Die Berufseignungs-Prüfungen: Theorie und Praxis [Reprint 2019 ed.] 9783486758818, 9783486758801


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German Pages 752 [756] Year 1928

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Table of contents :
Inhaltsangabe
Vorwort
Einleitung
Erster allgemeiner Teil
I. Terminologisches
II. Grundbegriffe
III. Die psychologische Untersuchung der Berufsarbeit
IV. Die Ausleseverfahren bei Einstellung des Personals
Zweiter spezieller Teil
I. Die Lenkerberufe
II. Die Lehrlingsprüfungen
III. Prüfungen der Industriearbeiter
IV. Die Handwerkerberufe
V. Die Schriftsetzerprüfungen
VI. Die Prüfung der Telephonistinnen
VII. Untersuchungen an Funkentelegraphisten
VIII. Die kaufmännischen Berufe
IX. Bureauangestellten-Prüfungen
X. Die akademischen Berufe
XI. Polizeiangestellte
XII. Die landwirtschaftlichen Berufe
XIII. Schlußbetrachtungen
Anhang
Bibliographie
Abkürzungen
Namenregister Zum Text
Berichtigungen
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Die Berufseignungs-Prüfungen: Theorie und Praxis [Reprint 2019 ed.]
 9783486758818, 9783486758801

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DIE BERUFSEIGNUNGSPRÜFUNGEN THEORIE UND PRAXIS VON

DR. PHIL. FRANZISKA BAUMGARTEN

MIT 114 ABBILDUNGEN

M Ü N C H E N UND B E R L I N

1928

V E R L A G VON R. O L D E N B O U R G

Alle Rechte, einschließlich des Übersetzungsrechtes, vorbehalten. Copyright 1928 by R. Oldenbourg, München und Berlin. Übernahme der bibliographischen Zusammenstellung (im ganzen oder auszugsweise) ohne Quellenangabe nicht gestattet.

Die Abbildungen in dent Buche sind mit Erlaubnis der einzelnen Autoren und der folgenden Verlagsfirmen: J . B. Baillière & Fils, Paris. y. At Barth, Leipzig, Dunod, Paris, S. Hirzel, Leipzig, //. Lainertin, Bruxelles, C. Mar hold. Hallt a/S., R. Oldenbourg. München, J . Springer, Berlin, B. G. Teubner, Leipzig, The Williame & tViliins Co.. Baltimore (U.S.A.). Verlag des Vereines Deutscher Ingenieure, Berlin, World Book CompanyPublishers. Yonkers^on Hudson. New York, veröffentlicht.

Inhaltsangabe. Seite

Vorwort Einleitung Erster a l l g e m e i n e r Teil. I. Terminologisches II. Grundbegriffe 1. Die psychische Differenzierung der Menschen . . . 2. Die psychophysischen Eigenschaften und Fähigkeiten A . Definition B. Die Einteilung der Fähigkeiten C. Entwicklungsstadien der Fähigkeiten 3. Die Charaktereigenschaften 4. Die Berufsneigungen 5. Der Aufbau der Eigenschaften und Fähigkeiten . . A . Die Strukturtheorie B. Die Typenlehre C. Die Korrelation t). Dynamik der Fähigkeiten und Leistungen . . . .

VII I 21 26 26 34 34 40 42 48 55 61 61 67 70 78

III. Die psychologische Untersuchung der Berufsarbeit . . 80 1. Definition der Berufsarbeit 82 2. Klassifikation der Berufe 87 96 3. Die Methoden der Berufsuntersuchung A. Die Methode der freien Charakteristik 96 B. Die Umfrage- und die Ausfragemethode . . . . 97 C. Dte Berufsanalyse 105 a) Die analytisch-summarische Schilderung . . . 105 b) Die empirischen Analysen 106 c) Die psychotechnische Arbeitsstudie 115 d) Die Selbstausübungsmethode 116 e) Die Kollektivmethode 120 D. Die experimentellen Methoden 121 a) Die Ausfallmethode 121 b) Die Korrelationsmethode 122 c) Die Fehlleistungsmethode 122 d) Die Höchstleistungsmethode 124 e) Die pathologische Methode 125 f ) Experimentelle Untersuchung abnormer Arbeitsbedingungen 130 g) Die »wissenschaftliche« Methode Kitsons . . . 131 E. Die charakterologische Methode 132



IV

— Seite

F. Die typologische Methode G. Die »Strukturmethode« H. Die »beste« Methode IV. Die Ausleseverfahren bei Einstellung des Personals 1. Die herkömmlichen Verfahren 2. Das wissenschaftliche Verfahren Die Testmethode A. Definition B. Die Testarten 3. Die Verwendbarkeit der Teste A. Der symptomatische und diagnostische Wert Teste B. Das Differenzierungsvermögen des Tests . . 4. Die Bewertung der Testleistungen A. Die Punktbewertung B. Bewertung der apparativen Teste C. Das »Abschätzen« der Testleistungen D. Die Bildung eines Gesamturteils auf Grund Testmethode E. Aufstellung der Normen F. Graphische Darstellung der Prüfresultate . . 5. Die Fehlerquellen der Testprüfung A. Die Inkonstanz des Prüflings B. Die Einstellung und Umstellung des Prüflings Prüfung C. Der Einfluß des Prüfungsleiters

132 134 134 . . 137 137 152 152 152 155 164 der 164 . . 174 177 177 188 192 der 194 199 . . 204 209 210 zur 213 216

6. Die zweckmäßige Gestaltung der Prüfung

222

7. Die Technik der Prüfung 8. Die Arbeitsprobe

228 232

Z w e i t e r s p e z i e l l e r Teil. I. Die Lenkerberufe 235 A. Die Fahrerberufe 235 1. Eignungsprüfungen an Straßenbahnführern . . . 235 a) Die Prüfungsnoethode von Münsterberg . . . . 235 b) Die Prüfungsmethode von Stern-Sachs . . . . 242 c) Die Prüfungsmethode von K. Tramm . . . . . 246 d) Methode J. M. Lahys 255 e) Untersuchungen von Rupp 262 f) Die Prüfung der Trambahnführer in Italien . . 268 g) Die Eignungsprüfungen der Straßenbahnführer in Moskau 268 Ii) Die amerikanischen Prüfungen 273 2. Die Chauffeurprüfungen .284 o) Prüfungen von Moede-Piorkowski 285 b) Die Prüfung der Chauffeure in Barcelona . . 290

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V

Seite

c) Prüfung der Kraftwagenführer in Chicago . . d) Die holländischen Prüfungen . . . .' 3. Eignungsprüfung der Lokomotivführer 4. Prüfung von Trieb Wagenführern 5. Zur Kritik der Prüfungen der Fahrerberufe . . .

292 296 300 311 316

B. Der Fliegerberuf 1. Fliegerprüfungen in Frankreich 2. Die Fliegerprüfungen von Gemelli 3. Die Fliegerprüfungen in Deutschland o) Untersuchungen von Benary b) Die Kronfeldsche Methode 4. Untersuchungen über einzelne Fliegereigenschaften 5. Kritische Übersicht

328 328 334 339 339 346 351 360

II. Die Lehrlingsprüfungen o) DiePrüfmethodenvonHeilandt,Moede,Lipmann b) Untersuchungen von Rupp c) Die Methode Decrolys (f) Die Entwicklungsrichtung der Lehrlingsprüfungen e) Die Bewährungskontrolle

363 368 386 397 399 407

III. Prüfungen der Industriearbeiter a) Das Prüfsystem von Amar b) Methodik von Poppelreuter

424 425 430

IV. Die Handwerkerberufe

433

V. Die Schriftsetzerprüfungen 434 A . Die Prüfungen in Deutschland 435 a) Die Methode von Lipmann 437 h) Eignungsprüfungen im Stuttgarter Buchdruckergewerbe 439 c) Die Prüfungen in der Buchdruckerlehranstalt in Leipzig 442 d) Die Münchner Setzer- und Druckerprüfungen . . 444 B. Die Untersuchungen in England 453 C. Holländische Untersuchungen 458 D. Untersuchungen in Rußland 459 E. Der Fragebogen von Fontfegne 462 F. Zur Kritik der Drucksetzerprüfungen 465 VI. Die Prüfung der Telephonistinnen A. Die Versuche Münsterbergs B. Die Methode Fontägne und Solari C. Das Prüfungsverfahren von Klutke D. Verfahren von Giese E. Eignungsprüfungen der Michigan Company

470 470 472 477 486 Bell-Telephone 490



VI

Seite

VII. VIII. IX.

I. II.

III. X.

F. Die Berufsuntersuchungen an Telephonistinnei in Moskau 495 G. Kritische Übersicht 496 Untersuchungen an Funkentelegraphisten 497 Die kaufmännischen Berufe 503 Bureauangestellten-Prüfungen 516 1. Die nicht spezialisierten Bureauberufe 517 A . Die amerikanischen Prüfungen 517 B. Prüfungen in Deutschland . 529 2. Prüfungen für spezielle Bureauarbeiten 533 Teste für Registraturbeamte der Zivilverwaltung der Vereinigten Staaten von Amerika 535 Die Prüfung der Schreibmaschinistinnen 540 a) Prüfungen von Lahy 541 b) Die Methode von Link 545 c) Verfahren Cyril Burt 548 .rf) Untersuchungen von Muscio und Sewton . . . 551 e) Untersuchungen von D. Bienemann 556 / ) Verfahren von Klockenberg 560 ff) Verfahren von Runge u. a 563 Übersicht 570 Die Prüfung der Stenotypistinnen 573 Gesamtubersicht 579 581 Die akademischen Berufe 1. Der Ärzteberuf 581 2. Der Lehrer- und Erzieherberuf 591 3. Der Diplomat 606 4. Der Verwalter 611

XI. Polizeiangestellte XII. Die landwirtschaftlichen Berufe XIII. Schlußbetrachtungen Anhang Bibliographie . Abkürzungen Namenregister zum Text •

617 630 639 660 678 735 738

VORWORT. Die Anregung zu diesem Buche kam mir von außen. Es war im Jahre 1920, als sich bei Anlaß eines an der Technischen Hochschule in Charlottenburg abgehaltenen psychotechnischen Kurses einige Ausländer mit einfanden, die das Bedauern aussprachen, daß es so schwer sei, sich einen richtigen Begriff von der neuen Bewegung zu machen, da eine Gesamtdarstellung bisher nicht vorhanden sei. Ich habe daraufhin die Absicht gefaßt, eine solche Arbeit zu unternehmen und fing an, das Material zu sammeln. Ende 1920 wurde von einigen nach Berlin gekommenen russischen Wissenschaftlern den Berufsprüfungen das lebhafteste Interesse entgegengebracht und es wurde von ihnen ebenfalls der Mangel einer solchen Arbeit hervorgehoben. Infolgedessen wurde, ich zu Beginn 1921 von dem Berliner Vertreter des Obersten Russischen Wirtschaftsrates gebeten, so schnell wie möglich ein solches Buch abzufassen. Ich ging darauf ein und lieferte eine umfassende Übersicht über die damals bekannten Eignungsprüfungen. Das Buch ist unter dem Titel: »Psychotechnik, T e i l l : Untersuchungen über die Eignung zur Berufsarbeit« (Berlin 1922, 237 Seiten) erschienen. Das für Rußland bestimmte Buch enthielt jedoch weder die Theorie, noch die Methodologie der Psychotechnik, da es den Auftraggebern hauptsächlich nur auf das bisher für die Praxis Geschaffene ankam .und so habe ich den ursprünglichen Plan einer Gesamtdarstellung der Theorie und Praxis der Eignungsprüfungen weiter verfolgt. Äußere Umstände, die Schwierigkeit der Materialbeschaffung, sowie der Wunsch möglichst alle in Europa bestehenden psychotechnischen Stellen durch persönlichen Besuch kennenzulernen, um mir vom Werte der Methoden einen richtigen Begriff bilden zu können, ließen das Buch nur langsam reifen. Inzwischen sind Übersichten sowohl in deutscher, wie in fran-



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zösischer, englischer und holländischer Sprache erschienen. Sie sind jedoch unter ganz anderem Gesichtspunkt verfaßt, so d a ß deren Veröffentlichung die meinige nicht überflüssig gemacht hat. Denn worauf es mir namentlich bei der Darstellung der Eignungsprüfungen ankommt, ist die E n t w i c k l u n g der Probleme, das ständige Fortschreiten der Lösungsversuche. Die psychotechnische Praxis hat in den letzten Jahren eine Entwicklung durchgemacht : Einerseits haben sich Eignungsprüfungen in ihren theoretischen Grundlagen befestigt und differenziert, anderseits zeigten sich Mißerfolge der psychotechnischen Eignungsprüfungen, von welchen bisher mehr gesprochen als geschrieben wurde, was hier und dort zu ihrem Abbau führte. W e r den W e r d e g a n g der Eignungsprüfungen der letzten Jahre aufmerksam verfolgte, konnte leicht die Feststellung machen, daß die Führer der Bewegung verschiedene Phasen in bezug auf die Einstellung zu dem Problem durchmachten, daß sie sich sozusagen selbst weiter entwickelten, während die große Masse der Ausübenden — wie" Iûgènieure," Lehrer", Beruflbêrater" — diëse" Entwicklung gar nicht mitmachte, ja dieselbe zuweilen gar nicht wahrnahm. Und so kommt es, daß die Prüfungsart, welche für den einen ein längst überwundener Standpunkt ist, von einem anderen noch mit Pietät praktiziert wird. Diese Erscheinungen haben mich von der Notwendigkeit überzeugt, eine Darstellung der psychotechnischenEignungsprüfungen vom h i s t o r i s c h e n Standpunkt aus zu geben, d. h. in der Verfolgung ihrer Entwicklungslinie. Eine Wissenschaft kann sich erfolgreich weiter entfalten, wenn man eine Übersicht über die Entwicklung des von ihr bisher bereits Geleisteten besitzt. Im Hinblick auf eine solche Aufgabe sind die Prüfungen nicht immer so dargestellt, daß man sie auf Grund der Darstellung genau wiederholen könnte — man muß bei einer Wiederholung prinzipiell zu der Originalarbeit des Verfassers der Prüfungen greifen — , sondern so, daß der Leser einen richtigen Begriff von dem Charakter der betreffenden Prüfungen erhalten und die Entwicklung des Problems verfolgen kann. Dabei soll aber auf die psychologischen V o r a u s s e t z u n g e n der Prüfungen großer Nachdruck gelegt w e r d e D i e



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Kritik, die besonders in den ersten Jahren des Bestehens der Prüfungen verpönt war, — man vertrat den Standpunkt, daß es nicht angängig sei, gegen eine Wissenschaft vorzugehen, die noch innerlich ungefestigt war, und daß man Gefahr laufe, die zarten Blüten der guten Anfange zugleich mit dem Unkraut herauszureißen — mußte einsetzen. Deshalb galt es, nicht nur die Erfolge, sondern auch die schwachen Seiten, das Unreife, Unvollständige, Unvollkommene hervorzuheben, um zu zeigen, wie jung dieser Wissenszweig noch theoretisch und praktisch ist und wie unberechtigt die überschwenglichen Anpreisungen der Psychotechnik durch die Dilettanten sind. Die psychotechnischen Prüfungen in solchen Staaten, wo sie sich nicht Hand in Hand mit einem Ausbau der Psychologie entwickelten, sondern aus dem Ausland (Deutschland, Frankreich, Amerika) importiert wurden, muß man einmal gesehen haben, um das ganze soziale Unglück eines kritiklos übernommenen technischen Verfahrens, dessen tiefe psychologische Begründung nicht einmal geahnt wird, zu ermessen. Das vorliegende Buch soll daher auch darauf, was in den Eignungsprüfungen bisher wohl am meisten vernachlässigt wurde, auf den im Beruf tätigen M e n s c h e n aufmerksam machen. Es ist mehr als wahrscheinlich, daß ein solches Buch die Ablehnung derjenigen finden wird, in deren Interesse es liegt, die Eignungsprüfungen überhaupt oder die eigenen Methoden speziell möglichst günstig darzustellen. Aber Objektivität kann ja ohne Folgen dieser Art nicht erzielt werden. Es ist höchste Zeit, auf eine Vertiefung der Personenauslese, wenn auch nur mit unvollkommenen Mitteln, zu drängen. Solothurn, Rosegg (Schweiz) März 1927.

Die Verfasserin.

L a chose la plus importante a toute la v i e , est le c h o i x du métier. Pascal, Pensées II, 97, éd. B r u n s c h v i g g .

EINLEITUNG. Das Problem der B e r u f s w a h l blieb bis in die jüngste Zeit außerhalb des Rahmens wissenschaftlicher Untersuchungen. Zwei Gründe waren hiefür maßgebend: 1. Die menschliche Arbeit wurde überall und zu allen Zeiten mit Verachtung angesehen. Man verstand unter Arbeit vorzugsweise die rein physische Tätigkeit, die man den sozial niederen Schichten überließ und die bei allen Völkern so viel wie P l a g e bedeutete.') Der arbeitende Mensch (also damit auch die berufliche Arbeit) lag, als unwürdiges Thema, der wissenschaftlichen Forschung fern. Zwar finden wir seit dem 16. Jahrhundert vereinzelte Gelehrte, wie Bernoulli, Euler, de Camus, Coulomb, Lavoisier u. a., die auf spezielle Fragen des Arbeitens aufmerksam wurden (so versuchte z. B. Euler eine mathematische Abhandlung über die Maximalarbeit zu geben, Lavoisier machte die ersten Experimente über die Beziehung zwischen dem Verbrauch des Sauerstoffes und der Arbeitsleistung), aber fast bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurden solche Untersuchungen nicht systematisch und auch nicht in Rücksicht auf ihre Anwendung für die Praxis betrieben. Die Berufsarbeit als solche wurde natürlich überhaupt nicht in Betracht gezogen. 2. Die Berufswahl wurde seit Urzeiten durch die Zugehörigkeit zu der sozialen Gruppe — sei es Kaste, Stand, Zunft, Nationalität — bestimmt, welcher der betreffende Mensch seit seiner Geburt angehörte. W i r wissen, wie peinlich die Ägypter und Inder die Kastenreinheit beDas römische Wort labor = Arbeit bedeutet ursprünglich Mühe, Plage, Anstrengung; das französische travail stammt aus dem Wort t r e p a n u m , das ein Marterinstrument bezeichnete. Im »Ethymologischen Wörterbuch der gotischen Sprache» von Sigmund Feist ist »Arbeit« die »lästige, beschwerliche, des freien Germanen unwürdige Arbeit«. B a u m g a r t e n , Die Beruf.s Eignungsprüfungen.

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obachteten und den Übertritt bestraften ; die mittelalterlichen Zünfte waren nicht minder auf ihre Exklusivität bedacht. Die erbliche Weiterführung der Berufe, die zuweilen obligatorisch und gesetzlich geordnet war (z. B . bei den Scharfrichtern), die Privilegien, die man bestimmten Standesklassen erteilte (Eisen zu bearbeiten war ein Privileg, die leitenden Amter im Staate blieben der Aristokratie vorbehalten), die Verbote, die den Angehörigen eines Standes die Ausübung bestimmter Berufe untersagten (die Ritter, die Adeligen durften nicht Handel treiben), die Schranken, die man der Nationalität (wie z. B . den Juden, den eroberten Völkern) in der Auswahl der Berufe setzte, haben den Z w a n g einer bestimmten Berufstätigkeit geschaffen. Dies ist der Ursprung der sozialen Vorurteile gegenüber der Berufsarbeit, die sich noch bis zum heutigen T a g unter gemilderten, zuweilen verkappten Formen erhalten haben. Die französische Revolution hat den ersten großen befreienden Schritt zur Emanzipation der beruflichen Betätigung getan. In der für die Weltanschauung umwälzenden »Déclaration des droits de l'homme et du citoyen« wurde zum erstenmal feierlich die Berufsfreiheit proklamiert. »Nul genre de travail de culture, de commerce ne peut être interdit à l'industrie des citoyens.« »Tous les citoyens étant égaux à ses yeux (de la loi), sont également admissibles à toutes dignités, places et emplois publics, selon leur capacité et sans autre distinction que celle de leurs vertus et de leurs talents« heißt es in deren 5. und 1 7 . Absätze. Aber diese Parole wurde bisher in ihrem ganzen Umfange nicht verwirklicht. Z w a r bestehen keine gesetzlichen Hindernisse, einen Beruf nach freiem Wunsche zu wählen, aber in der zeitgenössischen Mentalität blieben noch zu starke Spuren der sozialen Vorurteile : immer noch wird vom »standesgemäßen« Beruf gesprochen, ein »höherer« und »niederer« Beruf unterschieden, und dies wirkt hemmend auf die Berufswahl. Ferner haben wirtschaftliche Momente bisher in vielen Fällen bei der Wahl des Berufes den Ausschlag gegeben. Nicht nur daß Kinder von Geschäftsinhabern in den Beruf hineinwachsen und auf diese Weise von vornherein für ihn bestimmt werden, sondern auch die Notwendigkeit, einen Beruf zu ergreifen, welcher mög-



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liehst schnell und möglichst g r o ß e Einkünfte bringt, z w i n g t manchen Menschen, seinen N e i g u n g e n und persönlichen W ü n s c h e n zu entsagen und sich auf das »rein praktische« einzustellen. Einen nicht zu unterschätzenden Faktor bildet auch die Suggestion der U m w e l t : in industriellen G e g e n d e n greift man mit oder ohne N e i g u n g zu einem technischen Beruf, in einer Handelsstadt zu einem kaufmännischen usw. A b e r zur Einschränkung der freien Berufswahl tritt noch eine weitere Ursache : die Mehrzahl der modernen Menschen w e i ß e i n f a c h n i c h t , welchen Beruf sie wählen soll, und Uberläßt so die Entscheidung dem Zufall einer sich gerade bietenden Stelle, den Beziehungen zu einem bestimmten Bekanntenkreise, dem Beispiele eines Freundes u s w . 1 ) Erst nachträglich, während der Berufsausübung, kommt man zu der Einsicht, daß der betreffende Beruf weder den eigenen Fähigkeiten noch den N e i g u n g e n entspricht; energische Naturen versuchen dann einen Berufswechsel, der stets mit g r o ß e n materiellen Opfern verbunden ist, die w e n i g e r Energischen bleiben beim Beruf, verärgert, verstimmt und w e n i g leistungsfähig. Der Fehler l a g eben darin, d a ß man einerseits die Eigenschaften, die ein Beruf erfordert, nicht kannte, anderseits auch über die eigenen Fähigkeiten im unklaren war. Eine klare Erkenntnis der eigenen Fähigkeiten ist übrigens eine seltene G a b e und zudem keine leichte Sache. 2 ) Im allgemeinen ist man sich des Vorhandenseins einer Eigenschaft oder Fähigkeit nur dann b e w u ß t , wenn sie in starkem G r a d e hervortritt, die Form eines T a l e n t s annimmt. l ) Es ist interessant, daß sich schon bei P a s c a l (also im 17. Jahrhundert) Gedanken über die Zufälligkeit der Berufswahl vorfinden. Er sagt hierüber: »Le hasard en dispose. La coutume fait les maçons, les soldats, les couvreurs. . . . et la force de la coutume est si grande, que des pays entiers sont tous de maçons, d'autres tous de soldats. Sans doute que la nature n'est pas si uniforme« (Pensées Ip., Art. VI, IV). 3) Goethe in »Torquato Tasso« sagt ganz richtig: Inwendig lernt kein Mensch sein Innerstes Erkennen, denn er mißt nach eignem Maß Sich bald zu klein und leider oft zu groß. Mehr prosaisch drückte sich Münsterberg aus : »The average man knows his mental funetion as little as lie knows the muscles that he uses in walking or speaking« (Finding a Life Work. Mc Clure's Magazine, 1910, II). I*



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Auch im gegenteiligen Falle, d. h. wenn ein absoluter Mangel einer bestimmten Eigenschaft besteht (Unfähigkeit zu zeichnen, unmusikalisches Ohr, Ungeschicklichkeit in manuellen Arbeiten u. ä.), enthält dieser Mangel eine Weisung, welchen Beruf man n i c h t wählen soll (sog. Kontreindikation). Aber wenn, wie es bei der Mehrzahl der Menschen der Fall ist, die Eigenschaften und Neigungen nach allen Richtungen nur schwach betont sind, so ist es dem Betreffenden selber unmöglich zu bestimmen, für welchen Beruf er sich eigentlich eignet und so muß es dann dem glücklichen oder unglücklichen Zufall oder eng-praktischen Rücksichten überlassen werden, die Rolle des ausschlaggebenden Faktors bei der Berufswahl zu spielen. Diese Alltagserscheinung führte in den Schichten der Arbeitenden zu sehr bedauerlichen Folgen. Als mit der Entwicklung der Industrie um die Mitte des 19. Jahrhunderts die Landbevölkerung in die Städte strömte, ergriff jeder die Arbeit in dem Betrieb oder Industriezweig, in welchem sich dieselbe gerade bot. Diese Gleichgültigkeit in der Wahl der Arbeit hatte vor allem eine schädliche Wirkung auf den Organismus des Arbeiters, worauf die Ärzte als erste aufmerksam machten. Sie wiesen auf die Krankheiten hin, die durch das Arbeiten in den chemischen Fabriken (z. B. Bleivergiftungen), in Kohlengruben (Lungen- und rheumatische Krankheiten), in den Eisen- und Glashütten (schädliche Wirkung der hohen Temperaturen, des grellen Lichts auf die Augen), in Gerbereien u. a. m. verursacht wurden. Indem sie die Berufstätigkeit für die Entstehung dieser Krankheiten verantwortlich machten (es wurde der Name der »Berufskrankheit« geprägt), hielten sie für bestimmte Berufe eine Auswahl solcher Menschen für notwendig, die p h y s i s c h e E i g e n s c h a f t e n besäßen (gesunde Lungen, starke Muskeln, gesunde Augen u. a.), welche sie befähigten, den spezifischen Schäden Widerstand zu leisten. Die Entwicklung der Technik hat nun die Arbeitenden vor besondere Aufgaben gestellt, die eine Auswahl der Anwärter für bestimmte Posten unentbehrlich machten. In den Siebzigerjahren des vorigen Jahrhunderts, bei Einrichtung von Eisenbahnsignalen, zeigte es sich z. B., daß nicht alle Menschen mit sonst gesunden Augen die Fähigkeit besitzen,



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rote und grüne Farben zu unterscheiden. Da diese Fähigkeit bei allen Lokomotivführern, Weichenstellern u. a. vorhanden sein muß, so ergab sich die Forderung einer p h y s i o l o g i s c h e n Untersuchung der Sinnesorgane bei allen Anwärtern für den Eisenbahndienst und deren Auswahl nach dieser Richtung. Der Schwede H o l m g r e n war es, der zuerst in den Siebzigerjahren des 19. Jahrhunderts die Farbentüchtigkeit des Eisenbahnpersonals prüfte. In den letzten Jahrzehnten haben weiter die Neurologen und Psychiater, obwohl nur gelegentlich, auf verschiedene Arten der nervösen und geistigen Störungen, die durch eine falsche Berufswahl verursacht werden, aufmerksam gemacht. Der französische Psychiater P i e r r e J a n e t hat in seiner klassischen Arbeit: »Les obsessions et la psychasthénie« viele Beispiele dafür gegeben. S o führt er einen Fall an, wo ein Beamter, der seinen Dienst glänzend erfüllt hatte, einen "höheren Posten, und zwar den des Kassiers erhielt. Nach einiger Zeit erkrankte er ernstlich an einer Nervenzerrüttung, die Fassung des kleinsten Entschlusses bereitete ihm große Mühe. Es erwies sich, daß er die große Verantwortlichkeit, die ihm jetzt kraft seiner neuen Stellung oblag, nicht tragen konnte. Dem Rate des Psychiaters folgend, kehrte er zu seinem früheren niederen Posten zurück und genas. Von Seite anderer Neurologen (z. B. von D e s c h a m p s ) wurden Fälle beobachtet, in welchen nervöse und psychische Störungen durch eine Betätigung, die nicht restlos die Kräfte des Betreffenden in Anspruch nahm, auftraten. Der Kranke fing erst dann an, sich wohl zu fühlen, wenn er sich einer Beschäftigung zuwandte, die eine v o l l e A n s p a n n u n g s e i n e r F ä h i g k e i t e n verlangte. Bekannt ist hiefür das Beispiel des berühmten französischen Historikers M i c h e 1 e t, der an Kopfschmerzen nur dann litt, wenn er nicht arbeitete. Solche Beispiele mußten nun auf den Gedanken einer richtigen Berufswahl lenken. Außer den Medizinern haben sich auch die Nationalökonomen und Wirtschaftler für die Notwendigkeit einer richtig durchgeführten Auswahl der Arbeitnehmer ausgesprochen. Freilich nur von ihrem Standpunkt aus. E s fiel ihnen auf, daß die Wahl des Berufes ganz gedanken- und



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systemlos erfolgt, und zwar haben bestimmte Berufe großen Zulauf, so daß man nicht alle Anwärter berücksichtigen kann, während in anderen Mangel an Arbeitskräften besteht. Sie forderten nun, daß die Wahl der Berufe in einem direkten Verhältnis zu dem Angebot des Arbeitsmarktes stehe. Die Gründung von Arbeitsnachweisen in allen größeren Städten, die den Anfang einer Organisierung dieses Gebietes der menschlichen Beziehungen bedeuteten, ist das Resultat dieser Forderungen. Endlich haben auch die S o z i o l o g e n auf die Erscheinung hingewiesen, daß die immer fortschreitende Arbeitsteilung eine Anpassung des Menschen an die besonderen Arbeitsarten verlangt, und daß es deshalb notwendig wäre, für jede spezielle Beschäftigung eine Auslese der fähigsten Menschen vorzunehmen, um auf diese Weise eine richtige soziale Organisation durchzuführen. Solche Gedanken finden wir bei D ü r k h e i m : »La division du travail social«, S o l w a y : »Taux énergétique ou productivité de la société«, M a x w e l l : »Psychologie sociale contemporaine«, B a r ni c h, W a x w e i l e r , A . W a g n e r u.a.m. Alle diese Anregungen genügten jedoch nicht, um in den Anschauungen der Gesellschaft eine Umwälzung hervorzubringen und die Berufswahl nicht nur als ein soziales und wirtschaftliches, sondern auch als ein Problem der Entfaltung der Persönlichkeit des Menschen aufzufassen. Diese Umwälzung wurde indirekt durch die Arbeiten des amerikanischen Ingenieurs F. W. T a y l o r bewirkt. In Amerika war die Frage der Berufsausübung von jeher ganz anders gestellt als in Europa. Nach Amerika zogen seit Jahrhunderten aus der Alten Welt alle, die sich entweder den bestehenden Gesetzen nicht fügen konnten und mit denselben in Konflikt kamen oder auch auf irgend eine Weise Schiffbruch in ihrem Beruf oder persönlichen Leben erlitten hatten. Sie kamen größtenteils mit keinem anderen Kapital in die Neue Welt, als mit ihren Händen und ihrem Kopfe; sie zogen (und mußten es auch) unter ihre Vergangenheit einen dicken Strich und fingen das Leben von neuem an. Das schuf die Vorurteilslosigkeit in bezug auf die Berufsfrage, eine Befreiung von den Traditionen des alten Europa. Die Not zwang sie, jeden Beruf,



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der sich gerade bot, zu ergreifen: der frühere Bankier mußte Lohnarbeiter, der frühere Kaufmann — ein Schuhputzer, wenn auch vorübergehend, werden. Behagte es ihm nicht, konnte er immer wechseln, bis er auf etwas ihm Passendes stieß. Machte er seine Sache gut, konnte er vorwärts kommen. Keine Schranken waren ihm dann gesetzt. Diese Arbeitsbedingungen und die Grundsätze der politischen Demokratie, nach denen jeder selbst für das höchste Amt gewählt werden kann, schufen in Amerika eine D e m o k r a t i s i e r u n g d e r B e r u f e einerseits, anderseits auch die Notwendigkeit, L e i s t u n g e n hervorzubringen. Wenn man in Europa einem lieben aber unfähigen Verwandten eine Sinekurestellung gab, so mußte man zugleich mit einem Verzicht auf die Leistungen des lieben Verwandten rechnen. In Amerika war unter den Menschen, die aus eigener Kraft trotz Widerständen sich zu behaupten wußten, für solche sentimentale Rücksichten kein Platz. Die L e i s t u n g wollte man sehen. »Freie Bahn dem Überlegensten« war die Losung. Im Interesse des einzelnen wie auch der Gesellschaft lag es nun, daß jeder zu einer Beschäftigung kam, in welcher er seine größte Leistung hervorbringen konnte, ohne von Beruf zu Beruf zu irren. Die Art des Berufes war dabei gleichgültig — es handelte sich um das »wieviel« der Leistung in einem Berufe, nicht aber darum, in »welchem« Berufe. In dem Bestreben, den Menschen einem ihm entsprechenden Berufe zuzuführen, waren also in Amerika zwei Faktoren wirksam: der eine sozialer, der andere wirtschaftlicher Natur. Von der rein sozialen Seite packte das Problem F r a n k P a r s o n s in Boston an. Er war, nach dem Zeugnis Münsterbergs, ein vorzüglicher Organisator und es mußte ihm daher die herrschende Anarchie in der Berufswahl auffallen. Er wollte das Übel an seiner Wurzel fassen und wandte sich eines Tages, am Ende des Schuljahres, an die schulentlassene Jugend seiner Stadt, um mit ihr über ihre künftigen Pläne zu beraten. Aus dieser Unterredung ersah er, wie notwendig es ist, die Jugendlichen über die Forderungen, welche ein Beruf an die geistigen Eigenschaften des Menschen stellt, zu unterrichten und anderseits auch die physische Eigenart eines jeden ins

berufliche Leben Tretenden zu erkennen. Aus diesen Erwägungen heraus schuf er im Jahre 1908 in Boston ein kleines Bureau (Bureau of Vocational Guidance), in welchem den Jugendlichen Ratschläge in bezug auf ihre Berufswahl erteilt wurden. Das war der Prototyp der Berufsberatungsbureaus, die sich in Amerika und dann in Europa schnell verbreiteten. Sie haben im Laufe der Zeit eine Entwicklung durchgemacht und verschiedene Formen angenommen, auf die wir später näher eingehen werden. Rein wirtschaftlicher Art war der Einfluß, den die von E. Taylor geschaffene Bewegung »die wissenschaftliche Betriebsleitung« (Shop Management) auf die Frage der Berufswahl ausgeübt hat. Bekanntlich hat Taylor in seinem System der Betriebsleitung eine möglichst hohe Leistungsfähigkeit des Betriebes gefordert und dieselbe herbeizuführen gesucht nicht durch eine erhöhte Arbeitszeit oder eine möglichst große Zahl von Arbeitern, sondern durch eine rationelle Organisierung des Betriebes, wie: 1. zweckmäßige Arbeitsteilung, 2. Einschaltung von Ruhepausen, 3. genaue Bestimmung (mittels vorangehender Versuche) eines zu leistenden Arbeitspensums, 4. genaue Bestimmung der auszuführenden Arbeitsbewegungen, um jede überflüssige Bewegung auszuschalten, 5. genaue Anpassung der Werkzeuge an jede Arbeitsverrichtung, 6. Zuteilung von Prämien zwecks Erhöhung der Arbeitslust. Bei dem Bestreben, die Arbeit auf solchen Grundsätzen zu organisieren und auszuführen, bemerkte Taylor gleich, daß nur vereinzelte Personen imstande waren, das vorgeschriebene Arbeitspensum zu bewältigen. So konnte er z. B. von je acht sich meldenden Roheisenarbeitern nur einen gebrauchen. Bei denjenigen aber, welche fähig waren, das bestimmte Arbeitspensum auszuführen, bemerkte er, daß sie eine bestimmte psycho-physische Eigenart besaßen. Er sagt von dem Tauglichen: »Der achte war nicht etwa mehr wert wie die anderen; er war mehr vom Schlag eines Stieres, nicht etwa ein seltener Typ, wie man ihn schwer findet und daher teuer bezahlen muß — im Gegenteil so einfältig, daß er für die meisten Arbeiten unbrauchbar war.«') T a y l o r F. W.: Die Grundsätze wissenschaftlicher Betriebsführung, übersetzt von R. Roesler, München, Oldenbourg, 1919, S. 64.



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Obwohl der Satz viel kritisiert und als Beweis einer wenig freundlichen Einstellung Taylors den Menschen gegenüber zitiert wird, so müssen wir ihn hier doch als Ausdruck der von Taylor gemachten Erfahrung hinnehmen, daß nämlich nur gewisse Menschentypen sich für bestimmte Arbeitsarten eignen. »Ein Mann, der sich in dem Beruf eines Roheisenverladers auf die Dauer wohl fühlt, muß natürlich geistig sehr tief stehen und recht gleichgültig s e i n . « D a Taylor kein Psychologe war, so vermochte er nicht auf die tieferen psychischen Ursachen einer Berufseignung, sondern nur auf den Gesamteindruck, den ein Mensch auf ihn machte, einzugehen, intuitiv hat er jedoch das Richtige getroffen. Die Ideen von Taylor — jetzt kurz unter dem Namen Taylorismus bekannt — haben in Amerika eine große Verbreitung gefunden und wurden zu einer Art wirtschaftlichem Glaubensbekenntnis. In Europa hat man sein System unter die kritische Lupe genommen und erkannt, daß es einerseits von physiologischen Gesichtspunkten aus zu bekämpfen ist, und daß anderseits manche seiner Forderungen bereits in Frankreich von M a r e y und I m b e r t proklamiert worden sind. Sicher sind beide Einwände richtig, aber was den zweiten betrifft, so ist es dank der oben bereits erwähnten Demokratisierung der Berufe in Amerika möglich gewesen, daß die Forderungen Taylors, »auch den kleinsten und unansehnlichsten Beruf zu untersuchen« (wie er es mit dem jetzt klassisch gewordenen Beispiel des Schaufeins getan hat), dort ein Echo gefunden haben. Das aristokratische, von sozialen Vorurteilen eingeengte Europa antwortete auf die Untersuchung der niederen Arbeitsarten durch ihre Gelehrten mit Schweigen, während das traditionsfreie Amerika ein geneigtes Ohr und ein aufmerksames Auge für sie hatte. Das Entscheidende war jedoch wohl der zahlenmäßige Nachweis Taylors, daß nicht nur der Arbeitnehmer durch die Erhöhung des Lohnes, sondern auch der Arbeit g e b e r durch Steigerung der Produktion ein Interesse an der Einführung einer »wissenschaftlichen Betriebsleitung« habe. Damit wurde die Aufmerksamkeit dieser Kreise wach, welche bisher dem Problem der Untersuchung der Arbeitsverhältnisse ganz teilnahmslos gegenübergestanden hatten. >) ib., S. 62.



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Vornehmlich hat das Taylorsystem die Ideen der Arbeitsuntersuchung und Arbeitsorganisation propagiert und die ganze Frage der Berufseignung war ihm nur an zweiter Stelle wichtig. Taylor hat jedoch eine glückliche Formulierung seiner Ideen gefunden, wenn er s a g t : »Wir bemühen uns, die Produktion einer Maschine zu heben, aber wir vergessen den an der Maschine arbeitenden Menschen, und wir wissen nicht, mit welchem Aufwand von Zeit und Geld er seine Arbeit verrichtet. < Auf diese Weise hat er den »arbeitenden Menschen« als solchen als Objekt der Untersuchung aufgestellt. Es war dies zu einer Zeit, als die experimentelle Psychologie die persönlichen Züge des Seelenlebens zu untersuchen begann (Entstehung der sogenannten »differentiellen Psj'chologie«) und ihre Lehre der Typen aufstellte, als man gerade die Feststellung gemacht hat, daß es verschiedene Reaktions-, Gedächtnis- und Aufmerksamkeitstypen gibt, daß eine bestimmte psychische Eigenschaft oder Fähigkeit in verschiedenen Variationen vorhanden ist (es gibt nicht e i n Gedächtnis, sondern es gibt Menschen mit Gedächtnis für Zahlen, Personen, reale Dinge, logische Zusammenhänge usw., es gibt nicht e i n e Aufmerksamkeit, sondern es gibt Menschen mit verschiedenen Aufmerksamkeitsarten: fluktuierender, fixierender, distributiver usw.). Es war auch die Zeit, wo auf Initiative des berühmten Engländers F r a n c i s G a l t o n der Forscher C a t t e l l in Amerika kleine Proben, genannt Tests, zur Untersuchung einzelner psychischen Fähigkeiten benützte, und wo der Franzose A l f r e d B i n e t seine erste »metrische Skala zur Intelligenzprüfung« an der Schuljugend erprobte. Es bedurfte nun eines genialen Gedankens, um eine Synthese herbeizuführen zwischen den in Wirtschaftskreisen verbreiteten Ideen über die Notwendigkeit der Menscheneignung für verschiedene Berufe einerseits und den in der Psychologie bekannten Tatsachen der Menschenverschiedenheit anderseits. Eine solche Synthese hat der in Amerika tätige, von Geburt deutsche Psychologe H u g o M ü n s t e r b e r g , der als Persönlichkeit eine Vereinigung des wissenschaftlichen Geistes seiner Heimat und des praktischen Sinnes seiner neuen Umgebung darstellte, vollzogen. Er hat als erster klar und deutlich den Gedanken ausgesprochen, daß die



II



verschiedenen Berufe verschiedene psycho-physische

Eigen-

schaften, s o g a r verschiedene Arten und verschiedene G r a d e einer und derselben E i g e n s c h a f t erfordern. S o z. B . ist für viele Berufe eine gute Aufmerksamkeit n o t w e n d i g ; aber der W e b e r muß eine g l e i c h m ä ß i g

d a u e r n d e besitzen, um auf das

Reißen des F a d e n s in der im gleichmäßigen T e m p o arbeitenden Maschine zu achten, w ä h r e n d der G l a s b l ä s e r seine A u f m e r k samkeit hauptsächlich auf den Moment des Ausfließens der G l a s m a s s e richten muß, also eine stark k o n z e n t r i e r e n d e Aufmerksamkeit benötigt. F ü r die Aufsichtsbeamten wiederum, die sich schnell auf immer neue D i n g e verschiedenster A r t einstellen

müssen,

Arbeiter, die

ist

eine

fluktuierende,

zwei, drei Maschinen

und

für

zu überwachen haben,

eine d i s t r i b u t i v e Aufmerksamkeit erforderlich u s w . V o n fundamentaler Wichtigkeit w a r aber folgende B e hauptung M ü n s t e r b e r g s : von

Sache

der P s y c h o l o g e n

und

der

ihnen benutzten Methoden ist es, festzustellen, welche

Eigenschaften

ein

bestimmter Beruf

erfordert und ob das

Individuum, das den betreffenden Beruf zu ergreifen wünscht, diese

Eigenschaften

tatsächlich besitzt. Durch eine

solche

Problemstellung und durch die Rolle, die bei ihrer L ö s u n g den P s y c h o l o g e n zugesprochen wurde, ist die P s y c h o l o g i e in das Wirtschaftsleben

eingeführt

und

damit der

Anfang

eines

neuen W i s s e n s c h a f t s z w e i g e s , der Wirtschaftspsychologie, auch industrielle P s y c h o t e c h n i k Die Überlegung, daß Berufes

genannt, geschaffen worden.

zur A u s ü b u n g

bestimmte Eigenschaften

eines

notwendig

bestimmten sind,

ist ein

uralter G e d a n k e in der Geschichte des menschlichen Geistes. S c h o n Piatos Plan, anzustellen, Nach

ist

dem

Philosophen zur L e n k u n g des Staates

einer

alten

solchen

Überzeugung

arabischen

Gesetz

entsprungen.

mußte

der

zu

wählende Kalif bestimmte geistige E i g e n s c h a f t e n besitzen: er solle verständig, gerecht, Bei

den

der

Gedanke

Beruf

verschiedensten der

gesetzestreu

Schriftstellern

Notwendigkeit

im L a u f e der Zeit

und

gütig

sein.

und Denkern tritt

geistiger

Eignung

zum

immer deutlicher hervor. S o er-

schien im - 1 6 . Jahrhundert ein Buch von einem spanischen A r z t J u a n H u e r t a : E x a m e n de Ingeniös (ins Deutsche von L e s s i n g u. T .

» P r ü f u n g der K ö p f e in den Wissenschaften«



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übersetzt), in welchem er »die verschiedenen Fähigkeiten, die in den Menschen liegen«, aufzeigt und »und jedem den Teil der Gelehrsamkeit bestimmt, der für ihn eigentlich gehört«. In einem Buche von D e C a l l i è r e s : » D e l a m a n i è r e d e n é g o c i e r a v e c l e s s o u v e r a i n s « , dessen zweite Ausgabe, London 1750, mir zugänglich wurde, befinden sich Ausführungen über die Wahl der Botschafter und Gesandten und die notwendigen Eigenschaften, um mit Erfolg diese Posten zu bekleiden, die an Tiefe der psychologischen Analyse des betreffenden Berufes nichts zu wünschen übrig lassen. 1 ) Auch bei K a n t findet man Stellen, die beweisen, daß er die Bedeutung einzelner psychischer Eigenschaften für verschiedene Betätigungen erfaßt hat. So sagt er: »Der unter gemessenen Befehlen stehende Haus- oder Staatsdiener braucht nur V e r s t a n d zu haben; der Offizier, dem für das ihm aufgetragene Geschäft nur die allgemeine Regel vorgeschrieben und nun überlassen wird, was in vorkommenden Fällen zu tun sei, selbst zu bestimmen, bedarf U r t e i l s k r a f t ; der General, der die möglichen Fälle beurteilen und für sie sich die Regel selbst ausdenken soll, muß V e r n u n f t besitzen. Die zu diesen verschiedenen Vorkehrungen erforderlichen Talente sind sehr verschieden. Tel brille au second rang, qui s'éclipse au premier.« *) »Prüfungen« der psychischen Eigenschaften zu einer bestimmten Betätigung oder zur Bekleidung eines Postens wurden ebenfalls in früheren Zeiten gelegentlich ausgeführt, obwohl natürlich die »Prüfung« immer in einem geistreichen »Trick« bestand: es wurde eine Aufgabe (ein Rätsel) gestellt oder eine Situation geschaffen, in welcher der ausersehene Kandidat seine Geistesgegenwart, seinen Verstand etc. beweisen mußte. V o l t a i r e s »Zadig« 3 ) enthält z. B. zwei interessante Erzählungen über ein Prüfverfahren, um einen ehrlichen Minister auszulesen. Aber Beispiele dieser Art, '*) Wir werden auf diese geradezu klassische Analyse noch näher eingehen. 2) Anthropologie, Ausg. Vorländer, 5. Aufl., S. 108—109. Von mir gesperrt. ') Voltaire: »Zadig«, 16. Kap.



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-

die uns besonders das französische Schrifttum liefert, sind natürlich nur geistreiche Einfälle einzelner Personen, welche in der Praxis in den seltensten Fällen angewendet wurden. Der Gedanke der Auslese der Menschen mit bestimmten Eigenschaften für einen bestimmten Beruf ist ebenfalls alt. Wenn man im Altertum als Lehrer in Rom mit Vorliebe einen Griechen nahm, im Mittelalter den Schweizer als treuen Wächter (»Schweizergarde«), so geschah dies aus der Überzeugung, daß sie den Ansprüchen jener Betätigungen in höchstem Maße genügen würden. Eine »Auslese« war auch die Berufung von Zwergen oder Buckligen zu Hofnarren (den so Verunstalteten wurden Bosheit und Witz zugesprochen), eine Auslese nahm Friedrich Wilhelm I. vor, als er für seine Grenadiere Menschen von bestimmtem Wuchs bevorzugte. Viel bezeichnender als solche gelegentliche künstliche Auslese ist die n a t ü r l i c h e A u s l e s e , die wir in fast allen Berufen seit ältester Zeit vorfinden. Schwache Gesundheit, ein physischer Defekt waren immer ausschlaggebend für die Berufswahl. Es ist kein Zufall, wenn wir unter Schneidern viele Lungenkranke und Lahme finden, und wie K a m p zahlenmäßig festgestellt hat, die Kriegstüchtigkeit der Schneider gering ist; nicht der Beruf hat die Krankheiten hervorgerufen, sondern umgekehrt, es waren die physischen Gebrechen, die den Menschen diesen »leichteren« Berufen, wo Kraft und Robustheit nicht notwendig sind, zuführten. Auch auf eine andere Art, d u r c h d i e b e r u f l i c h e B e t ä t i g u n g s e l b s t , geschieht eine Auslese. Dr. W e t e k a m p bemerkte beim Besuch einer Stahlfedernfabrik, daß die Mehrzahl der Arbeiterinnen auffallend schöne Hände besaß. Wie ihm der Fabrikdirektor erklärte, arbeiteten die Mädchen auf Akkord, so daß diejenigen, welche ungeschickte Hände besaßen, wenig verdienten, und aus diesem Grunde nach kurzer Zeit die Arbeit verließen. Es blieben also Arbeiterinnen mit geschickten, d. h. schönen Händen. 1 ) Auf diese Weise, durch den E r f o l g oder Mißerfolg, welcher durch den Besitz oder den Mangel bestimmter, für den betreffenden Beruf notwendiger Eigenschaften be') Dr. W e t e k a m p : »Ein Beispiel unbewußter Auslese.« Umschau, 1918, Heft 34.



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dingt wird, werden ungeeignete Personen und die geeigneten bleiben im Beruf.

ausgeschieden

W i e wir bereits oben ausführten, war es M ü n s t e r b e r g , der als erster das Problem der Berufseignung in seiner Beziehung zur Psychologie klar erkannte, und er w a r es auch, der die ersten systematischen Versuche in dieser Richtung unternahm, eine Auslese der Arbeiter durch rein psychische Mittel zu rein praktischen Zwecken zu treffen. E s waren dies, im Jahre 1 9 1 0 , die Eignungsprüfungen der Straßenbahnführer, der Telephonistinnen, der Schiffsoffiziere. 1 ) Über seine Arbeiten sprach er zuerst in Europa im Jahre 1 9 1 1 , als er als Austauschprofessor an der Berliner Universität das erste Kolleg über praktische Psychologie in Europa hielt. Sein Buch, in welchem er zuerst seine Grundgedanken niedergelegt hat: »Psychologie und Wirtschaftsleben« erschien ein Jahr darauf ( 1 9 1 2 ) . Aber die Begeisterung, die sowohl seine Vorlesung 2 ) als auch sein Buch hervorriefen, w a r ganz platonischer Natur. E s folgten keine praktischen Wirkungen, keine Untersuchungen, die unmittelbar auf ihn zurückgehen und eine direkte Fortsetzung seiner Ideen darstellen. Wenigstens ist kein solcher Versuch an den Stätten seines Wirkens zu seiner Zeit bekannt geworden. Zweifelsohne würde sich diese B e w e g u n g im Laufe der Jahre allmählich durchgesetzt haben, wenn nicht der Weltkrieg sie plötzlich in ganz andere Bahnen gelenkt und ganz unerwartete Perspektiven für sie eröffnet hätte. ') Zwar sind bereits vorher einige Versuche in dieser Richtung vorgenommen worden. So hat in Paris bereits im Jahre 1905 J . M. L a h y eine kleine Untersuchung über die Eignung der Schreibmaschinisten unternommen, deren Resultate erder Akademie der Wissenschaften überreicht hat. (Les signes physiques de la supériorité professionnelle des dactylographes. Comptes rendus de l'Académie des Sciences, tome 156, p. 1702.) Sie kann- aber als sporadische Eingebung betrachtet werden, die kein System darstellte und deshalb auch keine praktischen Folgen hatte. Erst als die Psychotechnik durch den Weltkrieg einen Aufschwung erlebte, griff man auf diese Arbeit zurück. 2 ) Von dieser Begeisterung war ich als Hörerin seines damaligen Kollegs Zeuge, muß jedoch der Wahrheit getreu feststellen, daß den Vorlesungen nur eine kleine Zahl von Personen beiwohnte. Es gab Tage, an denen kaum mehr als 25 Zuhörer anwesend waren.



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Der große Kampf, den die Nationen miteinander geführt haben, verlangte die höchste Anspannung aller Kräfte. Für die beiden feindlichen Mächte galt es, das beste Menschen- und Sachmaterial, den kühnsten und erfolgreichsten Flieger, den ausdauernsten Soldaten, den schnellsten und vorsichtigsten Wagenlenker, die beste Qualität und größte Quantität von Munition zu besitzen. W i e war dies alles zu erhalten? D i e F r a n z o s e n w a r e n e s , w e l c h e d i e I n i t i a t i v e zu e i n e r P e r s o n e n a u s l e s e a u f w i s s e n s c h a f t l i c h e r G r u n d l a g e e r g r i f f e n . Bereits im Jahre 1 9 x 5 haben zwei französische Ärzte, C a m u s u n d N e p p e r , nach einer psychophysischen Methode die Eignung der Flieger geprüft. Die Methode wurde von England übernommen und nur ganz unwesentlich verändert. Ein J a h r später hatten in Deutschland M o e d e und P i o r k o v s k i i n starker Anlehnung an die Franzosen Prüfungen von Chauffeuren vorgenommen. Italien hatte nach dem Eintritt in den Krieg die Fliegerprüfungen nach G e m e l l i verwendet, der sich bereits 1 9 1 2 mit diesen Problemen beschäftigt hat. Amerika, großzügig in allem, hat eine in der Wissenschaft bisher einzige und einzigartige Massenuntersuchung durchgeführt, und zwar hat man nicht weniger als 1 3 j i Millionen Soldaten psychologisch geprüft, um die Eignung eines jeden Soldaten für die verschiedenen Waffengattungen festzustellen. Auch hinter der Front hat der Mangel an Menschenmaterial den Gedanken nahegelegt, durch Eignungsprüfungen die beste Leistung zu erzielen und auf diese Weise die Produktion zu steigern. Die Ersatzkräfte, besonders diejenigen der Frauen, haben in Deutschland ebenfalls Anlaß zu Eignungsprüfungen (im Druckergewerbe und bei den Straßenbahnführern) gegeben. Die ungeheure Zahl der Verletzten ließ auch die Frage auftauchen: Wie soll man die Kräfte der Kriegsinvaliden ausnützen, die Kriegsverletzten auf einen W e g bringen, auf welchem sie der Gesellschaft nicht zur Last fallen und selbst die Schwere ihres Unglücks nicht fühlen? E s sind in dieser Beziehung in England, Frankreich und Deutschland viele wertvolle Versuche gemacht worden, indem man die Größe und den Grad der noch erhaltenen physischen und geistigen Kräfte der Kriegsinvaliden zu bestimmen und ihnen eine den erhaltenen



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Kräften entsprechende Beschäftigung zuzuweisen suchte. Man hat in dem Kranken den kranken Staatsbürger behandelt. Von größter Bedeutung erwies sich dabei die Behandlung der Kopfschußverletzten, die nach einer abgeschlossenen chirurgischen Behandlung außer lokalisierten Ausfallserscheinungen noch eine a l l g e m e i n e V e r r i n g e r u n g der geistigen und körperlichen Leistungsfähigkeit aufwiesen. P o p p e l r e u t e r ist wohl der erste gewesen, der die Forderung aufgestellt hat, daß man von einer Einbuße an Leistungs- und Arbeitsfähigkeit nur dann sprechen dürfe, wenn man die A r b e i t s f ä h i g k e i t auch wirklich geprüf hat, unp zwar in einer den wirklichen Lebensverhältnissen angepaßten Umgebung. E r schaffte daher die B e g u t a c h t u n g s w e r k s t ä t t e , eine Station, welche einen praktischen Arbeitsbetrieb darstellt, wo Tischler-, Schlosser-, Mechanikerwerkstätten eingerichtet waren. Sie sollten aber nicht einer Beschäftigungstherapie dienen, sondern es sollte der Arzt dort »diejenigen Faktoren kennenlernen, auf welche es bei der Begutachtung der Arbeitsfähigkeit eigentlich ankommt«, denn »ein Arzt, der ein Gutachten über I n d u s t r i e a r b e i t e n abgibt, muß auch ein zutreffendes Urteil darüber besitzen, was von den verschiedenen Kategorien der Industriearbeiter verlangt wird«. 1 ) Aus diesen E r w ä g u n g e n prinzipieller Natur ist Poppelreuter (dessen Beispiel andere befolgten) an die Untersuchung der menschlichen Arbeit herangetreten und hat auf diese Weise Feststellungen über die individuelle normale und geschädigte körperliche und geistige Arbeitsfähigkeit gemacht. Von den Poppelreuterschen Proben der Leistungsfähigkeit an Hirnverletzten wurden dann viele, wie wir im Laufe der Ausführungen zeigen werden, zur Prüfung der Arbeiter in der Industrie verwendet. E s ist also an den Hirnverletzten des Krieges wichtige Vorarbeit für psychotechnische Eignungsprüfungen geleistet worden. ') P o p p e l r e u t e r : Die psychischen Schädigungen durch Kopfschuß im Kriege 1914/1916. Leipzig, Bd. 1, 1917, Bd. 2, 1918. Siehe auch die Arbeiten des Instituts zur Erforschung der Folgeerscheinungen von Hirnverletzungen, Frankfurt a. M., des Provinzialinstituts für praktische Psychologie, Halle a. S., des Psycholog. Lazarettlaboratoriums in Mannheim.



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Nach dem Kriege ist zwar eine Anzahl dieser Untersuchungen als nicht aktuell zurückgestellt worden, dagegen tauchten neue Probleme auf. Gewöhnlich findet sich die Meinung verbreitet, daß der große Verlust an Menschen in den kriegführenden Staaten und die Notwendigkeit, die brachliegende Wirtschaft zu beleben, nach den Erfahrungen des Krieges die Faktoren waren, welche zu dem Gedanken einer Arbeiterauslese in den Betrieben führten. Dem ist nicht so. Es scheinen mir hiefür andere Gründe, teils psychologischer, teils wirtschaftlicher Natur ausschlaggebend gewesen zu sein, welche die Industrie und die Öffentlichkeit bewogen haben, den Problemen nicht gleichgültig gegenüberzustehen. 1. Es war ein begreiflicher Wunsch der Psychotechniker, nach dem Krieg auf dem gleichen Gebiete weiter zu arbeiten, auf welchem sie bereits Erfahrungen gesammelt hatten. Sie fingen an in Wort und Schrift das Problem der Eignungsprüfungen zu popularisieren und sowohl Industrie wie Lehrer-, kreise dafür zu interessieren. Besonders in Deutschland ist eine große Propaganda hierfür entstanden. 2. Es blieb nach dem Kriege das Bedürfnis nach Leistungen, nach Qualitätsleistungen. Die Erfahrungen des Krieges, wo eine Leistung unmittelbar den Erfolg erzielte, haben deren ganze Bedeutung erkennen lassen. Es entstand also das Problem: wie erkenne ich den leistungsfähigsten Menschen ? 3- Die große Arbeitsunlust, die sich bei der Bevölkerung aller kriegführenden Staaten bemerkbar machte, hat im allgemeinen auf die Produktionsqualität und -quantität ungünstig eingewirkt. Es bestand nun das Interesse, die Leistungsfähigsten ausfindig zu machen. Außerdem hat auch die Notwendigkeit, am Sachmaterial zu sparen, den Wunsch gezeitigt, nur geschickte Arbeiter, die wenig Sachschaden anrichten, einzustellen. Konnte man dies auch nicht immer gegenüber den erwachsenen Arbeitern durchsetzen, so hat man es doch bei der Einstellung der Lehrlinge in die Werkschulen zu verwirklichen gesucht. 4. Die sich immer mehr entwickelnde Großindustrie sowie die immer mehr um sich greifende Konzentration der Industrien in Konzernen hat es mit sich gebracht, daß die Aufnahme der Arbeiter und Angestellten in die Betriebe B a u m g a r t e n , Die B e r u f s e l g n u n g s p r ü f u n g e n .

2



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immer unpersönlicher wurde. Ist es in kleinen Betrieben noch möglich, mit dem einzelnen Angestellten in Fühlung zu kommen und ihn auf diese Weise kennenzulernen, so bleiben die hunderte und tausende Angestellte eines Großbetriebes den Leitern ganz fremd. Eine psychologische Prüfung, die zwar nur eine, wenn auch oberflächliche, so doch bis zu einem bestimmten Grade richtige w Orientierung: ö in bezug auf den einzelnen ermöglicht, ist als Ausgleichsmittel gegenüber der bestehenden Fremdheit und Unkenntnis der Angestellten erwünscht. Waren dies die allgemeinen Gründe, die überall das Interesse für die Psychotechnik erweckt haben, so rückten außerdem die eigenartigen Verhältnisse in jedem Lande ganz spezielle Probleme in den Vordergrund. In Frankreich schenkten die Industriellen dem Problem der Eignungsprüfungen keine große Beachtung aus dem Grunde, weil der Mangel an Arbeitern deren Auslese in gewissem Sinne unmöglich machte. Außerdem spielte die Beschaffenheit des Menschenmaterials eine große Rolle. Es ist im Lande die Überzeugung verbreitet, daß der französische Arbeiter sehr intelligent sei und sich deshalb leicht an die Verrichtungen der verschiedensten Berufe anzupassen vermag. In den meisten Fällen denkt er nur daran, aus der Fabrik auszutreten und sich selbst ein kleines Unternehmen zu gründen. »L'ouvrier français a une mentalité de contre-maître« hört man oft in Frankreich als Erklärung für das schwach vorhandene Interesse für die Berufsauslese. In England, wo seit dem Kriege große Arbeitslosigkeit herrschte, die zur Entlassung, aber nicht zur Einstellung von Arbeitern führte, war man mehr an rein arbeitswissenschaftlichen Problemen interessiert, deren Lösungen aus Amerika leicht übernommen werden konnten. In den Ländern, in welchen die Industrie keine straffe Organisation aufweist, wo mit Zeit und Material nicht gespart wird und die Arbeitskräfte billig sind (wie in Polen, den Balkanländern), hat man für Eignungsprüfungen wenig Interesse, da auch der Durchschnittsarbeiter im stände ist, eine Leistung in einer längeren Zeitdauer (in drei Stunden statt in einer) auszuführen. Die Zentren psychotechnischer Eignungsprüfungen befinden sich infolgedessen zurzeit in Amerika und Deutschland. Viele Gründe spielten für ihre



ig



E n t w i c k l u n g in Deutschland mit. Die verlorene Vorherrschaft auf dem W e l t m a r k t trieb zu ihrer W i e d e r e r l a n g u n g — man griff aus diesem Grunde zu j e d e m Mittel das einen E r f o l g versprach. (Interessant war die Feststellung, d a ß jedesmal, wenn während der Inflationszeit »schlechtere« Zeiten für die deutsche Industrie kamen, das Interesse der Industriellen für die Psychotechnik zunahm.) Dabei haben die psychotechnischen Prüfungen viel w e n i g e r Zeit und Kosten beansprucht als die Ermüdungsuntersuchungen u. ä. A u c h in wissenschaftlicher Hinsicht w a r in Deutschland der Boden für die Eignungsprüfungen besser vorbereitet als in anderen Ländern. Die experimentelle Psychologie, deren W i e g e j a in Deutschland stand, hatte eine g a n z e Reihe tüchtiger Vertreter, welche, g e w a n d t in der experimentellpsychologischen Methodik, sich auf eine neue Richtung schnell einstellen und dieselbe weiterentwickeln konnten. Der Zufall wollte es auch, daß die ersten deutschen Psychotechniker Persönlichkeiten nicht nur von B e g a b u n g , sondern auch von einem starken W i l l e n und Streben waren. Ihnen ist es zu verdanken, d a ß die j u n g e W i s s e n s c h a f t in so ausgedehntem M a ß e in die Öffentlichkeit gedrungen ist und allseitiges Interesse gefunden hat. D a ß dieser Umstand aber auch seine Schattenseiten hatte, werden wir weiter unten feststellen. E s w ä r e jedoch durchaus nicht richtig, w e n n durch die zurzeit stärkere E n t w i c k l u n g der Psychotechnik in Deutschland der Eindruck erweckt werden sollte, d a ß die Initiative und die ersten Institute für Berufseignungsprüfungen in Deutschland entstanden seien. W o h l das erste und bisher noch flott arbeitende Institut ist das bereits 1 9 1 2 in Brüssel gegründete : O f f i c e Intercommunal d'Orientation Professionnelle 1 ). E s entstanden d a n n : Cabinet d'Orientation Professionnelle am Institut J. J. Rousseau, G e n f 1 9 1 6 . — Laboratorium für industrielle Psychotechnik, Charlottenburg I 9 1 9 . — Institut d'Orientaciô Professional, Barcelona 1919. — Gabinetto di Psicotecnica del Lavoro, M o d e n a 1920. — Arbeitsinstitut in Moskau 1920 etc. ') D e c r o l y macht darauf aufmerksam, daß bereits im Jahre 1908 in Brüssel Berufsberatung getrieben wurde (also gleichzeitig mit dem ersten amerikanischen Voca.tional Bureau). S. Bulletin Interc. Nr. 22 (6. Jahrg.), S. 13. In Kußland erschien das Buch von M. Ry b n i k o ic über Psychologie und Berufswahl im J. 1911. 2*

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Während der kurzen Jahre ihres Bestehens haben sich die psychotechnischen Eignungsprüfungen nicht nur in jedem Lande verschieden, sondern auch in den einzelnen Ländern ungleichmäßig entwickelt. Durch die Kriegsverhältnisse ist es gekommen, daß bestimmte Berufe sehr ausführlich und von vielen Seiten untersucht wurden, dagegen andere abseits jedes Interesses der Psychotechniker geblieben sind. Außerdem wurden Berufe, wie z. B. die sog. »akademischen c wegen der Schwierigkeiten der Untersuchung fast gänzlich außer Betracht gelassen. E i n m ö g l i c h s t g e n a u e s B i l d d i e s e r E n t w i c k l u n g zu g e b e n b i l d e t die A u f g a b e der v o r l i e g e n d e n S c h r i f t . Besondere Schwierigkeiten stellen sich jedoch diesem Ziel entgegen, indem viele Untersuchungen in Privatlaboratorien der Betriebe ausgeführt wurden, ohne veröffentlicht zu werden. In den ersten Jahren der neuen Bewegung, als man von den Prüfungen sehr viel erwartete, wurden dieselben als Betriebsgeheimnis gewahrt und nicht preisgegeben, auch den Fachkollegen wurde z. B. der Einblick in die Tätigkeit manches psychotechnischen Instituts versagt. Im Laufe der Jahre, als die Hoffnungen sich nicht erfüllten, fing man erst allmählich an, die »Geheimnisse« preiszugeben, um eine Aussprache über den Stand der Dinge herbeizuführen. Vieles davon kam aber auch dann nicht an die Öffentlichkeit — größtenteils sind dies die von den psychologisch nicht ausgebildeten Ingenieuren vorgenommenen Prüfungen — , um einer Kritik der Fachleute zu entgehen. (Viele Firmen führten die Prüfungen nur ein, um nicht zurückzustehen, interessierten sich aber sehr wenig für den Stand der neuen Methode.) Ist auch für die Wissenschaft selbst kein Verlust daraus entstanden, so ist immerhin ein Überblick über die Ausdehnung der Eignungsprüfungen erschwert. Man kann infolgedessen die Ausbreitung der Eignungsprüfungen in Deutschland und ihre Bewährung in der Praxis nicht mit Genauigkeit angeben. Wohl ist es jedoch möglich, die Probleme und ihre Lösungen zu überblicken und auf diese Weise die Entwicklung und den gegenwärtigen Stand der psychologischen Methodik der wirtschaftlichen Berufseignung zu erfassen.

E R S T E R A L L G E M E I N E R TEIL. I. Terminologisches. Wie wir oben ausgeführt haben, ist die Anwendung der Psychologie in der Industrie — die industrielle Psychotechnik •— genannt worden. Auf den Terminus P s y c h o t e c h n i k muß näher eingegangen werden, da bis heute auch bei den Fachleuten noch keine klare Abgrenzung dieses Begriffes besteht, was bereits zu vielen Mißverständnissen Veranlassung gab. Das Wort wurde wohl zuerst von G. Th. F e c h n e r geprägt, von William S t e r n im Jahre 1903 zuerst die Definition gegeben: »Die angewandte Psychologie . . . liefert als Psychotechnik die Hilfsmittel, wertvolle Zwecke durch geeignete Handlungsweise zu fördern«*). M ü n s t e r b e r g hat acht Jahre später das Wort in Gebrauch gebracht und eine an Stern sich anlehnende Definition gegeben: »Die Psychotechnik ist die Wissenschaft von der praktischen Anwendung der Psychologie im Dienste der Kulturaufgaben« 2 ); das bedeutet . . . »daß es sich bei ihr stets um die Herbeiführung einer gewünschten Wirkung handelt« 3 ). Und er gibt Beispiele davon: »Der Lehrer will den Geist des Kindes modeln und entwickeln im Dienste gewisser Kulturaufgaben. Der Anwalt will die Stimmung der Geschworenen beeinflussen, um eine bestimmte gerichtliche Entscheidung zu erzielen. Der Prediger will auf das Bewußtsein des Sünders einwirken, um ihn auf den richtigen Pfad zurückzuziehen. Der Arzt möchte durch psychische Faktoren das Nervensystem des Patienten beeinflussen, um seine Gesundheit wieder herzustellen. Der Geschäftsmann ') W i l . S t e r n : Ang. Psychologie. Beihefte z. Psychol. d. Aussage. H. 1, 1903, S. 28. l ) M ü n s t e r b e r g : Grundzüge d. Psychotechnik. Leipzig, Barth, 1920, S. I. 3 ) ib. S. 14.



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sucht auf die Phantasie seiner Kunden einzuwirken, damit der Trieb zum Einkauf in ihnen wach werde. Der Fabrikant ist bestrebt, seine Arbeiter so zu behandeln, daß in ihrem Bewußtsein der Wille zur größtmöglichen Anstrengung wach wird usw. Es handelt sich also um rein praktische Aufgaben, und da die Wissenschaften, welche den praktischen Aufgaben zugewandt sind, t e c h n i s c h e heißen, so heißt die P s y c h o l o g i e im D i e n s t e d e r P r a x i s P s y c h o t e c h n i k . « 1 ) Diese Definition wird auch allgemein angenommen. Doch läßt sich sowohl gegen die Sternsche als auch gegen die Münsterbergsche ein Einwand erheben, nämlich in bezug auf die Beschränkung auf »wertvolle Werke« »im Dienste der Kulturaufgaben«. Psychische Mittel werden als solche angewandt nicht nur dann, wenn sie sich auf »edle Ziele und Zwecke« richten, sondern auch dann, wenn sie gemeine und verwerfliche Ziele erstreben: ein Schwindler, der sein Opfer mit logischen Argumenten oder Spekulation auf die Gefühle bearbeitet, treibt Psychotechnik ebenso wie ein Lehrer, der seinen Zögling mit formell denselben Mitteln zur sittlichen Persönlichkeit erzieht. Die Psychotechnik ist also, richtiger definiert, d i e Anw e n d u n g p s y c h i s c h e r Mittel zur E r r e i c h u n g p r a k t i s c h e r Z w e c k e auf allen G e b i e t e n des menschlichen Lebens. Aber auch diejenigen, welche das Wort Psychotechnik in seinem richtigen Sinn auffassen, sind nicht alle einig über die Ausdehnung dieses Begriffes. Und zwar verstehen die einen darunter nur die Hervorbringung einer gewünschten psychischen Wirkung durch rein psychische Mittel (z. B. das Anfeuern eines Arbeiters durch Versprechungen oder Drohungen zur Mehrleistung), andere dagegen wollen unter Psychotechnik die Hervorbringung einer gewünschten psychischen Wirkung auch durch materielle Mittel (Lohnerhöhung, Schaffung rationeller Arbeitsbedingungen) verstanden haben. Damit würden alle diese materiellen resp. technischen Bedingungen, welche auf die Psyche einwirken, zum Gegenstand der psychotechnischen Untersuchung. Münster') Es soll hier erinnert werden, daß schon Plato die »Technec — das Können — von der »Episteme« von dem bloßen »Wissen« unterschieden hat.



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berg sagt hierüber: »Die rein physikalischen und technischen Faktoren der Technik interessieren ihn (den Psychologen) nicht; wenn dagegen eine technische Einrichtung die psychotechnische Leistung erschwert oder erleichtert, gehört sie in sein Gebiet und für das Gesamtergebnis kann gerade diese Seite der Arbeit schließlich von größter Bedeutung sein. 1 ) Sicher ist es richtig, wenn der Psychologe resp. der Psychotechniker alle Faktoren, welche zum Seelenleben in Beziehung stehen, in seinen Kreis zieht, aber man muß doch dieser Verschiedenheit einer d i r e k t e n Wirkung auf die Psyche durch rein psychische Mittel und der i n d i r e k t e n , die erst durch Vermittlung verschiedener materieller Dinge oder Gegenstände zu stände kommt, Rechnung tragen. W i r könnten vielleicht auch, ähnlich wie man eine unmittelbare und mittelbare Psychotherapie unterscheidet, von einer u n m i t t e l b a r e n u n d m i t t e l b a r e n Psychotechnik sprechen. Ferner wird noch unterschieden, ob das lebendige Individuum Ziel der praktischen Psychologie ist oder ob ein Gegenstand, etwa ein Werkzeug, der Eigenart des menschlichen Seelenlebens angepaßt werden soll. G i e s e hat für diese Auseinanderhaltung die Benennungen S u b j e k t - und O b j e k t p s y c h o t e c h n i k gewählt. 2 ) E s wäre wohl richtiger hier P e r s o n - u n d S a c h p s y c h o t e c h n i k zu sagen, da die Benennung Subjekt- und Objektpsychotechnik sich besser dort eignet, wo bei psychischer Einwirkung einerseits der Einwirkende (Subjekt) und anderseits derjenige, auf welchen eingewirkt wird (Objekt), in F r a g e kommt. Der Verkäufer und der Käufer, der Lehrer und das Kind bilden Gegenstände einer Subjekt- und Objektpsychotechnik. Psychotechnik als A n w e n d u n g psychischer Mittel zur Erreichung eines praktischen Zweckes ist eine M e t h o d e . Erhält man aber mittels dieser Methode eine Anzahl Erfahrungen und Ergebnisse, so wird die Gesamtheit der gewonnenen Resultate Inhalt einer D i s z i p l i n . Psychotechnik ist Methode und Wissenschaftsgebiet zugleich. J e nach dem Gebiet der Anwendung wird eine medi') Psychologie und Wirtschaftsleben, S. 95. ) G i e s e F.: Theorie der Psychotechnik, Braunschweig, Vieweg, 1925, S. 2. 2



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zinische, gerichtliche, pädagogische, industrielle u. a. Psychotechnik unterschieden (gemäß obiger Ausführungen Münsterbergs). Eine solche Terminologie wird aber selten angewendet. Die Psychotechnik in der Medizin ist uns unter dem Namen Psychotherapie bekannt, in der Pädagogik, die beim Erziehen und Lehren fast durchweg Psychotechnik treibt, wird das Wort gar nicht gebraucht, bei der Jurisprudenz bildet sie noch ein ganz brachliegendes Gebiet. Im neuesten Gebiet aber, wo die Psychotechnik eingedrungen ist — im Wirtschaftsleben —, hat sich der Name ganz und gar eingebürgert, so daß Psychotechnik als Synonym der Wirtschaftspsychologie gebraucht wird. Aber in vielen Fällen wird das Wort Psychotechnik auch hier nicht eindeutig angewandt. So wird es z. B. etwa als die »Psychologie der Technik« oder »in der Technik« verstanden. Von L i p m a n n wurde zuerst darauf hingewiesen, daß die Beziehung der Psychologie zur Technik richtiger etwa durch den Namen »Technopsychologie« (analog zur Sprachpsychologie, Klimatopsychologie u. dgl.) oder als »technische Psychologie« (analog zur »medizinischen«, »forensischen« u. dgl.) gekennzeichnet würde. 1 ) Die obige Korrektur von Lipmann ist nicht durchgedrungen, obwohl sie auch von C l a p a r f e d e unterstützt wurde. Eine weitere Unklarheit in bezug auf den Ausdruck Psychotechnik besteht darin, daß die einen damit nur Fragen der Wirtschaftspsychologie bezeichnen möchten, also Psychotechnik = praktische Wirtschaftspsychologie; die anderen die Bezeichnung sogar nur auf die Feststellung der Eignung zur Berufsarbeit beschränken wollen. Nach der oben angeführten Definition sind aber solche Einschränkungen unberechtigt. Es hat sich jedoch die Bezeichnung »Psychotechnik« für die E r k e n n u n g der menschlichen Fähigkeiten so stark eingebürgert, daß man diesem Tatbestande Rechnung tragen muß und Psychotechnik im Sinne der Psychognosis anzuwenden gezwungen ist. Unrichtig ist ebenfalls der oft verbreitete Fall, daß man die Bezeichnung »industrielle Psychotechnik« auch für solche Institute oder Zeitschriften verwendet, in welchen Fragen ') Die Grenzen des psychologischen Prüfungsexperiments: Der Betrieb, 3 (i), S. 12.

über die Anwendung der Psychotechnik im Handel, Gewerbe und Verkehr untersucht oder erörtert werden. Die Bezeichnungen gewerbliche und Handelspsychotechnik würden da dem wirklichen Tatbestand entsprechen. 1 ) Will man nun e i n e n umfassenden Namen für die Anwendung der Psychotechnik im Wirtschaftsleben einführen, so wäre wohl derjenige der »Wirtschaftspsychotechnik« der richtigste. Das Gebiet des rationellen Anlernens, das sich der Einwirkung auf den Willen, den Ehrgeiz u. ä. bedient, die Unfallverhütungsmaßnahmen in den Betrieben, die in letzter Zeit sich immer mehr psychischer Einwirkungsmittel bedienen, die Reklame, welche neuestens fast ganz auf psychologischen Grundlagen aufgebaut ist, gehören demnach zu den psychotechnischen Problemen der Wirtschaftspsychologie oder zu psychologischen Problemen der Wirtschaftspsychotechnik. Beziehen wir die psychotechnischen Probleme der Wirtschaftspsychologie speziell auf die Berufsarbeit, so kann man dieses Gebiet unter dem Namen der B e r u f s p s y c h o t e c h n i k absondern. Dieses Gebiet interessiert uns hier ganz speziell — es bildet zu einem Teil das Thema der vorliegenden Arbeit. Wir wollen nun die Hauptprobleme der Berufspsychotechnik herausheben. Um Berufspsychotechnik richtig zu üben, müssen wir zuerst eine B e r u f s p s y c h o l o g i e besitzen. Den Gegenstand der Berufspsychologie bildet: A. Psychologie des Arbeitenden: Die psychische Beschaffenheit (Intellekt, Charakter). Beziehung zur Arbeitsausübung. 2 ) B. Untersuchung der Berufsarbeit vom psychologischen Standpunkt aus (welche psycho-physischen Eigenschaften und Fähigkeiten sind bei Ausübung eines bestimmten Berufes wirksam?). C. Psychische Faktoren der Arbeitsleistung. ') Es wirkt infolgedessen befremdend, wenn wir in einer deutschen Zeitschrift die Aufschrift lesen: Industrielle Psychotechnik. Angewandte Psychologie in Industrie- Handel- VerkehrVerwaltung. 2 ) Die Beziehung des Arbeiters zum Unternehmer und zur Umwelt bildet die Psychologie des Arbeiterberufsstandes.



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D. Psychische Schädigungen der Berufsarbeit. Die Berufspsychotechnik hätte demnach zur Aufgabe: A. Anpassung der Arbeit an den Arbeiter. B. Auslese der Bestgeeigneten zur Berufsarbeit. C. Anwendung psychisch wirkender Mittel zur Arbeitssteigerung. D. Fernhalten psychisch-schädigender Faktoren (geistiger und materieller Art) vom Arbeitenden. Aufgabe unserer Schrift wäre die Untersuchung der Probleme B der Berufspsychologie, also die psychologische Untersuchung der Berufsarbeit, und B der Berufspsychotechnik, also der Auslese der für den Beruf Geeigneten. Diese Auslese wird mittels Methoden der experimentellen Psychologie vorgenommen und es hat sich für sie die (übrigens nicht ganz korrekte) Benennung der »psychotechnischen Eignungsprüfungen« und Berufseignungsprüfungen eingebürgert.

II. Grundbegriffe. 1. Die psychische Differenzierung der Menschen. Wie wir bereits bemerkt haben, beruhen die experimentellen Prüfungen der Berufseignung auf zwei Voraussetzungen : daß einmal die menschlichen Fähigkeiten und Eigenschaften große Verschiedenheiten aufweisen und daß ferner durch die extreme Arbeitsteilung der modernen Industrie immer häufiger einzelne, ganz spezielle Eigenschaften gefordert werden. Von diesen Voraussetzungen wird besonders die erste nicht ganz allgemein angenommen. Die Menschen seien nicht so verschieden, wie man gewöhnlich annimmt; immer seien dieselben Gefühle, Tendenzen, Empfindungen, Willensäußerungen bei allen in gleicher Weise festzustellen. Abweichungen seien nicht so bedeutend, wie oft dargestellt wird. Es kommt auf den Nachdruck an, den man auf die Gleichförmigkeit, Gleichheit oder auf die Verschiedenheit, Differenzierung legt. Diese Frage der menschlichen psychischen Differenzen muß hier näher ins Auge gefaßt werden. Die Tatsäche, daß die Menschen trotz der allgemeinen Gleichheit ihres Körperbaues sich stark voneinander unterscheiden, gehört wohl zu den ältesten Feststellungen. So

besitzen wir bereits unter den Schriften der Buddhisten eine in der Pälisprache a b g e f a ß t e : » P u g g a l a Paünatli«, wörtlich »Beschreibung der Individuen« 1 ) (ung. 4. J a h r h . v. Chr.). W i r finden dort eine große Z a h l fein bemerkter Unterschiede des Verstandes, der Affekte, Gefühle, Handlungsweise der Menschen, die durch Analogie mit der Tier-, Pflanzenund unorganischen W e l t verständlich gemacht werden. So z. B. vier den Schlangen ähnliche Menschen. Viererlei Schlangen -gibt es: Die Schlange, die häufig G i f t speit, deren Gift aber nicht gefährlich ist — Die Schlange, deren Gift gefährlich ist, die aber nur selten speit — Die Schlange, welche häufig speit, und deren Gift gefährlich ist — Die Schlange, die selten Gift speit, deren Gift aber nicht gefährlich ist. — Da gerät ein Mensch häufig in Zorn, aber der Zorn hält bei ihm nicht lange an. Da gerät ein Mensch nur selten in Zorn, aber der Zorn hält lange an. Da gerät ein Mensch häufig in Zorn und der Zorn hält bei ihm lange an. Da gerät ein Mensch nur selten in Zorn und der Zorn hält nicht lange an.2) In das 4. Jahrhundert v. Chr. fällt auch die Entstehung der »Charaktere« von T h e o p h r a s t , an welchen man sich noch heute ergötzen kann. In der Vorrede heißt e s : »Schon oft habe ich darüber nachgedacht und mich verwundert und werde vielleicht noch oft mich darüber wundern müssen, wie es kommt, daß bei dem gleichen K l i m a des hellenischen Landes und bei der gleichmäßigen Erziehung aller Hellenen doch die Charaktere so verschieden sind . . . . Ich will daher . . . . im allgemeinen auseinandersetzen, sowohl wie viele Arten von Charakteren überhaupt unter ihnen vorkommen, als wie sie sich im täglichen L e b e n benehmen.« 3 ) Theophrast hat uns nun die Beschreibung verschiedener menschlicher Charaktere gegeben, aber erst G a l e n u s (im 2. Jahrhundert n. Chr.) faßte die geistigenVerschiedenheiten der Menschen in vier T y p e n zusammen und führte die E r k l ä r u n g dieser G r u n d v e r s c h i e d e n h e i t e n auf das V o r w i e g e n der vier konstituierenden Körpersäfte zurück. Durch T i e f e und Fülle der Beobachtungen über die Menschen zeichnet sich das im 1 7 . Jahrhundert erschienene, heute ') Puggala PaiiSatli. Das Buch der Charaktere. Deutsch von Bhikkhu Nyänatiloka, Walter Markgraf Verlag, Breslau 1910. *) Puggala PaftHatli, Seite 77—78. 3 ) Theophrasts Charaktere. Übers, von Dr. C. F. Schnitzer, Stuttgart 1859, S. 8.



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klassische Werk von L a B r u y è r e aus: »Les caractères ou les moeurs de ce siècle.« Aus dem unübersehbaren Schatz seiner Betrachtungen greifen wir hier eine heraus, welche die Verteilung der menschlichen Verschiedenheiten in derselben Weise auffaßt, wie es drei Jahrhunderte später der Mathematiker G a u ß in seiner » Verteilungs«-Kurve quantitativ erfaßt hat: »L'on voit peu d'esprits entièrement lourds et stupides: l'on ne voit encore moins qui soient sublimes et transcendents. Le commun des hommes nage entre ces deux extrémités ; l'intervalle est rempli par un grand nombre de talents ordinaires, mais qui sont d'un grand usage, servent à la république et renferment en soi l'utile et l'agréable ; comme le commerce, les finances, le détail des armées, la navigation, les arts, les métiers, l'heureuse mémoire, l'esprit de jeu, celui de la société et de la conversation.« 1 ) Sowohl im 18. Jahrhundert in Deutschland (Aufklärungsphilosophie) als auch in derselben Epoche in Frankreich und England finden wir eine ganze Reihe W e r k e mit feinsinnigen Schilderungen der Verschiedenheiten, wie sie sich in Temperament, Denkungsart, Physiognomie der Menschen äußern. 2 ) L a v a t e r s Physiognomik und G a 11 s Phrenologie mußten übrigens von der Voraussetzung ausgehen, daß die einzelnen menschlichen Eigenschaften nicht in jedem Menschen in glèicher Weise vorkommen. Ihre Lehre hatte j a das praktische Ziel, die individuellen Verschiedenheiten objektiv festzustellen. Den ersten wichtigen Schritt in der Richtung der Beobachtung und Feststellung der menschlichen Unterschiede hat die Entwicklung der Naturwissenschaft getan. E s war die Lehre von der Vererbung und dann auch der Rassenhygiene, die sich mit der Tatsache zu beschäftigen begann, daß die Nachkommen den Eltern n i e völlig gleichen und daß oft auch die Geschwister untereinander große Unterschiede aufweisen. Diese Unterschiede wurden »Variationen« genannt und die Vererbungswissenschaft hat sich zum Ziel gesetzt, die Gesetze, nach denen die Variationen auftreten, aufzuhellen. Zurzeit unterscheidet die Vererbungswissenschaft drei Ursachen des Variierens und demnach drei Gruppen von ') Ausg. Paris : Firmin Didot Frères, 1869, S. 255. s ) Eine gute Bibliographie darüber finden wir bei W. S t e r n , Différentielle Psychologie.



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Variationen: I. Solche, die bei gleicher erblicher Anlage durch äußere Verhältnisse, in denen die Individuen aufgewachsen sind, verursacht werden (sog. Paravariation); 2. solche, die durch Fortpflanzung zweier, ihrer erblichen Anlage nach ganz verschiedenen Individuen entstehen, s'o daß das neue Individuum eine Vermischung zweier Vererbungsrichtungen darstellt (sog. Mixovariation); 3. solche, die durch irgend eine Änderung in der Zelle, worin die Arteigenheit begründet ist (Idioplasma), erfolgen und so eine Veränderung der Eigenschaften der Individuen hervorrufen (sog. Mutation oder Idiovariation). Wie groß die Variation durch äußere Einflüsse (Paravariation) sein kann, zeigt folgende Überlegung. 1 ) Nehmen wir an, daß für einen Menschen von allen äußeren Einflüssen nur fünf von Wichtigkeit sind: Nahrung, Wohnung, Kleidung, zärtliche Behandlung, Aufwachsen unter Geschwistern, und nehmen wir weiter an, daß für jeden dieser Faktoren nur zwei Alternativen möglich sind: eine fördernde und eine hemmende Wirkung. Bezeichnen wir die fördernden durch einen großen, die hemmenden durch einen kleinen Buchstaben.

A B C D E

gute Ernährung » Wohnung » Kleidung Vorhandensein einer zärtl. Behandig. » von Geschwistern

schlechte » » Mangel daran »

b c d e

Die Zahl der möglichen Kombinationen dieser fünf voneinander unabhängigen Faktoren wäre dann 32. und zwar: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.

ABCDE ABCDe ABCdE ABCde ABcDE ABcDe ABcdE ABede

9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16.

AbCDE AbCDe AbcDE AbCde AbcDE AbcDe AbcdE Abcde

17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24.

aBCDE aBCDe aBCdE aBCde aBcDE aBcDe aBcdE aBede

25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32.

abCDE abCDe abCdE abCde abcDE abcDe abcdE abcde

') Frei bearbeitet nach einem Beispiel aus der Tierwelt in »Abriß d. allg. Erblichkeitslehre« von B a u r , München (1921), S. 21.



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Daraus wird ersichtlich, welchen Variationsmöglichkeiten ein Individuum unter Wirkung von fünf Faktoren und deren zwei Alternativen ausgesetzt ist. Bedenken wir nun, daß die Zahl und Art der Einflüsse sehr groß ist, daß sie ferner zu verschiedenen Zeiten auftreten können: vor der Befruchtung, während der Zeugung, der Geburt und nach der Geburt, und so verschiedene äußere Momente schaffen, so wird uns die Menge der Variationen, denen die Menschen durch sie ausgesetzt sind, begreiflich. In den Variationen, welche bei der Fortpflanzung zweier Individuen mit verschiedenen erblichen Anlagen entstehen können (Mixovariationen), wurden zuerst von Gregor M e n d e l Gesetzmäßigkeiten in den nach ihm benannten S p a l t u n g s r e g e l n aufgefunden. Wenn eine rote Rasse des Gartenlöwenmauls mit einer reinen elfenbeinfarbigen gekreuzt wird, so erhält man blaßrote Pflanzen. Kreuzen wir diese Nachkommen untereinander, so erhalten wir rote, blaßrote und elfenbeinfarbige Pflanzen im Verhältnis i : 2 : I . Diese zweiten Nachkommen verhalten sich nun so, daß die roten nur rote, die elfenbeinfarbigen nur elfenbeinfarbige erzeugen, dagegen die blaßroten wieder spalten wie die ersten. Dies kann folgendermaßen dargestellt werden: rot elfenbein blaßrot V« rot

7« elienb.

1 7« V« V« V« V« .. .. alle rot rot blaßr. blaßr. elfenb. rot blaßr. blaßr. elfenb. alle elfenb.

Analoge Gesetze gelten ebenfalls, wenn wir Rassen kreuzen, die sich durch mehrere Merkmale unterscheiden. Bei Kreuzung zweier Rassen mit sieben selbständigen Unterschieden treten in der zweiten Nachkommenschaft 2 7 = i 2 8 verschiedene Sorten von Individuen auf. W i r sehen daraus, welche Menge von Variationen auch auf diese Weise entstehen kann. Da diese Vererbungsgesetze auch für den Menschen Geltung haben und die Menschheit durch »freie Wahl« die sonderbarste Mischung von Unterschieden zuläßt, ferner außer diesem erblichen Variieren ein Vari-



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ieren durch äußere Einflüsse, wie wir oben gezeigt haben, besteht, so können wir die Mannigfaltigkeit der geistigen und körperlichen Verschiedenheiten der Menschen verstehen, und der Behauptung recht geben, daß es keine zwei Individuen gibt, die körperlich oder geistig völlig gleich sind. Diese angeborene Verschiedenheit der menschlichen psychophysischen Beschaffenheit hat eine Differenzierung der menschlichen Fähigkeiten zur Folge gehabt. Schon in jedem Völkerstamme der uralten Zeiten gibt es bestimmte Beschäftigungen, wie Priester, Krieger, Schmiede, Töpfer usw., die an spezielle Fähigkeiten gebunden sind. In jedem Stamme befinden sich außerdem v o r w i e g e n d bestimmte Fähigkeiten, die die Voraussetzung dafür bilden, daß der eine Stamm wegen seiner guten Weber, der andere wegen seiner Maurer usw. bekannt ist. Man muß auf diese Weise nicht nur von den individuellen Fähigkeiten, sondern von denen eines Stammes, einer Rasse, eines Volkes sprechen. Diese psychophysische Differenzierung der Menschen bildet die Grundlage der gewerblichen Arbeitsteilung, die, wie Schmoller berichtet, bei den Ägyptern 2000 Jahre v. Chr., bei den Indern 700—800 Jahre v . C h r . bereits existierte. 1 ) Die Tatsachen der Vererbung geben uns anderseits auch die Erklärung dafür, daß man bei einem Menschen oft eine ganz merkwürdige Zusammensetzung von Eigenschaften antrifft. E s sei hier nur auf das bekannte Beispiel — Goethe — hingewiesen, der Gründlichkeit und Pedanterie des Gelehrten mit sprudelndem Temperament und mit großem Gemüt vereinte. Ein bezeichnendes Material hiefür liefert uns zurzeit die Psychiatrie. 8 ) Die Psychologie als Wissenschaft hat sich zuerst mit den Tatsachen des psychischen Geschehens, mit den Phänomenen, die allen Menschen gemeinsam sind, beschäftigt und sich bemüht, Gesetzmäßigkeiten, die sich auf die Tätigkeit der psychischen Funktionen bei allen Menschen beziehen, festzustellen. Dabei wirkte wohl der bereits von ') S c h m o l l e r : Grundriß der Volkswirtschaftslehre. I9I9,S. 375. 2 ) S. die instruktive Arbeit von M. T r a m e r : Zur Genese psychischer Spaltungen. Schweiz. Medizin. Wochenschrift 1922, Nr. 34.



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L a Rochefoucauld hervorgehobene Umstand mit : c'est plus aisé de connoître l'homme en général que de connoître un homme en particulier. 1 ) Erst in den Neunzigerjahren des vorigen Jahrhunderts wurde man auch in der Psychologie auf die psychischen Variationen aufmerksam und W. S t e r n gebührt das große Verdienst, auf diese Entwicklung der Psychologie der individuellen Differenzen, oder, wie er den Namen geprägt hat (der sich auch einbürgerte), der d i f f e r e n t i e l l e n P s y c h o l o g i e hingewiesen und ihre Probleme, Methoden und Ergebnisse zum erstenmal systematisch dargestellt zu haben. 8 ) Gegenwärtig entwickelt sich die différentielle Psychologie parallel der allgemeinen und ihre Entwicklung wird gefördert durch die Individualisierungstendenz, die sich in vielen Wissenschaftszweigen kund gibt. So z. B. erkannte die Medizin schon sehr früh, daß man nicht die Krankheit, sondern den K r a n k e n heilen soll. Dann kam die Pädagogik, die die Individualisierung im Unterricht für wünschenswert hielt. Die psychologisch-pädagogischen Untersuchungen der letzten Zeit unterstützen diese Tendenzen durch immer neue Bestätigungen der vorkommenden Unterschiede der Zöglinge und die Erfolge der Erziehung, wenn dieselbe ihre individuelle Differenzen berücksichtigt. Das Wirtschaftsleben ist durch die Arbeitsteilung, die einerseits in der Verschiedenheit der menschlichen Begabung wurzelt und anderseits diese Verschiedenheit züchtet, an den Tatsachen der psychischen Differenzen stark interessiert. Die Losung: »den menschlichen Faktor berücksichtigen«, die zurzeit in den Industrieländern ertönt, ist Ausdruck dieses Interesses. Das moderne Kulturleben, das immer neue Formen schafft, wirkt einerseits auf die größere Differenzierung der Menschen (da sie eine Differenzierung der Fähigkeiten ermöglicht, z. B. die neuen Verkehrsweisen, wie die Luftschiffahrt), anderseits wirken viele seiner Einrichtungen nivellierend auf das Individuelle, z. B. das Militär, die Schule. Wir sehen dies ') Maximes et réflexions morales. 503 max. 2 ) Das grundlegende Werk von W. Stern, Die différentielle Psychologie, 3. Aufl., Barth, Leipzig 1921.



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z. B. besonders klar in einem Bericht von G. M. R u c h : »A mental educational survey of 1550 Jowa high school seniors« ( U n i v e r s i t y o f J o w a S t u d i e s i n E d u c a t i o n 2. (5) 1923 l ), aus welchem hervorgeht, daß die I n t e l l i g e n zleistungen der Prüflinge viel stärker voneinander differieren, als die Ergebnisse der Kenntnisprüfung, und daß dies eine Folgeerscheinung der Schule, welche die angeborenen Begabungsunterschiede nivelliert, ist. W i e groß aber auch die Variationen eines Merkmals sein mögen, so kann man sie doch in gesetzmäßiger Weise erfassen. Wenn wir eine bestimmte Gruppe von Personen auf das Vorhandensein eines Merkmals hin untersuchen, so werden wir immer, wie die Erfahrung zeigt, bei einer größeren Anzahl von Personen das Merkmal in einem mittleren und nur bei einer kleineren Anzahl von Personen in sehr großem oder in sehr kleinem Ausmaß finden. Die Gaußsche Fehlerkurve, die die Form einer Glocke mit dem Häufigkeitsmaximum in der Mitte hat, illustriert diese Verteilung (s. Abb. 1). W i r geben hier als bezeichnendes Beispiel die Kurven an, die die Verteilung der Intelligenz in den amerikanischen Heeresgattungen veranschaulichen. Die schriftkundigen Söldner, die das Hauptkontingent der Armee bildeten, weisen deutlich die oben erwähnte Verteilung auf; Abb. a. die Mehrzahl A — sehr überlegene I n t e l l i g e n z , B = Überlegene I., C + = stellt das Mit- Überdurchschnittliche I., C = durchschnittliche I., C — = unterdurchschnittliche I., D = n i e d r i g e I., D— — sehr nied. telmaß der r i g e I. ') Zit. nach dem Referat von Lipmann in ZangPs 24 (3—4), S. 278. B a u m g a r t e n , Die Berufselgnungsprtifungen,

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Intelligenz dar, während ihren hohen und den niedrigen Grad nur eine kleine Anzahl erreicht (s. Abb. 2).

