Die antiken Quellen zu Pannonien in der Spätantike: Teil I: 284–337 n. Chr. 3851611098, 9783851611090

Der Autor Péter Kovács beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Schrift- und Inschriftquellen Pannoniens und hat dies

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German, Latin Pages 264 Year 2014

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Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Erster Teil
Zweiter Teil
Nachwort
Addendum
Abbildungen
Karten
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Die antiken Quellen zu Pannonien in der Spätantike: Teil I: 284–337 n. Chr.
 3851611098, 9783851611090

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Péter Kovács • Die antiken Quellen zu Pannonien in der Spätantike I

Péter Kovács

Die antiken Quellen zu Pannonien in der Spätantike Teil I: 284–337 n. Chr.

Wien 2014

Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. Bibliographic information published by Die Deutsche Bibliothek Die Deutsche Bibliothek lists this publication in the Deutsche Nationalbibliografie; detailed bibliographic data is available in the Internet at http://dnb.ddb.de. Einband: Antoninianus des Kaisers Decius mit der Legende PANNONIAE (Foto Péter Kovács) Copyright # 2014, Phoibos Verlag, Wien. All rights reserved www.phoibos.at; offi[email protected] Printed in the EU ISBN 978 - 3- 85161-109 - 0 (Druckausgabe) ISBN 978 - 3- 85161-125 - 0 (E-Book-Ausgabe) DOI http://dx.doi.org/10.7337/3851611250

Inhaltsverzeichnis Praefatio – Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Monogrammata auctorum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Teil I – Die Zeit der Tetrarchen (284–305 n. Chr.) Auctores – Antike Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Martyres Pannoniae – Die pannonischen Märtyrer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Nummi – Münzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 Papyrus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 Tituli – Inschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 Teil II – Die Zeit Konstantins des Großen (306–337 n. Chr.) Auctores – Antike Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132 Fontes ad historiam ecclesiae Pannonicae pertinentes – Quellen zur Kirchengeschichte Pannoniens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160 Nummi – Münzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167 Tituli – Inschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 Nachwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181 Addenda Addenda I – V . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223 Bibliographia – Bibliographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231 Abbreviationes – Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244 Index personarum – Index der Personennamen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247 Index nominum geographicorum – Index der geographischen Namen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251 Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 254 Karten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 262

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Vorwort Bald ein Vierteljahrhundert beschäftige ich mich nun schon mit den Schrift- und Inschriftquellen Pannoniens. Aus diesem Schaffen heraus wurde im Jahr 2003 die Reihe Fontes Pannoniae Antiquae geboren mit dem Ziel, diese Quellen zusammen mit ihren Übersetzungen und Kommentaren zu publizieren. In den vergangenen Jahren erschienen sieben ungarischsprachige Bände, welche die Zeitspanne von der römischen Eroberung bis zum Tode Konstantins (337 n.Chr.) behandeln. Im Interesse der besseren Zugänglichkeit erschien es notwendig, dass die Reihe auch in deutscher Sprache anläuft. Glücklicherweise hat der österreichische Phoibos Verlag die Herausgabe der deutschen Fassung der Reihe unter dem Titel „Die antiken Quellen zu Pannonien in der Spätantike“ übernommen, deren erster Teil der vorliegende Band ist. Er umfasst die Quellen des Tetrarchie- und konstantinischen Zeitalters (285–337 n. Chr.) in Pannonien. Den Plänen zufolge behandelt der nächste Band der Reihe den Zeitraum bis zum Jahr 375, und der dritte Band die letzte Periode der Römerzeit bis zur Aufgabe der Provinz (433 n. Chr.). Geplant ist zudem für die fernere Zukunft die Herausgabe der prinzipatszeitlichen Quellen in deutscher Sprache. Das vorliegende Werk besteht aus zwei separaten Teilen: im Interesse der besseren Übersicht habe ich die Quellen des Tetrarchiezeitalters (284–305) und der Herrschaftszeit Konstantins (306–337) jeweils getrennt aufgearbeitet. Innerhalb der einzelnenen Teile sind die Quellen thematisch, in chronologischer Reihenfolge angeordnet, an erster Stelle stehen die antiken Autoren, ihnen folgen die numismatischen und die Inschriftquellen. Die wichtigsten numismatischen und Inschriftdenkmäler ergänzen zudem Fotos. Im Kreis der Autoren werden die auf die Kirchengeschichte Pannoniens und die pannonischen Märtyrer bezogenenen Angaben wegen ihres speziellen Charakters gesondert behandelt. Neben den antiken Autoren bietet dieser Teil auch einen auf den Verfasser, sein Werk und den betreffenden Textabschnitt bezogenen Kommentar zusammen mit der wichtigsten Fachliteratur. Ein die Geschichte der ganzen Epoche aufarbeitendes längeres Nachwort beschließt den Band. Wo es bereits eine deutsche Übersetzung der Quelle gab, habe ich diese übernommen, in vielen Fällen war sie allerdings nicht verfügbar. An der Herausgabe der tetrarchiezeitlichen Inschriftquellen hat auch Barnabás Lőrincz (†) mitgewirkt. Die Übersetzung ins Deutsche übernahm Gotlind Bartus. Einen bedeutenden Teil der Fotos verdanke ich Ortolf Harl (Ubi Erat Lupa-Projekt). Ich danke auch Frau Dr. Melinda Torbágyi (Ungarisches Nationalmuseum) für die Münzbilder. Mit Unterstützung des Lise-Meitner-Programms (FWF, M 1224) konnte ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Wien (Institut für Alte Geschichte und Altertumskunde, Papyrologie und Epigraphik) 2013–2014 an dem Manuskript arbeiten. Péter Kovács

Monogrammata auctorum A. B. Albin Balogh G. B. Gotlind Bartus P. K. Péter Kovács B. L. Barnabás Lőrincz

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Erster Teil Die Zeit der Tetrachie (284–305 n. Chr.)

Erster Teil

Auctores – Antike Autoren Panegyrici Latini Edition: XII Panegyrici Latini. Ed. E. Baehrens. Leipzig 1874; – XII Panegyrici Latini. Ed. W. A. Behrens. Leipzig 1911; – XII Panegyrici Latini. Ed. R. A. B. Mynors. Oxford 1964.

X (II) Mamertini Panegyricus Maximiano Augusto dictus 2.2. Unde igitur ordiar ? Commemorabo nimirum patriae tuae in rem publicam merita. Quis enim dubitat quin multis iam saeculis, ex qui vires illius ad Romanum accesserint, Italia quidem sit gentium domina gloriae vetustate, sed Pannonia virtute ? Womit soll ich also beginnen ? Werde ich, wie es üblich, die Verdienste deines Vaterlandes um den Staat in Erinnerung rufen ? Denn wer zweifelt daran, dass schon seit vielen Jahrhunderten, seit sich seine Macht dem Namen Roms angeschlossen hat, Italien zwar durch das hohe Alter seines Ruhmes Herrin der Völker ist, Pannonien jedoch durch seine Tapferkeit ? (Übers.: B. Müller-Rettig) Cf. 2.4, XI (III) 3.9; – Aur. Vict. 39.26; – Epit. de Caes. 40.10. Bibliographie: Nixon – Saylor Rodgers 1994, 55–56 n. 10; – Mócsy 1962; – Alföldi 1967; – Syme 1971, 195, 225; – Barnes 1982, 32; – Müller-Rettig 2008, 219.

2.4. An quemadmodum educatus institutusque sis praedicabo in illo limite, illa fortimissimarum sede legionum … Oder werde ich rühmen, wie du an jener Grenze, an jenem Sitz tapferster Legionen erzogen und unterwiesen worden bist … (Übers.: B. Müller-Rettig) Cf. 2.2, XI (III) 3.9; – Aur. Vict. 39.26; – Epit. de Caes. 40.10. Bibliographie: Pasquali 1979, 13; – Barnes 1982, 32; – Nixon – Saylor Rodgers 1994, 55–56.

2.6. Ibo scilicet virtutis tuae vestigiis colligendis per totum Histri limite, … Werde ich, die Spuren deiner Tapferkeit verfolgend, natürlich die ganze Grenzlinie des Hister (Donau) entlang ziehen … (Übers.: B. Müller-Rettig)

An dieser Stelle zählt der Autor die früheren militärischen Verdienste des Maximianus auf, der demnach auch im Illyricum Erfolge verzeichen konnte (wenn auch nicht unbedingt als Herrscher). Bibliographie: Barnes 1982, 33; – Nixon – Saylor Rodgers 1994, 56–57, n. 13; – Müller-Rettig 2008, 219.

Mamertinus’ letztere Rede dürfte in Trier zum Geburtstag Roms erklungen sein, wahrscheinlich am 21. April 289 n. Chr., zu Ehren des Maximianus. Wegen der Herkunft des Herrschers aus Sirmium ist von der Provinz mehrmals die Rede. Im ersten Fragment hat neben Aurelius Victor (39.26) vielleicht der Autor dieser Rede die Wichtigkeit der Rolle der illyrischen (und pannonischen) Herrscher am besten formuliert. Bibliographie: Pasqualini 1979, 13; – Barnes 1982, 33; – Nixon – Saylor Rodgers 1994, 56.

XI (III) Eiusdem magistri †Memet Genethliacus Maximiani Augusti 3.9. Non enim in otiosa aliqua deliciisque corrupta parte terrarum nati instituique estis, sed in his provinciis, quas ad infatigabilem consuetudinem laboris atque patientiae fracto licet opppositus hosti, armis tamen semper instructus limes exercet, in quibus omnis vita militia est, quarum etiam feminae ceterarum gentium fortiores sunt. Denn ihr seid nicht in irgendeinem müßiggängerischen und von üpppigen Vergnügen verderbten Teil der Welt geboren und erzogen worden, sondern in den Provinzen, die – zu unermüdlicher Betätigung in Mühsal und Standfestigkeit – eine Grenze schützt, die einem zwar gebrochenen Feind entge-

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Auctores – Antike Autoren gensteht, doch stets mit Waffenmacht gerüstet ist, Provinzen, in denen das Leben ganz und gar Kriegsdienst ist und deren Frauen sogar tapferer sind als die Männer der anderen Völker. (Übers.: B. Müller-Rettig) Cf. X(II) 2.2, 2.4, Aur. Vict. 39.26, Epit. de Caes. 40.10. Bibliographie: Nixon – Saylor Rodgers 1994, 86, n. 22–23; – Barnes 1982, 32; – Müller-Rettig 2008, 225.

4.2. Illum modo Syria viderat: iam Pannonia susceperat. Jenen hatte eben erst Syrien zu Gesicht bekommen: schon hatte ihn Pannonien aufgenommen. (Übers.: B. Müller-Rettig)

Im Zuge der Würdigung der beiden Herrscher erwähnt er die Syrien- bzw. Pannonienreise Diokletians, die mit dem Feldzug 290 gegen die Sarazenen beziehungsweise dem geplanten Feldzug gegen die Sarmaten im Zusammenhang stehen. Zwischen Juli und Dezember des Jahres 290 nahm der Imperator in Sirmium Unterkunft: Barnes 1982, 52. Bibliographie: Barnes 1982, 51; – Nixon – Saylor Rodgers 1994, 86, n. 25; – Müller-Rettig 2008, 225.

5.4. … omitto Sarmatiae vastatione, … … ich lasse die Verwüstung des Sarmatenlandes aus …

(Übers.: B. Müller-Rettig)

Letzteres Ereignis dürfte sich eher auf den Feldzug des Jahres 289 beziehen, auf jeden Fall erwähnt der Rhetor die Vernichtung von Sarmatia (= Strafexpedition) vor dem Feldzug gegen die Sarazenen im Jahr 290. Bibliographie: Barnes 1982, 51; – Nixon – Saylor Rodgers 1994, 89, n. 35.

7.1. Laurea illa de victis accolentibus Syriam nationibus et illa Raetica et illa Sarmatica te, Maximiane, fecerunt pio gaudio triumphare … Jene Lorbeeren, die er (Diokletian) sich mit den Siegen über die Nachbarvölker Syriens erworben hat, sowie jene raetischen und jene sarmatischen Lorbeeren haben dich, Maximian, den Triumph in brüderlicher Zuneigung und Freude mitfeiern lassen. (Übers.: B. Müller-Rettig)

Die syrischen (290), raetischen (288) und pannonischen (290) Feldzüge hatte Diokletian angeführt, an seinem Triumph jedoch nahm auch Maximian Anteil, ebenso wie Diokletian an den in der Fortsetzung aufgezählten Erfolgen Maximians gegen die Germanen. Bibliographie: Barnes 1982, 51; – Nixon – Saylor Rodgers 1994, 92, n. 48.

16.1. Illud vero, non suggeratur licet, quoquo modo dicam ante quam desinam: tantam esse imperii vestri felicitatem undique se barbarae nationes vicissim lacerent et excidant, alternis dimicationibus et insidiis clades suas duplicent et instaurent, Sarmaticas vestras et Raeticas et Transrhenanas expeditiones furore percitae in semet imitentur. Soviel will ich aber (obgleich man mir dies nicht nahelegt) auf jeden Fall noch sagen, ehe ich meine Rede beende: Das Glück eurer Herrschaft ist so groß, dass sich überall Barbarenvölker gegenseitig tiefe Wunden schlagen und vernichten, in wechselseitigen Kämpfen und hinterlistigen Attacken ihre eigenen Niederlagen verdoppeln und erneuern, und eure Feldzüge ins Sarmatenland, nach Raetien und jenseits des Rheins in erregter Raserei nachahmend gegen sich selber richten. (Übers.: B. Müller-Rettig)

Der Plural Sarmaticas zeigt deutlich, dass der Rhetor auch an die 290 beginnende zweite Welle der Sarmatenkriege denkt, wegen der ein längerer Aufenthalt Diokletians in Sirmium erforderlich wurde: Juli – Dezember 290, Mai 291: Barnes 1982, 52. Bibliographie: Barnes 1982, 51; – Nixon – Saylor Rodgers 1994, 99–100, n. 79; – Müller-Rettig 2008, 227.

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Erster Teil

Der Autor der vorliegenden Rede ist vielleicht identisch mit dem Autor des X. Panegyricus, mit Mamertinus, allerdings wurde sein Name in verschlechterter Form überliefert (s. die Korrektur von O. Seeck: an Eumenius denkend magistri mem(oriae) et : PWRE VI [1909] 1112). Wie schon der Titel (Genethliacus) zeigt, dürfte letztere Rede eher am Geburtstag Maximians (dies natalis) als an seinem zweiten Geburtstag, das heißt am Tag seines Herrschaftsantritts (dies imperii), erklungen sein, und zwar im Jahr 291. Die Rede enthält mehrere Hinweise zu den sarmatischen und anderen donauländischen Feldzügen der beiden zurückliegenden Jahre. VIII (V) Incerti panegyricus Constantio Caesari dictus 5.1. Adoratae sunt igitur mihi Sarmaticae expedtiones quibus illa gens prope omnis extincta est et [cum] paene cum solo nomine relicta quo serviat. Reverenz sei also von mir den Zügen gegen die Sarmaten erwiesen, in denen jenes Volk fast gänzlich ausgelöscht worden und beinahe nur noch mit seinem Namen erhalten ist, um unter ihm Sklavendienst zu verrichten. (Übers.: B. Müller-Rettig)

Hier zielt der Autor auf den Erfolg der Feldzüge gegen die Sarmaten ab, welche schon eindeutig auf die in der ersten Hälfte der 290 er Jahre bestrittenen langwierigen Feldzüge hindeuten, an deren Ende erst, im Jahr 294 n. Chr., die Herrscher den Titel Sarmaticus annahmen: Diokletianus III, Maximianus II, Galerius und Constantius I: Barnes 1982, 255. Bibliographie: Nixon – Saylor Rodgers 1994, 104–105; – n. 15, Müller-Rettig 2008, 231.

10.4. … totiens obstricta Sarmatia, Iuthungi Quadi Carpi totiens profligati, summittente se Gotho pace poscenda … … so viele male das Sarmatenland in Fesseln geraten, die Juthungen, die Quaden und die Karpen so viele male niedergeworfen waren, da sich der Gote, Friede heischend, unterwarf … (Übers.: B. Müller-Rettig)

Von Aurelius Victor wissen wir, dass schon Aurelianus im Gebiet der Provinz Dacia ripensis Karpen angesiedelt hat (das mag die frühere erste Welle gewesen sein), während durch Ammianus bekannt ist, dass die tetrarchiezeitliche Ansiedlung auch Pannonien, insbesondere aber die Umgebung von Sopianae betraf. Bibliographie: Nixon – Saylor Rodgers 1994, 116–117, n. 17, 124–125, n. 35; – Müller-Rettig 2008, 232. Germanen: Chron. Min. I p. 230; – Aur. Vict. 39. 43. Karpen: Lact. de mort. pers. 9.2,38.6; – Pan. Lat. VIII (V) 5.2; – Aur. Vict. 39.43; – Eutr. IX 25.2; – Hier. Chron. 226 b (Helm); – Amm. Marc. XXVIII 1.5; – Oros. VII 25.12; – Chron. min. I p. 230; – Jord. Rom. 299; – Get. XVI 91.

Der Rhetor-Verfasser der letzteren, 297 n. Chr. für Caesar Constantius (vielleicht in Trier) gehaltenen Lobrede ist unbekannt (vielleicht Eumenius, ähnlich wie bei Nr. IX). Haupttenor der Rede war die Lobpreisung des erst unlängst die britannischen Gegenherrscher bezwingenden, den fünften Jahrestag seiner Thronbesteigung feiernden Constantius. In Fortsetzung des schon früher zitierten Kapitels (FPA 5, 24) schildert der Rhetor im Gegensatz zur vorher hoffnungslosen hier die stabile Lage des Reiches unter Diokletian und die Niederringung sämtlicher, so auch der illyrischen Gegner des Imperiums. Unter den zahlreichen, nach griechischem Vorbild den römischen Herrschern gewidmeten Lobreden (panegyrici) blieben zwölf in dem Ende des 4. Jahrhunderts zusammengestellten sog. Gallischen Corpus erhalten, die von der im Jahr 100 n. Chr. dem jüngeren Plinius Traianus gehaltenen Rede bis hin zu dem 389 von Pacatus zur Lobpreisung des Theodosius vorgetragenen Werk reichen. Die Mehrzahl der Reden entstammt dem Zeitalter der Tetrarchie. Bibliographie: PWRE XVIII (1949) col. 573–576; – GLQFM III 376–384, 637–639; – Duval 1971, 526–528 Nr. 219; – W. Portman, Geschichte in der spätantiken Panegyrik. Bern 1988; – Nixon – Saylor Rodgers

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Auctores – Antike Autoren 1994; – Ronning 2007; – Müller-Rettig 2008; – R. Rees (Ed.), Latin panegyric. Oxford 2012; – FPA 5, 24.

Lactantius, De mortibus persecutorum Edition: PL 7 (1844) 189–276.

13.2. Quod edictum quidam etsi non recte, magno tamen animo deripuit et conscidit, cum irridens diceret victorias Gothorum et Sarmatarum propositas. Dieses Edikt riss einer (Christ), zwar nicht ordnungsgemäß, aber mit großem Mute herab und zerriss es, indem er spöttisch bemerkte, Siege über Goten und Sarmaten seien angeschlagen. (Übers.: A. Hartl)

Letzteres Ereignis gehört in die Zeit der von Diokletian gegen die Christen erlassenen Edikte, als im Februar 303 ein für seine Tat den Märtyrertod erleidender Christ eines der Edikte mit ähnlichen Worten vernichtet haben soll. Die Siege dürften sich auf Ereignisse des vorangegangenen Jahres 302 beziehen, nach welchen Galerius sowohl den Titel Sarmaticus als auch Carpicus erneut annahm: Barnes 1982, 64, 255, man kann aber auch nicht ausschließen, dass er nur ganz allgemein auf die vielen Kämpfe gegen Goten und Sarmaten beziehungsweise die Siegesmeldungen hindeutete. 17.4. Sic aestate transacta per circuitum ripae Istricae Nicomediam venit, morbo iam gravi insurgente … So verging der ganze Sommer, bis er auf dem Umwege über das untere Donauufer nach Nicomedia kam, während bereits eine schwere Erkrankung im Anzuge war. (Übers.: A. Hartl)

Lactantius erwähnt an dieser Stelle die letzte, auch Pannonien berührende Reise Diokletians (17.1–4). Im Juni 303 weilte der Imperator noch in Durosturum (Cod. Iust. 5.73.4), den Sommer verbrachte er wahrscheinlich in Sirmium, im November traf er zur Feier der Vicennalien in Rom ein. Zum Jahresende weilte er in Ravenna, und traf dann auf dem Weg über Pannonien erst Ende August des nächsten Jahres wieder an seinem Sitz in Nicomedia ein. Auch seine Rückreise führte ihn, laut Zeugnis des Geschichtsschreibers, durch die Donauprovinzen, so auch durch Pannonien. Dabei dürfte er vorübergehend erneut in Sirmium Quartier genommen haben. Grund für seinen Aufenthalt in diesem Raum könnte auch die gerade im Gange befindliche Umsiedlung der Karpen gewesen sein. Ebenso könnte die Geschichte Sancti Quattuor Coronati mit seiner Reise im Jahr 303 zusammenhängen: Ensslin 1948, 2847–2849; – Barnes 1982, 56; – Kienast 1996, 267; – Bratož 2004 a, 125. 18.6. Iam fluxisse annos quindecim in Illyricum id est ad ripam Danuvii relegatus cum gentibus barbaris luctaretur, cum alii intra laxiores et quietiores terras delicate imperarent. Bereits seien fünfzehn Jahre dahingegangen, seitdem er (Galerius) nach Illyrikum und ans Ufer der Donau verbannt mit barbarischen Völkerschaften sich herumschlage, während andere inmitten ausgedehnter und friedlicher Länder gemächlich herrschten. (Übers.: A. Hartl)

Im letzteren, die Abdankung Diokletians behandelnden Kapitel hört man diesen Vorwurf aus dem Munde des Galerius, er entspricht allerdings nicht in jeder Hinsicht der Wahrheit, weilte dieser doch tatsächlich erst ab 299–300 in dem Raum: Barnes 1982, 63–64. Cf. Aur. Vict. 39.30; – Praxagoras FGrH 219 F 1; – Barnes 1976, 187; – Barnes 1982, 61, n. 70; – Leadbetter 2009, 68–69, 97–102.

38.6. Nam fere nullus stipator in latere ei nisi ex gente eorum qui a Gothis tempore vicennalium terris suis pulsi Maximiano se tradiderant malo generis humani, ut illi barbarum servitutem fugientes in Romanos dominarentur.

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Erster Teil Denn fast seine ganze Leibwache bestand aus Barbaren, und zwar gehörten sie zum Stamme der Barbaren, die, von den Goten zur Zeit des Regierungsfestes Diokletians (303 n. Chr.) aus ihren Wohnsitzen verdrängt, sich dem Galerius ergeben hatten, zum Unheil für das menschliche Geschlecht, denn jetzt führten die, welche vor der Knechtschaft der Barbaren geflohen waren, die Herrschaft über die Römer. (Übers.: A. Hartl)

Auch die letztere Stelle ist ein Hinweis darauf, selbst ohne konkreten Namen, dass Galerius Karpen auf römischen Boden, so auch nach Pannonien, umgesiedelt hat. Cf. 9.2, 17.3; – Pan. Lat. VIII (V) 5.2, 10.4; – Aur. Vict. 39.43; – Eutr. IX 25.2; – Hier. Chron. 226 b (Helm); – Amm. Marc. XXVIII 1.5; – Oros. VII 25.12; – Chron. min. I. p. 230; – Jord. Rom. 299; – Get. XVI 91.

L. Caecilius Lactantius war ein aus Africa stammender Rhetoriklehrer (gest. gegen 320 n. Chr.) und christlicher Apologet. Im Jahre 303 unter den diokletianischen Christenverfolgungen musste er sein Lehramt niederlegen. Nach 315 war er der Lehrer von Crispus in Trier. In seinem Hauptwerk (Institutiones Divinae) bietet er eine umfassende Darstellung der antiken Philosophie und Religion aus christlicher Sicht. Viel bekannter ist seine kleine historische Schrift De mortibus persecutorum („Von den Todesarten der Verfolger“), in der er die Tode zehn (Christen verfolgender) römischer Kaiser von Decius bis Maximinus Daia erzählte. Bibliographie: PWRE (1924) 351–356; – GLQFM III 402–403, 646–647; – Duval 1971; – Lactance, de la mort des persécuteurs. Sources Chrétiennes 39. Ed. J. Moreau. Paris 1954, 280, n. 8, 311, n. 27–28, 411–412, n. 26; – E. De Palma Digeser, The making of a Christian empire. Lactantius & Rome. Ithaca – London 2000; – Lactantius, De mortibus persecutorum. Ed. J. L. Creed. Oxford 1984, 95, n. 4, 97–98, n. 5, 114, n. 2; – A. Søby Christensen, Lactantius, the historian. Copenhagen 1980; – Barnes 1982, 56, n. 43; – Leadbetter 2009, 20–21, 98–99, 100, 101–102; – Des Lucius Caelius Firmianus Lactantius Schriften. Aus dem Lateinischen übersetzt von Aloys Hartl. Bibliothek der Kirchenväter 1. Reihe, Band 36. München 1919; – Laktanz: De mortibus persecutorum – Die Todesarten der Verfolger. Übersetzt und eingeleitet von Alfons Städele. Fontes Christiani 43. Turnhout 2003.

Eusebios Chronicon Edition: Eusebi Chronicorum libri duo II. Ed. A. Schoene. Berolini 1866, 186; – J. Karst, Eusebios’ Werke 5: Die Chronik aus dem Armenischen übersetzt mit textkritischem Kommentar. GCS 20, 1911.

Chron. 227 (Karst) Caro in Mesopotamia exstincto, Numeriano quoque interea contigit occidi in Thracia, pariter et Carino in Cornacis praelio (H. Petermann, var. aduersum cornacum). Nach des Karos Tode im Zwischenstromland erfolgte unterdessen auch die Tötung des Numerianos in Thrakien und ebenso die des Karinos in dem Kriege des Kornakos (Karst).

Über letzteren Quellenauszug ausführlicher im Nachwort ! Cf. Chron. 724 127, 12–13/99, 20–21; – Pseudo-Dion. 110, 30–31/147, 27–28; – Mich. Syr. 6.9 p. 198/118 a 11– 14; – Samuel Aniensis Sum. temp. 40/661–662; – Moses Khorenats’ï 2.79. Margum: Auf die EKG zurückgehende Quellen: Chron. Urbis Romae p. 148; – Aur. Vict. 39,11; – Eutr. 9.20.2; – Hier. Chron. 225 b; – HA v. Car. 18.2. Weiters: Oros. VII 25.1; – Ioann. Ant. Frag. 163; – Sync. 472,24–25. Viminacium: It. Burd. 564. 8–9. Perser: Chron. Pasch. 510,9–12 (Numerianus später in Perinthus: 510,17–18). Burgess 1999, 49, 85–86, 99.

Aurelius Victor Liber de Caesaribus Edition: Sexti Aurelii Victoris liber de Caesaribus. Praecedunt Origo gentis Romanae et Liber de viris illustribus urbis Ro-

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Auctores – Antike Autoren mae, subsequitur Epitome de Caesaribus. Ed. Fr. Pichmayr. Editio stereotypa correctior editionis primae, addenda et corrigenda iterum collegit et adiecit R. Gruendel. Leipzig 1966.

39.26. his sane omnibus Illyricum patria fuit, qui quanquam humanitatis parum, ruris tamen ac militiae miseriis imbuti satis optimi rei publici fuere. Sie waren allesamt in Illyrien beheimatet, sie eigneten sich, mit Bildung zwar wenig, mit den Mühsalen der Landwirtschaft und des Kriegsdienstes jedoch hinlänglich vertraut, vorzüglich für die Staatsverwaltung. (Übers.: M. Fuhrmann) Cf. X (II) 2.2, 2.4, XI (III) 3.9; – Epit. de Caes. 40.10. Bibliographie: Pasqualini 1979, 13; – Barnes 1982, 33; – Bird 1984, 28–29, 67–69, n. 69; – Bird 1994, 169, n. 20.

39.30. Illyrici ora adusque Ponti fretum Galerio (sc. commissa) … … die illyrische Küste und das Gebiet bis zum Ufer des Schwarzen Meeres dem Galerius anvertraut … (Übers.: M. Fuhrmann) Cf. Lact. De mort. pers 18.6; – Praxagoras FGrH 219 F 1; – Barnes 1976, 187; – Barnes 1982, 61, n. 70; – Leadbetter 2009, 68–69, 97–102.

39.43. Et interea caesi Marcomanni Carporumque natio translata omnis in nostrum solum, cuius fere pars iam tum ab Aureliano erat. Und unterdessen wurden die Markomannen geschlagen und das ganze Karpervolk, von dem bereits Aurelian einen Teil verjagt hatte, auf unser Territorium umgesiedelt. (Übers.: M. Fuhrmann)

Von Aurelius Victor wissen wir, dass schon Aurelianus die Karpen im Gebiet der Reiches angesiedelt hat (das mag die frühere erste Welle gewesen sein), während durch Ammianus bekannt ist, dass die tetrarchiezeitliche Ansiedlung auch Pannonien, insbesondere aber die Umgebung von Sopianae betraf. Bibliographie: Dufraigne 1975, 188, n. 43; – Bird 1994, 173, n. 28. Markomannen: Pan. Lat. VIII (V) 10.4; – Chron. Min. I p. 230. Karpen: Lact. de mort. pers. 9.2,38.6; – Pan. Lat. VIII (V) 5.2, 10.4; – Eutr. IX 25.2; – Hier. Chron. 226 b (Helm); – Amm. Marc. XXVIII 1.5; – Oros. VII 25.12; – Chron. min. I p. 230; – Jord. Rom. 299; – Get. XVI 91.

40.9. cum agrum satis reipublicae commodantem caesis immanibus silvis atque emisso in Danubium lacu Pelsone apud Pannonios fecisset. 10 Cuius gratia provinciam uxoris nomine Valeriam appellavit. Er hatte durch die Beseitigung riesiger Wälder und die Ableitung des Pelso-Sees in die Donau Ackerland geschaffen, das durch seine Fruchtbarkeit Gewinne für die Allgemeinheit abwarf. Deswegen nannte er die Provinz nach dem Namen seiner Frau die Valerische. (Übers.: M. Fuhrmann)

Letzteres Ereignis ist einzig bei Aurelius Victor überliefert, der das Ausheben des die Verbindung zwischen Pelso-See (Balaton) und Donau herstellenden Kanals (eines antiken Voläufers des heutigen Sió-Kanals) irrtümlich zwischen Galerius erfolglosen Italienfeldzug im Jahr 307 und seinen Tod 311 platzierte. Der lacus Pelso lässt sich nur mit dem Balaton identifizieren (cf. AÉp 1994, 1921). Bibliographie: B. Kuzsinszky, A Balaton környékének archaeologiája. Lelőhelyek és leletek. Budapest 1920, 1–2; – Ennslin 1930, 2521; – Graf 1936, 27; – Alföldi 1941, 54; – A. Radnóti – L. Gerő, A Balaton régészeti és történeti emlékei. Budapest 1952, 48; – Mócsy 1962, 525; – Nagy 1962, 58 Anm. 377; – Syme 1971, 226– 227; – Mócsy 1974, 266, 272; – Dufraigne 1975, 192, n. 14–15; – K. Póczy, Közművek a római kori Magyarországon. Budapest 1980, 95; – Bird 1984, 110, Régészeti kézikönyv, 127; – Bird 1994, 181, n. 9; – Leadbetter 2009, 227. Cf. Amm. XXIX 11.4.

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Erster Teil

Der pagane Aurelius Victor stammte aus Africa, unter Iulianus Apostata (361 n. Chr.) war er Statthalter der Provinz Pannonia secunda, unter Theodosius (388) praefectus urbi (gest. gegen 390) (PLRE I Victor 13). Sein Hauptwerk war die Historiae Abbreviatae oder Liber de Caesaribus (geschrieben gegen 360–361), in dem die Geschichte der römischen Kaiser von Augustus bis zu den letzten Regierungsjahren des Constantius II. erzählte. Seine Hauptquellen waren die Kaiserbiographien von Marius Maximus und die Enmannsche Kaisergeschichte, aber er benutzte (indirekt) auch die Werke von Tacitus und Suetonius. Die auf die verloren gegangene Kaisergeschichte zurückgehenden Angaben des Aurelius Victor sind stellenweise Quellen des Tetrarchiezeitalters von einzigartiger Wichtigkeit. Zum Corpus Aurelianum gehören noch die Epitome de Caesaribus (siehe unten), die Origo gentis Romanae und die De viris illustribus urbis Romae. Bibliographie: Aurelius Victor, Livre des Césars. Text établi et traduit par P. Dufraigne. Paris 1975; – den Boer 1974, 19–113, 165; – Bird 1984; – Bird 1994; – Duval 1971, 581–583 Nr. 243; – GLFQM III, 408–417, 650–653 Nr. 90; – FPA 1, 218–219; – FPA 2, 42–43; – FPA 3, 45–46; – FPA 4, 38–39; – FPA 5, 25– 28; – S. Aurelius Victor, Die römischen Kaiser – Liber de Caesaribus. Lateinisch-Deutsch. Herausgegeben, übersetzt und erläutert von Kirsten Groß-Albenhausen und Manfred Fuhrmann. Darmstadt 1997.

Eutropius Breviarium ab urbe condita Edition: Eutropii Breviarium ab urbe condita. Ed. C. Santini. Leipzig 1979.

IX 25.2. Varia deinceps et simul et viritim bella gesserunt Carpis et Basternis subactis, Sarmatis victis, quarum nationum ingentes captivorum copias in Romanis finibus locaverunt. Diese beiden unternahmen nun teils zusammen, teils jeder für sich allein, noch mehrere Kriege, unterwarfen die Carpen und Basterner, besiegten die Sarmaten und versetzten eine ungeheuere Anzahl von Gefangenen dieser Völker in das römische Gebiet. (Übers.: F. Hoffmann)

Die Umsiedlung bezieht sich nur auf die Karpen, nicht auf die Sarmaten. Von Aurelius Victor wissen wir, dass die Karpen ab dem aurelianischen Zeitalter in mehreren Wellen im Reichsgebiet angesiedelten wurden, und durch Ammianus ist bekannt, dass die tetrachiezeitliche Besiedlung auch Pannonien, insbesondere die Umgebung von Sopianae, betraf. Cf. Lact. de mort. pers. 9.2,38.6; – Pan. Lat. VIII (V) 5.2, 10.4; – Aur. Vict. 39.43; – Hier. Chron. 226 b (Helm); – Amm. Marc. XXVIII 1.5; – Oros. VII 25.12; – Chron. min. I p. 230; – Jord. Rom. 299; – Get. XVI 91.

Eutropius war wahrscheinlich magister memoriae unter Valens, vielleicht kann er mit dem praefectus praetorio Illyrici in 380 und mit dem Konsul von 387 identifiziert werden. Früher fungierte er als magister epistularum (gest. nach 390) (PLRE I Eutropius 2). In seinem Breviarium (in zehn Büchern, geschrieben unter Valens) erzählte er die römische Geschichte von der Gründung Roms 753 v. Chr. bis zum Regierungsantritt des Kaisers Valens (364 n. Chr.). Für die republikanische Periode benutzte er die Liviusepitome, für die Kaiserzeit Suetonius und vor allem die Ennmannsche Kaisergeschichte. Sein Werk wurde wegen seiner Popularität mehrmals auch ins Griechische übersetzt, später von Paulus Diaconus und Landolfus Sagax fortgesetzt. Bibliographie: PWRE VI (1907) col. 1521–1527; – R. Helm, Hieronymus und Eutrop. Rheinisches Museum 76, 1927, 138–170, 254–306; – den Boer 1974, 114–172; – Eutrope, Abrégé d’histoire romaine. Texte établie et traduit par J. Hellegouarc’h, Paris 1999, 237 n. 7–8; – Bird 1993, 149–150 n. 61; – Duval 1971, 585–587 Nr. 246; – GLQFM III 665–667 Nr. 95; – FPA 1, 216–218; – FPA 2, 40–43; – FPA 3, 46–48; – FPA 5, 28–30; – Eutropius, Abriss der Römischen Geschichte. Übersetzt von Friedrich Hoffmann. Stuttgart 1829 (http://www.gottwein.de/Lat/eutrop/eutrop10.php); – F. L. Müller, Eutropii Breviarium ab urbe condita – Eutropius, Kurze Geschichte Roms seit Gründung (753 v. Chr. – 364 n. Chr.). Einleitung, Text und Übersetzung, Anmerkungen, index nominum – a) geographicorum, b) historicorum. Stuttgart 1995.

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Auctores – Antike Autoren

Optatus Milevitanus Libri VII de schismate Donatistarum II 1 Edition: S. Optati Milevitani libri VII accedunt decem monumenta vetera ad Donatistarum historiam pertinentia ex recognitione Caroli Ziwsa. CSEL XXVI. Pragae – Vindobonae – Lipsiae 1893; – M. Labrousse, Optat de Milève. Traitè contre les donatistes I–II. SCh 412–413. Paris 1995–1996.

Si apud vos tantum[modo] esse vultis, in tribus Pannoniis, in Dacia, Moesia, Thracia, Achaia, Macedonia et in tota Graecia, ubi vos non estis, non erit ? Wenn ihr wollt, dass nur bei euch (eine Kirche) sein soll, wird es dann in den drei Pannonien, in Dacia, Moesia, Thracia, Achaia, Macedonia und in ganz Griechenland, wo ihr nicht seid, keine geben ? (Übers.: P. K., G. B.)

III 8. ab operariis unitatis querimini nescio quae esse commissa. hoc non queritur Italia. non Gallia, non Hispania, non Pannonia,non Galatia, non Graecia, non cum tot prouinciis suis Asia. quia nibil illic fuerat emendandum, nullus illuc missus est emendator, quia nibil illic fuerat scissum, nullus illuc missus, ut ita dixerim, sartor. Du klagst, ich wüsste nicht, wieviele Sünden die in der Einheit Arbeitenden begingen. Das beklagt aber weder Italia, noch Gallia, noch Hispania, noch Pannonia, noch Galatia, noch das so viele Provinzen besitzende Asia, da dort nichts korrigiert werden musste, dorthin wurde niemand geschickt, weil dort kein Riss war, so dass kein einziger „Schneider“ dorthin geschickt wurde. (Übers.: P. K., G. B.)

Optatus verfasste um 365 als Bischof der numidischen Stadt Milevis die ersten sechs Bücher seiner Streitschrift gegen den Donatisten Parmenianus, die er zwanzig Jahre später durch ein siebtes ergänzte. Im uns interessierenden zweiten Burch schreibt er über die Notwendigkeit der einigen Kirche, während er im dritten die Verfolgung der Donatisen nicht mit dem Einfluss der Katholiken erklärt. Die erste Stelle wird deswegen hier besprochen, weil der Bischof eine Quelle verwendete, welche die tetrarchiezeitliche Dreiteilung Pannoniens (in Pannonia superior und inferior sowie Valeria) bewahrt hat. Natürlich könnte es sich immer noch um einen Irrtum handeln oder der Bischof im Besitz einer Angabe gewesen sein (z. B. der Liste der Konzile), dass Vertreter aus drei pannonischen Provinzen an dem besagten Ereignis teilnahmen (offenbar Pannonia I und II sowie Savia) oder dass Valeria kirchenrechtlich Pannonia II unterstand (vgl. AÉp 1999, 1256) (s. noch die Unterschrift a Savia de Siscia des 343 am Konzil von Serdica teilnehmenden Marcus [Coll. Antiar. Par. Ser. B II 4, 52]), desweiteren begegnet man bei der Aufzählung der Provinzen der an diesem Konzil Teilnehmenden dem Ausdruck duabus Pannoniis (Hilarius De synod. 34, Vigilius Thaps. Contra Eutych. 5: Nagy 1938, 207–208). An der hier besprochenen Stelle disputiert Optatus mit dem Donatisten Parmenianus. In diesem Zusammenhang zählt er die Provinzen auf, in welche die Anhänger des Donatus nicht gelangt sind. In der Aufzählung kommen folgende Provinzen, mehrfach Diözesen, vor: Die übrigen Teile von Africa (alia pars Africae), Hispaniae (Diözese), Gallia (Diözese), Italia (Diözese), tres Pannoniae (Provinzen), Dacia (Diözese), Moesia (Diözese), Thracia (Diözese), Achaia (Provinz), Macedonia (Diözese), tota Graecia, Pontus (Diözese), Galatia (Provinz), Cappadocia (Provinz), Pamphylia (Provinz), Phrygia (Provinz), Cilicia (Provinz), tres Syriae (Provinzen), duae Armeniae (Provinzen), Aegyptus (Diözese), Mesopotamia (Provinz). Aus der Liste geht hervor, dass Optatus Quelle die christlichen Provinzen der Römischen Reiches ziemlich gut kannte (offenbar die, deren Vertreter an den Konzilen teilzunehmen pflegten). Die Aufzählung ist jedoch nicht vollständig, Provinzen und Diözesen werden verwechselt und häufig wird neben der Diözese auch eine dahin gehörige Provinz erwähnt (z. B. zur Diözese Macedonia gehörte Achaea, Teil des Pontus war Galatia, Cappadocia und die beiden Armenia (letztere ist nicht die tetrarchiezeitliche Aufteilung1), neben den drei Pannonien erscheint das ähnlich dreigeteilte Syrien (tatsächlich war es sogar viergeteilt) und auch die beiden Armenien. 1 Jones 1964, 1451–1461, Appendix III.

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Erster Teil

An der zweiten Textstelle bringt Optatus seine Freude über den Sieg der katholischen Einheit (noch gegenüber den Donatisten) zum Ausdruck, und zählt in diesem Zusammenhang wieder einige am wahren Glauben festhaltene Provinzen auf, so auch das im vorliegenden Fall im Singular stehende Pannonien. Zum Gleichnis mit dem Schneider s. Johannes 19.24. Der letztere Abschnitt würde eigentlich zum nächsten Band gehören, doch wegen der erneuten Erwähnung Pannoniens habe ich ihn hier angefügt. Bibliographie: PWRE XVIII (1939) 765–771; – Duval 1971, 591–592, Nr. 250; – C. Mazzucco, Ottato di Milevi in un secolo di studi. Problemi e prespettivkapcsolódvae. Bologna 1993; – Optatus: Against the Donatists. Translated and edited by Mark Edwards. Liverpool 1997, 29, 77; – Zeiller 1918, 70 n. 3; – Nagy 1938, 208 Anm. 68; – Mócsy 1974, 396 n. 34.

Rufius Festus Breviarium Edition: The Breviarium of Festus. A critical edition with historical commentary by J. W. Eadie London 1967.

VIII 3. Provincias habet Illyricus XVIII: Noricorum duas, Pannoniorum duas, Valeriam, Savia,… Zum Illyricum gehören 18 Provinzen: die zwei Noricum, die zwei Pannonien, Valeria, Savia … (P. K.)

Als letzte große Gestalt der lateinischsprachigen heidnischen Geschichtsschreibung verfasste Festus, ähnlich wie Eutropius, als magister memoriae des Kaisers Valens sein kurzes, prägnantes Breviarium über die römische Geschichte in nur 30 Kapiteln. Das Werk zerfällt in zwei Teile: in den Kapiteln 1–14 zeigt er das Wachstum Roms bis in seine Zeit (bis 372), in 15–29 behandelt er die Kriege Roms im Osten. Der in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts lebenden Autor schrieb seine eroberungszeitliche Geschichte Pannoniens auf Grund der geographischen Lage der Diözese Pannonien, weshalb darin die späten pannonischen Provinzen: Valeria, Savia, Pannonia I und II vorkommen bzw. auch in der vorliegenden Provinzliste auftauchen. Cf. Festus VII 10 – VIII 1.

Die Liste der Provinzen: Lat. Ver. VI fol. 255, 14–16; – Lat. Polem. Silv. 5.2–4, 11 = Chron. Min. I p. 539; – Nom. prov. omnium 6 (Riese, Geographi Lat. min. p. 127). Bibliographie: The Breviarium of Festus. A critical edition with historical commentary by J. W. Eadie London 1967, 163; – Festus, Abrégé des haut faits du peuple romain. Texte établi et et traduit par Marie-Pierre ArnaudLindet. Paris 1994, 50; – den Boer 1974, 178–223; – M. L. Fehle, Il breviarium di Rufio Festo. Testo, traduzione e commentario filologico con una introduzione sull’autore e opera. Hildesheim 2009, 277– 279, 283–285; – Duval 1971, 587–588 Nr. 247; – FPA 1, 220–221; – FPA 5, 57.

Anonymus Epitome de Caesaribus Edition: Sexti Aurelii Victoris liber de Caesaribus. Praecedunt Origo gentis Romanae et Liber de viris illustribus urbis Romae, subsequitur Epitome de Caesaribus. Ed. Fr. Pichmayr. Editio stereotypa correctior editionis primae, addenda et corrigenda iterum collegit et adiecit R. Gruendel. Leipzig 1966.

40.10. Aurelius Maximianus, cognomento Herculius, ferus natura, ardens libidine, consiliis stolidus, ortu agresti Pannonioque. Nam etiam nunc haud longe Sirmio eminet locus palatio ibidem constructo, ubi parentes eius exercebant opera mercenaria. Aurelius Maximianus, mit Beinamen Herculius, war derb, lüstern und dumm, von Geburt ein wilder Pannonier. Nicht weit von Sirmium kann man noch heute die Stelle sehen, wo er einen Palast errichtete, da seine Eltern dort Tagelöhner waren. (Übers.: P. K., G. B.)

Nahezu einzig beim Verfasser der Epitome blieben die kurzen, der EKG entstammenden Charakteristika der Tetrarchen erhalten, in denen obligatorisch auch die Abstammung erwähnt wird. Cf. X (II) 2.2, 2.4; – XI (III) 3.9; – Aur. Vict. 39.26.

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Auctores – Antike Autoren

Die die Kaiserbiographien von Augustus bis Theodosius publizierende, chronologisch späteste Epitome ist unter dem Namen Aurelius Victor überliefert, doch handelt es sich um das selbständige Werk eines unbekannten Verfassers vom Anfang des 5. Jahrhunderts, der den Kapiteln 2– 11 bei Aurelius Victor zwar folgt, dennoch griff er mehrfach auf die Suetonius fortsetzende, verloren gegangene Enmannsche Kaisergeschichte (EKG) als Hauptquelle zurück. Bibliographie: J. Schlumberger, Die Epitome de Caesaribus. Untersuchungen zur heidnischen Geschichtsschreibung des 4. Jahrhunderts n. Chr. München 1974, 192, 194; – Pseudo-Aurélius Victor, Abrégé des Césars. Text établi, traduit et commenté par M. Festy. Paris 1999; – PWRE Suppl. 15 (1978) col. 1661–1676; – Duval 1971, 583–584 Nr. 244; – GLQFM IV, 156–162, 478–479 Nr. 103; – FPA 1, 220–221; – FPA 2, 44–45; – FPA 3, 50–51; – FPA 4, 39–40; – FPA 5, 30–31.

Eusebios / Hieronymus Chronicon Edition: R. Helm (Hrsg.), Die Chronik des Hieronymus. G. C. S. 47, Berlin 1956.

226 b (Helm) Carporum et Basternarum gentes in Romanum solum translatae sunt. Die Karpen und die Bastarnen sind auf römisches Gebiet umgesiedelt worden (sc. 295 n. Chr.). (Übers.: P. K., G. B.)

Von Aurelius Victor wissen wir, dass die Karpen ab dem aurelianischen Zeitalter in mehreren Wellen im Reichsgebiet angesiedelten wurden, und durch Ammianus ist bekannt, dass die tetrachiezeitliche Besiedlung auch Pannonien, insbesondere die Umgebung von Sopianae, betraf. Die obige Stelle stammt gewiss nicht von Eusebios, auch in diesem Fall diente die EKG als Quelle: Burgess 1885, 365–366, No. 35. Cf. Lact. de mort. pers. 9.2,38.6; – Pan. Lat. VIII (V) 5.2, 10.4; – Aur. Vict. 39.43; – Eutr. IX 25.2; – Amm. Marc. XXVIII 1.5; – Oros. VII 25.12; – Chron. min. I. p. 230; – Jord. Rom. 299; – Get. XVI 91.

Neben der syrischen und armenischen Übersetzung des Eusebios ist das Chronicon in einer lateinischen Übersetzung: Hieronymus auf uns gekommen, der das ursprünglich bis 325 n. Chr. reichende Werk bis zum Jahr 378 fortschrieb. Auch in den vorliegenden Fällen sind solche mit der Chroniktradition übereinstimmende Ergänzungen zu beobachten. Bibliographie: PWRE VI (1907) col. 1376–1384; – R. Helm, Hieronymus und Eutrop. Rheinisches Museum 76, 1927, 138–170, 254–306; – R. Helm, Hieronymus’ Zusätze in Eusebios’ Chronik und ihr Wert für die Literaturgeschichte. Leipzig 1929; – Duval 1971, 666–674 Nr. 279; – GLQFM IV, 515–518 Nr. 115; – A. A. Mosshammer, The Chronicle of Eusebius and the Greek Chronographic Tradition. Lewisburg – London 1979; – Barnes 1981; – Burgess 1995; – Burgess 1999; – M. D. Donaldson, A Translation of Jerome’s Chronicon with historical commentary; – Lewiston – Queenston – Lampeter 1996; – FPA 1, 216–217; –, FPA 2, 40–41; – FPA 3, 48–50, 107; – FPA 5, 32–33.

Ammianus Marcellinus Edition: Ammiani Marcellini rerum gestarum libri qui supersunt I–II. Ed. W. Seyfarth. Leipzig 1978.

XIX 11.4. … Rem igitur emendaturus urgentem profectus cum instrumentis ambitiosis imperator, ut dictum est, Valeriam venit, partem quondam Pannoniae, sed ad honorem Valeriae Diokletiani filiae et institutam et ita cognominatam … In der Absicht, eine dringende Angelegenheit in Ordnung zu bringen, marschierte also der Kaiser (Constantius II), wie ich bereits gesagt habe, unter umfangreichen Vorbereitungen ab und kam nach Valeria. Dies hatte einst zu Pannonien gehört, war dann aber zu Ehren der Tochter Diokletians, Valeria, als Provinz eingerichtet worden und hatte nach ihr den Namen bekommen. (Übers.: W. Seyfarth) Cf. Aur. Vic. 40.9. Bibliographie: Jonge 1982, 213.

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Erster Teil XXVIII 1.5. Maximinus … apud Sopianas Valeriae oppidum obscurissime natus est, patre tabulario praesidialis officii, orto a posteritate Carporum, quos antiquis excitos sedibus Diokletianus transtulit in Pannoniam. Maximinus … wurde in Sopianae, einer Stadt der Provinz Valeria, in niederen Verhältnissen geboren. Sein Vater war Rechnungsführer im Büro des Statthalters und stammte aus der Nachkommenschaft der Carpen, die Diokletian aus ihren alten Sitzen vetrieb und nach Pannonien umsiedelte. (Übers.: W. Seyfarth)

Ähnlich wie Galerius war auch der berüchtigte Pannonier, Maximinus, karpischer Herkunft. Von Aurelius Victor wissen wir, dass die Karpen ab dem aurelianischen Zeitalter in mehreren Wellen im Reichsgebiet angesiedelten wurden, und durch Ammianus ist bekannt, dass die tetrachiezeitliche Besiedlung auch Pannonien, insbesondere die Umgebung von Sopianae, betraf. Letztere Textstelle ist auch wegen der Identifizierung der zivilen Verwaltungszentrale von Valeria eine wichtige Quelle, da nur durch sie bekannt ist, dass die Praeses-Behörde statt in Aquincum in Sopianae gewesen sein dürfte. Auf die Person des im Zeitalter Valentinians in der Stadt Rom einen wichtigen Posten bekleidenden Maximinus werde ich später noch ausführlich eingehen. Cf. Lact. de mort. pers. 9.2,38.6; – Pan. Lat. VIII (V) 5.2, 10.4; – Aur. Vict. 39.43; – Eutr. IX 25.2; – Hier. Chron. 226 b (Helm); – Oros. VII 25.12; – Chron. min. I p. 230; – Jord. Get. XVI 91; – Rom. 299. Bibliographie: PWRE Suppl. V (1931) 663–664; – PLRE, Maximinus 7, 577–578; – A. Alföldi, The conflict of ideas in the Late Roman Empire: The clash between the senate and Valentinian I. Oxford 1952, 15, 94; – R. Syme, Ammianus and the Historia Augusta. Oxford 1968, 31; – J. F. Matthews, The Roman empire of Ammianus. London 1989, 272 n. 38; – I. Lengvári, Notes on the life of Maximinus. Specimina Nova 12, 1996, 241–248; – J. Szidat, Staatlichkeit und Einzelschicksal in der Spätantike. Historia 44, 1995, 481–486; – T. D. Barnes, Ammianus Marcellinus and the representation of historical reality. Ithaca – London 1998, 241–246, Appendix; – Á. Szabó, Ein spätrömischer Augur in Sopianae ? Specimina Nova 15, 1999 [2000] 148–153; – E. Tóth, Karpen in der Provinz Valeria. Zur Frage der spätrömischen eingeglätteteten Keramik in Transdanubien. CommArchHung 2005, 363–391; – P. Kovács, A sopianaei születésű Maximinus, a „rettenetes pannoniai“. in: Ex officina. Studia in honorem Dénes Gabler. Győr 2009, 255–270.

Trotz seiner griechischen Abstammung (geboren in Antiochia) war Ammianus Marcellinus (ca. 330/335–400) der bedeutendste in lateinischer Sprache formulierende Geschichtsschreiber der Spätantike. Der in der kaiserlichen Garde neben Ursicinus dienende junge Ammianus weiß sich Informationen über die wichtigsten innen- und außenpolitischen Fragen Roms sehr bald aus erster Hand zu beschaffen. Später nimmt er an dem Persienfeldzug des von ihm idealisierten Iulianus Apostata teil, lebt zwischen 363 und 380 in Antiochia, und anschließend dann zurückgezogen in Rom. Hier begann er mit seinem Historienwerk, in dem er, mit Tacitus wetteifernd, in 31 Büchern die Geschichte Roms von der Thronbesteigung des Nerva (96 n. Chr.) bis zur verlorenen Schlacht von Hadrianopel (378 n. Chr.) aufschreibt. Es ist ein nicht zu ersetzender Verlust, dass von dem Werk nur der zweite Teil, die die Ereignisse der Jahre 353–378 n. Chr. behandelnden Bücher XIV–XXXI, erhalten geblieben sind. Bibliographie: PWRE I (1894) 1845–1852; – H. Hagendahl, Studia Ammianea. Diss. Uppsala 1921; – R. Syme, Ammianus and the Historia Augusta. Oxford 1968; – E. A. Thompson, The historical work of Ammianus Marcellinus. Groningen 1969; – H. Drexler, Ammianstudien. Hildesheim – New York 1974; – R. Blockley, Ammianus Marcellinus. A study of his historiography and political thought. Bruxelles 1975, G. A. Crump, Ammianus Marcellinus as a military historian. Wiesbaden 1975; – N. J. E. Austin, Ammianus on warfare. An investigation into Ammianus’ military knowledge. Bruxelles 1979; – K. Rosen, Ammianus Marcellinus. Darmstadt 1982; – W. K. Bulla, Untersuchungen zu Ammianus Marcellinus. München 1983; – U. B. Dittrich, Die Beziehungen Roms zu den Sarmaten und Quaden im 4. Jh. n. Chr. (nach der Darstellung des Ammianus Marcellinus). Bonn 1984; – GLQFM IV 430–469 Nr. 97; –

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Auctores – Antike Autoren Jonge 1977; – Jonge 1982; – FPA 3, 51–56; – Ammianus Marcellinus, Römische Geschichte. Lateinisch und Deutsch und mit einem Kommentar versehen von Wolfgang Seyfarth. Darmstadt 1970.

Anonymus Valesianus Origo Constantini Edition: Excerpta Valesiana. Recensuit Jacque Moreau. Lipsiae 1968, 1–10.

2.3. nam et in Sarmatas iuvenis equestris militans ferocem Barbarum capillis tentis raptum, ante pedes [sub] Galerii imperatoris adduxerat. Deinde Galerio mittente per paludem equo ingressus suo, viam ceteris fecit ad Sarmatas, ex quibus plurimis stratis Galerio victoriam reportavit. Denn als Constantin als junger Reiter im Sarmatenkrieg focht, hatte er einen wilden Barbaren bei den Haaren gepackt und vor die Füße des Kaisers Galerius geschleppt. Auf Geheiß des Galerius durchquerte Constantin darauf hin zu Pferd einen Sumpf und öffnete so den übrigen einen Weg zu den Sarmaten, von denen er sehr viele niederhieb und dadurch Galerius den Sieg verschaffte. (Übers.: I. König)

Das nach dem ersten Herausgeber des Textes, Henri de Valois, benannte Manuskript eines unbekannten Autors (Anonymus Valesianus) umfasst zwei Werke. Die erste, die Biographie Kaiser Konstantins enthaltende Schrift behandelt die Ereignisse zwischen 305 und 337. Das Original wurde wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts (vielleicht um 380) verfasst und später von Orosius mit Details ergänzt. Das zweite Werk schildert die italische Herrschaft Odoakers und Theoderichs des Großen zwischen 476 und 526. Die eingangs der ersten Schrift zu lesende vorliegende Geschichte ist in einer etwas anderen Version auch von Zonaras bekannt. Das Ereignis kann zurecht mit Galerius Feldzug gegen die Sarmaten um 306 in Verbindung gebracht werden (Zeitpunkt der Akklamation IV Sarmaticus: 306). Cf. Zon. XII 33. Bibliographie: Duval 1971, 619–619 Nr. 258; – den Boer 1972, 167 Anm. 1; – Lieu-Montserrat 1996, 39–62; – König 1987, 70–71.

Consularia Constantinopolitana, Chron. min. I p. 230 Edition: MGH AA IX (1882) = Chron. Min. I pp. 205–247.

Chron. min. I p. 230 his coss. (Constantino et Maximiano, sc. a. 294) castra facta in Sarmatia contra Acinco et Bononia Unter ihrem Konsulat baute man in Sarmatia Kastelle gegenüber von Aquincum und Bononia. (Übers.: P. K., G. B.)

Nur wenige auf Pannonien bezogene Quellenangaben sind so umstritten wie die vorliegende Autorenstelle. Das Außergewöhnliche am Bau der Kastelle zeigt sich darin, dass dies die einzige derartige frühe Angabe in einer Chronik ist, anderswo kommt sie nicht vor, auch nicht in der griechischen Variante. Bei dem ersten Kastell ist selbst die Stelle noch strittig,2 manche Forscher suchen anstatt des allgemein akzeptierten Contra Aquincum ein eventuelles römisches Kastell gegenüber von Acumincum, bei Titel. Letzteres kam jedoch, obwohl schon Marsigli es gezeichnet hat, bislang nicht zum Vorschein (Disput um die Deutung des Ortsnamens Acinco – Acumincum oder Aquincum). 3 Soviel ist gewiss, dass die Festungen einerseits die Bezeichnung contra getragen haben, andererseits der verloren gegangenen Bauinschrift aus dem Köln-Deutzer Kastell (CIL XIII 8502) zufolge, nach deren Text auch das Kastell am gegenüberliegenden Rheinufer in terris eorum (sc. Francorum) unter Konstantin erbaut wurde, auch am Donauufer errichtet worden sein könnten. 4 Diese Angabe bekräftigt eine Stelle bei Cassius Dio, die den Sarmaten nach 2 Soproni 1977; – Tóth 1980. 3 TIR L 34. Budapest 1968, 112. 4 M. Gechter, Zur Überlieferung der Bauinschrift des

Kastells Divitia (Köln). Kölner Jahrbuch 24, 1991, 377– 380.

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Erster Teil

den Markomannenkriegen auch die Räumung der Donauinseln vorschrieb (LXXI 19.2 sich auf 76 Stadien beziehende Stelle [von der Donau gerechnet der zu räumende Streifen]: LXXI 16.1), beziehungsweise die Beschreibung von Ammianus (XXVII 5.9), wonach Valens und der Gotenkönig Athanarich in der Mitte der Donau, d. h. auf neutralem Gebiet, einen Pakt schlossen, weil keiner der beiden den Boden des anderen betreten wollte. 5 Am linken Donauufer liegt gegenüber von Bononia die Gegenfestung Begecs, wo es vor Zeiten auch zu archäologischen Forschungen kam. Doch der Grundriss des Kastells wurde erst durch die Forschungen der letzten Jahre auf Grund einer alten Luftaufnahme bekannt. 6 Die sich auf Pannonien beziehende Angabe der Consularia Constantinopolitana aus dem Jahr 294 wurde schon oft und von vielen Wissenschaftlern interpretiert. 7 Einer der wichtigsten Fakten ist meiner Meinung nach, dass die Hydatius-Angabe nicht die Namen der Kastelle enthält. Die Ablative des Ausdrucks contra Bononia et Acinco stehen, dem Vulgärlatein entspringend (Vertauschen der Fälle), an Stelle von Contra + Akkusativ, es sind also keine Lokative. 8 Die Definition bezieht sich darauf, wo in Sarmatia die Kastelle entstanden. Das bekräftigt die Not. Dig. ebenfalls, denn die Bestimmung im Fall des Kastells von Begecs (Occ. XXXII 41) lautet contra Bononiam in barbarico in Castello Onagrino. Ähnliche Definitionen sind auch an anderen Stellen aus militärischen Schematismus bekannt (z. B. Or. XLI 33 contra Margum in castris Augustoflavianensibus – der andere bekannte Name des Letzteren ist Constantia – Priscus IV 729). Daraus folgend wurden laut Angabe der Cons. Const. am jenseitigen Donauufer gegenüber von Acincum und Bononia Kastelle errichtet. Das Contra Aquincum der Not. Dig. lässt sich nicht automatisch mit jenem im Fasti erwähnten identifizieren. Daraus folgt, wie ich meine, nur soviel, dass man im Abschnitt gegenüber den beiden erwähnten Stellen Kastelle errichtet hat. Es bedeutet nicht unbedingt einen Platz genau gegenüber dem einen oder dem anderen Kastell. Die andere äußerst wichtige Tatsache besteht darin, dass dadurch im Fall von Acincum auch der Name des Kastells nicht gesichert ist. Auf Grund all dessen erhebt sich die Frage, ob Acincum mit Aquincum oder mit Acumincum zu identifizieren ist. Nach meiner Meinung widersprechen zahlreiche philologische und archäologische Angaben einer Identifizierung des im Fasti erwähnten Acincum mit Acumincum: 1. Mit der besagten Angabe bei Hydatius haben sich schon viele Forscher beschäftigt, eine gründliche philologische Untersuchung jedoch fand bislang nicht statt. Die irrtümlich an den Namen des Hispaniers Hydatius gebundene (im Berliner Codex zusammen mit Hydatius Werk publizierte, von Th. Mommsen so benannte) Consularia Constantinopolitana (oder Descriptio consulum) enthält eine Liste der römischen Konsuln beziehungsweise wichtigsten Ereignisse von 509 v. Chr. bis einschließlich 395 n. Chr. Hydatius dürfte es gewesen sein, der diese Arbeit mit den Geschehnissen der Zeit zwischen 396 und 468 fortgesetzt hat, obwohl man neuerdings auch dafür seine 5 Et quoniam adserebat Athanaricus sub timenda exsecratione iuris iurandi se esse obstrictum, mandatisque prohibitum patris ne solum calcaret aliquando Romanorum, et adigi non poterat, indecorumque erat et vile ad eum imperatorem transire, recte noscentibus placuit navibus remigio directis in medium flumen, quae vehebant cum armigeris principem, gentisque iudicem inde cum suis, foederari, ut statutum est, pacem. 6 K. Gubitza, A begecsi romok. Bács-Bodrog vármegyei történeti társulat évkönyve 23, 1907, 80–82; – Gy. Dudás, A begecsi ásatásokról. ArchÉrt 22, 1902, 350; – P. P. Vellenrajter, Castellum Ongarinum. Rad Vojvodanskih Muzeja 7, 1958, 126–132 (mit Grundriss); – V. Dautova-Ruševljan, Zaštitno iskopavanje antikog lokaliteta “Kova” kod Begea. Rad Vojvodanskih Muzeja 21–22, 1972–1973, 141–152; – D. Dimitrijević – M. Gabriević – D. Vilotijevi, “Kuva”, Begerimsko utvrene Onagrinum no

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levoj obali Dunava. ArhPregled 16, 1974, 86–89; – G. Bertók, Contra Bononia – a Roman fort in the Barbaricum. In: Forschungen zur Archäologie im Land Brandenburg 3, 1995. Luftbildarchäologie in Ost- und Mitteleuropa, 219–226. 7 Alföldi 1924, 80; – Nagy 1946, 107–109, PWRE VIIA (1948) 2439; – Mócsy 1962, 642, PWRE Suppl. XI (1968) 69, 86; – Mócsy 1974, 269; – Soproni 1977; –Tóth 1980; – J. Fitz, Contra Acinco et Bononia. Alba Regia 17, 1979, 354; – Brennan 1980; – Barnes 1976, 187; – Barnes 1982, n. 53; – Dimitrijević 1996, 152–153; – Kuhoff 2001, 153, 695–696 Anm. 1447. 8 ThLL IV/4, 738–752, insbesondere jedoch: 738, 30–35. 9 Soproni 1978, 124; – G. Patsch, Constantia. In: PWRE VII (1900) col. 7.

Auctores – Antike Autoren

Autorenschaft anzweifelt. Ein Manuskript der Schriften gelangte Ende des 4. Jahrhunderts gewiss nach Hispanien, wo man es Jahrzehnte später lokal verwendete. Erster Teil der Liste ist ein in der Stadt Rom (Mommsen) geführtes (und etwas später dann auf Grund der Aufzeichnungen westlicher Sonnenfinsternisse in den 340 er Jahren im Westen fortgesetztes [Burgess]), frühkaiserzeitliches Fasti, das beginnend mit den ersten Konsuln die Ereignisse in jährlicher Einteilung publizierte, überwiegend aber nur die Namen der Konsuln. Nach Burgess Beobachtungen zerfällt auch der erste Teil in mehrere Abschnitte: 1. 509–113 v. Chr. (nur Konsulnamen). 2. 112–3 v. Chr. (mit Einträgen der wichtigeren politischen Ereignisse). 3. 2 v. Chr.–260 n. Chr. (seltene Einträge hauptsächlich mit christlichem Bezug). 4. 261–390 n. Chr. (mit immer regelmäßigeren Einträgen (vor allem nach der Jahrhundertwende) in Bezug auf Militär- und Reichsangelegenheiten). Die überwiegende Mehrzahl der Angaben stammt jedoch aus dem Zeitraum 352–388. Dieser mittlere Teil des Werkes entstand vor 389 in Konstantinopel, von hier der Name der Mommsenschen Cons. Const. Aus deren griechischsprachiger Variante entstand das Chronicon Paschale, dessen Redaktion vor 370 auch Hieronymus im Laufe der Fortsetzung des Chronicon verwendete. Zwischen 330 und 389 n. Chr. durchlief es mehrere Redaktionen (laut Burgess: vor 337 in Rom, vor 342 im Westen, vor 388 dreimal in Konstantinopel10). Die vorkonstantinischen Einträge des Werkes sind also selten, sie beschränken sich zu einem Gutteil auf die Erwähung von größeren christlichen (Jesu Geburt, Kreuzigung), literaturhistorischen (z. B. der Tod Ciceros) und Ereignissen der Stadt Rom (ludi, von hier zu besichtigende Naturwunder). Der einzige sich auf den Bau von Militärkastellen beziehende Eintrag der Consularia ist die hier besprochene, mit den Konsuln des Jahres 294 datierte Stelle. Bemerkenswert ist dabei, dass die Zahl der Einträge in den 280 er Jahren urplötzlich zunimmt (unter Diokletians Herrschaft 11 Einträge). Aus diesem Grund muss unsere Angabe im Vergleich zu den übrigen tetrarchiezeitlichen Angaben untersucht werden. Abweichend von den früheren sind die Angaben dieses Zeitraums schon ab den 280 er Jahren ungenau. Und zwar erfolgte ihr Eintrag um ein Jahr verschoben, so dass man Probus Tod im Jahr 283, Maximians Herrschaftsbeginn 286, Galerius Thronbesteigung 291 statt 293 und die Sonnenfinsternis des Jahres 292 beim Jahr 291 eintrug. Erscheinungsdatum von Diokletians Edikt zur Preismaximierung wurde somit das Jahr 302 statt 301, die Abdankung Diokletians fiel in das Jahr 304 statt 305 und die Proklamierung Konstantins ins Jahr 307 statt 306. Die letzte Verschiebung war die Datierung der Sonnenfinsternis von Mai 319 in das Jahr 318. Letztere Einträge gelangten gewiss aus eine unbekannten fremden, vielleicht konstantinopolitanischen Quelle in das Werk. 11 Davon ausgehend ist die Annahme berechtigt, dass auch der Eintrag des Jahres 294 aus einer Verschiebung resultiert und somit der Bau der Kastelle in das Jahr 293 gesetzt werden kann. Bei der Untersuchung der Angaben entging meiner Aufmerksamkeit der Eintrag des Folgejahres über die Aufnahme der Karpen in Rumänien (s. unten). Auf Grund anderer Quellen ist auch klar, dass diese Angabe ebenfalls pannonischen Bezug hat (Lact. de mort. pers. 9.2,38.6; – Pan. Lat. VIII (V) 5.2, 10.4; – Aur. Vict. 39.43; – Eutr. IX 25.2; – Hier. Chron. 226 b (Helm); – Amm. Marc. XXVIII 1.5; – Oros. VII 25.12; – Jord. Rom. 299; – Get. 91). Ebenso wenig kann man die Einträge der Jahre 332–334 als das Reich betreffende Angaben betrachten, die den Feldzug Konstantins gegen die Goten beziehungsweise die Aufnahme der Sarmatae liberi erwähnen. Die vorgenannte Quelle ist auch deshalb wichtig, weil Sarmatia in diesem Werk nur hier noch einmal erwähnt wird: in terris Sarmataru. Im Fall der Rezension der Sarmaten begegnet man dem Terminus Rumänien gleichermaßen wie bei den Karpen. Letzterer kommt nur an diesen zwei Stellen in dem Werk vor. Demzufolge war auch der Eintrag des Jahres 294 nicht unbedingt von imperialer Wichtigkeit. Die propagandistische Bedeutsamkeit des Bauvorhabens resultierte daraus, dass es sich um ein Militärbauprojekt auf gegenerischem Gebiet handelte. 10 Cf. Burgess 1993, 188, Fig. 2, 195, Fig. 3.

