Die Baumgartnerhäuser: Basel 1926-1938 9783034610827

Residential Quality and Urbanity: Baumgartner Houses in Basel Between 1926 and 1938, the construction development comp

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German Pages 144 Year 2012

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Table of contents :
«Baumgartnerhäuser» – ein Begriff
Historischer Kontext
«Sachliche Einfachheit und Basler Stilarchitektur». Baumgartner & Hindermann – Architekt & Unternehmer
Wirtschaftlicher und sozialer Wandel in der Zwischenkriegszeit
Die Architekten
Wilhelm Emil Baumgartner – Spekulant und Unternehmergenie
Die Häuser
Vom Bauteil zum Stadtquartier. Was ist ein Baumgartnerhaus?
Das Haus: Konstruktion, Ausstattung und Grundrisstypen
Die Ensembles
Die Quartiere
Bauchronologien
Andere «Baumgartnerhäuser»
Ausblick
Lernen von Baumgartner?
Anhang
Literatur und Quellen
Abbildungsnachweis
Die Autorinnen und Autoren
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Die Baumgartnerhäuser: Basel 1926-1938
 9783034610827

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Die Baumgartnerhäuser

Basel 1926 – 1938

Rebekka Brandenberger

Ulrike Zophoniasson

Die Baumgartnerhäuser

Basel 1926–1938

Birkhäuser Basel

Marco Zünd

4

Dorothee Huber «Baumgartnerhäuser» – ein Begriff

Historischer Kontext

9

Laurent Stalder «Sachliche Einfachheit und Basler Stilarchitektur»

13

Baumgartner & Hindermann – Architekt & Unternehmer Bernard Degen Wirtschaftlicher und sozialer Wandel

21

in der Zwischenkriegszeit

Die Architekten

Ulrike Zophoniasson Wilhelm Emil Baumgartner –

31

Spekulant und Unternehmergenie

Die Häuser

Rebekka Brandenberger Vom Bauteil zum Stadtquartier

51

Was ist ein Baumgartnerhaus? Das Haus: Konstruktion, Ausstattung und Grundrisstypen Die Ensembles Die Quartiere Bauchronologien Andere «Baumgartnerhäuser»

Ausblick

Marco Zünd Lernen von Baumgartner?

Anhang

Literatur und Quellen Abbildungsnachweis

135

141 142

Die Autorinnen und Autoren

143

1

Titelseite der Werbebroschüre der Firma Baumgartner & Hindermann

1

Dorothee Huber

« BAUMGARTNERHÄUSER » – EIN BEGRIFF Wilhelm Baumgartner (1893–1946) muss ein tüchtiger Mann gewesen sein, zupackend, entschlossen, durchsetzungsfreudig, vielleicht auch skrupellos. Aufgewachsen in Basel in einfachen Verhältnissen – sein Vater arbeitete im Schlachthof und führte später ein Wirtshaus an der Elsässerstrasse –, machte der Sohn eine Lehre als Spediteur und gründete mit 27 Jahren eine eigene Firma unter dem Namen «Treuhand für Immobilien AG». Zwei Jahre später heiratete er, und im gleichen Jahr traf ihn ein Unglück, das Baumgartner zum «Wendepunkt in seinem Leben» zu machen verstand. Die elterliche Wirtschaft an der Elsässerstrasse brannte nieder. Das hätte den wirtschaftlichen Ruin der Familie bedeuten können – wenn nicht der Sohn eben darin die Chance seines Lebens erblickt hätte: Er begann zu spekulieren, bebaute das Grundstück neu, machte Geld und kaufte weiteres Land in den noch locker bebauten äusseren Quartieren, bebaute es und verkaufte die Liegenschaften. Dies – die Konjunktur war günstig Ende der 1920er-Jahre – offensichtlich mit Gewinn. Während rund zwanzig Jahren schien sich die Methode zu bewähren: riskieren, investieren, selber bauen und verkaufen. Oder, wie es ein Freund in einer Trauerrede formulierte: «Er besass eine merkwürdig kurze geistige Leitung und ein ganz eigenes System, die Dinge anzupacken». Dabei war Baumgartner nicht Architekt, wiewohl sein Unternehmen im Adressbuch seit 1927 unter den Architekturbüros aufgeführt ist. Zwei Architekten standen hinter dem Immobilien-Unternehmer: Paul Hosch und Hans Hindermann. Ihre Handschriften lassen sich kaum unterscheiden. Was wir jedoch unzweifelhaft identifizieren, sind die Baumgartnerhäuser. Zuerst im St. Johann, nahe der elterlichen Liegenschaft (Fatiostrasse, Vogesenstrasse, Mülhauserstrasse), und am Nordrand der Schützenmatte. Dann im Kleinbasler Wettsteinquartier (Landhof), schliesslich am Fusse des Margarethenhügels (Pruntruterstrasse, Dachsfelderstrasse) und auf dem Luftmattareal: Hier stehen sie, die unverwechselbaren drei- bis fünfgeschossigen Etagenhäuser in einem trockenen, vielleicht süddeutsch animierten Neobarock, alterslos, unzeitgemäss und dennoch, 2

Die Baumgartnerhäuser im Stadtplan

vielleicht gerade deswegen, ein Erfolg. Ein wirtschaftlicher Erfolg zuerst einmal für den

9

Unternehmer selbst, der immer weiterbaute. Dann – etwas zwiespältig – für die beteiligten Handwerker, die in den Zeiten der Krise Arbeit hatten, wenn auch der Bauherr und Unternehmer den Preis diktierte. Und ein Erfolg auch für die Hauseigentümer, deren Häuser nicht eben günstig, dafür solide und dauerhaft waren. Davon profitierten unzählige Mieterinnen und Mieter, die in den vergangenen Jahrzehnten in den relativ günstigen, relativ grosszügigen, relativ komfortabel ausgerüsteten Baumgartnerwohnungen lebten. Der Versuch, diese Erfolgsgeschichte zu ergründen, wurde schon mehrfach unternommen, ohne Ergebnis, entzieht sich doch das «System Baumgartner» dem leichten Zugriff der Geschichtsschreibung. Ein Artikel in der Schweizerischen Bauzeitung über die Grossgarage Schlotterbeck (1928), eine Darstellung der eigenen Arbeit aus der Firma selbst und schliesslich die Nekrologe, sonst finden sich kaum Publikationen über die Tätigkeit der Firma – ein seltsames Missverhältnis zwischen der Präsenz der Baumgartnerhäuser in der Stadt und dem Fehlen publizierter Auseinandersetzungen mit deren Initiator. So waren denn die Autorinnen und Autoren der Ausstellung im Architekturmuseum Basel und der vorliegenden Untersuchung auf ihren Spürsinn angewiesen und auf die mündliche Überlieferung, in der Baumgartner durchaus schillernde Züge annimmt. Bald ist die Rede vom tatkräftigen Unternehmer, vom hilfsbereiten Freund, Wanderund Reisegefährten, bald vom schlauen Spekulant, der schneller war beim Kauf eines günstigen Grundstücks und der bisweilen auch die von ihm abhängigen Handwerker in Bedrängnis brachte. Die Untersuchung gilt den Baumgartnerhäusern, dem «System Baumgartner». Sie gilt nicht der Grossgarage Schlotterbeck, die Baumgartner & Hindermann 1928 erbauten, jenem legendären Schlotterbeck, dessen Verlust zu beklagen wir keine Gelegenheit versäumen. Sie gilt auch nicht den Villen und luxuriösen Kleinwohnungen, die Baumgartner in den wirtschaftlich elenden 1930er- und 1940er-Jahren auch zu realisieren wusste. Mit den Baumgartnerhäusern berühren wir jene Grauzone der Architekturgeschichte, in der nicht die Rede ist von architektonischen Idealen und Innovationen, von städtebaulichen und sozialen Visionen, die in Theorie und Geschichte der Moderne in der Zwischenkriegszeit international bestimmend sind. Wir haben es auch nicht zu tun

10

mit jener Antimoderne, die den Avantgarden der Moderne ideologisch die Stirn bot. Wir nähern uns vielmehr jener Bautätigkeit, die ohne Anteil an den theoretischen Debatten die Menge des Gebauten ausmacht, jenem Bauen, das den Gesetzen des Marktes gehorcht, den Gesetzen des wirtschaftlich Ertragreichen, des politisch Machbaren und des gesellschaftlich Anerkannten. Dieses Terrain beherrschte Baumgartner mit dem ihm eigenen nüchternen Sinn für die Rationalisierung des Bauwesens. Dabei löste er den Aspekt der Rationalisierung aus dem modernen Junktim einer funktionalistischen Ästhetik und behandelte sie durchwegs pragmatisch, zum Gewinn für den Unternehmer und zum Gewinn für viele Mieterinnen und Mieter, die weder heute noch morgen zu den neuen Reichen zählen. Warum interessieren wir uns heute für die Baumgartnerhäuser? Auf der architektonischen Ebene gibt es jene ominöse «Modernität des Dauerhaften», deren Anhänger die Traditionslinie des einfachen, bewährten, ordentlichen Bauens verfolgen und diese vermeintlich unterschätzten Bauten aus dem Halbschatten der Moderne ins rechte Licht zu rücken suchen. Auf dem Markt der Theorien geraten dann diese gewöhnlichen Bauten bisweilen in den Sog einer unkontrollierten Überhöhung, erhalten eine unangemessene und ahistorische Vorbildwirkung und erleben eine bildtrunkene Stilisierung im Zeichen einer neoliberalen Kulturkritik. Dagegen – so vermute ich – erweisen sich die Baumgartnerhäuser als resistent, haben sie doch in der Wahrnehmung weiter Kreise der Bevölkerung längst ihren festen Platz im Stadtbild erworben. Nicht erst heute schätzen wir die städtebauliche Stabilität dieser Ensembles, die bislang kaum grössere Eingriffe erfahren haben, auch wenn da und dort ein einzelnes Haus himmelblau oder rosarot auftrumpft. Längst sind auch die Qualitäten der Wohnungsgrundrisse erkannt, die sich vielfältigster Nutzung ganz selbstverständlich anbieten: Die flache Hierarchie der Zimmergrössen erlaubt durchaus unterschiedliche Wohnformen. Und die Ansätze bürgerlicher Würdeformen – Fragmente von Enfiladen, zweiflüglige Verbindungstüren zwischen Salon und Salle à Manger, hohe Räume und Fenstertüren nach französischem Vorbild ebenso wie das verhaltene Dekor der repräsentativen Strassenfassaden – lassen sich im heutigen Gebrauch der jeweiligen Anspruchslage entsprechend lesen: pragmatisch, romantisch oder ironisch.

11

HISTO R IS C H E R K O NTE XT

Laurent Stalder

1

Baumgartner & Hindermann: Fahrturm, Garage Schlotterbeck, 1928

« SACHLICHE EINFACHHEIT UND BASLER STILARCHITEKTUR » BAUMGARTNER & HINDERMANN – ARCHITEKT & UNTERNEHMER «Der im besten Mannesalter von noch nicht 53 Jahren verstorbene Architekt W. E. Baumgartner war ein Mann, der sich seine Position mit der eigenen Energie geschaffen hat. Er hat durch seine zahlreichen Bauten das bauliche ‹ Gesicht › unserer Stadt nicht wenig verändert und teilweise ganz neue Methoden des Bauens zur Anwendung gebracht. Als am Ende der Wohnungsnot der 20er- Jahre die Bautätigkeit wieder in Fluss kam, war Baumgartner auf diesem Gebiete der Tätigste und Initiativste. Er rationalisierte den Wohnungsbau in verschiedener Hinsicht, er passte sich geschickt dem Geschmack einer bestimmten Mittelschicht an und erstellte zahlreiche sehr praktisch eingerichtete, nach einem einheitlichen Schema projektierte Wohnbauten.» 1 Der Erfolg Wilhelm Emil Baumgartners war unumstritten. Seine Häuser waren dafür Beweis genug. Schwieriger hingegen war die Würdigung seiner Tätigkeit. Die Beobachter waren geteilt zwischen der Bewunderung für seine «neuen Methoden» und einem Unbehagen gegenüber seiner Anpassung an den «Geschmack einer bestimmten Mittelschicht». Baumgartner selbst 1

pflegte dieses doppelte Rollenspiel bewusst. Als «enge Zusammenarbeit zwischen Unternehmer und Architekt» hatte er die Arbeitsgemeinschaft mit Hans Hindermann in seiner Werbebroschüre aus den 1930er- Jahren

in allen Punkten sachlich und geschickt durchgeführt» sei. 3 Damit war

bezeichnet. Und um eine allzu schnelle und eindeutige Einordnung zu ver-

jedoch nur die unternehmerische Leistung genannt, der architektonische

meiden, war die Firma auf den Bautafeln mit «Baumgartner & Hindermann,

Ausdruck hingegen mit keinem Wort erwähnt. Dasselbe hätte man in

Architekt und Unternehmer» aufgeführt – der ausgewiesene Unternehmer

einer Besprechung der Häuser schreiben können.

als Architekt, der gelernte Architekt als Unternehmer. 2 Diese Ambivalenz vor dem Werk und seinen Autoren spiegelte sich

Im historischen Rückblick liess sich die Verbindung von unternehmerischer Tüchtigkeit und architektonischer Qualität leichter würdigen. So

auch in den Fachpublikationen der Zeit wider. Während die über 300 Wohn-

hoben Camille Martin und Hans Bernoulli im Katalog zur schweizerischen

bauten gänzlich ignoriert wurden, wurde der bekannteste « Ingenieurbau »

Städtebauausstellung in Zürich von 1928 am Beispiel der zwischen 1860

der Firma Baumgartner & Hindermann, die Garage Schlotterbeck, anlässlich

und 1870 errichteten Basler Leimenstrasse deren gegenseitige Voraussetzung

seiner Einweihung 1928 gleich zweimal in Architekturzeitschriften be-

hervor: «Ohne dass ein bestimmtes Planschema für die Strassenflucht oder

sprochen. Die Schweizerische Bauzeitung lobte die gute Erschliessung, die

eine innere Bauflucht für die rückwärtige Begrenzung bestand, führte allein

zweckmässige Organisation und die Konstruktion. Das Werk hob zusätzlich

die konsequente strassen- und blockweise Anwendung desselben Typs

die unterschiedlichen neuartigen Materialien und die technischen Installa-

zu den ansprechenden Strassenbildern und den besonders wertvollen zusam-

tionen hervor, um abschliessend festzuhalten, dass der « Ausbau der Anlage

menhängenden, gleichmässig umbauten Gartengevierten.» 4 Bemerkens-

13

kritisch bemerkte, dass diese Wohnform lediglich aufgrund der Anforderungen der Feuerpolizei und der in den Baugesetzen festgelegten Parzellentiefen und Strassenbreiten – mit Randstein und Vorgarten – günstiger als das Einfamilienhaus sei, würdigte er sie im Vergleich zum grossen Mietshaus als eine «bedeutende Verbesserung». Der vorteilhafte Preis würde zudem den privaten Erwerb erleichtern. Doch obwohl er die Vorteile des Mehrfamilienhauses unterstrich, schränkte er ihre Bedeutung auch ein. Es sei zwar ein «Schritt vorwärts im Kampf um die Wiedergewinnung eines normalen Wohnhausbaues», eine Zwischenstufe «zwischen dem Massenmietshaus einerseits und dem auf zu hoher Stufe erst einsetzenden Einfamilienhaus andererseits» ,7 doch könnte es nur als «Uebergangsform» bis zur Baugesetzrevision gelten. Was Bernoulli unter sozialreformerischen Aspekten betrachtete, liess sich gleichermassen als unternehmeri2

sches Kalkül auslegen. So war unter den geltenden baugesetzlichen Bestimmungen das Dreifamilienhaus nicht nur die vertretbarste, sondern zugleich die wirtschaftlichste Wohnform, die sich auf dem

werterweise illustrierte die Aufnahme der Leimenstrasse die Rezension

Markt im Vergleich zum etwas günstigeren Mietsblock weit besser

der Ausstellung in der gleichen Heftnummer von Das Werk, in der auch die

verkaufen liess.

Garage Schlotterbeck publiziert wurde. Hier trafen sich in ihrer Muster-

Zwar musste Bernoulli 1917 den kleinen Mietsblock als Übergangslösung

gültigkeit die Qualität vermeintlich spontanen Bauens und die Präzision

noch akzeptieren, doch bereits 1919 erstellte er mit der Genossenschafts-

der Ingenieurbaukunst.

siedlung Im Langen Loh(n) eine erste mustergültige Einfamilien-Reihen-

Genau auf diese Vorbilder des späten 19. Jahrhunderts griffen die

haussiedlung. Aber erst 1930 konnte er mit Genugtuung im Katalog zur

Baumgartnerhäuser in ihrer Grundrissanlage und Formensprache zurück.

WOBA-Ausstellung von den «glänzenden Resultaten» im Kleinwohnungsbau

Auch wenn Baumgartner mit seiner unternehmerischen Tüchtigkeit seinen

sprechen und diese den Bauvorhaben der «gewerbsmässigen Unternehmer

Basler Vorgängern in keiner Weise nachstand, schien das Unbehagen

alten Stiles» und den «grossen Häusern mit den kleinen Wohnungen»

gegenüber seinen beiden Rollen, der des Unternehmers und der des Archi-

als Alternative gegenüberstellen. 8 In den «gemeinsamen Merkmalen» –

tekten, einer fachlichen Beachtung im Weg zu stehen. Die Verbindung

«das flache Dach» und «das breite liegende Fenster» – liess sich sogar ein

von rationellen Methoden und historisierender Formensprache, von neu

neuer Architekturstil erkennen.

und alt, modern und traditionell, anonym und allgegenwärtig entzog Baumgartnerhäuser einer klaren Einordnung.

Auch hier entzogen sich die Bauten Wilhelm Emil Baumgartners auf den ersten Blick einer eindeutigen Einordnung. Sie konnten weder den neuartigen Experimenten im Kleinwohnungsbau und ihren «gemeinsamen

14

Immerhin hatte der Architekt Hans Bernoulli 1917 dem Reihen-Mehr-

Merkmalen» zugerechnet werden noch den grossen Mietshäusern der

familienhaus, wie es auch Baumgartner ab 1922 errichtete, einen Artikel in

«Unternehmer alten Stils». Und während erstere noch in der Versuchsphase

der Schweizerischen Bauzeitung gewidmet. 5 In ihrer Formensprache ein-

steckten, letztere aufgrund der schlechten Konjunktur bis 1927 kaum

facher gehalten, unterschieden sich die Häuserzeilen, die die Basler Bauge-

gebaut werden konnten, bereitete Baumgartner mit seinen Reihen-Mehr-

sellschaft ( BBG ) unter seiner Leitung erstellte, in der Grundrissanlage und

familienhäusern genau zu dieser Zeit die Grundlage für seinen Erfolg

im Aufbau nur wenig von den Baumgartnerhäusern. 6 Obwohl Bernoulli

vor. Seine Bautätigkeit begann 1922 mit dem Ende der Deflation. Ihren

2

Leimenstrasse, 1860 – 1870

Höhepunkt erreichte sie in den 1930er- Jahren kurz vor dem Beginn der

3

Suter & Burckhardt:

grossen Rezession. Erst 1934 mit dem allgemeinen, rapiden Rückgang des

Lautengartenstrasse 8 – 14,

4

1910

Wohnungsbaus musste auch er seine Tätigkeit neu ausrichten. 9 Bis zu

Suter & Burckhardt:

seinem Tod sollten nur noch 16 seiner Baumgartnerhäuser errichtet werden.

Lautengartenstrasse 8 – 14, 1910

In ihrer Werbebroschüre hatte die Firma Baumgartner & Hindermann unumwunden festgehalten, dass ihre Wohnbauten «eine gewisse nur durch die jeweiligen Platzverhältnisse und die vorliegenden Bedürfnisse variierte Einheitlichkeit der architektonischen Behandlung» aufwiesen, und rückblickend festgestellt, dass diese «vielleicht nicht von Anfang an gesucht, im Laufe der Zeit aber immer mehr mit Bewusstsein betont » worden sei. 10 Tatsächlich folgten alle Baumgartnerhäuser der über 20 - jährigen Tätigkeit einem ähnlichen Schema, sowohl in der äusseren Gestaltung als auch im inneren Aufbau. Sie liessen sich in der Grundrissanlage auf zwei Typen zurückführen, deren Variationen je nach Lage auf der Parzelle und deren Breite in den Plänen mit den Buchstaben von A bis D sowie mit E und F bezeichnet wurden.11 Der Einbünder, bei dem die Wohnräume sowie Küche und Bad um eine zentrale Halle oder einen Gang mit Treppe gruppiert wurden und den Paul Hosch in zwei Variationen für die beiden Wohnhäuser der Mutter 3

Baumgartners schon 1922 angewendet hatte, entsprach der «in Basel sehr beliebten, geradezu typischen Grundrissbildung der eingebauten bezw. angebauten Familienhäuser auf schmalem, tiefem Grundstück».12 Dank seiner Tiefe erwies sich dieser Typ als sehr wirtschaftlich, in seiner Grundrissanlage und Nutzung zudem als besonders flexibel. Er fand sich nicht nur bei bürgerlichen Einfamilienhäusern wieder, sondern ab den 1870er- Jahren auch bei Arbeiterwohnungen. Und schon in den 80er- und 90er- Jahren des 19. Jahrhunderts wurden mehrgeschossige Einfamilienhäuser in einzelne Stockwerkswohnungen umgenutzt. 13 Noch 1922 hatte Hans Bernoulli, dessen «Neuere Basler Wohnhausbauten» wie auch die meisten seiner BBG-Überbauungen diesem Grundrissmuster folgten, ihre Disposition gelobt und deren «Basler Tradition» hervorgehoben. 14 Der Zweibünder, den Baumgartner & Hindermann ab 1929 verwendeten, entsprach seinerseits dem lokalen Laubenhaus, wie es in Basel seit 1850 in Arbeiterwohnungen zu finden war und das bezeichnenderweise Hans Bernoulli nach dem Krieg 1918 wieder entdeckt hatte. 15 Noch 1930 wurde diese Grundrissdisposition durch Hans Von der Mühll und Paul Oberrauch an der WOBA mit «der in Basel üblichen Einteilung» umgesetzt und durch 4

15

«Einführung der neuen Elemente – Kleinküche und breite Fenster» weiter

Meyers Unterscheidung zwischen Haustyp und standardisierten Bauteilen

entwickelt. 16

in der Werbebroschüre zum Freidorf ebenso gut auf die Bautätigkeit

Auch der Umgang mit Typen und die Bezeichnung der Grundrisse

Baumgartners zu: «Die Normung der Bauelemente ist im Freidorf restlos

mit Buchstaben war in Basel nicht neu. So hatten schon J. J. Stehlin der

durchgeführt, und jeder Haustyp fügt sich aus der Einheit typisierter

Jüngere und E. Vischer in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die ver-

Bauteile.» 19 Der «demokratischen Gleichheit» der Haustypen und

schiedenen Hausgrundrisse der «Arbeiter- und Kleinbürgersiedlung» im

der Ausstattung, wie sie Hannes Meyer forderte, stand die wirtschaftliche

Bachlettenquartier mit Buchstaben und römischen Ziffern bezeichnet. 17

Tüchtigkeit des Unternehmers Baumgartner gegenüber. Gerade durch

In ähnlicher Weise unterschieden noch anfangs der 1920er- Jahre Hannes

seine – zwar nie deklarierte, doch baulich erprobte – Auswahl von wenigen

Meyer in der Werbebroschüre für die «Siedelungsgenossenschaft Freidorf »

standardisierten Elementen wie Türen, Fenstern, aber auch Putzanstrichen

und Hans Bernoulli in derjenigen für die «Einfamilienhäuser Hirzbrunnen»

und Farben, sowie durch die Variationen der zwei Haustypen erwies sich

die Häuser nach Buchstaben.18 Hier handelte es sich ebenfalls nur um

Baumgartners System als überaus erfolgreich. Es entsprach auch bestens

Variationen eines in seiner Struktur gleich bleibenden Hauses, das sich je

den äusseren Bedingungen wie Baugesetzen, Quartierplänen und den

nach Zimmerzahl in der Breite unterschied. Während im Freidorf die Einheiten

Erfordernissen der Wirtschaftlichkeit. Seine Bauten waren aufgrund ihrer

zu Zeilen oder zu frei stehenden zweigeschossigen Häusern gefügt werden

rationellen Bauweise preislich mit denen der genossenschaftlich unter-

konnten, variierten die verschieden breiten Reihenhäuser im Hirzbrunnen-

stützten WOBA vergleichbar. Dank dem modularen System des Reihenhauses

quartier zusätzlich in ihrer Geschosszahl.

und der variablen Hausbreite liessen sich zudem bestehende Bebauungen

Die Bemühungen Baumgartners liessen sich durchaus mit zeitgenössi-

ergänzen oder neue Gevierte und Stadtquartiere als ganze oder in

schen Experimenten um einen rationalisierten Wohnungsbau vergleichen,

Etappen planen und realisieren. In seiner Offenheit unterschied sich der

wie bereits im eingangs zitierten Nachruf festgestellt wurde. So traf Hannes

in der Praxis erprobte Typus von der engen Musterhaftigkeit der Norm, wie sie Hans Schmidt 1926 in seiner Zeitschrift ABC gefordert hatte und die am CIAM-Kongress 1929 in Frankfurt auf lediglich aus den inneren Sachzwängen unverrückbar berechnete Grundrissschemata reduziert werden sollte. 20 Derselbe unternehmerische Pragmatismus ist im Nachruf Baumgartners gemeint, wenn ihm vorgehalten wird, «sich geschickt dem Geschmack einer bestimmten Mittelschicht» angepasst zu haben. Als tüchtige Unternehmer und gefällige Architekten bezeichneten Baumgartner & Hindermann selbst dies als Qualität ihrer Bauten, «die sich je nach gegebenem Programm, auf der Linie sachlicher Einfachheit, oder auch, wo erwünscht, auf dem Gebiete der Basler Stilarchitektur bewegen».21 Auch wenn sie mit diesem Ausspruch ihr Gesamtwerk und nicht nur ihre Wohnbauten meinten, traf es für letztere besonders zu. Was sie unter «Basler Stilarchitektur» verstanden, erläuterten sie in einer Bildunterschrift zum Balkongeländer über dem Eingang der Villa an der Glaserbergstrasse, die Baumgartner für sich gebaut hatte: «in Barock, handgeschmiedet». 22 Tatsächlich waren zahlreiche Motive des Portals getreue Kopien von demjenigen des Ramsteinerhofs, so der Balkon des Oberge-

