römischen Reich angehörten, ließ Johannes von Würzburg ebenso unter den Tisch fallen wie den Umstand, dass Gottfried von Bouillon selbst aus Lothringen stammte. Stark übertrieben war auch die oftmalige Aussage, Gottfried von Bouillon habe den Ersten Kreuzzug angeführt. Beim ungeheuer strapaziösen und verlustreichen Vormarsch der vereinigten Kreuzarmee durch Kleinasien hatten in Wahrheit andere das Sagen, vor allem Graf Raimund IV. von Toulouse und Bohemund von Tarent. Unter ihrer Führung bereiteten die Kreuzritter dem auf die christliche Invasion nicht vorbereiteten Kilidsch Arslan I. schwere Niederlagen und stießen unter massiven Verlusten nach Syrien vor. Dort blieben sie weiter siegreich, wobei ihnen die staatliche Zersplitterung der Muslime sehr zugutekam. Gottfrieds jüngerer Bruder Balduin von Boulogne schuf 1098 mit der Grafschaft Edessa den ersten Kreuzfahrerstaat im Orient. Bohemund von Tarent setzte sich im selben Jahr nach der mehrmonatigen Belagerung von Antiochia als neuer Herrscher der großen nordsyrischen Metropole durch und gründete mit dem Fürstentum Antiochia den zweiten Kreuzfahrerstaat. Die historische Stunde des Gottfried von Bouillon schlug erst am 15. Juli 1099, als ihm zusammen mit Raimund  IV. von Toulouse die Eroberung Jerusalems glückte, die ein Massaker an den Bewohnern der Heiligen Stadt zur Folge hatte. Gottfried von Bouillon setzte sich gegenüber dem ungeschickt taktierenden Raimund IV. als neuer Herr der Stadt durch, lehnte es aus Demut vor Gott jedoch ab, sich in der Heiligen Stadt zum König erheben zu lassen. Vorläufig sicherte er das neue Staatswesen durch einen Sieg über die ägyptischen Fatimiden und die Eroberung mehrerer Küstenstädte ab, musste dann aber zusehen, wie die meisten Krieger des Ersten Kreuzzuges bald nach diesen Anfangserfolgen wieder die 18 | 

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Heimreise antraten. Binnen weniger Monate schrumpfte seine Streitmacht auf etwa 300 Ritter und 2000 Fußsoldaten zusammen. Gottfried von Bouillon starb nach nur einjähriger Herrschaft über Jerusalem im Juli 1100. Zu diesem Zeitpunkt war die neu errichtete Herrschaft der Franken, wie man die westlichen Invasoren in der muslimischen Welt nannte, noch keineswegs gesichert.19 Unterdessen baute sich in Europa aber schon eine neue Kreuzzugswelle auf. Urban II. hatte im Bewusstsein, dass es viele weitere Soldaten und vor allem Siedler brauchte, um die Position der westlichen Christen im Orient zu festigen, nach dem Abmarsch des Ersten Kreuzzuges weiter den Glaubenskrieg gepredigt, und sein Nachfolger Paschalis II. (👑1099 – 1118) war in seine Fußstapfen getreten. Die Eroberung Jerusalems begünstigte ihre Bemühungen. Dass die Heilige Stadt nach mehr als vier Jahrhunderten muslimischer Herrschaft nun wieder christlicher Kontrolle unterstand, sorgte im Abendland für Begeisterung und verlieh der kriegerischen Botschaft des Papsttums abermals starke Schubkraft. Vier neue Armeen formierten sich. Im Herbst 1100 zogen Streitkräfte aus der Lombardei ins Byzantinische Reich. Im Frühling 1101 folgten ein Heer unter der Führung des ostfranzösischen Grafen Wilhelm  II. von Nevers sowie eine südfranzösische Armee unter Herzog Wilhelm IX. von Aquitanien. Und auch diesmal machte sich wieder ein deutscher Reichsfürst auf den Weg  : Herzog Welf IV. von Bayern (👑1070 – 1077, 1096 – 1101). Er blickte auf eine lange, turbulente Karriere zurück, hatte im Investiturstreit gegen Heinrich  IV. Partei ergriffen, seine Herzogswürde für fast zwei Jahrzehnte verloren, sich aber schließlich mit dem Monarchen ausgesöhnt und Bayern wiedererlangt. Nach mittelalterlichen Maßstäben hochbetagt – Welf IV. stand in seinem siebenten Lebensjahrzehnt –, gedachte der Herzog am Ende seines Lebens eine fromme Tat zu tun und sich dem Kampf um das Heilige Land anzuschließen.20 Welf IV. setzte auf Zusammenarbeit. Als Wilhelm IX. von Aquitanien mit seiner Streitmacht durch Süddeutschland zog, kam der Bayer mit ihm überein, den Marsch in den Orient zusammen zu unternehmen. Laut dem Chronisten Ekkehard von Aura, der sich im Gefolge Welfs IV. befand, umfasste die Doppelarmee 100.000 Menschen  ;21 ein anderer Chronist, Albert von Aachen, spricht sogar von 160.000 Kreuzfahrern.22 Zweifelsohne handelte es sich dabei um weit übertriebene Zahlen  ; die hochmittelalterlichen Chronisten waren in der Regel kaum um Präzision bemüht, wenn es darum ging, den Umfang von Kreuzarmeen zu beziffern. Ekkehard von Aura und Albert von Aachen waren diesbezüglich keine Ausnahmen.23 Es ist allerdings davon auszugehen, dass Welf IV. und Wilhelm IX. die stärkste Streitmacht des neuen Kreuzzuges anführten. Der Beginn der Kreuzzugsbewegung  

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Auf byzantinischem Gebiet begannen die Kreuzfahrer zu plündern, was zu mehreren Zusammenstößen mit Einheimischen führte. Als Kaiser Alexios I. ihnen mit starken Streitkräften Einhalt zu gebieten versuchte, eskalierte die Lage. Geht es nach den deutschen Chronisten, waren dafür allein die A ­ quitanier verantwortlich. Ekkehard von Aura berichtet, bei ihnen sei, als ihnen der Durchmarsch durch Adrianopel verwehrt wurde, »der ihnen angeborene Stolz aufgewallt«24, sie hätten die Stadt daraufhin angegriffen und deren Umgebung mit Feuer verwüstet. Ebenfalls auf diesen Vorfall Bezug nehmend, nennt Albert von Aachen die Untertanen Wilhelms IX. ein »ungezügeltes und unverbesserliches Volk«, das an der Blockade von Adrianopel selbst schuld gewesen sei, weil es zuvor dem Anführer der Bulgaren »mannigfaltiges Unrecht«25 zugefügt habe. Nach hastigen Verhandlungen erzielten die Streitparteien eine Einigung, und die Herzöge setzten ihren Marsch nach Konstantinopel fort, von Streitkräften des Kaisers nun freilich scharf bewacht. Anfang Juni trafen sie am Bosporus ein und lagerten dort mehrere Wochen. Die Armeen des Kreuzzuges von 1101 waren in Summe von stattlicher Dimension und kamen in dieser Hinsicht ihren Vorgängern durchaus nahe. Im Gegensatz zu den Rittern des Ersten Kreuzzuges begingen sie jedoch den Fehler, in Anatolien getrennt voneinander vorzurücken, außerdem fehlten ihnen herausragende Feldherren vom Schlage eines Bohemund von Tarent oder Balduin von Boulogne. Hinzu kam, dass Sultan Kilidsch Arslan I. aus seinen Niederlagen von 1097 gelernt, sich auf die westliche Kampfweise eingestellt und seine militärische Strategie entsprechend modifiziert hatte. Sie zielte nunmehr verstärkt darauf ab, die Gegner tief ins hitzestarrende Anatolien zu locken, sie durch Entzug von Nahrungsmittel- und Wasserressourcen sowie mit regelmäßigen Reiterattacken zu schwächen und erst dann die volle Schlagkraft seiner Truppen einzusetzen. Die Taktik des Sultans ging voll und ganz auf. Im Juli 1101 schlug er die von Hunger, Durst und ständigen muslimischen Kavallerieangriffen gepeinigten Lombarden in Nordanatolien vernichtend, wenig später die ebenso zermürbten Streitkräfte Wilhelms  II. von Nevers bei Herakleia im Süden Anatoliens. Und auch die aquitanisch-bayerische Doppelarmee marschierte schnurstracks ins Verderben. Kaum in seldschukisches Gebiet eingerückt, wurden sie permanent unter Druck gesetzt. Wieder und wieder attackierten Kilidsch Arslan I. und seine Verbündeten die Nachhut der Doppelarmee, deckten die Christen aus sicherer Entfernung mit Pfeilhageln ein, unternahmen nächtliche Überfälle auf ihr Lager, verstopften Quellen und Zisternen und legten Feuer, wenn die Kreuzarmee durch ausgetrocknetes Grasland zog. Die Kreuzfahrer verwüsteten im Gegenzug zahlreiche Orte entlang ihrer Marschroute, doch gegen die wendigen gegneri20 | 

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schen Berittenen fanden die schwer gepanzerten Ritter kein Mittel. Mühselig schleppte sich die aquitanisch-bayerische Streitmacht weiter nach Südosten. Anfang September wurde sie bei Herakleia in einen Hinterhalt gelockt und ebenfalls vernichtend geschlagen. Nur Wilhelm IX. und Welf IV. gelang es mit einigen wenigen Gefolgsleuten, dem Inferno zu entkommen. Das Fiasko der aquitanisch-bayerischen Streitmacht machte den Kreuzzug von 1101 vollends zu einem Fehlschlag. Lediglich ein paar versprengte Gruppen der vier besiegten Kreuzarmeen trafen schließlich in Palästina ein. Sie waren bei Weitem nicht groß genug, um dem Kreuzfahrerstaat nennenswerte militärische Unterstützung zu geben. Und auch der mit dem Kreuzzug von 1101 zu erwartende Zuwanderungsschub unterblieb weitgehend. Statt Tausenden kamen nur wenige Ansiedler ins Heilige Land, die noch kleine fränkische Bevölkerung in der Region erfuhr keine echte Vergrößerung. In Europa wirkte der desaströse Fehlschlag von 1101 wie eine kalte Dusche. Die Kreuzzugsbewegung, die nach Urbans II. epochaler Ansprache von C ­ lermont so wild aufgeflammt war, verlor an Durchschlagskraft. Von einem weiteren großen Feldzug des Abendlands in den Orient konnte jahrzehntelang keine Rede mehr sein. Im süd- und mitteldeutschen Raum wirkte der Kreuzzug Welfs IV. als abschreckendes Ereignis nach. Fast alle bayerischen Kreuzfahrer waren in Kleinasien umgekommen, und auch ihr Anführer hatte das Fiasko nicht lange überlebt  ; Herzog Welf  IV. war bei der Heimfahrt von Palästina auf Zypern gestorben.26 Um manche der prominentesten Gefolgsleute Welfs IV., die vom Kreuzzug nicht zurückkehrten, begannen sich düstere Mythen zu ranken. Über die österreichische Markgräfin Ida aus dem Geschlecht der Babenberger erzählte man sich, sie sei auf dem Schlachtfeld von Herakleia entführt und von einem muslimischen Fürsten geschwängert worden.27 Von Erzbischof Thiemo von Salzburg hieß es, er sei während der Schlacht von Herakleia in muslimische Gefangenschaft geraten, habe ein Götzenbild reparieren müssen, es in religiös bedingter Empörung zerstört und daraufhin ein grausames Martyrium erlitten.28 Den Kreuzfahrerstaaten gelang es trotz des Fehlschlags von 1101, ihre Positionen im Orient zu behaupten. Insbesondere die anfänglich noch sehr fragile fränkische Herrschaft über Jerusalem und Umgebung kräftigte sich erheblich. Nicht unwesentlich ging diese Entwicklung auf Balduin von Boulogne zurück, den jüngeren Bruder und Nachfolger des im Juli 1100 verstorbenen Gottfried von Bouillon, der im Gegensatz zu diesem keine Skrupel hatte, sich in der Heiligen Stadt unverzüglich krönen zu lassen. König Balduin I. (👑1100 – 1118) lenkte die Geschicke des jungen Kreuzfahrerstaates fortan mit offensiver Energie, BedenDer Beginn der Kreuzzugsbewegung  

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kenlosigkeit und scharf kalkulierendem politischem Sachverstand. Binnen weniger Jahre warf er trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit mehrere Angriffe der ägyptischen Fatimiden zurück – wobei ihm zumindest einmal auch schieres Glück zu Hilfe kam –, wandelte sein kleines Reich in ein funktionstüchtiges Staatswesen um und erweiterte es mit der Eroberung mehrerer Hafenstädte wie Akko und Jaffa entscheidend. Die dünne Personaldecke blieb für Balduin I. und seine Nachfolger allerdings weiterhin ein Problem. Es war dermaßen ausgeprägt, dass man selbst Pilger, die eigentlich nur aus Glaubensgründen in die Heilige Stadt kamen, zu militärischen Aufgaben heranzog. Besonders gerne griffen die Könige von Jerusalem auf so genannte milites ad terminum zurück, europäische Ritter, die ihre Frömmigkeit demonstrierten, indem sie sich temporär als Krieger für das Königreich Jerusalem betätigten.29 Unter diesen Kämpfern auf Zeit befand sich auch ein deutscher Fürstensohn, der später als erster Staufer auf dem Thron Geschichte schreiben sollte.

Der Kreuzzug Konrads von Hohenstaufen (1124 – 1125/1127)

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onrad von Hohenstaufen machte in den 1120er und 1130er Jahren mehrfach mit ungewöhnlich großem Ehrgeiz von sich reden. Das war durchaus eine Leistung, denn hochfahrende Ambition zählte im Hochmittelalter gewissermaßen zur Grundausstattung der Aristokratie. Konkur­ renzkämpfe um Macht, Besitz und Ehre standen im 12. Jahrhundert auf der Tagesordnung des politischen Lebens, Ehrgeiz gehörte »untrennbar zum Habitus des Adels«30. Konrad aber fiel mit seinen Ambitionen selbst in diesem alles andere als zurückhaltenden Umfeld auf. 1127 sorgte er erstmals für einen weithin hörbaren Paukenschlag, als er sich zum König ausrufen ließ und damit den regierenden Monarchen Lothar III. (👑1125 – 1137) herausforderte. Sein Vorstoß war umso aufsehenerregender, als er lediglich ein Zweitgeborener war und die Rolle als Gegenkönig eigentlich seinem höherrangigen Bruder zugestanden hätte. Ehrgeiz war Konrad in besonders starkem Ausmaß in die Wiege gelegt worden. Er entstammte einer schwäbischen Adelsfamilie, die seit dem späten 11. Jahrhundert energisch nach oben strebte. Einen entscheidenden Karriereschritt erlebten die Staufer, wie man sie später nannte,31 als der römisch-deutsche König und spätere Kaiser Heinrich  IV. im Jahr 1079 Konrads Vater die Herzogswürde in Schwaben übertrug. Der Staufer konnte seine Autorität zwar nicht im ganzen Land durchsetzen, da die beim Investiturstreit gegen Heinrich  IV. auftretende

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päpstliche Partei ein Gegenherzogtum etablierte, aber die Basis für den weiteren Aufstieg seiner Familie war gelegt. Einige Jahre später verbuchte Herzog Friedrich I. von Schwaben einen weiteren wichtigen Erfolg, indem er die Kaisertochter Agnes von Waiblingen heiratete und so in ein enges Verwandtschaftsverhältnis mit der Herrscherdynastie der Salier kam. Als er 1105 starb, hinterließ er seinen beiden Söhnen Friedrich und Konrad ein reiches Erbe  : eine beachtliche Machtstellung im Südwesten des deutschen Reichsteils, die politisch kostbare Verwandtschaft mit der salischen Kaiserdynastie und die Zugehörigkeit zum Kreis der wichtigsten deutschen Adelsfamilien. Konrad stand lange im Schatten seines älteren Bruders. Herzog Friedrich II. von Schwaben (👑1105 – 1147) war als Erstgeborener nicht nur der Haupterbe des Vaters, sondern spielte auch in der Reichspolitik eine sehr aktive Rolle. Den zweitgeborenen Staufer beachteten die zeitgenössischen Chronisten hingegen nur am Rande. Sie definierten ihn fast nie über seine Funktion oder seinen Rang, sondern bezeichneten ihn oft lediglich als Bruder Friedrichs II. von Schwaben oder als Neffen Kaiser Heinrichs V. (👑1105 – 1125). Im Jahr 1116 schien sich das zu ändern. Bevor Heinrich V. zu einem ausgedehnten Zug in den italienischen Teil des Heiligen Römischen Reiches aufbrach, betraute er die beiden Staufer mit der Wahrung seiner Interessen im deutschen Reichsteil. Dem Jüngeren von ihnen übertrug er außerdem, gegen die Interessen des Bischofs von Würzburg handelnd, die herzoglichen Rechte in Ostfranken. Konrad konnte sich an dieser beträchtlichen Aufwertung allerdings nicht lange erfreuen. Als Heinrich V. 1120 eine Aussöhnung mit dem Bischof von Würzburg herbeiführte, verlor der jüngere Staufer seine herzoglichen Rechte größtenteils wieder. Ihm blieb lediglich ein weitgehend inhaltsleeres Titularherzogtum, für ihn zweifelsohne ein herber Schlag.32 Und dann, zu Beginn des Jahres 1124, kündigte Konrad von Hohenstaufen plötzlich an, eine Pilgerfahrt ins ferne Jerusalem unternehmen zu wollen. Und nicht nur das  : Er gelobte, wie der Chronist Ekkehard von Aura berichtet, im Heiligen Land »für Christus Kriegsdienst zu leisten«33. Die Ankündigung des Staufers fiel in jenen Jahren aus dem Rahmen. Die Bereitschaft, sich auf einen Kreuzzug einzulassen, war auch 23 Jahre nach dem Fiasko von 1101 in Deutschland nicht sonderlich groß. Nach wie vor standen für viele vor allem die Gründe im Vordergrund, die gegen ein derartiges Unterfangen sprachen – die extreme Marschdistanz, die enormen Strapazen, tödliche Krankheiten, die vor allem in Kleinasien lauernden Gefahren und auch der Umstand, dass man für einen Kreuzzug ungemein hohe Kosten einzukalkulieren hatte. Statt als Glaubenskrieger in den Orient aufzubrechen, wählten die meisten MenDer Kreuzzug Konrads von Hohenstaufen (1124 – 1125/1127) 

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schen des frühen 12. Jahrhunderts ungefährlichere Wege, Gott wohlgefällig zu sein, blieben in der Heimat, verteilten Almosen oder reisten zu heiligen Stätten in der näheren Umgebung. Und jene, die trotzdem eine Fahrt ins ferne Jerusalem wagten, taten dies zumeist lieber als friedliche Pilger.34 Der unmittelbare Auslöser für Konrads Entschluss soll laut Ekkehard von Aura eine Mondfinsternis gewesen sein. Es war ein Naturereignis von der Art, die Menschen des Mittelalters in Angst und Schrecken versetzte, und es fand ausgerechnet an einem wichtigen kirchlichen Festtag statt, dem Fest der Darstellung des Herrn (Mariä Reinigung). Als sich der Mond am 2. Februar 1124 verdunkelte, kam unter den Menschen, die dieses Schauspiel miterlebten, prompt die Furcht auf, Gott werde ihnen wegen moralischer Verfehlungen zürnen, wenn sie nicht Buße täten. Konrad war »ebenfalls sehr erschrocken«, so Ekkehard von Aura. Er »versprach eine Besserung seines Verhaltens und gelobte, nach Jerusalem zu ziehen«35. Die Entscheidung des Staufers könnte außer von der abergläubischen Furcht vor Naturereignissen und dem Drang zur Buße aber auch von weltlicheren Überlegungen beeinflusst gewesen sein. Es ist gut vorstellbar, dass ihn Missmut und Frustration über seinen Status in der Heimat plagten. Der Verlust seiner herzog­ lichen Herrschaftsrechte, den er 1120 erlebt hatte, war mehr als ausreichend, um das Ehrgefühl eines mittelalterlichen Fürsten ernsthaft zu verletzen. Dass er nun wieder vermehrt im Schatten seines Bruders stand, dem als Erstgeborenen und langjährigen Herzog von Schwaben ungleich mehr politisches Gewicht zufiel als ihm, dürfte für einen so ehrgeizigen Mann höchst unbefriedigend gewesen sein. Als Konrad von Hohenstaufen sein Kreuzzugsgelübde ablegte, war er etwa 30 Jahre alt, unverheiratet und stand in der Blüte seiner Jahre. Offenkundig fühlte er die Kraft und Energie in sich, nun etwas Außergewöhnliches zu unternehmen. Seiner Entscheidung, als Krieger ins Heilige Land zu ziehen, lag eine realistische Selbsteinschätzung zugrunde. Im Lauf seines Lebens wurde ihm mehrmals auffallende Tapferkeit im Kampf bescheinigt. An der kriegerischen Courage, die es brauchte, um als Gastritter in den Kreuzfahrerstaaten aktiv zu werden, fehlte es ihm nicht,36 ebenso wenig an den dafür nötigen physischen Voraussetzungen. Mehrere zeitgenössische Quellen schrieben ihm beträchtliche Körperkraft und eine dazu passende Statur zu.37 Mit seinem Vorhaben war Konrad fast in der ganzen ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts eine Ausnahmeerscheinung. Außer ihm gab es nur sehr wenige deutsche Hochadelige, die zwischen dem Kreuzzug von 1101 und dem Zweiten Kreuzzug ins Heilige Land zogen und lebend von dort zurückkehrten. Noch seltener kam es vor, dass einer von ihnen mit der erklärten Absicht aufbrach, dort 24 | 

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1  Konrad von Hohen­ staufen in seinen späteren Jahren als König Konrad III., Miniatur aus der Chronica regia Coloniensis (13. Jahrhundert)

Der Kreuzzug Konrads von Hohenstaufen (1124 – 1125/1127) 

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als Glaubenskrieger in Erscheinung zu treten.38 Das machte Aufsehen. Ekkehard von Aura schrieb über die Reaktionen, die Konrads Ankündigung nach sich zog  : »Und seitdem gewann er nicht wenig Anerkennung von all jenen, die davon gehört hatten. Einige, welche vorher der Verdorbenheit ergeben gewesen waren, versprachen auch, dass sie sich demselben [Anm.: Konrads Kreuzzug] anschließen würden.«39 Wie der Kreuzzug des Staufers verlief, wurde von zeitgenössischen Geschichts­ schreibern leider nicht geschildert. Informationen über die Größe seines Unternehmens fehlen ebenfalls. Konrad von Hohenstaufen fand in jenen Jahren bei deutschen Chronisten noch wenig Beachtung, und führende Chronisten in den Kreuzfahrerstaaten hielten es selten für geboten, Gastritter aus Europa namentlich zu erwähnen. Anhand einiger historischer Fakten der 1120er Jahre und der generellen Rahmenbedingungen, an denen sich Kreuzzüge in jener Zeit orientierten, lässt sich aber doch zumindest in Umrissen darstellen, wie Konrads Vorhaben ablief. Was die Größe seines Unternehmens betrifft, so ist davon auszugehen, dass Konrad diese schon allein aus Gründen der Reputation nicht übertrieben gering veranschlagt haben wird. Fürsten mussten beim Umgang miteinander, bei Begrüßungszeremoniellen und öffentlichen Auftritten stets darauf achten, die eigene Stellung durch eine große Gefolgschaft eindrucksvoll erscheinen zu lassen.40 Das persönliche Ansehen war für einen Fürsten von unersetzbarem Wert. Es musste um jeden Preis gewahrt und verteidigt werden, und es wurde niemals leichtfertig aufs Spiel gesetzt. All das konnte Konrad auch bei seinem Aufbruch nach Palästina nicht außer Acht lassen. Er gehörte einer der mächtigsten deutschen Familien an, war mit dem Kaiser eng verwandt und führte immer noch, wenn auch mehr theoretisch als praktisch, den Titel eines Herzogs. Für einen Mann seines Ranges verbot es sich von selbst, zuerst mit einem Kreuzzugsgelübde weithin Beachtung zu erlangen und dann mit einer lächerlich kleinen Gefolgschaft in den Orient aufzubrechen. Um seiner Stellung Genüge zu tun, musste er sich an der Spitze eines respektablen Kampfkontingents auf den Weg machen. Viel weniger als zumindest eine Hundertschaft kampferprobter Männer samt entsprechendem Begleitpersonal dürfte es kaum umfasst haben. Konrad hielt sich ungewöhnlich lange im Orient auf. Palästina-Reisende aus Europa traten ihre Reise nach Jerusalem üblicherweise zu Frühlingsbeginn und ihre Heimfahrt im Herbst desselben Jahres an.41 Konrad hingegen blieb zumindest zwei Saisons in Outremer, wie man das orientalische Territorium der westlichen Christen damals oft nannte, vielleicht sogar länger – von seinem Anfang 1124 abgelegten Kreuzzugsgelübde bis ins Jahr 1127 gibt es von ihm kein 26 | 

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gesichertes Lebenszeichen im Heiligen Römischen Reich. Hinter einer dritten Saison als Gastkrieger für das Königreich Jerusalem steht allerdings ein Fragezeichen, denn am 25. Mai 1125 starb Kaiser Heinrich V., und mit ihm erlosch die salische Herrscherdynastie in männlicher Linie. Für die Staufer hatte dies beträchtliche Auswirkungen  ; der sterbende Monarch hatte seine Gemahlin und seine Besitztümer dem Schutz Friedrichs II. von Schwaben überantwortet, was dessen Chancen bei der nun anstehenden Königswahl am 24. August 1125 in Mainz erhöhte. Jedoch stieß Konrads älterer Bruder die Reichsfürsten mit allzu siegesgewissem Auftreten vor den Kopf und zog bei der Abstimmung gegen Herzog Lothar von Sachsen den Kürzeren. Konrad fehlte bei der Wahlversammlung, weil ihn die Nachricht vom Tod des Kaisers mit Gewissheit zu spät erreicht hatte, um es rechtzeitig zur Königswahl nach Mainz zu schaffen. Der Antritt seiner Rückreise erfolgte frühestens im Herbst 1125. Allerdings schweigen sich die Quellen über Konrad auch während der Frühphase des Konflikts seines Bruders mit dem neuen König Lothar III. aus, was angesichts der zentralen Rolle, die der jüngere Staufer später in diesem Konflikt spielen sollte, doch auffallend erscheint.42 Konrads Aufenthalt in Outremer dauerte vermutlich auch deshalb vergleichsweise lange, weil er in eine stürmische Zeit fiel. Friedlich ging es rund um die fränkischen Staaten im Orient selten zu, doch die Jahre 1124 bis 1126 verliefen besonders kriegerisch und waren von zwei militärisch und machtpolitisch erstrangigen Ereignissen geprägt. Zu Beginn des Jahres 1124, als Konrad sein Gelübde ablegte, holten die Franken im Orient zu einem großen Schlag aus. Sie begannen Tyrus zu belagern, neben Askalon die einzige bedeutende Hafenstadt an der östlichen Mittelmeerküste, die noch unter muslimischer Herrschaft stand. Ihre Siegchancen wurden durch eine venezianische Flotte erhöht, welche die Belagerung von See her unterstützte. Wie Fulcher von Chartres berichtet, befanden sich an Bord der Schiffe aus der Markusrepublik nicht nur Söldner, sondern auch Pilger, die wahrscheinlich größtenteils aus Deutschland nach Venedig gekommen waren und sich dort eingeschifft hatten. Diesen Weg dürfte auch Konrad von Hohenstaufen eingeschlagen haben. Es ist davon auszugehen, dass er die mittlerweile berüchtigte Landroute durch Kleinasien, wo schon große Armeen untergegangen waren, mit seinem vergleichsweise kleinen Kampfkontingent gemieden hatte.43 Die Belagerung von Tyrus zog sich trotz der starken venezianischen Flottenunterstützung lange hin und dauerte letztlich fast ein halbes Jahr. Erst im Juli 1124 kapitulierten die muslimischen Verteidiger von Tyrus und räumten die Stadt gegen freien Abzug. Der Kreuzzug Konrads von Hohenstaufen (1124 – 1125/1127) 

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2  Die Halbinsel von Tyrus, die eine effiziente Verteidigung der Stadt ermöglichte, dargestellt vom schottischen Vedutenmaler David Roberts (1839).

Es war ein großer Triumph für die Christen. Ruhe kehrte in der Region danach jedoch keineswegs ein. Für Krieger aus dem Abendland gab es auch in weiterer Folge im Orient viel zu tun, und das nahezu pausenlos. Dies war zum Teil auf die schwankenden Machtverhältnisse in Nordsyrien, insbesondere auf die prekäre Lage der Grafschaft Edessa zurückzuführen, die über den Euphrat hinaus weit in den Osten hineinragte und aufgrund ihrer exponierten Lage besonders gefährdet war. Außerdem kannte die kriegerische Energie des Königs Balduin II. von Jerusalem (👑1118 – 1131) kaum Grenzen. Die Eroberung von Tyrus lag gerade ein Vierteljahr zurück, da setzte Balduin II. seine Truppen schon wieder in Marsch, stieß nach Aleppo vor und belagerte die zentrale syrische Binnenmetropole mehrere Monate lang. Um die Wende zum Jahr 1125 gab er das Unternehmen auf, da der seldschukische Atabeg von Mossul, Aq Sunqur al-Bursuqi, mit einer starken Entsatzarmee heranrückte. Balduin II. kehrte daraufhin nach Jerusalem zurück. Kaum dort angekommen, erfuhr er, dass Aq Sunqur seinerseits offensiv geworden und in die christlichen Territorien in Nordsyrien eingedrungen war. Das Fürstentum Antiochia vermochte dem mächtigen Herrn von Mossul nicht ausreichend Paroli zu bieten und rief Balduin II. zu Hilfe. Für den König gab es kein Zögern. Er beanspruchte eine Führungsrolle unter den Kreuzritterstaaten, was 28 | 

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freilich auch die Bereitschaft einschloss, den nördlichen Staaten militärisch beizustehen, wenn es die Situation erforderte.44 Diesmal war die Situation besonders dramatisch. Balduin II. sah den gesamten fränkischen Norden bedroht. Er »sammelte so viele Ritter wie er konnte«45, wie der fränkische Chronist Wilhelm von Tyrus berichtet, unter ihnen vermutlich auch Konrad von Hohenstaufen mit den Seinen, und machte sich eilig wieder auf den Weg. Am 11. Juni 1125 kam es bei Azaz im Westen der Grafschaft Edessa zu einer der blutigsten Schlachten der Kreuzzugsgeschichte. Nach einem stundenlangen Gemetzel behielt der König trotz Unterzahl die Oberhand, Aq Sunqur zog sich aus der Grafschaft Edessa zurück. Auch nach dem durchschlagenden Sieg von Azaz hielt Balduin II. nicht inne. Er schaltete rasch wieder auf Offensive um, unternahm zwei Vorstöße Richtung Damaskus und eroberte im Frühjahr 1126 die strategisch bedeutende Festung Rafania zur Sicherung der Grafschaft Tripolis. Im Herbst des Jahres trat er noch einmal Aq Sunqur entgegen, der abermals in die Grafschaft Edessa eingerückt war, und zwang ihn, diesmal ohne größeres Blutvergießen, zum Rückzug. Erst als Aq Sunqur bei seiner Rückkehr nach Mossul einem Messerattentat zum Opfer fiel, sah Balduin II. die Gelegenheit gekommen, sich eine ausgiebige Ruhepause zu gönnen. Das Jahr 1127 sollte fast zur Gänze friedlich verlaufen. Gastritter aus Europa wurden vorübergehend weniger benötigt. Spätestens jetzt war der geeignete Zeitpunkt für Konrad von Hohenstaufen gekommen, sein Engagement im Orient zu beenden. Als der junge Staufer in die Heimat zurückkehrte, hatte er als so ziemlich einziger namhafter deutscher Fürst die Phase des christlichen Vormarsches im Orient intensiv und aus nächster Nähe miterlebt. Das Ende der militärisch erfolgreichsten Phase der Kreuzritterstaaten dämmerte jedoch schon am Horizont herauf, denn Aq Sunqur al-Bursuqi fand in Imad ad-Din Zengi (👑1127 – 1146) einen mehr als ebenbürtigen Nachfolger. Der neue Herr von Mossul sollte sich als noch gefährlicherer Kontrahent der Franken erweisen. Die Auswirkungen seiner spektakulärsten Tat, der Eroberung von Edessa, sollten auch für Konrad von Hohenstaufen zwei Jahrzehnte später massive Konsequenzen haben.46 Von all dem ahnte der Staufer freilich noch nichts, als er nach Europa heimreiste. Zurück in der Heimat, schlug Konrad ein neues Kapitel seiner Laufbahn auf. Mit seiner Präsenz in Deutschland verschärfte sich der Konflikt zwischen dem staufischen Lager und König Lothar III. erheblich. Im Dezember 1127 erhoben die Staufer Anspruch auf die Krone und vollzogen dabei einen Rollentausch  : Nicht Friedrich II. von Schwaben wurde zum Gegenkönig ausgerufen, sondern Konrad. Dass statt des älteren und höherrangigen Bruders nun der Jüngere und Der Kreuzzug Konrads von Hohenstaufen (1124 – 1125/1127) 

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wohl auch Ehrgeizigere der beiden an der Spitze der schwäbischen Aufsteigerfamilie stand, hatte er möglicherweise seinem Kreuzzug zu verdanken  ; da es ihm aufgrund seiner langen Abwesenheit unmöglich gewesen war, Lothar III. formell zu huldigen, konnte er nicht des Eidbruchs bezichtigt werden, wenn er sich gegen den König erhob. Konrad trug seinen Kampf gegen Lothar  III. mit unermüdlicher Verbissenheit aus. Er hielt an seinem Gegenkönigtum ganze acht Jahre fest, obwohl es nach anfänglichen Teilerfolgen bald zusehends unwahrscheinlich wurde, seinen Machtanspruch gegenüber dem König durchsetzen zu können. Erst 1135, als er längst schon hoffnungslos in die Defensive gedrängt war, gab Konrad auf und unterwarf sich dem Monarchen. Dieser zeigte sich großmütig. Lothar  III., seit 1133 auch Kaiser, verzichtete auf harte Bestrafungen, übertrug dem gescheiterten Gegenkönig sogar die ehrenvolle Aufgabe, bei einem bevorstehenden Italienzug als Bannerträger zu fungieren. Konrad war klug genug, sich der neuen Situation geschmeidig anzupassen. Während des Italienzuges 1136/37 bestätigte er den Vertrauensvorschuss, den Lothar  III. ihm gegeben hatte, agierte diszipliniert in der engen Umgebung des Kaisers, bedeckte sich im Kampf mit Ruhm und knüpfte unter den Großen des Reichs wertvolle Kontakte. All das machte sich für Konrad rasch bezahlt. Lothar  III. starb am 4. Dezember 1137 bei der Rückreise aus Italien. Und, für den Staufer noch bedeutsamer  : Der Kaiser hatte keinen männlichen Nachkommen. Damit bekam Konrad zum zweiten Mal die Gelegenheit, nach den Sternen zu greifen. Und diesmal gingen seine Pläne auf. Die Absicht Lothars III. war es eigentlich gewesen, den Welfen Heinrich den Stolzen als seinen Nachfolger auf dem Thron aufzubauen. Zu diesem Zweck hatte er dem ohnehin schon einflussreichen Herzog von Bayern seine einzige Tochter zur Frau gegeben, ihm außerdem das Herzogtum Sachsen sowie die Markgrafschaft Tuszien übertragen und schließlich auch noch die Reichsinsignien ausgehändigt. Doch der gewaltige Machtzuwachs stieg Heinrich dem Stolzen zu Kopf. Während des Italienzuges machte er sich bei den Fürsten mit Hochmut unbeliebt und steigerte damit ihre ohnehin vorhandene Furcht, einen derart mächtigen Mann auch noch zum König zu ernennen. Konrad machte sich die sich daraus ergebenden Chancen zielstrebig zunutze. Er kam der für Pfingsten 1138 anberaumten Königswahl kurzerhand zuvor, ließ sich bereits im März von einigen ihm besonders wohlgesonnenen Fürsten zum König erheben und wenig später von einem päpstlichen Legaten salben und krönen. In weiterer Folge gewann Konrad in der Auseinandersetzung mit Heinrich dem Stolzen rasch Oberwasser. Die während des Italienzuges geknüpften Kontakte machten sich bezahlt, außerdem genoss er die Unterstützung der Kir30 | 

Aufbrüche

che. Gewiss zum Vorteil gereichte ihm auch die Gottesfurcht, die er mit seinem Kreuzzug unter Beweis gestellt hatte. Von einer Woge wachsender Zustimmung unter den Reichsfürsten getragen, erreichte der ehrgeizige Staufer schließlich sein großes Ziel. Er entschied die am 22. Mai 1138 in Bamberg abgehaltene Königswahl für sich.47 Aus Konrad von Hohenstaufen wurde Konrad III., römisch-deutscher König und erster Staufer auf dem Thron.

Der Kreuzzug Konrads von Hohenstaufen (1124 – 1125/1127) 

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Konrad III., Friedrich III. von Schwaben und der Zweite Kreuzzug (1147 – 1149)

Der Ruf Edessas

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onrad von Hohenstaufen hatte die Führung des Heiligen Römischen Reiches mit Entschlossenheit und einigem politischem Geschick an sich gezogen. Bei der Ausübung seiner Führungsrolle agierte er weniger glanzvoll. Zu Beginn seiner Herrschaft hatte es noch den Anschein, als würde dem Reich unter Konrad III. mehr Harmonie vergönnt sein, als dies unter seinen Vorgängern der Fall gewesen war. Das Einvernehmen des Staufers mit dem Heiligen Stuhl, das seinen Aufstieg auf den Thron begünstigt hatte, setzte sich nach 1138 nahtlos fort. Machtkämpfe mit dem Papsttum, die unter den letzten Saliernherrschern im Kontext des Investiturstreits jahrzehntelang getobt hatten, gab es unter Konrad III. nicht. Sein konsequenter Verzicht auf ein Kräftemessen mit Rom war unter den Reichsoberhäuptern jener Zeit eine Ausnahme und dazu angetan, den Frieden im Reich zu fördern. Diesen Frieden gab es jedoch nicht, im Gegenteil. Tiefgreifende, teils hausgemachte innenpolitische Konflikte sollten den König bis zum Ende seiner Tage beschäftigen. Sein größtes Problem waren die Welfen. Um seine Herrschaft flächendeckend zu etablieren, versuchte Konrad III. zunächst, deren Macht vollends zu brechen. Bald nach seiner Krönung nahm er Heinrich dem Stolzen zuerst das Herzogtum Sachsen, dann auch das Herzogtum Bayern ab und setzte dort enge Gefolgsleute an die Spitze, in Sachsen den Askanier Albrecht den Bären und in Bayern den österreichischen Markgrafen Leopold IV., einen seiner babenbergischen Halbbrüder. Doch die Welfen wehrten sich gegen ihre Entmachtung, und das mit Erfolg. In Sachsen stritten ihre Anhänger mit derartiger Durchschlagskraft, dass Konrad III. sich 1142 genötigt sah, Albrecht den Bären von dort wieder abzuziehen und doch den noch minderjährigen Sohn Heinrichs des Stolzen, Heinrich den Löwen, mit dem Herzogtum zu belehnen. In Bayern stemmte sich Welf VI., der jüngere Bruder von Heinrich dem Stolzen, der 1139 verstorben war, den Babenbergern – zunächst Leopold IV., ab 1143 dessen Bruder Heinrich Jasomirgott – mit einer militärischen Kraft und Vehemenz entgegen, die diese jahrelang nicht überwinden konnten.1 Während Konrad III. darum rang, seine königliche Autorität gegen die Welfen durchzusetzen, kam es im Orient zu einer nachhaltigen Machtverschiebung zuDer Ruf Edessas 

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ungunsten der Christen. Imad ad-Din Zengi, der Herr von Mossul und Aleppo, hatte sich schon seit Jahren als strikter Gegner der Kreuzritter positioniert und den Heiligen Krieg gegen die Invasoren aus dem Westen gepredigt. Im Herbst 1144 machte er schließlich in großem Stil gegen die Franken mobil. Wie sein Vorgänger Aq Sunqur al-Bursuqi nahm er sich den schwächsten der vier Kreuzritterstaaten vor. Er marschierte in die Grafschaft Edessa ein und begann die gleichnamige Hauptstadt zu belagern. Nach einigen Wochen gelang ihm der Durchbruch. Er eroberte Edessa am Weihnachtsabend des Jahres 1144. Die Zitadelle der Stadt konnte sich noch zwei Tage länger halten, musste sich dann aber ebenfalls ergeben. Die einheimischen Christen von Edessa verschonte Zengi, unter der fränkischen Bevölkerung der Stadt richtete er ein Blutbad an. Der Westen der Grafschaft konnte von den Christen vorderhand zwar noch behauptet werden, doch mit der Eroberung der Hauptstadt Edessa hatten die Muslime den ersten wirklich nachhaltigen Schlag gegen die Kreuzritter gelandet. Im Abendland sorgte Zengis Erfolg zunächst nur für verhaltene Reaktionen. Die Nachricht vom Fall Edessas wurde zwar weithin mit Bestürzung aufgenommen, aber ein von Papst Eugen III. (👑1145 – 1153) erlassener Kreuzzugsaufruf, der sich in erster Linie an die Adresse Frankreichs richtete, blieb ohne nennenswertes Echo. Außer König Ludwig VII. verspürte kaum einer der französischen Großen die Neigung, wegen Edessa die Strapazen, Kosten und Gefahren eines Kreuzzuges in Kauf zu nehmen. Den Umschwung brachte die Entscheidung Eugens III., Bernhard von Clairvaux mit der Kreuzzugspredigt zu betrauen. Bernhard von Clairvaux war um die Mitte des 12. Jahrhunderts die führende geistliche Autorität Europas, verantwortlich für die Ausbreitung des Zisterzienserordens über weite Teile des Kontinents. Er war der Lehrmeister Eugens  III. und der überragende Prediger seiner Zeit, ausgestattet mit einer Rednergabe, der sich kaum jemand entziehen konnte. Und der berühmte Zisterzienserabt erfüllte die in ihn gesetzten Erwartungen. Zuerst bewirkte Bernhard von Clairvaux einen Stimmungsumschwung in Frankreich.2 Am 31. März 1146 trug er bei einer großen Versammlung in Vézelay in Anwesenheit des Königs zunächst die päpstliche Bulle vor, die zum Kreuzzug aufrief  ; dann hielt er seine erste große Predigt für den Glaubenskrieg und versetzte seine Zuhörer in Begeisterung. Nach dem erfolgreichen Auftakt von Vézelay setzte Bernhard von Clairvaux mit Schriften und weiteren Predigten eine flächendeckende Werbung für den Kreuzzug in Szene. Darin stellte er den Glaubenskrieg in mitreißender Manier als eine von Gott geschenkte Möglichkeit dar, sich von seiner Sündenlast zu befreien und Erlösung zu erlangen.3 Das Heilige 34 | 

Konrad III., Friedrich III. von Schwaben und der Zweite Kreuzzug (1147 – 1149)

Land beschrieb Bernhard von Clairvaux als rechtmäßiges Eigentum Christi, die Eroberung von Edessa durch die Muslime als Warnsignal, dem unbedingt Taten der Christenheit folgen müssten. Denn die Erde werde erbeben und erzittern, »weil der Herr des Himmels sein Land zu verlieren beginnt«, verkündete der Prediger. Der Fall des Heiligen Landes stünde bald bevor, »wenn nicht einer sich findet, der Widerstand leistet, wenn sie in die Stadt des lebenden Gottes einbrechen, wenn sie die Werkstätten unserer Erlösung umstürzen, wenn sie die heiligen, vom Blut der unbefleckten Lämmer geröteten Orte beschmutzen.«4 Es war eine Botschaft, die im Kern der im 20. Jahrhundert aufgestellten Domino-Theorie ähnelte  : Fällt ein Land, fallen auch die anderen, wenn dagegen nicht beizeiten etwas unternommen wird. In Frankreich initiierte Bernhard von Clairvaux mit seinen fulminanten Bemühungen quasi im Alleingang die Bildung einer Kreuzarmee, an deren Spitze König Ludwig VII. trat. Danach begab sich Bernhard ins Heilige Römische Reich, um hier Ähnliches zu erreichen. König Konrad  III. sah den berühmten Geistlichen mit Unbehagen heranziehen. Aus dem jungen feurigen Kreuzritter von einst war ein etwa 53 Jahre alter und damit nach mittelalterlicher Vorstellung schon recht betagter Mann geworden, dessen Kräfte von der Reichspolitik zusehends aufgezehrt wurden. Die innenpolitischen Konflikte, die ihn von Beginn seiner Herrschaft an begleitet hatten, harrten nach wie vor einer Lösung. In Sachsen war ihm die Errichtung einer wirklich stabilen Königsherrschaft noch immer nicht gelungen  ; in ­Bayern übte Welf VI. weiterhin massiven Druck aus, um das Herzogtum an sich zu ziehen  ; andere politisch brisante Fehden sorgten für zusätzliche Turbulenzen. Angesichts all dieser Probleme schreckte den König die Vorstellung ab, dem unruhigen Reich lange fernzubleiben. Als er im November 1146 mit Bernhard von Clairvaux in Frankfurt am Main zusammentraf, reagierte er auf dessen Kriegsappell ausweichend und tat recht deutlich seine geringe Begeisterung für einen aufwändigen und zeitintensiven Kreuzzug kund. Bernhard von Clairvaux geriet durch die äußerst reservierte Reaktion Konrads III. in eine schwierige Lage, denn massiv unter Druck setzen konnte er den König nicht. Da dieser eine konsensorientierte Kirchenpolitik betrieb und außerdem ein unersetzbarer Bündnispartner für den Papst war, der sich sowohl von der rebellischen Bevölkerung Roms als auch vom Expansionsdrang König Rogers II. von Sizilien bedroht sah, kam die Androhung von Strafen wie der Exkommunikation beim Staufer nicht in Frage. Jedoch registrierte Bernhard von Clairvaux während der Begegnung in Frankfurt, dass der König schwankte. Konrad III. sagte zwar keinen Kreuzzug zu, doch eine klare Absage kam ihm auch Der Ruf Edessas 

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nicht über die Lippen. Außerdem erklärte er sich bereit, zu Weihnachten bei einem Reichstag in Speyer abermals mit dem Zisterzienserabt zusammenzutreffen. Bernhard nützte die Zeit bis zur nächsten Begegnung mit dem König, indem er in einigen Städten des südwestdeutschen Raums den Kreuzzug predigte. Wie mitreisende Zisterzienser berichteten, wurde seine Rundfahrt zu einem regelrechten Triumphzug. Das Volk strömte in Scharen herbei, um den berühmten Zisterzienserabt zu sehen, dem der Ruf eines Heiligen vorauseilte. Dass ein Dolmetscher seine Ansprachen übersetzen musste, weil Bernhard kein Deutsch sprach, tat dem Erfolg keinen Abbruch. Viele nahmen unter dem Eindruck seiner Predigten spontan das Kreuz. Seine Botschaft, wonach der Kreuzzug die große Gelegenheit sei, sich mit einem Schlag von allen Sünden zu befreien, traf den Nerv seines Publikums. Gesteigert wurde die Wirkung seiner Worte noch durch eine Missernte, die zu einer Hungersnot im Land geführt hatte  ; manche von Bernhards Zuhörern erblickten in dem von ihm propagierten Kreuzzug auch eine Chance, den tristen Zuständen in der Heimat zu entfliehen und im Osten ein besseres Leben zu führen.5 Von seinen Erfolgen im südwestdeutschen Raum gestärkt, zog Bernhard von Clairvaux schließlich wieder nach Speyer, um Konrad  III. endgültig dazu zu bringen, einen Kreuzzug zu unternehmen. Am 27. Dezember 1146 führte er mit dem König zunächst ein vertrauliches Gespräch. Etwas später am selben Tag rief er ihm im Zuge einer öffentlichen Predigt mit beschwörenden Worten in Erinnerung, dass er am Jüngsten Tag Rechenschaft für sein irdisches Handeln werde ablegen müssen. Er habe Jesus Christus alles zu verdanken – Herrschaft, Reichtum, Geistesgaben, Tapferkeit, Gesundheit –, für sein eigenes Seelenheil solle er nun das Kreuz nehmen. Dem Bericht der Zisterzienser zufolge habe Konrad III. daraufhin mitten in der Predigt »nicht ohne Tränen« die entscheidenden Worte ausgerufen  : »Ich erkenne die göttlichen Geschenke der Gnade völlig an, damit ich mit seiner Hilfe dereinst [Anm.: beim Jüngsten Gericht] nicht als undankbar erscheine. Ich bin entschlossen, ihm zu dienen, weil ich von seiner Seite ermahnt werde  !«6 Ob die Entscheidung Konrads III. für den Kreuzzug tatsächlich erst unter melodramatischen Umständen im Dom zu Speyer fiel, wie die Berichterstattung der Zisterzienser glauben machen will, ist fraglich. Gewiss konnte der König Bernhards in aller Öffentlichkeit vorgetragenen Appell an sein Gewissen nicht einfach ignorieren. Die eigentliche Weichenstellung dürfte aber wohl schon bei dem vertraulichen Gespräch vor der Predigt erfolgt sein. Und dabei wird der Umstand, dass Bernhard von Clairvaux schon vor seiner Predigt von Speyer auch Welf VI. zur Kreuznahme bewogen hatte, Konrad den Entschluss erleichtert haben  ; nun, 36 | 

Konrad III., Friedrich III. von Schwaben und der Zweite Kreuzzug (1147 – 1149)

3  König Konrad III. leistet Bernhard von Clairvaux den Kreuzeid (Fresko im Dom von Speyer).

Der Ruf Edessas 

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da sein gefährlichster Gegenspieler ein Gelöbnis abgelegt hatte, konnte er davon ausgehen, dass die heikle Flanke in Bayern befriedet war, solange er im Orient weilte. In weiterer Folge bemühte sich der König darum, möglichst viele andere Fürsten ebenfalls zur Kreuznahme zu bringen und so weitere Konfliktherde im Reich für die Dauer des Kreuzzuges ruhigzustellen. Mitte Februar 1147 versammelte er die Großen des Reichs in Regensburg. Dort ließ er ihnen im Rahmen eines Gottesdienstes den Kreuzzugsaufruf von Papst Eugen III. vortragen und präsentierte ihnen zudem ein Manifest des Bernhard von Clairvaux,7 das seine Wirkung auch diesmal nicht verfehlte. Eine ganze Reihe von Reichsfürsten folgten dem Appell und nahmen das Kreuz. Zu ihnen zählten Herzog Heinrich Jasomirgott, der langjährige Kontrahent Welfs VI. in Bayern, Bischof Otto von Freising, ein weiterer babenbergischer Halbbruder des Königs, der als bedeutender zeitgenössischer Geschichtsschreiber in Erscheinung trat, und auch der etwa 24 Jahre alte Sohn von Konrads III. älterem Bruder Friedrich II. von Schwaben, der spätere Kaiser Friedrich I. Barbarossa. Die Kreuznahme des jungen Barbarossa führte zu einem schweren Zerwürfnis innerhalb der Herrscherfamilie. Sein Vater war entsetzt, als er davon erfuhr. Friedrich II. von Schwaben wollte nicht, dass sich sein Sohn und Erbe den Gefahren eines Kreuzzuges aussetzte, und er machte Konrad III. dafür verantwortlich, dass es überhaupt dazu gekommen war. Sowohl der König als auch Bernhard von Clairvaux suchten den zu diesem Zeitpunkt schon schwer kranken Herzog auf, um ihn mit der Situation auszusöhnen. Aber Friedrich II. von Schwaben ließ sich nicht besänftigen. Wenig später, noch bevor die deutsche Kreuzarmee in den Orient aufbrach, starb er, angeblich aus Gram über das Geschehene.8 Sein Sohn, nunmehr Herzog Friedrich III. von Schwaben, ging ungeachtet dessen mit auf den Kreuzzug. Ihm sollte widerfahren, was seinem Vater wohl am wichtigsten gewesen war  : Er kehrte kerngesund vom Kreuzzug zurück. Konrad  III. wollte für den Fall, dass er den Kreuzzug nicht überlebte, eine geordnete Thronfolge sicherstellen. Ihm schwebte vor, eine Dynastie zu begründen. Ein derartiges Vorhaben stellte im deutschen Wahlkönigtum keine Selbstverständlichkeit dar, aber Konrad III. gelang es, die Weichen dafür zu stellen. Bei einem in Frankfurt am Main abgehaltenen Reichstag erlangte er die Zustimmung der Fürsten für sein Anliegen, sein erst zehn Jahre alter Sohn Heinrich wurde zum Thronfolger gewählt. In Frankfurt erlebte der König allerdings auch eine unliebsame Überraschung, denn Heinrich der Löwe erhob vor dem Reichstag unvermittelt einen Besitzanspruch auf Bayern. Das Herzogtum sei seinem Vater zu Unrecht weggenommen 38 | 

Konrad III., Friedrich III. von Schwaben und der Zweite Kreuzzug (1147 – 1149)

worden, machte der junge Welfe geltend, ein Vorwurf, der direkt an die Adresse des Königs gerichtet war. Konrad III. blockte ab. Mit der Entgegnung, dass diese Angelegenheit bis auf die Zeit nach dem Kreuzzug vertagt werden müsse, konnte er den Welfen bis auf Weiteres ruhigstellen. Gänzlich unter Kontrolle brachte er ihn jedoch nicht, denn Heinrich der Löwe und einige andere Fürsten aus dem Nordosten des Reichs taten kund, nicht mit Konrad  III. in den Orient ziehen, sondern einen Kreuzzug gegen die noch nicht christianisierten Elbslawen unternehmen zu wollen. Es war eine Absicht, die Konrad  III. missfallen musste, denn die Elbslawen (Wenden) lebten quasi vor der Haustür der nordöstlichen Fürsten. Bei einem räumlich dermaßen begrenzten Feldzug ins Gebiet zwischen Elbe und Oder konnte Heinrich der Löwe problemlos viel früher ins Reich zurückkehren als die Orientkreuzfahrer und in Abwesenheit des Königs in Bayern gehörig Unruhe stiften. Konrad III. konnte jedoch nichts gegen das Vorhaben des jungen Welfen unternehmen, denn Bernhard von Clairvaux fand Gefallen an der Idee eines Kreuzzuges, der sich gegen die unmittelbare Nachbarschaft der Christenheit richtete, und Papst Eugen III. billigte das Unternehmen mit der Bulle Divini dispensatione vom 13. April 1147 ausdrücklich. Dem König blieb daher nichts anderes übrig, als den Wendenkreuzzug zuzulassen und hinsichtlich des Verhaltens, das Heinrich der Löwe in seiner Abwesenheit an den Tag legen würde, das Beste zu hoffen.9

Von Regensburg ins Byzantinische Reich

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onrad III. war für die Führung des ersten gesamtdeutschen Kreuzzuges in den Orient im Grunde prädestiniert wie kein anderer. Er hatte im Lauf seines Lebens nicht nur viel militärische Erfahrung gesammelt, sondern er kannte das Ziel des Kreuzzuges auch aus eigener Anschauung. Damit besaß der Staufer in Deutschland eine Art Alleinstellungsmerkmal, denn von den Teilnehmern des katastrophal gescheiterten bayerischen Kreuzzuges von 1101 war mittlerweile kaum jemand mehr am Leben, und danach hatte es außer Konrad nahezu kein namhafter deutscher Fürst mehr gewagt, in den Orient zu ziehen. Für die Vorkenntnisse des Königs bestand großer Bedarf, denn der vor ihm liegende Kreuzzug war vor allem wegen der extremen Distanz, die dabei überwunden werden musste, ein komplexes Unterfangen. Auf materieller Ebene musste ein enormer Aufwand betrieben werden, um den Bedarf an Wagen, Waffen, Zelten und dergleichen mehr abzudecken. Auf personeller Ebene brauchte es ungemein viel unterstützendes Personal  : Fuhrmänner, Köche, Pferdeknechte, Von Regensburg ins Byzantinische Reich 

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Menschen mit medizinischen Erfahrungen, Handwerker für die Reparatur diverser Waffen und Ausrüstungsgegenstände sowie Konstrukteure für den Bau von Belagerungsmaschinen und sonstigen Gerätschaften, die vor Ort benötigt wurden. Da man entlang der Marschroute außerdem nicht überall damit rechnen konnte, Verpflegung in ausreichendem Maße kaufen zu können, mussten außerdem große Mengen an Marschproviant und Herden von Schlachtvieh mitgenommen werden. Auch und vor allem aber brauchte es den Aufbau einer Armee, die nicht nur schlagkräftig war, sondern ein Höchstmaß an Disziplin aufwies. Und gerade hier versagte Konrad III. In der deutschen Bevölkerung hatten die Predigten des Bernhard von Clairvaux eine massive Aufbruchsbewegung erzeugt. Große Scharen von Menschen aus den unteren Schichten setzten sich in Bewegung, um ebenfalls am Kreuzzug teilzunehmen. Neben jenen, die sich tatsächlich für den von der Kirche propagierten Glaubenskrieg begeisterten, gab es auch viele, die aus weltlichen, zum Teil höchst materiellen Gründen loszogen, wie die Würzburger Annalen missmutig berichten. Demnach waren unter ihnen zahlreiche Pilger, die begierig nach neuen Dingen waren und loszogen, um neue Länder zu sehen. Einige, die von Armut beherrscht wurden (und) deren Besitz zuhause knapp war, waren nicht nur gegen die Feinde des Kreuzes Christi, sondern auch gegen die Freunde der christlichen Würde, wenn es günstig schien, für die Linderung ihrer Armut zu kämpfen. Einige, die von Entfremdung zu Gott bedrückt wurden oder daran dachten, die Dienstpflicht gegenüber ihren Herren abzuschütteln, oder auch solche, die Strafe für ihre Verbrechen erwarteten, gaben sich den Anschein, von glühendem Eifer für Gott erfüllt zu sein.10

Die meisten dieser Menschen waren für die Teilnahme an einer immens aufwändigen Militärexpedition in den Orient wenig bis gar nicht qualifiziert. Den Armen fehlten die Mittel, um die dafür erforderliche Ausrüstung und Verpflegung zu erwerben, von den Gesetzesbrechern konnte kaum erwartet werden, dass sie die für einen Feldzug dieser Größenordnung nötige Disziplin und Bereitschaft zu geordneter Zusammenarbeit mitbrachten. Mancherorts aber sah man, wie Otto von Freising geradezu euphorisch schildert, selbst das Herbeiströmen zwielichtiger Elemente als etwas Gutes, das auf das Wirken Gottes zurückzuführen war. »Auch eilte, wunderbar ist es zu sagen, eine so große Menge von Wegelagerern und Räubern herbei, dass jeder mit gesundem Kopf erkannte, dass diese so plötzliche wie ungewöhnliche Veränderung von der rechten Hand des Höchsten kam, und wenn er es erkannte, mit begeistertem Herzen bestaunte.«11

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Konrad III., Friedrich III. von Schwaben und der Zweite Kreuzzug (1147 – 1149)

Was der Bischof von Freising so blauäugig positiv beurteilte, hatte freilich düstere Schattenseiten. Unter den Kreuzzugswilligen trat eine erhebliche Gewaltbereitschaft zutage, die sich mancherorts, wie schon im Vorfeld des Ersten Kreuzzuges, abermals gegen Juden richtete. Am 24. Februar 1147 etwa kam es in Würzburg zu schweren Ausschreitungen, als ein verstümmelter Leichnam gefunden wurde. Eine größere Gruppe von selbsternannten Kreuzfahrern, die sich gerade in der Stadt befanden, bezichtigte die Juden des Mordes. Zusammen mit Bürgern der Stadtplünderten sie jüdische Häuser und töteten ihre Bewohner. Außerdem forderten sie den Bischof von Würzburg auf, den vermeintlichen Märtyrer heiligzusprechen. Als der Geistliche ablehnte, wurde er vom mörderischen Mob beinahe gesteinigt und entkam nur durch eine rasche Flucht.12 Trotz all dieser alarmierenden Vorzeichen, die der unkontrollierte Zustrom von Kreuzzugswilligen mit sich brachte, wurden beim Aufbau der Kreuzarmee keine adäquaten Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Ein qualifizierter personeller Auswahlprozess fand unter Konrad III. nicht oder nicht in ausreichendem Maße statt. Tausenden von mittellosen Pilgern und subversiven Elementen, die für das bevorstehende Unternehmen ungeeignet waren, wurde es gestattet, sich der Kreuzarmee anzuschließen. Ein wesentlicher Grund für dieses planerische Defizit dürfte wohl gewesen sein, dass Konrad III. wenig Zeit in die Vorbereitung des Kreuzzugs investierte. Zwischen seiner Kreuznahme und dem Abmarsch in den Orient lagen keine fünf Monate. Für die Organisation eines Feldzuges von dieser Dimension war das äußerst knapp bemessen. Konrads Waffenpartner, der französische König Ludwig VII., und alle anderen Monarchen, die im späteren Verlauf des 12. Jahrhunderts Kreuzzüge in Szene setzten, nahmen sich für die diversen organisatorischen Belange, die es dabei zu berücksichtigen galt, ungleich mehr Zeit. Die Eile, die Konrad III. an den Tag legte, wirkte sich in mehrerlei Hinsicht zulasten der Ergebnisqualität aus. Eine davon war, dass im Frühjahr 1147 in Süddeutschland eine zwar große, aber äußerst heterogen zusammengesetzte Streitmacht entstand, deren Kampfkraft und Disziplin zu wünschen übrigließ. Bei ihrer Routenwahl folgten Konrad III. und Ludwig VII. dem Vorbild der früheren Kreuzzüge. Sie gedachten durch das Königreich Ungarn, das Byzantinische Reich und Kleinasien nach Outremer zu ziehen und aus Gründen der Heeresversorgung getrennt voneinander zu marschieren. Für die Landroute sprach, dass Konrads Schwägerin Bertha von Sulzbach wenige Monate zuvor den byzantinischen Kaiser Manuel I. Komnenos (👑1143 – 1180) geheiratet hatte und zwischen dem Heiligen Römischen Reich und dem Byzantinischen Reich engere Beziehungen entstanden waren. Außerdem hatte Manuel I. in Kleinasien Von Regensburg ins Byzantinische Reich 

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stattliche militärische Erfolge gegen die Seldschuken erzielt, die darauf schließen ließen, dass sich die Kreuzzugskatastrophe von 1101 nicht wiederholen würde.13 Ende Mai 1147 begann die deutsche Kreuzarmee ihren Marsch in den Orient. Otto von Freising fand dafür idyllisch anmutende Worte. Als nun die strenge Winterkälte gewichen war und mit der wohltätigen Feuchtigkeit des Frühlings Blumen und Kräuter aus dem Schoß der Erde hervorsprossen, als das fruchtbare Grün der Felder der Welt das lachende Gesicht der Erde zeigte, da brach König Konrad mit den Seinen von Nürnberg zum Heereszug auf und bestieg in Regensburg Schiffe, um die Donau hinunterzufahren.14

Zunächst ging noch alles leidlich gut. In gemächlichem Tempo zog die deutsche Kreuzarmee entlang der Donau in den Osten des Heiligen Römischen Reiches. Ihre Dimension machte den geordneten Marsch zu einer veritablen Herausforderung. Als der Augenzeuge Otto von Freising beschrieb, wie Konrad III. die Grenze nach Ungarn passierte, bemühte er dasselbe Bild wie der eingangs zitierte Gerhoch von Reichersberg. Demnach zog der König »eine so große Masse hinter sich her, dass die Flüsse zur Schifffahrt und die Breite der Felder für den Marsch kaum auszureichen schienen«15. Ungeachtet der enormen Anzahl an Menschen gelang es, Ungarn ohne größere Zwischenfälle zu durchqueren. Konrad  III. hatte mit König Geza  II. (👑1141 –  1162) bereits von Regensburg aus Verhandlungen hinsichtlich des Durchmarschs geführt, und die dabei getroffenen Vereinbarungen erwiesen sich als tragfähig. Im Byzantinischen Reich kam es jedoch zu Problemen. Manuel I. Komnenos mochte zwar seit Kurzem mit Konrad III. verwandt sein, aber dass sein Schwager nun an der Spitze einer riesigen Kreuzarmee anrückte, rief bei ihm doch einige Beunruhigung hervor. Der Kaiser schickte dem König hochrangige Gesandte entgegen, um ihm einen Eid abzunehmen, sich während der Durchquerung des Byzantinischen Reiches friedlich zu verhalten. Konrad III. hatte nichts anderes vor. Doch nun rächte sich die Präsenz zahlreicher subversiver Elemente in der Kreuzarmee. Je weiter die deutschen Streitkräfte nach Südosten vorrückten, umso öfter kam es vor, dass beutegierige Horden im Umland plünderten und Einheimische, die sich gegen diese Übergriffe zur Wehr setzten, kurzerhand umbrachten. Konrad III. seinerseits offenbarte Führungsschwächen. Er war nicht nur außerstande, in seinen Reihen energisch für Disziplin zu sorgen, sondern sorgte auch noch selbst für einen kapitalen Eklat. Als ein erkrankter deutscher Ritter, der in einem Adrianopler Kloster zurückgeblieben war, von Einheimischen ausgeraubt und umgebracht wurde, sah Konrad III. seine eigene Ehre bedroht. Dem 42 | 

Konrad III., Friedrich III. von Schwaben und der Zweite Kreuzzug (1147 – 1149)

4  Die Streitkräfte des Zweiten Kreuzzuges erreichen Konstantinopel, dargestellt vom französischen Buchmaler Jean Fouquet (ca. 1460). Dass die beiden Könige nicht gleichzeitig am Bosporus ankamen und vor allem die Ankunft Konrads III. äußerst spannungsreich verlief, wird auf dem Bild ausgeblendet.

im Hochmittelalter gegebenen Zwang folgend, wonach beeinträchtigtes Ansehen mit einer Rachetat wiederherzustellen war, befahl der König seinem Neffen Friedrich III. von Schwaben, die Gewalttat mit einem Gegenschlag zu beantworten. Der junge Barbarossa machte unverzüglich mit einem Kampftrupp kehrt, ließ die Schuldigen töten und das Kloster niederbrennen. Das wiederum führte zu einem Gefecht mit einem nahe Adrianopel lagernden Truppenverband des byzantinischen Kaisers. Manuel I. begann angesichts derartiger Gewalttaten um die Sicherheit seiner Hauptstadt zu fürchten. Er übermittelte Konrad  III. den dringenden Wunsch, mit der Kreuzarmee nicht bei Konstantinopel, sondern ein gutes Stück weiter südlich nach Kleinasien überzusetzen. Das lehnte Konrad  III. jedoch ab. Manuel  I. rüstete daraufhin eilig die Verteidigungsstellungen von Konstantinopel auf. Am 10. September 1147 traf die Kreuzarmee am Bosporus ein. Dort gelang es Manuel I. und Konrad III. nur mit größter Mühe, sich nach den Spannungen Von Regensburg ins Byzantinische Reich 

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der vorangegangenen Wochen darauf zu besinnen, dass sie eigentlich gute Beziehungen miteinander pflegten. Nachdem man notdürftig wieder ein gewisses Einvernehmen hergestellt hatte, setzte Konrad III. mit seinen Streitkräften Ende September über die Meerengen.16

Der Weg ins Fiasko

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ls der König in Kleinasien an Land ging, war er von Ungeduld erfüllt. Er wollte nun so schnell wie möglich das Reich der Seldschuken durchqueren, in Outremer die ihm auferlegte Christenpflicht erfüllen und dann die Rückreise in sein Reich antreten. Das Tempo, das der König an den Tag legte, war in gewisser Hinsicht typisch für ihn. Wie sich in seinem Leben mehrfach zeigte, neigte Konrad  III. dazu, Dinge übers Knie zu brechen und Entscheidungen allzu spontan zu treffen, ohne zuvor das Für und Wider gründlich abzuwägen. Die Konsequenz  : Nicht selten scheiterten seine Unternehmungen, weil sie unzureichend vorbereitet waren.17 So auch diesmal. In seiner Eile unterliefen Konrad III. gleich mehrere Fehler  : Zum einen wartete er nicht auf die französische Kreuzarmee, wie er es mit König Ludwig VII. eigentlich vereinbart hatte. Obwohl sich die Franzosen nicht weit hinter den Deutschen befanden – sie erreichten Konstantinopel am 4. Oktober –, wollte Konrad  III. sofort nach Outremer weiterziehen und verzichtete darauf, Kleinasien zusammen mit den Franzosen, also mit der maximal verfügbaren Truppenstärke zu durchqueren. Zum anderen schlug er Manuels I. Ratschlag in den Wind, das Territorium der Seldschuken zu meiden und Kleinasien entlang der weitgehend byzantinisch beherrschten Küste zu umrunden, weil er den damit verbundenen Zeitverlust nicht in Kauf nehmen wollte. Und schließlich ließ er eine weitere byzantinische Anregung unbeachtet, nämlich sämtliche nichtkämpfenden Teilnehmer des Kreuzzuges sofort wieder heimzuschicken. Anfang Oktober rückte Konrad III. mit seiner Streitmacht nach Nikäa vor, einer byzantinisch beherrschten Stadt im Nordwesten Kleinasiens. Auf dem Weg dorthin wurde ihm offenbar doch etwas unbehaglich zumute, und er traf noch eine Vorsichtsmaßnahme  : Um seine militärische Schlagkraft zu optimieren, ging der König daran, sein Heer zu teilen. Während er selbst mit seinen stärksten Kampfverbänden auf direktem Weg ins Innere Kleinasiens vorzustoßen gedachte, sollte das Gros der Nichtkombattanten Kleinasien auf der von Manuel  I. empfohlenen Küstenroute umrunden. Allem Anschein nach hielt Konrad III. diese 44 | 

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Strecke für weitgehend risikolos, denn er betraute mit der Führung des zweiten Kreuzfahrerkontingents seinen Halbbruder Otto von Freising, obwohl dem durchgeistigten Bischof militärische Kompetenzen gänzlich abgingen.18 Bei der Teilung seiner Streitkräfte gelang Konrad III. überdies auch nicht, was er sich vorgenommen hatte. In den Reihen seiner Armee sorgte sein Vorhaben für derart großen Unmut, dass er es nur zum Teil umsetzen konnte. Auch den Streitkräften, mit denen er ins Innere Kleinasiens vorstoßen wollte, gehörten letzten Endes Verbände an, die zum Kampf nicht geeignet waren. Am 15. Oktober brach Konrad  III. von Nikäa aus nach Südosten auf. Nach einigen Tagen gemächlichen Marsches durch byzantinisches Gebiet drangen die deutschen Truppen in das Reich der Seldschuken, das Sultanat Ikonion, ein. Dort erlitten sie das gleiche Schicksal wie die aquitanisch-bayerische Kreuzarmee von 1101, nur noch schneller  : Am 25. Oktober 1147 – die Kreuzritter hatten nach einigen erschöpfenden Marschetappen gerade einmal Doryläon erreicht – griffen Streitkräfte des seldschukischen Sultans Masud I. (👑1116 – 1156) an. Und wie damals waren die Deutschen auch diesmal auf die Kampfweise der Muslime nicht ausreichend vorbereitet  ; die gepanzerten Ritter setzten der leichten seldschukischen Reiterei nach, die vorgab zu flüchten, aber in Wahrheit die deutsche Kavallerie von der Hauptarmee weglocken und ermüden wollte, um dann einen vernichtenden Gegenschlag zu führen. Sowohl die Ritter als auch die durch die vielen Nichtkämpfer geschwächten Fußtruppen Konrads III. konnten keinen effizienten Widerstand leisten und erlitten massive Verluste. Die Versuche des Königs, eine wirksame Gegenwehr zu organisieren, blieben vergebens. Angesichts der außerordentlich schwierigen militärischen Lage beriet sich Konrad III. mit den Fürsten, ob er die Schmach der Umkehr auf sich nehmen oder doch noch weiter vorrücken und dabei den sicheren und nicht ruhmreichen Tod in Kauf nehmen sollte. Sie entschieden sich für den sofortigen Rückzug aus dem Sultanat Ikonion. Auf diese Weise, so meinten sie, würden sie zumindest die Möglichkeit haben, in weiterer Folge doch noch Heldentaten im Dienste Christi zu verrichten. Doch auch der Rückzug entwickelte sich rasch zu einer Katastrophe. Die Streitkräfte des seldschukischen Sultans folgten der Kreuzarmee und ritten weitere Attacken, mit denen sie den Deutschen noch mehr Verluste zufügten. Als Konrad III. schließlich Nikäa erreichte, hatte er einen großen Teil seiner Streitmacht verloren und ein Debakel von epischen Ausmaßen erlitten. Reumütig revidierte der Staufer seine Taktik und wartete nun doch auf die französische Kreuzarmee, um gemeinsam mit Ludwig VII. entlang der Küste Kleinasien zu umrunden. Der französische König war erschüttert, als er vom deutschen Fiasko erfuhr. Er zeigte sich entgegenkommend, bot Konrad III. Geld sowie Ausrüstung an und Der Weg ins Fiasko 

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wartete geduldig, bis dieser mit seinen massiv geschrumpften und schwer angeschlagenen Truppen wieder weiterziehen konnte.19 Doch bei den Streitkräften Ludwigs  VII. gab es einigen Groll gegen die Deutschen, und das nicht ohne Grund. Die Truppen Konrads  III. hatten auf dem Balkan durch ihr undiszipliniertes und auch räuberisches Verhalten bei den Einheimischen viel Groll und Hass hervorgerufen, was die Franzosen, die einige Wochen später gefolgt waren, unliebsam zu spüren bekommen hatten, wie der französische Chronist und Augenzeuge Odo von Deuil berichtet.20 Nun, in Kleinasien, kam die Revanche. Diesmal marschierten die noch vergleichsweise frischen Franzosen voraus, verspotteten die erschöpften Deutschen wegen ihres langsamen Marschtempos und riefen ihnen laut dem byzantinischen Geschichtsschreiber Johannes Kinnamos immer wieder höhnisch »Pousse Allemand«21 zu. Selbst Odo von Deuil bescheinigte seinen Landsleuten »Hochmut« (superbia nostri populi) in ihrem Auftreten, hielt aber auch fest, dass die deutschen Ritter für die Franzosen »unerträglich« (Nostris etiam erant importabiles Alemanni) gewesen wären.22 Leider gibt es keine Stimme der deutschen Seite. Mit Otto von Freising befand sich zwar ein versierter Chronist in den Reihen der deutschen Kreuzarmee, doch schilderte er nur die Vorgeschichte des Zweiten Kreuzzugs ausführlich, schwieg sich aber über dessen Verlauf weitgehend aus, wobei vermutlich Scham über das Geschehene mitschwang. Für Konrad III. dauerte der Marsch an der Küste Kleinasiens nicht lange. Bei Ephesus erkrankte er und konnte nicht mehr weiterziehen. Zusammen mit seinen Fürsten kehrte er nach Konstantinopel zurück. Dort wurde er vom byzantinischen Kaiser herzlich in Empfang genommen. Nun, da von Konrad III. keine unmittelbare Gefahr mehr ausging, wollte Manuel  I. die Beziehungen zu ihm rasch wieder ins Lot bringen. Der Kaiser bot dem König die ganze üppige Palette byzantinischer Gastfreundschaft und setzte sich dabei über alle protokollarischen Hürden hinweg. Den Umstand ignorierend, dass Konrad III. trotz zehnjähriger Herrschaft noch nicht den Kaisertitel erlangt hatte und hinsichtlich seines Ranges unter ihm stand, pflegte Manuel I. seinen Gast höchstpersönlich gesund, veranstaltete für ihn und die deutschen Fürsten eine Serie festlicher Empfänge und diverser Feierlichkeiten. Der mehrmonatige Aufenthalt in der Metropole am Bosporus wurde für Konrad III. und die Seinen zweifelsohne zu einem Erlebnis der besonderen Art. Konstantinopel war eine Stadt, wie es sie in Deutschland nicht annähernd gab. Sie zählte mehrere Hunderttausend Einwohner und übertraf damit jede deutsche Ansiedlung um ein Vielfaches. Anders als in Mitteleuropa, wo noch die Holzbauweise vorherrschte, wurde das Stadtbild Konstantinopels von steinernen Pa46 | 

Konrad III., Friedrich III. von Schwaben und der Zweite Kreuzzug (1147 – 1149)

5  Die Operationen König Konrads III. und der deutschen Kreuztruppen während des Zweiten Kreuzzuges (1147 – 1149).

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lästen, Kirchen und Klöstern geprägt, die in ihrem Inneren einen ungeheuren Luxus aufwiesen. Zudem war Konstantinopel ein Tummelplatz für Handeltreibende aus aller Herren Länder, die auf den Märkten der Stadt zahllose Produkte aus dem Orient, dem Mittleren und Fernen Osten, Afrika sowie Europa feilboten und Konstantinopel ein kosmopolitisches Flair verliehen, das man im Abendland so nicht kannte. Noch beeindruckender aus Konrads Sicht war allerdings die persönliche Charmeoffensive, die Manuel I. für ihn in Szene setzte. Angesichts der überbor­ denden Gastfreundschaft des Kaisers schwanden die Vorbehalte des Königs rapide dahin, bald herrschte zwischen den beiden Monarchen wieder bestes Einvernehmen.23 Während Konrad III. mit seinen Fürsten die Lustbarkeiten Konstantinopels genoss, marschierte Otto von Freising mit seinem zweiten Kreuzfahrerkontingent durch den Westen Kleinasiens und erlebte dabei einen Albtraum, der kein Ende zu nehmen schien. Zu Beginn war der Bischof, entlang der Küste nach Westen und dann nach Süden ziehend, noch recht gut vorangekommen. Das hatte sich geändert, als er im Südwesten Kleinasiens dazu übergegangen war, das bergige Binnenland zu durchqueren. In der unwirtlichen, zunehmend winterlichen Gebirgsregion wurden die deutschen Kreuzfahrer mehr und mehr von Hunger und Durst gepeinigt, mussten sich immer öfter muslimischen Attacken stellen, denen sie wegen ihrer unzureichenden Truppenstärke kaum etwas entgegensetzen konnten. Bei einem Gefecht nahe Laodikäa erlitten sie massive Verluste. Otto von Freising gelang mit einem Teil seines Kontingents zwar die Flucht, doch der Weitermarsch wurde zu einem Martyrium. Viele Pilger starben vor Hunger oder Erschöpfung am Wegesrand, andere fielen weiteren muslimischen Überfällen zum Opfer.24 Der Marsch Ottos von Freising durch Kleinasien dauerte fast ein halbes Jahr und war dermaßen verlustreich, dass sich der Bischof am Ende lediglich mit einem kümmerlichen Rest seines Kontingents nach Outremer retten konnte. Kaum besser erging es dem französischen König, der mit seinen Streitkräften der Route des Babenbergers folgte. Auch Ludwig VII. büßte bei seinem winterlichen Marsch durch Kleinasien große Teile seiner Truppen ein und erreichte schließlich nur mit einem Torso seiner Armee das rettende Fürstentum Antiochia.

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Konrad III., Friedrich III. von Schwaben und der Zweite Kreuzzug (1147 – 1149)

Jerusalem

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nfang März 1148 beendete Konrad  III. seine luxuriöse Winterpause in Konstantinopel. Der ausgedehnte Aufenthalt am Bosporus hatte dem König gutgetan. Er fühlte sich wieder weit genug hergestellt, um seinen Kreuzzug fortzusetzen. Die Landroute nach Palästina kam nach den schlimmen Ereignissen vom Herbst des Vorjahres freilich nicht mehr in Frage. Manuel I. war Konrad III. gerne behilflich, zu Wasser nach Palästina zu gelangen, stellte dem König Schiffe zur Verfügung und überhäufte ihn vor der Abfahrt auch noch mit Geschenken. Bei der Seereise kam es zu einigen vermutlich wetterbedingten Verzögerungen. Sie zog sich insgesamt fünf bis sechs Wochen hin, aber Mitte April landete Konrad III. mit seinem Gefolge wohlbehalten in Akko, dem Haupthafen des Königreichs Jerusalem. Kurz vor ihm hatte auch Otto von Freising mit seinen letzten Begleitern das Heilige Land erreicht. Nach einigen Tagen in Akko, die Gelegenheit boten, sich von der langen und kräfteraubenden Überfahrt zu erholen, zogen die deutschen Kreuzritter nach Jerusalem, jenem Ziel, das für alle Ankömmlinge aus dem Westen verbindlich war.25 Dort wurden Konrad III. und sein Gefolge ehrenvoll in Empfang genommen. Wie Wilhelm von Tyrus berichtet, hieß der erst 17 Jahre alte König Balduin III. (👑1143 – 1162) im Beisein des Patriarchen von Jerusalem seine Gäste bereits vor den Festungsmauern willkommen, aus der Heiligen Stadt kamen ihnen überdies »der ganze Klerus und das Volk unter geistlichen Liedern und Gesängen entgegen.«26 Konrad III. betrat eine Stadt, die er von seinem ersten Aufenthalt in Outremer vermutlich bestens kannte, die sich aber in den gut 20 Jahren, die seitdem vergangen waren, verändert hatte. Auf architektonischer Ebene machte sich die Präsenz der Franken mittlerweile um einiges deutlicher bemerkbar als noch in den 1120er Jahren. Damals hatte eine aufwändige Renovierung und Umgestaltung der Grabeskirche erst ihren Anfang genommen, jetzt stand das Vorhaben vor der Fertigstellung. Da und dort erblickte der König neue Bauwerke. Besonders ins Auge stach ihm vermutlich die St.-Anna-Kirche, ein großes und imposantes Gotteshaus, das in dem in Europa vorherrschenden romanischen Baustil gehalten war (und trotz wechselvoller Geschichte in originaler Form erhalten blieb).27 Die Begleiter Konrads III., die im Gegensatz zu ihm noch nie in der Heiligen Stadt gewesen waren, dürften auch einigermaßen erstaunt über deren Bewohner gewesen sein. Das Gros der Bevölkerung wurde von syrischen Christen gestellt, die in ihrer Lebensführung mit ihnen wenig gemein hatten und zumeist arabisch sprachen. Aber auch die in Jerusalem lebenden Franken hatten sich in mancherJerusalem 

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lei Hinsicht recht weit von Europa entfernt, wie aus einer Schilderung des Chronisten Fulcher von Chartres hervorgeht  : Die wir Abendländer waren, sind jetzt zu Orientalen geworden  ; wer Römer oder Franzose war, ist in diesem Land zum Galiläer oder Palästinenser geworden  ; wer aus Reims oder Chartres stammte, wurde zum Tyrer oder Antiochener. Schon haben wir die Orte unserer Geburt vergessen  ; schon sind sie den meisten von uns unbekannte oder nie gehörte Namen. […] Wer ein Fremdling war, ist jetzt ein Eingeborener […] Wer dort mittellos war, den hat Gott hier reich gemacht, wer wenig Geld hatte, besitzt hier zahllose Byzantiner [Anm.: Goldmünzen], und wer kein Dorf besaß, dem gehört hier durch die Gabe Gottes eine ganze Stadt. Warum also sollte ins Abendland zurückkehren, wer hier einen solchen Orient fand  ?28

Fulcher von Chartres übertrieb in zumindest einer Hinsicht  ; zu wirklichen Orientalen im Sinne einer halbwegs friedlichen Eingliederung ihrer Herrschaften in den muslimisch geprägten Raum wurden die Franken nie. Ihre Lebensweise aber hatte sich seit ihrer Ankunft aus Europa tatsächlich sehr verändert. Insbesondere die Adeligen und Wohlhabenden unter ihnen hatten den in vielerlei Hinsicht deutlich höher entwickelten Lebensstil der Muslime übernommen. Sie trugen hochwertige Kleidung aus Seide und füllten ihre Häuser mit morgenländischer Pracht, bereiteten ihre Speisen nach levantinischen Rezepten zu und verfeinerten sie mit dem viel reichhaltigeren Gewürzangebot des Orients. Und sie nahmen nicht selten Bäder, was im Abendland um die Mitte des 12. Jahrhunderts noch weit weniger gebräuchlich war. Ankömmlinge aus dem Westen reagierten auf das luxuriöse Leben der katholischen Christen von Outremer nicht selten mit Befremden. Sie waren an ein ungleich kargeres Dasein gewöhnt und empfanden, was sie hier zu sehen bekamen, als Dekadenz und Verweichlichung. Einige der deutschen Besucher, die im Gefolge Konrads III. nach Palästina kamen, dachten vielleicht ähnlich. Doch selbst die besonders Sittenstrengen mochten sich in ihrer Meinung zuweilen erschüttert sehen. Das konnte sehr leicht beim Essen passieren, denn die orientalisch gewürzten Speisen bescherten dem Gaumen Sinnesfreuden, die man im deutschen Raum damals noch nicht kannte.29 Konrad III. nahm nach seinem festlichen Einzug in Jerusalem im Palast der Templer Quartier. Dort erwartete ihn eine handfeste Überraschung. Wie er noch in Konstantinopel schriftlich festgehalten hatte, gedachte er nur so lange im Königreich Jerusalem zu bleiben, bis er »ein neues Heer aufgestellt« hatte. Dann wollte er »nach Edessa weiterziehen«30, um die Stadt zu erobern und damit die 50 | 

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ihm bekannte Kernaufgabe des Zweiten Kreuzzuges zu erfüllen. Nun aber stellte sich bei einer Besprechung mit König Balduin III., dem Patriarchen von Jerusalem und führenden Vertretern des Templerordens heraus, dass die Spitzen des Königreichs an einer Rückeroberung Edessas gar kein Interesse hatten. Dafür gab es durchaus triftige Gründe. Denn Edessa war aus christlicher Sicht mittlerweile zu einer Art Geisterstadt herabgesunken. Nach Zengis Tod im September 1146 hatte Graf Joscelin II. von Edessa versucht, seine einstige Hauptstadt zurückzuerobern. Zengis Sohn und Nachfolger Nur ad-Din aber hatte seinen Angriff zurückgeworfen und sich danach an den von Zengi 1144 noch verschonten orthodoxen Christen Edessas wegen ihrer Unterstützung für Joscelin II. gerächt, die Männer umgebracht und die Frauen und Kinder versklavt. Nach Nur ad-Dins drakonischem Strafgericht existierte in der verwüsteten Stadt de facto keine christliche Bevölkerung mehr. Eine Rückeroberung Edessas machte für Balduin  III. daher keinen Sinn, zumal die nordsyrische Stadt weit jenseits der Grenzen des Königreichs Jerusalem lag und für ihn strategisch wertlos war. Dem jungen König und seinen Beratern schwebte stattdessen vor, zusammen mit den deutschen und französischen Kreuztruppen auf ein weit näher gelegenes Ziel loszugehen  : Sie wollten Damaskus erobern. Die Spitzen des Königreichs Jerusalem hatten diesen ambitionierten Plan vor dem Hintergrund der unsicheren Kräfteverhältnisse in der Region geschmiedet. Muin ad-Din Unur, der Machthaber von Damaskus, war seit einigen Jahren mit dem Königreich Jerusalem verbündet, doch hatte diese Allianz in jüngster Vergangenheit Risse bekommen. Zusätzlich unheilvoll wirkte, dass Nur-ad Din höchst begehrliche Blicke auf Damaskus warf. Gelang es ihm, die syrische Metropole einzunehmen, drohte das Entstehen eines muslimischen Einheitsstaates an der Ostgrenze von Outremer. Aus der Sicht Balduins III. und seiner Berater war es daher naheliegend, diese für Outremer größte Gefahr im Keim zu ersticken. Mit der Ankunft der deutschen und französischen Kreuzritter schien sich die Gelegenheit zu bieten, genau dies zu erreichen. Konrad  III. trat den Begehrlichkeiten Balduins  III. nicht ernstlich entgegen. Er kannte die komplexen orientalischen Kräfteverhältnisse naturgemäß weit weniger gut als sein Gastgeber und musste den Einschätzungen der Ortsansässigen vertrauen. Außerdem stellte das neue Ziel wohl auch für ihn eine verlockende Perspektive dar. Mit der Eroberung einer derart namhaften Stadt wie Damaskus würde sich die in Kleinasien erlittene Schmach gründlich überdecken lassen. Der König stimmte dem Ansinnen Balduins III. zu.31 Nachdem er mit seinen Fürsten an den heiligen Stätten der Christenheit Andacht gehalten hatte, zog Konrad III. über Samaria und Galiläa zurück nach Akko, um die angepeilte TruppenaufstoJerusalem 

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ckung durch das Anwerben von weiteren Kreuzfahrern und Saisonpilgern aus Europa zu realisieren.32 Am 24. Juni 1148 tagte in Akko die imposanteste Ratsversammlung, die das Königreich Jerusalem bislang erlebt hatte, um über das Ziel der kommenden Offensive endgültig zu entscheiden. Die drei Könige des Heiligen Römischen Reiches, Frankreichs und Jerusalems nahmen daran teil, ebenso zahlreiche weltliche und geistliche Würdenträger aus Europa und Outremer. Ungeachtet dessen war ihr Ausgang von der Vorentscheidung geprägt, die Balduin III. und Konrad III. im kleinen Kreis bereits Wochen zuvor getroffen hatten. Obwohl bei der Versammlung kritische Gegenstimmen laut wurden, setzte sich letztlich das Expeditionsziel Damaskus durch.33 Für Konrad  III. unerfreulich  : Welf  VI. wollte an diesem Feldzug nicht teilnehmen, sondern nach Europa zurückkehren. Der König sah seinen Gegner um die Vorherrschaft in Bayern wohl mit Sorge ziehen. Er hatte sich während des Kreuzzugs zwar sehr um ein pflegliches Verhältnis mit dem Welfen bemüht, und außerdem mussten während des Kreuzzuges auf Weisung des Papstes alle kriegerischen Handlungen im Heiligen Römischen Reich ruhen. Dennoch lag die Vermutung nahe, dass die vorzeitige Heimkehr Welfs  VI. aus staufischer Sicht nichts Gutes für die ohnehin nur löchrige Königsautorität über Bayern bedeuten würde.34

Vor den Mauern von Damaskus

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itte der 1150er Jahre begann Otto von Freising ein Auftragswerk über Konrads III. Nachfolger Friedrich I. Barbarossa zu schreiben. Es sollte den jungen Kaiser, wie es in der Natur von Auftragswerken zumeist liegt, im besten Licht präsentieren. Die Darstellung des Zweiten Kreuzzuges setzte den Bischof dabei jedoch in einige Verlegenheit, denn bei einer Schilderung dieses Unternehmens ließ sich das Licht des späteren Herrschers beim besten Willen nicht zum Strahlen bringen, auch wenn dieser damals noch nicht in führender Position gewesen war. Das Fiasko der deutschen Kreuzarmee in Kleinasien streifte Otto von Freising daher nur flüchtig, dem Aufenthalt Konrads III. und seiner Fürsten im Königreich Jerusalem widmete er ebenfalls nur wenige Sätze. Auf das, was danach geschah, wollte Otto von Freising dann überhaupt nicht mehr eingehen. Ausführlichere Nachrichten über den Feldzug nach Damaskus werde er möglicherweise bei anderer Gelegenheit liefern oder dies vielleicht zur Gänze anderen

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Erzählern überlassen, bemerkte er ebenso wolkig wie lapidar – und schwieg sich ansonsten über diese Offensive gänzlich aus.35 Trotz der Wortkargheit des Bischofs ist der unter deutscher Beteiligung stattfindende Angriff auf Damaskus sehr gut dokumentiert. Dies ist hauptsächlich Wilhelm von Tyrus zu verdanken, dem führenden Chronisten des Königreichs Jerusalem, dessen »Geschichte der jenseits des Meeres vollbrachten Taten« (Historia rerum in partibus transmarinis gestarum) trotz mancher Unschärfen zu den bedeutendsten Geschichtsdarstellungen des Mittelalters zählt und auch eine ausführliche Schilderung der Damaskus-Offensive enthält. Das Unternehmen begann mit durchaus seriösen Erfolgschancen. Mitte Juli 1148, etwa drei Wochen nach der Ratsversammlung von Akko, sammelten sich die christlichen Streitkräfte bei Tiberias am See Genezareth. Konrad III. und Ludwig VII. war es mit viel Geld gelungen, ihre in Kleinasien stark dezimierten Heere aufzustocken. Als ihre Aufgebote mit den Streitkräften Jerusalems zusammengeführt wurden, entstand ein riesiger Truppenkörper. Dessen Dimension machte die Spitzen des Kreuzritterreichs offenbar glauben, die Damaszener würden beim Anblick der gewaltigen christlichen Streitmacht kaum Widerstand leisten oder vor lauter Schreck überhaupt gleich die Waffen strecken. So groß war ihre Zuversicht, dass Balduin  III. und seine Barone nicht einmal Belagerungsmaschinen mitnahmen. Zuversichtlich zog die Kreuzarmee über die Golanhöhen und am Berg Hermon vorbei in Richtung Damaskus. Die Anführer des Unternehmens wollten die syrische Metropole von Westen her angreifen. Dafür sprach nicht zuletzt der Umstand, dass es dort vorgelagerte Obstgärten gab, die den Soldaten Nahrung und Wasser liefern konnten. Als das Heer in die Nähe der Stadt kam, ging es in Angriffsformation, wobei die ortskundigen Truppen Jerusalems die Spitze bildeten, Ludwig  VII. das Zentrum kommandierte und Konrad  III. die Nachhut führte, um mögliche Attacken aus dem Hinterhalt abzuwehren. Am 24. Juli 1148 erreichte die christliche Streitmacht die Gärten und Obsthaine im Westen von Damaskus. Muin ad-Din Unur, der Machthaber der syrischen Metropole, weigerte sich aber, das zu tun, was manche Franken von ihm erwarteten. Weder verging er vor Furcht noch dachte er an sofortige Kapitulation. Schon beim Anmarsch der Christen hatte er seinen Provinzstatthaltern befohlen, sofort alle verfügbaren Streitkräfte nach Damaskus in Marsch zu setzen, und auch Eilboten mit der Bitte um Hilfe zu seinem Gegner Nur ad-Din geschickt. Zunächst schien der Angriff der Christen zu einem raschen Sieg zu führen. Zügig drängten sie eine Streitmacht, die Unur ihnen entgegenschickte, in die Stadt zurück und vertrieben damaszenische Heckenschützen, die in den Obstgärten in Vor den Mauern von Damaskus 

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6  Die Streitkräfte des Zweiten Kreuzzuges im Anmarsch auf Damaskus, Ausschnitt einer Darstellung des französischen Buchmalers Jean Colombe (um 1474).

