Die Bauten Friedrich Wilhelms IV. in Potsdam [Reprint 2021 ed.] 9783112399064, 9783112399057


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German Pages 20 [52] Year 1930

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Die Bauten Friedrich Wilhelms IV. in Potsdam [Reprint 2021 ed.]
 9783112399064, 9783112399057

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F r i e d r i c h W i l h e l m IV.. A q u a r e l l v o n A. C i a r o t ( 1839)

V E R W A L T U N G DER S T A A T L I C H E N SCHLÖSSER U N D G Ä R T E N

GEORG

POENSGEN

DIE B A U T E N F R I E D R I C H W I L H E L M S IV. IN P O T S D A M

B E R L I N D E U T S C H E R

1930

K U N S T V E R L A G

V O R W O R T I n der Geschichte der bildenden K u n s t in P r e u ß e n h a t das 19. J a h r h u n d e r t u n d besonders seine erste H ä l f t e vielfach noch nicht die gebührende W ü r d i g u n g gefunden. D e n n obgleich die Ausdrucksformen der einzelnen K u n s t a r t e n jener Zeit als Grundlagen der gegenwärtigen K u n s t f a s t allgemein geläufig sind u n d auch über ihren Ursprung Klarheit herrscht, ist der oberflächliche Betrachter h e u t e eher geneigt, die Unselbständigkeit u n d Unsachlichkeit der R o m a n t i k e r tadelnd zu bemerken, als die Ergebnisse ihrer vielseitigen Bestrebungen wohlwollend anzuerkennen. Die ungeistigen u n d geschmacklosen Erzeugnisse der Gründerzeit ziehen die ihnen vorangegangenen Leistungen auf künstlerischem Gebiet mit in die negative Beurteilung hinein u n d lassen ihre ausgesprochenen Verdienste in Vergessenheit geraten. Das Wesen der K u n s t in der ersten H ä l f t e des 19. J a h r h u n d e r t s liegt vor allem in der Fülle neuer Anregungen, die sie a u f n a h m , u n d in der Folgerichtigkeit, mit der sie sie verarbeitete. W e n n die großen E r r u n g e n s c h a f t e n auf wissenschaftlichem u n d technischem Gebiet die weitere Entwicklung dieser Anregungen h e m m t e n u n d ihre Ausdrucksforinen an sich rissen u n d übertrieben, so wird d a d u r c h die Tatsache ihrer f u n d a m e n t a l e n Wichtigkeit nicht in Frage gestellt. I h r e E r k e n n t n i s wird lediglich durch die Mannigfaltigkeit der sich kreuzenden Einflüsse erschwert. E r s t eine eingehende Beschäftigimg m i t den H a u p t r i c h t u n g e n künstlerischen Schaffens im 19. J a h r h u n d e r t wird allmählich den Rückblick erleichtern u n d eine Ubersicht ermöglichen, die die künstlerischen E r scheinungen eindeutig u n d selbstverständlich m a c h t . U n t e r den verschiedenen K u n s t a r t e n , die ihr hierfür zu Gebote stehen, ist die Architektur in erster Linie heranzuziehen, da sie in dieser Zeit die Eigenart der ästhetischen Anschauungen besonders klar zum Ausdruck bringt. Das gilt vor allen Dingen f ü r Preußen. Hier setzte u m die Mitte der zwanziger J a h r e eine lebhafte Bautätigkeit ein, die durch fast vier J a h r z e h n t e anhielt u n d alle künstlerischen K r ä f t e in ihren Bereich zog. I h r e Ergebnisse k ö n n e n h e u t e als stilistische Einheit angesehen werden u n d bilden innerhalb der Geschichte der B a u k u n s t eine in sich geschlossene Epoche. Sie steht im Zeichen der Persönlichkeit Friedrich Wilhelms IV. Die vielen politischen Fehlschläge während der Regierungszeit dieses F ü r s t e n h a b e n das Bild seiner Persönlichkeit s t a r k getrübt. Das eigentliche Wesen seiner u m s t r i t t e n e n Gestalt k o m m t erst dort z u m Ausdruck, wo er, gelöst von dynastischen Pflichten, seinen baukünstlerischen Neigungen nachgehen konnte. „ W e n n wir nicht als Prinzen auf die Welt gekommen 1*

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wären, so wäre aus mir ein leidlicher Architekt und aus meinem Bruder Wilhelm ein guter Feldwebel geworden", soll er selbst einmal von sich gesagt haben. Den durchschnittlichen künstlerischen Neigungen, die von verschiedenen Fürsten im Laufe der Zeit aus Liebhaberei gepflegt wurden, waren die architektonischen Fähigkeiten des „Romantikers auf dem preußischen Thron" schon durch ihre Ernsthaftigkeit stark Uberlegen. Wenngleich nur verhältnismäßig kurz durch Alois Hirt und Schinkel in der Baukunst unterrichtet, hat Friedrich Wilhelm IV. schon sehr früh seine umfassenden Kenntnisse auf diesem Gebiet schöpferisch verwertet. Seine lebhafte Phantasie gab die Anregungen zu fast allen Architekturanlagen seiner Zeit in Preußen. Er selbst entwarf die Pläne oft bis in kleinste Einzelheiten und beeinflußte ihre Ausführung ständig durch treffende Kritik und Änderungsvorschläge. Die Aufgabe seiner Architekten beschränkte sich hauptsächlich darauf, die schnell skizzierten, ungemein ansprechenden Entwürfe des Kronprinzen und Königs näher auszuführen und mit den Anforderungen der Technik in Einklang zu bringen. Allenthalben lassen Kirchen und öffentliche G«bäude die Intensität baukünstlerischen Schaffens unter seiner Führung erkennen. An keiner anderen Stelle aber kommen die Eigenart und der vorbildliche Charakter der Architektur dieses Fürsten deutlicher und reiner zum Ausdruck als bei seinen Bauten in Potsdam und dessen näherer Umgebung. In dem vorliegenden kleinen Führer sind diese Bauten kurz zusammengestellt. Dem einführenden Text folgt ein beschreibendes Verzeichnis mit den notwendigsten Angaben über die Bauzeit, die Bauführer und die Bestimmung der Gebäude. Eine kleine Karte auf der letzten Seite vermittelt die Übersicht ihrer Lage. Die beigefügten Abbildungen sind nur nach Aquarellen, Zeichnungen und Lithographien der damaligen Zeit hergestellt, um dem ursprünglichen Eindruck besser gerecht zu werden. Mit Ausnahme des Titelbildes aus dem Museum Schloß Monbijou und des Schinkelporträts in Privatbesitz befinden sich die Originale sämtlich in der Berliner Schloßbibliothek. Die auf dem Einband abgebildete Zeichnung von Schinkel (1837) zeigt die Pergola und die Gartenfront von Charlottcnhof, der in einen B u t t (seinen Spitznamen) eingezeichnete Namensaug am Schluß des Textes ist die von Friedrich Wilhelm IV. in seiner Jugend häufig gebrauchte Signatur.

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Phantasieentwurf Friedrich Wilhelms IV., Federzeichnung (um 1830)

Z

u Weihnachten des Jahres 1825 machte Friedrich Wilhelm III., dem die Verschönerung und Vergrößerung des während der Regierungszeit seines Vaters und in den nachfolgenden Kriegsjahren stark verwilderten Parks von Sanssouci 6ehr am Herzen lag, seinem ältesten Sohn, dem späteren König Friedrich Wilhelm IV., ein kleines aus Privatbesitz erworbenes Gehöft südöstlich des Neuen Palais zum Geschenk. Nach dem Vornamen einer seiner früheren Besitzerinnen hieß es Charlottenhof. Damit erhielt der Kronprinz zum ersten Male Gelegenheit, seine baukünstlerischen Fähigkeiten schöpferisch auszuwirken. Das Gutshaus an Ort und Stelle mußte umgebaut, das teils moorige, teils sandige Gelände urbar gemacht und die ganze Anlage dem Charakter eines Sommersitzes im Park von Sanssouci entsprechend verändert werden. Die Art und Weise, in der dies geschah, durchbrach 5

alles Herkömmliche und ist als persönlicher Ausdruck in der damaligen Zeit ebenso wertvoll und eigenartig wie der ungefähr achtzig Jahre früher entstandene Bau des Weinbergschlosses Friedrichs des Großen. Der jung verheiratete Kronprinz entwarf für sich und seine Gemahlin ein einstöckiges, nur zehn kleine Zimmer enthaltendes Wohnhaus mit schmucklosen, verputzten Wänden und einer Säulenvorhalle, das eher an ein griechisches Heiligtum, als an einen menschlichen Wohnsitz erinnert. Dieser kleine Bau geht völlig auf in der ihn umgebenden Parkanlage, die in der Art eines südlichen Hains mit exotischen Gewächsen, Laubengängen, Seen, Springbrunnen, Hermen und Statuen versehen wurde. Es entstand eine Landschaftsarchitektur ohne jeden repräsentativen Anspruch, das Tusculum eines weltfremden Patriziers. Für einen längeren Aufenthalt war diese „romantische Puppenstube", wie Lichtwark das Schlößchen einmal bezeichnet hat, nicht geeignet; Phantasien und Träume bekamen hier greifbare Form und einen so starken Ausdruck, daß der Anspruch auf Zweckdienlichkeit dem gegenüber ganz zurücktritt. Dabei aber unterscheiden die Solidität der Ausführung und die bei aller klassischen Einstellung für die damalige Zeit dennoch fortschrittliche Bauweise diese ganze Anlage grundlegend von den idyllischen Stimmungsplätzen des 18. Jahrhunderts, wie wir sie im Park von Wörlitz, in Versailles oder auf der Pfaueninsel finden. Dort ist das Verborgene, Überraschende und Sentimentale der Hauptreiz, während hier die Architektur zielbewußt der Landschaft gleichgesetzt ist und mit ihr gemeinsam ein übersichtliches Ganzes bildet. Aus der Kulisse für Schäferspiele und Illumination ist ein zwar historisch getragenes, aber durchaus für die Alltäglichkeit berechnetes Bauwerk geworden. Dem entsprechen auch die übrigen zum Schloß gehörigen Gebäude: das Gärtnerhaus mit Römischem Bad, die Meierei und die Fasanerie, die in dem folgenden Jahrzehnt entstanden. Friedrich Wilhelm IV. hat sich in den letzten 15 Jahren vor Antritt seiner Regierung immer wieder mit Plänen zur Verschönerung und Erweiterung von Charlottenhof beschäftigt; es ist sehr aufschlußreich, an der Hand der hierfür von ihm und seinen Architekten entworfenen Pläne zu beobachten, wie das Schinkelsche Ideal antiker Baukunst, das wir am Schloß selbst und an einer um 1835 südwestlich davon geplanten, 6