5

16

5

Basler Baugesellschaft: Häuser an der Rufacherstrasse, 1907 / 1908

6

Hans Von der Mühll & Paul Oberrauch: Block 2 der Wohnbausiedlung Eglisee, 1930

7

Baumgartner & Hindermann: Portal der Villa Glaserbergstrasse, 1930

8

Johann Carl Hemeling: Ramsteinerhof 1727 – 1732

schosses über den zwei über Eck gestellten Säulen ionischer Ordnung auf 6

Piedestalen, der Rundbogen über der Tür sowie die vier halbrunden Stufen des Eingangs.23 Die Auffassung der bürgerlichen Architektur des 18. Jahrhunderts als «Basler Stil» war allgemein verbreitet. Seit dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts bis weit in die 20er- Jahre des 20. Jahrhunderts bestand ein reges Interesse an deren Erforschung. 24 Davon zeugen nicht nur zahlreiche Bauten, sondern auch die entsprechenden Publikationen. Schon 1870 bedauerte Johann Jakob Stehlin die Aufgabe des Barockstils als Bruch in der historischen Kontinuität. 25 Sein Neffe Fritz Stehlin 26 führte um die Jahrhundertwende zum ersten Mal in den zwei monografischen Bänden seiner Basler Bauten des 18. Jahrhunderts die Anzahl «hervorragender Gebäude» dieser Zeit auf, und noch 1930 hielt der Herausgeber von Das Bürgerhaus des Kantons Basel-Stadt im zweiten Band fest: «Bei der Fülle an schönen Barockhäusern in und um Basel erschien es wohl angezeigt, den reizenden Stoff über einen Band hinaus auszudehnen.» 27 Von drei Bänden zum Basler Bürgerhaus waren beinahe zwei vollständig dem 18. Jahrhundert gewidmet. Als bemerkenswert wurde dort die «Zurückhaltung der Formensprache» hervorgehoben und folgerichtig die Frage aufgeworfen, ob man überhaupt von «einem Barockstil in Basel» sprechen könne, da die regelmässige Gliederung der Fassaden und Pläne viel eher dem Einfluss des französischen Klassizismus zuzuschreiben wäre. Abschliessend hielt der Autor fest: «Und doch darf nicht übersehen werden, wie stark der Barock im Basler Stadtbild mitspricht.» 28 Damit legitimierte er ihn als « Basler Stil ». Diesem folgten auch die Baumgartnerhäuser in zahlreichen Motiven. Die in Das Bürgerhaus des Kantons Basel-Stadt beschriebenen Merkmale – die Einbindung der Bauten in «ein klares geometrisches Verhältnis», 7

8

17

die Anordnung der Fenster «in bestimmten Abständen in einer beliebigen Zahl von Achsen», die Tendenz, sie « tief herunter zu schlitzen», die Lage der Gesimse, die nicht «auf der Höhe der Fensterbänke [ verlaufen ], denn sie bezeichnen die Höhe des Fussbodens», die vertikale Gliederung durch Lisenen mit «rechteckigem Profil » und Mauerfeldern, «meist glatt getüncht», die Gestaltung des Daches als «Walm oder Mansardendach», die «Rückwirkung der Regelmässigkeit der Fassaden […] auch in der Grundrissdisposition» – alle diese Merkmale fanden sich in den Strassenfassaden der Wohnbauten von Baumgartner & Hindermann wieder. 29 Doch neben der formalen Sicherheit erlaubte das additive Prinzip dieses klassizierenden, sehr flachen « Basler Stils » auch, den unternehmerischen Zielen gerecht zu werden. Der Betonung der Hauseinheit beidseitig mit Lisenen – und Regenrohr – entsprach die einheitliche Fassung der meist frei stehenden Zeile durch den rustizierten Sockel, die einheitliche Gliederung der Obergeschosse und die schwere Dachkante. Dabei ordnete sich das einzelne Haus der Gesamtwirkung unter. Der repetitive Charakter gestattete auch hier eine Etappierung der Bebauung und eine Anpassung an die städtebaulichen Gegebenheiten wie Parzellenbreite oder Bauhöhe. Dieselben Eigenschaften stellten Camille Martin und Hans Bernoulli

9

bei der Beschreibung der Leimenstrasse fest und führten den einheitlichen städtebaulichen Charakter der Strasse auf die Repetition desselben Typus zurück. Diesem Anspruch folgte Bernoulli bei seinen eigenen Bauvorhaben –

Sicherlich bestand der Erfolg der Firma Baumgartner & Hindermann darin,

«vom Gemeinbesitz bis zum reinen Individualbau» – ebenfalls, bei denen

dass ihre Tätigkeit in die wenigen wirtschaftlich florierenden Jahre der

er versuchte, «eine gewisse Gleichmässigkeit des Äussern zu geben, ein

Zwischenkriegszeit fiel, ihre Dreizimmerwohnungen dem begehrtesten und

bewusster Verzicht auf das Hervortreten des einzelnen Hauses». 30 Der stilisti-

am leichtesten verkäuflichen Wohntypus entsprachen und ihre Häuser

schen Sicherheit zog er Prinzipien wie «Gruppierung der Reihen» und «Farb-

entlang dem zweiten Ring in unmittelbarer Nähe zum Stadtzentrum lagen.

gebung» vor. Bernoulli wusste das historische Beispiel der Leimenstrasse

Weiter liessen sich ihre Häuser als Einzelbauten zu Zeilen oder ganzen

zwar zu würdigen, doch bildete diese für ihn lediglich die Grundlage für eine

Gevierten addieren und dadurch der bestehenden Stadtstruktur unterordnen.

zeitgenössische Architektur, deren Umsetzung auch formale Konsequenzen

Mit der Kombination von handwerklichem, traditionellem Rohbau und der

mit sich zog. Schon 1930 glaubte er sie an der WOBA feststellen zu können.

Verwendung standardisierter Bauglieder wie Türen oder Fenster, in einer

Auch wenn Baumgartner mit seiner unternehmerischen Methode dem Postulat der Sachlichkeit folgte, auch wenn er auf der Hofseite seiner Bauten

weiteren zeitgenössischen Anforderungen. Doch ihr Erfolg war sicherlich

durch die Reduktion der Gliederung auf weisse, durchgehende Balkone tatsäch-

auch darauf zurückzuführen, dass sie in ihrer Formensprache sowohl

lich der Forderung nach einer einfachen Gestaltung nachkam, verlangte sein

dem Bedürfnis der Typisierung als auch dem Geschmack ihres mittelständi-

unternehmerisches Gespür doch gleichzeitig den Rückgriff auf eine repräsen-

schen Publikums nachzukommen wussten.

tative Fassade. Der «Basler Stil» erlaubte es nicht nur, die eigene Tradition

18

Zeit, in der der maschinelle Aushub vermieden wurde, entsprachen sie

Schon anlässlich der Schweizerischen Werkbundausstellung «Die Woh-

weiter zu entwickeln, sondern erfüllte in seinem prinzipiellen Aufbau auch

nung» von 1918 in Zürich, an der das in Deutschland umstrittene Thema der

bestens die zeitgenössischen Anforderungen an Architektur und Städtebau.

Typisierung in die schweizerische Werkbunddebatte eingeführt wurde,

9

Rudolf Linder: Am Viadukt, Strassenfassade von Osten, 1911 – 1915

10

Baumgartner & Hindermann: Wohnhausgruppe Mülhauserstrasse, 1929

torisierender Formen befriedigen wird, ist unvermeidlich, denn es ist dies der direkteste Weg, der am wenigsten Geschmack und ästhetische Erziehung erfordert.» 32 Dieses Bedürfnis begriffen Baumgartner & Hindermann nicht als Widerspruch, sondern als Voraussetzung. Mit grossem unternehmerischem Gespür erkannten sie die Anforderungen einer breiten Mittelschicht und pflegten den wieder auflebenden «Historismus», der gerade im Wohnungsbau als notwendiges und dadurch zeitgemässes «Nachholen von Versäumtem» 33 bezeichnet wurde. Sie betonten dies sogar «mit Bewusstsein», wie in der Werbebroschüre der Firma schon anfangs der 1930er- Jahre zu lesen war. In der «engen Zusammenarbeit zwischen 10

Unternehmer und Architekt» widmeten sie sich dieser doppelten Herausforderung, in «sachlicher Einfachheit » und «Basler Stilarchitektur» zu entwerfen und zu bauen.

warnten verschiedene Autoren vor der Gefahr, durch sozialreformerische Ideale den Bedürfnissen der Praxis nicht gerecht zu werden. So wurde in Das Werk wie auch als Nachdruck in der Schweizerischen Bauzeitung ein mit «Die Arbeiter-Wohnungen» betitelter Aufsatz publiziert. Nachdem darin die soziale und wirtschaftliche Notwendigkeit der «Arbeiterwohnung» für die Schweiz grundsätzlich in Zweifel gezogen war, da «die Grenzen zwischen dem bürgerlichen Mittelstand, dem Beamten, dem Angestellten, dem Handwerker einerseits und dem Arbeiter andererseits» schwer zu ziehen seien, wurde die Angemessenheit dieser Wohnform noch viel allgemeiner hinterfragt: «Der Arbeiter fühlt sich durch eine ‹bürgerliche› Wohnung gehoben, so schlecht berichtet er damit ist.» Der Feststellung «jeder hat eben das Bedürfnis, mehr zu scheinen» folgte die abschliessende Aufforderung, «es sei dies [die Arbeiterwohnung ] ein Begriff, der baldmöglich wieder aus dem Sprachschatz unserer Architekten und vor allem auch unserer Zeitungen verschwinde». 31 Nichts anderes musste 20 Jahre später der Werk-Redakteur Peter Meyer, wenn nicht verteidigen, so doch zumindest feststellen: «Dass die breite Masse ihre Bedürfnisse nach Bürgerlichkeit stets im Gewand his-

19

1

«Architekt W. E. Baumgartner», in: National-Zeitung, Basel,

13

Nr. 18, 12.1.1946. 2

Mitteilung von E. Stricker anlässlich des Podiumsgesprächs

14

Architekt und Städtebauer, Basel/Boston/Berlin 1993, S. 29.

Hans Bernoulli: «Neuere Basler Wohnhausbauten», in: Das Werk, Heft 6, 1922, S. 113–122. Vgl. Birkner 1981, S. 44 ff. «Block 2», in: WOBA, S. 9. Vgl. Dorothee Huber: Architekturführer Basel. Die Baugeschichte der Stadt und ihrer Umgebung, Basel 1993, S. 169. Siedelungsgenossenschaft Freidorf, Basel 1922; Einfamilienhäuser Hirzbrunnen, Basel 1924. Hannes Meyer: «Die Typisierung», in: Siedelungsgenossenschaft Freidorf, S. 65. Hans Schmidt: «Das Bauen und die Norm», in: ABC: Beiträge zum Bauen, Nr. 3, 2. Serie 1926, S. 2 und 4. Im Gegensatz zu Schmidt oder auch zu den Vertretern des CIAM von Frankfurt

Neben Bernoulli hatte sich auch Hans Hindermann 1911 für

ordnete Baumgartner die Einheit nicht einer im Voraus fest-

diese Stelle beworben. Eine lange Freundschaft und eine ferne

gelegten Norm unter, sondern passte vielmehr seine Einheit

Verwandtschaft verbanden Hans Hindermann und Hans

den jeweiligen Anforderungen an. Darin liegt wohl einer

am 22.2.2001 zur Ausstellung «Zur Qualität des Mittelmasses. 3

Die Baumgartner-Häuser» im Architekturmuseum Basel.

15

«Grossgarage C. Schlotterbeck in Basel», in: Schweizerische

16

Bauzeitung, Bd. 92, Nr. 19, 1928, S. 239–242; «Garage C.

17

Schlotterbeck, Basel», in: Das Werk, Heft 7, 1928, S. 214–216. 4 5

6

Camille Martin, Hans Bernoulli: Städtebau in der Schweiz. Grundlagen, Zürich 1929, S. 55. Hans Bernoulli: «Die Tätigkeit der ‹Basler Baugesellschaft› im Rahmen des Basler Wohnungsbaues», in: Schweizerische Bauzeitung, Bd. LXIX, Nr. 18, 1917, S. 198. Vgl. Karl Nägelin, Maya Nägelin-Gschwind: Hans Bernoulli.

18 19 20

Bernoulli. Vgl. Hans Hindermann: «E Hämpfeli Erinnerige», 21

am 17. Februar 1951. Gewidmet von seinen Freunden,

22

Schwarzenburg/Bern 1951, S. 64–78.

23

Bernoulli 1917, S. 198.

8

Hans Bernoulli: «Vom Kleinwohnungsbau der Nachkriegszeit», in: WOBA. Führer durch die Ausstellungs-Siedlung Eglisee, Basel 1930, S. 46. Hans Bauer: «Die Entwicklung des Basler Arbeitsrappens», in: Der Basler Arbeitsrappen 1936–1984, Basel 1984, S. 9. Wilhelm Emil Baumgartner, Hans Hindermann: Bauten in Basel von W. E. Baumgartner & H. Hindermann, Pfäffikon/Zürich, o.J., Einleitung.

10

11

24

Adolf Visscher van Gaasbeeck (1859–1911), Hans Bernoulli (1876–1959). Vgl. Rolf Brönnimann: Villen des Historismus in

Siedlung Rehalp der Architekten Künzig und Oetiker von 1922.

Basel. Ein Jahrhundert grossbürgerlicher Wohnkultur,

Der Typ A und der Typ C entsprechen mit wenigen Ausnahmen

Basel/Boston/Berlin 1982; Inventar der neueren Schweizer

den Typen A und C von Baumgartner. Diese Übereinstimmung

Architektur 1850–1920. Basel–Bellinzona–Bern, Zürich 1996, S. 25 ff.

allgemein verbreitete Entwurfshaltung hinzuweisen. Vgl. H.N.:

25

Inventar der neueren Schweizer Architektur, S. 89.

«Einfamilien-Reihenhäuser», in: Schweizerische Bauzeitung,

26

Zwischen 1902 und 1904 hatte Fritz Stehlin das Schloss

Bd. 80, Nr. 20, 1922, S. 230–244.

Wildenstein bei Bubendorf (BL) umgebaut, 1907 anstelle von

Obwohl die Architekten Vischer & Fueter diesen Typus z.B.

Scheunen und Stallungen ein Ökonomiegebäude erstellt. Der

schon 1872 bei der Überbauung für die Gesellschaft für

Arxhof, den W. E. Baumgartner während des Zweiten

Arbeiterwohnungen als Reihenhaustyp verwendeten, bewährte

Weltkriegs erwerben wird, gehörte bis 1792 und wieder von

er sich später vor allem beim Bau der bürgerlichen Einfamilien-

1891–1922 zum Besitz des Schlosses Wildenstein. Vgl. Hans Rudolf Heyer: Die Kunstdenkmäler des Kantons BaselLandschaft, Bd. 2, Basel 1974, S. 91 und 86. Das Bürgerhaus in der Schweiz. XXII. Band. Kanton Basel-Stadt, Zweiter Teil, Zürich/Leipzig 1930, S. VII. Ebd., S. XIX, XXIII. Ebd., S. VIII ff.

Reihenhäuser. Vgl. «Basler Einfamilienhäuser», in: Schweizerische Bauzeitung, Bd. LVIII, Nr. 6, 1911, S. 76–77; ebd., Bd. LXI, Nr. 7, 1913, S. 88–91; ebd., Bd. LXII, Nr. 20,

27

1913, S. 270–271. 28 29

20

Baumgartner, Hindermann o.J., Einleitung. Ebd., o.S. Ramsteinerhof, Rittergasse 17. Erbaut 1727–1732 von Johann Carl Hemeling für Samuel Burckhardt-Zäslin. Hans Hindermann hatte seinen Zeichner Rinaldo Rimondini beauftragt, das Portal des Ramsteinerhofes massstabsgetreu aufzunehmen. Freundliche Mitteilung von Rinaldo Rimondini. Als wichtigste Vertreter seien hier genannt: J. J. Stehlin der Jüngere (1826–1894), Eduard Vischer (1843–1929) & Eduard Fueter (1845–1901), Emanuel La Roche (1863–1922), Fritz Stehlin (1861–1923), Rudolf Linder (1849–1928) & Gustav

Verblüffende Parallelen in der Bezeichnung finden sich in der

scheint weniger auf gegenseitige Bekanntschaft als auf eine

12

30

31 32

der Gründe seines Erfolgs.

in: Dr. h.c. Hans Bernoulli zum fünfundsiebzigsten Geburtstag

7

9

Vgl. Othmar Birkner: Bauen und Wohnen in Basel (1850– 1900). 159. Neujahrsblatt, Basel 1981, S. 32.

33

Bernoulli 1922, S. 122. Vgl. die Einleitung von Walter Curt Behrendt in Paul Mebes: Um 1800. Architektur und Handwerk im letzten Jahrhundert ihrer traditionellen Entwicklung, München 1920 (dritte Auflage), S. 10 ff.: «Denn diese Methode ist nicht nur bequem anwendbar und leicht zu erlernen, da sie im wesentlichen auf der Proportionierungskunst beruht […], sie gewährt zugleich auch den ausserordentlichen Vorteil stets fertiger Lösungen.» Im «kosmopolitischen Charakter dieses Stils» sah Behrendt die ideale Grundlage für den «neuen Stil», den er 1927 in den Bauten der Weissenhofsiedlung zu erkennen glaubte. H. Bloesch wird zitiert in «Arbeiter-Wohnungen», in: Schweizerische Bauzeitung, Bd. LXXIII, Nr. 4, 1919, S. 35–36. Peter Meyer: «Situation der Architektur 1940», in: Das Werk, Heft 9, 1940, S. 251. Peter Meyer hinterfragte dort das Bedürfnis seiner Zeit nach einem «Historismus». In seiner differenzierten Argumentation kritisierte er sowohl den «Materialismus» der Avantgarde als auch den Missbrauch der Tradition zu politischen Zwecken. Dieser Artikel u.a. sollte 1942 zu seiner Entlassung aus der Werkredaktion führen. Ebd., S. 241.

Bernard Degen

WIRTSCHAFTLICHER UND SOZIALER WANDEL IN DER ZWISCHENKRIEGSZEIT

Bevölkerung der Stadt Basel 1910 – 1940

160'000

Die Baumgartnerhäuser wurden zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg gebaut, in Basels bewegtesten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Diese erscheinen in der Überlieferung von Zeitgenossen und in historischen Darstellungen nicht selten als dunkle Vergangenheit: zwei Wirtschaftskrisen

140'000

mit Massenarbeitslosigkeit, zwei Generalstreiks, davon einer mit blutigem Ausgang, zahlreiche wirtschaftliche Streiks, ein Bombenanschlag auf das Tramhäuschen am Barfüsserplatz, die Spaltung der Sozialdemokratischen Partei und des Gewerkschaftskartells, Bürgerwehren, frontistische Organiviele Bekannte oder Verwandte lebten, und schliesslich die Gewissheit,

120'000 1910 1911 1912 1913 1914 1915 1916 1917 1918 1919 1920 1921 1922 1923 1924 1925 1926 1927 1928 1929 1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939 1940

sationen, zunehmende Repression im benachbarten Deutschland, wo dass ein neuer Krieg bevorstand. Eine solche Betrachtungsweise vermittelt allerdings ein einseitiges Bild. Es gibt durchaus auch Elemente eines Wandels, die sich nachträglich als Vorboten der prosperierenden Gesellschaft der zweiten Jahrhunderthälfte deuten lassen. Einige davon sollen – ergänzt durch Hinweise auf gegenläufige Entwicklungen – das Verständnis von Wilhelm Emil Baumgartners

1890er- Jahren mit jährlich 3,6 % seinen Höhepunkt erreicht hatte. Nicht

Bautätigkeit im wirtschaftlichen und sozialen Kontext erleichtern. An

zuletzt wegen der Abwanderung vieler Ausländer ging die Einwohnerzahl

erster Stelle stehen demografische Befunde, welche die Nachfrage auf dem

vorübergehend sogar zurück und erreichte erst 1926 wieder den Stand von

Wohnungsmarkt beeinflussten. Es folgt eine Skizze des wirtschaftlichen

1914. Von 1919 bis 1939 wuchs die Bevölkerung von 132‘950 auf 161‘610

Strukturwandels und der beiden schweren Wirtschaftskrisen. Dann werden

Personen, jährlich also nur noch um knapp ein Prozent.

die sich trotz Rückschlägen entspannenden Beziehungen zwischen Arbeit-

Die Basler Gesellschaft zeichnete sich bis 1914 durch beachtliche Offen-

gebern und Arbeitnehmern sowie die sich zumindest auf institutioneller

heit aus, bestand sie doch zu einem grossen Teil aus zugewanderten

Ebene verbessernde soziale Sicherheit dargestellt, zwei Bereiche, welche die

Schweizern und Ausländern; der Anteil der letzteren erreichte 1913 einen

Zwischenkriegszeit ebenfalls entscheidend prägten. Der letzte Abschnitt

Höchstwert von über 38 %. Der Krieg bewirkte, dass die Zuwanderung

schliesslich gilt der Bereitstellung eines attraktiveren Wohnungsangebotes,

aus dem Ausland schlagartig zurückging, und die anschliessende krisen-

woran Baumgartner selbst tatkräftig mitwirkte.

hafte Entwicklung der Wirtschaft sowie zunehmende fremdenpolizeiliche Massnahmen, dass sie bis in die zweite Jahrhunderthälfte nie wieder

BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG

das einstige Ausmass erreichte. Zudem liessen sich in der Zwischenkriegs-

Die Bevölkerung nahm seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in nie gekanntem

zeit jährlich fast 800 Ausländer einbürgern, also wesentlich mehr als in

Masse zu. Noch 1835 eine Kleinstadt mit 21'220 Einwohnern, überschritt

den Jahrzehnten der jüngsten Vergangenheit. Schon 1920 betrug ihr Anteil

Basel 1899 als zweite schweizerische Gemeinde kurz nach Zürich die Grenze

nur noch 27 %, und bis 1939 sank er auf elf. In den weitaus meisten Fällen

von 100'000, galt also nach damaligen Massstäben als Grossstadt. Der Erste

handelte es sich nach wie vor um Deutsche. Anders als in der zweiten Hälfte

Weltkrieg beendete dieses stürmische Wachstum schlagartig, das in den

des 20. Jahrhunderts bildeten Frauen in der ersten die Mehrheit unter den

21

1

Die Einteilung der Stadt Basel, die die amtliche

Ausländern. Dank der bis Mitte der 1930er- Jahre recht offenen Einbürge-

Statistik um 1930 verwendete, charakterisiert die

rungspraxis verdoppelte sich der Anteil der Kantonsbürger vom 1900

Wohngebiete der Zwischenkriegszeit am besten. Diese Bezeichnung der Quartiere weicht allerdings

erreichten Tiefstwert von unter 26 % bis 1941 auf einen Höchstwert von

in verschiedenen Strassenzügen von der im Alltag

über 52 %.

gebräuchlichen ab. 2

Basels Bevölkerung war in der Zwischenkriegszeit nicht nur in ihrem

Das Baugewerbe arbeitete in der Zwischenkriegszeit mit wenigen Maschinen, wie diese Baustelle

Bürgerrecht homogener, sondern auch deutlich älter als in der stürmischen

bei Baumgartners Überbauung Landhof in den

Wachstumsphase. Der Anteil der unter 20 - Jährigen betrug 1910 über 38 %,

frühen 1930er-Jahren zeigt.

1920 noch 32 % und 1941 weniger als 23 %. Dafür wuchs der Anteil der über 65 - Jährigen in den gleichen Volkszählungsjahren von vier über fünf auf fast neun Prozent. Nicht zuletzt deshalb veränderte sich die Grösse der Haushalte. Zählten sie 1920 durchschnittlich vier Personen, so waren es 1941 nur noch drei. Die Verteilung der Bevölkerung im Stadtgebiet verschob sich stark. Die 1920 am dichtesten besiedelten Quartiere verloren bis 1941 einen beträchtlichen Teil ihrer Einwohnerschaft. So sank die Wohndichte im Matthäusquartier von 351 auf 284 Personen pro Hektare, in der Altstadt Kleinbasel von 257 auf 183, im Claraquartier von 210 auf 166 und in der Altstadt Grossbasel von 186 auf 121. Ebenfalls stark entvölkert wurde das ohnehin dünnbesiedelte Kleinhüningen. Weitgehend konstant blieben die Quartiere Rosental, Klybeck, Vorstädte und Am Ring. Von den übrigen wuchsen besonders schnell Bachletten, St. Alban, Wettstein und Iselin. Das Gundeldinger Quartier mit dem damals dazugehörenden Bruderholz lag 1920 bevölkerungsmässig an zweiter Stelle und 1939 mit Abstand an der Spitze. Entsprechend konzentrierte sich Baumgartners Bautätigkeit neben dem nur durchschnittlich wachsenden St. Johann-Quartier ( Überbauung St. Johann ) auf die Quartiere Bachletten ( Überbauung Gotthelf ), St. Alban ( Überbauung Luftmatt ), Wettstein ( Überbauung Landhof ) und Gundeldingen ( Überbauung Margarethenmatte ). Schliesslich sei noch das 1918 kaum bewohnte Hirzbrunnenquartier erwähnt, das zwei Jahrzehnte später zu den mittelgrossen gehörte. Wegen der weit grosszügigeren Bebauung blieb die Wohndichte der Wachstumsgebiete meist deutlich unter derjenigen der alten Problemquartiere. Die gewichtigste Ausnahme bildete das Gotthelfquartier, das sich auf 191 Einwohner pro Hektare verdichtete. In einigen Gegenden war dünne Besiedlung nicht mit hoher Wohnqualität gleichzusetzen, weil Bahn-, Industrie- und Hafenareale grosse Flächen beanspruchten, so in Kleinhüningen, im Rosental oder im Klybeck.

