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German Pages 103 [110] Year 2021
Vie
Ausnahme lehtwilliger Verordnungen im GeltuagSgedietr -es Allgemeine» Landrechts
für dir preußischen Staaten.
Ein Hülssbuch von
R. Blochmann, Äveisrichter a. D
Berlin, Verlag von 3. Gut tentag (v. Collin). 1878.
Vorwort. Die Errichtung letziwilliger Verordnungen ist für das Schick
sal ganzer Familien von so weit tragendenl Einflüsse, datz es
kaum eine richterliche Thätigkeit giebt, welche an die Pflicht treue, die Uulficht und das Verständniß praktischer Verhältniße größere Anforderungen stellte, als die Aufnahme der Testamente.
Will der Testator sicher gehen, daß seine letztwillige Ver
ordnung im vollen Umfange zur Ausführung komme, so kann er bei einigermaßen verwickelten Verhältnissen der Beihülfe
eines Rechtsverständigen nicht leicht entbehren.
In den mcb
sten Fällen wird der Richter, welcher das Testament aufzuneh men hat, diesen Rechtsbeistand leisten müssen. — Nach §§141
und 153 A. L.R. I, 12 soll er zugleich dafür sorgen, daß Prozesse
über
letzte Willenserklärungen möglichst
vermieden
werden.
Dieser Verpflichtung kann der Richter nur genügen, wenn er sich nicht bloß alle auf das testamentarische und gesetzliche
Erbrecht bezüglichen Bestimmungen gegenwärtig hält, sondern auch mit den Entscheidungen des obersten Gerichtshofes über
zweifelhafte Fragen und Auslegungen der Gesetze und letzten Willenserklärungen vertraut macht.
VT
Borwort.
Um dem Richter diese Aufgabe, insbesondere außerhalb der
Gerichtsstelle, zu erleichtern, habe ich die in beiden Theilen
des Landrechts und in verschiedenen Titeln zerstreuten erbrechtlichen Bestimmungen und Entscheidungen des Obertribunals, soweit sie bei der Auf- und Annahme letztwilliger Berordnungen in Frage tomnicn können, zusammen gestellt.
Iuhalts-Berznchmß. Seite
I. Da- Gericht......................................................................................... 1
II. Der Testator................................................................................... 6 III Da- Testament. A. Form......................................................................................... 8
B. Verfahren de- Richter- bei Aufnahme letztwilliger
Verordnungen......................................................................17 C Inhalt der letztwilligen Verordnung.
1) Allgemeine Vorschriften.............................................. 19 2) Erbeinsetzung............................................................... 22
3) Bermachtniß............................................................... 29 4) Substitutionen
......................................................... 34
5) Bedingung..................................................................... 39 6) Zweck..................................................................e .
43
7) Testament-exekutor................................................... 43
») Enterbung a. der Kinder......................................... 44 b. der Ascendenten................................... 49
c. der Ehegatten....................................50 9) Wechselseitige Testamente........................ 52
10) Zurücknahme de- Testament-.................. 55
11) Errichtung eine- neuen Testament
....
56
12) Ausdrücklicher Widerruf........................58 13) Vormundschaftliche Bestimmungen
....
59
IV. Theilung der Eltern unter Kindern........................................64
V. Erbverträge...................................................................................... 67
Znhalt-verzeichuiß.
vm
Stift VI. Gesetzliche Erbfolge 1) der Ehegatten..................................................................... 77 r) der Sinder und andern Verwandten in abstei
gender Linie...................................................................... 81
3) der Eltern und andern Verwandte» in ausstei
gender Linie...................................................................... 86 4) der Seitenverwandten...................................................88
VII. Pflichttheil................................................................................................89
L Las Gericht. A. 2.9L I, 12 § 72.
Jedes gehörig besetzte Gericht ist
innerhalb seines Gerichtssprengels auch von solchen Personen, welche darunter nicht gehören, letztwillige Verordnungen aufzu
nehmen berechtigt.1
§ 82.
Ein Gericht ist gehörig besetzt,
wenn dasselbe
wenigstens aus Einer zur Justiz verpflichteten Gerichtsperson und Sinern vereideten Protokollführer besteht.