Position gegangen waren, um die Angreifer aus guter Deckung zu beschießen, aus ihren Stellungen. Dann rückten sie zu einem direkt unter den Festungsmauern vorbeifließenden Fluss vor.36 Dort geriet ihr Angriff allerdings wegen des energischen Widerstands damaszenischer Verteidiger ins Stocken. Geht es nach Wilhelm von Tyrus, verrichtete Konrad III. nun eine archaische Tat. Als Kommandant der Nachhut konnte er nicht sehen, was vorne geschah. Auf seine Nachfrage, warum denn das Heer nicht weiter vorrücke, wurde ihm die Nachricht gebracht, 54 | 

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dass die Feinde den Fluss besetzt hielten und die Unseren nicht herankommen ließen. Als er dies vernahm, geriet er in Zorn und preschte mitten durch die Reihen des Königs von Frankreich hindurch mit seinen Fürsten auf den Kampfplatz. Hier stiegen nun er und die Seinigen von den Pferden, wie dies die Art der Deutschen ist, wenn sie in der Schlacht in große Not geraten, und kämpften mit vorgehaltenen Schilden, Mann gegen Mann, gegen die Feinde, die, so tapfer sie vorher widerstanden hatten, diesen Angriff nicht aushalten konnten, eiligst den Fluss verließen und in die Stadt zurückflüchteten. Bei diesem Gefecht soll der Kaiser [sic  !] eine ewig denkwürdige Tat verrichtet haben. Man sagt nämlich, er habe einem der Feinde, der tapferen und männlichen Widerstand leistete, obgleich er eine Rüstung trug, mit einem Hieb Kopf, Hals und die linke Schulter samt dem Arm und einem Teil der Seite darunter abgehauen. Diese Tat setzte die Bürger, die dies mit ansahen oder von anderen erzählen hörten, in solchen Schrecken, dass sie alle Hoffnung, ferneren Widerstand leisten und sich retten zu können, verloren.37

Die Bewohner von Damaskus dachten nach diesem wilden Angriff vor allem an Rückzug. Sie gingen eilig daran, die Straßen im Westen der Stadt durch Barrikaden zu blockieren, damit sie im Fall eines entscheidenden Durchbruchs der Christen etwas mehr Zeit hätten, um im Osten aus der Stadt zu fliehen. Die Tat Konrads III. und seiner Leute blieb allerdings nur ein Strohfeuer. Tags darauf riss Unur die Initiative an sich. Er ging mit den ersten aus den Provinzen eingetroffenen Verstärkungen zum Gegenangriff über und warf die überraschten Christen zurück. Als er in den folgenden beiden Tagen weitere Attacken unternahm und außerdem die Heckenschützen wieder in die Obstgärten vorrücken ließ, verlegten die Christen ihr Feldlager am 27. Juli ins östliche Vorfeld von Damaskus. Das stellte sich allerdings sehr schnell als schlimme Fehlentscheidung heraus, denn rund um ihren neuen Lagerplatz gab es zwar weniger Deckung für Heckenschützen, fatalerweise aber auch kein Wasser. Dieser Zustand ließ sich in der hochsommerlichen Hitze nicht lange ertragen. Der scheinbar leichteste Ausweg aus dieser Lage, nämlich rasch zum ursprünglichen Lagerplatz zurückzukehren, war, wie sich rasch herausstellte, blockiert. Die Damaszener hatten ihn weit stärker besetzt als zuvor und die dorthin führenden Wege mit Balken und großen Steinen befestigt, hinter deren Schutz sie jeden, der sich zu nähern versuchte, mit einem Pfeilhagel eindeckten.38 Die Christen saßen in der Zwickmühle. Unmut regte sich in ihren Reihen. Das Gerücht kam auf, Unur habe die Barone im Umfeld Balduins III. bestochen, damit sie die Kreuzarmee zu diesem ausgedörrten Platz lotsten. Außerdem intensivierte Unur, der nun laufend weitere Verstärkungen aus den Provinzen bekam, seine Gegenangriffe. Vor den Mauern von Damaskus 

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Unter dem Eindruck der sich rapide verschlechternden Lage zerstob die hochgemute Siegesgewissheit Balduins  III. und seiner Barone. Angesichts der kraftvollen damaszenischen Gegenwehr konnte von einer raschen Einnahme der Stadt längst keine Rede mehr sein, das Fehlen von Belagerungsgeräten machte sich jetzt schmerzlich bemerkbar. Überdies musste auch noch mit dem baldigen Erscheinen Nur ad-Dins gerechnet werden. Die Spitzen des Königreichs Jerusalem befanden, dass das gesamte Unternehmen sofort abgebrochen werden musste. Konrad III. und Ludwig VII., die auf Drängen Balduins III. und seiner ­Barone überhaupt erst nach Damaskus gekommen waren, verstanden die Welt nicht mehr. Sie beschwerten sich über diesen plötzlichen Kurswechsel und warfen den ansässigen Christen mangelnden Kampfgeist vor. Doch ihre Empörung war vor allem von Hilflosigkeit geprägt. Ohne die Streitkräfte des Königreichs Jerusalem war es sinnlos, den Kampf um Damaskus weiterzuführen. Den beiden Königen blieb nichts weiter übrig, als nachzugeben. Am 28. Juli 1148 hob die Kreuzarmee nach nur fünf Tagen die Belagerung von Damaskus auf und trat den Rückzug an.39

Trugbild Askalon

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er Fehlschlag von Damaskus löste unter den Anführern des Unternehmens heftige Querelen aus. Der Verdacht, Verrat in den fränkischen Reihen sei für das überraschend schnelle Scheitern der Belagerung verantwortlich gewesen, kam auf und griff immer weiter um sich. Zu besonders starken Spannungen kam es zwischen dem Lager Balduins  III. und dem römisch-deutschen König, der sich nicht sonderlich darum bemühte, seinen Unmut über das Geschehene zu verbergen. Vor einem völligen Zerwürfnis schreckte Konrad  III. aber noch zurück. Er wollte seinen Kreuzzug nicht mit einer gänzlich negativen Bilanz beenden, sondern mit irgendeinem zählbaren Ergebnis ins Heilige Römische Reich zurückkehren. Daher signalisierte er Zustimmung, als nach dem Rückzug von Damaskus trotz aller Unstimmigkeiten in Jerusalem eine Versammlung einberufen wurde, um zu beraten, was man jetzt unternehmen könne. Als die Idee geboren wurde, einen Angriff auf Askalon zu unternehmen, erklärte sich der König damit einverstanden. Für Konrad III. gab es triftige Gründe, dieses Vorhaben für attraktiv zu ­halten. Askalon war der letzte Brückenkopf, den die ägyptischen Fatimiden in Paläs-

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tina besaßen, eine bedeutende, von gewaltigen Festungsanlagen umgebene Hafenstadt, von der aus in unregelmäßigen Abständen Raubzüge und Überfälle auf fränkisches Gebiet unternommen wurden. Außerdem lag dieser mächtige Stützpunkt der Fatimiden an einer für die Christen äußerst unangenehmen Stelle. Kaum mehr als 60 Kilometer Luftlinie von der Heiligen Stadt entfernt, ließen sich von hier aus Vorstöße direkt ins Herz des Königreichs Jerusalem unternehmen. Gelang es, Askalon mit vereinten Kräften zu erobern, konnte Konrad  III. mit Recht für sich in Anspruch nehmen, bei seinem Kreuzzug nach den Fehlschlägen von Doryläon und Damaskus doch noch einen stattlichen Erfolg errungen zu haben.40 Es sei dahingestellt, ob die Bündnispartner, die vor Damaskus so klar gescheitert waren, vor Askalon tatsächlich einen durchschlagenden Erfolg hätten erzielen können. Die Stadt besaß imposante Abwehrbastionen, ließ sich von See her jederzeit mit Nachschub versorgen und konnte auch einer monatelangen Belagerung standhalten. Einer Antwort auf diese Frage kam das Vorhaben jedoch nicht nahe. Stattdessen versandete es auf skurrile Weise. Noch in Jerusalem hatten die drei Monarchen vereinbart, ihre Streitkräfte bei Jaffa zu sammeln, um von dort aus gemeinsam nach Askalon vorzurücken. Konrad III. begab sich mit seinen Truppen sodann zum vereinbarten Treffpunkt. Dasselbe tat Ludwig  VII. Doch vor Jaffa warteten die deutschen und französischen Kontingente vergeblich auf die Kampfverbände des Königreichs Jerusalem. Warum diese nicht erschienen, ist schwer nachvollziehbar, denn die Eroberung der strategisch und wirtschaftlich bedeutenden Hafenstadt Askalon lag eigentlich stark im Interesse Jerusalems. Vier Jahre später sollte Balduin III. alle verfügbaren Kräfte zusammenziehen, um die Stadt in einem Kraftakt sondergleichen einzunehmen. Dass er die außergewöhnliche Gelegenheit, einen Angriff mit französischer und deutscher Truppenunterstützung vorzutragen, nicht nützte, nachdem man diesen schon vereinbart hatte, lässt sich mit rationalen Gründen kaum erklären. Möglicherweise waren die Negativemotionen, die zwischen dem Lager Balduins  III. und Konrads  III. nach dem Fehlschlag von Damaskus entstanden waren, ausschlaggebend für das eigenwillige Handeln des Königs von Jerusalem. Konrad III. harrte insgesamt acht Tage lang mit wachsendem Zorn bei Jaffa aus, dann hatte er endgültig genug. Er wähnte sich von Balduin  III. und den fränkischen Baronen neuerlich verraten und wollte das Heilige Land jetzt nur noch verlassen. Während Ludwig  VII. noch für einige Monate im Königreich Jerusalem blieb, dort aber keine nennenswerten Taten mehr vollbrachte, schiffte Trugbild Askalon 

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sich Konrad III. am 8. September 1148 mit seinem Gefolge in Akko ein und segelte wutentbrannt nach Westen davon. In der muslimischen Welt rief die Abreise des römisch-deutschen Königs Erleichterung hervor. Das gewaltige Unternehmen des Zweiten Kreuzzugs hatte insbesondere Nur ad-Din zutiefst beunruhigt. Auch als die ersten Nachrichten von den schweren Verlusten der Kreuzritter in Kleinasien zu ihm vorgedrungen waren, hatte es aus seiner Sicht noch keinen Grund zu vollständiger Entwarnung gegeben. Selbst nach dem Fehlschlag der Kreuzritter vor Damaskus hatten Menschen in der belagerten Stadt den raschen Abzug der Christen noch für eine Finte gehalten. Erst als Konrad III. in See stach, wurde dem letzten Skeptiker klar, dass der anfänglich so gewaltige Feldzug der abendländischen Christenheit tatsächlich sang- und klanglos gescheitert war.41 Der arabische Chronist Ibn al-Athir fasste zusammen  : »Die deutschen Franken zogen wieder in ihr Land, das weit hinter Konstantinopel liegt, und Gott entledigte die Gläubigen von diesem Ungemach.«42

Die Konsequenzen des Scheiterns

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ach seiner Abfahrt aus Palästina steuerte Konrad III. abermals das Byzantinische Reich an. Auf Einladung von Kaiser Manuel I. Komnenos legte er wieder einen mehrmonatigen Aufenthalt am Bosporus ein. Die Freundschaft zwischen den beiden Monarchen intensivierte sich. Als Konrad  III. zu Beginn des Frühjahrs 1149 schließlich die Heimreise ins Reich antrat, hatte er eine militärische Allianz mit Byzanz geschlossen, die sich vor allem gegen den normannischen König Roger II. von Sizilien richtete, dessen Expansion im Mittelmeerraum beiden Seiten bedrohlich erschien. Um das Bündnis zusätzlich zu kräftigen, hatten Konrad III. und Manuel I. überdies eine Hochzeit zwischen Heinrich Jasomirgott, dem verwitweten Halbbruder des römisch-deutschen Königs und Herzog von Bayern, und einer Nichte des Kaisers, Theodora Komnena, eingefädelt.43 Sein im Orient erlittenes Imagedesaster konnte Konrad III. mit diesem taktischen Erfolg freilich nicht annähernd wettmachen. Der Zweite Kreuzzug wurde in der gesamten westlichen Christenheit als erschütternder Fehlschlag empfunden. Aufgewühlt suchte man nach Gründen, warum das gottgefällige Unternehmen gescheitert war, gab die Schuld dafür den Spitzen des Königreichs Jerusalem, dem byzantinischen Kaiser, dem man Verrat an der Sache der Christenheit nachsagte, und auch Bernhard von Clairvaux, der den Kreuzzug überhaupt erst in Gang gesetzt hatte.44 Manche führten das Scheitern auf die moralische Unzulänglichkeit der daran beteiligten Kämpfer zurück  ;

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Konrad III., Friedrich III. von Schwaben und der Zweite Kreuzzug (1147 – 1149)

diese hätten sich als sündige Menschen demaskiert, denen Gott offensichtlich zürne und deshalb den Erfolg versagt habe.45 Von einer Begeisterung für den Glaubenskrieg konnte weit und breit keine Rede mehr sein  ; dass Edessa verloren war, nahm man jetzt achselzuckend zur Kenntnis. Wie schon nach dem Kreuzzug von 1101 sollte es auch diesmal mehr als vier Jahrzehnte dauern, ehe sich das Abendland wieder zu einem vergleichbaren Unternehmen bereitfand. Für Konrad III. stellte der militärische Fehlschlag im Orient eine ungeheure Demütigung dar, die seiner Reputation empfindlich schadete. Davor hatte er verkündet, den Kreuzzug zur »Ehre unseres Reichs« zu unternehmen, danach beklagten viele, dass genau dies völlig fehlgeschlagen sei. Im Wissen um die auf ihn wartende Kritik hatte Konrad III. schon vor seiner Rückkehr in Briefen, die er ins Reich schickte, geltend gemacht, »sein Heer sei nicht von den Ungläubigen, sondern vom Hunger besiegt worden, gegen den keine Waffe hilft.«46 Sonderlich wirksam dürfte diese Schutzbehauptung nicht gewesen sein. In den Kölnischen Jahrbüchern wurde trocken festgehalten, es sei besser über diesen Kreuzzug zu schweigen, das Schamgefühl der Menschen zu schonen und »die Ereignisse nicht der Kenntnis der Nachkommen zu überliefern.«47 In den Jahrbüchern von Pegau wurde der auf Deutschland bezogene Patriotismus thematisiert und angemerkt, der König sei nach Jerusalem gezogen, »wo er nichts für den Glanz des kaiserlichen und des deutschen Namens getan«48 habe. Auch auf persönlicher Ebene wirkte sich der Kreuzzug für Konrad  III. fatal aus. Er kehrte als kranker Mann ins Heilige Römische Reich zurück. Während des Kreuzzuges hatte sich der König mit der Malaria tertiana infiziert. Die damit verbundenen regelmäßig auftretenden Fieberattacken machten ihm immer wieder schwer zu schaffen und schränkten seine Handlungsfähigkeit zuweilen drastisch ein. In den knapp drei Lebensjahren, die dem König nach seiner Rückkehr vom Zweiten Kreuzzug noch blieben, war ihm das Glück nicht gewogen. Anfang 1150 erlebte er noch einen Triumph, als sein jugendlicher Sohn und Mitkönig Heinrich seinem langjährigen Kontrahenten Welf VI. eine schwere Niederlage zufügte, sodass dieser sich bald darauf genötigt sah, sich dem König zu unterwerfen, und fortan Ruhe hielt. Der Konflikt mit den Welfen war damit jedoch mitnichten zu Ende, denn Heinrich der Löwe hielt an seinen Ansprüchen auf das Herzogtum Bayern fest. Im selben Jahr musste Konrad III. außerdem den Tod seines Sohnes Heinrich betrauern. Trotz dieses schweren persönlichen Schicksalsschlags und seiner schwindenden Gesundheit raffte sich Konrad  III. noch einmal auf und machte Pläne. Die Konsequenzen des Scheiterns 

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Im September 1151 legte er beim Reichstag in Würzburg mit den Fürsten eine Reichsheerfahrt nach Italien fest, in deren Verlauf der König auch die Kaiserkrone erhalten sollte.  Jahrelang hatte er diese höchste weltliche Würde ersehnt, sich gerne auch auf offiziellem Weg als Kaiser anreden lassen. Wegen der nicht enden wollenden Wirrnisse im Reich und des Kreuzzugs war es ihm bislang verwehrt geblieben, die aufwändige Fahrt zur Erlangung der Kaiserwürde anzutreten. Das wollte der alternde Monarch nun nachholen. Da das Unternehmen aber großangelegte Vorbereitungen erforderte, wurde dessen Beginn erst auf September 1152 festgelegt. Zu den vorbereitenden Maßnahmen zählte auch die Machtsicherung. Für den Fall, dass er die Reise nach Rom nicht überleben sollte, wollte Konrad III. seinen jüngeren, erst etwa sechs Jahre alten Sohn Friedrich Ende Februar 1152 zum Mitkönig erheben und am 9. März krönen lassen. Doch die Lebenszeit des Königs reichte für seine Pläne nicht mehr aus. Anfang Februar 1152 verschlechterte sich Konrads Gesundheitszustand rapide. Die Krankheit, die er sich beim Kreuzzug zugezogen hatte, überstieg mittlerweile seine Kräfte. Nach einigen Tagen war der etwa 58 Jahre alte König dem Tode nahe. Geht es nach Otto von Freising, erkannte der sterbende Monarch, dass sein minderjähriger Sohn kaum realistische Nachfolgechancen hatte, ein Versuch, die Krone innerhalb der staufischen Familie zu halten, aber möglicherweise erfolgreich sein würde. Denn es gab einen überzeugenden, mit ihm verwandten Thronkandidaten, und er stand neben Konrads III. Krankenbett  : sein Neffe Friedrich III. von Schwaben, jung, politisch dennoch bereits sehr erfahren, vielversprechend begabt und vor Tatendrang vibrierend. Ihm übergab der Monarch die Reichsinsignien und nominierte ihn damit als seinen Nachfolger. Am 15. Februar 1152 starb Konrad III. in Bamberg,49 ein Herrscher mit einer in Summe negativen Regierungsbilanz, zugleich aber der Gründer der staufischen Herrscherdynastie und der einzige europäische Monarch der Kreuzzugsepoche, der im Lauf seines Lebens zwei Mal für das Königreich Jerusalem das Schwert geführt hatte.50

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Konrad III., Friedrich III. von Schwaben und der Zweite Kreuzzug (1147 – 1149)

Friedrich I. Barbarossa, Friedrich VI. von Schwaben und der Dritte Kreuzzug (1189 – 1192)

Der Ruf Jerusalems

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er Misserfolg des Zweiten Kreuzzuges hinterließ nicht nur im Abendland, sondern auch bei den fränkischen Christen im Orient tiefe Spuren. Insbesondere die Entscheidung vom 28. Juli 1148, die Belagerung von Damaskus nach nur fünf Tagen wieder abzubrechen, beschädigte ihren Ruf in der Region empfindlich. Wilhelm von Tyrus merkte dazu an  : Von diesem Tag an verschlimmerte sich die Lage der morgendländischen Lateiner ersichtlich, denn unsere Feinde sahen, wie unsere Fürsten und großen Könige, welche die festen Fürsten des christlichen Volks zu sein schienen, ihre Mühe fruchtlos verschwendet hatten und ihr Ruhm versunken war. Sie sahen, wie die, vor deren bloßen Namen sie sich früher gefürchtet hatten, nicht das Geringste gegen sie ausrichten konnten. Dadurch wurden sie so übermütig und kühn, dass sie von da an nie mehr Misstrauen in ihre eigene Stärke hatten und ab jetzt ungescheut, mehr als bisher, die Unsrigen bedrängten.1

Der Nimbus der militärischen Überlegenheit, der die westlichen Christen seit dem Ersten Kreuzzug umgeben hatte, war dahin. Nur ad-Din, den man eigentlich in die Schranken hatte weisen wollen, wurde durch das Scheitern des Zweiten Kreuzzuges gestärkt und leitete neue Offensiven ein. Er eroberte den Ostteil des Fürstentums Antiochia und im Verein mit Masud I., dem Sultan der Seldschuken, auch den von den Christen noch gehaltenen Rest der Grafschaft Edessa. Ein Jahr nach dem Ende des Zweiten Kreuzzuges gab es im Orient endgültig nicht mehr vier, sondern nur noch drei Kreuzritterstaaten, und der einst weit ins asiatische Binnenland hineinragende Norden von Outremer war auf einen Küstenstreifen am Mittelmeer zusammengeschrumpft. Im Süden von Outremer sah die Lage für die Christen zunächst noch etwas besser aus. König Balduin III. von Jerusalem fühlte sich sogar imstande, im Alleingang jenes ehrgeizige Projekt nachzuholen, das er mit Konrad III. während des Zweiten Kreuzzuges nicht hatte realisieren wollen  : Anfang 1153 zog er mit seinen Streitkräften nach Askalon und eroberte nach siebenmonatiger Belagerung die einzige große Küstenstadt, die den Muslimen am Ostufer des Mittelmeeres noch verblieben war. Der Ruf Jerusalems 

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Lange konnte Balduin III. über diesen Erfolg allerdings nicht jubeln. Nur adDin schlug postwendend zurück, stieß im April 1154 nach Damaskus vor und eroberte die Stadt binnen weniger Tage. Damit geschah, was die Franken stets hatten verhindern wollen  : An der Ostgrenze von Outremer entstand ein einheitlicher muslimischer Staat. Die Könige von Jerusalem stemmten sich dieser für sie brandgefährlichen Machtverschiebung entgegen, indem sie eine engere Anlehnung an das Byzantinische Reich eingingen. Phasenweise unternahmen sie auch erfolgreiche Angriffe auf Ägypten. Doch ab Mitte der 1170er Jahre laborierte der Kreuzritterstaat zunehmend an inneren Problemen. König Balduin  IV. (👑1174 – 1185) litt an Aussatz. Je weiter die Krankheit voranschritt, desto weniger vermochte es der eigentlich tatkräftige Monarch, eine Erosion der königlichen Autorität zu verhindern. Nach seinem Tod folgte sein gleichnamiger, etwa acht Jahre alter Neffe Balduin V. nach, der nach nur einem Jahr ebenfalls starb. Mit dem Ableben des Kindkönigs (👑1185 – 1186) im September 1186 erlosch die Herrscherdynastie Jerusalems in männlicher Linie, und die Krone ging auf seine Mutter Sibylle über. Es war ein in doppelter Hinsicht einschneidender Moment. Zum einen sollte die Jerusalemer Königswürde von nun an über 40 Jahre lang in weiblichen Händen liegen. In diesem Zeitraum übten die Ehemänner der Königinnen von Jerusalem die faktische Macht aus, taten dies aber lediglich auf Basis des Rechts, das ihre Gemahlinnen innehatten (de iure uxoris), und bewegten sich somit auf brüchigem Boden  : Starb eine Königin vorzeitig, verlor ihr Gemahl seine Herrschaftslegitimation. Es war eine Situation, die im Königreich Jerusalem immer wieder für erhebliche innenpolitische Unsicherheiten und Spannungen sorgen sollte. Zum anderen kam mit der Kronübernahme Sibylles ihr zu Fehlentscheidungen neigender Ehemann Guido von Lusignan (👑1186 – 1192) an die Schalthebel der Macht. Die Konsequenz des Herrscherwechsels von 1186 wurde für Jerusalem bald dramatisch spürbar, denn dem Kreuzritterstaat stand mittlerweile ein Kontrahent gegenüber, dem Guido von Lusignan nicht gewachsen war  : Salah ad-Din (Saladin) (👑1171/74 – 1193), ein junger Armeeführer Nur ad-Dins mit großen Ambitionen und großer Befähigung, hatte sich 1169 zum Wezir in Ägypten aufgeschwungen und zwei Jahre später die Dynastie der Fatimiden abgesetzt. Als Nur ad-Din 1174 starb, übernahm Saladin auch in Syrien das Kommando und schuf das Ayyubidische Reich, eine muslimische Großmacht, die Outremer nicht nur von Osten, sondern nun auch von Westen und Süden her umklammerte. Den von Nur ad-Din propagierten Glaubenskrieg gegen die Christen setzte Saladin in noch größerem Maßstab fort. Mit seinen ersten, noch zu Zeiten Bal62 | 

Friedrich I. Barbarossa, Friedrich VI. von Schwaben und der Dritte Kreuzzug (1189 – 1192)

duins  IV. unternommenen militärischen Vorstößen gegen das Königreich Jerusalem hatte er keine zählbaren Erfolge erzielt, doch nach dem Machtantritt Guidos von Lusignan im Jahr 1186 änderte sich das rasch. Im darauf folgenden Sommer marschierte der Sultan an der Spitze einer gewaltigen Streitmacht in den Kreuzritterstaat ein. Guido ließ sich zu einer alles entscheidenden Feldschlacht hinreißen, einem Risiko, das seine oft in Unterzahl operierenden Vorgänger stets zu vermeiden gesucht hatten. Als er dann auch noch militärisch ungeschickt vorging, wurde er am 4. Juli 1187 bei den Hörnern von Hattin, einer Anhöhe nahe dem See Genezareth, von Saladin vernichtend geschlagen. Die Niederlage hätte für Outremer nicht verheerender sein können. Guido von Lusignan hatte für die Mobilisierung gegen Saladin fast die gesamte kampffähige Schicht der Königreichs Jerusalem herangezogen. Die nur noch schwach besetzten Städte und Festungen vermochten dem Vormarsch des Sultans nichts entgegenzusetzen. Binnen weniger Wochen eroberte Saladin nahezu alle wichtigen Hafenstädte des Königreichs Jerusalem, darunter Akko, Beirut, Sidon, Jaffa und auch Askalon. Nur eine Stadt widersetzte sich dem Siegeslauf des Sultans  : Tyrus. Dass es so kam, lag im Grunde an einem Zufall. Zunächst schien auch Tyrus rasch zu fallen. Unmittelbar nach der Schlacht von Hattin und der raschen Einnahme von Akko rückten Streitkräfte Saladins heran, und die geschockten Herren der Stadt wollten schon kapitulieren. Doch da traf ein Schiff im Hafen von Tyrus ein. Ihm entstieg der norditalienische Hochadelige Konrad von Montferrat. Er sollte für Saladin zum personifizierten Menetekel werden.2 Konrad von Montferrat war ein Cousin von Kaiser Friedrich  I. Barbarossa, ein erfahrener Kriegsmann und Machtpolitiker, skrupellos und besitzhungrig, kühn und strotzend vor Energie. Eigentlich hatte er lediglich eine Pilgerfahrt unternehmen wollen, doch nach seiner Ankunft erkannte er im Handumdrehen zwei entscheidende Dinge und handelte danach. Tyrus konnte behauptet werden, wenn man es nur ernsthaft versuchte  ; die Stadt war verteidigungstechnisch vorzüglich gelegen und vom Festland aus nur über eine schmale Halbinsel erreichbar, auf der sich ein starker Abwehrwall befand. Außerdem hatte Saladins Siegeszug in der Stadt grenzenlose Unsicherheit und Konfusion hervorgerufen  ; stellte er es geschickt an, konnte er sich zum Herrn einer der reichsten Städte von Outremer aufschwingen. Konrad von Montferrat griff sofort zu. Mit offenbar beträchtlichem Redetalent und Charisma ausgestattet, überzeugte er die verzagten Herren von Tyrus, ihm das Kommando zu übertragen. Danach flößte der Neuankömmling den Bewohnern der Stadt dermaßen viel Kampfgeist ein, dass sie einen ersten Angriff der Muslime abwehrten. Der Ruf Jerusalems 

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Das Glück kam Konrad entgegen. Saladin hatte seinen Heerführern befohlen, sich nach der Schlacht von Hattin nicht auf langwierige Belagerungen einzulassen, sondern zunächst die rasch erreichbaren Erfolge anzupeilen. Da der plötzlich entschlossene Widerstand von Tyrus einen schnellen Sieg unwahrscheinlich machte, wandten sich die Muslime vorerst anderen Zielen zu, wodurch Konrad von Montferrat Zeit bekam, die Verteidigungsanlagen der Stadt massiv zu verstärken.3 Saladins Siegeslauf strebte unterdessen seinem Höhepunkt entgegen. N ­ achdem er weite Teile des Königreichs Jerusalem erobert hatte, wandte sich der Sultan seinem Hauptziel zu. Am 20. September 1187 erschien er mit seinen Streitkräften vor der Heiligen Stadt und begann sie zu belagern. Der fränkische Baron Balian von Ibelin, von Königin Sibylle mit der Verteidigung Jerusalems beauftragt, stand vor einer unmöglichen Aufgabe. Die Bevölkerung der Stadt war durch Flüchtlinge aus allen umliegenden Regionen angeschwollen, aber es gab kaum militärisch geschulte Menschen in der Stadt, die er für Kampfhandlungen einsetzen konnte. Der gigantische Aderlass, den die Schlacht von Hattin im Königreich Jerusalem verursacht hatte, machte sich an allen Ecken und Enden bemerkbar. Balian von Ibelin erhob kurzentschlossen jeden adeligen Jüngling über 16 Jahren sowie etwa 30 Bürger zu Rittern und setzte einen verbissenen Abwehrkampf in Gang, aber Saladins Truppen waren den Kreuzfahrern weit überlegen. Sehr bald musste Balian der Tatsache ins Auge sehen, dass die Stadt nicht zu halten war. Am 30. September begab er sich ins Lager Saladins, um die unumgänglichen Übergabegespräche einzuleiten. Während der Unterredung tobte der Kampf um Jerusalem weiter. Muslimische Kämpfer, die eine Bresche in das Befestigungswerk der Stadt geschlagen hatten, pflanzten eine Standarte auf das Gemäuer, wurden aber von den Verteidigern umgehend wieder zurückgetrieben. Balian warnte den Sultan, dass die Christen, sollten sie mit dem Tod rechnen müssen, vor ihrem Untergang in der Stadt noch großflächige Zerstörungen anrichten würden. Saladin, der Jerusalem möglichst unbeschadet übernehmen wollte, willigte ein und hielt sich getreulich an die mit Balian von Ibelin geschlossenen Vereinbarungen. Als er am 2. Oktober 1187 in Jerusalem einzog, wurde den Christen kein Haar gekrümmt. Alle Stadtbewohner, die finanziell dazu imstande waren, durften sich freikaufen und Jerusalem als freie Menschen verlassen, die anderen mussten sich in muslimische Gefangenschaft begeben. Nach 88-jähriger Herrschaft hatten die Christen die Heilige Stadt verloren, das Königreich Jerusalem schien seinem Ende entgegenzugehen.4 Doch wieder war es Tyrus, das die Pläne des Sultans durchkreuzte. Nach einem mehrwöchigen Aufenthalt in der Heiligen Stadt zog Saladin mit dem Gros 64 | 

Friedrich I. Barbarossa, Friedrich VI. von Schwaben und der Dritte Kreuzzug (1189 – 1192)

seiner Armee los, um die widerspenstige Stadt im Norden nun endlich einzunehmen. Auch mehrere Blockadeschiffe wurden von ihm dorthin beordert, um Tyrus vollständig einzukesseln und von jedem Nachschub abzuschneiden. Doch Konrad von Montferrat trotzte allen Angriffen des Sultans. Er hatte die Stadt mittlerweile in ein erstklassiges Verteidigungsbollwerk umgewandelt und hielt einer wochenlangen Belagerung des Sultans stand. Am 30. Dezember glückte ihm auch noch ein spektakulärer Coup, indem er Saladins Blockadeschiffe in einem nächtlichen Überraschungsangriff zerstörte. Als er unmittelbar darauf auch noch einen Landangriff zurückwarf, musste Saladin die Belagerung auf Druck seiner kampfesmüden Emire aufgeben, die darauf drangen, ihre vom monatelangen Feldzug gegen die fränkischen Christen erschöpften Streitkräfte in die Winterpause entlassen zu können. Mit der erfolgreichen Verteidigung von Tyrus rettete Konrad von Montferrat der Christenheit einen Brückenkopf im Heiligen Land und wurde für die Franken von Outremer zu einer Heldengestalt. Dieses politische Kapital gedachte er auszubauen. Angetrieben vom Ehrgeiz, sich unter den westlichen Christen im Orient eine herausragende Machtstellung zu verschaffen, trat er als deren Sprachrohr gegenüber dem Abendland auf. Er ließ die Kunde von seinem Abwehrsieg gegen Saladin in ganz Europa verbreiten, gepaart mit dringenden Aufrufen, dem Königreich Jerusalem möglichst rasch militärisch zu Hilfe zu eilen.5 Besonders wichtig musste es für Konrad von Montferrat sein, wie sein mächtiger Verwandter, der Kaiser des Heiligen Römischen Reichs, auf die umwälzenden Ereignisse im Orient reagieren würde.

Der Mainzer Hoftag Jesu Christi

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riedrich  I. Barbarossa erfuhr vom Fall Jerusalems, als er Anfang Dezember 1187 in Straßburg einen Hoftag abhielt. Zwei Boten des Heiligen Stuhls platzten in die Versammlung. Sie waren in höchster Eile nach Straßburg gekommen, um den versammelten Großen des Heiligen Römischen Reiches die Nachricht vom Fall Jerusalems zu überbringen, gefolgt von der Kunde, dass der Papst die Christenheit zum Kreuzzug aufgerufen hatte.6 Auf dem Hoftag von Straßburg spielten sich daraufhin dramatische Szenen ab. Die Hiobsbotschaft aus Outremer, der Kriegsappell des Papstes und eine leidenschaftliche Predigt des Bischofs von Straßburg ließen die Emotionen hochgehen. »Keine Worte sind stark genug, um zu schildern, wie viele Tränen und Klagen dort von allen Anwesenden hervorgebracht wurden«, berichten die Marbacher Der Mainzer Hoftag Jesu Christi 

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7  Phantasiedarstellung von Friedrich I. Barbarossa aus dem Jahr 1840 (Ausschnitt eines Gemäldes von Carl Friedrich Lessing).

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Friedrich I. Barbarossa, Friedrich VI. von Schwaben und der Dritte Kreuzzug (1189 – 1192)

Annalen. Auch der Kaiser, so wurde vermerkt, habe seine Tränen nicht zurückhalten können und hätte am liebsten »zur selben Stunde das Kreuz genommen«7. Eine derart spontane Tat konnte sich Barbarossa in aller Öffentlichkeit allerdings nicht erlauben. Wohl traf er seine Entscheidung für den Glaubenskrieg rasch  ; dem Kardinalbischof Heinrich von Albano, den der Papst mit der Kreuzzugswerbung nördlich der Alpen beauftragt hatte, teilte er nach dem Straßburger Hoftag seine Bereitschaft zur Kreuznahme in vertraulichem Gespräch mit.8 Diese Bereitschaft offen zu verkünden kam für ihn zunächst jedoch nicht in Frage. Er befand sich zwar nach 35-jähriger Herrschaft trotz mancher Rückschläge »auf einem Höhepunkt seiner ›Weltgeltung‹«9, doch gab es einen heiklen innenpolitischen Konflikt, den es zu bereinigen galt, ehe er vor aller Welt das Kreuz nehmen konnte. Seit Jahren schon machte ihm Erzbischof Philipp I. von Köln mit einer sich stetig verschärfenden oppositionellen Haltung Probleme. Im August des Jahres hatte der mächtige Kirchenfürst eine Ladung zu einem Hoftag in Worms ignoriert, und auch zum Hoftag in Straßburg war er nicht erschienen, wodurch der Konflikt noch brisanter wurde. Friedrich I. stand im Grunde vor derselben Situation wie sein Onkel Konrad III. über 40 Jahre zuvor  : Bevor er das Kreuz nehmen und sich zu einer langen Orientfahrt verpflichten konnte, musste im Reich stabiler Frieden herrschen. Das Haupthindernis für den Reichsfrieden begann nach dem Hoftag von Straßburg dann aber doch recht rasch zu erodieren, denn die Nachricht vom Fall Jerusalems brachte den Kölner Erzbischof in Zugzwang. Hielt er an seiner Opposition gegen den Kaiser fest, würde er diesen womöglich vom Aufbruch in den Orient abhalten und damit den vom Papst proklamierten Kreuzzug behindern. Das konnte er als Kirchenfürst nicht verantworten. Anfang Februar 1188 erschien Philipp I. auf einem in Nürnberg abgehaltenen Hoftag und erklärte sich bereit, Barbarossa für seinen Ungehorsam satisfactio zu leisten. Dieser erlegte dem Erzbischof relativ milde Bedingungen auf, woraufhin der Konflikt letztlich verhältnismäßig zügig aus der Welt geschafft wurde. Nun, da die Kölner Flanke befriedet war, konnte der Kaiser einen Kreuzzug ernsthaft in den Blick nehmen. Für den 27. März 1188 wurde ein Hoftag in Mainz anberaumt, bei dem es einzig und allein um die Sache Gottes gehen sollte. Kardinalbischof Heinrich von Albano, der Kreuzzugswerber des Papstes, lud im Namen Friedrichs  I. alle kirchlichen und weltlichen Fürsten des Reiches dazu ein. Während der außergewöhnlichen Veranstaltung, die Heinrich von Albano in programmatischer Manier als »Hoftag Jesu Christi« bezeichnete, nahm der Kaiser das Kreuz. Zahlreiche Fürsten, Bischöfe und Ritter taten es ihm gleich und verpflichteten sich beim Mainzer Hoftag ebenfalls zur Teilnahme am Glaubenskrieg. Der Mainzer Hoftag Jesu Christi 

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Mit seiner Entscheidung, den Kreuzzug persönlich anzuführen, erregte Friedrich  I. einiges Aufsehen, denn er zählte bereits etwa 65 Jahre.10 Damit war er, gemessen an der Lebenserwartung der Menschen des Hochmittelalters, bereits ein hochbetagter Mann. Mehrere zeitgenössische Beobachter priesen seine Bereitschaft, trotz seines vorgerückten Alters das Kreuz zu nehmen. In England, wo man ansonsten nicht willens war, einen auch nur theoretischen Vormachtanspruch des Kaisers zu akzeptieren, bezeichnete der Chronist Wilhelm von Newburgh Friedrich I. Barbarossa plötzlich sogar als »unseren Kaiser«11. Tatsächlich aber gab es für Barbarossa wohl keine Alternative dazu, selbst an der Spitze der deutschen Kreuzarmee gen Orient zu ziehen. Es verbot sich quasi von selbst, dieses Risiko seinem ältesten Sohn aufzubürden, den er seit vielen Jahren sorgfältig als Thronfolger aufgebaut hatte. Die Autorität seiner anderen, jüngeren Söhne galt für die Führung eines derart großen Unternehmens als unzureichend. Überdies fiel dem Kaiser als ranghöchstem Monarchen der abendländischen Christenheit eine moralische Verpflichtung zum Schutz Jerusalems zu, die nun, da die Heilige Stadt gefallen war, in drängender Weise akut wurde.12 Nicht auszuschließen ist außerdem, dass Barbarossa den Drang verspürte, seinem Leben mit der Rückeroberung Jerusalems einen Schlusspunkt zu verleihen, wie er aus der Sicht des 12. Jahrhunderts heroischer nicht sein konnte.13 Körperlich fühlte sich Friedrich  I. in der Lage, den enormen Strapazen eines Kreuzzugs standzuhalten. Eine zeitgenössische Quelle, die das Äußere des Kaisers im Alter beschreibt, zeichnet das Bild eines noch sehr rüstigen Mannes. Demnach war er »von etwas mehr als mittelgroßer Statur, hatte rötlichblondes Haupthaar und einen roten Bart, beides schon altersgrau meliert, markante Augenbrauen, brennende Augen, kurze und breite Wangen, breite Brust und Schultern  ; auch seine übrige Erscheinung war recht männlich.«14 Es war eine vielleicht etwas idealisierende, aber wohl nicht allzu realitätsferne Beschreibung. Barbarossa erfreute sich tatsächlich einer beachtlich robusten Konstitution. Die ebenso zeitraubende wie anstrengende Reisetätigkeit, im Mittelalter zwingende Voraussetzung für eine effiziente Herrschaftsausübung, hatte er bislang ohne erkennbare Abstriche bewältigt  ; seine Handlungsfähigkeit war offenbar in keiner Weise eingeschränkt.15 Für den Kreuzzug stellte das Alter Friedrichs I. freilich trotzdem ein beträchtliches Risiko dar. Wenn er in dessen Verlauf starb, würde dies die Erfolgschancen des gesamten Unternehmens in Frage stellen  ; im Hochmittelalter kam es des Öfteren vor, dass ein Feldzug scheiterte oder eine Schlacht verloren ging, weil der Anführer ums Leben kam. Der alte Kaiser versuchte diesem Risiko zu begegnen, indem er seinen zweitältesten Sohn, Herzog Friedrich VI. von Schwaben, anwies, 68 | 

Friedrich I. Barbarossa, Friedrich VI. von Schwaben und der Dritte Kreuzzug (1189 – 1192)

beim Mainzer Hoftag Jesu Christi ebenfalls das Kreuz zu nehmen. Der Herzog von Schwaben würde freilich im Falle von Barbarossas Tod mangels einer wirklichen Kompetenz, über die Reichsfürsten zu herrschen, Probleme haben, in die Fußstapfen des Vaters zu treten. Dies war ein potenzieller Schwachpunkt, der sich schon im Vorfeld des Kreuzzuges absehen ließ, von Barbarossa aber mangels Alternativen in Kauf genommen wurde. Während des Mainzer Hoftages Jesu Christi legte der Kaiser des Weiteren fest, dass der Abmarsch der Kreuzarmee am 23. April 1189 erfolgen sollte.16 Damit stand Barbarossa mehr als ein Jahr für die Vorbereitung des Kreuzzuges zur Verfügung, und er machte davon intensiv Gebrauch. Ein wesentlicher Teil seiner Aufmerksamkeit galt weiterhin der Herstellung eines möglichst lückenlosen Friedens. Sein Hauptkonflikt mit Philipp  I. von Köln war zwar beigelegt, aber es gab im Reich noch eine ganze Reihe schwelender oder offen ausgetragener Unstimmigkeiten auf regionaler Ebene, die es zu bereinigen galt. Zu diesem Zweck unternahm der Kaiser ausgedehnte Fahrten durch den deutschen Reichsteil und wirkte auf Hoftagen in Goslar, Eger, Nürnberg und Hagenau mit großem Einsatz darauf hin, Streitigkeiten beizulegen und potenzielle Konfliktherde aus der Welt zu schaffen.17 Klares Handeln war aus Barbarossas Sicht auch nötig, um die jüdische Bevölkerung zu beschützen. Anlässlich des Hoftages Jesu Christi waren Tausende von Menschen nach Mainz geströmt. Unter dem Eindruck des sich abzeichnenden Kreuzzuges kam wieder einmal der verhängnisvolle Gedanke auf, die vermeintlichen Christus-Feinde nicht erst im Orient, sondern gleich auch in der Heimat zu bekämpfen. Es kam zu Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung von Mainz. Als Friedrich I. davon erfuhr, hielt er sofort dagegen. Er ließ öffentlich strenge Strafen für Gewalttaten an Juden verkünden und griff überdies zu einer außergewöhnlichen Geste. Zusammen mit einem angesehenen jüdischen Gemeindemitglied unternahm er einen Umritt durch die Straßen von Mainz. Während sein Begleiter der Öffentlichkeit ein von Barbarossa gesiegeltes Schreiben zeigte, das der jüdischen Bevölkerung ein friedliches Dasein zusicherte, schloss der Kaiser mit seiner Präsenz auch die letzten Zweifel an seiner Haltung aus. Hinter dem entschiedenen Auftreten des Monarchen stand indessen keine religiöse Toleranz im modernen Sinn (Barbarossa verlangte von den Juden neben der Abgabe, die sie der königlichen Kammer für die Gewährung des königlichen Schutzes entrichten mussten, auch noch einen Beitrag zur Finanzierung des Kreuzzuges). Maßgeblich für seine entschlossene Parteinahme zugunsten der Juden war das Bestreben, einen umfassenden Frieden im Reich herzustellen, sowie »seine strenge Auffassung der herrscherlichen Pflichten, zu denen eben auch der Schutz der Juden gehörte.«18 Der Mainzer Hoftag Jesu Christi 

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Bei der Vorbereitung zum Dritten Kreuzzug sollte es sich als unschätzbarer Vorteil erweisen, dass Barbarossa den Zweiten Kreuzzug als junger Mann selbst miterlebt hatte. Hinzu kam, dass er ein ungleich kompetenterer Planer und Entscheider als sein Vorgänger Konrad III. war. Die organisatorischen Fehler, die das damalige Unternehmen behindert hatten, wollte er diesmal unbedingt vermeiden. Besonders präsent war ihm offenbar die Erinnerung an die Tausende von mittellosen Kriegspilgern und deren Tendenz, sich während des Marschs nach Südosten die Dinge, die sie nicht bezahlen konnten, gewaltsam zu verschaffen. Um derartige Zustände zu vermeiden, verlangte der Kaiser von den Kreuzzugswilligen eine finanzielle Mindestausstattung. Jeder von ihnen musste den Nachweis erbringen, sich zumindest ein Jahr lang mit eigenen Geldmitteln versorgen zu können. In seiner Routenwahl folgte Barbarossa hingegen dem Vorbild Konrads  III. Trotz der militärischen Katastrophe, die er in Kleinasien 1147 persönlich miterlebt hatte, entschied auch er sich für den Landweg in den Orient, wohl deshalb, weil es beim Seeweg zu viele Unbekannte gab. So war es durchaus unklar, ob man in Outremer überhaupt noch einen geeigneten Hafen zur Landung vorfinden würde. Konrad von Montferrat hatte Tyrus zwar gegen Saladin bravourös verteidigt, aber es gab keine Garantie, dass er die Stadt zwei weitere Jahre lang bis zum Eintreffen Barbarossas im Orient würde halten können. Außerdem hatte man auf dem Seeweg mit Naturgewalten zu tun, die sich nicht kalkulieren ließen, was auf einen akribischen Planer wie Barbarossa wohl abschreckend wirkte. Die Landroute war zwar mit gewaltigen Anstrengungen verbunden, aber letztlich doch etwas berechenbarer. Die damit einhergehenden Gefahren ließen sich außerdem, so meinte der Kaiser, mit sorgfältiger Diplomatie entscheidend reduzieren. Nach dem Mainzer Hoftag Jesu Christi schickte er Gesandte in jene Staaten, die auf dem Landweg nach Outremer zu durchqueren waren, um über einen friedlichen Durchmarsch zu verhandeln und außerdem sicherzustellen, dass der Kreuzarmee entlang des Weges regelmäßig Märkte und Möglichkeiten des Geldwechsels geboten wurden. Die Abstimmung mit dem östlich angrenzenden Königreich Ungarn ging friktionsfrei vonstatten. König Bela III. (👑1172 – 1196) und Erzbischof Konrad von Mainz, der Gesandte des Kaisers, kamen rasch zu einem positiven Resultat. Vom Interesse bestimmt, mit dem Kaiser in gutem Einvernehmen zu stehen, teilte Bela III. dem Mainzer Erzbischof seine Bereitschaft mit, Barbarossas Wünschen zu entsprechen und den Durchmarsch der Kreuzarmee nach Kräften zu unterstützen.19 Ungleich schwieriger drohte die Abstimmung mit dem Byzantinischen Reich zu werden. Die von Konrad III. und Manuel I. Komnenos während des Zweiten 70 | 

Friedrich I. Barbarossa, Friedrich VI. von Schwaben und der Dritte Kreuzzug (1189 – 1192)

Kreuzzuges geschlossene Allianz hatte nicht lange gehalten, die wechselseitigen Beziehungen der beiden Kaiserreiche waren seit geraumer Zeit angespannt. Im Hinblick auf Süditalien gab es einen starken deutsch-byzantinischen Interessengegensatz. Regelmäßig für Zündstoff sorgte außerdem das Zweikaiserproblem  ; dass es sowohl im Oströmischen Reich als auch im Heiligen Römischen Reich jeweils einen Kaiser gab, widersprach dem im Mittelalter noch universalen Anspruch des Kaisertums eklatant. Zunächst aber ließ sich die Abstimmung mit Byzanz recht ermutigend an. Kaiser Isaak II. Angelos (👑1185 – 1195) schickte eine Gesandtschaft unter der Führung seines Außenpolitikers Johannes Dukas nach Nürnberg. In den nun einsetzenden Verhandlungen versuchte Barbarossa Vertrauen zu schaffen, indem er seine friedlichen Absichten von seinem Sohn Friedrich  VI. von Schwaben, seinem Vetter Leopold V. von Österreich und dem ihm nahestehenden Bischof Gottfried I. von Würzburg feierlich beschwören ließ. Johannes Dukas kündigte daraufhin byzantinisches Entgegenkommen an, hielt es aber zur Klärung weiterer Fragen für nötig, die Entsendung einer deutschen Gesandtschaft nach Konstantinopel zu erbitten. Barbarossa stellte daraufhin eine Delegation unter der Leitung des Bischofs Hermann II. von Münster zusammen, die mit Johannes Dukas nach Konstantinopel zog.20 Die gefährlichste Wegetappe in den Orient war freilich nicht das Byzantinische Reich, sondern das Sultanat Ikonion. Barbarossa wusste um die in Anatolien lauernden Gefahren aus eigener, leidvoller Erfahrung. Trotzdem blickte er dieser Wegetappe mit einer gewissen Zuversicht entgegen, denn er besaß eine Trumpfkarte. Bereits in den frühen 1170er Jahren war er in einer für einen römisch-deutschen Monarchen des 12. Jahrhunderts ungewöhnlichen Weise diplomatisch aktiv geworden  : Er hatte seine Fühler in die islamische Staatenwelt des östlichen Mittelmeerraumes ausgestreckt und mit dem Sultanat Ikonion geradezu freundschaftliche Beziehungen aufgebaut.

Barbarossa und der Islam

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m 12.  Jahrhundert standen abendländische und muslimische Herrscher einander lange nicht nur als Gegner, sondern auch als Fremde gegenüber. Man wusste sehr wenig voneinander. Auf christlicher Seite etwa war selbst vielen Gelehrten das Faktum, dass es sich beim Islam um eine monotheistische Religion handelte, nach wie vor nicht geläufig.21 Nennenswerte Kontakte zwischen dem Okzident (vor allem den Ländern nördlich und westlich der Alpen) und dem Barbarossa und der Islam 

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Orient gab es kaum, auf politischer Ebene herrschte Funkstille. Mit dem Islam in Fühlung zu treten kam den römisch-deutschen, französischen und englischen Monarchen in der Regel nicht in den Sinn, wegen der enormen Distanz, die zwischen ihnen und dem östlichen Mittelmeerraum lag, aber auch aufgrund einer inneren Abwehrhaltung, die sich aus dem Glaubensgegensatz ergab. Friedrich I. Barbarossa schlug in den frühen 1170er Jahren einen anderen Weg ein. Er ging dazu über, Verbindung mit muslimischen Machtzentren aufzunehmen. Ausgelöst wurde seine Initiative durch einen vorübergehenden Wandel der deutsch-byzantinischen Beziehungen. 1170 begannen Barbarossa und Manuel I. nach Jahren reichlich unterkühlter Beziehungen über die zwischen ihnen strittigen Fragen zu verhandeln. Dabei konnte es für den Staufer von Vorteil sein, wenn er über freundschaftliche Beziehungen mit anderen Staaten im Orient verfügte, die er im Bedarfsfall als subtiles Druckmittel gegenüber Byzanz einsetzen konnte. Barbarossas Überlegung war von nüchternem Pragmatismus geprägt und hatte mit religiöser Weltoffenheit wenig zu tun, doch zeigte sie, dass der Kaiser ungewöhnlich weit über den außenpolitischen Tellerrand hinauszublicken vermochte. Er hielt muslimische Herrscher nicht zwangsläufig für blutdürstige und irrational handelnde Monster, als die sie von der Kirche damals oft dargestellt wurden, sondern schätzte sie über die Glaubensbarriere hinweg als Politiker ein, die ebenfalls in Kategorien des Machtgewinns und Machterhalts dachten. Und mit Politikern konnte man ins Geschäft kommen, wenn die Umstände nicht allzu sehr dagegen sprachen.22 Besonderes Interesse erweckte beim Kaiser jener Mann, der um 1170 der aufsteigende Stern im östlichen Mittelmeerraum war  : Saladin. Vermutlich im Frühjahr 1172 leitete Barbarossa mit der Entsendung von Vertrauensleuten nach Ägypten eine Kontaktaufnahme in die Wege. Er handelte damit bemerkenswert rasch, denn erst im September 1171 hatte Saladin die Dynastie der Fatimiden entmachtet und sich selbst zum faktischen Herrscher des Nillands gemacht. Barbarossa war über Saladins steile Karriere offensichtlich sehr gut informiert. Unklar dürfte ihm freilich gewesen sein, wie der neue starke Mann von Ägypten einen diplomatischen Versuchsballon aus dem Heiligen Römischen Reich aufnehmen würde. Eine positive Reaktion war angesichts des Glaubensgegensatzes keineswegs garantiert. Rasch zeigte sich aber, dass der Ayyubide der Initiative des Staufers einiges abgewinnen konnte. Ungeachtet der religiösen Ebene hielt Saladin es für nützlich, mit dem mächtigen Kaiser ein freundschaftliches Einvernehmen zu finden. Dass eine politische Annäherung über eine derart große Distanz zwangsläufig etwas 72 | 

Friedrich I. Barbarossa, Friedrich VI. von Schwaben und der Dritte Kreuzzug (1189 – 1192)

Leichtgewichtiges an sich hatte und ein militärisches Bündnis, das seinen Namen verdiente, unrealistisch war, wird ihm wohl ebenso bewusst gewesen sein wie Barbarossa. Allerdings kostete eine politische Freundschaft wenig  ; von repräsentativen Gesandtschaften und Ehrengeschenken abgesehen, war für Saladin damit kaum ein gesteigerter Aufwand verbunden. Im Bedarfsfall aber würde sich daraus vielleicht doch ein Vorteil ziehen lassen. Der Ayyubide entschloss sich, das freundliche Signal des Staufers zu erwidern. Er schickte eine Gegengesandtschaft ins Heilige Römische Reich.23 Die Delegation aus dem Morgenland traf im Herbst 1173 bei Barbarossa ein. Man kann sich gut vorstellen, dass ihr für deutsche Augen höchst ungewohnter Anblick bei den Untertanen des Kaisers für Aufsehen und Rätselraten sorgte. Den zeitgenössischen Chronisten dürfte es nicht anders gegangen sein. Im Versuch, sich einen Reim auf das Erscheinen von Saladins Gesandten zu machen, strapazierten die Verfasser der Kölnischen Jahrbücher ihre Phantasie bis aufs Äußerste. In diesen Tagen kamen Gesandte des Königs von Babylonien [Anm.: Kairo wurde so bezeichnet] zum Kaiser und brachten ihm seltene und kostbare Geschenke. Die Botschaft enthielt die Bitte dieses Königs, die Tochter des Kaisers möge seinen Sohn heiraten, unter der Bedingung, dass der König selbst mit seinem Sohn und seinem ganzen Reich das Christentum anähme und alle gefangenen Christen freiließe.24

So unrealistisch dieser extrem patriotische Erklärungsansatz auch war, er schien manchen offenbar immer noch naheliegender als die Vorstellung, dass der Kaiser einfach die Möglichkeiten zu einer politischen Annäherung an einen muslimischen Staat auslotete. Barbarossa scheute dabei keine Kosten und Mühen. Er ließ seinen Besuchern aus dem fernen Ägypten alle Ehren zuteilwerden, behielt sie ein halbes Jahr als Gäste an seinem Hof und »erlaubte ihnen, Städte und Sitten im einzelnen sorgfältig zu beobachten und kennenzulernen.«25 Gelegenheit dazu bot sich reichlich, denn Barbarossa machte mit seinem Hof in jenen Monaten in einer ganzen Reihe deutscher Städte Station, darunter Würzburg, Worms, Erfurt, Merseburg, Quedlinburg und Fulda. In der alten Kaiserstadt Aachen schließlich wohnten die Gesandten Saladins auf Einladung des Staufers noch dem Osterfest bei, danach traten sie, mit reichen Geschenken versehen, wieder die Heimreise an.26 Für die Zeitgenossen gab es indessen noch mehr Grund zur Verblüffung, denn bei der freundschaftlichen Kontaktaufnahme des Kaisers mit Saladin blieb es nicht  : Nahezu gleichzeitig trat Barbarossa auch mit dem Sultan von Ikonion in Verbindung. Barbarossa und der Islam 

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Einen wesentlichen Anstoß dazu dürfte Heinrich der Löwe gegeben haben. 1172 unternahm der Herzog von Bayern und Sachsen eine Pilgerfahrt nach Jerusalem und reiste noch im selben Jahr über den Landweg durch Kleinasien zurück. Dabei erlebte er Erstaunliches. In Tarsus nahm ihn eine etwa 500 Mann starke Eskorte in Empfang, die der Sultan von Ikonion, Kilidsch Arslan II. (👑1156 – 1192), entsandt hatte, um den Welfen sicher ins Landesinnere zu geleiten. Heinrich der Löwe mag auf seinem Weg ins Reich der Seldschuken etwas unbehaglich zumute gewesen sein. Immerhin hatten zwei seiner Vorfahren dort ein Waterloo erlebt  ; 1101 war die Kreuzarmee unter Herzog Welf  IV. im Sultanat Ikonion vernichtet worden, 1147 hatte Welf  VI. das militärische Desaster Konrads  III. bei Doryläon hautnah miterlebt. Allfällige Befürchtungen Heinrichs des Löwen stellten sich jedoch als unbegründet heraus. Kilidsch Arslan II. ließ an Höflichkeit nichts zu wünschen übrig. Er nahm den Welfen mit offenen Armen in Empfang, bewirtete und beschenkte ihn großzügig und bezeugte ihm mit allem Nachdruck seine freundschaftliche Gesinnung. Wohlbehalten und aufs Beste versorgt reiste der Herzog schließlich weiter. Nach seiner Rückkehr ins Heilige Römische Reich suchte er den Kaiser in Augsburg auf und berichtete ihm über das Erlebte.27 Barbarossa lauschte der Schilderung des Welfen wohl mit großem Interesse. Bald darauf streckte er seine Fühler nach Kleinasien aus und erlebte auch hier eine positive Reaktion, denn in zumindest einem Punkt trafen sich die Interessen des Kaisers und des Sultans. Beide standen in teils höchst brisanten Beziehungen zu dem zwischen ihnen liegenden Byzantinischen Reich und hatten allein schon deshalb ein taktisches Interesse daran, miteinander in freundschaftliche Verbindung zu treten. Für Barbarossa stieg der Wert dieser Annäherung noch, als Kilidsch Arslan II. am 17. September 1176 in der Schlacht bei Myriokephalon im Westen Kleinasiens einen durchschlagenden Sieg über Byzanz errang. Auf Vorwürfe, die ihm Manuel I. danach wegen seiner Kontakte mit Kilidsch Arslan II. machte, reagierte er, indem er den Sultan als seinen Freund (amicus) bezeichnete. Wie es mit Barbarossas Kontakten zu Saladin und Kilidsch Arslan II. in den Folgejahren weiterging, ist nur bruchstückhaft überliefert. Ein wenig mehr ist über den weiteren Kontakt des Kaisers zu Sultan Saladin bekannt. Im Jahr 1174, bald nachdem die Gesandtschaft des Ayyubiden seinen Hof verlassen hatte, schickte Barbarossa Vertrauensleute nach Ägypten, um die neue Freundschaft weiter zu pflegen.28 Erhalten geblieben ist außerdem ein zwischen 1180 und 1182 verfasster Brief Saladins an den Kaiser. 1184 suchte ein Botschafter des Ayyubiden, der zu diesem Zeitpunkt schon Krieg gegen das Königreich Jerusalem führte, den Staufer in Verona auf und überbrachte Saladins Drohung, er werde Jerusalem alsbald erobern. Wie Barbarossa auf diese Nachricht reagierte, 74 | 

Friedrich I. Barbarossa, Friedrich VI. von Schwaben und der Dritte Kreuzzug (1189 – 1192)

ist unbekannt. Spätestens im Jahr 1187 jedoch, als Saladin tatsächlich in die Heilige Stadt einmarschierte, gehörte die Freundschaft zwischen Kaiser und Sultan endgültig der Vergangenheit an.29 Zwei zeitgenössischen Berichten zufolge entsandte Barbarossa im Vorfeld des Kreuzzuges den langjährigen Vertrauten und Diplomaten Graf Heinrich II. von Diez zu Saladin, um diesem die Freundschaft aufzukündigen und den Sultan ultimativ zur Herausgabe all jener Gebiete aufzufordern, die er im Königreich Jerusalem erobert hatte.30 Ein in diesem Kontext vom Kaiser aufgesetzter Brief an Saladin wurde von der Forschung allerdings als Fälschung beurteilt, auch deshalb, weil man die darin enthaltenen Forderungen für zu überzogen und unglaubwürdig hielt, um sie Barbarossa zuzuordnen. Dies gilt im Besonderen für die in dem Brief enthaltene Aufforderung an Saladin, sich am 1. November 1189 bei Tanis im Nildelta zur Schlacht zu stellen. Laut den Kölnischen Jahrbüchern brach Heinrich II. von Diez am 26. Mai 1188 im Auftrag des Kaisers zu Saladin auf, zu einem Zeitpunkt, als der Abmarsch der Kreuzarmee bereits für 23. April 1189 festgelegt worden war. In einem halben Jahr war es jedoch unmöglich, mit einer großen Streitmacht von Regensburg bis ins Nildelta zu marschieren, ein Faktum, das Barbarossa schon vom Zweiten Kreuzzug her zweifelsohne bewusst war. Außerdem wäre es aus seiner Sicht unlogisch gewesen, die Mühsal eines Marsches bis nach Ägypten auf sich zu nehmen, wenn er Saladin schon deutlich früher, in Syrien, zum Kampf stellen konnte.31 Keine Gewissheit gab es für Friedrich I., ob sein Bündnis mit Kilidsch Arslan II. der Belastung seines bevorstehenden Kreuzzuges standhalten würde. Zwar lassen spärliche Hinweise vermuten, dass es zwischen ihnen beiden über mehrere Jahre weitere Kontaktaufnahmen und Freundschaftsbekundungen gegeben hatte. Dass der Staufer aber einmal genötigt sein würde, das Sultanat Ikonion mit einer riesigen Armee zu durchqueren, hatte sich als Möglichkeit niemals abgezeichnet. Nun allerdings, nach dem Fall Jerusalems, musste Friedrich I. die freundschaftlichen Beziehungen mit Kilidsch Arslan  II. auf die Probe stellen. Nach dem Mainzer Hoftag Jesu Christi vom März 1188 schickte er eine Gesandtschaft nach Kleinasien, um mit dem Sultan entsprechende Verhandlungen aufzunehmen. Wie die Antwort des Sultans lauten würde, ließ sich nicht absehen, denn immerhin bat Barbarossa als Christ einen Muslim um zumindest passive Hilfe, um gegen einen anderen Muslim zu Felde ziehen zu können. Im Dezember 1188 aber brachte eine Gesandtschaft des Sultans frohe Kunde. Kilidsch Arslan II. ließ Friedrich I. ausrichten, »es sei ihm niemals etwas Angenehmeres zu Ohren gekommen als die Nachricht, dass der römische Kaiser, den er stets zu sehen gewünscht habe, in Bälde durch sein Land ziehen wolle. Er und all das Seinige werde dem Willen und Befehl desselben zu Gebote stehen.«32 Barbarossa und der Islam 

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Die Antwort des Sultans von Ikonion hätte für Barbarossa kaum erfreulicher ausfallen können. Die Realität sollte sich anders darstellen.

Der unfreiwillige Kampf gegen Byzanz

Z

u Beginn des Frühjahrs 1189 nahm Friedrich I. in der Kaiserpfalz Hagenau Stab und Tasche des Pilgers in Empfang, beides Symbole, welche die Demut des Kreuzritters vor Gott zum Ausdruck bringen sollten. In Hagenau ließ er auch noch ein Schreiben an Papst Clemens III. (👑1187 – 1191) aufsetzen, in dem er sich für dessen Bereitschaft bedankte, seinen ältesten Sohn Heinrich VI. zum Kaiser zu erheben. Mit der Gewissheit, die seit Langem angestrebte dynastische Machtsicherung vollends erreicht zu haben, zog Barbarossa sodann nach Regensburg, dem Sammelpunkt der neuen Kreuzarmee des Heiligen Römischen Reiches.33 Beim Mainzer Hoftag Jesu Christi hatte der Kaiser festgelegt, dass der Aufbruch in den Orient einen Monat früher im Jahr erfolgen sollte, als dies unter Konrad III. geschehen war, nämlich bereits am 23. April. Angesichts der mannigfaltigen und zeitraubenden Probleme, die er beim Marsch von 1147 aus nächster Nähe miterlebt hatte, war dies eine vernünftige Entscheidung. Als der Aufbruchstermin jedoch herannahte, wurde Barbarossa aus unerfindlichen Gründen säumig. Er verpasste den Termin um mehr als zwei Wochen. Als er schließlich in Regensburg eintraf, erlebte er eine Ernüchterung. Die dort versammelten Truppen waren bei Weitem nicht so zahlreich wie erwartet, und »er begann am Aufbruch des beabsichtigten Kreuzzuges zu verzweifeln«34, wie eine zeitgenössische Chronik berichtet. Dann aber stellte sich heraus, dass bedeutende Truppenverbände vor lauter Ungeduld schon vorausgezogen waren. Nach einer internen Beratung kam der Staufer zum Schluss, dass sie vor der Reichsgrenze wohl auf ihn warten würden, weil sie ohne ihn und seine diplomatischen Vorbereitungen mit weitaus größeren Schwierigkeiten beim Marsch durch den Balkan und Kleinasien rechnen mussten. Am 11. Mai 1189 brach Barbarossa mit den in Regensburg versammelten Truppen zum Kreuzzug auf. Den ersten Teil seiner langen Fahrt in den Orient absolvierte er noch in vergleichsweise komfortabler Manier. Er fuhr zu Schiff donauabwärts, während seine Truppen zu Land marschierten. Als die Streitmacht nach Österreich kam, gab es bei Mauthausen einen Zwischenfall. Die Zollbeamten Herzog Leopolds  V. nahmen ihren Arbeitsauftrag offenbar etwas zu wörtlich. Sie ignorierten die Privilegien, die den Teilnehmern 76 | 

Friedrich I. Barbarossa, Friedrich VI. von Schwaben und der Dritte Kreuzzug (1189 – 1192)

eines vom Papst ausgerufenen Kreuzzuges zustanden, und verlangten ungerührt die Entrichtung eines Wegzolls. Barbarossa geriet angesichts der kecken Forderung der Zöllner in Rage und ließ Mauthausen niederbrennen, ein Signal, dass er sich auf seinem Marsch nach Outremer durch nichts und niemand würde aufhalten lassen.35 Leopold V. war der Vorfall höchst unangenehm. Ehrerbietig eilte er Barbarossa auf dessen Weg entgegen und geleitete ihn nach Wien.36 Die Residenzstadt des Babenbergers wurde zum zweiten Sammelpunkt des Kreuzzugs. Das Gros der Ungeduldigen, die bereits vorausmarschiert waren, wartete hier auf den Kaiser. Außerdem stießen bei Wien einige weitere Truppenabteilungen aus dem Osten des Reiches zur Kreuzarmee. Zum dritten Sammelpunkt wurde Pressburg, wo noch eine größere Zahl von Nachzüglern zum Kaiser aufschloss. Die Armee, die Friedrich I. schließlich um sich versammelt sah, dürfte ihm hinsichtlich ihrer Dimension wohl keinen Grund zur Enttäuschung mehr gegeben haben. Wie schon beim Zweiten Kreuzzug war auch diesmal etwa ein Viertel des deutschen Episkopats präsent. Die Zahl der Fürsten – Herzöge und Markgrafen – fiel bescheidener als 1147 aus, dafür befanden sich diesmal sehr viele Grafen und Ministerialen in den Reihen der Kreuzarmee. Auf dem Weg nach Südosten schlossen mehrfach, zuletzt sogar noch in Kleinasien, Trupps von Nachzüglern zum Heer auf. In Summe umfasste Barbarossas Streitmacht etwa 15.000 Mann und zählte zu den kampfstärksten Armeen der gesamten Kreuzzugsepoche. Beim Verlassen des Reiches unternahm Barbarossa noch mehrere Schritte, um die Schlagkraft der Kreuzarmee zu optimieren. Bereits bei seinem Aufenthalt in Wien unterzog er seine Streitkräfte einer kritischen Inspektion und siebte etwa 500 Männer aus, die ihm wegen schlechten sittlichen Betragens oder verschiedener Gesetzesverstöße ungeeignet schienen, am Kreuzzug teilzunehmen  ; arme Pilger (pauperes) ließ er zwar in den Reihen der Kreuzarmee schließlich doch noch zu, aber ihre Zahl scheint sich in Grenzen gehalten zu haben, sodass sie die Kampfkraft nicht entscheidend beeinträchtigten.37 Einschneidende organisatorische Maßnahmen folgten während des Aufenthalts bei Pressburg, wobei sich Friedrich I. abermals von seinen Erinnerungen an den Zweiten Kreuzzug leiten ließ. Anders als Konrad III., der es verabsäumt hatte, die Kommandokompetenzen eindeutig zu regeln, installierte Friedrich I. in seiner Armee eine klar definierte Befehlshierarchie. Zudem erließ er ein strenges Regulativ, um gewaltsame Eigenmächtigkeiten einzelner Truppenverbände, wie sie unter Konrad III. mehrfach vorgekommen waren, von Anfang an zu unterbinden. Es sah unter anderem vor, einem Kreuzfahrer, der einem Kameraden ernstlichen Schaden zufügte, eine Hand abzuschlagen, bei besonders schlimmen Vergehen wie etwa dem Bruch Der unfreiwillige Kampf gegen Byzanz 

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des Marktfriedens drohte die Enthauptung  ; überwacht und exekutiert wurde das Regulativ von eigens dafür eingesetzten Armeerichtern.38 Barbarossas organisatorische Maßnahmen sorgten zusammen mit seiner fraglos überragenden Autorität und der größeren Sorgfalt bei der Truppenrekrutierung dafür, dass seine Kreuzarmee ungleich kampfstärker und disziplinierter war als jene, die sein Onkel1147 angeführt hatte. Und noch ein spezielles Merkmal wies das Unternehmen Friedrichs I. auf  : Es wurde vergleichsweise genau dokumentiert. Mehrere zeitgenössische Chronisten schilderten das aufsehenerregende Ereignis ausführlich. Der bedeutendste von ihnen berichtete als Augenzeuge. Die Identität dieses Mannes ist nicht zweifelsfrei geklärt, möglicherweise handelte es sich um einen in einer Randnotiz des überlieferten Textes genannten österreichischen Kleriker namens Ansbert. Er war auffallend gut informiert, gehörte vermutlich Barbarossas erweitertem Umfeld an und erlebte offenbar die meisten wichtigen Ereignisse des Kreuzzuges selbst mit.39 Dem so genannten »Ansbert« verdanken wir neben einer ausführlichen Darstellung der Ereignisse auch wertvolle Einblicke in das Innenleben der Kreuzarmee. Über die Resultate von Barbarossas Disziplinierungsmaßnahmen berichtete er etwa, dass in der so großen Menge von sonst zügellosen und unbeherrschten Leuten […] unglaublicher Friede, Vertrauen, Eintracht und höchste Ruhe herrschten, so sehr, dass oftmals volle Geldbeutel, die jemandem abhanden gekommen oder durch Unachtsamkeit verloren waren, von den Findern herumgereicht und gezeigt und denen, die zuverlässig die Summe der verlorenenen Denare oder das Silbergewicht angegeben hatten, unverzüglich zurückgegeben wurden  ; ähnliches galt für Pferde und andere verlorene Gegenstände.40

Ende Mai marschierte der Kaiser von Pressburg ab und ließ das Heilige Römische Reich endgültig hinter sich. Seine sorgfältigen diplomatischen Vorbereitungen gaben zu Optimismus Anlass, dass der Marsch in den Orient friedlich verlaufen würde. Die Aufnahme, die er in Ungarn fand, schien diesen Eindruck zu bestätigen. König Bela III. hatte ihm durch hochrangige Gesandte schon bei Pressburg einen prächtigen Empfang bereitet, am 4. Juni trafen die beiden Monarchen dann unter dem Jubel zahlloser Menschen bei Gran zusammen. Belas III. Gemahlin Margarete schenkte dem Kaiser ein großes und prunkvolles Doppelzelt. Der König veranstaltete für seinen Gast und dessen Gefolge eine ausgiebige Jagd auf einer Donauinsel und stellte der Armee großzügig Ochsen und Schafe sowie Brot, Gerste, Mehl, Hafer, Wein und Pferdefutter zur Verfügung.41 Das Gesprächsklima zwischen den beiden Monarchen war so gut, dass Barbarossa 78 | 

Friedrich I. Barbarossa, Friedrich VI. von Schwaben und der Dritte Kreuzzug (1189 – 1192)

beschloss, seinen Sohn Friedrich VI. von Schwaben kurzerhand mit einer Tochter Belas III. zu verloben, um die freundschaftlichen Beziehungen zu bekräftigen. Es war ein zeittypisches Fallbeispiel mittelalterlicher Heiratspolitik, bei der die Betroffenen in der Regel nichts mitzureden hatten. Einträchtig fuhren der Kaiser und der König zu Schiff donauabwärts. Der Fußmarsch der Truppen durch die ungarische Tiefebene verlief friedlich und – abgesehen von einigen Unstimmigkeiten beim Geldwechsel – ohne größere Probleme, so Ansbert  : In größter Ruhe und bei ungewohnt milder Temperatur sind wir durch Ungarn gezogen. Dies war umso angenehmer, als die Stechmücken, Bremsen, Fliegen und Schlangen, die in Ungarn sonst im Sommer den Pferden folgen und schwer zusetzen, uns und die Tiere verschonten, ja nur ganz selten überhaupt zu sehen waren.42

Anfang Juli 1189 erreichten die beiden Monarchen die Grenze zum Byzantinischen Reich. Bei der Festung Braničevo, etwas östlich von Belgrad gelegen, ging Friedrich I. an Land. Dem ungarischen König, der ihn zum Abschied reich beschenkte, überließ er im Gegenzug alle seine Schiffe. Er hatte für sie keine Verwendung mehr, denn die relativ bequeme Fahrt auf dem Wasserweg lag nun hinter ihm. Die Durchquerung Ungarns hatte fünf Wochen in Anspruch genommen. Der Marsch durch das krisengeschüttelte Byzantinische Reich sollte fast zehn Monate dauern, viel länger als von Barbarossa geplant. Schon die Landung bei Braničevo verlief für den Kaiser unerfreulich. Vergeblich hielt er nach Gesandten des byzantinischen Kaisers Ausschau. Auch von seiner eigenen Gesandtschaft, die er Monate zuvor nach Konstantinopel geschickt hatte, war weit und breit nichts zu sehen. Barbarossa wartete einige Tage bei Braničevo, dann trat er einigermaßen irritiert den Weg nach Südosten an, nicht wissend, ob die mit Johannes Dukas in Nürnberg besprochenen Vereinbarungen hinsichtlich der Durchquerung des Byzantinischen Reiches vom Kaiserhof in Konstantinopel gutgeheißen worden waren. Auf dem Marsch durch den unwegsamen Bulgarenwald erlebte die Kreuz­ armee eine Serie von kleineren Überfällen, die in den deutschen Reihen Misstrauen gegen die Byzantiner aufkommen ließen. Für Ärger sorgte außerdem eine briefliche Mitteilung des Johannes Dukas, wonach der standesgemäße Empfang für den Kaiser in Braničevo unterblieben sei, weil dieser sein Eintreffen nicht rechtzeitig mitgeteilt habe. Barbarossa wies diesen Vorwurf gereizt zurück. Was er nicht oder zumindest nicht in vollem Umfang wusste  : Der byzantinische KaiDer unfreiwillige Kampf gegen Byzanz 

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ser Isaak  II. Angelos hätte einen sicheren Marsch der Kreuzarmee durch den Nordwesten seines Reiches keineswegs gewährleisten können, weil er die Kontrolle über weite Teile der Region verloren hatte  ; kurz vor der Ankunft Barbarossas war das Gebiet zwischen Niš und Sofia vom serbischen Großžupan Stephan Nemanja erobert worden – eine Peinlichkeit für den oströmischen Kaiser, die er seinem westlichen Konkurrenten nicht eingestehen wollte. Die Gegensätze vertieften sich, als Friedrich  I. in Niš mit Stephan Nemanja zusammentraf. Der Großžupan hatte im deutschen Kreuzzug schon früh eine Chance erblickt, seine Unabhängigkeitsbestrebungen zu fördern, und 1188 eine Verhandlungsdelegation zu Barbarossa entsandt, um von ihm Rückendeckung für seinen Kampf gegen die byzantinische Herrschaft zu bekommen. Barbarossa war der serbischen Gesandtschaft sicherheitshalber freundlich begegnet, und so verhielt er sich auch jetzt gegenüber Stephan Nemanja. Auf dessen Vorschlag, gemeinsam gegen Byzanz in den Kampf zu ziehen, ging er zwar nicht ein, doch ansonsten pflegte er ein herzliches Einvernehmen mit ihm. Das aber fachte den Argwohn des byzantinischen Kaisers erst recht an. Angesichts Barbarossas offenkundiger Freundschaft mit den aufständischen Serben schenkte Isaak II. Angelos den Sicherheitsschwüren von Nürnberg keinen Glauben mehr. Er schickte dem vorrückenden Staufer einen schroffen Brief, den dieser erhielt, als er Philippopel erreichte. Darin nannte Isaak  II. seinen westlichen Rivalen um den Kaisertitel verächtlich »König von Deutschland«, warf ihm die Freundschaft mit dem Serbenfürsten vor und bezichtigte ihn, Konstantinopel erobern zu wollen. Die Gesandtschaft unter der Leitung des Bischofs Hermann II. von Münster sei mittlerweile eingekerkert worden. Um die Erlaubnis zur Überquerung der Meerengen zu bekommen, müsse der Staufer weitere Geiseln stellen, allen voran seinen Sohn Friedrich VI. von Schwaben sowie sechs weitere geistliche und weltliche Fürsten. Im deutschen Lager sorgte der harsche Brief des Basileus für Fassungslosigkeit und Wut. Friedrich I., der sich um das Leben seiner inhaftierten Gesandten sorgte, gab Isaak II. zunächst eine gemäßigte Antwort, in der er lediglich deren Freilassung verlangte. Doch die Perspektiven, mit denen er sich nun konfrontiert sah – Überwinterung im Byzantinischen Reich und gewaltige Verzögerung des Kreuzzuges –, brachten ihn rasch auf härteren Kurs. Im Wissen um die Schlagkraft seiner Armee ging er daran, Isaak  II. mit massivem militärischen Druck zum Nachgeben zu zwingen. Die Streitmacht wurde in einer Reihe kleinerer Einheiten aufgeteilt, die eine ganze Serie von Verwüstungsaktionen im Osten Makedoniens und in Thrakien unternahmen. Die Versuche byzantinischer Truppen, das Wüten der Kreuzritter zu unterbinden, blieben fruchtlos. Gegen die Kampfkraft der deutschen Panzerreiter vermochten sie nichts auszurichten. 80 | 

Friedrich I. Barbarossa, Friedrich VI. von Schwaben und der Dritte Kreuzzug (1189 – 1192)

Nach langem Zögern lenkte Isaak II. Angelos ein und ließ die deutschen Gesandten frei. Aber als diese bei Barbarossa in Philippopel eintrafen und ihm erzählten, was sie in den vorangegangenen Wochen am Bosporus erlebt hatten, trug dies nicht unbedingt zur Entspannung der Lage bei. Sie seien ihrer Sachen beraubt, in einen schmutzigen Kerker geworfen und kaum mit Lebensmitteln versorgt worden, berichteten die Gesandten dem Kaiser. Außerdem seien wertvolle Pferde, die sie Isaak II. im Namen des Staufers geschenkt hatten, von diesem demonstrativ an Gesandte Saladins weiterverschenkt worden.43 Die sinnlose Demütigung der deutschen Gesandten drohte Isaak II. Angelos nun zusammen mit seiner falschen Einschätzung von Barbarossas Zielen zum Verhängnis zu werden. Selbst bei seinen Untergebenen glaubten nicht alle, dass der Staufer generell die Unwahrheit sprach und in Wahrheit nur Konstantinopel erobern wolle. Der byzantinische Geschichtsschreiber Niketas Choniates etwa pries Barbarossa als einen Mann, der alle nur erdenklichen Mühen auf sich nahm, um Gott zu dienen, und tatsächlich nichts anderes im Sinn hatte, als möglichst rasch und problemlos nach Outremer zu kommen  ; scharf ging er mit Isaak II. ins Gericht, dessen Blockadepolitik gegen den Staufer völlig verfehlt gewesen sei und die Probleme erst heraufbeschworen habe. Bei den Aufzeichnungen des Niketas Choniates ist zu berücksichtigen, dass er ein innenpolitischer Gegner Isaaks II. war und das Lob für Barbarossa benützte, um seine Kritik am Basileus zu unterstreichen.44 Bemerkenswert ist seine Schilderung dennoch, dies vor allem, weil er im Jahr 1189 Gouverneur der von den Kreuzrittern schwer in Mitleidenschaft gezogenen Stadt Philippopel gewesen war und bei ihm Groll gegen den Staufer deshalb nicht verwunderlich gewesen wäre. Im Herbst 1189 schickte Barbarossa sich an, noch weiter zu gehen. Angesichts der Blockadepolitik Isaaks II. zog er einen Großangriff auf Konstantinopel mittlerweile ernsthaft in Erwägung. Wie es um die Stimmung des Kaisers in jenen Tagen bestellt war, dokumentiert ein Brief, den er Mitte November an Herzog Leopold V. von Österreich schickte. Es erschien uns angemessen, dir, geliebter Vetter, mitzuteilen, dass unser Bruder in Konstantinopel [Anm.: Isaak II. Angelos] bar jeder brüderlichen Verbindlichkeit alles, was von seinem Kanzler in Nürnberg in Gegenwart der Reichsfürsten bezüglich unserer Marschsicherung, der Proviantierung und des Wechselkurses bekanntermaßen unter Eid zugesichert wurde, bei der ersten Gelegenheit gebrochen hat. Darüber hinaus setzte er unsere Botschafter […], die wir zur Vorbereitung der friedlichen Durchreise des lebendigen Kreuzes und zur Sicherung des Friedens entsandt hatten, gefangen und warf sie in entwürdigender Weise in den Kerker. Endlich aber, nach vielen GesandtDer unfreiwillige Kampf gegen Byzanz 

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schaften, in deren Verlauf er unsere Überfahrt trickreich in den rauen Winter verschob, schickte er unsere Botschafter, als wäre es eine gute Tat, am Fest der Heiligen Simon und Judas zu unserer Exzellenz zurück und versprach uns wieder einen guten Proviantmarkt, den üblichen Wechselkurs und jede Menge Schiffe. Weil aber ein gebranntes Kind das Feuer scheut, können wir den Worten und Schwüren der Griechen im allgemeinen kein Vertrauen mehr schenken. Eher beugen wir uns der Unbill des Winters und planen in Philippopel oder in Adrianopel zu überwintern, um zu einem günstigen Zeitpunkt auf Konstantinopel zu marschieren.45

Um Isaak II. noch mehr unter Druck zu setzen, stieß Friedrich I. weiter in Richtung Bosporus vor und nahm Adrianopel ein. Von dort aus zogen deutsche Truppenverbände abermals plündernd durch das Umland und hinterließen nun auch im unmittelbaren Vorfeld von Konstantinopel eine blutige Spur der Verwüstung. Spätestens jetzt stand Isaak  II. Angelos vor dem Scherbenhaufen seiner Politik. Er hatte Verhandlungen mit Saladin geführt, den Barbarossas Vormarsch zunehmend beunruhigte, und gehofft, dem Sultan mit der Blockade der deutschen Kreuzarmee Zugeständnisse zu entringen, so etwa die Wiedererlangung herrschaftlicher Rechte in Syrien. All das hatte sich jedoch als Luftschloss entpuppt, und seine in völliger Fehleinschätzung der militärischen Kräfteverhältnisse unternommenen Anläufe, Barbarossa zu stoppen, waren zur Katastrophe für sein Reich geworden. Jetzt konnte er nur noch retten, was zu retten war. Er gab Barbarossa auf ganzer Linie nach, verzichtete auf Schadenersatz für die von der Kreuzarmee verursachten Verwüstungen und sagte die vom Staufer verlangte Stellung hochrangiger Geiseln zu. Außerdem versprach er die Bereitstellung von über 200 Schiffen für den Transport der Kreuzarmee über den Hellespont.46 Der Inhalt der Übereinkunft wurde Barbarossa am 14. Februar 1190 in Adrianopel überbracht. Am gleichen Tag traf auch eine Gesandtschaft des Sultans von Ikonion bei ihm ein, die Isaak II. Angelos zwei Monate lang in Konstantinopel in Haft gehalten hatte. Sie überbrachte ihm die freundschaftliche Zusicherung Kilidsch Arslans II., für die bestmögliche Versorgung der Kreuzarmee in seinem Herrschaftsgebiet sorgen zu wollen. Zwei Tage später bekam der Kaiser dann auch noch ein Schreiben von Kilidsch Arslans ältestem Sohn Qutb ad-Din, aus dem hervorging, dass dieser ihn ebenfalls »mit Wohlwollen und treuer Gefolgschaft unbeirrbar unterstützen werde.«47 Nach Erhalt dieser erfreulichen Nachrichten wollte Barbarossa keine Zeit mehr verschwenden und traf alle Vorbereitungen für den Weitermarsch nach Outremer. Am 1. März zog sein Sohn Friedrich VI. von Schwaben mit der Vorhut der Armee von Adrianopel los, tags darauf folgte der Kaiser mit dem Gros seiner 82 | 

Friedrich I. Barbarossa, Friedrich VI. von Schwaben und der Dritte Kreuzzug (1189 – 1192)

Streitmacht. Nach einem knapp dreiwöchigen Marsch, der durch starke Niederschläge behindert wurde, trafen die Kreuzfahrer auf der Halbinsel Gallipoli ein und setzten in einem mehrtägigen Manöver über den Hellespont.