1

22

zur Chemie entwickelte sich die Metall- und Maschinenindustrie, während das Baugewerbe nach einem beachtlichen Aufstieg in den 1930er- Jahren wieder zurückfiel. Ein solchermassen geglückter Strukturwandel darf keineswegs als selbstverständlich angesehen werden. St. Gallen etwa, das einen vergleichbaren Einbruch der Textilindustrie erlebte, büsste zwischen 1910 und 1941 ein Drittel seiner Bevölkerung ein. Es gab allerdings auch in Basel Verlierer. Die absteigende Textilindustrie beschäftigte hauptsächlich Frauen, die aufsteigenden Branchen dagegen überwiegend Männer. Nicht zuletzt deshalb nahm die weibliche Erwerbstätigkeit in der Zwischenkriegszeit von über 39 % auf gut 31 % ab, während die männliche im gleichen Zeitraum nur von 73 % auf 71 % fiel. Weit stärker als der Strukturwandel beschäftigten die Zeitgenossen Wirtschaftskrisen, von denen sie gleich zwei schwere durchstehen mussten. Die erste machte sich im Herbst 1920 vor allem in der Seiden2

bandindustrie bemerkbar. Die Chemie zehrte zunächst von Arbeitsvorräten, unterbrach jedoch ab Anfang 1921 den Betrieb jede Woche während zweier Tage. Auch Spinnerei, Färberei, Metallindustrie, Bau- und STRUKTURELLER WANDEL UND KRISEN

Holzgewerbe sowie Handel und Verwaltung stellten beachtliche Kon-

Die sektorale Verteilung der Basler Wirtschaft hob sich im 20. Jahrhundert

tingente ihrer Beschäftigten auf die Strasse. Im Februar 1922 wurde

klar von derjenigen der vier übrigen schweizerischen Grossstädte Zürich,

mit rund 4'500 registrierten Ganz- und 3'300 Teilarbeitslosen der Tiefpunkt

Bern, Genf und Lausanne ab: Der Dienstleistungssektor verfügte über erheb-

erreicht; dann ging es wieder aufwärts. In den späten 1920er-Jahren

lich weniger Gewicht, der Zweite Sektor – Industrie und Handwerk – über

herrschte eine recht gute Konjunktur, wobei aber die durchschnittliche

deutlich mehr. Basels Wirtschaftsstruktur entsprach eher derjenigen mittel-

Zahl der Arbeitslosen erst 1929 wieder unter 1'000 fiel.

grosser Städte. Allerdings beschäftigte der Dienstleistungssektor – unter

Während in Ländern wie Deutschland oder den Vereinigten Staaten

Einbezug der Dienstbotinnen – bereits 1920 etwas mehr als die Hälfte aller

die Weltwirtschaftskrise bereits 1930 mit voller Wucht einsetzte, blieb die

Erwerbstätigen. Bis 1941 erhöhte er seinen Anteil nur geringfügig. Die

Schweiz vorerst verschont. Eine günstige Entwicklung des Konsumgüter-

Erwerbszweige Verkehr sowie Hauswirtschaft und persönliche Dienste zählten

verbrauchs und eine ausgesprochen erfreuliche des Investitionsbereichs,

sogar weniger Arbeitsplätze. Am stärksten wuchsen die öffentlichen Dienste

insbesondere des Baugewerbes, dämpften den Niedergang der Exportindu-

– vor allem das Gesundheitswesen –, das Gastgewerbe sowie Handel,

strie anfänglich. Die Basler Wirtschaft folgte diesem Pfad, allerdings mit

Banken und Versicherungen.

leicht verschobenen Akzenten. Die Chemie als führender Sektor erlitt zwar

Dem grundlegendsten Wandel unterlag die Industrie. Noch 1910 arbei-

1929 bis 1931 einen empfindlichen Rückschlag, erholte sich aber rascher

teten in der Textilindustrie – vor allem in der Seidenbandweberei, aber

als andere Exportindustrien. In den Krisenjahren verdoppelte sie ihren

auch in der Seidenspinnerei und in der Färberei – mehr als dreimal so viele

Anteil an der gesamten schweizerischen Ausfuhr. Das Baugewerbe in Basel

Basler wie in der Chemie. Ein Jahrzehnt danach lag die traditionelle

entwickelte sich bemerkenswert, lag doch das Bauvolumen bis 1934 über

Hauptindustrie mit 6'722 Beschäftigten noch immer vor der modernen mit

dem von 1928. Zeitweise entstand der Eindruck einer regelrechten Spekula-

4'996. Bereits 1930 aber hatte die Chemie die Textilindustrie überholt,

tionswelle. Zur guten Konjunktur der frühen 1930er- Jahre trug nicht zuletzt

und 1941 lautete das Verhältnis bereits 7'196 zu 2'008. Weitgehend parallel

Baumgartner mit 145 Mehrfamilienhäusern bei. Dann jedoch brach der

23

BEZIEHUNGEN ZWISCHEN ARBEITGEBERN UND ARBEITNEHMERN

Am Ende des Ersten Weltkrieges erreichten die sozialen Spannungen in der ganzen Schweiz einen seit der Gründung des Bundesstaates nie gekannten Höhepunkt. In den Kriegsjahren tat sich eine tiefe Kluft zwischen dem Teil der Unternehmer, der riesige Kriegsgewinne einfuhr, sowie der sich einer ausserordentlich guten Konjunktur erfreuenden Bauernschaft einerseits und der von zunehmender Armut betroffenen Arbeiterschaft andererseits auf. Wegen der für viele Betriebe günstigen Kriegskonjunktur verbesserten sich die Erfolgsaussichten bei Streiks, weshalb diese seit 1917 stark zunahmen. Es lag daher nahe, die Arbeitsniederlegung als politisches Druckmittel einzusetzen. Nachdem das Armeekommando unter dem Vorwand der Revolutionsgefahr Truppen zur Besetzung Zürichs mobilisiert hatte, rief das Oltener Aktionskomitee für Samstag, den 9. November 1918, zum Proteststreik 3

in 19 Industriezentren auf. Weil der Belagerungszustand andauerte, folgte ab Dienstag, dem 12. November, ein landesweiter Generalstreik. In Basel verliefen der Proteststreik vom 9. und der eigentliche General-

Bauboom schlagartig zusammen, was die Lage zusätzlich verschärfte.

streik vom 12. bis 14. November ruhig, nicht zuletzt, weil sich die Regierung

Selbst Banken gerieten in Schwierigkeiten. Die Bilanzsumme des Schweizeri-

lange gegen einen Truppenaufmarsch sperrte. Industrielle und gewerbliche

schen Bankvereins ( heute UBS ) reduzierte sich von 1930 bis 1935 um über

Betriebe standen grösstenteils still oder schlossen unter dem Druck der

ein Drittel. Die zweite lokale Grossbank, die Basler Handelsbank, verlor

Streikenden. Trotz provokativen Auftretens der doch noch eintreffenden

derart viel Substanz, dass sie trotz mehreren Kapitalschnitten keine solide

Truppen waren nur kleinere Zwischenfälle zu verzeichnen, namentlich

Basis erreichte; sie musste 1945 ihre Schalter schliessen.

am Mittwoch, als ein entnervter Offizier vor der Hauptpost über die Menge

Auffälligste und schwerste Auswirkung der Weltwirtschaftskrise war eine nie gekannte Arbeitslosigkeit. Bereits im Winter 1930 / 31 kletterte die

Im Sommer 1919 kam es im Anschluss an einen Färberstreik zu einem

Zahl der registrierten Arbeitslosen wieder auf über 2'000. Wegen des Bau-

weiteren, lokalen Generalstreik. Diesmal entschied sich die inzwischen

booms wanderten jedoch vorerst noch Tausende von Arbeitskräften zu;

umgebildete Regierung für hartes Durchgreifen. Der 1. August ging als

als dieser 1934 zu Ende ging, schnellte die Arbeitslosenzahl hoch. Im Februar

schwärzester Tag in die Geschichte der Basler Arbeiterbewegung ein.

1936 zählte das Arbeitsamt insgesamt 7'689 Betroffene, was einer Quote

In der Greifengasse, in der Unteren Rebgasse und vor der Kaserne erschoss

von gegen neun Prozent entsprach – einer fast doppelt so hohen wie im

die aus freiwilligen Berufssoldaten bestehende Truppe zwei Männer und

schweizerischen Durchschnitt. Einige Firmen, z.B. 1932 die Chemische

drei Frauen. Zahlreiche weitere erlitten zum Teil schwere Verletzungen.

Fabrik Sandoz, entliessen zuerst Frauen. Eine «Initiative zur Bekämpfung des

24

schiessen liess.

Der landesweite Generalstreik vom November 1918 hatte viele Unter-

Mehrfachverdienertums und der Ämterhäufung» kam 1935 zustande und

nehmer davon überzeugt, dass die Gewerkschaften eine ernst zu nehmende

wurde im folgenden Jahr von den stimmberechtigten Männern gegen den

Kraft waren. Beschränkten sich offizielle Gespräche auf Branchenebene

Willen der Regierung angenommen. Sie verlangte ein Gesetz, das Ehefrauen

früher auf das Gewerbe, so zeigten nun auch Verbände der Industrieunter-

von Staatsangestellten die Erwerbsarbeit verbot. Dessen Ausarbeitung zog

nehmen – z.B. der Arbeitgeberverband der schweizerischen Maschinen-

sich aber so lange hin, bis sich die Bedingungen grundlegend gewandelt

und Metallindustriellen oder der Verband der Arbeitgeber der Textilindustrie

hatten. Das Anliegen unterlag 1942 in der zweiten Abstimmung klar.

– Bereitschaft zu Verhandlungen über ausgewählte Fragen, nicht aber

3

Das Baugewerbe bildete in Basel in den ersten

über Gesamtarbeitsverträge. Als erstes zentrales Thema solcher Vereinba-

Jahren der Weltwirtschaftskrise eine wichtige

rungen drängte sich die wichtigste Generalstreikforderung, die 48-Stunden-

Konjunkturstütze. Diese Zimmerleute errichteten

4

1933 einen Dachstuhl in Baumgartners Über-

Woche, auf. In Basel gelang es auf dem Verhandlungsweg bis Mitte 1919,

bauung Landhof.

die neue Norm in den meisten Branchen durchzusetzen. Der Arbeiterbund

An den harten politischen Auseinandersetzungen

errechnete eine durchschnittliche Verkürzung von vier Stunden pro Woche.

zur Zeit der Generalstreiks von 1918 und 1919 beteiligten sich auch Freunde Baumgartners. So

Diejenigen, die sich einer Vereinbarung entzogen hatten, konnten sich nicht

entwarf Paul Hosch für die Ersatzwahlen in den

lange freuen. Das Eidgenössische Fabrikgesetz schrieb 1919 allen grösseren,

Regierungsrat vom 9.2.1919 dieses Plakat, das sich

das Basler Arbeitszeitgesetz 1920 auch fast allen kleineren Betrieben

gegen die beiden sozialdemokratischen Kandidaten Friedrich Schneider und Walter Strub richtete.

die 48-Stunden- Woche vor. Trotz den im Gefolge des Generalstreiks getroffenen Absprachen gehörten Streiks in Basel bis 1930 nicht zu den seltenen Ereignissen. Jedes Jahr kam es im Mittel zu über sechs, und selbst 1923, 1926 und 1927 – den drei ruhigsten Jahren – zu je zwei. Ab 1931 ging die Zahl massiv zurück auf durchschnittlich nur noch einen. Die Jahre 1935 bis 1937 und 1939 waren sogar streikfrei. Der Rückgang kann anfänglich mit den infolge der Krise gesunkenen Erfolgschancen erklärt werden. Seit 1936 schlossen zudem die in Verbindung mit dem Arbeitsrappen verlängerten Gesamtarbeitsverträge für zehn Jahre Arbeitskämpfe in den wichtigsten Gewerbezweigen aus. In der Metall- und Maschinenindustrie galt seit 1937 das gesamtschweizerische «Friedensabkommen», und in der Chemie war die einst beachtliche Gewerkschaft zusammengebrochen und konnte erst im Zweiten Weltkrieg neu aufgebaut werden. Die meisten Gesamtarbeitsverträge – durchschnittlich 43 pro Jahr – wurden in der Streikwelle von 1917 bis 1920 beim Einigungsamt hinterlegt. Im folgenden Jahrzehnt waren es im Mittel nur 14, und in der ersten Hälfte der 1930er-Jahre gar nur noch neun. Infolge des Arbeitsrappens und des leichten Aufschwunges verdoppelte sich die Zahl 1936/37. Damit unterstanden 1939 insgesamt 646 Firmen der direkten Kontrolle des Einigungsamtes. Die Exportindustrie gehörte allerdings nicht dazu; in der Chemie einigten sich Arbeitgeber und Gewerkschaften erstmals Anfang 1945 auf einen Gesamtarbeitsvertrag. Die ausserordentlich hohe Inflation liess die Reallöhne von 1913 bis 1918 um etwa ein Fünftel sinken; dann stiegen sie rasch wieder an. Als Folge der Arbeitszeitverkürzung von 1919 erreichten die realen Wocheneinkommen allerdings erst 1920/21 den Vorkriegsstand. Im Herbst 1921 setzte wegen der Krise ein beträchtlicher Abbau der Nominallöhne ein. Versuche der Gewerkschaften, Widerstand zu organisieren, scheiterten. Wegen des gleichzeitigen Preisabbaus ging aber die Kaufkraft kaum

4

25

zurück. Die Zeitgenossen verfügten allerdings über keinen allgemein

Bereits vor dem Ersten Weltkrieg wurden aber Weichen zur Verbesserung

anerkannten Lebenskosten-Index, und das Konzept des Reallohnes

der sozialen Sicherheit gestellt. Im zweiten Anlauf kam 1911 das Bundes-

setzte sich erst später durch. Zudem widerspiegelt die Lohnentwicklung

gesetz über die Kranken- und Unfallversicherung zustande, das für fast alle

für viele nicht die Einkommensentwicklung, weil sie wegen Ganz- oder Tei-

Arbeiter und Angestellten die obligatorische Unfallversicherung festschrieb.

larbeitslosigkeit Einbussen erlitten.

Der Vollzug lag bei der Schweizerischen Unfallversicherungsanstalt (SUVA )

Von 1924 bis 1931 stiegen Nominal- und Reallöhne; dann erfuhren

in Luzern, die ihren Betrieb 1918 aufnahm. Damit bestand bei unfallbe-

erstere bis 1937 wieder einen beträchtlichen Abbau. Weil als Folge der

dingter Erwerbsunfähigkeit inklusive Invalidität eine bescheidene finanzielle

Deflation die Lebenshaltungskosten wiederum stark fielen, erhöhten sich

Absicherung.

die Reallöhne zuerst noch leicht und lagen nur im Jahre 1937 vorüber-

Im Bereich Krankenversicherung regelte das Bundesgesetz von 1911

gehend knapp unter dem Stand von 1931. In den letzten Vorkriegsjahren

im Wesentlichen nur die Subventionen; zudem verlieh es den Kantonen das

ging es erneut ein bisschen aufwärts. Auch hier gilt es zu beachten,

Recht, ein Obligatorium einzurichten. Davon machten die Basler Behörden

dass diese Rechnung nur für diejenigen ohne Einkommensverluste wegen

rasch Gebrauch. Schon 1914 erklärten sie die Versicherung bis zu einer

Ganz- oder Teilarbeitslosigkeit aufging.

Einkommensgrenze als verbindlich, welche die Mehrheit der Arbeiter und

Real lagen die Löhne unmittelbar vor dem Zweiten Weltkrieg um gut ein Drittel höher als vor dem Ersten. Damit verfügte neben selbstständig

unteren Angestellten umfasste. Die Mitgliedschaft der Krankenkassen entsprach 1920 fast 80 % der Bevölkerung, 1940 gar über 100 %. Darin sind

Erwerbenden auch ein Teil der mittleren und höheren Angestellten über das

allerdings Mehrfachzählungen enthalten, weil ein Teil der Versicherten ver-

nötige Einkommen, um eine Liegenschaft vom Typ der Baumgartnerhäuser

schiedene Risiken – z.B. Krankenpflege und Krankentaggeld – bei verschie-

zu kaufen oder um zumindest eine der Wohnungen zu mieten. Vorläufig als

denen Kassen deckte. Für Erwerbstätige beinhaltete die Versicherung auch

unrealistisch erwies sich dagegen für den grössten Teil der Arbeiterschaft

Entschädigung im Falle eines Lohnausfalles.

und der unteren Angestellten das bürgerliche Leitbild vom Familienvater als

Ende 1909 verabschiedete der Grosse Rat ein Gesetz über eine freiwillige

Alleinverdiener und seiner Gattin als Mutter und Nur-Hausfrau. Auf ein

kantonale Arbeitslosenversicherung, und im folgenden Frühling nahm die

erwerbstätiges Familienmitglied kamen einschliesslich Kinder 1920 in der

staatliche Arbeitslosenkasse ihre Tätigkeit auf. Die neue gesetzliche Grund-

Arbeiterschaft 0,9 und bei den unteren Angestellten 0,8 nicht erwerbstätige

lage erlaubte zudem Subventionen für private – in der Praxis fast aus-

Angehörige. Bis 1941 verschoben sich diese Werte geringfügig. Der Allein-

schliesslich gewerkschaftliche – Kassen. Am Ende des Ersten Weltkrieges

verdiener in den unteren Schichten gewann erst in der Hochkonjunktur der

war etwa ein Drittel der Arbeiterschaft versichert, aber nur zu einem Fünftel

1950er- und 1960er-Jahre substantiell an Boden.

beim Staat. In der Krise der frühen 1920er- Jahre zeigten sich die Mängel des freiwilligen Systems, das gerade die wirtschaftlich am schlechtesten

SOZIALE SICHERHEIT

gestellten Arbeitnehmer – namentlich auch Frauen – nicht erfasste und zu-

In einer derart turbulenten Epoche spielte die soziale Sicherheit eine wichtige

dem trotz Bundessubventionen am Rande des Zusammenbruchs operierte.

Rolle. Vom schweizerischen Sozialversicherungssystem bestanden 1914 nur

Am 1. Januar 1927 trat deshalb für die meisten Arbeitnehmer – bis zu

äusserst bescheidene Ansätze. Die Folgen zeigten sich gegen Ende des Ersten

6'000 Franken Jahreslohn – ein Obligatorium in Kraft. Dieses kam in der Krise

Weltkrieges, als ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung kaum mehr elementare

der 1930er- Jahre zum Tragen. Die Leistungen blieben allerdings beschei-

Lebensbedürfnisse stillen konnte. Bis Anfang 1918 stieg in Basel die Zahl der

den; Taggelder gab es nur für drei Monate und zudem nur in der Höhe

Notstandsberechtigten, die Gutscheine zum verbilligten Bezug von Grundnah-

von 50 bis 60 % des Lohnes.

rungsmitteln beanspruchen konnten, auf 30'000 an, also auf mehr als ein Fünftel der Bevölkerung. Nicht zuletzt wegen der schlechten Ernährungslage starben

26

Angesichts der Dauer und des Ausmasses der Krise bot der Kanton immer wieder Notstandsarbeiten an, namentlich Erdarbeiten. Die 1935 ge-

so viele in der Grippeepidemie vom Herbst /Winter 1918/19. Erstmals seit

wählte, mehrheitlich sozialdemokratische Regierung konnte nicht untätig

langem wies die Statistik deutlich mehr Verstorbene als Lebendgeborene aus.

bleiben, befand sich jedoch angesichts der leeren Staatskasse in einer un-

5

In Zeiten, in denen das Netz der sozialen Sicherheit

und ein Rentenanspruch erst nach Vollendung des 65. Lebensjahres

noch erhebliche Lücken aufwies, konnten Mehr-

bestand, gelangten Altersrenten erst ab 1947 zur Auszahlung. Neben

familienhäuser wie diese Baumgartnerhäuser an der Vogesenstrasse höheren Angestellten und besser

der Eidgenössischen Alters- und Hinterlassenen-Versicherung ( AHV )

verdienenden selbstständig Erwerbenden als Ver-

wirkte die Basler faktisch nur als Zusatzversicherung.

sicherung dienen, die eine abschätzbare Rente in

In einer Zeit, in der die Leistungen der Sozialversicherungen sehr

Form von Mietzinsen versprach.

bescheiden ausfielen, trafen besser gestellte selbstständig Erwerbende und Angestellte auch private Vorsorge. Als attraktiver Weg dazu erwies sich der Kauf einer Liegenschaft mit drei bis fünf Wohnungen, z.B. ein Baumgartnerhaus. Eine solche war im Gegensatz zu einer grossen Mietskaserne erschwinglich; zudem sicherten die in kurzen Intervallen eintreffenden Mietzinse dem Eigentümer oder seinen Hinterbliebenen im Alter, wenn die hypothekarische Belastung an Bedeutung verloren hatte, ein regelmässiges Einkommen.

WOHNEN

Nach dem Ersten Weltkrieg herrschte in Basel grosse Wohnungsnot; der Amtliche Wohnungsnachweis registrierte 1919 mit 41 leer stehenden Wohnungen – was 0,2 % entsprach – den tiefsten Stand seit 1900. Trotz hoher Inflation stagnierende Mieten – von 100 Punkten im Basis5

jahr 1914 stieg der Basler Gesamtindex auf 195, der Mietindex nur auf 109 – liessen die Bautätigkeit massiv einbrechen. Wurden 1910 bis 1914 jährlich über 210 Wohnbauten errichtet, waren es 1915 bis 1919 erfreulichen Lage. Unter Leitung von Professor Edgar Salin entwickelten

noch 48; nur 18 kamen 1918 auf dem Tiefpunkt dazu. Das fehlende Angebot

deshalb Gewerkschafts- und Gewerbevertreter ein Projekt, das eine Arbeits-

lässt sich nicht allein mit der geringen Bautätigkeit erklären, lag doch

beschaffungs-Anleihe von mindestens 8 Mio. Franken vorsah, hauptsächlich

der Wohnungsbestand 1919 um 329 Einheiten höher als 1914. Im gleichen

zur Finanzierung von Bauvorhaben. Um zögernde Anleger zu beruhigen,

Zeitraum ging die Einwohnerzahl um fast 5’800 zurück. Eine veränderte

sollte eine Sondersteuer von einem Prozent auf alle Erwerbseinkommen die

Zusammensetzung der Bevölkerung – der höhere Anteil der über 20 - Jährigen

Amortisation sichern – der so genannte «Arbeitsrappen». Die 1936 von

und damit verbunden die Vermehrung der Haushalte – sowie gestiegene

den Stimmberechtigten gebilligten Mittel flossen aber mangels baureifer

Ansprüche an die Wohnfläche trugen massgebend zur Wohnungsnot bei.

Projekte nur zu einem kleinen Teil in die Krisenbekämpfung. Wegen der

In jenen Jahren beschäftigte der völlig ausgetrocknete Wohnungs-

zurückhaltenden Ausgabenpolitik häuften sich bis 1946 im Fonds 16 Mio.

markt die Behörden stark. So meldeten sich 1920 beim Amtlichen Wohnungs-

Franken an, die in der folgenden langen Wachstumsperiode prozyklisch

nachweis 543 obdachlose Familien mit 3'088 Personen. Bereits 1918 war eine

für die Altstadtsanierung und die Restaurierung historischer Gebäude Ver-

Revision des Hochbautengesetzes von 1895 erfolgt. Zur Verbilligung des

wendung fanden.

Bauens enthielt die neue Fassung bescheidenere Anforderungen, z.B. nur

Ungelöst blieb vorerst das Problem der Altersversicherung. Zwar nahm

noch eine Mindestraumhöhe von 2,30 statt 2,50 Metern. Seit 1919 stellte der

1932 die Kantonale Alters- und Hinterlassenen-Versicherung ihre Tätigkeit

Kanton insgesamt 36 Wohnbaracken sowie Notunterkünfte in Schulhäusern

auf; sie zahlte aber nur Waisenrenten an Kinder und Sterbegelder an Witwen.

und -baracken bereit, in denen er 1920 / 21 etwa 80 Familien unterbrachte.

Weil sich die Versicherungspflicht auf 20- bis 50 - Jährige beschränkte

Zur Einstellung von Möbeln standen zwei Turnhallen zur Verfügung. Vor-

27

6

In solchen Baracken wurden in der Wohnungsnot nach

in den frühen 1920er- Jahren verschiedene solche Siedlungen, etwa

dem Ersten Weltkrieg Grossfamilien mit zum Teil mehr als

im Dreieck zwischen Morgartenring, Neuweilerstrasse und Im Langen

zehn Kindern untergebracht (1937, Neuhausstrasse, genaue Adresse und Baujahr nicht bekannt ).

Loh(n) oder jenseits der Stadtgrenze das Freidorf in Muttenz. Bis in die 1930er- Jahre folgten weitere vor allem im Hirzbrunnenquartier, etwa die Wohnsiedlung Schorenmatten oder die WOBA-Wohnkolonie Eglisee. Wurden von 1905 bis 1915 nur 588 Einfamilienhäuser erstellt, waren es in den 1920er- Jahren 2'073 und in den 1930er- Jahren noch einmal 1'750. Es gab aber auch Kritiker der Gartenstadt. Sie wiesen darauf hin, dass eine aus Einfamilienhäusern bestehende Stadt riesige Dimensionen annimmt, was alle Wege verlängert. Weiter führten sie die bei verdichtetem Bauen niedrigeren Wohnkosten an. Die Errichtung von Mehrfamilienhäusern erfordert aber vom einzelnen Bauherr erheblich höhere Investitionen als die von Einfamilienhäusern und hängt zudem stärker vom Niveau der Mietzinse ab. Deshalb lief sie weit harziger an. Von 1919 bis 1925 wurden nur 526 Mehrfamilienhäuser gebaut, d.h. nicht einmal halb so viele wie Einfamilienhäuser. In den späten 1920er- Jahren glich

6

sich das Verhältnis aus, standen doch 992 Ein- immerhin 930 Mehrfamilienhäuser gegenüber. In den 1930er- Jahren schliesslich lag der Mehrfamilienhaus-Bau mit 1’863 Einheiten knapp vorne. Rund ein übergehend dienten auch Gasthöfe und das Dienstbotenheim Obdachlosen

Zehntel der von Mitte der 1920er- Jahre bis zum Zweiten Weltkrieg fertig

als Unterkunft. Allein im Jahre 1920 erliess der Regierungsrat acht Ver-

gestellten Mehrfamilienhäuser machten die Baumgartnerhäuser aus. Infolge

ordnungen zur Bekämpfung der Wohnungsnot. So ermächtigte er im Frühling

der regen Bautätigkeit erhöhte sich der Leerwohnungsbestand nach einem

das Departement des Innern, Umzugsaufschübe zu gewähren; im Sommer

weiteren Tief ab 1924 rasch, sodass in der zweiten Hälfte der 1920er- Jahre

beschränkte er die Freizügigkeit, indem er dem Polizeidepartement die

keine akute Wohnungsnot mehr herrschte.