1 1 PWRE IX (1914) col. 41.

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Erster Teil

Schon früh wurde im Laufe der Untersuchungen klar, dass die zwischen 261–337 eingetragenen und somit also tetrarchiezeitlichen Angaben mindestend drei Redaktionen durchliefen: irgendwann gelangten in der Stadt Rom, dann im Westen sowie in Konstantinopel Interpolationen bzw. Angaben auch aus dem Werk eines der Anhänger Konstantins hinein. 12 Die Frage ist, wann die pannonischen Angaben hinein gelangt sind. Als im Allgemeinen akzeptabelste Lösung erscheint, dass die letzteren Angaben zusammen mit den übrigen Enträgen bezüglich des balkanischen Limes im Zuge der konstantinopolitanischen Redaktion in das Werk Eingang fanden, da aus der Sicht Konstantinopels die balkanische Front als herausragend wichtig erschienen sein mag. 13 Problematisch ist allerdings das Fehlen des Eintrags für das Jahr 294 in der griechischen Variante der Chronica, zumindest im erhalten gebliebenen Chronicon Paschale. Auf Grund des Vorangehenden lässt sich zwischen den Ausdrücken in Sarmatia der Consularia und in Barbarico der Notitia Dignitatum keinerlei Zusammenhang nachweisen. Der den Schematismus zusammenstellende Beamte der Hofkanzlei dürfte die erstere kaum als offizielle Quelle genutzt haben. Der Grund für den Gebrauch des Ausdrucks in Barbarico der Not. Dig. ist im Fall von Contra Aquincum und Contra Onagrinum (Occ. XXXII 41, XXXIII 48) anderswo zu suchen. Dieser Grund könnte die größere, in Pannonien auf jeden Fall einzigartige Abmessung der Kastelle (im Vergleich zu den Brückenköpfen am linken Ufer) gewesen sein. Darauf mag schon der Terminus castra der Consularia (und nicht castellum) hindeuten. Es widerspricht der topographischen Aufzählung nicht, dass die Kastelle in nordsüdlicher Richtung (zuvor Aquincum, dann Onagrinum) aufgeführt wurden, geschah dies doch auch im Fall der pannonischen Listen (pro Truppengattung) der Notitia. Ob es begründet ist, im Fall der Notitia Dignitatum von einer Namensverwechslung AquincumAciminincum auszugehen, bedarf noch eingehender Untersuchungen. Zunächst muss festgehalten werden, dass die Lesung Acinco sowohl im Berliner Codex wie auch in anderen Manuskripten einheitlich ist. 14 Einer Untersuchung bedürfen auch die Namensverwechslungen AquincumAciminincum der antiken Autoren. Im seltenen Inschriftnachlass hat man den Namen Acimincum stets richtig verwendet (AÉp 2003, 1426). Bei Ptolemaios (II 15.5) steht unter Acimincum als Eintrag die legio II adiutrix, was allerdings eher aus der Stationierung der Legion Ende des 1. Jahrhunderts in Sirmium resultiert. 15 Den Eintrag unter Acumincum dürfte wohl die Verwechslung mit Sirmium verursacht haben. Problematisch ist eine pannonische Angabe bei Ammianus Marcellinus zum Jahr 359 (XIX 11. 8), der zufolge Imperator Constantius II. in Sirmium von den Vorbereitungen der Limiganten erfuhr, worauf hin er nach Valeria zog. Laut einzelner Handschriften planten die Limiganten (BG) das Pannonien (aufzufassen als Pannonia II), anderen zufolge die Pannonien zu überfallen. In keinem der Fälle ist anzunehmen, dass das Angriffsziel ausgesprochen Aquincum gewesen wäre, der Einfall zielte wohl eher auf die reicheren südlchen Gebiete ab. Im Anschluss schickte der Imperator Gesandte zu den Sarmaten an einen nicht näher benannten Ort, danach kam es zu dem besagten Empfang bei Acimincum. Die moderne Forschung würde letzteren Ort gern mit dem wesentlich bekannteren Aquincum gleichsetzen,16 diese Identifizierung ist jedoch bei weitem nicht eindeutig. In einzelnen Manuskripten (BG) lautet der Ortsname Acunincum. Das sind allerdings nicht die ältesten Handschriften, welche wiederum einheitlich die Form Acimincum bringen. Wie kann es möglich sein, dass Letztere an Stelle des weitaus bekannteren Aquincum die kaum bekannte Form Acimincum überliefern oder der Geschichtsschreiber das Auxiliarkastell mit einem kaum bekannten Kastell, dem Zentrum einer anderen Provinz, verwechseln soll ? Auf Grund all dessen bieten sich die folgenden Möglichkeiten an:

12 Burgess 1993, 192–193. 13 Muhlberger 1990, 43. 14 Folio 179 v, cf. Burgess 1993, 208 Table II.

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1 5 Régészeti kézikönyv, 71; – FPA 2, 171; – ILJ 3017; – CIL III 10224. 16 E. g. Mócsy 1962, 574, Régészeti kézikönyv, 48.

Auctores – Antike Autoren

a) es ist doch eine Verwechslung Ammians, was anderfalls noch kein Beweis sein kann für die Verwechslung in der Consularia, b) es ist eine Verwechslung seitens der Kopisten, und dann ist die Überlieferung Acunincum richtig, c) die Überlieferung Acimincum ist dennoch richtig. Auch das ist nicht ganz undenkbar, lag doch das Zentrum der Limiganten in dieser Gegend, und ihre Kämpfe der früheren Jahre konzentrierten sich genau auf dieses Gebiet (Amm. XVII 11). Wohl kaum zufällig bekamen einzelne sarmatische Stämme den Namen Amicenses (= Acumincenses) nach dem sie kontrollierenden Kastell. Ihr früheres Zentrum mag auch für ihre Aufnahme ein ausgezeichneter Platz gewesen sein. Separat muss der Fall der Consularia und des Militärschematismus untersucht werden. Den bisherigen Untersuchungen zufolge haben die beiden Quellen die zwei Ortsnamen angeblich mehrfach und sogar durch Übertragung vertauscht, ja zu der Verwechslung soll es geradewegs in der Liste des Militärschematismus für Valeria gekommen und diese wegen der Stationierung der milites Acincenses in Germanien auch in die germanische Liste übernommen worden sein. Aber die Namensvarianten der beiden Ortsnamen wurden nirgendwo vertauscht (Occ. XXXII 7, 26, 16, 35; – It. Ant. 242,2). In den Manuskripten der Notitia kommen nachfolgende Namensvarianten vor: Aciminci, Acimirci, Acimnici, Acimmci, Acimici. Dazu bietet die kleine Silbe -mi auch gar keine Gelegenheit, zumal gerade von der Kurzform A(cu)micenses eine Angabe vorliegt (Amm. XVII 13.19). Auch die dank der tabula Peutingeriana (seg. V 3) und des Geographen von Ravenna (IV 20) erhalten gebliebene Namensvariante Acunum beweist lediglich ihre Verwendung als Quelle der Tab. Peut. Der Geograph übernahm offensichtlich einen verschlechterten Ortsnamen, was zusätzlich belegt, dass er eine weitere Variante des Ortsnamens hinzugefügt hat: IV 19. Cumunion. Zwei ähnliche Namensvarianten gibt der Autor für das benachbarte Ad Labores an. Im Fall Aquincums jedoch wird von den Schrift- und Inschriftquellen kontinuierlich die Form Acincum überliefert. Die ursprüngliche Aquincum-Form des Ortsnamens bezeugen zahlreiche Schrift- und Inschriftdenkmäler: Ptol. II 15: Ἄκυγκον, It. Ant. 245,7: Aquinquo, 263,3: Aquinco, Tab. Peut. Seg. IV: Aquinco, Chron. Pasch. 560,6–8: εἰς πόλιν Ἄκυγκον, Iul. Hon. Cosmogr. 19 et 24: Aquincum, Aeth. Cosmogr. 1.24: Accinctum. Abkürzungen sämtlicher Aquincumer miliaria AB AQ, Inschrifterwähnungen der Stadt außerhalb von Pannonien: III 14416, VI 2388, 3431, 3454, 32536, 32624, 37208, AE 1912 107, XVI 61, Form Aquinq: VI 32536, 31234, weiters Inschriften der meisten städtischen Beamten (s. unten). Daneben hat sich hauptsächlich in den späten Quellen eher die Form Acincum, eingebürgert: It. Ant. 264,1, 264,6, 266,8: Acinquo, Cons. Const. (Chron. Min. I p. 230): Acinco, Amm. Marc. 30.5.13–14: Acincum, Not. Dig. Occ. 7,101: Acincenses, 9,19: Acincensis, 33,35/36: Acinco, 65: Transiacinco, 41,25: Acincentium, Socr. H. E. IV 31.7: ἐν Ἀκίνκῳ πόλει, Aeth. Cosm. 1.24: Accinctum, Sid. Apoll. Car. V, 107: Acincus. Letzteres wurde nach und nach ungewiss, was schon frühzeitig auch Inschriften bekräftigen: Acinco: RIU 1256, VIII 25740, Acuincum: VIII 2826, Acucensis: II 6153, βουλευτὴς πόλεως Ἀκυνηκσίου: AE 1972 555. Im zweiten Teil von Hydatius Fasti steht in einem Eintrag des Jahres 375 noch einmal Aquincum zu lesen: Chron. Min. I p. 242. in civitate Acinco. Einige Schriften des Chronicon Paschale (cf. Chron. Min. I p. 242), der griechischen Version der Consularia, bringen auch diese Form: εἰς πόλιν Ἄκιγκον. Auf Grund all dessen ist es schwer den Schluss zu ziehen, dass das im behandelten Werk erwähnte Acincum nicht mit Aquincum identisch sein soll. Das gleiche gilt für die in der Notitia verzeichneten Ortsnamen. Wer die Identität Acincum = Aquincum verwerfen will, muss zunächst die Verwechslung nachweisen, nicht umgekehrt ! Mehrfache und übertragene Textverschlechterung zu vermuten ohne jeden konkreten Beweis, ist kaum die richtige Vorgehensweise.

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Erster Teil

II. Viele archäologische Angaben sprechen gegen die Existenz der bei Titel vermuteten Gegenfestung selbst: 1. In der Notitia steht kein Ortsname verzeichnet, der sich mit dem Kastell Contra Acumincum identifizieren ließe. Dass sich die in der Notitia erwähnte germanischen Einheit milites Acincenses (Occ. XLI 25) auf Contra Acumincum bezieht, ist kaum nachweisbar,17 da auf Grund des Obengesagten selbst der Name des Kastells unbekannt ist. Zudem wäre in diesem Fall erst einmal die Namensverwechslung Acincum-Acumincum der Not. Dig. nachzuweisen. 2. Seit langen vermutet man die Existenz eines römischen Kastells auf dem Hochplateau von Titel. 18 Gründe für diese Vermutung dürften der von Marsigli gezeichnete, auf dem Hochplateau von Titel befindliche urzeitliche Wall sowie die in den mittelalterlichen Ruinen am Südrand der Hochebene zum Vorschein gelangten geschnittenen römischen Steindenkmäler mit Inschrift geliefert haben. Der von Marsigli bei der Burg auf dem Hochplateau von Titel dargestelle Wall ist mit einer unlängst freigelegten und publizierten bronzezeitlichen Erde-Holz-Burg zu identifizieren (ihr heutiger Name – Feudvar – entstammt dem Ungarischen). Das systematische serbischdeutsche Freilegungs- (und Geländebegehungs) Programm hat das Irrtümliche der Vermutung nachgewiesen, Marsigli hielt die neben der mittelalterlichen Burg befindliche urzeitliche Erdburg (von hier auch der heutige Ortsname Feudvar) für Reste eines römischen Kastells. 19 In der Römerzeit lassen sich sowohl auf dem Hochplateau wie auch im Stadtgebiet nur sarmatische Siedlungsspuren belegen. 20 Die Existenz eines römischen Lagers schienen sogar mehrere im Gebiet von Titel gefundene, kunstvoll behauene Steindenkmäler mit Inschrift zu bestätigen (CIL III 3254, 3255=10242, 3256, 3257=10244, 3724–3725, 3737, 64701=10653, 64702=10633, 64703=10638, 64704=10197, ILJ 1041, Falkenstein 1998, 338, 380, T. 75/2, ebenso Skulpturfragmente, ein Sarkophag ohne Inschrift, ein Grabstein mit lupa Capitolina-Szene, Marmorgrabsteinfragmente). 21 Wann, woher, zu welchem Zweck könnten hierher was für Steindenkmäler gelangt sein ? Es ist ratsam, mit einer Aufzählung der bekannten Inschriftsteine zu beginnen: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13.

Literatur 3254 3255 = 10242 3256 3257 = 10244 3724 3725 3737 64701 = 10653 64702 = 10633 64703 = 10638 64704 = 10197 ILJ 1041 Falkenstein 1998, 338

Typ Altar Basis Stele Sarkophag Mil. Mil. Mil. Mil. Mil. Mil. Ara Ara Stele

17 Soproni 1978, 129. 18 Marsigli 1776, 59 T. 22.XXV; – Rómer 1873, 48; – Dudás 1886, 77–78, 87–97 = Bács-Bodrogh vármegye monográfiája I. Zombor 1896 Monographie des Burgkomitats Bács-Bodrogh; – I. Zombor 1896, 37–38, 44– 51; – D. Dimitrjević, Sarmati i rimljani. In: Šajkaškaistorija 1. Novi Sad 1975, 46–52; – Soproni 1977; – Tóth 1978; – Dimitrijević 1996, 152–153. 19 B. Hänsel – P. Medović, Vorbericht über die jugoslawisch-deutschen Ausgrabungen in der Siedlung von Feudvar (Gemeinde Titel, Vojvodina) von 1986–1990. Bronzezeit-vorrömische Eisenzeit. BRGK 72, 1991, 45–

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Herkunft Aquincum ? Col. PRAP Rittium Sirmium ? MP XLIII MP XLII – – MP XL – Bassiana – –

Sekundäre Verwendung – – – – – – – – – – – Säulenkapitell Schwellenstein

204; – S. Nebehay, Prähistorisches bei Marsigli. Archaeologia Austriaca 65, 1981, 75–88; – Falkenstein 1998, bes. 196, 201. 20 Falkenstein 1998, 279–282. 2 1 Marsigli 1776, 97, T. 36, 2; – Schönvisner 1781, 227–231, 284; – Mindszenthy 1832/6, 21–25; – Ivánfi 1877, 110–112; – Torma 1882, 134–136, Nr. 104– 108; – Dudás 1886, 87–97; – S. Dušanić, Novi i revidirani natpisi ist. Srema – Some new and revised Roman inscriptions from the Eastern Srem, Živa Antika 17, 1967, 202– 205, 215, Nr. 4–5; – Dimitrjević 1996, 153 Anm. 47.

Auctores – Antike Autoren

Nahezu mit Sicherheit sind diese erst nach der Römerzeit hierher transportiert worden. Vielleicht erwog Th. Mommsen eben deshalb die Möglichkeit, dass man sie zu dem am Hofe Attilas stehenden, von Priscus erwähnten (Frag. 8) Bade des Onegesius nach Titel gebracht hat (CIL III p. 420, 464). Auch diese Möglichkeit ist jedoch auszuschließen, da sich Attilas Zentrum wegen der ausgedehnten Sümpfe rings um das Hochplateau von Titel weitaus nördlicher befunden haben dürfte. 22 In Verbindung mit der letzteren Frage sollte man gesondert auf den Fundort und Zeitpunkt der Auffindung der Steindenkmäler eingehen. Den unteren Teil des gewiss verzierten, auf jeden Fall aber mit schönen, regelmäßigen Buchstaben beschrifteten Soldatengrabsteins aus der Flavierzeit hat Marsigli Anfang der 1690 er Jahre auf dem Friedhof noch gesehen (CIL III 3256), in der Zwischenzeit ging er verloren. 23 Im Sinne des 1699 geschlossenen Friedensvertrags von Karlowitz durfte die Burg lange Zeit nicht stärker befestigt werden, ein Militärverband, ein serbisches Verpflegungsbataillon, war erst ab 1764 auf dem Gelände der Burg unterhalb des Hochplateaus stationiert. 24 Die meisten römischen Steindenkmäler verdanken ihre Auffindung den Offizieren dieser Einheit. Die ins Ungarische Nationalmuseum gelangte Basis und der Altarstein (CIL III 3254, 3255=10242) wurden István Schönvisner 1780 beschrieben. 25 Nach der sekundären Inschrift auf dem Skulptursockel war dies auch das Jahr seiner Auffindung: EXPOSITU DIE 22 IUN ANO 1780 PER DOM COLONELLUM DE STANISLAVLEVICH R. 26 Dank Intervention von Seiten des Palatins József gelangten 1815 zusammen mit den beiden obigen Steindenkmälern auch zwei Meilensteine ins Nationalmuseum, die gemeinsam mit den anderen lange Zeit vor der Waffenkammer standen. 27 Bis zu ihrem Abtransport ins Museum von Temesvár/Timisoara (Ende der 1880 er Jahre) standen hier noch vier weitere Meilensteine (CIL III 3737, 64701=10653, 64702=10633, 64703=10638), von denen zwei dem Portal des Militärmagazins als Pfeiler dienten, die im 19. Jahrhundert mehrere Forscher beschrieben und Ivánfi sogar gezeichnet hatte. 28 Von Letzteren beziehungsweise dem Transport der Früheren nach Buda blieb der Bericht eines Oberst Maidicz aus dem Jahr 1815 erhalten (der folgende Steine erwähnt: Basis, Altar, zwei Meilensteine, drei Marmorgrabsteinfragmente, Skulpturen). 29 Dem Bericht zufolge kamen alle Steindenkmäler auf dem Hochplateau von Titel, in den Ruinen der Burg ans Licht. Im selben Gebäude war auch der Altarstein CIL III 64704=10197 eingemauert. Die beiden Sarkophage (CIL III 3257=10244) dienten noch in den 1870 er Jahren vor einem der Gasthöfe (Kruticz-Gasthaus) von Titel als Tränken (der Sarkophag mit Inschrift gelangte später zusammen mit den Meilensteinen ebenfalls nach Temesvár). 30 Demnach kamen die römischen Steindenkmäler nahezu ausnahmslos im Gebiet der mittelalterlichen Burg zum Vorschein. Höchst interessant ist auch die Antwort auf die Frage nach dem Woher. Auffallend hoch ist unter den Inschriften der Anteil jener Meilensteine,31 die als Inschriftträger sehr selten sekundär eingemauert wurden (und zwar zerstückelt). Auf den bekannten Meilensteinen mit Entfernungsangabe hat man die Entfernungen von Aquincum aus gemessen (MP XL, XLII, XLIII), das heißt, die miliaria gelangten aus dem Raum Kulcs an der Limesstraße nach Titel ! Gleiches bezieht sich wahrscheinlich auch auf die übrigen Meilensteine. 32 Der Rang des Stifters des Jupiter-Altares CIL III 3254 (Tib(erius) Dexter) war centurio exploratorum, und der Ort, wo die Inschrift aufgestellt wurde, kann auf Grund des äußerst seltenen Postens in der Legion nur Aquincum gewesen sein (CIL III 3299, 3648=10422). 33 Zwar ist der obere Teil des Altars beschädigt, doch der 22 I. Bóna, Das Hunnenreich. Budapest 1991, 200– 203. 23 Marsigli 1776, T. 36, 2. 24 Borovszky, Bács-Bodrog vármegye története I. Budapest 1896, 164–169, Ivánfi 1877, 109. 25 Schönvisner 1781, 227–231, 284. 26 Rómer 1873, 48. 27 J. F. Miller, Acta Musei Nationalis Hungarici 1, 1818, 258–259. 28 Mindszenthy 1832, 21–25; – Ivánfi 1877, 112, T. II/10; – Torma 1882, 135–136, Nr. 106–108; – Dimitr-

jević 1996, 153 Anm. 47. 29 S. Gavrilović, Izvetija o starinama u Sremskoj vojnoj granici 1815–1816. Zbornik za istoriju 1, 1970, 118– 119. 30 Ivánfi 1877, 110–111. 3 1 Auf weitere Meilensteine stieß Mindszenthy vor 1815 in einer Ecke der Waffenkammer: Mindszenthy 1832, 25. 32 Rómer 1873, 57, Nr. 106–107. 33 A. Sz. Burger, Bemerkungen und Nachträge zu CIL III 3299. FolArch 17, 1965, 107.

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Erster Teil

schön gestaltete Altarsockel blieb gänzlich unversehrt erhalten, er dürfte also nicht sekundär verwendet worden sein. Dasselbe trifft auch auf die Valerianus-Basis (CIL III 3255=10242) mit abenteuerlichem Schicksal zu (Anfang des 19. Jahrhunderts gelangte sie ins Ungarische Nationalmuseum, wurde 1945 an Jugoslawien übergeben und befindet sich heute in Novi Sad). Der ursprüngliche Aufstellungsort der Inschrift lässt sich leider nicht ermitteln, da sie vom ordo PRAP einer vielleicht gar nicht südpannonischen (eventuell dakischen) Colonia gestiftet wurde. 34 Der außerordentlich prächtige (einer der schönsten in Pannonien !) Sarkophag mit Inschrift CIL III 3257=10244 kam nahezu unversehrt ans Licht. Das barocke Voluten-Inschriftfeld säumen beidseitig in Nischen dargestellte Delfine, an den kürzeren Seiten sieht man in verzierten Rahmen Pegasusdarstellungen. Ähnlich prachtvolle Steindenkmäler und den entsprechenden Steinmetz dazu sind nur in Sirmium zu finden. 35 Aus dem Gebiet von Bassiana gelangte der die Namen der städtischen Beamten erwähnende andere Altar nach Titel (6470 4=10197). Gewiss als Steinmaterial dienten noch vor dem 15. Jahrhundert der eine als Säulenkapitell verwendete Altar (ILJ 1041), der neue, zum Schwellenstein behauene Grabstein mit Inschrift (Falkenstein 1998, 338) sowie die umgearbeitete Stele mit lupa Capitolina-Szene, auf deren schräg abgeschnitter Ober- und rechter Schmalseite eine gotische Darstellung zu erkennen ist. 36 Allerdings ist das nur ein kleinerer Teil der Steindenkmäler. Der größere Teil wurde niemals sekundär eingemauert. Daraus ergibt sich, dass diese römischen Steindenkmäler im Mittelalter, und zwar gewiss vor Eroberung der Burg im Jahr 1526, nach Titel gelangt sind. Einen kleineren Teil von ihnen hat man sekundär verwendet, doch ihre Mehrzahl (die Meilensteine, die Basis, die Altäre und Sarkophage) wurde bewusst gesammelt und nach dem weit entfernten Titel verbracht, höchstwahrscheinlich im Zeitalter der Renaissance. Die Person des Sammlers ist fraglich. In Betracht kämen einige als Humanisten bekannte Pröpste von Titel aus dem Zeitraum zwischen der zweiten Hälfte des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts, befanden sich unter ihnen doch auch Tamás Bakócz und Ianus Pannonius. 37 Selbst im Lichte der jüngst publizierten Münzfunde im Gebiet von Titel – es handelt sich um vier Solidus-Hortfunde (Ende 4. – Anfang des 5. Jhs.) – ist es nicht nötig, die obigen Feststellungen umzubewerten (Prohászka 2011). Die ins Zeitalter des Theodosius oder noch später (s. Solidi des Arcadius und Theodosius II.) zu datierenden Goldfunde dürften wohl kaum an die römischen Grenzschutzeinheiten des 4. Jahrhunderts (die woanders nicht bestätigten foederati), sondern vielmehr an die vom kaiserlichen Hof finanzierte hunnenzeitliche Führungsschicht der Barbaren außerhalb des Reichs zu binden sein (insbesondere auf Grund der als Schmuck verwendeten Münzen). Im Fall unserer Inschriftsteine fehlen an mehreren die auf Sekundärverwendung hindeutenden Spuren, etliche Stücke wurden aus großer Entfernung hierher transportiert. Eventuell auf das vermutete römische Kastell deutende Spuren (seine vollständige Vernichtung ist kaum vorstellbar), wie z. B. mehrere Meter dicke Mauern, sind nicht belegt, frühere Schichtspuren unter den Resten der mittelalterlichen Burg nicht bekannt. 3. Ammianus Marcellinus gibt eine sehr detaillierte Beschreibung bezüglich des fraglichen Gebiets (XVII 13.4). 38 Höchstwahrscheinlich ist die von Ammianus erwähnte Insel mit dem Hochplateau von Titel zu identifizieren. Bei der Beschreibung der Theißmündung erwähnt er kein 34 Mócsy 1962, 600, Pannonia régészeti kézikönyve. Budapest 1990, 53, ILJ 1042. 35 V. Dautova Ruševljan, Velika. Rimska kamena plastika u jugoslovenskom delu. provincije Donje Panonije. Novi Sad 1983, T. 32/4. Das prächtigere Stück gelangte vielleicht erst später von Sirmium nach Titel. 36 Ivánfi 1877, 111 T.I/6 a–c. 37 Ivánfi 1877, 119. 38 Has enim terras Parthiscus inruens obliquatis meati-

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bus Histro miscetur. sed dum solus licentius fluit, spatia longa et lata sensim praeterlabens et ea coartans prope exitum in angustias, accolas ab impetu Romanorum alveo Danubii defendit, a barbaricis vero excursibus suo tutos praestat obstaculo, ubi pleraque umidioris soli natura et incrementis fluminum redundantia stagnosa sunt et referta salicibus ideoque invia nisi perquam gnaris: et super his insularem anfractum aditu Parthisci paene contiguum amnis potior ambiens terrae consortio separavit.

Auctores – Antike Autoren

einziges Kastell am gegenüberliegenden Ufer, das der Beschreibung nach wegen der Sümpfe zudem auch unnötig gewesen wäre. 4. Titel erstreckt sich nicht am Donauufer, sondern am Ufer der Theiß, mehr als 8 km von Acumincum entfernt (Stari Slankamen). Deshalb könnte das vermutete höchstens ein Contra-Kastell einer Festung am gegenüberliegenden Theißufer sein. 5. Eines der Hauptargumente der die Identifizierung Acinco-Aquinco Ablehnenden ist, dass die Pester Festung wegen ihrer typischen U-förmigen Seiten- und der fächerförmigen Ecktürme erst später erbaut worden sein kann. Das freigelegte und allseits bekannt gewordene Kastell ist wirklich in die Mitte des 4. Jahrhunderts zu datieren. Doch schon auf Grund der ersten Publikationen wurde klar, dass es eine frühere Phase gibt. 39 Diese hat man nur deshalb in den Zeitraum Ende 2. – Anfang 3. Jahrhundert datiert, weil die spätere Periode an das Jahr 294 zu binden ist. 40 In der früheren Periode waren die Objekte außerhalb des zum Vorschein gelangten Kastells im Hof des Piaristengymnasiums (entgegen der Meinung von Nagy erwies sich die Therme nicht als römerzeitlich41) auf Grund der früheren Mauern außerhalb des Kastells mit hufeisenförmigem Turm nach Bertalan sowie des steinernen Fußbodenniveaus und der Gebäudespuren südlich des Kastells nach Szirmai wesentlich größer im Vergleich zu den Objekten des 4. Jahrhunderts. Auch anhand der bekannten Ziegelstempel versuchte man, das Kastell so früh zu datieren. Dem von L. Nagy publizierten und heutzutage allgemein verwendeten Grundriss zufolge wurde einer der Türme der früheren Periode beim Fundamentieren der Elisabeth-Brücke beobachtet. 42 Allerdings stimmt dieser Grundriss nicht in allem mit dem von B. Kuzsinszky veröffentlichten Originalgrundriss überein. Nach der ursprünglichen Zeichnung war der Turm hufeisen- und nicht halbkreisförmig. Die in der Mauer massenhaft zum Vorschein gelangten römischen Steindenkmäler, die relativ geringe Tiefe des Turms, während anderswo die durchschnittliche Tief der römischen Straten 3,2–4 m beträgt (auch das nach der Donau abfallende Gelände ist zu berücksichtigen), all das berechtigt zu dem Schluss, dass das auch von Kuzsinszky beobachtete Objekt tatsächlich nicht römerzeitlich ist (Teil der Pester Stadtmauer). Dieser Schluss ist zudem logisch, da nicht anzunehmen ist, dass in den Festungsmauern des 3. Jahrhunderts massenhaft Steindenkmäler (insbesondere keine aus dem 3. Jahrhundert) verbaut wurden. 43 Ein Teil der gefundenen Ziegelstempel stammt aus dem 3. Jahrhundert (cohors VII Breucorum Ant., Exercitus Pannoniae Inferioris), diese kamen jedoch als Streufunde neben mittelalterlichen Gräbern in einem Gebiet zum Vorschein, wo römische nicht zu beobachten waren. 44 Allerdings können diese Ziegelstempel kein größeres als das Kastell des 4. Jahrhunderts datieren. Am frühesten dürfte in 39 Nagy 1946, 54–56; – V. Bertalan, A belvárosi plébániatemplom mellett folytatott ásatások 1944 nyarán. BudRég 14, 1945, 469–490; – RégFüz 28, 1975, 48–51 = BudRég 24, 1976, 425–426, 330–333. Über die Ausgrabungen siehe noch T. Nagy, Római kőemlékek Transaquincum területéről. BudRég 15, 1950, 359–380; – RégFüz 24, 1971, 29–30. 40 T. Bechert, Römische Lagertore und ihre Bauinschriften. BJb 171, 1971, 276–277. Der in Sekundärverwendung zum Vorschein gelangte zerbrochene Kopf des Marcus Aurelius kann wohl kaum als Datierungsfund dienen, fand man ihn doch in dem nicht römerzeitlichen Turm unter der Elisabet-Brücke: Nagy 1946, 26. Unbewiesen ist ebenfalls, dass die dort vorgefundenen Steindenkmäler an Ort und Stelle aus den Mauern der spätrömischen Festung zutage gefördert wurden. 4 1 J. Beszédes – A. Papp – J. Zádor, Római kori védmű és török fürdő a pesti belvárosban – Roman Period defensive works and a Turkish bath in the city of Pest. in: Aquincum. A BTM Aquincumi Múzeumának ásatásai és leletmentései 2007-ben – Excavations and rescue work at

the Aquincum Museum in 2007. Budapest 2008, 165– 171; – J. Beszédes – E. Kovács, Újabb eredmények a Belvárosi Plébániatemplom és a Március 15. téri erőd kutatásában – New results from the investigations of the Inner City Parish Church and the late Roman fort on Március 15 Square. in: Aquincum. A BTM Aquincumi Múzeumának ásatásai és leletmentései 2010 -ben – Excavations and rescue work at the Aquincum Museum in 2010. Budapest 2011, 112–122. 42 B. Kuzsinszky, Újabb kôemlékek az Aquincumi Múzeumban. BudRég 7, 1900, 7. 43 Ein Teil der Schnittsteine lässt sich auch in die Mitte des 3. Jahrhunderts setzen: Nagy 1946, 18. 44 Nagy 1946, 72–73. Die Ausnahme bildet der von K. Szirmai gefundene Ziegelstempel coh. VII Br. Ant., der in einer Planierungsschicht zum Vorschein kam. Die hiesigen Ziegelstempel der legio II adiutrix sind spätere: B. Lőrincz, Pannonische Ziegelstempel II. Limes-Strecke Vetus Salina-Intercisa. DissArch II, 7. Budapest 1978, 11–17, 26, 43, 145 Anm. 99.

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Erster Teil

dieser Gegend ein Wachtturm gebaut worden sein, dem später wohl eine größere Befestigung folgte. Unter diesem Aspekt ist es äußerst wichtig, dass die im Inneren des Kastell gezogenen Suchgräben negative Ergebnisse gebracht haben, das heißt auch die Gebäude im Inneren des früheren Kastells müssten bei den Mauern errichtet worden sein. Das ist im Fall einer frühen Gegenfestung, wie beispielsweise im zitierten Fall von Leányvár, auszuschließen. In Anbetracht all dessen dürfte das kaum bekannte frühere Kastell irgandwann zwischen den zwei Zeitpunkten (Caracalla und Constantius II.) entstanden sein. Somit widersprechen die bekannten archäologischen Angaben einer Identifizierung des bei Hydatius erwähnten Acincum mit Aquincum nicht, und können daher auch keine ausschließenden Gründe der Identifizierung sein. 6. In den Diskussionen um die Identifizierung ging man bis jetzt immer davon aus, dass der Eintrag contra Acinco zugleich für den Namen des Kastells steht und identifizierte ihn daher – es lag auf der Hand – mit dem Ortsnamen Contra Aquincum. Aber genau gegenüber vom Aquincumer Legionslager befindet sich am linken Donauufer noch ein größeres (89667 m) römisches Kastell, welches bislang mit dem Trans Aquincum der Not. Dig. identifiziert wurde (Occ. XXXIII 65: praefectus legionis transacinco). 45 Wegen der Probleme in Verbindung mit der Datierung des Kastells am Eskü-tér müsste auch die Möglichkeit erwogen werden, dass Letzteres angesichts seines Grundrisses dem Typ quadriburgium, (quadratischer Grundriss, Abmessung, fehlende Innengebäude, an drei Seiten Säulenreihe, viereckige oder runde oder fächerförmige Ecktürme) zuzuordnen ist46, und durch seine östlichen Parallelen sich der Eintrag in der Cons. Const. in jedem Fall auf eine Gegenfestung beziehen dürfte. In den Provinzen der unteren Donau erscheint dieser Typ im Zeitalter der Tetrarchie. 47 Von dem Kastell ist fast nur der Grundriss bekannt, aus einer Grabung vom Beginn des 19. Jahrhunderts, so dass man nur aus den Grundrissparallelen chronologische Schlüsse ziehen kann. Die vom Gelände des Kastells stammenden prinzipatsszeitlichen Ziegelstempel lassen sich kaum an die letztere Festung binden. Auf Grund all dessen ist nur soviel gewiss, dass Diokletian als einen der Schlussakte der Sarmatenkriege 293–294 gegenüber von Aquincum und Malata/Bononia zwei Gegenfestungen errichten ließ. Chron. min. I p. 230 His conss. (Tusco et Anulino, sc. 295) Carporum gens universa in Romania se tradidit. Unter deren Konsulat sind sämtliche Karpen nach Romania (i. e. in das Römische Reich) umgesiedelt worden. (Übers.: P. K., G. B.)

Von Lactantius wissen wir, dass die Karpen im Gebiet von Dacia ripensis angesiedelt wurden (das mag die frühere erste Welle gewesen sein), während durch Ammianus bekannt ist, dass die tetrarchiezeitliche Ansiedlung auch Pannonien, insbesondere aber die Umgebung von Sopianae betraf. Cf. Lact. de mort. pers. 9.2,38.6; – Pan. Lat. VIII (V) 5.2, 10.4; – Aur. Vict. 39.43; – Eutr. IX 25.2; – Hier. Chron. 226 b (Helm); – Amm. Marc. XXVIII 1.5; – Oros. VII 25.12; – Jord. Rom. 299; – Get. 91. 45 A. Halitzky, Rövid értekezés egy Hídvárrul (De Monimentu Pontu), melly a' pesti Duna parton a' régi római Aquincum, a' mostani Ó-Budának által ellenében állott … Tudományos Gyűjtemény 1820 III, 9–26, PWRE VIA (1937) 2148–2150; – Nagy 1942, 748– 749; – M. Németh, A rákospataki híd és az aquincumi Dunaszakasz védelmének kérdései – Die Brücke beim Rakosbach und Fragen der Verteidigung des Donauabschnittes im Bereich von Aquincum. In: Pannoniai kutatások: A Soproni Sándor emlékkonferencia elõadásai. (Bölcske 1998. október 7.) – Szekszárd 1999, 141–159. 46 J. Lander, Roman Stone Fortifications: Variation

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and Change from the First Century AD to the Fourth. BAR 206. Oxford 1984, 185–190, 201–208, 218, 226, 240, 247, 248; – M. Gschwind, Quadriburgium. In: RGA XXIV Band Quadriburgium – Rind. Berlin – New York 2003, 1–3; – C. Băjenaru, Minor fortifications in the Balkan-Danubian area from Diocletian to Justinian. ClujNapoca 2010, 179–189. 47 M. Zahariade, The tetrarchic building activity at the Lower Danube: I. Quadriburgia. In: Der Limes an der Unteren Donau von Diokletian bis Heraklios. Vorträge der Internationalen Konferenz Svištov (1.–5. September 1998). Sofia 1999, 3–16.

Auctores – Antike Autoren

Chron. Min. I p. 230 his conss. (Diokletiano VII et Maximiano V, sc. 299) victi Marcomanni Unter deren Konsulat (fiel) der Sieg gegen die Markomannen.

(Übers.: P. K., G. B.)

Cf. Pan. Lat. VIII (V) 10.4; – Aur. Vict. 39. 43. Bibliographie: O. Seeck, Idacius und die Chronik von Constantinopel. Jahrbücher für classische Philologie. 35, 1889, 601–635; – Th. Mommsen, Chron. Min. I pp. 199–204; – PWRE III (1899) col. 2454–2460; – PWRE IX (1914) col. 40–43; – GLQFM IV 354–357, 555–557 Nr. 132; – Duval 1971, 819, 9B; – Muhlberger 1990, 23–46, bes. 25–27, 193–266; – Burgess 1993; – Kovács 2001; – FPA 5, 54–55.

Orosius Historiae adversum paganos Edition: PL 31 (1846), Pauli Orosii Historiarum adversum paganos libri VII. CSEL 5. Ed. C. Zangemeister. Vindobonae 1882.

VII 25.12. postea per eosdem duces strenue aduersus Carpos Basternasque pugnatum est. Sarmatas deinde uicerunt: quorum copiosissimam captiuam multitudinem per Romanorum finium dispersere praesidia. Später wurde mit denselben Feldherren energisch gegen Karpen und Bastarnen gekämpft. Darauf hin besiegten sie die Sarmaten. Die sehr zahlreichen Gefangenen verteilten sie auf die Garnisonen an den römischen Grenzen. (Übers.: A. Lippold)

Die vorliegende Stelle ist eine etwas veränderte Übernahme aus dem Werk des Aurelius Victor. Die Ansiedlung bezieht sich nur auf die Karpen, nicht auf die Sarmaten. Von Aurelius Victor wissen wir, dass die Karpen ab dem aurelianischen Zeitalter in mehreren Wellen im Reichsgebiet angesiedelten wurden, und durch Ammianus ist bekannt, dass die tetrachiezeitliche Besiedlung auch Pannonien, insbesondere die Umgebung von Sopianae, betraf. Cf. Lact. de mort. pers. 9.2,38.6; – Pan. Lat. VIII (V) 5.2, 10.4; – Aur. Vict. 39.43; – Eutr. IX 25.2; – Hier. Chron. 226 b (Helm); – Amm. Marc. XXVIII 1.5; – Jord. Get. XVI 91; –, Rom. 299; – Chron. min. I p. 230. 299.

Paulus Orosius, der mit Augustinus und auch Hieronymus Kontakte pflegende Presbyter spanischer Herkunft, wurde mit seinem Werk gegen das priscillianistische und das origenesische Ketzertum berühmt. Auf Veranlassung des hl. Augustin schrieb er seine Historiarum adversum paganos libri VII (Geschichte in sieben Büchern gegen die Heiden), die den Zeitraum vom Anfang der Welt bis zum Jahr 417 umfasst. Im Mittelalter war sein Werk sehr populär, insgesamt 200 seiner Manuskripte blieben erhalten. Seine Hauptquellen sind Hieronymus und Eutropius. Bibliographie: PWRE XVIII (1939) col. 1185–1194; – Paulus Orosius, The seven books of history against the pagans. Transl. By R. J. Deferrari. Washington 1964; – GLQFM IV, 280–282, 520–529 Nr. 118; – H. W. Goetz, Die Geschichtstheologie des Orosius. Darmstadt 1980; – H. W. Goetz, Orosius und die Barbaren. Historia 29, 1980, 356–376; – Duval 1971, 734–738 Nr. 319; – A. Lippold, Rom und die Barbaren in der Beurteilung des Orosius. Diss. Erlangen 1952; – Paulus Orosius. Die antike Weltgeschichte in christlicher Sicht. Übersetzt und erläutert von A. Lippold. Zürich – München 1985; – Orose, Histoires (contre les païens) III. Texte établie et traduit par Marie-Pierre Arnaud-Lindet. Paris 1991, 66 n. 13; – Fear 2010, 362 n. 259; – FPA 1, 222–225; – FPA 3, 112–113; – FPA 5, 55–56.

Jordanes Getica XVI 91 Edition: Iordanis Romana et Getica. MGH AA V/1 (1882) pp. 53–138.

Produxit ad bellum adhibitis sibi Taifalis et Astringis nonnullis, sed et Carporum trea milia, genus hominum ad bella nimis expeditum, qui saepe fuere Romanis infesti, quos tamen post haec imperante Dioclitiano et Maximiano Galerius Maximinus Caesar devicit et rei publicae Romanae subegit. Dazu nahm er (sc. Ostrogotha) einige Taifalen und Asdinger, aber auch 3000 Karpen, ein krieger-

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Erster Teil isches Volk, das oft mit den Römern in Feindschaft lag, nachmals aber besiegte sie unter der Regierung des Diokletianus und Maximianus Kaiser Galerius und unterwarf sie dem römischen Reich. (Übers.: W. Mertens)

Jordanes Romana Edition: Iordanis Romana et Getica. MGH AA V/1 (1882) pp. 1–52.

299. Carporum si quidem gens tunc devicta et in Romanum solum translata est. Das ganze Volk der Karpen ist damals besiegt und auf römischen Boden umgesiedelt worden. (Übers.: P. K., G. B.)

Von Aurelius Victor wissen wir, dass die Karpen seit Aurelianus Zeitalter in mehreren Wellen im Reichsgebiet angesiedelt wurden, während durch Ammianus bekannt ist, dass die tetrarchiezeitliche Ansiedlung auch Pannonien, insbesondere aber die Umgebung von Sopianae betraf. Cf. Lact. de mort. pers. 9.2, 10.4, 17.3, 38.6; – Pan. Lat. VIII (V) 5.2, 10.4; – Aur. Vict. 39.43; – Eutr. IX 25.2; – Hier. Chron. 226 b (Helm); – Amm. Marc. XXVIII 1.5; – Oros. VII 25.12, Chron. min. I p. 230. 299; – Jord. Get. XVI 91.

Der als Gote geborene, zum Christentum übergetretene Jordanes war als Notar barbarischer Feldherren und später vielleicht als Bischof von Croton tätig. Seine historischen Werke schrieb er zu Beginn der 550 er Jahre. Die für sein Hauptwerk zu haltende Getica (vollständiger Titel: De origine actibusque Getarum) gründet zu einem beträchtlichen Teil (dessen Ausmaß aber nicht bestimmbar und daher stark umstritten ist) auf der verloren gegangenen Geschichte der Goten des Cassiodorus, mit deren Niederschrift Theoderich der Große diesen beauftragt hatte und die der römische Schriftstelle bis 533 in 12 Büchern auch fertigstellte. Jordanes eigene Arbeit ist die dieser folgende Periode (533–551 n. Chr.). In seinem Werk verwendet Jordanes Details der Schriften des Rhetors Priskos über die Hunnen, die gleichfalls verloren gegangene, von Ablabius früher als Cassiodorus verfasste Gotengeschichte, aber auch Elemente der gotischen mündlichen Überlieferung. Letztere Angabe bezüglich des Sieges über die Karpen und ihre Ansiedlung stammt allerdings am ehesten aus der verloren gegangenen Kaisergeschichte (vielleicht durch Cassiodorus ?). Neben der Getica ist die Romana ein weniger bekanntes Werk des Jordanes, das die Weltgeschichte von der Schöpfung bis zu seiner eigenen Zeit, bis 552 n. Chr., dem Sieg von Narses, behandelt. Bei der Gattung, die er Papst Vigilius dedizierte, handelt es sich um das übliche kurze Kompendium. Seine Hauptquellen sind die Chronicon-Übersetzung: Hieronymus, zum Teil Florus (c. 87–209) und Festus (c. 210–235) und bezüglich der späteren Ereignisse schließlich Marcellinus Comes. Die Quelle der besagten Stelle ist das Chronicon des Hieronymus. Bibliographie: Th. Mommsen, MGH AA.V/1, pp. I–XV; – Duval 1971, 821 20B; – O. Giordano, Jordanes e la storiografia nel VI secolo. Bari 1973; – L. Várady, Jordanes-Studien. Jordanes und das Chronicon des Marcellinus Comes. Die Selbständigkeit des Jordanes. Chiron 6, 1976, 441–81; – J. J. O’Donnell, The aims of Jordanes. Historia 31, 1982, 223–240; – A. S. Christensen, Cassiodorus, Jordanes and the history of the Goths. Studies in a migration myth. København 2002; – J. H. W. G. Liebeschuetz, Making a Gothic History: Does the Getica of Jordanes preserve genuinely Gothic Traditions ? Journal of Late Antiquity 4, 2011, 185–216; – FPA 1, 226–227; – FPA 3, 70; – FPA 5, 66–67; – A. Heine (Hrsg.), Jordanis Gotengeschichte nebst Auszügen aus seiner Römischen Geschichte. Übersetzt von Wilhelm Martens. Essen – Stuttgart 1985–1986, Jordanes, Die Gotengeschichte. Übersetzt, eingeleitet und erläutert von Lenelotte Möller. Wiesbaden 2012.

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Auctores – Antike Autoren

Zonaras Historiae Romanorum excerpta Edition: Ioannis Zonarae epitomae historiarum (lib. 1–12). Ed. L. Dindorf I–VI – Lipsiae 1868–1870.

XII 33. Τοῦτον δὴ τὸν Κωνσταντῖνον ὁ πατὴρ μειράκιον ὄντα τῷ Γαλερίῳ εἰς ὁμηρείαν παρέσχετο, ἵν’ ὁμηρεύων ἅμα καὶ πρὸς ἄσκησιν γυμνάζοιτο τῆς τέχνης τῆς στρατιώτιδος. ὁ δὲ περιδέξιον τοῦτον ὁρῶν καὶ φθονῶν αὐτῷ ἐπεβούλευε. καὶ πρῶτον μὲν τοῖς Σαρμάταις μαχόμενος τῷ ἐκείνων ἀρχηγῷ ἐκ τῆς πανοπλίας ἐπισήμῳ τυγχάνοντι προσέταξεν ἐπελθεῖν. ὁ δὲ καὶ ἐπῆλθε καὶ ἁρπάσας αὐτὸν ζῶντα τῷ Γαλερίῳ ἐκόμισεν. Es heißt, sein Vater habe Konstantin noch im Jünglingsalter als Geisel zu Galerius geschickt, während dessen erlernt er aber auch das Handwerk der Strategie. Doch Galerius erkannte und neidete ihm seine Seelengröße und ersann eine List gegen ihn: im Krieg gegen die Sarmaten beauftragte er ihn (d. h. Konstantin), deren wegen seiner Bewaffnung erkennbaren Führer anzugreifen. Konstantin griff den Barbaren an, fing ihn lebendig und führte ihn vor Galerius. (Übers.: P. K., G. B.)

Eine etwas andere Version der obigen Geschichte ist auch aus der Origo Constantini bekannt. Das Ereignis wird zurecht mit Galerius’ um 306 stattgefundener Expedition gegen die Sarmaten in Zusammenhang gebracht (zur Zeit der IV. Sarmaticus Akklamation: 306). Cf. Orig. Const. 2.3; – Banchich 2009, 146 n. 154.

Zonaras lebte in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts, er bekleidete hohe Ämter bei Hofe. Sein historisches Werk, Epitome hist., behandelt die Weltgeschichte bis 1118. Die zwölf ersten Bücher reichen bis zur Zeit Konstantins I. Die römische Geschichte verfasste er ab Cassius Dio und dem Zeitalter Trajans auf Grund von dessen Exzerpten (Ioan. Xiphilinos): U. P. Boissevain, Zonaras Quelle für die römische Kaisergeschichte von Nerva bis Severus Alexander. Hermes 26, 1891, 440–452. Die ersten 20 Bücher des Cassius Dio (von der Ankunft des Aeneas in Italien bis 146 v. Chr.) sind allein aus der Überarbeitung Zonaras bekannt (Bücher 7–9). Die von Dio beziehungsweise Xiphilinos und Zonaras angewandte Methode lässt sich in den von allen drei Autoren erhalten gebliebenen Büchern auf einzigartige Weise studieren (Dio 44.3–60, Zonaras 10.12–11. 8, Xiphilinos: 141.29): z. B. 54. Buch: Millar 1964, 195–203. Im XII. Buch bespricht der Autor den Zeitraum der Soldatenkaiser von Antoninus Pius bis zur Zeit der Tetrarchie. Nach dem Ende des Werkes von Cassius Dio (229 n. Chr.) hat Zonaras mehrere Quellen verwendet, so aller Wahrscheinlichkeit nach Petros Patrikios, die Leoquelle, aber auch die Quelle der Synopsis Sathas und die Synopsisquelle. Bibliographie: Krumbacher 1897, 370–376; – PWRE X A (1972) col. 718–732; – Moravcsik 1958, 344–348; – Moravcsik 1988, 98–101; – Bleckmann 1992; – Brecht 1999, 53, 56–62; – Banchich 2009; – FPA 3, 72–74, 127–129; – FPA 5, 69–71.

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Erster Teil

Martyres Pannoniae – Die pannonischen Märtyrer Das nachfolgende Kapitel beschäftigt sich mit der größten Gruppe der frühchristlichen Quellen Pannoniens, mit den christlichen Märtyrern. Der Kirchenvater Victorinus und seine Werke werden separat behandelt, anschließend die pannonischen Angaben des Martyrologium Hieronymianum (sowie das syrischen Martyrologium) an einer Stelle publiziert. Es folgt die Veröffentlichung weiterer auf die einzelnen Märtyrer bezogener Quellen, in erster Linie der Passionen, in der Reihenfolge der Kalenderjahre (und vielleicht der Martyrien), und mit diesen in Verbindung stehender späterer, bedeutsamerer Quellen. Unter den späteren Martyrologien habe ich nur einige der Wichtigeren aufgearbeitet, da diese dem MH folgen und Abweichungen zumeist auf dem Mißverständnis des Letzteren beruhen. Die pannonische Märtyerer erwähnenden frühchristlichen Inschriften schließlich werden gesondert behandelt. Victorinus Hieronymus De viris illustribus LXXIV Edition: Hieronymus, De viris illustribus. Gennadius, Liber de viris inlustribus. Ed. E. C. Richardson. Texte und Untersuchungen 14.1. Leipzig 1896, 40, PL 23, 683–684.

Victorinus, Petabionensis episcopus, non aeque Latine ut Graece nouerat. Unde opera eius grandia sensibus uiliora uidentur compositione uerborum. Sunt autem haec: Commentarii in Genesim, In Exodum, In Leuiticum, In Esaiam, In Ezechiel, In Abacuc, In Ecclesiasten, In Canticum Canticorum, in Apocalypsim Ioannis, Aduersus omnes haereses, et multa alia. Ad extremum martyrio coronatus est. Victorinus, Bischof zu Poetovio, konnte nicht so gut Lateinisch wie Griechisch. Deshalb erscheinen die seine Gedanken beinhaltenden Werke wegen ihrer Formulierung minderwertiger. Diese sind folgende: Kommentare zur Genesis, zum Exodus, zu Leviticus, Jesaja, Hesekiel, Habakuk, zu dem Prediger, zum Hohelied, zur Offenbarung des Johannes, gegen alle Häresie, und noch viele andere. Zum Ende seines Lebens errang er die Krone des Martyriums. (Übers.: P. K., G. B.) Bibliographie: Hieronymus, De viris illustribus – Berühmte Männer: Mit umfassender Werkstudie herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Claudia Barthold. Mühlheim 2010.

Victorinus Commentarii in Apocalypsim XI 1 Edition: Victorini Episcopi Petavionses Opera. Ed. J. Haussleiter. CSEL 49. Wien – Leipzig 1916; – Dulaey 1997.

‘Mensura’ autem fidei est mandatum domini nostri, patrem confiteri omnipotentem, ut didicimus… Die Regel des Glaubens aber ist unseres Herrn Gebot, dass wir den allmächtigen Vater bekennen, wie wir gelernt haben, … (Übers.: P. K., G. B.) Cf. Ap. IV 26.

Martyorologium Florus 200 Edition: Édition pratique des martyrologes de Bede, de l’Anonyme Lyonnais et de Florus. Ed. J. Dubois – G. Renaud. Paris 1976.

IV Nonas Novembris Natalis sancti Victorinus Pitabionensis episcopi, qui persecutione Diokletiani martyrio coronatus est. 2. November Gedenktag des St. Victorinus, Bischofs von Poetovio, der zur Zeit der Christenverfolgung unter Diokletian den Märtyrertod erlitt. (Übers.: P. K., G. B.)

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Martyres Pannoniae – Die pannonischen Märtyrer

Martyrologium Adonis PL 124, 389 Edition: PL 124, 201–420; – Dubois – Renaud 1984.

IV Nonas Novembris Natalis sancti Victorinus Pitabionensis episcopi, qui persecutione Diokletiani martyrio coronatus est. 2. November Gedenktag des St. Victorinus, Bischofs von Poetovio, der zur Zeit der Christenverfolgung unter Diokletian den Märtyrertod erlitt. (Übers.: P. K., G. B.)

Martyrologium Usuardi PL 123, 645 Edition: PL 123, 9–850; – Dubois 1965.

IV Nonas Novembris Natalis sancti Victorinus Pitabionensis episcopi, post multa documenta, ut sanctus Hieronymus testatur, qui persecutione Diokletiani martyrio coronatus est. 2. November Gedenktag des St. Victorinus, Bischofs von Poetovio, der vielen Angaben zufolge, wie auch der hl. Hieronymus bezeugt, zur Zeit der Christenverfolgung unter Dioklatian den Märtyrertod erlitt. (Übers.: P. K., G. B.)

Bischof Victorinus von Poetovio ist nach Hieronymus und Cyprianus die dritte bedeutendste Gestalt der lateinischschreibenden Kirchenväter, der mit seinen Schriften auch auf den hl. Hieronymus von großem Einfluss war, und der den späteren Martyrologien zufolge zum Ende seines Lebens höchstwahrscheinlich der Christenverfolgung unter Diokletian zum Opfer fiel. Obwohl man die Stadt Poetovio nach der tetrarchiezeitlichen Grenzbereinigung, als Pannonia superior zweigeteilt wurde, Noricum angliederte (cf. Mócsy 1962, 584–585), ist der verifizierbare Zeitpunkt dessen in die 310 er Jahre zu setzen, das heißt die Person des Victorinus und sein Schaffen lassen sich noch an Pannonien binden. Seine Passion ist nicht überliefert, ebenso wenig kennen wir den genauen Zeitpunkt seines Todes. Das Meiste über ihn weiß man aus den Angaben von Hieronymus’ De viris illustribus. Der größere Teil seiner Werke ist verloren gegangen, lediglich sein De fabrica mundi und der Apokalypse-Kommentar blieben fast vollständig erhalten, von einigen anderen Kommentaren sind nur ganz kurze Fragmente bekannt. In seinen Kommentaren zu den Büchern der Heiligen Schrift griff er großenteils auf das Schaffen des Origenes zurück (cf. Hier. Ep. 61.2, 84.7; – Comm. ad Eccl. 4.13–16; – Contra Ruf. 3.14. 8), doch konnte die Verwendung 15 früherer Autoren bei ihm nachgewiesen werden. Exemplare der letzteren Werke (zumindest aber ein beträchtlicher Teil davon) sowie der Heiligen Schrift in griechischer und lateinischer Sprache mussten ihm also in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts in Poetovio zur Verfügung gestanden haben (Dulaey 1993, 69–88, 271–307), auch entgegen seiner mutmaßlichen Reise in den Osten (ins heilige Land). Die späteren Martyrologien hielten den 2. November für seinen Gedenktag (Mart. Usuardi PL 124, 645; – Mar. Adonis PL 123. 389). Nur relativ wenige Stellen in Victorinus’ Werken lassen sich auf seine eigene Gemeinde beziehen, diese hat R. Bratož zusammengestellt (cf. Bratož 2002). Die wichtigste Stelle darunter ist das oben stehende Zitat, wo er ein archaisch morgenländisches, vielleicht aus Antiochia stammendes, ursprünglich griechisch geschriebenes Symbol (eine Glaubensformel) zitiert, das offenbar auch in der pannonischen Gemeinde verbreitet war (cf. Dulaey 1993, 231–233, 270) und das sowohl er als auch seine Anhänger schon erlernt hatten, das heißt also im mittleren Drittel des 3. Jahrhunderts (als in Poetovio bereits eine christliche Gemeinde existiert hat [Nagy 1939, 37]). Zahlreiche Schriften des Victorinus dürften das unbehelligte Leben der Glaubensgemeinde widerspiegeln. Über sein Leben weiß man fast gar nichts, doch Hieronymus’ Bemerkung bezüglich seiner Sprachkenntnisse lässt zumindest seine griechische Herkunft vermuten. Auf Grund des lateinischen Namens könnte er allerdings auch aus Poetovio gebürtig sein. In der colonia 35

Erster Teil

hatten sich, wie der Prokurator von Pannonia superior und am Sitz des illyrischen publicum portorium, bedeutende Gruppen von Menschen griechischer/orientalischer Abstammung niedergelassen, was auch die griechischen Inschriften der Stadt belegen (CIGP 58–64, 218). Die Hypothese seiner nichtgriechischen Abstammung (Bratož, Fehér) jedoch muss wegen der übrigen auf Victorinus bezogenenen Bemerkungen des Hieronymus auf jeden Fall verworfen werden, da dieser ihm ja gerade den Mangel an eruditio, also an Bildung, vorwirft: Epistulae 58.10 Inclyto Victorinus martyrio coronatus, quod intelligit, eloqui non postest. 70.5 Victorino martyri in libris suis licet desit eruditio, tamen non deest eruditionis voluntas (cf. Comm. in Es. Prol.: imperitus sermone, Ap. contra Ruf. 1.2: simplicitas). Das Erlernen der griechischen Sprache konnte (wenn er sie wegen seiner Herkunft nicht schon von vorn herein beherrschte) nur Teil dieser eruditio gewesen sein. Es ist wohl kaum dem Zufall oder nur der Verwendung der griechischen Quelle zuzuschreiben, dass bei ihm, häufig neben schon existierenden lateinischen Termini, auch mehrere Dutzend griechische oder vergriechischte Versionen hebräischer Wörter vorkommen (der Zusammenstellung von Haussleiter zufolge 89, cf. Bratož 2002, 14 Anm. 17–18). Victorinus schwerfällige lateinische Ausdrucksweise jedenfalls ist eine wichtige und zu untersuchende Quell des pannonischen Lateinertums (cf. Fehér 2007). Bibliographie: AA SS Nov. I (1887) 432–443; – Victorini Episcopi Petavionses Opera. Ed. J. Haussleiter. CSEL 49. Wien – Leipzig 1916, VII–LXXIV; – Zeiller 1918, 65–67, 205–214; – Balogh 1932, 45–47; – F. F. Bruce, The earliest Latin commentary on the Apocalypse. The Evangelical Quarterly 10, 1938, 352–366; – Nagy 1939, 31–52; – PWRE VIII A (1958) 2081–2085; – Mócsy 1974, 323, 326; – Dulaey 1993; – Dulaey 1997; – Bratož 1999, 267–354; – Magyarság és ortodoxia, 21–23; – Bratož 2002; – Kovács 2003, 115–116; – I. Tóth, Poetovioi Victorinus és a Karácsony dátumának meghatározása. Katekhon 2/1, 2005, 69–74; – Heidl 2005, 33–54; – Fehér 2007, 11–21, 73–74; – J. J. Armstrong, Victorinus of Pettau as the author of the canon Muratori. Vigilia Christiana 62, 2008, 1–34.

Martyrologium Hieronymianum Edition: De Rossi-Duchesne 1894; – Delehaye – Quentin 1931.

VIII KALEND. IAN. et Sirmi Anastasiae quae de Roma sanctos secuta quia ad martyrium ducebantur haec gloriosam pertulit passione, (Laur.) sirmi et anastasiae. (Bern., Eptern., Wiss.) 25. Dezember … und in Sirmium der Anastasia von der Stadt Rom, die den das Martyrium erleidenden Heiligen folgte, da sie auch selbst den glorreichen Märtyrertod erlitt. (Übers.: P. K., G. B.)

Ausführlicher über Anastasia s. in ihrer Passion ! Bibliographie: BHL 400–401; – BHL S 400–401; – BHG 81–83; – BHG Auct. 81–82; – Delehaye – Quentin 1931, 27; – Delehaye 1936, 151–171, 220–249, 250–258; – Nagy 1939, 60; – Delehaye 1966, 394–402; – Jarak 1996, 284; – Bratož 1999, 378–388; – Bratož 2004, 222 n. 19.

VIII KALEND. MART. In Sirmi(o) in Pannoniis Synerotis. In Pannoniis natale Seneroti (Bern., Wiss.), Sinerotis (Eptern.), Sineri monachi et martyris (Excerpta). 23. Februar Im pannonischen Sirmium des Syneros. (Übers.: P. K., G. B.)

Ausführlicher über Syneros s. in seiner Passion ! Bibliographie: Nau 1915, 13; – Delehaye – Quentin 1931, 112; – Nagy 1939, 59 Anm. 49; – Bratož 2004, 223 n. 20 Anm. 105 Nagy 2012, 56–71.

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Martyres Pannoniae – Die pannonischen Märtyrer VII KALEND. APRIL. In Sirmia Montani presbiteri de Lingidonis (i. e. Singiduno) cum Sirmium fugisset comprehensus est et missus est in fluvium nono lapide inventum est corpus eius et Maximae uxoris eius (Bern.) ~ı n sirmi montani prb- et maximae uxoris eius et aliorum XL (Epter.). In Sirmio Montani prespiteri et maximae uxoris eius et aliorum XL (Cambr.). In syrmia munati prb-i et maxime¸ uxor~ eius (Wiss.). 26. März In Sirmium des Presbyters Montanus aus Singidunum, der nach Sirmium flüchtete. Dort hat man ihn gefasst, in den Fluss geworfen, und seinen Körper fand man neun Meilen von der Stadt, weiters seiner Ehefrau, der Maxima. (Übers.: P. K., G. B.)

Montanus, Presbyter in Singidunum, und seine Ehefrau Maxima flohen zu Beginn der Verfolgung nach Sirmium, wo sie dann den Märtyrertod erlitten, in Pannonien wahrscheinlich am frühesten. Der von ihnen handelnde Eintrag im MH – einer der längsten des ganzen Manuskripts (ähnlich dem des Florianus von Noricum) – stützt sich vermutlich auf ihre verloren gegangenen Akten. Das zu Mösien gehörende Singidunum kommt danach wegen seiner Nähe zu Sirmium desöfteren als pannonische Stadt in den frühchristlichen Quellen vor, später unterstand es wohl der Metropole Sirmium. In der Passion des Pollio sind die beiden nicht erwähnt, weitere auf ihre Person bezogene Angaben liegen nicht vor. 48 Die 40 anderen in Epternacensis und Cambrensis genannten Märtyrer dürften wohl kaum Pannonier gewesen sein, sondern gehen gewiss auf die 40 sebasteischen Märtyrer (9. März) zurück. Cf. Passio Poll. 1. Bibliographie: AA SS Mart. III (1865) 614–615; – Zeiller 1918, 105–106; – Delehaye – Quentin 1931, 163; – Nagy 1939, 57; – Milin 1996; – Jarak 1996, 270–271; – Bratož 2004, 214–216 n. 8–9.

VIII IDUS APRIL. Sirmi Herenei episcopi (Eptern.) Firmi Berenei epi. (Bern.), firmi Herenei episcopi (Wiss.). 6. April In Sirmium des Bischofs Irenaeus.

(P. K.)

Breviarium Syriacum LV Ἐν Σιρμίῳ τῇ πόλει Εἰρηναῖος ἐπίσκοπος. In der Stadt Sirmium Bischof Irenaeus.

Ausführlicher über Irenaeus s. in seiner Passion ! Bibliographie: Nau 1915, 14–15; – Delehaye – Quentin 1931, 176; – Bratož 2004, 216 n. 10 Anm. 51.

V IDUS APRIL. Sirmionis Fortunati Donati. Syrmium Fortunati, Donati (Bern.), firmionis fortunati (Eptern.), syrmi […] fortunati donati […] (Wiss.). 9. April In Sirmium des Fortunatus und des Donatus. (Übers.: P. K., G. B.)

Ausführlicher über ihre Person s. bei ihrer Passion ! Bibliographie: BHL 2309; – Zeiller 1918, 75–76; – Delehaye – Quentin 1931, 180–183; – Nagy 1939, 58–59; – Egger 1948, 49–50; – Jarak 1996, 273–274; – Bratož 1999, 68–83; – Bratož 2004, 216–217 n. 11. 48 Die Lesung von Milin einer Exorzisten-Grabinschrift von Sirmium (AÉp 1996, 1256) dürfte kaum zu-

treffen: Milin 1996.

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Erster Teil et alibi Demetri diaconi (Dimitri Wiss.) … und anderswo des Diakons Demetrius.

(Übers.: P. K., G. B.)

Breviarium Syriacum LV: ἐν Σιρμίῳ Δημήτριος (srma dmtrs in syriaco). In Sirmium Demetrius.

(P. K.)

Ausführlicher über Demetrius s. in seiner Passion ! Bibliographie: AA SS Oct. IV 50–209; – PG 116, 1081–1426; – BHL 2122–2127; – BHG 496–547z; – kül. 496– 498; – BHG Auct. 496–498; – Nau 1915, 15; – Zeiller 1918, 81–83; – Delehaye – Quentin 1931, 180– 181; – Balogh 1932, 40–45; – Nagy 1939, 58; – Janin 1964; – Vickers 1974; – Lemerle 1979; – Lemerle 1981; – Jarak 1996, 274–276; – Skedros 1999; – Magyarság és ortodoxia, 16–21; – Popović 2003, 201– 205, 279–289; – Bratož 2004, 217–218 n. 12; – Milošević 2004, 64–73; – Tóth 2007.

in Sirmia natalis VII virginum […] et VII virginum canonicarum. In Sirmia VII virginum, quorum nomina deus novit […] et VII virginum canonicarum, (Bern.), in sirmi V virginum […] et VII virginum canonicorum, (Eptern.), in Sirmia natalis quinque virginum, quarum nomina deus novit […] et VII virginum canonicarum, (Wiss.). In Sirmium der Geburtstag von sieben Jungfrauen (deren Namen Gott kennt) … und der sieben Nonnen. (Übers.: P. K., G. B.)

