Die Erdkunde im Verhältniß zur Natur und zur Geschichte des Menschen, oder allgemeine vergleichende Geographie, als sichere Grundlage des Studiums und Unterrichts in physicalischen und historischen Wissenschaften: Band 9, Teil 1 Klein-Asien [2., stark verm. und umgearb. Ausg. Reprint 2018 ed.] 9783111571843, 9783111200088


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German Pages 1048 [1056] Year 1858

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Table of contents :
Vorwort
Inhaltsverzeichniß Und Blattweiser
Erster Band
§. 1. Einleitung. Allgemeine Uebersicht Der Plastischen Gestaltungen
§. 2. Zweites Kapitel. Allgemeine Uebersicht Der Stromsysteme In Klein- Asien
§. 3. Dritte- Kapitel. Die Großen Landströme Kleinasiens Mit Ihre Stromgebieten
§.4. Sechstes Kapitel. Das Stromsystem Des Iris: Derjeschilirmak (Iris) Und Der Germelü Tschai (Lycus). Fortsetzung
§. 5. Siebentes K Apitel. Das Stromsvstem Des Kvzyl Irmak, Des Halys Der Alten
§. 6. Achtes Kapitel. Das Stromsystem Des Kvzvl Irmak, Deshalvs Der Alten; Fortsetzung. Mittler Stromlauf Von Jarapason Nordwärts Mit Dem Zufluß Des Delidsche Irmak Von Der Ostseite Und Bis Osmandschyk
§. 7. Neuntes Kapitel. Das Stromsystem Des Kvzvl Irmak (Halys). Fortsetzung. Unterer Theil Des Mittlern Laufs Von Der Tschefchnegir Kjöprü Abwärts Bis Osmandschvk
§. 8. Zehntes Kapitel. Das Stromsystem Deskyzylirmak(Halys). Fortsetzung. Unterer Lauf Von Osmandschyk Bis Zum Schwarzen Meere
§.9. Elftes Kapitel. Das Mündungsland Des Kvzyl Irmak Oder Halys; Sein Deltagebiet Mit Den Lagunen, Und Die Küstenstrecke Von Samsun (Amisus) Über Bafta Bis Sinub (Sinope)
§. 10. Zwölftes Kapitel. Das Stromsystem Des Sakaria, Sangarius Der Alten
§. 11. Dreizehntes Kapitel. Das Stromsystem Des Sakaria, Sangarius Der Alten. Fortsetzung. Der Obere Lauf Als Angora-Arm Mit Seinen Zuflüssen Bis Zum Verein Des Pessinus-Arms Und Durch Die Haimaneh Zum Kurdendistricte, An Der Grenze Der Lycaonischen Centralen Hochebene
§. 12. Vierzehntes Kapitel. Mittler Lauf De- Sakaria, Sangarius, In Seinem Großen Längenthale Von £. Nach W. Vom Verein Der Beiden Hauptarme Des Angora- Und Pessinuö- Oder Germa- Armes, Durch Das Galatisch-Bithynische Plateau Und Durch Die Nordwestliche Gebirgsumwallung Bis Zu Dem Nördlichen Querdurchbruche Bei Lefkeh Und Geiweh Und Zum Sabandscha-See
§. 13. Fünfzehntes Kapitel. Der Obere Lauf Des Sangarius Auf Der Südlichen Stufe Oder Dem Lucaonisch-Phryzischen Hochlande Von Pursak (Tbumbres) Ostwärts Bis Germa An Der Nordwendung Der Vesununtischen Sangarius-Arme
§. 14. Sech-Zehnte- Kapitel. Der Untere Lauf Des Sakaria Vom Pursak (Thymbres) Und Bedre-Tschai Oder Gjök-Su (Gallus) Abwärts Bis Zum Schwarzen Meere
§.15. Siebzehntes Kapitel. Uebersicht. Da- Verhältniß De-Pontischen Meerbeckens Zum Entwicklungsgänge De- Anliegenden Gestadelandes Kleiu-Afiens
§. 16. Achtzehntes Kapitel. Die Pontischen Küstenflüsse Billäus, Parthenius, Lvcus, Hupius, Ostwärts Zwischen Der Sangarius- Mündung Und Dem Earambis Promontorium
§. 17. Neunzehntes Kapitel. Die Pontischen Küstenstädte Der Westpontischcn Küstenlinie Zwischen Sangarius, Halvs Und Iris
§. 18. Zwanzigstes Capitel. Die Küstenstädte Der Ostpontischen Küstenlinie Zwischen Iris Und Tschoruk
§. 19. Einundzwanzigstes Kapitel. Trapezus, Trapezunda, Tarabozan, Trebisonde
§. 20. Zweiundzwanzigstes Kapitel. Das Pontische Küstengebirgsland Östlich Von Trapezunt Bis Zur Mündung Des Tfchoruk Bei Datum Oder Das Land Der Lazen.
§. 21. Dreiundzwanzigstes Kapitel. Rückblick Ans Den Jüngsten Aufschwung Der Politischen Gestadewelt Von Anatolien In Der Mitte Des I. 1857. Nach Otto Blau
Berichtigungen (Einschließlich Der Druckfehler) Und Zusätze
Erklärung Der Kupfertafeln
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Die Erdkunde im Verhältniß zur Natur und zur Geschichte des Menschen, oder allgemeine vergleichende Geographie, als sichere Grundlage des Studiums und Unterrichts in physicalischen und historischen Wissenschaften: Band 9, Teil 1 Klein-Asien [2., stark verm. und umgearb. Ausg. Reprint 2018 ed.]
 9783111571843, 9783111200088

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„Citiue emergit verltae ex errore, quam ex confuaione.” Baco de sonn, calid. Aphor. X.