Kompetenz zur Verweigerung von Aufenthalt und Niederlassung erteilte; im

von 109 auf 202 Indexpunkte; dann gingen sie leicht zurück. Dabei gilt es

von mehreren zu grösseren sowie den Umbau zu anderen Zwecken von der

zu beachten, dass zweimal eine Deflation in den meisten Bereichen zu

Zustimmung des Mietamtes und des Departements des Innern abhängig und

nominal niedrigeren Löhnen und Preisen führte, nämlich vom Herbst 1920

verpflichtete Eigentümer, leer stehende Wohnungen dem Amtlichen Woh-

bis Frühling 1923 und von Anfang 1931 bis Anfang 1936. Setzt man beide

nungsnachweis zu melden. Zudem genehmigte der Grosse Rat für 1919 bis

Indizes 1914 gleich 100, dann erreichten die Mieten bis zum Vorabend

1921 in zwei Krediten Subventionen für insgesamt 608 Wohnungen, da-

des Zweiten Weltkrieges 190 Punkte, die gesamten Lebenskosten nur 140.

runter 101 kommunale und 254 genossenschaftliche.

Der Anteil der Mieten an den Gesamtausgaben eines Haushaltes vergrös-

Die Meinungen über die künftige Form des Wohnens gingen damals weit auseinander. Von der seit der Jahrhundertwende aktiven Gartenstadtbewegung beeinflusste Kreise – die sich unter anderem im Verein « Gemein-

28

Die Mieten stiegen vom Kriegsende bis 1933 fast kontinuierlich an,

Spätherbst machte er den Abbruch von Wohnungen, die Zusammenlegung

serte sich in der Zwischenkriegszeit von gut zehn auf knapp 18 %; allerdings betrug er vor 1914 bereits einmal 15 %. Nicht nur die Anzahl der Wohnungen und die Mieten stiegen deutlich

nütziger Wohnungsbau Basel » zusammenfanden – propagierten Einfa-

an, sondern auch der Wohnkomfort. Lebten 1920 durchschnittlich über vier

milienhäuser mit Gärten auch für Arbeiterfamilien. Tatsächlich entstanden

Personen in einer Wohnung, so waren es 1941 nur noch gut drei. Letztmals

Wohnungsbau 1920–1940

und soziale Lage der Menschen in vielerlei Hinsicht verbesserte. Nach-

350

und der negativen Aspekte zu ziehen. Die Zeitgenossen lebten ange-

träglich fällt es allerdings wesentlich leichter, eine Bilanz der positiven sichts von zwei Kriegen und zwei schweren Wirtschaftskrisen in einem 300

Klima erheblicher Unsicherheit. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg bestätigte sich definitiv, wie weit sich die Gesellschaft wirtschaftlich

250

und sozial von der Zeit vor 1914 entfernt hatte. 200

Hier konnten einige, für die historische Einbettung von Baumgartners 150

Bautätigkeit wichtige Entwicklungsbereiche nachvollzogen werden.

100

Dabei wurde klar, dass sich die materiellen Lebensbedingungen in entscheidenden Punkten zunehmend günstiger gestalteten. So erfuhren

50

die alten, übervölkerten Unterschichtquartiere durch die Erschliessung 0

1940

1939

1938

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1921

1920

neuer Wohngebiete eine spürbare Entlastung. Anders als etwa in St. Gallen konnte der Niedergang der Textilindustrie durch den Aufschwung moderner Branchen, an erster Stelle der Chemie, aufgefangen fertig gestellte Einfamilienhäuser/Mehrfamilienhäuser

werden. Als Folge der zum Teil mit grosser Härte geführten Arbeitskonflikte bildeten sich entspanntere Beziehungen zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern heraus, die sich zuerst in allen bedeutenden Gewerben und 1945 endlich auch in der Industrie in Gesamtarbeits1910 wurden mehr Wohnungen ohne als mit eigenem Bad fertig gestellt.

verträgen niederschlugen. Trotz des Scheiterns entsprechender Bemühungen

In den 1920er- Jahren gehörte ein solches in vier Fünfteln der Neuwoh-

auf gesamtschweizerischer Ebene entstand auf kantonaler ein beachtliches

nungen zur Norm, in den 1930er- Jahren sogar in über 95 %. Somit verfügte

Netz sozialer Sicherheit, das in der krisenhaften Entwicklung hart auf

1941 mehr als die Hälfte aller Haushalte über ein eigenes Bad. Die soziale

die Probe gestellt wurde und nicht in allen Bereichen standhielt. Das Privat-

Schichtung bildete sich auch 1941 beim Wohnen klar ab. In eigenen

leben gestaltete sich dank geringerer Belegung und komfortablerer Aus-

Wohnungen lebten zwei Drittel der Reichsten – Unternehmer, Direktoren,

stattung der Wohnungen angenehmer. Hier gilt es noch einmal zu betonen,

freiberuflich Tätige und höhere Angestellte –, etwas mehr als ein Drittel

dass Arbeitslosigkeit und Kriegsangst für viele diese Errungenschaften

der mittleren Angestellten und das Gros der selbstständig Erwerbenden,

zumindest vorübergehend relativierten. Es ist aber sicher nicht falsch fest-

dagegen nicht einmal ein Zehntel der Arbeiter und unteren Angestellten.

zustellen, dass auf kantonaler Ebene der Sozialstaat der zweiten Jahr-

Die Oberschicht verfügte durchschnittlich über 8,3 Zimmer, die mittlere

hunderthälfte in vielerlei Hinsicht vorweggenommen wurde.

über 3,7 und die unterste über 2,6. Baumgartners Dreizimmerwohnungen entsprachen also am ehesten den Wohnvorstellungen der mittleren Angestellten und der unteren selbstständig Erwerbenden.

BILANZ

Die beschriebenen Entwicklungen kontrastieren in vielerlei Hinsicht mit dem eingangs skizzierten, eher düsteren Bild der Zwischenkriegszeit. Politische Polarisierung und Arbeitskonflikte dürfen nicht losgelöst von einem grundlegenden Wandel betrachtet werden, der die wirtschaftliche

29

DI E AR C H IT E KT E N

Ulrike Zophoniasson

bereits vor dem Krieg weit gereister Weltenbummler eine Persönlichkeit, die den jungen Spediteur aus dem Basler Arbeiterquartier beeindruckt haben

WILHELM EMIL BAUMGARTNER – SPEKULANT UND UNTERNEHMERGENIE

muss. Schon als Füsilier hatte Hosch mit ironisch-launigen Skizzen zum Soldatenalltag für einigen Wirbel gesorgt und seine – die «Eckenstein‘sche» – Kompanie damit bekannt gemacht: Kurzzeitig wegen Beleidigung der Armee konfisziert, dann jedoch von General Wille als «derber Humor» klassifiziert

Wilhelm Emil Baumgartner wurde am 3. Mai 1893 in Basel geboren

und wieder freigegeben, waren diese Zeichnungen als Postkarten oder

und wuchs im Arbeiterquartier St. Johann auf. Sein Vater Emil Baumgartner,

als ebenso beliebtes «Soldatentaschentuch» danach angeblich zu Hundert-

früherer Waagmeister im Schlachthof, und die Mutter Maria Baumgartner-

tausenden im Umlauf. Hosch avancierte damit zu einem, wie G. A. Wanner

Gottstein besassen an der Elsässerstrasse 13 – auf dem Areal der ehemaligen

zum 80. Geburtstag des Architekten in den Basler Nachrichten schrieb, «der

Brauerei à Wengen – eine Liegenschaft und führten dort die Wirtschaft

populärsten Troupiers der Grenzbesetzung von 1914 bis 1918, in der ganzen

« zum Rhyschänzli ». Nach der Primar- und Sekundarschule absolvierte Wilhelm

Armee berühmt durch seine köstlichen Postkarten mit ihren munteren

Emil eine Lehre als Speditionskaufmann bei Danzas & Cie. Seine dort

Episoden aus dem Dienstbetrieb», war aber auch «hoch geschätzt als guter

begonnene berufliche Laufbahn wurde jedoch 1912 abrupt beendet, als sein

Kamerad, der durch seine Aktionen die bedrängte Lage vieler Wehrmänner

Vater starb und er als ältester von vier Kindern die (Mit-)Verantwortung

und ihrer Familien erleichterte».

für die Familie zu übernehmen hatte.

Als Architekt dürfte er auch dank seiner beruflichen Kenntnisse und Erfahrungen manch zündende Idee zu Baumgartners späterer Berufskarriere

FREUNDE FÜRS LEBEN

beigetragen haben. Paul Hosch (1886 – 1975) war wie Baumgartner, Bischoff

Den Ersten Weltkrieg erlebte Baumgartner als Soldat der Basler Füsilier-

und Süffert Basler, hatte die hiesige Untere Realschule besucht und danach

kompanie I / 54, die damals unter der Leitung von Hauptmann Eduard Ecken-

an der Kunstgewerbeschule im deutschen Elberfeld Architektur studiert.

stein stand. Hier lernte er während der gemeinsamen Aktivdienstzeit in

1907 schloss er sich der Künstlerkolonie von Darmstadt an. Darauf folgten

Paul Hosch einen Dienstkollegen kennen, der dann, gemeinsam mit Anton

vier Jahre Berlin, wo sich Hosch u.a. bei Albin Müller kunsthandwerklich und

A. Bischoff und Fritz Süffert, ein Leben lang zu seinem engsten Freundes-

künstlerisch weiterbildete. Nach Werkaufenthalten in Kanada und den

kreis zählen sollte. In Hoschs «Blechkanapee» oder später auch in Baum-

USA sowie längeren Studienreisen durch Europa, Japan, China, Indien und

gartners komfortableren Automobilen unternahm das Kleeblatt nach dem

Ägypten eröffnete er 1914 in Basel gemeinsam mit Hans Melching ein erstes

Krieg alljährlich ausgedehnte Reisen ins Ausland.

eigenes Architekturbüro.

Süffert und Bischoff waren Kaufleute. Bischoff hatte laut Adressbuch

Die Bauwirtschaft jedoch bot während der Kriegszeit wenig Verdienst-

von 1923 an der Immengasse 21 – also in unmittelbarer Nachbarschaft

möglichkeiten, sodass sich Hosch schliesslich mehrheitlich mit kunstgewerb-

zum Wohnhaus der Familie Baumgartner an der Elsässerstrasse und dann

lichen Arbeiten – Innenausstattungen, Möbelentwürfe, Gebrauchsgrafiken

auch zu Baumgartners eigenem Haus an der Lenzgasse – eine «Agentur

u.a.m. – über Wasser hielt. Er arbeitete, laut Künstler-Lexikon von 1958 – 1961,

in Kolonialwaren, Oelen, Samen und Industrieprodukten». Süffert lebte

« anfangs in einem noch mit barocken und gotischen Elementen durchsetzten,

zur gleichen Zeit gegenüber an der Immengasse 20 und machte sich später

später in einem durch das Beispiel Josef Hoffmanns geläuterten Jugendstil ».

einen Namen als Händler für Holzverarbeitungsmaschinen, Gründer

Hosch unterrichtete auch an der hiesigen Kunstgewerbeschule und war

der Genossenschaft «Holz» und Initiator der ersten internationalen und

Mitbegründer und erster Obmann der Ortsgruppe Basel im damals noch

zugleich ersten Basler Fachmesse überhaupt.

jungen Schweizerischen Werkbund. Nach dem Krieg konzentrierte er sich

Mit Süffert und Bischoff verbanden Baumgartner das gleiche Quartier,

wieder vermehrt auf die Architektur, wobei er sein Betätigungsfeld um

die kaufmännische Ausbildung und ein ähnliches Alter. Hosch hingegen

Bauausführungen und Baubegleitungen ausweitete und dafür, laut Bericht

war älter, Architekt und zudem als kreativer, vielseitig interessierter und

einer Auskunftei von 1926, «im Jahre 1920 die Direktion der Treuhand-

31

stelle für Grundstücksvermittlung und Verwaltungen» übernahm, die

schaft Bieder, Vischer und Burckhardt ( später Leupold & Staehelin ) über

damals in vielen Städten der Schweiz Niederlassungen betrieb. Daneben

hervorragende Kontakte.

organisierte Hosch weiterhin Ausstellungen, war Mitinitiator der Basler

In der Zeit der grossen Wohnungsnot unmittelbar nach dem Ersten

Mustermesse, feilte an seiner Idee eines Strassentunnels durch den

Weltkrieg sah Leupold in der Förderung von Eigeninitiativen eine Möglich-

Gotthard, entwarf Plakate, Zunftmarken, Wappentafeln und -postkarten

keit, den Staat zu entlasten, und setzte sich hier u.a. aktiv für die Gründung

und schuf auch das heutige Graubündner Kantonswappen.

von Wohnbaugenossenschaften ein, von denen er viele in ihrer Anfangs-

Wilhelm Emil Baumgartner besass, wie schon in der Einleitung angesprochen, eine «merkwürdig kurze geistige Leitung». Es wäre also denkbar,

phase beratend begleitete. Leupold war neben seinen zahlreichen anderen Ämtern ab 1943 im Verwaltungsrat der Schweizerischen Volksbank und

dass er sich während der Aktivdienstzeit – die trotz Krieg und Grenzwacht

übernahm nach Baumgartners Tod 1946 als Verwaltungsratspräsident bis

weit weniger aktiv gewesen sein dürfte, als der Name suggeriert – für seinen

zu seinem eigenen Tod die Leitung von dessen Aktiengesellschaft. Von ihm

späteren Beruf ein ebenso kurz geschaltetes Beziehungsnetz aufbaute.

stammt die oben zitierte Charakteristik des langjährigen Klienten und

Der Weg von Paul Hosch zu dessen ein Jahr älterem Berufskollegen Ernst

Freundes ( Grabrede vom 15.1.1946 ).

Eckenstein ist kurz. Ernst Eckenstein (1885–1960) war – wie sein Namens-

Hosch lieferte die Pläne für die ersten Bauten Baumgartners, und es

vetter Eduard Eckenstein – Hauptmann und befehligte als solcher u.a. den

liegt nahe, dass er auch dessen Architekturverständnis beeinflusste. Linder

Verband, der im Generalstreik vom 12./13. November 1918 das Stadtzentrum

und Eckenstein könnten das Vermarktungsmodell beigesteuert haben. Von

vor Übergriffen zu schützen hatte. Vor allem aber leitete er als Architekt

Bernoulli führt eine andere direkte «Leitung» zu dessen Studienfreund

das Büro der Basler Baugesellschaft und betreute hier u.a. die Ausführung

Hans Hindermann, Baumgartners späterem Architekten. Rinaldo Rimondini,

von Rudolf Linders Wohnüberbauung am Tiergartenrain (1911–1915),

Bauzeichner, Bauleiter, Konstrukteur und schliesslich Nachfolger Hinder-

bevor er sich unmittelbar danach mit dem Neubau des Singerhauses selbst-

manns im späteren Büro Baumgartner & Hindermann, begann seine Lehre

ständig machte.

1925 bei Paul Hosch, bevor er zu dessen Mitarbeiter Glaser wechselte.

Linder wiederum war als Architekt zugleich auch Generalunternehmer

Emil Bühlmann stiess vom Büro Bernoulli zu Baumgartner. Rudolf Leupold

mit der Firma angeschlossenen Ausführungsbetrieben und « Speculant » –

stand der Firma als Jurist zur Seite, öffnete dem Jungunternehmer hier

ein Begriff des 19. Jahrhunderts, der zu jener Zeit noch nicht die anrüchige

sicher manche Tür und sorgte vielleicht auch hin und wieder selbst für einen

Bedeutung von heute hatte, sondern für Bauherren allgemein üblich war,

direkten Draht zu den richtigen Stellen. Sein Klient genoss gemäss Leupold

die wie Linder auf eigenes Risiko im grossen Stil neue Areale erschlossen,

später «das Glück, dass, wo die Bureaukratie ihn allzusehr beengte, der

überbauten und vermarkteten. Eckenstein realisierte später gemeinsam mit

Chef des Baudepartements, Herr Regierungsrat Dr. Ebi, sich persönlich für

Hans Bernoulli, der 1911–1918 als Chefarchitekt ebenfalls in dem von

ihn einsetzte und ihm auch sonst manchen wertvollen Wink für die Gestal-

Linder gegründeten Unternehmen tätig war, die Wohnkolonie « Im Langen

tung seiner Bauten gab». Laut Leupold besass Baumgartner noch weitere

Loh(n) » (1920–1923), wobei Eckenstein die Häusergruppen am Laupenring

«stille Freunde», wie etwa «die Direktoren seiner Bank, aber auch Männer

und an der Neubadstrasse nun gleichfalls auf eigene Rechnung erstellen

wie Oberstkorpskommandant Rudolf Miescher».

liess und dann verkaufte. Ernst Eckenstein hatte 1917 nicht nur, wie später Baumgartner, sein Büro für kurze Zeit im Stadthaus, sondern liess sich in juristischen Fragen vom Anwalt und Notar Rudolf Leupold beraten, der dann auch Baumgartners Hausjurist wurde. Auch Leupold (1887–1960) war, wie es in einem Nach-

1

W. E. Baumgartner

ruf der Basler Nachrichten heisst, « mit Leib und Seele Soldat ». Er verfügte 2

bereits in jungen Jahren als Offizier – 1915 wurde er Kommandant der Füsilierkompanie IV/97 – und Teilhaber der angesehenen Anwaltsgemein-

32

Die Füsilierkompanie 1 / 15, oben Mitte

Vier Freunde auf Reisen – 1930er-Jahre. Von links: Wilhelm Emil Baumgartner, Paul Hosch, Fritz Süffert, Anton A. Bischoff

1

2

3

4

VOM SPEDITEUR ZUM BAU-TYCOON

Baumgartner als Verwaltungsrats-Präsident nach dem Ausscheiden von

Nach dem Krieg folgte Wilhelm Emil Baumgartner dem Beispiel seines

Bischoff (1924) und Hosch (1925) allein und ab 1935 in enger Verbindung

Freundes Paul Hosch und schloss seiner « Lehrzeit » Wanderjahre im Ausland

mit dem 1929 angegliederten eigenen Architekturbüro weiterführte.

an. Er hielt sich längere Zeit in Frankreich auf und lebte danach neun

Das Handelsregister nennt als erstes Geschäftslokal der Firma die Adresse

Monate in London. Wieder in Basel, heiratete Baumgartner 1922 Ida Wehrli,

Stadthausgasse 13 – das Stadthaus, das damals wie heute Sitz der Bürger-

die dann bei seinen späteren Landkäufen auch mehrheitlich als Partnerin

gemeinde der Stadt Basel ist.

zeichnete. Im gleichen Jahr erwarb er an der Lenzgasse 15 das erste Wohnhaus für sich, seine Frau und die spätere Familie mit den Kindern Heidi

Mit 14 Mehrfamilienhäusern an der Fatiostrasse 5–9 und 6–10, an der

( Heidi Stricker-Baumgartner 1923–1998 ) und Emil (1926–1982 ).

Mittleren Strasse 62–66 und der General Guisan-Strasse 14 – 22 ( alle: Bau-

Am Anfang seiner steilen Karriere vom Kleinunternehmer zum Basler

eingabe 1926 ), die die Wohnungsgrundrisse der Elsässerstrasse-Bebauung

Bau-Tycoon stand noch einmal eine private Katastrophe. Ebenfalls 1922 fiel

adaptierten – wobei Hosch nun aber nicht mehr als verantwortlicher

das Wirtshaus an der Elsässerstrasse einem Brand zum Opfer. Wilhelm Emil

Architekt zeichnete –, begann Baumgartners Erfolgsgeschichte. Die Bauten

Baumgartner ergriff die Chance und stieg zusammen mit Paul Hosch ins

an der Fatiostrasse standen ebenfalls auf dem Gelände der ehemaligen

Baugeschäft ein: Auf dem elterlichen Grundstück und mit seiner Mutter Maria

Brauerei. Vier der Parzellen verkaufte ihm die Mutter, die restlichen erstand

Baumgartner-Gottstein als Bauherrin entstanden an der Elsässerstrasse

Baumgartner von Privaten; eine davon – als günstige Gelegenheit – über

13–19 nach den Plänen Hoschs die Prototypen der späteren «Baumgartner-

das Betreibungsamt. Fatiostrasse 7 ging 1928 an einen privaten Käufer. Die

häuser» – Mehrfamilienhäuser mit bescheidenem Komfort für den Mittel-

Häuser 5 und 9 übernahm seine Mutter, 6, 8 und 10 Elsy à Wengen. Die

stand, mit gleichwertigen und 2.80 m hohen, luftig-hellen Räumen, einer

Liegenschaften an der Mittleren Strasse blieben im Besitz der Baumgartner-

Küche mit Zugang zu einem hofseitigen Balkon und mit Bad und WC in der

Wehrlis und wurden vermietet. Bauherr von drei Liegenschaften (14 – 18 )

Wohnung. Die Anordnung der Räume folgte dabei dem Schema der ver-

an der General Guisan-Strasse ( damals noch Militärstrasse ) war mit Eduard

breiteten Basler Einfamilienhäuser der Vorkriegszeit.

Fierz-Wehrli ein Mitglied der Familie Ida Wehrlis.

Auch wenn Baumgartner bei seinen späteren Wohnbauten wo immer

Bereits ein Jahr später folgte an der Vogesenstrasse 35 – 69 die erste

möglich die Hausnummer 13 übersprang, sollte ihm diese Zahl, die ihn an

Überbauung im grossen Stil mit 18 Häusern. Dazu kamen drei weitere an der

das zerstörte Domizil der Familie erinnerte, dank seinem unternehmerischen

General Guisan-Strasse 24 – 28. Diese Häuser wurden bis auf eine Ausnahme

Geschick eher Glück bringen: Baumgartner nämlich begann zu kaufen und

unmittelbar nach Fertigstellung an Dritte weiterverkauft. Für die Bebauung

zu verkaufen. Erst in bescheidenem Rahmen, unterstützt von der Familie,

an der Vogesenstrasse hatte Baumgartner auch erstmals ein grosses Landstück

von Freunden und – nicht immer ganz freiwillig – von den beteiligten Bau-

( 32 a ) von einer öffentlichen Institution erworben ( Basler Kantonalbank ).

geschäften, dann in immer grösserem Massstab.

Bei den späteren Grossüberbauungen Gotthelf (1926–1931, 58 Mehrfamilien-

Am 8. März 1923 gründete er zu diesem Zweck mit den Freunden Paul

häuser ) und Margarethen (1929 –1938, 84 Mehrfamilienhäuser ) stellte dann

Hosch und Anton Bischoff die «Treuhand für Immobilien A.G. zur Kaufs- und

die Bürgergemeinde über das Bürgerspital und beim Landhof (1928–1938,

Verkaufsvermittlung von Grundstücken und Verwaltung von solchen», die

48 Mehrfamilienhäuser) die Einwohnergemeinde mehrheitlich das Land. 1931 stand auf dem Areal des Luftmattguts ein grosses Gelände aus dem Besitz der Falkenstein AG zum Verkauf. Hier griff Baumgartner zeitgleich mit der Einwohnergemeinde zu und sicherte sich das Land für die 1931–1934 erfolgte Bebauung (63 Mehrfamilienhäuser ) direkt über die Falkensteingruppe. Bauland war damals in Basel leicht zu haben – die Stadt liess zur

3

«Soldatenpostkarten» – erst konfisziert, dann

Linderung der Wohnungsnot rund um den äusseren Ring neue Wohngebiete

zu Hunderttausenden im Umlauf. Autor: Paul Hosch 4

Elsässerstrasse 13 – 19, Architekt: Paul Hosch

erschliessen. Die Landkäufe gingen dabei für Baumgartner in der Regel

35

5

36

6

5

Befürworter…

6

… und Gegner im Abstimmungskampf 1930

Baumgartner nutzte die Gunst der Stunde und wurde zum Wohnungsbauunternehmer im grossen Stil. Seine Hausbank – die Basellandschaftliche Hypothekenbank mit Sitz in Liestal über ihre Filiale an der Elisabethenstrasse in Basel – gab die nötigen Kredite, die öffentliche Hand mehrheitlich das Land. Zwischen 1926 und 1938 entstanden so in fünf Schwerpunkten im Kreis um das Zentrum der Stadt mehr als 300 Mehrfamilienhäuser gleichen Zuschnitts.

