Die Gandersheimer Reimchronik 9783110482621, 9783110482607


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German Pages 121 [124] Year 1927

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Table of contents :
Einleitung
De fundatione Gandersemensis ecclesiae
Wortverzeichnis
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Die Gandersheimer Reimchronik
 9783110482621, 9783110482607

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Die Gandersheimer Reimchronik des Priesters Eberhard

Herausgegeben von

L u d w i g Wolff

Max

Niemeyer Halle (Saale) 1927

Verlag

Alle Rechte, auch das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten Copyright by Max Niemeyer Verlag, Halle (Saale), 1927

Altdeutsche textbibliothek, begründet von H. P a u l f , herausgegeben von Gr. B a e s e c k e nr. 25 Druck von Karras, Kröber & Nietschmann, Halle (Saale)

Edward Schröder meinem verehrten Lehrer

als Zeichen der Dankbarkeit

Einleitung. Die Gandersheimer Keimchronik Eberhards ist in einer Pergamenthandschrift des 15. Jahrhunderts überliefert. Es ist die Helmstedter Hs. 503 in der Landesbibliothek zu Wolfenbüttel. 1 ) Sie ist in starke, lederbezogene und mit Messingbuckeln besetzte Holzdeckel gebunden, die mit Schließen versehen sind. Zur Beklebnng der beiden Deckel auf der Innenseite und für das vordere Vorsatzblatt ist eine Pergamenturkunde des Gandersheimer Archivs verwendet, in die eine Bulle von Papst Martin V. aus dem Jahre 1421 eingerückt ist. Die Blätter (rechts oben beziffert) messen 2 5 x l 9 1 / 2 c m . Es sind 4 Lagen. Die drei ersten bestehn aus je 5 Doppelblättern (Bl. 1—30), die vierte umfaßt 1 Doppelblatt (Bl. 31, rechte Hälfte leeres Schlußblatt), darauf 2 Blätter, deren rechte Hälften abgeschnitten sind, (Bl. 32 und 33) und dann wieder 2 Doppelblätter (Bl. 34—37). Auf diesen 37 Blättern, deren Schriftspiegel durch schwache Doppellinien abgegrenzt ist, hat eine einzige Hand die Dichtung gut lesbar eingetragen. Die Verse sind abgesetzt und beginnen mit rot gezierten Großbuchstaben. Im Inneren des Verses werden Großbuchstaben nur sparsam verwendet. Vorzugsweise, aber doch nicht regelmäßig, werden die Eigennamen dadurch herausgehoben. Sonst werden dieser Auszeichnung vor allem die Worte Closter, Süchte, Ebdie, Ebdiffche zuteil, auch Cruce (nicht aber god): so gibt der Schreiber sich ') Vgl. die Beschreibung von Otto von Heinemann, Die Handschriften der herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel. Erste Abteilung, Die Helmstedter Hss. 2. Bd. (Wolfenbüttel 1886) S. 2. (Nr. 543).

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schon durch die Äußerlichkeiten seines Schreibgebrauchs als Klosterangehöriger zu erkennen. 1 ) Kot ist die Anfangsüberschrift und ebenso sind es die Kapitelbezeichnungen (bis Kap. 13 in Buchstaben); diese stehn nicht am Rande, wie Weiland sagt, sondern innerhalb des Schriftspiegels, meist auf der letzten Verszeile des vorhergehenden Kapitels oder auf der ersten Verszeile des neuen, bisweilen, wenn vorher kein Platz ist, sogar erst auf der zweiten; nur ausnahmsweise (114 und 378) sind ihnen eigene Zeilen gegeben. Offenbar sind sie aus der Vorlage übernommen. Rot sind auch die Anfangsbuchstaben der Kapitel, während die lateinischen Zitate Eberhards nur rot unterstrichen sind; rot umrandet sind die Löcher im Pergament. Am Rande, rot geschrieben, stehn Glossen, die jedenfalls Zusätze des Schreibers sind. Zur Überschrift wird angemerkt: Nota Cronor grece dr temp9 latie Inde 0ronic9 ca. cum. ide tpalis ül t'renv Inde Oronica | ozf Et Oronica dr tpc | tpalis \ feries ül ordo ül vbi defc'pta tpm 9tinef Ul fca mltozf tjm. Im weiteren Verlauf stehn sehr viele Hinweise auf den Inhalt des Textes, die ohne Bedeutung sind (neben V. 50 z. B. Item de prologo); größtenteils sind es nur die Namen, die in den nebenstehenden Versen vorkommen. Bis auf ein paar andersgeartete habe ich diese Hinweise mit Weiland fortgelassen. Von erheblichem Interesse sind dagegen die zwischenzeiligen Glossen, 37 an der Zahl, sämtlich von mir verzeichnet. Es sind meist Erläuterungen von Worten, die entweder dem Schreiber nicht geläufig waren oder nach ihrem Schriftbild mehrdeutig. 2 ) Alles aber — Text, Überschriften, Rand- und Zwischenzeilen') Als V. 1503 ftichte einmal klein geschrieben wird, handelt es sich nicht um Gandersheim. l ) Dies trifft auch zu für den Namen garide 401, da er nicht durch Großbuchstaben ausgezeichnet ist. Darum sehe ich in der Glossierung doch keinen Beweis dafür, daß der Schreiber kein Stiftszugehöriger gewesen wäre. Vgl. auch S. XXXII.

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glossen — ist offenbar von ein und derselben Hand geschrieben; es ist auch nicht etwa alles Rotgeschriebene nachgetragen; bei den Kapitelbezeichnungen ergibt sich das schon daraus, wie sie gelegentlich eingeschoben sind. S. auch 140, 1077 (unter 587), 1676.') Vgl. hierzu Edw. Schröder, Zur Überlieferung des Eberhard von Gandersheim, Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde 45, 119—26. Am ¡Schluß der Hs. steht von ganz anderer, sehr grober Hand ein Eintrag über den Tod der Pröpstin Elisabeth von Dorstad, 2 ) die zugleich Äbtissin des alten Frauenklosters Heerse (Neuenheerse) war und in Gandersheim beigesetzt ist: Anno dni mile/imo quadzagenteiimo octinvageßmo quarto in die fände maztini epf obiii nobilis et Generofa dna Elisabeth de dorstad abatiffa feculazis ecleße Hezi/iencis ac prepo/itiffa eclefie Ganderfemmecf cui9 aia Eequiefcat in pace Amen. Die Worte berühren sich mit der nur noch zum Teil lesbaren Inschrift des Grabsteins, der in der Marienkapelle des Gandersheimer Domes steht, decken sich aber nicht mit ihr 3 ); sie sind jedenfalls beim Tode Elisabeths von Dorstad eingetragen. Also lag die Hs. 1484 fertig vor und ist in Gandersheim geschrieben, wie sie auch dort gebunden ist. Im Jahre 1558 war eie schon im Besitz des Herzogs Julius von BraunschweigLüneburg, wie ein Eintrag auf Bl. 1 kundgibt. Über Orthographie und Sprache der Hs. siehe S. XXXIII ff. Als Interpunktionszeichen werden gelegentlich senkrechter Strich und Punkt verwendet. Von einer zweiten Hs. in der Erzbischöflichen Bibliothek in Kalocsa berichtete M. G. Kovachech ') Auch 562 ist für das m von furem, 1495 für das h von hinrik zum Rot gegriffen; 1323 zeigt die Schrift im Worte cordes rötliche Beimischung. *) Aus dem vornehmen Geschlecht derer von Dorstad (südlich von Wolfenbüttel), das Gandersheimsche Lehen in Besitz hatte und verschiedene Glieder in das Stift entsandt hat. 3 ) Vgl. Bau- und Kunstdenkmäler des Herzogtums Braunschweig, 5. Bd. Gandersheim, bearb. von K. Steinacker (Wolfenbüttel 1910) S. 157.

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von Schenkwitz im Archiv für ältere deutsche Geschichtskunde Bd. 6, 137 f. Nach freundlichen Mitteilungen, die ich dem Erzbischöflichen Bibliothekar Dr. Paul Winkler danke, stammt sie erst aus dem Ende des 17. Jhs. und enthält am Schluß den gleichen Zusatz vom Tode Elisabeths von Dorstad wie die Wolfenbüttler Hs., ein Beweis dafür, daß sie tatsächlich aus dieser hervorgegangen ist, wie Weiland aus der Übereinstimmung in der Überschrift (mit dem Fehler 1206 für 1216) vermutete. Die Dichtung ist 360 Jahre nach der Gründung des Gandersheimer Klosters, also im Jahre 1216 verfaßt von einem papen, de heit Everhart, wie uns der Dichter selber sagt (V. 867 ff.). Daß er sich zu den geistliken lüden rechnet und dem Gandersheimer Stift als Geistlicher zugehört, können wir aus der Dichtung auch sonst deutlich genug erkennen. Als seine Herrin nennt er am Schlüsse die Äbtissin Mechelt von Waltingeroth, und in zwei etwas älteren Urkunden Mechtilds, deren sonstiger Inhalt für uns belanglos ist, begegnet auch ein Diakon Eberhard, den wir offenbar als den Dichter anzusehn haben. Die eine ist aus dem Januar 1204: Datum, per manus Euerhardi Diaconi nostri notarii, die zweite vom 3. Februar 1207: Scriptum per manus Everardi diaconi. Siehe Harenberg, Historia ecclesiae Gandershemensis diplomatica (Hannoverae 1734) 736 ff. Die Regierung der Äbtissin Mechtild war für das Kloster bedeutsam dadurch, daß es ihr gelang, in erbittertem Streit mit Bischof Hartbrecht von Hildesheim für ihr Stift den Anspruch auf die libertas Romana, die Eömesche vriheit, durchzusetzen, den Anspruch auf das Vorrecht, daß das Kloster, befreit von jeder bischöflichen Jurisdiktion, unmittelbar dem Stuhl zu Rom unterstände. Dreimal ist sie darum nach Rom gefahren, sie hat sich nicht davor gescheut, verschiedene alte Urkunden zu fälschen, 1 ) und so hat sie ihr Ziel Siehe darüber Rudolf Köpke, Ottonische Studien zur deutschen Geschichte im 10. Jhd. II (Berlin 1869) S. 253 ff. und

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erreicht: in der Bulle vom 11. Mai 1208 erkannte Innozenz III, der die Selbständigkeit der Bischöfe zu schmälern strebte, unter Bezugnahme auf die von der Äbtissin vorgebrachten alten Privilegien endgültig den Anspruch des Gandersheimer Stiftes an. Aber noch verschiedene andere päpstliche Verfügungen waren nötig, ehe sich der Hildesheimer Bischof endgültig fügte und alle Folgerungen zog. 1 ) Von diesem Streit und den Bullen, die Mechtild von Innozenz erlangt hat, berichtet auch Eberhard am Schluß der Dichtung; mit stolzer Genugtuung hebt er hervor, daß es der Äbtissin gelungen sei, ihre Forderungen durchzusetzen, und mit wie gutem Recht sie diesen Erfolg errungen, dat möchte wol sagen, we der hantfesten gewelde, de ere openbare gaf pawes Innocencius. Offenbar rührt der Dichter hiermit an den eigentlichen Zweck seines Werkes: es sollte aus der ältesten Geschichte des Klosters zeigen, wie alt und wohlbegründet seine Forderungen wären. Die alten Rechte Gandersheims und namentlich die libertas Jtomana werden von Eberhard einmal um das andere hervorgehoben, sie seien verbrieft in Urkunden, de neine lögene danne de warheit jein, deren Wahrheit unverrückbar bleibe, wenn auch niemand dem Kloster sein Recht zukommen lassen wolle; schon gleich nach der Gründung soll Papst Sergius II. dem Herzog Ludolf in einer hantfeste die römische Freiheit für seine Gründung zugesichert haben. Eberhard nimmt vielfach, wenn auch nur ungenau, auf Urkunden Bezug, durch welche dem Kloster wichtige Rechte und Besitzungen verliehen werden, er ist urkundlich als notarius Mechtilds nachgewiesen: so ist es nicht unwahrscheinlich, daß er Mechtild bei ihren Weilands Einleitung zu seiner Ausgabe, Monumenta Germaniae Histórica, Deutsche Chroniken Bd. 2 (Hannover 1877). ') Harenberg S. 738 ff. ; J. G. Leuckfeld, Antiquitates Gandersheimenses (Antiquitates historicae selectiores, Wolfenbüttel 1728), 13. Kapitel S. 74 ff.

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politischen Kämpfen tätig zur Seite gestanden nnd wohl gewußt hat, daß nicht alle Privilegien echt waren, auf die er sich beruft. Er spricht es, halb scherzhaft, einmal selber aus, daß ihm ein kleines Vergehen zum Besten des Stiftes verzeihlich, ja Gott wohlgefällig scheint: der Königin Liitgart, welche ihrem Gatten das heilige Blut entwendet hat, habe wohl Gott selber den Gedanken zu diesem Diebstahl eingegeben. Eine Auffassung, die uns im Mittelalter gerade in Bezug auf Reliquienerwerb öfters auf das naivste entgegentritt. Jedenfalls hat Eberhard — das können wir aus seinen Kenntnissen und der Art der Dichtung schließen — sein Werk im Zusammenwirken mit der Äbtissin und in ihrem Auftrag verfaßt. Er dichtet für die ungelarden lüde, für densthaft unde underdenich man des Klosters. Ihrer Treue mußte das Kloster sich versichern. Den Ministerialen die altbegründete Rechtmäßigkeit der Gandersheimer Forderungen und die ehrwürdige Bedeutung des von Gott geschützten Stiftes darzutun, das ist die Aufgabe der Dichtung. Eine Aufgabe, welche große tatsächliche Bedeutung hatte. Eberhard klagt darüber, daß jetzt niemand, welchen Reichtum er auch habe, dem Kloster milde Stiftungen zukommen lasse, sondern man im Gegenteil das Kloster beraube und ihm sein Eigentum entziehe: se heten der godeshuse trüwe man unde roven de godeshus nochtan, de se vor unrechter gewalt beschermen scholden (843 ff.). Ähnliches kehrt noch mehrfach wieder: es ist wieder die Wirklichkeit der Gegenwart, die sich in der Dichtung als bewegende Kraft hervordrängt. Wir hören aus Urkunden ganz dasselbe, insbesondere wendet sich auch Innozenz III. im Jahre 1210 an die Ministerialen der Gandersheimer Kirche und ermahnt sie, sie zu schützen a malefactorum incursibus und ihre Rechte und Besitzungen in Schutz zu nehmen und zu verteidigen (Harenberg S. 748). Die Dichtung Eberhards zerfällt in zwei deutlich getrennte Teile. In Kap. 16 fordert er die Gandersheimer auf, namentlich soweit sie geistlichen Standes sind, dem heiligen Blute die gebührende Ehrfurcht zu erweisen.

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Dann will er nur noch das Jahr der Gründung mitteilen, und endlich gibt er noch den Zeitpunkt an, zu dem er selbst gedichtet hat, und nennt seinen eigenen Namen mit der Bitte an Hörer oder Leser, daß sie für seine Seele beten mögen. Es ist der übliche Schluß des Mittelalters. Die Aufgabe, die Eberhard gestellt war, ist abgeschlossen: er hat gezeigt, daß die Rechte Gandersheims noch aus der Zeit der Gründung stammen. Darauf aber hebt er wieder von vorne an. Von der Gründung des Klosters habe er erzählt: seit, wu is mi ok de danke an min herte gekomen, dat eh ju von des hertogen Ludolves siechte von der warheit tvil 'berichten rechte. Das ist ein Gedanke, der ihm selbst, dem Dichter, gekommen ist: mit der politischen Aufgabe, die ihm gestellt ist, hat dies nichts mehr zu tun, und so treten in dem folgenden Teil die zeitgeschichtlichen Beziehungen in den Hintergrund. Der Dichter hat den Politiker abgelöst und überwunden. Mit der Einseitigkeit von stolzerfüllter Liebe, die wir auch im ersten Teil schon spürten, werden nun die Taten der Ludolfinger, die dem Kloster so eng verbunden waren, und des kühnen, treuen Sachsenstammes dargestellt. Nur im Schluß, der in einen Preis Mechtilds .ausmündet, treten die politischen Gegenwartsgedanken des Gandersheimer Klosters noch einmal hervor und auch die Geschicke des ganzen deutschen Volkes, die Kämpfe der Staufer und Weifen, welche die Reichsabtei vermutlich nah berührten, werfen ihre Schatten auf die Dichtung. Den ersten Teil hat Eberhard im Jahre 1216 abgeschlossen, den zweiten jedenfalls noch vor dem Tode Ottos IV. (19. 5. 1218). Mit dem Einschnitt hinter Kapitel 16 verbindet sich bei der Fortführung der Übergang zu einer neuen Quelle, die der Sachsengeschichte Widukinds sehr nahe steht. Vgl. über die Quellenfrage Köpke a. a. 0. 229ff., Paul Hasse, Die Reimchronik des Eberhard von Gandersheim, Dissertation, Göttingen 187'2, Weilands Einleitung und meinen eigenen Aufsatz Nd. Jahrbuch 50,31 (auch zum folgenden).

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Den sachlichen Inhalt seiner erzählenden Quellen Ubernimmt Eberhard dort, wo wir es nachprüfen können, ohne Änderung und ergänzt sie nur gelegentlich aus eigenen Kenntnissen, insbesondere mit solchen Tatsachen, die für das Kloster Bedeutung hatten und in Gandersheimer Urkunden zu finden waren. J e nachdem, ob die Darstellung der Quellen seinen dichterischen Absichten gemäß war oder nicht, schließt er sich ihnen auf das treuste an, kürzt sie oder spinnt sie aus. Ihm liegt nicht an einem chronistisch fortlaufenden Bericht und auch nicht in erster Linie an den geschichtlich bedeutsamen Zusammenhängen und Ereignissen. Er will vielmehr in lauter abgerundeten Kapiteln einzelne Bilder von menschlichem Interesse geben. So stößt er einerseits Tatsachen von nur geschichtlichem Interesse ab und verweilt anderseits ausmalend auf all dem, waB die menschlichen Persönlichkeiten handelnd und in ihrem Charakter hervortreten läßt. Wo die Quelle ihn bei einer f ü r das Kloster wichtigen Persönlichkeit im Stich l ä ß t , entwickelt er das Idealbild eines frommen Christen, dem vor allem das Wohl des Stifts am Herzen liegt, und sucht außerdem den Mangel an Erzählungsstoff durch Betrachtungen allgemeingültigen Inhalts auszugleichen, aus denen wir die rein geistliche Richtung seines Denkens erkennen. Neben der immer wiederkehrenden Hinwendung zur himmlischen Seligkeit als dem letzten Ziel alles Erdenlebens ist es namentlich für ihn bezeichnend, wie er — anders als der Helianddichter, Hrotswith oder Widukind — den Geburtsadel im Vergleich mit dem Tugendadel für bedeutungslos erklärt. Er scheut sich nicht davor, in Unwillen und Entrüstung über die Vernachlässigung und zurücksetzende Behandlung seines Klosters die Gesamtheit der zeitgenössischen Fürsten mit den härtesten Vorwürfen zu überschütten und ist auf die höveschen lüde und ihren Adelsstolz schlecht zu sprechen. Deutlich prägt es sich aus, daß die Dichtung nicht für einen Fürstenhof bestimmt ist. Mit Inhalt und Ziel des Werkes wie mit seiner ganzen Geistesrichtung steht Eberhard also der höfischen

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Dichtung und ihren Idealen so fern wie möglich. Das kommt auch im stilistischen Charakter dieser Verschronik zum Ausdruck. Die Kunstmittel alle, durch welche die höfischen Dichter seit Heinrich von Veldeke, unter Fortführung älterer Ansätze z. T., den dichterischen Reiz ihrer Darstellungen zu erhöhen trachten, fehlen bei Eberhard; selbst Eilhard hat trotz seiner Rückständigkeit hierin mehr von der neuen Kunst. Auch wenn man die Verschiedenheit des Stoffs in Rechnung stellt, die z. B. in der Gandersheimer Dichtung selten Gelegenheit zu Reden gibt, bleibt das doch festzustellen; gerade daß Eberhard seine Darstellung nicht noch öfter durch Gespräche belebt hat, und daß er oftmals bei indirekter Rede stehn bleibt, ist bemerkenswert. Nicht bloß die geistlichen Ermahnungen erinnern häufig an den Prediger; auch die vielfältigen Anreden an die Hörer, mit denen er sie zur Aufmerksamkeit aufruft, die Ankündigungen von Bedeutungsvollem, die Ausrufungen, die Einschaltungen, was er selber denke, rufen diesen Eindruck wach in Verbindung mit der breit ausladenden, nachdrücklichen Beredsamkeit und dem ungeschmeidigten Satzbau, der sich gelegentlich durch Einschaltungen unterbricht. Die Stellung abseits von dem ganzen Kreis höfischer Dichtungen macht sich in besonders starkem Maße in der Verskunst Eberhards bemerkbar. Ein weiter Abstand trennt seine Verse von den üblichen Rhythmen bei den hochdeutschen Dichtern der Blütezeit. Viertakter sind es freilich hier wie dort. Der Gegensatz liegt in der Art der Taktfüllung. An Stelle der frühmhd. Vielgestaltigkeit des Versbaus, der die schwerwichtigen und vielsilbigen Takte im Versinnern liebte, zugleich aber auch zu Versen schwächster Füllung herabstieg, war auf hd. Boden seit den letzten Jahrzehnten des 12. Jhs. als Formideal mehr und mehr das leichtfüßig schreitende schöne Gleichmaß mit regelmäßigem Auf und Nieder durchgedrungen, das die schroff herausgewölbten Gegensätze mit ihren leidenschaftlichen Nachdrucksbetonungen dämpfte, wie das dem höfischen Lebensideal entsprach.