§ 134. Soll in einem mündlichen Testamente der Richter selbst zum Erben ernannt werden, so*barf sich derselbe mit deffen Ausnehmung gar nicht befassen: sondern er muß den Testator damit an irgend ein anderes Gericht verweisen.*
§ 135. Soll nur eine der übrigen bei der Handlung von Amt sw egen mitwirtenden Personen zum Erben ein
gesetzt werden, so mutz der Richter dieselbe davon sofort entfernen, 1 In schleunigen Fällen kann der Richter auch außerhalb seineGerichtSsprengelS ein Testament aufnehmen. (A. L.R. I, 12 § 73.)
8 „Selbst" steht int Gegensatz zu den übrigen bei der Handlung mitwirkenden Personen. A. G.O. III, 3 § 13. Jede- Mitglied eine- Iustizeollegii oder Gericht- muß in Sachen seiner Ehegattin und solcher Härteten, mit denen er in auf- oder absteigender Linie, oder bi- zum vierten Grade der Seitenlinie verwandt oder verschwägett ist, sich seine- Stimm recht- und aller übrigen Einmischungen gänzlich enthalten.
Blochmann, Aufn. letztw. Verordn.
1
2
DaS Gericht.
I.
und ihre Stelle nach den obigen Vorschriften (§§ 83. 84) durch
andere ersetzen.1 *
A. L.R. I, 12 § 198.
testiren, wird auch
Das Privilegium, militärisch zu
aus Personen des Civilstandes ausgedehnt,
insofern sie, wegen ansteckender Krankheiten oder Kriegsgefahr,
sich des richterlichen Amtes zu bedienen verhindert werden.3 K.O. v. 12. July 1831.
Auf den Bericht des Juftizmini-
steriunls vom 2. d. M. bestimme Ich hierdurch:
datz die in dem A. L.R. I, 12
§ 198 wegen
der privi-
legirten Testamente enthaltene Vorschrift auch auf den Fall Anwendung finden soll,
wo einzelne Häuser und Stratzen»
wegen der darin herrschenden ansteckenden Krankheiten,
sperrt,
abge
und die Bewohner sich des richterlichen Amts zu be
dienen dadurch verhindert sind.3
§. 202. steckender
Aicher dem Falle,
Krankheiten
der Gegend veranlagt hat,
stator
selbst
mit
wo wegen ausgebrochener an
der Staat eine Sperre des Orts oder
eickk
kann der Umstand,
solchen
Krankheit
datz der Te
befallen
gewesen,
die Verabsäumung der gesetzlichen Förnllichkeiten nicht entschul digen. § 203.
Dagegen können aber auch die Gerichte in der Re
gel sich nicht entziehen, von solchen Kranken ihre letztwilligen Ver ordnungen in ihren Wohnungen,
unter Anwendung der erfor
derlichen Vorsichtsmittel, auf- oder anzunehmen.
1 Protokollführer und GerichtSschöppen.
8 § 44 ReichSmilitärgesetz vom 2. May 1874.
3 Zur Aufrechterhaltung der zur Zeit einer ansteckenden Krank heit errichteten privilegirten Testamente genügt eS, wenn daS HauS, in welchem der kranke Testator lag, mit polizeilichen Warnungs tafeln versehen war. Eine weitere Absperrung deS Zugang- ist nicht erforderlich. Erk. des O.Tr. v. 22. März 1860.
I. Das Gericht. A. L.R. I, 12 § 204.
Doch tarnt,
3
wenn dem Richter
aus der vorzunehmenden Handlung eine offenbare und augen
scheinliche Lebensgefahr bevorstehl,
derselbe sich dieser Gefahr zu
unterziehen nicht gezwungen werden.1 § 88.
Soll — die Handlung durch eine Deputation, es
sei an ordenllicher Gerichtsstelle,
oder in der Wohnung,
dem Aufenthaltsorte des Testators
vorgenommen werden,
oder so
muß der Vorgesetzte des Gerichts, oder der deffen Stelle vertritt,
die Mitglieder dieser Deputation ernennen.* Die S.O. v. 24. März 1839 deklarirt die §§ 88 u. 89 A. L.R. I, 12 dahin,
daß zwar die Ernennung des vereideten Protokollführers, wie die des richterlichen Mitgliedes bei der Deputation zur Aufund Annahme eines Testaments eines Erbvertrages, einer Ehe1 Wenn der Richter in diesem Falle eS ablehnt, sich zu dem mit einer ansteckenden Krankheit Befallenen zu begeben, so muß das von letzterem militärisch errichtete Testament getten. Unter einer augenscheinlichen Leben-gefahr ist nach dem Reskript vom 3. Okt. 1796 nur eine solche Gefahr gemeint, die an sich und nicht bloß in der individuellen Meinung eine- oder de- anderen Subjekt- vorhan den ist. Ter Krankheit-fall wird deshalb von dem Richter, welcher feine Amt-verrichtung wyen ihm drohender Lebensgefahr verweigern will, durch Sachverständige sestgestellt werden müssen, wenn er sich nicht verantwortlich machen will. (Koch.)