Die Erdkunde von

Asien, von

Carl Ritter.

Band IX.

Klein - Asien.

Theil I.

Mit drei Kupfertaseln.

Berlin, 1858. Gedruckt und verlegt bei G. Reimer.

Die Erdkunde

im Verhältniß zur Natur und zur Geschichte des Menschen, oder

allgemeine vergleichende Geographie, als

sichere Grundlage des Studiums und Unterrichts in physikalischen und historischen Wissenschaften von

Carl Ritter, Dr. u. Prof. p. Ord. a.b. Univ, in Berlin, Mitgl. d. Kön. Aead. d. Wissensch. das., Ritter v.roth.Adl.-Ord. 2.Kl.m.Eichl.,wied.Ord. p.leM6riteSrtcben6fL, Command.2.Kl.d. Kurh.Hausord. v. gold. Löw., Command.d. Erlös.-Ord. v. Griechenl.u. d. Kgl. Bayer. St. Michaels-, wie Maximil.-Ord. f.K. u. W., Ritt. d.Dannebrog-,Nordstern-u.K.Sachs. Civ.-Derd.-Ord., R. d. Stanisl.-Ord. 2. Kl. m. d. St.; Wirkl. Mitgl. d.Wetterauisch. Ges. f. d.ges.Naturk.; corresp.Ehr.-M. d.Ges. f.ält. deutsche Gesch.; ausw.Mitgl. d.K. Soc. d.Wiff. in Gott., d. Senkenberg. Naturf. Ges. z. Franks, a. M.; ausw. Mitgl. d. Soc. Asiat, u. Geogr. in Par., d. Roy. Asiat. Soc. of Gr.Br., b.Roy. Geogr.Soc. in Lond., d. K. Dän. Ges. d.W. inKopenhag., wied.K.Ges.f.nord.Alterthsk.das.; Ehr.-M.d.Kais.R. Acad. d. W. in St.Petersb. u. d. Naturf. Ges. in Moskau, wie d. Kais. R. geogr. Ges. in PeterSb. u. d. geogr. Ges. in Franks.a.M., d. Soc. d. W. in Stockh.; Corresp.et As&ocid ötranger de l’Acad.Roy. des loser. etBell. Lettr. del’Inst. lmpärial de Fr., Mitgl. d. Soc.Egypt. in Kairo, b. New-York Hist. Soc., b.Amer. Ethnolog. Soc., d. Soc.Ethnol.inPar., d. Cornw. Polytechn. Soc., d. Soc. scient. d.Pyrön. oriental, in Perpign., d. Bas. Naturf.G., Membrecorresp. delaCoYnm.centr. de Statist. duRoyaumedeBelg.; ord. M. d. dtsch. morgl. Ges., Ehr.-M. d. Kais. Acad. d. W. in Wien u. d. dort. K.K. geogr. Ges.; For. Member of the Roy. Soc. of Lond. f. the prom. of Natural Knowledge, auch d.Archäolog. Soc. in Athen, d. Kön. Bayer. Acad. d.W. in München, ord. auSw.M. u. ausw. Ehr.-M. d.Amer. Acad. d. Künste u.Wiff. zu Boston, Massachusetts, b.Americ. Geogr. and Stat. Soc.; Corresp. delllmper. e Reale Ateneo Ital. Firenze etc.

Achtzehnter Theil. Drittes Buch. West-Asien. Klein-Asien. Band I. Zweite stark vermehrte und umgearbeitete Ausgabe.

Berlin, 1858. Gedruckt und verlegt bei G. Reimer.

„Citius emergit veritas ex errore, quam ex confusiome.” Baco de form, calid. Aphor. X

Vergleichende Erdkunde des

Halbinsellandes Klein-Asien, von

Carl Ritter.

Erster

Theil.

Berlin, 1858. Berlag von G. Reimer.

.Citius emergit veritas ex errore, quam ex confusione. Baco de form, calid. Aphor. X.

Vorwort.

(42" N. Br. und53" O. V. v. F.) vorspringenden Vorgebirge Jndsche Burun (Lepte Promontorium) bei Sinub (Sinope), zeichnet sich durch eine ganze Reihe kleiner Einbuchtungen aus, von denen die größte, am weitesten geschwungene mit der von Trebizond (Trapezus) beginnt, die andern alle aber, wie die von Tarabulus (Tripolis), Kiresun (Kerasus), Ordu u. s. w. bis ©cimfun (Amisus) und Sinub (Sinope), in minder weiten, aber tiefer in das Festland einschneidenden Bogenlinien folgen. Zwischen ihnen sprin­ gen überall eben so viele öfters flache Vorland-, mehr noch Vorgebirgs­ spitzen gegen den Norden vor, welche dieselben in lauter kleine Buch­ ten gegenseitig von einander absondern. Es tritt dies nur als eine

Folge der aus dem östlichen massigern Zusammenhänge gegen den

23

Die politische Küstenlinie.

Westen mehr gesonderten Gliederung der in West immer wieder abgebrochenen kürzern oder längern parallelen Küstenketten hervor.

An

deren Westenden setzten die aus dem Innern herausbrechenden Küsten­ flüsse ihre von den Höhen herabgerissenen Trümmer und weiter ge­

schwemmten Schuttmassen gegen das Meer an ihren Mündungen als kleine Sand- oder Schlammbänke an, die sich feit Jahrtausenden

öfters zu bedeutenden Borlandspitzen

ausdehnten,

unter denen die

Deltabildungen des Tschoruk, des Termeh (Thermodon), des

Ieschil Irmak (Iris) und Kyzyl Chinas (llalys) die bedeutend­

sten sind.