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Die schwerbelasteten Takte und Verse aber, von denen man sich dort abgewendet hatte, sind für das rhythmische Empfinden Eberhards gerade das Natürliche; die Versfüllungen etwa vom Durchschnittsmaß Gottfrieds liebt er nicht und die schwächeren noch weniger (wenngleich einsilbige Taktfüllungen nicht gänzlich fehlen), und er hebt sich dadurch auch von der frühmhd. Dichtung ab; fast kann man sagen, daß bei ihm das Gleichmaß voller Füllung herrscht. Trotz dieser Abneigung gegen den knapp gefüllten Vers, durch welche die Vielseitigkeit der Formenbildung und damit die rhythmische Ausdrucksfähigkeit beschränkt wird, kann man sagen, daß sein Formgefühl im Gegensatz zu romanisch geartetem Formempfinden ausgesprochen deutschen oder germanischen Charakter trägt. Der Zeitfall seiner Verse paßt sich in hohem Maße der Tonabstufung der natürlichen Rede an. Einer Flexionssilbe gibt er im Versinnern niemals eine Hebung, den bedeutungsschwersten Silben aber als den Hebungsträgern werden bei den vielsilbigen und vielwortigen Takten, die ihm so geläufig sind, nicht bloß unbetonte und nebentonige Vor- und Endsilben und einsilbige Pro- und Enklitika untergeordnet, sondern sie werden auch vielfach über die Stammsilben selbständiger hebungsfähiger Worte von nicht ganz geringem, aber doch leichterem Gewicht erhöht. Das gibt die Möglichkeit, die Gipfelpunkte des gedanklichen Nachdrucks voll herauszuheben und zugleich den Zeitfall dem Wechsel der Lebendigkeit und inneren Spannung anzupassen, Verse, in denen die Gegensätze von Gipfel und Tal stark ausgeprägt sind, mit solchen von ebnerem Tonfall wechseln zu lassen. Liegt hierin die Verwandtschaft mit dem Stabreimvers, so sind, von der Verschiedenheit des Kahmens ganz abgesehen, doch auch die Unterschiede in der Art der Taktfüllung unverkennbar. Ich hebe hier nur eine Einzelheit hervor. Im Gegensatz zu der altgermanischen Regel kann das vorausgehende Beiwort bei Eberhard anscheinend seinem nachfolgenden Hauptwort untergeordnet werden, z. B. 465. 656. 1469. 1796. 1941,

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namentlich im Versanfang, wenn das Beiwort in den Auftakt tritt (vom Titel gilt das Gleiche). Darin liegt offenbar ein Zeugnis, daß die Verschiebung der Betonungsverhältnisse vom altgermanischen Zustand zum neuhochdeutschen eingetreten ist (vgl. Heusler, Deutsche Versgeschichte § 135). — Auch der Auftakt wird oftmals stark belastet. Viersilbigkeit ist wie bei den Senkungen der drei ersten Takte etwas Häufiges, auch Fünfsilbigkeit kommt nicht selten vor (z. B. 881. 1022. 1093. 1096) und selbst, obwohl nur vereinzelt, Sechssilbigkeit (z. B. 1557). Auch vollwichtige Worte muß der Auftakt gelegentlich aufnehmen, z. B. 1556. Im Lauf der Dichtung wächst die Neigung zu den schweren Füllungen, und es ist zuzugeben, daß man nicht selten auf Schwierigkeiten stößt, den viertaktigen Rahmen durchzuführen. Für verderbt halte ich den überlangen Vers 1231 ebenso wie umgekehrt V. 886; die schwache Füllung (143 f.) ist Ausnahme. Eine Sonderstellung haben die Verse Eberhards ganz besonders dadurch, wie er den Versschluß behandelt. Während der weiblich volle Schluß (also etwa singen als 4. Takt des Verses) im ritterlichen Keimpaar zurückgedrängt war vom klingenden Schluß (singen für die beiden letzten Takte), der immer das Normale für die Endreimdichtung gewesen war, hat er bei Eberhard gerade umgekehrt die Herrschaft gewonnen; auch den dreisilbigen Worten wie sagende, stiehteäe gibt er regelmäßig am Versausgang nur e i n e Hebung und setzt sie ohne Scheu in den Schlußtakt. Den klingenden Ausgang meidet er dagegen, und nur einzelne Ausnahmen kommen vor. Vers 27 und darum auch wohl Vers 28 sind anzuführen, ferner V. 251, wo vielleicht Verderbnis vorliegt; in V. 224 mögen dem Beiwort in besonderem Nachdruck zwei Hebungen gegeben sein. Diese Gestaltung des Versausgangs stimmt mit der natürlichen Betonung überein nnd paßt damit vortrefflich zu dem rhythmischen Gesamtcharakter der Eberhardschen Verse, zu der Vorliebe auch im Inneren für volle Taktfüllung und der Abneigung gegen Hebungen auf Neben-

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silben. So ruhn sie mit allen Zügen ihres Baus auf dem gleichen urwüchsigen und kraftvollen Formgefühl. Aber Eberhard steht hiermit einsam da. Auch die Dichter Niederdeutschlands, die unter dem Vorbild höfischer Werke dichten, Eilhard, Berthold von Holle, Brun von Schönebeck, die Braunschweigsche Reimchronik, auch der Pfaffe Könemann, um von Späteren hier zu schweigen, folgen mit größerer oder geringerer Freiheit dem hd. Versideal der Blütezeit. Zwei mhd. Werke nur sind uns bekannt, in denen ebenfalls der weiblich volle Ausgang anstelle des klingenden durchgeführt ist. Das eine hiervon liegt weitab: der welsche Gast von Thomasin von Zirclaria. Mit seiner Versform hat er sich an das Französische angelehnt; so fehlt der Füllung seiner Innentakte die germanische Freiheit Eberhards. Das andere, vermutlich um einige Jahre jünger als die Gandersheim er Reimchronik, ist das Niederrheinische Marienlob aus dem Kloster Marienthal bei Ahrweiler; mit dem ganzen Zeitfall seiner Verse ist es, wenngleich minder frei, der niederdeutschen Dichtung nahe verwandt. Ist die Durchführung der weiblich vollen Verse über das Niederländische aus dem Französischen vermittelt (Heusler, Deutsche Versgeschichte, 2. Bd. § 593), obwohl dies mit seiner Taktfüllung sonst so fern steht und gerade in den Niederlanden Heinrich von Veldeke der vorbildliche und anerkannte Förderer des höfischen Versideals geworden war, oder ist es vielmehr heimische Entwicklung, aus dem sieghaften Durchdringen ungezwungener Sprachbehandlung und deutschen Formgefühls zu erklären? Auf jeden Fall sind als Träger dieser Formprinzipien, die ohne unmittelbaren Zusammenhang bei Eberhard und im Marienlob auftauchen, nichterhaltene Dichtungen anzunehmen, die mit Sicherheit nicht höfisch und deswegen vermutlich unterliterarisch waren. Trotz des Anschlusses an das höfische Versideal macht sich gerade bei Niederdeutschen wie auch bei Niederländern die Neigung zu freierer Taktfüllung kräftig geltend, ist auch bei Brun von Schönebeck z. B. deutlich fühlbar. Sie setzt sich im Gegensatz zum hd. Boden schließlich

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wieder durch, und auch die weiblich vollen Verse werden im Lübecker Dodesdanz von 1489, im Reinke (der im Versinneren aber auch knappe Taktfüllungen anwendet) Und im Narrenschyp wieder zur Regel: man darf wohl glauben, daß ein Strom, der längere Zeit im Verborgenen floß, wieder durchgebrochen und ans Licht getreten ist. Von der modernen höfischen Dichtung hebt Eberhard sich auch durch sein Stehenbleiben auf einer überholten Stufe der Reimkunst ab. Während für die Kunstdichtung mit höheren literarischen Zielen mit den 6 0 e r Jahren des 12. Jhs. der reine Reim mit Gleichheit •und nicht bloß Ähnlichkeit der zusammenklingenden Lautfolgen zur Forderung des verfeinerten Formgefühls geworden war, und nur kleinere Reste der älteren Freiheit sich Anfangs noch erhalten hatten, gehn die Ansprüche Eberhards längst nicht so weit. Insbesondere gilt es ihm nicht als erforderlich, daß die im Reim gebundenen Konsonanten sich lautlich decken müssen. Die Ungenauigkeiten beschränken sich jedoch, namentlich •soweit sie häufiger vorkommen, auf ganz bestimmte Züge. Im Auslaut des einsilbigen Reimes ist p: Je gebunden, V. 1797. Außerdem finden sich auch 4 Reime zwischen •stimmlosem Verschluß- und Reibelaut (7c: ch 777. 905. 1614; p : ch 65; t wird ferngehalten!); wenn diese Bindungen zugelassen wurden, so spricht offenbar der Mangel passender Reimworte dabei mit. Ferner werden «inmal ft und cht gebunden (431; vgl. 305. 339 und anderseits eine Reihe Reime auf -icht). Bei Reimnot finden sich dreimal Reime von m : n nach langem Vokal (243. 1168. 375), während die beiden Nasale sonst getrennt gehalten werden (7 Reimpaare auf -am 5 auf-an). Bei V. 1230/1 scheint mir das Überlieferte aus dreifachem Grunde verdächtig (beispiellose Überladung des Verses, das überschießende t, -lieh für -lilie). Im Auslaut des zweisilbigen Reimes findet sich ein paarmal überschießendes n (897. 1332. 1370 1618. Vgl. 979. 1640. 1658 sowie 475. 1124. 1847), dazu ein- bis dreimal überschüssiges t (1650. 551. 1490). "Wolff, Gandersheimer Reimchronik.

b

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Im Inlaut des zweisilbigen Reimes bietet die Überlieferung eine auffällige Bindung von einfacher mit mehrfacher Konsonanz: leren (lernen nicht wahrscheinlich) : werden 233 (mit Dehnung vor rd). Die Reime 359 und 1208 erklären sich aus den vorzugsweise ostfälischen Formen wetten (d. h. wetn) und vormetten. Als Ausnahmefälle finden sich 3 Bindungen von stimmlosem zu stimmhaftem Geräuschlaut (89. 107. 373), wobei die ersten beiden noch dazu Verschluß- und Reibelaut miteinander binden, während im dritten Fall ein genauer Reim unmöglich war. Bei einfacher Konsonanz werden 8 mal verschiedene stimmlose Verschlußlaute gebunden (7 mal Jc:p, 1 mal k:t), verschiedene stimmhafte Geräuschlaute 57 mal und zwar 11 mal Verschlußlaut mit Reibelaut (5 d:v, 6 d:g\ 46 mal Reibelaut mit Reibelaut (g: v). Dazu kommt je eine Bindung von m mit dem labialen und dem palatalen stimmhaften Reibelaut (735. 239). Bei langer oder mehrfacher Konsonanz wieder ft:cht (1801; auch 111?); 5 mal werden der lange dentale und velare Nasal gebunden (nd hingegen bleibt getrennt). Einmaliges rr : m (643) beruht auf Reimnot. Während hiernach dem Dichter beim Konsonantismus zahlreiche ungleiche Bindungen vollkommen einwandfrei und gut erschienen, geht die Genauigkeit im Vokalismus sehr viel weiter. Geschichtlich verschiedene Quantitäten, um damit zu beginnen, werden in geschlossener Silbe nur in bestimmten Fällen, nämlich vor den Konsonantengruppen nt, nd, rt, rd und cht gebunden, wobei z. T. lautlicher Zusammenfall durch Kürzung oder Dehnung anzunehmen ist (vgl. auch 233). Dazu kommt einmal Ms : alsus (41), geitle: sik (1041) und ein Reim bat (bat): rät (Rat), V. 1671, dem 4 von -ät:-ät und 8 von -at:-at zur Seite stehn. 1 ) In offener Silbe werden verschiedene Quantitäten nicht gebunden, die ursprünglich kurzen Vokale in offener Tonsilbe werden von den etymologisch langen ') Als Reim unter mindertonigen Vokalen vgl. noch 1929.

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stren'g getrennt. Trotz vielfacher Möglichkeiten sind nur 3 Bindungen zwischen beiden Gruppen überliefert; hiervon ist die eine jedenfalls zu bessern (475), auch bei der zweiten (239) halte ich eine Verderbnis für wahrscheinlich, da das Überlieferte keinen voll befriedigenden Sinn ergibt, und beim dritten Keim entweren (für entwerren, wie im Mnd. häufig): keren 1945 ist Frühdehnung im ersten Reimwort denkbar (entwirren, woraus entweren, Chr. Sarauw, Niederdeutsche Forschungen, Kopenhagen 1921/4, Bd. 1, 123 ff.). Dieser Sachverhalt legt die Auffassung nahe, daß die ursprünglich kurzen Vokale noch nicht die volle Länge der alten Langvokale erhalten hatten, und der Umstand, daß die Beizeichen der Hs., soweit sie nicht als Umlautsbezeichnungen aufzufassen sind, in der Regel nur der 2. Gruppe gegeben werden (vgl. S. XXXIX), deutet darauf hin, daß dies selbst im 15. Jh. noch nicht der Fall war. Zur Behandlung der Vokalqualitäten ist zunächst hervorzuheben, daß zwischen den fünf verschiedenen Lautgruppen, die sich hinter den Schreibungen a, e, i, o, u verbergen, vollkommene Trennung herrscht. Bei der einzigen Ausnahme, die hier anzuführen wäre, sitten: wetten 359, ist das e des zweiten Wortes aus älterem i hervorgegangen und mochte infolge der Kürzung dem ursprünglichen Lautwert noch nahe stehn. Bei den etymologisch kurzen e-Lauten sind keine Untergruppen festzustellen. Es reimen altes e und Umlauts-e (107. 1240. 1208. 61. 165. 321. 917), und auch das e, das in offener Tonsilbe aus i hervorgegangen ist, wird nicht geschieden (89. 373. 1775; vgl. auch 1929), wiewohl der Dichter es vielleicht lieber nur mit sich selber reimt (s. 1017. 1408 gegenüber 107. 219); es ist nur wenig Gelegenheit zu solchen Bindungen vorhanden. Bei den etymologisch langen e-Lauten (einschließlich ei) muß man verschiedene Gruppen unterscheiden. 1 ) Vgl. hierzu noch besonders Seelmann AfdA. 32, 64 ff. b*

XX

Die erste bildet der Umlaut von ä (e 1 , vielleicht noch offener e-Laut, vgl. Sarauw 1, 148). Vor r wird er begreiflicherweise ohne jegliche Zurückhaltung mit e aus germ. ai (e2) gebunden. Sonst steht in offener Inlautssilbe (wo für e 2 vielleicht geschlossener e-Laut anzunehmen ist) neben 26 Keimen zwischen den Konjunktiven dede ub.d hede (sowie heden und deden 539) nur ein einziger Reim von e 2 zu e 1 , Mede-.hede 419: hat der Dichter ihn als minder gut empfunden oder ist nur der Mangel an Reimworten mit e 2 der Grund dieser Vereinzelung? Eine streng von e 1 und anscheinend auch von e 2 geschiedene Gruppe bilden die Reime zwischen bereide, geleide (Sbst.), geleide, leide (leitete) 267. 451. 1144; e 3 ist für sie anzusetzen (Umlaut von e 2 durch ein i der Folgesilbe; vielleicht Diphthong aus breitem e und «'), und der gleiche Lautwert gilt wahrscheinlich für den Reim vorscheiden: beiden 495 (heutige Gandersheimer Aassprache nach freundlicher Mitteilung von Herrn A. Schucht, Opfermann, beiden, unnerscheiden), vgl. Sarauw 1. 158. 162. Vollkommen abgetrennt ist endlich eine weitere Gruppe, die sich aus verschiedenen Quellen speist, e 4 (vielleicht geschlossenes e mit nachklingendem i). Auf der einen Seite stehn mit e 1 13 Reime auf -ege, -eve, dazu 4 auf -egen, -even, auf der anderen Seite der Reim leve:deve 561. Es reimt einerseits weisen (orphanis): eisen 1703, anderseits vorlesen: Msen 853.935. In geschlossener Silbe hält Eberhard e 2 (in dieser Stellung vielleicht diphthongisch, Sarauw 1, 74 ff.) und e 3 , wie es scheint, nicht auseinander. Er reimt -heit (heutige Aussprache Faulheit) auf leit (Adj.) und breit (heute breet gesprochen) 1. 177. 637, und dazu warheit : bereit (heute mit ei) 571 (Konjektur von Schröder). Fünf weitere Reime binden -heit: -heit (Diphthong aus offenem e und i?) Diesen 9 Bindungen mit e 2 , e 3 stehn mit den Worten deit (Volk), neit (nicht), reit (riet), vielleicht auch (1230 und 1442) leit (ließ) sowie den Formen geit, steit, deit (tut), entpheit 15 andere gegenüber (67. 499 und natürlich 1230. 1442 nicht mitgerechnet). Daß die letztgenannten

XXI

Präsensformen hier zu der Gruppe mit e 4 gehören, ist sehr bemerkenswert, da sonst geit und steit und dazu deit in der Regel mit c 3 gebunden werden, seltener mit e 2 (Soest); vom hd. Standpunkt wäre die scharfe Trennung von den anderen ei-Reimen nicht zu begreifen. Vielleicht waren sie bei Eberhard nur schwach diphthongisch (enges e mit anschließendem »-Klang), und erst als die Diphthongierung weiter fortgeschritten war, fanden sie in e 3 (ei) ihre natürliche Entsprechung. Die nach Schwund von zwischenvokalischem h entstandenen Kontraktionsformen, zu denen schon entpheit gehörte, werden bei Mangel an anderen Reimwörtern sonst meist unter sich gebunden und zwar wird vlein (fliehen) ohne Scheu auf gesein (sehen), geschein (geschehen) gereimt (695. 1138. 1144), dazu auf 6esten 1316. Da weiter gende : behende (1404) und seinde: ende reimen (1596. 1622. 1717), stand das ei der Kontraktionsformen vermutlich monophthongischem e nahe. Vgl. auch 119. Bei den o-Lauten werden ö 1 (germ. 6) und 6 2 (germ. au) nicht getrennt.*) Als Ostfale zieht Eberhard es aber bei bequemer Reimmöglichkeit vielleicht doch vor, die verschiedenen Laute mit sich selbst zu binden. Vgl. auf -dt die Reime 579. 591. 1061. 769 (Konjektur) mit 6 2 und anderseits 15 Reime auf -dt mit ö 1 . Deutlich ist die Neigung zur Sonderung zwischen 6 und seinem Umlaut. Neben 9 Reimbindungen auf -öde, 3 auf -öden stellen sich 6 auf -öde (155. 1152. 1454. 1540. 1875. 1892) und eine auf -öden (1200); e i n maligem -oven: -ogen (1524) treten 3 Reime auf -ögen, -öven gegenüber (317. 1256. 1272), wozu noch der fragliche Reim 239 sowie bedrövet : erhöve V. 1650 anzuführen sind. Neben Adie Konjunktivreime behörde: töstörde (465), Wörde: hörde (1906) tritt die Bindung Wörde: vorstörde (Ind.) 1013 und l e g r e s nahe, auch den Indikativ hörde, störde (vörde, krönde, löste, tröste, vröchte) mit Umlaut anzusetzen, da ja schon dem As. •) Vgl. Seelmann, Nd. Jb. 18,141 ff.; A. Lasch, Mittelniederdeutsche Grammatik, §159; Sarauw 1, 196 ff.

XXII

die Durchführung des Präsensvokals im Präteritum geläufig ist, 1 ) jedoch muß es angesichts der abweichenden Bindung wort: gehört (903. 1234) sowie der Präterita getalde (nebst Part, getalt), bekande, vorbrande, nande, sande, wände, behöde (dazu Jcärde) fraglich bleiben (vgl. die Verhältnisse in der nhd. Gemeinsprache!). In den Reimen schöne: löne 333. 925 sind offenbar ö und ö gebunden; schöne ohne Umlaut (Sarauw 2, 76) mit der im Nd. häufigen Übertragung des Adverbvokals ist nur vereinzelt anderwärts in junger Zeit belegt, so daß man es nicht einzusetzen wagen darf. (Heutige Gandersheimer Aussprache schöne, Laun). Voll durchgeführt ist also die Trennung nicht. Ähnlich ist es offenbar bei den w-Lauten. Eine Neigung zum Trennen glaubt man zwar zu spüren (8 Reime auf -ünde, 2 auf -unden). Gesetz aber ist die Scheidung nicht, das ist zu schließen aus 1572 hopenunge: gelünge, sowie der (an sich nicht unbedingt beweiskräftigen) Bindung a vilr : sür 369 neben wäre : düre 221, während 1669 rüwen : büwen wieder zweifelhaft bleibt (Sarauw 1,222 ff.). I n rückblickender Würdigung der Reimgrundsätze Eberhards ist zu sagen, daß er mit seinen konsonantischen Bindungen weit hinter der verfeinerten höfischen Formkunst zurücksteht, mit den vokalischen aber nicht erheblich. Gehn seine Anforderungen zwar über die rückständige Reimbehandlung Eilhards bedeutend hinaus, so war doch in den Kreisen, welche die höfische Dichtung pflegten, mit solchen Mitteln um 1216 eine literarische Wirkung nicht mehr denkbar. Aber wir wissen es ja, daß Eberhard sich auch nicht von ehrgeizigen dichterischen Bestrebungen bestimmen ließ, daß er bei seiner Arbeit nicht an die Fürstenhöfe als die glänzenden Mittelpunkte dichterischen Lebens dachte, sondern aus politischem Anlaß nur auf einen fest umgrenzten Kreis seiner engsten Heimat, auf die Ganders») Vgl. A. Lasch § 442 A. 5; § 437; Saurauw 1, 293; 2,190ff.; Korlen, Statwechs gereimte Weltchronik S. 183ff.

XXIII

heimer Ministerialen, wirken wollte. Hieraus ergibt eich auch das Verständnis für die Sprachform, in der die Chronik abgefaßt ist. Wie es im Znsammenhang mit der geographischen Lage und der geschichtlichen Entwicklung durch die gesamten Kulturverhältnisse gegeben war, hatte sich (nach dem Absterben der Stabreimdichtung) die Entfaltung der deutschen Dichtung höheren Stils bis zu ihrer farbenreichen und zart abgetönten Hochblüte auf dem hochdeutschen Sprachgebiet vollzogen und hatte diesem hierdurch die bedingungslose Führerschaft gegeben. Unmöglich mußte es dem Niederdeutschen scheinen (man vergleiche nur die Neuzeit) in seiner ungeübten und ungeschmeidigten Heimatsprache mit der Schönheit und Anmut hochdeutscher Dichtung in Wettbewerb zu treten, auch wenn ihm der Gedanke weiterer Wirkung nicht gekommen wäre. So entstand, gefördert durch den starken Gesamteinfluß des Südens — waren doch die Weifen selbst hochdeutscher Herkunft — in Niederdeutschland höfische Dichtung in hochdeutschem Kleid; jene Dichter alle von Eilhard an, die unter dem Eindruck der neuen ritterlichen Dichtung und ihrer Ideale standen, suchten die Mundart ihrer Heimat abzustreifen und sich einzureihen in den allgemeinen Kreis der Dichtungen, die sämtlich nicht einer Einzellandschaft, sondern der großen Geistesgemeinschaft des deutschen Rittertums angehören wollten. 1 ) Eberhard aber hatte mit dieser Bewegung und den geistigen Kräften, die sie belebten, nichts zu tun. Unberührt von höfischen Gedankengängen und ritterlicher Formkunst wandte er sich belehrend und ermahnend lediglich an die ostfälische Hörerschaft, die in einem Abhängigkeitsverhältnis zu seinem Kloster stand. So war es das Gegebene, daß er in seiner und ihrer Sprache sprach und eine niederdeutsche Dichtung schuf. Vgl. 0. Behaghel, Schriftsprache und Mundart, Akademische Rede, Gießen 1896; G. Roethe, Die Reim vorreden des Sachsenspiegels, Abhandlungen der kgl. Gesellschaft der Wissensch, zu Göttingen, Phil.-Hist. Kl. N.F.II,8, Berlin 1899.

XXIV

Allerdings kam Roethe ip seinen weitausschauenden Untersuchungen über die Reimvorreden des Sachsenspiegels zu einer anderen Auffassung und war geneigt» auch Eberhard den nd. Dichtern zuzurechnen, die nach hd. Sprachform s t r e b e n . D i e nd. Lautgebung der Hs. sollte der späteren Überlieferung zur Last fallen. Die Reimuntersuchung weist indessen mit Entschiedenheit auf die Abfassung in nd. Mundart hin und läßt gelegentlich sogar das Ostfälische spüren. Den Gedanken an eine ungeregelte Sprachmischung schließt die vokalische Regelmäßigkeit der Reime aus; sie zeigt uns, daß sie im ursprünglichen Sprachtypus erhalten sind, und verbietet die Übertragung ins Hd., wobei man naturgemäß ans Md. denken müßte. Fern steht der Sprachstand der thüringischen Dichtungen. Eher käme schon das Mittelfränkische, das mit so manchen Zügen eine Übergangsstelluug einnimmt, und besonders das Ripuarische in Betracht, zumal ein vorbildlicher Einfluß älterer rheinischer Dichtungen literargeschichtlich sehr gut denkbar wäre. Auch hier aber treten die Gegensätze deutlich genug hervor. Selbst zum Ripuarischen stimmt der Vokalismus nicht. Vom Annoliede an reimt die ganze Gruppe rheinischer Dichter regelmäßig die Formen geit, steit, deit auf -eit (-heit) mit hd. ei,2) was Eberhard nicht kennt, während umgekehrt bei ihnen die Eberhardschen Bindungen auf deit (diet) und reit (riet), um von neit (nicht) zu schweigen, unerhört sind. Auch der Reim klede: he(d)de fällt heraus; als auffällig, wiewohl nicht unmöglich, muß man ferner die Bindungen von tonlangem e aus i mit altem e bezeichnen. Als unmöglich erweist sich die Durchführung der Lautverschiebung. Ins Hd. übertragen ergäbe sprekitt timebit 373 vokalisch und konsonantisch einen Unreim, der nicht denkbar ist, und ebenso kann bei den Reimen vorgeten : gescreven 89, sprelcen : bewegen 107 im Hinblick auf die sonstige Reimtechnik Eberhards die Umsetzung ') Ebenso auch Chr. Walther, s. Nd. Jahrb. 46, 76. ) Belege bei Weinhold, Mhd. Gr. § 352. 357. 362.