8 Da- Reskr. vom 13. July 1843 hält eine allgemeine Ernen nung für ausreichend. Geschäft-regulativ für die Gerichte I. Instanz vom 18. July 1850 §. 19. Die beständigen Kommiffarien zur Aufnahme der Hand lungen freiwilliger Gerichtsbarkeit sind al- solche am Sitze des Gerichts auch zur Aufnahme von Testamenten und anderen letzt willigen Verfügungen unter Zuziehung eine- vereideten Protokoll führer- ermächttgt, ohne daß eS einer Bestellung dazu für jeden einzelnen Fall bedarf. Das O.Tr. hat früher die schriftliche Form für die Ernennung der Deputirten al- erforderlich erachtet, in einem neueren Erk. v. 2. July 1869 indeß die mündliche Ernennung für genügend ange sehen. (Koch).
I. Das Gericht.
4
stistung, worin über die künftige Erbfolge etwas bestimmt wird, oder einer anderen letztwilligen Verordnung, den An-
Weisungen der 8K 88 und 89 gemätz, so nach wie vor durch den Gerichtsdirigenten geschehen muh, dah aber, wenn die Zuziehung eines vereideten Protokollführers ohne vorgängige Ernennung von Seitm des Dirigenten durch da- richterliche
Mitglied der Deputation erfolgt ist, hieraus keine Ungültigkeit der Handlung entsteht.1
A. L.R. I, 12 8 83.
Die Stelle des Protokollführers kann
von zwei (bereits) vereideten Schöppen vertreten werden. 8 84.
Wo beständige Gerichtsschöppen vorhanden find,
muffen nur diese, andere hingegen, die blotz zu dieser Hand lung vereidet worden, können nur in schleunigen und dringen
den Fällen zugelaffen werden.
A. G.O. I, 25 § 53.
Zu solchen Gerichtsschöppen müssen
in der Regel Einsaffen des Dorfs oder Gerichtsbezirks, die be
kannte vernünftige Männer von unbescholtenem Rufe und des Lesens und Schreibens kundig find, gewählt werden.
Doch
können auch Wirthschastsbeamte und Schulmeister in Ermange
lung anderer qualifizirten Subjekte als Gerichtsmänner zugelas sen werden.
§ 55.
Die nach §§ 51—54 zu bestellenden Gerichtsschöp
pen müssen dahin vereidet werden:
dah sie auf den Hergang der gerichtlichen Verhandlungen, bei welchen sie zugezogen werden, und barauf, dah selbige so, wie
sie sich wirklich ereignet haben, genau Acht haben, auch das Protokoll nicht anders, als wenn sie dessen Inhalt diesem 1 Auch die Zuziehung eine- anderen al- des ernannten Protokoll führer- zur Auf- und Annahme de- Testament- hat dessen Ungül tigkeit nicht zur Folge. Erk. des O.Tr. vom 12. Nov. 1852.
I.
Da- Gericht.
5
wahren Hergänge der Sache gemäß finden,
mit ihrer Un
terschrift bekräftigen wollen.1
A. L.R. 1,12 § 93.
Dorfgerichte,
die aus einem Schul
zen und zwei vereideten Schöppen bestehen,
können unter Zu
ziehung eines vereideten Gerichtsschreibers Testamente und Cowenn dergestalt Gefahr im
dicille gültig an- und aufnehtnen, Verzüge vorhanden ist,
daß
die Herbeitttnft des
ordentlichen
Gerichtshalters nicht abgewartet werden tarnt * § 94.
Der Mangel
eines
ordentlichen Gerichtsschreibers
kann in einem solchen Falle auch durch einen Rechtsanwalt, oder
auch durch
einen bloßen Notarius,
oder
durch
den Prediger
ersetzt werden. 8 95.