Diese so meist gleichartig gebildete Reihe von nur seich­

ten Buchten ist mit ihren weiter gegen N.O. gerichteten Oesfnungen den von daher vorherrschend stürmischen kaukasischen Nord- und

Nordost-Winden offen gelegt, welche ihre Rheden, denen die natürlich

gebildeten schützenden Häfen fehlen, den größten Theil des Jahres hindurch gefahrvoll machen mit) daher nur wenige Ausnahmen ab gerechnet, die um so bedeutender durch ihre Jsolirtheit hervortreten

konnten, wie etwa Sinope, Amisus, Trapezus der Alten, ein gerin­ ges maritimes Leben der Völker an diesen Nordgestaden zu wecken

und zu fördern im Stande waren. Anders ist die westliche Hälfte der nordischen Gestadelinie vom

Vorgebirge bei Sinope an gegen Westen bis zum Eintritt des

Schwarzen Meeres in den thracischen Bosporus gegen Con stantinopel (Istambul Boghazi)

gestaltet.

Hier springt das ganze

Küstenland in massenhafterer Breite, in eompacterem Zusam­ menhänge und gleicher nordischen Ausdehnung bis gegen das Vor­

gebirge Kerembeh (Caramlus Promontorium unter 42° N. Br. um 51" O. L. v. F.) ziehend vor, und bleibt auch von da westwärts, wenn schon in abnehmender Breite, doch gleichmäßig in ziemlich ein

förmiger Küstenlinie bis zum Eingänge des engen Bosporus.

Hier

fehlen die tiefern Buchten, welche größeren Hafenbildungen Schuß geben könnten, der

einzige Bender Eregli (Ileraclea Pontica)

unter dem Baba Burun (Acherusia Promontorium) und im Westen der Sakaria- (Sangarius-) Mündung der von Kefkee (Calpe) etwa

ausgenommen,

deren Mängeln schon die Alten durch Kunstmittel

begegneten, die aber längst in Verfall gerathen und nicht wieder her­ gestellt worden sind.

Da

keine bedeutenderen Caps sie gegen pon-

tische Stürme schützen und ihre gegen N.W. gerichtete Steilküste auch

nur schlechten Ankergrund bot, konnten sie ebenfalls keine größere Be­ deutung erlangen, wie etwa Flußmündungen der Westküste.

die

Hafenbildungen und

günstigeren

Klein Asien.

24

Ganz ander- wird schon diese Einförmigkeit der Nordküste vom

thracischen Bosporus bis zum Hellespont

oder der

Dardanellm-

straße durch daS halbgeschloffene Bassin des Marmara-MeereS

unterbrochen, dessen Gestade wiederum westwärts gehende vielfache günstigere Gliederungen seiner Gestadelinie zeigt, die einer genauern

speciellen Betrachtung werth ist, welche jedoch erst weiter unten erfolgm kann. Für jetzt liegt uns zunächst das Characterische der Küstenlinie

des südlichen Tauruszuges gegen das cyprische Meer zur Verglei­ chung vor.

Innere der

Hier sind es nur drei meist halbkreisförmige, gegen daS

Halbinsel,

(bis 37" N. Br.)

also nordwärts

gerichtete, tiefeindringende

Meeresbuchten:

großartige

die

cilicische,

die pamphylische, die carische mit ihren größeren Gestadeflächen

von Cilicien mit Adana, und Pamphylien mit Adalia, welche durch zwei weit vorspringende (bis 36" N. Br.) halbkreisrunde, halbinsel­ artige Vorländer unter einander getrennt werden.

Es sind die so be­

rühmt gewordenm alpinen Gebirgslandschaften Cilicien und

Lycien, welche dem ganzen Südgestade gegen die cyprische Insel

hin den Hauptcharaoter geben.

Denn alle andern Küstengestallungen

sind nur diesm untergeordnete, in die Hauptverhältnisse sich einfü­ gende, örtliche Formen, die jenen Hauptcharacter nicht ändern, son­

dern nur modificiren und statt der Monotonie der pontischen Nord­

gestade der ganzen großartigen Gestadeentwicklung dieser cyprischen Seite des Halbinsellandes einen seltnen Reichthum maritimer Man-

nichfaltigkeiten hinzugefügt haben, zu dem auch das nahe Gegen­

gestade der reichlich ausgestatteten

Insel Cypern gehört.

Außer dieser'Hauptgestaltung ist aber noch jene dem Größen­ umfange nach geringere Küstenform zu beachten, die ihrer Stellung

nach im äußersten Ostwinkel des Zusammentreffens der Nordküste

von Syrien mit Cilicien ins Gewicht fällt. sinus der Alten,

der Golf

von

Es ist der Issicus

Iskenderun oder Alexan

dre^te der Neuern, der sowol von diesem Hafenorte (s. Erdkunde Th. XVII. 2. S. 1800 ii. f.), wie bei den Türken von dem gegmüberliegenden Hafen bei Ayas, den Namen der Bai von Ayas trägt (s. Erdk. a. a. O. S. 1793), und hier nur vorübergehend zu

erwähnen, ist, da seine Bedeutung für Land- und Bölkergeschichten schon früher erörtert wurde.

