Die Gedichte Oisian's: Band 1 [Reprint 2019 ed.] 9783111421933, 9783111057323


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VORREDE
Fionnoghal. ERSTER GESANG
INHALT
Fionnoghal. ERSTER GESANG
ANMERKUNGEN ZUM ERSTEN GESANGE
FIONNGHAL. ZWEITER GESANG
INHALT
FIONNGHAL. ZWEITER GESANG
ANMERKUNGEN ZUM ZWEITEN GESANGE
FIONNGHAL. DRITTER GESANG
INHALT
FIONNGHAL. DRITTER GESANG
ANMERKUNGEN ZUM DRITTEN GESANGE
FIONNGHAL. VIERTER GESANG
INHALT
FIONNGHAL. VIERTER GESANG
ANMERKUNGEN ZUM VIERTEN GESANGE
FIONNGHAL. FÜNFTER GESANG
INHALT
FIONNGHAL. FÜNFTER GESANG
ANMERKUNGEN ZUM FÜNFTEN GESANGE
FIONNGHAL. SECHSTER GESANG
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FIONNGHAL. SECHSTER GESANG
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CATH LODUINN. ERSTER GESANG
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ANMERKUNGEN ZUM ERSTEN GESANGE
CATH LODUINN. ZWEITER GESANG
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ANMERKUNGEN ZUM ZWEITEN GESANGE
CATH LODUINN. DRITTER GESANG
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CONLAOCH UND CUTHONN
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CONLAOCH UND CUTHONN
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Die Gedichte Oisian's: Band 1 [Reprint 2019 ed.]
 9783111421933, 9783111057323

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DIE GEDICHTE ERSTER

OISIAN'S. BAND.

D I E

GEDICHTE O

I

S

AUS IM

I

DEM

S Y L J E K

A

N' S.

GAELISCHEN

M A S S E

D1ÌS

O R I G I N A L S

V O N

CHRISTIAN

WILHELM

E R S T E R

L E I P Z I G

B E I

G.

J.

AHLWARDT.

B A N D .

G Ö S C H E N .

i ß

1

1

-

R

R

E

D

V

O

R

R

E

D

E

D i e Gedichte Oisian's, welche hier zum erstenmahl in einer treuen

Übersetzung aus der

Ursprache

erscheinen, kannten wir bisher blofs aus den Ubertragungen und Nachbildungen der Englischen Übersetzung Macpherson's, der theils aus Unkunde der Sprache, theils aus falschem Geschmack u n d Mangel an Dichtere;efuhl sein erhabenes Urbild durch Vorbildungen aller Art entstellte, wie Rofs in den Anmerkungen zum erstem Gesänge des Fionnghal, Londoner Ausgabe des Originals B. 1. S. CI. u. f., und der Ubersetzer in den gegebenen Proben, Oldenburg i ß u 7 , 4 , — Deutscher Merkur i8 l , Mai, S. 46. u. f . , und Pantheon l ß i o ,

zweiten Bandes

zweites H e f t , bis zur Evidenz gezeigt haben.

Es

V O R R E D E .

IV

bedarf keines Beweises, dafs verfehlte Copien, wieder nachgezeichnet, und w ä r e es von einem berühmtem Zeichner, kein treues Bild von dem Original geben k ö n n e n ,

und

dafs in den

Ubersetzungen

einer a la Pope verschnörkelten Ubersetzung unendlich viel von dem Geiste gehen

müsse,

was

sich

Schmuck ersetzen läfst.

des Dichters durch Hätte

verloren

keinen daher

äufsern die neue

Übersetzung Oisian's auch keine andre Verdienste, als dafs s i e , m i t Verschmähung aller eigenen Zusätze u n d eingebildeten Verschönerungen, die Macpherson u n d seine Wachzeichner sich nur zu sehr e r l a u b t e n , uns den Sinn u n d die W o r t e des alten Barden g e n a u , in einer k r a f t v o l l e n , der Urschrift n i c h t u n w ü r d i g e n Sprache, wiedergäbe:

so w ä r e

dies schon ein V o r z u g , dessen sich keine in einer n e u e m Sprache vorhandene Ubersetzung Oisian's r ü h m e n könnte. Schon vor e t w a f ü n f z i g Jahren eröffnete Macpherson

eine

Subscription,

um

die

Gaelischen

Originale der von ihm übersetzten Gedichte abdrucken zu lassen.

Der Druck u n t e r b l i e b , — wie

gewöhnlich das G u t e , — aus Mangel an Unter-

V O R R E D E . Stützung.

V

W a r e der Abdruck damahls zu Stande

gekommen,

so wären

eine Menge elender Zänke-

reien über die Ächtheit der Oisianschen Gedichte i n der Geburt erstickt worden, w a r durchaus kein Betrüger.

denn Macpherson Seine Ubersetzung

ist seine Apologie, so w i e sie zugleich sein Todesurtheil ausspricht; —

seine Apologie,

indem

sie

gerade dadurch, dafs' sie bei weitem das Gaelische Original nicht erreicht, und von Übersetzungsfehlern

wimmelt,

ein Betrüger,

seine E h r l i c h k e i t b e w e i s t ;

denn

aus dessen Kopf der Englische und

der Gaelische Oisian zugleich hervorgegangen wären, hätte Original und Ubersetzung gewifs in E i n k l a n g g e b r a c h t ; — sein Todesurtheil, indem die Menge der falsch übersetzten Stellen und Mifsgriffe hinlänglich

beweisen,

gewachsen war.

dafs Wer

er dem Geschäft einst

nach

nicht

dem langem

W i n t e r s c h l a f einer wohlthätigen Barbarei in dem Aeneas von Lucas Vincent Seehusen das Original, und in den lateinischen Versen des Römischen Sängers eine Ubersetzung aus dem Deutschem erkennt, wird ungefähr eben so richtig u r t h e i l e n , hochweisen

Kunstrichter,

als

die

welche den Englischen

V O R R E D E .

VI

Oisian f ü r das Original, und den erst vor einigen Jahren abgedruckten Gaelischen f ü r eine spätere Übersetzung erklären. Die Gaelische Ausgabe, die w o h l wenigen in Deutschland bisher zu Gesicht gekommen i s t , hat folgenden Titel: original

Gaelic,

Latin,

by

together

with

with

the

a translation

late

of

a literal Robert

Ossian translation

on the

by Sir John Sinclair, from

the Italian

dissertation

the authenticity

the into

_ A.

M,

authenticity Bart,

and

of the Abbe Cesa-

on the controversy

of Ossian,

in

Macjarlan,

a dissertation

of the poems, rotti's

The Poems

respecting

with notes and a sup-

plemental

essay,

by John M'

Arthur,

LL.

Published

under

the

of the

Highland

Society

of London.

enthält

aufser den

sanction

London i8°7> 3 Vol. 8beiden

gröfsern

D. Sie

Gedichten,

Fionnghal und Tighmora, neun kleinere.

Unter

diesen sind vom Carthonn, vielleicht dem vorzüglichstem, etwa dreihundert Verse verloren gegangen, die aus der Englischen Ubersetzung entlehnt weiden mufsten. Die Ubersetzung dieser Gedichte ist bei aller

V O R R E D E .

VII

Hülfe, die Macpherson und Macfarlan gewähren, mit gröfsern Schwierigkeiten verbunden, als irgend eine Ubersetzung eines Dichters,

die in unsrer

Sprache versucht i s t , selbst die Bothische des Pindars nicht ausgenommen.

Der grofse Reichthum

der Gaelischen Sprache, in welcher, i\ach gewls* sen Kriterien zu schliefsen, eben so wie in der Irischen, Walisischen, und Indischen, in frühern Zeiten unendlich viel gedichtet und gesungen seyn mufs, welche für jeden Ton der Empfindung die anpassendsten Ausdrücke und Wendungen in beneidenswürdiger Fülle darbietet; der von den übrigen nördlichen und südlichen Sprachen sehr ab« weichende Bau; die Kühnheit ihrer Wortfügungen und Wortstellungen;

die Unvollkommenheit der

beiden einzigen Wörterbücher von O Brien und Shaw; die Seltenheit der allfein brauchbaren Sprachlehre von A. Stewart, und der Mangel an Hülfsmitteln zur Erlernung der Sprache überhaupt, erschweren das Studium dafs einer,

des Gaelischen so sehr,

dem nicht Zufall und Glück einen

gebornen Gaden zum mündlichem Unterricht in den Weg werfen, es selbst bei dem gröfstem Fleifse

V O R R E D E .

VIII

schwerlich dahin bringen w i r d , Oisian's Gedichte, u n d die von Smith herausgegebenen

Sean Dana

( A l t e Gesänge), noch weniger Stewart's Sammlung der Hochländischen Bardenlieder, ja kaum die Gaelische Ubersetzung der P s a l m e , gehörig

verstehen

zu können. Gedichte von einiger L ä n g e , die J a h r h u n d e r t e durch mündliche Uberlieferung fortgepflanzt, von Hunderten auswendig g e l e r n t , gesungen und hergesagt w e r d e n , müssen mit der Zeit grofse Veränderungen erleiden und von Varianten wimmeln, j e nachdem der Z u f a l l , das Gedächtnifs und

die

L a u n e des Singenden oder Hersagenden darauf einwirken.

Dies liegt in der Natur der Sache,

wie

die Volkslieder aller N a t i o n e n , u n d Smith's Sean Dana beweisen. dies der Fall.

Auch bei Oisian's Gedichten ist Belege hievon rinden sich in den

verschiedenen Ausgaben

der Apostrophe

an

die

S o n n e , in Stewart's S a m m l u n g , im R e p o r t ,

bei

A. Mac D o n a l d , in der Londoner Ausgabe,

und

in der von Soltau übersetzten Reise, durch Schottl a n d , welche letztere gar zwei Verse mehr h a t , die mir aber ein sehr unglücklicher Zusatz späte-

V O R R E D E . rcr Zeit zu seyn Schemen.

IX

Macpherson, ein gebor»

uer Gaele, und Anfangs Schulmeister zu Badenoch, hatte das Gaelische nie so wie das Englische zum Gegenstand seines Studiums gemacht;

auch gab

es zu seiner Zeit noch keine Gaelische

Sprach-

lehre, und die Orthographie schwankte zwischen Himmel und Erde.

Ein Zufall machte ihn zum

Sammler und Herausgeber der Oisianschen Gedichte, und ein noch glücklicherer Zufall verschaffte ihm gute Abschriften, und Freunde, die das Gaelische besser, als er verstanden, und ihn mit ihrer Hülfe unterstützten.

Die Sammlung ward in der gröfs-

ten tumultuarischen Eile gemacht, und in eben so grofser Hast übersetzt.

An der Ubersetzung

ward freilich nachher bei den verschiedenen Ausgaben , besonders bei der Ausgabe der letzten Hand 1 7 7 3 , hin und wieder gebessert, aber die Abschriften

der

Gaelischen

Originale

wurden,

wie

es

scheint, nachdem sie einmahl für den Druck ins Reine geschrieben waren, nie wieder durchgesehen, als bis Ilofs für die Londoner Ausgabe eine neue Abschrift nach der jetzigen Orthographie besorgte. Diese ward mit einer solchen überängstlichen Ge-

V O R R E D E .

X

wissenhaftigkeit gemacht, dafs die Lücken Ton einzelnen Wörtern und Versen nicht einmahl aus andern Abschriften, die man hatte, ergänzt wurden.

Eine Menge Interpolationen, die das Sylben»

mafs verderben, und mit leichter Mühe h'atton weggeschafft werden können, z. B. in dem erstem Bande, S.

V. 77 n a n s l i a b h ;

S. 04- V. 166

s a n f r a o e h ; S. 154. V. 134 0 s p e u r ; S. 200. V. 8° m a r a ; S. 202. V. 110. b i t h i d h , u. d. m. sind im Texte geblieben; ]a nicht selten ist die falsche Lesart des Originals von dem Ubersetzer gar nicht einmahl geahndet, sondern gedankenlos ins Lateinische übertragen worden, z, B. Carthonn V. iß4„ B i t h i d h rn anam a i g b a r d an t i c i n " welches Macfarlan sinnlos übersetzt: „ E r i t rriea anima a p u d b a r d u m s t t o n u i " da es doch, wie die Englische Übersetzung und der Zusammenhang beweisen, im Gaelischem: „ B i t h i d h m' ainm a i g b a r d an t r e i n " und in der lateinischen Übersetzung: „ E r i t meum nomen apud b a i d u m s t r o n u i "

V O R R E D E . heifsen mufs.

XI

F ü g t man noch h i n z u , dafs Mac-

pherson's Übersetzung bei schwierigen Stellen selten,

oder nie Hülfe leistet;

dafs Macfailan

bei

seiner grofsen Kenntnifs des Gaelischen o f t f l ü c h t i g dollmetscht, Oriente

fluetibus

statt

statt

occidente,

nubibus,



est



similis

statt d i s s i i n i l i s , — u s u statt m e t u , — c 1 ivorum

statt c l i p e o r u m setzt, und selbst den

gewöhnlichsten aller Gaelischen Sprachfehler, die Verwechselung des a r ( u n s e r ) (euev)

n i c h t vermeidet;

mit ' u r ,

bhur

dafs die Interpunction

äufserst vernachlässigt, und der Druckfehler, besonders im Gaelischem, ein reicher Segen i s t ; dafs man in schweren und verdorbenen Stellen keine andre Ausgaben nachsehen, und keinen sprachkundigen Gelehrten um Rath fragen k a n n :

so w i r d

es von selbst einleuchten, dafs der gewissenhafte Ubersetzer Oisian's, selbst wenn er in Prose übersetzt, m i t sehr grofsen Schwierigkeiten zu kämpfen habe,

Diese Schwierigkeiten vermehren sich

ins Unendliche, so b a l d , wie in dieser Übersetzung geschehen i s t , der Ubersetzer die Zahl der Verse weder vermehrt noch vermindert, das Sylbenmafs

XII

V O R R E D E .

u n d den B a u der r y t h m i s c h e n P e r i o d e * ) des O r i g i nals b e i b e h ä l t , und

u n d s o g a r die S t e l l u n g der W o r t e

G e d a n k e n so viel als m ö g l i c h

zu

übertragen

sucht. D e r O i s i a n s c h e Vers h a t in seiner g r ö f s t e n L ä n g e z e h n bis elf S y l b e n ; denn die w e n i g e n Verse, w o r i n

*)

Herder, von Oisian's Geist durchdrungen,

gab,

ohne das Gaelische zu kennen, in den Volksliedern P r o ben einer Übersetzung, die alles leisten, was man ohne Kenntnifs des Originals leisten kann.

Herder allein unter

allen vorigen Übersetzern ahnete den Bau der rythmischen Periode des alten Barden, und zum T h e i l sogar die Sylbenmafse seiner Gesänge.

B e i allen übrigen Über-

setzern in Versen ist die rythmische Periode, der man «ich bei einiger Aufmerksamkeit auf Macpherson's Übersetzung

doch

in

etwas nähern k o n n t e ,

durch allerlei

Enjambements, und duTch l ä s s i g e s S c h l e n d e r n Na ch l a h m ¿n, zerrissen. als Verse

und

w i e Vofs es nennt, auf das heilloseste

Eine Abhandlung über die Sylbenmafse der von

Rhode

würde

Metrikern viele Unterhaltung gewähren.

Eine

Anwei-

sung,

abgesetzten

wie

Übersetzung

man V e r s e

nicht

machen

müsse,

liefse sieb atis dieser Übersetzung mit leichter Mühe entwickeln.

V O R R E D E .

XIII

dieses Maas überschritten w i r d , sind der Interpolation sehr verdächtig.

Ein grofser Theil der W ö r -

ter im Gaelischem ist einsylbig, u n d bleibt es o f t auch beim Decliniren

und C o n j u g i r e n ,

so dafs

Verse aus lauter einsylbigen W ö r t e r n sehr häufig s i n d , z. B. u

U

lf



U

—•

„ T l i j süil mo mhic air eoin nan

tonn"

Dies heilst w ö r t l i c h , mit derselben W o r t s t e l l u n g : Es ist

das A u g e

meines

Vögel der Wellen

Sohns

auf

die

(gerichtet).

„ S i l i n an l ' i g h g u n d k i l a c l i e u m " wöitlich mit eben der W o r t s t e l l u n g : E s

dehnte

aus

seinen

der

König

ohne

Verzug

Schritt. Die Gaelische Sprache hat die sogenannten absoluten Ablative der Lateiner, den unbeschränktesten Gebrauch der Farticipien, den Gebrauch des Apostrophs sowohl vor einem Vocal, als vor Conson a n t e n , z. B. b' e , b' f h a o i n , fhavin; welcher,

sie läfst

für b u e,

die beziehenden

welche,

weg,

bu

Fürwörter,

und hat ü b e r h a u p t

eine beneidenswürdige Kürze des Ausdrucks, wäh-

V O R R E D E .

XIV

rend w i r unter der Last des leidigen Artikels und der Hülfsvcvhen seufzen, von den

Verkürzungen

durch Participien nur mäfsigen Gebrauch machen können, und durch den Eigensinn einer verkehrten Wortstellung beschränkt werden. Fürwörter, m o , do, a r ,

Schon die

die alle einsylbig, und

sehr oft nur als einzelne Buchstaben, m ' , d ' , ' r , angehängt werden,

können durch ihi;e Länge in

der Flexion, m e i n e , d e i n e , u n s e r e , den Deutschen Ubersetzer des Oisian, — eben so wie den Ubersetzer des Milton und Pope das Wörtlein o r , o d e r , — zur Verzweiflung bringen.