Dergleichen 'Testament oder Codicill muffen jedoch
die Dorfgerichte dem Gerichtshalter ohne Zeitverlust einhändigen, welcher sie über den eigentlichen Hergang der Sache auf ihre
Pflicht umständlich vernehmen, und das Protokoll darüber nebst der Disposition selbst in dem gerichtlichen Depofito verwahren muß.
Die Deklaration vom 10. July 1846 verordnet: daß zivar den Dorfgerichtspersonen die Verpflichtung obliegt,
ein von ihnen auf- oder angenommenes Testament oder Co dicill dem Gerichtshalter, wenigstens durch eins ihrer Mit
glieder persönlich einzuhändigen, jedoch die Rechtsbeständig-
1 Die Stelle de- Protokollführer- kann auch ein zweite- Mit glied de- Gericht- versehen. Die Verrichtungen, welche jedem Mitgliche der Deputation obliegen sollen, sind nicht vorgeschrieben. Deshalb ist eS kein Nichtigkeit-grund, wenn der Richter und nicht der Protokollführer, oder, im Falle de- §. 83, wenn nicht der Rich ter, sondern ein Schöppe da- Protokoll geschrieben hat. Den zwei ten Fall entscheidet in diesem Sinne da- Pr. de- O.Tr. v. 10. Sept. 1846 Nr. 11 (Koch). 8 Ein dorfgerichtliches Testament ist nicht schon de-halb nichtig, weil der Gericht-schreiber da-selde nicht selbst geschrieben, sondern nur dictirt hat. Erk. de- O.Tr. v. 30. Nov. 1863.
6
U
feit des Testaments
Der Testator.
oder
Codicills
von
dieser persönlichen
Einhändigung desselben an den Gerichtshalter nicht
abhän
gig ist A. 2.91. I, 12 § 96.
Ist der Testator alsdann noch am
Leben und zu einer gültigen Mllensäutzerung noch fähig,
mutz der Gerichtshalter ihm das
so
mit den Gerichten über den
Hergang der Sache aufgenommene Protokoll vorlegen, und die
Richtigkeit des darin enthaltenen Hergangs der Sache von ihm genehmigen lassen.'
II. Der trfktor. A. L.R. 1,12 §. 16.
Minderjährige ohne Unterschied des
Geschlechts, welche das 14. Jahr zurückgelegt haben, können letzt willige Verordnungen gütig errichten, ohne datz dazu die väter
liche oder vormundschaftliche Einwilligung erfordert wird.
§ 17.
Doch
nicht zurückgelegt
anders
find Personen,
haben,
welche
das 18. Jahr noch
ihre letztwilligen Verordnungen nicht
als mündlich zum gerichtlichen Protokolle zu
errichten
befugt.
§. 20.
Personen, die nur zuweilen ihres Verstandes be
raubt sind, können in lichten Zwischenräumen von Todeswegen
rechtsgültig verordnen. § 21.
Personen aber, die wegen Wahn- oder Blödsinns
unter Vormundschaft genommen werden, sind, so lange die Bor-
1 Auch in einer zur Ausnahme eine- andern Rechtsgeschäfts be stimmten gerichtlichen Verhandlung kann ein Testament gültig er richtet werden, wenn die in Betreff der gehörigen Besetzung des Gerichts und der Aufnahme letztwilliaer gerichtlicher Dispositionen bestehenden gesetzlichen Vorschriften beobachtet sind. Pr. deS O.Tr. vom 21. Dez. 1848.
6
U
feit des Testaments
Der Testator.
oder
Codicills
von
dieser persönlichen
Einhändigung desselben an den Gerichtshalter nicht
abhän
gig ist A. 2.91. I, 12 § 96.
Ist der Testator alsdann noch am
Leben und zu einer gültigen Mllensäutzerung noch fähig,
mutz der Gerichtshalter ihm das
so
mit den Gerichten über den
Hergang der Sache aufgenommene Protokoll vorlegen, und die
Richtigkeit des darin enthaltenen Hergangs der Sache von ihm genehmigen lassen.'
II. Der trfktor. A. L.R. 1,12 §. 16.
Minderjährige ohne Unterschied des
Geschlechts, welche das 14. Jahr zurückgelegt haben, können letzt willige Verordnungen gütig errichten, ohne datz dazu die väter
liche oder vormundschaftliche Einwilligung erfordert wird.