Der Begriff virgines canonicae war damals noch unbekannt. Aber dieser spätere Terminus und seine Verwendung schließen nicht aus, dass in Sirmium am gleichen Tag mit Demetrius nicht auch sieben asketisch lebende Pannonierinnen als Märtyrerinnen gestorben sein können, zumal beinahe jeder Codex des MH sie kennt. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass ihre Gestalten mit jenen der sieben Jungfrauen von Antiochia verwechselt wurden. Letztere erscheinen am 15. Mai erneut, und zwar zusammen mit Timotheus von Antiochia. Bibliographie: Zeiller 1918, 84; – Balogh 1932, 64; – Egger 1948, 47; – Nagy 1939, 59; – Jarak 1996, 276; – Bratož 2004, 218 n. 13.

V KAL. MAI. et in castello Aioviae in Capria Mauri et Capti diaconi Usandi Priani. et in castel aioviae capri mauri et capti diacfi usandi priani (Epter.), et castello. aiouie in capria. Maurii et capti diaconi. husandi Priani. (Bern.), et castello aluine¸ in capria mauri et capti diaconi husandi priani (Wiss.) 27. April Und in Castellum Iovia und in Capua (?) des Maurus, des Diakons Captus (oder Castus), des Usandus (verstümmelter Name), des Cyprianus. (Übers.: P. K., G. B.)

Die letztere Stelle des MH ist stark verzerrt, ihre Interpretation ungewiss. Auf Grund der gesicherten Lesung im Epternacensis und Bernensis allerdings ist Castellum Aiovia (Iovia) höchstwahrscheinlich mit dem heutigen Ludberg zu identifizieren, dem in Pannonia superior gelegenen Iovia (It. Burd. 561, 10 [hier: civitas Iovia] und It. Ant. 130,2). 49 Dahinter stand vielleicht Capua, was auch der letzte fragmentierte Personenname bekräftigen dürfte: (Cy)prianus. Das Original der verstümmelten Form Usandus gelang es bis jetzt nicht zu rekonstruieren. Der Satz hat vielleicht folgenden Sinn: In Castellum Iovia (und) in Capua (der folgenden Märtyrer) … Demzufolge wären die Gestalt des Maurus (und des Castus) an Pannonien zu binden. Der Name castellum bezieht sich vielleicht auf die auch archäologisch bekannten starken Stadtmauern der 49 Z. Gergl – B. Migotti, Civitas Iovia (Botivo). in: Autonomous towns. Pannonia II 131–143.

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Martyres Pannoniae – Die pannonischen Märtyrer

Stadt. Durch die früher unbeachtet gebliebene Textstelle wurde(n) somit neben Quirinus eventuell ein (oder mehrere) weitere(r) Märtyrer aus Pannonia superior bekannt. Bibliographie: De Rossi-Duchesne 1892, 50; – Delehaye – Quentin 1931, 212–213.

IV KALEND. MAI. In Pannonia Eusebi episcopi Pollionis Tiballi. Tuballi (Bern.) 28. April In Pannonien in Cibalae des Bischofs Eusebius und des Pollio.

(P. K.)

Ausführlicher über ihre Person s. in der Pollio-Passion ! Cf. Passio Poll. I. Bibliographie: BHL 6869; – BHL S 6869; – Zeiller 1918, 48–49, 73–74; – Delehaye – Quentin 1931, 215; – Nagy 1939, 31, 61; – Egger 1948, 47; – Jarak 1996, 276–278; – Gáspár 2002, 152; – Migotti 1997, 21–22; – Bratož 2004, 223–224 n. 22–23.

PRID. KALEND. MAI. Via Appia. Depositio Quirini martyris. 30. April Niederlegung (der Reliquien) des Bischofs Quirinus an der Via Appia.

(Übers.: P. K., G. B.)

Letztere Angabe bezieht sich auf den Zeitpunkt der Translation des Bischofs Quirinus in die St. Sebastian-Katakombe an der Via Appia. Ausführlicher über Quirinus s. in seiner Passion ! V IDUS MAI. In Sirmi Montani. In Sirmia Montaniani (Bern.), in sirmi montani (Eptern.), sirmio montaniani (Rich.), In syrmia Nat~ sc~i montani (Wiss.). 11. Mai In Sirmium des Montanus. (Übers.: P. K., G. B.)

S. oben ! Die erneute Erwähnung des Montanus ist vermutlich der Zeitpunkt einer späteren Deposition. Bibliographie: Nagy 1939, 57 Anm. 27.

IDUS MAI. In Sirmia Timothei et VII virginum. In Sirmia Timothei et alibi VII virginu (Bern.), Sirmio nt~ timothei et VII. virginum (Eptern.), In syrmio timothei et VII uirginu (Rich.). 15. Mai In Sirmium des Timotheus und der sieben Jungfrauen. (Übers.: P. K., G. B.)

Das Erscheinen des Timotheus auf einem in der inneren Festung von Ságvár zum Vorschein gelangten Kästchenbeschlag zusammen mit den Gestalten der Heiligen Petrus und Paulus bekräftigt die Authentizität der Angabe des MH. In Sirmium auch von einer frühchristlichen Inschrift bekannter griechischer Name: ILJ 3031. Die sieben Jungfrauen sind identisch mit den schon Erwähnten vom 9. April. Dennoch muss man wohl am ehesten Tibor Nagy zustimmen, wenn er schreibt, dass besagter Eintrag mit der Verbreitung der Verehrung der Märtyrer von Antiochia in Sirmium (bzw. ihrer Aufnahme in das Diptychon von Sirmium) zusammenhängen dürfte. Bibliographie: Nagy 1939, 60–61 Anm. 62; – Tóth 1995.

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Erster Teil IIII KALEND. IUN. In Cibalis Pollionis lectoris. In Ciballis Pullionis lectoris (Bern.), in ciballis pollionis lect~ (Eptern.), In ciballis Nat~ sc~i pullionis lect~ (Wiss.). 29.Mai In Cibalae des Lektors Pollio. (Übers.: P. K., G. B.)

Die erneute, um einen Monat spätere Erwähnung des Pollio ist wahrscheinlich ein Irrtum oder der Zeitpunkt einer späteren Deposition (in Ravenna ?). Ausführlicher über Pollio s. in seiner Passion ! PRID. NONAS IUN. In Sabaria civitate Pannoniae Quirini. In Sabaria ciuitate pannonie¸ Quirini … in Sabaria ciuitat~ Rustoli cum aliis duobus (Bern.), in saba civı~ pannoñ quirini … in sabar~ civı~ rutuli cum alı~s duobus (Epter.), In sabaria civit~ quirini (Wiss.), Et in saracia ciuitate pannoniarum cyrini epi (Rich.), Sabaria Pannoniae rusticuli et al. II (Exc.). 4. Juni In der Stadt Savaria in Pannonien des Quirinus. (Übers.: P. K., G. B.)

Ausführlicher über Quirinus s. in seiner Passion ! Bibliographie: BHL 7035–7039; – Zeiller 1918, 71–73, 87–88, 189–190; – Balogh 1935; – Balogh 1932, 69–74; – Nagy 1939, 65–68; – Nagy 1946 a; – Egger 1948, 51–52; – PWRE XXIV (1963) 1323–1324; – Roncaioli 1980–1981, 225–232; – Jarak 1996, 278–280; – Magyarság és ortodoxia, 54–61; – Gáspár 2001; – Gáspár 2002, 116–118; – Tóth 2002; – Tóth 2002 a; – Tóth 2004; – Bratož 2004, 212–213, n. 5.

Die im Bernensis- und Epternacensis-Text anzutreffende Fortsetzung lässt sich wie folgt rekonstruieren: In Sabaria ciuitate Rustoli (Rutuli) cum aliis duobus. In der Stadt Savaria des Rustolus zusammen mit zwei anderen.

(Übers.: P. K., G. B.)

Dennoch ist nicht mit drei weiteren Märtyrern aus Savaria zu rechnen, da man auch an letzterer Stelle Textverschlechterung vermuten muss, die Stelle ist ursprünglich eine Wiederholung der Angabe des Iulius von Durosturum (nach dem 27. Mai). Savaria dürfte nur wegen des am gleichen Tag hingerichteten Märtyrers Quirinus in Betracht gekommen sein. Bibliographie: Balogh 1932, 75–76; – Nagy 1939, 68; – Bratož 2004, 233 n. 36 Anm. 179.

IIII NONAS IUL. In Sirmia Sabbatiae. Sereni Sabbatiae (Epter.) 4. Juli In Sirmium der Sabbatia.

(P. K.)

Der aus Manuskriptversionen bekannte Ortsname Sereni ist eindeutig die verstümmelte Form von Sirmium. Die Gestalt der Sabbatia von Sirmium ist nur aus dem MH bekannt. Auf Grund des auch in Dalmatien vorkommenden (CIL III 9558, 9612, 10092, 13152, ILJ 742), verhältnismäßig häufigen frühchristlichen Namens lässt sich kaum auf die jüdische Herkunft der Märtyrerin schließen. In den späteren Martyrologien wird Sabbatia infolge des missverstandenen MHTexts mit dem Namen des Innocentius und der 30 unbekannten Märtyrer verbunden: Florus (Dubois-Renauld 1976, 119), Ado (PG 124, 297), Usuardus (PG 123, 225–226). 40

Martyres Pannoniae – Die pannonischen Märtyrer Bibliographie: Delehaye – Quentin 1931, 352; – Nagy 1939, 60 Anm. 58; – Egger 1948, 47; – Jarak 1996, 280–281; – Bratož 2004, 219 n. 14.

VIII IDUS IUL. In Sirmia sc~orū perenti. cecirie¸ (Bern.), in sirmio nt~ ostrati spiri eracli et eperenti ceriliae (Eptern.), In sirmio citracii. perenti (Rich.), In syrmia sc~orum perenti caeciriae (Wiss.). 8. Juli In Sirmium des (S)ostratus, des Spirus, des Eraclius und des Eperentius sowie der Caecilia. (Übers.: P. K., G. B.)

Die Verbindung von Sostratus, Sperus, Eraclius und Eperentius mit Sirmium beruht lediglich auf einem Irrtum des den Text Kopierenden. Die beiden letzteren sind gewiss Ortsnamen: Heraclea und Perinthus, während es sich bei Sostratus und Sperus um antiochische Märtyrer handelt. Bibliographie: Delehaye – Quentin 1931, 359; – Nagy 1939, 60 Anm. 59.

IDUS IUL. et in Sirmi Agrippini Secundini. et in Sirmia Agripini. Secundi (Bern.), in syrmia nat. sanctorum agrippini secundi (Wiss.). 15. Juli … und in Sirmium des Agrippinus und des Secundus.

(P. K.)

Breviarium Syriacum LVIII: ἐν Σιρμίῳ Σεκοῦνδος. 20. Juli In Sirmium Secundus.

(P. K.)

Das frühere syrische Martyrologium erwähnt Secundus am 20. Juli, währen das MH den Todestag von Agrippinus und Secundinus auf den 15. Juli setzt. Andere Angaben über ihre Person stehen nicht zur Verfügung, doch mit Sicherheit gehören sie zu den authentischen pannonischen Märtyrern. Bibliographie: Nau 1915, 18; – Delehaye – Quentin 1931, 376; – Nagy 1939, 59–60 Anm. 53; – Egger 1948, 48; – Jarak 1996, 281; – Bratož 2004, 219 n. 15.

V IDUS AUGUST. in sirmi nat~ rustici (Epter.). 9. August In Sirmium der Geburtstag des Rusticus.

(Übers.: P. K., G. B.)

Der an anderer Stelle als Firmus auftretende Rusticus wurde nur infolge eines Irrtums des den Text Kopierenden zum Märtyrer von Sirmium. Sowohl Firmus wie auch Rusticus sind aus Afrika stammende Märtyrer. Bibliographie: Nagy 1939, 60 Anm. 60.

IIII KALEND. SEPTEMBR. In Sirmia Basillae uirginis. 29. August In Sirmium der Jungfrau Basilla.

(Übers.: P. K., G. B.)

Martyrologium Syriacum LX: ἐν Σιρμίᾳ Βασιλίς. In Sirmium der Basilla.

(P. K.)

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Erster Teil

Die anderswo ansonsten unbekannte Basilla gehört auf Grund der beiden frühen Martyrologien gewiss zum Kreis der authentischen pannonischen Märtyrerinnen, ist aber nicht mit der in der Stadt Rom verehrten Basilla zu verwechseln. Im Martyrologium Romanum wandelte sie sich später zu einer Märtyrerin aus Smyrna. Bibliographie: Nau 1915, 20, Delehaye – Quentin 1931, 475, Nagy 1939, 60, Jarak 1996, 282, Bratož 2004, 221 n. 17.

VII. ID. NOV. … et alibi Simfori, Nicostrati, Gaudi, Victoris, Castori, Balsami. 7. November … und anderswo (der Geburtstag) des Simforus, des Nicostratus, des Gaudius, des Victor, des Castorius, des Balsamius. (Übers.: P. K., G. B.)

Die nur im Epternacensis-Text vorkommende Angabe beruht sicherlich auf einem Irrtum. VI ID. NOV. Romae in Caelio monte Simforiani, Claudii, Nicostrati et Castoris. Romae ad Celio monte Sinproniani, Claudii, Castoris, Nicostrati (Bern.). 8. November Auf dem Caelius-Hügel (der Geburtstag) des Simforianus, des Claudius, des Nicostratus und des Castor. (Übers.: P. K., G. B.)

Die Rekonstruktion des Ortes basiert auf einer Bernensis-Textvariation. Der Hinweis auf den Caelius-Hügel deutet auf die immer noch stehende Kirche titulus Sanctorum Quattuor Coronatorum, wo die Reliquien der Heiligen noch heute untergebracht sind. Hierher dürften sie aus den Katakomben der Via Labicana gelangt sein. In dem Fall haben wir es mit einer späteren Einfügung zu tun, oder die Reliquien der pannonischen Steinmetze wurden von vornherein hier deponiert und erst danach kam es zu ihrer Identifizierung mit den vier Märtyrern der Stadt Rom. In diesem Fall ist die Angabe des MH richtig (wie seit De Rossi sogar mehrere). Ausführlicher über ihre Person s. in ihrer Passion ! Bibliographie: Delehaye – Quentin 1931, 590.

V. ID. NOV. Romae Clementis Simproni. 9. November In Rom (der Geburtstag) des Clemens und des Simpro(nia)nus.

(Übers.: P. K., G. B.)

Die nur im Epternacensis stehende Angabe ist auf die Deposition zurückzuführen, erwähnt sind jedoch nur die beiden ersten Namen. ID. DEC. Ravenna Ursicini martyris. 13. Dezember In Ravenna des Märtyrers Ursicinus.

(Übers.: P. K., G. B.)

Ursicinus ist gewiss kein Märtyrer aus Ravenna und auch das Datum im Dezember steht wohl am ehesten für den Zeitpunkt seiner Translation. Ausführlicher über seine Person s. in seiner Passion !

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Passiones et aliae fontes

Passiones et aliae fontes Anastasia Passio sancti Chrysogoni et sanctae Anastasiae Edition: Delehaye 1936, 220–258.

19 Revertente autem imperatore Diokletiano apud Sirmium a Macedonia, oblata est ei Theodote cum tribus filiis suis, natione Bithinia, civis Nicaena, quae ideo fugerat de civitate sua, quia persecutio circa universos christianos illic vehementer agebatur. Comes autem Leucadius, qui eam tradiderat, petiit ab imperatore dicens: „Iubete mihi eam dari uxorem, quae si non consenserit sacrificare mecum, ego eam diversis poenis interficiam.“ Accepta itaque potestate, coepit eam suasionibus diabolicis et terroribus fatigare. Illa vero dixit ei: „Si propterea me petisti coniugem ut facultatulam meam universam invadas, ecce universa, quae possideo vade et occupa, et dum redieris accipe me uxorem.“ Quo eunte, unanimis cum Anastasia Theodote permanens, cotidie curam sanctorum sicuti ipsa Anastasia exercebat. Didicerat enim ab ea quasi mater de filiis esse sollicita, et cotidie sanctorum medebatur vulneribus, dubios confortabat, timidos corraborabat, sollicitos succerabat. Nec altera Anastasiae et Theodotae cura erat, neque aliud studium, nisi ut eorum curas agerent qui causa Christi nominis in diversis vinculis tenebantur. 20 Tunc cum diversam multitudinem Christianorum esse in ergastulis Diokletiano principi indicatum esset, iussit omnes una die interfici, quicumque autem sacrificari voluisset, honoribus et divitiis ampliari praecepit. Venientes autem hi qui missi fuerant, abstulerunt omnes sanctos et duxerunt, mittentes alios in reuma, alios gladio perimentes, alios interimentes diversis suppliciis interemerunt. Ignorans igitur beata Anastasia qui nocte evenisset, solito more perrexit, et diversas custodias circumgirans, dum neminem eorum inveniret, coepit vehementer flere. Quam cum flentem attenderent, quidam dicunt ei: „Quid ploras ?“ At illa respondit: „Servos dei confessores quaero qui in vinculis habebantur et nescio ubi ducerunt eos.“ Qui dixerunt ei: „Tu ergo Christiana es ?“ Quibus intrepida respondens ait: „Ego Christiana sum.“ Tunc unus ex eis comprehensam eam duxit ad forum, ubi praefectus Illirici sedens causam diversorum audiebat. Cui exsurgenti obtulit eam dicens: „Hanc inveni iuxta carcerem flentem. Quam interrogans quare fleret, dixit quod personas nescio quas quaereret christinas. ego autem cum hoc audissem, inquisivi si et ipsa christiana esset. Quae cum intrepida id se esse penitus non negaret, tenui eam et ad vestram amplitudinem fidenter adduxi.“ 19 Als Diokletian aus Macedonia nach Sirmium zurückkehrte, führte man die aus dem bithynischen Nicaea stammende Theodote mit ihren drei Kindern vor ihn, welche aus ihrer Stadt bis hierher geflohen war, da dort alle Christen stark verfolgt wurden. Comes Leucadius, der sie übergab, erbat von dem Herrscher das Folgende: Gib sie mir zur Frau, und wenn sie nicht mit mir opfern will, töte ich selber sie ! Nachdem man ihm das gestattete, begann er, sie mit teuflischen Überredungen und Drohungen zu quälen. Doch sie antwortete ihm: Wenn du mich deshalb heiraten wolltes, um dir mein ganzes Vermögen anzueignen, dann gehe, nimm all’ meine Habe in Besitz, und wenn du zurückkehrst, nimm mich zur Frau ! Dieser ging auch, Theodote aber blieb ähnlich wie Anastasia standhaft und umsorgte täglich die Heiligen, wie auch Anastasia. Von ihr lernte sie, und wie eine Mutter sich um ihre Kinder kümmern würde heilte sie die Wunden der Heiligen, bestärkte die Zweifelnden, ermutigte die Ängstlichen, half den Ruhelosen. Für Anastasia und Thedote gab es keine andere Sorge, sie beschäftigten sich ausschließlich mit jenen, welche um Christi Namen Willen in Ketten darbten. 20 Man erzählte Kaiser Diokletian, dass hier sehr viele Christen im Kerker sind. Darauf hin befahl er, alle an einem Tag hinzurichten, wer aber zu opfern bereit sei, mit Ehren und großen Belohnungen zu überhäufen. Sie gingen hin, denen er es befohlen hatte, und schafften alle Heiligen fort, einzelne wurden ertränkt, andere mit dem Schwert hingerichtet, wieder andere kamen durch ausgewählte Folterungen um. Die sl. Anastasia, nicht wissend, was in der Nacht geschah, machte sich wie gewohnt auf den Weg durch die Arreste, traf jedoch niemand von ihnen an. Darauf hin begann sie heftig zu schluchzen. Einzelne wurden auf die weinende Frau aufmerksam und fragten: Warum weinst du ? Sie antwortete: Ich suche Gottes bekennende Diener, die hier im Gefängnis waren, und weiß nicht, wo-

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Erster Teil hin man sie gebracht hat. Sie fragten sie: Bist du auch Christin ? Darauf antwortete sie ohne Furcht: Ich bin Christin. Da packte sie einer und schleppte sie auf das Forum, wo der Präfekt von Illyricum verschiedene Angelegenheit auf seinem Richterstuhl sitzend anhörte. Sie wurde folgendermaßen vor den eben Aufstehenden geführt: Man fand sie weinend vor dem Kerker. Als ich fragte, warum sie weine, antwortete sie, dass sie unbekannte Christen suche. Wie ich das hörte, fragte ich, ob sie auch Christin sei. Sie bekannte furchtlos ihre Sünde, ich ergriff sie und brachte sie getreu vor euer Hoheit Angesicht. (Übers.: P. K., G. B.) 26 Cui extitit quidam qui diceret Ulpianum, qui Capitolii summus pontifex et, et hanc uxorem velle et huic illam dari debere, cui si non consenserit, ipse et facultatibus eius fruatur et habeat potestas occidendi eam. Placuit dictum imperatori, et iuxta hoc consilium tradita est Ulpiano Anastasia. Quam ille ducens ad domum suam, coepit ei ornamenta ostendere et gladium, gemmas et fustes, eculeum et argenteum, lectos argenteos stratos plumis et carbones ardentes, syrmata strata et compedes, cellaria plena dapibus et cellam obscuram repletam testaceis acutis. 26 Es trat ein Mann vor ihn hin, der sagte sein Name sei Ulpianus und er sei der Oberpriester des Capitolium, des weiteren dass er sie zur Frau nehmen will, man müsse sie also ihm überlassen. Sollte sie ihm nicht gehorchen, wird er die Möglichkeit ergreifen und die Macht haben, sie zu töten. Das gefiel dem Herrscher und er übergab dem Wunsche entsprechend Anastasia an Ulpianus. Der brachte sie in sein Zuhause und hub dort an, ihr Geschmeide und Schwert, Gemmen und Knüppel, Folterbank und Silber, mit Federn gefüllte silberne Ottomanen und glühende Kohle, lange Gewänder und Fesseln, einen Keller voller Nahrungsmittel und eine dunkle Zelle voll scharfer Ziegel vor Augen zu führen. (Übers.: P. K., G. B.)

Die lateinischsprachige Passion der Anastasia ist Teil einer komplexen, aus mehreren Passionen bestehenden, durch mirakulöse Elemente bereicherten Erzählung, in der wir der Leidensgeschichte der ursprünglich aquileianischen Märtyrer Chrysogonus, Agape, Chionia und Irene, weiters der Theodote und ihrer Kinder sowie der Anastasia begegnen. Der Erzählung nach wurde Anastasia in der Stadt Rom geboren (wie es auch im MH steht), gelangte aber auch nach Sirmium (c. 20–25, hier begegnete ihr u. a. Thedote), wo zwar ihre Verfolgung begann, doch ihre Hinrichtung soll erst später ad insulas Palmarias erfolgt sein, das heißt, auch Anastasia gehört zum Kreis der „reisenden Märtyrer“. Die Passion ansich entstand nach der Mitte des 5. Jahrhunderts wahrscheinlich in Rom (das auch der damals tätige Arnobius iunior kannte, der sogar einen Absatz aus der Passion zitierte [Liber ad Gregoriam 5]). Neben dem nur im Laureshamensis anzutreffenden längeren Elogium dürften die übrigen Varianten auf den ursprünglichen MH-Text zurückgehen, der nur das Martyrium von Sirmium festhielt. Grund für die Vermischung kann (wie im Fall des Demetrius und der pannonischen Steinmetze) auch hier nur die frühe Translation ihrer Reliquien nach Rom gewesen sein. Daher hielt man die Märtyrerin alsbald für eine Tochter der Stadt Rom, die erst später mit Sirmium in Verbindung gebracht wurde. Beigetragen hat zu der Verschmelzung wohl auch, dass man ihren Kult an die am Fuße des Palatins befindliche Titulus Anastasiae-Kirche band, die den Namen ursprünglich vermutlich von ihrer Gründerin namens Anastasia erhielt, aber schon bald (ab dem 6. Jahrhundert) als titulus sanctae Anastasiae bekannt wurde. Wenig später gelangten ihre Reliquien nach Zadar, wo sie im Mittelalter die neben Chrysogonus am meisten verehrte Patronin der Stadt wurde (Konst. Porph. De admin. imp. 29,275– 276, cf. Vedriš 2005). Die sich auf die Abstammung Anastasias von einer Senatorenfamilie der Stadt Rom beziehungsweise ihren Prozess beziehenden, so auch die Ereignisse in Sirmium behandelnden (z. B. die Person des Capitolium-Priesters von Sirmium) Details entbehren jeglicher realen Grundlage. Ihre kürzere griechischsprachige Passion, die einer Bemerkung zufolge eine weitaus kürzere, auf Grund der in der titulus sanctae Anastasiae von Rom gefundenen lateinischen entstandene Version ist, wurde ebenfalls von H. Delehaye herausgegeben (Delehaye 1936,

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Passiones et aliae fontes

250–258). Von der Letzteren fand man auch die lateinische Übersetzung (Delehaye 1966, 394– 402). Bibliographie: BHL 400–401; – BHL S 400–401; – BHG 81–83; – BHG Auct. 81–82; – Delehaye – Quentin 1931, 27; – Zeiller 1918, 84–87; – Delehaye 1936, 151–171, 220–249, 250–258; – Delehaye 1966, 394– 402; – Nagy 1939, 60; – Jarak 1996, 284; – Bratož 1999, 378–388; – Bratož 2004, 222 n. 19; – Moretti 2006.

Theodorus Lector, Historia Ecclesiastica II 65. Edition: PG 86 (1865) pp. 165–228.

Ἐπὶ τῆς αὐτοῦ βασιλείας, καὶ ἐπὶ τοῦ Γενναδίου πατριάρχου ἠνέχθη ἀπὸ τοῦ Σερμίου τὸ λείψανον τῆς ἁγίας Ἀναστασίας, καὶ κατετέθη ἐν τῷ μαρτυρίῳ αὐτῆς τῷ ὂντι ἐν τοῖς Δομνίου ἐμβόλοις. Unter seiner Herrschaft (des Leo, 457–474), zur Zeit des Patriarchen Gennadios (458–471), überführte man die Reliquien der hl. Anastasia aus Sirmium und platzierte sie in ihrem Martyrium im Porticus des Domnios. (Übers.: P. K., G. B.)

Der in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts in Konstantinopel lebende Geschichtsschreiber verfasste zwei wichtigere Werke. Im ersten stellte er die die Kirchenereignisse des Zeitraums 313 bis 439 behandelnden Quellen zusammen (Historia tripartita), während er im zweiten Werk in vier Büchern die kirchengeschichtlichen Ereignisse seiner eigenen Zeit zwischen 439 und 527 niederschrieb (Historia Ecclesiastica). Letztere ist nur fragmentiert überliefert. Nach Angabe des Theodoros dürften die Reliquien der Märtyrerin um 460 von Sirmium nach Konstantinopel gelangt sein, was auch zur weiteren Verbreitung ihres Kults in Italien beigetragen hat (s. ihr Erscheinen auf den Mosaiken in der Kirche San Apollinare nuovo von Ravenna). Bibliographie: Moravcsik 1958, 519–520; – G. Ch. Hansen, Theodoros Anagnostes. Kirchengeschichte. Die griechischen christlichen Schriftsteller des ersten Jahrhunderts 3. Berlin 1995.

Syneros Passion A Edition: Ruinart 1859, 517–518

1. Apud Sirmiensium ciuitatem Syrenus peregrinus, Graecus ciuis, cum de locis peregrinis venisset, hortum colere cœpit, ut inde vitam suam transigeret, et cum aliam artem non nosset. Qui tempore persecutionis metuens corporales plagas, latitauit non multum temporis et paucis mensibus. Postea vero hortum suum coepit iterum liberor operari, et dum hoc ageret, quodam die quaedam mulier cum duabus puellis ingressa hortum eius, et cœpit deambulare. Cumque eam vidisset supramemoratus sene, ait illi: Quid hic quaeris, mulier ? At ill ait: Ambulara delector in horto isto. Ille autem dixit: Quae est talis matrona,quae praeterita hora hic deambulat ? Cum sit hora jam sexta. Intelligo te non causa deambulandi huc venisse, sed indisciplinationis et lasciviae, ideoque egredere, et habe disciplinam, ut decet honestae matronae habere. 2. At illa cum confusione egressa coepit intra se fremere, non dolore suae expulsionis, sed quod libidinis suae causa non adimplesset. Quae tamen scripsit ad virum suum, qui erat domesticus Maximiani Imperatoris, insinuans ei iniuriam, quam passa fuisset.Cumque legisset litteras vir eius, statim conqueritur ad Regem et ait: Nos cum lateri tuo adhaeremus, matronae nostrae in longinquo positae iniuriae patiuntur. At ille dedit ei potestatem ut vindicaret in eum per Rectorem prouinciae, ut sibi placeret. Haec igitur potestate accepta festinabat veniri, ut vindicaret iniuriam non matronae, sed inhonestae feminae. Cum verp pervenisset ad supramemoratam urbem, statim ingressus ad Praesidem, et verbum injuriae prosequitur, et scripta imperalia porrigit, et ait ei: Vindica iniuriam, quam me absente passa est mea matrona. At ubi audivit haec praeses, mirari coepit et dixit ei. Quis enim ausus est iniuriam arrogare matronae viri lateris Regi adhaerentis ? At ille dixit: Serenus quidamus plebejus hortuluis. Cumque de nomine audisset Praeses,

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Erster Teil jussit eum statim exhiberi, qui exhibitus stetit in conspectu Praesidis. Et ait illi Praeses: Quis vocaris ? Et ille responditi: Serenus. Praeses dixit: Cuius artis es ? At ille ait: Hortulanus sum. Praeses dixit: Quare iniuriam irrogasti matronae tanti viri? Ille respondit: Nulli matronae aliquando iniuriam feci. Praeses autem furibundus dixit: Argue illum, ut confiteatur, cui matronae iniuriam fecerit, cum in horto ipsius deambulare vellet. At ille sine omni trepdiatione respondit:Scio me retinere, ante hos dies quamdam matronam in horto meo hora indecenti ambulasse. Increpavi eam, et dixi, quod non recte versaretur mulier, quae tali hora de domo viri sui egressa fuisset. Hoc audiens vir suus impurissimae atque indisciplinatae actum, erubuit et obmutuit, nihilque amplius suggesit Praesidi, ut vindicaret propter quam venerat iniuriam, qui nimium confusus est. 3. Praeses vero cum responionem sancti viri audisset, intra se cogitare coepit de eius libera obiurgatione, et ait: Hic homo Christianus est, cui indecenti hora displicuit mulierem videre in horto suo et dixit ad illum: Quid genus tibi est ? At ille sine omni mora respondit. Christianus sum. Praeses dixit: Vsque nunc vbi latitasti, vel quomodo subterfugisti, ut diiis non sacrificares ? At ille respondit:, Quomodo placuit Deo, ut huc vsque me reservaret in corpore. Eram autem sicut lapis projectus ab aedificatione, nunc autem requiret me Dominus in aedificium suum. Modo autem quia palam me voluit esse, paratus sum pro nomine eius pati, ut partem habeam in regno ipsius. Praeses autem haec audiens, vehementer iratus, dixit: Quia huc usque subterfugist et imperialia praecepta latendo contemuisti, et quia diis sacrificare noluisti, jubemus te capite plecti. Et statim raptus ac ductus ad locum, a diaboli ministris decollatus est octavo Kalendas Martii regnante Domino Nostro Jesu Christo, cui est honor et gloria in saecula saeculoru. Amen. 1 Syneros war griechischer Bürger und Mönch, der aus der Fremde kam und in der Stadt Sirmium begann, einen Garten zu kultivieren, um daraus seinen Unterhalt zu bestreiten, weil er sich auf kein anderes Handwerk verstand. Zur Zeit der Verfolgung hielt er sich aus Furcht vor den körperlichen Leiden verborgen, nicht für lange, nur für einige Monate. Und als er danach freier erneut seinen Garten bestellte, kam eines Tages eine Frau mit zwei Dienerinnen in seinen Garten und begann zu wandeln. Als der besagte Alte sie sah, sprach er zu ihr: Was suchst du hier, Weib ? Diese aber antwortete: Ich habe Lust spazieren zu gehen in diesem Garten. Darauf sagte er: Was kann das für eine Frau sein, die abends spazieren geht, wenn es spät ist ? Ist es doch schon sechs Uhr (d. h. Mitternacht). Ich sehe, du kamst nicht zum Spazierengehen hierher, sondern mit unschicklicher, nicht ehrenhafter Absicht. Deshalb entferne dich von hier und betrage dich sittsam, wie es einer ehrbaren Frau geziemt. 2 Beschämt verließ die Frau den Garten des Gottesmannes, sann aber auf Rache, nicht weil sie darüber verärgert war, dass man sie hinaus gewiesen, sondern dass sie das Ziel ihrer Sehnsüchte nicht erreicht hatte. Umgehend schrieb sie ihrem Ehemann, der ein Höfling des Kaisers Maximianus (d. h. des Galerius) war, ihn über die ihr angetane Schmach informierend. Als ihr Ehemann den Brief las, sprach er sofort Worte der Beschwerde zu Kaiser Maximianus. Wir sind auf deiner Seite, und unsere zurückgebliebenen Ehefrauen erleiden Unrecht. Der (Kaiser) verlieh ihm Machtbefugnis, auf dem Weg über den Statthalter der Provinz sich Genugtuung zu verschaffen. Letztere erhaltend eilte er hin, um die nicht der ehrbaren Dame, sondern der unehrenhaften Frau widerfahrene Schmach zu ahnden. Sobald er in der besagten Stadt ankam, ging er zum Statthalter, erzählte diesem von dem ihm zugefügten Unrecht, übergab ihm das kasierliche Edikt und sprach zu ihm: Räche die Schmach, die meiner Ehefrau während meiner Abwesenheit widerfuhr. Doch als der Praeses das vernahm, begann er sich zu wundern und sagte: Wer aber hat es gewagt, der Ehefrau eines solchen Mannes, welcher in kaiserlichem Dienst steht, Schmach zuzufügen ? Dieser antwortete: Ein gewisser Syneros, eine elendige Frage. Und als der Praeses den Namen hörte, ordnete er an, ihn (den Namensinhaber) auf der Stelle vorzuführen. Man führte ihn vor und dort stand er nun vor dem Praeses. Der Praeses fragte ihn: Wie heißt du ? Und er antwortete: Syneros. Weiter fragte der Praeses: Was ist deine Beschäftigung ? Er entgegnete: Ich bin Gärtner. Darauf hin fragte der Praeses: Warum hast du die Ehefrau eines so vornehmen Mannes beleidigt ? Die Antwort lautete: Nie habe ich jemandes Ehefrau beleidigt. Der Praeses, in Zorn geraten, rief nun aus: Bringe deine Klage vor, um zu gestehen, welcher Dame du Schmach zufügtest, als sie in deinem Garten spa-

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Passiones et aliae fontes zieren gehen wollte. Er aber antwortete furchtlos: Ich kann mich erinnern, dass vor einigen Tagen eine Dame zu unschicklicher Zeit in meinem Garten spazieren ging. Ich tadelte sie und sagte ihr, dass eine Frau auf keinem rechten Pfade wandele, die zu solcher Stunde nicht im Hause ihres Ehemanns wäre. Als der Ehemann das hörte, schämte er sich, schwieg still und forderte danach den Praeses mit keinem Wort mehr auf, die Schmach, wegen der er gekommen, zu rächen, weil er sehr verwirrt war. 3 Da aber der Praeses die Antwort des heiligen Mannes vernahm, begann er im Stillen über dessen mutigen Tadel nachzusinnen und sagte sich: Dieser Mensch ist ein Christ, wenn es ihm nicht gefallen hat, dass er in seinem Garten eine Frau zu unschicklicher Zeit sieht. Also sprach er zu ihm: Welchen Glaubens bist du ? Dieser aber bekannte ohne zu überlegen: Ich bin Christ. Darauf hin fragte der Praeses: Und wo hast du dich bis jetzt versteckt oder wie konntest du es umgehen, den Göttern zu opfern ? Er erwiderte: Wie es Gott gefallen hat, dass er mich bis jetzt am Leben erhielt. Nun aber, da er es so verfügt, dass ich öffentlich auftrete, bin ich bereit, um seines Namens Willen zu leiden, damit ich dereinst teilhabe an seinem Reich. Als der Praeses das hörte, wurde er zornig und sprach: Da du bisher mit deinem Untertauchen die kaiserlichen Befehle mißachtet hast und weil du den Göttern nicht opfern wolltest, wird angeordnet, dass man dir den Kopf abschlage. Darauf hin packten sie ihn sogleich und schleppten ihn zum Richtplatz, wo die Diener Satans ihn enthaupteten am 23. Februar, zur Zeit der Herrschaft unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre sei und Ruhm in Ewigkeit. Amen. (Übers.: A. B. – P. K., G. B.)

Passion B Edition: AA SS Febr. III (1658) 365–366.

1. Apud Sirmiensium ciuitatem Syrenus peregrinus monachus, Graecus ciuis, cum de locis peregrinis venisset, hortum colere cœpit, ut inde vitam transigeret, eo quod aliam artem non nosset. Qui tempore persecutionis metuens corporales plagas, latitauit: et dum excoleret hortum suum, quadam die quaedam mulier ingressa hortum eius, cœpit deambulare hora incompetenti. Cumque eam vir sanctus caussa lasciuitatis discurrere cognouisset, increpauit eam, monens ut egrederetur, et ut honesta matrona, disciplinate se haberet. At illa cum confusione egressa de horto viri Dei, cœpit fremere, dolens non quod inde pulsa esset, sed quod libidinis suae caussam non adimplesset. Et statim scripsit ad virum suum, qui erat Domesticus Maximiani Imperatoris, insinuans ei iniuriam, quam passa fuisset. 2. Cumque accepisset litteras vir eius et legisset, statim conquestus, ait Imperatori Maximiano: Nos cum lateri tuo adhaeremus, matrone¸ nostrae in longinquo positae iniuriam patiuntur. At ille dedit ei potestatem ut vindicaret in eum per Rectorem prouinciae. Ille ergo profectus ad Iudicem, ei Imperialia dicta porrexit, conquerens de Syreno. At Praeses ei sibi exhibito dixit: Quare intulisti iniuriam matronae tanti viri? At ille constanter respondit: Nulli matronae aliquam iniuriam feci: sed recordor, quod ante hos dies quaedam mulier in horto meo hora indecenti deambulabat, quam increpaui, et dixi, quod non recte versaretur mulier, quae illa hora egressa de domo viri sui esset. Quod cum audisset vir eius, erubuit et obmutuit, nihilque amplius loqui Praesidi ausus est. 3. Praeses vero intra semetipsum cogitare cœpit de sancti viri libera obiurgatione, et ait: Hic homo Christianus est, cui displicuit mulierem in hortum suum impudice se gerentem videre. Dixitque illi: Cuius professionis es ? At ille sine aliqua mora respondit. Christianus sum. Cui Praeses: Vsque nunc vbi latitasti, vel quomodo subterfugisti, ut dijs non sacrificares ? At ille, Quomodo, inquit, placuit Deo, vsque nunc me reseruauit in corpore: modo autem quia palam voluit me esse, paratus sum pro nomine eius pati, ut habeam partem in regno ipsius. Praeses autem haec audiens, vehementer iratus, dixit: Quia hucusque Imperialia praecepta latendo contempsisti, et dijs sacrificare noluisti, iubemus te capite plecti, qui statim raptus ac ductus ad locum passionis, decollatus est.

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Erster Teil 1 Syneros war ein griechischer Bürger und Asket, der aus der Fremde kam und in der Stadt Sirmium anfing, einen Garten zu kultivieren, um daraus seinen Unterhalt zu bestreiten, weil er sich auf kein anderes Handwerk verstand. Zur Zeit der Verfolgung verbarg er sich ein halbes Jahr aus Furch vor körperlichen Leiden. Und als er (wieder) seinen Garten bestellte, kam eines Tages eine Frau in seinen Garten und begann herum zu wandeln. Als der erwähnte Alte sie erblickte, sprach er zu ihr: Was suchst du hier, Weib ? Diese antwortete: Ich habe Lust spaziern zu gehen in diesem Garten. Darauf sagte er: Was kann das für eine Frau sein, die abends spazieren geht, wenn es spät ist ? Ist es doch schon sechs Uhr (d. h. Mitternacht). Ich sehe, du kamst nicht zum Spazierengehen hierher, sondern mit unschicklicher, nicht ehrenhafter Absicht. Deshalb entferne dich von hier und betrage dich sittsam, wie es einer ehrbaren Frau geziemt. Beschämt entfernte sich die Frau aus dem Garten des Gottesmannes, begann aber auf Rache zu sinnen, weil sie verärgert darüber war, nicht dass man sie hinaus gewiesen, sondern dass sie das Ziel ihrer Sehnsüchte nicht erreicht hatte. Sogleich schrieb sie ihrem Ehemann, der ein Höfling des Kaisers Maximianus (d. h. des Galerius) war, ihn über die ihr angetane Schmach informierend. 2 Als ihr Ehemann den Brief las, erhob er sofort Beschwerde und sprach zu Kaiser Maximianus. Wir weilen in deinem Gefolge und unsere ferngebliebenen Ehefrauen erleiden Unrecht. Der (Kaiser) verlieh ihm Machtbefugnis, auf dem Weg über den Statthalter der Provinz Genugtung zu erlangen. Er ging zu ihm (dem Praeses), zeigte ihm das kaiserliche Edikt und erhob Beschwerde gegen Syneros. Als man ihn (den Syneros) vorführte, fragte ihn der Praeses: Warum hast du der Ehefrau des vornehmen Mannes Schmach zugefügt ? Die Antwort darauf war: Niemals fügte ich jemandes Ehefrau Schmach zu, sondern ich erinnere, dass vor einigen Tagen eine Dame zu unschicklicher Zeit in meinem Garten spazieren ging. Ich tadelte sie und sagte ihr, dass eine Frau auf keinem rechten Pfade wandele, die zu solcher Stunde nicht im Hause ihres Ehemanns sei. Als der Ehemann das hörte, schämte er sich, schwieg still und forderte danach den Praeses mit keinem Wort mehr auf, die Schmach, wegen der er gekommen, zu rächen, weil er sehr verwirrt war. 3 Da aber der Praeses die Antwort des heiligen Mannes vernahm, begann er im Stillen über dessen mutigen Tadel nachzusinnen und sagte sich: Dieser Mensch ist ein Christ, wenn es ihm nicht gefallen hat, dass er in seinem Garten eine Frau zu unschicklicher Zeit sieht. Also sprach er also zu ihm: Welchen Glaubens bist du ? Er aber bekannte ohne nachzudenken: Ich bin Christ. Darauf hin fragte der Praeses: Und wo hast du dich bis jetzt versteckt oder wie konntest du es umgehen, den Göttern zu opfern ? Er erwiderte: Wie es Gott gefallen hat, dass er mich bis jetzt am Leben erhielt. Nun aber, da er es so verfügt, dass ich öffentlich auftrete, bin ich bereit, um seines Namens Willen zu leiden, damit ich dereinst teilhabe an seinem Reich. Als der Praeses das hörte, wurde er wütend und er sprach: Da du bisher mit deinem Untertauchen die kaiserlichen Befehle mißachtet hast und weil du den Göttern nicht opfern wolltest, wird verfügt, dass man dir den Kopf abschlage. Darauf hin packten sie ihn sogleich und brachten ihn zum Richtplatz, wo sie ihn enthaupteten. (Übers.: A. B., G. B.)

Der Name des Märtyrers ist auch in den Formen Serenus, Senerus, Syrenus oder Sinerius überliefert, doch auf Grund der in den Inschriften vorkommenden Namen (Synerotem, Syneroti(s)), die man in dem nach ihm benannten frühchristlichen Friedhof von Sirmium fand, ist die Form Synerotas (Synerotes) (cf. Delehaye – Quentin 1931, 111–112) oder eher noch Syneros (Sunšrwj) als authentisch zu betrachten, da dies ein weitaus häufigerer griechischer Name war (Pape 1913, 1459, Solin 2003, 152–153). Auch die verstümmelte Form Arótôs (sc. Ἔρωτος) im Martyrologium Syriacum bekräftigt das Letztere (Nau 1915, 13). In Byzanz ist die Gestalt des Märtyrers praktisch unbekannt. Von der ursprünglich in lateinischer Sprache verfassten Passion hat sich eine kürzere und eine längere Version verbreitet, worunter die längere die frühere Ausga48

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be zu sein scheint (Ende 4. – Anfang 5. Jahrhundert). Die kürzere Fassung kann wegen der Anwendung des Wortes monachus (dem griechischen ἀσκητής entspechend) nicht früher entstanden sein, und ihre Verwendung belegt auch nicht zugleich die Existenz einer früheren griechischen Ausgabe (A. Balogh). Die längere Passion mag auf eine veloren gegangene Akte zurückgehen, die der Autor der Passion in sein eigenes Werk übertragen und mit einem erzählenden Teil ergänzt hat. Das Wort monachus bezeichnet in dem Fall einfach einen allein lebenden Mann, Syneros war also einer der laici. Mit Sicherheit um eine spätere Einfügung handelt es sich bei der auch von T. Nagy beobachteten Übernahme eines Ausdrucks aus der alttestamentarischen Susanna-Geschichte (Dániel XIII 15). Cf. CIL III 10232, 10233, 143402. Die Formulierung civis Graecus bezüglich der Herkunft des Syneros zeigt sehr gut die engen griechischen/östlichen Beziehungen des pannonischen (Sirmiumer) Christentums (Kovács 2003; – Kovács – Prohászka 2008). In Anbetracht seines Todeszeitpunkts sowie der Angaben der Passion (sein Untertauchen) gehörte der Märtyrer offensichtlich nicht zu den Opfern der ersten Verfolgung. Doch allein deswegen sein Martyrium um Jahre später (bis 308 sogar) anzusetzen, ist unbegründet. Syneros dürfte einige Monate später, das heißt im Februar des folgenden Jahres (am ehesten 305), gestorben sein, wie darauf auch der Text der Passion hindeutet: latitauit non multum temporis: et paucis mensibus. Seine asketische Lebensweise zeigt zudem, das die aus dem MH bekannten sieben canones virginicae in der Stadt ebenfalls eine ähnliches Leben geführt haben dürften. Die Passion gehört nicht zum Kreis der gewohnten, da sie etliche der anderswo üblichen Gemeinplätze weglässt: beispielsweise die Berichte der Zeugen, Wunder oder Hinweise auf den Ort sowie die Art und Weise der Bestattung. Die Übersetzung der längeren, von Ruinart herausgegebenen Passion nach Albin Balogh ist unvollständig, so dass ich die fehlenden Teile ergänzt habe. Die 62 (72) in den westlichen späteren Martyrologien an seinen Namen gebundenen namenlosen Märtyrer, weiters Antigonus, Rutulus und Libus beruhen auf einer irrtümlichen Lesung des MH: Anon. Lyon. und Florus (Dubois – Renaud 1976, 38), Ado, Usuardus, Martyrologium Romanum, 23 Febr. (Delehaye 1940, 73) und Rabanus Maurus (McCulloh 1979, 24). Bibliographie: BHL 7595. 7596; – BHL S 7595; – De Rossi 1884–1885; – Hytrek 1894; – Ljubić 1894; – Zeiller 1918, 87–88; – Balogh 1932, 53–57; – Nagy 1939, 59; – Sauget 1968; – Duval 1979, 82–83; – Jarak 1996, 268–270; – Magyarság és ortodoxia, 37–40; – Milošević 2004, 49–55; – Bratož 2004, 223 n. 20.

Irenaeus Passio Irenaei Edition: AA SS Mart. III (1668) 556–557; – Ruinart 1859, 432–434; – Gebhardt 1902, 162–165; – Dolbeau 1999, 211–213.

1.1. Cum esset persecutio sub Diokletiano et Maximiano imperatoribus, quando diuersis agonibus concertantes Christiani, a tyrannis inlata supplicia deuota deo mente suscipientes, praemiis se perpetuis participes efficiebant. 2. quod et factum est circa famulum dei Irenaeum episcopum urbis Sirmiensium, cuius iam nunc uobis certamen pandam uictoriamque ostendam, qui pro modestia sua ingenia et timore diuino, cui operibus rectis inseruiebat, dignus nominis sui inuentus est. 2.1. Comprehensus itaque oblatus est Probo praesidi Pannoniae. Probus praeses dixit ad eum: Obtemperans praeceptis diuinis sacriflca diis. Ireönaeus episcopus respondit: Qui diis et non Deo sacrificat eradicabitur. 2. Probus praeses dixit: Clementissimi principes iusserunt aut sacrificare, aut tormentis succumbere debere. Irenaeus respondit: Mihi praeceptum est tormenta magis suscipere quam eum denegans daemoniis sacrificare. 3. Probus praeses dixit: Aut sacrifica, aut faciam te torqueri. Irenaeus respondit: Gaudeo si feceris, ut domini mei passionibus particeps inueniar. 4. Probus praeses iussit eum uexari. cumque acerbissime uexaretur, dixit ed eum praeses: Quid dicis, Irenaee ? sacrifica. Irenaeus respondit: Sacrifico per bonam confessionem Deo meo, cui semper sacrificaui. 3.1. Aduenientes uero parentes eius, uidentes cum torqueri precabantur eum, hinc pueri pedes eius amplectentes dicebant: Miserere tui et nostri, pater, inde uxores lugentes uultum et aetatem eius precabantur.

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Erster Teil 2. parentum uero omnium luctus et fletus erat super eum, domesticorum gemitus, uicinorum ululatus et lamentatio amicorum, qui omnes clamantes ad eum dicebant: Tenerae adolescentiae tuae miserere 3. sed, ut dictum est, meliore cupiditate detentus, sententiam domini ante oculos habens, quae dixit: Si quis me negauerit coram hominibus, et ego negabo eum coram patre meo qui in caelis est: omnes ergo despiciens nuUi eorumis respondit. festinabat enim ad supernae spem'uocationis peruenire. 4. Probus praeses dixit: Quid dicis ? flectere horum lacrymis ab insania tua et consulens adolescentiae tuae sacrifica. Irenaeus respondit: Consulo mihi in perpetuum, si non sacrificauero. 5. Probus iussit eum recipi in custodiam carceris. plurimis uero diebus ibidem clausus diuersis poenis affectus. 4.1. Quodam autem tempore media nocte, residente pro tribunali praeside Probo, introductus est iterum beatissimus martyr Irenaeus. 2. Probus dixit ad eum: lam sacrifica, Irenaee, lucrans poenas. Irenaeus respondit: Pac quod iussum est, hoc a me non exspectes. Probus indignatus eum fustibus caedi praecepit. Irenaeus respondit: Deum habeo, quem a prima aetate colere didici: ipsum adoro, qui me confortat in omnibus, cui etiam et sacrifico, Deos uero manu factos adorare non possum. 3. Probus dixit: Lucrare mortem, iam tibi sufficiant quae tolerasti tormenta. Irenaeus respondit: Lucror continuo mortem quando per eas quas mihi putas inferro poenas, quas ego non sentio, propter deum accipio uitam aeteniam. 4. Probus dixit: Uxorem habes ? Irenaeus respondit: Non habeo. Probus dixit: Filios habes ? Irenaeus respondit: Non habeo. 5. Probus dixit: Parentes habes ? Irenaeus respondit: Non habeo. 6. Probus dixit: Et qui fuerunt illi qui praeterita flebant sessione ? Irenaeus respondit: Praeceptum est domini mei lesu Christi dicentis: Qui diligit patrem aut matrem aut uxorem aut filios aut fratres aut parentes super me, non est me dignus. 7. itaque ad deum in caelis aspiciens et ad eius promissiones intendens, omnia despiciens nullum parentem absque eo se nosse atque habere fatebatur. 8. Probus dixit: Vel propter illos sacrifica. Irenaeus respondit: Filii mei deum habent quem et ego, qui potest illos saluare. tu autem fac quod tibi praeceptum est. 9. Probus dixit: Consule tibi, iuuenis, immola, ut non te cruciatibus impendam. Irenaeus respondit: Fac quod uis. iam nunc uidebis quantam mihi dominus lesus Christus dabit tolerantiam aduersus tuas insidias. 10. Probus dixit, Dabo in te sententiam. Irenaeus respondit: gratulor si feceris. 11. Probus data sententia dixit: Irenaeum inobedientem praeceptis regalibus in fluuium praecipitari iubeo. 12. Irenaeus respondit: Multifarias minas tuas et tormenta plurima exspectabam, ut etiam post haec me ferro subiiceres. tu autem nihil horum intulisti. unde hoc facias oro, ut cognoscas quemadmodum Christiani propter fidem, quae est in Deo, mortem contemnere consueuerunt. 5.1. Iratus itaque Probus super fiduciam beatissimi uiri, iussit eum etiam gladio percuti. 2. sanctus uero Dei martyr, tamquam secundam palmam accipiens, Deo gratias agebat dicens: Tibi gratias ago, domine lesu Christe, qui mihi per uarias poenas et tormenta donas tolerantiam et aeternae gloriae me participem efflcere to dignatus es. 3. et cum uenisset ad pontem qui uocatur Basentis, expolians se uestimenta sua et extendens manus in caelum orauit dicens: 4. Domine lesu Christe, qui pro mundi salute pati dignatus es, pateant caeli tui, ut suscipiant angeii spiritum serui istui Irenaei, qui propter nomen tuum et plebem tuam productam de ecclesia tua catholica Sirmiehsium haec patior. 5. te peto, tuamque deprecor misericordiam, ut et me suscipere et hos in fide tua confirmare digneris. 6. sic itaque percussus gladio a ministris proiectus est in fluuium Saui. 6. Martyrizatus est famulus dei sanctus Irenaeus episcopus ciuitatis Sirmiensium die VIII. Idus Aprilis sub Diokletiano imperatore, agente Probo praeside, regnante Domino nostro lesu Christo, cui est gloria in saecula saeculorum, Amen. 1 Als man zur Zeit der Kaiser Diokletian und Maximian die Christen verfolgte und sie mit diversen Martern peinigte, nahmen sie, in verschiedenen Kämpfen streitend, die ihnen von den Tyrannen auferlegten Leiden mit gottesfürchtiger Seele hin und überantworteten sich den ewigen Preisen. Zu dieser Zeit lebte in der Stadt Sirmium ein Bischof namens Irenaeus, der, um Christi Liebe Willen viele Verfolgungen erleidend, mit würdigem Bekenntnis die Siegespalme errang. 2 Als die Soldaten ihn ergriffen, schafften sie ihn vor Probus, der damals Praeses von Pannonien war. Dieser sprach zu ihm: Gehorche den göttlichen Befehlen und opfere den Göttern. Bischof Irenaeus erwiderte darauf: Wer den Göttern und nicht Gott opfert, wird ausgestoßen. Praeses Probus sagte: Die allergnädigsten Kaiser haben angeordnet, dass man entweder den Göttern

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Passiones et aliae fontes opfern oder die Folter erleiden soll. Irenaeus antwortete darauf: Ich habe Befehl, mich lieber den Martern zu unterwerfen, als dass ich, meinen Gott verleugnend, den Teufeln opfere. Praeses Probus wiederholte: Entweder du opferst oder ich lasse dich foltern ! Irenaeus antwortete: Ich bin froh, wenn du es tust, damit man mich teilhaftig findet an den Leiden meines Herrn. Darauf hin ließ Praeses Probus ihn auf die Folterbank schleppen. Als man ihn grausam folterte, sprach der Praeses zu ihm: Was sagst du dazu, Irenaeus ? Opfere den Göttern ! Irenaeus aber antwortete: Ich opfere mit meinem guten Glaubensbekenntnis meinem Gott, dem ich immer geopfert habe. 3 Und als seine Verwandten kamen und sahen, wie sehr man ihn foltert, flehten sie ihn an, dass er sein Leben schone und den Befehlen der Kaiser gehorche. Hier sein Vater, dort seine Ehefrau und seine Kinder warfen sich weinend dazwischen und bettelten immer wieder: Erbarme dich, Vater, deiner und unser. Anschließend baten die Frauen weinend, sein junges Alter zu berücksichtigen und dem Befehl des Kaisers zu gehorchen. Seine Verwandten alle weinten über ihm und stöhnten, seine Nachbarn jammerten, seine Freunde klagten und alle miteinander flehten mit lauter Stimme: Erbarme dich deiner frühen Jugend ! Er aber, sich nach höherem Gut sehnend, behielt das Wort Gottes vor Augen und sprach: dies sind die Worte meines Herrn, Jesus Christus: So jemand mich verleugnet vor den Menschen, verleugne auch ich ihn vor meinem Vater, der da ist im Himmel. Deshalb also wisset, meine teuren Freunde, dass mich weder eure Freundlichkeiten, noch die Drohungen der Kaiser in keiner Weise von Seinem Befehl abbringen können, sondern mit allem Eifer will ich mich in der Hoffnung des himmlischen Amtes eilen. 4 Danach ließ Praeses Probus den hl. Irenaeus erneut herbeirufen und sprach zu ihm: Du sagst gar nichts ? Lass’ dich von deren Tränen anrühren, gib auf deine Torheit und opfere den Göttern, um dein junges Leben zu retten. Irenaeus antwortete nur soviel: Das ewige Leben errette ich mir, wenn ich nicht den Göttern opfere. Darauf ließ Probus ihn in den Kerker werfen, damit er während dessen über die Sache nachdenke. Dort war er mehrere Tage eingesperrt und sie erlegten ihm verschiedene Strafen auf. Nach einer gewissen Zeit führte man nachts den hl. Märtyrer erneut vor. Praeses Probus saß auf dem Richterpodest und sprach zu ihm: Möge es der Strafe genug sein, die dir lange Zeit auferlegt war ! Tritt hierher und opfere den Göttern ! Der hl. Irenaeus erwiderte: Wenn du beschlossen hast, dass du etwas gegen mich unternimmst, tue es rasch, ohne Aufschub, denn wisse, dass ich im Bekennen des Namens Christi, in dem ich bisher gewesen bin, auch danach verharre, solange ich lebe. Probus, entrüstet ob der Antwort, ließ ihn sehr lange auspeitschen. Er aber sprach: Ich habe einen Gott, den ich seit früher Kindheit zu ehren lernte. Ihn bete ich an, ihm opfere ich, doch handgedrechselte Gottheiten kann ich nicht anbeten. Da sprach Probus: errette dich vom Tode ! Möge es genug der Folter sein, die du erlitten ! Irenaeus aber sagte nur: Gewinn ist mir der Tod, weil ich die Foltern nicht spüre, die du mir im Namen meines Herrn Jesus Christus aufbürdest, gewinne ich doch zum Preis dieser Leiden das ewige Leben. Nun fragte Probus: Hast du eine Ehefrau ? Irenaeus sagte: Ich habe keine. Weiter fragte Probus: Hast du denn Söhne oder Töchter ? Wieder sagte Irenaeus: Ich habe keine. Anschließend: Hast du denn Verwandte ? Wieder lautete Irenaeus Antwort: Ich habe keine. Dann fragte ihn Probus: Wer waren dann jene, die unlängst bei dem Verhör dich hierher begleiteten ? Irenaeus erwiderte: Den Befehl meines Herrn Jesus Christus habe ich befolgt, der da sprach: Wer nicht seine Verwandten verleugnet und nicht allem entsagt, was er besitzt, kann nicht mein Jünger sein, und wer seinen Vater oder seine Mutter oder seine Söhne oder seine Geschwister oder seine Verwandten mehr liebet als mich, ist meiner nicht würdig. Wer also Gott wahrhaftig liebt und mit ganzer Seele nach Seinen Verheißungen strebt, verachtet jede irdische Sache und verkündet, dass er außer Ihm keine Verwandten hat. Probus redete ihm zu: Wie ich höre, hast du Söhne, opfere wenigstens ihnen zuliebe, damit sie nicht

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Erster Teil in dir ihren Vaternamen verlieren mögen. Auch darauf erwiderte Irenaeus: Meine Söhne haben einen Vater, Gott, der auch mein Vater ist, den ich anbete, der sowohl mich als auch sie retten kann, dem wir wirklich und vollständig vertrauen und dem wir unsere Seelen anvertraut haben, um nicht unterzugehen. Du aber tue, was die Kaiser dir befahlen ! So sprach Probus: Rette dich und deine Angehörigen dadurch, dass du den Göttern opferst und den Befehlen der Kaiser gehorchst ! Bringe das Opfer dar, damit ich dich nicht mit mancherlei Foltern hinrichten lasse ! Irenaeus blieb standhaft: Ich habe dir schon gesagt und wisse, dass ich deinen Göttern niemals opfern werde ! Tue mit mir, was du willst ! Du wirst schon sehen, welch großen Langmut mir der Herr, Jesus Christus, gegenüber deinen Winkelzügen und teuflischen Martern verleiht, die du den Heiligen bereitet hast. Probus drohte ihm nun: Ich werde dich jetzt zum Tode verurteilen, wenn du nicht opferst. Irenaeus erwiderte nur soviel: Ich bin froh, wenn du es tust, denn mit dem Todesurteil schickst du mich hinüber in die ewigen Freuden. Darauf hin sprach Probus das Todesurteil: Da Irenaeus den Gehorsam gegenüber den kaiserlichen Befehlen verweigert, möge man ihn in den Fluss werfen. Irenaeus änderte sich auch jetzt nicht: vielerlei Drohungen und verschiedene Arten der Folter habe ich von dir erwartet, damit du siehst, wie die Christen den Tod zu verachten pflegen für diesen Glauben, mit dem sie an Gott glauben, doch nachdem du mir von diesen gar nichts aufbürdetest, bin ich froh, dass du wenigsten dieses Urteil über mich gefällt hast. 5 Wegen der Selbstsicherheit des heiligen Mannes erzürnt verfügte Probus, dass man ihn mit dem Schwert enthaupten und danach seinen Körper in den Fluss werfen soll. Der Heilige aber, das Urteil vernehmend, als hätte er eine andere, seligmachende Palme errungen, dankte Gott: Dank sei dir, Herr Jesus, der du mir Standhaftigkeit gabst im Bekennen deines Namens, damit ich teilhaben kann an deinem ewigen Ruhm. Als er das sagte, brachte man ihn fort zu der Brücke, welche Brücke der Artemis genannt wurde. Von hier sollte er hinabgeworfen werden. Hier legte er seine Kleidung ab, breitete seine Arme gen Himmel aus und betete: Herr, Jesus Christus, der du die Güte hattest, für das Heil der Welt zu leiden, möge dein Himmelreich sich öffnen zur Aufnahme deines Dieners Irenaeus, zaudere ich doch nicht, von deiner heiligen Kirche in Sirmium auserwählt, den Tod um deines Namens Willen zu erlangen. Daher erflehe ich, o Herr, deine Gnade, beschütze das Volk von Sirmium vor jeder sichtbaren und unsichtbaren Gefahr und bestärke sie in deinem Glauben. Als er das Gebet beendete, enthaupteten ihn die Henker mit einem Schwert und warfen ihn in den Fluss mit Namen Savus. 6 So erlitt den Märtyrertod der Diener Gottes, der hl. Irenaeus, Bischof der Stadt Sirmium, am sechsten April unter der Kaiserschaft Diokletians, als Praeses Probus Recht sprach, aber unser Herr Jesus Christus regierte, dessen der Ruhm in Ewigkeit. Amen. (Übers.: A. B., G. B.)

Bischof Irenaeus (sein Name ist auf Grund der in seiner Grabbasilika gefundenen Inschrift verbürgt) ist der einzige als Märtyrer gestorbene Bischof von Sirmium, den man zu Beginn der Verfolgungen, im Zuge der ersten Welle verurteilt hat. Seine Passion wurde in einer lateinischen und einer griechischen Variante überliefert, wovon die auch an dieser Stelle zitierte lateinische die originale, kürzere Ausgabe ist, für die der katholische Redakteur kurz nach der Mitte des 4. Jahrhunderts die Prozessakten verwendete. Der Arbeit des Letzteren sind der einführende und abschließende Teil sowie die Einfügungen im Akten artigen Teil zuzuschreiben. Unlängst erschien die vollständige kritische Ausgabe dieser Passion (Dolbeau 1999). Die Passion des Pollio entstand bereits in Kenntnis der Letzteren. Die längere, romanhaftere griechische Variante ist im Gegensatz zur Meinung einzelner Forscher (Simonetti) gewiss späteren Datums, sie entbehrt konkreter Angaben. Gerade die Fakten der lateinischen Passion (z. B. Ort der Hinrichtung und sekundäre Kultstätte am rechten Ufer der Save [Mačvanska Mitrovica]) belegen, dass sie auf die Original-Protokolle zurückgeht. Der Zeitpunkt der Hinrichtung ist nach dem syrischen Martyro52

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logium und dem MH gewiss der 6. April, das Datum im März und der 23. August sind sekundär, wobei letzteres mit dem des Ireneus von Lyon zusammenfällt. Den Märtyrer bettete man danach auf dem östlich der Stadt gelegenen Friedhof zur letzten Ruhe, wo später auch seine Basilika erbaut wurde, um die sich einer der frühchristlichen Friedhöfe der Stadt herausbildete. Seine andere Gedenkstätte hat man in den 70 er Jahren am rechten Ufer der Save, in Mačvanska Mitrovica, freigelegt. Der hier zum Vorschein gelangte frühchristliche Dreikonchen-Gebäudekomplex sowie die drei darüber befindlichen, bis zum 13. Jahrhundert bestehenden Kirchen sind mit ziemlich großer Sicherheit an den bis ins Mittelalter weiterlebenden Kult des Irenaeus beziehunsgweise den Ort seiner Hinrichtung oder eher der Auffindung seines Leichnams (ad pontem qui uocatur Basentis) zu binden (Popović 1980; – Popović 1980 a). Das am Ort der Auffindung des Leichnams des Märtyrers errichtete Denkmal ist eine perfekte Parallele zu dem in der passio Quirini erwähnten locus orationis (c. 7). Wegen seiner allzu großen Entfernung von Sirmium (56 MP) kann letzterer Ort nicht mit dem in geographischen Quellen erwähnten Ad Basante, der Straßenstation Bassantis, identisch sein (Tab. Peut. seg. V; – Rav. Geogr. IV 19; – Graf 1936, 52; – TIR L- 34. Budapest 1968, 34), statt dessen lässt er sich mit der am nahegelegenen Fluss Bathinus/Bosna befindlichen Furt identifizieren. Mit dieser Kultstätte ist jener Ort in Verbindung zu bringen, wo laut Bericht des Erzbischofs Theophylaktos von Ochrida aus dem 11. Jahrhundert ein bulgarischer Pilger die Reliquien des Heiligen aufgesucht hat (Historia mart. XV mart. 54 [MSG CXXVI 220 a]). Auch wegen dieser lange Zeit bestehenden Kultstätte des Irenaeus wurde er in Ost (Synaxarium Eccl. CP Delehaye 1902, 917) und West gleich lange verehrt, in Ungarn ist sein Name in der Form Ernye bekannt. Bibliographie: BHL 4466; – BHL S 4466; – BHG 948; – BHG Auct. 948; – Zeiller 1918, 79–81; – Balogh 1932, 59– 64; – Nagy 1939, 57–58, 69; – Radó 1944, 228–232; – Simonetti 1955, 55–75; – Musurillo 1972, XLIII–XLIV, 294–301; – Duval 1979, 83–84; – Popović 1980; –Vanyó 1984, 217–220; – Popović 1980 a; – Srejović 1993, 352–353; – Benvin 1994; – Jarak 1996, 271–273; – Dolbeau 1999; – Magyarság és ortodoxia, 42–47; – Popović 2003, 259–263; – Milošević 2004, 58–64; – Bratož 2004, 216 n. 10; – Hildebrandt 2006, 59–60; – Nagy 2012, 35–55.

Passio Hermogenis Edition: AASS Aug. IV (1867) 589.

Hermogenes lector, et Fortunatus diaconus ecclesiae Singidonensis in persecutione Diokletiani et Maximiani sub Victoriano praeside passi sunt eodem tempore, quo S. Donatus et socii ex eadem urbe. Cum enim Fortunatus diversis tormentorum generibus affectus in fidei confessione persisteret, capitis obtruncatione martyrium complevit. Inde Hermogenes ob eamdem causam comprehensus dicenti sibi Victoriano, Et tu, Hermogenes, seductus es ? Respondit: Tu seduceris miser. De religione et officio interrogatus respondit: Hermogenes Christianus sum, et lector. Quorum lector ? ait Praeses. Respondit sanctus Martyr: Lego populo scientiam Dei, hoc est, Domini mei Jesu Christi mandata. Monitus diis immolare, cum libere diis inanibus immolare recusaret, et ipse demum gladio animadversus palmam martyrii adeptus est X Kal. Septembris: quorum corpora Aquileiae requiescunt. Lektor Hermogenes und Diakon Fortunatus aus der Kirche von Singidunum erlitten zur Zeit der Herrschaft Diokletians und Maximians, unter der Statthalterschaft des Victorinus, an demselben Tag den Märtyrertod wie Donatus und seine Gefährten, die aus derselben Stadt stammten. Nachdem man Fortunatus auf vielerlei Art gefoltert hatte, blieb er dennoch standhaft im Bekennen seines Glaubens, er erlangte das Martyrium mittels Enthauptung. Danach ergriffen sie Hermogenes aus dem gleichen Grund, Victorinus sprach zu ihm: Auch du, Hermogenes, gehst irre ? Er antwortete: Du bist auf Irrwege geraten, Unglücklicher ! Über seinen Glauben und sein Amt befragt, antwortete er: Ich bin Christ und Lektor. Der Praeses fragte: Wessen Lektor ? Der heilige Märtyrer antwortete: Ich lese der Gemeinde das Wissen Gottes vor, was der Auftrag meines Herrn, Jesus Christus, ist. Da forderte man ihn auf, dass er den Göttern opfere, er aber wies es zurück, den leeren Göttern aus freiem Wil-

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Erster Teil len zu opfern. Danach zum Tode durch das Schwert verurteilt, errang er am 23. August die Palme des Martyriums. Der Körper der Letzteren ruht in Aquileia. (Übers.: P. K., G. B.)