2

XXV

in hd. Lautstand und damit in Bindungen von langem mit kurzem Konsonanten als ausgeschlossen gelten, da auch der Vokalunteischied, der sich ohne Frage schon zwischen offener und geschlossener Silbe ergeben hatte (auch im Mfrk.), in Rechnung zu stellen ist. Auch bei den Reimen sitten : wetten 359 und netten : vormeten 1208, deren ostfälischer Charakter schon hervorgehoben ist, würde die Übersetzung ins Hd. eine höchst bedenkliche Verschlechterung bedeuten, ebenso bei 563. 761. 909, und für mfrk. Lautstand gilt das sogar für 1226. 1266. 1550. Auf der andern Seite gibt es keine Reime, welche hd. Lautform nötig machten. Aus dem Fehlen oder der Seltenheit bestimmter Bindungen, die dem hd. Konsonantenstand widersprächen, darf man keine Folgerungen ziehen, ohne unter Beachtung der vokalischen Reimgenauigkeit die Reimmöglichkeiten zu prüfen: sie sind in allen Fällen nur gering. Es fehlt also an begründetem Anlaß, aus lautlichen Erwägungen die nd. Abfassung der Dichtung zu bezweifeln. Aus einzelnen hd. Worten und Formen Schlüsse auf den Lautstand zu ziehen, wäre falsch. Nichts können natürlich die Lehnwörter besagen, die aus dem Hd. ins Mnd. eingedrungen sind und für den starken Kultureinfluß, den das hd. Sprachgebiet geübt hat, Zeugnis ablegen. Beispiele wären etwa die ¿-Worte, die der nd. Aussprache und Schreibung Schwierigkeiten machen: unvorzaget, zirheit, herze, lazur, wohl auch zabel, dazu zagel [ganz hingegen fehlt noch bei Eberhard). Zu den Lehnworten oder Lehnformen gehören anscheinend auch einige von den Worten, die sich im Mnd. durch regelmäßiges ei auszeichnen (reise, heiser). Mit den höfischen Lebensformen aus dem Hd. übernommen sind offenbar die ehrenden Bezeichnungen vrouwe, junkvrouwe, die in den mnd. Texten mit der heimischen Form vruwe im Kampfe liegen 1 ); während Eberhard nur vrouwe ') Bezeichnend ist es, wie in der Loccumer Historienbibel junevouwe einerseits (mit der Schreibweise der Fremdwörter)

XXVI

reimt, war dem Schreiber des 15. Jhs. bloß vrüwe geläufig (vgl. 148). Aus dem Md. ist außer michel auch michelUch (ursprünglich wohl eine geistliche Wortbildung, s. Graft 2 , 6 2 7 ) wahrscheinlich als Dichtungswort ins Nd. eingedrungen, wobei man der Bildungssilbe, die in der eigenen Sprache lebendig war, die nd. Form gegeben hat; im Mnd. Wb. ist es reichlich belegt. Wenn bei Eberhard in dem nicht mehr recht durchsichtigen Worte herlich (im Reime nie gebraucht) umgekehrt die Bildungssilbe nicht weniger als 7 mal mit ch erscheint 1 ), so deutet auch das wohl auf Entlehnung aus dem Hd. hin, die der Bedeutungsinhalt begreiflich macht; die Umformung ins Nd. ist später nachgefolgt, oder, was wahrscheinlicher ist, das ch ist nur orthographische Anlehnung an das Hd., und die Lautform ist von Anfang an ins Nd. übersetzt. In unserer Hs. ist im Inlaut auch das in solcher Stellung fremdartige ch fast immer durch k ersetzt, vgl. V. 306. Als dichterische Entlehnung aus dem Hd. ist ferner die Deminutivendung -Un zu betrachten. 2 ) Andere Worte wie nennen und niden darf man dem Nd. kaum absprechen, wenn dort auch später andere Ausdrücke geläufiger sind und sich durchsetzen. Es ist hervorzuheben, daß auch das rein Niederdeutsche in Ausdrucksweise und Wortschatz Eberhards deutlich hervortritt; es ist hier entbehrlich, dies im Einzelnen darzulegen. Die nd. Züge machen sich auch in der Formenbildung geltend. Ich erwähne nur die Pluralendung -t und vruwe, husvruwe, mervruwe anderseits einander gegenüber stehn, Anzeiger f. d. Altertum 43, 154. Durch besondere Schreibung hebt sich auch in der Gandersheimer Hs. vrowe vom heimischen scha(u)wen ab. ') Bei anderen Worten auf -lik erscheint ch nur 215. 798. 1184. 1231; immer im Auslaut. Vgl, A. Lasch § 337. Sarauw 1, 414. — Neben dem gewöhnlichen herlicheit ist im Mnd. Wb. auch zweimal herlichJceit belegt. 2 ) Als dichterische Neubelebung einer erstarrten Bildung unter hd. Einfluß kaum aufzufassen, da in heimischen Formen schon Abschwächung zu -elen eingetreten war. Vgl. Seelmann, Nd. Jahrbuch 46, 51, Nörrenberg 49, 29.

XXVII

im Indikativ Präsentis (217 sowie 1294, vgl. auch 769), die Formen licht (1237. 1285) und draget (30) für die 3. Sing., auch das Pronomen we (1617). Aber daneben kann man den hd. Einsehlag nicht ableugnen. Wenn die Endung -en im Plural über die auf -t bei weitem das Übergewicht hat, so könnte man dabei noch an ein Schwanken in der eigenen Mundart unter elbostfälischem Einfluß denken; bcgänt V. 193 fällt ganz aus dem nd. Formenbesitz heraus. Hochdeutsch ist offenbar sagen, das statt des schlecht reimbaren seggen oft im Reim erscheint; von den Formen ist (951. 1198), hän für die 1. Sg. (939. 1909), hat (mit Länge) für die 3. Sg. (218. 859) und für die 2. PI. (1294) gilt das Gleiche; auch haven, häufig gereimt, mag hochdeutschen Ursprungs sein (vgl. S. XXXI, Anm. 1), hat aber, durch Anlehnung an heimische Formen unterstützt, im Westfälischen festen Fuß gefaßt. 1 ) Das Prät. häde findet sich auch sonst in älteren nd. Texten, wird aber doch als Fremdform eingeschleppt sein. Hochdeutsch ist weiter da (227. 416. 589). Dagegen ist es im Hinblick auf das Nebeneinander der beiden Bildungsweisen auch im Ags. und Altnord, bedenklich hopenunge (1572) als hd. auszugeben, weil im Nd. die Bildung auf -inge wie im Hd. die auf -unge letzlich den Sieg errungen hat.'2) Ebenso muß man beJcande, beJcant und die anderen Partizipien mit umlautlosem a als nd. gelten lassen und wird nicht anders Schicht als die lautgeschichtlich regelrechte Form anstelle der Analogiebildung schüt gerade in einem alten Text nicht einfach als Fremdling ansehn dürfen. Auch döt (er tut) ist nicht bloß hochdeutsch (A. Lasch § 448). Da man jedoch den hd. Einfluß nicht ganz bestreiten kann, wird man ihm, statt Einwirkung einer fremden nd. Mundart anVgl. A. Lasch § 439. Abweichend Sarauw 2,204 f.; zur Beurteilung der dortigen Belege vgl. A. Lasch § 78, Festschrift für W. Braune (Dortmund 1920) 320 ff. s ) Vgl. Fr. Kluge, Nominale Stammbildungslehre3 (Halle 1926) § 159; Sarauw 2, 48. Auf die Belege in den kleineren aa. Denkmälern ist dabei noch hinzuweisen.

XXVIII

zunehmen, auch das nicht voll Beweiskräftige zuzurechnen haben. Für die Lautform, die von Eberhard erstrebt war, folgt hieraus nichts. Wohl kann die kräftige Ausprägung niederdeutscher Eigentümlichkeiten gegen den Gedanken an hochdeutsche Sprache bedenklich machen, die Reimworte von hochdeutscher Bildung sagen aber auf der andern Seite nichts über die sprachlichen Absichten des Verfassers aus oder können auch noch als Zeugen für das Niederdeutsche aufgerufen werden. 1 ) Denn wir haben darin kein beliebiges hochdeutsches Sprachgut, sondern vorzugsweise solche Formen, die in nd. Gestalt schlecht reimbar sind. Wir müssen überlieferungsmäßige Reime darin sehn, die Eberhard von seinen Vorbildern übernommen hat. Auf eine Abhängigkeit seines Dichtens von hochdeutscher Dichtung läßt sich daraus schließen 2 ), aber sie braucht nur mittelbar zu sein, denn diese Reime sind nicht für Eberhard allein bezeichnend, sondern als herkömmliche, bequeme Bindungen schleppen sie sich fast durch die ganze mnd. Dichtung hin und legen auch bei Dichtern, bei denen hd. Sprachbestrebungen längst nicht mehr in Frage kommen, noch Zeugnis ab für die mächtigen Anstöße, die vom Hd. ausgegangen sind. Arnold Immessen z. B. reimt in Einbeck gegen das Ende des 15. Jhs. neben seinen eigenen Formen ebenfalls sagen, ist, döt (er tut), stät (er steht), was Eberhard nicht braucht, hän für die 1. Sg. und PI. und im Infinitiv sowohl hän, was Eberhard nicht kennt, wie haven, dazu nebeneinander Ut und licht und die drei Formen sceit, schüt und Schicht und anderes mehr. Die hd. Züge sind in seinen Formen eher noch zahlreicher als bei Eberhard. 3 ) ') Vgl. hierzu Chr. Sarauw, Nedertysk. En Indledning til Sprogets Historie. Med et Forord af L. L. Hammerich (Studier fra Sprogog Oldtidsforskning 142), Kopenhagen 1926, S. 37 ff. 2 ) Formen wie döt lassen dabei eher an Thüringen als an das3 Rheinland denken. ) Vgl. die Zusammenstellungen zur Formenlehre bei Fr. Krage, Arnold Immessen, Der Sündenfall. Heidelberg (Germ. Bibl.) 1913.

XXIX

Auch bei diesem ist es deutlich, daß es sich um Keimgut handelt, das aus der dichterischen Überlieferung aufgenommen ist, nicht aber um Belege f ü r das Erstreben fremder Sprachformen. Denn er zeigt keinerlei Bemühen, um dieser Bildungen willen die Formen seiner eigenen Mundart zu verbannen. Unbekümmert wechselt er vielmehr zwischen ihnen; bezeichnend für seine Reimkunst ist die Verwendung zahlreicher Doppelformen. Er braucht drei verschiedene Pluralendungen (s. oben). Neben vorherrschendem döt (34. 356. 429. 1698) erscheint auch deit (54). Neben häufigem gän und st an begegnet zweimal die fremde e-Form (1104. 1317). Neben begünde (870. 1300), das jedenfalls das Heimische für ihn war, reimt er begonde (270. 610), dazu begunnen (289. 493), aber nicht began. Nebeneinander reimt er auch, beides nd. Formen, neit und nicht. In andern Fällen, wo die Reimmöglichkeiten weniger günstig waren, lassen sich die Doppelformen nur aus dem Versinnern belegen (z. B. liebben, segen, Ut); ein Ausgleich zugunsten der Reimformen war hiernach für die Ausgabe nicht rätlich. Man muß grundsätzlich unterscheiden zwischen den Sprachformen, die wegen der Reimbequemlichkeit als herkömmliches Gut übernommen werden und sich in den Dichtungen von Jahrhundert zu Jahrhundert vererben, und den f ü r die Formgebung des Reimes bedeutungslosen Schreibformen, die sich gelegentlich in der Ha. finden. Auch hieraus sollten sich Anzeichen f ü r den hochdeutschen Ursprung der Dichtung ergeben, und nicht zu leugnen ist es, daß hochdeutscher Einfluß sich in zahlreichen Einzelheiten zu erkennen gibt. Vorsicht ist allerdings geboten. Nur eine jüngere, aber nicht fremde Lautform bezeichnet anlautendes tw f ü r älteres dw (s. 126). Wie im Kaisernamen Otte (im Unterschied von Ode) die hd. Form auf nd. Boden allgemein gebräuchlich ist, so ist auch gemöte mit t (und vielfach göte sowie hüte) im Mnd. weit verbreitet. 1 ) l ) göte wird im Wurzgarten des Pfaffen Könemann häufig mit t -Formen (hd. z) gereimt, auch etwa Visio Philiberti 251 und bei Immessen (s. Krage S. 26).

XXX

Mehrmaliges sonstiges t für d (germ. d) könnte aus einem th der Vorlage entstanden sein, einer umgekehrten Schreibung die V. 1026 überliefert ist: auch für hd. d (germ. ]>) begegnet t (517. 603). Über t im schwachen Präteritum vgl. Saurauw 2, 198. In der Endung -lieh ist die Schreibung mit ch im Mnd. und gerade im Ostfälischen nichts Seltenes und hat offenbar lautlichen Hintergrund (A. Lasch § 337, Sarauw 1,414). Auch samfte ist nur mit Vorbehalt anzuführen. Erscheint zweimal kurz hintereinander bei nd. Konsonantismus ein i in offener Tonsilbe (1635.1643), so sind das vermutlich Reste ganz alter Schreibungen (für das Elbostfälische bezeichnend), die sich noch in die junge Handschrift hinüber gerettet haben wie die paar th (z. T. in t entstellt) für c?.1) Die fremde Lautgebung bei dem Titel gräve begegnet im Mnd. häufig, und bei einmaligem bruder mit u (1713) darf an den Einfluß des Hochdeutschen gerade auf die Verwandtschaftsnamen erinnert werden (A. Lasch, § 55; 162 Anm.); es findet sich auch sonst in rein nd. Texten. 2 ) Nicht voll gesichert scheint mir die Form unser (99. 265. 600), da die zweite Silbe nur aus einer Abkürzung zu entnehmen ist. 3 ) Immerhin bleibt noch genug zurück. Es steht häufig der für de (s. 40) und zweimal (88. 1934) wer für ive,4) einmal auch alles mit hd. Endung (734). ') Vgl. A. Lasch in der Grammatik und im Mittelniederdeutschen Lesebuch (Dortmund 1925). 2 ) Vgl. die Rechte der Krämer zu Goslar, Urkundenbuch der Stadt Goslar (Geschichtsquellen der Prov. Sachsen Bd. 30) S. 306 ff., wo mit der Schreibung u auch mehrfach beide Formen gleichzeitig gegeben werden. 3 ) Abkürzungszeichen, die bloß einen Vokal (e oder i) ergänzen, kommen mehrfach vor, s. d. Lesarten zu 458. 463. 441. 668. 1310; fraglich ist 659. Wo das Zeichen für ein sicheres er steht, ist es meist anders angebracht; die Abkürzungen bei unse 263. 600 gleichen denen für -es (1045. 1359). — Falsche Konjektur w a r togende,

siate

f ü r Stade

kommt nicht vor (s. 285. 1125. 1359). 4 ) her für lie an verderbter, zweifelhafter Stelle 544 (vgl. 1403); er 517 war fälschlich als Pronomen aufgefaßt.

XXXI

Mehrmals begegnet t für d, wie schon erwähnt (267/8. 1392/3, vgl. aber 517), vereinzelt ch für Je (1945, vgl. 1735); wie dies vielleicht, braucht jedenfalls das b für v 1 ) nur als fremde Schreibung ohne lautliche Bedeutung angesehn zu werden (A. Lasch § 290). Hochdeutscher Vokalismus begegnet einmal im Worte heiigen (290). Nichts aber nötigt zu dem Schluß, daß sich in solchen Einzelheiten die Spuren einer Vorlage von hd. Gesamtcharakter zu erkennen gäben. Sie würden dann zahlreicher und tiefer sein. Hingegen ist die leichte Beimischung hochdeutscher Züge ganz wie in der Wolfenbüttler Hs. gerade aus nd. Texten der Frühzeit wie dem Ottonianum wohl bekannt und setzt darum keine Vorlage von wesentlich andern Charakter voraus. Den Vermutungen hochdeutscher Formen, die vom Schreiber unserer Hs. mißverstanden wären, lassen sich nd. Formen gegenüber stellen, die er schon in der Vorlage gefunden und falsch aufgefaßt hat: bede ( d . h . beide) 37, seker 288, harte 824. 1946, Strafe 533, dat 403. 892. 1114. 1716 {t zu r verlesen); auch io mer 1634 und sprehit 373. 1915 darf man als sprachliche Zeugen anführen. 2 ) Erkennt man an, daß es sich nur um hd. Einsprengsel in einem nd. Text handelt, so fragt es sich weiter, welcher Uberlieferungsstufe sie zuzuschreiben, ob sie dem Dichter selber oder einem Schreiber zur Last zu legen sind. Manches spricht gewiß für das 13. Jh., obwohl sich auch im 15. Jh. solche Ausweichungen ins Hd. finden; trotz eines nachweisbar nd. Schreibers begegnet z. B. in dem Schauspiel von Arnold Immessen mehrfach die hd. Flexionsendung -er (4. 837. 1228. 1751. 1883, vgl. auch die Schreibungen 199. 111. 848. 1882). Aber daß Eberhard selbst beim ausdrucksvollen Vortrag seiner Dichtung, für den sie ') Fast nur im Worte haven (s. 91), dem sein hochdeutsches (nicht mittelfränkisches!) Schriftbild zuteil wurde dazu gebe 1759. *) Vgl. E. Schröder a. a. 0. 45,119 ff.

XXXII

ohne Frage geschaffen ist, unabsichtlich bald hier bald dort in hd. Formen und Aussprache verfallen wäre, in wer z. B., obwohl er we im Keim gebraucht, das glaube ich nicht. Nach meiner Meinung sind es nicht so sehr Formen der gesprochenen Sprache als Schreibformen, Schriftbilder, die dem vieltätigen Schreiber aus manchen Vorbildern geläufig sind und ihm unwillkürlich in die Feder kommen. Gegen solche Unzulänglichkeiten muß man dem Dichter und seinen Absichten zu Hilfe kommen, auf die Gefahr hin selbst, die wohl nicht allzu groß ist, daß man gelegentlich auch Mängel in den Schreibgepflogenheiten des notarius Eberhard verbessern sollte. Es sind Anzeichen vorhanden, daß diese Fremdformen erst nachträglich hereingekommen sind, daß sogar mindestens ein Teil erst von dem letzten Schreiber herrührt. Zu Unrecht hatte man Eberhard die Reimformen nyt, nyet zur Last gelegt (587. 749. 1559): sie sind durch Entstellung seines neit entstanden, das der Schreiber des 15. Jhs. nicht verstand, wie er in vielfachen Glossierungen verrät (s. 587), zu denen sich Textänderungen gesellen (s. 68 und 499 und vgl. auch 1230. 371. 1236). Von den Zwischenzeilenglossen dient ein großer Teil nur der Erläuterung ganz einfacher Worte, deren Schriftbild verschiedene Deutungen zuläßt 1 ): so hat der Schreiber vermutlich auch die Erklärungen zu harte „Herz" nur deshalb zugefügt (1322. 1681), weil ihm dies Wort auch „hart" bedeuten konnte, nicht weil es an sich erläuterungsbedürftig wäre: wie sollte ihm, dem Ostfalen des 15. Jhs., diese Form (die für Eberhard noch nicht in Frage kommt) auch fremd sein? (Vgl. 121). Dann aber dürfen wir ihm auch harte „hart" 1393 und die anderen auffälligen t-Formen zutrauen. Auch lesterlich 1231 ist wahrscheinlich erst durch Verderbnis in den Text gekommen. Vgl. auch her 544. '1403.

») 156. 160. 760. 812. 825. 1037. 1038. 1379. 1623. 1717. 1730. 1848, auch 401; dabei werden die Erklärungen recht mechanisch zugesetzt, wenn auch aus dem Satzzusammenhang die Bedeutung klar hervorgeht.