2. Die psychophysischen Eigenschaften und Fähigkeiten. A. Definition. Sowohl bei der psychologischen Untersuchung des Berufes als auch bei der körperlichen Feststellung der Eignung zum Beruf haben wir es mit psycho-physischen Fähigkeiten zu tun. E s gilt also, sich hier mit diesem Begriff näher zu befassen. In der psychotechnischen Literatur ist von »psychischen Eigenschaften, Fähigkeiten, Fertigkeiten« l ) die Rede, ohne daß diese Ausdrücke auseinandergehalten werden. E s wird wohl angenommen, daß ihre Bedeutung jedem genügend bekannt sei. Zudem werden die Worte in mehr als einem Sinne gebraucht: einmal bedeutet Fähigkeit ein psychisches Merkmal oder eine Kraft in hohem Grade (z. B . in dem Satz : »er besitzt Fähigkeiten«), ein andermal in ganz unbestimmtem, hohem, mittlerem, geringem Grade (große, kleine Fähigkeiten) u. ä. C l a p a r è d e nimmt das Wort Fähigkeit (aptitude) im allgemeinen Sinne einer jeden Disposition (sei sie eine natürliche, d. h. angeborene oder erworbene) zur Vollziehung einer Handlung, zur Ausführung einer Arbeit, zum Fühlen und Reagieren in einer bestimmten Weise. Fähigkeit ist j e d e s " ) physische oder psychische Merkmal, vom Standpunkt der Leistung aus betrachtet. (Une aptitude, c'est tout caractère physique ou psychique considéré sous l'angle du rendement) 8 ), 4 ). E s ist dies eine Definition ') In der deutschen psychotechnischen Literatur wird das Wort »Eigenschaft« noch häufiger als Fähigkeit und als Synonym derselben angewandt. Die Franzosen verwenden das Wort »qualitéc, das dem Ausdruck Eigenschaft entspräche, viel seltener, aber bedienen sich häufiger des Synonyms »aptitude«. *) Unsere Hervorhebung. 3 ) Oriental. Profess. S. 41, 42. Auch in : »Comment diagnostiquer les aptitudes chez les écoliers. Paris, Flammarion, 1924, S. 30. 4 ) Es sei hier noch eine Definition der Fähigkeit von M. F r e y d angeführt: Unter Fähigkeit versteht man die angepaßte Koordination der muskulären Reaktionen, um ein bestimmtes Ziel zu

f i n a l e r N a t u r , denn sie bezieht sich auf den E n d e r f o l g einer B e t ä t i g u n g . In der an sich richtigen Definition Clap a r è d e ' s wird j e d o c h ein wichtiger U m s t a n d , der hervorg e h o b e n w e r d e n sollte, nur gestreift, nämlich das P r o b l e m der E i g e n s c h a f t e n . E s hat C h r i s t i a e n s , f ü r den die F ä h i g k e i t eine erbliche Disposition ist, die d a s L e r n e n oder die A r b e i t erleichtert (aptitude est u n e prédisposition héréd i t a i r e facilitant l'étude ou le travail 1 ) darauf a u f m e r k s a m g e m a c h t , d a ß , obwohl d a s W o r t F ä h i g k e i t eine a n g e b o r e n e u n d e r w o r b e n e B e f ä h i g u n g bedeute, so m ü s s e doch eine T r e n n u n g dieser beiden Begriffsinhalte v o r g e n o m m e n werden, d a es sich bei der B e r u f s b e r a t u n g u m J u g e n d l i c h e handle, w e l c h e nicht w i e die e r w a c h s e n e n Arbeiter im Beruf e r w o r b e n e F ä h i g k e i t e n besitzen. In A n b e t r a c h t der f ü r die erfolgreiche A u s ü b u n g einer beruflichen T ä t i g k e i t hohen Bed e u t u n g der a n g e b o r e n e n F ä h i g k e i t e n s c h l ä g t er vor, den A u s d r u c k F ä h i g k e i t (aptitude) nur für solche natürliche Anl a g e n zu verwenden. 2 ) E i n e solche U n t e r s c h e i d u n g w u r d e mit der Zeit dringend, als m a n durch P r ü f u n g e n feststellte, d a ß es ursprüngliche F ä h i g k e i t e n gibt, die durch keine Ü b u n g und kein Anlernen zu e r w e r b è n sind. Auf d e m III. I n t e r n a t i o n a l e n Psychotechnischen K o n g r e ß in Mailand (1922) w u r d e diese F r a g e einer Diskussion unterzogen, u n d z w a r h a b e n D e c r o l y (Belgien) und C o r b e r i (Mailand) in zwei Referaten Klarheit ü b e r das P r o b l e m zu schaffen g e s u c h t . Decroly h a t die E i n t e i l u n g der F ä h i g k e i t e n in ang e b o r e n e u n d e r w o r b e n e (aptitude innée et acquise) aufrecht erhalten, aus demselben G r u n d e w i e C h r i s t i a e n s ; er g i n g j e d o c h weiter und versuchte, trotz der Schwierigkeiten eines solchen U n t e r n e h m e n s (auf die wir hier nicht eingehen), die c h a r a k t e r i s t i s c h e n M e r k m a l e einer a n g e b o r e n e n F ä h i g k e i t erreichen. Die Fähigkeit wird durch eine Bezeichnung des Erfolges, mit welchem dieses Ziel erreicht wird, gemessen. (By ability is meant the proper coordination of muscular responses to achieve a definite end. An ability is measured in terms of the officiency with which the end is attained.) F r e y d : Measurement in Vocational Selection. JPeRe 2 (6), 1923. ') C h r i s t i a e n s A. G., Une Méthode d'Orientation Professionnelle. Rull. Trim 1 14) 1921, S. 5. *) L'orient. Profess. des Enfants, S. 60, 62. 3*

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festzustellen, um sie von einer erworbenen zu unterscheiden. Diese Merkmale sind nach ihm: I. d a s f r ü h z e i t i g e A u f t r e t e n einer Fähigkeit (wie es bei der musikalischen Begabung der Fall ist), 2. das s p o n t a n e Auftreten, 3. die B e h a r r l i c h k e i t ihres Bestehens, 4. der W i d e r s t a n d gegen ungünstige Umstände. Experimentell läßt sich eine angeborene Fähigkeit feststellen 1. durch das Verhältnis der Ausübung zum erhaltenen Resultat: je auffälliger das letztere ist, um so wahrscheinlicher ist die Annahme einer angeborenen Fähigkeit, 2. durch Abschätzung der Leistung im Vergleich zu der Norm. (Decroly macht den Vorbehalt, daß es bei all diesen Bestimmungen Ausnahmen gibt.) 1 ) C o r b e r i fügt den von Decroly aufgezählten Merkmalen für die angeborenen Fähigkeiten noch ein s u b j e k t i v e s Merkmal bei, nämlich die G e n u g t u u n g , die man während der Ausübung einer angeborenen Fähigkeit empfindet 2 ). Aus diesen Merkmalen ist ersichtlich, daß Decroly und Corberi unter »angeborenen Fähigkeiten« das verstehen, was man landläufig B e g a b u n g im Sinne einer überdurchschnittlichen Leistung und auf dem Gebiete der Kunst T a l e n t nennt. Es drängt sich auf diese Weise hier gleich die Notwendigkeit auf, den Unterschied zwischen B e g a b u n g und F ä h i g k e i t e n festzustellen. Die Begabung wird oft als hochgradige Fähigkeit definiert, ein M e h r von dem, was ein Mensch dem anderen gegenüber an Fähigkeiten besitzt. W. S t e r n definiert die Begabung als »Fähigkeit zu wertvollen Handlungen« und damit wird Nachdruck auf die Wertung der Leistung gelegt. Wir würden vielleicht eine umfassendere Definition empfehlen, nach welcher B e g a bung die F ä h i g k e i t ist, m ü h e l o s hohe G r a d e d e r Q u a l i t ä t und eine g r o ß e Q u a n t i t ä t der L e i s t u n g h e r v o r z u b r i n g e n . Die Begabungen würden sich dann nicht nur nach ihren Gebieten (zeichnerische, technische, rechnerische etc.), sondern auch nach subjektivem Empfinden und objektivem Erfolg der Leistung unterscheiden. Eine ') O. D e c r o l y , Les aptitudes innées et les aptitudes acquises. A t t i délia 3. Conferenza Internat di psicotecnica ail orientamento professionale. Milano 1923, S. 191, 196. 2 ) G i u s e p p e C o r b e r i , Attitudini innate e attitudine acquisite, ibid. S. 197.

Begabung ist wesentlich ein Komplex von Fähigkeiten, sei es einfachen, sei es zusammengesetzten, die insgesamt eine bestimmte Leistung zu stände bringen. Eine zeichnerische Begabung enthält eine ganze Reihe von Fähigkeiten: die de$ visuellen Gedächtnisses, der Handgeschicklichkeit, der Empfänglichkeit für Linien und Formen, der Phantasie, der Fähigkeit, die Erlebnisse zu objektivieren u. a. m. Je nach dem Vorkommen dieser einzelnen Fähigkeiten und dem Grad des Miteinander-Verschmolzenseins und der Art ihrer Äußerung spricht man von einer starken, bedeutenden, umfassenden oder schwachen, unbedeutenden und beschränkten Begabung.') Von der Begabung sei hier gleich noch die E i g n u n g unterschieden. Spricht man von einer Eignung zu einem Beruf, so versteht man darunter die Fähigkeiten, die zur Ausübung des Berufes notwendig sind. Aber die Anforderungen eines Berufes an die menschlichen Fähigkeiten können recht bescheidene sein (Dienstboten, Diener u. ä.), so daß auch ein geistig minderwertiger Mensch die Eignung zu einem Beruf aufweisen kann, ohne die geringste Begabung irgend welcher Art zu besitzen. Eine Begabung schließt eine Eignung in sich, aber eine Eignung nicht ohne weiteres eine Begabung. Wir haben somit die Fähigkeit als Bestandteil der Begabung und Eignung festgestellt und es entsteht nun die Frage, inwieweit Wesensverschiedenheiten zwischen den Fähigkeiten existieren. Obwohl sich die Terminologie»angeborene und erworbene « Fähigkeiten eingebürgert hat, und besonders in der französischen und amerikanischen Fachliteratur gebräuchlich ist, so ist sie doch nur relativ berechtigt. Das Wort »angeboren« gibt zu Mißdeutungen Anlaß. Die Untersuchungen über die Wirkung der Übung von Fähigkeiten haben bewiesen, daß bestimmte Fähigkeiten durch Übung nicht ausgebildet ') Es möge hier nicht unerwähnt bleiben, daß das Problem der Begabung — für psychotechnische Eignungsprüfungen ein Hauptproblem — von A l f r e d A d l e r als Quelle und Hauptschuld für die Minderwertigkeitsgefühle vieler Menschen, als »Begabungswahn« bekämpft wird. Alle menschlichen Leistungen sind von jedem leistbar. Es gibt für ihn keine Grade der Begabung, sondern Grade des Mutes (siehe seine »Neurose und Begabung«). Adler überträgt unberechtigterweise die Erfahrungen bei Neurotikern auf gesunde Menschen.

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werden können. Wird eine Fähigkeit »erworben«, so müssen dafür schon bestimmte Ansätze, Anlagen und Dispositionen 1 ) beim Individuum bestanden haben, folglich ist sie in ihren Anlagen ebenfalls »angeboren«. Ebenso scheint mir die oben zitierte, von Claparéde angewandte Unterscheidung einer »natürlichen« und »erworbenen« Fähigkeit nicht angebracht, denn eine erworbene Fähigkeit braucht nicht »unnatürlich« zu sein. Die Ausdrücke »angeboren« und »erworben« bedeuten daher keine absoluten Gegensätze, sondern sind nur relativ zu verstehen in dem Sinne, daß »angeboren« im wesentlichen angeboren, »erworben« im wesentlichen erworben bedeutet, in jedem Falle aber beides in F r a g e kommt. Das zweckmäßigste wäre vielleicht, um diese Adjektive »angeboren« und »natürlich« zu vermeiden, an Stelle der bisherigen sogenannten »angeborenen Fähigkeiten« das Wort E i g e n s c h a f t e n (aptitude, qualité) zu verwenden, im Sinne relativ konstanter Merkmale, die das Charakteristische eines Menschen bilden und äußeren Einflüssen schwer zugänglich sind, anderseits unter »erworbenen Fähigkeiten« dann die chronische und potentielle Disposition zu einer Leistung, die durch Anlernung und Übung entwickelt wird, zu begreifen, und für sie die Bezeichnung »Fähigkeiten« (capacité, engl, capacity) zu wählen. 2 ) Zwischen Eigenschaft und Fähigkeit besteht also kein Gegensatz, sondern ein Unterschied ihrer relativen Stabilität gegen Einwirkungen von außen. Unter »Fertigkeit« wird die rein technische Erwerbung verstanden. Bei der F r a g e der »angeborenen« und »erworbenen« Fähigkeiten sind auch die » e r b l i c h e n « Eigenschaften ') Es sei hier bemerkt, daß in seiner grundlegenden Arbeit W . S t e r n statt »Fähigkeit« das Wort »Disposition« verwendet, die er in l a b i l e oder Anlagen und s t a b i l e oder Eigenschaften einteilt (Differ. Psych. S. 24—27). Die Psychotechnik hat jedoch das Wort Fähigkeit behalten. 2 ) Dies entspricht auch dem Geist der Sprache. Im Wörterbuch der deutschen Synonyme von P. F. L. Hoffmann lesen wir: E i g e n s c h a f t e n , überhaupt das, was einem Dinge eigentümlich ist und von anderen unterscheidet und im Wesen begründet ist. F ä h i g k e i t , das mit den nötigen Eigenschaften verbundene Vermögen, zu handeln. F e r t i g k e i t , das durch Übung erworbene Vermögen, gewisse Handlungen leicht und gewandt zu verrichten.



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in Betracht zu ziehen. Für die Berufseignungsfeststellung sind sie insofern wichtig, als sie die Richtung anzugeben vermögen, in der sich der Jugendliche voraussichtlich entwickeln kann. Waren Vater und Großvater Musiker, so liegt die Vermutung nahe, daß auch der Enkel musikalische Fähigkeiten besitzen könnte; ausgeprägte technische B e gabung des Vaters läßt an eine ähnliche Befähigung beim Sohnedenken. 1 ) Nach dem Material, das dem » D i c t i o ' n a r y o f N a t i o n a l B i o g r a p h y « zu entnehmen ist, beträgt die Kontingenz zwischen den Berufen des Vaters und des Sohnes 0*36, welche Zahl nicht viel höher ist, als die bloße Erblichkeit erwarten läßt. Der Einfluß des Milieus erweist sich somit als nicht so wichtig, wie die Wirkung der Erblichkeit. 2 ) E s muß aber auch darauf aufmerksam gemacht werden, daß eine S c h e i n e r b l i c h k e i t nicht selten ist; z. B . Kinder von Schauspielern können durch Nachahmung und Einflüsse des Milieus Neigungen zum Schauspielerberuf zeigen, die auf keiner ererbten Eignung beruhen. Aus diesen Gründen treten oft Söhne bekannter Gelehrten und Künstler in die Fußtapfen der Väter, ohne es weit zu bringen, weil das, was man bei ihnen als erbliche Fähigkeit angesehen hat, nicht anderes als M i l i e u a b f ä r b u n g war. Bei der Feststellung von Eigenschaften ist dieser Umstand unbedingt in E r w ä g u n g zu ziehen, indem ein Kind aus einem bestimmten Milieu viele Fertigkeiten aufweist, die nur auf Nachahmung beruhen, während seine von Natur vorhandenen Eigenschaften durch Nichtbeachtung und mangelnde Förderung seitens des an ihnen uninteressierten Milieus verkümmern. Ist jede psycho-physische Fähigkeit auch eine berufliche Fähigkeit? Diese F r a g e wird von fast allen Berufspsychologen bejaht, da jede Fähigkeit eine Leistung hervorzubringen im stände ist, die Berufsarbeit aber nichts anderes ist als Zustandebringen von Leistungen. L a h y hat versucht, eine spezielle Definition der »beruflichen Fähigkeit« zu geben. E r nennt sie »eine natürJ

) Nach W. B e t z , Über Korrelation, BhZangPs., 2, S. 69. ) Der gegenwärtige Stand der Lehre von der psychischen Vererbung, mit welcher sich besonders die Psychiater befassen, erlaubt noch keine bestimmten Feststellungen dieser Art zu machen. 2



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liehe Disposition, welche sich in den motorisch oder geistig meßbaren Antworten auf bestimmte Anregungen äußert, wobei diese Antwort typisch ist für einen Elite-Arbeiter«. 1 ) So interessant auch diese Definition ist (sie enthält die Forderung überdurchschnittlicher Leistungen), so kann sie doch nicht als praktisch verwendbar angesehen werden, denn die Höchstleistungen finden sich bei jedem Beruf in der Minderheit. Auch die »berufliche Fähigkeit« muß, wie jede Fähigkeit, nicht nur im Sinn einer auf einem bestimmten hohen Niveau befindlichen, sondern auch einer quantitativ abstufbaren (groß, mittel, klein)Disposition verstanden werden. B. Die Einteilung der Fähigkeiten. Sämtliche Eigenschaften und Fähigkeiten lassen sich in einige Hauptgruppen einteilen. Gewöhnlich ordnet man sie nach der bisher in der Psychologie üblichen Unterscheidung in s e n s o r i s c h e (z. B. Farbenunterschiede), m o t o r i s c h e (z. B. Bewegungsgeschicklichkeit), i n t e l l e k t u e l l e (z. B. Denken), a f f e k t i v e (Willensenergie). Es ist dies eine Differenz q u a l i t a t i v e r Art, welche die Spezifität der Eigenschaften hervorhebt. Nach ihrer B e s c h a f f e n h e i t unterscheidet man e l e m e n t a r e und k o m p l e x e Eigenschaften und Fähigkeiten. Die Tastempfindung wird zu den elementaren Fähigkeiten gerechnet, weil man sie nicht weiter in Komponenten zerlegen kann ; spricht man aber von einer musikalischen Fähigkeit, so können wir dieselbe in eine Reihe von Fähigkeiten zerlegen, wie : gutes Gehör, Tonunterscheidung, Wiedererkennen und Wiedergeben von Tönen, musikalisches Empfinden, ästhetisches Empfinden, musikalisches Gedächtnis, Handgeschicklichkeit usw. Bei der Beschaffenheit der Eigenschaften und Fähigkeiten kommt noch die V a r i i e r b a r k e i t der einzelnen Eigenschaften und Fähigkeiten in Betracht. Hat sie bei den Individuen ein und dieselbe Form, oder ist sie verschieden ? Die darauf zielende Untersuchung ist von Wichtigkeit und in letzter Zeit Inhalt einer Lehre geworden. (W. S t e r n versteht J

) Qu'est-ce qu'une aptitude professionelle? S. 31 des Berichtes der psychotechnischen Konferenz in Mailand.



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unter »Variationslehre« die Untersuchung der Unterschiede eines bestimmten Merkmals bei verschiedenen Individuen.)1) Die Eigenschaften und Fähigkeiten variieren in verschiedener Richtung. In erster Linie nach ihrer S t ä r k e (Differenzen quantitativer Art). Die am häufigsten vorkommende Stärke wird die durchschnittliche oder n o r m a l e genannt. Man nimmt an, daß Eigenschaften normalen Grades solche sind, die genügen, um die durch das tägliche Leben gestellten Aufgaben (der Selbsterhaltung, der Arbeits- und Sozialgemeinschaft) zu erfüllen. Genügt die vorhandene Disposition nicht, diese Aufgaben zu erfüllen, so wird der betreffende Mensch als minderwertig, als u n t e r n o r m a l angesehen. Vermag er aber nicht nur diese Aufgaben mit großer Leichtigkeit zu bewältigen, sondern darüber hinaus ganz neue Zielsetzungen zu schaffen, so wird der Mensch als üb er n o r m a l bewertet. Spricht man von Genien, Talenten, Hochbegabten, so sind damit »übernormale« Leistungen gemeint. Man kann die Eigenschaften und Fähigkeiten auch nach einer zweiten Richtung auseinanderhalten, nämlich in bezug auf ihren B e r e i c h . Die zeichnerische Fähigkeit kann beim Individuum A nicht nur stärker sein als bei B, sondern auch ihr U m f a n g kann sich weiter erstrecken: So kann A z. B. Perspektiven nicht nur nach der Natur, sondern auch aus dem Gedächtnis zeichnen, besitzt schöpferische Phantasie u. ä., was bei B nicht der Fall ist. Man hat auch versucht, eine Einteilung der Eigenschaften und Fähigkeiten nach W e r t e n vorzunehmen. Man spricht von h ö h e r e n und n i e d e r e n Eigenschaften und Fähigkeiten; dabei werden die intellektuellen zu den höheren, die sensorischen (besonders jene des Geschmackes, des Geruches) zu den niederen gerechnet. Oft werden auch zu den n i e d e r e n die einfacheren, wenig variablen und früh auftretenden Fähigkeiten, zu den h ö h e r e n die variablen und mehr komplexen, selten vorkommenden gezählt. Vom Standpunkt der Berufspsychologie aus kann man außerdem von b e r u f s w i c h t i g e n und b e r u f s g l e i c h g ü l t i g e n Eigenschaften und Fähigkeiten sprechen. Hier spielt aber die Relativität eine große Rolle, indem dieselben ') Differenz. Psychologie, S. 17.



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Eigenschaften für den einen Beruf wichtig, für den anderen dagegen gleichgültig sind. (Geruchsschärfe ist für die Mehrzahl- der Berufe belanglos, bei der Parfümerie jedoch ausschlaggebend.) Von Amerikanern wurde ferner der Versuch unternommen, diejenigen Eigenschaften auszusondern, welche für sämtliche Berufe (besser für eine große Anzahl davon) wichtig sind. W i r werden darüber näheres weiter unten im Kapitel über berufliche Intelligenzprüfungen darlegen. Die berufswichtigen Eigenschaften und Fähigkeiten sind bei den verschiedenen Berufstätigkeiten in ungleichem Umfang und G r a d e erforderlich. Wenn man vom »guten Auge« des Chauffeurs und Schlossers spricht, so kommt beim Chauffeur hauptsächlich die Sehschärfe, beim Schlosser außerdem aber noch das Augenmaß in Betracht. Noch bedeutend schärfer als beim Schlosser muß das Augenmaß beim Feinmechaniker sein. Umfang und Grad der Eigenschaften und Fähigkeiten, die für einen jeden Beruf notwendig sind, wird in der Berufsanalyse festgestellt. C. Die Entwicklungsstadien der Fähigkeiten. Der Einteilung der Fähigkeiten in »angeborene« und »erworbene« lag die Voraussetzung zu Grunde, daß die ersteren etwas Fertiges, Unveränderliches, j a Starres sind. Dem ist aber nicht so. Jede Fähigkeit durchläuft eine natürliche Entwicklung, die man in drei Stadien einteilen kann. Das erste Stadium — man kann es das p r o g r e s s i v e nennen — ist dasjenige, in welchem eine Fähigkeit spontan auftritt und sich allmählich entfaltet, zur Reife kommt. Das Auftreten fällt unter Umständen schon in die Kindheit 1 ) und Jugendjahre, die Entfaltung kann auch erst in den Zwanzigerjahren erfolgen. Eine interessante Zusammenstellung biographischer Art zu dieser Frage finden wir in dem Aufsatz von G. R é v é s z »Das frühzeitige Auftreten der Begabung und ihre Erkennung« (Leipzig, Barth, 1921). Révész behauptet, »die kindlichen Schöpfungen seien zumeist primitiv, nachahmend, kurzatmig, ungleichwertig und von nicht abgestufter Intensität. Nur auf einem einzigen Gebiet der geistigen ') Die Ansicht Lombrosos, intellektuelle Frühreife sei pathologisch, besitzt zurzeit keine Anhänger mehr.



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Tätigkeit offenbart sich das Talent a u s n a h m s w e i s e schon in der Kindheit in bestimmter Form: in der Musik. Von diesem für die Entwicklungsgeschichte des Talents hochbedeutsamen Fall abgesehen, können wir als Regel aufstellen, daß man von Begabung schlechthin in der Kindheit und im frühesten Beginn des Jünglingsalters nicht sprechen kann«. In dieser Zeitperiode läßt sich nur von dem » V o r h a n d e n s e i n u n d dem G r a d d e r auf bes o n d e r e T a l e n t e h i n w e i s e n d e n N e i g u n g e n « sprechen (S. 7). A m frühesten treten nach R6v6sz die künstlerischen Anlagen zur Musik und den bildenden Künsten, sowie die technischen (Handfertigkeiten) Fähigkeiten auf. Als Grund wird ihr enger Zusammenhang mit dem Gefühls- und Instinktleben angegeben. Die Entfaltungszeit für die Begabung liegt zwischen 1 3 und 20 Jahren, wo sie sukzessive auftritt. Zuerst zeigen sich die konstruktiven, die virtuosen und künstlerischen Fähigkeiten (reproduktive und produktive in der Musik, dekorative, malerische, graphische und bildhauerische in der bildenden Kunst). Kurz vor Abschluß der Jugendzeit treten immer deutlicher die verschiedenen wissenschaftlichen Fähigkeiten hervor, die naturwissenschaftlichen, philosophischen, historischen u. a. Talente. Schon etwas früher zeigen sich die allgemeinen Formen der wissenschaftlichen Begabungen, wie deren formale, inhaltliche, theoretische, praktische, spekulative und empirische Richtung, ferner der rezeptive, kritische und schöpferische Charakter des Denkens. Die schriftstellerische und dichterische Begabung erwacht v o r der speziell wissenschaftlichen (S. 1 9 — 2 0 ) . Ausnahmen bilden: das Talent zum Schachspiel und die mathematische Begabung, »sie entwickelt sich früher, als die gesamten künstlerischen, wissenschaftlichen und praktischen Talente« (S. 27). (Beispiele von Pascal, Newton, Gauß, Abel, Bolyai u. a. m.) Die Entfaltung der Fähigkeiten weist jedoch nicht eine ständig aufsteigende Kurve, sondern eine w e l l e n a r t i g e Linie, in welcher der Phase der Entwicklung eine Phase des Stillstandes oder sogar des Rückganges folgt, auf. E s scheint als ob nach einem Entwicklungsschub ein Ruhebedürfnis sich geltend macht. In den letzten Jahren wurde von Pädagogen und Psychologen den Entwicklungsphasen des Jugendalters besondere Aufmerksamkeit geschenkt (Siegert, Freud, Häberlin, Busemann, Charlotte Bühler u. a.). E s wird ange-



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nommen, daß bereits das 3. Lebensjahr eine »kritische« Phase darstellt, eine Steigerung des Gefühlslebens, eine Verlangsamung der intellektuellen Entwicklung; in diesem Alter differenzieren sich die Spielinteressen der Geschlechter, tritt das Auflehnen gegenüber Erwachsenen, der T r o t z und der Wandertrieb auf. Eine weitere kritische Phase stellt das 6. Lebensjahr mit Verminderung der intellektuellen Leistungen, eine weitere das 9. Lebensjahr, in welcher das Sitzenbleiben der Volksschulkinder besonders häufig ist, dar. 1 ) Die Flegeljahre (Pubertät 1 2 . — 1 3 . Jahr) sind ebenfalls durch gesteigerte Gefühlserregbarkeit und abnehmende Schulleistungen charakterisiert. 8 ) In diese Zeit fällt der literarische Schaffensdrang, was mit der erhöhten Emotionalität in Zusammenhang steht. Nach der Pubertätsphase tritt mit 16 — 17 Jahren wiederum eine Phase der intellektuellen Hemmung ein. Wir sehen hier also einen r h y t h m i s c h e n V e r l a u f d e r E n t w i c k l u n g , wie Busemann es bezeichnet, »den Wechsel mehr emotional-subjektiver Erregungsphasen und mehr intentional-objektiver Beruhigungsphasen«. Das T e m p o kann dabei verschieden sein, in Abhängigkeit nicht nur von klimatischen Bedingungen (nordischer Typus später, süddeutscher alpiner Typus früher), sondern auch vom Milieu (Stadtkinder entwickeln sich schneller, Landkinder langsamer) und individuellen Differenzen. Solche Feststellungen sind von Wichtigkeit, da sie bei der Einstellung der Jugendlichen in die Berufsarbeit berücksichtigt werden müssen und bei einer Prüfung der Fähigkeiten im Jugendalter vor Fehlschlüssen (in bezug auf den Besitz einer Fähigkeit) zu schützen vermögen. ') Vgl. die Schriften von G. S i e g e r t : Die Periodizität in der Entwicklung der Kindesnatur, Leipzig 1891, Ch. B ü h l e r : Jugendpsychologie, Fischer, Jena 1925, A. B u s e m a n n : Die Erregurgspbasen der Jugend ZKi. 33 (2), 1927, G i e s e F.: Das freie literarische Schaffen bei Kindern und Jugendlichen, Leipzig, Barth, 1914. S t a n l e y H a l l : Adolesceme,New York 1924, B a l d w i n & S t e c h e r : The fluetuations of the Intelligence Age of Normal and Superior Children at successive Examinations. Proceedings of the 29th Annual Meeting of the American Psychological Association. I'S. Rev., 1921 u. a. m. *) Siehe O. S t e r z i n g e r , Über den Stand und die Entwicklung der Begabungen während der Gymnasialzeit, 1924.



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Sodann folgt die Epoche eines relativ s t a t i s c h e n Zustandes, wo die zu einer bestimmten Entwicklung gelangte Fähigkeit längere oder kürzere Zeit auf mehr oder weniger demselben Niveau bleibt. Auch hier sind häufig große Schwankungen zu verzeichnen. Diesem Stadium folgt das dritte der r e g r e s s i v e n Bildung, wo die Fähigkeit sich zurück- und unter Umständen sogar mißbildet (die Schwächung des Seh- und Hörvermögens, des Gedächtnisses, die Trübung des Urteiles, Erscheinungen, die als Folgen der »Altersschwäche« bekannt sind). Von diesem fast gesetzmäßigen Verlauf sind Ausnahmen vorhanden: so erscheinen während der Pubertät eruptiv und spontan Eigenschaften und Fähigkeiten, von denen Anzeichen in der Kindheit nicht vorhanden waren, und von denen allerdings manche die Dauer der physischen Reifezeit nicht überdauern. Das bekannteste Beispiel dafür ist wohl das Dichten, welches sich bei vielen Jugendlichen einstellt und nach der Reifung verschwindet. Auch wird nicht jede Fähigkeit mit dem Alter schwächer, es hängt auch von der psycho-physischen Konstitution ab, wie lange einzelne Fähigkeiten in ihrer Frische erhalten bleiben. Die Fähigkeiten unterliegen ferner einer T r a n s m u t a t i o n , d. h. bestimmte Anlagen, die in der frühen Jugend auftraten, verschwinden in der Pubertät oder im reiferen Alter und an ihre Stelle treten andere. Nach den Untersuchungen. an lugendlichen durch E. R. J a e n s c h besteht bei denselben eine »eidetische Entwicklungsphase« — eine Zeitperiode, in welcher sie die Fähigkeit besitzen, z. B. eine Vorlage selbst nach kurzer Betrachtung mit sinnlicher Deutlichkeit vor sich zu sehen (optische Anschauungsbilder). Das Vorhandensein dieser optischen Anschauungsbilder beeinflußt jedoch die jugendliche Persönlichkeitsstruktur, die dann eine Parallele mit der Geistesstruktur eines Künstlers aufweist. 1 ) Mit dem Alter nimmt jedoch gewöhnlich die Lebhaftigkeit der Bilder ab, die Geistesstruktur verändert sich — wird z. B. die eines Logikers. Aus den Biographien großer Künstler und Gelehrten ist ferner bekannt, daß auch bei Talenten eine Umwandlung ') E. R. J a e n s c h , DieEidetik und die typologischeForschungsmethode. ZPdPs., 1925, IV.

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stattfindet, z. B. das sich früh entwickelnde Zeichentalent wird schwach, wogegen sich eine hochgradige musikalische Begabung entwickelt. Solche Fälle des Überganges einer Fähigkeit in die andere sind noch wenig untersucht, so daß nicht feststeht, ob nicht eine einzige künstlerische Begabung existiert, die sich in verschiedenen Formen und verschiedenen Lebensstadien des Individuums äußert; oder ob nicht von vornherein mehrere Befähigungen gleichzeitig bestehen, deren Manifestation an äußere Umstände gebunden ist, so daß die eine Begabung früher, die andere später auftritt und die spätere jeweilen alle früheren v e r d r ä n g t . Es ist übrigens noch ein Problem, inwieweit die Entwicklung einer Tätigkeit der Entwicklung der anderen parallel geht, inwieweit sie sich gegenseitig hemmen oder fördern. Die Beziehung der Fähigkeiten zueinander in ihrer Entwicklung ist uns noch ganz unbekannt. Entwicklung und Werdegang der Fähigkeiten unterliegen aber nicht nur den Gesetzen des Wachstums und der Reifung, sondern auch den Einflüssen der Umwelt. Durch günstige Verhältnisse wird eine Fähigkeit gepflegt und geübt, erhält auf diese Weise Wirksamkeit und Expansionskraft, während sie durch ungünstige Umstände zur Untätigkeit und allmählichen Verkümmerung verurteilt wird. Man behauptet öfters, daß sich eine Fähigkeit, wenn sie wirklich besteht, auch immer durchsetzt und selbst unter den schlimmsten Bedingungen Möglichkeiten zur Entfaltung findet, wogegen in letzter Zeit sich immer mehr die Überzeugung Bahn bricht, daß die Entwicklung der Fähigkeiten eines besonderen Schutzes bedarf. (Siehe die gegenwärtigen Bestrebungen: »Freie Bahn dem Tüchtigen«, »Begabtenförderung« durch Begabtenschulen, »Erfinderschutz« u. ä.) Hauptsächlich in Amerika findet zurzeit eine eifrige Propaganda in dieser Richtung statt. Es sind die Psychologen L e v i s M. T e r m a n , C a t t e l l u. a., die unermüdlich in W o r t und Schrift für Schutz und Pflege der Begabungen wirken. G a 11 e 11 hat auf Grund statistischer Erhebungen nachgewiesen, daß der Staat Massachusetts im Verhältnis zu der Zahl seiner Bevölkerung 84mal so viel Wissenschaftler hervorgebracht hat, wie derjenige von Mississippi. Man kann



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aus dieser Tatsache nicht schließen, sagt er, daß »die wissenschaftliche Anlage in dem Keimplasma von Massachusetts 84mal so stark vorherrscht wie in Mississippi«, wohl aber daß in Massachusetts günstige Bedingungen für die Entfaltung der Begabungen vorhanden sind. Dies deckt sich mit den Untersuchungen Termans an i o o o Kindern, an welchen er feststellen konnte, daß aus den beruflich voll oder teilweise ausgebildeten Ständen 8 0 % begabte Kinder hervorgehen, daß 50°/ 0 dieser Kinder aus den 4 bis 5 am höchsten einzuschätzenden Berufen entstammten. 1 ) Terman wünscht deshalb eine freizügige Schulorganisation, die den Begabungen der Kinder gerecht wird. Die F e r t i g k e i t e n unterliegen ganz anderen Gesetzmäßigkeiten. Ihr Auftreten ist nicht spontan, sondern abhängig vom Zeitpunkt des Anlernens, der Erfahrung. Die Entwicklung ist von Übung und in ihrem G r a d in den meisten Fällen von der Intensität derselben abhängig, j a bisweilen dauert ein bestimmter Grad derselben nur so lange, als die Übung anhält (so bei fast allen technischen Fertigkeiten). Von hoher praktischer Bedeutung ist die F r a g e , ob nicht alle Fähigkeiten anlernbar, übbar seien ? Denn sie geht auf die F r a g e hinaus: Kann man für irgend einen Beruf einen jeden Menschen mit schwach entwickelten Eigenschaften anstellen, darauf rechnend, daß er durch Übung den geforderten Grad von Fertigkeit erwerben werde (dann wären Ausleseprüfungen natürlich überflüssig), oder soll man, in der Überzeugung, daß die Übung wenig Einfluß hat, nur solche Menschen auswählen, die bei der Prüfun'g sogleich einen hohen G r a d der Leistung aufweisen? Die Untersuchungen, welche man bis jetzt mit der Übung einzelner Fähigkeiten durchgeführt hat (z. B . Gedächtnis, Maschinenschreiben), geben keine eindeutige Antwort darauf. (Diese Frage wird weiter unten näher behandelt.) Es bestehen jedoch Gründe zu der Annahme, daß es Fähigkeiten gibt, die nicht eingeübt werden können und daß verschiedenen Fähigkeiten verschiedene Übungskoeffizienten entsprechen. Wenn auf hervorragende, durch Übung er') L e v . M. T e r m a n et AI. Genetic Studies of Genius. California. Stanford Univers. Press. 1925. Auszug deutsch: Die Pflege der Begabung. Z. Päd. Ps., März 1925.

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zielte Leistungen der Berufsleute hingewiesen wird (Feinheit der Farbenempfindung bei italienischen Mosaikarbeitern, feines Augenmaß und Tastempfinden bei Qualitätsuhrmachern usw.), so soll man niemals die eventuelle Veranlagung, Erblichkeit u. a. ä. Faktoren außer acht lassen, welche die Grundlage für ein erfolgreiches Einüben bilden. So kommen wir auf den zweiten wichtigen Punkt des Übungsproblems: Es sind nicht nur die Fähigkeiten, die einen eigenen »Übungskoeffizienten« besitzen, sondern auch die Menschen haben als Individuen einen solchen persönlichen Übungskoeffizienten. K o f f k a und K ö h l e r nehmen eine spezielle Fähigkeit, N e u e s zu l e r n e n , a n : Das »Lernenkönnen« im Gegensatz zum »Nichtlernenkönnen« (wie es Volkelt nennt), und diese Fähigkeit ist es, ihrer Ansicht nach, die einem Menschen den Erwerb n e u e r Kenntnisse, n e u e r Handlungsweisen ermöglicht. Sie ist es, welche die »Plastizität«, wodurch der Mensch sich als höheres Lebewesen von anderen unterscheidet, ausmacht. 1 ) Diese Fähigkeit der Erlernung, die Koffka und Köhler der Kategorie Mensch zuschreiben, besitzen die einzelnen in verschiedenem Grade und ihr Besitz bildet also die zweite Bedingung zur erfolgreichen Anlernung und Übung. Aber noch ein Faktor soll hier erwähnt werden. Es genügt nicht die Fähigkeit des Lernens, wichtig ist auch, den W i l l e n zum Lernen zu besitzen. Zwei Individuen können von Natur dieselben Anlagen und Dispositionen haben, abhängig jedoch vom Willen, den der eine besitzt und der andere entbehrt, werden deren Fähigkeiten ein ganz anderes Bild aufweisen. Wenn man also auf Grund einer Leistung ein Urteil über die Fähigkeiten des Prüflings fällen will, so müßte man eigentlich in Betracht ziehen, inwiefern auch das Vorhandensein des Willens die Leistung beeinflußt hat.

3. Die Charaktereigenschaften. Bei der Ausübung einer beruflichen Tätigkeit spielen beim Menschen außer seinen intellektuellen Eigenschaften auch die sog. C h a r a k t e r e i g e n s c h a f t e n eine Rolle, ') K. K o f f k a : Die Grundlagen der psychischen Entwicklung des Kindes. Ostewieck (im Harz) 1921, S. 169.



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obwohl die Bedeutung dieser Rolle bisher nicht genau festgestellt ist. Wir besitzen noch keine genaue Definition des Begriffes »Charakter«, trotz bedeutender Arbeiten aus der letzten Zeit seitens eines Utitz, Häberlin, Ewald u. a. m., und wir führen deshalb hier die wohl kürzeste und prägnanteste Definition von P f ä n d e r an: »Charakter ist die eigentümliche Wesensart der ganzen menschlichen Seele.« Aber wenn auch der Streit um die Begrenzung des Begriffes geht, so ist man sich doch darüber einig, welche Eigenschaften zu denen des Charakters zu zählen sind. Diese werden immer ethisch bewertet, und zwar : • als p o s i t i v e Charaktereigenschaften, zu denen Willensstärke, Fleiß, Pflichtbewußtsein, Pünktlichkeit, Gewissenhaftigkeit, Ausdauer, Geduld, Zuverlässigkeit, Ordnungsliebe, Eifer, Ehrlichkeit, Treue, Nüchternheit, Verträglichkeit, Diskretion u. a. m. gehören (im Sprachgebrauch als »Tugenden« bezeichnet), und als n e g a t i v e Charaktereigenschaften (eigentlich Mangel an den obigen Eigenschaften) wie Willensschwäche, Faulheit, Unpünktlichkeit, Unehrlichkeit, Unzuverlässigkeit, Mangel an Ausdauer, Pflichtbewußtsein u. a. (also Negationen der positiven Eigenschaften). Für die Berufseignungsprüfung besteht ein spezielles Problem : Beeinflussen die Charaktereigenschaften die Ausübung eines Berufes und in welcher Weise ? Aus der Praxis erhält man schon auf Grund auch nur oberflächlicher Beobachtung bejahende Antworten: Die positiven Charaktereigenschaften erhöhen die Leistung, die negativen vermindern sie.1) Die Charaktereigenschaften erweisen sich somit als ein -f- oder — und sind den intellektuellen Fähigkeiten des Menschen anzugliedern. Bei der Anstellung eines Bewerbers werden deshalb Erkundigungen über seinen Charakter eingeholt und es wird fast zur Regel, daß man einen Arbeiter mit geringeren beruflichen Eigenschaften, aber »großem Fleiß«, ».guter Führung« vor einem Arbeiter mit ') Wir geben als Beispiel ein typisches Urteil dieser Art wieder: J'ai toujours remarqué que la limite de rendement des ingénieurs est détourné par leur valeur morale autant que par leurs capacités techniques. Nos méthodes d'éducation seront érronées si elles n'arrivent pas à développer le courage et la franchise, la largeur de vues et la pure ambition. Cit. nach Savary, »L'école primaire«. B a u m g a r t e n , Oie B e r u f s e f g n u n g s p r U f u n g e n .

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guten Leistungsfähigkeiten, der aber als »unzuverlässig, faul und unehrlich« bezeichnet wird, bevorzugt. Von diesem Usus wird in der Praxis hin und wieder eine Ausnahme gemacht: für bestimmte Arbeiten sind hochqualifizierte Arbeiter notwendig, die zuweilen sehr schwer zu finden sind, so daß man sich dann bequemt, auch einen dieser »hochqualifizierten« mit »schlechtem Charakter« zu engagieren. Somit wird also zugegeben, daß sich große Leistungen auch ohne positive Charaktereigenschaften vorfinden. Aus solchen Tatsachen kann man schon einige Schlüsse ziehen. Der erste wäre, daß zwischen Leistungsfähigkeit und Charaktereigenschaften keine eindeutige Beziehung besteht: Bedeutende Fähigkeiten können ebensowohl mit hervorragenden, wie mit niederen Charaktereigenschaften zusammengehen. (Die Biographien großer Männer liefern genügend Beispiele der ersten und zweiten Art, es sei nur an den tugendhaften Spinoza, und den unmoralischen Bacon erinnert.) Aber auch umgekehrt kann geringe Leistungsfähigkeit mit hohen Charaktereigenschaften gepaart sein. Und die Art der Beziehung zwischen diesen Fähigkeiten und moralischen Eigenschaften ist auch keine eindeutige. In manchen Fällen scheinen dort, wo ein Mangel an Befähigung vorliegt, die Charaktereigenschaften wie Fleiß, Wille, Ausdauer sozusagen »einzuspringen« und einen Ausgleich zu schaffen. In anderen Fällen liegt eine solche Kompensation nicht vor. W i r wissen auch nicht, ob irgend welche Regelmäßigkeit in diesen Phänomenen feststellbar ist. 1 ) Ein zweiter Schluß ist von erhöhter Bedeutung: Z u jedem Berufe sind die Charaktereigenschaften in verschiedenem Grade und Maße erforderlich. Bei der herrschenden Praxis verlangt der Arbeitgeber, daß jeder Arbeiter möglichst s ä m t l i c h e positiven Eigenschaften besitzt. Er wird z. B. vom Schlosser ebenso wie vom Kassier die »äußerste Ehrlichkeit« verlangen. Dabei bedarf es nur einer geringen Überlegung, um zu der Überzeugung zu kommen, daß diese Charaktereigenschaft bei den genannten Berufen eine verschiedene Rolle spielt. Für den Kassier ist sie von ausschlaggebender Bedeutung; für den Schlosser ist sie zwar Siehe B a u m g a r t e n Fr.: Charakter u. Beruf. Jahrbuch d. Charakterologie 1925.

erwünscht, aber man kann einen tüchtigen Arbeiter dieser Branche, auch wenn er zur »Langfingerzunft« neigt, anstellen, sofern die nötige Aufsicht in der Werkstätte vorhanden ist. Dasselbe gilt für fast alle anderen Charaktereigenschaften : Faulheit spielt bei einem Beamten mit festem Gehalt und ohne Tagespensum eine große Rolle, da er durch die geringen Leistungen den Staat schädigt. Bei einer geschickten Modellschneiderin dagegen spielt Faulheit keine so große Rolle, da sie durch eine in ganz kurzer Zeit ausgeführten Schöpfung die Arbeitgeberin voll und ganz entschädigen kann. Auf Grund solcher Tatsachen entsteht die Forderung: Für jeden Beruf die berufsnotwendigen Charaktereigenschaften zu bestimmen. Oder auch ein anderer methodologischer W e g : Den beruflichen Wert einer jeden Charaktereigenschaft, sei sie positiv oder negativ, festzustellen. 1 ) Geht man an solche Arbeit ohne Vorurteile und ohne Bewertungsmaße für positive und negative Eigenschaften heran, so wird man sich überzeugen, daß die negativen Eigenschaften in vielen Berufen l e i s t u n g s s t e i g e r n d wirken. List und Schlauheit, das »Nicht-so-genaunehmen« (in einem anderen Wörterbuch »Lüge« genannt), verhelfen manchem Kaufmann, Börsianer, Anwalt, juristischem Beirat, Handelsagenten u. ä. zu einem Erfolg im Berufe, den sie durch gerade Mittel, offene Angabe der wirklichen Warenqualität, des Tatbestandes etc. nicht erzielt hätten. 2 ) Genaue Feststellungen dieser Art sind nicht leicht, weil die Berufstätigen, denen j a die Wertung der Eigenschaften bekannt ist, sich hüten, Auskünfte darüber zu erteilen. Es wird noch lange dauern, bis darüber Klarheit herrscht, aber über eines muß sich wohl jeder Psychotechniker klar sein, daß solange solche Berufe, wie die eines Bankiers, Börsianers, Kaufmanns, Juristen existieren, es eine Heuchelei ist zu behaupten, nur p o s i t i v e Eigenschaften erhöhen die Leistung. Die heutige Psychotechnik macht sich die Sache insofern leicht, als sie im allgemeinen gar ') Eine kurze Arbeit dieser Art ist z. B.: A c h i l l e s P a u l , S. and A c h i l l e s , E d i t h M u l h a l l : Estimates ofthe military value of certain character qualities. — Journ. of Appl. Psych. Vol. I, Nr. 4. 1917, p. 305-316. *) Siehe F. B a u m g a r t e n : Zur Psychologie und Psychotechnik des Versicherungsagenten. 2. Aufl., 1926, Leipzig, Barth. 4*



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nicht auf das Problem eingeht. Man verweist auf den Umstand, daß für die Bestimmung des Grades der Charaktereigenschaft für jeden Beruf keine Methoden bestehen, und indem man dieses Argument anführt, fühlt man sich für dieses negative Verhalten entschuldigt. Die sehr seltenen bisherigen experimentell-psychologischen Untersuchungen über die einzelnen Charaktereigenschaften, wie Wille, Wahrheitsliebe, Mut, welche hauptsächlich von den amerikanischen Psychologen und Psychiatern ausgeführt wurden, lassen noch einen wichtigen Punkt außer acht: die Korrelation der Berufseigenschaften untereinander. 1 ) Bei der Beurteilung der Charaktereigenschaften eines Menschen, die ja zurzeit sehr oberflächlich erfolgt, wird öfters ein Fehler begangen: Hat man eine gute Charaktereigenschaft, wie etwa den Fleiß, festgestellt, so zieht man prompt den Schluß, daß der Kandidat auch alle anderen positiven Eigenschaften besitze. Dabei ist uns eine Korrelation der Charaktereigenschaften nicht bekannt, wir wissen gar nicht, ob mit dem Fleiß eine Korrektheit, d. h. Sorgfalt in der Arbeit zusammengeht, ob nicht im Gegenteil faule Menschen, wenn sie einmal arbeiten, ihre Aufgabe sorgfältig erfüllen oder erfüllen können. 2 ) Es ist uns nicht bekannt, ob Güte, die wir zu den gewünschten Charaktereigenschaften eines Erziehers zählen, sich stets nur mit sozialer Gesinnung, Versöhnlichkeit, Nachsicht oder aber ') Ein zusammenfassender Aufsatz über die bisherigen amerikanischen experimentellen Untersuchungen der Charaktereigenschaften befindet sich bei M a r k M a y a n d H u g h H a r t s h o r n e , Objective methods of measuring character The Pedagogical Seminary ?2 (I), III, 1925. In Deutschland sind nur wenige Charaktereigenschaften einer experimentellen Prüfung unterzogen worden. Wir nennen hier: V a l e n t i n e r : »Erforschung der berufswichtigen Willenseigenschaften.« Prakt. Psych. 1923, 3. — H e n n i n g : Testprüfung des Willens. Prakt. Psych. 1923, 4. Charaktertests. IndPste. 1927. — B a u m g a r t e n : Eine Ehrgeizprobe. Prakt. Psych. 1922. — S c h u l t e R. W. hat einen M u t p r ü f e r konstruiert und bei einigen Eignungsprüfungen verwendet. Die Untersuchungen sind im allgemeinen weit davon entfernt, für die Praxis brauchbare Resultate zu liefern. *) B l u m e n f e l d und K ö h l e r gehen leider in ihrer sonst interessanten Arbeit »Über Sorgfalt und Sorgfaltsprüfungen? (Psychol. Zschr. 17, 2. H.) auf dieses Problem gar nicht ein.



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auch mit nachtragendem, rachsüchtigem Wesen verbindet, so daß bei der Anstellung eines Lehrers, auch wenn wir uns nach seiner »Güte« erkundigt haben, noch nicht feststeht, ob er nicht seinen Zöglingen etwa aus Gefühlen des Neides gewisse Erscheinungen im falschen Lichte zeigen werde. Sofern man demnach die Charaktereigenschaften in ihrer Beziehung zum Berufe untersuchen will, wird man diesen Umstand in Betracht zu ziehen haben, also nicht sämtliche positive Eigenschaften (oder sämtliche negativen) in einer Gruppe zusammenfassen dürfen, sondern zuerst den Zusammenhang der Eigenschaften untereinander feststellen müssen. 1 ) Bei der Erforschung der Rolle, welche die verschiedenen Charaktereigenschaften bei Ausübung eines Berufes spielen, ist die Feststellung nicht ausgeschlossen (viele Anzeichen sprechen dafür), daß die Charaktereigenschaften für eine große Zahl von Berufen (wenn nicht für die meisten) noch viel wichtiger sind als die intellektuellen Eigenschaften. E s gibt Berufe, die doch in erster Linie Charaktereigenschaften erfordern. Güte, Milde, Einfühlungsfähigkeit, Hilfsund Dienstbereitschaft, Ausdauer, Selbstaufopferung spielen im Beruf einer Krankenpflegerin doch sicher eine größere Rolle als Intelligenz, Handfertigkeit u. ä. Das Charakterologische kann in solchen Fällen imstande sein, die intellektuellen Schwächen zu kompensieren, aber nicht umgekehrt.Ein Börsianer kann eine glänzende Kombinationsgabe besitzen, aber vielleicht fehlt ihm der Mut und die Entschlossenheit, die für einen großen »Coup« nötig sind, und er hat Mißerfolg. Dagegen kann das mutige Riskieren mangelhafte Berechnung aufheben. Wir geben in vielen Berufen den intellektuellen Eigenschaften als Bedingung erfolgreicher Ausübung den Vorrang, da wir noch ganz oberflächliche Kenntnisse in ') Von H u g h e s , W. H a r d i n wurde eine Untersuchung über die Beziehung der Intelligenz zu Charakterzügen ausgeführt. Die Lehrer mußten 1000 Collegestudenten auf zwölf Charakterzüge beurteilen, nachdem diese auf ihre Intelligenz geprüft worden waren. Ergebnisse der Prüfung und Beurteilung wurden verglichen, wobei es sich erwies, daß Schnelligkeit des Denkens, Treue des Gedächtnisses, Stärke der Persönlichkeit und Initiative-Agressivität die höchste Korrelation mit der Intelligenz besitzen. Relation of Intelligence to trait characteristics. JEdPs. 77 (7), 1926. Die Arbeit ist jedoch methodologisch anfechtbar.



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diesen Dingen besitzen. E s ist daher nicht ausgeschlossen, d a ß man vielleicht in Z u k u n f t die E i g n u n g s p r ü f u n g e n in der F o r m vornehmen wird, d a ß man den P r ü f l i n g einer bestimmten charakterologischen G r u p p e zuweist. E s sind dies z w a r nur Ausblicke, aber sie sollen alle die, w e l c h e sich mit der Psychotechnik ernstlich befassen, auf einen bis jetzt noch nicht erforschten Faktor aufmerksam machen, der die g a n z e g e g e n w ä r t i g e Struktur der E i g n u n g s p r ü f u n g e n von Grund aus ändern kann. Die Psychoanalyse könnte w e g e n ihrer entschiedenen Richtung auf eine P s y c h o l o g i e der Person, ein wertvolles Hilfsmittel hiefür werden, w e n n sie methodologisch besser fundiert wäre. W i r sehen also, d a ß die Probleme der Charaktereigenschaften nicht einfach sind und d a ß kein einziges von ihnen gelöst ist, j a einige nicht einmal g e n a u untersucht worden sind. E s bildet dies eine g r o ß e L ü c k e in den Berufseignungsprüfungen, die sich mit der Zeit immer empfindlicher geltend machen wird. Die F r a g e des Einflusses des T e m p e r a m e n t s auf die A u s ü b u n g der Berufsarbeit wurde in der wissenschaftlichen Literatur w e n i g hervorgehoben, obwohl die reinen Praktiker sie immer in Betracht g e z o g e n haben. In J u 1 i u s B a h n s e n s Beiträgen zur Charakterologie v o m Jahre 1867 finden wir Stellen, die beweisen, w i e dem Verfasser die g a n z e T r a g w e i t e des P r o b l e m s klar w a r : »Die mannigfachen Berufsarten bringen die r e g e l m ä ß i g e Wiederkehr gewisser Situationen mit sich und j e nach deren Erfordernissen wird sich jedes T e m p e r a m e n t für besondere Stände e i g n e n . . . Die Lebhaftigkeit des Sanguinikers ist ebenso übel angebracht, w o besonnene Ü b e r l e g u n g gefordert wird, als die L a n g s a m k e i t der Phlegmatiker, w o nur rascheste Entschlossenheit frommen kann. Des Cholerikers vorwärtsstrebendes Drängen ist schlaffer T ä t i g k e i t gegenüber unbezahlbar, kann aber nur Unheil stiften, w o einzig unbeirrbare Geduld zum Ziele zu führen vermag.« Mit experimentellen Methoden wurde bisher w o h l nur einmal diese F r a g e zu untersuchen versucht und z w a r von dem Barcelonaer Psychotechniker Emili M i r a . 1 ) S e i n e erste *) E m i l i M i r a : Laboratori Psicométric (Investigació del Carácter) Anafe de l'Institut d'Orientació Professional. Any 2, Nom. 3, Barcelona 1921.



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Arbeit in dieser Richtung bezieht sich auf Feststellung der Emotionalität der Person. Zu diesem Zwecke bediente er sich als Reize einer Reihe von Worten, die zum Teil affektiv betont waren (wie sie in der Psychoanalyse benützt werden). Die emotionellen Reaktionen der Versuchsperson wurden mittels eines »Oszillographen« aufgenommen. Weitere Publikationen sind jedoch nicht erfolgt. Neuerdings versucht P e a r (Manchester) auf das Problem Arbeit und Temperament näher einzugehen.

4. Die Berufsneigungen. Außer den Fähigkeiten und Eigenschaften sind für die Ausübung des Berufes noch von größter Wichtigkeit die Tendenzen und N e i g u n g e n . Nach der Definition von Ribot sind Tendenz, Neigung, Instinkt—Synonyme: sie drücken die physischen und geistigen Bedürfnisse der Menschen aus. *) Sie bilden die Urtatsache des Lebens. Solche Tendenzen, Instinkte, die biologisch bedingt oder fundiert sind, wirken sich nicht nur im persönlichen Leben, sondern auch im Beruf aus, und wir können von Berufsneigungen sprechen, indem wir unter ihnen ein spontan auftretendes S t r e b e n , sich in bestimmter Richtung zu betätigen, also ein Gerichtetsein, eine Tendenz, einen bestimmten Beruf auszuüben, verstehen, eine Tendenz, die sich im dauernden Interesse für den Beruf und in der Konzentration aller Kräfte bei seiner Ausübung äußert. Eine Berufsneigung setzt sich auch ohne äußeren Antrieb und trotz ungünstiger Umstände, j a sogar g e g e n solche Widerstände durch; sie gleicht einem T r i e b und ist wohl nichts anderes als die Auswirkung der Triebe auf dem Gebiete des Berufes. Eine solche Berufsneigung finden wir bei vielen Wissenschaftlern, Künstlern, Pädagogen, Technikern, Finanzmännern, Handwerkern usw. Die Berufsneigungen treten in diesen Fällen gleichzeitig mit Fähigkeiten, die für den bevorzugten Beruf erforderlich sind, auf — so die Neigung zur Musik und die musikalischen Fähigkeiten —, in anderen Fällen trifft das dagegen nicht zu; man kann z. B. die Neigung haben, Redner zu werden ohne das geringste Rednertalent zu besitzen, oder z. B. die Eignung zur Fabrikarbeit haben ohne die geringste Nei') Psychologie des sentiments, Paris. Alcan, 1906, S. 2, 432.

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gung dazu. Aus diesem Grunde hat man die zum Vorschein kommenden Fähigkeiten als das Charakteristische der Befähigung zum Beruf angenommen und die Neigungen als eine Zufalls- und Nebenerscheinung taxiert, umsomehr, als es in der Praxis schwer hält, Neigung von Interesse und Wunsch, die den Charakter des Zufälligen tragen, zu unterscheiden. Die Neigungen manifestieren sich nämlich nicht immer deutlich und eindeutig; in verständlicher und unmittelbarer Weise ist dies nur bei wenigen der Fall, so bei der Musik, Bildhauerei und Malerei, einigen technischen Berufen. In den meisten Fällen sind dem Menschen seine Triebe und sogar auch Tendenzen nicht klar oder er deutet sie falsch, so d a ß er bisweilen einen Beruf ergreift, in welchem er wenig oder nur Ungenügendes leistet und ihn dann wechselt, oft ohne zeitlebens den richtigen zu erstreben. Die wichtige Rolle, welche die Neigungen dabei und überhaupt in der Berufswahl spielen, ist bis heute noch fast gar nicht gewürdigt. Zwar erwähnt man die Notwendigkeit einer Neigung zum Beruf, aber ohne näher darauf einzugehen. Bezeichnend ist, daß in dem »nüchternen« Amerika hin und wieder ein Versuch unternommen wird, eine Orientierung über die Berufsneigungen der Jugendlichen zu erhalten. So sei hier ein Fragebogen erwähnt, den J. B. M i n e r 1 ) verfaßt hat, um die Schüler zur Beobachtung der eigenen Neigungen und Abneigungen bezüglich der Berufe anzuleiten. Der Fragebogen enthält eine Tabelle »entgegengesetzter Arbeitsbedingungen«, wie z. B. gleichförmige Arbeit abwechslungsreiche Arbeit selbst Entwerfen fremde Entwürfe ausführen Anweisungen erteilen Anweisungen befolgen U m g a n g mit Menschen U m g a n g mit Dingen usw. J. B. M i n e r : An aid to the analysis of vocational interests. Journ. of Educat. Research. 5 (4), 311—323. Ins Deutsche übers, v. M a r g . B o g e n u. d. T.: »Wie können Jugendliche bei der Analyse ihrer Berufsinteressen unterstützt werden?« ZangPs. 2 3 .(5/6), S. 81—92.



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Der Schüler soll diejenigen Arbeitsbedingungen bezeichnen, die er wählen würde. Die erhaltenen Antworten eignen sich jedoch nur zu statistischer Bearbeitung. Zur Klärung des Problems der Neigung tragen sie nichts bei. Einer anderen Methode zu demselben Zwecke bediente sich M a x F r e y d 1 ) . Er hatte zwei Fragebogen zusammengestellt. Der eine enthielt Benennungen von 72 Berufen (künstlerische, wissenschaftliche, industrielle u. ä.); der Prüfling sollte in ihm angeben, welchen Beruf oder welche Beschäftigung er wählen würde (questionaire on choice of occupations); der zweite Bogen enthielt 129 Punkte, die sich zum größten Teil auf physische und geistige Eigenschaften bezogen und teilweise verschiedene Vergnügungen, Beschäftigungen betrafen. Neben jedem Punkte war ein L (like = gern) und D (dislike = ungern) eingetragen. Der Prüfling sollte um das D oder L einen Kreis ziehen, je nachdem er die Eigenschaft gern oder ungern hat. (Likes and Dislikes questionnaire.) Es wurden zwei Gruppen von Prüflingen befragt: 43 Studenten einer Ingenieurschule und 30 eines »Industriellen«-College. Die Resultate haben mit geringen Ausnahmen erwiesen, daß die industriellen Studierenden viel ernster, ruhiger waren, als ihre Ingenieurkollegen, außerdem ohne soziale Neigungen mit Ausnahme der Berufssphäre. Freyd glaubt auf Grund dieser Ergebnisse, daß seine Methode, weiter ausgearbeitet und angewandt, eine Klärung dieses Problems bringen kann. Man ist ebenfalls in Unkenntnis über die Beziehung zwischen Eignung (d. h. erforderliche Fähigkeit) und Neigung zum Beruf. T h o r n d i k e hält das Interesse (oder die Neigung) zu einem Beruf infolge seiner Stabilität für einen der Grundfaktoren der beruflichen Leistung. 8 ) Diese Ansicht wird jedoch von B r i d g e s and D o l l i n g e r und D o u g l a s F r y e r scharf bekämpft. Fryer hat 320 Personen zwischen i 6 u . 44jah') F r e y d M.: A method for the study of vocational interests. Journ. of Appl. Psych. 6 (3), 1922, S. 243—254. 2 ) T h o r n d i k e E. L.: The Correlation between Interests and Abilities in College Courses. P s y c h . R e v . 28, 1921. Auch in »Readings in voc. Guidance«. Ferner A. E. F r a n k l i n : The Permanence of the Vocational Interests of Junior High Schools Pupils, Baltimore, The J. Hopkins Press. 1924.

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ren, die 80 Berufen angehörten, auf ihre Intelligenz untersucht, auch Fragen nach den Interessen an die Untersuchten gerichtet und fand eine unbedeutende Korrelation (-(- 0*38 bei einem W . F. = ± 0 058) zwischen Neigungen und beruflichem Wert der Prüflinge. 1 ) Ebenfalls schwach war die Korrelation zwischen Fähigkeit und Interesse ( = 0*243), die H a r t m a n n und D a s h i e l an 3 1 Studierenden feststellten.*) Dagegen wurde letztens von H.V o i g ts 3 ) eine Berechnung der Korrelation zwischen den Hauptinteressen für die Unterrichtsfächer und zwischen den Leistungen in wesentlichen Unterrichtsfächern vorgenommen, die zu Gunsten einer solchen Beziehung spricht. Eine interessante Feststellung sei hier noch erwähnt. A l f r e d A d l e r hat nun in geistreicher Weise darauf hingewiesen, daß Neigungen bei der Berufsausübung zuweilen eine wichtigere Rolle spielen als die Eignung. In jenen Fällen, wo Minderwertigkeitsgefühle auf Grund eines physischen oder psychischen Fehlers bestehen, können K o m p e n s a t i o n s e f f e k t e auftreten, die den vorhandenen Mangel nicht nur ausgleichen, sondern sogar überkompensieren.4) So wird der Stotterer Demosthenes zum glänzenden Redner, der lahme Lord Byron zum ausgezeichneten Sportsmann u. ä. Jedoch tritt unseres Erachtens eine solche Erscheinung nur bei Personen bestimmter Veranlagung auf, kann also keine Allgemeingültigkeit beanspruchen. Um das Problem der Neigungen bezw. Berufsneigungen weiter zu fördern, wäre das richtige eine Untersuchung nicht nur der menschlichen Neigungen in ihrer Beziehung zum Beruf, sondern auch der Berufe vom Gesichtspunkte der Neigungen aus, d. h. inwiefern sich in ihnen bestimmte Neigungen auszuwirken vermögen, durchzuführen. Nur vereinzelte Versuche dieser Art sind ') D o u g l a s F r y e r : Intelligence and Interest in vocational adjustment. Ped. Sem. XXX, 2. ') H a r t m a n n and D a s h i e l : An experiraent to determine the relation of interests to ability; Psych. Bull. 16, Vol. 8, 1919. 3 ) V o i g t s H e i n r i c h : Korrelationen zwischen den Häuptinteressen fUr die Unterrichtsfächer und zwischen den Leistungen in wesentlichen Unterrichtsfächern an höheren Mädchenschulen. 2. Ausg., Bd. 26, H. 3/4. 4 ) A d l e r A.: Studie über Minderwertigkeit der Organe. Wien 1907.



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bisher zu verzeichnen. Sich Mc. Dougalls Instinktlehre anschließend, behauptet F . W a t t s , d a ß »für viele Betätigungen eine im Triebleben wurzelnde emotionale Anpassung ein über alles wichtiges Bedürfnis ist«. Er geht von den drei Urbeschäftigungen: der des Hirten, Jägers und Ackerbauers aus. Der Gärtner, Viehzüchter, Arzt, Krankenpfleger, Lehrer, Geistlicher, Wohlfahrtspfleger, Staatsmann sind nur Variationen der N e i g u n g des Hirten »in mitfühlender Fürsorge das Leben in seinen vielfachen Gestalten zu hegen und pflegen«, die aktive Tatenlust des Urjägers erhält sich in den Betätigungen des Forschungsreisenden, Seeräubers, Heerführers, Rattenfängers, Stierkämpfers und Boxers. Die Kreuzung zwischen dem Jäger- und dem Hirtentypus ergibt den Missionar, Richter, Junker u s w . 1 ) Ein ähnlicher Versuch, der hier nur in aller Kürze angeführt werden soll, wurde von mir vor einigen Jahren unternommen. W i r können darnach die Berufe einteilen in solche, bei denen sich die sozialen, die erotischen, die schöpferischen Tendenzen, ferner die Tendenzen zur Betätigung der motorischen und sensorischen A n l a g e n auswirken. Je nach der A r t des sozialen Gefühls — Herrschsucht oder W i l l e zur Unterordnung — unterscheiden wir Herrscherund Dienerberufe. Zu den ersteren kann man sämtliche leitenden Stellungen oder das sogenannte »selbständige« Führen der eigenen Geschäfte zählen; zu den Dienerberufen alle jene, bei denen es sich um das Ausführen fremder Befehle handelt. Je nachdem die sozialen Gefühle w o h l w o l l e n d e oder übelwollende sind, gibt es Berufe mit der Tendenz, Heil zu bringen, zu helfen, oder Leid anzutun. Die Berufe der Ärzte, Verteidiger, Krankenpfleger (zuweilen), Lehrer, Priester, Fürsorger, Politiker (zuweilen) sind Beispiele der ersteren A r t ; Staatsanwälte, Richter, Militärs, Detektive, Polizisten,Gefängniswächter der zweiten Kategorie. Die schadenfrohen Instinkte wirken sich dabei auch in Berufen aus wie Holzhacker, Steinhauer, Metzger, Kritiker und in verschiedener Fabrikarbeit wie Stampfen, Bohren u. ä. — Die sexuellen Instinkte wirken sich in sehr vielen Berufen nicht auf direktem, sondern auf indirektem W e g e aus. (Nach ') F. W a t t s : Die psychologischen Probleme der Industrie, deutsch von H. Grote, Berlin, Springer, 1922, S. 60—61.



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Freud wirkt sich der sexuelle Instinkt in a l l e n Berufen auf indirektem Wege aus.) Als Beispiele solcher Art sind die Frauenärzte zu nennen, vornehmlich jene Berufe, die sich mit der Körperpflege und Bekleidung befassen (Friseure, Masseure, Pedi- und Maniküre-Spezialisten, Damenschneider, Schuster usw.). Daß auch sexuelle Perversitäten mitspielen, wie z. B. bei den Fetischisten, welche das Schuhmachergewerbe als Beruf wählen, soll hier auch noch erwähnt werden. Die schöpferischen Tendenzen äußern sich in der großen Mannigfaltigkeit der Künstler- und wissenschaftlichen Berufe und bei den technischen Entdeckern, die motorischen Tendenzen, in allen Berufen, wo es sehr auf die Möglichkeit, sich frei zu bewegen, ankommt, wie bei den Journalisten, Reisenden, Reportern, Handelsagenten, Chauffeuren, Kutschern, Kellnern u. ä. Im Gegensatz dazu steht die Tendenz, möglichst unbeweglich auf demselben Platz zu bleiben, wie dies bei Beamten, Bibliothekaren, Strickerinnen etc. der Fall ist. Die sensorischen Tendenzen äußern sich in allen Berufen, bei denen es auf die Betätigung der menschlichen Sinne ankommt, z. B. Freude an den Farben bei den Arbeitern in Färbereien, Lust an den Tönen bei Arbeitern der Musikinstrument-Fabriken, Feinheit der Geruchs- und Geschmacksempfindung in Parfümerien, chemischen Fabriken, Konditoreien, Küchen u. ä., der Temperaturemptindung bei Arbeitern in Glas- und Eisenhütten. Solche Tendenzen treten nicht einzeln auf, es besitzt jeder mehrere davon, eine aber kann ausschlaggebend werden für die Wahl des Berufes und die Betätigung darin, oder es können auch mehrere zugleich sich in einem Beruf auswirken. 1 ) Ein und derselbe Beruf gestattet übrigens die Auswirkung zahlreicher und mannigfacher Neigungen. Ein Arzt z. B. kann sich je nach seinen Neigungen der Chirurgie, reiner Forschungsarbeit, der administrativ-technischen Tätigkeit als Anstaltsleiter, der Lehrtätigkeit als Universitätsprofessor widmen. Dieselben Möglichkeiten, verschiedene Neigungen zu befriedigen, bieten auch die Juris*) Ausführlicher hierüber in F. B a u m g a r t e n : Les inclinations professionnelles. Atti della 3. Conferenza Internationale di Psicotecnica Applicata all' orientamento professionale. Milano 1923, S. 203—214.

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prudenz (die grandverschiedenen Tätigkeiten eines Richters, Staats- und Rechtsanwalts), der kaufmännische und technische Beruf u. a. m. Die obigen Ausführungen bezwecken nur den Hinweis auf diese Seite der menschlichen Natur, welche bis dahin ganz und gar vernachlässigt wurde. Bei dem heutigen sehr unvollkommenen Stand unserer Wissenschaft über die menschlichen Affekte und Gefühle kann sie nur einen provisorischen Charakter tragen — für die Praxis der Personenauslese kommt sie bedauerlicherweise vorläufig noch nicht in Betracht. Aber es darf nicht außer acht gelassen werden, daß es Berufstätigkeiten gibt, deren Ausübung von Innerpersönlichem bestimmt ist.

5. Der Aufbau der Eigenschaften und Fähigkeiten. A. Die Strukturtheorie. Bis in das 19. Jahrhundert hinein hat sich eine Betrachtungsweise der menschlichen Seele, deren Spuren schon bei Aristoteles nachweisbar sind, erhalten, wonach die Seele aus einer Anzahl von »Vermögen», wie Phantasie, Verstand, Vernunft, Gefühls- und Begehrungsvermögen u. ä. bestehe. Jedes dieser Vermögen wirkt nach dieser Auffassung ganz s e l b s t ä n d i g , entweder allein oder zusammen mit anderen; in letzterem Falle können die Vermögen einander unterstützen oder einander hemmen. Die Vermögen waren auch gedacht als »Möglichkeiten«, die das wirklich stattfindende psychische Geschehen erst möglich machen. Man unterschied zwar über- und untergeordnete, resp. niedere und höhere Vermögen (wie z. B. bei dem Erkenntnisvermögen: Sinnlichkeit und Verstand — beim Begehrungsvermögen Trieb und Wille), aber die Seele wurde als eine Summe, als eine mosaikartige Aneinanderreihung all der Vermögen aufgefaßt. Wir sehen dies besonders deutlich in der G a 11schen Phrenologie (um 1810), welche die verschiedensten menschlichen »Vermögen« im bunten Nebeneinander an den Schädelteilen lokalisierte. In Konsequenz dieser Auffassung war auch die menschliche Persönlichkeit als eine Summe, ein Mosaik der intellektuellen und Charaktereigenschaften und Fähigkeiten gedacht. Obwohl der Vermögenspsychologie eine



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historische Bedeutung als ein Versuch zur Klassifikation der mannigfaltigen psychischen Vorgänge zukommt, so ist doch diese Lehre seit H e r b ar ts vernichtender K r i t i k u n d im Laufe der Entwicklung der Psychologie ganz unhaltbar geworden. So war man allmählich genötigt, zwischen erworbenen und ursprünglichen Vermögen zu unterscheiden, wobei für die letzteren das Wort Anlage, Disposition, für die ersteren das Wort Fähigkeit geprägt wurde. Man hat eine Auseinanderhaltung zwischen dispositionellen und auslösenden Bedingungen eines psychischen Vorgangs vorgenommen, da bestimmte Tatsachen darauf schließen lassen, daß kein seelisches Geschehen spurlos vergeht, sondern eine Nachwirkung (eine Disposition) hinterläßt, welche die Wiederkehr ähnlicher Geschehnisse erleichtert. Nach S e m on ist es eine Eigenschaft des lebenden Organismus, daß die bereits gemachten Erfahrungen alle künftigen beeinflussen, und je komplizierter-die seelischen Vorgänge sind, desto wirksamer erweist sich die seelische Vergangenheit. Wir sehen in dieser Erscheinung schon eine Kontinuität des psychischen Geschehens, eine Abhängigkeit des Gegenwärtigen vom Vergangenen. Auch die Annahme der »Selbständigkeit« eines jeden »Vermögens« wurde erschüttert. Das psychologische Experiment und die psychiatrischen Erfahrungen mußten recht bald zu der Erkenntnis führen, daß man eigentlich nur die Empfindungen (Gesichts-, Gehörs-, Tast-, und andere sensorische Empfindungen) aus der Gesamtheit der psychischen Erlebnisse heraussondern könne, da sie noch eine relative Unabhängigkeit besitzen, daß aber unser psychisches Geschehen eine Totalität, ein Ganzes bildet, worin einzelne Teile in Beziehung zueinander stehen und gesondert schwer herauszuheben sind. Dasjenige, was man psychische Elemente nennt, sei es Vorstellungen, sei es Sinnesempfindungen, Dispositionen, ist so eingebettet in die Totalität des psychischen Geschehens, ist so miteinander verquickt und verbunden, 8 ) daß die Annahme, das seelische ') Siehe seine »Psychologie als Wissenschaft«, 2. Teil. *) Eines Dichters Bild möge zur Veranschaulichung dieser engen Zusammengehörigkeit dienen: Ein Tritt tausend Fäden regt Die Schifflein herüber, hinüber schießen. Die Fäden ungesehen fließen Ein Schlag tausend Verbindungen schlägt.

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Ganze bestehe aus isolierten Teilen, durch die psychische Wirklichkeit nicht bestätigt wird. Die Selbständigkeit der Fähigkeiten, mit welcher wir operieren, ist nur eine künstliche, durch Analyse erzeugte Isolierung. 1 ) Diese Zusammengehörigkeit der Fähigkeiten zwingt zu der Annahme, daß sie in einer Persönlichkeit eine geschlossene, unteilbare Einheit bilden. Diese Einheit ist dabei von besonderer Beschaffenheit, sie trägt, wie man sich auszudrücken pflegt, ein bestimmtes S t r u k t u r b i l d , d. h. es wird ihr eine bestimmte Gliederung, Geformtheit zugesprochen. Die Summierung und Aneinanderreihung der Eigenschaften ist also deren S t r u k t u r i e r t h e i t gewichen. Hier treten jedoch verschiedene Auffassungen über die Struktur in der modernen Psychologie zu Tage. Für W. S t e r n ist das Strukturbild des Individuums ein »hierarchisches System von über- und untergeordneten, fester und loser zusammengehörigen, umfassenderen und speziellen, stärker und schwächer differenzierten Dispositionen« 2 .) Es können demnach verschiedene solcher Systeme, verschiedene psychische Strukturen bestehen. Die psychischen Unterschiede der Individuen und der Geschlechter beruhen nach seiner Ansicht nicht in der Verschiedenheit der psychischen Merkmale, sondern in der Verschiedenheit der Strukturen. F. K r ü g e r nimmt an, daß in dem gesamten Verhalten normaler Lebewesen ein Gestaltungsdrang, eine durchgehende Tendenz zur Vereinheitlichung und Gliederung des Mannigfaltigen nachweisbar ist8) und daß dieser Erlebnisganzheit besondere B e d i n g u n g e n d e s E r l e b e n s zu Grunde liegen, die S t r u k t u r genannt werden. 4 ) Struktur ist für Krüger: »das ganze Lebewesen, das die fraglichen Erscheinungen (der Ganzheit) trägt, besitzt gefügehaften ') Es sei hier ein Satz des Philosophen E. C a s s i r e r s angeführt: »Das eigentliche ,fundamentum divisionis' liegt zuletzt nicht in den Dingen, sondern im Geiste; die Welt hat für uns die Gestalt, die der Geist ihr gibt.« Die Begriffsform im mythischen Denken. Leipzig 1922, S. 53. a ) Differ. Psycho)., S. 27, 28. s ) F. K r ü g e r : Der Strukturbegriff in der Psychologie. Bericht über den 8. Kongreß für experim. Psychologie in Leipzig 1923. Herg. von Kar) Bühler, Fischer, Jena 1924, S. 47. 4 ) id. S. 41.

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Zusammenhalt. Es stellt einen in sich gegliederten Aufbau dar, erhaltungsfähig und zugleich wachstumskräftig, alle seine Organe und Anlagen, sowohl angeborene wie erworbene, sind gliedhaft zu einem d i s p o s i t i o n e l l e n G a n z e n geeint . . . Ein struktuiertes Seelenwesen ist reale, notwendig zu denkende Voraussetzung für alles was wir an psychischen Phänomenen vorfinden . . . t 1 ) Für W e r t h e i m e r , K ö h l e r , K o f f k a dagegen, die rein empirisch vorgehen, sind Strukturen und Gestalten gewisse Gebilde auf dem sinnespsychologischen Gebiete, die als G a n z h e i t und Einheit aufgefaßt werden und welche die spezifische Eigenschaft besitzen, daß sie m e h r als die sie bildenden Teile sind (z. B. eine Melodie ist mehr als die Summe der Töne, ein Dreieck mehr als die Summe der Seiten, der Gedanke eines Satzes mehr als die Summe der Bedeutungen der einzelnen Worte). Solche Struktureigenschaften vermuten die oben genannten Forscher auf Grund von Untersuchungen des Verhaltens der Tiere, der Kinder, der Erwachsenen Reizen gegenüber, bei allen psychischen Erlebnissen (Phänomenen), sowohl bei den primitivsten Sinnesempfindungen des Neugeborenen, wie auf den höheren Entwicklungsstufen des Intellekts und nennen sie S t r u k t u r p h ä n o m e n e . 2 ) Die Strukturphänomene bilden eine Ganzheit, worin sich einzelne Teile in einer bestimmten Lagerung zur Ganzheit befinden (Strukturganzheit). Ein einzelner »Teil« kann daher innerhalb der Ganzheit verschiedene Bedeutung haben, die erst durch den Zusammenhang oder im Zusammenhang bestimmt wird. E s besteht demnach eine gegenseitige Abhängigkeit der Teile und der Gesamtheit, sowie der Teile in einer Gesamtheit. Auf diese Weise wird den psychischen Erlebnissen von vornherein eine bestimmte Beschaffenheit zugesprochen, was besagt, daß von vornherein unter den Erlebnissen eine gewisse Ordnung herrscht, während es dem heute üblichen Denken viel eher entspricht anzunehmen, alle Ordnung käme erst durch die Erfahrung zustande. 3 ) '} id. S. 43—44) S. K o f f k a : Die Grundlagen der psychischen Entwicklung. Ostervick 1920. 8 ) id. S. 94. 2

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Außer diesen »Ganzheit«theorien bestehen zurzeit noch Theorien, die sowohl dem Bestehen einzelner unabhängiger Fähigkeiten, wie Tatsachen der Totalität der Fähigkeiten gerecht zu werden versuchen. S o nimmt S p e a r m a n 1 ) an, daß jede Fähigkeit das Resultat der Wirkung zweier Faktoren, eines speziellen und eines zentralen, den er »Intelligence general« nennt, ist. W . B r o w n und G. H. T h o m s o n 8 ) nehmen nur eine kleine Anzahl von elementaren psychischen Faktoren an. sämtliche Fähigkeiten seien nur verschiedenartige Kombinationen dieser wenigen Elemente. E s ist hier nicht der Ort, für die eine oder die andere der oben angeführten Theorien Partei zu ergreifen. Es war nur notwendig, durch ihre kurze Erwähnung auf die Tatsache hinzuweisen, daß der psychische Atomismus von keiner modernen psychologischen Theorie aufrecht erhalten wird. 3 ) Demgegenüber weisen die Psychotechniker auf die voneinander ganz unabhängigen einzelnen Fähigkeiten, die sie bei den Prüfungen feststellen, hin. Ein gutes Gedächtnis für Personen geht Hand in Hand mit schlechtem Gedächtnis für Zahlen oder logische Zusammenhänge, ein gutes Anschauungsvermögen mit mangelhaften Erfassen der Formen, eine Kombinationsfähigkeit mit Mangel an Phantasie usw. Sogar Leistungen innerhalb eines und desselben Gebietes fallen ganz verschieden aus, z. B. bei Augenmaßprüfungen können Strecken richtig halbiert werden, aber der rechte 'Winkel wird nicht gut hergestellt, Handgeschicklichkeit in hohem Grade zeigt sich im Biegen von Formen aus Draht, aber ihr gänzliches Versagen kann sich beim gleichzeitigen Arbeiten mit beiden Händen äußern usw. — W i e soll nun angesichts solcher Tatsachen eine psychische Ganzheit angenommen werden? Dieser Gegensatz ist jedoch nicht so kraß, wie man aus ') S p e a r m a n C.: General Intelligence objectively determined and measured. Am/Ps. 15, S. 301—292, 1904. *) B r o w n W.: The Essentials of Mental Measurement. Cambridge Univ. Press. 1911. 3) Es ist lehrreich, hier des Dichters Worte anzuführen: »Wer will das Lebendige erkennen und beschreiben, Sucht erst den Geist herauszutreiben, Dann hat er die Teile in der Hand, Fehlt leider nur das geistige Band.« B a u m g a r t e n , Die Berufseignungsprüfungen.

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den obigen Ausführungen folgern könnte. Bei den psychologischen Prüfungen geht die Einstellung auf das Einzelne, Isolierte — man übersieht die Zusammenhänge (besonders die loseren) und vernachlässigt sie. Dies ist durch rein praktische Zwecke bedingt, denn es ist leichter, besonders in den Anfangen einer Wissenschaft, mit Teilen, Einzelheiten und Elementen zu operieren, als mit einem zusammenhängenden Ganzen (unser diskursives Denken geht auf Isolierung). Außerdem sind manche scheinbar so unabhängige Leistungen eines und desselben Gebietes durch verschiedene Übung verursacht (man hat öfter Gelegenheit Strecken zu halbieren, als gerade Winkel herzustellen) und können unter Umständen ausgeglichen werden. Die Berufseignungsprüfer, die mit einzelnen Fähigkeiten und mit der Annahme operieren, daß jede Leistung nur durch bestimmte Fähigkeiten hervorgebracht werde, müssen sich darüber klar werden, daß sie zu rein praktischen Zwecken eine Annahme aufrecht erhalten, die durch theoretische Untersuchungen bereits überholt ist. Wenn, wie wir später sehen werden, die psychotechnischen Eignungsprüfungen in vielen Fällen versagten, so bleibt die Frage offen, inwiefern die Annahme der Selbständigkeit der Fähigkeiten eine Fehlerquelle bedeutet. In der allerletzten Zeit beginnen auch die praktischen Psychologen dieses Problem zu erörtern. Für die Praxis, resp. für den Arbeitgeber kommt es auf die Leistung als solche an. Es ist dabei gleichgültig, auf welche Weise sie zustande gekommen ist: auf Grund von Fähigkeiten, durch Übung, Anlernen oder durch einen Kunstgriff. Dem Psychologen, der von der Leistung Schlüsse auf die L e i s t u n g s f ä h i g k e i t des Prüflings ziehen will, um zu wissen, ob er die Fähigkeiten besitzt, auch künftig Leistungen zu vollbringen, und um die richtige Prognose zu stellen, kommt es aber darauf an, zu erfahren, a u f w e i c h e m W e g e die Leistung vollbracht worden ist. Somit ergibt sich die Notwendigkeit, Einsicht in die psychische Struktur des Leistenden (des Berufsausübenden) zu erhalten. Dieser Tatbestand wird immer mehr eingesehen. W. P e t e r s macht darauf aufmerksam, daß die finalen Begabungsforschungen (welche die Begabungen nur vom Standpunkt eines Werkes oder Zieles aus betrachten) »stets

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mit einem Unsicherheitskoeffizienten behaftet sind«, denn Leistungen sind, psychologisch betrachtet, mehrdeutige Gebilde. 1 ) »Diese Unsicherheit könnte nur dann überwunden werden, wenn untersucht, also ermittelt würde, welche psychischen Vorgänge im Innern des Leistenden ablaufen, wenn er eine bestimmte Leistung vollbringt.« Eine solche Begabungslehre nennt Peters eine »strukturelle«,2) und glaubt, daß die wissenschaftliche Begabungsforschung sich in dieser Richtung entwickeln wird. 3 ) Von den drei Strukturtheorien steht diejenige von W . S t e r n der gegenwärtigen Auffassung am nächsten. Von Psychiatern und Psychologen wurde bereits in diesem Sinne viel vorgearbeitet. Von dem berühmten französischen Neurologen und Psychiater P i e r r e J a n e t wurde eine Hierarchie der menschlichen Fähigkeiten aufgestellt, die sich jedoch auf die Reihenfolge, in welcher die Fähigkeiten durch Geisteskrankheiten zerstört werden, gründet. Psychologen haben Einzeluntersuchungen über Gruppierungen der Eigenschaften und Fähigkeiten bei den Individuen (Typen) und über die Verwandtschaft oder Wechselbeziehung der Fähigkeiten (Korrelation) durchgeführt. Auf diese letzteren zwei Tatsachengebiete müssen wir näher eingehen.

B. Die Typenlehre. Schon oben, im Kapitel über menschliche Differenzen wurde erwähnt, daß vor über zwei Jahrtausenden die psychischen Unterschiede bereits bemerkt wurden und Anlaß gaben zur Abgrenzung der Menschen voneinander. Eine solche Abgrenzung mußte natürlich zur Voraussetzung haben, daß die in einer bestimmten Gruppe abgegrenzten Menschen eine Ähnlichkeit untereinander hatten, d. h. ein oder mehrere gemeinsame Merkmale besaßen. So wurde also ein solches gemeinsames Merkmal zum Ordnungsprinzip. Das griechische Wort typos (Gepräge) hat nun zur Bildung des Begriffes T y p u s gedient, welches die Gemeinsamkeit einer Gruppe von Menschen auf Grund eines oder mehrerer gleicher Merkmale ') W . P e t e r s : Begabungsprobleme. Zeitschr. f. päd. Psych, u. exp. Pädagogik, 1925, Nr. X. 2) ibid. S. 15. 3) ibid. S. 16. 5*



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b e z e i c h n e t . ( Z . B. sanguinischer Typus, Anschauungstypus, Intelligenztypus usw.) Typen, bei welchen es sich um Ähnlichkeit einzelner Merkmale handelt, werden T e i 11 y p e n genannt, in Unterscheidung von T o t a l t y p e n , bei welchen die verschiedensten seelischen Funktionen einander ähnlich sind. Totaltypen treffen wir dort, wo starke Einflüsse, wie die der Rasse, des Volkes, Geschlechtes, sozialen Milieus, Berufes, wirksam sind. Man spricht dementsprechend von weiblichen und männlichen, von einem slawischen, amerikanischen, von einem Gelehrtentypus. Bei Untersuchungen einzelner psychischer Funktionen wurde jedoch beobachtet, daß ein gemeinsames Merkmal, wonach sich die Menschen in Gruppen einteilen lassen, auch durch zufällige Faktoren bedingt werden kann. Nicht nur Nachahmung und Suggestion können eine Gemeinsamkeit vortäuschen, nicht nur Wirkungen der Umgebung vermögen die Äußerungsweise der Menschen in eine bestimmte Form zu zwingen, sondern es kommt mitunter vor, daß Menschen von ganz verschiedener psychischer Beschaffenheit dasselbe Merkmal aufweisen. Die Geduld kann z. B. der Ausdruck sowohl einer apathischen, passiven, als auch einer rührigen, aktiven, durch starken Willen gebändigten Natur sein. Ein »Geduldtypus« ist daher kein eindeutiger Hinweis auf die psychische Struktur. Es ist daher ganz richtig, wenn W . S t e r n zwischen Typen unterscheidet, deren gemeinsames äußeres Merkmal nicht auf gemeinsamen psychischen Eigenschaften beruht und solchen, bei denen es der Fall ist. Die ersten nennt er p h ä n o m e n o l o g i s c h e oder uneigentliche, die zweiten d i s p o s i t i o n e l l e oder eigentliche Typen. 2 ) Das Gemeinsame der Typen muß also von c h r o n i s c h e r B e s c h a f f e n h e i t sein, wodurch die Individuen zum Hervorbringen akuter Merkmale d i s p o n i e r t werden. s ) Einen *) Man benutzt den Begriff Typus zuweilen noch in einer anderen Bedeutung: zur Bezeichnung derjenigen Individuen, die innerhalb einer solchen Gruppe die für sie charakteristischen Merkmale in besonders prägnanter Weise besitzen: z. B. X ist der Typus des Sanguinikers. ») Diff. Psych. S. 170. 8) ibid. S. 169.

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Schritt weiter in dieser Frage hat der polnische Psychologe J. S e g a 1 getan, indem er auf Grund seiner Untersuchungen darauf hinwies, daß es sich beim Typus nicht nur um gemeinsame Einzeldispositionen, sondern um die V o r h e r r s c h a f t eines Merkmals in einem Gefüge von Disposition handelt. 1 ) Zum Beispiel wenn wir bei einer Reihe von Individuen A, B, C, D Intelligenzprüfungen vornehmen, also Gedächtnis, Kritikfähigkeit, Aufmerksamkeit usw. prüfen, so können bei A alle Fähigkeiten im allgemeinen sehr schwach entwickelt sein, wobei das Gedächtnis relativ stärker ausgebildet ist als andere Fähigkeiten; B kann dagegen alle Fähigkeiten und dabei relativ auch das Gedächtnis in hohem Grade entwickelt haben, so daß auf diese Weise die Individuen A und B, deren Gedächtnisfahigkeit ganz verschieden ist, zum G e d ä c h t n i s t y p u s gezählt werden. Dies eben infolge der V o r h e r r s c h a f t des Gedächtnisses beim einen wie beim anderen im Gefüge ihrer gemeinsamen Merkmale. (Voraussetzung ist der chronische Charakter dieser Vorherrschaft.) Wir sehen nun bei dieser Feststellung des Dispositionsverhältnisses in den Merkmalen der Typen, daß die Fähigkeiten der Menschen nicht in einem losen Nebeneinander, sondern in einem bestimmten Verhältnis zueinander stehen, daß wir dies nicht nur bei einzelnen Personen, sondern auch bei ganzen Gruppen von Personen vorfinden, daß die Fähigkeiten und Eigenschaften also eine bestimmte Struktur bilden. In dieser Richtung wurde jedoch noch wenig Positives festgestellt. Es ist z. B. noch gänzlich unbekannt, wie weit die Stabilität des Typus reicht, da man bisher eine Wiederholung derselben Untersuchung nach längeren Zeitperioden nur an Rechenkünstlern, wie Inaudi und Dr. Rückle (Zeitabstand von neun Jahren), unternommen hat. Man hat bei denselben die Beständigkeit der Typen festgestellt. Dagegen die in kürzeren Zeitabschnitten vorgenommenen Nachprüfungen (z. B. von Binet an seinen zwei Töchtern) haben Veränderungen der Typen gezeigt. In den letzten Jahren hat E. R. J a e n s c h auf Grund seiner Untersuchungen über die optischen Anschauungs*) J - S e g a l : Über den Reproduktionstypus und das Reproduzieren von Vorstellungen. Archiv f. d. gesamte Psych., 1908, Bd. 12.







bilder (siehe oben S . 45) an Studierenden und Schülern festgestellt, daß diese Anschauungsbilder eine so häufige Erscheinung im jüngeren Alter sind (37°/0 bei 1 0 — 1 4 ' / , jährigen), daß sie als Kennzeichen eines weit verbreiteten Typus (des sogenannten eidetischen) dienen können. 1 ) E r hat ferner zwei Arten von Bildtypen (einen T- und einen B-Typus), denen seelisch zwei verschieden geartete Persönlichkeiten entsprechen, unterschieden. Aber auch diese Typen scheinen keine Konstanz zu besitzen, da die eidetische Fähigkeit mit dem Alter geringer wird. Vielleicht ist die Erwartung nicht zu kühn, daß es auf Grund bisher unbekannter Tatsachen gelingen wird, das Verhältnis der psychischen Eigenschaften zueinander beim Individuum in.ein zahlenmäßiges Verhältnis zu bringen und einige »typische« Zusammenhänge dieser Art festzustellen. Obwohl die Typen, rein psychologisch genommen, nicht die ganze Individualität, sondern nur einen Teil von ihr erfassen, wobei wir einen Einzelzug in den Vordergrund stellen und ihn auf diese Weise überwerten, so ist doch für die Berufspsychologie die Lehre von den Typen von größter Bedeutung und sie ist an der Entwicklung dieser Lehre sehr interessiert; wäre es doch eine große Erleichterung für die Eignungsprüfungen, wenn man die Menschen nur nach ihrer Zugehörigkeit zu einem bestimmten Charakter- und Intelligenztypus einem bestimmten Berufe zuweisen könnte. Auf einige tastende Versuche in dieser Richtung werden wir im Laufe unserer Ausführungen eingehen. C. Die Korrelation. D i e B e z i e h u n g d e r E i g e n s c h a f t e n und zueinander.

Fähigkeiten

Obwohl uns der struktuelle Aufbau der Eigenschaften und Fähigkeiten nicht bekannt ist, so sind wir doch imstande, innerhalb der einzelnen psychischen Merkmale eine Beziehung zwischen denselben festzustellen. Sie besteht in einem mehr oder weniger engen Zusammenhang zwischen bestimmten Eigenschaften und Fähigkeiten. Dieser Zu') E. R. J a e n s c h : »Zur Grundlegung der Jugendpsychologie.! Leipzig, Barth, 1921.

— 71 — sammenhang äußert sich vornehmlich: a) im g l e i c h z e i t i g e n A u f t r e t e n d e r E i g e n s c h a f t e n (z. B. zeigt sich beim Individuum mit zeichnerischen Fähigkeiten auch regelmäßig eine Befähigung zur Geschichte), b) im K o n v a r i e r e n der Eigenschaften, d. h. in der Erscheinung, daß mit der Änderung einer Fähigkeit (Stärkung oder Schwächung) die andere Fähigkeit sich ebenfalls verstärkt oder schwächer wird. Üben wir z. B. die Aufmerksamkeit, so wird auch unser Gedächtnis »mitgeübt«, es wird ebenso wie die Aufmerksamkeit schärfer. Eine solche regelhafte Korrespondenz der Merkmale, die eine innere Zusammengehörigkeit oder Verwandtschaft der Eigenschaften vermuten läßt, wurde im Jahre 1886 von dem englischen Forscher F. G a 11 o n K o r r e l a t i o n genannt. Korrelationen unterscheiden sich nach Richtungen und Graden. Die Zusammenhänge gehen entweder in gleicher Richtung, z. B. gutes Gedächtnis — gute Aufmerksamkeit, oder in entgegengesetzter, wie schnelles Arbeiten — schlechte Leistung. Im ersten Falle spricht man von p o s i t i v e n , im zweiten Falle von n e g a t i v e n Korrelationen. Um den G r a d des Zusammenhanges der Eigenschaften zu bestimmen (sog. Korrelationsgrad), hat man zwei Grenzwerte berechnet : 0, wenn kein, 1, wenn ein voller positiver Zusammenhang besteht. Es kann auch ein voller n e g a t i v e r Zusammenhang vorkommen, der dann mit — 1 bezeichnet wird. Zwischen o und I (oder — i ) bewegen sich nun die verschiedenen Grade der Korrelationsmöglichkeit, die in Dezimalbrüchen ausgedrückt werden. Nach A r t e n kann man unterscheiden: M a ß k o r r e l a t i o n e n , wenn es sich um Maßzahlen der einzelnen Leistungen, R a n g k o r r e l a t i o n e n , wenn es sich um die Randordnung der Prüflinge in einer bestimmten Leistung handelt, L e i s t u n g s k o r r e l a t i o n e n , wenn verschiedene Leistungen derselben Person und P e r s o n e n k o r r e l a t i o n e n , wenn die Leistungen verschiedener Personen in Zusammenhang gebracht werden. In der Psychologie beschäftigt man sich mit Korrelationsrechnungen seit der Arbeit von S p e a r m a n u n d K r ü g e r , 1 ) die durch ihre Berechnungen festgestellt haben, ') K r ü g e r F. u. S p e a r m a n C.: Korrelation zwischen verschiedenen geistigen Leistungsfähigkeiten. Zeitschr. f. Psych. 1906.



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daß Personen, welche laut Prüfung auf einem Gebiete gute Leistungen aufwiesen, auf vielen anderen, scheinbar nicht verwandten Gebieten ebenfalls Hervorragendes leisteten. S o fanden sie z. B. zwischen Addieren, Tastschärfe und Tonunterscheidung eine starke Korrelation. Die Korrelationsberechnung stellt kein kompliziertes, sondern nur ein zeitraubendes, obwohl leicht ausführbares Verfahren dar. Da man in der Psychologie die psychischen Eigenschaften nicht gut oder nur schwer messen kann, so mußte man sich darauf beschränken, sie in Rangsysteme zu ordnen und man bestimmt die Korrelation der so gewonnenen Rangreihen (Rangkorrelation im Gegensatz zu Maßkorrelation) auf Grund einer Formel. Die am meisten angewandte Formel für die Korrelationsberechnung der Rangreihen ist zurzeit diejenige von S p e a r m a n . ' ) Die Formel lautet: _ 6 S (a — b)8 p— 1 ~ n (ns — i) ' wobei a, b, zwei korrelierende Eigenschaften, n die Zahl der geprüften Personen darstellt. Auf die Entstehung dieser Formel können wir hier nicht näher eingehen,8) sondern werden sie nur kurz erläutern. Nehmen wir eine Gruppe von Individuen A B C D E F und prüfen sie auf Intelligenz und Gedächtnis, die wir mit a und b bezeichnen. Jedes Individuum erhält Noten, die man in einer Rangreihe ordnen k a n n :

Indiv. A B C D E

I n

e l h g ei n z ;a i 2 3 4 5

Gedächtnis b

—i —2 —

8 (a v — b) >

i 4 5 2 4 1 + 3 9 3 +2 4 1 (a — b)8 = 22 Wenn wir in obige Formel die Zahlen einsetzen, so erhalten wir: 5.24

2 4

a - b

120

120

*) Measurement of association between two things. Am. Jour, of Psych., 1904. ') Wir verweisen auf das ausgezeichnete Buch von W. A. Mc. C a l l , »How to measure in Education« und dasjenige von Betz, »Über Korrelation», Leipzig, Barth, 1911.



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D. h. zwischen den Eigenschaften der Intelligenz und des Gedächtnisses besteht eine schwache negative Korrelation. (Das Beispiel ist fiktiv. In Wirklichkeit gilt die Spearmansche Formel nur für eine genügend große Zahl von Prüflingen.) Für ungleiche Rangordnungen (3 Rangstufen auf der einen, 30 auf der anderen) wurde von W . W i r t h eine Korrelationsformel errechnet, 1 ) die meines Wissens von den Psychotechnikern bisher nur von J . S t r e l l e r benützt wurde. 2 ) Dabei muß noch Nachdruck gelegt werden auf die Tatsache, daß eine Übereinstimmung zwischen zwei Fähigkeiten auch durch reinen Zufall und nicht auf Grund einer inneren Zusammengehörigkeit entstehen kann, besonders wenn die Zahl der untersuchten Personen klein ist, oder wenn die Gruppe der untersuchten Personen homogen ist (je homogener die Gruppe, desto kleiner die Korrelation). Um also die Zufälligkeiten möglichst auszuschalten, wird der w a h r s c h e i n l i c h e F e h l e r ebenfalls auf Grund einer Formel 1 — 62 r = 0706. berechnet und die Korrelation wird erst dann als sicher angesehen, wenn die Korrelationswerte mindestens fünfmal so groß sind wie der wahrscheinliche Fehler. 3 ) P > 5 r . E s sei hier noch ein Verfahren erwähnt, das R u p p eine 3 Korrelationsberechnung durch die mittlere Noten Verschiebung« nennt. E s ist dies das bereits bekannte Verfahren, welches für jeden Prüfling einer Gruppe die Noten bei der P r ü f u n g sowie in der Praxis feststellt und die Differenz zwischen den zwei Noten berechnet. Diese Differenz ist die N o t e n V e r s c h i e b u n g . A u s der Summe dieser Notenverschiebungen, dividiert durch die Zahl der Personen wird eine m i t t l e r e N o t e n v e r s c h i e b u n g errechnet. R u p p sieht diese als ein M a ß d e r K o r r e l a t i o n an — j e größer sie ist, je mehr sich die Noten im Durchschnitt verJ ) W . W i r t h : Spezielle psychophysische Maßmethoden im H a n d b u c h der b i o l o g i s c h e n A r b e i t s m e t h o d e n , herausgeg. von Abderhalden, Berlin 1920. 2 ) S t r e l l e r : Die Berufseignung des mittleren kaufmännischen Bureaubeamten. S c h r P s B e W , Nr. 18. 3 ) E s besteht bereits eine Maschine zu Korrelationsberechnungen von Stuart C . D o d d. Siehe den A u f s a t z von S . C. D o d d, A correlation Machine. I n d . PsYam.') 1 (1). 1926.



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schieben, desto geringer ist die Korrelation. Während bei der Spearmanschen Formel I eine positive Korrelation, 0 ihr Mangel, und —I eine entgegengesetzte Reihenfolge der Werte bedeutet, ist nach Ruppscher Berechnung: Notenverschiebung i bedeutet kaum eine brauchbare Korrelation, 0-5 ist gute Korrelation, r6 stellt eine völlig entgegengesetzte Beziehung dar.1) In den letzten zwei Jahrzehnten sind eine Fülle von Korrelationsuntersuchungen entstanden, die unter verschiedenen Gesichtspunkten vorgenommen wurden. So hat man einzelne beliebige psychische Funktionen auf ihre Korrelation hin geprüft, um auf diese zufällige Weise nicht vorausgesehene Zusammenhänge aufzudecken. (Musikalische Fähigkeit und Mathematik.) Ferner wurden Funktionen geprüft, zwischen denen man schon auf Grund der Erfahrung einen gewissen Zusammenhang vermuten konnte, wie Gedächtnis und Intelligenz, oder wo man einen Zusammenhang nicht vermutete, wie Intelligenz und Handfertigkeit. (Handund Kopfarbeit.) Weiter hat man verschiedene Merkmale einer bestimmten Funktion untereinander korreliert, so Umfang, Güte und Dauerhaftigkeit des Gedächtnisses. Endlich wurde auch der Korrelationsgrad der einzelnen Funktionen, die den B e r e i c h einer Eigenschaft ausmachen, untersucht. Es besteht z. B. eine Korrelation zwischen Gedächtnis für Zahlen und demjenigen für Personen, Sachen, Formen, Farben usw. Alle diese vielen Untersuchungen haben jedoch die anfangs gehegten Hoffnungen bezüglich des Ergebnisses nicht erfüllt, wohl aus dem Grunde, weil die Leistungsprüfungen, auf Grund deren die Korrelationsberechnungen angestellt wurden, nicht ganz den wissenschaftlichen Methoden entsprachen. 2 ) M e u m a n n 3 ) sagt richtig, »es bedarf stets ') In bezug auf die Berechnungsweise, mittels welcher sie gewonnen wurde, verweisen wir auf den Aufsatz: Rupp, Untersuchung zur LehrlingsprUfung bei Siemens-Schuckert, Berlin. PsteZ. 1 (1), S. 15—16. *) Sehr instruktiv ist in dieser Beziehung eine Polemik, auf die hier verwiesen wird, zwischen Giese-Jaederholm. Siehe G i e s e, Korrelationen psychischer Funktionen. ZangPs., Bd. 10 (1915) und J a e d e r h o l m , Uber sog. Korrelationsrechnerei; ibid. Bd. 11 (1916). Siehe auch Huth, Zur Kritik der psychologischen Maßmethoden. BhZangPs. Nr. 29 und Th. Z i e h e n , Über das Wesen der Beanlagung. PdMa. Nr. 683, 1918. s) E. M e u m a n n : Abriß der exper. Pädagogik, Leipzig 1914, S. 225.