§ 17.
Doch
nicht zurückgelegt
anders
find Personen,
haben,
welche
das 18. Jahr noch
ihre letztwilligen Verordnungen nicht
als mündlich zum gerichtlichen Protokolle zu
errichten
befugt.
§. 20.
Personen, die nur zuweilen ihres Verstandes be
raubt sind, können in lichten Zwischenräumen von Todeswegen
rechtsgültig verordnen. § 21.
Personen aber, die wegen Wahn- oder Blödsinns
unter Vormundschaft genommen werden, sind, so lange die Bor-
1 Auch in einer zur Ausnahme eine- andern Rechtsgeschäfts be stimmten gerichtlichen Verhandlung kann ein Testament gültig er richtet werden, wenn die in Betreff der gehörigen Besetzung des Gerichts und der Aufnahme letztwilliaer gerichtlicher Dispositionen bestehenden gesetzlichen Vorschriften beobachtet sind. Pr. deS O.Tr. vom 21. Dez. 1848.
II.
mundschast dauert,
Der Testator.
7
letztwillige Verordnungen 511 errichten
un
fähig.
A. L.R. I, 12 8 26.
welche
sich schriftlich
Tauben
oder stummen Personen,
oder mündlich ausdrücken können,
stehen
bie Gesetze bei Errichtung ihres letzten Willens nicht entgegen.1
§ 27.
Personen, welche für Verschwender erklärt worden,
können während der Vormundschaft zum Nachtheile ihrer gesetz
lichen Erben nur über die Hälfte ihres Nachlasses gültig ver
ordnen. § 28.
Auch alsdann, wenn ein Verschwender bloß unter
diesen gesetzlichen Erben testirt, kann er keinem derselben mehr,
als die Hälfte desjenigen, was ihm nach den Regeln
der ge
setzlichen Erbfolge zutommen würde, entziehen.
§ 34.
Auch ein Verschwender kann die sowohl vor,
als
während der Vormundschaft gemachten letztwilligen Verordnun-
•gtn widerrufen. § 35.
Personen,
die Ehebruch oder Blutschande mit ein
ander getrieben haben, können einander durch letztwillige Ver
ordnungen nichts hinterlassen,
wenn entweder um
dieses ver
botenen Umgangs willen eine Ehe getrennt, oder der Erblasser 1 Streitig ist, ob Taube, welche nicht lesen, und Stumme, welche nicht schreiben können, dennoch testirfähig find. Die Reskripte vom 24. Juny 1802 und 10. May 1806 sprechen sich für die Be jahung auS, und halten die Zeichensprache für zulässig. Anderer Ansicht ist Koch. Unter der in §. 26 L. L.R. I, 12 erwähnten Fähigkeit taub stummer Personen, sich mündlich auszudrücken, ist die Zeichensprache nicht begriffen. — Taubstumme Personen sind nur dann testamentSfähig, wenn sie schreiben und Geschriebene- lesen können. Lntsch. de- O.Tr. vom 3. März 1856. Zur Gültigkeit de- Testament- taubstummer Personen ist erfor derlich, daß die an sie zu richtenden Fragen ihnen schnstlich vorge legt und von ihnen schriftlich beantwortet werden. Entsch. de- O.Tr. v. S. May 1856.
8
in.
Dat Leftammt.
sonst deS Ehebruchs oder der Blutschande mit der begünstigt« Person gerichtlich überführt worden.
Verordn, v. 28. Hebr. 1811.
Personen, welche nach vor
gängiger auf dm Grund Unserer S.O. vom IS. März 1808
ertheilten Dispensation sich geehelicht habm, sollen befugt sein, für einander letztwillig zu verfügen.
Hl. Da« Ceßamtnt A. Form. A. 8.R. I, 12§ 66.
Jedes Testament oder Codieill mutz
in der Regel vom Testator selbst den Gericht« übergeben, oder
zum gerichtlichen Protokolle erklärt werd«.
§ 100.
Einem jeden Testator
steht frei,
sein Testament
oder Codieill dm Gericht« versiegelt zu übergeben. § 101.
Ein dergleichen Aufsatz mutz aber von ihm selbst
eigmhändig ge- oder w«igstr«S unterschrieben fein.1 * * * 5
§ 102.