Fortunatus, Donatus, Venustus et Hermogenes Passio Donati, Romuli, Sylvani, Venusti et Hermogenis martyris Edition: AA SS Aug. IV (1867) 412–413.

1 In diebus illis regnantibus Diokletiano et Maximiano imperatoribus, decreverunt, ut immensis persecutionibus Christianos persequerentur de civitatibus eorum et castellis qui essent, qui diligenter Christo deservirent, ut eos a fide Christi facerent deviare. Et, ecce, adveniens Victorianus praeses ex praecepto Diokletiani, in partibus Sirmiensibus ad Christianos torquendos, ita a clericis sumpsit exordium. Apprehensum S. Donatum, diaconum S. ecclesiae Singidonensis, … misit in carcerem. Alia autem die, primo diluculo exurgente, dixit Victorianus praeses: Donate, quis te persuasit, ut non colas deos nostros, sicut et nos, et judices nostri? Dixit ei S. Donatus: Deos tuos surdos et mutos non colo: colo autem Dominum meum Jesum Christum, Filium Dei vivi, qui est verus et omnipotens Deus. Iratus autem Victorianus praeses dixit ei: Recede ab hac stultitia. Dixit ei B. Donatus: Stultus tu es, et judices tui. Audiens autem haec praeses, furore accensus, jussit eum apprehendi, et statuit eum capitalem subire sententiam. 2 Presbyterum quoque, Romulum nomine, Sirmiensis ecclesiae, qui cum S. Donato diacono et martyre Christi, pro fidei constantia, et commissa sibi plebe fortiter dimicabat, ad caelestem palmam simili sententia [praedamnatum] provexit immitis. Item et alium diaconum, S. Sylvanum nomine, ejusdem ecclesiae, idolis renuntiantem, et impia praecepta contemnentem, per varia tormentorum genera confectum temporali morte tradidit in aeternitate victurum. Sed cum in eis ejus satiata crudelitas non fuisset, vicinas civitates peragrandas decrevit, et cum specie publicae necessitatis in civitatem Civalitanam devenisset, de qua … Christianissimus esse cognoscitur, contigit … apprehensum esse S. Venustum, germanum S. Donati martyris, a ministris ipsius impiissimi Victoriani, et praecepit eum sisti suis apparitoribus: qui dum eum intuitus fuisset, Victorianus praeses dixit ei: Venuste, recordaris, quomodo germano tuo Donato caput feci amputari? consule … tu .. tibi, veni et sacrifica diis nostris, quos et nos, et principes nostri veneramur, ne tibi similiter fieri praecipiam. S. Venustus subridens dixit: Vivit Dominus meus Jesus Christus: quia nescio plures deos esse, quos tu dicis, sed scio unum Deum vivum et verum, Patrem, et Filium et Spiritum sanctum, qui et trinus et unus Deus. Dixit ei Victorianus, praeses: Quid plura ? Sacrifica. Dixit ei S. Venustus: Non sacrifico diis tuis vanis, sed sacrifico Deo Patri sacrificium laudis, qui regnat in caelis. Tunc furore repletus Victorianus praeses jussit ministris suis eum apprehendi et foras civitatem adduci, et ibi decollari, et dum diutius orasset ad Dominum, decollatus est in eodem loco. 3 Et, ecce, appropinquavit B. Hermogenes, quem cum cognovissent, eum adduxerunt ad praesidem: et dum sibi praesentari fecisset, dixit ei praeses: Dic mihi, Hermogenes, et tu vis seduci? dixit ei B. Hermogenes: Tu seduceris, miser. Dixit ei Victorianus: Fortassis et tu Christianus vocaris ? Dixit ei B. Hermogenes: Christianus vocor. Victorianus praeses dixit: Quod officium geris Christi? S. Hermogenes dixit: Qui scientiam populis legere consueverunt. Dixit ei praeses: Quae mandata legis, vel cujus salutis gaudia doces ? S. Hermogenes dixit: De Domino meo Jesu Christo rege saeculorum pia et sancta mandata. Praeses dixit: Et quem Deum adoras ? B. Hermogenes dixit: Unum Deum verum, qui fecit caelum et terram, mare et omnia, quae in eis sunt. Dixit ei praeses: Numquid dii nostri veri dii non sunt ? Dixit ei B. Hermogenes: Dii tui lignei et lapidei sunt, nec aliquid in se divinum habent, nec tibi, nec alicui praestare possunt salutem. Dixit ei praeses: Hermogenes, consule tibi: veni et sacrifica diis nostris: nam faciam te celerius puniri. Respondit S. Hermogenes: Jam pridem tibi dixi: non sacrifico diis tuis vanis, mutis et surdis. Tunc iratus praeses jussit eum in carcerem trudi. Apprehendentes custodes, vinctis manibus, trahebant ad carcerem. 4 Et dum [trahebatur,] conspiciens idolum, facto signaculo Christi, comminatus est spiritui, qui in eo latitabat: et statim cecidit maxima pars templi, et, ecce, exiens daemon ab eo, clamabat dicens: Quid nobis et tibi, vir Dei: venisti ante tempus torquere nos, et introivit in filiam praesidis, et clamabat per os ejus dicens: Si non venit vir Dei, quem in carcerem misisti, non exeo hinc. Audiens autem haec praeses, jussit

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Passiones et aliae fontes eum silentio ad se perduci: et cum venisset B. Hermogenes ad praesidem, dixit ei praeses: Hermogenes, potes filiam meam salvam facere. Dixit ei B. Hermogenes: Non ego, sed Dominus meus Jesus Christus: in ipsius nomine possum eam salvam facere. Dixit ei praeses: Si potes, fac, quod dicis. 5 Dixit ei vir Dei: Si credis in Deum meum Jesum Christum Filium Dei vivi, qui tertia die resurrexit a mortuis, ego faciam quod promisi. Praeses dixit: Si jam sanam video filiam meam, credam in Deum tuum. S. Hermogenes dixit: Scio, quod falles, et non credes, quia obduratum est cor tuum: sed propter populum adstantem faciam eam salvam. Et posuit genua sua in terram, et rogavit Dominum, dicens: Domine Deus omnipotens, qui cognitor es omnium, praesta, ut tua virtute exeat daemon de puella hac. Et haec dicens, erexit se, et posuit manum super caput puellae, et facto signaculo Christi dixit: Praecipio tibi, immunde spiritus, in nomine Domini nostri Jesu Christi, recede ab hac puella, et non amplius eam fatigare audeas. Et statim exiit ab ea, et facta est quasi mortua. Et elevavit vocem suam laudans et glorificans Deum, qui eam salvam fecit. Et videns pater ejus, quod ipsa Dominum Deum caeli benediceret, obdurato corde dixit ei: Filia, dii tui te salvam fecerunt. Audiens haec vir Dei subridens ait: Dii tui vani sunt, sicut et tu factus esse cognosceris, et nihil tibi nec aliis praestare possunt. Victorianus iniquus praeses dixit: Hermogenes, noli tam vana et tam inutilia verba proloqui, sed veni et sacrifica diis, qui filiam meam salvam fecerunt. S. Hermogenes dixit ei: Vivit Dominus Deus meus, qui filiam tuam salvam fecit: quia ipsum adoro, et ei sacrificare non desisto. Victorianus praeses dixit: Hermogenes, doleo de pulchritudine tua, et, nisi celerius mihi acquieveris, diutissimis pœnis te affici praecipiam. Post haec jussit eum apprehendi, et iterum in carcerem recludi: et non diu, iterum jussit eum ante suum tribunal consisti. Et dum staret ante tribunal, dixit ei praeses: Jusserunt Domini mei imperatores ceremoniari. Dixit ei S. Hermogenes: Neque imperatorum praeceptis obedio, neque [sermonibus] tuis acquiesco. Tunc repletus furore Victorianus jussit fraenum in os ejus immitti, et foras civitatem duci, et ibidem decollari praecepit. Et dum ad loca damnatorum pervenisset, posuit genua sua in terram, et Dominum Jesum Christum rogavit, ut ejus spiritum acciperet: et statim decollatus est in eodem loco. Venientes autem viri religiosi, et tollentes corpus ejus, sepelierunt eum prope corpora SS. Martyrum. Passi sunt autem beatissimi Christi Donatus, Venustus, et Hermogenes sub die duodecimo Kal. Septembris, imperantibus Diokletiano et Maximiano imperatoribus, regnante Domino nostro Jesu Christo, cui est honor, et gloria, laus et potestas per infinita saecula saeculorum. Amen. 1 In jenen Tagen, zur Zeit der Herrschaft Diokletians und Maximians, wurde angeordnet, die in den Städten und Kastellen lebenden Christen hart zu verfolgen, die Christus treu dienten, damit sie sich vom christlichen Glauben abkehren. So verfuhr auch Praeses Victorianus auf Befehl Diokletians in Sirmium, verfolgte die Christen und begann die Reihe bei den Klerikern. Er ließ den hl. Donatus ergreifen, den Diakon der hl. Kirche von Singidunum, … und in den Kerker werfen. Am nächten Tag in der Frühe sprach er zu ihm: Donatus, wer hat dich dazu überredet, nicht unsere Götter zu verehren, wie wir und unsere Richter ? Der hl. Donatus erwiderte: Deine tauben und stummen Götter verehre ich nicht. Dagegen verehre ich meinen Herrn, Jesus Christus, Sohn des lebendigen Gottes, der ein wahrer und allmächtiger Gott ist. Erbost sprach Victorianus zu ihm: Lass` ab von dieser Torheit ! Der selige Donatus antwortete: Du bist der Tor, und deine Richter. Als der Praeses das hörte, geriet er in Zorn und verfügte, man solle das Todesurteil an ihm vollstrecken. 2 Der Grausame (praeses) verhalf auch einem Presbyter der Kirche von Sirmium namens Romulus, welcher zusammen mit dem hl. Diakon Donatus und den Märtyrern Christi mutig um Standhaftigkeit im Glauben und die ihm anvertraute Herde rang, mit einem ähnlichen Urteil zur himmlischen Palme. Ebenso ließ er einen anderen Diakon namens Sylvanus, welcher zu derselben Kirche gehörte und die Götzenanbetung zurückwies und die gottlosen Befehle missachtete, mit mannigfaltigen Folterungen hinrichten und übergab ihn dem vorübergehenden Tod, damit er dadurch das ewige Leben erlange. Doch mit diesen gab sich seine Grausamkeit nicht zufrieden, sondern er wünschte auch die benachbarten Städte aufzusuchen, und unter dem Vorwand des Öffentlichkeitsdienstes gelangte er in die Cibalae genannte Stadt, aus der zufällig [auch] der allerchristlichste [Kaiser (Valentinianus) stammte]. Die Diener des äußerst grausamen Victorianus ergriffen den hl. Venustus, den Bruder des hl. Märtyrers Donatus. Er (Victorianus) befahl den Amtsdienern, ihn vorzuführen. Nachdem er ihn

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Erster Teil gründlich betrachtet hatte, sprach Victorianus zu ihm: Venustus, du weißt, dass ich deinen Bruder Donatus habe köpfen lassen ? Überlege es dir, komm und bringe jenen Göttern ein Opfer dar, die wir und auch unsere Herrscher verehren, damit ich das nicht auch mit dir tun muss ! Der hl. Venustus antwortete lachend: Mein Herr, Jesus Christus, lebt. Ich kenne die anderen Götter nicht, von denen zu erzählst, den einen lebendigen und wahren Gott aber kenne ich, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, den dreieinigen wahren Gott. Victorianus erwiderte: Genug ! Opfere ! Der hl. Venustus sprach: Ich opfere deinen leeren Göttern nicht, doch ein ruhmvolles Opfer bringe ich Gottvater dar, der im Himmel herrscht. Erzürnt befahl Victorianus den Dienern, ihn aus der Stadt zu führen und dort zu enthaupten. Nachdem er lange zum Herrn gefleht hatte, enthaupteten sie ihn an der gleichen Stelle. 3 Und siehe, es kam auch der sl. Hermogenes, den man, als er erkannt wurde, vor den Praeses schleppte. Nachdem er sich vorgestellt hatte, sprach der Praeses zu ihm: Sag’, Hermogenes, willst auch du irregehen ? Der sl. Hermogenes antwortete: Irregeleitet bist du, Unglücklicher ! Victorianus fragte ihn: Du bist doch nicht etwa auch Christ ? Er erwiderte: Ich bin Christ. Wieder fragte Praeses Victorianus: Was für ein Amt Christi bekleidest du ? Die Antwort des hl. Hermogenes: Derer, die dem Volke das Wissen vorzulesen pflegen. Dieser fragte weiter: Die Gebote welches Gesetzes liest du vor und wessen frohe Heilsbotschaft verkündest du ? Der hl. Hermogenes antwortete: Die von meinem Herrn, Jesus Christus, gegebenen gnadenreichen, heiligen Gebote. Darauf fragte der Praeses: Und welchen Gott betest du an ? Der sl. Hermogenes erwiderte: Den einen wahren Gott bete ich an, der Himmel und Erde und Meer geschaffen und alles, was in diesen ist. Der Praeses fragte erneut: Also sind unsere Götter keine wahren Götter ? Hermogenes sprach: Deine Götter sind aus Holz und Stein geschnitzte, nichts in ihnen ist göttlich, somit können sie dir und anderen kein Heil geben. Der Praeses sagte: Hermogenes, überlege es dir, komm und opfere unseren Göttern, denn sonst verurteile ich dich rasch ! Der hl. Hermogenes erwiderte: Ich habe dir schon gesagt, ich opfere deinen leeren Göttern nicht, die stumm und taub sind. Der Praeses wurde zornig und ließ ihn in den Kerker werfen. Die Wachen ergriffen ihn, banden seine Hände und schleppten ihn in den Kerker. 4 Währenddessen blickte er auf das Götzenbild, bekreuzigte sich und drohte dem darin verborgenen Bösen. Sogleich stürzte der größte Teil des Tempels ein und der Dämon fuhr heraus, folgendes laut rufend: Mann Gottes, was haben wir miteinander zu schaffen, daß du vor der Zeit hierher kamst, uns zu quälen ? Dann fuhr er in die Tochter des Praeses und rief mit deren Mund: Wenn der Mann Gottes nicht kommt, den du ins Gefängnis schicktest, fahre ich nicht aus ihr heraus. Wie der Praeses das hörte, ließ er ihn (Hermogenes) still zu sich rufen. Nachdem Hermogenes zum Praeses gekommen war, sprach dieser zu ihm: Hermogenes, kannst du meine Tochter retten ? Hermogenes antwortete: Nicht ich, sondern mein Herr, Jesus Christus, ist der, in dessen Namen ich sie retten kann. Da sagte der Praeses: Wenn du kannst, tu was du sagst ! 5 Der Gottesmann sprach: Wenn du glaubst an meinen Herrn, Jesus Christus, den Sohn des lebendigen Gottes, der am dritten Tage auferstanden ist von den Toten, tue ich das, was ich versprach. Die Antwort des Praeses war: Wenn ich meine Tochter unversehrt sehe, glaube ich an deinen Gott ! Hermogenes sprach: Ich weiß, dass du nicht die Wahrheit sagst und nicht glauben wirst, weil du dein Herz verstockt hast, doch wegen der hier Anwesenden rette ich sie ! Er kniete nieder und bat den Herrn: Herr, allmächtiger Vater, der du allwissend bist, gib’, dass durch Deine Kraft der Dämon aus dem Mädchen gehe ! So sprechend stand er auf, legte seine Hand auf den Kopf des Mädchens, bekreuzigte sich und sprach: Im Namen des Herrn Jesus Christus befehle ich dir, unreine Seele, weiche aus dem Mädchen und wage nie wieder, sie zu behelligen ! Der fuhr sogleich heraus aus ihr, worauf sie wurde, als sei sie tot. Danach lobte und pries sie Gott, der sie gerettet. Ihr Vater sah, wie sie den Herrn, den Gott des Himmels pries, verstockte sein Herz und sprach: meine Tochter, die Götter haben dich gerettet. Das hörend entgegnete der Gottesmann lächelnd: Deine Götter sind hohl, und auch du wirst dereinst erfahren, dass sie weder dir noch anderen helfen können. Der bösartige Praeses Victorianus sprach: Sag’ nicht solche leeren und unnützen Sachen, sondern komm und opfere den Göttern, die meine Tochter gerettet haben ! Hermogenes erwiderte: Der

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Passiones et aliae fontes Herr, mein Gott, lebt, der deine Tochter gerettet, und auf den ich schwöre, und dem ich immer Opfer darbringen werde. Praeses Victorianus sagte darauf: Hermogenes, ich bedauere dich wegen deiner Schönheit, wenn du mir nicht bald gehorchst, lasse ich dich lange foltern. Dann ließ er ihn ergreifen und wieder in den Kerker werfen. Kurze Zeit später musste er sich erneut vor das Richterpodest stellen. Wie er dort stand, sprach der Praeses zu ihm: Meine Herren, die Kaiser, haben die Darbringung des Opfers verfügt. Hermogenes Antwort war: Ich gehorche nicht den Befehlen der Kaiser, und deine Rede überzeugt mich auch nicht. Da geriet Victorianus in Zorn, ließ ihm den Mund zustopfen, ihn aus der Stadt hinaus bringen und dort enthaupten. Wie er zum Richtplatz kam, kniete er nieder, flehte zum Herrn Jesus Christus, dass er seine Seele aufnehme und dortselbst enthauptete man ihn sogleich. Es kamen einige gläubige Männer, brachten seinen Leichnam weg und beerdigten ihn in der Nähe der hl. Märtyrer. Die Seligen in Christi Donatus, Venustus und Hermogenes erlitten den Märtyrertod am 21. August, zur Zeit der Kaiserschaft Diokletians und Maximians, als Unser Herr, Jesus Christus, herrschte, dessen die Ehre, der Ruhm, das Lob und die Macht in Ewigkeit. Amen ! (Übers.: P. K., G. B.)

Am 9. April feierte man, ihrer Passion zufolge, die aus Diakonen und Presbytern der Kirchen von Singidunum, Sirmium und Cibalae bestehende Gruppe. Unter ihnen sind im Mart. Hier. nur die aus Singidunum stammenden Fortunatus und Donatus anzutreffen. Wegen der Angaben aus Cibalae (die sich auf Valentinianus beziehenden Ausdrücke, die in der Einführung erwähnten, mit den clerici beginnenden Verfolgungen und die Begehung der Städte [so Cibalae] in der Umgebung von Sirmium) entstand die Passion in Anlehnung an die Pollio-Passion wohl Ende des 5. oder Anfang des 6. Jahrhunderts in Norditalien. Zur Zusammenstellung der Passion dürfte es in Aquileia gekommen sein, das Datum des 21. (andernorts 23.) August ist wahrscheinlich der Zeitpunkt der Translation der Reliquien. Mit letzterem Datum tauchen Fortunatus und Hermodorus/Hermagoras im Mart. Hier. bereits als Märtyrer von Aquileia auf: Delehaye – Quentin 1931, 459: In Aquileia natale sanctorum Fortunati Ermodori. Die Person des Hermodorus-Hermogenes-Hermagoras bereitete ernsthafte Probleme, wahrscheinlich hat sich die Gestalt des mutmaßlich ersten Bischofs der Kirche von Aquileia, des dem Zeitalter Neros entstammenden Hermagoras, aus der Person des Hermogenes entwickelt (Egger 1948), doch auf Grund der Unterschiedlichkeit der Namen und des Mart. Hier. ist auch nicht auszuschließen, dass es sich um zwei verschiedene Personen gehandelt hat (Bratož 1999). Nach dem 6. Jahrhundert allerdings sind die Gestalt und Geschichte des Fortunatus von Singidunum wohl tatsächlich mit der lokalen Hermagoras-Fortunatus-Legende verschmolzen (AASS Jul. III [1723] 249–258 = BHL 3838–3844 = Bratož 1999, 485–502). Für weitere Verwirrung sorgen die Gestalten der gleichfalls aus Aquileia gebürtigen, zudem tetrarchiezeitlichen Märtyrer Felix und Fortunatus und deren Passion (AASS Jun. II [1867] 456–457 = BHL 2860; – Bratož 1999, 389–400). Die Translation eines Märtyrers namens Fortunatus nach Aquileiai fällt jedenfalls auf den 11. Juni (Delehaye – Quentin 1931, 314 n. 29: in Aquileia translatio corporis Fortunati episcopi et martyris). Die Passio Hermogenis entstand auf der Grundlage der früheren Passion. Bibliographie: BHL 2309; – Zeiller 1918, 75–76; – Delehaye – Quentin 1931, 180–183; – Nagy 1939, 58–59; – Egger 1948, 49–50; – Jarak 1996, 273–274; – Bratož 1999, 68–83; – Bratož 2004, 216–217 n. 11.

Demetrius Passio altera Edition: AA SS Oct. IV 90–95; – PG 116, 1173–1184.

4. διέκειτο γὰρ ὁ βασιλεὺς περί τινα μονομάχον Λυαίον ὀνόματι ἐκ τοῦ ἔθνους τῶν Οὐανδάλων ὑπάρχοντα, ἰσχύει καὶ μεγέθει σώματος ἀνεσταλμένον, ὅς οὐ μόνον ἐν Ῥώμῃ πολλοὺς εἰς τὸν λοῦδον ἀνῃρήκη, ἀλλὰ καὶ ἐν τῷ Σερμίῳ καὶ ἐν τῇ Θεσσαλονικαίων πόλει: διέτρεχεν γὰρ διάτε τῶν σανίδων, καὶ τοῦ μαγγάνου, ἅτε διὰ πολλὴν ἐμπειρίαν εἰς τὸ φονεύειν διὰ μελήτης καὶ συνηθείας κεκτημένος.

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Erster Teil Der Herrscher war einem sehr starken und tapferen Gladiator vandalischer Abstammung namens Lyaios äußerst gewogen, der nicht nur in Rom, sondern auch in Sirmium und Thessalonice viele im Zweikampf tötete, da er sich auf diesem Gebiet durch Übung und Erfahrung große Routine angeeignet hatte. (Übers.: P. K., G. B.) 16. Μέλλων δὲ ἀπέρχεσθαι ἐν τῷ ἰλλυρικῷ, ἠβουλήθη τινὰ τῶν λειψάνων λαβεῖν τοῦ Μάρτυρος πρὸς τὸ κἀκεῖσαι ναὸν αὐτῷ οἰκοδομῆσαι εἰς ὄνομα τοῦ Ἁγίου· ᾧ τινι ὁ πανένδοξος ἀθλοφόρος τοῦ Χριστοῦ Δημήτριος νυκτὸς ἐπιστὰς τοῦτον προελθεῖν διεκώλυσεν. Λαβών οὖν τὴν χλαμύδα αὐτοῦ τὴν ἐκ τῶν ἁγίων αἱμάτων πεφυραμένην καὶ μέρος τοῦ ὁραρίου, καὶ ποιήσας γλωσσόκομον ἀργύρεον, ἐν αὐτῷ ἀπέθετο. Ὁδοιποροῦντος δὲ αὐτοῦ, καὶ σφοδροῦ χειμῶνος γεγονότος, καὶ τοῦ δανοβίου ποταμοῦ κοχλάζοντος τῷ ῥεύματι, ὡς μηδὲ ναυσὶ πόρον τοῦτον ὑπάρχειν ἐπὶ ἱκανὰς τε ἡμέρας μὴ ὑπολείποντος αὐτοῦ, ἀλλ᾽ εἴργοντος τὴν ἐπὶ τὸ πρόσω πορίαν, ἐν ἀθυμίᾳ ἐτύγχανεν ὁ ἔπαρχος. 17. Καὶ δὴ ὥρα τὸν πανένδοξον Δημήτριον λέγοντα αὐτῷ, πᾶσαν ἀπιστίαν καὶ ἀθυμίαν ἁπωσάμενος, λαβὼν ὅπερ ἐπιφέρει, πάρελθε τὸν ποταμὸν ἀδιστάκτως. Ἕωθεν οὖν ἐπιβὰς τῷ ὀχήματι, ἔχων ἐν χερσὶν τὴν τιμίαν σωρὸν, διῆλθεν ἀβλαβὴς τὸν ποταμὸν, καὶ οὕτως ἀπελθὼν, ἐν τῷ Σερμίῳ ἀπέθετο τὴν ἁγίαν σωρὸν μετὰ τοῦ ἐν αὐτῇ θησαυροῦ ἐν τῷ παρ᾽ αὐτοῦ κτισθέντι ἐκείσε πανσέπτῳ ναῷ τοῦ ἁγίου μάρτυρος Δημητρίου, πλησίον τοῦ σεβασμίου οἴκου τῆς καλλινίκου μάρτυρος Ἀναστασίας. 16 Leontios beschloss, ins Illyricum zu reisen, und er wollte einen Teil der heiligen Reliquien mitnehmen, um diese in der nach dem Heiligen benannten, dort zu errichtenden Kirche zu deponieren. Doch im Traum erschien Leontios der Athlet Christi, der überaus ruhmreiche Demetrios, und verbot ihm, die Reliquien wegzuschaffen. Leontios nahm deshalb den mit dem Blut des Märtyrers getränkten Mantel und einen Teil seines Orarions mit sich. Er ließ einen Reliquienschrein anfertigen und brachte diese darin unter. Als er sich auf den Weg machte, herrschte strenger Winter, die Donau war aus ihrem Bett getreten. Seit mehreren Tagen war Schifffahrt unmöglich, weshalb der Präfekt verzagte. 17 Leontios erblickte den überaus ruhmreichen Märtyrer Demetrios, der zu ihm sprach: Lege deine Zweifel und deine Ängstlichkeit ab ! Nimm, was bei dir ist und überquere unverzüglich den Fluss ! Am Morgen des nächsten Tages bestieg Leontios, in der Hand die verehrungswürdigen Reliquien, ein Schiff. So konnte er in Sicherheit den Fluss überqueren. Als er übergesetzt war nach Sirmium, platzierte er den heiligen Schrein mit den Schätzen darin in der vollkommen heiligen Kirche, welche er zu Ehren des hl. Märtyrers Demetrios hatte erbauen lassen, in der Nähe der ehrenwerten Kirche der siegreichen Märtyrerin Anastasia. (Übers.: P. K., G. B.)

Passio tertia (Symeón Metaphrastes) Edition: AA SS Oct. IV 96–104; – PG 116, 1185–1201.

24 Ἀμέλει καὶ τὴν ἐπὶ τὸ Σίρμιον ὥρᾳ χειμῶνος διαβαίνειν μέλλων, ἤδη παρὰ ταῖς ὄχθαις τοῦ Ιστρου γενόμενος, ἐπεὶ πολὺς ἦν ἐκεῖνος, καὶ ἐπὶ μέγα τὸ ῥεῖθρον ἐξαίρων ἐντεῦθέντε οὐδενὶ τῶν πάντων διαβατὸς γινόμενος· καί ὁ μὲν χρόνος πολὺς μεταξὺ ἦν, ἔληγε δὲ οὐδαμῶς τὸ ῥεῖθρον, ἀλλὰ καὶ ἔτι τοῖς βουλομένοις ἀπηγόρευε τὴν διάβασιν, ἐν ἀθυμίαις ὀ ἀνὴρ ἦν λογισμοῖς τε ἐβάλλετο καὶ ἀπορίᾳ συνείχετο. Ἐπιφανεὶς οὖν ὁ θεῖος αὐτῷ Δημήτριος, πᾶσαν ἀθυμίαν, ἔφη, καὶ ἁπιστίαν ὅτι πόῤῥῳ θέμενος ἀπὸ τῆς ψυχῆς, ὁ ἐπιφέρη μετὰ χεῖρας ἔχων διάβηθι τὸν ποταμὸν ἀδιστάκτως. 25 Πείθεται τῷ φανέντι ὁ ἔπαρχος, καὶ ἔωθεν τοῦ ὀχήματος ἐπιβὰς ἐχώρει διὰ τοῦ ῥείθρου μετὰ χεῖρας τὴν σορὸν ἔχων, ἄνω δὲ τοὺς ὀφθαλμοὺς μετὰ τῆς ψυχῆς, ἡσυχῇ τοῦ ῥεύματος ὑποχωροῦντος αὐτῷ, καὶ εἵκοντος νεύμασιν άθεάτοις, ἀξίαν μὲν θαύματος, οὐ μὲν ἀναξίαν καὶ τῆς πρὸς τὸν Μάρτυρα πίστεως, τὴν διάβασιν ὑποστάς. Οὕτως οὗν ἀβλαβὴς διελθὼν, καὶ προσωσι Σιρμίῳ γενόμενος τὴν ἱερὰν ἐκείνην σορὸν μετὰ τοῦ ἐν αὐτῇ θησαυροῦ, τῷ παρ᾽ αὐτοῦ νεα-

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Passiones et aliae fontes ργηθέντι ναῶ τῷ Μάρτυρι δίδωσιν, ἐν γειτόνων δὲ οὗτος τὸ τῆς καλλινίκου μάρτυρος Ἀναστασίας ἵδρυται σηκῷ· … 24 Als (Leontios) zur Winterzeit wegen offizieller Angelegeneheiten nach Sirmium zurückkehren wollte und schon bis ans Ufer der Donau gelangt war, die jedoch dermaßen anschwoll und deren Strömung so stark wurde, dass niemand sie mehr überqueren konnte. Eine lange Zeit war schon vergangen und das Donauhochwasser ging um keinen Tropfen zurück und hinderte jeden an der Überfahrt. Leontios war deswegen sehr verzagt und verzweifelt. Da erschien ihm der göttliche Demetrios und sprach zu ihm: Verzage und verzweifele nicht, sondern in deiner Hand haltend, was du bringst, setze ohne zu zweifeln über den Fluss ! 25 Der Präfekt gehorchte dem, der ihm erschienen, und bestieg anderen morgens ein Schiff, den Reliquienschrein in seiner Hand haltend, erhob seine Augen und auch seine Seele, dann überquerte er den Fluss. Da wich der Fluss auf wundersame Weise still vor ihm zurück, dem unsichtbaren Befehl gehorchend, war doch der in den Märtyrer gesetzte Glaube so stark, dass es unwürdig gewesen wäre, seine Überfahrt zu behindern. Nachdem er so unversehrt übersetzte und in Sirmium eintraf, deponierte er den Reliquienschrein, den er verwahrte, zusammen mit seinem Schatz in einer unlängst errichteten Kirche, die neben der Kirche der ruhmreichen Märtyrerin Anastasia stand. (Übers.: P. K., G. B.)

Über das Martyrium des Demetrius, Diakon in Sirmium, hatten ursprünglich nur das syrische Martyrologium und das MH berichtet. Seine Bedeutung wuchs erst, als die Reliquien des Märtyrers nach Thessaloniki gelangten, wo er bald zum Schutzpatron der Stadt und einer der populärsten byzantinischen Heiligen wurde. Durch letzteren Umstand verbreitete sich sein Kult in Italien. Um die von ihm vollbrachten Wunder bildete sich ein spezieller Sagenkreis heraus (Miracula sancti Demetrii: Lemerle 1979 und 1981). Ein Beweis für seine Popularität ist, dass neben den drei großen griechischen Passionsgruppen (die zwischen dem 7. und 10. Jahrhundert entstanden) auch deren lateinische und frühslawische Versionen erhalten geblieben sind (Passio prima, altera, tertia), die man nach dem im AA SS publizierenden Byaeus zu kategorisieren pflegt. Schon die früheste Prima hatte mehrere Redaktionen, zitiert Patriach Photios (PG 104, 104–105), und ihre lateinische Übersetzung fertigte Anastasius Bibliothecarius an (vor 879, BHL 2122). Das Geschehen in Sirmium erwähnt der Letztere nicht. Die zweite Passion schildert diese Geschichte wesentlich ausführlicher (zusammen mit etlichen anderen Wundern des Heiligen), auf ihrer Grundlage stellte Symeon Metaphrastes im 10. Jahrhundert die dritte Passion zusammen. Davon ausgehend dachte man lange Zeit, dass der zweite unbekannte Autor die erste, frühere Passion mit überwiegend fiktiven Angaben ergänzt hat (z. B. dem auf Sirmium bezogenen Geschehen). Gegen die Einteilung nach Byaeus sprach sich Mentzos aus (Mentzos 1994), demzufolge die zweite Passion zeitlich nicht später anzusetzen ist, so dass ihre Daten nicht weniger authentisch sind, sondern die erste und zweite auf eine um 600 n. Chr. verloren gegangene Passion zurückgehen. Inzwischen hatte sich wohltuendes Dunkel über die ursprüngliche Herkunft des Märtyrers gebreitet (schon im 6. Jahrhundert) und Demetrius wurde zu einem Heiligen mit typisch lokaler vornehmer Abstammung, dessen Martyrium sich ebenfalls hier vollzogen haben muss. Zur größeren lokalen Popularität seines Kults dürften auch auf den heidnischen Dionysos- und Kabir-Kult zurückzuführende Elemente (z. B. sein Auftreten im Chlamys) beigetragen haben. Auch im Westen geriet seine sirmische Herkunft in Vergessenheit (Florus: Dubois – Renaud 1976, 181; – Ado: Dubois – Renaud 1984, 350; – Rabanus: McCulloh 1979, 109; – Martyrologium Romanum; – Delehaye 1940, 131). Auf seine pannonische Abstammung deutet nur die in der viel ausführlicheren zweiten und dritten griechischen Passion überlieferte, auch an dieser Stelle publizierte inverse Geschichte, derzufolge Leontios, praefectus praetorio Illyrici, die Reliquien und den Kult des Heiligen gerade umgekehrt aus Thessaloniki nach Sirmium hätte überführen wollen (bei der Grabung wurde unter dem Altar der fünfschiffigen Kirche in einem kreuzförmiges Reliquiar ein Gefäß gefunden, das mit dem Blut des Heiligen getränkte Erde oder sein Gewand enthalten haben soll, die Passion erwähnt Ring, Chlamys und Orarion, cf. Woods 2000). 59

Erster Teil

Die offensichtliche Unhaltbarkeit des Letzteren fiel schon E. Lucius auf,50 so dass der berechtigten Annahme der von Delehaye formulierten Hypothese zufolge der in Byzanz populäre Demetrius mit dem sirmischen Diakon zu identifizieren ist, dessen lokale Kirche, die noch heute stehende Hagios Demetrios-Kirche oder ihre eventuelle Vorgängerin (Alter und Funktion des bei Grabungen nach dem Erdbeben von 1917 unter der Kirche freigeleten Apsidalbaus sind umstritten (s. die jüngste Zusammenfassung des Disputs zwischen Soteriou und Lemerle: Skedros 1999, 29–40)), der aus Sirmium stammende Leontios errichten ließ. Letzteres bekräftigt auch die Tatsache, dass allem Widerspruch zum Trotz die Reliquien des Heiligen bei der archäologischen Freilegung der Kirche nicht zum Vorschein kamen. Sirmium taucht in der zweiten Passion noch einmal auf, demnach trat der vandalische Gladiator Lyaios neben Thessaloniki und Konstantinopel auch in der Arena von Sirmium an (c. 4). Die übrigen Angaben der Passion sind wenig geeignet, den pannonischen Märtyrer kennenzulernen. Die in der Passion erwähnte, in Sirmium stehende städtische Kirche, die neben der Kirche der hl. Anastasia stand, dürfte ebenso wenig authentisch sein (wieso sollten sich gerade zwei in Byzanz populäre Kirchen, ähnlich der Hagios Demetrios, innerhalb der Stadt befinden ?). Allerdings ist sicher, dass der Grundriss der in Sirmium freigeleten städtischen Basilika stark an jenen der Demeter-Kirche sowohl von Salona wie auch von Ravenna erinnert (Popović 2003, 279–289), obwohl die Kirche in Sirmium kaum im 5. Jahrhundert erbaut worden sein kann (Duval 1979, 85–88). Der orthodoxe Feiertag des Märtyrers fällt auf den 26. Oktober, vermutlich den Zeitpunkt der Translation seiner Reliquien (Synaxarium Eccl. CP Delehaye 1902, 163–166). Zur Feststellung des genauen Datums der Translation der Reliquien wäre es hilfreich, wenn man die Person des Leontios identifizieren (und die exakte Bauzeit der Hagios Demetrios bestimmen) könnte. In diesem Zusammenhang gibt es bereits mehrere Hypothesen: Leontios: 412–413: Byaeus = PLRE 2 Leontius 5 nach 434–435 (praef. urbi), 435–441: A. Alföldi – M. Vickers = PLRE 2 Leontius 9–10 zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts, früher unbekannt: G. und M. Soteriou 510: J.-M. Spieser = PLRE 2 Leontios 24. Hagios Demetrios: vor 441: O. Tafrali 447–448: M. Vickers Mitte, zweite Hälfte des 5. Jahrhundert: G. und M. Soteriou nach 475, um 500: R. Kautzsch. Wahrscheinlichster Grund für die Translation war die Verlegung des Sitzes der illyrischen Präfektur von Sirmium nach Thessaloniki, und zwar wegen der hunnischen Gefahr (cf. Novellae XI). Demetrius sirmische Abstammung dürfte in der lokalen Tradition unverändert weitergelebt haben, daraus ist der seit dem Mittelalter gebräuchliche ungarische (und serbische) Name der Stadt abzuleiten: Civitas sancti Demetrii, Szávaszentdemeter, Srmska Mitrovica: Györffy 1959, Ćirković 1969. Von griechischer Seite besteht bis heute Evidenz, die Geburt des Demetrios in Thessaloniki zu verteidigen (zuletzt Skedros 1999), bei gleichzeitiger Anerkenntnis dessen, dass in Sirmium ein anderer Märtyrer namens Demetrios existiert hat. Letzteres ist als Möglichkeit natürlich nicht von der Hand zu weisen, erklärt aber unzureichend, wohin die Reliquien des Märtyrers verschwanden, die nach Justinianus noch mehrere byzantinische Herrscher zu beschaffen bestrebt waren. Die Erklärung der Passion, wonach Leontios um 510 in Sirmium hat bauen lassen, entbehrt jeglicher historischen Grundlage. Einer noch interessanteren (aber kaum nachzuweisenden) Anregung zufolge soll der genesende Leontios (um 412–413) eine verwitterte Inschrift mißverstanden und seine Genesung irrtümlich Demetrius zugeschrieben, die Inschrift dagegen in Wirklichkeit die Namen der beiden hispanischen Soldatenmärtyrer Emeterius und Chelidonius 50 E. Lucius, Die Anfänge des Heiligenkults. Tübingen 1904, 227 Anm. 3.

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Passiones et aliae fontes

enthalten haben (Woods 2000), deren Reliquien im Jahr 379 dank Theodosius nach Thessaloniki gelangt sein sollen. Orarion und Goldring wiederum waren in Verbindung mit ihnen tatsächlich schon bekannt, wie man auch aus dem Bericht des Prudentius weiß (Perist. lI. 82–93). Bibliographie: AA SS Oct. IV 50–209; – PG 116, 1081–1426; – BHL 2122–2127; – BHG 496–547z; – kül. 496– 498; – BHG Auct. 496–498; – Nau 1915, 15, 1918, 81–83; – Alföldi 1924, 96 Anm. 1; – Delehaye – Quentin 1931, 180–181; – Nagy 1939, 58, 69–71; – Janin 1964; – Vickers 1974; – Mócsy 1974, 327; – Lemerle 1979; – Lemerle 1981, 197–203; – Mentzos 1994; – Jarak 1996, 274–276; – Skedros 1999, 60–70, 7–40; – Magyarság és ortodoxia, 16–21; –Woods 2000; – Bratož 2004, 217–218 n. 12; – Popović 2003, 279–289; – Walter 2003, 67–93; – kül. 68–73; – Milošević 2004, 64–73; – Tóth 2007; – P. Tóth, Sirmian martyrs in exile. Pannonian case-studies and a re-evalutaion of the St. Demetrius problem. BZ 103, 2010, 146–170.

Agnellus, Liber pontificalis eccl. Ravennatis 2, MGH Script. rer. Lang. et Ital. (1878) p. 288 Edition: MGH Script. rer. Lang. et Ital. (1878) pp. 265–391.

Iterumque eum coegerunt, et ab urbe proiecerunt non longe ab hac miliario 6, ubi ecclesia beati Demetrii antiqua structa est. Da zwangen sie ihn (sc. Apollinaris) erneut, und schafften ihn aus der Stadt, nicht weit, nur sechs Meilen dahin, wo man die alte Kirche des sl. Demeter erbaut hatte. (Übers.: P. K., G. B.)

Andreas Agnellus schrieb sein die Geschichte der Kirche, der Gebäude und – mit Apollinaris beginnend – der Bischöfe von Ravenna behandelndes, nach dem Muster der Stadt Rom Liber pontificalis benanntes Werk zwischen 830 und 846. Den in Ravenna gepflegten Kult des Demetrius belegt neben der im Hafen von Classis freigelegten Kirche auch sein Erscheinen auf einem Mosaik in der Kirche San Apollinare nuovo zu Ravenna (ILCV 1956). Bibliographie: G. Cortesi, La basilica della Casa Bianca. In: Atti del I Congreso nazionale di Studi Bizantini (Ravenna, 23–25 maggio 1965) Ravenna 1966, 43–71; – F. W. Deichmann, Ravenna, Haupstadt des spätantiken Abendlandes II 2. Wiesbaden 1976, 319–322; – Agnellus of Ravenna, The book of pontiffs of the church of Ravenna. Translated with an introduction and notes by Deborah Mauskopf-Deliyannis. Washington 2004, 103 n. 10.

Pollio Passio Pollionis Edition: AA SS Apr. III (1866) 566–567; – Ruinart 1859, 435–436.

1. Diocletianus et Maximianus regnantes decreverunt, ut initiis sub persecutione omnes Christianos aut delerent, aut a fide deviare facerent. Quo tempore haec praecepio cum venisset ad Sirmiensium civitatem, Probus Praeses, imperata sibi persecutione, a Clericis sumpsit exordium, et comprehensum S. Montanum Presbyterum ecclesiae Singidunensis diuque Christianae fidei virtutibus conversatum, iussit necari. Hireneum quoque Episcopum Sirmiensis ecclesiae, pro fide et commissae sibi plebis constantia fortiter dimicantem, ad cœlestem palmam simili sententia cogit, renuntiantemq, idolis et impia praecepta contemnentem, vario tormentorum genere confectum, temporali morte tradidit, in aeternitate victurum. Sed cum in his ejus satiata crudelitas non fuisset, vicinas peregrandas esse credidit civitates: et cum sub specie publicae necessitatis ad urbem Cibalitarum pervenisset, de qua Valentinianus Christianissimus Imperator oriundus esse cognoscitur, et in qua superiori persecutione Eusebius ejusdem ecclesiae venerandus Antistes moriendo pro Christi nomine de morte et de diabolo noscitur triumphasse, contigit Domini misericordia providente, ut eodem die comprehensus Pullio, Primicerius Lectorum, fidei ardore notissimus, a ministris crudelitatis ipsius offerretur examini, dicentibus: Hic in tantam prorupit superbiam, ut non cesset deos et Principes blasphemare. 2. Quo adstante Probus Praeses dixit. Quis diceris ? Respondit: Pullio. Probus Praeses dixit: Christianus

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Erster Teil es ? Pullio respondit, Christianus. Probus Praeses dixit: Quod officium geris ? Pullio respondit: Primicerius Lectorum. Probus Praeses dixit: Quorum Lectorum ? Pullio respondit: Qui eloquentiam divinam populis legere consueverunt. Probus Praeses dixit: Illi qui leves mulierculas dum vetant, ne nubant, pervertere, et ad unam castitatem suadere dicuntur ? Pullio respondit: Levitatem et vanitatem nostram hodie poteris comprobare. Probus dixit: Quomodo ? Pullio respondit: Leves et vani illi sunt, qui relicto Creatore suo vestris superstitionibus acquiescunt: ceterum devoti et constantes probantur, in fide Regis aeterni, qui mandata, quae legerint, etiam tormentis prohibentibus implere contendunt. Probus Praeses dixit: Quae mandata legendo, vel cujus Regis ? Pullio respondit Christi Regis pia et sancta mandata. Probus Praeses dixit, Quae ? Pullio respondit: Quae unum Deum in caelis indicant intonantem, quae non posse dici Deum ex ligno et lapide salutifera admonitione testantur: quae corrigunt noxas et emendant: quae innocentes in propositi sui perseverantia et observatione corroborant: quae virgines integritatis suae edocent obtinere fastigia: coniugem pudicam in creandis filiis continentiam custodire: qua dominos servis, plus pietate quam furore, persuadent unius conditionis contemplatione dominari: quae servos plus amore quam timore persolvere quae docent Regibus justa praecipientibus obedire, sublimioribus potestatibus cum bona obtemperare jusserint: quae praecipiunt parentibus honorem, amicis vicem, inimicis veniam, affectum civibus, hospitibus humanitatem, pauperibus misericordiam, caritatem cunctis, malum nemini facere, accipere illatas patienter injurias, facere omnino nullas: suis bonis cedere, aliena ne oculorum quidem delectatione concupiscere, in perpetuum esse victurum, qui pro fide momentaneam mortem, quam vos potestis inferre, contempserit. Haec si displicent, optime cognita tuo judicio poteris derogare. 3. Probus Praeses dixit: Et quid proderit si homo interfectus hac luce careat, et bona corporis sui universa deperdat ? Pullio respondit: Quia hac brevi melior est lux illa perpetua, et dulciora sunt quae permanent, quam quae pereunt bona, nec est prudentiae caducis postponere sempiterna. Probus Praeses dixit: quid ista ? Fac quod jusserunt Imperatores. Pullio respondit: quid hoc est ? Probus dixit, ut sacrifices. Pullio resondit: Fac quod tibi praeceptum est, ego hoc facturus non sum, quia scriptum est: Sacrificans daemoniis, et non Deo eradicabitur. Probus dixit: Gladio ferieris, si non sacrificaveris. Pullio respondit: Fac quod tibi praeceptum est, me autem Episcoporum, Presbyterorum, et omnium Patrum, quorum doctrinis imbutus sum, sequi tota veritate vestigia oportet, unde et omnia, quae inferre volueris, tota exultatione suscipio. Probus Praeses data sententia flammis eum jussit exuri. Moxque raptus a ministris diaboli, et ductus milliario longe a civitate, agonem suum implevit Martyr intrepidus, laudans, benedicens et glorificans Deum, qui ejus venrabilem passionem, sed et sancti Episcopi ejusdem civitatis Eusebii, ante plurimos annos eodem die vita [functi] martyrium praenovit ad caelestem gloriam: quam hodie cum gaudio celebrantes, deprecamur divinam potentiam, ut nos eorum meritis participes esse concedere dignetur. Haec autem acta sunt in civitate Cibalitana die quinto Kalendarum Majarum, jubentibus Diokletiano et Maximiano Imperatoribus, regnante Domino nostro Jesu Christo in secula seculorum. Amen. 1 Die Kaiser Diokletian und Maximian beschlossen, dass sie mit der Verfolgung der Christen gleich zu Anfang alle vernichten oder vom Glauben abtrünnig machen. Als zu der Zeit diese Anordnung in der Stadt Sirmium eintraf, verfügte der Praeses Probus die Christenverfolgung und begann die Reihe gleich mit den Klerikern. So ließ er den hl. Montanus, Presbyter der Kirche von Singidunum, der sich seit langem im Ausüben der christlichen Tugenden hervortat, ergreifen und töten, dem hl. Irenaeus, Bischof der Kirche von Sirmium, der für den Glauben und die Standhaftigkeit des ihm anvertrauten Volkes ruhmvoll gekämpft hat, verhalf er mit einem ähnlichen Urteil zur himmlischen Palme, denn als dieser den Götzendienst zurückwies und den sündigen Befehl mißachtete, quälte er ihn mit mancherlei Foltern und übergab ihn dem vorläufigen Tod. Er aber wird dennoch ewig leben. Als jedoch mit ihnen seiner Grausamkeit nicht Genüge getan war, meinte er, auch die Nachbarstädte aufsuchen zu müssen. Unter dem Vorwand der Erledigung öffentlicher Angelegenheiten gelangte er so in die Stadt Cibalae, von wo – wie bekannt – später der christliche Kaiser Valentinianus stammte. Ebenso hier hatte im Laufe einer früheren Verfolgung Eusebius, der ehrenwerte Bischof der Kirche dieser Stadt, über den Tod und den Satan triumphiert, als er für den Namen Christi starb. Dank seiner fürsorglichen Barmherzigkeit geschah es hier, dass man am gleichen Tag Pollio fasste,

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Passiones et aliae fontes den ersten Lektor, dessen Glaubenseifer am bekanntesten war. Die Diener brachten ihn vor seinen (des Probus) gnadenlosen Richterstuhl und sagten: Der hat sich solcher Überheblichkeit erdreistet, dass er nicht auf hört, den Göttern und Kaisern zu fluchen. 2 Als sie ihn ihm vorführten, fragte Praeses Probus: Wie heißt du ? Und er antwortet: Pollio. Praeses Probus fragte weiter: Bist du Christ ? Pollio antwortete: Ja, ich bin Christ. Praeses Probus fuhr fort: Welches Amt bekleidest du ? Pollio antwortete: Ich bin erster Lektor. Praeses Probus fragte ihn weiter aus: Seid ihr die, von denen man sagt, dass sie unbesonnene Mädchen zum Narren halten, wenn sie ihnen verbieten, zu heiraten und sie zur einzigen vergeblichen Reinheit überreden ? Pollio erwiderte darauf: Heute kannst du beweisen, ob wir unbesonnen und nichtswürdig sind. Probus wurde neugierig: Wie ? Pollio aber entgegnete: Jene sind die Unbesonnenen und Nichtswürdigen, welche ihren Schöpfer verlassend, mit Euren Aberglauben zufrieden sind. Und jene erweisen sich als treu und standhaft im Glauben des ewigen Königs, welche auch dann noch danach streben, die erkannten Gebote einzuhalten, wenn man sie mit Foltern daran hindern will. Jetzt fragte Probus: Welche sind diese erkannten Gebote oder was für ein König erließ sie ? Pollio aber antwortete: Es sind die heiligen und göttlichen Gebote des Königs Christus. Probus bohrte weiter: Welche sind das ? Pollio: Sie lehren, dass es einen Gott gibt im Himmel. Mit gedeihlicher Lehre unterweisen sie darin, dass man aus Holz und Stein gefertigten Skulpturen nicht als Götter bezeichnen kann. Die Sünder bessern und bekehren sie zum rechten Weg. Die Unschuldigen bekräftigen sie darin, in ihrem rechten Entschluss standhaft zu bleiben. Die Jungfrauen belehren sie, dass sie den höchsten Grad der Reinheit erreichen, die Ehefrauen, dass sie im Eheleben zurückhaltend und schamhaft sind. Die Herren bewegen sie dazu, ihren Dienern lieber mit Sanftmut denn mit Groll zu befehlen und nicht zu vergessen, dass auch sie Menschen sind, die Diener aber dazu, dass sie mehr aus Nächstenliebe denn aus Furcht tun mögen. Sie gemahnen uns, dass wir den Königen gehorchen, wenn sie nichts Sündiges befehlen, dass wir den höchsten Behörden gehorchen, wenn sie Gutes vorschreiben. Sie gebieten, unseren Eltern gegenüber Achtung, unseren Freunden gegenüber Freundlichkeit zu üben, unseren Gegnern gegenüber Verzeihung, unseren Mitbürgern gegenüber Wohlwollen, unseren Gästen gegenüber Menschlichkeit, den Armen Barmherzigkeit, allen gegenüber Nächstenliebe zu zeigen und niemandem Böses anzutun. Geduldig sollen wir das an uns begangene Unrecht akzeptieren, solches aber niemals anderen gegenüber begehen. Unseren eigenen Gütern sollen wir entsagen, die eines anderen aber noch nicht einmal mit einem Blick begehren. Damit wird in Ewigkeit leben, wer für den Glauben diesen einen Augenblick dauernden Todes verachtet, mit dem ihr niederschmettern konntet. Wenn dir das nicht gefällt, kannst du mit deinem Urteil jenen vernichten, welchen du, siehe, gut erkannt hast. 3 Probus: Und was nützt es dem Menschen, wenn man ihn tötet, wenn er sein Leben verliert und jedes leibliche Gut ? Pollio: Denn besser als dieses kurze Leben ist das ewige Leben, und süßer sind die Güter, die bleiben als jene, die verloren gehen, und es wäre nicht klug, die Ewigwährenden geringer zu schätzen als die Vergänglichen. Probus: Wozu das alles: Tu, was die Kaiser befahlen. Pollio: Was haben sie befohlen ? Probus: Dass du den Göttern opfern sollst. Pollio: Tu, was dir befohlen wurde. Ich werde es nicht tun, denn geschrieben steht: Wer den Dämonen opfert und nicht Gott, wird ausgestoßen werden. 51 Probus: Mit dem Schwert lasse ich dich hinrichten, wenn du nicht den Göttern opferst. Pollio: Tu, was man dir befohlen. Meine Pflicht jedoch ist es, dass ich den Spuren der Bischöfe, Pres5 1 Psal. 95.

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Erster Teil byter und aller Kleriker mit ganzer Kraft und Wahrhaftigkeit folge, denn ihre Lehren haben mich erzogen. Weshalb ich auch alles, was du mir aufbürden willst, mit reiner Freude annehme. Der Praeses Probus befahl darauf hin, das Urteil aussprechend, ihn auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen. Die Diener des Satans ergriffen ihn sogleich und brachten ihn eine Meile von der Stadt weg, wo der Märtyrer, unerschrocken Gott rühmend, segnend und lobpreisend, seinen Kampf beendete, nachdem Gott zuvor sein ruhmvolles Leiden in die himmlische Glorie eingetragen hatte, wie auch das Martyrium des Eusebius, des heiligen Bischofs derselben Stadt, der mehrere Jahre vorher am gleichen Tag sein Leben verlor. Und wenn wir das freudig feiern, bitten wir den mächtigen Gott, uns zu gestatten, dass wir an seinen Verdiensten teilhaben dürfen. Diese aber geschahen in der Stadt Cibalae, am 28. April auf Befehl Diokletians und Maximians, doch unser Herr, Jesus Christus, herrschte in Ewigkeit. Amen. (Übers.: A. B., G. B.)

Die Passion des Pollio von Cibalae gehört gewiss zu den Schriften des 4. Jahrhunderts. Auf Grund der Kenntnis der zu den frühesten gehörenden Irenaeus- und der verloren gegangenen Montanus-Passion beziehungsweise der Erwähnung eines Sohns der Stadt, des Valentinianus, dürfte die vorliegende Variante am ehesten in den 360–370 er Jahren entstanden sein. Die Gestalt des Eusebius ist ein rätselhafter Punkt sowohl in der Passion wie auch im MH. Da das syrische Martyrologium am selben Tag einen anderen Märtyrer, Eusebius von Nicomedia, erwähnt (Nau 1915, 15), zog Zeiller zurecht die Möglichkeit in Betracht, dass Eusebius von Cibalae eine fiktive Person ist, die zwecks Lösung der chronologischen Probleme in der Passion im Laufe einer früheren Verfolgung (superiori persecutione), viele Jahre früher und zudem am gleichen Tag (ante plurimos annos eodem die) verstorben sein mag. Diese frühere Verfolgung pflegt man ohne sonderliche Begründung mit der valerianischen Verfolgung in Zusammenhang zu bringen. Demnach müsste auch ein früheres Martyrium Quelle der Passion gewesen sein und sich daraus die Version des MH entwickelt haben. Einer anderen Möglichkeit zufolge war Eusebius von Cibalae tatsächlich ein pannonischer Märtyrer, zum Zeitpunkt seines Todes aber unbekannt, so dass seine Gestalt mit der des anderen Eusebius verschmolz. Das Martyrium zweier Eusebius’ am gleichen Tag, zudem zweier Märtyrer aus Cibalae, aber zu unterschiedlichen Zeitpunkten, wäre doch äußerst ungewöhnlich. Der Prozeß des Pollio und sein Tod gehören in die Reihe der von Statthalter Probus geführten, gut belegten Verfolgungen in Pannonia secunda (nach jenen von Sirmium). Die Pollio-Passion wurde gewiss zu liturgischen Zwecken für die lokale, die städtische christliche Gemeinde verfasst. Darauf deutet die Erwähnung seines lokalen Kults, wodurch auch die von dem Märtyrer vorgetragenen moralischen Erläuterungen besser verständlich sind. Nicht ganz geklärt ist, warum das MH Pollio auch am 29. Mai aufführt. Letzteres muss wohl ein Irrtum sein (kommt jedoch in jeder Variante vor, IIII Kalendas Iunias statt Maias), es könnte sich aber auch um den Zeitpunkt einer späteren Deposition (Ravenna ?) handeln (Delehaye – Quentin 1931, 280). Seine Verehrung im Osten belegt das Synaxarium Eccl. CP (ohne Kurzzusammenfassung der Passion: Delehaye 1902, 638). In Anlehnung an die Pollio-Passion entstand die aquileianische (?) Variante der Passio Donati, Romuli, Sylvani, Venusti et Hermogenis. Bibliographie: BHL 6869; – BHL S 6869; – Zeiller 1918, 48–49, 73–74; – Delehye – Quentin 1931, 215; – Balogh 1932, 64–68; – Nagy 1939, 31, 61; – Egger 1948, 46–47; – Mócsy 1962, 750; – Mócsy 1974, 325– 326; – Jarak 1996, 276–278; – Gáspár 2002, 152; – Migotti 1997, 21–22; – Bratož 2004, 223–224 n. 22–23.

Agnellus, Liber pontificalis eccl. Ravennatis 22, MGH Script. rer. Lang. et Ital. (1878) p. 288 Edition: MGH Script. rer. Lang. et Ital. (1878) pp. 265–391.

Sepultusque est in monsterio sancti Pulionis, quem suis temporibus aedificatum est, non longe a porta, quae vocatur Nova, cuius sepulcrum nobis cognitum est.

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Passiones et aliae fontes Man begrub ihn (Liberius) in der St. Pollio-Kirche, welche zu jener Zeit gebaut wurde, unweit des Neuen Tores, dessen Grab wir kennen. (Übers.: P. K., G. B.)

Andreas Agnellus schrieb sein die Geschichte der Kirche, der Gebäude und – mit Apollinaris beginnend – der Bischöfe von Ravenna behandelndes, nach dem Muster der Stadt Rom Liber pontificalis benanntes Werk zwischen 830 und 846. Das Wort monasterium in Agnellus’ Werk kann sich auf alle möglichen Sakralbauten beziehen. Die genau Stelle des Gebäudes wurde noch nicht bestimmt. Liberius III gehörte zu den Bischöfen des 5. Jahrhunderts in Ravenna. Pollio lässt sich nahezu gewiss mit dem Pannonier identifizieren, woraus folgt, dass seine Reliquien in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts (eventuell teilweise) nach Ravenna gelangt sein dürften. Zugleich ist der Kult des Heiligen auch in Konstantinopel bekannt: Synaxarium Eccl. CP (Delehaye 1902, 638). Bibliographie: Delehaye 1933, 325–326; – D. Mauskopf-Deliyannis, The Liber Pontificalis Ecclesiae Ravennatis: Critical Edition and Commentary. Ph.D. Dissertation, University of Pennsylvania, 1994; – Agnellus of Ravenna, The book of pontiffs of the church of Ravenna. Translated with an introduction and notes by Deborah Mauskopf-Deliyannis. Washington 2004, 118; – J.-M. Pizarro, Writing Ravenna: A narrative performance in the ninth century. Ann Arbor 1995; – F. W. Deichmann, Ravenna, Haupstadt des spätantiken Abendlandes I. Wiesbaden 1969, 26, 45 und Kommentar. T. 1. Die Bauten bis zum Tode Theoderichs des Großen. Wiesbaden 1974, 360; – Mauskopf-Deliyannis 2010, 102.

Erasmus Passio Erasmi Edition: AA SS Jun. I (1867) 215–216

8. Audiens Imperator Maximianus quae facta fuerunt in civitate Sidugrido, a Probo, iniquissimo homine et sacrilego … 9. Tunc gaudio repletus Imperator, cum universo populo perrexit usque ad templum Jovis, et jussit hominem Dei deduci ad civitatem Sirmitanam, et praecepit organa et omne genus musicorum in templo praeparari. Et hoc videns B. Erasmus, ingemuit corde, et oculis suis ad caelum respexit, dicens: Christe fili Dei vivi, esto praesens in ista hora, et mitte Angelum tuum, qui mihi auxilietur et confirmet me in ista pugna diaboli, quam mihi praeparavit. Cumque pervenisset in templum B. Erasmus, conversus ad Imperatorem dixit: Quid est Imperator ? Ubi est Deus, quem me jubes adorare ? Imperator autem, apprehendens manus ejus, ingressus est templum, et ostendit ei statuam aeream magnitudinis cubitorum duodecim, et dixit: Ecce hic Deus meus, cui ego servio. Statim ut diabolus aspexit in faciem Martyris Christi, cecidit statua, et in cinerem versa est, et exivit draco magnus ex illa, et occidit pene tertiam partem populi. Imperator se videns esse delusum, ascendit equum, et ad palatium pergebat, percutiens pectus suum, et dicens: Vae mihi! delusum est regnum meum, nescio a quo homine Antiocheno. Media autem pars populi clamabat: Sancte serve Dei, ora pro nobis, ut non pereamus ab isto dracone. Tunc B. Erasmus dixit: Credite in Domino, in quo ego credo, et salvi eritis, et nolite seduci. Tunc B. Erasmus imperavit draconi, ut ultra quemquam hominum non contaminaret. 10. Videns autem universus populus Christianorum, quantas virtutes operabatur Deus per servum suum, coeperunt laudare Christum. Tunc B. Erasmus dixit: Ecce, quales virtutes operatur, qui credit in illum. Et tunc baptizati sunt quasi quadraginta millia hominum: erat enim certamen in caelo et spectacula Angelorum, et pars diaboli quodammodo pugnabat. Tunc B. Erasmus exclamavit voce magna, dicens: Gloria in excelsis Deo, et in terra pax hominibus bonae voluntatis. Qui autem conversi erant ad Dominum, responderunt: Amen. Conturbata est civitas omnis Sirmitana: conterritus vero Imperator misit armatos, et jussit omnes qui ad Deum conversi erant gladio puniri. Martyrizaverunt autem trecentos triginta homines, qui commendaverunt se orationibus sancti Martyris Erasmi: quibus ait: Ite in nomine Domini feliciter in sanctam civitatem, quam praeparavit Dominus, et ego post modicum tempus ibo … 13. Imperator autem, videns se falsum esse, jussit Martyrem Dei recipi, et in arcta custodia haberi, et in-

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Erster Teil genti ferri pondere colligari. Cumque orasset, apparuit ei juvenis similis filio Dei, vocans illum, et dixit ei: Erasme, surge, ego sum Michael Angelus, missus ad te ut ducam te in Campaniam provinciam, [in civitatem] quae vocatur Formia, ad docendum populum. Et apprehendens eum ejecit illum de civitate Sirmitana: veniensque, Curratium, naviculam a Domino paratam invenit, et transmigravit eum in provinciam Campania. 8. Von einem äußerst bösartigen und frevlerischen Mann namens Probus erfuhr Kaiser Galerius, was in Singidunum geschah. 9. Der Imperator freute sich sehr darüber und ging mit seinem ganzen Gefolge zum Jupiter-Tempel und befahl, den Mann Gottes in die Stadt Sirmium zu transportieren, weiters beorderte er Orgeln und allerlei andere Instrumente in den Tempel. Wie der sl. Erasmus das sah, blickte er zum Himmel auf und sprach: Christus, Sohn des lebendigen Gottes, sei in dieser Stunde gegenwärtig und schicke deinen Engel, damit er mir helfe, mich bestärke im Kampf gegen den Teufel, welcher für mich ausersehen. Nachdem der sl. Erasmus am Tempel angekommen, sprach er, sich zum Kaiser wendend: Was ist, Imperator ? Wo ist dieser Gott, den du befiehlst anzubeten ? Der Kaiser nahm seine Hand, betrat den Tempel, zeigte ihm die 12 Ellen hohe Goldstatue des Gottes und sprach: Das ist mein Gott und ihm diene ich. Sowie der Teufel den Märtyrer Christi erblickte, unverzüglich stürzte die Statue ein und wurde vernichtet. Eine große Schlange kroch daraus hervor und tötete ein Drittel der Anwesenden. Der Kaiser, als er sah, dass man ihn verhöhnt, stieg auf’s Pferd, ritt in seinen Palast und sich an die Brust klopfend sprach er: Wehe mir, ein Mann aus Antiochia hat Spott getrieben mit meiner Macht ! Der größere Teil der dort Anwesenden schrie: Gottes heiliger Diener, bete für uns, damit diese Schlange uns nicht umbringe ! Da sprach der sl. Erasmus: Glaubet an Gott, an den ich glaube, und er errettet euch, verirret euch nicht ! Danach befahl der sl. Erasmus der Schlange, dass sie die Leute nicht mehr belästigen soll. 10. Als die christliche Menge sah, welch’ große Wunder Gott durch seinen Diener vollbringt, huben sie an, Christus zu lobpreisen. Da sprach der sl. Erasmus: Seht, welche Kraft jener hat, der an Ihn glaubt. Darauf hin ließen sich bald 40 Tausend Menschen taufen. Im Himmel gab es einen großen Kampf, eine Schar Engel und Teufel rangen miteinander. Der sl. Erasmus rief mit lauter Stimme und sprach: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen ! Und die Neubekehrten sprachen: Amen ! Ganz Sirmium geriet in Aufruhr, der Herrscher erschrak, entsandte Soldaten und befahl, jeden Bekehrten mit dem Schwert hinzurichten. 330 Menschen erlitten da den Märtyrertod, die sich in ihren Gebeten dem heiligen Märtyrer Erasmus empfahlen. Zu diesen sprach er: Gehet im Namen des Herrn glücklich in die heilige Stadt, welche der Herr bereitet hat ! Nicht lange, und auch ich werde gehen. Die Engel strömten herbei durch die Wolken des Himmels und sammelten ihre Seelen und die Märtyrer triumphierten durch ruhmvollen Tod und bis in den Himmel war die Stimme der Psalmsänger zu hören … 13. Als der Kaiser sah, dass er geirrt hatte, befahl er, die Märtyrer Gottes herauszunehmen und sie in einen engen Kerker zu werfen und mit schwerem Eisen zu fesseln. Nachdem er gebetet hatte, erschien ein dem Sohn Gottes ähnelnder Jüngling und sprach zu ihm: Erasmus, stehe auf, ich bin der Engel Michael, man hat mich zu dir geschickt, damit ich dich in die Campagna bringe, in eine Stadt namens Formiae. Er fasste ihn und brachte ihn aus Sirmium fort, sie trafen in Curratium ein, hier fand er ein kleines Schiff, das der Herr dort bereitgestellt, und brachte ihn hinüber in die Campagna. (Übers.: P. K., G. B.)

Die Geschichte des Erasmus, Bischofs von Antiochia, gehört ebenfalls zu jenen der sog. „reisenden Märtyrer“, welche vor der Verfolgung fliehend oder wegen ihrer in einer anderen Stadt geführten Verhandlung fern von ihrem Zuhause das Martyrium erlitten. In Sirmium als Kaisersitz dürfte es mehrere solche Märtyrerprozesse gegeben haben, wie man aus der Anastasia- oder der sancti Quattuor Coronati Passion erfahren kann. Auch Erasmus gehörte zu ihnen, sein Prozess wurde nach Singidunum (in verschlechterter Form: Sidugrum) in Sirmium fortgesetzt. Den Tod fand er dennoch nicht in Sirmium, sondern im italischen Formiae. Die Elemente der ziemlich

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späten Passion sind selbstverständlich großenteils fiktiv, aber die auch aus anderen Passionen (Irenaeus, Pollio, Anastasia) bekannte Gestalt des Probus (Statthalter) taucht darin ebenso auf. Bibliographie: BHL 2578–2582; – BHL S 2582; – BHG 602; – BHG Auct. 602; – Halkin 1983; – Bratož 2004, 243.