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eines eindringenden psychologischen Nachweises über die H e r k u n f t solcher zahlenmäßigen Beziehungen, sonst artet sie in sinnlose Zahlenspielerei aus.« Auch fehlt bisher eine großzügig angelegte Arbeit auf diesem Gebiete und es mangelt an einer Zusammenstellung der in jüngster Zeit berechneten Korrelationen, die aus praktischen Eignungsprüfungen gewonnen wurden. (Über den Korrelationskoeffizient als Zeichen der Zuverlässigkeit einer Methode wird an anderer Stelle gesprochen werden.) Aber der Schluß wird allgemein angenommen, daß die psychischen Funktionen in einem festeren oder loseren Zusammenhang stehen, so daß sie in Struktursysteme zusammengefügt werden können. Aufgabe der weiteren Untersuchungen bleibt es, dieselben festzustellen. Wegen der Tatsache der Korrelationsbeziehung der Fähigkeiten ist eine Frage zu berücksichtigen: Wird die eine Fähigkeit nicht durch eine andere unterstützt, z. B. die Aufmerksamkeit durch das Interesse, das schwache Hören durch Aufmerksamkeit, so daß man bei der Prüfung der einen Eigenschaft eigentlich die andere mitprüft? Oder es können die Fähigkeiten einander beeinträchtigen, z. B. Gedächtnis durch schwaches Interesse, und wir werden dann durch die Prüfung das falsche Bild eines geringen Gedächtnisses erhalten ? Dieses Bedenken wurde bisher in den Berufseignungsprüfungen gar nicht in Betracht gezogen und die Fähigkeiten werden geprüft, als ob sie gar nicht miteinander in Beziehung stünden. Obwohl nach dem heutigen Stand der Korrelationslehre die festere oder losere Zusammengehörigkeit der Anlagen noch nicht festgestellt und eine Prüfung unter Berücksichtigung solcher Zusammengehörigkeit und solchen Wechselwirkens unmöglich ist, so ist es notwendig, hier darauf aufmerksam zu machen, um auf eine allgemeine Fehlerquelle der Eignungsprüfungen hinzuweisen. Durch die Korrelationsrechnung ist ein weites, uns hier näher interessierendes Problem entstanden, nämlich dasjenige der s y m p t o m a t i s c h e n Z u s a m m e n h ä n g e der Fähigkeiten, d. h. die Frage, inwiefern das Bestehen einer bestimmten Fähigkeit auf das gleichzeitige Bestehen einer zweiten Fähigkeit schließen läßt. Z. B. wenn wir bei einem Individuum einen guten Farbensinn festgestellt haben, kann man denn daraus schließen, daß bei ihm auch ein gutes Augen-

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maß vorhanden ist ? Haben wir einmal durch Untersuchungen konstatiert, daß zwischen Farbensinn und Augenmaß eine hohe Korrelation besteht, so ist es uns nun möglich, das Vorkommen einer dieser Eigenschaften als symptomatisch für das gleichzeitige Bestehen der zweiten anzusehen. Dies hat einen großen Wert in folgenden Fällen: Erstens wenn es unter Umständen schwierig ist, eine bestimmte Fähigkeit zu prüfen, und zweitens wenn es wünschenswert erscheint, das Prüfen der Fähigkeiten abzukürzen. Wenn wir wissen, daß zu einem bestimmten Beruf die Eigenschaften A B C D E F G H notwendig sind und uns die hohe Korrelation zwischen den Eigenschaften A B D F C H E G bekannt ist, so brauchen wir bloß die Eigenschaften A D C E zu prüfen und auf Grund ihres Symptomwertes auf das Vorhandensein der B F H G zu schließen. Die Korrelationsberechnung erweist sich also als ein ö k o n o m i s c h e s Mittel bei der Feststellung der Berufseignung. Aber man darf nicht aus Korrelationen weitgehende Schlüsse ziehen. Wenn wir drei Fähigkeiten geprüft haben: die musikalische A, die mathematische B, die sprachliche C, und haben festgestellt: A korreliert mit B, und B mit C, so darf daraus noch nicht der Schluß gezogen werden, daß A mit C korreliert. Oder wenn wir zwei Fähigkeiten, das Gedächtnis M und die Aufmerksamkeit N sowie die allgemeine Intelligenz I prüfen und finden: M korreliert mit I und N mit I, so steht die Summe M -(- N nicht in höherer Korrelation zu I, als M und N einzeln zu I. Auf eine wenig beachtete, aber doch wichtige Tatsache soll hier noch hingewiesen werden: Eine positive Korrelation beweist zwar das Vorhandensein eines gemeinsamen Faktors, aber bewiesen ist damit noch nicht das Fehlen eines entgegenwirkenden Faktors. Ebenso beweist die negative Korrelation zwar das Vorhandensein eines entgegenwirkenden Faktors, aber nicht das Fehlen gemeinsamer Faktoren, und der Mangel einer Korrelation beweist ebensowenig das Nichtvorhandensein oder den Mangel gemeinsamer und entgegengesetzter Faktoren.



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Mit anderen Worten: Man darf die Korrelation, da sie keine psychologische, sondern nur eine statistische Wahrheit ist, nicht ohne weiteres dazu benutzen, um Rückschlüsse psychologischer Art zu ziehen. Psychische Leistungen dürfen nicht in derselben Weise wie mathematische Größen behandelt werden. 1 ) Die Ergebnisse der Typen- und Korrelationsforschung vermochten bis jetzt keine bestimmten Grundlagen für eine »Architektonik der menschlichen Seele« zu liefern. Wir können noch kein detailliertes System eines Aufbaues der Eigenschaften und Fähigkeiten aufstellen. Neue Forschungswege einzuschlagen erscheint noch notwendig. Den einen sehe ich in einer psychologisch-psychiatrischen Kasuistik, wie sie die Fälle talentierter Geisteskranker liefern, und mit denen sich eine Reihe Psychiater, wie R e j a 2 ) , P r i n z h o r n 3 ) , T r a m er 4 ) u. a., größtenteils in den allerletzten Jahren, befaßt haben. Einen anderen in der Aufarbeitung des Materials der Psychographien unter einheitlichen Gesichtspunkten. Des weiteren in der Untersuchung des C h a r a k t e r s , resp. der korrelativen Berechnung der Charaktereigenschaften zueinander, denn die einseitige Untersuchung der Zusammenhänge der intellektuellen Fähigkeiten kann selbstverständlich zu keinen verwertbaren Ergebnissen führen. Ferner ist hier ein Weg zu erwähnen, den neulich J o n a s C o h n einschlug zur Untersuchung der einzelnen Eigenschaften, ihrer konstitutiven Bedeutung (Bedeutung des einzelnen Zuges für das GesamtSeelenleben), ihrer Größe und Stärke relativ zu anderen Per') Es sei hier auf den Streit über die Korrelation als Mittel der Prognosis hingewiesen. S. C u r t R o s e n o v , Predicting academic achievement. A Study in Probability. The Pedag. Seminary and J. of Genetic Psychology 3 3 (4), 1925, S. 628—636, auch L. L. T h u r s t o n e , Mental Tests for College Entrance JEdPs., March,

I9I9. 2

) R e j a : L'Art chez les fous. Paris 1908. ) P r i n z h o r n : Die Bildnerei der Geisteskranken. Berlin, Springer, 1922. 4 ) M. T r a m e r : Einseitig talentierte und begabte Schwachsinnige. Schweiz. Zeitschr. f. Gesundheitspflege, 4. Jahrg. 1924, und Das technische Schaffen Geisteskranker. München, Oldenbourg, 1926. 3

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sonen (komparative Bedeutung) und relativ zu anderen Eigenschaften derselben Person (reflexive Bedeutung). 1 ) Aber so unvollständig noch die Ergebnisse der Korrelations- und Typenforschung sind, so besitzen sie doch bereits eine große praktische Bedeutung, denn sie weisen darauf hin, daß eine Leistung — worauf es dem Praktiker immer ankommt — nicht ohne Zusammenhang mit anderen Leistungen betrachtet werden darf.

D. Dynamik der Fähigkeiten und Leistungen. Aus den obigen Ausführungen folgt, daß die Fähigkeiten sich nicht in einem unveränderten Nebeneinander befinden, das ja immer statischer Natur ist, sondern daß ihr Zusammensein funktionaler, also d y n a m i s c h e r Natur ist. 2 ) Wir sehen das deutlich bei den künstlerischen Begabungen, die aus einzelnen Teilfähigkeiten bestehen. Die zeichnerische Begabung kann man z. B. gedanklich in die Komponenten der Handgeschicklichkeit, des sehenden Erfassens, des visuellen Gedächtnisses usw. zerlegen; aber wenn man diese Komponenten beim Künstler einzeln prüft, so erweist sich, daß sie in ihrer ganzen Stärke eigentlich nur bei der künstlerischen Tätigkeit in Erscheinung treten. Als B i n e t die künstlerische Begabung des bekannten 20jährigen Malers Thadie Styka prüfte, überzeugte er sich, daß dieser nicht fähig war, eine gerade Linie von bestimmter Länge nach dem Gedächtnis nachzuzeichnen. 3 ) Sein visuelles Gedächtnis, auf das man aus seinen Bildern schließen mußte, trat nur während des Schaffens in Tätigkeit. Eine andere Erscheinung dynamischer Natur der Fähigkeiten bildet die K o m p e n s a t i o n der Fähigkeiten. Die tägliche Erfahrung lehrt, daß positive Charaktereigenschaften, wie Fleiß, Ausdauer, starker Wille, imstande sind, das Fehlen von Fähigkeiten auszugleichen und sie zu kompensieren, daß ferner ') J o n a s C o h n : Begriffliches zur differentiellen Psychologie ZangPs. 26 (1—2). *) Es kann natürlich nicht von einer Dynamik des Psychischen im Sinne einer Parallelerscheinung zur physikalischen gesprochen werden, sie ist nur als Bild gedacht. ') Bin e t A.: La Psychologie artistiquede Thadee Styka. AnPs. 15 (1919), P- 30.



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auch die intellektuellen und sensorischen Eigenschaften und Fähigkeiten einer solchen Kompensation zugänglich sind: Mangel an Gehörschärfe wird durch starke Aufmerksamkeit, Mangel an Gedächtnis durch leichtes Erfassen des logischen Zusammenhangs kompensiert usw. Aber es handelt sich dabei um kein einfaches Vertreten irgend einer Fähigkeit durch irgend eine andere, sondern, soweit bisher bekannt ist, müssen dieselben in einer bestimmten Beziehung zueinander stehen, so daß die eine für die andere wirksam wird. P e t e r s illustriert dies sehr anschaulich an einem Beispiel: »Wenn ich, um ein bestimmtes Getränk zu bekommen, zwei Flüssigkeiten mischen muß, und habe von der einen ein zu geringes Quantum, so ist mir damit nicht geholfen, daß ich von der anderen ein großes Quantum zur Verfügung habe. Das Plus auf der einen Seite hebt das Minus auf der anderen nicht auf, sondern steigert es nur . . . Wenn es im Reiche der Begabung eine Kompensation der Komponenten gibt, so müssen diese in ganz anderer Beziehung zueinander stehen, wie die Teile einer Mischung.« 1 ) Es muß eben eine gegenseitige Durchdringung, ein gegenseitiges Bedingen der Fähigkeiten innerhalb eines geschlossenen Ganzen angenommen werden, um diese Erscheinung zu verstehen. Die »Transmutation« der Fähigkeiten, die wir im Kapitel II erwähnten, gehört wohl zu derselben Kategorie von Erscheinungen. Die zwei konstituierenden Eigenschaften einer physikalischen Kraft: Stärke und Richtung lassen sich nicht unmittelbar, wohl aber m i t t e l b a r auch bei Fähigkeiten feststellen. Prüft man irgend eine Leistung, z. B. das Rechnen unter verschiedenen Umständen: Im Zustande der Ruhe, der Ermüdung, unter Wirkung des Alkohols, Hungers u. ä., so wird man Schwankungen der Leistungen verschiedener Art und Umfangs feststellen können. Diese D y n a m i k d e r g e i s t i g e n L e i s t u n g (von K r a e p e l i n 2 ) und seinen Schülern zuerst nachgewiesen) läßt auf eine Dynamik der geistigen Fähigkeiten schließen, deren Intensität der Auswirkung von bestimmten Bedingungen abhängig ist. Die Tatsache der sogenannten »Inkonstanz des Prüflings« (auf die wir im ') W. Pe t e r s : Begabungsprobleme. ZPdPs. 1925, 26 (1), S.20. 8 ) E. K r a e p e l i n : Der psychologische Versuch in der Psychiatrie. P s y c h o l . A r b e i t e n , hrg. v. Kraepelin. Bd. I u. f., 1896.



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Kapitel über Testmethode näher eingehen werden, und die darin besteht, d a ß der Prüfling eine und dieselbe Aufgabe innerhalb der gleichen Zeitperiode und unter denselben äußeren Bedingungen verschieden gut löst) läßt auf I n t e n s i t ä t s s c h w a n k u n g e n d e r F ä h i g k e i t e n , die ihnen anscheinend immanent sind, schließen, worüber wir jedoch nichts Näheres wissen. Kleine Rhythmen der seelischen Energie hat Othm. S t e r z i n g e r 1 ) bei Schulkindern in der Aufmerksamkeit und im Gedächtnis nachgewiesen, größere Wellen von gesteigertem Bewegungsdrang und stärkeren Gefühlserregungen wurden von A. B u s e m a n i m Laufe des dichterischen Schaffens festgestellt. (Bei Goethe hat M o e b i u s eine siebenjährige Periodizität nachgewiesen.) Die Tatsache ferner, daß Fähigkeiten, wie bereits schon erwähnt, eine Entwicklung von der Kindheit bis zum reifen Alter und eine Rückentwicklung im Alter durchmachen, m u ß ebenfalls als Ausdruck ihrer dynamischen Natur aufgefaßt werden. Die Richtung einer Fähigkeit liegt in der Leistung, welche durch die Natur der Fähigkeit vorgezeichnet ist: Zur zeichnerischen Fähigkeit gehört so das Zeichnen, zur musikalischen das Musizieren. Beobachtungen zeigten jedoch, d a ß die Fähigkeit, um sich spontan zu äußern, entweder einen bestimmten Grad erreichen m u ß (man sagt d a n n : das Talent hat sich vermöge seiner Stärke offenbart) oder sie muß mit dem Faktor der Neigung, des Interesses, der Eitelkeit verquickt sein, um sich auch bei schwacher Intensität durchsetzen zu können, wie wir es im Falle des sogenannten Dilettantismus in der Kunst, in der Graphomanie u. ä. sehen. Auch darin zeigt sich die dynamische Natur der Fähigkeiten.

III. Die psychologische Untersuchung der Berufsarbeit. W i e wir bereits oben angeführt haben, wurden die Eignungsprüfungen von zwei Seiten in Angriff genommen: Von der rein s o z i a l e n , indem man festzustellen versuchte, für welchen der vielen bestehenden Berufe das betreffende Individuum die beste E i g n u n g besitzt, und von der rein ') S t e r z i n g e r O.: Rhythmen der seelischen Energie. Z. f . Menschenkunde

3 (l), 1927.



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w i r t s c h a f t l i c h e n Seite, indem man versucht hat zu prüfen, ob das betreffende Individuum zu einem ganz bestimmten Berufe (sagen wir Schlosser) paßt. Im ersten Falle handelt es sich darum, das Individuum in der ganzen Vielseitigkeit und Stärke seiner Eigenschaften zu erkennen und dann je nach Feststellung der Fähigkeit dem Betreffenden den Rat zu geben, einen dieser Fähigkeit am meisten entsprechenden Beruf zu ergreifen. (Z. B. bei starken zeichnerischen Fähigkeiten den Zeichnerberuf.) Man b e r ä t also die Person, weshalb diese Art Prüfung die B e r u f s b e r a t u n g (oder Berufsauslese) genannt wird. (Bei den romanischen Völkern » o r i e n t a t i o n p r o f e s s i o n n e l l e « — berufliche Orientierung, bei den anglosächsischen »vocational guidance« genannt.) In dem zweiten Falle gilt es gar nicht, die betreffende Person in der Gesamtheit ihrer Eigenschaften und Fähigkeiten zu erfassen (eine Allgemein- oder Volldiagnose zu stellen), sondern nur eine bestimmte Seite des Individuums zu erkennen : Besitzt es die Fähigkeiten, die z. B. ein Schlosserberuf erfordert, oder nicht? Besitzt der Geprüfte sie, dann wird er in den Beruf eingeführt, besitzt er sie nicht, so kann er seine Eignung für einen anderen Beruf, z. B. des Schusters, prüfen lassen — das ist schon seine Sache. Diese Art Prüfung heißt P e r s o n e n a u s l e s e (franz. »sélection professionnelle«, engl, »vocational selection«), weil sie an vielen Individuen gleichzeitig vorgenommen wird, um die bestgeeignetsten von ihnen auszulesen. Wir können diese zwei Prüfungsvorgänge etwa folgendermaßen darstellen : Individuum x

Beruf x

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a, b, c, d, e, f, g

a, b, c, d, e, f, g

Berufe Von Berufen a, b, c, d p a ß t b am besten für das Individuum x (Berufsauslese)

Individuen Von Individuen a, b, c, d, e, f, g paßt b am besten für Beruf x (Personenauslese oder Konkurrenzauslese)

B a u m g a r t e n , Die Berufselgnungsprüfungen.

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Bei diesen beiden Verfahren ist es, wie leicht zu ersehen, notwendig zu wissen: i. Welche Forderungen jeder Beruf an die psychophysische Beschaffenheit des Menschen stellt, d. h. mit anderen Worten, man muß den Beruf kennen, um im klaren zu sein, was für Eigenschaften zu seiner Ausübung erforderlich sind. 2. Man muß bei dem betreffenden Individuum das Vorhandensein der notwendigen Eigenschaften für diesen Beruf feststellen können. Es gibt daher sowohl für die Berufsberatung wie für die berufliche Auslese zwei große Aufgaben: 1. Den Beruf zu erkennen (psychologische Berufskunde). 2. Den Menschen zu erkennen (Menschen- oder spezielle Eigenschaftskunde). Von diesen Kenntnissen machen jedoch die Berufs- und die Personenauslese infolge ihrer verschiedenen Ziele verschiedenen Gebrauch in der Praxis. Wir beschränken uns in der vorliegenden Arbeit auf die Personenauslese und werden uns ihren beiden Aufgaben zuwenden, um zu sehen, wie ihre Lösung versucht wurde. 1. Definition der Berufsarbeit. Auf die Untersuchung der Berufsarbeit ist der nicht eindeutige Begriff des Berufs von Einfluß, da sie sich, je nachdem man diesen Begriff weiter oder enger faßt, auf alle oder nur auf bestimmte menschliche Betätigungen erstreckt. Ursprünglich besaß das Wort »Beruf« eine ideale Bedeutung — man verstand darunter eine dauernde (lebenslängliche) Ausführung einer Arbeit um ihrer selbst willen, »aus Liebe zur Arbeit«, aus »Lust an der Tätigkeit«, welche nach dem Gebot einer inneren Stimme (»Berufung«), unter dem Zwange der eigenen Natur ergriffen wurde. Der Beruf bildete auf diese Weise Ziel und Inhalt des Lebens, war »Lebensaufgabe«. In diesem Sinn üben noch heute hauptsächlich Dichter, Künstler, Gelehrte ihren Beruf aus. Infolge der Differenzierung der menschlichen Arbeit und durch die Arbeitsteilung in Industrie und Gewerbe haben sich zahlreiche Arbeitsweisen ausgebildet, deren Ausübung Unlustgefühle hervorruft, die aber aus der Notwendigkeit der Lebensfristung ebenfalls dauernd ausgeführt werden, so daß

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das Kriterium »Lust an der Arbeit« für die Definition des Berufes hinfällig wurde. Der Beruf wird nun als »wirtschaftliche Tätigkeit zur Beschaffung eines Lebensunterhalts« 1 ) definiert. Die innere Beziehung zur Arbeit wird auf diese Weise aufgehoben und es konnte in der F o l g e jede Erwerbsarbeit, jede systematisch ausgeführte Tätigkeit als Beruf aufgefaßt werden. In diesem Sinne wird auch in der vorliegenden Schrift der Beruf verstanden. V o m arbeitstechnischen Standpunkt aus kann man den Beruf als d i e G e s a m t h e i t d u r c h A n l e r n u n g b e l i e biger Art erworbener spezieller Fertigkeiten bezeichnen. W i r können in Anlehnung an K i t s o n drei verschiedene Arten solcher Gesamtheiten oder Berufsarten unterscheiden: 1 . B e r u f s f a c h (vocation), worunter man die Ausführung einer in sich geschlossenen Reihe von komplexen Arbeitsleistungen verstehen soll. (Z. B . akademischer Beruf, Handel und Gewerbe als Beruf.) 2. S p e z i a l f a c h (occupation), d . h . eine jede Beschäftigung innerhalb eines Berufes. (Z. B . verschiedene Arbeitsarten in einem Bureau.) 3. S t ü c k a r b e i t (job) ist die Ausführung einzelner Arbeitsverriehtungen an einer Maschine oder bei der Herstellung eines Produktes. Eine jede Berufsarbeit läßt sich von verschiedenen Gesichtspunkten aus untersuchen: Vom rein wirtschaftlichen Standpunkt, d. h. der ökonomischen Notwendigkeit und dem E r t r a g e ; man kann den technischen Arbeitsvorgang als solchen, die Bewegungen, die zur Verrichtung der Arbeit notwendig sind, die Zeit, die dazu verwendet wird (sogenannte Zeit- und Bewegungsstudien) einer besonderen Unter') V g l . die Artikel »Beruf« im »Wörterbuch der Volkswirtschaft« und in C o n r a d s »Handbuch der Sozialwissenschaft«. E s heißt hier: »Beruf vom volkswirtschaftlichen Standpunkt aus bedeutet die Zugehörigkeit einer Person zu einem der Arbeitszweige, in die sich das Erwerbsleben der Bevölkerung teilt. (Bd. I., S . 7 9 7 Art. Beruf und Berufsstatistik.) Siehe auch K . D u n k m a n n , Die Lehre vom Beruf. E i n e Einführung in die Geschichte und Soziologie des Berufes. Berlin, Trowitzsch, 1922. 6*

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suchung unterziehen; man kann die Wirkung der Arbeit auf die Gesundheit, auf die Lebensdauer der Arbeiter erörtern. All diese Faktoren sind einer o b j e k t i v e n Untersuchung zugänglich. Die uns hier interessierende Untersuchung der Berufsarbeit bezieht sich auf die verschiedenen Anforderungen, die die Arbeit an den menschlichen G e i s t stellt, auf die Feststellung derjenigen geistigen Eigenschaften, welche von einer bestimmten Berufsarbeit in Anspruch genommen werden, ferner derjenigen psychischen Mittel, deren sich der Arbeiter bedient, um die Arbeit zu vollbringen. Es handelt sich also um die Inanspruchnahme sowohl des Intellekts bei Verrichtung einer Arbeit, als auch der Gefühle, was einer o b j e k t i v e n Feststellung schwer zugänglich ist. Und zwar sowohl aus Mangel an Methoden, psychische Erscheinungen nach ihrer Stärke und Menge zu messen, als auch anderseits infolge der Schwierigkeit, das subjektiv Erlebte zum Ausdruck zu bringen. Trotz dieser Schwierigkeit wurde von verschiedenen Seiten versucht, die Berufsarbeit von der psychologischen Seite her zu erforschen und so eine differentielle Berufskunde zu schaffen. Der zurzeit allgemein beschrittene Weg zerlegt die Berufsarbeit in einzelne Berufsvorgänge und stellt auf diese Weise die in einem Beruf vorkommenden Tätigkeiten fest, um ihnen dann die erforderlichen Fähigkeiten oder Eigenschaften zuzuordnen, z. B. man zerlegt die Arbeit der Telephonistin in einzelne Leistungen: Die zugerufene Zahl richtig zu verstehen, zu behalten, schnell das richtige Loch zu lokalisieren und die gewünschte Verbindung herzustellen. Die zugeordneten psychischen Fähigkeiten wären demnach gutes Gehör, Gedächtnis, schnelle und richtige Bewegungsausführung. Diese Ermittlung der psychischen Eigenschaften, welche ein Beruf erfordert, bildet somit eine q u a l i t a t i v e psychologische Analyse des Berufes. Nun wurde aber von manchem Psychologen bezweifelt, ob eine solche Zergliederung der Berufstätigkeit überhaupt möglich, und wenn möglich, ob sie für alle Fälle richtig und zweckmäßig sei. W i l l i a m S t e r n macht darauf aufmerksam, daß die »wirkliche Berufsleistung, auch die scheinbar einfachste, stets eine besondere S t r u k t u r hat,

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worin die Einzelfunktion als unselbständiges Gebilde eingeschmolzen ist. E s ist a priori weder zu bestimmen, welcher Bedeutungsakzent dem psychischen Einzelelement innerhalb der gestalteten Struktur der Leistung zukommt, noch ob nicht durch reine Einschmelzung in die Struktur das Element wesentlich modifiziert wird, so daß das Ergebnis seiner isolierten Prüfung nicht ohne weiteres auf die komplexe Leistung des Lebens angewendet werden darf«. 1 ) In Anbetracht solcher Erwägungen wird von Stern ein zweifaches Verfahren zur Untersuchung der Berufstätigkeit nach ihrer psychologischen Seite unterschieden: das Verfahren nach M o s a i k - und nach S t r u k t u r p r i n z i p . Das erste wird versuchen, die Berufstätigkeit in ihre Funktionen zu zerlegen uud die psychischen Faktoren einer jeden einzelnen Funktion herauszuheben; das zweite wird die Berufsleistung als G a n z e s zu erfassen suchen. Sterns Bedenken sind im Prinzip richtig. Die psychologische Analyse kann zwar die Elemente aus dem Bewußtseinsganzen abstrahieren, aber nicht herauslösen. Eine psychische Eigenschaft, wie z. B . die Aufmerksamkeit wird durch ein Herausanalysieren in ihrer spezifischen Bedeutung für die Berufsleistungen, z. B . eines Fliegers, eines Personalaufsehers, eines Gelehrten nicht erkannt werden können. Außerdem ist die Zahl der psychischen Fähigkeiten, die wir zurzeit kennen, j a nicht g r o ß ; ein und dieselbe Fähigkeit ist bei der Ausübung verschiedenartigster Berufe in verschiedenem Grade und verschiedener Art mitbeteiligt. Die Analyse wird auch diese quantitative und qualitative Beteiligung derselben Eigenschaft in Zusammenhängen, wo die Fähigkeiten verschieden stark ineinandergreifen, nicht erfassen köhnen. Man muß auch noch eins in Betracht ziehen, nämlich daß viele Berufsarbeiten infolge der Arbeitsteilung unkomplizierte Verrichtungen, j a zuweilen nur eine Reihe von Griffen darstellen. Wollte man die Eignung für eine solche Arbeitsverrichtung nach dem Strukturprinzip prüfen, so müßte die Prüfung eine Wiederholung der Arbeit selbst sein. Die Psychotechnik sucht jedoch gerade diese Art Prüfungen zu vermeiden, denn sie hat j a nur dann eine Berechtigung, ') Richtlinien f. d. Methodik der psycholog. Praxis, Nr. 29, S. 7.

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wenn sie außerhalb des Betriebes, mit ihren eigenen Mitteln Eignungen feststellt. Aus diesem Grunde wird r denn auch der W e g der A n a l y s e d e r B e r u f e vorgezogen, da er eine Vereinfachung der Prüfung vieler Berufsverrichtungen gestattet. Dieses Vorgehen wurde verallgemeinert und so sehen wir, daß alle bisherigen Untersuchungen über den Beruf nach der Richtung der Analyse gehen, und es wird wohl nicht leicht sein, sie von dieser Bahn abzubringen. Wenn aber dieser W e g aus dem oben genannten Grunde auch anerkannt wird, so darf von den Berufspsychologen nicht vergessen werden: was durch solche Vereinfachung mittels einer Berufsanalyse praktisch gewonnen wird, geht an psychologischer Wahrheit verloren. Wohl aus einer ähnlichen E r w ä g u n g heraus macht O. L i p m a n n 1 ) Einwände gegen eine detaillierte und tiefgreifende Analyse des Berufes. Er hält es für unrichtig, die Berufsanalyse so weit zu treiben, daß man den Arbeitsvorgang in elementare psychische Funktionen zerlegt, denn je elementarer, um so weniger charakteristisch, je komplexer aber, um so bezeichnender seien sie für die betreffende Berufstätigkeit. In der Praxis wird die Einhaltung einer solchen Vorschrift unmöglich sein, denn die Grenze zwischen einer mehr oder weniger elementaren psychischen Funktion kann nicht festgesetzt werden. Meines Erachtens liegt das Übel nicht so sehr darin, daß ein Beruf zergliedert wird, sondern i. in der mangelhaften Durchführung der Analyse, 2. darin, daß man sich nicht bemüht, die wechselseitigen Beziehungen der einzelnen Funktionen festzustellen. Die Methoden der Berufsanalyse, über die wir zurzeit verfügen, lassen in jeder Beziehung viel zu wünschen übrig. W i r werden im folgenden Kapitel deren schwache Seiten hervorheben. Gegenwärtig wird also das »Mosaikprinzip« wesentlich bevorzugt, das »Strukturprinzip« nur äußerst selten benutzt, im besten Falle wird in bestimmten Berufen das eine, in den anderen dagegen das andere Prinzip angewandt. Münsterberg z. B. hat in seinen ersten Prüfungen an Telepho') L i p m a n n : Psycholog. Analyse der Arbeit, in »Atti della 3. Conferenza Internationale di Psicotecnica opplicata all' orientamento professionale,« Milano 1923, S. 42.

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nistinnen eine 4Funktionsanalyse« vorgenommen, bei Straßenbahnführern dagegen eine komplexe Leistung geprüft.

2. Klassifikation der Berufe. Die oben gegebene Definition des Berufes erlaubt gar nicht, die Zahl der Berufe festzusetzen, denn je weniger Anforderungen wir an die Bezeichnung einer Tätigkeit als Berufsarbeit stellen, desto weitere Kreise der Arbeitsverrichtung fallen unter diese Bestimmung. Im gegebenen Fall wird es die Gesamtheit aller menschlichen Betätigungen sein, deren exakte Registrierung wohl schon aus diesem Grund unmöglich sein wird, weil eine jede neue Erfindung," eine jede Ausdehnung eines Produktionszweiges, wie wir dies z. B. in der Kino- und Radioindustrie, in der Luftschiffahrt, fast täglich beobachten können, neue Berufe schafft, und bereits existierende ausmerzt. Ungeachtet dessen, ob die Zahl der Berufe nur 14.000 oder 20.000 beträgt (nach den Angaben von Statistikern, die natürlich von ganz anderen Definitionen als den unseren ausgehen) 1 ), kommt es zwecks ihrer Erforschung darauf an, die Berufe zu gruppieren, zu klassifizieren, und zwar auf psychologischer Grundlage. Die Klassifikation der Berufe ist bis zum heutigen Tage ein sehr undankbares Unternehmen geblieben, denn die Mannigfaltigkeit der Berufe macht es schwer, ein Prinzip für ihre Einteilung zu finden, das all diesen Verschiedenheiten Rechnung trägt. Für praktische Zwecke kommen übrigens ganz spezielle Gesichtspunkte in Betracht, die von wissenschaftlichen Untersuchungen nicht übernommen werden können; so wenn man die Berufe nach dem bearbeiteten Material (Metall, Holz, Stein, Textilien usw.) oder den Arbeitserzeugnissen (Kleider, Eßwaren, Hausgeräte, Schreibutensilien etc.), oder nach der Art und Zeit der zu einem Beruf notwendigen Ausbildung (höhere, mittlere, Volksschulen, Anlernen etc.) u. ä. gruppiert. Für den Ausgangspunkt derBe»Die bei den deutschen Berufsstatistiken 1007 verwendete Klassiiikation enthielt rund 14.000 Benennungen, welche in 218 Berufsarten, 26 Berufsgruppen und 6 Berufsabteilungen untergebracht waren.« — »Beruf und Berufsstatistik« in Conrads Handbuch« der Sozialwissenschaft,« 1908, Bd. I, 5, S. 797.



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rufseinteilung zum Zwecke einer Arbeiterauslese kommt nicht das Material oder Erzeugnis, sondern der M e n s c h in Betracht. Als Einteilungsprinzip wurde in erster Linie der Teil des menschlichen Körpers, der die Arbeit ausführte, gebraucht. S o ist die landläufige Einteilung der Berufe in Hand- und Kopfarbeit als Bezeichnung für körperliche (manuelle) und geistige Arbeit entstanden. J . A m a r hat noch in jüngster Zeit eine Einteilung durchgeführt, wonach die Arbeit ausgeführt wird : I. durch das Körpergewicht (Steinbrecher), 2. die Arm-, 3. die Beinmuskulatur und 4. »verschiedene Arbeiten«, wozu solche gezählt wurden, die mit der Fingermuskulatur ausgeführt werden (Schreibmaschinistin, Schneiderin etc.). 1 ) I m b e r t hat sie eingeteilt in solche, welche einen großen A u f w a n d an dynamischer Energie verlangen, und solche, die die Inanspruchnahme des Zentralnervensystems erfordern. 8 ) Für eine rein psychologische Untersuchung der Berufe sind auch solche Einteilungen nicht genügend und man hat zu diesem Zwecke psychische Faktoren als Gruppierungsprinzip vorgeschlagen. Natürlich muß dabei eine scharfe Abgrenzung der psychischen Tatsachen vorgenommen werden, da man hier leicht physiologische und psychologische Momente ineinander mengt. S o versuchte man z. B., die Berufe nach ihrer Schwierigkeit zu gruppieren, wobei man von dem ganz subjektiven Begriff der Schwierigkeit (was dem einen leicht fällt, fällt dem anderen schwer) zu dem physiologischen Begriff der Schwere der Arbeit, ausgedrückt in dem Energieverbrauch des Organismus (in Kalorien), gekommen ist. Eine solche Klassifikation finden wir bei A t w a t e r , welcher die Arbeiten in sechs Kategorien (kleine, leichte, mäßige, starke, schwere, sehr schwere), j e nach dem 24stündigen Kalorienverbrauch, ordnete ( 2 5 0 0 — 3 0 0 0 — 3 5 0 0 — 4000 — 4 5 0 0 — 5 0 0 0 Kai.), ferner b e i S l o s s e u. M a x w e i l e r, 3 ) welche eine Dreiteilung ') J. A m a r : Le Moteur humain et les bases scientifiques du travail professionnel, Paris, Dunod 1923, S. 565. 2 ) I m b e r t A : Tableau des professions qui appellent des recherches physiologiques et nature de ces recherches (Rapport à la commission de l'étude du travail. Ministère du travail, 1913). 3 ) A. S 1 o s s e und E. W a x w e i l e r : Enquête sur l'alimentation de 1065 ouvriers belges. Paris 1910, S. 57 ff.

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8

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dieser Art vornahmen (mäßige, schwere, sehr schwere Arbeit ( 2 4 5 0 — 3 0 0 0 , 3 4 0 0 — 3 8 0 0 , 4 0 5 0 — 5 3 0 0 Kai.) und bei 81 Berufen durchführten. Für eine rein psychologische Klassifikation kommt jedoch nur ein rein p s y c h i s c h e s Merkmal als Einteilungsprinzip in Frage. Einige Versuche dieser Art existieren schon, indem man die Berufe einteilte nach der Art, wie ein bestimmter psychischer Faktor, den man als den wichtigsten betrachtet, sich bei den beruflichen Arbeiten auswirkt. Nehmen wir den W i l l e n als solchen Faktor an, so lassen sich Berufe einteilen in a u t o m a t i s c h e , bei denen die Willensimpulse ganz entbehrlich sind, da die Arbeit immer in derselben Art ausgeführt werden muß (Arbeitsverrichtungen an Maschinen), in p a s s i v e , bei welchen zwar die Arbeit nicht in gleichförmiger Art, aber genau nach fremdem Willen verrichtet werden muß (Schreibmaschinenarbeit, Tätigkeit der niederen Beamtenschaft u. ä.), in s e l b s t ä n d i g e , wo die Arbeit in das Ermessen und den Willen des Berufstätigen fällt, welcher weitere und engere Grenzen ziehen kann (Lehrer, Rechtsanwalt, Arzt), die s c h ö p f e r i s c h e , bei welcher die ganze Arbeit vom Arbeitenden selbst erdacht, ersonnen, im Geist aufgebaut ist, so daß er nach seinem Willen, seinem »inneren« Modell schafft. Einteilungen dieser Art, wobei nur e i n e bestimmte psychische Eigenschaft oder Fähigkeit zum Einteilungsprinzip wird, sind nicht neu. G u t t m a n n hat eine Zusammenstellung von Berufen, die einen guten Farbensinn erfordern, vorgenommen. 1 ) R a d z i e j e w s k i teilte die Berufe in Gruppen j e nach dem G r a d der erforderlichen Sehschärfe 2 ), S t r u m i l i n j e nach der dynamischen Beanspruchung der Arbeit in 1 . Berufe, die m o t o r i s c h e Arbeit benötigen, wobei der Mensch als b e w e g e n d e Kraft auftritt (Lastträger, Steinhauer, Pflüger), 2. Berufe, bei denen die G e s c h i c k l i c h k e i t die Hauptrolle spielt (Handwerker), 3. Berufe, in denen die g e i s t i g e Arbeit das wichtigste ist ( o r g a n i s i e ') G u t t m a n n A.: Berufswahl. Umschau, 2 ) Radziejewski in: Sommerfeld, Jafle, Hamburg, Agentur des

Die Bedeutung des Farbensinnes für die 1912. M.: Berufsarten nach Sehschärfen geordnet Sauer, »Wegweiser für die Berufswahl.« Rauhen Hauses.



go



r e n d e Arbeit), w o b e i die F ä h i g k e i t z u denken und selbständige F o l g e r u n g e n zu ziehen die Hauptsache bildet. 1 ) A b e r j e d e Systematik der Berufe, w e l c h e sich auf nur e i n e Eigenschaft aufbaut, ist willkürlich und einseitig, da sie den mannigfachen Seiten der Berufe nicht gerecht wird. Eine Erweiterung dieser A r t Einteilung der Berufe, indem man nicht eine, sondern m e h r e r e Eigenschaften in Betracht zieht, bildet die Klassifikation von P i o r k o w s k i sowie eine weiter durchgebildete und durchdachte von Lipmann. P i o r k o w s k i hat die Berufe nach M a ß g a b e der psychischen Fähigkeiten, w e l c h e bei A u s ü b u n g der Arbeit betätigt werden, in z w e i Hauptgruppen eingeteilt. A. Unqualifizierte Berufe, d. h. solche, bei deren Ausü b u n g spezielle Fähigkeiten nicht erforderlich sind. Sie sind damit sozusagen außerhalb des Berufseignungsproblems gestellt. B. Berufe, für deren A u s ü b u n g g a n z bestimmte Fähigkeiten n o t w e n d i g sind. S o : x. Sogenannte »spezialisierte« Berufe, welche nur einzelne psycho-physische Funktionen, vor allem bestimmte Aufmerksamkeits- und Reaktionsformen erfordern. 2. »Mittlere« Berufe, welche nicht nur Einzelfähigkeiten, sondern ein g e w i s s e s M a ß von allgemeiner Intelligenz und eine bestimmte Kombination von psychischen Fähigkeiten bedingen, deren Entfaltung aber durch einen festgegebenen Rahmen in mechanischer W e i s e bestimmt und beschränkt wird. 3. »Höhere« 2 ) Berufe, die die F ä h i g k e i t zu selbständigen Entscheidungen, Organisieren, Disponieren, Scheiden des Wesentlichen v o m Unwesentlichen und A u f b a u e n von Neuem l ) S t r u m i l i n , S.: K woprosu o klassifikacji truda. (Zur Frage der Klassifikation der Arbeit.) Zeitschrift O r g a n i z a c i a t r u d a Nr. I, Moskau 1921. ' *) Es wäre übrigens notwendig, mit der Benennung «höhere« Berufe vollständig zu brechen und etwa dafür den Terminus »komplexer« Beruf zu gebrauchen. »Höherer« Beruf ist der Ausdruck einer Berufseinschätzung vom Gesichtspunkt eines Standes. Es sind nur höhere, bessere Stände in der Lage gewesen, ihre Kinder zu bestimmten, viel Zeit und Geld verlangenden Berufen ausbil-



gl



erfordern und die nicht mechanisch in ihrer Tätigkeit beschränkt sind. 1 ) Eine solche Einteilung kann aber nicht zu Recht bestehen, denn es existiert kein Beruf, m ö g e er auch noch so klein und nichtig erscheinen, der nicht gewisse psycho-physische Funktionen benötigt, so daß das obige Einteilungsprinzip in qualifizierte und unqualifizierte Berufe geradezu dem Grundprinzip der Berufseignungsfrage widerspricht. Ferner läßt sich eine Abgrenzung zwischen »spezialisierten« und »mittleren« Berufen in der P r a x i s schwer durchführen, da die Grenzen nicht stabil sind. 2 ) L i p m a n n spricht der F ä h i g k e i t , d i e B e r u f s t ä t i g k e i t i n d i v i d u e l l z u g e s t a l t e n , d. h. der Intelligenz und Phantasie, die dies zustande bringen, die größte Bedeutung zu und teilt die Berufe, j e nachdem sie der individuellen Gestaltung mehr oder weniger Spielraum lassen, in höhere, mittlere und niedere ein. 3 ) Die Grenzen sind aber auch hier fließend, indem der Handwerkerberuf, den er zu den »mittleren« rechnet, zum höheren gezählt werden kann, sofern der Handwerker seiner Arbeit eine individuelle Note zu verleihen vermag, während der »höhere« Beruf (z. B . ein künstlerischer) »handwerksmäßig« betrieben werden kann. Ferner teilt Lipmann die höheren Berufe in gnostische, technische und symbolisierende ein. Die g n o s t i s c h e n sind die spezifisch wissenschaftlich forschenden, in ihnen ist die psychische Tätigkeit auf E r k e n n e n der Umgebungswelt gerichtet. Bei den t e c h n i s c h e n Berufen hat die psychische Tätigkeit die Erzielung bestimmter beabsichtigter W i r k u n g e n und Änderungen zur A u f g a b e . Die » s y m b o l i s i e r e n d e n « Berufe sind die den zu lassen. Der Beruf eines Kaufmannes, dem man weit weniger Ausbildung angedeihen läßt, ist in psychologischer Hinsicht ein viel höherer Beruf, als mancher akademische (z. B. der des Bibliothekars). ') C. P i o r k o w s k i : Beiträge z. psych. Methodologie der wirtsch. Berufseignung. BhZaiigPs. Nr. II (I. Aufl.),S. 15—16. s ) Ausführlicher bin ich kritisch auf diese Einteilung eingegangen i. d. Aufs. »Einige Bemerkungen zur Frage der Berufseignungsprfg«. ZangPs. 15, (1/2), IQI9. 8 ) Psychologie der Berufe i. »Hdbch. der vergl. Psychologie« von Kafka, Bd. 2, Abt. S. 478 ff.



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künstlerischen, bei denen die psychische Tätigkeit in der Projizierung des inneren Erlebens des Künstlers mittels Symbole nach außen besteht. Weiter werden gnostische und technische Berufe nach einem gemeinsamen Prinzip in drei Gegenstandsgebiete geteilt, je nachdem man es mit S e e l e n , konkreten, insbesondere physischen D i n g e n , oder a b s t r a k t e n G e d a n k e n zu tun hat. Indem man diese Einteilung mit der Gruppierung in technische und gnostische Berufe kreuzt, erhält man sechs Berufsgruppen: gnostisch-technische (z. B. Untersuchungsrichter), gnostisch-dingliche (experimentierende Naturforscher), gnostisch-gedankliche (Wissenschaftler-»Systematiker«), technisch-seelische (Psychiater, Erzieher, Volksredner), technisch-dingliche (Ingenieur, Techniker), technischgedankliche (Wissenschaftler-» Aphoristiker«). Von einer Einteilung der »mittleren« Berufe sieht Lipmann ab, da er sie beim gegenwärtigen Stand der Wissenschaft als verfrüht betrachtet. So psychologisch fein die Unterscheidungen von Lipmann auch sind, so scheint es doch nicht zweckmäßig, die Fähigkeit, die Berufstätigkeit individuell zu gestalten, als Einteilungsprinzip zu gebrauchen. In unserer Zeit, wo man bestrebt ist, möglichst viele Berufe zu atomisieren und zu typisieren, wird diese Fähigkeit immer weniger verlangt. Dieses Einteilungsprinzip wird also den Tendenzen der modernen Wirtschaft nicht gerecht. Einen interessanten Versuch zur Klassiiikation der Berufe hat das Institut für Berufsberatung in Barcelona vorgenommen. Das Prinzip ist ebenfalls die Gruppierung verschiedener Berufe vom Standpunkt der erforderlichen Fähigkeiten aus, die den Berufen gemeinsam sind, aber man hat die »Fähigkeiten« in viel allgemeinerem Sinne genommen. Und zwar von der Tatsache ausgehend, daß jede Arbeit verlangt: I. bestimmte Kenntnisse, 2. bestimmte Wünsche oder Interessen, 3. gewisse Fähigkeiten zur Aasführung, und daß diese drei Bedingungen in engem Zusammenhang mit der Intelligenz, dem Charakter und dem Temperament der Personen stehen, wurden diese Faktoren zur Grundlage einer neuen Klassifikation gemacht. Drei Arten von Intelligenz, nämlich: 1. die abstrakte,



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2. die verbale, 3. die technische, entsprechen drei Arten der Arbeit, nämlich: 1. der vorzugsweise psychischen, 2. der psychophysischen, 3. der vorzugsweise physischen. In bezug auf den Charakter zerfallen die Berufe in drei Gruppen, abhängig davon, ob die Art der Arbeit 1. vorwiegend perzipierend, 2. vorwiegend reagierend, 3. perzipierend-reagierend ist. Den zwei Arbeitsarten, der »automatischen« und der »veränderlichen« entsprechen zwei Arten von Temperament: 1. das zu deprimierenden und 2. das zu exaltierenden Gefühlen neigende. Durch Kreuzung der den drei Intelligenzen, den drei Charakteren und den zwei Temperamenten zugeordneten Arbeitstypen ergeben sich 3 X 3 X 2 = Arbeitsformen. Die Arbeit kann demnach sein: 1. a) vorwiegend psychisch, 6) psycho-physisch, c) vorwiegend physisch; 2. a) perzipierend, b) reagierend-perzipierend, c) reagierend ; 3. ä) bestimmt oder b) veränderlich. In dieses Schema lassen sich sämtliche Berufe einordnen. Die Barcelonaer Klassifikation bedeutet einen Schritt vorwärts, da sie nicht nur intellektuelle, sondern auch Eigenschaften des C h a r a k t e r s und des T e m p e r a m e n t s als Einteilungsprinzip verwandte. E s ist dies ein Versuch, die einseitige Bevorzugung der intellektuellen Eigenschaften aufzugeben und d e m g a n z e n M e n s c h e n bei der Berufsausübung gerecht zu werden. Der Grundfehler der Klassifikation liegt in der äußersten Abstraktion der Einteilungsprinzipien, so daß sie für die Praxis wenig geeignet erscheint. Es soll nun eine Einteilung vorgeschlagen werden, die eine größere Lebensnähe besitzt. Sie geht von der Tatsache aus, daß die Auswirkung des menschlichen W i l l e n s einen der bedeutendsten Faktoren der Berufsbetätigung darstellt. Demnach wären zu unterscheiden: 1. V e r r i c h t u n g s b e r u f e , wie sie Fabrik- und Landwirtschaftsarbeiter, Handwerker und Beamte nach Anweisungen, Vorschriften, Regeln ausführen; 2. g e s t a l t e n d e B e r u f e , in welchen Handwerker einen bestimmten Grad Selbständigkeit äußern können



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[ M o d e l l s c h n e i d e r i n n e n , K u n s t g e w e r b l e r , die E n t w ü r f e m a c h e n , Blumenbinder

etc.];1)

3. l e i t e n d e ,

in w e l c h e n m a n D i s p o s i t i o n e n ,

d u n g e n trifft, die die a n d e r e n a u s z u f ü h r e n 4. E i n w i r k u n g s b e r u f e : Kaufleute, Wirkung

Verteidiger, auf

Lehrer, Richter, Verkäufer,

Leitende

Untergeordnete

Entschei-

haben;

[wobei

(Kinder,

es s i c h Beamte)

seinesgleichen (Kaufleute, das Publikum)

um

die

oder

auf

handelt];

5. s c h ö p f e r i s c h e B e r u f e : W i s s e n s c h a f t l e r , K ü n s t l e r , Erfinder,

Techniker.

D i e erste der f ü n f B e r u f s g r u p p e n l ä ß t s i c h in e i n s e i t i g e u n d v i e l s e i t i g e B e r u f s a r t e n einteilen, j e n a c h d e m es sich u m ein u n d d i e s e l b e o d e r u m m e h r e r e A r b e i t s Verrichtungen h a n d e l t , ferner in k o n s t a n t e

und v e r ä n d e r l i c h e

beitsart, d i e a u ß e r d e m n o c h in r e g e l m ä ß i g e n regelmäßigen jede

Zeitabschnitten

Gattungsarbeit

von diesen können

sechs

demnach

dieser

Gruppe

Merkmalen z. B .

erfolgen kann also

oder

kann.

Eine

mit

dreien

charakterisiert werden.

einseitige,

Arun-

veränderliche

Wir

Arbeits-

v e r r i c h t u n g e n in r e g e l m ä ß i g e n Z e i t a b s c h n i t t e n u n t e r s c h e i d e n (Postbeamte),

vielseitige, unregelmäßige

(Hausangestellte)

usw.

Arbeit

in

(Ist

die

einseitig-konstant

Zeitfolgen, so gehört sie zu den D a in den B e r u f e n sich

regelmäßigen

monotonen.)

die m e n s c h l i c h e n N e i g u n

gen

ä u ß e r n , s i c h mit D i n g e n v o n g a n z b e s t i m m t e r B e s c h a f f e n heit

zu

beschäftigen,

und

zwar

ci) mit

lebendiger

Natur (Pflanzen,Tiere, Menschen), 6)mit G e g ( v e r s c h i e d e n e n M a t e r i a l i e n , T e c h n i k , Schrift), c) tionen,

enständen Abstrak-

Gebilden des Geistes (schönen Künsten, W i s s e n -

schaften), so kann man bio-soziale, technisch-dingliche

und

abstrakte Berufe unterscheiden. Nach

den

physischen

und

geistigen

Kräften,

die m a n im B e r u f e v e r w e n d e t , g i b t e s p h y s i s c h e , p s y c h o - p h y sische, g e i s t i g e

Berufe.

') G i e s e hat ni. E. mit Recht auf sogen. »Materialgefühl« hingewiesen. Darunter versteht er die natürliche, meist unterb e w u ß t gegebene Befähigung eines Menschen, einen bestimmten (materiellen) Stoff zu gestalten und zu behandeln«. »Die Arbeitsprobe in der Psychognostik« ZangPs 2 3 (3/4), 1924.



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Nach diesen drei Einteilungsprinzipien lassen sich sämtliche Berufe charakterisieren. Für praktische Zwecke kommen noch in Betracht die V o r k e n n t n i s s e , welche die Ausübung des Berufes erfordert. Man kann demnach unterscheiden: ungelernte, angelernte, gelernte und »talentierte« Berufe, je nachdem es gar keiner, einer kurzen, einer speziellen Ausbildung oder eines spezifischen (künstlerischen) Talentes bedarf. Die obige Einteilung vermeidet die Unterscheidung von »niederen«, »mittleren« und »höheren« Berufen, die einerseits eine Bewertung enthält, die vom psychologischen Standpunkt aus unrichtig ist und zudem die sozialen Vorurteile schürt. Die Beamtentätigkeit zählt z. B. zu den mittleren Berufen, obwohl die Arbeitsverrichtung im fast automatischen Eintragen desselben Postens bestehen kann, während der »niedere« Beruf des Fabrikarbeiters dauernde Leistungen des Augenmaßes, der Handgeschicklichkeit und Aufmerksamkeit erfordert. Eine Bewertung der Berufe vom psychologischen Standpunkt aus kann nur dann erfolgen, wenn die G e s a m t h e i t der für jeden Beruf erforderlichen Eigenschaften festgestellt werden kann. Deshalb ist es nicht zweckmäßig, die Verschiedenheit der Arbeitsarten auf die Auswirkung einiger b e s t i m m t e r psychischer Eigenschaften, wie z. B. Aufmerksamkeit, Urteilen u. ä., zurückzuführen, denn die Gesamtheit der psychischen Funktionen scheint mehr, als man anfänglich vermutete, an allen Berufsleistungen beteiligt zu sein. So wird ein kleiner Händler ebenso wie ein Großkaufmann Entscheidungen fällen, organisieren, leiten müssen. Den Unterschied im Grade der Fähigkeiten, der sich dabei ausdrückt, sind wir jedoch nicht imstande zu messen, und hier liegt zweifellos einer der wunden Punkte der Berufspsychologie. Ein Klein- sowohl als ein Großkaufmann müssen die Fähigkeit der Ü b e r s i c h t besitzen, aber diese Fähigkeit ist beim einen nur auf einen kleinen Kreis von Aufgaben beschränkt, beim anderen auf einen größeren ausgedehnt. Die Feststellung eines solchen q u a n t i t a t i v e n Unterschiedes ist uns leider bisher nicht möglich. Die Klassifikation der Berufe besitzt jedoch keine so entscheidende Bedeutung für die Berufseignungsprüfungen, wie eine psychologische Untersuchung jedes einzelnen Be-

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rufes. (Ist doch eine solche Untersuchung übrigens die Grundlage einer brauchbaren Klassifikation.) E s wurden deshalb viel mehr Bemühungen in der Richtung der Untersuchung eines einzelnen Berufes unternommen und zahlreiche Methoden zu diesem Werke ausgearbeitet. Wir führen nun diese Methoden an.

3. Die Methoden der Berufsuntersuchung. A. Die Methode der freien Charakteristik. Eine der ersten zur Ermittlung eines Berufsbildes angewandten Methoden war diejenige der f r e i e n C h a r a k t e r i s t i k , welche in einer zwanglosen Schilderung der psychischen Anforderungen eines Berufes besteht. L i p m a n n hat sie zuerst angewandt. Bereits im Jahre 1 9 1 2 versandte er an die Mitglieder der Gesellschaft für Hochschulpädagogik ein Rundschreiben mit der Bitte, ihm u. a. auf die Frage »welche persönliche Eigenschaften halten Sie ausschlaggebend dafUr, daß jemand in Ihrem Berufe Hervorragendes leistet?« zu antworten, wobei die Aussagen durch Beobachtungen an sich selbst und an anderen belegt sein sollten. Die erhaltenen Antworten waren trotz manch einer feinsinnigen Charakteristik nicht genügend, 1 ) um eine psychologische Differenzierung der Berufe durchzuführen. Die freie Charakteristik ist nicht nur in hohem Maße abhängig von der Kunst zu beobachten, das Wichtige vom Nebensächlichen zu unterscheiden und Schlüsse zu ziehen, 2 ) sie ist auch nicht imstande, A n h a l t s p u n k t e z u m V e r g l e i c h zu liefern, da jeder eine besondere Seite des Berufes hervorhebt und ihm eine spezielle Bedeutung zumißt. ') Beispiele dieser Antworten können nachgelesen werden in L i p m a n n , »Psychologie der Berufe« (Handbuch der vergleichenden Psychologie, Bd. 2, Abt. 5, S. 463—467). 2 ) Sogar die Lehrer sind oft trotz langjähriger Beobachtung ihrer Schüler nicht imstande, zutreffende Charakteristiken über dieselben abzugeben. Eine heftige Debatte hierüber entstand jüngst auf dem Psychologenkongreß in München (1925) und endete zuungunsten der freien Charakteristik. Vgl. auch Hellmuth B o g e n , Zur Praxis und Organisation der psychologischen Schülerbeobachtung im Dienste der Berufsberatung. ZdPs., 21 (9, 11), S. 264-275.



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Die Methode ist aber nicht g a n z zu verwerfen. Sie kann zu einer ersten allgemeinen Orientierung über die psychischen Eigenschaften des Berufes und damit als Basis zur Aufstellung g a n z präziser Fragen für einen berufspsychologischen Fragebogen dienen. B. Die Umfrage- und die Ausfragemethode. Chronologisch die zweite Methode zur Untersuchung der Berufe war die der U m f r a g e . Um zu erfahren, welche Eigenschaften für eine bestimmte Berufsart notwendig sind (technisch ausgedrückt: zwecks Aufstellung eines Berufspsychogramms), scheint es am einfachsten, diejenigen darüber auszufragen, die in diesem Beruf tätig sind. S o wurde auch anfangs vorgegangen, aber man überzeugte sich bald, d a ß auf diese W e i s e teils unvollständige, teils unrichtige A n g a b e n gemacht wurden. Nicht immer besitzen die Berufstätigen die G a b e der Selbstbeobachtung oder der Beobachtung überhaupt; vieles kann ihnen also entgehen, anderseits können sie w e g e n Mangel an psychologischer Schulung (was j a die Regel bildet) verschiedenes falsch deuten, so können sie z. B. leicht Kombinationsgabe mit Phantasie verwechseln oder Eigenschaften, die der Schärfe der Aufmerksamkeit zuzuschreiben sind, auf das Konto der stark entwickelten Sinnesorgane buchen usf. Um diesem Übel abzuhelfen, wurde nun seitens der Psychologen eine ganze Reihe von Fragen entworfen, die der Berufstätige mit j a oder n e i n beantworten muß. Diese Fragen wecken die Aufmerksamkeit und lenken sie in ganz bestimmte Bahnen. Eine solche Frageliste, enthaltend 86 Fragen, wurde zuerst von Otto L i p m a n n im Jahre 1916 1 ) aufgestellt, im Jahre 1917 2 ) bis zu 105 Fragen vervollständigt und an verschiedene Berufsverbände, wie den der Bergarbeiter, Bäcker, Tischler etc. gesandt. E s O. L i p m a n n : »Zur psycholog. Charakteristik der mittleren Berufe. Ein methologischer Beitrag.« ZangPs. 12 (1/2), S. 101 —107. *) O. L i p m a n n : Psycholog. Berufsberatung. Ziele, Grundlagen u. Methoden., Flugschrift 12 der Zentralstelle f. Volkswohlfahrt, 1917, S. 6 - 1 5 und »Frageliste zur psycholog. Charakteristik der mittleren (kaufmännischen, handwerklichen und industriellen) Berufe«. Berlin 1918. B a u m g a r t e n , Die B e r u f s e i g n u n g s p r ü f u n g e n .

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mußte beantwortet werden, ob für eine tüchtige Berufsausübung eine Eigenschaft, z. B . die Unterscheidung rascher Geräusche erstens: unbedingt erforderlich, nur wünschenswert oder gleichgültig sei; zweitens ob sie bei der Berufsausübung stets, manchmal oder nie in F r a g e komme; drittens ob sie durch die Berufsausübung in sehr hohem Grade, in geringerem Grade oder gar nicht entwickelt und vervollkommnet werde. Die Antworten sollten nun Material für psychologische Berufsbilder liefern. Das Charakteristische an dieser Frageliste ist der Umstand, daß sie sich an Arbeiter aller Kategorien richten kann und man deshalb Berufsbilder erhalten könnte, die auf ein und denselben Eigenschaften aufgebaut sind. Leider wurden die bisher erhaltenen Antworten nicht verarbeitet, sondern sind nur in der Kaitothek des »Instituts für angewandte Psychologie« in Berlin nach folgenden Gesichtspunkten geordnet: 1 . Welche Eigenschaften erfordert ein bestimmter Beruf? 2. Für welche Berufe ist eine bestimmte Eigenschaft erforderlich ? Die L i p m a n n s c h e Frageliste wurde ins Russische 1 ) und Holländische 2 ) übersetzt und in Rußland an viele Gewerkschaften versandt; aber auch da wurden die Antworten nicht durchgearbeitet und ergaben keine scharf umrissenen Berufsbilder, was j a ihr Endziel war. Aber ein wichtiges Resultat lieferten sie doch, daß nämlich von verschiedensten Berufen immer wieder dieselben Eigenschaften als berufswichtig bezeichnet worden sind, wie z. B . Handgeschicklichkeit, Schätzen kleinerer Abstände mit dem Auge, Dauerspannung der Aufmerksamkeit, Ergänzen von lückenhaften Eindrücken usw. Die Liste war also mehr geeignet, die g e m e i n s a m e n Eigenschaften der Berufe als deren charakteristische Eigentümlichkeiten hervorzuheben. Vielleicht w a r daran der Umstand schuld, daß die F r a g e n zu detailliert waren und daher das Charakteristische eines Berufes in der Fülle ') Einmal von J. S p i e 1 r e i n in einer Sonderveröffentlichung und das zweitemal von F. B a u mg a r t e n in »Psychotechnika« (russisch) Berlin. T. I. IQ22. *) Von J a c . v a n G i n n e k e n , welcher die Lipmannsche Liste auf 131 Fragen erweitert hat »De rechte man op de rechte plaats.« Amsterdam. R. K. Boek centrale, 1918, S. 53—65.



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dieser Einzelheiten verschwand. Zweifelsohne haben jedoch bei dem im großen ganzen ungünstigen Resultat Momente mitgewirkt, die für jede berufspsychologische Frageliste in Betracht kommen. Es sind dies: i. d i e A u f l ö s u n g d e r B e r u f s t ä t i g k e i t in e i n e Reihe von einzelnen Tätigkeiten. S p r a n g e r hat den Einwand formuliert, »daß eine isolierte Untersuchung der Teilfunktionen der höheren Berufe niemals den Aufschluß über die Gesamtleistung zu geben vermag. 1 ) Der Einwand wurde von W . S t e r n auf sämtliche Berufe (wie wir oben gesehen haben) erweitert. Martha U l r i c h dagegen glaubt: »Da es nach dem heutigen Stande unserer psychologischen Kenntnisse nicht möglich ist, derartige Komplexe psychischer Gebilde durch exakte Fragestellung zu erfassen, müssen wir uns einstweilen damit begnügen, auf die elementaren Komponenten zurückzugehen und uns dabei der Hoffnung hingeben, daß, wenn erst eine größere Anzahl ausgefüllter Fragebogen vorliegt, bestimmte häufiger wiederkehrende Antworten uns auf die Spur solcher Korrelationen führen werden, die es alsdann in besonderen Untersuchungen weiter zu verfolgen gilt.« 2 ) Diese Antwort hebt richtig hervor, daß es notwendig ist, bei Mangel an Methoden die erste beste anzuwenden, um überhaupt Aufschlüsse zu erhalten, aber sie darf uns nicht über deren Unzulänglichkeit hinwegtäuschen. M a g man auch die Auflösung der Berufstätigkeit in einzelne Operationen als Notwendigkeit hinnehmen, so muß man sich doch darüber Rechenschaft geben, daß eine solche Aufteilung mehr oder weniger richtig oder geschickt vollzogen wird. Die Zerlegung einer Tätigkeit in einzelne Operationen kann rein mechanisch vorgenommen werden — wie man ein Stück Stoff in beliebige Teile zerschneidet — oder sie kann ein Herausheben der E l e m e n t e , der richtigen F u n k t i o n e n darstellen. Es hängt dies ganz vom Prinzip der Einteilung oder auch von der persönlichen Begabung des Psychologen ab. Diese Betrachtung führt uns zu einem ') Begabung und Studium, S. 74. ZangPs., 13. Bd., S. 17.

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weiteren Moment, welches die Umfragemethode der Berufsanalyse beeinträchtigen kann, zu der: 2. A u f s t e l l u n g d e r F r a g e n s e 1 b s t . Trotzdem uns das Wesen eines Berufes unbekannt oder nur ganz oberflächlich bekannt ist, stellen wir eine Reihe von Fragen in bezug auf Eigenschaften, welche nach unserer Vermutung zur Ausübung des betreffenden Berufes notwendig sind. Diese Fragen setzen demnach die Kenntnis jener Berufseigenschaften voraus, die wir eben erst erfahren wollen. Die Antworten werden sich also auf die von uns vorausgesetzten Eigenschaften beziehen, und wir sind leicht geneigt dasjenige als richtig anzusehen, was unsere Vermutungen bestätigt. Auf diese Weise werden wir jedoch von allen jenen, vielleicht wesentlichen, Eigenschaften, die wir nicht vorausgesehen haben, nichts erfahren. Zwar wird zuweilen gebeten, eine in der Liste nicht angeführte Eigenschaft, die dem Berufstätigen wichtig erscheint, in die Liste einzutragen und sie auf diese Weise zu ergänzen, aber sehr selten wird dieser Bitte Folge geleistet, da die Befragten selten fähig sind, die Analyse des Berufes vorzunehmen. Zu welchen Resultaten das führen kann, beweist folgendes Beispiel: Wenn wir eine Frageliste für den Sehriftstellerberuf aufstellen, so wird natürlich die Frage nicht fehlen, ob es einem leicht oder schwer falle, den sprachlichen Ausdruck für seine Gedanken zu finden. Viele Schriftsteller werden wohl aus Ehrgeiz die Antwort »leicht« geben und aus der Mehrheit dieser Antworten wird man als notwendige Eigenschaft für den Schriftstellerberuf das leichte Finden des sprachlichen Ausdruckes ableiten. Nun erzählen aber Biographien der großen Schriftsteller, daß ihnen gerade der sprachliche Ausdruck äußerst schwer fiel. Als Beispiel kann F l a u b e r t dienen, der sich auf vier Wochen einschloß und während der Zeit 17 Seiten schrieb und dessen »Madame Bovary« drei Jahre der Arbeit in vollster Einsamkeit beanspruchte. (Vergleiche auch Thomas M a n n ' s Ausdruck: »Der Schriftsteller ist ein Mensch, dem das Schreiben besonders schwer fällt«.) So erweist sich das Resultat eines Fragebogens als irrig und wird vielleicht gerade das Spezifische des Schriftstellerberufes nicht treffen. Das führt uns zu einer dritten Fehlerquelle der Umfragemethode:

IOI 3. D i e r i c h t i g e B e a n t w o r t u n g d e r F r a g e n . Über diesen Fehler eines jeden Fragebogens wurde bereits viel geschrieben (Ribot, Baerwald, Groethuysen) und ich gehe hier auf die bekannten Argumente (Wirkung der Suggestivfragen usw.) nicht ein, sondern beschränke mich auf die besonderen Gefahren der Fragebogenmethode bei der Berufsforschung. 1 ) Eine dieser Gefahren ist der Ehrgeiz, welcher bewirkt, daß manche Person, um den Beruf in ein besseres Licht zu stellen, das Vorhandensein einer Eigenschaft angibt, die in Wirklichkeit zur Ausübung des Berufes gar nicht notwendig ist: z. B. wird ein Buchhalter logische Funktionen oder »Verstand« und Vernunft angeben, ein Verkäufer Wahrheitsliebe, Intelligenz, Willensstärke. Dabei wird von jeder Eigenschaft mit Vorliebe der »höchste Grad« als erforderlich bezeichnet, z. B. für den Lehrer der »höchste Grad der Intelligenz«, für den Fräser das »feinste« Augenmaß usw. Diese Superlative verfälschen gänzlich das Berufsbild und es wäre, um die Eitelkeit auszuschalten, wohl zweckmäßiger, wenn in den Fragebögen nur nach den M i n d e s t a n f o r d e r u n g e n gefragt würde. Der Ehrgeiz bewirkt anderseits, daß man die notwendigen, aber nicht hoch im Ansehen stehenden Eigenschaften verschweigt (z. B. die List und Pfiffigkeit bei der im Kaufmannsberuf oft üblichen Übervorteilung usw.). Es werden deshalb in den Antworten immer nur die positiven Charaktereigenschaften angegeben. Im Resultat bekommt man auf diese Weise zuweilen eine Liste von Anforderungen auch für einen nicht hochqualifizierten Beruf, denen nur hochbegabte Menschen entsprechen können. Auf die Beantwortung der Fragen wirkt ferner auch: 4. die N e i g u n g o d e r A b n e i g u n g , die man gegenüber dem auszuübenden Berufe empfindet. Der Berufsausübende ist aus diesem Grunde selten objektiv in seinen Aussagen. Hat er gegen seinen Beruf eine Abneigung, so wird er das Anstrengende, Unangenehme in den Vordergrund stellen und vieles Tatsächliche überhaupt übersehen. ') In einer kleinen Schrift »Einige Bemerkungen zur Frage der Berufseignungsprüfungen«, ZangPs. 15 (1/2), 1919, bin ich bereits darauf eingegangen und habe hier einiges übernommen.



102



Diese Trübung des Urteils durch den oben genannten Faktor wurde bisher fast gar nicht in Betracht gezogen. 5. Beim V e r a r b e i t e n d e r A n t w o r t e n auf eine Frageliste werden gewöhnlich die am häufigsten erwähnten Eigenschaften als die berufswichtigsten angesehen. (Siehe die oben angeführte Meinung M. Ulrichs.) Dies dürfte nicht als Regel angenommen werden. Es kann gut möglich sein, daß die am häufigsten angegebene Eigenschaft einfach diejenige darstellt, welche, weil besonders augenfällig, am leichtesten festzustellen ist. Demgegenüber gibt es zweifellos Fälle, wo gerade ein mit besonderer Introspektionsbegabung ausgestatteter Berufsausübender eine Angabe macht, die zwar vielleicht einzig dasteht, aber die triftigste sein kann. Es müßte deshalb seitens des Berufspsychologen eine Kontrolle und Überprüfung der Antworten stattfinden, bevor man ein Berufsbild auf Grund einer Frageliste zu entwerfen unternimmt. Da eine solche Überprüfung bei der Umfragemethode nie stattfindet, so sind natürlich die auf Grand dieser Methode entworfenen Berufsbilder mit größter Vorsicht aufzunehmen. Dem Lipmannschen Versuch, die Eigenschaften der »mittleren« (kaufmännischen, handgewerblichen, industriellen) Berufe durch Fragelisten zu ermitteln, folgte ein Versuch Martha U l r i c h s , die »höheren« (resp. akademischen) Berufe auf dieselbe Weise zu erfassen. Er hatte aber viel weniger Erfolg (schon durch die Art der wenig geschickten Fragestellung). Die daraufhin von Psychotechnikern entworfenen Fragelisten bezogen sich nicht mehr auf ganze Kategorien von Berufen, sondern beschränkten sich auf e i n e n bestimmten Beruf. So hat Martha Ulrich einen Fragebogen zur Erforschung der für den M e d i z i n e r notwendigen Eigenschaften entworfen, ') Fontögne für einen Drucksetzer 8 ) usw. Im großen ganzen hat jedoch die Umfragemethode für die Berufserforschung keine bedeutenden Resultate geliefert, nicht zuletzt deshalb, weil die Bearbeitung der Ergebnisse oft mangelhaft ist. Durch eine methodisch durch') Psychographisches Schema für die medizinische Wissenschaft und den ärztlichen Beruf. SchrPsBeWi., Nr. 5. s ) > Projet de questionnaire pour typographes« in »L'orientation Professionnellec, Neuchätel 1921, S. 248 ff.



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gearbeitete Auswertung der Ergebnisse der Umfragemethode zeichnet sich nur die Untersuchung der für landwirtschaftliche Berufe notwendigen Eigenschaften von E r i s m a n n aus, worüber näheres im II. Teil. Vorläufig allerdings bleibt die Fragebogenmethode die einzig mögliche bei jenen Berufen, die der Psychotechniker wegen des langen Anlernens, das für sie notwendig ist, nicht durch Selbstausübung untersuchen kann. Zu diesen gehören vornehmlich die sogenannten »höheren« Berufe. Dies um so mehr, als die B e o b a c h t u n g ihrer Ausübungsweise seitens eines Außenstehenden sehr schwierig ist, denn sie stellen nicht e i n e bestimmte Form der Ausübung, sondern deren recht viele dar, da sie sich den gegebenen Fällen, die ja meistens sehr verschieden sind, anpassen müssen. Da aber die Berufsausübenden solcher höheren resp. akademischen Berufe im Selbstbeobachten geübter sind, so vermindern sich auch die Fehler in ihren Aussagen: zuweilen bringen sie sogar recht interessante Angaben. D i e A u s f r a g e m e t h o d e . Obwohl, wie oben bemerkt, die Fragebogenmethode sich für die Untersuchung der Berufe im allgemeinen nicht zweckmäßig erwies, so ist damit noch nicht über das A u s f r a g e n d e r B e r u f s a u s ü b e n d e n als eine Quelle der psychologischen Berufskenntnis das Urteil gesprochen. Die Ausfrage, besonders die mündliche, kann Anhaltspunkte für eine selbständige Untersuchung eines Berufes durch den Psychologen liefern, sie kann unter Umständen zur Überprüfung der auf andere Weise erhaltenen Resultate dienen. Man muß sich nur von den Grenzen der Zuverlässigkeit dieser Antworten Rechenschaft geben. Auch diese Methode enthält Fehlerquellen, z. B. das Notieren der Antworten übt auf die Ausfragenden einen Einfluß aus, indem die einen sich dadurch sehr geniert fühlen und wortkarg werden, die anderen dagegen sich sehr wichtig vorkommen und aus Ehrgeiz unrichtige oder »frisierte« Angaben machen. Ferner gibt es sehr oft Personen, die sich viel leichter schriftlich ausdrücken, besonders, wenn es sich um eine sie persönlich betreffende Sache handelt, als sie es mündlich zu tun vermögen. Man erhält auf diese Weise mündlich unpräzise Antworten, die zur Fälschung der Tatsachen führen können. Außer-

— 104 — dem werden die Berufsleute mit Rücksicht auf das Geschäftsgeheimnis u. ä. nicht wahrheitsgetreue Antworten erteilen (z. B . Kaufleute, die über die Art der Kundenwerbung nicht immer genau Aufschluß geben). E s hängt deshalb viel davon ab, daß der Psychologe die Kunst des Interviews versteht, um dem Ausgefragten möglichst viele und aufrichtige Angaben zu entlocken. Die Fähigkeit, ein Gespräch zu führen, die Mimik der Befragten zu beobachten, um über die Wahrheit seiner Aussagen einigermaßen Aufschluß (d. h. Übereinstimmung zwischen der zum Ausdruck kommenden Affekte und dem Inhalt der Aussage) zu erhalten, bilden die Forderungen, die man dann an den Psychotechniker stellen muß. Im allgemeinen verlangt das mündliche Ausfragen mehr persönliche Fähigkeiten von Seiten des Untersuchenden, als die schriftliche Umfragemethode — außerdem ist es rein technisch leichter, schriftlich an verschiedene Berufsausübende zu gelangen, als sie für ein längeres Gespräch (noch dazu während der Arbeitszeit) zu gewinnen. Dies sind vielleicht die Gründe, warum die Ausfragemethode bisher wenig benutzt wurde. 1 ) In den letzten Jahren ist in Amerika diese Methode viel diskutiert worden und es wurde für sie eine Lanze gebrochen. Auf der Washingtoner Konferenz über die Forschungsmethoden in industriellen Beziehungen (Conference on Research Methods in Industrial Relations), die von der be • kannten Gesellschaft »Personnel Research Federation« veranstaltet wurde, hat die Hauptreferentin Miss v a n K l e e c k die Ausfragemethode (the method of interviews) als die am meisten charakteristische in der sozialen Forschung genannt und auf sie und nicht auf die Statistik, als den Ausgangspunkt von vielen Studien, die sich auf zahlenmäßiges Material gründen, hingewiesen. Beim jetzigen Stand der Studien über den »menschlichen Faktor« in der Industrie ist diese Methode die notwendige und einzige Quelle wichtiger Auskünfte. Die Verbesserung der Ausfragemethode ist auch der bedeutendste Schritt vorwärts in der Technik der ') Ganz auf Ausfragen der Berufstätigen beruht die Untersuchung der Berufe des Versicherungsagenten und des Rsgulierungsbeamten von F. B a u m g a r t e n , S c h r P s B e Wi., Nr. 271. 29.



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sozialen Untersuchungen in der Industrie. 1 ) Miss v. Kleeck hat auch die Frage gestellt: W i e kann eine größere Zuverlässigkeit der durch Ausfragen erhaltenen Daten erzielt werden und wie können die A n g a b e n und Ergebnisse streng objektiv werden ? Trotzdem man auf dem Kongreß so manches gegen die Methode vorgebracht hat, 2 ) wurde doch ihre Wichtigkeit anerkannt.

C. Die Berufsanalyse. a) Die analytisch-summarische Schilderung. Die sich entwickelnde Berufsberatung hatte keine Zeit, die Ergebnisse einer langwierigen und mühsamen Untersuchung der Berufe abzuwarten und griff rasch zu einem anderen Mittel, um die psychischen Anforderungen eines Berufes festzustellen: dem der analytisch-summarischen Schilderung. Weniger auf Grund der unmittelbaren Beobachtung, als gestützt auf Überlegung, Abstrahieren, eigenem Gutdünken, hat man versucht, die charakteristischen psychischen Eigenschaften der Berufe herauszuheben, um eine allgemeine, kurze und eindringliche Charakteristik davon zu besitzen. Diesem Verfahren verdankt man die besonders von verschiedenen Berufsberatungsstellen und Berufsämtern (Magdeburg, Zürich, Brüssel, Boston u. a.) herausgegebenen Berufsbilder, in welchen die psychologischen Anforderungen folgendermaßen charakterisiert werden, z. B. für Buchbinder: normales Auge, Sinn für Formen und Farben, Reinlichkeit, zeichnerische Fähigkeiten (Entwerfen), besonders Fertigkeit im Freihandzeichnen und Rechnen (Kalkulieren), leichte Hand. 3 ) Für die Berufsberatung, die sich im allgemeinen noch heute auf einem niedrigen Niveau befindet, können diese Art allgemeiner Charakteristiken einen gewissen Nutzen ') M a r y v a n K l e e c k : Procedure Followed in Studying the Industrial Representation. Plan of the Colorado Fuel and Iron Company. JPerRe. 4 (4, 5), 1925, S. 151. 2 ) B o w e r s G. A.: Issues in Research Method. JBerRe. 4 (4> 5)> 1925, u. W o o d w o r t h , Psychological Experience with the Interview. JPerRe. 4 (4, 5), 1925. 3 ) Berufskundliche Unterlagen für die Berufsberatung, 2. Aufl. 1921. Hrsg. v. Landesberufsamt Sachsen-Anhalt, Magdeburg, S. 49.



io6



bringen. Für die A u s l e s e der Geeigneten zu einem Beruf ist jedoch mit solchen oberflächlichen Urteilen nichts anzufangen ; denn wollte man für einen bestimmten Beruf aus einer Gruppe von Menschen die besten auslesen, so müßte man doch möglichst viele und das Wesentliche erfassende Bedingungen haben, denen der »beste« Mann entsprechen soll. Es ist daher begreiflich, daß die Forderung nach einer mehr d e t a i l l i e r t e n und auf den Grund gehenden Kenntnis und Charakteristik des Berufes wach wurde. In Amerika, zur Zeit der in der Armee vorgenommenen Prüfungen (1917), machte sich zuerst ein solches Bedürfnis fühlbar, welchem man auch Rechnung zu tragen suchte, w i e d a s von J. J. S w a n herausgegebene: T r a d e s p e c i f i c a t i o n s and Index of P r o f e s s i o n s and T r a d e s in t h e A r m y (War Dept. Doc. 774. Office of the Adjutant General. Washington 1918) beweist. Die in der amerikanischen Kriegsindustrie beschäftigten Psychotechniker hatten bei ihrer Arbeiterauslese große Schwierigkeiten infolge der ungenügenden Untersuchung der Berufe zu überwinden und so sehen wir, wie in der amerikanischen industriellen Psychotechnik der Ruf nach einer psychologischen Berufsanalyse ertönt. »Job a n a l y s i s « ist zum Schlagwort geworden. Nicht nur einzelne Forscher, ganze Komitees, die sich zu diesem Zweck bilden, haben mannigfache Versuche unternommen, eingehende Berufsanalysen zu machen. 1 ) Wir werden nun auf einige dieser Versuche von ihrer methodologischen Seite her eingehen. b) Die empirischen Analysen. 1. Die eine Errungenschaft stellen die Verzeichnisse von solchen psychischen Eigenschaften dar, welche nach dem Ermessen ihrer Verfasser für die Ausübung sämtlicher Berufe in Betracht kommen, so daß jeder einzelne Beruf mittels einzelner Eigenschaften des Verzeichnisses charakterisiert werden kann. Einige solcher Verzeichnisse seien, hier erl) National Association of Committee on Application of Scales inlndustry. R e p o r t of Eight Annual Proceedings, New of Corporation Training).

Corporation Schools. Report of Psychological Tests and Rating C o m m i t t e e on J o b A n a l y s i s . York 1920. — (National Association



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wähnt. Das eine stammt von dem Deutsch-Amerikaner H . S c h n e i d e r und besteht in der Aufstellung von 1 6 kontrastierenden charakteristischen Merkmalen der Berufe. E s sind dies : 1. physische Kraft; physische Schwäche, 2. geistige Arbeit ; Handarbeit, 3. beständig; unstet, 4. Hausarbeit; Arbeit außer dem Haus, 5. leitende; abhängige, 6. originelle (schöpferische) Initiative; ihr Mangel, 7. enger Gesichtskreis; weiter Gesichtskreis, 8. anpassungsfähig; eigenmächtig, 9. bedachtsam (überlegend); impulsiv, 10. musikalischer Sinn; kein musikalischer Sinn, 11. Farbensinn; kein Farbensinn, 12. geistige Genauigkeit; geistige Ungenauigkeit, 13. geistige Genauigkeit ( L o g i k ) ; geistige Ungenauigkeit (Unlogik), 14. Konzentration; Zerstreutheit, 15. rasche geistige Zuordnungsfähigkeit; langsame geistige Zuordnungsfähigkeit, 16. dynamisch; statisch. Ein anderes Verzeichnis, das schon besser ausgearbeitet und durchdacht ist, stammt von dem französischen Berufsberater M a u v e z i n . E r hat 26 Eigenschaften herausgehoben und 250 Berufe daraufhin geprüft, in welchem Maße (viel, wenig, gar nicht) die betreffende Eigenschaft für den betreffenden Beruf von Wichtigkeit ist. Als Beispiel sei folgendes allgemeine Schema in bezug auf den Schlosserberuf angegeben : *) Eigenschaften und Fähigkeiten 1. 2. 3. 4.

Wuchs Kraft Gesundheit Sehen

5. Gehör 6. Lungen

Schlosser

Bureauangestellter

wenig Bedeutung gleichgültig » mittel » ohne Bedeutung gutes Sehen (kann mäßiges Sehen (kann durch Gläser korri- durch Gläser korrigiert werden) giert werden), Dunkelsehen mindestens ganz g u t e s , w e n n mögl. gutes 2 Ohren gute gleichgültig

') Mauvezin: Rose des Métiers, Seite 259, 290.

— Eigenschaften und Fähigkeiten 7.

8. 9. io. ir. 12. 13. 14.

15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26

io8

Schlosser



Bureauangestellter

gleichgültig Farbenblind- keine Farben bl. f. Rot heit Schwindel kein >> Brüche Krampfadern » starker Handkein ständiger Handgleichgültig schweiß schweiß große Frostkeine bedeutenden wenig Bedeutung beulen an den Beulen + + Händen Behendigkeit u. gleichgültig Kaltblütigkeit Aufmerksamkeit, Aufmerksamkeit Zähigkeit nötig Beobacntg., Gegutes Gedächtnis dächtnis Augenmaß schnelles HandgeschickGeschicklichkeit der nützlich Arme, Hände u. Fing, lichkeit gleichgültig wenig Bedeutung Kunstsinn gute Haltung, gleichgültig Haltung, Benehgute Manieren, T a k t und D i s k r e tion g u t e Ordnung, Ordnung, Sorgviel Sorgfalt falt s c h ö n e Handgleichgültig Handschrift schrift, Zahlen korr. s c h r e i b e n gutes RechtRechtschreiben, scnreiben, gute DarstellungsDarstellung fähigkeit oft Kenntnisse im Rechnen Rechnen u. Buchhaltung gleichgültig Raumlehre g u t e K e n n t n . nöt. g u t e K e n n t n i s s e wenig Bedeutung Linearzeichnen erforderlich Freihandzeichn. wenig Bedeutung gleichgültig m i n d e s t e n s IJahr Zeugnis der AnVorbildung S t u d i e n , d. Z e u g n . fangsschule vom Studium 14—15 Jahre Bestes Alter für 14 Jahre Anlernen Lehrzeit, beg. i. 5 Jahre 3 Jahre 13. Jahr Lehrzeit, beg. i. 3 4 Jahre 15. Jahr kein Frauenberuf? ja

+ + +

++

+



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2. Von manchen Forschern in Amerika wurde die q u a n t i t a t i v e Bestimmung der qualitativen Analyse als eine besonders wichtige Forderung der Berufsanalyse aufgestellt. Von L i g h t n e r W i t m e r , Direktor der psychologischen Klinik der Universität Pensylvania, wurde eine Liste der von jedem Beruf geforderten Eigenschaften unter dem Titel A n a l y t i c a l D i a g n o s i s C h a r t verfaßt (die übrigens von Y o u n g 1 ) und H u m p s t o n e 2 ) korrigiert wurde). Aber Witmer legt Wert darauf, diese allen Berufen gemeinsamen Eigenschaften q u a n t i t a t i v zu bestimmen, da eine und dieselbe Eigenschaft bei den einzelnen Berufen in verschiedener Ausgeprägtheit gefordert wird. E r gibt nun fünf Grade für jede Eigenschaft an, die durch Zahlen I, 2, 3, 4, 5 ausgedrückt werden (wobei I gleichgültig, 2 kaum bedeutend, 3 bedeutend, 4 von großer Wichtigkeit und 5 unerläßlich, allergrößte Wichtigkeit bezeichnet). E s wird für jede Eigenschaft die geforderte Stärke erwogen und in einem graphischen Bild in Kolonnen durch ein Kreuz eingezeichnet. Die spezifischen Eigenschaften des Berufes werden durch zwei Kreuze markiert. Die Linie, welche die einzelnen Kreuze verbindet, stellt sodann die »berufliche Psychographie« (Job Psychograph) dar. W i r geben hier die Psychographie eines Rechnungsprüfers in der Abrechnungsabteilung einer amerikanischen Untergrundbahn an 3 ). (S. Tab. S . 1 1 0 . ) W i e wir also sehen, wurde in den obigen »job analysis« ein s t a r r e r G r u n d s t o c k v o n E i g e n s c h a f t e n für eine Anzahl von Berufen aufgestellt und es handelte sich nun bei jedem Beruf um die Feststellung, welche Eigenschaften er von der bestehenden Liste benötige. E s konnte sich wie bei der Aufstellung von S c h n e i d e r um a l t e r n a t i v e Antworten handeln, bei W i t m e r auch um Bestimmung von G r a d e n der Fähigkeiten, aber letzten Endes war es nur eine ganz beschränkte, ein- für allemal festgelegte Liste. ') W. H. Y o u n g : Physical and Mental Factors involved in the Formbroad Test. P s y c h o 1 o g i c a l C l i n i c , May 15, 1919. 2 ) H . J . H u m p s t o n e : »The Analytic Diagnosis«, P s y c h o l o g i c a l C l i n i c , May 15, 1919. 3 ) M. J. V i t e i e s : Job Specifications and Diagnostic Tests of Job Competency designed for the Auditing Division of a Street Railway Co. P s y c h o l o g i c a l C l i n i c , Vol. 14, Nos. 3—4, p. 22.



IIO

— 2

7. 8. 910. 11.

12. 13-

14 15.

Energie Schnelligkeitsgrad der Energieentfaltung Ausdauer Kontrolle Koordination A. (Zuordnungsfähigkeit der feinen Muskelbewegungen) . . . . Koordination B. (Zuordnungsfähigkeit des Auges und der Muskeln) Initiative Konzentration Verteilung der Aufmerksamkeit. . . . Beständigkeit Geschwindigkeit Anpassungsfähigkeit Unterscheidungsfähigkeit a) visuelle . . • b) auditive c) taktile A Raumwahrnehmung B. Formwahmehmung Genauigkeit Gedächtnis a) visuelles b) auditives

16.

1718.

»9. 20. 21. 22. 23' 2425-

c) kinästhetisches Verständnis (Grad) Verständnis (Schnelligkeit') Beobachtung Übersicht Intelligenz (Lösung neuer Aufgaben) Intellekt (Kenntnisaufnahme) Urteilsfähigkeit Logische Analyse Sprachfähigkeit Ausführung

.

3

4

5

111

Eine solche Aufstellung, der keine gründlichen Studien vorangingen, die grob empirisch (im besten Falle) gewonnen wurde, hatte nur zur Folge, daß man die Aufmerksamkeit von einer tiefergehenden Analyse der Berufe ablenkte. Und daß es mit dem Erfolg in der Praxis nicht weit her war, beweisen die in der letzten Zeit immer wieder lauter werdenden Wünsche nach einer »guten« Berufsanalyse. 3. Die zweite Art stellen Analysen dar, die ebenfalls jeden Beruf durch eine Reihe von Eigenschaften, die sämtlichen oder einer Gruppe von Berufen eigen sind, zu charakterisieren suchen, die Eigenschaften sind jedoch nicht aus Überlegung, sondern auf Grund einer U n t e r s u c h u n g aufgestellt. Als Beispiel kann man die Berufsanalysen von L i n k anführen, der vier Grundsätze für die zweckmäßige Untersuchung einer jeden Arbeit aufstellte. Die Analyse muß nach ihm: 1. äußerst zweckmäßig aufgestellt und allgemein verständlich abgefaßt sein, 2. alle, die jedem Beruf eigenen charakteristischen Merkmale umfassen, dabei kurz und prägnant sein. Alles Überflüssige ist zu vermeiden, 3. sich einer gewissen normalen Ausdrucksweise bedienen ; die bei den verschiedenen Berufen immer wiederkehrenden Arbeitselemente müssen stets dieselbe Bezeichnung erhalten, 4. auf durchaus k o n k r e t e r Grundlage abgefaßt sein. Alle allgemeinen Bezeichnungen sind zu vermeiden. 1 ) In der Praxis ist L i n k folgendermaßen vorgegangen: In einem Bureau waren 757 Bureauangestellte, die angeblich 203 verschiedene Tätigkeiten ausübten. E s wurde nun versucht, alle diese Tätigkeiten in ihre grundlegenden Erfordernisse zu zerlegen. Zu diesem Zwecke suchte ein speziell mit dieser Aufgabe betrauter Beamter jeden Abteilungsleiter auf und bat ihn um eine genaue Beschreibung der in seiner Abteilung verrichteten Arbeiten. Damit jeder dieselben Ausdrücke gebrauche und so eine Vereinheitlichung der Beschreibung resultiere, wurde folgender Vordruck 2 ) verteilt : ') L i n k : Employment Psychology. S. 33. ) ibid., S. 61.

2

112 Bezeichnung der Tätigkeit Abteilung Merkmale

der

Klassiiikation , Bureau

Arbeit:

Handarbeit: Schreiben — Rechnen — Zeichnen — Sortieren — Expedieren. Maschinenarbeit: Maschinenschreiben: Abschriften —Statistiken —Diktate — Formulare. Stenographie: Allgemeines Diktat —Technisches Diktat — Sekretärinstelle. Rechenmaschine: Addieren — Multiplizieren — Dezimalrechnung. Verschiedenes: Geistige

Arbeit:

Ablegen: Alphabetisch — Sachlich — Nach Symbolen. Mathematik: Addieren — Multiplizieren — Dividieren — Subtrahieren — Prozentrechnung — Dezimalrechnung. Englisch: Konversation — Korrespondenz — Grammatik — Buchstabieren — Erledigung von Anfragen. Stellung: Stehen — Sitzen — Gehen. Ausbildung (in Anzahl der Jahre ausgedrückt): Volksschule — Höhere Schule — Handelsschule — Hochschule. Bisherige Erfahrungen: Allgemeine Beschreibung der Pflichten: Es ergaben sich auf diese W e i s e 203 Tätigkeiten, die, wie sich bei näherer Betrachtung erwies, nur in ihren Bezeichnungen divergierten, aber in ihren Hauptfunktionen stimmten sie in der W e i s e überein, daß man die 203 Tätigkeiten in 16 Grundfunktionen erfassen konnte. Jede solche Grundfunktion stellte »grundsätzliche Anforderungen« an den Angestellten. Dasselbe Verfahren wie bei den Bureauarbeiten wurde auch bei den Fabrikarbeiten angewandt, und zwar wurden 900 verschiedene Arbeitsarten, die von 18.000 Menschen verrichtet wurden, auf die W e i s e untersucht, daß man ihnen eine Aufstellung der F r a g e n übergab, die sie zu beantworten hatten. 1 ) ») ibid. S. 137.

— Bezeichnung

ii3



der A r b e i t :

P h y s i s c h e M e r k m a l e der

Arbeit:

1. 2. 3. 4.

Maschine Handarbeit Schwere leichte Heben Aufziehen Sitzen Gehen 5. Sauber unsauber 6. Sehschärfe usw. P s y c h i s c h e M e r k m a l e der

Anzahl mittelschwere Arbeit Klettern Stehen heiß

kalt

Arbeit:

1. Erzieherische 2. Frühere Erfahrungen 3. Kenntnisse der Landessprache: Lesen Schreiben Sprechen 4. Rechenkenntnisse: Zahlen abschreiben Addieren Subtrahieren Dividieren Bruchrechnung Verschiedenes: 1. Entgelt: a) Taglohn — Maximum — Minimum — Durchschnitt 2. 3. 4. 5.

b) Stücklohn —Maximum—Minimum—Durchschnitt Arbeitsstunden Beförderungsmöglichkeiten Zeit zur Einarbeitung eines neuen Arbeiters Kurze A n g a b e anderer wichtiger Merkmale der Arbeit

Diese Aufstellung entbehrt, wie Link selbst einsieht, des Eingehens aufs Einzelne, aufs Technische, wie es manche Fabrikarbeit fordert, sie kann jedoch trotzdem auf Basis für eine mehr detaillierte Analyse dienen; dagegen enthält sie manches, was auf den ersten Blick zu einer Arbeitsstudie nicht gehört, z. B. physische Merkmale, oder gewisse Auskünfte über die Arbeit (daß sie schmutzig sei u. ä.). Link behauptet jedoch, daß nach seinen Erfahrungen eine genaue Kenntnis aller Erfordernisse der Arbeit eine große Rolle bei ihrer Ausführung spielt. Eine große Ähnlichkeit mit dem Linkschen Verfahren hat der von P o p p e l r e u t e r unternommene Versuch, geBaumgartpn, Tie BerufäeigmingftprUfungen.

8



114



naue A r b e i t s s c h i l d e r u n g e n für Zwecke der Industrie zu schaffen. Poppelreuter behauptet, genaue Arbeitsanalysen erfordern jahrelange Mühe; um also schon jetzt Eignungsprüfungen für die Industrie vornehmen zu können, müsse man sich mit bloßen A r b e i t s b i l d e r n begnügen. Das Arbeitsbild, das zur Arbeitsanalyse sich wie eine Skizze zum Bilde verhält, » . . . besteht aus beschreibenden Festlegungen der Arbeitsverrichtungen selber, aus denen Art und Maß der beanspruchten menschlichen Tätigkeiten ersichtlich sind«. 1 ) Bei der Arbeitsanalyse handelt es sich um restlose Erfassung der e i n z e l n e n Arbeit, während beim Arbeitsbild die Sammlung v i e l e r Einzelarbeiten die Hauptsache ist. Das Arbeitsbild müsse man so entwerfen, daß sich beim Lesen die betreffende Arbeit auch vor demjenigen aufbaut, der sie nicht selber gesehen hat, oder sie nur oberflächlich auf Grund kurzer Betriebsbesichtigung kennt. Beim Arbeitsbild sollen folgende Punkte berücksichtigt werden: 1. Arbeitsort — Umgebung. 2. Körperhaltung. 3. Beschreibung der täglichen Arbeit. 4. Vorbildung, Ausbildung, Alter. 5. Betriebsarbeitsschädlichkeiten und Unannehmlichkeiten. 6. Angebot. 7. Arbeitswechsel. 8. Entlohnung. 9. Aufstieg. 10. Bisher getroffene Maßnahmen zur Begutachtung. Als Beispiel solcher Arbeitsbilder wurden diejenigen von der Hochofenarbeit veröffentlicht. 2 ) Aus den Arbeitsbildern, die auf diese Art in sämtlichen Industrien aufgenommen würden, könnte man dann ein aus *) W a l l i c h s , P o p p e l r e u t e r , A r n h o l d : Forschungsaufgaben der industriellen menschlichen Schwerarbeit. Berichte der Fachausschüsse des Vereins deutscher Eisenhuttenleute. Ausschuß für Betriebswirtschaft, Nr. 4, S. 4—5. 2 ) ibid., Anhang.



H5



allen hauptsächlichen Arbeitsbildern bestehendes »Archiv der menschlichen Arbeitsverrichtungen« zusammenstellen, auf Grund dessen man vielleicht »typische Arbeitsverrichtung« aufstellen könnte. c) Die psychotechnische Arbeitsstudie. Sind die obigen Berufsanalysen bemüht, die allen oder einer Gruppe von Berufen gemeinsamen Eigenschaften zu erfassen, so sind andere dagegen bestrebt, die für einen einzigen Beruf erforderlichen Eigenschaften festzustellen. Die psychologische Analyse eines einzelnen Berufes wird in der deutschen Fachliteratur oft »Arbeitsstudie« genannt. Unter welchen Gesichtspunkten eine solche »Arbeitsstudie« vorgenommen werden soll, darüber gibt wohl am ausführlichsten ein Aufsatz von W . M o e d e Auskunft. 1 ) Nach ihm zerfällt die experimentelle Arbeitsstudie in zwei Teile: i . in die f o r m a l e Analyse, die sich mit Zeit, Kraft und Form der Arbeit beschäftigt und die Hauptgrundlage für das Rationalisierungs- und Anlerneverfahren bildet, und 2. die mat e r i e l l e Analyse, welche die Komponentenzerlegung der Berufsanforderung zur Aufgabe hat. Jeder Handgriff ist nun auf die in ihm enthaltenen psychologischen Momente hin zu zergliedern. Die herausanalysierten Komponenten sind dann in wesentliche, berufswichtige und unwesentliche, unwichtige zu trennen, dabei sollte man die Bedeutung jeder Komponente durch eine Gewichtziffer bezeichnen. Es ist dann ferner festzustellen, inwieweit eine Funktion durch die Tätigkeit einer anderen vertreten werden kann und welche Rolle die Übungsfähigkeit im Beruf spielt. 1 ) In ihrem ganzen Umfang wurden diese Anweisungen noch niemals durchgeführt, wohl aber existieren in der deutschen psy chotechnischen Literatur sehr detaillierte Arbeitsanalysen. Wir erwähnen hier als Beispiel den Teil einer Arbeitsstudie, die von Klutke an der Telephonbedienung ausgeführt wurde: 2 ) ') W. M o e d e : Psychotechnische Arbeitsstudie, PrakPs. I (5), 1920. 2) O. K l u t k e : Beiträge zur psychotechnischen Eignungsprüfung für den Fernsprechdienst. PrakPs., 3. Jahrg., 1922, S. 95. 8*

-

B. - S c h r a n k

116

(D.



L.-System).