XXXIII

Aus diesen Ergebnissen bestimmt sich die Aufgabe, die eine kritische Ausgabe sich zu setzen hat. Die fremden Beimischungen gilt es auszuscheiden und über die Handschrift hinaus so weit wie möglich zum Dichter vorzudringen. Die Weilandsche Ausgabe hat sinnstörende Verderbnisse gebessert, hält sich aber im Übrigen völlig an das Überlieferte. Gerade nachdem hier bis auf die übergeschriebenen Zeichen, die meine Lesarten verzeichnen, bis auf den Wechsel zwischen g und gh, i und «/, u und v, f und s und bis auf die Initialen und die Verwendung von ff schon ein treues Abbild der Hs. gegeben ist, war es nicht meines Amtes, dabei stehn zu bleiben. 1 ) Der Dichtung vom Jahre 1216 ist sehr vieles von den Sprachformen angelegt, die im 15. Jh. gelten, zur Zeit des Dichters aber noch nicht. Z. B. o vor Id aus älterem a, die Formen öme, öne, ore, öt beim Pronomen 2 ) und zahlreiche andere Rundungen, wogen, wöge für wägen, wege (1117. 304. 731, die eigene Aussprache des Schreibers durch übergeschriebenen Vokal bezeichnet), vornömen für vornemen (1172. 1 8 5 7 . 1 9 4 7 ) . 3 ) Vereinzelt ist bei den ablautenden Verben der 4. und 5. Kl. im Indikativ PI. des Prät. das ältere ä durch e ersetzt. 4 ) ') Kleinere Flüchtigkeiten waren öfters stillschweigend zu berichtigen; ganz übersehen war V. 1557. 2 ) Daneben noch gelegentlich die alten nngerundeten Formen, die in den urkundlichen Texten des 13. Jhs. (im Braunschweigischen und Goslarschen Urkundenbuch) noch ausschließlich gelten. Der Fehler 6r für er (d. h. er) 1827 läßt noch erkennen, wie der Schreiber die jüngeren Formen eingesetzt hat. 3 ) Vgl. E. Liljebäck, Die Loccumer Historienbibel. Akademische Abhandlung, Lund 1923, Einleitung XXXV ff. *) Vgl. A.-Lasch, Korrespondenzbl. des Vereins für nd. Sprachforschung 38, 18, Wrede ebenda 39,10. Angesichts von Gieselers Sammlungen ist es mir unverständlich, wie er selbst bei seiner unkritischen Zusammenstellung und Verwertung sich der Erkenntnis hat verschließen können, daß die eFormen jung sind. Seine Liste zu Eberhard bedarf mehrfacher Berichtigung; auf dö folgt häufig der Optativ. Vgl. zu der ganzen Frage namentlich die Arbeit von H. Behrens, Niederdeutsche Präteritalbildung, Beiträge 48,145—222. W o l f f , Gandersheimer Reimchronik.

c

XXXIV

Manches von den jüngeren Formen mag schon auf der Vorstufe in den Text gekommen sein, denn wir haben uns klar zu machen, daß die Wolfenbüttler Hs. durch mindestens ein Mittelglied vom Original getrennt ist (doch sind schwerlich viele Stufen anzunehmen). Schon in der Vorlage stand harte (824. 1946), dessen a der Zeit Eberhards noch nicht angehört hat; sie hatte auch schon vmmer (322), nicht io mer. Die verderbte Überschrift setzt eine Fassung voraus, die kaum vom Dichter selber stammt; die Jahreszahl, die er erst V. 876 ff. mittelbar bekannt gibt, hat er nicht vorher in die Überschrift gesetzt. Der defectus, den die Randglosse V. 1910 verzeichnet, gehörte schon der Vorlage an, sonst wäre das Fehlende nachgetragen, und von einer zweiten Lücke, die ich aus der Braunschweigischen Reimchronik ergänzen konnte, V. 318, gilt das Gleiche: nur weil der Reim zu drogen fehlte, faßte der Schreiber V. 3 1 6 — 1 7 als ein Reimpaar und näherte plagen seinem Reimwort an. Auch von den tieferen Verderbnissen sind einige wohl nicht auf einmal entstanden. Eine volle, planmäßige Rückübersetzung in die Sprachformen des Dichters habe ich nicht unternommen, da sie nicht mit Sicherheit festzustellen sind: zum ersten weil wir die Sprache seiner Zeit überhaupt nur unzulänglich kennen, da die Quellen zu spät und langsam einsetzen, zum andern weil Eberhard, über seine Mundart hinausgreifend, von zahlreichen Doppelformen Gebrauch macht. Nur wo die Reime einen festen Anhalt gaben, und wo die Hs. noch Reste des Älteren neben den jüngeren, erst später aufgekommenen Sprachformen bewahrt hat, habe ich das Alte durchgeführt, um mich dem Dichter so weit zu nähern, wie die sichere Führung reicht. Z. B. reimt Eberhard im Adverb nur - liJce, während der Schreiber dafür -UJcen einsetzt. Beim starken langsilbigeu Neutrum ist der alte endungslose N. A. PL oftmals im Reim belegt; in der Hs. findet sich daneben gelegentlich die jüngere Bildung auf -e, s. 5 und 8 4 4 gegen-

XXXV

über 35.') Von diesen Einzelfällen hebt sich die regelmäßige Pluralendung -ere deutlich ab (317. 329. 1823. 1879; vgl. 236); im Hinblick auf das Ags. und den Beleg in den Lubliner Psalmen (28, 6) hat sie als alt zu gelten. Während die Reime das im Nd. verdumpfende ursprünglich kurze a vor Id mit bleibendem binden (1314. 1400. 1919), von o aber scheiden, und die urkundlichen Texte erkennen lassen, wie das o für a in Ostfalen erst später zögernd einsetzt (vgl. A. Lasch § 93), schreibt die Hs. o, bewahrt zu Beginn aber noch ein paar Restformen (vgl. 39 und 40). Eberhard reimt vroutve2), und der Schreiber behält dies anfangs nicht bloß im Reim sondern auch im Inneren des Verses bei (vrowe), geht dann zu vrowe oder vrüive über, um durch das übergeschriebene Zeichen die beiden Möglichkeiten hinzustellen, und wagt es schließlich, nur vruwe, seine eigene Form, zu setzen. Eberhard reimt auch göt mit o und nicht mit ü, die Hs. behält das nur im Reime und auch da nicht immer bei, schreibt es sonst mit w, läßt aber in der ersten Hälfte durch übergesetztes o daneben auch mehrfach die andere Möglichkeit zur Geltung kommen (s. 26. 36). Ähnlich ist es bei göde und otmöde (s. 28. 156); auch hier kehrt die wahlweise Bezeichnung wieder. Entsprechendes zeigt sich bei -fchap, das durch den Reim gesichert ist (in den ältesten Goslarschen Texten noch ausschließlich im Gebrauch): zu Anfang wird es zweimal beibehalten, dann nimmt der Schreiber seine eigenen, jüngeren Formen -fchop und später, abermals mit der Darstellung zweier Möglichkeiten, -fchup (s. 132). Während lierte noch bei weitem überwiegt, findet sich daneben, vorwiegend in der zweiten Hälfte, harte und dazu wieder herte zur Bezeichnung beider Formen (s. 121 und vgl. bifchop, bifchup, bifchup, 1176). Ähnlicher Wechsel herrscht zwischen den Formen fchullen und fcholen, welche durch die Schreibungen fchullen, fchollen, fchole 0 Vgl. A. Lasch § 372, Sarauw 2,34. Eine Sonderstellung hat höh. 2 ) Zum Vokalismus vgl. A. Lasch § 192, Sarauw 1,249. c*

XXXVI

verbunden Bind. Als das Ursprüngliche betrachte ich fchullen, womit der Schreiber anfängt, um sich nur über die Mischform fchollen davon frei zu machen, und wozu er immer wieder zurückkehrt (s. 164). Besonders zu beachten ist es, daß fchole einmal fälschlich geschrieben ist, also doch wohl die Form des Schreibers war (312). Man vergleiche weiter das Nebeneinander von zweimaligem wor (im ersten Fünftel) und sonstigem tvür (s. 101).') Fast nur zu Anfang, im ersten Viertel, finden sich übrigens auch beim Worte eddel die alten Schreibungen mit einfachem d (s. 162), bei wedder V. 510. Neben weit überwiegendem von steht in der Iis. ab und an auch van (s. 97). Die Form von (vun), die zu Unrecht als hochdeutsch verdächtigt war, herrscht heutzutage in einem bestimmten ostfälisch-nordniedersächsischen Gebiet, 2 ) und unsere Sprachdenkmäler lassen darauf schließen, daß die landschaftliche Scheidung in alte Zeit hinaufreicht. Schon aus dem As. kennen wir den Wechsel beider Formen, der auch dort auf mundartliche Verschiedenheiten hinweist. 3 ) Im Mnd. zeigt sich die Form von im Ostfälischen. Bei Eberhard kommt das Wort im Reim nicht vor: das deutet auf das bei vokalischer Genauigkeit schlecht reimbare von. Auch für den Pfaffen Könemann war dies offenbar das Geläufige. Er reimt im Kaland (Ausgabe von Sello) zwar zweimal van (894. 1274) und nur einmal von (108), im Wurzgarten aber sechsmal 4 ) von (Adverb! mehrfach zu van entstellt), woneben bloß einmal van begegnet. Auch in den sonstigen ostfälischen Denkmälern finden wir von mit dem weiter verbreiteten van im Kampf, in der Chronik des Stiftes St. Simon und Judas zu Goslar z. B. und auch noch in den Gandersheimer Urkunden des 15. Jhs.: hier wie in der Hs. der Eber') Auch zu den Eberhardschen Doppelformen begonde, begünde treten die Schreibungen beghünde und begonde. 2 ) Anzeiger für deutsches Altertum 26, 340. 8 ) Vgl. Damköhler, Nd. Jahrbuch 30, 74—76; Steinger, Nd. Jahrb. 51, 24. 4 ) Bei dem siebenten Reim, 170 r b , liegt Verderbnis vor.

XXXVII

hardschen Chronik wird van auf dem schriftsprachlichen Einfluß beruhen (vgl. A. Lasch § 38). Bei tövoren und den Partizipien der 2. Ablautsreihe bietet die Hs. fast ausschließlich die synkopierten Formen (s. 143). Nur im Reim zu doren steht einmal (1269) to voren, dazu findet sich noch je einmal ghekoren (1545, im Reim zu gheborn!) und gheboren (1746 im Versinnern). Durch den Reim zu doren ist die volle Form für Eberhard gesichert, und gegen die Möglichkeit von Doppelformen läßt sich geltend machen, daß im Unterschied vom Pfaffen Könemann Reime zu torn nicht vorkommen, obwohl es an der stofflichen Gelegenheit nicht fehlt. Auch rhythmische Gründe sprechen verschiedentlich gegen das Überlieferte für die Vollformen (397. 484. 1605. 1640. 1698). Daß die Hs. geändert hat, ist ohne Frage (1544—45!): da kann über die Richtung kaum ein Zweifel sein. Es empfahl sich deshalb, die Vollformen, die anscheinend als Reste in der Hs. auftauchen, durchzuführen: die Wahrscheinlichkeit, daß man den Zeitfall des Dichters erreicht, ist so am größten. Ebenso steht es, um auch dies noch anzuführen, beim G. Sg. der starken Maskulina und Neutra: das Versmaß deutet gelegentlich, wo die Hs. junge Verkürzung zeigt, auf die volle Endung mit erhaltenem e.') In jedem F a l l den Andeutungen zu folgen, welche die handschriftlichen Restformen geben, habe ich nicht gewagt. Beim schwachen Präteritum der 1. Kl. habe ich den regellosen Wechsel zwischen synkopierten Formen, deren bequeme Reimverwendbarkeit von Eberhard reichlich ausgenutzt ist, und den unsynkopierten nicht ausgeglichen, weil der Gebrauch von Doppelformen denkbar bleibt. Dieselbe Möglichkeit hat mich auch abgehalten, sprehit (373. 1915) anstelle von sprikt durchzuführen, we 'wie' für wü (885. 606 und, mißverstanden, 624) oder beim Verbum segen auszugleichen, wo secht vielleicht nur Form des Schreibers ist, und ebenso steht es in anderen Fällen. Wo es sich nur v

) S. 680. 698. 706. 1022, 1544.

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um Schreibgewohnheit handelt, darf man erst recht keine volle Gleichmäßigkeit voraussetzen. Geringfügige Spuren ganz alter Schreibungen, die ich nicht zur Grundlage des Textes machen wollte, sind th für germ. p V. 66 (vgl. 736, wo th nach Weiland fälschlich als Zeichen für d aufgefaßt ist) und dh V. 1020, wo die Entgleisung aus einem Odher der Vorlage zu verstehn ist. Weiter setzt die Hs. fc vor r (außer 96. 1059. 1601), sonst fch. Aber 1441 und 1548 findet sich fc auch vor Vokal, und der Fehler 1799 (?) scheint es für die Vorlage zu erweisen; weil es dem Schreiber nicht geläufig war, hat er es als ft verlesen. Aber damit ist noch nicht gesichert, daß Eberhard nur fc geschrieben hätte. So bleibe ich bei der handschriftlichen Regelung. Noch weniger konnte es in Frage kommen, die zweimal kurz nacheinander vorkommenden Schreibungen mit etymologisch kurzem i in offener Tonsilbe (1635. 1643) oder die Form io mer f ü r Ummer in demselben Kapitel (1634) zu verallgemeinern, obwohl es sich um Reste aus dem 13. Jh. handeln wird. Sie sind den Lesarten zugewiesen und ebenso vereinzelt auftauchendes edele und weder mit einfachem d (fast nur im 1. Viertel, s. 162. 510): widersinnig wäre es, das orthographische System der Bezeichnung kurzer Vokale nur mit diesen Wörtern zu durchbrechen. So habe ich (unter Verzeichnung in den Lesarten) auch den Wechsel zwischen e und ei nur innerhalb des gleichen Wortes leicht ausgeglichen, ohne Spuren abweichender Schreibungen der Vorlage (s. oben S. XXXI) zur Richtschnur zu erheben. — Im Auslaut habe ich den regellosen Wechsel von d und t, g und cJi, g und k nach dem Vorbild der mhd. Textausgaben beseitigt und auslautendes II ebenso wie ff vereinfacht. Besonders schwierig steht es mit der Bezeichnung des Umlauts. Sie ist in den kritischen Ausgaben mittelniederdeutscher Texte sonst nicht üblich; Albert Leitzmann, der es 1898 als erster unternommen hat, sie in einer großen Ausgabe durchzuführen 1 ), hat keine ») Die Fabeln Gerhards von Minden, Halle 1898.

XXXIX

Nachfolge gefunden. Noch immer wirkt hierin die längst überwundene und widerlegte Anschauung nach, daß es im Mnd. keinen Umlaut gegeben habe. Seit sie als falsch erkannt ist, gibt es keinen wirklich treffenden Grund mehr, mit einem mnd. Denkmal anders zu verfahren als mit einem mittelhochdeutschen. Nur stellt, gerade weil die Herausgeber sich bisher nicht damit abgegeben haben, im Einzelfall die Frage, ob Umlaut anzusetzen ist, oft vor große Schwierigkeiten. Denn die lautgesetzliche Entwicklung, die auch schon zu Zweifeln Anlaß gibt (bei den Adjektiven auf -lik z. B.), ist offenbar im Nd. in besonders starkem und dabei mannigfach wechselndem Maße von analogischen Wirkungen ergänzt oder durchkreuzt. Der Ausgleich zwischen Adjektiv und Adverb z. B. hat wohl schon verhältnismäßig früh begonnen und hat sich auch in verschiedener Richtung vollzogen (städe für das Adjektiv). In sehr vielen Fällen gibt allerdings die Hs. einen Anhalt, indem sie den Umlaut durch ein übergesetztes Zeichen ausdrückt, durch ein e, das aber meist nur durch zwei flüchtig hingeworfene, zu einander schräg gestellte Striche angedeutet wird; mitunter kann es auch mit dem übergeschriebenen o verwechselt werden. Dasselbe Zeichen wird aber auch sehr ausgiebig als Dehnungszeichen für etymologisch langes o oder ü verwendet 1 ), so daß es bei diesen Lauten für die Umlautsfrage keine Auskunft geben kann. Bei den ursprünglich kurzen Vokalen auch in offener Tonsilbe steht es mit ganz wenigen Ausnahmefällen ausschließlich dann, wenn Umlaut in Betracht kommt. Besonders ') Bei ä nur selten, s. 167. 168. 584. 1643, dazu 1315. Bei i tritt vielfach Doppelschreibung ein, bei mnd. e nur selten. Bei 6 steht vor Dentalen auch öfter nachgeschriebenes i, vor andern Konsonanten mehrfach e. — Natürlich kann übergeschriebenes e auch andeuten, daß e anstelle des Vokals eintreten solle oder könne, s. V. 817 (deutlich ausgeführtes e über das a gesetzt); bei wönen „wähnen" (s. 480) ist dies nicht anzunehmen, da hier das diakritische Zeichen nicht als klarer Buchstabe, sondern nur in flüchtig hingeworfener Gestalt erscheint.

XI/

dienlich waren mir bei der Prüfung, wieweit ich diesen Andeutungen Folge geben könnte, die Zusammenstellungen von umlautsbezeichneten Formen in den Niederdeutschen Forschungen von Chr. Sarauw; die Ergänzungen, die aus meiner Ausgabe zu entnehmen sind, werden hoffentlich weitere Nachfolge finden und dazu helfen, daß wir langsam Geschichte und Ausdehnung des Umlauts deutlicher erkennen. Es sind nur Anhaltspunkte, die die Hs. gebeD kann, von einer regelmäßigen Durchführung der Umlautsbezeichnung kann nicht die Rede sein. Für die Verwertung in dieser Ausgabe war es besonders günstig, daß die Hs. an gleichem Orte wie die Dichtung entstanden ist und derselben Mundart angehört. Aber vom Dichter trennen sie rund zweieinhalb Jahrhunderte: so gibt sich auch in den Umlautsbezeichnungen ohne Frage öfters ein jüngerer Sprachstand zu erkennen, den wir nicht in den Anfang des 13. jhs. übertragen dürfen. Nicht immer konnte ich darum den Andeutungen der Hs. folgen. Es ist jedoch für jedes Wort und seine verschiedenen Formen durch Sammelangaben in den Lesarten (auf die das Wortverzeichnis hinweist) angegeben, wie weit die Durchführung des Umlauts an der Hs. einen Anhalt hat und wie weit nicht. Haben anderwärts die Lesarten häufig nur textkritische Bedeutung, so sollen sie hier vornehmlich als Sprachzeugnisse gewürdigt werden. Anzunehmen ist es, daß ich in manchen Fällen bei der Durchführung oder Nichtdurchführung des Umlauts fehlgegriffen habe. Bei einem Unterfangen, das so neu ist, ist das kaum anders möglich. Aber das Wagnis des Irrens mußte ich auf mich nehmen; nur dadurch wird man zu einer Klärung und festeren Erkenntnis kommen. Auch die Textkritik gab allerhand zu tun; nicht an allen Stellen habe ich die Verderbnis bessern oder über Vermutungen hinauskommen können. Beobachtungen und Feststellungen an der Hs. und namentlich ausgezeichnete Besserungsvorschläge, die ich fast alle auf-

XLI

genommen habe (mit S. bezeichnet), hat Edward Schröder in dem genannten Aufsatz 'Zur Überlieferung des Eberhard von Gandersheim' veröffentlicht. 1 ) Über einzelne Stellen hat auch Sarauw sich in seinen Niederdeutschen Forschungen geäußert. In entgegenkommendster Weise hatte er sich erboten, mir auf Grund näherer Beschäftigung mit Eberhard vor der Drucklegung Vorschläge und Rat zur Lösung ungeklärter Schwierigkeiten zu spenden. Er ist vorher gestorben. Mein Dank gebührt auch meinem Freunde Studienassessor Peter Diepers, mit dem ich manche Frage besprochen habe, und Dr. Alfred Hübner, dessen Mitarbeit mir beim Lesen der Korrekturen wertvoll war. Der dichterische Wert der Gandersheimer Reimchronik ist nicht allzu groß, wiewohl uns Eberhard bisweilen durch ironischen Humor und gesunde Urwüchsigkeit erfreut. Die Aufgabe, die das Werk sich setzt und gut erfüllt, hat mit Dichtung im höheren Sinne wenig zu tun. Von einer geschichtlichen Bedeutung für die Entwicklung der nd. Dichtung kann nicht die Rede sein; mit diesem Werk, das nur für einen engbegrenzten Umkreis geschaffen ist, steht Eberhard abseits von den Wegen, auf denen das dichterische Leben neuen Zielen zueilte. Nur von einer einzigen geschichtlichen Dichtung aus der Nachbarschaft, von der Braunschweigischen Reimchronik, ist es stark benutzt. 2 ) Viel hat diese in mehr oder minder engem Anschluß übernommen. Gerade das aber an Ausdrucksweise und Versbau, worin die Eigenart von Eberhards ') Das Pronomen, das er in V. 1325 und 1629 ergänzt, war nur von Weiland übersehen. 2 ) Im 16. Jh. wurde die Reimchronik Eberhards noch von dem Verfasser zweier lateinischer Geschichtswerke über die Klöster Gandersheim und Clus benutzt. Gedruckt wurde sie zuerst auf Grund der Helmstedt-Wolfenbüttler Hs. im Jahre 1709 von Leuckfeld, dann 171t von Leibniz in den Scriptores rerum Brunsvicensium und 1734 in dem großen, schon früher angeführten Werk von Harenberg.

XLII

Dichtung liegt, das Besondere, was zu den herrschenden Formbestrebungen nicht paßte, wurde dabei so gut wie möglich abgestreift. Uns aber ist sie um dieser Sonderstellung willen, die doch ohne Frage aus einer engverwandten Reihe herausspringt, ein bedeutsames Zeugnis für eine Stufe und Entwicklungslinie, die uns sonst hinter den Werken höfischer Zielsetzung verborgen bleiben. Aus einer Zeit, in der die hochdeutsche Dichtung auf sächsischem Boden die Herrschaft führt, ist es das erste echt niederdeutsche Werk, niederdeutsch in Ausdrucks weise, Formgebung und Sprache: darin liegt die besondere Bedeutung. Es steht für uns am Anfang mnd. Schrifttums.

De fundatione Gandersemensis ecclesiae. P r o 1 o g u s. Sint dat sek erhof de hilge kristenheit, der ummefank is worden lank unde breit: dat is von godes hülpen geschein. so men mach wol hören unde sein, 6 schöne godeshus sint seder vele gestichtet, mit schöner zirheit harde wol berichtet, mit teppeden unde ok mit ummehangen alle wende vil schone befangen, mit mesterliken sinnen wol gemolt. 10 laznr, sülver unde ok dat golt geven darinne harde wünnechliken schin. unde so se an der werlde dürest sin, dat se dar heten vil eddele steine: de sint darinne ok mit eren gemeine. 15 mirre unde wirok riiket ok darinne; Überschrift: Prologus de fundacöne Ganderfem EccTe de latino in Teutöicü tnflatus. Anno dm ihccvi incarnacoifl dominice. 1 erhoff. So auch 650. 797. 1218. 1336-, hoff 511. 1318; hoeff 688. 1432. 3 hulpen. hülpe mit ü auch 685. 1011. 1672. 1676. Mit u 1125. 1130. 1370. 1412. 4 Immer hören, nur 19 höret. 5 Schone. Mit 6 (Adj. und Adv.) auch, 6. 8. 35. 74. 306. 926. 1008 (SbstJ. 1394. 1520. 1751. Mit o 13 mal (einmal Sbst.). godefhufe. hüs (Sg.- und PI-formen) mit ù auch 35. 78. 844. 1197. 1455. 1666. 1685. 1810. 1818. 1904. hüs 41. 74. 6 czirheit. 9 ghemolt. 10 fuluer, immer mit u, 567 füluere. 11 wünechliken. 12 düreit. Mit ü auch 222. 564. 725. 733. 753. 1026. Mit U 1816. 1836. 13 se fehlt. 15 ruket. r.ieif-heimer Reiinchroiiik.

j

2

20

25 [1t]

30

to gode erheven sek dar des minschen sinne, kerzen unde lampen darinne lttchten. darinne schal men sin mit geistliken tüchten. darinne höret men lesen unde singen unde ok de klocken to godes eren klingen, de hilgen döpe darinne me entpheit, de kristliken lere men darinne vorsteit, darmede sek de lüde so bewaren, dat se to himmelrike varen. darinne se ok sein unses heren licham unde sin blot,. daraf uns komet dat ewige got. welk man ok darinne mit otmödichlikem sinne gode sine Sünde claget unde wäre rüwe an sinem herten draget: darinne werden se alle vorgeven. Nu seit, wu vrölike mach de salige leven, de an sek heft einen so milden mot, dat he gode alsodane ere dot,

16 To. Präp. und Adv. noch rund 40mal mit o, sonst aber to, weit überwiegend. 17 lachten. Nur mit u (156. 18 tüchten. So auch 427. 1593; (un)tücht 1009; 428). 864 (I). Sg.); 1789 (A. Sg.); tuchten 794, tucht 1588. 21 dope. 23 lüde. Mit ü noch 14 mal, mit u 18 mal. 25 wird auf i v wiederholt, mit blöt für blöd, blöt mit o auch 1563. 1565. Sonst mit o; im Heim auch mehrmals u. 26 göt. Mit ö (Adj. und st. N.) auch 418, mit o 187. 597. 807 sowie 1787 (zweideutig), goid 576. 894; goet 1533. Endlich 559 gÖde, das o gebessert (etwa aus u?) und darum noch einmal o darübergesetzt. Sämtliche o- Schreibungen im Beim. 28 odmödichlikem. Ohne diakrit. Zeichen 439, otmodicheit 436, otmoyde (Adj., als Sbst. aufgefaßt) 155, otmude (Adj.} 1876; oytmode (D. Sg. des Sbst.) 291; otmode (dasselbe) 1365. 29 lünde, ebenso 194; mit ü 615, mit ü 192, mit ü 293. 297, mit u 59H. darynne claghet. 30 rüwe. rüwen 1669. 32 Nü. Nur 20 mal mit einfachem u, davon 11 mal nach gr. Initiale, wobei 9mal das u einen roten Zierstrich hat. Sonst immer nü. wü. Nur 617 wu, sonst immer wü. vrolik. Mit o noch 3mal; o 688. 1512. 33 m6d. Meist •mit b, nur 5 mal o (hom., m.). moid 303. 575. 893. 1241. 34 doid. Sonst mit 6 (döt, dö, dön, dönde), 10mal, o'der mit o (do, don), 9 mal.

3 35 dat he eme also schöne bedehus maket unde ok mit sinem rechten gode saket, dat men darinne beide spade unde vro gode unsem heren denst unde ere do. unde eia, wu wol mach sek de man halden, 40 wanne de des michelken heiles schal gewalden, dat he wonen mach an dem ewigen hus, daraf her Davit sprikt alsus: 'beati qui in domo tua, domine, habitant.' de wort sin Latinschen lüden wol bekant, 45 unde mögen se ungelarden lüden mit alsölken worden düden: 'salich sint, here, de, de an dinem huse möten wonen, wante se schöllen dek, here, loven mit groten vröuden ewichlike 50 dar in dem schönen himmelrike.' Düsse rede hebbe ek vorgeves nicht gedan, [2r] wenne darumme dat gi darbi vorstan, wu vele lones de jene entpheit, de darna mit allem vlite deit, 35 ome. So noch 79 mal, da zu 46 mal ôme.