G. I ' . S c h i n k e l .

K ö t c l z c i c l i i m i i f ; v o n .). G . ^ c h a i l u w ( u m

18IO)

jedoch nicht ausgeführten römischen Villa noch stark ausgeprägt finden, allmählich zurücktritt, um der unsymmetrischen, der Wirklichkeit sich anpassenden Bauweise der italienischen Profanarchitektur der Renaissance und des Barock Raum zu machen. Zwar enthält die in der Art einer römischen Fabrica gebaute Gärtnerwohnung ein Stibadium (eine gesonderte Badeanlage innerhalb des römischen Hauses) und eine Thermenanlage streng nach antikem Vorbild, und auch der Pavillon dieser Gebäudegruppe atmet klassischen Geist, im ganzen aber wird hier der Eindruck eines römischen Bauernhauses mit seiner Vielfältigkeit in Grundriß, Niveauunterschieden und Farbigkeit so gut getroffen, daß der Besucher sich förmlich nach Italien versetzt fühlt. Die westlich des Schlosses gelegene, in den Jahren 1842—44 erbaute Fasanerie, und die nördlich gelegene Meierei sind dann vollends im italienischen Stil ausgeführt. Dieser Wandel in der Baugesinnung, äußerlich herbeigeführt durch zwei Reisen des Kronprinzen nach Italien, hat seine Ursache in dem Bedürfnis nach Erweiterung aer kühlen, mehr theoretischen als durch Anschauung erworbenen Stilprinzipien des Schinkelschen Klassizismus. Wie in der gleichzeitigen Malerei die glatte berichtende Umreißung alltäglicher Begebenheiten allmählich durch eine mehr impressionistische, die Besonderheit des Augenblicks phantasievoll umkleidende Darstellungsweise ersetzt wird, beansprucht auch die Baukunst mehr Gefühl und Gedankenreichtum, sie wird „malerisch", sie schafft Motive für den empfänglichen Blick. Die Italiensehnsucht Friedrich Wilhelms IV. begegnete hierbei dem künstlerischen Feingefühl und dem Richtungsbewußtsein des Architekten Persius. E r hat es zuerst gewagt, von den antiken Vorbildern abzuweichen und sie selbständig mit Renaissancevorwürfen zu verarbeiten. Die den beiden Stilarten gemeinsame Einfachheit und Sinnfälligkeit übertrug er in die Gegenwart und schuf damit die Grundlagen einer neuen Bauweise. Friedrich Wilhelm IV. hatte das große Glück, gerade in diesem seinen Lieblingsgebiet immer richtig verstanden und beraten zu werden. Wenn die architektonischen Pläne und die Bauten seiner Jugendzeit durch die Genialität Schinkels maßgebend beeinflußt wurden, so fand er nach dem Tode dieses großen Baumeisters (1841) in seinem Schüler Ludwig Persius gleichfalls einen denkbar geeigneten Vertreter für den verantwortungsvollen Posten, 7

den ein Architekt unter einem baufreudigen Monarchen zu behaupten hat. Mit großem Feingefühl erkannte auch dieser seine nicht immer klar formulierten Absichten und wuchs mit ihm in die ständig sich steigende Entwicklung des klassizistischen Baustils hinein, ohne dabei seine persönliche Schöpferkraft einzubüßen. Ungefähr gleichaltrig mit dem König hatte er, gleich ihm, die unbedingte Sicherheit in der Erfassung des Aktuellen, Zukunftsreichen, das er zu verwirklichen trachtete. Wo Schinkel, der Lehrer und Wegweiser, um 1840 bereits ein wenig veraltet und starr geworden war, ging er mit seinem Bauherrn neue Wege. Als dann auch Persius, viel zu früh, im Jahre 1844 starb, trat an seine Stelle August Stüler, gleichfalls ein Schinkelschüler, der sich jedoch im Gegensatz zu Persius niemals von den Vorbildern des gemeinsamen Lehrers freimachen konnte und dessen Tätigkeit sich lediglich auf eine geschmackvolle Vollendung der ihm hinterlassenen Projekte beschränkte. E r überlebte den König um einige Jahre, und mit seinem Tode (1865) fand eine Epoche europäischer Baukunst ihr Ende, die an Geschlossenheit, Gedankenreichtum und Würde seither nicht wieder erreicht wurde. Diese Epoche ist ungefähr durch die historischen Daten von 1815 und 1861, das Ende der napoleonischen Aera und den Regierungsantritt Wilhelms I. begrenzt. Die politischen Ereignisse um die Wende des 18. Jahrhunderts, namentlich das Erlebnis der Freiheitskriege, hatten das preußische Nationalbewußtsein in einer bis dahin beispiellosen Weise gefördert; so machte sich in der mit ihnen aufgewachsenen Generation ein starker Drang nach Verselbständigung und Fortschritt in allen Fragen der Lebensführung geltend. Das 18. Jahrhundert mit seiner absoluten Monarchie, seiner von Frankreich abhängigen Kultur und seinem zopfigen Geschmack war im Verlaufe weniger Jahre zur Vergangenheit geworden. Allenthalben wehte ein neuer Geist, der nach Betätigung und Ausdruck verlangte. Mit der natürlichen Reaktion, die Einfachheit, Zweckmäßigkeit und Gefühlswerte an die Stelle barocker Theatralik setzte, war nicht viel gewonnen. Bereits die Generation um 1800 hatte diesen Wandel vollzogen und war dabei in ihren Anschauungen noch durchaus rückblickend. Maßgebend für da6 Neue wurden der Wille, der weltumfassende Sinn, die Geistigkeit in Kunst und Wissenschaft. Überzeugung und klares Richtungsbewußtsein verdrängten 8

die spielerische, in ihrer H a n d h a b u n g oft rein zufällige Verwendung der Bauformen des Klassizismus, wie sie während des 18. J a h r h u n d e r t s üblich war, und ersetzten sie durch sachlich erschöpfende Leistungen, deren nach wie vor durch die klassischen Altertümer beeinflußte Formen einem weitausgreifenden Gedankenflug Spielraum boten. Die entwicklungsgeschichtliche Untersuchung der preußischen Bauepoche um die Mitte des 19. J a h r h u n d e r t s ist deshalb besonders reizvoll und lehrreich, weil, wie k a u m in einem anderen Falle, die Möglichkeit gegeben ist, kennzeichnende Baudenkmäler ihrer einzelnen Abschnitte in unmittelbarer Nachbarschaft zu betrachten. Wie Friedrich Wilhelm IV. dem Stadtbild von Potsdam durch den Neubau der Nikolaikirche mit ihrer eindrucksvollen Kuppel das entscheidende Gepräge gab und die umliegenden Höhen durch Bauanlagen zierte, die der nordischen Landschaft den Charakter eines südlichen Panoramas verliehen, war er ständig bestrebt, die ausgedehnten Parkanlagen der Schlösser in einer Weise umzugestalten, die eine neue Einheit von Architektur und Landschaft bewirkte. Wenn ihm in Schinkel und Persius bei diesen Plänen ausgezeichnete Baumeister zur Seite standen, so fand er in Peter Joseph Lenne einen kongenialen Gartenkünstler. Ehe dieser im Jahre 1816 von Friedrich Wilhelm I I I . dem bejahrten Gartendirektor Schultze zur Seite gesetzt wurde, h a t t e er mehrere Jahre in Paris und Wien die Gartenkunst studiert und war in den Jahren 1822—23 in England gewesen, wo er sich vor allem mit den durch Kent u n d Repton neu geschaffenen Parkanlagen beschäftigt hatte. Das Wesen dieser englischen Parks unterschied sich grundsätzlich von den im 18. J a h r h u n d e r t bevorzugten französischen Ziergärten, indem hier die gewachsene N a t u r wieder vorwiegend berücksichtigt und die Zusammenfassung der verschiedensten Gartenanlagen ermöglicht wurde. Eben diese Vereinigung abgesonderter, f ü r sich bestehender Gartenteile, die Friedrich der Große und Friedrich Wilhelm I I . hinterlassen h a t t e n , stellte sich in Potsdam als eine dringende Notwendigkeit heraus. So reichte Lenne schon im J a h r e 1818 ein umfassendes Projekt zur völligen Umformung der Gärten von Sanssouci ein, das vor allem darauf hinzielte, den P a r k als Ganzes zu berücksichtigen und nicht mit einzelnen Veränderungen das Durcheinander noch zu vergrößern. 9

Dieses Projekt wurde zwar nicht genehmigt, doch blieben die darin gegebenen Anregungen maßgebend f ü r die Zukunft, so daß es in seinen Grundzügen allmählich doch zur Ausführung kam und die einzelnen Teile des Parks immer mehr zusammenschloß. Besonders die Anlage von kleinen Seen innerhalb von malerischen Baumgruppen und großen Rasenflächen, die an den Grenzen der Gärten ein allmähliches Übergleiten in die natürliche Umgebung bewerkstelligten, kennzeichnete die englische Schulung des fortschrittlichen Gartenkünstlers und war vielleicht sogar von Einfluß auf die Baupläne Friedrich Wilhelm IV. und seiner Architekten. So k a m es, daß der Ankauf des Gutes Charlottenhof, der eine besonders günstige Abrundung des Parks nach Süden darstellte, durch die Lenneschen Pläne schon insofern vorbereitet war, als hier die Auflösung des friderizianischen Parks in große Rasenflächen mit Seen, kleinen Schmuckgärtchen und ihnen entsprechenden landsitzartigen Bauten in erster Linie in Frage kam. Auch die späteren Bauprojekte des Königs sind bestimmt durch die Gartenanlagen, die sie begrenzten. Sie waren die Grundlage f ü r seine architektonischen Unternehmungen und ermöglichten die Aufnahme solcher Bauformen, die mit der Nüchternheit der nordischen Sandebene an sich schwer vereinbar waren und nur im Rahmen einer ihnen entsprechenden Landschaftsszenerie sinnvoll wurden. Die Baukunst stand hierbei unter besonderen Bedingungen. Die Ausgrabung von Pompeji und die durch Lessing, Winkelmann, Humboldt und andere geförderte Wiederentdeckung klassischer Stätten f ü h r t e n zur Kenntnis und Hochschätzung der klassischen Baudenkmäler. Die Landhäuser römischer Aristokraten und die Villen führender Persönlichkeiten der Renaissance wurden vorbildlich f ü r die Wohnhäuser und Paläste der nach dem Wiener Kongreß wieder in ihre Machtstellung eingesetzten Fürstlichkeiten Europas, während die einfachen Formen griechischer Baukunst und die Schlichtheit frühchristlicher Basiliken den Maßstab f ü r die Anlage öffentlicher Gebäude und Kirchen gaben. Bezeichnenderweise gingen die Anregungen für diesen grundsätzlichen Wandel in der Architektur zunächst wieder von Frankreich aus. Die Kaiserwürde Napoleons I . verlangte nach einem neuen, eigenartigen Stil, der mit allen Mitteln propagiert wurde; die fran-