Zeit, in Sek. Funktion. 1. A-Platzbeamtin sagt Nummer an Zahlen auffassen. 2. A-Platzbeamtin ruft Stöpsel-Nr. Verstehen bei Störungen. zurück 3,79 Behalten der Nummer. 3. B-Beamtin ergreift den Stöpsel Sicheres Zahlengedächt4. B-Beamtin stöpselt in die Klinke nis trotz Störungen durch akustische Reize, Konzentration, räumliche Verteilung und sichere Lokalisation. Zeit, in Sek. Funktion. 1 Mehrfachhandlung auf Grund optischer Reize. 6. Beobachten der optischen Signale Aufmerksamkeit b. räumlicher Verteilung. 7. Zwischenrufe anderer A-BeamWiderstand gegen akutinnen während Vorgang 1—6 stische Störungen. 5. Trennen der Verbindungen

W i r sehen hier, wie jeder Manipulation (sorgfältig aus der Tätigkeit der Telephonistin zergliedert) eine entsprechende psychische Funktion zugeordnet wurde. A u s dem Verzeichnis aller dieser Funktionen läßt sich dann ein Bild von den notwendigen psychischen Fähigkeiten aufstellen, wie in den angegebenen Fällen, z. B. Zahlengedächtnis, Konzentration, Aufmerksamkeit auf optische Reize, gleichzeitige verschiedene Betätigung von A u g e , Ohr, Händen usw. Die vielleicht detaillierteste Analyse, die wir zur Zeit besitzen und die im Sinne Moedes durchgeführt wurde, ist diejenige des Schlosserberufes und stammt von A . F r i e d r i c h , 1 ) der auch versuchte, sie graphisch darzustellen. W i r führen die Übersichtstafel interessehalber hier an. d) Die Selbstausübungsmethode. Bei dem im vorangehenden Kapitel besprochenen Analysen ist die Berufsanalyse größtenteils auf Grund der B e o b a c h t u n g der Berufstätigkeit durch den Psychotechniker ausgeführt. Er verfügt in der R e g e l über eine disziplinierte Aufmerksamkeit, b e o b a c h t e t sorgfaltig den *) A. F r i e d r i c h : Die Analyse des Schlosserberufes. PrakPs. 3 (10), 1922.

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Außer den genannten Eigenschaften sind je nach der vorliegenden Arbeit noch i i :a berücksichtigen Auffassungsgabe — Fähigkeit des organischen Ordnens — Bewegnngsgewandhe r — lieschtckliehkeit -

EigertSäm Beeinflussung

Tafel

1.

Schlosseranalyse

1

I* WIH! \iï

lila. I ?a Eigenschaften Vorstellung von Bewegungen Vorstellung von Gleichgewichtslagen— Erkennen des Wesentlichen bei Formenunterschieden Formenkombination

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Beobachtungsfähigkeit Aufmerksamkeit (Umfang) Aufmerksamkeit, Dauerleistung auf visuelle Reize Aufmerksamkeit, Dauerleistung auf akustische Reize Zielbewußtes Verfolgen einer Handlung Reaktionsfähigkeit, rhythmische Form Reaktionsfähigkeit, arhythmische Form Reaktionsfähigkeit nach Schreckreiz Mehrfachhandlung Impulsbeherrschung Zielsicherheit Richtungssicherheit

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Gewissenhaftigkeit

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7

' sinnvolle Zusammenhänge lineare Maßgrößen Formen in Ebene und Raum Vorstellungen von Formen in Ebene und Raum Nacheinander einer Handlung (Bewegungen) Vorstellungen von Bewegungen Zahlen — Formen und Zahlen Gewichtsvorstellungen Gewichtsvorstellungen and Formen Farben Helligkeitsstufen Figuren — Temperaturzahlen — Farben Gelenkempfindungen , Gehörsempfindungen

111

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— Ermüdungsform

-

Sauberkeit



H7



Arbeitsvorgang unter verschiedenen Umständen und bei verschiedenen Personen. Sehr früh ist aber der Einwand erhoben worden, daß die sorgfältigste Beobachtung nicht im stände sei, den Arbeitsvorgang in all seinen Einzelheiten, das Spiel aller psychischen Kräfte zu erfassen, da die Unkenntnis der Berufstätigkeit zum Übersehen manch einer wichtigen psychischen Funktion führt. Durch äußere Beobachtung werden wir nicht erfahren, ob im gegebenen Moment eine stärkere Anspannung der Aufmerksamkeit, ein Willensimpuls, eine Gelenkempfindung u. a. beim Arbeitenden vorhanden sind. Ferner, wenn wir auch imstande sind, eine Berufstätigkeit in einzelne Verrichtungen zu zergliedern, so fehlt uns bisher jeder Beweis, daß einer objektiven Aufgabe auch jedesmal eine bestimmte subjektive Fähigkeit entspricht. R u p p 1 ) hat darauf aufmerksam gemacht, daß objektive Aufgabe und subjektive Fähigkeit sich nicht decken. So betrifft z. B. die Aufgabe des Halbierens großer und kleiner Strecken objektiv natürlich immer die Aufgabe »des Halbierens« überhaupt. Subjektiv ist jedoch ein bedeutender Unterschied zwischen dem Halbieren einer großen und einer kleinen Strecke: Bei der kleinen Strecke kommt es wohl mehr auf simultane Betrachtung, unmittelbaren Gestalteindruck, bei großen Strecken auf sukzessive Vergleiche an. Auch kommen individuelle Differenzen vor, und es gibt Personen, die sich des einen oder des anderen Verfahrens dabei speziell bedienen. Nicht immer also kann man auf Grund der Beobachtung einer Tätigkeit auf die zu ihrer Verrichtung notwendigen psychischen Fähigkeit schließen, es bedarf einer subjektiven Analyse des Untersuchenden, die durch Aussagen anderer Berufstätiger, durch statistische Erhebungen, experimentelle Methoden u. a. erhärtet werden muß. So wurde nun die Überzeugung ausgesprochen, daß nur die S e l b s t a u s ü b u n g des Berufes durch den Psychotechniker die richtige Kenntnis von den Anforderungen des Berufes zu verschaffen vermag. L i n k hat darauf aufmerksam gemacht, daß, »falls der Psychotechniker nicht als ') R u p p : Grundsätzliches zur Eignungsprüfung. Nr. 29, S. 45.

BhZangPs.

118



Psychologe, sondern als Arbeiter im Arbeitskittel mit ernstem Wollen versucht, die Arbeit selbst zu meistern . . . , so werden die Arbeiter einem solchen Manne gegenüber gern bereit sein, die Art der Tätigkeit zu erklären und ihm auch jene kleinen Kniffe und Einzelheiten zu zeigen, die selbst dem Auge des geübtesten Beobachters so leicht entgehen«. 1 ) Andere Psychotechniker behaupteten, nur durch das e i g e n e Erleben, durch Beobachtung der Wirkungen a n s i c h s e l b s t ist es möglich, zur Kenntnis aller psychischen Anforderungen eines Berufes zu gelangen. Es wurde demzufolge von dem mit der Untersuchung des Berufes beauftragten Psychotechniker eine B e r u f s a u s ü b u n g gefordert. So hat B e n a r y seine Arbeit über Fliegerbeobachter geschrieben, nachdem er als Flieger tätig war, K 1 u t k e erlernte den Telephonistinnendienst, R i e d e l wurde Straßenbahnführer u. a. m. In der letzten Zeit hat man, besonders in Rußland, dieselbe Forderung aufgestellt, bevor man einen Beruf untersuche, ihn selbst genau zu erlernen. Im »Laboratorium für industrielle Psychotechnik« am Moskauer Volkskommissariat der Arbeit werden auf Anregung von I . S p i e l r e i n , die mit der Untersuchung eines Berufes betrauten Psychologen praktisch angelernt, wobei sie täglich ein Protokoll zu führen haben, das folgende Momente enthält: i. Eine genaue Beschreibung der Arbeit vom verflossenen Tag. 2. Aufzählen der bei der Arbeit angetroffenen Schwierigkeiten. 3. Angaben über die Erleichterung und Automatisierung im Vergleich mit den verflossenen Tagen. 4. Äußerungen über die berufliche Ermüdung. 5. Bemerkungen, die sich auf die Technik des Anlernens beziehen und solche allgemeiner Art. Auf Grund des Vergleiches der Protokolle einiger gleichzeitig in dem Berufe arbeitenden Psychologen wird erst das Berrufspsychogramm aufgestellt. 8 ) Dieses Verfahren wird von den Russen die »Arbeitsmethode« genannt; da jedoch diese Bezeichnung zu vielen Mißdeutungen führen kann (Arbeitsmethode der Arbeit), *) L i n k : Eignungspsychologie, S. 137. *) Auf Grund eines im Manuskript mir zugänglichen Berichtes von I. S p i e l r e i n über die Tätigkeit des Laboratoriums für industrielle Psychotechnik im Jahre 1923. Ferner I. S p i e l r e i n : Die Arbeitsmethode (Tradowoj metod), Moskau 1925.



119



so schlage ich dafür den Namen »Selbstausübungsmethode« vor. Ohne Zweifel ist dieses Verfahren im Prinzip ein sehr richtiges und dürfte manchen Fehler eines »Beobachtens von der Seite« vermeiden. Und was sehr wichtig ist, es kann durch die Selbstausübung die Fähigkeit in ihrer Dynamik erfaßt werden, während man sonst bei anderen Methoden die Eigenschaften in ihrer Statik wahrnimmt. Doch darf man auch diese Methode nicht ohne weiteres als absolut fehlerfrei ansehen. Unseres Erachtens sind folgende Bedenken möglich: 1. Ein Psychologe, speziell wenn er einen Auftrag erhält, kann in einen Beruf kommen, der ihm gar nicht liegt; die Anlernung und Ausübung des Berufes wird dann unter Umständen geschehen (z. B. dem der Unlust), die eine richtige Erfassung aller Momente beeinträchtigen. 2. Die Ausübung eines Berufes und das gleichzeitige Sichbeobachten schafft die bekannte Situation der Beobachtungsspaltung. Unter den Psychologen gibt es Personen, die unter diesen Umständen keine richtige Selbstbeobachtung vorzunehmen vermögen, sei es, daß sie im Bestreben, möglichst viel zu beobachten, den Beruf nicht richtig ausüben, oder dann der Berufstätigkeit sich so weit hingeben, daß die Selbstbeobachtung darunter leidet. 3. Es gibt Psychologen, die gar nicht so viel Zeit und Geduld aufbringen können, um einen Beruf wochenlang zu erlernen. Für diese eignet sich die Methode überhaupt nicht. Außerdem paßt diese Methode im allgemeinen nur für schnell erlernbare Berufe. 4. E s besteht die große Gefahr, daß ein sog. Intellektueller, wie es der Psychotechniker ist, wenn er ein guter Psychologe ist, auch »Haarspalterei« übt und auf Grund ganz anderer Eigenschaften eine Arbeit verrichtet als ein viel weniger intellektuell eingestellter und intelligenter Arbeiter. E s wird doch nicht jede Arbeit vermittels ganz bestimmter Fähigkeiten ausgeführt. E s kann also unter Umständen ein zwar vom Standpunkte des ausübenden Psychologen richtiges Bild der geistigen Anforderungen des Berufes erhalten werden, das aber nicht den vom Arbeiter benutzten Fähigkeiten entspricht und vom Standpunkt des ausübenden



120



Arbeiters f a l s c h ist. Ich überzeugte mich, wie anders z. B. das Nähen von mir und von den von mir geprüften Schneiderinnen ausgeführt wird. Deshalb glaube ich, d a ß die Selbstausübungsmethode nur A u s g a n g s p u n k t für die Anwendung anderer Methoden (wie etwa der experimentellen) sein kann. Ein Schweizer Psychotechniker, den ich darüber befragt habe, und welcher einige Jahre als Uhrmacher tätig war, erklärte, was wie ejn Paradoxon klingen mag, er habe gerade im Uhrmacherberuf, wie es sich später herausstellte, viel schlechtere Prüfungen ausgearbeitet, als in einem Beruf, den er nur auf Grund der Beobachtung kennengelernt hatte. Es scheine ihm geradezu, daß die Ausübung des Berufes s t ö r e n d auf die Erfassung seines Wesens einwirke. Ich führe diese bezeichnende Erfahrung hier als eine individuelle, nicht als Regel an, aber es werden wohl noch zahlreiche Untersuchungen seitens der Psychologen nötig sein, um sich ein endgültiges Urteil über den W e r t der Methode der Selbstausübung zu bilden. e) Die Kollektivmethode. Eine auf Selbstausübung des Berufes sich gründende Methode zur Untersuchung sogenannter höherer Berufe wurde von der russischen Pädagogin A. S. S a f r a n o w a unter dem Namen der »Zusammenarbeitsmethode der Arbeitsforschung« (oder die Kollektivmethode) angewandt. 1 ) Diese Methode besteht darin, daß auf Grund eines provisorisch aufgestellten psychographischen Schemas des Berufes ein Kollektiv von Fachleuten die einzelnen Fragen dieses Schemas bespricht, die nicht klaren Punkte einer Untersuchung (durch Beobachtung oder Experiment) unterzieht und dann das auf diese Weise gesammelte Material wieder kollektiv beurteilt. Auf diese Weise wurde in Rußland durch die Initiative von A. S. S a f r a n o w a von einer Gruppe von 1 2 — 1 5 Personen der Beruf des Taubstummenerziehers analysiert. 1 ) Der große Aufwand von Mühe und *) S a f r a n o w a A. S.: Iz opyta izuCenja truda rabotnikow prosweSüenja. Pedagogi giuchoniemych. Izd., Rabotnik Prosweäienja.



121



Zeit bei Benutzung dieser Methode wird durch die größere Unveränderlichkeit der höheren Berufe gegenüber den Berufsverrichtungen in der Industrie gerechtfertigt. D. Die experimentellen

Methoden.

Zahlreich sind die experimentellen Methoden zur Untersuchung der Berufseigenschaften, aber sehr wenig ausgebildet. Man kann unter ihnen im ganzen zwei Arten unterscheiden : die eine, welche sich nur auf spezielle und die andere, die sich auf a l l e Berufstätigkeiten bezieht. Die erstere enthält zuweilen nur V o r s c h l ä g e und Weisungen für eine Untersuchung dieser Art. Trotzdem werden die experimentellen Methoden im Gebiet der Berufsforschung zweifellos in der Zukunft eine größere Rolle spielen, als die Umfragen und analysierenden Methoden. Von den allgemeinen Methoden seien hier erwähnt: a) Die Ausfallmethode. Diese Art einer experimentellen Methode zur Untersuchung der Berufseigenschaften besteht darin, daß man die Auswirkung verschiedener psychischer Eigenschaften bei der Berufsausübung verändert, um zu sehen, welche Änderung dies in der Berufsausübung nach sich zieht. Wenn wir beispielsweise vermuten, daß die Aufmerksamkeit eine große Rolle in der Berufsausübung spielt, so versuchen wir den Arbeiter bei seiner Tätigkeit durch Gespräche, starke Geräusche usw. abzulenken, um dann seine Arbeitsleistung m i t und o h n e A b l e n k u n g zu vergleichen und Schlüsse über die Bedeutung der Konzentration für die betreffende Arbeit zu ziehen. So sagt auch M o e d e : »Man kann die Bedeutung der Sinnestüchtigkeit etwa dadurch beleuchten, daß man die Funktion einzelner Sinnesorgane erschwert oder erleichtert oder ganz ausfallen läßt. Der Handschuh wird die Tastqualität herabsetzen, Augenschluß schaltet das A u g e aus usw. Umgekehrt können wir die Tätigkeit einzelner Sinnesorgane Moskwa 1925. {Aus dem Versuch der Untersuchung der Erzieherberufe. »Die Erzieher der Taubstummen.«)



122



erleichtern, so die Sehkraft durch ein Vergrößerungsglas usw.« ') Diese Methode wurde aber von niemanden in s y s t e m a t i s c h e r Weise verwendet; R u p p gibt an, sich ihrer bei Untersuchung des Fernsprechdienstes bedient zu haben, 8 ) ohne aber" nähere Angaben darüber zu machen. b) Die Korrelationsmethode. Sehr oft wurde dagegen die Korrelationsmethode angewandt. Sie besteht darin, daß man versuchsweise eine Reihe von Eigenschaften für den betreffenden Beruf als wichtig annimmt, die Versuchspersonen auf diese Eigenschaften prüft und die Ergebnisse der Prüfungen mit dem Erfolg der Prüflinge in der Praxis vergleicht resp. korreliert. Diejenigen Eigenschaften, die eine hohe Korrelation mit der Praxis aufweisen, werden als berufswichtig betrachtet. Auf diese Weise verfuhren die amerikanischen Psychologen bei den Armeeprüfungen, F o n t è g n e und S o 1 a r i bei den Telephonistinnenprüfungen u. a. m. Die Zahl der berufswichtigen Eigenschaften kann ferner eingeschränkt werden, wenn man die Ergebnisse der Prüfungen miteinander korreliert. Die miteinander in Zusammenhang stehenden Eigenschaften können dann auf eine kleine Zahl beschränkt werden. So hat z. B. C o u v é bei der Prüfung der Eisenbahnlehrlinge aus der Korrelation zwischen den Ergebnissen der Prüfung der Kombination, des Gedächtnisses für sinnvolle Zusammenhänge und Merkfahigkeit für Zahlen einerseits und der Gesamtheit der Proben der Intelligenz anderseits die Prüfung des Gedächtnisses für sinnvolle Zusammenhänge fortlassen können. 3 ) c) Die Fehlleistungsmethode. Bei Beobachtung der Berufstätigkeiten ist mehrfach festgestellt worden, daß bestimmte Arbeitsverrichtungen von ') M o e d e : Die psychotechnische Arbeitsstudie, PrakPs. 1 (6), 1920, S. 181. ') Hans R u p p : Grundsätzliches über Eignungsprüfungen. BZangHs. Nr. 29, S. 37. 3) R. C o u v é : Die Psychotechnik im Dienste der Deutschen Reichsbahn, Berlin, Verein deutscher Ingenieure 1925, S. 77.



123

-

allen Arbeitern mit gleicher Leichtigkeit, vom einen so gut wie vom anderen ausgeführt werden und man bezeichnet solche Tätigkeit als »leichte«, während dagegen jene anderen, die nur einer kleinen Zahl von Arbeitern gelingen, als »schwierige« Berufsaufgaben gelten, oder wie sie Rupp nennt, als »general-kritische«. Ferner bezeichnet Rupp mit »individuell-kritisch« solche Schwierigkeiten, die i n d i v i d u e l l e U n t e r s c h i e d e ergeben, Schwierigkeiten, die von dem einen (dem Geeigneten) gelöst werden, während der andere (der Ungeeignete) daran hängen bleibt. 1 ) Z . B . das »Klopfen«, d. h. das Aufnehmen nach dem Gehör beim Telegraphieren und Funken wird von manchen nie erlernt, während das »Geben« mit dem Morsetaster eine Funktion ist, die sich jeder aneignet. In Erwägung dieser Tatsache ist eine Methode der Berufsanalyse entstanden, die ich die »Fehlleistungsmethode« nennen möchte. Sie besteht darin, daß jeweilen in einem Berufe die Fehlleistungen oder die vorkommenden Unglücksfälle in ihren Ursachen untersucht werden und auf Grund ihrer Analyse Schlüsse auf die berufsnotwendigen Eigenschaften gezogen werden. Also eine Feststellung auf Grund negativer Tatsachen. Als Beispiele solcher Art Berufsuntersuchungen können wir anfuhren die vom Engländer G. A n d e r s o n 8 ) und von O. S e l z 3 ) an Fliegern durchgeführten, die Untersuchung »Fehlleistungen beim Maschinenschreiben« von W . H e i n i t z ; 4 ) ferner benutzte R. C o u v e die Unfallstatistik des Reichsverkehrsministeriums für die berufskundliche Untersuchung des Eisenbahnbetriebsdienstes 5 ) u. a. m. Zur Feststellung solcher »generell- und individuellkritischen« Berufsanforderungen kann ferner als Hilfsmittel die Untersuchung der Gründe für den B e r u f s w e c h s e l dienen. Schwache Ansätze dazu bietet die Statistik der Motive des Berufswechsels, welche auf dem 2. Pariser ') H a n s R u p p : Grundsätzliches über Eignungsprüfungen.

BhZanuPs., Nr. 29, S. 33. 2

) G . A n d e r s o n : Aeroplane accidents. Journal of the Royal Naval Medical Service. Nr. 1, 1918. •) Uber den Anteil der individuellen Eigenschaften der Flugzeugführer etc. SchriPsBeWi., Nr. 8. 4

) ZangPs.,

5

1921, Bd. 18.

) op. c. S. 21.



124



Kongreß für Arbeiterorganisation (Paris 1924) von Prof. M. A u c u y angegeben wurde, nach welcher z. B. die nicht qualifizierten Arbeiter ihre Arbeitsstätte leichter verlassen als die gelernten. d) Die Höchstleistungsmethode. Im Gegensatz zu der Fehlleistungsmethode geht diese Methode in der Weise vor, daß sie die notwendigen Berufseigenschaften mittels Untersuchung der leistungsfähigsten Personen feststellt. Welche Eigenschaften besitzen diejenigen, deren Schaffen, auf welchem Gebiete es auch sei, erfolgreich ist? Als Material dienen Monographien, biographische Notizen, Interviews und Selbstschilderungen der A r b e i t s w e i s e der großen Künstler, Gelehrten, Organisatoren, Politiker, Wirtschaftsführer u. ä. So hat z. B. B i n e t in einigen Aufsätzen über das literarische Schaffen hervorragender zeitgenössischer Dramatiker auf Grund deren Aussagen das Wesen der dramatischen Begabung zu erfassen versucht und die verschiedenen Schaffensmethoden, über die die befragten Dramatiker berichteten, erlaubten ihm, Schlüsse auf die notwendigen Eigenschaften zu ziehen. 1 ) Bedauerlicherweise existieren nur sehr wenig solche Arbeiten, die unter dem uns hier interessierenden Gesichtspunkt verfaßt wurden, obwohl ein großes Material in den Biographien, woraus man wichtige Schlüsse auf das Vorhandensein von Eigenschaften schöpferischer oder eminent leistungsfähiger Persönlichkeiten ziehen könnte, vorhanden ist. Es wurden auch Versuche unternommen, durch e x p e r i m e n t e l l e Prüfung jene Eigenschaften zu erfassen, welche die Begabung ausmachen. Einen solchen Versuch hat als erster der Pariser Psychologe T o u l o u s e an Emil Zola und dem Mathematiker Poincaré ausgeführt, indem er ihre Seh- und Hörschärfe, ihren Farbensinn, ihr Gedächtnis, ') B i n e t AI fr. : François de Curel (Notes ps.) Année psychologique I, 119—173. B i n e t et P a s s y : Etudes psychologiques sur les auteurs dramatiques Année psychol. 1 (60—118), 1895. La création littéraire. Portrait psych, de M. Paul Hervieu. Année psych. 10, 1—62, 1904. H e i d J . : Schillers Arbeitsweise auf Grund eig. Äußerungen. Diss. Gießen, 1908.



125



ihre Reaktionszeiten usw. untersuchte. 1 ) Ähnlich experimentierte Binet mit dem jungen polnischen Maler Thaddäus Styka. 2 ) In den letzten Jahren wurden besonders die Rechenkünstler, wie z. B. Inaudi und Rickle, einer eigentlichen psychologischen Prüfung ihrer Leistung unterzogen. Bei der werktätigen Arbeit kann die Höchstleistungsmethode nur auf die Weise zur Erforschung des Berufes dienen, daß man zwei Gruppen von Arbeitern, eine besonders gute und eine besonders schlechte, prüft und festzustellen sucht, welche Eigenschaften der guten Arbeitergruppe eignen, und ob sie bei den schlechten Arbeitern vorhanden sind. Findet man, daß den schlechten Arbeitern bestimmte, bei den guten bereits festgestellte Eigenschaften abgehen, so schließt man daraus, daß diese Eigenschaften es sind, welche für die beste Berufsausübung maßgebend sind. 3 ) Größtenteils wird jedoch so vorgegangen (wie es in dem »Institut d'Orientació Professional« in Barcelona der Fall war), daß der Psychotechniker eine Anzahl Eigenschaften in einer Berufstätigkeit vermutet und sodann seine Vermutung an guten und schlechten Arbeitern durch spezielle Proben nachprüft. Bestehen die guten Arbeiter die Prüfung und versagen die schlechten, so ist anzunehmen, daß die betreffenden Eigenschaften für die Erfüllung »kritischer Arbeitsverrichtungen« entscheidend sind. e) Die pathologische Methode. Von C l a p a r è d e wurde die Methode, die wir oben als Fehlleistungsmethode bezeichneten, »pathologische« Methode genannt. 4 ) Dies scheint uns nicht ganz richtig, denn eine berufliche Fehlleistung braucht nicht unbedingt durch eine psychische Störung verursacht zu sein, sie kann einfach eine Folge der mangelnden Eignung für den be') Toulouse E., Enquête médico-psych.- sur les rapports de la supériorité avec la névropathie. Paris, Flammarion, 1896. 2 ) La psychologie artistique de Thadée Styka. Année Psychol. 15. 1909. 8 ) Über diese Methode weiter unten Näheres in anderem Zusammenhang. 4 ) L'Orientation Professionnelle, Genève, Bureau Intern, du Travail. 1922, p. 23.

126

treffenden Beruf sein. Es ist zwar eine bei Laien oft verbreitete Meinung, die Fehlleistungen wären die Folge eines »psychischen Fehlers«; der Psychotechniker aber, dem aus seiner Praxis bekannt ist, wie man in dem einen Beruf versagen und in einem anderen Gutes leisten kann, wird bei Fehlleistungen oder Arbeitsunfällen so lange nicht auf die Folgen psychischer Störung schließen, bis die ärztliche Untersuchung eine solche Störung feststellt. E s kann aber eine »pathologische« Methode dann zur Untersuchung der Berufserfordernisse dienen, wenn wir eine bestimmte Tätigkeit durch einen normalen Menschen und einen geistig Kranken, bei welchem Art und Grad der Erkrankung bereits genau festgestellt ist, ausführen lassen. Die Unterschiede in Qualität, Quantität und Ausführungszeit der Arbeit werden dann den Beweis bringen, inwiefern der Verlust oder die Verzerrung bestimmter geistiger Eigenschaften auf die Güte oder Ausfuhrungsmöglichkeit der Arbeitsleistung einwirkt. Die pathologische Methode kann von zwei Standpunkten: dem rein wissenschaftlichen und dem praktischen unternommen werden. Als Beispiel der ersteren seien hier die von P r i n z h o r n 1 ) an dem künstlerischen und von M. T r a m er 4 ) am technischen Schaffen der Geisteskranken vorgenommenen Untersuchungen genannt, die, besonders die Schrift Tramers, viele Anregungen bieten. Die zweite Möglichkeit aus pathologischen Daten die Analyse des Berufes vorzunehmen, bilden die Berufskrankheiten. Sie weisen auf die psychische oder physische Mehrbelastung durch die Berufsausübung hin und gestatten auf diese Weise Schlüsse auf die Hauptanforderungen des Berufes resp. auf Anforderungen, die am schwersten zu erfüllen sind, zu ziehen. Die Gewerbehygiene und die Psychiatrie haben bereits ein reiches kasuistisches Material gesammelt, jedoch wurde es bisher fast gar nicht von den Psychotechnikern ausgebeutet. Während des Krieges schon hatte man aus sozialen Gründen den Verwundeten und Kopfschuß verletzten eine J ) P r i n z h o r n H.: Die Bildnerei der Geisteskranken. Berlin, Springer, 2. Aufl., 1922. 2 ) T r a m e r M . : Technisches Schaffen Geisteskranker. Berlin, Oldenbourg, 1926.



127

Arbeit, die den ihnen erhaltenen Kräften entspricht, zuzuweisen gesucht. Man hatte zu diesem Zweck einerseits den Grad der physischen und psychischen Einbuße, anderseits die Arbeiten, die möglichst geringe Anforderungen an die Befähigungen stellen, feststellen müssen. (Siehe die Arbeiten von Gourdon, Dijonneau, Thibaudeau, Poppelreuter und Goldstein.) Obwohl praktisch in dieser Hinsicht viel geleistet worden ist, hat sich für die Berufsanalyse jedoch ein sehr karges Ergebnis ergeben. In Amerika ist auch unabhängig von den Kriegsfolgen das Problem lebendig geworden, wie man psychisch kranke und zurückgebliebene Individuen an die industrielle Arbeit anpassen könne und die »Engineering Foundation« hat eine Eingabe an den »National Research Council« gemacht, daß man entsprechende Untersuchungen vornehmen solle. 1 ) Auch hier konnte man auf Grund der Praxis, aus der Verwendungsmöglichkeit bestimmter Arten Kranker in bestimmten Berufen, ein Verzeichnis der Anforderungen wenn nicht eines Berufes, so wenigstens einer Arbeitsverrichtung aufstellen. Die im Jahre 1920 gegründete Gesellschaft »Personnel Research Federation« (deren Organ das »Journal of Personnel Research« seit 1923 ist) hat jedoch diesem wichtigen Problem bisher keine Beachtung geschenkt. Dagegen hat theoretisch T h . S i m o n , der einstige Mitarbeiter von Binet, zuerst eine ausgezeichnete Formulierung des Problems gegeben. B i n e t und S i m o n haben bereits eine Tafel aufgestellt, worin die alltäglichen Beschäftigungen: Sichanziehen, das Zimmer fegen, Sichwaschen usw. einer Hierarchie der niederen Intelligenzgrade zugeordnet sind; z. B. besitzt ein Idiot, der nur imstande ist zu gehen, sich hinzusetzen, einen Gegenstand zu nehmen, die Intelligenz eines Normalen von o—2 Jahren; ein Imbeziller, der nur essen, sich anziehen, sein Bett machen, fegen kann, besitzt eine Intelligenzentwicklung von 2—7 Jahren, ein Schwachsinniger, der sich allein kämmt und wäscht und im Garten arbeiten kann, hat die Entwicklung von 7—9 Jahren. Simon's Vorschlag geht nun dahin, für jeden Beruf die nötige Intelligenzstufe festzustellen, um genau zu wissen, welche Berufe ') S. E l t o n M a y o : The irrational factor in Society. I (1), I923-

JPeRe.



128



z. B. einem Individuum mit dem Intelligenzgrade von z w ö l f Jahren offen stehen und welche ihm verschlossen sind. 1 ) Rein praktisch wurde diese F r a g e v o n dem »Vocational Adjustment Bureau of N e w Y o r k City« behandelt. E s werden dort Mädchen (von 15 — 2 2 Jahren) hingesandt, welche soz u s a g e n ein »Problem« bilden, d. h. unternormal sind, schlechte A n p a s s u n g s f ä h i g k e i t mit neurotischen Störungen aufweisen und die (großenteils in der Industrie) untergebracht werden müssen. In diesem Bureau wird j e d e s Mädchen mittels Terman-Intelligence-Tests auf ihre Fähigkeiten geprüft, ihr geistiges N i v e a u festgestellt; außerdem werden sie unter ärztliche B e o b a c h t u n g gestellt, w e n n ihr Verhalten es für notwendig erweist. Darauf wird sie zu verschiedenen Arbeiten gesandt. A l s Kriterium, ob sie f ä h i g sind, die betreffende Arbeit auszuführen, dient die Tatsache, d a ß sie drei Monate ohne Unterbrechung die B e s c h ä f t i g u n g auszuüben v e r m a g . A u f Grund dieses Kriteriums konnte man nach der B e o b a c h t u n g von 378 Mädchen feststellen, welches geistige N i v e a u noch für die Anstellungen verwendet werden kann. Und z w a r g e n ü g t e bei den Mädchen das Intelligenzniveau von 7 l / 2 Jahren zum Verpacken kleiner Gegenstände, die eine nachlässige Arbeit nicht vertrugen, d a g e g e n wo beim Verpacken noch ein Blatt Papier benutzt und gefaltet werden mußte, war ein Intelligenzgrad von 9 Jahren und 9 Monaten erforderlich; für Dekattieren und mit einem Zeichen versehen betrug er mindestens 10 Jahre und 5 Monate, Hutfutter annähen 9 Jahre, Knöpfe annähen 9 Jahre, Nähen von Artikeln, wie Strumpfbänder, Puderquasten 12 Jahre, Säumen g r o ß e r Stücke 18 Jahre, Flechten 14 Jahre usw. Im Jahre 1 9 1 4 haben B r i d g e s und C o l e r 2 ) berechnet: für Druckarbeiten (Minimum) ein Intelligenzniveau von 13 Jahren und 3 Monaten, für landwirtschaftliche A r b e i t e n : 11 Jahre und 10 Monate, für Schneiderarbeit: (Minimum) 7 Jahre und 6 Monate usw. Eine Durchführung dieser Idee, die erhaltenen M a ß w e r t e der Prüfungen in I n t e l l i g e n z a l t e r (mental a g e ) auszudrücken, finden w i r bei den psy') Th. S i m o n : La connaissance de l'enfant et l'orientation prof. — Orient, prof. 1921, 3 (20). s ) Minimum Intellectual Levels of Accomplishment in IndustryEmir T. B u r r , JPeRe. 3 (6), 24.



129



chologischen Untersuchungen in der amerikanischen Armee. Wir geben hier diese Tafel interessehalber wieder. 1 ) Maß werte (in Punkten)

Intelligenz alter

Maßwerte (in Punkten)

88—100

18 oder darüber

5i 50 49

87

86

85 84

83

82 81 80

79 78 77

17-5 17

16-5 161

157 I5'3 149

14-5 14-2

I3'9 136

76

13-4

70 69 68

12-8 12-5 123 12 I i *8 117

75 74 73 72 7i

67

66

65 64

63

62 61 60

59 58 57 56 55 54 53 52

13-2 13

11*5 "•3 11*2 11

10-8 107

io-5 io-3

102 10

99

98

48

47

40

45 44 43 42

41

40

39 38 37 36 35 34 33 32 3i 30 29 28

27

26 25 24

23 22 21 20

19

Intelligenz alter 91

9

8-8 87 8-6

!

8-4 8-3 8-1 8

7-8 77 TS 73 7"2 7

69

6-7 6-6 64

63

61 6

5-8 5-7 5'5 5"3 5-2 5 4"9 47 4-6 4-4

4"3 41

9-6 18 40 9-5 17 )6 9'4 93 15 Prüflinge, die 60 Punkte oder darüber erhielten, wurden zu einer regulären militärischen Ausbilduug empfohlen, diejenigen mit 40—59 Punkten dem Bedienungsdienst zugewiesen, während jene unter 40 Punkten zu Abladern bestimmt wurden. J ) C. S. Y o a k u m and R. M. Y e r k e s : Army Mental Tests. New York 1920, S. 95—97.

BaumgarteD, Die BerufselgniwgBprUfungeD.

9



13°



Die »pathologische« M e t h o d e der Berufsuntersuchung ist die jüngste der bestehenden Methoden, es ist aber zu hoffen, daß

ihre E n t w i c k l u n g

wertvolle E r g e b n i s s e zeitigen

wird.

/) Experimentelle Untersuchung abnormer Arbeitsbedingungen. Die oben erwähnten vier experimentellen Methoden (die A u s f a l l — F e h l l e i s t u n g — H ö c h s t l e i s t u n g und die pathologische) können

für die

Berufes

angewandt

psychologische Untersuchung werden.

Dagegen

gibt

eines

es

jeden

Methoden,

die sich nur zur Untersuchung spezieller Berufsarten eignen. Eine

spezielle

experimentelle

Methode

der

psycho-

logischen Berufsuntersuchung m u ß man in den Fällen wenden, w o geführt

ein Beruf

wird,

dünnten

z. B.

Luft. W i l l

unter

der

des

man

die

an-

besonderen Umständen

aus-

Luftschiffahrers in

ver-

Befähigung

zu

der

einer

Arbeit

unter solchen ungewöhnlichen B e d i n g u n g e n prüfen, so stellt man diese besonderen Arbeitsbedingungen künstlich her, um zu ermitteln, w i e spiel

für einen

E . K o s c h e 1:

sie auf

Versuch Über

starker Luft V e r d ü n n u n g

die P s y c h e dieser A r t

psychologische

einwirken. A l s kann

die A r b e i t

Beivon

Untersuchungen

bei

( B e r l i n 1 9 1 8 ) dienen. 1 ) K o s c h e l

hat

in einer pneumatischen K a m m e r ,

der allmählich

Luft

herausgesaugt wurde, bis ihre Verdünnung den Höhen

ent-

sprach,

in denen man

aus

das Befinden

der M e n s c h e n prüfen

wollte — Prüfungen des Aufmerksamkeitsverlaufes, der A u f nahmefähigkeit für optische Eindrücke, des der Reaktion

auf Farben

vorgenommen.

Gedächtnisses,

Auf

diese W e i s e

will er festgestellt haben, bis zu welcher H ö h e

psychischa

Fähigkeiten in ihren Leistungen nicht beeinträchtigt werden. Das

Arbeiten

bei

starken Geräuschen

und Lärm,

bei

sehr hohen oder sehr niedrigen Temperaturen, grellem L i c h t oder die A r b e i t unter T a g tätigkeit,

die

eine

usw., sind Beispiele v o n Berufs-

solche A r t

der Erforschung

erfordern,

u m Grundlagen für eine A u s l e s e geeigneter Arbeiter zu erhalten.

Bedauerlicherweise

sind zurzeit

gerade

in

diesen,

unter schwersten B e d i n g u n g e n ausgeübten Berufen, noch fast g a r keine Untersuchungen obiger A r t v o r g e n o m m e n worden. ') S. auch E n g l i s h B a g d y : The psychological effects of oxygen deprivation. JCompPs. 1 (I), 1921.



I3i



g) Die »wissenschaftliche« Methode Kitsons. In Amerika war es wohl H. D. K i t s o n , der sich am energischsten g e g e n die Analyse des Berufes in Form der »Schilderung« gewandt hat. 1 ) Die zurzeit angewandte Berufsanalyse, sagt er, die sich auf die Aufstellung einer Liste von Eigenschaften, wie Leutseligkeit, Arbeitsamkeit, Sauberkeit, Geduld usw. erstreckt, ist zu abstrakt; sie charakterisiert eine ganze Anzahl von Berufen, aber nicht den einzelnen. A u c h ist sie zu allgemein : Jeder Beschäftigung schreibt sie diese Eigenschaften in demselben M a ß e zu, und doch ist nicht festgestellt, daß eine solche Eigenschaft, wie z. B. Sauberkeit, sich in gleicher W e i s e in allen Arten von Tätigkeiten äußert. Größter Wahrscheinlichkeit nach wird die Beschäftigung, welche diese Eigenschaft benötigt, sie in spezieller Form erfordern. Deshalb verlangt Kitson, und das bezeichnet er als sein erstes Prinzip, d a ß j e d e Berufstätigkeit analysiert werde g e m ä ß ihren eigenen Bedingungen (Analyse the occupation in terms of itself). Sein zweites Prinzip geht dahin: Die Erfordernisse des Berufes sollten in präziser, q u a n t i t a t i v e r W e i s e angegeben werden. Um z. B. den Beruf des Korrekturlesers zu beschreiben, müsse man (unter anderem) die Leistung einer normalen Gruppe von Arbeitern messen und feststellen, d a ß die mittlere Leistung im Lesen von 900 Zeilen und Übersehen e i n e s Fehlers auf 35 Zeilen besteht. Die so festgestellte Mittelleistung wird eine der Anforderungen der Berufe darstellen. Solche Berufsanalysen müssen ferner möglichst genau sein. S o wurden bei den Korrektoren mittels eines speziellen Verfahrens die A u g e n b e w e g u n g e n während des Lesens gezählt, so d a ß die gute und schlechte Leistung durch die Zahl und L ä n g e der Bewegungspausen ausgedrückt werden konnte. Z w a r stellt Kitson selbst fest, d a ß diese von ihm vorgeschlagene Methode im Sinne einer nicht-psychologischen Charakteristik des Berufes ausgelegt werden kann; er findet aber, d a ß erst dieser W e g der w i s s e n s c h a f t l i c h e wäre und voraussichtlich zur ganz gründlichen Kenntnis der Berufe führen werde. ') H. D. K i t s o n : A Shilt of Emphasis needed in Personal Research. JApplPs., 1922, June. 9*

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Das Kitsonsche Prinzip ist zwar eine Art experimenteller Methode, aber es wird sich wohl nur für die Untersuchung solcher Berufsverrichtungen eignen, in denen die Berufsmanipulationen immer auf dieselbe Weise ausgeführt werden und sich deshalb einer quantitativen Erfassung unterwerfen lassen. Von einer bereits erfolgten Anwendung dieser Methode auf mehrere Berufe ist uns jedoch zurzeit nichts bekannt. E. Die charakterologische Methode. Es gibt eine ganze Anzahl von Berufen, in denen die intellektuellen Eigenschaften eine viel kleinere Rolle spielen als die Charaktereigenschaften. Dazu gehören z. B. die sogenannten Vertrauensposten, Aufseher, Privatsekretäre, Kassiere u. ä. Um festzustellen, welche Charaktereigenschaften ein Beruf erfordert, müßten wir eigentlich die psychische Struktur der in einem bestimmten Beruf oder einer Berufsgruppe Tätigen analysieren, um aus den diesen Personen gemeinsamen Charakterzügen eine erste Grundlage für eine B e r u f s c h a r a k t e r o l o g i e zu erhalten. Ist man aber einmal im Besitz einer solchen Berufscharakterologie, so wird es möglich werden, auf Grund einer Unterscheidung der Charaktere die Reflektanten einem ihrem Charakter am besten entsprechenden Beruf zuzuweisen. Gegenwärtig besteht jedoch nur ein bescheidener Versuch dieser Art in der Schrift von B a u m g a r t e n : Zur Psychotechnik und Charakterologie des Regulierungsbeamten. 1 ) F . Die typologische Methode. In den Berufen, in welchen es sich um die Einwirkung eines Menschen auf den anderen handelt (wie beim Lehrer, Rechtsanwalt, Geschäftsleiter, Verkäufer, Werbeagenten usw.), müssen noch andere Gesichtspunkte in Betracht kommen. Es müßte einerseits die psychische Eigenart (Charakterologie) der Einwirkenden und anderseits der Menschen, auf die man einzuwirken hat, festgestellt werden, also sowohl der Richter wie der Angeklagten und Rechtsanwälte; der Lehrer und der Kinder; des Fabrik') Leipzig, Barth, 1925.



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meisters und der Arbeiter; des Bureauchefs und des Bureaupersonals usw. Denn bei all diesen »Einwirkungsberufen« besteht ein »Aufeinanderbeziehen« der im selben Beruf tätigen Personen : Des Einwirkenden und desjenigen, auf welchen eingewirkt wird, also sozusagen des Subjekts und des Objekts der Berufstätigkeit. Dieses Aufeinanderbeziehen verlangt eine seelische Anpassung aneinander. Wenn eine solche Anpassung stattfindet, so wird auch die richtige Wahl der zur Berufsausübung notwendigen psychischen Mittel bei jedem Subjekt—Objektverhältnis getroffen. Um dies an einem Beispiel zu erläutern: Ein Pädagoge, der einen sensitiven Zögling zu erziehen hat, wird wenig Erfolg haben, wenn er ein »Intellektualist« ist und infolgedessen vornehmlich an die Logik des Kindes appelliert. Der bestimmte Charaktertypus des Zöglings erfordert eine bestimmte Erziehungsmethode, die in der Regel von einem bestimmten Erziehertypus angewandt werden kann. Da wir es bei solchen Einwirkungsberufen mit menschlichen Individualitäten als Objekten der Berufsausübung zu tun haben, deren Verschiedenheit sehr groß ist, so ist es unmöglich, die e i n e b e s t e A r t der Berufsausübung und eine für sie notwendige Liste von Fähigkeiten, wie es bei handwerklichen und industriellen Berufen der Fall ist, zu ermitteln. Ein Handelsagent z. B., der sich an die verschiedenartigsten Menschen wendet, muß beim Anpreisen seiner Ware je nach der Menschenkategorie verschiedene psychische Mittel anwenden: Dem einen muß er nüchtern mit logischen Argumenten die Vorteile des Ankaufes auseinandersetzen und sie mit beweiskräftigen Schlüssen und Zahlen unterstützen, den anderen muß er mit Gefühlsmomenten, überschwenglichem Lob und heiterem Gesicht überreden können. In beiden Fällen kommt der Erfolg auf Grund verschiedenen Vorgehens, infolge Anwendung verschiedener psychischer Mittel. Dasselbe sehen wir bei einem Rechtsanwalt, der seine Verteidigungsrede je nach dem Charaktertypus des Richters mehr auf das Mitleid oder mehr auf den Gerechtigkeitssinn einstellt. Es kommt also bei der Ausübung der Einwirkungsberufe auf bestimmte Typen, und zwar solche, die sich



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möglichst vielseitig seelisch anzupassen vermögen, an. Ein Einwirkungsberuf kann daher durch den für ihn am besten geeigneten Typus charakterisiert werden. Da wir eine Typologie als Wissenschaft noch nicht besitzen, so müssen noch vorläufig tastende Versuche in Feststellung von Berufstypen unternommen werden. Einen Versuch, diese Art »Einwirkungsberufe« psychologisch zu untersuchen, bilden die Arbeiten von F. B a u m g a r t e n : Beiträge zur Berufskunde des Versicherungswesens (Leipzig, Barth, IQ25) und von J a e d e r h o l m : Psychotechnik des Verkaufes, 1926.

G. Die »Strukturmethode«. Es wurde bei allen diesen oben besprochenen Methoden versucht, den Beruf durch sogenannte »Funktionsanalyse« in seine psychologischen Elemente zu zerlegen. W i r sagten jedoch oben, daß jeder Beruf eine feste Struktur besitzt, und daß man, wenn man eine Funktionsanalyse vornimmt, damit die Struktur, die spezifische Anordnung der Einzelfunktionen zerstört. W i e wird nun die S t r u k t u r d e s B e r u f e s erkannt ? W i e werden die Forderungen, welche für die Berufsausübung nötig sind, ermittelt? Darüber finden wir gar keine Belege bei den Psychotechnikern, obwohl einige von ihnen von dem Prinzip der Strukturiertheit ausgehend, demgemäße Eignungsprüfungen ausgestaltet haben. Sie haben einfach den Komplex der Leistungen, die sie in der wirklichen Berufsausübung beobachteten, künstlich hergestellt. W i r sehen dies in den Prüfungen von Münsterberg und Schackwitz an Straßenbahnwagenführern und in denjenigen von Kronfeld an Fliegern 1 ) (davon unten näher). Aber von keinem Psychotechniker wurde bisher die psychische Strukturiertheit eines Berufes methodisch erfaßt.

H. Die »beste« Methode. Die große Anzahl und Verschiedenheit der hier angeführten Methoden läßt die Frage entstehen, welche von diesen Methoden die beste, geeignetste, erfolgreichste sei. ') A. K r o n f e l d : Eine experimentell-psychologische Tauglichkeitsprüfung zum Flugdienst. BeZangPs., Nr. 8, S. 41.



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Die richtigste Antwort wäre vielleicht, daß bei dem gegenwärtigen Stand der Psychotechnik eine jede Methode in den Händen eines guten Psychotechnikers gut ist. Im allgemeinen sind für bestimmte Arten von Berufen bestimmte Methoden am geeignetsten. Die Umfragemethode kann bei Personen mit ausgebildeter Fähigkeit der Beobachtung und Selbstbeobachtung (wie es oft bei akademisch Gebildeten zutrifft) angewandt werden. Deshalb ist sie auch angebracht für die Untersuchung solcher Berufe, die eine langjährige akademische Ausbildung fordern. 1 ) Eine »mündliche« Ausfrage, eine Art »Interview«, wird bei vielen Einwirkungsberufen, speziell solchen, die von nicht akademisch gebildeten Personen ausgeübt werden, gute Dienste leisten. Eine experimentelle Arbeitsstudie ist zweckmäßig für industrielle und handwerkliche Berufe, eigentlich Arbeitsverrichtungen, wie sie heute durch die Arbeitsteilung entstanden sind. Bei Berufen von verhältnismäßig kurzer Anlernezeit (wie bei einzelnen »Arbeitsverrichtungen«) ist die S e l b s t a u s ü b u n g s m e t h o d e vorzuziehen. Für viele Berufe wird es notwendig sein, sich mehrerer Methoden zu bedienen: der des Ausfragens, Beobachtens, Experimentierens, der Untersuchung der Fehl- und Höchstleistungen. Die Art des Berufes und die zurzeit bestehenden Untersuchungsverfahren, schreiben die Wahl der Methoden vor. Anderseits hängt die Wahl der benutzten Methode auch in hohem Grade von der Persönlichkeit des Psychotechnikers ab. Ein besonders gewissenhafter wird auf allen möglichen Wegen die Untersuchung des Berufes vorzunehmen versuchen. Ein befähigter Experimentator wird sich mit Vorliebe und Erfolg auch der rein experimentellen Methoden bei allen möglichen Berufen bedienen; wer mehr Sinn für das rein Menschliche der Berufstätigkeit als für die Tätigkeit selbst *) Wir vermeiden hier absichtlich die Benennung »höhere Berufe«, die ftir diese Berufe immer gebraucht wird. (Siehe die Ausführungen unten.) Anderseits stimmen wir nicht der oft vertretenen Ansicht bei, daß die Untersuchung dieser Berufe zwecklos sei, da ihre Ergebnisse in der Praxis doch keine Anwendung finden werden, so z.B. P o p p e l r e u t e r : Richtlinien etc., S. 153. Aus rein wissenschaftlichem Interesse ist diese Analyse vorzunehmen, da man dadurch die gemeinsamen Elemente aller Berufe und das Charakteristische jeder Berufsgruppe erhalten könnte.

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i36

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besitzt, wird in erster Linie die menschliche Persönlichkeit in ihrer Ganzheit und Vielseitigkeit zu erfassen suchen und wird sich daher auch einer »charakterologischen« Methode bedienen. Somit sehen wir, daß die Wahl der entsprechenden Mt :hode für eine psychologische Berufsstudie zurzeit nicht nur von der Art des Berufes, sondern auch von der psychischen Eigenart und Fähigkeit des untersuchenden Psychotechnikers abhängt. Gründlich ausgearbeitete Methoden der Berufsuntersuchung besitzen wir zurzeit nicht, sondern, wie aus dem Vorangegangenen ersichtlich, überall nur Versuche, Ansätze und Vorschläge. Wir werden im zweiten Teil, bei Besprechung der Eignungsprüfungen für bestimmte Berufe und Berufstätigkeiten, sehen, wie mitunter auf Grund von Berufsanalysen ganz verschiedene Eigenschaften für einen Beruf gefordert werden. Alles ist noch erst im Entstehen. Dieser Mangel an durchgearbeiteten Methoden ist auch der Grund, warum bisher psychologische Berufsmonographien so gut wie ganz fehlen und die bisher bestehenden einzelnen Berufsuntersuchungen und Berufsanalysen keinen Anhaltspunkt für eine zweckmäßige Eignungsprüfung bilden können. Gute Berufsmonographien sind zurzeit eine der wichtigsten Aufgaben der Wirtschaftspsychologie. Auf einem der ersten psychotechnischen Kongresse wurde der Vorschlag gemacht, die Forscher verschiedener Länder sollten die große Aufgabe unter sich aufteilen und jeder eine Gruppe von Berufen untersuchen. Aber schon bezüglich der Wahl der Untersuchungsmethode konnte man sich nicht einigen und der Plan ist zu nichts geworden. Der Mangel an Geldmitteln ist mit ein Grund, warum die zeitraubenden Untersuchungen nicht vorwärtsschreiten. Gegenwärtig erkennt man die Notwendigkeit einer solchen Berufsuntersuchung und ist auch bestrebt, sie vorzunehmen. In Brüssel z. B. wurde dem dortigen Berufsberatungsbureau dank der unermüdlichen Bemühungen A. G . C h r i s t i a e n s anfangs dieses Jahres durch das Arbeitsministerium eine Unterstützung gewährt, nur zu dem Zwecke, Berufsanalysen vorzunehmen. 1 ) Aber ein er*) A. G. C h r i s t i a e n s : Analyse des professions. Bulletin Trimestrial de l'Office Intercommunal pour l'Orientât. Prof. 5. Année, Nr. 17, S. 6.



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sprießliches Resultat ist von solchen Bemühungen so lange nicht zu erwarten, als man sich über die Begriffe: Beruf, Berufspsychologie, Berufsuntersuchung nicht wird geeinigt haben.

IV. Die Ausleseverfahren bei Einstellung des Personals. 1. Die herkömmlichen Verfahren. Die zweite wichtige Aufgabe der Berufseignungsprüfung zum Zweck einer Auslese besteht darin, festzustellen, ob die betreffende Person sich für den in Frage kommenden Beruf eignet, d. h. ob sie die für den Beruf erforderlichen Eigenschaften besitzt. Zur richtigen Auswahl eines Arbeiters oder Angestellten werden zurzeit viele Verfahren angewandt. W i r werden hier nur einige davon kurz erörtern, um die Überlegenheit der wissenschaftlichen Methoden hervorzuheben. 1. E m p f e h l u n g e n . Das am meisten verbreitete und übliche Verfahren ist die Anstellung auf Empfehlung hin. Zwar ist man sich allgemein bewußt, daß diese nur erteilt wird, um einen Verwandten oder Bekannten zu »lancieren« (oft als Gegendienst), ferner daß es sich darum handelt, den Empfohlenen irgendwie ankommen zu lassen, wobei seine Leistungsfähigkeit Nebensache bleibt, aber die Macht der Suggestion des Empfehlenden überwindet die Bedenken. Außerdem ist die Anstellung auf Grund von Empfehlungen oft auch ein »Erkenntlichzeigen« oder der Wunsch, sich den anderen zu verpflichten. Eine richtige Auslese der Angestellten kann also auf Grund von Empfehlungen nicht stattfinden. 2. D i e Z e u g n i s s e . Man kann ihnen keinen großen Wert beimessen, da ihnen das Subjektive zu sehr anhaftet. Es gibt Arbeitgeber, die ihren Angestellten beim W e g g a n g »aus gutem Herzen«, aus dem Wunsche, ihm nicht zu schaden, ein gutes, jedoch der Wahrheit nicht entsprechendes Zeugnis ausstellen. Andere stellen die besten Zeugnisse aus, um gerade jene Angestellten los zu werden, die sich schlecht bewährten (sie »loben sie heraus«), oder auch um

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jede peinliche Auseinandersetzung beim A b g a n g zu vermeiden. Wenn anderseits ein guter, pflichttreuer Angestellter seinen Platz verändern möchte, so wird ihm oft das Zeugnis in dürftigen, trockenen Worten ausgestellt, um ihm das Fortkommen zu erschweren. Außer diesen subjektiven Einflüssen wirkt noch der Umstand, daß viele Vorgesetzte die wirklichen Qualitäten des Angestellten entweder nicht kennen und sie deshalb nicht hervorheben, oder auch nicht fähig sind, ein Zeugnis auszustellen und dasselbe in stereotypen, nichtssagenden Phrasen abfassen. Deshalb ist man oft durch ein Zeugnis über die Eigenschaften des Stellenbewerbers ebensosehr im Unklaren, wie ohne ein solches. Von den Chefs werden übrigens ganz bestimmte Eigenschaften des Bewerbers verlangt, die jedoch auf einer falschen Interpretation beruhen. So wird im Zeugnis immer besonders die D a u e r des Indienstverbleibens beachtet. Die neuen Untersuchungen über die Ursachen des Berufswechsels haben jedoch die interessante Tatsache festgestellt, daß die Beziehung zwischen Fähigkeit und Berufswechsel nicht eindeutig ist: ein starker Berufswechsel wird in vielen Berufen von den Unfähigsten, in anderen gerade von den Fähigsten praktiziert, die sich eben eine ihren Fähigkeiten besser angepaßte Stellung suchen. Wie J a m e s B. M i n e r nach seinen Untersuchungen an Angestellten von EngrosGeschäften mitteilt, betrug die Korrelation zwischen Fähigkeit und Dienstdauer — o - 45, d. h. je fähiger die betreffende Person, desto kürzere Zeit bleibt sie in ihrer Stellung. In einem anderen Geschäft wechselten ihre Stellung im Laufe von sechs Monaten 40—50°/ 0 der tüchtigen und untüchtigen weiblichen Angestellten, aber nur 20—25°/ 0 der Angestellten mittlerer Tüchtigkeit. 1 ) Ähnlich fand A. W . K o r n h a u s e r : G e m ä ß zwei Untersuchungen war der Berufswechsel (während sechs Monaten für die Angestellten mit geringer Intelligenz) im ersten Falle 30—45°/ 0 , im zweiten 30—60°/ 0 ; der geringste Wechsel trat bei ') J a m e s B. M i n e r : Standardising tests for vocational guidance. School and Society 1921, VI, 4. Zit. nach einer Besprechung in ZangPs., Bd. 21, S. 366.



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mittlerer Intelligenz, der stärkste bei höchstem Intelligenzgrad auf. 1 ) W i r sehen daraus,wie vorsichtig man auch die landläufig als »günstig« beurteilten Angaben der Zeugnisse aufnehmen muß. 3. A u s k ü n f t e . Was von den Zeugnissen, gilt auch von den persönlichen Auskünften, nur daß den Affekten und der Voreingenommenheit beim mündlichen Ausdruck ein noch freierer Lauf gelassen wird als bei der schriftlichen Feststellung. 4. P e r s ö n l i c h e r E i n d r u c k . Viele Vorgesetzte, Meister usw. rühmen sich, den Bewerber nach dem persönlichen Eindruck beurteilen zu können: »Der erste Anblick genügt mir vollständig.« Die Fälle, wo das zutrifft, sind jedoch sehr selten. Beim Einschätzen einer Person stellen sich unwillkürlich Gefühle der Sympathie oder Antipathie ein. Eine Einzelheit im Äußeren, in Kleidung oder Benehmen kann uns gefühlsmäßig abstoßen, während die antipathisch wirkende Person höchst leistungsfähig sein kann, und umgekehrt. Ein wichtiger Faktor kommt bei einer solchen persönlichen Vorstellung in Betracht: E s gibt Bewerber, die sich bei dem für ihr Schicksal so wichtigen Akt äußerst »nervös«, unruhig benehmen, die Fragen schüchtern und ungenügend beantworten und sich auf diese Weise »dümmer stellen als sie sind«. (Eine Abart des bekannten Examenstupors.) Anderseits gibt es viele, welche durch ein solches Vorstellen angeregt werden, dadurch beweglicher und leistungsfähiger erscheinen als sie sich später, bei W e g fall dieses Stimulus, bei der Arbeit erweisen. Auf die Frage, ob man die im Beruf notwendige Tüchtigkeit aus dem persönlichen Eindruck folgern könne, fällt die Antwort in der Mehrzahl der Fälle n e g a t i v aus. H. L i n k 8 ) hat es unternommen, den Vergleich zwischen der Beurteilung nach dem ersten persönlichen Eindruck mit der nachträglich geprüften tatsächlichen Leistung des Angestellten zu ziehen. E r hat den Eindruck nach einigen Stichworten notiert, z. B . : ') A. W. K o r n hau s e r : Some business applications of a mental alertness test. Jonr. of Personnel Research, Bd. I, H. I, 1922. 2 ) L i n k : 1. c. S. 14 u. 122ff.

— Allgemeine Intelligenz Rhythmus Aufmerksamkeit Körperbeschaffenheit Äußeres Allg. Bemerkungen

I40



(gut), (schlank, gesund), (adrett, angenehm), (ehrgeizig, geschickte Bewegungen, intelligent aussehend usw.).

Auf Grund solcher Urteile hat er dann eine Anzahl Mädchen in drei Gruppen eingeteilt: in gute, ungenügende und indifferente. Aber es hat sich erwiesen, als die Mädchen daraufhin zu zweierlei Arbeit (Ablehren und Kontrolle) angestellt wurden, daß die guten Abiehrerinnen schlechte Kontrollarbeiterinnen waren. Der bloße Eindruck — also die Beobachtungsmethode — genügte selbst für den geübten Psychologen nicht, um einen Unterschied in der E i g n u n g der Mädchen für verschiedene Arbeit festzustellen. E n g verbunden mit der F r a g e des ersten Eindruckes ist naturgemäß diejenige, inwieweit das P h y s i o g n o m i s c h e in der L a g e ist, Aufschluß über die Fähigkeiten des Menschen zu geben. Die alten Theorien der Galischen Phrenologie und eines Lavater spuken noch heute und sind speziell in Amerika populär, obwohl wir in unseren Tagen keine objektivere Bestätigung der Beziehung zwischen Gesichtszügen und Eigenschaften und Fähigkeiten besitzen als vor hundert Jahren. Wir machen an dieser Stelle auf eine Theorie von B l a c k f o r d u n d N e w c o m b e 1 ) aufmerksam, die viel Anklang in Amerika gefunden hat und sich mit den Eigenschaften der »blonden« und der »brünetten« Typen befaßt. Die »normalen Blonden« wären demnach positive, dynamische, vorwärtstreibende, agressive, beherrschende, aktive, schnelle, hoffnungsreiche usw. Personen, während die »normalen Brünetten« die gegenteiligen Eigenschaften besitzen sollen. Diese »Theorie« wurde von P a t e r s o n u n d L u d g a t e auf Grund von Untersuchungen als unrichtig bezeichnet. 2 ) Von einem » I n s t i t u t N y s s e n s « in Brüssel wird gegenwärtig auf die Wichtigkeit der J ) B l a c k f o r d a n d N e w c o m f c e : Thejob, the man, the boss, New York, Doubleday 1919. *) P a t e r s o n D. G. u . L u d g a t e K. E.: Blond and Brünette Traits. Aquantitative study. J o u r n a l of P e r s o n a l R e s e a r c h , I., 1922, 122—128.



I4i



physiognomischen Kenntnisse für den Geschäftsmann hingewiesen und eine eifrige Propaganda mit einer Broschüre von L . A . V a u g h t , »Lecture pratique du Caractère« getrieben. Positives wird jedoch wenig geboten. Richtig ist, daß viele Vorgesetzte durch besonderes Talent und große Erfahrung einen gewissen »Blick« für das Physiognomische erhalten, aber das ist eine rein persönliche Gabe. Die große Mehrheit sieht im Menschen leicht das, was sie gern sehen möchte, oder urteilt nach der Analogie (z. B . X ist tüchtig, Y zeigt große Ähnlichkeit mit ihm, also ist Y ebenfalls tüchtig). 1 ) In noch höherem Maße gilt das Gesagte für die Beurteilung nach der P h o t o g r a p h i e , die jetzt fast regelmäßig mit den Zeugnissen gefordert wird. W i r sehen davon ab, daß das momentane Bild der modernen, stark retouchierten (zum Vorteil des Abgebildeten) Photographie nie das vielleicht Charakteristische der Physiognomie wiedergibt. Noch mehr als das lebendige Antlitz ist die Photographie einer falschen Beurteilung ausgesetzt, weil ihr vor allem die Mimik abgeht. Für bestimmte Berufe allerdings, wo es in hohem Maße auf das Äußere ankommt (z. B . Verkäuferinnen), kann man schon nach den eingesandten Photographien über die rein äußere Eignung der B e werberin urteilen und dementsprechend eine Auslese treffen. Giese hat eine sehr interessante S t e l l e n a n w ä r t e r p r o b e ausgedacht, um zu prüfen, inwiefern man nach Photographien und Zeugnissen die richtige Wahl treffen kann. Die Probe besteht darin, daß man einer Versuchsperson 1 0 Karten gibt, von denen jede eine Photographie enthält nebst einem guten Zeugnisauszug mit ganz allgemeinen Arbeitsurteilen (»zufriedenstellend«, »fleißig«, »sehr tüchtig«). Die Versuchsperson soll nun auf Grund dieser Karten eine Dame für einen Modesalon auswählen, wo sie elegante Roben vorzuführen hat. Diese Karten erhalten folgende Personalien : 1. Photo zeigt gesundes, angenehmes Gesicht. Zeugnisse, Gesundheit vortrefflich. Körpergröße 1:45. 2. Angenehmes Äußere und gute Zeugnisse. Bei Vorbildung ') S l a w s o n John: The reliability of judgement of personal traits. JApplPs. 6 (2), 1922, p. 161—171.



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steht nur ein Vermerk, daß die Anwärterin in Fürsorgeerziehung war und Prostitution trieb. 3. Alle Befunde angemessen. Trägt wegen starker Kurzsichtigkeit eine häßliche Hornbrille. 4. Obwohl Zeugnisse usw. gut, deutet jedoch der Gesundheitsbefund auf epileptische Anfälle hin. 5. Zeigt befremdliche Tituskopffigur. Zeugnisse usw. gut. 6. Zeugnisse usw. befriedigend. War vorbestraft wegen versuchten Mordes am eigenen unehelichen Kind. 7. Alles mittelmäßig. Hat eine schiefe Schulter. 8. Normale Befunde. Alter 47 Jahre. 9. Hübsches Gesicht. Befriedigende Zeugnisse, aus denen jedoch hervorgeht, daß Betreifende den Stellenwechsel liebt. 10. Gute Zeugnisse. Die Dame wird, wie aus den Papieren hervorgeht, öfters krank. Die Geeignetste ist also Nr. 5, sollte also auf Grund der Karten von der Versuchsperson gewählt werden. Mittels einer Stoppuhr wird die Zeit gemessen, die die Versuchsperson braucht, um einen Entscheid zu treffen. Schneller Entschluß und richtige Wahl (Nr. 5) sind dann ein Beweis der Menschenkenntnis. 5. G e s u c h e . Eine gewisse Orientierung über die Bewerber geben auch die schriftlichen Gesuche, welche die Bewerber entweder als Antwort auf eine Annonce oder als eine Anfrage an die Betriebsleitung w e g e n einer freien Stellung richten. Sind die Gesuche auf Grund einer Annonce eingelaufen, so sollte es eigentlich nicht schwer halten, unter ihnen eine Auswahl zu treffen: nur diejenigen können in Betracht kommen, die den gestellten Anforderungen am besten entsprechen. 1 ) In Amerika, wo der Stellenwechsel im allgemeinen häufiger ist als in Europa und die Gesuche in großer Zahl einlaufen, hat man zu diesem Z w e c k e versucht, die Stellengesuche zu bewerten. S o werden die für einen bestimmten Posten einlaufenden Gesuche, j e nach den Eigenschaften, nach welchen sie taxiert werden, in eine Rangordnung gebracht (sog. order of merit-method). Ist die Anzahl zu groß, so teilt man sie in Gruppen (ä 5, 7) ein ; die Gruppe, zu welcher dann die anscheinend bestentsprechenden Bewerber gehören, wird mit l , die zweite mit 2 u. ä. weiter bewertet — für die Anstellung kommen dann natürlich die Personen mit den besten Ziffern ( i , 2) in Betracht. ') S. P o f f e n b e r g e r A . T . : The letter of application in vocational selection. JApplPsych. 6 (1), 1922, S. 74—80.



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Eine ganze Anzahl komplizierter Bewertungsmethoden, die sich für europäische Verhältnisse gar nicht eignen würden, sind bei P o f f e n b e r g e r A. F. a n d V a r t a n i a n : »The letter of application in Vocational Selection« *) angegeben. Sie beweisen, wie groß das Bestreben ist, Mittel zu finden, um die Gesuche richtig bewerten zu können und sie zuverlässig zu machen. So wird für letzteren Zweck beispielsweise folgendes Verfahren angegeben: 25 Gesuche für eine Buchhalterstelle wurden nach vier Merkmalen — Intelligenz, Sauberkeit, Zuverlässigkeit, Takt — von 50 Berufs- und Geschäftsleuten geordnet. Nach einem Monat wurden die Richter gebeten, dieselben Gesuche nach den obigen Merkmalen erneut zu ordnen. Dann wurde das erste und das zweite Urteil eines jeden Richters in bezug auf jedes Merkmal verglichen. Bei starken Abweichungen der Schätzung kann natürlich das Verfahren nicht als zuverlässig gelten. Bei einem derartigen Versuch von W a l t o n erwies es sich, daß bestimmte Merkmale stärkere Übereinstimmung als andere aufwiesen; größte Übereinstimmung fand die Beurteilung des Taktes (taktvolles Auftreten), die geringste die Sauberkeit.2) Die schlechten Erfahrungen mit den Gesuchen sind wohl zum großen Teil dem Umstand zuzuschreiben, daß die Anzeigen nicht in einer zweckmäßigen Art abgefaßt sind. Die Betriebe, welche eine offene Stelle anzeigen, geben darüber nur ganz spärlichen Aufschluß (Lohn wird fast nie erwähnt, oft wird sogar der Name der Firma weggelassen, damit sich der Bewerber nicht nach ihr erkundigt u. ä.). Anderseits geben auch die Bewerber in ihren schriftlichen Gesuchen nicht gerade allzuviel Details über ihre Person und überlassen das der persönlichen Vorstellung bei der Firma. G r i f f i t s 3 ) gibt zwei Tafeln an mit einer Statistik über freie Stellen auf Grund von 123 Anzeigen in einigen amerikanischen Zeitungen, und eine Aufstellung der Forderungen, welche an die Bewerber gestellt werden nebst den Angaben, die man von ihnen verlangt. ') Journ. of appl. Psychology 6, 1922, S. 74—81. 2 ) Zit. nach G r i f f i t s : Fundamentals of vocational psychology 1924, S. 102. s ) 1. cit., S. 96-97.



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W i r entnehmen diesen Tafeln folgende Zahlen: Anzeigen, die einige Angaben über die zu besetzende Stelle (Bureau, Bankangestellte, Verkäufer usw.) enthalten: Angabe der Adresse der Firma . 18 Bestimmtes Alter gewünscht . . . 15 Erfahrung gewünscht 46 Bildung 6 Höhe des Lohnes 5 Andere spezielle Angaben . . . . 80 Dieselben Anzeigen (123) wünschen folgende Angaben in den Gesuchen der Bewerber: Alter 42 Erfahrung 62 Bildung 10 Lohnansprüche 54 Referenzen 28 Handschrift 3 Photographie 0 Keine Detailangabe 37 W i r sehen also, wie dürftig die Angaben über die Stellen sind, wodurch die Anmeldung der betreffenden Personen und wie knapp ferner die in den Gesuchen geforderten Angaben gehalten sind, wodurch eine richtige Wahl des Bewerbers erschwert wird. Das gleiche trifft auch für Europa zu. In einer Annoncenseite des »Berliner Tagblatts« (4. Februar 1925) habe ich die Stellenangebote der Finnen von diesem Standpunkt aus analysiert. Es fanden sich dort 47 Annoncen (mit zum Teil doppeltem Angebot, wie Dekorateur und Verkäuferinnen), davon 10, also weniger als ein Viertel, in welchen Forderungen irgendwie spezifiziert wurden. Z. B. »Ingenieur-Kaufmann mit Initiative und organisatorischer Veranlagung für Korrespondenz und Verwaltungsarbeiten von Berliner Großbetrieb gesucht«. Fast 4 /s bestehen aber aus allgemeinen Ausdrücken, die sich regelmäßig wiederholen. Z. B. »Wir suchen per I. März mehrere durchaus t ü c h t i g e Verkäuferinnen, sowie einen durchaus tücht i g e n Dekorateur«. » F l o t t e Zeichnerin», » G e w a n d t e Expedientin«, » H e r v o r r a g e n d befähigte Dame zur Unterstützung des Chefs«, »Erstklassige Reisende und Vertreter«, »Allererste Verkäuferin« usw. Merkwürdig ist es, wie immer nur das »erstklassige« gesucht und nachträglich oft über schlechte Leistungen geklagt wird. Auf derselben Annoncenseite befanden sich 20 Stellengesuche. Von ihnen sind nur sechs in allgemeinen Sätzen gehalten, z. B. »schlanke Dame sucht Stelle als Vorführungsdame«; fast 3/4 be-



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stand jedoch aus mehr oder weniger ausführlichen Angaben über den Besitz von Fähigkeiten, auch wieder in Superlativen gehalten: »Rheinländer, 30 Jahre alt, drei Jahre selbständigen Zeitungsvertrieb von über dreißig Zeitungen und Zeitschriften geleitet, guter Organisator mit französischen und englischen Sprachkenntnissen, in noch ungekündigter Stellung als Geschäftsführer, sucht sich als Vertreter einer größeren Zeitung zu verändern.« Würde man das Annoncen- und Gesuchswesen richtig »organisieren« und die Gesichtspunkte der Abfassung festlegen, so könnte man vielleicht auch mehr zur richtigen Auswahl der Angestellten beitragen. Gegenwärtig steht es noch, wie aus dem obigen ersichtlich ist, auf einer sehr unvollkommenen Stufe. 6. A u s f ü l l u n g d e r G e s u c h s f o r m u l a r e . Eine spezielle Art von Gesuchen bilden die Formulare, die von den Stellenbewerbern ausgefüllt werden müssen. Zwei Arten von Formularen werden bei der Anstellung benutzt. Die eine besteht in der Vorlegung von einigen Fragen (die man meist schon im Warteraum der Firma ausfüllt), auf Grund deren der Anstellende eine Orientierung über den Bewerber erhält, die ihm die mündliche Verhandlung erleichtert. Die andere Art Formulare wird erst in der Stellung ausgefüllt und enthält alle möglichen Angaben über Vergangenheit, Lebenslauf usw. (eine Art polizeiliche Kontrolle). Für uns kommen nur die der ersteren Art in Betracht, die sich als Auslesemittel besser eignen als die Gesuche, da an alle Bewerber d i e g l e i c h e n F r a g e n gerichtet werden,-so daß die Antworten sofort eine Übersicht geben über jene Bewerber, die den gestellten Anforderungen am besten entsprechen. Bei den Formularen hängt nun viel von der Abfassung der Fragen ab. Dieselben müssen so ausgewählt sein, daß die für den Beruf wichtigsten Merkmale hervorgehoben werden, ohne durch Nebensächliches sich zu weit auszudehnen und damit das Interesse des Antwortenden zu schwächen. Dies wird jedoch sehr selten eingehalten. Sogar der Fragebogen, den E d i s o n den Bewerbern für Werkinspektorenposten zur Beantwortung vorlegte (und dessen einen Teil einer der Bewerber, Charles Hansen, aus dem Gedächtnis in »New York Times« vom 1 1 . Mai 1921 verB a u m g a r t e n , Die BeruftielgnungsprUfangen.

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öffentlichte), *) beweist, wie viel Überflüssiges und Nichtiges gefragt wird. E s soll hier nicht unerwähnt bleiben, daß die Amerikanerin Miß D. B. G o l d s m i t h s ) die Daten der Formulare als Mittel zur Feststellung der Tüchtigkeit von Agenten einer Lebensversicherungsgesellschaft benutzt hat. Jedem Merkmal resp. jeder Antwort auf die Fragen des Formulars (Alter, Bildung, Stand, Erfahrung usw.) hat sie eine Bewertung (von o—4 Punkten) gegeben (z. B. das Alter zwischen 28—29 wurde mit -(- 2, zwischen 30—40 mit -(- 3 gewertet usw.) und dann die Summe der so erhaltenen Punkte mit den späteren Leistungen (resp. der Höhe des Lohnes, der in Amerika sich nach der Leistung richtet) in Beziehung gebracht. Nach den Angaben der Verfasserin haben die von ihr auf diese Weise am höchsten bewerteten Agenten in der Praxis auch die höchsten Leistungen erreicht. Diese Arbeit (in die mir zurzeit eine nähere Einsicht nicht möglich ist) kann als Beweis für die Annahme dienen, daß eine richtige Aufstellung der Fragen in den Formularen auch einen richtigen Aufschluß über die künftigen Fähigkeiten des Bewerbers gewähren könnte. Von einem solchen Ausbau der Formulare sind wir aber noch weit entfernt. 7. D i e H a n d s c h r i f t . Nicht zuletzt, angeregt durch den Aufschwung, den die Graphologie durch die grundlegende Arbeit von K l a g e s 8 ) erfahren hat, wird gegenwärtig in Industriekreisen der Handschrift eine immer größere Rolle als Mittel zur Erkenntnis des Menschen zugewiesen. Man verlangt »eigenhändig« geschriebene Offerte, Gesuche, Lebensläufe, sogar einige Seiten Schriftproben (besonders für die höheren Posten), und der bei der Firma angestellte Graphologe oder ein solcher, der diesen »Beruf« ausübt, »deutet« dieselben. Das ist insofern begründet, als die Handschrift die C h a r a k t e r e i g e n s c h a f t e n , wie Ausdauer, Strebsamkeit, Großzügigkeit, Leichtsinn, Zaghaftigkeit, Tatkraft, Bescheidenheit, Nüchternheit, Gewissenhaftigkeit usw., ') Siehe Anhang dieses Buches. s ) G o l d s m i t h : The Use of the Personal History Blank as a Salesmanship Test.Journ. of appl. Psychology, 6, 1922. *) Dr. L. K l a g e s : Handschrift und Charakter. Leipzig, Barth. 10. Aufl., 1927.



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die alle für die Berufsausübung von großer Bedeutung sind, offenbart. Wünscht man z. B. einen ruhigen, bescheidenen Menschen als Sekretär anzustellen, und zeigt die Handschrift des Bewerbers Trotz, Eitelkeit, großen Ehrgeiz, so ist sein Anstellen nicht ratsam. Aber wie die Physiognomie ist auch die Handschrift vorläufig noch nicht im stände (Möglichkeiten der Zukunft lassen wir offen), über die im Beruf geforderten i n t e l l e k t u e l l e n Fähigkeiten Auskunft zu geben. Wir erhalten von ihr keinen Bescheid über die Art der Aufmerksamkeit, des Gedächtnisses, der Sinnestüchtigkeit, des Muskelsinnes usw., Eigenschaften, die für die Ausübung vieler Berufe notwendig sind. Sie wird also immer nur e i n e s von den Hilfsmitteln zur Feststellung der Berufseignung sein. Wichtig ist es, darauf hinzuweisen, daß eine Handschriftenbeurteilung eine mit dieser Kunst gründlich vertraute Persönlichkeit, die auch in ihrer praktischen Anwendung gut vorgebildet ist, zur Bedingung macht, und daß bei der Seltenheit einer solchen richtigen Ausbildung die Gefahr besteht, daß einem dilettantischen Scharlatan das Schicksal eines Menschen anvertraut wird. 8. D i e U n t e r r e d u n g . Sie hat als unwissenschaftliches Mittel zur Auswahl des besten Bewerbers für eine Anstellung wohl die größte Bedeutung und wird durchwegs angewandt. Alle bis dahin besprochenen Verfahren sind im Grunde genommen nur Hilfsmittel für dieses, denn sowohl Gesuch, wie Handschrift, Empfehlung und Photographie führen schließlich zu einer Unterredung, welche alle bisherigen Eindrücke zusammenfassen und überprüfen soll. Die Unterredung hat eigentlich zwei Ziele: den Eindruck des Äußeren (Wuchs, Gesichtsausdruck, Gebaren, Manieren) und ferner den Einblick in den Charakter, die Intelligenz und die Kenntnisse des Bewerbers zu vermitteln. Das erstere haben wir bereits oben besprochen und werden hier das zweite noch kurz streifen. Die an einen Bewerber gestellten Fragen beziehen sich in erster Linie auf die Möglichkeiten seiner Leistungsfähigkeit. »Ist Ihnen die Arbeit vertraut? Können Sie dieselbe gut ausführen? Haben Sie bereits eine solche verrichtet?« Sie wenden sich an die E h r l i c h k e i t des Bewerbers, an seine Offenheit. Von deren Größe kann man sich aber erst i o*



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nachträglich überzeugen, wenn man nach der Einstellung die Versprechungen mit den tatsächlichen Leistungen vergleicht. Eine zweite Kategorie von Fragen bilden mehr oder weniger verkappte Examina über die Kenntnisse, die der Bewerber besitzen muß. Drittens werden Fragen gestellt, die bei jedem Gespräch von den Antworten des Bewerbers abhängen und sozusagen rein menschlicher Natur sind (Fragen nach der gegenwärtigen oder früheren Lage, Familienverhältnisse usw.). In letzter Zeit werden in Amerika bei Anstellungen häufig Fragen gestellt, die sich direkt auf den Beruf beziehen, den der Bewerber zu ergreifen wünscht. So z. B . : Welche Erfahrungen haben Sie als Gewehrmonteur gemacht? Nennen Sie die wichtigsten Einstellungen eines Gewehrs? Warum ist Ihrer Meinung nach die Hinterladevorrichtung so wichtig? usw. 1 ) Zweifellos gibt es Vorgesetzte und Chefs, die durch Talent oder Erfahrung jede Antwort in Verbindung mit dem mimischen Spiel (das sie aufmerksam beobachten) richtig deuten können und deshalb bei einer Anstellung auf Grund einer solchen Unterredung nie einen Fehlgriff begehen. Wie viele solcher gibt es aber? Eine Unterredung zu führen ist eine besondere Kunst. Die Leute sind selten, die im Gespräch nicht abschweifen, häufig jene, die auf Kleinigkeiten eingehen, statt beim Wichtigen zu bleiben, persönlich werden, statt sich auf das rein Sachliche zu beschränken, und was am schwersten ins Gewicht fällt . . . , die Antworten falsch deuten. Sie nehmen gar nicht darauf Rücksicht, oder übersehen sogar, daß der Bewerber sich im Moment der Unterredung in einem Zustande mehr oder weniger starker Aufregung befindet, der ihn je nach seiner Eigenart entweder aufmuntert (exzitiert), so daß er sich besser gibt als im Alltagsleben, oder im Gegenteil so befangen hält (die Ungewißheit, ob er den Posten erhält und so der Sorge um den Unterhalt enthoben wird, macht ihn unsicher), daß seine besten Seiten gar nicht zum Vorschein kommen. Der Fragesteller muß deshalb ein guter Beobachter sein und außerdem die Fähigkeit besitzen, sich in die Psyche des anderen einzufühlen, einerseits um an den Bewerber die richtigen Fragen zu stellen, wenn nötig im Tone der Er») Link, o. c. S. 118.



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munterung, anderseits um die Antworten und das SichGeben des Bewerbers richtig zu deuten. Außerdem darf er nicht suggestibel sein, denn von manchem Bewerber gehen starke Suggestionen aus, denen er mitunter unterliegen kann. In einigen amerikanischen Betrieben versucht man auch durch einen Vordruck von Fragen den Vorgesetzten eine Wegweisung zu geben. (Der Vordruck wird nicht vom Bewerber ausgefüllt.) L i n k 1 ) führt eine solche Zusammenstellung in seinem Buch an, die wir hier interessehalber wiedergeben: A r b e i t s b e r e i t s c h a f t : Frühere Zeugnisse g u t . . . Wünscht diese A r t Arbeit zu verrichten . . . Passiv... Hat andere Arbeitsarten ausprobiert. . . Ungenügend... Arbeitskenntnisse: Arbeit... gut ausgebildet... genügend... gar n i c h t . . .

Jahrelange

A r b e i t s t r e u e : Spricht gesetzten g u t . . . minder g u t . . . schlecht....

von

allen

Erfahrung

seinen

in

früheren

dieser

Vor-

N ü c h t e r n h e i t : Abstinenzler... mäßig... Quartalstrinker... starker T r i n k e r . . . S t r e b e n n a c h W e i t e r b i l d u n g : Fortbildungsschulen . . . andere Studien . . . Ehrgeiz . . . A r b e i t s s t e t i g k e i t : Längste dauerndes Wechseln . . .

Anstellungszeit...

Wie Link hervorhebt, sind nicht alle Fragen zweckmäßig, denn auf die F r a g e : Sind Sie Trinker? wird jeder natürlich eifrig mit »nein« antworten. 2 ) Auch die Fragen über den früheren Vorgesetzten sind überflüssig. Aber zweifellos würde eine richtige Auswahl der Fragen dem Vorgesetzten gute Dienste leisten. *) op. c. S. 114. Übrigens ist diese Frage der Prohibition w e g e n in A m e r i k a überflüssig geworden.



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In sehr großen Betrieben, wo das Personal oft wechselt (wie in Warenhäusern), gibt es spezielle »Ansteller«, in anderen ist es der Chef, Abteilungsleiter, Werkmeister u. ä., die das Personal, das ihnen unterstellt ist, engagieren. Ob das eine oder das andere System zweckmäßiger ist, ist noch nicht entschieden. W a l t e r D i l l S c o t t hat (nach Angaben von Griffits) einen Beitrag zu dieser Frage geliefert. In der »American Tobacco Company« hat er acht Vorstehern und einem Abteilungsleiter nacheinander dieselbe Aufgabe gestellt: aus 29 Bewerbern 15 auszulesen, dabei jeden von ihnen einen bestimmten Rang zuzuweisen. Es erwies sich, daß der eine von den Bewerbern von einem Vorsteher an den i., von einem zweiten auf den 19. und von einem dritten auf den 22. Platz gestellt wurde. Später erwies sich in der Praxis nach einigen Wochen, daß keiner von den praktisch Tüchtigsten auch nur von einem einzigen Richter als »gut« beurteilt worden war. 1 ) Es zeigt sich damit, wie unzuverlässig (Fälle von persönlichem Talent ausgenommen) auch die Unterredung bei der Anstellung im allgemeinen ist. 9. D i e P r o b e a r b e i t u n d d i e P r o b e z e i t . Das zuverlässigste Mittel zur Feststellung der Eignung eines Kandidaten ist die P r o b e a r b e i t , d. h. eine effektive Leistung, die der Prüfling ausführen muß, um seine Fähigkeit und Fertigkeit zu beweisen; so läßt man z. B. eine neu anzustellende Stenographistin ein Stenogramm aufnehmen, einen sich meldenden Zuschneider ein Kleidungsstück zuschneiden u. ä. Aber sehr oft sind die beruflichen Leistungen derartig, daß sie in e i n e r Probearbeit nicht erfaßt werden können (so Verkäufer, Handelsagenten, Sekretäre, Vertrauensposten) und es wird eine P r o b e z e i t , d.h. eine Anstellung auf kurze Dauer (einige Tage bis einige Wochen) vereinbart. Zweifelsohne wird eine solche Probezeit, während der man den neuen Angestellten scharf beobachtet, eine genaue Vorstellung von seinen Fähigkeiten geben. Entspricht jedoch der kurzfristig Angestellte nicht den Anforderungen und muß man in der Folge wieder einen neuen auf Probe nehmen, so bedeutet dies natürlich einen großen Zeitverlust. Die Probezeiten haben sich oft auch insofern nicht >) Nach G r i f f i t s , 1. c. S. 129 f.



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bewährt, als beobachtet wurde, daß sich der auf Probe Engagierte während dieser Zeit die erdenklichste Mühe gab, um fest angestellt zu werden, und so eine Täuschung der Leistung bewirkte. Am günstigsten liegt noch der Fall dort, wo man eine Anzahl Reflektanten gleichzeitig für eine Probezeit einstellt und denjenigen behält, der sich am besten bewährt. Bei diesem Verfahren spielt jedoch das pekuniäre Moment eine Rolle, ferner die Unmöglichkeit für kleine Betriebe, den betreffenden Personen entsprechende Beschäftigung zu geben. 10. D a s A n l e r n e n . Nicht immer werden Personen auf Probe angestellt, die bereits in einem Berufe ausgebildet sind, sondern es handelt sich oft um solche, die zu einer bestimmten Beschäftigung erst noch angelernt werden müssen. Als typische Art solcher Anlernprobezeiten gelten die Werkschulen, wo Lehrlinge, welche in einer bestimmten Zeit die Ausbildung bestimmter Fertigkeiten nicht aufweisen können, ausgeschieden werden, die Telephonistinnen- und Telegraphistinnenschulen usw. Jedoch kommen hier die großen Kosten in Betracht, besonders wenn zuweilen nur ein kleiner Prozentsatz von Tüchtigen aus der Masse der Anzulernenden resultiert. Gerade eine Telephongesellschaft (die Bell Telephone Co.) war es, die einen erheblichen Teil solcher Mädchen, welche die Übungsschule durchgemacht hatten, wieder entlassen mußte und sich daher an M ü n s t e r b e r g mit der Frage wandte, ob sich nicht die psychische Eignung der Telephonistinnen im voraus beurteilen ließe. Auch in Deutschland ist eine der psychotechnischen Eignungsprüfungen zuerst in einer Werkschule (wie bei der A. E. G.) entstanden. Dies ist ein Beweis dafür, daß auch das Anlerneverfahren als Mittel zur Auslese ein unbefriedigendes ist. In den letzten Jahren wird zwar das Anlerne- und Unterrichtsverfahren von ganz neuen Gesichtspunkten aus betrachtet und geübt. G a s t e w 1 ) in Rußland, F r i e d r i c h 8 ) ') Vgl. F. B a u m g a r t e n : Arbeits Wissenschaft und Psychotechnik in Rußland. München, Oldenbourg, 1924. Kap.: DasZentralarbeitsinstitut in Moskau. ') A. F r i e d r i c h : Das Anlernen auf psychotechnischer Grundlage. »Fähigkeitsschulung.« PrPs. 4 (t), 1922.



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in Deutschland stehen auf dem Standpunkt, daß ein r a t i o n e l l e s Anlerneverfahren im stände sei, die Niveauunterschiede aufzuheben und s ä m t l i c h e Kandidaten zu derselben Leistung gleich gut auszubilden. Eine vorangehende Auslese wäre daher überflüssig. Noch hat jedoch die Praxis ihr letztes entscheidendes Wort hier nicht gesprochen, sowenig wie die Wissenschaft das für die Schulung schwerwiegende Problem der Übung, d. h. die Übungsfähigkeit verschiedener Fähigkeiten, gelöst hat. Und somit bleibt das zurzeit noch Uberall übliche Verfahren des Anlernens als auch nicht ganz zuverlässiges Mittel verwendbar, um eine Auslese der zukünftigen Arbeiter vorzunehmen. Es gilt nun die Resultate der landläufigen Ausleseverfahren der Angestellten zusammenzufassen. Zeugnisse, seien sie mündlich oder schriftlich ausgestellt, persönliche Eindrücke, in Fragebogen selbst erteilte Auskunft der Anwärter, kleine gelegentliche Prüfungen (der Handschrift), Probearbeiten, Probezeiten, Anlerneverfahren, haben sich nicht als objektiv zuverlässige Mittel zur Auffindung eines leistungsfähigen Angestellten erwiesen. Es blieb immer der Wunsch nach einem Verfahren, dal in kürzester Zeit in objektiver, eindeutiger Weise mit geringster Mühe und geringsten Kosten ein zuverlässiges Urteil über einen bisher ganz unbekannten Menschen zu fällen gestatten würde. Als ein derartiges Verfahren gilt zurzeit die T e s t m e t h o d e .

2. Das wissenschaftliche Verfahren. Die Testmethode. A. Definition. Test (engl. Probe) ist eine scharf umschriebene Aufgabe, die in einfachster Weise in kürzester Zeit, an einem beliebigen Orte (d. h. auch außerhalb eines Laboratoriums) bestimmte psychische Fähigkeiten bei einem Individuum festzustellen vermag. Will man z. B. bei einem Angemeldeten voraussehen, ob er den schwierigen Gedächtnisleistungen, die sein künftiger Posten verlangt, genügen wird, so gibt man ihm einen Gedächtnistest: Nach einmaligem Vorlesen von



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12 Reihen zu drei zusammenhängenden Begriffen, w i e Krankheit — Arzt — B e s s e r u n g ; W i n t e r — N o t — Kälte, dieselben zu wiederholen. Geht die W i e d e r h o l u n g fehlerlos vonstatten, so wird der S c h l u ß g e z o g e n , daß der Anwärter auch in komplizierten Situationen seinen A u f g a b e n in b e z u g auf das Gedächtnis g e w a c h s e n sein wird. Mittels des T e s t s fordern wir also bei einem P r ü f l i n g Antworten heraus, von denen w i r auf seine Leistungsfähigkeiten schließen. Der T e s t ist also eine A r t psychische Stichprobe zur Fähigkeitsprüfung. D a man diese Prüfung unter bestimmten experimentellen B e dingungen vornimmt, so ist es dadurch möglich, die Prüfergebnisse mehrerer Individuen z u vergleichen. In der wissenschaftlichen Literatur wurde der T e s t wohl zum erstenmal v o m Begründer der L e h r e v o n der E u g e n i k , Francis G a l t o n in seinen: »Inquiries into human faculty« (1883) empfohlen 1 ). Der Amerikaner C a t t e l l verwandte als erster eine kleine Serie von T e s t e n zur Prüfung der menschlichen Intelligenz. 8 ) In Deutschland w a r es C . R i e g e r, der gleichzeitig mit Cattell einen Entwurf zur Testprüfung aufstellte 8 ). Z u r gleichen Zeit haben in Italien G u i c c i a r d i und F e r r a r i , dann auch L o m b r o s o diese Methode zur Feststellung der psychischen Eigenschaften der Kriminellen angewandt. 4 ) A b e r die anfänglich verwendeten Teste be') C y r i l B u r t : English Contributions to the Study of Mental Tests, in: Segona Conferencia International de Psicotècnica Aplicada a rOrientació Professional. Barcelona 1922, S. 322. s ) C a t t e l l , M c K e e n : Mental Tests and Measurements. M i n d 1890, S. 373—38'') h i e g e r C.: Beschreibung der Intelligenzstörungen infolge einer Hirnverletzung nebst einem Entwurf zu einer allg. anwendbaren Methode der Iiitelligenzprüfung. (Verhandlungen der phys.-med. Gesellschaft in Würzburg. N. F. 25, Nr. 4, 1899.) 4) Der Test als Mittel zur Prüfung der Menschen auf ihre Klugheit und Tapferkeit ist eigentlich keine Erfindung der Neuzeit, sondern wurde bereits in primitiver Form im Altertum benutzt. Der Gordische Knoten, der von Alexander dem Großen nicht aufgelöst, sondern — d u r c h h a u e n wurde, ist ein Test, und seine Lösung charakterisiert die Art des großen Mannes, den Schwierigkeiten entgegenzutreten. Das Rätsel, welches die Sphinx den Thebanern aufgab und dessen Lösung die Herrschaft Thebens sowie die Hand der Königin Jokasta verschaffen sollte, ist ebenfalls ein Test. Die orientalischen Richter haben sich der T e s t e bedient, um in schwierigen Streitfällen, für die es keine Zeugen gab,



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z o g e n sich auf die P r ü f u n g einfacher Sinnesleistungen, B e w e g u n g e n und elementarer psychischer V o r g ä n g e . (Cattells A u f g a b e n waren z. B . : Untersuchung der Maximalgeschwindigkeit einer A r m b e w e g u n g , Feststellung der Z a h l der nach einmaligem Hören behaltenen Buchstaben, Halbieren einer Strecke nach dem A u g e n m a ß usw.) E i n entscheidender Schritt vorwärts wurde im Jahre 1896 von B i n e t und S i m o n unternommen, indem Binet darauf aufmerksam machte, d a ß die Individuen sich viel mehr durch ihre sogenannten höheren psychischen Funktionen, w i e Aufmerksamkeit, Phantasie, Ingerechte Urteile zu fällen. So in dem berühmten salomonischen Gericht: von zwei Müttern, die ein Kind beanspruchten, die echte durch den Vorschlag zu erkennen, das Kind zu töten, wodurch die mütterlichen Gefühle bei der echten Mutter ausgelöst werden. So in dem Versuch des persischen Richters, der entscheiden sollte, welcher von zwei Männern der Herr und welcher der Sklave sei. Er befahl dem Scharfrichter, das Schwert auf das Haupt der beiden zu schlagen, der eine wandte dabei seinen Kopf weg, der andere zuckte mit keinem Muskel. Dieser wurde als der wahre Herr erkannt In der Geschichte des Mittelalters findet man viele Beispiele von gerichtlichen Verfahren, die die Form eines »Tests« haben, z. B. das sogenannte »Gottesgericht« — man warf die der Hexerei beschuldigte Frau ins Wasser; blieb sie an der Oberfläche, so war sie unschuldig, tauchte sie unter, so war sie die Sünderin. In den »Lebensbeschreibungen« von V a s a r i findet sich ein bezeichnendes Beispiel eines vom Künstler spontan erdachten Tests. Der Abgesandte des Papstes Benedikt XI. kam zu Giotto und bat um eine kleine Zeichnung, die er dem Papst vorzeigen wollte. Giotto griff nach einem Stück Papier, und indem er den Arm fest an den Körper anlegte und auf diese Weise, einen Zirkel bildend, die Hand im Kreise drehte, zog er mit einem in rot getauchten Pinsel einen Kreis tadellos im Umriß und Durchmesser. Der Höfling glaubte, daß Giotto ihn zum Narren halte. Der Papst erkannte aber an dieser Probe, wie sehr Giotto an Vortrefflichkeit allen übrigen Malern seiner Zeit überlegen war. ( G i o r g i o V a s a r i: Die Lebensbeschreibungen der berühmtesten Architekten, Bildhauer und Maler, übersetzt von M. Wackernagel. Straßburg, Heitz, 1916, S. 170—172.) Dies ist schon ein Test, wie ihn die moderne Psychologie benutzt. In den »Contes philosophiques» von V o l t a i r e findet man ebenfalls eine ganze Anzahl solcher Tests. Der moderne Test unterscheidet sich von solchen Proben durch seine wissenschaftliche Durcharbeitung, an feiner Menschenkenntnis sind sie ihm jedoch sehr überlegen. Über Teste im Anfang des 19. Jahrh. s. K a m m e 1 W., Beitrag zu einer Geschichte der Testforschung im 18. und 19. Jahrh. Jahrbuch des Vereins jür christliche Erziehungswissenschaft, 17, 1926.



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telligenz u. ä., als durch Sinnestätigkeit unterscheiden, und die beiden wandten deshalb Teste zur Prüfung dieser Funktionen bei Kindern an. Die Prüfung wurde von ihnen an hunderten von Kindern vorgenommen, wobei sie Teste für bestimmte Altersstufen schufen (»Staffelsystem der Intelligenzprüfung«). Auf diese Weise gelang es ihnen, psychische Konstanten zur Charakteristik der geistigen Entwicklung zu finden, d. h. die Aufstellung v o n N o r m e n l e i s t u n g e n . Dadurch wiederum wurde die Anwendung der Teste zur Prüfung der geistig Abnormen (Geistesschwachen) ermöglicht und damit wurden die Teste auch in die Pädagogik und Medizin eingeführt. Als weitere Etappe in der Entwicklung der Testmethode kann der Versuch M ü n s t e r b e r g s gelten, die Testmethode zur Feststellung der Berufseignung anzuwenden. Die Methode erhielt auf diese Weise ein ungeheures Anwendungsfeld in Industrie, Handel und Gewerbe und im Drange, der Praxis zu dienen, hat sie in ihrer Ausbildung und Zuverlässigkeit einen großen Schritt vorwärts getan. B. Die Testarten. Teste, also Stichproben zur Prüfung geistiger Fähigkeiten, existieren zurzeit in großer Zahl. Nach einer schon veralteten, sehr unvollständigen Bibliographie 1 ) gibt es ihrer einige Tausende; inzwischen ist die Zahl wesentlich gestiegen. Die Ermittlung der genauen Zahl wird übrigens erschwert durch die Tatsache, daß es Teste gibt, die speziell für einen bestimmten Zweck erfunden sind, und solche, welche bereits eine Bestimmung hatten und dann für einen neuen Zweck verwandt wurden. Der Ebbinghaustest (Ausfüllung von Lücken in einem unvollständigen Text) wurde anfangs als Intelligenztest, später aber auch als Test zur Prüfung der sprachlichen Gewandtheit und der Kombinationsfähigkeit benutzt. Der Bourdonsche Test (bestimmte Buchstaben in einem Text durchstreichen) wird als Aufmerksamkeits-, als Konzentrations- und als Ermüdungstest verwendet. Die Zahl der Teste ändert sich, je nachdem man nur den Test ]

) M i t c h e l l D. and R u g e r G. J . : Psychologial Tests.Revised & classified. New York. Bureau of Ed. Experiments, Bull.. 9, 116 S., 1918.

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als solchen oder aber auch alle seine Anwendungsmöglichkeiten anführt. Je nach dem Gesichtspunkt der Betrachtung können die Teste ganz verschieden eingeteilt werden. 1 ) Es gibt: 1. s t u m m e Teste (test muet oder non-verbal), wenn eine Aufgabe nur mit der Hand ausgeführt werden muß, z. B . einen geraden Winkel in zwei Hälften teilen, eine Figur aus Klötzchen zusammenstellen, Draht nach einem Muster biegen (in Amerika werden sie »Performance test« genannt, wenn es sich um Geschicklichkeitsteste handelt). Sie eignen sich einerseits für Analphabeten und wenig Gebildete, anderseits dienen sie zur Prüfung der Fähigkeiten, die sich in Bewegungen ausdrücken (z. B. Handgeschicklichkeit; 2. v e r b a l e Teste, wenn der Prüfling eine mündliche Antwort auf eine Frage (d. h. Aufgabe) geben und 3. s c h r i f t l i c h e , wenn er die Antwort auf dem Papier geben muß. Eine besondere Gruppe bilden sogenannte a p p a r a t i v e T e s t e (die besonders in Deutschland verbreitet sind), in welchen die Prüfung der geistigen Fähigheiten mittels mehr oder weniger komplizierter Prüfgeräte und Apparate ausgeführt wird (Gedächtnisapparat, Konzentrationsprüfer u. a. m.). Jede von diesen Testarten kann mit Vorteil für bestimmte Zwecke angewandt werden. Die Prüfung mittels der Apparate besitzt bestimmte Vorzüge: 1. Die Apparate erlauben sowohl die Prüfung wie die Bewertung der Leistung unter s t e t s d e n s e l b e n B e d i n g u n g e n durchzuführen, 2. jede Prüfung kann jederzeit unter denselben Bedingungen w i e d e r h o l t werden, und auf diese Weise ist eine o b j e k t i v e K o n t r o l l e möglich, es ist 3. eine Präzision im Verrechnen der Resultate zu erreichen, 4. vermindern oder eliminieren sie sogar vollständig den Einfluß der Persönlichkeit des Prüfenden, 5. erlauben sie eine bessere Beobachtung des Geprüften, da der PrüfungsJ ) Es sind hier keine »Systeme« der Klassifikation von Testen, wie sie von Claparede, Cyril Burt, Joteyko, Kornhauser u. Kingsbury aufgestellt wurden, angegeben, da es sich hier nur um rein praktische Gesichtspunkte handelt. Aber es besteht noch keine Einigkeit sowohl in der Benennung wie in der Einteilung der Teste, eipe Aufgabe, der sich demnächst die Internationale Kommission widmen wird.