Ob
dieses nothwendige Erfordemitz wirklich be
obachtet Word«, darüber mutz
der Richter
dm Testator aus
drücklich vernehmen.'
§ 103.
Nutzer diesem und dem,
verordnet wird,
was unter § 145 sqq.
mutz der Richter aller Fragen über den Jn-
1 Auch ein von dem Testator geschriebene- Testament muß von ihm unterschrieben sein, sonst ist e- nichtig. Pr. des O.Tr. v.
16. May 1836. Sin vom Testator unterschriebene-, dem Gerichte verschlosien über gebene- Testament kann al- nichtig nicht angefochten werden, wenn der Testator nur seinen Namen hat schreiben, sonst aber weder schreiben noch Geschriebene- hat lesen können. Erk. de- O.Tr. v. 7. Oktbr. 1867.
5 E» ist streitig, ob diese Befragung zu den wesentlichen Förm lichkeit« bei Aufnahme der Testamente gehört.
8
in.
Dat Leftammt.
sonst deS Ehebruchs oder der Blutschande mit der begünstigt« Person gerichtlich überführt worden.
Verordn, v. 28. Hebr. 1811.
Personen, welche nach vor
gängiger auf dm Grund Unserer S.O. vom IS. März 1808
ertheilten Dispensation sich geehelicht habm, sollen befugt sein, für einander letztwillig zu verfügen.
Hl. Da« Ceßamtnt A. Form. A. 8.R. I, 12§ 66.
Jedes Testament oder Codieill mutz
in der Regel vom Testator selbst den Gericht« übergeben, oder
zum gerichtlichen Protokolle erklärt werd«.
§ 100.
Einem jeden Testator
steht frei,
sein Testament
oder Codieill dm Gericht« versiegelt zu übergeben. § 101.
Ein dergleichen Aufsatz mutz aber von ihm selbst
eigmhändig ge- oder w«igstr«S unterschrieben fein.1 * * * 5
§ 102.
Ob
dieses nothwendige Erfordemitz wirklich be
obachtet Word«, darüber mutz
der Richter
dm Testator aus
drücklich vernehmen.'
§ 103.
Nutzer diesem und dem,
verordnet wird,
was unter § 145 sqq.
mutz der Richter aller Fragen über den Jn-
1 Auch ein von dem Testator geschriebene- Testament muß von ihm unterschrieben sein, sonst ist e- nichtig. Pr. des O.Tr. v.
16. May 1836. Sin vom Testator unterschriebene-, dem Gerichte verschlosien über gebene- Testament kann al- nichtig nicht angefochten werden, wenn der Testator nur seinen Namen hat schreiben, sonst aber weder schreiben noch Geschriebene- hat lesen können. Erk. de- O.Tr. v. 7. Oktbr. 1867.
5 E» ist streitig, ob diese Befragung zu den wesentlichen Förm lichkeit« bei Aufnahme der Testamente gehört.
halt des Testaments sich enthalten, vielmehr dasselbe nur in Ge
genwart des Testators überschreiben, dem Siegel, mit welchem das Testament auswendig verschloffen ist, das Gerichtssiegel
beifügen, über die Handlung selbst ein vollständiges Protokoll ausnehmen und dieses Protokoll von dem Testator mit unter
zeichnen lasten. A. L.R. I, 12 § 104.
Will der Testator seine Verord
nung mündlich zum Protokoll erklären, so muß der Richter
alles beobachten, was nach Vorschrift der Prozeßordnung zu
einem gerichtlichen Protokolle erfordert ronb.1 * * * * * * 8
§ 107.
Uebergiebt der Testator sein Testament oder Co-
dicill offen und unversiegelt, so muß er vernommen werden, ob ein solcher Auffatz nur bei einer mündlich zu errichtenden
Disposition zum Grunde gelegt, oder als ein schriftliches Te
stament angesehen werden solle.» § 108.
Will der Testator, daß ein solcher Aufsatz als
ein schriftliches Testament gelten solle, so darf der Richter bloß
nachsehen, ob derselbe von dem Testator unterschrieben sei, und muß, wenn dieses nicht ist, die Unterschrift fördersanlft bewerk
stelligen laffen.
§ 109.