E i n e Anzahl

Gaelischer Verse

des

mit

Beibehaltung

Sylben-

mafses, und mit ungeschwächter Kraft des Ausdrucks ins Deutsche zu übersetzen, ist daher eine Aufgabe, welche zu lösen, nicht jedermanns Sache ist.

Ob dem Ubersetzer dieses gelungen sei, dar-

über erwartet

er jetzt das Urtheil der Kenner.

An Ausdauer und unermüdetem Fleifs hat er es wenigstens nicht fehlen lassen; denu manche eincelne Verse,

denen man die Schwierigkeiten

in

ler Ubersetzung nicht ansieht, haben ihm Stunden gekostet, und den ersten Gesang des Fionnghal,

V O R R E D E .

XV

den schwierigsten unter allen, hat er wohl viermabl von einem Ende bis zum andern umgearbeitet. Der Oisiansche Vers, dem Anschein nach sehr regellos, hat bei aller Mannigfaltigkeit und Freiheit des Mafses, seine eben so bestimmten Gesetze, als die Verse im Horaz und Pindar.

Der Haupt-

vers, fast möchte man sagen, die Grundlage des Oisianschen Verses, ist der dactylische katalektische Trimeter mit einer Sylbe, auch nicht selten mit zweien. V

U



U

O



„ T l i i g e a d l i an o i c h e le

dain.

K o m m e die Nacht mit Gesang. U

U

„Ullin,

U

a Charuill,

U



U

a Roinnc.

Ü l l i n , du C a r u l l , du Roinnc.

Diese Dactylen können aber mit Spondeen und Trochäen vertauscht werden, z. B. —

„Glas

U

V

an c i a b h na

U

h-aoise.

Grau i m Haac des Alters.

Diesem Verse wird gewöhnlich noch eine Sylbe von unbestimmter Länge vorgesetzt, z, B.

V O R R E D E .

XVI

„ Ä h - a n a m ag o s p a i r n m ' a n r i g l i . Die Sei' um den König in Angst. —'



U

U



u



„ M h i c S h e u m a , i o ' 'n o i d h c h e

dhuibh.

Sohn Seuma's, durch's Graun der Nacht. —

U

U



u

, , G h l a s f a o b h a r nan n i a l a i r

Lt

Cromla.

Grau dämmert Gewölk auf Cromla.

Eben so häufig wird statt einer Sylbe diesem Verse eine Basis von zweisylbigen Füfsen

vorgesetzt,

woraus diese Form entsteht:

Nach dieser, und nach der kurz vorherangeführten Form ist der gröfste Tbeil der Oisia tischen Gedichte gebildet. dieses:

Das vollständige Schema ist

V O R R E D E ,

XVII

Bisweilen, und als Ausnahme von der Regel, wird die letzte Sylbe des Spondeus der Basis aufg e l ö s t , z. B. U

U

U

U



u

u

„ C h a r o b l i ar s i n n a ' r e an c o m h n u i d h a i r sliabh. Unseren Vätern war Ruh nicht auf Höhn. TJnter den Fiilsen der Basis ist der Trochäe der gewöhnlichste, wodurch eine Menge scheinbar vierfüfsiger trochäischer katalektischer und akatelektischer Verse entstehen, die in jedem F u f s e , letzten

ausgenommen,

Dactylen

und

den

Spondeen

eilauben. Diesen Versen sind nicht selten vierfüfsige jambische akatalektische

und hyperkatalektische bei-

gemischt, welche in den ungleichen, und

nicht

selten auch in den gleichen F ü f s e n , Spondeen aufnehmen,

und die statt des J a m b u s

in den gleichen s o w o h l ,

als

nicht verschmähen, doch s o ,

den Anapäst

ungleichen

Füfsen

dafs äufserst selten

mehr als zwei Anapäste in einem Verse vorkommen, z. B. *

*

XVIII

V O R R E D E . Ü



ü



U



u

„ M a r m h i l e s r u t h blia t o i r m an t - s l u a i g h . Wie tausend Bäche tos't das Heer. U — U II o ' „Mar tbaomis faileus dubhra Wieu GraungewöLke Schatten —1 u o —giefsen. i> —

U düinte. u

•—'

o

„Gun f h a i c i n n cha s h i u b h a i l i gu motliar. Bescheiden, v» — nicht o unbemerkt — O l> ergeht — Usie.l>



„ A c h i a b h 'na g a g a n an a i s r e n a g a o i t h . In Knoten schlingt ihm die Haare der Wind. Von jambischen Versen findet sich noch,

aber

äufserst selten, der vierfüfsige katalektischc: u —O— ' 'u — — auch der dreifüfsige: u — o — o— und der zvyeifüfsige: U •— O



„Is d o i l l e i r so! So dunhel istsl Lyrische Stellen werden Öfters, zuweilen auch erzählende, durch kleinere hatalektische Verse unterbrochen, z. B. — u

ü



„ M a l l a i r an r e i d l i . Langsam ins Feld.

V O R R E D E . u



O

u

XIX 1



, , A i r L e a r t h o n n a' c h u a i n

—'

mhoir.

Auf Learthonn des Weltmeers. Dies mag vorläufig über die bei Oisian kommenden Verse genug seyn.

vor-

Ausfühilicher soll

diese Materie im viertem Theile abgehandelt werden.

E r i n n e r n mui's der Übersetzer n o c h , dafs er

s i c h zuweilen die Freiheit genommen h a t ,

Verse,

die im Original mit einer männlichen Sylbe schliefsen, m i t einer weiblichen sich enden zu lassen, z. B. U

U

U

'

II

tf

—•

„ T h a l a s a d h m e a s g d e i r e a d h nam b l ä r . Erglänzend im letztem der Kriege. eine F r e i h e i t , welche die Ubersetzer Shakspeare's schweigend sich nehmen, und die man schweigend ihnen einräumt. Überflufs

Die Gaelische Sprache hat einen

an einsylbigen W ö r t e r n }

an Trochäen

und Amphibracheri,

weiblichen Endungen.

die

Deutsche

das h e i f s t ,

an

Ohne Einräumung dieser

F r e i h e i t ist eine Übersetzung Oisian's im Sylbenmufse des Original's durchaus unmöglich. Um den Lesern 4 die vom Sylbenmafse grofse Kenntnisse h a b e n ,

zu Hülfe zu

und sie zu hindern, Verse, w i e :

keine

kommen,

V O R R E D E

XX

„Am F r ü l i s t r « ü i l n a c h W ö s t e n

entflieht"

nicht so zu lesen: — — u u '— u u — sind die Sylben, die betonet werden müssen, be* sonders die mittelzeitigen, bei welchen die Ungeübten leicht irren, accentuirt Worden.

Dafs nach

dem Vorgange sehr berühmter Dichter die Wörter

voll,

und

los

in

achtlos,

zuweilen

kurz gebraucht, und das e in b r i n g e

und ahn-

liehen Wörtern vor Consonanten weggeworfen ist, wird man einem Übersetzer Oisian's in Rücksicht der Schwierigkeiten, womit er bei jedem Schritte zu kämpfen h a t , hoffentlich verzeihen. Oisian hat wie Homäros eine Menge Beiwörter, um die Eigenschaften der Personen und Dinge zu bezeichnen} aber die Art der Bezeichnung ist von der homärischen, und noch mehr von der in neuern Sprachen gebräuchlichen, sehr verschieden. Anstatt ein Adjectiv, oder ein Substantiv als Apposition im gleichem Casus zu gebrauchen, z. B. der siegreiche Fionnghal, der ruhmvolle Oscar, Suaran der Kämpfer,

Cairbre der Wagenlenker, Althan

V O R R E D E .

XXI

der Sänger, setzt er, wie die Orientaler, die Bezeichnung in den Genitiv, verwandelt,das Adjectiv in ein Substantiv, und sagt: Siegs,

Fionnghal

des

oder d e r S i e g e , O s c a r d e s R u h m s ,

S u a r a n des K a m p f e s , C a i r b r e des W a g e n s , oder d e r W a g e n , A l t h a a d e s L i e d s , u. s. w. Im Deutschen

ist

diese Art

sich

auszudrücken

etwas ungewöhnlich, — wiewohl sie sich schon hiii und wieder bei unserm Luther findet, — und der Übersetzer Oisian's, besonders der metrische, kommt bei Übertragung dieser Beiwörter alle Augenblicke ins Gedränge.

Ihm bleibt keine andre

W a h l ü b r i g , als — entweder dem lieben Hausfrieden mit der engbrüstigen Kritik zu Gefallen, den gröfsten Theil dieser Bezeichnungen, wie Mac» pherson , wegzulassen , und durch diese unverständige Aufopferung grofser Schönheiten das Original zu entstellen, — oder, ohne auf die Stimme der Zionswächter zu achten, die bei jeder Abweichung vom Gemeinem und von der ihnen befreundeten Wasserpoesie, ins Horn stofsen, und das Vaterland in Gefahr wähnen, diese kraftvolle Art des Ausdrucks , ohne welche das Colorit und der Character

XXII

V O R R E D E

des Originals nicht übertragen werden kann, als eine Bereicherung unsrer Sprache beizubehalten. Der Verfasser der neuen Übersetzung hat das Letzte gewählt, und wird das etwanige Geschrei der künftigen Gottschede, und der Unmündigen und Säuglinge, die den Schriftstellern Lob und Verdammung bereiten, keiner Aufmerksamkeit würdige», dem festem Entschlüsse getreu, den Dichter so ungeschwächt, als es ihm möglich ist, auch im Einzelnem wiederzugeben. Qisian's lyrisch - epischen Gesänge lassen sich nicht weglesen, wie ein Roman von Lafontaine, oder eine Erzählung von Langbein.

Um das Ver-

stehen dieser Gedichte zu befördern, hat der Übersetzer auf die Inhaltsanzeigen und auf die Anmerkungen vorzüglichen Fleifs gewandt, und Anspielungen und Dunkelheiten so viel in seinen Kräften s t a n d , zu erklären und aufzuhellen gesucht.

Hier

indefs bleibt noch vieles, besonders in geographischer

und historischer Hinsicht zu thun übrig.

Eine Heise durch das nördliche Ireland und Schottland mit dem Dichter in der Hand könnte manches aufklären, worüber wir jetzt im Dunkeln

V O R R E D E . tappen.

XXIII

Nach dem Anhange zum drittem Bande

der Londoner Ausgabe des Gaelischen Originals, sind

schon

von

einigen Hochländern

ein Paar

glückliche Versuche der A.rt gemacht.

Es wäre

zu wünschen, dafs die Mitglieder der Hochländischen Gesellschaft Oisian's Gedichten auf diese Art ein Licht anzuzünden, nicht ermüden möchten. Von elf kleinern Gedichten, welche die Englische Ubersetzung enthält, sind die Abschriften der Gaelischen Originale

durch Macpherson's

Nach-

lässigkeit, wahrscheinlich bei dessen dreijährigein Aufenthalt

in West - Florida verloren gegangen.

Diese nach Macpherson zu übersetzen, lag eigentlich nicht in dem Plan des Ubersetzers, der vielmehr,

zufolge der Ankündigung,

Sinclair's Ab-

handlung über die Ächtheit der Gedichte Oisian's dem erstem Bande als. Zugabe beifügen wollte. Da aber bei genauerer Untersuchung Abhandlung nicht' genügte,

ihm diese

er auch mit Grund

besorgte, der Vorwurf, dafs der neuen Ubersetzung elf Gedichte fehlten, man also, wenn mau auch diese lesen wolle, eine andre Übersetzung nicht entbehren könne, mochte dem Verleger Nachtheil

V O R R E D E .

XXIV

b r i n g e n : so übersetzte er auch diese auf die nähm* liehe W e i s e , w i e die Gedichte aus dem Gaelischem. Durch seine vertraute Bekanntschaft mit der Sprache und dem Versbau

des Dichters glaubte er,

indem er die Englische Ühercetzung ins Gaelische zurückübersetzte, und manche durch lange Übung leicht zu- erkennende Auswüchse des Ausdrucks, die Macpherson dem Dichter geliehen, beschnitt, die rythmische Periode, wenn nicht mit apodicti? scher Gewifsheit, doch mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit wiederherstellen zu können.

So enthält

nun diese neue Übersetzung alle Gedichte des Macphersonschen Oisian,

und kann daher

dieser Rücksicht auf Vollständigkeit

auch in

gegründeten

Anspruch machen, besonders da für das Verstehen dieser Gedichte durch Inhaltsanzeigen und Anmerr kungen

mehr

gesorgt

ist,

als bei irgend einer

andern deutschen Ubersetzung. Durch diese Änderung des P l a n s , w o f ü r die Freunde Oisian's dem Übeisetzer vielleicht Dank w i s s e n , gewinnen die Subscribenten beträchtlich, denn sie erhalten elf Gedichte, oder 4 3 2 5 Verse m e h r , als sie eigentlich verlangen konnten, ohne

V O R R E D E .

XXV

auf der andern Seite durch die Weglassung Abhandlung von Sinclair zu verlieren.

der

Diese, völ-

lig umgearbeitet, berichtiget, und mit andern F o r schungen

zu einem Ganzem verschmolzen.,

wird

einen Theil des vierten Bandes, der Ostern i Q i s erscheint, ausmachen.

Diesem Bande wird

der

Übersetzer einige trefliche Gedichte Gaelischer Barden beifügen. Die Orthographie der Gaelischen Eigeniialirnen, die Macpherson nach Willkühr ummodelte, so dafs ein Wechselbalg daraus entstand, den weder Gaelen n o c h Engländer f ü r ihr in einer rechtmässigen E h e erzeugtes Kind erkennen, hat der Übersetzer unverändert gelassen, ja er hat sie sogar in den elf G e d i c h t e n , die blofs bei Macpherson in der Englischen Ubersetzung vorhanden s i n d , anglisirt,

und

die

Gaelische

iorm

wieder

ent-

hergestellt.

Wach seiner völligen Uberzeugung ist es durchaus t h ö r i c h t , der Unwissenheit des grofsen Haufens zu Gefallen, Zizero, Burdo, Tschester, statt Cicero, Bourdeaux, e h e s t e r zu schreiben.

Ist es bei die-

sen Nahmen nicht e r l a u b t , von der gewöhnlichen Rechtschreibung abzuweichen; so ist nicht einzu-

V O R R E D E .

XXVI sehen,

warum wir bei den Gaelischen Nahmen

weniger conaequent seyn wollen, oder warum wir nicht völlig nach der Deutschen Aussprache schreib e n , z. B. C a r r - h o n , statt Carthon, und Üjjischnechda statt des anglisirten Agandecca, wovon in dem Gaelischem Aghaidh - sneaclida kanm eine Spur zu finden ist. Die Gaelischen Nahmen sehen barbarischer aus, als sie in der Aussprache tönen, welche, vfcie bei allen Bergvölkern, sich stark zum Gutturalem und Adspii'irendem hinneigt, und von der Deutschen sehr abweicht, auch zum Theil durch Buchstaben nicht ganz genau ausgedrückt werden k a n n , z. B. das 1, n , und r im Anfange vieler Wörter.

Eine

ausführliche Anleitung zum Lesen des Gaelischen würde den Ubersetzer zu weit f ü h r e n , auch hier am unrechtem Orte seyn.

Die Nahmen, die von

der Deutschen Aussprache

abweichen,

sind am

Schlufs der Inhaltsanzeige vor jedem Gedichte bemerkt, und die Aussprache beigesetzt, so gut es sich thun liefs.

Nach unserm Ohre ist bei den

Gaelen die Aussprache vieler Vocale dumpf und unrein.

So ist z. B. der in der Aussprache m i t - ü

V O R R E D E .

XXVII

bezeichnete Ton i n D a o l a , — d ü l a , kein reines ü , wie in b r ü t e n , sondern schwebt zwischen ü und ö.

Die Buchstaben b h

und

mh

beide ungefähr wie w ausgesprochen,

werden aber mit

einem kleinen Unterschiede, der sich nur mündlich bestimmen läfst.

Sh und t h werden blofs

als h ausgesprochen, sind aber kein blofses Dehnungszeichen , z. B. C u r t h a , wie k ú r - h a , —• F i t h i l , w i e f i - b i l , nicht f i h - i l , das erste i blofs gedehnt, wie in dem Deutschem i h r e .

Gh,

t h , d h werden am Ende oft gar nicht ausgesprochen, und b h sehr schwach, ja-es löst sich nicht selten fast in ein leises u auf, z. B. in m a r b h , das fast wie m á r u klingt.

Zweisylbige Nahmen

haben den Ton fast immer auf der ersten Sylbe. Der Accent von der linken zur rechten Hand ( ' ) bedeutet eine gröfsere Dehnung unser h in Lehre.

des Tons,

wie

Vielleicht wäre es besser ge-

wesen die Aussprache sylbenweise abzusetzen, und nicht z. B. B e u r - t h e i n e , b e r h é n e , ber-hé-ne

sondern

drucken zu lassen, um zu verhin-

dern, dafs nicht mancher das W o r t wie lese und ausspreche.

beréne

V O R R E D E .

xxvin

Der Kritik hat der Übersetzer «reuig zu sagen; nur wünschte e r , dafs ihn Männer beurtheilten, die etwas mehr Gaelisch und Deutsch verständen, als der gute Mann, der die erste Probe seiner Übersetzung in der Hallischen L. Zeitung beurtlieilte, und etwas mehr von der Metrik wüfsten, als der arine Sünder in der Jenaischen Literatur» Zeitung, der den Attis anzeigte.