Seine mehr geschloffene Form hat ihm

dm Vorzug einer gesicherterm Rhede gegeben, welche dm mehrstm

der bmachbartm Buchtm fehlt; von der Ost- und Nordseite ge-

währm die Bergzüge Schutz, an der Westseite habm die seit Jahr-

Südgestade der Halbinsel.

25

tausenden von dortigen Steilgebirgen herabgeführten Schuttmafsen

der Gebirgsstrome Dschihan, Seihun und deS westlichern NachbarstromeS TerfuS-tschai (Cydnus), deren Mündungen sich ein­

ander so sehr annähern, eine nicht unbedeutmde cilicische Bor­ ebene um diesen Golf, zumal an desien Nordwestseile, abgelagert,

die durch die einst blühenden Bevölkerungm von Tarsus (Tersus) Mopsuhestia (MissiS), Adana, Mallos verherrlicht, zu Culturebenm geworden, die seit lenophonS und Alexanders Zeilen

sich immer weiter gegen S.O. vorgeschoben haben, schon seit

den türkischen

auSbreitm.

nun aber sich

als verwüstete

Zeiten wieder

Landstriche

Durch diesen jüngern Vorschub der FlußdeltaS ist die

große cilicische Bucht in zwei kleinere Unterabtheilungen von ge­ ringerm Umfange verändert worden.

Von dieser

kürzeren Ebenenstrecke

abgesehen theilt daS

ganze

Südgestade Kleinasiens vorherrschend den Character eines GebirgSlandes,

zu dem

der wilde

Taurus

mit seinen hundertfältig

höchst romantisch zergliederten Gebirgsketten und seinem vorherrschend

steilabstürzenden Südfuß oft dicht zur Woge des anschlagenden MeereS

tritt, und hier in seinen tausendfältigen Einschnitten, Buchten, Hä­

sen, Schutzorten, Flußchälern und Mündungen größerer und kleinerer eines in

Art ein alpines Gestadeland bildet, das bei dem Seegen

der Tiefe meist sehr fruchtbaren Bodens besonders noch durch die Sonnenseite und die warmen Südwinde begünstigt ist. Vorherrschend besitzt es daher

ein höchst gedeihliches

Früh-

lingSclima, das einen üppigen Luxus natürlicher Vegetation und Fruchterzeugung entfaltet, der

schon dem subttopischen sich nähert,

desien begleitender Dürre und Sonnenbrand

gestaden aber

in anderen

Nachbar­

durch die überall bis in übersommernde Schneehöhe

emporragenden Piks und

Höhenrücken der Taurusketten vorgebeugl

ist, welche fortwährend die Gestadelandschaften

erfrischen

und zur

Milde abkühlen.

Zwischen diesen weit gegen Süden vorspringenden alpinen Halb­ inselländern Cilicien und Lycien lagert sich die große halbkreis­

förmige

pamphylische Meeresbucht

mit vorherrschend

ebener

Küstmlandschast, Adalia oder Teke der Türken (Pamphylia), mit

einer einförmigem hafenärmern Küstenlinie.

Durch ihren mehr offe­

nen, aber zu immer höheren Stufen aufsteigenden terrassirten Boden

scheidet sie die an 15 bis 20 geogr. Meilen in Ost und West aus einanderliegenden schwer zugänglichen Gebirgslandschaften. Sie konnte

daher da- Innere der Halbinsel durch ihre bequemer dahin

aufstei

26

Klein-Afieir.

gendm Gebirgswege mit dem Südgestave wieder in Verbindung setzm und den durch jene alpinen Gebilde fast abgeschnittene» Ver­ kehr des Gestades mit dem Binnenlande wieder vermitteln. Auf der Westseite deS lyrischen alpinen peninsularen Vorsprun­ ges, auf dem die hohen Gebirgsgruppen des Tachtaly Dagh (Solyma), des Ak Dagh (Cragus), des Makri Dagh (Anticragus) über dem Vorgebirge der Sieben Caps (Sacrum Promontorium) und andere noch bis zu 7000 oder 8000 Fuß absoluter Höhe emporthürmen, bildet die dritte und westlichste der großen Meeresbuchten, die carische, ihren Halbkreis gegen das rhodische Küstenmeer. Dieser peräisch-carischeGolf breitet sich vom Cragus und Anti­ cragus oberhalb Makri (Telmissus) in weiter südwärts gehender Oesfnung über 30 Stunden weit gegen West bis zum Alepo kavo (Promontorium Cynossema) aus. Diesem liegt in West die Insel Symi (Syme) dicht vor, im Süden aber nur wenige Stunden fern gegenüber die Nordspitze der großen und so berühmten Insel RhoduS. Der Territorialbesitz der Rhodier breitete sich einst auch über daS Gestadeland dieser carischen Meeresbucht aus, daher eS auch schon in älteren Zeiten den besondern Namen Per La, d. i. das gegenüberliegende Küstengebiet der rhodischen In­ sulaner erhielt 8). Eine selbständige Benennung desselben zur Unterscheidung von den westlichern carischen Golfen, dem dori­ schen von Symi, dem ceramischen von KoS und anderen, die schon dem Westgestade angehören, war aber in unserer Zeit nach den Berichtigungen hiesiger Küsteugcstaltungen durch die fortge­ schrittenen Arbeiten der englisä-en Admiralität zum Verständniß dor­ tiger Totalitäten ein Bedürfniß geworden. Den ganz besondern Reichthum an kleinern Golfen (wie die ton Glaucus, Gaunus, Pauormus, Physcus u. a.), Vorgebirgen und Halbinseln, welcher die Küstenentwickltlng dieses carisch rhodischen Gestadelandes aus­ zeichnet, haben wir erst späterhin in seinen Einzelheiten hervorzu­ heben.