Mit ü (st. N. und Adj.)

189. 501. 656. 677. 903. Komma

39 Vnd.

S.).

noch 40 mal, mit u 29 mal.

37 bede W.] bedet.

36 gûde. Mit ü

vru (ohne

Mit Ô auch 388. 1758; mit o 247. 521. 1790.

holde. Immer mit o, nur 312 behalden, 1088 o

in a verbessert. 40 de] der. Ebenso 275. 276. 346. 347. 416. 442. 489. 506. 671. 678. 726. 731. 757. 960. 969. 997. 1049. 1079. 1082. 1173. 1491. 1506. 1581. 1606. 1611. 1708. 1812. 1. Prosa viermal, 2. Prosa beidemal. ghewolden.

gewolden, (ge)wolt, (ge)woldech(like) immer mit o, nur 311. 313. 612. 667 mit a. 4t wônë. Sonst mit o. 45 môghen. Mit ô (môghen, môghe) auch 197. 238.1032; 180 über dem o nur ein leichter Strich. Mit o 161. 234. 240. 594. 1341.

46 allolken. folk mit ô 611. 937, sonst mit o. duden. Ebenso 1037. 1637. Mit u 328. 363. 909. tô düde 84. 434. 879. 943. 1612. dûdeifchë 1887, mit u 553. 47 de. de. môtë. Mit ô auch 359. Vgl. 769. Mit o 542. 764. 1492. 1641. 48 fchullen. Mit û nur 910. 49 vroiden. Immer mit oi oder oy, nur 64 und 1795 mit au. Vgl. 494. 51 Duife. Meist mit u; mit û auch 1230.1920; dazu dût 879. 1266.1485.1808.1858.1948; dut 1770; dit (von mir durch-

geführt) 553. 628.1782.

53 loues (?, n oft wie u). jöne. 1*

4 55 dat he de kristenheit höge unde mere, so dat he in godes unde der hilgen ere beide kerken unde closter make unde en notorft mit sinem egenen gode sake, also de groten herschap bewilen daden, 6 0 de vele godes unde egen haden. gode sülven makeden se en to erven, up dat se mit ertrike möchten erwerven, dat se dat himmelrike behelden unde Ummer mit gode vröude weiden. 65 Unde eia, wu salich was ok de herschap, der hochnisse unte an den sonesdach an der kristenheit lövelike steit — des vorgetet ok de högeste neit — dat waren de könnige von Rome. 7 0 de stichteden vele rike bischopdome, se makeden könnichlike ebdie, clostere, kerken unde provestie, up dat en to lone Wörde gegeven, dat se in deme schönen hus möchten leven, 75 dar unse here sülven wonet inne. Ein hertoge grep ok an de sülven sinne. 55 hoghe. In den übrigen Belegen dieses Verbs nur o. 57 vnd. Ebenso noch 11 med. Gewöhnliche Abkürzung vn. 58 on. So noch 8mal; one 125. 933; om 1266. ön 12mal (dazu_ 1655); one 320; en 1654. Vgl. 1930. 59 gröte. Mit o noch 12 mal. 60 hadden. So immer, nur 898 haden (en auf Rasur) im Beim zu rade. Ebenso nur hedde. Vgl. behode 548. 1530. A. Lasch § 430; Sarauw 2, 194. Iii füluen. Mit ü auch 218. 633. 636. 812. 1167. 1224. 1439. 1482. 1715. 1722. 1877. 1928. 1947. Mit ü 85. 140. 578.1005, Ü108,n981. Sonst mit Vi. 62 se fehlt, mochten. Der Konjunktiv mit ö auch 207.338. Sonst mit o. 64. vmer. So immer mit v, desgleichen nümmer. Vgl. 1290. vraude, das a gebessert. 65 W. vermutete is für was. 66 De. unte an then sonesdach W.] vnfe an then Tones dach. 67 louelike. Mit 5 385. 1023. steit] fticht. 68 vorgheten. hoghelte nicht. Im Komparativ o 1696. 69 waren W.] wäre, konige, konnich, konuiginne, konnichlik, konnichrike immer mit o. 70 billchopdome. Noch 7mal -dorn mit o, 7med mit 6, -doem 164 (im Beim zu roem) -dorne 962. Im Simplex o 1668. 1932. 73 lone lese ich. worde. Immer nur o.

5

[2V1 80

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100

he satte alle sine danken darto, wu he ein godeshus makede also, dat dar godesdenst lövelike were. nu sint dorch des sülven stichtes ere, deme ek dorch recht aller ere gan, densthaft unde underdenich man: so wil ek dorch ungelarde lüde von Latine keren to Düde, dat von dem sülven hertogen steit gescreven. ok enis sin hochnisse nicht vormeden an einem boke, dat het Cronika: we wil, de mach et vinden alda. nochtan is siner werke vele vorgeten, de nü in böke worden gescreven, unde sin idoch vor war to havende, unde se ok wol kündich sin to sagende, so wil ek ok sunder vorchten sagen, dat mine vorvaren vor war willen haven, so se hebben hört von siechte to siechte, darto so sprikt ok de scrift harde rechte, der ek bin von godes gnaden wis: 'patres nostri annunciaverunt nobis'. dat sprikt: 'von unsen vorvaren hebbe we vornomen, wu mannich sage si an de warheit gekomen'.

79 loüeliken. Die Adverbien reimen nie auf -iken. Vgl. 979; neutral 1785. 82 Deynfchaft. 83 ungelarde W.] vnghelarder. 88 Wer. Ebenso 1934. et fehlt. Vgl. 589. all da. 89 werde. Vielleicht vorswegen? 90 nf. Immer mit v. boke. Mit o auch 887, mit o 1504. Sonst nur Singularformen, im 1. Teil immer mit o, später hingegen mit 6: 1651. 1674. 1694. 1791. 1857. 1924. 1948 (boke 972). 91 to W.] fe. habende. Mit b auch 171. 505. 868.1571. 1922. 92 kundick. küdich 1013; knniich 871-, kundighe 1574; künde 616: küde 868.1648.1663-, künde 191. vnkünde 1445; orkünde 298; orkunde 367. 1624; orküdiehliker 305. Vgl. 1029. 95 hebtin. Ebenso 163. 376. 96 fchrifft. 97 van. Desgleichen 150. 2ß6. 277. 311. 348. 361. 412. 414. 421. 547. 556. 592. 676. 767. 943. 980. 1306. wan statt van 1505. Sonst immer von, 173mal, dazu 863 und 1084 statt vor. Umgekehrt vor statt von 1737. 99 vnfn. Vgl. 265. 600. vorvaren W.] voren. Vgl. 1463.

6 unde worumme scholde ek denne ok vorswigen, dat ek beide von mannen unde von wiven unde ok von der scrift- rechte hebbe vornomen, wu mi düsse begünde rede si vorgekomen. 105 unde ef ek leider unwettende si, [3r] idoch bin ek wol getrost darbi, dat got eime itzliken dede spreken. de sülve mach ok mek wol bewegen unde geven mi alsodane sinne, 110 mit dem ek et wol vort bringe, wu de salige man dat closter stichtede unde wu herlike he et ok begiftede mit eren beide buten unde enbinnen. an godes namen wil ek nu de rede beginnen. I n c i p i t ü b e r et c a p i t u l u m primum. 115

Et was bewilen an Westirsassenlande, er dar jemant de kristenheit bekande, ein mechtich hertoge, geheten Wedekint; cristliken namen entphenk de here sint. er denne eme doch dat grote heil besehe, 120 sinen vigenden dede he swar unde we: ein stede unde köne herte hadde he darto.

101 wur vme. wur auch 520. 691. 750. 849. 936 (oder wür). 1445; wor 213. 389. 103 vornomen. Auch 847 mit o. 104 beghunde. Mit u auch 472. 1649. Mit ü 1301. Der Ind. Prät. hat u 1056. 1169. 1241. 1330. 1440. 1728 (begüde). 1903 (beghüde), dagegen ü 1007. 1087. 1103. 1159. 1204. 1305. 1380. 1398. 1415. 1476. 1708. Der Konj. hat ü 1300. 1660. Ferner steht bei zweifelhaftem Modus u 870 (beghüde), ü 1571. 1670. Vgl. 382. 106 ghetröft. trotte (Prät.) 213, mit o 506. 110 deme. ot. So noch 18 mal, öt 35mal (einmal mit &), et 16mal (5mal mit d). 112 herlike. 115 westir Sassenlande W.] venitir (das n gebessert) faflenlande. 118 entphing. Sonst im Prät von entphan, anevan i nur im Beim auf das Prät. von gan (215. 1096. 1383), das immer mit i erscheint. Ich habe e durchgeführt, vgl. 389. 119 —20 befehey (was Konj. Prät. sein kann)-, wey. S. beschach: wach. 121 kone. Ebenso 894. Mit o 1116. harte. Mit a auch 438. 731.1206.1322.1529. 1554. 1681. 1762. 1842; hSrte 636. Vgl. auch 824 und 1946. Mit e 24 mal, dazu barmhertich 1702.

7

125

130 f3v]

135

könnich Karl dede eme ok wedder also, wenne uns dat bok secht vor war, dat he up ene örlogede wol drittich jar. to beidentsiden was et ene swar unde lank. de könnich doch den hertogen bedwank, dat he eme mit denste wart underdan. unde ok schttlle gi wetten sunder wan: de hertoge unde alle sine lantlüde, de do Sassen heten unde ok noch hüde, den kristengeloven al mede entphengen, darmede se des düvels herschap entgengen, unde worden, so dat was mit rechte, unses heren vil underdanige knechte. de here starf unde wart to Engere begraven, sin sele, so wi hopen, wart gehaven anderen goden seien gelike in dat hoge himmelrike.

Capitulum

secundum.

Nu schülle gi hören unde merken rechte: 140 von des sülven groten heren siechte, alse ek wol an der warheit hebbe bekant, von einem groten heren, de was Brun genant, 124 one. So auch 1032. 1351. 1742; on 14 mal; one 568. 1615; ön 17mal. orloghede. Entsprechend 502. 900; «rloghe 1043. Dagegen örlogheden 1015, örloghe 1380. 1383. 126 betwang. (be)twingen mit tw auch 766. 768. 1849; mit •dw 505. 1615. 130 hüde. Mit ü auch 400. 1468. 1732. 1822. Mit u 875. 132 düüels. Mit üü auch 581. 1540. 1666. herfchop. Mit a erscheint die Endung nur 59 und €5 (Beim), darauf mit o (132. 146. 302. 439. 514) und von 735 ab nur noch, als -ichup, nur 1655 noch einmal mit o. Ich habe -fchap durchgeführt. 133 Rasur ober- und wnterhalb von Vnde, etwas rötlich. 134 heren, das 1. e •auf Rasur. 136 zele. Außer 1619 immer mit z. 140 bis heren auf Rasur. Anscheinend Schmiererei mit Rot durch Radieren gesäubert. 142 Brün (Randglosse •Brüno). Ebenso 497. 513.

8

145

150

155

[4r]

wart ein hertoge geboren, von deme ek sede hir voren. Ludolf was ok de sülve here genant; sin herschap genk över alle Sassenlant; alle dögede mochte men an eme schouwen. to wive nam he eine vil eddele vrouwen von Frankrike ut deme lande geboren unde von deme grötesten gesiechte uterkoren, dat men över al dat könnichrike vant. Ode was de eddele vrouwe genant; unde also ek an dem boke bescreven vant, Billunk was der vrouwen vader genant. Se was kusch, milde unde otmöde, an er lüchtede mengerhande göde. an reinen seden was er eddelcheit gelegen, der mit rechte alle de jene scholden plegen, de dar römet, wu rechte eddel dat se sin,

143 Vart. 143—44 geborn : vorn. Immer mit Synkope geborn, bevorn, tov., erkorn, gek., vork., vorlorn, nur 1269 to voren (: doren), 1545 ghekoren, 1746 gheboren. 145 Ludolff. Nur eine Randglosse hat ü: lüdolffi 417. 146 ouer. Mit ö nur 401. 534. 1307. 147 döghet. Mit ö auch 200. 984. 1044. 1100. Sonst mit o (10 mal). Ichauwen. Immer mit auw oder aw, nur 238 fchowen in Angleichung an das Reimwort. 148 vrauwen. So oder mit aw immer im Reim, um des Reimworts willen (vrowen 237. Vgl. 1731. 1880). Im Versinnern nur 1861 Vrauwe, sonst vrowe (so auch noch 1865), später vröwe: 1586. 1650 (1. Mal). 1654. 1793 (vrowe 1693) oder vrüwe 1517 (statt vrone!). 1560.1573. 1597. 1620. 1650(?). 1670. 1730. 1744. 1829. 1832.1848. 1878. Zweite Prosa (das 1. Mal), dazu vrüwe 9 mal (falls 1650 das 2. Mal und 1657 nicht vruwe) von 1571 an, vruwe 28 mal von 1728 an. Vgl. auch 1795. 150 grotelte. Auch der Komparativ 4 mal TiVlt 0 Mit 0 719 155 kufch. So auch 1876; kuicheit 418; küicheit 324. von (streicht S.) otmoyde. Dazu Interlinearglosse: .i. (d.h. id est) huilite. Vgl. 1876. 156 ör. Ebenso (G. und D. Sg. des Personalpronomens) noch 12 mal, dazu 1827 or statt er (er), ore 1935; er 803. 1877; or 8mal, ore 617. G. PI. or 341. 1269; orer beyder 297. 1901. goyde. Dazu Interlinearglosse .i. boxtas. — goide auch 1153, göde 1455, gude 1540. 1875. 1893^ Mit u 529, mit u 1795. 157 or. Die Formen des Possessivpronomens vom Stamm er erscheinen 63 mal mit o, 12mal mit ö, 2 mal mit e (446. 1651). 159 römet. Mit o 239.

9 160 unde enhebben des doch an den seden neinen schin, daraf men ere eddelcheit möge bekennen, wol alleine dat se sek eddel nennen: daraf willen se hebben lof unde rom. nein twar, se enschüllen, went recht adeldom 165 is gelegen an seden unde an werken, we ok de lüde rechte wil merken, de halde sek an der alden wissagen rat unde pröve der lüde beide sede unde dat: darbi mach he se rechte wol bekennen. 170 wat denne, dat se sek eddele lüde nennen? wat denne, dat se goldes unde sülvers vele haven? wat denne, dat se samit, pelleln unde zabil dragenV unde töge ok an de katte eine zabilshut — ^at het mek spreken de warheit överlut — 175 na katten art se sekerlike dede, gerne ete se müse, were't dat se se hede; se vorgete gar des kledes werdicheit. nu seit, et si ju lef edder leit, düsse rede hebbe ek darumme gedan, 180 dat se den dummen to lare möge stan, de mit homode bagen unde ok plegen, dat se sek to neiner vrömicheit enwegen, darbi men se wol scholde erkennen, eft men se mit rechte möchte nennen, 185 dat se hövesche unde eddele lüde weren. 160 Zu fede Interlinearglosse .i. morib9. 162 edel. Mit einfachem d auch 170. 185. 231. 431. 1634. .. 163—64 roem im Reim zu adeldoem. 164 en ichollen, uberwiegend mit Uli; mit fill 198. 932, mit öl (ö, darüber v) 1287, mit ol 195. 225. 273. 312. 947.. 166 recht. 167 olden. Mit o auch 339. 350. 1031• olden (Verb) 1661. Aber alt (a gebessert) 1315 (Reim!); von aldere 973. Rad. 168 proüe. dad. Mit ä auch 629. 1559. Vgl. 909. 172 zamyd. 173 töghe. Ebenso 994. zabils hüd. 174 ouer lud. lüde 1250. 1512. 175 fekerliken. 176 müie weret. 177 kleiden. Mit ey, ei auch 323. 329, mit e 208. 317. 419. 1823. 1879. 178 ju fehlt. 182 vromicheyt. Nur 202 mit ö; vromich 1167-, to vrömen 848. Vgl. 1027. 185 hoüefche.

10 seit, nu wil ek hir wedder keren [4V] nnde segen aver von der vil goden, der eddeln hertoginnen vrouwen Oden. Capitulum t e r t i u m . Nu is de gode vrouwe to den Sassen gekomen, 190 nu heft se de hertoge to wive genomen; unde alleine hadde se mannes künde, dat bok seget, se vormede doch Sünde, de under enander elike lüde dicke begant. untitlike leve mach de Sünde sin genant, 195 de elike lüde schüllen vormiden. he si man edder wif, de düsse lere niden, de mögen sek wol to unechten lüden nennen. Von der vrouwen Oden schülle gi mer erkennen, er milde herte was von homode reine. 2 0 0 allerhande dögede waren er ok gemeine, nnde were't, dat men des in der werlde plege, dat men der vrömecheit könnichrike geve, dannoch möchte se sin gewesen könniginne. nochtan hadde de vrouwe ok de sinne, 205 dat se got vröchte unde lef hadde sere unde dachte, wu se de himmelschen ere under düssen erdischen möchte behalden. den nakeden kledede se vor dem kalden, dem hungergen gaf se gerne er brot, 2 1 0 den dorstigen löste se von siner not, neine vorsmade se to den seken to gande; we ok lach an kerkeneren edder an bände, den tröste se wormede se mochte, unde eia, wu wol er dat gevochte, 196 über nyden Interlinearglosse .i. haten. 198 Von. Initiale mit weit ausgreifendem Schwung. 201 weret. 205 vröchte. Ebenso 593. Sonst mit o. 207—08 beholden : kolden. 209 hüngeren. brôd. 210 lôfte. gheloit 859. nôd. Mit ô auch 230. 563. 592; noit 1443; nôtlikê 802; noitlikë 686. 211 Neynë. 214 er (S. her) fehlt. ghevochte lese ich deutlich.

11 [5r] dat se geste leflike unde wol entphenge' 2 1 6 up dat se de goden werk neine vorgenge, de an deme ewangelio bescreven stat. de wort unse leve here sülves gesproken hat unde wil se ok an dem lesten spreken, 200 so he sek wel över de bösen wreken mit dem ewigen heischen vüre — darinne werdet alle gnade düre — und so he ok wil den goden Ionen mit der ewigen krönen. 2 2 5 unde düsser twiger Ion schttlle gi sin gewis, cum venerit filius hominis, düsse goden werk findet men gescreven da, unde scrift uns Matheus ewangelista. des sülven plach ok de salige Thobias: 230 he begrof de armen doden, den des not was. also dede ok de vrouwe eddele unde rike, de armen doden heit se begraven mit vlite. nu seit, hirmede uns de scrift wil leren, wu we harde wol mögen werden 235 alle sinen hilgen gelike godes kindere an deme himmelrike. Noch mer schülle we spreken von düsser vrouwen, wente wi mögen an er beide schouwen, dat wi des nümmer uns dörfen römen, 240 dat wi so vele godes don mögen, wente se vele godes dade unde noch daröver betern willen hade: er duchte, se hedde lüttik godes gedan, [5V] se wolde nochtan don einen sölken ram 245 an deme se dreve gröters lones gewin. 215 lefflich. 216 neyn. verghinge. ver- auch 369. €18. 694. 876.1160. 1188. 1664. 217 ewangelio, w aus v. 220 boien. Mit o nur 586. 744. 221 vüre. 369 wfir, 1667 wür. 230 begröff. 233 Vielleicht lernen? 235 ghelik. 236 kinderen. hymelrik. 239 dorffen. 240 Vielleicht dat wi uns so v. g. to d. m.? Vgl. Einl. 243 luttich. Ebenso 1768. luttik 1600. 1616. 1663, vgl. auch 1272. Mit ü und k 563. 597.

12

250

255

260

265

270 [6r]

mit götliken listen was ervüllet er sin. mit lefliken worden spade unde vro trat se erem heren deme hertogen to, dat he sinen schepper vor ogen hede, so dat he des godes itteswat dede, darmede he, wan he störve, mit gode dat ewige levent erwörve, unde ok dar Ion möchte af geschein. darumme hedde se vil gerne gesein, dat he sek richtede na erem rade. eia, wu vele hilger liste de vrouwe hade, unde wu vele goder danken se dachte, darmede se den heren darto brachte, dat he gerne eres willen gefölgich were, dene se hadde gedacht dorch godes ere. des enkonde se ok nicht lenk behüden. mit godes dernen unde ok sinen brüden bat se ene leflike ein closter stichten unde dat mit gode unde rade berichten so dat unsem heren wol teme, unde eme ok Ion von gode darumme queme. nu sein hir des hilgen geistes geleide: de vrouwe vant den heren vil bereide, dat he dede, wu se dachte to donde. an godes namen he des stichtes begonde unde an twiger groten hilgen ere, de an ertrike lövelik sin unde mere. unde gi schtillen weten harde werlike, mechtich unde her sin se an himmelrike.

246 gotlike. Mit o nur 1864. erwüllet (er auf Rasur, über dem e diakritisches Zeichen), erwülle 1557. Auch vullenbracht, -buwet usw. sowie das Adj. immer mit w, 22 mal, und bis auf 606. 933. 1055. 1105. 1292 mit ü; vüllich 934. 251 das erste he fehlt. ftorue. Ebenso 1624. 252 erworue. Ebenso 1625. 253 Ion auf Rasur (nahe an dar). 259 ghef olgich. 260 Denne. 261 behüden. 262 bruden. 263 lefflike. 265 vnf.m. theme. 267 sein] Tin. Vgl. 1767-68. geleite. 268 bereite. 273 werlik. 274 heyr. Mit ei auch 599, mit e 929, bymelrik.

13 2 7 5 de eine is sanctus Johannes baptista, de andere sanctus Stephanns d a m a , de dar von den Joden wart gesteint; darumme h e f t he nu gode gedeint, so dat he mit eme wonet ewichlike 2 8 0 mit vröuden an deme himmelrike.

Capitulum

285

290

295

300 [6V]

quartum.

Noch mer schal ek von deme stichte sagen: do et de here mit eren hadde erhaven u p sinem erve, Brunteshusen genant — de stede is noch mengen lüden bekant — eme wart vil stadelike to mode, dat he unde mit eme sin wif vrouwe Ode to Rome a n bedevart wolden varen. unsen heren got baden se seker bewaren dat closter dat se hadden begunnen. to Rome voren se mit hilgen wunnen. unde do se dar mit otmode quemen unde segenunge des pawes nemen unde losunge von erer Sünde bände, wat de here egens hadde bi der Gande — also het dat water dat dorch Gandersem geit — ek weit dat et eme de hilge geist reit — dat gaf he sinte Peter vor er beider Sünde, de pawes gaf ok eme sine orkünde mit einem breve, de is hantfeste genant, up dat et stede were unde bekant beide to Rome unde ok an Sassenlande, dar men en unde sine herschap bekande.

277 Joden. 279 ewiklik. 280 hymelrik. 283 Brüntefhufen, in der Glosse Brüntefhuien. 285 ftatliken. Vgl 1125.1359 und 1438. 288 seker] iek. 289 beginnen. 290 heiige wnnen. 293 lofünge. erer] oren. 294 by de. 297 er] orer. Ebenso 1901. Vgl. 341. 1269. 1794. 300 et stede] de itede Tin. Inhaltlich, syntaktisch und rhythmisch bedenklich. S. Braunschw. Reimchronik 500! Vgl. auch Eberhard 335. 446 ff.