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B l i c k von Cliarlottenhof auf d a s G ä r t n e r h u u s . Gemälde von 1831 ( S c h i n k e l ? )

zösischen Architekten Percier und Fontaine unternahmen im Sinne ihres Monarchen als erstes eine Veröffentlichung der hervorragendsten Villenbauten in der Umgebung Roms. Gleichzeitig gaben zwei weitere Franzosen, Grandjean und Famin, ein Werk über die Architektur Toskanas heraus. Doch während diese Bestrebungen in Frankreich vorwiegend Eigentümlichkeit des kaiserlichen Hofes blieben und nach dem Sturze Napoleons keine Fortsetzung fanden, wurden sie in Deutschland und besonders in Preußen lebhaft aufgegriffen und in einer Weise durchgeführt und ausgestaltet, die mit dem französischen Klassizismus (dem Empire) lediglich den Ursprung teiite. Der Repräsentation jungen Ruhmes folgte die Idealisierung einer großen Vergangenheit, der kühlen äußeren Form eine verinnerlichte Gestaltung: Romantik. Der Baustil, der in den ersten Jahrzehnten nach dem Wiener Kongreß in Deutschland Verbreitung fand, mag daher als „romantischer Klassizismus" bezeichnet werden. Charlottenhof und seine Nachbarbauten, die auf Schinkel zurückgehen, zeigen die Merkmale dieser Bauweise noch sehr verhalten im intimen Rahmen einer persönlichen Liebhaberei des Kronprinzen. Zu welch großartigen Ergebnissen sie führte, wenn sie einem entsprechend phantasievollen Projekt dienstbar gemacht wurde, wird erst angesichts der Bauanlagen des Königs offenbar. Friedrich Wilhelm IV. hat das Verdienst, als erster und vielleicht einziger unter den Hohenzollern des 19. Jahrhunderts das Ausmaß der Persönlichkeit Friedrichs des Großen erkannt und gewürdigt zu haben. Wenn auch der Sinn für die historische Vergangenheit und Größe Preußens in seiner Zeit stark ausgeprägt und gepflegt wurde, wobei die militärischen Ruhmestaten Friedrichs besondere Verherrlichung fanden, so war das Verständnis für seine menschlichen und künstlerischen Eigenarten doch noch verhältnismäßig beschränkt, und erst der idealistischen, vorwiegend aufs Geistige gerichteten Anschauung Friedrich Wilhelm IV. ist es zu verdanken, daß die universelle Bedeutung seines großen Ahnen wieder offenbar wurde. Schon in jungen Jahren hatte er den lebhaften Wunsch, die Wohnräume Friedrichs des Großen im Berliner Schloß beziehen zu dürfen, nach seiner Verheiratung ließ er diese für sich und seine Gemahlin durch Schinkel ausbauen, und gleich nach seiner Thronbesteigung wurde Schloß Sanssouci fiir ihn und 11

seinen Hofstaat erweitert. Es war ihm ein persönliches Bedürfnis in der Atmosphäre Friedrichs zu leben. Bis zu seinem Tode war er bestrebt, den Park und die Umgebung von Sanssouci, als die ureigenste Schöpfung des großen Königs, zu einer Kultstätte zu erheben. Schon vor seinem Regierungsantritt war er mit einem großen Bauprojekt beschäftigt, das die Anlage einer Triumphstraße auf dem Höhenzug an der Nordgrenze des Parks zum Ziele hatte. Auf dem Mühlenberg, der an der Straße nach Bornstedt zur Seite des Haupteingangs von Sanssouci bei dem Obelisken liegt und an dessen Südabhang Friedrich einen Weinberg angelegt hatte, sollte ein gewaltiger Doppeltempel in der Form eines Peripteros mit vorgelegten Propyläen, mit einer imposanten Treppenanlage und einer Kolossalstatue der Athene als eine Art preußischer Akropolis zum Gedächtnis Friedrichs des Großen errichtet werden. Von hier aus sollte die Prachtstraße die von Osten nach Westen sich folgenden Höhen untereinander verbinden. Mit einem Tor am Fuße des Berges, in mäßiger Entfernung von der Bornstedter Landstraße sollte eine Auffahrt in einer Schlangenlinie die Höhe ersteigen und, von dort die Richtung nach Westen nehmend und die Straße auf einem gewaltigen Viadukt überquerend, die Terrasse des Schlosses erreichen. Zwei weitere Viaduktanlagen führten von hier nach Süden zu der Friedenskirche am Haupteingang und nach Westen zu der von einem Plateau umgebenen Historischen Mühle. An einem offenen Nymphäum und einem Kasino im Stil der genueser Renaissancepaläste vorbei führte sie zu dem großen Orangeriegebäude, das mit einer über 300 Meter breiten Front und einer Doppelturmanlage als die Verkörperung der italienischen Terrassenvillen gedacht war. Die Straße sollte durch zwei Toranlagen an den beiden Flügeln dieses Palastes an seiner Front entlang in gerader Flucht dem Belvedere Friedrichs des Großen auf dem letzten Hügel zustreben. Eine Weiterführung hätte das Projekt in dem ungefähr 35 Meter langen Viadukt gefunden, der, 1843 von Persius erbaut, den Entwässerungsgraben südöstlich von Bornstedt überbrückt und heute als einziges Zeugnis romantischer Bauphantasie abseits vom Wege liegt. Auf dem südlichen Havelufer aber sollte auf dem in der Achse des Schlosses Sanssouci gelegenen Tornow ein großer Palast „Belriguardo" erbaut werden, der, gleichfalls durch ausgedehnte Viaduktanlagen 12

mit den Anhöhen seiner Umgebung verbunden, dem Tempel auf dem Mahlenberg und der Prachtstraße mit ihren klassischen Bauformen entsprochen hätte. Dieser in der Baugeschichte aller Zeiten einzig dastehende Plan der, rein auf optische Wirkungen berechnet, gleichsam das natürliche Panorama in eine repräsentative Bühne verwandeln sollte, ist außerordentlich kennzeichnend f ü r die idealistische, die tatsächlichen Bedürfnisse zurückstellende Anschauungsweise Friedrich Wilhelms IV., die sich bereits in Charlottenhof andeutete. Zugleich aber gibt er einen Begriff von der Einstellung der damaligen Zeit gegenüber den Denkmälern der Antike und der Renaissance, wie sie sich, häufig herausgerissen aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang, den Italienreisenden darboten. Was hier in Sanssouci im Sinne der vergangenen Kulturepochen entstehen sollte, war eine Mischung von Terrassenanlagen der Renaissancegärten, Viadukten römischer Wasserleitungen, altchristlichen Kirchen mit gesonderten Glockentürmen, antiken Tempeln und Kultstätten und schließlich barocken Zierbauten, Architekturen also, die geeignet sind, gewaltige, ans Unwirkliche grenzende Perspektiven vorzutäuschen und in diesem bergigen, von Seen umgebenen Gelände phantastische Wirkungen hervorzurufen. I n die Wirklichkeit umgesetzt, kommt diese Anschauungsweise durch die Bevorzugung solcher Bauglieder zum Ausdruck, deren ungewöhnliche Form und Lage die sachliche Nüchternheit der Architektur ins T r a u m h a f t e zu steigern imstande sind: kleine Pavillons auf hohen Altanen, Säulengänge, die vorspringenden Risaliten den Charakter eines gesonderten Bauwerks geben, das mit dem Hauptgebäude n u r in einem gedanklichen Zusammenhang steht, Statuen auf ungewöhnlich hochragenden Säulen und Türmen, die, in Säulenhallen verwandelt, den Himmel durchscheinen lassen und durch die sonderbarsten Überschneidungen die Vorstellung unerhörter Ausmaße nach allen Richtungen bieten. Diese Türme finden sich bei fast allen Bauten der Potsdamer Schlössergärten wieder, die unter Friedrich Wilhelm IV. von Persius entworfen wurden. Ihre eindrucksvollste Gestalt erhielten sie bei dem Palastfragment auf dem Pfingstberg; in Sanssouci finden wir sie bei dem Winzerhaus, das an Stelle des nicht ausgeführten Tempels auf dem Weinberg errichtet wurde, dem Müllerhaus auf der Terrasse

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der Historischen Mühle, dem Gärtnerhaus und der Orangerie (dem einzigen Gebäude, das von dem großen Bauprojekt zur Ausführung kam), ferner bei der Villa Keller, als Rundtempel in Lindstedt und schließlich bei der Meierei in Charlottenhof und vielen kleinen und größeren Gebäuden im Wildpark. I h n e n entsprechen die Glockentürme der Friedenskirche, der Heilandskirche in Sakrow und der Kirchen in Bornstedt und Caputh. Alle diese Gebäude verleihen der sie umgebenden Natur ihr entscheidendes Gepräge, indem sie architektonisch zusammenfassen und steigern, was in der Landschaft unausgesprochen enthalten ist. Sie bilden ein einheitliches Ganzes, und es ist f ü r ihre Beurteilung im einzelnen weniger wichtig, ob sie sich an ein bestimmtes italienisches Vorbild anschließen und in wieweit die Vereinigung mehrerer Vorbilder als selbstständige Leistung gewürdigt werden muß, als vielmehr, in wieweit sie dem preußischen Baustil neuen Ausdruck geben. Wenn gleichzeitig die Erweiterung des Belvedere auf dem Ruinenberg und die Meierei im Neuen Garten, in der Art deutscher Burgen neugotisch gebaut, das Brückenhaus und die Brücke bei Nedlitz nach normannischer Bauweise behandelt, im Wildpark ein bayrisches Häuschen errichtet u n d das Maschinenhaus an der Neustaedter Havel von Persius in türkischem Stil angelegt wurde, so t r i t t in diesen Erscheinungen die Vielseitigkeit der damals sich kreuzenden Geschmacksarten zutage. Sie alle wurden auf ihre einfachsten Schmuckformen beschränkt, gleichsam der klassischen Kunst angeglichen und damit zu Bestandteilen des „italienischen Villenstils", der dem „attischen Stil" Schinkels folgte. Die Vorstellung von Großartigkeit löste sich mit der Zeit mehr u n d mehr von bestimmten Denkmälern der Vergangenheit ab und vereinigte unbedenklich mehrere Stilarten miteinander. Um so erstaunlicher ist die stilistische Einheitlichkeit sämtlicher architektonischer Anlagen Friedrich Wilhelms IV. Während in Babelsberg das Schloß seines Bruders Wilhelm zu einem Schulbeispiel mißverstandener Vergangenheitskunst wurde und allenthalben eine verhängnisvolle Verflachung bei der Anwendung historischer Stile um sich griff, sind die Formen, die er wählte, immer bestimmt durch die klassizistische Schulung, die er erfuhr und an der er festhielt, ob nun der Gesamtcharakter des jeweiligen Bauwerks dem Altertum, dem Mittelalter, der Renaissance oder gar dem Rokoko angeglichen war. So befreite 14