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leiter von der Bedienung der Hilfsmittel befreit ist, 6. sind sie zweckmäßig bei Massenbetrieb und Personalmangel, da viel Zeit damit erspart wird, 7. stellen sie sich trotz hoher Auslagen bei einmaliger Anschaffung im Endresultat billiger, sobald es sich um eine größere Zahl zu Prüfender handelt, da weniger Material und Schreibutensilien verbraucht werden. Die apparativen Teste haben anderseits den Nachteil, daß sie kein so g e t r e u - i n d i v i d u e l l e s Abbild von der Leistung des Geprüften geben, wie dies bei den schriftlichen Testen der Fall ist. Ferner, da Apparate den Kindern wenig vertraut sind, so ist bei vielen Befremden und Befangenheit die Folge, was auf die Leistung herabmindernd wirkt. Schließlich haben die Apparate den Nachteil, daß sie kein b l e i b e n d e s Bild von der Antwort des Prüflings zurücklassen, wie dies beispielsweise bei einer schriftlichen Antwort der Fall ist, welche die Leistung jederzeit zu d e m o n s t r i e r e n erlaubt.') Nach d e r A rt d e r g e f o r d e r t e n A n t w o r t zerfallen die Teste in: 1 . a l t e r n a t i v e , wenn es sich nur um eine bestimmte Antwort, resp. eine bestimmte Bewegungsausführung handelt, wie z. B. in einem Apparat den g l e i c h e n Winkel einstellen, beurteilen, ob der Satz »alle Menschen sind sterblich« wahr oder falsch ist, d. h. es kann sich nur um ein Entweder — Oder handeln; 2. f r e i e , nicht gebundene, wobei die Antwort dem freien Urteil oder der freien Ausführung überlassen wird, so daß der Geprüfte ein beliebiges Urteil abgeben kann ; ') Die bisherige große Verbreitung der Apparate ist durch verschiedene Momente, die nichts mit der Wissenschaft zu tun haben, verursacht. Einerseits erlauben die Apparate einen größeren materiellen Gewinn einer ersonnenen Methode auf dem Wege der Schutzpatente, zweitens spielen sie eine große Rolle bei der Verbreitung der psychotechnischen Bewegung. Die Apparate sind ein sichtbares Bild der psychologischen Prüfungen, die auf den Laien, für den ein Apparat noch immer ein Symbol der Exaktheit und Wissenschaftlichkeit ist, den Eindruck nicht verfehlen. Man ist deshalb von vornherein mehr eingenommen für eine »apparative» Untersuchung, als für bescheidenes Papier und Bleistift. Die Aufmachung, die durch sie möglich ist, hat auch manchen Laien für die Prüfung gewonnen. Ferner, je unsicherer man sich in seiner Fähigkeit als Prüfer fühlt, desto lieber greift man zum Apparat. Dies sieht man deutlich beim Kauf der Apparate durch Ausländer in Deutschland.

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3- g e b u n d e n e . Bei schriftlichen Testen wird in Amerika noch eine besondere Art Antwort verwendet, und zwar hat der Prüfungskandidat aus mehreren ihm unterbreiteten Urteilen das ihm als das richtig Erscheinende zu unterstreichen, z. B. in dem Satze »Volt ist ein Maß der Elektrizität, der Windstärke, des Regenfalles, des Schneefalles, der Wasserkräfte«, ist Elektrizität zu unterstreichen. Es ist dies die sogenannte M e t h o d e d e r W e r t r e i h e n (scale of values method). Je nach d e m a l l g e m e i n e n Z w e c k d e r P r ü f u n g gibt es: I. E i n z e l t e s t e , die die einzelnen geistigen Fähigkeiten prüfen (wie Aufmerksamkeit, Gedächtnis). Die Teste erhalten dann die Bezeichnung ihres Zweckes: Gedächtnistest, Aufmerksamkeitstest. Wird ein einzelner Test in gradweise abstufbarer Form verwendet, um den G r a d der Fähigkeit zu messen, z. B. bei der Prüfung des Tastempfindens mittels einer Reihe von Stäbchen, deren Oberfläche immer feiner poliert ist, so heißt ein solch graduierter Test ein S t u f e n t e s t . 2. T e s t r e i h e n (engl, test groups), d. h. eine mehr oder weniger große Anzahl von Testen, die verwendet werden, um eine Gesamtheit von Fähigkeiten zu prüfen. Will man z. B. das geistige Niveau eines Arbeiters feststellen, so verwendet man Teste, die die verschiedensten Fähigkeiten und Kenntnisse prüfen. 3. T e s t s e r i e n o d e r T e s t s y s t e m e (Test battery) sind eine Anzahl von Testen, die unter einem bestimmten Gesichtspunkt zu einem bestimmten Zweck zusammengestellt wurden, so daß sie einen systematischen, psychologischen Zusammenhang bilden, z. B. Teste zur Prüfung der t e c h n i s c h e n Begabung, Eignung zum Telephonistinnenberuf u. ä. Ist eine Testserie gleichzeitig für verschiedene Altersstufen oder verschiedene Grade der Fähigkeit abgestuft, so bildet sie ein Staffelsystem, wie die Binet-Simonsche Prüfungsmethode der Intelligenz der Kinder. Um eine Reihe von Prüfungen möglichst ökonomisch (in kürzester Zeit und einfachster Weise) durchzuführen, werden die verschiedenen Tests in einen sogenannten »Omnibus-Test« vereinigt. Die Bewertungen der einzelnen Teste des »OmnibusTests« werden zu einer allgemeinen Note zusammengezogen. Beispiele solcher »Omnibus-Teste« sind die Army



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Tests, der National Intelligence Test und die Mehrzahl der in Amerika gebrauchten Teste zur Intelligenzprüfung. Unter den »Omnibus-Testen« unterscheidet man Kreis- und Spiralteste (cycle omnibus test, spiral omnibus test); der erste besteht aus einer Reihe von Testen gleicher Schwierigkeit, in dem zweiten steigert sich die Schwierigkeit in regelmäßigen Abständen. 1 ) Man unterscheidet ferner q u a l i t a t i v e und q u a n t i t a t i v e Teste. Prüft man ein oder mehrere Personen auf ihre Eigenschaften (Gedächtnis, Kombinationsgabe, technisches Verständnis usw.), so kontrolliert man verschiedene Qualitäten; prüft man aber zwei Personen, um zu erfahren, welche von beiden ein b e s s e r e s Gedächtnis, eine umf a n g r e i c h e r e Aufmerksamkeit besitzt, so handelt es sich um Teste quantitativer Art. Dort wo wir es nicht mit Erwachsenen, sondern mit Jugendlichen zu tun haben (wie es bei den Lehrlingen der Fall ist), können die quantitativen Teste auch über den Entwicklungsgrad der Fähigkeiten in einem bestimmten Alter Aufschluß geben. Dies sind dann Entwicklungs- oder A l t e r s t e s t e (tests d'âge, tests de développement). Mittels Teste prüft man: I. K e n n t n i s s e , * ) wie Schulund Berufskenntnisse (sogenannte Schulleistungsteste — Scholastic test); 2. psycho-physische F ä h i g k e i t e n u n d E i g e n s c h a f t e n (der Intelligenz, des Charakters, der Aktivität — Intelligence tests, Character tests), 3. den c o m m o n s e n s e — den gesunden Menschenverstand (von den Amerikanern oft verwendete Prüfungen): z. B. Warum sind die ') F r e y e d M.: Measurement in Vocational Selection, JPeRe. 2 (6), 1923, S. 249. Es besteht eine Meinungsverschiedenheit in bezug auf die Frage, inwiefern Teste Schul- und B e r u f s k e n n t n i s s e prüfen sollen. M e u m a n n hat die Prüfung der Schulleistungen als eine der Aufgaben der Teste betrachtet. (Vorlesungen zur Einführung in die experimentelle Pädagogik, Leipzig 1913, Bd. 2, S. 324.) Derselben Meinung ist C y r i 11B u r t. W. S t e r n möchte das Schulwissen aus den Prüfungszielen ausschalten, da der Test vornehmlich zur Prüfung der Fähigkeiten dient. Kenntnisse und Fähigkeiten sollten nicht verwechselt werden ( I n t e l l i g e n z p r ü f u n g der K i n d e r u n d j u g e n d l i c h e n , Kap. VI). Die Entwicklung der Testmethodik in Amerika hat der ersten Ansicht Recht gegeben.



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Schuhe aus Leder verfertigt? Was werden Sie tun, wenn Ihre Kohlenladung in den Lehm fällt? 4. d i e L e i s t u n g e n . Es werden mittels Teste der Grad der technischen Ausbildung, der Erfahrung, der Übung ermittelt (sogenannte »tests for technique«). Hervorgehoben sei hier jedoch der allgemeine Charakter der Testprüfung : Ein Test kann prüfen, was ein Mensch n i c h t leisten kann; er kann aber nicht prüfen, was ein Mensch n o c h leisten kann. Diese Beschränkung ist einerseits die Stärke, anderseits die Schwäche einer Testprüfung. Werden Testprüfungen ausgeführt mit dem speziellen Zwecke, die geistige Beschaffenheit des Prüflings zu erkennen, so- werden die einer solchen »Intelligenzprüfung« dienenden Teste in Deutschland I n t e l l i g e n z t e s t e , in Amerika »mental tests « genannt. Werden jedoch Teste verwendet mit dem Zweck, zu einem bestimmten Beruf die Eignung festzustellen, so nennt man sie E i g n u n g s t e s t e oder auch b e r u f l i c h e Teste. [Es wurde sogar versucht, zwischen einem Test, der dazu dient, einen guten Arbeiter aus einer Reihe Anwärter auszulesen und einem solchen, der dazu dient, die Eignung zum Beruf zu ermitteln (Tests de sélection et Tests d'orientation), zu unterscheiden, obwohl das eher eine theoretische Spitzfindigkeit als eine sachlich fundierte Unterscheidung ist. Die in amerikanischen Schulen gebrauchten Teste, um die Gesamtleistungen in verschiedenen Fächern und Fertigkeiten zu prüfen, werden »Achievement-Tests«(Gesamtleistungsteste) genannt.]Ein Intelligenztest kann auch als beruflicherTest verwendet werden, z. B. die Prüfung der Sinnestüchtigkeit, aber umgekehrt wird ein beruflicher Test nicht ohne weiteres zum Intelligenztest. In Amerika unterscheidet man bei beruflichen Testen noch sogenannte T r a d e t e s t s , die sich auf gewisse Handwerksarbeiten und einige Standardbeschäftigungen, wie Stenographieren, Maschinenschreiben beziehen. Bei der Organisation der amerikanischen Armee während des Krieges wurden Soldaten für verschiedene Arbeiten, wie Mechaniker, Bäcker, Köche, Stallmeister, Telegraphisten ausgelesen. Die Teste, die zu dieser Auslese dienten, wurden Trade-tests genannt. Dies sind nach Definition von K o r n h a u s e r u n d K i n g s b u r y Teste, die nicht allein die Fähigkeit zur Anlernung



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des Berufes, sondern die bereits erworbene Fertigkeit und die Kenntnisse, die der Beruf einschließt, zugleich messen. ( T h e trade-test is a test designed to measure not merely the aptitude for acquiring a trade, but the actualiy learned skill and knowledge involved in that trade.) 1 ) Berufliche Teste können a n a l y t i s c h e sein, wenn es sich darum handelt, einzelne berufsnotwendige Eigenschaften und Fähigkeiten zu prüfen (z. B. gute Farbentüchtigkeit, Handgeschicklichkeit) oder auch s y n t h e t i s c h e , wenn der Test so beschaffen ist, daß er eine ganze Reihe von Eigenschaften in einem Gesamtakt prüft. So hat K r o n f e l d zur Prüfung der Flieger einen Apparat konstruiert, in welchem einzelne, für den Flieger unentbehrliche Fähigkeiten gleichzeitig geprüft werden. Ferner können die beruflichen Teste (ebenso wie die Intelligenzteste) I . a b s t r a k t e sein, wenn der Test zur Prüfung einer kompletten beruflichen Leistungsfähigkeit einfache seelische Funktionen mißt, in der Voraussetzung, daß zwischen komplizierten und elementaren seelischen Funktionen bestimmte Beziehungen bestehen. Ein solches Beispiel ist M ü n s t e r b e r g s Versuch, die Entscheidungsfähigkeit der Schiffsoffiziere in Gefahrsmomenten durch einen Test zu prüfen, in dem sie 24 Karten mit aufgedruckten Buchstaben so schnell als möglich in vier Haufen j e nach der Häufigkeit der vorkommenden Vokale zu verteilen hatten. 2. Die Teste können der W i r k l i c h k e i t n a c h g e b i l d e t sein (sog. Wirklichkeitsteste). Davon gibt es verschiedene A r t e n : ä) Der Test kann die Berufsarbeit in v e r k l e i n e r t e m M a ß e darstellen, sie nachahmen (sog. »replicas« oder »miniature job tests«). S o verwendete Lipmann zur Prüfung der Buchdrucker einen Setzkasten von nur 9 Buchstaben. — b) Er kann die Arbeitsverrichtung des Berufes getreu wiederholen (der T e s t hat »volle Lebensnähe«), indem z. B. die Fähigkeit der Zusammenarbeit beider Hände am Support geprüft wird (sog. Modellteste, »sample« Tests. 2 ) — c) Der Test kann eine s c h e m a t i s c h e Darstellung der wirklichen Verhältnisse geben (sog. analogous »Tests«), wie beim Versuch Münsterbergs, Wagenführer an einer Vorrichtung zu prüfen, ') Psychological Tests in Business, Chicago 1924, S. 23. M y e r s Ch. S.: Industrial Psychology, in Great Britain. 1926, p . n 4 . Baumgarten, Die BerufceifpiunggprUfungen. ¡| 2)



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die eine schematische Ähnlichkeit mit der Tätigkeit des Wagenführers auf der vorderen Plattform besitzt. Münsterberg sagt über diese Art Prüfung: »Je schematischer der äußere Apparat ist, je mehr gewissermaßen alles Assoziative abgestreift wird, desto reiner wird sich die Leistung selbst erkennen lassen. 1 ), 2 ) Man nennt diese Teste bisweilen mit Unrecht auch »symbolische« Teste. Bei den Prüfungen werden noch (zwar sehr selten) T r i c k t e s t e verwendet, deren Lösung einen K u n s t g r i f f erfordert, z. B. beim Test zur Prüfung technischer Kombination, wo es sich um Öffnen oder Lösen der Teile einer Kiste handelt, ferner » T u s c h t e s t e « , wenn in einer Reihe von regulären Reaktionsversuchen, ein zwar früher angekündigter, aber unerwarteter sehr starker Reiz plötzlich eingeführt wird, 3 ) und P s e u d o t e s t e , die scheinbar anderen Zwecken, als den vom Prüfenden beabsichtigten, dienen. In dieser Art hat G i e s e dem Prüfling einen Test scheinbar zur Kontrolle der Aufmerksamkeit gegeben, der aber in Wirklichkeit die erotische Inklination prüfen sollte.4) Gleichwertige Teste, d. i. solche, die genau dieselben Fähigkeiten oder Leistungen festzustellen beabsichtigen, und nur in der äußeren Form abweichen, werden »parallele« genannt. Sie werden gebraucht bei oft sich wiederholenden Prüfungen (in Schulen und Betrieben), um die Kenntnis der Testlösung bei den Anwärtern auszuschließen. Die Testprüfung wird entweder an e i n z e l n e n Personen vorgenommen (sog. I n d i v i d u a l p r ü f u n g ) oder gleichzeitig an einer bestimmten G r u p p e von Personen (einer Schulklasse, einer Anzahl Stellenbewerber) (sog. G r u p p e n p r ü f u n g ) oder auch gleichzeitig an einer ganzen Masse von Personen auf einmal, s o g . M a s s e n p r ü f u n g (bei den amerikanischen ') M ü n s t e r b e r g : Psychologie und Wirtschaftsleben, S. 48. ') Es muß hier bemerkt werden, daß hauptsächlich in Amerika von »lebensnahen« und »schematischen« T e s t s gesprochen wird. In Europa bezeichnet man diese einfach als »Prüfungen«, da ihnen ein Merkmal der Teste, die Einfachheit, abgeht. 8 ) P i o r k o w s k i : Psychologische Methodologie etc. I. Aufl., S. 30. *) Untersuchung der erotischen Inklination in »Atti de la 3. Conferenza Internationale di Psicotecnica applicata«, Milano 1923, S. 138.

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Armeeprüfungen wurden 500 Personen gleichzeitig geprüft). Wird eine Gruppe von Personen e i n z e l n geprüft, so nennt man dies K o l l e k t i v p r ü f u n g . Während bei Einzelprüfungen sämtliche Arten von Testen (stumme, verbale, schriftliche, apparative) verwendbar sind, eignen sich für Gruppen- und Massenteste am besten die schriftlichen. Individualprüfungen werden da vorgenommen, wo es sich um eine eingehendere und sorgfältigere Prüfung einer Person handelt; sie beanspruchen begreiflicherweise viel Zeit und Mühe, zuweilen einige Stunden an einigen aufeinander folgenden Tagen, während die Massenprüfung an einem Tage eine größere Zahl Menschen gleichzeitig zu prüfen vermag. (Die amerikanische Armeeprüfungsmethode erforderte im ganzen 45 Minuten.) Von Ziel und Zweck der Prüfung hängt es nun ab, welche Methode man praktiziert. E s ist hier noch der sehr große Unterschied zwischen Einzel- und Massenprüfungen festzustellen. Von dieser Art Prüfungen hat jede ihre praktischen Vorzüge und wissenschaftlichen Nachteile. Der Massenversuch erlaubt eine große Anzahl Prüflinge mit ein und demselben Test auf einmal zu prüfen, wodurch sehr viel Zeit erspart wird und außerdem für sämtliche Prüfungen dieselben objektiven Bedingungen geschaffen werden: genau dieselbe Tageszeit der Untersuchung für alle Kandidaten, im Unterschied von den Einzelprüfungen, wenn eine ganze Reihe nacheinander geprüft wird, also einer am Morgen, der andere mittags, wenn er schon ermüdet ist usw., der Prüfende wendet sich in d e r s e l b e n W e i s e an alle Prüflinge, nimmt also keine wohlwollende Haltung gegenüber dem einen zum Nachteil des anderen ein, da die Massenuntersuchung ihm gar nicht erlaubt, Einzelpersonen zu unterscheiden, und dadurch Sympathie- und Antipathiegefühle aufkommen zu lassen. Aber eine solche Massenuntersuchung hat neben den erwähnten Vorteilen auch ihre großen Nachteile, die zu falscher Bewertung der Aufgabe führen können. So ist es bei Massenprüfungen unmöglich, d i e Z e i t f e s t z u s t e l l e n , in w e l c h e r j e d e r e i n z e l n e P r ü f l i n g d i e A u f g a b e l ö s t , was doch für die Beurteilung der Leistung von großer Wichtigkeit ist. Ferner läßt die Distanz, welche bei einer Massenuntersuchung zwischen dem Leiter und dem Geil*



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prüften entsteht, letzteren dem Prüfenden als etwas unpersönliches, beinahe als Abstraktum erscheinen, so daß ihm die Einsicht in den ganzen Prozeß der Aufgabenlösung unmöglich wird und er nur die Endresultate zu beurteilen vermag.

3. Die Verwendbarkeit der Teste. A. Der symptomatische und diagnostische W e r t der Teste.

Die Aufgabe des Tests besteht in der Aufstellung einer D i a g n o s e , ob und in welchem Grade das durch den Test geprüfte Individuum eine bestimmte Fähigkeit besitzt. Bei der Berufseignungsprüfung handelt es sich bei solcher Diagnose auch gleichzeitig um die Feststellung, ob der Geprüfte auch in der Zukunft auf Grund seiner Fähigkeiten tüchtig sein werde, d. h. es handelt sich um die P r o g n o s e seiner Leistungsfähigkeit. Die große Frage ist nun, inwieweit man überhaupt auf Grund einer so einfachen kurzen Prüfung Schlüsse von solcher Tragweite ziehen kann. Ist ein Test tatsächlich imstande, ein möglichst eindeutiges Kennzeichen für die zu untersuchende psychische Beschaffenheit des Prüfungskandidaten zu bilden? Läßt sich z. B. auf Grund der Fähigkeit, rasch Karten zu sortieren, ein Schluß ziehen auf die Eigenschaft der raschen Entscheidung im Moment der Gefahr? Besitzt wirklich die einfache kurze Prüfung einen solchen S y m p t o m w e r t ? Diese Frage ist wohl der wundeste Punkt der ganzen Testprüfung, denn von ihrer Beantwortung hängt ja überhaupt die Berechtigung der Prüfungen ab. Sie wurde in verschiedener Weise beantwortet. Es gibt Psychologen und Psychiater, die behaupten, daß jede auch noch so unscheinbare Handlung oder Antwort von s y m p t o m a t i s c h e r Bedeutung für den betreffenden Menschen sei. B l e u l e r sagt: »In gewissem Sinne ist natürlich jedes psychische Geschehen, jede Bewegung genau in der Weise, wie sie geschieht, nur bei dem gegebenen Menschen mit seiner bestimmten Vergangenheit möglich. Jede einzelne Handlung repräsentiert den ganzen Menschen.« l ) *) E. B1 e u 1 e r: Über die Bedeutung von Assoziationsversuchen. In »Diagnostische Assoziationsstadien«. Hg. von C. G. Jung, Leipzig 1911, S. 4.

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Demgemäß kann jede Antwort resp. jede Lösung eines Tests bestimmten Aufschluß über den Prüfling geben. Wenn wir auch im allgemeinen diesem Satze beipflichten, so müssen wir doch als Voraussetzung annehmen, daß man Antworten und Handlungen richtig deutet, d. h. richtig zu deuten versteht. Und da müssen wir bei dem heutigen Stand unserer Menschenkenntnis ehrlich eingestehen, daß unsere Deutungskunst sehr gering ist. Die wissenschaftliche Symptomatologie steckt überhaupt noch in ihren Anfängen, und speziell in der Psychologie, wo die Symptome (Sprechen, Schreiben, Muskelbewegungen) funktioneller Natur sind und deshalb von zufälligen Bedingungen (Gemüts- und Gesundheitszustand) abhängen, ist man weit davon entfernt, eine bestimmte Äußerung einer chronischen psychischen Disposition zuordnen zu können. Ist es schon keine leichte Aufgabe, ein Merkmal, eine Äußerung richtig zu deuten, d. h. deren symptomatologische -Bedeutung zu erkennen, so hält es aus obigen Gründen noch schwerer, das Sympton einer psychischen Funktion, einer Fähigkeit wie es der Test sein soll, zu schaffen. Wie wird ein Test überhaupt gefunden? Die Psychologen haben sich hierüber fast gar nicht geäußert. Nach den spärlichen Bemerkungen zu urteilen scheint es, daß er nicht auf Grund einer Intuition, einer unbewußten Eingebung geschaffen wird, vielmehr sind es Überlegungen, die zur Bildungeines Tests führen. Bei M ü n s t e r b e r g findet sich darüber eine sehr markante Stelle. Er hatte die Aufgabe, Sicherheit und Schnelligkeit der Entscheidung im Momente der Gefahr mittelst eines Tests festzustellen, und mußte nun einen Test erfinden. Zu diesem Zwecke hat er eine Reihe von Überlegungen vollzogen. »Ich ging nämlich von der Überzeugung aus — sagt er —, daß dieser komplizierte Entscheidungsakt in bestimmten Beziehungen zu einer Reihe einfacherer seelischer Funktionen stehen müsse und daß dann die nach Routinemethoden vorzunehmende Messung solcher einfacher Prozesse, wie etwa der Unterscheidungsprozeß, der Assoziationsprozeß, der Suggestionsprozeß usw. genügen würde, um Schlüsse auf den komplizierten Entscheidungsprozeß zu ziehen.« 1 ) ') Münsterberg:Psychologie und Wirtschaftsleben. Leipzig 1912, S. 56.



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Es ist dies wohl der übliche Weg, daß man, um Teste zu finden, solche Beziehungen zwischen komplexen und einfachen Funktionen sucht. Sehr oft sind es aber nur Analogien, sogar oberflächliche Ähnlichkeitsbeziehungen, nach denen man einen Test konstruiert. Als man zur Vereinfachung der Prüfung das Gedächtnis mittels richtigen Wiederholens einer Reihe von sinnlosen Silben prüfte, begründete man es mit der kühnen Vermutung, daß zwischen dem Behalten der Eindrücke im praktischen Leben, welches im höchsten Grade von unserem Interesse abhängt — und dem Sich-Merken der gänzlich uninteressanten Silben noch genug starke Fäden laufen, um von der Fähigkeit des Memorierens auf die Fähigkeit, Dinge der Umwelt in unserem Geiste zu behalten, graduelle Schlüsse ziehen zu können. W a s berechtigt zu dieser kühnen Behauptung? Die Beobachtung hat den Forschern meist zufällig Beziehungen dieser Art entweder aufgedeckt oder bestätigt, und es wurde sodann versucht, systematisch solche herzustellen, um sie für praktische Zwecke auszunutzen. Aber dieser W e g zur Auffindung eines Testes durch die hypothetischen Annahmen, auf welchen seine Anwendung begründet ist, läßt die Forderung aufstellen, daß jeder Test, basiere er auch auf den gründlichstem und detailliertesten Erwägungen, unbedingt noch daraufhin untersucht werden muß, ob er tatsächlich die Fähigkeit, die er zu prüfen hat, prüft, ob er also mit anderen Worten einen S y m p t o m w e r t besitzt. Und zumal bei den psychotechnischen Eignungsprüfungen, bei denen es doch darauf ankommt, Fähigkeiten nicht nur zu diagnostizieren, sondern auch eine Prognose zu stellen und über ein Menschenschicksal zu bestimmen, ist es von allerhöchster Wichtigkeit, daß j e d e r Test auf seinen symptomatologischen Wert geprüft wird. Schon B i n et, dem wir die Anwendung des Testes in der Praxis verdanken, hat zutreffend bemerkt: »un test mental n'a de valeur que si l'on sait ce qu'il signifie« 1 ) und dies deckt sich mit der auf dem Oxforder Kongreß im Jahre 1923 von L. L. T h u r s t o n e ausgedrückten Überzeugung: »A test is, . . . never by itself good or bad. It ') De I'Intelligence, Paris, Alcan, 1922, S. 304.

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is always good or bad with reference to the criterion, that the test is supposed to diagnose.« 1 ) Bei B i n e t finden wir auch eine Warnung, die von größter Wichtigkeit ist: Man soll nicht nur bei ein und derselben Person das Experiment (den Test) einige Male wiederholen, um das gut zu verstehen, was man tut, sondern auch mehrere andere, etwas abweichende Experimente analysieren, die die ersteren zu erklären vermögen. »Das Resultat einer einzelnen Experimentiermethode ist oft doppelsinnig, weil es mehrere Deutungen zuläßt, unter denen es schwer hält, eine Wahl zu treffen . . . Ein bestimmtes Resultat läßt sich ebensowohl durch Lebhaftigkeit des Denkens als durch Mangel an Überlegung erklären, ein anderes ebenso durch Beobachtungsfähigkeit wie durch Gedankenarmut.« 2 ) Diese Warnung fand jedoch so gut wie keine Beachtung. Schwer gesündigt wurde bisher von den Psychotechnikern in bezug auf die Bestimmung des symptomatischen Wertes der Teste. Richtiger gesagt, man hat diesen Wert überhaupt nicht im voraus bestimmt, sondern die Teste nach Gutdünken angewandt und von der Praxis dann Beweise ihrer Gültigkeit erwartet. Und so ist es gekommen, daß zurzeit Tausende von Testen im Gebrauch sind, die noch immer den Beweis schuldig bleiben, daß sie tatsächlich diejenigen Fähigkeiten prüfen, die sie zu prüfen vorgeben. W h i p p l e sagte schon 1 9 1 0 : »We too often do not know what we are measuring« 8 ) und es hat sich seit dieser Zeit wenig geändert. Sogar diejenigen Teste, welche Erfolge der Testanwendung bewirkten, sind nicht frei von diesem Mangel, denn selten wird dabei eine psychologische Analyse des Tests angeführt. E s kommt infolgedessen oft vor, daß man einen Test, der vielfach im Gebrauch war, selbst zuerst noch nachprüfen muß, um sich der Erfüllung seiner Aufgabe zu vergewissern. So erging es mir, als ich den sehr verbreiteten Bourdon-Test anwenden wollte. Ich Uberzeugte mich bei seiner Nachprüfung, daß die gute Ausführung der Probe nicht allein durch die Konzentrationsfähigkeit, sondern auch noch durch eine andere Fähig') L. L. Thürs tone: The Principles of Vocational Guidance. Proceedings of the VII Intern. Congress of Psychology. Cambridge, Univers. Press, 1925. 2 ) B i n e t : De l'Intelligence, S. 299. 3 ) W h i p p l e : Manual of Mental and Physical Tests. 1910, S. 3.



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keit rein optischer Natur erzielt wird, und daß der Test deshalb die Konzentration nicht gut prüft1). Dasselbe konstatierte ich bei dem sehr populären Analogietest, wo es sich erwies, daß eine r i c h t i g e Lösung nicht immer durch richtigen Gedankengang erreicht wurde, sondern daß es bei diesem Test nötig ist, jedesmal eine B e g r ü n d u n g der Antwort zu fordern, um sicher zu sein, daß sie auch dem psychischen Vorgang eines Analogieurteils entspricht.4) In höherem Grade noch trifft das oben Gesagte beim apparativen Test zu. E s wird allgemein angenommen, daß die apparativen Teste eine größere Zuverlässigkeit der Prüfungen, als die nicht apparativen gestatten, da sie genaue Messung der Leistung erlauben. Aber schon K ü 1 p e hat ganz richtig bemerkt, daß ein Apparat technisch tadellos konstruiert sein kann und trotzdem die mit demselben erreichten Resultate kein genaues Bild von der geprüften Eigenschaft geben. W i r machen hier nämlich den Fehler, daß wir den Begriff der Genauigkeit, der den physikalischen Apparaten zukommt, auf die psychologischen Prüfungen übertragen. In Wirklichkeit hat das eine mit dem anderen wenig zu tun. Nehmen wir z. B . die Apparate, die den Zweck haben, die »Gelenkemplindungen« zu prüfen (sog. >Gelenkprüfer«): Der Prüfling soll zuerst die Kurbel des Apparats bis zur Einstellung eines bestimmten Druckes drehen. Dann soll er die Kurbel zum zweitenmal drehen und den bestimmten Druck wiederherstellen. A n einer Skala wird die Richtigkeit der jeweiligen Druckeinstellung kontrolliert. Aber als ich diese Probe mehrmals an mir selbst durchführte, konnte ich auch bei intensivster Selbstbeobachtung keine Spannungen in Gelenken, Sehnen und Muskeln wahrnehmen, sondern meine mehr oder weniger richtige Antwort beruhte ausschließlich auf einem Zeitgedächtnis. Stets hatte ich die Empfindung: » s o lange hat es das erstemal gedauert». Da keine Untersuchungen dieser Art vorgenommen wurden, und man nicht festgestellt hat, welchem der innervierenden Gelenke der Hauptanteil beim Kurbeln zukommt, so weiß man im Grunde genommen nicht, was eigentlich mit dem Apparat geprüft wurde. Jedenfalls wird mit ihm, wie mit ') B a u m g a r t e n : Eine Konzentrationsprobe, P r a k t i s c h e P s y c h o l o g i e , 2. Jahrg., Ii. Heft (1921). *) B a u m g a r t e n F.: Der Analogietest. P r a k t . P s y c h . , 4. Jahrg., Heft 7, 1923.



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der Mehrzahl anderer Apparate, keine Fähigkeit, sondern eine ganz bestimmte Leistung geprüft. Psychologische Analysen der Teste besitzen wir zurzeit fast gar keine. Und deshalb sei hier der größte Nachdruck auf die Behauptung gelegt, daß man nicht eher zu einer w i s s e n s c h a f t l i c h fundierten Testlehre kommen wird, als bis man jeden in der Praxis verwendeten Test durchanalysiert hat. Die Analyse müßte eigentlich auf die Weise vorgenommen werden, daß der Psychotechniker einen neu geschaffenen Test bei sich selbst anwendet und sich durch Selbstbeobachtung darüber orientiert, welche psychische Funktionen die L ö s u n g des Tests erfordert, resp. welche psychischen Vorgänge sich in ihm dabei abspielen, und so den ganzen psychischen Prozeß der bestimmten Aufgabelösung in sich selbst untersucht. Sodann muß er von den Prüflingen, an denen die Vorversuche angestellt werden, Aussagen darüber, wie sie die Lösung des Tests vorgenommen haben, fordern, um die verschiedenen Arten des Lösungsverfahrens festzustellen, und erst auf Grund dieses psychologischen Materials kann er sich ein Urteil über den symptomatischen Wert des betreffenden Tests bilden. Der symptomatische Wert eines Tests ist so sehr mit seinem diagnostischen verbunden, daß sie fast immer als Synonyme betrachtet werden. Dies ist jedoch nicht richtig. Ein Symptom ist ein Kennzeichen einer Beschaffenheit oder Fähigkeit; die Testdiagnose ist eine quantitative und qualitative Aussage über die Fähigkeit. Der symptomatische Wert besagt, ob der Test eine bestimmte Fähigkeit tatsächlich prüft, der diagnostische — in welchem Grade und Umfang er es tut. Der Symptomwert ist also eine der Grundlagen für eine Testdiagnose — und zwar die wichtigste. Auch muß der diagnostische Wert von dem prognostischen scharf unterschieden werden, denn ein Test kann gut die zurzeit bestehenden Fähigkeiten prüfen, ohne etwas über deren zukünftige Entwicklungen aussagen zu können, d. h. ob der Lehrling ein guter Arbeiter sein wird, ob der heute als ungeeignet erkannte Arbeiter immer ein solcher bleiben wird. In der bisherigen Praxis werden jedoch diese drei Werte nicht genau auseinandergehalten, was bei Überprüfung der Teste, sog. »Kontrolle«, wie wir gleich sehen werden,



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in Erscheinung tritt. Die mangelnde psychologische Voruntersuchung des Tests wird durch Verfahren ersetzt, die sich der Ergebnisse der Testprüfungen bedienen. Nachdem man einen Test — sei es auf Grund Überlegung oder Analogie — für einen bestimmten Zweck gewählt hat, wird durch eine nachträgliche »Kontrolle« sein praktischer Wert festzustellen versucht. Es werden verschiedene Arten solcher Kontrollen angewandt. S p e a r m a n n war wohl der erste, der durch seine T e s t - T e s t - V e r g l e i c h u n g e n eine erste Kontrolle dieser Art lieferte. Er hat verschiedene Teste (für Intelligenzprüfung) an denselben Personen durchgenommen und durch Korrelationsberechnungen festgestellt, welche von den gegebenen Testen einen höheren Korrelationsindex besitzen. Solche Teste mit hohem Korrelationsindex (er nennt sie »principal tests«) sind nach seiner Meinung Ausdruck einer gemeinsamen psychischen Eigenschaft (die er »allgemeine Intelligenz« nennt) und sie vermögen daher über die Intelligenz des betreffenden Individuums Aufschluß zu geben, besitzen einen »repräsentativen« Wert. Diese Test-Test-Vergleichungen, d. h. Feststellung der Korrelation ihrer Rangordnung, ist jedoch eine selten angewandte Methode, den Wert des Tests zu kontrollieren resp. seine Bewährung zu ermitteln. Eine Abart dieser Methode besteht darin, daß man einen neuen Test, dessen Symptomwert man erschließen will, mit einem Test von bekanntem hohen Wert korreliert. Wird dabei eine hohe Korrelation festgestellt, so gilt der neue Test ebenfalls als vollwertig. In Amerika, wo man während des Krieges eine ganze Anzahl Tests durchgeprüft hat (wie Army Alpha Intelligence Test), wird ein neuer Test oft durch die Korrelation mit den Army-Tests geprüft. L . L . T h u r s t o n e , der eine bedeutende Erfahrung in der Durchführung von Testen besitzt, warnt ausdrücklich vor diesem Verfahren: »The fact, that a new test correlates well with some other test which in turn correlates well with a certain criterion does not prove that the new test can be used for diagnosing that criterion.« 1 ) ') L . L . T h u r s t o n e : »The Principles ofVocational Guidance« in »Proceedings of the VII International Congress of Psychology.« Cambridge, University Press, 1925.



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Diese Warnung ist berechtigt, denn bei der ungenügenden Kenntnis der psychischen Struktur kann uns entgehen, daß eine hohe Korrelation zweier durch den Test geprüften Eigenschalten von zufälligen Faktoren abhängt. Es wird auch oft die Überzeugung ausgesprochen und demnach gehandelt, daß nur jene Teste, die zum erstenmal angewandt werden, einer Kontrolle bedürfen. Teste dagegen, die bereits zu einem bestimmten Zwecke Verwendung fanden und nun einem anderen dienen sollen, sollen dieser Kontrolle entbehren können. So wurde z. B. in Deutschland der Kombinationstest (aus drei gegebenen Worten möglichst viele Sätze zu bilden) unterschiedslos bei Prüfung der Telephonistinnen von Klutke, bei Prüfung der Kriminalangestellten von Moll und Piorkowski sowie bei den Begabungsprüfungen der Berliner 12 — 14jährigen Gemeindeschulkindern angewandt, obwohl doch andere Forderungen an die Intelligenz der Jugendlichen und der Kriminalbeamten gestellt werden müssen. Dieser Ansicht kann man nicht beipflichten. Ein Test kann sich ganz gut für eine bestimmte Prüfung eignen, dabei aber bei der Prüfung einer scheinbar verwandten Funktion völlig versagen, z. B. ein Aufmerksamkeitstest eignet sich schlecht zum Gedächtnistest, obwohl Aufmerksamkeit und Gedächtnis verwandte Funktionen sind. Außerdem, da die beruflichen Teste größtenteils Leistungen und nicht Fähigkeiten prüfen, so verhält es sich oft so, wie es z. B. M u s c i o an motorischen Fähigkeiten bewiesen hat, daß die gute Lösung eines Tests für motorische Leistung noch keinen Beweis und keine Bürgschaft für die Lösung eines anderen Testes desselben Gebietes darstellt. 1 ) Es kann mitunter ein Test zur Prüfung ganz verschiedener Fähigkeiten dienen: der Tapping-test kann zur Handgeschicklichkeit, aber auch sehr gut zur Untersuchung der Willensvorgänge dienen usw. Eine Voraussage über die Brauchbarkeit des Tests kann nur mehr oder weniger auf Wahrscheinlichkeit beruhen — wünscht man positive Angaben, so muß der Test auf seinen symptomatischen und diagnostischen Wert geprüft werden. Eine zweite Methode zur Ermittlung des Symptomwertes ') M u s c i o : Motor capacity with special reference to vocational guidance. Brit. Journ. of Psychology 13 (2), 1923.

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des Tests basiert ebenfalls auf dem Prinzip der Vergleichungen, aber es wird hier nicht ein Test mit dem anderen, sondern ein T e s t m i t d e r L e i s t u n g in d e r P r a x i s v e r g l i c h e n . Der Test wird beispielsweise einer Anzahl Arbeiter in einem Betriebe zur Ausführung gegeben. Wird er von den Arbeitern, die bereits durch ihre guten Leistungen bekannt sind, gut gelöst, von den »schlechten« Arbeitern dagegen schlecht, so gilt er als ein Test, der die betreffende berufliche Fähigkeit zu diagnostizieren vermag. Da in einem Betriebe mit größerer Arbeiterzahl die Einteilung in »gute« und »schlechte« Arbeiter, weil zu allgemein, nicht befriedigt und eine Abstufung der Leistungen nach der Qualität notwendig wird, so verfährt man oft auf diese Weise, daß der Werkmeister resp. Vorgesetzte die Angestellten je nach ihren Leistungen in eine Rangordnung bringt, der Psychotechniker ebenfalls eine Rangordnung auf Grund der Prüfung aufstellt und beide, unabhängig voneinander aufgestellte Rangordnungen werden nun miteinander verglichen. Weisen sie in der Mehrzahl Übereinstimmungen auf, so wird der Test als »gut« angesehen. Es wurde jedoch von Prüfungsleitern wie S t e r n , S c h a c k w i t z , K o r n h a u s e r u.a. mehrmals bemerkt,daß die längere Zeit in Betrieben angestellten Arbeiter bei der Prüfung durch Teste oft versagen. Dies wurde damit erklärt, daß die lange in der Praxis stehenden Arbeiter ihre Bewegungen automatisiert haben und sich in solchen künstlichen oder ganz neuen Situationen schlecht zurechtfinden.1) Von Ausübenden »höherer« Berufe berichtet C i m b a l 2 ) ähnliche von ihm gemachte Erfahrungen. Ein Psychiater, der durch seine klinischen und hirnanatomischen Erfahrungen bekannt ist, Erfahrungen, die einen Beweis für seine Beobachtungsfähigkeit bilden, zeigte am Auffassungsapparat große ') K o r n h a u s e r und K i n g s b u r y geben freilich noch eine andere Erklärung hiefür, nämlich, daß die intelligenteren den Beruf verlassen und nur die unintelligenteren in ihm verbleiben, die natürlich den Test schlecht lösen (op. c. S. 134). Dies paßt jedoch wohl nur für amerikanische Verhältnisse mit ihrem starken Arbeiterwechsel. G i e s e behauptet, daß der E i f e r der neu Anzustellenden eine Bedingung für die guten Lösungen bildet. 2 ) W. C i m b a 1: Die Erziehung zur Tüchtigkeit in Schule u Beruf. Hamburg 1919, S. 40.



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Schwankungen der Beobachtung: 3 0 / 1 0 0 0 — 1 / 2 Sekunde. Ein anderer bekannter Arzt und Operateur, unermüdlich in seiner Berufsarbeit, zeigte bei der Auffassungsprüfung Langsamkeit, mäßige Sicherheit und schnelle Ermüdung. Die psychologische Prüfung der als beruflich notwendig erachteten Eigenschaft versagte bei sehr guten Praktikern. Solche Tatsachen, obwohl bisher nicht sehr oft bekannt geworden (vielleicht wurden sie von den Prüfenden übersehen), mahnen jedoch zur Vorsicht bei dieser Art Überprüfung der Teste. Anderseits, da die im Betriebe beschäftigten Arbeiter bereits durch Übung manche Fähigkeit erworben haben, so kann man aus ihren guten Testlösungen nicht ohne weiteres darauf schließen, welchen Anteil die Fähigkeiten und welchen die erworbenen Fertigkeiten an ihnen hatten. Da der Test nur Fähigkeiten prüfen will, so wird die Leistung immer ein ungetreues Bild davon geben und so kein richtiges Kennzeichen der Fähigkeiten darstellen. Wichtiger ist aber noch der Umstand, daß, wenn es sich um Überprüfung einzelner Teste handelt (und diese haben wir jetzt im Auge), der Meister oder Vorgesetzte selten ein richtiges Urteil über einzelne Fähigkeiten abgeben kann. Ist er vielleicht im stände, über Handgeschicklichkeit oder technisches Verständnis ein treffendes Urteil abzugeben, so wird ihm z. B. die Beurteilung der Qualität und Art des Gedächtnisses der Lehrlinge Schwierigkeiten bereiten. Auf seine »Menschenkenntnis« ist in diesem Falle kein Verlaß. 1 ) Eine Abart dieser Testkontrolle wird in letzter Zeit sehr oft angewandt. Man prüft Anwärter (oder Lehrlinge) für einen bestimmten Beruf mittels bestimmter Teste und stellt sie im Beruf ein. Bewähren sich in der Praxis diejenigen, die den Test gut gelöst haben, oder werden sie besonders rasch angelernt (was als Zeichen ihrer Fähigkeit gilt), so ist dies ein Beweis der richtigen Auswahl des Tests, d. h. er besitzt einen Symptomwert. Diese Methode hat den Nachteil, daß man diejenigen Anwärter nicht einstellt, welche den Test nicht gut ausgeführt haben, es fehlt also der Gegenbeweis, daß diese sich in der Praxis nicht bewähren. Außerdem, da mehrere ') Hierüber ausführlicher im Teil II, Kap. II, e.



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Teste verwendet wurden, so muß zuerst sehr sorgfältig auseinandergehalten werden, welcher den eigentlichen Symptomwert besitzt, was eine langwierige Korrelationsberechnung erfordert. Obwohl man also die T e s t - P r a x i s - V e r g l e i c h e nicht ausschalten kann, denn schließlich hat j a der Test die Prognose der Leistung in der Praxis zu stellen, so hat man sich jedoch der oben erwähnten Bedenken zu erinnern, um dieser Methode nicht allzuviel Wert beizumessen. C l a p a r f e d e erwähnt noch, daß ein Verfahren, welches er das M o n o g r a p h i e v e r f a h r e n nennen möchte, auch über den diagnostischen Wert des Tests Aufschluß zu geben im stände wäre. Es bestünde in der Beobachtung eines Individuums während seines ganzen Lebens in bezug auf die Fähigkeiten, die es aufweist, sowie auf die Arbeiten, die es mit Erfolg ausführt. Indem man diese Person später einer Prüfung mittels einer Reihe von Testen unterzieht, kann man jene Teste, die sie am besten löst, auch als »symptomatisch« gut bezeichnen. 1 ) Diese Methode wurde zwar noch nie angewandt, aber es wäre methodologisch doch vielleicht fruchtbar, den Weg einzuschlagen, um festzustellen, in welchen Testen gute Praktiker gut abschneiden. />) Das Differenzierungsvermögen des Tests. (Die Streuung und Eichung des Tests.) Die Feststellung des symptomatischen Wertes eines Tests bildet nur eine Seite, obwohl die wichtigste seiner praktischen Verwendbarkeit, denn es handelt sich dabei nur um die Frage, w a s der Test prüft. E s ist jedoch eine zweite wichtige Frage, w i e der Test prüft, d. h. ob er sich auch als M e ß i n s t r u m e n t eignet. Jeder Test muß d i f f e r e n z i e r t e E r g e b n i s s e , sei es qualitativer, sei es quantitativer Art, liefern, denn einer von den Zwecken der Testprüfung besteht j a darin, die Differenzen der Prüflinge festzustellen. J e differenzierter demnach die Ergebnisse der Testprüfung sind, oder wie man es nennt, je größer die »Streuung« ist, desto höher der ') Claparfede: Comment diagnostiquer les aptitudes chez les ¿coliers. Paris 1924. S. 8.



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diagnostische und praktische Wert des Tests. Ein Test »streut« gut, wenn sich seine Prüfergebnisse nach der Häufigkeitskurve (G a u s sehen Verteilungskurve) darstellen lassen. 1 ) Das Ausziehen der G a u s sehen Kurve auf Grund der Testprüfung einer größeren Zahl von Personen ist somit ein Mittel zur Feststellung des Streuungswertes des Tests. Statt Streuungskurven herzustellen, begnügt man sich oft bei Testen, die für ein bestimmtes Alter berechnet sind, mit der Feststellung der Prozentzahl der Prüflinge, welche (im Vorversuch!) einen Test gelöst haben. Sind es 7 5 % , so gilt der Test als verwertbar. 4 ) Die Differenzierung der Ergebnisse eines Tests wäre belanglos, wenn man sie nicht entsprechend deuten resp. werten würde. Was bedeutet eine bestimmte Leistung des Prüflings, z. B. das Erfassen von 3 Bildern aus einer Reihe von 7 während einer Sekunde dargebotener kleinen geometrischen Bilder ? Ist das noch eine gute oder schon eine schlechte Leistung? Wir können über den Wert einer Testlösung keinen klaren Begriff erhalten, wenn wir nicht wissen, wie sich diese Leistung zu den Leistungen anderer Personen verhält, solange wir also keine Vergleiche ziehen können. Deshalb ist es notwendig, einen jeden Test zu e i c h e n , 3 ) d. h. feste Bewertungen aller seiner möglichen Lösungen aufzustellen. Ähnlich wie wir physikalische Instrumente z. B. das Thermometer eichen, indem wir den Siede- und Gefrierpunkt einzeichnen und dann willkürlich die Distanz zwischen diesen Punkten einteilen (in hundert oder achtzig Grade), so können wir e m p i r i s c h bei einer größeren Gruppe von Individuen, den Tief- und Höhepunkt, die schlechteste und ') Näheres oben S. 33. s ) Diese Zahl ist empirisch gewonnen. Es hat erstmals B o b e r tag, dann auch G o d d a r d bei Anwendung des Binetschen Systems an Jugendlichen festgestellt, daß bei einer Gruppe von Individuen 75% den Test mehr oder weniger gut lösten, während 25% der Aufgabe nicht genügten. *) Der Begriff »Eichung« ist bei den Psychotechnikern nicht eindeutig. Die einen verstehen darunter »Feststellung von Durchschnittswerten«, »Aufstellen von Normen«, während die anderen (wie G i e s e ) die umfassende und mannigfache Prüfung des Tests auf dessen Brauchbarkeit Eichung nennen. Es wäre wohl richtiger, die eigentliche Bedeutung des Wortes »Eichung« beizubehalten und ihn nur im ersteren Sinne zu gebraucheil.



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die beste Lösung eines bestimmten Tests feststellen, Antworten abstufen, so daß wir bei einer beliebigen Antwort der Person sofort den Grad der Leistung bestimmen können. Den nach der G a u s s c h e n Kurve verteilten Prüfergebnissen werden die Prädikate »gut«, »schlecht« »mittel« usw. nicht subjektiv und willkürlich beigelegt, sondern sie ergeben sich zwangsläufig aus der Häufigkeit ihres Auftretens. Ein Blick auf die Kurve belehrt sofort, wie noch eine bestimmte Leistung einzuschätzen sei. Auf das ganze Verfahren der Eichung wird weiter unten näher eingegangen,') es sei hier nur auf die Notwendigkeit einer solchen Eichung eines jeden Tests hingewiesen. Damit die Streuung des Tests festgestellt und die Eichung vorgenommen werden kann, muß ein Test v o r g e p r ü f t werden. »Man muß den Test testieren.« Es muß also noch eine zweite Kontrolle vorgenommen werden. Einige methodologische Fragen müssen dabei gestreift werden: 1. An welcher Anzahl Personen muß ein Test v o r g e p r ü f t werden, damit er als brauchbar zu erkennen ist? Es ist nicht leicht, eine einheitliche Antwort darauf zu geben. In Amerika arbeitet man mit großen Zahlen — von hundert bis einigen Tausend, in Europa beschränkt man sich auf viel weniger. Die ersten Vergleiche der Prüfungen des industriellen Lehrlings mit dem Erfolg in der Praxis, die M o e d e erstmals veröffentlicht hat, beziehen sich auf 20 Lehrlinge! 2 ) Dies gehört jedoch schon zur Vergangenheit, aber das Minimum ist noch nicht einheitlich festgelegt. G i e s e sagt über Versuchsstatistiken in der Psychotechnik: »Als Normalmaß wird man mindestens 200 Versuchspersonen durchprüfen, homogene Population vorausgesetzt.« 3) Und an anderer Stelle: Unter 500 Personen, im Einzelversuch geprüft, wird man kaum Sicherheit erhalten.« 4 ) Diese Forderung, wie richtig sie auch sein mag, ist jedoch oft infolge äußerer Umstände nicht durchführbar — es stehen einfach nicht so viele Prüflinge zur Verfügung. Aber ') S. Kap. »Aufstellung der Normen«. M o e d e : Die psychotechn. Eignungsprüfungen des industriellen Lehrlings. PrakPs. 1 (3), S. 79. 3) Handbuch psychotechn. Eignungsprüfungen, S. 647. 4) Psychotechnisches Praktikum, S. 74. s)



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hundert Prüflinge ermöglichen einen V o r v e r s u c h , der über den Wert des Tests gut orientiert. Voraussetzung bleibt nur, d a ß der Prüfende den Test besonders sorgfältig anwendet. 2. Bei welcher Kategorie von Personen soll die Durchprüfung vorgenommen werden? Da die Resultate eines Tests sehr stark variieren, entsprechend dem Stande des geistigen Niveaus, Alters, Milieus des Geprüften, so ist dringend erforderlich, daß der Test an Personen solcher Kreise durchgeführt wird, für welche er bestimmt ist. Also Teste für Jugendliche an Jugendlichen, für Arbeiter an Arbeitern. K o m h a u s e r und K i n g s b u r y behaupten, daß sogar Teste für ein und denselben Beruf, aber für verschiedene Betriebe, an Arbeitern beider Betriebe überprüft werden sollten, da in jedem Betrieb die Arbeit in anderer Weise verrichtet wird und andere Arbeitsgestaltung erfordert andere Teste. 1 )

4. Die Bewertung der Testleistungen. A. Die Punktbewertung. Die Lösung eines Tests läßt sich sehr leicht bei alternativen Aufgaben bewerten: Wird die Aufgabe gelöst, so gilt die Antwort als r i c h t i g , wird sie nicht gelöst, als unrichtig. Die amerikanischen A r m y M e n t a l T e s t s , welche zum großen Teil in alternativen Testen bestanden, haben zwei Verfahren solcher Bewertung benutzt. Das erste bestand darin, daß man bei einem Test, der aus einzelnen alternativen Aufgaben bestand, nur die ungelösten Aufgaben gezählt hat, so daß auf diese Weise die Zahl der richtig gelösten Aufgaben sofort festgestellt werden konnte. Der technische Ausdruck für diese Bewertung ist »Number Right« (Trefferzahl). Aber diese Bewertung hat einen sehr hohen Prozentsatz von richtigen Lösungen begünstigt, und um dieses Resultat zu korrigieren, bediente man sich eines anderen Verfahrens: Zusammenstellung der richtigen und falschen Lösungen und Subtraktion der letzteren von ersteren, der sogenannten » R i g h t m i n u s W r o n g « (Treffer minus Fehler)-Bewertung. 2 ) ') Psychological Test in Business. S. 64. s ) C. S. Y o a k u m and M. Y e r k e s : Army Mental Tests, New York, Holtz u. Co., 1920, S. 7, 66. B a u r a g a r t e a , Die BerufseignungsprUfungea.

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Bei nicht alternativen Testen, bei denen verschiedene Antworten zu geben sind, entsteht die Frage: Wie wird nun eine Antwort bewertet, d. h. die eine als besser beurteilt als die andere, ohne dabei nach subjektivem Gutdünken, sondern auf objektiver Grundlage zu entscheiden? Es ist dies eine der wichtigsten Fragen im Gebiet der Methodik des Tests und man hat ihr in Kreisen der Psychologen und Psychotechniker viel Aufmerksamkeit geschenkt. Wir gehen daher etwas näher darauf ein. Vor allem ist es notwendig, zwei Arten von Testen zu unterscheiden: I. diejenigen, welche eine quantitative resp. messende' und 2. jene, die nur eine abschätzende Bewertung zulassen. Wenden wir uns zuerst den messenden Testen zu und als Einleitung dazu dem Problem des Messens der Psychologie überhaupt. Jene Prüfungsleiter, welche von Haus aus Ingenieure sind, fassen das »Messen« der Psychologie im gewöhnlichen Sinne des Messens auf. Man kann nicht genug vor einer solchen Auffassung warnen. Psychische Inhalte (Empfindungen, Vorstellungen, Gefühle usw.) lassen sich nicht in der Weise messen wie physische oder physikalische Größen, die man durch die' Zahl der gleichartigen Einheiten, also Längen durch Längeeinheiten, Volumen durch Volumeneinheiten, ausdrücken kann. Eine Empfindung, die ja nicht exakt zu reproduzieren ist, kann nicht als Maßstab zur Messung der Empfindungen dienen. Was man in der Psychologie in dieser Richtung erreicht hat, ist, unter Voraussetzung, daß gleichen Empfindungen gleiche Reize entsprechen, die Messung der die Empfindungen auslösenden Reize (optische, akustische, thermische usw.) und auf diese indirekte Weise die Bestimmung der Stärke der Empfindungen. Da unsere Empfindungen nicht nur von den Reizen, sondern auch vom gesamten psychischen Zustand: Ermüdung, Interesse usw. abhängen, so sind die Maßzahlen natürlich mit Vorbehalt anzunehmen. Wenn wir also sagen, wir »prüfen eine Fähigkeit« (z. B. das Gedächtnis), so prüfen wir in Wirklichkeit nicht die Funktion des Erinnerns als Bewußtseinsinhalt, subjektives Erleben der betreffenden Person, sondern als eine objektive von uns provozierte Antwort auf eine Reizaufgabe (z. B. eine Reihe von Silben zu wieder-



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holen), bei der wir voraussetzen, daß die in Betracht kommende Funktion in Tätigkeit tritt. Wir vermögen jedoch nicht zu behaupten, daß dabei nicht noch andere Funktionen in Tätigkeit treten (Aufmerksamkeit, visuelle oder akustische Bilder) und welche Rolle sie dabei spielen. Wir besitzen jedoch Gründe zu behaupten, daß je komplexer eine Aufgabe, desto größer die Gefahr, daß die zu prüfende Fähigkeit nicht klar zum Vorschein kommt. Zwei spezielle Fälle dieser Grundtatsache müssen bei den psychotechnischen Prüfungen besonders in Erwägung gezogen werden: Wenn wir dem Kandidaten einige Aufgaben vorlegen, z. B. Strecken halbieren, einen Kreis halbieren und dabei behaupten (auf Grund der Häufigkeitslösung), daß die zweite Aufgabe dreimal so schwer sei als die erste, so darf man sich nicht vorstellen, daß psychisch, im Erleben des Prüflings, bei der Lösung der zweiten Prüfung eine dreimal so große Anstrengung erfolgte als bei der ersten Lösung. Wir können zwar wohl empfinden, daß wir im zweiten Fall eine größere Anstrengung machten als im ersten, aber ob das Verhältnis das 2-, 5- oder 6-fache beträgt, können wir nicht konstatieren. Schon F e c h n e r , der Begründer der psycho-physischen Maßmethoden, betonte ausdrücklich: »Zunächst und unmittelbar besitzen wir nur ein Urteil über ein Mehr oder Weniger, oder eine Gleichheit in allen diesen Beziehungen, nicht aber ein ,Wievielmal', was zu einem wahren Maße erforderlich wird.« 1 ) Obwohl wir aus praktischen Gründen ein solches quantitatives Bewerten beibehalten, so muß sich doch jeder Praktiker dieses Tatbestandes bewußt werden, um sich nicht zu sklavisch an die Zahlen zu halten. Dasselbe gilt auch für einen zweiten Fall. Wenn wir für die Leistungen Noten (Zensuren) erteilen, 1, 2, 3, 4, 5, so besteht arithmetisch zwischen den Noten immer der gleiche Abstand. Wenn aber für die Grade der psychischen Fähigkeiten die Noten 1, 2, 3, 4, 5 erteilt werden, so wissen wir damit noch nicht, ob sie p s y c h i s c h g l e i c h w e r t i g sind, d. h. ob derjenige, welcher die Note 2 erhalten hat, seine Aufgabe nicht mit demselben Grad von Anstrengung und demselben Anteil seiner Fähigkeiten gelöst hat wie ein ') Elemente der Psychophysik, Bd. I, S. 541. 12»



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anderer, dessen Lösung mit einer 3 oder gar einer 4 bewertet wurde. Dieselben Noten können auf Grund psychisch verschiedener Mittel, verschiedene Noten durch denselben Grad von Anstrengung und Fähigkeit erzielt werden. Zwei Prüflinge, welche dieselben Noten erhalten haben, können zwei psychisch gänzlich verschiedene Konstitutionen besitzen. Man nimmt davon bei den psychotechnischen Prüfungen noch gar keine Notiz, da es dort doch nur auf die Leistung ankommt : ist sie und in welcher Weise ist sie vollbracht, oder ist sie nicht gelungen ? Aber ein Psychotechniker sollte sich dieses unpsychologischen Vorgehens bewußt sein. Wenden wir uns nun den quantitativen Bewertungen der Testleistungen zu. Wenn man z. B. einer Gruppe von Prüflingen X, Y , Z . . . zu gleicher Zeit 36 Worte zum Auswendiglernen gibt und es erweist sich, daß X 18, Y 30, Z 36 Worte gelernt hat, so ist die Bewertung der Leistung q u a n t i t a t i v möglich. Man bewertet z. B. das Behalten eines jeden Wortes mit e i n e m Punkt 1 ); demnach erhält X die Punktzahl 18, Y 30, Z 36, die schlechteste Leistung (kein Behalten der Worte) erhält o, die beste 36 Punkte. Eine solche Bewertung ist ganz w i l l k ü r l i c h , der Einfachheit halber vorgenommen. Man könnte ebensogut mit zwei, drei Punkten oder einer Bruchzahl operieren. Man hat nun versucht, das Bewerten durch Punktzahlen zu begründen und ging dabei von der Tatsache aus, daß eine Gruppe von Personen fast nie die absolut beste und anderseits die schlechteste Lösung des Tests aufweist, sondern ihre Leistungen nähern sich nur mehr oder weniger den Extremen nach beiden Richtungen. So wird selten jemand aus einer Gruppe von Personen alle 36 angegebenen Worte oder kein einziges behalten, vielmehr trifft es sich, daß z. B. die schlechteste Leistung 3, die beste 27 behaltene Worte aufweist. Die Leistungsbreite wird also 27 — 3 = 24 Worte sein. ' Man bewertet dann die Höchstleistung mit einer bestimmten Note — aus Bequemlichkeitsgründen nimmt man die Note 10, und jedes behaltene 10 Wort wird dann innerhalb der Streuungsbreite mit — = 0*4 24 bewertet. Auf diese Weise haben wir statt Punktzahlen ') Die Punktbewertung wurde in der praktischen Psychologie zuerst von Y e r k e s eingeführt.



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Wertzahlen (Noten) eingesetzt. Die Wertzahlen gestatten die Leistungen der Personen innerhalb einer Gruppe ausgeprägter abzuheben und Vergleiche zu ziehen. Man soll aber nicht vergessen, daß wenn auch solche Bewertung der Leistungen nicht so willkürlich ist, wie beim erst genannten Verfahren, sie doch immer relativ, nämlich empirisch — auf Grund der Beschaffenheit der gegebenen Gruppe — erfolgt. Die Teste sind jedoch nicht immer so beschaffen, daß man jede einzelne richtige Antwort mit einer einzelnen Punktzahl bewerten kann. Es gibt solche, bei denen jede Teilantwort schon eigentlich zwei Aufgaben in sich schließt. S o kommt es beim Gedächtnistest darauf an, daß nicht nur das Wort richtig behalten, sondern auch in der richtigen Reihenfolge genannt werden soll. Es muß daher jede vollgute Antwort, d. h. die richtige Wiedergabe der Worte in richtiger Reihenfolge mit 2 Punkten, die richtige Teilantwort, d. h. z. B. die richtige Wiederholung oder aber die Einhaltung der richtigen Reihenfolge mit i Punkt bewertet werden. Die Bewertung des Tests muß sich demnach nach der Natur des Tests richten. Es gibt ferner Teste, deren Lösung bisweilen in 100 Einzelantworten besteht (so z. B. beim Lückentest, wo der Prüfling einzelne Silben oder ganze Worte, die im Text ausgelassen sind, ergänzen muß). Um nicht mit allzu großen Zahlen operieren zu mUssen, wird beispielsweise nur für je 5 gute Ausfüllungen 1 Punkt gegeben. 100 Ergänzungen würden demnach die Punktzahl 20 erhalten. Nicht immer werden die Einzelantworten in gleicher Weise bewertet. Es kommt oft vor, daß ein Test keine einheitliche Aufgabe darstellt, seine Teile sind einmal leichter, einmal schwererer Natur. Um die Auswertung möglichst unkompliziert zu gestalten, sieht man oft von dieser Verschiedenheit ab, doch muß bei exakten Bewertungen dieser Umstand in Betracht gezogen werden. Ein Gedächtnistest kann z. B. eine Reihe sehr leichter und eine Reihe sehr schwer einprägbarer Worte enthalten: so Regen, Wetter, Kälte — Guadalquivir, Flußströmung, Genossenschaftskörperschaft. E s ist also nicht dieselbe Leistung, sich die ersten oder die zweiten drei Worte einzuprägen. Um diesem Umstand Rechnung zu tragen, schätzt man die zweite Reihe als



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dreimal so schwer, so daß, wenn die erste mit 3 Punkten, die zweite mit 3 mal 3 oder 9 Punkten bewertet wird. Man nennt dieses Verfahren die Einführung von G ew i c h t s z a h l e n in die Bewertung. Ein Apparat kann ebenfalls Aufgaben von verschiedener Schwere bieten. So ist es nicht dasselbe, beim Optometer eine Linie oder einen Halbkreis in zwei Teile zu teilen und es wird sich die soeben erwähnte Berechnungsweise mit Gewichtszahlen als notwendig erweisen. Dabei erfordert jede spezielle Art Apparat ganz spezielle Berechnungsmethoden, um die Fehler auszuschalten. Die erste Arbeit, welche die verschiedenen Auswertungsverfahren bei verschiedenen Apparaten berücksichtigte, ist diejenige von B. H e r w i g : »Auswertungs verfahren bei der psychotechnischen Eignungsprüfung.« [Prakt. Psych. 2 (2).] Es werden hier jedoch nur die Apparate von W. M o e d e berücksichtigt. Nicht nur Teile eines Tests, sondern auch einzelne Teste innerhalb einer Prüfung werden mit Gewichtszahlen belegt. So ist es üblich, die zur Ausübung eines bestimmten Berufes notwendigen Eigenschaften mit 100°/0 »Wichtigkeit« anzusetzen und dann jeder einzelnen Eigenschaft einen bestimmten Prozentsatz von Wichtigkeit zuzusprechen. Demgemäß wurde bei den Begabtenprüfungen der Stadt Berlin die Wichtigkeit der sämtlichen geprüften Eigenschaften durch die Zahl 100°/ 0 ausgedrückt. Dem logischen Gedächtnis wurden 1 5 % , der Lehrprobe 1 5 % , dem Ebbinghaustest 10°/ 0 , dem Analogietest 5°/0 usw. zugesprochen. Bei der Prüfung eines Schülers kann man auf diese Weise sofort feststellen, ob er in einer mehr oder weniger wichtigen Eigenschaft versagt hat. Die Frage ist nun, auf welcher Grundlage solche Gewichtszuteilungen fußen. Die erwähnten Gewichtszahlen können e m p i r i s c h gewonnen werden. Wenn wir einer Anzahl Personen einen Test zu lesen geben, so geschieht es fast regelmäßig, daß Teile des Tests von vielen, andere nur von wenigen, ja bisweilen nur von einer einzigen Person richtig gelöst werden. Diese selten gelösten Teile bieten anscheinend größere Schwierigkeiten und berechtigen zu der Schlußfolgerung, daß der Grad der Schwierigkeit der Seltenheit

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der Lösung entspricht. Die Höhe der Gewichtszahlen der einzelnen Teile wird also der Seltenheit der Lösungen proportional sein. Es gibt jedoch nur wenige Untersuchungen, die sich mit der empirischen Begründung der Gewichtszahlen befassen, zum großen Teil werden die Gewichtszahlen nur auf Grund der Überlegung, Vermutung, sozusagen des »geistigen Augenmaßes«, eingeführt und lassen so der Willkür Tür und Tor offen. Die Beobachtung in der Praxis weist zwar darauf hin, daß beispielsweise beim Feilen die Aufmerksamkeit in stärkerem Maße in Anspruch genommen wird als die Feinempfindlichkeit der Finger, aber ob tatsächlich die Aufmerksamkeit 2 m a 1 so groß ist (und nicht 3 oder 4 1 / 2 ) als das Feingefühl, das können wir nur als Vermutung aussprechen. Es ist zwar sehr wohl möglich, daß hier die Intuition viel Richtiges trifft, aber es ist eben doch nur ein ganz s u b j e k t i v e s M i t t e l , worauf man sich, wenn man Wissenschaft treiben will, nicht verlassen dürfte. Dies sollte scharf im Auge behalten werden. Es müßte vorerst jeder Beruf viel eingehender (und mit besseren Methoden als wir sie zurzeit besitzen) untersucht werden, um zu irgend welchen objektiv begründeten Zahlen zu gelangen. Wie bereits oben angeführt wurde, werden die in den Prüfungen erhaltenen Punkte noch einer Schätzung unterzogen resp. es werden Noten erteilt. Dies wird vornehmlich dann getan, wenn die Punktbewertung hohe Zahlen aufweist (z. B. 200 Punkte) und die Leistungen durch solche hohe Bewertungszahlen unübersichtlich werden. Sehr oft werden Noten auch ohne vorherige Punktzahlbewertung erteilt, indem man sofort die Leistung abschätzt. Das gilt z. B. bei qualitativen Testen. In der N o t e n g e b u n g besteht zurzeit gar keine Ubereinstimmung. Jeder erteilt die Noten sozusagen nach seinem eigenen System. Am üblichsten sind noch jene von x bis 10 und von 1 bis 5. Diese letztere Wertung, wobei 1 = sehr gut, 2 = gut, 3 == genügend, 4 = schwach und 5 = sehr schwach bedeutet, ist die traditionell in den Schulen angewandte und besitzt auch in der Psychotechnik die meisten Anhänger. Man behauptet, daß die Beurteilung nach nur 5 Graden schneller und sicherer vor sich gehe,



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als diejenige nach io, und daß sie auch feinere Beurteilungsnuancen gestattet, was man z. B. auch durch Einfügen von halben Zahlen oder - f - und — Zeichen erzielen kann. Diese Verschiedenheit der Notenskala ist jedoch ohne Bedeutung, weil die Leistungen, die durch I — 5 und 1 — 1 0 bewertet wurden, noch ohne besondere Schwierigkeiten miteinander vergleichbar sind. Viel mehr Schwierigkeiten im Vergleich bietet das P r i n z i p d e r N o t e n e r t e i l u n g . Welche Leistungen sollen mit 1 — 5 bewertet werden? Die Mehrzahl der Psychotechniker teilt einfach die Streuungsbreite der Maße (z. B. 2 — 2 9 behaltene Worte bei der Gedächtnisprobe) in 5 gleiche Teile, für jede der Noten 1 — 5 ein. Andere behaupten, es läge eine Ungerechtigkeit in diesem Verfahren. Die öfters vorkommenden Fehler seien nicht die gröbsten, sie müssen dem Prüfling aus irgend einem Grunde naheliegen und seien deshalb milder zu beurteilen. Die Noten müssen sich also nach der Häufigkeitsstatistik richten. E s wird dann eine Leistung nach dem Häufigkeitsprinzip ( 1 : 2 : 3 : 2 : 1 ) bewertet, so daß also etwa die 1 0 besten die Note 1 erhalten, die 2 0 nächsten eine 2, die dritten 40 eine 3, die 2 0 nächsten eine 4 und die letzten 1 0 eine 1. R u p p , welcher unter anderen auch dieses Verfahren anwendet, schränkt es noch ein, indem er behauptet, daß bei der einen Prüfung die 1 nicht der 1 für eine andere Aufgabe entspricht, denn die besten Lösungen einer Prüfung können tatsächlich sehr gute Leistungen darstellen, die sich deutlich vom Durchschnitt abheben, während dies bei anderen Prüfungen nur wenig der Fall sein kann. In solchen Fällen würde Rupp nicht die Noten 1 — 5 , sondern nur 2, 3, 4 erteilen. — Daß natürlich das subjektive Urteil dort, wo die Leistungen abgeschätzt werden, eine große Rolle spielt, ist ersichtlich. S o richtig im Prinzip dies Verfahren auch sein mag, so kann es doch nur einen gewiegten Praktiker vor falschen Beurteilungen bewahren. W i r haben bis dahin die Lösung des Tests von einer Seite (oder nach einer Dimension), und zwar nach seiner Q u a l i t ä t hin untersucht. Aber es kommt bei der Lösung noch auf etwas anderes an — auf den Z e i t v e r l a u f der Antwort. E s wird deshalb beim Test nicht nur die Qualität bewertet, sondern man mißt außerdem die Z e i t der Ausführung. Oft hat man einen ursächlichen Zusammenhang

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zwischen der Richtigkeit b z w . den Fehlern und den Zeitwerten in dem Sinne angenommen, d a ß man von einer schnellen, aber falschen — und einer langsamen aber richtigen L ö s u n g sprach. N a c h einer statistischen Untersuchung, die F r a u D r . B a g a n z in der Charlottenburger Technischen S c h u l e an 230 Lehrlingen vorgenommen hat, erwies sich, d a ß diejenigen, »die fehlerfrei arbeiten, auch schnell sind, und daß die L a n g s a m e n auch jene sind, bei denen die meisten Fehler auftreten«. 1 ) Natürlich wurden auch A u s nahmen festgestellt. Beobachtungen anderer Psychotechniker ( R u p p ) lassen j e d o c h darauf schließen, d a ß die Schnelligkeit als eine dem Individuum anhaftende Eigenheit z u betrachten sei, w i e es j a Personen gibt, die alles s c h n e l l verrichten (schnell-gut und schnell-schlecht). Für die Praxis, w o es sich in vielen Berufen um rasche A u s f ü h r u n g einer B e w e g u n g (speziell bei der Bedienung der Maschinen) handelt, spielt die Feststellung der Zeit natürlich eine g r o ß e Rolle. (Übrigens sind wir an die Vorstellung g e w ö h n t — wohl auf Grund der Empirie — , daß schnelles und richtiges Handeln das Z w e c k m ä ß i g s t e , Best-ökonomische ist; für viele ist ein solches auch ein B e w e i s höherer Intelligenz.) W o l l e n wir also den Zeitwert der L ö s u n g erfassen, so müssen wir empirisch bestimmen, wieviel Zeit die L ö s u n g eines Tests beansprucht. A u c h hier gewinnt man auf empirischem W e g e Mittelwerte durch Punktzahlen. M a n stellt z. B. die kürzeste und längste Zeit fest, welche die L ö s u n g eines T e s t s bei einer größeren Zahl Prüflinge beanspruchte (z. B. 13' und 40'; die Streuungsbreite ist also = 27'). Stellt man für die schnellste L ö s u n g 10 Punkte, für die langsamste I Punkt ein — die B e w e r t u n g liegt demnach zwischen 10 und 1 — , so wird 27' e i n Punkt —^— = 3' Lösungsdauer ergeben. F ü r den Fall, d a ß wir z w e i T e s t e nacheinander zu lösen geben, bei welchen w i r auch die Zeiten bewerten wollen, so müssen wir ebenfalls verschiedene Gewichtszeiten für verschiedene A u f g a b e n einführen, denn eine schwerere A u f g a b e ') B. H e r w i g : »Auswertungsverfahren bei nichtapparativen psychologischen Proben«. P r a k t . P s y c h o l o g i e , 3. Jahrg., 4. Hft., S. 121.



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verlangt natürlich mehr Zeit als eine leichtere. Die kürzere Zeitdauer wird durch niedrigere Punktzahl ausgedrückt und nun erhalten wir eine Testlösung, deren Qualität mit größerer Punktzahl, deren Zeitdauer mit kleineren Punktzahlen bewertet wird. Eine derartige zweifache Bewertung ist natürlich wenig übersichtlich, und da es auf Übersichtlichkeit der Prüfungsergebnisse bei der Personenauslese ankommt, so dürfte diese zweifache Bewertung in der Praxis wenig zweckmäßig sein. Dasselbe gilt für die Fälle, wo wir beim Test nicht Qualität und Zeit, sondern Qualität und Quantität der Lösung beurteilen müssen (vide beim Lückentest: Wieviel Lücken wurden ausgefüllt, wie viele davon sind richtig ausgefüllt ?). M ü n s t e r b e r g 1 ) versuchte als erster durch gewisse Verfahren die zwei Meßwerte der Testlösungen auf eine Einheit zurückzuführen, indem er z. B. die Fehlerzahl mit der Sekundenzahl m u l t i p l i z i e r t e und das Produkt dieser Werte als Maß der Leistung annahm. Man kann natürlich ebensogut ein Additions- oder Subtraktionsverfahren anwenden. Ich habe beispielsweise bei einem Test, bei dem es auf die Zahl der errechneten Zeilen sowie auf die Zahl der begangenen Fehler ankam, folgende Berechnung verwendet: Jede ausgeführte Zeile wurde mit I Punkt, jeder Fehler als halbe Zeile mit 1/2 Punkt, den ich vom Resultat abzog, bewertet. Hatte ein Prüfling 20 Zeilen ausgeführt, dabei 5 Fehler gemacht, so erhielt er die Note 20 — 2 l / i = I7 1 / i usw. 2 ) Nicht immer ist eine so übersichtliche Berechnung durchführbar; schon W h i p p l e , und in neuerer Zeit besonders G i e s e , vertraten daher die Forderung, immer nur e i n e n Wert, e i n e K o m p o n e n t e zu berücksichtigen und sie rechnerischvergleichbar zu gestalten. So spricht W h i p p l e in diesem Sinne von einer t i m e - l i m i t m e t h o d und einer w o r k 1 i m i t method. In der ersteren wird die Verschiedenheit der Leistungen in einer bestimmten Zeit, in der anderen die verschiedenen Zeiten, die ein und dieselbe Leistung erfordert, festgestellt. W h i p p l e gibt der zweiten den Vorzug. 8 ) Für G i e s e gilt die Komponente, ob Zeit oder Treffer ') *) 2 (1), *)

M ü n s t e r b e r g : Psychologie und Wirtschaftsleben, S. 60. B a u m g a r t e n : »Der Konzentrationstest«,Prakt. Psychol. 1921. W h i p p l e : Manual of Mental and Physical Tests, 1910, S. 6.

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I8 7

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(also Leistung) oder sonst eine Einheit als Nebensache; als Hauptsache aber, daß der Prüfling entweder in eine zeitliche oder in eine qualitative Zwangsläufigkeit gebracht wird und immer nur e i n e Komponente berechnet wird. 1 ) (Er nennt dies E i n k o m p o n e n t e n r e c h n u n g , eine Bezeichnung, die sich eingebürgert hat.) 2 ) Viele der neuesten Apparate und Teste weisen die Tendenz auf, der Forderung der Einkomponentenrechnung gerecht zu werden. W o h l ist die Einkomponentenrechnung ein Mittel, möglichst korrekte Berechnungen der Leistung zu erhalten, aber man muß sich vor Augen halten, daß jede Leistung im wirklichen Leben Werte verschiedener Richtung darstellt. Eine Arbeit kann z. B. in kürzester Zeit, in dem geforderten Umfang und in geforderter Güte erfüllt werden, wird also durch Dauer, Qualität und Quantität charakterisiert. Die Einschränkungen der psychologischen Berechnungsmethoden verhindern eine allseitige Bewertung der Arbeitsleistung — sie wird beschränkt, künstlich gestaltet. Man hat bis heute noch nicht untersucht, inwieweit die Beschränkung auf nur einen Wert eine Herabsetzung des Symptomwertes des Tests bedeutet, inwieweit sie die psychologische Gestaltung der Prüfung einer Leistung verfälscht. Z. B. wo es sich darum handelt, den Typus des Arbeitenden festzuhalten — ob exakt und schnell oder langsam und unexakt — , gibt die Einkomponentenrechnung zweifellos kein wahres Bild des wirklichen Tatbestandes. Deshalb wird von einem so erfahrenen Psychotechniker wie P o p p e l r e u t e r die Einkomponentenrechnung scharf bekämpft 8 ) und in der Praxis sucht man immer wieder ein Verfahren, das eine getrennte Betonung von Qualität und Zeit erlaubt. So stellt ein Werk in Mitteldeutschland für jede Aufgabe genau die Fehlerzahl und die beanspruchte Zeit in Sekunden fest und trägt die ermittelten Werte in ein Fehler-Zeit-Diagramm ein (s. Abb. 3). Für jedes ZeitFehler-Diagramm wird dann entsprechend der vorwiegenden Wichtigkeit von Zeit und Qualität ein Bewertungsschlüssel *) G i e s e : Psychotechnisches Praktikum. Halle 1923, S. 70. G i e s e : Handbuch psychotechnischer Eignungsprüfungen. Halle 1925, S. 646—647. s ) P o p p e l r e u t e r : Richtlinien, S. 1 4 6 f r . 2)



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aufgestellt. Die Meßzahl für die Lösung einer A u f g a b e wird durch das arithmetische Mittel der beiden Noten aus dem Zeit-Fehler-Diagramm errechnet. Daß jedoch ein solches Verfahren zeitraubend und deshalb für die Praxis nicht »handlich« ist, erscheint klar. Eine Entscheidung in dem K a m p f : »Ein- oder Mehrkomponentenrechnung« würde durch Untersuchungen über die Übereinstimmung des 20 is 30 einen und des anderen Verfahrens mit der Praxis herbeigeführt werden können. Von H. K e l l n e r 1 ) wurde bereits ein Versuch dieser Art unternommen, indem er Beurteilungen nach vier verschiedenen Verfahren feststellte. Bei gegebener Arbeitsmenge und ermittelter Arbeitsgüte, wurde einmal die Arbeitszeit nicht Abb. 3 berücksichtigt, das zweite Mal festgegeben, das dritte Mal durch rechnerische Methode und das vierte Mal durch empirisch-graphische Methode festgestellt. Die Resultate ergaben, daß zwar das Verfahren der empirischen Berücksichtigung der Versuchszeit als das beste anzusehen ist, aber in diesem günstigsten Fall ergab sich eine nur mittelmäßige Übereinstimmung mit der Praxis. Das Problem harrt nun weiterer Untersuchung. B. Bewertung der apparativen Teste. Die Bewertung der apparativen Teste bietet noch einige besondere Schwierigkeiten. Anscheinend ist ein Apparat ein ideales Bewertungsmittel, da er die Leistung sofort durch eine Zahl anzugeben vermag. Aber sowohl die Inkonstanz des Tests, die bereits im vorangehenden Kapitel besprochen wurde, als auch die Konstruktion der Apparate gestatten l ) H. K e l l n e r : Die Urteilsbildung bei den psychotechnischen Prüfungen. IndPste. 2 (io), 1925, S. 303—315.



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nicht, die »Zahl« fehlerlos zu gewinnen. Unterzieht man den Bewerber am Apparat einige Male nacheinander einer Prüfung, läßt ihn z. B. eine Linie halbieren, so erfolgt die Halbierung mehr oder weniger richtig, sie nähert sich mehr oder weniger dem objektiv richtigen Wert, oder wie man sich ausdrückt: dem objektiven Nullpunkt (N 0 ). Die Leistung wird also mehr oder weniger starke Schwankungen aufweisen. Um ein Bild von der wahren Leistung des Prüflings zu erhalten, also die Schwankungen möglichst auszuschalten, ist es üblich, jede Leistung am Apparat durch den Prüfling 5- (oder 8)mal wiederholen zu lassen. Auf diese Art erhält man fünf mehr oder weniger verschiedene Einzelleistungen. Rechnet man das arithmetische Mittel dieser individuellen Werte als Durchschnittsleistung des Prüflings aus, so erhält man den sog. Mittelwert, der den »subjektiven Nullpunkt« des Prüflings charakterisiert (N,) und stellt sodann fest, wie groß die Abweichungen der Einzelleistungen von dieser Durchschnittsleistung sind. Die Summe dieser Abweichungen, dividiert durch die Zahl der Einstellungen, gibt uns einen Begriff davon, wie groß der S c h w a n k u n g s w e r t der Leistung des Prüflings ist. Dieser Wert wird S t r e u u n g , m i t t l e r e V a r i a t i o n oder m i t t l e r e A b w e i c h u n g genannt. Werden die Einzelleistungen z. B. durch die Werte 2, 8 , 4 , 6 , 4 ausgedrückt, so ist ihr Mittelwert = arithmetisches Mittel =

3 + 8+ 4 + 6 + 4=

^

=

^

_

^

Die Abweichungen der einzelnen Einstellungen vom Mittelwert werden dann sein: (4-8 - 2), (4-8 - 8), (4-8 - 4), (4-8 - 6), (4-8 - 4). Die mittlere Variation wird die Summe der absoluten Werte aller dieser Abweichungen, geteilt durch die Zahl der Einstellungen (Varianten) sein, also: |4-8 - 2\ + |4-8 - 8| + |4 8 - 4 | + |4-8 - 6| + |4-8 - 4 | mV = 5 2-8 + 3-2 4 - 0 - 8 + 1-2 4- o-8 8-8 I'yO., 5

5

Die Wichtigkeit dieser Berechnung beruht darin, daß sie uns in e i n e r Zahl veranschaulicht, ob die Einzelleistungen d i c h t g e d r ä n g t oder w e i t z e r s t r e u t um die Durch-



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schnittsleistung gelagert sind. J e dichter sie gedrängt sind, d. h. je kleiner die mittlere Variation, desto besser die Leistung des Prüflings. Bei der Bewertung der Prüfungsleistung am Apparat ist noch die Feststellung wichtig, ob sich beim Prüfling eine Tendenz bemerkbar macht, Fehler immer in einer bestimmten »Richtung« zu begehen, in unserem Beispiel die Halbierung rechts oder links vom objektiven Mittelpunkt vorzunehmen, also Strecken entweder häufiger zu überschätzen oder zu unterschätzen. Man spricht in diesem Falle von » k o n s t a n t e n F e h l e r n « . Der konstante Fehler wird berechnet aus der Abweichung des subjektiven Nullpunktes vom objektiven Nullpunkt. K F = N, — N 0 . Er kann positiv (bei Unterschätzung) oder negativ (bei Überschätzung) ausfallen. Im gegebenen Beispiel ist der konstante Fehler positiv. Ist der N 0 = o, so ist K F == N„. Außer dem »konstanten« wird noch ein »mittlerer absoluter Fehler« berechnet, indem man einen Mittelwert von Abweichungen zwischen dem objektiven Nullpunkt und den Einzelleistungen ohne Berücksichtigung der Vorzeichen feststellt. Ist der N 0 = 10, die Einzelleistungen = 2, 8, 4, 6, 4, so ist der mittlere absolute Fehler: m F

^ ( i o - a ) + ( i o - 8 ) + ( i o - 4 ) + (io-6) + » o - 4 ) 5 = 26 =

Will man das Verhältnis der Abweichungen zueinander feststellen, so ermittelt man die sogenannte m i t t l e r e I n t r a v a r i a t i o n (Im)' Sie wird berechnet aus der Summe der Abweichungen einzelner Einstellungen voneinander unter Berücksichtigung ihrer Reihenfolge, dividiert durch die Zahl der Einstellungen: I + [ 8 - 4 1 + 1 4 - 6 1 + l 6 ~ 4l = 14 = , . 3 5 5 Welche Methode der Bewertung ist nun zu wählen? Diejenige des konstanten Fehlers, des mittleren absoluten Fehlers, des subjektiven Nullpunktes oder der mittleren Variation ? Die Wahl wurde bisher sozusagen dem persönlichen Geschmack des Psychotechnikers überlassen. Im allI

- J

2

~

8



I9i



gemeinen wird die mittlere Variation als die Methode betrachtet, welche die feinere Schätzung ermöglicht. Aber die Entscheidung müßte eigentlich die Praxis, d. h. eine spezielle Untersuchung bringen. Auf Grund seiner Erfahrungen hat B l u m e n f e l d Einwände erhoben gegen die Bewertung der Leistung durch den subjektiven Nullpunkt. So behauptet er, daß für die Beurteilung der Prüfleistungen die »absolute mittlere Fehlerhaftigkeit« ( m F) viel wichtiger sei. Dies geht aus dem von ihm zitierten Beispiel klar hervor. Es soll von fünf Prüflingen eine Strecke halbiert werden. Die Aufgabe wird von jedem fünfmal durchgeführt. Prüfling A B C D E

Einstellungen + 1 + 2 + 3 + 4 + 5 — — — —

1 — 2 — 3 + 4 + 5 1 — 2 — 3 — 4 + 5 2 — 3 — 5 + 1 + 4 1 —2 - 4+ 3 + 5

N» + + — — +

3-o o-6 1 1 0*2

mV

mF

VI 3'i 2-4 2-8 3'°

3'° 3'° 3'° 3 -o 3*o

Aus dieser Tabelle ist ersichtlich, daß der Prüfling A der beste ist. Gemäß Berechnung des N e ist er jedoch der schlechteste, während nach der m F alle Prüflinge gleich abschneiden, differenziert wertet die m V ' ) . M a r t h a M o e r s hat erstmals für eine bestimmte Augenmaßprüfung (Halbierung einerStrecke) untersucht: »welche Art der Bewertung bei dieser Augenmaßprüfung die beste sei«. 2 ) Aus ihren Schlüssen ergab sich, daß mit Hilfe der mittleren Variation die Auslese besser vorgenommen werden kann als durch Feststellung des konstanten Fehlers, da die m V sich weniger übungsfähig zeigt als der konstante Fehler (S. 266) und sich besser zur Grundlage der Berechnung eignet als dieser (S. 276). Aus dieser Untersuchung, die sich auf eine ganz spezielle Prüfung bezog, ist ersichtlich, daß man eigentlich die Art der Bewertung auf Grund einer V o r u n t e r ') B l u m e n f e l d : Eignungsprüfungen an Lehrlingen der Metallindustrie im Psychotechnischen Institut an der technischen Hochschule Dresden. M a s c h i n e n b a u - B e t r i e b , 5. Jahrg., Heft 22 (1923). 2 ) Dr. M a r t h a M o e r s : Ein Beitrag zur Untersuchung der Augenmaßprüfung. ZangPs., Bd. 23 (1924), H. 5—6, S. 258 ff.



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s u c h u n g feststellen müßte, und daß daher die meisten Arbeiten, welche unterschiedslos ein Bewertungsverfahren nach eigenem Gutdünken benutzen (ohne Begründung), eine Nachlässigkeit bedeuten.

C. Das »Abschätzen« der Testleistungen. Teste, deren Bewertung eine Messung resp. quantitative Bestimmung nicht zuläßt, werden »abgeschätzt«. Will man z. B. die Kombinationsfähigkeit bei einer Gruppe von Personen prüfen und stellt man die Aufgabe, aus drei Worten, wie »Kälte, Nässe, Unfall« einen Satz zu bilden, so ist es sehr schwer, die erhaltenen Lösungen, z. B. »die Kälte und Nässe haben einen Unfall verursacht« — »um einen Unfall wegen der Kälte und Nässe zu verhüten, muß man vorsichtig gehen« — auf Grund eines »Maßes« zu bewerten. Man kann sie nur a b s c h ä t z e n . Diese Schätzung bleibt natürlich immer subjektiv und gestattet auch nicht, eine erhebliche Differenzierung der Leistung vorzunehmen; man hat immer nur wenige Abstufungen für die Schätzung: sehr gut, gut, mittelmäßig, unbefriedigend, schlecht. Aus diesem Grunde wird bei Massenprüfungen oft auf solche Teste^überhaupt verzichtet oder sie werden nur zur besseren Orientierung über den Prüfling verwendet, ohne daß man ihnen die Bedeutung messungsfähiger Teste zuschreibt. Einige apparative Teste eignen sich ebenfalls nicht zu einer meßbaren Bestimmung der Leistung. Dies ist z. B. der Fall mit dem »Zweihandprüfer«, einem Apparat, an dem die Fähigkeit der Zusammenarbeit beider Hände geprüft wird. Sowohl bei der Konstruktion des Apparats von M o e d e, wie demjenigen von R u p p (beim ersten wird eine Platte durch Betätigung von zwei Handkurbeln unter einem feststehenden Bleistift in Bewegung gebracht, beim anderen wird der Bleistift durch gleichzeitige Betätigung von zwei Hebeln bewegt), handelt es sich darum, eine vorgezeichnete Kurve genau nachzuzeichnen. Die Nachzeichnung erfolgt nun in einer mehr oder weniger richtigen Weise. Es gilt sodann jedesmal die Abweichungen von der Musterzeichnung festzustellen und zu bewerten. Diese Bewertung geschieht zwar auf empirischem Wege, aber in subjektiver Weise. In einem



193 —

Vorversuch (an einer mehr oder weniger großen Zahl von Prüflingen) werden die erhaltenen Kurven in fünf Gruppen nach ihrer Qualität eingeteilt. Aus jeder Gruppe wird dann eine charakteristische Kurve als »Musterkurve« aufbewahrt. (S. Abb. 4.) Bei späteren Prüfungen vergleicht man die Leistung des Prüflings mit diesen »Musterkurven« und bewertet sie je nach ihrer Ähnlichkeit mit einem der Muster.

Also kann auch an einem Apparat die Bewertung eine willkürliche und subjektive sein: einmal bei der Festsetzung der »Musterkurven« — ihrer Einteilung in fünf (oder weniger) Gruppen, das andere Mal bei der Zuweisung einer bestimmten Leistung zu einer der Gruppen. Es hängt ganz von dem subjektiven Urteil des Prüfenden ab, ob er die Leistung des Prüflings am Apparat richtig oder auch höher oder niederer einschätzt, ferner hängt von seiner Fähigkeit, Ähnlichkeiten festzustellen, ab, ob der Prüfling zu der entsprechenden Kategorie der Lösung gerechnet wird und besser oder schlechter abschneidet. Nicht beim Apparat, sondern im U r t e i l d e s P r ü f e n d e n liegt die Bewertung. Dies darf nicht außer acht gelassen werden in Zeiten, wo man auf B a u m g a r t e n , Die Beru&elgnungsprQfungen.

13



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jeden Apparat »schwört« und von jedem eine richtige Bewertung der Leistung erwartet.

D. Die Bildung eines Gesamturteils auf Grund der Testmethode. Wir haben oben das Bewerten eines einzelnen Tests besprochen und können uns dem zweiten Hauptproblem der Testprüfung zuwenden: Wie lassen sich mehrere Testlösungen einer Anzahl Personen untereinander vergleichen und entsprechend bewerten? Bei der Auslese von Angestellten handelt es sich doch darum, festzustellen, welcher von den Kandidaten die Reihe der Prüfungen am besten bestanden hat. Wie gelangt man nun am leichtesten und schnellsten zu einem Gesamturteil hierüber? Wenn es sich um die Prüfung von zwei oder drei Personen handelt, so genügt ein einfaches Vergleichen der einzelnen Leistungen, bei hundert Personen aber ist ein solcher Vergleich zu zeitraubend, ja sogar unmöglich. Sofern die Prüfung aus e i n e r Probe besteht, so benutzt man folgendes Verfahren: Man ordnet die Leistungen der Probe auf Grund der Punktbewertung in eine Rangreihe so, daß den höchsten Punktzahlen die ersten Stellen angewiesen werden, den geringeren, abgestuft, die nächstfolgenden ein. Angenommen die Punktzahl beträgt für A — 7, B — 20, C — 14, D — 36, E — 15, F — 8, G — 2, H — 26, J — 25, K — 33, so ergibt sich folgende Rangreihe: Personen D K H

J

B E C F A G

Leistung in Punkten 36 33 26 25 20 15 14 8 7 2

Rangplatz 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

-

195



(Natürlich läßt sich die Reihe auch nach aufsteigenden Werten ordnen, doch ist die absteigende die allgemein gebräuchliche.) Die Stelle jeder Person in einer solchen Reihe wird als R a n g p l a t z bezeichnet. Zuweilen kommt es vor, daß zwei Personen dieselbe Leistung aufweisen, z. B. J und B haben je 20 Punkte erreicht, dann wird die eine den Rangplatz 4, die andere den Rangplatz 5 erhalten. Dies führt zu Ungerechtigkeiten, speziell wenn in der Praxis nur vier Personen für eine Stelle in Frage kommen und zwei nach ihren Leistungen dieselben Ansprüche haben. Durch Zufall (oder unsere Willkür) steht dann der eine auf einem höheren Rangplatz als der andere. Um beiden gerecht zu werden, wird statt zwei Rangplätzen, 4 und 5, ein Rangplatz 4 1 / 2 gebildet. Die Rangreihe lautet dann: _ Bewertung „ Personen Rangplatz in P u n k t e n D K H

36 33 26

1 2 3

b :°o) 4./, E 15 5 usw. (Für die Auswahl zwischen J und B kommen dann außer dem Rangplatz noch andere Gesichtspunkte in Betracht.) Falls bei einer großen Zahl Bewerber (sagen wir 100) beispielsweise sechs Personen dieselbe Leistung aufweisen, so wird ein gemeinsamer Rangplatz in eben derselben Weise gebildet. Haben diese sechs Personen z. B. in der Gedächtnisprobe 20 Punkte erhalten, so weist man ihnen statt der Rangplätze 4, 5, 6, 7, 8, 9 einen gemeinsamen Rangplatz zu, nämlich: 4+ 5 + 6 + 7+ 8 + 9

_

39 _

6



9

...



Man benutzt, um diese Rechnung zu vermeiden, die Formel bestehend aus der Summe der extremen Rangplätze, 4+ 9 geteilt durch 2, also = 6 13*



196



Besteht die Prüfung aus mehreren Proben, so werden für sämtliche Teste solche Einzelrangreihen gebildet (es wird eine »Generalliste« aufgestellt) und sodann die Platzzahlen, die jeder Prüfling in jedem Test erhielt, addiert. Diese Summe wird dann die Gesamtleistung des Prüflings ausdrücken und von den so gewonnenen Summen wird wieder eine Rangreihe (Rangliste) gebildet, z. B.: Rangreihen in Per- Gedächt- Aufmerk- KombinaGesamtsonen nis samkeit tion geschickl. Summe rangreihe I 1 1 A 2 = 1 5 2 B 3 4 4 = 13 3 2 C 4 5 5 = 16 4 D 5 3 = 17 5 4 5 2 E 2 3 3 1 = 9 Die Personen nach dem Rangplatz in der Rangliste geordnet: A - 1 E —2 B - 3 C - 4

D--5Dies gilt für den Fall, daß man alle Teste als gleichwertig betrachtet. Nun kommen ja sehr oft Fälle vor, wo für bestimmte Berufe manche Fähigkeiten, z. B. Aufmerksamkeit und Gedächtnis, weil berufsnotwendig, höher, ja dreimal so hoch eingeschätzt werden als die Handgeschicklichkeit. Für jede geprüfte Eigenschaft wird also ein besonderer Wert (der Eigenschaftsindex) errechnet und mit entsprechendem Gewicht angesetzt. Dabei verfährt man zur Erleichterung der Ausrechnung in der Weise, daß man die Gesamtleistung mit 100°/0 ansetzt und jedem einzelnen Test eine bestimmte Prozentzahl zuspricht: Gedächtnis z. B. 35°/o> Aufmerksamkeit 3 0 % , Kombination 25%, Handgeschicklichkeit 1 0 % ; also 35 : 30: 2 5 : 1 0 = 7 : 6 : 5:2. Die Einzelrangplätze werden mit diesen Gewichten multipliziert und dann wird wie oben verfahren, so daß die neue Ge-

samtreihe das Bild der für den Beruf im bestimmten Grade erforderlichen Eigenschaften eines jeden Prüflings bietet. Rangreihen Per- Gedächt- Aufmerk- Kombina- Hand- oSumme Gesamtsonen nis samkeit tion geschickl. u " " I , c rangreihe A B C

( 1 7 ) 7 (i-6) 6 (1-5) 5 (2-2) 4 = 22 ( 3 7 ) 2 1 (2-6) 12 (4-5)20 (2-3) 8 = 61 ( 4 - 7 ) 2 8 ( 5 - 6 ) 3 0 (2-5)10 ( 2 - 5 ) 1 0 = 78

I 3 4

D E

( 5 7 ) 35 (4-6) 24 (5-5) 25 (2-3) 6 = 90 (2-7) 14 (3-6) 18 (3-5) 15 (2-i) 2 = 49

5 2

Bei diesen zwei Berechnungen läßt sich Folgendes feststellen : Durch das Ansetzen von Gewichten in der zweiten Berechnung verschieben sich die Unterschiede zwischen den Leistungen. So z. B. beträgt der Unterschied von B und E in der ersten Berechnung vier Punkte (13—9), in der zweiten zwölf Punkte (61 —49); der Unterschied zwischen den Leistungen von C und ü nach der ersten Berechnung einen Punkt ( 1 7 —16) nach der zweiten ebenfalls zwölf Punkte (90—78). Der Unterschied zwischen den Leistungen C und D ist infolge der zweiten Berechnung größer geworden als vorher. Die Beurteilung der Leistungen wird auf diese Weise präziser und gerechter, und bei einer größeren Zahl Bewerber kann dies auf den Rangplatz der Prüflinge von Einfluß sein. Es ist ersichtlich, daß die Rangplätze von der Zahl der geprüften Personen abhängig sind. Ein und derselbe Prüfling kann bei einer kleineren Personenzahl schlechter abschneiden als bei einer größeren (oder auch umgekehrt). Um den zufälligen Faktor der Personenzahl auszuschalten, werden auch zuweilen P r o z e n t r a n g p l ä t z e berechnet: Jede Rangplatznummer wird durch die Zahl der Prüfpersonen dividiert und mit 100 multipliziert. Demnach gälte für unsere Beispielreihe : — . 100 = 20 5 3 a — . 100 = 60 5

usw.