DER UNTERNEHMER UND SEIN ARCHITEKT

Baumgartner trat zwar im Schriftverkehr stets selbst als Architekt auf, war aber als Kaufmann doch Realist genug, um für die bauliche Einpassung der Module an den jeweiligen Ort und die Abwicklung der immer grösseren Bauvorhaben – auf dem Höhepunkt der Bautätigkeit 1928/29 wurden an vier Grossbaustellen gleichzeitig insgesamt 115 Häuser realisiert – in Hans Hindermann einen erfahrenen Baufachmann zu engagieren. Der sechzehn Jahre ältere Johann Jakob Hindermann, geboren am 15. August 1877 in Basel, hatte nach der Matura an der Oberen Realschule (1895) in Basel im Baugeschäft Müller & Hess, an der Gewerbeschule bei Emil Faesch und in dessen Architekturbüro Faesch & Werz eine «Architektenlehre» absolviert und daran von 1898 bis 1900 ein Architekturstudium an der Technischen Universität in München angeschlossen. Seine Lehrer dort problemlos über die Bühne. Einzige Ausnahme bildete ein 26 a grosses

waren Hocheder, Pfann und Friedrich von Thiersch – ein Vertreter des Spät-

Teilstück der Margarethenmatte im Bereich Margarethenstrasse / Dachsfelder-

historismus, der neben dem neubarocken Münchner Justizpalast (1897)

strasse. Hier kam der Kauf erst nach einer am 1./2. November 1930 erfolgten

und zahlreichen anderen Repräsentationsbauten dann auch das Kurhaus in

Volksabstimmung zustande ( Ja: 8579, Nein: 5390 ). Verkauft wurde das

Wiesbaden entwarf (1902–1907, mit Werz & Huber). Zum Kreis der ange-

Land von der Bürgergemeinde zu Preisen zwischen Fr. 55.–/m2 ( Gotthelf )

henden Architekten um von Thiersch zählten auch Heinrich Tessenow und

und Fr. 70.–/m2 ( Margarethen).

Hans Bernoulli, der bereits ein Jahr vor Hindermann in München eingetroffen

Der Verkaufspreis der Häuser – 83'000 Franken für ein eingebautes

war und nach dem Studium 1899 im Büro von Thierschs arbeitete. Nach dem

Mehrfamilienhaus im Margarethenquartier mit drei Dreizimmerwohnungen,

Studienabschluss beteiligte sich Hindermann im Büro Heilmann & Littmann

einer Zweizimmerwohnung und Mansarden – lag für damalige Verhältnisse

am Bau des Münchner Prinzregententheaters (1901) und arbeitete danach

zwar eher im gehobenen Segment, war aber für Baumgartners Zielpublikum

für ein Jahr bei Friedrich Werz, dem Partner seines früheren Lehrers

aus dem unteren Mittelstand doch erschwinglich. Baumgartners Kunden

Faesch, in dessen Büro Werz & Huber in Wiesbaden.

nämlich waren nicht selten Ehepaare, die beide verdienten – Kaufleute und

Nach einer gemeinsamen Studienreise Hindermanns und Bernoullis

Vertreter, Büroangestellte und Sachbearbeiter, Einzelhändler(innen), Hand-

durch Deutschland, Belgien und die Niederlande trennten sich die Wege der

werksmeister oder Eisenbahner, aber auch Lehrer, Chemiker, Ingenieure,

Freunde. Bernoulli ging nach Berlin und eröffnete dort 1903 ein eigenes

Architekten und gelegentlich auch ein Direktor oder Richter, die mehrheit-

Architekturbüro. Hindermann kehrte nach Wiesbaden zurück, nahm dann

lich selbst in den Häusern lebten. Circa 15 % der Immobilien blieben im

aber noch im gleichen Jahr eine Stelle als Konservator am Basler Gewerbe-

Besitz der Familie.

museum an. Diese «Lebensstellung» ( Itta Iff-Hindermann in einem Brief

37

von 1989 ) muss ihn jedoch wenig befriedigt haben. Er beschäftigte sich

ehemaligen Fischer-Guts waren Schneider & Hindermann nicht nur die

weiterhin mit Architektur- und Möbelentwürfen. Und als er schliesslich einen

Architekten, sondern auch ihre eigenen Bauherren.

Auftrag für das Landerziehungsheim Glarisegg bei Steckborn am Untersee

Neben weiteren Genossenschaftswohnhäusern in Bümpliz-Süd und an

erhielt, packte er die Gelegenheit beim Schopf, kündigte, verkaufte das Haus

der neuen Könizstrasse, dem «Verbandhaus bernischer Käserei- und Milch-

der Familie und zog mit einem Freund, dem Maler Goldschmitt, an den

genossenschaften» ( Laupenstrasse 7 ) und dem Um- und Ausbau des

Bodensee. Hindermann erinnert sich in privaten Aufzeichnungen von 1944:

Hallenbads Sommerleist (1928/29) realisierte Hindermann in dieser Zeit

«[…] und dann kamen auch die Aufträge in Glarisegg, der Bau des Speise-

auch sein erstes eigenes Wohnhaus in Muri (1913 ). 1920 zog die Familie

saals dort als Anfang eines ganz netten Gesamtprojektes. Die Reisen an den

dann allerdings in die neue Siedlung an den Engeriedweg um. In die Berner

Untersee waren die wunderbaren Abwechslungen in der Oede der Conser-

Zeit fällt auch Hindermanns Mitarbeit im Schweizer Freiland- und Freigeld-

vatorstelle ». In Berlingen führten die beiden im Frühjahr und Sommer

Bund, einer im Ersten Weltkrieg vom deutsch-argentinischen Kaufmann

1905 « ein idyllisches Leben».

Silvio Gesell gegründeten Bewegung, in der sich auch Hans Bernoulli aktiv

1906 heiratete Hans Hindermann in Langenbruck Hedwig Tanner, eine Cousine seines Freundes Hans Bernoulli. 1907 erhielt er von Hermann

engagierte. Bernoulli selbst war bereits 1912 als Chefarchitekt der Basler Bauge-

Hesse und dessen damaliger Frau, der Basler Fotografin Maria Bernoulli,

sellschaft in seine Heimatstadt zurückgekehrt und unterhielt dort seit 1918

den Auftrag, am Wohnort der Hesses in der Künstlerkolonie auf dem «Höri»

ein eigenes Architekturbüro, das er nach seiner Berufung als Redaktor

im deutschen Gaienhofen am Untersee ein Wohnhaus zu bauen. Der Arzt,

der Zeitschrift Werk 1927 und dem Umzug nach Zürich wieder aufgab. Kurz

Dichter und Freund Hesses Ludwig Finckh schloss sich mit einem zweiten

zuvor hatte er für Wilhelm Emil Baumgartner und dessen Auftraggeber

Auftrag an. Und so brach Hindermann seine Zelte in Berlingen wieder ab

Carl Schlotterbeck noch erste Entwürfe für eine Grossgarage an der Viadukt-

und liess sich für die Bauzeit mit seiner Frau und der 1907 in Zürich

strasse 40 in Basel erarbeitet, sich dann aber laut Aussage seines Sohnes

geborenen Tochter Johanna im benachbarten Steckborn nieder.

Paul Bernoulli mit Baumgartner zerstritten.

«Das Hessehaus ist», nach einem Bericht im Nachrichtenblatt des

Möglich, dass er den Auftrag daher an seinen Freund in Bern weitergab.

Landesdenkmalamtes von Baden-Württemberg vom März 2000, «eine kleine

Dieser arbeitete damals am Hallenbadprojekt Sommerleist, dessen Archi-

Villa bürgerlichen Zuschnitts» und stand mit seiner «Reformarchitektur»

tektur Andeutungen einer neuen Sprache zeigt – im Inventar der neueren

«auf der Höhe seiner Zeit». Finckhs bescheideneres Wohnhaus zeigt eben-

Schweizer Architektur INSA als «Neues Bauen mit turmartigen Auszeich-

falls deutliche Heimatstilelemente. Nach Fertigstellung dieser beiden Bauten

nungen» beschrieben. Möglich, dass dieses Angebot Hindermann auch aus

1908 und einem kurzen Intermezzo in Zürich nahm Hindermann 1909 eine

privaten Gründen willkommen war. Nach insgesamt 22 Umzügen nämlich war

Stelle bei Bracher & Widmer in Bern an. Ein Jahr später kam in Bern seine

die Ehe zerbrochen. Der rastlose und reiselustige Künstler-Architekt hatte

Tochter Itta Hedwig zur Welt.

in der Berner «Felsenburg» Frieda Kuratle kennen gelernt, die er noch im

Zu jener Zeit realisierten Bracher & Widmer u.a. das Hotel National

Jahr der Scheidung 1928 heiratete.

( Bundesplatz 2, seit 1919 Sitz der Schweizerischen Kreditanstalt ) und an der Christoffelgasse das im Berner Neubarock gehaltene Verwaltungsgebäude der Schweizerischen Volksbank, für das Hindermann die Inneneinrichtung der Obergeschosse übernahm. 1911 schloss er sich dann aber – ebenfalls in Bern – Gottfried Schneider an (1911–1927: Schneider & Hindermann),

7

«W. E. Baumgartner. Architekt» – Schriftverkehr der Firma

der sich zuvor mit 16 Häusern an der neubarocken Reihen-Einfamilienhaus-

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Wilhelm Emil Baumgartner ( 1893 –1946 )

Siedlung an der Choisystrasse beteiligt hatte. 1914 /15 folgte die « Wohn-

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Johann Jakob Hindermann (1877 –1963)

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Hans Hindermann in jungen Jahren

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Die Häuser Hesse…

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… und Finckh

haus-Überbauung im Heimatstil » ( INSA ) an der Weststrasse. Hier, wie auch in der späteren Reihenhaussiedlung am Engeriedweg auf dem Areal des

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«Unser Haus in Muri»,

manns Zeit in Baumgartners Firma bekannt. Seine primäre Aufgabe im

Wohnhaus Hans Hindermanns

Büro dürfte der Entwurf der Kopfbauten der Baumgartnerhäuser-Ensembles

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Die Grossgarage Schlotterbeck

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Wohnhaus Hindermann-Kuratle in Riehen

gewesen sein. Alles übrige war dann Fliessbandarbeit: Teilweise gab sich

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Aus Hans Hindermanns Reisetagebuch

das Büro nicht einmal mehr die Mühe, die Pläne für die Baueingaben neu zu zeichnen, sondern bereitete schon bestehende Unterlagen notdürftig neu auf. Rationelles, ökonomisches Bauen und damit verbunden Normierung und Standardisierung der Bauteile – Themen, die auch von der damaligen Avantgarde des Neuen Bauens diskutiert wurden – waren für dieses Büro allein aus Rentabilitätsgründen eine Selbstverständlichkeit. Baumgartner & Hindermann verstanden sich als traditionelle Bau-

Hindermann nahm also den Auftrag an, führte ihn 1927/28 gemeinsam mit

meister und waren eher am Weiterbauen der Stadt und der Fortschreibung

Baumgartner aus, blieb in Basel und wurde im Architekturbüro Baumgartner

tradierter Muster interessiert. Dass Baumgartner und Hindermann die

& Hindermann – eingetragen im Handelsregister am 29.7.1929 unter Baum-

Bauvorschriften dabei jeweils bis zum letzten Quadratmeter ausreizten –

gartners Namen am Rheinsprung 1 – der leitende Architekt. Nach Abschluss

mitunter auch über die gesetzlichen Grenzen hinaus –, erweist sich rück-

der laufenden Projekte in Bern zog er nach Basel und lebte 1929 – 1933

blickend als idealer Schutz: Bis auf einige wenige ( Vogesenstrasse 67/69,

mit seiner zweiten Frau als Mieter Baumgartners an der Mittleren Strasse 62.

Klingelbergstrasse 7/9) sind bis heute alle Baumgartnerhäuser erhalten.

Danach nennt das Adressbuch bis 1942 als Domizil auch die Büroadressen

Ihr Erfolg blieb dabei unter den Kollegen keineswegs unbeachtet, und die

Rheinsprung 1 und ab 1939 Eisengasse 5, also auch noch nach Fertigstellung

Häuser wurden schon früh oft und gern kopiert. Mitarbeiter machten sich

des eigenen Wohnhauses am Kettenackerweg 23 in Riehen (1933/34, Archi-

mit eigenen «Baumgartnerhäusern» selbstständig, Konkurrenten bestachen

tekten: Baumgartner & Hindermann) und seinem Austritt aus der Firma.

Zeichner des Büros, um in den Besitz der Originalpläne zu kommen.

Obschon Hans Hindermann zwölf Jahre lang Baumgartners Architekt und

Baumgartner wehrte sich und prozessierte, keineswegs immer mit Erfolg.

Partner blieb, müssen ihn weder sein erfolgreicher Kompagnon noch die Arbeit selbst sonderlich berührt haben: In seinen privaten Aufzeichnungen

PRIVATER ERFOLG UND VOLKSWIRTSCHAFTLICHER NUTZEN

findet sich ausser der Bemerkung «Arbeit mit dem selfmademan Baum-

Mit Unternehmergenie erarbeitete sich der einstige Spediteur so in einer Zeit

gartner» nichts. Offenbar sah er darin kaum mehr als den notwendigen Brot-

des einsetzenden Baubooms mit seinen Mehrfamilienhäusern ein Millionen-

erwerb, genug, um seine Familie zu unterstützen, sich ein bescheidenes

vermögen. Schon 1925 hatte er – ebenfalls von der Einwohnergemeinde –

Haus, einen kleinen Wagen und vor allem «eine Reihe schöner Fahrten nach

drei Parzellen an der Glaserbergstrasse 11–17 erworben, 1926 nach Plänen

Portugal, nach Skandinavien, nach Italien und Frankreich» zu leisten. – Nach

von Paul Hosch überbauen lassen und 1927 weiterverkauft. 1930 und 1933

seinem Austritt 1939 übernahm der ebenso langjährige Mitarbeiter Rinaldo

kaufte Baumgartner an der gleichen Strasse und von der gleichen Quelle

Rimondini die Leitung des Architekturbüros. Hans Hindermann unternahm

noch einmal insgesamt fast 2‘800 m2 Land und liess darauf vom eigenen Büro

danach gemeinsam mit seiner Frau ausgiebige Reisen, hielt sich zeitweilig

für sich und seine Familie eine repräsentative Stadtvilla mit Schwimmbad

in Portugal und immer öfter in der Berner Felsenburg auf, die den beiden zur

bauen. Dabei zeichnete er in der Baueingabe vom 30.5.1930 selbst als Archi-

« zweiten Heimat » wurde. Er starb am 9. Januar 1963 in Bern.

tekt. Wenn es in einem Nachruf der Basler Nachrichten von 12./13.1.1946 heisst, Baumgartner habe bei diesem Bau «einmal alle seine Individualität

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Neben dem Wohnhaus in Riehen, Baumgartners eigener Villa an der Glaser-

[…] frei entfalten und berücksichtigen können», dann demonstriert die neu-

bergstrasse, einer weiteren Garage in Genf als Nachfolgeauftrag des Baus

barocke Fassade dieses Traumhauses nicht nur den Stolz des Bauherrn über

der Schlotterbeck-Garage und einem Geschäftshaus an der Dufourstrasse 38

den geglückten gesellschaftlichen Aufstieg, sondern zeigt klarer als die ein-

(erbaut 1932, abgerissen 1965) sind keine anderen Bauten aus Hinder-

facheren Mehrfamilienhäuser auch dessen eindeutig konservative Haltung.

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Geschäftshaus Dufourstrasse 38 – Architekten:

kontrollierte Bahnen zu lenken. Und nicht zuletzt gingen die Baumgartner-

Baumgartner & Hindermann 1932

häuser überwiegend in die Hände von Privatpersonen über, die sich so in

Ansicht Villa Baumgartner, Glaserbergstrasse 19

einer Zeit der fehlenden oder völlig unzureichenden Altersversicherung über die Mieteinnahmen für das Alter absichern konnten. Nach der Krisenzeit entdeckte der findige Unternehmer eine neue MarktZu Beginn des Jahres 1943 erwarb Wilhelm Emil Baumgartner von der

lücke im Wohnbereich: die kleine, zentrumsnahe Stadtwohnung für gehobene

Familienstiftung Arxhof in Niederdorf BL den Landsitz Arxhof dazu.

Ansprüche. Erste dieser Bauten neuen Typs entstanden ab 1935 rund um

Beide Liegenschaften waren nach dem Urteil eines Familienmitglieds mit

den Aeschenplatz – an der St. Jakobs-Strasse, in der Langen Gasse und am

«exquisitem Geschmack» eingerichtet (Innenarchitekten: Knuchel Kahl,

Aeschengraben. 1945 kaufte die Firma Land an der Gartenstrasse für eine

Zürich) und zeugten vom «untrüglichen Gespür» des Bauherrn für Qualität.

weitere Wohnüberbauung dieser Art. Gleichzeitig stand sie in Vorverhand-

Der Arxhof ging nach Baumgartners Tod an die Kinder, wurde 1960 an

lungen für eine ähnlich strukturierte Grossbebauung im Geviert St. Alban-

den Kanton Basel-Landschaft verkauft und beherbergt heute die «Arbeitser-

Anlage/Malzgasse.

ziehungsanstalt Arxhof». Die Villa an der Glaserbergstrasse wurde 1976

Am 11. Januar 1946 jedoch erlag Wilhelm Emil Baumgartner einem

vom Bauunternehmer Urs Gribi-Giavarini übernommen und abgerissen.

Nierenleiden, und mit seinem Tod endete auch die Bautätigkeit der Firma. Offiziell bestand sie bis Januar 1980 weiter. Anfänglich, um die laufenden

Wilhelm Emil Baumgartner wird im Nachruf als «forscher Tatenmensch»

Projekte abzuschliessen, danach zur Verwaltung der Liegenschaften, die im

von «mitreissender Aktivität» beschrieben, den seine Partei, die FDP, auch

Besitz der Firma resp. der Familie geblieben waren. Als Habenichts hatte

gern als Regierungsratskandidaten gesehen hätte, was Baumgartner offen-

Wilhelm Emil Baumgartner in den 1920er- Jahren begonnen und sich inner-

bar jedoch dankend ablehnte – er interessierte sich nicht für die politische

halb kürzester Zeit zu einem von knapp 150 Millionären (das Statistische

Kleinarbeit, sondern verstand sich als Mann der Wirtschaft. Dort allerdings

Jahrbuch nennt 148 für das Jahr 1945) im «Roten Basel» emporgearbeitet.

schuf er sich mit seinem ruppigen Geschäftsgebaren keineswegs nur Freunde:

Als er starb, hinterliess er den Erben einen Inventarwert von 2,4 Millionen

Baumgartners Strategie, die Häuser so schnell wie möglich weiterzuverkaufen

Franken und der Stadt ein Wohnmodell, das Generationen von Baslerinnen

und bei den Bauausschreibungen diejenigen Handwerksbetriebe zu be-

und Baslern prägte mit Wohnungen, die bis heute hoch begehrt sind.

rücksichtigen, die sich verpflichteten, prozentual zur Höhe des Arbeitsaufkommens Liegenschaften zu übernehmen, führte – so wird bis heute erzählt – manchen der Betriebe an den Rand des Ruins. Verifizierbar ist dieser Vorwurf allerdings nur in den ersten Grossprojekten an der Vogesen- und Mülhauserstrasse, deren Häuser tatsächlich bis auf wenige Ausnahmen an Betriebe aus dem Bausektor übergingen. Andererseits griff der gewiefte Kaufmann auch wiederholt Geschäften unter die Arme, um eine Monopolisierung des Baumarkts zu verhindern. Baumgartner galt als rücksichtsloser Spekulant, der aus der damaligen angespannten Wirtschaftslage Profit schlug. Doch von seinem privaten Erfolg profitierte umgekehrt auch die Volkswirtschaft: Seine Grossprojekte verschafften Bauarbeitern und Handwerkern Arbeit. Die neuen Mehrfamilienhäuser trugen dazu bei, die gespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt zu entschärfen und den anhaltenden Zuzug in die Stadt in einigermassen

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DIE HÄUSER

Rebekka Brandenberger

VOM BAUTEI L ZUM STADTQ UARTIER

WAS IST EIN BAUMGARTNER HAUS?

Ist in diesem Buch von den Baumgartnerhäusern die Rede, so sind damit jene 302 «typischen» Mehrfamilienhäuser gemeint, die W. E. Baumgartner zwischen 1926 und 1938 errichten liess und die das Gesicht ganzer Strassenzüge prägen. Ihre grosse Zahl und ihr charakteristisches Erscheinungsbild, verbunden mit dem Namen des wegen seines unternehmerischen Erfolgs berühmten und umstrittenen Erbauers, machen das «Baumgartnerhaus» in Basel zu einem Begriff. Beim Betrachten der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstandenen Wohnquartiere fallen die Bauten von Baumgartner & Hindermann nicht nur durch ihre Vielzahl auf, sondern prägen sich auch wegen ihrer einheitlichen Gestaltung und scheinbaren Gleichartigkeit ein. Die einzelnen Häuser sind sich in der Tat sehr ähnlich, da sie aus immer wiederkehrenden Bauteilen gefügt sind. Aus ökonomischen Beweggründen wurde auf architektonische Mittel zurückgegriffen, die innerhalb eines konventionellen Formenvokabulars eine reiche Vielfalt in der Ausbildung und Zusammenstellung der einzelnen Elemente ermöglichten. Ein genauerer Blick auf die Fassaden genügt deshalb oft, um die unterschiedlichen Haustypen zu erkennen. Dennoch weiss man wenig über deren Machart und Prinzipien, ihre Baudaten und Anzahl. In diesem Kapitel werden unter dem Gesichtspunkt «Gemeinsamkeiten und Unterschiede» das einzelne Haus, die Ensembles und die Quartiere dargestellt. Ein Blick aus der Nähe zeigt auf, wie diese Häuser konstruiert und ausgestattet sind. Die sechs häufigsten Haustypen werden erläutert, und anhand einiger Beispiele werden die Möglichkeiten aufgezeigt, die sich in der Kombination von Einzelhäusern zu Ensembles ergaben. Einen Überblick über die Gevierte und Strassenzüge bieten die fünf Quartierpläne und ein chronologisches Verzeichnis der Bautätigkeit. Die Verwendung derselben praktischen Grundrisse und ein ähnliches Erscheinungsbild finden wir auch bei zahlreichen anderen Wohnbauten jener Zeit. Viele davon werden oft ebenfalls als «Baumgartnerhäuser» bezeichnet, obwohl sie nicht zu den von Baumgartner & Hindermann erstellten Gebäuden zählen. Eine Auswahl solcher verwandter Bauten wird zum Schluss vorgestellt.

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DAS HAUS: KONSTRUKTION,

«Das» Baumgartnerhaus gibt es nicht. Die grosse Mehrheit der Häuser entspricht zwar Baumgartners

AUSSTATTUNG UND GRUNDRISSTYPEN

«3-Zimmer-Haus Type A», doch auch diese Bauten können sich – je nach Baujahr, Quartier oder Ausbaustandard – in spezifischen Details wie Bauschmuck, Dachausbildung oder Anzahl der Obergeschosse unterscheiden. Deshalb beschränkt sich die Darstellung der konstruktiven Gemeinsamkeiten und der verschiedenen Haustypen hier weitgehend auf die Grundzüge, die den Charakter eines Baumgartnerhauses ausmachen.

KONSTRUKTION, BAUTEILE UND AUSSTATTUNG

Der allgemeine konstruktive Aufbau der Häuser entspricht dem Stand der Technik der damaligen Zeit. Die Fundamente und Kellermauern der Häuser sind aus armiertem Stampfbeton erstellt. Die Decke des Kellers liegt immer über dem Terrain, wodurch die Konstruktion besser vor aufsteigender Feuchtigkeit geschützt ist und der Keller natürlich belüftet und belichtet werden kann. Die Aussenwände sind ausnahmslos als 39 cm starke Verbundmauerwerke in Backstein ausgeführt. Die statisch besonders beanspruchten Stellen wurden mit Beton verstärkt – in den Baueingabeplänen sind diese Punkte mit einem P ( für Portland-Cement ) markiert. Im Inneren gibt es meistens nur eine tragende Wand, die möglichst in der Mitte des Grundrisses liegt und so ideale Spannweiten für das Deckengebälk ermöglicht. Diese Backsteinmauer ist in der Regel 12 cm stark und durch Gurte und Pfeiler aus armiertem Beton verstärkt. Im Kellergeschoss ist sie bisweilen durch einen Unterzug mit Stahlstützen ersetzt. Die anderen Wände sind verschiedenster Konstruktion, ihre Stärke variiert je nach Bauart zwischen 5 cm und 8 cm. Die Geschossdecken sind als Balkendecken ausgeführt. Während für den Grossteil des Grundrisses Holzbalken Verwendung fanden, wurde für die Bereiche Küche, Bad und Balkon einer Stahlkonstruktion der Vorzug gegeben. Auffallend sind die Konstruktionselemente zur Abfangung der Erker über dem Erdgeschoss. Für die Bekleidung des Backsteinmauerwerks gelangte ein mehrschichtiger Kratzputz zur Anwendung, dessen oberste Schicht als zweifarbiges Relief in Olive- und Beige-Tönen aufgetragen wurde. Das Feld mit der feingliedrigen tektonischen Putzstruktur wird gegen den Sockel von einem durchlaufenden Gurtgesims abgeschlossen. Gesimse, Erkereinfassungen sowie Tür- und Fenstergewände sind aus demselben Kunststein gefertigt. Im Gegensatz zur Strassenfassade trugen die Hinterfassaden einen herkömmlichen, hell gestrichenen Kalkputz. Charakterbildend für die Erscheinung der Baumgartnerhäuser sind auch die stehenden Fenster3

Der Schnitt durch ein Haus mit Dreizimmerwohnungen von Typ A zeigt den konstruktiven Aufbau des Gebäudes und der verschiedenen Fassadenabschnitte. Grün angelegt sind die in Beton ausge-

formate und die niedrigen Brüstungen mit geschmiedeten Gittern. Zwischen dem zweiflügligen Sprossenfenster und dem Vorfenster liegt ein Holzrollladen. Bei den schmalen Haustypen gibt es eng gewendelte Holztreppen, für die Typen E und F wurde

führten Bereiche, Rot bezeichnet Backsteinwände, Gipsverkleidungen und die Ziegeldeckung, mit Gelb sind die Bauteile aus Holz markiert.

eine zweiläufige Treppe mit Zwischenpodest eingebaut. Gemeinsam ist den Treppenhäusern, dass sie bis ins Dach führen und mit einem Glasoblicht abgeschlossen sind.