Die Schlacht von Ikonion

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m 29. März 1190 trat die deutsche Kreuzarmee ihren Marsch ins Innere Kleinasiens an. Zunächst zog sie im äußersten Westen der Halbinsel durch teils recht unwegsame Gebiete, die noch zum Byzantinischen Reich gehörten. Trotz der Übereinkunft mit Isaak  II. Angelos ging es auch hier nicht gänzlich friktionsfrei zu, mehrfach kam es zu kleineren Überfällen von einheimischen Kampfverbänden und Gegenschlägen der Kreuzfahrer. In Philadelphia mündeten die Spannungen am 18. April beinahe in einen größeren Kampf. Der Stadtkommandant leistete dem Kaiser Abbitte, betonte aber gleichzeitig, dass sich die Kreuzarmee im Falle einer Zerstörung Philiadelphias schwer versündigen würde, da es sich um den bedeutendsten Vorposten der Christenheit in Kleinasien handle. Barbarossa wollte seinen vielen Gefechten im Byzantinischen Reich nicht noch ein weiteres hinzufügen und ließ seine Truppen am 22. April weitermarschieren. Wenig später erreichte die Kreuzarmee Laodikäa und damit das Ende des byzantinischen Herrschaftsraumes. In der Stadt fand man einen guten Markt vor, außerdem trafen abermals seldschukische Gesandte beim Kaiser ein, die ihm versicherten, dass er im Sultanat Ikonion freundliche Aufnahme finden werde. Frisch gestärkt und offenbar ziemlich optimistisch zogen die deutschen Glaubenskrieger weiter – allzu optimistisch laut Ansbert  : Im Vertrauen auf Kilidsch Arslan II. und dessen Sohn Qutb ad-Din hatte man mit nur wenigen Gebrauchsgütern vorgesorgt. Das sollte sich nur zu bald rächen. Östlich von Laodikäa marschierten die Kreuzfahrer durch sehr karges, dünn besiedeltes und gebirgiges Land. Möglichkeiten, sich mit Lebensmitteln zu versorgen, fanden sie hier kaum noch vor. Begehrliche Blicke richteten sie daher auf große Herden von Schafen, Rindern und anderen Nutztieren, die beim Salzsee Acigöl in Sicht kamen. Friedrich  I. gab indessen die Weisung aus, die Tiere unangetastet zu lassen, weil er das Bündnis mit Kilidsch Arslan II. nicht gefährden wollte. In den darauf folgenden Tagen stieß man allerdings auf nichts Vergleichbares mehr, Hunger und Durst nahmen rapide zu. Damit nicht genug, wurden die Kreuzfahrer zu ihrer Überraschung wiederholt von flinken und kampfstarken Reiterscharen attackiert. Sie gehörten turkmenischen Nomadenstämmen an, die einen breiten Gebietsstreifen zwischen dem Byzantinischen Reich und dem Sultanat Die Schlacht von Ikonion 

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Ikonion kontrollierten. Barbarossa war ihre Kampfesweise vom Zweiten Kreuzzug her unliebsam vertraut. Er reagierte, indem er seine Truppen in geschlossener Formation weitermarschieren ließ und lediglich sorgsam koordinierte sowie räumlich begrenzte Gegenangriffe erlaubte. Auf diese Weise erzielte er eine Reihe von Abwehrerfolgen, doch die Lage verdüsterte sich. Erschöpfung machte sich in der Armee breit, die Versorgungssituation war schlecht, die Ritter kamen wegen der dauernden Angriffe tagelang nicht aus ihren Rüstungen heraus.48 Der Marsch durch die Weiten Anatoliens wurde zunehmend zu einem Albtraum – und sorgte gleichzeitig für eine Situation, wie sie im Hochmittelalter nicht oft vorkam. Das Hierarchiegefälle war damals enorm und der Kaiser für das Volk normalerweise eine unerreichbare, himmelweit entfernte Gestalt. Nun aber bekamen die mitziehenden Angehörigen der unteren Bevölkerungsschichten – Knappen, Schildträger, Handwerker, arme Pilger – Barbarossa immer wieder zu Gesicht und nahmen ihn als Menschen wahr, der den strapaziösen Umständen ebenfalls Tribut zollen musste, zuweilen wohl auch einigermaßen ramponiert aussah, sich selbst ebenfalls alles abverlangte, zwangsläufig nahbarer wurde. Es entstand über die religiös-politische Ebene hinaus »eine persönliche Bindung«49, die vielleicht auch vom Kaiser so empfunden wurde  ; eine von Ansbert niedergeschriebene Anmerkung, wonach Friedrich I. »wie ein Vater mit allen seinen Pilgern fühlte«50, muss nicht nur das Resultat pflichtschuldiger Ehrerbietung gewesen sein. Mittlerweile war eine Woche seit dem Abmarsch von Laodikäa vergangen, und die Kreuzarmee hielt auf die westseldschukische Provinzhauptstadt Philomelion zu. Barbarossa hatte immer noch gewisse Hoffnungen, dass das mehrfach bekräftigte Bündnis mit Kilidsch Arslan II. nach wie vor galt. Sie erhielten einen herben Dämpfer, als er einen der türkischen Sprache mächtigen Ritter namens Gottfried von Wiesenbach zu Verhandlungen nach Philomelion schickte und dieser nicht zurückkehrte. Als Philomelion schließlich in Sicht kam, wurde vollends klar, dass sich Barbarossas vermeintliche Trumpfkarte als wertlos erwiesen hatte. Um die Stadt hatten sich starke seldschukische Kampfverbände gesammelt, am Nachmittag des 7. Mai griffen sie an.51 Was Friedrich I. bei all dem nicht wusste  : Im Reich der Seldschuken herrschte innenpolitisches Chaos. Der betagte Kilidsch Arslan  II. hatte im Bewusstsein, dass sich sein Leben dem Ende zuneigte, nicht weniger als neun Söhnen, einem Bruder und einem Neffen Machtbefugnisse übertragen. Daraufhin war es nicht nur zu heftigen Konkurrenzkämpfen, sondern auch zu einem erheblichen Machtverlust des alternden Sultans gekommen  ; Kilidsch Arslans ältester Sohn Qutb ad-Din griff zunehmend die Oberhoheit des Vaters an, und Qutb ad-Din 84 | 

Friedrich I. Barbarossa, Friedrich VI. von Schwaben und der Dritte Kreuzzug (1189 – 1192)

war es auch, der den Kampf gegen die Kreuzarmee ungeachtet der Freundschaftsbekundung von Adrianopel hauptsächlich vorantrieb.52 Vor Philomelion gelang es den Kreuzrittern, den Angriff der Seldschuken abzuwehren. Die Vorhut der Armee, kommandiert von Barbarossas Sohn Friedrich VI. von Schwaben und dem Herzog von Meranien, behielt im Gefecht die Oberhand und fügte den Gegnern schwere Verluste zu  ; laut Ansbert hatten die Seldschuken 4174 Tote zu beklagen. Doch die Deutschen hatten wenig Grund, sich über ihren Sieg zu freuen. Mittlerweile war ihre Verpflegungssituation dramatisch geworden. »Der Hunger war grausamer als jeder Feind und wütete im Heer so sehr«, schrieb Ansbert, »dass ein Ochse oder eine Kuh fünf, manchmal sogar neun Mark kosteten, ein kleines Brot schon eine Mark, und das Fleisch von Pferden und Maultieren schon als Delikatesse galt.« Manche Fußsoldaten konnten vor lauter Entkräftung nicht mehr mit dem Heer weitermarschieren und legten sich auf den Boden, »ausgestreckt in der Form des Kreuzes, und erwarteten im Namen des Herrn ihren nahen Tod.«53 Friedrich I. befand sich in einer verzweifelten Lage. Er stand mit seiner ausgehungerten Armee mitten in einer riesigen ausgedörrten Steppenzone, die sich als Feindesland entpuppt hatte. Seine einzige Hoffnung bestand darin, sich irgendwie ins rettende Königreich Kleinarmenien im Süden Kleinasiens durchzuschlagen. Auf dem Weg dorthin musste er allerdings das Machtzentrum der Seldschuken passieren, die Hauptstadt Ikonion (das heutige Konya), wo er sich der geballten Militärmacht des Sultanats würde stellen müssen. Nur noch langsam kamen die Kreuzritter auf dem Weg nach Ikonion voran. Wegen des massiven Mangels an Nahrung und Wasser für Mensch und Tier sowie zahlreicher Attacken gegnerischer Reiterscharen schafften sie im Schnitt kaum noch mehr als zehn Kilometer pro Tag. Als sie am 13. Mai 1190 in karger Umgebung ihr Lager errichteten, erfuhren sie vom Anmarsch einer größeren Streitmacht unter Qutb ad-Dins Kommando. Da es der Tag des Pfingstfestes war, versammelten sich die Kreuzritter, um der Predigt des Bischofs Gottfried I. von Würzburg zu lauschen. Einigen unter ihnen kam vielleicht das Mainzer Hoffest von 1184 in den Sinn, als man Pfingsten in gleißender Pracht gefeiert hatte. Der Gegensatz zwischen dem Damals, als Barbarossa eine der größten und prunkvollsten Veranstaltungen des Hochmittelalters inszeniert hatte, und dem von Angst und Elend geprägten Jetzt konnte nicht größer sein. Gottfried I. von Würzburg versuchte die ausgehungerte, schmutzstarrende Versammlung aufzurichten, indem er sie an den Grund für ihren Kreuzzug erinnerte und ihnen das ewige Leben verhieß, wenn sie im Kampf fallen sollten. Auch der Kaiser sprach seinen Streitern Mut zu.54 Die Schlacht von Ikonion 

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Doch es wurde offenbar noch mehr moralische Ermutigung gebraucht, und so geschah, was bei extrem bedrängten Kreuzarmeen im Lauf der Zeit mehrfach vorkam – Heiligenerscheinungen wurden gemeldet, um die Kampfmoral zu heben. Das hatte bei früheren Kreuzzügen schon mehrfach funktioniert. Während des Ersten Kreuzzuges etwa, als den christlichen Invasoren bei der Belagerung von Antiochia 1098 in aussichtslos scheinender Lage ein durchschlagender Sieg gelungen war, hatte man göttliches Eingreifen dafür verantwortlich gemacht  ; ein Heer von überirdischen Rittern unter der Führung der Heiligen Georg, Merkurius und Demetrius sei zur Hilfe herbeigeeilt und entscheidend für den Waffenerfolg verantwortlich gewesen.55 Ähnliches trug sich auch jetzt in der Armee Friedrichs I. zu. Eines Nachts sahen einige Kreuzfahrer, die das Lager bewachten, »wie eine Schar strahlend weißer Vögel dreimal um das ganze Heer kreiste und dann auf einmal auf das kaiserliche Zelt zuflog«. Noch konkreter wurde die Vision eines anderen Kreuzfahrers. »Einem frommen Laienbruder namens Ludwig erschien ein Mann, schneeweiß gekleidet und auf einem Schimmel reitend, der uns zu Hilfe kam  ; er glaubte, es sei der heilige Georg, andere aber hielten ihn für einen Engel Gottes, der mit seiner Lanze auf wunderbare Weise auf die türkischen Truppen einstach.«56 Was Ansbert nicht erwähnte  : Bei dem »Laienbruder namens Ludwig« handelte es sich um keinen Geringeren als Graf Ludwig I. von Helfenstein, der ein Bruder des Bischofs Gottfried I. von Würzburg war. Der Bischof wiederum zählte zu den engsten Vertrauten des Kaisers. Gut möglich, dass man von oberster Stelle auch auf diese Weise versuchte, den erschöpften Streitkräften Zuversicht und Kampfgeist einzuflößen. Die Berichte von wundersamen Erscheinungen dürften die Kampfmoral auch diesmal belebt haben. Am 14. Mai schlug die Kreuzarmee die Streitkräfte Qutb ad-Dins nach mehrstündigem Kampf in die Flucht.57 Tags darauf erreichte sie ein Sumpfgebiet, wo sich zumindest der schlimmste Durst löschen ließ. Qutb ad-Din schickte einen Gesandten ins Lager der Christen und ließ ihnen mitteilen, dass er ihnen einen friedlichen Durchmarsch gewähren und einen Markt bereitstellen lassen werde, wenn er im Gegenzug 300 Zentner Gold bekäme und die Kreuzarmee ihm außerdem dabei helfen würde, die Kontrolle über das im Südosten an das Sultanat Ikonion angrenzende Königreich Kleinarmenien zu übernehmen. Laut Ansbert wollte sich Barbarossa nicht erpressen lassen und lehnte ab. Der Gesandte verabschiedete sich mit den Worten  : »Wenn ich heute Nacht nicht mehr zu euch zurückkomme, dann seid gewiss, dass die Türken morgen vor der dritten Stunde mit ihrer ganzen Heeresmacht zur Entscheidungsschlacht gegen euch antreten

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werden.« Weil das Heer und der Pferdebestand vor allem infolge der unerträglichen Not völlig heruntergekommen waren, ergriff uns große Angst und Traurigkeit.58

Im Kriegsrat gingen die Meinungen über das weitere Vorgehen auseinander. Mittlerweile war man in der Nähe von Ikonion angekommen. Manche sprachen sich dafür aus, die Stadt in weitem Bogen zu umgehen und auf schnellstem Weg nach Kleinarmenien zu marschieren. Andere hielten es für unumgänglich, die Hauptstadt des Sultanats anzugreifen, und setzten sich durch – dies nicht zuletzt, weil Kleinarmenien noch weit entfernt und die Armee vom Hunger bereits so sehr geschwächt war, dass sie Zugriff auf die Lebensmittelvorräte in Ikonion brauchte, um zu überleben. Am frühen Morgen des 17. Mai bekamen die Kreuzfahrer von Gottfried I. von Würzburg bei einer Messe abermals ermutigende Worte zu hören. Dann marschierten sie auf die Hauptstadt der Seldschuken zu, die manchen von ihnen so groß wie Köln erschien, die damals größte Stadt im deutschen Sprachraum.59 Die Armee kam dabei »sehr langsam und nur schwerfällig voran, damit auch die vielen Schwachen und Kranken durchhielten.«60 Gegnerische Kampftrupps umringten sie auf ihrem Weg, unternahmen Störangriffe und versuchten sie mit permanentem Kampfgeschrei zu beunruhigen. Einen wirklichen Großangriff unterließen die Seldschuken jedoch  ; dass sich die Kreuzarmee trotz widrigster Umstände und unablässiger Attacken einfach nicht aufhalten ließ, hatte bei den Streitkräften Qutb ad-Dins in den vorangegangenen Tagen zunehmend für Ratlosigkeit gesorgt. Ungehindert rückten Barbarossas Truppen in den Park des Sultans ein, der vor den Toren von Ikonion lag. Dort fanden sie zumindest Wasser und Gras für die Tiere im Überfluss vor. In einem Kriegsrat mit den Fürsten beschloss Barbarossa hinsichtlich der bevorstehenden Schlacht am nächsten Tag, die Armee zu teilen. Mit einer Kampfeinheit wollte sich der Kaiser vor den Mauern der Stadt den Angriffen der seldschukischen Reiterei entgegenstemmen. Die andere Kampfeinheit sollte unter der Führung seines Sohnes Friedrich VI. von Schwaben versuchen, Ikonion zu stürmen. Mit der Formierung der Truppen wurde bereits vor Sonnenaufgang begonnen, um ins Gefecht zu kommen, bevor die Tageshitze die Kampfhandlungen noch schwieriger machen würde. Die Truppen waren schon gefechtsbereit, als unvermittelt ein Gesandter Kilidsch Arslans II. und Qutb ad-Dins erschien und Waffenstillstandsverhandlungen anbot. Barbarossa verlangte die sofortige Freilassung Gottfrieds von Wiesenbach und die Entsendung kompetenter Verhandlungsbefugter, doch nach den Erfahrungen der vergangenen Wochen traute er Die Schlacht von Ikonion 

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dem Frieden nicht. Im Glauben, dass es sich um einen Trick der Seldschuken handelte, um Zeit zu gewinnen, befahl er seinem Sohn den Abmarsch zum Stadttor von Ikonion. Friedrich VI. von Schwaben rückte mit seiner Streitmacht vor, da tauchte auf einmal Gottfried von Wiesenbach vor ihnen auf. Und auch Kilidsch Arslan II. trat mit einem Truppenverband aus der Stadt heraus. Sein Erscheinen sorgte bei den Kreuzfahrern kurzzeitig für Verwirrung. Kam er ihnen im Guten oder im Bösen entgegen  ?61 Welche Rolle der alte Sultan in den vorangegangenen Wochen gespielt hatte, bleibt auch im Nachhinein unklar. Ob er Qutb ad-Dins aggressive Politik gutgeheißen hatte oder aber von diesem kaltgestellt worden war, lässt sich nicht mehr eindeutig feststellen.62 Am Morgen des 18. Mai 1190 jedenfalls trat Kilidsch Arslan II. als handlungsfähiger Akteur in Erscheinung, der nun, da auch die Seldschuken mit dem Rücken zur Wand standen, vielleicht wirklich mit einem Friedensangebot in letzter Minute eine Schlacht um Ikonion verhindern wollte. Doch als er die auf ihn zumarschierende christliche Schlachtreihe zu Gesicht bekam, machte er kehrt und floh zurück in die Stadt. Friedrich VI. von Schwaben stieß sofort nach, fegte den Widerstand der Verteidiger am Stadttor beiseite und rückte in Ikonion ein. Im Zuge des nun einsetzenden Gemetzels drängte Barbarossas Sohn die gegnerischen Truppen bis an das Tor der stark befestigten Zitadelle zurück, wohin sich auch Kilidsch Arslan II. geflüchtet hatte. Vom Erfolg des Herzogs wussten der Kaiser und sein Umfeld zunächst noch nichts. Barbarossa wäre aber ohnehin außerstande gewesen, darauf in irgendeiner Art und Weise zu reagieren, denn sein Armeeteil wurde außerhalb der Stadt von einer furchterregenden Übermacht Qutb ad-Dins umzingelt. »Ihr Ansturm war so gewaltig, dass wir, die dabei waren, schon im nächsten Augenblick den Tod erwarteten«63, so Ansbert. Bischöfe und Priester legten die Stola an, um in Ausübung ihres geistlichen Amtes zu sterben. Auch Barbarossa, zu Pferd inmitten seiner Ritter, verlor für einen Moment die Fassung. Doch die Panzerreiter, obwohl dezimiert, hielten stand, ebenso der Kaiser, der, nachdem er sich wieder gefasst hatte, seinen Streitern zugerufen haben soll  : »Aber was zögern wir, was schwanken wir  ? Christus ist König, Christus siegt, Christus herrscht  !« Geht es nach Ansbert, konnte der betagte Monarch immer noch beträchtliche Kraftreser­ ven mobilisieren. »Und obwohl erschöpft von der vielfachen Anstrengung, warf er als erster sein Pferd herum, die anderen folgten ihm kühn, und wie ein Löwe stürzte er sich auf die Feinde«64. In dem nun folgenden Gefecht gewannen die Kreuzfahrer rasch die Oberhand. Verantwortlich dafür war wohl der Umstand, dass 500 Panzerreiter in der direkten Konfrontation eine viel größere gegnerische Streitmacht zurückschlagen konnten, vorausgesetzt, sie wurden effizient geführt und kämpften auf nicht allzu 88 | 

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8  Der deutsche Anteil am Dritten Kreuzzug bis Januar 1191.

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weitläufigem Feld, wo die leichte Reiterei der Muslime ihre Wendigkeit voll ausspielen konnte. Beide Voraussetzungen dürften bei der Schlacht vor den Mauern von Ikonion gegeben gewesen sein, die abermals mit einem Rückzug Qutb adDins endete.65 Nach seinem Sieg rückte der Kaiser mit seinen Truppen ebenfalls in die Stadt ein. Noch am selben Tag erschienen Gesandte des Sultans bei ihm. In der Hoffnung, möglichst glimpflich davonzukommen, wies Kilidsch Arslan II. den Kaiser auf ihre schon fast zwei Jahrzehnte alte, für ihn nach wie vor aufrechte Verbundenheit hin und appellierte an dessen Mitgefühl. Er sei ein alter und friedlich gesonnener Mann, den man genötigt habe, das Bündnis zu brechen. Alle Ehrendienste, die der Kaiser für die ihm entgegengebrachten Missachtungen forderte, werde man ihm erweisen, so der Sultan, nach Kräften werde man sich bemühen, seinen Zorn zu besänftigten. Kilidsch Arslan  II. und Qutb ad-Din hatten insofern Glück, als Barbarossa seinen Marsch bald wieder fortsetzen und keine Zeit mit langwierigen Verhandlungen oder gar Racheaktionen verlieren wollte. Er beschränkte sich daher auf seine beiden schon in Nürnberg gestellten Forderungen – Stellung eines Marktes, Garantie eines friedlichen Durchmarsches – und verlangte hochrangige Geiseln, um sicherzustellen, dass der restliche Marsch durch das Seldschukenreich tatsächlich ohne Angriffe verlief. Erleichtert willigte Kilidsch Arslan II. ein. Rasch wurde ein großer Markt errichtet, auf dem Brot und Fleisch, Butter und Käse angeboten wurden. Beide Seiten waren sehr daran interessiert, den so mühsam und mit vielen Opfern errungenen Waffenstillstand aufrechtzuerhalten. Damit die bei Kreuzzügen nicht seltenen Streitereien über Warenpreise und Wechselkurse gar nicht erst aufkommen und neuerlichen Unfrieden stiften konnten, einigte man sich sogar auf die Bildung einer Schiedskommission, die sowohl mit Muslimen als auch mit Christen besetzt war und in solchen Fällen rasch entscheiden sollte. Die Kreuzritter kauften in großem Stil Lebensmittel ein und stockten den zuletzt massiv zusammengeschrumpften Bestand an Nutztieren wieder kräftig auf  ; angeblich erwarben sie nicht weniger als 6000 Pferde und Maultiere. In der Stadt hielt es sie allerdings nicht lange. Noch vor ihrem Weitermarsch schlugen sie ihr Lager wieder außerhalb von Ikonion auf, weil die Spuren der Schlacht noch längst nicht beseitigt waren und der Leichengestank innerhalb der Stadtmauern ein Ausmaß erreicht hatte, das sich nicht mehr ertragen ließ.66

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Tod in Kilikien

I

n Saladins Reich sorgte Barbarossas Sieg von Ikonion für Bestürzung. Vor allem im Norden Syriens gab der scheinbar unaufhaltsame Vormarsch der deutschen Kreuzritter zu den schlimmsten Befürchtungen Anlass, wie der zeitgenössische Chronist Ibn al-Athir berichtet. Die Furcht, die sie einflößten, war so gewaltig, dass man folgende Begebenheit erzählt  : Ein Emir Saladins besaß in der Gegend von Mossul ein Dorf, das meinem Bruder unterstellt war. Als die Ernte – Weizen, Gerste und Stroh – eingebracht war, sandte er [Anm.: der nicht namentlich genannte Bruder] seinem Herrn einen Boten, der mit ihm wegen des Verkaufes der Ernte reden sollte  ; als Antwort erhielt er folgenden Brief  : »Verkauf kein einziges Korn und sichere uns so viel Stroh wie möglich  !«

Später nach dem Grund für seine Anweisung gefragt, antwortete der Emir  : »Als wir von der Ankunft des Königs von Deutschland hörten, waren wir überzeugt, wir könnten uns in Syrien nicht halten, und ich verbot, die Ernte zu verkaufen, damit wir einen Vorrat hätten, wenn wir zu euch kämen.«67 Anlass zur Beunruhigung gab es auch für Saladin. Die Niederlage der Seldschuken, die in der Vergangenheit ein halbes Dutzend Kreuzarmeen vernichtend geschlagen hatten, war für ihn eine böse Überraschung. Sie kam ihm insofern besonders ungelegen, als sich die militärische Lage im Heiligen Land mittlerweile zu seinen Ungunsten verändert hatte. Kehren wir kurz ins Jahr 1188 zurück. Nach der gescheiterten Belagerung von Tyrus nahm Saladin davon Abstand, die Stadt noch einmal zu attackieren. Stattdessen ließ er König Guido von Lusignan frei, den er bei der Schlacht von Hattin gefangen genommen hatte. Seine Hoffnung, auf diese Weise einen Keil in das Lager der Christen zu treiben, ging zunächst auf. Guido von Lusignan wollte unbedingt sein zerschlagenes Königreich wiedererrichten. Dafür brauchte er jedoch zwingend eine Hafenstadt, die als Anlaufpunkt für Verstärkungen aus Europa dienen konnte. Da nur noch Tyrus unter christlicher Herrschaft stand, forderte er Konrad von Montferrat auf, ihm die Stadt zu übergeben. Dieser verspürte allerdings keine Lust, dem landlosen König die Hafenmetropole zu überlassen, die er selbst gerettet hatte, und schlug ihm die Tür vor der Nase zu. Auch alle weiteren Versuche Guidos von Lusignan, Tyrus zu übernehmen, blieben erfolglos. Und dann, im Spätsommer 1189, tat er plötzlich einen Schritt, der Freund und Feind überraschte  : Er begann mit einer kleinen Streitmacht Akko zu belagern.

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Angesichts der militärischen Kräfteverhältnisse glich Guidos Aktion einem Himmelfahrtskommando. Akko besaß mächtige Befestigungsanlagen, und in der Stadt lagerte eine muslimische Garnison, deren Truppenstärke jene der Belagerer deutlich überstieg. Rückte außerdem noch Saladin mit seinen Streitkräften an, drohte Guido ein ebenso rasches wie klägliches Ende seines Unterfangens. Doch der König hatte Glück. Der Sultan nahm seinen Vorstoß nicht sonderlich ernst. Es würde ein Leichtes sein, so meinte er, Guido von Lusignan, den er bei Hattin so vernichtend geschlagen hatte, auch diesmal wieder zu besiegen, zumal dessen aktuelle Truppe von bescheidener Dimension war. Saladin legte keine Eile an den Tag, nach Akko zu gelangen. Es war ein Fehler, der sich bitter rächen sollte. Denn während Saladin sich Zeit ließ, kamen zahlreiche Schiffe aus Europa an. Ihnen entstiegen hochmotivierte Kreuzfahrerscharen aus aller Herren Länder, die darauf brannten, am großen Gegenschlag der Christenheit gegen Saladin mitzuwirken. Als der Sultan schließlich vor Akko auftauchte, war Guidos Belagerungsring entscheidend verstärkt und ließ sich nicht mehr aufbrechen. Saladins Offensive gegen die Franken kam daraufhin vollends zum Stillstand. Er musste die noch laufenden Eroberungen christlicher Burgen einstellen und sich voll auf Akko konzentrieren. Die Kampfweise der Belagerer, die sich in einem Grabensystem eingebunkert hatten, war den Muslimen jedoch nicht vertraut. Zwar scheiterten die Christen mit ihren Versuchen, die Festung zu erobern, ließen sich aber aus ihren Stellungen nicht vertreiben.68 Das Patt vor Akko hielt auch noch an, als Barbarossa seinen Durchbruch im Sultanat Ikonion erzielte. Saladin musste Truppen nach Nordsyrien verlegen und ging außerdem dazu über, die Befestigungen von mehreren Städten in Palästina abzutragen, um zu verhindern, dass die Gegner sie eroberten und selbst als militärische Stützpunkte nutzten.69 Im Lager der Kreuzfahrer sah man der Ankunft des Kaisers hoffnungsvoll entgegen. Besonders große Erwartungen hegte dessen Cousin Konrad von Montferrat. Er erkannte Guido von Lusignan nicht mehr als König an und wollte sich selbst die Krone aufsetzen. Mit der Belagerung von Akko hatte Guido allerdings wieder Oberwasser gewonnen, und Konrad drohte ins Hintertreffen zu geraten. Als Verwandter Barbarossas konnte er jedoch darauf hoffen, seine Position wieder nachhaltig zu stärken, wenn dieser nach Outremer kam. Der Kaiser verlor unterdessen in Kleinasien keine Zeit. Als seine Armee nach einwöchiger Ruhepause in und um Ikonion wieder zu Kräften gekommen war, setzte er am 26. Mai den Weg nach Outremer fort. Diesmal hielten sich Kilidsch Arslan  II. und Qutb ad-Din an die mit ihm getroffenen Vereinbarungen. Der restliche Marsch der Deutschen durch das Reich der Seldschuken verlief ohne 92 | 

Friedrich I. Barbarossa, Friedrich VI. von Schwaben und der Dritte Kreuzzug (1189 – 1192)

größere Zwischenfälle. Am 30. Mai erreichten sie die Grenzstadt Laranda (heute Kamaran), wenig später kam man bei einem armenischen Dorf vorbei, wo sich den deutschen Glaubenskriegern ein Anblick bot, der bei ihnen wohlige Glücksgefühle auslöste. »Hier fanden wir Kreuze auf den Feldern, die von Christen aufgestellt waren, und darüber erfüllte große Freude und Rührung unsere Herzen. Denn lange Zeit hatten wir nichts von dem, was zum äußeren Schmuck des christlichen Glaubens gehört, gesehen oder vernommen.«70 Die Freude hielt indessen nicht lange an, denn vor den Kreuzfahrern lag eine weitere harte Prüfung  : Zwischen dem Sultanat Ikonion und dem südlich benachbarten Fürstentum Kleinarmenien lag das Taurusgebirge. Mit zahlreichen Gipfeln über 3000 Metern Seehöhe bildete es eine natürliche Grenze zwischen den beiden Staaten, deren Überwindung selbst an der dafür geeignetsten Stelle, der Kilikischen Pforte, beträchtliche Anstrengungen erforderte. Aus unerfindlichen Gründen nahm die deutsche Kreuzarmee nicht den Weg durch die knapp 1300 Meter hohe Pforte. Stattdessen folgte sie einem zwar kürzeren, aber noch anstrengenderen Gebirgspfad, der die Kreuzfahrer bis auf über 2000 Meter Seehöhe emporführte und, wie Ansbert lakonisch anmerkte, »selbst für Bergziegen kaum zugänglich war«71. Für ein großes Heer mit Tonnen an Ausrüstungsmaterial und Hunderten von Lasttieren stellte diese Route eine extreme Herausforderung dar, zumal den Menschen des Hochmittelalters freiwilliges Bergsteigen noch sehr fernlag. Mit äußerster Anstrengung bewältigte die Kreuzarmee den Gebirgspfad und erreichte den Fluss Saleph. Hier fand man gute Weiden für die Pferde und Maulesel, begann aber selbst wieder unter Nahrungsmittelmangel zu leiden. Am 7. Juni, auf halbem Weg zwischen dem Taurusgebirge und der Südküste Kleinasiens, kamen Gesandte des Fürsten von Kleinarmenien zu Barbarossa und boten »ihm mit liebenswürdiger Freundlichkeit, wie es die Art dieses Volkes ist, jede Möglichkeit an, über Land und Leute zu bestimmen und zu verfügen.«72 Diesmal hatte der Kaiser allen Grund, an der Aufrichtigkeit dieser ehrerbietigen Begrüßung nicht zu zweifeln. Zum einen handelte es sich um christliches Gebiet, dem Saladin bei seinen Siegeszug 1187/88 bedrohlich nahegerückt war und wo man militärische Rückendeckung gegen den Sultan zu schätzen wusste. Zum anderen aber, und das war vielleicht sogar noch wichtiger, hegte der Herrscher von Kleinarmenien einen machtpolitischen Wunsch, den ihm nur Barbarossa erfüllen konnte. Fürst Leon II. (👑1187 – 1219) war bereits am Vorabend des Deutschen Kreuzzuges mit Friedrich I. in Kontakt getreten, um diesem, einer Aufforderung von Papst Clemens III. folgend, Unterstützung anzubieten. Vor allem aber sehnte sich Tod in Kilikien 

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der »Herr der Berge« danach, in den Rang eines Königs erhoben zu werden, um seine Unabhängigkeit vom angrenzenden Byzantinischen Reich zu festigen und außerdem seine Chancen zu erhöhen, über das benachbarte Fürstentum Antiochia eine Oberlehnsherrschaft zu errichten. Eine Königskrone konnte allerdings nur von einem Kaiser verliehen werden. Vom byzantinischen Kaiser war dieses Entgegenkommen nicht zu erwarten, da Leons Expansionswunsch dessen Interessen zuwiderlief, also kam für ihn nur noch der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches als Ansprechpartner in Frage. Die große Distanz zwischen ihnen war für Leon  II. durchaus kein Nachteil. Wenn er seine eigene Herrschaft dem Staufer übertrug und sie dann von diesem als Lehen entgegennahm, musste er in weiterer Folge kaum mit einer direkten Herrschaftsausübung des weit entfernten Kaisers rechnen.73 Auch für Friedrich I. hatte das Ansinnen des Armeniers einen gewissen Reiz. Mit der Verleihung einer Königskrone an Leon II. konnte er seinen Anspruch auf das universale Kaisertum in friedlich-eleganter Manier und ohne übermäßigen Aufwand zum Ausdruck bringen, auch und gerade gegenüber dem »Konkurrenzkaiser« in Konstantinopel. Im Vorfeld des Kreuzzuges waren der Kaiser und der Fürst in der Sache recht rasch handelseins geworden  ; Barbarossa hatte Leon II. in einem Brief zugesagt, ihn zum König zu erheben, und Bischof Hermann II. von Münster führte während des Kreuzzuges den für eine Königkrönung vorgesehenen lateinischen Ordo mit sich, um das Vorhaben vor Ort umzusetzen. Von den Gesandten Leons II. ortskundig geführt, zog die Kreuzarmee entlang des Saleph Richtung Küste. Da der Weg äußerst beschwerlich war, ging ihr Zusammenhalt teilweise verloren. Ein Teil der Armee überquerte in der Nacht vom 9. auf den 10. Juni einen Berg, der sich am Ufer des Saleph dahinzog. Manche Bischöfe und Ritter waren mittlerweile so schwach, dass sie den Weg nicht mehr selbst bewältigen konnten, sondern auf Pferdetragen weitertransportiert werden mussten. Die Mühsal der Bergroute brachte es mit sich, dass Ansbert etwas tat, was er und die anderen Chronisten der Zeit nahezu ausnahmslos zu unterlassen pflegten  : Anstatt ausschließlich über die Aktivitäten hochgestellter Personen – Monarchen, Fürsten, hohe Kirchenvertreter – zu berichten, nahm er bei dieser Gelegenheit einmal Bezug auf das einfache Volk. Denn nichtadelige Pilger und Hilfskräfte waren es, die den Bischöfen und Rittern, die sich aus eigener Kraft nicht mehr fortbewegen konnten, unter die Arme griffen. Als es auf dem schmalen und steinigen Bergpfad nicht mehr möglich war, die Kranken und Ermatteten auf Pferdetragen mitzuziehen, packten sie an. 94 | 

Friedrich I. Barbarossa, Friedrich VI. von Schwaben und der Dritte Kreuzzug (1189 – 1192)

Auf dem viel zu engen steinigen Pfad brachte das vordere Pferd, manchmal auch das hintere, seinen Herren, den es trug, und sich selbst in Todesgefahr, wenn es unglücklich stürzte. Hier sah man, wie lobenswert und höchst belohnenswert der Einsatz derer war, die man Schildträger nennt, die ihre schwachen Herren im Schweiße ihre Angesichtes über diesen Berg trugen.74

Barbarossa und einige seiner Begleiter bekamen die Bergroute erst am nächsten Morgen zu Gesicht. Dem Rat ihrer armenischen Begleiter folgend, versuchten sie ihr auszuweichen, indem sie zum Fluss hinunterkletterten. Wesentlich leichter war allerdings auch dieser Weg nicht. Die Sonne stand mittlerweile hoch am Himmel, es war drückend heiß. Mehr als einmal mussten die Berittenen von ihren Pferden steigen und besonders steile und abschüssige Passagen zu Fuß, manchmal sogar auf allen vieren überwinden. Schließlich aber erreichte die Gruppe unbeschadet das Ufer des Saleph. Was dann geschah, wurde von zahllosen Chronisten in der christlichen und der muslimischen Welt in unterschiedlichen, teils recht phantasievollen Versionen dargestellt.75 Von ihnen allen war Ansbert dem Geschehen mit Abstand am nächsten. Er erlebte es zwar auch nicht als unmittelbarer Augenzeuge mit, doch erfuhr er spätestens am nächsten Tag davon und berichtete somit vielleicht noch unverfälscht. Seiner Schilderung zufolge versuchte der Kaiser, von allen Gefahren unbeeindruckt, über den reißenden Saleph hinüberzuschwimmen, um dadurch die maßlose Hitze zu mildern und die Gebirgshöhen zu umgehen. Aber obgleich der Weise spricht  : »Du sollst dich nicht der Strömung entgegenstellen«, so setzt der Weise selbst, in manchen Dingen ganz unweise, seine Kräfte gegen die Strömung und die Gewalt des Flusses  : Obwohl alle ihn zurückzuhalten versuchten, stieg er ins Wasser, versank in einem Strudel – er, der oftmals aus höchster Gefahr entkommen war  ! – und ging auf elende Weise unter. […] Alle vornehmen Herren um ihn herum eilten ihm zu Hilfe, aber zu spät  ; sie zogen ihn aus dem Wasser ans Ufer.76

In der Kreuzarmee löste Barbarossas Tod namenloses Entsetzen aus. Viele Kreuzfahrer hatten nie einen anderen Herrscher erlebt als ihn. Er war der mächtigste Monarch des Abendlandes und der unbestrittene Anführer des Kreuzzuges gewesen. »An dieser Stelle und in diesem traurigen Bericht versagt uns die Feder, und die Rede verstummt«77, heißt es in den Kölnischen Jahrbüchern. Zu dem Schock über das Ableben des Langzeitherrschers kam das Entsetzen, dass Gott den Kaiser, der ausgezogen war, um die heiligen Stätten für die ChrisTod in Kilikien 

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9  Der Fluss Saleph (heute Göksu), einige Kilometer oberhalb der Stadt Seleukia (heute Silifke), d. h. nahe beim Unglücksort.

tenheit zurückzuerobern, mit dem Tod bestraft hatte – und dann auch noch auf diese Art und Weise  : Denn nach damaligem Verständnis wurde einem gottesfürchtigen Menschen vor seinem Ableben noch die Möglichkeit zuteil, die Beichte abzulegen, die Sterbesakramente zu empfangen und letzte Verfügungen zu treffen. Dass der Kaiser so abrupt aus dem Leben gerissen wurde, lief dieser Vorstellung eklatant zuwider und schien eine zusätzliche Bestrafung für ihn zu sein.78 Dem widersprach der byzantinische Chronist Niketas Choniates, der Barbarossa stark idealisierend, aber wohl nicht gänzlich zu Unrecht als Mann einschätzte, der den Kreuzzug voller Hingabe unternommen habe und bereit gewesen sei, für den Namen Christi auch den eigenen Tod in Kauf zu nehmen. Wie der Apostel Paulus achtete er das eigene Leben gering und zog seines Weges, bereit, nicht nur Fesseln zu ertragen, sondern auch sein Leben hinzugeben für den Namen Christi. So war der Eifer dieses Mannes der Eifer eines Apostels, sein Ziel das Ziel eines glühenden Verehrers Gottes und seine Leistung die Leistung eines jener überragenden Männer, die all ihre Gedanken, all ihre Kräfte darauf richten, das erhabene und schwierige Leben zu führen, welches das Evangelium verlangt, und die

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Friedrich I. Barbarossa, Friedrich VI. von Schwaben und der Dritte Kreuzzug (1189 – 1192)

alles Irdische als Kehricht missachten. Darum sage ich mir, dass er ein seliges Ende gefunden hat.79

Im Tod des Kaisers lag aber auch unter nüchternen Gesichtspunkten gesehen eine grausame Ironie. Denn sein Ableben geschah in der Nähe des heutigen Dorfes Teleker, an einem Punkt, wo die Kreuzarmee das Taurusgebirge so gut wie überwunden hatte und deutlich leichteres Territorium vor ihr lag.80

Friedrich VI. von Schwaben und die Mauern von Akko

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ach Barbarossas Tod wurde dessen Sohn Friedrich VI. von Schwaben zum neuen Anführer der Kreuzarmee ausgerufen. Ungeachtet seiner erst 23 Jahre hatte er sich als tüchtiger Heerführer erwiesen und fand unter den Fürsten großen Zuspruch. Die Autorität seines kaiserlichen Vaters fehlte dem jungen Herzog zwar geradezu zwangsläufig, doch ließ er sich durch diesen Mangel laut Ansbert nicht einschüchtern und übernahm »die Kommandogewalt über die Ritter des Herrn mit derselben Tatkraft wie der Vater«81. Friedrich VI. von Schwaben zog mit seinen Truppen zunächst in die armenische Hafenstadt Tarsus. Eine seiner ersten Aufgaben bestand darin, für eine standesgemäße Beisetzung des verstorbenen Kaisers zu sorgen. Eine Bestattung an Ort und Stelle, also im abgelegenen kleinarmenischen Hinterland, kam nicht in Frage  ; sie sollte an einem würdigeren Ort erfolgen. Im Hochmittelalter war es allerdings mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden, einen Leichnam über größere Distanzen zu transportieren, weil man die dafür nötigen Konservierungskenntnisse noch nicht besaß. Starb ein Herrscher, wurde er daher zwangsläufig an unterschiedlichen Orten bestattet. So auch im Falle Barbarossas  : Seine Eingeweide wurden höchstwahrscheinlich in Tarsus beigesetzt und sein Leichnam mit den sehr begrenzten Mitteln der Zeit für den Weitertransport präpariert.82 In Tarsus zeigte sich auch, dass der Zusammenhalt der Armee da und dort bröckelte. Bei manchen Kreuzrittern wirkte der Schock über Barbarossas Tod dermaßen demoralisierend, dass sie die Heimfahrt antraten. Andere wollten nicht mehr zu Land weiterziehen und segelten von Tarsus weiter nach Tripolis. Diese punktuellen Auflösungserscheinungen wurden von mehreren christ­ lichen Geschichtsschreibern des späten 12. und frühen 13.  Jahrhunderts thematisiert  ; sie nahmen das unerwartete Ableben des Kaisers als dermaßen einschneidendes Ereignis wahr, dass sie darin einen entscheidenden Wendepunkt des gesamten Unternehmens erblickten und dessen weiteren Verlauf deutlich Friedrich VI. von Schwaben und die Mauern von Akko 

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weniger ausführlich schilderten. Auch Ansbert beschrieb die Ereignisse nach dem 10. Juni 1190 in seinem bis dahin sehr detaillierten Bericht nur noch überblicksartig. Hinzu kam, das Friedrich  VI. von Schwaben mangels kaiserlicher Kompetenzen die Erhebung des Fürsten Leon II. von Kleinarmenien zum König nicht vollziehen konnte  ; für den nach mehr Macht strebenden Armenier löste sich die schon zum Greifen nahe Krone in Rauch auf.83 Das alles bedeutete indessen nicht, dass der Deutsche Kreuzzug, wie in manchen verkürzten Darstellungen zu lesen ist, mit Barbarossas Tod zu einem mehr oder minder unbedeutenden Unternehmen geworden wäre. Die deutschen Truppenabteilungen, die von Tarsus weiter in Richtung Palästina zogen, waren trotz erheblicher Verluste immer noch von einer Dimension, die für Saladin eine ernstzunehmende Bedrohung darstellte. Außerdem wurde Friedrich  VI. von Schwaben zu einem politisch relevanten Faktor im Orient, kaum dass er Outre­ mer betreten hatte. Fürst Bohemund III. von Antiochia sah in der Ankunft der deutschen Kreuztruppen eine Art Rettungsanker. Saladin hatte auch auf den nördlichsten Kreuzritterstaat militärischen Druck ausgeübt, so sehr, dass Bohe­ mund  III., wie es in einer zeitgenössischen Quelle hieß, »daran verzweifelte«, seine Hauptstadt zu behaupten, und sie Friedrich  VI. übertrug, »damit dieser nach Belieben über sie bestimmen möge«84. Bei dem nicht unbedingt alltäglichen Schritt Bohemunds III. schwang höchstwahrscheinlich die Hoffnung mit, dass der Sohn des mächtigen Kaisers ihm vor Ort militärischen Beistand leistete. Es war eine Option, die auch für Friedrich VI. von Schwaben überlegenswert gewesen sein dürfte. Wenn er sich bis auf Weiteres als Machtfaktor in Antiochia positionierte, würde dies Saladin, der vor Akko seit Monaten nicht vorankam, vor noch größere Probleme stellen. Das Letzte, was der Sultan brauchen konnte, war eine neue Frontlinie in Nordsyrien, die jenen Teil des Ayyubidischen Reiches bedrohte, um dessen Gewinn er in den 1170er und 1180er Jahren lange gerungen hatte.85 Friedrich VI. hielt in Antiochia letztlich über zwei Monate inne. Einen Grund für den langen Verbleib bildete neben den militärisch-politischen Implikationen, die sich aus der Unterwerfung Bohemunds III. ergaben, auch der Ausbruch einer Seuche, die in der deutschen Kreuzarmee hohe Verluste forderte.86 Letztlich nahm Friedrich VI. von Schwaben dann aber doch davon Abstand, Saladin von Antiochia aus unter Druck zu setzen. Stattdessen beschloss er, nach Akko zu ziehen, um die Belagerer der Stadt zu verstärken. Eine nicht unwesentliche Rolle bei dieser Entscheidung dürfte Konrad von Montferrat gespielt haben. Der Herr von Tyrus begrüßte die Ankunft der deutschen Kreuzarmee mindestens ebenso sehr wie Bohemund III. Als er im Frühsommer 1190 davon er98 | 

Friedrich I. Barbarossa, Friedrich VI. von Schwaben und der Dritte Kreuzzug (1189 – 1192)

fuhr, machte er sich sogleich auf den Weg nach Antiochia, um Friedrich VI. von Schwaben zum Weitermarsch nach Akko zu veranlassen. Vor allem aber hegte der ehrgeizige Piemontese den Wunsch, den mit ihm verwandten Sohn Barbarossas im Machtkampf gegen Guido von Lusignan an seiner Seite zu wissen. Seine Fahrt nach Norden inszenierte der macht- und imagebewusste Konrad in großem Stil. In Tripolis verteilte er Geldgeschenke an verarmte Ritter, Witwen und Waisen. In Antiochia ließ er sein Kommen vorab ankündigen und sicherte sich so einen Empfang mit den größten Ehren. Mit Friedrich  VI. von Schwaben wurde er sich offenbar rasch einig. Am 29. August, wenige Tage nach seiner prunkvollen Ankunft in Antiochia, brach er mit dem jungen Staufer nach Süden auf.87 Der Umfang der Streitmacht, die Friedrich VI. anführte, wurde von muslimischen Beobachtern auf etwa 5000 Mann geschätzt. Dies war keine überwältigende Dimension mehr, aber immer noch eine Größenordnung, die im Ringen um Akko signifikant ins Gewicht fallen konnte. Vor Friedrich VI. lag jedoch ein heikler Weg. Abgesehen von der Grafschaft Tripolis, die den Siegeszug Saladins mit einigen Gebietsverlusten überstanden hatte, stand die Küstenlinie bis nach Tyrus unter der Kontrolle des Sultans. Die Kreuzarmee wurde denn auch bereits auf der ersten Wegetappe von Antiochia nach Latakia von mulimischen Streitkräften angegriffen.88 Mit Mühe schlug sie sich bis nach Tripolis durch, zog von dort aus aber nicht mehr zu Land weiter. Die etwa 100 Kilometer lange Wegstrecke zwischen der Grafschaft Tripolis und Tyrus führte durch teils unübersichtliches Terrain, wo mit Überfällen aus dem Hinterhalt zu rechnen war. Besonders groß war die Gefahr am Nahr al-Kalb, einem kurzen Fluss nördlich von Beirut, dessen Schlucht seit jeher eine Herausforderung für durchziehende Armeen darstellte. Auf die Kunde, dass dieses Nadelöhr von Truppen Saladins besetzt war, beschlossen Friedrich VI. und Konrad von Montferrat, die Weiterfahrt zur See anzutreten.89 In Tyrus legte der junge Staufer auf Einladung Konrads noch einmal einen Zwischenstopp ein. Hier fand vermutlich die dritte und letzte Beisetzungszeremonie für seinen Vater statt. Nachdem er das von den Knochen gelöste Fleisch von Barbarossas Leichnam in der Kathedralkirche des Apostelfürsten Petrus in Antiochia beigesetzt und nur noch die Gebeine seines Vaters mit auf den weiteren Weg genommen hatte, dürfte er diese in der Kathedrale der im Süden des heutigen Libanon gelegenen Stadt beigesetzt haben. Dies sollte jedoch nur ein vorläufiger Schritt sein  ; als letzte Ruhestätte für den Kaiser war Jerusalem vorgesehen. In der Grabeskirche sollte, wenn die Heilige Stadt wieder in christlicher Hand war, Friedrich I. Barbarossa seine eigentliche Grablege finden.90 Friedrich VI. von Schwaben und die Mauern von Akko 

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Friedrich VI. hielt es nicht lange in Tyrus. Ohne Konrad von Montferrat stach er nach wenigen Tagen wieder in See und brachte seine kurze letzte Wegetappe nach Akko ohne Probleme hinter sich. Am frühen Abend des 7. Oktober 1190 schließlich, nach einer 17 Monate dauernden Odyssee, erreichte Barbarossas Sohn das Ziel seiner langen Reise. Baha ad-Din, ein enger Vertrauter Saladins, der die Belagerung von Akko miterlebte, beschrieb das Erscheinen eines Mannes, der von erheblichem Tatendrang erfüllt war. Sein Eintreffen machte großen Eindruck auf beiden Seiten. Nachdem er einige Tage gewartet hatte, verspürte er den Wunsch, seiner Ankunft sichtbaren Effekt zu verleihen. Er tadelte seine Glaubensbrüder für die lange Belagerung und hielt es für einen guten Plan, die Muslime in eine große Schlacht zu verwickeln.91

Obwohl er davor gewarnt wurde, rückte Friedrich VI. mit seinen Truppen gegen das Feldlager des Sultans vor. Zunächst traf er auf das Lager von Saladins Garde, die so heftigen Widerstand leistete, dass der deutsche Angriff ins Stocken geriet. Als wenig später dann auch noch der Sultan mit dem Gros seiner Truppen auf den Plan trat, brach der junge Staufer die Offensive eilig ab. Seiner Energie tat der empfindliche Rückschlag keinen Abbruch. Nun wandte sich Barbarossas Sohn der belagerten Stadt zu. Auf seine Anordnung hatten deutsche Ingenieure wuchtige Belagerungsmaschinen gebaut, darunter eine Art rollenden Rammbock mit eisernen Abdeckungen, unter denen sich Krieger verbergen konnten.92 Der Anblick rief bei den Muslimen laut Baha ad-Din Erstaunen und Furcht hervor, aber sie wussten sich effizient zu helfen. Als die Kreuzfahrer mit ihren Geräten zur Attacke auf die Festung antraten, machte die kampfstarke Garnison einen Ausfall, steckte die Belagerungsmaschinen in Brand und warf den Angriff der Christen zurück. Etwas erfolgreicher war eine weitere Offensive gegen Saladins Feldlager, die Friedrich VI. mit anderen christlichen Truppenführern Mitte November unternahm. Der gerade erkrankte Sultan geriet in Bedrängnis. Er konnte die Gegenstöße seiner Streitkräfte gegen den entschlossenen Angriff der Kreuzfahrer nicht selbst leiten und musste schließlich sein Lager, das einige Kilometer von Akko entfernt lag, noch ein Stück weiter nach hinten verlegen. Die kurzzeitige Schwächung Saladins ermöglichte es den Christen, einen Vorstoß in Richtung Haifa zu unternehmen und Lebensmittel zu erbeuten, mit denen die Hungersnot im Lager vorübergehend gelindert wurde.93 Parallel zu den Kampfhandlungen griff Friedrich VI. von Schwaben auch in die innenpolitischen Belange des Königreichs Jerusalem ein. Denn im Früh100 | 

Friedrich I. Barbarossa, Friedrich VI. von Schwaben und der Dritte Kreuzzug (1189 – 1192)

herbst 1190 hatte ein tragisches Ereignis eine Wende im Machtkampf zwischen Konrad von Montferrat und Guido von Lusignan herbeigeführt  : Königin Sibylle und ihre beiden kleinen Töchter waren an einer Epidemie gestorben. Damit hatte Guido von Lusignan seine Thronrechte verloren, denn die Erbfolge fiel Sibylles jüngerer Halbschwester Isabella zu. Konrad von Montferrat gedachte nunmehr die junge Königin unverzüglich zu heiraten, um sich so einen höheren Thronanspruch als Guido von Lusignan verschaffen, und fand mit diesem Ansinnen die Zustimmung zahlreicher fränkischer Barone, die im Verteidiger von Tyrus einen geeigneteren König als den Verlierer der Schlacht von Hattin sahen. Dass Isabella  I. von Jerusalem bereits verheiratet war und sich eigentlich gar nicht scheiden lassen wollte, spielte dabei keine Rolle, ebenso wenig das Gerücht, dass Konrad von Montferrat bereits eine Ehefrau in Byzanz hatte. Auch Friedrich VI. von Schwaben befürwortete einen Thronwechsel. Für ihn war es mit einer gewissen Zwangsläufigkeit attraktiv, einen Mann an die Spitze des Kreuzritterkönigreichs zu bringen, der einer Adelsfamilie des Heiligen Römischen Reiches entstammte. Die Entscheidung führte indessen Maria Komnena herbei, die einflussreiche, dem byzantinischen Kaiserhaus entstammende Mutter der jungen Königin. Sie setzte Isabella I. so lange unter Druck, bis diese nachgab, sich von ihrem bisherigen Ehemann scheiden ließ und am 24. November 1190 Guidos Rivalen heiratete. Bis zur faktischen Machtübernahme Konrads von Montferrat sollte allerdings noch einige Zeit vergehen, denn die zusehends kritisch werdende Lage der Christen vor Akko ließ bis auf Weiteres keinen Platz für einen Machtwechsel und die damit verbundenen Turbulenzen.94 Der Einzug des Winters machte allen Kämpfern in und um Akko schwer zu schaffen. Saladin hatte mit zunehmender Missstimmung in seinen Reihen zu kämpfen  ; nachdem es das ganze Jahr lang nicht gelungen war, die Kreuzfahrer zu besiegen, musste er seine Streitkräfte in einen weiteren Kriegswinter führen, eine Situation, die im Hochmittelalter alles andere als üblich war und von seinen Emiren als kaum erträgliche Belastung empfunden wurde. Dem Sultan blieb nichts anderes übrig, als Teilen seiner Truppen eine Pause zu gönnen und den Druck auf die Christen mit eingeschränkter Schlagkraft aufrechtzuerhalten. Die Kreuzfahrer hatten noch größere Probleme. Da Saladin die Versorgungs­ linien zu Land blockierte und Lebensmittellieferungen über den Seeweg während des Winters kaum realisierbar waren, mündete ihre ohnehin schon angespannte Versorgungslage in eine Hungersnot. Die Lebensmittelpreise erreichten solche Höhen, dass sich die einfachen Soldaten von Gras, Knochenmehl oder Baumrinde ernährten. Die winterlichen Bedingungen – Regen, Schlamm, stürmische Winde – machten das Lagerleben zur Qual. Die sanitäre Situation wurde ka­tas­ Friedrich VI. von Schwaben und die Mauern von Akko 

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tro­phal, und Seuchen griffen um sich. Im Lauf des Winters 1190/91 starben zahllose Kreuzfahrer an Krankheiten wie Skorbut oder Typhus, auch die Hungers­not im Lager wurde vielen zum Verhängnis.95 Es gab während der Belagerung von Akko zahlreiche Versuche, diesem Elend entgegenzuwirken oder es zumindest etwas abzumildern. Die markanteste deutsche Initiative betraf den medizinischen Bereich. Sie war insofern eine Besonderheit, als sie letzten Endes zur Gründung der nahezu einzigen Institution der Kreuzzugsepoche führte, die heute noch existiert. Im Frühjahr oder Sommer 1190, noch vor dem Eintreffen Friedrichs VI. von Schwaben, war im deutschen Lagerbereich ein Lazarett entstanden. Kreuzfahrer aus Bremen und Lübeck hatten angesichts der schon zu diesem Zeitpunkt großen Not zunächst ein Schiffssegel aufgespannt, um erkrankten und verwundeten Glaubenskriegern in der sengenden Sonne Schatten zu spenden und ihnen unter diesem Schutzschirm auch ein Mindestmaß an medizinischer Hilfe zukommen zu lassen. Aus dieser spontanen Tat war bald ein fester organisiertes Feldlazarett entstanden, das wie vergleichbare Institutionen in Europa von einer Bruderschaft geführt wurde. Als Friedrich VI. von Schwaben vor Akko ankam, deutete es sich bereits an, dass aus der anfänglich improvisierten medizinischen Hilfseinrichtung etwas Dauerhafteres werden würde  ; im September 1190 hatte Guido von Lusignan dem deutschen Lazarett ein Haus in Akko übertragen.96 Guidos Zusage war freilich äußerst optimistisch. Ob den Christen die Einnahme der Stadt jemals gelingen würde, stand im Winter 1190/91 noch in den Sternen. Der englische König Richard I. Löwenherz (👑1189-1199) und der französische König Philipp II. (👑1180 – 1223) waren zwar im Juli 1190 zum Kreuzzug aufgebrochen, aber vorderhand nicht weiter als bis nach Sizilien gekommen, wo sie überwinterten. Mit nennenswerter Verstärkung konnte daher bis weit ins Frühjahr 1191 hinein nicht gerechnet werden. Am 31. Dezember rafften sich die angeschlagenen Belagerer von Akko noch einmal auf und versuchten unter starker Beteiligung der Truppen Friedrichs VI. die Festung zu stürmen. Der Angriff scheiterte jedoch genauso wie alle anderen zuvor unternommenen Eroberungsversuche.97 Auch als in der Nacht zum 6. Januar 1191 ein Teil der beschädigten Festungsmauer bei einem Regensturm einstürzte, warf die muslimische Garnison die darauf folgenden Attacken der Belagerer zurück und besserte die Schäden wieder aus. Für Saladin gab es jedoch keinen Grund zu triumphieren. Einige Tage zuvor hätten sieben Versorgungsschiffe in Akko landen sollen. Bei extrem hohem Wellengang waren sie jedoch an den in Hafennähe gelegenen Felsklippen zerschellt und gesunken. Ihre Ladung, die ausgereicht hätte, die Verteidiger von Akko für ein Jahr zu versorgen, 102 | 

Friedrich I. Barbarossa, Friedrich VI. von Schwaben und der Dritte Kreuzzug (1189 – 1192)

10  Kaiser Friedrich I. Barbarossa und seine beiden Söhne Heinrich VI. (links) sowie Friedrich VI. von Schwaben, Miniaturmalerei aus der Historia Welforum (spätes 12. Jahrhundert). Friedrich VI. von Schwaben und die Mauern von Akko 

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lag auf dem Grund des Meeres. Aus der Sicht Baha ad-Dins war diese Katastrophe »das erste Anzeichen, dass die Stadt besiegt und besetzt werden würde.«98 Friedrich VI. von Schwaben sollte die christliche Einnahme von Akko allerdings nicht mehr erleben. Um die Jahreswende 1190/91 erkrankte auch er an einer Lagerseuche. Eine zeitgenössische Quelle zeichnete das Bild eines dahinsiechenden Kreuzritters, der auf dem Krankenbett noch einmal maximale Gottesfurcht demonstrierte. Als ihm die Ärzte Heilung in Aussicht stellten, wenn er sich dem Liebesgenuss hingebe, erwiderte der junge Staufer angeblich, er wolle lieber sterben, als auf einer Pilgerfahrt Gottes der Wollust zu frönen.99 Am 20. Januar 1191 schließlich erlag Friedrich VI. von Schwaben seiner Krankheit. Er hatte seinen Vater kaum mehr als ein halbes Jahr überlebt. Im Lager der Christen rief der Tod des jungen Herzogs große Betroffenheit hervor. Das war nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit, denn während der vergangenen Monate hatten sich einige Spannungen zwischen den aus mehreren unterschiedlichen Staaten kommenden Kreuzfahrern entwickelt. Das Ableben Friedrichs VI. von Schwaben ließ die wechselseitigen Misshelligkeiten und Eifersüchteleien jedoch kurzzeitig vergessen. Nicht unbeeindruckt beobachtete Baha ad-Din die einhellige Reaktion, die dieses Ereignis im Lager der Christen auslöste. »Die Franken trauerten sehr um ihn und entzündeten Lampen in eindrucksvoller Weise, sodass es kein einziges Zelt gab, in dem nicht zwei oder drei Lichter brannten. Ihr ganzes Lager war wie ein leuchtendes Feuer.«100

Die Resultate des Dritten Kreuzzuges

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er Tod des jungen Staufers blieb im deutschen Lager beileibe kein Einzelfall. Wie schon während des Aufenthalts in Antiochia kamen auch jetzt, unter den inferioren sanitären und medizinischen Lebensbedingungen im Lager vor Akko, zahlreiche Kreuzfahrer aus dem Heiligen Römischen Reich ums Leben. »Wer das große Sterben miterlebte, hätte glauben können, damals wäre die irdische Welt an ihrem Ende angelangt«, notierte Ansbert. Die Todestage der deutschen Fürsten »konnten wir uns nicht alle merken, denn es waren so viele, und ein Todestag folgte auf den andern.«101 Zu Frühjahrsbeginn 1191 begann sich die Situation bei den Kreuzfahrern wieder etwas zu entspannen. Die Temperaturen stiegen, die Niederschläge gingen zu Ende, erste Frachtschiffe mit Lebensmitteln erreichten wieder das Lager der Christen. Mit Herzog Leopold V. von Österreich traf ein prominenter Nachzügler der deutschen Kreuzarmee vor Akko ein. Er sammelte die überlebenden deut-

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Friedrich I. Barbarossa, Friedrich VI. von Schwaben und der Dritte Kreuzzug (1189 – 1192)

schen Kreuzfahrer unter seinem Banner. Da er selbst lediglich mit einer kleinen Schar angekommen war, gebot der Babenberger letztlich aber nur über eine bescheidene Truppe, die von den bald darauf eintreffenden Streitkräften der beiden Könige Philipp  II. und vor allem Richard  I. Löwenherz völlig in den Schatten gestellt wurde. Bei der Einnahme von Akko, die den Kreuzfahrern unter der Führung der beiden Könige im Juli 1191 gelang, spielten die Deutschen keine nennenswerte Rolle mehr. Richard Löwenherz kämpfte danach noch über ein Jahr um das Heilige Land. Er errang einige spektakuläre Siege über Saladin und konnte die Küstenlinie bis weit hinunter in den Süden erobern, doch die Rückgewinnung Jerusalems blieb außer Reichweite. Im Binnenland waren die Muslime unter Saladin zu stark und die fränkischen Christen durch den gewaltigen Aderlass von Hattin zu schwach, um die Heilige Stadt dauerhaft halten zu können. Also führte Löwenherz eine große Schlacht um Jerusalem gar nicht erst, sondern konzentrierte sich auf den Aufbau eines kleineren Königreichs Jerusalem, das sich entlang der Küstenlinie erstreckte. Als König sah Richard I. weiterhin Guido von Lusignan vor, doch gab er Anfang April 1192 dem Druck der fränkischen Barone nach, die mehrheitlich Konrad von Montferrat unterstützten. Guido, der nunmehrige Ex-König von Jerusa­ lem, erhielt mit Zypern, das Richard Löwenherz auf dem Weg nach Palästina erobert hatte, eine reiche Entschädigung. Konrad von Montferrat befand sich am Ziel seiner Wünsche, konnte sich daran allerdings nicht lange erfreuen  : Am 28.  April 1192, kurz vor seiner geplanten Krönung zum König von Jerusalem, wurde er in Tyrus von zwei Assassinen auf offener Straße erstochen. Am 9. Oktober 1192 trat Richard Löwenherz die Heimreise nach Europa an. Wenige Wochen zuvor hatte er mit Saladin einen Waffenstillstandsvertrag abgeschlossen. Das von ihm geschaffene Zweite Königreich Jerusalem war ein reiner Küstenstaat, der sich von Tyrus im Norden bis Jaffa im Süden erstreckte, deutlich kleiner als das Erste Königreich, aber ein Konstrukt, das den fränkischen Christen den Verbleib im Orient bis auf Weiteres sicherte. Die Deutschen hatten auch an diesem Resultat keinen nennenswerten Anteil mehr. Gänzlich ergebnislos war der Kreuzzug Friedrichs I. Barbarossa dennoch nicht gewesen. Der scheinbar unaufhaltsame Vormarsch des Kaisers durch Kleinasien hatte Saladin 1190 gezwungen, Truppen nach Nordsyrien zu schicken, und so die christlichen Belagerer von Akko entlastet, vielleicht sogar deren Niederlage verhindert. Das Eintreffen Friedrichs VI. von Schwaben im Oktober 1190 vor Akko hatte diesen auch eine gewisse Verstärkung gebracht. Bedeutsam war außerdem das Vorgehen Friedrichs  VI. im Jerusalemer Kronstreit gewesen. Mit seiner Parteinahme für Konrad von Montferrat hatte er Die Resultate des Dritten Kreuzzuges 

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dessen Vorhaben, durch die Hochzeit mit Isabella I. von Jerusalem entscheidend an Terrain zu gewinnen, zusätzliche Schubkraft verliehen. Die Ehe Konrads mit Isabella wiederum sollte die Geschichte des Königreichs Jerusalem insofern beeinflussen, als sie eine Tochter hervorbrachte, Maria von Montferrat, die später zur Königin von Jerusalem avancieren sollte. All diese Dinge wurden Barbarossas ursprünglicher Zielsetzung freilich nicht annähernd gerecht. Sowohl die Bereitschaft des Kaisers, Leon II. von Kleinarmenien eine Königskrone zu verleihen, als auch die Parteinahme Friedrichs VI. für Konrad von Montferrat waren eher Nebenprodukte eines Vorhabens, das einzig und allein der Rückeroberung Jerusalems hätte dienen sollen. Machtpolitische Ziele oder gar ein großangelegtes Konzept, den deutschen Einfluss im östlichen Mittelmeerraum massiv auszubauen, waren mit dem Kreuzzug Friedrichs I. Barbarossa indessen nicht verbunden gewesen. Das sollte sich unter Barbarossas Nachfolger gravierend ändern.

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Friedrich I. Barbarossa, Friedrich VI. von Schwaben und der Dritte Kreuzzug (1189 – 1192)

Heinrich VI. und der Deutsche Kreuzzug (1197/98)

Der Ruf der Macht

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ach der Einnahme Jerusalems durch Saladin im Jahr 1187 steigerte sich die Dynamik der Kreuzzugsbewegung in den nächsten Jahrzehnten erheblich. Als der postwendend nach Saladins Siegeslauf unternommene Dritten Kreuzzug nicht zur Rückeroberung der Heiligen Stadt führte, gab es für das Abendland kein Ruhen und kein Rasten mehr. Die Schlagzahl des Glaubenskrieges erhöhte sich massiv. Anders als im ersten Jahrhundert nach dem Aufruf von Clermont fanden Kreuzzüge nun nicht mehr in Abständen von über vier Jahrzehnten statt – in den vier Jahrzehnten, die dem Fall Jerusalems folgten, wurde die Levante von nicht weniger als fünf großen europäischen Orientoffensiven erschüttert. Seitens der Wissenschaft fanden die Kreuzzüge der Jahre 1189 bis 1229 sehr unterschiedliche Beachtung. Während der Dritte Kreuzzug, den die mächtigsten Monarchen der Christenheit angeführt hatten, zu den am intensivsten erforschten Gotteskriegen des Hochmittelalters zählt, wurde der unmittelbar darauf folgende Kreuzzug von Kaiser Heinrich VI. (👑1190 – 1197), Friedrich Barbarossas Nachfolger und ältestem Sohn, stiefmütterlich behandelt.1 Die Tendenz zur Geringschätzung dieses Unternehmens ist umso erstaunlicher, als der Kreuzzug Heinrichs VI. von imposanter Dimension war und, mehr noch, etwas wirklich Einzigartiges an sich hatte. Denn es war der erste durchgehend einzelstaatliche Orientfeldzug des Hochmittelalters. Und es wurde auch nicht durch äußere Umstände ausgelöst  ; anders als bei den bisherigen Kreuzzügen gab es diesmal keinen päpstlichen Appell, um Christi willen die Waffen zu ergreifen. Am Beginn des Deutschen Kreuzzuges stand vielmehr – eine Hochzeit. 1186 heiratete der junge Staufer auf Betreiben seines Vaters Konstanze, eine Prinzessin der normannischen Königsdynastie von Sizilien. Friedrich  I. Barbarossa landete damit im Spätherbst seines Lebens noch einen veritablen Coup. Denn das Reich der Normannen, das sich über Sizilien und ganz Süditalien erstreckte, war ein ebenso wohlhabender wie einflussreicher Staat, der aufgrund seiner geographischen Lage auch eine strategische Bedeutung aufwies, die sich kaum überschätzen ließ. Eine Eheverbindung mit dieser Großmacht des Mittelmeerraumes würde reiche politische Dividenden abwerfen, davon konnte Barbarossa bereits im Jahr 1186 ausgehen. Das wahre Machtpotenzial dieser Ehe offenbarte sich allerdings erst im November 1189, als König Wilhelm II. von SiDer Ruf der Macht 

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zilien überraschend starb, denn der noch junge Monarch hinterließ keine Nachkommen. Das Erbe fiel daher seiner Tante Konstanze zu und damit in letzter Konsequenz ihrem Gemahl Heinrich VI. Es war ein einschneidender Moment in der Geschichte sowohl der Staufer als auch des Heiligen Römischen Reichs. Bislang hatte sich der kaiserliche Herrschaftsraum bis zur Mitte der Apenninenhalbinsel erstreckt. Nun winkte seine Ausdehnung bis zur Südspitze Siziliens. Allerdings war dieser Erfolg zunächst nur theoretischer Natur, denn führende Barone Siziliens wollten eine staufische Machtübernahme unbedingt verhindern. Nach dem Tod Wilhelms II. hievten sie in Windeseile einen illegitimen Spross der normannischen Königsfamilie, Graf Tankred von Lecce, auf den Thron. Allem Anschein nach unterschätzten sie den unbedingten Machtwillen von Barbarossas Sohn und dessen gnadenlose Entschlossenheit, seine Ansprüche auf Punkt und Beistrich durchzusetzen. Heinrich  VI. war ein Herrscher, dessen Äußeres zeitgenössischen Berichten zufolge nicht zu beeindrucken vermochte. Er war von hagerer, fast schon schmächtiger Statur, eine eher düstere Erscheinung, sehr gebildet, aber militärisch wenig begabt, kein Akteur von ritterlichem Zuschnitt und auch nicht mit dem gewinnenden Wesen ausgestattet, das Friedrich I. Barbarossa bei aller Härte auch besessen hatte. In seinem Machtbewusstsein hingegen stand der junge Staufer seinem Vater nicht nach, übertraf ihn auf dieser Ebene sogar noch. Hatte er sich ein Ziel gesetzt, verfolgte Heinrich VI. es mit extremer Konsequenz und war in der Wahl seiner Mittel dabei alles andere als zimperlich. Und sein oberstes Ziel bestand zu Beginn seiner Herrschaft darin, die Krone von Sizilien in seinen Besitz zu bringen. Heinrichs erster diesbezüglicher Anlauf schlug fehl. Im Winter 1190/91 zog er nach Italien und wurde am 15. April 1191 in Rom zum Kaiser gekrönt. Danach wollte er das normannische Königreich unterwerfen, doch sein Vorstoß stockte schon vor Neapel, das von Anhängern Tankreds von Lecce effizient verteidigt wurde. Für den Kaiser wurde die Belagerung der süditalienischen Metropole beinahe zum Verhängnis. In seinem Heer brach eine Seuche aus, an der viele Männer starben und die auch Heinrich VI. auf das Krankenlager warf. Der Kaiser kam wieder auf die Beine, aber das Unternehmen Sizilien musste bis auf Weiteres vertagt werden. Auf dem Rückweg nach Norden traf der Kaiser in Mailand mit dem gerade vom Dritten Kreuzzug zurückgekehrten französischen König Philipp II. zusammen. Dieser wollte sich den Umstand, dass der englische König Richard I. Löwenherz weiter in Palästina gegen Saladin kämpfte, zunutze machen und Richards I. 108 | 

Heinrich VI. und der Deutsche Kreuzzug (1197/98)

außerordentlich starke Machtstellung in Frankreich brechen. Auch Heinrich VI. hatte einiges gegen Löwenherz vorzubringen. Dass der schillernde Plantagenet etwa auf dem Weg nach Palästina 1190/91 ausgerechnet auf Sizilien überwintert und mit Tankred von Lecce nach allerlei Querelen ein Militärbündnis geschlossen hatte, war dem Kaiser ein Dorn im Auge. Zwischen ihm und Philipp II. kam eine Übereinkunft zustande, die sich gegen Richard I. richtete.2 Laut dem englischen Chronisten Richard von Devizes soll Heinrich VI. in weiterer Folge allen Fürsten und Städten des Heiligen Römischen Reichs befohlen haben, Richard Löwenherz gefangen zu nehmen, sollte dieser bei der Heimreise vom Kreuzzug Reichsterritorium betreten.3 Bald darauf versuchte der Plantagenet tatsächlich, das Reich zu durchqueren. Ende 1192 wurde er von Österreichs Herzog Leopold V. vor den Toren Wiens inhaftiert und schließlich dem Kaiser ausgeliefert. Es war ein Schritt von bislang ungekannter Radikalität. Die Gefangennahme eines Kreuzritters wurde vom Papsttum strengstens untersagt. Wer es trotzdem wagte, musste mit den härtesten Kirchenstrafen rechnen. Dennoch übernahm Heinrich VI. den berühmten Häftling von Leopold V. und sorgte damit für die größte Erpressungsaffäre des Hochmittelalters. Sie sollte Europa nicht weniger als ein Jahr lang in Atem halten. Die Gefangennahme Richards I. kam dem Kaiser auch aus innenpolitischen Gründen sehr gelegen, denn damit konnte Heinrich VI. einer für ihn sehr gefährlichen Oppositionsbewegung entgegenwirken. An ihrer Spitze stand ein Mann, der, kurios genug, einige Jahre später beim Kreuzzug des Staufers eine zentrale Rolle spielen sollte  : Herzog Heinrich I. von Brabant (👑1183/1190 – 1235). Der Herzog aus dem Nordosten des Reichs war wie Heinrich VI. damals etwa 27 Jahre alt. Im Lauf seiner ungewöhnlich langen Herrschaft erwies er sich als ausnehmend aktiver Landesfürst, der in seinem Herzogtum große Gebiete urbar machte und eine äußerst effiziente Verwaltung installierte. In der Reichspolitik besaß er beträchtlichen Einfluss und konnte, wie der junge staufische Kaiser rasch festellen musste, ein höchst unangenehmer Gegner sein.4 In Gegensatz zu Heinrich VI. geriet Heinrich I. von Brabant, als bei einer Bischofswahl in Lüttich sein jüngerer Bruder Albrecht von Löwen als Kandidat von dem Staufer abgelehnt wurde und Albrecht anschließend, nachdem er beim Papst erfolgreich gegen diese Ablehnung interveniert hatte, im November 1192 von einigen Rittern getötet wurde. Heinrich I. von Brabant machte Heinrich VI. für den Mord verantwortlich und scharte eine niederrheinische Oppositionsbewegung um sich, der sich auch mehrere erstrangige Reichsfürsten anschlossen. Die antistaufische Allianz wurde derart mächtig, dass sie sogar die Absetzung Heinrichs  VI. anpeilte und den Herzog von Brabant zum neuen Monarchen erheben wollte. Es Der Ruf der Macht 

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war eine mehr als heikle Situation für den Staufer. Mit der Hilfe seines prominenten Gefangenen gelang es ihm, sie zu entschärfen. Richard Löwenherz stand nicht nur in engen Beziehungen mit manchen der rebellischen Fürsten, sondern verfügte auch über beträchtliche Geldmittel und Beredsamkeit. Dies alles setzte der englische König ein, um einer drohenden Auslieferung an seinen Hauptfeind Philipp II. von Frankreich zu entgehen und die Opponenten des Kaisers davon zu überzeugen, dass Friedensverhandlungen mit diesem angebracht wären. Auch die Schlüsselfigur der Oppositionsbewegung vermochte er zum Einlenken zu bewegen. Im Juni 1193 erschien Heinrich I. von Brabant in Koblenz und unterwarf sich dem Staufer, nachdem er von diesem einige Zugeständnisse erlangt hatte.5 Nach der vorläufigen Ruhigstellung der niederrheinischen Oppositionsbewegung und der Freilassung von Richard Löwenherz im Februar 1194, die ein gigantisches Lösegeld in die kaiserlichen Kassen spülte, unternahm Heinrich VI. einen zweiten Anlauf, die Macht im normannischen Königreich zu übernehmen. Der Tod Tankreds von Lecce im Februar 1194 begünstigte sein Ansinnen. Diesmal rückten die kaiserlichen Streitkräfte ohne größere Probleme in Süditalien vor. Die Witwe Tankreds von Lecce versuchte vergeblich, die Offensive des Staufers aufzuhalten. Am 20. November 1194 zog Heinrich VI. siegreich in Palermo ein und wurde noch vor dem Ende des Jahres zum König von Sizilien gekrönt. Dass seine Gemahlin Ende Dezember 1194 einen Sohn gebar, machte den Triumph des jungen Kaisers perfekt. Er gab dem Jungen, den seine Anhänger und Zeitgenossen später das »Staunen der Welt« (stupor mundi) nennen sollten, pflichtschuldig den Stammnamen der Staufer, Friedrich. Mit der Einverleibung des normannischen Königreichs gelang dem Sohn Barbarossas eine ungeheure Erweiterung staufischer Macht. Sein Herrschaftsraum hatte nun eine Nord-Süd-Ausdehnung von zweieinhalbtausend Kilometern. Kein römisch-deutscher Kaiser hatte bislang ein derart großes Territorium regiert. Für die Staufer sollte der Besitz von Sizilien letztlich zur Nemesis werden, doch der Weg in den Abgrund führte über hohe Gipfel. Einen besonders hohen Gipfel gedachte Heinrich  VI. bald nach der Macht­ übernahme im normannischen Königreich zu erklimmen  : Am 31. März 1195 nahm der Kaiser während eines Hoftags in Bari das Kreuz. Für unvoreingenommene Beobachter dürfte dieser Schritt einigermaßen überraschend gekommen sein, denn der Kaiser war bislang nicht durch außergewöhnliche Frömmigkeit aufgefallen. Die Ziele, die Heinrich VI. mit seiner freiwilligen Kreuznahme verfolgte, waren tatsächlich recht handfester Natur. Nun, da er Sizilien unterworfen hatte, wollte er das normannische Königreich mit dem Heiligen Römischen Reich 110 | 

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vereinigen. Dafür brauchte es allerdings die Zustimmung Papst Coelestins  III. (👑1191 – 1198), und dieser beobachtete die Machtausdehnung der Staufer nach Sizilien mehr als nur argwöhnisch, da sie zur Folge hatte, dass der Kirchenstaat vom Kaisertum nun de facto umklammert wurde. Mit seiner Kreuznahme hoffte Heinrich  VI., den Widerstand des Papstes gegen diese Entwicklung zu beseitigen. Um seine diesbezüglichen Erfolgschancen noch zu steigern, versprach er der Kurie, aus eigener Kasse 1500 Ritter und 1500 Fußsoldaten für die Dauer eines Jahres in den Dienst des Kreuzzuges zu stellen.6 Doch die Ambitionen Heinrichs  VI. reichten noch weiter. Nun, da die süd­ italienischen und sizilischen Städte seiner Herrschaft unterstanden, musste deren Prosperität dem jungen Kaiser geradezu zwangsläufig ein Anliegen sein. Und in dieser Hinsicht gab es einigen Nachholbedarf. Insbesondere im reichen Vorderen Orient waren diese Städte weitaus weniger präsent als die norditalienischen Handelsstädte Genua, Venedig und Pisa  ; ihnen sowohl Handelsprivilegien als auch Handelsplätze im Osten zu verschaffen lag daher stark im Interesse des Staufers. Hinzu kam, dass die Einnahme von Süditalien und Sizilien dem Kaiser auch die Gelegenheit gab, dem Anspruch auf das universale Kaisertum in einem Ausmaß Geltung zu verschaffen, wie es seinen Vorgängern nicht möglich gewesen wäre, nämlich auch im östlichen Mittelmeerraum. Und dieser Anspruch ließ sich nirgendwo trefflicher unterstreichen als in Jerusalem  ; die Rückeroberung der Heiligen Stadt würde die Reputation der staufischen Kaiserdynastie dramatisch steigern. Heinrich  VI. fand zur Umsetzung hochfliegender Pläne im östlichen Mittelmeerraum günstige Bedingungen vor. Zum einen musste er bei der Geltendmachung eines imperialen Anspruchs in der Levante nicht mit unüberwindbarem militärischen Widerstand rechnen. Vom Reich der Almohaden, das weite Teile Nordafrikas und der Iberischen Halbinsel umfasste, ging keine Gefahr aus  ; Kalif al-Mansur (👑1184 – 1199) hatte sowohl mit der christlichen Reconquista in Spanien als auch mit Widerstandsbewegungen im eigenen Reich zu kämpfen und fand sich sogar zu Tributzahlungen an den Kaiser bereit, um an dieser Flanke Ruhe zu haben. Das Byzantinische Reich befand sich in einer Abwärtsspirale, war militärisch noch schwächer als beim Kreuzzug Friedrich Barbarossas und stand staufischen Expanionsbestrebungen nahezu hilflos gegenüber. Und auch das Ayyubidische Reich erlebte in jenen Jahren eine Schwächephase. Im Februar 1193 war Saladin gestorben, und die Nachfolger des Sultans – seine Söhne und sein jüngerer Bruder al-Adil – lieferten sich Konkurrenzkämpfe um die Macht. Eine Fortsetzung von Saladins Offensiven gegen die Kreuzfahrerstaaten kam unter diesen Umständen kaum in Frage.7 Der Ruf der Macht 

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Zum anderen wollten sich gleich zwei relevante Herrscher im östlichen Mittelmeerraum der Lehnsherrschaft Heinrichs VI. unterstellen. Einer von ihnen war Fürst Leon  II. von Kleinarmenien, der nach wie vor die Königswürde anpeilte, die er 1190 beim Tod Barbarossas auf armenischem Gebiet um Haaresbreite verpasst hatte. Weiterhin bestrebt, seine Unabhängigkeit vom Byzantinischen Reich hervorzustreichen und eine Oberlehnsherrschaft über das angrenzende Fürstentum Antiochia zu errichten, entsandte Leon  II. 1194 neuerlich eine Delegation ins Heilige Römische Reich, um die Krone zu erlangen. Bald darauf wurde auch der Herrscher von Zypern in ähnlicher Weise aktiv, Amalrich von Lusignan, der Nachfolger seines jüngeren Bruders Guido, der die Insel 1192 von Richard Löwenherz erhalten hatte und bereits 1194 verstorben war. Um die noch junge Herrschaft der Lusignans über Zypern zu festigen, leitete Amalrich den Aufbau einer lateinischen Kirchenorganisation auf Zypern ein und gewann auf diese Weise das Papsttum für sich, doch peilte auch er wie Leon II. zudem noch die Königswürde an. Byzanz kam dafür nicht in Frage, denn am Bosporus betrachtete man Zypern als Teil des oströmischen Reiches und Amalrichs Herrschaft daher als rechtswidrig. Also wandte sich auch Amalrich von Lusignan mit der Bitte um Unterstützung an den westlichen Kaiser. 1195 entsandte er mit Rainer von Dschubail einen engen Vertrauensmann zu Heinrich  VI., um diesen zu ersuchen, ihn als Lehnsmann anzunehmen und ihm im Gegenzug die Königswürde zu verleihen. Heinrich VI. ließ sich nicht lange bitten, den Ansinnen Leons II. und Amalrichs von Lusignan zu entsprechen. Dass sich gleich zwei bedeutende Staaten des Vorderen Orients um seine Lehnsherrschaft bemühten, kam seinen imperialen Ambitionen sehr entgegen. Der Delegation des Fürsten von Kleinarmenien sagte er die gewünschte Belehnung und die baldige Krönung Leons II. zu. Gegenüber dem Gesandten Amalrichs von Lusignan ging Heinrich VI. noch einen Schritt weiter  ; da die Kreuzzugsvorbereitungen bereits in vollem Gang waren, als Rainer von Dschubail bei ihm erschien, und Zypern an der Route ins Heilige Land gelegen war, gab der Kaiser diesem auf dem Hoftag zu Worms am 6. Dezember 1195 das Versprechen, Amalrich von Lusignan die Krone auf dem Weg nach Palästina persönlich zu überbringen. Rainer von Dschubail leistete daraufhin im Namen seines Herrn den Lehnseid. Im Gegenzug schickte Heinrich  VI. im Frühjahr 1196 die Erzbischöfe von Trani und Brindisi mit einem Zepter zu Amalrich nach Zypern, um auf diese Weise zu signalisieren, dass die Insel von nun an seiner Lehnsherrschaft unterstand. Amalrich von Lusignan nahm das Zepter hocherfreut entgegen und nannte sich ab sofort König von Zypern (rex Cypri).8 Weit weniger freundlich verhielt sich Heinrich  VI. gegenüber dem Byzantinischen Reich. Bereits 1194 hatte er die verwitwete, auf Sizilien ansässige Tochter des 112 | 

Heinrich VI. und der Deutsche Kreuzzug (1197/98)

byzantinischen Kaisers Isaak II. Angelos mit seinem jüngeren Bruder Philipp von Schwaben verlobt und den Staufern so Erbansprüche im oströmischen Kaiserreich verschafft. Nach der erstmaligen Verkündigung seines bevorstehenden Kreuzzuges verschärfte er seinen Kurs gegenüber Byzanz erheblich, weil er für sein Orientunternehmen Geld und Schiffe brauchte. Um Isaak II. Angelos einzuschüchtern, forderte er von ihm zunächst im Frühjahr 1195 die Herausgabe von Gebieten auf dem Südbalkan, die von den normannischen Herrschern Siziliens zwischenzeitlich besetzt worden waren. In weiterer Folge setzte der Staufer den Byzantinern die Daumenschrauben noch mehr an – selbst von einem Angriff auf den Bosporus war die Rede – und rang ihnen auf diese Weise die Bereitstellung von Schiffen und erheblichen Geldsummen für seinen bevorstehenden Kreuzzug ab.9 Beides benötigte Heinrich VI. in größtem Maßstab.