Sodann muß er die Erklärung des Testators,
1 ES erzeugt allein noch keine Nichtigkeit eines zum gerichtlichen Protokolle erklärten Testament-, wenn einer der bei besten Auf nahme zugezogenen Gerichtsschöppen sich während der Verhandlung nicht ununterbrochen bei derselben anwesend befunden hat, sofern nur da- vollständig besetzte Gericht bei der Borlesuna, Genehmi gung und Vollziehung de- Protokolls gegenwärtig gewesen ist. Erk. des O.Tr. v. 10. Sept. 1846. 8 Wenn der Testator sein Testament in Gegenwart der Deputa tion erst noch versiegelt und dann übergiebt, so ist dasselbe nicht als osten, sondern al- versiegen übergeben anzusehen. Erk. de- O.Tr. v. 26. Novbr. 1849.
III. Da- Testament.
10
daß dieser Aufsatz seine letzte Willensmeinung enthalte, unter demselben verzeichnend
A. L.R. 1,12 § 110.
Hierauf muh der Auffatz in Gegen
wart des Testators mit denl Gerichtsfiegel versiegelt, überschrieben
und mit Ausnehmung des Protokolls über die Handlung nach Vorschrift des 8 103 weiter verfahren werden.
§ 113.
Blinde, des Lesens und Schreibens unerfahrene,
ingleichen solche Personen, welche an den Händen gelähmt oder deren beraubt sind, tonnen nur mündlich zum Protokolle te-
ftüren.2 § 114.
Doch steht es ihnen frei, einen schriftlichen Auf
satz ihres letzten Willens nach Mahgabe bc3 § 108 offen zu übergeben, welchen der Richter dem Testator vorlesen, auch was
derselbe dabei erklärt hat, in einem dem Aufsatze beizufügenden
und mit ihm zu versiegelnden Protokolle bemerken muß.2 § 115.
In allen Fällen, wo der Testator das Protokoll
1 Die Unterlassung hat die Nichtigkeit de- Testament- zur Folge: durch eine Erklärung tm Annahmeprotokolle wird der Mangel mcht ersetzt. Grk. de- O.Tr. v. 26. Nov. 1849.
3 Der §.113 findet auf Personen, welche nur ihren Namen schreiben können, keine Anwendung. Erk. de- O.Tr. v. 7. Oktbr. 1867. Wer seine Unterschrift zwar mit geführter Hand vollzogen hat, aber doch sonst schreiben kann, gilt al- schreibfähig. Simon, Recht-sp. Band I pag. 261. Will ein Blinder testiren, so muß ihm zu dem Akte von Anfang ein Beistand zugeordnet werden; dieser muß ihm am Ende da- Pro tokoll vorlesen und an seiner Statt unterschreiben, bei der Unter schrift aber müffen zwei Instrument-zeugen zugezogen werden, in deren Gegenwart der Testator zu erklären hat, daß chm da- Proto koll vorgelesen sei und er dasselbe genehmige (Koch). * Die Erklärung muß unmittelbar unter den Aufsatz geschrieben werden. (Koch.) ES ist nicht als ein wesentlicher Mangel der Form zu betrachten, wenn der die Testament-aufnahme bewirkende Richter nicht selbst dem Testator den Aufsatz vorliest, sondern eine der bei dem Akte mitwirkenden Personen veranlaßt, die Borlesung in seiner Gegenwart vorzunehmen. Erk. de- O.Tr. vom 24. Febr. 1854.
A.
Form.
11
über die Erklärung seines letzten Willens, oder deffen Ueber-
gebung, es sei aus welcher Ursache es wolle, nicht selbst un
terschreiben kann, mutz das Handzeichen desselben durch zwei dabei zugezogene glaubwürdige Männer bezeugt werdend
A. 8.R. I, 12 tz
116.
Diese Zuziehung und Unterschrift
zweier Zeugen ist auch alsdann erforderlich und hinreichend,
wenn der Testator auch nur ein blotzes Handzeichen beizufügen nicht im Stande wäre.* § 117.
Die in allen dergleichen Fällen zuzuziehenden Te
stamentszeugen muffen überhaupt die Eigenschaften gültiger Jn-
strumentszeugen besitzen.s 1 Bedient der Testator sich der Schriftzeichen eines nicht allge mein bekannten Alphabet-, so ist er al- ein Schreibunsähiger zu be handeln. (Koch). Frauenspersonen können nicht Testament-zeugen sein. 1 ES ist nicht vorgeschrieben, mit welchen bestimmten AuSdrü