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Das Dachwerk besteht in der Regel aus einem einfach liegenden Dachstuhl mit einer oder zwei Binderachsen. Er blieb grösstenteils unausgebaut und diente als Estrich. In manchen Häusern hingegen sind auf der Hofseite zusätzlich Mansardenzimmer untergebracht. Die Dächer wurden mit Falz- oder Biberschwanzziegeln gedeckt, die Spenglerarbeiten in verzinktem Stahlblech ausgeführt und ursprünglich in derselben Farbe wie die Dachuntersicht gestrichen. Dem für die damalige Zeit modernen Zuschnitt der Baumgartnerwohnung entspricht auch das Badezimmer mit fliessendem Kalt- und Warmwasser. Die Küche, bei den Typen A, C und D neben dem Bad liegend, war mit einem Kochherd und einem Spültrog über einem eingebauten Schrankmöbel ausgestattet. Auf manchen Balkonen gibt es einen geräumigen Einbauschrank an der Kopfseite. Die Innentüren sind alle gestemmt, wobei die Füllungen verglast oder voll sein können. Die Zimmerböden sind mit hellem Eichenparkett im Fischgratmuster ausgelegt, im Mansardengeschoss wurden meist Tannenriemen verwendet. In den Nassräumen gelangten Keramikfliesen zum Einbau, im Flur ein Inlaid-Belag. Die Wände von Eingangsflur und Treppenhaus sind mit einem groben Rupfen bis auf die Höhe von 1,4 m tapeziert, der ursprünglich grün gestrichen war. Im Windfang sind die Briefkästen in die Wand eingelassen. Die frühen Bauten wurden mit Zimmeröfen ausgestattet, spätere mit Etagen- oder Zentralheizung. Die Waschküche liegt hofseitig im Keller und ist vom Hof her zugänglich, wo im Sommer die Wäsche getrocknet wurde.

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An der Hagenbachstrasse brach am 7. März 1932 der Ausleger eines Baukrans und stürzte auf die Baustelle. Es gab keine Verletzten. Das Polizeifoto zeigt im Hintergrund die bereits bis ins zweite Geschoss errichteten Rohbauten mit den Aussenwänden aus Backsteinmauerwerk und den im Verbund eingemauerten Fenstergewänden und Gurtgesimsen.

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«Markenzeichen» aller Baumgartnerhäuser ist das zweifarbige Fassadenrelief aus Kratzputz auf der Strassenseite. Dieser wurde nicht gestrichen, sondern oliv und beige eingefärbt.

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ORIGINAL ERHALTENE DETAILS IM BILD

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Hauseingang: Die Treppenstufen und Türgewände sind aus scharriertem Kunststein. Das verglaste Mittelfeld der Eichentür ist durch ein geschmiedetes Gitter geschützt.

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Hausflur: Die Briefkästen sind in die mit Rupfen ausgekleidete Wand eingelassen.

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Ausschnitt mit profilierten Abdeckleisten der Wandbespannung, Sockelleiste und Keramikfliesen des Flurbodens

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Die Windfangtür zum Treppenhaus wiederholt das Oberlicht der Eingangstür.

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Treppenhaus mit gewendelter Holztreppe, internem Fenster zur Küche und grün gestrichener Rupfenbespannung. Der oberste Treppenabsatz führt zur Estrichtür und wird von einem Glasoblicht erhellt.

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Das Dachgeschoss wird mehrheitlich als Estrich genutzt.

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In vielen Wohnungen sind die Zimmer durch verglaste Zwischentüren verbunden.

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Flügeltür mit geschliffenem Glas

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Tageslicht aus den Zimmern erhellt den Wohnungsflur.

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Badezimmer mit weitgehend originaler Ausstattung

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Der grosszügige Balkon ist zum begrünten Hof hin orientiert.

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Die Balkone werden von einer Stahlkonstruktion getragen. Die Waschküche ist vom Hof her zugänglich.

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Im Kellergeschoss werden die Lasten oft über Stahlstützen abgetragen.

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Auch Garagenboxen gehörten bereits zum Bauprogramm.

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DIE TYPEN

Die Baumgartnerhäuser sind an sich alle gleich konstruiert, sie unterscheiden sich aber in ihren Grundrissen. Diese verschiedenen Typen wurden von Baumgartner mit Buchstaben bezeichnet. Vorlage für seine ersten Haustypen waren die Mehrfamilienhäuser an der Elsässerstrasse 13 –19, die Paul Hosch 1924 für Baumgartners Mutter erstellt hatte ( Ingenieur: Robert Gsell-Heldt ). Diese greifen in ihrer Grundrissanlage auf das Basler Einfamilienhaus der Vorkriegszeit zurück, bei dem drei oder vier Wohnräume um einen zentralen Flur oder eine Halle gruppiert sind. Baumgartner übernahm für seine ersten Baugruppen im St. Johann Hoschs Dreizimmerwohnungen. Im Laufe der Bautätigkeit wurden weitere Typen entwickelt, die auf einer ähnlichen Grundrissdisposition aufbauten. Neben den einbündigen Häusern mit Drei- und Vierzimmerwohnungen, die auch gespiegelt Verwendung fanden, entstanden ab 1929 auch Haustypen mit zwei Zweizimmerwohnungen pro Geschoss. Dieses Repertoire von sechs Grundrisstypen und die für besondere städtebauliche Situationen entworfenen Eckhäuser und Kopfbauten wurden den unterschiedlichsten Anforderungen gerecht. Je nach Grundstück, Parzellenbreite und gewünschter Wohnungsgrösse liessen sich so die einzelnen Häuser in unterschiedlicher Reihung zu massgeschneiderten Ensembles zusammensetzen.

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Paul Hosch: Elsässerstrasse 13 – 19, 1924. Die Häuser 13, 15 und 19 entsprechen Baumgartners späterem «Type A», Haus Nr. 17 «Type B».

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Typ A

Dachsfelderstrasse 21 – 25, 29 – 35, 22 – 26 Guisan-Strasse 14 – 28

Gotthelfstrasse 3 – 7, 9 – 23, 4 – 10, 14 – 18

Im Margarethenletten 1 – 11 80

Meltingerstrasse 3 –19

15 – 21, 35, 37, 4 – 14, 18, 20 93 – 103, 107 – 113, 119, 121

Dornacherstrasse 258

Edisonstrasse 1 – 11

Mülhauserstrasse 59, 61, 65 – 71, 75 – 81

Rührbergerstrasse 16–20

Fatiostrasse 5 – 9, 6 – 10

Hagenbachstrasse 5, 7, 11, 13, 4, 6, 10, 12, 16, 18

Jacob Burckhardt-Strasse 14, 16, 20 – 26, 34 – 38

St. Galler-Ring 179 – 187, 193 – 201

Elsässerstrasse 29

Klingelbergstrasse 7, 9

Hans Huber-Strasse 17, 21

Margarethenstrasse 52 – 58, 64, 66, 72, 74,

Peter Rot-Strasse 56 – 78, 84, 86, 92 – 96, 100, 73 – 77

St. Jakobs-Strasse 63, 67, 69, 75, 79 – 83

Vogesenstrasse 35 – 69

General

Pruntruterstrasse 1 – 9,

Säntisstrasse 4 – 12

Wanderstrasse 5 – 11, 17, 19, 27 – 35

Sevogelstrasse

Wettsteinallee 73 – 85, 78 – 86

Von den 306 Baumgartnerhäusern entsprechen über zwei Drittel dem Haustyp A. Die Parzellenbreiten betragen zwischen 7,95 m und 8,3 m. Über das in der Mitte des Grundrisses an der Brandmauer liegende Treppenhaus wird jeweils eine Wohnung pro Stockwerk erschlossen. Die Räume sind alle direkt vom Flur aus zugänglich. Küche, Bad und ein Zimmer sind gegen den Hof gerichtet, wo sich ein grosszügiger Balkon über die ganze Hausbreite erstreckt. Zwei weitere Wohnräume sind zur Strasse orientiert, einer davon zeichnet sich durch eine auskragende Erkernische aus. Die Zimmer können dabei untereinander durch zweiflüglige, verglaste Zwischentüren verbunden sein. Während Paul Hosch diesen Wohnungstyp für eingebaute Zeilenhäuser verwendete, benutzte ihn Baumgartner anfänglich auch für die Bauten am Anfang und Ende seiner Hausreihen. Diese Stirnbauten, von Baumgartner als «Type A2» bezeichnet, mussten dafür lediglich etwas breiter (eine halbe Brandmauerdicke) angelegt werden, wobei die dritte Fassade nur ausnahmsweise befenstert wurde, zum Beispiel bei den Eckhäusern an der Gotthelfstrasse, die im Erdgeschoss einen Laden aufweisen. Bei den Kopfbauten an der Vogesenstrasse hingegen ist der Hauseingang an die Seitenfassade verlegt, an der sich das Treppenhaus als Risalit abzeichnet.

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Typ A, Grundriss der Dreizimmerwohnung mit Küche und Bad auf der Hofseite. Darunter eine Variation von Typ A: Vogesenstrasse 63, 1927. Die Treppe liegt senkrecht zur Stirnfassade und tritt als Risalit hervor.

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Strassenfassade Typ A mit dem charakteristischen zweigeschossigen Fenstererker ( Dachsfelderstrasse )

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Baueingabeplan für Typ A mit den Grundrissen aller Geschosse

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Typ B

Dachsfelderstrasse 27 Strasse 98

Gotthelfstrasse 12

St. Jakobs-Strasse 65, 67

Hans Huber-Strasse 19

Mittlere Strasse 62 – 66

Margarethenstrasse 68, 70, 76, 78

Peter Rot-

Sevogelstrasse 105

Auch Baumgartners «Type B» war zuvor schon von Paul Hosch gebaut worden (Elsässerstrasse 17). Auf einer Parzellenbreite von 10,2 m ist der Grundriss als Vierzimmerwohnung organisiert. Man betritt sie über eine zentrale Halle, von der aus alle Räume erschlossen werden. Diese gliedert den Grundriss, zusammen mit dem Treppenhaus und dem an einem Lichtschacht liegenden Badezimmer, in einen hofseitigen Teil mit Küche und zwei Zimmern und einen zur Strasse gelegenen Wohnbereich mit zwei weiteren Räumen, die durch eine Zwischentür verbunden sind. Diese Grundrissanlage mit quer zu den Brandwänden verlaufender Tragstruktur und innen liegendem Bad fand bei Baumgartner & Hindermann insgesamt 19 -mal Verwendung. Die ersten vier Häuser dieses Typs, das Ensemble Mittlere Strasse (1926 ) und ein Haus an der Gotthelfstrasse (1928 ), wurden jedoch auf schmaleren Parzellen noch als Dreizimmerwohnungen organisiert, bei denen auf der Hofseite nur ein Zimmer neben der Küche liegt.

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Typ B, Grundriss der Vierzimmerwohnung mit zentraler Eingangshalle und innenliegendem Badezimmer beim Lichtschacht

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Strassenfassade Typ B. Der etwas breitere Haustyp ist aufgrund des Doppelfensters neben dem Erker erkennbar. ( Dachsfelderstrasse )

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Baueingabeplan für Typ B mit den Grundrissen aller Geschosse

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Typ C

Dachsfelderstrasse 19 Pruntruterstrasse 33

Hans Huber-Strasse 15, 23

Jacob Burckhardt-Strasse 28

St. Galler-Ring 177, 189, 191

Sevogelstrasse 115, 117

Margarethenstrasse 50

Peter Rot-Strasse 54, 66, 68, 80

Wettsteinallee 76, 88

Ab 1928 wurde für die städtebaulich wichtigen Kopfbauten, die eine Reihe eingebauter Häuser fassen, insgesamt 17- mal der Typ C verwendet. Die Wohnung ist aus Typ A weiterentwickelt worden: Bei einer 9,5 m breiten Parzelle ist gegenüber der Treppe – die von Typ B übernommen ist – ein viertes Zimmer eingefügt, das sich an der Kopffassade als Erker oder Risalit abzeichnet. Die Räume sind auch hier alle über die innenliegende Eingangshalle erschlossen und können untereinander verbunden sein. Als Haus am Anfang oder Ende einer Zeile hat dieser Typ zwei Strassenfassaden, deren Gliederung über die halbe Rückseite weitergeführt wird. Die andere Hälfte der Hoffassade wird von einem kleinen Balkon eingenommen.

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Typ C, Grundriss der Vierzimmerwohnung mit zentraler Eingangshalle. Küche und Bad liegen auf der Hofseite.

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Strassenfassade Typ C. Im Gegensatz zu den eingebauten Häusern steht Typ C immer am Anfang oder Ende einer Zeile. ( Dachsfelderstrasse )

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Baueingabeplan für Typ C mit den Grundrissen aller Geschosse

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34

Typ D

Dachsfelderstrasse 28

Hagenbachstrasse 38

Margarethenstrasse 62, 82

Mülhauserstrasse 57

Pruntruterstrasse 39

Sevogelstrasse 123

Wo die Bebauung als geschlossener Blockrand ausgeführt ist, wird neben dem Eckhaus eine Variation des A-Typs eingesetzt. Die mit Typ D bezeichneten Bauten sind auch als Dreizimmerwohnungen organisiert, ihre Hoffassade springt aber zugunsten der Belichtung des Eckhauses zurück. Das hofseitige Zimmer ist dadurch verkürzt, während sich der Balkon nur noch über die Breite von Küche und Bad erstreckt. Die Vorderfassade und der übrige Grundriss – mit zwei zur Strasse orientierten Zimmern sowie innenliegender Treppe und Flur – entsprechen Typ A.

35

Typ D, Grundriss der Dreizimmerwohnung mit dem charakteristischen Rücksprung der Hoffassade

36

Hoffassade Typ D mit kleinem Balkon ( Sevogelstrasse )

37

Baueingabeplan für Typ D mit den Grundrissen aller Geschosse

35

78

36

79

37

Typ E

Hagenbachstrasse 8, 14, 20

Mülhauserstrasse 63, 73

Pruntruterstrasse 10, 16

Riehenring 12, 14

St. Jakobs-Strasse 71, 73

Wander-

strasse 15

Für Parzellen mit einer Breite von 12,5 m wurde 1929 der zweibündige Typ E eingeführt. Die Wohnungen verfügen über zwei gleich grosse Zimmer und einen Balkon auf der Hofseite. Die Bäder liegen hier an der Strassenfassade neben dem Treppenhaus. Dieses überragt als Mittelrisalit die Traufe, um auch das Dachgeschoss zu erschliessen. An der Mülhauserstrasse, wo die beiden ersten E-Typen errichtet wurden, treten diese breiten Risalite, mit gerundeten Ecken und horizontalen Verputzbändern, als kräftige plastische Elemente aus der langen Fassadenflucht hervor. Die insgesamt zehn später gebauten Einheiten sind zurückhaltender gestaltet, indem das Treppenhaus nicht mehr über die Flucht der Erker vorsteht.

38

Typ E, Grundriss mit zwei Zweizimmerwohnungen. Die Treppe liegt, von den Bädern flankiert, an der Strassenfassade.

39

Strassenfassade Typ E. Der symmetrische Aufbau des Gebäudes wird durch den Treppenrisalit, der die Trauflinie durchstösst, zusätzlich unterstrichen. (Pruntruterstrasse)

40

Baueingabeplan für Typ E mit den Grundrissen für Erdgeschoss und ersten und zweiten Stock

38

82

39

83

40

Typ F

Hagenbachstrasse 34, 36

Jacob Burckhardt-Strasse 18, 32

Peter Rot-Strasse 88, 90, 102, 104

Pruntruterstrasse 2, 11, 23

Die Weiterentwicklung und Optimierung von Typ E führte 1933 zu Typ F. Die Treppenanlage ist ins Hausinnere gerückt und die zwei Zweizimmerwohnungen werden über einen längs zum Grundriss liegenden Vorplatz erschlossen. Dies ermöglicht nicht nur breitere Badezimmer, sondern auch eine ruhigere Gestaltung der Strassenfassade mit durchlaufender Dachlinie. Die Mittelzone des Hauses mit Bädern, Treppe und Küchen ist durch ein leichtes Zurückspringen der Fassadenflucht verdeutlicht. Auch die Hoffassade ist dreiteilig, da sich die Balkone nicht mehr über die gesamte Hausbreite erstrecken.

41

Typ F, Grundriss mit zwei Zweizimmerwohnungen und innenliegender Treppe

42

Strassenfassade Typ F. Die Mittelzone der dreiteiligen Fassade ist leicht zurückgesetzt und mit horizontalen Putzstreifen gestaltet. ( Pruntruterstrasse )

43

Baueingabeplan für Typ F mit den Grundrissen für Erdgeschoss und ersten und zweiten Stock

41

86

42

87

43

Spezialfälle

Dachsfelderstrasse 30 60, 84 71, 87

Elsässerstrasse 31

Meltingerstrasse 24

Hagenbachstrasse 22, 38

Pruntruterstrasse 25

Jacob Burckhardt-Strasse 12, 38

St. Galler-Ring 208

St. Jakobs-Strasse 59, 61

Jungstrasse 11 Sevogelstrasse 91

Margarethenstrasse Wettsteinallee 67,

Wielandplatz 8

Das Repertoire an Haustypen ermöglichte nur bei Normparzellen eine Standardlösung. Unter Verwendung derselben Bauteile und Gestaltungselemente wurden für Blockrandecken, prägnante Einzelbauten oder unregelmässige Randgrundstücke spezifische Grundrisse entworfen. Im Erdgeschoss war in vielen Fällen eine gewerbliche Nutzung vorgesehen ( Coop-Filiale, Metzgerei, Bäckerei, Café ). Die Wohnungen in den Obergeschossen sind vielfältig, wobei auch hier möglichst auf die bewährten Masse von Treppen, Bädern und Küchen zurückgegriffen wurde.

44

44

Wielandplatz 8, 1928. Zweibündiger Grundriss mit einer Drei- und einer Zweizimmerwohnung. Bäder und Treppenhaus werden über einen Lichtschacht belichtet.

45

Sevogelstrasse 91, 1931. Grosszügige Fünfzimmerwohnung mit zentraler Halle und zwei kleinen Balkonen. Hier handelt es sich um eine Projektvariante, die im Bau anders ausgeführt wurde.

46

Elsässerstrasse 31, 1929. Eckhaus mit einer Drei- und einer Zweizimmerwohnung

47

Elsässerstrasse / Mülhauserstrasse, 1929. Die Ecksituation ist durch ein zusätzliches Geschoss ausgezeichnet. 45

90

46

47

91

DIE KOMBINATION DER HAUSTYPEN ZU ENSEMBLES

A

A2

B

C

D

E

F

S

48

92

St. Johann, 1926 – 1931

49

Gotthelf, 1926 – 1931

50

Landhof, 1928 – 1938

51

Margarethen, 1929 – 1938

52

Luftmatt, 1931 – 1934

93

53

DIE ENSEMBLES

Aus der Addition verschiedener Haustypen entstehen die Ensembles. Der Kleinteiligkeit in der Aneinanderreihung steht der einheitliche Charakter der ganzen Zeile gegenüber. Die Einzelhäuser sind durch die horizontale Gliederung in Sockel, Mittelfeld und Dach zu einem grossen Baukörper verbunden. Das Mittelfeld zwischen Sockelgeschoss und Dachrand wird dabei zu einem sorgfältig rhythmisierten Band, dessen zweifarbige vertikale Gliederung durch Lisenen, Wandfelder und zweigeschossige Erker der Fassade eine räumliche Tiefe verleiht. Dagegen ist die Rückseite sehr einfach gehalten. Der repräsentative Charakter der Strassenfassade macht einer sachlichen, auf allen Geschossen gleichen Gestaltung Platz: Durchgehende, weiss gestrichene Balkone erstrecken sich über die gesamte Fassadenlänge. Obwohl die Haustypen unterschiedlich tief sind und ihre Fassaden nicht immer in einer Flucht liegen, verbinden sich auch hier die einzelnen Hauseinheiten zu einem Hauskörper. Die Giebelwände sind in der Regel fensterlos, wobei das grosse Wandfeld von einem Putzrelief gefasst wird. Ist die Stirnseite befenstert, zeichnet sich diese Seitenfassade durch eine symmetrische Disposition von Wandfeldern, Öffnungen und Erkern aus. Innerhalb dieser einheitlichen Merkmale sind mannigfaltige Variationen möglich. Die Hauseinheiten werden gespiegelt und gereiht, wobei sich die unterschiedlich breiten Haustypen derart kombinieren lassen, dass das Bauland maximal ausgenützt wird. Durch die symmetrische Anlage, die Betonung der Mitte oder das Einfassen einer Reihe mit Kopfbauten wird eine Hauszeile als Grossform gestaltet. Die Kombination der Haustypen erfolgt dabei nach verschiedenen Mustern. Eine Auswahl solcher Zusammensetzungen wird auf den folgenden Seiten vorgestellt.

AAAAA

Die einfachste Form wird durch eine Serie von Häusern desselben Typs gebildet. Das Ensemble an der Edisonstrasse 1–11 besteht aus sechs A-Typen, die abwechselnd links- und rechtsbündig zu drei Paaren aneinander gereiht sind. Die Häuser am Anfang und Ende der Reihe sind dabei etwas breiter als die eingebauten und haben eine fensterlose Brandwand als Stirnseite. Der Baueingabeplan zeigt das Erdgeschoss und die Gestaltung von Vorgarten, Hof und Einfriedung. Gleichzeitig wurde nach denselben Plänen das benachbarte Ensemble Im Margarethenletten 1–11 erbaut.

AABAA

In eine solche Reihe gleicher Haustypen kann in der Mitte ein anderer Typ eingefügt sein, wie zum Beispiel an der Hagenbachstrasse. Von je zwei A-Typen flankiert, durchbricht der etwas breitere Typ B den regelmässigen Fassadenrhythmus des Ensembles. Durch die unterschiedlich grossen Parzellen wird das Grundstück so möglichst gut ausgenützt. Das Ensemble ist durch beidseits angebaute Garagenboxen ergänzt. Sie tragen oft eigene Hausnummern. Dieser Umstand ermöglichte es hier, die Hausnummer 13 beim Wohnhaus zu umgehen 53

Ausschnitt aus einer kolorierten Fassadenzeichnung des Ensembles an der Sevogelstrasse

und gegen die Nummer 15 der Garage einzutauschen.

95

CAAAAAC

Eine Zeile wird, je nach städtebaulicher Situation, von Kopfbauten eingefasst. Die Bebauung des St. Galler-Rings setzt sich aus Häusern des Typs A zusammen, die an den Strassenecken mit C-Typen ergänzt sind. Die Stirnseite zur Wanderstrasse ist mit einem Erker versehen, während an der Säntisstrasse die Baulinie die Ausbildung eines Risalits erlaubt. Mit der symmetrischen Verteilung von Doppelerkern und Dachaufbauten wird die ungerade Zahl von Hauseinheiten zu einem grossen Ganzen verbunden. Mit der Säntisstrasse als Symmetrieachse bilden die beiden Ensembles hier eine städtebauliche Einheit. Die Anmerkungen der Baupolizei betreffen die Breite der Dachaufbauten. Im Mansardgeschoss wurde versucht, möglichst viel senkrechte Wandfläche zu gewinnen, indem man zwei Dachfenster zu einer grossen Einheit verband.

CABAC

Eine Kombination der bereits beschriebenen Anordnungen finden wir an der Hans Huber-Strasse 15– 23, wo drei verschiedene Typen ein Ensemble bilden. Während die Mitte durch den breiten Typ B ausgezeichnet ist, wird der Hauskörper von zwei Typen C abgeschlossen. Dazwischen sind zwei A-Typen eingefügt. Das einheitliche Dach und die durchlaufende Sockellinie verbinden die fünf Häuser zu einem grossen Baukörper. Die Lage am Rande der unüberbauten Wiese mit Blick auf den Margarethenhügel führte wohl dazu, dass hier die Vorderfassaden mit kleinen halbrunden Balkonen ausgestattet sind.

54

AAAAA Edisonstrasse 1 – 11, 1929

96

54

97

55

55

AABAA Hagenbachstrasse 5 – 13, 1931

56

CAAAAAC St. Galler-Ring 177 – 189, 1929

98

56

99

57

57/58

CAAAAAC St. Galler-Ring 177 – 189 und 191 – 201, 1929

100

58

101

59

59

CABAC Hans Huber-Strasse 15 – 23, 1931

102

WEITERE VARIATIONEN

Die Variierbarkeit der Zusammensetzung eines Ensembles ermöglichte es auch, die vorgesehene Typenkombination im Verlauf der Planung zu verändern. Dies zeigt sich bei den Baueingabeplänen, die manchmal für mehrere Objekte verwendet und je nach Bedarf angepasst wurden. So wurde für den Fassadenplan der Pruntruterstrasse 11–23 eine Zeichnung der Peter Rot-Strasse weiterverwendet, in die ein Planausschnitt mit zwei Bauten aus dem Gotthelfquartier eingeklebt worden sind. Für die gegenüberliegende Strassenseite wurde der Fassadenaufriss des Ensembles Hagenbachstrasse 4 – 20 seitenverkehrt kopiert und die überzähligen Häuser von Hand durchgestrichen.

103

60

104

60

Pruntruterstrasse 20 – 10, 1931

61

Pruntruterstrasse 11 – 23, 1933

61

105

62

106

DIE QUARTIERE

Durch die Addition von einzelnen Ensembles – gespiegelt, verdoppelt, ergänzt – werden die Gevierte gebildet. Die einzelnen Zeilen ergänzen sich zur übergeordneten Einheit des Quartiers. Fahrbahn, Trottoir, die eingefriedeten Vorgärten und die Flucht der Fassaden bilden dabei einen differenziert gegliederten Strassenraum. Die quartierspezifischen Baulinien und Zonenprofile führten zu Baukörpern mit unterschiedlichen Geschosszahlen und Dachformen. Die Reihung vorhandener Haustypen erlaubt eine leichte Etappierung. Im Voraus geplant, können die Gevierte Zug um Zug überbaut werden. Der additive Charakter der Bebauung ermöglicht zudem eine grosse Flexibilität. Den städtebaulichen Anforderungen kann je nach Situation unterschiedlich entsprochen werden: In den Nebenstrassen enden die Zeilen in der Regel mit der fensterlosen Stirnseite des letzten Hauses, während die Hausreihe des nächsten Strassenzuges, entsprechend abgewinkelt, leicht zurückversetzt ist. An verkehrsreichen Strassenkreuzungen hingegen wird die Bebauung um die Ecke geführt und der Blockrand somit teilweise geschlossen. Die hier im Erdgeschoss untergebrachten Läden sind in der Regel über Eck zugänglich. An anderen Orten wird die Kreuzung durch ein zusätzliches Geschoss betont. Auch auf der Ebene des Quartiers greifen Baumgartner & Hindermann auf bewährte Muster zurück. Die Überbauung des Landes erfolgte nach unternehmerischen Grundsätzen, wobei trotz repetitiver Massenproduktion von standardisierten Typen städtische Quartiere von hohem Wohnwert entstanden.