Die Reaktion der Fürsten

I

n Deutschland setzten im Lauf des Jahres 1195 Kreuzzugspredigten ein. Zu diesem Zweck hatte Papst Coelestin, der dem frommen Vorhaben des Kaisers, bei aller Skepsis hinsichtlich seiner wahren Ziele, kaum Widerstand entgegensetzen konnte, zwei Kardinalpriester nach Deutschland geschickt. Zum eigentlichen Motor der Werbung für den Kreuzzug wurde allerdings Konrad von Mainz. Der Mainzer Erzbischof war im späten 12. Jahrhundert der wohl schillerndste Kirchenmann Deutschlands. Als der Kreuzzug Heinichs VI. Konturen annahm, blickte der aus dem Haus Wittelsbach stammende Geistliche bereits auf eine außergewöhnlich lange, phasenweise sehr turbulente Karriere zurück. Mit Friedrich Barbarossa war er wegen dessen Auseinandersetzungen mit dem Papsttum jahrelang in Konflikt gestanden, 1165 gar seines Amtes enthoben worden, 1183 dann aber doch wieder als Mainzer Erzbischof eingesetzt worden. Unter seiner Ägide hatten das prunkvolle Mainzer Hoffest 1184 sowie der Mainzer Hoftag Jesu Christi 1188 stattgefunden, was darauf hindeutet, dass er mit Barbarossa letztlich doch wieder zu einem stabilen Ausgleich gelangt war. Bei Heinrich VI. gab es allerdings wiederum einiges, das Konrad von Mainz missfiel. Die Ermordung seines jüngeren Bruders Albrecht von Löwen 1192 hatte seine Haltung zum jungen Kaiser getrübt, ebenso die sich endlos hinziehende Gefangenschaft von Richard Löwenherz, für dessen Freilassung im Februar 1194 er nachdrücklich eingetreten war. All diese Vorbehalte hielten den Erzbischof indessen nicht davon ab, für das Kreuzzugsvorhaben Heinrichs VI. seine ganze Energie und Wortgewalt in die Waagschale zu werfen. Die Reaktion der Fürsten 

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Für mitreißende Kreuzpredigten gab es auch aus der Sicht des Kaisers großen Bedarf, denn unter den Reichsfürsten war zunächst keine spontane Begeisterung ausgebrochen, als sie von seiner Absicht gehört hatten, einen neuerlichen Glaubenskrieg in Szene zu setzen. Der opferreiche und letztlich gescheiterte Kreuzzug Friedrichs I. Barbarossa lag zu diesem Zeitpunkt gerade einmal fünf Jahre zurück und war allen noch lebhaft in Erinnerung. Die Aussicht, derart bald schon wieder ins Heilige Land zu ziehen, übte unter diesen Umständen eine durchaus abschreckende Wirkung aus. Die Predigten für den Glaubenskrieg brachten in weiterer Folge dann aber doch einen Stimmungsumschwung.10 Als Heinrich  VI. bei zwei Hoftagen, die er im Herbst 1195 in Gelnhausen und Worms abhielt, das Kreuz predigen ließ, stießen die Aufrufe auf großen Widerhall. Laut den Marbacher Annalen nahmen neun Erzbischofe und Bischöfe das Kreuz, fünf Herzöge und zahlreiche weitere Spitzenvertreter des weltlichen Adels taten es ihnen gleich. Entscheidend für den letztlich beachtlichen Erfolg der Kreuzzugswerbung war das Wirken Konrads von Mainz und anderer wortgewaltiger Prediger, mehr aber noch die Gesinnung, die beim deutschen Hochadel an der Wende zum 13. Jahrhundert herrschte  : Das Rittertum, der Minnesang und die höfische Lyrik standen in jenen Jahren in voller Blüte. Eine Reihe von Fürsten führte ihre Höfe nach ritterlichen Idealen und zeigte sich als Gönner der Minnesänger und Kreuzzugsdichter, unter ihnen Herzog Friedrich  I. von Österreich, an dessen Hof der junge Walther von der Vogelweide wirkte, oder auch der kunstsinnige Landgraf Hermann  I. von Thüringen. Die Teilnahme an einem Kreuzzug galt um 1200 als unüberbietbare Bewährungsprobe, als ein Unterfangen, das dem eigenen Seelenheil in höchstem Maße zugutekommen würde, mit dem man nicht nur irdischen Ruhm, sondern auch himmlischen Lohn erlangen würde. Diese Grundüberzeugung brachte zahlreiche deutsche Adelsvertreter nach anfänglichem Zögern doch dazu, sich dem Vorhaben des Kaisers anzuschließen. Selbst ein Mann wie Heinrich I. von Brabant, der keine drei Jahre zuvor noch an der Spitze einer breiten Oppositionsbewegung gegen Heinrich VI. gestanden hatte und sogar als Gegenkönig gehandelt worden war, legte in der Gegenwart des Kaisers den Kreuzzugseid ab.11 Auch unterhalb des Hochadels erzielte die Kreuzzugswerbung eine beachtliche Resonanz. Wie Arnold von Lübeck berichtet, nahmen etwa 400 Bürger der Stadt Lübeck das Kreuz, was angesichts der damaligen Bevölkerungszahlen deutscher Städte eine beachtliche Dimension darstellt. Des Weiteren erfahren wir von ihm, dass sich auch Arbeiter vom Erzbergwerk Rammelsberg bei Goslar am Kreuzzug beteiligten, deren Wert sich bei der Belagerung von Toron erweisen sollte.12 114 | 

Heinrich VI. und der Deutsche Kreuzzug (1197/98)

Die Teilnahme an einem Kreuzzug war im Übrigen ein kostspieliges Unterfangen. Sie überstieg nicht selten die finanziellen Möglichkeiten selbst hochgestellter Persönlichkeiten, die, um ihrem Status Genüge zu tun, ansehnliche Ritterkontingente für das Unternehmen aufstellten. So musste etwa Heinrich (V.) der Ältere von Braunschweig, Pfalzgraf bei Rhein, im Vorfeld des Deutschen Kreuzzuges mehrere Dörfer verpfänden, um die Ausrüstung und Versorgung eines entsprechenden Kampftrupps sicherzustellen.13 Und auch von anderen deutschen Fürsten des 12. Jahrhunderts wissen wir, dass sie für die Teilnahme an einem Kreuzzug und die damit verbundenen Verpflegungs- und Materialkosten Darlehen in teils beträchtlicher Höhe aufnehmen mussten. Nicht selten geschah dies bei den in jener Zeit äußerst finanzstarken Klöstern.14 Obwohl die Begeisterung für den Kreuzzug letztlich stark ausfiel, gab es unter den angehenden Glaubenskriegern dennoch einige, die den Initiator des Unternehmens mit scheelem Blick beäugten. Wegen der Gefangennahme des Kreuzritters Richard Löwenherz oder dem ungeklärten Mord am Bischof von Lüttich meinten so manche, dass Heinrich  VI. dem Kreuzritterideal nicht entspreche. Dieses Defizit fiel umso stärker auf, als dessen Vater Friedrich I. eine sehr überzeugende ritterliche Erscheinung gewesen war und es bei ihm kaum Grund gegeben hatte, an den religiösen Motiven für seinen Kreuzzug zu zweifeln. Heinrich VI. hingegen erzeugte mancherorts den Verdacht, dass er mit seinem Vorhaben vor allem machtpolitische Ziele verfolgte. Landgraf Hermann I. von Thüringen etwa strich im Jahr 1196 hervor, er selbst habe »nicht aufgrund von Predigten und auch nicht aus Furcht vor dem weltlichen Schwert, sondern nur um des göttlichen Lohnes willen das Zeichen des Seelenheils [d. h. das Kreuz] angenommen.«15 Die Aussage des Landgrafen, einzig und allein wegen der »Gottesminne« ins Heilige Land ziehen zu wollen, war eine kaum verschleierte Distanzierung von den Kreuzzugsmotiven Heinrichs VI., die der Landgraf für unlauter hielt. Bei der Teilnahme an einem Kreuzzug spielte freilich oft nicht nur das rein idealistische Motiv eine Rolle, nicht selten schwangen auch politische und materielle Interessen dabei mit. Besonders prägnant zeigte sich dies bei Herzog Heinrich I. von Brabant. Dessen Ehe hatte bislang drei Töchter, aber noch keinen Sohn hervorgebracht. Im Vorfeld eines Kreuzzuges lag es angesichts der bevorstehenden Gefahren und Unwägbarkeiten nahe, seine Angelegenheiten zu regeln, und im Falle Heinrichs von Brabant ging es nun darum, unter erschwerten Rahmenbedingungen die weibliche Erbfolge in seinen Territorien zu sichern. Dafür wiederum brauchte er die Zustimmung des Kaisers, ein Umstand, der für den Herzog geradezu zwangsläufig hohe Priorität hatte und sein Handeln im Kontext des Kreuzzuges wesentlich mitbestimmte.16 Die Reaktion der Fürsten 

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Heinrich VI. hielt diesen und anderen Begehrlichkeiten der Reichsfürsten seinen Erbreichsplan entgegen. Damit wollte er im deutschen Teil des Heiligen Römischen Reiches die unangefochtene Thronfolge in männlicher Linie durchsetzen, wie sie in anderen europäischen Staaten wie Frankreich oder England längst schon bestand. Für die damit verbundene Beseitigung des Königswahlrechts der Fürsten bot er den Großen des Reichs die Erblichkeit ihrer Lehen in männlicher und weiblicher Linie an. Der Kaiser setzte seine Forderung zunächst mit handfesten Drohungen durch, doch bald darauf zogen viele Fürsten ihre Zusage zurück und machten dabei geltend, dass sie unter Druck gesetzt worden seien. Die von Heinrich VI. angepeilte Stabilisierung der Zentralmacht unterblieb, das Königswahlrecht blieb aufrecht. Letzten Endes gelang es dem brennend ehrgeizigen Staufer nur, die Wahl seines kleinen Sohnes Friedrich zum Mitkönig in Deutschland durchzusetzen.17 Mit der Resonanz, die sein Kreuzzugsappell bei den Fürsten hervorrief, konnte der Kaiser indessen zufrieden sein. Die Streitkräfte, die sich auf den Weg ins Heilige Land machten, waren von mehr als beachtlicher Dimension. Arnold von Lübeck, von dem die ausführlichste Schilderung des Deutschen Kreuzzuges stammt, gab dazu an  : Der Kaiser hatte, um seine Feinde zu bestrafen, ein in der Tat unermessliches Heer von bis zu 60.000 Mann aus Schwaben, Bayern, Franken und anderen Ländern zusammengezogen. Von ihnen unternahmen alle Besseren und die ganze Familie des Kaisers unter dem Herrn Kanzler Konrad einmütig und voller Hingabe den Kreuzzug.18

Wie so oft war auch diese zeitgenössische Einschätzung hinsichtlich der Größe einer Kreuzarmee übertrieben. Im Hochmittelalter gab es allerdings viele Chronisten, die bei der zahlenmäßigen Schätzung christlicher Streitkräfte weit mehr über das Ziel hinausschossen, als Arnold von Lübeck es in diesem Fall tat. Die Streitmacht, die Heinrich VI. letztlich auf die Beine stellte, dürfte um die 16.000 Mann umfasst haben und konnte sich mit den größten Kreuzarmeen jener Zeit durchaus messen.19

Organisation und Aufbruch

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ochten manche Fürsten die Kreuzzugsmotive des Kaisers auch misstrauisch betrachten, bei dessen organisatorischen und strategischen Planungen hatten sie deutlich weniger Grund zur Skepsis.

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Heinrich VI. vollzog mit seinem Unternehmen eine Abkehr von den Kreuzzügen seiner beiden Vorgänger auf dem Thron. Anders als es unter Konrad III. 1147 und auch noch unter Friedrich I. Barbarossa 1189 praktiziert worden war, marschierten die deutschen Glaubenskrieger des Jahres 1197 nicht mehr entlang der Donauroute nach Byzanz, sondern zogen nach Sizilien. Von hier, der neuen Machtposition der Staufer, sollten sie zur See ins Heilige Land fahren. Es war eine Entscheidung, die in mehrerlei Hinsicht Sinn machte. Der Marsch nach Süditalien führte fast zur Gänze durch staufisch beherrschtes Gebiet  ; Gefahren von der Dimension, wie sie in Kleinasien drohten, ließen sich hier ausschließen, und auch die Strapazen würden auf dieser Route wesentlich geringer ausfallen. Die Seefahrt nach Palästina ließ sich binnen weniger Wochen absolvieren – vorausgesetzt, das Wetter spielte mit. Bei seinem Vorhaben, seine Kreuzarmee zu Schiff ins Heilige Land zu bringen, musste der Kaiser allerdings beträchtliche Vorlaufzeiten und Investitionen einkalkulieren. Heinrich  VI. hatte mit dem normannischen Königreich zwar eine mediterrane Großmacht in seinen Besitz gebracht, doch war dieser kürzlich ihre Flotte abhanden gekommen  : Richard Löwenherz und Tankred von Lecce hatten vor ihrer Einigung auf ein Militärabkommen im Herbst 1190 noch miteinander Krieg geführt  ; im Zuge dessen war die vor Messina ankernde normannische Flotte in Flammen aufgegangen und seitdem nicht adäquat ersetzt worden.20 Die Hauptverantwortung für den Wiederaufbau der sizilischen Seestreitkräfte trug der Kanzler Heinrichs VI., Konrad von Querfurt. Ende 1195 als Stellvertreter des Kaisers nach Italien entsandt, lag es an dem etwa 36 Jahre alten Bischof von Hildesheim, die Vorbereitungen für den Kreuzzug von Süditalien aus voranzutreiben. Die Bereitstellung einer entsprechenden Flotte stellte dabei die größte Herausforderung dar, denn Heinrich  VI. wollte nicht die italienischen Seehandelsstädte um Schiffe für den Kreuzzug bitten und diesen im Gegenzug teure Handelsprivilegien zuerkennen müssen. Konrad von Querfurt stand somit vor einem gewaltigen Flottenbauprogramm, denn um die Kreuzarmee samt ihren Kriegsmaterialien, Tausenden von Pferden und ausreichender Verpflegung nach Palästina zu befördern, brauchte es über 250 Schiffe. Die Bereitstellung einer derartigen Armada brachte selbst die erprobten süditalienischen Werften an die Grenzen ihrer Leistungskapazitäten, zumal Heinrich  VI. zur Eile mahnte und kaum mehr als ein Jahr für die Umsetzung der kaiserlichen Anforderung zur Verfügung stand. Konrad von Querfurt setzte indessen alles daran, den Auftrag zu erfüllen. Er war ein äußerst ehrgeiziger Mann  ; nach seiner Wahl zum Bischof von Hildesheim im Jahr 1194 hatte er den Papst darum gebeten, möglichst bald ein noch höheres und prestigeträchtigeres KirOrganisation und Aufbruch 

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chenamt zu bekommen, einige Jahre später sollte er mit seinem Ämterhunger in Konflikt mit dem Heiligen Stuhl geraten, weil er sich mit Würzburg 1198 ein zweites Bistum verschaffte, ohne auf Hildesheim zu verzichten. Im Jahr 1196 konzentrierte sich der Ehrgeiz des Kanzlers indessen darauf, den Wünschen Heinrichs VI. gerecht zu werden.21 Während im Süden der Flottenbau auf Hochtouren lief, formierten sich in Deutschland die Kreuztruppen. Konrad von Mainz hatte es dabei besonders eilig. Obwohl er bereits um die 70 Jahre zählte, legte der Erzbischof in Sachen Kreuzzug eine Energie an den Tag, die weit jüngere Männer vor Neid erblassen lassen konnte. Nachdem er seine umfassenden Aktivitäten zur Kreuzzugswerbung zum Abschluss gebracht hatte, zog er nun, mitten im tiefsten Winter 1196/97, mit ­einem ersten Truppenkontingent durch die tief verschneiten Alpen nach Süden. Als er zu Beginn des Frühlings Apulien erreichte und auf Heinrich VI. traf, war ein kleinerer Teil der Flotte bereits einsatzbereit, sodass Konrad von Mainz sogleich ins Heilige Land weitereilen konnte. Mit 30 Schiffen nahm er Anfang April die Seereise nach Palästina in Angriff. Der Grund für seine frühe Abfahrt mochte darin liegen, dass der Erzbischof im Auftrag des Kaisers in Palästina die Vorbereitungen für die Ankunft des Hauptheeres bezüglich Unterkunft und Verpflegung treffen sollte.22 Konrad könnte auch für eine derartige Aufgabe geeignet gewesen sein  ; seine organisatorischen und diplomatischen Fähigkeiten im Kreuzzuggskontext waren jedenfalls bereits 1188 bei seiner erfolgreichen Mission, mit dem König von Ungarn zu verhandeln, deutlich geworden, als er den problemlosen Durchmarsch von Barbarossas Kreuzarmee im Folgejahr sichergestellt hatte. In Outremer hielt sich die Freude über den deutschen Kreuzzug sehr in Grenzen. Heinrich von Champagne, der von Richard I. Löwenherz eingesetzte Herrscher des Königreichs Jerusalem (👑1192 – 1197), wollte bewaffnete Auseinandersetzungen mit den Ayyubiden tunlichst vermeiden. Dank Richard I. geboten die fränkischen Christen nun zwar wieder über ein Königreich in Palästina, doch war es klein und verwundbar, ein etwa 150 Kilometer langer Küstenstreifen, der von Tyrus bis Jaffa reichte und an keiner Stelle mehr als 20  Kilometer ins Binnenland hineinragte. Es war nicht nur heikel, das Königreich zu verteidigen, sondern dieses brauchte nach dem Zusammenbruch von 1187/88 auch Zeit, um sich im Inneren wieder zu stabilisieren. Hinzu kam, dass die Streitkräfte des Königreichs Jerusalem infolge der enorm verlustreichen Schlacht von Hattin stark geschrumpft waren. Angesichts dieser reichlich schwierigen Rahmenbedingungen empfahl es sich für Heinrich von Champagne dringend, den Frieden mit den Ayyubiden zu bewahren. Dass die Nachfolger Saladins in interne Machtkämpfe verstrickt waren, kam ihm dabei sehr entgegen, ebenso der Umstand, dass al118 | 

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Adil, der unmittelbare Nachbar des kleinen christlichen Königreichs, kein Verlangen nach Krieg erkennen ließ.23 Die Phase des fragilen Friedens endete jedoch, als das erste Truppenkontingent des Kaisers in Palästina eintraf. Gleich nach ihrer Ankunft in Akko sorgten die Ankömmlinge für erhebliche Unruhe. Sie landeten in einer zwar großen Stadt, in der aber beträchtliche Raumnot herrschte, da viele Barone und Bischöfe durch Saladins Siegeszug 1187/88 ihre Festungen, Städte und Diözesen im Binnenland verloren hatten und nach Akkogeströmt waren. Die deutschen Kreuzritter focht dies nicht an. Ihnen stand der Sinn nach standesgemäßen Unterkünften in der überfüllten Stadt, und so griffen sie einer fränkischen Quelle zufolge zu brachialer Selbsthilfe  : »Sie verachteten die Einwohner des Landes, warfen sie aus ihren Häusern, und wenn die Ritter des Landes ihre Dienste versahen, drangen sie sogar in ihre Häuser, jagten die Frauen heraus und blieben dort.«24 Welche Rolle Konrad von Mainz bei all dem spielte, ist nicht bekannt. Eigentlich war der hochangesehene und einflussreiche Erzbischof ja der Anführer des ersten deutschen Kreuzfahrerkontingents, aber was er zwischen seiner Ankunft in Akko im Mai und der Ankunft der Hauptstreitmacht im September 1197 tat, bleibt im Dunkeln. Die Frage, ob er das ebenso wilde wie unüberlegte Vorwärtsdrängen der Kreuzritter guthieß oder aber sich gegen sie nicht durchsetzen konnte, muss offenbleiben. Möglichweise war er daran beteiligt, als der Hof Heinrichs von Champagne die deutschen Kreuzfahrer überredete, ihr Lager außerhalb von Akko aufzuschlagen.25 Doch damit waren die von den Deutschen verursachten Probleme noch längst nicht beseitigt, wie sich nur zu bald zeigen sollte. Während die ungestüme Voraustruppe in Palästina unliebsam Furore machte, erschien die Hauptstreitmacht Heinrichs  VI. in Sizilien. Sie bestand aus zwei Truppenkontingenten, die auf unterschiedlichen Wegen nach Messina kamen. Das größere Kontingent war am 1. Mai 1197 vermutlich in Passau aufgebrochen und, unter der Führung von Bischof Wolfger von Erla und Herzog Friedrich I. von Österreich, durch die Alpen nach Süden marschiert und zu Beginn des Sommers in Messina eingetroffen. Der andere Truppenverband, der sich aus norddeutschen Kreuzfahrern zusammensetzte und unter anderen von Heinrich I. von Brabant angeführt wurde, hatte den Seeweg genommen, ohne größere Zwischenfälle Westeuropa umrundet und Anfang August 1197 mit 44 Schiffen Messina erreicht. Beim Eintreffen der norddeutschen Kreuzfahrer hatte Konrad von Querfurt seine Mammutaufgabe im Wesentlichen bewältigt. Das Flottenbauprogramm war weitgehend abgeschlossen, der große Aufbruch nach Palästina konnte in Angriff genommen werden. Organisation und Aufbruch 

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Auf Sizilien entstanden nun im Grunde zwei Armeen. Neben den Truppen der Reichsfürsten wurde hier auch das Soldheer formiert, das der Kaiser dem Papst versprochen hatte und das aus 1500 Rittern mit je zwei Knappen und 1500 Mann Fußtruppen bestand. Bei der Personalauswahl folgte Heinrich VI. dem Vorbild des Vaters  ; abgesehen von seinen Soldtruppen, die von ihm entsprechend ausgestattet wurden, erlaubte er die Mitfahrt nur jenen, die über eine gute Ausrüstung und genug finanzielle Mittel für den Eigenbedarf verfügten. Als die Flotte in See stach, befanden sich, wie Arnold von Lübeck notierte, nur die »Besseren«26 an Bord der Schiffe. Eine nicht unerhebliche Zahl von Männern, die für ungeeignet befunden wurden, musste unverrichteter Dinge die lange Fahrt zurück nachhause antreten. Ungeachtet des strengen Ausleseprozesses erreichte die Kreuzarmee Heinrichs VI. in ihrer Gesamtheit die imposante Größe von zumindest 16.000 Mann. Ihr Kern war ein Trupp von in Summe etwa 4000 voll bewaffneten Rittern, ein Kampfverband, dessen Dimension selbst das stattliche Ritterkontingent Friedrichs I. Barbarossa beim Dritten Kreuzzug übertroffen haben dürfte.27 Anders als sein Vater wenige Jahre zuvor nahm Heinrich  VI. am Kreuzzug nicht persönlich teil. Ursprünglich war eine Teilnahme von ihm noch geplant gewesen  ; am 6. Dezember 1195 hatte er dem Gesandten des Amalrich von Lusignan auf dem Hoftag zu Worms mitgeteilt, dass er die ersehnte Königskrone persönlich auf Zypern überbringen werde, wenn er selbst auf dem Weg ins Heilige Land sei. Wann und warum er von dem Gedanken abrückte, den Kreuzzug selbst anzuführen, geht aus den Quellen nicht mit letzter Eindeutigkeit hervor. Nach seiner Machtübernahme im Königreich Sizilien hatte sich eine weitverzweigte Aufstandsbewegung gegen seine Herrschaft formiert, deren er erst 1196/97 unter Anwendung maximaler Grausamkeit Herr wurde  ; denkbar erscheint, dass er es danach für zu riskant hielt, sich für längere Zeit von Sizilien und Süditalien zu entfernen.28 Geht es hingegen nach den Marbacher Annalen, waren vor allem gesundheitliche Gründe für den Verzicht Heinrichs  VI. auf die Teilnahme am Kreuzzug verantwortlich. Demnach begann der Kaiser um den 6. August 1197 bei einem Jagdausflug zu kränkeln, hatte eines Nachts einen Anfall von Schüttelfrost und ließ sich zurück nach Messina bringen. Der Chronist führte seine Unpässlichkeit auf eine Erkältung zurück, doch dürfte es sich dabei um einen Malariaschub gehandelt haben. Er hatte sich die periodisch wiederkehrende Krankheit, die auch schon seinen Großonkel Konrad  III. jahrelang gepeinigt hatte, vermutlich während der Belagerung von Neapel 1191 zugezogen. Diesmal fiel der Malariaanfall besonders heftig aus. In Messina verschlechterte sich der Zustand des Kaisers, heftiger Durchfall kam hinzu. Angesichts seiner gesund120 | 

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heitlichen Probleme war die Teilnahme am Kreuzzug, von der er vielleicht schon vorher abgerückt war, vollends unmöglich geworden.29 Am 1. September 1197 lichtete die kaiserliche Flotte die Anker. Bei nicht wenigen der deutschen Kreuzfahrer dürfte dabei gehöriges Unbehagen aufgekommen sein, denn die aus den Binnenregionen des Reichs stammenden Glaubenskrieger – Schwaben, Franken, Österreicher oder Bayern – kannten das Meer zumeist nur vom Hörensagen. Eine Seereise über das Mittelmeer war für sie ein beängstigendes Erlebnis und für jene, die nicht seefest waren, eine schier endlose Tortur. Einen eindringlichen Bericht davon, wie es den aus dem Binnenland Stammenden dabei ergehen konnte, lieferte der Chronist Ekkehard von Aura, der während des Kreuzzugs von 1101 eine Seefahrt von Konstantinopel nach Jaffa miterlebte. Seinem Bericht zufolge versetzte das Schwanken des Schiffs nicht wenige der Passagiere schon im Hafen der byzantinischen Hauptstadt in Panik  ; manche von ihnen gingen trotz des bereits bezahlten Fahrpreises fluchtartig wieder von Bord und kauften ihre eben erst verkauften Pferde zu einem weitaus höheren Preis wieder zurück, um ihren Weg zu Land fortzusetzen.30 Aber auch für jene, die sich als seefest erwiesen, war eine Fahrt über das Mittelmeer alles andere als ein Vergnügen, denn an Bord gab es für die Passagiere nur wenig Platz. Die damaligen Transportschiffe waren etwa 25 Meter lang, pro Schiff wurden in der Regel mehrere Hundert Mann transportiert. Es war für die meisten Kreuzfahrer gewiss eine extreme Erfahrung, mit so vielen Menschen wochenlang auf engstem Raum zusammengepfercht zu sein und dabei auch noch Wind und Wetter trotzen zu müssen. Wurden die Winde ungünstig, konnte eine Seefahrt außerdem leicht doppelt oder dreimal so lange dauern wie geplant. Kam ein orkanartiger Sturm auf, musste auf den vergleichsweise kleinen Holzschiffen jener Zeit mit dem Schlimmsten gerechnet werden.31 Gaucelm Faidit, ein aus dem Limousin stammender Troubadour, der vermutlich am Dritten Kreuzzug teilgenommen hatte, beschrieb in seinem Lied Del gran golfe de mar mit sichtlicher Erleichterung, wie es war, die lange Fahrt über das Mittelmeer heil überstanden zu haben  : »Jetzt brauche ich mich nicht mehr vor den Winden aus Nord, Süd und Ost zu fürchten, das Schiff schaukelt nicht mehr, und ich brauche auch keine Angst mehr vor den schnellen Galeeren und den Korsaren zu haben.«32 Ekkehard von Aura quittierte das Ende seiner Überfahrt von Konstantinopel nach Jaffa, die sich über sechs Wochen hingezogen hatte und auf der er und seine Mitreisenden vom »Schwanken der Seele lange und heftig gefoltert worden« waren, mit einem Stoßseufzer der Erleichterung  : »Gepriesen sei Jesus Christus in jeder Hinsicht  !«33 Johann von Joinville, ein prominenter Kreuzfahrer des 13. JahrOrganisation und Aufbruch 

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hunderts und enger Wegbegleiter des französischen Königs Ludwig IX., merkte zu den Tücken einer Seefahrt trocken an  : »Am Abend schläft man ein und weiß nicht, ob man sich am Morgen auf dem Grund des Meeres wiederfindet.«34 Die deutschen Kreuzfahrer des Jahres 1197 hatten Glück. Ihre Fahrt nach Osten ließ sich ohne größere Wetterkapriolen an, und dabei sollte es bis zum Erreichen ihres Zieles im Wesentlichen bleiben. Unterdessen begannen sich jedoch die Ereignisse in Palästina zu überschlagen. Einen wesentlichen Anteil daran hatte das deutsche Vorauskontingent.

Walram von Limburg und der Fall von Jaffa

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ie im Mai 1197 eingetroffenen deutschen Kreuzfahrer waren, nachdem man sie überredet hatte, ihr Lager außerhalb von Akko aufzuschlagen, ein Unruhefaktor geblieben. Ausgestattet mit einem überschäumenden Drang zum Kampf, gingen sie sogleich daran, bewaffnete Streifzüge im Osten und Südosten von Akko zu unternehmen, um so rasch wie möglich mit den Ungläubigen ins Gefecht zu kommen. Die führende Rolle bei diesen ungestümen Aktionen spielte offenbar Walram von Limburg, der etwa 35 Jahre alte Sohn des Herzogs Heinrich III. von Limburg. Der aus dem Nordosten des heutigen Belgien stammende Adelige war bereits ein routinierter Kreuzfahrer. Zusammen mit seinem Vater hatte er schon im Vorfeld des Dritten Kreuzzuges einen Eid zum Glaubenskrieg abgelegt, sich damals allerdings nicht Friedrich I. Barbarossa angeschlossen, sondern angeblich unter Richard Löwenherz in Palästina gekämpft.35 Dem Kreuzzugsappell Heinrichs VI. war er 1195 sogleich wieder nachgekommen. Die Kreuznahme Walrams von Limburg fand Arnold von Lübeck so bedeutend, dass er ihn als einen von wenigen deutschen Adeligen, die bei den Hoftagen von Gelnhausen und Worms im Herbst 1195 das Kreuz nahmen, namentlich erwähnte.36 Die Kampfeslust des Walram von Limburg kannte keine Grenzen. In Apulien angekommen, ging er vor lauter Ungeduld sogar so weit, den Kaiser zu drängen, möglichst rasch die Seefahrt ins Heilige Land anzutreten.37 Als er dann als einer der ersten deutschen Kreuzritter in Palästina ankam, machte Walram von Limburg sofort Nägel mit Köpfen. Laut dem englischen Chronisten Roger von Howden, einem der herausragendsten europäischen Geschichtsschreiber des späten 12. Jahrhunderts, trat er ohne Rücksicht auf Verluste eine Gewalteskalation mit fatalen Folgen los.

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Walram landete mit seinen Männern vor den anderen [deutschen Kreuzfahrern] im Land von Jerusalem und griff die Heiden sofort an und tötete so viele Heiden, wie er konnte, und brach den Frieden und den Waffenstillstand, den der König von England [Anm.: Richard  I. Löwenherz] bei seiner Abreise aus dem Land von Jerusalem zwischen Christen und Heiden geschlossen hatte.38

Eine andere Quelle bestätigt die Aussage Rogers von Howden im Wesentlichen. Sie stammt von einem Mönch namens Reiner, der im Kloster Sankt Jakob in Lüttich wirkte, und beinhaltet den Hinweis, Walram von Limburg habe den bestehenden Waffenstillstand gebrochen, »ohne sich mit dem Grafen Heinrich von Champagne abzusprechen, […], was unserer Sache sehr schadete.«39 Die Einschätzung Reiners und Rogers von Howden ist insofern nicht ganz stimmig, als der zwischen Richard Löwenherz und Saladin 1192 abgeschlossene Waffenstillstandsvertrag im Sommer 1197 längst abgelaufen und eine mehrjährige Verlängerung offenbar nicht vereinbart worden war.40 Fraglos aber versetzten die Deutschen mit ihrer Ankunft und ihrem sogleich sehr offensiv angelegten Auftreten die gesamte Region in Aufruhr. Obwohl das Vorauskontingent des Walram von Limburg nicht viel mehr als 1000 Mann umfasst haben dürfte, konnte sich al-Adil, der den Dritten Kreuzzug noch in frischer Erinnerung hatte, der Erkenntnis nicht verschließen, dass nur wenige Jahre nach dem Abzug von Richard Löwenherz offensichtlich schon wieder eine große abendländische Offensive anrollte. Eilig begann er zu rüsten und forderte auch die mit ihm konkurrierenden Söhne Saladins zu Truppenhilfe auf. Die ayyubidischen Streitkräfte sammelten sich bei Ain Dschalut südlich von Nazareth. Das deutsche Vorauskontingent stieß bei einem seiner bewaffneten Streifzüge bis nach Ras el-Má vor. Dort, nicht allzu weit von Ain Dschalut entfernt, kamen sie in Sichtkontakt mit muslimischen Streitkräften. Offenbar war die Mobilmachung al-Adils schon weit gediehen, denn die deutschen Kreuzritter machten unverzüglich kehrt und zogen sich nach Akko zurück. Heinrich von Champagne beunruhigte der Truppenaufmarsch der Muslime. Ihre Sammelzone lag in gefährlicher Nähe, ein Angriff auf Akko stand zu befürchten. In der Hoffnung, die Streitkräfte al-Adils abzuschrecken, rückte Heinrich von Champagne mit allen einheimischen Kräften, die ihm zu Gebote standen, sowie dem deutschen Vorauskontingent ins Feld und führte in Sichtweite der Muslime eine Scheinbewegung durch. Die eilig improvisierte Rechnung des christlichen Herrschers schien aufzugehen. Al-Adil, der eine große Feldschlacht ebenso wenig wollte wie Heinrich von Champagne, trat den Rückzug an. Gänzlich passiv aber gedachte er nun, da Walram von Limburg und der Fall von Jaffa 

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er eine starke Streitmacht versammelt hatte, auch nicht zu bleiben. Unvermittelt zog er nach Südwesten, um Jaffa zu erobern, die südlichste Stadt des Königreichs Jerusalem. Heinrich von Champagne wollte den drohenden Verlust Jaffas unbedingt verhindern und sammelte seine Truppen. Doch dann wurden die Karten durch einen bizarren Unfall plötzlich neu gemischt  : Unter Umständen, die sich nie gänzlich klären ließen, stürzte Heinrich von Champagne am 10. September 1197 aus einem Fenster seines Schlosses in Akko in den Tod. Das unerwartete Ende des erst 31 Jahre alten Herrschers löste im Kreuzfahrerkönigreich ein heilloses Durcheinander aus. Gesteigert wurde die Konfusion noch durch die wenig später eintreffende Nachricht, dass al-Adil Jaffa erobert hatte.41 Roger von Howden und Reiner, der Chronist aus Lüttich, machten Walram von Limburg nicht nur für den Bruch des Waffenstillstands, sondern auch für den Fall von Jaffa verantwortlich. Reiner ging sogar noch weiter und gab ihm überdies noch die Schuld am Tod Heinrichs von Champagne. Die Ayyubiden hätten Walrams Vorstöße als Gelegenheit begriffen, Jaffa zu belagern, und »etwa 5000 Seelen zu erschlagen«  ; Heinrich von Champagne sei »auf die Nachricht von der Niederlage der Unserigen aus dem Fenster gefallen und auf dem Felsen zerschellt«.42 Andere Quellen schrieben die Schuld am Fall Jaffas zwar nicht explizit Walram von Limburg zu, hielten aber fest, dass der Gebietsverlust für das Königreich Jerusalem dem Auftauchen der Deutschen in Palästina zuzuschreiben sei.43 Der Kreuzzug Heinrichs VI. hatte einen denkbar schlechten Auftakt genommen.

Heinrich I. von Brabant und der Feldzug nach Beirut

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ährend das Königreich Jerusalem ins Chaos stürzte, erlebte die Hauptstreitmacht der deutschen Kreuzarmee eine Überfahrt in den Orient, bei der alles nach Plan verlief. Von Wind und Wetter begünstigt, traf sie nach einer schnellen, nur drei Wochen dauernden Schiffspassage in Palästina ein. »In aller Ruhe und wohlbehalten«44 erreichten sie am 22. September 1197 den Hafen von Akko, berichtet Arnold von Lübeck. Konrad von Querfurt nahm mit einigen Schiffen einen Umweg über Zypern, um dort in Vertretung des Kaisers Amalrich von Lusignan die Krone aufs Haupt zu setzen. Im Grunde handelte es sich dabei nur noch um einen symbolischen

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Akt. Der Lehnseid, den der zypriotische Gesandte Rainer von Dschubail in Vertretung seines Herrn geleistet hatte, sowie das von Heinrich  VI. übermittelte Zepter machten die lehnsrechtliche Bindung der Insel an das Reich eigentlich bereits hinlänglich deutlich. Dass Amalrich von Lusignan seitdem den Titel eines Königs von Zypern geführt hatte, war vom Kaiser nach allem, was wir wissen, auch nicht beanstandet worden.45 Dennoch hatten beide Seiten ein vitales Interesse daran, nun auch noch einen feierlichen Krönungsakt durchzuführen. Heinrich  VI. wollte seine Lehnsherrschaft über den jungen Staat im östlichen Mittelmerraum auf diese Weise weithin sichtbar machen. Der Kanzler kam daher mit großem Gepränge nach Zypern – und wurde, wie aus dem Bericht Arnolds von Lübeck hervorgeht, mit noch größerem Gepränge empfangen,46 denn auch Amalrich von Lusignan wollte seine neue monarchische Würde vor aller Welt herausstreichen. Mit viel Pomp erfolgte in der Kathedrale von Nikosia sodann der Krönungsakt, der von beiden Seiten gleichermaßen als Erfolg betrachtet werden konnte.47 Völlig anders stellte sich die Lage in Akko dar. Das Hauptkontingent der deutschen Kreuzarmee erreichte eine Stadt, in der Konfusion und Ratlosigkeit herrschten. Der überraschende Tod des weithin akzeptierten Heinrich von Champagne hatte das Königreich Jerusalem zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt getroffen. Aus der Sicht der fränkischen Barone brauchte es angesichts des Deutschen Kreuzzuges und des kürzlich wieder ausgebrochenen Krieges mit dem Ayyubidischen Reich dringend einen neuen und nicht minder kompetenten Herrscher. Für Königin Isabella  I., die im Besitz der monarchischen Würde war, hatte diese Entwicklung eine wohl nicht eben angenehme Konsequenz  : Die noch nicht einmal 30 Jahre alte Königin musste zum vierten Mal heiraten. Und wieder hatte sie bei der Wahl ihres künftigen Gemahls kein Wort mitzureden. Die Barone respektierten zwar ihre herausragende Stellung als Thronerbin, nahmen für sich aber das Vorrecht in Anspruch, diese Wahl zu treffen. Bei den Debatten, wer Isabellas neuer Ehemann sein könnte, kamen die Barone jedoch zu keinem Ergebnis. Einige wollten den rechtsgelehrten einheimischen Adeligen Ralph von Tiberias auf den Schild heben  ; andere hielten ihn für ungeeignet, weil er kaum finanzielle Mittel besaß und außerdem kein Erstgeborener war, in Summe also weder den nötigen Reichtum noch das nötige Ansehen mitbrachte, um als Regent des Königreichs Jerusalem überzeugend agieren zu können. Die Nachfolgedebatten waren noch im Gang, als Konrad von Querfurt, von Zypern kommend, in Akko eintraf. Und der Kanzler des Kaisers hatte sogleich Heinrich I. von Brabant und der Feldzug nach Beirut 

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eine zündende Idee parat. Er schlug vor, dem Mann, den er eben erst zum König von Zypern gekrönt hatte, nun auch die Herrschaft über das Königreich Jerusalem anzuvertrauen  : Amalrich von Lusignan. Konrad von Querfurt setzte sich mit seiner Anregung rasch durch. Die temporäre Führungslosigkeit im Königreich und die Autorität, die er als Kanzler des Kaisers und Kirchenfürst des Heiligen Römischen Reiches in die Waagschale werfen konnte, trugen dazu bei. Für den deutschen Vorschlag sprachen jedoch auch einige überzeugende Argumente. Amalrich war im Gegensatz zu Ralph von Tiberias kein verarmter Adeliger, sondern verfügte über die für eine erfolgreiche Regentschaft nötige Finanzkraft. Außerdem besaß er viel Erfahrung und wusste über das Innere des Königreichs bestens Bescheid  ; vor seiner Machtübernahme auf Zypern hatte er viele Jahre lang politische Spitzenfunktionen in Jerusalem ausgeübt und musste sich nicht erst lange mit seiner neuen Aufgabe vertraut machen, eine Qualität, die in der gerade gegebenen Situation von besonderem Wert war. Wie es der Zufall wollte, war Amalrich außerdem seit Kurzem verwitwet und frei für eine Heirat. Für Konrad von Querfurt dürfte der Vorschlag freilich vor allem deshalb reizvoll gewesen sein, weil Amalrich seit Kurzem ein Lehnsmann Heinrichs VI. war. Dies galt zwar lediglich für seine Funktion als König von Zypern – Königin Isabella I. stand in keinem Lehnsverhältnis zum Kaiser und damit auch ihr künftiger Gemahl nicht –, doch konnte der Bischof davon ausgehen, dass es dem Einfluss der Deutschen im Heiligen Land nicht schaden würde, wenn der neue König von Jerusalem in seiner zypriotischen Funktion dem Kaiser verpflichtet war.48 Wie Isabella I. über all dies dachte, ist nicht bekannt. Ungeachtet der Schlüsselrolle, die ihr als Monarchin zufiel, bleibt sie eine schattenhafte Gestalt. Nicht abwegig erscheint freilich die Vermutung, dass es bei ihr keine Euphorie auslöste, schon wieder einen Gemahl vor die Nase gesetzt zu bekommen, diesmal einen Mann, der etwa doppelt so alt war wie sie  ; dass sie nachgab, war wohl vor allem der Staatsräson geschuldet. Aber auch König Amalrich  I. von Zypern dürfte über die Aussicht auf eine zweite Königswürde nicht außer sich vor Begeisterung gewesen sein. Sein zypriotisches Reich war wegen seiner Insellage und auch wegen der christlichen Überlegenheit zur See vor muslimischen Angriffen weitgehend sicher. Ganz anders lag der Fall beim äußerst verwundbaren Königreich Jerusalem. Dessen stets gefährdete Situation war dem erfahrenen Amalrich von Lusignan zweifelsohne bewusst. Wie die kommenden Ereignisse zeigen sollten, bemühte er sich im festländischen Königreich nicht gerade ungestüm um die Macht, sondern musste eher dazu gedrängt werden, dessen Führung zu übernehmen. 126 | 

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Bis zur Heirat und zur Inthronisierung Amalrichs sollte denn auch noch einige Zeit vergehen – Zeit, die man aus Sicht der deutschen Fürsten und der fränkischen Barone nicht tatenlos verstreichen lassen durfte. Als das Gros der deutschen Kreuzarmee in Akko landete, war unter den Fürsten noch offen, wer die bevorstehenden militärischen Operationen eigentlich leiten sollte. Zum Anführer des von ihm subventionierten Kontingents hatte der Kaiser seinen Kanzler Konrad von Querfurt ernannt, der auch über die Kreuzzugskasse wachte, und mit den militärischen Führungsaufgaben der besoldeten Streitmacht seinen Reichsmarschall Heinrich von Kalden betraut. Für die Führung der gesamten Kreuzarmee kam Heinrich von Kalden aus der Sicht der Fürsten allerdings nicht in Frage, weil er als Ministeriale nicht auf einer sozialen Stufe mit ihnen stand. Im Heiligen Land angekommen, gingen sie daran, einem Mann aus ihren Reihen diese Aufgabe anzuvertrauen. Es kam zu einer Abstimmung, die zu einem ebenso raschen wie eindeutigen Ergebnis führte  : Heinrich I. von Brabant wurde zum militärischen Anführer der Kreuzarmee gewählt.49 Es war insofern ein bemerkenswertes Resultat, als mit dem Herzog ein Mann an die Spitze des Unternehmens berufen wurde, der dem Kaiser bekanntermaßen distanziert gegenüberstand. Heinrich I. von Brabant fiel damit eine durchaus heikle Rolle zu. Aufgrund der temporären Führungslosigkeit im Königreich Jerusalem lag die Gesamtkontrolle über den Staat vorübergehend in seinen Händen. Dem überraschend verstorbenen Heinrich von Champagne »folgte im Oberbefehl Herzog Heinrich von Lothringen oder Brabant«50, wie es eine zeitgenössische Quelle ausdrückte. Die seit Saladins Siegeszug massiv geschwächten fränkischen Barone konnten gar nicht daran denken, militärische Aktivitäten in der Region ohne oder gar gegen den militärischen Anführer der deutschen Kreuzarmee zu unternehmen. Im Herbst 1197 war Heinrich I. von Brabant der bestimmende Machtfaktor im Heiligen Land. Der Herzog legte bei der Wahrnehmung der weitreichenden Aufgabe, die ihm unerwartet zugefallen war, Verantwortungsbewusstsein an den Tag. Anders als die ungezügelte Vorhut unter Walram von Limburg strebte er bei der Festlegung der militärischen Taktik eine enge Abstimmung mit den fränkischen Baronen an. Um zu klären, welches Ziel man als erstes ins Auge fassen sollte, berief er eine Fürstenversammlung ein, an der neben den Reichsfürsten auch die Großen des Königreichs Jerusalem teilnahmen, unter ihnen auch die Spitzenvertreter der beiden bedeutendsten Ritterorden von Outremer, der Templer und der Johanniter.51 Die Entscheidung, die bei der Versammlung getroffen wurde, dürfte für so manche Zeitgenossen im Abendland unerwartet, auch irritierend gewesen sein  : Heinrich I. von Brabant und der Feldzug nach Beirut 

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Die Fürsten sahen davon ab, nach Jerusalem zu marschieren. Und auch das eben erst verlorene Jaffa, von wo aus sich die Heilige Stadt auf dem kürzesten Weg erreichen ließ, wurde von ihnen nicht ins Auge gefasst. Statt einen Vorstoß nach Süden zu unternehmen, beschlossen sie, die entgegengesetzte Richtung einzuschlagen. Heinrich  I. von Brabant vermerkte dazu in einem Brief, den er am 22. November 1197 an den Erzbischof von Köln, Adolf I. von Altena, richtete  : Weil wir wissen, dass Ihr Euch über die Erhöhung unserer Ehre und das Gedeihen der gesamten Christenheit freut, zeigen wir Eurer Klugheit an, dass wir, nachdem ich von den Fürsten des Römischen Reiches, den Baronen des Landes von Jerusalem und dem gemeinen Volk zum Anführer der gesamten Armee gewählt wurde, mit dem Entschluss der Fürsten und der ganzen Armee nach Beritus [Anm.: Beirut] marschierten.52

Der vorläufige Verzicht darauf, die Rückeroberung Jerusalems zu versuchen, war nur auf den ersten Blick überraschend. Denn für einen Marsch auf die Heilige Stadt hatten sich die Perspektiven in den vorangegangenen Wochen gravierend verschlechtert. Da der Ausgangspunkt Jaffa eben erst von al-Adil erobert worden war, hätte die Kreuzarmee durch das gebirgige Binnenland ziehen und die dort lagernde Streitmacht der Ayyubiden überwinden müssen, um nach Jerusalem zu gelangen. Das ohnehin schon schwer kalkulierbare militärische Risiko dieses Unterfangens wurde durch den Faktor Zeit noch erhöht. Den Kreuzfahrern standen noch etwa zwei Monate bis zum Beginn der kalten Jahreszeit zur Verfügung. Gelang bei einem Vormarsch nach Jerusalem kein rascher Erfolg, würde man sich in einen Winterkrieg im Hochland von Samaria verstricken, eine Option, die auf das Lager der Christen vermutlich einigermaßen abschreckend wirkte. Ungleich aussichtsreicher war ein Marsch nach Norden, für den außerdem auch einige durchaus triftige Gründe sprachen. So gab es seit Saladins Siegeszug von 1187/88 zwischen dem Königreich Jerusalem und der Grafschaft Tripolis keine Landverbindung mehr. Mit Sidon, Beirut und der Festung Gibelet befand sich immer noch ein ungefähr 80  Kilometer langer Küstenstreifen in muslimischer Hand, dem auch Friedrich  VI. von Schwaben bei seinem Marsch nach Akko 1190 zu Schiff ausgewichen war. Im Herbst 1197 war diese Region von den Ayyubiden allerdings nicht sonderlich gut abgesichert, da al-Adil seine Streitkräfte hauptsächlich in Palästina konzentriert hatte, um den erwarteten Angriff der Christen auf Jerusalem abzuwehren. Neben strategischen Gründen sprachen auch wirtschaftliche Erwägungen für einen Marsch nach Norden. Beirut zählte zu den wichtigsten Häfen und Warenumschlagplätzen an der östlichen Mittelmeerküste  ; der Wiedergewinn dieser 128 | 

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Stadt würde dazu beitragen, den Handel zwischen Syrien und dem Abendland wieder anzukurbeln. Hinzu kam, dass Emir Usama, der Herr von Beirut, immer wieder christliche Handelsschiffe überfiel. Beschwerden, die von den Franken bei den Ayyubiden gegen diese Verletzungen des Waffenstillstands eingebracht wurden, blieben vergeblich. Usamas räuberische Umtriebe hielten an und schädigten den fränkischen Wirtschaftsverkehr so sehr, dass arabische Chronisten glaubten, der Deutsche Kreuzzug sei vor allem seinetwegen in Gang gekommen. Das mag übertrieben gewesen sein, doch die Beseitigung des permanenten Unruhestifters Usama und die Wiedergewinnung Beiruts waren nicht nur für die fränkischen Christen Outremers ein attraktives Ziel, sondern auch für die kaiserliche Politik, die seit der Einnahme von Sizilien ein starkes Interesse an einem prosperierenden Handel mit den Küstenmetropolen Syriens hatte.53 Über den Verlauf der nun einsetzenden militärischen Operationen gibt es nur lückenhafte Informationen. Wie bereits erwähnt, wurde der Kreuzzug Heinrichs VI. von zeitgenössischen Chronisten alles andere als erschöpfend abgedeckt. Aus deutscher Sicht beschrieb Arnold von Lübeck den Kreuzzug von 1197/98 in seinem Werk Arnoldi chronica Slavorum54 noch am detailliertesten, doch war er kein Augenzeuge des Unternehmens, woraus sich gewisse Unschärfen ergeben. Heinrich  I. von Brabant schildert in seinem Brief an den Erzbischof von Köln die Expedition nach Beirut zwar aus erster Hand, doch war sein Schreiben nicht sehr ausführlich. Mitte Oktober 1197 brach die Kreuzarmee von Akko zu ihrem Vormarsch nach Beirut auf. Sie wurde von wegkundigen Einheimischen und vermutlich auch von einigen Kampfverbänden des Königsreichs Jerusalem unterstützt. Die Truppen zogen hart entlang der Küste nach Norden, Konrad von Querfurt begleitete sie mit der Flotte auf ihrem Weg. Als die Landstreitmacht nach etwa 50 Kilometern Tyrus erreichte, disponierte Heinrich I. von Brabant um. Ihm und anderen maßgeblichen Truppenführern ging der Marsch offenbar nicht schnell genug vonstatten, also gingen die Fußsoldaten an Bord der Schiffe, um das Tempo zu erhöhen. Nur die mit Pferden versehenen Fürsten und Ritter zogen zu Land weiter und drangen in muslimisches Gebiet ein. In Sidon, der nächstgelegenen größeren Stadt an der Küste, brach unter dem Eindruck der anrückenden Kreuztruppen Panik aus. Die Bevölkerung ergriff die Flucht. Kampflos rückten die Christen in Sidon ein und schliffen die Befestigungsanlagen der Stadt, um sicherzustellen, dass die muslimischen Bewohner im Fall ihrer Rückkehr keine Verteidigungsmöglichkeit hatten.55 In der Zwischenzeit war auch al-Adil aktiv geworden. Er hatte die in und um Akko lagernden Christen seit Wochen unter scharfer Beobachtung gehalten und Heinrich I. von Brabant und der Feldzug nach Beirut 

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11  Der Deutsche Kreuzzug 1197 – 1198 und die dabei erzielten Gebietsgewinne.

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ihren Abmarsch nach Norden rasch bemerkt. In der Gewissheit, dass ihr Ziel Beirut war, zog er mit seinen Streitkräften in Eilmärschen von Ain Dschalut durch das Jordantal nach Norden, überholte die an der Küste vorrückenden Kreuzfahrer im Binnenland und erreichte Beirut vor der Kreuzarmee. Eine erfolgreiche Verteidigung der Stadt hielt al-Adil angesichts der Größe der gegnerischen Streitmacht für nicht realistisch. Er befahl den Abriss der Stadtmauern, um den Christen eine Verteidigung von Beirut zu erschweren, ließ aber die mächtige Zitadelle der Stadt auf Drängen des Emirs Usama, der Beirut nicht kampflos aufgeben wollte, unangetastet. Danach marschierte al-Adil mit seinen Truppen und Usama nach Süden, um zu versuchen, die Christen aufzuhalten. In der Nähe von Sidon traf er auf die Kreuzarmee und griff an.56 In der nun folgenden Schlacht setzten die ayyubidischen Streitkräfte die deutschen Kreuzritter zunächst stark unter Druck. Sie »umringten unser Heer im Rücken bis zum Meer und unternahmen gegen unsere Schlachtreihen heftige und unablässige Angriffe«57, berichtete Heinrich I. von Brabant in seinem Brief an den Erzbischof von Köln. Den Deutschen gelang es dennoch, sich zu effizienter Gegenwehr zu formieren, woraufhin al-Adil beschloss, den Kampf nicht mit allerletztem Einsatz zu führen. Als die Kreuzfahrer seinen Angriffen standhielten und sogar die Oberhand zu gewinnen drohten, brach er das Gefecht ab. Al-Adil betrachtete nicht den Glaubenskampf gegen die Christen, sondern die Erringung der Macht über das gesamte Ayyubidische Reich als sein Hauptziel. Von Saladin war er zunächst nur mit einer nördlichen Randregion des Reiches abgespeist worden, hatte aber in weiterer Folge über dessen Söhne immer mehr an Terrain gewonnen  ; seit einem Jahr kontrollierte er Damaskus und war im Osten des Reiches der bestimmende Mann.58 Erlitt al-Adil nun aber gegen die Christen eine schwere Niederlage, konnte dies seine Position bei den innerayyubidischen Machtkämpfen gravierend schwächen. Dieses Risiko gedachte der geschickt-pragmatisch taktierende jüngere Bruder Saladins nicht einzugehen. Nach dem Gefecht bei Sidon war der Weg nach Beirut für die Kreuzfahrer frei. Die Einnahme der Stadt glückte am 25. Oktober ohne großes Blutvergießen. Die Bevölkerung war schon vor dem Eintreffen der Kreuzarmee geflohen. Emir Usama hatte es nach dem Gefecht bei Sidon für sinnlos erachtet, nach Beirut zurückzukehren und die Zitadelle der Stadt verteidigen zu wollen. Wie die Zitadelle von Beirut fiel, wurde von den zeitgenössischen Chronisten etwas unterschiedlich dargestellt. Geht es nach Arnold von Lübeck und Roger von Howden, verzagte die nicht sehr zahlenstarke muslimische Garnison, als sie die christlichen Streitkräfte herannahen sah. Einige Christen, die in der Zitadelle gefangen gehalten wurden, fassten bei diesem Anblick hingegen Mut. Sie Heinrich I. von Brabant und der Feldzug nach Beirut 

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gingen daraufhin gleich selbst zum Angriff über, woraufhin die vom Anmarsch der Kreuzarmee ohnehin schon eingeschüchterten Männer des Emirs Usama die Flucht antraten.59 Die Entscheidung war bereits gefallen, noch bevor die christlichen Landstreitkräfte Beirut erreicht hatten. Der leicht errungene Erfolg ließ Heinrich I. von Brabant triumphieren. Da aber unsere Schiffe dem Heer voraussegelten und die in der Burg von Beritus befindlichen Sarazenen die Schiffe herankommen sahen, gaben sie, von Furcht ergriffen, die äußerst feste Burg von Beritus auf, und als wir am nächsten Tag mit dem Heer nachfolgten, nahmen wir die Burg […] mühelos ein und fanden so viele Waffen von Armbrustschützen und Bogenschützen, dass kaum 20 Lastkarren sie fortschaffen konnten, und so viele Lebensmittel, dass sie für 500 Mann sieben Jahre lang ausgereicht hätten.60

Die deutschen Kreuzritter schwelgten im Erfolg und genehmigten sich eine 15-tägige Ruhepause in Beirut. Geht es nach Arnold von Lübeck, war ihr Aufenthalt von erhebenden Ereignissen geprägt. Demnach erschien Königin Isabella I. von Jerusalem in Beirut und heiratete den ebenfalls herbeigeeilten König Amalrich  I. von Zypern, der somit nun auch zu König Amalrich  II. von Jerusalem wurde. Dass das stimmt, ist zu bezweifeln  ; Heinrich I. von Brabant, der im Gegensatz zu Arnold von Lübeck vor Ort war, verlor in seinem Bericht kein Wort darüber, dass die Erhebung Amalrichs zum neuen König von Jerusalem bereits in Beirut stattgefunden hätte.61 Wahrscheinlicher ist, dass die Gotteskrieger hauptsächlich deswegen mehr als zwei Wochen in Beirut blieben, weil sie in der attraktiven Hafenmetropole deren unblutige Eroberung feiern wollten. Der Umstand, dass sie, wie Arnold von Lübeck berichtet, bei der Einnahme der Stadt auch auf große Weindepots gestoßen waren,62 mag die Festtagslaune begünstigt haben. Grund zum Feiern gab es aus christlicher Sicht zweifelsohne genug. Mit ihrem Feldzug nach Beirut hatten die deutschen Kreuzfahrer das Königreich Jerusalem ein großes Stück nach Norden erweitert. Außerdem wirkte ihr erfolgreicher Vormarsch auf die Muslime, die nördlich von Beirut die Burg Gibelet und andere Befestigungen hielten, dermaßen entmutigend, dass auch in dieser Region eine Fluchtbewegung einsetzte. Bohemund  I., der Herr der nördlich angrenzenden Grafschaft Tripolis, konnte diese Festungen ohne großen kriegerischen Aufwand einnehmen. Damit war auch die Landverbindung zwischen dem Königreich Jerusalem und der Grafschaft Tripolis wiederhergestellt. Die ganze etwa 300 Kilometer lange Küstenlinie von der Nordgrenze der Grafschaft bis zur Südgrenze des Königreichs befand sich erneut in christlicher Hand.63 132 | 

Heinrich VI. und der Deutsche Kreuzzug (1197/98)

12  Beirut, koloriertes Foto (aufgenommen zwischen 1890 und 1905).

Aus deutscher Sicht ebenfalls erfreulich  : Die ungewöhnliche Methode, eine Armee ins Feld zu führen, die eigentlich aus zwei Armeen bestand, hatte sich als funktionstüchtig erwiesen. Die Kooperation der vom Kaiser finanzierten Streitmacht und der von den Reichsfürsten zusammengestellten Truppe scheint zu keinen größeren Reibungsverlusten geführt zu haben.64 Beirut war der nördlichste Punkt, den die deutsche Kreuzarmee erreichen sollte. Wahrscheinlich von hier aus nahmen die Deutschen einen weiteren Arbeitsauftrag Heinrichs  VI. in Angriff und leiteten von dieser in relativer Nähe zu Kleinarmenien gelegenen Stadt die Krönung des Fürsten Leon  II. zum König in die Wege. Der Reichskanzler, der die Krönung Amalrichs von Lusignan zum König von Zypern übernommen hatte, winkte diesmal allerdings ab. Konrad von Querfurt hielt seine Anwesenheit im Königreich Jerusalem offenbar für unabdingbar, also machte sich an seiner Stelle Erzbischof Konrad von Mainz mit kleinem Gefolge per Schiff auf den Weg nach Kleinarmenien, um Leon II. die Königskrone zu überbringen.65 Am 9. November brach die Kreuzarmee ihre Zelte in Beirut ab. Auf dem knapp zwei Wochen dauernden Rückmarsch nach Süden ließ Heinrich I. von Brabant die noch unter muslimischer Kontrolle stehende Umgebung von Sidon verwüsHeinrich I. von Brabant und der Feldzug nach Beirut 

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ten und erreichte in Hochstimmung Tyrus. Nach dem erfolgreichen Beirut-Feldzug strotzte der Oberbefehlshaber der Kreuzarmee vor Optimismus. In seinem Schreiben an den Erzbischof von Köln brachte er unumwunden zum Ausdruck, dass seiner Ansicht nach nun auch das höchste Ziel zum Greifen nahe war. So hoffen wir denn, unter dem Beistand des Himmelskönigs bald die heilige Stadt Jerusalem zu erobern, da jetzt die Sarazenen in die Flucht geschlagen sind und sich nirgends mehr zu zeigen wagen. Sie wissen nämlich, dass unser Heer einmütig ist und tapfer  ; daher wagen sie nirgends sich zu stellen.66

Doch in die fast schon euphorische Stimmung des Herzogs mischten sich auch düstere Sorgen. Aus Sizilien hatte ihn eine Nachricht erreicht, wonach Kaiser Heinrich VI. gestorben war. Heinrich  I. von Brabant konnte die Kunde zunächst kaum glauben. Allerdings war es für einen politisch versierten Mann wie ihn absehbar, dass, wenn der junge Kaiser tatsächlich nicht mehr lebte, dies in der Heimat schwere Turbulenzen nach sich ziehen würde. Selbst eine Spaltung des Heiligen Römischen Reiches hielt der Herzog für möglich. Und so richtete Heinrich I. von Brabant, der wenige Jahre zuvor noch eine weitverzweigte Oppositionsbewegung gegen Heinrich VI. angeführt hatte, am Ende seines Schreibens die dringende Bitte an den Kölner Erzbischof, einem »Schisma im Reich« entgegenzuwirken, »falls es wahr sein sollte, dass der Herr Kaiser gestorben ist.«67

Konrad von Querfurt und die Belagerung von Toron

W

as Heinrich I. von Brabant bei seiner Rückkehr nach Tyrus zunächst noch nicht recht glauben konnte, entsprach den Tatsachen  : Am 28. September 1197 war Kaiser Heinrich VI. in Messina gestorben. Er hatte sich von dem schweren Malariaanfall, der ihn bei seinem Jagdausflug im August ereilt hatte, nicht mehr erholt und war seinem Leiden erlegen, das ihn wohl schon seit der Belagerung von Neapel 1191 verfolgt hatte.68 Der völlig überraschende Tod des kaum mehr als 30 Jahre alten Kaisers brachte Unruhe in die Reihen der Kreuzfahrer, weil, wie Arnold von Lübeck es ausdrückte, »der Eine sein Amt, der Andere sein Lehen, ein Dritter sein Erbe zu verlieren fürchtete«69. Doch Heinrich  I. von Brabant wollte die erfolgreich begonnenen militärischen Operationen fortsetzen. Im Zuge einer von ihm einberufenen Fürstenversammlung (consilium principum) gelang es, die Gemüter zu

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Heinrich VI. und der Deutsche Kreuzzug (1197/98)

beruhigen. Die Reichsfürsten wurden darauf eingeschworen, dem kleinen, kaum drei Jahre alten Sohn Heinrichs VI. zu huldigen, der auf Betreiben des Kaisers bereits Ende 1196 zum römisch-deutschen König gewählt worden war. Und sie zeigten sich bereit, vorderhand in Palästina zu bleiben und den Kreuzzug fortzusetzen.70 Realistisch gesehen blieb ihnen freilich kaum etwas anderes übrig. Angesichts der vorgerückten Jahreszeit verbot es sich quasi von selbst, sofort die Heimreise anzutreten. Fahrten über das Mittelmeer versuchte man im Hochmittelalter zwischen November und März tunlichst zu vermeiden. Selbst die profitorientierten italienischen Handelsstädte sahen sich gezwungen, den Naturgewalten der kalten Jahreszeit Tribut zu zollen  ; angesichts der Herbst- und Winterstürme war etwa in Pisa gesetzlich festgelegt worden, dass der Seehandel zwischen 30. November und 1. März zu ruhen hatte.71 Über das, was nun geschah, schrieb Arnold von Lübeck  : Da sie nämlich die ganze Küstengegend besaßen, gab es keinen Ort in ganz Syrien, wohin das Heer nicht gelangen konnte, und alle hegten die größte Hoffnung, demnächst die Heilige Stadt einzunehmen. Aber es kam ganz anders, und zwar deshalb, weil unsere Sünden [einen Erfolg] verhinderten. Dies zu erwähnen, verdrießt uns zwar. Doch die Ordnung der Erzählung erzwingt es.72

Der von Heinrich  I. von Brabant geäußerte Gedanke, unverzüglich nach Jerusalem zu marschieren, wurde verworfen. Stattdessen entschied man sich für näher gelegene Ziele. Vor allem den fränkischen Baronen erschien es geboten, das schmale Königreich auf der Höhe von Akko und Tyrus in Richtung Binnenland zu erweitern, da die zwei wichtigsten Städte des Königreichs nach wie vor sehr angreifbar waren. Um sie vor möglichen Attacken aus Damaskus besser zu schützen, beschloss man, die strategisch zentral gelegenen, an Saladin verloren gegangenen Bergfestungen Toron, Beaufort und wohl auch Safed anzugreifen. War man im Besitz dieser Burgen, ließ sich außerdem die Gefahr verringern, bei einem Vormarsch nach Jerusalem in der Flanke angegriffen zu werden.73 Die Einigung über die neuen Ziele kam sehr rasch zustande. Wenige Tage nachdem die deutschen Kreuzritter vom Beirut-Feldzug nach Tyrus zurückgekehrt waren, rüsteten sie auch schon wieder zum Kampf. Am 27. November marschierten sie los ins Hochland von Galiläa. Dabei schwang vermutlich der Gedanke mit, diese Aufgabe noch vor Einbruch des Winters zu erledigen, vielleicht auch die Erwartung, schon ihr Anmarsch allein würde wie beim Beirut-Feldzug ausreichen, um die Muslime zur Flucht zu veranlassen. Konrad von Querfurt und die Belagerung von Toron 

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Zuerst peilten die Kreuzritter die auf über 700 Metern Seehöhe gelegene Festung Toron an. Sie mussten nicht lange gehen, um ihr neues Offensivziel zu erreichen. Das Zweite Königreich Jerusalem war dermaßen schmal, dass man von Tyrus nur wenige Kilometer nach Osten marschieren musste, um bereits in muslimisches Gebiet vorzustoßen, und Toron wiederum lag nur wenige Kilometer hinter der Grenze. Bereits am 28. November erreichten die Kreuzfahrer die Bergfestung und schlossen sie von allen Seiten ein. Rasch zeigte sich jedoch, dass man diesmal keinen schnellen und leichten Erfolg erzielen würde. Im Gegensatz zu den Bewohnern von Sidon und Beirut dachte die Garnison von Toron nicht an Flucht, sondern leistete der Belagerung zähen Widerstand. Die Kreuzritter hatten indessen eine Trumpfkarte. In ihren Reihen befanden sich einige Bergleute vom Rammelsberg bei Goslar. Diese begannen die Felsen, auf denen Toron stand, im Zuge wochenlanger Untergrabungsarbeiten zu destabilisieren. Die Ayyubiden, davon zunehmend beunruhigt, boten schließlich Verhandlungen an. Als Graf Adolf von Holstein einige Vertreter der Garnison durch die Minengänge führte, steigerte sich ihre Bereitschaft zur Kapitulation. Sie erklärten sich zur Übergabe der Festung samt aller Ausrüstungsgegenstände, Waffen und Lebensmittel gegen freien Abzug bereit. Doch dieses Angebot erzeugte auf beiden Seiten Widerstand. Im deutschen Lager meinten manche, man müsse ein Exempel statuieren und die Festung blutig erobern, um auf diese Weise die Garnisonen der anderen Burgen einzuschüchtern und diese Festungen dann leicht einnehmen zu können. Bei der muslimischen Garnison von Toron wurden die Stimmen von Männern laut, die nicht so schnell aufgeben und die Burg unbedingt verteidigen wollten  ; ihr Kampfgeist wurde durch den furchterregenden Ruf, den die Deutschen in der Region hatten und der deren Gegner glauben ließ, nach einer Kapitulation sofort getötet zu werden, so sehr aufgestachelt, dass sie weiter aushielten. Das Hin und Her auf beiden Seiten zog sich über den ganzen Januar des Jahres 1198 hin. Die Zeit arbeitete zunehmend gegen die Kreuzritter. Ihre Lebensmittel wurden knapp. Sie schickten einen größeren Trupp nach Tyrus, um Nachschub heranzuschaffen. Am 1. Februar kam er wieder nach Toron zurück und brachte auch die Nachricht mit, dass die Ayyubiden mittlerweile in großem Stil mobilgemacht hatten  ; auf Ersuchen von al-Adil rückte dessen Neffe al-Aziz, der seit Saladins Tod als Sultan von Ägypten und Oberhaupt der Ayyubiden fungierte, mit starken Kräften nach Toron vor. Tags darauf nahmen die Dinge eine unerwartete Wendung. Im Lager der Christen verbreitete sich plötzlich die Kunde, dass Konrad von Querfurt Vor136 | 

Heinrich VI. und der Deutsche Kreuzzug (1197/98)

13  Toron, Ausschnitt einer Darstellung von Charles William Meredith van de Velde (1857).

Konrad von Querfurt und die Belagerung von Toron 

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bereitungen traf, um mit seinem Gefolge und einigen Fürsten die Streitkräfte zu verlassen und zurück nach Tyrus zu ziehen. Auslöser für diesen abrupten Aufbruch des Kanzlers waren vielleicht neue Informationen über die Lage im Heiligen Römischen Reich, die dem Versorgungstrupp in Tyrus zu Ohren gekommen waren, so etwa die Nachricht, dass die Thronfolge des minderjährigen Kaisersohnes Friedrich, auf die der Kanzler gesetzt hatte, zunehmend in Frage stand, womit auch die politische Zukunft Konrads von Querfurt ungewiss war. Viele Kreuzfahrer ließen sich vom plötzlichen Rückzug des Kanzlers zunächst nicht beirren und setzten die Belagerung fort. Doch ihre Kampfmoral begann zu sinken. Dass sie nun schon seit über zwei Monaten bei winterlichen Bedingungen im Hochland von Galiläa ausharrten, kühlte ihren feurigen Tatendrang ab. Als Sultan al-Aziz (👑1193-1198) am 22. Februar einen ersten Angriff gegen sie unternahm, standen die deutschen Kreuzritter endgültig vor der Frage, ob sie dem Vorbild Konrads von Querfurt nicht folgen und ebenfalls abziehen sollten. Eine große Schlacht gegen al-Aziz musste mittlerweile selbst im Fall eines Sieges sinnlos erscheinen, denn angesichts der ungewissen politischen Situation in der Heimat war das eigentliche Hauptziel des Kreuzzuges, ein zeitlich wohl aufwändiger Vormarsch nach Jerusalem, bereits in weite Ferne gerückt. Wozu also noch ein Blutbad oder vielleicht gar eine schwere Niederlage riskieren, wenn die Heilige Stadt ohnehin nicht mehr eingenommen werden konnte  ? Die Fürsten beschlossen, es Konrad von Querfurt gleichzutun und das Unternehmen zu beenden. Am 24. Februar gaben sie die Belagerung von Toron auf und marschierten mit ihren Truppen wieder hinunter an die Küste.74 Geht es nach Arnold von Lübeck, rückten sie dermaßen eilig ab, dass sie zahlreiche Verwundete und Erkrankte vor Toron zurück- und damit ihrem Schicksal überließen.75 Wieder in Tyrus und Akko angekommen, gingen die meisten deutschen Kreuzfahrer unverzüglich daran, die Rückfahrt nach Europa vorzubereiten. Sobald es die Witterung zuließ und die Winde günstig waren, gedachten sie in die Heimat aufzubrechen. Die große Orientexpedition des verstorbenen Kaisers ging indessen nicht sang- und klanglos zu Ende. Bevor die meisten deutschen Heerführer das Heilige Land verließen, unternahmen sie noch etwas, das sich als die langlebigste Tat der deutschen Kreuzzüge erweisen sollte.

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Heinrich VI. und der Deutsche Kreuzzug (1197/98)

Deutsche Expansion in den Orient?

I

n den 1160er Jahren hatte der eingangs zitierte Johannes von Würzburg nach einer Pilgerfahrt ins Heilige Land leidenschaftlich die zu geringe deutsche Präsenz in Jerusalem beklagt.76 Der offenkundig höchst patriotisch gesonnene Kleriker mag vielleicht nicht zu hoffen gewagt haben, dass von höchster Stelle aus tatsächlich einmal nachdrückliche Akzente gesetzt würden, um diesen Zustand zu ändern. Beim Kreuzzug Heinrichs VI. war dies jedoch der Fall  : Neben dem vordergründigen Hauptziel, Jerusalem und andere verlorene Positionen für die Christenheit zurückzuerobern, gedachte man auch ein noch von Heinrich VI. entworfenes oder zumindest gutgeheißenes Expansionsprogramm umzusetzen, das auf zwei Ebenen angelegt war. Neben dem Aufbau einer bedeutenden deutschen Stellung im östlichen Mittelmeerraum durch die Schaffung von Lehnsherrschaften über die christlichen Königreiche Kleinarmenien und Zypern wurde beim kaiserlichen Kreuzzug unübersehbar auch die Absicht verfolgt, eine genuin deutsche Position im Heiligen Land zu stärken. Am deutlichsten wurden diese »nationalen Motive«77 am 5. März 1198 sichtbar. An diesem Tag strömte im Palais der Templer zu Akko alles zusammen, was im Königreich Jerusalem und in der deutschen Kreuzarmee Rang und Namen hatte. Von fränkischer Seite kamen Amalrich von Lusignan, mittlerweile König Amalrich II. (👑1198 – 1205), der Patriarch von Jerusalem, die Erzbischöfe von Nazareth, Tyrus und Caesarea, die Bischöfe von Bethlehem und Akko, der Meister des Johanniterordens und als Gastgeber der Meister des Templerordens. Von deutscher Seite erschienen Kanzler Konrad von Querfurt, der inzwischen von der am 6. Januar 1198 vorgenommenen Königskrönung in Kleinarmenien zurückgekehrte Konrad von Mainz, Marschall Heinrich von Kalden, die Herzöge Heinrich  I. von Brabant und Friedrich  I. von Österreich, der Passauer Bischof Wolfger von Erla nebst einer Reihe anderer geistlicher und weltlicher Würdenträger. Zweck der hochrangigen Veranstaltung  : die Gründung eines explizit deutschen Ritterordens, der diesen Anspruch auch in seinem Namen tragen und daher ordinis Teutonici heißen sollte.78 Im Heiligen Land gab es zu diesem Zeitpunkt mit den Templern und den Johannitern bereits zwei mächtige Ritterorden. Sie dienten hauptsächlich der militärischen Verstärkung des Königreichs und fungierten dabei als eine Art stehendes Heer, das jederzeit rasch eingesetzt werden konnte. Ihre militärische Schlagkraft basierte auf strikter Disziplin, zahlreichen Festungsbauten und beträchtlichen Besitztümern, die ihnen vor allem über Schenkungen und ErbschafDeutsche Expansion in den Orient? 

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ten zugefallen waren. Die beiden religiös-militärischen Gemeinschaften waren im Lauf der Zeit auch zu politisch bedeutenden Machtfaktoren in Outremer herangewachsen, hatten allerdings nur wenige deutsche Mitglieder, weshalb das Heilige Römische Reich bzw. der deutsche Reichsteil auf der Ebene der Ritterorden keine nennenswerte Rolle in der Region spielte. Dieses Defizit an Einfluss sollte mit der Gründung eines nationalen Ritterordens beseitigt werden. Bei diesem ambitionierten Vorhaben musste nicht bei null begonnen werden. Vielmehr konnte man auf eine bereits bestehende deutsche Institution im Königreich Jerusalem zurückgreifen, nämlich auf die während der Belagerung von Akko um 1190 gegründete medizinische Hilfseinrichtung, die in den vergangenen Jahren ein beachtliches Wachstum erlebt hatte. Anfänglich nur ein Lazarett, das dazu dienen sollte, den schlimmen sanitären Zuständen im Feldlager der Christen vor Akko etwas entgegenzusetzen, war nach der Einnahme der Stadt daraus das Deutsche Spital mit festem Sitz in Akko geworden. Durch Schenkungen Heinrichs von Champagne hatte es seinen Aktionsradius in den Folgejahren sukzessive erweitert und mit Reparaturarbeiten an den Befestigungsanlagen von Akko auch erste, im weiteren Sinn militärische Aufgaben übernommen.79 Dass diese Institution 1198 schließlich zu einem Ritterorden aufgewertet wurde, ging wohl tatsächlich ganz wesentlich auf den Kaiser selbst zurück. Heinrich VI. war im Zuge seiner Herrschaft nicht durch übermäßig große Frömmigkeit oder Unterstützungsfreudigkeit gegenüber Kirchenhäusern aufgefallen.80 Das Deutsche Spital von Akko allerdings hatte er schon im Vorfeld des Kreuzzuges in den Blick genommen, es mit großzügigen Zuwendungen bedacht und mit wirtschaftlichen Privilegien auch außerhalb des Königreichs Jerusalem ausgestattet. Bei der Gründung des Deutschen Ritterordens war es von Vorteil, dass es in Outremer mit den Templern und den Johannitern bereits zwei vergleichbare, seit Jahrzehnten bestehende Organisationen gab. Hinsichtlich seines Aufbaus, seiner Regulative und seiner Verwaltung musste man das Rad daher nicht neu erfinden, sondern konnte all jene Dinge, die sich bei den beiden seit Langem etablierten Ritterorden bereits bewährt hatten, übernehmen und sie da und dort den eigenen Bedürfnissen anpassen. Es hat den Anschein, dass sich das Verhältnis zwischen den beiden etablierten Orden und der neuen deutschen Organisation anfänglich durchaus positiv gestaltete. Dafür spricht der Umstand, dass sowohl die Templer als auch die Johanniter beim Gründungsakt des Deutschen Ordens anwesend waren und dieser im Palast der Templer zu Akko durchgeführt wurde.81 Die Führung des Kreuzzuges scheint über die Gründung des Ritterordens hinaus aber noch ein weiteres expansives Ziel im Königreich Jerusalem verfolgt 140 | 

Heinrich VI. und der Deutsche Kreuzzug (1197/98)

zu haben, nämlich den Aufbau eines nennenswerten deutschen Bevölkerungsanteils im Land. Das Königreich hatte im späten 12.  Jahrhundert nicht allzu viele deutsche Einwohner, die diesbezügliche Einschätzung des Johannes von Würzburg dürfte zutreffend gewesen sein. Der deutsche Geschichtsschreiber Otto von St. Blasien merkt in seiner Chronik zwar an, die Kreuzarmee Heinrichs VI. habe in Palästina noch »viele der vorherigen Expedition angetroffen«, womit Teilnehmer des Kreuzzuges Friedrichs I. Barbarossa gemeint waren. »Mit diesen vereint«82 hätten die Truppen Heinrichs VI. dann ihre militärischen Erfolge in Outremer errungen. Dass die Kreuzfahrer Barbarossas dabei aber wirklich einen größeren Beitrag leisteten, ist doch eher unwahrscheinlich. Die bei ihrem Eintreffen im Heiligen Land 1190 bereits auf wenige Tausend Mann zusammengeschrumpfte Armee Friedrichs I hatte während der Belagerung von Akko weitere starke Verluste erlitten.83 Ein beträchtlicher Teil von Barbarossas Gefolgsleuten dürfte danach wieder die Heimreise angetreten haben. Manche von ihnen mochten im Heiligen Land geblieben sein  ; der Wunsch, das eigene Leben dem Heiligen Land zu widmen und es nahe der Wiege der Christenheit zu beschließen, war bei so manchen Kreuzfahrern durchaus präsent. Auch hatte die lange Belagerung von Akko laut Roger von Howden, der die Endphase des Kampfes miterlebt hatte, nicht wenige Kreuzfahrer in den finanziellen Ruin gestürzt, das Geld für die Heimreise aufzutreiben dürfte unter diesen Umständen eine schier unüberwindbare Hürde gewesen sein.84 Auf ein konkretes Konzept oder gar ein deutsches Ansiedlungsprogramm war der Verbleib von Teilnehmern des Barbarossa-Kreuzzuges in Outremer allerdings nicht zurückzuführen. Beim Kreuzzug Heinrichs  VI. verhielt sich das offenbar etwas anders. Neben der Gründung des Deutschen Ritterordens fasste man auch eine verstärkte Ansiedlung von Deutschen im Heiligen Land ins Auge, wie aus dem bereits zitierten Brief Heinrichs I. von Brabant an den Erzbischof von Köln vom 22. November 1197 hervorgeht. Darin bat der Herzog den ebenso mächtigen wie einflussreichen Geistlichen um personelle Unterstützung für den Kreuzzug und fügte hinzu, dass all jene, die auswanderungswillig seien, entsprechende Hilfestellung bekommen würden  : Wir bitten Euer Hochwürden inständig, dass Ihr für unsere und der ganzen Christenheit Erfolge in Eurem ganzen Erzbistum unserer gedenken lasst, und dass Ihr all jene, die in Eurem Erzbistum das Kreuz genommen haben, mit allem Nachdruck antreibt, ihr Versprechen einzulösen und der Christenheit zu Hilfe zu eilen. Sollten manche im Land der Verheißung bleiben wollen, werden wir ihnen ausreichende Einkünfte in diesem Land zuteilen.85 Deutsche Expansion in den Orient? 