14

305

310

315

320

325

330 [7r]

unde BO de pawes des heren mot gesege unde sine werk to dem besten wege, so men noch vindet an orkündichliker scrift, he gaf eme schöne unde herlike gift: wat he dar up sin erve gebuwet hede unde ok von dem dage forwerder dede an godes unde siner hilgen ere, dat et ümmer fri unde leddich were von allen heren, de bischopdome gewalden; wen alleine de stol to Rome scholde behalden de geistliken gewalt över sin stichte. ok wone ek got sin, dat ek ju mer berichte: de here behelt von des pawes gnaden, des bi den tiden clostervronwen lüttik plagen, dat se alle witte closterkledere drögen, de sek to sinem stichte wolden vögen unde ok darinne klosterlike leven. dorch twa sake wart ene dat gegeven: bi der Witten verwe schüllen se merken, dat se gode werk ümmer scholden werken, unde bi des kledes reinicheit schüllen se merken des lichammes kuscheit, also ok alle kristenlüde scholden don. darvon sprikt alsus de wise Salemon: 'omni tempore vestimenta tua sint alba', düsse wort düde me alsus darna: 'blank schüllen sin dine kledere to allen tiden'. mit rechte mach dar neimant wedder striden. de wise man meinde dat darmede, dat we ümmer halden redelike sede,

303 der pawes. heren W.] fehlt, ge feyge. 304 woyge. 306 herliche, herlicher 1831, herlich 406. 1469. 1720. 1721. 1912. Mit k 112. 711. 732. 1535. 1668. 1837. 1874 (überall im Inlaut). 310 frig. 311 Biffchopdom«. 312 alleyn. ichole. 315 beheylt. Vgl. 422. gnaden, das 2. u nachgefügt. 316 tiiden. Mit ii noch 18 mal. ploghe. 317 droghen. dröghe (Konj.) 958. 318 fehlt, ergänzt aus der Braunschw. Reimchronik 505: dhe sich zo sime stichte wolteu vügen. 319 klofterliken. 320 twü. Vgl. 425. 322 ummer W.] vffie. folden. 324 schüllen S.) fehlt.

IS unde unse werk sin so reine unde so schöne, dat uns davor werde dat himmelrike to lone.

Capitulum 335

340

345

350

355

360

quintum.

So des heren gift gevestent were, de pawes gaf eme noch lever unde mere, danne eft he eme so vele hedde gegeven, dat he gelik einem keisere möchte leven. unde so we vinden an vele alder scrift, gebeinte twiger hilgen was de gift. er beider namen sin ok geheten alsus: de eine Anastasius, de andere Innocencius. hilge pewese waren se to Rome. unde nochtant mit anderm hilgedome, dat der twelf aposteln is genant, sande de pawes den heren an Sassenlant. de gode pawes was geheten Sergius, seit, von minem heren wil ek reden alsus: ek löve twar, nu nein vörste ensi, iunk, alt, rike, arm, verne edder darbi, de jü so lövelike dede, dat he hilgedom vor grote gave hede, so de sülve milde hertoge hade. Seit, nu enis nicht an der vörsten rade wenne untrüwe, giricheit, hat unde övermot, dat de armen vallen unde sinken dot an de depen hellegrunt: der süke werden se nümmer gesunt, darinne möten se ane ende sitten. de scrift dot uns ok werlike wetten,

340 was W.] wat.

343 weren.

349 vorfte.

Mit o nur 1087. 350 vem. 351 Jü, der 2. n-Strich rot, über dem u JRasur. loueliken.

355 vntrüwe. triiwe, getrüwe usw. noch 7 mal mit ü. Mit u nur 843. 1120. 1144. häd vnd. 357 helle gründ. 358 luke. Ebenso 1242. Mit ü 1476. 1797. ghefund. 360 werlike.

16 [7V] dat von sodanen lüden gescreven si: 'tollatur impius, ne videat gloriam dei'. de rede mach men ju wol düden also: dat men den vil bösen man darhen do, 3 6 5 dar he godes ere niimmer ense unde ümmer scrige an den pinen ach unde we. des hebbe wi ein miehel orkünde darbi, dat got sülven sprikt: 'ite raaledicti'. dat sprikt: 'gat gi vorvlokeden in dat ewige vür! 3 7 0 owe, wu bitter et dar is unde sur, wu hetlike et darinne Schicht! darvor envröchte sek de rechte man nicht, alse her Davit in dem salter sprekit: 'ab audicione mala non timebit'. 3 7 5 also endarf ok de gode hertoge Ludolf don, wen he schal hebben dat ewige hertogedom; dat sprikt: he schal dat ewige rike behalden unde ümmer mit gode vröude gewalden. Capitulum sextum. Nu is de here mit siner vrouwen to lande komen, 3 8 0 unde so we an dem boke han vornomen, entphangen wart he mit michelken eren. tohant begünde he denken, wu he wolde meren sin leve stichte dat he begünt hade. mit sinem wive he sat ok dicke to rade, 385 an welker stede he et lövelike dede, dat des unse here lof unde ere hede, unde ok de twene nigen heren darto. hiran dachte de here spade unde vro, wor he up sinem egenen befenge 363 Jü. Mit ü noch 5 mal, sonst immer mit u. 3f>5 Zum Heim, vgl. Sarauw 2, 245. 370 für. Ebenso 1016. 371 hetlike. 371—72 Sarauw vermutet scheit: neit (2,175). 382 beghunde. beghünt 383. Umgekehrt begönde 746. 384 sat W.] fatte. 385 löuelike. 386 here, das h durch Besserung. 389 he streicht W. eygene. eygen auch 448. Sonst immer mit e (14 mal).

17 [8r] eine stede, de an breide unde an lenge 3 9 1 to einem groten stichte wol befellich were. unse here dorch siner hilgen ere, so en de here dicke innichlike bat, openbarde eme vil rechte eine etat 3 9 5 to sinem willen lank unde breit genoch, darinne idoch nü hacke noch de ploch dar bevoren hadde gegangen, mit groten waltbomen was se befangen; de leit he schere utroden unde houwen. 4 0 0 so men noch hüde mach wol beschouwen von dem eren stichte över der Gande, uppe deme sülven behouweden lande, dat tohant darna schöner wart unde mere, an der verer vil groten hilgen ere, 4 0 5 der namen gi hirvor wol hebbet vorstan, heit de here ein herlik stichte anevan, unde uppe dat sine werk na eme möchten duren,' darumme leit he werken eine muren schöne unde wit umme dat stichte. 4 1 0 nu dünket mi de tit, dat ek ju berichte, so dat ju des closters name si bekant: Gandersem wart et von dem hertogen genant, ek löve, dat eme an sin herte queme, dat he den namen von dem watere neme, 4 1 5 dat bi norden vlüt deme clostere na. vele juncvrouwen sammede de here da, unde sine dochter, geheten Hademot, mit kuscheit unde anderen dögeden got, [8V] opperde he gode an witteme klede. 4 2 0 dat se ok aldar de ebdige hede, dat gaf er von Rome pawes Sergins. 390 de fehlt. 392 siner W.\ iyne. 393 ynnichlik. 398 woltbome. 399 hatiwen. behaüweden 402. 400 befchaüwen. 401 de gande, dazu Interlinearglosse: Icj dat water. 403 dat W] Dar. 406 anevan S.] vahen an. 407 duren, über dem u ttasur. 408 müren. 410 dnnket. 413 loüe. Mit o 604. 975. lóue 812; sonst mit o. 415 vlud. 417 hademod. 2. Prosa Hademoid. 420. all dar. " W o l f f , Gandersheimer Reimchronik.

2

18

425

430

435

440

de helt se ok an dem sülven godeshus, alse uns dat bok secht vor war, mit godes eren twei unde twintich jar, unde na er erer süster twa, gebeten Gerborch unde Cristina. er underdenicheit helden se an so schönen tüchten, dat se vor andern closterjuncvrouwen lüchten, so de sunne vor den klenen Sternen dot. von gesiechte endrogen se nü hoen mot, von erer eddelcheit enbageden se nicht; se dachten wol, wu secht de scrift: 'quanto major es, humilia te in omnibus'. dat mach men to Düde wol spreken aldus: 'jo du gröter bist von gebort edder richeit, jo mer du dek schalt negen to der otmödicheit'. gelike ok de goden ebdischen daden, de wäre leve se an erem herten haden, er herschap helden se vil otmödichlike. des lonet en nu got an deme ewigen rike. Capitulum septimum.

Ek wil ju berichten, als ek schal unde k a n : so hertoge Ludolf, de vil gode man, al sinen vlit an dat stichte hadde gewant, unde des vor dem rike noch were unbekant, 445 he vor to könniges Lodewiges hove mit twen sinen sönen, dat he mit erem love [9r] vast unde stede möchte gemaken, 422 helt. Ebenso 1093.1708. Sonst heilt, beheilt (7mal); helt 1834- behilt 497. 425 Suiter. Immer mit u. twü. Vgl. 320. 435 du. Mit ü noch llmal. 437 gelik. 439 otmodichlike. 440 rike. 441 beichte. 442 ludelff. Mit e auch 545. 817. 445 voer. Ebenso 1395. 1845. Mit o 1406. 1931. konigs. Vgl. besonders 1360. 1499. houe. — Randglosse, durch eine Hand hierher gewiesen: Nota. Erue nyt late an erue loff. 446 fone. Vgl. 1483. Sönen 496; Sön (Sg.) 891. Sonst nur Singular formen mit o.

19

450

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460

465

dat he mit sinem egen liedde geschapen. unde so ek an dem boke hebbe bekant, de eine was Brun, de andere Otte genant, to eres vaders willen waren se bereide. de hilge geist ok eren mot geleide, dat er wille harde stunt des vaders gelike. Gandersem leten se dar an dat rike to neinem satten denste mere, wen dat et an des rikes beschermnisse were, so men noch an den hantfesten mach sein, de neine lögene danne de warheit jein. seit, alsus is Gandersem an dat rike komen, dat eme darna to eren quam unde to vrornen, want de könnige högeden et also, dat se beide lüde unde er egen gaven darto. unde alleine enmot eme neimant rechtes gewalden, an den hantfesten is doch de warheit behalden, wu grot got unde ere to Gandersem behörde, er danne se unrecht gewalt tobreke unde tostörde.

Capitulum octavum. Nu vornemet, wat ek ju sage mere: so des heren gift wol gevestent were, de he deme stichte to Gandersem bekande, 470 mit vröuden vor he wedder to lande. mit vlite dachte he ok beide dach unde nacht, wu dat begflnde stichte so wörde vullenbracht, dat des got unde de hilgen hedden ere. er doch dat closter vnllenbuwet were, 475 sinen ende nam de vil salige hertoge. 451 weren.

458 loghene. Auch 1755 mit o. daiin. Die

gleiche Abkürzung 466. 488. 708. 985. 1301.

462 gheue.

463 alleyn. Vielleicht endot? r'chtes. Dieselbe Abkürzung 943. 1180. 1524. 1633. 1638. 1649. 466 to itorde. vor Itorde 1550, vorstorede 1311, vorftörde 1014. 474 wüllenbuwet. buwende 870, ghebüwet 1828, sonst mit u. 2*

20 [9V] sin sele vor, so we hopen, to dem hove, dar alle hilge sele wonet inne. want he starf twar an einem goden sinne, dat he alle dat gerne hedde gedan, 480 darbi he wonede, dat closter möchte bestan beide an gode unde ok an godes eren. wu vil drövich ok do al de vrouwen weren, wu se weneden, scrigeden unde kladen, dat se eren vaderliken heren vorloren baden, 485 des enkan ju neimant berichten. ok löve ek, neiman so wol künne dichten, eme enbreke nochtant er an sinen sinnen, er danne he al de döget könde vor bringen, de de here bewisede an alle sinen daden 490 vor alle den heren, de dar förstennamen haden. darumme mach men en wol wenen unde clagen. in dem münstere to Gandersem lit he begraven, dat he mit vlite hadde begunnen. got vröuwe sine sele an den ewigen wunnen! C a p i t u l u m nonum. 495

Nu is de salige hertoge vorscheiden. nu schal ek sagen von sinen sönen beiden, her Brun na eme dat hertogedom behelt, des he mit eren unde doch mit sware geweit, der sware wil ek ok ju vorhelen neit: 500 an den tiden was der Deneschen deit beide mit mode unde gode gewassen,

476 dem hove (S. den hogen, Freuden)] dem hoghe. Dazu Interlinearglosse .i. in altiiiis. 480 wonede. Mit 6 auch 607. 994. 1032. 1319. Mit o 314. 704. 1081. 481 gude. 482 drouieh. 483 klagheden. Vgl. 1059. 484 hedden. 486 küne. Mit ü auch 911 (Ind.?). 935 (Indj. 1138 (zweimal, Ind.). 488 konde. Immer mit einfachem o. 492 müitere. Mit u auch 1664. 1906. 2. Prosa, liid. 494 vraüwe. den W.] de. 497 8 behilt: gewielt. 499 wil fehlt, neit] nicht. 500 deit] ghefchicht. Vgl. Braimschw. Beimchronik 669 f f . 690. 501 gude daryne ieware. — Vgl. Sächs. Weltchronik Kap. 131.

21 dat se faste örlogeden up de Sassen, mit herfarden voren se dicke an er lant, darinne se stichteden rof unde brant. [10r] bedwungen denst se wolden von en haven. 508 de hertoge tröste sek lives unde schaden unde sammede ein vil erhaftich her. darmede volgede he an dat mer unde vordref se gar von Sassenlande. 510 so he aver mit vröuden her wedder wände, ummetlik stormwedder hof sek up der se. dat ek nu reden schal dot mi twar we: de hertoge Brun aldar sinen ende nam, unde sin herschap an Otten, sinen broder quam. 515 de helt he ok sunder misse wende vil fülligen went an sines lives ende, er doch dat von godes gebode queme, dat de here sinen ende neme, Gandersem vullenbuwede he wol mit eren, 520 unde wormede he et ok könde gemeren, daran dachte he mit vlite spade unde vro. mit innichliken sinnen halp eme darto sin moder de bederve hertoginne, went se twar so moderliker minne 525 dar to Gandersem an erem herten droch, dat men wol mach spreken: mer wen genoch hadde se godes willen to deme stichte. ok breke mi er an dtisseme gedichte, er denne ek ere göde könde vullensagen. 530 unde so se was gekomen to vullen dagen, alse uns dat bok von er saget vor war, dat se hadde hundert unde seven jar, se vor alles vleisches de gemeinen strate. [10v] clage unde jamer was dar över de mate, 503 voren W.] vorden. 504 roff. Ebenso 1377; röuen 844. Dagegen o 840. 928. 507 her. 508 mer. 510 vröyden her weder (er wände auf Rasur). 511 Tee. 512 wee. 516 fullichen. Vgl. 934. 950.1184. 517 Er toch S. 474. 119 und vgl. 603. kerne. A 532 hadde S.] feUt. 533 de g. str.] to ghemeyne itate (IA über dem a).

22 5 3 5 dultmodes enkonde dar neimant gewalden, von wenende neiman sine ogen enthalden, wente se hadden alle de höpene vorloren, dat man edder wif ümmer wörde geboren, de an sek so milde gemöde heden, 5 4 0 dat se dem stichte so vele godes deden, so beide moder unde sone hadden gedan. alhir möte wi de clage laten bestan nnde bidden unsen heren innichlike, vor he se in gnaden to deme ewigen rike.

Capitulum

decimum.

545

Von des hertogen Ludolves siechte schal ek ju noch mer sagen harde rechte, ver döchtere hadde he von vronwen Oden, der dre bewarden unde behoden de ebdie to Gandersem mit eren. 5 5 0 mit der verden wolde unse here meren Gandersem dat vil eddele stichte. linde so mek dat Latinsche bok berichte, darvon ek dit bok to Düdeschen hebbe gekart, de stilve juncvrouwe was geheten Lütgart, 5 5 5 unde wart mit eren gegeven to wive von F r a n k r i k e dem könnige Lodewige. u n d e so se was geworden to könniginne, dorch eres vaders unde moder minne dede se Gandersem vele to gode. 5 6 0 unde nochtant wart der vrouwen ok to mode, 535 dultmodes Hoffmann v. F., Horae belgicac 7,25\ Dultmates. 536 oghen. Ebenso 1525. 537 hopene. 5S9 gemoide. Ebenso 1152. g(h)emode 1454. 1541. gemoite 1157; (un)gheuiöte 630. 1551. 1702. 1722. 542 beftan, bei auf Rasur. 544 vor he se] var her (v. hen erwägt S.). Vgl. auch Braunschw. Reimehr. 726. 547 veer dochtere. Auch 1583 nur o. 549 Etwa m. michelken eren? 550 Verden. Vgl. 2. Prosa. 552 Viüeicht berichtet? c 554 Lutgard, Randglosse Lütgard; 2. Prosa nur u. 555 wyue. 557 fast ganz auf Rasur.

23

[llr] 565

570

575

580

585

590 (11VJ

dat se dorch des nigen stichtes leve sek sülven makede to einem deve; nicht dorch not noch dorch eines lütteken wat, wenne dorch den alderdüresten schat, den se, als men einen, an dem ertrike mochte haven. nu höret ok von deme söten schatte sagen: he enis von sülvere noch von golde, unde könde ek ene loven so ek scholde, des langen dages mi er gebreke, er danne ek von eine to vullem love spreke. unde ok wil ek reden an rechter warheit: to sprekende wart nü tunge so bereit, de von eme to redende vullenkomen were. unde wat ek dumme denne rede mere, wenne dat ek vil körtlike spreke minen mot: he was boven alle dink eddel, söte unde got; unde wat mochte in der werlde sin so godes? et was vorwar ein deil des sülven blödes, dat dar ut godes licham sülves vlot, des ok de vorlorne minsche so genot, dat he sint dem male deme düvele is genomen unde ok wol mach an dat himmelrike komen, icht he kristliken geloven wil entphan unde ok darinne mit goden werken bestan. wanne dat de minsche wol gelövich si, unde leve doch an bösen werken darbi, dat enmach eme twar vromen neit, alse an sünte Jacopes boke gescreven steit. we de wil, de mach et wol viaden alda: 'fides sine operibus est mortua'. dat sprikt: 'sunder werk is de love dot'.

562 deue, dazu Interlinearglosse . i . furem. 563 eyns. 566 föten. Auch 576wund 600 mit o. 572 tünghe. bereit S.] breit. 574 düme. 575 kortlike. 579 üt. vlot. 580 ghenöt. 583 vntphan. vnt- auch 1312. 1945. Sonst ent-. 584 beftiin. 585 Wann, ghelouich. 587 nyt, dazu Interlinearglosse . i . nicht. Ebenso ist neit glossiert 971. 1077 (mit rötlicher Tinte). 1453. 1761. 1817. 588 Tunte. Ebenso 1719. 1835; iute 1832. 591 dot. Ebenso 1253; für das Sbst. 1070. 1087. 1146. 1803. 1867.

24 iiu helpe uns von des ewigen dodes not, de dar vor unse Sünde nicht vröchte sterven, unde geve uns, dat wi mögen erwerven 595 mit geloven unde werken gelike na düssem levende dat ewige rike. Capitulum

undecimum.

Ut der Straten was ek en lüttik gefaren, nicht darumme dat ek mek des enkönde wol bewaren: wen dorch des vil heren blödes minne, 600 des vil söte hochnisse an unsem sinne to allen stunden mit love scholde bestan, hebbe ek dat varen ut der strate dan, unde enwas doch leider nicht, als et mit rechte were. nu löve ek, et si wol tit, dat ek wedder kere 605 unde vullensage von der könniginne, we se vullenbrachte ere düfliken sinne, ek wone, se doch vil klenen vrochten hede, dat men ümmer över se lantrecht dede, so de lüde över düve plegen to donde. 610 an godes namen se der düve begonde, wenne an sölker hode was dat blot behalden, dat se openbare nü dorste gewalden, dat se eres herten willen mede dede. ek löve ok, dat se von gode den willen hede; 615 se dachte, sölk stelen were metlik Sünde, des nam se dat blot sunder jemandes künde, unde eia, wu rechte leve se dat ere bewande, dat se et to Gandersem vorholen sande, up dat men et dar mit godes eren helde, [12r] unde ok dat stichte gröters heiles gewelde, 592 help. 598 Nicht wenne. en konde W.] köde. 600 vni,m. 601 loue. 602 itraten. 603 enwas doch] entoch. Vgl. 517. 606 duffliken. 607 vrochten. 609 dütie. Ebenso 610. 611 Wen. Ebenso 957. hüde. Ebenso 1587 (Reim). Mit o (im Beim) 1206.1788. Vgl. 924. 619 Randglosse: Nota. 620 groters W.] grotes.

25 621 dan ef et dar nicht gekomen were. deme könnige quam do de leide mere, dat he sin leve hilgedom hedde vorloren; unde o, we vele have hedde he do vorkoren 6 2 5 dor den willen, dat he et wedder hede! unde wu grote klage he darumme dede, dat enkönde neiman scriven noch sagen, unde do en de vrouwe dit hörde klagen, ere dat enwolde se nicht lenk vorswigen, 630 ungemöte bat se den könnich vormiden, unde dat he dat dorch ere leve dede unde darumme gesamftemöde hede. se sede eme, se hedde dat sülven genomen, unde were ok bi erem boden gekomen 635 to Gandersem an eres vaders stichte. got sülves des könniges herte berichte, alleine were et eme swar unde harde leit, dat he et vordroch an goder düldicheit. he dachte ok, et enwere nü also geschein, 640 got unse here enhedde et vorgesein, dat et dar to Gandersem bliven scbolde. darumme endorste he noch enwolde dat hilgedom von Gandersem nicht entvernen. he vröchte, et scholde eme to der sele werren, 645 eft he et von dar wedder neme. Wat ok dem stichte daraf godes queme, dat schülle gi hören, ek wil et ju sagen, darna, schere nach umme negen dagen, [12v] alse de könniginne den könnich bat, 650 erhof he sek an de sülven stat, dar sin leveste schat mit eren was behalden. mildes herten dede got den könnich gewalden unde gaf eme twar alsodane sinne, 621 Dat. 624 o, we W.] owe. he do vorkoren] he dauor gekorn (auf Rasur). 627 nemä. Mit e auch 1202. 1430. 629 lengher. Vgl. 261. 632 gheiamffte mode. 637 Allene. So auch 743. 770. Sonst immer mit ei (ey), 13 mal. wer. 638 düldicheit. 642 dörite. Ebenso 1165. Sonst immer mit o. 643 entverren W.

26 dat he droch des vil reinen godes minne 655 unde dat he bleve an der himmelschen schare, michel got sines egens gaf he aldare: Wantsleve is des sülven godes hovetdorp genant, unde heit ok bi den tiden Nortdöringerlant, dar Wantsleve mit sinen dorpen is gelegen. 660 so lange hebben aver des de Sassen plegen, dat' nn daraf het Ostersassenlant. seit also is deme lande sin name vorwant. ok ligen twei dorp an Sutdöringerlant, ein Erich, dat andere Tenstede genant; 665 wat he darinne hadde egens godes, dat gaf he al to Gandersem vries modes. von könnichliker walt gaf he ok deme stichte, dat dar neimant över enhedde werltlik gerichte, wen dat et de ebdische sülven helde, 670 de do der ebdige mit rechte gewelde. Capitulum

duodecimum.

So de könnich sunder kint sinen ende nam, ein sines broderes son na eme an dat rike quam: Arnolfus was he genant; mit eren berichtede he sin lant. 675 von eme heft et unse here vorgesein, dat ok von eme Gandersem scholde geschein vele godes unde michel ere. [13r] unde so de here vil waldich könnich were, de heiden waren so sere vormeten, 680 dat se mit heres kraft hadden Rome beseten; de erliken stat wolden se en maken underdan. 658 Nortdoringerland. Düringen, Doringerland immer nur mit o. 659 dorp'n. 66t Dat. Öfter fassen land. 662 Süd doring'!land. 666 gandersem. müdes. Im Beim gu gudes auch 771 mit ü, ¿439 mit u, 781182 blüde: müde. Sonst mit o. 668 wertlik. Ohne 1 auch 946. 1603. 1604, mit 1 1596. 1601. 1843. Das Sbst. immer mit 1. ger chte. 670 do W.} tö. 672 finsbrode's. 679 were. 680 herskraft. Vgl. 698.1801.