er den Klassizismus von jeder zeitlichen Gebundenheit und machte ihn als reinigenden Faktor zur Norm der Baukunst. Von besonderer Bedeutung ist hierbei das Baumaterial, das der König durchgängig verwerten ließ. Die hellgelben Ziegel aus nordischem Lehmboden, die im Gegensatz zu den südlichen Bauformen seinen Architekturen eigentümlich sind, verleihen den einfachen, fast unverzierten Gebäuden einen malerischen, geschlossenen Charakter. Der typisch preußische Ziegelbau, der später den Kasernen, Schulen und Krankenhäusern ein so trostloses Aussehen gab, findet hier innerhalb der vielseitigen Gestaltungsformen der südlich gerichteten Baukunst wie nirgends sonst die ihm entsprechenden Ausdrucksmöglichkeiten. Während die Orangerie in Sanssouci, ursprünglich im Zusammenhang mit Charlottenhof geplant, noch verhältnismäßig stark den Eindruck der italienischen Reisen des Kronprinzen wiederspiegelt, indem sie deutliche Anlehnungen an die Villa Pamfili und die Villa Medici in Rom, die Villa d ' E s t e in Tivoli und den Uffizienpalast in Florenz enthält, ist der wenig später projektierte große Terrassenpalast auf dem Pfingstberg, der, beim Tode des Königs unvollendet, Fragment blieb, in seinen beinahe unwirklichen Ausmaßen und seinem Gemisch von römischen Viadukten, romanischer Kirchenkunst (es war die Aufstellung einer riesigen Christusstatue geplant) Renaissancemotiven (ein nicht ausgeführtes Mittelkasino sollte der Villa Caprarola in Viterbo nachgebildet werden) und einem „maurischen K a b i n e t t " durch die mühelos gelöste Vereinheitlichung dieser grundverschiedenen Architekturformen bereits eine ausgesprochen persönliche Leistung. Die 1860 vollendete Villa Lindstedt endlich, wieder ganz schlicht und schmucklos mit ihrem tempelartigen Turm, dem merkwürdig unregelmäßigen Grundriß und ihren Säulengängen gehört zu den reizvollsten und eigenartigsten Bauten des 19. Jahrhunderts. Scheinbar ohne jedes System als Verkleidung eines Umbaus (wie in Charlottenhof) angelegt, h a t sie eine kompositionelle Geschlossenheit und theatralische Haltung ohnegleichen. Sie ist das Meisterwerk eines reifen Künstlers. Es mag kein Zufall sein, daß eine der letzten Arbeiten von Persius sich mit Entwürfen für diese Villa beschäftigt, die dann erst 16 J a h r e später, als letzte architektonische Leistung des sterbenden Königs, vollendet wurde. 15

Eingangsfront von Charlottenhof. Stahlstich nach Schinkel

Es ist eine merkwürdige, die Zwiespältigkeit im Wesen Friedrich Wilhelms IV. und die Richtungslosigkeit seiner Zeit in gleicher Weise kennzeichnende Erscheinung, daß die Innenausstattung der von diesem König bewohnten und eingerichteten Räume ganz im Gegensatz zu der Großzügigkeit und Würde seiner außenarchitektonischen Anlagen kleinlich und konventionell ist. Der romantische Idealismus bedurfte einer ausgedehnten Landschaftsszenerie, um Spielraum für seine erhabenen, die Jahrhunderte überbrückenden Gedankengänge zu haben. In der Enge der Wohnzimmer versagte der Geschmack der damaligen Generation. Wo nicht eine bürgerliche Behäbigkeit sich ohne Anspruch auf ästhetische Wirkung breit macht, zeigt die hilflose Anwendungsweise der überkommenen Schmuckformen die künstlerische Armut selbst der führenden Persönlichkeiten jener Zeit. Schinkel war der letzte Vertreter einer Wohnungskultur, die die konventionellen Einrichtungen des 18. Jahrhunderts durch einfache und sinnfällige Möbel und Gebrauchsgegenstände ersetzte. Das Verantwortungsbewußtsein der Klassizisten war damals noch so stark und umfassend, daß sich die Arbeit des Architekten bis auf die kleinsten Einzelheiten der Innenausstattung erstreckte. Diese hielt in ihrer Schlichtheit Schritt mit der Strenge des äußeren Baustils. Der folgenden Generation fehlte diese vornehme Beschränkung. Sie verlor sich in dem Bestreben, ihre häusliche Umgebung zum Spiegel einer gemütvollen und gesinnungstüchtigen Lebensanschauung zu machen, in Spielereien, die zu dem Ernst ihrer Architektur in Widerspruch stehen. Bereits Charlottenhof ist ein gutes Beispiel für die ersten Äuße16

Mittelbau der Orangerie. A(j

von unbekannter

Orangerie mit TerrassenenUvurf. Aquarell von C. Graeb (um 1860)

rangen dieses Widerspruchs. Während die Möbel und Tapeten dieses kleinen Schlosses, von Schinkel angegeben, noch durchaus mit der würdigen Haltung der Bauformen zusammenstimmen, bilden die zahllosen kleinen kunstgewerblichen Gegenstände, wie Tassen, Gläser, Kissen, Fußbänke und Reiseerinnerungen zusammen mit den Landschaftsansichten und Familienbildnissen hierzu bereits «inen fühlbaren Gegensatz. So reizvoll und behaglich die Biedermeierzimmer dieses Landsitzes noch wirken, lassen sie doch schon die Geschmacksverirrungen ahnen, die sich im Laufe der folgenden Jahrzehnte breit machten. Die Wohnräume Friedrich Wilhelms IV. in Schloß Sanssouci, von deren Einrichtung wir durch alte Aquarelle Kenntnis haben und die heute in den neu ausgestatteten Räumen des Damenflügels einen Wiederklang finden, waren ohne jede persönliche Note teils im Stil Friedrichs des Großen dekoriert, teils mit Biedermeiermöbeln eingerichtet, die wenig zu der geistreichen Innenarchitektur Friedrichs des Großen paßten und der höfischen Eleganz der Räume einen kleinbürgerlichen Anstrich gaben. Ganz besonders aufschlußreich für den persönlichen Geschmack Friedrich Wilhelms IV. ist die Innenausstattung der Orangerie. Die spielerischen Launen des geistreichen Kronprinzen, die in Charlottenhof sinnigen Ausdruck fanden, steigern sich zwanzig Jahre später in dem Lieblingsbau des Königs zu einer repräsentativen Großartigkeit, in der sich deutlich die zu ihrer Zeit bereits überholten Begriffe von der Unbeschränktheit und dem Gottesgnadentum der Monarchie ausdrücken, die Friedrich Wilhelm IV. trotz aller politischen Fehlschläge niemals aufgab. Die Prachträume des Mittelbaues bewahren sowohl in den Formen ihrer Dekoration, wie in ihrem künstlerischen Schmuck eine Haltung, die zwar einer feierlichen Würde nicht entbehrt, jedoch nicht für sich, sondern für den selbstbewußten Prunk früherer Epochen spricht. Dem entsprechen die Gemälde und Plastiken. Alle sind im Rückblick auf die künstlerische und politische Größe vergangener Zeiten zugeschnitten und kennzeichnen die der Wirklichkeit abgewandte Gesinnung des Erbauers. Den standesbewußten Ansprüchen des Monarchen konnte der zartfühlende und bescheidene Künstler in Friedrich Wilhelm IV. nicht genügen. 2

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Wenn das Innere der Schloß- und Profanbauten Friedrich Wilhelms IV., durch seinen traditionellen Geschmack bestimmt, mit der Neuartigkeit seiner Architektur- und Landschaftsgestaltung nicht Schritt hielt, so trifft diese Erscheinung für das Innere der von ihm errichteten Kirchen nicht zu. Wohl sind auch hier schmükkende Einzelheiten, wie Kapitelle, Leuchterengel, Wandmalereien, Statuen und Mosaiken häufig als Nachahmungen des Mittelalters nicht immer glücklich gewählt, und die Ausstattung mit Stählen, Bänken und Altarschmuck verrät oft eine philiströse Gesinnung, doch ist der Raumeindruck immer von überraschender Stärke und Schönheit: die Baukunst kommt zu Wort, die Verhältniswahl der Ausmaße ist kühn und fortschrittlich. Auch wo altchristliche Basiliken und mittelalterliche Kirchen zu Vorbildern genommen sind, beschränken sich die Anlehnungen in der Hauptsache auf die allgemein üblichen Bauformen; ihre Ausgestaltung im einzelnen und ihre Einordnung in den Baukörper ist nach durchaus eigenen, protestantischen Gesichtspunkten vollzogen. Wissenschaftliche Nüchternheit und träumerische Inbrunst sind an die Stelle mystischer Ergriffenheit getreten und haben sich neue Räume geschaffen, in denen der König, der sie entwarf, als Haupt der protestantischen Kirche zugleich Mitglied der Gemeinde und Landesvater sein wollte. Die Friedenskirche, in der er begraben liegt, ist das ausgeprägteste Denkmal seiner menschlichen und künstlerischen Eigenschaften. Mit ihrem schlichten Ziegelbau, den prächtigen, an den Aachener Dom und seine alte Kaisertradition gemahnenden Marmorsäulen im Innern, mit der leicht süßlichen überlebensgroßen Christusstatue in der Mitte des ganz intimen, klösterlichen Kreuzgangs und mit den Altertumsresten am wohlkonservierten Kugelfang des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I., verkörpert sie treffender als alle anderen Erscheinungen jener Zeit die vielfach sich widersprechenden Triebkräfte der großen künstlerischen Leistungen Friedrich Wilhelms IV.