62

Blick auf Basel von Südwesten, mit den ringförmig um die Stadt entstehenden Wohnquartieren, 1928. Im Vordergrund die Schützenmatte mit den ersten Baumgartnerhäusern an der Gotthelf- und Militärstrasse (heute General Guisan-Strasse), links im Hintergrund das bereits dicht besiedelte St. JohannQuartier. Die Margarethenmatte am rechten Bildrand ist noch unbebaut.

107

ST. JOHANN

Fatiostrasse

Mittlere Strasse

Vogesenstrasse

Elsässerstrasse /

1926

1926

1927

Mülhauserstrasse 1929

Mit den Bauten im St. Johann-Quartier begann Baumgartners Bautätigkeit. Die Häuser an der Fatiostrasse und die «Wohnhausgruppe Vogesenstrasse» sind A-Typen, noch ohne Erker und mit kleinen Balkonen ausgeführt. Das Ensemble an der Mittleren Strasse hingegen ist mit abgerundeten Erkern und dekorativem Bauschmuck aufwändiger gestaltet. Die Zeile an der Mülhauserstrasse ist eine Kombination von A-Typen und zwei E-Typen, deren abgerundete Treppenrisalite die lange Fassadenflucht gliedern. Die einzigen Baumgartnerhäuser, die bisher abgerissen wurden, standen im St. Johann: Zwei Einheiten der Überbauung an der Vogesenstrasse und das Doppelhaus an der Klingelbergstrasse 7/9 ( alles A-Typen ) mussten in den 1960er- und 1970er- Jahren Neubauten weichen.

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63

63/64

108

St. Johann

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Klingelbergstrasse

Jungstrasse

1929

1932

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St.

64

109

GOTTHELF

General Guisan-Strasse

Gotthelfstrasse

Säntisstrasse

Wielandplatz

1926 / 1927

1928

1928

1928

Seine ersten Bauten im Gotthelfquartier errichtete Baumgartner an der General Guisan-Strasse ( zur Bauzeit noch Militärstrasse genannt ). Diese Häuser sind, ähnlich wie das Ensemble an der Mittleren Strasse, mit seitlich befensterten Erkern und einer reicheren Fassadengestaltung ausgeführt. Der «besseren» Wohngegend entsprechend, sind hier auch die weiteren Baumgartnerhäuser mit Putzornamenten verziert und die breiten Erker mit grossen Doppelfenstern versehen. Letztere sind hier zum Teil auch als Doppelerker ausgeführt, die zwei Hauseinheiten zusammenbinden, ähnlich wie die Dachaufbauten, die so breit wie möglich angelegt wurden. Mit der Ausformung der Dachgeschosse als Mansardenstock mit fast senkrechter Mantelwand gelang es, ein Vollgeschoss mehr zu errichten, wobei diese Ausreizung der Bauvorschriften aber auf Widerstand stiess: Die staatliche Heimatschutzkommission erhob Einspruch gegen die 13 Wohnhäuser am St. Galler-Ring, da das Dach in seiner «konstruktiven Unwahrheit» unschön sei und das Strassenbild erheblich verunstalte. Da jedoch die Bauten an der Gotthelf- und Wanderstrasse bereits mit derselben Dachgestaltung bewilligt und ausgeführt waren, mussten die Pläne nicht abgeändert werden.

110

65

Gotthelf

66

Gotthelfstrasse 3 – 7, um 1934

67

Gotthelfstrasse / General Guisan-Strasse

Wanderstrasse 1929 –

St. Galler-Ring

1931

1929

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Gotthelfstrasse

St. Galler-Ring

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65

111

66

112

67

113

LANDHOF

Rührbergerstrasse

Peter Rot-Strasse

Wettsteinallee 1928 –

Riehenring

1928

1928, 1933 / 1934, 1938

1930

1930

Die einzigen Baumgartnerhäuser im Kleinbasel liegen in unmittelbarer Nähe des Sportplatzes Landhof. Hier war vorgängig auch die Anlage des «Peter-Roth-Platzes» (heute Wettsteinallee) zu entwerfen, bevor mit den ersten Bauten begonnen wurde. Diese sind mit aufwändigen Verputzreliefs und Gesimsprofilen gestaltet. Mit den Ensembles Peter Rot-Strasse 54–80 und Wettsteinallee 76– 88 finden als Kopfbauten erstmals die C-Typen Verwendung. In manchen Zeilen konnte dabei die hofseitige Hälfte des Dachgeschosses zu Mansardenzimmern ausgebaut werden. Während der Grossteil der Häuser in den Jahren 1928 bis 1930 in einem Zuge entstand, wurde die Häuserzeile Peter Rot-Strasse 84–104 in mehreren Etappen bis ins Jahr 1938 sukzessive ergänzt.

68

Landhof

69

Kleinbasel von Südosten, 1928 Zwischen der Altstadt in der Flussbiegung und den Gleisanlagen des Badischen Bahnhofs entstehen neue Wohnquartiere. In der Bildmitte der Sportplatz Landhof und die Ensembles Wettsteinallee und Peter Rot-Strasse.

70

114

Wettsteinallee

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Wettsteinallee sse Peter Rot-Stra

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68

115

69

116

70

117

MARGARETHEN

Edisonstrasse

Im Margarethenletten

Dachsfelderstrasse

Margarethenstrasse

1929

1929

1929 / 1930

1929 – 1931

Die Überbauung am Fusse des Margarethenhügels ist mit 85 Bauten das grösste «BaumgartnerQuartier» und zugleich dasjenige mit der bewegtesten Vorgeschichte: Einerseits war gegen den Verkauf des Landes der Bürgergemeinde das Referendum ergriffen worden. Andererseits konnten Baumgartner & Hindermann den Regierungsrat davon überzeugen, eine Zonenänderung zu beschliessen, damit die Gebäude mit drei Vollgeschossen (anstatt zwei Obergeschossen und einem Mansardenstock wie im Gotthelf ) errichtet werden konnten. Auf den Parzellen neben den geschlossenen Blockrand-Ecken wurde der aus dem A-Typ entwickelte Typ D verwendet. Als Besonderheit sind die halbrunden, strassenseitigen Balkone jener Bauten zu erwähnen, die den Abschluss der Bebauung gegen die ( heutige Pruntruter- )Matte bilden. Die Margarethenmatte dürfte in den Jahren 1929 bis 1931 eine der grössten Baustellen in Basel gewesen sein. Die letzten Baumgartnerhäuser in diesem Quartier wurden jedoch erst im Laufe des Jahres 1939 fertig gestellt ( Pruntruterstrasse 2 /4).

71

Margarethen

72

Die Margarethenmatte, 1932, vom Gundeldingerquartier her gesehen

73

118

Dachsfelderstrasse / Margarethenstrasse

Pruntruterstrasse

Meltingerstrasse

Hans Huber-Strasse

1931 – 1933, 1938

1931 – 1933

1931



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Hans Huber-Strasse

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71

119

72

120

73

121

LUFTMATT

Sevogelstrasse

Hagenbachstrasse

St. Jakobs-Strasse

Jacob Burckhardt-

1931

1931, 1933 / 1934

1932

Strasse 1932 / 1933

Auf dem Areal des Landgutes Luftmatt wurde 1931 mit der Bebauung begonnen. Unter den 64 Häusern, die innerhalb von vier Jahren entstanden, sind alle Typen vertreten und auf unterschiedlichste Weise miteinander kombiniert. Teilweise wurden die Ensembles noch kurz vor Baubeginn umarrangiert, indem ein Haustyp gespiegelt oder durch einen anderen ersetzt wurde. Aufgrund der Topografie war es möglich, einige Bauten an der St. Jakobs-Strasse mit zwei Untergeschossen auszuführen. Die Zeilen an der Sevogel- und an der Jacob Burckhardt-Strasse folgen dabei dem leicht abfallenden Strassenverlauf.

122

74

Luftmatt

75

Das Luftmattquartier, 1934

76

Sevogelstrasse 91 – 123, 1931

En

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Christoph Merian-Park

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74

123

75

124

76

125

BAUCHRONOLOGIE NACH QUARTIEREN

1926

St. Johann

Fatiostrasse 5 – 9 Fatiostrasse 6 – 10 Mittlere Strasse 62 – 64 Vogesenstrasse 35 – 69 Elsässerstrasse 29 – 31 Mülhauserstrasse 57 – 81 Klingelbergstrasse 7, 9 Jungstrasse 11

Landhof

Rührbergerstrasse 16–20 Peter Rot-Strasse 73 – 77 Peter Rot-Strasse 54 – 80 Peter Rot-Strasse 84 – 98 Peter Rot-Strasse 96 – 100 Peter Rot-Strasse 102 Peter Rot-Strasse 104 Wettsteinallee 76 – 88 Wettsteinallee 67 Wettsteinallee 71 – 85 Wettsteinallee 87 Riehenring 12, 14

Gotthelf

Militärstrasse 14 – 22 Militärstrasse 24 – 28 Gotthelfstrasse 4 – 18 Gotthelfstrasse 3 – 23 Säntisstrasse 4 – 12 Wielandplatz 8 Wanderstrasse 27 – 35 Wanderstrasse 7 – 21 St. Galler-Ring 177 – 201 St. Galler-Ring 208

126

1927

1928

1929

1930

1931

1932

1933

1934

1938

1926

Margarethen

1927

1928

1929

1930

1931

1932

1933

1934

1938

Edisonstrasse 1 – 11 Im Margarethenletten 1 – 11 Dachsfelderstrasse 19 – 35 Dachsfelderstrasse 22 – 30 Margarethenstrasse 50 – 60 Margarethenstrasse 62 – 78 Margarethenstrasse 80 – 84 Pruntruterstrasse 33 – 39 Pruntruterstrasse 2 – 22 Pruntruterstrasse 13 – 25 Pruntruterstrasse 1 – 9 Pruntruterstrasse 2 – 8 Meltingerstrasse 3 – 19 Meltingerstrasse 24 Hans Huber-Strasse 15 – 23

Luftmatt

Sevogelstrasse 91 – 115 Sevogelstrasse 117 – 123 Hagenbachstrasse 3 – 17 Hagenbachstrasse 4 – 20 Hagenbachstrasse 22 Hagenbachstrasse 32 – 40 St. Jakobs-Strasse 63 – 83 St. Jakobs-Strasse 59 – 61 Jacob Burckhardt-Strasse 30 – 36 Jacob Burckhardt-Strasse 12 – 28 Jacob Burckhardt-Strasse 38

127

BAUCHRONOLOGIE NACH BAUEINGABEDATUM

Baueingabe 1926

Total 14

15.02.1926 2.03.1926

Fatiostrasse 5 – 9 General Guisan-Strasse 14 – 22

3 5

9.06.1926 13.08.1926

Mittlere Strasse 62 – 66 Fatiostrasse 6 – 10

3 3

18.02.1927

Vogesenstrasse 35 – 69

18

19.07.1927

General Guisan-Strasse 24 – 28

3

13.03.1928 13.03.1928

Rührbergerstrasse 16 – 20 Peter Rot-Strasse 73 – 77

3 3

20.03.1928 20.03.1928

Wettsteinallee 76 – 88 Gotthelfstrasse 4 – 18

7 8

27.03.1928 20.07.1928

Dornacherstrasse 257 Wielandplatz 8

1 1

30.10.1928 30.10.1928

Säntisstrasse 4 – 12 Gotthelfstrasse 3 – 11,15 – 23

5 10

6. 11.1928

Peter Rot-Strasse 54 – 80

14

22.02.1929 22.02.1929

Elsässerstrasse 29, 31 Mülhauserstrasse 57 – 81

2 13

16.03.1929 26.03.1929

Klingelbergstrasse 7, 9 Edisonstrasse 1 – 11

2 6

26.03.1929 25.06.1929

Im Margarethenletten 1 – 11 Dachsfelderstrasse 19 – 35

6 9

25.06.1929 19.07.1929

Margarethenstrasse 60 Margarethenstrasse 50 – 58

1 5

26.03.1929 26.07.1929 8.11.1929

Wanderstrasse 27 – 35 St. Galler-Ring 177 – 201 Wettsteinallee 67

1930

5.08.1930 29.07.1930 9.12.1930 16.12.1930 16.12.1930

Riehenring 12, 14 Wettsteinallee 71 – 85 St. Galler-Ring 208 Margarethenstrasse 62 – 78 Dachsfelderstrasse 22 – 30

2 8 1 9 5

25

1931

6.02.1931 6.03.1931 7.07.1931 10.07.1931 31.07.1931

Margarethenstrasse 80, 82 Wanderstrasse 7 – 11, 15 – 21 Sevogelstrasse 93 – 115 Meltingerstrasse 3 – 19 Pruntruterstrasse 33 – 39

2 7 12 9 4

66

1927

1928

1929

128

Anzahl

21

52

63

5 13 1

Baueingabe

1932

31.07.1931 7.08.1931

Sevogelstrasse 117 – 123 Margarethenstrasse 84

18.08.1931 17. 11.1931

Sevogelstrasse 91 Hagenbachstrasse 4 – 20, 5 – 13

27. 11.1931 27. 11.1931

Pruntruterstrasse 10 – 22 Hans Huber-Strasse 15 – 23

7 5

13.05.1932

St. Jakobs-Strasse 63 – 83

11

31.05.1932

Jungstrasse 11

1

St. Jakobs-Strasse 59, 61

2

Jacob Burckhardt-Strasse 30 – 34 Jacob Burckhardt-Strasse 36

3 1

1.08.1932 28.10.1932 9.12.1932 1933

3.02.1933

1934

1938

Anzahl 4 1 1 14

Peter Rot-Strasse 84 – 98

8

3.03.1933 14.03.1933

Wettsteinallee 87 Hagenbachstrasse 22

1 1

18.03.1933 7.04.1933

Jacob Burckhardt-Strasse 14 – 28 Pruntruterstrasse 13 – 23

8 6

11.04.1933 11.04.1933

Pruntruterstrasse 25 Meltingerstrasse 24

1 1

11.04.1933 11.07.1933

Jacob Burckhardt-Strasse 38 Peter Rot-Strasse 96 – 100

1 3

29.08.1933

Jacob Burckhardt-Strasse 12

1

9.01.1933 13.03.1934

Peter Rot-Strasse 102 Pruntruterstrasse 1 – 9

1 5

13.03.1934

Hagenbachstrasse 32 – 40

5

10.06.1938 5.08.1938 23.12.1938

Peter Rot-Strasse 104 Pruntruterstrasse 6, 8 Pruntruterstrasse 2, 4

1 2 2

total gebaut abgerissen: Vogesenstrasse 67, 69 Klingelbergstrasse 7, 9 noch bestehend

Total

18

31

11

5

306

2 2 302

129

ANDERE «BAUMGARTNERHÄUSER»

Dass die Baumgartnerhäuser heute noch nach ihrem Erbauer benannt werden, hat sicher auch mit dessen ausgeprägter Persönlichkeit zu tun. Durch die grosse Zahl der errichteten Bauten ist uns ihr Äusseres geläufig. Typische Merkmale wie der zweifarbige Kratzputz oder die gekehlten Erker sind jedoch nicht nur den Baumgartnerhäusern eigen, ebenso wenig wie das Baukastenprinzip, nach dem standardisierte Haustypen beliebig kombiniert werden können. So tragen zahlreiche Wohnbauten jener Zeit das Etikett «Baumgartner», obwohl sie nicht von Baumgartner & Hindermann erbaut wurden. So wie Baumgartner auf Vorbilder zurückgreifen konnte, so adaptierten auch seine Zeitgenossen und Nachfolger bewährte Grundrisse oder Gestaltungsmittel. Manch einer versuchte dabei auch – mehr oder weniger erfolgreich – Baumgartners unternehmerisches Modell zu kopieren. Diese «unechten» Baumgartnerhäuser weisen eine grosse Bandbreite auf. Es gibt Bauten, die durch ihr Erscheinungsbild gezielt die Verwandtschaft mit den erfolgreichen Vorbildern suchen. Andere identifizieren wir wegen der vertrauten Wohnungsgrundrisse mit Baumgartnerhäusern, obwohl ihre «modernen» Fassaden andere Gesichter zeigen und sie in anderer Bauweise erstellt sind. Eine kleine Auswahl dieser zahlreichen Vorläufer, Kopien, Adaptionen und Weiterentwicklungen, die zu Unrecht Baumgartner & Hindermann zugeschrieben werden, soll hier vorgestellt werden. Noch vor dem Höhepunkt von Baumgartners Bautätigkeit in den Jahren 1929/30 wurden in Basels neu entstehenden Aussenquartieren Wohnhäuser errichtet, die bereits typische Merkmale der späteren Baumgartnerhäuser aufwiesen. Baumgartner selbst konnte sich für das Erscheinungsbild seiner Häuser an gebauten Beispielen von Paul Hosch orientieren. So dürfte ihm das von Hosch in Zusammenarbeit mit Rudolf Glaser 1925 erstellte Ensemble an der Delsbergerallee 67 – 81 als Vorbild für die Fassadengestaltung seiner ersten Bauten gedient haben ( Fatiostrasse, 1926 ). Drei Jahre später finden wir auch bei Paul Hosch den zweigeschossigen «Baumgartner-Erker». In unmittelbarer Nachbarschaft und zeitgleich mit den Baumgartnergevierten im Gotthelfquartier erstellt Alfred Bischoff an der Eichen- und Sennheimerstrasse eine Reihe dreigeschossiger Mehrfamilienhäuser, die nicht nur im Grundriss weitgehend Typ A entsprechen, sondern auch zweifarbigen Kratzputz und Erker als prägende Gestaltungselemente aufweisen (1928/29). Als Inhaber eines Baugeschäfts verwendet Bischoff bereits hier Stahlträger und vorfabrizierte Deckenelemente. Bei seinen späteren Wohnhäusern an der Colmarerstrasse (1931/32) sind auch die Innenwände als Stahlfachwerke ausgebildet, während die Fassade nur noch durch horizontal durchlaufende Bänder gegliedert ist. Neben diesen Häusern gibt es auch jene Bauten, die als zeitgenössische Adaptionen nicht nur die bekannten Grundrisse verwenden, sondern sich auch im Erscheinungsbild nahe an das Vorbild halten. Die Überbauung Metzerstrasse/Am Krayenrain zum Beispiel, 1931 von Oskar Ley gezeichnet und von Architekt Pfrunder ausgeführt, besteht aus einem Eckhaus und fünf Häusern von Typ A, welche die äusseren Merkmale der Baumgartnerhäuser übernehmen. Auch Karl Baumgartner & Ernst Bühler bedienen sich 1929 für die Wohnbauten an der Rosentalstrasse/Mattenstrasse der A-Grundrisse, gestalten die Fassaden aber mit rustizierendem Sockel und kräftig pofilierten Lisenen aus Kunststein.

130

79

78

80

78

81

82

Delsbergerallee 67 – 71 Paul Hosch mit Rudolf Glaser, 1925

79

St. Jakobs-Strasse 151 – 157 Paul Hosch, 1928

80

Eichenstrasse 33 – 55 Alfred Bischoff, 1929

81

Metzerstrasse 42 – 48 Oskar Ley, 1931

82

Mattenstrasse 4 – 12 Karl Baumgartner und Ernst Bühler, 1929

131

84

85

83

83

Bündnerstrasse / Schönenbuchstrasse Carl Zappa, 1929

84

Colmarerstrasse / Bündnerstrasse Carl Zappa, 1931/ 32

85

Reinacherstrasse 88 – 96 Carlo Casoni, 1931 und 1936

86

Colmarerstrasse 120 – 128 Nr. 120 / 122, Carlo Casoni, 1932 (rechts), Nr. 124 / 128, Carl Zappa, 1930 (links)

87

Wasgenring 27 – 33 Leo Menini, 1933 / 34

132

86

Eine eigene Handschrift trotz der Verwendung desselben Baukastens beweist der Baumeister Carl Zappa bei seiner 1929 begonnenen Überbauung Schönenbuchstrasse / Bündnerstrasse / Colmarerstrasse. Er baut dieselben A-, E- und F-Typen wie Baumgartner & Hindermann, verzichtet aber auf eine Vertikalgliederung der grün/beigen Fassaden. Dafür schmückt er seine horizontal gestreiften Bauten mit reliefartigen Gurtgesimsen und Art- Déco-Ornamenten. Die Rückseiten dieser Ensembles sind hingegen kaum von den Hoffassaden der Baumgartnerhäuser zu unterscheiden. Eine Weiterentwicklung von Typ A zu einem Zweibünder finden wir zum Beispiel an der Reinacherstrasse. Carlo Casoni gestaltet die Strassenfassade, indem er dem Haus zwei «Baumgartnererker» 87

vorblendet (1931). Bei den zwei Parzellen zwischen den Neubauten von Bischoff und Zappa an der Colmarerstrasse hingegen, die er ein Jahr später mit zwei einfachen A-Typen bebaut, verzichtet er auf jeglichen Bauschmuck und verwendet statt des Erkers eckige Risalite. Einer jener Architekten, die es verstanden, mit einer grossen Zahl von eigenen Bauten ganze Strassenzüge zu bebauen, ist Leo Menini. Am Wasgenring erstellt er in den Jahren 1931 bis 1933 für verschiedene Bauherren insgesamt zehn Gebäude, die kaum von originalen Baumgartnerhäusern zu unterscheiden sind: Grundrisse, Gliederung der Baukörper, Materialien und Gestaltung der Fassaden entsprechen weitgehend den Vorbildern – lediglich einzelne Bauteile wie Brüstungsgeländer oder Eingangstüren verraten einen anderen Urheber.

Wilhelm Emil Baumgartner hat der Stadt nicht nur zu über tausend noch heute sehr beliebten Wohnungen verholfen, sondern mit seiner Bautätigkeit auch handwerkliche und städtebauliche Traditionen weitergeführt. Deren erfolgreiche Anwendung und Weiterentwicklung blieben dabei nicht nur ihm vorbehalten, sondern wurden – nicht zuletzt durch die grosse Anzahl der Baumgartnerhäuser – zu einem Modell für den Basler Wohnungsbau nach 1930.

133

AU S B LI C K

Marco Zünd

LERNEN VON BAUMGARTNER?

1

Mehrfamilienhaus in Reinach / BL 1

Die Bauten von Baumgartner & Hindermann gelten bis heute als spekulative

Interesse gilt dabei der Tradition – sie erklärt die Herkunft und die

Architektur. Als solche sind sie unspektakulär und alltäglich. Sie scheinen

Ausstrahlung dieser Bauten bis in die heutige Zeit –, dem Lebenswert –

innovationslos, weil sie sich kaum aus der grauen Masse der sich ausserhalb

die sichtbaren und lebensfreundlichen Qualitäten dieser Gebäude – und

der Kernstädte ausbreitenden Quartiere hervorheben.

der Identität – sie brauchen wir, um uns in der grauen Masse der Stadt

Trotzdem unterscheiden sie sich von der flächendeckenden, spekulativen

zurechtzufinden.

Architektur der Gegenwart, deren Folgen wir heute unter dem Begriff der Zersiedlung kennen, welche die Strukturen ehemaliger Dörfer aufbricht und

TRADITION

die Ränder der Stadt verwischt. Davon distanzieren sich die Bauten von

Die Grundrisse der Baumgartnerhäuser haben Vorbilder. Einerseits ist da

Baumgartner & Hindermann vor allem dadurch, dass sie der Tradition des

der im 19. Jahrhundert weiterentwickelte, so genannte «Basler Grundriss»

städtischen Wohnungsbaus verpflichtet sind und sich als integrierte Erweite-

zu nennen: ungefähr 10 m Bautiefe und bis 10 m Parzellenbreite, mit

rung der historischen Stadt lesen lassen. Sie sind urban, weil sie tradierte

mittlerem Gang, Küche und Treppenhaus gegen den Hof und Zimmern zur

städtische Muster weiterführen, weil sie auf Dauerhaftigkeit ausgelegt sind

Strassenseite. Andererseits wirkt auch der Typ des Basler Bürgerhauses nach,

und folglich auch nicht unter den Verschleiss-Symptomen heutiger

wie er z.B. von den Architekten Linder & Visscher van Gaasbeeck geprägt

Spekulationsbauten leiden.

wurde. Dieser Typ zeichnet sich durch eine zentrale Halle aus, von der

Baumgartnerhäuser sind nicht nur zu einem festen Begriff geworden und haben sich in das Bewusstsein der hiesigen Gesellschaft eingeprägt,

die einzelnen Räume erschlossen werden. Diese zentrale Erschliessungsfigur kennzeichnet auch die Baumgartner-

sondern sind gerade heute aktuell. Wie kommt das? Welche Qualitäten

wohnungen. Insofern stehen sie in direkter Verwandtschaft mit den Bürger-

zeichnen diese Häuser aus? Was macht sie so beliebt? Das besondere

häusern und stellen als Reformarchitektur eine bürgerliche Alternative zu

135

Baumgartner & Hindermann setzten trotz oder auch wegen ihrer Traditionsverbundenheit Prinzipien des Neuen Bauens um – gerade jene der «Gruppe ABC», der «Architekten mit moderner Gesinnung», die damals in Basel aktiv war. Begriffe wie «Rationalisierung», «Normierung», «Industrielles Bauen» waren für sie keine Theorie, sondern primär aus der bauhandwerklichen Tradition entwickelte, alltägliche Baupraxis: Es war einfach sinnvoll, für immer gleiche Häuser die immer gleichen Türen zu bestellen oder auf modernere Materialien umzusteigen, die einfachere Konstruktionen und deshalb kostengünstigere Häuser ermöglichten, was bei Baumgartner & Hindermann aber keinen Einfluss auf die Wahl des Stils hatte. Sie passten standardisierte Elemente wie z.B. Fenster dem Einzelhaus an und arrangierten sie individuell, was den Eindruck des Industriellen wieder stark zurücknahm.