Quirinus Passio Quirini Edition: AA SS Iun. I (1868) 373–375; – Ruinart 1859, 522–524; – Gonzato – Poncina 2002, 152–159.

1 Cum mundi istius Principes ad cruciandas animas diabolus commovisset, et ubique Domini Ecclesias diversis persecutionum tempestatibus ventilaret, suscitatis Regum amicis, per quos amplius adversus Dei populum praelia commoverat, agebat quotidie suae incrementa saevitiae. Prementibus itaque Maximiani Imperatoris legibus, Christianus infestabatur exercitus: per Illyricum vero Diokletianus sacrilegis praeceptis in Christi populum hostiliter saeviebat, addito tyrannidi suae alio Maximiano, in regno participe, qui et suam rabiem et Diokletiani, per omnem Illyricum Ostenderet. Fere tamen ad omnes provinciarum Judices nefandorum Principum sacrilegi apices mittebantur, ut in templis daemonum immolare cogerent Christianos, Christi ecclesiae clauderentur, Christi Sacerdotes et ministri ut parerent legibus publicis, et confiterentur deos esse: quibus si thura nolint accendere, suppliciis diversis et morti subjacerent. 2 Inter multos autem, qui in Christi exercitu triumphabant, B. Quirinus Episcopus Siscianus a Maximo Praeside jussus est comprehendi. Quem cum studiose quaererent, et beatus id sensisset Episcopus, egressus est a civitate: et fugiens comprehensus est et deductus. Cumque a Maximo Praeside interrogaretur, quo fugeret, Quirinus Episcopus respondit: Non fugiebam, sed jussum Domini mei faciebam: scriptum nobis est, Si vos persequentur in una civitate, fugite in aliam. Maximus Praeses dixit: Quis hoc praecepit ? Quirinus Episcopus respondit, Christus, qui verus est Deus. Maximus dixit: Et nescis, quia ubique te Imperatorum praecepta poterant invenire, et hic quem dicis Deum verum, comprehenso tibi subvenire non poterat, sicut et modo fugiens comprehensus es et deductus ? Quirinus Episcopus respondit: Semper nobiscum est, et, ubicumque fuerimus, Dominus quem colimus subvenire potest: et modo, cum apprehensus essem, mecum erat, et hic mecum est, confortans me, et ipse de meo ore tibi respondet. Maximus dixit: Multa loqueris, et loquendo magnorum Regum instituta differs. Lege ergo divinos apices, et fac quod jussum est. Quirinus Episcopus respondit: Ego Imperatorum tuorum jussionem non audio, quia sacrilega est, et contra Dei praecepta jubet servos Christi diis vestris immolare, quibus ego non servio, quia nihil sunt. Deus autem meus, cui servio, ipse est in caelo et in terra et in mari. Ipse est in omni loco: omnibus autem superior, quia intra se continet omnia: quoniam per ipsum cuncta facta sunt, et in ipso constant universa. 3 Maximus dixit: Per nimium tempus vivendo, quasdam fabulas didicisti: supponuntur tibi thura, et disce deos esse quos nescis: non parvum consecuturus es munus intelligentiae, si praeceptis obediens esse volueris. Quod si ipse tibi non suaseris, ut devotus appareas, cognosce te subjiciendum diversis injuriis, etiam morte terribili vitam tuam finiendam. Quirinus Episcopus respondit: Injurias quas mihi minaris, gloriam puto, et promissa mors, si merear, vitam dabit aeternam. Propterea Deo meo devotus esse cupio, non Regibus tuis: neque enim deos credo esse, qui non sunt, et aris daemonum thura non pono, quia scio aram esse Dei mei, in qua apta ei sacrificia boni odoris incendi. Maximus dixit: Video, quia te insanai cogit ad mortem: sacrifica diis. Quirinus Episcopus respondit: Non sacrifico daemoniis, quia scriptum est, Omnes dii gentium daemonia, et, Qui sacrificant diis, eradicabuntur. Tunc Maximus Praeses jussit cum fustibus caedi, cui et dixit: Respice et agnosce potentes esse deos, quibus Romanorum servit imperium. Propter quod consentiens, eris sacerdos magno deo Jovi: alioquin ad Amantium Praesidem primae Pannoniae dirigeris, a quo dignam mortis sententiam excipias. Ergo ab stultitia tua reversus, acquiesce. Quirinus Episcopus respondit: Vere modo Sacerdotio fugor, vere modo Sacerdos effectus sum, si meipsum Deo vero sacrificium obtulero. Et hoc, quod corpus meum caesum est, delector, nullum sentiens dolorem: ideoque offero me majoribus suppliciis, ut me quibus praepositus fui in hac vita, sequantur ad illam aeternam vitam, ad quam per hujusmodi iter facile pervenitur. 4 Maximus Praeses dixit: Claudatur in carcere, et gravetur catenis, donec superatus efficiatur. Quirinus

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Erster Teil Episcopus respondit: Non expavesco carcerem, credens Deum meum mecum esse in carcere, qui semper est cum suis cultoribus. Cumque ligatus fuisset, recluditur in carcerem Quirinus Episcopus, et mittens se in orationem, dixit: Gratias tibi Domine, quia propter te hae mihi illatae sunt contumeliae: et rogo, ut qui in hoc carcere detinentur, sentiant me cultorem veri Dei esse, et credant, quia non est alius Deus, nisi tu. Media autem nocte, apparuit splendor magnus in carcere: quem cum vidisset Marcellus custos personarum, aperuit carcerem, et prostravit se ad pedes B. Quirini Episcopi, dicens cum lacrymis: Ora pro me Dominum, quia credo non esse alium Deum, nisi quem tu colis. Multum autem hortatus est eum beatus Episcopus, et consignavit eum in nomine Domini nostri Jesu Christi. 5 Post triduum autem Maximus Quirinum Episcopum jussit ad Amantium Praesidem ad primam Pannoniam duci, ut pro contumacia, quam in leges Imperatorum exhibuerat, ultimam sententiam sustineret. Cumque deductus fuisset B. Quirinus ad primam Pannoniam, (siquidem ad ripam Danubii per singulas civitates vinctus catenis ductus est) Amantio eodem die revertente de civitate Scarabetensi offertur ei B. Quirinus Episcopus: quem Praeses ad urbem Sabariensem ad audiendum censuit repedari. Tunc ingredientes ad S. Quirinum Episcopum Christianae mulieres, cibum potumque obtulerunt ei. Quarum fidem intuens beatus Episcopus, dum ea quae offerunt benedicit, catenae quibus ligatae manus ejus et pedes fuerant, ceciderunt. Accepta igitur, esca, regressis mulieribus, hi qui eum custodiebant, Sabariam duxerunt. Quem Praeses Amantius per officium suum offerri sibi jussit in theatro. Qui cum oblatus fuisset, Amantius Praeses dixit: Requiro te, si ea quae in Siscia apud juridicum Maximum gesta monstrantur, vera sunt. Quirinus Episcopus respondit: Apud Sisciam verum Deum confessus sum. Ipsum semper colui, ipsum corde teneo: nec me ab eodem, qui unus Deus et verus est, homo poterit separare. Amantius Praeses dixit: AEtatem tuam dolemus maculari verberibus: tamen sensum tuum optamus emendare sermonibus, et praemio promissae vitae corrigere, ut reliquum senectutis tuae tempus juxta legum Imperialium sanctionem diis serviens perfruaris. B. Quirinus Episcopus dixit: Quid de aetate dubitas, quam fides inviolata reddere potest omnibus suppliciis fortiorem ? Nec tormentis frangitur mea confessio, nec vitae praesentis delectatione corrigitur, nec timore mortis, quamvis acerbae, mentis meae soliditas perturbatur. 6 Amantius Praeses dicit: Cur instans es ad mortem, ut diis Romani Imperii appareas indevotus, et contra humanum morem vitam tibi eligas denegandam, dum hi qui evadere mortem cupiunt, negando quae gesserunt, tormenta deludunt ? Tu autem ducis vitae tuae dulcedinem odiosam, et festinus curris ad mortem, Imperatoribus contradicis. Propter quod adhuc te hortamur, ut vivas, et vitam tuam redimas, et cultorem te legum Romanorum exhibeas. Quirinus Episcopus dixit: Allocutio ista forte flectat animos pueriles, qui longioris vitae spatia suspirant: ego autem didici a Deo meo, ut debeam ad illam vitam pervernire, quae post mortem, mortis intercessione non clauditur, et ideo ad temporalem hujus vitae terminum fidelis accedo. Non enim similis sum noxiorum, sicut potestas tua loquitur: illi enim, dum vivere cupiunt, negando Deum vere moriuntur. Ego autem ad aeternitatem vitae confitendo pervenio, nec vestris legibus acquiesco, quia Christi Dei mei legitima, quae fidelibus praedicavi, custodio. Amantius Praeses dixit: Diu te ad obedientiam regalium praeceptorum inclinare voluimus, sed quia rigore mentis domari non potuisti, eris in exemplum omnium Christianorum, ut formam tuae mortis, qui vivere cupiunt, expavescant. 7 Tunc inter ceteras, quas pertulit, passiones, jussit sancto Dei Sacerdoti vel famulo molam ad collum ligari, et in fluvii Sibaris undas demergi. Cumque de ponte praecipitatus fuisset in fluvium, et diutissime supernataret, et cum spectantibus locutus esset, ne suo terrerentur exemplo, vix orans ut mergeretur obtinuit. Cujus corpus non logne ab eodem loco, ubi demersum fuerat, inventum est: ubi etiam locus orationis habetur. Sed ipsum sanctum corpus in basilica ad Scarabetensem portam est depositum, ubi major est pro meritis ejus frequentia procedendi. Passus est B. Quirinus Episcopus Siscianus, Martyr Christi, sub die pridie Nonarum Juniarum: et coronatus est a Domino nostro Jesu Christo, cui honor et gloria et potestas in secula seculorum. Amen. 8 Facta autem incursione Barbarorum in partes Pannoniae, populus Christianus de Scarabetensi urbe Romam fugiens, sanctum corpus Quirini Episcopi et Martyris afferentes, secum deduxerunt. Quem via Appia milliario tertio sepelierunt in basilica Apostolorum Petri et Pauli, ubi aliquando jacuerunt, et ubi S. Sebastianus Martyr Christi requiescit, in loco qui dicitur Catacumbas: aedificantes nomini ejus dignam ecclesiam: [ibique Venerabile corpus ejus diu latuit: sed Spiritu sancto disponente, qui non patitur Sancto-

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Passiones et aliae fontes rum suorum gloriam occultari, tempore Innocentii II Papae, Ecclesiae S. Mariae trans Tiberim fundentis oleum fundatoris, quando eadem ecclesia fabricabatur, eodem Spiritu sancto inspirante, consilio et mandato ejusdem Pontificis ac totius Romane¸ Ecclesie¸, Clerici S. Mariae cum magna reverentia levaverunt pretiosissimum Corpus gloriosissimi Quirini Episcopi et Martyris, de eodem loco: quod cum timore Dei detulerunt in pre¸dictam Ecclesiam S. Mariae trans-Tiberim, ac cum hymnis, et orationibus, in majori altari ejusdem ecclesiae recondiderunt] ubi praestantur beneficia ejus usque in hodiernum diem. 52 1. Als der Teufel die Fürsten dieser Welt überredete, die frommen Seelen zu peinigen und mit den verschiedenen Stürmen der Verfolgung die Gemeinden des Herrn in jeglicher Weise auf die Probe zu stellen, steigerte er seine Grausamkeit von Tag zu Tag, so dass er die Seelen der Herrscher erregte, um durch sie gegen das Volk Gottes umso besser den Kampf beginnen zu können. 2. Kaiser Maximian belästigte also im Westen mit seinen Gesetzen das Heer der Christen, im lllyricum aber verübte Diokletian mit seinen gottlosen Verordnungen Grausamkeiten gegen das Volk Christi, nachdem er Maximianus als Gefährten seiner Tyrannei zu sich genommen und an der Macht teilhaben ließ, damit dieser sowohl den eigenen wie auch Diokletians Zorn dem ganzen Illyricum vor Augen führen könne. An nahezu alle Richter der Provinzen sandten die bösartigen Fürsten gottlose Anordnungen, dass man die Christen zum Opfern in den Götzentempeln zwingen, die christlichen Kirchen schließen, die Priester und Diener Christi aber dazu zwingen soll, den Gesetzen des Staates zu gehorchen und ein Bekenntnis abzulegen, dass Götter existieren. Sollten sie jedoch nicht Weihrauch vor ihnen verbrennen wollen, möge man sie mit allerlei Martern und dem Tode strafen. Unter den vielen aber, die im Heere Christi triumphierten, erließ der Praeses Maximus auch Haftbefehl gegen den hl. Quirinus, Bischof von Siscia. Als man mit großem Bemühen nach ihm fahndete und der heilige Bischof das erfuhr, entfernte er sich aus der Stadt. Doch man stellte ih auf der Flucht und schleppte ihn vor Gericht. Als iudex Maximus fragte, wohin er floh, antwortete Bischof Quirinus: Ich bin nicht geflohen, sondern habe den Befehl meines Herrn befolgt, denn für uns steht geschrieben: Wenn sie euch aber in einer Stadt verfolgen, so fliehet in eine andere. 53 Praeses Maximus sprach: Wer gab diesen Befehl ? Bischof Quirinus entgegenete: Christus, welcher der wahre Gott ist. Praeses Maximus: Und weisst du nicht, dass der Befehl der Kaiser dich überall auffinden kann ? Jener aber, den du als wahren Gott bezeichnest, konnte dir nicht helfen, als man dich festnahm, da sie dich auf der Flucht ergriffen und vor mich führten. Bischof Quirinus: Er ist immer mit uns, und egal wo wir auch sind, kann der Herr uns zu Hilfe kommen, den wir anbeten. Mit mir war er auch, als sie mich ergriffen und mich stärkend ist er auch hier mit mir und mit meinen Worten antwortet Er dir. Maximus: Du redest viel, und mit deinem Reden willst du nicht wissen von den höchstkaiserlichen Anordnungen. Lies also die heiligen Edikte und tue, was sie befehlen ! Bischof Quirinus: Ich höre nicht auf den Befehl deiner Kaiser, denn gottlos und gegen das Gesetz Gottes fordert er von den Dienern Christi, dass sie eueren Göttern opfern. Ich aber diene ihnen nicht, weil sie nichts sind. Mein Gott dagegen, dessen Diener ich bin, ist dort im Himmel, auf Erden und auf dem Meere und ist dort allerorten. Er aber ist höher als alles, weil er alles in sich einschließt, ist doch alles durch ihn geworden und alles ist in ihm. 3. Maximus: Lange lebst du schon und hast somit ein paar Märchen gelernt. Hierher stellen sie den Weihrauch vor dich hin. Lerne, dass die Götter jene sind, von denen du nicht weißt. Für deine Einsicht wirst du keine geringe Belohnung erhalten, so du bereit bist, den Befehlen zu gehorchen. Solltest du jedoch von dir aus nicht bereit sein, deine Ergebenheit zu bezeigen, wisse, dass du dich mancherlei Folterung unterziehen und dein Leben mit einem schrecklichen Tod beenden musst. Bischof Quirinus: Die Folter, mit der du drohst, ist Ruhm für mich und der in Aussicht gestellte 52 De Locis sanctis Testini 1980, 52: et in occidentali parte ecclesiae per gradus discendis, ubi sanctus Cyrinus papa

et martyr pausat. 53 Matth. 10.23.

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Erster Teil Tod gibt mir, wenn ich mich würdig erweise, ewiges Leben. Deshalb also will ich meinem Gott ein unterwürfiger Diener sein, und nicht deinen Kaisern. Und weil ich nicht glaube, dass es Götter sind, die nicht existieren, tue ich auch keinen Weihrauch auf die Altäre der Dämonen. Denn ich weiß, dass mein Gott einen Altar hat, auf dem ich Ihm ein wohlduftendes, gefälliges Opfer dargebracht habe. Maximus: Ich sehe schon, deine Torheit wird dich zu Tode bringen. Opfere den Göttern ! Hl. Bischof Quirinus: Ich opfere den Teufeln nicht, weil geschrieben steht: Teufel sind sämtliche Götter der Heiden, und: Mitsamt ihren Wurzeln werden sie aussterben, die den (heidnischen) Göttern opfern. 54 Da ließ Praeses Maximus ihn auspeitschen, dann sprach er zu ihm: Komme zur Vernunft und erkenne an, dass die Götter mächtig sind, die das Römische Reich anbetet. Deshalb also finde dich ab (damit, was wir wünschen) und du wirst Priester des großen Gottes Jupiter. Andernfalls werde ich dich zu Amantius, dem Praeses von Pannonia prima, schicken und von ihm nimmst du dann das verdiente Todesurteil entgegen. Bekehre dich also von deiner Unvernunft und sei zufrieden (mit den Befehlen) ! Hl. Bischof Quirinus: Jetzt übe ich wahrhaft das Priestersein, erst jetzt bin ich wirklich Priester geworden, da ich mich selbst als Opfer darbringe dem wahren Gott. Auch nehme ich es gerne hin, dass man meinen Körper schlug, weil ich keinerlei Schmerz verspüre. Deshalb biete ich mich für noch größere Martern dar, damit jene, denen ich Vorsteher in diesem Leben war, mir in das andere, das ewige Leben folgen mögen, welches auf solchem Wege leicht zu erlangen ist. 4. Praeses Maximus: Schließt ihn in den Kerker und legt ihn in Ketten, bis er zur Vernunft kommt ! Hl. Bischof Quirinus: Ich fürchte mich nicht vor dem Kerker, weil ich glaube, dass mein Herr mit mir sein wird im Gefängnis, denn Er ist immer dort unter jenen, die ihn anbeten. Und als sie ihn gefesselt in den Kerker warfen, hub Bischof Quirinus zu beten an und sprach: Dank sei Dir, Herr, dass man mir deinetwegen diese Unbill zufügte. Ich bitte dich, lass alle es erfahren, die in diesem Kerker sind, dass ich Diener des wahren Gottes bin, und sie glauben, dass kein anderer Gott ist, sondern nur Du. Nachts ward ein großes Leuchten in dem Kerker. Als Marcellus, der Gefangenenwächter, das sah, öffnete er die Tür der Zelle und warf sich dem hl. Bischof Quirinus vor die Füße und sprach Tränen vergießend: Bete für mich, Herr, denn ich glaube, dass kein anderer Gott ist, sondern nur der, den du anbetest. Der hl. Bischof Quirinus ermutigte ihn lange und taufte ihn dann im Namen unseres Herrn, Jesus Christus. 5. Drei Tage danach ließ Maximus Bischof Quirinus zu Praeses Amantius nach Pannonia prima schaffen, damit er das Todesurteil erhalte für seine Widerspenstigkeit, die er den Gesetzen der Kaiser gegenüber gezeigt. Und als man den hl. Quirinus nach Pannonia prima brachte und in Ketten gelegt durch die einzelnen Städte vor den Richterstuhl des Praeses Amantius schleppte, gingen sie von Stadt zu Stadt bis zum Donauufer mit ihm. Praeses Amantius kehrte gerade an diesem Tag aus der Stadt Scarbantia zurück. Man führte ihm den hl. Bischof Quirinus vor, doch der Praeses verfügte, ihn zur Vernehmung in die Stadt Sabaria zurück zu bringen. Da gingen christliche Frauen zu dem hl. Bischof Quirinus, sie boten ihm Speise und Trank an. Der hl. Bischof Quirinus aber, ihren Glauben sehend, als er segnete, was sie ihm brachten, fielen seine Ketten herab, mit denen er an Händen und Füßen gefesselt war. Nachdem er Nahrung zu sich genommen und die Frauen sich entfernt hatten, führten ihn jene, die ihn bewachten, nach Sabaria. Hier lud ihn Praeses Amantius seinem Amte gemäß ins Theater vor sein Angesicht. 6. Als man ihn vorführte, sprach Praeses Amantius: Ich frage dich, ob es wahr ist, was dem Bericht zufolge in Siscia vor Iuridicus Maximus geschah. Bischof Quirinus: In Siscia bekannte ich meinen wahren Gott. Ihn habe ich immer angebetet. Ihn 54 Psal. 95.

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Passiones et aliae fontes trage ich in meinem Herzen und kein Mensch kann mich von ihm trennen, der allein der wahre Gott ist. Praeses Amantius: Ich würde es bedauern, dein ehrwürdiges Alter mit Schlägen zu entehren, dennoch wünschen wir, dass unsere Rede deine Auffassung korrigieren und der Lohn für die Aussicht auf dein Leben dich auf den rechten Weg lenken möge, damit du die verbliebene Zeit deines Alters in Freude gemäß Anordnung der kaiserlichen Gesetze den Göttern dienend leben kannst. Hl. Bischof Quirinus: Was zögerst du wegen meines Alters, wenn das mein unumstößlicher Glaube stärker tut als jede Marter. Weder Foltern brechen mein Bekenntnis noch ändert es der Genuss des jetzigen Lebens und meine feste Überzeugung erschüttert selbst die Angst vor dem Tode nicht, egal wie bitter er auch sein mag. Praeses Amantius: Warum dringst du auf den Tod, um dich den Göttern und dem Römischen Reich gegenüber unehrenhaft zu zeigen und wider die menschliche Natur die Verleugnung des Lebens zu wählen, obwohl jene, die den Tod vermeiden wollen, gleich wie sehr man sie foltert, selbst das leugnen, was sie begangen haben. Du aber sagst, die Lebenslust ist hassenswert und eilst in den Tod und widersprichst den Kaisern. Deshalb also ermuntern wir dich jetzt noch, zu leben und dein Leben zu retten und zu zeigen, dass du die römischen Gesetze achtest. Bischof Quirinus: Vielleicht mag ja diese ermunternde Rede die kindlichen Seelen rühren, die sich nach einem längeren Leben sehnen, ich aber habe von meinem Gott gelernt, dass ich jenes Leben erlangen soll, welches nicht auf hört nach dem Tode, wenn der Tod schon eingetreten ist. Und deshalb erwarte ich die Beendigung dieses vorübergehenden Lebens voll herzlichen Glaubens, denn ich bin nicht ähnlich den Bösewichten, wie du es gesagt hast, mächtiger Herr. Weil sie, wenn sie leben wollen, Gott verleugnend, in Wirklichkeit sterben, ich aber mit Bekennen meines Glaubens das ewige Leben erlange. Und ich füge mich nicht in eure Gesetze, weil ich die Gebote Christi, meines Herrn, einhalte, die ich auch meinen Anhängern gepredigt habe. Praeses Amantius: Lange haben wir versucht, dich zum Gehorsam gegenüber den kaiserlichen Befehlen zu bewegen, weil aber die Verstockheit deiner Seele nicht zu erweichen ist, wirst du allen Christen ein mahnendes Beispiel sein, dass diejenigen, welche leben wollen, vor der Art deines Todes zurückschrecken mögen. 7. Dann gab er den Befehl, außer den übrigen Leiden, die er schon ertragen, dem heiligen Priester Gottes um den Hals einen Mühlstein zu binden und ihn in den Wellen des Flusses Sabaris zu ertränken. Als man ihn von der Brücke in den Fluss stürzte und er sehr lange nicht unterging, unterhielt er sich mit den Umstehenden und konnte es mit seinen Gebeten kaum erreichen, dass er untergehe, damit ihnen vor seinem Schicksal nicht grausen möge. Seinen Körper fand man unweit der Stelle, wo er unterging, und deshalb ist hier eine Gebetsstätte, den heiligen Leichnam jedoch begrub man in der beim Tor nach Scarbantia befindlichen Basilika, wohin eine Menge Leute wandelt, um seinen Beistand zu erflehen. Das Martyrium erlitt aber der hl. Quirinus, Bischof von Siscia, Märtyrer Christi, am vierten Juni und es krönte ihn unser Herr Jesus Christus, dessen die Ehre, der Rum und die Macht in Ewigkeit. Amen. 8. Als aber die Barbaren in das Gebiet Pannoniens einfielen, floh das christliche Volk aus der Stadt Scarbantia (vermutlich ein Schreibfehler an Stelle von Savaria) nach Rom und nahm die heiligen Reliquien des Heiligen und Märtyrers, Bischof Quirinus, mit sich. Eine Zeit lang waren sie in der Basilika der Apostel Petrus und Paulus bestattet, wo auch Christi Märtyrer, der hl. Sebastian, ruht, und zwar an dem Ort, den man als Katakomben bezeichnet, und hier errichteten sie ihm unter seinem Namen eine ihm würdige Kirche. Hier lag der Leib des Heiligen lange verborgen, doch gemäß Verfügung des Heiligen Geistes, der es nicht gestattet, dass man die Glorie seiner Heiligen verstecke, zur Zeit von Papst Innozenz II., der das Gründungsöl auf die Kirche der Jungfrau Maria jenseits des Flusses Tiber goss, als diese Kirche (neu)gebaut wurde. Auf Eingebung desselben Heiligen Geistes und gemäß der Absicht und Anord-

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Erster Teil nung desselben Papstes und der ganzen römischen Kirche erhoben die Priester der (Kirche der) Jungfrau Maria mit großer Ehrfurcht den teueren Leib des ruhmreichen Bischofs und Märtyrers Quirinus von dieser Stelle und überführten ihn (voller) Gottesfurcht in die oben genannte Kirche der Jungfrau Maria jenseits des Tiber und platzierten ihn unter Hymnengesängen und Gebeten auf dem Hauptalter derselben Kirche. Hier wird man bis zum heutigen Tag seiner Wohltaten teilhaftig. (Übers.: A. B., G. B.)

Auch die gewiss noch Ende des 4. Jahrhunderts entstandene Passion des Bischofs Quirinus von Siscia wirft mehrere historische Probleme auf. Auf Grund der wortwörtlichen Übereinstimmungen verwendet sie bereits das Chronicon des Hieronymus. Einerseits ist gesichtert, dass der pannonische Teil der Passion (cc. 1–7) noch in Pannonien verfasst wurde, da der Autor in Bezug auf Savaria über beträchtliche Ortskenntnisse verfügte. Andererseits hat man die Passion nachträglich mit einer Geschichte über die Translation der Reliquien des Heiligen nach Rom ergänzt. Das Geschehen der auch durch das MH auf den Tag genau datierten Deposition kann kaum angezweifelt werden (Roncaioli 1980–1981), selbst wenn die Ergänzung wirklich viel Identität mit dem Ende der Passion Basilidis Cirini Naboris et Nazari (späte Verarbeitung/Vermengung mehrerer Leidensgeschichten des Letzeren, in denen auch die Gestalt des Quirinus als Märtyrer der Stadt Rom erscheint) aufweist (AA SS Iun. II [1698] 514). Die Existenz einer der lateinischen vorausgehenden griechischen Variante ist kaum nachweisbar (Simonetti). Die Erwähnung von Scarbantia ist offenbar nur ein Schreibfehler im Zusammenhang mit der Erwähnung des ScarbantiaTores. Der Anhang wurde nach einer erneuten Translation im 12. Jahrhundert noch einmal ergänzt. Die Passion geht mit Sicherheit auf die Originalakten zurück, wohingegen die auch Stellen aus der Heiligen Schrift enthaltenden beziehungsweise sich auf die Topographie von Savaria beziehenden sowie die in der Gefangenschaft geschehenen Wunder (Lichterscheinung und Abfallen der Fesseln) und die Geschichte des Gefängniswärters mit Sicherheit an die Person des Autors der Passion zu knüpfen sind. Insbesondere Bekehrungsgeschichten gehören zu den ständigen Einfügungen in Passionen. Seit Zeiller scheint auch gewiss, dass es sich bei dem als Praeses erwähnten Maximus wohl kaum um den Statthalter der Provinz Savia (der Letztere war übrigens corrector), sondern eher um einen lokalen Vertreter des Magistrats der Stadt handeln dürfte. Ausgangspunkt für den Irrtum des Autors der Passion war vielleicht die Gestalt des in den Akten erwähnten, auch später auftauchenden (c. 6), in weiterem Sinn verwendeten iuridicus. Die Zweiteilung von Pannonia superior war zu Lebzeiten des Quirinus noch nicht erfolgt (wie auch nicht zur Zeit der Entstehung des Laterculus Veronensis), deshalb kam seine Sache vor Amantius, den Statthalter der Provinz Pannonia superior. Eine andere Erklärung ist weder notwendig noch möglich (z. B. eine eventuelle Vakanz des Statthalterstuhls von Savia oder dessen Untergeordnetheit, ausführlicher zu der Frage s. im Nachwort). Der vor den früheren Verfolgungen Flüchtende soll durch die Städte an der Bernsteinstraße (Poetovio, Halicanum, Salla, Savaria, Scarbantia) zur Donau (ad ripam Danubii per singulas civitates vinctus catenis ductus est) gebracht worden sein, doch gemäß Anordnung des von dort eben zurückkehrenden Statthalters ist es am Sitz des Letzteren, in Savaria, zum Prozeß gekommen. Das erste Treffen fand in Scarbantia statt, als die Christinnen Quirinus aufsuchten und es zum Wunder der herabfallenden Fesseln kam. Die letzteren Ereignisse und den Verlauf des Prozesses von Savaria hat E. Tóth detailliert untersucht, für eine andere Interpretation der Geschehnisse besteht keine Möglichkeit und auch keine Notwendigkeit. Wasser war, wie man sehen kann (s. die Tabelle am Ende des Kapitels), ein sehr häufiges Element der pannonischen Verfolgungen, so konnte der Leichnam am leichtesten beseitigt werden. Die Hinrichtungsart, den Todeskandidaten mit einem Stein beschwert ins Wasser zu werfen, kommt im Laufe der Verfolgenen in der Donauregion mehrfach vor (im Fall des dalmatischen Anastasius und des norischen Florianus): Bratož 2004 a, 136. Das Wissen um den Sabarias-(d. h. Perint-)Bach, das städtische Theater (eines der wenigen tatsächlich existierenden Theater Pannoniens), die am Todesschauplatz des Märtyrers befindliche Gedenkstätte (locus orationis) sowie die beim Tor nach Scarbantia stehende Basilika deutet auf echte Ortskenntnisse, ins72

Passiones et aliae fontes

bedondere die sich auf den lokalen Kult beziehende Stelle: ubi major est pro meritis ejus frequentia procedendi. Wobei die Basilika wohl kaum innerhalb der Stadtmauer lag. Diese ist, ähnlich wie im Fall von Sirmium, in dem nahe der Stadtmauer, vermutlich aber außerhalb dieser gelegenen frühchristlichen Friedhof zu lokalisieren, dort, wo man den Märtyerer nach der Hinrichtung begrub. Für eine dritte Kultstätte auf dem östlichen Friedhof der Stadt, wo man den Toten ursprünglich bestattet haben soll, gibt es keinerlei Beweise. Besonders wichtig ist die Passion auch im Hinblick auf das ungarländische frühe Christentums. Denn nur in dieser Passion kommt es zur Erwähnung christlicher Gemeinden, die in nördlich des Flusses Drau, im Gebiet des heutigen Ungarn gelegenen Städten (Savaria, Scarbantia) gelebt haben. Weitere Informationen sind eventuell von einer möglichen Freilegung der beiden an Savaria zu bindenden Gedenkstätten des Heiligen zu erhoffen. Entgegen der Angabe im Addendum und MH gelagten die Reliquien des Quirinus zu einem bis heute unbekannten Zeitpunkt nach Rom. Sicher ist soviel, dass sie bei Zusammenstellung des MH (vor 450) schon hier waren, es wurden aber auch Zeitpunkte ab den 370 er (380 er) Jahren (Ferrua, Bertolino, Donckel), über ein Datum um das Jahr 406 (T. Nagy), neuerdings bis hin zu den 430 er Jahren (E. Tóth) in Erwägung gezogen. Ein Datum vor dem 5. Jahrhundert halte ich auf Grund von Prudentius’ Interpretation (s. unten) für wenig wahrscheinlich, auch wenn es im Zeitraum nach 406 mehrmals zur Translation gekommen sein könnte. Bedingung dafür wäre allerdings, dass es von der mit der Ruhestätte des Märtyrers, der Platonia, in Verbindug stehenden Familie Viventius aus Siscia auch noch im Rom des 5. Jahrhunderts weiterlebende Mitglieder gab. Die Frage bedarf auf jeden Fall weiterer Beweisführung. Eine Reihe Itinerarien der Stadt Rom erwähnt die Reliquien des Quirinus in den Katakomben: De Rossi 1864, 180–181; – Testini 1980, 52–53: Itinerarium Salisburgiense: Et in occidentali parte ecclesiae per gradus descendis, ubi sanctus Cyrinus papa (sc. irrtümlich) et martyr pausat. Epitome de locis sanctorum: Ibi quoque et Cyrinus martyr est sepultus. Notitia portarum ex Willelmo Malmesburiensi: Ibi requiescunt S. Sebastianus et Quirinus. Pittacium: [scs Q]uirin[u]s. Notula oleorum: Sci Quirini. Der von den Reliquien des Heiligen in Rom aufbewahrte Teil wurde im 12. Jahrhundert in die Kirche Santa Maria Trastevere überführt. Ein anderer Teil der Reliquien ist durch die noch ins 5. Jahrhundert zu datierende Reliquiarinschrift von Grado bekannt (ILCV 1910). Diese trafen niemals in Rom ein, da Flüchtende aus dem pannonischen Savaria, die sich in der Umgebung von Aquileia (Venedig) niederließen, sie bei sich behielten (Tóth 2004). Wahrscheinlich von hier gelangten einzelne Stücke der Reliquien des Heiligen in mehrer norditalienische Städte, so auch nach Ravenna. 55 Im Osten blieb Quirinus praktisch unbekannt, die ungarische Form seines Namens lautet: Kerény. Bibliographie: BHL 7035–7039; – A. de Waal, Die Apostelgruft ad Catacumbas an der Via Appia: Eine historisch-archäologische Untersuchung auf Grund der neuesten Ausgrabungen. Römische Quartalschrift Suppl. III. Roma 1894, 96–108; – Zeiller 1918, 71–73, 87–88, 189–190; – Duchesne 1923, 8–10; – Balogh 1935; – Balogh 1932, 69–75; – Ferrua 1937; – Donckel 1938, 88; – Nagy 1939, 65–68, 72–73; – Radó 1944, 233–240; – Nagy 1946 a; – Egger 1948, 51–52; – Simonetti 1955 a, 234–243; – Ferrua 1958; – PWRE XXIV (1963) 1323–1324; – Roncaioli 1980–1981; – Jarak 1996, 278–280; – Bertolino 1997, 121–122; – Magyarság és ortodoxia, 54–61; – Gáspár 2001; – Gáspár 2002, 116–118; – Tóth 2002; – Tóth 2002 a; – Schmidt 2003, 189–196, 267–283; – Tóth 2004; – Bratož 2004, 212–213 n. 5; – Tóth 2009, 187–189; – Nagy 2012, 72–108.

55 Agnellus Lib. Pont. 72 MGH Script. rer. Lang. et Ital. (1878) p. 328: Collocavit (Bischof Maximianus im

Dezember 550) autem hic (Ecclesia sancti Stephani) merita apostolorum et martirum, id est … sancti Quirini …

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Erster Teil

Hieronymus Chronicon 229 e Edition: R. Helm (Hrsg.), Die Chronik des Hieronymus. G. C. S. 47, Berlin 1956.

Quirinus episcopus Siscianus gloriose pro Christo interficitur: nam, manuali mola ad collum ligata, e ponte praecipitatus in flumen, diutissime supernatavit et cum spectantibus collocutus, ne sui terrerentur exemplo, vix orans ut mergeretur, obtinuit. (308 n. Chr.) Quirinus, Bischof von Siscia, wird ruhmvoll für Christus hingerichtet: man hat eine Handmühle an seinen Hals gebunden und ihn von einer Brücke in den Fluss geworfen, er blieb sehr lange oben und unterhielt sich mit den Zusehenden, damit ihnen ob seines Schicksals nicht grauste, und kaum hatte er dafür gebetet, dass er untergehen möge, erreichte er es. (Übers.: P. K., G. B.)

Im Werk des Hieronymus konnte Quirinus’ Gestalt wohl nur deshalb erscheinen, weil der aus Strido gebürtige Kirchenvater den Bischof von Siscia für einen „Landsmann“ gehalten haben mag. Der sich auf die Umstände von dessen Tod beziehende Satz dort gleicht dem in der Passion zu lesenden wortwörtlich. Auf Grund dessen meinten einige Forscher, dass der Text des Hieronymus in die Passion übertragen wurde, die Passion demzufolge nach 380 entstanden sein muss. Denkbar wäre allerdings auch, dass Hieronymus die Passion verwendet und daraus den behandelten Teil entnommen hat, die Passion könnte also schon vor 380 entstanden sein. Problematisch ist weiters, dass Hieronymus den Zeitpunkt des Martyriums auf das Jahr 308 ansetzt, während er bei Prudentius in die Herrschaftszeit des Galerius fällt. Nach 305 gehörte Pannonien jedoch nicht zu Galerius’ Herrschaftsgebiet. Außer der Chronicon-Angabe mangelt es bislang an einer Begründung dafür, die Passion des Quirinus später als 305 zu datieren. Prudentius Peristephanon VII Edition: Prudentius, Carmina. Ed. J. Bergmann. CSEL 61. Wien – Leipzig 1926, 362–365; – Aurelii Prudentii Clementis Carmina. Ed. M. P. Cunningham. CCSL 126; – Turnhout 1966, 321–324.

Insignem meritis virum Quirinum, placitum Deo, Urbis moenia Sisciae, Concessum sibi Martyrem, Complexu patrio fovent. Hic sub Galerio Duce, Qui tunc Illyricos sinus Urgebat ditionibus, Fertur Catholicam fidem Illustrasse per exitum. Non illum gladii rigor, Non incendia, non ferae Crudeli interitu necant: Sed lymphis fluvialibus Gurges dum rapit, abluit. Nil refert, vitreo aequore, An de flumine sanguinis Tingat passio Martyrem: AEque gloria provenit, Fluctu quolibet uvida. Summo pontis ab ardui Sanctae plebis Episcopus

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Den verdienstvollen guten Mann, gottgefällig, Quirinus, hält Sisak in seinen Mauern fest, einen Märtyrer, ihr geschenkt, Heimatliebe umarmt ihn fest. Unter Kaiser Galerius, welcher damals in Illyrien stand mit Geboten hart zugesetzt, gab katholischem Glaubenssatz er im Tod, wie sie sagen, Glanz. Nicht die Härte des kurzen Schwerts, keine feurige Glut, kein Tier töten ihn voller Grausamkeit, nein, die Strömung im Lauf des Stroms reißt ihn fort, und sie wäscht sie rein. Ob in glasklarer Wasserflut oder aber vom Strom des Bluts Leiden Märtyrer netzt, bleibt gleich: Ruhm ensteht doch auf jeden Fall, gleich von welcherlei Flut er trieft. Oben von hohem Brückenbau wird der Bischof des frommen Volks

Passiones et aliae fontes In praeceps fluvio datur, Suspensum laqueo gerens Ingentis lapidem molae. Dejectum, placidissimo Amnis vortice suscipit, Nec mergi patitur sibi, Miris vasta natatibus Saxi pondera sustinens. Spectant eminus e solo Doctorem pavidi greges: Nam Christi populus frequens Riparum sinuamina Stipato agmine sepserat. Sed Quirinus ut eminens Os circumtulit, heu ! suo Exemplo trepidos videt. Nil ipse proprii memor Inter stagna periculi: Confirmat pia pectora, Verbis mirificis rogans, Ne quem talia terreant, Neu constans titubet fides, Aut pœnam putet emori. Dicentem fluitantibus Amnis terga vehunt vadis, Nec substrata profunditas Saxoque, et laqueo, et viro, Audet sponte dehiscere. Sensit Martyr Episcopus, Jam partam sibi praeripi Palmam mortis et exitus, Ascensumque negarier AEterni ad solium Patris. Jesu cunctipotens, ait, Haudquaquam tibi gloria Haec est insolita aut nova, Calcare et fremitum maris, Prona et flumina sistere. Scimus discipulum Petrum, Cum vestigia tingeret Mortali trepidus pede, Dextrae subsidio tuae Subjecisse salum solo. Jordanem quoque novimus Tortis vorticibus vagum, Dum fertur rapido impetu, Ad fontem refluis retro Confugisse meatibus. Haec miracula sunt tuae Virtutis, Domine, ut modo

jäh gestürzt in den tiefen Strom, trägt am Strick einen schweren Stein, wie ein Mühlstein so riesig groß. Den Hinuntergeworfnen nimmt auf mit ruhigem Drehn der Strom und er läßt ihn nicht untergehn, trägt mit seltsamer Auftriebskraft die gewaltige Last des Steines. Fern vom Lande her schaut die Schar ängstlich auf ihren Lehrer hin, denn das zahlreiche Christenvolk hat die Krümmung des Ufers dicht scharenweise ringsum besetzt. Doch Quirinus erhob den Kopf, schaute um sich und sah, o weh, Seine ob seines Falls in Angst, denkt in keinerlei Weise selbst. wie gefährlich für ihn die Flut, macht die gläubigen Herzen stark, bittend alle mit sanftem Wort, daß doch so etwas keinen schreckt, noch der standhafte Glaube wankt oder Sterben für Strafe gilt. Und den Sprechenden trägt die Flut oben auf ihrem Rücken hin, und die Tiefe darunter wagt nicht, für Mühlstein und Strick und Mann ungeheißen sich aufzutun. Und der Märtyrerbischof sah, daß die Palme des Todes ihm, schon erworben, entrissen wird und der Aufstieg verweigert wird zu des ewigen Vaters Thron. „Du, allmächtiger Jesus“, so sprach er, „keineswegs ist dir fremd oder neu dieser Ruhm, des Meers Tosen niederzutreten kühn, anzuhalten den raschen Strom. Daß einst Petrus, dein Jünger, als er die Fußsohlen hat genetzt zitternd mit seinem Menschenfuß, durch den Schutz deiner rechten Hand Meer zu Land machte, wissen wir. Daß der Jordan, wir wissen es, unstet in seiner Strömungsdrift, als er reißenden Laufes floß, seine Zuflucht im Rückfluß nahm rückwärts zu seinem Quellgebiet. Diese Wunder sind deine Kraft, Herr, so daß es mich hochhebt jetzt,

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Erster Teil Suspendat, leve praenatans Summo gurgite fluminis, Cum collo scopulum traham. Jam plenus titulus tui est Jam vis prodita nominis, Qua gentilis hebet stupor, Absolvas, precor, optime, Hujus nunc animae moras. Quid possis, probat amnicus, Qui vectat silicem, liquor. Hoc jam quod superest, cedo, Quo nil est pretiosius, Pro te, Christe Deus, mori. Orantem, simul halitus, Et vox deserit, et calor: Scandit spiritus ardua: Fit pondus grave saxeum, Corpus suscipiunt aquae.

leicht voranstreibend irgendwie auf den Flußstrudeln obenauf, schlepp’ ich auch einen Stein am Hals. Nunmehr ist deines Namens Ruhm ebenfalls seine Macht erfüllt, die den heidnischen Wahn verblüfft: Ende, gütigster Gott. ich bitt, jetzt den Aufenthalt meiner Seel ! Was du kannst, das bezeugt des Stroms Wasser, welches den Mühlstein trägt. Das gewähr mir jetzt, was noch fehlt ! Nichts ist kostbarer, als für dich sterben, göttlicher Christ und Gott.“ Ihn verläßt beim Gebet zugleich Atem, Stimme und Körperglut, hoch hinauf steigt sein Geist empor, drückend wird seines Steines Last, seinen Leib nimmt das Wasser auf. (Übers.: Wolfgang Fels)

Der hispanische christliche Dichter im Range eines Senators, Aurelius Prudentius Clemens (etwa 348–413), war zweimal Statthalter der Provinz, dann reiste er, dem Ruf des Theodosius folgend, an den Hof. Nach 392 zog er sich aus der Öffentlichkeit zurück, lebte ein asketisches Leben. Damals entstanden seine Werke, die er 405 herausgab. Unter diesen Werken glorifiziert er im Liber peristephanon (14 Gedichte) nahezu ausschließlich christliche Märtyrer der Stadt Rom und Hispaniens. Neben Cyprianus und Quirinus erscheint in dem Gedicht noch ein Märtyrer aus Antiochia. Die sich auf Quirinus beziehenden Angaben hat er zweifellos von Hieronymus übernommen. Die große Frage lautet, warum die Gestalt des Pannoniers Quirinus im Werk eines hispanischen Dichters erscheint. Ich sehe dafür nur zwei Möglichkeiten: 1. Quirinus’ Translation fand schon vor 405 statt, 2. Bischof Quirinus von Siscia wird auf Hieronymus’ Einfluss unter die Märtyrer aufgenommen. Das Letztere erscheint wahrscheinlicher, entnimmt der Dichter doch jede Angabe in Bezug auf Quirinus dem Chronicon, weshalb er nicht von dessen Grab in Savaria weiß. Prudentius weiß scheinbar nichts von Quirinus’ Grab in Savaria oder in der Stadt Rom, er verlegt letzteres nach Siscia. Die Hypothese, wonach der Dichter früher Korrektor von Savia gewesen sein soll, lässt sich ebenso wenig beweisen wie die Vermutung, dass man Quirinus in Siscia eventuell sekundär bestattet hat. Zur Lösung des Problems wurde in erster Linie in der italienischen Fachliteratur seit A. Ferrua mehrfach die Möglichkeit aufgeworfen, der Ausdruck urbis moenia würde sich auf die Staudtmauern Roms beziehen (Ferrua 1937, 140). Das ist jedoch wenig wahrscheinlich. Ansich sind das und das fehlende Grab in der Stadt Rom noch kein Beweis dafür, dass sich die Reliquien des pannonischen Märtyrers damals noch in Savaria befanden. Bibliographie: A.-M. Palmer, Prudentius on the martyrs. Oxford 1989, 25, 236–237, 263–264; – M. Roberts, Poetry and the cult of martyrs. The Liber Peristephanon of Prudentius. Ann Arbor 1993, 26, 105–106, 111– 112; – Schmidt 2003, 189–196, 267–283; – Prudentius, Das Gesamtwerk. Eingeleitet, übersetzt und kommentiert von Wolfgang Fels. Stuttgart 2011.

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Passiones et aliae fontes

Venantius Fortunatus Carmina libr. VIII 3, De virginitate, 153 Edition: MGH AA IV/1 (1881).

Africa Cyprianum. dat, Siscia clara Quirinum. Africa gibt Cyprianus, das berühmte Siscia Quirinus.

(P. K.)

Der in Italien geborene sl. Venantius Fortunatus (ca. 530/540–607) wurde zum gefeierten Dichter an den Höfen merowingischer Könige, am Ende seines Lebens wählte man ihn zum Bischof von Poitiers. Er hatte zahlreiche einflussreiche Förderer und Freunde, darunter auch Gregor von Tours, für den er öfters Panegyriker schrieb. Berühmt geworden sind hauptsächlich seine elf Bände füllenden Gedichte, er verfasste aber auch Biographien von Heiligen, und zwei seiner Verse wurden Bestandteil der katholischen Liturgie. Durch seine klassische Bildung und seine Vorbilder ist er umso mehr noch Teil der Antike. Das De virginitate gehört zu seinen längsten Gedichten, geschrieben wahrscheinlich aus dem Anlass, dass eine liebe Bekannte, die hl. Agnes, Vorsteherin des Heiligen Kreuz Monasteriums zu Poitiers wurde. Von großem Einfluss auf sein Schaffen war Prudentius, weshalb auch der Bischof von Siscia darin vorkommt. Bibliographie: J. W. George, Venantius Fortunatus: A Latin poet in Merovingian Gaul. Oxford 1992; – J. George, Venantius Fortunatus: Personal and Political Poems. Liverpool 1995; – M. J. Roberts, The Last Epic of Antiquity: Generic Continuity and Innovation in the Vita Sancti Martini of Venantius Fortunatus. TAPhA 131, 2001, 257–285; – M. Roberts The Humblest Sparrow: The Poetry of Venantius Fortunatus. Ann Arbor 2009, 174; – Venantius Fortunatus, Gelegentliche Gedichte. Das lyrische Werk. Die Vita des hl. Martin. Eingeleitet, übersetzt und kommentiert von Wolfgang Fels. Bibliothek der mittellateinischer Literatur 2. Stuttgart 2006.

Gregorius Historia Francorum I 35 Edition: MGH SRM I 1 (1951).

Eo tempore Quirinus sisciensis ecclesiae sacerdos glororiosum pro Christi nomine martyrium tulit, quem, ligatum ad collum molare saxo, in fluminis gurgite sevitia inpulit paganorum. Igitur cum cecidisset in gurgite diu super aquas divina virtute ferebatur, nec sorbebant aquae, quem pondus criminis non praemebat. Quod factum admirans multitudo populi circumstantes dispecto furore gentilium, ad liberandum properant sacerdotem. Haec ille cernens, non passus est se a martyrio subtrahi, sed erectis ad caelum oculis ait: ’Iseu domine, qui gloriosus resedis ad dexteram Patris, ne patiaris me ab hoc stadio removeri, sed suscipiens animam meam, coniungere me tuis martyribus in requiae sempiterna dignare’. Et his dictis reddidit spiritum. Cuius corpus a Christianis suceptum venerabiliter sepulturae mandatum est. Zu der Zeit (unter den Verfolgungen von Diokletian) erlitt um Christi Namen willen den ruhmvollen Tod des Märtyrers Quirinus, ein Priester der Kirche von Siscia. Die grausamen Heiden banden ihm einen Mühlstein um den Hals und trieben ihn mitten in den Strudel eines Flusses. Und als er in denselben geraten war, schwamm er doch noch lange durch ein Wunder Gottes oben auf dem Wasser, und die Wellen verschlangen ihn nicht, denn es drückte ihn nicht die Schwere der Schuld. Da verwunderte sicht die Menge des Volks, das herumstand, und sie achtete nicht der Wut der Heiden, sondern eilte den Priester zu retten. Er aber, als er dies sah, duldete nicht, daß er dem Märtyrertode entrissen wurde, sondern erhob seine Augen zum Himmel und sprach: „Herr Jesu, der du in deiner Herrlichkeit sitzest zur Rechten des Vaters, laß mich nicht fern bleiben von meinem Ziele, sondern nimm meine Seele auf und vereinige mich mit deinen Märtyrern zur ewigen Ruhe.“ Und als er das gesagt, gab er seinen Geist auf. Sein Leib wurde von Christen gefunden und feierlich bestattet. (Übers.: W. Giesebrecht)

Das zehn Bücher umfassende, die Geschichte der Franken bis 594 aufarbeitende Werk des Bischofs Gregor von Tours (538–594 n. Chr.) gab im ersten Buch – von der Schöpfung bis zum Tod des hl. Martin – eine kurze Zusammenfassung in erster Linie der Kirchengeschichte. Im Ka77

Erster Teil

pitel 35 befasste er sich mit der diokletianischen Christenverfolgung, unter deren Märtyrern er einzig die Geschichte des pannonischen Quirinus aufschrieb. Da in seinen Schriften ausschließlich gallische Märtyrer auftreten, ist die Erwähnung des pannonischen Bischofs etwas Außergewöhnliches. Letzteren Umstand kann allein die Geburt des ab dem vorliegenden (36.) Kapitel erscheinenden großen Vorgängers, des hl. Martin, in Savaria begründen, die Gregorius hier auch erwähnt. Auf Grund des Letzteren muss sich der Verfasser über die savarische Geschichte des Quirinus im Klaren gewesen sein, er dürfte also neben den Werken von Hieronymus und Prudentius auch die Passion besessen haben. Cf. Sulp. Sev. v. Mart. 2.1; – Ven. Fort. v. Mart. I.45–47. Bibliographie: W. D. McCready, Signs of sanctity: miracles in the thought of Gregory the Great. Leiden 1989, 255– 256; – M. Heinzelmann, Gregor von Tours (538–594). „Zehn Bücher Geschichte“. Historiographie und Gesellschaftskonzept im 6. Jahrhundert. Darmstadt 1994; – A. H. B. Breukelaar, Historiography and Episcopal Authority in Sixth-Century Gaul. The Histories of Gregory of Tours interpreted in their historical context. Forschungen zur Kirchen- und Dogmengeschichte 57. Göttingen 1994; – I. Wood, Gregory of Tours. Oxford 1994; – Ch. Lelong, Grégoire de Tours. Sa vie et son œuvre. Chambray-les-Tours 1995; – K. Mitchell – I. Wood (Eds.), The World of Gregory of Tours. Leiden 2002; – FPA 6, 95; – Gregor von Tours, Zehn Bücher Geschichten I–II. Auf Grund der Übersetzung Wilhelm Giesebrechts neu bearbeitet von Rudolf Buchner. Darmstadt 1955–1956.

Prosper Tiro Epitoma Chronicon, Chron. Min. I p. 448 Edition: MGH AA IX (1892) pp. 341–485.

Quirinus episcopus Siscianus gloriose pro Chrissto interficitur. Quirinus, Bischof von Siscia, wird ruhmvoll für Christus hingerichtet.

(Übers.: P. K., G. B.)

Der auch im Dienste von Papst Leo I. stehende Prosper Aquitanus (gestorben 455) war ein fanatischer Anhänger des hl. Augustin. In seinen theologischen Werken verbreitete er dessen Ideen, häufig gab er nur eine Zusammenfassung einzelner dieser Werke heraus (e.g. Expositio psalmorum). Prosper verfasste auch eine Weltchronik, in welcher allerdings nur der Teil zwischen 412– 455 n. Chr. sein eigenes Werk ist. Bei den übrigen Teilen bis 378 handelt es sich um Übernahmen von Hieronymus bzw. anschließend dann von Orosius und Sulpicius Severus. Hier folgt er auch dem Werk des Hieronymus. Bibliographie: GLQFM IV 340–348 Nr. 129; – Duval 1971, 739–745 Nr. 321; – PWRE XXIII (1957) col. 880– 897; – Muhlberger 1990; – FPA 3, 114; – FPA 5, 64–65.

Chronica Gallica a. CCCCLII et DXI 456 Chron. Min. I p. 643 Edition: MGH AA IX (1892) pp. 615–665; – R. Burgess, The Gallic Chronicle of 452: A New Critical Edition with a Brief Introduction. In: R. W. Mathisen – D. Shanzer (Ed.), Society and Culture in Late Antique Gaul. Revisiting the Sources. Aldershot 2001, 52–84.

Huius Quirinus episcopus Siscianus manuali mola suspensa diu supernatans martyr. Des (Tages) Märtyrer, Quirinus, Bischof von Siscia, der an einen Mühlstein gebunden lange an der Wasseroberfläche schwamm. (Übers.: P. K., G. B.)

Unter dem Namen Chronica Gallica blieben gleich zwei im südlichen Gallien entstandene Sammlungen erhalten. Die erste setzte das Chronicon des Hieronymus im Zeitraum 379–452 fort (arbeitet die Ereignisse zwischen Theodosius I. und dem Feldzug Attilas auf ), während die zweite zu derselben Zeit beginnt, aber die Ereignisse bis zum Jahr 511 schildert. Auch die vorliegende Angabe entstammt der letzteren Sammlung. Die Ereignisse vor 379 übernimmt die Chronik von dem die Geschichte ab Adam behandelnden Hieronymus. 78

Passiones et aliae fontes Bibliographie: Muhlberger 1990; – R. Burgess, The Gallic Chronicle of 452: A New Critical Edition with a Brief Introduction. In: R. W. Mathisen – D. Shanzer (Ed.), Society and Culture in Late Antique Gaul. Revisiting the Sources. Aldershot 2001, 52–84 und 85–100.

Beda Venerabilis Martyrologium PL XCIV (1850) p. 935 Edition: PL XCIV (1850) 798–1148.

Apud Illyricum civitatem Sisciam natale sancti Quirini episcopi, qui persecutione Maximi pro fide Christi (ut Prudentius scribit) ligato ad manum molaris saxo, in flumen praecipitatus est, et circumstantibus diu collocutus, ne eius terrerentur exemplo, vix precibus ut mergeretur optinuit. Huius reliquiae translatae sunt Romam et positae in Catacumbas. Im illyrischen Siscia der Geburtstag des Bischofs Quirinus, der zur Zeit der Verfolgung durch Maximus für den Glauben Christi (wie Prudentius formuliert) an einen Mühlstein gefesselt und dann in den Fluss geworfen wurde, sich mit den Umstehenden lange unterhielt, damit sein Schicksal sie nicht verschrecke, und mit seinen Gebeten kaum erreichen konnte, dass er unterging. Seine sterblichen Überreste überführte man nach Rom und deponierte sie in den Katakomben. (Übers.: P. K., G. B.)

Beda hat in seinem Martyrologium neben dem von ihm erwähnten Prudentius gewiss auch die Passion verwendet, weil sowohl Maximus als auch die Translation Erwähnung finden. Catacumbae ist ein konkreter Ort, identisch mit der heute St. Sebastian-Katakombe genannten an der Via Appia. Cf. Anon. Lyon. Dubois – Renaud 1976, 102; – Florus: Dubois – Renaud 1976, 102; – Ado: Dubois – Renaud 1984, 184; – Usuardus: Dubois 1965, 241; – Notker PL 131, 1098; – Roncaioli 1983, 225–232.

Ursicinus Acta Ursicini Edition: AA SS Aug. III (1878) 158–163.

1. Ἐν τούτοις καὶ Οὐρσικῖνος ὁ διαπρεπέστατος καὶ ἐξοχώτατος τοῦ Χριστοῦ μάρτυς, τὸ μὲν γένος ἄγων ἐκ τῶν ἄνω Ἰλλυριῶν πόλεως Σιβέντου, καταλεγόμενος δὲ ἐκ νέας ἡλικίας ἐν τῷ τάγματι τῶν λογχοφόρων. Πιστῶν δὲ γονέων κλάδος γενόμενος, μέχρι τέλους ἀκεραίαν τὴν εἰς τὸ θεῖον πίστιν διεσώσατο … Unter ihnen war der ganz ausgezeichnete und hervorragende Ursicinus, Märtyrer Chisti, der aus der Stadt Sibentum im oberen Illyricum stammte und seit seiner Jugend in der Leibgarde der Lanciarii diente. Gläubige Eltern hatten ihn erzogen und seinen wahren Glauben an Gott bewahrte er bis ans Ende … (Übers.: P. K., G. B.) 7. Ὁ δὲ Ὀλβιανὸς ἀπελθὼν ἅμα δυσὶν ἑτέροις αὐτοῦ ἐν τῷ δημοσίῳ λουτρῷ, ᾧ ἐπώνυμον Ἀντωνῖνος, ἐλούσατο, καὶ ὑποστρέψας εἰς τὸν οἶκον αὐτοῦ ἑστιαθεὶς μετὰ τῶν ἑταίρων, ἐκείνους μὲν ἀπέλυσεν, αὐτὸς δὲ εἰσελθὼν ἐν τῷ χαμαιτρικλίνῳ, ἡσύχασε τὸ μεσημβρινόν. Olbianus (commentariensis, einer der Ankläger des Ursicinus) ging mit seinen zwei Gefährten in die öffentliche Therme namens Antoninus, sie wuschen sich und kehrten dann in das Haus zurück, er spreiste mit seinen Gefährten, dann schickte er sie weg, er selber aber trat in das Speisezimmer und legte sich dort zur Mittagsruge. (Übers.: P. K., G. B.) 11. Ὡς δὲ ἤκουσε περὶ τῆς αοἰδίμου τελειώσεως καὶ τοῦ καλλινίκου μάρτυρος Οὐρσικίνου ἡ δούλη τοῦ Θεοῦ Σιμπλικία, πέμψασα ἕνα τῶν πιστῶν εὐνούχων αὐτῆς μετὰ πλειόνων οἰκετῶν, καὶ τῆς θεραπείας τῶν τοῦ πραιτωρίου, ἀνείλετο τὸ τίμιον λείψανον τοῦ Μάρτυρος, καὶ κοσμίως ἐνταφιάσασα ἀπέθετο ἐν προαστείῳ ἰδίῳ λεγομένῳ Καλάμῳ, ἀπέχοντι τῆς πόλεως σταδίους κβ᾽… Ἐτελειώθη δὲ ὁ ἔνδοξος καὶ πολυΰμνητος τοῦ Χριστοῦ μάρτυς Οὐρσικῖνος μηνὶ Αὐγούστῳ

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Erster Teil ι᾽ Ἰνδικτίωνος θ᾽, ἐν ὑστατείᾳ Δαλμάτου τὸ πέμπτον καὶ Μαξεντίου τὸ δεύτερον … 11. Simplicia, die Dienerin Gottes, als sie von dem ruhmvollen Tod des siegreichen Märtyrers Ursicinus erfuhr, entsandte einen ihrer gläubigen Eunuchen in Begleitung vieler Bediensteter und im Praetorium Dienender, der den teuren Körper des Märtyrers aufnahm und ihn, nachdem er ihn zur Bestattung angemessen geschmückt hatte, in der Vorstadt namens Kalamos (Calamus), auf seinem 22 Stadien von der Stadt entfernten Anwesen beisetzte … Christi ruhmvoller und berühmter Märtyrer verstarb am 10. August, in der 9. Indiktion, zur Zeit des 5. Konsulats des Dalmatus und des 2. des Maxentius … (Übers.: P. K., G. B.)

Die Datierung ist sicher fiktiv, sowohl was das Konsulat als auch die Indiktion und ebenso das Datum (statt dem 13. der 10. Aug.) anlangt. Synaxarium Ecclesiae Constantinopolitanae (Delehaye 1902, 891–892) Edition: Delehaye 1902.

Τῇ αὐτῇ ἡμέρα ἄθλησις τoῦ ἁγίου μάρτυρος Οὐρσικῖνου. Οὕτος ἦν ἐπὶ Μαξιμιανοῦ τοῦ βασιλέος, ἐκ πόλεως Σιβέντου τῶν ἄνω Ἰλλυριῶν, στρατιώτης τὴν ἀξίαν, ἐπὶ τῆν τοῦ τριβούνου τάξιν ἤδη προκόψας. Am gleichen Tag (14. August) der Triumph des hl. Märtyrers, Ursicinus. Der stammte aus der oberillyrischen Stadt Sibentum, war unter Maximianus Soldat und stieg auf bis zum Rang eines Tribuns. (Übers.: P. K., G. B.)

In der Fortsetzung folgt der gekürzte Text der Passion. Ursicinus war Tribun in der kaiserlichen Leibgarde der Lanciarii, seine Verehrung lässt sich sowohl in Ravenna (ILCV 1959 b, Venant. Fort. v. s. Mart. 4.683 [MGH AA IV 1 (1881) 369]) als auch im Osten (Menol. Graec. Basil. Porph. PG 117, 585, v. Marcelli archimand. 29 [PG 116, 736]) nachweisen. Das im MH stehende Dezember-Datum ist wahrscheinlich der Zeitpunkt seiner (frühen, auch schon im MH bekannten) Translation nach Ravenna, seinen tatsächlichen Todestag haben nur die griechische Passion und das Synaxarium bewahrt. Da auch die Reliquien anderer pannonischer Märtyrer (Anastasia, Pollio) nach Ravenna überführt wurden, warf R. Egger zurecht die Möglichkeit der pannonischen Herkunft des Ursicinus auf. Von Pannonien ist in Verbindung mit ihm nirgendwo in den Quellen die Rede. Lediglich als Herkunftsort wird das obere Illyricum, das heißt Pannonien, angegeben. Letztere Einteilung (ober = nördlich und nieder = südlich) entspricht nicht ganz der römischen Auffassung, die bei der Zweiteilung der einen Provinz Illyricum die zwei Provinzen Illyricum inferius und superius schuf, also Dalmatien und Pannonien (cf. CIL III 1741). Das anderswo unbekannte Sibentum ist gewiss die verschlechterte Form eines Stadtnamens, vielleicht identisch mit Sirmium. Eine Identifizierung (Egger) mit dem norischen Sebatum (Zeiller) oder Bisentum ist kaum zu belegen. Der in der ziemlich spät, im 11. Jahrhundert entstandenen Passion erwähnte Schauplatz des Prozesses ist unbekannt, es ist nicht auszuschließen, dass es sich um Sirmium handeln könnte, den Sitz von (in der Passion durchgängig irrtümlich Maximinus, im Synaxarium dagegen richtig Maximianus genannten) Caesar Galerius. Im Prozessverlauf spielen sowohl der Herrscher als auch der Kommandant der Leibgarde ein Rolle. Die nicht als Quellen geeigneten Teile der Passion wurden nicht übersetzt, sondern ausschließlich die sich auf den Zeitpunkt und konkrete Orte beziehenden Stellen. Die konkreten Ortsnamen in der Passion (Antoninus-Therme, Vorstadt Calamus) sind wahrscheinlich fiktiv. Bibliographie: BHG 1861; – BHL 8410; – BHL S 8410 a; – Zeiller 1918, 120–121; – Delehaye 1933, 258–259, 324; – Egger 1948, 48; – Jarak 1996, 282–282; – Bratož 2004, 219–220 Nr. 16.

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Passiones et aliae fontes

Sancti Quattuor Coronati Chronographus a. 354 Depositio martyrum Chron. Min. I p. 72 Edition: MGH AA IX (1892) pp. 13–148.

V Idus Novemb. Clementis, Semproniani, Clau(d)i, Nicostrati in comitatu, 9. November: Geburtstag des Clemens, Sempronianus, Claudius, Nicostratus (ihre Ruhe- oder Hinrichtungsstätte) im Komitat. (Übers.: P. K., G. B.)

Der im Jahr 354 für einen unbekannten Valentinus entstandene Kodex (Kalendarium) enthält unter anderem die Liste der Geburtstage der römischen Kaiser, die Liste der Konsuln (zwischen 245 und 354), die Liste mit den praefectus urbi-Namen, die Daten der Ostertage in den Jahren 312–354, die Liste mit den Namen der römischen Päpste sowie die Liste der Begräbnisorte (oder ihrer Hinrichtungsstätten) (Depositio episcoporum Romanorum) beziehungsweise die Liste der Märtyrer der Stadt Rom, Depositio martyrum, eine Beschreibung der Region Rom, eine Weltgeschichte und die Geschichte der Stadt Rom (Chronica urbis) von den Königen bis zum Jahr 325 n. Chr. Wie die vorliegende Angabe bezeugt, verbreitete sich der Kult der Sancti Quattuor Coronati in Rom schon Mitte des 4. Jahrhunderts, von einer späten Translation der Reliquien der pannonischen Märtyrer kann also nicht die Rede sein. Im Original ist eindeutig der 9. November festgehalten, in der Passion verschiebt sich das Datum somit auf einen Tag später. Eine andere Frage ist die Bedeutung des Wortes comitatus. Nach den bisherigen Vorstellungen könnte es einen konkreten (aber anderswo unbekannten), in kaiserlichem Besitz befindlichen Ort bedeuten, die Befürworter der pannonischen Variante beziehen das Wort auf den Kaisersitz Sirmium, andere dagegen halten es für eine kaiserliche Domäne (villa) nahe der Stadt Rom an der via Labicana, bei der Ad duas lauros-Katakombe (San Pietro e Marcellino), oder auf dem Caelius (eine gute Zusammenfassung der bislang az dargelegten Hypothesen: Guyon 1975, 538–543). Allerdings könnte comitatus auch das kaiserliche Gefolge bedeuten, das heißt auch im Gefolge des in Rom weilenden Kaisers könnte es in der Stadt Rom zum Prozess und zur Hinrichtung der pannonischen Märtyrer gekommen sein. Ein Abgleich der pannonischen Überlieferung und der der Stadt Rom hängt (auch) von der Interpretation des letzteren Wortes ab. In der Liste steht Castorius an Stelle von Clemens, dessen Kult an der via Labicana eine Inschrift bekräftigt (ICUR 15938 a). Da Castorius jedoch immer an letzter Stelle auf der Liste folgt, ist die Vermutung berechtigt, dass die Angabe der Deposition nicht vollständig ist, ein Name (oder eventuell auch zwei) könnte(n) am Ende fehlen (Guyon). Bibliographie: H. Stern, Le calendrier de 354. Étude sur son texte et ses illustrations. Paris 1953; – M. R. Salzman, On Roman time: the codex-calendar of 354 and the rhythms of urban life in late Antiquity. Transformation of the Classical Heritage 17, Berkeley. London 1990, 246, 295.