27

685

690

695

700

705 [13v]

710

de Romere enwisten wat beters anevan, wenne dat se- stille na könnige A r n o l f e sanden unde ok eme underdanigen denst bekanden, eft he en mit so starker hülpe queme, dat he se von den notliken banden neme, mit den se von den heiden weren gebunden, vrölik hof sek de könnich an den stunden darhen to Rome drade unde listlike. neine hervart enbot he över dat rike, wenne wor sin dagereise was gelegen, umme bi den Straten sammede he mannigen degen, ridende unde gande mosten se mit eme varen. mit vorholner herfart dachte he to bewaren, dat eme de heidene nicht könden entvlein. he dachte, et möchte harde lichte schein, wanne se a n der warheit vornemen, dat de cristen mit heres kreften quemen, von den meren scholden se angestes plegen unde ok de vlucht also lange vorhen geven, dat se dar enwörden gevangen noch geslagen. unde so sek de heiden hedden erhaven beide mit k r a f t unde von wisliken sinnen, dat se Rome vil schere wonden gewinnen, unde se darumme vil sekerlike legen unde rechte neines angestes enplegen, mit grimme quam de könnich gereden u p p e se. sanges enwas dar anders nicht danne ach unde we von depen wunden, de de heiden dar leden. owe, wu gerne hedden do de armen vormeden, dat se dat herlike Rome nii hedden gesein, u p dat en dat unheil nicht were geschein, dat se dar anders nicht konden erwerven, wenne dat se dar mosten jemerlike sterven.

682 ane van, van auf Rasur. 683/84 lenden: bekenden. 692 den] de. 698 herskrefften. Vgl 680.1801. 700 vlucht. 703 wisliken W.] wiiilike. 704 ioheir. 705 lekerliken. 706 neyns. 707 gryme, y auf Rasur. 706 Sanglies lese ich mit Sicherheit (das S hier wie oftmals einem G ähnlich). Vgl. 1058. 714 Jemerlike.

28 Capitulum

tridecimum.

715

Do de bösen heiden waren erslagen, de ek twar nümmer wille klagen, de Romere worden blide unde innichlike vro. mit grotem love entphengen se den könnich so, dat se en to grötern eren keiser nanden 7 2 0 unde sek sillven eme to denste bekanden. unde do he dar eine wile wonende were, gesaget wart eme ein vil heilsam mere: dat he to Rome vele hilgedomes möchte gewalden, unde ok eines crüces, darinne were behalden 7 2 5 ein vil düre dror unses heren godes blödes.

730

735 [14r]

740

de könnich Constantin was ichteswanne des modes, dat he Rome so günstlike bedachte, dat he J t von Constantinopeln aldar brachte, up dat de stat darvon gehöget were. unde so de pawes sek vlete harde sere unde an sinem herten her unde dar wege, wat herliker gift he deme könnige geve, unde alse he manniges düren dinges dachte unde ok dat allet an sin antworde brachte mit erwerdicheit siner herschap to gevende, över allet he nicht enrochte to nemende, wenne he bedachte mit alle sinen sinnen, wu he dat vrone crüce möchte gewinnen, dat noch vor eme in der stat- was vorborgen. hirumme was de pawes in michelken sorgen, want he siner gift nicht wolde entphan. des entphenk ok sin herte vil unrechten wan; he dachte, alleine hedde de könnich ein got gebere, dat doch an sinem herten ein böse danke were,

717 mynichlike. 723 he fehlt, mochte W.] mocht. 724 cruces, dahinter ein senkrechter Strich, cruce immer mit u. 725 dror Hübner] ding. 727 gunitlike. 728 he't W.] he. 730 vlite W.] vlitlik. 731 wgge. 734 allet W.] alles. 736 aver W. (vorher Gedankenstrich), allet he W.1 alle de. 738 vrone. 740 de W.j des. 741 wolde W.] wol.

29 745 darmede he sin unde ok der stat wolde lagen, mit angeste begonde he doch den könnich vragen, dorch wat sake eme al sin gift vorsmade, de he eme to sinen eren geboden hade. 'din gift', sprak de könnich, 'vorsmat mi neit, 750 wenne ek sage di, worto vaste min wille steit: ein crüce von Constantinopeln is hir behalden, des wolde ek twar gerne von di gewalden; vor allerhande düre gift wolde ek dat entphan unde lete ok alle andere gift mit di bestan, 755 nu to tiden unde ok ümmer mere, up dat ek des geweldich na minem willen were.' C a p i t u l u m XIHI.

760

[14v] 766

770

775

Do de pawes des könniges willen vornam, der leiden rede he so vil sere underquam, dat he nicht wiste, wat he spreke edder redde. unde do he lange stunde geswegen hedde, he sprak: 'geve ek di nu düssen himmelschen schat, nicht anders kumpt uns darna wenne twar dat, dat wi beide di unde allen den dinen ewichlike to denste möten schinen, unde denne mer Rome mot di sin underdan. wen du enwech tüst, so wilt uns dwingen unde van unde vören uns von lande to lande unde dwingen ok mit pine menger hande, danmder we ok to lesten bliven dot.' unde alleine clagede de pawes düsse not, an sinem herten was he doch des modes, dat he wol gedachte beide eren unde godes, dat de könnich den Romeren hadde gedan. unde alse he de wiunge von eme scholde entphan, unde de krönen von sinen handen entphenge, dat he eme an den hals dat sülve crüce henge,

745 fyner. Vgl. 297. 749 neit] nyt. Vgl. 1559. 760 Itünde, dazu Interlinearglosse . i. hora. 762 kümpt. 764 Ewichlik. 765 mot. 766 tüit. wilt W.] wil. 767 vören. 769 dotj m6t. 772 bedachte.

30

780

785

790

[15r]

secht uns bi alle der tit gescreven ein bok. an den twen dingen dede he eme ere genoch, dat he en krönde to keiserliken eren unde nochtan sin heil darmede wolde meren, dat he eme gaf dat crüce mit godes blöde, vil vrölike wart dem keiser to mode, want he de keiserliken krönen hadde entphangen; aver daraf, dat eme an den hals was gehangen, hadde he an sinem herten vröude mere, denne he hadde von siner keiserliken ere, de eme von godes gnaden was geschein. na deme crüce, so ek dat bok höre jein, was dar jamer unde clage von den Romeren. von dannen vor de keiser mit eren unde vorde mit eme dat vil hilge blot; he hadde et oklever wenne in der werlde jennichgot, unde dachte, wu he sin lof möchte meren; he helt et mit tiichten na götliken eren. C a p i t u l u m XY.

795

So de keiser to lande was gekomen mit sodanen eren alse gi hebbet vornomen,, he erhof sek na sinem wive der könniginne, also wol löflik was, na eliker minne, dat he se na langer tit vil gerne sege. 800 unde so de keiser sines leven crüces plege mit alle den eren, de he ümmer mochte, vil notliken rat he to der vrouwen sochte. he vragede, an welker stat er düchte got, dat he behelde dat vil hilge blot, 779 kronde. 781 blüde (Reimwort müde), blude auch 858, blüd 791, blüd 804. 821, sämtlich im Heime auf gude, gud. Mit u auch 827, sonst mit o. 782 vrolike. 785 herte. 788 yeyn, dam Interlinearglosse . i . Ipreke. Die gleiche Glossierung 1245. 790 vnde mit. 792 wene (ne nachgefügt. 796 fodan. 798 löfflich. mynne, dazu Interlinearglosse . i. leue. Ebenso 1333. 801 ummer W.] vme. 803 vragte. Vgl. 1203. 1210. stad ergänzt v. W. düchte.

31 805 dar men eme dede bilken denst unde ere. unde do se darumme denkende were, se dachte der milden unde der goden, erer nannen unde erer nichtelen vrouwen Oden, von Sassen der eddeln hertoginnen, 810 de mit vlite unde al eres herten sinnen Gandersem dat closter gebuwet hade. ek löve, got were sülven an dem rade. se reit, dat he et to Gandersem geve, waut et neiner underdanicheit enplege 815 in al der werlde neinem bischopdome, wen alleine deme stole to Rome, dar et de hertoge Ludolf gegeven hede. de keiser nicht enwiste, wat he ok beters dede, wenne na der keiserinnen rade 820 erhof he sek to Gandersem vil drade unde gaf dar mit eren dat hilge blot. deme stichte bestedigede he ok al dat got, [15v] dat sin veddere vor eme dar gegeven hade. unde ok dede he wol na keiserlikes herten rade: 825 so men sede, unde he ok sülven sege, dat de erde dar neinen win engeve, to godes unde sines hilgen blödes love gaf he sar sines egens twene winhove — unde ok to körne unde to holte hebben se lant — 830 Crucht is dat eine, dat andere Blidersdorf genant, noch gaf de könnich to Gandersem einen riken hof, de is geheten Ealkhem; unde sin bi deme Rine belegen, seit, mit düsser gift hopede he siner sele Stegen 835 unde ok siner voreldern sele darmede. Owe, wu seltzen is nu an der werlde de sede, 807 dachte W.] dachte, vnde^ goden. Vgl. 923. 1469. 812 löue, dazu Interlinearglosse cdo. 814 neiner underdanicheit W.] neynes vndanicheit. 817 hedde W.] hädde. 818 keiser fehlt, ergänzt von W. Vgl. 1099. 819 Wanne. 824 he W.] he ok. harten S. harde. 825 feghe. Dazu Interlinearglosse .i. vidit. Vgl. 1623. 826 engeve] gheue. 828 fyns. 832 höff. 835 vor Eidern.

32 dat ümmer ein minsche denke darto, dat he den godeshusen' got edder ere do, wu vele he ok bruket godes unde have; 840 wen de unseligen rovet unde breket ave, dat de saligen darto hadden gegeven. nu seit, wu de vorvlokeden heren leven: se heten der godeshuse trüwe man unde roven de godeshus nochtan, 845 de se vor unrechter gewalt beschermen scholden, eft se trüwe unde ere behalden wolden. Capitulum XVI.

850 [16v] 855

860

865

Von könnige Arnolfe hebbe gi nu wol vornomen, wu he Gandersem to eren stunt unde to vromen. unde worumme löve gi dat he dat dede, wen dat he lones hopenunge darinne hede? ja he twar; unde de is nu vor gangen, dar he vor sin got heft entphangen hundertvalt Ion, des he nicht mach vorlesen, nu seit, wu möchte ein man beter Ion kesen, wen dat eme to der sele were behalden. des sülven hopede ok de keiser gewalden. Gandersem merde he mit sinem egenen gode unde högede et nochtan mit unses heren blöde, darmede he uns von der helle gelöst hat. nu geve ek ok den von Gandersem rat unde ok den geistliken lüden tovoren, de dar gode to denende sin geboren, dat se vor deme blöde so stan, Sitten unde gan, so dat se von untucht godes torn nicht entphan; wen dat se't mit denste so erlike halden, dat se mit gode der ewigen ere gewalden.

840 Randglosse: Nota. 844 godeihüfe. 850 löues hopenTge. 852 dar] De 853_ Hfindertvolt (hindert 878). ieuevolde 035. ieuevaldighe 947, mänichvaldich 1697. 855 worde W.\ der wöre. Vgl. 1315. 863 vor 865 se't TP".] ie. erlike.

(TP". do). Dagegen, der zele W.] von.

33 C a p i t u l u m XVII.

870

875

[16v] 881

Einer rede liiatet mek noch to sagende, der jok wol mach gelüsten künde to havende: wu dat jar von Cristi gebort bi den tiden stünde, do de hertoge Gandersem to buwende begünde. de rede ek ju von den boken kündich do: achte hundert jar veftich unde sesse darto waren von Cristi gebort unt dat jar ergangen, do dat cioster to stichtende wart befangen an der sülven stat, dar et noch hüde steit. unde ok enwil ek twar des vorhelen neit: von den jaren waren vorgangen, dat is war, verdehalf hundert unde daröver tein jar, do dit bökelin to Düde wart gekart von einem papen, de heit Everhart. de biddet, we et lese edder sitte darbi, dat he vor sine armen sele biddende si, so dat se allen hilgen seien gelike mit gode blive an dem himmelrike. C a p i t u l u m XVIII.

885

Wanne, we unde von weme Gandersem si gesticht, des sit gi nu bericht, alse ek von böken unde von lüden hebbe vornomen. seit, nu is mi ok de danke an min herte gekomen, dat ek ju von des hertogen Ludolves siechte 8 9 0 von der warheit wil berichten rechte, sin ander son, de dar Otte was genant, behelt dat hertogedom över alle Sassenlant. 867 lüftet. Aber 868 nur u. 869 xpc. Ebenso 873. stude. Auch 1301 ftunde, aber 1792 wedderftünde. 871 der rede einzusetzen? Vgl. 92. 873 unt W.] vns. 874 wart W.] wat. 878 bis gegen Schluß von iar auf Rasur, die noch auf 879 übergreift, theyn. 879 bokelin. 881 et] ie. 885 gand'fem. ghlticht (es mangelt an Raum). 886 sit W\ iy. Vielleicht von mi bericht? 889 ludolffes. 892 dat W] dar. hartoghed6m. W o l f f , Gandersheimer Reimchronik

3

34

895

900

905 [17r] 910

915

920

to allen dögeden karde he alle sinen mot, he was bederve, köne unde so rechte got, dat nein vörste an alle deme rike mit vrömicheit konde wesen sin gelike. ein bereide man was he to wislikem rade; de Sassen goden vrede under eme haden; den heiden wedderstunt he dicke unde sere, alse he wol mit örlogende were; nein unfrede was doch under den sinen. gode danken leit he an goden werken schinen. vil dicke dachte he an de hilgen wort, de he an dem ewangelio hadde gehört, de got sülven to sinen jüngeren sprak, do he an deme ertrike to wonende plach, de we ok hebben gescreven also: ' thesaurizate vobis thesauros in celo'. von Latine mach men alsus düden dat: 'an dem himmele schülle gi sammen juwen schat, dar ene ju de deve nicht künnen entgraven, unde ok de rust eme nicht mach geschaden, unde en de mutte nümmer vorteren kan'. an düsse wort dachte de vil milde man; he dachte, wu dat golt to nichte queme, dat me ut der erde neme; wol dachte he ok, dat he scholde sterven. got sülven makede he eme to erven. mit siner milden moder heilsamem rade gaf he to Gandersem wat he egens hade: gelike ok sin vader vor eme hadde gedan; unde vor dat egen hopede he von gode entphan dat vil schöne unde dat ewige got,

897 Etwa raden? 898 haden (en auf Easur). 899 wedderitünt. Stünt 955; itünt 1027. 900 mit] vt. 903 an an. 905 Jüngere. Vgl. jung 982. 983 (ü). 1031. 1049. Vgl. 1597. 908 thezanros. 909 dat. 910 fchät. 911 kunnen W] küne. 912 ruft. Das u auf Rasur, die sich bis in die nächste Zeile erstreckt. 913 mfitten. 919 heilsame. 921 Ghelik.

35 925

930

[17v] 935

940

945

950

955

dat wol vor allen vienden is behot. Darinne wert gegeven alle den rechten to lone dat se sin ümmer junk unde gelik der sunnen schöne, dat ok al er denken ümmer an vrönden si, nnde vast vrede vor allen roveren darbi, unde dat se sin heren könnigen gelike wol gekronet an dem himmelschen rike. unde nochtant wert en de gnade gegeven, dat se schüllen aldar sunder ende leven, unde ok schal ene de vulle vröude geschein, dat se got in siner gotheit vüllich sein. dat sevenvalde Ion enkttnnen se ok nicht vorlesen, unde wor möchte ein man so gode wessele kesen, denne dat he sin got umme sölk egen geve, daraf men eme so groter ere plege, so ek nu vil beschedelike gesecht han. we vindet ok in apocalipsi bescreven stan — dat heft gescreven Johannes ewangelista — 'et habebat stellas Septem in dextera'. dat is von Latine to Düde rechte gewant: 'seven sterne hadde got in siner vordem hant.' an den schülle wi de betekeninge haven, dat de erwelden na düssen werltliken dagen schüllen bruken der sevenvaldigen ere, över de ok neimant endarf begeren mere, se to behaldenne an deme himmelschen rike, wante twar an den sevenen fullenklike aller hande gnade begrepen ist, de na düssem levende de hilge Crist sinen holden heft bereit to gevende. seit, na düssem sülven ewigen levende stunt de hertoge na al sinen sinnen. nein ander rike begerde he to gewinnen,

924 behüd (Reimwert gud!). Sonst (da beiluden 261 abzutrennen) nur mit o : behoden (Inf.) 1201; behoden (Prät.) 548, behöde 1530. Vgl. 611. 925 lone. Mit o auch 935. Vgl. 850. 927 danken. 938 grote. 939 befehedelik. 946 dussen W.] duffem. 950 den W.] deme. 953 bered. Mit e auch 1701.

3*

36 wenne dat he anderen hilgen gelike de krönen dröge an dem himmelsclien rike. C a p i t u l u m XIX. [18 ] Von hertogen Otten schal ek noch segen mere. 9 6 0 so de keiser Arnolf vorscheiden were, alleine was he des landes unde der vörsten blome: so wol helt he Sek an deme hertochdome, dat an rechter warheit neimant dorste sagen, dat he ok einer vrömicheit mer dochte haven, 9 6 5 denne be to gode unde to der werlt hade. des worden vil einmodichlike to rade beide von Sassen unde Frankrike de heren, dat se an neinen vörsten möchten gekeren, de en to könnige so erlike queme. 9 7 0 unde do de hertoge eren rat vorneme, r

975

980

[18v] 985

he stunt darwedder unde volgede des neit, wente an deme boke so gescreven steit: von aldere was he beide unkreftich unde swar, deme witten sne waren gelik sine har. ek löve, et eme daraf komen were, dat he vil mennich jar menlike unde sere gevochten hadde up dat heidensche deit. unde so he des rikes wolde hebben neit, mit sinem rade koren se vil eintmotlike hertogen Cunrade von Frankrike, unde was ok bi den sülven tiden nochtan von jungen jaren ein krechtiger man. unde alleine he junk unde ein waldich könnich were, de kranke grave hadde nochtant döget mere danne de könnich an sinem herten hede. ok secht uns dat bok wat de könnich dede,

958 kröne, rike S.] gherike. 961 blöme. 966 eynmodichlik. 967 ffrankrik. 969 erlike. 970 do W.} fehlt. 976 menlik. 979 eynt mötliken. Vgl 79. 983 we Ebenso 1086. 1460. 1628. 984 grawe, dazu Interlinear1730. 1837. 1863. 1867. glosse . i . otto.

37 dat he allen rat to dem hertogen neme, up dat al sine sake to godem ende queme, de he an dem rike to schickende hade. 990 al des rikes gewalt de stunt an sime rade, al des könniges herschap de was eme gemeine, sundern sodaner ere darwedder alleine, dat he könniges namen nicht enhade. ek wone ok, he töge des namen lichte to rade, 995 wenne he herschap nicht engerde mere, sundern dat he behelde des ewigen rikes ere. C a p i t u l u m XX.

1000

1005

[19r] 1010

1015

Do de könnich Cnnrat dat rike hadde beseten, nochtant enhadde got Gandersem nicht vorgeten unde to sinem denste nicht vorkoren. ein sone wart dem hertogen Otten geboren, von deme got unse here hadde vorsein, dat Gandersem ok von eme ere scholde geschein, unde twar nicht alleine dem stichte, wenne dat he ok itteswanne dat rike berichte. Hinrik was de sülve junge here genant. an allen dingen grep he to der beteren hant; des begünde he ok von siner ersten kintheit. sines vaders schöne unde ok darto sin wisheit lüchteden an eme so rechte lövelike, dat et wol ein teken was, dat he noch dat rike von godes hülpe mit eren scholde winnen. ok stunt he darna mit alle sinen sinnen, dat eme dat Sassenlant rechte kündich wörde. mit mannes handen he de heidenen vorstörde, de up sin lant örlogeden openbar. ok wart et den jenen to sur unde to swar,

990 wolt (oder etwas derartiges) ergänzt von £>.] fehlt. dej do. 991 de] do. 993 en hadde, hadde auf Ilasur, die bis in die nächste Zeile reicht. 997 Cünrad. 998 göd. 1001 Vielleicht vorgesein? 1008 Syns. 1015 openbare. 1016 et fehlt (W. he), iware.

38 de gelik den Vössen ut eren holen quamen gesleken unde de cristenlüde morderlike anegrepen; de leit he mit grimmicheit to dode slan 1020 oder makede se eme v i l underdan, dat se eme knechtlikes denstes plagen unde dar ok to michelken tins des jares gaven: seit, alsus lövelike bereddede he de Sassen, beide an konheit unde an eren dede he se wassen; 1025 so sere högede he se binnen sinen jaren, dat se över alle de rike de düresten waren, na eme stunt en wol vrömelike to levende, wente alle gode bilde plach he to gevende; dat hadde he gelernt unde geplogen von kinde. 1030 ek gelöve, dat men nü sölken vörsten envinde, noch alt Doch junk, över al der werlt riken. ek wone, ek möge ene wol dem helde geliken, de Judas Machabeus was genant. [19v] sine werk sin an deme boke Machabeorum bekant; 1035 an deme boke steit von eme gescreven also: 'et dilatavit gloriam populo suo'. der worde sin mach men wol düden: 'ere breidede he alle sinen lüden'; unde vindet men screven na darbi: 1040 'similis factus est leoni'; dat sprikt: 'deme lewen was he worden gelik', went gelik einem lewen werde he sik den heiden, de up en stark örloge dreven. unde alle der döget, de von eme stat bescreven, 1045 mach men mit rechte düsses heren döget geliken. 1017 vollen. Mit o 1264. holen. 1018 morderlike. Auch morder 1216 nur mit einfachem o. Vgl. 1169. 1019 de W.] Do. 1020 oder] 0. de here. 1022 iars. 1023 löuelike. W. beredede. 1026 thürefte. 1027 vrömelike. Mit o auch 1049, mit o 1127. 1480 (o). 1029 kinde W.] künde. 1030 en vinde W.] en vüde. 1037 Tin, dazu Interlinearglosse . i . feniü. Auch 1848 wird sin glossiert . i . feilig. 1038 Ere, dazu Interlinearglosse . i . g l ' a j (d. h. gloriam). 1041 Lewe auf Rasur. 1042 Lewen auf Rasur, iik auf Rasur. 1043 dreüen. 1044 dogede W. Vgl. 1460. 1927. ftan. 1045 duii>.

39 wol konde de here vechten unde nicht wiken; des wart sin herschap lövelik unde mere, unde quam ok darvon to der könnichliken ere. C a p i t u l u m XXL Do de junge here alsus vrömelike levede 1050 unde vaste wedder de vigende strevede, sin vader de hertoge den ende nam. unde alse ok sin ende to lantmeren quam, de vörsten clageden en vil sere. wa grot clage ok von den lantlüden were, 1055 des enkan ju ok neimant vullensagen; rike unde arm begünden den heren clagen, mit gespreideme hare lepen de vrouwen dar, neins speles enwart men ok dar gewar, wen dat men dar wenede, scriede unde klade 1060 unde ungebere na dem heren hade. [20r] von den armen lüden was dar elage unde jamer grot, want neimant was dar sin genot, de en also vele to gode dede. wu groten jamer ok de sammeninge hede, 1065 des endar ek mik to segende nicht underwinden, went ek enkönde so vele wort nicht gevinden, der mi möchte genögen to sagende von der unmate, de dar was von clagende, wente se twar so michelken jamer haden, 1070 dat se den dot beide schulden unde baden, dat he nicht ensümede, wen dat he queme unde en dat levent tohant neme, went en to stervende lever were, wen dat se den lif helden an so groter sere. 1048 kam. 1049 vrömelike. 1058 Ipels. 1059 weynede. Mit ey auch 1349, mit e 491. 536. 1089. ichryede. claghede. Vgl. 483. 1060 vngheber. 1062 ghenöd. 1065 my. 1066 word. 1067 ghenöghen. Mit o 1648. 1068 vmate. 1071 en fümede. Ebenso 1236; mit einfachem u 1581.