Diese Prozentrangplätze gestatten es, die Rangplätze der

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Prüflinge einer Gruppe mit denjenigen einer zweiten Gruppe zu vergleichen. Die Methode der Rangreihen ist zwar die verbreitetste, wird aber nicht von jedem Psychotechniker anerkannt und verwendet. P o p p e l r e u t e r 1 ) und sein Schüler B ü n n a g e l 8 ) machen gegen sie geltend, daß die komplizierten und langwierigen Rechenvorgänge viel Kraft- und Zeitaufwand erfordern, so daß sie infolgedessen unwirtschaftlich ist. (Die anderen von Bünnagel angegebenen Gründe sind nicht stichhaltig und deswegen hier nicht angeführt.) Jene Forscher verwenden daher, um die Leistungsfähigkeit der Untersuchten

SpraMRechnen 1 Überlegung 2 Kombination 3 Tec/tn. Henken Opt. Auffassung 5 öeiacfitnis 6 AuffassgäAufftrtf 7 Tempo 5 ~ 5 g » 7 — 8 Metern angeben soll, in welcher L a g e sich der Buchstabe E befindet, der ihm in verschiedenen Stellungen wie UJ fTl gezeigt wird. (Abb. 18.) Der Prüfling erhält einen ebensolchen Buchstaben aus Eisen,



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und er soll ihn in dieselbe L a g e bringen, in welcher sich der vorgezeigte befindet; b) des s c h n e l l e n S e h e n s . Dem Prüfling werden im Tachistoskop verschiedene einfache Bilder und Punkte gezeigt. Die Schnelligkeit des Sehens wird durch die Zahl der Vorführungen, die notwendig sind, damit der Prüfling das Vorgezeigte richtig erkennt, bestimmt;

Abb. 18. c) der N a c h t b l i n d h e i t . Das Prüfgerät besteht aus einem Kasten, der innen schwarz gestrichen ist und in welchen der Kopf des Prüflings getan wird. Auf der einen Seite des Kastens befindet sich eine kleine runde Öffnung, in welcher man dem Prüfling auf einer durchsichtigen Glastafel denselben Buchstaben E zeigt. Oben im Kasten sind kleine Glühlampen mit verschiedenen Lichtstärken angebracht. Wenn sie für einen Moment aufleuchten, wird dem Prüfling der Buchstabe in der Öffnung sichtbar. Der Prüfling muß wieder angeben, in welcher Stellung sich der Buchstabe befindet, außerdem wird die Zeit vom Moment des Aufleuchtens der Lampe bis zur Erkennung des Buchstabens gemessen. Sie gibt an, wie schnell der Prüfling nach einem kurzen blendenden Licht den Gegenstand erkennt;



249

~

d) des F a r b e n s i n n e s . Die Prüfung auf Farbenblindheit wird mittels bekannten Farbentafeln nach Prof. S t i l l i n g vorgenommen. 2. P r ü f u n g d e s G e h ö r s i n n e s : «) des g u t e n G e h ö r s . Der Prüfling muß angeben, wann er ein Geräusch von bestimmter Höhe in einem Telephonhörer, den er an sein Ohr (zuerst an das rechte, dann an das linke) anlegt, wahrnimmt. An einer Skala wird die Hörschärfe abgelesen ; b) der L o k a l i s i e r u n g der Geräusche. An verschiedenen Stellen des Zimmers erschallen Geräusche ; der Prüfling muß angeben, von welcher Seite, von vorn oder hinten, unten oder oben, das Geräusch kommt. (Eine solche Lokalisierung ist für den Führer wichtig, da er sich in den schlecht beleuchteten Straßen nur auf Grund der Geräusche orientieren kann, aus welcher Querstraße ein Wagen kommt usw.) 3. Das G e d ä c h t n i s wird geprüft nach der verbreiteten Methode, dem Prüfling eine Reihe von Wortgruppen wie: Eisenbahn — Schienen — Städte Stein — Straße — Sand vorzusprechen und dann das erste Wort der Reihe zuzurufen, wobei der Prüfling mit den zwei anderen Worten jeder Reihe antworten muß. Die Zahl der richtig wiedergegebenen Reihen ist das Maß für gutes Gedächtnis. 4. Die A u f m e r k s a m k e i t . Sie bildet eigentlich die zentrale Prüfung der Trammschen Methode. Der Prüfling wird auf einen Führerstand, der sich inmitten des Zimmers befindet, gestellt. In einer Entfernung von 2—3 Metern von ihm befindet sich ein sogenanntes » S t r e c k e n b i l d « , eine auf Leinwand gemalte Fahrtstrecke mit eingezeichneten verschiedenfarbigen Signalen. (Abb. ig.) Auf der Tafel leuchten abwechselnd gelbe, rote und grüne Glühlampen auf. Der Prüfling muß beim Aufleuchten bestimmter Lichter bestimmte Hand- und Fußbewegungen ausführen, die er vorher eingeübt hat, außerdem muß er im Moment, wo er das Geräusch eines Motors wahrnimmt, die elektrische Glocke, die sich über ihm befindet, ziehen. Während 5 Minuten werden dem



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Prüfling diese Reize geboten, im Moment seiner größten Anspannung erscheint plötzlich vor seinen Augen eine große und starke Kurzschlußflamme. Es wird nun sein Verhalten beobachtet, d. h. ob er weiter fortfährt, die eingeübten Be-

wegungen auf die inzwischen erschienenen Reize auszuführen, oder ob er erschrickt und sie unterbricht. Daraus wird auf seine S c h r e c k h a f t i g k e i t und seine G e i s t e s g e g e n w a r t geschlossen. Zu demselben Zwecke dienen auch starke Geräusche, Bodenerschütterungen (der Führerstand senkt sich plötzlich, ähnlich wie es z. B. bei Entgleisung der Straßen-



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bahnen der Fall ist). Die Zahl der Reize, die der Prüfling zufolge Ablenkung durch Nebenreize oder aus Schreckhaftigkeit übersehen hat, gibt den Maßstab für die Stärke seiner Aufmerksamkeit. 5. D a s technische Verständnis. Da der Straßenbahnführer in Störungsfällen,bei Entgleisungen, Zusammenstößen usw. kleine Fehler des Wagens schnell beheben muß, so muß er auch ein bestimmtes Verständnis Abb. 20. für technische Dinge haben. E s werden ihm deshalb zwecks Prüfung einige technische Aufgaben gegeben, aus welchen man sein technisches Urteil ersehen kann, z. B. (Abb. 20) wird ihm eine Abbildung gezeigt und gefragt: Nach welcher Seite dreht sich das unterste Rad, wenn sich das oberste nach rechts dreht? Oder es wird ein Rangierbild gezeigt und gefragt: Welcher der Wagen muß zuerst die Kreuzung überfahren, damit es keinen Zusammenstoß gibt? usw. 6. P r ü f u n g d e r R u h e resp. der Nervosität. Der Prüfling muß zwei Stäbe so halten, daß er damit die Öffnungen, über welchen sie sich befinden, nicht berührt. Berührt er sie, so ertönt ein Glockenzeichen, ein Beweis der Zitterbewegungen des Prüflings. 7. P r ü f u n g d e r G e s c h i c k l i c h k e i t r e s p . d e r G e l e n k i g k e i t in d e n A r m e n . Der Prüfling muß eine Kurbel in einem kreisrunden Spalt, ähnlich wie die Fahrkurbel, bewegen. Dabei darf er wieder nicht die Spaltränder berühren, sonst ertönt, ähnlich wie beim obigen Prüfapparat, ein Glockenzeichen. Die Geschicklichkeit wird bestimmt mittels der für Ausführung dieser Probe benötigten Zeit und Zahl der Glockenzeichen. 8. P r ü f u n g d e s s c h n e l l e n Z u g r e i f e n s , welches in Fällen einer Gefahr eine sehr wichtige Fähigkeit ist. An einem Apparat (Abb. 2 1 ) fallen in einem gegebenen Moment zwei Stangen herab. Der Prüfling muß die Stangen während des Herabfallens festhalten. J e schneller er die Stangen



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aufhält (d. h. einen je kürzeren Weg die Stangen zurückgelegt haben), desto schneller reagiert der Prüfling. 9. D i e k ö r p e r l i c h e A u s d a u e r der Arm- und Beinmuskeln, die beim Führer stark beansprucht werden, wird durch folgende Probe geprüft: Ein schweres Gewicht ist so lange zu heben, bis der Prüfling ermüdet, dann nach einer kurzen Erholungspause muß er es zum zweitenmal heben usw. bis zum Eintreten einer völligen Ermüdung. Die Ausdauer wird bestimmt durch das Verhältnis der Arbeitszeit zur Erholungszeit. Die ganze Prüfung dauert etwa 1 1 / i Stunden. Mittels dieser Methode wurden sowohl Lehrlinge wie Straßenbahnführer, und zwar auch berufserfahrene, geprüft. Was die Bewährung der Prüfungen betrifft, so wurden 50 psychotechnisch geprüfte und 50 nicht psychotechnisch geprüfte Führer angestellt und die Zahl der schuldigen Zusammenstöße und Unfälle der beiden Gruppen im Laufe der Jahre verglichen. Es erwies sich, daß im ersten Jahre die geprüften Führer um 50°/0 und im zweiten Jahre 40°/0 weniger schuldige Unfälle und ... Zusammenstöße als die unAbb. 21. geprüften verursachten. Um festzustellen, ob sich das Verfahren auch zur Prüfung von berufserfahrenen Straßenbahnführern eigne, und wie groß die Zuverlässigkeit des e i n z e l n e n V e r s u c h e s sei, hat T r a m m folgendes Kontrollverfahren angewandt: Er



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wählte 27 Straßenbahnführer, die mehrere Unfälle verursacht, und 20, die keinen verschuldet hatten und prüfte sie sämtlich in obigen 20 Einzelversuchen. Jede Gruppe wurde nach der sog. H ä u f i g k e i t s s u m m e n k u r v e gewertet und eine solche Kurve für jede Gruppe gezeichnet. Dabei werden die Kurven aber so aufgetragen, daß die Kurve der guten Prüflinge von der guten Seite, diejenige der schlechten Kandidaten von der schlechten Seite her begonnen wird. Die Leistung, die dem Schnittpunkt der beiden Kurven entspricht, in welchem sich die guten und schlechten Prüflinge treffen, nennt Tramm die Mindestleistung. (Abb. 22.) Die Zahl auf der Häufigkeitsachse, die dem Schnittpunkt der Kurven entspricht (in Abb. die Zahl 76), bezeichnetin Prozenten die Zahl der Prüflinge auf der Kurve der guten Bewerber, die sich für die Berufsausübung als Straßenbahnführer eignen, und auf der schlechten Kurve jene, die für denselben gänzlich ungeeignet sind. (Diese Zahl nennt Tramm die Z u v e r l ä s s i g k e i t s z a h l . ) Hiernach ergeben sich auch für jede einzelne Prüfung Zuverlässigkeitszahlen, die von Tramm angegeben werden: Zuverlässigkeitszahlen in Prozenten B e g a b u n g . . . . 77 Handleistungen 65 Gesicht 57 Übersicht 74 Gehör 70 Schreckverhalten.... 70 Kraft 53 Die totale Zuverlässigkeit des gesamten Prüfverfahrens



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ist trotzdem 85—9O°/0> »da sich die ungenügenden Leistungen bei den verschiedenen Versuchen häufig überdecken.« S o interessant auch die Berechnungsweise Tramms ist, so kann man sich doch nicht ohne Einschränkung mit dieser Bestimmung der »Mindestleistung« einverstanden erklären. Sie wird ja immer wechseln je nach Beschaffenheit und Größe der Gruppen, so daß mitunter die Mindestzahl zu große Ansprüche an die Leistungsfähigkeit der Bewerber stellen würde, und es kann dann das zweite Übel einer schlechten Berufseignungsauslese eintreten, indem man »zu gute« Bewerber ausliest, was nach einer kürzlichen Feststellung der amerikanischen Untersuchungen zur Verminderung der Berufsfreudigkeit und zum Berufswechsel führt. Ferner würden wir auch die Tatsache, daß die Gesamtprüfung höhere Zuverlässigkeit als die einzelnen Versuche aufweist, nicht ohne weiteres der »Überdeckung« zuschreiben. Es erweist sich hier, daß das ganze mehr ist als die Summierung der Teile, und hier liegt wohl ein Problem, das ein tieferes Erforschen erfordert. Übrigens ist nicht angegeben, welche Zuverlässigkeitsziffer beim Prüfungsverfahren man erhält bei Anwendung der Versuche von nur hoher Zuverlässigkeit. Andere Beweise für die Bewährung der psychotechnischen Prüfung hat T r a m m in der Statistik des Energieund Materialverbrauchs geliefert, welche erwiesen hat, daß es bei den Straßenbahnen möglich ist, durch rationelle Menschenauswahl und Erziehung 8—25 °/0 Stromersparnis zu erzielen 2 ), ferner in der Tatsache der Verkürzung der Ausbildung der psychotechnisch ausgewählten Lehrlinge. Die Trammschen Prüfungen haben sich nämlich als Basis für die Ausbildung der künftigen Führer geeignet erwiesen. Die zur Prüfung der Geistesgegenwart angewandten Schreckreize, wie starke Geräusche, Lichtblitze, starke Körpererschiitterungen, werden beim Anlernen erzeugt und unter diesen -Bedingungen übt der Lehrling täglich die Handlungen, die er während einer drohenden Gefahr auszuführen ') T r a m m : Die Bewährung des psychotechnischen Prüfverfahrens für Straßenbahnführer. IndPsfe. 1 (I, 2), 1924. ") T r a m m : Psychotechnik und Wirtschaftlichkeit im Straßenbahnwesen. PrakPs. 2 (12), S. 359.



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hat, so lange aus, bis sie gut eingeübt, automatisiert sind. Dadurch wird eine vollkommene Gewöhnung an die Gefahrerscheinungen erzielt. Um die Beurteilung der Wagenlauffähigkeit zu entwickeln, muß der Lehrling gut- und schlechtlaufende, gut- und schlechtbremsende Wagen führen, die er dann zu beurteilen hat. A m Streckenbild übt er auch die Streckensignale und die Ausführung entsprechender Bewegungen ein usw. Die Ausbildungszeit konnte auf diese Weise auf die Hälfte der früheren herabgesetzt werden, wodurch auch die Ausbildungskosten auf die Hälfte gegen früher sanken. 1 ) Tramms Eignungsprüfungen haben als die ersten in Deutschland die wirtschaftliche Existenzberechtigung der Eignungsprüfungen erwiesen. Solche Beweise konnte Tramm liefern, da er unmittelbar in der Praxis für die Praxis arbeitete. d) D i e M e t h o d e v o n J . M. L a h y . Bereits im Jahre 1908 unternahm der französische Psychologe J . M. L a h y Untersuchungen an Straßenbahnführern, um die Faktoren der Stromersparnis festzustellen. E s hat jedoch über ein Jahrzehnt gedauert, bis er mit systematischen Eignungsprüfungen an dieselben herangehen konnte. Der Grund lag zu einem guten Teil in der Zurückhaltung der Straßenbahngesellschaft, die das ganze Netz der Pariser Straßenbahnen und Omnibusse in ihren Händen hat (Société de Transport en Commun de la Région Parisienne, verkürzt S. T . C . R. P.). Im Jahre 1 9 2 1 hat sich auf Vorschlag von Dr. T o u l o u s e , Präsident der »Ligue d'Hygiène Mentale« die Gesellschaft entschlossen, die Teste, welche Lahy im Laboratorium von Toulouse für die Prüfung der Straßenbahnführer ausgearbeitet hatte, an ihren Angestellten zu kontrollieren. Nachdem 200 Straßenbahnführer geprüft waren, und eine auf Grund dieser Prüfung aufgestellte Rangordnung in 80°/0 der Fälle mit der Beurteilung der Fahrer durch die Ingenieure übereinstimmte, wurde von der Gesellschaft der Entschluß gefaßt, ein eigenes ') T r a m m : Die rationelle Ausbildung des Fahrpersonals für Straßenbahnen auf psychotechnischer Grundlage. PrakPs., 1 (I), 1919.

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psychotechnisches Laboratorium zu errichten und jeden anzustellenden Führer psychotechnisch prüfen zu lassen. Auch die bereits im Dienste stehenden, aber (sei es durch eigene Verschuldung oder schuldlos) an einem Unfall beteiligten Fahrer werden jetzt einer psychotechnischen Untersuchung unterzogen. Die Methode Lahys 1 ) ist, ähnlich derjenigen von Tramm, eine a n a l y t i s c h e . Sie besteht aus einer Reihe von größtenteils apparativen Tests, von denen man zwei Gruppen unterscheiden kann: »einteilende« (classants), deren Eichung mit einer genügenden Genauigkeit durchgeführt ist, und »beratende« Tests (Consultants), die zwar nicht genau geeicht sind, sich aber dennoch bei der Prüfung nützlich erweisen. Es wird nun geprüft: 1. D i e R e a k t i o n s z e i t , respektive die Raschheit des Reagierens auf Gehörreize nach dem bekannten experimentell-psychologischen Verfahren. Auf Grund von 30 Reaktionszeiten (in 100 Sekunden) wird der Mittelwert errechnet. Auf Grund dieser Messungen werden jedoch noch zwei Eigenschaften festgestellt, die R e g e l m ä ß i g k e i t und G l e i c h a r t i g k e i t (Homogenität) des Reagierens. Die erste wird berechnet nach der Methode der mittleren Variation, die zweite wird folgendermaßen bestimmt: Man ordnet die 30 Werte ihrer Größe nach und stellt sie graphisch dar. Die Darstellung teilt man in vier Teile; die Werte im ersten und vierten Teil werden nicht beachtet, da sie irreführen können, und nur die der zweiten und der dritten werden in Betracht gezogen. Man errechnet den Halbunterschied zwischen dem letzten Wert des dritten Quartils und dem letzten Wert des ersten Quartiis (Lahy nennt die so gewonnene Zahl »le semi interquartile«, s. Abb. 23). Die Reaktionszeitprüfung zählt Lahy zu den beratenden, die der Regelmäßigkeit und Gleichartigkeit zu den »einteilenden« Testen. 2. P r ü f u n g d e r m o t o r i s c h e n S u g g e s t i b i l i t ä t . Prüfer und Prüfling stehen dicht nebeneinander vor zwei Sie wird von Lahy unterschiedslos an Straßenbahnführern und Chauffeuren angewandt. Da ihre erste Bestimmung war, die Straßenbahnführer zu prüfen, so reihen wir sie in die Straßenbahnführerprüfungen ein.

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gleich großen R ä d e r n , von denen jedes durch eine am Rade befestigte Kurbel in Drehbewegung versetzt werden kann. Da die Räder mit einem Treibriemen verbunden sind, so wird, wenn der Prüfende sein Rad bewegt, die Drehbewegung auf das andere Rad übertragen und die Hand des Prüflings, welche die Kurbel des zweiten Rades umfaßt, wird mitbewegt. Bei zugebundenen Augen wird jedoch 1. Quarille

2. QuarHle

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Abb. 23. beim Unterlassen der Bewegung der Prüfling kein Gefühl des Bremsens, sondern einfach eines Mangels des »Nachsichziehens« empfinden. Der Prüfende führt nun eine Reihe von schnellen, mittelschnellen und langsamen Bewegungen aus, die durch längere oder kürzere Unterbrechungen getrennt werden. Die Prüflinge reagieren entweder, indem sie dem Antrieb des Leiters ganz genau folgen oder indem sie allein bremsen und auf diese Weise einen motorischen Widerstand leisten. Die Räder sind mit einem Kymographion verbunden, so daß die Umdrehungen der Räder parallel registriert werden, woraus man dann die Parallelität oder Verschiedenheit der Bewegungen beider Personen ersieht. E s werden die Zahl der Reize und die Zahl der Reaktionen errechnet. 3. D i e V e r t e i l u n g d e r A u f m e r k s a m k e i t . Der Prüfling wird in einem dunkeln Raum am Tisch im Abstand von sechs Metern vor eine Tafel gesetzt, auf welcher neun Baumgarten, Die BerufBeignungsprUfungeu.

17



258



verschiedenfarbige Lämpchen angebracht sind. (Abb. 24.) In einer Ecke des Zimmers sind zwei Glocken, eine aus Holz, die andere aus Metall angebracht. Unter den Füßen des Prüflings befinden sich zwei Pedale, die den elektrischen Strom öffnen und schließen. In die Hände erhält er einen Unterbrecher des elektrischen Stromes von spezieller Form. Der Pri\fling wird eingeübt, auf die aufflammenden Lämp-

Abb. 24. chen und die Glocken entsprechend mit Hand- und Fußbewegungen zu reagieren. Es werden sodann in der Prüfung 180 Reize ausgelöst, dabei erscheinen auf der Tafel verschiedene kinematographische Bilder ohne Text und ohne Zusammenhang, um seine Aufmerksamkeit möglichst zu zerstreuen. Der Prüfende erscheint nur während der Einübung; die Prüfung selbst ist automatisiert (Abb. 25), die Reize werden einregistriert, ebenso wie die Reaktion (Abb. 26, Registrierapparatur), so daß man eine parallele Darstellung der Reize und Reaktionen erhält und aus dieser graphischen Darstellung



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sowohl die Fehler, wie auch die Dauer einer jeden der 180 Reaktionen ermitteln kann. (Der Test ist ein »einteilender«.) 4. D i e S c h ä t z u n g d e r S c h n e l l i g k e i t e n und d e r E n t f e r n u n g e n . Der Prüfling wird vor ein vier Meter langes, horizontales, mit Einteilungen versehenes Lineal gesetzt. (Abb. 27.) Längs dieses Lineals bewegen sich mit ungleicher, aber für sich konstanterSchnelligkeit zwei Reiter. Der Bewerber

A b b . 25.

soll bestimmen, an welchem Punkte des Lineals die Reiter sich treffen werden, wenn sie sich in der Richtung zueinander bewegen, oder er soll auch den Punkt bestimmen, wo die Reiter, wenn sie von demselben Punkt aus die Bewegung antreten, sich treffen, d. h. der eine den andern einholen wird. Es werden 10 Versuche jeder Art ausgeführt, die Fehler werden gezählt (Mittelwert errechnet) und der Mittelwert der Schnelligkeit im Antworten ausgerechnet. Das Prüfgerät von Lahy, »Dachodomütre« genannt, stammt von E. M i r a (s. unten), der Test zählt zu den »beratenden«. 5. D i e

motorische

Ermüdbarkeit.

Mittels

17*

des



2 Go



Dynamographen von H e n r y wird die Muskelkraft der Hand gemessen. Der Prüfling drückt auf einen mit Quecksilber gefüllten Ball, der mit einem Glasrohr verbunden ist, so daß das Quecksilber in ihm steigen kann. Die Höhe der Steigung gibt die K r a f t an; die Zeit, während der sich der Prüfling der Ermüdung widersetzt, bis die Säule auf die Hälfte ihrer anfänglichen Höhe fällt, bezeichnet die Z ä h i g k e i t . (Beratender Test.)

Abb. 26. 6. S c h n e l l i g k e i t in d e r A u f f a s s u n g d e r B i l d e r . Im Tachistoskop werden mit ungleicher Schnelligkeit (Minimum 16) verschiedene Bilder geboten, die der Bewerber erfassen muß. Auf diese Weise wird die R a s c h h e i t festgestellt, mit welcher der Führer einen unvorhergesehenen Vorfall erfaßt. 7. D i e E r r e g b a r k e i t . Während der Prüfung der Aufmerksamkeit (Test 3) werden in der zweiten Hälfte einige Male intensive Gehörreize abgegeben. Vergleicht man die Ausführung des ersten Teiles des Tests mit dem zweiten, so erhält man die Wirkung der Überraschung. Außerdem wird der psycho-galvanische Reflex während dieser Prüfung registriert. 1 ) D i e P r ü f u n g a m F ü h r e r s t a n d . (L'épreuve de Ia 1

) Über die komplizierte Auswertung der Resultate Laliys,



2ÖI



plateforme.) Die bereits im Dienste befindlichen Fahrer, welche, wie schon oben erwähnt, an einem Unfall beteiligt sind, werden einer besonderen Prüfungsart unterzogen. Der Prüfling wird auf einen speziell für diese Zwecke errichteten Führerstand gestellt, vor ihm wird auf einer Tafel das kinematographische Bild einer mehr oder weniger belebten Straße entrollt, auf welcher sich auch der von ihm geführte Straßen-

Abb. 27. bahnwagen vorwärtsbewegt. 1 ) Der Fahrer muß auf die im Bilde sich abspielenden Ereignisse wie in der Wirklichkeit durch vorschriftsmäßige Bewegungen reagieren. Sämtliche Vorfälle und Reaktionen des Prüflings werden registriert, und auf diese Weise werden bis auf '/ 1 0 0 Sekunden Zeiten aufgenommen, die die Reaktionen des Prüflings voneinander trennen. ("Abb. 28.) Die Bewährung der Prüfung äußert sich in folgenden festgestellten Tatsachen. Vor den Prüfungen mußten durchschnitt s. sein soeben erschienenes Buch: La selection psychophysiologique des travailleurs, Dunod. Paris 1927. ') Die Verwendung der Filme für psychotechnische Prüfung der Fahrer wurde bereits im Jahre 1920 in Deutschland von der »Psychotechnik G. m. b. H.« patentiert.



2Ö2

Reaktionen



lieh 2 0 % der B e ^ werber für Straßenbahnführung aus der Fahrschule

V

) A b b . 540. Ausgezeichneter Flieger.

A b b . 54 b. Ungenügend wegen Langsamkeit und Unregelmäßigkeit der psychomotorischen Reaktionen.

1. Z. 3. *. S. 6- 7. 8. & 10.

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A b b . 54 c. Wegen großer Emotlvltät ungeeignet.

A b b . 54 d. Ungeeignet in allen Beziehungen.



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also in der Höhe, verlangsamt wird, ist sie bei den Fliegern beschleunigt, was beweist, daß noch andere Faktoren als die Höhenlage auf die Atmung beim Fliegen einwirken. Beim Abstieg wird sie bedeutend beschleunigt. 3. D e r A r t e r i e n d r u c k . Der Blutdruck wurde alle 200—300 ttt gemessen. Der m a x i m a l e Druck vermindert sich bis zur Höhe von 300—500 m, manchmal sogar bis zu 1000 m. Darüber hinaus erhöht sich der Blutdruck, beim Abstieg vermindert er sich wieder. Nach dem Abstieg ist die maximale Spannung immer kleiner als vor dem Abstieg. Der m i n i m a l e Druck vermindert sich beim Aufstieg und erhöht sich beim Abstieg. Nach jedem Aufstieg ist ein erhöhter Blutdruck zu konstatieren, der um so größer ist, je schneller der Aufstieg und besonders der Abstieg war. Aus den Untersuchungen des Pulses und des Blutdrucks ist ersichtlich, daß der Flieger eine bedeutende Anstrengung während des Fluges aufwendet. Gemelli untersuchte darauf die Art der Ermüdung des Fliegers. Die dynamometrischen Messungen ergaben keinen beträchtlichen Unterschied nach und vor dem Fluge, dagegen bewies eine psychologische Untersuchung des Gedächtnisses (nach Zahl der sinnlosen Silben, an die sich die Flieger vor und nach dem Flug erinnern konnten), daß eine bedeutende psychische Ermüdung eintrat. Dies erklärt das starke Schlafbedürfnis des Fliegers auch nach einem kurzen Fluge. Gemelli hat eine noch ausgedehntere Prüfung in den Fällen vorgenommen, wo ein Verdacht der Simulierung einer »Fliegerneurasthenie« vorlag, um sie von einer echten zu unterscheiden. Die Prüfung ist eine mehr neurologischergänzende Kontrolle der Knie- und Augenlidreflexe, Wahrnehmung der Körperlage u. a., und wir können deren Anführung in diesem Zusammenhang unterlassen.

3. Die Fliegerprüfungen in Deutschland. a) U n t e r s u c h u n g e n v o n B e n a r y . Die Fliegerprüfungen von C a m u s und N e p p e r in Frankreich und diejenigen von G e m e l l i in Italien sind eigentlich p s y c h o - p h y s i o l o g i s c h e r Natur. Die Prü22*



34°



fungen in Deutschland beziehen sich dagegen fast ausschließlich auf die rein p s y c h i s c h e n Faktoren des erfolgreichen Fliegens. Sie sind jedoch weder in der Praxis eingeführt noch ist ihre Bewährung in der Praxis festgestellt worden, so daß denselben nur theoretischer Wert und entsprechendes Interesse zukommt. Im Herbst 1 9 1 6 wandte sich der Kommandant der Fliegerschule in Hamburg an Prof. W . S t e r n mit der Anregung, die Beobachter auf die Fähigkeit der Aufmerksamkeit zu prüfen. Die erste Versuchsanordnung, die Stern für eine solche Prüfung aufstellte, bestand in einer Nachahmung der Betätigung der Aufmerksamkeit im Flugzeug: das gleichzeitige Beobachten der Erde und der Luft. Es wurden also zwei Blickfelder durch einen abrollenden »Geländestreifen« und ein Projektionsfeld geschaffen, die der Prüfling gleichzeitig mit dem übrigen Räume beobachten mußte. Auf die in diesen Feldern auftauchenden Reize (farbige Lämpchen) mußte laut einer Weisung 12 Minuten lang reagiert werden. Obwohl einige Offiziere und Mannschaften der Hamburgischen Fliegerschule mit dieser Vorrichtung geprüft wurden, ist über die Resultate der Prüfung doch nichts bekannt geworden. Zu Beginn des Jahres 1 9 1 8 hat W. B e n a r y , nachdem er als Flieger ausgebildet worden war, die Ausarbeitung einer Prüfungsmethode in die Hand genommen. Auf Grund seiner eigenen Erfahrungen stellte er die psychischen Anforderungen des B e o b a c h t e r s auf. Es sind dies: 1. Die Arbeit des Beobachters ist v i e l s e i t i g , sie verlangt vielerlei Kenntnisse und Fertigkeiten und die verschiedensten Anwendungsarten derselben. (Daß die Bedienung der komplizierten Apparate sicher beherrscht werden muß, um die Aufmerksamkeit durch diese nicht ablenken zu lassen, ist eine selbstverständliche Voraussetzung.) 2. Er muß mehrere Aufgaben g l e i c h z e i t i g verrichten, darunter solche, die sich dauernd nicht gleichzeitig ausführen lassen, z. B. die Orientierung und der Luftkampf, Erdund Luftbeobachtung. Die Aufmerksamkeit muß sich bei solchen »konkurrierenden« Aufgaben spalten. Erschwert wird die Erfüllung sämtlicher Aufgaben durch die G e s c h w i n d i g-



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k e i t des Fliegens, wodurch das zu beobachtende Gelände einer Veränderung unterliegt. 3. Notwendigkeit eines sehr r a s c h e n E n t s c h l u s s e s ( w a s besonders bei Kriegsfliegern der Fall war, wo es sich um den Luftkampf handelte). 4. Widerstandsfähigkeit g e g e n die Ermüdung, die sich bei jedem F l u g e von 2 — 3 Stunden Dauer stark bemerkbar macht. 5. Orientierungsfähigkeit. 6. Selbstvertrauen und Ruhe. 7. Intelligenz und W i l l e . F ü r den Flugzeugführer kommen noch andere Momente in B e t r a c h t ; er m u ß sich nämlich nicht nur rasch entschließen, sondern auch rasch handeln können. Ein rascher Reaktionstypus ist für ihn von viel größerer W i c h t i g k e i t als für den Beobachter. Seine Aufmerksamkeit wird außerdem in anderer W e i s e in Anspruch g e n o m m e n ; Orientierungsgabe hat für ihn viel mehr Bedeutung als für den Beobachter. Benary hat nun die einzelnen Eigenschaften in Einzelversuchen zu prüfen versucht, und zwar hauptsächlich die Aufmerksamkeitsverteilung und die Beobachtungsgabe, mit besonderer Berücksichtigung der Orientierung. Seine beiden Veröffentlichungen hierüber 1 ) enthalten jedoch, wie er selbst bemerkt, nur e r s t e V e r s u c h e , S t i c h p r o b e n , aber keine fertigen Ergebnisse. »Es wird vielmehr der Versuch gemacht, e i n e n W e g z u m E r k e n n e n d e r w i c h t i g e n G e s i c h t s p u n k t e z u f i n d e n « 2 ) . W i r fassen sie ebenfalls nur in diesem Sinne auf und gehen hier kurz auf sie ein. Die Vorrichtung zur A u f m e r k s a m k e i t s p r ü f u n g in ihrer endgültigen Gestaltung bestand 1. in einem abrollenden »Geländestreifen« — einer Bandschleife mit zwei verschiedenartigen Linien, die teils nebeneinander liefen, teils sich kreuzten oder abzweigten wie eine Bahn oder Straße. Außerdem waren drei verschiedene Pfeilsorten scheinbar wahllos eingezeichnet, so daß sie sich in drei W e g e ordnen ließen, die die Bahn in verschiedenen Krümmungen kreuzten. (Abb. 55.) Die Versuchsperson hatte nun zwei Auf') B e n a r y : Kurzer Bericht über Arbeiten zu Eignungsprüfungen für Fliegerbeobachter. Teil I und 2. ScliriPsBeWi. 8 und 12. 2) Teil 2, S. 1 - 5 .

342 gaben: einmal einen solchen Pfeil weg herauszusuchen und zu verfolgen, dann auf einem anderen Streifen, auf dem die Pfeile ohne Formunterschiede vorgedruckt waren, eine bestimmte Pfeilkette einzuzeichnen und diese in beiden Streifen herauszusuchen. Diese Anordnung sollte der Aufgabe der Flieger in der Praxis entsprechen: eine Menge von Lagebeziehungen zu überschauen, den W e g herauszufinden, ihn in einer b e s t i m m t e n Reihenfolge der Teile zurückzulegen und auf der Karte wiederzufinden. 2. Hinter und über der Versuchsperson wurden nebeneinander vier Holzkästen (auf derVorderseite mit Mattglasscheibe verschlossen) aufgehängt. Jeder Kasten war durch eine Wand in zwei Kammern geteilt; in jeder Kammer befand sich eine elektrische Lampe. Die Mattglasscheibe, die mit einem schwarzen Papier überklebt war, enthielt zwei Ausschnitte — Vielecke, die so angebracht waren, daß sich vor jedem Vieleck eine Lampe befand. Es waren im

Abb. 55. ganzen also acht Lampen resp. acht aufleuchtende Vielecke dabei von zwei verschiedenen Formen. Der Kandidat mußte nur dann reagieren, wenn das aufleuchtende Vieleck eine andere Form zeigte als das vorhergehende. Man mußte also immer die vorangehende Beobachtung in Erinnerung behalten. Auf diese Weise wurden zwei verschiedene Blickfelder geschaffen (analog der Erd- und Luftbeobachtung des Fliegers). Der Prüfling mußte je nach dem Kommando in 2 0 — 1 0 Sek.-Rhythmus: »unten«, »oben« seinen Blick auf den »Geländestreifen« oder die Lampen richten. Erschwert wurde diese Prüfung noch durch eine weitere Aufgabe, nämlich die unregelmäßigen Schläge eines Schallhammers zu zählen, dabei nach 1 0 wieder mit 1 anzufangen bis 12, dann von 1 bis 14 usw. Die Prüfung wurde an zwei aufeinanderfolgenden Tagen durchgeführt, wobei am ersten T a g e zwei Einzelprüfungen und eine Hauptprüfung (alle drei Aufgaben zusammen) stattfanden, am zweiten nur eine Hauptprüfung. Die Prüfungsdauer am ersten T a g e betrug ä/4 Stunden, am zweiten die Hälfte dieser Zeit.



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D i e P r ü f u n g d e r B e o b a c h t u n g s g a b e bestand in einigen einzelnen Aufgaben, die der Flug an die Beobachtungsfähigkeit des Fliegers stellt, und zwar: a) i m W i e d e r e r k e n n e n v o n G e s t a l t e n in anderer Lage und in einem größeren Komplex, wie es die Praxis bei der Orientierung erfordert, wenn Dörfer, Straßenkreuzungen usw. nach der Karte im Gelände oder umgekehrt gesucht werden müssen. Die Prüfungsvorrichtung bildeten fünf Serien von je sechs Bildkarten ( 8 X " c m \ (ABCDE), die nach Luftbildern von Bahnen und Wegen nachgezeichnet waren, Sortierkarten genannt, und fünf kleinere Karten, die als Vorlage dienten und nur e i n Detail, e i n e Einzelheit der größeren Karten enthielten. Der Prüfling mußte die Details der Vorlage genau in den Sortierkarten herausfinden. Dabei war auf zwei Serienkarten (D und E) die Erkennung des Bildes durch Tupfen mit weißer Tinte erschwert, um den Nebel zu imitieren, der die Orientierung hindert. 15" wurden gewährt, um die Vorlage anzusehen, 20" für das Betrachten jeder Serienkarte (die der Reihe nach vorgezeigt wurden), 20" für die Serie C. (Die Karten konnten zur Herausfindung der Details gedreht werden.) b) W e g g e d ä c h t n i s . Die PrüfungsVorrichtung besteht aus einem kegelförmigen Diaphragma aus Pappe, mit zwei (einer 2 cm und einer 23 cm) großen Öffnungen, die der natürlichen Begrenzung des Sehfeldes entsprechen. Unter dem Diaphragma im Gesichtsfeld des Prüflings befindet sich eine Registrierfeder. Dem Prüfling wird nun ein kleiner Ausschnitt einer Geländekarte vorgelegt und darauf ein bestimmter W e g zweimal vorgewiesen, den er sich zu merken hat. Der Prüfende zeigt ihm nun durch das Diaphragma die ganze Karte und schiebt dieselbe unter der Feder hindurch auf den Prüfling hin zu. Dieser kann die Karte mit der Hand so herschieben, daß die Registrierfeder eine Linie (Weg) aufzeichnet. Die Aufgabe besteht darin, daß der durch die Feder registrierte W e g dem vorher eingeprägten entsprechen soll. c) U n t e r s c h e i d e n ä h n l i c h e r F i g u r e n aus dem unmittelbaren Gedächtnis. Dem Prüfling werden eine Reihe »Musterkarten« (7 X 5 c n t ) während 15 resp. 20 Sekunden

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unterbreitet. A u f beiden Seiten der Karten belinden sich geometrische Figuren, die manchmal identisch, manchmal verschieden sind. Die Karten sollen sortiert werden in solche mit übereinstimmenden und solche mit ungleichen Figuren. d) H e r a u s n e h m e n einer Gestalt aus einer k o m p l e x e n G e s a m t f i g u r . (Entspricht der A u f g a b e in der Praxis, einzelne Gebäude, Grabenstücke aus einem Komplex ähnlicher herauszufinden.) Geprüft wurde diese Fähigkeit durch einen Versuch im Zimmer und dann im Flugzeug. Im Zimmer handelt es sich um eine Reihe von Figuren, auf welchen der Prüfling ein ihm vorher auf einer V o r l a g e unterbreitetes Detail finden muß. ( A b b . 56.) Das Detail besteht aus drei gleichen Linien, die sich genau in den Figuren wiederfinden. Im F l u g z e u g (bei 5 0 0 — 1 0 0 0 m Höhe) wird der Versuch in der W e i s e geübt, d a ß auf dem Flugplatz Sichtzeichen (Tücher oder w e i ß gestrichene Bretter) ausgelegt werden, die z. B . ein T bilden. Der P r ü f l i n g zeichnet es in eine K a r t e und fordert durch A b s c h i e ß e n einer Leuchtkugel das nächste Zeichen. Der Versuch im Zimmer wird v o r A b b . 56. demjenigen im F l u g z e u g ausgeführt. Der V e r g l e i c h der Ergebnisse kann über die Beeinflussung der Leistung durch die Verhältnisse in der Luft unterrichten. A u s der von B. angegebenen Vergleichstafel für sieben Versuchspersonen geht hervor, daß nur bei einer Person eine kleine B e s s e r u n g in der Leistung im F l u g z e u g festzustellen war, d a g e g e n bei allen sechs eine Verschlechterung, bei einer Person ein völliges Versagen. e) F i n d e n d e r R i c h t u n g . E s handelt sich darum, die A u f f a s s u n g der eigenen B e w e g u n g s r i c h t u n g im F l u g z e u g bei Orientierung in einer g e g e b e n e n Richtung zu prüfen. A l s Orientierungslinie wurden dem Prüfling die auf dem Platz in einer geraden Linie befindlichen Flugzeughallen angegeben. Der F l u g z e u g f ü h r e r hatte den A u f t r a g , bei Gleitflug einige K u r v e n zu beschreiben, und der Prüfling mußte nach dem A b s t i e g auf einem Papier mit drei Linien, entsprechend der L a g e der drei Hallen, die K u r v e



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des Gleitfluges aufzeichnen. Das Flugzeug war mit Wimpeln kenntlich gemacht und wurde vom Prüfenden beobachtet, der zur Kontrolle die Kurve des Fluges ebenfalls zeichnete. Der Versuch leidet an dem sichtbaren Nachteil, daß der Fehler bei den Kurven sowohl auf Seite des Prüflings als auch des Prüfenden liegen kann. Benary hat seinem Bericht die Kontrolle der Prüfungen beigefügt, darunter Aussagen von zwei Psychologen und einem Psychiater, denen manche interessante Einzelheit über die psychischen Vorgänge bei Lösung der Aufgaben zu entnehmen ist. (Dies bildet wohl bei der Nichterprobung dieser Versuche in der Praxis ihren eigentlichen Wert und die Berechtigung ihrer Veröffentlichung.) Und zwar sehen wir, wie beim Wiedererkennungsversuch einige Versuchspersonen die Erkennungsfigur als G a n z e s aufgefaßt haben, indem die Gestaltqualität für sie das Wesentliche war, andere wieder haben die Gestalt, selbst wo es sich um ein leicht erkennbares Dreieck handelte, nicht wahrgenommen. Sie suchten immer zuerst nach e i n e m Merkmal. Bei der Probe des W e g g e d ä c h t n i s s e s stellte sich heraus, daß für die Orientierung bei vielen Versuchspersonen der k i n ä s t h e t i s c h e und nicht der o p t i s c h e Faktor entscheidet, so daß rein optisch wenig, dagegen in der Hauptsache kinästhetisch aufgefaßt wurde. Es entsteht nun das noch zu untersuchende Problem, i n w i e f e r n bei e i n e m F l i e g e r k i n ä s t h e t i s c h e E m p f i n d u n g e n b e i d e r O r i e n t i e r u n g e i n e R o l l e s p i e l e n . Im allgemeinen kann man aus diesen Versuchen-schließen, daß, wenn schon bei den Zeichnungen die Betrachtungsweise so weit auseinandergeht (was bei den verschiedenartigen Bedingungen der Wirklichkeit erst recht der Fall sein dürfte), die Leistungen der Flieger a u f v e r s c h i e d e n e n p s y c h i s c h e n W e g e n zustande kommen können. Die experimentellen Prüfungen dürften jedoch nicht für die Eignung aller Personen symptomatisch sein, da bei vielen der »Wirklichkeitssinn« so stark ausgebildet ist, daß die Erkennung der Landschaft durch eine bestimmte Stimmung, durch ein »etwas in der Atmosphäre«, irgend ein nebensächliches und sonst gar nicht in Frage kommendes Detail bedingt ist, und das Finden des Weges »instinktiv«, auf



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Grund von imponderablen Indizien erfolgt. Können wir auch annehmen, daß der Prüfling, welcher die psychotechnischen Prüfungen gut besteht, sich mit großer W a h r scheinlichkeit auch in der Praxis bewähren werde, so darf anderseits das Versagen in der Prüfung solange nicht als ungünstiges Urteil über den Kandidaten gewertet werden, als die Übereinstimmung der Prüfungsergebnisse mit der Praxis an Hand umfangreicher Daten nicht festgestellt ist. In starker Anlehnung an Benary hat auch E r i c h S t e r n in Straßburg versucht, eine Eignungsprüfung für Flugzeugführer 1 ) auszuarbeiten. D a die Veröffentlichung nur skizzenhaft erfolgte, und nur die probeweise aufgestellten Prüfungen betrifft, da ferner die vom Verfasser endgültig ausgearbeitete Prüfungsanordnung nicht praktisch angewandt wurde, so wird von einem Bericht hier Abstand genommen. Interessant ist dabei nur, d a ß der Verfasser von der anfänglich praktizierten Prüfung einzelner Funktionen nach Untersuchung von 200 Personen Abstand nahm und einen k o m p l e x e n Versuch ausarbeitete. b) D i e K r o n f e l d s c h e

Methode.

Während des Krieges wurde der Psychiater A . K r o n f e l d von dem Vorsitzenden der Fliegeruntersuchungskommission der Armeeabteilung B. beauftragt, den nervenärztlichen Untersuchungen auch eine experimentell-psychologische Prüfung der Flugdienstkandidaten anzuschließen. Kronfeld hat daraufhin eine Prüfungsmethode ausgearbeitet und während sechs Monaten 350 Prüflinge damit untersucht, wobei 30 erprobte Flieger als Kontrollpersonen fungierten. Er verfaßte auch einen Bericht über seine Methode, den er seinen Vorgesetzten überreichte und welcher (nach dem Kriege) veröffentlicht wurde. 2 ) Bei der Ausarbeitung seines Verfahrens g i n g Kronfeld von der Überzeugung aus, daß man auch bei Einzelprüfung der zum Flugdienst erforderlichen Eigenschaften dadurch noch nicht erfahren würde, welche Rolle einer jeden Eigen') E r i c h S t e r n : Über eine experimentell-psychologische Eignungsprüfung f. Flugzeugführer. SchrPsBe Wi. Nr. 8, S. 78 95. 2) A. K r o n f e l d : Eine experimentell-psychologische Tauglichkeitsprüfung zum Flugdienst. SchrPstSe Wi. Nr. 8, 1919.



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schaft in dem Komplex der seelischen Funktionen zukommt, die der Flugdienst erfordert. Deshalb entschloß er sich, eine G e s a m t l e i s t u n g zu prüfen, deren Ausführung die seelischen Funktionen des Prüflings in derselben Weise beanspruchen sollte, wie der Flug selber. Es handelte sich also um die Schaffung einer s u b j e k t i v e n L e b e n s n ä h e des Versuchs. Die physiologischen, wie auch die einzelne Sinnesorgane betreffenden Umstände mußten zwar bei einem solchen Versuch ausgeschaltet bleiben, aber die subjektive Lebensnähe wurde in der Weise erzielt, daß der Versuch in eine s i n n v o l l e F o r m gekleidet wurde. Das Aufblitzen der Lämpchen wurde als platzendes Schrapnell, das Drücken auf den Morsetaster als Beschießen der feindlichen Stellung u. ä. bezeichnet und auf diese Weise eine für den Prüfling verständnisvolle Situation geschaffen, in welcher er sich leicht einleben konnte. Der Komplex seelischer Funktionen, die für den Flieger in Betracht kommen, wird von Kronfeld nicht weiter analysiert, sondern umschrieben als I. genaue Beobachtung, 2. rasche und richtige Auffassung, 3. ständige Reaktionsbereitschaft, 4. Geistesgegenwart, 5. Sicherheit, 6. Ruhe, 7. motorische Exaktheit und Schnelligkeit, 8. konzentrierte Unablenkbarkeit von der eigentlichen Aufgabe durch irgend welche Störungen, 9. Fähigkeit, motorisch und auffassend zu l e r n e n (Übungsfähigkeit), 10. geringe Ermüdungstendenz, 11. rascher Wechsel der Aufmerksamkeitseinstellung, 12. Fähigkeit, sich mehreren Aufgaben gleichzeitig zuzuwenden, 13. Überwiegen des Optischen gegenüber dem Akustischen, 14. geringe Emotivität, 15. nicht rezeptives, sondern aktives, willensgemäßes Verhalten. Der Versuch, der diesen ganzen Komplex von seelischen Funktionen zu prüfen hatte, bestand in folgendem (Abb. 57 « u. 6): Der Prüfling wird vor ein sich abrollendes, auf dem K y m o graphion festmontiertes Panorama gesetzt, das eine aus 2000 m Höhe perspektivisch aufgenommene Landschaft in möglichster Naturtreue darstellt. Die Landschaft ist hell beleuchtet; der Prüfling sitzt in einem Dunkelraum, den K o p f in bestimmter W e i s e angelehnt, und betrachtet sie durch ein Visier. In der Landschaft sind einzelne Stellen mit »Artillerie« usw. bezeichnet. Bei Um-



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drehung des Kymographions, innerhalb zwei Minuten, erhält der Prüfling 30 optische Reize, und da das Bild abgeschlossen ist, erfolgt die Wiederholung der Bilder unbemerkt. — Die Reize passieren eine Mittellinie des Panoramas, wobei der Prüfling diesen Augenblick erkennen und auf einen Taster drücken muß. In der Sprache des Versuchs heißt es: »er müsse die Artilleriestellung photographieren«. Das ist seine Hauptaufgabe, neben welcher er gleichzeitig Nebenaufgaben zu lösen hat. Die Nebenaufgab e:» di e FI achbeschießung beginnt« besteht darin, daß er auf zwei weitere Taster entsprechend reagieren muß (»wenn der Schrapnell rechts fällt, ist links auszuweichen), sobald in dem dunklen Raum, in dem er sich befindet, außerhalb des Blickfeldes zentralen Sehens Abb. 576. farbige Lämpchen in rascher Reihenfolge aufleuchten (20—24 Lampen in der Minute). Außerdem muß er Störungen in einem Geräusch, »das Aussetzen des Motors«, beachten. Der ganze Versuch dauert 10 Minuten. Nach der ersten



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Minute wird eine B l i t z l i c h t i l a m m e abgebrannt, um den Einfluß des Schreckens auf die Leistung festzustellen. Sämtliche Reaktioneil des Prüflings werden auf einem Registrierkymographen eingetragen. Die Zeit wird mit der J a q u e t s c h e n Uhr gemessen (also 1/b Sek.). Auf diese Weise erhält man eine 2 m lange Kurve mit Reaktionen des Prüflings. Für die Beurteilung der Leistung kommen in Betracht als Gesichtspunkte: Auslassungen in der Haupt- und Nebenaufgabe, Übungszuwachs, Ablenkbarkeit durch Komplizierung der Aufgabe, Ermüdungsverschlechterung, Gesamtreaktivität, Reaktionen ohne Reiz in der Hauptaufgabe, Versehen in der Reaktion auf die Nebenaufgabe. Außerdem werden die Reaktionen gemessen und dann die Zahl der richtigen, d. h. der Reaktionen, die zusammenfallen mit dem Durchgang des Reizes durch die Mittellinie, sowie die der unrichtigen, der vorzeitigen und verspäteten Reaktionen festgestellt. Sowohl aus den vorzeitigen als auch aus den verspäteten Reaktionen werden Durchschnittswerte berechnet und das Mittel aller Reaktionsabweichungen vom Durchschnitt — die Streuung errechnet. Diese Streuung bedeutet das Maß der Ungleichförmigkeit der Reaktion. Von den Nebenaufgaben wird ebenfalls der Durchschnitt der Reaktionszeiten und die Streuung ausgerechnet. Der Einfluß des Schreckreizes erwies sich als so minimal, daß er gar nicht in Betracht fiel. Die einzelnen Leistungen wurden bewertet, und zwar mit I-—5 (i sehr gut, 5 sehr schlecht); außerdem wurden die Leistungen mit Gewichtszahlen beschwert und ein Gesamtwert aufgestellt. Die Tabelle der Bewertungen und die Gewichte (Punkte) wurden von Kronfeld ausführlich angegeben.l) Wie bereits oben erwähnt, hat man mit der Methode sowohl 120 vor dem Feinde erprobte Flieger, wie auch Nichtflieger (122) geprüft, und es stellte sich heraus, daß die überwiegende Zahl der Flieger die Prüfung besser bestand als die Nichtflieger. D i e L e i s t u n g e n a l l e r F l i e g e r h a l t e n s i c h ü b e r dem M i t t e l ; von den Nichtfliegern waren 2/s u n t e r dem M i t t e l . Kronfeld zieht nun den Schluß, daß auf diese Weise das Kriterium der ') 1. c. S. 60 u. 62.



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Bewährung seiner Methode erbracht sei, und er nennt sie »brauchbar, allgemein anwendungsfähig und ausbaufähig«. 1 ) Interessant sind die Feststellungen Kronfelds an seinen Versuchspersonen in bezug auf den Fliegerberuf. Die B i l d u n g hat gar keinen Einfluß auf den Erfolg der Prüfung; der Einfluß des A l t e r s war schwer festzustellen, weil alle Versuchspersonen im Alter von 20—30 Jahren standen, jedenfalls waren die vier allerbesten Flieger 27jährig; dagegen war das Durchschnittsalter der Nichtflieger mit der besten Leistung 2 1 ' 2 Jahre. Wichtig ist jedoch die Feststellung, daß die Qualität der Leistung von der Zahl der Feindflüge o f f e n b a r g a n z u n a b h ä n g i g i s t . 2 ) Der Einfluß der Nerven auf die Reaktionsleistung ist dagegen ein b e s o n d e r s i n t e n s i v e r . Er konnte leicht festgestellt werden, da sich unter den Versuchspersonen Kronfelds, sowohl bei den Fliegern als auch bei den Nichtfliegern, eine Anzahl Nervöser befand. Unter den 12 schlechtesten waren sechs Nervöse, unter den 12 am b e s t e n R e a g i e r e n d e n b e f a n d sich kein Nervöser. Was den Beruf betrifft, so wiesen Ingenieure keine besseren Leistungen als andere gebildete Berufe auf, Beamte nur mäßige Leistungen, die gelernten Facharbeiter bessere als die ungelernten. Zwischen Offizieren und Mannschaft bestand kein Unterschied in der Reaktionsleistung. Kronfeld findet die Tätigkeit des Flugzeugführers und diejenige des Beobachters so wenig voneinander verschieden, daß er d i e s e l b e n Eignungsprüfungen für beide empfiehlt; es scheint, daß^er eine mehr quantitative als qualitative Beanspruchung der seelischen Funktionen beim Flugzeugführer gegenüber dem Beobachter annimmt (Höchstleistungen des Willens, der motorischen Funktionen). E s steht dies im Einklang mit den französischen Untersuchungen und denjenigen von G e m e l l i , die keine derartige Unterscheidung getroffen haben, dagegen im Gegensatz zu B e n a r y , der, wie wir oben sahen, einen solchen Unterschied konstatiert. In Schweden wurden die Fliegerprüfungen von Prof. A l t r u t z in die Hand genommen, doch bisher die Ergebnisse nicht publiziert. In Dänemark werden zurzeit von ») 1. c. S. 36. *) 1. c. S. 67.



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E r i k s e n Untersuchungen an Fliegerschülern (Prüfung der Aufmerksamkeit und Handbewegungen) durchgeführt. Auch in Rußland wurden, wie mir ein russischer Flieger berichtet hat, noch während des Krieges (während der Zarenherrschaft) in Anlehnung an französisches Vorbild die Flieger auf ihre Tauglichkeit hin geprüft. Davon ist aber nichts in die Öffentlichkeit gedrungen. Zurzeit werden m. W . in k e i n e m L a n d e rein psychologische Prüfungen zur Auslese der Flieger für den Flugdienst durchgeführt.

4. Untersuchungen über einzelne Fliegereigenschaften. Neben diesen verschiedenen Prüfungsmethoden der Fliegertauglichkeit wurde noch von verschiedener Seite versucht, diejenigen Eigenschaften und Fähigkeiten herauszufinden, die für den Flieger ausschlaggebend sind. Es ist dies vielleicht das Spezifische der Untersuchungen über die Fliegertauglichkeit, daß man bemüht war, d i e Eigenschaft herauszufinden, die für das erfolgreiche Fliegen charakteristisch ist, und sie mit e i n e m Test zu prüfen. So wurde im Carnegie-Institut von Walter R. M i l e s während des Krieges folgende Prüfung veranstaltet: Ein 1*4 m langer Pendel trägt ein Reservoir von zwei Liter Wasser, das durch eine Öffnung während der Pendelbewegungen ausfließt. Dieses ausfließende Wasser soll von dem Prüfling in einer Röhre aufgefangen werden. Die Menge aufgefangenen Wassers gilt als Maß der G e s c h i c k l i c h k e i t . Beurteilt wurden die Prüflinge nach dem Maß der Übung im Laufe von 35 Tagen, wobei der Versuch täglich 20mal wiederholt wurde. 1 ) D o c k e r a y a n d l s a a c s betrachten als guten diagnostischen Test für Flieger die » m o t o r i s c h e S t a b i l i t ä t « , die sie mit einem Stabe prüften, welcher möglichst lange unbeweglich zu halten war. Das Zittern wurde registriert. Die Korrelation dieses Tests mit der Rangordnung der Praxis ergab 0"]2. S t r a t t o n hält die Schätzung der Schnelligkeit des in Bewegung befindlichen Gegenstandes und die Zeit der Wahlreaktion, B r o c a die Gleichgewichtsreaktionen für diagnostisch ausreichend 2 ) usw. *) M i l e s : Apursuit Pendulum. Psychol. Review. 27 (5), 1920. *) Année psychologique, p. 244 f.



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Dr. B r a b a n t , Chefarzt des Aeronautischen Belgischen Dienstes, hat sich des Kraepelinschen Tests des fortlaufenden Zählens während fünf Minuten (in einer wenig vereinfachten Form) zur Prüfung der A u f m e r k s a m k e i t , die er für die bezeichnendste Eigenschaft des Fliegers hält, bedient. Nach jeder Minute des Zählens muß der Prüfling ein Zeichen in dem Test machen, so daß man ein Bild von seiner Arbeit erhält. Es erwies sich, daß dieser Test die guten und schlechten Flieger zu unterscheiden vermag. Durch die Wiederholung des Tests nach Wochen, Monaten oder sogar Jahren soll man feststellen können, ob und in welchem Maße diese Fähigkeit beim Flieger erhalten blieb oder verloren ging. 1 ) Nach der sehr richtigen Überlegung, daß die Mängel in der Veranlagung zu einem bestimmten Beruf am deutlichsten bei Unfällen hervortreten, wurden zu gleicher Zeit, jedoch ganz unabhängig voneinander, durch den Marinefliegerarzt A n d e r s o n in England und den Psychologen O. S e l z in Deutschland die Ursachen von Fliegerunfällen auf Grund der Berichte festgestellt. Anderson bediente sich der Berichte des »Ausschusses für öffentliche Sicherheit und Unfalluntersuchung beim königlichen Aeroklub« (Public Safety and Accidents Investigation Committee of the Royal Aero-Club), Selz der Berichte über Flugzeugbeschädigungen der bayrischen Fliegerschulen aus dem Jahre 1 9 1 8 . A n d e r s o n stellt die Behauptung auf, daß jeder Unglücksfall eine neue Lehre darstelle und man diese Lehren ausnützen müsse, um künftigen Unfällen vorzubeugen. Nach diesem Prinzip analysierte er 58 Fliegerunfälle, die unter 1000 Flügen passierten, und konstatierte folgende Ursachen 2 ): Beschädigung des Flugzeuges Schätzungsirrtümer Kopflosigkeit Ermüdung Unvorhergesehene Umstände

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I • 42 • 7 • 4 • 4 58

*) B r a b a n t V. G : Epreuves d'attention et aptitute du pilotage. Bull. Trim. 6 (21), 1926. 2 ) A n d e r s o n : Aeroplane Accidents. Journal of Naval Médical Service. Nr. I, 1918.



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Die Schätzungsirrtümer bezogen sich immer auf eine unrichtige Schätzung der Entfernung von der Erde. Dies folgt deutlich aus der Tatsache, daß von den 58 Unfällen: beim Aufstieg . . . 1 0 in der Luft 2 . , bei der Landung0 . . 46 erfolgten. W i e wir sehen, sind die Hauptursachen der Fliegerstürze Faktoren p s y c h i s c h e r N a t u r zuzuschreiben. Die Kopflosigkeit erweist sich als Störung des geistigen Gleichgewichts, wobei Mängel der Wahlreaktion und falsche Entscheidungen vorkommen. Zu den Schätzungsirrtümern gesellt sich noch die verzögerte psychomotorische Reaktionszeit, das zu wenig rasche entsprechende Handeln. Anderson fordert nun in Anschluß an französische Fliegerprüfungen eine Prüfung jedes Fliegers auf seine Reaktionszeit, die nicht mehr als 19/ioo—*°/ioo Sekunde betragen soll. Die Arbeit von O. S e l z 1 ) übertrifft diejenige von Anderson sowohl in bezug auf den Umfang des Materials wie auch in der psychologischen Verarbeitung desselben. Es wurden 300 Berichte abgefaßt, von denen jeder die Schilderung des Unfalls und die Beurteilung des Flugleiters sowie des Abteilungsführers enthält. Obwohl bei den Berichten der individuelle Faktor in Fällen eines tödlichen Ausgangs des Unfalls oder bei Mangel eines disziplinar strafbaren Verschuldens viel zu kurz kommt, so wird trotzdem von Selz bei durchschnittlich 66°/ 0 der Unfälle d e m i n d i v i d u e l l e n F a k t o r die ausschlaggebende Rolle zugeschrieben, wobei 5 3 % der Unfälle durch Veranlagung des Fliegers bedingt sind. Auch bei Selz entfällt die häufigste Zahl der Unfälle auf die Landung (40%). W i r können hier auf die detaillierten, sehr instruktiven Angaben der S e l z sehen Schrift nicht näher eingehen, ihr Studium ist jedoch allen denen dringlich zu empfehlen, die sich mit dem Problem des Fliegens beschäftigen. An dieser Stelle beschränken wir uns auf die Anführung der Tabelle, die den Anteil des Veranlagungsfaktors und der mangelnden Erfahrung (Übungsfaktor) enthält. 2 ) ') Über den Anteil der individuellen Eigenschaften der Flugzeugführer usw. SchrPsBeWi Nr. 8, 1919. *) 1. c. S. 121. B a u m g a r t e n , Die Berufeeigauagsprüfangen.

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Objektive Unfallbedingungen Geländeschwierigkeiten . . . . Andere Flugzeuge Wind I Zu geringe oder zu große Ge\ schwindigkeit der Maschine . Abrutschen in der Kurve . . . I Sonstiges unrichtiges positives { Verhalten des Flugzeugführers Unterlassungen des Flugzeugführers

— Anteil des Anteil des Veranlagungs- Übungsfaktors (%) faktors (%) 31 81 43 88 70

7 4 12 8 —

82

10

86

14

Von Bedeutung sind daher die von Selz auf Grund seiner Analyse der Unfälle erhobenen Vorschläge für eine Fliegerprüfung. Gemäß der Tatsache, daß das Landen die größten Schwierigkeiten für den Flieger bietet, schlägt er nun eine Prüfung vor, welche die beim Landen auftretenden Schwierigkeiten nachahmt. Die Fähigkeiten, die (einzeln oder in der Gesamtheit) geprüft werden sollen, wären: 1. D i e V e r t e i l u n g s f ä h i g k e i t d e r A u f m e r k s a m k e i t . Dabei handelt es sich nicht nur um die Verteilung der Aufmerksamkeit zwischen den äußeren Beobachtungen einerseits und den eigenen Handlungen anderseits, sondern auch zwischen einer Vielheit von konkurrierenden Handlungen. 2. D i e A b l e n k b a r k e i t d e r A u f m e r k s a m k e i t , d. h. Widerstandsfähigkeit gegen Eindrücke, die man nicht beachten soll. 3. D i e A b s t r a k t i o n s g e s c h w i n d i g k e i t , die Fähigkeit, aus einem Gesamterlebnis Teilergebnisse rasch zu isolieren. Aus der Fülle der vom Gelände ausgehenden Eindrücke die zur Wahl der Landung geeignetsten so schnell wie möglich herauszulesen. 4. Die G e i s t e s g e g e n w a r t , die drei Erfordernisse in sich schließt: Raschheit, Richtigkeit und Genauigkeit der Reaktion. Die erste, zweite und vierte Eigenschaft bilden die Grundlage der sog. » U m s i c h t « , für welche die Richtigkeit der Reaktion von besonderer Bedeutung ist. 5. D i e n e r v ö s e E r r e g b a r k e i t . Ihre Feststellung



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soll nicht durch die Wirkung der Schreckreize (Revolverschuß, Stichflamme), sondern durch die Erschwerung der Prüfungsbedingungen, die eine E x a m e n a n g s t bei nervös leicht erregbaren Personen hervorrufen, erfolgen. 6. D i e G e s c h i c k l i c h k e i t . Für die Flieger kommt sie in Betracht als eine Fähigkeit, beim Abstieg die Bewegung des Flugzeuges so zu mäßigen, daß das Flugzeug bei Landung mit den Rädern gerade den Boden berührt, wie man sich ausdrückt, die Maschine muß im richtigen Moment »abgefangen« werden. Erfolgt das »Abfangen« zu früh, so verliert die Maschine zu sehr an Tempo und »fällt durch«, erfolgt es zu spät, so rennt sie gegen den Boden. In beiden Fällen kommt es zu Katastrophen. Diese Geschicklichkeit des richtigen Abfangens setzt sich aus drei einzelnen Fähigkeiten zusammen: der richtigen Abschätzung der Entfernung, der Wahl des richtigen Z e i t p u n k t e s für das Abfangen und dem richtigen M a ß der Tempoverminderung, wofür eine spezielle Feinfühligkeit auf kinästhetischem Gebiet, also entsprechende Tast-, Bewegungs- und Lageempfindungen notwendig sind. (Selz bemerkt eine überraschende Verwandtschaft der fliegerischen Geschicklichkeit mit derjenigen beim Ball-, Billard- und Tennisspielen.) Diese Fähigkeit des richtigen Abfangens empfiehlt Selz an einer Lehrschaukel, die sich in alle Neigungen bringen läßt, zu prüfen. 7. D i e O r i e n t i e r u n g s g a b e , soweit sie nicht von der Verteilung der Aufmerksamkeit und Abstraktionsgeschwindigkeit abhängt. Ferner hält Selz für notwendig, allgemeine Charaktereigenschaften wie Leichtsinn, Oberflächlichkeit festzustellen; doch bedürfen sie keiner speziellen Prüfung, da sie in der erwähnten Lehrschaukelprüfung zur Geltung kommen. Ebenso können Übungsfähigkeit und Ermüdbarkeit bei Wiederholung einzelner Prüfungen festgestellt werden. Zu der Arbeit von Selz hat ein langjähriger Flugzeugführer, Hauptmann J . H e l l , einige Bemerkungen beigefügt 1 ), in denen er auf das ungenügende Herausheben des k i n ä s t h e t i s c h e n G e f ü h l s für die Eigengeschwindigkeit und ihrer Schwankungen hinwies. Ferner betont er die in erster Linie notwendige Ruhe und hält das zu r a s c h e R e a g i e r e n als die Hauptursache der Fliegerunfälle. — ') J. H e l l : Bemerkungen zu der Arbeit von Selz. SchrPsBeWi. Nr. 8, S. 138-140. 23*



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W a s die kinästhetischen, d. h. Lageemplindungen betrifft und die Rolle, die das statische Organ dabei spielt, so gehen in dieser Beziehung die Meinungen bis heute stark auseinander. Einerseits wird behauptet, das statische Organ sei ganz ohne Bedeutung für erfolgreiches Fliegen, wobei die Amerikaner sich auf die Versuche von W . J a m e s stützen, der bei den Prüfungen von Taubstummen am Drehstuhl keine Erscheinungen von Schwindel feststellen konnte. Man hielt sogar die Taubstummen für besonders geeignet zum Flugdienst, und während des Krieges wurden aus Amerika Meldungen laut, wonach ein spezielles Flugkorps, bestehend aus Taubstummen, formiert wurde, das sich außerordentlich gut bewährt haben soll. Diesen Meldungen auf den Grund zu gehen, war mir nicht möglich. Tatsache ist, daß Selz auf Grund seiner Unfallstatistik die Rolle des statischen Organs für gering hält 1 ), und daß diesbezügliche Anfragen bei den Fliegern zu dem Ergebnis führten, daß viele Flieger, um das Gleichgewicht des Apparats konstant zu halten, sich nach dem Horizont richten oder versuchen, die Teile des Apparats in einer Parallele mit der Erde zu halten, während andere dagegen ein besonderes statisches Gefühl für die Erhaltung des Gleichgewichts verantwortlich machen. Es erwies sich somit die Notwendigkeit, diese Rolle des statischen Organs e x p e r i m e n t e l l festzustellen. Entsprechende Apparate wurden zu diesem Zwecke teils gebaut, teils in Vorschlag gebracht, und zwar: in Deutschland auf Anregung von S. G a r t e n von Max B r a h n , in Österreich v o n K r e i d e l , A . D u r i g , F. V e r z a r und K . T h e i m e r 2 ) , in Italien von A . G e m e l l i . Von den Veröffentlichungen über die Resultate von Prüfungen in dieser Richtung scheint nur dasjenige von A. G e m e l l i von Bedeutung zu sein. G. S e i f e r t 8 ) hat zwar einen Aufsatz über die »psychotechnische Prüfung des Gleichgewichtssinnes bei Fliegern« erscheinen lassen, aber sein Aufsatz enthält nur die Beschrei') S e l z , 1. c. S. 134. s) Nach Angaben von H. v. S c h r o e t t e r : Zur Psychologie und Pathologie des Feldfliegers. WienMed Woch. Nr. 15, 1919. 3) G . S e i f e r t : Die psychotechnische Prüfung des Gleichgewichtssinnes bei Fliegern. PraktPs. 1 (3), 1919.



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bung des Apparats, der in dem während des Krieges bestehenden psychologischen Laboratorium für Flieger in Großenhain i. S. benutzt wurde, eines sog. »Gleichgewichtsapparats« (Neigungsstuhl). (Abb. 58.) Der Apparat kann auf elektrischem W e g e nach vorn, hinten, rechts, wie auch in zusammengesetzter Richtung: links vorn, rechts hinten geneigt werden. Infolge eines Schaltungsschemas ist es dem

Prüfling, der mit verbundenen Augen auf diesem Stuhle sitzt, möglich, den Apparat aus seiner Neigung in die Gleichgewichtslage zu bringen. A n zwei Skalen können die Neigungen des Stuhles und die Bewegungen des Prüflings gemessen werden. Das wichtigste aber, die Erfahrungen mit den Fliegern an diesem Apparat, hat der Verfasser nicht angegeben. Ebenso ist uns wenig bekannt über Erfahrungen mit einem amerikanischen Apparat (Abb. 59), der die »Schwindelerscheinungen« bei den Fliegern feststellen soll. Die Arbeit von G e m e l l i , T e s s i e r und G a l l i über die »Wahrnehmung unserer Körperlage und seiner Lageveränderungen« [Beitrag zur Psychophysiologie des Fliegers 1 )] ') G e m e l l i , T e s s i e r , G a l l i : La percezione della posizione del nostro corpo e dei suoi spostamenti. Archivio Italiano di Psicologia. I (1, 2), 1920, S. 107—182.

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bezieht sich auf eine Untersuchung von drei Problemen: i. Welche Lage Veränderung nehmen wir wahr?, 2. bis zu welcher Feinheit und 3. wie schnell nehmen wir die Lageveränderungen wahr? Die Versuchsperson, deren Gesicht und Gehör durch eine Maske unterbunden sind, sitzt auf einem kardanisch nach allen Richtungen beweglichen Apparat (Abb. 60) auf einem Sessel B. und hält mit den Zeigefingern der rechten

Abb. 59. und linken Hand die Hebel. Auf jede Lageveränderung des Apparats muß die Versuchsperson sich bemühen, die vertikale Lage wieder einzunehmen, wodurch der Zeiger, der den Grad der Reaktion des Geprüften angibt, bewegt wird. Das ganze, inbegriffen die Schnelligkeit, mit welcher die Versuchsperson reagiert, wird graphisch aufgezeichnet. Aus den Untersuchungsergebnissen von acht Personen sei hier wiedergegeben: Die Korrektur entsprach niemals der wirklichen Neigung des Apparats und blieb um so stärker hinter ihr zurück, je stärker die Neigung des Apparats wurde. Am besten wurden die seitlichen Bewegungen (nach rechts und links) korrigiert.



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J e schneller Lageveränderungen erfolgen, um so eher werden sie wahrgenommen, d. h. um so weniger ausgeprägt brauchen sie zu sein, um gerade noch wahrgenommen zu werden. Der Faktor Zeit hat also einen weit höheren Einfluß auf die Wahrnehmung von Lageveränderungen als der Faktor Neigungswinkel. U n t e r s u c h u n g e n von L a g e V e r ä n d e r u n g e n b e i R o t a t i o n führten zu dem Schlüsse, daß bei Ausschaltung

der Muskel-, Tast- und Gelenksempfindungen bei Lageveränderung alle Reaktionen ungenauer, wenn nicht unmöglich wurden. Die Hauptfaktoren der Wahrnehmung bei Lageveränderungen sind daher in obigen Empfindungen zu erblicken. Das Labyrinth spielt hierbei also keine Rolle. Bei Rotationsbewegungen dagegen hatte die Ausschaltung der Tast- u. a. Empfindungen keine besondere Folge; demnach wäre die Wahrnehmung von Rotationen eine Funktion des Labyrinths. Ist so diese Frage schon rein physiologisch verwickelt, da kein spezifisches Organ sie restlos erklärt, so ist sie psychologisch noch viel schwieriger, da hier noch seelische Vorstellungen dazukommen. Besonders Gesichtsvorstellungen sprechen sehr mit; ferner Gewichts vorstellungen



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(z. B. wenn man einen Arm ausstreckt und an seiner Schwere beurteilt, wie weit er ausgestreckt ist). Durch vorstehende Untersuchungen konnte die Sicherheit in der Abschätzung von Lageveränderungen graphisch festgestellt und diese Sicherheit als Kriterium zur Fliegereignung aufgestellt werden. Man wußte schon, daß ein Flieger, um seinen Apparat in die richtige Lage zu bringen, nicht auf die äußere Umgebung zu blicken braucht, sondern instinktiv jeder Lageveränderung der Maschine die entsprechende Korrektur folgen läßt. Obige Untersuchungen ermöglichten, wie gesagt, die Feststellung, wie weit die Versuchspersonen instinktiv ihre Lage erfassen und korrigieren konnten und somit sich zu Fliegern eigneten.

5. Kritische Übersicht. Ubersieht man die hier angeführten Methoden der Fliegerprüfungen, so läßt sich dasselbe wie beim Überblick der Straßenbahn- und Lokomotivführer- und Chauffeurprüfungen konstatieren. Nämlich, es gibt psychologisch ganz verschiedene Methoden der Prüfung: I. Prüfungen der einzelnen Funktionen (Camus und Nepper, Gemelli, Benary). 2. Prüfung einer Gesamtleistung (Kronfeld). Beide erweisen sich brauchbar. Obgleich alle Methoden eine gemeinsame Prüfung besitzen (das Reagieren), so sind doch die Versuchsanordnungen, deren sie sich bedienen, untereinander unähnlich. Das Reagieren auf aufleuchtende Lampen mit Tasterdrücken hat bei K r o n f e 1 d eine k o n t i n u i e r l i c h e Form, während sie bei Gemelli nur im E i n z e l a k t besteht. Die Franzosen ihrerseits benutzten keine verschiedenenorts aufleuchtenden Lichtreize. Die Gemellische Methode legt mehr Wert auf physiologische Prüfungen, während Benary sich die Prüfung ausschließlich psychisch dachte und Kronfeld sie auch rein psychologisch gestaltete. Die rein psychologischen scheinen jedoch nicht angebracht zu sein, da bestimmte Disposition der Flieger zu einem krankhaften Zustand, der bereits zahlreiche Benennungen trägt, wie »Flugmüdigkeit«, »Überflogenheit«, »Flugscheu«, »phobie atmosphérique« (nach Babinsky), »mal d'aviateur«, »neurasthénie du vol«, »asthénie des aviateurs«, »Fliegerkrankheit« (nach Hirschlaff), gar nicht berücksichtigt ist. Während ferner die Franzosen das



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Reagieren auf die Schreckreize betonen, kommt Kronfeld zu dem Ergebnis, daß diese Reaktion unwichtig ist, und Gemelli ersetzt sie mit einem ins Ohr geflüsterten, gefühlsbetonten Wort. Das Orientieren als selbständige Fähigkeit, dfem Benary in seiner Prüfungsmethode einen solchen Platz einräumt, spielt, nach den Unfallstatistiken zu schließen, keine so erhebliche Rolle. Selz löst es beinahe vollständig in die Aufmerksamkeitsverteilung und Abstraktionsgeschwindigkeit auf. Dem statischen Sinne sprechen die Physiologen eine große Bedeutung, Gemelli überhaupt keine zu. Merkwürdig ist außerdem eine Erscheinung: Während die einen das Hauptaugenmerk auf die Fähigkeiten w ä h r e n d des Fluges richten (Benary, Kronfeld), befaßt sich Selz mit den Fähigkeiten, die zum glücklichen A b s t i e g notwendig sind, da aus seinen (und auch, wie oben erwähnt, bei Anderson) Statistiken die höchste Zahl Unfälle beim L a n d e n vorkommen ; also nicht der Flug selbst, nur das Landen besitzt die größten Gefahren bei mangelnder Eignung. Ein solches Auseinandergehen der Ansichten kann natürlich kein allzu großes Vertrauen in die Prüfungen setzen. Tatsächlich sind die Prüfungen an und für sich anfechtbar. Die Bedingungen, unter denen sich der Flug in der Wirklichkeit abspielt, sind ja nicht rekonstruierbar. Das Gefühl, »die Erde nicht mehr unter den Füßen zu haben«, schafft ja einen ganz neuen Faktor von größter Wichtigkeit. Die Personen, welche sich im Laboratorium vor den wissenschaftlichen Apparaten als vollwertig erweisen, versagen oft mit dem Moment, wo sie in der Luft a u f s i c h s e l b s t a n g e w i e s e n und von jeder Hilfe von außen abgeschlossen sind. Der »Mutprüfer« im Laboratorium ist geradezu lächerlich. Der Prüfling hat bei solcher Prüfung deutlich die Empfindung, es passiere ihm nichts, denn man würde ihm doch nicht absichtlich etwas Schlimmes zufügen wollen. Außerdem wird die Probe in Gegenwart dritter ausgeführt, was s t e t s beruhigend wirkt. Dagegen in der Wirklichkeit, also in der Luft, begegnet man der Gefahr immer allein; man weiß, daß man nun auf sich selbst angewiesen ist. Je nach Charakter und Temperament ruft dies im Menschen entweder schlummernde Abwehrkräfte wach oder unter dem Zwang eines gewissen Fatalismus die Passivität hervor.



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Eine gewisse V i t a l i t ä t des Individuums spielt dabei eine große Rolle. Es gibt Personen, die leben w o l l e n , die aus einer mißlichen Situation à tout prix herauszukommen streben, und dieses Gefühl spannt alle ihre Kräfte zu einem zweckmäßigen Handeln an. Deshalb, »in der letzten Minute« ein glücklicher Einfall, zweckgemäßes Handeln, Ausdauer, Mut, ein Riskieren, Aufeinekartèsetzen. All das sind ausschlaggebende Faktoren, die nichts oder wenig mit einem richtigen und schnellen Reagieren im Laboratorium zu tun haben. Ebenso ist es mit dem für den Passagierflugdienst notwendigen V e r a n t w o r t l i c h k e i t s g e f ü h l . Nach den Aussagen eines erfahrenen Fliegers ist es »viel aufreibender mit sechs Passagieren große Flüge zu veranstalten, als im Krieg, trotz der Abwehr durch Geschütz und Maschinengewehr, nur die Verantwortung für die eigene Haut zu tragen. Die Verantwortung ist so groß, daß es wenige von uns länger als 5—6 Jahre beim Passagierfliegen aushalten«. 1 ) Ein solches Verantwortungsgefühl, dessen sich der Flugzeugführer bewußt ist, wenn er beim plötzlich eintretenden Sturm oder Nebel die ihm anvertrauten Passagiere wohlbehalten in den Bestimmungsort zu bringen hat, kann ebenfalls im Laboratorium nicht erzeugt werden. Es ist daher die Skepsis der guten Praktiker gegen die Eignungsprüfungen berechtigt, und ihren Forderungen, der Individualität des Fliegers Beachtung zu schenken, kann nur zugestimmt werden. Aber welcher Art sollen diese Individuen sein ? H. v. S c h r ö t t e r sagt hierüber: »Während die einen r u h i g e , b e s o n n e n e M e n s c h e n , r e f l e k t i e r e n d e C h a r a k t e r e für besonders geeignet ansehen, halten andere, und dabei gerade praktisch erprobte urteilsfähige Flieger, r e i z b a r e P e r s o n e n mit leicht ansprechendem, reaktionsfähigem Nervenapparat für die Befähigsten, vorausgesetzt, daß ihnen nicht die Kontrolle des Verstandes und die erforderliche Konzentration fehlt.« 2 ) Nach Schrötters eigener Ansicht sind es : »neben Begeisterung und kühnem Wagemut der naive Leichtsinn, die glückliche Unvernunft und das meist unerschütterliche Selbstvertrauen der Jugend«. 3 ) ') »Der Werdegang eines Piloten». Beri. Tagbl. 2. I. 1925. ) op. c. S. 595. ) op. c. S. 597.

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Tatsache scheint zu sein, daß der Fliegerberuf ganz besonders geartete Menschen beansprucht. Schon der im Kriege beobachtete Umstand, daß so viele Flieger das Fliegen schnell satt haben und sogar eine ausgesprochene Abneigung empfinden, spricht dafür. Es muß wohl ein jeder Flieger etwas von einem »Ikarus« an sich haben, um dauernd diese Berufstätigkeit auszuüben. Es wäre deshalb wohl zu empfehlen, der individuellen Beschaffenheit des Fliegers mehr Beachtung zu schenken, als es bisher geschah. Daß dieser Vorschlag seine Berechtigung hat und er nicht ohne weiteres abzuweisen ist, scheint mir aus einer im nachstehenden wiedergegebenen Bemerkung zu folgen. In seiner aufschlußreichen Arbeit erwähnt v. S c h r ö t t e r , der als Chef des österreichischen Luftfahrvvesens reiche Erfahrung hatte: »Vielfach ist seitens vorgesetzter Kommandos über die Flieger ihr unhygienisches Leben, ihren Leichtsinn sowie eine gewisse Disziplinlosigkeit geklagt worden. Daß die Flieger im allgemeinen ein von den anderen Formationen abweichendes Verhalten zeigen, daß sie schwerer zu behandeln sind, ist nicht zu leugnen. Es mag dies mit dem Wohlgefühl zusammenhängen, die Luft zu beherrschen, in schwieriger Lage, wie im Kampfe, auf sich selbst angewiesen zu sein, mit welchen Empfindungen das Bewußtsein steter, dabei noch besonders gefärbter Gefahr, sowie die fortgesetzte seelische Anspannung interferieren. Nicht mit Unrecht hat einer unserer hervorragenden Armeeführer die Flieger als Mittelding zwischen ausgesprochenen Helden und hysterischen Weibern bezeichnet«'). Es wurden demnach also gewisse in Betracht zu ziehende psychische Eigentümlichkeiten beobachtet. Eine eingehende Beobachtung der g a n z e n P e r s ö n l i c h k e i t d e s F l i e g e r s würde wohl noch andere und vermutlich aufschlußreichere Gesichtspunkte für die Aufstellung der Eignungseigenschaften zum Fliegen ergeben als die bisherigen.

II. Die Lehrlingsprüfungen. Die Eignungsprüfungen begannen, wie wir gesehen haben, mit der Feststellung der Berufseignung Erwachsener; ') op. c. S. 590.



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aber schon sehr früh (im Brüsseler staatlichen »Office Intercommunal de l'Orientation Professionnelle« bereits offiziell im Jahre 1912) fing man ebenfalls an, Eignungsprüfungen an Jugendlichen anzustellen. Es waren viele Gründe, die dazu führten. Vom rein sozialen Standpunkt war hier die Überlegung maßgebend, daß man nicht erst abwarten solle, bis ein Mensch in einem bestimmten Beruf ausgebildet sei und nachher seine Fähigkeiten zu prüfen — um dabei eine mitunter ganz falsche Richtung der Ausbildung festzustellen —, sondern daß man in die Ausbildungsrichtung eingreifen müsse, um die Jugendlichen von vornherein in die richtige Laufbahn zu bringen und auf diese Weise einen künftigen Berufswechsel bei ihnen zu vermeiden. Eine große Ersparnis an Zeit, Kräften, Geldmitteln wäre damit erzielt.') Für wissenschaftliche Zwecke ist der Umstand günstig, daß in vielen Betrieben die Arbeiter — besonders die älteren — nicht dazu neigen, sich prüfen und dadurch etwa ihre Minderwertigkeit oder geringe Leistungsfähigkeit feststellen zu lassen; dagegen kann man solche Prüfungen an Jugendlichen, die dem Willen der Lehrer und Erwachsenen unterliegen, ohne jede Schwierigkeit oder Reibungen ausführen. Außerdem geben Prüfungen an Jugendlichen bereits nach verhältnismäßig kurzer Zeit Aufschluß Uber den Wert der angewandten Methoden und liefern so Beweise für deren Bewährung. Für die Besitzer der Werkschulen ist eine solche frühe Prüfung von Bedeutung, da die Schulzeugnisse keine zuverlässige Grundlage für eine Auslese der Lehrlinge beim Einstellen in die Lehre bilden (es wurde erkannt, daß die Forderungen ') Es wurde zwar schon oft das Bedenken ausgedrückt, daß man während der Reifungszeit keine Prognose über die Fähigkeiten stellen dürfe, da sich die Fähigkeiten bei den physisch und psychisch nicht entwickelten Jugendlichen wesentlich ändern können. (S. E. Hjelt: Alter und Prüfungsleistung bei psychotechnischen Prüfungen. ZangPs. 29 (3), 1927.) Demgegenüber wurde jedoch hervorgehoben, daß die Veränderungen des Pubertätsalters viel zu hoch eingeschätzt werden, daß es sich selten um eine grundlegende, sondern nur um eine sekundäre Art Veränderungen handle und man deshalb Fehldiagnosen nur mit einer kleinen Wahrscheinlichkeit stelle. Aus rein praktischen Gründen bekennt man sich zu der letzteren Ansicht.



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des B e r u f e s v o n den S c h u l f o r d e r u n g e n g a n z verschieden sind 1 ), und das A n l e r n e n b e g a b t e r L e h r l i n g e , w i e es sich e r w i e s , w e n i g e r Zeit, M ü h e und Material erfordert. E s ist d e m n a c h nicht verwunderlich, w e n n n a c h ersten tastenden P r o b e n , die bewiesen, d a ß der W e g der P r ü f u n g J u g e n d l i c h e r g u t g a n g b a r sei, m a n sich e i f r i g mit dieser A r t P r ü f u n g e n zu b e s c h ä f t i g e n anfing. U n d w e i l allmählich g r o ß e M a s s e n v o n L e h r l i n g e n g e p r ü f t w u r d e n und sich zahlreiche P s y c h o l o g e n und Ingenieure mit den P r ü f u n g e n befaßten, w u r d e n mit der Zeit die verschiedenartigsten P r o b l e m e der E i g n u n g s p r ü f u n g erörtert und zur D i s k u s s i o n g e b r a c h t . D i e s hat im a l l g e m e i n e n die V e r t i e f u n g unserer K e n n t n i s s e über Brauchbarkeit der p s y c h o t e c h n i s c h e n P r ü f u n g e n gefördert. Die psychotechnischen Prüfungen der Jugendlichen erhielten eine dauernde Anregung von Seiten der um das Jahr 1908 gebildeten Berufsberatungsstellen für Jugendliche, deren Entstehung dem Bostoner Professor Frank P a r s o n s zu verdanken ist. Bekanntlich hatte er, der sich für die Jugendlichen warm interessierte, eines T a g e s aus den Gesprächen mit schulentlassenen Kindern festgestellt, daß sie keine Ahnung von den Anforderungen der Berufe besaßen, die sie zu ergreifen suchten. Er arbeitete nun einen Fragebogen über Geisteseigenschaften aus, den jedes der Kinder ausfüllen mußte, um auf diese Weise über die eigenen Eigenschaften und Fähigkeiten zu berichten. A u f Grund solcher Eigenberichte sollte jeder zu dem ihm am meisten entsprechenden Beruf gewiesen werden. Ein spezielles, von Parsons zuerst errichtetes Bureau — V o c a t i o n a l B u r e a u —, das sich mit solcher Zuweisung beschäftigte, gab den Anstoß zur Gründung der Berufsberatungsstellen in vielen großen Städten Amerikas und Europas. Die Berufsberatungsstellen haben sich vorerst nur auf Befragung der Jugendlichen über die nach ihrer Meinung vorhandenen Eigenschaften beschränkt und deren Angaben nicht verifiziert. A u f diese Weise entstand eine dauernde Quelle von Fehlern, denn, wie wir schon einmal ausführten, die Selbsterkenntnis ist eine schwere Kunst, und erst noch bei solch jungen, unerfahrenen Wesen. Diese Bureaus hatten das größte Interesse an den Eignungsprüfungen, und viele von ihnen übernahmen die leichter auszuführenden Prüfungsmethoden. Ihrerseits lieferten sie manches ') Als Kuriosum sei hier erwähnt, Berliner Gelbgießer« vor 200 Jahren die Annahme des Lehrlings in das schreiben, lesen und wenigstens die techismo« kennen.

daß in dem »Gildebrief der folgende Bedingungen für Gewerbe galten: er muß »fünf Hauptstücke des Ca-



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Problem der PrUfungspraxis zur wissenschaftlichen Untersuchung und förderten, wie es besonders im Brüsseler Berufsamt der Fall ist, die Ausarbeitung zweckmäßiger Prüfmethoden. Die Ehre, chronologisch die ersten experimentellen Prüfungen an Jugendlichen zu Berufszwecken vorgenommen zu haben, gebührt eigentlich dem bekannten italienischen Pädagogen U g o P i z z o l i , der bereits im Jahre 1908 eine ganze Reihe von Apparaten zu diesem Zwecke konstruierte (fast seine sämtliche Apparatur wurde 11 Jahre später in Deutschland in sehr ähnlicher Form aufs neue konstruiert). Da aber zu jener Zeit noch kein speziell den Eignungsprüfungen gewidmetes Institut existierte, so blieb es also bei einzelnen Versuchen. Eine solche erste Stätte wurde anfangs 1912 in Brüssel unter dem Namen »Office Intercommunal de l'Orientation Professionnelle« gegründet und der Leitung von A. G. C h r i s t i a e n s übergeben, welcher über seine ersten tastenden Versuche anfangs 1914 in einem kleinen Büchlein: »L'Orientation professionnelle des enfants« berichtete. Er benutzte für die Prüfung der schulentlassenen Knaben einige Proben, um ihre technischen Begabungen festzustellen. Eine davon, zur Prüfung des technischen Verständnisses, bestand darin, ein von allen Seiten kunstvoll verschlossenes Wägelchen zu öffnen, zu zerlegen und dann wieder zusammenzusetzen. (Die Konstruktion stammte von D e c r o l y . ) Die Geschicklichkeit und Präzision wurden mit einem Tremometer geprüft. Dieser Apparat (von Christiaens »dext6rimötre« genannt) besteht aus zwei Zinkplatten mit vier Serien von je 20 Lochungen verschiedener Größe (2—5 mm). In diese Öffnungen muß ein Stift eingeführt werden, jedoch so, daß er die Wandungen nicht berührt, da sonst eine Klingel ertönt (die Platten sind in einen elektrischen Strom eingeschaltet) und auf diese Weise jede Ungeschicklichkeit registriert.2) Je nach Geschicklichkeit und Sicherheit der Hand wird der Prüfling die Probe besser oder schlechter ausführen. ') Bruxelles, Lamertin, 1914. 2) Es besteht in Deutschland die Meinung, daß die dort patentierten Tremometer die ersten Apparate dieser Art sind. Dies ist unrichtig. Der erste Tremometer wurde bereits 1885 von einem amerikanischen Psychiater angewandt und in Europa zuerst durch G u i c c i a r d i und F e r r a r i im Jahre 1896 (Rivista di Freniatria 27 (2)) und dann von C h r i s t i a e n s benutzt.



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Die Prüfungen der Brüsseler »Office« haben seit dieser Zeit eine bedeutende Wandlung durchgemacht, und wir werden noch weiter unten auf ihre jetzige Form näher eingehen. Der Krieg hat die hier begonnene Arbeit jäh unterbrochen. Aber wo hier der Krieg als Zerstörer wirkte, wirkte er an einer anderen Stelle als Förderer. In Deutschland war es im Jahre 1 9 1 7 , als es der Leiter der Werkschule der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft (A. E . G.), A. H e i l a n d t , unternahm, unter den sich bei ihm zur .Werkschule meldenden schulentlassenen Kindern eine Auslese vorzunehmen. Der Grund war zunächst rein wirtschaftlicher Natur. In die Werkschule meldeten sich Söhne der zahlreichen Angestellten der Firma und da man keinem Angestellten absagen wollte, anderseits die Zahl der Aufnahmen beschränkt war, so ergab sich die Notwendigkeit, einen objektiven Maßstab für die Aufnahmen zu finden. Dies sollte mittels eines Examens erreicht werden, das über die F ä h i g k e i t e n des Angemeldeten Aufschluß geben und neben dem Schulzeugnis in Betracht gezogen werden sollte. Sehr rasch überzeugte man sich, das Richtige getroffen zu haben und suchte deshalb die Prüfungen auszubauen. Ein Jahr später, Ende 1918, wurde von Dr. M o e d e ein ebensolcher Versuch, industrielle Lehrlinge zu prüfen, in Angriff genommen. Im Sommer 1 9 1 9 haben L i p m a n n und S t o l z e n b e r g ihre ersten Versuche bei der Städtischen Fortbildungs- und Gewerbeschule in Charlottenburg durchgeführt. E s wurden also im Laufe von zwei Jahren drei Prüfsysteme für Lehrlinge der Metallindustrie von verschiedener Seite ausgearbeitet. Zu diesen gesellten sich dann in kurzer Zeitspanne die Prüfungen von R u p p . Von diesen Methoden hat diejenige von Moede eine große Verbreitung in und außerhalb Deutschlands gefunden. 1 ) Einige Jahre vorher (wohl noch vor dem Kriege) hat in Frankreich A m a r seine p h y s i o l o g i s c h e Prüfmethode der Industriearbeiter ausgearbeitet, ') Nach der Zusammenstellung der Lehrlingsprüfstellen in Deutschland, die einerseits von M o e d e , anderseits von R u p p gemacht wurde, bestehen zurzeit in der deutschen Industrie 108 Firmen, die sich der Prüfungen für die Auslese ihrer Lehrlinge (z. T. auch ihrer Facharbeiter) bedienen. Außerdem führen 19 Landesarbeitsämter Prüfungen der Jugendlichen aus. S. I n du-



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die dann auch auf die Lehrlinge ausgedehnt wurde. Sie hat zwar eine A n w e n d u n g in einigen Betrieben Frankreichs, im Institut E. M e t z (in Dommeldange, Luxemburg) und in Italien gefunden, aber lange nicht die Verbreitung, wie sie die deutschen Prüfungen in ihrem eigenen Lande zu verzeichnen haben. Das im O k t o b e r 1920 in Modena von M e n a f o g l i o an der »Scuola Corni« gegründete »Gabinetto di psicotecnica del lavoro« unter Leitung von U g o P i z z o l i wendet ebenfalls sein eigenes System psychophysiologischer Natur zur P r ü f u n g der Lehrlinge an (das, wie oben vermerkt, noch über ein Jahrzehnt v o r den deutschen Prüfungen ausgearbeitet worden war), aber es ist nicht über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Theoretisch wurden von all diesen Prüfungssystemen die deutschen am gründlichsten durchgearbeitet, deshalb sei hier von ihnen eingehender berichtet. Die Prüfungssysteme der Lehrlinge der Metallindustrie (oder wie man sie kurz und falsch nennt: der industriellen Lehrlinge) in Deutschland stellen keinen Fortschritt in dem Sinne dar, d a ß sie eine E n t w i c k l u n g der Prüfungen in einer bestimmten R i c h t u n g zu verzeichnen vermögen. W e n n wir in unserer Darstellung die chronologische Methode anwenden wollen, wie es bei der Darstellung der bisherigen Prüfungen der Fall war, so ist es notwendig, die drei ersten Prüfsysteme nebeneinander zu stellen. A u f diese W e i s e wird das Gemeinsame und das Verschiedene in den Methoden hervorgehoben. er) D i e P r ü f m e t h o d e n v o n H e i l a n d t , Lipmann,

Moede,

A l s eine der hauptsächlichsten Proben bei den Lehrlingsprüfungen in allen drei Methoden wird diejenige der S i n n e s t ü c h t i g k e i t angesehen. E s wird g e p r ü f t : 1. d a s A u g e n m a ß , d. h. die Fähigkeit des A u g e s , M e s s u n g e n und S c h ä t z u n g e n auszuführen. s t r i e p r ü f s t e l l e n i n D e u t s c h l a n d . IndPst. 3 (8), 1926. — R u p p : Statistik über Eignungsprüfungen bei den öffentlichen Berufsberatungsstellen Deutschlands. PsteZ. 1 (3), 1926. — R u p p: Psychotechnische Eignungsprüfungen in Werkschulen der Metallindustrie Deutschlands. PsteZ. 1 (1/2).



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H e i l a n d t benutzt einen Vordruck (Abb. 61), in welchem die erste Linie in zwei, die zweite in drei gleiche Teile zu teilen ist. Der Prüfling muß den Mittelpunkt eines Kreises aufsuchen, eine Senkrechte ziehen, Winkel teilen, parallele Linien zeichnen und eine Linie ziehen, die nach seiner Auffassung die Länge von I cm hat. An drei Eisenplättchen, in welchen je zwei Löcher gebohrt sind, deren Größen - Unterschied ganz gering ist (beim ersten Plättchen i mm, beim zweiten o - 5 mm, beim dritten 0*2 mm), und die sich bei dem einen Plättchen außerhalb der senkrechtenMittellinie, bei den zwei anderen auf der Linie selbst befinden, muß man Vergleiche über G r ö ß e und L a g e der Löcher ziehen. M o e d e benutzt zu diesem Zwecke zwei Apparate. Der eine, sogenannte O p t o m e t e r (Abb. 62), besteht aus zwei gegeneinander verschiebbaren Glasplatten, auf welchen Linien, Kreise, Punkte usw. eingeätzt sind. Der Prüfling hat verschiedene Aufgaben zu lösen: eine Glasplatte gegen die andere verschieben, eine Linie teilen oder dritteln, einen Kreis halbieren, Mittelpunkt eines Kreises oder Vierecks einstellen, durch eine Entfernung getrennte Striche senkrecht zueinander einstellen, zwei Striche auf beiden Platten so lange verschieben, bis sie sich berühren. An einem speB a u m g a r t c o , Die Berufselgnungsprttfungen.

24



37°



ziellen Apparat, dem sog. »Winkelschätzer«, wird geprüft, ob der Lehrling einen geraden Winkel in verschiedenen Raumlagen einzustellen vermag. Größen werden geschätzt, indem der Prüfling eine Reihe von Bolzen betrachtet und je nach dem Gewinde den richtigen Bolzen für eine vor ihm liegende aufgeschnittene Ringmutter aussucht.

Abb. 62. L i p m a n n und S t o l z e n b e r g gaben zum Zwecke der Augenmaßprüfung folgende Aufgaben: Eine Strecke von 272 mm Länge halbieren (Vordruck, ähnlich wie Heilandt), eine solche von 235 mm dritteln; durch ein Kreuz den Mittelpunkt eines Kreises von 200 mm Durchmesser sowie eines querliegenden Rechtecks von 100 mal 150 mm bezeichnen. Den Mittelpunkt eines Kreises zu bestimmen durch Verlängerung derjenigen Linie in eine Reihe paralleler, außerhalb des Kreises befindlicher Linien, die den Mittelpunkt des Kreises bei ihrer Verlängerung trifft. Die Größe zweier Kreise von 32 mm und 50 mm sowie eines Eisenstabes von 55 mm sind zu s c h ä t z e n . Größen werden geschätzt durch Ordnen von Endmaßen, die sich in der Höhe von 0"02 mm unterscheiden. Von fünf Stäben in der Länge von 43, 45, 46, 50 und 52 mm soll einer für eine danebenliegende Schublehre mit 5° m m Öffnung ausgesucht werden. Von fünf Bolzen mit 14, 16,



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18 und 20 mm Durchmesser soll der richtige für einen Ring von 16 mm Durchmesser im Leeren ausgesucht werden. 30 Schrauben in 13 verschiedenen Formen und Größen so ordnen, daß immer die gleichen zusammenliegen u. ä. Aufgaben. 2. D i e r ä u m l i c h e A n s c h a u u n g (von Heilandt das Anschauungsvermögen genannt) und F o r m e n g e d ä c h t n i s .

A b b . 63.

H e i l a n d t . Auf einer Tafel wird ein Meißel mit darüber stehenden Abbildungen befestigt (Abb. 63) und dem Prüfling die technische Zeichnung erklärt. Dann werden ihm Zeichnungen verschiedener einfacher Gegenstände vorgezeigt (ein Keil, Körner, Drehstahl usw.), und er muß diese Gegenstände aus einer Reihe von Teilen, die sich auf einem anderen Tisch befinden, heraussuchen (ohne die Zeichnungen anzusehen). Die Aufgabe wird erschwert dadurch, daß sich dabei nach Form und Größe ähnliche Körper befinden. Außerdem werden sechs Winkel aus Eisen vorgelegt, und er muß die gleichen unter ihnen aussuchen. Nach M o e d e wird diese Fähigkeit folgendermaßen geprüft: a) Der Prüfling muß die R y b a k o w s e h e n Figuren durch 24*



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einen Schnitt so teilen, daß aus den zwei Teilen ein Quadrat zusammengesetzt werden kann (Abb. 64 a, b). Auch ein umgekehrtes Verfahren wird angewendet: Aus einzelnen Teilstücken einer Abbildung sollen Figuren, wie Rechtecke, Kreise, zusammengesetzt werden (sog. räumliche Kombinationsprüfung). 6) Dem Prüfling wird erklärt, auf welche Weise man ein perspektivisches Bild und eine Werkstättenzeichnung •f/5*

— so tos

Abb. 64 a.