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K U R Z E B E S C H R E I B U N G DER B A U T E N Die mit einem f versehenen Gebäude und Anlagen unterstehen nicht der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten. Ein * besagt, daß sie im Innern nicht zu besichtigen sind. CHARLOTTENHOF Das Schloß Umbau eines alten Gutshauses nach Skizzen des Kronprinzen Friedrich Wilhelm unter Oberleitung von Schinkel in den Jahren 1826—1828 von Persius ausgeführt. Vorbilder römische Landsitze. Einstöckiger Bau mit Vorsprüngen an der Vorder- und Rückseite, die durch ein überhöhtes Giebeldach verbunden sind. Auf den Treppenwandungen des Eingangs zwei Gazellen (W. Wolff 1846). Die Terrasse der Rückfront, ähnlich der Villa Albani, von einer weinumrankten Pergola umkränzt. Am Ostende Ruhebank mit pompejanischem Fries. Daneben: Merkur (Kopie nach Thorwaldsen), Paris (Kopie nach Canova), Apollo (Kopie n. d. Antike), Clio (dsgl. um 1840). Brunnenbecken, in dessen Mitte Säule mit Büste der Kronprinzessin Elisabeth von Rauch (1830). Auf den Treppenwangen der Terrasse zwei antike Statuen von Rauch ergänzt: Caesar und Tyche („sein Glück"). E i n g a n g s h a l l e : eine von Schinkel entworfene, von Kiss modellierte, im Gewerbeinstitut 1840 ausgeführte Bronzeschale. In der Brustwehr des Treppenpodests zwei Gipsreliefs: Aurora und Luna, Abgüsse nach Originalen von Thorwaldsen. Marmorbüste Schinkels von Tieck (1819). Zwei kolorierte Stiche nach den Loggien des Raffael von Volpato. E m p f a n g s z i m m e r (ehemaliges Ankleidezimmer des Kronprinzen): zwei bunte Glasfenster nach antikem Vorbild, Geschenke des Zaren von Rußland. Landschaftszeichnungen von Rösel: Stolzenfels vor dem Umbau (1823), Burg Rheineck, Pfaueninsel u. a. W o h n z i m m e r d e s K r o n p r i n z e n : Stiche nach Raffael, Guido Reni, Dominichino, Claude Lorrain und Gessner. Italienische Majolikaschale des 16. Jahrhunderts. Spazierstock Friedrichs des Großen. S c h l a f z i m m e r : Sepia-Zeichnungen von Heusinger nach Raffael. Waschgeschirr aus grünem schlesischen Kristall. Gipsabgüsse der Büsten Friedrich Wilhelms III. und der Königin Luise von Rauch. S c h r e i b z i m m e r der K r o n p r i n z e s s i n : 21 (z. T. alte) Kopien nach pompejanischen Wandmalereien. Ein angeblich von Peter dem Großen gearbeiteter Schreibtischsessel, Stahl versilbert. Auf dem Schreibtisch Reiseerinnerungen. 2*

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W o h n z i m m e r d e r K r o n p r i n z e s s i n : Möbelbezüge und Teppich Handarbeit der Kronprinzessin. Schweizer Landschaften von J . J . Meyer. Über der Tür Ansicht der Festtafel des Kronprinzen am Vesuv zu Ehren des Geburtstages seiner Gemahlin im Jahre 1828. Ansichten aus Italien, aus Paris, Innenansichten des Schlosses in Petersburg, Bildnisse Friedrich Wilhelms III. und der Königin von Bayern (Mutter der Kronprinzessin), sowie zwei Bildnisse von Hensel, darstellend den Prinzen (späteren Kaiser) Wilhelm und die Prinzessin Elisa Radziwill in den orientalischen Kostümen, die sie 1822 bei der Lalla-Rookh-Aufführung im Berliner Schloß trugen. Rubinglas von Kunkel (um 1700). S p e i s e s a a l : Tischplatte von Rosso Corallino, darauf zwei Alabasterschalen. Marmorstatuen: David von Imhof und Ganymed von Wredow. Stiche von Volpato nach den Loggien des Raffael. V o r h a l l e : In die Wand eingelassen mehrere Porzellanmedaillons mit Bildnissen von Mitgliedern der königlichen Familie, Schinkel, Rauch u. a. nach Entwürfen von A. v. Kloeber. K u p f e r s t i c h z i m m e r : Kupferstiche nach Raffael, Michelangelo, Lionardo, Tizian, Guido Reni, Maratti, Murillo u. a. Schöne Tassen aus Berliner Porzellan. R o t e s E c k k a b i n e t t d e s K r o n p r i n z e n : Stiche von Volpato nach den Stanzen Raffaels. Kissen und Tischdecke Handarbeiten der Kronprinzessin. Große Berliner Porzellanvase. Auf der Brüstung der Pergola: Mädchen mit Adler Bronzegruppe von Berges (1841). H u m b o l d t z i m m e r : Für den von einer Forschungsreise heimkehrenden Alexander v. Humboldt in der Art eines Reisezeltes blauweiß tapeziert und bespannt. Reliefbildnis des Kanonikus Andrea di Fioro. Schrank mit Expeditionsfunden. Sehr schöne Lapislazulischale. Zwei Tische mit Bildnissen der Kinder W. v. Humboldts. S c h r e i b z i m m e r H u m b o l d t s : Schweizer und Tiroler Landschafts» aquarelle von Bleuler. Korknachbildung der Ruine des Tempels von Tivoli. Sepia-Kopien von Heusinger. Römischer Helm. Zwei Marmorbüsten: Pompejus und Nero als Kinder (nach antiken Vorbildern). Die

Gartenänlagen

Gartenanlagen westlich des Schlosses: D i c h t e r h a i n : 8 Hermen mit Büsten berühmter Dichter. Von Westen nach Süden: Ariost, Tasso, Dante, Petrarca, Wieland, Herder, Schiller, Goethe (Bläser 1851). Amazone von Kiß (1839), Kopie nach der antiken Ildefonsogruppe (1839). H i p p o d r o m (Garten in Form einer antiken Reitbahn) Quellenanlage (Stibadium) nach Entwurf von Schinkel, Bogenschütze von Geyger (1902). 20

Der Paradit'sfiarton. Hlristifty.rirhiiunp von J o l i a n n r s Habe (]85.'i)

Das Vi inzerhaus. Bleistiftzeichnung von J o h a n n e s H a b e (1848)

G a r t e n a n l a g e n östlich des Schlosses: Rosengarten Satyrknäbchen von Rauch um 1830 (Bachusherme 19. Südlich des Schlosses: Antiker Kindersarkophag als Nördlich des Schlosses: Antike Crabkiste der Veja

mit Laube, darin Jahrhundert). Wasserbehälter. Acme.

Gärtnerhaus und römisches Bad Das Gärtnerhaus nach Art italienischer Bauerngehöfte 1829, der südliche Teepavillon (angeregt durch eine Gessnersche Darstellung: Promenade sur l'eau) 1830, die Thermenanlage (streng nach römischem Vorbild) 1835 durch Persius erbaut. T e e p a v i l l o n : Im Innern zwei Gemälde von Schirmer, darstellend die Villa d'Este, eine Kopie des Schinkelschen Gemäldes „Die Blüte Griechenlands", Gemälde von Kopisch, darstellend den Wasserfall von Terni u. a. Bilder. I n der Mitte ein Postament aus Lindenholz, das nach Entwürfen Schinkels von den Schülern des Gewerbeinstitutes mit Hochreliefs verziert wurde. Wertvolles Teeservice von Fischer und Riening in Karlsbad. R ö m i s c h e s B a d : A t r i u m : An den Seitenwänden Fresken mit Landschaftsansichten nach Entwürfen des Kronprinzen von Eichhorn (links) und Lompeck (rechts), sowie Nachbildungen pompejanischer Wandmalereien. Zwei um 1840 ergänzte Marmorstatuen aus Pompeji: Apoll und Bacchus. Bronzestatuetten des sterbenden Fechters und des Dornausziehers. Große Badewanne nach antikem Vorbild aus Bandjaspis, Geschenk des russischen Zaren. I m p l u v i u m (offener Vorhof, der das Regenwasser sammelt): Marmorstatue eines Liebespaares von Henschel (1842), Wandfresken in pompejanischem Stil. In der hinteren Halle Nachbildung einer Sella Consularis, rechts in der Nische Abguß der Hebe von Canova. T h e r m e n h a l l e (Badeanlage): Die Karyatiden von Kiß, denen der Koren halle des Erechtheions nachgebildet. Fußboden Nachbildung des antiken Mosaiks der Alexanderschlacht. V i r i d a r i u m (kleiner Brunnenhof, der zur Aufstellung der Hausgötterstatuen diente): Büste des Königs Maximilian von Bayern (Vater der Kronprinzessin). In der kleinen Vorhalle Wandmalereien in pompejanischem Stil nach Zeichnungen von Persius. B i g l i a r d i u m (Billardzimmer): Alter Stich von Vassi: Ansicht von Rom und mehrere Stiche nach der Alexanderschlacht von Lebrun. Vor dem Gärtnerhaus erhöhter Ruhesitz unter Pergola, geschmückt durch einen B u t t (Spitzname des Kronprinzen) als Wasserspeier, (nach Entwurf Friedrich Wilhelms IV. von Rauch 1833) sowie antike Bautrümmer. • M e i e r e i (1832) und ' F a s a n e r i e (1844) im italienischen Villenstil von Persius erbaut. 21

ORANGERIE Nach Skizzen Friedrich Wilhelms IV. E n t w ü r f e v o n Persius (1842), weiter ausgearbeitet v o n Stüler (1850), e r b a u t in den J a h r e n 1851—1860 (Mittelbau 1858) v o n B a u f ü h r e r Hesse. Zweistöckiger Mittelbau m i t Vorhof. Doppelturmanlage nach Art der Villa Medici in R o m . Gliederung der niedrigen Seitenflügel u n d der zweistöckigen P o r t a l b a u t e n a n den E n d e n dem Uffizienpalast in Florenz nachgebildet. Gesamtbreite der F r o n t 300 m. I n den R u n d n i s c h e n der Pilaster der Fassade allegorische S t a t u e n der Monate u n d Jahreszeiten von Schievelbein, F r a n z , W i t t i g , Stützel u. a. u m 1865 angefertigt. Rechts u n d links des Eingangs allegorische S t a t u e n der Malerei u n d B i l d h a u e r k u n s t von Schulz (1868). Antiker Kopf, Abguß des Kopfes der Niobe u n d 2 Vasen auf Säulen. Auf der Ballustrade Vasen u n d galvanische Nachbildungen antiker S t a t u e n . Inneres R a f f a e l s a a l . Großer Oberlichtsaal n a c h Art der Sala Regia im V a t i k a n , e n t h a l t e n d Kopien n a c h Gemälden Raffaels (bzw. solchen Gemälden, die seinerzeit f ü r Werke Raffaels galten). Z u m größten Teil schon u n t e r Friedrich Wilhelm I I I . 1815 in Paris u n d in den folgenden J a h r e n angefertigt, b e f a n d e n sie sich bis zum J a h r e 1857 in dessen Palais U n t e r den Linden zu Berlin. Die in K l a m m e r n angegebenen Ortschaften bezeichnen die b e k a n n t e n Museen u n d Sammlungen, in denen sich die Originale h e u t e b e f i n d e n . W o Jahreszahlen bei den Kopien angegeben sind, gehören diese nicht zum ursprünglichen Bestand. Gemälde: I. II. III. IV. V. VI. VII. VIII. IX. X. XI. XII. XIII.