40 1075 unde o, wu rechte se ok deme heren daden, dat se na eme jamer unde leide haden! went he leit al des gebreken neit, des goden clostervrouwen to hebbende steit. to Gandersem an der klucht licht de here begraven, 1080 unde alleine ensi he ut der erden nicht erhaven, ek wone doch mennich erhaven hilge si, de an der hilgen tal steit verne unde bi, deme sin sele von werdicheit wol gelike dar vor unsem heren an deme ewigen rike.

C a p i t u l u m XXII. 1085

An Frankrikes lant quam vil schere de mere, dat hertoge Otte von Sassen vorscheiden were. [20v] sinen dot begünden vörsten unde heren beclagen, ok enkonde sek könnich Cunrat nicht enthaven, he wenede unde clagede vil sere; 1090 ok sprak he, dat he unsalich könnich were, wente he den goden hertogen hedde vorloren, den he ut alle sinen vörsten hadde erkoren, dat he mit sinem rade helt des rikes ere. unde so sin herte hirumme beswart were,

1095 he wart ermant, dat he so nicht endede, wenne dat he sin dink so wislike anevenge, dat et deme rike to uneren nicht engenge, dat de hertoge von der werlde was gevaren. de könnich nicht enwiste, wu he dat möchte bewaren, 1100 went he wol des jungen heren döget bekande, de von rechtem erve dar to Sassenlande des hertogedomes mit rechte scholde gewalden. mit schöner rede begünde he den heren halden: 1079 klücht. begäuen. Die gleiche Abkürzung 1688. 1805. 1888. 1080 alleyn. _ 1084 vor W.] von. 1085 icher. vorschede. 1087 beclage auf Itasur. 1088 enthaven S.] enthalden, a aus o verbessert. 1096 williken. 1101 rechtem erve W.] rechte erue. 1102 fcholde.

41 he vröchte des sere weddersinnes to gende, 1105 eft he eme vulle herschap unde walt bekende. doch enweddersagede he eme openbar neit; wenne, also dar in deme boke bescreven steit, he lovede eme, wu gerne dat he eme dede, al dat de here sin vader vor eme hede, 1110 unde wolde ok daröver sine herschap meren. to des heren love nnde to sinen eren sprak de könnich vil sunder goder angedechte, wen dat he de tit darmede hen brechte, [21r] dat underdes lichte wat gevallen möchte, 1115 dat deme heren to den eren nicht endöchte.

C a p i t u l u m XXIII. Do de könen Sassen dat vorteint sagen unde des köDniges wort mit wisen sinnen wagen, so dat he des nicht to donde endachte, dat he mit schönen worden hir vor brachte, 1120 düssen rat se erem heren mit trüwen gaven, alse bi den tiden de goden Sassen plagen: dat he sek sins vaders herschap underwünde, eft de könnich des modes nicht enfünde, dat he se eme vorgevens unde gerne dede; 1125 unde dat he darto ere Stade hülpe hede, dat Ioveden se vaste unde sekerlik. nu höret von en eine rede vrömelik, de se er trüwe herte alsus to sprekende toch; se Spraken: ' j o heslu, hertoge, riddere genoch, 1130 de di twar mit allen trüwen to hülpe stan; 1104 wedder fyne to gende (togende Hoediger). 1106 en wedderiaghede. 1109 al dat] Alle. 1112 gud' anghedachte. 1113 brachte. Vielleicht henne brechte? Vgl. 1131. 1403. 1407. _ 1114 Dar. 1115 en dochte. 1117 woghe. 1122 vnderwünde. Ebenso 1150. 1123 enfunde. Mit ü 1151. 1124 gne. Gleiche Abkürzung 1435. 1727. 1802. 1125 ore Stade hulpe hedde Besserung von W.] ore itat hulpe hegen. 1127 on W.\ öme. 1129 spreken. Eidde.

42

1135

[21v] 1141

1145

jo lestu de tit vorgeves hene gan, dat du dek diner herschap nicht nnderwindest, so du doch unsen denst albereide vindest. wente alher hebbe wi gelevet mit eren; unde eft wi wol under den vienden weren, unde wu starke se uns mit stride anlegen, et wart nü gesein, dat wi den rügge geven. wol künne we gevechten, nicht enkfinne we gevlein. unde wu is denne, here, dinem herten geschein, dat du de groten schände so wol machst geliden, dat men dek so lesterlike schal vordriven rechte al sunder were von dines vaders lande; des hestu twar unde ok wi ewichlike schände', nu seit, wu grote trüwe der Sassen herte leide. se Spraken: ' t o wapende sin we bereide. de grimmige dot schal ok unses lives gewalden, edder du schalt noch dines vaders ere behalden'. C a p i t u l u m XXIV.

Do de Sassen des vil stedelike plegen, dat se erem heren mit deme rade anlegen, 1150 dat he sek sines herschapdomes underwiinde, sint dat he an rechte nicht rechters fünde, wol bekande könnich Cunrat er gemöde, dat se umme en endachten neiner göde, want er antlat wisede sodan gebere, 1155 gelik als eft er danke mit torne begrepen were. unde do he des de rechten warheit vorneme, dat er gemöte to einem willen queme erem hertogen stedelike bi to stände, her unde dar begünde sin danke to gande, 1132 vnd'windelt. 1137 de rügge. 138 gevlen. 1141 lefterlike. 1144 lede. 1147 vielleicht dines vaders erve? 1150 fyns. 1152 Cünrad. Mit ü auch 1252. 1277. 1324 und in der 1. Prosa das 1. Mal. 1154 wifete. Ebenso 1729. 1155 danke W.] danken. 1158 itedelike.

43 1 1 6 0 wu he vorholen itteswat rades dechte, darmede he den hertogen von dem live brechte. openbar endorste he des strides nicht bestan, weilte he wiste wol sunder twivelken wan, dat de Sassen unvorsagede helde waren; 1 1 6 5 des endorste he sinen willen nicht openbaren, [22rJ unde also ok in deme Latine gescreven steit: sek sttlven enwiste he so stark noch so vrömich neit, dat he en mit volke dürste bestan. darumme begünde he to sökende mördechliken ram, 1 1 7 0 darmede he en to deme dode bringen möchte, den he mit volke to överwinnende nicht endöchte. C a p i t u l u m XXV. Nu schtille gi vornemen jemerlike mere. do de könnich darumme denkende were, wu he dem hertogen dat levent neme, 1 1 7 5 dat bok secht, dat he des rades bequeme mit einem bischoppe von Menze Hatto genant, unde owe, wu was an dem mordere bewant, dat he bischoppes namen hadde entphangen; unde dat he were up einen galgen gehangen, 1 1 8 0 darane were eme twar noch rechter gelungen, denne dat he to godes eren hedde misse gesungen, de wile he manslacht an sinem herten droch. könnichliker gift gelovede he eme genoch, up dat he darup fullenklike dechte, 1 1 8 5 wu he mit vorretnisse von den dagen brechte von den Sassen hertogen Hinrike. de bischop dede deme slangen gelike, de grote vorgiftnisse plecht to dragende 1161 he fehlt. 1168 on W.] fehlt, dorfte. Mit o auch 1263. 1417. Vgl. 642. _ 1169 fökede (über dem o ein leichter Strich), mordechlike. 1171 en dochte. 1172 vornome. Vgl. 1857. 1947. o 1173 do] De. 1176 biifchuppe. Im folgenden immer mit u, nur 1938 mit einfachem u. 1184 fulleklich. 1185 ön von. brochte.

44 unde ok sine tungen scherpet to schadende. 1 1 9 0 rodes goldes nam he ein grot gewichte unde vor vor eines goltsmedes angesichte, [22 v ] ein schöne halsgolt leit he daraf maken, unde do dat mortlike wapen was geschapen, dat he doch na sinem willen nicht bewande, 1 1 9 5 sinen boden he na dem hertogen sande, gelike als he et eme to groten eren dede, dat he en to sinem hus to wertschap bede. wante aver gode nein rat vorborgen ist: to seinde des goltsmedes meisterlike list 1 2 0 0 genk de bischop to des goltsmedes hemöden. he dachte des ok vil wol behöden, dat sin rat neimande to wettende queme. unde so he dat werk an de hande neme, h e besach et unde begunde Süchten sere. 1 2 0 5 unde do de goltsmet vragede, wat eme were, he antworde eme sunder des herten hode unde s p r a k : 'mit des groten Hinrikes blöde schal men noch dit schöne halsgolt netten', de goltsmet endorste sek ok nicht vormeten, 1 2 1 0 dat he den bischop daraf vragede mere, wen he dachte stille, dat et beter were, dat he den mort den hertogen lete vorstan, wente he hadde von sinen dögeden groten wan, dat he eme scholde don beide got unde ere. 1 2 1 5 unde do des dodes wapen vullenkomen were, nicht anders wenne alse et de morder wolde, orlof nam de werkman, also et wesen scholde, [23 r ] unde erhof sek na deme hertogen drade; den mort sede he eme, den he vornomen hade 1 2 2 0 von Hatton, dem vil ungetriiwen Mentzere. unde do de hertoge düsse mortliken mere von deme goltsmede rechte vornomen hade, des bischoppes boden leit he eschen drade, 1189 tünghe. 1191 Vnde vor eyns. ichone hals golt dar äff. 1196 Ghelik. 1204 fliehten. 1206 funder.

1192 Leit he eyn 1200 hemöden.

45 den sülven, den eme de bisehop hadde gesant, 1 2 2 5 dat he na eme queme an der Mentzer lant. he sprak: 'nu rit enwech unde sege Hatton dat: sinen denst to achtende sitte ek darheime bat, denne dat ek eme mit velen gesten beswernisse do. düsse rede schaltu eme ok sagen darto: 1 2 3 0 Hinrikes hals ensi von hardern senen nicht, denne Alebrechtes were, den he to dem dode brachte lesterlich. sü, düsse rede schaltu dinem heren sagen', de bode wedder quam na itteswelken dagen unde sede sinem heren alle de wort, 1 2 3 5 de he von des hertogen munde hadde gehört, de hertoge ensümede ok alle de wile nicht, so de deit, dem de sake allermeist anelicht. he was wedder den bisehop grimmiges modes; he underwant sek alle des bischoppes godes, 1 2 4 0 dat an Sassen unde an Döringen was gelegen, tornechtich mot begünde sek an dem bischoppe regen, unde ok ein dotlik süke vaste darmede, de vil dicke kumpt von tornlichtem sede, [23v] so den lüden eres willen nicht mach geschein. 1 2 4 5 unde als ek dat bok höre warlike jein, dem bischoppe geschach vil rechte alsamelike: mit grimmicheit levede he harde doventlike, wente sin wille nicht was vullengangen. na dren dagen lach de arme mit dem dode befangen 1 2 5 0 unde sede lüde, dat et also queme, dat eme sin levent ein donnerslach neme.

1230 hardern W.] harden. Vielleicht neit? 1231 brochte. Vgl. 1778. Vielleicht bringen leit statt brochte lefterlich? 1232 Sü. Ebenso 1345. 1236 neit? 1237 den anegeit? 1238 modis. Randglosse (zwischen 1238 und 1339) Nota. 1239 gudis. 1240 was, w aus v. 1244 ors. Randglosse Nota. 1245 warlike jehen. Dazu Interlinearglosse . i . spreke. 1219 dem dode W.] den dode. 1250 seden W.

46 C a p i t u l u m XXVI. Do könnige Cunrade quamen de mere, dat de bischop dot, unde sin rat tobroken were, einen sinen broder, de was Everhart genant, 1255 sande he mit grotem here in Sassenlant; he gebot, dat se hertogen Hinrike slögen nnde neinen Sassen des dodes erhöven. unde do se so reden an Sassenlant unde to einer vasten borch, Eversberch genant, 1260 des könniges broder sprak, he vröchte vil sere, dat dat Sassesche deit nicht so driste enwere noch to den eren noch to dem vromen, so dat se mit eme to dem stride dörsten komen. ok sprak he, se sleken gelik den Vössen to hole: 1265 'dat heten se gevechten harde menlike wole'.

[24r] 1271

1275

1280

nnde als he em to lästere sprak dit unde dat, eines vechten wart eme wol na wünsch nnde bat: mit scharen drungen de Sassen ut den doren, er ein jowelk hedde gerner wesen tovoren, denne dat he verne jagede hindena. to slande was den Sassen beide grimme unde ga, ek löve, se der Frantzoser lüttil erhöven, de se nicht ersteken edder to dode slögen; alle de ackere lagen dar mit blöde berunnen. deme heren duchte, an vleinde hedde he wol gewunnen, dat he dat lif von dennen brachte wedder to lande. Unde do könnich Cunrat de warheit bekande, dat de strit den sinen to unheile was gegangen, mit swarem mode wart sin herte befangen; he clagede dat laster dat eme was gedan. ' e k enweit', sprak he, 'wu ek et nu schal anevan; de Sassen sin an den seden den lewen gelik:

1256 floghen. Ebenso 1273. 1257 neyneme. erhouen. Ebenso 1272. 1265 menichlike. 1266 on W.] om. 1267 vechten W.] vrochte. wünsch unde] wüichede. 1269 gherne. 1272 luttil, das 2. „ l durch Radieren aus k hergestellt. 1274 leghe. berünen. 1275 vlende. ghewünen. 1280 gedan S.] ghefcheyn. 1281 anevan W.] ane vahen.

47 vore, na unde ok allumme weren 8e sik, von eren scherpen swerden enkan genesen nicht, 1285 wat en uppe de vigende to vechtende licht. des gelöve ek unde hebbe des vil vasten wan, dat de Hinrik to Sassen noch schülle bestan kreftich unde weldich könnich an dem rike. dat wille ek doch bewaren harde vlitlike 1290 dat nummer gesche sin homodige wille'. unde na dttssen worden sweich de könnich stille unde sach, wu he wolde vullenbringen dat he deme hertogen don wolde in sinen sinnen.

Capitulum XXVII. Do düsse strit vorgenk, als gi wol vornomen hat, 1295 up de Sassen vor aver könnich Cunrat. [24v] den hertogen he bi den sülven tiden vant up einer borch, de was Grone genant, der endorste he to störmende nicht bestan. he dachte, et were up vordel gedan, 1300 dat men des dinges noch nu begünde, danne des begündes mit uneren avestünde. des sande he boden to hertogen Hinrike. he heit eme loven, he wolde en maken rike, eft he eme wolde wesen underdan. 1305 schere begünde ein here de bodeschap undervan; de was von depen sinnen unde Detmar genant, ek gelöve, sin gelik enwas över al Sassenlant. he sprak: 'wu gebüdestu, here, dat din her vare. jo hebbe ekdi gebracht vil na drittich könniges schare'. 1310 düsse wort sprak he allet den boden antohörende unde darmede eres heren krefte to vorstörende; 1287 ichöle, 5, darüber v. 1290 nümer. hömodighe. 1296 he fehlt. 1298 ftormede. — Vgl. Braunschw. Meimclironik 879f. 1301 mit uneren vermute ich (S. neit)} mit. aue stunde char legio. schein stv. geschehen; mit Ädv. zugehen. scliere adv. bald. schicken swv. ausführen, besorgen. scliin stm. Glanz; seh. werden sichtbar werden, sich offenbaren; sch. hebben sichtbar zuerden lassen, zeigen. schinen stv. sich zeigen, erscheinen. schöne adj.; schone adv.; schöne stf. 5. schouwen swv. 147. schiillen prät.-präs. 48. 164. serle stm. Sitte, Art und Weise 1635. segen = sagen, sein stv. sehen 825. 1232. 1623. s61e stf. 136. sere adv. schmerzlich, geivaltig, sehr. sere stf. Leid, Schmerz. setten swv. festsetzen; de satte denst 455 die rechtlich festgelegte Dienstverpflichtung. sin stm. Sinn, Einsicht, Kunst; Gedanken im PI. kluge 1037. sint adv. hernach, weiter ferner; präp. m. G. und D. slachtinge stf. Gemetzel, Mord. slan stv. schlagen, erschlagen 1256. siechte stn. = gesiechte, sölk pron. 46. son(e) stm. 446.

j j I \ | ! ! j | • | ! i I | ! I j i

sonesdach stm. Tag des Jüngsten Gerichts. söte adj. 566. spei stn. Spiel, Kurzweil, Vergnügen. spreiden swv. spreiten, ausbreiten: mit gespreideme häre mit aufgelöstem Haar. *städe 1125. 1359 = stede. *stadelike 285 = stedelike. stän unr. v. 869. 899. stat stf. Stelle, Ort, Stadt. stede stf. Ort, Stelle. Stegen swv. den Weg bereiten. steinen swv. steinigen. sterven stv. 251. stichten swv. stiften (v. Bistümern, Klöstern usw.); verursachen, anrichten (röf unde brant). streven swv. sich abmühen, ringen, kämpfen. Süchten swv. seufzen. süke stf. Krankheit 358. sülf pron. 61. sülver stn. Silber 10. sümen swv.säumen, zögern 1071 sünde stf. 29. sünte sankt 588. sür adj. sauer, bitter 370. süster stf. 425. swär adj. schwer; schwerfällig, unbeholfen; bedrückt. swäre stf. Mühsal, Bedrängnis, Not. swären swv. m. D. beschwerlich fallen; mit A. in Kummer bringen. swinde adj. listig.

; tal stf. Zahl; bi einer t. bei' sammen. \ teil stv. ziehen 173. teppet stm. Wandteppich. tit stf. 316. titlik adj. frühzeitig. tö präp. adv. 16. töge stm. Zug, Winkelzug. i tornechtich adj. zornig.

78 tornlicht adj. zornig. töstören swv. zerstören, vernichten 466. tovoren adv. vorab 144. trösten swv. trösten; sek tr. m. G. auf etwas gefaßt sein. 106. trüwe stf.; trüwe ad].; trüwelike adv. aufrichtig, getreu. 1555. tucht stf. 18. twär adv. wahrlich, wirklich. twene. twä, twei zwei 320,425. twlden swv. gewähren. Ummer adv. immer, je 64.1634. unde konj. 39. 57. underdänicheit, -denicheit stf. Untertänigkeit; Gesamtheit der Untergebenen. underkomen stv. erschrecken. undervän m. A. hemmend dazioischentreten, vereiteln. underwinden stv., rückbez. m. m. G. sich einer Sache unterziehen, bemächtigen. 1122. unecht adj. unehelich. unSre stf. (1097. *1301)... ungebere stn. ungestüme Äußerung ^der Leidenschaft. ungemöte stn. Mißstimmung 539. ungerede stn. Not, Unglück. unkünde stf. Unbelcanntschaft, Unkenntnis 92. unmäte stf. Unmaß, Maßlosigkeit. unmennich pron. nicht viel, ivenig. unreine adj. unrein, unedel. unschuld stf.; u. dön seine Unschuld erweisen, sich v. einerBeschuldigung reinigen. uiuse pron. 99. 265. 600. unte, unt präp. bis. unt.itlik adj. unzeitig. unvorsaget = unvorzaget. unwertlik adj. unicert, unicürdig.

-Talt, -valdioh 853. varen stv. reisen, ziehen 445. veddere swm. Vaterbruder. venknisse stf. Gefangenschaft. ver, verde 547. 550. vinden stv. 1123. voge stf. Schicklichkeit, An. gemessenheit. vögen swv. ziemen, anstehn. volk stn. Heeresmacht. von präp. adv. von, wegen 97. vor- 216. voraltare n. Antependium. vorbeden stv. 1396. vordenken swv. m. A. d. P. verargen, übel auslegen. vorder komp., v. Körperteilen: recht. vorderven stv. zugrundegehen, sich dem Untergang nähern. vordragen stv. ertragen; m. A. d. P. und G. d. S. verschonen mit etwas. vören swv. 1733. voren adv. 144. vorgän stv. vergehen, verlaufen; m. A. vorbeigehn an, versäumen, unterlassen. vorgeves, -ens adv. vergebens, zwecklos, umsonst, ohne Gegenleistung. vorgiftnisse stf. Gift. vorhen adv. zuvor, vorher. vorheven stv. unterlassen, versäumen. vorkesen stv. aufgeben, verzichten auf 143. vorlangen swv. m. D. d. P. zu lang werden. vorlesen stv. verlieren 143. vornemen stv. 103. 1172. vorsmän swv. verächtlich dünken. vorstän unr. v. verstehn, vernehmen. vörste swm. 349. vorstören siov. zerstreuen, vernichten; beunruhigen, verwirren.

79

yorteint stn. (zum stv. vortein) Verzögerimg, Hinhalten. vorwerder adv. ferner, weiterhin. vos stm. 1017. Franzoser stm. Franke. vrö adj. froh. vrö adv. früh 37. vrochte swm. Furcht. vrjchten swv. fürchten 205. vrölike adv. fröhlich, froh 32. vrome adj. tüchtig, befähigt; vrome swm. Nutzen, Vorteil. 182. vrömelik adj., -like adv. tüchtig, tapfer, rechtschaffen, förderlich 1027. vrömich adj. tüchtig, vrömicheit stf. Tüchtigkeit, Tugend 182. vröne adj. dem Herrn zugehörig, heilig, königlich (738. *1517). vröude stf. 49. vrouwe swf. Herrin, Edelfrau 148. vul adj.; vollen-; vüllich adj.; vülligen adv.; vullenklike Aadv. 246. 516. vür stn. 221. walden stv. m. G. walten über, besitzen 40. waldieh = gewaldich. waldichlike adv. mit Macht, mit Gewalt; auf Grund der Gewalt. walt stf. Gewalt. wän stm. Erwartung, Hoffnung, Vermutung. wante konj. denn. wäpenen, wäpen swv. waffnen, rüsten. we pron. 88. we adv. konj. loie. wedder präp. adj. präfix 510. weddersagen swv. Frieden und Freundschaft aufkündigen.

* weddersinnes adv. umgekehrt, rückwärts: w. gän 1104 etwas rückgängig machen. wegen stv. bewegen, wägen, prüfen; to dem besten w.zum Besten anschlagen; sek. w. to, wedder sich wenden zu, gegen wen = wenne. wenden swv. wenden; intr. sich wenden, von (an) etwas abstehen. wenen swv. 1059. wenne konj. außer, sondern, aber 611. went(e) präp. bis. werden stv. 73. werltlik adj. weltlich, irdisch 668.

werren stv. schaden, hinderlich sein. wertschap Bewirtung, Gastmahl 132. wesen stv. sein 855. 983.1315; *wesen mit etwas treiben 900. wessele stf. Wechsel, Tausch. Winnen stv. erwerben,gewinnen wis adj. klug, weise, w. sin kundig sein. wischen swv. sich eilig bewegen, schlüpfen, gleiten. wisen swv. zeigen 1154. wissage swm. Weissager, Prophet. wiunge stf. Weihung, Weihe 1364. 1366. wol adv. wohl, gut; wol (doch) dat obwohl. wönen swv. glauben, danken 480. Vgl. EM. XXXIX X I . wonen swv. 41. wor adv. wo 101. wü adv. ide 32. wünschen swv. 1579. zabil stm.Zobel, Zobelfell, -pelz. zabilshüt stf. Zobelpelz. zirheit stf. Schönheit, Schmuck, Zierrat.