Passio SS. Quattuor Coronatorum auctore Porphyrio Edition: AA SS Nov. III (1910) 765–779

1 Tempore quo Dioclitianus perrexit Pannoniis ad metalla diversa sua praesentia de montibus abscidenda, factum est dum omnes artifices metalli congregaret, invenit inter eos magnae peritiae artis inbutos homines nomine Claudium, Castorium, Simpronianum et Nicostratum, mirificos in arte quadrataria. Hi oculte christiani erant, custodientes mandata Dei, et quidquid artis operabantur in sculptura, in nomine domini Iesu Christi sculpebant. Ventum est quodam die inperante Dioclitiano, ut simulacrum Solis cum quadriga ex lapide taso artifices cum omni argumento currum, equos vel omnia ex uno lapide sculpirent. Eodem tempore omnes artifices cum phylosophis cogitare coeperunt artis huius delimare sermonem. Et cum incidissent lapidem magnum ex metallo taso, non conveniebat ars sculpturae secundum praeceptum augusti Dioclitiani, et multis diebus erat contentio inter artifices et phylosophos. 2 Quodam die convenerunt omnes artifices sexcenti viginti duo cum phylosofis quinque ad textum lapidis

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Erster Teil et coeperunt venas lapidis perquirere, et erat mira intentio inter artifices et phylosofos. Eodem tempore Simpronianus confidens in fidem quam tenebat, dixit ad coartifices: Rogo vos omnes, date mihi fiduciam et ego invenio cum condiscipulos meos Claudium, Simplicium Nicostratum, et Castorium. Et quaerens venam metalli coepit sculpire in nomine domini Iesu Christi artem, et bene consequebatur sculptura et secundum praeceptum augusti facta est sculptura sigilli Solis in pedibus viginti quinque. 3 Hoc autem nuntiatum est Dioclitiano augusto et laetificatus est. Eadem hora ibidem in partis Pannoniae praecepit aedificare templum in loco qui appellatur ad montem pinguem. Et ibidem constituit et posuit simulacrum, et deauravit. Et coepit in eodem loco sacrificiis et unguentis et odoribus laetare, et dedit dona magna artificibus. Eodem tempore dilectatus in artem, nimio amore captus praecepit ut ex metallo porfiritico columnas vel capitella columnarum ab artificibus inciderentur. Et vocavit ad se Claudium, Simpronianum, Nicostratum et Castorium et Simplicium, quos cum gaudio suscipiens dixit ad eos: Desidero peritiam artis vestre capitella columnarum ex monte porfyritico incidi. 4 Et ex praecepto abierunt cum multitudine artificum et phylosofis. Venientibus autem ad montem porfyreticum qui dicitur igneus, coeperunt incidere lapidem in pedibus XL. Claudius autem omnia in nomine domini Iesu Christi faciebat. Et bene sequebatur eum ars. Simplicius autem, qui erat gentilis, omnia quaecumque faciebat non erat convenientia. Quodam die dixit ad Simplicium Nicostratus: Frater, quomodo tibi ferramentum tuum confrangitur ? Dixit Simplicius: Rogo te, tempera mihi, ut non confrangatur. Respondit Claudius et dixit: Da mihi omnem ingenium artis. Et dum dedisset omnem sculpturam ferri, dixit Claudius: In nomine domini Iesu Christi, sit hoc ferrum forte et sanum ad facienda opera. Et ab eadem ora coepit Simplicius omnem artem quadratariam cum ferramenta sua, sicut Simpronianus bene et recte operare. Tunc Simplicius miro amore et studio coepit inquirere a Simproniano quod esset genus temperamenti, quia numquam frangebantur argumenta ferramentorum, quod ante non ita erant. Dicit ei Simpronianus una cum Claudio: Ergo, frater, miraris in temperatione ferramentorum ? Creator qui est omnium, ipse facturam suam confortavit. Respondit Simplicius ad Simpronianum: Numquid deus Iovis ipse non fecit omnia haec ? Respondit Claudius: Frater, age penitentiam, quia blasphemasti, nesciens quid loquaris. Deus quem nos confitemur, ipse omnia creavit, et Iesus Christus filius eius dominus noster, et Spiritus sanctus. Nam quem tu dicis deum, quare non cognoscis quia ex nostris manibus, sculpitur ? Nescis quia et solem, quem nos per sculptura artis fecimus, et ipsud nichil est ? 5 Eadem die, ipsis altercantibus, iussit Dioclitianus augustus ex metallo porfyritico concas sigillis ornatas cavari. Tunc Simpronianus, Claudius, Castorius et Nicostratus coeperunt in nomine Christi cavare concas et lacus cum sigillis et cantharis cum magna tenuitate artis. 6 Simplicius vero quidquid in artem misisset manum confrangebatur. Tunc dixit ad Simpronianum: Adiuro te per deum Solem ut dicas mihi, quis est iste deus qui omnia creavit, in cuius nomine vos artem bene operamini. Respondens Claudius ad Simplicium dixit: Placitum est in sensu et visu oculorum tuorum quae nos facimus ? Respondit Simplicius et dixit: Video nescio quam praecationem quam occulte praecatis, declarate mihi hanc praecationem dei vestri, ut et me vobiscum fruamini amicitiam. Dicit ei Claudius: Et est in te pura amicitia ? Respondit Simplicius: Vere pura, nam et vos cognovistis ecce intra quindecim annos qualiter vobiscum operatus sum. Dicit ei Simpronianus: Si potes credere, dicimus tibi, et artem consequeris, et vitam aeternam habebis. Respondit Simplicius: Desiderio meo desideravi scire deum vestrum et supplico vobis. Dicit ei Claudius: Ecce hoc est quod dicimus tibi fideliter, ut credas dominum Iesum Christum Dei filium et baptismum percipias et omnia ministrabuntur tibi. Respondit Simplicius: Ergo nolite tardare, ut vobiscum unianimis sim et in arte et in religione. Et coeperunt quarere sacerdotem. Et invenerunt episcopum in custodia carceris religatum, nomine Quirillum, de Antiochia adductum, pro Christi nomine vinctum, qui iam multis verberibus fuerat maceratus in tribus annis. Ad quem venientes noctu Simpronianus, Claudius, Nicostratus et Castorius una cum Simplicio, quem invenerunt in catenis constrictum cum aliis multis confessoribus. Et ingressi ad sanctum Quirillum miserunt se ad pedes eius et rogaverunt eum ut baptizaret Simplicium. Cumque hoc audisset beatus Quirillus, gaudio repletus dixit ad Simplicium: Fili, vide si ex toto corde credis, et omnia ministrabuntur tibi. 7 Et respondentes Claudius, Simpronianus, Nicostratus et Castorius dixerunt sancto Quirillo rem gestam de ferramentis quid obvenisset. Et tunc sanctus Quirillus gratias agens Deo omnipotenti, dixit ad Simpli-

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Passiones et aliae fontes cium: Fili, vidisti virtutem in operatione vestra, modo tantum fideliter crede. Respondit Simplicius cum lacrimis et dixit: Et quomodo iubetis ut ostendam credulitatem meam ? Dixit sanctus Quirillus: Ut credas Christum creatorem omnium rerum et omnia simulacra manu facta respuas. Respondit Simplicius: Ego credo quia vere ipse est deus verus Christus Iesus. Et facto secundum consuetudinem baptizavit eum in nomine Patris et Filii et Spiritus sancti in carcere, et dimisit eos, et reversi sunt ad opera sua. 8 Et coeperunt cavare concas ex lapide porfyretico cum sigillis et herbacantis. Et in qua hora mittebant manus suas ad opera, in nomine Iesu Christi operabantur cum signo crucis. Unus autem de fylosofis intuens et videns quomodo sine signo crucis nihil faciebant, sed utebantur omni ora signum Christi in opere, contristatus est vehementer et dixit ira plenus: Hoc genus magicae artis est, quod signum nescio quod ad crudelitatem pertinet et per ipsud omnia prospera a vobis aguntur. Respondit Claudius et dixit: Nescis, fylosofe, quia hoc signum, quod fuit ad crudelitatem, ad vitam perducit aeternam qui credit in eum ? Respondit phylosophus: Non potest crudelitas mortis ad vitam perducere, sed quantaum ad vitam per abstinentiam temporalem potest perveniri. Respondit Claudius et dixit: Deus dominus Iesus Christus ipse dixit: Qui invenit animam suam perdit eam, et qui perdiderit animam suam, inveniet eam. Respondit phylosophus: Ergo et vos Christum sequimini colentes eum ? Respondit Claudius: Vere in ipsius signo et virtute omnia opera manuum nostrarum facimus, quia sic nos docuit doctor gentium Paulus apostolus dicens: Quidquid facitis, in nomine domini facite. Respondit phylosophus: In cuius nomine domini? Dixit Simpronianus: In nomine domini nostri Iesu Christi. Dixit ad eum philosofus: Et si ipse est deus aut dominus, quomodo morti subiacuit ? Respondit Simpronianus: Bene dicis quia morti subiacuit, tamen si scis quia mortuus est, quia surrexit cognitum tibi non est ? 9 His ita altercantibus, multi ex artificibus quadratariis crediderunt in verbis et doctrinis beati Simproniani. Et dixerunt ad alterutrum: Melius nobis est ut in arte iuvemur et fortes esse possimus per eius nomen qui mortuus est et resurrexit. 10 Eodem tempore iuvente Dioclitiano perfectae sunt concae porfyreticae cum malis et herbacantis per manus Claudii, Simproniani, Nicostrati et Castorii. Et allata ante conspectum Dioclitiani augusti. Et placuerunt omnia, et dona multiplicavit Simproniano, Claudio, Castorio et Nicostrato. Tunc Dioclitianus dixit: Volo columnas cum capita foliata abscidi de monte porfyretico dictantibus Claudio, Simproniano, Nicostrato et Castorio. 11 Hoc audientis phylosofi indignati sunt, vehementer quidem iussio Dioclitiani urguebat. Accedentes autem ad montem designaverunt partem lapidis qui incideretur. Tunc oraverunt et fecerunt signum crucis Christi †. Et dictantes et dolantes coeperunt artifices quadratarii incidere lapidem ad collyrium columnae. Et operabantur cotidie per menses tres. 12 Explicita una columna mirifica arte perfecta, dixerunt phylosofi ad Claudium, Simpronianum, Nicostratum et Castorium et Simplicium: Vos qui dono locupletati estis, date operam in alia columna incidenda. Quare a nobis discere desideratis artem ? Respondentes hii quinque uno ore dixerunt: In nomine domini nostri Iesu Christi, in quem confidimus, et hanc aliam columnam sicut et priorem. Et dantes opera cum summo studio intra dies viginti et sex inciderunt aliam columnam. Tunc phylosophi indignantes dixerunt: Haec carmina non sunt nisi magicae artis. Ita sculpentes facturas diversi operis, dabant studium, et bene sequebatur ars consilio eorum, qui nihil per peritiam artis phylosofiae faciebant, nisi in nomine Christi operabantur nitidae. Hoc videntes phylosofi suggestionem dederunt Dioclitiano augusto dicentes: Summe princeps et ornator saeculi, magnum consilium praecepti vestri et mansuetudinis in opera montis designati, ut lapis praetiosus incidatur ad mirificum ornamentum rei publicae vestrae et multa opera clara facta est in columnarum metallo miroque labore serenitatis vestrae. Dioclitianus augustus dixit: Vere dilector peritiam horum hominum. Et fecit omnes quinque aspectibus suis praesentari, quibus laetus ita dixit: Per virtutem deorum, quia sublimabo vos divitiis et donis, tantum sigilla praecidite de monte hoc porfyretico. Et iussit victurias et cupidines et concas iterum fieri, maxime Asclepium. 13 Et fecerunt concas, victorias, cupidines, et Asclepium simulacrum non fecerunt. Et post aliquantos dies optulerunt opera sua in diversa ornamenta sigillorum. Similiter laetificatus est Dioclitianus peritiae artis quadratariae, et dixit Dioclitianus augustus ad Claudium, Simpronianum, Nicostratum, Castorium et Simplicium: Gaudeo in studio artis vestrae, tamen, quare non ostendistis amorem, ut deum Asclepium

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Erster Teil cunctarum sanitatum dolaretis ? Pergite cum pace et date operam in hoc simulacro, et leones fundentes aquam et aquilas et cervos et gentium multarum similitudinem operamini. Et ipsa hora fecerunt secundum consuetudinem, et operati sunt omnia, excepto simulacro Asclepii. Post menses vero IIII dederunt suggestionem Dioclitiano augusto phylosophi, ut videret opera artificum et iussit omnia in campo adferri. Et dum illata fuissent, Asclepius non est praesentatus secundum praeceptum Dioclitiani. 14 Et dum nimio amore ipsum requireret, suggestionem dederunt phylosophi dicentes: Piissime Caesar et semper auguste, qui omnes homines diligis et es pacis amicus, sciat mansuetudo tua, quia hos quos diligis, christiani sunt, et omne quidquid eis imperatum fuerit in nomine Christi faciunt. Respondit Dioclitianus augustus dicens: Si omnia opera eorum in nomine Christi magnifica esse cognoscuntur, non est crudele sed magis gloriosum. Responderunt phylosofi dicentes: Ignoras piissime, quia praecepta pietatis tuae non oboediunt conscientia crudeli, et ideo noluerunt artis munificentiam in aedificatione simulacri dei Scolafii ostendere. Respondit Dioclitianus dicens: Deducantur ad me isti viri. 15 Et cum vocati fuissent Claudius, Simpronianus, Castorius, Nicostratus et Simplicius, dixit ad eos Dioclitianus: Scitis quo affectu et gratia vos diligerit mansuetudo nostra et pio amore vos foverim, quare non oboedistis praeceptis nostris, ut sculpiretis de metallo porfyretico deum Asclepium ? Respondit Claudius: Pie semper augustae, nos semper oboedivimus pietati vestrae et servimus claritati tuae, imaginem vero hominis miserrimi numquam faciemus, quia sic scriptum est: Similis illis fiant qui faciunt ea, et omnes qui confidunt in eis. Tunc exarserunt phylosophi adversus eos, dicentes ad Dioclitianum: Piissime semper Auguste, vides perfidiam, quomodo pietati vestrae superbo sermone locuntur ? Dioclitianus augustus dixit: Non execrentur periti artifices, sed magis colantur. Phylosofi dixerunt: Ergo serviant praeceptis pietatis vestrae, aut nos invenimus qui faciant secundum voluntatem clementiae vestrae. Dioclitianus augustus dixit: Inveniuntur doctiores huius artis ? Phylosophi dixerunt: Nos procuravimus viros religione suffultos. Dioclitianus dixit: Si de hoc metallo procuraveritis ut deum Scolapium faciant, et hos sacrilegii paena constringit, et illi magni erunt apud nostram mansuetudinem. 16 Tunc coeperunt phylosofi contra Claudium, Simpronianum, Nicostratum, Castorium et Simplicium habere altercationem: Quare non in arte vestra praeceptis piissimi augusti Dioclitiani oboeditis et facitis voluntatem eius ? Claudius dixit: “Nos non blasphemamus creatorem nostrum, et nos ipsos non confundimus, ut rei inveniamur in conspectu eius.“ Phylosofi dixerunt: Claruit quia christiani estis. Dixit Castorius: Vere christiani sumus. Tunc phylosofi elegerunt alios artifices quadratarios et fecerunt sculpientes Asclepium ex metallo proconisso. Et protulerunt ante phylosophos post dies triginta et unum. Phylosofi nuntiaverunt Dioclitiano augusto Asclepium perfectum. Et iussit Dioclitianus deferri simulacrum ante conspectum suum. 17 Et cum vidisset simulacrum, miratus est et dixit: Hoc artis ingenium ipsorum est, qui nobis in arte sculpturae placuerunt ? Phylosofi dixerunt: Sacratissime princeps et semper auguste, hos quos declarat serenitas vestra in arte quadrataria peritissimos esse, id est Claudium, Simpronianum, Nicostratum, Castorium et Simplicium, innotescat mansuetudini vestrae eos sacrilegos christianos esse et per incantationum carmina omne genus humanum sibi humiliari. Dioclitianus augustus dixit: Si praeceptis iustitiae non oboedierint et vera est locutio suggestionis vestrae, ferant sententiam sacrilegii. Et iussit cuidam tribuno, Lampadio nomine, sub moderatione verborum eos cum phylosofis audiri, dicens: Iuxta examinationem eos proba, et inter quos inventa fuerit quaerilla falsi testimonii, reatus poena feriatur. Eodem tempore Lampadius tribunus iussit ante templum Solis in eodem loco tribunal parari, et omnes artifices collegi, et Simpronianum, Claudium, Nicostratum, Castorium et Simplicium, et phylosofos, ad quos publice et clara voce Lampadius tribunus dixit: Domini piissimi principes hoc iubentes dixerunt, ut veritate a nobis cognita inter phylosophos et magistros Claudium, Simpronianum, Castorium, Nicostratum et Simplicium clarescat, si vera accusatio esset inter partes. Clamaverunt omnes artifices quadratarii invidiose moniti a filosophis: Per salutem piissimi Caesaris, tolle sacrilegos, tolle magos. 18 Videns autem Lampadius tribunus quia invidiose clamarent artifices, dixit: Causa terminata adhuc non est, quomodo possum dare sententiam ? Phylosofi dixerunt: Si non sunt magi, adorent deum Caesaris. Continuo iussit Lampadius tribunus Simproniano, Claudio, Castorio, Nicostrato et Simplicio: Adorate deum Solem, ut destruatis consilium phylosoforum. Qui respondentes dixerunt: Nos numquam adoravimus

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Passiones et aliae fontes facturam manuum nostrarum, sed adoramus dominum caeli et terrae, qui est imperator perpetuus et deus aeternus, dominus Iesus Christus. Phylosofi dixerunt: Ecce cognovisti veritatem, renuntia Caesari. Tunc Lampadius iussit eos retrudi in custodia publica. Post dies vero novem, invento silentio, renuntiavit gestum Dioclitiano augusto. Eodem die et phylosofi accusabant eos invidiosae principi dicentes: Si hii evaserint, periet cura deorum. Iratus Dioclitianus augustus dixit: Per Solem, quod si non sacrificaverint deo Soli secundum morem antiquum, et monitis non oboedierint, diversis et exquisitis eos tormentis consumam. 19 Mox Lampadius tribunus iussit, ut alia die in eodem loco ante templum Solis sisterent. Et dixit Lampadius tribunus: Introducantur ambae partes, et phylosofi et quadratarii. Et introductis, Lampadius tribunus dixit: Veniant accusatores et dicant quid eis inpugnandum sit. Introeuntibus autem phylosofis, nomine Crisolitus phylosofus ad Lampadium tribunum dixit: Quod docuit intelligentia tua, quid amplius quaeris cognoscere ? Lampadius tribunus dixit ad Claudium, Nicostratum, Simpronianum, Castorium et Simplicium: Quod iusserunt piissimi principes cognitum vobis est ? Dixerunt hii quinque: Nescimus. Et dixit illis: Ut sacrificetis deo Soli et antiquis numinibus detis honorem. Claudius respondit: Nos damus honorem deo omnipotenti et Iesu Christo filio eius, in cuius nomine semper speravimus et post tenebras ad lucem venisse confidemus. Lampadius dixit: Et quae lux clara quam dei Solis ? Respondit Claudius: Christus qui natus est de spiritu sancto et Maria Virgine, qui inluminat solem et lunam et omnem hominem venientem in hunc mundum, qui vera lux ubi, tenebrae non sunt ullae. Lampadius tribunus dixit: Rogo et commoneo vos, nolite perdere tantum amorem et gratiam principis Dioclitiani. Melius ergo nostis, quia piissimus princeps tantum gratus est omnibus hominibus, ut omnes tanto affectu veneretur quantum fratres et filios, maxime cultores deorum. Simpronianus una cum sociis dixit: Piissimus princeps tantum debet curam habere hominum, ut deum caeli non offendat, qui est creator omnium rerum. Nam nos curam habemus, ne pereamus in futuro saeculo, ubi ignis non extinguetur. Lampadius tribunus considerans praeceptum Dioclitiani, iterum rettulit gestam rem Dioclitiano. Tunc Dioclitianus artem eorum considerans praecoepit Lampadio tribuno dicens: Amodo si non consenserint et sacrificaverint deo Soli, verberibus scorpionum eos adflige, si autem consenserint, deduc eos ad mansuetudinem nostram. 20 Post dies vero quinque iterum sedit in eodem loco ante templum Solis, et iussit eos sub voce praeconia introduci, et ostendi eis terrores et genera tormentorum. Quibus ita locutus est, dicens: Audite me et evadite tormenta et estote cari et amici nobilium principum, et sacrificate deo Soli. Nam iam loqui non est apud vos sermonibus blandis. Respondit Claudius una cum sociis cum magna fiducia dicens: Nos non pavescimus terrores nec blanditiis frangimur, sed timemus tormenta aeterna. Nam sciat Diokletianus augustus, nos christianos esse et numquam discedere ab eius cultura. Iratus Lampadius tribunus iussit eos expoliari et scorpionibus mactari, sub voce praeconia dicens: Praecepta principum contemnere nolite. In eadem hora abreptus est Lampadius a daemonio et discerpens se expiravit, sedens in tribunal suum. Hoc audiens uxor eius et familia cucurrerunt ad phylosofos cum mugitu magno, ut devulgaretur Dioclitiano. Hoc cum audisset Dioclitianus, iratus est vehementer et nimio furore plenus dixit: Fiant loculi plumbei,, et vivi in eos recludantur, et prohiciantur in fluvio. Tunc Nicitius quidam togatus, qui adsedebat Lampadio, fecit praeceptum Dioclitiani augusti, et fecit loculos plumbeos et vivos omnes in eos inclausit, et praecipitari iussit in fluvio. Sanctus Quirillus episcopus hoc audiens in carcere afflixit se, et transivit. ad Deum. Qui passi sunt sub die VI id. novembris. 21 In ipsis diebus ambulavit Dioclitianus exinde ad Sirme. Post dies vero XL et II quidam Nicodemus christianus levavit loculos cum corpora et posuit in domo sua. 22 Veniens vero Dioclitianus ex Sirmis post menses undecim, ingressus est Romam. Et statim iussit in termas Traianas templum Asclepii aedificari et simulacrum fieri ex lapide proconisso. Quod cum factum fuisset praecepit omnes curas in eodem templo in praegomas aeneas cum caracteribus infigi, et iussit ut omnes militiae venientes ad simulacrum Asclepii sacrificiis et ad turificandum compellerentur, maxime urbanae praefecturae milites. Cumque omnes ad sacrificia conpellerentur, quattuor quidam cornicularii conpellebantur ad sacrificandum. Illis autem reluctantibus, nuntiatum est Dioclitiano augusto, quos iussit ante ipsud simulacrum ictu plumbatarum deficere. Qui cum diu caederentur, emiserunt spiritum. Quorum corpora iussit in platea canibus iactari, quae etiam corpora iacuerunt diebus quinque. Tunc beatus Sevastianus noctu cum Militiadem episcopum collegit corpora et sepelivit in via Labicana, miliario ab urbe ter-

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Erster Teil tio, cum sanctis aliis in arenario. Quod dum eodem tempore sed post duos annos evenisset, id est sextum idus novembris, et nomina eorum repperire minime potuissent, iussit beatus Militiades episcopus ut sub nomina sanctorum Claudii, Nicostrati, Simproniani et Castorii anniversaria dies eorum recolatur. † Censualis a gleba actuarius nomine Porfyreus gestam scripsit. 1 Zu der Zeit, als Kaiser Diokletian in Pannonien eintraf, um aus den Bergen in seiner Gegenwart verschiedene Steine herausschneiden zu lassen, als er alle Steinmetze versammelte, traf er unter ihnen zufällig sehr geschickte und geübte Leute, namentlich den Claudius, den Castorius, den Simpronianus und den Nicostratus, die sich bewundernswert im Steinmetzhandwerk hervortaten. Diese waren insgeheim Christen, welche die Gebote Gottes befolgten, und als sie an die Arbeit gingen im Steinmetzhandwerk, schnitten sie den Stein im Namen des Herrn Jesus Chistus. An einem Tag geschah es, dass Diokletian den Steinmetzen Befehl gab, aus Marmor von Thasos eine Skulptur des Sol und seines Wagens mit vier Pferden anzufertigen, und zwar den Wagen mit allem Zubehör, die Pferde, mit einem Wort, das Ganze sollten sie aus einem Stein skulptieren. Darauf hin begannen alle Steinmetze und Werkmeister zu überlegen, wie man diese künstlerisch Aufgabe lösen könnte. Und als sie einen großen Block Marmor von Thasos herausschnitten, reichte ihr bildhauerisches Können bei weitem nicht aus, dem Befehl Kaiser Diokletians zu entsprechen, weshalb sich der Streit zwischen Steinmetzen und Werkmeistern mehrere Tage hinzog. 2 Eines Tages kamen alle 622 Steinmetze und zwei Werkmeister bei dem Steinblock zusammen und begannen, die Marmorierung und Spaltung des Steins zu untersuchen, wobei zwischen den Steinmetzen und Werkmeistern ein heftigerer Streit als üblich entbrannte. Da sprach Simpronianus, auf den Glauben vertrauend, den er in seinem Herzen pflegte, zu seinen Gefährten: Ich bitte euch alle, vertraut mir und ich werde mit Claudius, Simplicius, Nicostratus und Castorius, mit denen zusammen ich das Handwerk erlernt habe, herausfinden, was mit dem Stein zu tun ist. Und die Spaltung des Steins beobachtend fing er im Namen des Herrn Jesus Christus an, ihn zu bearbeiten. Die Arbeit ging gut voran, und dem Befehl des Kaisers zufolge wurde die 25 Fuß hohe Statue des Sol fertiggestellt. 3 Das meldete man Kaiser Diokletian, der hocherfreut war. Sogleich befahl er, in Pannonien an der Stelle, die man Fetter Berg (Mons Pinguis) nennt, einen Tempel zu errichten. Dorthin ließ er die Statue bringen und dort aufstellen und sie vergolden. Und in seiner Freude brachte er an dieser Stelle Brand- und Duftopfer dar und gab den Steinmetzen eine hohe Belohnung. So sehr ergötzte er sich an ihrer künstlerischen Arbeit, dass er nach mehr verlangte und anordnete, die Steinmetze sollen für ihn aus Porphyr Skulpturen und Säulenkapitelle schnitzen. Er rief Claudius, Simpronianus, Nicostratus, Castorius und Simplicius zu sich, empfing sie gnädig und sprach zu ihnen: Ich will, dass eure künstlerische Fertigkeit mir Säulenkapitelle aus Porphyr schnitzt. 4 Dem Befehl gemäß gingen sie auch, mit vielen Steinmetzen und Werkmeistern. Als sie nun zum Porphyrberg (Mons Porfyreticus) kamen, den man Feuriger Berg (Igneus) nennt, begannen sie, einen vier Fuß großen Stein herauszulösen. Claudius aber tat alles im Namen des Herrn Jesus Christus. In seinem Handwerk arbeitete er stets mit Erfolg. Simplicius dagegen war Heide, und was er auch begann, alles misslang ihm. Daher sagte Nicostratus eines Tages zu Simplicius: Wie ist es möglich, Bruder, dass dein Werkzeug gleich zerbricht ? Simplicius antwortete darauf: Stähle mein Werkzeug, ich bitte dich, damit es nicht zerbreche ! Claudius erwiderte: Gib also alle deine Steinmetzwerkzeuge her ! Und als er ihm sämtliche Steinmetzwerkzeuge übergeben hatte, sprach dieser: Im Namen des Herrn, Jesus Christus, sei dieses Eisen stark und breche während der Arbeit nicht entzwei! Von da an begann Simplicius mit seinen Eisenwerkzeugen die Arbeit genauso gut und geschickt zu verrichten wie Simpronianus. Nun fing Simplicius an, mit außerordentlicher Anstrengung und Ausdauer von Simpronius zu erfragen, was für ein Stärkungsmittel er verwende, weil seine Werkzeuge nie zerbrochen sind, obwohl es doch vorher so war. Simpronianus und Claudius fragten ihn gleichzeitig: Du wunderst dich also, Bruder, über die Stärke deiner Werkzeuge ? Der Schöpfer von Allem hat sein Werk selber gestärkt. Simplicius wandte sich an Simpronianus: Hat nicht Jupiter alles das geschaffen ? Worauf Claudius

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Passiones et aliae fontes antwortete: Bruder, bereue deine Sünde, denn du hast Gott gelästert, nicht wissend, was du sprichst. Gott, an den wir glauben, hat alles erschaffen und Sein Sohn, unser Herr Jesus Christus, und der Heilige Geist. Denn den du als Gott bezeichnest, warum durchschaust du nicht, dass wir selbst diesen mit unseren eigenen Händen schaffen ? Weist du denn nicht, dass das, was wir mit so großer Kunstfertigkeit skulptiert haben, selbst gar nichts ist ? 5 Am gleichen Tag, als sie so miteinander stritten, befahl Kaiser Diokletian, Trinkgefäße mit Reliefverzierung für ihn zu fertigen. Claudius, Castorius und Nicostratus begannen, die kleineren und größeren Trinkgefäße zu meißeln, die sie mit recht großer Kunstfertigkeit mit Reliefmotiven versahen. 6 Simplicius’ Werkzeuge aber zerbrachen erneut ständig, egal welche Arbeit er in Angriff nahm. Da wandte er sich an Simpronianus: Ich zwinge dich beim Sonnengott, sage mir, welcher Gott ist das, der alles erschuf, in dessen Namen ihr eure Arbeit erfolgreich vollbringt ! Claudius fragte darauf hin Simplicius: Gefällt deinem Herzen und deiner Seele, was wir machen ? Und Simplicius entgegnete: Irgendein Gebet sehe ich Euch heimlich verrichten. Lehrt auch mich dieses Bittgebet, mit dem ihr Euch an euren Gott wendet, damit wir auch fernerhin gute Freunde sein können ! Jetzt fragte Claudius: Nun, und erfüllt dich uneigennützige Freundschaft ? Simplicius antwortete: Gewiss, selbstlose, habt doch auch ihr gesehen, wie ich fünfzehn Jahre lang mit euch arbeitete. Darauf entgegenete Simpronianus: Wenn du glauben kannst, sagen wir es dir und du wirst in der Arbeit Geschick erlangen und auch das ewige Leben erringen. Simplicius sprach: Sehnlichst erwarte ich, euren Gott kennenzulernen und deshalb flehe ich euch an. Claudius sagte: Also gut, wir sagen dir vertrauensvoll, glaube an unseren Herrn Jesus Christus, an Gottes Sohn, und wenn du das Christentum annimmst, wird sich alles zu deinem Besten wenden. Simplicius drängte bittend: Erlaubt also desto eher, dass ich ein Herz und eine Seele mit Euch sein kann, sowohl in der Arbeit wie im Glaubensbekenntnis ! Darauf hin gingen sie, einen Prieser zu suchen. Und sie fanden einen Bischof vor, im Kerker in Ketten liegend. Dessen Name war Cyrillus, den man um Christi Namen in Eisen gelegt aus Antiochia hierher geschleppt und drei Jahre lang mit vielen Schlägen gequält hatte. Zu diesem kamen des nachts Simpronianus, Claudius, Nicostratus, Castorius und Simplicius und trafen ihn zusammen mit vielen anderen Gläubigen in Ketten liegend an. Und zum hl. Cyrillus tretend fielen sie vor ihm auf die Knie und ersuchten ihn, er möge Simplicius taufen. Als der hl. Cyrillus das hörte, erfüllte eine große Freude seine Seele und er sprach zu Simplicius: Mein Sohn, sieh’ zu, dass du mit ganzer Seele glaubst und alles wird sich zu deinem Besten wenden. 7 Claudius, Simpronianus, Nicostratus und Castorius erzählten dem hl. Cyrillus, wie sich die Sache mit den Werkzeugen zugetragen. Da dankte der hl. Cyrillus dem allmächtigen Gott und sprach zu Simplicius: Mein Sohn, während der Arbeit hast du Gottes Stärke gesehen, jetzt habe Vertrauen und glaube einfach ! Simplicius antwortete in Tränen ausbrechend: Was wünscht ihr, wie ich zeigen soll, dass ich glauben will ? Der hl. Bischof Cyrillus sagte: So, dass du glaubst an unseren Herrn, Jesus Christus, Gottes Sohn, Schöpfer aller Dinge, doch alle handgemachten Götzen verwirf ! Darauf legte Simplicius das Glaubensbekenntnis ab, welches die Kirche den Katekumenen vorschrieb: Ich glaube fest, dass Jesus Christus wahrhaftig der wahre Gott ist. Als das geschehen war, taufte der Bischof ihn dort im Kerker im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes und entließ sie. Jene aber kehrten zurück zu ihrer Arbeit. 8 Sie begannen, aus Porphyr die Trinkgefäße zu meißeln und sie mit Reliefs und Akanthusblättern zu verzieren. Als sie an die Arbeit gingen, bekreuzigten sie sich und fingen im Namen Jesu Christi an zu arbeiten. Einer der Werkmeister behielt sie im Auge, und als er sah, dass sie nichts anfangen ohne sich zu bekreuzigen, und sogar während der Arbeit zu jeder Stunde das Zeichen über sich machen, sprach er erregt und voller Zorn: das ist Magie, denn dieses wunderbare Zeichen ist das Zeichen der Grausamkeit und dadurch vollbringt ihr alles glückhaft. Claudius antwortete: Weißt du nicht, Werkmeister, dass dieses Zeichen, welches das Zeichen der Grausamkeit war, den zum ewigen Leben führt, der daran glaubt ? Der Werkmeister antwortete darauf: Nicht der gnadenlose Tod kann zum Leben führen, sondern durch lange dauernde Enthaltsamkeit kann man zum Leben gelangen.

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Erster Teil Claudius beließ es nicht dabei: Mein Herr und Gott, Jesus Christus, selber sprach: Wer seine Seele findet, der wird sie verlieren, und wer seine Seele verliert um meinetwillen, der wird sie finden. 56 Sogleich fragte der Werkmeister: Also seid auch ihr Anhänger Christi und betet ihn an ? Claudius gestand: Allerdings verrichten wir all unsere Arbeit mit Seinem Zeichen und Seiner Stärke, denn das lehrte uns der Meister der Völker, der Apostel Sankt Paulus: Und was immer ihr tut in Wort oder in Werk, tut alles im Namen des Herrn Jesus !57 Der Werkmeister fragte weiter: Im Namen welches Herrn ? Auf die Frage antwortete Simpronianus: Im Namen unseres Herrn, Jesus Christus. Nun wandte sich der Werkmeister an ihn: Wenn er aber Gott und der Herr ist, wie ist es möglich, dass er dennoch sterben musste ? Simpronianus erwiderte: Du sagtest richtig, dass er gestorben ist. Wenn du aber weisst, dass er starb, hast du nicht auch gehört, dass er auferstanden ist ? 9 Während sie so stritten, begannen unter den Steinmetzen viele dem Wort und der Lehre des Simpronianus Glauben zu schenken. Sie sprachen untereinander: Auch für uns wird es besser sein, wenn wir in der Arbeit Hilfe und Stärke gewinnen durch den Namen dessen, der gestorben und und auferstanden ist. 10 Unterdessen wurden durch Claudius’, Simpronianus’, Nicostratus’ und Castorius’ Hände Arbeit die von Diokletian georderten Porphyrgefäße fertiggestellt, welche Henkel und Reliefmotive zierten. Man brachte sie weg, um sie Kaiser Diokletian zu zeigen. Sie gefielen ihm alle, er erhöhte die Belohnung des Simpronianus, Claudius, Castorius und Nicostratus. Diokletian sagte zu ihnen: Ich wünsche, dass ihr mir mit Blattkapitellen geschmückte Säulen anfertigt und dass man die Arbeit unter Leitung von Claudius, Simpronianus, Nicostratus und Castorius ausführe ! 11 Als die Werkmeister das hörten, begannen sie sich zu empören. Doch Diokletians Befehl drängte sie. Sie gingen also zum Berg, markierten einen Steinblock, um diesen heraus zu schneiden. Danach beteten sie und machten das Kreuzzeichen Christi. Sie erließen Anweisungen und arbeiteten, und so begannen die Steinmetze den Stein in Form einer Säule zu schneiden. Drei Monate lang arbeiteten sie so jeden Tag. 12 Als die eine Säule in vollkommener künstlerischer Schönheit fertig war, sprachen die Werkmeister zu Claudius, Simpronianus, Nicostratus, Castorius und Simplicius: Ihr habt schon reichliche Belohnung bekommen, fangt mit dem Skulptieren der anderen Säule an ! Warum wollt ihr euch in unsere Angelegenheiten einmischen ? Sie aber riefen alle fünf auf einmal: Im Namen unseres Herrn, Jesus Christus, auf den wir vertrauen, meißeln wir auch die andere Säule noch, genauso wie die erste. Sie machten sich an die Arbeit mit ganzer Seele und innerhalb von 26 Tagen war auch die andere Säule fertig. Die Werkmeister erbosten sich: Das kann nichts anderes sein, nur Magie ! Jene aber fertigten Steinmetzarbeiten unterschiedlicher Form, arbeiteten fleißig und ihre Arbeit kam sehr gut voran nach den Anweisungen derer, die nicht gemäß ihrer Routine in den Ingenieurswissenschaften handelten, sondern ihre Arbeit im Namen Christi verrichteten. Das sehend meldeten es die Werkmeister Diokletian: Eure Majestät, Zierde der Welt, euer weiser Befehl, den ihr an die Gruben des ausgewählten Berges gerichtet, hat verfügt, zur Verzierung des Palasts euer Majestät ausgezeichnete Steine zu behauen. Mit viel Mühe wurde die Arbeit auch fertiggestellt, insbesondere die Säulen. Worauf Diokletian antwortete: Ich ergötze mich wirklich an der hervorragenden Arbeit dieser Leute. Er ließ sich alle fünf vorstellen und sprach fröhlich: Bei den mächtigen Göttern sage ich, mit reichen Geschenken will ich euch überhäufen, aber macht mir noch Skulpturen aus diesem Porphyr ! Erneut gab er Victoria- und Cupido-Skulpturen und Trinkgefäße in Auftrag, vor allem eine Skulptur des Aesculap. 13 Sie fertigten die Trinkgefäße sowie die Victoria- und Cupido-Plastiken, eine Aesculap-Statue dagegen schufen sie nicht. Nach einigen Tagen stellten sie die unterschiedlich verzierten Skulpturen vor. 56 Matth. 10.39.

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57 Col. III 17.

Passiones et aliae fontes Wieder war Diokletian erfreut angesichts ihrer geschickte Arbeit und sprach zu Claudius, Simpronianus, Castorius und Simplicius: Mit Freude sehe ich eure eifrige künstlerische Arbeit, aber warum habt ihr euch nicht bemüht, auch die Skulptur Aesculaps, des Gottes der Heilung, auszuformen ? Geht in Frieden und eilt, diese Statue anzufertigen, danach meißelt noch Wasser speiende Löwen und Adler, Hirsche und mancherlei Getier ! Sie aber begannen ihrer Gewohnheit gemäß zu arbeiten und vollbrachten alles mit Ausnahme der Aesculap-Skulptur. Vier Monate später unterbreiteten die Werkmeister Kaiser Diokletian den Vorschlag, sich die Arbeiten der Steinmetze anzuschauen, und er befahl, dass man alles auf den Platz schaffe. Nachdem man sie dorthin transportierte, wurde keine Aesculap-Skulptur präsentiert, obwohl Diokletian sie bestellt hatte. 14 Als der Kaiser sehnsüchtig suchte, meldeten ihm die Werkmeister: Allergnädigster, ewiger Augustus, der ihr alle Menschen liebt und ein Freund des Friedens seid, wisset, Euer Majestät, dass jene, denen Majestät wohlgesinnt ist, Christen sind, und all’ das, was man ihnen befiehlt, im Namen Christi vollbringen. Kaiser Diokletian entgegnete darauf: Wenn alles das, was sie in Christi Namen vollbringen, offensichtlich großartige Arbeit ist, dann ist das nicht skandalös, sondern gereicht ihnen vielmehr zur Ehre. Doch die Werkmeister gaben nicht nach: Habt Ihr vergessen, allergnädigster Augustus, dass sie wegen ihrer skandalösen Denkweise den Befehlen Euer Majestät nicht gehorcht haben und deshalb ihr künstlerisches Können nicht durch Anfertigen einer Plastik des Gottes Aesculap zeigen wollten ? Darauf hin befahl Diokletian: Man führe diese Leute zu mir ! 15 Nachdem man Claudius, Simpronianus, Castorius, Nicostratus und Simplicius dorthin gerufen, sprach Diokletian zu ihnen: Wisst ihr, wie gnädig ich zu euch war, mit welch’ huldvoller Zuneigung und welchem Wohlwollen ich euch unterstützt habe ? Warum gehorcht ihr nicht meinen Befehlen, mir aus Porphyr eine Skulptur des Gottes Aesculap zu fertigen ? Claudius erwiderte: Ewig gnädiger Herr, wir haben Euer Majestät immer gehorcht und gedient als unserem ruhmreichen Herrn. Die Skulptur des allerelendsten Menschen jedoch fertigen wir niemals an, denn es steht geschrieben: Die sie gemacht haben, sollen ihrem Machwerk gleichen, alle, die den Götzen vertrauen. 58 Da erzürnten die Werkmeister und sie sprachen zu Diokletian: Gnädigster ewiger Augustus, seht ihre Verblendung, in welch’ frechem Ton sie mit Euer Majestät reden ? Diokletian aber sagte zu ihnen: Die geschickte Arbeit muss man nicht schelten, sondern vielmehr anspornen. Darauf entgegneten die Werkmeister: Dann sollen sie dem Befehl euer Majestät gehorchen, oder wir sorgen für Arbeiter, die nach dem Willen euer Majestät handeln. Diokletian fragte: Gibt es bessere Meister als diese ? Die Werkmeister erwiderten: Wir werden schon für Leute sorgen, die bereitwillig gehorchen. Darauf hin erklärte Diokletian: Wenn ihr dafür sorgt, dass sie aus diesem Stein eine Skulptur des Aesculap meißeln, halten wir diese wegen Majestätsbeleidigung fest, jene aber in hohen Ehren vor unserem Angesicht. 16 Die Werkmeister forschten nun Claudius, Simpronianus, Nicostratus, Castorius und Simplicius aus: Warum folgt ihr in eurer Arbeit nicht dem Befehl des erhabenen Augustus und warum erfüllt ihr seinen Willen nicht ? Claudius antwortete: Wir lästern unseren Schöpfer nicht und handeln nicht gegen unser Gewissen, damit wir nicht für sündig befunden werden vor Seinem Angesicht. Die Werkmeister jubelten: Nun ist es offenbar, dass ihr Christen seid. Castorius gestand auch sogleich: So ist es, wir sind Christen. Da wählten die Werkmeister andere Steinmetze aus und ließen sie die Statue des Aesculap aus Mar58 Psal. 115. 8.

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Erster Teil mor von Proconnessus skulptieren. Diese brachten die Plastik dreißig Tage später zu den Werkmeistern, welche Kaiser Diokletian meldeten, dass die Aesculap-Statue vollendet sei. Diokletian ließ sich die Skulptur bringen. 17 Als er das Bildwerk betrachtete, fragte er erstaunt: Ist das die Arbeit jener, deren bildhauerisches Geschick Uns so sehr gefiel ? Und die Werkmeister antworteten: Heiliger Herrscher, ewig erhabener Augustus, wisset von jenen, welche Majestät für die ausgezeichnetsten Steinmetze hält, also von Claudius, Simpronianus, Nicostratus, Castorius und Simplicius, gnädiger Herr, dass sie majestätsbeleidigende Christen sind und mit ihren abergläubigen Beschwörungen der ganzen Menschheit zur Schande gereichen. Da entschied Diokletian: Wenn sie den berechtigten Befehlen nicht gehorchen und es wahr ist, wessen ihr sie anklagt, sollen sie die Strafe für Majestätsbeleidigung erfahren ! Einem Tribun namens Lampadius befahl er, sie und die Werkmeister zu verhören: Dem Ergebnis des Verhörs entsprechend unterwirf sie einer Untersuchung, und sollte sich irgendeines Zeugnis als falsch erweisen, mögen sie ihre verdiente Strafe erhalten ! Dann ließ Lampadius vor dem Tempel des Sol seinen Richterstuhl aufstellen, sämtliche Arbeiter der Steinmetzwerkstatt dorthin rufen und sprach vor der Menge laut zu Simpronianus, Claudius, Nicostratus, Castorius, Simplicius und den Werkmeistern: Unsere gnädigsten Herren und Kaiser gaben den Befehl, dass ich die Wahrheit zwischen den Werkmeistern sowie Claudius, Simpronianus, Castorius, Nicostratus und Simplicius herausfinde und feststelle, ob die Anschuldigungen der Parteien wahr sind ! Darauf hin huben die von den neidischen Werkmeistern schon aufgehetzten Steinmetze an herumzuschreien: Zum Wohle des allergnädigsten Kaisers, schaffe die Majestätsbeleidiger weg, töte die Magier ! 18 Tribun Lampadius sah, dass die Werkmeister von Missgunst getrieben schreien, und sprach: Die Sache ist noch nicht zu Ende verhandelt, wie könnte ich schon das Urteil sprechen ? Doch die Werkmeister ließen es nicht dabei bewenden: Wenn sie keine Magier sind, sollen sie des Kaisers Gott anbeten ! Umgehend erteilte Tribun Lampadius Simpronianus, Claudius, Castorius, Nicostratus und Simplicius den Befehl: Betet also den Sonnengott an, damit die Anklagen der Werkmeister zunichte werden ! Diese jedoch entgegneten: Niemals haben wir angebetet, was unsere Hände geschaffen, dem gegenüber beten wir den Herrn des Himmels und der Erde an, welcher der ewige Gebieter und ewige Gott ist, der Herr Jesus Christus. Die Werkmeister riefen aus: Siehe, jetzt hast du die Wahrheit erfahren, bring diese Nachricht dem Kaiser ! Da ließ Lampadius sie ins Staatsgefängnis werfen. Und nach neun Tagen zur Audienz vorgelassen, berichtete er Kaiser Diokletian über das Geschehene. Am gleichen Tag führten die Werkmeister Klage gegen diese, hasserfüllt sprachen sie zum Kaiser: Wenn diese frei kommen, wird die Götterverehrung untergehen ! Kaiser Diokletian erzürnte: Beim Sonnengotte schwöre ich, wenn sie nicht nach altem Brauch dem Sol opfern und dem Befehl nicht gehorchen, lasse ich sie mittels ausgewählter Foltern hinrichten. 19 Bald ordnete Tribun Lampadius an, dass man sie am nächsten Tag an dieselbe Stelle vor den SolTempel bringe. Weiters befahl Tribun Lampadius: Man führe beide Parteien vor: die Werkmeister ebenso wie die Steinmetze ! Als sie eintrafen, sprach Tribun Lampadius: Die Ankläger mögen vortreten und sagen, welches Vergehen man ihnen (den Steinmetzen) vorwerfen muss ! Da traten die Werkmeister vor und einer von ihnen namens Crisolitus sagte zu Tribun Lampadius: Was deine kluge Voraussicht schon sehr gut weiß, warum willst du es noch besser kennenlernen ? Da fragte Tribun Lampadius Claudius, Nicostratus, Simpronianus, Castorius und Simplicius: Wisst ihr, was die allergnädigsten Augusti befohlen haben ? Sie antworteten: Wir wissen es nicht.

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Passiones et aliae fontes Nun erklärte er: Opfert dem Sonnengott und erweist den alten Göttern die Ehre ! Darauf erwiderte Claudius: Wir erweisen Gott dem Allmächtigen und seinem Sohne, Jesus Christus, die Ehre, in seinen Namen haben wir all unsere Hoffnung gesetzt und vertrauen darauf, dass wir aus der Dunkelheit in das Licht gelangen. Lampadius fragte: Gibt es denn ein so helles Licht wie das der göttlichen Sonne ? Claudius antwortete ihm: Christus, der geboren wurde vom Heiligen Geist und von der Jungfrau Maria, der dem Mond und der Sonne und jedem Menschen, der auf diese Welt kommt, Licht gibt. Er selber ist das Licht und es ist keine Dunkelheit in ihm. Da sprach Tribun Lampadius: Ich bitte und warne euch, reißt nicht die große Zuneigung und das huldvolle Wohlwollen aus dem Herzen Diokletians ! Ihr müsstet besser wissen, wie huldvoll unser allergnädigster Kaiser gegenüber jedem Menschen ist, dass er alle mit so großer Zuneigung achtet als wären sie seine Brüder und Söhne, am meisten jedoch diejenigen, welche die Götter ehren. Simpronianus aber sprach gemeinsam mit seinen Gefährten: Unser allergnädigster Kaiser sollte sich nur insofern um die Menschen sorgen, auf dass er damit den Herrn des Himmels, welcher der Schöpfer von allem ist, nicht beleidige. Denn wir sorgen dafür, dass wir im Jenseits, wo das Feuer nie verlischt, nicht verloren sind. Nun erwog Tribun Lampadius Diokletians Befehl und erstattete ihm erneut Bericht, was er vollbracht. Diokletian bedachte, welch geschickte Künstler das sind, und erteilte Tribun Lampadius den Befehl: Wenn sie sich auch diesmal nicht beugen und Sol nicht opfern, peitsche sie aus mit Skorpionen, gehorchen sie aber, führe sie zu mir ! 20 Fünf Tage später saß Tribun Lampadius wieder in seinem Richterstuhl, an derselben Stelle vor dem Tempel des Sonnengottes, und ordnete an, dass die Gerichtsdiener sie vorführen und ihnen die verschiedenen Folterwerkzeuge zeigen sollen. Danach sprach er zu ihnen: Hört auf mich und vermeidet die Folter ! Seid nachgiebig und Freunde des edlen Kaisers und opfert dem Sonnengott, denn mit euch kann man nicht mehr in sanften Worten reden ! Aber Claudius und seine Gefährten verloren nicht ihren Mut und sagten: Uns schrecken die Folterungen nicht und wir beugen uns nicht der Schmeichelei, nur vor den ewig währenden Qualen fürchten wir uns. Kaiser Diokletian soll wissen, dass wir Christen sind, und von diesem Glauben lassen wir niemals ab ! Das erzürnte Tribun Lampadius und er befahl, sie zu entkleiden und mit Skorpionen auszupeitschen, während die Gerichtsdiener ihnen zuriefen: Wagt nicht, die kaiserlichen Befehle zu missachten ! Lampadius jedoch holte zu dieser Stunde der Dämon und er hauchte in seinem Richterstuhl sitzend seine Seele aus. Als sie das hörten, liefen seine Ehefrau und Familie unter großem Wehklagen zu den Werkmeistern, so dass es auch Diokletian zu Ohren kam. Als Diokletian es vernahm, geriet er in Zorn und ordnete in seiner grenzenlosen Wut an, Bleisärge zu fertigen, sie lebendig darin einzuschließen und in den Fluss zu werfen. Ein Justizrat namens Nicitius, der ein Richterkollege war, führte den Befehl Diokletians aus. Er ließ Bleisärge anfertigen, sie alle lebendig darin einschließen und in den Fluss werfen. Als der hl. Bischof Cyrillus davon hörte, bewegte es ihn sehr und er schied hinüber zu Gott. Es litten aber die heiligen Märtyrer am achten November. 21 In diesen Tagen verließ Diokletian Sirmium. Nach 42 Tagen barg ein Christ namens Nicodemus die Särge mit den Leichnamen und brachte sie in seinem eigenen Haus unter. 22 Diokletian ging 11 Monate später von Sirmium nach Rom und befahl sogleich, bei der Therme Trajans einen Aesculap-Tempel zu errichten und dessen Statue aus Marmor von Proconnesus anzufertigen. Als diese fertig war, verfügte er, dass man jede Heilung, die in dem Tempel geschieht, auf Erztafeln verzeichnen soll, und dass alle Soldaten, insbesondere die in den städtischen Kohorten dienenden, bei der Statue des Aesculap Weihrauchopfer darzubringen haben. Als alle dorthin beordert waren, rief man vier Cornicularii. Diese aber widersetzten sich, so dass man

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Erster Teil es Diokletian meldete. Der befahl, sie unmittelbar vor dem Götzenbild mit Blei beschlagenen Peitschen solange zu schlagen, bis sie sterben. Und man schlug sie wirklich solange, bis sie ihre Seelen aushauchten. Ihre Körper warf man vor dem Tempel Hunden zum Fraß vor, die Leichname lagen dort fünf Tage lang. Dann hoben der hl. Sebastian und Bischof Meltiades des nachts ihre Leichname auf und begruben sie zusammen mit anderen Heiligen in einer Sandgrube an der via Labicana, drei Meilen von der Stadt entfernt. Und weil dies an dem selben Tag, nämlich am achten November, aber zwei Jahre darauf geschah (letztere Datierung ist gewiss ein Irrtum: Miltiades wurde im Jahr 311 Papst) und es unmöglich war, ihre Namen festzustellen, ordnete der hl. Bischof Meltiades an, dass auch ihr Gedenktag unter den Namen der hl. Claudius, Nicostratus, Simpronianus und Castorius begangen werden möge. Niedergeschrieben hat diese Passion Porfyreus, bei der Einziehung der Bodenabgabe angestellter Schreiber. (Übers.: A. B., G. B.) Cf. versionem Graecam et passionem alteram auctore Petro AA SS Nov. III (1910) 765–779, 780–784.

Hier sehen wir uns einer der geheimnisvollsten Passionen der pannonischen, ja der ganzen hagiographischen Literatur gegenüber (A. M. Schneider zufolge ist dies das crux hagiographorum), nur von wenigen Passionen beziehungsweise Märtyrern hat man sich dermaßen voneinander abweichende Meinungen gebildet. Natürlich kann auch an dieser Stelle keine endgültige Lösung angeboten werden. 59 Von der von Wattenbach und Delehaye herausgegebenen Passion der als Patrone der Steinmetze verehrten pannonischen Märtyrer ist eine längere (auch in lateinischer und griechischer Sprache existierende), unter dem Namen Porfyreus erschienene (auch eine andere ohne Erwähnung des Namens: BHL 1837) sowie eine kürzere (an den Namen des Petrus, Subdiakon in Neapel, zu bindende, die längere exzerpierende [s. ihren Prolog]) Variante überliefert. Bekannt sind außerdem einige spätere Epitome (BHL 1839). Ursprünglich wurde sie in Lateinisch verfasst (zumindest nach überzeugender Argumentation von Delehaye basiert die erhaltene griechische Version vollständig auf der Übersetzung der Letzteren: AA SS Nov. III [1910] 752). Ihre Quelle (an die in der jetzigen Form nur noch wenig erinnert) entstammt auf jeden Fall dem 4. Jahrhundert, da die zitierte Bibelstelle (Matth. X 39) noch vor der Vulgata datierenden Text verwendet (Zeiller), die Symbol-Fragmente dagegen auf pannonische Herkunft hindeuten (T. Nagy), deren einzelne Elemente vielleicht arianisches Gedankengut vermitteln (Bugár). Die Erzählung der längeren Passion ist ziemlich ungleichmäßig, man trifft dort etliche chronologische (Auftreten des Cyrillus und Milthiades) und topographische (Schauplätze der pannonischen Ereignisse) Probleme an (AA SS Nov. III [1910] 759). Im pannonischen Teil der Passion (cc. 1–22) gibt es einen Anhang, der bemüht ist, die Passion mit der Überlieferung der Stadt Rom in Einklang zu bringen, indem er auch die Leidensgeschichte der vier Cornicularii erzählt. Die reichlich verdächtige „passio Romana“ des Addendum folgt den Hauptpunkten der pannonischen. Die Leidensgeschichte müsste im gegenwärtigen Zustand bei der Zusammenstellung der De locis sanctis der Stadt Rom um 635–640 schon bekannt gewesen sein, da unter dem Namen IIII Coronati bereits die fünf in der Passion erwähnten Personen angegeben werden. Und damit sind wir an der Wurzel des Problems angelangt, in der Stadt Rom hat sich eine von den pannonischen unanbhängige Quellengruppe herausgebildet, welche die unter demselben Namen (Simplicius ausgenommen) und am selben Tag geehrten Märtyrer für Söhne Roms hält. Schon die Depositio martyrum aus der Mitte des 4. Jahrhunderts kennt sie (Chron. Min. I p. 72), davon hängen wiederum die Angaben des MH ab (mit Ausnahme der Caelius-Angabe im Bernensis). Ihre Namen tauchen auch in der Leidensgeschichte des Sebastianus von der Mitte des 5. Jahrhunderts

59 Den gesamten Problemkreis bespreche ich an anderer Stelle.

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Passiones et aliae fontes

auf, wo man die Märtyrer im Meer ertränkt. 60 Bemerkenswert ist, und schon damals auf die bestehende Unordnung deutet, dass auch in dieser Passion bereits fünf Personen vorkommen, wobei die fünfte Victorinus ist, das letzte Mitglied der IIII fratres von Albano. Den Verdacht bekräftigt, dass schon der berechtigen Beobachtung von Delehaye zufolge die Person des in der Aufzählung immer zuletzt genannten Simplicius nachträglich und konzeptionell reichlich unbedacht in die Passion gelangte (es gibt Stellen, wo man sie wegließ (c. 6, 12), wo der vierte und der fünfte Name mit einem et verbunden wurde) (AA SS Nov. III [1910] 751). Der Name sancti IV Coronati taucht um 560 erstmals im Sacramentarium Leoninum auf (Mohlberg 1956, 147), während der Name ihrer Kirche zur Zeit des Konzils in Rom 595 schon titulus sanctorum Quattuor Coronatorum (Gregorii I Registri MGH Epist. I p. 367) lautetete (499 trug sie noch den Gründernamen: titulus Aemilianae). Bereits dem 7. Jahrhundert entstammt das Sacramentarium Gelasianum, das die Märtyrer erneut aufzählt (mit einer Änderung: Costianus anstatt Nicostratus) (Mohlberg 1981, 162). Das wichtigste unter den Itinerarien ist das De locis sanctis, es erwähnt als erstes auch die Person des Simplicius in den Ad duas lauros-Katakomben, wohingegen die übrigen (Notitia ecclesiarum urbis Romae, Notitia portarum) sie an derselben Stelle erwähnen, aber ohne Aufzählung der Namen (De locis sanctis martyrum: Testini 1980, 48: IIII Coronati, id est Claudius, Nicostratus, Simpronianus, Castorius, Simplicius. Weiters: De Rossi 1864, 144–146 = Testini 1980, 48–50). In den späteren Martyrologien ist Simplicius bereits zum ständigen Mitwirkenden geworden (Beda PL 94, 1097–1098) (die fünf Steinmetze sind nicht identisch mit den Coronati, die er mit den IIII fratres von Albano identifiziert), Florus: Dubois – Renaud 1976, 203; – Ado: Dubois – Renaud 1984, 376–377, Usuardus Dubois 1965, 263–264, 337–338 (erwähnt sie am 8. Nov. sowie am 7. Juli), Rabanus: McCulloh 1979, 113; – MR Delehaye 1940, 504). Im 9. Jahrhundert wird vom Auffinden ihrer Reliquien in den Katakomben und deren Translation unter Papst Leo IV. (847–855) berichtet (Lib. Pont. II p. 115–116). 61 Die Verschmelzung der Gestalten der Coronati und der Steinmetze erscheint in der gekürzten Fassung der Passion, doch die Person des Simplicius ist ebenfalls gegenwärtig: 12. Passi sunt autem Christi martyres quatuor coronati cum beato Simplicio et ceteris martyribus sexto idus novembris. Es war eine der herausragendsten Beobachtungen Guyons, durch die zwei Gruppen der letzteren Quellen (A und B) abgesondert werden konnten, in den früheren Quellen (A) ist der Name Simplicius nicht anzutreffen, während er in den späteren (B) schon regelmäßig vorkommt. Von diesen hebt sich wegen des schon Ausgeführten die passio Sebastiani ab. Darunter habe ich an der vorliegenden Stelle nur die eine Schlüsselposition einnehmende Depositio martyrum behandelt. Auf die Parallelen zur Passion Jesu Christi bezüglich der Verhandlung und Hinrichtung hat schon T. Nagy hingewiesen, hinzu kommt der identische Name des auch Jesus bestattenden Nicodemus. Es wäre eine verlockende Lösung, die Bleisärge mit den (auch in Sargform bekannten) Kapseln aus Blei zu vergleichen, in welchen die sterblichen Überreste der Märtyrer in Rom ankamen (Delehaye). Die militärische (Zeiller) oder zivile (vielleicht mit Sonderaufgaben betraute, mitunter sogar Todesurteile fällende62) Amtswürde des die Gruben beaufsichtigenden, zum Hofe gehörenden Lampadius war Tribun (tribunus et notarius), was anderswo in der Geschichte der donauländischen Christenverfolgungen unbekannt ist (PLRE I Lampadius 2). Zur Anwesenheit des 60 Cf. Passio Sebastiani 76 Item Nicostratus et Claudius vna cum Castorio et Victorino et Symphoriano, dum corpora Sanctorum per ora Tiberina requirerent, a persecutoribus tenti sunt, et ad Vrbis Præfectum perducti. Erat Iudex Fabianus, qui eos hortabatur ad sacrificandum, et per decem dies minis eos et blanditiis agens in nullo penitus potuit commouere. Tunc fecit de iis suggestionem Imperatoribus, qui iusserūt eos vsque tertio torqueri. Cumque nulla ratione tormentis cōpulsi cederēt, iussit eos in medio mari præcipites dari. Immensis igitur arctati ponderibus, pelagi fluctibus dati sunt, et in loco mundo inter aquas coronam martyrij celebrarunt. Insi-

diabantur itaque infideles fidelibus, et iniquo furore vexati Christianum non poterant nec nomen audire. 61 num et corpora sanctorum martyrum IIII Coronatorum sollerti cura inquirens reperit… et ad laudem omnipotentis Dei eorum sacratissimar corpora cum Claudio, Nicostrato, Simphroniano atque Castorio et Simplicio, necnon Severo, Severiano, Carpophoro et Victorino, IIII fratribus … sub sacro altari altare recondens locavit. 62 G. W. Bowersock – P. Brown – O. Grabar (Hrsg.), Late Antiquity: A guide to the postclassical world. Cambridge/Mass. 1999, 611.

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Erster Teil

Patriarchen Cyrillus von Antiochia in Sirmium, der tatsächlich den diokletianischen Verfolgungen zum Opfer fiel, gibt es keine andere Angabe (cf. Delehaye – Quentin 1932, 390). Unter den gegen die Steinmetz-Märtyrer auftretenden heidnischen philosophi sind nahezu mit Sicherheit die in den Gruben tätigen technischen Ingenieure zu verstehen (De Rossi 1879, 57–58). Dennoch habe ich die Übersetzung „Werkmeister“ von A. Balogh nicht geändert, da das im 17. Kapitel verwendete Wort magistri (Meister) die beste Parallele darstellt. In den Additamenti und Martyrologien wurden die Namen der Cornicularii gewiss irrtümlich angegeben, Severus, Severianus, Carpophorus und Victorinus sind mit den auch unter dem Namen IIII fratres (woraus wohl der Irrtum resultiert) erwähnten Märtyrern von Albano identisch (Depos. martyr. Chron. Min. I p. 71 [Secundus statt Severus]) (Delehaye – Quentin 1932, 424, Zeiller 1918, 102). Zahlreiche Theorien wurden aufgestellt mit dem Ziel, die Passion und die abweichende Überlieferung der Stadt Rom „auszusöhnen“ beziehungsweise zu erklären, das Wesentliche der wichtigsten darunter lautet wie folgt: De Rossi: Die Richtstätte der vier stadtrömischen Cornicularii war auf dem Caelius, an der Stelle der jetzigen Kirche, bestattet hat man sie aber in der Katakombe an der via Labicana. Die Reliquien der fünf am gleichen Tag hingerichteten pannonischen Steinmetze wurden noch vor 354 neben ihnen beigesetzt. Meyer: Die zwei Handlungsstränge haben nichts miteiander zu tun, an Stelle der Reliquien der um 293 hingerichteten pannonischen Steinmetze gelangt nur ihre Passion relativ früh nach Rom, wo sich ihr Kult hauptsächlich dank der lokalen Steinmetze herausbildet, die Möglichkeit der Vermengung barg der ähnliche Zeitpunkt ihrer Gedenktage (9. und 8. Nov.). Delehaye 1913: Die Person des Simplicius in der Passion ist eine Interpolation. Den Kult der vier pannonischen Steinmetze kennt man in Rom schon früher, darin tritt der eine untergeordnete Rolle spielende Simplicius nicht auf. Die vier römischen Cornicularii sind fiktiv, man erfand sie nur wegen der um die Personen und Zahl der vier oder fünf Steinmetze entstandenen Verwirrung. Die Caelius-Angabe im Bernensis ist sekundär. Delehaye 1936: Nicht die Reliquien der pannonischen Steinmetze, sondern nur eine vielleicht brandeae enthaltende capsella gelangt nach Rom, der Bernensis-Angabe zufolge aber auf den Caelius, die Reliquien selbst bringt man erst später, im 5.–6. Jahrhundert in der Katakombe unter. In der Stadt Rom ist die Gestalt des Simplicius von der Verehrung ausgeschlossen, da es nur zur Translation der vier anderen kommt. Der Terminus comitatus bezieht sich auf Sirmium, in Rom hat sich der Kult auf Einfluss des Hofes verbreitet. Die Cornicularii sind fiktiv. Cavalieri: Nach Rom gelangt nur der Kult der pannonischen Steinmetze, die Gestalt des Simplicius wird erst später hinzugefügt. Duchesne: Die auf den Caelius bezogene Anmerkung im Bernensis ist keine Interpolation, die Reliquien der pannonischen Steinmetze gelangen erst im 6. Jahrhundert in die Katakombe, ihre Gestalt aber wird schon im 4. Jahrhundert auf dem Caelius verehrt. Simplicius bleibt im 4. Jahrhundert aus unerklärlichen Gründen unbekannt, erst durch die Passion lernt man ihn kennen. Der Terminus comitatus bezieht sich auf Sirmium. Zeiller: Die Passion entsteht noch im 4. Jahrhundert, doch in Rom erfährt man nur die Namen der vier Steinmetze. Als später auch ihre Reliquien nach Rom gelangen, wird man dort mit dem fünften Namen konfrontiert. Die Gestalt der IIII Coronati ist identisch mit ihnen, aber weil es fünf Persone sind, war es notwendig, die vier Cornicularii der Stadt Rom zu erfinden, die wiederum identisch sind mit den IIII fratres. Vulić: Simplicius Gestalt kann keine spätere Ergänzung sein, problematisch ist die Identifizierung der pannonischen Schauplätze. Kirsch, T. Nagy, Amore: Allein der römische Handlungsstrang ist historisch nachweisbar, beim pannonischen Strang handelt es sich um eine spätere, nachträgliche Konstruktion, die an einen nach Rom geflohenen Pannonier zu binden wäre.