E r l ä u t e r u n g

3.

DaS centrale Plateauland von Klein-Asien; die Hauptbassins seiner Hochebenen. Nachdem wir nun die Begrenzungen der Halbinsel Klein-AsimS gegen Osten, Norden und Süden ihren Hauptlineamenten und wesent' *) J. A. Cramer, Deacription of Asia Minor. 8. 1832. Vol. 1. p. 190.

Centrales Plateauland.

37

lichen Gestaltungen nach, ohne Rücksicht auf historisch-politische so oft wechselnde Namen und willkürliche Abgrenzungen, nur nach ihren Naturverhältnisien uns zur klaren Uebersicht zu bringm versucht haben und nur die nothwendigsten Benennungm alter und neuer Zei ten zur Orientirung auf der Karte beibehielten, kehren wir zu den Hauptumriffen auf der Mitte des PeninsularsystemS zurück, mit deren eigenthümlich plastischer Gestaltung auch erst die absonderliche Gliederung der Westenden des Halbinsellandes in genauester Berbindung steht und von da aus erst begriffen werden dürfte. Denn unserer Ansicht nach ist auch in geographischen Beziehungen dem Aristotelischm Satze, daß erst aus dem Ganzen der Theil begriffen werdm kann, strengste Folge zu leisten, und darum ist unser Fort­ schritt der Untersuchungen stets von dem Osten nach Westen gegangen. Denn in der Alten Welt mußte offenbar von Asien, dem großen Haupttheile des Ganzen, ausgegangen werden, um auch seinen untergeordnetm Erdtheil Europa in seiner wahren Construction begreifen zu können, was von Portugal und Spanien am Westende anfan­ gend unmöglich und doch seit der Strabonischen noch einseitigen An­ sicht, dem noch fein organisches Ganze zu erfaffen möglich sein konnte, leider bei fast aöen Geographen der Neuzeit ganz mechani­ scher Weise herkömmlich geblieben ist. Wie aber dies im Allgemei­ nen, so haben wir auch überall im Besondern, wie z. B. beim Tau­ rus, der uns nicht beim CraguS anfängt, sondern da endet, denselben Weg eingeschlagen und wir hoffen nicht ohne Gewinn, der sich beim Fortschritt aus europäischem schon genauer erforschten Boden erst in seinem wahren dichte zeigen dürfte. Auch für diese westlichste Gliederung von Borderasien sollte uns, wie überall, derselbe For­ schungsgang maßgebend bleiben, der sich mit den Ergebnissen ohne weitere Präconisirung selbst rechtfertigen mag. Wie zwischen den dreifachen Umgrenzungen der Ekbirgszüge in Kleinasien, in Osten, "Norden und Süden, die aber dock) nur Einer großen Massenerhebung, dem Einen gemeinsamen Taurus­ system, wie dies schon von Eratosthems aufgesaßt war (Strabo XI. 490), in ihrer tiefen und breiten Wurzel anzugehören scheinen, eben so zeigte sich schon einmal, nur weiter im innern Asiens, eine große massige Gesammtemporschwellung der Erdrinde in dem 3000 bis 4000 Fuß hohen ebenen, aber noch viel breiteren und län­ geren iranischen Plateaulande. An dessen Westende zwischen den caspischen, pontischen und issischen tief eindringenden Golfen trat der vorderasiatische Boden jedoch in anders gestalteter plasti

Klein-Asien.

28 scher Entwicklung im

caSpisch - syrisch - armenischen

Triangellande,

mit Aderbidschan und Hocharmenieu in der Mitte als colossale durch

Plutonische Gewalten wild zerrissene Alpenlandschaft (vom Vulcan Demawend 13,700 Fuß hoch durch Aderbidschan bis zum 14,600 F.

hohen Ararat, dem armenischen Taurus, bis zum Anti-TauruS) ge­ hoben, hervor, so wie im Tigris- und Euphratspalt, zahllosen Klüften

und tiefen Teekesseln dazwischen wild

zerborsten

eingestürzt,

und

durchbrochen 9).

Diese großartige Uebergangsbildung in der Gestaltung VorderasienS durch eruptive Gewalten hatte indeß hier noch nicht ihr Ende

erreicht;

es

wiederholte

sich eine der

iranischen

analoge Empor­

schwellung compacter Massen der Erdrinde, wie sie bei der Gestal­

tung des asiatischen Erdtheils im Allgemeinen so charatteristisch für denselben hervorttat, wmn schon hier in beengtem Maßstabe und

vielleicht schon abgeschwächt, doch immer noch ansehnlich im weiten

und breiten vorherrschend ebenen, hohen Plateaulande deS cen­

tralen Kleinasiens.

Diese anatolische Emporschwellung behielt dieselbe Nor­ mal axe der iranischen von O. nach W., die lleinasiatischen Rand­ gebirge im Norden und Tüdm blieben im Wesentlichen dem Nor­ malzuge, nämlich den analogenGebirgSbestaUdtheilen,paral­

lelen Gruppirungen und Uebereinanderstu fuugen nach, den

iranischen

Tauruszügen

mit wenigen Differenzen

gleich; auch die

eruptiven, plntonischen Gewalten blieben vier und da in der Mitte zwischen beiderseitigen Randgebirgszügeu in ihren^berflächenbildun-

gen sichtbar.