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Ein vielleicht in größerem Stil geplantes deutsches Ansiedlungsprogramm hätte aus der Sicht des Königsreichs Jerusalem wohl einigen Wert gehabt, denn Zuzug aus Europa war in jenen Jahren geradezu zwangsläufig dringend gefragt. Die nahezu völlige Zerschlagung des Kreuzfahrerkönigreichs durch Saladin hatte bei der christlichen Bevölkerung einen gewaltigen Aderlass verursacht. Nun hatte man seit 1190 zwar einige Territorien zurückerobert, doch ging die christliche Neuansiedlung in der Region nur langsam und zögernd vonstatten. Der vorzeitige Abbruch des Kreuzzugs am Ende des Winters 1197/98 verhinderte größeren Nachzug weiterer Kräfte aus Deutschland. Immerhin aber gab es in den Reihen der bereits in Palästina befindlichen Streitkräfte eine Anzahl von Rittern, die den Entschluss fassten, nach dem Kreuzzug nicht wieder nach Europa zurückzukehren, sondern auf Dauer im Heiligen Land zu bleiben. Damit wurde überhaupt erst die Voraussetzung dafür geschaffen, den Deutschen Ritterorden mit ausreichend Personal zu bestücken  ; vor 1197/98 wären im Heiligen Land schlicht zu wenige deutsche Ritter verfügbar gewesen, um einen Ritterorden zu unterhalten, der in erheblichem Ausmaß militärische Aufgaben zu erfüllen hatte.86

Nachwirkungen

A

m Ende des Winters 1198 herrschte in den Häfen von Akko und Tyrus Hochbetrieb. Unmittelbar nach der Gründung des Deutschen Ritterordens schiffte sich das Gros der deutschen Kreuzarmee zur Heimreise ein. Wie so oft bei den großen Kreuzzügen des 12. und 13. Jahrhunderts herrschte dabei keine derart strikte Ordnung wie bei der Hinreise  ; ein größerer Flottenverband dürfte sich nicht mehr formiert haben. Viele hatten es eilig, angesichts der ungewissen politischen Zustände im Reich nachhause zu kommen.87 Die vorzeitige, durch den unerwarteten Tod Kaiser Heinrichs  VI. verursachte Abfahrt der deutschen Streitkräfte war für manche Historiker ein zentraler Grund, den Deutschen Kreuzzug als nebensächliches Ereignis abzutun oder überhaupt zu ignorieren. Mit der historischen Realität passen derartige Einschätzungen freilich nicht zusammen.88 Denn es ist zwar ein Faktum, dass der Kreuzzug deutlich länger, mindestens bis zum Herbst 1198, hätte dauern sollen und somit gerade einmal die Hälfte des geplanten Zeitraumes erreichte.89 Auch war nicht zuletzt deshalb ein ernsthafter Versuch, Jerusalem zurückzuerobern, außer Reichweite geblieben.90 Dennoch brachte der Deutsche Kreuzzug beachtliche Teilerfolge  : Nachdem es Richard Löwenherz 1191/92 gelungen war, die von Sa142 | 

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ladin nahezu vernichtete Stellung der Franken im Orient wieder zu stabilisieren und die Küstenzone von Akko südwärts bis Jaffa zurückzuerobern, hatten die Deutschen für das Zweite Königreich Jerusalem eine ähnlich große Gebietserweiterung im Norden erzielt. Die Rückeroberung der syrischen Küste war auch in wirtschaftlicher Hinsicht von einiger Bedeutung  ; indem die Deutschen die empfindlichen Störungen des christlichen Seeverkehrs durch die räuberischen Umtriebe des Emirs Usama beendeten und Beirut nebst anderen Küstenplätzen wieder christlicher Herrschaft unterstellten, schufen sie die Voraussetzung dafür, den Handelsverkehr Europas mit Outremer wieder zu intensivieren.91 Da Amalrich von Lusignan auf deutsches Betreiben nicht nur zum König von Zypern, sondern auch zum König von Jerusalem avancierte, wurden außerdem die anfänglich spannungsgeladenen Beziehungen zwischen dem noch jungen Kreuzfahrerstaat Zypern und dem Königreich Jerusalem besser und enger. Der Kreuzzug Heinrichs VI. verschaffte den Deutschen überdies auch einen Bedeutungszuwachs im Orient. Mit Zypern und Kleinarmenien erlangte das Kaisertum zwei bedeutende Lehnsherrschaften im östlichen Mittelmeerraum. Der Deutsche Ritterorden sollte außerdem zu einer Erfolgsgeschichte werden  ; im Gegensatz zu vielen anderen Ritterorden, die im 12. und 13.  Jahrhundert gegründet wurden und bald wieder von der Bildfläche verschwanden, etablierte er sich neben den Templern und der Johannitern als dritter großer Ritterorden in Outremer, vor allem deshalb, weil er von deutschen Fürsten nachdrücklich gefördert wurde, die seine Existenz und sein Wachstum als »nationales« Anliegen betrachteten. Enttäuschend mag allerdings gewesen sein, dass es nach dem Kreuzzug keine reale Möglichkeit deutscher Einflussnahmen im Heiligen Land gab  ; man hatte Amalrich von Lusignan zwar auch zum König von Jerusalem gemacht, doch war er in dieser Funktion kein Lehnsmann des Kaisers und machte keine Anstalten, eine von deutscher Seite vielleicht erhoffte Vereinigung der beiden Staaten zu vollziehen. In Summe aber gab es nach dem Kreuzzug Heinrichs VI., was es vorher nicht gegeben hatte  : eine deutsche Machtstellung im östlichen Mittelmeeraum.92 Damit wurde auch dem universalen Machtanspruch des Kaisertums nachdrücklich Geltung verschafft. Der Sohn Heinrichs  VI. sollte entschlossen sein, auf dieser Basis weiter aufzubauen. Das Image der Deutschen im Orient war nach dem Kreuzzug von 1197/98 nicht das beste. Das derbe Verhalten der Vorhut unter Walram von Limburg in Akko und ihre unbedachten Vorstöße ins Binnenland hatten viel Porzellan zerschlagen. Ein wohl in Outremer lebender Christ, der über die Ankunft des Nachwirkungen 

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Kreuzzuges Heinrichs VI. in Akko 1197 berichtete, beschrieb die Deutschen als »kriegerisch«, »grausam« und »mit den Schwertern unbesiegbar«93. Eine andere regionale christliche Quelle berichtete überdies, die Garnison von Toron habe die Grausamkeit ihrer deutschen Belagerer gefürchtet. Der arabische Chronist Ibn al-Athir ging noch weiter und erwähnte, dass die muslimischen Verteidiger der Festung von lokalen Franken gewarnt worden seien, nur ja nicht aufzugeben  ; im Falle einer Kapitulation würden sie entgegen jeglicher Vereinbarung von den Deutschen getötet werden.94 Wie gestaltete sich der weitere Lebensweg der wichtigsten deutschen Kreuzritter von 1197/98  ? Konrad von Querfurt, der mit dem Tod des Kaisers sein Kanzleramt verloren hatte, legte bei seiner Rückkehr ins Reich besonders große Eile an den Tag. Sofort nach der Gründung des Deutschen Ritterordens stach der Bischof in See und urkundete bereits am 21. Mai 1198 in Nordhausen.95 Wenig später gelang es ihm, sein vorrangiges politisches Ziel zu erreichen. Er wurde von Philipp von Schwaben, dem jüngeren Bruder Heinrichs VI., den die staufische Partei im Reich zum König gewählt hatte, als Reichskanzler bestätigt, doch wurde ihm sein überbordender Ehrgeiz letztlich zum Verhängnis. Mit Mühe konnte er noch den Konflikt mit dem Heiligen Stuhl ausräumen, den er wegen der Aneignung von gleich zwei Bistümern ausgelöst hatte, und eines der beiden Bistümer behalten. Mit Philipp von Schwaben überwarf er sich jedoch im Herbst 1202. Wenig später fiel Konrad von Querfurt, »ein Mann von bedeutendem politischem Talent und schillerndem Charakter«96, in dem ihm verbliebenen Bistum Würzburg einem Mordattentat zum Opfer. Sehr eilig mit der Heimreise aus Palästina hatte es auch Walram von Limburg. Bereits im Frühjahr 1198 griff er in den deutschen Thronstreit ein, zunächst auf der Seite Philipps von Schwaben, doch scheint er die Seiten in den Folgejahren mehrfach gewechselt zu haben. Der Mann, dessen Ungestüm im Frühherbst 1197 für so heftige Turbulenzen im Heiligen Land gesorgt hatte, blieb ein überzeugter Kreuzritter. Knapp drei Jahrzehnte später machte er sich abermals bereit, wieder nach Palästina zu ziehen, diesmal unter dem Banner Kaiser Friedrichs II.97 Die vielen Verzögerungen bei diesem Kreuzzug, von denen noch zu sprechen sein wird, überstiegen aber die beachtliche Lebenskraft des damals schon weit über sechzig Jahre alten Walram von Limburg. 1226 starb er, zwei Jahre, bevor der Kreuzzug schließlich begann. Heinrich I. von Brabant investierte in seine Heimreise Zeit. Er umsegelte nicht wieder die Iberische Halbinsel, sondern wählte den mühsameren Weg über Rom, wo er Papst Innozenz III. persönlich über die Erfolge des Kreuzzuges zu berich144 | 

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tete und seine eigenen Verdienste wohl nicht unerwähnt ließ. Auch der Herzog von Brabant, der noch jahrzehntelang eine markante Erscheinung der deutschen Politik bleiben sollte, blieb der Sache des Glaubenskriegs verbunden. Zu Zeiten des Fünften Kreuzzuges (1217 – 1221) wurde er noch einmal als Kreuzritter erwähnt, trat die neuerliche Fahrt in den Orient aber nicht an und wurde 1227, vielleicht altersbedingt, von seinem Gelübde entbunden.98 Konrad von Mainz blieb nach dem Abzug der deutschen Kreuzarmee noch über ein Jahr im Orient. Nachdem er am 6. Januar 1198 Leon II. zum König von Kleinarmenien gekrönt und am 5. März der Gründung des Deutschen Ritterordens in Akko beigewohnt hatte, begab sich der hochbetagte Erzbischof ein zweites Mal nach Kleinarmenien. Leon II. hatte, um für seine Erhebung zum König auch den Papst zu gewinnen, eine Kirchenunion seines Landes mit Rom vollzogen, und Konrad von Mainz kümmerte sich in Abstimmung mit Papst Innozenz III. darum, einige armenische Kirchenbräuche im Sinne Roms zu reformieren. Überdies vermittelte er in einem Streit zwischen Leon II. und dessen langjährigem Widersacher Bohemund III. von Antiochia. Erst im Sommer 1199 trat Konrad von Mainz die Rückreise nach Italien an, und es dauerte bis 1200, ehe er nach einem langen Zwischenstopp in Rom nach Deutschland zurückkehrte, wo der bis zuletzt unermüdlich tätige Erzbischof wenig später für immer die Augen schloss.99 Im Orient endeten die Kämpfe mit dem Abzug der deutschen Kreuzritter. Amalrich  II. strebte in realistischer Einschätzung der Kräfteverhältnisse umgehend einen Ausgleich mit den Ayyubiden an. Zu seinem Glück war auch al-Adil an friedlichen Zuständen interessiert. Im Frühsommer 1198 wurde ein auf fünf Jahre und acht Monate geltender Waffenstillstandsvertrag unterzeichnet, der den durch den Deutschen Kreuzzug geschaffenen territorialen Status quo festschrieb. Al-Adil behielt Jaffa, die Franken blieben im Besitz ihrer Eroberungen im Norden, Sidon wurde zwischen Muslimen und Christen aufgeteilt. Es war eine für Amalrich  I. günstige, fast schon schmeichelhafte Regelung, doch profitierte auch al-Adil davon, der dadurch mehr Spielraum bekam, um die Söhne Saladins politisch auszumanövrieren  ; 1200 schwang er sich zum Sultan auf und war fortan der Herr über das gesamte Reich der Ayyubiden. Für die Kreuzfahrerstaaten war dies eine glückliche Entwicklung, denn der mittlerweile 55 Jahre alte Bruder Saladins war kein Verfechter des Glaubenskrieges, sondern vor allem an der wirtschaftlichen Stärkung seiner Länder interessiert, wofür die Aufrechterhaltung stabiler Verhältnisse eine Grundvoraussetzung war. Dass die zwei Jahrzehnte, die dem Deutschen Kreuzzug folgten, in und um Palästina im Wesentlichen friedlich verliefen, war ganz wesentlich auf al-Adil zurückzuführen.100 Nachwirkungen 

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Zu einer bedeutenden, aus deutscher Sicht letztlich folgenreichen Entwicklung kam es in Beirut. Im Windschatten des Kreuzzugs überantworteten die fränkischen Christen die Herrschaft über die von den deutschen Kreuzrittern eingenommene Stadt dem damals noch jungen Johann von Ibelin, der später unter dem Beinamen »Der alte Herr von Beirut« bekannt wurde. Er war ein Halbbruder von Königin Isabella I., Mitglied einer der einflussreichsten Familien in Outremer und Sohn Balians von Ibelin, der 1187 Jerusalem gegen Saladin verteidigt hatte, und besaß damit ein familiäres Netzwerk, das ihm im Königreich Jerusalem quasi automatisch großen Einfluss verschaffte. Durch eigene Tüchtigkeit baute er ihn entscheidend aus. Als im Jahr 1205 sowohl König Amalrich I. als auch dessen Gemahlin Isabella I. starben und die erbberechtigte Tochter der Königin, Maria von Montferrat, noch unmündig war, wählte der feudale Rat – der Haute Cour – Johann von Ibelin zum neuen Regenten des Königsreichs. Er hatte diese Funktion fünf Jahre lang inne, sollte später auch im Königreich Zypern eine wichtige Rolle spielen – und zum Hauptkontrahenten von Kaiser Friedrich  II. werden, als dieser sich das Königreich Jerusalem untertan machen wollte.101

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Heinrich VI. und der Deutsche Kreuzzug (1197/98)

Zwischenspiel: Philipp von Schwaben und der Vierte Kreuzzug (1202 – 1204)

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as Heinrich I. von Brabant bereits im November 1197 im fernen Tyrus geahnt hatte, trat ein  : Nach dem Tod Kaiser Heinrichs VI. kam es zu einem »Schisma im Reich«1. Heinrich  VI. hatte Ende 1196 die Wahl seines damals gerade zwei Jahre alten Sohns Friedrich zum römisch-deutschen König durchgesetzt, doch nach dem Tod des Kaisers waren unter den Reichsfürsten starke Vorbehalte gegen die Herrschaft eines Kleinkinds laut geworden. Philipp von Schwaben, der jüngere Bruder Heinrichs VI. und jüngste Sohn Barbarossas, wollte zunächst das Königtum für den kleinen Friedrich sichern, erkannte dann aber die Aussichtslosigkeit dieses Unterfangens und ließ sich im März 1198 selbst zum König wählen. Allerdings trat mit dem Welfen Otto IV., einem Sohn Heinrichs des Löwen, wenig später ein Gegenkandidat auf den Plan. Nachdrücklich unterstützt von seinem mächtigen Onkel Richard I. Löwenherz, wurde auch er im Juni 1198 zum König gewählt, was einen zwei Jahrzehnte dauernden Thronstreit und damit auch ein vorläufiges Ausscheiden der deutschen Ritterschaft aus der Kreuzzugsbewegung zur Folge hatte.2 Entscheidende Dinge in Sachen Glaubenskrieg taten sich unterdessen in Rom. Wenige Monate nach dem Tod Kaiser Heinrichs VI. fand auf dem Heiligen Stuhl ein einschneidender Personalwechsel statt  : Im Januar 1198 wurde Innozenz III. (👑1198 – 1216) zum neuen Pontifex gewählt, ein energischer, erst 36 Jahre alter Kirchenrechtler, der zu einem der bedeutendsten Päpste des Mittelalters werden sollte. In Sachen Kreuzzugsbewegung war Innozenz III. brennend engagiert. Er wollte die 1187 an Saladin verloren gegangene Heilige Stadt unbedingt zurückerobern und das Königreich Jerusalem in seinem alten Umfang wiedererstehen lassen. Diesem Ziel widmete sich Innozenz III. von Beginn seines Pontifikats an mit rastloser Energie. Kaum im Amt, versuchte er zunächst, das Ende des Deutschen Kreuzzuges zu verhindern. Zu diesem Zeitpunkt war es bereits fraglich, ob der kleine Friedrich die Thronfolge würde antreten können. Wohl von der Befürchtung ausgehend, dass die kreuzfahrenden Reichsfürsten, die in Palästina einmütig dem minderjährigen Kaisersohn gehuldigt hatten, auf eine derartige Hiobsbotschaft mit einer panikartigen Abreise aus dem Heiligen Land reagieren würden, schickte er ihnen Anfang Februar einen Brief, in dem er sie zur FortZwischenspiel: Philipp von Schwaben und der Vierte Kreuzzug (1202 – 1204) 

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setzung des Kreuzzuges ermahnte. Doch als das Schreiben des Papstes bei ihnen eintraf, war die Absetzbewegung der deutschen Kreuzfahrer aus Palästina bereits in vollem Gang und ließ sich nicht mehr aufhalten.3 Innozenz III. setzte daraufhin alles daran, ein neues Orientunternehmen auf die Beine zu stellen. Bereits im August 1198 erließ er einen Aufruf zu einem weiteren Kreuzzug. Dass es keinen Kaiser und nicht einmal einen unumstrittenen römisch-deutschen König gab, an den er sich in dieser Sache hätte wenden können, war aus seiner Sicht kein Nachteil. Innozenz III. wollte die Organisation von Kreuzzügen ohnehin gründlich verändern und dem Papsttum dabei die uneingeschränkte Führung sichern. Die Mitwirkung von Kaisern und Königen, welche die päpstliche Autorität am ehesten in Frage stellen konnten, war aus seiner Sicht durchaus unerwünscht. Innozenz III. wandte sich mit seinem Kreuzzugsaufruf daher nicht an gekrönte Häupter, sondern vor allem an Fürsten, wobei er sich vor allem auf den Hochadel in Frankreich konzentrierte. Bei seinem Vorgehen spielte vielleicht noch die Erinnerung an den Ersten Kreuzzug mit, der ja auch ohne Monarchen durchgeführt worden war und dennoch zu einem spektakulären Erfolg geführt hatte. Doch schon bei dem von Innozenz  III. initiierten Vierten Kreuzzug (1202 – 1204) sollte sich zeigen, dass Monarchen bei der Durchführung großangelegter Orientunternehmen schon allein wegen ihrer finanziellen Möglichkeiten praktisch unverzichtbar waren  : Die neue Kreuzarmee hatte noch nicht einmal Europa verlassen, als sie auch schon in pekuniäre Nöte kam. Ihr wurde von Venedig Schiffsraum und Verpflegung zur Verfügung gestellt, doch konnte sie die vereinbarte Summe nicht bezahlen. Daraufhin nahm der Vierte Kreuzzug eine bizarre Wendung. Auf Druck Venedigs mussten die Pilger in Waffen zunächst im November 1202 die ungarische Stadt Zara an der dalmatinischen Küste erobern und der Markusrepublik übergeben. Mit der Einnahme einer christlichen Hafenstadt wurde die Kreuzzugsideologie in krassem Ausmaß konterkariert. Doch es kam noch extremer  : Die Kreuzarmee nahm Byzanz in den Blick, und das war indirekt auch auf die staufische Herrscherdynastie zurückzuführen.4 Das Byzantinische Reich war zu Beginn des 13.  Jahrhunderts nur noch ein Schatten seiner selbst. Machtkämpfe innerhalb der Herrscherfamilie Angelos beschleunigten den seit Jahren voranschreitenden Niedergang am Bosporus. Kaiser Isaak  II. Angelos, der einstige Kontrahent Friedrich Barbarossas während des Dritten Kreuzzugs, war von seinem Bruder Alexios III. Angelos (👑1195 – 1203) gestürzt, geblendet und in den Kerker geworfen worden. Isaaks Sohn Alexios hatte jedoch fliehen können, und er war zu jenem Mann gezogen, von dem er am

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Zwischenspiel: Philipp von Schwaben und der Vierte Kreuzzug (1202 – 1204)

ehesten effiziente Hilfe erwarten konnte, wenn es darum ging, Alexios III. vom Thron zu verjagen  : König Philipp von Schwaben. Barbarossas jüngster Sohn hatte einige Jahre zuvor auf Betreiben Kaiser Heinrichs  VI. die Tochter des mittlerweile abgesetzten Kaisers Isaak  II. geheiratet. Als dessen Sohn nun mit der Bitte um Unterstützung zu ihm kam, hatte Philipp von Schwaben wegen des deutschen Thronstreits keine Ressourcen dafür, mit großem Nachdruck für seinen Schwager einzutreten oder gar einen Machtkampf für ihn zu führen, aber er gab Alexios offenbar einen Unterstützungsbrief mit auf den Weg, als dieser zum Kreuzheer in Zara zog. Dass die Pilger in Waffen letzten Endes tatsächlich ihre Richtung änderten und gegen den Willen des Papstes nach Konstantinopel vorrückten, hatte wohl den Hauptgrund, dass der junge Alexios ihnen dafür reichen Lohn verhieß, ein Versprechen, das durch die Unterstützung Philipps von Schwaben zusätzliche und letztlich wohl entscheidende Glaubwürdigkeit bekam. Der Umstand, dass der Anführer des Kreuzzuges Bonifatius von Montferrat war, spielte bei der nun einsetzenden Dynamik aber vielleicht auch eine Rolle. Bonifatius, der jüngere Bruder des berühmt gewordenen Konrad von Montferrat, war ein Lehnsmann Philipps von Schwaben und ging möglicherweise davon aus, diesem einen wertvollen Dienst zu erweisen, wenn er Alexios unterstützte. Am Bosporus liefen die Dinge dann allerdings vollends aus dem Ruder. Alexios konnte mit Unterstützung der Kreuzfahrer zwar den byzantinischen Thron kapern, dann aber seine finanziellen Zusagen ihnen gegenüber nicht einhalten. Es kam zu Spannungen mit den Kreuzfahrern, die sich von ihm betrogen fühlten. Gleichzeitig wuchs in Konstantinopel der Zorn über die westlichen Christen vor den Toren der Stadt und auch über den neuen Kaiser, der diesen Zustand überhaupt erst herbeigeführt hatte.5 Dieser konnte sich denn auch nicht lange auf dem Thron halten. Im Januar 1204 wurde der junge Alexios im Zuge einer Palastrevolution gestürzt und getötet. Und dann, wenige Wochen später, geschah das für die Zeitgenossen kaum Vorstellbare  : Um ihre Forderungen durchzusetzen, begannen die Kreuzfahrer damit, Konstantinopel zu belagern. Am 13. April 1204 schließlich gelang ihnen die Eroberung der gewaltigen Metropole, die über Jahrhunderte allen Angriffen getrotzt hatte. Das Byzantinische Reich zerbrach, Venedig und die Kreuzfahrer installierten am Bosporus das Lateinische Kaiserreich. Die Frage, welchen Anteil Philipp von Schwaben an diesem epochalen Ereignis hatte, war lange Zeit umstritten. Dass die Kreuzarmee nicht nach Palästina, sondern an den Bosporus zog, ging zumindest zum Teil auf den Brief zurück, mit dem er seinem Schwager Alexios Rückenwind bei der in Zara lagernden Kreuz­armee verschafft hatte. Allerdings wurden seine Ressourcen durch den Zwischenspiel: Philipp von Schwaben und der Vierte Kreuzzug (1202 – 1204) 

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Thronstreit in Deutschland in einem Ausmaß gebunden, dass er zu keinem Zeitpunkt ernsthaft daran denken konnte, seinem Schwager aktive Hilfestellung zu leisten. Es ist durchaus vorstellbar, dass er angesichts der machtpolitischen Probleme, mit denen er selbst zu kämpfen hatte, Alexios einfach nur »nach Zara abschob, um ihn zunächst einmal los zu sein, was nicht ausschloss, dass er von einem Erfolg des Unternehmens später zu profitieren gedachte.«6 Mehr als eine Hilfestellung für Alexios in einem innerfamilären Machtstreit am Bosporus hatte Philipp von Schwaben aber höchstwahrscheinlich nicht im Blick gehabt. Dass die Angelos-Dynastie im Zuge der Intervention der Kreuzarmee am Bosporus stürzen würde, war nicht unbedingt zu erwarten gewesen und ein Zerbrechen des Byzantinischen Reiches wohl überhaupt außerhalb des Vorstellbaren, denn das altehrwürdige, bis weit in die Antike zurückreichende Ostrom stellte eine scheinbar immerwährende Konstante in der europäischen Mächtekonstellation dar. Der Staufer hatte mit seinem Vorgehen zugunsten seines Schwagers zu einer erdrutschartigen Entwicklung im Orient beigetragen, mit der nicht zu rechnen gewesen war.

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Zwischenspiel: Philipp von Schwaben und der Vierte Kreuzzug (1202 – 1204)

Friedrich II. und der Sechste Kreuzzug (1227 – 1229)

Der große Abwesende beim Fünften Kreuzzug (1217 – 1221)

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ährend der Kurswechsel des Vierten Kreuzzuges am Bosporus für eine Katastrophe sorgte, trug er in Outremer zur Aufrechterhaltung des Friedens bei. Einige wenige Truppenkontingente des Kreuzzuges erreichten zwar Palästina und trugen dort überbordenen Kampfgeist zur Schau. König Amalrich II. verspürte jedoch keine Lust auf eine Wiederholung der Zustände von 1197, als die Vorhut der Kreuzarmee Heinrichs VI. für viel Unruhe gesorgt hatte, ohne aber für einen Kampf gegen die Ayyubiden die entsprechende Truppenstärke mitzubringen. Er untersagte es den Neuankömmlingen deshalb, gegen die Muslime zu Felde zu ziehen, und ließ sich von ihren wütenden Protesten nicht beeindrucken. Im September 1204 schloss er mit al-Adil einen neuen, auf sechs Jahre befristeten Waffenstillstandsvertrag ab. Dabei landete er insofern auch noch einen schönen Zusatzerfolg, als der Sultan in seinem Streben nach dauerhaftem Frieden und ungestörtem Handelsverkehr dem Königreich Jerusalem Jaffa zurückerstattete, das er zu Beginn des Deutschen Kreuzzuges im September 1197 erobert hatte. Zu ändern begann sich die Lage, als der Waffenstillstandsvertrag zwischen dem Ayyubidischen Reich und dem Königreich Jerusalem im Jahr 1210 auslief. Al-Adil, mit innenpolitischen Problemen im Ayyubidsichen Reich konfrontiert, strebte einen neuen Vertrag an. Doch diesmal fand der Sultan im Lager der Christen keinen adäquaten Ansprechpartner mehr. Amalrich  II. hatte die Wahrung des Friedens ebenfalls als Priorität betrachtet und über die innenpolitische Stärke verfügt, diese Linie durchzusetzen. 1205 war er jedoch gestorben, und seitdem wurde der Thron von Johann von Ibelin verwaltet, der zwar bei den fränkischen Baronen hochangesehen und ein durchaus weitblickender Politiker war, als Regent aber nur begrenzte Machtmittel in Händen hielt. Zusätzlich geschwächt wurde seine Position durch den Umstand, dass mit dem französischen Adeligen Johann von Brienne der künftige Gemahl von Königin Maria von Montferrat, für die Johann von Ibelin die Regentschaft ausgeübt hatte, bereits bekannt und schon auf dem Weg nach Palästina war. So kam es, dass sich bei den Beratungen über al-Adils Angebot eine Minderheit durchsetzte, die den Waffenstillstand vorderhand nicht verlängern und die Entscheidung bis zur Ankunft des neuen Königs vertagen wollte. Der große Abwesende beim Fünften Kreuzzug (1217 – 1221) 

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Als dieser ankam, setzte sich die ablehnende Tendenz im Lager der Christen durch. Johann von Brienne (👑1210 – 1212/1225) wusste kaum etwas über die realen Machtverhältnisse im Orient, überschätzte vielleicht auch die militärischen Möglichkeiten des Königreichs Jerusalem. Er ließ sich auf das Spiel der Falken im christlichen Lager ein und beschloss, dem Sultan keine positive Antwort zu geben. Daraufhin kam es in der Region zu einigen Turbulenzen. Al-Adils Sohn al-Muazzam ließ auf dem strategisch wichtigen Berg Tabor in Galiläa eine starke befestigte Anlage errichten und unternahm einen militärischen Vorstoß in Richtung Akko. Johann von Brienne gab seinerseits grünes Licht für eine Attacke auf das Nildelta. Nach einigem Hin und Her willigte der König dann zwar in einen neuen Friedensvertrag mit den Ayyubiden ein, der im Juli 1212 in Kraft trat und sechs Jahre währen sollte, doch liebäugelte er mit dem Plan, in absehbarer Zeit Krieg zu führen, um die Position des Königreichs Jerusalem zu stärken. Dafür brauchte er allerdings militärische Unterstützung aus Europa. Daher richtete er einen Appell an Innozenz III., einen neuen Kreuzzug zu initiieren. Beim Papst rannte Johann von Brienne damit offene Türen ein. Eigentlich blickte Innozenz  III. auf ein bereits 14 Jahre dauerndes, höchst erfolgreiches Pontifikat zurück. Mit bedeutenden Rechtsentscheiden, durchgreifenden Verwaltungsreformen und der Förderung neuer Orden hatte er die kirchliche Macht erheblich gestärkt, wobei ihm das nach dem Tod Kaiser Heinrichs VI. entstandene Machtvakuum in Mitteleuropa sehr zugutegekommen war. Im Juli 1212 erzielten die christlichen Könige der Iberischen Halbinsel mit ihrem Sieg von Las Navas de Tolosa einen echten Kreuzzugstriumph mit weitreichenden Folgen, den sich auch der Papst an die Fahne heften konnte, da er zu diesem Kampf aufgerufen hatte. Doch die Rückgewinnung Jerusalems war noch nicht gelungen, und das Scheitern des von ihm initiierten Vierten Kreuzzuges nagte an Innozenz III. Er nahm die Bitte Johanns von Brienne zum Anlass, den Fünften Kreuzzug ins Auge zu fassen, um den Traum von der Wiedererrichtung christlicher Herrschaft über die Heilige Stadt endlich doch noch zu realisieren.1 Unterdessen vollzog sich im Heiligen Römischen Reich ein erstaunlicher Macht­ umbruch. Im Jahr 1208 war Philipp von Schwaben einem Mordanschlag zum ­Opfer gefallen und der Thronstreit scheinbar zugunsten seines welfischen Kontrahenten beendet worden. Otto IV. hatte nach dem Tod des Staufers die einhellige Anerkennung der Reichsfürsten gefunden und von Innozenz III. die Kaiserwürde erlangt. Doch dann war der Sohn des 15 Jahre zuvor verstorbenen Kaisers Heinrich VI. auf der politischen Bühne erschienen und hatte alles auf den Kopf gestellt. Friedrich  II., den seine Anhänger später »Das Staunen der Welt« (stupor mundi) nannten, war eine außergewöhnliche Erscheinung. Seine Kindheit und 152 | 

Friedrich II. und der Sechste Kreuzzug (1227 – 1229)

Jugend verbrachte der Sohn Heinrichs VI. und Enkel Friedrich Barbarossas im Gegensatz zu diesen nicht in Deutschland, sondern in Sizilien. 1198 wurde der damals erst drei Jahre alte Friedrich in Palermo zum König von Sizilien gekrönt. Wohl um seine Stellung in Süditalien zu sichern, verzichtete seine Mutter Konstanze für ihn auf die deutsche Königswürde und kam so dem Papsttum entgegen, das eine Doppelherrschaft über das Heilige Römische Reich und das Königreich Sizilien weiterhin als ernste Bedrohung betrachtete. Noch im selben Jahr allerdings starb Konstanze, und Friedrich war mit nicht einmal vier Jahren Vollwaise. In weiterer Folge rangen päpstliche Legaten und fürstliche Gefolgsleute seines Vaters zur Sicherung der eigenen Macht jahrelang um die Vormundschaft über den Kaisersohn. Was dies bei ihm anrichtete, lässt sich nicht mehr feststellen, aber immerhin erhielt Friedrich  II. eine außergewöhnlich umfassende Ausbildung. Neben einer ritterlichen Schulung wurde ihm auch das Lesen und Schreiben beigebracht, was selbst für die höchstrangigen Weltlichen jener Zeit keine Selbstverständlichkeit war. Überdies lernte er zahlreiche Sprachen und nahm aus seiner Jugend großen intellektuellen Wissensdurst mit, der ihn sein ganzes Leben lang begleiten sollte.2 Einen wesentlichen Effekt für die Persönlichkeitsbildung Friedrichs II. dürften auch die Besonderheiten Siziliens gehabt haben. Im Zentrum des Mittelmeers gelegen, war die Insel seit geraumer Zeit ein interkultureller Schmelztiegel. Lange hatte sie unter arabischer Herrschaft gestanden. Die daraus resultierende kulturelle Prägung hatte sich am Hof der normannischen Könige in Palermo fortgesetzt und war durch die staufische Machtübernahme nicht beseitigt worden. Das machte sich bei Friedrich  II. recht stark bemerkbar. Er war für die Kultur des Islam aufgeschlossen, der arabischen Sprache mächtig, interessierte sich zeit seines Lebens für arabische Wissenschaft und Philosophie, hatte muslimische Leibwächter und sogar einen Harem. Das alles bedeutete nicht, dass er auch auf politischer Ebene Toleranz gegenüber den Muslimen lebte  ; in späteren Jahren sollte Friedrich II. den bereits unter den normannischen Königen aufgekommenen zunehmend antimuslimischen Kurs fortsetzen. Dennoch stand er aufgrund der Prägungen, die er in seiner Jugend erhalten hatte, in einem gänzlich anderen Verhältnis zur Welt des Islam als seine Vorgänger auf dem Thron des Heiligen Römischen Reiches.3 Dass er auch machtpolitisches und taktisches Geschick besaß, stellte Friedrich II. bereits in noch sehr jungen Jahren unter Beweis, als er sich daranmachte, die Macht in Deutschland zu gewinnen. Das Ungeschick seines Kontrahenten kam ihm dabei entgegen. Otto IV. hatte nach der Erlangung der Kaiserwürde versucht, das Königreich Sizilien zu erobern, und damit den Papst gegen sich aufgeDer große Abwesende beim Fünften Kreuzzug (1217 – 1221) 

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bracht, der eine Lehnshoheit über Sizilien besaß. Er war von Innozenz III. daraufhin exkommuniziert worden. Der Papst, über das Verhalten Ottos IV. sehr erbost, hatte außerdem energisch dessen Absetzung befürwortet und den Reichsfürsten den jungen Friedrich als Gegenkandidaten vorgeschlagen. Als einige Fürsten den Staufer daraufhin im September 1211 zum Kaiser wählten, machte sich dieser wenig später mit kleiner Gefolgschaft und ohne Armee auf den Weg nach Deutschland, um im Reich nördlich der Alpen die Nachfolge seiner Vorfahren anzutreten. Und das gelang ihm in spektakulärer Manier. Im September 1212 erreichte der 17-Jährige den Bodensee, zog wenige Stunden vor dem Eintreffen Ottos  IV. in Konstanz ein und gewann die Stadt für sich. Der Welfe zog sich daraufhin an den Niederrhein zurück, der junge Staufer brachte in weiterer Folge durch die Vergabe zahlreicher Privilegien so viele Fürsten auf seine Seite, dass er im gesamten Süden des deutschen Reichsteils eine Vormachtstellung erringen konnte. Im Dezember 1212 wurde er in Frankfurt von seinen Anhängern zum König gewählt und wenig später auch gekrönt. Eine faktische Entscheidung im Kampf um die Herrschaft fiel allerdings erst im Juli 1214, als Otto IV. nach Frankreich zog, um den französischen König Philipp II. als Bündnispartner Friedrichs II. auszuschalten, von diesem aber zusammen mit dem englischen König Johann I. Ohneland in der Schlacht bei Bouvines schwer geschlagen wurde. Danach fehlten Otto IV. die Mittel, um den Kampf um die Herrschaft im Reich mit ernsthaften Erfolgsaussichten weiterzuführen. Er ließ sich in Braunschweig nieder und blieb in Sachen Machtkampf fortan weitgehend inaktiv. Friedrich  II. gelang es in der Folgezeit, seine Herrschaft beinahe überall im Reich durchzusetzen. Am 25. Juli 1215 ließ er sich abermals krönen, diesmal in Aachen, dem traditionellen Krönungsort der römisch-deutschen Herrscher. Dabei sorgte der junge Staufer bei den Anwesenden insofern für Erstaunen, als er noch am selben Tag das Kreuz nahm.4 Friedrich  II. erklärte seinen aufsehenerregenden Schritt mit dem Wunsch, seine Dankbarkeit für seinen Aufstieg zum Ausdruck zu bringen und Gott zu dienen, indem er sich für die Wiederherstellung des Heiligen Landes einsetzte. Die Kreuznahme des jungen Monarchen hing aber gleichzeitig auch eng mit seinem imperialen Machtanspruch zusammen. Friedrich II. war wie sein Vater und Großvater davon überzeugt, dass es ihm als künftigem Kaiser bestimmt sei, dem Imperium Weltgeltung zu verschaffen. Dieses hochfliegende Ziel ließ sich ohne überzeugende Kreuzzugsaktivitäten schwer erreichen. Ein Mann, der die führende Stellung in Europa erlangen wollte, musste auch einen Glaubenskrieg in den Orient anführen. Papst Innozenz  III. bereitete die überraschende Kreuznahme Friedrichs  II. keine Freude. Die Propaganda für den Fünften Kreuzzug lief damals gerade auf 154 | 

Friedrich II. und der Sechste Kreuzzug (1227 – 1229)

14  Phantasiedarstellung von Friedrich II. aus dem Jahr 1840 (Ausschnitt eines Gemäldes von Philipp Veit).

Der große Abwesende beim Fünften Kreuzzug (1217 – 1221) 

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Hochtouren. Kreuzzugsprediger warben im Auftrag des Heiligen Stuhls in weiten Teilen Europas für die Teilnahme am neuerlichen Orientzug, der aus der Sicht Innozenz’ III. unter seiner Führung stehen sollte. Die von ihm fiebrig angestrebte Kraftanstrengung zur Rückgewinnung Jerusalems unter Führerschaft des Papstes nahm Konturen an. Und nun hatte Friedrich II. mit seiner Kreuznahme plötzlich den Anspruch angemeldet, die Führung über diesen Kreuzzug zu übernehmen. Das lief den Zielsetzungen des Papstes diametral zuwider, doch Innozenz  III. konnte seinen Unmut über das – ja fromme – Ansinnen des jungen Staufers schwerlich zum Ausdruck bringen. Außerdem war Friedrich II. sein Protegé im Kampf gegen Otto IV., und ohne Not wollte er nicht mit ihm brechen. Also griff er zum Mittel des Schweigens. Als er beim Vierten Laterankonzil im November 1215 seine Pläne für den neuen Kreuzzug darlegte, erwähnte er die Kreuznahme Friedrichs II. mit keinem Wort. An der Linie, den jungen Staufer beim kommenden Kreuzzug außen vor zu lassen, änderte sich auch nichts, als Innozenz III. im Juli 1216 starb. Sein Nachfolger Honorius III. (👑1216 – 1227) bezog den römisch-deutschen König ebenfalls nicht in die von seinem Vorgänger entwickelten Kreuzzugspläne ein. Friedrich II. ergriff daraufhin neuerlich die Initiative, indem er den Papst über einen Gesandten wissen ließ, dass er mit ihm die Pläne für den neuen Kreuzzug zu diskutieren wünsche. Honorius III. reagierte freundlich, aber hinhaltend. Seine Haltung mag auch von dem Gedanken bestimmt gewesen sein, dass sich die Situation nördlich der Alpen noch nicht wirklich endgültig geklärt hatte. Otto IV. war zwar geschwächt, aber immer noch in Deutschland präsent  ; solange dieser Zustand anhielt, würde es dem Staufer schwer möglich sein, sich, unter Umständen jahrelang, vom Reich zu entfernen. Honorius III. ließ den Fünften Kreuzzug 1217 ohne dessen Beteiligung beginnen.5 In Folgejahr änderte sich die Lage jedoch in zweierlei Hinsicht. Zum einen endete der Machtkonflikt im Reich durch den Tod Ottos IV. im Mai 1218. Zum anderen machte der Verlauf des Fünften Kreuzzugs bald deutlich, dass man auf den Herrn des Heiligen Römischen Reiches nicht so leicht verzichten konnte. Erste Aktivitäten der Kreuztruppen im Norden Palästinas brachten keine nennenswerten Ergebnisse  ; ein Angriff auf die neue muslimische Festung auf dem Berg Tabor, die Innozenz III. zum Anlass für den Kreuzzug erklärt hatte, schlug fehl. Teile der christlichen Streitkräfte traten wenig später schon wieder die Heimreise an, Herzog Leopold VI. von Österreich (👑1198 – 1230) blieb als einziger bedeutender auswärtiger Fürst im Heiligen Land. Der Kreuzzug drohte schon zu versickern, da trafen im Frühjahr 1218 starke friesische Land- und Seestreitkräfte vor Akko ein. Johann von Brienne, die Anführer der drei Ritterorden und 156 | 

Friedrich II. und der Sechste Kreuzzug (1227 – 1229)

Leopold  VI. fassten daraufhin den ungemein ehrgeizigen Plan, die Macht der Ayyubiden durch einen Angriff auf Ägypten zu brechen und Jerusalem auf diese Weise dauerhaft in christlichen Besitz zu bringen. Sie landeten im Nildelta und begannen die Großstadt Damiette zu belagern, die von den Christen als Schlüssel für die Eroberung Ägyptens gesehen wurde. Für einen auch nur halbwegs schnellen Erfolg reichten aber ihre Kräfte nicht aus. Die Belagerung von Damiette zog sich trotz einiger Teilerfolge wie der Eroberung des Kettenturms, der den Nil versperrte, immer mehr in die Länge.6 Das Stagnieren der mit großen Hoffnungen und Ambitionen begonnenen Offensive in Ägypten bewog Honorius III., seine Linie zu ändern. Die Kreuztruppen im Nildelta brauchten offenkundig eine kräftige Verstärkung, um einen entscheidenden Durchbruch zu erzielen. Also wandte sich der Papst nunmehr hilfesuchend an Friedrich II. und forderte ihn zu aktiver Unterstützung des stecken gebliebenen Kreuzzuges auf. Der Staufer reagierte wie erhofft. Nun, da sein Gegner im Kampf um die Macht im Reich nicht mehr lebte, sah er sich in der Lage, den Glaubenskrieg in großem Stil zu unterstützen. Am 12. Januar 1219 sicherte er dem Papst zu, die gewünschte Unterstützung für den Kreuzzug beim nächsten, am 14. März stattfindenden Reichstag in Magdeburg kraftvoll auf den Weg zu bringen. Forsch ersuchte er Honorius III. zudem, alle geistlichen und weltlichen Fürsten, die bereits das Kreuz genommen hatten, mit dem Kirchenbann zu belegen, sollten sie ihr Gelübde nicht bis zum Johannisfest 1219 erfüllen. Der Papst folgte dem Wunsch Friedrichs II. und setzte den 24. Juni als Termin fest. Jedoch musste der König sehr rasch erkennen, dass er mit seiner Forderung auch sich selbst die Latte zu hoch gelegt hatte. Wenige Wochen später erklärte er dem Papst, er könne den von ihm anvisierten Termin nicht halten, und bat um Aufschub. Friedrich II. richtete diese Bitte an einen Papst, der um einiges milder war als sein Vorgänger. Honorius  III. betrieb die Sache des Kreuzzuges zwar mit ähnlicher Leidenschaft wie Innozenz  III., griff aber im Gegensatz zu diesem nicht gerne zu scharfen Maßnahmen. War Innozenz  III. rasch mit dem drastischen Mittel der Exkommunikation zur Hand gewesen, um seine Auffassung durchzusetzen, versuchte Honorius  III. seine Ziele mit Milde zu erreichen. So auch diesmal. Er entsprach der Bitte des Königs und fixierte als neuen Termin für den Aufbruch des Kreuzzuges den 1. Oktober 1219. Im Lauf der folgenden Monate und Jahre sollte der junge Staufer die Geduld des Papstes jedoch auf eine harte Probe stellen. Friedrich II. blieb zwar in Sachen Kreuzzug keineswegs untätig, sondern traf mehrere vorbereitende Maßnahmen, Der große Abwesende beim Fünften Kreuzzug (1217 – 1221) 

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bat den Papst aber zwei weitere Male um Aufschub des Termins und verknüpfte seinen Kreuzzug immer energischer mit der Bedingung, seinen Sohn Heinrich zum König krönen zu lassen und selbst zum Kaiser erhoben zu werden. Hono­ rius  III. gab wieder nach, vielleicht auch deshalb, weil die Ritter des Fünften Kreuzzuges im November 1219 Damiette nach eineinhalbjähriger Belagerung schließlich doch noch erobert hatten und man auf einen Erfolg des Kreuzzugs hoffen konnte. Schlussendlich fand sich der Papst auch dazu bereit, den jungen Staufer im November 1220 in Rom zum Kaiser zu krönen. Friedrich II. trat seinerseits der alten Furcht der Päpste vor einer Vereinigung des Heiligen Römischen Reichs und des Königreichs Sizilien entgegen, indem er Honorius III. zusicherte, dass die Territorien staatsrechtlich getrennt bleiben würden. Außerdem erneuerte er feierlich seinen Kreuzzugseid und sagte zu, im August 1221 ins Heilige Land aufzubrechen. Aber auch diesmal kam es nicht dazu. Friedrich II. kehrte damals nach acht Jahren in Deutschland wieder ins Königreich Sizilien zurück und fand dort chaotische innenpolitische Zustände vor, deren Bereinigung mehr Zeit als erwartet in Anspruch nahm.7 Zumindest zum Teil versuchte der Kaiser seiner feierlichen Zusage von Rom gerecht zu werden. Im Mai 1221 landete ein deutsches Kreuzfahrerkontingent im Nildelta. Es bestand aus bayerischen, fränkischen und schwäbischen Streitkräften und dürfte von recht ansehnlicher Dimension gewesen sein. Seine Ankunft ermutigte den vor Ort befindlichen päpstlichen Legaten Pelagius so sehr, dass er auf eine große Offensive mit Stoßrichtung Kairo drängte, um die militärische Lage in Ägypten zugunsten der Christen zu entscheiden. Der Anführer der Deutschen, Herzog Ludwig I. von Bayern (👑1183 – 1231), schloss sich diesem Wunsch mit Vehemenz an. Damit trug er nicht unwesentlich dazu bei, all jene Kreuzritter zu überzeugen, die dem Offensivunternehmen skeptisch gegenüberstanden. Das sollte sich als Verhängnis erweisen  : Mitte Juli 1221 brach die Kreuzarmee von Damiette aus nach Süden auf, lief aber schon bei Mansura im nördlichen Nildelta in eine von Sultan al-Kamil (👑1218 – 1238) aufgestellte Falle und wurde von dessen Streitkräften eingekesselt, dass ihr nur noch die Kapitulation blieb. Zum Glück für die christlichen Invasoren wollte al-Kamil nicht blutige Revanche an ihnen üben. Der Sohn al-Adils war ein hochkultivierter Mann, interessiert an den Sprachen und wissenschaftlichen Erkenntnissen des Abendlandes und ein Verfechter prosperierender Wirtschaftsbeziehungen mit Europa. Ähnlich wie seinem Vater war auch ihm der Glaubenskrieg kein gesteigertes Anliegen. Außerdem plagten den Sultan innenpolitische Probleme, seine Streitkräfte waren erschöpft, er brauchte dringend Frieden. Also behandelte er die geschlagenen 158 | 

Friedrich II. und der Sechste Kreuzzug (1227 – 1229)

Kreuzritter freundlich, um das Entstehen von Rachegedanken in Europa zu verhindern, zwang ihnen aber gleichzeitig einen für acht Jahre geltenden Waffenstillstand auf.8 Auf die westliche Christenheit wirkte die Niederlage in Ägypten wie ein Schock. Jahrelang war die Öffentlichkeit durch kirchliche Propaganda in freudiger Erwartung gehalten worden, die Offensive in Ägypten werde letztlich mit einem Sieg enden. Die Ereignisse vor Ort waren erfolgreich genug gewesen, um diese Erzählung aufrechtzuerhalten. Im Frühjahr 1218 hatte man Damiette zu belagern begonnen und die Stadt nach langem Ringen im November 1219 erobert. Sultan al-Kamil hatte den Christen sogar die Rückerstattung weiter Teile des Heiligen Landes in Aussicht gestellt, um die für ihn höchst gefährliche Präsenz der Kreuzarmee im Nildelta zu beenden. Und nun sollte plötzlich alles vorbei sein  ? Für viele war diese Tatsache schlichtweg nicht zu fassen. Die kolossale und gleichzeitig klägliche Niederlage der Kreuzarmee im Nildelta sorgte in der Christenheit für ungläubigen Zorn. Der päpstliche Legat Pela­ gius und Johann von Brienne ernteten für ihr Vorgehen heftige Kritik. Nicht viel besser erging es Kaiser Friedrich  II., der trotz seiner Zusagen und Ankündigungen während der weit über drei Jahre dauernden Kämpfe um Ägypten nie vor Ort aufgetaucht war.9 Honorius III. richtete bittere Vorwürfe an den jungen Staufer und verlangte aufgebracht von ihm, sein Kreuzzugsgelübde endlich zu erfüllen.10 Abermals kam es zu ausgedehnten Kreuzzugsverhandlungen – da tat sich aus der Sicht des Papstes eine Möglichkeit auf, Friedrich II. noch intensiver an die Sache des Glaubenskrieges zu binden und ihn so dazu zu bringen, seine Versprechungen endlich wahr zu machen.

König von Jerusalem

I

m Herbst 1222 kam Johann von Brienne, der Herrscher des Königreichs Jeru­ salem, mit großer Gefolgschaft nach Europa. Ihm war daran gelegen, mit Honorius  III. über Unterstützungsleistungen für das Königreich Jerusalem zu verhandeln. Außerdem hielt er es für nötig, einen Ehemann für seine Tochter Isabella zu finden. Johann von Brienne stand mittlerweile seit zwölf Jahren an der Spitze des Königreichs Jerusalem. Allerdings hatte er lediglich in den ersten beiden Jahren als König de iure uxoris regiert. Seit dem Tod seiner Gemahlin, der eigentlichen Throninhaberin Maria von Montferrat, 1212 agierte er nur noch als Regent für ihre gemeinsame Tochter, die beim Tod ihrer Mutter noch im Babyalter gewesen König von Jerusalem 

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war. Obwohl sich die junge Königin Isabella II. im Herbst 1222 noch nicht im heiratsfähigen Alter befand, wollte Johann von Brienne angesichts seines vorgerückten Alters die künftige Ehe seiner Tochter schon jetzt einfädeln und so die Thronfolge sichern. Bei seinen Überlegungen, wer als Gemahl für Isabella II. in Frage kam, dürfte Johann von Brienne seinen Blick zunächst auf das Umfeld des Königs von Frankreich gerichtet haben. Philipp II. besaß aus der Sicht der fränkischen Barone eine Art Vorrecht, einen potenziellen Gemahl namhaft zu machen, wenn es darum ging, die Erbin des Königreichs Jerusalem zu verheiraten. Johann von Brienne wusste von diesem Brauch aus eigener Erfahrung  ; er selbst war vom Kapetinger einst als Ehemann für Maria von Montferrat ins Spiel gebracht worden.11 Doch dann änderte sich die Lage in einer Art und Weise, wie es Johann von Brienne keineswegs erwartet hatte  : Im Umfeld des Kaisers kam die Idee auf, dieser möge Isabella  II. heiraten  ; ausschlaggebend für diese Überlegung war weniger das in machtpolitischer Hinsicht geringe Gewicht des kleinen Kreuzfahrerstaates als vor allem das ungeheure Prestige, das dem Titel eines Königs von Jerusalem innewohnte. Wie es der Zufall wollte, war Friedrich II. gerade erst Witwer und damit für eine neue Vermählung frei geworden. Die Idee, der Kaiser solle die junge Erbin des Königreichs Jerusalem heiraten, wurde offenbar sehr wesentlich von Hermann von Salza propagiert, dem vierten Großmeister des Deutschen Ritterordens, einem Mann, der in den 1220er und 1230er Jahren eine Schlüsselfigur der kaiserlichen Politik war. Wenn der Kaiser auch die Führung des Königreichs Jeru­salem übernahm, konnte das für den Deutschen Ritterorden nur von Vorteil sein. Und auch Honorius III. hielt eine Verbindung zwischen Friedrich II. und Isabella  II. für höchst erstrebenswert. Wäre der Kaiser dem Königreich Jerusalem durch eine Eheschließung verpflichtet, würde er, so hoffte der Papst, seinen Kreuzzug nun wohl endlich in die Tat umsetzen. Friedrich II. willigte nach einigem Überlegen ein. Die Strahlkraft, die dem Titel eines Königs von Jerusalem innewohnte, verfehlte ihre Wirkung auch auf ihn nicht. Er würde perfekt zum imperialen Machtanspruch passen, den Friedrich II. vielleicht sogar noch stärker als sein Vater und sein Großvater hegte. Der Vater Isabellas  II. zögerte zunächst. Würde ein derart mächtiger Mann wie Friedrich  II. seine Tochter heiraten, könnte es, so musste Johann von Brienne befürchten, mit seiner eigenen Machtstellung im Königreich Jerusalem nur zu rasch dahin sein. Doch als Hermann von Salza ihm im Namen des Kaisers versicherte, dass er die Regentschaft für den Rest seines Lebens würde behalten können, gab er seine Bedenken auf und stimmte ebenfalls zu.12 160 | 

Friedrich II. und der Sechste Kreuzzug (1227 – 1229)

Während die Eheschließung Friedrichs II. mit Isabella II. von Jerusalem Konturen annahm, wurde in Deutschland die Werbung für einen neuen Kreuzzug vorangetrieben – mit geringem Erfolg. So kurz nach dem Fiasko des Fünften Kreuzzuges ließ sich unter den Reichsfürsten kaum Begeisterung für den Glaubenskrieg entfachen. Selbst ein Mann wie Herzog Leopold  VI. von Österreich, der sich beim Fünften Kreuzzug als Kreuzzugsheld profiliert hatte und dessen Eifer für den Glaubenskrieg weithin bekannt war, winkte ab  ; nicht einmal das persönliche Einwirken Hermanns von Salza, der im Auftrag des Kaisers den Baben­berger gewinnen sollte, konnte an der ablehnenden Haltung Leopolds VI. etwas ändern. Friedrich II. blieb angesichts der matten Resonanz auf die Kreuzzugswerbung nichts anderes übrig, als den Papst neuerlich um einen Aufschub zu bitten. Diesmal war die Geduld Honorius’ III. allerdings am Ende angelangt. Nach langen Verhandlungen gewährte er dem Kaiser am 25. Juli 1225, auf den Tag genau zehn Jahre nach dessen erstmaliger Kreuznahme in Aachen, im Vertrag von San Germano zwar eine weitere Fristverlängerung bis zum 15. August 1227, erlegte ihm aber strenge Bedingungen auf. Demnach sollte der Kaiser de facto den gesamten Kreuzzug finanzieren und in fünf Raten beträchtliche Summen für das Heilige Land bezahlen, um die dort durch den Kreuzzug entstehenden Kosten bereits im Vorhinein zu begleichen. Außerdem sollte Friedrich II. exkommuniziert werden, wenn er auch diese letzte ihm zugestandene Frist verstreichen ließ.13 Friedrich II. schritt mit Blick auf Jerusalem rasch zur Tat. Im August 1225 landete eine aus 14 Schiffen bestehende kaiserliche Flotte in Akko, um die mittlerweile ausverhandelte Hochzeit mit Königin Isabella II. Realität werden zu lassen. Der Kaiser war allerdings nicht selbst an Bord, sondern ließ eine Ferntrauung vornehmen, eine im Mittelalter durchaus gebräuchliche Form der machtpolitisch motivierten Heirat  : Wenn eine Ehe zwischen zwei geographisch weit voneinander entfernten Menschen vereinbart war, konnten noch Monate vergehen, bis sich die künftigen Ehepartner tatsächlich gegenüberstanden. Besonders viel Zeit war dabei für höchstrangige Persönlichkeiten einzukalkulieren  ; eine Frau aus königlicher Familie wie Isabella II. unternahm eine derartige Fahrt nicht ohne stattliche Gefolgschaft  ; diese konnte Hunderte von Menschen umfassen, weshalb man allein schon in die Vorbereitung für ein derartiges Unterfangen einiges an Zeit investieren musste. Wenn man die politisch wichtige Ehe rasch fixieren wollte, griff man daher zum Mittel der Stellvertreterhochzeit. Was den Zeitfaktor betraf, kam im Falle Isabellas II. noch hinzu, dass sie, nachdem der Stellvertreter Friedrichs II. die Ehe mit ihr geschlossen hatte, auf Betreiben ihres Vaters in Tyrus zur Königin von Jerusalem gekrönt wurde. Der gesamte Adel Outremers König von Jerusalem 

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reiste zu dieser Feierlichkeit an, darauf folgten zweiwöchige Freudenfeste, die mit Ritterturnieren und festlichen Gelagen gespickt waren. Erst danach, im Herbst des Jahres, brach die blutjunge Königin zu Schiff nach Westen auf. Sie war damals gerade einmal 13 oder 14 Jahre alt. Ein glaubwürdiger Quellenbericht deutet an, wie bedrückt das Mädchen dabei war. Als der Moment des Abschieds kam, habe Isabella II. den Kopf gesenkt und ihrem geliebten Syrien ein trauriges Adieu für immer gesagt. Tatsächlich sollte sie ihre Heimat nie mehr wiedersehen. Friedrich  II. erwartete seine künftige Gemahlin zusammen mit deren Vater Johann von Brienne, der schon vor ihr nach Sizilien gereist war, in Brindisi. Isabella II. wurde prunkvoll in Empfang genommen, dann folgte eine zweite Hochzeitszeremonie – nun mit beiden anwesenden Partnern – am 9. November 1225 in der Kathedrale der Stadt. Der Staufer wurde durch die Eheschließung mit Isabella  II. zu einer in der Geschichte der Kreuzzüge einzigartigen Erscheinung. Nie zuvor hatte ein derart mächtiger abendländischer Monarch die Krone von Jerusalem an sich gezogen. Dass er nun direkten Zugriff auf die Ressourcen des Heiligen Landes hatte, erhöhte die Erfolgschancen für den bevorstehenden Kreuzzug. Für Johann von Brienne gab es unmittelbar nach der Trauungszeremonie von Brindisi jedoch ein böses Erwachen. Friedrich II. verlangte von seinem frischgebackenen Schwiegervater mit der Begründung, dass die Krone Jerusalems ja nun ihm gehöre, den sofortigen Rücktritt von seinen Herrschaftsrechten. In gewisser Hinsicht war der Kaiser im Recht, und auch auf die Tradition konnte er sich berufen  ; seitdem die Jerusalemer Königswürde in weiblichen Händen lag, also seit mittlerweile vier Jahrzehnten, hatten die Ehemänner der Monarchinnen die faktische Macht de iure uxoris ausgeübt, nicht deren Väter. Johann von Brienne jedoch war wie vom Donner gerührt, wohl deshalb, weil ihm Hermann von Salza im Auftrag des Kaisers offensichtlich sehr glaubwürdig versichert hatte, die Herrschaftsrechte bis zu seinem Tod behalten zu können. Entgeistert, dann mit zunehmender Wut machte er Friedrich II. Vorhaltungen. Doch dieser schmetterte seine Proteste ab und ging noch einen Schritt weiter. Er ließ sich demonstrativ zum König von Jerusalem krönen und forderte von den Würdenträgern aus Outremer, die Isabella II. zur Hochzeit begleitet hatten, einen Treueeid. Nach diesen für ihn niederschmetternden Szenen hatte die Rückkehr ins Heilige Land für Johann von Brienne keinen Sinn mehr. Von Hass auf Friedrich II. erfüllt, begab sich der abgesetzte Regent nach Rom. Dort fand er bei Honorius III. verständnisvolle Aufnahme. Auch dem Papst missfiel es, wie der Kaiser in Brindisi vorgegangen war, und er zog es vor, ihn vorderhand nicht mit dem Titel eines 162 | 

Friedrich II. und der Sechste Kreuzzug (1227 – 1229)

Königs von Jerusalem zu nennen. Mehr konnte und wollte Honorius III. jedoch nicht gegen den Staufer tun. Johann von Brienne musste in ohnmächtigem Zorn auf eine Chance warten, sich dafür zu rächen, dass er seinem Schwiegersohn vertraut hatte.14 Während der Herrscher von Jerusalem plötzlich vor dem Nichts stand, gab es aus der Sicht des Hermann von Salza viel Grund zu frohlocken. Für ihn sollte sich der Einsatz, den er gezeigt hatte, als es darum ging, die Hochzeit zwischen Friedrich II. und Isabella II. zustandezubringen, in höchstem Maß bezahlt machen. Es war ein weiterer Erfolg für einen Mann, der den Erfolg gewohnt war.

Hermann von Salza und der Aufstieg des Deutschen Ordens

I

n den ersten Jahren seiner Existenz fristete der Deutsche Ritterorden ein vergleichsweise bescheidenes Dasein. Gleich nach dem glanzvollen Gründungsakt des Ordens im März 1198 hatte sich der Deutsche Kreuzzug in alle Winde zerstreut und den Orden als ein zwar lebensfähiges Konstrukt zurückgelassen, das aber wenig Reichweite besaß und kaum Einfluss auf den Gang der Dinge im Königreich Jerusalem nehmen konnte. Auf rechtlicher Ebene stand er noch nicht auf Augenhöhe mit den Templern und den Johannitern, und die Zahl seiner Besitzungen hielt sich in engen Grenzen. Während des 1198 einsetzenden deutschen Thronstreits änderte sich daran kaum etwas. Im Kontext des jahrelangen Machtkampfes zwischen Staufern und Welfen fand die neue Institution im fernen Palästina bei den Fürsten im Reich keine nennenswerte Beachtung oder gar Unterstützung. Die Situation begann sich zu ändern, als Hermann von Salza zum vierten Großmeister des Ordens avancierte. Hermann von Salza war Mitglied einer Familie von Ministerialen aus Thüringen und gehörte damit einer Bevölkerungsschicht an, die ursprünglich als unfreie Verwalter und Soldaten für den Adel tätig war. Ab dem 12. Jahrhundert stiegen Ministeriale in vielen Fällen selbst in den niederen Adel auf. Kaum jemand aus dieser Schicht aber machte eine dermaßen steile Karriere wie Hermann von Salza. Im Alter von kaum mehr als 20 Jahren hatte er am Kreuzzug Kaiser Heinrichs VI. teilgenommen und sich als einer der ersten deutschen Glaubenskrieger dem Deutschen Ritterorden angeschlossen. Um 1210 war er an dessen Spitze gelangt und bald nach dem ersten Kreuzzugseid Friedrichs II. im Jahr 1215, der das Heilige Land zwangsläufig zu einem Interessensgebiet das jungen Staufers Hermann von Salza und der Aufstieg des Deutschen Ordens 

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machte, in dessen Gesichtsfeld aufgetaucht. Im Dezember 1216 ist er erstmals in Deutschland nachweisbar, und zwar auf einem Hoftag Friedrichs II. Ausgestattet mit weit überdurchschnittlichem diplomatischem Talent, gewann Hermann von Salza das Vertrauen des Monarchen und stieg in den Keis seiner engsten Ratgeber auf. Ausschlaggebend dafür war, neben seinem zweifellos vorhandenen rhetorischen und diplomatischen Geschick, auch der Umstand, dass sich seine expansiv angelegte Ordenspolitik mit den machtpolitischen Interessen Friedrichs II., die sich zunehmend nach Osten orientierten, optimal in Einklang bringen ließ. Hermann von Salza nützte diese außerordentlich günstigen Rahmenbedingungen und verschaffte dem Deutschen Ritterorden im Lauf der Zeit zahlreiche materielle Güter und Privilegien  ; schon im Juni 1217, am Vorabend des Fünften Kreuzzuges, gewährte Friedrich II. den Deutschrittern im Königreich Sizilien den gleichen rechtlichen Status wie den Templern und den Johannitern.15 Im Verlauf des Fünften Kreuzzuges erreichte Hermann von Salza ein besonders ambitioniertes Ziel, indem er den Deutschrittern zu einem eigenen Territorium im Heiligen Land verhalf. Die Templer und Johanniter besaßen dort schon seit geraumer Zeit ausgedehnte, mit diversen Befestigungen ausgestattete Ländereien, die wesentliche Pfeiler im Verteidigungssystem von Outremer darstellten und ihnen eine starke Machtbasis verliehen. Um zu den beiden übermächtigen Konkurrenten auch auf dieser Ebene aufzuschließen, brauchte der Deutsche Ritterorden etwas Vergleichbares. Der Blick des Großmeisters fiel auf die Seigneurie de Joscelin, ein weitläufiges Territorium in Galiläa, das im Besitz von Beatrix von Courtenay stand, einer Vertreterin des fränkischen Hochadels, die mit dem deutschen Ritter und Minnesänger Otto von Botenlauben verheiratet war. Bei seinem Territorialprojekt stand Hermann von Salza zunächst vor dem Problem, dass der Kauf der Seigneurie de Joscelin die damaligen pekuniären Möglichkeiten des Deutschen Ritterordens bei Weitem überstieg. Es brauchte einen finanzstarken Geldgeber, und dieser fand sich in Herzog Leopold VI. von Österreich. Der Babenberger war nicht nur reich, sondern auch einer der aktivsten deutschen Kreuzritter des 13.  Jahrhunderts. Er nahm wie Hermann von Salza an vorderster Front am Fünften Kreuzzug teil und belagerte über viele Monate Damiette. Den beiden Männern bot sich dabei viel Gelegenheit, intensiv ins Gespräch zu kommen, und als Hermann von Salza den gewünschten Ankauf der Seigneurie de Joscelin ins Spiel brachte, zeigte sich Leopold VI. zu einem gewaltigen finanziellen Zuschuss bereit. Der Herzog spendete für das große Vorhaben des Ordens nicht weniger als 6000 Mark Silber16 und machte es Hermann von Salza auf diese Weise möglich, im Jahr 1220 die Seigneurie de Joscelin zu kaufen. Mit dem Gewinn dieses Territoriums vollzog der umtriebige Groß164 | 

Friedrich II. und der Sechste Kreuzzug (1227 – 1229)

15  Denkmal von Hermann von Salza, des vierten Großmeisters des Deutschen Ordens (Rudolf Siemering [1835 – 1905]), Schloss Marienburg.

Hermann von Salza und der Aufstieg des Deutschen Ordens 

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meister einen bedeutenden Schritt auf dem Weg dazu, den Deutschen Orden neben den Templern und Johannitern als dritten großen Ritterorden von Outremer zu etablieren. Auch bei seinem Bestreben, dem Deutschen Ritterorden möglichst viele Rechte und Privilegien zu verschaffen, kam Hermann von Salza weiterhin zügig voran. Im Januar 1221 gewährte der Kaiser den Deutschrittern im Heiligen Römischen Reich den gleichen rechtlichen Status wie den Templern und den Johannitern, wohl weil Hermann von Salza in den Verhandlungen Friedrichs II. mit dem Papsttum im Vorfeld von dessen Erhebung zum Kaiser eine hervorragende Rolle gespielt hatte.17 Die Geschicke des Deutschen Ritterordens hatte Hermann von Salza wohl auch im Blick, als er die Idee einer Hochzeit Friedrichs II. und Isabellas II. von Jerusalem propagierte. Wenn sein mächtiger staufischer Gönner zum Herrn des Heiligen Landes avancierte, konnte dies für die Deutschritter und für ihn selbst nur von Vorteil sein. Ob ihm, als er Johann von Brienne die dauerhafte Regentschaft über das Königreich Jerusalem zusagte und diesem damit die Einwilligung zur Hochzeit Isabellas II. mit Friedrich II. entlockte, klar war, dass sich sein Herr nicht an diese Abmachung halten würde, muss offenbleiben. Sein Handeln brachte ihm jedenfalls rasch ersten Profit ein. So setzte er für die Seigneurie de Joscelin im Januar 1226 die Befreiung von jeglichem Königsdienst durch. Außerdem schaffte er es, sich alle Besitztümer des Deutschen Ordens im Heiligen Land sowohl von Friedrich  II. als auch von Isabella  II. bestätigen zu lassen und auf diese Weise ein Mehr an Rechtssicherheit zu erlangen. Reichen Lohn konnte der umtriebige Großmeister der Deutschritter auch im Kontext des Sechsten Kreuzzuges erwarten, denn Friedrich II. vertraute ihm bei der Organisation des Vorhabens zentrale Aufgaben an. Spätestens jetzt wurde Hermann von Salza buchstäblich zu einem Hans Dampf in allen Gassen. So war er für die Bewerbung des Kreuzzuges zuständig, bewog mit großer Beredsamkeit und beträchtlichen Geldmitteln viele weltliche und geistliche Fürsten, Ministeriale und Ritter zur Teilnahme und lockte bei der ärmeren Bevölkerung Tausende von Menschen erfolgreich mit dem kaiserlichen Angebot einer freien Überfahrt ins Heilige Land (zusätzliche Überzeugungskraft führten Kreuzzugsprediger ins Feld, die mit Drohungen, Kriegsunwillige mit dem Kirchenbann zu belegen, nicht sparsam umgingen). Im Auftrag des Kaisers warb Hermann von Salza außerdem in seiner alten Heimat Thüringen und in Österreich, dem Land des ihm wohlgesonnenen Herzogs Leopold VI., 700 ritterliche Söldner für den Kreuzzug an. Selbst für den Bau der Kreuzzugsflotte zeichneten der Großmeister und sein Orden verantwortlich.18 166 | 

Friedrich II. und der Sechste Kreuzzug (1227 – 1229)

Hermann von Salza hatte sich dem Kaiser unentbehrlich gemacht, und das sollte auch weiterhin, während und nach dem Kreuzzug, üppige Dividenden abwerfen. Dass der Deutsche Ritterorden im frühen 13.  Jahrhundert einen dermaßen steilen Aufstieg nahm und auf Augenhöhe mit den Templern sowie den Johannitern kam, war ganz wesentlich auf seine weitreichenden Aktivitäten zurückzuführen, ebenso der Umstand, dass die Organisation schließlich auch in Europa in machtpolitscher Hinsicht reüssieren sollte. Denn auch im Abendland wurden Hermann von Salza und der Orden aktiv, zuerst im Königreich Ungarn und dann auch in Nordosteuropa, wo der Orden sogar ein eigenes Staatswesen entwickelte.

Der Exkommunizierte

W

ährend die Kreuzzugsrekrutierung in Deutschland auf Hochtouren lief, hatte Friedrich  II. guten Grund, hinsichtlich der Erfolgsaussichten seines Orientunternehmens optimistisch zu sein. Zu der diesmal sehr erfolgreichen Kreuzzugswerbung kam der Umstand, dass er nunmehr selbst der Herr des Heiligen Landes war, wodurch sich alle verfügbaren militärischen Kräfte in einer Hand bündeln ließen. Außerdem konnte der Kaiser im Gegensatz zu seinen staufischen Vorgängern bei seinem Bestreben, Jerusalem für die Christenheit zurückzugewinnen, mit muslimischem Entgegenkommen rechnen  : Sultan al-Kamil befand sich 1226/27 in einer verzwickten Lage. Zum einen stellte der bevorstehende Kreuzzug Friedrichs II., von dem er gewusst haben dürfte, für ihn eine massive Bedrohung dar. Wenige Jahre zuvor hatte der Kampf gegen die Kreuzarmee von Damiette seine Ressourcen auf das Äußerste strapaziert. Einen neuerlichen christlichen Großangriff auf Ägypten wollte der Sultan unbedingt vermeiden. Zum anderen sah al-Kamil seine Stellung als Oberhaupt des Ayyubidischen Reiches durch seinen Bruder al-Muazzam, den Emir von Damaskus, ernstlich gefährdet. Al-Kamil versuchte die Bedrohung aus dem Westen zunächst durch Verhandlungen aus dem Weg zu räumen. Er entsandte Fakhr ad-Din, einen seiner vertrautesten Emire, im Herbst 1226 zum Kaiser nach Sizilien. Erste Unterredungen führten noch zu keinem Ergebnis. Friedrich  II. war indessen geschickt genug, dem Sultan, der ja eigentlich der Glaubensfeind war, freundlich zu begegnen, ihm mit Geschenken seine Achtung zu bezeugen und so den Gesprächskanal offen zu halten  ; mit Fakhr ad-Din entwickelte der Kaiser sogar freundschaftliche Beziehungen und ehrte ihn, indem er ihn zum Ritter schlagen ließ. Dies und der Der Exkommunizierte 

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Umstand, dass al-Kamil seine Situation als dramatisch einstufte, führte schließlich doch zu einem weitreichenden Ergebnis. In weiteren Verhandlungen, die zum Teil auch in Kairo stattfanden, ersuchte der Sultan den Kaiser um tatkräftige Unterstützung gegen al-Muazzam und stellte ihm dafür die Rückgabe Jerusalems und anderer Städte des Heiligen Landes in Aussicht. Es handelte sich im Wesentlichen um dasselbe weitreichende Angebot, das al-Kamil den Christen bereits bei der Belagerung von Damiette gemacht hatte. Wie schon sein Vater al-Adil strebte auch al-Kamil zugunsten eines einträglichen und ungestörten Wirtschaftsverkehrs ausgewogene Beziehungen zu den Franken an und hatte wenig Interesse am Glaubenskrieg. Jerusalem hatte für ihn keine überragende Bedeutung, da die Stadt in den Bergen Palästinas abseits der wichtigen Handelsrouten lag und in wirtschaftlicher Hinsicht keine wesentliche Rolle spielte. Wichtiger als der Besitz der Heiligen Stadt war es für al-Kamil, der Bedrohung durch seinen Bruder in Damaskus Herr zu werden und einer neuerlichen christlichen Invasion im Nildelta vorzubeugen. Beide Ziele hoffte er durch das Angebot an Friedrich II. zu erreichen.19 Anfänglich mochte Friedrich II. von der Durchführbarkeit einer so umfassenden friedlichen Einigung mit al-Kamil nicht überzeugt gewesen sein, weil eine derartige Annäherung an einen muslimischen Herrscher den in Europa zahlreichen Hardlinern des Glaubenskrieges kaum zu vermitteln war. Doch bald wurde das Angebot des Sultans für ihn zu einer zunehmend verlockenden, ja unverzichtbaren Option. Denn der Kreuzzug begann mehr und mehr aus dem Ruder zu laufen. Im Hochsommer des Jahres 1227 strömten große Kreuzfahrerscharen in Brindisi zusammen, wo ihre Einschiffung erfolgen sollte. Die Abfahrt ließ allerdings auf sich warten, denn ihre Zahl war höher als erwartet. Für die Überfahrt nach Palästina musste zusätzlicher Proviant herbeigeschafft, für das Beladen und die Ausrüstung der Schiffe mehr Zeit einkalkuliert werden. Das hatte fatale Folgen  : Bei den Massen an Pilgern, die in und um Brindisi lagerten, sorgten die unerträgliche Sommerhitze, die schlechten sanitären Zustände und die unzureichende Nahrungsmittelversorgung für den Ausbruch einer Seuche, die viele Opfer forderte. Entmutigt von diesen schlimmen Zuständen kehrten nicht wenige wieder nachhause zurück, sodass nunmehr eine Reihe von Schiffen der Flotte leer blieb. Schließlich traten aber dennoch mehrere Tausend Mann die Seereise nach Palästina an, nicht so viele wie vorübergehend erwartet, aber immer noch genug, um im Heiligen Land größere militärische Akzente zu setzen.20 Friedrich II. gedachte seinen Truppen wenig später mit einem weiteren Flottenteil zu folgen. Der in Brindisi grassierenden Seuche entging allerdings auch 168 | 

Friedrich II. und der Sechste Kreuzzug (1227 – 1229)

er nicht. Als er sich am 8. September einschiffte, war er bereits erkrankt. Auf See verschlechterte sich sein Zustand rasch, sodass er umkehren musste. Während sein Flottenteil nach Akko weiterfuhr, ging er in Otranto wieder an Land und schickte einen Gesandten zum Papst, um diesem zu erklären, warum es bei ihm abermals zu einer Verzögerung gekommen war. In Rom hatte sich die Situation allerdings grundlegend geändert. Die Tiara trug nicht mehr der milde Honorius III. – dieser war im März des Jahres gestorben –, sondern Gregor IX. (👑1227 – 1241), der eine härtere Linie als sein Vorgänger verfolgte. Der neue Pontifex vertrat die Ansicht, dass dem Papsttum die unbedingte Suprematie über das Kaisertum zustand. Dass Friedrich  II. sowohl über das Heilige Römische Reich als auch über das Königreich Sizilien herrschte, war ihm ein Dorn im Auge. Als er nun erfuhr, dass Friedrich II. die letzte Frist für den Antritt des Kreuzzuges nicht eingehalten hatte, setzte er die im Vertrag von San Germano festgelegte Bedingung umgehend in Kraft und exkommunizierte ihn. Für den Staufer kam das strenge, auch machtpolitisch motivierte Vorgehen Gregors IX einer Katastrophe gleich. Denn im Grunde gehörte er jetzt nicht mehr der Christenheit an und musste von den Gläubigen gemieden werden, was eine ganze Reihe von Konsequenzen nach sich zog, die seine Machtstellung schwer zu erschüttern drohten. Friedrich  II. reagierte in dieser kritischen Lage allerdings anders, als Gregor IX. erwartet hatte. Statt sich Rom zu unterwerfen und auf diese Weise die Vormachtstellung des Papstes zu akzeptieren, verweigerte der Kaiser eine Anerkennung des über ihn verhängten Kirchenbanns und trat die Flucht nach vorne an. Obwohl er als Exkommunizierter eigentlich keinen Kreuzzug unternehmen durfte, hielt er an der Umsetzung des Unternehmens fest und gedachte dabei solche Erfolge zu erzielen, dass der Papst gar nicht anders konnte, als die Exkommunikation wieder zurückzunehmen. Es war ein hochriskanter Plan. Die Ereignisse der folgenden Monate machten ihn noch riskanter. Zunächst starb am 12. November 1227 al-Muazzam in Damaskus. Damit brach dem Kaiser die potenzielle Geschäftsgrundlage mit al-Kamil weg, denn für den Sultan gab es nun, da sich die Machtfrage im Ayyubidischen Reich merklich entspannte, keinen zwingenden Grund mehr, sich Friedrich II. zum Bündnispartner zu machen. Die Chance, vielleicht sogar das gesamte Territorium des Königreichs Jerusalem in den Grenzen von 1187 zurückzugewinnen, hatte sich in Rauch aufgelöst. Und dann, im Mai 1228, starb Königin Isabella II. von Jerusalem, die Gemahlin des Kaisers, im Alter von nicht einmal 17 Jahren im süditalienischen AndDer Exkommunizierte 

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ria. Sie erlag vermutlich dem Kindbettfieber – wenige Tage zuvor hatte sie einen Sohn, den späteren König Konrad IV., zur Welt gebracht. Isabellas Tod schwächte die Position Friedrichs II. in Outremer, denn dem Sohn fiel nun das Erbe über das Königreich Jerusalem zu. Friedrich II. hingegen war jetzt – wie Johann von Brienne vor ihm – nicht mehr als Gemahl der Königin von Jerusalem, sondern nur noch auf der Basis einer für seinen minderjährigen Sohn ausgeübten Regentschaft der Herr des Kreuzritterkönigreichs.21 Als Friedrich II. sich am 28. Juni 1228 schließlich auf den Weg in den Orient machte, hatte sich seine Position im Vergleich zum Vorjahr in dreifacher Hinsicht geschwächt. Das Ableben seiner Gemahlin, der Tod al-Muazzams und seine Exkommunikation setzten hinter die Erfolgsaussichten seines Kreuzzuges ein großes Fragezeichen.

Zypern

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uf dem Weg nach Osten segelte der Kaiser nicht auf direktem Weg nach Akko, sondern steuerte zunächst Zypern an. Am 21. Juli 1228 ging er im Hafen von Limassol an Land. Friedrich II. war mit der unbedingten Überzeugung in den Orient aufgebrochen, dass ihm – und nur ihm – im christlichen Osten eine übergreifende Herrschaftskompetenz zukam. Ganz besonders galt dies für Zypern, wo sein Vater durch die Krönung Amalrichs von Lusignan zum ersten König der Insel eine Lehnsherrschaft errichtet hatte. Allerdings lag dieses Ereignis über 30 Jahre zurück. Eine aktive Herrschaftsausübung durch das Reich auf der fernen Insel hatte seitdem kaum stattgefunden. Der Kaiser hielt es für geboten, seine Macht auf Zypern nunmehr nachdrücklich zur Geltung zu bringen, dies umso mehr, als sich bei der politischen Führung des jungen Kreuzfahrerstaates ein wachsender Hang zu Eigenmächtigkeiten bemerkbar machte  : Nach dem Tod König Hugos I. im Jahr 1218 hatte dessen Witwe Alice für ihren unmündigen Sohn Heinrich die Regentschaft übernommen, die tatsächliche Regierungsgewalt aber ihrem Onkel Philipp von Ibelin überlassen, der auf der Insel als Bailli (Stellvertreter) der Regentin fungierte. Dieser war indessen immer selbstherrlicher aufgetreten, hatte Alice in ein Exil nach Tripolis vergrault, mit der Hilfe des Haute Cour, des einflussreichen Hochgerichts der Barone, die faktische Herrschaft über die Insel ausgeübt und im Jahr 1225 den minderjährigen Heinrich zum König gekrönt. Friedrich II. missfiel das Vorgehen Philipps von Ibelin. Er sah seine Rechte als Lehnsherr von Zypern verletzt. Seitdem Amalrich von Lusignan 1196 zu einem 170 | 

Friedrich II. und der Sechste Kreuzzug (1227 – 1229)

Lehnsmann des Kaisers geworden war, durfte, so meinte Friedrich II., eine Krone in Nikosia nicht einfach eigenmächtig vergeben werden. In vollem Bewusstsein seiner kaiserlichen Macht gedachte er sowohl auf Zypern als auch im Königreich Jerusalem eine Ordnung zu schaffen, die seiner Herrschaftsauffassung entsprach. Das sollte sich als der schwerste Fehler erweisen, den der Kaiser im Orient beging. Eigentlich wäre Friedrich II. ein geradezu perfekter Anführer für einen Kreuzzug neuen Stils gewesen. Keiner seiner kreuzfahrenden Vorfahren hatte derart tiefgreifende Kenntnisse über den Orient besessen wie der Enkel Friedrich Barbarossas. Auf Sizilien aufgewachsen und sozialisiert, besaß er ein Gespür für die Welt des Islam, das ihn zu geschickten Verhandlungen mit muslimischen Machthabern befähigte, die, wie sich zeigen sollte, ohne Blutvergießen zu außergewöhnlichen Resultaten führen konnten. An Gespür für die politische Welt von Outremer mangelte es Friedrich II. hingegen. Er begriff sich als absoluter Herrscher und wollte nicht einsehen, dass sowohl der König von Jerusalem als auch der König von Zypern keineswegs absolut herrschte, sondern stets die Abstimmung mit den Baronen im Land suchen musste, die durch den Haute Cour repräsentiert wurden. Friedrich II., so scheint es, unterschätzte das Gewicht, den dieser feudale Rat der Barone in Outremer besaß, von Anfang an. Und er unterschätzte auch den Mann, mit dem er es auf Zypern nun hauptsächlich zu tun hatte. Denn dort war an die Stelle des 1227 verstorbenen Philipp von Ibelin dessen älterer Bruder Johann gerückt. »Der alte Herr von Beirut«, wie man ihn oft nannte, galt in Outremer als die herausragende Persönlichkeit schlechthin. Johann von Ibelin war sowohl mit der Herrscherdynastie des Königreichs Jerusalem als auch mit jener von Zypern eng verwandt, er gebot über die während des Deutschen Kreuzzuges zurückeroberte Küstenmetropole Beirut und damit über eine der reichsten Städte von Outremer. Unter den fränkischen Baronen genoss er kraft seiner Abstammung, seiner Finanzkraft, vor allem aber aufgrund des Rufs der Untadeligkeit, den er seit vielen Jahren besaß, höchste Achtung. Mit ihrer ausdrücklichen Zustimmung hatte er in beiden Staaten bereits Führungsfunktionen eingenommen, zwischen 1205 und 1210 als Regent des Königreichs Jerusalem und nun, seit 1227, als Bailli auch auf Zypern. Angesichts der heiklen Situation, in der sich Friedrich II. befand, wäre es klug gewesen, mit Johann von Ibelin ein Einvernehmen herzustellen, zumal er selbst ja nur vorübergehend in Outremer weilte.22 Doch »der alte Herr von Beirut« war für Friedrichs II. Empfinden nicht annähernd ebenbürtig. Er mochte zwar eine Führungsrolle auf Zypern spielen. Er mochte auch im Königreich Jerusalem beträchtlichen politischen Einfluss ausüben. Letzten Endes aber war er doch nur Zypern 

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ein fränkischer Baron, der sich ihm ohne Wenn und Aber zu unterwerfen hatte, befand der Kaiser und zögerte nicht, seiner Überzeugung in brachialer Weise Ausdruck zu verleihen. Dies legt zumindest der Bericht des Chronisten Philipp von Novara nahe, der das Zusammentreffen des Kaisers und des Bailli am genauesten schilderte, als Gefolgsmann und offenkundiger Bewunderer des Bailli die Dinge jedoch da und dort etwas einseitig darstellte. Laut Philipp von Novara sandte Friedrich II. nach seiner Ankunft auf Zypern Johann von Ibelin, der gerade in Nikosia weilte, zunächst einen freundlichen Brief. Darin forderte er den Bailli auf, er möge mit seinen Söhnen, all seinen Freunden und dem minderjährigen König zu einem Gespräch zu ihm kommen. Dieser folgte der Einladung trotz inständiger Warnungen seines Umfelds, er möge sich sicherheitshalber nach Beirut zurückziehen und dort zur Verteidigung bereitmachen. Johann von Ibelin gab jedoch zurück, niemand solle von ihm sagen können, er habe dem kreuzfahrenden Kaiser seine Hilfe verweigert. Zunächst schienen sich die Warnungen nicht zu bestätigen. Als der Bailli mit seinen Söhnen und dem Kindkönig zu Friedrich  II. kam, wurde er mit allen Ehren und reichen Geschenken empfangen. Gleichzeitig brachte der Kaiser allerdings auch die eigene überragende Stellung zum Ausdruck, indem er seine Gäste aufforderte, die Trauerkleidung abzulegen, die sie wegen des verstorbenen Philipp von Ibelin trugen  ; ihre Freude über die Begegnung mit ihm, dem Kaiser, sollte größer sein als die Trauer, auch wenn der Verstorbene ein höchst ehrbarer Mann gewesen sei, stellte er klar. Johann von Ibelin und seine Vertrauten folgten dieser Aufforderung. Tags darauf nahmen sie an einem Festmahl teil, das der Kaiser zu ihren Ehren ausrichtete. Lange Zeit verlief es friedlich, doch beim letzten Gang kamen plötzlich kaiserliche Soldaten in den Festsaal und nahmen eine drohende Position ein. Friedrich II. wandte sich daraufhin an Johann von Ibelin und befahl ihm, seine Herrschaft über Beirut aufzugeben und ihm zudem sämtliche Einkünfte, die er und sein verstorbener Bruder durch ihre Regierungstätigkeit in Zypern bezogen hätten, auszuhändigen.23 »Gemäß den Gepflogenheiten in Deutschland«24 sei es sein Recht, dies zu verlangen, betonte der Kaiser. Johann von Ibelin ließ sich jedoch weder einschüchtern noch beirren. Sein Recht auf die Herrschaft über Beirut, das ihm Königin Isabella II. höchstpersönlich übertragen hatte, werde er vor dem Haute Cour des Königreichs Jerusalem verteidigen. Die Einkünfte aus Zypern hätten sowohl er als auch sein Bruder stets ordnungsgemäß der Regentin Alice übergeben, und er werde dies vor dem Haute Cour des Königreichs Zypern darlegen und bekräftigen. Friedrich II. geriet angesichts des Aufbegehrens Johanns von Ibelin in Zorn. Er begann diesem mit Gefangennahme und Gewaltanwendung zu drohen. Der »al172 | 

Friedrich II. und der Sechste Kreuzzug (1227 – 1229)

ter Herr von Beirut« beharrte jedoch auf seinen Standpunkten. »Der Kaiser war sehr wütend und wechselte mehrfach die Farbe«25, merkte Philipp von Novara süffisant an. Zu Friedrichs noch größerem Ärger gelang es Johann von Ibelin dann auch noch, im Schutz der Dunkelheit aus Limassol zu fliehen  ; eilig zog er nach Nikosia, das er so gut zu befestigen versuchte, wie es ihm in kurzer Zeit möglich war. Dass Johann von Ibelin sich seinem Zugriff entzogen hatte, setzte den Kaiser in Verlegenheit  ; laut Philipp von Novara war er mit nur drei- bis viertausend Mann auf Zypern gelandet, damit ließ sich kein Kampf um eine knapp 10.000 Quadratkilometer große Insel führen. Der Kaiser erhielt indessen rasch Verstärkungen vom Festland, darunter Fürst Bohemund IV. von Antiochia. Als Friedrich II. mit seinen Streitkräften nach Nikosia vorstieß, entwich Johann von Ibelin in die Gebirgsfestung Dieu d’Amour. Doch letzten Endes war »der alte Herr von Beirut« zu klug, um sich auf einen Kampf einzulassen, den er bis auf Weiteres nicht gewinnen konnte. Er warf das Handtuch, übergab dem Kaiser die geforderten Einkünfte, stellte ihm seine beiden älteren Söhne als Geiseln und versprach ihm Unterstützung beim Kreuzzug. Friedrich II. sicherte Johann von Ibelin daraufhin zu, dass er im Besitz von Beirut bleiben könne, bis diese Angelegenheit vor dem Haute Cour geklärt werde. Um zu verhindern, dass dieser auf Zypern während des Kreuzzuges wieder an Macht gewann, verlangte er von ihm allerdings, ihn ins Königreich Jerusalem zu begleiten. Als der Kaiser am 2. September von Famagusta aus die Überfahrt nach Palästina antrat, befanden sich auf sein Verlangen Johann von Ibelin und auch der minderjährige König von Zypern in seinem Gefolge.26

Der Weg in die Heilige Stadt

I

m Heiligen Land hatten die im Vorjahr eingetroffenen deutschen Kreuztruppen bereits eine rege Tätigkeit entfaltet. Blenden wir kurz zurück. Anfang Oktober 1227 erreichte der Truppenverband, der ohne den erkrankten Kaiser in den Orient gesegelt war, Palästina. Kommandiert wurde er von Herzog Heinrich IV. von Limburg, dem Sohn des Walram von Limburg, der 30 Jahre zuvor den Auftakt des Kreuzzuges Heinrichs  VI. in ein Chaos verwandelt hatte.27 Im Heiligen Land angekommen, sah sich der Herzog zunächst mit heftigen Turbulenzen konfrontiert. Bei den Kreuzfahrern verbreitete sich die Nachricht, dass der Kaiser bis auf Weiteres nicht nachkommen würde. Da die HerbstpasDer Weg in die Heilige Stadt 

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sage ihrem Ende entgegenging, bedeutete dies, dass mit dem Erscheinen Friedrichs  II. frühestens in einem halben Jahr gerechnet werden konnte. Unter den Glaubenskriegern brach angesichts dieser Kunde erhebliche Unruhe aus. Nicht wenige waren vom Ausbleiben des Kaisers so entmutigt, dass sie auf den Schiffen, mit denen sie gerade erst in Palästina angekommen waren, sogleich wieder die Heimreise antraten. Das Gros der deutschen Glaubenskrieger blieb allerdings im Heiligen Land und wollte sich von der Abwesenheit des Kaisers nicht bremsen lassen. Wie schon das Vorauskontingent vom Herbst 1197 drängte auch dieser Truppenteil danach, unverzüglich mit den Muslimen ins Gefecht zu kommen. Ihrem Anführer bereitete diese überschäumende Kriegslust jedoch keine Freude. Heinrich IV. von Limburg neigte im Gegensatz zu seinem Vater Walram zu mäßigender Vorsicht. Er wollte den noch immer geltenden Waffenstillstand von 1221 nicht auf eigene Verantwortung brechen, zumindest nicht in allzu offensiver Manier und mit allzu wilden Attacken. Den ungestümen Tatendrang der ihm unterstehenden Kreuzfahrer konnte der Herzog aber schwerlich ignorieren. Ende Oktober gab er ihrem Drängen widerstrebend nach, schaffte es aber, sie auf ein weniger kriegerisches Vorgehen einzuschwören. Statt die deutschen Kreuztruppen geradewegs in den Kampf gegen die Muslime zu führen, setzte Heinrich IV. von Limburg sie zur Umsetzung bautechnischer Sicherungsmaßnahmen ein, die für das Königreich Jerusalem von einigem strategischen Wert waren. Ein Teil des deutschen Truppenkontingents marschierte unter der Führung des Herzogs nach Caesarea und Jaffa, um bei den dortigen Abwehranlagen Reparaturarbeiten vorzunehmen und diese zu verstärken.28 Weitere Bauarbeiten verrichteten die deutschen Kreuzfahrer im Territorium des Deutschen Ritterordens im Norden Palästinas, wo Hermann von Salza die erst vor wenigen Jahren erworbene Seigneurie de Joscelin mit starken Abwehranlagen versehen wollte, von denen die auf einem Felssporn gelegene Festung Montfort das Verwaltungszentrum darstellen sollte.29 Parallel zu den Aktivitäten der Deutschen rückte außerdem eine nicht näher definierte Gruppe französischer Kreuzfahrer nach Sidon vor, das seit dem Deutschen Kreuzzug von 1197/98 zum Teil wieder christlicher Herrschaft unterstand, zum Teil aber noch vom ayyubidischen Damaskus aus regiert wurde.30 Mit seinem relativ zurückhaltenden Vorgehen erreichte Heinrich IV. von Limburg, was ihm vermutlich vorschwebte. Er vollbrachte einige Taten im Dienste Christi, die als ehrbar gelten konnten, aber keinen großen Zusammenprall mit den Muslimen heraufbeschworen. Die Aktionen der Christen standen zwar im Widerspruch zu den Friedensbedingungen von 1221, stellten aber keine unmit174 | 

Friedrich II. und der Sechste Kreuzzug (1227 – 1229)

telbare Bedrohung des Ayyubidischen Reiches dar. Sultan al-Kamil blieb daher vorderhand passiv. Mit den strategischen Bauarbeiten im Land des Deutschen Ritterordens sowie in Jaffa und Caesarea konnte er leben. Auch der Umstand, dass die Kreuzfahrer nun, 30 Jahre nach dem Deutschen Kreuzzug, Sidon zur Gänze in Besitz nahmen, ließ ihn nicht zum Schwert greifen. Der Blick des Sultans richtete sich weiterhin hauptsächlich auf Damaskus. Nun, da sein streitbarer Bruder al-Muazzam gestorben war, sah er den Zeitpunkt gekommen, seine Macht im syrischen Teil des Ayyubidischen Reiches geltend zu machen. Im Sommer 1228 tat al-Kamil einen ersten großen Schritt in diese Richtung, stieß in das bislang von Damaskus beherrschte Palästina vor und besetzte Jerusalem.31 Und dann, mitten in der Zeit der reichsinternen Offensive des Sultans, erschien der Kaiser. Am 7. September 1228 landete Friedrich II. in Akko. Für den damals 33 Jahre alten Kaiser verlief die Ankunft im Heiligen Land nicht nach Wunsch. Er wurde zwar mit den Ehrenbezeugungen willkommen geheißen, die einem Kaiser zustanden, doch sein Status als Exkommunizierter machte sich nur zu rasch unangenehm bemerkbar. Sowohl die Templer als auch die Johanniter verweigerten ihm deshalb jegliche Unterstützung. Auf deutscher Seite hatte man für dieses Vorgehen kein Verständnis. Dass der Bannstrahl gegen den Kaiser aufrecht blieb, obwohl dieser nun seinen Kreuzzug durchführte, war für viele Kreuzfahrer nicht nachvollziehbar.32 Freidank, ein zeitgenössischer Kleriker und mutmaßlicher Kreuzzugsteilnehmer, strich in seinem in mittelhochdeutscher Sprache verfassten Werk Bescheidenheit heraus, dass der Kampf um das Heilige Grab ja eigentlich von der Sünde reinwaschen sollte, und warf die Frage auf, wie dies denn geschehen sollte, wenn man diesen Kampf nicht führen durfte, weil man gebannt war  : Daz kriuce man für sünde gap, z’erloesen daz vil hêre grap  ; daz will man nû mit banne wern wie sol man nû die sêle ernern  ?33

Das größte Problem, mit dem sich der Kaiser im Herbst 1228 in Palästina konfrontiert sah, war indessen nicht die Exkommunikation, sondern die indifferent gewordene Haltung des Sultans. Gleich nach seiner Ankunft in Akko schickte Friedrich II. eine Gesandtschaft mit reichen Geschenken zu al-Kamil und bat diesen um die in Aussicht gestellte Abtretung Jerusalems. Dieser reagierte mit ausgesuchter Höflichkeit und machte dem Kaiser nicht minder reiche Gegengeschenke, darunter einen Elefanten, zehn Der Weg in die Heilige Stadt 

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Kamele, zehn arabische Stuten und diverse goldene oder mit Edelsteinen verzierte Wertgegenstände. Von einer Übergabe Jerusalems aber wollte der Sultan nun, da sich die Lage im Ayyubidischen Reich zu seinen Gunsten gewendet hatte, lieber nichts mehr wissen und wich aus. Friedrich II. blieb ungeachtet der für ihn enttäuschenden Antwort höflich. Er führte mit den Gesandten al-Kamils ein angeregtes Gespräch über wissenschaftliche Themen und entließ sie mit allen Ehren. Was Jerusalem betraf, ging der Kaiser jedoch dazu über, den Sultan unter Druck zu setzen. In der Hoffnung, sein Ziel ohne Blutvergießen zu erreichen, beschloss er, die von Heinrich IV. von Limburg eingeleitete Befestigung von Jaffa fortzusetzen. Den Marsch nach Süden gedachte er zu Abschreckungszwecken mit einer möglichst starken Streitmacht zu vollziehen. Die Truppenverlegung nach Jaffa verlief allerdings nicht so imposant wie vom Kaiser geplant. Von den fränkischen Baronen bekam er nur lauwarme Unterstützung. Die Templer und die Johanniter erklärten, dass sie militärischen Unternehmungen des gebannten Kaisers auf päpstliches Geheiß nicht folgen dürften. Dessen Vorhaben befanden die zwei Ritterorden aber für gut  ; eine stärkere Befestigung von Jaffa, das immerhin die natürliche Operationsbasis für Vorstöße nach Jerusalem darstellte, machte auch aus ihrer Sicht einigen Sinn. Und so kam es zu der skurrilen Situation, dass Friedrich II. mit seinen Truppen sowie eini­ gen kleineren Pilgerverbänden aus anderen Staaten nach Jaffa vorrückte und die Templer und Johanniter den gleichen Weg einschlugen, aber demonstrativ eine Tagesetappe hinter ihm des Weges zogen. Friedrich  II. konnte sich des Gedankens nicht erwehren, dass dieser getrennte Vormarsch einen wenig überzeugenden Eindruck auf den Sultan machen würde  ; auf der Höhe von Arsuf ließ er daher verlauten, alle künftigen Befehle im Kreuzheer nicht mehr in kaiserlichem Namen, sondern im Namen Gottes und der Christenheit zu erteilen. Die Templer und Johanniter konnten auf diese Weise überzeugt werden, sich dem Heer des Kaisers anzuschließen. Halbwegs geeint langte man in Jaffa an und begann am 15. November 1228 mit der weiteren Verstärkung der Abwehranlagen.34 Friedrich  II. erreichten unterdessen bald beunruhigende Nachrichten aus Süd­italien. Dort gedachte Gregor IX. seine Abwesenheit zu nutzen und das Königreich Sizilien unter päpstliche Kontrolle zu bekommen. Als dessen Feldherr agierte ausgerechnet der kriegserfahrene Johann von Brienne, der auf diese Weise Gelegenheit bekam, sich an seinem Schwiegersohn zu rächen. Angesichts dieser alarmierenden Entwicklung konnte Friedrich II. es nicht riskieren, allzu lange im Orient zu bleiben. Bei der nächstbesten Gelegenheit, nämlich mit der Frühjahrspassage 1229, musste er nach Europa zurückkehren. 176 | 

Friedrich II. und der Sechste Kreuzzug (1227 – 1229)