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Passiones et aliae fontes

Simonyi: zufolge dürfte es zur Vermengung der beiden Stränge nur wegen der ähnlich klingenden Namen gekommen sein, der Compilator der Passion in Rom beziehungsweise die Redakteure des MH legten ihren Festtag irrtümlich auf ein und dasselbe Datum fest. Guyon: Das Gedenken der in Rom verehrten pannonischen Steinmetze fließt mit dem der aus Rom stammenden zusammen, doch Ende des 6. Jahrhunderts bringen flüchtende Pannonier die Passion und die Reliquien der fünf Märtyrer mit. Die Hauptstreitpunkte sind also folgende: 1. Wann, wie und warum verbreitet sich in der Stadt Rom der Kult der pannonischen Steinmetze (oder verbreitet er sich überhaupt)? Welche ihrer Kultstätten rangiert an erster Stelle (die Katakombe oder die Kirche auf dem Caelius)? 2. Wann gelangen ihre Reliquien nach Rom oder gelangen sie überhaupt dahin ? 3. Wie ist es möglich, dass man die fünf pannonischen Märtyrer nur unter dem Namen Quattuor Coronati kennt ? Ist die Person des Simplicius Teil der originalen Passion oder Interpolation ? Gehört Clemens oder aber Castorius zu den Coronati? 4. Sind die Cornicularii fiktive Gestalten oder sind sie die IIII Coronati? In welcher Beziehung stehen sie zu den IIII fratres von Albano ? Die zweite, vor allem in der Pannonien-Forschung breiten Raum einnehmende Frage ist, wo genau die in der Passion namentlich erwähnten Berge (Mons igneus/porphyr, Mons Pinguis) liegen. Seit den an einen der Vorträge Wattenbachs anknüpfenden Anmerkungen von Karajan (1853) 63 überwiegt in erster Linie unter serbischen Forschern (ungeachtet der Gegenargumente von Vulić) die allgemein anerkannte Meinung, dass die Steinmetze in den nördlich von Sirmium gelegenen Steinbrüchen von Fruška Gora gearbeitet haben dürften. Simonyi dagegen verlegt den Schauplatz in das Hügelland von Geresd in die Umgebung der Stadt Pécs (deutsch: Fünfkirchen), und nach ihm ließe sich der lateinische Name Quinque Ecclesiae von Pécs auf die originale, jedoch nirgendwo belegte Form Ad quinque sanctos basilica zurückführen. Bulić wies zurecht darauf hin, dass die Ereignisse unter den vorherrschenden Bauprojekten wohl am ehesten mit dem Bau des Palastes von Spalato zusammenhängen. Den Mons Pinguis identifizieren mehrere Forscher mit dem auch in Schriftquellen belegten Mons alma ähnlicher Bedeutung. 64 L. Nagy sucht den Mons Pinguis mit dem darauf stehenden Sol-Tempel neuerdings in der Umgebung von Poetovio. Zur weitergehenden Untersuchung der Frage erachte ich es für wichtig, unter den bisherigen Ergebnissen einige allgemein annehmbare Punkte zusammenzufassen: 1. Der pannonische Strang kann nicht nachträglich konstruiert sein, weil es damals keinen Sinn gemacht hätte, die Figur des Simplicius zu erfinden. 2. Einzelne Teile der Passion der pannonischen Steinmetze sind lokaler Herkunft und noch in das 4. Jahrhundert zu datieren (die Grundgeschichte, Erwähnung Sirmiums und der Provinz, vielleicht die Namen der Steinmetze, Details des Verhörs und die Bibelzitate). 3. Der mit der Stadt Rom verknüpfte Strang ist schon seit dem 4. Jahrhundert fortlaufend. Trotz Gegenargumenten (wonach der Kult des Clemens wegen dessen Verehrung nahe beim Caelius in die Geschichte eingefügt worden sein soll) wurde wahrscheinlich zusammen mit der Märtyrergruppe an derselben Stelle auch Clemens verehrt. Das bekräftigt außer der Depositio auch das in der Katakombe an der via Labicana gefundene Graffitto (ICUR 15938 a S(an)c(t)e Cle [mens]). Auf Grund dessen kann als erstrangiger Schauplatz des Kults der Märtyrer eines der Doppel-Cubiculi der Katakombe bestimmt werden. 4. Den historischen Hintergrund untersuchend sind Diokletians Anwesenheit in Sirmium im Jahr 303 (und seine Reise nach Rom), die in diesem Raum durchgeführte Bautätigkeit an seinem Palast (in Spalato) sowie die tetrarchiezeitliche Verwendung von Import-Porphyr für die kaiserlichen Paläste der Umgebung (Sirmium, Romuliana, Mediana) belegt, zum Märtyrertod der panno63 V. Karajan, Über die vorstehende Legende. In: Sitzungsberichte der K. K. Akademie der Wissenschaften in

Wien, Phil.-Hist. Klasse X (1853) 127–137.

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Erster Teil

nischen Steinmetze kann es also durchaus in Gegenwart des Herrschers gekommen sein. Lactantius erwähnt Diokletians letzte, auch nach Pannonien führende Reise (17.1–4). Im Juni 303 weilte der Herrscher noch in Durosturum (Cod. Iust. 5.73.4), den Sommer verbracht er wahrscheinlich in Sirmium, und im November traf er zu den Feierlichkeiten der Vicennalien in Rom ein. 65 Im Zeitalter der Tetrarchie (und etwas später) ließ man im Illyricum eine Reihe kaiserlicher Paläste erbauen: Sirmium (wahrscheinlich Galerius), Romuliana (Galerius), Mediana (Constantinus), Spalato (Diokletiannus). 66 5. Beachtung verdient zudem die Frage, ob es überhaupt sinnvoll ist, die in der Passion vorkommenden pannonischen Ortsnamen zu untersuchen. Für diese Untersuchung macht es sich erforderlich, zur Passion zurückzukehren. Neben Porphyr wurden die Skulpturen auch aus Marmor von Thasos und Proconnesus angefertigt (letztere ließen sich wohl kaum vor Ort abbauen). Deshalb identifiziert man den Mons Porfyreticus (oder igneus oder τὸ ὄρος τὸ πορφύρεον ὃ κέκληται πυρραῖον) seit Delbrück zurecht mit dem ostägyptischen, tatsächlich Mons Porphyrites (heute: Gebel Dokhan) genannten, unlängst auch archäologisch erforschten Fundort, an dem sich die wichtigste Porphyrgrube der antiken Welt befand. 67 Die Umsetzung des Schauplatzes der Ereignisse in pannonische Steinbrüche erfolgte nachträglich, in der ursprünglichen Geschichte hätten die Steinmetze vermutlich in Sirmium Porphyrplastiken herstellen sollen. Somit ist unter den Ortsnamen der Passion allein der von Sirmium real, die Lokalisierung von Porphyrbergen in Pannonien dagegen ein hoffnungsloses Unterfangen. In Sirmium allerdings erscheint er – und auch das beweist die völlige Unkenntnis des Autors was Pannonien angeht – erst am Ende der Passion, als der Kaiser nach der Hinrichtung in Sirmium eintrifft. Der Porphyrund Marmorverbrauch beim Bau der erwähnten kaiserlichen Paläste im Illyricum lässt sich ebenfalls belegen, unter den Steinmetzarbeiten trifft man auf Skulpturen (zumeist von Kaisern, aber gewiss auch solche des Aesculap), Säulenkapitelle und reichlich Schnittsteine als Zierelemente der Architektur. 68 Diese dürften in halbfertigem Zustand hierher gelangt sein, und vor Ort hat man sie dann fertig ausgeformt (cf. Tomović 1997). Auf Grund all dessen scheint es wenig sinnvoll, die pannonischen Schauplätze lokalisieren zu wollen. Einziger konkreter Schauplatz der Passion: Sirmium. Wenn der in kaiserlichem Besitz befindliche pannonische Steinbruch (metalla) als Schauplatz der Handlung auch Teil der ursprünglichen Passion war, ihn zu identifizieren ist nicht möglich. Nicht viel anders verhält es sich mit dem zweiten Berg und dem darauf stehenden SolTempel. Selbst wenn man annimmt, dass der anderswo nicht belegte Ortsname (Mons pinguis) real ist, hat man die Stelle des Sol-Tempels nicht darauf, sondern in seiner Nähe zu suchen: in loco, qui appellatur ad montem pinguem. 6. Die Geschichte in ihrer gegenwärtigen Form hat schon vor dem Ende des 6. Jahrhunderts existiert und wurde gewiss in lateinischer Sprache verfasst. Dennoch tauchen auffallend viele morgenländische (griechische) Elemente darin auf, die Personenamen sind mehrheitlich griechisch (Crisolitus (sog. sprechender Name), Nicitius, Nicodemus) und ebenso die Gestalt des Lampadius und des Bischofs von Antiochia, Cyrillus, den es wirklich gegeben hat. Hinzu kommt noch das Wissen um den ägyptischen Mons Porphyrites. Die in der Passion erwähnten philosophi, soviel wie Werkmeister (studierte Männer), sind, geht man von einem Redakteur griechischer Abstammung (oder griechischer Muttersprache) aus, wesentlich besser verständlich. Angesichts der 64 Graf 1936, 17 Anm. 4, TIR L- 34. Budapest 1968, 27. 65 Ensslin 1948, 2847–2849; – Barnes 1982, 56; – Kienast 1996, 267. 66 Srejović 1993; – N. Cambi, Dioklecijanova palača i Dioklecijan (lik i ličnost), Dioklecijanova palača (katalog izložbe) Split 1994. 67 R. Delbrück, Antike Porphyrwerke. Berlin – Leipzig 1932. 2; – D. Peacock – V. A. Maxfield, The Roman

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imperial quarries: survey and excavation at Mons Porphyrites, 1994–1998 I–II. London 2001–2007. 68 Srejović 1993, 196–220 Nr. 34–66, 228–235 Nr. 67–74, 243–257 Nr. 76–91; – I. Popović, Marble sculptures from the imperial palace in Sirmium. Starinar 56, 2006, 153–166; – B. Durić – J. Davidović – A. Maver – H. W. Müller, Stone use in Roman towns. Resources, transport, products and clients. Case study Sirmium. First report. Starinar 56, 2006, 103–137, bes. 118.

Passiones et aliae fontes

vielen morgenländischen Namen in der Passion, einschließlich des Namens des Autors (Porphyrius, ob die Idee der Porphyrskulptur nicht vielleicht hiervon stammt ?), darf zurecht dessen orientalische Herkunft vorausgesetzt werden. Möglicherweise hat er sogar eine (nicht mit der heute bekannten identische) griechische und eine lateinische Variante verfasst ?! Auf Grund dessen halte ich im vorliegenden Fall weder den pannonischen Strang, noch den der Stadt Rom für gänzlich abwegig, weshalb nur Lösungen, die den früheren ähneln, in Betracht kommen. Ausschließen kann man lediglich die Variante, nach welcher der ganze pannonische Strang nachträglich konstruiert wäre. Keine der im folgenden aufgezeigten wichtigeren Möglichkeiten kann bestätigt oder mit völliger Gewissheit verworfen werden (die Aufzählung der Variationen ließe sich natürlich beliebig fortsetzen). 1. Die Worte der Passion und des Anhangs sind wörtlich zu nehmen. Nur der Kult der fünf pannonischen Steinmetze gelangt nach Rom, doch ihre Gestalt verschmilzt (eventuell des ähnlichen Gedenktages wegen [9. Nov.]) schon sehr früh (vor 354) mit jenen der vier Märtyrer der Stadt Rom, die in der Katakombe beigesetzt und später unter dem Namen IIII Coronati bekannt wurden. Deshalb wurde die Gestalt des fünften Steinmetzen weggelassen. Auszuschließen ist ferner nicht, dass die Namen der Steinmetze unbekannt waren und man ihnen die der vier römischen Märtyrer gab, Simplicius Personenname hingegen fiktiv ist (eventuell ein sog. sprechender Name ?). 2. Die Reliquien der fünf pannonischen Steinmetze gelangen zu einem unbekannten Zeitpunkt (irgendwann im Laufe des 5. Jahrhunderts) nach Rom, in die Katakombe an der via Labicana oder die Kirche auf dem Caelius, eventuell deponiert man sie in der Nähe der Reliquien der Cornicularii. Deswegen werden sie dann mit den Märtyrern der Stadt Rom gleichgesetzt. In diesem Fall ist der Name der pannonischen Steinmetze unbekannt, erst in ihrer in Rom entstandenen Passion kommt es zur Übernahme der Namen. Besondere Beachtung verdient in dem Fall die Angabe des Liber Pontificalis, der zufolge man Mitte des 9. Jahrhunderts die Reliquien von neun Märtyrern aus der San Pietro e Marcellino-Katakombe auf den Caelius überführte. 3. Nach Rom gelangt nur der Kult der Steinmetze, weshalb sich in der Stadt Rom ein fiktiver Strang herausbildet. Die spätere (gewiss aber weit vor dem Ende des 6. Jahrhunderts erfolgende) Translation der Reliquien der pannonischen Steinmetze verdichtet das bereits herrschende Gewirr. 4. Darüber hinaus sollte man noch eine weitere Möglichkeit in Betracht ziehen. Für die Translation vor dem Jahr 354 n. Chr. sehe ich weder eine Möglichkeit, noch einen Grund. Ausgehend von ihren Namen waren die Steinmetze sicher keine Pannonier, und die Passion schweigt über ihre Herkunft. Möglich wäre, dass sie nur wegen der Bauarbeiten am Kaiserpalast in der Provinz weilten und dass der nach Rom weiter reisende Kaiser, nach Verweigerung seines Befehls, ihren Prozess in der Kaiserstadt veranstaltete. Der Ausdruck in comitatu wird somit in seinem ursprünglichen Sinn verwendet, das heißt sie werden am kaiserlichen Hof und als Mitglieder des kaiserlichen Gefolges abgeurteilt und hingerichtet. Das geschah bereits in Rom, so dass es verständlich ist, warum man sie in der Ad duas lauros-Katakombe beigesetzt hat und sie in der Stadt Rom auch verehrt wurden. Zwar ist auch in diesem Fall die Person des Simplicius problematisch. Vielleicht tritt seine Gestalt in der frühen pannonischen Passion in Erscheinung, es ist aber auch nicht auszuschließen, dass im Zuge der Translation die Überreste einer fünften Person ans Licht kamen und man die Person des fiktiven Simplicius einfach an die der pannonischen Steinmetze band. In dem Fall wurde die Geschichte der vier stadtrömischen Cornicularii nachträglich konstruiert. Zusammenfassend: Die pannonische Passion könnte einen historischen Kern haben: der durch Pannonien reisende, wahrscheinlich in Sirmium Station machende Herrscher mag die Schaffung der Skulptur des Gottes, vielleicht aus Porphyr, angeordnet haben. Die das verweigernden, an einem der kaiserlichen Paläste arbeitenden Steinmetze richtet man hin. Über sie entsteht irgendwann im 4. Jahrhundert in Pannonien eine kurze Akte oder Passion. Da der Redakteur der 97

Erster Teil

späteren, erbaulichen Legenden ähnelnden Passion nur über wenig Quellen verfügt, dichtet er die übrigen Ereignisse dazu. Ein solches Ereignis ist auch das der Porphyrstatue, welches man auf Grund des Materials als um die Steinbrüche herum gewobene Geschichte erfand. Die Probleme begannen mit der Überführung der Märtyrerreliquien nach Rom, wofür es momentan noch keine eindeutige Erklärung gibt. Simplicius’ Person ist fraglich, denn es lässt sich nicht entscheiden, ob er in der Originalfassung vorkommt und seine Verehrung nur wegen seiner sekundären Rolle unterblieb oder ob er erst später in die Geschichte Aufnahme fand (vielleicht in Folge der irrtümlichen Verknüpfung der Reliquien). Letzterer war auf Grund der Angaben der passio Sebastiani mindestens Mitte des 5. Jahrhunderts schon bekannt, trug als fünftes Mitglied der Gruppe jedoch den Namen Victorinus. Die wichtigsten Ereignisse der Passion Kapitel 1

Schauplatz Pannonia

2

metalla

Mitwirkende Diokletianus

4–5

Cl., Ca., Simpr., N. Steinmetze, Phil. Mons pinguis Diokletianus Cl., Ca., Simpr., N. Simpl Mons igneus Cl., Ca., Simpr., N. Simpl.

6–7

metalla ?

Cl., Ca., Simpr., N. Simpl., Cyrillus

8–9 10

metalla ?

Cl., Simpr. Steinmetze, Phil. Diokletianus, Cl., Ca., Simpr., N.

11 12 a 12 b 13

metalla metalla ? ?

14 15

? ?

Cl., Ca., Simpr., N., Phil Cl., Ca., Simpr., N., Simpl., Phil. Diokletianus, Phil. Diokletianus, Cl., Ca., Simpr., N., Simpl. Diokletianus, Phil. Diokletianus, Cl., Ca., Simpr., N., Simpl., Phil. Diokletianus Cl., Ca., Simpr., N., Simpl., phil. Diokletianus, Phil. Cl., Ca., Simpr., N. Simpl., Lampadius phil., Steinhauer Diokletianus, phil Cl., Ca., Simpr., N. Simpl., Lampadius, phil. Cl., Ca., Simpr., N. Simpl., Lampadius Diokletianus, Phil., Lamp. Familie Nicitius, Cl., Ca., Simpr., N., Simpl. Diokletianus Nicodemus Cyrillus

3

16

? metalla 17 a ? 17 b–18 a ? ante templum Solis tribunal 18 b 19

? ? ante templum Solis tribunal

20 a

20 b 20 c 21

98

ante templum Solis tribunal ? ? ?

Ereignis, Zeit Diocl. Pannonienreise Dioclitianus perrexit Pannoniis ad metalla Anfertigen der Sol-Statue Diocl. Befehl zum Tempelbau in loco qui appellatur ad montem pingue, Auftritt des Simplicius i ad montem porfyreticum qui dicitur igneus Bekehrung des Simplicius invenerunt episcopum in custodia carceris religatum, nomine Quirillu Arbeitsverrichtung u. Missionstätigkeit Fertigstellung der Gefäße, Diokl. beschenkt sie Skulpt. der 1. Säule, 3 Monate Skulpt. der 2. Säule, Streit, 26 Tage Auftrag für Aesculapius-Skulptur Letztere fertigen diese nicht an, aber alles andere, neuer Auftrag Anzeige gegen Steinmetze Erste Anhörung vor Diocl. Fertigung einer anderen Skulpt. Anklage gegen Steinmetze 1. Verhandlung

Befehl Diokletians 2. Verhandlung

Fortsetz. d. Verh. 5 Tage später Tod d. Lampadius Urteil Hinrichtung am 8. November exinde ad Sirme Bestattung, 42 Tage Trauer

Passiones et aliae fontes 22

Roma Roma

Diokletian cornicularii, Miltiades

Reise 11 Monate Addendum ein Jahr

Die in den Quellen vorkommende Namen der Sancti Quattuor Coronati Passio I

Versio Graeca

Claudius Castorius Simpronianus Nicostratus

Κλαύδιος Καστόριος Συμπρονιανός Νικόστρατος Συμπλίκιος Simplicius

Simplicius

Passio II

Depositio

Sacramentarium Gelasianum Claudius Claudius Claudius Claudius Claudius Castorius Clemens Castor Castorius Castor Simpronia- Sempronia- Sinpronia- Symphoria- Simpronianus nus nus nus nus Nicostratus Nicostratus Nicostratus Nicostratus Costianus –

MH



Passio Sebastiani 76

Victorinus69



De locis sanctis

Claudius Castorius Simpronianus Nicostratus Simplicius

Cornicularii: Passio I. nomina eorum repperire minime potuissent Passio I et II add.: quorum nomina hec sunt Severus, Severianus, Carpoforus et Victorinus. Beda PL 94, 1097–1098; – Ado: Dubois – Renaud 1984, 376–377: eodem die natale sanctorum quatuor Coronatorum, id est Severi, Severiani, Carpophori et Victorini. Bibliographie: BHL 1836–1839; – BHG 1600; – AA SS Nov. III (1910) 748–784; – Büdinger 1870, 324–338; – De Rossi 1879; – Meyer 1886; – Wattenbach 1896; – Bulić 1908; –Duchesne 1911; – Cavalieri 1912; – Delehaye 1913; – Kirsch 1917; – Zeiller 1918; – 88–103; – Vulić 1931; – Balogh 1932, 77–92; – Vulić 1934; – Vulić 1934 a; – Delehaye 1936; – 64–73; – Nagy 1939, 60–65; – Simonyi 1960; – Demeter 1961; – Amore 1965; – Mijović 1966; – Guyon 1975; – Peacock 1995; – Jarak 1996; – 282–284; – Tomičić 1997; – Bratož 2004, 221–222, n. 18; – Bugár 2006; – Lalošević 2006; – Hildebrandt 2006, 60– 64; – St. Dieffenbach, Römische Erinnerungsräume: Heiligenmemoria und kulturelle Identitäten im Rom des 3. bis 5. Jahrhunderts n. Chr. Berlin – New York 2007, 345–348; – Damjanović 2009; – Maksimović 2010; – Nagy 2010; – Nagy 2012, 109–190.

69 Die Gestalt des Victorinus beruht nicht auf der des Victorinus von Poetovio mit dem Gedenktag am 2. Novem-

ber: Zeiller 1918, 98 n. 3, sondern der des letzten Mitglieds der IIII fratres von Albano.

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Erster Teil

Die Christenverfolgung in Pannonien zur Zeit Diokletians Zu den wichtigsten Andenken des pannonischen Christentums gehören die Märtyrer-Dokumente der tetrarchiezeitlichen Verfolgung, und unter ihnen die Name, Stadt, kirchlichen Rang beziehungsweise Ort und Tag der Hinrichtung (für Christen immer der dies natalis, also ihr Geburtstag) der hingerichteten Person(en) angebenden Martyrologien, die auf die originalen Verhandlungsakten zurückgehenden Leidensgeschichten (passiones). In einzelnen Fällen (z. B. Quirinus) kann man pannonischen Märtyrern auch in den Werken anderer christlicher Kirchenväter begegnen, auf die ich in jedem Fall eingegangen bin. Das die Liste der frühesten christlichen Märtyrer enthaltende Martyrologium (griechische Variante ist das Synaxarium oder das längere Menologium) wird im Codex des Chronographen des Jahres 354 überliefert, der die afrikanischen und Märtyrer der Stadt Rom, weiters die Namen der Päpste sowie ihre Bestattungsorte verzeichnete (Depositio martyrum, Depositio episcoporum Romanorum). Etwas später entstand die ursprünglich griechisch verfasste Liste, deren um 411 in Edessa angefertigte syrische Übersetzung erhalten blieb (Martyrologium Syriacum). Aus mehreren lokalen Märtyrerlisten wurde in Norditalien (vielleicht in Aquileia) zwischen 425 und 450 das ursprünglich Hieronymus zugeschriebene universale Martyrologium Hieronymianum zusammengestellt, das später mehrere Redaktionen durchlief. Die pannonischen Angaben gehen wahrscheinlich auf das Diptychon der Kirche von Sirmium zurück. Auf einer Ende des 6. Jahrhunderts erfolgten (Epternacensis) und einer späteren (8. Jahrhundert) gallischen Redaktion gründen die heute bekannten Dokumente, unter denen ich die abweichenden Texte der allerfrühesten (Ende 7.–9. Jh.) und wichtigsten (Epternacensis, Bernensis, Wissenburgensis und Laureshamensis sowie Breviarium Richenoviense) Varianten angegeben habe. Auf die Letzteren stützt sich der rekonstruierte Text von Delehaye und Quentin. Der northumbrische Beda Venerabilis (gestorben 735) ist neben seinem Chronicon und Historia Ecclesiastica gentis Anglorum auch für sein Martyrologium bekannt, in dem er das MH und andere, leider verloren gegangene Quellen (darunter seine griechischen Menealogien) verwendte. Aus diesem Werk publiziere ich die auf Quirinus bezogene erweiterte Eintragung, die er wahrscheinlich auf der Grundlage von Hieronymus’ Chronicon und Beda zufolge von Prudentius ergänzt hat, wobei die Angabe bezüglich der Translation allerdings schon der Passion entstammt. Florus, Diakon zu Lyon, stützte sich um 860 bei der Zusammenstellung beziehungsweise Ergänzung seines Martyrologiums auf Beda. Dazu gehört auch die weder im MH, noch von Beda erwähnte Angabe in Bezug auf Victorinus. Ado (gestorben im Dezember 874) war als Bischof von Vienne wegen seiner zahlreichen Briefe, seines 869 verfassten, auf Beda gründenden Chronicon und seines Martyrologiums bekannt. Sein Werk beruhte – ihm zufolge – auf einem Martyrologium Romanum Parvum aus Ravenna, eher jedoch handelt es sich um eine mit fiktiven Elementen angereicherte Kompilation mehrerer Passionen und Streitschriften. Usuardus (gestorben 875) dedizierte Karl dem Kahlen sein Martyriologum, das im Mittelalter äußerst populär wurde, auf ihm fußt großenteils das noch heute gebräuchliche Martyrologium Romanum. Usuardus’ Arbeit gründet auf einer Kürzung des AdoTextes und der von Florus von Lyon erweiterten Variante der Bedaschen Eintragung, mit der er die Angaben von Ado korrigierte. Unter den pannonischen Angaben der Letzteren habe ich nur jene übernommen, die entweder wesentlich vom Text des MH abweichen oder gar icht darin vorkommen. Griechisch/byzantinische Analogien der im Westen entstandenen lateinischen Martyrologien sind die Synaxarien, auch sie enthalten kurze Lebensläufe von Heiligen in der Reihenfolge des Kalenderjahres. Das bekannteste darunter ist das im 10. Jahrhundert zusammengestellte, in Konstantinopel gebräuchliche, von mir ebenfalls zitierte Synaxarium Ecclesiae Constantinopolitanae. Auch daraus wurden nur die vom MH abweichenden, authentischer scheinenden Angaben verwendet. Die kürzeren Märtyrerakten und Leidensgeschichten (acta et passiones) sind spezielle Erzeugnisse der hagiographischen Literatur. Die authentischeren Akten gehen ursprünglich auf die in den 100

Die Christenverfolgung in Pannonien zur Zeit Diokletians

städtischen und Archiven der Provinzstatthalter im 4. Jahrhundert noch auffindbaren Prozessprotokolle (acta) zurück. Die die Prozessniederschrift, das Gespräch zwischen Statthalter und Märtyrer (Verhör), weiters die Umstände der Einkerkerung (Folterungen) und Hinrichtung beinthaltenden Teile sind immer die authentischsten einer jeweiligen Akte. Demgegenüber wurden die Leidensgeschichten a priori theologisch zielgerichet und mit pädagogischer Absicht geschrieben, mehr und mehr wundersame Elemente tauchen in ihnen auf. Die Märtyrerakten waren verschiedenen Rezensionen unterworfen. Die Mehrzahl der pannonischen Akten hatte man früher in Schriftlatein verfasst, doch von fast jeder gab es auch eine griechische Variante (z. B. Irenaeus, Sancti IV Coronati), und in etlichen Fällen ist zudem mit längeren oder kürzeren lateinischen Varianten zu rechnen (z. B. Syneros). In den Protokollen konnten noch die mehr oder weniger authentischen Aussagen (Angaben in Bezug auf das frühere Leben des Märtyrers, den Zeitpunkt der Verfolgung in der Einleitung, Wunder, Bestattung, spätere Verehrung) als Zeugen anwesender Christen erscheinen. Ursprünglich ist jede Passion noch im 4. Jahrhundert in der jeweiligen Stadt, das heißt an Ort und Stelle entstanden, dürfte aber später im Zuge mehrerer Redationen Veränderungen erfahren haben (Sancti IV Coronati). Chronologische Anhaltspunkte gibt es in zwei Fällen: im Fall des Lektors Pollio von Cibalae ist die Entstehung im Zeitalter Valentinians nahezu gewiss (364–375), da auch der Herrscher ein Sohn dieser Stadt war und seine Erwähnung (Passio Poll. 1, Passio Donati 2) sowie der Hinweis auf den lokalen Kult des Pollio (Acta Poll. 3) dies ebenfalls zur Gewissheit machen. Nur wenig später muss die Leidensgeschichte des Quirinus entstanden sein, welche das 380 verfasste Chronicon des Hieronymus (Chron. 229 e) verwendet. In manchen Fällen begegnet man auch nachträglichen Einfügungen, beispielsweise wegen der Translation der Reliquien des Heiligen (Quirinus, Sancti IV Coronati), und im Zuge der Überarbeitung der Akten zu Passionen erschienen in den originalen Prozessakten mehr und mehr dem Leser als Zeugnis dienende christliche Lehren beziehungsweise wundersame Elemente (Missionierung, Wunder). Mit Sicherheit vor der Pollio-Akte sind die Passionen des Irenaeus und des Montanus entstanden, die aber das MH langatmig zitiert. Delehaye odnete die Passionen der Märtyrer sechs Gruppen zu: 1. kurze Berichte, 2. Erzählungen von Zeugen oder der Märtyrer selber, 3. überarbeitete, auf Vorläufer zurückgehende Dokumente (bei den meisten Pannoniern ist das der Fall), 4. romanhafte Leidensgeschichten, 5. fiktive Geschichten und 6. absichtliche Fälschungen. Eine kritische Ausgabe der Märtyrerakten und Leidensgeschichten in der Reihenfolge der Tage des Kalenderjahres erschien dank der Bollandisten (Société des Bollandistes, benannt nach dem Gründer, Jesuitenpater Jean Bolland) ursprünglich 1643–1794 in 62 Bänden, dann zwischen 1863 und 1870 (aber das den Monat Dezember einleitende Propylaeum kam erst 1940 heraus). Zur Veröffentlichung der Neueren und der an diese anknüpfenden Studien wurde unter dem Namen Analecta Bollandiana ein ab 1882 bestehendes Periodikum gegründet, während die mit dem Thema verbundenen Monographien in der Reihe Subsidia hagiographica (die beim 90. Band angelangt ist) erscheinen. Auf Grund der Passionen der pannonischen Märtyrer lässt sich die Christenverfolgung in der Provinz ganz gut rekonstruieren und datieren, und entgegen früherer Meinungen ist es unbegründet, sie über Jahre hinauszuziehen beziehungsweise nach 305 anzusetzen. Soweit man es zu beurteilen vermag, erstreckte sich die Verfolgung auf zwei Provinzen, auf Pannonia secunda und superior, deren Statthalter Probus und Amantius die kaiserlichen Anordnungen konsequent umsetzen. Bezüglich Valeria liegen keine Angaben vor. Im Fall von Pannonia secunda kann man gut verfolgen, dass die Verfahren als erste gegen die lokalen und dorthin geflüchteten clerici angestrengt werden, und kurz darauf kommt es auch in anderen Städten der Provinz, in erster Linie in Cibalae, zu Prozessen. Im Sommer konzentriert sich die Verfolgung vorrangig auf die laici, für das Jahresende und das folgende Jahr bleiben nur noch wenige Verfahren übrig (Anastasia und Syneros). Mit den Ermittlungen in Pannonia superior dürfte man ebenfalls im Frühjahr begonnen haben, diesen hat sich Quirinus anfangs erfolgreich durch Flucht entzogen, so dass sein Prozess erst im Juni stattfand. Fraglich ist, in welchem Jahr die Verfolgungen begannen. Nach T. Nagy wur101

Erster Teil

den schon im Frühjahr 303 die ersten Prozesse gegen die clerici eröffnet, während es erst im nächsten Jahr zur Verfolgung der Laien kam (Gruppe um Montanus). 70 R. Bratož dagegen vertritt die allgemein anerkannte Ansicht, dass es wegen der Kürze der Zeit im März 303 noch keine Verfahren gegeben haben kann,71 sondern zu alldem dürfte es erst im Frühjahr 304 gekommen sein. In Anbetracht dessen, dass nur das Ausgabedatum des ersten Edikts (23. Februar: Lact. De mort. pers. 12.1) bekannt ist, das des zweiten und dritten jedoch nicht (das vierte, schon für jeden geltende, ein Opferritual vorschreibende Edikt datiert aus dem Jahr 304: Euseb. H. E. VIII 2.5 und 6.10, weiters De mort. Pal. 4. 8)72, und der Tatsache, dass der Gruppe um Montanus Zeit blieb, aus Singidunum zu fliehen, was den gegen sie laufenden Prozess offenbar verzögert hat, erscheint die Datierung von Bratož in das Jahr 304 wahrscheinlicher. Bibliographie: Pannonia: Acta 1749; – Zeiller 1918, 68–104; – Balogh 1932, 49–97; – Nagy 1938, 53–73; – Egger 1948; – Mócsy 1962, 751–753; – Mócsy 1974, 325–328; – Jarak 1996; – Bratož 2004; – Bratož 2004 a. Passiones: AA SS; – Ruinart 1859; – Gebhard 1902; – Musurillo 1972; – BHG; – BHG Auct.; – BHL; – BHL S; – BHO; – Delehaye 1933; – Delehaye 1955; – Delehaye 1966; – Radó 1944; – Vanyó 1984. Martyrologium Syriacum: Nau 1915. Martyrologium Hieronymianum: De Rossi – Duchesne 1894, Delehaye – Quentin 1931, Schanz-Hosius 1914, 441–443 Nr. 976. Martyrologium Bedae: Dubois – Renaud 1976. Martyrologium Adonis: Quentin 1908, 466–681; – Dubois – Renaud 1984. Martyrologium Usuardi: Quentin 1908, 675–677; – Dubois 1965. Synaxarium Ecclesiae Constantinopolitanae: Delehaye 1902.

70 Nagy 1938, 55–57. 7 1 Bratož 2004 a, 123–128.

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72 Zusammenfassend hinsichtlich der Datierung: Ennslin 1948, 2484–2487; – Barnes 1982, 180.

Die Christenverfolgung in Pannonien zur Zeit Diokletians

Martyres Pannoniae Datum

Name

Ort

Kirchlicher Prozessort Richter / Rang Statthalter

23. Feb.

Syneros

Sirmium



Sirmium

Praeses corrector –

Art der Quelle Hinrichtung (MH und/ oder Passio) Schwert beide

26. März Montanus Maxima 6. April Irenaeus

Singidunum Presbyter

Sirmium

Sirmium

Bischof

Sirmium

9. April

Singidunum Sirmium Sirmium Singidunum Singidunum Cibalae Sirmium Sirmium

Diakon

Sirmium

Presb. Diakon Diakon Lektor

Sirmium Sirmium Cibalae Cibalae

Probus, Schwert und beide praeses Wasser Victorianus, Beide praeses beide Schwert beide Schwert beide Schwert beide

Cibalae Sirmium Sirmium Cibalae

beide beide MH beide

Fortunatus Romulus Sylvanus Donatus Hermogenes Venustus Demetrius VII Jungfrauen

28. April Pollio

Cibalae

Klerik. Diakon – Lector

15. Mai 4. Juni

Timotheus Quirinus

Sirmium Siscia

– Bischof

– Savaria

Sabbatia Agrippinus Secundus 14. Aug. Ursicinus

Sirmium Sirmium

– –

Sirmium Sirmium

Sirmium ?



29. Aug. Basilla 2. Nov. Victorinus 8. Nov. Quattuor Coronati 25. Dez. Anastasia

Sirmium Poetovio Sirmium

– Bischof –

Sirmium (Roma)



2. Juni

Antiochia

Bischof

Sirmium ? Candianus ἄρχwn τῶν σωματοφυλάκων Aristides ὕπαρχος Sirmium – Poetovio – Sirmium Lampadius, (Roma ?) Tribun Sirmium Probus, praefectus Illyrici Sirmium Galerius Probus

4. Juli 15. Juli

Erasmus

Probus, praeses – Maximus Amantius, praeses – –

Wasser

MH

Scheiterhaufen – Wasser

MH beide

– –

MH MH

Schwert

beide + Synax. Eccl. CP

– – Wasser

MH keine beide

ad insulas Palmarias

Beide

in Formiae

Passion

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Erster Teil

Nummi – Münzen Edition: SARM, SARMA, SARMAT, SARMATI, SARMATIC : RIC VI 294: 100–101, 295–297: 104–108, 298–299: 114–115, 300–301: 119–120, 127 (Treveri), 294: 12–13, 295: 16–17 (Ticinum), 294: 14–26, 31, 295–297: 36–39, 298–299: 43 (Roma), 294–295: 34–42, 295: 58 (Siscia), 294: 2–3, 295: 6–7 (Heraclea), 294–295: 5 (Cyzicus).

VICTORIA SARMATICA Sieg über die Sarmaten (Abb. 1)

(P. K.)

Edition: RIC 302: VI 10 (Thessalonica), 296: 10 (Heraclea), 295: 19, 22 (Nicomedia), 294–295: 32–33 (Antiochia), 295: 8 (Alexandria).

VICTORIAE SARMATICAE. Dem Sieg über die Sarmaten

(P. K.)

Auf den Rückseiten dieser Silbermünzen von Diokletian und Maximianus sind die opfernden Tetrarchen vor einem römischen Lager (in manchen Fällen nur das Lager) zu sehen. In den Jahren nach dem Sieg über die Sarmaten im Jahre 294 wurden Münzen mit diesen Legenden in fast allen Münzstätten des Imperiums geprägt. Edition: 295–305: RIC VI 87–89 (Maximianus, Treveri).

VIRTVS ILLVRICI Tapferkeit des Illyricums

(P. K.)

Seit Decius wurden Münzen der (meistens illyrischen) Soldatenkaiser geprägt, die oft auf Illyricum und die Tapferkeit des Heeres von Illyricum verweisen (cf. FPA 5, 73–74, 82). Dieselbe Legende erscheint auch auf diesen Goldmünzen von Maximianus (geprägt in Treveri), der in Sirmium geboren wurde.

Papyrus Palladas Epigrammata 11, 27–35 (PCtYBR 4000) Edition: K. W. Wilkinson, New Epigrams of Palladas: A Fragmentary Papyrus Codex (P.CtYBR Inv. 4000). American Studies in Papyrology 52. New Haven 2013 (s. a.), Wilkinson 2012, 41.

[… πρυ]τανείας ἄλλ(ων) […] ἐπίφθονον εἶναι […]. ou.[…]ν ὁ Σαυρομάτης […]. εἰ[ς] Ἰνδούς ποτε πλεύσας […]εν θαῦμα μέν ἐστιν ἴσως, ¢λλὰ [δὶς ἐπρυτάνε]υσε παρ’ ἡ[μ]ῖν καί, τὸ μέγιστον, δὶς πρ[υτα]νεύσαντος κληρονόμος γέγονεν. τέσσαρες οὖν εἰς [τ]αὐτὸ συν[ε]λθοῦσαι πρυτανεῖα[ι] οὐκ ἂν ἐποί[η]σαν Σαυρομάτην [τ]ετραπλῇ. […] prytaneia anderer […] neidisch […] der Sarmate […] mit dem Schiff nach Indien gereist […] vielleicht ein Wunder, doch er war bei uns zweimal prytanis (d. h. führte zweimal einen Feldzug) und, was das Wichtigste ist, er wurde Erbe desjenigen, der ebenfalls zweimal prytanis war. Zählt man diese vier prytaneia (d. h. Feldzüge) auch zusammen,

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Papyrus macht das ihn (d. h. den Galerius) noch nicht zum viermaligen Sarmaticus (d. h. gleichgestellt mit Diokletianus). (Übers.: P. K., G. B.)

Aus der Anthologia Palatina ist mehr als dieses Epigramm des Palladas von Alexandria bekannt, von dem man früher glaubte, er habe weit nach der Zeit Konstantins gelebt (ca. 380–450). Im Zusammenhang mit der Edition eines rund sechzig gleichfalls an Palladas zu bindende Epigramme enthaltenden (nur zwei davon waren früher bekannt) neuen, fragmentierten Papyruscodex (PCtYBR 4000) (6 Bifolium) wurde es erst in jüngster Zeit zur endgültigen Gewissheit, dass Palladas zur Zeit Konstantins des Großen gelebt hat (die frühe Version der griechischen Sammlung existierte bereits im 4. Jahrhundert), er hatte unter anderem der Gründung Konstantinopels gedacht. In dem vorliegenden (übrigens frühen) satirisch gefärbten Epigramm erwähnt der Dichter einen Herrscher und dessen Nachfolger, von denen der Vorgenannte den viermaligen Titel Sarmaticus trug. Das können nur Diokletianus und Galerius gewesen sein. Der Nachfolger, im vorliegenden Fall Galerius, hatte den viermaligen Sarmaticus-Titel noch nicht erreicht, er konnte ihn noch nicht erlangt haben, was bedeutetet, er reichte nicht an Diokletianus heran (Galerius war erst im Jahr 306 [Corcoran 2006, Barnes 2011, 179–180], Diokletianus dagegen schon um 299–300 viermaliger Sarmaticus). Unter Indien ist in dem Fall Nubien zu verstehen, die Schiffsreise geschah auf dem Nil, demnach verweist der Dichter auf den erfolgreichen Ägyptenfeldzug der 290 er Jahre. Da sich der in dem Werk erwähnte Siegertitel und die Erwähnung „Indiens“ gut mit den Reisen des Aurelius Gaius (AÉp 1981, 777) verbinden lassen, darf man die Datierung der Ereignisse in die Zeit der ersten Tetrarchie als nahezu gesichert betrachten. Zu Lebzeiten des Galerius mag der Dichter wohl nicht derart satirisch über den Herrscher geschrieben haben, das Epigramm dürfte somit kurz nach Galerius’ Tod (im Mai 311) entstanden sein. Zu der Zeit war Galerius bereits fünfmaliger Sarmaticus, außerdem hatte er 308 nachträglich noch die für den Dichter lächerlich klingenden Titel Aegyptiacus und Thebaicus maximus angenommen. Auch darauf verweist er in dem Gedicht, in ihnen hat er im Gedicht die Satire versteckt. Die Bedeutung von prytaneia ist hier Befehlshaber bzw. Herrschaft. Der Beiname Sarmate in der dritten Zeile deutet vielleicht auf die barbarische (karpische) Abstammung des Galerius hin. Literatur: K. W. Wilkinson, Palladas and the age of Constantine. JRS 99, 2009, 36–60; – id., Palladas and the foundation of Constantinople. JRS 100, 2010, 1–16; – id., Some Neologisms in the Epigrams of Palladas. GRBS 50, 2010, 295–308; – Barnes 2011, 13–16, 128–129; – Wilkinson 2012; – Wilkinson 2012 a.

105

Erster Teil

Tituli – Inschriften Altar Carnuntum-Pfaffenberg, 11. Juni 286 n. Chr.

Abb. 2

Edition: Piso 2003, 40–41 Nr. 35 = AÉp 1995, 1262.

[I(ovi)] O(ptimo) M(aximo) [K(arnuntino) / pr]o [sal(ute) d]om(ini) [n(ostri)] / [[M[aximia]n[i]]] P(ii) F(elicis) [A]u[g(usti)] / M(arcus) A[ur(elius) - - -]us [et] / M(arcus) Au[r(elius) Re]sp[ect]us / [de]c(uriones) [col(oniae)] K(arnunti) et Aur(elius) / Max[im]ianus / et Alf(?ius) [T]rum[pl]ia/nus vet(eranus) leg (ionis) / XI[III g(eminae)] mag(istri) mon[t(is)] / d(ederunt) d(edicaverunt) [III Idus] Iun(ias) / [M]axi [mo II et Aqui]lin[o] / c[o(n)s(ulibus)]. Dem Iuppiter Optimus Maximus Karnuntinus, für das Wohl unseres Herrn Maximianus Pius Felix Augustus haben Marcus Aurelius …us und Marcus Aurelius Respectus, Dekurionen der Colonia Carnuntum, sowie Aurelius Maximianus und Alfius (?) Trumplianus, Veteran der legio XIIII gemina, die magistri montis (den Altar) errichten lassen (und) dediziert am 11. Juni, zur Zeit des 2. (Konsulats) des Maximus und des Konsulats des Aquilinus. (Übers.: B. L., G. B.)

Die dem Iuppiter Optimus Maximus Karnuntinus geweihten Altäre wurden ähnlich den Aquincumer Stücken (s. unten Nr. 2 und 4), am 11. Juni aufgestellt. Auf dem Carnuntumer Pfaffenberg kamen aus dem Zeitalter der Tetrarchie mehrere Altarfragmente zum Vorschein (zu diesen s. Piso 2003, 40–45 Nr. 35–40), wobei der Text der vorliegenden Inschrift am ehesten rekonstruierbar ist. Zusammenfassend zu den dort zum Vorschein gelangten Altären Piso 2003, s. noch P. Kovács in: FPA 4, 78–79 Nr. 33 und 110–111 Nr. 69. Nach Aufgabe der Carnuntumer canabae führten die magistri montis die Aufsicht über den heiligen Bezirk. Zu den Konsuln s. Degrassi 1952, 75; – Bagnall – Cameron – Schwartz – Worp 1987, 106–107. Bibliographie: I. Piso, Eine Votivinschrift vom Pfaffenberg (Carnuntum) für das Wohl des Tetrarchen Maximianus. Carnuntum Jahrbuch 1995, 95–99 mit weiterer Literatur.

Altar Bölcske (aus Aquincum weggeschleppt) 11. Juni 286 n. Chr.

Abb. 3

Edition: Bölcske, 122 Nr. 14 b, 184 = AÉp 2003, 1421b.

[I(ovi) O(ptimo) M(aximo) / T]eutano pro salute adque / incolumitate DD NN (i. e. dominorum nostrorum duorum) / M(arci) Val(erii) Diokletiani P(ii) F(elicis) / In(victi) Aug(usti) p(ontificis) m(aximi) tr (ibuniciae) {etiani P(ii) F(elicis) / In(victi) Aug(usti) PN tr(ibuniciae)} pot(estatis) II co(n)s(ulis) / III d e p (atris) p(atriae) proco(n)s(ulis) et M(arci) / Arel(ii) Val(erii) Maximian[i] / P(ii) F(elicis) In(victi) Aug(usti) p(ontificis) m(aximi) tr(ibuniciaie) pot(estatis) / p(atris) p(atriae) proco(n)s(lulis) totiusq|ue domus divin(a)e eorum / finibus Eraviscorum Ael(ius) / Exuperatus eq(ues) R(omanus) et Ael(ius) / Ulpianus IIVV (i. e. duumviri) col(oniae) Aq(uincensium) de/dicaverunt Maximo II e[t] / Aquilino co(n)s(ulibus) (ante diem) III Idus Iunias. Dem [Iuppiter Optimus Maximus] Teutanus, für das Wohl und die Unversehrtheit unserer Herren Marcus Valerius Diokletianus Pius Felix Invictus Augustus, des Pontifex maximus, Inhabers der tribunizischen Macht zum zweiten Mal, dreifachen Konsuls, Vaters des Vaterlandes, Prokonsuls, und Marcus Aurelius Valerius Maximianus Pius Felix Invictus Augustus, des Pontifex maximus, Inhabers der tribunizischen Macht, Vaters des Vaterlandes, Prokonsuls, sowie des ganzen Kaiserhauses haben der Ritter Aelius Exuperatus und A[elius] Ulpianus, Duumvirn der Colonia Aquincum, auf dem Territorium (fines) der (civitas) Eraviscorum, (den Altar) zur Zeit des zweiten (Konsulats) des Maximus und des Konsulats des Aquilinus, am 11. Juni, gewidmet. (Übers.: B. L., G. B.)

Den Altar hat man, wie die Stücke mit ähnlichem Text, in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts n. Chr. von dem südlich von Aquincum gelegenen Gellérthegy nach Bölcske verbracht, 106

Tituli – Inschriften

s. zu diesen weiter unten und B. Lőrincz, in FPA 4, 116–117 Nr. 75 und FPA 5, 113–116, 133–137 Nr. 15, 18, 41–42, 45–46 mit weiterer Literatur. Die in den Inschriften erwähnte civitas Eraviscorum, kann nicht identisch sein mit der civitas peregrina, sondern hier dürfte es sich, wie von Péter Kovács bereits angedeutet, um die nördlich des Gellérthegy gelegene römische Siedlung (vicus) in Víziváros handeln. Nur deswegen kann die fines der Eravisker hier erwähnt werden. Die publizierte Lesung der Inschrift beinhaltet die Korrekturen von P. Kovács. Zu den Konsuln s. Degrassi 1952, 75; – Bagnall – Cameron – Schwartz – Worp 1987, 106–107. Bibliographie: P. Kovács, Civitas Eraviscorum. Antaeus 24, 1997–1998, 284–286; – P. Kovács, The merchants from Emona and the pomerium of Savaria. MBAH 17, 1998, 103–105 no. 5; – P. Kovács, Acta ArchHung 55, 2004, 380 Kat.Nr. 14.

Meilenstein Piliscsév 287 n. Chr. Edition: CIL III 4632 (Th. Mommsen) = CIL XVII/4, 843 (E. Borzsák).

Imp(erator) Caesar [M(arcus)] Au[rel(ius) / Valeri]us Maximi/anus Her[culius] / Aug(ustus) P(ius) F(elix) p(ontifex) m(aximus) / trib(unicia) p[ot(estate)] co(n)s(ul) / p(ater) p(atriae). / M(ilia) p(assuum) XXXII. Imperator Caesar Marcus Aurelius Valerius Maximianus Herculius Augustus Pius Felix, der Pontifex maximus, Inhaber der tribunizischen Macht, der Konsul, der Vater des Vaterlandes, 32 Meilen (von Brigetio). (Übers.: B. L., G. B.)

Gemäß Konsulat des Maximianus ist der Stein in das Jahr 287 zu datieren, s. Degrassi 1952, 75; – Kienast 1996, 274. Der Meilenstein kam an der Diagonalstraße Brigetio – Crumerum – Aquincum ans Licht. Die caput viae wurde zwar nicht angegeben, doch auf Grund anderer Meilensteine aus Piliscsév ist gewiss, dass die Berechnung der Meilen ab Brigetio erfolgte, s. CIL III 11338, 4630 = 11339, 4634 = CIL XVII/4, 840–841, 845 (E. Borzsák). Bibliographie: S. Schoenwisner, In Romanorum iter per Pannoniae ripam. A Tauruno in Gallias ad leg. xxx. usque, ut illud in Antonini itinerario postremis Wesselingi curis edito describitur, commentarius geographicus occasione repertarum columellarum concinnatus. Pars prior. Budae 1780. 107 n. 2 = S. Schoenwisner, Itineris Tauruno ad leg. XXX. et commentarii geographici pars II. sive Lauriaco ad leg. XXX. accedunt selecti lapides literati Pannoniae Romanae, speciatim qui ad eiusdem Ripam reperti sunt. Budae 1781, 191; – D. Sestini, Viaggio curioso scientifico-antiquario per la Valachia, Transilvania e Ungheria fino a Vienna. Firenze 1815. P. 239, M. P.

Altar Bölcske (aus Aquincum weggeschleppt) 11. Juni 288 n. Chr.

Abb. 4

Edition: Bölcske, 125–126 Nr. 15 c, 185 = AÉp 2003, 1426 c.

[I(ovi) O(ptimo) M(aximo)] / Teutano Iunoni / Reginae Minervae / sanctae ceterisque d/iis deabusque immorta/libus pro salute adq(ue) / incolumitate DD NN (i. e. dominorum nostrorum) Dio/cletiani edte Maximiani / Invictissimorum AVGG (i. e. Augustorum duorum) / [t]otiusque domus divi/nae eorum et civitatis / Eraviscorum / P(ublius) Licin(ius) Domitius et / M(arcus) Iul(ius) Marcellus duumviri col(oniae) Aquinc(ensium) dedi/caverunt (ante) d(iem) III Iduum Iun(ias) / d(omino) n(ostro) Maximiano Aug (usto) II et / Ianuariano COSS (i. e. consulibus). Dem [Iuppiter Optimus Maximus] Teutanus, der Regins Iuno, der sankta Minerva und den anderen unsterblichen Göttern und Göttinen, für das Wohl und die Unversehrtheit unserer Herren, des Diokletianus und Maximianus Invictissimus Augustus, sowie ihres ganzen Kaiserhauses und der civitas Eraviscorum, (haben) Publius Licinius Domitius und Marcus Iulius Marcellus, Duumvirn der Colonia Aquincum, (den Altar) am 11. Juni, zur Zeit des zweiten (Konsulats) unseres Herrn Maximianus Augustus und des Konsulats des Ianuarianus, dediziert. (Übers.: B. L., G. B.)

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Erster Teil

Nach unseren gegenwärtigen Kenntnissen ist dies der späteste Altar, den die führenden Beamten der Colonia Aquincum am 11. Juni errichten ließen. Zu civitas Eraviscorum, s. oben Nr. 2, zu den Konsuln: Degrassi 1952; – 75, Bagnall – Cameron – Schwartz – Worp 1987, 110–111. Bibliographie: P. Kovács, Acta ArchHung 55, 2004, 380 Kat.Nr. 15.

Altar Aquincum 290 n. Chr.

Abb. 5

Edition: EE II 678 (Th. Mommsen) = CIL III 10406 (A. v. Domaszewski) = Á. Szabó, in: Tituli Aquincenses I. Budapest 2009, 69 n. 71b.

Herculi AVGG (i. e. Augustorum) / Aurel(ius) Firminus / pr(a)ef(ectus) leg(ionis) II ad[i(utricis)] ex / prot(extore) v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito) IMPP (i. e. Imperatoribus duobus) / d(ominis) n(ostris) Diokletiano `IIII´ / et Maximiano / AVGG COSS (i. e. Augustis consulibus). Dem Herkules der Augusti. Aurelius Firminus, Präfekt der legio II adiutrix vom Range eines Protektors, hat sein Gelübde gern und verdientermaßen erfüllt, zur Zeit des Konsulats unserer Herren, des vierten des Diokletianus und (des dritten) des Maximianus. (Übers.: B. L., G. B.)

Die Datierung des Herkules-Altars ist nach der CIL-Lesart von A. v. Domaszewski zwar eindeutig, allerdings wurde daneben auch das auf der Lesung nach Rómer basierende Jahr 287 mehrfach in Betracht gezogen (Th. Mommsen, EE, Ritterling 1925, col. 1454, Bagnall – Cameron – Schwartz – Worp 1987, 108 [aber richtig 114], M. Nagy und Á. Szabó). Da zwischen der 4. und 5. Zeile über den Buchstaben NO die Zahl IIII steht, datiert das vierte Konsulat Diokletians die Inschrift in das Jahr 290, s. Degrassi 1952, 76; – Bagnall – Cameron – Schwartz – Worp 1987, 114–115. In der letzten Zeile hat der Graveur die Ziffern von Maximians Konsulaten (III) irrtümlich nicht in den Stein gemeißelt. Aurelius Firminus ist bislang der einzige aus der Zeit Diokletians bekannte Präfekt der Aquincumer Legion, der dem Ritterstand angehörte, s. noch PLRE I. Aurelius Firminus 4 (p. 339); – Fitz 1993, 1073 Nr. 706. Bibliographie: Rómer 1875, 34 Nr. XIX; – Fitz 1983, 205, no. 788; – Fitz 1993, 1073 Nr. 706.1; – Nagy 2007, 161– 162 Nr. 179.

Bauinschrift Aquincum 292 n. Chr.

Abb. 6

Edition: P. Kovács – M. Németh, Eine neue Bauinschrift aus Aquincum. ZPE 169, 2009, 249–254 = Tit. Aq. 13, AÉp 2008. 1150.

Aquincum, Pannonia inferior Scola in ruin[as collapsa] / reintegrata [- - -] / Lic(ini) Gaudenti Papi[a ex] / civ(itate) Ly{i}pias (!) sum (p)tibu[s (!) - - -] / 5 Paulini Dom(itii) Nimesi (!) Dom(itii) [- - -] / Aur(eli) Tauri Aur(eli) Prisci Dom (itii) [- - -] / nti Mon(- - -) Lic(ini) Veri Sup[- - -] /

Auf dem unteren Rand der Tafel: si S(- - -) Culumbula Stercoria B[- - -] / P(- - -) Martiniano Tauro et Iu[- - -].

Auf dem linksseitigen Rand der Tafel: Ha/nn(ibaliano) / et / [Asclep(iodoto) co(n)s(ulibus)]. Das in baufälligem Zustand befindliche schola-Gebäude … (wurde) unter Leitung des aus Luppia gebürtigen Licinius Gaudentius Papias im Jahr des Konsulats des Hannibalianus und des Asclepiodotus auf Kosten (der folgenden Personen) wiederhergestellt:

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Tituli – Inschriften Unter Teilnahme … Paulinus, Domitius Nemesius, Domitius …, Aurelius Taurus, Aurelius Priscus, Domitius …ntius, Beschäftigung … , Licinius Verus, Sup. …sius, S. Columbula, Stercoria, B…, P. Martinianus, Taurus und Iu…. (Übers.: P. K., G. B.)

Fragment einer Kalksteintafel 366(53)69 cm, deren rechte Seite abgebrochen ist. Das unverzierte Inschriftfeld wurde eingetieft 246(45) cm. Die ersten Zeilen sind mittig angeordnet, in der ersten und zweiten Zeile erkennt man die Hilfslinien der ordinatio. Die Buchstaben sind weniger sorgfältig ausgearbeitet, die Buchstabenhöhe beträgt: 3 (1. Zeile), 3,1 (2. Zeile), 2,8 (3. Zeile), 2,2 (4., 5. u. 7. Zeile), 2 (6. Zeile), 1,8 (8. Zeile), 1,7 (9. Zeile), 2,2 (10. Zeile). In der ersten Zeile befindet sich ein N-Buchstabe in umgekehrter Schreibrichtung, die Querhasten der A-Buchstaben fehlen in mehreren Fällen, der Fuß des Buchstabens L ist schräg anstatt waagerecht, während die G’s kursiven Buchstaben ähneln. Die Buchstaben sind durch hederae voneinander separiert, diese wurden aber nicht überall gesetzt, im Fall der Namen fehlen sie zwischen den gentilicia und den cognomina bewusst. Die Tafel kam 1986 bei der von Margit Németh geleiteten Fundrettungsgrabung im nordöstlichen Teil der Prätentura des Alenkastells, am Treffpunkt von Árpád fejedelem und Lajos utca, in sekundärer Verwendung zum Vorschein. Aufbewahrungsort: Aquincumer Museum (Inv.Nr. 86.10.13). Bei der Ergänzung der Inschrift sind folgende Gesichtspunkte zu berücksichtigen: 1. Die Buchstaben auf dem linken Rand der Tafel gehören nicht unmittelbar zum Text, sondern sind gewiss Abkürzungen, welche das Bindewort et voneinander trennt. Auf Grund der Letzteren kann es sich nahezu mit Sicherheit nur um die Konsulats-Datierung handeln, deren Fortsetzung sich auf dem Rand des verloren gegangenen rechten Tafelteils befand. Demnach wurde die Inschrift im Konsulatsjahr des Afranius Hannibalianus und des Iulius Asclepiodotus gestiftet, im Jahr 292 n. Chr. 73 Diese späte Datierung bekräftigen sowohl die Buchstabenformen als auch der Stil beziehungsweise die Sprache der Inschrift. Auch zahlreiche vulgärlateinische Ausdrücke setzen unsere Inschrift ins spätrömische Zeitalter: scola pro schola (sc pro sch), sumtibus pro sumptibus (mt pro mpt), reintegrata pro redintegrata (d omissa), Nimesi pro Nemesi (i pro e), Culumbula pro Culumbula (o pro u). Alle diese Phänomene sind auch von den donauländischen und pannonischen Inschriften bekannt (cf. CIL III p. 2571, 2572, 2573, 2676, 2677). 2. Sämtliche in der Inschrift aufgezählten Namen stehen im Genitiv, mit Ausnahme der Namen in den beiden letzten Zeilen der Inschrift, zwei sind bestimmt Frauennamen. Letztere stehen im Ablativ, offensichtlich mit adjektivischer Bedeutung. Die Verwendung des Akkusativs erklärt das Substantiv sumptibus, das heißt, das schola-Gbeäude wurde auf Kosten der Aufgezählten wieder hergestellt. Bei den im Genitiv stehenden Personen handelt es sich wohl um die Familienmitglieder der Männer, Ehefrau/Tochter und Sohn. Die Namen im unteren Teil der Inschrift sind durch hederae voneinander getrennt, lassen sich also eindeutig ausmachen. Das wiederum führt zwingend zu dem Schluss, dass hinter dem Namen Dom(itius) [- - -]ntius der des Licinius Verus folgt, weshalb die zwischen ihnen stehende Abkürzung MON zu keinem der Namen gehört, sondern entweder die Herkunft oder den Beruf bezeichnet. Allerdings hätte im Fall der Abstammung ähnlich wie bei dem Namen Papias auch hier die Abkürzung civ(is) oder civ(itate) folgen müssen. Mit Mon- beginnende, eine Beschäftigung bezeichnende lateinische Substantive gibt es nicht allzu viele: e. g. mon(etalis)/-arius, monitor. 74 Aus Aquincum ist zwar der archäologische Nachlass einer vorübergehend tätigen Münze bekannt (Prägestock),75 doch Monetarier kennen wir außerhalb Roms nicht, von daher ist auch die Auf lösun mon(etarius) weniger wahrscheinlich. Bekannt ist aus Aquincum jedoch eine Monitor-Inschrift (CIL III 3423), und diese Inschrift er73 Degrassi 1952, 76; – Bagnall – Cameron – Schwartz – Worp 1987, 118–119. 74 Ch. T. Lewis – Ch. Short, A Latin dictionary. Oxfod 1879, 1160–1163.

75 K. Póczy, Egy aquincumi pénzverde nyomában – Auf der Spur einer Münze aus Aquincum. BudRég 28, 1991, 45–56.

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Erster Teil

wähnt dazu ein collegium scaenicorum. Nach den S und P Abkürzungen der beiden letzten Zeilen folgt ebenfalls eine hedera. Letztere sind gewiss Abkürzungen für die gentilicia. 3. Ausgehend von den Ergänzungen der fehlenden Namen muss am Ende der beiden ersten Zeilen der Inschrift mindestens jeweils ein Wort fehlen. Der fehlende Teil dürfte nicht allzu lang gewesen sein, da in der 4. Zeile nur ein gekürztes gentilicium, in der 5. ein cognomen, in der 6. ein [- - -]ntius endendes cognomen, in der 7. ein cognomen und in der 8. ein mit B[- - -] beginnendes cognomen fehlen. Auf Grund der Untersuchung der Formeln ähnlicher Bauinschriften (Untersuchung der Formen von in ruinam) dürfte der fehlende Teil in der ersten Zeile höchstwahrscheinlich in ruinas collapsa gewesen sein: cf. CIL III 1805, IX 1596, XIII 8170, XIV 2919; – RIB 2228. Die an erster Stelle erwähnte Person, der Anführer der Gruppe, Licinius Gaudentius Papias, ist noch von einer anderen Aquincumer Inschrift bekannt (Tit. Aq. 923), von einem der Dea Diana gewidmeten Votivaltar. 76 Papias war demnach Heide und diente in der legio II adiutrix (sein Rang fehlt). 77 Der doppelte Beiname in seinem Namen ist ungewöhnlich und in Pannonien höchst selten, aber gerade aus Aquincum (CIL III 13367, 13384) ist das cognomen Papias griechischen Ursprungs (der griechische Genitiv ist hier: Papia) mehrfach bekannt. 78 Der Beiname Licinius kommt ab dem 3. Jahrhundert in Pannonien häufig vor, fand aber auch später noch Verwendung. 79 Auch dem cognomen Gaudentius begegnet man zwar eher selten, er wurde jedoch auch als gentilicium verwendet, was im vorliegenden Fall aber weniger wahrscheinlich ist (e. g. CIL III 12820). 80 Mit Vorliebe benutzten in der Spätrömerzeit auch die Christen Gaudentius als cognomen (ILCV III p. 74). 81 Aus der neuen Inschrift erfährt man mehr über die Person des Papias: dem angegebenen Herkunftsort zufolge stammte er aus der civ(is) Lyipias oder eher ex civitate Lyipias. Letztere lässt sich nur mit der italischen Colonia Lupia (in anderer Form Luppia / Λουππίαι [Ptol. III 1.12]), der heutigen Stadt Lecce identifizieren. 82 In Quellen und auch Inschriften wird die Stadt im Allgemeinen in der Form Lupia erwähnt (CIL X 1795: col(onia) Lupiensium). Dennoch ist aus Doclea (Achaea) auch eine Form domo Lypias bekannt (ILJ 1834), welche die nächste Parallele zu der Aquincumer Inschrift darstellt. Das griechische cognomen des Papias dürfte die Benutzung des griechischen Genitivs begründen. Für Letztere existiert aber auch eine Schriftversion: territorium Lyppiense (Lib. col. I p. 211, Lyppiensis: II p. 262). Zu entscheiden wäre noch die Frage, wie der I-Buchstabe in den Ortsnamen gelangte. Es könnte sich einfach um einen Schreibfehler handeln (was am wahrscheinlichsten ist), oder der Vokal I wurde als vulgärlateinisches Phänomen hinzugefügt (sprachlich ist das nicht begründet, cf. CIL III p. 2572), es wäre aber auch denkbar, dass man den Namen der Stadt in der anderen Form Lyppia eingemeißelt hat. In letzterem Fall ist die richtige Schreibweise: civ(itate) Lydpepias. Die in der Inschrift erwähnte schola (richtig ist auch die vulgärlateinische Form scola [d. h. die Wiedergabe mit dem griechischen Buchstaben Chi = C], sie ist aus Pannonien mehrfach bekannt: CIL III 3524; – RIU 390, 412, 444, 50383) kann gewiss nur der Sitz eines Kollegiums gewesen sein,84 dessen Wiederherstellungsinschrift jetzt ans Licht kam. Das vulgärlateinische Verb reintegrare ist ebenfalls von Inschriften bekannt, kommt dort aber nur in der klassischen Form redintegrare vor: CIL VI 40803, VIII 620=11796, 2374=17819, 16400; – IK 67, 203. Nächste Parallele ist die Bauinschrift CIL VIII 16400 aus der Provinz Africa, wo der Ausdruck balneae quae I[- 76 Deae Dianae / Licin(ius) Gau/dentius Pa/pia(s) leg (ionis) II ad/iut(ricis) ex vo/to posuit. 77 B. Kuzsinszky, Aquincum. Ausgrabungen und Funde. Budapest 1934, 164, n. 460; – B. Kuzsinszky, Az Aquincumi Múzeum római kőemlékeinek ötödik sorozata. BudRég 12, 1942, 82–83, n. 13. 78 OPEL II, 161, III, Wien 2000, 26–27, 123; – Barkóczi 1964, 301, 320, 344, n. 105/138, Pape 1913, 1129. 79 Barkóczi 1964, 301. 80 OPEL II, 161.

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8 1 I. Kajanto, The Latin cognomina. Helsinki 1965, 260; – I. Kajanto, Onomastic Studies in the Early Christian Inscriptions of Rome and Carthage. Helsinki 1963, 79; – G. Alföldy, Die Personnamen in der römischen Provinz Dalmatia. Beiträge zur Namenforschung. Neue Folge. Beiheft 4. Heidelberg 1969, 209. 82 Miller 1916, 222–223, PWRE XIII (1927) 1842. 83 V. Väänänen, Introduzione al latino volgare. Bologna 1982 3 , 111 n. 102. 84 Liebenam 1890, 275–280.

Tituli – Inschriften

-] / redintegrat(a)e sunt vorkommt. Zwar sind auch aus Aquincum scholae für Offiziere, das heißt Inschriften von Vereinen niedrigerer Militärränge (CIL III 3524 = Tit. Aq. 9: schola speculatorum, TRH 228: schola signiferum) bekannt, und der Fundort mag darauf auch hindeuten. Von einem militärischen Kollegium kann dennoch nicht die Rede sein,85 da die Inschrift keinen militärischen Rang und zudem zwei weibliche cognomina (Culumbula, Stercoria) erwähnt. Aus Aquincum ist bereits die stark fragmentierte Bauinschrift eines Kollegiumssitzes bekannt, die man aber im Gebiet der Zivilstadt gefunden hat (AÉp 1972, 373 = Tit. Aq. 16). Welche Aquincumer schola im Jahr 292 wiederhergestellt wurde, weiß man leider nicht, und unbekannt ist auch ihr Standort. In Frage kommen könnte jedes der bekannten Aquincumer Kollegien, das auf religiöser oder beruflicher Basis gegründet worden und gleichzeitig als Bestattungsverein (als collegium tenuiorum)86 tätig war: collegium fabrum: CIL III 3438 = Tit. Aq. 126 (praef., patr.), 3580 (mag.) = Tit. Aq. 6; – RIU 891; – AÉp 1933, 110 = Tit. Aq. 734, 1937, 202 = Tit. Aq. 230 (praef.), collegium centonariorum: CIL III 3583 = Tit. Aq. 656; – AÉp 1934, 118 = Tit. Aq. 920, 1937, 194 = Tit. Aq. 184 (vex.); – RIU 1306, 1497 (mag.), 1497; – Tit. Aq. 516, 734. collegium fabrum et centonariorum: CIL III 3059 = 10519, 3554 = Tit. Aq. 646, 3569 = Tit. Aq. 984; – RIU 897, 908; – Tit. Aq. 532, 584, 585, 649, 690, 694; – TRH 70. collegium cultorum: CIL III 10540 = Tit. Aq. 558. collegium veteranorum: AÉp 1967, 367 = Tit. Aq. 577, 2002 1207 = Tit. Aq. 668. collegium Cereris: CIL III 10511 = Tit. Aq. 596 collegium Victorianorum: Budapest Régiségei 8, 1904, 166 n. 4. collegium negotiantium: CIL III 10430 = Tit. Aq. 196. collegium scaenicorum: CIL III 3423 = Tit. Aq. 66 (monitor) Collegium dendrophororum: Tit. Aq. 805 Collegium Cereris: CIL III 10511 = Tit. Aq. 596 Collegium cultorum: CIL III 10540 = Tit. Aq. 279; – RIU 1309 Collegium veteranorum: Tit. Aq. 577, 668. Auf Grund der möglichen Lösung mon(itor) für die Abkürzung mon(- - -) wäre das collegium scaenicorum eine ernsthaft in Betracht zu ziehende Möglichkeit. Frauen durften auch in diesen Kollegien nicht Mitglied werden, höchstens ihre weiblichen Patrone, das heißt Patroninnen (CIL XIV 2112 = ILS 7212) sein. Dem gegenüber kennen wir unter den Mitgliedern der collegia funeraticia (oder als solche wirkenden collegia) (cf. CIL V 5869 = ILS 6730) (fallweise auch ihren Vorstehern) zahlreiche Frauen. 87 Demzufolge muss das zur schola gehörige collegium auch als Bestattungsverein fungiert haben. Das Gebäude befand sich wohl im Gebiet der Zivilstadt, woher die meisten dieser scholae bekannt (und etliche davon auch freigelegt88) sind. Der Fundstelle wegen ist aber auch das Gebiet der früheren canabae, der Militärstadt, nicht auszuschließen. Die Existenz der Kollegien lässt sich auf Grund der Inschriften besonders im severischen Zeitalter gut verfolgen, doch nach der Mitte des 3. Jahrhunderts ist die vorliegende Inschrift unsere erste 85 Liebenam 1890, 297–309; – H. von Petrikovits, Die Innenbauten römischen Legionslager während der Prinzipatszeit. Opladen 1975.78–80; – A. Johnson, Römische Kastelle des 1. und 2. Jahrhunderts n. Chr. in Britannien und in den germanischen Provinzen des Römerreiches. Mainz 1987, 130. 86 L. Nagy, Az aquincumi orgona feliratos bronztáblája. EPhK 56, 1932, 92–99; – Alföldi 1942, 289–295; – L. Nagy, Családi és társadalmi élet. In: Budapest története I. Budapest az ókorban. Budapest 1942, 560–564; – Sz. A. Burger, Collegiumi kőfaragóműhelyek Aquincumban. BudRég 19, 1969, 9–25; – Mócsy 1962, 603–604; – PWRE Suppl. XI (1968) 78–79, Régészeti kézikönyv, 64.