Die Wiederher-

vorrufung alter Wortformen, und kraftvoller in Vergessenheit gerathener Ausdrücke, Wendungen und Wortfügungen verflossener Jaluhunderfe, und einige gewagte Inversionen, werden vielleicht manchem Freunde des Natürlichen und Platten, der Oisian's Gedichte gern in dem Ton einer Gesner» sehen Idylle läse, ein Anstois und ein Argernifs seyn. feii:

Diesem kann ich blofs mit Johnson zuru„Neue Wörter,

„Reichthum.

sind ein wohlerworbener

Wenn ein Volk seine Kenntnisse

,, erweitert und neue Ideen erwirbt, „Kleider dazu nothig.

so hat es

Fremde Wortfügungen hin-

„ gegen hat man als gefährlich verschrieen, welche „ d e n Character der Sprache ändern sollen; aber „ e s ist meine ernsthafte Meinung, dals sieh jede

V O R R E D E .

XXIX

„lebende Sprache nach irgend einer alten recht „ k n e c h t i s c h bilden müsse, wenn unsere Schriften „ dauern sollen. " Es giebt noch eine Menge Gaelischer Gedichte, besonders Smith's Sammlung, S e a n D a n a , die Sammlung von S t e w a r t ,

und

die entweder ganz

oder theilweise ins Deutsche übersetzt zu werden verdienten.

Smith's S e a n D a n a

( a l t e Gesänge)

sind freilich in den Gaelischen Alterthümern übersetzt ,

aber

mit

einer so unbegrenzten

Freiheit,

dal's Macplierson gegen Smith für einen sklavisch wörtlichen Ubersetzer zu ächten ist.

So z. B.

heifst es in dem Gedichte Gall V. 7 — 14 nach einer wörtlichen Ubersetzung: ,, Schlummert ihr Kinder der Mühsal, Während alle Sterne emporsteigen ! Schlummert ihr"schnellen- Hunde des Laufs! Nicht wecken -will Oisian euren tiefen Schlaf. I c h bin allein

wach.

Süf» ist mir das Dunkel der Nacht, Während ich wandi'e von Thal zu T h a l , Ohne Erwartung des Morgens und der H e l l e . "

Dies wird von Smith so übersetzt und gemodelt:

V O R R E D E .

XXX

„Schlafe fort, u n d g e n i e f s e d e r R u h e , Leichtspringender

S o h n der

Jagd!

Oisian will dich nicht stören. Schlaft fort, i h r S ö h n e d e r M ü h s a l ; Die Sterne d u r c h l a u f e n e r s t d i e H ä l f t e i h r e « L a uf s . Und Oisian allein ist wach auf den Höhen. tch i r r e g e r n a l l e i n

umher,

Wann alles düster und s t i l l e

ist.

D a s trfibe D u n k e l d e r N a c h t s t i m m t zu der Trauer

meiner

Sele,

Auch k a n n . n i c h t d i e M o r g e n s o n n e Mit allen

ihren

Strahlen

den T a g

mir

bringen." Auch diese Gedichte ins Deutsche zu übertragen war lange ein Lieblingsgedanke des Ubersetzers» der, wie die Übersetzung

Oisian's vielleicht be-

w e i s t , sich viele J a h r e mit dem höchstem Enthusiasmus

für

das Gaelische interessirt h a t ;

aber

zufällige Umstände, die am Schluis dieser Arbeit eintraten, haben ihm das ganze Geschäft so verbittert, dafs er nach Beendigung des vierten Bandes des O i s i a n , der die kritischen Abhandlungen enthalten w i r d , wohl schwerlich jemahls zur Gaelischen Poesie zurückkehrt.

V O R R E D E .

XXXI

In den Anmerkungen Waren Wiederhohlungen nicht gut zu vermeiden, manche sind sogar absichtlich.

Der grofse Haufe der Lesewelt liest

Oisian's Gedichte nicht nach der Ordnung, wie sie in der Übersetzung stehen, sondern bald dieses , bald jenes.

Eben so wenig liest er die An-

merkungen nach der Reihe,

und noch weniger

prägt er sich das darin Erklärte so fest ein, dafs er es für immer im Gedächtnifs behält.

Zur Be-

quemlichkeit dieser Leser ist jedes einzelne Gedicht als ein für sich bestehendes Ganze, dessen Schwierigkeiten erklärt werden müfsten, angesehen, und die nöthigen Erklärungen, wenn sie bei einem frühem Gedichte auch schon gegeben waren, sind entweder wiederhohlt, oder durch ein s. d i e A n m e r k u n g z u . . . . nachgewiesen worden.

Ein

Paar Anmerkungen zu viel sind, wie es dem Ubersetzer schien,

immer besser,

als

ein

Paar

zu

wenig. In den Endungen der Adjectiven ist m stptt 11 absichtlich gesetzt.

Die Gründe, welche der Recen-

sent des Campeschen Wörterbuchs in den Heidelbergischen

Jahrbüchern

der Literatur

f ü r diese

V O R R E D E

XXXII

Schreibart a n f ü h r t , scheinen dem Übersetzer überzeugend. Eben so absichtlich s t e h t , nach dem Vorgange guter D i c h t c r , der Apostroph am E n d e des Verses, wenn der folgende Vers mit einem Vocal anfangt.

In episch - lyrischen Gedichten,

wie den.

Oisianschen, m u f s , nach des Ubersetzers Ansicht^ der Hiatus

eben so sehr vermieden w e r d e n ,

als

in d e n e n , die ganz lyrisch sind. Bei der den Eigennahmen beigedruckten Aussprache des Gaelischen am Ende der Inhaltsanzei* gen ist noch zu merken, dals das g am Ende sehr h a r t , fast ein völliges k i s t , dafs das durch d s c h u n d t s c h Bezeichnete nicht zu scharf tönen mufs, sondern beinahe wie d j i , und t j i , z . B . D i a r m a d,

wie

Tighmora

dschiarmad, wie t s c h i m o r a ,

djiarmad,

und

tjimora.

Die

letzte Aussprache hat der Übersetzer besonders bei den Gaclen von den Inseln L e w i s , N o r d - U i s t und Süd - Uist b e m e r k t , wie d j a r k ,

die immer d e a r g ,

tjene,

und

nie w i e

teine,

dschark,

t s c h e h n e aussprachen. Dafs die Erlernung des Gaelischen m i t grofsen

V O R R E D E . Schwierigkeiten erwähnt

verbunden

worden.

Wenn

sei, der

XXXIII ist schon oben Ubersetzer

seine

künftigen Recensenten bäte,, folgende Verse: „Dh* fhas e mar fhia' bar air mointich, „No mar chü air eili no lotliainn. zum Beweise ihrer Kenntnifs des Gaelischen in klares Deutsch zu übersetzen, schwerlich

so würde wohl

eine Erfüllung dieser Bitte ei folgen.

Den Übersetzer hat der Zufall begünstigt,

das

Gaelische von gebornen Gaelen zu erlernen, auch glaubt e r ,

ohne der Bescheidenheit zu nahe zu

t r e t e n , behaupten zu d ü r f e n , dafs er vielleicht mehr in dieser Sprache gelesen , und zu lesen Gelegenheit gehabt habe, als irgend ein andrer Gelehrter , der sich in Deutschland mit Sprachen beschäftiget; aber dennoch mufs er gestehen, dafs er, bei allem Nachforschen, in Rücksicht mancher Wörter nicht habe zur Gewifsheit kommen können,

z. B. was

ailghiros, bruthaich,

die

airidh, clith,

Grundbedeutung aoidh, eagamh

sei

von

bruaillean, u. d. m.

Sollte

ein des Gaelischen sehr kundiger Gelehrter dem # *

»

XXXIV

V O R R E D E .

Übersetzer hierüber Auskunft geben können, der würde sich ihn sehr verpflichten. Der Ubersetzer ist häufig und noch neulich in der musikalischen Zeitung, März l ß n . S. 208. u. f. aufgefordert worden,

den Gaelischen

Text der

Oisianschen Gedichte abdrucken zu lassen.

Hiezu

ist er so bereit als willig, sobald sich 200 Subscri» beuten bei dem Verleger melden, um die Drucke kosten decken zu können.

Nach Art der Zwei-

brücker Ausgaben der Lateinischen Dichter gedruckt, würde der Gaelische Text etwa ein Alphabet, und mit einer kleinen Sprachlehre und einem Wortregister etwa 1 J Alphabet ausmachen, und den Subscribenten 3 Rthlr. kosten.

Über die Gaelischen

Original-Melodieen, von denen noch viele existi* r c n , und deren Abdruck gleichfalls in der musikalischen Zeitung verlangt i s t , wird sich der Ubersetzer an einem andern Orte erklären. F ü r das Bedürfnifs der Leser, welche versificirte Übersetzungen nicht lieben, sondern den Oisian lief ber in Prosa lesen, wird der Übersetzer durch eine möglichst genaue prosaische Übersetzung sorgen, die in eben diesem Verlage erscheinen wird.

Eine

V O R R E D E .

XXXV

ausführlichere Anzeige hierüber wird man in dem Intelligenzblatt der Hallischen und JenaiscKen Literatur - Zeitung finden. Dein Herrn Hofrath BÖttiger in Dresden, Herrn Director Gurlitt und Herrn Professor Ebeling i a Hamburg, und Herrn Heinze, Lehrer am Gymnasium in Züllichau, s,agt der Übersetzer f ü r die freundschaftliche Güte und Gewogenheit, ihn mit literarischen Hülfsmitteln und schätzbaren Notizen zu unterstützen, den verbindlichsten Dank.

Ich benutze diese Gelegenheit die Freunde des Oisian auf die vor einigen Jahren in meinem Verlage erschienene, und in dieser Ubersetzung öfters angeführte: Reise durch Schottland, seine Inseln, Däne* mark und einen Theil von Deutschland.

Aus

der Englischen H a n d s c h r i f t

von

Dr. W . S o l t a u ,

übersetzt

3 Theile. ß. lßoß. mit einem

K u p f e r , Schreibpap. 3 Rthlr. i ß gl. Druckpap. 3 Rthlr. 6 gl. aufmerksam zu machen.

Der "Verfasser, ein gebor-

ner Gaele, hält sich lange auf dem Schauplatze der Thaten a u f , die Oisian besang, und giebt uns in

dem Titelkupfer

eine

Abbildung

des

Thaleg

G l e n - C o e (sonst Coua) w o Oisian lebte. Der

Verleger.

I

O

N

ERSTER

N

G

H

A

GESANG.

I

Die

N

H

A

L

T

.

Geschichte dieses Gedichts fällt in Zeiten^

w o Schottland und Ireland, Gaelisch A l b a

und

Eirinn,

b e w o h n t von einem Volke von gleicher

Abkunft,

gleicher

Menge von

Clanns

und

oder Stämme

Häuptlingen,

wurden.

Sprache

Sitte,

getheilt

in war,

oder kleinen F ü r s t e n ,

eine die

regiert

Diese Fürsten waren von einem gemein-

schaftlichem Oberhaupte,

dem man den

Ehren-

titel K ö n i g beilegte, abhängig, der die

Clanns

zum Kriege zusammenrief,

u n d den

Oberbefehl

im Treffen f ü h r t e , ohne weiter auf die Regierung der

einzelnen Clanns Einflufs z u

haben.

Ein

I N H A L T .

4

O b e r h a u p t dieser A r t , A r t h o , König von Eirinn, war

zu T i g h i n ö r a ,

dem

königlichem

Wohnsitz,

gestorben, und h a t t e einen m i n d e r j ä h r i g e n Sohn, Cormac, hinterlassen.

Cuchiillin, der Sohn Seu-

m a ' s , Beherrscher der N e b e l i n s e l , — der Insel S k y , einer der H e b r i d e n , — b e r ü h m t durch Weish e i t , Tapferkeit u n d andre grofse T u g e n d e n ,

be-

fand sich bei Artho's Tod gerade in U l l i n , dem jetzigen U l s t e r , u n d w a r d von den zu Tighinöra versammelten Häuptlingen

einstimmig z u m

Vor-

m u n d des jungen Königs und Verwalter der Regierungsgeschäfte erwählt.

E r h a t t e diesem Amte

noch nicht lange Zeit vorgestanden,

als er Nach-

r i c h t e r h i e l t , dafs S u a r a n , König von L o c h i i n , — Jiitland oder N o r w e g e n , wie man g l a u b t , — m i t einem Kriegszuge

gegen

Eirinn

Sogleich

schickte

er

Munan,

an F i o n n g h a l a b ,

einen

beschäftigt

Häuptling

sei.

Eirinn's,

den König von Mör-

b h e i n n (Morven ) u n d der westlichen Küste Alba's, u m schnelle Hülfe z u erbitten.

Fionnghal,

der

I N H A L T .

Beschirmer der Unterdrückten, durch Bände des Bluts mit dem Königsstamme Artho's nahe verbunden, willigte sogleich in die Bitte, und rüstete sich zu einem Zuge nach Eirinn. brachte Cuchullin zu T u r a ,

Unterdessen

einem mit Mauern

befestigtem Platze in Uliin, den Kern der Clanns eilig zusammen und stellte Kundschafter längs der Küste aus, um von der Ankunft des Feindes und. Fionnghal's so schnell als möglich Nachricht zu erhalten.

Suaran

landet noch vor Fionnghal's

Ankunft. Mit dieser Landung beginnt das Gedicht, welches

einen

Zeitraum

Nächten umfafst.

von

fünf Tagen

und

Der Schauplatz der Handlung

ist die Heide von Lena oder Moilena,

in der

Nähe des Gebirges Cromleac, oder Croinla, auf der Küste von Ullin. Cuchullin

der Heerführer

der

Clanns

sitzt,

während die andern Häuptlinge auf dem Cromla jagen,

unter einem Baum nahe bei T u r a ,

und

efrh'ält durch Moran, einen Kundschafter am Meer,

I N H A L T .

6

Nachricht von Suaran's Landung.

Er versammelt

die Häuptlinge und hält Kriegsrath, worin heftig gestritten

wird,

ob man Suaran eine Schlacht

liefern solle oder nicht. von Tonnghorma, —

Carull, der .Beherrscher wahrscheinlich

einer

der

Hebriden, — Cuchullin's vertrauter F r e u n d , räth, sich zurück zu ziehen und Fionnghal's Ankunft zu erwarten.

Calmar, der Fürst von L a r a , einem

Gebiet in dem jetzigen Connaught, unmittelbaren Angriff. tritt Calmar*s Rath bei.

stimmt f ü r

Cuchullin voll Kampfgier Während der Zurüstung

zum Marsch vermifst Cuchullin drei F ü h r e r , Cathbaid, Dubchomar und Fearghus.

Fearghus kommt

und erzählt den Tod der beiden andern. eine Episode.

Cuchullin rückt an.

das Getöse h ö r t ,

Muirne,

Suaran, der

schickt den Sohn Airne's auf

eine Anhöh, um die Bewegungen des Feindes zu beobachten,

und

Schlachtordnung. Suaran zurück.

stellt

unterdefs sein Heer

in

Der Kundschafter kommt

zu

Beschreibung des Kriegswagens

I N H A L T .

7

und der furchtbaren Annäherung Cuchullins.

Die

Schlacht beginnt mit grofsem Verlust auf beiden Seiten; aber die einbrechende Nacht läfst den Sieg unentschieden.

Cuchullin läfst, nach der gast-

lichen Sitte der Zeit,

durch den Barden. Carull

den König Suaran zum Mahl einladen. schlägt die Einladung ab.

Suaran

Von Cuchullin zum

Gesang aufgefordert, singt Carull die Geschichte von Cridhmor

und Braighsöluis.

Auf

Conall's

Rath werden einige Krieger abgeschickt, um den Feind zu beobachten.

Hiemit schliefst sich die

Handlung des ersten Tages.

Uber die Aussprache der Gaelischen Nahmen ist in der Vorrede das Nöthige erinnert worden. Hier folgen in alphabetischer Ordnung die sämmtlichen in allen sechs Gesängen des Fionnghal vorkommenden Eigennahmen, deren Aussprache vom Deutschen abweicht, sprache :

mit

der beigesetzten Aus-

I Tí H A

8

I,

Namen.

T.

Ausspracht.

Aghâidh - sneachda,

iijji-schnèchda.

Airne,

àrne.

Alcletha,

alkléha.

Amui li,

animili,

Ardbheinn,

árdwehn.

Artho,

aihov

Braigh - gheal,

bràjal.

Braighsóluis,

brasóllisch.

Cairbre,

kárbrc.

Cairdeal,

kárdal.

Caoilte,

kiiltsche.

Cathbaid,

kàbad.

Ciar,

kiar.

Clùthar,

klúhár.

Coirle,

kòrle.

Comlilucb,

kòwlucli.

Ciidh- mor,

krimohr.

I N H A L T .

Namen.

Aussprache.

Cromleac,

ki'öinlac.

Cruthgheal,

kruhjal.

Cruthmal,

kruhmal.

Cumhal,

küwal.

Curtha,

kiirha.

Daola,

düla.

Daorghlas,

dürjlas.

Deö-ghreine,

dschogrene.

Deudgheal,

dschedjal.

Diarinad,

dscbiarmad.

Dubh,

düw.

Dubhchomar,

duchöinar.

D ubh - sroHgheal,

dusrönjal.

Dunscathaich,

dunskahich (fast — dunskaich.)

Earraich,

ärrach.

Eibhir,

ewir.

Eimhir - äluinn,

ewirälin.

Eilinn,

erin.

9

10

I N H A L T .

Namen.

Aussprache

Fàl,

fahl.

Faobhui,

füwi.