Abb. 64 b.

i i Tr

iL

Abb. 65.

eines Werkstückes ausführt. (Abb. 65 und 66.) Dann muß er zu den ihm gegebenen perspektivischen Zeichnungen die zugehörigen Werkstättenzeichnungen (die sich auf einer Tafel befinden) bestimmen. Auch der umgekehrte W e g wird eingeschlagen (zwei Risse in das zugehörige perspektivische Bild umsetzen). Weiter wird eine Werkstättenzeichnung zum Betrachten vorgelegt und der Zeichnung zugehörige Körper müssen aus einer Anzahl von Werkstücken herausgesucht werden. Teilweise sehen sich die Werkstücke sehr ähnlich. Nach L i p m a n n - S t o l z e n b e r g : Dem Prüfling werden drei Teilstücke gegeben, aus denen ein Kreis zusammengesetzt werden soll, oder es sind die oben erwähnten Rybakowschen Figuren zu zerteilen. Zu demselben Zwecke werden dem Prüfling auch fünf Körper gezeigt und nacheinander zehn Figuren vorgelegt. (Abb. 67a, 6.) Er muß angeben, welche Körper zerschnitten werden müssen und an welcher Stelle, damit ein der Figur entsprechender Schnitt entsteht. Oder



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man zeigt ihm auch einen Holzkörper, und er muß angeben, welche Figur sich ergibt, wenn man den Körper an der bezeichneten Stelle zerschneidet. Ferner werden ihm Zeichnungen vorgelegt, die er nachzeichnen muß, zum Beweis, daß er das »Konstruktionsprinzip« der Zeichnung erfaßt hat. Weiter werden ihm auf einem Tische zehn Werkstücke aus Blech vorgelegt,danach auf dem anderen eineZeichnung, die einem dieserWerkstiicke gleicht, und er muß angeben, welches Werkstück in der Zeichnung dargestellt ist. (Abb. 68.) Eine spezielle Probe unternahmen noch Lipmann und Stolzenberg, indem auf einem hölzernen Kasten von 2 tn Länge, 40 cm Breite und25c»«Höhe durch Reißnägel fünf Punkte Abb. 66. markiert werden, deren Lage sich der Prüfling einprägen muß (der Kasten soll eine Maschine, die Nägel Handgriffe, Kurbeln usw. symbolisieren). Man verdeckt den Kasten mit einem Tuch, und der Prüfling muß die Stellen, an denen sich die Reißnägel befinden, angeben. Es werden auch folgende Proben gegeben:Der Prüfling soll sich ein Quadrat denken, auf jeder Seite des Quadrats ein



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gleichseitiges Dreieck, die Spitzen der gegenüberliegenden Dreiecke ebenso wie die gegenüberliegenden Ecken des Quadrats miteinander verbunden. Die Verbindungslinien sind zu zeichnen. Oder: einen Papierbogen wie einen Briefbogen falten, in der Mitte der zweiten Falte ein Dreieck einschneiden und eine Ecke abschneiden. Was zeigt sich dann für eine Figur, wenn das Papier entfaltet wird?

B

C

D

E

Abb. 67 a.

Abb. 676. 3. P r ü f u n g d e s T a s t g e f ü h l s . Nach H e i l a n d t : Eisenklötze mit ungleich rauher Oberfläche sind nach der zunehmenden Glätte zu ordnen, sechs durcheinandergewürfelte Blechstreifen von verschiedener Stärke nach dem Stärkegrad durch Befühlen zu ordnen. Nach M o e d e ; Eine Reihe von Klötzchen, deren Oberfläche verschieden glatt ist, der Glätte nach ordnen. Eine Reihe von verschieden dicken Plättchen durch Befühlen der



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Dicke nach ordnen. Auf einem speziellen Apparat, dem sog. T a s t s i n n p r ü f e r , muß der Prüfling zwei Ringplatten auf genau die gleiche Höhe bringen. Ein Finger der rechten Hand kontrolliert, durch Gleiten von einer Platte zur anderen, deren Ausrichtung. Nach L i p m a n n - S t o l z e n b e r g : Sechs Werkstücke mit verschieden bearbeiteten Metalloberflächen — gefeilt, gehobelt, gefräst, geschliffen — nach ihrer Glätte zu ordnen. 14 Blechstücke (ca. 50/50 mm) in sechs verschiedenen Stärken so zu ordnen, daß nur gleiche zusammenliegen. 4. P r ü f u n g d e s Muskelgefühls. 0 Nach Heilandt: a)Acht o 0 0 Gegenstände verschiedener Form und verschiedenen Gewichts der Schwere nach 0 0 0 ] O o durch Wiegen in den Händen in eine Reihe aufzu0 0 0 stellen. Ein zweiter Versuch 0 0^1 derselben Art mit Gegenständen gleicher Form und 0 Größe, aber verschiedenen O o Gewichts. 6) Der Prüfling befindet 0 ^ sich zwischen zwei Tischen, 0 0 auf denen je ein weißer Punkt angebracht ist. Der Punkt Abb. 68. auf dem rechten Tisch soll betrachtet und dann mit einem Kreidestück berührt werden Die Hand ist sodann zurückzuziehen, und der Punkt muß bei geschlossenen Augen wieder berührt werden. Dasselbe ge schieht mit der linken Hand. (Also Prüfung des Gedächt nisses für Länge und Richtung einer durch die Hand aus geführten Bewegung.) Nach M o e d e wird die G e l e n k s e m p f i n d l i c h k e i t durch einen Apparat, den sog. G e l e n k p r ü f e r (Abb. 69), festgestellt. Der Prüfling muß den Handgriff des Apparats bis zum Rufe »halt« drehen. Die ausgeführte Drehbewegung, die eine Feder zusammendrückt und so die Stärke des Druckes angibt, wird auf einer Skala registriert. Die Skala

376 wird dann auf den Nullpunkt gebracht, und der Prüfling muß den Handgriff zum zweitenmal so lange drehen, bis ihm scheint, daß der Druck seiner Hand auf die Kurbel ebenso stark sei wie das erstemal. An der Skala wird abgelesen, inwieweit sich der Prüfling in der Stärke seiner Muskelempfindung geirrt hat. Außerdem werden kleinere Proben benutzt: Man gibt dem Prüfling zwei Gewichte in die Hand, von denen das eine das Normalgewicht ist; das zweite muß er durch Abwägen dem ersten gleich machen.

Abb. 69. Das Feingefühl der Hand wird außerdem noch durch einen Apparat, den Bolzenpasser, geprüft. Ein Bolzen soll derart zwischen den verstellbaren Backen eingepaßt werden, daß er sich noch eben bewegt. Dasselbe wird wiederholt, wobei der Unterschied der beiden Einstellungen auf einer Skala abgelesen wird. Für das Feingefühl in den arbeitenden F i n g e r n wird von Moede ein F e i n g e l e n k p r ü f e r verwendet, der nach demselben Prinzip wie der große Gelenkprüfer konstruiert ist. Nach L i p m a n n - S t o l z e n b e r g wird das Gelenkgefühl durch ein Prüfgerät festgestellt. Auch in diesem Gerät wird durch Drehung einer Spindel eine Spiralfeder zusammengedrückt und die Stärke des Druckes auf einer Skala angegeben. (Abb. 70.) Der Prüfling hat die Spindel z. B. auf 30 einzustellen und sich dabei den von der Schraubenspindel geleisteten Widerstand zu merken. Dann wird zurückgedreht



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und der Prüfling hat wieder so lange zu schrauben, bis ihm scheint, daß er einen dem vorherigen ähnlichen Widerstand empfindet. In einem zweiten leichteren Versuch mit demselben Apparat muß der Prüfling angeben, wann er fühlt, daß die Schraube auf die Feder zu drücken beginnt. 5. P r ü f u n g d e r H a n d g e s c h i c k l i c h k e i t . Nach H e i l a n d t : Dem Prüfling werden Vordrucke (wie Abb. 7 1 ) gegeben, und er muß im Takt nach Kommandos oder nach KlingelAbb. 70. zeichen eines Metronoms den geraden und gekrümmten Linien mit einem Bleistift nachfahren. «) Auf einem Lichtbildschirm werden Zeichnungen einfacher Gegenstände (Winkel, Lehren usw.) 30 Sek. lang vorgeführt. Sie müssen nur der Form nach oder mit den Maßzahlen aus dem Gedächtnis gezeichnet werden. b) Außerdem wird die Handgeschicklichkeit an Tätigkeiten, die der Lehrling in dem Beruf ausüben soll, geprüft. So muß er mit einem kleinen, spitz ausgeschliffenen Hammer einige Male nacheinander auf dieselbe Stelle eines Blechstückes schlagen. (Abb. 72.) Eine runde Stange aus Weißblei hat er meißelartig auszuhämmem, verschiedene Bleistangenenden zu Spitzen auszustrecken. (Abb. 73.) Da die linke Hand die Stange regelmäßig um 90° wenden muß, so führen alle die, denen ein schnelles Zusammenarbeiten von Geist und Gliedmaßen schwer fällt, die Abb. 71.

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Probe schlecht aus. Mit einem spitzen Hammer muß der Lehrling in die vorgebohrte Vertiefung eines Bleiklotzes schlagen, im Schraubstock die obere Hälfte eines x dünnen Stückes Blech mit dem Hammer um 90° herunterschlagen usw.

Abb. 72. Nach M o e d e : Das Nachfahren der Zeichnungen wird auf einem Apparat, einem sog. Z w e i h a n d p r ü f e r , vorgenommen. (Abb. 74.) Ein Vordruck wird dem Prüfling ge-

Abb. 73.



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Abb. 74.

geben (Zeichnung einer Kurve) (Abb. 75), und er muß gleichzeitig mit beiden Händen die Handkurbeln des Apparats so bewegen, daß der schreibende Stift der Kurve genau nachfährt. ©

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Abb. 75. Auf einem anderen Apparat, dem »Impulsmesser«, schlägt der Lehrling mit einem Hammer zweimal nacheinander mit der gleichen Stärke und der gleichen Wucht



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auf den Anschlagklotz. Die Impulsstärke wird in dem Apparat an einer Skala abgelesen. Die zur richtigen Hammerführung notwendige Z i e l s i c h e r h e i t der Hand wird ebenfalls an einem Apparat, dem T r e m o m e t e r , geprüft. (Abb. 76.) Wie in dem oben S. 339 beschriebenen Tremometer von Christiaens (siehe

Abb. 76. Abb. 90), muß der Prüfling in die Öffnungen verschiedener Größe und Form einen Stift einführen, ohne die Wandungen zu berühren. Um seine Fähigkeit, zwei oder mehrere Handlungen gleichzeitig auszuführen, festzustellen, wird der Prüfling angewiesen, zu einem bestimmten Reiz eine bestimmte Bewegung zu machen (z. B. beim Aufleuchten einer grünen Glühlampe die rechte Hand aufheben, beim Aufleuchten einer roten mit dem linken Fuß ein Pedal drücken und mit der linken Hand einen Hebel bewegen usw.). Sodann wird geprüft, ob er die zugehörigen Mehrfachhandlungen schnell und richtig ausführt. Die Handgeschicklichkeit wird ferner noch durch

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verschiedene Betätigungen, wie sie in der Praxis vorkommen, festgestellt. Der Prüfling muß mit einem spitz auslaufenden Hammer ein und denselben Punkt auf einem Stück Pappe treffen. Maß und Richtung der Fehlschläge werden festgestellt. Aus Draht muß er Figuren nachbiegen (eine von I m m i g bei Carl Zeiss zuerst eingeführte Probe), Sterne aus Pappe ausschneiden usw. L i p m a n n - S t o l z e n b e r g geben folgende Handgeschicklichkeitsproben: Eine Zeichnung sorgfältig durchpausen, so daß alle Einzelheiten deutlich erkennbar sind. — Eine Figur aus Pauspapier sorgfältig ausschneiden. (Abb. 77.) Eine Papptafel, an der in s/4 Höhe eine Querleiste angebracht ist, soll auf die kurze Kante gestellt werden. Der Prüfling kann sich Abb. 77. dabei einer Holzleiste, zweier Klötze und einer an beiden Enden des Tisches befestigten Schnur bedienen. — An einem Prüfgerät (an einer Drehbank ist ein Werkstück eingespannt, an dem ein Stahl entlang zu führen ist) muß der Prüfling die Kurbel mit der Hand betätigen wie bei der Handbedienung des Supports einer Drehbank. 6. P r ü f u n g d e r R e a k t i o n s f ä h i g k e i t . Bei der Arbeit an der Drehbank kommt es auf ein gutes Zusammenarbeiten von Auge und Hand an. Um dieselbe zu prüfen, bedienen sich: H e i l a n d t — einer Vorrichtung, die dem Gewindeschneiden in der Praxis zum Teil entnommen ist. Ein umlaufender Riß ist an einer sich drehenden Welle angebracht. An dem Riß läuft die Spitze eines Drehstahls vorbei. Im Moment, wo der Schraubenriß den Kreisring kreuzt, muß der Prüfling den Drehstahl zurückkurbeln. M o e d e — einerseits der der experimentellen Psychologie entnommenen Reaktionsversuche, anderseits eines Apparats, den er den »Universal-Reaktionsmesser« nennt. Eine Kugel rollt eine schiefe Bahn hinab; durch 'Hebelzug soll sie an einem ganz bestimmten Punkt im Rollen aufgehalten werden. L i p m a n n und S t o l z e n b e r g verwendeten einenMorseapparat, auf dessen Papierstreifen sich vier Längsstriche von

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6o, 6o, 70 und 90 mm befinden. Diese Papierrolle wird unter zwei Glasplatten, die durch einen Spalt getrennt sind, geführt. Der Prüfling hat jeweilen, wenn das Ende eines Striches den Spalt passiert, auf dem Papier eine Marke anzubringen. 7. Z e i t s c h ä t z u n g . H e i l a n d t : Der Prüfling muß nach einiger Vorübung die Dauer unregelmäßiger und rhythmischer Klopfgeräusche angeben. Er hat ferner zu bestimmen, wie lange er beispielsweise mit einer Beschäftigung in Anspruch genommen war. Die Fähigkeit, Geschwindigkeiten zu schätzen, wird mit Hilfe eines Apparats geprüft, in dem zwei rotierende Punktreihen in ihrer Geschwindigkeit gleichgestellt werden müssen. M o e d e benutzt einen Apparat, den sog. »Geschwindigkeitsmesser«. Zwei horizontale Wellen drehen sich mit verschiedener Geschwindigkeit. Mittels eines Hebels soll die eine Bewegung der anderen genau gleichgesetzt werden. Der Schätzungsfehler wird an einer Skala gemessen. Eine solche Ausgleichung kann auf Grund der Geschwindigkeitsschätzung durch Auge und Ohr erfolgen. Bei L i p m a n n - S t o l z e n b e r g fehlt eine solche Prüfung. 8. D a s T e c h n i s c h e V e r s t ä n d n i s . (Von Heilandt als »Auffassung und Phantasie« bezeichnet.) Unter »Auffassung« versteht Heilandt die Fähigkeit des Lehrlings, sich in die technischen Einrichtungen und Maschinen hineinzufinden, die Bewegungen der Maschinen zu begreifen. Lipmann und Moede bezeichnen diese Fähigkeit richtiger mit »Technischem Verständnis«.1) Festgestellt wird diese Eigenschaft durch H e i l a n d t in der Weise, daß der Lehrling in die Lehrwerkstatt geführt wird, wo er verschiedene Maschinen (Bohr-, Hobel-, Fräsmaschinen usw.) fünf Minuten lang, sowie einen mit einer einfachen Arbeit beschäftigten Arbeiter zu beobachten hat (Abb. 78). Erklärungen werden keine gegeben. Der Prüfling muß daraufhin mündlich (manchmal auch schriftlich) berichten, was er gesehen hat. Außerdem wird ihm ein Schriftsatz vorgelesen, dessen Inhalt verschiedene technische Erläuterungen bilden (z. B. »der Maschinenbauer baut elektrische Maschinen, Dampf*) In Frankreich wird dafür oft der Ausdruck »intelligence pratique« gebraucht.

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maschinen, Werkzeugmaschinen und die dazu gehörigen Apparate«), worüber .er ebenfalls einen Bericht auszufertigen hat. Ferner sollen zwei oder mehrere Hebel oder Räder auf getrennten Achsen durch Riemen, Ketten oder Stangen so miteinander verbunden werden, daß bestimmte Drehrichtungen bei Bewegung erzielt werden.

Abb. 78. M o e d e läßt den Prüfling einen Text mit technischem Inhalt sich einprägen, den er dann in seinen Hauptgedanken kurz wiedergeben muß. Ferner zeigt man dem Prüfling verschiedene Vorlagen und Modelle, deren Anordnung er verstehen muß. Z. B. er muß die Analyse einer einfachen technischen Vorrichtung vornehmen, eine Bewegung in ihre Elemente zerlegen. In der Vorlage (Abb. 79 ä) angeben, um wie viele Zähne sich die untere Seite nach rechts verschiebt, wenn das Zahnrad eine halbe Umdrehung macht. E s wird ihm z. B. eine Abbildung vorgelegt, das Funktionieren des Modells erklärt und die Frage gestellt: »Was wird eintreten, wenn immer mehr Wasser durch die Öffnung unten einströmt ? (Abb. 79 b, technische Synthese.) Oder es wird zur Prüfung der technischen Urteilsfähigkeit eine technische Vorrichtung vorgewiesen, bei der zwei Kräfte entgegenwirken, und gefragt, ob es möglich sei, daß die



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Einrichtung gut funktioniere. Ferner wird eine Einrichtung unvollständig vorgelegt, und der Prüfling muß die fehlenden Teile angeben. (Technische Kombinationsfähigkeit.) Auch die individuelle t e c h n i s c h-konstruktive Fähigkeit wird geprüft, indem der Prüfling aus gegebenen Teilen eine einfache technische Vorrichtung konstruieren muß. Abb. 79 a. Lipmann-Stolzenberg verwenden einfache technische Aufgaben, die auf Lehrlinge ohne Berufslehre zugeschnitten sind. InihremPrüfgerät(Abb.8o), dem Zahnrädermodell, sind sämtliche Teile des Getriebes beweglich. Es werden nun die Fragen gestellt: »Wenn Rolle i sich in einer bestimmten Richtung dreht, was geschieht dann mit Rolle 2, dem Stirnrad, der Zahnstange, dem rechten Ende des Hebels ?« Bei einem anderen Abb. 796. Prüfgerät (Rollenmodell) wird die Frage gestellt, welche Rollen am schnellsten laufen, welche am langsamsten ? Die technische Kombinationsfähigkeit wird geprüft, indem man den Lehrlingen einen Apparat vorweist und fragt: »Wie muß man den Apparat abs ändern, damit der Zeiger in wagrechter Lage stehen bleibt?« g. D i e Fähigkeit der Auft r a g s e r l e d i g u n g wurde anfänglich nur von L i p_£ . mann-Stolzenb e r g undMoede geprüft. Und zwar gibt Moede dem PrüfAbb. 8o. hng einen Zettel, auf welchem 5 — i o Aufi träge notiert sind, z. B.: Nimm Hammer und Feile und lege sie auf den Schreibtisch im Nebenzimmer. Stelle den Leimtiegel auf den Schreibmaschinentisch usf. Der intelligente Prüfling ersieht rasch aus dem Zettel, daß er die

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Aufträge gliedern und zusammenfassen kann, so daß er an Zeit und Mühe spart, während der weniger intelligente sie einzeln ausführt oder sogar verwechselt. Bei L i p m a n n - S t o l z e n b e r g werden dem Prüfling zehn Karten gegeben, deren j e d e e i n e n Auftrag enthält, z . B . : »Klopfe dreimal mit dem Bleistift auf den Tisch«, »Zeichne einen wagrechten Strich auf dein Blatt«, »Falte dein Blatt zweimal wie einen Brief« usw. Es wird aber hier nur die Schnelligkeit, ohne die Richtigkeit und Sorgfalt der Ausführung, in Betracht gezogen. L i p m a n - S t o l z e n b e r g haben ferner eine Probe verwendet, die weder von Heilandt, noch von Moede in Anwendung kam: Es betrifft die Probe der Auffindung des F e h l e r h a f t e n bei Gegenständen. So z . B . legten sie 189 Blechstücke vor, von denen 162 fehlerfrei und 27 fehlerhaft waren (verbogen, verdrückt, abgeflacht usw.). Es mußten diejenigen herausgesucht werden, die irgendwelchen Fehler aufwiesen, oder es mußten an drei prismatischen Klötzen, von denen zwei fehlerhaft waren, die Fehler bezeichnet werden. W i r haben hier diese drei Prüfmethoden absichtlich nach den ersten Veröffentlichungen der Verfasser wiedergegeben, um ihre Ähnlichkeiten und Differenzen klar hervorzuheben. W i r sehen dank der Nebeneinanderstellung, daß eine fast völlige Übereinstimmung, die man I d e n t i t ä t nennen kann, in bezug auf die notwendigen Eigenschaften des industriellen Lehrlings besteht. Wenn Verschiedenheiten in der Benennung der einzelnen Eigenschaften vorkommen, so stammen sie daher, weil Heilandt als Nicht-Fachpsychologe sich mehr laienhafter Ausdrücke bedient (Anschauungsvermögen, Zeitschätzungsvermögen u. ä.). Dem I n h a l t nach, also in der Hauptsache, sind alle drei Methoden gleich. Der Unterschied besteht in der Anwendung v e r s c h i e d e n e r P r ü f m i t t e l : Heilandt, der Praktiker, bedient sich der Tätigkeiten und Geräte der Praxis, der Psychologe Lipmann gibt seinen und seines Mitarbeiters Prüfungen durch reichliche Anwendung von Intelligenztesten ein psychologisches Gepräge, der technisch veranlagte Moede hat Vorliebe für alle Art komplizierter Apparate, mittels welcher auch die einfachsten B a u m g a r t e n , Die BerufseignungaprUfungen.

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Aufgaben vorgenommen werden. Der Unterschied in den Prüfungen ist danach eigentlich s e k u n d ä r e r Natur. Dieser Umstand wird noch bis zum heutigen T a g übersehen. Dadurch wird verständlich, warum zum großen Erstaunen der Leute, die der Psychotechnik fernstehen, alle drei Methoden (laut Berichten) sich in der Praxis gleich gut bewährt haben. Sie prüfen ja d i e s e l b e n p s y c h i s c h e n F ä h i g k e i t e n mit verschiedenen Mitteln. Und jede Methode kann auch irgend einen Vorteil gegenüber der anderen aufweisen: die Lipmannsche denjenigen der Einfachheit, die Heilandtsche den der engen Berührung mit der Praxis, die Moedesche den ihrer objektiven Ausgestaltung und Mechanisierung. Deshalb ist es Sache des eigenen Gutdünkens oder der persönlichen Vorliebe für dieses oder jenes Prüfmittel, die für die Wahl der einen oder anderen Methode von Seiten eines Psychotechnikers spricht. 1 ) I n h a l t l i c h e Gründe bestehen dafür nicht. Durch j e d e Methode werden d i e s e l b e n psychischen Eigenschaften getroffen. Es soll hier gar nicht untersucht werden, inwiefern ein solches Übereinstimmen in der Prüfung der für die Lehrlingseignung notwendigen Eigenschaften durch einen Zufall, durch die Übersichtlichkeit und Leichtigkeit der Aufgabe, oder aber durch eine gegenseitige (bewußte oder unbewußte) Beeinflussung der am selben Orte tätigen Psychotechniker verursacht wurde. Interessant ist, daß die bereits oben erwähnten, mindestens zehn Jahre vorher ausgebauten Prüfungen von P i z z o 1 i sich ebenfalls auf d i e s e l b e n p s y c h o - p h y s i s c h e n E i g e n s c h a f t e n beziehen und daß seine Apparate zum Teil ähnlich, zum Teil noch sinnreicher konstruiert sind als diejenigen von Moede. 8 ) b) U n t e r s u c h u n g e n v o n

Rupp.

Die im Jahre 1 9 1 8 — 1 9 2 0 entstandenen Prüfungen der industriellen Lehrlinge in Deutschland sind zuerst, ohne Begründung, warum gerade aus der großen Zahl der mög') Der Ruhm und die große Ausbreitung, der sich speziell die Moedeschen Prüfapparate erfreuen, ist anderen, rein äußeren Umständen zuzuschreiben. ') Siehe: R. Scuola popolare operaia per arti e mestieri »Fermo Comic. Relazione del Direttore U. P i z z o l i , Modena 1921 (7).

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liehen P r o b e n diese bestimmte P r o b e vom Psychotechniker zur P r ü f u n g gewählt wurde, veröffentlicht worden. Eine bestimmte Anzahl wurde zwar durch die Forderungen der Praxis gerechtfertigt; so m u ß z. B. in der Praxis der Lehrling nach dem A u g e n m a ß eine Linie teilen, den Mittelpunkt eines Kreises bestimmen — die psychotechnischen Augenm a ß p r o b e n wiederholen, nur in anderem Material, dieselbe Situation. W a r u m aber f ü r die räumliche A n s c h a u u n g eine Faltprobe und nicht irgend eine andere von 100 möglichen P r o b e n dieser Art verwendet wurde, ist nicht weiter begründet worden. Nicht unrichtig ist daher die Annahme, daß man bei den ersten Proben einfach das, was naheliegend oder aus der experimentellen Psychologie bekannt war, benutzt hat, ohne die F r a g e einer solchen B e g r ü n d u n g überhaupt in E r w ä g u n g zu ziehen. Als aber die P r ü f u n g e n nach den ersten Bewährungen eine starke Verbreitung fanden, fing eine g r o ß e Anzahl Personen an, sich mit ihnen zu beschäftigen, u. a. Leute, die zwar psychologisch nicht geschult waren, aber Anspruch auf »Originalität« hatten und die, statt die bereits bekannten Prüfungen zu übernehmen, »eigene« einführten. Das »Eigene« bestand in einer kleinen Änderung in der Konstruktion der bereits vorhandenen Apparate, und so wuchs die Zahl der Proben ins Unendliche. In dem psychologischen Institut der Universität Berlin befindet sich eine S a m m l u n g solcher P r ü f u n g e n für die Metallarbeiterlehrlinge, die von dem Ausschuß für wirtschaftliche Fertigung ( A w F ) zuerst gesammelt und von der »Arbeitsgemeinschaft deutscher Betriebsingenieure« (ADB) übernommen wurde. 1 ) Der Besucher m u ß erstaunt stehen bleiben vor dieser Unmenge gebrauchter Teste, Prüfgeräte und Apparate. Unwillkürlich werden die F r a g e n w a c h : Sind alle Proben gleich gut, d. h. ist es ganz gleichgültig, welche m a n benutzt, oder bestehen Kriterien für die Auswahl, und welche? R u p p , der sich die gleiche F r a g e gestellt hat, »wie sich einzelne Proben verhalten«, welche besser, welche schlechter »stimmen«, hat es unternommen, eine Auswahl der P r o b e n »nach sonstigen Erfahrungen, was zuverlässig erscheint«, vorzunehmen. E r schildert diese Erfahrungen ') H. R u p p : Die systematische Sammlung psychotechnischer Eignungsproben und ihre Bedeutung. D e r B e t r i e b 5 (1922). 25*

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folgendermaßen: »Man probiert die Proben durch, beobachtet, ob sie Unterschiede in der Leistung oder in der Arbeitsart deutlich hervortreten lassen, ob sie Fehlerquellen ausgesetzt sind (z. B. Zufallslösungen, Mißverständnisse, Schwindeln usw.), ob sie wirtschaftlich sind (Zeit, Materialkosten) u. a. m., und wählt sodann die günstigsten aus, auch wenn ihre direkte B e w ä h r u n g noch nicht festgestellt ist.« 1 ) Diese Gesichtspunkte für die W a h l der Proben sind jedoch die allgemeinen Bedingungen für ein »Testieren des Tests«, wie wir im ersten T e i l der vorliegenden Arbeit gesehen haben, und sind längst von allen, die sich ernsthaft mit den Intelligenzprüfungen beschäftigen, ausführlich erörtert worden. E s ist eigentlich traurig, aber auch für die E n t w i c k l u n g der Eignungsprüfungen der Industrielehrlinge bezeichnend, d a ß erst einige Jahre nach Einführung der Eignungsprüfungen in die Praxis die F r a g e ihrer »Vorprüfung« gestellt wurde. Die Prüfungsmethode von Rupp, die eine A u s w a h l der Proben darstellt, enthält in der Aufstellung der für den industriellen Lehrling notwendigen Eigenschaften nichts, was das von seinen V o r g ä n g e r n Geleistete wesentlich ändern würde. Sie besteht aus Prüfungen des A u g e n m a ß e s , der räumlichen Anschauung, der Geschicklichkeit und des technischen Verständnisses. Die A u s w a h l der von ihm benutzten Proben wird von dem Prinzip geleitet: »Möglichst viele Proben in der Form der Massenprüfung, möglichst einfache Hilfsmittel, keine zeitraubenden Proben« . . . E s sollen »komplexere A u f g a b e n über Gestaltung auf zeichnerischem, konstruktivem und manuellem Gebiet in den in der P r a x i s üblichen Formen g e g e b e n werden.« 8 ) Die P r ü f u n g in ihrer neuesten Form besteht aus folgenden Proben, welche v o n allen durch Rupp bis zur Zeit angewendeten, w i e er selbst betont, die wirtschaftlichsten und inhaltlich »die bestscheidenden, konstantesten und bestbewährten« sind: 3 ) I. Z u jeder Strecke und dem zugehörigen Punkt ein Rechteck zeichnen ( A b b . 81), Arbeitszeit 8 Minuten. A u s ') R u p p : Untersuchung zur Lehrlingsprüfung bei SiemensSchuckert, Berlin. PsyteZ. 1 (I), 1925—1926, S. 12. *) PsyteZ. 1 (2), S. 73. - «) ibid. S. 59-

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Wertung geschieht nach subjektiver Schätzung (ganz gute, gute und schlechte Ausführung). 2. Den Prüflingen werden Vorlagen, wie Abb. 82, gegeben, auf denen zwölf Körper von e i n e m Gesichtspunkt Form

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Abb. 82. aus gezeichnet sind. Bei den ersten acht Körpern ist die Grundfläche zu sehen, bei den vier letzten dagegen nicht, was die Aufgabe erschwert. Den Prüflingen wird zuerst an einem einfachen Modell, z. B. einem Würfel, die Abwicklung



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erklärt, dann sollen auf einem karierten Blatt Papier die Körper der Vorlage abgewickelt gezeichnet werden, und zwar in der Weise, wie sie aussehen würden, wenn sie auf dem Papier ausgebreitet wären, so daß man sie ausschneiden und den Körper falten und kleben könnte. Arbeitszeit 1 5 Minuten. Auswertung geschieht auch hier nach Schätzung. Drei Fehlergrade werden unterschieden (Rupp gibt zwar nicht an, Abb. 83. welchen Fehler in der Zeichnung er für klein, mittel oder grob ansieht). Auslassen einer Figur gilt als 2 Punkte. Die beste Lösung, o Punkte, wird mit 1, die schlechteste, mehr als 7 Punkte, wird mit 5 bewertet. Verlagervngsprobe

o Um a,b,C kippen

Um a,6,c kippin

Um Adtsf kippen.

Abb. 84. 3. M u s t e r f o r t s e t z e n . In den Vordrucken die begonnenen Muster nach rechts fortsetzen, unmittelbar an-



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schließend. (Abb. 83.) Arbeitszeiten für die fünf Muster: 2 Va> 3' 2 Vai 5'4 Minuten. Auswertung nach Schätzung. 4. V e r l a g e r n . Nach einer Erläuterung an der Tafel die fünf Figuren zeichnen lassen, wie sie aussehen würden, wenn sie um den Mittelpunkt in drei verschiedenen Lagen (90® 180 0 , 270°) gedreht würden. (Abb. 84.) Ebenso wird die zweite Aufgabe (Dreieck kippen) zuerst erläutert. Arbeitszeit 4" 5 Minuten. Auswertung schätzungsweise.

7. Schraubstock 6. Hammer Utkht foiwtKiHr Homn*rhtttv*>3 Atitfl mir Eütipannung 'S> inier. 4o0erß und warum ' «> «w» &t>htjmrAufy. ¿tiio&rXf

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10. ArÖHfjr mufl u« 1 • mtftr Km/t oufmftodt*. 1////?//}// 2 A oltr s. das in horizontaler Richtung drei-, in vertikaler viermal geteilt ist. Auf dem Felde befinden sich eine Reihe von Klinken

Abb. 108.

in verschiedenen Lagen und in diesen Klinken passende Stöpsel. Der Versuchsperson wird ein Kopfhörer umgelegt, durch den sie die Befehle zu hören bekommt, z. B. r o t o b e n v i e r . Sie muß dann möglichst schnell den Stöpsel in die bezeichnete Klinke stecken. Dabei muß sie zuerst mit der Stöpselspitze kontrollieren, ob die Klinke besetzt ist (was durch ein Knacken im Fernhörer angezeigt wird), und dies dann laut melden. Bei der Reaktion beträgt die kürzeste Strecke, welche die Hand mit dem Stöpsel zurückzulegen hat, 30 cm, die längste 120 cm. Im ganzen werden 20 Reize ausgelöst. Die Gesamtreaktion beträgt bei den besten 46, bei mittleren 66, bei den schlechtesten 114 Sekunden. 3. A u f m e r k s a m k e i t s p r ü f e r . (Abb. 109.) In einem senkrechten Felde sind 100 kleine Glühlampen in zehn Reihen zu je zehn angebracht, die einzeln oder in Gruppen aufleuchten. Vor dem Prüfling befindet sich eine Karte mit



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ebenso angeordneten Quadraten wie die Glühbirnen auf dem Felde. Bei der Prüfung muß die Versuchsperson beachten, wie viele Lampen und an welcher Stelle sie aufleuchten, um dies nach dem Erlöschen in der Karte durch Kreuze einzuzeichnen. Die Prüfung wird 20mal in verschiedener Anordnung wiederholt und die Zeit in Sekunden gemessen. Die Fehler in der Einprägung werden so berechnet, daß jede Abirrung vom Quadrat e i n e n Fehler zählt. Die . besten Leistungen betragen 39, die mittleren 66, die schlechtesten 103 Fehler. Diese Versuchsanordnung prüft den Aufmerksamkeitsumfang. Bei einer anderen wird die Aufmerksamkeits s p a n n e untersucht, und zwar werden die einmal aufleuchtenden Flammen nicht gelöscht, sondern brennen weiter; der Prüfling muß Abb. 109. sich die Reihenfolge der aufleuchtenden Lampen im Gedächtnis merken und nach Aufleuchten der letzten Lampe die Reihenfolge aufschreiben. (Eine Nachahmung der Wirklichkeit beim A-Schrank, wo die Lampen bis zum Abfragen leuchten.) Bewertet wird die Zeit des Aufschreibens (vom Aufleuchten der letzten Lampe an bis zur Beendigung des Aufschreibens) sowie die Richtigkeit der Reihenfolge. Es werden viermal in anderer Reihenfolge drei verschiedene Gruppen zu je sieben Reizen ausgelöst, so daß zwölf einzelne Proben das Ergebnis der Leistung darstellen. Diese Einzelergebnisse werden addiert. Die besten Leistungen betrugen 16 Sekunden und 45 Fehler, die schlechtesten 76'1 Sekunden und 2 1 2 Fehler. 4. A p p a r a t z u r P r ü f u n g d e r a k u s t i s c h e n A u f f a s s u n g . Diese Prüfung wurde unternommen, trotzdem der Arzt bereits die Anwärterinnen mit herabgesetztem Gehör ausgeschieden hat. Die Prüfanordnung besteht aus einer Grammophonplatte, welche die Schallwellen auf ein Mikrophon überträgt, wobei durch einen eingebauten Widerstand

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ihre Lautstärke allmählich herabgemindert werden kann. V o m Mikrophon werden die Schwingungen an einen Fernhörer weitergegeben. Dem Prüfling werden 120 Zahlen und 6 Wörter in abgeschwächter aber konstanter Lautstärke zugesprochen, und er muß das Verstandene aufschreiben. Die Fehler werden so bewertet, daß eine falsche Zahl einen Fehler, eine ausgelassene Zahl zwei Fehler, ein ausgelassenes Wort vier Fehler bedeutet, eine Zahl an Stelle eines ausgelassenen Wortes gibt zwei Fehler. Die beste Leistung bei dieser Berechnung betrug 8, die schlechteste 252 Fehler. Auf die Güte der Leistung hatte jedoch die so festAbb. 110. gestellte Differenzierung der akustischen Auffassung beim guten Gehör keinen Einfluß. 5. A u f f a s s u n g s p r ü f e r . Er besteht aus einem an der Wand angebrachten beweglichen Brett, das mit Kohlenpapier (40 X 3 ° c m ) u n d darüber mit einem weißen, unbeschriebenen Blatt überzogen ist (Abb. 110). Das Brett besitzt elektrische Kontakte, in deren Strom eine l/ioo Sekunde-Uhr eingeschaltet ist. An der Seite des Brettes befindet sich ein an einer Schnur befestigter, zur Markierung dienender Metallstift. Die Versuchsperson erhält nun ein regelmäßig aufgebautes Zahlenschema (im Format dem Papier entsprechend), das sie sich einprägen muß. Es werden ihr 15 Zahlen aus dem Schema genannt, die sie auf dem leeren Blatte des Brettes mit dem Stift in denselben Lagen markieren muß, wie sie sich auf dem Schema befanden. Die Markierungen sind für die Versuchsperson selbst unsichtbar (damit der Anblick nicht Erinnerungsbilder hervorruft), dagegen sieht sie der Prüfende auf dem Kohlenpapier. Bei der Bewertung wird nur der räumliche Abstand in Betracht gezogen. Beste B a u m g a r t e n , Die Berufaeignungsprüfungen.

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Leistungen erforderten 21 Sekunden, die schlechtesten 351 Sekunden. Die geringste Abirrung war o, die größte 177 cm. 6. K o n z e n t r a t i o n s p r ü f u n g . Die Anordnung hierzu wurde in dem Gedächtnisapparat von W i r t h - A c h in der Weise abgeändert, daß über zwei Walzen ein endloser, mit Zahlen bedruckter Papierstreifen lief. (Abb. 111.) Im Takte des Metronomschlags sprang eine Zahl weiter. Der Prüfling hatte die Aufgabe, die in einer schlitzartigen Öffnung erscheinenden Zahlen aufzufassen, im Gedächtnis zu behalten und sie wieder anzusagen, wenn eine drittfolgende Zahl erschien. War die Reihe z. B. 7 8 9 4 6 5 usw., so mußte 7 beim Erscheinen von 9, 8 beim Erscheinen von 4, 9 bei 5 usw. angesagt werden. Es gab eine langsamere Abb. i n . (60 Metronomschläge in der Minute) und eine schnellere Prüfung von je IOO Zahlen. Bei der ersteren wurden die Ansagen aufgeschrieben und jede ausgelassene Zahl als ein Fehler gewertet; bei der zweiten war das Schwellentempo des fehlerfreien Ansagens von 20 aufeinanderfolgenden Zahlen maßgebend. 7. A u f m e r k s a m k e i t s - u n d Mehrfachhandl u n g s p r ü f u n g . An einem senkrechten Brette befinden sich (Abb. 112) zehn (A)-Lampen mit Klinken von verschiedener Farbe, auf einem horizontalen Brette zehn (B)-Lampen mit Stöpselschnüren, ebenfalls verschiedenfarbig. Einer A-Lampe mit Klinke entspricht der Farbe nach eine BLampe mit Stöpsel, wobei die Reihenfolge der Farben auf beiden Brettern verschieden ist. Die Prüfung besteht darin, daß beim Aufleuchten einer Lampe ein gleichfarbiger Stöpsel in die gleichfarbige Klinke gesteckt werden muß, wodurch eine gleichfarbige B-Lampe zum Aufleuchten gebracht wird. Die Verbindungen der erloschenen B-Lampen müssen dann

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4»3

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getrennt werden. Am Anfang der Prüfung wird dem Prüfling eine Zahl genannt, die er sich merken und am Ende der Prüfung wiederholen muß. Während der Prüfung, wobei jede Lampe einmal aufleuchtet und erlischt, werden der Versuchsperson sowohl akustisch wie dauernd optisch zwölf Störungszahlen angegeben, und sie muß, wenn die Zahlen durch das Grammophon zugerufen werden, mit einem Wort, etwa »bitte«, darauf reagieren. Verbindungen und Trennun-

Abb. 112. gen werden automatisch registriert, wobei jede nicht hergestellte oder nicht aufgehobene Verbindung als ein Fehler zählt, die angegebenen und reproduzierten Zahlen verglichen werden und das Nichtbeachten des optisch gebotenen Störungsreizes mit 14 Fehlern berechnet wird. Außer diesen berufswichtigen Funktionen wurde die Intelligenz der Versuchsperson geprüft, und zwar: 1. die K o m b i n a t i o n mittels Lückentest: Während 30 Sekunden waren 285 Lücken in einem Text von 497 Silben auszufüllen; ferner durch die d r e i W o r t - M e t h o d e : Aus drei einzelnen Worten »Kälte, Schnee, Unfall« waren möglichst viele Sätze zu bilden; 2. d i e B e g r i f f s f ä h i g k e i t . Aus drei Texten waren die wesentlichsten Gedanken (im ganzen 36) hervorzuheben. 3. G e d ä c h t n i s f ü r s i n n v o l l e Z u s a m m e n h ä n g e . 15 Wortgruppen zu drei Wörtern, die in einem sinnvollen Zusammenhang standen, wurden zweimal vorgelesen. Dann 3i*

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wurde eines der Worte genannt und die zwei gehörenden mußten hingeschrieben werden.

zusammen-

Bis zur Veröffentlichung seiner Schrift hat Klutke 320 Personen in drei Versuchen geprüft, wobei die ersten zwei an Beamtinnen, der dritte an Bewerberinnen zur Anwendung kam. Die Prüfung dauerte bei den ersten zwei Versuchen 4, bei dem dritten 3 % Stunden. Die Auswertung der Prüfungsergebnisse nahm 30 Minuten in Anspruch. Um einen Vergleich mit der Praxis zu erhalten, errechnete man für jede Versuchsperson ein G e s a m t u r t e i l , bestehend aus der Addition sämtlicher Einzel werte der Prüfung. Die Gesamturteile brachte man in eine Rangreihe wie die Urteile der Vorgesetzten. Beide Rangreihen wurden verglichen, wobei sich erwies, daß »die Tendenz beider im allgemeinen dieselbe war, jedoch innerhalb der Reihen starke Abweichungen vorhanden waren«. 1 ) Die Ämter erhielten nun die Instruktion, beim Urteil nicht Qualitäten wie höfliches Betragen, Diensteifer, sondern nur rein psychische Eignungen in Betracht zu ziehen, wobei sich die Bewertung der Praxis verschob. A l s ein Versuch unternommen wurde, das Urteil der Praxis auf objektive Leistungsmessungen zu stützen, konnte weitgehendere Übereinstimmung mit dem Laboratoriumsurteil festgestellt werden. Man versuchte auch zu erfahren, welche Apparate die günstigsten Ergebnisse geliefert haben und hat deshalb die Ergebnisse der Prüfungen an einzelnen Apparaten mit den Gesamtrangreihen des Laboratoriums und der Ämter verglichen. Es erwies sich, daß die k o m p l e x e n Aufmerksamkeits- und Reaktionsfunktionen die berufswichtigsten seien. Klutke zieht den Schluß, daß den »relativ einfachen Sinnesfunktionen kaum entscheidende Bedeutung zukommt«. 2 ) Nach den letzten Angaben von Klutke wurden in Berlin allein über 6000 Personen für den Fernsprechdienst geprüft. Etwa 8o°/o davon werden auf Grund der Prüfung für tauglich erklärt, und von diesen 8 0 % versagen in der Praxis etwa t—2°/ 0 . s ) ') 1. c. S. 108. — *) 1. c. S. 110. ') K l u t k e : Eignungsprüfungen anTelephonistinnen in Amerika. IndPste. 27 (12), (1924), S. 380.

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4»5



Übersieht man die Methode von Klutke, die so ganz verschieden ist von derjenigen M ü n s t e r b e r g s und Font è g n es, so kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß sie eine »Überprüfung« darstellt. Jede Funktion wird bei dieser Methode einige Male geprüft. Ich lasse hier eine Zusammenstellung der wörtlichen Äußerungen Klutkes über die Prüfungsaufgaben der einzelnen Apparate folgen : 1. Der Apparat z e i g t . . . die Dauerleistung der Konzentration und der motorischen und artikulatorischen, sprachmotorischen Reaktionen bei einer Aufmerksamkeitsverteilung auf sechs nebeneinanderliegende wandernde Reihen von Zeichen (.Beiträge usw. S. 100). 2. Dieser Apparat prüft die Reaktionsleistung bei mehrgliedrigem Auftrag nach Farbe, Raum und Ziffer und die Aufmerksamkeit auf akustische Zeichen (ib. S. 101). 3. Diese Prüfung zeigt den Umfang und die Verteilung der Aufmerksamkeit bei optischen Simultanreizen und gibt Aufschluß über die aufgefaßten und reproduzierten Einheiten bei gleichzeitiger Bestimmung der Raumwerte und der Reproduktionszeit (S. 102). Apparat 3 a prüft Aufmerksamkeitsspanne bei Aufmerksamkeitswanderung (S. 102). Apparat 4 prüft primäres Zahlengedächtnis, Widerstand gegen Ablenkung und richtige Auftragserledigung (S. 105). Probe 5 verlangt starke Konzentration, dauernde Wanderung der Aufmerksamkeit auf optische und akustische Reize; simultane Betätigung für Auge, Ohr und beide Hände; ein gutes Gedächtnis trotz mannigfacher Störungen optischer und akustischer Natur; Handgeschicklichkeit und Steuerung der Impulse bei Interkurrenz der Innervationen (S. 107). Probe 6 verlangt Einprägen, Behalten und Reproduktion von Raumlagen, welche Zahlen zugeordnet sind, sowie Reaktionsgeschwindigkeit (S. 105). Probe 7 ist eine akustische Auffassungsprobe. Wir sehen aus diesem Verzeichnis, wie immer wieder dieselben Funktionen durch die Prüfung in verschiedener Weise erfaßt werden. Nach unserer Auffassung widerspricht dies einem der ersten Grundsätze der psychotechnischen Prüfungen : diese möglichst einfach zu gestalten. Nachdem Klutke in



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dem Apparat 7 einen A-Platz im Dienstleitungssystem im kleinen hergestellt hat und auf diese Weise die »Wirklichkeitsnähe« des Versuchs schuf, bleibt es unverständlich, weshalb noch eine Reihe komplizierter Prüfungen beigefügt werden sollte. Klutke gibt j a selbst an (S. 110), daß der Apparat 7 die erste Stelle in der Rangreihe der Apparatewertung einnimmt — wozu dann die Uberladung mit den vielen komplizierten Prüfungen? W a s die Prüfung der Intelligenz betrifft, so stehe ich ganz auf dem Standpunkt von G i e s e , daß der Telephondienst »geisttötend, automatisch, qualitativ geringwertig« ist und daß »gerade der Faktor der sog. Intelligenz und apperzeptiven Fähigkeiten dort eine höchst untergeordnete, wenn nicht unerwünschte Rolle spielt« . . . W o große Intelligenz, wo hohe Kombination, wo Phantasie vorhanden sind, da ist die Tätigkeit der Telephonistin gefährdet . . . ') Deshalb erscheint mir eine Prüfung der Kombinationsfähigkeit der Telephonistin gar nicht am Platze. Man stellt damit zu hohe Forderungen an die Bewerber. Dagegen wird gar nicht nach der eine so große Rolle spielenden Veranlagung zu monotoner Arbeit gefragt. W i r werden im letzten Kapitel auf obige Frage vom rein sozialen Standpunkt aus noch näher eingehen.

D. Verfahren von Giese. Die Arbeit von G i e s e beschäftigt sich mit der Berufstätigkeit der Telephonistin in drei verschiedenen Verbindungssystemen : dem V.-U.-System (Vielfachumschalter), D.-L.-System (Dienstleitungsverfahren) — A-Platz und D-Platz — und dem H.-A.-System (Halbautomat). Es erwies sich, daß je nach den verschiedenen Systemen die seelischen Funktionen verschieden beansprucht werden. Wenn beim V.-U.-System 23 Teilhandlungen zur Herstellung einer Verbindung, beim H.-A.-System nur 9 notwendig sind (die zudem auch qualitativ weniger hochstehende, mehr primitive Funktionen in Anspruch nehmen), so geht daraus hervor, daß eine einheitliche Prüfung der Telephonistin unzweckmäßig *) G i e s e : Berufspsychologische Beobachtungen im Reichstelegraphendienst. SchrPsBeWi., H. 24, S. 43.



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ist, und je nach dem System, in welchem die Bewerberin beschäftigt werden soll, verschiedene Prüfungen nötig sind. Im Jahre 1920—1921 veranstaltete Giese in zwei Städten Prüfungen an Telephonistinnen des V.-IJ.- und des H.-A.Systems, wobei er eine Anzahl Prüfungen gemeinsam für Telephonistinnen des einen oder des anderen Systems, dann für jedes System noch gesondert aufstellte. Gemeinsam geprüft wurden: 1. K o m b i n a t i o n — mittels des Ebbinghausschen Lückentests. 2. A u f m e r k s a m k e i t s u m f a n g : Im Tachistoskop wurden bei einem Tempo von l/10 Sekunde 30 Reize vorgeführt (Bilder, Figuren, Zahlen, Buchstaben), auch Millimetertäfelchen mit eingestanzten Löchern, deren Lage auf einem Täfelchen nach dein Versuch aufgezeichnet werden mußte; ferner Karten mit Buchstabenkomplexen auf der rechten und linken Seite, wobei die Unterschiede in beiden Feldern herausgelesen werden mußten. 3. R e c h n e n als Arbeitsdiagnose. Je eine Additionsreihe auf zehn Täfelchen mußte zusammengerechnet werden. 4. M o n o t o n i e . Unter lautem Mitzählen von 1 bis 10 mußte abwechselnd mit der rechten und linken Hand auf Kontakte gedrückt werden. Beim fünften und zehnten Knopf leuchtete eine Lampe auf, worauf man mit dem Wort »Amt« reagieren mußte. Dauer der Arbeit 5'. 5. G e d ä c h t n i s (Merkfähigkeit). Zwei Tafeln mit je zehn Paar Reizen — einen Namen und eine Telephonnummer enthaltend — mußten während 3' eingeprägt werden. Bei Nennung der Nummer oder des Namens mußte dann das Paarstück reproduziert werden. Bewertet wird die Zahl der Treffer. 6. K o m b i n a t i o n . Aus drei gegebenen Worten möglichst viele Kombinationen herstellen. 7. H a n d s i c h e r h e i t . In einer vertikal aufgestellten Lochmetalltafel befinden sich Lochreihen von je 5 mm Durchmesser. Ein Stift soll nach dem Metronomschlag in jedes Loch eingeführt werden, ohne die Wandung der Vertiefungen zu berühren. Die Fehler werden automatisch gezählt.



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8. A u f m e r k s a m k e i t s z ä h i g k e i t . Drei verschiedene Proben: a) Durchstreichen von zwei Silben im sinnlosen Text. 6) Im Apparat »Aufmerksamkeitsprüfer« von Giese werden verschiedene Reize, wie Buchstaben und Zahlen, ausgelöst. Beim Erscheinen von zwei bestimmten Zeichen, z. B. a 5 muß durch Aufdrücken des Knopfes reagiert werden. Fehler und Treffer werden automatisch gezählt, c) Diese Probe wird auch erschwert durch drei Reize, Zuruf von drei Zahlen, die man mündlich erwidern muß. 9. H o r c h p r ü f u n g . 40 Reize, Zahlen und Uhrticken — mit und ohne Störung durch Summerzwischentöne — werden ausgelöst. Die Versuchsperson trägt ein Kopftelephon, das an einen Horchprüfer angeschlossen ist. Derselbe besteht aus einem verschlossenen Resonanzkasten, in dessen Innern ein Starkmikrophon, ein Summer und ein Widerstand eingebaut sind. Bringt man eine Taschenuhr an die Oberfläche des Kastens, so hört man das Ticken im Telephon mehr oder weniger deutlich, je nach der Nähe der Uhr, Störungen usw. Die b e s o n d e r e n P r ü f u n g e n f ü r d e n V . - U . - D i e n s t bestehen in: 1. A u g e n m a ß . Der Mikrometer ist gleich einzustellen. Fehlermessung in '/IOO M M - Zehn Versuche. 2. H e l l i g k e i t s W a h r n e h m u n g . Aus der Zimmermannschen Serie der abgestuften grauen Farben sind fünf Reizen (fünf graue Töne) entsprechende zuzuordnen. Messung der Fehlerzahl. 3. F a r b e n s e h e n . Eine Reihe farbiger Tafeln (Zimmermannsche Proben) sind nach Farbton zu ordnen. 4. S u c h a k t . Im Holzrahmen ist eine Papierfläche eingespannt, die ähnlich dem Millimeterpapier eingeteilt ist und ein Hundertklinkefeld darstellen soll, jede Klinke = 1 cm3. Auf dem linken und oberen Rahmenrand sind Buchstaben und Zahlen — ähnlich dem Koordinatensystem — angebracht; Es wird eine Klinke nach Zahl und Buchstaben zugerufen, z. B. K 10, was so schnell wie möglich gefunden werden muß. 20 Versuche; Zeitmessung in 1/10-Sekunden. F ü r den H.-A.-Dienst spezielle Prüfung der: 1. R e a k t i o n e n . Möglichst schnelles Reagieren am Reaktionsbrett auf optische (farbige Lampen), visuelle (Wort,

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Klingel, Summer) Reize in Reihen von 25 Versuchen. Zeitmessung in Yiooo'Sekunden. 2. M e h r f a c h h a n d l u n g . Erschwerte Prüfung der Reaktionen mit Spaltung der Aufmerksamkeit: Beachten eines Motorgeräusches und gleichzeitiges Zählen der aufblitzenden Lampen. 4. F i n g e r b e w e g l i c h k e i t . Auf einer Metallplatte mit Lochreihen, die dem Tastaturfelde der H.-A.-Telephonistin entsprechen, muß die Versuchsperson zugerufene Nummern nachtippen. Messung der Einzeltippzeiten und der Fehler. 5. A u s s p r a c h e . Die Versuchsperson sitzt am Horchprüfer und liest vierstellige Zahlenreihen vor. Unklares Aussprechen der Zahl wird als Fehler gerechnet. Obwohl mit diesem Verfahren 1 1 0 Personen geprüft wurden, so bestand doch keine Möglichkeit, die Methode einwandfrei auf ihre praktische Verwendbarkeit zu prüfen, da das Urteil der Praktiker, wie wir an anderer Stelle ausführten, sich als ganz unzulänglich erwies und keinen Vergleich mit den Ergebnissen der Prüfung gestattete. — »Solange überhaupt die Sicherheit des Amtsurteils noch zu bezweifeln ist, kann keine unbedingte Garantie für das Zutreffen oder Nichtzutreffen psychotechnischer Methoden gewährleistet werden.«') Jedoch war Giese die Feststellung möglich, daß seine Methode noch bis zu 8o°/0 Sicherheit der Rangplatzordnung gegenüber der Beurteilung des. Praktikers erhielt. Auch H. R u p p hat einige Studien an Telephonistinnen vorgenommen, die vielleicht mehr allgemein-psychologisches als praktisches Interesse erwecken können.8) Er prüfte an den Schülerinnen der Fachschule die Hauptaufgabe der Telephonistin — unter tausenden von Klinkenvertiefungen schnell die notwendige herauszufinden — in einer sogenannten T a b l e a u p r o b e . Eine vertikale Tafel (2 X 3U m ) wurde in 100 Felder geteilt, und die Versuchsperson mußte fehlerfrei und rasch eine Reihe davon herausfinden, ähnlich ') 1. c. S. 55) H. R u p p : BhZangPs. 29. 2

Eignungsprüfungen

für

Telephonistinnen.



49° —

wie man auf einem Schachbrett, nach der bekannten Bezeichnungsart, Felder sucht (z. B. 4 g). Es wurde die Zeit gemessen und die Zahl der Fehler bewertet. Die Ausführung dieser Probe wurde dann mit den Leistungen in der Fachschule verglichen, was besonders gut möglich war, weil dort die Schülerinnen auf einem Felde von 7000 Klinken eine möglichst große Zahl von Verbindungen herstellen müssen, und man auf diese Weise vergleichbare Werte erhalten kann. Unter 1 2 6 im Januar 1920 geprüften Schülerinnen zeigte sich eine deutliche Korrelation zwischen dem Rang in der Prüfung und dem Rang in der Schlußleistung des Kurses. Die Rangverschiebung bei der Bewährung betrug im Durchschnitt etwa ein Fünftel der Plätze. Diese Tableauprobe hat Rupp in einigen Varianten durchgeführt (kleines Format von 64 Feldern oder die Tafel so groß wie im A m t ; Hinzufügen von Tätigkeiten, wie Zählen unregelmäßiger Schläge innerhalb einer Minute usw.), um zu sehen, welche Aufgaben konstante Leistungen ergeben und welche schwankende. E s erwies sich, daß die Varianten der Probe keine deutlichen Unterschiede im Schwanken aufwiesen. Rupp hält nun diese Probe, obwohl keine Bewährung in der Praxis vorliegt, für die Praxis empfehlenswert. Weitere Proben von Rupp — das Lernen von Formeln, Zahlen und Sätzen — haben keine günstigen Ergebnisse gezeitigt; weil eine seiner Gedächtnisaufgaben so ziemlich mit der Gedächtnisprobe von Münsterberg übereinstimmt, zieht R u p p den Schluß, daß die Münsterbergschen Angaben über die Eignung seiner Proben anzuzweifeln seien. E s ist zu bedauern, daß die Ruppschen Studien nicht weitergeführt wurden.

£ . Eignungsprüfungen der Michigan Bell« Telephone Company. Die Michigan Bell-Telephone Company verwendet vier Proben zur Auslese der Telephonistinnen:') P r o b e 1. Prüfung der Fähigkeit zu denken und einfache Schlüsse zu ziehen. ') Nach einem Bericht von O. K l u t k e : Eignungsprüfungen für Telephonistinnen in Amerika. IndPste. 2 (12), 1925.



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Sie besteht aus einer Reihe von Aufgaben: i . Subtraktionsrechnung. Die Lösung muß unter jede Aufgabe geschrieben werden. 397 856 419 2. 3250 8647 6413 — 162 251 102 1699 5879 5975 3. Wie viele 25 Cents-Stücke muß man in eine Sparbüchse legen, um 75 Cents zu erhalten? 4. Eine Dame hat 5 Cents-Stücke und drei 10 CentsStücke in die Zahlbüchse geworfen; wieviel hat sie der Tel-Co zusammen bezahlt? 5. Ein Mann hat fünf 10 Cents-Stücke in die Büchse geworfen. Wie viele 5 Cents-Stücke muß er noch einwerfen, bis es 65 Cents sind? 6. Ein Mann wirft zwei 25 Cents-Stücke und vier 5 CentsStücke in die Zahlbüchse; wie viele 10 Cents-Stücke muß er noch hineinwerfen, wenn das Gespräch 1*20Dollar kostet? 7. Wenn ein Telephongespräch 95 Cents kostet, wie viele 25 und 5 Cents-Stücke müssen eingeworfen werden? 8. Ein Ferngespräch dauert sieben Minuten. Die Taxe der Gesellschaft für eine Minute beträgt 36 Cents. Was kostet das Gespräch? 9. Die Kosten eines Femgesprächs betragen 1*32 Dollar. Die Unterhaltung dauerte 12 Minuten. Welche Taxe wurde von der Co berechnet? 10. Ein Telephongespräch dauert neun Minuten. Für die ersten drei Minuteri berechnet die Co 75 Cents, für jede folgende 20 Cents. Was kostet das Gespräch? Für die Lösung werden 6 Minuten bestimmt. Jede richtig beantwortete Frage wird mit drei Punkten bewertet, jeder Teil einer Aufgabe (die aus drei Teilen besteht) wird mit einem Punkte bewertet. Gesamtwert der Probe 30 Punkte. P r o b e 2 dient zur Feststellung der allgemeinen Bildung der Bewerberinnen. Sie besteht in der Aufgabe: zu jedem der gegebenen Werte das Gegenteil hinzuzuschreiben. weiß schmutzig nach empfindlich Osten kommen weit Zunahme auf Tag fremd häufig Beleidigung schwierig platt grausam tot leer Gewinn Trennung heiß Spitze feige anmutig früh edel einfach ja schlafen verschwenderisch Norden geschäftig verloren neu Hilfe intelligent naß hoch schön trügerisch

— 492 — Dauer der Probe 37s Minuten. Die Worte auf der linken Seite des Blattes werden mit einem halben Punkte, diejenigen auf der rechten (weil schwieriger) mit einem Punkte bewertet. Gesamtwert der Probe 30 Punkte. P r o b e 3 — »Quadrat- und K r e i s p r o b e « — d i e n t zur F e s t s t e l l u n g der K o n z e n t r a t i o n s s c h n e l l i g k e i t im D e n k e n u n d d e r F ä h i g k e i t , d i e B e w e g u n g e n der H ä n d e b e s t i m m t e n G e d a n k e n zuzuo r d n e n . Sie besteht in folgenden Aufgaben (Abb. 113): 1. Schreibe die Zahl 3 in Nime:. das größte Quadrat und die Zahl 9 in das kleinste. 2. Schreibe das Wort »rot« in den Kreis ohne Punkt oder x darin und sodann das Wort »grün« außerhalb des Kreises mit dem Punkte darin. 3. Schreibe den Buchstaben H in den ersten Kreis, S in den dritten Kreis und O in den fünften Kreis. 4. Zeichne ein x in den Kreis, einen Kreis in das Quadrat und ein Quadrat außerhalb des Vierecks. f 5. Schreibe die Zahl 4 an die rechte Seite des Quadrats und die Zahl 7 an die linke Abb. 113. Seite des Kreises. 6. Ziehe eine Linie durch das erste Kreuz, unter dem zweiten Kreuz, über das dritte Kreuz und unter das vierte und fünfte Kreuz. Die Anweisungen sind sofort auszuführen. Die Aufgaben werden bewertet: Gruppe 1 = 2 Punkte, Gruppe 2, 4, 6 = 4 Punkte, Gruppe 3, 5 = 3 Punkte, Gesamtwert 20 Punkte. P r o b e 4. G e d ä c h t n i s p r o b e . Es werden dem Prüfling folgende drei Gruppen von je drei Zahlen angegeben (jede Zahl für sich, z. B. 5 — 1 — 7 — 3 — 8):

>0 • • • ,0O0 ,00000 .o • 0

,0 •

x x x x x

51738 513827 5827916

62937 629483 6392741

49136 947582 I75295 65, 62 Wörtern) vorgelesen, und zwar in verschiedenem Tempo (21, 30, 38 und 35 Sekunden) und sie mußte den Anfangsbuchstaben eines jeden Wortes niederschreiben. Jeder richtige Anfangsbuchstabe wurde mit einem Punkt bewertet. 6. K o m b i n a t i o n s f ä h i g k e i t . Es wurde der bekannte Lückentest von Ebbinghaus gegeben; jede ergänzte Lücke erzielte einen Punkt. I. G e d ä c h t n i s a) für r h y t h m i s c h e T o n f o l g e . Von der Überlegung ausgehend, daß eine Schrcibmaschinistin, die es versteht, in den ihr akustisch und visuell gegebenen Stoff einen gewissen Rhythmus hineinzutragen, dadurch ihre Aufmerksamkeits- und Gedächtnisleistungen erhöht und die gleichmäßige Arbeit lustbetont macht, wurden die Versuchspersonen auf ihre Fähigkeit, rhythmische Tonfolgen aus dem Gedächtnis niederzuschreiben, geprüft. Mit einer Stimmflöte wurden Tonreihen von langen und kurzen Tönen (9, 8, 10 und I i ) in verschiedenen Rhythmen dargeboten, worauf die Versuchsperson die Tonreihe folgendermaßen darstellen mußte: — „ — . Jede richtig aufgeschriebene Tonlänge erhielt einen Punkt. 6) A u f f a s s e n und u n m i t t e l b a r e s F e s t h a l t e n e i n e r r h y t h m i s c h e n T o n f o l g e . Eine zweite ähnliche Probe besteht darin, daß eine längere rhythmische Reihe in schnellerem Tempo dargeboten wurde und während der Darbietung selbst in derselben Weise wie oben aufzuzeichnen

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war. Es wurden Reihen aus 24, 36, 41 und 51 Tönen in 14, 20, 24 und 30 Sekunden gegeben. Bewertung wie oben. 8. D i s t r i b u t i v e A u f m e r k s a m k e i t . Die Versuchsperson mußte den Kräpelinschen Addiertest während zehn Minuten ausführen. Die Leistung jeder Minute mußte mit einem Strich markiert werden. Während dieser Arbeit wurden der Versuchsperson Zahlen zugerufen, die sie im Kopfe zu addieren und am Ende des Tests als Summe aufzuschreiben hatte. Jede einminutige Addition wurde, sofern sie richtig war, mit einem Punkte bewertet. Jede falsche Addition wurde mit einem Fehlerpunkt bestraft. Das Kopfaddieren wurde auf Grund der Differenz zwischen der richtigen und der von der Versuchsperson angegebenen Endzahl (z. B. 142—91) bewertet. 9. E r f a s s e n d e s W e s e n t l i c h e n . Ein Aufsatz ohne Überschrift wurde jeder Versuchsperson während fünf Minuten zum Durchlesen gegeben. D*s Wesentliche war schriftlich wiederzugeben. Für jeden richtig wiedergegebenen Hauptgedanken ein Punkt. Die Ergebnisse der Prüfung wurden mit den Ergebnissen der Leistungen in der Praxis verglichen. Für die Versuchspersonen, welche an den Wettschreiben teilnahmen, waren die von der Jury mitgeteilten Werte maßgebend. Die Leistungen im Wettschreiben wurden nach der Anzahl der Gesamtanschläge ermittelt, wobei die Strafpunkte für Fehler abgezogen wurden. Die Anfängerinnen mußten Abschriften anfertigen, Schnelligkeitssätze und Diktate schreiben. Es ergab sich dann z. B., daß die Teilnehmerinnen am Wettschreiben bei Kurzarbeiten auf 91 Anschläge, die Anfangerinnen auf 35 und die Schülerinnen auf 34 Anschläge einen Fehler machten; bei Dauerarbeiten (30minutige Abschrift) kam bei ersteren ein Fehler auf 127, bei den zweiten auf 39 und bei den dritten auf 24 Anschläge. Die berechneten Korrelationen zwischen dem Gesamtergebnis der Prüfung und den Leistungen der Praxis waren bei den Wetteilnehmerinnen e = 0*42 ( W F = O'i 4), bei den Anfängerinnen e = 0-45 ( W F = o'2). Die einzelnen Teste ergaben folgende Korrelationen mit der praktischen Leistung: Die motorische Fähigkeit im allgemeinen eine geringe



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oder sogar negative, die Dauerarbeit der Anfängerinnen eine Korrelation = . 60. Gedächtnis für sinnvolle Zusammenhänge, Zuordnungsfähigkeit, Lückentest, Erfassen des Wesentlichen korrelieren n i c h t mit der Praxis. Es scheint demnach, »daß es bei den Schreibmaschinistinnen unter den Prüfbedingungen nicht auf besondere intellektuelle Befähigung snkommt«. 1 ) Dagegen zeigt die Gedächtnisspanne bei Anfängerinnen eine Korrelation = . 83, bei anderen eine durchaus »beachtenswerte« Übereinstimmung, die konzentrative Aufmerksamkeit dagegen nur eine mittlere Übereinstimmung. Distributive Aufmerksamkeit weist nur bei der Dauerarbeit der Anfängerinnen eine erhebliche Übereinstimmung, bei anderen Arbeiterinnen eine geringe auf. Eine »durchgehend gute Korrelation« ergaben nur die beiden P r o b e n für E r f a s s e n der rhythmischen Tonfolgen. Der Verfasser hat versucht, dieses an sich ungünstige Ergebnis durch Zusammenfassen der Teste in Gruppen und durch Beschwerung der Gruppen mit Gewichtszahlen zu verbessern. Eine nochmalige Korrelation der so gewonnenen Werte mit der praktischen Leistung ergab für Anfängerinnen = 0*92 und für die Geübten 0'87. Da nur verhältnismäßig wenig Versuchspersonen zur Verfügung standen, so bemerkt der Verfasser, man könne diese Ergebnisse nicht als abgeschlossen betrachten. h) W. W. T u t t l e 2 ) hat 20 Personen, die gerade mit der Erlernung des Maschinenschreibens begonnen hatten, mit folgenden Testen geprüft: 1. B e w e g u n g s t e s t : Möglichst oft mit einem Finger während fünf Sekunden die Taste der Schreibmaschine anzuschlagen. 2. Test für Rhythmusgefühl (sog. S e a s h o r e t e s t ) . 3. Aufmerksamkeit und Genauigkeit, a) Auf neun horizontalen Linien befinden sich je 61 Zahlen, zwischendurch 2 Zahlen, deren Summe 9 beträgt. Diese Zahlen sind zu unterstreichen (Dauer 5'). b) Auf elf Horizontalen zu 57 BuchJ

) S. 138. *) Zit. nach Bienemann, 1. c. S. 20—21.



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staben sind 100 Kombinationen des Buchstaben n. Sie sind zu unterstreichen (Dauer 3'). 4. Gedächtnis für Abstrakta und Konkreta. 5. Auftragserfüllung. 6. Substitutionstest (Buchstaben durch Zahlen und Zeichen zu ersetzen). Die Ergebnisse der Testprüfungen wurden mit den Resultaten einer Schreibmaschinistenprüfung, welcher sich die Versuchspersonen am Ende des ersten Semesters ihrer Lehre unterziehen mußten, verglichen. Für Teste des Gedächtnisses wurde eine negative Korrelation (für Abstrakta — . 30, für Konkreta — . 1 1 ) , für solche des Rhythmusgefühls und der Auftragserledigung eine sehr schwache festgestellt ( = . 12 und = . 17). Tuttle schließt daraus, daß die Korrelation, welche durch die drei Teste (Bewegung, Aufmerksamkeit und Genauigkeit, Substitution) festgestellt wurde (o - 6i), v o l l s t ä n d i g g e n ü g t , um mittels dieser drei Teste die Maschinenschreibfahigkeit zu diagnostizieren. t) C o dy behauptet mit noch weniger Testen auskommen zu können. Er gibt unter seinen standardisierten kaufmännischen Testen zwei spezielle Teste für Schreibmaschinisten an: 1. einen Handelsbrief gedruckt oder auf der Maschine geschrieben innerhalb fünf Minuten auf der Maschine abzuschreiben. Man bewertet die Zahl der Anschläge und die Fehlerzahl; 2. einen gedruckten oder maschinengeschriebenen Text sehr exakt mit der Maschine abzuschreiben, um ihn vervielfältigen zu können. Man zählt die Fehler. k) T h u r s t o n e behauptet, daß auch e i n gut ausgearbeiteter Schreibmaschinentest vollständig für eine Prüfung der Schreibmaschinisten genüge. Sein standardisierter diesbezüglicher Test besteht im folgenden: 1 ) I. Ein maschinengeschriebener, nachträglich durchkorrigierter Text muß ins reine geschrieben werden, wobei beiderseits Ränder gelassen werden sollten. Richtigkeit und Schnelligkeit der Ausführung kommen in Betracht. Jeder ') L. L. T h u r s t o n e : Employment Tests. Yonkers-on-Hudson, World Book Co., 1922.



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begangene Fehler muß vom Prüfling selbst korrigiert werden, dabei darf jede Korrektur höchstens eine Minute beanspruchen. Bewertet wird mit einem P u n k t jede Radierung und jeder korrigierte Fehler, mit zwei Punkten jeder unkorrigierte Fehler. Die Fehler bestehen in: unrichtigem Durchstreichen eines Buchstaben, unrichtigem Zwischenraum, Auslassen eines Wortes, Umstellung der Wörter oder Buchstaben, Anhäufen der Buchstaben am Ende der Zeile oder sonstwo, Fehler im Anfang der Linie oder Anfangspunkt, Abweichen der Abschrift in Interpunktion, Setzen von Abschnitten, Großbuchstaben usw., falschem Gebrauch der Umschaltungstaster, Verwendung von nur einem Rand, fehlender Einförmigkeit im Setzen der Abschnitte, d. h. Zeilen von verschiedener Länge eingerückt. Bei jedem Worte kommt nur ein Fehler in Rechnung. 2. Es müssen auf der Maschine nachstehende Tabellen abgeschrieben und eine ganze Reihe Einzelheiten in sie eingetragen werden, wie: New York, 24, 40 Dollars, Paketpost, Januar 22, 1 9 1 7 ; Pennsylvania 441*16 Dollars Expreß Mai 17, 1 9 1 5 ; Massachusets 616-42 Dollars Fracht, Febr. 12, 1916 usw. Staat

Betrag des Kaufes

Auf welche Weise versandt

Datum

Die Angaben müssen in chronologischer Weise angeordnet sein, die Beiträge vom höchsten bis zum niedrigsten in alphabetischer Ordnung^ in Klassen nach der Art der Versendung. Jeder korrigierte Fehler zählt einen Punkt, jeder unkorrigierte zwei Punkte. Als Fehler gilt, wenn die Anordnung nicht eingehalten wird. 3. 48 Wörter sind gegeben, einige davon falsch geschrieben, z. B. goverment (statt government), accessable (statt accessible) u. ä. Die falsch geschriebenen sollen unterstrichen werden.



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Jeder Fehler wird mit einem Punkt gewertet. Als Fehler gilt jedes falsch geschriebene Wort, das nicht unterstrichen ist und jedes richtig geschriebene Wort, das unterstrichen wurde. Im Endresultat wird die Gesamtsumme der Fehler nach folgender Tabelle errechnet: Fehlerzahl

Gesamtzeit

Komb. Wertzahl Zeit — Fehler

Schätzung

0—10 11—20 21—30 31-50 51 u. mehr

14 oder weniger 15-24 25-29 30-34 35 oder mehr

30 oder weniger 31-50 51—70 71—80 81 oder mehr

vorzüglich sehr gut Durchschnitt minderwertig sehr minderwertig

/) Eine ganz andere Methode zur Feststellung der Eignung gibt C r o s b y C h a p m a n an, und zwar auf G r u n d d e r Ü b u n g s k u r v e in der Fertigkeit des Maschinenschreibens. Chapman behauptet, daß man eine Übungskurve erst aufstellen könne, nachdem der Schüler 20 Stunden Unterricht an der Schreibmaschine hinter sich habe, denn diese Stunden am Anfang dienen hauptsächlich dazu, sich mit der Maschine vertraut zu machen. Er ließ nun 20 Personen, die das Maschinenschreiben lernen sollten, jede Woche einmal einen Text von 350 Wörtern von ungefähr derselben Schwierigkeit abschreiben. Im ganzen wurde die Übung von 180 Lernstunden festgestellt. Bewertet wird die Zahl der Wörter, die innerhalb fünf Minuten geschrieben sind sowie die Zahl der Fehler, die je einen Punkt zählen. Aus den Ergebnissen sei hier hervorgehoben, daß bis zur 75. Lernstunde der Anstieg der Übung regelmäßig ist, von der 75. bis 90. nur langsam steigt und von der 90. Stunde an sich vermindert. E s scheint, daß die 90. Stunde das Ende des eigentlichen Anlernens bedeutet. Die Ergebnisse der Prüfung für jeden Schüler wurden sodann nach drei Perioden berechnet: von der 20. bis 35. Stunde (Periode des ersten Fortschritts), 75. bis 90. Stunde (Ende des Anlernens) und von der 136. bis 1 5 1 . Stunde (Periode der endgültigen Vervollkommnung). Für alle drei Perioden werden Rangordnungen berechnet. Will man nun die besten Schüler für Maschinenschreiben



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auswählen, so sind sie n a c h d e r R a n g o r d n u n g d e s F o r t s c h r i t t s , d e n s i e in d e r e r s t e n L e r n p e r i o d e e r z i e l t e n (20 b i s 35 S t u n d e n ) , a u s z u w ä h l e n . Chapman fügt jedoch selbst hinzu, daß zwar dieses Resultat vom statistischen Standpunkt aus genüge, nicht aber, wenn es sich um ein einzelnes Individuum handle, bei dem man von der anfanglichen, nicht auf die endgültige Fertigkeit schließen könne. tn) Auch G r o n e r t begnügt sich mit e i n e m Test zur Feststellung der Eignung für Maschinenschreiben, und zwar dem S u b s t i t i o n s t e s t . Er hat ihn an 130 Schülerinnen einer höheren Schule (high school) durchgeprüft und festgestellt, daß auf Grund der Auslese mit seiner Hilfe statt 50% Schüler, die sonst am Ende des Schuljahres auf die Daktylographie zu v e r z i c h t e n gezwungen waren, es nur 1 7 % waren. Übersicht. Die bisherigen Untersuchungen an Schreibmaschinistinnen zeigen ein recht buntes und verwirrendes Bild (s. Tabelle S. 5 7 4) • Die von jedem Forscher als berufswichtig aufgestellten Eigenschaften unterscheiden sich mitunter wesentlich voneinander. Im ganzen werden 28 verschiedene Fähigkeiten als berufswichtig erwähnt. Wir sehen hier als eine Grenzzahl nach oben zwölf Eigenschaften, die nach B i e n e m a n n notwendig sind, und eine einzige Fähigkeit als Grenzzahl nach unten, die nach T h u r s t o n e , C o d y , C h a p m a n hierfür genügt. Mehr als die Hälfte der Forscher nimmt Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Intelligenz als berufswichtige Eigenschaften an; aber es gibt Eigenschaften, die nur von einzelnen Forschern als berufswichtig betrachtet werden, so die Sprachfertigkeit nur von B u r t , Festhalten rhythmischer Tonfolgen nur von R u n g e usw. Die einen prüfen das logische Gedächtnis, die anderen das Gedächtnis für sinnlose Zusammenhänge, die einen die distributive, die anderen die konz'entrative Aufmerksamkeit; die einen prüfen das Lesen einfacher Texte, die anderen das L e s e n undeutlicher Manuskripte, die einen die Monotonie, die anderen das Erfassen rhythmischer Tonfolgen. Es fehlt also nicht an Gegensätzen. Außerdem wird eine und dieselbe Eigenschaft von den



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verschiedenen Forschern durch ganz verschiedene Teste geprüft; so wird z. B. in der als »Substitutionstest« bezeichneten Prüfung von L i nk eine Aufgabe gegeben, wo Buchstaben durch Buchstaben, von M u s c i o , wo Buchstaben durch Zahlen, von R u n g e , wo Buchstaben durch Zeichen, von G r o n e r t , wo Buchstaben durch Zahlen und Zeichen ersetzt werden müssen, was doch ganz verschiedene Anforderungen an die Versuchsperson stellt. Zahlen werden ja leichter gemerkt und schneller assoziiert als geometrische Zeichen, die sonst wenig im Gebrauch sind. Es drängt sich also wieder die Frage auf: Wie ist es nun möglich, daß alle diese Forscher behaupten, sie hätten günstige Ergebnisse beim Vergleich der Eignungsprüfung mit den Leistungen der Versuchsperson in der Praxis erhalten ? Und welche Prüfung soll heute derjenige benutzen, welcher, ohne selbst Forschungen anzustellen, von den so zahlreichen Methoden eine — die beste — wählen möchte? Von all den oben beschriebenen Untersuchungen ist die von M u s c i o zweifellos diejenige, die am meisten bestrebt ist, möglichst zuverlässige Ergebnisse zu liefern. Aber obwohl die Arbeit Muscios anfangs 1923 erschien, ist sie in Deutschland vollständig unbekannt geblieben, so daß sie in den größeren Arbeiten von K l o c k e n b e r g und R u n g e gar nicht in Betracht gezogen wurde, und so blieb auch bisher die Wirkung aus, die sie auszuüben im stände war. Desto mehr Nachdruck müssen wir hier auf sie legen. Das bedeutendste Ergebnis seiner sorgfältigen Nachprüfung derselben Teste in zehn verschiedenen Gruppen liegt darin, daß ident i s c h e T e s t e v e r s c h i e d e n e K o r r e l a t i o n e n mit der p r a k t i s c h e n L e i s t u n g v e r s c h i e d e n e r G r u p pen e r g e b e n . Nur ganz wenige Teste erwiesen sich nach einer solchen Kontrolle als zuverlässig: nämlich der Umfang der Merkfähigkeit, das Rechtschreiben und der Anweisungentest (ein Intelligenztest). Bei R u n g e hat die Nachprüfung seiner Teste bei drei verschiedenen Gruppen von Versuchspersonen ergeben, daß »eine durchgehend gute Korrelation mit der Praxis sich nur 1 ) beim Gedächtnis für rhythmische Tonfolgen und Auffassen sowie unmittelbarem *) Unsere Unterstreichung.



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Behalten einer rhythmischen Tonfolge findet«.1) So wird Muscios Ergebnis im Prinzip bestätigt, obwohl es wieder eine neue Komplikation, schafft, daß ein ganz eigenartiger Test, der scheinbar gar nichts mit dem Maschinenschreiben gemein hat, eine so hohe Korrelation aufweist. Aus den Untersuchungen von Muscio wird uns nun begreiflich, wieso manche Forscher einen Test als symptomatisch für Maschinenschreiben halten können, so etwa Link den Substitutionstest, während Muscio bemerkt, die Anwendung dieses Tests bei zehn verschiedenen Gruppen habe nur eine negative Korrelation ergeben, so daß er hinzufügt: »the substitution test is valueless as an indication of typewriting aptitude«.*) Die Nachprüfung muß also bei Link nicht sorgfältig genug durchgeführt worden sein und dies ist der Vorwurf, den man fast sämtlichen Untersuchungen über die Eignung zum Maschinenschreiben machen muß. Unseres Erachtens liegt die Schwierigkeit in der objektiven Beurteilung der praktischen Leistung durch die Lehrer und Vorgesetzten. Die Beurteilung der Schreibmaschinistinnen kämpft dabei mit ganz speziellen Schwierigkeiten: Es werden selten mehrere Schreibmaschinistinnen in einem einzelnen Unternehmen angestellt. Nehmen wir [also 50 Versuchspersonen, die in verschiedenen Betrieben, Bureaus usw. arbeiten, so erhalten wir unter Umständen Urteile von 30 Vorgesetzten, wobei jeder unter ganz verschiedenen Gesichtspunkten, auf Grund verschiedener Forderungen an die > Typmamsell«, sein individuelles Urteil abgibt. Wenn wir nun, um dies zu vermeiden, nur Schülerinnen als Versuchspersonen nehmen, um über sie das Urteil e i n e s Lehrers zu haben, so wissen wir nicht, ob die zur A n l e r n u n g Befähigteren sich auch in der Praxis bewähren werden, wo es sich um eine anstrengende D a u e r l e i s t u n g handelt. Auch die Wirkung der Übung spricht in der Praxis entscheidend mit. Die Leistungen beim Wettschreiben, deren sich Runge bedient hat, sind unter speziellen Umständen des Wettbewerbs entstanden, wo der E h r g e i z stark stimulierend wirkt, und sind daher mehr als sportliche Leistungen zu werten. Die Tatsache also, daß ') Runge, 1.c. p. 139. 2 ) Muscio, op. c. S. 365.



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die Schreibmaschinistinnen nicht in Massen, wie die Arbeiter, sondern vereinzelt angestellt werden, macht es zur dringenden Aufgabe, daß in der Psychotechnik eine objektive Begründung des Beurteilens ihrer Leistungen geschaffen werde. C. Die Prüfung der Stenotypistinnen. Der Beruf der Stenotypistin ist weniger untersucht worden als derjenige der Schreibmaschinistin. Von den bestehenden Prüfungen unterscheidet sich keine wesentlich von der Prüfung der Schreibmaschinistin. Oft sind eine Anzahl Teste für beide Berufsarten dieselben und es werden nur einige wenige differenzielle resp. spezielle bei der Prüfung der Stenotypistin angewandt. L i n k 1 ) z. B. hat für die Stenotypistinnen dieselben Teste der Substitution, des Buchstabierens und den Lückentest aufgestellt, jedoch mit folgenden Abweichungen: 1. Bei dem Substitutionstest gab es eine andere Art Schlüssel, und zwar m k 8 7 d 2 h c 4 6 u y 9 t. 2. Statt des Schreibmaschinentests hat er einen Stenographietest verwendet, und zwar: Ein einfacher Geschäftsbrief (sogar derselbe wie für die Schreibmaschinistinnen) wird dem Prüfling diktiert (aber ohne Punkte und Komma), der ihn in ein Stenogrammheft aufnehmen muß (Radiergummi untersagt, die Geschwindigkeit des Diktats richtet sich nach der Fähigkeit des Schreibers). Die verwendete Zeit wird notiert. Sodann muß der Prüfling das Stenogramm auf der Maschine »schnell und sorgsam abschreiben«. Wieder wird die Zeit gemessen. Bei der Bewertung werden beide Zeitwerte addiert (Z). Die Idealleistung (IE) ist 150 Worte fehlerfrei innerhalb 6 Minuten. Die Bewertung jg j g p erfolgt dann nach der Formel — ' — — [wobei I E = die als Maximal- oder Idealleistung festgesetzte Zahl von Einheiten, I e = die Idealzeit pro Einheit (erhalten durch Dividieren der Idealzeit durch die Idealleistung), Z = die tatsächlich vom Prüfling gebrauchte Zeit ist]. ') op. cit. S. 55fr. und 196fr.

— Lahy

|

Link

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Burt

I. Muskelsinn

Bienemann

Muscio

Kuckenberg

2. Reaktlonsz. a.akust.Reize 3. Muskelkraft d.beid. Hände 4. Zahlen- und Wortgedächtnis

Moskelempfindllchkeit Reaktlonsz. auf akust. Reize Muskelkraft der beiden Hände Gedächtnis und Gedächtnis Gedächtnis f. sinnlose Wiedererkenn. für neue d. Form. Merk- Inhalte Zusammenfähigkeit für Gedächthänge Worte u. Sätze nisspanne

5. Aufmerksamkeit

Aufmerksamkeit

6. 7. 8. 9. 10. II.

Phantasie Abstraktion Urteilen Schlüsse ziehen

Zuordnungsfählgk. (Sabstitutiontest)

Aufmerksamk. Umf a n g und Konzentr.

Intelligenz

Intelligenz Erfassen d. Wesentl. Kombination

12.

Kombination

Kombination

«•

Rechtschrelben Schreibma- Abschreischinenab- ben schrift

Schnelligkeit d. Abschreibens

14.

15. i6. I 18. »9. 20. 21. 22.

23. 24. 23.

Schreiben a. d. Gedächt. Schul- und allgemeine Kenntnisse Sprachfertigkeit Genauigk. u. Anordnung Manuskriptlesen

Rechtschrelben

Schnelligk. d. Ab schreib. Schreibleistung whrd. i Woche Kenntnisaufnahme

Tastempfindllchkeit

Tastempfindllchkeit

Klare Wortvorstellg. Handgeschlck- Motorische Mechan. Fähigkeit Fingerbellchkett weglichkeit Mechanisier. Augenmaß Schnelligkeit der Reproduktion

26. 27.

Lesen einf. Texte

!

575 Peschke

Runge

Thurstone Rogers

Logisches Gedächtnis Gedächtnisspanne



Tuttle

Gedächtn. für sinnvolle Zusammenh. Gedächtnisspanne Aufmerksam- Konzenkelt tratlve u. dlstrlbut. Aufmsk.

Gedächtn.

Zuordngsfählgkeit

Zuordngsfählgkelt

Erfassen d. Wesentlichen Komblnatlons- Kombin. fählgk. (freie)

Abschrelb. Übung Im Abscnr.

Anordng. Genauigk. d.lnh. n. e. Schema

Wortklarheit

1

Grfass. u. Festhält, rhythm. Tonfolge

1

Gronert

Zuordgsf., Substlt.Test

Erfassen d. Wes.

Mechan.Flnger- Motor. bewegllchkelt Fählgk. Zielsicherheit Im Greifen Rieht. Abschätzung von Entfernungen

Fähigkeit der Ausbildung v. Gesamtimpuls.

Chapman

Aufmerksamkeit

Abschrelb.

Lesen undeutlicher Texte

Cody

Bewegs.Test

1 1

Auftragserfüllung



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3. Ganz heu ist nur der S p r a c h t e s t . Es werden zwölf Sätze mit teilweise falscher Ausdrucksweise vorgelesen resp. vorgelegt und der Prüfling muß sie verbessern. 1. Ich halte ihn als einen tüchtigen Mann. 2. Die Bureauzeit beträgt von 9 bis 4 Uhr. 3. Ein Teil der Kinder hatten sich im Wald verlaufen. 4. Der Künstler hielt sein erstes Debüt. 5. Ich gebrauche für diesen Winter einen neuen Mantel. 6. Der Stoff ist meines Erachtens nach zu teuer. 7. Wir bitten Sie um Ihren höflichen Bescheid bis spätestens Dienstag früh. 8. Dieser Stoß Briefe ist versehenermaßen in die Sachakte Fortbildungsschule abgelegt worden. 9. Der Fürst erschien im Gefolge von einer glänzenden Reihe ordensgeschmückter Offiziere. 10. Die Stempelvorrichtung funktionierte neulich nicht, aber jetzt ist sie wieder repariert. 11. Wenn wir jetzt an zu laufen fangen, werden wir den Zug noch erreichen. 12. Wir bieten Ihnen die Sachen zu erstaunend billigen Preisen an.1)8) Bei der Gesamtbewertung werden ebenfalls Gewichtszahlen verwendet, und zwar beim Substitutionstest 10% Buchstabieren 15% Lückentest 15% Stenographietest 50 °/0 Sprachtest 1 0 °/0 Diese Formel ist zu ändern, wenn es sich um unerfahrene Personen handelt. Eine Stenotypistin, die in e i n e m Punkte mangelhaft ist, kann, wenn auch ihre Leistungen in anderen Punkten sehr hoch stehen, nicht zur Annahme empfohlen werden. Also auch bei Link muß eine G e s a m t h e i t von erforderlichen Eigenschaften vorhanden sein, um in der Praxis zu genügen. E i n e u n g e n ü g e n d e Eigenschaft wird als die Gesamtheit bedrohend angesehen. C. B u r t hat für die Stenographen folgende ergänzende Teste aufgestellt: s ) ') L i n k , 1. c. S. 200. *) Die obigen Sätze sind keine wörtliche Übertragung, sondern von der Übersetzerin des Linkschen Buches annähernd entsprechend dem Original gebildet. ') op. cit. S. 24,25.



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1. A b g e s t u f t e S c h n e l l i g k e i t s t e s t e . Sie bestehen aus einer speziell zusammengestellten Serie von sechs Texten, enthaltend 6o, 80, ioo, 120, 140 und 180 Wörter. Jeder Text ist in zwölf gleiche Teile eingeteilt. Jeder Teil kann in fünf Sekunden vorgelesen werden, wodurch dem Prüfenden ermöglicht wird, sie mit einer bestimmten und gleichförmigen Geschwindigkeit vorzulesen. Die Prüflinge stenographieren das Gehörte und übertragen dann die Kurzschrift in die gewöhnliche Schrift. Aus dem Verhältnis der richtig übertragenen Wörter in jedem Text wird — mittels einer willkürlichen Formel — die Schnelligkeit ermittelt, mit welcher der Prüfling das Diktierte stenographieren kann. 2. N o t i e r t e s t . Besteht aus 50 selten vorkommenden Wörtern, die nach ihrer Schwierigkeit abgestuft sind, und aus einer Erläuterung der wichtigsten Grundsätze der Pitmanschen Kurzschrift. Der Test dient zum Feststellen der Genauigkeit, mit welcher der Stenograph die vorgelesenen etwas ungewöhnlichen Wörter in passender Kurzschrift (Umriß) niederschreibt. Die Prüflinge übertragen ihre Notizen in die gewöhnliche Schrift. Es wird bewertet: die Genauigkeit des Notierens und die Korrektheit der Übertragung. Die Zeit ist nicht beschränkt. Aus den Ergebnissen der Prüfung Burts (worüber näheres bei Besprechung der Schreibmaschinistinnenprüfung angeführt wurde) ist festgestellt, daß die I n t e l l i g e n z im g a n z e n eine h ö h e r e K o r r e l a t i o n mit der Leis t u n g im S t e n o g r a p h i e r e n a l s im M a s c h i n e n s c h r e i b e n b e s i t z t . Der Buchstabiertest, der hier die niedrigste Korrelation mit den anderen Intelligenztests besaß, erwies sich für den Stenographen als sehr wichtig. Standardisierte Tests für S t e n o g r a p h e n von Woodruff. W o o d r u f f hat gegen die übliche Prüfung des Stenographistenbewerbers, nämlich einen »Brief zu diktieren«, den ganz richtigen Vorwurf erhoben, daß die Methode bei den verschiedenen Arbeitgebern ganz verschieden ist: Die diktierten Briefe werden aufs Geratewohl aus dem Gedächtnis oder irgend einem Text gegeben, ob kurz oder lang, einfachen oder technischen und ungewöhnlichen Inhalts. B a u m g a r t e n , Die BerufselgnungsprUfungeii.

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Auch das Tempo des Diktats ist abhängig von Zeit und Temperament des Diktierenden. Für ein großes Unternehmen, das von Zeit zu Zeit Stenographen anstellt, wurde von ihm deshalb, um eine richtige Auswahl zu treffen, ein spezieller Text mit leichtem Inhalt und ohne technische Ausdrücke gewählt, welcher jedem Prüfling in derselben Weise und in demselben Tempo (also vorgeschriebener Geschwindigkeit) vorgelesen wurde. Nach Einstellung der Stenographen und nachdem man über ihre Leistungen ein Urteil abgeben konnte, hat man die Noten für den Test mit dieser Beurteilung verglichen. Nachdem der Brief diktiert ist, muß ihn der Prüfling auf der Schreibmaschine umschreiben (alle Versuchspersonen werden vor dieselbe Maschine gesetzt). Es wird die Zeit für das Abschreiben notiert. G e s a m t b e w ^ e r t u n g : Jeder Fehler im Buchstabieren, der Stelle und Interpunktion wird gezählt. Die Zahl der Fehler wird mit fünf multipliziert und das Produkt von der Zahl der Wörter überhaupt (150) abgezogen. Das Ergebnis wird durch die Zahl der für das Schreiben beanspruchten Minuten dividiert. Außer der Note für die Fehler erhält der Prüfling noch eine Bemerkung: gut, annehmbar, schlecht, je nach dem äußeren Eindruck sowohl der Abschrift als auch des Durchschlags. Woodruff zitiert noch Beispiele einiger Briefe, deren englischen Text wir hier nicht anführen können. Der eine Brief enthält 150 Wörter; es sollen 20 Wörter innerhalb je zehn Sekunden in regelmäßigen Abständen diktiert werden oder 17 bis 18 Wörter innerhalb je zehn Sekunden (im ganzen 150 Wörter) in unregelmäßigen Zeitabständen. Wir können hier nicht auf die kurzen und in wissenschaftlicher Hinsicht oft mangelhaften Veröffentlichungen der Leiter verschiedener amerikanischer Firmen, wie z. B. von J. B e n g e von der Atlantic Refining Company (»Selecting the salaried Employe,« in Industrial Management, Maiheft 1925), welche über ihre Methoden der Angestelltenauslese berichten, eingehen. Diese Methoden bestehen aus verschiedenen Testen, die zum Teil den Army Intelligence Tests entnommen sind, zum Teil auch nach Testen für



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ganz bestimmte Berufe (Buchhalter, Stenographen, Maschinenschreiber u. ä.) nach dem Muster von verschiedenen Verfassern gebildet sind. Jeder »Manager« einer solchen »Office of Personnal Division« oder »Manager of Industrial Relations« in einem bestimmten Betriebe berichtet über den Erfolg seiner Methode, was dafür spricht, daß keine dieser Methoden die richtige ist.

3. Gesamtübersicht. Überblickt man die Gesamtheit der Bureauangestelltenprüfungen, so erhält man auch auf diesem Gebiet eine Buntheit der Prüfungssysteme, die sich sowohl in der Zahl der Prüfungen, als auch in der Schwere der an die Prüflinge gestellten Anforderungen unterscheiden. Am krassesten fällt das bei den Schreibmaschinistinnenprüfungen auf, wo man bald solche zeitraubende und mannigfaltige Verfahren wie diejenigen von Bienemann und Klockenberg, bald wieder das »Ein-Testverfahren« der Amerikaner antrifft, welches, wie behauptet wird, ioo°/0 Bewährung orzielte. Auch hier erhebt sich wieder dieselbe Frage, die an anderer Stelle bereits erhoben wurde: Wenn alle diese Methoden Erfolge aufweisen, in welchem gemeinsamen Punkte berühren sie die Psyche des Geprüften? Ließe sich nicht aus allen diesen Prüfungen die eine beste Methode herausfinden? Was weiter auffällt, ist die Leichtigkeit der Aufgaben bei den Bureauangestelltenprüfungen. Besonders bei den amerikanischen Prüfungen fragt man sich oft erstaunt: »Muß dies erst noch geprüft werden? Diese ,Intelligenz'teste sind ja reines Kinderspiel.« Demnach scheint es, daß die Anforderungen an das Intelligenzniveau der Angestellten in Amerika keine großen sind. Die Erklärung, die am nächsten liegt, daß der Mangel an Personal die Anforderungen heruntersetzen läßt, kann nicht stichhaltig sein, denn, da die amerikanischen Prüfungen, wie diejenigen von T h u r s t o n e und O'Rourke, sorgfältig vorgeprüft wurden, so müssen wir diese geringen an die Anwärter gestellten Forderungen als für die Praxis geltend annehmen. Auch ließ sich eine Beziehung zwischen der Tüchtigkeit im Beruf und der so geprüften Intelligenz feststellen. So hat 37*



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z . B . A. W. K o r n h a u s er (Some business applications of a mental alertness test, JPerRe 1, i) die Tüchtigkeit von Bureauangestellten mit ihren Intelligenzmaßen verglichen (Prüfung ähnlich den Army Alpha Tests) und die Korrelation war = - { - 0 " 8 2 . Die Angestelltenprüfungen von P i o r k o w s k i nehmen sich daneben äußerst schwierig aus. Wenn sie auch für einen speziellen Zweck — wo die Beamten sehr leistungsfähig sein sollten — aufgestellt wurden, so scheinen sie die Anforderungen an die Anwärter viel zu hoch gespannt zu haben. Erst im Vergleich mit den anderen Prüfungen sieht man, wie diese von Piorkowski aus reinem Überlegen ausgedachten Proben über das Ziel hinausgehen. Ohne Zweifel haben die amerikanischen Prüfungen hier das richtige getroffen, auch vom rein sozialen Standpunkt aus. Es handelt sich ja darum, aus jedem das Beste herauszuholen, ihn auf den höchsten Platz, den er auszufüllen fähig ist, zu stellen und nicht jemand mit hoher Intelligenz Arbeiten zuweisen, die er erfüllen kann, ohne alle seine Kräfte auszunützen. Die amerikanischen Prüfungen enthalten eine größere Zahl leichter — die deutschen, wie diejenigen von *D ü c k und S t r e 11 e r nur eine kleine Zahl schwieriger Aufgaben. Beide Methoden haben nach den Angaben der Verfasser gute Ergebnisse aufgewiesen. Dies läßt sich dadurch erklären, daß die zahlreichen leichten Aufgaben auf irgend eine Weise die notwendigen Fähigkeiten und Eigenschaften treffen, während die kleine Zahl schwieriger Proben wohl sorgfältiger auf Grund einer eingehenden Untersuchung der Tätigkeit gewählt worden ist. Ob diese Erklärung zutrifft, ist jedoch fraglich. Es besteht hier ein Problem, das seiner Lösung harrt. Von Interesse wird wohl noch die Angabe sein, daß die Amerikaner die Prüfungen nicht nur zur Feststellung der Eignung benutzen, sondern zuweilen die Resultate noch auf andere Weise praktisch verwerten. In dieser Beziehung ist ein Aufsatz von M. A. B e i l s aufschlußreich: A method for classifying the jobs and rating the efficiency of clerical workers. 1 ) Die Aufgabe war, die Tüchtigkeit der Angestellten in der betreffenden Arbeit durch Schätzung fest') JPerRe. 1, i.

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zustellen und den L o h n j e nach der Leistung zu verteilen. E s wurde ein Minimal- und ein Maximallohn festgesetzt. Jeder Arbeiter erhielt dann Minimallohn plus so viele Prozente der Differenz zwischen Minimum und Maximum, als er Punktzahlen von 100 in der Prüfung erhalten hatte. Machte er z. B . 52 Punkte — bei 1 als Minimal- und 100 als Maximalleistung — so erhielt er 5 2 ° / o der obigen Differenz. O b die Arbeiter damit zufrieden waren, u n t e r l ä ß t der V e r fasser zu berichten.