Dem Kaiser blieben somit nur wenige Monate, um die Dinge im Heiligen Land in seinem Sinn zu ordnen. Zu seinem Glück war der ayyubidische Sultan für Druck empfänglich. Bei al-Kamil wirkte die Erinnerung an den Fünften Kreuzzug traumatisierend nach, ein weiterer großer Krieg gegen europäische Christen war das Letzte, was er wollte. Für eine neuerliche Invasion der Christen im Nildelta wären die Ressourcen Friedrichs II. zwar nicht ausreichend gewesen  ; erhebliche Schwierigkeiten aber hätte der Kaiser dem Sultan durchaus bereiten können. Neben dem Armeeteil von 1227, der unter Heinrich IV. von Limburg in Palästina gelandet war, und dem Truppenverband, den Friedrich II. 1228 selbst mit sich führte und der über 3000 Mann zählte, gehörten seiner Streitmacht auch mehrere mittlere und kleinere Kreuzfahrertrupps aus England und Frankreich an, sodass ihm neueren Berechnungen zufolge etwa 10.000 bis 12.000 Bewaffnete zur Verfügung standen – genug, um eine glaubhafte Drohkulisse aufbauen zu können. Diese musste für den Sultan umso unangenehmer sein, als er ungeachtet der Ankunft Friedrichs II. in Palästina eine Belagerung von Damaskus begonnen, dabei aber bislang keinen entscheidenden Durchbruch erzielt hatte. In Anbetracht der Sachlage konnte er nicht ausschließen, dass sich der Kaiser im Ernstfall auf die Seite der Belagerten stellen würde.35 Derlei Unwägbarkeiten galt es aus Sicht al-Kamils zu vermeiden. Er ließ sich auf Verhandlungen mit Friedrich II. ein. Die nun folgenden Gespräche gestalteten sich zäh. Da aber beide Seiten keinen Krieg wollten, waren sie letztlich bereit, von ihren Wunschvorstellungen weit abzurücken, um zu einem Ergebnis zu finden. Sultan al-Kamil sah ein, dass er den Kaiser doch nicht ohne Gebietsabtretungen abspeisen konnte, und Friedrich II. erkannte, dass er seine ursprüngliche Absicht aufgeben musste, sämtliche von Saladin besetzten Gebiete zurückzuerlangen und das Königreich Jerusalem in den Grenzen von 1187 wiederherzustellen.36 Dieses Ziel war angesichts der Kräftekonstellation im Ayyubidischen Reich, die sich zugunsten des Sultans gewandelt hatte, nicht realistisch. Die Zugeständnisse, die sich al-Kamil letztlich entlocken ließ, waren dennoch beachtlich  : In einem am 18. Februar 1229 abgeschlossenen Vertrag trat er den Christen die Heilige Stadt mit Ausnahme des Tempelbezirks ab, ebenso einen von der Küste bis nach Jerusalem reichenden Landkorridor. Außerdem überließ er ihnen Bethlehem und Nazareth, das kurz zuvor von Christen zur Gänze besetzte Sidon sowie die Burg Toron, die während des Deutschen Kreuzzuges im Winter 1197/98 vergeblich belagert worden war. Der Preis, den al-Kamil für all das forderte  : Friedrich II. musste sich verpflichten, dem Sultan im Rahmen eines zehnjährigen Waffenstillstands gegen dessen Der Weg in die Heilige Stadt 

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Feinde zur Seite zu stehen. Damit waren insbesondere die europäischen Christen gemeint, deren Kreuzzüge al-Kamil während seiner Herrschaftszeit schon zwei Mal hatte ertragen müssen. Das bedeutete auch, dass die Herren der anderen Kreuzfahrerstaaten sowie die Ritterorden für die Dauer eines Jahrzehnts ohne die bewaffnete Hilfestellung des Kaisers auskommen mussten  ; diesem war es kraft des Vertrages von 1229 untersagt, ihnen gegen die Muslime militärisch unter die Arme zu greifen.37

Ein eiliger Triumph in der Grabeskirche

U

ngeachtet aller Einschränkungen konnte Friedrich  II. mit dem Verhandlungsergebnis zufrieden sein. Die Rückgewinnung der Heiligen Stadt würde, davon konnte er ausgehen, in ganz Europa Jubelstürme auslösen und ihm einen ungeheuren Prestigegewinn einbringen. Auf dem Abkommen mit dem Sultan lastete jedoch eine schwere Hypothek  : Es war ohne Abstimmung mit dem höchsten Kirchenvertreter im Heiligen Land, dem Patriarchen von Jerusalem, zustande gekommen. Dieser, Gerold von Lausanne, galt als treuer Gefolgsmann des Papstes, der einen Erfolg des Kaisers im Heiligen Land um jeden Preis verhindern wollte  ; außerdem hasste Gerold von Lausanne die Muslime und war jeder Kompromisslösung mit dem »Glaubensfeind« abhold. Konstruktive Gespräche mit dem Sultan wären unter Zuziehung dieses Mannes kaum möglich gewesen, weshalb Friedrich II. auf dessen Einbindung wohlweislich verzichtet hatte. Nach Abschluss der Gespräche unternahm er dennoch einen Anlauf, den Patriarchen irgendwie für das Abkommen mit al-Kamil zu erwärmen. Denn Friedrich II. wollte die Heilige Stadt persönlich in Besitz nehmen und dort einen Schritt tun, der aufgrund der herrschenden Erbregelungen im Königreich Jerusalem einigermaßen fragwürdig war  : Er gedachte sich dort die Königswürde zu sichern, obwohl dieser Titel eigentlich seinem Sohn zustand, dem Nachkommen der erbberechtigten Isabella  II. Dieses ohnehin schon große Legitimationsdefizit würde noch deutlicher sichtbar werden, wenn die Kirche an seiner Krönung nicht mitwirkte. Es schien ihm daher ratsam, dass Gerold von Lausanne bei seiner Krönung entsprechend präsent war, um so den Eindruck fehlender Legitimation zu verwischen. Aber der Patriarch ließ sich nicht überreden. Seiner Ansicht nach war Friedrich II. den Muslimen viel zu weit entgegengekommen und hatte ihnen viel zu wenig Land abgenommen. Er lehnte den Vertrag mit Sultan al-Kamil rundweg ab

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16  Die Grabeskirche in Jerusalem. Ein eiliger Triumph in der Grabeskirche 

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und weigerte sich, ebenfalls nach Jerusalem zu ziehen und dort den Krönungsakt vorzunehmen. Und auch einen triumphalen Einzug des Kaisers in Jerusalem versuchte Gerold von Lausanne zu verhindern. In seinem Auftrag zog der Erzbischof von Caesarea los, um all jenen, die dem Kaiser folgen wollten, die Exkommunikation anzudrohen und die ganze Heilige Stadt mit dem Interdikt zu belegen.38 Doch Friedrich II. war schneller als der Patriarch und sein Gehilfe. Mitte März 1229 zog er feierlich von Jaffa aus mit den deutschen Kreuzfahrern und Pilgern anderer Nationen in die Berge von Palästina. Am 17. des Monats erreichte er Jerusalem. Dort übergab der Kadi von Nablus ihm im Auftrag des Sultans die Heilige Stadt. Unter den großen Pilgerscharen im Gefolge des Kaisers brach Begeisterung aus. In Hochstimmung betrat man die Heilige Stadt und zog zur Grabeskirche, wo Friedrich II. zur Feier des außergewöhnlichen Tages ein Hochamt zu feiern wünschte  ; dass ihm dies als Gebanntem nicht zustand, gedachte er zu ignorieren. Hermann von Salza, darum bemüht, die Gräben zwischen Papst und Kaiser nicht noch weiter zu vertiefen, konnte Friedrich  II. aber dazu bewegen, darauf zu verzichten. Bei den deutschen Kreuzfahrern kannte der Freudentaumel ungeachtet dieses Makels kaum Grenzen  ; sie feierten, zogen lauthals singend durch die Stadt, illuminierten Häuser, waren der unbedingten Ansicht, dass die Exkommunikation des Kaisers nach dem Gewinn der Heiligen Stadt nicht mehr aufrecht bleiben konnte.39 Während die Christen ihrer Freude Ausdruck verliehen, sorgte Friedrich  II. für Aufsehen, indem er die kleine muslimische Enklave auf dem Tempelberg besuchte, deren Existenz in seinen Verhandlungen mit al-Kamil fixiert worden war. Als sein Führer fungierte der Kadi von Nablus, der ihm schon den Schlüssel zur Heiligen Stadt übergeben hatte. Über den Besuch des Kaisers wusste der Kadi zu berichten  : Als der römische Kaiser und König der Franken nach Jerusalem kam, begleitete ich ihn, wie al-Kamil mir befohlen hatte. Ich ging mit ihm in den Haram ach-Charif, wo er die kleinen Moscheen besuchte. Dann begaben wir uns zur al-Aqsa-Moschee, deren Architektur er, wie auch die des Felsendomes, sehr bewunderte. Er war fasziniert von der Schönheit der Kanzel, deren Stufen er bis oben erklomm. Als er wieder herabkam, nahm er mich bei der Hand und zog mich wieder zur al-Aqsa-Moschee hin, die ein Priester mit der Bibel in der Hand gerade betreten wollte. Wütend fuhr ihn der Kaiser an  : ›Was willst du hier  ? Bei Gott, wenn einer von euch es wagen sollte, ohne Erlaubnis einen Fuß in die Moschee zu setzen, steche ich ihm die Augen aus  !‹ Zitternd entfernte

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sich der Priester. Ich bat den Muezzin, in dieser Nacht nicht zum Gebet zu rufen, um den Kaiser nicht zu stören, der aber fragte mich am nächsten Tag, als ich zu ihm kam  : ›Sag mir, Kadi, warum haben die Muezzin nicht wie üblich zum Gebet gerufen  ?‹ Ich antwortete  : ›Ich habe sie dazu veranlasst, um deine Majestät nicht zu stören.‹ ›Das hättest du nicht tun sollen‹, sagte der Kaiser, »denn ich habe diese Nacht hauptsächlich deshalb in Jerusalem verbracht, um den nächtlichen Ruf des Muezzin zu hören.‹40

Der Kaiser hörte nicht auf, seine muslimischen Begleiter auf dem Tempelberg in Erstaunen zu versetzen. Als er bei der Besichtigung des Felsendoms nach dem Zweck von Gittern im Mauerwerk fragte, erhielt er zur Antwort, man habe diese angebracht, um zu verhindern, dass Vögel in die Andachtsstätte flögen. Und nun habe Gott den Muslimen die Schweine gesandt, erwiderte Friedrich  II. daraufhin zynisch, ein Schimpfwort aufgreifend, das in der Region zuweilen auf die fränkischen Christen angewendet wurde. Die Wertschätzung, die Friedrich  II. gegenüber der islamischen Welt des Öfteren zum Ausdruck brachte, konnte zuweilen Formen annehmen, die nicht dazu angetan waren, die Bewunderung der Muslime zu erregen.41 Friedrich  II. verlor in Jerusalem keine Zeit. Am 18. März 1229, nur einen Tag nach seiner Ankunft, tat er, weshalb er in die Heilige Stadt gekommen war  : Er zog frühmorgens zur Grabeskirche und ließ sich zum König von Jerusalem krönen. Oder besser  : Er machte vor aller Welt seinen Anspruch auf die Krone deutlich. Denn eigentlich war er gar nicht in der Lage, einen vollwertigen Krönungsakt vollziehen zu lassen, da kein Kirchenvertreter anwesend war, der die dazu nötige Berechtigung besessen hätte. Friedrich II. löste das Problem, indem er kurzerhand zur Selbsthilfe griff – er ging schnurstracks zum Hochaltar und setzte sich die Krone selbst auf das Haupt. Danach trug Hermann von Salza in seinem Auftrag den Kreuzrittern und der Prominenz des Königreichs Jerusalems in der Grabeskirche ein Manifest vor, in dem Friedrich II. den Umstand hervorstrich, dass der Kreuzzug trotz der Exkommunikation erfolgreich gewesen war und Gott dem Unternehmen offenkundig mit viel Wohlwollen gegenüberstand. Aus dieser Position relativer Stärke heraus ließ der Kaiser seine Bereitschaft verkünden, den Konflikt mit dem Papsttum zu beseitigen und sich mit Gregor IX. auszusöhnen.42 Nach dem Ende dieser denkwürdigen Feier begab sich Friedrich  II., immer noch die Krone tragend, zum Palast der Johanniter. Mit den Vertretern der drei Ritterorden und anderen Würdenträgern begann er über eine Neubefestigung der Heiligen Stadt zu verhandeln, deren Mauern während des Fünften Kreuzzuges abgerissen worden waren. Man kam am 18. März allerdings zu keinem Ergebnis Ein eiliger Triumph in der Grabeskirche 

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mehr und verschob die weitere Debatte, um eine Nacht darüber zu schlafen. Tags darauf rückte das Thema jedoch plötzlich wieder in weite Ferne, denn am 19. März passierten zwei Dinge, die weithin für Verblüffung und Empörung sorgten. Zum einen erschien der Erzbischof von Caesarea in Jerusalem und belegte im Auftrag des Patriarchen Gerold die Heilige Stadt mit dem Interdikt. Die damit beabsichtigte Wirkung blieb zwar aus, weil der Kaiser, den der Patriarch mit dieser Maßnahme treffen wollte, seinen Triumph bereits gefeiert hatte. Tausende Kreuzfahrer und Pilger jedoch wurden durch das mit dem Interdikt verbundene Verbot, in der Heiligen Stadt Messen abzuhalten, hart getroffen  ; dass sie nun, nachdem sie die vielen Mühen eines Kreuzzugs auf sich genommen hatten, keinen Gottesdiensten am Grab Jesu Christi beiwohnen konnten, erzeugte bei ihnen Wut über das Vorgehen des Patriarchen. Zum anderen versammelte der Kaiser seine Gefolgschaft am Morgen des 19. März außerhalb der Stadt. Zum Erstaunen vieler ging er offenkundig daran, die Heilige Stadt nur zwei Tage nach seiner Ankunft auch schon wieder zu verlassen. Der rasche Aufbruch des Kaisers rief Verständnislosigkeit hervor  ; wie dringlich es für Friedrich II. war, nach Sizilien zurückzukehren, war den vielen Nichteingeweihten nicht bewusst. Die Vertreter der Ritterorden waren jedenfalls erschüttert, da noch nicht einmal die Frage der Neubefestigung Jerusalems geklärt war. Sie hasteten zu ihm und boten ihm an, seine diesbezüglichen Pläne zu unterstützen. Friedrich aber hatte es so eilig, dass er zu keinem Gespräch mehr bereit war. Er werde das Thema zu einem anderen Zeitpunkt genauer diskutieren, gab er wolkig zurück, dann schwang er sich auf sein Pferd und ritt so schnell in Richtung Jaffa davon, dass seine Begleiter Mühe hatten, zu ihm aufzuschließen.43 Die Neubefestigung Jerusalems sollte nach Friedrichs überstürzter Abreise ein ungeklärtes Thema bleiben. Das aufwändige Vorhaben wurde niemals ernstlich in Angriff genommen, mehr als die Errichtung einiger kleinerer Verteidigungswerke brachte man in den Folgejahren nicht zustande. Jerusalem unterstand nun zwar wieder christlicher Kontrolle, war aber fortan eine weitgehend offene und hochgradig verwundbare Stadt.44 Im Eiltempo zog der Kaiser von Jerusalem über Jaffa nach Akko, wo er bereits am 22. März eintraf. Doch bevor er sich zur Heimreise rüsten konnte, flammte sein Konflikt mit dem Patriarchen abermals auf, und das noch heftiger als zuvor. Gerold von Lausanne war um jeden Preis entschlossen, die Vereinbarungen Friedrichs II. mit al-Kamil zu Fall zu bringen. Er warf dem Kaiser vor, ein für die Christenheit wertloses Abkommen mit dem Sultan getroffen zu haben, und versuchte Truppen aufzustellen, um selbst die Kontrolle über Jerusalem zu übernehmen. Der Kaiser lud daraufhin alle Kreuzfahrer und Pilger sowie die Bevölkerung 182 | 

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von Akko zu einer großen Versammlung vor die Tore der Stadt, wo er dem Patriarchen und den mit diesem kollaborierenden Templern vorwarf, den Frieden zu stören. Danach ließ er die Tore von Akko für alle ihm feindlich Gesonnenen schließen und brachte Bogenschützen gegen die Paläste des Patriarchen und der Templer in Stellung. Gerold von Lausanne verhängte daraufhin das Interdikt über Akko. Überdies autorisierte er die Geistlichkeit, in ihren Predigten gegen den Kaiser Stellung zu beziehen, was zur Folge hatte, dass mehrere Kirchenvertreter, die am Palmsonntag (8. April) ebendies taten, durch Soldaten des Kaisers von ihren Kanzeln heruntergestoßen wurden und die Peitsche zu spüren bekamen. Aber Friedrich II. hatte keine Zeit mehr für längere Konflikte im Heiligen Land. Hiobsbotschaften aus Süditalien, wo Johann von Brienne mit seinen Truppen immer weiter vordrang, legten ihm den baldigen Aufbruch nach Westen dringend nahe, um sein Königreich Sizilien zu retten. Hastig traf er Maßnahmen, um seine Herrschaft im Heiligen Land über seine Abreise hinaus zu stabilisieren. Er ernannte mit dem Grafen Balian von Sidon und dem aus dem deutschen Raum stammenden Adeligen Werner von Egisheim, der im französischspachigen Königreich zumeist Garnier l’Aleman (Werner der Deutsche) genannt wurde, zwei Vertraute zu Baillis für das Königreich Jerusalem. Überdies hinterließ eine starke Garnison in Akko und wertete die Position der Deutschritter gegen jene der ihm feindlich gesonnenen Templer auf. Abschließend ließ er seine Kriegsgeräte auf seine Schiffe verladen, und jene, die er nicht mitnehmen konnte, verbrennen, damit sie nicht in die Hände Gerolds von Lausanne fallen konnten.45 Dann, am 1. Mai 1229, brach Friedrich II. auf. Geht es nach dem Chronisten und Ibelin-Anhänger Philipp von Novara, versuchte er seine Abreise geheimzuhalten und schlich sich am frühen Morgen des 1. Mai mit den Seinen quasi auf Zehenspitzen zum Hafen von Akko. Die Geheimhaltung missglückte jedoch, und es endete angeblich damit, dass Schlächter der Stadt ihn mit Tiereingeweiden bewarfen und Johann von Ibelin mit einem weiteren hochrangigen Baron des Königreichs herbeieilte, um gewaltsam die Ordnung wiederherzustellen. Dem Kaiser, der auf einem Boot zu seinem Schiff übersetzte, habe Johann von Ibelin noch einen freundlichen Abschied nachgerufen. Von Friedrich  II. seien zuerst halblaute Worte zu hören gewesen, die eine zweifelhafte Antwort vermuten ließen, dann habe er etwas vernehmlicher zurückgerufen, dass das Königreich Jeru­ salem nun den von ihm ernannten Baillis unterstünde.46 »So verließ der Kaiser Akko«, merkte Philipp von Novara an, »verhasst, verdammt und geschmäht.«47 Friedrich II., der eine Demütigung erlebt, wie sie schlimmer kaum vorstellbar ist, und Johann von Ibelin, der dem Staufer ritterlich beisteht, obwohl er von ihm so schlecht behandelt worden ist – es überrascht nicht, dass diese oft zitierte Ein eiliger Triumph in der Grabeskirche 

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17  Der Kreuzzug Kaiser Friedrichs II. und die dabei erzielten Gebietsgewinne.

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Friedrich II. und der Sechste Kreuzzug (1227 – 1229)

Schilderung von einem Gefolgsmann Johanns stammt. Ihren Wahrheitsgehalt kann man durchaus hinterfragen. Dass Friedrich II. tatsächlich geglaubt haben soll, seine Abreise aus Akko nach all den vorbereitenden Maßnahmen wie dem Verladen seiner Waffen völlig unbemerkt vollziehen zu können, erscheint nicht eben glaubwürdig. Ebenso schwer vorstellbar erscheint, dass der mächtigste Mann des Abendlandes nicht ausreichend Soldaten bei sich hatte, um sich mit handfesten Mitteln gegen jene zu wehren, die ihn angeblich mit Tierabfällen bewarfen, und stattdessen ein Johann von Ibelin vonnöten war, um ihm aus der Patsche zu helfen. Wie dem auch gewesen sein mag, die Popularität Friedrichs II. im Königreich Jerusalem hielt sich am Ende seines Kreuzzugs in engen Grenzen. Mit seinem selbstherrlichen Auftreten gegenüber dem einheimischen Adel hatte er sich viele Feinde gemacht und mit dem gegenüber Sultan al-Adil Erreichten herbe Kritik hervorgerufen  ; die Vereinbarung etwa, dass er den Christen fortan zehn Jahre lang bei allfälligen Waffengängen keine Unterstützung geben würde, löste bei diesen alles andere als Begeisterung aus. Die Deutschen hingegen waren mit dem Verhandlungsresultat ihres Kaisers, insbesondere mit der Rückgewinnung Jerusalems, vollauf zufrieden. Kritischer sahen sie die Bevölkerung des Königreichs Jerusalem. Freidank vertrat im deutschen Lager wohl keine Einzelmeinung, als er festhielt, dass Friedrich II. mehr erreicht hätte, wenn er nicht durch jene an größeren Siegen gehindert worden wäre, die eigentlich zu ihm hätten stehen müssen. Unter besseren Umständen und mit entsprechender Unterstützung wäre es ihm gelungen, noch mehr Land und alle heiligen Stätten zurückzugewinnen, merkte Freidank bedauernd und wohl stark übertreibend an, nun aber müsse man sich mit dem Erreichten zufriedengeben. Immerhin sei die Heilige Stadt wieder in christlicher Hand, und auf das Heilige Grab und das siegreiche Kreuz komme es ja letztendlich an  : Waȥ bedurfen sünder mêre wan ’ȥ grap und ’s kriuces êre  ?48

Resultate und Konsequenzen

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ie Deutschen kamen mit ihrer Einschätzung des Resultats des kaiserlichen Kreuzzuges der Wahrheit wohl näher als so manche ihrer Zeitgenossen. Als Friedrich  II. im Mai 1229 die Heimreise antrat, blickte er auf einen Kreuzzug zurück, der im Grunde zu einem atemberaubenden Erfolg geführt hatte. Vier Resultate und Konsequenzen 

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Jahrzehnte lang waren die Christen der Rückgewinnung Jerusalems vergeblich hinterhergerannt, vier große Kreuzzüge hatten sie unternommen, ohne diesem Ziel auch nur ein einziges Mal wirklich nahezukommen. Ihm, dem Kaiser, hingegen war gelungen, wonach sich die Christenheit gesehnt hatte. Dass die im Heiligen Land zurückgewonnenen Gebiete in Summe deutlich kleiner waren als von ihm gewünscht und beabsichtigt, erwies sich als sekundär. Für die Mehrheit der Menschen im Abendland überstrahlte der Umstand, dass die Heilige Stadt wieder christlicher Herrschaft unterstand, alles andere. Noch bemerkenswerter aber war die Art und Weise, wie Friedrich II. seinen Erfolg erzielt hatte. Man muss dabei zwar einschränkend anmerken, dass es für ihn keineswegs unvorstellbar gewesen war, seine Ziele im Heiligen Land mit Waffengewalt durchzusetzen  ; ein Krieg gegen die Ayyubiden zur Rückeroberung aller von Saladin besetzten Gebiete war für ihn mehr als nur eine vage Möglichkeit gewesen und erst unter dem Eindruck des päpstlichen Großangriffs auf Sizilien, der ihn zu eiliger Rückkehr zwang, undenkbar geworden. Anzumerken ist überdies, dass Friedrich  II. nicht der erste abendländische Monarch war, der mit der muslimischen Gegenseite fruchtbare Verhandlungen führte  ; schon Richard Löwenherz hatte Derartiges getan und auf dem Verhandlungsweg, der allerdings von gelegentlichen Kampfhandlungen begleitet wurde, leidlich haltbare Ergebnisse herbeigeführt. Dennoch  : Der Kreuzzug des letzten Stauferkaisers stellte ein in der Kreuzzugsepoche einzigartiges Unterfangen dar – wegen der dabei angewandten Methoden, die für das Hochmittelalter uncharakteristisch waren, und wegen der kosmopolitischen Weltanschauung des Kaisers, die dem Unternehmen ihren Stempel aufdrückte. So manche Zeitgenossen konnten sein Vorgehen wenig bis gar nicht nachvollziehen. Dass er gänzlich unblutig vorgegangen war, wollte vielen nicht in den Kopf. Von der Kirche und auch von manchen politischen Gegnern wurde er mit Vorwürfen überschüttet. Man beschuldigte ihn der Blasphemie, bezichtigte ihn des Verrats an der Sache des Kreuzzugs, weil er Jerusalem ohne einen einzigen Schwerthieb zurückgewonnen hatte. Und auch die grundsätzliche Wertschätzung, die der Staufer der vielfältigen Kultur der muslimischen Welt entgegenbrachte, konnten viele Menschen des Abendlandes nicht verstehen. Dass gerade dieser Aspekt, kombiniert mit Verhandlungsgeschick, zum größten Kreuzzugserfolg seit vielen Jahrzehnten geführt hatte, scheint für Fanatiker vom Schlage eines Gerold von Lausanne geradezu unerträglich gewesen zu sein. Bis zu einem gewissen Grad wurde Friedrich II. seinem berühmten Beinamen »das Staunen der Welt«, den ihm seine Anhänger und Zeitgenossen gaben, mit seinem Kreuzzug durchaus gerecht.49 186 | 

Friedrich II. und der Sechste Kreuzzug (1227 – 1229)

Es ist eine Ironie der Geschichte, dass der Weitblick, den der Kaiser bei seinem Kreuzzug an den Tag legte, durch seine Verbohrtheit noch übertroffen wurde. Denn so durchdacht er gegenüber der islamischen Welt auch handelte, so unklug agierte er gegenüber den fränkischen Christen in Outremer. Und die Folgen dieses Vorgehens sollten den Erfolg des Kreuzzugs überdauern, ja sogar zum Untergang der Kreuzfahrerstaaten in Syrien und Palästina beitragen. Als Friedrich II. 1228 in den Orient kam, brachte er machtpolitische Überzeugungen mit, die sich mit jenen des Adels in Outremer nicht vereinbaren ließen. Während der Kaiser das von ihm im Königreich Sizilien praktizierte Prinzip der uneingeschränkten monarchischen Macht auch auf Zypern und im Königreich Jerusalem anwenden wollte, hielt der Adel der Kreuzfahrerstaaten an dem seit Langem etablierten Feudalsystem fest, das den im Haute Cour vertretenen Baronen ein erhebliches Mitspracherecht garantierte und den Handlungsspielraum der Monarchen erheblich einschränkte. Es war der Zusammenprall zweier konträrer Gesellschaftsordnungen, bei dem Friedrich II. glaubte, die stärkeren Machtmittel in seiner Hand zu haben. Dass er sich mit seinem harschen Auftreten gegenüber Johann von Ibelin bei seinem ersten Aufenthalt auf Zypern im Frühsommer 1228 durchgesetzt hatte, bestätigte ihn in dieser Auffassung. Als er im Mai 1229 bei seiner Heimreise noch einmal auf Zypern Station machte, ordnete er die dortigen Herrschaftsverhältnisse zügig so, wie er sich das vorstellte. Er sorgte für eine Heirat des Kindkönigs Heinrich I. mit der etwa 19 Jahre alten Alix von Montferrat, einer Enkelin des Bonifatius von Montferrat, der den Vierten Kreuzzug angeführt hatte, und Großnichte des Konrad von Montferrat, des Verteidigers von Tyrus gegen Saladin. Außerdem setzte der Kaiser einen Regentschaftsrat ein, der sich aus fünf Mitgliedern zusammensetzte und an dessen Spitze Amalrich Barlais stand, ein langjähriger Feind der Ibelins. Wie im Königreich Jerusalem ignorierte Friedrich  II. auch bei seiner Herrschaftssicherung im Königreich Zypern den feudalen Rat der einheimischen Barone. Sich um einen diesbezüglichen Konsens mit dem Haute Cour zu bemühen schien ihm überflüssig zu sein. Das sollte sich als fataler Fehler erweisen, zumal er es verabsäumt hatte, irgendeine Verständigung mit Johann von Ibelin herzustellen, der ungeachtet seines Nachgebens von 1228 immer noch der heimliche Herr von Outremer war. Die von Friedrich II. getroffenen Regelungen hielten denn auch nicht lange. Auf Zypern brach sein Regime schon zusammen, kaum dass die Segel der kaiserlichen Flotte hinter dem Horizont verschwunden waren. Die fünf Baillis hatten ihre Regentschaftskompetenzen dem Kaiser für teures Geld abkaufen müssen Resultate und Konsequenzen 

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und erlegten dem Land nun, um ihre Ausgaben auszugleichen, hohe Steuern auf. Darüber hinaus plünderten sie die Ländereien der Ibelins und ihrer Anhän­ ger. Die Reaktion Johanns von Ibelin ließ nicht lange auf sich warten. Im Juni 1229 setzte »der alte Herr von Beirut« vom Festland nach Zypern über, zog den Haute Cour sowie die meisten Barone der Insel in Windeseile auf seine Seite und drängte das kaiserliche Regime in die Defensive. Am 14. Juli kam es bei Niko­ sia zu einer Schlacht, die Johann von Ibelin für sich entschied. Die fünf Baillis flohen daraufhin zu einigen Festungen im Norden der Insel, konnten sich dort aber ebenfalls nicht lange halten. Nur Amalrich Barlais trotzte in der luftigen Gipfelfestung Dieu d’Amour an der Nordküste Zyperns noch monatelang einer Belagerung und hatte den Kinderkönig Heinrich I. in seiner Hand, doch seine militärische Lage war aussichtslos. Die einzige Hoffnung, an die er sich klammern konnte, bestand in der vagen Möglichkeit, dass der Kaiser Entsatz schicken würde, um Johann von Ibelin und das Gros der zypriotischen Barone in die Schranken zu weisen. Friedrich  II. konnte jedoch bis auf Weiteres keine Ressourcen für eine militärische Intervention auf Zypern erübrigen, denn die Wiederherstellung seiner Macht in Süditalien und der Kampf gegen Papst Gregor IX. verlangten seine volle Aufmerksamkeit. Nach seiner Landung in Apulien am 10. Juni 1229 hatte er mittels hochrangiger Parlamentäre noch einmal versucht, eine friedliche Beilegung des Konflikts zu erreichen. Als Gregor IX. keine Bereitschaft zur Versöhnung erkennen ließ, ging Friedrich  II. in die Offensive. Mit der Unterstützung heimkehrender deutscher Kreuzfahrer trug er in einer Reihe von Gefechten gegen Johann von Brienne und die päpstlichen Streitkräfte den Sieg davon. Gregor IX. sah sich schließlich gezwungen, in Friedensverhandlungen einzuwilligen. Diese zogen sich allerdings aufgrund der großen Interessengegensätze und wohl auch der persönlichen Verwerfungen zwischen Kaiser und Papst noch monatelang hin und kamen erst nach dem Einsatz mehrerer Vermittler wie des unermüdlichen Hermann von Salza und Herzog Leopolds  VI. von Österreich zum Erfolg. Am 23.  Juli 1230 schließlich wurde in San Germano ein Friedensvertrag unterzeichnet, der Friedrich II. zwar zu einigen Zugeständnissen verpflichtete, seine Machtstellung im Heiligen Römischen Reich und auch in Sizilien aber im Wesentlichen unangetastet ließ. Am 28.  August hob Gregor IX. den Kirchenbann auf, den er über Friedrich  II. verhängt hatte. Am 1. September nahmen Papst und Kaiser in Anagni ein Friedensmahl ein, um ihre Aussöhnung vor aller Welt zu demonstrieren. Hermann von Salza, der wesentlich dazu beigetragen hatte, das Einvernehmen zwischen Gregor IX. und Friedrich II. wiederherzustellen, durfte als Einziger dabei zugegen sein.50 188 | 

Friedrich II. und der Sechste Kreuzzug (1227 – 1229)

Zu diesem Zeitpunkt aber war der letzte Rest des kaiserlichen Regimes auf Zypern bereits untergegangen. Amalrich Barlais hatte noch bis weit ins Frühjahr 1230 hinein in der Gipfelfestung Dieu d’Amour ausgehalten, dann aber wegen Nahrungsmittelknappheit kapituliert und den in seiner Hand befindlichen Kinderkönig Heinrich I. freigelassen. Damit befand sich die gesamte Insel unter der Kontrolle Johanns von Ibelin, und dieser nahm exakt die gleiche Stellung ein, die er vor dem Erscheinen Friedrichs  II. im Orient innegehabt hatte  : Er fungierte wieder als vom Haute Cour anerkannter Regent für den minderjährigen König von Zypern.

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Der Lombardenkrieg

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riedrich II. richtete, nachdem er den Konflikt mit dem Papst beigelegt und die Herrschaft über das Königreich Sizilien gesichert hatte, seinen Blick bald wieder nach Outremer. Er gedachte die Oppositionsbewegung der fränkischen Barone niederzuringen und seine Herrschaft im Osten wieder uneingeschränkt geltend zu machen. Seine Aussöhnung mit dem Papst und die damit einhergehende Aufhebung seiner Exkommunikation begünstigten sein Vorhaben, denn nun mussten die Ritterorden nicht mehr auf Distanz zu ihm gehen, und die oppositionellen fränkischen Barone besaßen keinen kirchlichen Rückhalt mehr – im Gegenteil  : Des Kaisers Hauptgegner von 1229, Gerold von Lausanne, wurde von Gregor IX. höchstpersönlich in die Schranken gewiesen. Der Papst trug dem Patriarchen von Jerusalem auf, das Interdikt über die Heilige Stadt aufzuheben, und rügte ihn, weil er es im Alleingang verhängt hatte, ohne zuvor die Zustimmung Roms einzuholen. Nach dieser strengen Maßregelung waren vom Kirchenoberhaupt des Königreichs Jerusalem vorderhand keine feindlichen Aktionen mehr zu erwarten. Der durch den Ausgleich mit dem Papst erzeugte Stimmungswandel im Heiligen Land ging so weit, dass sich die Ritterorden sowie prominente Kirchenvertreter des Königreichs auf die Seite des Kaisers schlugen und Johann von Ibelin an Terrain verlor.1 1231 schickte Friedrich II. eine Streitmacht in den Osten, die Philipp von Novara auf etwas mehr als 4000 Mann bezifferte. Es war eine Dimension, die sich mit den größten Kreuzzugsarmeen des 12. und 13. Jahrhunderts nicht messen konnte, aber für eine Machtdemonstration in Outremer durchaus ausreichte. An der Spitze der kaiserlichen Streitmacht stand Richard Filangieri, der seit 1224 als Marschall Friedrichs II. im Königreich Sizilien fungiert hatte. Er kannte das Heilige Land aus eigener Anschauung, hatte den Kreuzzug seines Herrn an vorderster Front mitgemacht und genoss das besondere Vertrauen Friedrichs II. Er sollte dessen zwei Baillis im Königreich Jerusalem ablösen und fortan selbst die Geschicke des Kreuzfahrerstaates lenken. Ein wesentlicher Teil von Filangieris Auftrag bestand auch darin, die Machtverhältnisse auf Zypern im Sinne des Kaisers zu ordnen. Das erwies sich allerdings im ersten Anlauf als unrealistisch. Johann von Ibelin war die Nachricht von der bevorstehenden kaiserlichen Intervention rechtzeitig zu Ohren gekommen. Der Lombardenkrieg 

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Zu deren Abwehr mobilisierte er nicht nur zypriotische Streitkräfte, sondern auch fast alle seine Kämpfer aus Beirut. Als eine Vorhut der kaiserlichen Truppen die Küste Zyperns erreichte, fand sie die Insel abwehrbereit vor. Zwei Parlamentäre suchten dennoch König Heinrich I. auf und befahlen ihm im Auftrag Friedrichs II., die Ibelins zu verbannen und deren Länder zu konfiszieren. Heinrich I., mittlerweile 14 Jahre alt, weigerte sich jedoch, diese Anordnung zu befolgen.2 Das Nein des Königs und die militärische Abwehrbereitschaft, mit der sich Filangieri auf Zypern konfrontiert sah, brachten den Beauftragten des Kaisers in Verlegenheit. Er fühlte sich nicht stark genug, mit kriegerischen Mitteln durchzugreifen und die Insel gewaltsam unter seine Kontrolle zu bringen. Er segelte mit seiner Streitmacht daher weiter ins Königreich Jerusalem und eröffnete die bewaffneten Auseinandersetzungen, indem er nach Beirut vorstieß, um die Machtbasis Johanns von Ibelin an sich zu reißen. Die damit wieder einsetzenden Kämpfe zwischen Kaiser Friedrich II. und dem Adel der Königreiche Jerusalem und Zypern werden im Allgemeinen als »Lombardenkrieg« subsumiert. Diese etwas missverständliche Bezeichnung geht auf Philipp von Novara zurück, dessen Chronik die Hauptquelle für den Konflikt Friedrichs II. mit dem Adel der Kreuzfahrerstaaten darstellt. Der ursprünglich aus der Lombardei stammende Chronist verglich diese Auseinandersetzungen mit dem gleichzeitig tobenden Kampf seiner Heimatregion gegen Friedrich II.; dabei verfuhr er jedoch insofern eigenwillig, als er den Begriff »Lombarden« bzw. »Longobarden« auf die Kaiserlichen anwendete, obwohl diese in Italien vom dortigen Lombardenbund bekämpft wurden.3 Auf dem Festland hatte Filangieri zunächst das Momentum auf seiner Seite. Da Johann von Ibelin seine Streitkräfte aus Beirut größtenteils abgezogen hatte, um Zypern zu verteidigen, nahmen die Kaiserlichen die Unterstadt problemlos in Besitz und machten sich an eine Belagerung der Burg. Filangieri besetzte außerdem sowohl Sidon als auch Tyrus und begab sich sodann nach Akko. Dort rief er den Haute Cour zusammen und legte den Baronen Briefe des Kaisers vor, die seine Ernennung zum Bailli belegten, was die Versammelten zustimmend zur Kenntnis nahmen. Ganz und gar nicht einverstanden waren die Großen des Königreichs jedoch mit der Zielsetzung des Kaisers, Johann von Ibelin die Herrschaft über Beirut abzunehmen. Nach geltender Rechtsauffassung im Königreich Jerusalem konnte ein Baron nur nach einer entsprechenden Entscheidung des Haute Cour enteignet werden, und das auch nur, nachdem dem Angeklagten die Möglichkeit gegeben worden war, seinen Fall vor dem Hochgericht darzulegen. Filangieri machte aber trotz aller Proteste keine Anstalten, vom Kurs des Kaisers abzuweichen. Er setzte die Belagerung der Burg von Beirut fort und brachte 192 | 

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damit zum Ausdruck, dass er es nicht für nötig hielt, dem Rechtsbestand des Königreichs Beachtung zu schenken. Sein ignorantes Verhalten sorgte bei den fränkischen Baronen für Zorn. Eine breite Oppositionsfront entstand gegen ihn, ihr schlossen sich sogar bisherige Parteigänger des Kaisers wie dessen Ex-Bailli Balian von Sidon an. In Akko bildete sich eine antiimperialistische Kommune, die den Rechtsbestand des Königreichs verteidigen wollte und Johann von Ibelin in weiterer Folge das Amt des Bürgermeisters antrug.4 Der »alte Herr von Beirut« setzte unterdessen alles daran, auf das Festland zu gelangen. Nach dem Eintreffen der Nachricht von Filangieris Angriff auf seine Stadt hatte er den König von Zypern um militärische Unterstützung gebeten, um Beirut zu entsetzen. Heinrich I. willigte ein, doch eine schon für Dezember 1231 anvisierte Überfahrt zum Festland verzögerte sich um Wochen. Das Wetter war so schlecht, dass die Truppen wochenlang im Hafen von Famagusta ausharren mussten. Schließlich verlor Johann von Ibelin die Geduld und ließ trotz anhaltend schlechter Witterungsbedingungen die Anker lichten. Bei heftigen Regenfällen landete die Flotte südlich von Tripolis und versuchte dann entlang der Küste nach Süden zu segeln. Schon beim Ansteuern des nächsten Hafens Botron aber wurden infolge eines Wintersturms mehrere Schiffe so schwer beschädigt, dass man zu Land weiterzog. Schließlich erreichte Johann von Ibelin trotz widrigster Bedingungen Beirut. Die kleine Garnison der Burg, die den kaiserlichen Belagerungstruppen schon seit Monaten standhielt, war außer sich vor Freude, denn die Festungsanlage war durch Minierungsarbeiten der Belagerer und schweren Beschuss schon stark in Mitleidenschaft gezogen.5 Johann von Ibelin kämpfte sich in die Burg durch und verstärkte deren Garnison, sodass sie dem fortgesetzten militärischen Druck Filangieris standhalten konnte. Danach zog er weiter nach Akko, wo er im April 1232 den Eid der jüngst gegründeten Kommune in Empfang nahm und mit großer Einhelligkeit zum Bürgermeister der Stadt gewählt wurde. Richard Filangieri machte sich im Gegenzug an die Eroberung des Königreichs Zypern, das, da Johann von Ibelin die meisten Truppen auf das Festland geführt hatte, eine leichte Beute war. Ein Truppenverband unter dem Kommando von Amalrich Barlais überrannte die Insel und nahm fast alle wichtigen Burgen ein. Ein von Ibelin geplanter Gegenschlag auf die kaiserliche Machtbasis Tyrus mündete hingegen in ein Debakel  ; beim Marsch nach Norden wurde seine Streitmacht bei der Festung Casal Imbert in der Nacht zum 4. Mai 1232 von kaiserlichen Truppen überrascht und schwer geschlagen. Richard Filangieri sah sich durch diesen Erfolg ermutigt, mit seinen Streitkräften gleichfalls nach Zypern überzusetzen, den dortigen Erfolgslauf des Amalrich Barlais zu vollenden und Der Lombardenkrieg 

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die Insel vollends zu unterwerfen. Johann von Ibelin suchte dies zu verhindern und segelte Ende Mai ebenfalls nach Zypern. Der »alte Herr von Beirut« stand im Grunde mit dem Rücken zur Wand. Seine Machtbasis Beirut wurde von den Kaiserlichen hart bedrängt. Um nach Zypern zu gelangen, musste er mangels eigener Schiffe gegen die Zuerkennung kostspieliger Handelsprivilegien auf genuesische Schiffe zurückgreifen. Außerdem waren seine Truppen zahlenmäßig deutlich unterlegen. Dennoch ging es von dem Moment an, da Johann von Ibelin auf Zypern landete, mit der kaiserlichen Sache schnell abwärts. Zunächst glückte dem »alten Herrn von Beirut« mit einer Kriegslist die Einnahme der Hafenstadt Famagusta. Als er nach Nikosia vorrückte, wichen die Kaiserlichen aus der Stadt zurück, weil ihr Regiment auf der Insel hochgradig unbeliebt war und sie eine Revolte befürchteten. Sie zogen nach Norden, um zu Filangieri zu stoßen, der gerade die Gebirgsfestung Dieu d’Amour belagerte. Johann von Ibelin folgte ihnen zügig, obwohl seine Truppe klein war und so wenige Pferde hatte, dass sie zu einem Reitergefecht nicht in der Lage war. Als die Kaiserlichen ihre Verfolger zu Gesicht bekamen, befanden sie deren Dimension als lächerlich und griffen an. Es war der 15. Juni 1232, und der Krieg nahm jetzt eine alles entscheidende Wende. Denn Filangieri war ein schlechter Feldherr. Er ließ seine Truppen bei Agridi in einem Terrain angreifen, das zu steil und abschüssig für eine Kavallerieattacke war. Zahlreiche Rösser gerieten außer Tritt und warfen ihre Reiter ab. Diese waren zu schwer gerüstet, um rasch wieder auf die Beine zu kommen. Die Truppe Johanns von Ibelin, die größtenteils zu Fuß kämpfte, kam auf diese Weise trotz ihrer Unterzahl rasch auf die Siegerstraße und fügte Filangieri eine vernichtende Niederlage zu. Der Vertrauensmann und Stellvertreter des Kaisers in Outremer zog sich mit seinen Truppen Hals über Kopf nach Kyrenia zurück. In der Hafenstadt an der Nordküste konnten sich die Kaiserlichen noch monatelang festkrallen, denn ihren Gegnern fehlten zunächst die Ressourcen, um die Festung auch vom Meer her abzuriegeln, während Filangieri ein Flottenkontingent hatte und so eine effiziente Versorgung von außen sicherstellen konnte. Erst als die Genuesen den Zyprioten gegen entsprechendes Entgelt abermals unter die Armee griffen, konnte der Belagerungsring auch auf der Seeseite sukzessive geschlossen werden. Bevor dies geschah, floh Filangieri und steuerte zunächst Kleinarmenien an, wo er vergeblich um militärische Unterstützung bat. Schließlich blieb ihm nichts anderes übrig, als nach Italien zu segeln, um dem Kaiser über die massiven Rückschläge im Osten zu berichten. Die kaiserliche Garnison in Kyrenia trotzte noch bis weit ins Jahr 1233 hinein allen Angriffen der Zyprioten. Doch ihr Widerstand sollte sich als sinnlos 194 | 

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erweisen, denn Friedrich II. schickte keine weiteren Truppen in den Osten. Ihm dürfte klar gewesen sein, dass sich eine faktische Rückeroberung Zyperns nur mit großem militärischen Aufwand realisieren ließ, zu dem er sich aufgrund seiner Auseinandersetzungen mit dem norditalienischen Lombardenbund und anderer innenpolitischer Probleme nicht in der Lage sah. Da Friedrich II. untätig blieb, mussten seine Gefolgskeute in Kyrenia nach hartnäckigem, etwa einjährigem Widerstand kapitulieren. Etwas chancenreicher stellte sich die Lage für den Kaiser im Heiligen Land dar. Filangieri beherrschte nach wie vor Tyrus, das schon zu Zeiten Konrads von Montferrat nahezu uneinnehmbar gewesen war. Hinzu kam, dass die fränkischen Barone zwar den Anspruch Friedrichs  II. auf die Königskrone als widerrechtlich empfanden, sein im Namen des minderjährigen Sohnes Konrad ausgeübtes Herrschaftsrecht aber auch bei ihnen außer Zweifel stand. Friedrich II. gab sich zunächst der Hoffnung hin, Akko und die anderen ihm entglittenen Teile des Heiligen Landes durch eine relativ simple und unaufwändige Maßnahme in den Griff zu bekommen. Er schickte den kaiserlich gesonnenen Bischof von Sidon mit Briefen nach Akko, in denen er den Bewohnern der Stadt versprach, ihnen ihr rebellisches Verhalten zu vergeben, ihre Rechte uneingeschränkt zu achten und seinen Statthalter Richard Filangieri durch Philipp Maugastel, einen einheimischen Adeligen, zu ersetzen. Der – in den Quellen namentlich nicht genannte – Bischof von Sidon bekräftigte die Versprechungen Friedrichs II. wortgewandt, sodass gemäßigte Barone wie Balian von Sidon und Odo von Montbéliard schließlich eine große Versammlung in der Kathedrale von Akko organisierten. Dort kam man nach längeren Debatten überein, Philipp Maugastel als kaiserlichen Statthalter anzuerkennen, doch als man die feierliche Eidesleistung in die Wege leiten wollte, trat der gleichnamige Sohn Johanns von Ibelin auf den Plan. Was hier geschehe, widerspreche den Gesetzen, erklärte er, der Kaiser habe gar nicht das Recht, Erlasse des Hochgerichts aufzuheben. Als man ihm heftig widersprach, eilte der junge Ibelin aus der Kathedrale und rief die Kommune von Akko herbei. Binnen kürzester Zeit strömte eine aufgebrachte Menschenmenge in die Kathedrale. In dem nun ausbrechenden Tumult kamen der Bischof von Sidon, Balian von Sidon und Odo von Montbéliard nur knapp mit dem Leben davon, Maugastel floh nach Tyrus. Wenig später erschien der ältere Johann von Ibelin, der bislang mit der Belagerung von Kyrenia beschäftigt gewesen war, selbst in Akko und wirkte auf die Stadtbevölkerung ein, sich auf keinen wie auch immer gearteten Ausgleich mit Friedrich II. einzulassen.6 Der kaisertreue Bischof von Sidon ersuchte ihn daraufhin um eine Unterredung und legte ihm ein geheimes Schreiben Friedrichs II. vor, Der Lombardenkrieg 

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in dem dieser seine Reue über die zwischen ihnen entstandene Feindschaft zum Ausdruck brachte und ankündigte, Johann von Ibelin und den Seinen im Fall einer Versöhnung in Zukunft Wohlstand und Würden zuzuerkennen. Er solle nur zu einem noch unter kaiserlicher Herrschaft stehenden Ort kommen und mit einer Unterwerfungsgeste dem Staufer die Möglichkeit geben, das Gesicht zu wahren. Aber aus der Sicht Johanns von Ibelin war in den vergangenen Jahren zu viel geschehen, als dass er dem Kaiser noch hätte vertrauen können. Er erinnerte den Bischof von Sidon daran, dass Friedrich II. schon beim ersten Erscheinen auf Zypern im Jahr 1228 sein Leben bedroht habe. Er denke nicht daran, sich ihm neuerlich auszuliefern, da er dies mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht überleben würde. Nein, er befinde sich im Kampf mit dem Kaiser, gab der »alte Herr von Beirut« dem Bischof klar zu verstehen. Selbst wenn er eines Tages, all seiner Nachkommen und Freunde beraubt, völlig machtlos vor dem Kaiser stehen sollte, werde er sich trotzdem bis auf den Tod verteidigen.7 Spätestens nach dieser Unterredung war klar, dass es keine Chance zu einer Aussöhnung mehr gab. Friedrich II. trug die Hauptschuld an dieser Entwicklung, die so nicht hätte eintreten müssen. Als er durch die Heirat mit Isabella II. 1225 zum König avanciert war, hatten sich die fränkischen Barone ihm bereitwillig untergeordnet, und bei seiner ersten Ankunft auf Zypern 1228 wäre Johann von Ibelin wohl zu einem ausgewogenen Verhältnis bereit gewesen, hätte der Kaiser nicht darauf abgezielt, ihm seine Regentenstellung auf der Insel und seine Herrschaft über Beirut zu entreißen. Erst die unbedingte Absicht des Kaisers, sowohl auf Zypern als auch im Königreich Jerusalem eine strikte Selbstherrschaft ohne Berücksichtigung der regionalen Machtstrukturen zu errichten, hatte die anfänglich nicht feindlich eingestellten Barone zu bewaffnetem Widerstand aufgestachelt, der ihm letztlich über den Kopf gewachsen war.8

Friedrichs II. Nachhall in der arabischen Welt

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riedrich II. unterhielt nach seinem Kreuzzug ungleich bessere Beziehungen zur muslimischen Welt als zu seinen Glaubensbrüdern im Heiligen Land. Während er mit Letzteren einen höchst unklugen, zum Scheitern verurteilten Krieg führte, verfolgte er gegenüber den islamischen Anrainerstaaten des Mittelmeerraumes eine wohldurchdachte, von Vorurteilen weitgehend freie Politik. Die Wirtschaftsinteressen seines Königreichs Sizilien im Blick, schloss er mit ihnen Freundschafts- und Handelsverträge ab, die vom Austausch teils üppiger diplomatischer Höflichkeiten begleitet waren.

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Vor allem gegenüber den Machthabern in Kairo, mit denen er während seines Kreuzzuges zu einem positiven Verhandlungsergebnis gekommen war, bemühte er sich um ausgewogene, ja freundschaftliche Beziehungen. Als Sultan as-Salih Ayyub im Jahr 1240 die Macht im Ayyubidischen Reich übernahm, schickte der Kaiser Gesandte mit Glückwünschen nach Kairo  ; ihnen wurde ein prächtiger Empfang und die mehrmonatige Gastfreundschaft zuteil. Wissensdurstiger Mann, der er war, trat Friedrich  II. überdies in einen bemerkenswerten intellektuellen Diskurs mit der Welt des Islam ein, ließ arabische Texte übersetzen und führte diese an den Hochschulen Italiens ein. Auch trat er mit wissenschaftlichen Fragestellungen an die muslimische Welt heran, so etwa um 1240, als er mit den so genannten Sizilischen Fragen bei mehreren orientalischen Herrschern um Auskünfte muslimischer Gelehrter zu den unterschiedlichsten wissenschaftlichen Themenbereichen ersuchte.9 Seine christlichen Zeitgenossen nahmen die politischen und die unvoreingenommenen wissenschaftlichen Kontakte, die Friedrich II. mit den muslimischen Anrainerstaaten des Mittelmeeres unterhielt, zumeist mit Misstrauen und Argwohn wahr. Auch in Deutschland konnte man die relative Nähe des Kaisers zur muslimischen Welt vielerorts nicht nachvollziehen. Der norddeutsche Geistliche und Geschichtsschreiber Albert von Stade hielt dazu fest, dass sich der Kaiser »gegenüber den Sarazenen, denen er sich sowohl im Frieden wie auch im Krieg sorglos anvertraute, von allzu viel Zuneigung leiten ließ. Auch mit dem Sultan [Anm.: al-Kamil] pflog er viel Freundschaft. Was er damit bezweckte, wusste niemand.«10 Bei muslimischen Zeitgenossen dürften die negativen Meinungen zu Friedrich II. überwogen haben. Des Kaisers demonstrative Offenheit gegenüber dem Islam hätte bei ihnen unter anderen Umständen vielleicht wertschätzende Reaktionen hervorrufen können. Dem stand jedoch der mit al-Kamil abgeschlossene Waffenstillstandsvertrag von 1229 entgegen  ; dass Jerusalem wieder christlicher Herrschaft überantwortet worden war, hatte in der muslimischen Welt zu große Empörung ausgelöst, um echte Sympathien für den Kaiser entstehen zu lassen. Der ihm unübersehbar feindlich gesonnene Chronist Sibt Ibn al-Jawzi etwa vermerkte, dass Friedrich  II. ein unreligiöser Mann gewesen sei  ; Berichte von Menschen aufgreifend, die den Kaiser bei dessen Kurzaufenthalt in Jerusalem 1229 gesehen hatten, fügte er hinzu, dass dieser mit seinem rötlichen Haar, seiner Kahlköpfigkeit und Kurzsichtigkeit auf dem Sklavenmarkt keine zehn Dirhams (eine weitverbreitete arabische Silbermünze) wert gewesen wäre.11 In Ägypten hingegen genoss Friedrich  II. noch zwei Jahrzehnte nach seinem Kreuzzug einige Achtung. Davon zeugt das Werk des Johann von Joinville, Friedrichs II. Nachhall in der arabischen Welt 

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der 1248 im Gefolge des französischen Königs Ludwig IX. (👑1226 – 1270) auf Kreuzzug ging und im Juni 1249 die Einnahme von Damiette miterlebte. In seinem Buch über Ludwig IX., einem der literarisch hochwertigsten europäischen Werke der Kreuzzugsepoche, beschrieb Johann von Joinville, wie ihm das Ansehen des Staufers im Nildelta mehrfach deutlich wurde. Zunächst fiel ihm auf, dass der Kommandant der ägyptischen Streitkräfte das kaiserliche Wappen in seinem Banner trug. Es handelte sich um Fakhr ad-Din, der vor und während des Kreuzzuges Friedrichs II. viele Gespräche mit dem Kaiser geführt und von diesem den Ritterschlag erhalten hatte, eine Auszeichnung, die beim Emir niemals in Vergessenheit geraten war. Und dann, als die französische Kreuzarmee bei Mansura Anfang April 1250 schwer geschlagen wurde und in Gefangenschaft geriet, erfuhr Johann von Joinville am eigenen Leib, was der Ruf des Kaisers in Ägypten bewirken konnte. Mit einigen Kreuzrittern wollte der junge Franzose zurück nach Damiette fliehen, doch wurde seine Barke von vier muslimischen Galeeren abgefangen. Der Befehlshaber der Galeeren begann ihn dann auszufragen, ob das ihm zu Ohren gekommene Gerücht tatsächlich stimme, wonach er ein Vetter von Ludwig IX. sei. Johann von Joinville musste dies wahrheitsgemäß verneinen. Als er seinem muslimischen Gegenüber danach allerdings mitteilte, dass er mit Kaiser Friedrich  II. weitläufig verwandt war, reagierte der Befehlshaber sehr erfreut und versicherte ihn seiner Wertschätzung. Für Johann von Joinville bedeutete dies die Rettung, denn während mit einigen seiner Fluchtgefährten auf den Galeeren kurzer Prozess gemacht wurde – sie wurden getötet und in den Fluss geworfen –, kam er mit dem Leben davon. Die Achtung für den Kaiser ging indessen nicht so weit, dass die Ägypter auf den Versuch verzichtet hätten, ihm Land abzunehmen. Dass Ludwig IX. nach der Schlacht bei Mansura in ihre Hände geraten war, schien ihnen eine gute Gelegenheit dazu zu bieten. Die ayyubidischen Verhandler verlangten vom gefangenen Monarchen und seinen führenden Mitstreitern, dem Sultan nicht nur Damiette, sondern auch Ländereien im Königreich Jerusalem zu übergeben. Ludwig IX. lehnte mit dem Hinweis ab, dass diese dem Kaiser gehörten, und ließ sich von seiner Haltung auch nicht abbringen, als man ihm mit Folter drohte.12 Die Aussage des französischen Königs war formalrechtlich gesehen korrekt. Machtpolitisch gesehen aber stimmte sie zu diesem Zeitpunkt, im Frühjahr des Jahres 1250, längst nicht mehr. Den Kampf um die faktische Macht im Königreich Jerusalem hatte der Kaiser schon Jahre zuvor verloren.

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Die Phantomkönige von Jerusalem

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ach dem Fall von Kyrenia war der Lombardenkrieg auf Zypern zu Ende. König Heinrich I. und die mit ihm eng verbundenen Ibelins beherrschten die Insel ab dem Sommer 1233 wieder unangefochten. Auch über das Festland hatten die Kaiserlichen die Kontrolle weitgehend verloren. Sie beherrschten nur noch das berühmt-berüchtigte Abwehrbollwerk Tyrus und – in abgeschwächtem Ausmaß – Jerusalem. Ein grundlegende Verbesserung ihrer militärischen Lage hätte sich lediglich mit Hilfe von außen bewerkstelligen lassen, doch diese blieb aus. Die anderen christlichen Staaten im Orient – Antiochia, Tripolis und Kleinarmenien – zeigten keine Bereitschaft, sich in den Lombardenkrieg einzumischen, und wahrten Neutralität. Gregor IX. versuchte zwar, die Autorität Friedrichs II. im Heiligen Land mit einem päpstlichen Machtwort wiederherzustellen, aber die oppositionellen fränkischen Barone ließen sich auch davon nicht einschüchtern. Zum Glück für Richard Filangieri sahen diese sich vorderhand nicht in der Lage, die Kaiserlichen aus ihren letzten Positionen zu vertreiben. Nach dem Fall von Kyrenia flauten die Kämpfe für längere Zeit ab, und die Dinge verharrten für einige Jahre in einem unbehaglichen Schwebezustand. Im Jahr 1236 starb Johann von Ibelin an den Folgen eines Reitunfalls. Mit dem Tod des »alten Herrn von Beirut« verlor die oppositionelle Partei im Heiligen Land spürbar an Kraft. Doch die Kaiserlichen vermochten auch aus dem Tod ihres Hauptkontrahenten kein Kapital zu schlagen, denn Friedrich II. fühlte sich weiterhin nicht imstande, Truppen ins Heilige Land zu schicken. Sein Konflikt mit dem norditalienischen Lombardenbund erreichte damals einen neuen Höhepunkt. Zu allem Überfluss kamen nicht zuletzt wegen dieses Konflikts wieder Spannungen mit Gregor IX. auf, die diesen dazu veranlassten, im Heiligen Land die Fronten zu wechseln. Nachdem er im Anschluss an den Aussöhnungsvertrag von San Germano jahrelang die kaiserliche Seite in Outremer unterstützt hatte, ging der Papst nun dazu über, sich wieder den fränkischen Baronen anzunähern. Außerdem befürwortete Gregor IX. von nun an eine Union der beiden Königreiche Jerusalem und Zypern. Dieser Zusammenschluss sollte die Position der Christen gegenüber dem Ayyubidischen Reich stärken, aber auch dem kaiserlichen Machtanspruch in Outremer entgegenwirken. Etwas allerdings hatte sich ungeachtet des Lombardenkrieges nicht verändert  : Die Barone des Königreichs Jerusalem akzeptierten grundsätzlich auch weiterhin, dass die Krone den Staufern gebührte. Der Kaisersohn Konrad war der rechtmäßige Nachkomme der jung verstorbenen Königin Isabella II. und daher Die Phantomkönige von Jerusalem 

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auf dem Thron anzuerkennen, daran führte aus fränkischer Sicht kein Weg vorbei. Diese unverrückbare Auffassung war letztlich auch ein entscheidendes Hindernis für die vom Papst gewünschte Union von Jerusalem und Zypern, da sich ein Machtanspruch Konrads auf der Insel nicht geltend machen ließ.13 Von einer realen Machtübernahme des jungen Staufers in Jerusalem konnte freilich keine Rede sein. Konrad, der im Alter von acht Jahren im Februar 1237 auf Betreiben seines Vaters zum römisch-deutschen König gewählt wurde, agierte danach im deutschen Reichsteil formell als Stellvertreter Friedrichs II., während dieser in Italien seinen Konflikt mit dem Lombardenbund und seine neuerlich aufkeimende Auseinandersetzung mit Papst Gregor IX. austrug.14 Eine Fahrt ins Heilige Land lag für den minderjährigen Staufer unter diesen Umständen in weiter Ferne, wobei auch der Umstand mitspielte, dass Friedrich II. die Krone von Jerusalem für sich selbst beanspruchte. Die Chancen des Kaisers, die Lage im Heiligen Land wieder in den Griff zu bekommen, verschlechterten sich indessen weiter, denn die erneute Auseinandersetzung mit dem Papsttum führte dazu, dass er im Jahr 1239 von Gregor IX. zum zweiten Mal gebannt wurde. Im selben Jahr gerieten auch die Dinge im Orient wieder in Bewegung. Seit der Einigung Friedrichs II. mit Sultan al-Kamil im Februar 1229 hatte zwischen dem Ayyubidischen Reich und dem Königreich Jerusalem weitgehend Ruhe geherrscht. Nun aber lief der zwischen Kaiser und Sultan auf zehn Jahre abgeschlossene Waffenstillstandsvertrag aus. Auf Drängen Gregors IX. kam der Kreuzzug der Barone (1239 – 1241) zustande, so genannt, weil sich daran viele französische und englische Adelige, aber keine gekrönten Häupter beteiligten. Er bestand aus zwei unmittelbar aufeinander folgenden Unternehmen, einem französischen Kreuzzug unter dem Kommando Theobalds von Navarra-Champagne und einem englischen Kreuzzug, an dessen Spitze Richard von Cornwall stand. Beide Streitkräfte zeigten keine größeren militärischen Aktivitäten, profitierten aber stark von Machtkämpfen im Ayyubidischen Reich, die hauptsächlich zwischen dem Sultan von Ägypten und den Machthabern in Damaskus ausgetragen wurden. Die Bestrebungen der miteinander zerstrittenen Ayyubiden, die Kreuztruppen aus strategischen Gründen auf ihre jeweilige Seite zu ziehen, führten dazu, dass die Christen beträchtliche Territorialzuwächse herausverhandeln konnten. Am Ende des Kreuzzuges besaß das Königreich Jerusalem wieder fast alle Gebiete westlich des Jordan sowie Askalon im Süden und hatte damit die größte Dimension seit Saladins Siegeszug von 1187 erreicht.15 Kurzzeitig hatte es sogar den Anschein, als würde auch der Lombardenkrieg ein friedliches Ende finden. Als Richard von Cornwall im Heiligen Land weilte, 200 | 

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rangen sich die fränkischen Barone auf sein Betreiben dazu durch, doch noch einen Anlauf zu unternehmen, einen Ausgleich mit Friedrich II. zu erreichen. Am 7. Mai 1241 setzten sie ein Schreiben an den Kaiser auf, in dem sie ihm anboten, seine Herrschaft zu akzeptieren, wenn er Simon von Montfort, einen der hochrangigsten Barone in der Armee Richards von Cornwall, zum Bailli von Jerusalem ernennen würde. Dieser erschien ihnen als ein für beide Seiten geeigneter Kompromisskandidat, weil er nicht aus ihren Reihen kam und sein Kommandant in einem nahen Verhältnis zum Kaiser stand (Richard von Cornwall war mit Friedrich II. verschwägert und hatte von diesem Handlungsvollmachten für das Heilige Land bekommen). Simon von Montfort besaß außerdem eine gewichtige familiäre Anbindung im Heiligen Land, da der mächtige Baron Philipp von Montfort sein Cousin war. Hinzu kam, dass er, weil er nicht dem Kaiser unterstand, auch nicht von dessen Exkommunikation betroffen und damit grundsätzlich handlungsfähig war. Für Simon von Montfort sprach also eine ganze Reihe von Gründen. Er sollte, so der Vorschlag der Barone, so lange als Bailli fungieren, bis der junge Konrad seine Volljährigkeit erreichen und zur Krönung nach Jerusalem kommen würde.16 Friedrich  II. konnte sich aber auch für diesen Kompromissvorschlag nicht erwärmen. Er ließ ihn unbeantwortet – und vergab so seine letzte Chance auf Sicherung der Macht über das Heilige Land, denn die fränkischen Barone gingen nun dazu über, die Kaiserlichen endgültig aus dem Königreich zu vertreiben. Als Startschuss für dieses Unterfangen betrachteten sie den 15. Geburtstag des Kaisersohns Konrad am 25. April 1243. Nun, da dieser die Volljährigkeit erreicht hatte, endete aus ihrer Sicht das Recht Friedrichs II., im Namen seines Sohnes die Herrschaft über das Heilige Land auszuüben. Damit besaß auch der weithin verhasste kaiserliche Statthalter Richard Filangieri keine legale Machtposition im Königreich Jerusalem mehr. Und was Konrad betraf, so gelangte der Haute Cour zu der Erkenntnis, dass dieser die Herrschaft erst dann aktiv ausüben konnte, wenn er ins Heilige Land kam, um die Huldigung der Barone persönlich entgegenzunehmen. Bis dahin sei die dem Thron verwandtschaftlich am nächsten stehende Person mit der Regentschaft zu betrauen. Diese Aufgabe fiel Alice zu, der einstigen Regentin von Zypern. Sie trat in Abstimmung mit den Baronen den finalen Kampf mit den Kaiserlichen los, indem sie von diesen verlangte, Tyrus, das Bollwerk imperialer Macht in Palästina, zu räumen. Als diese ablehnten, machten die Barone mobil und begannen die Stadt zu belagern. Relativ rasch gelang es ihnen, weite Teile von Tyrus zu besetzen. Die Kaiserlichen unter Richard Filangieris Bruder Lothar zogen sich in die Zitadelle zurück. Beide Seiten richteten sich auf eine lange Belagerung ein, da segelte Die Phantomkönige von Jerusalem 

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plötzlich Richard Filangieri im Hafen von Tyrus ein, nicht wissend, dass sich dieser bereits in der Hand der Barone befand, und wurde in Haft genommen. Lothar wusste zunächst nicht, wie er sich verhalten sollte, aber als er gewahrte, dass die Belagerer in Sichtweite der Zitadelle Anstalten machten, Richard Filangieri aufzuhängen, lenkte er ein und kapitulierte, um seinen Bruder zu retten. Mit dem Fall von Tyrus am 10. Juli 1243 verloren die Kaiserlichen ihre letzte Machtbasis in Palästina. Auch im Heiligen Land war der Lombardenkrieg damit zu Ende. Für Richard Filangieri führte die Niederlage zu einem persönlichen Desaster. Als er zurück nach Apulien segelte, war der Kaiser über die Ereignisse im Heiligen Land dermaßen aufgebracht, dass er seinen langjährigen Statthalter im Osten ins Gefängnis werfen ließ. Es sollte Jahre dauern, ehe Filangieri wieder die Freiheit erlangte. Die fränkischen Barone begriffen ihren Triumph von Tyrus unterdessen als willkommene Gelegenheit, sich die uneingeschränkte Macht über das Königreich Jerusalem zu sichern. Als die Regentin Alice von ihnen die Übergabe der Stadt forderte, lehnten sie ab und stellten auf diese Weise klar, dass die Regentschaft und damit auch das Königtum kein entscheidendes politisches Gewicht in Jerusalem mehr haben würde. Auf die Zukunft des Königreichs wirkte sich das Vorgehen der Barone nicht unbedingt segensreich aus. Da die schon in den Jahrzehnten davor erodierende Zentralgewalt jetzt endgültig untergraben wurde, gab es fortan niemanden mehr, der die zunehmenden Konflikte innerhalb des Staates, die beispielsweise zwischen den Ritterorden mit wachsender Vehemenz ausgetragen wurden, hätte beilegen können. Aber auch die endgültige Beseitigung des kaiserlichen Regiments hatte für Jerusalem gravierende Nachteile, dies vor allem hinsichtlich der machtpolitischen Stellung des Königreichs in der Region. Das imperiale Prestige, das dem kleinen Staat zusätzlichen Respekt im Ayyubidischen Reich verschafft hatte, war verloren gegangen. Außerdem konnten die Barone im Ernstfall keine militärische Hilfestellung des Kaisertums mehr einfordern. Fortan musste sich das Königreich auf die eigenen, begrenzten militärischen Mittel stützen und auf das Zustandekommen schlagkräftiger Kreuzzüge in Europa hoffen  ; diese konnten freilich immer nur mit langen Anlaufzeiten aufgestellt werden und lediglich temporäre Hilfe bringen.17 Nach dem Ende des Lombardenkriegs dauerte es denn auch nur ein Jahr, bis das Königreich einen schweren Rückschlag erlebte, von dem es sich nicht mehr erholen sollte. Auslöser für das über Jerusalem hereinbrechende Unheil waren Machtkämpfe, die nach dem Tod al-Kamils 1238 im Ayyubidischen Reich be202 | 

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gonnen hatten. Sultan as-Salih Ayyub (👑1240 – 1249) wollte die syrische Opposition gegen sein Regiment beseitigen. Zu diesem Zweck engagierte er die zu blutigen Söldnerdiensten stets bereiten Choresmier, die um 1220 von den Mongolen aus Zentralasien verdrängt worden waren. Sie fielen marodierend in Palästina ein und zogen, wahrscheinlich ohne von as-Salih Ayyub dazu beauftragt worden zu sein, im Frühsommer 1244 auch nach Jerusalem. Ihr Vorstoß in die unbefestigte Heilige Stadt endete mit einem Blutbad. Die christliche Bevölkerung Jerusalems geriet angesichts des choresmischen Anmarsches in Panik und verließ die Stadt zu Tausenden. Bei ihrem Versuch, an die Küste zu entkommen, kamen die meisten Flüchtenden ums Leben. Sie wurden von choresmischen Reiterhorden und regionalen Banditen umgebracht, am Ende gelang es nur 300 Menschen, Jaffa zu erreichen. Die in Jerusalem zurückgebliebenen Christen wurden von den Choresmiern ebenfalls niedergemetzelt und die heiligen Stätten verwüstet.18 Bei Friedrich  II. rief der neuerliche Fall der Heiligen Stadt eine bemerkenswerte Reaktion hervor. Seit mehreren Jahren wieder in einen Machtkampf mit dem Papsttum verstrickt und seit 1239 neuerlich exkommuniziert, bot er Rom nun an, die Kaiserwürde zugunsten seines Sohnes Konrad IV. abzulegen und sein restliches Leben dem Kampf um das Heilige Land zu widmen. Mit allen Kräften wolle er versuchen, das Königreich Jerusalem möglichst zur Gänze zurückzugewinnen, wenn der Heilige Stuhl nur den über ihn verhängten Kirchenbann wieder aufheben würde. Einflussreiche weltliche und geistliche Fürsten setzten sich für den Staufer ein, dasselbe tat der französische König Ludwig IX., aber vergebens. Papst Innozenz  IV. (👑1243 – 1254) war in der Auseinandersetzung mit dem Kaiser noch kompromissloser als sein Vorgänger Gregor  IX. Er ignorierte das Angebot Friedrichs II. nicht nur, sondern setzte den Kampf gegen ihn mit vermehrter Schärfe fort.19 Eine seiner antikaiserlichen Maßnahmen bestand darin, dass er im Jahr 1247 die Lehnsherrschaft des Kaisertums über Zypern aufhob und das kleine Königreich seinem Schutz unterstellte. Die Vasallität des levantinischen Inselstaats zum Heiligen Römischen Reich hatte freilich spätestens seit dem Fall von Kyrenia im Jahr 1233 ohnehin nur noch auf dem Papier bestanden.20 Wäre Friedrich II. tatsächlich bereit gewesen, seiner überragenden weltlichen Macht zu entsagen und sein restliches Leben dem Kampf um das Heilige Land zu widmen  ? Bei einem derart machtbewussten Mann wie ihm braucht man ein gewisses Maß Phantasie, um sich ein derartiges Szenario vorzustellen. Das Heilige Land ließ den letzten Stauferkaiser jedoch alles andere als kalt. Den Titel Ierusalem rex, der ihm seit dem Tod seiner Gemahlin Isabella II. 1228 eigentlich gar nicht mehr zustand, führte er bis zum seinem Tod im Jahr 1250. Kurz vor Die Phantomkönige von Jerusalem 

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seinem Ableben spendete er außerdem testamentarisch 100.000 Unzen Gold für die Rückeroberung des Heiligen Landes.21 Ernstzunehmende Verstärkungen hätte das Königreich Jerusalem um die Mitte des 13. Jahrhunderts dringend benötigt. Nach dem Fall der Heiligen Stadt waren die fränkischen Streitkräfte mit muslimischen Verbündeten aus dem ­Osten des Ayyubidischen Reiches gegen Sultan as-Salih Ayyub und die Choresmier in den Kampf gezogen. Am 17. Oktober 1244 hatten sie jedoch bei La Forbie, einem kleinen Dorf nordöstlich von Gaza, eine katastrophale Niederlage erlitten, die das in den Jahrzehnten zuvor Erreichte weitgehend zunichtemachte. Nachdem sich das Königreich Jerusalem von Saladins Siegeszug 1187 langsam erholt und viele damals verlorene Gebiete zurückgewonnen hatte, wurde die militärische Schlagkraft der Christen durch die Schlacht von La Forbie dermaßen beschädigt, dass sie eine Reihe wichtiger Positionen wie Tiberias und Askalon nicht mehr halten konnten.22 Von einer militärischen Unterstützung des Königreichs Jerusalem durch Friedrich II. konnte zu diesem Zeitpunkt freilich längst keine Rede mehr sein. Nachdem seine Bereitschaftserklärung des Jahres 1244, dem Heiligen Land mit maximalem Einsatz helfen zu wollen, von Papst Innozenz IV. zurückgewiesen worden war, waren die einst ehrgeizigen Outremerpläne des Kaisers endgültig zur blanken Theorie verkommen. In den letzten Jahren seines Lebens wurden seine Kräfte praktisch zur Gänze durch den Existenzkampf gegen den Papst gebunden, sodass er sich um das Heilige Land nicht mehr kümmern konnte. Gleiches galt für seinen Sohn Konrad IV. (👑1250 – 1254) und dessen Sohn Konradin. Beide wurden von den Baronen des Königreichs Jerusalem zwar als Monarchen anerkannt, aber nur noch auf nomineller Basis. Denn sowohl bei Konrad IV. als auch bei Konradin, der beim Tod des Vaters erst zwei Jahre zählte, bestand keine realistische Aussicht, dass sie das Königreich jemals selbst regieren würden. Dass sie im Heiligen Land dennoch als Monarchen akzeptiert wurden, lag am ausgeprägten Rechtsverständnis der fränkischen Barone, das keinen dynastischen Bruch zuließ, aber wohl auch daran, dass sie es als Vorteil sahen, wenn der rechtmäßige König von Jerusalem ein Phantom blieb und ihre machtpolitischen Kreise nicht störte.23 Die Staufer blieben bis zu ihrem Aussterben im Jahr 1268 Könige von Jerusalem. Erst als mit Konradin der letzte legitime Erbe der Dynastie in direkter männlicher Linie starb, ging man im Königreich Jerusalem wieder dazu über, einen Einheimischen mit der Krone Jerusalems zu betrauen. Es handelte sich um König Hugo III. von Zypern, wodurch die von Papst Gregor IX. schon drei Jahrzehnte zuvor gewünschte Union der beiden Königreiche Zypern und Jerusalem nun endlich zustande kam. 204 | 

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18  Heimkehrender Kreuzritter, Gemälde von Carl Friedrich Lessing (1835).

Eine entscheidende Verstärkung der christlichen Position im Heiligen Land ergab sich daraus jedoch nicht mehr. Diese war mittlerweile dem Untergang geweiht. Mehrere Jahre vor dem Ende des staufischen Königtums war die Dynastie der Ayyubiden, die gegenüber den Kreuzfahrerstaaten jahrzehntelang eher zurückhaltend agiert hatte, durch die Kriegerkaste der Mamluken gestürzt worden. Diese strebten die restlose Zerstörung Outremers an und drängten die fränkischen Christen in einer Serie von Feldzügen immer weiter zurück. Vom Abendland gingen keine Anstrengungen mehr aus, die stark genug gewesen wären, um diesem Abwärtstrend entgegenzuwirken. Die Kreuzzugsbewegung verlor ab der Mitte des 13. Jahrhunderts immer mehr an Zugkraft. Nur der französische König Ludwig IX. unternahm noch zwei große Kreuzzüge, die aber beide vollständig scheiterten. Vom deutschen Raum gingen diesbezüglich keine Die Phantomkönige von Jerusalem 

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nennenswerten Impulse mehr aus  ; der Kreuzzug Friedrichs  II. war das letzte kriegerische Orient-Unternehmen des Abendlandes gewesen, bei dem die Deutschen eine zentrale Rolle gespielt hatten.24 1291 war das Schicksal Outremers schließlich besiegelt. Akko, die Kreuzfahrermetropole schlechthin, wurden von den Mamluken nach erbittertem Abwehrkampf erobert. Noch im selben Jahr streckten auch die letzten Bastionen der Kreuzfahrer im Orient die Waffen. Tyrus, das einstige Bollwerk des Konrad von Montferrat, das viele Jahre auch Richard Filangieris nahezu unbezwingbare Machtbasis gewesen war, gab schon während der Belagerung von Akko auf. Wenige Wochen später kapitulierte Sidon und als letzte fränkische Stadt schließlich auch Beirut. Am 31. Juli 1291 hielten die Mamelucken ihren Einzug in die Stadt, die von den deutschen Kreuzrittern des Jahres 1197 erobert worden war.