Fearde,

färde.

Fearghus,

färgus.

Fillean,

fillan.

Fiochi,

fichi.

Fionn,

fin.

Fionnghal,

finj al,

Fithil,

fihil.

Freasdal,

frèsdal.

Gali,

gài.

Gealchos,

gälchos.

Gealinhin,

gälwin.

Geugal,

g?gal.

Gorm-meall,

górmmal.

Gulbuinn,

gülbun,

Ineabhaca, Innij nan Cou,

inawaka.

i

innisch nan kon.

,

I N H A L T .

Namen.

ix

Ausspracht.

Inuis - fall,

innisch- fahl,

Innis - torc,

inwisch- torchk,

Ioi'ghuil,

irgul.

Lamhgheal,

läwjal.

Lainhdhearg,

law) arg,

Loduinn,

lödun.

Lonbhail,

lönwal.

Luath,

lüali.

Luthar,

lühar.

Mathas,

mähas.

Mathon,

mähon.

Meallinor,

mälmohr.

Moiblieinn,

mörwehn.

Muire,

innre.

Muirne,

mürne.

Öisian,

öschian. (fast — öschien, zweisylbig.)

I N H A L T .

12

Namen.

Aussprache.

Sathar,

sähar.

Seuma,

schéma,

Sithaluinn,

schiliàlin.

Sithfada,

Schihfad.

Sniobh'an,

schniwan.

Suaran,

fsuaran. ( z w e i s y l b ig.)

Taog,

tüg.

Trathai,

trähal.

Treunfhear,

trenär.

Treunmor,

trènmohr.

Tuathal,

tuahal. ( z w e i s y l b i g . )

f

i

o

n

n

ERSTER

g

h

a

l

.

GESANG.

N a h safs Tura's Mauer Cuchüllin Im Schatten des säuselnden Baums. Sein Speer lehnt' am Felsen der Kluft', Ihm zur Seit' im Grase der Schild. 5 Es war sein Gedank' ;in Cairbre, Der, ein Held, ihm fiel im Schwertkampf, Als nahte der Späher des Meers, Moran der schnelle, beflügeltes Schritts:

*4

FIONNGHAL. „ A u f , Cuchullin, machp. dich rasch auf!

„Schiff' erblick' ich der Starken des Nordens „Piasch auf, o du Spender des Festmahls! „Grofs Suaran ist, viel ihm des Heers! Der Fürst mit blauen Augen sprach: Schwach warst du, Moran, und bange stets Dir sind der Feind' in der Angst viel. Sohn Fithil's, Er, Fionnghal ist da, Des dunkeln Gebirgs Fürst! M cv R A N. Nein, ich erblickte den Führer, Ahnlich dem Fels ist der Held; Der Tann' am Felshang gleicht sein Speer, Aufgehendem Monde sein Schild. Er safs auf der Klipp' am Gestad' Ahnlich dem Nebel dort an den Höhn. Viel der Hand', o du Führer der Fremd',

ERSTER

GESANG.

i5

25 Erheben zum Kampfe sich dir, Kriegshelden voll Grimin in der Schlacht. Scharf im Hcldenspiel ist ihr Schwert; Doch sind der Tapfern noch mehr, Die kreisen um Tura der Winde. 30

Suaran hierauf, wie am Felsen die Brandung: „Wer des Landes vergleichet sich mir? Nicht deine Gewaltigen stehn mir; Sie stürzet zu Boden mein Arm. Wer kann bestehen mein Schwert,

35 Als Fionnghal von Selma der Stürm'? Einst -packten wir ringendes Arms uns Auf Meallmor, und hart war der Straufs. Dem Blutkampf stürzte die Waldung, Wandten die Bäche sich, bebten die Carn. 4° Drei Tag' erneuten den Streit; Es bebten die Tapfern der Feldschlacht; Am vierten sprach Fionnghal der Held:

i 110 Du grofser Schildzerbrecher du, Oft war Kampf dir mit Männern des Osts, Schwingst des Vaters Schild du, o Held? Cuchullin, begann er so sanft, Conall's Speer ist in Schlachten scharf.

£0

F I O N N G H A L .

Mir Wonne w a r , und mein Ruhm, Vernichtung der dichtesten Schaar. Heischt gleich mein Arm die Schlacht, Wünscht mein Herz doch Eirinn's Ruhe. Cormac's des treflichen tapferster Fürst, Sieh Suarans Flotte, sie steiget, Steigt am Saum des Gestades empor, Wie Waldung an Lego's See, Ein Wald ist der Fremden Flott', Abwechselnd sich beugend dem Wind. Cuchullin, Fried' ist mein Wunsch; Gieb Schätzung Suaran des Meers. Fionnghal selbst vermiede Kampf, Der Heerfürst Alba's der Tapfern; Fionnghal, der Helden zerstäubt, Wie kämpfende Stürme das Gras, Wann brüllt durch Cona der Strom, Und Morbheinn des Himmels Gewand deckt.

ERSTER

GESANG.

Drauf Calmar: Mit Frieden h i n w e g ! Conall eile zu heimischen Höhn! 35 Dort bekämpfe die Piehe sein Speer! Statt Heerscharen im Streit zu hestehn, Jage den Hirsch du auf Cromla, O

'

Lena's Piehe durchbohre der Pfeil dir! Seuma's des ädelen Sonn, 40 Heerführer des Lands, und des Bunds, Schlage, zerstreue du Lochlin's Geschlecht Schrnettre nieder die Scharen des Meers, Bis kein Nachen sich hebt auf der Flut Durch Segel und rudernde Kraft! 45 Wild auf der Meerflut Innistorc's Hebe sich Eirinn's Orkan, Wirbele düster die Windsbraut, Stürz' in den Tod mich ein Geist: Eilt' ich dem Gewilde so nach, 5o Als der Wunden heifsem Gefecht!

22

F I O N N G H A L .

C O N A L 1< .

Matha's Sprofs, ich scheute nie Schildkämpf', innig vereint Mit Freunden im Lanzengefecht; Doch vereint, nie sucht' ich Ruhm. Mir vor Augen errang man den Sieg; Flucht schuf und Verfolgung der Held. Seuma's des ädelen Sohn, Cormac's denk' und des ahnlichen Throns. Gieb Schätzung Suaran und L a n d , Bis Fionnghal ein Helfer sich naht. Ist Wonne dem Geist dir Kampf: D i e h i e r schwingt den Speer und den Stahl. Mir tönt lieblich, erwiedert der Fürst, Der Schild' und der Schwerter Geklirr; So lieblich w i e Donner an Höh'n» Wann sanft Frühlings - Geträufel sich senkt.

E R S T E R

GESANG.

Auf, Sprofs Eirinn's der Siege I Glänzend umkreise mich jegliche Schaar, Wandel' über die Heide so rasch, »7o Als der Sonnenstrahl am Gebirg, Steigt westlich der Wind von der Flut, Aufthürmend schweres Gewölk; Braust es laut durch Moxbheinn der Höhn, Durch dorrende Eichen der Heide. »75 W o , wo sind mir die Freunde des Kampfs, Sie stets Kraft mir der Hand in Gefahr? W o ist Cathbaid, die hehre Gestalt? Dubhchömar der Siege, der Fürst? Fearghus verliefsest du mich, 180 Weil hier schwillt mir zur Seite der Strom, Held, grofs im Jubel des festlichen Mahls Und grofs im Streit? — Sohn Iiosa's d«r Jagd, W i e ? kommst du von Galmar dem Reh gleich, Der Hindinn vom Hang des Gebirgs?

24

F I O N N G H A L .

Heil Rosa's Erzeugtem dem kühnem!

185

Was betrübet den Geist dir, o Fürst? F E A R G H U

S.

Vier der Steine, Cuchullin, die ragen Auf Cathbaid, gesenket ins Grabj Meine Hand vertraute der Erde Dubhchömar von düsterem Blick.

,9®

Sohn Armin's, du warst, o Cathbaid, W i e strahlend die Sonn' am Gebirg, Und du, Dubhchömar des Blutkampfs, Gleich dem Wolkengewqge der L u f t . O Muirne, du schönste der Jungfraun,

»95

Sanft ist dein Schlaf in der Kluft der Carn! Du sankst, Wonne des Volks, in die Nacht, Gleich dem Stern, der blinkt ins Thal! Einsam trauert des Wanderers Schmerz, Wann schwindet das spärliche Licht.

200

E R S T E R

G E S A N G .

Kiind' uns, sprach Cuchullin, der Held, Wie sie fielen die Tapfern des Heers. Hat Lochiin gemord't sie am Berg Im schmetterndem Kampfe der Schlacht? 205 Was sonst kann fesseln die Helden A n das enge, düstere Haus? Dubhchörnar's Schwert traf Catlibaid Am Baume des Brausenden Stroms. Kommend zum Busche der K l u f t , 210 Sprach zum sanftem Mädchen E r : O Muirne, der Weiber schönste d u , Cormac's des ädelen reizender S p r o f s , Wie so für dich im Steinekreis, So einsam in felsiger Kluft? 815 Dir murmelt zur Seit' ein B a c h ; Alternd sauset ein Baum in dem W i n d . Drüben ist Tosen im S e e ; Wolken dunkeln am Gipfel der C a r n .

F I O N N G H A L .

Du gleichest dem Schnee auf der Höh, Cromla's Nebel dein ringelnd Gelock,

220

Der auf sich windt am Gebirg Am Strahl der Sonne des Wests; Dein Busen dem weifsem Felsen An des Brano hellem Strom. Drauf die Jungfrau schön gelockt:

225

Ach! woher du düsterster aller? Stets war dir finster die Braune; Glüh ist jetzt dein A u g , und sanft nicht. Sahst Suaran du auf dem Meer? Welche Kunde ward vom Feind dir?

23«

Hier bin ich, Muirne, vom Berg, Vom Wald hochspringender Rehlein; Nichts hörte vom Feinde mein O h r . Drei Hirsch' erlegte die Hand, 0 Tochter Cormac's, hehre Gestalt. Wie's Leben so lieb' ich dich!

235

ERSTER

GESANG.

27

Einen Hirsch erlegt' ich d i r , Schneehand, Holdes Madchen, dem weichen die Jungfraun! 0 Dubhchömar, begann sie sanft, 240 Meiner Lieb' ist kein Fiinkchen dir! Schwarz ist die Braune dir, schwärzer der Sinn j Dein Herz ist wie Felsen der Höhn. Sohn Armin's , herrlicher d u , Nur dir zieht Liehe mich nach! t45 Wie Strahlen der Sonn' ist dein H a a r , Wann Nebel entsteigt dem Gebirg. Erblicktest du Cathbaid, o Held, Den blühenden Sprofs, auf den Höhn? Des Helden Cormac's Tochter harrt 250 Hier des Theuern, der kehrt von der Jagd. Und lang wirst harren d u , Muirne, Sprach Dubhchömar finster und grafs; Und lang wirst harren d u , Muirne, Armin's Sohns, voll jähes Zorns!

FIONNGHAL.

Sieh dies Schwert mit blanker Schneid'

255

Umrieselt von Cathbaid das Blut. Mir stürzte dein Krieger, der Held, Und sehr lang wirst harren du, Muirne. Deinem Geliebtem den Stein Setz' ich, Tochter von Carmac.

a6o

Rieht' auf Dubhchömar dein Aug; Sein Arm ist wie Donner an Höhn. Sank Cathbaid hin in den Tod? Rief mit Tönen der Liebe die Jungfrau. Sank er auf dem Hügel dahin,

265

Er der Tapfre, der schönste des Heers, Der Helden Haupt in der Jagd, Er der Würger der Fremden des Meers? Grafs ist Dubhchömar im Grimm, Und blutig für mich ihm die Hand. — Feind du mir! — Doch gieb mir das Schwert! Cathbaid, — sein Blut, — sind mir theuerl

270

E R S T E R

GESANG.

29

Ihren Thränen gab er das S c h w e r t . Ihm in die Seite stiefs sie den Stahl. 275 Hinsinkend am mächtigem Strom, Streckt' er aus die Hand, und r i e f : Tochter Cormac's der bläulichen Schilde, Früh zertrittst du den Pfad mir des Ruhms I Kalt ist das S c h w e r t , du Helden-Stern; 28° Kalt mir im Busen, M u i r n e . 0

gieb mich Moina der J u n g f r a u ,



(loh bin Traum ihr im Dunkel der N a c h t ! ) Meinen Carn zu erheben im Volk, Dafs Jäger schau'n, w i e mein Ruhm strahlt. ¡285 Doch zieh aus der Seite den S t a h l ; Mich kältet die Schneid', o Muirne! Weinend kam sie langsam her. E r zog aus der Seite den Stahl, Und zerfleischt' ihr die weifse Brust. 290 Muirne fällt, w e i t strömt ihr Gelock;

FIONNGHAL. Laut rauschet hinunter ihr Blut, Ihr röthend die blendende Schneehand. O,

weiter mir nichts von der Jungfrau!

Sprach Eirinns gebietender Heerfürst« Friede den Selen der Helden,

295

Die voll Kraft im Waffenspiel I Schwebten sie mir um den Wagen des Kriegs; Zeigten sie mir sich im Thalgewölk: Stark w i r d mir im Kampfe der Geist, W i e Donner des Himmels die Faust 1

500

Sei ein Mondstrahl du mir, o Muirne, Wann schwach mir die Schärfe des Augs, Wann wieder die Sele mir r u h t , Und Schlachten - Getümmel verhallt. — Jegliche Schaar aufl Auf zu der Feldschlacht! 5°5 Rüstet den Wagen der Herrscher! Mir zwei Speer' an jede Seite! Hoch vor mir nach Sitte den Schild!

E R S T E R

GESANG.

3i

Folget den Rossen durchs Blachfeld, 310 Ihr Lauf ist so feurig und schnell. Stark sei mir die Sele vor Wonne, Wann Schlacht sich erhebt um mich her! Wie schäumend ein Strom sich ergeufst Von Cromleac's Jähe, felsumstarrt, 315 Wann Donner durchrollt das Gebirg, Dunkle Nacht halb schwärzt die Carn, Und bleiche Schemen hervorschau'n Aus Säumen des Regengewölks: So stark, so w i l d , so grafs, so schnell 320 Stürmt die Kraft der Erzeugten von Eirinn. Ihr Haupt, dem Wallfisch gleich des Meers, Der nach sich zieht den Wasserschwall, Geufst hin wie Fluten das Heer; Dem Gang' erzittert der Strand. 525

Lochiin vernahm das Getös', Ähnlich dem Brüllen des wintrig«n Bergstroms.

32

F I O N N G H A L .

Den Schild schlug Suaran in Hast, Sprechend zu Airne's nahem Sohn: Horch, ich hör' ein Gesums' am Gebirg, Wie spielender Mücken am Abend.

33°

Die Spröfsling' Eirinn's sinds! Wie? oder stürmt es im Wald? So ist auf Gormmeall der Hall, Eh Sturm aufsteigt von der Meerflut. Auf, Sohn Airne's, zum Hügel in Hast,

335

Den Blick auf die Büsch' und die Heide! Sprach's. Er geht, kehrt bebend, schnell, Wild das Aug im Haupt verdreht; Hoch klopft an die Seit' ihm das Herz, Sein Wort ist dumpf, gebrochen, irr': Auf, du Gebieter der Flut! Auf, Fürst dunkeler Schlachtschild'! Ich sehe den Strom des Gebirgs, Seh' Eirinns Söhn' und ihr Haupt!

340

E R S T E R

G E S A N G .

33

345 Siehe! der Wagen, der W a g e n der Mordschlacht Rollt durch die Heide mit T o d ; Er,

der zierliche schnelle W a g e n

Seuma's herrlichen Sohns der Gefahr. E r krümmt sich hinten Wogen gleich, 550 W i e Nebel sich um Klippen w ö l b t . Ädler Steine Glanz umkreist ihn^ W i e Wellen ein Schiflein bei Nacht. Seine Deichsel ist blanke E i b ' , Und der Sitz von geglättetem Bein. 555 Bewahrer der Lanzen ist e r , Der Schilde, der Schwerter, der Helden. Rechts zur Seite des Wagens Prangt ein Rofs, voll Feuer, schnaubend, Hoher Mähne, die dunkele Brust breit, 360 Hochspringend,

ein starker Gebirgssohn,

Schmetterndes Halles den Fufs. Die Mahn' umwallt ihm das Haupt, O. G. I. B.

3

54

F I O K H G H A L .

W i e Nebel das Lager des Wilds. Die Färb' ist ihm glänzend, der Lauf Schnell i h m , Sithfad sein Nähme.

365

Gegenüber am Wagen des Kriegs Braust schwanenhalsig ein Rofs, Diinnmähnig, voll M u t h , starkhufig, Weifsnasig, schnell, vom Gebirg, Dubhsröngheal heifset der Schlachthengst.

37»

Der schmalen Piiemen tausend Binden den Wagen empor. Das blanke Gebifs des Zaums Umhüllet im Munde der Schaum. Gestein hellschimmernder Pracht

675

Schlingt sich über die Mähnen der Rosse, Die, flüchtig wie Nebel an Höhn, Hintragen den Helden zum Ruhm. W i l d e r , wie W i l d , ist ihr Flug, So stark, wie der Adler die Kraft;

33°

E R S T E R

GESANG.