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Vermählung der Maria (Mailand) Kopist u n b e k a n n t u m 1847 Madonna del Granduca (Florenz, Pitti) Lengerich Madonna del Duca di Terranova (Berlin) Bolte 1851 Madonna mit Heiligen (Berlin) R i t t e r u m 1845 Selbstbildnis Raffaels (Florenz, Uffizien) Corsi 1859 Bildnis D o n Blasio nach Perugino (Rom) W a c h Bildnis D o n Balthasar desgl. Grablegung (Rom) Lengerich Madonna m i t der Nelke (Original verschollen) W a c h Madonna T e m p i (München) H e r r m a n n Die schöne Gärtnerin (Paris) Kolbe Madonna mit K i n d (Berlin) Blankenburg Die Disputa (Vatikan) Temmel u. Kaselowski u m 1846

K r e u z g a n g der Friedenskirche. Aquarell von C. G r a e b (um 1850)

XIV. XV. XVI. XVII. XVIII. XIX. XX. XXI. XXII. XXIII. XXIV. XXV. XXVI. XXVII. XXVIII. XXIX. XXX. XXXI. XXXII. XXXIII. XXXIV. XXXV. XXXVI. XXXVII. XXXVIII. XXXIX. XL. XLI. XLII. XLIII. XLIV. XLV. XLVI. XLVII. XLVIII. XLIX. L.

Die Schule von Athen (Vatikan) Ritter 1852 Madonna von Loretto (Original verschollen) Völcker Madonna Alba (Leningrad) Krusemarck um 1840 Madonna mit dem Schleier (Paris) Steuben Madonna von Foligno (Vatikan) Senff Die Fornarina nach Sebastiano del Piombo (Florenz, Uffizien) Lengerich um 1847 Bildnis Bindo Altoviti (München) Kopist unbekannt Madonna mit Kind (London, Bridgewater House) Schmidt Madonna der göttlichen Liebe (Neapel) Kopist unbekannt Madonna mit dem Fisch (Madrid) Steuben Die Messe von Bolsena (Vatikan) Ritter u. Heidenreich 1854 Begegnung des Papstes Leo I. mit Attila (Vatikan) Kopist unbekannt Die vier Sybillen (Rom, Capella Chigi) Senff Triumph der Galathea (Rom, Farnesina) Lengerich 1843 (befindet sich im Malachitzimmer) Die heilige Cäcilie (Bologna) Schoppe Die Vision des Hesekiel (Florenz, Pitti) Carl Begas Madonna della Sedia desgl. Kreuztragung (Madrid) Schlesinger 1847 Heilige Familie (Madrid) Steuben Der heilige Michael (Paris) Tcrnite Die heilige Familie Franz I. (Paris) Kolbe Die kleine heilige Familie (Paris) Völcker Bildnis Johanna von Aragonien (Paris) Gebauer Leo X . mit zwei Kardinälen (Florenz, Pitti) Bolte 1856 DerViolin8pielernachSebastianodelPiombo(Rom)LuiseSeidler Die Sixtinische Madonna (Dresden) Bury Verklärung Christi (Vatikan) Hensel Die Konstantinschlacht (Vatikan) Hillner 1773 Madonna dell'Impannata (Florenz, Pitti) Senff Madonna mit der Rose (Madrid) Kopist unbekannt Heilige Familie (Dresden) Schmidt Krönung der Maria (Vatikan) Bolte um 1860. Vertreibung des Heliodor (Vatikan) Schwarzer um 1860 Der heilige Georg (Paris) Kopist unbekannt um 1860 Madonna della Staffa (Leningrad) Kopist unbekannt um 1860 Madonna mit Kind und Heiligen (Berlin) Bolte Bildnis Kardinal Bibbiena (Florenz, Pitti) Oskar Begas 1860 23

Plastik 1. Mädchen mit Muscheln (Steinhäuser 1852) 2. Ganymed (Voss 1860) 3. Hebe (Voss 1859) 4. Mirjam (Imhof 1860) 5. Schlafende Spinnerin (Troschel 1860) 6. Iphigenie (Heidel 1852) 7. Knabe mit Hund (Schulz um 1860) 8. Knabe mit Hund (Ferrari 1857) 9. Spähendes Mädchen (Berges 1852) 10. Knabe mit Vogel (Berges 1834) 11. Bacchus und Amor (Berges 1852) 12. Herkules mit Schlangen (Troschel um 1841) Die Innenausstattung der ursprünglich als Gästewohnung gedachten Nebenräume des ßaffaelsaals, von Stüler entworfen, zeigt ein Stilgemisch von Klassizismus und Rokoko, wie es in Preußen nur einmal an dieser Stelle vorkommt. Am ehesten dem Louis XVI.-Stil vom Ende des 18. Jahrhunderts verwandt, ist sie durch naturgetreue Wiedergaben von Blumensträußen und menschlichen Figuren im Rahmen der Rokokodekorationen als Eigenart der Mitte des 19. Jahrhunderts gekennzeichnet. Östliche Nebenräume (vom Eingang rechts) Lapislazulizimmer Plastik: 13. Ballspieler (Wittzack 1843) 14. Schmetterlingsfänger (Franz 1847) 15. Dame mit Hund (Félicie de Fauveau 1846) Chinesische Vasen, Tisch mit Lapislazuliplatte, Schale aus Rosso Corallino, kleine Räuchergefaße aus Lapislázuli, Möbel in nachgeahmtem Rokokostil, blau bezogen. Malachitzimmer (gedacht ab Schlafzimmer der Zarin von Rußland, einer Schwester des Königs). Gemälde: Galathea (Kopie nach Raffael, s. Nr. XXVII) Begräbnis des letzten Dogen (Stange 1851) Nacht in Venedig desgl. Villa Conti bei Frascati (Oswald Achenbach 1856) Remter der Marienburg (Schultz um 1845) Phantasielandschaft (Schirmer 1852) 24

Plastik : 16. Schlafender Faun (Troschel um 1855) 17. Bacchus im Korb (Troschel 1853) 18. Danaide (Rauch 1852) 19. Büste des Antinous (Thorwaldsen 1809) 20. Büste des Adoiiis (desgl.) 21. Amor und Psyche (Hassenpflug 1858) 22. Statuette Friedrich Wilhelms IV. (Cauer 1860) 23. Lachender Nymphenkopf (Kopie nach antikem Vorbild) 24. Knabenkopf (desgl.) 25. Bittender Knabe (Troschel nach Wredow um 1850) 26. Knabe und Mädchen (Mayer um 1850) Möbel in nachgeahmtem Rokokostil rot bezogen. Kamin, Schreibtischgerät, Tischplatten, Vasen und Schalen aus Malachit, sowie große Marmorvase auf Sockel, gearbeitet von 1849—53 in Petersburg (Geschenke des Zaren von Rußland). W e s t l i c h e N e b e n r ä u m e (vom Eingang links) P o r z e l l a n z i m m e r . Wertvolle Porzellangruppen aus den ersten Jahrzehnten der Berliner Porzellanmanufaktur (siebziger, achtziger und neunziger Jahre des 18. Jahrhunderts). Vier Meißener Porzellanvasen darstellend die Elemente (Kaendler um 1760). Plastik: 27. Napoleon als Gesetzgeber (Chaudet 1806) 28. Kopie des Augustuskopfes im Vatikan (Cauer 1855) 29. Kleine Kopie der antiken Niobidengruppe (Kopist unbekannt) 30. Kopie der Artemis von Gabii in Paris (Hassenpflug 1855) Tisch mit Bernsteinplatte, Spiegel mit Bernsteineinfassung, Marmorschale auf Sockel. Möbel in nachgeahmtem Rokokostil, violett bezogen. Boullezimmer. Gemälde : Vier Landschaftsansichten aus dem Heiligen Lande (Nazareth, Teich Bethesda, Bethlehem, Jerusalem) von E. Hildebrandt (1856) Kopie der Anbetung von Perugino (Rom) von Ahlborn (1852) Plastik: 31. Mädchen mit Tauben (Engel 1851) 32. Andromeda (Hassenpflug 1858) 33. Abel (Stöwer 1860) Möbel den französischen Boullemöbeln um die Mitte des 18. Jahrhunderts nachgebildet, rot bezogen. Schreibtisch alt (um 1750). 25

G r ü n e s S c h l a f z i m m e r . Zwei schöne alte Kommoden aus der Mitte des 18. Jahrhunderts und besonders schöner Rokokoschrank. Biedermeier-Tisch mit Rosenholzeinlage. Sessel und Bergère in nachgeahmtem Rokokostil grün bezogen. Sehr kennzeichnende Wand- und Deckenverzierung. R ü c k f r o nt In den Rundnischen der Pilaster des Mittelbaus vier allegorische Tageszeitendarstellungen von Moritz Schulz (um 1870). T e r r a s s e (Teehalle). Plastik : 34. Knöchelspieler (Steinhäuser 1844) 35. Mädchen sich schmückend (E. Wolff um 1850) 36. Paris (Wredow um 1850) 37. Büste des Adonis auf Marmorsäule (Woltreck 1845) 38. Büste eines Mädchens (desgl.) 39. Venus (Mayer 1859) 40. David (Möller 1852) 41. Amor auf einer Schildkröte reitend (Piehl 1858) 42. Flachsbrecherin (Troschel 1851) Dreischalige Marmorfontäne. Kleiner Garten an Stelle eines hier geplanten Teiches. Darin auf hohem Postament Kopf der Juno Ludovisi (Kopie nach der Antike ergänzt von Rauch). Südliche

Terrassenanlagen

Vor dem Portal: Standbild Friedrich Wilhelms IV. von Bläser (1871). Plastik : Zwei Nikefiguren (Rauch 1836 und 1846) Knabe und Najade mit Krug (Abgüsse nach Rauch um 1855) Flora (Künstler unbekannt, um 1855) Satyr (Abguß einer antiken Statue) Ceres und Pomona (auf hohen Säulen. Nachbildungen antiker Statuen) Zwei antike Sarkophage als Brunnenschmuck. Vierzehn Hermenköpfe am Fuße der Terrasse, 1928 als Ersatz für die verwitterten Originale der fünfziger Jahre angefertigt. Vor dem Ostflügel: Daphne. Kopie nach Bernini von Stützel (1861) Am Ostflügel: Zeus von Otrikoli. Kopie nach der Antike (um 1855).