Aber weniger in titanisch nach oben wild umstürzen­

den oder übereinander ausbauenden vielen Rieftnbildungen, wie dort, wirtten

die kleinasiatischen Aufblähungen

aus

der

Tiefe, wie es

scheint, nur atlmähliger und ruhiger fort, die äußere Truste der Erd­ rinde in weiten Flächen oft mit Erdbränden erfüllend und mit ihren

Produttionen überschüttend, aus denen jedoch nur einzelne Bulcangruppen, die sich noch durch Krater signalisiren, Inseln gleich, au-

weiten Hochebenen erhebend, sich als ausladende Essen auS der Tiefe deS Hitzheerdes Luft machten, und wenn schon der Bodm deS Lan­

des viele Jahrhunderte hindurch von zerstörenden Erdbeben erschüt­ tert ward, doch immer mehr und mehr Ruhe schafften und diese auch nach und nach erhielten.

Die mächtigsten Gebilde unter jenen

nimmt der 12000 Fuß hohe Erdschisch (^rxaeu8) über dem Meere

') Srdk. Th. X. u. Zeitschrift für Allgem. Erdk. Bd. V- 1855. S. 88—-S.

Centrales Plateauland.

29

ein und die unmittelbar an seinem Fuß sich ausbreitenden, ihn rings umgebenden Hochebenen (von 3500 bis 4000 Fuß absoluter Höhe), die er noch um 8000 Fuß relativ überragt.

Bon seiner

wichtigen Stellung am Westabschluffe des Anti-TauruS und deffen

alpiner Gebirgswelt, am Eingänge zum ebenen westlichen Cappa docien und Lycaonien, die von da an ihre horizontalen wei­ teren, einem ausgettockneten großen Binnensee gleichenden Ausbrei­

tungen gewinnen, von denen nur einzelne Heinere Reste salziger Seen hier und da übrig gebliebm, war schon oben die Rede, wie von sei­

nen vulcauischen Manifestationen gegen S.W.

Noch hat es allerdings seine Schwierigkeit, bei dem völligen Mangel jeder genauerm Landesvermeffung. die localen Umgrmzun-

gen der Hauptformen des Reliefs dieser Bodenverhältniffe qnzugebm,

söwol der Hochebenen als der zwischen durchschreitenden Gebirgs­ linien in ihrem wahren Zusammenhänge.

Auch sind

bei

weitem

nicht alle Gebiete dieses centtalm Theiles des Halbinsellandes von Beobachtern der neuern Zeit durchreiset.

Die älteren Beschreiber

lassen die Naturverhältnisie, in plastischer Beziehung zumal, zu un­ bestimmt, oft gänzlich unbeachtet zur Seite liegm, und bei allem ge-

funden Naturblick, der ihnm in wesentlichen Hauptpuntten keinesweges fehlt, ist ihr Gesichtspunct doch mehr auf Historie und Po-

littk ihrer Zeit als auf die Natur des Landes gerichtet.

Daher

konnten ihre Angaben meist wegm der wechselndm Berhältniffe, die sie berichten, ohne die dauerndm zum Grunde gelegt zu haben, nur

seltner einen allgemeinen wissenschaftlichen Werth, gewöhnlich nur eium temporellm vorübergehmden erlangen. Bon den vielen Reisenden der neueren Zeit sind immer nur

wenige eigentliche Forscher, welche ihre Beobachtungm auf posittve Thatsachm gründm

sonnten, wie ein Beaufort, AinSworth,

CheSney, Hamilton, legier, v. Moltke, Fischer, v.Biucke, Kiepert, Schönborn,

Tschichatschef,

FellowS,

Spratt,

ForbeS, v. Prokesch und Andere, von deren außerordmtlichm

Bereicherungen der Erdkunde Kleinasiens weiter unten die Rede fein wird.

Aber die Lücken dieser Kunde zwischen der gefördertm

Erkenntniß, die sich doch immer nur auf kleine Districte oder lange

Reiselinien und einzelne Puncte zu beziehen pflegt, sind noch viel zu groß, um dadurch ohne bloße analoge Schlüffe und hypothetische

Voraussetzungen zu Gesammtübersichtm gelangen zu können, die da­ her wie auch die unsrigen einer fortwährenden Berichtigung durch

directe Beobachtung entgegen reifen müssen.

Um so nothwendiger

§. 1*

Klein-Asien.

30

wird es aber für die Wissenschaft sein, dvrch die treue Angabe deS schon Gewonnenen dem noch

zu Erringenden die Wege zu bahnen,

was eben hier unsere Aufgabe sein soll.

Bei einer Bearbeitung der

oSmanischm Geschichtew) für die neue türtische Zeit konnte solche Lückenhaftigkeit schon nicht ganz umgangen werden, wie viel mehr

bei einer vergleichenden Geographie der verschiedenen Zeiten"), so buntscheckig dadurch

auch

hinsichtlich

Darstellung erscheinen muß,

der

Benennungen

aber dafür an Lrientirung

die

in jeder

Wie schwierig aber dennoch die Auf­

Hinsicht Gewinn bringen kann.

gabe bleibt, die mancher Nachsicht bedarf und öfter sogar unmöglich,

sehr häufig nur annähernd erreicht werden kann, geht aus den Be­ nennungen der früheren Geschichtschreiber hervor, die doch hier als

Meister auftreten, da in der frühesten

Zeit die Länder dieser Re­

gionen nach den Völkern ihrer Bewohner benannt zu werden pflegten, wie Lydien, Cappadocien,

Carien u. s. w., unter, den Byzantinern

nach den Legionen des Reiches, die dort in den Besatzungen lagen,

oder nach den

Eparchien;

seit der Zerstörung des Seldschukischen

Reiche- nach den Gewalthabern, die sich in die Trümmer desselben

theilten, die deren Wanten noch forttragen, über

welche dann später

daS Netz verschiedener Sandschakate, Provinzen und PasckalikS ober Berwaltungsgebiete, und damit auch alle Namen der Städte, Flüsse, Berge, Thäler', Ebenen n. s. w. sich

nach und nach in verschiedenen

Sprachen und Sprachformen umgewandelt haben.