Ihr Wiehern wie Toben (íes Sturms Auf Gormmeall, ersticket vom Schnee. Im Wagen strahlet der Fürst, J u n g , ein herrlicher Schwertsohn, 385 Cuchiülin der bläulichen'Schilde, Sohn Seuma's, den preist der Gesang. •Gleich spiegelnder Eib' ist die Wangej Grofs rollt sein kühnes Aug' umher, Von schmaler Braun' um wölbt. 390 Gelbe Locken umflammen sein Haupt, Ihm umströmend das Antlitz voll Reiz, W a n n hoch er schwinget den Speer. Fleuch, du Beherrscher des Meers; Fleuch den Helden, der sich naht 395 Wie Stürme vom strömigem Thall Ha! wann floh ich? sprach der Fürst, Wann floh Suaran mit braunem Schild? Wann erbebt' ich dem Draü'n der Gefahr,

35

FIONNGHAL.

Sohn Airne's, du immer so feig? Trotzend des Himmels Orkan Auf "wildbrüllendem Sturmmeer, Trotzend der tobendsten Schlacht, Sollt ich jetzt entfliehen dem Kampf, Sohn Airne's der zagenden Hand? A u f , du mein Heer, in das Feld! Strömet wie Brausen des Meers hin, Wann Windsbraut stürzt vom Gewölk! Lochiin der Waffen umkreise mein Schwert Seid wie ein Felsen am Meerstrand Im Lande der Ruder daheim, Der bäumet die Tannen empor Im Kampf mit des Himmels Orkan. W i e Herbstdonner von zwei Höhn, So stürmten zusammen die Helden; Von zwei Felsen wie Waldström' Aufs Thal stürzend durchbrausen die Flur:

E R S T E R

G E S A N G .

So laut, dunkel, grafs im Kampf Stürzt sich Innisfail auf Lochiin. Häuptlinge hauen auf Häuptling* 420 Und Krieger ins Antlitz der Krieger. Stahl klirrt anprallend auf Stahl; Den Hieben zerspalten die Helme; Blut in Strömen fleufst umher. Sehnen schwirren am eibenem Bogen; 425 Pfeile durchfliegen die L u f t ; Speere treffen, sinken h i n . W i e Blitze der Nacht im Gebirg; W i e schmetterndes Brüllen des Meers, Wann hoch das Gewoge sich thürmt; •i3° W i e Donner am Rücken der Felshöhn: So tobend, so grafs war die Schlacht. Wären's Cormac's Barden all, Erhöben im Lied sie die Schlacht: Sie kündeten kaum doch die Zahl

58

FIONNGHAL.

Der Todten und Arten des Tod's.

455

Viel sanken der Krieger und Führer, Weit auf die Heide strömt ihr Blut. 0 trauert, ihr Söhne des Lieds, Ob Sithalninn, dem Schlaehtsohn, Schwell', o Ehhir, den Busen

440

Oh dem herrlichem Ardan, dem Held. Sie erschlug, wie Reh im Gebirg, Suaran der dunkelen Schlachtschild', Als kühn er durch Tausende schritt, Wie hausend in Wolken ein Geist,

445

Der trüb sitzet im Dunst. Halb bilden ihn Nebel des Nordens j Er senkt, ein gescheiterter Seemann, Trauerblick' aufs weite Meer. Auch schlief nicht zur Seite dein Arm, Du Fürst der Insel der Schauer. Dein Schwert auf dem Pfade des Tod's

450

E R S T E R

G E S A N G .

Gleicht flammenversprühendem Blitz, W a n n sinken die Völker im Thal, 455 Und Flammen die Hügel umgliihn. Helden beschnaubet Dubhsrongheal, Den Huf badt Sithfad' im Blut. Hoch hinter ihm liegen die Tapfern, W i e Bäum' auf Cromla der Flut, 460 Fährt über die Heiden ein Windstofs Mit luftigen Schemen der Nacht. O wein' auf dem Felsen des Hall's, Ädles Mädchen der Insel der Schiffe! Senk' hold dein Aug' auf das Meer, 465 Schöner d u ,

wie ein Geist auf der Höh,

Der hehr und langsam steigt empor, W i e am einsamem Hügel der S t r a h l . Schnell, schnell fiel er im Streit, Dein Jüngling der Lieb',

entseelt,

47° Dem Stahl Cuchüllin's des ädlen.





FIONNGHAL.

Was machte so bleich dich, so kalt? — Nie reget ihn wieder Gefahr; Nie vergeufst er Heldenblut! Todt sank dein Jüngling Treunfhear hin! Mädchen, den Lieben schaust du niej

475

Ihm heulen die Doggen so laut Daheim, wenn erscheinet sein Geist, Entsehnt ist der Bogen und blofs, Am Hügel sein Winseln des Töd's. W i e rollt zum Strand ein Wellenheer,

48«

So nahte mit Suaran der Feind; W i e trotzt dem Wellenheer der Strand, So trotzt Eirinn Suaran des Meers. Dort halleten Stimmen des Tod's, Tos't Schlachtruf, Waffengeklirr. Schild' und Panzer liegen zerschellt; Jede Hand zuckt Schwerter wie Blitze. Kriegsgeschrei ist von Seite zu Seit',

485

E R S T E R

GESANG.

Angriff brüllend, blutig, heifs, 490 Hundert schmetternden Hämmern gleich, Denen der Ambofs Funken sprüht. Wer jen' auf Lena der Höhn, So finster mit wildestem Blick, Vergleichbar Gewölken der Nacht, 495 Ihre Schwerter, wie Blitz' auf die Flut? Die Hügel ergreifet ein Grau'n, Es zittern die Klippen am Strand. Wer ist's, als Suaran der Schiff' Und Eirinn's besungener Held? 500 Seitwärts belugt des Heeres Aug Die Führer, die voll Kraft sich nah'n, Nacht sank auf der Helden Schlacht, Einhüllend den sieglosen Streit. Längs der Heid' an einem Hang 505 Thürmt auf Daorghlas das Wild, Erlegt durch der Tapferen Jagd,

42

FIONNGHAL.

Eh sie schieden vom Hügel der Pieh'. Hundert Krieger sammelen Heide; Zehen fachen den Funken zur Glut; Dreimahl hundert wählen Kiesel;

510

Hundert zerschneiden in Eile das Wild» Piingsum schaut man den Dampf und das Mahl. Drauf sprach der Spender des Festmahls, Cuchüllin, der grofse Geist, Gestützt auf den Speer, da er aufstand,

515

Zum Sohn Fena's, der Barden Haupt: O Carull, der Vorzeit Sohn, Soll hier schmausen den Schmaufs ich allein, Und soll Lochlin's Schwertelfürst Ohne Mahl seyn am Gestad? Fern ist ihm Lochlin's Gewild, Jenseits des Meers die öde Hall'. Ohn' Unglimpf kiind' ihm mein Wort; Ruf her den Gebieter des Meers.

520

E R S T E R

G E S A N G .

525 Komm' er vom Wogengewälz Z u des gastlichen Eirinn's Mahl} Hör' er rauschen die Höh'n Im W a l d , wann in Wolken die Nacht, Stürmisch ist, brausend der W i n d , 530 Der jetzt seinen Gewässern entströmt, Preis' er die liebliche H a r f ' , Und unsern Gesang auf der Höh, Der Barde Carull ging; E r rief mit sanfter Stimm': 535

Auf von den Haiiten der E b e r ! A u f , auf, Suaran, König der Höhn! Die Freude der Muscheln des Festmahls Kreist um Eirinn's Herrscher rings. Dumpf antwortet er gleich dem Getös'

540 A u f Cromla, erwachet der Sturm; Und kämen Fäl's Jungfrauen all, Die Hände weifs wie zarter Schnee,

43

44

FIONNGHAL.

Den schönen Busen hoch geschwellt, Liebe blickend aus zärtlichem A u g : Hier blieb' unbewegt mein Sitz,

545

Den tausend Felsen Lochlins gleich; Hier, bis der Osten erstrahlt, Zu leuchten Cüchullin zum Tod. Wonn' hallt mir von Lochiin der W i n d , Meergebrüll aufregend,

55«

Der rückruft im Mastengekrach Erinn'rung des herrlichen Walds, Gormmeall's Waldung mit lieblichem Grün, Die wechselnd sich beuget im W i n d , Wann Blut mir umblühet den Speer,

555

Schwarzer, wütender Eber Blut. Gebe Cuchullin mir Zins, Und des Königs Cormac's Thron. Wenn nicht; erneut sich die Schlacht: Mein wird Fäl mit Gewässer und Land.

58°

E R S T E R

G E S A N G .

45

Traurig, sprach der Bard', ist das Wort, Das der Schilde Fürst erhebt. J a , traurig ihm nur allein, Sprach Cuchüllin der Held. 565 Carull, hoch lafs schallen dein Lied Von Geschlechtern entschwundener Zeit. Siifs schwind' unter Gesängen die Nacht; Wonn' ertön' uns im Gram. Helden viel und sanfte Jungfraun 570 Wallten einst im Eiland F&1. Siifs tönt der Gesang von den Helden Alba's, der hallenden Heimath, (Wann schweigt das Getöse der Jagd,) Singt ihn Oisian melodisch, 575 Und hallen die Hügel des Wilds Ins Murmeln von Cona's Strom. Der Barde sang: In der Vorzeit Kam hieher die Kraft des Meers,

46

E I O N N G H A L .

Tausend Schiff' auf Wogen des Osts Zum graulichem Uliin des Meers.

553

Fäl's Erzeugte machten sich auf Nordens Männern entgegen. Es war der grimme Cairbre d a , Und Cridhmor, der schönste des Heers. Ob dem weifsem Stier w a r Streit,

585

Der prangt' auf Gulbuinn's Gebirg. Jeder verfocht sein besseres Recht; Ihrem Stahl entschwebte Tod. Seit' an Seit' erging die Schlacht, Und es floh'n die Fremden des Meers.

59"

W e r liebte sich mehr, als die Tapfern, Cridhmor und Cairbre der Held? Glücklich, brüllte der Stier nie Auf Gulbuinn's graulicher Heid'! Auf dem Hügel sahn sie i h n ; Wieder erwachet' ihr Grimm.

595

E R S T E R

GESANG.

47

Sie trafen 'Zusammen am L u b a r ; Auf's Gras sank Cridhmor im Blut» Cairbre kam zu der Halle des Festmahls, 600 Zu Braighsöluis der lieblichen Stimm', Ihr der reizenden Schwester des Helden. Von Cridhmor tönt ihr Gesang, Dem Jüngling, den heimlich sie liebt. Sie weint, dafs er kämpft in dem Heer, 605 Und harrt, dafs er kehr* aus der Schlacht. Aus dem Gewände hervorblickt Schwellend ihr Busen, vergleichbar dem Mond, Wann seine Scheibe hervorwallt Aus düstrer Umhüllung in's Licht. 610 Die Stimme war Harfengetön, Weil Lieder des Grams sie erhob: (Es strahlt wie ein Stern ihr A u g ; ) „Wann erscheinst im Geschmeide du, H e l d ? " Nimm, Braighsöluis, begann e r ,

48

F I O N N G H A L .

Nimm den wölbigen Schild des Blutkampfs, 615 Häng hoch ihn auf, wo kein Piost frifst; Mein ist er, vom Feind errungen. Hoch schlug ihr das zärtliche Herz. Leichenhlafs durchstürmt sie die Heide; Find't ihn todt, und erbleichet am Hügel.

620

Hier ruht, o Cuchullin, ihr Staub. Eine Eib' entwachset dem Grab. Du warst schön, Braighsöluis vom Meer, Herrlich Cridhmor vom felsigem Hangl Euer wird der Barde denken,

625

Weil das Weltmeer flutet und ebbt. Siifs, o Carull, tönt die Stimme, Sprach Cuchullin, blaues Augs; Süfs, Barde, dein Lied auf den Höhn, Puickrufend die Zeiten des Ruhms! Es gleichet dem regnigem Thau, Wann blicket die Sonn' auf die Flur;

650

E R S T E R

GESANG.

49

Der Schatten am Hügel entschwebt, Leis' hauchet das Lüftchen und sanft. 635 A u f , Carull, mit Harfengetön 1 Preise die ferne Geliebte du mir, Den Strahl Dunscathaich's der Wellen, Braighgheal, langsam rollendes Augs, Die in der Insel der Heer' ich liefs, 6/jo Sie die Gattin, jung und reizend. Erhebst du dein Antlitz voll Liebreiz, Vom Felsen mein Segel zu schau'n? Nichts siehst du als Ode der Meerflut! Nicht der Schaum des Gewogs ist dein Held! 645 Lafs den Felsen! Umher ist Nacht; Der Berghauch weht um dein Haupt. Nicht kehr' ich vom Feld, bis mir Sieg, Weil noch wehret die Flucht in dem Thal. O Conall, durch Kunde von Schlachten 650 Entferne die Adle dem Geist! O. G. r. B.

4

5o

FIONNGHAL.

Reizend ist, herrlich im goldnen Gelock Sorglan's Tochter, und grofs sein Ruhm. Conall langsamer Rede begann: Die Fremden des Meeres bewacht 1 Dort Krieger gestellt ins Gebüsch,

655

Zu achten auf Suaran der Flut. Mein Geist ist für Frieden, o Held! Bis kommen von Alba's Gebirg Die Tapfern mit Fionnghal hieher, Dem Ersten in Schlachten des Thals.

Ö60

Er schlug, ein Zeichen, den Schild 5 Wachen zogen längs den Höhn. Es ruht an der Heide das Heer Im Nachthauch, sternebeglänzt. Schemen der Helden, gefallen im Streit, Graunwolken umschweben sie hier, Und ferner her vom stillem Lena Höret man Winseln des Tod's.

r)

Der Väter Thaten sang das Lied, Die Krieger entschwundener Zeit. Am Schlachtschild stützt sich der Fürst, Der Waldhauch weht durch sein Haar. E r denket der Tage der Krieg',

42«

D R I T T E » .

G E S A N G .

133

Als Führer ihm kämpften mit Glück. Zur Seit' ihm am Baume, gelehnt, Stand Oscar der herrliche Held, Das Aug' auf den König gewandt, 425 Auf dessen Thaten den Geist.

FIONNGHAL.

Sohn von meinem Sohn', Oscar, so jung und ein Kampfheld! Ich sah toben dein S c h w e r t , Voll Stolz ob meinem Geschlecht, oo Folge dem Ruhm der Entschwundenen nach; Den Ahnen sei gleich' auch d u , W i e Treunmor, der erste der Helden, W i e Trathai, der Tapferen Stamm. Sic schlugen voll Jugend die Schlacht, -155 Sie leben im Bardengesang. Machtigen se'i du ein Strom,

i34

FIONNGHAL.

Den Schwachen in Waffen so sanft, Als auf der Aue Frühlingshauch. So war Treunmor der Schild', Und Trathai, der Führer Haupt; So auch meine Thaten auf Höhn. Ich stand dem Bedrängten zur Seite; Kühn machte den Schwachen mein Schild. W i e du, o Oscar, war ich jung, Als hieher kam Fainesoilse, Sie der Liehe Sonnenstrahl, Craca's Königstochter sie. Ich rückkehrte von Gulbuinn's Höhn, Begleitet von wenigem Volk. Weifsbesegelt erschien mir ein Schiff, W i e Nebel im Winde des Meers. Als es näher kam dem Strand, Sah ich ein Mädchen mit blendendem Busen Ihr Haupthaar seufzend im W i n d ;

D R I T T E R

G E S A N G .

135

455 Thräneri auf der Wangen Glut. Kind der Schönheit, sprach ich sanft, Warum schwellen dir Seufzer die Brust? Kann ich, obgleich an Jahren jung, Schirm dir seyn, Jungfrau des Meers? 460 Mancher kommt mir gleich im Kampf, Doch dies Herz ist stark und kühn. Zu dir flieh' ich, Haupt des Heers, Zu dem schönstem, bestem, dir! Zu dir flieh ich, Spröfsling Cumhal's, 165 Defs Hand den Nothbedrängten stützet! Craca's König erblickt' in mir einst Seines Stammes Sonnenstrahl. Oftmahls höreten Gealamhal's Hügel Tiefe Seufzer für Fainesoilse. 17o Sora's Herrscher sah mich, Und liebte das Mädchen von Craca. Gleich dem Lichtstrahl glänzt das Mordschwert

F I O N N G H A L .

Dem Führer immer zur Seite; Aber trüb ist und finster die Braun' ihm, Und die Sei' umtobt von Stürmen.

475

Ihn zu meiden flog durchs Meer ich; Doch, o! er folgt der Spur nach! Ruhe hinter meinem Schilde; Sprach ich, du der Schönheit Blume! Und gleichet mein Arm dem Muthe,

48»

Schmettr' ich ihn von Fainesoilse. Bergen könnt' ich in heimlicher Kluft dich, Doch nie hörte man: Cumhal's Sohn floh. Immer, wann Gefahren droh'n, Geh' ich entgegen dem Ijanzensturm. FAINESOILSE.

Bergsohn, mich erfüllt mit Furcht Des stürmischgrimmen Kriegers Kraft; Sieh', er streut, wie Winde L a u b , Leich' an Leich' in Schlachten hin.

485

DRITTER

GESANG.