X. Die akademischen Berufe. 1. Der Ärzteberuf. W i r haben bei Besprechung der Untersuchungsmethoden der Berufe darauf hingewiesen, aus welchen Gründen man die Untersuchung der akademischen Berufe so selten vorgenommen hat. V o n den zahlreichen akademischen Berufen ist letzte Zeit häufig versucht worden, an denjenigen des Arztes heranzukommen — wohl aus dem Grunde, weil sich zu diesem Beruf, der im günstigen Falle (bei Erfolg) großen materiellen G e w i n n und ansehnliche soziale Stellung sichert, sehr viele j u n g e Leute melden und die Uberproduktion an Ärzten geht scheinbar gleichen Schrittes mit vielen zu diesem Beruf Untüchtigen. D a aber ein schlechter Arzt die Bedrohung der Gesundheit und des Lebens seiner Patienten darstellt, so l a g es also bei diesem Beruf besonders nahe, die Anforderungen seiner A u s ü b u n g zu präzisieren. E s besteht hier derselbe Grund, welcher zu der Untersuchung der Lenkerberufe führte. Der erste Versuch, die zur A u s ü b u n g des Arztberufs notwendigen Fähigkeiten aufzustellen, wurde von E. T a rd i e u unternommen. 1 ) »La base de la médecine est technique et non psychologique ou morale«, behauptet er und von dieser Einstellung heraus bestimmt er die für den Mediziner notwendigen Eigenschaften. E s sind dies nach ihm : 1. die Handgeschicklichkeit; 2. die Fähigkeit passiv und unparteiisch die Eindrücke, die er von dem Funktionieren lebender Organismen erhält, in ihrer Kontinuierlichkeit und ') T a r d i e u : Etude psychologique des professions de Médecin. RevFh. 1894.



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gegenseitigen Abhängigkeit aufzunehmen; 3. gutes Gesichts-, Gehörs-, Tast-, motorisches, Muskel-, Zahlen- und Formgedächtnis ; 4. die Fähigkeit, die beobachteten Tatsachen in das Gedächtnis, wie in einen photographischen Apparat aufzunehmen, es m u ß ein Aufnahmeapparat sein, bei welchem die persönliche Gleichung = 0 ist; 5. die Vorstellung der mechanischen Bewegungen und der Topographie; 6. die Fähigkeit, die erhaltenen Eindrücke zu beurteilen. Außerdem sind notwendig: eine kräftige Natur (animus atrox), objektiver Geist, der sich mächtig zu der Außenwelt hingezogen fühlt, aktive Natur, die den Willen hat, seinen Rat oder seine Überzeugung aufzudrängen, einen »versessenen« Wunsch zu heilen fühlt und ein »wissenschaftliches Gewissen« besitzt. Die Arbeit von Tardieu ist ganz unberücksichtigt geblieben. Dagegen hat der vor 10 Jahren unternommene ähnliche Versuch von M a r t h a U l r i c h große Beachtung gefunden. In ihrem »Psychographischen Schema für die medizinische Wissenschaft und den ärztlichen Beruf« 1 ) hat sie sowohl körperliche wie intellektuelle und Gemütseigenschaften des Mediziners und praktischen Arztes hervorgehoben, dagegen auf die sogenannten »moralischen« (Ehrlichkeit, Fleiß, Zuverlässigkeit, Strebsamkeit usw.) verzichtet, da sie ja für jeden berufstätigen Menschen entscheidend sind. Da die Arbeit von Ulrich vergriffen, das Schema jedoch von historischer Bedeutung ist, so wird hier das »Schema für den ärztlichen Beruf« in der Beilage (s. d.) in extenso abgedruckt. Wohl sind Antworten auf dieses Schema eingetroffen, doch wurden sie von Ulrich nie veröffentlicht. In den ärztlichen Fachkreisen wurde dieses Thema öfters zur Diskussion gestellt und es war zuweilen auch Gegenstand schärfster Kritik; ein besseres Schema hat man jedoch bisher nicht entgegengestellt. Von O. L i p m a n n 2 ) wurden einige wenige Antworten, M. U l r i c h : Die psychologische Analyse der höheren Berufe als Grundlage einer künftigen Berufsberatung nebst einem psychographischen Schema für die medizinische Wissenschaft und den ärztlichen Beruf. SchrPsBe Wi H. 5, 1918. *) L i p m a n n O.: Psychographie des Mediziners. »Die Naturwissenschaften« 7 (3), 1919.

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die von Medizinern auf den Fragebogen eingesandt wurden, ohne irgend einer systematischen Bearbeitung veröffentlicht. Wir geben hier exempli causa einige dieser Antworten wieder: Ein N e r v e n a r z t bezeichnet u. a. als »unbedingt erforderlich« : Kritische Begabung gegenüber Personen und Handlungen, speziell um richtige, teilweise richtige und Wahnvorstellung kritisch zu unterscheiden. Nicht jede »auffallende« Vorstellung ist krankhaft. Als »unbedingt ausschließend«: Neigung zu langer Nachwirkung unangenehmer Erlebnisse (»verdorbene Stimmung«). Der Arzt muß im stände sein, unlustvolle Gefühle rasch abzuschütteln, denn er hat bei seiner Tätigkeit so viele trübe und aufregende Eindrücke zu verarbeiten, daß eine lange Nachwirkung derselben ihn seelisch auf das stärkste gefährden würde. Ein Spezialarzt für i n n e r e K r a n k h e i t e n bezeichnet als »unbedingt erforderlich« : die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit gleichzeitig mehreren Gegenständen zuzuwenden (Umsicht). Als »unbedingten Gegengrund«: Furcht vor der Übernahme von Verantwortungen, die der ärztliche Beruf überhaupt täglich und stündlich erfordert. Usw. M. A. J u r o w s k a j a (Kazan, Kußland) hat ein »Psychologisches Profil des Arztes« aufgestellt, 1 ) welches jedoch nichts wesentlich Besseres an die Stelle von Ulrichs Schema setzt. Erwähnung verdient nur ihr Plan einer Unterredung mit dem Kandidaten für den Ärzteberuf, die hier wiedergegeben werden soll. 1. Der erste Komplex der dem Bewerber gestellten Fragen betrifft dessen Lebenslauf (Zusammensetzung der Familie, Besonderheiten der Schule, in der er lernte — besitzt er Freunde? Welches sind seine sozialen Ideale und Bestrebungen ?) 2. Hatte er Gelegenheit, auf Erscheinungen, die mit der medizinischen Praxis in Verbindung stehen, zu stoßen ? 3. Erklärung der Berufswahl (Interesse, soziale Stellung, Profit). 4. Hat er Zweifel in bezug auf die Berufswahl und welcher Art sind sie? ') J u r o w s k a j a : Psichologiieskijprofilwraca(russ.Psychologisches Profil des Arztes'. Sammelband »Jnteligentnyj trud«, 1925.

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5. Hat er eine Vorstellung von den erforderlichen Eigenschaften ? 6. Glaubt er an sich ? (Meinung über die eigenen Fähigkeiten.) 7. Findet er Hindernisse zur Erlangung des Zieles betreffend seine Berufswahl? 8. Wie äußern sich seine Energie, Geduld, Ausdauer? 9. Hat er auf irgend eine Weise Initiative und Empfindsamkeit geäußert? (Wann und worin?) 10. Fühlt sich der Prüfling fähig zu einer unruhigen und für die Gesundheit gefährlichen Arbeit? 1 1 . Bemerkt er bei sich einen krankhaften Widerwillen (Ekel) und überwindet er leicht unangenehme Eindrücke? 12. Vorhandensein eines aktiven Interesses für den gewählten Beruf (Lesen medizinischer Bücher und Zeitschriften, Besuch der medizinischen Vorlesungen vor Eintragung als Student). Das ungeeignete Material unter den Medizinstudierenden hat auch Prof. M o r i t z (Köln) zu der Frage geführt, ob man nicht durch eine Berufsberatung die geeigneten Kräfte von den ungeeigneten unterscheiden könnte. Im Gegensatz zu Ulrich stellte er nicht die Frage: Welches sind die Fähigkeiten, die ein Arzt besitzen muß?, da nach seiner Ansicht »sich hier überhaupt keine feste Formel aufstellen läßt, 1 ) sondern er formuliert das Problem folgendermaßen: »Welche individuellen Leistungen, welche Art von Begabung und Neigung der Schüler sind es etwa, die wenigstens ein gedeihliches ärztliches S t u d i u m mit Wahrscheinlichkeit in Aussicht stellen. Lassen sich vielleicht irgendwelche s p o n t a n e , von den Anforderungen der Schule unabhängige Äußerungen der Schülerpsyche auflinden, die im Sinne einer Begabung auch für die Medizin mitverwertet werden können ?« 2 ) M o r i t z hat nun einen Fragebogen ausgearbeitet, den er teils an Hochschullehrer der Medizin, teils an solche der Geisteswissenschaften versandte. ') M o r i t z F.: Zur Psychographie der Mediziner und Geisteswissenschafter. Sonderabdruck aus den Verhandlungen des 37. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für innere Medizin. Wiesbaden 1925-

») ibid. S. 8.

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Fragebogen. (Das nicht Zutreffende ist zu durchstreichen.) 1. Welcher Schulgattung gehörten Sie vor der Universität an? Humanistisches Gymnasium, Realgymnasium, Realschule, sonstige Schule? 2. War an der Schule Experimentalchemie vertreten? j a — nein 3. Waren nach dem Ergebnis der Schlußprüfung Ihre Leistungen über dem Durchschnitt, d. h. über Note 3 = genügend in: a) Mathematik ? ja — nein b) Physik ? ja — nein c) Chemie ? ja — nein 4. Hatten Sie ganz unabhängig von den Anforderungen der Schule und Ihren objektiven Leistungen in den betreffenden Fächern besonderes Interesse für a) Mathematik? b) Physik ? c) Chemie ? d) Biologische Fächer? (Botanik, Zoologie)

ja — nein ja — nein ja — nein ja — nein

5. Haben Sie sich in Ihren Schuljahren unabhängig von der Schule nachhaltig und aus Interesse an der Sache mit Beobachten, Experimentieren oder Sammeln, auf dem Gebiete der Naturwissenschaften beschäftigt ? ja — nein 6. Waren Sie, sofem das Fach an Ihrer Schule vertreten war, im Griechischen ebenso gut wie im Lateinischen ? ja — nein Vielleicht besser als im Lateinischen ? ja — nein 7. Ist Ihnen das Auswendiglernen und Behalten von längeren Zitaten, Gedichten usw. in deutscher oder fremder Sprache leicht gewesen ? ja — nein 8. Glauben Sie als Schüler ein gutes Vorstellungs- und Erinnerungsvermögen speziell für Verhältnisse des Ortes, der gegenseitigen räumlichen Beziehungen von Gegenständen, für Formen, ja — nein Farben und Bewegungen gehabt zu haben ? (Beispiel: Beim Denken an eine inhaltlich markante Stelle eines Buches gleichzeitiges Auftreten der Erinnerung, daß die Stelle auf einer linken oder rechten Seite, oben oder unten gestanden habe. Natürlich schließt das Nichtzutreffen eines solchen einzelnen Beispiels nicht die ganze Frage 8 aus.) 9. Lag das Gesamtergebnis Ihrer abschließenden Schulprüfung (Abiturientenzeugnis) über dem Durchschnitt, d. h. über Note 3 = genügend ? ja — nein 10. Hatten Sie in den Schuljahren ausgesprochene Neigung zu technischer bzw. handwerklicher Beschäftigung ? ja — nein 11. Sind Sie bildnerisch veranlagt und haben Sie sich dementsprechend aus Neigung beschäftigt mit:

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a) Zeichnen ? ja — nein b) Malen ? ja — nein c) Modellieren? ja — nein 12. Haben Sie Neigung zu gestaltender Betätigung auf belletristischem oder dichterischem Gebiet? ja — nein 13. Sind Sie ausgesprochen musikliebend ? ja — nein 14. Wenn ja, sind Sie über die gewöhnlichen Musikübungen der Kindeijahre hinaus musikausübend geblieben ? ja — nein 15. Befinden sich in Ihrer näheren Aszendenz (Vater und beide Großväter, eventuell auch die weiblichen Aszendenten) a) Hochschullehrer? ja (wieviele ?) —nein b) Ärzte ? ja (wieviele ?) — nein c) Naturwissenschafter, auch Apotheker? ja (wieviele?) — nein d) Vertreter technischer akademischer Berufe (Maschinenbau, Elektrotechnik, Hochbau, Tiefbau u. a.)? ja (wieviele?) — nein e) Sonstige Akademiker (Juristen, Theologen, Philologen, sonstige Vertreter geisteswissenschaftlicher Fächer) ? ja (wieviele ?) — nein f ) Vertreter handwerklicher Berufe ? ja (wieviele ?) — nein g) Vertreter künstlerischer Berufe (Maler, Bildhauer, Musiker, Schauspieler, Schriftsteller, Dichter)? ja (wieviele?) — nein B e z e i c h n u n g des s p e z i e l l e n Faches, das der A n t w o r t e n d e v e r t r i t t :

Auf Grund der erhaltenen Antworten (1000 von Medizinern und 800 von Geisteswissenschaftern) ergab sich, daß sowohl in den Neigungen wie in den Leistungen in M a t h e m a t i k , P h y s i k u n d C h e m i e die Mediziner den Geisteswissenschaftlern überlegen waren. Die späteren Mediziner zeigten ferner mehr Neigung zum Beobachten, Sammeln und Experimentieren, einen Drang zu handwerklicher und technischer Beschäftigung und Interesse für bildnerische Betätigung in Form von Zeichnen, Malen und Modellieren. Außerdem sind die Mediziner ein besserer visueller Typus als die Geisteswissenschaftler. Die Feststellung, daß diese Züge bei der Berufsgruppe der Mediziner vorherrschen, erlaubt dann bei Vorhandensein dieser Züge bei dem Einzelindividuum diese berufsprognostisch zu werten. A n n i e W i s s e hat auf Grund einer Erhebung feststellen können, daß die Studentengruppen verschiedener

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Fakultäten (medizinische, juristische, mathematische usf.) in ihren psychologischen Charakteren kennzeichnende Unterschiede aufweisen. Der typische Mediziner hat Aktivität über, Emotionalität unter dem Durchschnitt, so daß er dem s a n g u i n i s c h e n T y p u s nahesteht. Die Verfasserin spricht daraufhin die Vermutung aus, daß »vielleicht gerade dieser Typus zu medizinischen Studien sowie zum späteren ärztlichen Beruf besonders geeignet ist«. E s konnte auf diese W e i s e eine bestimmte Auslese solcher Leute stattfinden, da sich diejenigen dem medizinischen Studium widmeten, die sanguinischen T y p u s vertraten. 1 ) A u f Veranlassung von P r o f . H e y m a n s (Holland) wurden von F r e d a B r i e d é aus den Biographien 20 bekannter Mediziner, wie Boerhave, Sister, Hunter, Semmelweiß, Ambroise Paré u. a. Exzerptionen betreffend ihrer persönlichen Eigenschaften gemacht und dann prozentual berechnet, in welcher Häufigkeit die verschiedenen Eigenschaften bei allen Medizinern vorkamen. 8 ) Die auf diese W e i s e gewonnenen Zahlen wurden mit dem durch Heymans 3 ) auf Grund seiner Untersuchungen über P e r s o n e n aus g a n z v e r s c h i e d e n e n Berufen berechneten Durchschnitt verglichen. W e n n die Zahl für eine bestimmte Eigenschaft sich bei dem Mediziner größer erweist als die durchschnittliche, so wird auf eine positive Korrelation dieser Eigenschaft mit der Psyche der Gruppe der Mediziner geschlossen. E s erwies sich nun an Hand der Liste von 143 derart berechneter Eigenschaften, daß z. B. die Mediziner ein gutes Urteil (Med. 4 0 % , Nichtmed. 2 8 % ) , weiten Blick (Med. 5 0 ° / 0 , Nichtmed. n°/o)> Menschenkenntnis (Med. 25%, Nichtmed. I0°/o), Salongeselligkeit (Med. 4 0 % , Nichtmed. 9 % ) , Selbständigkeit (Med. 6 o ° / o , Nichtmed. 39°/0) usw. besitzen. H e y m a n s nimmt bekanntlich drei Grundeigenschaften a n : x. Aktivität — Nicht-Aktivität, 2. Emotionalität — NichtEmotionalität, 3. Primärfunktion — (d. h. agressiv, impulsiv, ') W i s 8 e: Die Fakultätsdifferenzen als psychologische Gruppenunterschiede bei den Universitätsstudenten. ZangPs. 21 (I) 1923, S. ib. 2)

27

B r i e d é F r e d a : Die Psychologie der Mediziner.

(1/2), S . 1 3 3 ff.

*) ZangPs.

1 (324-337).

ZangPs.



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ungeduldig, rasch im Urteilen, polemisierend) — Sekundärfunktion (das Gegenteil von Primärfunktion). Ein Vergleich dieser Grundeigenschaften bei Medizinern und der Durchschnittszahl für alle Personen ergab: Grundeigenschaften Aktivität Nicht Aktivität Emotionalität Nicht Emotionalität Primärfunktion Sekundärfunktion

Mediziner

Durchschnittszahl für alle Personen in °/o

70 1 75 15 45 35

61 31 65 28 42 50

Da die Aktivität, Emotionalität und Primärfunktion nach Heymans charakteristisch ist für den c h o l e r i s c h e n T y p u s , so ergibt sich, daß die Mediziner zum c h o l e r i s c h e n T y p u s prädisponiert sind. Dies steht im Widerspruch zu dem oben angeführten Resultat von Wisse, wonach die Mediziner zum sanguinischen Typus gehören. B r i e d ö hat diesen Widerspruch zu lösen versucht, indem er darauf hinwies, daß das Material von Wisse bei Studenten gesammelt wurde, die doch viel sorgloser als erwachsene Menschen sind, und deshalb leicht zu den Sanguinikern gezählt werden. Außerdem ist es möglich, daß Emotionalität ebensowohl Personen zur Medizin treiben wie sie davon abhalten kann. 1 ) Mir scheinen jedoch diese Erklärungen nicht ausreichend, um den Widerspruch zu erklären; die Fehlerquelle liegt wohl in der angewandten Methode. Was die einzelnen Eigenschaften betrifft, so ergab sich bei einigen Übereinstimmung mit den von Ulrich geforderten (und zwar: gesund, nicht meteorologischen Einflüssen unterworfen, schnelle Auffassung, schneller Wechsel der Aufmerksamkeit, gutes Urteil, Allotria, Realia, nicht geldsüchtig, praktisch, gewissenhaft, systematisch, methodisch, pünktlich), dagegen ist nach U l r i c h ein gutes Gedächtnis für den Arzt notwendig, während B r i e d 6 fand, daß die meisten Ärzte ein schlechtes Gedächtnis haben. Es werden auch hier weitere Untersuchungen zu einer Einigung führen. ') 1. c. S. 136.



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In den psychographischen Schemata von U l r i c h , J ur o w s k a j a und auch in dem Fragebogen von M o r i t z wird der Ärzteberuf ausschließlich vom Standpunkt der rein fachmännischen Funktionen, die der Beruf erfordert, betrachtet und die Frage untersucht, durch welche Fähigkeiten physischer und psychischer Art der Arzt die Schwierigkeit des Berufs überwindet. W i s s e und B r i e d 6 haben einen weiteren Schritt getan, indem sie auf den e m o t i o n a l e n Typus des Arztes aufmerksam machten. 1 ) Aber ein ganz großes Gebiet der ärztlichen Tätigkeit, das sehr oft ausschlaggebend für den Erfolg der Praxis ist, ist, wie mir scheint, bisher gar nicht berührt worden — nämlich das der E i n kraft w i r k u n g d e s A r z t e s auf d e n K r a n k e n seiner P e r s ö n l i c h k e i t . Das Vertrauen, das ein A r z t e i n f l ö ß t u n d w e l c h e s ein b l i n d e s B e f o l g e n s e i n e r V e r o r d n u n g e n u n d d i e H o f f n u n g auf Gen e s u n g bei dem K r a n k e n erweckt, bildet ein ganz s p e z i e l l e s Gebiet des ärztlichen Berufes. In den letzten Jahren ist seitens der Ärzte öfters erörtert worden, welch große Rolle die Persönlichkeit des Arztes in seinen Beruf spielt. »Der Einfluß der Persönlichkeit des Arztes kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.« 8 ) »Die Persönlichkeit und nicht Technik und Wissen bedingen den Erfolg des Arztes.«®) »Heilkunst ist vom Persönlichen das Persönlichste«, behauptet der bekannte Chirurg S a u e rb r u c h 4 ) und fügt an anderer Stelle hinzu: »Kein Examen ist leichter als das medizinische Staatsexamen, nichts aber schwieriger als der ärztliche Beruf. Eigenschaften des Verstandes, des Herzens und der ganzen Persönlichkeit sind zu fordern wie nirgends sonst.« 5 ) Und sowohl Liek wie *) Wir möchten hier die Aufmerksamkeit auf das Buch »Heilen und Bilden«, Sammelwerk herausg. von Alfred Adler, München, Reinhardt, "1914, lenken, in welchem über die Gründe der Wahl des Ärzteberufes vom psychoanalytischen Standpunkt äußerst beachtenswerte Ausführungen gemacht worden sind. *) E. L i e k : Der Arzt und seine Sendung. 2. Aufl., München Lehmann, S. 41. ') ib. S. 744 ) F. S a u e r b r u c h : Heilkunst und Naturwissenschaft. »Die Naturwissenschaften« 14 (48/49), 1926, S. 1081. s ) ib. S. 1090.



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Sauerbruch sowie eine g a n z e Reihe anderer Forscher (Bier, Naunyn, Lamdris, Lericke) unterscheiden zwischen dem Mediziner und dem Arzt, dem medizinischen Forscher und Wissenschaftler und dem Heiler und Helfer. »Es k a n n jemand ordentlicher Professor der Medizin sein und doch vom W e s e n des Arztes auch nicht einen Hauch in sich tragen.«') Das rein Menschliche, der »Mensch im Fachmann«, ist also demnach eine conditio sine qua non eines jeden großen Arztes, der nicht die Krankheit, sondern den Kranken heilt. Welche Eigenschaften m u ß nun dann der Arzt besitzen? E s stimmen alle darin überein, d a ß eine b e s o n d e r e V e r a n l a g u n g notwendig ist, die von A. M a e d e r als »Heiltrieb« bezeichnet wird. Dieser Trieb, der sich bereits bei den Naturvölkern in deren Heilverfahren und noch jetzt bei aller Art Heilkünstlern, Krankenpflegern, Dorfbarbieren usw. äußert, besteht in einer Art h e l l s e h e r i s c h e n E i n f ü h l u n g in den Kranken, die dann das richtige Verfahren zu wählen ermöglicht. 8 ) Und diesen Trieb kann man nicht erwerben, er ist angeboren. »Der Trieb, dem kranken Mitmenschen zu helfen, ist uns a n g e b o r e n . . . . Ähnlich wie der Mensch sich kleidet, w e n n er friert . . . so hilft der Mensch dem Menschen«. 3 ) »Zum Arzt ist man geboren oder man ist es nie. Gütige Götter legen ihm G a b e n in die W i e g e , die nur-geschenkt, niemals aber erworben werden können«. 4 ) »Der Arzt ist ein aus dem Urzustand in die Gesellschaft gerettetes Erbe. Sein Vorhandensein ist nicht Ergebnis irgend einer Absicht; der Arzt ist da, wie eine Selbstverständlichkeit, die aus der Artung menschlichen W e s e n s ' sich ergibt wie W a s s e r und wie Brot.« 5 ) W ü r d e man nun auf diesen Punkt mehr Gewicht legen und den Medizinstudenten auf die g r o ß e Rolle dieses Umstandes aufmerksam machen, so könnte sich jeder selbst ') L i e k : o. c. S. 32. *) M a e d e r A.: Der Arzt als therapeutischer Faktor in der Psychotherapie. S c h w e i z e r M e d i z i n i s c h e W o c h e n s c h r i f t . 1924, Nr. 21. 3 ) S a u e r b r u c h . : Heilkunst und Naturwissenschaft. »Die Naturwissenschaften« 14 (48/49), 1926, S. 1081. *) L i e k : o. c. S. 109. s ) S c h w e n i n g e r : Der Arzt. 7. Aufl., 1926.



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prüfen, inwiefern er eine solche Veranlagung besitzt und er könnte leicht seine Eignung zu dem ärztlichen Beruf feststellen, besser jedenfalls als mit den heutigen psychotechnischen Prüfungsmethoden. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, daß von H u n t e r u n d F. A. M o ß 1 ) Teste in Bakteriologie zur Anwendung beim Examen in Medizinschulen, bakteriologischen Laboratorien in Industrie und öffentlichem Dienst u. ä. ausgearbeitet wurden. Es handelt sich hier jedoch um reine Kenntnisteste. Test I besteht aus 100 Fragen, die sich auf Organismen, Methoden, Infektion und Immunität beziehen und für deren Beantwortung 60' gegeben sind, Test 2 betrifft die Erkennung und Diagnose bakterieller Mikroorganismen, Test 3 bezieht sich auf Laboratoriumverfahren, Test 4 auf Identifizierung von Mikroorganismen, Test 5 auf den Gesichtssinn und Test 6 auf Ausbildung und Erfahrung.*)

2. Der Lehrer* und Erzieherberuf. Über Veranlagung zum Beruf ist vielleicht in bezug auf keinen Beruf so viel geschrieben worden wie über denjenigen des Lehrers und Erziehers. Nicht nur deshalb, weil dem Lehrer als Former junger Seelen im sozialen Leben eine große Bedeutung zukommt und weil so viele Lehrer und Erzieher in ihrer Mission gänzlich versagen, sondern weil man über die eigentlichen Aufgaben des Erziehers und Lehrers nicht einig ist. Nach einem viel gebrauchten Schlagwort soll ja die beste Erziehung diejenige sein, die den Erzieher überflüssig macht. Soll der Lehrer oder Erzieher also, wie R o u s s e a u und P e s t a l o z z i es behaupteten, nur im geeigneten Moment dem Schüler zu Hilfe kommen? .Soll er den Schüler ganz und gar zum Zwecke der Erlangung eines ganz bestimmten Zieles lenken und führen ? Soll er nur der Berater oder die ') Standardized Tests in Bacteriology. Public Personnel Studies 3 (2), 1925. ") Nachdem die Arbeit bereits im Druck war, berichtete M a r b e auf dem IV. Intern. Psychotechnischen Kongreß Uber Prüfungen der Eignung zum Zahnarzt, Chirurgen und Orthopäden und mir wurde die Untersuchung von B. D. W o o d : New Type Examinations in the College of Physicians and Surgeons JPerRes. 5 (7) bekannt.



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absolute Autorität sein ? Wenn wir noch in Betracht ziehen, daß durch seine Vermittlung die Familie, die Gesellschaft, die Kirche, der Staat ihrer mannigfachen zum Teil sich sogar widersprechenden Interessen in der Kindererziehung durchzusetzen, so ist es begreiflich, daß die Eigenschaften des Lehrers und Erziehers verschieden bezeichnet werden, je nach der Rolle, die man ihnen zuweist. Bevor man zu einer methodischen Untersuchung der Eignung zu diesen Berufen schreitet, ist es notwendig, klarzumachen, daß diese zwei Berufe, die so häufig von ein und derselben Person ausgeübt werden, ganz verschiedene Fähigkeiten verlangen. Erziehen heißt für das Leben vorbereiten, dem Kinde seine allgemeinen Aufgaben als Mensch und seine speziellen Aufgaben als bestimmtes Individuum weisen. Es ist nicht nur »Pflege des leiblichen Lebens«, sondern Lenkung des Willens nach einer bestimmten Richtung, das Formen und Gestalten der kindlichen Persönlichkeit. Lehren ist dagegen nur ein Spezialfall des Erziehens, das sich früh als selbständige Betätigung abgespalten hat. Es besteht in einer Überweisung und Vermittlung von Kenntnissen, Fertigkeiten, Geschicklichkeiten oder, wie sich A l o i s F i s c h e r einmal ausgedrückt hat, »in der Fortpflanzung des geistigen Besitzes der Gemeinschaft«. Wohl werden zurzeit beide Tätigkeiten von vielen identifiziert oder es wird auch entweder das Lehren oder das Erziehen in den Vordergrund der pädagogischen Tätigkeit gestellt. (Dies letztere von den bedeutendsten Pädagogen Pestalozzi sagte: »Gib Deinen Schülern wenig Wissen, aber dieses Wenige so, daß ihre Sehnsucht nach dem Reiche Gottes auf Erden wach werde und sie nie mehr verlasse. — Das Wissen verdirbt den Menschen, wenn es ihn nicht auf den W e g der Ehrfurcht vor Schöpfung und Schöpfer führt«.) Für die Praxis ist es natürlich von größter Bedeutung, daß beide Funktionen, die des Lehrens und Unterrichtens, von e i n e r Person ausgeübt werden. Seitdem die Eltern immer weniger Zeit finden, die Erziehung ihrer Kinder selbst zu leiten, ist es für sie eine Frage von eminent praktischer Bedeutung, daß der Lehrerberuf auch Erziehung einschließe und deshalb wird auch immer wieder mehr darauf



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Gewicht gelegt, in einer Person die Qualifikation für beide Berufe zu finden. V o m psychologischen Standpunkt aus ist es jedoch zweckmäßiger, die Anforderungen an beide Berufe getrennt zu betrachten. Von den zahlreichen Arbeiten, die sich mit Erzieher- und Lehrerveranlagung beschäftigen, gehen wir hier nur auf diejenigen der letzten Jahre ein. 1 ) G . K e r s c h e n s t e i n e r 2 ) hat folgende Qualitäten für den Erzieherberuf hervorgehoben: I. Der Erzieher muß eine Individualität des s oz i a l e n T y p u s sein, der die Lust und die Befähigung besitzt, die geistige Gestaltung des wachsenden Menschen bestimmend zu beeinflussen. In dieser Definition haben wir vier Merkmale : a) Lusterfüllte Neigung zu dieser Beschäftigung, b) Befähigung sie auszufahren, c) dies an u n m ü n d i g e n , u n r e i f e n Wesen zu tun, d) den Willen oder die Absicht, die Kinder b e s t i m m e n d zu beeinflussen. Die Lust, mit der Jugend Umgang zu pflegen, besteht in einer gewissen Gleichstimmigkeit der seelischen Natur des Erziehers und der Kinder, »in einer gewissen kindlichen Unreflektiertheit in der Ausübung zahlreicher Lebensbetätigungen«, in der »unentbehrlichen Empfänglichkeit für die eigenartigen Neigungen, Interessen und Bedürfnisse der Jugend«. 3 ) Zu der - Befähigung, die Jugend zu beeinflussen, gehört die Fähigkeit des divinatorischen, intuitiven Erfassens einer Menschenseele aus den vereinzelten Ausdrucksweisen des Menschen«, 4 ) Feinfühligkeit und pädagogischer Takt. Für das dritte Merkmal — sich mit w e r d e n d e n Menschen beschäftigen zu können — kommt eine Art von B e o b a c ht u n g s fähigkeit, die Kerschensteiner »Persönlichkeitsdiagnose« nennt, ferner die Einstellung auf e i n z e l n e konkrete Menschen, nicht auf das Allgemeine, sondern auf das Beson*) Es sei hier von den älteren Verfassern auf diesbezügliche Ausführungen bei F. A m i e l (Principes généraux de pédagogie d'Amiel. Publiés pour la première fois par L. Bopp, Paris, Alcan, 1925) hingewiesen. s) Die seelische Veranlagung zum Erzieher- und Lehrerberuf. Jahrbuch der schweizerischen Gesellschaft für Schulgesundheitspflege. 1919. *) ibid. 1919, S. 172. *) S. 173BaumgarteD, Die BerufaelgnuogsprüfimgeD.

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dere, in Betracht. Für das vierte Merkmal, die Entwicklung des Zöglings b e s t i m m e n d zu beeinflussen, sind zwei Fähigkeiten nötig: festes eigenes Wollen (starker Charakter) und eine Machtausübung (um den Zögling seinem konstanten Willen unterzuordnen). Diese Machtausübung soll jedoch mit solchen Mitteln erfolgen, die eine »freiwillige innere Gefolgschaft« herbeiführen (also Ehrfurcht, Liebe, Achtung). Die rein intellektuellen Fähigkeiten des Erziehers sollen diejenigen des Dichters und Historikers, nicht des Mathematikers. und Naturforschers sein. Seine Sinnesart soll Fröhlichkeit, Heiterkeit (von Höffding: »Humor als Lebensgefühl» genannt) sein, die ihre Quelle in der Sympathie hat, »welche den Puls des Lebens im Kleinsten wie im Größten fühlt«, sowie im Verstehen, »das alles in einen großen Zusammenhang einordnet«. Für den Lehrer kommen nach Kerschensteiner außer den oben genannten noch einige Sondereigenschaften in Betracht: I. Begabung für ein bestimmtes Unterrichtsfach, 2. Fähigkeit der Doppeleinstellung: auf das Sachliche des Faches und auf das Persönliche des Schülers, 3. »Fähigkeit intensiven Wertlebens«, d. h. der Lehrer muß selbst von den moralischen, sozialen, politischen oder ästhetischen Werten der Güter, in welche er die Schüler einzuführen hat, erfüllt sein. E l s e V o i g t l ä n d e r fordert für die Erzieherpersönlichkeit etwas andere Eigenschaften: 1 ) 1. Neigung zum Umgang mit Menschen. 2. Freude, über andere zu dominieren (gewisse Herrschsucht), eingeschränkt durch Milde und Verständnis für die Eigenart des Zöglings. 3. Bejahende Haltung der Welt und dem Leben gegenüber. 4. Kritizismus und Festigkeit des Wollens. 5. Das Bestreben, das Gegebene und Vorhandene (Kenntnisse, Handfertigkeiten, Lehren, Überzeugungen) zu übermitteln. 6. Diesem Übermittelten eine fertige, abgeschlossene Form zu geben. 7. Verständnis und Anpassung an den geistigen Zustand des Zöglings. 8. Praktische Begabung für richtiges Disponieren, Befehlen, Anordnen. 9. Intuition und Verständnis für dasjenige, was ein anderer Mensch braucht. 10. Beweglichkeit, Anpassungs*) E. V o i g t l ä n d e r : Zur Psychologie der Erzieherpfersönlichkeit. ZPdPs. 1917, S. 385—400.



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fähigkeit, diplomatische Fähigkeit bzw. Lügen zum Zwecke der Darstellung einer Tatsache in einer Weise, die dem Zögling verständlich oder unschädlich ist. Von dem russischen Pädagogen M. M . R u b i n s t e i n 1 ) wird außerdem noch suggestive Kraft, Bewußtsein eigener Würde und Berufung, Führernatur, Takt und Geduld verlangt. Rubinstein ist jedoch g e g e n d i e E i n f ü h l u n g s f ä h i g k e i t des Lehrers, indem er behauptet, daß jener, da er mit zahlreichen Individuen zu tun hat, dadurch seine eigene Individualität verlieren könnte. 2 ) (Interessant ist, daß er großen Wert auf die physische Beschaffenheit des Lehrers legt, um bei den Kindern keine Mitleidsgefühle oder Spott zu wecken.) In allen diesen Analysen ist jedoch auf bestimmte Triebe nicht hingewiesen worden, die zwar in keiner direkten Beziehung zur Pädagogik stehen, aber imstande sind, sogar mangelhafte pädagogische Befähigungen zu kompensieren. 3 ) Es besteht nämlich eine Beziehung zwischen Wirken und Lehren, die sich in dem bekannten Paradoxon : »Wer etwas kann, tut es, wer nichts kann, lehrt« ausdrückt. Derjenige, welcher im Leben versagt, will, um sich doch zu behaupten, aus dem Drange heraus, seine Minderwertigkeit zu kompensieren oder sie wenigstens zu verdecken, den Lehrmeister spielen. Das Streben zur Erziehung entspringt dann also ganz anderen Quellen als dem Wunsche, die jungen Seelen zu entwickeln. Es ist nicht der Standpunkt des anderen, es ist der Standpunkt des eigenen I c h s , der dann beim Lehren l ) M. M. R u b i n s t e i n : Problema ucitela (russ.: Das Problem des Lehrers). Moskau I927, 44 ff. s) ibid. S. 31 und 46. ') Wie dürftig solche Analysen ausfallen, mag hier als Beispiel das Verzeichnis, das G a y aufgestellt hat, dienen. Er fordert: 1. gute Gesundheit — guter Stand der Sinnesorgane (gutes Gesichtsvermögen, kein Schielen, gutes Gehör, kein Stottern, deutliche Aussprache, schönen Timbre und Modulationsfähigkeit der Stimme). 2. Von den geistigen Eigenschaften: gesunden Menschenverstand, harmonisches Zusammenwirken einzelner Eigenschaften, einen analysierenden und klassifizierenden Geist, Liebe zum Vortragen, Fähigkeit zum Zeichnen. 3. Von moralischen Eigenschaften: Milde, Weichheit, Ruhe, tadellose Sitten, bescheidene Wünsche. (M. G a y : L'orientation professionnelle vers l'Ecole Normale. Bulletin de la Société Française de Pédagogie. 1921, 6.)

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— 596 — vertreten wird. Begreiflich ist dabei, daß solche Personen eine Hemmung empfinden, das letzte, was sie wissen, den anderen zu übermitteln. Ein gewisser gegenstandsloser Neid steigt in ihnen auf, wenn sie den anderen die Kammer ihrer Wissens- und Erfahrungsschätze öffnen sollen, ihnen wertvolle Mittel geben, um sich durchzusetzen und etwas zu werden, während man selbst nicht viel erreicht hat. Vielen Pädagogen hemmt das Bewußtsein eigener Machtlosigkeit, eigener Mißerfolge im persönlichen Leben das freie Geben, damit der andere keinen Nutzen von ihm ziehe. Dieselbe Betonung des eigenen Ichs liegt sodann auch in einigen Tendenzen des Erziehens, die sich mehr auf dessen sekundäre Auswirkungen beziehen: die M a c h t s t e l l u n g gegenüber den Kindern, die wehrlos dem Willen des Erziehers ausgeliefert sind, was die sadistischen Neigungen zu befriedigen erlaubt; ferner müßte man hier auch den s e x u e l l e n Faktor erwähnen, der für viele Lehrer unbewußt ausschlaggebend für die Ergreifung des Lehrberufs ist. 1 ) Solche Neigungen sind imstande, den Mangel der rein technischen Befähigungen des Pädagogen zu kompensieren und ein Band zwischen ihm und seinen Zöglingen zu knüpfen. Schätzungsweise kommen zum Erzieher- und Lehrerberuf mindestens soviel Personen auf Grund von diesen Einstellungen als aus Befähigung, das Wissensmaterial auf bestem W e g e zu übermitteln. Sie können durch psychotechnische Prüfungen gar nicht erfaßt werden und wir sehen aus diesen Analysen, daß die Haupteigenschaften des Erziehers — im Charakter, Gemüt und Willen begründet sind, also einer experimentellen Prüfung zurzeit nicht unterzogen werden können. Die psychotechnischen Prüfungen können unter Umständen ein ganz falsches Bild von der fachlichen Befähigung geben, während sich der Pädagoge in der Praxis gut bewährt. Die speziell für den L e h r e r notwendigen Berufseigenschaften wurden nicht nur gewonnen durch gedankliche ') Darauf machten die Freudianer P f i s t e r , Maeder, M e s s e r und S c h n e i d e r in den Sammelaufsätzen: » P s y c h o a n a l y s e u n d P ä d a g o g i k « , Berner Setninarbl. 1912, aufmerksam. Sie stellen übrigens noch die Forderung auf, daß der Lehrer keine K o m p l e x e (im Sinne Freuds) besitze, da sonst seine Fähigkeit gehemmt wird.

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Analyse der einzelnen Forscher, sondern auch durch B e f r a g e n d e r L e h r e r . Sowohl in Amerika, England, Deutschland, Rußland und Polen wurden Erhebungen durchgeführt, von denen jedoch viele keine große Zahl von Antworten lieferten, so daß auf die Durcharbeitung der Ergebnisse verzichtet werden mußte (so z. B. bei Fr. S c h n e i d e r in Deutschland, Dr. M a r i e L i p s k a - L i b r a c h in Polen). Einige von ihnen waren jedoch erfolgreich und wir werden hier kurz auf sie eingehen. W. O. D ö r i n g 1 ) hat an seine 18 Mitarbeiter (in Lübeck) folgende Frage gerichtet, die eine verkappte Frage nach den Eigenschaften des Lehrers war: »Welche seelische Beschaffenheit (Gemüts-, Willens-, Verstandesanlagen) setzen Sie beim Kinde als unerläßlich voraus, dem Sie den Rat geben, Lehrer zu werden?« Die Antworten ließen sich folgendermaßen einteilen: 1. G e m ü t s a n l a g e n (Gefühl und einfühlende und schöpferische Phantasie): A^abeü Soziales Empfinden 7 Liebe zu den Kindern 8 \ soziales Gefühl Liebe zum Vaterland 1 Religiosität 2 religiös. Gefühl Einfühlungsfähigkeit 4 Schaffens- und Entwicklungsdrang . . . . 3 ästhetische Liebe zu Kunst und Natur 2 Anlagen Zeichnerisches und musikalisches Talent. 2 Liebe zur Musik 1 ethisches Phantasie 1 Fühlen Pflichtgefühl, Empfänglichkeit fürs Gute 3 Froh, heiter, ruhig (Temperament) 3 neutral 2. W i l l e n s a n l a g e n : Willensstärke Selbstbeherrschung Fleiß Beharrlichkeit Selbständigkeit Strebsamkeit Charakterfestigkeit und -lauterkeit.

3 2 2 2 3 4 .6

individuelle Tugenden

') D ö r i n g , W. O.: Untersuchungen zur Psychologie des Lehrers, Leipzig, Quelle & Meyer, 1925.

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Zahl der Angaben

Geduld 2 Bescheidenheit i Großzügigkeit I Wahrhaftigkeit 3 soziale Ehrlichkeit 1 Tugenden Gerechtigkeit 4 Offenheit 1 Treue 1 Hilfsbereitschaft 3. V e r s t a n d e s a n l a g e n : Verstandesbegabung . . . 7 Gedächtnis 4 Geistige Regsamkeit... 5 theoretische Fassungsgabe 2 Veranlagung Aufnahmefähigkeit . . . . 1 Geistige Gesundheit . . . 1 Mitteilungstrieb 1 4. Sonstige Anlagen: Praktische Veranlagung (ökonomische) . . 1 Führertalent (politisch) 1 Lehrgabe (Einwirkungsfähigkeit) 2 Liebe zum Beruf 1 Innerlichkeit 1 Körperliche Gesundheit 1 Hübsches Aussehen 1 Handgeschicklichkeit 1 Aus dieser Zusammenstellung ist zu ersehen, daß von der Arbeitsgemeinschaft der Lübecker Lehrer das größere Gewicht auf die W i l l e n s - u n d G e m ü t s a n l a g e n als auf die Verstandesanlagen gelegt wird. Von Döring wurden auch drei verschiedene Lehrertypen aufgestellt: 1. Der bis zur Selbstverleugnung hingebende und verstehende Lehrer. 2. Der nach Führertum im Sinne der Durchsetzung seines Machtwillens strebende Lehrer. 3. Der nach Führertum im Sinne der Verwirklichung der Bestmöglichkeiten des Kindes strebende Lehrer. Der erste Typ ist von Kindern geliebt, der zweite gefürchtet, der dritte geliebt und ungleich verehrt.1) •) ibid. S. 69.



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Fast zu derselben Zeit im Jahre 1923 wurde von W a n d a D z i e r z b i c k a 1 ) ebenfalls eine Erhebung durchgeführt. Sie hat der Lehrerschaft der Anfangs- und Mittelschulen in Warschau einen Fragebogen mit 20 Fragen vorgelegt, deren Redaktion darauf abzielt, nicht nur die Eigenschaften eines Lehrers wie er sein soll festzustellen, sondern den Antwortenden veranlaßt, in sich selbst hineinzuschauen und manche Eigenschaften zu analysieren. Z. B. die F r a g e : Welche Ansichten über die Wirksamkeit der pädagogischen Mittel besitzt der Lehrer, d. h. glaubt er, daß man durch die Erziehung tatsächlich viel erreichen kann, oder sind seine Anschauungen mehr oder weniger pessimistisch ? Haben seine Anschauungen irgend einen Einfluß auf seine Arbeit ? — Auf Grund der Antworten von 35 Lehrern ließ sich folgendes Bild der Eigenschaften, für den Lehrer als notwendig angesehen werden, feststellen: zahl der Angaben

»Tender emotion« (Pflegeinstinkt) 2g Optimismus 33 Objektivität der Gefühle 7 GemütsEinfühlung 34 eigenschaften Unbefangenheit im Verkehr mit Kindern. 29 Lebhaftigkeit 22 Berufsneigung 31 Herrschsucht 6 WillensSchnelligkeit u. Richtigkeit d. Entschlusses 2 3 eigenschaften Selbstbeherrschung 28 Beobachtungsgabe der Menschen 23 Beobachtungsgabe der Dinge 21 Intellektuelle Aufmerksamkeitsteilung 29 Gedächtnisstärke 21 Fähigkeiten Gedächtnis für Erlebnisse und Gefühle. . 29 Einbildungskraft 25 Gefühlsmäßig 3 Gefühlsintellektuell.. 9 Gefühlsaktiv 6 Aktiv 3 Typus art Intellektuell 2 Intellektuell-aktiv 2 Gemischt 8 ') W a n d a D z i e r z b i c k a : O uzdolnieniach zawodowych nauczyciela-wychowawcy (poln.: Über die beruflichen Eigenschaften des Lehrers-Erziehers), Warszawa, Kziqinica-Atlas, 1926.



6oo



W i r sehen, daß auch hier die höchsten Zahlen auf die Gemütsanlagen fallen. Eine andere Art Erhebungen, die schon vor 40 Jahren vorgenommen wurde, und wohl die interessanteste ist, besteht darin, daß die K i n d e r befragt wurden, wie eigentlich der Lehrer sein soll, wie sie sich das Ideal eines Lehrers vorstellen? 1 ) Eine solche Enquete wurde von K i n g 8 ) durchgeführt. Es wurde darauf geantwortet: Knaben Mädchen Gut erzogen 38 26 Erfahren 13 7 Für die Stunden gut vorbereitet 21 16 Ständiges Vervollkommnen 11 3 Fähigkeit zum Lehren und Erklären 56 58 Gute Leitung 15 21 Nicht zu streng, besonders vor und nach den Stunden 21 26 Strenge 32 48 Gleichmäßiges Betragen aller Schüler . . . 11 10 Den Schülern Zeit zum antworten geben. 3 9 Die Stunde interessant machen 20 46 Gerechtigkeit 25 18 Unparteilichkeit 42 76 Schreit nicht auf die Schüler 11 14 Erweckt das Ehrlichkeitsgefühl 3 6 Fragt nicht zuviel 7 4 Gibt kurze, vernünftige Aufgaben auf . . . 10 10 Anbei die Zusammenstellung der psycho-physischen Eigenschaften des Lehrers laut den Wünschen der Kinder. Physisch gut gebaut Würdevolle Haltung Wird nicht leicht erregt Witzig Lebhaft und angenehm in der Klasse . . . Vornehm Hübsch Jung • •

Knaben Mädchen 8 2 10 14 21 27 19 32 20 61 5 4 6 5 17 7

') K r a t z : Characteristics of the best teacher as recognized by children. Ped. Sem., 1896. *) K i n g : The High-School Age. 1903, S. 143 fr.



6oi



Die Eigenschaften des Lehrers in Beziehung zu den Schülern: Knaben Mädchen Höflich 36 39 Hilft den Schwachen, muntert sie auf . . . 37 50 Sympathisch und »versteht« 19 32 Interessiert sich für die Schüler 12 20 Liebenswürdig mit den Schülern außerhalb der Klasse 11 23 Geduldig 3 3 Eine ähnliche Erhebung hat im Jahre 1925 der russische Pädagoge M. M. R u b i n s t e i n 1 ) veranstaltet. An 1125 Moskauer Kinder und Jugendliche im Alter von 9 bis 17 Jahren hat er folgende Fragen gestellt: 1. Welcher Lehrer ist gut und warum? 2. Welcher Lehrer ist schlecht und warum? 3. Welchen Beruf würdest du wählen und warum ? (Diese letztere Frage wurde gewählt, um festzustellen, wie viele von den Versuchspersonen sich dem Lehrerberuf widmen möchten.) Die Ergebnisse faßt Rubinstein in folgenden Tafeln zusammen: 1. E r z i e h e r i s c h e F u n k t i o n e n . posit. E i g e n s c h a f t e n Gutes Verhältnis zu den Kindern. Strenge und viel verlangend Kam eradschaftlichkeit Fähigkeit Disziplin aufrecht zu erhalten Gerechtigkeit . . .

negat. Eigenschaften

Kn. Md.

Kn. Md.

40% 50%

Schlechtes Verhältnis 29% 27% Streng (händelsüchtig) 10 Ii Keine Kameradschaftlichkeit 10 10

37

37

12

12

9 9 Liebe zur Sache . 2 6 Pünktlichkeit

8 16 2 8

Disziplinlos • Ungerecht Ableisten des Dienstes • Unpünktlichkeit . . . . Straft die Kinder .. .

13

13 14

5 6 5

7 5 1

') M. M. R u b i n s t e i n: Problema u£itelja (russ.: Das Problem des Lehrers). Moskau 1927.

— 2.

6O2



Lehrfunktionen positive Erklärt gut Lehrt gut Weckt das Interesse Bürdet nicht zuviel auf Fähigkeit, die Aktivität zu wecken

3. P h y s i s c h e

Kn. Md. 40% 38% 10 8 5

20

6

8

I

I

Erklärt schlecht Lehrt schlecht Uninteressant

Kn. Md. 28% 26•/„ 8 9 6

13

Überbürdet 5 Weicht vom Thema (vom Programm) ab. 3 Verlangt wenig 7

5 2 7

Eigenschaften

Schönes Äußere . 2% 2-5°/0 Laute S t i m m e . . . 3 3 4. G e i s t i g e

negative

Schwache Stimme . .

2%

2

°/o

Eigenschaften

positive Güte 19% 14% Guter Charakter. I 2 Ruhe 2 4 Fröhlichkeit 6 5 Gutes Reden 2 2 Liebe zu den Kindem 2 1 5. K u l t u r e l l e Bildung

negative Güte und Weichheit. Schlechter Charakter. Nervosität Traurigkeit Schlaffheit Schlechtes R e d e n . . .

I07„ 9% 13 13 3 5 I 1 1 3 2 2

Eigenschaften 5% 67.

Die Gruppe von 45 Studenten, meist Frauen, die die pädagogische L a u f b a h n einschlagen sollten, gaben folgende Antworten: 1. E r z i e h e r i s c h e

Funktionen

positive Gutes Verhältnis 8-87„ Standhaftigkeit, Forderungen stellen, Disziplin 48-9 Inneres Verhältnis zu den Schülern 26-6 Gerechtigkeit und UnParteilichkeit 24-4 Liebe zum Fach 42*2 Pünktlichkeit 138 Organisationsfähigkeit 2 2 Übereinstimmung von Wort und Tat . 22

negative Grobheit, Hochmut, Spotten, Verhöhnen... 17-8% Ubermäßige Forderungen bei ungünstigen Umständen 67 System der Sympathien, Ungerechtigkeit 4-4 Entledigen des Dienstes .35-6 Mangel an Liebe zur Sache und zu Kindern . . r i Viel Fehlen, Unpünktlichkeit 8-9



6O3

2. L e h r f u n k t i o n e n Klares Erklären 22'2°/0 Fähigkeit, Interesse zu wecken 28-9 Verbindung mit dem Leben 15-5 Aufmerksamkeit für die an ihn gestellten Fragen in



Unfähigkeit zu interessieren

20°/(0

Nebensächliche Gespräche 4-4

3. P h y s i s c h e E i g e n s c h a f t e n Schönes Äußere, 2-2°/•0

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Wird mit der Planierung der Arbeit im ganzen fertig, mitunter mit fremder Hilfe

Paßt sich genügend schnell an, damit der Gang des Betriebes oder der Abteilung im ganzen nicht leidet

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aßt schnell das Wesentliche im Neuen auf

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Mit Mühe faßt er das Wesentliche Im Neuen. Hat fremde Hilfe nötig (schwer von Begriff) Faßt das Wesentliche im Neuen nach einer gewissen Überlegung (begreift leicht)

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bta acu jca n o a Dm K et Nj . . . und vor sieben Jahren geboren« usw. Welche Beschäftigung mögen Sie am liebsten? Sind Sie in einem der folgenden Dinge ausgebildet: Verkäufer, Reisender, Stenographie, Buchhaltung? Nenne einige Arten Hölzer, die für die Fabrikation von Möbeln gebraucht werden und ihre höchsten Preise? Welche Holzart ist die leichteste? Welche Holzart ist die schwerste? Aus welchem Holz werden Beilstiele gemacht? Aus welchem Holz werden Petroleumfässer gemacht? Aus welchem Teil Deutschlands bekommen wir Spielzeuge? Welche Staaten begrenzen Westvirginia? Woher bekommen wir Paranüsse? Wie heißt die Hauptstadt von Alabama? Wer schrieb die Sternenbannerhymne? Wer schrieb die »Home, sweet homec-Hymne? Wer ist der Komponist von »Troubadour« ? Wer war Kleopatra? Wo gibt es Kondore? Welche Voltzahl wird bei der elektrischen Straßenbahn verwandt? Wer entdeckte das Gravitationsgesetz? Welches Getreide wird in der ganzen Welt benützt? Wo ist der Staudamm von Assuan? Welches Land produziert am meisten Nickel? Die Entfernung zwischen der Erde und der Sonne? Wer erfand die Photographie? Woher bekommen wir Wolle? Was ist Filz? Welche Staaten produzieren Phosphat? Warum wird Gußeisen Ganzeisen genannt? Nenne die drei wichtigsten Säurearten! Nenne die drei wichtigsten Alkalien! Nenne die drei stärksten Gifte! Wer entdeckte Radium? Wer entdeckte die X-Strahlen? Welches ist das Gewicht der Luft in einem Raum von 10? Wo wird Platin gefunden?



66

3



Mit welchem Metall ist Platin verbunden, wenn man es findet? Wie wird Schwefelsäure gemacht? Wer entdeckte, wie man Gummi vulkanisiert? Woher bekommen wir Schwefel? Woher importieren wir Gummi? Wer erfand das Wolltriebwerk? Der Preis von 12 Gramm Gold? Was ist Vulkanit und wie wird es gemacht? Was ist Traubenzucker und wie kommt er zustande? Was ist der Unterschied zwischen Anthrazit und bituminöser Kohle? Woher bekommen wir Benzol? Woraus wird Glas gemacht? Wie wird Fensterglas gemacht? Was ist Porzellan? Welche Maschine wird benutzt, um die Kanten des Diamanten zu schleifen? Welches Land macht die besten optischen Linsen und in welcher Stadt? Woher bekommen wir Borax?



664



II. »Psychographisches Schema« für die medizinische Wissenschaft und den ärztlichen Beruf.

A. Medizinische Wissenschaft.

B. Ärztlicher Beruf.

1. Die Medizin stellt auch als theoretische Wissenschaft keine geringen Anforderungen an die körperliche Widerstandskraft. Beispiele: Der tägliche stundenlange Aufenthalt im anatomischen Präpariersaal; die häufige und intensive Beschäftigung mit frischen Leichen in der pathologischen Anatomie. 2.

I. Der praktische Arzt bedarf unbedingt einer festen G e s u n d h e i t , denn er ist genötigt, bei Wind und Wetter, zu jeder Tages- und Nachtzeit dem Rufe der Kranken — oft auf weiten Gängen oder Fahrten über Land — Folge zu leisten. Auch kann er sich aus wirtschaftlichen GrUnden im allgemeinen nur seltene, kurze und durch allerhand Sorgen gestörte Erholungspausen gönnen. 3.

2. Der Mediziner kommt, vor allem als pathologischer Anatom und Bakteriologe, oft in Gefahr, sich zu infizieren und sollte daher möglichst unempfänglich für Infektionen sein. 2.

2. Mit Rücksicht auf die oben genannten Strapazen muß der Arzt vor allem möglichst unempfindlich gegen W i t t e r u n g s e i nf l U s s e sein. 3. Da er vielfach in nahe Berührung mit a ns t e c k e n d e n Krankheiten kommt, bedarf er einer gewissen konstitutionellen Immunität gegen Infektionen. 3. Auch sollte der Arzt, den sein Beruf in so enge körperliche Berührung mit anderen (als Kranken besonders empfindlichen) Menschen bringt, selbst frei sein von abschreckenden oder ekelhaften Krankheiten und Gebrechen, wie Ausschläge, Schweißhände, Zahnfäule u. ä. 2. 3. Die Ansprüche, welche an die N e r v e n k r a f t eines praktischen Arztes gestellt wer--, den, sind außerordentlich hoch.

3. Die zahlreichen teils widerwärtigen, teils deprimierenden

Die Zahlen 1—3 am Ende der Sätze bedeuten: I. daß eine Eigenschaft wünschenswert, 3. daß sie sehr vichtig und 3. daß sie unbedingt erforderlich ist. Mit Minus-Vorzeichen bedeuten: —1 eine unerwünschte, —3 eine sehr hinderliche Eigenschaft und —3 eine unbedingte Gegenlndlkatlon.

Eindrücke, welche dasStudium menschlicher Krankheiten und Gebrechen mit sich bringt, lassen eine gewisseWiderstandsfähigkeit des Nervensystems als wünschenswert erscheinen. I.

665



Beispiele: Die Unregelmäßigkeit seiner äußeren Lebensweise (unregelmäßige Mahlzeiten, gestörte Nachtruhe), die Aufregungen und schweren Verantwortungen seiner Berufstätigkeit, die vielen deprimierenden Eindrücke menschlichen Leidens, endlich die Unsicherheit seiner eigenen wirtschaftlichen Existenz. 3. Im besonderen muß der Arzt, dem seine Berufstätigkeit ständig den Anblick und die Berührung nackter menschlicher Körper aufnötigt, frei sein von krankhaft gesteigerten oder entarteten sexuellen Trieben. Da dem Arzt sämtliche Medikamente und Giftstoffe in unbeschränktem Maße zugänglich sind, ist er selbst besonders gefährdet durch jene spezifisch konstitutionelle Minderwertigkeit des Nervensystems, welches sich als krankhafte Sucht nach E r r e g u n g s resp. B e t ä u b u n g s m i t t e l n äußert (Morphiumsucht, Kokainismus u. ä.).

4. Gewisse Handgriffe, beim Sezieren z. B., erfordern eine nicht unerhebliche Kraft der Armmuskeln. I.

4. Für den vielbeschäftigten Praktiker, der weite Wege zurückzulegen und viele Treppen zu ersteigen hat, ist eine kräftig entwickelte Beinmuskulatur erwünscht. I. 1. Vor allem aber bedarf er in vielen Fällen einer erheblichen Muskelkraft der A r m e , z. B. als Geburtshelfer, beim Einrichten gebrochener oder ausgerenkter Glieder, im Kampfe mit erregten, delirierenden Kranken, beim Heben, Umbetten der Patienten usw. 2.

6. H a n d g eschicklichkeit, vor allem Sicherheit der Bewegungen und eine feine Abstufung ihrer Kraft und ihresUmfanges erfordern u. a. die Präparierübungen mit ihrer z. T. sehr subtilen Technik, sowie die Herstel-

6. Für die zahlreichen technischen Verrichtungen, die der praktische Arzt auszuführen hat (z. B. geburtshilfliche Manipulationen, kleine Chirurgie, Kehlkopfspiegeln usw.), bedarf er einer ziemlich großen Handg e s c h i c k l i c h k e i t , wobei es vor allem auf die Sicherheit der Bewegungen, sowie auf die feine Abstufung ihrer Kraft und ihres Umfanges ankommt. Diese wird, als eine sogenannte »leichte Hand«, auch von den Patienten als sehr wohltuend empfunden. 3.



668



sten Teile auf zufälligen Entdeckungen. Es ist daher vorteilhaft für den Mediziner, wenn er für derartige Beobachtungen besonders begabt ist. 1—2. 22. Die A u f m e r k s a m k e i t des Arztes muß, besonders bei der Beobachtung Schwerkranker, stets sprungbereit sein, um Änderungen im Krankheitsbilde, vor allem neue, bedrohliche Symptome sofort zu bemerken. 3. 23. Die Fähigkeit zu rascher U m s t e l l u n g der Aufmerksamkeit ist für einen vielbeschäftigten Praktiker unentbehrlich, wenn in der stark besuchten Sprechstunde schnell hintereinander die verschiedensten Patienten mit den verschiedenartigsten Klagen Rat und Hilfe erheischen. 3. 24. Eine scharfe K o n z e n t r a t i o n der Aufmerksamkeit braucht der Arzt vor allem bei der Ausführung chirurgischer Eingriffe, oder wenn er genötigt ist, in lauter, unruhiger Umgebung einen Kranken zu untersuchen. 3. 25. Die Tätigkeit des Arztes erfordert Ums i c h t . Er soll z. B. nicht nur den Kranken selbst beobachten, sondern zugleich auf etwaige soziale oder hygienische Übelstände in dessen Umgebung achten. Wenn er, wie es in der Praxis so häufig vorkommt, genötigt ist, mit ungeschulten Hilfskräften chirurgische oder geburtshilfliche Eingriffe auszuführen, muß er zwischen seinen eigenen Manipulationen zugleich die Ausführung der Narkose überwachen und das Allgemeinbefinden des Patienten genau beobachten, um einen drohenden Kollaps rechtzeitig zu bemerken. 3.



667



aber wohl stets durch andere Methoden ersetzt werden. I. 14. Die Fähigkeit zu schneller und zweckmäßiger R e a k t i o n ist für die erste Hilfeleistung bei Unglücksfällen unentbehrlich, wo mitunter wenige Sekunden über Leben und Tod entscheiden (Arterienblutüngen, Fremdkörper in der Luftröhre usw.). 3. 16. Das medizinische Wissen gründet sich fast ausschließlich auf optische Vorstellungen. Daher ist ein v i s u e l l e r Vorstellungstyp fUr den Mediziner in hohem Maße vorteilhaft. 2—3.

16. Da der Arzt für seine berufliche Kenntnis und Erfahrung in erster Linie auf Gesichtseindrücke angewiesen ist, so erscheint ein v i s u e l l e r Vorstellungstyp für ihn besonders geeignet. 2.

17. DerMediziner bedarf einer guten Beobachtungsgabe für Sinnlich-Anschauliches. 3.

17. Aus demselben Grunde bedarf er einer guten B e o b a c h t u n g s g a b e für sinnliche, speziell anschauliche Eindrücke. 3. Vor allem braucht er eine gute Auffassung für Formen und Fonnendifferenzen, z. B. zur Erkennung von Muskelatrophien oder beginnender Rückgratverbiegungen. 18. Die Fähigkeit, krankhafte Erscheinungen oder plötzliche Änderungen des Zustandsbildes r a s c h aufzufassen, ist unerläßlich in allen Fällen, die ein rasches Eingreifen erfordern (vgl. Nr. 14). 3.

ai. Der Fortschritt der medizinischen Wissenschaft beruht, wie der aller Frfahrungswissenschaften, nicht zum gering-

19. Der Arzt braucht ein feines Verständnis für das S e e l e n l e b e n seiner Patienten, da auch bei scheinbar rein körperlichen Erkrankungen psychische Faktoren oft eine wichtige Rolle spielen. 2. 21. Zufällige N e b e n b e f u n d e ergeben oft sehr wichtige Anhaltspunkte für Diagnose und Therapie. Deshalb muß der praktische Arzt auch für u n w i l l k ü r l i c h e s Beobachten begabt sein. 3.



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sten Teile auf zufälligen Entdeckungen. Es ist daher vorteilhaft für den Mediziner, wenn er für derartige Beobachtungen besonders begabt ist. 1—2. 22. Die A u f m e r k s a m k e i t des Arztes muß, besonders bei der Beobachtung Schwerkranker, stets sprungbereit sein, um Änderungen im Krankheitsbilde, vor allem neue, bedrohliche Symptome sofort zu bemerken. 3. 23. Die Fähigkeit zu rascher U m s t e l l u n g der Aufmerksamkeit ist für einen vielbeschäftigten Praktiker unentbehrlich, wenn in der stark besuchten Sprechstunde schnell hintereinander die verschiedensten Patienten mit den verschiedenartigsten Klagen Rat und Hilfe erheischen. 3. 24. Eine scharfe K o n z e n t r a t i o n der Aufmerksamkeit braucht der Arzt vor allem bei der Ausführung chirurgischer Eingriffe, oder wenn er genötigt ist, in lauter, unruhiger Umgebung einen Kranken zu untersuchen. 3. 25. Die Tätigkeit des Arztes erfordert Ums i c h t . Er soll z. B. nicht nur den Kranken selbst beobachten, sondern zugleich auf etwaige soziale oder hygienische Übelstände in dessen Umgebung achten. Wenn er, wie es in der Praxis so häufig vorkommt, genötigt ist, mit ungeschulten Hilfskräften chirurgische oder geburtshilfliche Eingriffe auszuführen, muß er zwischen seinen eigenen Manipulationen zugleich die Ausführung der Narkose überwachen und das Allgemeinbefinden des Patienten genau beobachten, um einen drohenden Kollaps rechtzeitig zu bemerken. 3.



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26. Einer stundenlangen A n s p a n n u n g der Aufmerksamkeit bedarf es für den Arzt, wenn er z. B. den Verlauf einer Geburt oder einen Fall von Diphtherie mit Erstickungsgefahr oder den Puls bei Herzschwäche beobachtet, um im gegebenen Falle sofort mit dem rettenden Eingriff bei der Hand zu sein. 2. 27. Die Objekte der Medizin sind ausschließlich A u ß e n d i n g e , daher muß die Aufmerksamkeit des Mediziners vorwiegend diesen zugewendet sein. 3.

31—33. Wie für jede auf den Besitz von Kenntnissen gestutzte Wissenschaft, so ist auch für die medizinische Wissenschaft ein gutes G e d ä c h t n i s eine notwendige Voraussetzung. 3-

27. Die Aufmerksamkeit des Arztes muß auf die A u ß e n w e l t gerichtet sein, da ihn sein Beruf ausschließlich auf diese verweist. 3.

30. Der Arzt ist gezwungen, sich bei seinen Krankengängen vielerlei Beobachtungen, die er an den verschiedenen Patienten gemacht hat, zu merken. 2. 31. Er muß seine Beobachtungen von einem Besuch zum anderen, für die Dauer des ganzen Krankheitsfalles und womöglich noch darüber hinaus fttr eventuelle spätere Erkrankungen im Gedächtnis behalten. 2. 32. Z u v e r l ä s s i g k e i t des G e d ä c h t n i s s e s ist vor allem bei der Arzneiverordnung von großer Wichtigkeit, denn bei den giftigen Arzneistoifen genügt oft die Verwechslung einer Dezimalstelle, um eine tödliche Wirkung herbeizuführen. 3. 33. Auch der praktische Arzt braucht ein u m f a n g r e i c h e s Gedächtniswissen, denn nur, wenn er sämtliche in Frage kommenden Krankheiten kennt, kann er im Einzelfalle die richtige Diagnose stellen. 2.

34. Ein v i e l s e i t i g e s Gedächtnis kommt dem Mediziner sehr zu statten, da seine Wis-

34. Auch ein v i e l s e i t i g e s Gedächtnis ist für ihn erwünscht im Hinblick auf die Mannigfaltigkeit der Krankheiten und die unendliche Vielgestaltigkeit ihrer individuellen Variationen. 1—2.



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senschaft zahlreiche, zum Teil sehr verschiedenartige Disziplinen umfaßt. 2. 35. Der Mediziner braucht vor allem ein gutes Gedächtnis ftlr o p t i s c h e Eindrücke (vgl. Nr. 16). 3.

35. Der Arzt braucht vor allem ein gutes Gedächtnis für o p t i s c h e Eindrücke (vgl. Nr. 16), und zwar speziell für F o r m e n (vgl. Nr. 17). 5. Daneben ist auch ein gutes Gedächtnis für akustische und Tastbefunde für ihn von Wichtigkeit. 2. Ferner bedarf er in seiner Praxis eines guten P e r s o n e n gedächtnisses. 2. Auch ein .gutes N a m e n gedächtnis ist für ihn erwünscht, aber mehr aus äußeren Gründen, insofern es auf alte Patienten einen guten Eindruck macht, wenn sie gleich bei ihrem Namen angeredet werden. 1. 36. Für den Arzt ist es von großer Wichtigkeit, sowohl bei der Diagnosenstellung als auch bei der Therapie, sein Gedächtniswissen schnell und sicher b e i d e r H a n d zu haben. 3.

37. Der Mediziner bedarf, wie jeder wissenschaftlich Arbeitende, der K r i t i k , um in seiner Fachwissenschaft wertvolle Gedanken und Leistungen von wertlosen resp. irrtümlichen unterscheiden zu können. 2.

37. Die Fähigkeit, wichtige Symptome von unwichtigen zu unterscheiden, ist die Vorbedingung für die richtige B e u r t e i l u n g eines Krankheitsfalles, vor allem für eine richtige Prognose. Femer bedarf der Arzt oft dringend der K r i t i k gegenüber den Angaben des Patienten respektive seiner Angehörigen. 3.

39. S c h n e l l e K o m b i n a t i o n ist in allen dringenden Fällen geboten, z. B. bei der Feststellung einer Vergiftung u. ä. 3. 40. Eine r i c h t i g e Kombination ist vor allem für die Therapie von Wichtigkeit, um die in jedem Falle zweckmäßigen Maßnahmen zu ergreifen. 3.



44. Für die theoretische Medizin ist eine vorwiegend synthetische D e n k w e i s e erforderlich, da dieselbe vom konkreten Einzelfalle zur Bildung allgemeiner (Krankheits-) Begriffe fortschreitet. 2.

671



41. Die V i e l s e i t i g k e i t der Kombination ist u. a. die Vorbedingung einer erschöpfenden Differentialdiagnose. 2.

46. Für die L e i s t u n g e n des Arztes ist ein w a r m e s G e f ü h l erwünscht, da ihn sein Beruf ständig mit leidenden Menschen in Berührung bringt, die seine menschliche Anteilnahme wohltuend empfinden. Für i h n s e l b s t freilich kann ein allzu lebhaftes Mitgefühl zur Last, unter Umständen sogar zur Gefahr werden. 1. 48. Eine » s e n s i t i v e N a t u r « ist für den ärztlichen Beruf mit seinen vielen deprimirenden Eindrücken wenig geeignet. I. 50. R e i z b a r k e i t und Ungeduld erschweren dem Arzte den Verkehr mit dem Pflegepersonal und den Patienten und können ihm dadurch auch materiellen Schaden bringen (vgl. Nr. 10). 1. 51. Der Arzt muß im stände sein, unlustvolle Gefühle rasch a b z u s c h ü t t e l n , denn er hat bei seiner Tätigkeit so viele trübe und aufregende Eindrücke zu verarbeiten, daß eine lange Nachwirkung derselben ihn seelisch auf das stärkste gefährden würde. 2. 52. Die Lebensweise des Arztes (vgl. Nr. 1) fordert, daß er in hohem Maße unabhängig von seinen körperlichen Bedürfnissen ist. Auch muß es das Vertrauen der Kranken verringern, wenn der Arzt, der ihnen helfen soll, selbst körperliche Leiden verrät. 2.

— 53. Die Beschäftigung mit Leichen verlangt Unempfindlichkeit gegen widerlicheGesichtsund Geruchseindrücke. 1.

672



53. Der Arzt hat viele unangenehme Gesichtseindrücke (Anblick eiternder Wunden u. dgl.) und Geruchsempfindungen zu Uberwinden und darf daher gegen diese nicht übermäßig empfindlich sein. 2. 54. Ein l a u n e n h a f t e s Wesen schadet dem Arzt im Verkehr mit seinen Patienten und dem Hilfspersonal (vgl. Nr. 50). I. 55. Der Arzt wird durch seinen Beruf des öfteren in seltsame und unbehagliche Situationen geführt (z. B. wenn er, zu einem Verunglückten gerufen, in eine Verbrecherspelunke gerät;; er darf sich dabei nicht durch Ängstlichkeit und Befangenheit in der Ausübung seiner Berufspflichten stören lassen. Auch als Sachverständiger vor Gericht muß er seine volle Unbefangenheit zu wahren wissen. (1—2.) 56. - 3 (vgl. Nr. 23). 57- - 3 (vgl. Nr. 14). 59. Der Arzt braucht einen s u b j e k t i ven E i n s t e l l u n g s t y p , da seine Tätigkeit ganz und gar auf die persönliche Einwirkung von Mensch zu Mensch gegründet ist. 3.

60. Für den theoretischen Mediziner, als Vertreter einer generalisierenden oder Naturwissenschaft, ist ein o b j e k t i v e r E i n s t e l l u n g st y p das Naturgemäße. 3.

61. V i e l s e i t i g k e i t der Interessen erleichtert es dem Arzt, seinen Patienten, besonders den gebildeten, nahezukommen. I.

62. Voraussetzung des medizinischen Studiums ist ein primäres Intere s s e an N a t u r -

62. Für den Arzt ist vor allem von Wichtigkeit: ein primäres Interesse für n a t u r w i s s e n s c h a f t l i c h e Probleme, für den M e n s c h e n in erster Linie nach seiner physisch-animalischen Seite, daneben aber

— Wissenschaften, besonders an d. b i ol o g i s c h e n Zweigen derselben. 2.

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auch für menschliches Seelenleben sowie für s o z i a l e Fragen. 2. Ein allzu großes Interesse an Geld und Gelderwerb kann der Berufstätigkeit des Arztes unter Umständen schädlich sein, indem es ihn zur Polypragmasie verleitet. I.

64. Der Mediziner bedarf eigener Produktivität für bahnbrechende Leistungen in seiner Wissenschaft. Doch bietet diese auch für bloße Kärntnerarbeit ein reiches Feld der Betätigung. 1—2. 65. Der Arzt darf nicht viel Gewicht auf äußere Gewohnheiten und eine bestimmte Lebensordnung legen, da ihn sein Beruf ständig nötigt, dieselben zu durchbrechen. 2. 68. Anpassung an k o l l e g i a l e Rücksichten ist für den Arzt erwünscht, um so mehr als er in seiner Praxis oft genötigt ist, fachärztlichen Rat und Beistand in Anspruch zu nehmen. I. 69. Der Arzt wird durch seinen Beruf immer wieder vor n e u e , oft sehr ungewohnte A u f g a b e n gestellt, denen er sich möglichst schnell anpassen muß. (Beispiel: große Katastrophen, Epidemien usw.) 3. 71. In allen dringenden Fällen ist für den Arzt r a s c h e s Handeln geboten (vgl. Nr. 14). 372. Wer schnell e r m ü d e t , ist für den ärztlichen Beruf, der oft (z. B. bei Epidemien) eine ununterbrochene Tätigkeit von früh bis in die Nacht hinein fordert, absolut ungeeignet. 3. 73. Eine gewisse R o u t i n e kommt dem vielbeschäftigten Arzt sowohl bei seinen Baumgarteii, Die BerufseignungsprUfungen.

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Verordnungen, als auch bei technischen Eingriffen sehr zu statten. 2. 74. Ein vielbeschäftigter Arzt darf auch bei häufiger W i e d e r k e h r derselben Anforderung (Ausfüllung von Krankenscheinen bei überlaufenen Kassenärzten, Massenimpfungen usw.) nicht versagen. I. 75. In dringenden Fällen muß der Arzt im stände sein, r a s c h eine Entscheidung zu treffen (vgl. Nr. 14 u. 71). 3. 77. Der Arzt braucht bisweilen große K o n s e q u e n z , um unvernünftigen Kranken oder deren Angehörigen gegenüber auf seinen Anordnungen zu bestehen. 2. 78. Ein e n t s c h i e d e n e s Auftreten des Arztes weckt das Vertrauen des Patienten. 2-379. Die s u g g e s t i v e Wirkung des Arztes auf den Kranken ist für den Heilerfolg von allergrößter Bedeutung. 3. In vielen Fällen kommt es für den Arzt darauf an, widerspenstigen, alles besserwissenden Patienten zu imponieren und sich Gehorsam für seine Anordnungen zu erzwingen. In anderen wieder gilt es, die Energie der oft mutlosen, apathischen Kranken anzuregen und in ihnen den Glauben an Genesung zu erwecken, der keineswegs nur bei psychischen und nervösen Leiden, sondern auch bei scheinbar rein körperlichen Erkrankungen eine wichtige Vorbedingung für die Heilung bildet (vgl. auch Nr. 19). 80. Innere U n s i c h e r h e i t lähmt die Tatkraft des Arztes und läßt ihn unter Umständen bei lebensrettenden Eingriffen den entscheidenden Augenblick verpassen. Für die Tätigkeit des Arztes, zum mindesten für den äußeren Erfolg beim Publikum, ist sogar ein ungerechtfertigtes resp. übertriebenes S e l b s t v e r t r a u e n nützlicher als eine allzustrenge Selbstkritik (vgl. Faust 1). —3.



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-

81. Da der ärztliche Berut täglich und stündlich die Übernahme oft schwerster V e r a n t w o r t u n g e n fordert, ist die manchen Naturen angeborene instinktive Scheu davor einer der wichtigsten Gegengründe das Ergreifen dieses Berufs. 3. 82. Der Arzt braucht oft eine erhebliche Widerstandskraft gegenüber Bitten, Wünschen usw. des Kranken resp. dessen Angehöriger (vgl. Nr. 77). —2. 84. Für den Arzt ist eine vorwiegend v e r s t a n d e s m ä ß i g e Form der Stellungnahme wünschenswert. So muß er z. B . imstande sein, auf Grund ärztlicher Erwägungen dem Patienten Schmerzen zu bereiten oder die Betäubung vorhandener Schmerzen zu versagen, statt sich durch rein gefühlsmäßige Motive (Mitleid u. dgl.) leiten zu lassen. 1. 85. Für den Mediziner, als Vertreter einer theoretischen Wissenschaft, ist der k o n t e m p l a t i v e Typus der gemäße. I.

86. Der praktische Arzt muß, wie schon der Name andeutet, zum Typus des p r a k t i s c h e n oder Tatmenschen gehören. Vor allem muß er angesichts menschlichen Elends einen spontanen Drang zu helfendem Eingreifen verspüren. 3.

92. In der wissenschaftlichen medizinischen Literatur kommt es auf die nüchterne, streng sachliche D a r s t e l l u n g der Tatsachen und die klare, folgerichtige Ableitung allgemeiner Begriffe und Gesetze aus ihnen an. Auch für 43*



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eventuell beigebrachtes kasuistisches Material genügt eine trockene Aufzählung d.nackten Tatsachen. 2. 93. Ein blühender Stil und eine phantasievolle Darstellungsweise ist hier nicht am Platze und würde nurMißtrauen gegen die Zuverlässigkeit der Angaben erwecken. 2.

95. Eine gewisse schriftstellerische B e g a b u n g ist für den wissenschaftlich arbeitenden Mediziner nützlich. 1. 96. Dem Arzt kommt o r g a n i s a t o r i s c h e s T a l e n t nicht selten zu statten, z.B. wenn es gilt, die nötigen Einrichtungen und Anordnungen für eine schwierige häusliche Pflege zu treffen. 1. 98. P ä d a g o g i s c h e s T a l e n t ist dem Arzt bei der Anlernung des Pflegepersonals, bei der Behandlung von Kindern, aber auch bei manchem erwachsenen Patienten, von Nutzen. I—2. 99. Gewandtheit der Umgangsformen empfiehlt den Arzt in der sogenannten besseren Praxis (Praxis aurea) und kann ihm dadurch besonders in materieller Hinsicht nützlich sein. 1. 100. Der Medizinei muß für W i s s e n s c h a f t im allgemeinen und für



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Naturwissens c h a f t im besonderen begabt sein. 2. IOI. Z e i c h n e risches Talent kann ihm recht nützlich sein, z. B. bei der Publikation mikroskopischer Präparate. I. 102. Da der Arzt von Berufs wegen in die intimsten, oft sehr peinlichen Angelegenheiten seiner Patienten eingeweiht ist, sind T a k t g e f ü h l und V e r s c h w i e g e n h e i t für ihn unerläßlich. Mit Rücksicht auf die schwere Verantwortlichkeit seines Berufs braucht er ein besonders hohes Maß von G e w i s s e n h a f t i g k e i t sowie auch von O r d n u n g s s i n n , denn er könnte z.B. durch Verwechslung von Rezepten oder Verlegung seiner Instrumente großen Schaden anrichten. Endlich muß er in seiner s e x u e l l e n Moral absolut intakt sein (vgl. Nr. 3).

BIBLIOGRAPHIE. A n m e r k u n g . Es wurde bier eine möglichst ausführliche Bibliographie nur zum zweiten speziellen Teil des Buches angeführt. Die für den ernten Teil in Betracht kommenden Arbelten sind im Text selbst angegeben.

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ABKÜRZUNGEN. (Da bisher kein einheitliches Schema der Abkürzungen in dem psychotechnischen Schrifttum besteht, so wurden hier hauptsächlich die von S t e r n u n d L i p m a n n sowie die vom J o u r n a l of P e r s o n n e l R e s e a r c h vorgeschlagenen gebracht.) AllgAutZtg. — Allgemeine Automobil-Zeitung, Berlin, Klassing & Co. AmMach. — The American Machinist. AnnAmerAcad. — Annals of the American Academy of Political and Social Science. Rumford Building, Concord, N. H. AnlnstOmProf. — Anals de l'Institut d'Orientació Professional, Barcelona. AnR. — Année Psychologique, Paris, Alcan. ArIPs. — Archivio Italiano di Psicologia. Hrsg. Kiesow und Gemelli, Turin. Arch. Psychol. — Archives of Psychology. Substation 84, New York. ArPs(-f). — Archives de Psychologie, Genf, Kündig. BhZangPs. — Beihefte zur Zeitschrift für angewandte Psychologie.. BrJPs. — British Journal of Psychology, Cambridge, The University Press. BuAssFLutte contre le chômage. — Bulletin de l'Association Française pour la lutte contre le chômage et l'organisation du marché du travail, Paris. BullNatResCouncil. — Bulletin of the National Research Council, National Research Council of the National Academy of Sciences, Washington, D. C. Bull. Phoenix Mut. Lifelns. Co. — Bulletin of the Phoenix Mutual Life Insurance Co. Hartford, Conn. Bull. Taylor Soc. — Bulletin of the Taylor Society, New York. CrAcSci. — Comptes rendus de l'Académie des Sciences, Paris. DOptW. — Deutsche Optische Wochenschrift, Berlin. DPhlgBl. — Deutsches Philologen-Blatt, Leipzig, Quelle und Meyer. DSc. — Die Deutsche Schule, Leipzig-Berlin, Julius Klinkhardt. DStZ. — Deutsche Strafrechts-Zeitung, Berlin, Otto Liebmann. DocConsOrn. — Documentation du Conseiller d'Orientation. Hrsg. Christiaens, Brüssel, Lamartin.



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Educ. Rev. — Educational Review. Doubleday Page & Co. New York. ElecTeZ. — Elektrotechnische Zeitschrift, Berlin, Springer. EngEduc. — Engineering Education. Society for Promotion of Engineering Education, Lancaster, Pa. FormProf. — La Formation Professionnelle, Paris, Association Française pour le Développement de l'Enseignement Technique. FoGes. betriebswissenschaftliches Arbeitsverfahren. — Forschungsgesellschaft für betriebswissenschaftliches Arbeitsverfahren. GiMdMil. — Giornale di Medicina Militare, Roma, Ministero della Guerra. Indust. Arts Mag. — Industrial Arts Magazine. Bruce Publishing Co., Milwaukee, Wis. IndMan. — Industrial Management, New York. IndFatResBrd. — Industrial Fatigue Research Board, London. IndPste. — Industrielle Psychotechnik. Hrsg. W. Moede, Berlin, Springer. InterEd. — Intermédiaire des Educateurs, Genf, Institut J. J. Rousseau. JAbnmPs. — Journal of abnormal Psychology. JAmMdAss. — Journal of the American Medical Association. JApplPa. — Journal of Applied Psychology, Worcester, Mass. JComPs. — Journal of Comparative Psychology. JCrim. Law & Crimin. — Journal of Criminal Law and Criminology, Northwestern University Press, Chicago, III. JEdPS. — Journal of Educational Psychology, Warwick & York, Baltimore. JEdRes. —Journal of Educational Research, School Publishing Co., Bloomington, 111. JMdAssChicago. — Journal of the Medical Association, Chicago. JNatlnstlndPs. — Journal of the National Institute of Industrial Psychology, London. JPeRes. — Journal of Personne] Research, Baltimore. MBerlin Bezirksverein Ding. — Monatsblätter des Berliner Bezirksvereins Deutscher Ingenieure. MhöhSc. — Monatsschrift für höhere Schulen. gNedPhlgCg. — 9 Nederl. Philologen-Congress, Amsterdam. NeuBa. — Neue Bahnen, Leipzig. OrgTrud. — Organizacja Truda. Moskau. Hrsg. A. Gastew. OrnProf. — L'Orientation Professionnelle, Paris. PdBl. — Pädagogische Blätter, Gotha, Thienemann. PrakPs. — Praktische Psychologie. Hrsg. Moede und Piorkowski, Leipzig, Hirzel. Proc. Nat. Conf. on Voc. Guid. — Proceedings of National Conference on Vocational Guidance. Proc. of Soc. for Promotion of Eng. Educ. — Proceedings of the Society for the Promotion of Engineering Education. University of Pittsburgh, Pittsburgh, Pa.



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PsBu.—Psychological Bulletin, Psychological Review Co., Princeton. PbRev. — Psychological Review, Princeton. PsMit. — Psychologische Mitteilungen.Hrsg. J. Weber, Münster i. W . PateZ. — Psychotechnische Zeitschrift. Hrsg. H. Rupp, Oldenbourg. MUnchen. Publ. Per. Stud. — Public Personnel Studies. Johns Hopkins Press, Baltimore, Md. School 6» Soc. — School and Society. Science Press, Garrison, New York. Rep. Air. Md. Invest. Comm. — Reports of the Air Medical Investigation Committee London, His Majesty's Stationery Office. Rep. IndFat. Res, Board. — Reports of the Industrial Fatigue Research Board, London, His Majesty's Stationery Office. RPs(i). — Rivista di Psicologia. Hrsg. Ferrari, Bologna. SchriPsBeWi. — Schriften zur Psychologie der Berufseignung und des Wirtschaftslebens. Hrsg. Stern und Lipmann, Leipzig, J. A. Barth. SchrVereinSoPol. — Schriften des Vereines für Sozialpolitik, Leipzig, Duncker Sc Humblot. TeZSchau. — Technische Zeitschriftenschau, Berlin, Verein Deutscher Ingenieure. UJBusiness. — University Journal of Business. School of Commerce and Administration, University of Chicago, Chicago. III. VocGuid. Mag. — Vocational Guidance Magazine. Bureau of Vocational Guidance, Harvard University, Cambridge, Mass. WienKlW. — Wiener Klinische Wochenschrift. ZangPs. — Zeitschrift für angewandte Psychologie. Hrsg. Stern und Lipmann, Leipzig, J. A. Barth. ZChristErz Wi. — Zeitschrift für christliche Erziehungswissenschaft, Paderborn, J. Schöningh. ZDGesMechOpt. — Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik, Berlin, Springer. ZPdPs. — Zeitschrift für pädagogische Psychologie. Leipzig. ZVereinDEisenbahnverwaltungeti. — Zeitschrift des Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltungen. ZVereinDJng. — Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure. Berlin.

Baumgarten, Die Berufs eignungsprüfungen.

47

Namenregister zum Text. Abelson 211 Achilles, Edith M. 51 Achilles, Paul 51 Adler, A. 37, 58 Arriola, P. 228 Allers, R. 215, 296, 627 Altrutz 350 Amar 88, 424 fr. Ambard 328 Amiel 593 Anderson, G. 123, 334.352, 361 Arnhold 1 1 5 Arsonval 542 Aucuy 124 Babinsky 360 Baer, N. 461, 544 Bagby 130 Bahnsen 54 Baldwin 206 Barnich 6 Baumgarten, Fr. 50 ff., 60, 68,91, 98, IOI, 104, 132, 134, 151, 168, 185, 227, 229, 510, 639, 646, 654, 657 Beils 580 Benary 118, 340 ff. Benge 510, 578 Betz 39 Beyne 334 Bienemann, D. 556 ff., 566, 570 f. Binet, A. 10, 124, 127, 154, 166, 191, 219, 225, 233, 310, 538 Bingham 641 Blackford 140 Bleuler 164 Blumenfeld 52, 310 Bobertag 175, 211 Bogen, H. 211 Bogen, Marg. 56 Bolt 411 Borel 221 Bourdon 3 1 1 Bovet, P. 461, 544 Bowers, G. A. 105 Brabant 352 Brahn 356

Bridges 57, 128 Briede 587 fr. Broca 351 Brown, W. M. 214 Brugmans 476 Bryan 498 Bühler, Ch. 43 Btlnnagel 198 Burghagen 540 Burr, E. T. 128 Burt, C. 153, 159, 548, 570 Burtt, H. E. 505 Busemann 43 Callières 12, 606 ff. Camus 15, 328 Cass 630 Cassirer, E. 63 Cattell 10, 153 Chapman 570 CimDal 172 Claparède 34, 125, 156, 174, 200., 205, 228 Christiaens 35, 46 f., 136, 230,, 239, 366» 402, 4 ' I Cody 567, 570 Coler 128 Comte 330 Conrad 83, 87 Corberi 35 f. Couvé 122 f., 310 Cowdery, K. 641 Craig 507, 509 Crosland 219 Dashiel 58 Dearborn 276 Decroly 19, 35, 366, 397 ff-, 4°2„ 411 Dellwig 432 Deschamps 5 Dijonneau 127 Dockeray 351 Dollinger 57 Döring, W. O. 409, 597 Duck 529 fr. Dunckmann 83



739

Dupras 2 1 4 Durig 3 5 6 Dürkheim 6 Dzierzbicka 599

Grote 5 9 Guicciardi 1 5 3 , 366 Guillain 3 2 8 Guttmann 8 9

Ebbinghaus 3 1 1 Edison 1 4 5 , 406, 467, 660 Eriksen 3 5 1 Erismann 103, 5 1 1 , 630 Ewald 4 9 Ewert 4 1 5

Häberlin 4 9 Haidane 6 4 9 Hall, Stanley 4 4 Hallbauer 3 1 2 ff. Hallion 3 3 0 Hansen 145, 2 2 4 Hardy 300 Harter 498 Hartmann 5 8 Haudemont 2 8 1 Heid, J. 1 2 4 Heilandt 206, 368 fr., 4 1 5 Heinitz 123, 5 4 0 Hell 3 5 5 Hellerstein 4 5 9 fr. Henning, H. 5 2 Herbart 6 2 Herwig 185, 2 0 6 Heydt 4 1 0 , 4 1 9 Heymans 5 8 7 Heynig, F. W . 288 Hinke 4 3 4 fr., 4 6 7 Hildebrandt 400 fr., 420 Hirschlaff 360 Hjelt 364 Holmgren 5 Huerta 11 Hug, Hartshorne 5 2 Hughes, W . H. 5 3 Humptstone 1 0 9 Hunter 5 9 1 Huth, A. 444 fr., 4 6 6

Fechner 1 7 9 Ferrari 1 5 3 , 3 6 6 Filier 5 1 8 Fischer, A. 5 9 2 Flaubert 1 0 0 Fontègne 1 0 2 , 1 2 2 , 2 3 9 , 4 6 2 , 4 7 2 fr., 496, 544 Forster 2 8 1 Francke 5 1 6 Franklin, A. E. 5 7 Freud 4 3 Freyd, M. 57, 159 Friedemann 4 4 3 ff. Friedrich, A. 1 1 6 , 151 Frois 6 5 1 Fryer, D. 5 8 Galenus 2 7 Gall 28, 6 1 Galli 3 5 7 Galton 10, 2 0 1 Garten 3 5 6 Gastew 1 5 1 Gates 2 1 9 Gauss 175 f. Gay 595 Geissler 2 1 8 Gemelli 15, 334 ff., 350, 356, 3 5 7 Gerhardt 239 Giese 23, 44, 1 6 2 , 1 7 5 f., 186, 203, 208, 216, 2 2 0 , 2 2 4 , 2 3 3 , 4 8 6 i f . , 497 Gin n e ken 9 8 , 207, 4 5 8 Glascock 5 0 9 Gläsel 300, 302, 309, 3 2 2 Goddard 1 7 5 Goldblatt 4 9 S Goldsmith 1 4 6 Goldstein 1 2 7 Gourdon 1 2 7 Griffi ts 143, 1 5 0 Gronert 5 7 0 f.

Imbert 9 , 88 Inaudi 1 2 5 Ittin 4 5 9 fr. Jaederholm 1 3 4 Jaensch, E. 4 5 Jagger 321 James 3 5 6 Janet 5 Jones, E. S. 2 1 1 Joteyko 1 5 6 Jurowskaja 583, 6 1 1 Kafka 245 Kammel 1 5 4 Kamp 1 3 47*



740

Keane 404, 406 Keiler 495 f Kellner 188 Kerschensteiner 593 f. King 600 Kingsbury 156, 160, 177, 221, 509, 5 ' 7 Kitson 131, 509 Klages 146 Kleeck 105 Klemm 299 Klockenberg 560 fr., 571 Klutke 115 f., 118, 471 ff., 501 Knight 606 Koflka 48, 64 Köhler, E. 52 Köhler, W . 48, 64 Kolodnaja, A. 3 1 1 Kornhauser 156, 160, 177, 509, 517, 536. 58o König, A. 288flf. Koschel 130 Kraepelin 200, 233 Krais, D. 439 ff., 466 Krais, F. 439 Kratz 600 Kreidel 356 Kronfeld, A. 134, 346 fr., 360 Krüger 63, 211 Külpe 168 La Bruyère 28 Lafeuillade 493 Lahy 14, 39, 255 ff., 324, 542 ff., 559 Lämmel 207 Lange 321 Lapicque 651 Lavater 28 Lewin, K. 219, 653 Liek 589 f.

Link I i i , 118,139,148, 204,228f., 409, 422, 545, 573, 644, 651

Lipmann, O. 24, 86, 91, 96 ff., 200, 204, 2 1 2 , 3 6 7 ff., 437, 466,

497, 541, 582, 597 Locard 617 Loewenthal 285 Lombroso 153 Ludgate 140 Lurija 605, 611 Mc. Cauts 283 Maeder 590, 596



M a g n e 651 Mann, Th. 100 Marbe 222, 59 t Marchaux 328 Marey 9 Mark, M a y 52 Mauvezin 107 Maxweiler 88 Maxwell 6 Mayer, A. 219 Mays, S. E. 127 Menafoglio 368 Mendel, Gr. 30 Mendelssohn-Bartholdy, A. 610 Messer 596 Meumann 159 Michelet 5 Miles, W . R. 35 t Miner, J. 56, 138 Mira 54, 290 fr., 323, 399 Mirbeau 300 Mitchell 155 Moede 15, 115, 182, 192, 229, 285,323,367ff-, 407 ff-, 4 3 6 , 5 " , 645

Moers 191, 231, 506, 511 Moll 171, 619fr.

Moss 296, 591 Moritz, Fr. 584 Münsterberg 3, 10, 14, 21, 151, 1 5 5 , 1 6 1 ff., 1 6 5 , 1 7 6 , 1 8 6 , 2 3 6 fr., 470 ff., 505

Muscio 171, 453 ff- 55« ff-, 57' Myers 161, 226 Nepper 15, 328 Neurath, O. 654 Newcombe 140 Nyssens 140 O'Connor 6, 404 O'Rourke 518, 579 Oschrin 507, 641 Oschrin-Bregman 507 Otis, A. S. 641 Pascal I, 3 Paterson, "D. S. 140, 213, 536 Parsons, Fr. 7, 365 Pal the 296 Patrizi, L. M. 284 P e a r 55, 498 P f ä n d e r 49 Pfister 598



741

Pieron 2 2 2 Piorkovski 1 5 , 90, 160, 1 7 7 , 2 4 1 . 285fr., 3 1 1 , 3 2 3 , 4 3 6 , 4 6 7 , 5 3 1 ff., 580, 6 1 9 ff. Pizzoli 366, 3 8 6 Plato 2 2 Poffenberger, A. 1 4 2 f. Ponthifere 5 0 4 Poppelreuter, W. 1 6 , 1 1 3 f, 1 2 7 , • 35. 187. 198, 208, 2 3 2 , 4 3 0 ff., 533. 645, 647, 6 5 2 f. Pound, A. 658 Prak 4 7 6 Prinzhorn 1 2 6 Quay, J. de 2 9 6 Radziejewski 8 9 Ream 2 2 4 Reichenbach 5 0 0 R6v6sz 42 Ribot 3 5 Richet, Ch. 2 2 8 Riedel 1 1 8 , 2 8 1 , 3 1 1 Rieffert 5 0 1 Rieger, C. 153 Rochefoucauld 3 2 Roemer 6 1 9 Roloff 6 4 5 Rossolimo 204, 3 1 1 Rubinstein, M. M. 595, 6 0 1 Ruch 3 3 , 606 Rückle 1 2 5 Ruger, G.J. 155 Ruml 5 1 8 Runge 5 6 3 fr., 5 7 0 f. Rupp 1 1 7 , 1 2 2 f - , 153,184f.,223f., 240, 2 6 2 fr., 2 9 0 , 3 2 4 f., 3 6 7 , 286ff., 407, 4 1 3 , 489, 496 Rybakow 3 7 1 Sachs, H. 2 1 4 , 2 4 2 fr., 6 5 3 Safranowa 1 2 0 Sauerbruch 5 8 9 Savary 4 9 Schackwitz 1 7 2 , 3 1 6 ff. Schlesinger, G. 5 1 6 , 6 4 5 Schmoller 3 1 Schneickert 6 2 2 fr. Schneider, A. 4 2 2 Schneider F. 5 9 7 Schneider, H. 1 0 7 Schneider 5 9 6 Schreiber 200, 300, 3 3 4



Schröder 4 6 5 ff. Schroetter 356, 3 6 3 Schulte 5 2 , 2 1 8 , 6 2 6 f. Schweinitz 608 Scott, W. D. 1 5 0 , 5 0 6 Seiffert, G. 3 5 6 Seleckaja 4 9 5 Selz 123, 352 Seyffert, R. 5 " Sheaffer 2 9 2 Shellow 2 7 8 Siegert 43 Simon, Th. 1 2 7 f., 154, 659 Skorodinsky 2 6 9 Skutsch 4 1 2 Slawson, J. 1 4 1 Slosse 88 Snow, A. 2 9 4 Solari 1 2 2 , 4 7 2 f f . , 4 9 6 Solway 6 Sotonin 6 2 9 Sowton 5 5 1 ff. Spearman 2 1 1 Spielrein, J. 9 8 , 1 1 8 , 2 6 9 , 3 2 3 , 495, 657 Stearus, A. 6 4 1 Stenquist 404 Stockbridge 5 5 2 Stern, W. 2 1 , 3 2 , 3 8 , 41, 6 3 , 84, 9 9 , 1 5 9 , 1 7 2 , 2 2 5 , 2 4 1 ff., 3 4 0 , 6 4 5 Stern, E. 3 4 6 Sterzinger 4 4 Stolzenberg, O. 204, 3 6 7 Stratton 3 5 1 Streller 5 1 2 ff. Strumilin 89 f. Styka, Th. 1 2 5 Swan, J. J. 1 0 6 Tardieu 5 8 1 Taylor 6, 8 Telford 6 0 6 Terman 4 6 , 6 1 7 Tessier 3 5 7 Theophrast 2 7 Thibaudeau 1 2 7 Thorndike, E. 5 7 , 5 1 8 Thurstone, 166, 1 7 0 , 525, 5 6 7 ff., 570, 579, 6 2 5 ff. Toulouse 1 2 4 f., 2 5 5 , 5 4 2 Trabue 5 5 2 Tramer, M. 3 1 , 1 2 6 , 6 3 0 Tramm, K. 2 4 6 fr., 3 2 3 f. Tuttle 5 6 6 fr.



742 —

Ulbricht 300, 334 Ulrich, M. 99, 102, 582, 588, 663 Utitz 49 Valentiner 52, 234 Vana 284 Vartanian 143 Vasari 154 Vaught, L. 141 Verdin 330 Verzar 356 Viteies 109, 274 f. Vogt, O. 609 Voigt, H. 58 Voigtländer 594 Voltaire 12, 154 Wagner, A. 6 Wallichs 114 Walker 327 Walton 143

Watts 59, 650 Watson 518 Wayenburg 297 if. Went, J. 297 Werner, H. 314 ff. Wertheimer 64 Wetekamp 13 Whipple 167, 186, 231 ff. Whitney 557 Wilson 651 Wisse, A. 586 Witmer 109 Wood 591 Woodruff 577 Wundt 321, 640 Wulffen 296 Yoakum 129, 177 Yerkes 177, 180 Young, W. H. 109 Zillhardt 433

Berichtigungen. S. 52, zweite Fußnote, muß sein: Psychotechnische Zeitschr. 1 (2). S. 125, Z. 4, Rückle (statt Rickle). S. 228, Z. 5 d. Fußnote, Arriola (statt Airola). S. 334, Z. 18, Ulbricht-Schreiber (statt Ulrich-Schreiber). S. 356, drittletzte Z. Seiffert (statt Seifert). S. 510, Z. 14, Benge (statt Benges). In der Überschrift der Abschnitte: S. 174, B (statt b). S. 204, F (statt E).