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Die Deutschen und ihre Kreuzzüge in Skizzen und Schlaglichtern

Die Rolle der Frauen

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rauen werden mit der Ära der Kreuzzüge im Allgemeinen kaum in Verbindung gebracht. Das liegt hauptsächlich daran, dass weibliche Krieger bei den Feldzügen des Hochmittelalters kein Regelfall waren und die zeitgenössischen Berichterstatter die Nichtkombattanten zumeist nur beiläufig erwähnten. Außerdem neigten die Chronisten des Hochmittelalters, die überwiegend der geistlichen Zunft angehörten, generell nicht unbedingt zu eingehender oder gar ausgewogener Berichterstattung, wenn es um weibliche Kreuzzugsteilnehmer ging. Deren Präsenz in Kreuzarmeen wurde nicht selten kritisch bis ablehnend gesehen, unter anderem deshalb, weil man meinte, sie würden die männlichen Pilger, die sich ja durch einen Kreuzzug von ihren Sünden reinwaschen sollten, schon allein durch ihre Anwesenheit zur Sünde verführen. Sie sollten sich daher, so die damalige Auffassung, den Kreuzzügen eher nicht anschließen, und wenn sie es dennoch taten, dann sollten sie dabei von Männern – ihren Ehemännern oder männlichen Verwandten – begleitet werden.1 Als individuelle Persönlichkeiten werden Frauen bei den zeitgenössischen Beschreibungen der Kreuzzüge lediglich in Ausnahmefällen sichtbar. Am ehesten kommt dies noch bei Monarchinnen vor und eigentlich auch nur dann, wenn sie durch eine außergewöhnliche Tat auffielen. Trat dies ein, konnte es seitens der Chronisten zu tendenziösen Schilderungen kommen, vor allem, wenn es sich um eine Frau handelte, die nicht in ihr Rollenbild passte. Dies geschah bei der wohl bekanntesten Kreuzfahrerin überhaupt, Eleonore von Aquitanien, die 1147 an der Seite ihres damaligen Gemahls, des französischen Königs Ludwig  VII., zum Zweiten Kreuzzug aufbrach. Als die damals etwa 25 Jahre alte Monarchin nach strapaziösem Marsch durch Kleinasien im Fürstentum Antiochia ankam, unterstützte sie den mit ihr verwandten Fürsten Raimund von Poitiers (👑1136 – 1149) bei dessen Begehr, von der französischen Kreuzarmee Waffenhilfe gegen die Muslime von Aleppo und Hama zu bekommen – und widersetzte sich dabei ihrem Ehemann, der diese Hilfe nicht leisten, sondern nach Jerusalem weiterziehen wollte. Das selbstbewusste Verhalten der Königin irritierte einige Chronisten dermaßen, dass sie ihr unterstellten, sie hätte sich auf ein amouröses Verhältnis mit Raimund von Poitiers eingelassen.2 Geht es Die Rolle der Frauen 

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nach Wilhelm von Tyrus, hatte Raimund nach dem Scheitern seines Begehrs beschlossen, dem König entweder mit Gewalt oder mit List seine Frau wegzunehmen, welche ein leichtsinniges Weib war und in den Plan des Fürsten selbst einstimmte. Die Königin war, wie wir eben gesagt haben und wie sie davon früher und später deutliche Proben gab, ein unvorsichtiges Weib, das, ihrer königlichen Würde uneingedenk, wenig Rücksicht auf ihre Frauenehre nahm.3

Die französische Königin, die sich ihrem Mann widersetzte und deshalb wohl ein liederliches Frauenzimmer sein musste – dieses Bild wurde in späteren Geschichtsbüchern gerne unkritisch übernommen. Tatsächlich aber erregte Eleonore von Aquitanien den Zorn zeitgenössischer Geistlicher schon vor allem deshalb, weil sie sich weigerte, die untergeordnete Rolle einzunehmen, die man einer Ehefrau im Hochmittelalter zuwies.4 Eine heroische, selbst für Chronisten der Zeit schwer kritisierbare Rolle spielte die französische Königin Margarete von der Provence, die 1248 an der Seite ihres Gemahls Ludwig IX. auf Kreuzzug ging. Nach der Einnahme Damiettes übergab Ludwig IX., der mit seiner Armee nach Kairo aufbrach, seiner zu diesem Zeitpunkt bereits schwangeren Frau das Kommando über die Stadt. Als der König Anfang April 1250 bei Mansura im nördlichen Nildelta schwer geschlagen wurde und in Gefangenschaft geriet, war sie es, die unter dramatischen Umständen die Lage rettete. Nach dem Eintreffen der Nachricht von Ludwigs Niederlage wollten Flottenstreitkräfte aus Genua und Pisa, die Damiette von der Seeseite her sicherten, schon die Heimreise antreten. Margarete, die gerade von einem Sohn entbunden worden war und noch im Kindbett lag, ließ die Anführer der Genuesen und Pisaner zu sich kommen und brachte sie mit viel Geld von ihrem Vorhaben ab. Damit gelang es der Königin, Damiette als kostbaren Einsatz für die bevorstehenden Verhandlungen mit den Muslimen in der Hand zu behalten. Entgegen kam ihr dabei, dass die Mamluken am 2. Mai 1250 durch einen blutigen Putsch die faktische Macht in Kairo übernahmen und aus Gründen der eigenen Machtsicherung einen raschen Frieden mit den Kreuzfahrern anpeilten. Nicht zuletzt durch Margaretes ebenso entschlossenes wie umsichtiges Handeln kamen Ludwig IX. und seine Soldaten am 6. Mai gegen eine Lösegeldzahlung und die Räumung von Damiette frei und konnten unbehelligt abreisen.5 Eine derart markante Präsenz von Monarchinnen, wie sie bei den beiden französischen Königinnen Margarete von der Provence und Eleonore von Aquitanien sichtbar wurde, gab es bei den deutschen Kreuzzügen nicht. Dies lag 208 | 

Die Deutschen und ihre Kreuzzüge in Skizzen und Schlaglichtern

hauptsächlich an der schlichten Tatsache, dass die ersten beiden kreuzfahrenden Staufer-Monarchen bei ihrem Aufbruch in den Orient keine Gemahlinnen mehr hatten  ; Konrad  III. war bereits verwitwet, als er den Zweiten Kreuzzug antrat, dasselbe traf auf Friedrich I. Barbarossa zum Zeitpunkt des Dritten Kreuzzuges zu. Auch Friedrich II. war während seines Kreuzzuges 1228/29 bereits Witwer. Bei seinem ersten, krankheitsbedingt rasch wieder beendeten Aufbruch im Jahr 1227 war seine Gemahlin Isabella II. von Jerusalem indessen noch am Leben gewesen – und in Italien zurückgeblieben, was insofern doch einigermaßen bemerkenswert ist, als sie immerhin die Königin jenes Landes war, das Friedrich II als Kreuzfahrer ansteuerte. Ob der Kaiser. seine Frau nicht den Gefahren aussetzen wollte, die bei einem Kreuzzug auftreten konnten, ob sie für die Dauer des gesamten Kreuzzuges in Italien bleiben oder alsbald ins Heilige Land nachkommen sollte, lässt sich im Nachhinein nicht mehr eruieren. Zumindest einmal aber dürfte eine mit der staufischen Dynastie verwandtschaftlich eng verbundene Monarchin bei einem Kreuzzug eine recht nachhaltige Rolle gespielt haben, nämlich im Fall von Bertha von Sulzbach, der Schwägerin und Adoptivtochter König Konrads III., die kurz vor dem Zweiten Kreuzzug den byzantinischen Kaiser Manuel I. Komnenos geheiratet hatte und unter dem Namen Irene länger als ein Jahrzehnt Kaiserin von Byzanz war. Bertha von Sulzbach war eine offenbar recht willensstarke Frau. Als Friedrich I. Barbarossa dem minderjährigen Sohn seines Vorgängers Konrad III. aus Gründen der eigenen Machtsicherung möglichst lange die Schwertleite und damit auch die volle Herrschaftsfähigkeit vorenthalten wollte, schickte Bertha, die eine Tante des Jünglings war, 1157 eine Gesandtschaft mit dem Auftrag zu Barbarossa, dessen Hof erst nach erfolgter Schwertleite wieder zu verlassen  ; Barbarossa sah sich zum Nachgeben gezwungen und schlug den Jüngling vor den Augen der byzantinischen Gesandten zum Ritter.6 Ähnlich tatkräftig ging Bertha von Sulzbach vermutlich auch vor, als Konrad III. 1147 mit seiner Kreuzarmee über den Balkan vorrückte und es wegen der Gewalttaten der deutschen Kreuzfahrer zu massiven Spannungen mit Manuel I. kam. Von ihr wird schlichtendes Eingreifen angenommen, mit dem sie nicht unwesentlich dazu beitrug, dass ein Eklat zwischen den beiden Monarchen ausblieb und der erste Aufenthalt Konrads III. am Bosporus ohne größeres Blutvergießen verlief.7 Weiterhin ist davon auszugehen, dass die Deutsche auf dem byzantinischen Kaiserthron auch an den beiden Überwinterungen Konrads III. während des Zweiten Kreuzzuges und der sich dabei entwickelnden Freundschaft zwischen ihm und Manuel I. Komnenos einen Anteil hatte. Die bemerkenswerteste Kreuzfahrerin aus dem deutschsprachigen Raum war wohl die bereits erwähnte Markgräfin Ida von Österreich, die 1101 im GeDie Rolle der Frauen 

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folge des Bayernherzogs Welf  IV. über die Landroute in Richtung Orient zog. Die Babenbergerin tat schon mit ihrer Entscheidung zur Kreuzzugsteilnahme einen ungewöhnlichen Schritt, weil es in der gesamten Kreuzzugsepoche kaum jemals vorkam, dass eine adelige Frau dieses Wagnis ohne ihren Ehemann, also gewissermaßen auf eigene Faust – Ida war verwitwet –, einging. Darüber hinaus dürfte die Babenbergerin aber auch beim Kreuzzug eine sehr aktive Rolle gespielt haben. Das geht zumindest aus dem Verhalten des byzantinischen Kaisers hervor. Alexios I. Komnenos pflegte von den Anführern von Kreuzarmeen einen Lehnseid zu verlangen, um sie förmlich an sich zu binden und auf diese Weise die Oberherrschaft über die von den Kreuzfahrern eroberten Ländereien zu erlangen. Als der Herzog von Bayern am Bosporus erschien, forderte der Kaiser auch von ihm einen Eid, darüber hinaus aber ebenfalls von der Babenbergerin, obwohl diese eigentlich eine Untergebene Welfs IV. war. Ida blieb auch über ihren Tod hinaus eine Ausnahmeerscheinung der Kreuzzugsära. Als die bayerische Kreuzarmee im September 1101 von den Seldschuken im Süden Kleinasiens vernichtet wurde, verlor sich die Spur der Markgräfin auf dem Schlachtfeld. Ihr Verschwinden sorgte für das Entstehen eigenwilliger Mythen. Sie sei vom Schlachtfeld entführt worden und habe, von einem muslimischen Fürsten geschwängert, einem gewissen Sanguin das Leben geschenkt, hieß es in einer prominenten zeitgenössischen Quelle, der Historia Welforum. Bei Sanguin handelte es sich um keinem Geringeren als Imad ad-Din Zengi, der durch die Eroberung von Edessa den Zweiten Kreuzzug auslöste. Dass Zengi schon weit über zehn Jahre vor Idas Tod das Licht der Welt erblickt hatte, wussten die Verfasser der Historia Welforum entweder nicht oder blendeten dieses Faktum geflissentlich aus.8 Blickt man über die Beispiele namentlich bekannter Kreuzfahrerinnen hinaus, lässt sich feststellen, dass die weibliche Präsenz bei den Kreuzzügen alles andere als marginal ausfiel. Wie aus – seltenen und zumeist eher knappen – Hinweisen in zeitgenössischen Berichten hervorgeht, trugen Frauen in mannigfaltiger Hinsicht zur Realisierung eines Kreuzzuges bei, wenngleich nicht bei jeder ihrer möglichen Tätigkeiten Klarheit herrscht, inwieweit sie diese tatsächlich ausübten  ; ob und wie sehr Frauen in die Pflege von Verwundeten eingebunden waren, geht aus den Quellen beispielsweise nicht hervor. Eindeutiger erkennbar ist, dass Wäscherin­nen bei einem Kreuzzug von besonderer Bedeutung waren. Angesichts der bei einem solchen Unternehmen zu erwartenden Strapazen bei heißen Temperaturen wurde es verständlicherweise als unverzichtbar empfunden, die Kleider der Kämpfer halbwegs regelmäßig zu reinigen. Die Präsenz von Wäscherinnen galt als dermaßen bedeutend, dass sie sogar von einem Kreuzzugs­ 210 | 

Die Deutschen und ihre Kreuzzüge in Skizzen und Schlaglichtern

teilnahmeverbot für Frauen, das man im Vorfeld des Dritten Kreuzzuges auf Betreiben des englischen Königs Heinrich II. aussprach, ausdrücklich ausgenommen wurden. In kritischen Situationen konnte es durchaus vorkommen, dass Frauen im weiteren Sinn militärische Aufgaben übernahmen. Dazu zählten nächtliche Wachdienste, aber auch unterstützende Maßnahmen mitten im Kampfgeschehen.9 Als Sultan al-Kamil am 31. März 1219 einen Großangriff auf eine multinationale Kreuzarmee unternahm, die Damiette im Nildelta belagerte, gab es laut dem Chronisten und Augenzeugen Oliver von Paderborn im Zentrum der christlichen Stellung eine von ihm nicht näher definierte Anzahl von Frauen, die alles daransetzten, die Kampffähigkeit der schwer bedrängten Krieger aufrechtzuerhalten. »Unerschrocken« versorgten sie die Männer »mit Wasser und Steinen, Wein und Brot«10, was in der Praxis bedeutete, dass sie zu diesem Zweck immer wieder in die vorderste Kampflinie eilten und dabei auch ihr eigenes Leben riskierten. Einigen arabischen Quellen zufolge gingen Frauen zuweilen noch weiter und agierten als Kriegerinnen. Gehäuft wurde von weiblichen Kämpfern im Kontext der Kämpfe um Akko von 1189 bis 1191 während des Dritten Kreuzzuges berichtet. So schreibt der Chronist Imad ad-Din al-Isfahani11 über »weibliche Ritter unter den Franken, mit Rüstungen und Helmen, gekleidet wie Männer, die ins dichte Schlachtgetümmel ritten«12. Laut dem Augenzeugen Baha ad-Din wurde ein muslimischer Kämpfer bei einem Angriff auf die Abwehrstellung der Christen mit einer zielsicheren Bogenschützin konfrontiert. Ein altbewährter, kluger Soldat, der an dem Tag in ihr Schanzwerk eindrang, erzählte mir, hinter der Brustwehr habe eine Frau in einem grünen Mantel gestanden, ständig mit einem hölzernen Bogen auf unsere Kämpfer geschossen und viele verwundet, bis sie schließlich überwältigt und getötet wurde. Den Bogen nahm man ihr ab und brachte ihn Saladin, der sich tief erstaunt darüber zeigte.13

Berichte muslimischer Chronisten über kämpfende christliche Frauen sind insofern mit etwas Vorsicht zu genießen, als sie vielleicht dazu gedacht waren, den Fanatismus der Kreuzfahrer in ein möglichst grelles Licht zu rücken.14 Andererseits ist es schwer vorstellbar, dass die Frauen im Lager der Christen gerade bei einem so dramatischen Ringen, wie es zwischen 1189 und 1191 um Akko stattfand, passiv blieben. Dass sie etwa, wie Imad ad-Din al-Isfahani schildert, die Ritter im Kampf anfeuerten und zu maximalem Einsatz ermutigten, um eine Niederlage abzuwenden, erscheint durchaus nicht abwegig  : Die Rolle der Frauen 

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»Sie ermunterten bald, bald ließen sie nach, ermahnten und reizten ihren Stolz und sagten, das Kreuz erlaube nur Widerstand bis zum Äußersten, der Streiter könne nur durch das Opfer seines Lebens das ewige Leben erlangen, und das Grab ihres Gottes sei in der Gewalt ihrer Feinde.«15

Bei all diesen Berichten wird indessen nicht deutlich, welchem Land die darin beschriebenen Frauen angehörten. Ob es sich bei ihnen um Französinnen, Engländerinnen oder vielleicht auch um Deutsche handelte, bleibt offen. Mit Gewissheit lässt sich lediglich feststellen, dass sowohl an der Belagerung von Akko als auch an der Belagerung von Damiette deutsche Truppenverbände teilnahmen  ; im Falle von Akko handelte es sich dabei um den Rest von Friedrich Barbarossas Kreuzarmee, im Falle von Damiette um Streitkräfte unter dem Kommando des österreichischen Herzogs Leopold VI. und um friesische Truppenverbände. Eine besonders starke weibliche Präsenz dürfte es bei der ersten gesamtdeutschen Streitmacht gegeben haben, die sich im Kontext des Zweiten Kreuzzuges bildete. Unter den Tausenden von Deutschen, die im Frühjahr 1147 herbeiström­ ten, um sich dem Heer König Konrads  III. anzuschließen, gab es auch viele Frauen, die an der Seite ihrer Männer anrückten.16 Geht es nach dem griechischen Chronisten Niketas Choniates, fiel die weibliche Präsenz in der Streitmacht des Zweiten Kreuzzuges, wahrlich spektakulär aus. In seiner Schilderung, deren Wahrheitsgehalt freilich hinterfragenswert ist, heißt es  : Eine Wolke von Feinden, eine entsetzliche und todbringende Seuche, fiel über die römischen [d. h. byzantinischen] Grenzen ein  : Ich spreche von der Kampagne der Deutschen, der sich andere verwandte Nationen anschlossen. Frauen befanden sich unter ihnen und ritten auf Pferden nach Männerart, nicht seitlich, sondern schamlos mit gespreizten Beinen, und sie trugen Lanzen und Rüstungen wie Männer  ; gekleidet in männlicher Tracht, machten sie einen martialischen Eindruck und wirkten männlicher als die Amazonen. Eine stach aus ihnen heraus wie eine zweite Penthesilea [Anm.: griechische Mythengestalt, im Sagenkreis des Trojanischen Krieges ist sie die Königin der Amazonen], und wegen der Goldstickerei auf dem Saum ihrer Kleidung nannte man sie Goldfuß.17

Ob es sich bei diesen Frauen um Deutsche handelte oder ihre Anführerin, wie zuweilen vermutet, die französische Königin Eleonore von Aquitanien war,18 ob dieser aufsehenerregende Auftritt in dieser Form überhaupt stattgefunden hat, lässt sich nicht beantworten. Tatsache ist, dass die Beteiligung von Frauen an Kreuzzügen in der Regel weit weniger glamourös ausfiel und mit viel Mühsal und Gefahr verbunden war. 212 | 

Die Deutschen und ihre Kreuzzüge in Skizzen und Schlaglichtern

Frauen waren von den Kreuzzügen im Übrigen auch dann oft in starkem Maß betroffen, wenn sie selbst nicht daran teilnahmen. Zogen verheiratete Männer als Glaubenskrieger in den Orient, hatte dies für ihre Ehefrauen nicht selten unliebsame Konsequenzen. Sie waren neben ihren sonstigen Aufgaben nun plötzlich auch noch für die Güterverwaltung zuständig und mussten weit mehr als zuvor für die Versorgung der Familie aufkommen. Nicht selten machten sie dabei schlimme Erfahrungen mit habgierigen Nachbarn oder sonstigen Tunichtguten, die glaubten, nun, da der Ehemann fort war, sich an dessen Besitz schadlos halten zu können.19 Nicht alle Frauen waren unglücklich, wenn ihre Männer auf Kreuzzug gingen. Es konnte durchaus auch vorkommen, dass manche unter ihnen ebendas mit allem Nachdruck wollten. Bekannt ist etwa der Fall des französischen Grafen Stephan von Blois, der vom Ersten Kreuzzug vorzeitig und ohne sich mit Ruhm bedeckt zu haben wieder heimkehrte. Seine Gemahlin Adela war darüber zutiefst empört und setzte ihn unter Druck, das Versäumte nachzuholen. Stephan von Blois beugte sich seiner Gemahlin, die als Tochter Wilhelms des Eroberers selbst eine einflussreiche Frau war. Er schloss sich dem Kreuzzug von 1101 an und zog abermals in den Osten, wo er im Mai 1102 bei einer Schlacht gegen die Muslime ums Leben kam.20

Otto von Botenlauben und Beatrix von Courtenay

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ieht man von den staufischen Kreuzfahrermonarchen und den ranghöchsten geistlichen und weltlichen Fürsten ab, die ihnen in den Orient folgten, bleiben die Biographien der deutschen Kreuzfahrer überwiegend im Dunkeln. Eine Ausnahme ist Otto von Botenlauben, zum einen, weil er sich als Dichter einen Namen machte, zum anderen, weil sein Weg von einer starken Ehefrau begleitet und teilweise auch nachhaltig geprägt wurde. Otto von Botenlauben kam im Jahr 1197 mit der Kreuzarmee Heinrichs VI. ins Königreich Jerusalem. Ein junger Mann von etwa 20 Jahren, der dritte Sohn des Grafen Poppo VI. von Henneberg, zählte er zu den vielen jüngeren und minder erbberechtigten Fürstensöhnen, die im Hochmittelalter wohl nicht nur aus religiösen Gründen ins Heilige Land zogen, sondern dort auch nach besseren Zukunftschancen Ausschau hielten. Als die deutsche Kreuzarmee zu Beginn des Frühjahrs 1198 vorzeitig die Heimreise antrat, blieb er denn auch in Palästina. Ob Otto von Botenlauben dem Deutschen Ritterorden beitrat oder sich andere Betätigungsfelder suchte, ist nicht bekannt. In einer zumindest emotional engeren Beziehung zum Orden stand er jedoch  ; im Herbst 1208 schenkte er diesem ein Haus mit Ländereien im galiläischen Bergland östlich von Akko. Dass Otto von Botenlauben und Beatrix von Courtenay 

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er überhaupt in die Lage kam, dem Orden eine dermaßen wertvolle Schenkung zukommen zu lassen, hatte indessen wohl auch mit einem zentralen Ereignis in seinem Leben zu tun, nämlich mit seiner Hochzeit, die irgendwann zwischen 1206 und 1208 stattfand. Otto von Botenlauben war ein Mann mit vielen Talenten. Er soll sich in Kämpfen gegen die Muslime als tapferer Ritter ausgezeichnet haben, betätigte sich aber auch als Minnesänger und erlangte als solcher einiges an Ansehen. Sein künstlerisches Werk verschaffte ihm über seinen Tod hinaus so viel Anerkennung, dass es Eingang in den Codex Manesse fand, die umfangreichste und bedeutendste, im frühen 14. Jahrhundert angelegte Liederhandschrift des Mittelalters. Zudem gelang es ihm, sich in der Adelsschicht des Königreichs Jerusalem zu etablieren und die Gunst der ebenso reichen wie kämpferischen Adeligen Beatrix von Courtenay zu gewinnen, der Tochter Joscelins III. von Courtenay, der einst Seneschall von Jerusalem und Titulargraf von Edessa gewesen war. Joscelin III., um 1200 verstorben, hatte im Lauf seines Lebens große Reichtümer aufgehäuft und umfassende Ländereien erworben, mit Beatrix und einer jüngeren Tochter namens Agnes aber nur zwei erbberechtigte Nachkommen.21 Die beabsichtigte Eheschließung zwischen Otto von Botenlauben und Beatrix von Courtenay wirbelte im Königreich Jerusalem viel Staub auf. König Amalrich II. war mit diesem Vorhaben ganz und gar nicht einverstanden. Joscelin III. hatte seine beiden Töchter Beatrix und Agnes viele Jahre zuvor mit Mitgliedern der Königsfamilie Lusignan verlobt, und Amalrich  II. beharrte auf der Einhaltung dieser für seine Familie finanziell äußerst kostbaren Zusage. Bei Hochzeiten, die im Hochmittelalter geschlossen wurden, ist es mangels entsprechender Quellenbelege grundsätzlich schwierig, festzustellen, ob sie aus rein pragmatischen Gründen zustande kamen oder ob die Emotion dabei auch eine Rolle spielte. Bei Beatrix von Courtenay wird allerdings die Möglichkeit nicht auszuschließen sein, dass bei ihrer umkämpften Hochzeit mit Otto von Botenlauben doch auch starke Gefühle mit im Spiel waren, denn sie ließ sich von ihrer Heiratsabsicht nicht abbringen und nahm dafür selbst einen Streit mit dem König in Kauf. Dabei kam ihr der Umstand zu Hilfe, dass sich Amalrich II. in einer geschwächten Position befand, weil er wegen anderer politischer Fragen mit dem einflussreichen fränkischen Adel uneins war. Beatrix von Courtenay setzte ihren Willen letztlich durch, die von ihr gewünschte Hochzeit fand statt.22 Für Otto von Botenlauben bedeutete die Eheschließung zweifelsohne einen großen Sprung nach oben. Die Familie Courtenay zählte zum Hochadel des Königreichs Jerusalem, eine Schwester von Beatrix’ Vater war einige Jahre mit dem späteren König Amalrich I. (👑1162 – 1174) verheiratet gewesen. Außerdem trat 214 | 

Die Deutschen und ihre Kreuzzüge in Skizzen und Schlaglichtern

auch bei Otto das Prinzip iure uxoris in Kraft – er wurde zum Besitzer der zahlreichen Güter und Titel seiner nunmehrigen Ehefrau. Zu den umfangreichen Besitztümern, die Beatrix von ihrem Vater Joscelin III. geerbt hatte, zählte auch die Seigneurie de Joscelin, die in der Geschichte des Deutschen Ritterordens zentrale Bedeutung erlangen sollte. Dass Hermann von Salza dieses weitläufige Territorium im Jahr 1220 erwerben konnte, war auf eine bemerkenswerte Entscheidung des Ehepaares Otto von Botenlauben und Beatrix von Courtenay zurückzuführen, nämlich ihre Zelte im Königreich Jerusalem abzubrechen und ins Heilige Römische Reich zu übersiedeln.23 Welche Gründe veranlassten Otto und Beatrix zu diesem Schritt  ? Denkbar erscheint, dass sie die Lage im Königreich Jerusalem als hochgradig unsicher einschätzten. In den späten 1210er Jahren stellte sich die Zukunft in Palästina aus fränkischer Sicht tatsächlich nicht gerade rosig dar. Das von Saladin nahezu völlig zerschlagene Königreich hatte durch den Dritten Kreuzzug und den Deutschen Kreuzzug in den 1190er Jahren zwar wieder an Terrain gewonnen, doch seitdem war diesbezüglich nicht mehr viel geschehen. Der Vierte Kreuzzug hatte sich nicht dem Heiligen Land, sondern Konstantinopel zugewandt. Der von Papst Innozenz III. jahrelang mit riesigem propagandistischen Aufwand vorbereitete Fünfte Kreuzzug war im Frühherbst 1217 zwar in Palästina gelandet, hatte aber keine nachhaltigen Erfolge erzielt und das Land rasch wieder verlassen, um Damiette im Nildelta zu belagern. Nach wie vor war das Königreich Jerusalem klein und zerbrechlich, ein Zustand, der seit dem Tod al-Adils im März 1218 noch bedenklicher erscheinen mochte, da dem friedliebenden Sultan der kampfeslustigere al-Muazzam als Herrscher über das benachbarte Syrien nachfolgte. Otto von Botenlauben und Beatrix von Courtenay standen mit ihrer Umzugsentscheidung nicht alleine. Generell hatten die Barone des Königreichs Jerusalem mit finanziellen Widrigkeiten zu kämpfen, die mit Territorial- und Besitzverlusten infolge von Saladins Eroberungen ihren Ausgang genommen hatten. Manche von ihnen schätzten ihre Zukunftsperspektiven im Heiligen Land als dermaßen gering ein, dass sie ihren Besitz verkauften und nach Europa zurückkehrten.24 Eine Zukunft in Deutschland hingegen war für Beatrix von Courtenay und Otto von Botenlauben gesichert. Mit dem gewaltigen Erlös, den sie allein schon durch die Veräußerung der Seigneurie de Joscelin erzielten, konnten sie in Deutschland ein gutes Leben führen, hinzu kamen noch einige ererbte Besitztümer. Der spätere Lebensweg der Familie nahm indessen eine eigentümliche Wendung, die ein bezeichnendes Licht auf den enormen Einfluss wirft, den die Kirche und der Glauben auf das Leben der Menschen im Hochmittelalter ausübten. ­Ottos und Beatrix’ älterer Sohn und dessen Gemahlin lösten um 1230 ihre Ehe Otto von Botenlauben und Beatrix von Courtenay 

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19  Otto von Botenlauben und Beatrix von Courtenay, Hochgrab in der Klosterkirche Frauenrath.

einvernehmlich auf, übergaben ihren einzigen Sohn kirchlicher Obhut und zogen sich in den Deutschen Orden bzw. in das Dominikanerinnen-Kloster St. Markus zu Würzburg zurück. Otto von Botenlauben und Beatrix von Courtenay gingen einen ähnlichen Weg. 1231 gründeten sie das Kloster Frauenrath, verkauften drei Jahre später die Burg Botenlauben an das Bistum Würzburg und brachten ihren Lebensabend ebenfalls in tief religiöser Zurückgezogenheit zu. Beide erreichten ein hohes Alter – Otto von Botenlauben lebte bis 1244, Beatrix von Courtenay bis 1245 – und wurden im Kloster Frauenrath beigesetzt.25

Dichter

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arallel zu den Kreuzzügen – und ganz wesentlich davon bedingt – kam es in Frankreich zu einem Aufblühen volkssprachlicher Dichtkunst. Dasselbe geschah auch im deutschen Raum, wo mit Walther von der Vogelweide, Hartmann von Aue, Friedrich von Hausen oder Wolfram von Eschenbach um die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert, als die Kreuzzugsbewegung ihren Zenit erreichte und auch das deutsche Rittertum in voller Blüte stand, herausragende Lyriker in Erscheinung traten, über deren Leben es zumeist nur wenige bis gar keine Informationen gibt. In ihren Werken, die von Liedern bis hin zu Epen reichten, setzten

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Die Deutschen und ihre Kreuzzüge in Skizzen und Schlaglichtern

sie sich immer wieder auch mit dem damals dominanten Thema Glaubenskrieg auseinander. Vor allem mit den Liedern trugen sie wesentlich zur Kreuzzugsprogaganda bei. In einer Zeit, in der die meisten Menschen weder lesen noch schreiben konnten, waren Lieder, die von fahrenden Sängern vorgetragen wurden, ein zentrales Element der Kommunikation und Informationsübermittlung. Außerdem ließen sich die Botschaften des Glaubenskrieges, für deren Verbreitung ansonsten hauptsächlich Prediger zuständig waren, dem Publikum in Liedform auf attraktive, eingängige und leicht konsumierbare Art und Weise vortragen. In Summe konnten Lieder ein besonders effizientes Instrument sein, um Menschen von der Kreuznahme zu überzeugen, ihre Kampfmoral zu steigern und bei ihnen auch ein verstärktes Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen.26 Die Kreuzzugslieder näherten sich dem Thema auf unterschiedlichen Wegen. Zuweilen wurde die kriegerische Botschaft mit unverblümter Direktheit vorgetragen, so etwa in dem altfranzösischen Lied Ritter, die Verheißung ist groß, das in der Vorbereitungsphase des Zweiten Kreuzzuges entstand und mit dem möglichst viele französische Ritter dazu gebracht werden sollten, sich dem von Ludwig VII. geführten Kreuzzug anzuschließen. Wer mit König Ludwig zieht, Muss die Hölle nie mehr fürchten. Seine Seele wird ins Paradies gelangen, Wo die Engel des Herrn wohnen. Edessa ist, Ihr wisst es, erobert, Und die Christen dort leiden schon lange schlimme Qualen. Die Kirchen stehen jetzt leer, Keine Messen werden mehr gesungen. O Ritter, denkt daran, Ihr, die ihr für eure Wehrhaftigkeit berühmt seid, Und dann gebt eure Leiber für den hin, Der für euch mit Dornen gekrönt wurde.27

Mit etwas diffizileren Mitteln arbeitete Walther von der Vogelweide, dessen künstlerisches Wirken sich etwa über die Jahre 1190 bis 1230 erstreckte. Als unmittelbarer Zeitgenosse dieser Epoche griff Walther die Kreuzzugsthematik in seinen Werken mehrfach auf. Er kam im Grunde kaum daran vorbei, da er mit seiner Dicht- und Sangeskunst seinen Lebensunterhalt bestritt und seine Dichter 

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Schaffenszeit mit der Hochphase der Kreuzzugsepoche zusammenfiel. Die Fürsten, von denen er im Lauf seines Lebens gefördert wurde, waren nahezu ausnahmslos angehende oder ehemalige Kreuzritter oder mit dem Glaubenskrieg zumindest indirekt in Berührung gekommen.28 Also lag es für ihn nahe, dieses Thema aufzugreifen. Noch näher mochte es zuweilen gelegen haben, einen Fürsten, von dem man sich Zuwendungen erhoffte, für seine Taten im Zeichen des Glaubenskrieges zu preisen, so wie es Walther von der Vogelweide tat, als Herzog Leopold  VI. im Sommer des Jahres 1219 vom Fünften Kreuzzug heimkehrte  : »Herzog von Österreich, es ist euch gut gelungen, und so herrlich, daß wir nicht anders können, als Sehnsucht nach euch empfinden.« Die Glocken würden bei seiner Heimkehr läuten, prophezeite Walther dem Herzog, man werde ihn anstarren wie ein Wunder, ihn, der nun »von Sünde und Schande frei«29 sei. Lobpreisungen wie diese werfen freilich auch die Frage auf, inwieweit bei derartigen Liedern und bei Kreuzliedern überhaupt eine tiefe persönliche Überzeugung mitschwang. Die Notwendigkeit, fürstliche Gönner zu finden, war für Dichter wie Walther von der Vogelweide eine Angelegenheit, die nicht außer Acht gelassen werden konnte. Mit einer anderen Komposition, dem so genannten Palästinalied, schuf Walther von der Vogelweide das heute bekannteste Kreuzlied. Darin rückt er nicht den Glaubenskampf, sondern das Heilige Land in den Vordergrund, das für viele Menschen der spirituelle Sehnsuchtsort schlechthin und eine wesentliche Triebfeder für die Teilnahme an einem Kreuzzug war. Walther beschreibt bildgewaltig die Glücksgefühle eines gläubigen Christen, der im Heiligen Land angekommen ist. Jetzt erst lebe ich würdig, seit mein sündiges Auge erblickt das reine Land und auch die Erde, der man so viel Verehrung entgegenbringt. Es ist eingetroffen, worum ich stets gebeten habe  : ich bin an die Stätte gekommen, wo Gott als Mensch gegangen ist.30

Das Palästinalied lässt einiges offen. Um wen es sich bei dem erzählenden Ich handelt, geht aus dem Text nicht hervor. Es könnte ein schwer bewaffneter Kreuzritter, aber auch ein einfacher, friedlich gesonnener Pilger sein. Dennoch war das Palästinalied wohl als Kreuzzugswerbung gedacht,31 und an einer Stelle gibt der Ich-Erzähler dann doch eine religiös-politische Aussage ab. »Die ganze 218 | 

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Welt« liege über Palästina »im Streit«, meint er und verleiht im gleichen Atemzug seiner Überzeugung Ausdruck, dass die Ansprüche der Christen besonders gerechtfertigt seien. Gott müsse in dieser Frage entscheiden, gibt der Erzähler vergleichsweise friedlich zu Protokoll, hält dann aber fest  : »Recht ist, dass er es uns zuspricht  !«32 Das Palästinalied erlangte große Popularität. Es blieb in einem halben Dutzend Handschriften erhalten, was als starkes Indiz dafür zu werten ist, dass es einen hohen Verbreitungsgrad erlangte und den Nerv des Publikums traf. Ein wesentlicher Faktor dafür dürfte die musikalische Gestaltung gewesen sein. Das Palästinalied zählt zu den wenigen Liedern des Hochmittelalters, von denen auch die Melodie überliefert wurde, und diese ist sehr markant und einprägsam, ein Ohrwurm gewissermaßen.33 Ein im weiteren Sinn ideologischer Denkansatz in Sachen Kreuzzug wird bei Hartmann von Aue deutlich, der um die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert hauptsächlich als Epiker in Erscheinung trat, von dem aber auch einige Minneund Kreuzlieder überliefert sind. In Letzteren charakterisierte er den Kreuzzug als einen für Gott verrichteten Kriegsdienst. Nicht nur die Ritterehre mahne zum Waffengang gegen die Ungläubigen, sondern auch die Lehnspflicht des Ritters gegenüber Gott, dem obersten Kriegsherrn  ; mit dem Kreuzzug werde er dieser Pflicht gerecht, werde sich mit ritterlichem Ruhm bedecken und – noch wichtiger – himmlischen Lohn erwerben. Es war eine Botschaft, die möglicherweise auch einen politischen Hintergrund hatte und als Polemik gegen Heinrich VI. gedacht war, den so manche als einen Kreuzritter sahen, der weniger von idealistischen als von machtpolitischen Motiven angetrieben wurde.34 Im Bestreben, mit den eigenen Liedern ein möglichst großes Publikum zu erreichen, griffen die Dichter gerne Themen auf, die von vielen Menschen nachempfunden werden konnten. Kreuzlieder behandelten daher nicht selten eine der wesentlichsten Begleiterscheinungen, die ein Kreuzzug hatte, nämlich, dass die in den Orient aufbrechenden Glaubenskrieger oftmals einer geliebten Frau in der Heimat für längere Zeit Lebewohl sagen mussten. Friedrich von Hausen etwa, einer der frühen deutschen Kreuzzugslyriker, beschrieb diese Zerrissenheit, von der vermutlich nicht wenige Glaubenskrieger erfüllt waren, mit dem einprägsamen Bild des Zweispalts zwischen Herz und Körper. Mein Herz und mein Leib wollen sich trennen, die schon manche Zeit zusammen verbracht haben. Der Körper will gerne gegen die Heiden kämpfen, das Herz hat sich jedoch vor allem auf der Welt eine Frau erwählt.35 Dichter 

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Skepsis gegenüber dem Glaubenskrieg tauchte in der Kreuzzugslyrik jener Zeit kaum auf. Das hatte teilweise mit wirtschaftlichen Zwängen zu tun, denen die fahrenden, von Zuwendungen abhängigen Sänger ausgesetzt waren. Aber auch auf ideologischer Ebene wäre Kritik am Glaubenskrieg um die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert, als die Kreuzzugsbewegung ihren Höhepunkt erlebte, außergewöhnlich gewesen. Nur selten wagten es Zeitgenossen, die Richtigkeit der Kreuzzugsbewegung zumindest ansatzweise in Frage zu stellen. Der englische Gelehrte Radulfus Niger etwa sprach sich im Vorfeld des Dritten Kreuzzuges dagegen aus, bei der Verbreitung des christlichen Glaubens Gewalt anzuwenden und Muslime zu töten.36 Unter den deutschen Dichtern gab es mit dem aus Franken stammenden Wolfram von Eschenbach, der mit dem Versroman Parzival eines der berühmtesten epischen Werke der Epoche verfasste, doch immerhin einen bedeutenden Lyriker, der in einem seiner Werke Gedanken aufblitzen ließ, die ein gewisses Maß an Toleranz gegenüber Andersgläubigen erkennen lassen. Im Willehalm wird zwar die Rechtmäßigkeit des Glaubenskrieges nicht hinterfragt, aber Kritik an der von Christen ausgeübten Gewalt geübt37 und der daraus resultierende Tod von Heiden als etwas zu Beklagendes dargestellt  : »Der Gedanke erfüllt mich mit Schmerz, dass sie ihrer Verehrung für den Gott Tervigant wegen zur Hölle bestimmt sein sollen.«38 An einer anderen Stelle des Willehalm wird das Töten von Andersgläubigen noch deutlicher kritisiert. »Ist es Sünde, dass die, die von der Taufe nichts wissen, wie Vieh erschlagen wurden  ? Eine große Sünde nenne ich das  : Denn es ist alles Schöpfung von Gottes Hand, alle zweiundsiebzig Sprachen/Völker, die er hat.«39 Sowohl bei Wolfram von Eschenbach wie auch den meisten Dichtern der Kreuzzugsepoche ist es im Übrigen unklar, ob sie jemals selbst an einem Kreuzzug teilnahmen und Selbsterlebtes in ihre Werke mit einfließen ließen. Bei drei der führenden Dichter jener Zeit ist die Kreuzzugsteilnahme immerhin als sicher oder zumindest als sehr wahrscheinlich anzunehmen. Einer von ihnen war der bereits erwähnte Otto von Botenlauben, der mit dem Deutschen Kreuzzug von 1197/98 ins Heilige Land kam, wo er dann viele Jahre lang blieb. Interessanterweise hinterließ der Kreuzzug bei ihm offenbar keine überwältigende Wirkung  ; in seinen erhalten gebliebenen Liedern ist jedenfalls kein emotionaler oder gar begeisterter Nachhall dieses Ereignisses erkennbar.40 Ganz anders Freidank, der in seinem Werk Bescheidenheit über manche Details des Kreuzzuges Friedrichs II. informiert und dabei auch einige kritische Anmerkungen über die einheimischen Christen Syriens einfließen ließ. Er schrieb ihnen moralische Verkommenheit zu und warf ihnen vor, die nach Akko kommenden Kreuzfahrer schon auszunehmen, kaum dass sie ihren Fuß an Land ge220 | 

Die Deutschen und ihre Kreuzzüge in Skizzen und Schlaglichtern

setzt hätten, so etwa beim Geldwechsel. Die Abneigung gegen die fränkischen Christen ging bei ihm so weit, dass er selbst die von Friedrich II. in Jaffa vorgenommenen Befestigungsarbeiten für sinnlos erachtete  ; stärkere Festungsmauern würden zwar gegen die Heiden schützen, nicht aber gegen die Christen, die mit ihnen sympathisierten und denen es deshalb lieber gewesen wäre, wenn man diese Bauarbeiten für immer unterlassen hätte, so der Dichter.41 Friedrich von Hausen schließlich nahm am Kreuzzug Friedrichs I. Barbarossa teil. Im Gegensatz zu Otto von Botenlauben und wohl auch zu Freidank hatte er allerdings nicht mehr viel Zeit gehabt, das dabei Erlebte zu reflektieren, denn er starb bei einer Kampfhandlung, als die Kreuzarmee unter schwierigsten Umständen Kleinasien durchquerte. Am Beispiel Friedrichs von Hausen wird indessen deutlich, wie populär und beliebt ein Minnesänger in jener Zeit sein konnte. Sein Tod findet sowohl in den Kölnischen Jahrbüchern als auch bei Ansbert ausführlich Erwähnung. Letzterer schrieb  : Am 6. Mai, dem Fest des heiligen Johannes ante portam latinam, griffen uns wieder Türken von hinten an, und mehr als zwanzig von ihnen wurden niedergemacht. Bei der Verfolgung dieser Türken stürzte Friedrich von Hausen, ein ausgezeichneter Ritter, plötzlich vom Pferd und starb zu unserem großen Schmerz. Er wurde in einem großen Baumgarten beigesetzt. Alle trauerten um ihn, denn er war der besondere Trost des Heeres.42

Auch die Kölnischen Jahrbücher strichen hervor, welch große Betroffenheit der Tod des Friedrich von Hausen in der Kreuzarmee auslöste. »Hierüber entstand im Lager eine so große Trauer, dass nach Abbruch der Schlacht alle das Kriegsgeschrei in die Stimme der Klage verwandelten.«43 Mit seinem Kampfesmut hatte er sich Respekt verschafft, zum »Trost des Heeres« war er aber mit seinen Liedern geworden, die vielen Kämpfern wohl aus der Seele sprachen.

Der Wendenkreuzzug von 1147

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b der Wende vom 12. zum 13.  Jahrhundert wurden neben den damals schon traditionell gewordenen Kreuzzügen in den Orient zunehmend auch Kreuzzüge mit anderen Zielrichtungen in Szene gesetzt. Sie richteten sich gegen »Ketzer« wie die Albigenser in Südfrankreich sowie gegen machtpolitische Kontrahenten des Papsttums wie Kaiser Friedrich II. Und auch die »Heiden« in Mittel- und Nordosteuropa gerieten ab dem Jahr 1199 in den Fokus der römisch-katholischen Kirche. Ein Vorläufer dieser EntDer Wendenkreuzzug von 1147 

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wicklung war der von deutschen Ländern ausgehende Wendenkreuzzug von 1147, der parallel zum Zweiten Kreuzzug stattfand. Wie erwähnt hatten einige Fürsten aus dem Nordosten des Reichs, unter ihnen Herzog Heinrich der Löwe, König Konrad III. beim Reichstag von Frankfurt am Main mit der keineswegs uneigennützig motivierten Verlautbarung überrascht, nicht mit ihm ins Heilige Land zu ziehen, sondern einen Feldzug gegen die heidnischen Slawen zu unternehmen. Konrad war letzten Endes nichts anderes übriggeblieben, als das Vorhaben zu akzeptieren, da es bei Bernhard von Clairvaux und Papst Eugen  III. lebhafte Unterstützung fand.44 Einige Wochen nach dem Aufbruch Konrads III. zum Zweiten Kreuzzug im Mai 1147 zogen die sächsischen Fürsten, unter ihnen Heinrich der Löwe und Albrecht der Bär, gegen die Wenden, d. h. gegen die zwischen Elbe und Oder lebenden Slawen ins Feld. Rasch zeigte sich jedoch, dass bei diesem Unternehmen geistliche und weltliche Zielsetzungen weit auseinanderklafften. Bernhard von Clairvaux hatte bei seinem Aufruf für den Wendenkreuzzug eine radikale Linie vertreten und es den Kreuzfahrern untersagt, mit den Slawen zu einer Einigung zu kommen oder gar Verträge abzuschließen, »bevor nicht, mit Gottes Hilfe, entweder ihre Religion oder ihre Nation ausgelöscht ist.«45 Es ist umstritten, ob der berühmte Zisterzienser damit tatsächlich die physische Vernichtung der Elbslawen meinte oder zum Ausdruck bringen wollte, dass die slawische natio nach der Bekehrung zum Christentum quasi automatisch untergehen würde. Wie sich aber bald zeigte, gingen derartige Zielsetzungen den am Wendenkreuzzug beteiligten deutschen Fürsten viel zu weit. Sie verfolgten pragmatischere Absichten, setzten das Unternehmen nicht zuletzt deshalb in Gang, weil sie sich auf diese Weise dem viel gefährlicheren Orientfeldzug Konrads  III. entziehen und ihrer Christenpflicht unter weniger riskanten Umständen nachkommen konnten. Hinzu kam die Intention, den eigenen Einfluss über die Elbe hinaus auszudehnen. Auch und gerade deshalb hielt man es für kontraproduktiv, in den Gebieten, die man zu beherrschen und von denen man in Form von Tributzahlungen zu profitieren wünschte, Blutbäder und massive Verwüstungen anzurichten. Von diesen gemäßigteren Überlegungen war letztlich der gesamte Wendenkreuzzug geprägt. Im Hochsommer 1147 stießen die Kreuzfahrer mit zwei Heeresgruppen über die Elbe vor. Sie legten bei dem Unternehmen, das sich im Wesentlichen auf dem Gebiet des heutigen  Mecklenburg-Vorpommern abspielte, von Anfang an eine Zurückhaltung an den Tag, die den Vorstellungen des Bernhard von Clairvaux diametral zuwiderlief. 222 | 

Die Deutschen und ihre Kreuzzüge in Skizzen und Schlaglichtern

Die größere Heeresgruppe unter Albrecht dem Bären und Konrad I. von Meißen marschierte zunächst nach Demmin, ließ aber schon bei diesem Vorstoß keinen allzu großen Ehrgeiz erkennen und brach die Belagerung schließlich ergebnislos ab. Danach zog sie weiter nach Stettin. Dort kam es gar nicht erst zu einer energischen Belagerung, denn der in der Region als Missionar tätige Bischof Adalbert von Pommern war über das Auftauchen der Kreuzfahrer wenig erbaut, weil er darin eine Gefährdung seiner bisherigen, durchaus nicht erfolglosen Missionsarbeit erblickte  ; den Kreuzfahrern wurde klargemacht, dass Stettin bereits den christlichen Glauben angenommen habe und weitere Bekehrungsmaßnahmen nicht mit der Waffe, sondern durch Predigten erfolgen sollten. Den Kreuzfahrern war es offenbar nicht unrecht, derartige Argumente von einem hochrangigen Kirchenvertreter zu hören, da sie ihnen eine gute Rechtfertigung verschafften, den ohnehin nicht leidenschaftlich betriebenen Glaubenskrieg zu beenden. Sie fanden sich rasch zu einem Waffenstillstand bereit, verhandelten mit dem Fürsten von Stettin noch ein wenig über die Fortsetzung der Mission und zogen danach wieder zurück in die Heimat. Ähnlich agierte die kleinere Heeresgruppe unter Heinrich dem Löwen und Konrad I. von Zähringen. Sie zog nach Dobin am Schweriner See und machte sich zusammen mit dänischen Kreuzfahrern an eine Belagerung der Festung.46 Diese wurde allerdings ebenfalls mit nur mäßigem Nachdruck betrieben, weil in den Reihen der Streitkräfte Heinrichs des Löwen laut Helmold von Bosau immer mehr die Frage aufkam, ob man sich mit dem Kampf gegen die Wenden nicht selbst schade. »Ist nicht das Land, das wir verwüsten, unser Land  ? Und das Volk, das wir bekämpfen, nicht unser Volk  ? Warum zeigen wir uns denn als unsere eigenen Feinde und als Zerstörer unserer eigenen Einkünfte  ? Wirken diese Verluste nicht auf unsere Lehensherren zurück  ?«47 Diese Zweifel schlugen sich zunehmend im Kampfverhalten nieder. Wenn man slawische Truppen besiegte, verzichtete man darauf, diese zu verfolgen, und die Belagerung von Dobin wurde schließlich aufgegeben. Man trat auch hier in Verhandlungen ein. Auf Drängen der sächsischen Streitkräfte, die gegenüber der Kirche irgendeinen halbwegs zählbaren Erfolg vorweisen mussten, wurden noch einige Scheintaufen durchgeführt, danach zogen die Angreifer auch hier wieder ab. Zeitgenössische Chronisten stuften den Wendenkreuzzug als Fehlschlag ein.48 Für die sächsischen Fürsten stellte sich die Situation vermutlich etwas anders dar. Sie hatten bei ihren militärischen Aktivitäten jenseits der Elbe zwar nicht viel Blut vergossen, mit ihrem Truppenaufmarsch aber den Elbslawen ihre militärische Überlegenheit verdeutlicht. Es war eine Machtdemonstration, die Spuren hinterDer Wendenkreuzzug von 1147 

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ließ. Die Elbslawen fanden sich zu Tributzahlungen bereit, eine Entwicklung, von der vor allem Heinrich der Löwe profitiert zu haben scheint. Helmold von Bosau zufolge begann der Welfe in jener Zeit »über das ganze Land der Slawen zu herrschen, indem seine Macht allmählich wuchs und zunahm«49, eine Entwicklung, die mit einem ausgedehnten, letztlich siegreichen Krieg gegen die Abodriten in den frühen 1160er Jahren einen verspäteten Höhepunkt fand. Der Wendenkreuzzug von 1147 stellte letztlich, auch wenn er zunächst nur sehr begrenzte Erfolge einbrachte, eine wesentliche Etappe für die im Hoch- und Spätmittelalter vorangetriebene Ausdehnung des Christentums im Nordosten Europas dar.50 Das Unternehmen gegen die Elbslawen trug freilich nichts dazu bei, die Weltuntergangsstimmung abzudämpfen, die sich in der Christenheit nach dem fehlgeschlagenen Hauptfeldzug ins Heilige Land unter Konrad III. und Ludwig VII. verbreitete. Selbst ein weiterer Feldzug, der 1147 von Kreuztruppen aus Nordwesteuropa – dem Norden Frankreichs, England und auch dem Rheinland – gegen die Mauren auf der Iberischen Halbinsel unternommen wurde und mit der Eroberung Lissabons zu einem großen Erfolg führte, konnte daran nichts ändern. Es sollte den Fall Jerusalems brauchen, ehe Europa mehr als 40 Jahre später wieder zu einem großen Kreuzzug rüstete. Noch länger sollte es dauern, ehe das Papsttum wieder ein größeres Kriegsunternehmen im nördlichen Europa propagierte, nämlich bis ins Jahr 1199, als Papst Innozenz III. zum Kampf gegen Andersgläubige im Baltikum aufrief. Nicht immer wurden diese Unternehmen als vollwertige Kreuzzüge angesehen. Innozenz III. gewährte den Teilnehmern des Baltikum-Kreuzzuges keinen gänzlichen, sondern nur einen teilweisen Ablass. Die »klassischen« Orientkreuzzüge wurden in ihrer Bedeutung weiterhin nach wie vor als absolut erstrangig eingeschätzt.51

Der Barbarossa-Mythos

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r bekam im 19. Jahrhundert eminente politische Bedeutung in Deutschland und spielte beim deutschen Staatswerdungsprozess eine nicht zu unterschätzende Rolle – der Mythos vom überragenden, nun aber an einem entrückten Ort schlafenden Herrscher, der dereinst zurückkehren werde, um das Reich zu erneuern. Seit Jahrhunderten dreht sich diese sagenhafte Erzählung um Friedrich Barbarossa, der im Juni 1190 während des Dritten Kreuzzuges im Fluss Saleph im Süden Kleinasiens starb. Als sie im Mittelalter aufkam, stand jedoch nicht der Staufer mit dem charakteristischen roten Bart in ihrem Zentrum, sondern des-

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Die Deutschen und ihre Kreuzzüge in Skizzen und Schlaglichtern

sen Enkel Friedrich II. Die Strahlkraft des letzten Stauferkaisers war dermaßen stark, dass sein Tod im Jahr 1250 von Teilen der Bevölkerung nicht einfach als nüchternes Faktum akzeptiert wurde. Es kam vielmehr rasch zu sagenhaften Verklärungen, die sich zunächst auf Süditalien konzentrierten, wo Friedrich II. den Großteil seines Lebens verbracht hatte und auch gestorben war  ; man erzählte sich, er sei mit seinen Gefolgsleuten in den über 3300 Meter hohen Vulkan Ätna auf Sizilien hineingeritten und dort verschwunden. Die Vorstellung vom Kaiser, der sich der irdischen Welt entzogen hat, irgendwann aber einmal zurückkehren wird, um etwas für sein Volk Ersprießliches zu tun, erwies sich als ungemein langlebig. Sie regte die Phantasie der Menschen weit über die Epoche der Staufer hinaus an. Insbesondere in unruhigen, krisenhaften Zeiten, wenn man eine Verbesserung der sozialen Verhältnisse oder den Beginn einer langen Friedenszeit ersehnte, wurde sie immer wieder aufs Neue aufgegriffen. Nördlich der Alpen wurde Friedrich II. allerdings als Zentralfigur dieser Legende verdrängt. Diese schrieb man seit dem ausgehenden Spätmittelalter zunehmend seinem Großvater zu, der sich aus deutscher Sicht einfach besser als Mythengestalt eignete. Friedrich  I. Barbarossa hielt sich im Verlauf seiner langen Herrschaft – sieht man von seinen Italienzügen ab – vorrangig im deutschen Reichsteil auf und ließ sich ungleich stärker als deutscher Herrscher begreifen als sein Enkel. Hinzu kam, dass er sein Leben im Gegensatz zu Friedrich II. auf einem Machthöhepunkt beendet hatte und sein letztes, vom Kreuzzug geprägtes Lebensjahr Aspekte aufwies, die sich geradezu perfekt verklären ließen  : Seine als ruhmvoll betrachtete Absicht, die Heilige Stadt Jerusalem zurückzuerobern, seine imposante und planvoll zusammengestellte Kreuzarmee, die militärischen Erfolge auf dem Balkan sowie vor allem in Kleinasien und dann sein Tod Tausende von Kilometern von Deutschland entfernt – all das rundete das Bild vom Mythenkaiser entscheidend ab. Die teils kapitalen Misserfolge, die er im Zuge seiner Herrschaft hatte hinnehmen müssen, wurden durch dieses filmreife Lebensende in der Rückschau überlagert. Dass Friedrich Barbarossas Beisetzungsstätten in Tarsus, Antiochia und Tyrus in einem Gebiet lagen, das seit dem Spätmittelalter muslimischer Herrschaft unterstand, und keine von ihnen später lokalisiert werden konnte, verlieh der Barbarossa-Erzählung überdies noch etwas Rätselhaftes. Diese beiden Aspekte – sein Kreuzrittertod fern der Heimat und seine unbekannte Grabstätte – bildeten letztlich die Voraussetzung für die Erzählung, der Kaiser sei gar nicht gestorben, sondern unter mysteriösen Umständen noch am Leben und seiner Handlungsfähigkeit nicht endgültig beraubt.52 Im frühen 19. Jahrhundert, als das Heilige Römische Reich unterging und angesichts der übermächtigen Herrschaft Napoleons die deutsche NationalbeweDer Barbarossa-Mythos 

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gung zu entstehen begann, bekam der Mythos um den ersten Stauferkaiser politische Schubkraft. Am Beginn dieser Entwicklung stand eine mit dem schlichten Titel Barbarossa versehene Ballade von Friedrich Rückert aus dem Jahr 1817. Der alte Barbarossa, Der Kaiser Friederich, Im unterird’schen Schlosse Hält er verzaubert sich. Er ist niemals gestorben, Er lebt darin noch jetzt  ; Er hat im Schloß verborgen Zum Schlaf sich hingesetzt. Er hat hinabgenommen Des Reiches Herrlichkeit, Und wird einst wiederkommen, Mit ihr, zu seiner Zeit. Der Stuhl ist elfenbeinern, Darauf der Kaiser sitzt  ; Der Tisch ist marmelsteinern, Worauf sein Haupt er stützt. Sein Bart ist nicht von Flachse, Er ist von Feuersglut, Ist durch den Tisch gewachsen, Worauf sein Kinn ausruht. Er nickt als wie im Traume Sein Aug’ halb offen zwinkt  ; Und je nach langem Raume Er einem Knaben winkt. Er spricht im Schlaf zum Knaben  : Geh hin vor’s Schloß, o Zwerg, Und sieh, ob noch die Raben Herfliegen um den Berg.

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Und wenn die alten Raben Noch fliegen immerdar, So muß ich auch noch schlafen Verzaubert hundert Jahr.53

Rückerts Ballade fand große Verbreitung und wurde von diversen Dichtern nachgeahmt. Die darin wachgerufene Vorstellung, Friedrich I. werde nicht nur zurückkehren, sondern auch »des Reiches Herrlichkeit« zurückbringen, bekam Flügel. Aus dem Stauferkaiser wurde Zug um Zug eine Symbolfigur für die Wunschträume von nationaler Einigung und Größe, die im 19. Jahrhundert zahlreiche Deutsche hegten. Und wie selbstverständlich blendete man dabei den Umstand aus, dass es angesichts seines Todesortes in Kleinasien eigentlich logisch gewesen wäre, die Barbarossa-Legende räumlich im Orient anzusiedeln. Als Aufenthaltsort des Kaisers wurde zunehmend der Kyffhäuser identifiziert, ein kleines Mittelgebirge südlich des Harzes, wo sich auch die alte Reichsburg Kyffhausen befindet.54 Wie der in einen verzauberten Schlaf entrückte Kaiser die lange Strecke von Kilikien nach Deutschland hätte zurücklegen sollen, wurde dabei nie ernsthaft thematisiert oder hinterfragt. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts, als sich die deutsche Frage immer drängender stellte und schließlich in die so genannten Einigungskriege und die Gründung des Deutschen Reiches mündete, wuchs das politische Gewicht des Mythos noch einmal erheblich an. Mit dem Ziel, das neue deutsche Staatswesen in den Köpfen der Menschen möglichst vorteilhaft zu verankern, ließ Otto von Bismarck es als Kaiserreich deklarieren, denn die beiden Begriffe »Kaiser« und »Reich« hatten für viele Deutsche jener Zeit etwas geradezu Magisches an sich. Sie stellten eine Verbindung zum 1806 untergegangenen Heiligen Römischen Reich her, aber auch zum Hochmittelalter, das damals als ruhmvolle Zeit verklärt wurde, in deren Zentrum der Mythenkaiser Friedrich Barbarossa stand, der die Phantasie vieler Menschen beflügelte. Auf der Ebene der Realpolitik blieb das Reich freilich auf Distanz zu Barbarossa und den anderen römisch-deutschen Monarchen des Mittelalters. Deren zumindest theoretischen Anspruch auf eine Oberhoheit über die Könige Europas, der sich aus dem Kaisertitel ableitete, wollten Bismarck und die mit ihm verbündeten Nationalliberalen auf keinen Fall wiederbeleben, was sie unmittelbar nach der Reichsgründung unmissverständlich deutlich machten. Doch der Mythos ließ sich nicht entschärfen. Im Kontext der Reichsgründung wurde der Name Barbarossa sogar mit noch mehr nationalem Gedankengut aufgeladen. Wenige Wochen nach dem berühmten Festakt von Versailles publizierte Der Barbarossa-Mythos 

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der weithin bekannte Historiker und Schriftsteller Felix Dahn ein Gedicht, in dem er den neuen Kaiser Wilhelm I. (👑1871 – 1888) für den Sieg über Frankreich pries und ihn »Barbablanca« nannte, eine künstliche, aber wirkungsvolle Annäherung des weißbärtigen Hohenzollernmonarchen an den rotbärtigen Staufermonarchen, die einige Verbreitung fand.55 Auch von der neuen Kaiserdynastie wurde die Distanz zum Alten Reich hintertrieben. Wilhelm I. fand zwar an Mittelalterromantik keinen Geschmack und ließ sich von Versuchen, ihn mit Barbarossa gleichzusetzen, nicht sonderlich beeindrucken, aber seinen Sohn trieben diesbezüglich ganz andere Empfindungen an. Der mittelalterbegeisterte Friedrich wollte, als Wilhelm I. am 21. März 1871 im Weißen Saal des Berliner Stadtschlosses den ersten gesamtdeutschen Reichstag eröffnete, unbedingt eine Brücke zum Alten Reich schlagen und ließ einen aus Stein und Erz gefertigten Stuhl in den Saal schleppen, den er für einen Kaiserthron aus dem 11. Jahrhundert hielt.56 Selbst Bismarck entzog sich dem Mythos nach der vollzogenen Reichsgründung nicht vollends, sondern ließ sich davon überzeugen, die alte Kathedrale von Tyrus, wo die Gebeine Barbarossas der Überlieferung zufolge im Jahr 1190 beigesetzt worden waren, zum Schauplatz einer großangelegten deutschen Suchaktion zu machen. Den Anstoß zu diesem Unternehmen gab der bayerische Historiker Johann Nepomuk Sepp. Im Frühjahr 1872 machte er Bismarck brieflich auf die nationale Bedeutung der in Tyrus liegenden Gebeine Barbarossas aufmerksam und regte an, diesbezüglich aktiv zu werden. Der Reichskanzler reagierte rasch. Er dankte Sepp am 3. Mai 1872 für den Brief, dessen patriotischem Motiv ich volle Gerechtigkeit widerfahren lasse und dessen Gegenstand mich lebhaft interessiert. In Betreff der Gebeine Friedrich Barbarossas stimmen meine Empfindungen ganz mit den Ihrigen überein. Leider aber bieten die mir zu Gebote stehenden Materialien, außer der Thatsache der Beisetzung des Skeletts in Tyrus gar keine Anhaltspunkte zu Nachforschungen  ; aber vielleicht würde Ihre eigne genaue Kenntnis der Geschichte und der betreffenden Gegenden im Stande sein, eine solche darzubieten  ; und werde ich für jede Mittheilung darüber aufrichtig dankbar sein.57

Sepp, der Tyrus aus eigener Anschauung kannte, schrieb postwendend zurück, dass die alte Kathedrale von Tyrus durch Erdstöße zerstört worden sei, das Auffinden von Barbarossas Gebeinen aber trotzdem möglich wäre. Das alte Kirchenpflaster an der Südostecke der Stadt ist mit Säulenstücken und Riesenquadern bedeckt, jetzt ein Ort des Unraths  ; an einem Mauerstück steht mit alten Cha-

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rakteren noch der Name Marescaleus. Der Chor verläuft in den heutigen Stadtwall und enthält drei Altarnischen, vor der mittleren muss der Sarg des Kaisers sich finden.58

Es werde ein Leichtes sein, das gesamte Kirchenterrain zu erwerben. Der deutsche Generalkonsul von Beirut könne gegenüber der osmanischen Obrigkeit ja geltend machen, dass es als Bauplatz für ein neues Konsulatsgebäude benötigt werde, so Sepp. Er selbst sei bereits zweimal in Tyrus gewesen und würde gerne noch ein drittes Mal auf eigene Kosten hinreisen, um dort die Ausgrabungsarbeiten zu leiten, denn »immerhin wird die Ruinenstätte ein Wallfahrtsort unserer Nation werden«59. Offenbar wirkten die Argumente des Historikers auf den Reichskanzler überzeugend. Bismarck leitete Verhandlungen mit dem Osmanischen Reich in die Wege, erlangte von Konstantinopel die Genehmigung für das angepeilte archäologische Unternehmen und stellte überdies die dafür nötigen Geldmittel zur Verfügung, die nicht gering gewesen sein dürften. Im Frühjahr 1874 schließlich reiste Sepp mit zwei Begleitern nach Tyrus, um 684 Jahre nach Barbarossas Tod dessen sterbliche Überreste zu finden und diese nach Deutschland zu überführen. Dass er keine archäologischen Erfahrungen hatte, minderte sein hochgemutes Selbstbewusstsein nicht. In Zusammenarbeit mit der Obrigkeit von Tyrus ließ er etwa 120 Menschen, die auf dem Grabungsgelände wohnten, gegen Entschädigungen absiedeln. Es folgten wochenlange Grabungen, mit einer bis auf 153 Mann anschwellenden Arbeiterschaft. Man stieß auf Säulen, Bodenstücke, Fresken, auch auf einige Gräber und Knochen, selbst auf ein vollständiges Skelett, aber eine beschriftete Grabplatte, die bestätigte, dass es sich dabei um sterbliche Überreste Friedrichs I. handelte, fand man nicht. Schließlich musste Sepp unverrichteter Dinge wieder die Heimreise antreten. Zuhause versuchte er noch, den Reichskanzler davon zu überzeugen, die Ausgrabungsstätte in Tyrus aufzukaufen, fand damit aber kein Gehör mehr. Bismarck legte die Angelegenheit ad acta.60 Ungeachtet dieses Fehlschlags bekam die Barbarossa-Legende in den Folgejahren noch mehr Gewicht und schließlich sogar hochoffziellen Charakter. In der Ära Kaiser Wilhelms II. (👑1888 – 1918) stellte sich das neue Kaiserreich mit diversen Denkmälern weithin sichtbar in die Tradition des mittelalterlichen Reiches und verwendete dabei Friedrich  I. als Symbolfigur. Am markantesten geschah dies durch den Bau des gewaltigen, 1896 fertiggestellten Kyffhäuser-Denkmals, dessen 81 Meter hoher Zentralturm eine Reiterstatue Wilhelms I. trägt und an dessen Sockel eine Statue platziert wurde, die einen aus seinem Mythenschlaf erwachenden Barbarossa darstellt.61 In der Bevölkerung setzte sich in dieser Zeit aber schon ein noch wirkmächtigerer Personenkult durch. In den 1890er Jahren wurde der nicht mehr im Amt Der Barbarossa-Mythos 

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20  Der erwachende Friedrich I. Barbarossa, Kyffhäuserdenkmal.

befindliche Otto von Bismarck zu einem nationalen Heros emporgehoben, ein Mann, der für die Menschen greifbarer war als der weit in die Vergangenheit entrückte Staufer und der »das romantische Bedürfnis nach einem Nationalhelden«62 unmittelbarer befriedigte. Der Barbarossa-Mythos blieb dennoch über das Ende der Kaiserzeit hinaus in abgeschwächter Form bestehen, wurde noch einmal auf schreckliche Art und Weise wiederbelebt, als Adolf Hitler seinen im Juni 1941 begonnenen Angriffskrieg gegen Russland »Unternehmen Barbarossa« nannte und zerschellte endgültig im Jahr 1945. Seitdem hat er keinerlei politische Bedeutung mehr,63 doch wird der immer noch zugkräftige Name Barbarossa weiterhin auf friedliche Weise gerne benutzt, so vor allem von der Tourismuswirtschaft. In jüngerer Vergangenheit sorgte Barbarossa zumindest einmal noch für eine staatliche Einnahme  ; im Jahr 1990 prägte die Staatliche Münze Stuttgart im Auftrag der Bundesregierung eine »Gedenkmünze Friedrich  I. Barbarossa« in der Auflage von 7,85 Millionen Stück. Sie wurde ab 8. Juni 1990, also fast auf den Tag genau 800 Jahre nach dem Tod des Kreuzrittermonarchen im Fluss Saleph, in den Verkehr gebracht.64 Zufälligerweise fiel dieses Jubiläum auch in das Jahr der deutschen Wiedervereinigung.

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Anmerkungen Einleitung 1 Gerhoch von Reichersberg  : De investigatione Antichristo liber I, bearbeitet von Ernst Sackur, in  : Libelli de lite imperatorum et pontificum saeculis XI. et XII. conscripti (MGH Ldl, Band 3), herausgegeben von Ernst Dümmler, Ernst Sackur u. a., Hannover 1897, S. 304 – 395, hier  : S. 374. 2 Mayer, Hans Eberhard  : Geschichte der Kreuzzüge, Stuttgart 2005, S. 232. 3 Ennen, Edith  : Die europäische Stadt des Mittelalters, Göttingen 1987, S. 227. 4 Ob man den Begriff »national« bereits auf das Hochmittelalter anwenden kann, blieb lange umstritten. Richtig ist zweifelsohne, dass der Nationalismus als Massenideologie ein Produkt der Neuzeit ist. Die Berichte von Chronisten des Hochmittelalters legen indessen beredtes Zeugnis davon ab, dass sich nationales Bewusstsein und auch national geprägte Spannungen bereits während der Kreuzzüge bemerkbar machten. Siehe u. a. Schmugge, Ludwig  : Über »nationale« Vorurteile im Mittelalter, in  : Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 38 (1982), S.  439 – 459, hier  : S. 440 – 448  ; Werner, Karl Ferdinand  : Karl der Große oder Charlemagne  ? Von der Aktualität einer überholten Fragestellung, München 1995, S. 28 – 29. 5 Ekkehard von Aura  : Ekkehardi Uraugiensis chronica, herausgegeben von D. G. Waitz und P. Kilon, in  : Pertz, Georg Heinrich (Hg.)  : MGH SS 6, Hannover 1844, S. 1 – 267, hier  : S. 218. 6 Itinerarium Peregrinorum et Gesta Regis Ricardi, herausgegeben von William Stubbs, London 1864, S. 95. 7 Röhricht, Reinhold  : Beiträge zur Geschichte der Kreuzzüge, Band 2, Berlin 1878, S. 99. 8 Otto von St. Blasien  : Ottonis de Sancto Blasio Chronica, in  : MGH SS 47, herausgegeben von Adolf Hofmeister, Hannover/Leipzig 1912, S. 1 – 88, hier  : S. 55. 9 Weeda, C. V.: Images of ethnicity in later medieval Europe, Amsterdam 2012, S. 251 – 255. 10 So etwa in der Mitte des 12. Jahrhunderts durch den französischen Geistlichen, Staatsmann und Geschichtsschreiber Suger von Saint-Denis (Suger von Saint-Denis  : Ex Sugerii Vita Ludovici VI. Francorum regis, bearbeitet von A. Molinier, in  : MGH SS 26, herausgegeben von Georg Waitz, Hannover 1882, S. 46 – 59, hier  : S. 51). 11 Johannes von Würzburg  : Johannis Wirziburgensis descriptio Terrae Sanctae, in  : Tobler, Titus  : Descriptiones Terrae Sanctae ex saeculo VIII. IX. XII. et XV, Leipzig 1874, S. 108 – 192, hier  : S. 154. 12 Ebd., S. 156. 13 Sehr zutreffend die Einschätzung des britischen Kreuzzugshistorikers Graham A. Loud  : »The German Crusade of 1197/98 has been largely ignored by Anglophone historians, or regarded at best as little more than a minor incident in the aftermath of the Third Crusade« (Loud, Graham A.: The German Crusade of 1197 – 1198, Leeds 2015, S. 1). Steven Runciman etwa handelte den Kreuzzug Heinrichs VI. in seinem klassischen Werk Geschichte der Kreuzzüge als nebensächliches Ereignis ab, dem er nur ein paar Absätze widmete. Thomas Asbridge brachte es fertig, ihn in seinem über 800 Seiten starken Buch Die Kreuzzüge überhaupt nur mit einem einzigen Satz abzutun  : »Beirut war mit der Unterstützung einer Gruppe deutscher Kreuzfahrer im Jahr 1197 zurückerobert worden.« (Asbridge, Thomas  : Die Kreuzzüge, Stuttgart 2010, S. 577). 14 Riley-Smith, Jonathan  : Die Kreuzzüge, Darmstadt 2020, S. 56 – 90  ; Runciman, Steven  : Geschichte der Kreuzzüge, München 1995, S. 102 – 113, 119 – 121, 132 – 140  ; Housley, Norman  : Die Kreuzrit-

Anmerkungen 

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ter, Stuttgart 2004, S. 9 – 15, 21 – 24  ; siehe auch  : Borst, Arno  : Lebensformen im Mittelalter, Berlin 2004, S. 334  ; Mayer, Geschichte, S. 14 – 22, 37 – 40, 53 – 59  ; Asbridge, S. 19, 45 – 59. 15 Johannes von Würzburg, S. 153. 16 Mayer, Geschichte, S. 60. 17 Ekkehard von Aura, S. 218. 18 Johannes von Würzburg, S. 155. 19 Riley-Smith, S. 90 – 109  ; Runciman, Geschichte, S. 167 – 285, 291, 296 – 297, 317 – 318  ; Mayer, Geschichte, S. 66 – 85. 20 Cate, James Lea  : The Crusade Of 1101, in  : Baldwin, Marshall W. (Hg.)  : The first hundred years, Madison 1969, S. 343 – 367, hier  : S. 344 – 350  ; Runciman, Geschichte, S. 332 – 341  ; Riley-Smith, S. 109 – 111. 21 Ekkehard von Aura, S. 220. 22 Albert von Aachen  : Chronicon Hierosolymitanum, id est, de bello sacro historia exposita libris XII. Pars prima, herausgegeben von Reiner Reineccius, Helmstedt 1584, S. 191. 23 Cate, S. 351. 24 Ekkehard von Aura, S. 220. 25 Albert von Aachen, S. 191. 26 Cate, S. 354 – 365, 367  ; Riley-Smith, S. 110 – 112, 192  ; Runciman, Geschichte, S. 335 – 344  ; Maalouf, Amin  : Der Heilige Krieg der Barbaren. Die Kreuzzüge aus der Sicht der Araber, München 2004, S. 79 – 81  ; Mayer, Geschichte, S. 88 – 89. 27 Historia Welforum, neu herausgegeben, übersetzt und erläutert von Erich König, Berlin 1938, S. 22 – 23. 28 Jaspert, Nikolas  : Die Wahrnehmung der Muslime im lateinischen Europa der späten Salierzeit, in  : Schneidmüller, Bernd/Weinfurter, Stefan (Hg.)  : Salisches Kaisertum und neues Europa. Die Zeit Heinrichs IV. und Heinrichs  V., Darmstadt 2007, S.  307 – 340, hier  : S.  313 – 314, 320 – 321, 326, 328 – 331. 29 Riley-Smith, S. 162 – 163, 167 – 169, 178 – 179, 191 – 192  ; Mayer, Geschichte, S. 93 – 102. 30 Görich, Knut  : Friedrich Barbarossa. Eine Biographie, München 2011, S. 105. 31 Der Name »Staufer« ist nicht zeitgenössisch, sondern geht auf die Geschichtsschreibung seit dem späten 15. Jahrhundert zurück und bezieht sich auf die Burg Hohenstaufen im heutigen Baden-Württemberg (Görich, Knut  : Die Staufer. Herrscher und Reich, München 2019, S. 19 – 20). 32 Seibert, Hubertus  : Die frühen ›Staufer‹  : Forschungsstand und offene Fragen, in  : Seibert, Hubertus/ Dendorfer, Jürgen (Hg.)  : Grafen, Herzöge, Könige. Der Aufstieg der frühen Staufer und das Reich (1079 – 1152), Ostfildern 2005, S. 1 – 40, hier  : S. 6 – 8, 13 – 17  ; Lubich, Gerhard  : Territorien-, Klosterund Bistumspolitik in einer Gesellschaft im Wandel. Zur politischen Komponente des Herrschaftsaufbaus der Staufer vor 1138, in  : ebd., S. 179 – 212, hier  : S. 203 – 207  ; Dendorfer, Jürgen  : Fidi milites  ? Die Staufer und Kaiser Heinrich V., in  : ebd., S. 213 – 266, hier  : S. 224 – 225, 239, 247 – 248  ; Görich, Die Staufer, S. 21 – 24  ; Höflinger, Klaus  : König Konrad III. (1138 – 1152), in  : Hartmann, Gerhard/ Schnith, Karl (Hg.)  : Die Kaiser. 1200 Jahre europäische Geschichte, Wiesbaden 2006, S. 258 – 270, hier  : S. 262  ; Hechberger, Werner  : Konrad III. – Königliche Politik und ›staufische‹ Familieninteressen  ?, in  : Seibert, Hubertus/Dendorfer, Jürgen (Hg.)  : Grafen, Herzöge, Könige. Der Aufstieg der frühen Staufer und das Reich (1079 – 1152), Ostfildern 2005, S. 323 – 340, hier  : S. 334 – 335. 33 Ekkehard von Aura, S. 262. Konrads Gelübde wird auch von der Sächsischen Weltchronik erwähnt (Sächsische Weltchronik, in  : Deutsche Chroniken und andere Geschichtsbücher des Mittelalters, herausgegeben von der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde, Band 2, Hannover 1877, S. 197). 34 Asbridge, S. 217 – 219.

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Anmerkungen

35 Ekkehard von Aura, S. 262. 36 Wilhelm von Tyrus, einer der führenden Chronisten von Outremer, ging darauf genauer ein (Wilhelm von Tyrus  : Geschichte der Kreuzzüge und des Königreichs Jerusalem, neu bearbeitet von Manfred Hiebl nach der Übersetzung von G. und R. Kausler aus dem Jahr 1840, von Manfred Hiebl 2003 als Internet-Quelle publiziert   : http://www.manfredhiebl.de/Wilhelm-von-Tyrus/wilhelm-von-tyrus.htm [abgerufen am 06.05.2021], S. 261)  ; siehe auch Bernhardi, Wilhelm  : Konrad  III., Leipzig 1883, S.  928 sowie Görich, Knut  : Wahrung des honor. Ein Grundsatz im politischen Handeln König Konrads  III., in  : Seibert, Hubertus/Dendorfer, Jürgen  (Hg.)  : Grafen, Herzöge, Könige. Der Aufstieg der frühen Staufer und das Reich (1079 – 1152), Ostfildern 2005, S. 267 – 298, hier  : S. 282. 37 Kugler, Bernhard  : Studien zur Geschichte des Zweiten Kreuzzuges, Stuttgart 1866, S.  18  ; Bernhardi, S. 929  ; Wilhelm von Tyrus, S. 263. 38 Zu den wenigen Jerusalempilgern des deutschen Hochadels zählten in diesem Zeitraum Graf Dedo IV. von Wettin und Markgraf Konrad I. von Meißen (Röhricht, Reinhold  : Die Deutschen im Heiligen Lande. Chronologisches Verzeichnis derjenigen Deutschen, welche als Jerusalempilger und Kreuzfahrer sicher nachzuweisen oder wahrscheinlich anzusehen sind [c. 650 – 1291], Innsbruck 1894, S. 22 – 26). 39 Ekkehard von Aura, S. 262. 40 Görich, Wahrung des honor, S. 268 – 269, 276, 288. Zum Mainzer Hoffest von 1184 etwa, bei dem die beiden Söhne Friedrichs I. Barbarossa die Schwertleite empfingen, erschienen die Großen des Reichs mit jeweils Hunderten von Rittern in ihrem Gefolge, um ihre Stellung zu betonen (Borst, S. 90). 41 Zum Beispiel Markgraf Albrecht I. von Brandenburg, die beiden welfischen Fürsten Welf VI. und Heinrich der Löwe sowie Herzog Leopold V. von Österreich, die ihre Fahrten ins Heilige Land 1158, 1167, 1172 bzw. 1182 begannen und im jeweils selben Jahr zum Abschluss brachten (Röhricht, Die Deutschen im Heiligen Lande, S. 42 – 44, 49). 42 Schwarzmaier, Hansmartin  : Pater imperatoris. Herzog Friedrich  II. von Schwaben, der gescheiterte König, in  : Schwarzmaier, Hansmartin/Krimm, Konrad  (Hg.)  : Klöster, Stifter, Dynastien  : Studien zur Sozialgeschichte des Adels im Hochmittelalter, Stuttgart 2012, S.  247 – 284, hier  : S.  263 – 265, 267 – 268  ; Dendorfer, S.  224 – 225, 258, 262 – 264  ; Hiestand, Rudolf  : Kingship and Crusade in Twelfth-Century Germany, in Haverkamp, Alfred/Vollrath, Hanna (Hg.)  : England and Germany in the High Middle Ages, Oxford 1996, S. 235 – 265, hier  : S. 244 – 245  ; Geldner, Ferdinand  : Kaiserin Mathilde, die deutsche Königswahl von 1125 und das Gegenkönigtum Konrads III., in  : Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 40 (1977), S. 3 – 22, hier  : S. 7, 15 – 16. Siehe auch http://www.regesta-imperii.de/regesten/4-1-2-konrad-iii/nr/1124-02-02_1_0_4_1_2_18_18.html ?tx_hisodat_sources[action]=show&tx_hisodat_sources[controller]=Sources&cHash=667065d9262f52f8f30e683e9e10e06e#rinav (abgerufen am 01.03.2023). 43 Fulcher von Chartres  : Historia Hierosolymitana (1095 – 1127), herausgegeben von Heinrich Hagenmeyer, Heidelberg 1913, S. 657  ; siehe auch Riley-Smith, S. 197. 44 Nicholson, Robert L.: The Growth of the Latin States, 1118 – 1144, in  : Baldwin, Marshall W. (Hg.)  : The first hundred years (Band 1 des sechsbändigen Werkes A History of the Crusades, herausgegeben von Kenneth M. Setton), Madison 1969, S. 410 – 447, hier  : S. 421 – 425  ; Runciman, Geschichte, S. 474 – 479. 45 Wilhelm von Tyrus, S. 198. 46 Nicholson, S. 425 – 428  ; Runciman, Geschichte, S. 479 – 482, 487 – 488. 47 Görich, Die Staufer, S. 26 – 30  ; Geldner, S. 16 – 18  ; Schwarzmaier, S. 267 – 269  ; Seibert, S. 18. Anmerkungen 

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Konrad III., Friedrich III. von Schwaben und der Zweite Kreuzzug (1147 – 1149) 1 Görich, Die Staufer, S. 31 – 33, 37  ; Höflinger, S. 263 – 265. 2 Mayer, Geschichte, S.  108, 114 – 115, 119 – 125  ; Asbridge, S.  210 – 216, 221 – 229  ; Riley-Smith, S. 180, 198 – 200. 3 Riley-Smith, S. 199. 4 Otto von Freising  : Gesta Friderici I. Imperatoris, in  : MGH SS 46, herausgegeben von Georg Waitz, Hannover/Leipzig 1912, S. 1 – 161, hier  : S. 61 – 62. 5 Mayer, Geschichte, S. 125  ; Runciman, Geschichte, S. 559 – 560  ; Asbridge, S. 229 – 230. 6 Ex libris de vita et miraculis sancti Bernardi Clarevallensis abbatis, herausgegeben von Georg Waitz, in  : MGH SS 26, Hannover 1882, S. 91 – 142, hier  : S. 126. 7 Asbridge, S. 230  ; Mayer, Geschichte, S. 125 – 126. 8 Schwarzmaier, S. 281  ; Mayer, Geschichte, S. 126. 9 Bernhardi, S. 545 – 549  ; Ehlers, Joachim  : Heinrich der Löwe. Der ehrgeizige Welfenfürst, Darm­ stadt 2021, S. 71 – 73  ; Mayer, Geschichte, S. 127. 10 Annales Herbipolenses a. 1125 – 1158, 1202 – 1204, 1215, in  : MGH SS 16, herausgegeben von Georg Heinrich Pertz, Hannover 1859, S. 1 – 12, hier  : S. 3. 11 Otto von Freising, Gesta Friderici, S. 60. 12 Bernhardi, S. 544. 13 Berry, Virginia B.: The Second Crusade, in  : Baldwin, Marshall W. (Hg.)  : The first hundred years, Madison 1969, S. 463 – 512, hier  : S. 483 – 484  ; Mayer, Geschichte, S. 126  ; Runciman, Geschichte, S. 563. 14 Otto von Freising, Gesta Friderici, S. 64. 15 Ebd. 16 Lilie, Ralph-Johannes  : Byzanz und die Kreuzzüge, Stuttgart 2004, S. 88 – 89, 96 – 97  ; Berry, S. 484 –  486, 490, 495  ; Runciman, Geschichte, S. 563 – 565, 570 – 572. 17 Bernhardi, S. 928. 18 Lilie, S. 86 – 97  ; Görich, Friedrich Barbarossa, S. 74 – 76  ; Berry, S. 483 – 486  ; Runciman, Geschichte, S. 563 – 565, 570 – 571. 19 Berry, S. 495 – 496  ; Bernhardi, S. 629 – 640  ; Röhricht, Beiträge, II, S. 70 – 72  ; Runciman, ­Geschichte, S. 572 – 574  ; Görich, Wahrung des honor, S. 267 – 268  ; Mayer, Geschichte, S. 128 – 129. 20 Kostick, Conor  : Social Unrest and the Failure of Conrad III’s March Through Anatolia, 1147, in  : German History 28/2 (2010), S. 125 – 142, hier  : S. 132. 21 Bernhardi, S. 645  ; Runciman, Geschichte, S. 574. 22 Schmugge, S. 447. 23 Berry, S. 497 – 498  ; Runciman, Geschichte, S. 328 – 329, 574 – 575  ; Erbstösser, Martin  : Die Kreuzzüge. Eine Kulturgeschichte, Berlin 1996, S. 36 – 37. 24 Fischer, Robert-Tarek  : Österreichs Kreuzzüge. Die Babenberger und der Glaubenskrieg 1096 –  1230, Wien/Köln 2021, S. 46 – 49. 25 Wilhelm von Tyrus, S. 257  ; Otto von Freising, Gesta Friderici, S. 89  ; siehe auch Kugler, S. 183 – 184. 26 Wilhelm von Tyrus, S. 257. 27 Ben-Arieh, Yehoshua  : Jerusalem in the 19th Century. The Old City, Jerusalem/New York 1984, S. 171 – 173  ; Hunt, Lucy-Anne  : Artistic and Cultural Inter-Relations between the Christian Communities at the Holy Sepulchre in the 12th Century, in  : O’Mahony, Anthony/Gunner, Göran/Hintlian, Kevork (Hg.)  : The Christian Heritage in the Holy Land, London 1995, S. 57 – 96, hier  : S. 65. 28 Mayer, Geschichte, S. 108 – 109.

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Konrad III., Friedrich III. von Schwaben und der Zweite Kreuzzug (1147 – 1149)

29 Armstrong, Karen  : Jerusalem – die heilige Stadt, München 1998, S.  412 – 413, 417  ; Erbstösser, S. 164 – 171  ; Runciman, Geschichte, S. 620 – 624. 30 Bibliotheca Rerum Germanicarum (Band 1  : Monumenta Corbeiensia), herausgegeben von Philipp Jaffé, Berlin 1864, S. 153. 31 Tyerman, Christopher  : God’s War. A new History of the Crusades, London 2007, S.  330 – 335  ; Asbridge, S. 252 – 255  ; Mayer, Geschichte, S. 131  ; Kugler, S. 183 – 184  ; Berry, S. 505, 507. 32 Otto von Freising, Gesta Friderici, S. 89. 33 Wilhelm von Tyrus, S. 259. 34 Görich, Wahrung des honor, S. 296 – 297  ; Bernhardi, S. 665. 35 Schiller, Friedrich (Hg.)  : Allgemeine Sammlung historischer Memoires vom zwölften Jahrhundert bis auf die neuesten Zeiten, erste Abteilung, 2. Band, Jena 1790, S. 191. 36 Berry, S. 507 – 508  ; Kugler, S. 189 – 190  ; Runciman, Geschichte, S. 585 – 586. 37 Wilhelm von Tyrus, S. 261. 38 Ebd., S. 262. 39 Runciman, Geschichte, S. 587 – 589  ; Berry, S. 510  ; Kugler, S. 199 – 201. 40 Kugler, S. 201 – 203  ; Runciman, Geschichte, S. 643. 41 Asbridge, S. 254 – 255, 258 – 259. 42 Maalouf, S. 165. 43 Scheibelreiter, Georg  : Die Babenberger. Reichsfürsten und Landesherren, Wien/Köln/Weimar 2010, S. 199  ; Lechner, Karl  : Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976 – 1246, Wien/Köln/Weimar 1994, S. 149. 44 Zey, Claudia  : Die päpstlichen Legaten als Kreuzzugswerber im Reich, in  : Jaspert, Nikolas/Tebruck, Stefan (Hg.)  : Die Kreuzzugsbewegung im römisch-deutschen Reich (11. – 13. Jahrhundert), Ostfildern 2016, S. 207 – 234, hier  : S. 216  ; Runciman, Geschichte, S. 588, 592  ; Mayer, Geschichte, S. 132 – 134  ; Bernhardi, S. 719 – 711. 45 Bischof Otto von Freising etwa führte aus, dass »wir wegen unseres Hochmuts und unserer Zügellosigkeit, die heilsamen Gebote nicht beachtend, verdientermaßen Verluste an Dingen und Personen« erlitten hätten (Otto von Freising, Gesta Friderici, S. 93). 46 Görich, Wahrung des honor, S. 268. 47 Die großen Kölnischen Jahrbücher, übersetzt von Carl Platner, Berlin 1867, S. 45. 48 Annales Pegavienses et Bosovienses, Continuatio a. 1140 – 1181, in  : MGH SS 16, herausgegeben von Georg Heinrich Pertz, Hannover 1859, S. 258 – 265, hier  : S. 258. 49 Bernhardi, S.  774, 796 – 800, 852, 886 – 887, 924 – 925, 930  ; Görich, Friedrich Barbarossa, S.  85, 88 – 91, 95  ; Opll, Ferdinand  : Friedrich Barbarossa, Darmstadt 1998, S. 33. 50 Tyerman, S. 252.

Friedrich I. Barbarossa, Friedrich VI. von Schwaben und der Dritte Kreuzzug (1189 – 1192) 1 Wilhelm von Tyrus, S. 263. 2 Tyerman, S. 344 – 372  ; Mayer, Geschichte, S. 135 – 168  ; Möhring, Hannes  : Saladin. Der Sultan und seine Zeit 1139 – 1193, München 2005, S. 77 – 83  ; Riley-Smith, S. 174 – 177, 185 – 188  ; Runciman, Geschichte, S. 631 – 633, 640 – 646, 725 – 726, 754 – 763, 770 – 771. 3 Grylicki, Sascha  : Conrad von Montferrat. Aufstieg und Fall eines Kreuzfahrerherrschers, Heidelberg 2017, S. 62 – 72  ; Runciman, Geschichte, S. 770 – 771  ; Ilgen, Theodor  : Markgraf Conrad von Montferrat, Marburg 1880, S. 76 – 80. Friedrich I. Barbarossa, Friedrich VI. von Schwaben und der Dritte Kreuzzug (1189 – 1192) 

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4 Tyerman, S.  344 – 372  ; Möhring, S.  77 – 83  ; Riley-Smith, S.  174 – 177, 185 – 188  ; Runciman, Geschichte, S. 631 – 633, 640 – 646, 725 – 726, 754 – 763, 770 – 771. 5 Ilgen, S. 83 – 87  ; Grylicki, S. 72 – 75  ; Runciman, Geschichte, S. 771 – 772  ; Möhring, S. 85. 6 Görich, Friedrich Barbarossa, S. 530. 7 Annales Marbacenses qui dicuntur, herausgegeben von Hermann Bloch, Hannover/Leipzig 1907, S. 58 – 59. 8 Görich, Friedrich Barbarossa, S. 532. 9 Opll, Friedrich Barbarossa, S. 307, siehe auch S. 17. 10 Hiestand, Rudolf  : »precipua tocius christianismi columpna«. Barbarossa und der Kreuzzug, in  : Haverkamp, Alfred (Hg.)  : Friedrich Barbarossa. Handlungsspielräume und Wirkungsweisen des staufischen Kaisers, Sigmaringen 1992, S. 51 – 108, hier  : S. 60 – 61  ; Görich, Friedrich Barbarossa, S. 532 – 536  ; Opll, Friedrich Barbarossa, S. 29, 158 – 161. 11 Wilhelm von Newburgh  : Ex Wilhelmi Neuburgensis historia Anglicana, in  : MGH SS 27, herausgegeben von Georg Waitz, Hannover 1885, S. 221 – 248, hier  : S. 237 – 238. 12 Görich, Friedrich Barbarossa, S. 548  ; Hiestand, Barbarossa und der Kreuzzug, S. 65 – 66. 13 Opll, Friedrich Barbarossa, S. 308. Zu eindimensional gedacht ist wohl die Aussage, dass der heroische Gedanke der einzige Grund für die Kreuznahme Barbarossas gewesen sein soll  : »It is not likely that the old emperor (he was now close to seventy) had much more in mind than to bring his long and arduous career to a heroic climax« (Johnson, Edgar N.: The Crusades of Fredrick Barbarossa and Henry VI, in  : Wolff, R. L./Hazard, H. W. [Hg.]  : The later Crusades, 1189 – 1311 [Band 2 des sechsbändigen Werkes A History of the Crusades, herausgegeben von Kenneth M. Setton], Madison 1969, S. 87 – 122, hier  : S. 90). 14 Görich, Friedrich Barbarossa, S. 589. 15 Opll, Friedrich Barbarossa, S. 155. 16 Hiestand, Barbarossa und der Kreuzzug, S. 61, 66. 17 Ebd., S. 57  ; Opll, Friedrich Barbarossa, S. 162. 18 Görich, Friedrich Barbarossa, S. 537. 19 Ebd., S. 537 – 540  ; Hiestand, Barbarossa und der Kreuzzug, S. 70 – 72, 74 – 76. 20 Lilie, S. 131 – 132  ; Görich, Friedrich Barbarossa, S. 540 – 541. 21 Jaspert, S. 313 – 314, 320 – 321, 326. Noch um die Mitte des 12. Jahrhunderts zählte Bischof Otto von Freising zu den wenigen Gelehrten, denen bewusst war, dass Muslime mitnichten Polytheisten und Götzendiener waren, sondern »die Gesamtheit der Sarazenen Verehrerin eines einzigen Gottes ist« (Otto von Freising  : Chronica sive Historia de Duabus Civitatibus, herausgegeben von Adolf Hofmeister, Hannover/Leipzig 1912, S. 317). 22 Opll, Friedrich Barbarossa, S. 297  ; Lilie, S. 121. 23 Opll, Friedrich Barbarossa, S. 113, 115, 297  ; Görich, Friedrich Barbarossa, S. 544 – 546. 24 Die großen Kölnischen Jahrbücher, S. 87. 25 Ebd. 26 Görich, Friedrich Barbarossa, S. 544. 27 Arnold von Lübeck  : Arnoldi chronica Slavorum, herausgegeben von Georg Heinrich Pertz, Hannover 1868, S. 23 – 25, 30  ; Die großen Kölnischen Jahrbücher, S. 86  ; siehe auch Ehlers, S. 210 – 211 sowie Fried, Johannes  : Jerusalemfahrt und Kulturimport. Offene Fragen zum Kreuzzug Heinrichs des Löwen, in  : Ehlers, Joachim/Kötzsche, Dietrich  (Hg.)  : Der Welfenschatz und sein Umkreis, Mainz 1998, S. 111 – 137, hier  : S. 131 – 132, 136. 28 Görich, Friedrich Barbarossa, S. 542 – 544. 29 Röhricht, Reinhold  : Zur Geschichte der Kreuzzüge, in  : Neues Archiv 11 (1886), S. 571 – 579, hier  :

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Friedrich I. Barbarossa, Friedrich VI. von Schwaben und der Dritte Kreuzzug (1189 – 1192)

S. 573, 575  ; Röhricht, Reinhold  : Regesta Regni Hierosolymitani (1097 – 1291), Band 1, Innsbruck 1893, S. 159  ; Röhricht, Beiträge, II, S. 186 – 187 (Fußnote 22). 30 Historia Peregrinorum, in  : Quellen zur Geschichte des Kreuzzuges Kaiser Friedrichs I., herausgegeben von Anton Chroust (MGH SS rer. Germ. NS 5), Berlin 1928, S. 116 – 172, hier  : S. 126 – 127  ; Die großen Kölnischen Jahrbücher, S. 106 – 107. 31 Die Aussage, dass der Brief eine Fälschung sei, wurde u. a. mit dem nachvollziehbaren Argument untermauert, dass darin ein Weltherrschaftsanspruch zum Ausdruck gebracht wurde, dessen Ausmaß – Barbarossa beanspruchte darin die Herrschaft nicht nur über Syrien und Ägypten, sondern sogar über Äthiopien und Mauretanien – auf einen in unrealistischen Bahnen denkenden, ja größenwahnsinnigen Charakter hindeutet, der Friedrich I. in dieser Ausprägung nicht war. Die Vermutung, dass die Fälschung in England produziert worden war, wurde mit dem Argument begründet, dass die kraftvolle Erneuerung der Reichsrechte durch Friedrich I. in Westeuropa als unangebrachter Weltherrschaftsanspruch des Staufers gebrandmarkt wurde (Mayer, Hans Eberhard  : Der Brief Kaiser Friedrichs I. an Saladin vom Jahre 1188, in  : Deutsches Archiv zur Erforschung des Mittelalters 14 [1958], S. 488 – 494, hier  : S. 489, 491, 494). 32 Die großen Kölnischen Jahrbücher, S. 108. 33 Opll, Friedrich Barbarossa, S. 163 – 164  ; Görich, Friedrich Barbarossa, S. 547. 34 Arnold von Lübeck, S. 128. 35 Ansbert  : Der Kreuzzug Friedrich Barbarossas 1187 – 1190. Bericht eines Augenzeugen. Eingeleitet, übersetzt und kommentiert von Arnold Bühler, Stuttgart 2005, S. 78  ; Arnold von Lübeck, S. 128. 36 Eickhoff, Ekkehard  : Friedrich Barbarossa im Orient. Kreuzzug und Tod Friedrichs I., Tübingen 1977, S. 53. 37 Ansbert, S. 78, 82  ; Hiestand, Barbarossa und der Kreuzzug, S. 67, 69, 72 – 73  ; Mayer, Geschichte, S. 173  ; siehe auch Scheibelreiter, S. 245 sowie Opll, Ferdinand  : Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien. Zeitgenossen berichten, Wien/Köln/Weimar 1995, S. 20. 38 Hiestand, Barbarossa und der Kreuzzug, S. 80 – 81. 39 Ansbert, S. 48 – 49. 40 Ebd., S. 81 – 82. 41 Ebd., S. 82. 42 Ebd., S. 83. 43 Lilie, S. 136 – 140  ; Görich, Friedrich Barbarossa, S. 541 – 542, 555 – 565  ; Opll, Friedrich Barbarossa, S. 164 – 167. 44 Mitsiou, Ekaterini  : Vier byzantinische rhetorische Texte auf westliche Herrscher, in  : Mitsiou, Eka­ terini (Hg.)  : Emperor Sigismund and the orthodox world, Wien 2010, S. 27 – 39, hier  : S. 28 – 29  ; Lilie, S. 132 – 134. 45 Ansbert, S. 170. 46 Görich, Friedrich Barbarossa, S. 569 – 574  ; Opll, Friedrich Barbarossa, S. 166 – 167. 47 Ansbert, S. 122. 48 Ebd., S. 124 – 129, 131, 134, 136 – 137. 49 Hiestand, Barbarossa und der Kreuzzug, S. 105. 50 Ansbert, S. 147. 51 Ebd., S. 134. 52 Tyerman, S. 426  ; Görich, Friedrich Barbarossa, S. 580  ; Opll, Friedrich Barbarossa, S. 168. 53 Ansbert, S. 134 – 136. 54 Historia Peregrinorum, S. 162 – 163, 165  ; Ansbert, S. 136 – 137  ; siehe auch Görich, Friedrich Barbarossa, S. 581  ; Eickhoff, S. 127 – 128. Friedrich I. Barbarossa, Friedrich VI. von Schwaben und der Dritte Kreuzzug (1189 – 1192) 

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55 Frankopan, Peter  : Kriegspilger. Der Erste Kreuzzug, Berlin 2017, S. 250 – 252. 56 Ansbert, S. 137. 57 Ebd., S. 136 – 138  ; Görich, Friedrich Barbarossa, S. 581. 58 Ansbert, S. 139 – 140. 59 Eickhoff, 133  ; Görich, Friedrich Barbarossa, S. 583 – 584. 60 Ansbert, S. 140. 61 Ebd., S. 141. 62 Dem arabischen Chronisten Ibn al-Athir zufolge war Kilidsch Arslan II. der Motor des Kampfs gegen die Kreuzarmee. Er habe Saladin versprochen, Barbarossa den Durchzug durch sein Reich zu verweigern, und sein Scheitern damit entschuldigt, dass seine Söhne ihn seiner Herrschaft beraubt hätten. Gabrieli, Francesco  : Die Kreuzzüge aus arabischer Sicht, Zürich/München 1973, S. 264. 63 Ansbert, S. 141. 64 Ebd., S. 142. 65 Hiestand, Barbarossa und der Kreuzzug, S. 82. 66 Itinerarium, S.  169 – 171   ; Ansbert, S.  143 – 144   ; siehe auch Görich, Friedrich Barbarossa, S. 586 – 587. 67 Gabrieli, S. 265. 68 Mayer, Geschichte, S. 174 – 177  ; Asbridge, S. 429 – 460. 69 Hiestand, Barbarossa und der Kreuzzug, S. 83  ; Gabrieli, S. 264 – 265  ; Maalouf, S. 223 – 224. 70 Ansbert, S. 145. 71 Ebd., S. 145, siehe auch S. 165 – 166. 72 Ebd., S. 147. 73 Runciman, Geschichte, S. 862 – 863, 865  ; Görich, Friedrich Barbarossa, S. 588 – 589. 74 Ansbert, S. 148. 75 Darunter auch die eher unrealistisch klingende Darstellung in der einige Jahrzehnte später angelegten Chronik des Benediktinerabtes Albert von Stade, wonach der Kaiser im Untergehen noch die Zeit gehabt habe, auszurufen  : »Gelobt sei der gekreuzigte Sohn Gottes, der mich ins Wasser aufnimmt, welches mich neugeschaffen hat und mich zum Märtyrer werden lässt, nachdem es mich [Anm.: im Zuge der Taufe] zum Christen gemacht hat.« Albert von Stade  : Annales Stadenses auctore M. Alberto ab O.c. – 1256, herausgegeben von Johann Martin Lappenberg, in  : MGH SS 16, herausgegeben von Georg Heinrich Pertz, Hannover 1859, S. 271 – 379, hier  : S. 351. 76 Ansbert, S. 148 – 149. 77 Görich, Friedrich Barbarossa, S. 591. 78 Ebd. 79 Mitsiou, S. 28 – 29. 80 Görich, Friedrich Barbarossa, S. 590. 81 Ansbert, S. 151. 82 Görich, Friedrich Barbarossa, S. 597 – 599. 83 Ansbert, S. 149. 84 Arnold von Lübeck, S. 138. Gemäß den Marbacher Annalen huldigte Bohemund III. dem Sohn Barbarossas mit Eid sowie Urkunde und machte sich damit formell zu einem Untertan des Heiligen Römischen Reiches (Annales Marbacenses, S. 61 – 62). 85 Tyerman, S. 428. 86 Ansbert, S. 151. 87 Ilgen, S. 99 – 100.