137

flONNGHAL. 490 Tliränen sah' ich auf der Wange; Mitleid, Lieb' ergriffen mich. Gleich der Woge, die fernher dräu't, Kam des grimmen Kriegers Schiff, Schnell hüpfend über die Flut 495 Hinter Segeln, weifs wie Schnee, Ihm zur Seit' ein Strom von Schaum; Laut braust der wogende Meerschwall. Komm, begann ich, komm vom Meer, Kühner Reiter wilder Flut; 500 Nimm Theil an den Freuden der Halle, Der Halle, die für Fremd' erbau't. Doch, ist harter Kampf dir W a h l , Lafs uns fechten um Fainesoilse. Zitternd stand sie mir zur Seit'; -55 Versende du über die Flut Zur Insel der Schiffe mein Schwert, Zur Gattin der Liebe, die trüb Sich härmt, schönaugig, die Sßhneehand; Dafs sie zeige dem Sohne den Stahl, 140 Thränen strömend von reizender Wang*. 0 junger Held, defs W o r t so t r ü b , Warum weckest die Thräne du m i r ? Es harret der Helden ihr Tag. Einst schaun ihre Kinder die Wehr >45 Voll Rost und Schmutz in der Halle. Orla, hoch soll steigen dein G r a b , Dein Weib, schönbusig, weinen d i r , W a n n kehren sie sieht dein Schwert. Auf Moilena erhob das Gefecht sich; 150 Schwach waren die Streiche von Orla. Sämmtlich zerhieb ihm der König Seines Schildes Geriem in dem Blutkampf.

202

T I O N N G H A L ,

Es sank zu Boden der Schild, W i e sinkt in die Fluten der Mond. König Morbheinn's, erhebe die Hand; Durchbohr', o Held, mir die Brust Voll Wunden und matt von dem Streit. Mir schwanden zur Seite die Freund'. Es höre die Kunde des Grams An des sanften Lotha Gestad Die einsame Gattin im Wald, Wann sanft im Busch das Lüftchen rauscht. Nicht mord' ich, sagte der Held, Nicht mord' ich im Kampfe dich, Orla. Sehe die Schöne voll Pieiz Den theuren Held am Strome Lotha, Wohl und gesund nach dem Blutkampf! Sehe dich der Vater, der Greis, (Ist blind nicht vor Alter der Schwertsohn;) Hör' er deine Schritt' auf der Höh,

F Ü N F T E R

GESANG.

205

Deine Stimm' in der fernen Hall'! Ihm schwelle die Sele vor Wonne, Betastet die Hand den Sohn! Betasten wird er nie mich, Held, »75 Begann der Jüngling von Lotha; Ich fall' auf Lena des Walds. Töne der Barde, wie stark in dem Streit ich! Unter dem Gurt ist die Wunde des Tod's; S o geh' ich, 0 Wind, sie dir Preis! 130

Seiner Seit' entströmt das Blut, Und er sinkt auf die Heide von Lena. Uber den zuckenden Krieger gebeugt Pdef Fionnghal die jüngeren Helden: Oscar und Fillean, ihr Jüngling',

•85 Auf! erhebet preisend Orla; Legt den Krieger unter den Stein. Fern der ädlen Gattin am Lotha Ruh' im engen Haus' er hier,

204

F I 0 N H 6 H A L ,

Wo ewig währet Nacht und Graus; Fern von Lotha's Gebrüll,

190

Von Hallen, von Helden, vom Ruhm! Einst findet die Schwäche den Bogen; Ihn strebet zu spannen die Ohnmacht * Es trauern die Doggen im Bergthal; Froh sind sie die Keuler, sein Jagdziel.

195

Es sank hin der Arm der Feldschlacht, Es entschwand der Führer Haupt I Auf! mit der Stimm* und dem Klange des Horns, Untadliche Söhne von Morbheinn! Kehrend zu Suaran zur Nacht

200

Will fernen durch Sang ich den Gram ihm. Oscar, Fillean und Pioinne, Rasch eilt durch die Heide von Lena, Zum Feind gewandt die holden Augen! Wo bist du Roinne, tapfrer Schlachtsohn?

5205

F Ü N F T E R

G E S A I G .

20.5

Langsam pflegtest du nimmer zu seyn Dem Rufe des Königs des Schwerts. Dein Pioinne, begann der B a r d , Ist, w o weilen die Geister des Ruhms; 210 Ist, w o Trathai der König der Schild' Und w o Treunmor der Thaten. Der Jüngling, entseiet und bleich, Liegt dort an dem Hange von L e n a . Und fiel er der schnellste der J a g d ? 215 Sprach der König von Morbheinn des Ruhms. Du spanntest den Bogen so schön, Und so wenig noch kannt' ich dich! Warum fielst du Roinn' in der Schlacht? S c h l a f ' , o herrlicher Kämpfer auf L e n a ! £20 Nicht lang, und ich sehe dich, Held! Nicht hört man meine Stimme m e h r , Nicht eilt mein Schritt am Felsenhang! Reden werden die Barden von m i r ,

F I O W N G H A L.

Reden die Steine der Heid* und des Walds. Gefallen ist Roinn' und entsel't;

aa-,

Nicht hoch erschwang sich sein Ruhm! — Ullin schlage die Saiten der Harf' Und erhebe den Helden, der schwand. Lebe wohl, du erster im Feld! Nicht lenk' ich dir sicher den Pfeil,

230

Dir dem schönsten der Jüngling' einst! Nimmer seh' ich dich! —

Lebe wohl!

In Thränen schwamm des Königs Aug. Schrecklich war im Kampf sein Sohn; E r glich des Himmels Blitz, der stürzt

255

Von Höhn in die Eb'ne bei Nacht, Wann nieder ihm sinket der Wald, Im Finstern der Wandrer sich härmt; Fern hinter'm Carn erstickt der Wind Die Glut und Nacht umhüllt die Welt. Wessen gedenkt das umgrünete Grab dort?

240

F Ü N F T E R

G E S A N G .

207

Sprach Fionnghal der Muscheln des Mahls. Vier der Stein', umwachsen mit Moos, Stehn am Hügel um's enge Haus. 245 Dort soll Roinne schlafen den Schlaf Neben dem Helden, dem tapfern der Schlacht. Ein Führer ist's von hohem Ruhm; Nicht hewallt er allein das Gewölk. Ullin, sing' aus entschwundener Zeit 250 Erinnerung jener im Grab'; Und entflohn sie nie der Schlacht: Schlummer' ihnen zur Seite mein Sohn, Ihnen zur Seit' auf der Heide der Carn, W e i t entfernt von Morbheinn's Berghöhn, 255 A u f Lena's Gefilde des Halls. J a , hier, sprach der Mund des L i e d s , Schlummern Heldensölin' im Staub. Still ruht Lambhdhearg im Grab', Und Uliin , König der Schwerter.

F I O N U G H A L , Wer jene, die blickt vom Gewölk,

260

Die holde Gestalt umwallt von Dünsten? Warum ist die Schöne so bleich, Sie, der wichen auf Cromla die Jungfraun? Sankst, Schneehand, du in die Nacht, Gleich den Feinden, den wilden, im Blutkampf? 265 O Tochter Tuathal's hoher Reiz', Es liebten tausend Helden dich; Du liebtest keinen als Lamhdhearg. Nach Tura kam er der Heerfürst, Schlug der braunen Wölbungen Schild, Und so begann er der Held: Wo ist Gealchos, meine Geliebte, Des Helden Tuathal sanftes Kind? Sie blieb in der Halle der Thürm', Als Kampf mit Ulfada mir w a r . „Kehre wieder, sprach sie zu mir, „ O Lamhdhearg, mich trübet Gram.

£70

F Ü N F T E R

G E S A N G .

Von Seufzern stieg die weifse Brust, Die Rosenwang' im Thränenthau. 230 Nicht kam entgegen sie mir, Das Herz nach dem Kampfe mir zu laben. Die Halle der Saiten ist still; Bardengesang nicht auf Höhn, nicht auf Ebnen; Auch Bran nicht, wie sonst er pflegte, 285 Schüttelt die Kett' an der Pforte. W o ist Gealchos, meine Geliebte, Des Helden Tuathal sanftes Kind? O Lamhdhearg, entgegnete Fearghus, Gealchos ist auf Cromla der Stürme, 29° Sie nebst den erwähleten Jungfraun, Mit Eifer verfolgend das W i l d . LAMHDHEARG. Fearghus, ich höre kein hallend Getön Im W a l d , auf den Höhn, noch auf Lena. O. G. 1. B.

14

210

FIONNGHAL.

Meinem Blick' erschien kein Wild, Kein scharfjagender Hund von Eirinn.

295

Wicht Gealchos seh' ich die Theure, Dem sinkenden Neumond gleich. Wandre zu Allad, ergrauetes Haars, Gern weilt er am wölbigem Carn. Erforsch', oh nicht hörte der Alte

50»

Von Gealchos Jagd auf den Höhn. Rasch machte sich Fearghus auf, Und sprach zu dem Greise der Carn: 0 Allad, Bewohner der Höhn, Was erblickte dein alterndes Aug?

3°5

Sieh' ich erblickte, begann er, Den Sprofsling Cairbre's Uliin, Kommend von Cromla der Heide. Der Wilde summet' ein Lied sich, — So saus't's im entblättertem Wald, — Und er kam zu der thürmenden Burg.

5>°

FÜNFTER

GESANG.

Sil

ÜLLIN. 0 Lamhdhearg, du Schrecken der Männer, Kampf gieb mir, oder deinen Ruhm, Da der Tapferen tapferster Krieger." 315

Nicht ist Lamhdhearg, sagte Gealchos, Nicht ist der Held der Schlachten daheim. Ulfada kämpft am Gestade mit ihm; Er ist, Helden-Haupt, auf der Höh. Keinem wich mein Lamhdhearg je;

320 Bieten wird er Ullin den Schildkampf. Reizend ist deine Gestalt, Sprach Ullin der Thatkraft, Herrliche Tochter Tuathal's der Schlacht. Lafs dich führen nach Lego der Höhn, 325 Hin zur Halle von Cairbre. Dort sollst hei dem Tapfern du wohnen. Drei der Tag' verweil' ich auf Cromla,

2l2

FlONNGHAL.

Und harr' auf Lamhdhearg der Feldschlacht, Bis er mich bestehet im Zweikampf; Am vierten ist Gealchos die meine, Entfliehet dem Kampf ihr Gebieter. Allad, sprach der Heerfürst, Träume sanft im Geklüft der Garn. Fearghus, lafs ertönen das Schlachthorn; Uliin hör' in der Hall' es dort, Es schall' ihm wie Sturm aus dem Thal. Lamhdhearg stieg auf den Hügel von Tura. Ein Lied, — er endet' es nie, — Tönt dumpfes Gesumses die Kehle. Trüb stand auf der Heide der Held; So steht auf Höhn ein Gewölk Und wechselt im Wind die Gestalt. Ein Steinwurf kündet den Kampf. Es hörete Uliin den Hall; Ihm schwellete Freude das Herz.

F Ü N F T E R

G E S A N G .

Schnell hascht er den ahnlichen Speer. Lächeln schwebt* auf der bräunlichen Wang', Als der Held ergriff das Schwert. Pfeiffend schritt er über die Höhn, 55o Den Stahl entblöfst in der Hand. Gealchos sähe den Held Hinschweben am Hügel "wie Dampf. Sie schlug den steigenden Busen, Der weifser, als Schnee auf den Höhn, 355 Still Thränen vergiefsend um Lamhdhearg. Grauer Cairbre der Muscheln des Mahls, Sprach Gealchos der zarten Hand, Spannen will ich den Bogen auf Cromla; Braune Reh' erblick' ich am Carn. -,60

Rasch eilt sie den Hiigel hinan. Zu spät erreicht sie das Ziel; Geend't war verderblich der Kampf. Was soll künden den Straufs der Gesang

F I O K H G H A L .

Selma's Herrscher, der hunderte sah Der Tapfern im Streite des Schwerts?

565

Der -wilde Ullin fiel. Bleich kam Lamhdhearg zur Jungfrau hin, Ihr der Tochter Tuathal's des Siegs, Des Fürsten der Schwerter und Speere. „Blut,

Theurer, —

nah schien ihr sein Tod, —

37o

„Blut strömt um die Seite dir, H e l d ! " „Blut Ullin's ist's, entgegnet er, Mädchen wie Schnee auf dem Carn. Hier, theure Gealchos, o lafs', 375

Hier lafs' am Boden mich ruhn! Mein

Lehen

schwind't,

mir

bleibt

Ruhm!" Er sank hinab in den Tod.



mein

F Ü N F T E R

GESANG.

215

GEALCHOS. Und sankst du in ewigen Schlaf, Herrscher Tura's der rauhen Gebirg'l" 580

Drei safs sie der Tag' auf der Höh; Todt fand sie am vierten der Jäger. E i n Grab birget sie drei, König Morbheinn's, in diesem Bezirk. Hier ruh bei den Helden auch Roinn',

385 Und wandele still auf den Höhnl J a hier schlummre Roinn' in Ruh, Sprach Fionnghal langsam und sanft; Meinem Ohr' ertönte sein Ruhm. Fillean, Fearghus, bringet hieher Orla, Lotha's erblasseten Jüngling. Ruhst, Roinn', in dem Grab du bei Orla: Nicht fehlt dir des Ruhmes Genofs. Weint ihr Jungfraun Morbheinn's derFelshöhn,

216

FIONNGHAL.

Trauert Jungfraun Lotha's der Flut! Wie Schöfsling' am Hang des Gebirgs Wuchsen die Helden, die Starken in Noth; Sie fielen wie Eichen im Thal, Die über dem Strom des Gebirgs Liegend modern im Winde der Carn. Oscar, der Jünglinge erster, Wie sie fielen die Tapfern, siehst du: Sei so du berühmt in der Schlacht, Sei Preis dir der Barden, wie Roinnel Schrecklich war dein Arm in der Schlacht Sanft warst du im Frieden, o Pioinn'. — Er war wie der Bogen des Thaues Weiter Fern', erblickt im Wald, Wann sinket die Sonn' auf Mora, Und Still' ist am Hügel des Wilds. Piuhe, jüngster meines Stamms; Piuh' hier unter dem Stein' auf Lena!

F Ü N F T E R

G E S A N G .

217

Fallen werden wir Grofs' und Weis'; Einst kommt sein Tag auch dem Schlachtsohn! So ertönte dein Trauren, o Fürst, 415 Als der Carn umhüllte Pioinne. Welch Trauern lastet auf Oisian! Auch du bist, Erster, entselt! Dich hör' ich auf Cona nicht mehr; Nicht schau' ich, erblindet, dich, Heerfürst! 420 Tag' und schaurige Nächte Sitz' oft dir am Grab ich am Carn, Tast' umher mit der Hand auf dem Hang, Preis' im Bardengesange dein Lob. Oft scheint's mir, als tönte dein Piuf; 4^5 Ach! es ist der Hauch der Nacht! Lang schon sankst du in tiefen Schlaf, Herrlicher Führer der blutigen Feldschlacht! —• Es safsen Oisian und Gall Ferne bei Suaran des Meers,

FIONNGH'AL. An des umgrüneten Luhar Hang.

43o

Suaran' schlug ich die Harf'; Er war ob dem Kampfe so trüb. Wendend sein glühendes Aug nach Lena, Betrauert der Krieger sein Volk. Erhebend die Augen nach Cromla

435

Erblickt' ich den grofsen Cuchullin. Düster, langsam, wallt' er den Pfad Einsam vom Hügel zur Kluft von Tura. Siegreich sah er Cumhal's Sohn; Gram trübt' ihm die Freud' auf der Anhöh.

44°

Die Sonne bestrahlt' ihm die Wehr; Hinter ihm wandelte Conall so still. Sie gleiten am Hügel hinab, Wie Glut in der Heid' auf dem Berg, Wann wälzt sich die Brunst durch die Nacht, 445 Durch nichts erhellt, als durch sie, Und hinter ihr brauset der Wind.

F Ü N F T E R

GESANG.

Einem schäumendem Strome zur Seit1 ist Im Felsen der Klüft' ihm ein Sitz; 45o Drüber krümmt ein einzelner Baum sich. Der Sturmwind brüllet empört Am ragenden Felsen und Carn. Hier safs Eirinns tapferer Heerfürst, Der Sohn des gastlichen Seuma. 455 E r dachte der Thaten der Schlacht; Die Thrän' entstürzte der Wange. Voll Gram ob des Ruhmes Verlust Trauert der Krieger des Siegs. Du Braighgheal bist in fernem Land; 460 Du preisest jetzt nicht den Held. Mög' ihm umschweben dein liebliches Bild, Dann kehret mit Kraft ihm der Geist. Er denkt dann wieder an Ruhm, Und an den Strahl, der mit Lieb' ihn erglüht. 465

W e r kommt dort im ergrautem Gelock?

220

PIONNGHAL.

W e r , als der Held des hohen Gesangs? Du, Carull vergangener Zeit, Die Stimme sanft wie Harfenhall In Tura's Halle des Festmahls. Lieblich ist dir die Rede, wie Thäu,

47"

Sanft beträufelnd den Hang der Gebirg', Wann die Sonne den Nebel durchbricht. 0

Carull entschwundener Zeit,

Warum kommst du von Seuma's Erzeugtem ? Oisian, tapfre Hand des Schwerts,

475

Du Meister des Bardengesangs, Längst bist du mir innig bekannt, Du Lenker der Helden im Streit. Oftmahls schlug ich die liebliche Harf' Eimhiraluinn's der holden zum Preis'; Oft erhobst du., entzückend das Volk, Deine Stimm' in der Tapfern Gesang In Brano's Halle der Muscheln des Mahls.

iL"

F Ü N F T E R

G E S A N G .