Da jedoch die äl­

teren geographischen Verhältnisse der Historie und Politik Kleinasiens ein weit größeres allgemeines, dauerndes menschliches In­ teresse für die Wissenschaft haben, als die der byzantinischen Bergan-

genheit oder der noch rohen türkischen Gegenwart, und auch die mehr-

sten

genauerem

schon

bewahrten Benennungen und Feststellungen

durch ihre Denkmale in den Beschreibungen der Länder- und Völker-

Verhältnisse darbieten,

so können in den Darstellungen auf diesem

Gebiete der vergleichenden Geographie

Benennungen nicht umgangen werden, lich sein wird, stets dm modern durch allein eine Vergleichung

Landes möglich fein wird.

auch die älteren classischen

die wir daher, wo es thun

gebräuchlichen beifügen, weil

da­

der alten und neuern Zustände des

Ja sehr oft kann die antike Benennung

noch gar nicht durch neuere ersetzt

werden,

wie denn z. B. keine

moderne Bezeichnung des ganzen Systems des aus dem Alterthum

,6) I. v. Hammer, Gcsch. des Osmanischen Reiches. I. S. 38, nach Gib­ bon u. A. ") M. Leake, Asia Minor a. a. O. p. XXIV. y. f.

Centrale Hochebenen.

31

überlieferten Taurus vorhanden ist, dagegen die moderne Bezeich­ nung z. B. von Dagh, jede Art von Bergen und Gebirgen be­

zeichnend, mir für Einzelnheiten in Gebrauch gekommen und daher nur zu Localbezeichnungen dienen kann.

Eben so ist eS mit den

türkischen Wörtern Tschai und Su, d. i. Fluß, Dere, Thal,

Göl, See u. a. m.

Auch für die charakteristische Bezeichnung jener

hier besonders zu erwähnenden Plateaubildung oder der cen­

tralen Hochebenen, die Strabo schon sehr richtig.

d. i. Berg-Ebenen nannte, ohne sie jedoch in ihren Umgrenzungm genau zu verfolgen, habm wir keine neuere dieser Naturform entsprechende Benennung erhalten.

nien

Er charakterisirt sie in Lycao-

(XII. 568: Vtvxaivtov ö^ontiia i/zv/p«

oxaypofiora) und

xat iptl« xni

in Cappadocien durch die Holzlosigkeit

(XII: 538: dgvMa, d. i. ligno carens) und anderwärts vortrefflich, in Phtygim durch Katakekaumene, das Brandland (Strabo XII. 576, 579: xaTaxtxavixtvtj, d. i. combusta); wir können da­

her hier nur bei der allgemeinen Benennung centraler Oropedien

oder holzloser Hochebenen stehm bleiben und darunter den nor­ malen so bestimmt ausgesprochenen Typus cappadocischer und lycao-

nischer Plateaubildungen verstehen. aber nicht nur durch seine

Dieser normale Typus weicht

große Erhebung oder

feinen völligen

Mangel an Wald und Baumwuchs von anderen Ebenm oder Thalsenkungen des Landes, wie sie z. B. die türkische Landessprache heut­

zutage unter Owa bezeichnet,

ab, sondern auch durch geologische

Beschaffenheit und ihre oft ganz entschieden vorherrschende Horizontalität.

Schon diese giebt öfter ein wahrscheinliches Zeugniß, daß

ihre Form auf ältere Seebecken zurückgeführt werden könnte, von betten in ihrer Mitte noch so manche große, salzige Flachseen als

Binnmwaffer

zurückgeblieben

sind,

oder in ihrm Ueberzügen sich

muschelhaltige, sandige und thonige Niederschläge von Süßwasserbildungen zeigen, wieder andere mit Ueberlagerungen von Plutoni­

schen Produktm, wie Laven, Bimssteinen, vulcanischem Sand und Kieseln, mit Tuffschichten und anderen Maffen, oft in bewunderns­ würdiger Mächtigkeit und Weite, bedeckt erscheinen, die dann nack-

träglich auch wieder an ihren Oberflächen den seltsamsten Gestaltun­

gen unterworfen werden konnten. Diese centralen Hochebenen nehmen meist sehr große Land

striche des mittleren Halbinsellandes in sehr verschiedenen Abstufungen von absoluten und relativen Höhen ein; ihre oft sehr wechselnden Bewäfferungen

kehren immer wieder in sich selbst als Binnen-

§. 1.

Klein-Asien.

32

wasser in ihre mittleren Einsenkungen, feien eS Moräste oder Seen, zurück, ohne nach außen zu den Meeren sichtbar abzufiießen.

werden öfters von mäßigen Landrücken,

Sie

oder welligen Wölbungen,

aber auch durch niedrigere oder höhere Bergzüge und Berggruppen von einander in verschiedene Bassins unterschieden und mehr oder weniger abgegrenzt.