LEBENSWERT 2

Die in diesem Buch vorgestellten Häuser sind gewöhnlich. Wir sind an ihre Existenz gewöhnt. Sie sind zum Wohnen geschaffen, werden von den Vorschlägen des Neuen Bauens dar, dessen Vertreter im damaligen Basel

den Bewohnern geschätzt und erzielen auf dem Liegenschaftsmarkt beste

zur europäischen Avantgarde gehörten. Diese Bürgerhaus-Utopie baute

Wiederverkaufspreise. Trotz ihres Alters gehören sie zu den beliebtesten

auf konkreten Wohnerfahrungen auf. Die Wohnungen sind praktisch und viel-

Wohnhäusern der Stadt Basel, weil sie lebensnah, als Szenerie zeitgemässen

seitig nutzbar: Raumhöhen von 2,80 m, kein Zimmer kleiner als 12 m2,

Wohnens weiterhin voll tauglich sind und eben schlicht gute Wohnungen

ein Bad in jeder Wohnung, für damalige Verhältnisse grosszügige Küchen,

anbieten.

teilweise sogar bereits Zentralheizung. Damit griffen die Baumgartnerhäuser der Zukunft des Wohnungsbaus zielgerichteter vor, als es die Bauten der

schiedlichste Wohnformen, auch für solche, die es damals noch nicht gab,

Weissen Moderne je getan haben. Die realisierten Siedlungen des Neuen

wie z.B. die der Wohngemeinschaften. Diese Flexibilität kommt hauptsächlich

Bauens eignen sich heute aufgrund ihrer Kleinräumigkeit für Paare ohne

durch eine Übererschliessung der Räume – zur Halle und zu benachbarten

Kinder und kämpfen latent gegen das Absinken in den Slumstatus. Die

Zimmern – zustande.

Quartiere der Reformarchitektur hingegen bieten noch heute eine lebensfähige Szenerie für das Wohnen breiter Bevölkerungsschichten. Baumgartner & Hindermann stützten sich stark auf die baumeisterliche

136

Die Grundrisse dieser Häuser erwiesen sich als geeignet für unter-

Den unterschiedlichen Wohnformen versuchte die Architektur der 60er- und 70er- Jahre des 20. Jahrhunderts dadurch Rechnung zu tragen, dass nurmehr feste Installationsteile wie Bäder und Küchen gebaut wurden,

Konvention des Wohnungsbaus. Diese wurde zwar noch von einigen Nach-

alle weiteren Wände jedoch verschiebbar waren. Allerdings wurden diese

folgern weitergeführt, brach dann aber mit der Etablierung der moderni-

Wände, einmal eingebaut, nie mehr verschoben. Dies lässt den Schluss zu,

stischen Architekturströmung in den 50er- Jahren des 20. Jahrhunderts

dass sich die Wohnbedürfnisse trotz fortwährendem Gesellschaftswandel

jäh ab. In der Nachkriegszeit wurde versucht, für die Überlebenden und

offensichtlich gar nicht so markant verändert haben. Deshalb bleibt das

Nachgeborenen neue, scheinbar freiere, von der Last einer unglaubwürdig

Prinzip des variablen, aber nicht flexiblen Grundrisses der Baumgartner-

gewordenen Tradition entbundene Häuser zu schaffen. Der Bruch mit der

häuser aktuell. Die Wohnlichkeit garantieren dabei die Qualität der hohen

Vergangenheit und der beengenden baumeisterlichen Tradition wurde

Räume und der Fenster mit ihren niedrigen Brüstungen, eine einfache,

damals als Chance, als Neubeginn verstanden.

aber durchgängig solide Materialisierung, massives Eichenparkett in den

Wohn- und Schlafräumen, zweckmässige Fliesen in Bad und Küche und in

Baugesetz zur besseren Belüftung des Hofs. Die Setzung eines Eckbaus

einigen Wohnungen ein schlichtes Stuckprofil an der Decke.

konnte so meist vermieden werden, ausser in städtebaulich relevanten

Der Balkon reicht in der Regel über die ganze Hausbreite und ergänzt

Situationen, wo eine Schliessung des Blockrands räumlich gefordert war.

die Wohnung um einen grosszügigen Aussenraum, der sich zum privaten

Da Ecken architektonisch immer schwierig zu bewältigende Situationen sind,

Hof hin orientiert. Das Motiv des hofseitigen Balkons oder der Laube ist in

bei denen der Normtyp versagt, wird dafür in der Regel eine individuelle

Basel seit dem Mittelalter beliebt. Baumgartner & Hindermann belebten

Lösung gefunden, die dann auch an anderen Orten zum Einsatz kommt.

es in einer zeitgemässen Form neu, blieben aber grundsätzlich in der

Mit der bedingungslosen Akzeptanz der vorgegebenen Strukturen und dem

Tradition verankert – als Zitat des Funktionalismus, wie die anmutende

unspektakulären Äusseren folgen die Baumgartnerhäuser auch in diesem

Erscheinung gelesen werden könnte, wäre es missverstanden.

Aspekt ganz selbstverständlich dem Blockrand-Prinzip, nach dem unsere Städte mehrheitlich gebaut sind. Die Materialität der Fassaden folgt einer baumeisterlichen Tradition,

IDENTITÄT

Die städtebaulichen Prinzipien der Quartiere beruhen auf der Tradition

die dem Haus ermöglicht, zu altern anstatt nurmehr zu verrotten, wie dies

des Blockrands, einer aus dem 19. Jahrhundert überdauerten Bauform, die

heutige Bauten zu tun pflegen. Die einfache Materialität entspricht dem

sich durch eine Bebauung der Ränder zur Strasse hin und den dadurch

Wunsch, der Mauer einen klimatischen Schutz zu bieten, aber auch dem

geschaffenen Hof auszeichnet. Baumgartner & Hindermann lösten ihn aller-

Willen, dem Haus mit der Fassade ein Gesicht zu geben. Die Physiognomie

dings in einzelne Zeilen, so genannte Ensembles, auf, gemäss geltendem

der Baumgartnerhäuser wird von einer feinen, reliefartigen Gliederung

2

Rudolf Linder, Visscher van Gaasbeeck: Grundriss an der St. Jakobs-Strasse

3

Im Margarethenquartier – oder eben – in der Luftmatt 3

137

gebildet, die das Haus zugleich hierarchisch aufbaut. Diese Struktur unterteilt die Fassade scheinbar in tragende und nichttragende Partien, was die Wand als differenziertes System lesbar macht. Das Erscheinungsbild der Häuser ist durch diese einfache tektonische Gliederung der Putzfassaden gekennzeichnet. Dieses Prinzip verhilft dem Einzelhaus zu seiner Identität, und es bindet die unterschiedlichen Haustypen mit ihren variierenden Fassadenbreiten zu einer grossmassstäblichen Gebäudeform zusammen. Dem Betrachter suggeriert die Feinstruktur der Wand eine Häuserzeile, die trotz ihrer Grösse kleinteilig und deshalb überschaubar ist. Dieses Prinzip ist nicht nur für Haus und Ensemble charakterbildend, sondern auch für das ganze Quartier. Für die damalige Zeit war die Verwendung des bei den Baumgartnerhäusern angewandten Kratzputzes eine Innovation. Seine Langlebigkeit machte die vielen Sanierungen des historischen Kalkputzes überflüssig. Formal hat sich Baumgartner jedoch schlicht an der tradierten Erscheinung des verputzten Hauses orientiert: Innovation führt hier nicht zum Bruch mit, sondern zur bewussten Einordnung in die Tradition des urbanen Wohnungsbaus. Wir haben es hier also mit Identität zu tun: der Gebäudeform im Stadtgrundriss, aber auch der Identität des Strassenraums, mit seinen feinen Abstufungen von öffentlicher Strasse über den halbprivaten Vorgarten, der durch einen Staketenzaun vom öffentlichen Raum abgegrenzt wird, bis hin zum Hauseingang. Und wir haben es zu tun mit Differenz, da jedes Haus gleichzeitig auch autonom funktioniert, über sein eigenes Treppenhaus, den im Strassenraum markierten Hauszugang, bis hin zur eigenen Wohnung, die einen präzisen Bezug zum Bewohner herstellt : «Da wohne ich, da bin ich zu Hause.» Dies sind architektonische Wiedererkennungswerte, die Hausbewohner an einen Ort binden. Die Baumgartnerhäuser sind in ihrer Nähe zum Alltag, zur realen, greifbaren Welt, identitätsbildende Elemente der Stadt. Sie sind keine abstrakten Konstrukte – Zeugnis für die Virtuosität des entwerfenden Architekten –, sondern Stadt gewordene Masse. In ihrer Uniformität ermöglichen sie maximale Freiheit für ihre Bewohner, aber auch das Empfinden, sich trotz der Anonymität der grossen Stadt zu Hause zu fühlen. Baumgartner & Hindermann förderten mit ihrer traditionsbewussten, konventionellen Bauweise und mit der grossen Anzahl realisierter Gebäude auch Kontinuität und Identität der Stadt. Gerade in Zeiten 3

138

4

Bild als Fassade?

schafft, ihn gar nicht schaffen kann, ihn aber auch nicht schaffen will.

Kunstaktion in der Innenstadt von Basel,

Dasselbe zeigt sich beim Neubau von Quartieren: Das Einzelgebäude

Sommer 2001

trägt zwar grosse gestalterische Individualität zur Schau. Was bei so viel selbstbezogenem Ausdruck aber verloren geht, ist die Einbindung in das Wesen der historischen Stadt, sei es über die Typologie oder über die Erscheinung. Diese Selbstbezogenheit wird mit Gestaltungsprinzipien wie Abstraktion, Geometrie, Funktionalität oder Techno-Ästhetik erzeugt – generell mittels Reduktionsverfahren. Diese Reduktionen in Bau und Wahrnehmung sind zum Surrogat dessen geworden, was Architektur eigentlich zu leisten imstande wäre. Dem entwerfenden Architekten bietet diese Einschränkung wenigstens die Möglichkeit, in einer immer komplexeren Welt trotz allem noch die Erscheinung der Bauten zu kontrollieren – obwohl die Gebäude aufgrund ihrer Selbstbezogenheit die Verankerung in der Stadt aufgegeben haben und ihre glaubwürdige und dauerhafte Präsenz im Stadtraum längst der Banalität anheimgefallen ist. Den meisten Benutzern aber bleibt diese Architektur fremd, weil sie sich nicht mit ihr identifizieren können, weil sie sich damit als Konstrukt entlarvt. 4

Baumgartner & Hindermanns Schaffen hingegen bietet Ansätze zum Verständnis der Stadt als Ort, der immer aufs Neue geschaffen wird.

der Globalisierung, in denen kulturelle Werte, wozu auch «Heimat» zählt,

So gesehen hat dieses Werk nichts an Aktualität eingebüsst. Und nicht

einer marktorientierten, angeblich universell als richtig empfundenen

zuletzt würden uns Bauten gerade hier und heute gut anstehen, die nicht

Einheitsform geopfert werden, müssen die Werte regionaler Traditionen

nur «cool» aussehen, sondern «cool » sind.

wieder zunehmend ins Bewusstsein rücken.

DIAGNOSE

Die heutige Architekturszene zeichnet sich durch «Originalität», Innovation und vor allem durch die Andersartigkeit in Bezug zur bereits gebauten Umwelt aus. Sie ist Teil einer konsumorientierten, medienfixierten Gesellschaft geworden. Heutige Architekten sind Stars, ein Status, der einst Musikern, Schauspielern oder Sportlern vorbehalten war. Er wird durch die Einzigartigkeit eines Werks, durch die Unverwechselbarkeit der erzeugten Bilder erlangt. Architektur wird medial aufgeladen und wird so zum Vehikel der Medien, zum Dienstleister der Kommunikationsindustrie. Für den zeitgenössischen Wohnungsbau hat dieser Umstand die fatalen Folgen, dass ein in einen homogenen Strassenzug eingebautes neues Gebäude von diesem intakten Umfeld profitiert, selbst aber keinen Kontext

139

AN HANG

LITERATUR UND QUELLEN

Laurent Stalder:

Bernard Degen:

Gespräche mit Matthias Eckenstein, Nicolas Hosch, Anita und

«SACHLICHE EINFACHHEIT UND BASLER

WIRTSCHAFTLICHER UND SOZIALER WANDEL

Andreas Iff, Irmgard und Rinaldo Rimondini, Ernst Stricker.

STILARCHITEKTUR»

IN DER ZWISCHENKRIEGSZEIT

BAUMGARTNER & HINDERMANN – ARCHITEKT & UNTERNEHMER

Degen, Bernard: Das Basel der andern. Geschichte der Basler

Rebekka Brandenberger:

Gewerkschaftsbewegung, Basel 1986.

VOM BAUTEIL ZUM STADTQUARTIER

Baumgartner, Wilhelm Emil, Hans Hindermann: Bauten in Basel

Graphisch-statistisches Handbuch des Kantons Basel-Stadt,

von W. E. Baumgartner & H. Hindermann,

Basel 1940.

Pfäffikon / Zürich, o.J.

Historische Statistik der Schweiz, Zürich 1996.

Birkner, Othmar: Bauen und Wohnen in Basel (1850 –1900).

Kreis, Georg, Beat von Wartburg (Hg.) : Basel – Geschichte einer

159. Neujahrsblatt. Herausgegeben von der Gesellschaft für

städtischen Gesellschaft, Basel 2000.

das Gute und Gemeinnützige, Basel 1981.

Statistisches Jahrbuch des Kantons Basel-Stadt,

Brönnimann, Rolf: Villen des Historismus in Basel.

verschiedene Jahrgänge.

Ein Jahrhundert grossbürgerlicher Wohnkultur,

Verwaltungsbericht des Regierungsrates, 1918 – 1925.

Basel /Boston /Berlin 1982.

Volkszählung vom 1.12.1920, Bd. 6; Volkszählung vom

Das Bürgerhaus in der Schweiz. XXII. Band. Kanton Basel-Stadt.

1.12.1941, Bd. 6.

Herausgegeben vom Schweizerischen Ingenieur- und

Wohnungen und Mietpreise im Kanton Basel-Stadt.

Architektenverein, Zweiter Teil, Zürich /Leipzig 1930.

Ergebnisse der Wohnungszählung vom 1. Dezember 1941,

Dr. h.c. Hans Bernoulli zum fünfundsiebzigsten Geburtstag

Basel 1945.

Staatsarchiv Basel-Stadt, Bauplanarchiv.

am 17. Februar 1951. Gewidmet von seinen Freunden, Schwarzenburg / Bern 1951. Einfamilienhäuser Hirzbrunnen, Basel 1924.

Ulrike Zophoniasson:

Huber, Dorothee: Architekturführer Basel. Die Baugeschichte der

WILHELM EMIL BAUMGARTNER –

Stadt und ihrer Umgebung. Herausgegeben vom Architektur-

SPEKULANT UND UNTERNEHMERGENIE

museum Basel, Basel 1993. Inventar der neueren Schweizer Architektur 1850 –1920. Basel,

Amtsblatt des Kantons Basel-Landschaft, verschiedene Jahrgänge.

Bellinzona, Bern. Herausgegeben von der Gesellschaft für

Basler Adressbuch, verschiedene Jahrgänge.

Schweizerische Kunstgeschichte, Zürich 1996.

Kantonsblatt Basel-Stadt, verschiedene Jahrgänge.

Martin, Camille, Hans Bernoulli: Städtebau in der Schweiz.

Schweizerisches Ragionenbuch, verschiedene Jahrgänge.

Grundlagen, Zürich 1929.

Schweizerisches Wirtschaftsarchiv im WWZ, Basel,

Siedelungsgenossenschaft Freidorf, Basel 1922.

Biografische Sammlung.

WOBA. Führer durch die Ausstellungs-Siedlung Eglisee,

Staatsarchiv Basel-Stadt, Bauplanarchiv.

Basel 1930.

Staatsarchiv Basel-Stadt, Militärakten AAA 2/9, 2/10. Staatsarchiv Basel-Stadt, Sammlung der biografischen Zeitungsausschnitte.

141

ABBILDUNGSNACHWEIS

Dorothee Huber:

Ulrike Zophoniasson:

«BAUMGARTNERHÄUSER» – EIN BEGRIFF

WILHELM EMIL BAUMGARTNER – SPEKULANT UND UNTERNEHMERGENIE

Baumgartner, Wilhelm Emil, Hans Hindermann: Bauten in Basel von W. E. Baumgartner & H. Hindermann, Pfäffikon/Zürich, o.J. – 2 Grundbuch- und Vermessungsamt Basel-Stadt –1

Architektonische Rundschau, Heft 1, Stuttgart 1909 – 11 ( 2. Beilage), 12 (Tafel 6 ) Basler Denkmalpflege – 4 Basler Plakatsammlung – 5, 6 (mit freundlicher Genehmigung von Erika Rössler-Bohny)

Laurent Stalder:

Baumgartner, Wilhelm Emil, Hans Hindermann:

«SACHLICHE EINFACHHEIT UND BASLER

Bauten in Basel von W. E. Baumgartner & H. Hindermann,

STILARCHITEKTUR»

Pfäffikon/Zürich, o.J. – 15, 17

BAUMGARTNER & HINDERMANN –

Eidgenössisches Archiv für Denkmalpflege, Bern – 14

ARCHITEKT & UNTERNEHMER

Privatbesitz – 7 Privatbesitz T. Baumgartner – 1

Basler Bauten des 18. Jahrhunderts. Hrsg. vom Ingenieur- und

Privatbesitz N. Hosch – 2, 3

Architektenverein Basel, Basel 1897 – 8 (Tafel V)

Privatbesitz A. und A. Iff – 16

Baumgartner, Wilhelm Emil, Hans Hindermann:

Privatbesitz I. Iff-Hindermann – 9, 13

Bauten in Basel von W. E. Baumgartner & H. Hindermann,

Privatbesitz F. Stricker – 8

Pfäffikon/Zürich, o.J. – 1, 7, 10

Universitätsbibliothek Basel, Porträtsammlung – 10

Linder, Rudolf: Werbebroschüre, Basel 1919 – 9 Martin, Camille, Hans Bernoulli: Städtebau in der Schweiz. Grundlagen, Zürich 1929 – 2 (S. 55 ) Schweizerische Bauzeitung, Bd. LXI, Nr. 7, 1913 – 3 (Tafel 20 ),

Rebekka Brandenberger:

4 (S. 88 )

VOM BAUTEIL ZUM STADTQUARTIER

Schweizerische Bauzeitung, Bd. LXIX, Nr. 18, 1917 – 5 (S. 197 ) WOBA. Führer durch die Ausstellungs-Siedlung Eglisee,

Aerni, Georg, Zürich – 1, 2, 5, 6, 27, 30, 33, 39, 42, 47, 67

Basel 1930 – 6 (S. 8 )

Baumgartner, Wilhelm Emil, Hans Hindermann: Bauten in Basel von W. E. Baumgartner & H. Hindermann, Pfäffikon/Zürich, o.J. – 70, 73 Grundbuch- und Vermessungsamt Basel-Stadt, überarbeitet von

Bernard Degen:

Buol & Zünd Architekten – 63, 64, 65, 68, 71, 74

WIRTSCHAFTLICHER UND SOZIALER WANDEL IN DER

Kehl, Lilli, Basel – 7–24, 36

ZWISCHENKRIEGSZEIT

Staatsarchiv Basel-Stadt, Baupläne – 3, 4, 25, 28, 31, 34, 37, 40, 43,

Basler Plakatsammlung – 4 (mit freundlicher Genehmigung

Staatsarchiv Basel-Stadt, Bildersammlung – 62, 66, 69, 72, 75, 76

53–61

von N. Hosch) Baumgartner, Wilhelm Emil, Hans Hindermann: Bauten in Basel von W. E. Baumgartner & H. Hindermann, Pfäffikon/Zürich, o.J. – 5 Privatbesitz T. Baumgartner – 2, 3

Marco Zünd:

Staatsarchiv Basel-Stadt, Bildersammlung – 6

LERNEN VON BAUMGARTNER ?

Statistisches Jahrbuch des Kantons Basel-Stadt, Basel 1930 – 1 (S. XIII )

Aerni, Georg, Zürich – 3 Linder, Rudolf: Werbebroschüre, Basel 1919 – 2

Hier nicht aufgeführte Abbildungen sind im Besitz der Autorinnen und Autoren.

142

DIE AUTORINNEN UND AUTOREN

Rebekka Brandenberger * 16.9.1967 in Basel

Ulrike Zophoniasson-Baierl * 6.9.1948 in Waldkirch/Brsg. (D)

Studium der Architektur an der ETH Zürich. 1997 Diplom. 1997–1999

Studium Phil. I an den Universitäten Hannover und Zürich. 1985 Promotion

Projektleiterin im Büro Buol & Zünd Architekten. Seit 1999 Mitarbeiterin

in Zürich. Seit 1987 freie Architekturjournalistin in Basel. 2005 –2009

der Basler Denkmalpflege. 1999 –2001 berufsbegleitendes Nach-

Mitglied der Stadtbildkommission des Kantons Basel-Stadt. Autorin und

diplomstudium Denkmalpflege / Umnutzung an der Hochschule für Technik

Herausgeberin von Publikationen zur Architektur und zu Architekten

und Architektur in Bern.

des 20. und 21. Jahrhunderts im Raum Basel.

Bernard Degen * 29.3.1952 in Basel

Marco Zünd * 4.10.1966 in Basel

Studium der Geschichte, Wirtschaftswissenschaften und Soziologie an

Studium der Architektur an der Ingenieurschule beider Basel. 1991 Diplom.

den Universitäten Basel und Paris I. 1990 Promotion in Basel. Seit

Seit 1991 Partner im Büro Buol & Zünd Architekten in Basel. 1994 –1997

1992 wissenschaftlicher Berater beim Historischen Lexikon der Schweiz.

Assistent am Lehrstuhl von Prof. Hans Kollhoff an der ETH Zürich.

Seit 2002 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Seminar der

Diverse Auszeichnungen für Architekturprojekte und Möbelentwürfe im

Universität Basel sowie Lehraufträge an den Universitäten Bern,

In- und Ausland. Ausstellungen im Architekturmuseum Basel: «Junge Basler

Basel und Freiburg (CH). Verfasser von sechs Büchern und zahlreichen

Architekturbüros I» 1996, «Bilder und Legenden » 2000 ( mit L. Buol,

Aufsätzen zu Themen der Schweizer und Basler Geschichte des

A. Jessen und I. Vollenweider ).

19. und 20. Jahrhunderts.

Dorothee Huber * 15.9.1952 in Basel

Studium der Kunstgeschichte an der Universität Basel. 1979 Lizentiat. 1980 –1986 Assistentin am Lehrstuhl für Kunstgeschichte und am Institut gta der ETH Zürich. 1986 –1992 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Architekturmuseum Basel. Seit 1991 Dozentin für Architekturgeschichte an der Fachhochschule beider Basel. Publikationen zu architekturhistorischen Themen des 19. und 20. Jahrhunderts.

Laurent Stalder * 4.10.1970 in Lausanne

Studium an der ETH Zürich. 1996 Diplom. 1996 – 1997 Stipendiat am Institut für ägyptische Bauforschung und Altertumskunde in Kairo. 2002 Promotion an der Architekturabteilung der ETH Zürich. 2002– 2005 Assistenzprofessor am Departement für Geschichte an der Université Laval, Kanada. Seit 2006 Assistenzprofessor für Architekturtheorie an der ETH Zürich. Forschungs- und Publikationsschwerpunkte sind Architekturgeschichte, -kritik und -theorie des 19. bis 21. Jahrhunderts in Europa und Nordamerika.

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Der ersten Auflage der vorliegenden Publikation ging die Ausstellung «Zur Qualität des Mittelmasses. Die Baumgartner Häuser in Basel» vom 13.1.–18.3.2001 im Architekturmuseum Basel voraus. Rebekka Brandenberger, Ulrike Zophoniasson und Marco Zünd waren verantwortlich für Konzept, Inhalt und Gestaltung, Bernard Degen, Dorothee Huber und Laurent Stalder beteiligten sich mit Einzelbeiträgen. Rebekka Brandenberger

Ulrike Zophoniasson

Die Baumgartnerhäuser

Basel 1926 – 1938

Marco Zünd

Autorinnen, Autor und Verlag danken Mit Beiträgen von Bernard Degen

Dorothee Huber

Laurent Stalder

der Claire Sturzenegger-Jeanfavre Stiftung, dem Basler Lotteriefonds, Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek dem Schweizer Heimatschutz Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen sowie Mitgliedern der Familie Stricker Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über für ihre finanzielle Unterstützung; http://dnb.d-nb.de abrufbar dem Staatsarchiv des Kantons Basel-Stadt sowie den Familien Baumgartner,Hosch, Iff, Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, Rimondini, Stricker, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von den Eigentümerinnen und Eigentümern, Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der VerBewohnerinnen und Bewohnern vielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, von Baumgartnerhäusern bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung und allen anderen, die mit Dokumenten und dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen Informationen zum Entstehen dieses Buchs der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden beigetragen haben. Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts.

2., korrigierte Auflage © 2002 Birkhäuser GmbH, Basel

Postfach, CH-4002 Basel, Schweiz

© Abbildungen: siehe Abbildungsnachweis

Die Planausschnitte sind reproduziert mit Bewilligung vom 15. August 2001 des Grundbuch- und Vermessungsamtes Basel-Stadt. Siehe Abbildungsnachweis. Alle Rechte vorbehalten.

Grafische Gestaltung: Muriel Comby Gedruckt auf säurefreiem Papier, hergestellt aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff. TCF ∞ Printed in Germany ISBN 978-3-0346-0693-6

987654321 www.birkhauser.com