221

Einst besang sie im Liede den Tod 485 Des Jünglinges Cormac. Mit Wehmuth pries sie den Held, Der sank vor Lieb' auf der Höh. Ihr badeten Thränen die Wang', Auch dir, grofser Helden Held. 490 In Nebel schwamm ihr der Geist, Und doch liebte den Jüngling sie nicht. Unter tausenden strahlte sie v o r , Brano's des gastlichen Tochter. Sprich Carull mir nicht von der Schneehand, 495 Bringe der Schönheit Erinn'rung mir nicht ! S i e , die Theure, versenkt mich in Wehmuth ; Thränen füllen mein Aug', o Held. Bleich bist du, die ich liebt', im G r a b , Reizendes Mädchen, dem glühte mein Herz! — 5^0 Hier setze dich, Bard', an den Hang,

222

F I O N N G H A L .

Lafs hören dein preisendes Lied; Dein Lied, gleich Lüften des Frühlings, Umsäuselnd den Jäger auf Höhn, W e n n , wach vom Traum in der Bergschlucht, Die Freude der Schemen er hört, Leises Getön am Hang des Gebirgs.

A N M E R K U N G E N Z U M

V. 40.

F Ü N F T E N

Land

G E S A N G E .

d e r F r e m d e n , — hier wird

Schottland in Rücksicht auf Ireland verstanden. Y. 67.

Strom

d e s G e b i r g s , — der Cona,

jetzt Coe. V. 07Suarans. V. 179.

D e s M e e r s S p r o f s , — die Krieger

S o . — Man mufs sich hinzudenken,

dafs Orla den Gurt abreifst, und die Wunde entblöfst. V. 195.

Keuler,

sein J a g d z i e l ,

— die

wilden Eber, die er sonst zu jagen pflegte.

F I O M H G H A t . V. 2oß. Fionnghal's V. 224. Y.

325.

Roinne,

war

der

jüngste

S t e i n e , — Denksteine, Denkmahle. Tuathal

der

Schlacht,

Tuathal der Krieger, der Held; V. 320. dheavg

von

Söhnen.



Lamh-

d e r F e l d S c h l a c h t ist hiemit gleich-

bedeutend. V. 464.

Strahl,

— s. die Anmerkung zu

Fionnghal G. 2. V. 193. V. 505.

Freude

der

Schemen.

Nach

Oisian's Vorstellung treiben die Selen der Todten die Lieblingsgeschäfte ihres Lebens, und ergötzen sich an der Musik luftiger Harfen.

F

I

O

N

N

S E C H S T E R

O. G.

I. B.

G

H

A

GESANG.

I

N

H

A

D i e Nacht bricht an.

L

T

.

Fionnghal giebt seinem

Heere ein Mahl, dem auch Suaran b e i w o h n t , - u n d befiehlt dem Barden Ulliu, den traurigen Helden durch Gesang aufzuheitern.

Ullin singt die Tha-

ten Treunmor's, des Urgrofsvaters von Fionnghal, und dessen Vermählung mit Ineabhäca, der Tochter

des Königs

Suaran's.

von L o c h i i n ,

Diese Erinnerung,

an seine Liebe

eines ;der Ahnen u n d der

zu A g h a i d h - s n e a c h d a ,

Gedanke Suaran's

Schwester, bewegen F i o n n g h a l , Suaran mit seinen noch übrigen Kriegern die Freiheit zu schenken, und

sie

nach

ihrer

Heimath

segeln zu lassen.

Suaran verspricht freiwillig, nie wieder als Feind gegen Fionnghal zu erscheinen, u n d bietet ihm die Schiffe a n , die ihre Mannschaft im Treffen verloren. Suaran

Das Geschenk w i r d n i c h t angenommen. reicht Fionnghal die Hand

der

Freund-

schaft, und b i t t e t , seine Todten begraben zu las-

I N H A L T .

¿21} seil.

Auf Fionnglial's Befehl singen die Barden.

D u r c h ihren Gesang w i r d Suaran erheitert.

Carull

übergiebt Fionnghal das Schwert Cuchullin's, der allen Kämpfen f ü r die Z u k u n f t entsagt.

Fionnghal

nimmt es n i c h t a n , u n d erzählt die Geschichte Gruinal's, um zu beweisen, dafs es den Tapfern nicht e n t e h r t , wenn er auch einmahl besiegt w i l d . Der Morgen des f ü n f t e n Tages bricht an. ruft

seine

Krieger

zusammen,

und

Suaran

segelt

ab.

Fionnghal geht mit seinen Söhnen u n d F ü h r e r n auf die Jagd nach dem Cromla.

Ein Hirsch fällt

an Roinne's G r a b , und versetzt Fionnghal in tiefe Trauer.

F i o n n g h a l , von der Jagd zurück gekehrt,

befiehlt Oisian, Fillean u n d Gull, Cuchullin hahlen.

zu

Indem sie abgehen w o l l e n , k o m m t Cu-

chullin.

Fionnghal

tröstet

Festmahl

bereiten.

Unter

ihn,

u n d läfst ein

Bardengesängen,

die

Cuchullin e r f r e u e n , verschwindet die N a c h t , u n d m i t dem Anbruch des Morgens segelt nach Morbheinn zurück.

Fionnghal

F

I

0

N

N

S E C H S T E R

G

Ii

A

L.

G E S A N G .

Nachtwolken sanken aufs Meer; Finsternifs thürmt' auf Cromla's Hang -sich. Stern' im Norden glühten empor, Beglänzend die Wellen von Eirinn. Lieblich strahlet' ihr Schimmer des Lichts Durch den langsam rollenden Dunstschwall. Es brüllte durch den Wald der W i n d , Düster und still war die Eb'ne des Tod's.

F I 0 N N G H A L.

Am Hange des schweigenden Lena Stieg in's Ohr mir die Stimme Carull's. Er sang von Freunden der Jagend, Von der entschwundenen herrlichen Zeit, Als wir uns trafen an Lego's Strand, Und froh im Kreis die Muschel ging; Cromla verhallte den Jubelgesang, Am Winde schwebten die Schemen her, Neigten sich langsam und froh, Neigten zum preisenden Lied sich herab. Urnschwebe dich Wonn', o Carull, Im wirbelnden Hauch des Gebirgs! Warum besuchst du nicht mich in der Halle Hinbringend die Nacht so allein? Traun, er kommt der theure Freund mir; Sanft schwebt seine Hand durch die Harfe, Die hängt an der Mauer des Hall's. O rausche lang mir in's Ohr!

SECHSTER-

GESANG.

C3»

Warum red'st du mit mir nicht im Gram? Wann erblick' ich meine Freunde? Ach! du entschwebest im Windstofsj Er saus't durch mein graues GelocK. Lobsinger der Helden, dir Heil! Am Hang Mora's vieler Höhn Kamen die siegenden Helden zum Mahl. Tausend Eichen flammten empor. Die Kraft der Muscheln ging umher; Die Tapfern glühten vor W o n n e ; Nur Lochlins Fürst war im G r a m . Hin auf Lena flammt sein Aug, Und mächtig entbrennt sein Zorn, Denkend, er fiel in der Schlacht. Fionnghal, gestützt auf dem ahnlichen Schlachtschild , Strömend im Winde das greise Gelock, Beglänzet von nächtlichen Gluten,

F I O N N G H A L ,

Schauete Suaran im Gram, Und sprach zu den Barden sanft: Auf! Ullin, den Friedensgesang! Lautre den Geist mir von Schlachten und Streit! Meinem Ohr entflieh das Getös, Das Klirren des Panzers, de9 Stahls! Hundert Harfen hiehe'r auf die Höh Zur Freude des Herrschers der Flut! Nicht traurig verlafs er das L a n d ; Keiner schied voll Gram noch von m i r . 0 Oscar, es blitzet mein Schwert Dem Feind' ins Aug zur Zeit der Feldschlacht, Ruh't mir im Frieden zur Seit', Ergeben im Kampf sich die Tapfern. Held Treunmor, begann der Bard, Lebt' einst in der Vorwelt Zeit. Nach Norden durchschnitt er das Meer, Er ähnlich den Wogen im Sturm.

SECHSTER

GESANG.

Die Felsen des Landes der Schiff', Und Wälder und heulende Carn Dämmern empor aus dem Nebel der Flut. Er bindet der Segel Geriem; Verfolget den Eber der Berghöhn, Der brüllet auf Gormmeall des Walds; Viele Jünglinge streckt' er dahin; Beute ward er Treunmor's Speer, Sich wälzend im Röcheln des Tod's. Drei Tapfere sahen die That, Sprachen vom Fürsten der Fremde; Sprachen: Er stand in der Ferne dort, Gleich steigender Flamm' im Gebirg, Funkelnd im Schimmer der Stahl wehr. Lochlin's Fürst hielt herrlich ein Mahl Und lud zum Feste den Kampfsohn. Drei Tag' auf Gormmeall der Helden Weilt er beim Muscheln - und Saiten-Klan

234

FIONNGHAL.

Treunmor hatte die Wahl des Kampfs. Keiner der Tapferen Lochlins des Meers Konnte bestehen den herrlichen Treunmor. Froh kreiste die Muschel umher Bei Feuern der Freud', und Gesang Dem Könige Morbheinn's zum Preis'; Ihm, welcher durchfurchte das Meer, Der Tapferen Heerfiirst. Als nun der vierte Morgen graut', Erhöh die Segel der Held. Schweigend schritt er am Muschelstrand, Und harrte des nördlichen Hauchs. Fernher hört' er ein dumpfes Getös' In Mitte des waldigen Thals. Näher kam ein Jüngling vom Berg', Umhüllet mit Stahl bis zum Haupt, Schön das Haar, die Wange roth, Die Haut wie Schnee auf den Eishöhn.

SECHSTER.

GESANG.

235

Sanft, langsam rollend der Augen Blau, Begann zum Schwerterkönig e r : Bleib' 0 Treunmor, nicht -weich', 0 wildester Krieger der Tapfern 1 LonbhaiPs Sohn besiegtest du nicht. Helden schlug sein Schwert, und nicht schwach ist's; Seinen Pfeil vermeidet der Kluge< Lieblicher Jüngling des blondes Gelocks, Sprach Treunmor, dich besteh' ich nicht, Sohn LonbhaiPs, dem schweigt der Gesang. Zaghaft, schwach ist die weifse Hand d i r ; Weich', o du Schimmer der Jugend, Schnell weiche zum Hügel des Rothwilds! Soll weichen ich, sprajch er zu ihm, So ist's mit den Waffen von Treunmor. Mein Ruhm wird mich schwellen mit Wonn', Erwerben mir Liebe der Jungfraun.

FIONNGHAL.

Dann kommen sie, rollen das Aug Auf den, der obsiegte dem Kampfheld. Vor Lieb' erseufzet die Brust, Schaun sie Treunmor's Schwert und Speer. Ich komm' in Tausender Mund; Hoch werd' ich beim Mahle geehrt. Nie trägst mein Sch>vert du davon, Sprach Treunmor, und flammte vor Zorn. Bleich wird sehn dich die Mutter am Strand, Und schauen, wie über die Flut Segelt der Mann, der den Sohn ihr erschlug. Nicht werd' ich erheben den Schlachtspeer, Sprach der Jüngling der holden Gestalt; Nicht stark ist mein A r m , doch geschickt Schnellt den Pfeil mein Daumen empor. Von harter Sehn' im graden Flug Streckt' er fern' oft Krieger hin. Entkleide des Panzers dich schnell,

SECHSTER

G E S A N G.

2.37

Dich rettet nur Rüstung vom Tod. Hier entlade des Panzers ich mich, 135 Spanne die Sehn' o König von Morbheinn! Locken umwallten die Brust; Die Schwester des Königes war's. Sie sah in der Halle den Held, Und Lieh' entflammet' ihr Herz. 140 Treunmor's Hand entsank der Speer; E r schaute zur Erde betäubt. Sie war wie im Osten der Strahl, Der leuchtet dem Mann aus der Kluft; Er sendet den Blick auf die Flur, 145 Geblendet vom Strome des Lichts. König Morbheinn's der hallenden Höhn, Begann sie, weifs die Hand wie Schnee, Nimm auf mich in's wölbige S c h i f f , Rettend vor Coirle, dem Herzen mir fremd. 150 Er gleichet dem Donner im Feld.

¿38

F I 0 N N G H A L,

Für Ineabhaca der Helden Glüht er liebend in seinem Stolz , Und schwinget tausend Speer' im Feld. Ruh' hier, sprach Treunmor der Held, Ruh' unter dem Schild mir, du Schneehand.

155

Nimmer flieh' ich, floh noch nie, Und sah' auf der Höh' ich die Starken Der Feinde mit tausend der Speere. Drei Tage verweilte der Held, Tönte das mahnende Horn des Hall's,

iß»

Auffodernd Coirle zum Kampf, Von Felsen und Moor und den Höhn. Nicht kam Held Coirle zum Kampf. Lochlin's Herrscher entstieg der Burg, Und gab Treunmor das Mädchen, die Schneehand , Erneuernd am Strand' ihm das Mahl. Lochlin's Fürst, sprach Fionnghal des Siegs,

165

SECHSTER

GESANG.

239

M i r fleufst in den Adern dein Blut. Unsern "Vätern w a r Streit ob dem M e e r , 170 E i n Streit, den verewigt das L i e d ; Doch oft in der Halle des Mahls Umkreisete froh sie das Horn. Vom Speerkampf wende den Blick; Die H a r f ' erfreue dein Ohrl 175 Gleich dem Sturm auf dem Antlitz des Meers Entbrauste dir Tapferkeit w i l d ; Deine Stimme scholl, w i e des Heer's Schrei'n, Das steigt im Gefilde des Tod's. Hebe morgen, morgen die Segel, 180 Du Bruder von d e r , die ich liebte. Von neuem, wie sonniger Strahl, Glänzt mir über die Sei' ihr Reiz. Ich sah deine Thrän' um die Schneehand, Als auf Starno ich zuckte den Stahl. «85 Vor Unheil schirmt' ich da dich,

FIOKMGHAL.

Und seufzt' ob der herrlichen Jungfrau. Doch wählest du lieber den Schwertkampf: Dein sei e r , wie Treunmor's in Lochiin, Dafs mit Glanz du kehrest zur Heimath, Wie sinket die Sonn' am Gebirg. König des Stammes der Berghöhn, Sprach der Herrscher von Lochiin, Nie w i r d Suaran prüfen dein Schwert, Haupt von Tausenden, siegberiihmt. Dich erblickt' ich im fernem L a n d . Mir noch waren der Tage nicht viel; Doch sprach zu der Sei' ich mir dann : „Wann erschwing' ich in Kraft das Schwert, i,Wie Fionnghal der herrliche Schlachtsohn] Einst kämpften den Kampf w i r , o Held, Am Hang Meallmor's der braunen Carn, Als Wogen führten meinen Speer Zur Halle, wo die Muschel klingt,

SECHSTER

GESANG.

W o die Führer feiern das M a h l . 205 Mögen Barden die Sieger dort Verkünden der Zeit die heranschleicht. Die Streiter auf Meallmor der Helden Verherrlichte rühmend das Preislied. Manches Schiff aus dem Lande der Waldung 210 Verlor der Jugend Bliith' auf L e n a . Nimm sie, o König von Morbheinn, Und sei Freund dem Feinde von E i r i n n . Kommt einst nach Gonnmeall dein S p r o f s , Dann soll ihn Mahl und Fest erfreun, 215 Und er sich wählen im Thal Mit Helden den Kampf des Schwerts. Nicht nehm' i c h , begann der F ü r s t , Ein S c h i f f , noch das Land der C a r n . Mir gnügt Wildnifs des Walds 220 Mit Büschen, mit Thälem und W i l d , Spanne dein Segel der F l u t , O. G. 1. B.

242

F I 0 N N G H A L.

Freund jener, die einst ich geliebt; Spanne dein weifses Segel dem M e e r , W a n n Morgenlicht erglänzt den Höhn, Und kehre nach Gormmeall des Hall's.

225

Friede dir, König der Horner des M a h l s , Sprach Suaran der braunen Schild', Im Frieden ein Lüftchen des Frühlings, Im Kampf bist ein Fels du im Sturm! Nimm die Hand der Freundschaft,

250

O d u , des kalten Selrna's Fürst, Lais anheben die Barden Die Trauer der Todten des Schlachtfelds. Eirinn bestatte zur Erde mein V o l k , Ihm setzend am Hange des Puihms Stein. Die Kinder der Todten des Nords Seh'n einst das Gefild der Schlacht; Der Jäger, entstiegen den Höhn, A m Grabe gelagert, beginnt:

235

SECHSTER

GESANG.

240 „ H i e r fochten mit Heeren die Schlacht „ F ü r s t Fionnghal und Suaran der Held« S o spricht der Jäger dereinst; Doch uns bliiht ewiger Piuhm. Heute blüht uns am schönsten der Ruhm 245 Sprach Fionnghal, der König der F l u t . W i r schwinden dahin, w i e ein T r a u m , Ohne Preis von der Helden G e f i l d . Nicht kennt der Jäger das G r a b ) Nicht tönt unser Nahm' im Gesang. 250 Nicht frommt's uns, däfs man uns preist, Kraftlos, farblos uns im Grab*. Oisian, Carull., Ullin, i h r , Denen der Vorzeit Helden bekannt, Hebt an Lieder von Tagen der K r a f t , 255 Von Helden, die rafte der T o d . Lafst hinschwinden die Nacht im Gesang, Schneller komm' uns der Morgen in Freude.