Erst die Zukunft wird durch bestimmtere LandeS-

arrfnahmen zu genauer Ermittelung dieser schwieriger wahrnehmbaren

Berhältniffe gelangen sännen, mit deren nur vorläufiger Ermittelung

wir uns hier noch begnügen müssen. Schon W. Ainsworth bemerkte, daß diese Verhältniffe selbst auf den besten Landkarten sich nur schwer unterscheiden lassen, so

entschieden sie auch dem Wanderer durch dieselben vor Augm liegen, und daß nur ein Basrelief von der plastischen Vertheilung der­ selben eine klare Anschauung geben könne.

Er nannte diese vor ihm

fast gänzlich unbeachteten Formen im Gegensatz der von dm Ge-

stadm an übereinander aufsteigenden

taurischen Stufenländer nach

der Landesmitte zu „centrales Oberland ohne Ausfluß ihrer Binnengewässer" (central uplands without outlets) 12). unterschied schon ungefähr in der Richtung von West

5 solcher Oropedien,

wie Strabo sie nannte,

gegen

und

Er Ost

gab ihre

Höhen nach der Mitte ihrer Ortslagen also an:

1.

Das centrale Hochland von Bulawadyn (Pölybotus) und Akscheher (Philomelium) 2700 Fuß P. üb. M.

2.

Das centrale Hochland von Kenia (Iconium) 2900F. P. üb. M. (nach Tschichatscheff 3650 F.).

3.

Das centrale Hochland

von Kotschhissar am großen

Salzsee Tuz-Tschöllü, 2800F. üb. M. (2600 n. Tsch.).

4.

In S.O. von Koma das centrale Hochland von Eregli

(Cybistra) am Ak Göl, 2600 F. P. üb. M. (3200 n. Tsch.). 5.

DaS centrale Hochland von Kara Hissar am See glei­ chen Namens, 3200 F. P. üb. M. (3700 n. Tsch.)

Er fügte noch weiter ostwärts die analogen, aber höher gehobmm Plateauflächen am Urmia-See in Aderbidschan (Erdk. Th. IX.

S. 950-1011) und dem Van-See (ebend. S. 977, Th. IX. S. 297)

hinzu.

Auch der Obrist v. Wrontschenko ") hatte diese Natur-

*') W. Ainsworth, Travels and Researches in Asia Minor. Lond. 8. 1842. Vol. 11. p. 375. ") v. Wrontschenko, Klein-Asien, in Schriften demilltairisch-topographischen Depots, herausgegeben auf Kalserl. Be­ fehl vom Director de- Depot-, dem General-Lieutenant v. Schubert. St. Peter-b. 4. Th. IN. 1838, in russischer Sprache; f. @.46—49.

33

Centtale Hochebenen.

form aufmerksamer als seine Vorgänger brachtet und in seiner Spe­

cialbeschreibung diese Hochebenen in drei Abtheilungen gebracht, die alle drei, seiner Ansicht nach, eine mittlere Erhebung von 2100 F. üb. M. (300 r. Taschen) haben sollte, deren eine, nach ihm, die Ebene des «großen Salzsees

150 LH Meilen, die zweite, eine süd­

lichere, 180 OMeilen, die dritte, eine nordwestlichere 70 lUMeilen

einnehmen soll; da aber seine Grenzbestimmungen und

Bezeichnun­

gen nur ungefähre Schätzungen enthalten und zum Theil ganz un­

bestimmt bleiben, aber von seinem Nachfolger und LandSmann ge­ nauer verfolgt sind, so weisen wir hier nur im allgemeinm auf sie

zurück. P. v. Tschichatscheff

hat auf seinen wiederholtm Wande­

rungen durch die Halbinsel diese centralen Hochebenen in ihren Aus­ breitungen und Erhebungen mit größerer Sorgfalt beachtet als seine

Vorgänger, so daß sie sich, wenn auch keineswegs auf eine erschöpfende

Weise, aber tzpch mit einiger Wahrscheinlichkeit (denn seine Höhen­ messungen können doch

meist nur Annäherungen zur wahren Höhe

sein) in ihrem Verhalten zur Gesammtmasie wenigstens für unsere

allgemeinen Zwecke nachweisen lasten.

Von den an 10,000 geogr.

Quadratmeilen der Gesammtoberfläche Kleinasiens, welche etwa der-

jmigen von Frankreich oder Spanien H) geradezu gleich zu achten sein mag, möchten diese Hochebenen etwa den zehnten Theil in run­

der Summe einnehmen, und zwar in der breiten Mitte der Halb­

insel, aber in einem vorherrschend längeren, westlich sich auSdehuenden Landstrich, vom Anti-TauruS von S.O. gegen N.W., in welcher

Richtung die Längenden der bedeutendsten dieser hohen Bassins sich auSdehnen.

Diese lasten sich ungefähr15) in folgender Aufeinander­

folge übersehen: Die ausgedehnteste und südlichste von allen breitet sich in un­

regelmäßiger ovaler Form in S.O. von Eregli (Cybistra, unter dem Meridian 52° O. L. v. F.) an 40 bis 50 geogr. Meilen gegen

N.W. bis Bulawadyn (Polybotus) gegen Afium Kara hiffar (Synnada, unter 48" O. L. v. F.) und nördlicher bis (Dorylaeum) in N.O. von Kjutahia

aus.

Nach

Eski sch eh er der berühmten

Stadt in ihrer Mitte Konia (Iconium, der einstigen Capitale von Lycaonien) kann man sie daS Plateau von Konia, oder die ly-

caonische Hochebene nennen, weil sie den größten Theil dieser ") Engelhardt, der Flächenraum u. s. w. Berlin 1853. S. 17, 47, 50. ") P. de Tchihatchess, Asie Mineure, Description etc. Partie I. 8. Paris 1853. p. 544—551 ; vergleiche Wrontschenko