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Friedrich I. Barbarossa, Friedrich VI. von Schwaben und der Dritte Kreuzzug (1189 – 1192)

88 Baha ad-Din  : The Rare and Excellent History of Saladin, übersetzt von D. S. Richards, Aldershot 2002, S. 125 – 126  ; Gabrieli, S. 264. 89 Sicard von Cremona  : Sicardi episcopi Cremonensis Cronica, herausgegeben von Oswald Holder-­ Egger, in  : MGH SS 31, Hannover 1903, S. 22 – 183, hier  : S. 172. 90 Görich, Friedrich Barbarossa, S. 599. 91 Baha ad-Din, S. 128. 92 Ebd., S. 129. 93 Ebd., S. 135 – 138  ; siehe auch Runciman, Geschichte, S. 801  ; Röhricht, Reinhold  : Geschichte des Königreichs Jerusalem (1100 – 1291), Innsbruck 1898, S. 533 – 538. 94 Runciman, Geschichte, S. 801 – 803  ; Röhricht, Geschichte des Königreichs Jerusalem, S. 538 – 539. 95 Mayer, Geschichte, S. 177  ; Asbridge, S. 457 – 458. 96 Sterns, Indrikis  : The Teutonic Knights in the Crusader States, in  : Zacour, Norman P./Hazard, H. W. (Hg.)  : The Impact of the Crusades on the Near East, Madison 1985, S. 315 – 378, hier  : S. 320  ; Militzer, Klaus  : Die Geschichte des Deutschen Ordens, Stuttgart 2012 (2. Auflage), S. 13 – 15  ; Arnold, Udo  : Entstehung und Frühzeit des Deutschen Ordens. Zur Gründung und inneren Struktur des Deutschen Hospitals von Akkon und des Ritterordens in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, in  : Fleckenstein, Josef/Hellmann, Manfred (Hg.)  : Die geistlichen Ritterorden Europas, Sigmaringen 1980, S. 81 – 107  ; hier  : S. 83 – 85. 97 Große Hochmeisterchronik des Deutschen Ordens  : De Haymaro Monacho Archiepiscopo Cæsariensi et postea Hierosolymitano Patriarcha. Accedit eiusdem Haymari Monachi de expugnata a. D. 1191 Accone Liber tetrasticus, herausgegeben von Paul Riant, Paris 1865, S. 100  ; siehe auch Baha ad-Din, S. 142. 98 Baha ad-Din, S. 142  ; siehe auch Röhricht, Geschichte des Königreichs Jerusalem, S. 539 – 540, 545. 99 Die großen Kölnischen Jahrbücher, S. 123 – 124. 100 Baha ad-Din, S. 142. 101 Ansbert, S. 151 – 152.

Heinrich VI. und der Deutsche Kreuzzug (1197/98) 1 Siehe Einleitung, Fußnote 13. 2 Siehe u. a. Csendes, Peter  : Heinrich VI., Darmstadt 1993, S. 52 – 55, 76 – 78, 86, 93, 99 – 104, 215, 218, 220. 3 Richard von Devizes  : Cronicon Richardi Divisensis de tempore regis Richardi primi / The Chronicle of Richard of Devizes of the time of king Richard the first, herausgegeben und übersetzt von John T. Appleby, London 1963, S. 81  ; siehe auch Csendes, S. 122. 4 Escher, Monika/Hirschmann, Frank G.: Maria von Brabant – die vergessene Kaiserin. Reichspolitik, Kulturtransfer und Urbanisierung, in  : Blätter für deutsche Landesgeschichte 137 (2001), S. 161 – 198, hier  : S. 163 – 164. 5 Csendes, S.  108 – 114, 127  ; Görich, Die Staufer, S.  71 – 72  ; Berg, Dieter  : Richard Löwenherz, Darmstadt 2007, S. 192, 202  ; Naumann, Claudia  : Der Kreuzzug Kaiser Heinrichs VI., Frankfurt am Main 1994, S. 111 – 114, 140. 6 Csendes, S. 148 – 152, 164 – 165, 176 – 177, 197, 219  ; Görich, Die Staufer, S. 73 – 75. 7 Mayer, Geschichte, S. 184  ; Csendes, S. 156 – 157  ; Lilie, S. 151  ; Naumann, S. 67, 69 – 70, 72, 74 – 78, 99, 102  ; Asbridge, S. 578 – 579. 8 Naumann, S. 32 – 40, 43 – 46, 167 – 168  ; Csendes, S. 147, 197 – 199. Heinrich VI. und der Deutsche Kreuzzug (1197/98) 

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9 Naumann, S. 95 – 105  ; Mayer, Geschichte, S. 184. 10 Csendes, S. 113, 169  ; Naumann, S. 86 – 87. 11 Annales Marbacenses, S. 66  ; Csendes, S. 169. 12 Arnold von Lübeck, S. 195, 205. 13 Leonhardt, Wilhelm  : Der Kreuzzugsplan Kaiser Heinrichs VI., Borna-Leipzig 1913, S. 12. 14 Brunner, Karl  : Herzogtümer und Marken. Vom Ungarnsturm bis ins 12. Jahrhundert, Wien 1994, S. 377. 15 Cronica Reinhardsbrunnensis a. 530 – 1338, herausgegeben von Oswald Holder-Egger, in  : MGH SS 30, Band 1, Hannover 1896, S. 490 – 656, hier  : S. 557. 16 Naumann, S. 111, 121. 17 Görich, Die Staufer, S. 75 – 77. 18 Arnold von Lübeck, S. 198. 19 Naumann, S. 158 – 159. 20 Naumann, S. 104  ; Fischer, Robert-Tarek  : Richard Löwenherz. Ikone des Mittelalters, Wien/Köln/ Weimar 2019, S. 119. 21 Csendes, S. 19, 180 – 181, 208  ; Naumann, S. 104, 151 – 153, 161 – 162. 22 Naumann, S. 130 – 135. 23 Ebd., S. 28 – 29, 43  ; Csendes, S. 199  ; Runciman, Geschichte, S. 850, 857 – 861, 867. 24 Röhricht, Geschichte des Königreichs Jerusalem, S. 669. 25 Naumann, S. 134, 169 – 170. 26 Arnold von Lübeck, S. 198. 27 Loud, S. 14 – 17  ; Naumann, S. 135 – 150, 154, 158 – 164  ; Johnson, S. 120. 28 Csendes, S. 181 – 188, 192  ; Naumann, S. 154 – 155, 167 – 168. 29 Annales Marbacenses, S. 70. 30 Ekkehard von Aura, S. 221. 31 Naumann, S. 166. 32 Routledge, Michael  : Kreuzzugslieder, in  : Riley-Smith, Jonathan (Hg.)  : Illustrierte Geschichte der Kreuzzüge, Frankfurt am Main/New York 1999, S. 110 – 133, hier  : S. 126. 33 Ekkehard von Aura, S. 221. 34 Le Goff, Jacques  : Ludwig der Heilige, Stuttgart 2000, S. 149. 35 Röhricht, Die Deutschen im Heiligen Lande, S.  65, 85  ; Gade, John Allyne  : Luxemburg in the Middle Ages, Leiden 1951, S. 77. 36 Arnold von Lübeck, S. 195. 37 Reineri Annales a. 1066 – 1230, in  : MGH SS 16, herausgegeben von Georg Heinrich Pertz, Hannover 1859, S. 651 – 680, hier  : S. 653. Der Chronist bezeichnet Walram von Limburg an dieser Stelle als Herzog von Löwen. Siehe auch  : Naumann, S. 170. 38 Roger von Howden  : Chronica magistri Rogeri de Houedene, herausgegeben von William Stubbs, 4 Bände, London 1868 – 1871, hier  : IV, S. 25 – 26. 39 Reineri Annales, S. 653, siehe auch S. VIII–X. 40 Naumann, S. 29 – 30. 41 Naumann, S. 171 – 175  ; Loud, S. 6  ; Runciman, Geschichte, S. 867 – 868  ; Röhricht, Geschichte des Königreichs Jerusalem, S. 669 – 672. 42 Reineri Annales, S. 653. 43 So zum Beispiel Burchard von Ursberg, der die Historia brevis, eine kurze Darstellung der Geschichte Palästinas im späten 12.  Jahrhundert, verfasst von einem wohl in Outremer lebenden Christen, in seine Chronik einbaute (Burchard von Ursberg  : Die Chronik des Propstes Burchard

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Heinrich VI. und der Deutsche Kreuzzug (1197/98)

von Ursberg, herausgegeben von Oswald Holder-Egger und Bernhard von Simson, in  : MGH SS 16 [zweite Auflage], Hannover/Leipzig 1916, S. 73). 44 Arnold von Lübeck, S. 198. 45 Naumann, S. 167 – 168. 46 Arnold von Lübeck, S. 199. 47 Naumann, S. 168. 48 Runciman, Geschichte, S. 869 – 870  ; Naumann, S. 178 – 179  ; Mayer, Geschichte, S. 290 – 291. 49 Naumann, S. 163, 176  ; Leonhardt, S. 26. 50 Reineri Annales, S. 653. 51 Eracles  : L’Estoire de Eracles empereur, in  : Receuil des Historiens des Croisades. Historiens occidentaux, Band 2, Paris 1859, S. 1 – 481, hier  : S. 224. 52 Chronica regis Coloniensis, herausgegeben von Georg Waitz, in  : MGH SS 18, Hannover 1880, S. 160. 53 Naumann, S. 29, 170, 183 – 184, 189 – 190  ; Leonhardt, S. 71. 54 Arnoldi chronica Slavorum, die zentrale Schilderung des Kreuzzuges von 1197/98, ist insofern missverständlich betitelt, als es sich dabei nur am Rande um eine Slawenchronik handelt. Vielmehr stellt sie vor allem die Geschichte der Welfen im späten 12. und frühen 13. Jahrhundert dar (Hucker, Bernd Ulrich  : Die Chronik Arnolds von Lübeck als »Historia Regum«, in  : Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 44 [1988], S. 98 – 119, hier  : S. 98). 55 Arnold von Lübeck, S. 200 – 201. 56 Naumann, S. 185 – 186. 57 Die großen Kölnischen Jahrbücher, S. 135. 58 Runciman, Geschichte, S. 853 – 854. 59 Siehe Arnold von Lübeck, S. 200 – 201 sowie Roger von Howden  : The Annals of Roger de Hoveden comprising the history of England and of other countries of Europe from A.D. 732 to A.D. 1201, 2  Bände, London 1853, hier  :  II, S.  406 – 407  ; siehe auch Naumann, S.  186. Laut einer anderen Quelle wären zwei der christlichen Gefangenen, die zum raschen Erfolg beigetragen hatten, von den Eroberern gefoltert worden, weil man von ihnen das Versteck von Schätzen erfahren wollte (Eracles, S. 227). 60 Chronica regis Coloniensis, S. 161. 61 Arnold von Lübeck, S. 203 – 204  ; Die großen Kölnischen Jahrbücher, S. 135 – 136. Vermutlich handelte der Augenzeuge Heinrich I. von Brabant korrekt, als er von einer Heirat Isabellas und Amalrichs in Beirut nichts berichtete. Laut dem Nichtaugenzeugen Arnold von Lübeck beriet man in der 15 Tage dauernden Ruhepause zuerst über die Thronfolge im Kreuzfahrerkönigreich, schickte dann nach Amalrich auf Zypern, der daraufhin sogleich nach Beirut segelte und dort Königin Isabella heiratete, die freilich ebenfalls in extremer Windeseile nach Beirut hätte kommen müssen, um in dieses enge Zeitkorsett zu passen. 15 Tage erscheinen für all das doch etwas knapp bemessen. Es ist außerdem auch nicht recht nachvollziehbar, dass Heinrich I. von Brabant in seinem Bericht über den Feldzug nach Beirut ein so wichtiges Ereignis wie die weichenstellende Heirat der Königin von Jerusalem mit dem König von Zypern, so sie tatsächlich in jenen Tagen in Beirut vorgenommen worden wäre, unerwähnt gelassen hätte. 62 Arnold von Lübeck, S. 202. 63 Arnold von Lübeck, S. 204  ; Die großen Kölnischen Jahrbücher, S. 136  ; Annales Sancti Rudberti Salisburgenses, herausgegeben von Wilhelm Wattenbach, in  : MGH SS 9, Hannover 1851, S. 758 – 810, hier  : S. 778  ; siehe auch  : Naumann, S. 162, 187 – 188  ; Röhricht, Geschichte des Königreichs Jerusalem, S. 675. Heinrich VI. und der Deutsche Kreuzzug (1197/98) 

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64 Naumann, S. 162. 65 Arnold von Lübeck, S.  212  ; Gesta episcoporum Halberstadensium, herausgegeben von Ludwig Weiland, in  : MGH SS 23, Hannover 1874, S. 73 – 123, hier  : S. 112. 66 Die großen Kölnischen Jahrbücher, S. 136. 67 Martène, Edmont/Durand, Ursin  (Hg.)  : Thesaurus Novus Anecdotorum, Band  1, Paris 1717, S. 870. In den Kölnischen Jahrbüchern sind die abschließenden Sätze des Schreibens Heinrichs I. von Brabant an den Erzbischof von Köln nicht angeführt. Im Pariser Quellenwerk findet sich überdies auch noch der Hinweis, wann und wo der Brief des Herzogs verfasst wurde. 68 Hinsichtlich des Zeitpunktes, zu dem die deutschen Kreuzritter vom Tod des Kaisers erfuhren, gehen die Quellenberichte weit auseinander. Laut Arnold von Lübeck traf die Nachricht bereits bei ihrem Aufenthalt in Beirut, also Ende Oktober oder Anfang November, bei ihnen ein (Arnold von Lübeck, S. 203). Aus einer anderen Überlieferung geht hervor, sie hätten auch zu Beginn ihrer nächsten militärischen Unternehmung, also über einen Monat später, noch nichts davon gewusst (Albert von Stade, S.  353). Dass es über zwei Monate gedauert haben soll, bis die bedeutungsschwere Nachricht nach Outremer drang, ist angesichts der Tatsache, dass eine Seefahrt von Messina nach Akko bei halbwegs günstigen Wetterverhältnissen etwa drei Wochen in Anspruch nahm, wenig wahrscheinlich. 69 Arnold von Lübeck, S. 203. 70 Ebd. 71 Clemens, Lukas  : Das Mittelmeer. Drehscheibe von Kultur und Wirtschaft, in  : Schubert, Alexander  (Hg.)  : Richard Löwenherz. König – Ritter – Gefangener, Regensburg 2017, S.  202  f., hier  : S. 203. 72 Arnold von Lübeck, S. 205. 73 Tyerman, S. 492 – 493  ; Naumann, S. 189 – 191. 74 Naumann, S. 190 – 194, 198  ; Röhricht, Geschichte des Königreichs Jerusalem, S. 675 – 677  ; Röhricht, Beiträge, II, S. 212 – 214. 75 Arnold von Lübeck, S. 211. 76 Johannes von Würzburg, S. 154 – 156. 77 Naumann, S. 223. 78 Die Teilnehmer des feierlichen Aktes von Akko werden in der Narracio de primordiis ordinis Theutonici aufgelistet (Die Statuten des Deutschen Ordens nach den ältesten Handschriften, herausgegeben von Max Perlbach, Halle an der Saale 1890, S. 159 – 160)  ; siehe auch Naumann, S. 188 –   212. 79 Naumann, S. 211 – 224  ; Favreau, Marie-Luise  : Studien zur Frühgeschichte des Deutschen Ordens, Stuttgart 1974, S.  65 – 70  ; Militzer, S.  15 – 19  ; Clauss, Martin  : Militärgeschichte des Mittelalters, München 2020, S. 61  ; Runciman, Geschichte, S. 873. 80 Csendes, S. 219. 81 Naumann, S. 219 – 224  ; Militzer, S. 16 – 17  ; Arnold, S. 96 f. 82 Otto von St. Blasien, S. 67. 83 Ansbert, S. 151. 84 Roger von Howden, Chronica, III, S. 121 – 123. 85 Die großen Kölnischen Jahrbücher, S. 136. 86 Naumann, S. 221. 87 Ebd., S. 199. 88 Siehe Einleitung, Fußnote 13.

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Heinrich VI. und der Deutsche Kreuzzug (1197/98)

89 Die von Heinrich  I. von Brabant im November 1197 erwünschten zusätzlichen Kräfte aus Deutschland (siehe Die großen Kölnischen Jahrbücher, S. 136) hätten, da die mediterrane Schifffahrt im Winter weitgehend ruhte, frühestens im Frühjahr 1198 in Palästina eintreffen können  ; realistisch erscheint, dass der Kreuzzug noch über die folgenden Monate hätte dauern sollen und eine Heimkehr für die Herbstpassage 1198 vorgesehen war. 90 Wie groß die Chancen für die deutschen Kreuzritter gewesen wären, die Heilige Stadt im Lauf des Jahres 1198 einzunehmen, lässt sich kaum abschätzen  ; die Deutschen wären aber letztlich höchstwahrscheinlich mit dem gleichen Problem konfrontiert gewesen, das sich schon Richard Löwenherz beim Dritten Kreuzzug gestellt hatte, nämlich, dass die seit Saladins Siegeszug von 1187/88 stark dezimierten fränkischen Christen nach dem Abzug der Kreuzarmee zu schwach gewesen wären, um Jerusalem gegen die muslimische Übermacht im Binnenland lange zu halten. 91 Loud, S. 2  ; Leonhardt, S. 68 – 71. 92 Naumann, S. 230  ; Hardwicke, Mary Nickerson  : The Crusader States, 1192 – 1243, in  : Wolff, R. L./ Hazard, H. W. (Hg.)  : The later Crusades, 1189 – 1311 (Band 2 des sechsbändigen Werkes A History of the Crusades, herausgegeben von Kenneth M. Setton), Madison 1969, S. 522 – 556, hier  : S. 530 – 531. 93 Burchard von Ursberg (der den Text des unbekannten Chronisten, die so genannte Historia brevis, in seine Chronik einbaute), S. 73. 94 Loud, S. 5. 95 Naumann, S. 199. 96 Neue Deutsche Biographie, Band 12, Berlin 1980, S. 504. 97 Naumann, S. 200 – 201  ; Gade, S. 77 – 78  ; Röhricht, Die Deutschen im Heiligen Lande, S. 122. 98 Röhricht, Die Deutschen im Heiligen Lande, S. 101  ; Naumann, S. 200. 99 Naumann, S. 201, 208 – 210. 100 Runciman, Geschichte, S. 874, 877 – 879  ; Naumann, S. 202 – 204. 101 Naumann, S. 187  ; Asbridge, S. 577  ; Runciman, Geschichte, S. 872, 880, 909 – 910, 972 – 980.

Zwischenspiel: Philipp von Schwaben und der Vierte Kreuzzug (1202 – 1204) 1 2 3 4 5

Martène/Durand, S. 870. Görich, Die Staufer, S. 80 – 81. Naumann, S. 81 – 82, 194. Mayer, Geschichte, S. 231 – 235  ; Asbridge, S. 559 – 561. Lilie, S.  151 – 153, 165 – 168, 170  f.; Mayer, Geschichte, S.  184, 235, 237 – 238  ; Runciman, Geschichte, S. 729 f., 888 – 899. 6 Mayer, Geschichte, S. 238.

Friedrich II. und der Sechste Kreuzzug (1227 – 1229) 1 Hardwicke, S. 531 – 532, 536 – 537  ; Mayer, Geschichte, S. 255 – 259, 290 – 294  ; Runciman, Geschichte, S. 877 – 879, 909 – 911, 916, 922  ; siehe auch Perry, Guy  : John of Brienne. King of Jerusalem, Emperor of Constantinople, c. 1175 – 1237, Cambridge 2013, S. 52 – 58. 2 Rader, Olaf B.: Friedrich II. Der Sizilianer auf dem Kaiserthron, München 2019, S. 65 – 71  ; Görich, Die Staufer, S. 79 – 80, 85 – 90. Zwischenspiel: Philipp von Schwaben und der Vierte Kreuzzug (1202 – 1204) 

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3 Halm, Heinz  : Die Ayyubiden, in  : Haarmann, Ulrich  (Hg.)  : Geschichte der arabischen Welt, München 1994 (dritte, erweiterte Auflage), S.  200 – 216, hier  : S.  214 – 216  ; Görich, Die Staufer, S. 96 – 97  ; Asbridge, S. 603 – 604. 4 Rader, S. 72 – 108, 379  ; Görich, Die Staufer, S. 87 – 93. 5 Van Cleve, Thomas C.: The Crusade of Frederick II, in  : Wolff, R. L./Hazard, H. W. (Hg.)  : The Later Crusades, 1189 – 1311 (Band 2 des sechsbändigen Werkes A History of the Crusades, herausgegeben von Kenneth M. Setton), Madison 1969, S. 429 – 462, hier  : S. 430 – 432. 6 Van Cleve, The Fifth Crusade, in  : Wolff, R. L./Hazard, H. W. (Hg.)  : The Later Crusades, 1189 – 1311 (Band  2 des sechsbändigen Werkes A History of the Crusades, herausgegeben von Kenneth M. Setton), Madison 1969, S. 377 – 428, hier  : S. 390 – 406  ; Powell, James M.: Anatomy of a Crusade 1213 – 1221, Philadelphia 1986, S. 130 – 147. 7 Rader, S. 116 – 117, 380 – 381  ; Röhricht, Beiträge, I, S. 6 – 8. 8 Van Cleve, The Fifth Crusade, S. 423 – 428  ; Runciman, Geschichte, S. 942 – 946  ; Röhricht, Beiträge, I, S. 9 – 11. 9 Van Cleve, The Crusade of Frederick II, S. 437 – 438  ; Asbridge, S. 602 – 603. 10 Röhricht, Beiträge, I, S. 11. 11 Runciman, Geschichte, S. 909 – 910, 950 – 951  ; Perry, S. 52 – 53, 122 – 134. 12 Hechelhammer, Bodo  : Mittler zwischen Kreuz und Krone. Hermann von Salza und der Kreuzzug Friedrichs II., in  : Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte 61 (2007), S. 31 – 58, hier  : S. 43 – 44  ; Runciman, Geschichte, S. 951. 13 Riley-Smith, S. 268  ; Hechelhammer, S. 45 – 46, 48  ; Röhricht, Beiträge, I, S. 13  ; Görich, Die Staufer, S. 97. 14 Van Cleve, The Crusade of Frederick  II, S.  442 – 443  ; Röhricht, Beiträge, I, S.  14 – 15  ; Runciman, Geschichte, S.  952 – 954. Zu Isabella  II.: Röhricht, Geschichte des Königreichs Jerusalem, S. 761 – 763  ; Pernoud, Régine  : The Crusaders. The Struggle for the Holy Land, Edinburgh/London 1963, S. 277. 15 Hechelhammer, S. 32 – 35  ; Runciman, Geschichte, S. 951  ; Rader, S. 316  ; Cleve, Hartwig  : Kaiser Friedrich II. und die Ritterorden, in  : Deutsches Archiv zur Erforschung des Mittelalters 49 (1993), S. 39 – 74, hier  : S. 64. 16 Wojtecki, Dieter  : Die Babenberger und der Deutsche Orden, in  : Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 87 (1979), S.  316 – 336, hier  : S.  319 – 320  ; Mayer, Hans Eberhard  : Die Seigneurie de Joscelin und der Deutsche Orden, in  : Fleckenstein, Josef/Hellmann, Manfred (Hg.)  : Die geistlichen Ritterorden Europas (Vorträge und Forschungen 26), Sigmaringen 1980, S. 171 – 216, hier  : S. 189 – 190. 17 Hechelhammer, S. 37 – 39  ; Cleve, S. 64  ; Van Cleve, The Crusade of Frederick II, S. 443 – 444. 18 Hechelhammer, S. 48 – 50  ; Röhricht, Beiträge, I, S. 18 – 19. 19 Asbridge, S.  606 – 607  ; Tyerman, S.  745 – 746  ; Runciman, Geschichte, S.  961 – 962  ; Riley-Smith, S. 269. 20 Van Cleve, The Crusade of Frederick II, S. 446  ; Röhricht, Beiträge, I, S. 19 – 20. 21 Riley-Smith, S. 269  ; Asbridge, S. 607 – 608  ; Runciman, Geschichte, S. 954 – 956  ; Rader, S. 240, 272, 382  ; Van Cleve, The Crusade of Frederick II, S. 445 – 451, 462. 22 Runciman, Geschichte, S. 956 – 958, 969 – 970  ; Furber, Elizabeth Chapin  : The Kingdom of Cyprus, 1191 – 1291, in  : Wolff, R. L./Hazard, H. W.  (Hg.)  : The Later Crusades, 1189 – 1311 (Band  2 des sechsbändigen Werkes A History of the Crusades, herausgegeben von Kenneth M. Setton), Madison 1969, S. 599 – 629, hier  : S. 605  ; Van Cleve, The Crusade of Frederick II, S. 451.

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Friedrich II. und der Sechste Kreuzzug (1227 – 1229)

23 Philipp von Novara  : The Wars of Frederick II against the Ibelins in Syria and Cyprus, übersetzt von John L. Lamonte, bearbeitet von Merton J. Hubert, New York 1936, S. 17 – 20, 74 – 78. 24 Ebd., S. 78. 25 Ebd., S. 80. 26 Ebd., S. 76 – 77, 82 – 86. 27 Eracles, S. 363  ; siehe auch Röhricht, Geschichte des Königreichs Jerusalem, S. 764  ; Van Cleve, The Crusade of Frederick II, S. 446. 28 Röhricht, Geschichte des Königreichs Jerusalem, S.  776 – 777  ; Van Cleve, The Crusade of Frederick II, S. 447 – 448. 29 Die Quellen geben über die Errichtung von Montfort kaum Auskunft. Wann genau mit der auf einem Felssporn gelegenen Hauptanlage des Deutschritter-Territoriums begonnen wurde, ist unklar. Möglicherweise hatte Heinrich von Salza den Bau bereits 1226 eingeleitet und setzte die deutschen Kreuzritter nun für eine zweite Bauphase ein. Es ist jedenfalls davon auszugehen, dass die Errichtung von Montfort während des Kreuzzuges Friedrichs II. ein gutes Stück vorankam (Mayer, Die Seigneurie de Joscelin, S. 210 – 211  ; Riley-Smith, S. 269  ; Hechelhammer, S. 52 – 53). 30 Eracles, S. 365  ; Ernoul  : Chronique d’Ernoul et de Bernard le Trésorier, Paris 1871, S. 458 – 459. 31 Röhricht, Geschichte des Königreichs Jerusalem, S. 777 – 779  ; Runciman, Geschichte, S. 962. 32 Röhricht, Beiträge I, S. 28 – 29  ; Runciman, Geschichte, S. 956, 960  ; Mayer, Geschichte, S. 274 – 276. 33 Freidank  : Fridankes Bescheidenheit, herausgegeben von Heinrich Ernst Bezzenberger, Halle 1872, S. 211, siehe auch S. 450. 34 Van Cleve, The Crusade of Frederick II, S. 452 – 454  ; Röhricht, Beiträge, I, S. 35 – 38  ; Runciman, Geschichte, S. 962 – 963. 35 Van Cleve, The Crusade of Frederick II, S. 454 – 455  ; Rader, S. 385 – 386. 36 Rader, S. 401 – 404. 37 Riley-Smith, S. 269 – 270  ; Van Cleve, The Crusade of Frederick II, S. 455 – 456. 38 Rader, S.  399 – 400  ; Jacobs, Wilhelm  : Patriarch Gerold von Jerusalem. Ein Beitrag zur Kreuzzugsgeschichte Friedrichs  II., Aachen 1905, S.  30, 33  ; Van Cleve, The Crusade of Frederick  II, S. 456 – 457  ; Mayer, Geschichte, S. 277 – 278. 39 Röhricht, Beiträge, I, S. 43  ; Jacobs, S. 32  ; Van Cleve, The Crusade of Frederick II, S. 457 – 458. 40 Maalouf, S. 247. 41 Ebd.; Runciman, Geschichte, S. 967. 42 Hechelhammer, S. 56. 43 Van Cleve, The Crusade of Frederick II, S. 458 – 459  ; Röhricht, Beiträge, I, S. 44 – 45. 44 Mayer, Geschichte, S. 277  ; Runciman, Geschichte, S. 970 – 971. 45 Hardwicke, S. 545 – 546  ; Röhricht, Beiträge, I, S. 46 – 47  ; Van Cleve, The Crusade of Frederick II, S. 459 – 460. 46 Philipp von Novara, S. 91 – 92. 47 Ebd., S. 92. 48 Freidank, S. 214. 49 Van Cleve, The Crusade of Frederick II, S. 461 – 462  ; Rader, S. 398 – 399, 403 – 404. 50 Hechelhammer, S. 57 – 58  ; Röhricht, Beiträge, I, S. 48 – 49  ; Van Cleve, The Crusade of Frederick II, S. 460 – 461  ; Lechner, S. 216 – 217.

Friedrich II. und der Sechste Kreuzzug (1227 – 1229) 

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Zusammenbrüche 1 2 3 4

Furber, S. 612  ; Runciman, Geschichte, S. 972 – 973  ; Hardwicke, S. 549. Philipp von Novara, S. 118 – 120  ; Eracles, S. 386 – 387. Philipp von Novara, siehe u. a. S. 119 – 120. Philipp von Novara, S. 121  ; Eracles, S. 388 – 392  ; siehe auch Runciman, Geschichte, S. 974 – 975 sowie Hardwicke, S. 548 – 549. 5 Philipp von Novara, S. 122 – 124, 127 – 129. 6 Runciman, Geschichte, S.  975 – 982  ; Furber, S.  612 – 613  ; Röhricht, Geschichte des Königreichs Jerusalem, S. 812 – 828. 7 Philipp von Novara, S. 164 – 167. 8 Van Cleve, The Crusade of Frederick II, S. 462. 9 Halm, S.  215 – 216  ; Röhricht, Beiträge, I, S.  50 – 52  ; Runciman, Geschichte, S.  998  ; Rader, S. 401 – 404. 10 Albert von Stade, S. 363. 11 Maalouf, S. 244 – 248  ; Rader, S. 14, 402 – 404. 12 Johann von Joinville  : Leben des heiligen Ludwig von Frankreich. Nach der Erzählung seines Zeitund Kampfgenossen Johann Sir von Joinville in’s Deutsche übersetzt von Theodor Nißl, Regensburg 1852, S. 109, 111, 186, 190 – 191, 196, 199  ; siehe auch Runciman, Geschichte, S. 1048. 13 Hardwicke, S.  549 – 551  ; Runciman, Geschichte, S.  980 – 983  ; Röhricht, Geschichte des Königreichs Jerusalem, S. 831 – 834. 14 Rader, S. 418. 15 Riley-Smith, S. 276 – 279. 16 Hardwicke, S.  552  ; Röhricht, Regesta Regni Hierosolymitani, Band  1, S.  286  ; Runciman, Geschichte, S. 997 – 998. 17 Hardwicke, S.  553 – 554  ; Runciman, Steven  : The Crusader States, 1243 – 1291, in  : Wolff, R. L./ Hazard, H. W. (Hg.)  : The Later Crusades, 1189 – 1311 (Band 2 des sechsbändigen Werkes A History of the Crusades, herausgegeben von Kenneth M. Setton), Madison 1969, S. 557 – 598, hier  : S. 557 – 559  ; Röhricht, Geschichte des Königreichs Jerusalem, S. 856 – 859  ; Asbridge, S. 615. 18 Asbridge, S. 615 – 616  ; Runciman, Geschichte, S. 1003 – 1004. 19 Rader, S. 400 – 401  ; Röhricht, Geschichte des Königreichs Jerusalem, S. 870 – 872. 20 Furber, S. 613. 21 Rader, S. 397, 401. 22 Asbridge, S. 615 – 617  ; Runciman, Geschichte, S. 1004 – 1008. 23 Mayer, Geschichte, S. 280, 315  ; Runciman, Crusader States, 1243 – 1291, S. 567. 24 Runciman, Geschichte, S. 1200 – 1201.

Die Deutschen und ihre Kreuzzüge in Skizzen und Schlaglichtern 1 Geldsetzer, Sabine  : Frauen im Umfeld der Kreuzzüge des 12.  Jahrhunderts, in  : Krauss, Marita/ Sonnabend, Holger (Hg.)  : Frauen und Migration, Stuttgart 2001, S. 37 – 75, hier  : S. 53 – 55  ; Riley-­ Smith, S. 207. 2 Turner, Ralph V.: Eleonore von Aquitanien. Königin des Mittelalters, München 2012, S. 95 – 100, 117 – 120  ; Runciman, Geschichte, S. 583  ; Geldsetzer, Frauen im Umfeld der Kreuzzüge des 12. Jahrhunderts, S. 43.

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Die Deutschen und ihre Kreuzzüge in Skizzen und Schlaglichtern

3 Wilhelm von Tyrus, S. 257. 4 Turner, S. 95, 122 – 123. Daran sollte sich im Übrigen auch nichts ändern. Ludwig VII. setzte zwar seinen Willen durch, Eleonore zog mit ihm nach Jerusalem, aber das Verhältnis zwischen den beiden Ehepartnern war zerrüttet. Ein vom Papst unternommener Aussöhnungsversuch blieb nicht lange wirksam. Im März 1152 wurde die Ehe annulliert, Eleonore heiratete kurz darauf erneut und gründete die Plantagenet-Dynastie, die bis weit ins Spätmittelalter hinein England und Teile Frankreichs beherrschen sollte. 5 Geldsetzer, Sabine  : Frauen auf Kreuzzügen 1096 – 1291, Darmstadt 2003, S. 95 – 98, 123, 194  ; Runciman, Geschichte, S. 1032 – 1041, 1049  ; Tyerman, S. 789, 796 – 797. 6 Görich, Friedrich Barbarossa, S. 137 – 138. 7 Runciman, Geschichte, S. 571  ; Bernhardi, S. 616. 8 Fischer, Österreichs Kreuzzüge, S. 23 – 25, 28 – 30  ; siehe auch  : Historia Welforum, S. 22. 9 Geldsetzer, Frauen auf Kreuzzügen, S. 38, 128 – 130, 136, 162 – 167. 10 Oliver von Paderborn  : Historia Damiatina, in  : Die Schriften des Kölner Domscholasters, späteren Bischofs von Paderborn und Kardinal-Bischofs von S. Sabina Oliverus, herausgegeben von Dr. Hoogeweg, Tübingen 1894, S. 159 – 282, hier  : S. 206. 11 Er ist auch unter dem Beinamen al-Katib bekannt. 12 Geldsetzer, Frauen auf Kreuzzügen, S. 124. 13 Gabrieli, S. 272. 14 Geldsetzer, Frauen auf Kreuzzügen, S. 125. 15 Ebd., S. 130. 16 Annales Herbipolenses, S. 3. 17 Niketas Choniates  : O City of Byzantium. Annals of Niketas Choniates, herausgegeben von Harry J. Magoulias, Detroit 1984, S. 35  ; siehe auch Geldsetzer, Frauen auf Kreuzzügen, S. 122, 124 – 125. 18 Geldsetzer, Frauen auf Kreuzzügen, S. 125. 19 Riley-Smith, Jonathan  : Die Mentalität der Orientkreuzfahrer 1095 bis 1300, in  : Riley-Smith, Jonathan (Hg.)  : Illustrierte Geschichte der Kreuzzüge, Frankfurt am Main/New York 1999, S. 83 – 109, hier  : S. 89 f.; Lloyd, Simon  : Die Kreuzzugsbewegung 1096 – 1274, in  : ebd., S. 46 – 82, hier  : S. 82. 20 Runciman, Geschichte, S. 228 – 229, 334, 388. 21 Wegele, Franz X.: Graf Otto von Henneberg-Botenlauben und sein Geschlecht (1180 – 1250), Würzburg 1875, S. 4 – 8, 35  ; Naumann, S. 125 – 126, 201 – 202, 221 – 222  ; Röhricht, Die Deutschen im Heiligen Lande, S. 84. 22 Mayer, Die Seigneurie de Joscelin, S. 191 – 195. 23 Wegele, S. 10. 24 Cleve, S. 48 – 49  ; Van Cleve, The Fifth Crusade, S. 379, 391 – 395  ; Tyerman, S. 626 – 629. 25 Wegele, S. 11, 16, 18 – 19. 26 Routledge, S. 110, 133. 27 Asbridge, S. 231. 28 Wisniewski, Roswitha  : Kreuzzugsdichtung. Idealität in der Wirklichkeit, Darmstadt 1984, S. 107. 29 Walther von der Vogelweide kombinierte seine Lobpreisung im Übrigen mit einer durchaus kecken Forderung an Leopold VI.: »Bringt diesen glänzenden Ruhm daheim zur Vollendung  : zeigt euch hier so trefflich, dass niemand euch zum Schimpf sagen kann, ihr wäret besser dort mit Ehren geblieben.« https://www.projekt-gutenberg.org/waltherv/walthers/chap008.html (abgerufen am 07.03.2023). 30 Kern, Manfred  : Krieg der Worte – Kreuzzug und Poesie bei Walther von der Vogelweide und Wolfram von Eschenbach, Salzburg 2002, S. 26 Die Deutschen und ihre Kreuzzüge in Skizzen und Schlaglichtern 

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31 Zur inhaltlichen Interpretation des Palästinaliedes siehe u. a.: Schumacher, Meinolf  : Die Konstituierung des ›Heiligen Landes‹ durch die Literatur. Walthers Palästinalied (L. 14,38) und die Funktion der europäischen Kreuzzugsdichtung, in  : Bogdal, Klaus-Michael (Hg.)  : Orientdiskurse in der deutschen Literatur, Bielefeld 2007, S. 11 – 30, hier  : S. 17 f., 27  ; Hope, Henry  : Ein Kreuzlied  ? Walthers von der Vogelweide Palästinalied im Kontext der Überlieferung, in  : Musik in Bayern. Jahrbuch der Gesellschaft für Bayerische Musikgeschichte e.V. 84 (2019), S. 9 – 31. 32 Kern, S. 26 – 27. 33 Schumacher, S. 13. 34 Wentzlaff-Eggebert, Friedrich-Wilhelm  : Kreuzzugsdichtung des Mittelalters. Studien zu ihrer geschichtlichen und dichterischen Wirklichkeit, Berlin 1960, S.  197  ; Naumann, S.  123 – 124, 127, 129, 227  ; Cormeau, Christoph/Störmer, Wilhelm  : Hartmann von Aue. Epoche – Werk – Wirkung, München 2007, S. 94. 35 Routledge, S. 125. 36 Radulfus Niger  : De re militaro et triplici via peregrinationis Ierosolimitane (1187/88), herausgegeben von Ludwig Schmugge, Berlin/New York 1977, S. 196 – 197. 37 Kern, S. 12, 22. 38 Ebd., S. 18. 39 Ebd., S. 23. 40 Wisniewski, S. 100. 41 Freidank, S. 208 – 211, siehe auch S. 448 – 450. 42 Ansbert, S. 134. 43 Die großen Kölnischen Jahrbücher, S. 120. 44 Riley-Smith, S. 200, 209, 244 – 254, 292 – 293. 45 Ebd., S. 201. 46 Berry, S. 492 – 495  ; Riley-Smith, S. 201, 209  ; Tyerman, S. 305 – 307  ; Ehlers, S. 73 – 74. 47 Helmold von Bosau  : Helmolds Chronik der Slaven, übersetzt von Joseph M. Laurent, bearbeitet von Wilhelm Wattenbach, Leipzig 1894, S. 145  ; siehe auch Ehlers, S. 74. 48 Helmold von Bosau, S. 145. 49 Ebd., S. 153. 50 Ehlers, S. 74 – 75, 158 – 160. 51 Riley-Smith, S. 209, 244 – 245. 52 Münkler, Herfried  : Die Deutschen und ihre Mythen, Berlin 2009, S. 38 – 42  ; siehe auch Schneidmüller, Bernd  : Die Kaiser des Mittelalters. Von Karl dem Großen bis Maximilian I., München 2020, S. 80. 53 Münkler, S. 45 – 46. 54 Immer, Nikolas  : Mnemosyne dichtet. Lyrisches Erinnern in der Mitte des 19.  Jahrhunderts, in  : Mellmann, Katja/Reiling, Jesko (Hg.)  : Vergessene Konstellationen literarischer Öffentlichkeit zwischen 1840 und 1885, Berlin/Boston 2016, S. 297 – 320, hier  : S. 307 – 308. 55 Münkler, S. 52, 58 – 61. 56 Bei den anwesenden Parlamentariern fand die Inszenierung des Kronprinzen im Übrigen keine ungeteilte Begeisterung. »Es war ein Stuhl aus der Sachsenzeit, auf welchem einmal ein alter Kaiser gesessen haben konnte«, bemerkte der Augenzeuge Eugen Richter, einer der bedeutendsten Parlamentarier der Kaiserzeit, mit hochgezogenen Augenbrauen, »von Goslar in eine private Sammlung gerettet, unten von Stein, oben von Erz, gar seltsam anzuschauen.« Richter, Eugen  : Im alten Reichstag, 2 Bände, Berlin 1894 – 1896, hier  : Band 1, S. 2.

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Die Deutschen und ihre Kreuzzüge in Skizzen und Schlaglichtern

57 Sepp, Johann Nepomuk  : Meerfahrt nach Tyrus zur Ausgrabung der Kathedrale mit Barbarossa’s Grab, Leipzig 1879, S. 365 – 366. 58 Ebd., S. 367 – 368. 59 Ebd., S. 368. 60 Ebd., S. 112 – 113, 249 – 263, 268 – 270, 373 – 375. 61 Münkler, S. 61 – 63. 62 Pflanze, Otto  : Bismarck. Der Reichskanzler, München 2008, S. 662. 63 Münkler, S. 67 – 68. 64 https://www.gesetze-im-internet.de/m_nz10dmbek_1990/BJNR008600990.html (abgerufen am 18.01.2023)  ; Görich, Friedrich Barbarossa, S. 662 – 663.

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Zeittafel

1095 27. November

Eröffnung der Kreuzzugsepoche durch eine Ansprache Papst Urbans II. in Clermont 1096 – 1099 Erster Kreuzzug. Eroberung von Edessa, Antiochia und Jerusalem und Gründung der ersten drei gleichnamigen Kreuzritterstaaten in Syrien und Palästina 1101 Nachfolgekreuzzug scheitert in Kleinasien, u. a. Untergang einer bayerischen Armee unter Herzog Welf IV. 1124 2. Februar Gelübde Konrads von Hohenstaufen, als Krieger ins Heilige Land zu ziehen. Nimmt vermutlich an der Eroberung von Tyrus durch die Christen (Juli 1124) und an der Schlacht von Azaz (Juni 1125) teil 1138 22. Mai Wahl Konrads von Hofenstaufen zum römisch-deutschen König (Konrad III.) 1144 24. – 26. Dezember Eroberung von Edessa durch Imad ad-Din Zengi 1146 27. Dezember Auf Drängen Bernhards von Clairvaux nimmt Konrad III. in Speyer das Kreuz 1147 Mitte Februar Hoftag in Regensburg. Diverse Fürsten nehmen das Kreuz, darunter auch Friedrich III. von Schwaben, der spätere Kaiser Friedrich I. Barbarossa 1147 Mai Aufbruch der deutschen Kreuzarmee in Regensburg 1147 September Die Kreuzarmee lagert am Bosporus 1147 Anfang Oktober Teilung der deutschen Kreuzarmee  : Konrad III. rückt ins Innere Kleinasiens vor, Otto von Freising umrundet Kleinasien 1147 25. Oktober Niederlage Konrads III. in der Schlacht bei Doryläon gegen die Seldschuken 1147/48 Überwinterung in Konstantinopel 1148 April Ankunft Konrads III. in Palästina, Wallfahrt nach Jerusalem 1148 24. Juni Bei einer Ratsversammlung in Akko wird Damaskus statt Edessa als Angriffsziel gewählt 1148 24. – 28. Juli Belagerung von Damaskus 1148 August Geplanter Feldzug nach Askalon versandet 1148 8. September Abreise Konrads III. von Akko 1148/49 Neuerliche Überwinterung in Konstantinopel 1152 15. Februar Tod Konrads III. in Bamberg, Friedrich I. Barbarossa tritt seine Nachfolge an 1187 4. Juli Sultan Saladin besiegt das Königreich Jerusalem in der Schlacht bei den Hörnern von Hattin 1187 2. Oktober Saladin nimmt die Heilige Stadt ein Zeittafel 

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1187 29. Oktober Papst Gregor VIII. ruft zum Dritten Kreuzzug auf 1187 Anfang Dezember Hoftag von Straßburg. Friedrich I. Barbarossa und die anwesenden Reichsfürsten erfahren vom Fall Jerusalems und dem päpstlichen Kreuzzugsaufruf 1188 27. März Hoftag Jesu Christi in Mainz, Friedrich I. nimmt das Kreuz 1189 11. Mai Aufbruch Friedrichs I. in Regensburg 1190 Ende März Überquerung der Dardanellen 1190 7. Mai Schlacht bei Philomelion, Sieg Friedrichs I. 1190 18. Mai Schlacht um Ikonion, Sieg Friedrichs I. 1190 10. Juni Tod Friedrichs I. Barbarossa im Süden Kleinasiens. Sein zweitältester Sohn Friedrich VI. von Schwaben übernimmt die Führung der Kreuzarmee, sein ältester Sohn Heinrich VI. die Führung des Heiligen Römischen Reiches 1190 7. Oktober Ankunft Friedrichs VI. von Schwaben vor Akko 1191 20. Januar Tod Friedrichs VI. von Schwaben vor Akko 1191 12. Juli Einnahme von Akko durch die Könige Richard I. Löwenherz und Philipp II. 1191 Dezember Treffen Heinrichs VI. mit dem vom Kreuzzug heimkehrenden französischen König Philipp II. in Mailand, Bündnis gegen Richard I. Löwenherz 1192 9. Oktober Richard Löwenherz verlässt Palästina, Ende des Dritten Kreuzzuges. Bei der Heimreise wird er von Herzog Leopold V. von Österreich gefangen genommen und im März 1193 dem Kaiser ausgeliefert. Größte Erpressungsaffäre des Hochmittelalters. Freilassung von Richard Löwenherz im Februar 1194 1194 25. Dezember Heinrich VI. wird zum König von Sizilien gekrönt 1194 26. Dezember Sein Sohn Friedrich, der spätere Kaiser Friedrich II., wird geboren 1195 31. März Heinrich VI. kündigt in Bari einen Kreuzzug an 1195 Herbst Hoftage von Gelnhausen und Worms, bei denen das Kreuz gepredigt wird 1197 Mai Ein deutsches Vorauskontingent mit Konrad von Mainz und Walram von Limburg landet in Akko. Spannungen in Akko und mit den Ayyubiden 1197 1. September Das Gros der deutschen Kreuzarmee sticht in Messina in See 1197 10. September Tod Heinrichs von Champagne in Akko 1197 Mitte September Reichskanzler Konrad von Querfurt krönt Amalrich von Lusignan zum König von Zypern  ; Jaffa wird von al-Adil erobert 1197 22. September Das Gros der Kreuzarmee landet in Akko 1197 28. September Tod Heinrichs VI. in Messina 1197 Mitte Oktober Aufbruch der Kreuzarmee in Richtung Beirut 1197 23. Oktober Schlacht bei Sidon zwischen der deutschen Kreuzarmee und Truppen des Sultans al-Adil

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1197 25. Oktober 1197 27. November 1198 6. Januar 1198 Januar 1198 24. Februar 1198 5. März 1198 März/April 1202 – 1204

1212 9. Dezember 1215 25. Juli

1217 – 1221

1225 Juli

1225 August 1225 9. November 1227 8. September

1228 Anfang Mai 1228 28. Juni 1228 21. Juli 1228 7. September 1228 November 1229 18. Februar

Einnahme von Beirut Aufbruch der Kreuzarmee nach Toron Erzbischof Konrad von Mainz nimmt in maßgeblicher Rolle an der Krönung Leons II. zum König von Kleinarmenien teil Amalrich von Lusignan wird mit deutscher Unterstützung auch zum König von Jerusalem erhoben Ende der Belagerung von Toron Gründung des Deutschen Ritterordens in Akko Heimreise der deutschen Kreuzarmee Vierter Kreuzzug. Alexios IV., der Sohn des gestürzten byzantinischen Kaisers Isaak II. Angelos, bekommt von seinem Schwager, König Philipp von Schwaben, einen Unterstützungsbrief, der ihm möglicherweise hilft, die in Zara lagernde Kreuzarmee nach Konstantinopel umzuleiten und mit deren Hilfe dort die Macht zu übernehmen. Sturz Alexios’ IV. im Januar 1204. Eroberung Konstantinopels durch die Armee des Vierten Kreuzzuges am 13. April 1204 Erste Krönung Friedrichs II. zum römisch-deutschen König in Mainz Friedrich II. verpflichtet sich bei seiner zweiten Krönung zum römisch-deutschen König in Aachen zur Durchführung eines Kreuzzuges Fünfter Kreuzzug. Friedrich II. nimmt trotz seines Gelübdes nicht persönlich daran teil. Er schickt einige Truppenverbände ins Nildelta, die aber an der letztlichen Niederlage der Kreuzarmee nichts ändern können Vertrag von San Germano zwischen Kaiser und Papst, Friedrich II. bekommt eine Fristverlängerung für den Antritt des Kreuzzuges bis zum 15. August 1227 Fernhochzeit Friedrichs II. mit Königin Isabella II. von Jerusalem Trauungsfeierlichkeit in Brindisi Friedrich bricht nach dem Orient auf, muss aber krankheitsbedingt wieder umkehren. Er wird von Papst Gregor IX. daraufhin exkommuniziert Tod von Königin Isabella II. Zweiter Aufbruch des nunmehr gebannten Kaisers nach dem Orient Ankunft Friedrichs II. auf Zypern Ankunft Friedrichs II. in Akko Marsch nach Jaffa Waffenstillstandsvertrag zwischen Friedrich II. und Sultan al-Kamil Zeittafel 

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1229 17. März 1229 18. März 1229 19. März 1229 1. Mai 1229 Mai 1229 10. Juni 1229 14. Juli 1230 23. Juli 1230 28. August 1231 Frühjahr 1232 3./4. Mai 1232 15. Juni 1233 April 1243 10. Juli 1244 August 1250 13. Dezember 1268 29. Oktober

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Friedrich II. nimmt Jerusalem persönlich in Besitz Friedrich II. setzt sich in der Grabeskirche die Krone des Königreichs Jerusalem auf das Haupt Friedrich II. verlässt die Heilige Stadt Friedrich II. verlässt das Heilige Land Friedrich II. installiert auf Zypern einen Regentschaftsrat Landung in Apulien Schlacht bei Nikosia. Johann von Ibelin stürzt den kaiserlichen Regentschaftsrat Päpstlich-kaiserlicher Friedensvertrag von San Germano Aufhebung des über Friedrich II. verhängten Kirchenbanns Entsendung einer Streitmacht unter Richard Filangieri nach Palästina Sieg der Kaiserlichen bei Casal Imbert im Norden des Königreichs Jerusalem Niederlage der Kaiserlichen in der Schlacht bei Agridi auf Zypern, Rückzug nach Kyrenia Fall von Kyrenia, Zypern ist für die Kaiserlichen verloren Fall von Tyrus, das Heilige Land ist für die Kaiserlichen verloren Jerusalem wird von ägyptischen Söldnern erobert und geht den Christen endgültig verloren Tod Friedrichs II. in Castel Fiorentino Tod Konradins, des letzten legitimen männlichen Erben aus der Dynastie der Staufer und des letzten deutschen Königs von Jerusalem Eroberung von Akko durch die Mamluken, Kapitulation der letzten von den westlichen Christen noch gehaltenen Städte im Orient

Quellen- und Literaturverzeichnis Quellen Albert von Aachen  : Chronicon Hierosolymitanum, id est, de bello sacro historia exposita libris XII. Pars prima, herausgegeben von Reiner Reineccius, Helmstedt 1584 Albert von Stade  : Annales Stadenses auctore M. Alberto ab O.c. – 1256, herausgegeben von Johann Martin Lappenberg, in  : MGH SS 16, herausgegeben von Georg Heinrich Pertz, Hannover 1859, S. 271 – 379 Annales Herbipolenses a. 1125 – 1158, 1202 – 1204, 1215, in  : MGH SS 16, herausgegeben von Georg Heinrich Pertz, Hannover 1859, S. 1 – 12 Annales Marbacenses qui dicuntur, herausgegeben von Hermann Bloch, Hannover/Leipzig 1907 Annales Pegavienses et Bosovienses, Continuatio a. 1140 – 1181, in  : MGH SS 16, herausgegeben von Georg Heinrich Pertz, Hannover 1859, S. 258 – 265 Annales Sancti Rudberti Salisburgenses, herausgegeben von Wilhelm Wattenbach, in  : MGH SS 9, Hannover 1851, S. 758 – 810 Ansbert  : Der Kreuzzug Friedrich Barbarossas 1187 – 1190. Bericht eines Augenzeugen. Eingeleitet, übersetzt und kommentiert von Arnold Bühler, Stuttgart 2005 Arnold von Lübeck  : Arnoldi chronica Slavorum, herausgegeben von Georg Heinrich Pertz, Hannover 1868 Baha ad-Din  : The Rare and Excellent History of Saladin, übersetzt von D. S. Richards, Aldershot 2002 Bibliotheca Rerum Germanicarum (Band  1  : Monumenta Corbeiensia), herausgegeben von Philipp Jaffé, Berlin 1864 Burchard von Ursberg  : Die Chronik des Propstes Burchard von Ursberg, herausgegeben von Oswald Holder-Egger und Bernhard von Simson, in  : MGH SS 16 (zweite Auflage), Hannover/Leipzig 1916 Chronica regis Coloniensis, herausgegeben von Georg Waitz, in  : MGH SS 18, Hannover 1880 Cronica Reinhardsbrunnensis a. 530 – 1338, herausgegeben von Oswald Holder-Egger, in  : MGH SS 30, Band 1, Hannover 1896, S. 490 – 656 Die großen Kölnischen Jahrbücher, übersetzt von Carl Platner, Berlin 1867 Die Statuten des Deutschen Ordens nach den ältesten Handschriften, herausgegeben von Max Perlbach, Halle an der Saale 1890 Ekkehard von Aura  : Ekkehardi Uraugiensis chronica, herausgegeben von D. G. Waitz und P. Kilon, in  : Pertz, Georg Heinrich (Hg.)  : MGH SS 6, Hannover 1844, S. 1 – 267 Eracles  : L’Estoire de Eracles empereur, in  : Receuil des Historiens des Croisades. Historiens occidentaux, Band 2, Paris 1859, S. 1 – 481 Ernoul  : Chronique d’Ernoul et de Bernard le Trésorier, Paris 1871

Quellen- und Literaturverzeichnis 

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Ex libris de vita et miraculis sancti Bernardi Clarevallensis abbatis, herausgegeben von Georg Waitz, in  : MGH SS 26, Hannover 1882, S. 91 – 142 Freidank  : Fridankes Bescheidenheit, herausgegeben von Heinrich Ernst Bezzenberger, Halle 1872 Fulcher von Chartres  : Historia Hierosolymitana (1095 – 1127), herausgegeben von Heinrich Hagenmeyer, Heidelberg 1913 Gabrieli, Francesco  : Die Kreuzzüge aus arabischer Sicht, Zürich/München 1973 Gerhoch von Reichersberg  : De investigatione Antichristo liber I, bearbeitet von Ernst Sackur, in  : Libelli de lite imperatorum et pontificum saeculis XI. et XII. conscripti (MGH Ldl, Band 3), herausgegeben von Ernst Dümmler, Ernst Sackur u. a., Hannover 1897, S. 304 – 395 Gesta episcoporum Halberstadensium, herausgegeben von Ludwig Weiland, in  : MGH SS 23, Hannover 1874, S. 73 – 123 Große Hochmeisterchronik des Deutschen Ordens  : De Haymaro Monacho Archiepiscopo Cæsariensi et postea Hierosolymitano Patriarcha. Accedit eiusdem Haymari Monachi de expugnata a. D. 1191 Accone Liber tetrasticus, herausgegeben von Paul Riant, Paris 1865 Helmold von Bosau  : Helmolds Chronik der Slaven, übersetzt von Joseph M. Laurent, bearbeitet von Wilhelm Wattenbach, Leipzig 1894 Historia Peregrinorum, in  : Quellen zur Geschichte des Kreuzzuges Kaiser Friedrichs I., herausgegeben von Anton Chroust (MGH SS rer. Germ. NS 5), Berlin 1928, S. 116 – 172 Historia Welforum, neu herausgegeben, übersetzt und erläutert von Erich König, Berlin 1938 Itinerarium Peregrinorum et Gesta Regis Ricardi, herausgegeben von William Stubbs, London 1864 Johannes von Würzburg  : Johannis Wirziburgensis descriptio Terrae Sanctae, in  : Tobler, Titus  : Descriptiones Terrae Sanctae ex saeculo VIII. IX. XII. et XV, Leipzig 1874, S. 108 – 192 Johann von Joinville  : Leben des heiligen Ludwig von Frankreich. Nach der Erzählung seines Zeit- und Kampfgenossen Johann Sir von Joinville in’s Deutsche übersetzt von Theodor Nißl, Regensburg 1852 Martène, Edmont/Durand, Ursin  (Hg.)  : Thesaurus Novus Anecdotorum, Band  1, Paris 1717 Niketas Choniates  : O City of Byzantium. Annals of Niketas Choniates, herausgegeben von Harry J. Magoulias, Detroit 1984 Oliver von Paderborn  : Historia Damiatina, in  : Die Schriften des Kölner Domscholasters, späteren Bischofs von Paderborn und Kardinal-Bischofs von S. Sabina Oliverus, herausgegeben von Dr. Hoogeweg, Tübingen 1894, S. 159 – 282 Otto von Freising  : Chronica sive Historia de Duabus Civitatibus, herausgegeben von Adolf Hofmeister, Hannover/Leipzig 1912 Otto von Freising  : Gesta Friderici  I. Imperatoris, in  : MGH SS 46, herausgegeben von Georg Waitz, Hannover/Leipzig 1912, S. 1 – 161

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Quellen- und Literaturverzeichnis

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Im Zuge dieser Arbeit wurde überdies die Website www.dmgh.de (Monumenta Germaniae Historica) des Öfteren genutzt. Der Abruf mehrerer Quellen erfolgte über dieses Online-Angebot. Außerdem wurden zu jeweils einer Sachfrage die Websites www.projekt-gutenberg.org, www.regesta-imperii.de und www.gesetzeim-internet.de konsultiert, im Falle der an dieser Stelle erstgenannten Website auch einmal zitiert. 262 | 

Quellen- und Literaturverzeichnis

Bildnachweis

Robert-Tarek Fischer  : 5, 8, 11, 16, 17 Wikipedia  : 1, 2, 3, 4, 6, 7, 9, 10, 12, 13, 14, 15, 18, 19, 20

Bildnachweis 

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Personenregister

Adalbert von Pommern, Bischof 223 Adela von Blois, Gräfin 213 Adolf I. von Altena, Erzbischof 128, 129, 131, 134, 141, 242 Adolf von Holstein, Graf 136 Agnes, jüngere Tochter Joscelins III. 214 Agnes von Waiblingen, Tochter Heinrichs IV. 23 al-Adil, Sultan 111, 119, 123, 124, 128, 129, 131, 136, 145, 151, 152, 158, 168, 185, 215, 252 al-Aziz, Sultan 136, 138 Albert von Aachen, Chronist 19, 20 Albert von Stade, Chronist 197, 238 Albrecht der Bär, Herzog 33, 222, 223 Albrecht von Löwen, Bischof 109, 113, 115 Alexios III. Angelos, Kaiser 148 Alexios I. Komnenos, Kaiser 15, 20, 210 Alexios IV. Angelos, Kaiser 148 – 150, 253 Alice, Regentin 170, 172, 201, 202 Alix von Montferrat, Königin 187 al-Kamil, Sultan 158, 159, 167 – 169, 175 – 178, 180, 182, 197, 200, 202, 211, 253 al-Mansur, Kalif 111 al-Muazzam, Emir 152, 167 – 170, 175, 215 Amalrich Barlais, Baron 187 – 189, 193 Amalrich I./II., König 112, 120, 124 – 127, 132, 133, 139, 143, 145, 146, 151, 170, 214, 241, 252, 253 Ansbert, Chronist 78, 79, 83 – 86, 88, 93, 94, 98, 104, 221 Aq Sunqur al-Bursuqi, Atabeg 28, 29, 34 Arnold von Lübeck, Chronist 114, 116, 120, 122, 124, 125, 129, 131, 132, 134, 135, 138, 241, 242 Asbridge, Thomas, Historiker 231 as-Salih Ayyub, Sultan 197, 203, 204 Baha ad-Din, Chronist 100, 104, 211 Balduin I., König 18, 20 – 22 Balduin II., König 28, 29 Balduin III., König 49, 51 – 53, 55 – 57, 61, 62 Balduin IV., König 62, 63

Balduin V., König 62 Balian von Ibelin, Baron 64, 146 Balian von Sidon, Graf 183, 193, 195 Beatrix von Courtenay, Herrin der Seigneurie de Joscelin 164, 213 – 216 Bela III., König 70, 78, 79 Bernhard von Clairvaux, Abt und Kreuzzugsprediger 34 – 36, 38 – 40, 58, 222, 251 Bertha von Sulzbach, Schwägerin von König Konrad III., Kaiserin Irene von Byzanz 41, 209 Bismarck, Otto von, Reichskanzler 227 – 230 Bohemund I., Graf 132 Bohemund III., Fürst 98, 145, 238 Bohemund IV., Fürst 173 Bohemund von Tarent, Fürst 17, 18, 20 Bonifatius von Montferrat, Markgraf 149, 187 Burchard von Ursberg, Chronist 240 Clemens III., Papst 76, 93 Coelestin III., Papst 111, 113, 120 Dahn, Felix 228 Dedo IV. von Wettin, Graf 233 Ekkehard von Aura, Chronist 9, 18 – 20, 23, 24, 26, 121 Eleonore von Aquitanien, Königin 207, 208, 212, 247 Emicho von Leiningen, Graf 17 Eugen III., Papst 34, 38, 39, 222 Fakhr ad-Din, Emir 167, 198 Filangieri, Lothar 201 Filangieri, Richard 191 – 195, 199, 201, 202, 206, 254 Freidank, Dichter 175, 185, 220, 221 Friedrich I. Barbarossa, Kaiser 8, 11, 38, 43, 52, 60, 63, 65, 67 – 88, 90 – 95, 97 – 100, 104 – 108, 110 – 115, 117, 118, 120, 122, 141, 147 – 149, 153, 154, 160, 171, 209, 212, 221, 224, 225, 227 – 230, 236 – 238, 251, 252 Personenregister 

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Friedrich I. von Österreich, Herzog 114, 119, 139 Friedrich I. von Schwaben, Herzog 22, 23 Friedrich II., Kaiser 11, 12, 110, 116, 135, 138, 143, 144, 146, 147, 152 – 154, 156 – 163, 166 – 178, 180 – 183, 185 – 189, 191, 192, 194 – 201, 203, 204, 206, 209, 220, 221, 225, 245, 252 – 254 Friedrich II. von Schwaben, Herzog 23, 24, 27, 29, 38 Friedrich III., Kaiser 228 Friedrich III. von Schwaben, siehe Friedrich I. Barbarossa Friedrich IV. von Schwaben, Herzog (jüngerer Sohn Konrads III.) 60, 209 Friedrich VI. von Schwaben, Herzog 68, 69, 71, 79, 80, 82, 85, 87, 88, 97 – 102, 104 – 106, 128, 238, 252 Friedrich von Hausen 216, 219, 221 Fulcher von Chartres, Chronist 27, 50 Gaucelm Faidit 121 Gerhoch von Reichersberg, Chronist 7, 42 Gerold von Lausanne, Patriarch 178, 180, 182, 183, 186, 191 Geza II., König 42 Gottfried I. von Würzburg, Bischof 71, 85 – 87 Gottfried von Bouillon, Herzog 17 – 19, 21 Gottfried von Wiesenbach, Ritter 84, 87, 88 Gregor VII., Papst 16 Gregor VIII., Papst 252 Gregor IX., Papst 169, 176, 178, 180, 181, 188, 189, 191, 199, 200, 203, 204, 253 Guido von Lusignan, König 62, 63, 91, 92, 99, 101, 102, 105, 112 Hartmann von Aue 216, 219 Heinrich älterer Sohn Konrads III. 38, 59 Heinrich der Löwe, Herzog 33, 38, 39, 59, 74, 147, 222 – 224 Heinrich I., König 170, 187 – 189, 192, 193, 199 Heinrich I. von Brabant, Herzog 109, 110, 114, Heinrich II., König 211 Heinrich II. von Diez, Graf 75 Heinrich III. von Limburg, Herzog 122 Heinrich IV., Kaiser 16, 19, 22

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Personenregister

115, 119, 127 – 129, 131 – 135, 139, 141, 144, 145, 147, 241 – 243 Heinrich IV. von Limburg, Herzog 173, 174, 176, 177 Heinrich V., Kaiser 23, 26, 27 Heinrich (V.) der Ältere von Braunschweig, Pfalzgraf 115 Heinrich VI., Kaiser 8, 11, 12, 68, 76, 106 – 120, 122, 124 – 127, 129, 133 – 135, 138 – 144, 147, 149, 151 – 154, 160, 163, 173, 213, 219, 231, 242, 252 Heinrich der Stolze, Herzog 30, 33 Heinrich Jasomirgott, Herzog 33, 38, 58 Heinrich Sohn Kaiser Friedrichs II. 158 Heinrich von Albano, Kardinalbischof 67 Heinrich von Champagne, Graf 118, 119, 123 – 125, 127, 140, 252 Heinrich von Kalden, Marschall 127, 139 Heinrich von Salza, Großmeister des Deutschen Ordens 245 Helmold von Bosau, Chronist 223, 224 Hermann I. von Thüringen, Landgraf 114, 115 Hermann II. von Münster, Bischof 71, 80, 94 Hermann von Salza, Großmeister des Deutschen Ordens 160 – 164, 166, 167, 174, 180, 181, 188, 215 Hitler, Adolf 230 Honorius III., Papst 156 – 163, 169 Hugo I., König 170 Hugo III., König 204 Ibn al-Athir, Chronist 58, 91, 144, 238 Ida, Markgräfin 21, 209, 210 Imad ad-Din al-Isfahani, Chronist 211 Imad ad-Din Zengi, Herr von Mossul und Aleppo 29, 34, 51, 210, 251 Innozenz III., Papst 144, 145, 147, 148, 152 – 154, 156, 157, 215, 224 Innozenz IV., Papst 203, 204 Irene, Kaiserin, siehe Bertha von Sulzbach Isaak II. Angelos, Kaiser 71, 79 – 83, 94, 113, 148, 149, 253 Isabella I., Königin 101, 106, 125, 126, 132, 146, 241 Isabella II., Königin 159 – 163, 166, 169, 170, 172, 178, 196, 199, 203, 209, 253

Jesus Christus 16, 23, 35, 36, 40, 45, 67, 69, 70, 75, 76, 88, 96, 107, 113, 174, 182, 238, 252 Johann I. Ohneland, König 154 Johann von Brienne, König 151, 152, 156, 159, 160, 162, 163, 166, 170, 176, 183, 188 Johann von Ibelin, Baron 146, 151, 171 – 173, 183, 185, 187 – 189, 191 – 196, 199, 254 Johann von Ibelin, Herr von Arsuf 195 Johann von Joinville, Chronist 121, 197, 198 Johannes Dukas, Diplomat 71, 79, 81 Johannes Kinnamos, Chronist 10, 46 Johannes von Würzburg, Chronist 10, 17, 18, 139, 141 Joscelin II., Graf 51 Joscelin III., Graf 214, 215 Kilidsch Arslan II., Sultan 73 – 76, 82 – 84, 87, 88, 90, 92, 238 Kilidsch Arslan I., Sultan 15, 17, 18, 20 Konrad I. von Meißen, Markgraf 223, 233 Konrad I. von Zähringen, Herzog 223 Konrad III., König 7 – 9, 11, 22 – 24, 26, 27, 29 – 31, 33, 35, 36, 38 – 46, 48 – 61, 67, 70, 74, 76 – 78, 117, 120, 209, 212, 222, 224, 232, 251 Konrad IV., König 170, 178, 195, 199 – 201, 203, 204 Konrad von Hohenstaufen, siehe Konrad III. Konrad von Mainz, Erzbischof 70, 113, 114, 118, 119, 133, 139, 145, 252, 253 Konrad von Montferrat, Herr von Tyrus 63 – 65, 70, 91, 92, 98 – 101, 105, 106, 149, 187, 195, 206 Konrad von Querfurt, Kanzler 116, 117, 119, 124 – 127, 129, 133, 136, 138, 139, 144, 252 Konradin, König 204, 254 Konstanze, Königin 107, 108, 110, 153 Leon II., König 93, 94, 98, 106, 112, 133, 145, 253 Leopold IV., Markgraf 33 Leopold V., Herzog 71, 76, 77, 81, 104, 109, 252 Leopold VI., Herzog 156, 157, 161, 164, 166, 188, 212, 218 Lothar III., Kaiser 22, 27, 29, 30 Loud, Graham A., Historiker 231 Ludwig I., Herzog 158

Ludwig I. von Helfenstein, Graf 86 Ludwig VII., König 7, 34, 41, 44 – 46, 48, 53, 55 – 57, 207, 217, 224, 247 Ludwig IX., König 12, 122, 198, 203, 205, 208 Manuel I. Komnenos, Kaiser 41 – 44, 46, 48, 49, 58, 70, 72, 74, 209 Margarete, Königin 78 Margarete von der Provence, Königin 208 Maria Komnena, Königin 101 Maria von Montferrat, Königin 106, 146, 151, 159, 160 Masud I., Sultan 45, 61 Muin ad-Din Unur, Herr von Damaskus 51, 53, 55 Napoleon 225 Niketas Choniates, Chronist 81, 96, 212 Nur ad-Din, Herr von Aleppo und Damaskus 51, 53, 56, 58, 61, 62 Odo von Deuil, Chronist 46 Odo von Montbéliard 195 Oliver von Paderborn, Chronist 211 Otto IV., Kaiser 147, 152 – 154, 156 Otto von Botenlauben, Graf 164, 213 – 216, 220, 221 Otto von Braunschweig, siehe Otto IV., Kaiser Otto von Freising, Bischof 38, 40 – 42, 45, 46, 48, 49, 52, 53, 60, 235, 236, 251 Otto von St. Blasien, Chronist 10, 141 Paschalis II., Papst 19 Paulus, Apostel 96 Pelagius, päpstlicher Legat 158, 159 Peter der Einsiedler, Prediger 17 Philipp I., Erzbischof 67, 69 Philipp II., König 102, 105, 108 – 110, 154, 160, 252 Philipp Maugastel 195 Philipp von Ibelin, Baron 170 – 172 Philipp von Montfort, Baron 201 Philipp von Novara, Chronist 172, 173, 183, 191, 192 Philipp von Schwaben, König 113, 144, 147, 149, 150, 152, 253 Personenregister 

| 267

Poppo VI. von Henneberg, Graf 213 Qutb ad-Din, Sohn Kilidsch Arslans II. 82 – 88, 90, 92 Radulfus Niger 220 Raimund IV., Graf 18 Raimund von Poitiers, Fürst 207 Rainer von Dschubail 112, 125 Ralph von Tiberias 125, 126 Reiner, Chronist 123, 124 Richard I. Löwenherz, König 10, 102, 105, 108 – 110, 112, 113, 115, 117, 118, 122, 123, 142, 147, 186, 243, 252 Richard von Cornwall 200, 201 Richard von Devizes, Chronist 109 Richter, Eugen, Parlamentarier 248 Roger II., König 35, 58 Roger von Howden, Chronist 122 – 124, 131, 141 Rückert, Friedrich, Dichter 226, 227 Runciman, Stephen, Historiker 231 Saladin, Sultan 62 – 65, 70, 72 – 75, 81, 82, 91 – 93, 98 – 102, 105, 107, 108, 111, 118, 119, 123, 127, 128, 131, 135, 136, 142, 143, 145 – 147, 177, 186, 187, 200, 204, 215, 238, 243, 251 Sanguin, siehe Imad ad-Din Zengi, Herr von Mosul und Aleppo Sepp, Johann Nepomuk, Historiker 228, 229 Sibt Ibn al-Jawzi, Chronist 197 Sibylle, Königin 62, 64, 101

268 | 

Personenregister

Simon von Montfort 201 Stephan Nemanja, Großžupan 80 Stephan von Blois, Graf 213 Suger von Saint-Denis 231 Tankred von Lecce, König 108 – 110, 117 Theobald von Navarra-Champagne 200 Theodora Komnena, Nichte von Manuel I. Komnenos 58 Thiemo von Salzburg, Erzbischof 21 Urban II., Papst 15 – 17, 19, 21, 251 Usama, Emir 129, 131, 132, 143 Walram von Limburg, Kreuzritter 122 – 124, 127, 143, 144, 173, 174, 240, 252 Walter ohne Habe, Prediger und Kreuzritter 17 Walther von der Vogelweide 114, 216 – 218, 247 Welf IV., Herzog 19, 21, 74, 210, 251 Welf VI., Markgraf 33, 35, 36, 38, 52, 59, 74 Werner von Egisheim, Ritter 183 Wilhelm I., Kaiser 228, 229 Wilhelm II., Graf 19, 20 Wilhelm II., Kaiser 229 Wilhelm II., König 107, 108 Wilhelm IX., Herzog 19 – 21 Wilhelm der Eroberer, König 213 Wilhelm von Newburgh, Chronist 68 Wilhelm von Tyrus, Chronist 29, 49, 53, 54, 61, 208, 233 Wolfger von Erla, Bischof 119, 139 Wolfram von Eschenbach 216, 220

Ortsregister

Aachen 73, 154, 161, 253 Acigöl-See 83 Adrianopel 20, 42, 43, 82, 85 Agridi 194, 254 Ägypten 18, 62, 72 – 75, 136, 157 – 159, 167, 198, 200, 237, 254 Ain Dschalut 123, 131 Akko 10, 11, 22, 49, 51 – 53, 58, 63, 91, 92, 98 – 102, 104, 105, 119, 122 – 125, 127 – 129, 135, 138 – 145, 152, 156, 161, 169, 170, 175, 182, 183, 185, 192, 193, 195, 206, 211 – 213, 220, 242, 251 – 254 al-Aqsa-Moschee 180 Aleppo 28, 34, 207 Almohadenreich 111 Alpen 9, 118, 119, 156 Anagni 188 Anatolien 20, 71, 84, siehe Kleinasien Andria 170 Antiochia (Fürstentum) 18, 28, 48, 61, 94, 112, 145, 173, 199, 207 Antiochia (Stadt) 18, 50, 86, 98, 99, 104, 225, 251 Apulien 118, 122, 188, 254 Aquitanien 19, 21, 45 Arsuf 176 Askalon 27, 56, 57, 61, 63, 200, 204, 251 Äthiopien 237 Ätna 225 Augsburg 74 Ayyubidisches Reich 62, 91, 98, 111, 118, 123 – 125, 128, 129, 131, 136, 145, 151, 152, 157, 167, 169, 174 – 177, 186, 197 – 200, 202, 204, 205, 252 Azaz 29, 251 Balkan 8, 46, 76, 113, 225 Bamberg 31, 60 Bari 110, 252 Bayern 19, 21, 30, 33, 35, 38, 39, 45, 52, 58, 59, 74, 116, 121, 158, 210, 228, 251 Beaufort 135

Beirut 63, 99, 128, 129, 131 – 133, 135, 136, 143, 146, 171 – 173, 192 – 194, 196, 199, 206, 229, 231, 241, 242, 252, 253 Belgrad 79 Bethlehem 139, 177 Bodensee 154 Bosporus 17, 20, 43, 46, 49, 58, 81, 82, 112, 113, 149 – 151, 209, 251 Botenlauben 216 Botron 193 Bouvines 154 Braničevo 79 Braunschweig 154 Bremen 102 Brindisi 112, 162, 168, 253 Bulgarien 20, 79 Byzantinisches Reich 10, 19, 20, 41, 42, 44 – 46, 58, 62, 70 – 72, 74, 79 – 83, 94, 101, 111 – 113, 117, 148 – 150, 209, 210, 253 Caesarea 139, 174, 175, 180, 182 Casal Imbert 193, 254 Castel Fiorentino 254 Chartres 50 Clermont 15, 21, 107, 251 Dalmatien 148 Damaskus 10, 29, 51 – 58, 61, 62, 131, 135, 167, 169, 174, 175, 177, 200, 251 Damiette 12, 157 – 159, 164, 167, 168, 198, 208, 212, 215 Dardanellen 252 Demmin 223 Dieu d’Amour 173, 188, 189, 194 Dobin 223 Donau 7, 9, 42, 76, 78, 79 Doryläon 45, 57, 74, 251 Edessa (Grafschaft) 18, 28, 29, 34, 61, 214 Edessa (Stadt) 29, 34, 35, 50, 51, 59, 210, 217, 251 Personenregister 

| 269

Eger 69 Elbe 39, 222 – 224 England 10, 12, 68, 72, 110, 116, 123, 177, 212, 224, 231, 237, 247 Ephesus 46 Erfurt 73 Euphrat 28 Famagusta 173, 193, 194 Felsendom 180, 181 Franken 23, 116, 121, 158 Frankfurt am Main 35, 38, 154, 222 Frankreich 10, 16 – 19, 34, 44 – 46, 48, 50, 52, 57, 72, 109, 110, 116, 177, 212, 216, 217, 221, 224, 228, 247 Frauenrath 216 Friesland 212 Fulda 73 Galiläa 50, 51, 135, 138, 152, 164, 213 Gallipoli 83 Gaza 204 Gelnhausen 9, 114, 122, 252 Genua 111, 194, 208 Gibelet 128, 132 Golan 53 Goslar 69, 114, 136, 248 Grabeskirche 180, 181, 254 Gran 78 Hagenau 69, 76 Haifa 100 Hama 207 Haram ach-Charif 180 Harz 227 Hattin 63, 64, 91, 92, 101, 105, 118, 251 Heiliges Land, siehe Palästina Heiliges Römisches Reich 9, 17, 18, 27, 33, 35, 41, 42, 44, 52, 56, 58, 59, 65, 67, 69, 71 – 74, 76, 78, 94, 101, 104, 108 – 110, 112, 116, 125, 126, 128, 133, 134, 138, 140, 142, 144, 147, 152 – 154, 156 – 158, 163, 166, 169, 170, 188, 203, 215, 222, 225, 227, 228, 238, 252 Heilige Stadt, siehe Jerusalem (Stadt) Hellespont 82, 83 Herakleia 20, 21

270 | 

Personenregister

Hermon 53 Hildesheim 117, 118 Hohenstaufen 232 Iberische Halbinsel 111, 144, 152, 224 Ikonion (Stadt) 85, 87, 88, 90 – 92, 252 Ikonion (Sultanat) 20, 42, 44, 45, 61, 71, 73 – 76, 82 – 88, 90 – 93, 210, 251 Italien 9, 17, 18, 30, 60, 63, 71, 107, 108, 110, 111, 117, 120, 135, 145, 153, 176, 183, 188, 192, 194, 195, 197, 200, 209, 225 Jaffa 22, 57, 63, 105, 118, 121, 124, 128, 143, 145, 151, 174 – 176, 180, 182, 203, 221, 252, 253 Jerusalem (Königreich) 10, 11, 22, 27, 49 – 53, 56 – 58, 60 – 65, 74, 75, 91, 100, 101, 105, 106, 118, 119, 123 – 129, 132, 133, 135, 136, 139, 140, 142, 143, 146, 147, 151, 152, 159 – 163, 166, 169 – 174, 178, 181, 183, 185, 187, 191 – 193, 196, 198 – 204, 209, 213 – 215, 241, 251, 253, 254 Jerusalem (Stadt) 9, 10, 16, 18, 19, 21 – 24, 26, 28, 49 – 51, 56, 57, 59, 64, 65, 67, 68, 74, 75, 99, 105 – 107, 111, 128, 134, 135, 138, 139, 146, 147, 152, 156, 157, 167, 168, 175 – 178, 180 – 182, 185, 186, 191, 197, 199, 201, 203, 204, 207, 224, 225, 243, 247, 251, 252, 254 Jordan 131, 200 Kairo 73, 158, 168, 197, 208 Kamaran 93 Kilikien 227 Kilikische Pforte 93 Kirchenstaat 111 Kleinarmenien 85 – 87, 93, 95, 97, 98, 106, 112, 133, 139, 143, 145, 194, 199, 253 Kleinasien 8, 15, 17, 18, 21, 27, 41, 43 – 46, 48, 51 – 53, 58, 70, 74 – 77, 83, 85, 92, 93, 105, 117, 207, 210, 221, 224, 225, 227, 251 Koblenz 110 Köln 8, 67, 69, 87, 128, 129, 131, 134, 141, 242 Konstantinopel 15, 20, 43, 44, 46, 48 – 50, 58, 71, 79 – 82, 94, 121, 149, 215, 229, 251, 253 Konstanz 154 Kyffhäuser 227, 229 Kyrenia 194, 195, 199, 203, 254

La Forbie 204 Laodikäa 48, 83, 84 Laranda 93 Las Navas de Tolosa 152 Latakia 99 Lateinisches Kaiserreich 149 Levante 107, 111 Libanon 99 Limassol 170, 173 Limousin 121 Lissabon 224 Lombardei 19, 20 Lothringen 18 Lübeck 102, 114 Lüttich 109, 115, 123, 124 Magdeburg 157 Mailand 108, 252 Mainz 9, 27, 67, 69, 70, 75, 76, 85, 113, 252, 253 Makedonien 80 Mansura 158, 198, 208 Mauretanien 237 Mauthausen 76, 77 Merseburg 73 Messina 117, 119, 120, 134, 242, 252 Mittelmeer 11, 27, 58, 61, 71, 72, 106, 107, 111, 121, 125, 128, 135, 139, 143, 153, 196, 197 Montfort 174, 245 Mossul 28, 29, 34, 91 Myriokephalon 74 Nablus 180 Nahr al-Kalb 99 Nazareth 123, 139, 177 Neapel 108, 120, 134 Nevers 20 Niederlothringen 17 Nikäa 44, 45 Nikosia 125, 171 – 173, 188, 194, 254 Nil 10, 12, 75, 152, 157 – 159, 168, 177, 198, 208, 211, 215, 253 Niš 80 Nordhausen 144 Nürnberg 42, 67, 69, 71, 79 – 81, 90 Oder 39, 222 Osmanisches Reich 229

Österreich 71, 76, 104, 119, 121, 139, 156, 161, 166, 188, 209, 212, 218, 252 Otranto 169 Outremer 26, 27, 41, 44, 48 – 51, 61 – 63, 65, 70, 77, 81, 82, 92, 98, 118, 127, 129, 140, 141, 143, 145, 146, 151, 161, 162, 164, 166, 170, 171, 187, 191, 194, 199, 204 – 206, 233, 240, 242 Palästina 8, 10 – 12, 21, 23, 24, 26, 35, 49, 50, 57, 58, 65, 91, 92, 98, 105, 108, 109, 112, 114, 116 – 120, 122, 124, 126 – 128, 135, 138, 139, 141 – 145, 147 – 149, 151, 154, 156, 158, 159, 161 – 164, 166 – 168, 173 – 175, 177, 178, 180, 183, 186, 187, 191, 195, 196, 199 – 205, 209, 213, 215, 218 – 220, 222, 224, 240, 243, 251, 252, 254 Palermo 110, 153 Paris 242 Passau 119, 139 Pegau 59 Philadelphia 83 Philippopel 80 – 82 Philomelion 84, 85, 252 Piemont 99 Pisa 111, 135, 208 Pressburg 77, 78 Quedlinburg 73 Rafania 29 Rammelsberg 114, 136 Ras el-Má 123 Regensburg 9, 38, 42, 75, 76, 251, 252 Reichersberg 7 Reims 50 Rhein 17, 115, 154, 224 Rom 16, 33, 50, 108, 144, 145, 147, 158 Russland 230 Sachsen 30, 33, 35, 74, 223 Safed 135 Saleph 93 – 95, 224, 230 Samaria 51, 128 San Germano 161, 169, 188, 199, 253, 254 Sankt Jakob, Kloster 123 Schwaben 22, 24, 30, 116, 121, 158 Personenregister 

| 271

Schweriner See 223 See Genezareth 53, 63 Seigneurie de Joscelin 164, 174, 215 Seldschukenreich, siehe Ikonion (Sultanat) Serbien 80 Sidon 63, 128, 129, 131, 133, 136, 145, 174, 175, 177, 192, 195, 206, 252 Sizilien 9, 35, 58, 102, 107 – 111, 113, 117, 119, 120, 129, 153, 154, 158, 162, 164, 167, 169, 176, 182, 183, 186, 187, 191, 196, 197, 225, 252 Sofia 80 Spanien 18, 111 Speyer 36, 251 Stettin 223 St. Markus 216 Straßburg 65, 67, 252 Syrien 18, 28, 49, 51, 62, 75, 82, 91, 92, 98, 105, 129, 135, 143, 162, 175, 187, 215, 220, 237, 251 Tabor 152, 156 Tanis 75 Tarsus 74, 97, 98, 225 Taurusgebirge 93, 97 Tempelberg 180, 181 Thrakien 80 Thüringen 163, 166

272 | 

Personenregister

Tiberias 53, 204 Toron 114, 135, 136, 138, 144, 177, 253 Toulouse 18 Trani 112 Tripolis (Grafschaft) 29, 99, 128, 132, 199 Tripolis (Stadt) 97, 99, 170, 193 Tunis 12 Tuszien 30 Tyrus 27, 28, 50, 63 – 65, 70, 91, 98 – 101, 105, 118, 129, 134 – 136, 138, 139, 142, 147, 161, 187, 192, 193, 195, 199, 201, 202, 206, 225, 228, 229, 251, 254 Ungarn 17, 42, 70, 78, 79, 118, 167 Venedig 27, 111, 148, 149 Verona 74 Versailles 227 Vézelay 34 Wien 77, 109 Worms 9, 67, 73, 112, 114, 120, 122, 252 Würzburg 23, 40, 41, 60, 73, 118, 144, 216 Zara 148 – 150, 253 Zypern 105, 112, 120, 124 – 126, 132, 133, 139, 143, 146, 170 – 173, 187 – 189, 191 – 196, 199 – 201, 203, 204, 241, 252 – 254