¿44

F I 0 N N G H A L. Den Herrschern erhob der Gesang sich,

Wetteifernd mit hundert der Harfen. Suaran's Antlitz strahlte daher, Des Himmels Vollmond gleich, Wann schwindend Gewölk ihn läfst Still und breit in Mitte der Nacht. Drauf sagte Carull: Cuchullin Weilet jetzt in Tura's Höhle, Die Hand am Schwerte der Kraft; Er denkt der verlorenen Heersmacht. Traurig sitzt der Fürst in dem Berg, E r , bisher so stark in der Feldschlacht. Dir, Held, send't er in Frieden sein Schwert, Dir, der du ähnlich dem Sturm, In Flucht ihm zerstreutest die Feinde. Nimm, o Fionnghal, des Helden Schwert, Sein Ruhm ist Nebelgedünst; Es wallt und rollt vor dem Wind,

SECHSTER

GESANG.

245

Und läfst nicht die Spur im Gefild. Nicht nimmt, erwiedert der Fürst, Nicht nimmtFionnghal in Frieden das Schwert. Voll Kraft ist im Streite der Held, Sein Ruhm ist so wie sein Arm. Viel sind derer, die wichen in Schlachten, Die siegten im Kampfe mit Ptnhm. Suaran, König des Landes der Waldhöhn, Wirf hinter dich den Schmerz! Berühmt auch sind die Besiegten, Wenn tapfer sie den Feind bestehen. Sie gleichen der Sonn' im Gewölk, Die oft sich im Sommer verhüllt, Um bald zu beglänzen die Höhn. Einst herrschete Grumal auf Cona; Kampf sucht' er an jedem Gestad. Sein Geist frohlocket' im Sturm, Sein Ohr im Gerassel der W e h r .

F I O N N G H A L .

Einst ergofs er auf Craca die Heersmacht. Craca's Fürst kam her vom W a l d

295

A u s dem Kreise Brumo's der Höhn, W o er den Geisterstein befragt. Fürchterlich tobte der Kampf Um die Jungfrau schneeiger Brust. Kunde des herrlichen Mädchens

300

Scholl Grumal zu am Wasser Cona's. Sein sollte werden die Schneehand, Oder er erkalten im Streit. Drei Tage kämpften sie w i l d ; A m vierten war Grumal in Banden.

505

Man schlofs ihn, von Freunden entfernt, In Brumo's Kreis an dem Hang. Dort schwebten der Todten Gebild' Mit Schreckenston am Geisterstein. Doch strahlte der Herrscher nachher Von neuem, w i e Blitze der L u f t .

51»

SECHSTER

GESANG.

«47

Dem Tapferem sank der Feind, Sich fand er -wieder, und Ruhm. Preist, ihr Barden entschwundener Zeit, 3i5 Sprach Morbheinn's mächtiger Herrscher, Preist der tapferen Todten L o b ; Fernet von Suaran den Kummer! Auf der Heide lag das Heer; Wild durchsauste der Wind sein Haar. S2o Hundert Stimmen tönten siifs Zugleich mit hundert der Harfen; Sie sangen von Zeiten, die fLohn, Sangen von mächtigen Fürsten der Feldschlacht. Wann, wann tönt ein Barde mir? 325 Wann umkreiset die Freude mich? Die Harf' ist entsaitet in Morbheinn; Keine Stimme, kein Klang ist in Cona. Dahin ist der Fürst und der Bard'; Auf den Höhn wohnt Ruhm nicht mehr!

548

E I 0 N N G H A L.

Es zittert' in Osten der Strahl Auf's Meer und die Hügel von Cromla. Suaran's Horn tont' über Lena, Sammelnd auf Eirinn sein Volk. Still und trüb ist das Volk, Als über ihm Segel sich blähn. Ein scharfer Hauch weht ihnen nach; Weifs schweben sie hin, wie Nebel Morbheinn's. Ruft, sprach Fionnghal, r u f t zur Jagd Auf Heid und Moor die schlanken Hunde; Rufet Bran, dem weifs die Brust, Rufet Neart, und Ciar und L u a t h . — Fillean, du Roinn' —• ( E r wohnt im Grab 1 — Mein Sohn ruhet im Schlummer des Tod's I — ) Fillean, Fearghus, tönt das H o r n ; Freud' erwach' auf Hügeln und Carn. Cromla's Rothwild stürz' empor Zum See, der Rehe Sitz, h i n ;

S E ( HS T K R

G E S A K C,.

Spring' auf Cromla der Hirsch! Helles Getön durchschallet den W a l d . 35° Langsam heht sich auf Cromla die Jagdschaar, Und tausend Hunde durchfliegen die Heid'. Ein Hirsch fällt jeglichem Hunde. Sieh, drei fallen Bran allein, Die er schleppt zu Fionnghal h i n , 355 Um seinen Herrn zu erfreu'n. Einer fiel am Grabe Roinne's. Umwölkt ward Fionnghal's Gemiith, Da er sah, wie so ruhig der Stein Defs lag, der einst schnell auf der Jagd. FIONNGHAL.

560

Nie stehst du wieder auf, mein Sohn, Zum Mahl, zur Schlacht am Hügel Cromla's! Bald entschwind't dein Grab dem Blick, Und dürr umwelkt es der Graswuchs!

25°

r i O N N G H A L ,

Der Schwächet! Kinder wallen hin, Keiner sieht und sucht dein Grab!

3^5

Oisian und Fillean, ihr meine Kraft, Heerführer Gall mit blauer W e h r , Steiget die Hügel empor; Bringt mir den Held aus der Höhle von Tura, Bringt mir den Retter von Eirinn!

37©

Seh hoch ich Tura's Mauern dort? Blafs und allein auf der Höh Weilt dort der Muschelfürst im Gram. Die Halle der Hörner ist still. Bringt mir Cuchullin des Siegs,

575

Ihn und seine Schaar zu erfreun! — Fillean, ist das Cuchullin dort, Ist's Dampf auf der Heide der Carn? In's Aug' ist mir Cromla's W i n d , Ich kann nicht erkennen den Held. O König, erwiedert er i h m ,

38®

SECHSTER

GESANG.

«51

Seuma's Sohn der herrliche Held ist's. Düster ist er und still vor Gram, E r fafst, sich erhebend, des Schwerts G r i f f .

FIONNGHAL

ZU

CUCHULLIN,

3(55 „ H e i l , Heil dem Lenker der Feldschlacht „ D e m tapfern Schildzerbrecher! Heil dir, Heil dir, sprach der Held, Dir rings von Tapfern umkreist! W i e mich dein Antlitz entzückt! 390 Sieh! es gleichet der Sonn' auf Cromla, Wann Trauer den Jäger umwölkt, Bis er am Himmel die Herrliche schaut. W i e Stern' umkreist dich dein Sprofs; Dein Ruhm bestrahlt ihm den L a u f , 595 Glanz spendend dem Antlitz der Nacht. Fionnghal, so nicht sahst du mich Einst, du Tapfrer, in deinem L a n d ,

lf I 0 N N G H A L

Als Meerfürsten entflohn dem Gebirg, Und rückkehrete Freude den Waldhöhn. Viel Geschwätz, sprach Conan, defs Ruhm klein,

/¡of

Viel und nichtig ist dir, Cuchüllin. Im Umgang hört man nur dich; Wo sind deine Waffenthaten ? Was kamen wir über das Meer, Mit Waffen zu helfen der Flucht? Du flohst verfinstert zur Kluft, Und liefsest Conan die Schlacht. Mir gieb sie die glänzende W e h r ; Mir gieb sie sonder Hehl, Sohn Eirinn's I c u c 11 u i . L I K . Nimmer heischt' ein Krieger mein Schwert, Und heischt' er, nie würd' ihm die W e h r . 0 Conan, du Feiger im Stahl,

^05

SECHSTER

GESANG.

253'

Nicht wich von der Heid' ich im Gram, Bis an den Strömen sich Eirinn ergab. 415

O Conan der schwachen Hand, Sprach drauf Morbheinn's Heerfürst, O sei nicht in Worten so kiihn, Bis mehr du durch Thaten dich zeigst. Held Cuchullin, berühmt in der Schlacht,

I20 Ist gefürchtet, wohin er kommt. Oft vernahm ich vom Krieger des Ruhms, Dem Führer der Fal in Eirinn. Erheb', o Krieger, die Segel Nach deinem nebligem Eiland. 85 König blutiger W e h r , hinweg! Geh zu deiner Halle Getos!

324

CATH

LODUINN.

Todfeind meiner Lieb', aus dem Aug mir! Nie nah' ein Fremder sich dir, Mann, dem Grauses nur Freude gewährt! Eine Kunde der Vorwelt.

A N M E R K U N G E N Z U M

D R I T T E N

V. ltf.

Cona

des

G E S A N G E .

Sturms,

mische Bergthal Cona, (Glencoe)



das stür-

Oisian's Auf-

enthalt. V. xß. E i l e m i t d e i n e r S t i m m e n d r e i . —Was soll dies heifsen? als drei Saiten.

Oisian's Harfe hatte mehr

Vielleicht ist die Erklärung von

Denis die richtige, dal's unter den drei Stimmen die

Aussichten

in die

in

Gegenwart,

die

Vergangenheit,

und in

die

Zukunft

verstanden werden, welche alle Gegenstände des Liedes seyn können. V. 50.

D e r S e e n F ü r s t , — Starno, König

von Lochiin.

Annir war Starno's Vater.

V. 58-

L u t h c o r m o , — ein See in Lochiin.

V. 60.

Urlor

grofse Strom,

d e r S t r ö m e , — Urlor der

in welchen sich kleinere

und Bäche ergiefsen.

Ströme

C A T H

V.

144.

L O D U I N N .

Meine

Schwester,



Aghaidh-

sneachda, die Fionnghal liebte, und die von ihrem Vater Starno getödtet w a r d , heimlich

benachrichtigte,

weil

sie

Fionnghal

dafs Starno ihn durch

Meuchelmorder im W a l d e wolle ermorden lassen; s. Fionngh. 3 , V. 1 5 4 . war

schon

1 2 1 u. f.

Sie weilte gestorben

bei L o J u i n n ,

und



ihr Scheinen w a r

sie in

Loduinn's Halle. V. 159.

Grimmer Jäger, —

V . 166.

Nachtgeist,

furchtbar,



als ein Nachtgeist,

Starno.

Fionnghal, der so der Gewitter

und

Stürme herbei führt. y.

109.

Sind

Fionnghal's

Worte,

als Starno

sich ihm bei N a c h t nähert. V.

170.

Er

warf

den

Speer.



könnte man fragen, Fionnghal oder S t a r n o ? glaube

Wer, Ich

Starno.

V. 1 7 5 . V. 179.

Sohn

des M e e r s , —

Starno.

D i e J u n g f r a u , — Aghaidhsneachda;

s. die Anmerkung zu V . 144» V . 1Q2.

Gormmcall,—

Der Sinn ist:

Blicke

Starno's Wohnsitz.

nach Gormmeall h i n ,

begieb dich wieder zurück zur Heimath.

und

C O N L A O C H UND

CUTHONN.

I

N

H

A

L

T

.

Oisian glaubt, die Stimme eines Geistes zuhören. Ihm scheint es Conlaoch zu seyn. Er fragt ihn, warum er am Gewölk umherschwebe. Conlaoch klagt, ihm habe auf der Insel, wo er umgekommen, noch kein Barde das Todtenlied an. seinem Grabe gesungen. Die Erscheinung verschwindet. Oisian wird von Begeisterung ergriffen. Er sieht im Geiste die Insel Ithonn, sieht Toscar, dessen Freund Ferguth und die weinende Cuthonn; ihre Stimmen ertönen ihm. Toscar erzählt dem Ferg u t h , er habe in der stürmischen Gewitternacht den Schemen eines Greises gesehen. Ferguth antwortet, es sei Toscar's Vater, und klagt über den traurigen Aufenthalt auf Ithonn, verglicheil mit dem lieblichem Eirinn, und äufsert bange Besorgnifs. Toscar wundert sich, wo bei ihm, dem sonst so tapferrn, der Muth geblieben sei, und macht ihn aufmerksam, dafs der Sturm sich

I N H A L T . lege, und der Morgen bald anbreche. Er erzählt hierauf Cuthonn, dafs er Conlaoch besucht habe, und zufällig an diese Insel gelandet sei; dafs ihre Schönheit ihn entzückt habe, dafs er sie innig liebe. Sie weigert sich gegen seine Liebe, sie liebt Conlaoch; ihr Herz sehnt sich nach Mora. Toscar redet ihr z u , nach Mora zu kehren; Conlaoch sei sein Freund , er habe bei ihm das Mahl genossen; aber dann würde er vor Schmerz- und Sehnsucht vergehen. Cuthonn sieht Krieger sich nahen, und glaubt es sei ihr Vater. Sie besorgt, von ihm getödtet zu werden, und fragt, ob sie Conlaoch nicht noch vor ihrem Tode sehen soll. Oisian tröstet sie, sie werde ihn sehen; er komme, sich an Toscar zu rächen, weide aber mit jenem zugleich erliegen. Die Entzückung des Dichters verschwindet. Er kehrt zur Wirklichkeit zurück, und erzählt, zu Mora habe sich eiue Vorbedeutung von Conlaoch's Tode gezeigt; Cuthonn sei bei dem Leichnam ihrer Geliebten vor Gram gestorben, von Fionnghal's Volk neben Conlaoch begraben, und jdie letzte Ehre, der Bardengesang am Grabe, sei den Todten erwiesen. Oisian's Apostrophe an Conlaoch's Geist, ihm nicht mehr im Traum zu erscheinen, und seine Ruhe zu stören, schliefst das Gedicht.

I N H A L T .

331

Die Geschichte der in dem Gedicht handelnden P e r s o n e n , die Oisian lyrisch nur leicht angedeutet h a t , erzählt die Tradition ausführlicher s o : Conlaoch,

ein

Bruder

der berühmten

w a r Morni's jüngster Sohn.

E r liebte Cuthonn,

die Tochter des Häuptlings R u m a r , der

Sohn

Ceannfeadhna,

F e r g u t h begleitet, wo

von

von Eirinn

Conlaoch w o h n t e .

Gall,

als Toscar,

seinem

Freunde

nach Mora kam,

Er ward

gastfreundlich

a u f g e n o m m e n , und genofs, der Sitte gemäfs, drei Tage m i t ihm das Mahl. ab,

Am viertem segelte er

landete zufällig auf I t h o n n , —

wahrschein-

lich T i r e e , einer der Hebriden, — sähe Cuthonn auf der J a g d , erklärte ihr seine Liebe, und wollte sie entführen. Abfahrt.

Widrige Winde verhinderten seine

Unterdessen hörte Conlaoch von seinem

A u f e n t h a l t • auf

Ithonn,

und segelte

ihm

nach.

Sie f o c h t e n , u n d fielen durch wechselseitige W u n den.

Cuthonn starb drei Tage nachher vor Gram

u m Conlaoch.

F i o n n g h a l , dem diese unglückliche

Geschichte kund w a r d , Sohn a b ,

sandte S t o r m a l ,

Moran's

die Todten zu begraben, vergafs aber,

einen Barden mit zu schicken, um den Todtengesang an ihrem Grabe zu singen.

Conlaoch erschien

lange nachher dem Sänger, mahnte h i e r a n ,

und

I N H A L T .

33* bat,

sein

und

Cuthonn's Andenken in

seinen

Gesängen zu verewigen. Die Eigennahmen in diesem Gedichte, die anders,

als im Deutschen

ausgesprochen werden,

sind folgende: N

ahmen.

Ausspracht.

Ceannfeadhna ,

kenfena.

Conlaoch,

könlüch.

Cuthonn,

kühonn.

Eirinn,

erin.

Ferguth,

fergu.

Fionnghal,

finjal.

Ithonn,

ihon.

Oisian,

oschian.

CONLAOCH

UND

CUTHONN.

Hört' Oisian eine Stimme nicht? Ist's der Huf entschwund'ner Tag'? Oft besucht mich Erinn'rung des Krieg's, W i e die Abendsonne das Thal. Jagdgetös' erneuet sich mir, Ich schwinge der Vorzeit Speer. Ja, Oisian hörte die Stimme! W e r bist du, Erzeugter der Graunnacht? Tief schläft der thatenlose Sprofs; Wind durchstürmet die düstere Halle.

354

C O N L A O C H UND

CUTHONN.

Z u Zeiten tön't des Königs Schild Im Stöfs des Winds der grausen Höhn, Der wölbige Schild in der Halle, Den ich manchmahl leise betaste. Traun! ich höre den theuren Freund! L a n g war dein Laut dem Sänger fern! W a r u m bewallst du Graungewölk, Spröfsling Morni's des blutigen Kampfs? Ist dir nah der Geliebte des Greises, Der herrliche Oscar, der Schildsohn? Oft w a r dir zur Seite der Held, O Conlaoch, beim Schwingen des Speers.

CONLAOCH's

GEIST.

W i e ? schläft, sie die Stimme von Cona In ihrer Halle, beim Windgebriill? Schläft Oisian herrlicher Thaten, Und im Sturm umtobt ihn das Meer?

CONLAOCH

UND C Ü T H O K N .

335

Sichtbar ist kein Grab auf dem Eiland. W i e lang soll mangeln uns Preis, König Selma's des hallenden Thal's? O I S I A N. 30

"Weh, Oisian!

Nicht erblickt er dich

Kraftlos sitzend auf deinem Gewölk I Bist Lano's Nebel du gleich, Und nichtschmetternden Blitzen auf Höhn? W o v o n ist deines Kleides S a u m ? 35 Wovon der luft'ge Bogen d i r ?



Fort ist im Stofse des Winds er geschwebt W i e Schatten des Wolkengewogs! Komm von deiner Wand herab, O Heldenharf' und erkling', 40 Aufregend das Licht der Erinn'rung Ithonn's, umkreiset vom Meer! Lais die Freunde der Thaten mich sehn!

33