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P r o j e k t d e s L u s t s c h l o s s e s a u f dein P f i n g s t l i r r i r Vquarell \ ou I'-. \ . A r m i n ( u m 1 856)

I n n e n h o f d e s L u s t s c h l o s s e s . A q u a r e l l v o n C. G r a e b ( 1 8 1 9 )

K L E I N E R E BAUTEN UND

PARKANLAGEN

S t i b a d i u m i m P a r a d i e s g ä r t l . Antiker Brunnenhof, quadratisch, mit westlich ausgebuchteter Einfassungsmauer und Säulenumgang. Erbaut von Persius 1844. Die Säulen aus gebranntem Ton (gebrannt in der bekannten Fabrik des Kunsthandwerkers Feilner). In der Mitte des Bassins bronzene Brunnengruppe eines Adlers, der einem Reh die Kehle durchbeißt (Bürde 1846). Wandmalereien italienischer Landschaften von Lompeck. In der Fundnische Exedra (Gartensitz der Quelle). In den Luken der durch Triglyphen (Verzierungen des Dachgebälks) geschmückten Mauer bunte Glasvasen nach pompejanischem Vorbild von Koch. Östlich ein Wasserfall über zwölf Stufen, verziert durch Hermenköpfe, ausgeführt von Hesse. * G ä r t n e r w o h n u n g (südlich des Paradiesgärtls) 1844 von Persius im italienischen Villenstil erbaut. N o r d i s c h e r u n d s i z i l i a n i s c h e r G a r t e n . An Stelle des ursprünglich geplanten Casinos wurden diese beiden mit Koniferen und Tannen (im nordischen) und mit Orangen, Palmen, Cypressen, Ölbäumen etc. (im sizilianischen Garten) bepflanzten Anlagen 1857 von Lenne im Sinne Peptons durchgeführt, (vgl. Huth: Der Park von Sanssouci). • M ü l l e r h a u s (ehemalige Gästewohnung) 1847 von Hesse im italienischen Villenstil erbaut. Gleichzeitig architektonische Fassung des Hügels und der Historischen Mühle. In den Rundnischen der südlichen Terrasse Zinnnachbildungen antiker Statuen. • W e i n b e r g m i t W i n z e r h a u s . Nach Plänen Friedrich Wilhelms IV. wurde der ursprünglich zur Aufnahme des großen Gedächtnistempels (später eines Amphitheaters) bestimmte Weinberg 1847 von Lenne in der Art einer italienischen Vigne angelegt, das Winzerhäuschen mit ansteigenden Aufgängen, Terrassen und durchbrochenem Turm erbaute Hesse 1849. F l ü g e l b a u t e n v o n S c h l o ß S a n s s o u c i . 1841—42 durch Persius und den Bauinspektor v. Arnim neu aufgebaut. Äußeres im Stil des Schlosses. Im Innern des * Ostflügels Küche und Dienerwohnungen, im Westflügel Wohnräume für Hofdamen und Fremde in nachgeahmtem Rokokostil. Neuerdings mit Möbeln und Gebrauchsgegenständen aus den Wohnräumen Friedrich Wilhelms IV. im Schloß ausgestattet. • I n s p e k t o r w o h n u n g der B i l d e r g a l e r i e F r i e d r i c h s des G r o ß e n . Der grottenförmige einstöckige Bau aus der Zeit Friedrich Wilhelms I I wurde 1842 durch Persius im italienischen Stil aufgestockt. E i n f a h r t s t o r a m F u ß d e s W e i n b e r g s . Gedacht als Einfahrt für die große nicht ausgeführte Prachtstraße. 1851 zu Ehren des aus dem badischen Feldzug heimgekehrten Prinzen Wilhelm errichtet. Nachbildung 27

des Triumphbogens der Goldschmiede in Rom. Gebrannter Ton (Feilner). An den Innenwänden vier Reliefs: Auszug, Triumphzug und Heimkehr der Krieger nach antikem Vorbild von Schievelbein. An den Pfeilerwandungen kleine Reliefs mit allegorischen Figuren der Künste und Tugenden von Bläser u n d der Wissenschaften von Dankberg. Festons mit Früchten. An der Umfassungsmauer des Weinbergs Brunnennische mit Danaidenfigur, entworfen von Hesse. B e l v e d e r e a u f d e m R u i n e n b e r g . Erweiterung der Ruinenanlage Friedrichs des Großen durch einen viereckigen Wartturm in mittelalterlichem Stil 1845 von Arnim. D r e i - K ö n i g s t o r . In der östlichen Parkmauer Portalanlage mit den Statuen von David, Salomo und Karl dem Großen (den Beschützern des Glaubens) in Mauernischen. Entworfen von Hesse 1850. FRIEDENSKIRCHE

UND

NACHBARBAUTEN

F r i e d e n s k i r c h e . In der Art einer frühchristlichen Basilika (Vorbild S. d e m e n t e in Rom) mit gesondertem Glockenturm (Vorbild S. Maria di Cosmedin in Rom) nach Entwürfen Friedrich Wilhelms IV. und Plänen von Persius unter Oberleitung von Stüler durch Hesse und von Arnim an einem durch Lenne künstlich angelegten See in den Jahren 1845—48 erbaut. Vor dem Haupteingang ein von Säulengängen eingefaßter Vorhof, rechts davon der Kreuzgang mit anliegendem Predigerhaus und Schulgebäude in italienischem Villenstil. Das Terracottaportal des Kreuzgangs ein Abguß eines frühgotischen Portals am Kloster Heilsbronn, angefertigt von Feilner um 1835, aufgestellt von Hesse 1863. Ein gesonderter Säulengang führt aus der Vorhalle nach Norden am Seeufer entlang zu einer kleinen Eingangspforte, die vom König benutzt wurde, wenn er von Sanssouci kam. Sie ist mit einem auf einer Lavatafel gemalten Christuskopf von Klöber verziert. Der Säulengang hat einen halbrunden Ausbau mit einer Ruhebank. Im Kreuzgang am Fuße des Glockenturms Schießmauer (Kugelfang) Friedrich Wilhelms I., verziert durch venezianische Reliefreste und einen Abguß des Tympanons der Kirche zu Alpirsbach, als Brunnenanlage. Im Vorhof Abguß der Christusstatue von Thorwaldsen (Winkelmann 1821). In einer Nische des westlichen Umgangs Marmorgruppe: Moses, Aron und Hur von Rauch (1856). Östlich das 1892 von Raschdorff erbaute Mausoleum des Kaisers und der Kaiserin Friedrich, eine Nachahmung der Grabkapelle von Innichen (Tirol). "("Inneres. Das Mittelschiff ist gegen die Seitenschiffe durch sechzehn dunkelgrüne Marmorsäulen abgetrennt. In der Apsis Mosaik aus der Kirche S. Cypriano auf der Insel Murano bei Venedig (1108), vom Kron-

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Heilandskirche in Sacrow. Aquarell von F. Vlarohn (um 10 15)

Meierei im ¡Neuen Garten. Aquarell von F. Marohn (um 1845)

prinzen Friedrich Wilhelm 1834 a n g e k a u f t . Rechts der Kanzel Marmors t a t u e eines Engels v o n Tenerani (1864) sowie eine m a r m o r n e Martersäule mit drei Engeln von Steinhäuser (1859). Vier Jaspissäulen, Geschenke des Zaren von R u ß l a n d , t r a g e n den Altarbaldachin. BlaueB Kreuz in der Vorderwand des Altars, hergestellt aus der Schnupftabaksdose, die Friedrich der Große bei Kunersdorf trug. An der W a n d des Ganges zur G r u f t Friedrich Wilhelms IV. u n d seiner Gemahlin u n t e r dem Altar, Läufer, gestickt von der Königin Elisabeth. I n n e r e s d e s M a u s o l e u m s . Grabdenkmäler des Kaiserpaares u n d der Prinzen Waldemar u n d Sigismund (R. Begas.) P i e t à von Rietschel (1855). M a r l y g a r t e n . Besonders schöne u n d kennzeichnende Gartenanlage n a c h englischem Vorbild v o n Lenné (um 1845—50 vgl. H u t h : Der P a r k von Sanssouci). An der Ostwand des Glockenturms Fresko von Steinbrück : Christus am ö l b e r g (1852). * K a b i n e t t s h a u s (Villa Ulaire) 1844—46 nach Plänen von Persius durch Hesse im italienischen Villenstil e r b a u t . -j-*Villa L i e g n i t z . Altes Gebäude, 1841 durch den B a u r a t Schadow im Stil von Charlottenhof u m g e b a u t . S t i b a d i u m von Stüler. •¡•'Zivilkabinettshaus 1843 im italienischen Villenstil von Persius e r b a u t . • f E l i s a b e t h h a u s U m b a u eines friederizianischen Gebäudes v o n 1773 (Rokokotür a n der R ü c k f r o n t ) im italienischen Villenstil durch Persius 1843. B A U T E N U N D G Ä R T E N I N D E R U M G E B U N G VON SANSSOUCI -}-*Schloß L i n d s t e d t . U m b a u eines alten Gutshauses nach E n t w ü r f e n Friedrich Wilhelms IV. u n d Plänen von Persius (1843) u n d Stüler (1855) durch Hesse in den J a h r e n 1859—60 ausgeführt. Einfacher Villenbau in der Art von Charlottenhof mit Pergola, vorgebautem Portikus u n d R u n d t u r m mit K u p p e l auf freistehendem Säulenkranz. I m Garten vier beachtenswerte m a r m o r n e P u t t e n s t a t u e n als Darstellungen der vier Erdteile u n d Statue eines Gottes ( u m 1680, vermutlich aus dem nicht erhaltenen Lustschloß Bornim), Caritas (Schulz 1860) 6 H e r r e n , drei allegorische Statuen der Fischerei, der Imkerei u n d des Ackerbaus (Zinnguß u m 1860) n a c h antiken Vorbildern. B o r n s t e d t . - J - * G u t s h a u s . Nach E n t w ü r f e n von Persius 1844 anstelle eines alten Gebäudes zweistöckig in italienischem Villenstil e r b a u t . • ¡ • • A m t s g e b ä u d e . N e u b a u anstelle eines 1846 a b g e b r a n n t e n Gebäudes durch Häberlin im italienischen Villenstil e r b a u t . -{"Kirche. Anstelle einer bis ins 16. J h d t . nachweisbaren Kirche die mehrmals, (zuletzt 1805) erneuert wurde, N e u b a u einer einschiffigen Basilika mit gesondertem Glockenturm u n d d a r a n anschließendem der Kirche

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östlich quer vorgelagertem Säulengang. Erbaut (vermutlich nach Plänen von Persius) in den Jahren 1855—57 durch Stüler unter Bauleitung von Häberlin. Alle Ornamente aus gebranntem Ton. Auf den vier Eckpfeilern turmartig zugespitzte Baldachine, darunter Statuen der vier Apostel Petrus, Paulus, Jacobus und Johannes aus gebranntem Ton von Koch. 1882 wurde anstelle der östlichen Apsis ein dreischiffiger Choranbau für den Kronprinzen (Kaiser) Friedrich durch Reinhold Persius d. J . errichtet. I n n e r e s . Im Schiff umlaufende durch Holzsäulen gestützte Galerie. Auf dem Altar zwei Apostelvasen, im südlichen Seitenschiff des Chors ein Christuskopf sowie Nachbildung des Abendmahls von Lionardo, alle aus Berliner Eisenguß (um 1820). Sie entstammen der Hauskapelle Friedrich Wilhelms I I I . Links vom Haupteingang Grabmal des Freiherrn von Gundling (1731), rechts des Oberküchenmeisters von Holwede mit Bildnisbüste (1731) und des ersten Bürgermeisters von Potsdam Martin Plümicke (1734.) V i a d u k t über den Entwässerungsgraben (Teufelsbrücke) 1843 von Persius in der Art einer römischen Wasserleitung erbaut. •j-W i 1 d p a r k. Die Försterwohnungen am Eingang nach Sanssouci (in mittelalterlichem Burgenstil), nach Kuhfort (im italienischen Villenstil), am Südtor (Gemisch von mittelalterlichem und italienischem Stil) und die Wildmeisterwohnung (als Jagdschloß im Stil einer mittelalterlichen Feudalburg gedacht, jedoch nur als italienisches Bauernhaus ausgeführt) wurden nach Plänen von Persius in den Jahren 1840—46 erbaut. •{•Bayrisches H ä u s c h e n . 1847 durch Hesse im Stil eines bayrischen Gebirgshauses erbaut. Im ersten Stockwerk ein großer Saal und zwei kleine Salons, deren Wände mit Mahagoni und Palisanderholz verkleidet sind. Münchener Ansichten von Lorenzo Quaglio, Blumenstilleben, Kronleuchter aus Jagdtrophäen, Schachbrett mit sehr eigenartigen Schnitzfiguren (um 1850), sowie reizvolle Möbelstücke.

LUSTSCHLOSS

AUF

DEM

PFINGSTBERG

Fragment einer geplanten großen Kaskadenanlage zur Bewässerung des Neuen Gartens. Gedacht als Schloßbau mit durchbrochenen Doppeltürmen, Säulengängen, Balustraden und Freitreppen, die zwei große Höfe umschließen, zwischen denen sich ein Schlößchen in der Art des Casinos der Villa Caprarola bei Viterbo erheben sollte. Erste Entwürfe nach Zeichnungen Friedrich Wilhelms IV. von Persius (1844) ohne Turmanlage, nur die kleine Villa. Spätere Pläne von Stüler und Hesse (1847). E r s t e B a u z e i t 1849—52. Zur Ausführung kamen nur die gewaltigen, durch Bogenstellungen gestützten Umfassungsmauern mit offenen Säulen-

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gangen u n d die D o p p e l t u r m a n l a g e mit Verbindungskolonnade u n d Terrasse (ähnlich der Orangerie). Die B r ü s t u n g e n zwischen den Säulen aus geb r a n n t e m Ton (Feilner). I m S ü d t u r m „ R ö m i s c h e s K a b i n e t t " ausgemalt mit Arabesken nach pompejanischen Vorbildern (von Ossowsky) u n d kleinen L a n d s c h a f t e n u n d Festons m i t F r ü c h t e n (von Lompeck). Tischplatte aus L a v a des Vesuvs in pompejanischem Stil bemalt. Stühle u m 1800. I m N o r d t u r m „ M a u r i s c h e s K a b i n e t t " , im Stile der A l h a m b r a , die W ä n d e m i t b u n t e n Kacheln verkleidet. Vier Tische m i t Marmorplatten, darin Einlagen v o n wertvollen Steinen. Gipsnachbildung einer maurischen Vase. Stühle u m 1860. Z w e i t e B a u z e i t 1860—63. An Stelle des geplanten Gebäudes zwischen den beiden H ö f e n Pfeilerhalle mit Kuppelgewölben u n d d a r ü b e r liegender Terrasse e r b a u t v o n Hesse nach E n t w ü r f e n von Stüler. Gartenanlagen im englischen Stil von Lenne, östlich des N e u b a u s kleiner Teepavillon Friedrich Wilhelms I I I . u n d der Königin Luise, frühester B a u v o n Schinkel (1800). NEUER

GARTEN

F l ü g e l b a u t e n d e s M a r m o r p a l a i s . Die von Friedrich Wilhelm I I . unvollendet hinterlassenen Seitenflügel 1843 durch Hesse ausgebaut. An den R ü c k w ä n d e n der Säulengänge Fresken mit Darstellungen aus der Nibelungensage von Ossowsky n a c h E n t w ü r f e n von Kolbe u n d Landschaften v o n Lompeck. I m I n n e r n a n den W ä n d e n der bogenförmigen Verbindungsgänge Fresken mit A r a b e s k e n u n d Landschäftsansichten v o n Rosendahl. Von diesem auch der W a n d s c h m u c k des südlichen Vorzimmers. Deckengemälde, die vier Jahreszeiten darstellend, von v. Kloeber (um 1845). Kopie der Aurora v o n Guido Reni als Deckengemälde des Speisezimmers (Lengerich u m 1845). Schlafzimmer des nördlichen Flügels, ausgeschmückt m i t lebensgroßen Gemälden von v. Kloeber: G e b u r t der Venus, Apollo als Hirt, Bacchus u n d Ariadne, Schlaf u n d T r a u m , Amor. Deckengemälde: Tierkreis. M e i e r e i . U m b a u eines Gebäudes aus der Zeit Friedrich Wilhelms I I . in mittelalterlichem Burgenstil v o n Persius 1844. B A U T E N IN D E R S T A D T

POTSDAM

f N i c o l a i k i r c h e . N e u b a u anstelle der alten Stadt-(Catharinen)kirche 1830—37 nach E n t w ü r f e n von Schinkel u u t e r Mitarbeit von Persius. Zentralbau mit umlaufender Galerie im I n n e r n . Die K u p p e l (in der A r t der Paulskirche in London) u n d die vier als Gewölbeträger dienenden E c k t ü r m e w u r d e n 1843—49 von Persius u n d Stüler e r b a u t . I m I n n e r n

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Wandmalereien, Gestalten des Neuen T e s t a m e n t s n a c h E n t w ü r f e n von Cornelius, a u s g e f ü h r t v o n dessen Berliner Schülern. I n der K u p p e l S t a t u e n v o n Gestalten des Alten T e s t a m e n t s von Tieck, Affinger, Berges, Kiß, Koch, S t ü r m e r , Stützel, Wittig u. a. - j - * P a l a s t B a r b e r i n i . U m b a u des ursprünglich 1771 errichteten Baues 1846—49 n a c h P l ä n e n von Persius durch Hesse u n d P r ü f e r in der A r t des römischen Palastes. I m I n n e r n großer Konzertsaal. • W a s s e r w e r k v o n S a n s s o u c i . I n maurischem Stil m i t Moscheekuppel u n d Minarett 1842 von Persius an der H a v e l e r b a u t . - j " * P r o v i a n t m a g a z i n a m Schafgräben (ehemals D ä m p f m ü h l e der Seeh a n d l u n g ) 1842 in der A r t einer normannischen Burg durch Persius e r b a u t . • ( • • P r o v i a n t a m t in der Leipzigerstraße, 1843 durch Persius in mittelalterlichem Stil e r b a u t . •f** V i l l a A l e x a n d e r (Bertinistraße 17) u m 1 8 3 8 u n d f * V i l l a S c h ö n i n g (am Westende der Glienicker Brücke) 1842 von Persius in italienischem Villenstil e r b a u t . - | - * L o g e M i n e r v a (Kiezstraße 10) A n b a u an das alte friederizianische H a u s 1844—45 durch Persius nach Art eines antiken Tempels ausgeführt. BAUTEN IN DER

WEITEREN

UMGEBUNG

- ¡ • S a k r o w ( H e i l a n d s k i r c h e ) . F ü r eine alte Dorfkirche N e u b a u einer einschiffigen Basilika m i t gesondertem Glockenturm u n d Säulenumgang auf e r h ö h t e m P o d e s t in frühchristlichem Stil n a c h E n t w ü r f e n Friedrich Wilhelms IV. v o n Persius in den J a h r e n 1841—44 erbaut. I m I n n e r n der Apsis Freskogemälde: Christus von Engeln umgeben v o n Eibel n a c h E n t würfen v o n K a r l Begas. - { - ' N e d l i t z . Das B r ü c k e n h a u s u n d die B r ü c k e m i t b e k r ö n e n d e m B u r g t o r wurden 1853—54 n a c h Plänen von Persius durch den R e g i e r u n g s b a u r a t H o r n in n o r m a n n i s c h e m Stil ausgeführt. -J-* B o r n i m. A m t s h a u s 1844 von Persius i m italienischen Villenstil e r b a u t . • j - W e r d e r . K i r c h e . U n t e r B e n u t z u n g eines alten Turmes U m b a u in n e u gotischem Stil d u r c h Stüler (1858). I m I n n e r n kreuzförmige Zentralanlage. - ¡ • C a p u t h . Kirche. Romanische Pfeilerbasilika mit gesondertem Glockent u r m 1848—52 n a c h P l ä n e n Stülers e r b a u t .

ANLAGEN VON C H A R L O T T E N H O F 1 Das Schloß 2 Dichterheim 3 Hippodrom 4 Rosengarten 5 Gärtnerhaus 6 Römisches Bad 7 Meierei 8 Fasanerie O R A N G E R I E UND BENACHBARTE ANLAGEN 9 Orangerie 10 Stibadium im Paradiesgärtl 11 Gärtnerwohnung 12 Nordischer Garten 13 Sizilianischer Garten K L E I N E R E BAUTEN UND P A R K A N L A G E N I N SANSSOUCI 14 Historische Mühle 15 Müllerhaus 16 Weinberg mit Winzerhaus 17 Triumphtor am F u ß des Weinbergs 18 Dreikönigstor und Elisabethhaus 19 Flügelbauten von Schloß Sanssouci 20 Inspektorwohnung an der Bildergalerie 21 Belvedere auf dem Ruinenberg 22 Wasserwerk von Sanssouci F R I E D E N S K I R C H E U N D NACHBARBAUTEN 23 Die Kirche und das Mausoleum Friedrichs I I I . 24 Zivilkabinettshaus 25 Marlygarten 26 Kleines Kabinettshaus (Villa Illaire) 27 Villa Liegnitz BAUTEN UND GÄRTEN IN D E R UMGEBUNG VON SANSSOUCI 28 Schloß Lindstedt 29 Bornstedt (Kirche und Amtshaus) 30 Wildpark (Eingang von Sanssouci) 31 Wildmeisterwohnung 32 LUSTSCHLOSS A U F DEM P F I N G S T B E R G N E U E R GARTEN 33 Flügelbauten am Marmorpalais 34 Meierei BAUTEN IN UND B E I POTSDAM 35 Nikolaikirche 36 Palast Barberini 37 Villa Schöning 38 Proviantmagazin am Schafgraben 39 Proviantamt in der Leipzigerstraße (am Hauptbahnhof) 40 Loge Minerva 41 Villa Alexander 42 Sakrow, Heilandskirche