87 Zusammenfassend: Tr. Schiess, Die römischen collegia funeraticia nach den Inschriften. München 1888, 74–75, Liebenam 1890, 173–175, 218; – J. P. Waltzing, Étude historique sur les corporations professionnelles chez les romains depuis les origines jusqu’ à la chute de l’Empire d’Occident I. Louvain 1895, 270–171, II 1896, 193–203, F. M. Ausbüttel, Untersuchungen zu den Vereinen im Westen des römischen Reiches. Kallmünz 1982. 88 L. Nagy, Az aquincumi polgárváros tűzoltóságának székháza – La maison du collège des pompiers de la ville civile ďAquincum. In: Laureae Aquincenses II. Diss. Pann. II.11. Budapest 1941, 182–221.

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Erster Teil

Quelle für deren Existenz. Der Sitz des für seine Wasserorgel berühmten collegium centonariorum ging 260 zusammen mit der Orgel unter, wobei der Sitz später wieder instandgesetzt wurde, was bedeutet, dass der Verein existiert hat. 89 Es wäre eine verlockende Möglichkeit, die hier behandelte Inschrift mit der letzteren tetrarchiezeitlichen Restaurierung in Verbindung zu bringen, doch das ist lediglich als eine Möglichkeit aufzufassen. Zugleich steht außer Zweifel, dass das in der Severerzeit gültige mannigfaltige Bild der Welt der Kollegien nach der Krise des 3. Jahrhunderts nicht weiter bestehen konnte. Überstanden haben sie vermutlich nur die größten Kollegien, wie beispielsweise das collegium centonariorum … Die Inschrift nennt neben Licinius Gaudentius Papias weitere Personen als Stifter, im Genitiv, sowie deren Familienmitglieder, im Ablativ stehend: 1. Licinius Gaudentius Papias. 2. ] [- - -] Paulinus. Das in den westlichen Provinzen häufige cognomen Paulinus kommt auch in Pannonien mehrmals vor, in Aquincum ist es relativ selten: Tit. Aq. 560, 727. 90 3. Dom(itius) Nimesius. Das cognomen Nemesius kommt in Pannonien selten vor, es wird im 4. Jahrhundert auch von Christen getragen, so ist es z.B aus Savaria bekannt (cf. CIL III 4218). 91 4. Dom(itius)[- - -]. 5. Aur(elius) Taurus. Das cognomen Taurus ist in Pannonien nicht allzu häufig, aus Aquincum war es bislang unbekannt, es mag auf die westliche oder italische Abstammung des Trägers hindeuten. 92 6. Aur(elius) Priscus. Das cognomen Priscus kommt in Pannonien und Aquincum gleichermaßen häufig vor, oft sind seine Träger Soldaten: e. g. Tit. Aq. 122, 361. 93 7. Dom(itius) [- - -]ntius. Da es stark fragmentiert ist, lässt sich das cognomen [- - -]ntius leider nicht ergänzen. 94 8. Lic(inius) Verus. Das in Pannonien sehr häufige cognomen Verus ist auch aus Aquincum bekannt: Tit. Aq. 32, 129, 173, 291, 347, 583, 731, 954. 95 9. Sup[- - -]sius. Es gibt nicht allzu viele Möglichkeiten, das Sup(- - -) beginnende gentilicium aufzulösen: e. g. Superinius, Superius, Superstius. 96 Von diesen Varianten kommt in Pannonien nicht eine vor, doch auf einer Inschrift in Ravenna trägt ein Pannonier das in den westlichen Provinzen häufige gentilicium Superinius (CIL XI 97), beziehungsweise aus Szentendre ist im 4. Jahrhundert das cognomen Superianus bekannt (RIU 906, sowie: AIJ 455). 97 Das cognomen [- - -]sius ist wegen starker Fragmentierung leider nicht zu ergänzen. 98 10. S(- - -) Culumbula. Das gentilicium S(- - -) kann leider nicht gesichert aufgelöst werden, vielleicht ist es mit dem Sup(- - -) Beginnenden (Nr. 9) identisch. Das cognomen Columbula wurde in Pannonien noch nicht registriert und kam bislang in den Provinzen, mit Ausnahme von Africa, auch nicht vor, den Namen trugen nahezu ausschließlich Christen (VIII 8566, XI 3299). 99 11. Stercoria. Das cognomen Stercoria kam in Pannonien noch nicht vor, auch in den Provinzen ist es höchst selten und wurde nahezu ausschließlich von Christen getragen. 100 Eine im

89 L. Nagy, Az aquincumi polgárváros tűzoltóságának székháza – La maison du collège des pompiers de la ville civile ďAquincum. In: Laureae Aquincenses II. Diss. Pann. II.11. Budapest 1941, 182–221. 90 Barkóczi 1964, 320. 9 1 Barkóczi 1964, 319, OPEL III, 97, 178 92 A. Mócsy, Die Bevölkerung von Pannonien bis zu den Markomannenkriegen. Budapest 1959, 192; – Barkóczi 1964, 325.

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93 94 95 96 97 98 99 100

Barkóczi 1964, 321. Mócsy 1983, 370. Barkóczi 1964, 327. OPEL IV, 100. Barkóczi 1964, 303. Mócsy 1983, 367–368. OPEL II, 214. OPEL IV, 5, 196.

Tituli – Inschriften

pannonischen Savaria gefundene frühchristliche Grabinschrift hat man einem gewissen Stercorinus gewidmet (TRH 26). 12. B[- - -]. Lässt sich wegen seiner Fragmentierung leider nicht ergänzen. 13. P(- - -) Martinianus. Das gentilicium P(- - -) ist wegen der allzu vielen Möglichkeiten nicht auf lösbar. In Pannonien kommen in diesem Zeitraum die folgenden nomina öfters vor: Petronius, Pompeius, Pontius, Publius. 101 Das cognomen Martinianus ist in Pannonien selten, aber auch aus Aquincum bekannt (CIL III 3560). 102 14. Taurus. Siehe Nr. 5. 15. Iu[- - -]. Das cognomen IV[- - -] kann wegen der Fragmentierung und vielen Lösungsmöglichkeiten (Iu- oder Iv- beginnende cognomina) leider nicht ergänzt werden. 103 In Pannonien haben sich später die Formen Iulianus und Iustus/inus am ehesten verbreitet. 104 Die Dom(- - -) abgekürzten gentilicia lassen sich nahezu mit Sicherheit zu Dom(itius) ergänzen, wenngleich auch andere Möglichkeiten in Betracht kämen. 105 Wie aus der Liste hervorgeht, tauchen neben den Licinii desöfteren die Aurelii und Domitii auf, welche gentilicia ab dem 3. Jahrhundert auch in Pannonien und Aquincum recht häufig sind. 106 Zu einem weitaus interessanteren Schluss veranlasst die Untersuchung der cognomina. Auf Grund der Mehrzahl der Namen ändert sich die ethnische Zusammensetzung der Stadtbevölkerung zwar nicht, man kann aber auch neue Elemente darin beobachten. Schon die cognomina Gaudentius und Nemesius gehörten zu den von Christen häufig benutzten Beinamen, während man die cognomina Columbula und Stercoria fast auschließlich von christlichen Inschriften kennt, in Pannonien waren sie alle gleichermaßen unbekannt. Gleichzeitig war der Anführer der Gruppe beziehungsweise Vorsteher des Kollegiums, der angesichts seines griechischen cognomen aus dem Osten stammende Papias, bei der Einweihung seiner früheren Inschrift, die aus der Zeit seines aktiven Militärdienstes stammt, noch Heide. Gewiss, in seinem Fall ist eine spätere Bekehrung nicht auszuschließen. Soldaten östlicher Abstammung dienten auch zu Beginn des 4. Jahrhunderts in den pannonischen Legionen, wie es auch die phrygische Grabinschrift SEG 31 1116 zeigt: der hier erwähnte Aurelius Gaius aus Pessinus hat u. a. in der in Iovia, in Pannonia secunda, stationierten legio V gedient: ἰστρατ[εσάμε]νο ἰς λειγειῶναν ... κα Πανν(ονίᾳ) Ἰοβίᾳ Σκυθικᾷ (die Inschrift erwähnt in Zeile 19 unter den von ihm gesehenen Provinzen noch einmal Pannonien). Das Datum der Errichtung der Aquincumer Inschrifttafel ist gegeben: 292 n. Chr. In den 290 er Jahren mögen auch in Aquincum schon Christen gelebt haben. Fakt ist aber, dass uns aus dem Zeitalter der Christenverfolgungen des folgenden Jahrzehnts kein einziger frühchristlicher Aquincumer Märtyrer bekannt ist. 107 Trotz der sich mehrenden frühchristlichen Denkmäler (cella trichora, cella pentachora, mit Christogramm bemaltes Grab, sonstige gegenständliche Funde) gibt es in Aquincum kaum von frühen Christen dedizierte Inschriften (CIL III 3551, 13382 = TRH 252, Aquincum, 52 No. 6). 108 Als chronologisch am nächsten stehend erscheint darunter die im Budapester Stadtteil Rákospalota in sekundärer Verwendung vorgefundene Grabinschrift, die einer gewissen Flavia Calvena gewidmet ist (CIL III 13382 = TRH 252). Im lateinischsprachigen Text der Inschrift findet sich kein Hinweis auf ihr Christentum, ja die hier stehende Formel domo securitati ist geradewegs aus dem Zusammenziehen heidnischer Grabformeln (domo aeternae et perpetuae securitati) entstanden. 109 Allerdings lassen sich die am Ende der Inschrift stehenden griechischen Buchstaben F und Z sowie das Chrismon zwischen ihnen nicht anders auf lösen als in der Form Φ(ώς) IX Ζ(ωή), und das wiederum weist die in der Inschrift Erwähnten eindeutig 101 102 103 104 105 106 107

Barkóczi 1964, 302. Barkóczi 1964, 317. OPEL II, 198–211. Barkóczi 1964, 315. OPEL, II 104–106. Barkóczi 1964, 299–300, 301, 316. P. Kovács, Aquincum. In: P. Corby Finney (Hrsg.),

Encyclopaedia of early Christian art and archaeology (im Druck). 108 P. Zsidi (Hrsg.), Frühchristliche Denkmäler in Aquincum. Budapest 2000, Gáspár 2002. 109 A. Brelich, Aspetti della morte nelle iscrizioni sepolcrali dell’impero romano, Diss. Pann. I/7. Budapest 1937, 64–65.

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Erster Teil

als Christen aus. 110 Auf Grund ihrer Einfachheit ohne jede Zierde sowie der Buchstabenformen ist die Stele später als Mitte des 3. Jahrhunderts anzusetzen, aber eine spätere Datierung als die Zeit Konstantins I. ist gleichfalls nahezu ausgeschlossen. In Bezug auf die in der schola-Inschrift erwähnten Personen kann man also nicht mit vollständiger Gewissheit sagen, dass es Christen gewesen sind, doch im Fall der Frauen ist es zumindest wahrscheinlich. In dem Fall ist dies eine wichtige Information über das frühe Aquincumer Christentum, nach der in der Stadt bereits Ende des 3. Jahrhunderts Gruppen von Christen gelebt haben. Bei den Namen handelt es sich um chrakteristisch lateinisch-christliche Namen, die im Gegensatz zu den frühchristlichen Grundschichten der südpannonischen Städte (s. die dem Griechischen entstammenden Namen der frühchristlichen Märtyrer) nicht östlichen Ursprungs waren. 111 Zusammenfassend ist festzustellen, dass unsere Aquincumer Inschriftdenkmäler um ein weiteres interessantes Stück Bereicherung erfuhren, welches dazu beiträgt, einen Teil der tetrarchiezeitlichen Einwohnerschaft der Stadt (die Inschrift zählt 15 Namen auf ) besser kennen zu lernen, und welches das bislang nur vermutete Weiterleben der frühen Kollegien im spätrömischen Zeitalter belegt. Unter den auf der Inschrift erwähnten Personen könnten wegen der eigens für Christen typischen weiblichen cognomina vielleicht auch schon Christen gewesen sein. Bibliographie: P. Kovács – M. Németh, Egy tetrachia-kori építési felirat Aquincumból. In: Studia Epigraphica Pannonica I. Budapest 2008, 231–242; – P. Kovács – M. Németh, Eine neue Bauinschrift aus Aquincum. ZPE 169, 2009, 249–254.

Altar Odiavum / Almásfüzitő Zwischen 1. März 293 und 1. Mai 305 n. Chr.

Abb. 9

Edition: P. Kovács – B. Lőrincz, Neue lateinische Inschriften aus dem Komitat Komárom-Esztergom I. ZPE 174, 2010, 281–282 Nr. 4; – AÉp 2010, 1246.

[I(ovi) O(ptimo)] M(aximo) / [pro sa]lute DD / [NN (i. e. dominorum nostrorum) D]iocletian[i] / [et] Maximia(ni) AA[/VV]GG (i. e. Augustorum duorum) Co(n)stanti / [e]t Maximian[i] / nobiliss(imorum) Caes[s(arum)] / [- - -] Vitalis tr[i]|bun(us) p(rae)p(ositus) lanci[a(riorum)]. Dem Iuppiter Optimus Maximus, für das Wohl unserer Herren, der Augusti Diokletianus und Maximianus, (sowie) der edelsten Caesaren Constantius und Maximianus (hat den Altar) der Tribun [- -] Vitalis, Anführer der lanciarii, (errichten lassen). (Übers.: P. K. – B. L., G. B.)

[- - -] Vitalis, ein bislang unbekannter Offizier, ließ diesen Altar für das Wohl der Kaiser der ersten Tetrarchie errichten. Die lanciarii hatte Diokletian in der Donauregion aufgestellt, sie gehörten zum Gefolge des Kaisers. Daher kann Vitalis nicht Befehlshaber der Garnison von Odiavum/ Almásfüzítő gewesen sein, was auch unsere Quellen ausschließen, s. zuletzt Lőrincz 2001, 25–26 Nr. 28 und 101 mit weiterer Literatur, sowie Not. Dign. Occ. XXXIII 29. Den Altar stiftete der Befehlshaber anlässlich des Pannonienbesuchs eines der Kaiser (wahrscheinlich des Galerius), vermutlich um das Jahr 299 n. Chr. Bauinschrift Mikebuda, Barbaricum (vermutlich aus Aquincum weggeschleppt) 293–294 n. Chr. Abb. 8 Edition: CIL III 10605 b (A. v. Domaszewski) = TRH 212 b.

I(ovi) O(ptimo) [M(aximo)] / Diokletianus [et Maximianus] / Augusti ob d[evictos virtu]/te sua S[armatas]. Dem Iuppiter Optimus Maximus (haben) die Kaiser Diokletianus [und Maximianus] (die Inschrift errichten lassen), da sie durch ihre Tapferkeit die Sarmaten besiegten. (Übers.: P. K., G. B.) 1 10 Nagy 1944–1945, 266–282.

114

1 1 1 Kovács 2003, 113–124.

Tituli – Inschriften

Die Inschrift steht in einem seitlich mit Voluten verzierten Inschriftfeld. Die vorliegende Inschrift ist eine in Zweit- oder Drittverwendung zum Vorschein gelangte Bauinschrift, von deren zwei zur Disposition stehenden Ergänzungsvorschlägen (Alföldi und Egger) ich mich für den Letzteren entschieden habe, weil die Alföldische Ergänzung (welche die Inschrift mit den Dezennalien der Herrscher in Zusammenhang brachte: ob d[ecenn(ales) pro salu]te sua s[oluta d(onum) d (edicaverunt)]) nicht mit dem Umstand rechnet, dass die Caesaren in der Inschrift noch nicht vorkommen und diese somit eher auf März 293 zu datieren ist. Der Nominativ der Herrschernamen deutet auf Diokletians persönliche Aquincumer Anwesenheit, die der Krieg gegen die Sarmaten hinreichend begründen könnnte. Das Steindenkmal war ursprünglich ein Altarstein aus dem 2. Jahrhundert, auf einer seiner anderen Seiten hat man die neue Inschrift eingemeißelt. Später dürfte die Inschrift zur Balkenkonstruktion über dem Eingang (epistylium) eines Aquincumer Jupiter-Heiligtums gehört haben. Nichts begründet hingegen die Hypothese von A. Mócsy, wonach sich die Inschrift auf den Bau eines Kastells im Barbaricum beziehen und mit einer Angabe der Consularia Constantinopolitana des Jahres 294 in Verbindung stehen soll. Bibliographie: J. Diner, Archäologisch-epigraphischer Bericht aus Ungarn 1878–81, AEM 7, 1883, 105 Nr. 64; – Alföldi 1941, 37–38, 49–58; – Egger 1943, 21–28; – Cf. Seston 1946, 131; – Ensslin 1948, col. 2440 adn. 1; – Mócsy 1962, 570; – PWRE XI Suppl. (1968) 69; – A. Mócsy, Ein spätantiker Festungstyp am linken Donauufer. In: E. Birley – B. Dobson – M. G. Jarrett (Eds.), Roman Frontier Studies 1969. Eighth International Congress of Limesforschung. Cardiff 1974, 196 adn. 11 = Mócsy 1992, 251; – Mócsy 1974, 269; – Régészeti kézikönyv, 46; – Kovács 2001, 167–168; – Kuhoff 2001, 695.

Altar Ulcisia / Szentendre 297 n. Chr.

Abb. 10

Edition: AÉp 1926, 72 = RIU 876 (S. Soproni).

I(ovi) O(ptimo) M(aximo) / Patrio / Iunoni Reg(inae) / pro salute sua / suorumq(ue) omnium / Aur(elius) Marcellus qu|od miles vota/vit vet(eranus) solvit. / IIMMPP (i. e. Imperatoribus) / DD NN (i. e. dominis nostris duobus) Maximiano | Aug(usto) V et Maximia/no nob(ilissimo) Caes(are) II co(n)s(ulibus) / v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito). Dem Iuppiter Optimus Maximus Patrius (und) der Regina Iuno, für das eigene und das Wohl der Seinen (hat) Aurelius Marcellus, was er als Soldat gelobte, im Jahr des 5. (Konsulats) des Maximianus Augustus und des 2. Konsulats des Maximianus Caesar, unserer Herren, als Veteran erfüllt. Er hat sein Gelübde gerne und nach Verdienst eingelöst. (Übers.: B. L., G. B.)

Die ersten drei Zeilen des Altars hat man oberhalb des Inschriftfeldes in das Gesims, die letzte Zeile in den Sockel gemeißelt. Seit der Beschreibung und dem Foto von Bálint Kuszinszky sind die letzten Buchstaben auf der rechten Seite der Inschrift verloren gegangen. Der Soldat leistete sein Gelübde wohl kurz vor seinem Abschied. Es erhebt sich die Frage, welcher Truppe Aurelius Marcellus als Soldat angehörte. Nach Meinung der früheren Forschung war in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts im Kastell von Szentendre nach der cohors I milliaria nova Severiana Surorum sagittaria equitata eine Sondereinheit der Aquincumer legio II adiutrix stationiert, s. Soproni 1978, 71; – S. Soproni, Die Caesarwürde Caracallas und die syrische Kohorte von Szentendre. Alba Regia 18, 1980, 49; – Lőrincz 2001, 101 mit weiterer Literatur. Zwar stammt das letzte genauer datierbare Denkmal dieser Kohorte aus dem Jahr 241 n. Chr., s. B. Lőrincz, in: FPA 5, 106–107 Nr. 8, was jedoch noch lange nicht bedeutet, dass die syrische Kohorte nicht auch später existiert hat. Zur Zeit Diokletians erscheinen an Stelle der Auxiliartruppen andere Einheiten, wie auch die Inschrift Nr. 11 zeigt. Demgemäß dürfte Aurelius Marcellus bereits Soldat der neuen Garnison, der equites Dalmatae, gewesen sein: Not. Dign. Occ. XXXIII 34. Zu den Konsuln s. Degrassi 1952, 76; – Bagnall – Cameron – Schwartz – Worp 1987, 128–129. Bibliographie: B. Kuzsinszky, A római határvédelem és a balhavári erőd. OMRTÉ 1, 1920–22 Abb. 22–23 a.

115

Erster Teil

Altar Castra ad Herculem / Pilismarót, Valeria Zwischen 1. März 293 und 1. Mai 305 n. Chr., vermutlich Ende des 3. Jahrhunderts Abb. 11 Edition: AÉp 1990, 822 = TRH 134.

[D]eo Mart[i] / pro salute DD NN / AAVVGG (i. e. dominorum nostrorum Augustorum duorum) et CAESS (i. e. Caesarum duorum) / EQQ (i. e. equites) Dalmat(a)e / s(ub) c(ura) Luciani pr(a)ep(ositi) / v(oto) p(osuerunt). Dem Gotte Mars, für das Wohl unserer Herren, der beiden Augusti und der beiden Caesaren, (haben) die equites Dalmatae unter Leitung des Befehlshabers Lucianus dem Gelübde gemäß (den Altar) errichten lassen. (Übers.: B. L., G. B.)

Die 1. Zeile steht auf dem Gesims, dessen beide Seiten abgebrochen sind. Das Ende der 5. Zeile hat Sándor Soproni zwar als pr(a)ef(ecti) gelesen (ebenso wie L’Année Épigraphique und J. Fitz), doch der Revision von Péter Kovács zufolge (TRH) war der Rang des Lucianus pr(a)ep(ositus). Die praepositi fungierten zur Zeit des Pinzipats als Befehlshaber der vexillationes (Sondereinheiten), s. z. B. B. Lőrincz in: FPA 3, 174–176 Nr. 30, ab dem Zeitalter des Dominats entsprach dem Befehlshaber-Posten der Rang eines tribunus oder praefectus: Jones 1964, 640. Sollte Lucianus mit diesem Offizier identisch sein, der 295 im Osten πρεπόσιτ(ος) war (P.Oxy. 43 [recto], col. II 12, PLRE I. Lucianus 1 [p. 515]), dann ist sein Dienst in Valeria ans Ende des 3. Jahrhunderts zu setzen, s. Fitz 1993, 1277, Nr. 914. Die equites Dalmatae waren die Garnison des zur Zeit Diokletians erbauten Kastells Ad Herculem-Pilismarót, s. Not. Dign. Occ. XXXIII 32. Zu dem Kastell s. Soproni 1978, 46–48; – Visy 2000, 48 = Visy 2003, 50; – M. Merczi, Pilismarót fort. In: Zs. Visy (Ed.) The Roman Army in Pannonia. An Archaeological Guide of the Ripa Pannonica. Budapest 2003. 89–90. Bibliographie: S. Soproni, Militärinschriften aus dem 4. Jahrhundert im Donauknie. Acta ArchHung 41, 1989, 109– 110 Nr. 4 = 107–108 Abb. 7–8; – Fitz 1993, 1277 Nr. 914.1.

Altar Odiavum / Almásfüzitő 15. Juli 303 n. Chr.

Abb. 12

Edition: EE II 884 (Th. Mommsen) = CIL III 10981 (A. v. Domaszewski) = RIU 699 (L. Barkóczi).

I(ovi) O(ptimo) M(aximo) / Aur(elius) Ian|uarius t(ribunus) Bat(avorum ?) v(ir) p(erfectissimus) dux / p (ro) s(alute) s(ua) v(otum) m(erito) l(ibens) s(olvit) / DD NN (i. e. dominis nostris) VIII et VII AVGG COSS (i. e. Augustis duobus consulibus) / die Id(uum) Iul(iarum). Dem Iuppiter Optimus Maximus (hat) Aurelius Ianuarius, tribunus (?) der Bataver, vir perfectissimus, Militärstatthalter (Dux von Valeria), für sein eigenes Wohl sein Gelübde verdientermaßen und gern erfüllt, zur Zeit des 8. und 7. Konsulats der beiden Augusti, unserer Herren, am 15. Tag des Juli. (Übers.: B. L., G. B.)

Die Zeilen 5–6 stehen auf dem Altarsockel. Für die Foschung war die Auf lösung der Abkürzungen T BAT und P S S in den Zeilen 3–4 problematisch. Obwohl man zur Abkürzung von tribunus im Allgemeinen die Buchstaben TRIB verwendete, käme als Amtswürde vor dem dux am ehesten die von R. Egger empfohlene Lösung in Betracht. Dasselbe trifft auf die Buchstaben P S S zu. Da der Fundort in der ehemaligen Provinz Valeria liegt, hat auch das von A. v. Domaszewski vorgeschlagene P(annoniae) S(ecundae) S(aviae) keinen Bestand, wie darauf schon András Alföldi und Rudolf Egger hinwiesen. Diokletian hatte die Statthalterwürde der einzelnen Provinzen zweigeteilt, und die Militärverwaltung war Aufgabe der zum Ritterstand gehörenden duces. Aurelius Ianuarius war einer der ersten duces in Valeria. Auf Grund der vorliegenden Inschrift übernahm er die militärische Führung der Provinz frühestens um 300, und spätestens um 305 verließ er die Provinz wieder. Aus der Zeit der ersten Tetrarchie ist er vorläufig einer von zwei bekannten duces der pannonischen Provinzen, zu seiner Person s. noch Mócsy 1962, col. 629; – PLRE 116

Tituli – Inschriften

I. Aur. Ianuarius 7 (p. 454); – Fitz 1983 a, 63; – Fitz 1993, 1267–1268 Nr. 904. Das Konsulat der zwei Augusti, das 8. Diokletians und das 7. Maximians, fiel in das Jahr 303, s. Degrassi 1952, 77; – Bagnall – Cameron – Schwartz – Worp 1987, 140–141. Bibliographie: Rómer 1875, 28 Nr. VIII; – A. Alföldi chez I. Paulovics, A szőnyi törvénytábla – La table de privilèges de Brigetio. ArchHung XX. Budapest 1936. 30 Anm. 86 = 60 Anm. 86; – Alföldi 1942, 759 Anm. 207; – R. Egger, Aus dem Leben der donauländischen Wehrbauten. AAWW 86, 1949, 15–16 = A. Betz – G. Moro (Hrsg.) Römische Antike und frühes Christentum. Ausgewählte Schriften von Rudolf Egger zur Vollendung seines 80. Lebensjahres II. Klagenfurt 1963, 61–62; – Barkóczi 1951, 58 Nr. 148; – Fitz 1983 a, 63; – Fitz 1993, 1367 Nr. 904.1; – Nagy 2007, 162–163 Nr. 180.

Bauinschrift Poetovio Anfang 4. Jh. n. Chr. Edition: CIL III 4039 (Th. Mommsen).

Templum / de{i}i Sol(is) inv(icti) Mit(hrae) / Aure[l(ius)] Iusti/nianus v(ir) p(erfectissimus) |5 dux labefa- / ctatum re/stituit. Den schwankenden Tempel des unbesiegbaren Sol Mithras (hat) Aurelius Iustinianus vir perfectissimus, Militärstatthalter (Dux von Pannonia I und Noricum ripense) restaurieren lassen. (Übers.: B. L., G. B.)

Nach der Umorganisierung der pannonischen Provinzen um das Jahr 295 herum erhielt der nördliche Teil des früheren Pannonia superior (das Gebiet nördlich des Flusses Drau) den Namen Pannonia I. Seine militärische Verwaltung wurde jedoch mit der des benachbarten Noricum ripense zusammengezogen, so dass beide Provinzen einen gemeinsamen Militärstadthalter hatten, von denen aus dem Zeitalter der ersten Tetrarchie vorläufig nur Aurelius Iustinianus bekannt ist, zu seiner Person s. Mócsy 1962, col. 629 (ihm zufolge dux von Savia); – Winkler 1969, 106–107; – PLRE I. Aure(l). Iustinianus 7 (p. 489); – Fitz 1983 a, 57–58; – Fitz 1993, 1268 Nr. 905. Vir perfectissimus war der Titel der Militärstadthalter im Ritterstand, welchen im Osten in den 350 er Jahren der v(ir) c(larissimus) im Senatorenstand ablöste (dasselbe geschah in der westlichen Reichshälfte erst nach den 370 er Jahren), s. dazu B. Lőrincz, Die Duces der Provinz Valeria unter Valentinian I. (364–375). Alba Regia 15, 1976, 102–103. Bibliographie: Winkler 1969, 106; – Fitz 1983 a, 57; – Fitz 1993, 1268 Nr. 905.1.

Altar Scarbantia / Sopron Zwischen 1. März 293 und 1. Mai 305 n. Chr. Edition: CIL III 14068 (A. v. Domaszewski) = RIU 178 (L. Barkóczi).

[- - -] pro s(alute) IMPP (i. e. Imperatorum) / Diokletiani et / Maximiani / [AV]GG NN (i. e. Augustorum duorum) C[o(n)s]tanti / [et M]aximiani / [no]b(ilissimorum) Ca[e]s(arum) ex iusso / [- - -] Barb (ius) Valen][t]inus b(ene)f(iciarius) co(n)s(ularis) inscrib(sit) (!). … für das Wohl unserer Imperatoren, der beiden Augusti Diokletianus und Maximianus, (sowie) der edelsten Caesaren Constantius und Maximianus (hat) auf Befehl … Barbius Valentinus, beneficiarius consularis, eingemeißelt. (Übers.: B. L., G. B.)

Die 1. Zeile der Altarinschrift befand sich auf dem zurückgearbeiteten Gesims. Der Altar war übrigens zu einer poliedrischen Form zurecht gemeißelt, da er später sekundär als Baumaterial verwendet wurde, wie beispielsweise die Altäre von Bölcske. Für die Zeilen hatte man vorher Hilfslinien gezogen. Die Inschrift beinhaltet das späteste Vorkommen der Würde des beneficiarius consularis in den pannonischen Provinzen, vgl. J. Ott, Die Beneficiarier. Untersuchungen zu ihrer Stellung innerhalb der Rangordnung des Römischen Heeres und zu ihrer Funktion. Historia-Einzelschriften 92. Stuttgart 1995, 92–93. Bibliographie: E. Schallmayer – K. Eibl – J. Ott – G. Preuss – E. Wittkopf, Der römische Weihebezirk von Ostenbur-

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Erster Teil ken I: Corpus der griechischen und lateinischen Beneficiarier-Inschriften des Römischen Reiches, Stuttgart 1990, 261–262 Nr. 316.

Ziegelzeichnung Intercisa / Dunaújváros Zwischen 1. März 293 und 1. Mai 305 n. Chr. Abb. 13 Edition: AÉp 1976, 555.

Dominis nostris / Diokletiano et Maxi/miano et Constantio / nobilissimis Caes(aribus). Unseren Herren, den Augusti Diokletianus und den edelsten Caesaren Maximianus und Constantius. (Übers.: B. L., G. B.)

Laut E. B. Vágó und I. Bóna hat man den Namen des Galerius Caesar nicht in den Ziegel geritzt, weil ein zur Galerius-Partei gehörender Soldat in der Ziegelei von Intercisa die Inschrift mit einer Spottzeichnung der übrigen Kaiser der ersten Tetrarchie unterlegte, welche oben zwei mit den Augusti Diokletian und Maximian zu identifizierende stehende Gestalten darstellt, und unter ihnen in einem halbbogigen Abschluss zwei Männer, die ein größeres und ein kleineres Tier (beide als Keiler bestimmt, was jedoch ungewiss ist) erstechen. Auch Zs. Visy meint, dass Galerius Name in der Inschrift fehlt, geht aber davon aus, dass der Text nach dem Namen Constantius mit (et Galerio) ergänzt werden kann. Das ist jedoch unwahrscheinlich, da Galerius Name im Allgemeinen in der Form Maximianus in den Inschriften erscheint, s. oben Nr. 8, Nr. 10 (Konsulatsdatierung) und Nr. 14. Deshalb pflichte ich dem Vorschlag von A. Mócsy bei, dem zufolge der Name als Maximianus wegen Haplographie nicht in der Inschrift vorkommt. Der Ziegel kam im Grab 1078 der Nekropole von Intercisa zum Vorschein, auf Grund der ihn begleitenden Münzen hatte man ihn erst in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts im Grab deponiert. Das wirft die Frage auf, wo sich der Ziegel in der Zeitspanne zwischen Herstellung (spätestens die ersten Monate des Jahres 305) und Deponierung im Grab befand. Genau kann man die Frage zwar nicht beantworten, doch in Anbetracht dessen, dass es um einen Baustoff geht, dürfte dies am allerwahrscheinlichsten das Dach eine Gebäudes gewesen sein. Daher halte ich die Hypothese von Zs. Visy, es handele sich um die Arbeit eines „Künstlers“, für eher unwahrscheinlich. Auf jeden Fall ist die Inschrift ein interessantes Schriftdenkmal aus der Zeit der ersten Tetrarchie. Bibliographie: E. B. Vágó – I. Bóna, Die Gräberfelder von Intercisa I. Der spätrömische Südostfriedhof. Budapest 1976. 66–68, 185, 240 Taf. 30,2 Taf. XX; – A. Mócsy, Pannonia-Forschung 1973–1976. Acta ArchHung 29, 1977, 376; – Zs. Visy, Amicitia et invidia. Diokletians Beziehungen zu seinem Mitregenten. Acta Antiqua 42, 2002, 175–178.

Grabinschrift Kotiaion, Phrygia Anfang 4. Jahrhundert Edition: SEG 31, 1116 = 39, 969 = AÉp 1981, 777.

Αὐρ. Γάϊος βʹ ἰστρατ[εσάμε]νο ἰς λειγειῶναν πρώντην Ἰταλ[ικὴν Μ]υσιατικῶν, ἐκλεχθεὶς ἰς ὀγδ[όαν Αὐ]γούσταν Γερμανικίαν, ἐν ἐπ̣[αρχί]ᾳ Σκυθ(ίᾳ) κα Πανν(ονίᾳ) 5 Ἰοβίᾳ Σκυθικᾷ· τή[ρων, ἰσ]τρατεσάμενος μαθητὴς ἱππέων, εἶτα ἱππ̣[εὺς λανκ]ιάρις, ὀπτίων τριάρες, ὠπων [ὠρ]δινᾶτος, π̣[ρίνκεψ (?)] ὀπτίων, ὠνπτίων δὲ κομί̣τ̣(ων) ΟCΙΜΟCΟ το̣[ῦ κυρίο]υ̣ λεγιῶνος Πρείμα Ἰοβίας Σκυθικῆς, τ̣ὴ̣[ν ἡγεμον]ίαν κυκλεύσας ίαν Κ10 αρίαν [- - -] Λ̣υδίαν Λυκαονίαν

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Tituli – Inschriften Κιλικία̣ν̣ [- - - Φο]ινείκην Συρίαν Ἀραβία Φαστι[ναν Αἴγυπτο]ν Ἀλεξανδρίαν Ἰνδ[ί]α̣ν̣ [- - -] Μ̣εσοποταμίαν Κα[ππαδοκίαν - - - Γ]αλατίαν Βειθυνίαν 15 Θrvκ[ίαν - - -] Μυσίαν Καρίαν [- - - Σα]ρμαθίαν τετράκις Βιμι̣ν̣ά̣[κιον - - -]ν Γουττίαν βʹ Γερμα̣[νίαν - - - Δαρδ]ανίαν Δε(λ)ματίαν Παννο̣[νίαν - - -]ίαν Γαλλαν Σπαν 20 Μαύρε̣[τανίαν - - - εἶ]τα προκόψας καὶ ταῦ[τα - - -]γ̣ήσας ἤλυθον εἰς πατ̣ρ[ίδα γαῖαν Πεσσι]ννουντίων ἔνδ’ ἦ̣ν̣ τεθρ[εμμένος, ἐν κώ]μῃ Κοτιαέων κατα̣μένων̣ [- - -] Μακεδονίας 25 ἐπιθὶς Ἰουλι̣[- - - Ἀρε]σκούσῃ τῇ ἑαυτοῦ γλυκυτ̣[άτῃ γυναικὶ ἀ]ν̣έστησα τὴν στήλην ἐ[κ τῶν ἰδίων] αὐτοῦ καμάτων μ̣[νήμης] χάριν, ἕως τῆς [ἀ]να̣[στάσε]ως· χαρετε πά30 [ντες] (vac.). Der gleichnamige Sohn des Aurelius Gaius, ich habe in der legio I Italica in Mösien gedient, wurde abkommandiert nach Germanien in die legio VIII Augusta, dann in die legio I Iovia Scythica nach Skythien und Pannonien. Ich diente als Rekrut, dann als Reitausbilder, bald wurde ich lanciarius, optio triarius, optio ordinatus und optio princeps, später versetzte man mich ins Gefolge der Herrscher zur legio I Iovia aus Skythica. Ich habe rings das Imperium bereist, gelangte nach Asien (?), Caria, …, Lydia, Lycaonia, Kilikien, …, Phönizien, Syrien, Arabien, Palästina, Äpypten, Alexandria, Indien, …, Mesopotamien, Kappadokien, …, Galatien, Bithynien, Thrakien, …, Mösien, Karpien, …, nach Sarmatien viermal, nach Viminacium, [Sirmiu]m (?), nach Gothien zweimal, nach Germanien, …, Dardanien, Dalmatien, Pannonien, …, Gallien, Hispanien, Mauretanien und nach … Mich sehr anstrengend kam ich so voran, danach kehrte ich zurück in mein Heimatland, nach Pessinus, wo ich aufwuchs, jetzt wohne ich in Kotiaion … zusammen mit meiner Tochter Makedonia, zum Gedenken an meinen Sohn, Iuli… und meine hochgeliebte Ehefrau, Areskousa, habe ich auf eigene Kosten diese Stele als Denkmal errichten lassen bis zur Auferstehung. Seid gegrüßt alle miteinander ! (Übers.: P. K., G. B.)

In drei Teile zerbrochene Marmorstele, in ihrem Bildfeld ein Kranz. Das darunter befindliche Inschriftfeld umsäumen Weinranken mit Trauben, darunter sieht man zwei ihre Pferde am Zaum führende Reiter (offenbar Vater und Sohn). Fundort war das phrygische Dorf Kotiaion (heute Ada Köy). Lesung und Interpretation der Grabinschrift sind klar. Der Veteran Aurelius Gaius ließ die Inschrift zusammen mit seiner Tochter für seine Ehefrau aufstellen, doch zuvor zählt er genau die einzelnen Stationen seiner Karriere als Soldat (auch im griechischen Text sind die umgeschriebenen lateinischen Termini zu lesen) und Orte seiner Stationierungen auf (Provinzen, bedeutendere Städte und feindliche Gebiete eingeschlossen, wenn er mehrmals dort war, auch die Anzahl der Aufenthalte):112 tiro discens equitum eques lanciarius in einer Legion optio triarius 1 12 Drew-Bear 1981, 103–114.

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Erster Teil

optio ordinatus optio princeps optio comitum imperatoris. In folgenden Einheiten bzw. an folgenden Standorten hat Gaius längere Zeit gedient113: legio I Italica in Mösien (Novae) legio VIII Augusta in Germanien (Argentorate) legio I Iovia Scythica in Skythia (Noviodunum) und in Pannonien. Es folgt eine Aufzählung jener Orte, an die er im Laufe seines Lebens (am ehesten im Zuge von Feldzügen) gelangt ist (κυκλεύσας). Er zählt Provinzen (Diözesen) (30), Städte (3) und territoriale Einheiten außerhalb des Reiches (6) auf. Von Osten beginnend ist es eine Aufzählung in geographischer und nicht in chronologischer Reihenfolge114: Asia Caria - - - (Lycia oder Phrygia) Lydia Lycaonia Cilicia - - - (Isauria oder Armenia) Phoenicia Syria Arbia Palaestina Aegyptus und Alexandria India (südlich von Ägypten) - - - (Armenia oder eher Persia) Mesopotamia Cappadocia - - - (Pontus) Galatia Bithynia Thracia --Moesia Carpia (Boden der Karpen) - - - (Bastarnia ?)115 Sarmatia (viermal) Viminacium [Sirmiu]m ? Guttia (Boden der Gothen) (zweimal) Germania --Dardania Dalmatia Pannonia - - - (Noricum ?) [Raet]ia Gallia 1 13 Drew-Bear 1981, 100–102. 1 14 Drew-Bear 1981, 114–122.

120

1 1 5 Nach Eutropius IX 25.2 bella gesserunt Carpis et Bastarnis subactis, Sarmatis victis.

Tituli – Inschriften

Spania Mauretania - - - (Africa). Gewiss ist ebenfalls, dass die Provinzen nicht bei ihren offiziellen Namen genannt werden (e. g. laterculus Veronensis), im Osten und auf dem Balkan kannte er sich wesentlich besser aus als in den westlichen Provinzen (deswegen fehlen die neuen Provinznamen). 116 Nach seinem Abschied vom Militärdienst kehrte er zurück in seine Geburtsstadt, das galatische Pessinus, und siedelte sich später in einem Dorf des benachbarten Phrygien, in Kotiaion, an. Dort ließ er zusammen mit seiner Tochter Makedonia auch die vorliegende Inschrift aufstellen, zum Gedenken an seine Ehefrau Areskousa und seinen Sohn Iuli[anus]. Die griechische Formel ἕως τῆς ἀνα̣στάσεως am Ende der Inschrift (sowie der fragmentierte Kranz im Bildfeld) belegen eindeutig, dass Gaius und seine Familie Christen waren. An den im Laufe seines Lebens, während vieler Feldzüge gesehenen Orten erkennt man,117 dass Gaius im Heer Diokletians gedient und an den Feldzügen gegen die Perser in Persien (296/297), gegen die Narser in Mesopotamien (298), gegen den Usurpator Domitius Domitianus in Ägypten (298), gegen die Karpen (296), gegen die Goten (293, 296/ 297) und Sarmaten (285, 289, 293/294, 299/300) in Sarmatien sowie gegen die Quaden und Markomannen in Germanien (285 oder 299–300) teilgenommen hat, und unter Maximian auch in Mauretanien (289 ?) kämpfte. Pannonien und die benachbarten Babaren, Sarmaten und Germanen tauchen sogar mehrmals in demText auf, doch noch niemand hat bislang die historischen Konsequenzen dessen detailliert untersucht. Probleme bereitet die nicht chronologische Aufzählung der letzteren Orte durch Gaius, so dass die exakte Datierung der Ereignisse schwierig ist. Fest steht, dass Gaius wohl kaum 297/298 gegen die Mauren gekämpft haben dürfte, da er zu diesem Zeitpunkt am Krieg gegen die Perser teilnahm. Mit großer Wahscheinlichkeit war er also um das Jahr 289 Soldat der legio VIII Augusta. 118 Dem gegenüber ist nicht ganz klar, wo genau, wann und gegen wen er in Germanien gekämpft hat. Als Gegner könnten die Markomannen und Qaden (285 oder um 300) in Betracht kommen, vielleicht kämpfte er auch im Heer Maximians gegen die Germanen (288) oder die Alemannen (292). Zu der Zeit könnte er gleichermaßen Soldat der legio I Iovia oder der legio VIII Augusta gewesen sein. Diokletian erhielt den Titel Germanicus maximus sechsmal (285, 287, 288, 293, 300/301), weshalb die Datierung des letzteren Ereignisses schwierig ist. 119 Auf Grund der überzeugenden Argumentation von Drew-Bear muss Aurelius Gaius um 303 aus dem Heer ausgeschieden sein, und zwar in Folge der von Diokletian erlassenen christenfeindlichen Edikte. 120 Gaius erwähnt, dass er in der legio I Iovia in Skythien und Pannonien (ἐν ἐπ̣[αρχί]ᾳ Σκυθ(ίᾳ) κα Πανν(ονίᾳ) Ἰοβίᾳ Σκυθικᾷ) gedient hat. Entgegen den früheren Meinungen bedeutet die letztere Bemerkung, dass die Legion (oder deren Sondereinheit) längere Zeit in Pannonien stationiert war (nicht nur für die Spanne eines Feldzugs), denn in diesem Teil der Inschrift benennt er die Orte mit längerer Dienstzeit. Letztere Tatsache ist mit großer Wahrscheinlichkeit in den Zeitraum der sich hinziehenden Sarmatenkriege Diokletians zu datieren (289/290–291, 293–294), in deren Verlauf die Legion von Skythien nach Pannonien, nahezu mit Sicherheit nach Südpannonien verlegt wurde. Etwa zur gleichen Zeit dürften auch die beiden künftigen Legionen von Pannonia II aufgestellt worden sein: legio V Iovia und legio VI Herculia121. Hinzu kommt, dass der Herrscher sich damals längere Zeit in Sirmium aufgehalten hat (Januar – März 293, September 293 – August 294). 122

1 16 1 17 1 18 1 19

Sarte 1983. Drew-Bear 1981, 127–136 . Kienast 1996, 272–273. Kienast 1996, 268.

120 Drew-Bear 1981, 140. 12 1 Ritterling 1925, 1355, 1572, 1596. 122 Th. Mommsen, Gesammelte Schriften II 271–273, 275–277, 281–283.

121

Erster Teil

Während seiner Militärzeit weilte (kämpfte) Aurelius Gaius viermal in Sarmatia (κυκλεύσας … [Σα]ρμαθίαν τετράκις). Der Terminus Sarmatia ist sehr gut mit dem Terminus ripa Sarmatica des 4. Jahrhunderts vereinbar, welcher sich auf den Grenzschutz des mit dem Sarmatengebiet benachbarten Pannonien und Mösien bezog und ausgezeichnet an die Ortsnamen in der 17. Zeile zu binden ist: Βιμινά[κιον - - -]ν. Auf Grund der ersten Angabe war Gaius länger, aber doch eher für kürzere Zeit auch in Viminacium stationiert. Der andere, noch stärker fragmentierte Ortsname dürfte kein anderer als Sirmium [Σιρμίo]ν sein, da neben Viminacium immer auch Sirmium strategisches Zentrum der Kriege gegen die Sarmaten war, und es während seines Aufenthalts in Viminacium auch zu Kampfoperationen gegen die Siebenbürgen beherrschenden Goten gekommen sein mag. Die erstere Möglichkeit scheint wahrscheinlicher, denn neben Sirmium bot Viminacium schon Marcus Aurelius Quartier während seines Krieges gegen die Sarmaten (zwischen 173–175). 123 Diokletian führte nach der Zahl seiner Sarmaticus maximus-Titel und deren Zeitpunkten (285, 289, 294, 300) 124 sowie auf Grund der Schriftquellen mindesten vier Feldzüge gegen die Sarmaten (Pan. Lat. VIII (V) 5.1 (Adoratae sint igitur mihi Sarmaticae expeditiones quibus illa gens prope omnis extincta est et paene cum solo nomine relicta, quo serviat)125, VIII (5).10.4 (totiens obstricta Sarmatia, Iuthungi Quadi Carpi totiens profligati, summittente se Gotho pace pascenda)126, XI (III) 5.4 (omitto Sarmatiae vastatione), XI (III) 4.2 (illu, [sc. Diokletianus] modo Syria viderat, iam Pannonia susceperat), XI (III) 7.1 (Laurea illa de uictis aecolentibus Syriam nationibus et illa Raetica et illa Sarmatica te, Maximiane)127, XI (III) 16.1 (Sarmaticas uestras et Baeticas et transrhenanas expeditiones furore percitae in semet imitentur), Eutr. IX 25.2 (deinceps et simul et viritim bella gesserunt Carpis et Bastarnis subactis, Sarmatis victis), Lact. de mort. pers. 13.2 (cum irridens diceret victorias Gothorum et Sarmatarum propositas, Chron. Min. I p. 230). 128 Leider lassen sich die Angaben in den Panegyrici nicht genau datieren und berichten nur allgemein über den römischen Sieg. Doch die im Plural stehenden expeditiones sind eindeutig ein Hinweis auf mehrere Feldzüge schon vor 291, während der VIII. Panegyricus in das Jahr 297 zu datieren ist, ebenso wie die darin erwähnten Ereignisse. 129 Den endgültigen Sieg errangen die Römer erst nach 291 (s. die Ausdrücke im VIII. Panegyricus: obstricta Sarmatia, Sarmatiae vastatio). Auch die Consularia Constantinopolitana setzt den Höhepunkt und das Ende der Feldzüge klar auf 293/294 an (Chron. Min. I p. 230). Zugleich erscheint der Sieg über die Sarmaten (ab 294) in der Münzprägung der Herrscher in fast jeder Prägestätte überall im Reich: mit der Legende VICTORIA SARMATICA (mit den Abkürzungen SARM, SARMA, SARMAT, SARMATI, SARMATIC : RIC VI 294: 100–101, 295–297: 104–108, 298–299: 114–115, 300–301: 119–120, 127 [Trever], 294: 12–13, 295: 16–17 [Ticinum], 294: 14–26, 31, 295–297: 36–39, 298–299: 43 [Roma], 294–295: 34–42, 295: 58 [Siscia], 294: 2–3, 295: 6–7 [Heraclea], 294–295: 5 [Cyzicus] oder der Legende VICTORIAE SARMATICAE: RIC 302: VI 10 [Thessalonica], 296: 10 [Heraclea], 295: 19, 22 [Nicomedia], 294–295: 32–33 [Antiochia], 295: 8 [Alexandria]). Die Wendung „in Sarmatien viermal“ in der Inschrift des Aurelius Gaius könnte bedeuten, dass er an vier verschiedenen Feldzügen Diokletians teilgenommen hat (s. die vier Sarmaticus maximus-Titel Diokletians), aber auch eine andere Möglichkeit sollte man ernsthaft in Erwägung ziehen. Demnach nahm der phrygische Soldat an vier Expeditionen ein und desselben, sich hinziehenden Krieges (einmal jährlich) teil. Der Aufenthalt der Herrscher im Jahr 292 ist mangels Edikten (und Kenntnis über den Ort ihres Erlasses) unbekannt. Es wäre also durchaus denkbar, dass die Ereignisse der Jahre 290–291 und 293–294 zu ein und demselben Krieg gehört haben. Wegen des ägyptischen Aufstands des Achilleus mussten die Herrscher ihren Aufenthalt im Illyricum nicht unterbrechen, wie Enßlin vermutete, da dieser Aufstand später, um 296/297, zu datieren 123 Siehe die Briefe Marc Aurels aus Vimnacium: J. H. Oliver, Greek constitutions of early Roman emperors from inscriptions and papyri. Philadelphia 1989, Nr. 181– 182, 204. 124 Kienast 1996, 268.

122

125 126 127 128 129

Nixon – Saylor Rodgers Nixon – Saylor Rodgers Nixon – Saylor Rodgers Mócsy 1962, 570–571. Nixon – Saylor Rodgers

1994, 104–105 n. 15. 1994, 124–125 n. 35. 1994, 92 n. 48. 1994, 76–78, 105–106.

Tituli – Inschriften

ist. 130 In dem Fall haben Gaius und seine Einheit (die legio I Iovia) wegen des verzögerten Krieges mindestens vier Jahre in Pannonien ausharren müssen. Die letztere Überlegung erscheint mir persönlich am wahrscheinlichsten. Trifft das nicht zu, nahm Aurelius Gaius an verschiedenen Kriegen gegen die Sarmaten teil, erstmals als Soldat der legio I Italica, später als optio der nach Pannonien verlegten legio I Iovia. In einem anderen Feldzug kämpfte Gaius gegen die Germanen, die man am ehesten mit den Quaden und Markomannen identifizieren kann. Wie schon gesehen, lässt sich diese Hypothese nicht mit völliger Gewissheit bekräftigen, aber auch nicht widerlegen. Tatsache ist, dass nach unseren Schriftquellen und den Germanicus maximus-Titeln der Herrscher im Jahr 299 Krieg gegen die Markomannen geführt wurde: Chron. Min. I p. 230 (his conss. [sc. 299] victi Marcomanni, Aur. Vict. 39. 43 et interea caesi Marcomanni). 131 Bibliographie: Drew-Bear 1981, 93–141; – Sartre 1983, 25–32; – SEG 31, 1116; – AÉp 1981, 777; – Cf. C. C. Petolescu, Câteva observaţii privitoare la legiunile provinciilor Moesia Secunda şi Scythia, Studii şi cercetări de istorie veche şi arheologie, 40, 1989, 167–168; – C. Zuckerman, Les campagnes des tétrarques, 296–298. AntTard 2, 1994, 67; – J. B. Campbell, The Roman army, 31 BC–AD 337: a sourcebook. London – New York 1994, 240 n. 391; – Barnes 1996, 542–543; – Kuhoff 2001, 205 Anm. 558; – C. C. Petolescu, Inscriptiones extra fines Daciae repertae Graecae et Latinae – Inscriptions externes concernant l’histoire de la Dacie II. Bucarest 2000, 397–399; – A. Levin, Diokletian: Politics and limites in the Near East. In: Limes XVIII: Proceedings of the XVIIIth International Congress of Roman Frontier Studies, held in Amman, Jordan (September 2000). BAR IS 1084. Oxford 2002, 92, 98; – H. Elton, Warfare and the military. In: N. Lenski (Ed.), Cambridge companion to the age of Constantine. Cambridge 2005, 325– 326; – M. Zahariade, Scythia minor. A history of a later Roman province (284–681). Amsterdam 2006, 164–165, 208; – St. Mitchell, The history of the later Roman Empire. AD 284–641; – Malden 2007, 297 n. 14; – G. Parker, The making of Roman India. Cambridge 2008, 248; – R. Tomlin, A. H. M. Jones and the army of the fourth century. In: D. M. Gwynn (Ed.), A. H. M. Jones and the Later Roman Empire. Leiden 2008, 148–149; – T. D. Barnes, Early Christian hagiography and Roman history. Tübingen 2010, 107 n. 19; – Kovács 2010; –Wilkinson 2012; – Wilkinson 2012 a.

130 Ensslin 1948, 2434–2436, Kienast 1996, 270.

13 1 PWRE XIV (1930) 2523, Mócsy 1962, 571.

123

Erster Teil

Diploma militare – Militärdiplom Aus Diokletians Regierungszeit beziehungsweise dem Zeitalter der ersten Tetrarchie sind vorerst nur zwei Militärdiplome bekannt (CIL XVI 156, 157 + RMD I p. 27 [304 n. Chr.]), die beide an die cohortes praetoriae vergeben wurden: darunter eines mit pannonischem Bezug: CIL XVI 156 = hier Nr. 1. Gnathia (Torre d’Agnazzo nahe Brindisi), Italien 7. Januar 298 n. Chr. Edition: CIL XVI 156.

I (extrinsecus) - - - / [- - - et / Galerius Valerius M]aximianus, n[obilissimi Caes(ares), / nomina mi]litum, qui militaver(unt) in coh(ortibus) [pr(aetoris) Diokletian(is) et / M]aximian(is) d[ece]m I, II, III, IIII, V, VI, VII, VIII, VI[III, X piis / v]indicib(us), qui pie [et] fortiter militiam functi [su/n]t, ius tribuim (us) conubii dumtaxat cum sin[gu] / lis et primis {et primis} uxorib(us), ut etia(m) si / [p]eregrin(i) iuris femin(as) in matrimon(io) suo iunxer[int, / p]roinde liberos tollant [a]xi ex duob(us) civibus / Romanis natos. a(nte) d(iem) VII id(ibus) Ian(uarias) / Fausto II et Gallo co(n)s(ulibus). / [co]h(ors) V pr(aetoria) Diokletian(a) et Maximian(a) [p(ia) v(index) / M(arco) A]urelio M(arci) f(ilio) Valentin[o], / Sirmio. / [Descriptu(m) et recog]nitu(m) ex tabul(a) a[er(ea)], que fixa e[st Rome / in muro pos(t) templ(um) d]ivi Aug(usti) ad Mi[nervam]. I (intus) vacat. I (Außenseite) - - - und Galerius Valerius M]aximianus, die edelsten Caesaren, die Namen aller jener Soldaten, welche in den zehn Kohorten, das heißt in der 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9. und 10. cohors praetoria Diokletiana und Maximiana pia vindex kämpften, welche ihren Militärdienst treu und mutig erfüllten, haben wir die Heiratserlaubnis erteilt, natürlich nur den Alleinstehenden und für die ersten Ehefrauen, selbst wenn sie (d. h. die abgemusterten Soldaten) Frauen peregrinischen Rechts heirateten und deshalb ihre Kinder so aufziehen können, als seien diese von zwei römischen Bürgern gebürtig. Am 7. Januar, zur Zeit des 2. (Konsulats) des Faustus und des Konsulats des Gallus, die cohors V praetoria Diokletiana und Maximiana pia vindex dem aus Sirmium stammenden Marcus Aurelius Valentinus, dem Sohn des Marcus. Niedergeschrieben und für echt anerkannt von der Bronzetafel, welche aushängt in Rom an der Mauer hinter dem Tempel des göttlichen Augustus, befestigt neben der Statue der Minerva. I (Innenseite) ohne Text (Übers.: B. L., G. B.)

In der erhalten gebliebenen 6. Zeile hat man den Text ET PRIMIS irrtümlich zweimal eingemeißelt, während in der 9. Zeile die vulgärlateinische Form AXI des Ausdrucks ac si vorkommt. M. Aurelius Valentinus wurde 282 n. Chr. für die cohors V praetoria angemustert, als Probus in Sirmium weilte, wo man ihn ermordete, s. zuletzt P. Kovács, in: FPA 5, 185–187 mit weiterer Literatur. Der Soldat stammte aus Sirmium (heute: Sremska Mitrovica in Serbien), welche Siedlung in den ersten Jahren der Herrschaft Kaiser Vespasians den Rang einer colonia erlangte (s. zuletzt P. Kovács, in: FPA 2, 176–177). Nach seinem Abschied ließ sich der Veteran in Süditalien nieder, zum Fundort s. Roxan 1981, 271 und Fig. 2. Bibliographie: Fitz 1983, 186 n. 727, 192–193.

124

Tituli Christiani – Christliche Inschriften

Tituli Christiani – Christliche Inschriften Ziegelinschrift Brigetio 4. Jahrhundert n. Chr.

Abb. 14

Edition: CIL III p. 962 = Rómer 1873 Nr. 429 = Thomas 1974.

Hoc die felice[s fratres] / sunt persecuti [morie]/ntes quorum [anima] / non est vict[a in Deo] / longius iu [bilabit]. Am heutigen Tag sind die verstorbenen glücklichen Brüder hingerichtet worden, deren Seele nicht besiegt wurde, sondern im Herrn jubilieren wird auf ewig. (Übers.: P. K., G. B.)

Mit dem Stempel der legio I adiutrix versehener, rechts abgebrochener Ziegel. Die von B. Thomas E. vorgeschlagene, auch hier angewandte Ergänzung ist zwar an mehreren Stellen ungewiss (Subjekt, Partizip [- - -]ntes etc.), könnte aber vielleicht das einzige Inschrift- (und Schrift-)Denkmal der Christenverfolgung in der Provinz Valeria sein. Bibliographie: Mócsy 1977, 396 Anm. 448; – Thomas 1982, 261–262; – Jarak 1996, 267; – Gáspár 2002, 127–128 Nr. 52 II.b; – Bratož 2004, 213–214 Nr. 6.

Grabtafel Sirmium zweite Hälfte 4. Jahrhundert n. Chr.

Abb. 15

Edition: Duval 1979, 83 = Srejović 1993, 352–353 Nr. 158 = Benvin 1994, 89–90.

In basilica domini n/ostri Erenei (!) (h)a(n)c (?) mem/oriam posuit Maced/onius una cum m/atronam suam M/ammete ? Zevenati (!) / (Christogramm). In der Basilika unseres Herrn Irenaeus (hat) Macedonius zusammen mit seiner Ehefrau Mammes dieses Grabdenkmal für Zevenas aufstellen lassen. (Übers.: P. K., G. B.)

Eines der größten Ergebnisse der in den 70 er Jahren des vorigen Jahrhunderts durchgeführten jugoslawisch-französischen Ausgrabungen in Sirmium war die Freilegung des östlich der Stadt befindlichen frühchristlichen Friedhofs, der sich um die in der Inschrift benannte Basilika des Bischofs Irenaeus herausbildete. Die Basilika war ein einfacher, apsidal abschließender, relativ großer (32615 m) Bau. In diesem kam die vorliegende Inschrift (deren ausführliche Publikation bis zum heutigen Tag aussteht) in einem Doppelgrab nahe dem Altar ans Licht. Die Inschrift weist zahlreiche vulgärlateinische Sprachphänomene auf. Der Name der Ehefrau lässt sich kaum interpretieren, der Name Mammes ist allein aus Rom bekannt: Inscr. It. XIII 2 42, beziehungsweise von griechischen Inschriften: Mάμμης: Pape 1913, 851, am Ende der vorletzten Zeile hat man irrtümlich einen A- statt eines M-Buchstaben eingemeißelt. Zevenas/Zebinas/Zabina ist ein im Imperium äußerst selten vorkommender semitischer Name: Pape 1913, 439; – Ilan 2008, 86. Angesichts der Namen war die Familie auf jeden Fall östlicher (vielleicht syrischer) Herkunft. Von syrischen Christen wurden in Sirmium etliche griechischsprachige Inschriften gestiftet: CIGP 132, 209. Bibiographie: Duval 1979, 83–84; – Benvin 1994; – Popović 2004, 259–263; – Jeremić 2004, 58–62.

Grabtafel Sirmium zweite Hälfte 4. Jahrhundert n. Chr.

Abb. 16

Edition: CIL III 1232 = ILS 9205 = ILCV 2181 = Brunšmid 1908–1909 Nr. 393.

[A] (Christogramm) Ω / [Ego Aur]elia Aminia po/[sui] titulum viro meo / [F]l(avio) Sancto ex n(umero) Iov(ianorum) pr(o)tec(tori) / bene meritus qui vixit / ann(os) pl(us) m(inus) L qui est defunc/tus civit(ate) Aquileia titulum / posuit ad beatu(m) Syneroti (!) ma/rture(m) et infan(t)e(m) filiam / suam nomine Ursicina / qui vixit annis n(umero) III Ich, Aurelia Aminia, habe die Inschrift aufstellen lassen für meinen verdienstvollen Ehemann, Flavius Sanctus, der Leibgardist war im Truppenteil der Jovier, ungefähr 50 Jahre lebte und in der Stadt

125

Erster Teil Aquileia verstarb. Die Inschrift ließ (sie) aufstellen bei Herrn Syneros (in dessen Basilika) für ihre kleine Tochter Ursicina, die drei Jahre gelebt hat. (Übers.: P. K., G. B.)

Die Familie des in Aquileia verstorbenen christlichen kaiserlichen Leibgardisten hat in Sirmium gelebt. Im Grab ruhte wahrscheinlich nur die kleine Tochter, Ursicina, da die Inschrift nichts von einer Überführung der Überreste (reliquiae) nach Hause erwähnt. Grabtafel Sirmium zweite Hälfte 4. Jahrhundert n. Chr.

Abb. 17

Edition: CIL III 10233 = ILCV 2181 = Brunšmid 1908–1909 Nr. 394.

A (Christogramm) Ω / Ego Artemidora fe/ci viva me memori/am ad dom(i)num / Synerotem int{e}/rantem ad dexte/ram inter Fortuna/tanem (!) et Disiderium (!) / A (Christogram) Ω. Ich, Artemidora, habe lebend das Grabdenkmal aufstellen lassen bei unserem Herrn Syneros (in dessen Basilika), rechts vom Eingang, zwischen (den Grabstellen) des Fortunatus und Desiderius. (Übers.: P. K., G. B.)

Wichtigstes Ergebnis der Anfang der 1880 er Jahre stattgefundenen Freilegung des nordwestlich der antiken Stadt gefundenen frühchristlichen Friedhofs war, dass es mit Hilfe der beiden obigen Inschriften gelang, die in einer einfachen Apsis endende, rechteckige (30,3619,3 m) Grabbasilika mit Vorhalle des Märtyrers Syneros zu lokalisieren (daneben steht eine cella trichora). Die Grabstellen von Fortunatus, Desiderius und Artemidora sind nahezu gewiss mit den drei vor dem Eingang und der Vorhalle befindlichen Gräbern zu identifizieren. Bibliographie: De Rossi 1884–1885; – Hytrek 1894; – Ljubić 1896; – Zeiller 1918, 188–190; – Milošević 1972, 4–6; – Jeremić 2004, 48–55.

Grabtafel Sirmium zweite Hälfte 4. Jahrhundert n. Chr. Edition: CIL III 143402= Brunšmid 1908–1909 Nr. 395.

- - - / [- - - v]ix[it annis - - -] / [- - -] hic pos[itus oder posita] / [in basilica domini nostri Syner]otis m[artyris ?] / - - … lebte … Jahre … hier begraben in der Basilika unseres Herrn, des Märtyrers Syneros … (Übers.: P. K., G. B.)

Auf die Verbindung der äußerst fragmentierten Inschrift mit Syneros hatte schon A. von Domaszewski im CIL hingewiesen. An dieser Stelle habe ich mich in erster Linie um weitergehende Ergänzung bemüht, wozu der gewiss im Genitiv stehende Name des Märtyrers und die Genitivformel in basilica + der Irenaeus-Inschrift entsprechende Anhaltspunkte bieten. Auf Grund dessen knüpft auch die letztere an die beiden zuvor behandelten Inschriften an. Grabinschrift Sirmium zweite Hälfte 4. Jh. – erste Hälfte 5. Jh. n. Chr.

Abb. 18

Edition: Popović – Ferjančić 2013.

[- - - a]d beati[ssima, | marty]re(m) Anast[asiam | - - - in] hoc loco d[epositus Fl(avius) | Felix oder Simple]x (?) qui conv[ixit annis | - - -] qui vixit an[nis - - - | marit]o eius d(ie) pridie [- - - | - - -]T Fl(avia) Decem[brina | - - -]+V[- - -] oder po]su[it memoriam]. … nahe unserer sehr glücklichen Herrin, Märtyrerin Anastasia … An dieser Stelle ist zur Ruhe gebettet …, der mit mir gelebt hat … Jahre, und … Jahre alt war. Ihrem Gatten hat am Tag vor dem Monat … (März, August, September oder Oktober) Flavia Decembrina das Grabmal errichtet. (Übers.: P. K., G. B.)

126

Tituli Christiani – Christliche Inschriften

Die bisherige Ergänzung der wichtigen, aber leider fragmentierten frühchristlichen Inschrift ist nicht wirklich zufriedenstellend, weshalb ich mich an dieser Stelle eingehender damit beschäftige. Erhalten gebliebener Mittelteil einer Marmortafel mit Inschrift, an drei Seiten abgebrochen. Auf Grund des gesichert rekonstruierbaren Teils der Inschrift fehlen auf beiden Seiten mindestens fünf Buchstaben in den einzelnen Zeilen. Die erste Ergänzung der beiden ersten Zeilen der Inschrift ist wahrscheinlich unrichtig: [In do]o beati[ssimae - - - | - - - nost]re Anast[asiae], da das Wort domus an Stelle von Grabbasilika in diesem Sinne in Grabinschriften niemals vorkommt und der erste Buchstabe neben dem O auch D sein kann. An Stelle der äußerst seltenen Formel der Irenaeus-Inschrift (in basilica domini nostri Erenei) schlage ich die weitaus häufigere und daher wahrscheinlichere Ergänzung [ad marty]re(m) Anast[asiam] vor (cf. ad beatum Synerotem martyre: CIL III 10232), das heißt, der Verstorbene hat in der Nähe der Märtyrerin Anastasia geruht. Für Grabinschriften ungewohnt ist der mit zwei qui beginnende Nebensatz, wobei die Stifterin im ersten die Zahl der gemeinsam verbrachten Jahre und im zweiten das Lebensalter des Verstorbenen angibt. Am Ende der 3. beziehungsweise Anfang der 4. Zeile stand wohl der Name des Verstorbenen im Nominativ, der erste erhalten gebeliebene Buchstabe (X) in der 4. Zeile hat noch dazu gehört. Auf X endende Männer-cognomen, die auch von frühen Christen benützt wurden, sind ziemlich selten (cf. Mócsy 1983, 397). In Betracht kommen am ehesten die Namen Felix und Simplex, die auch unter den frühchristlichen Namen der Donauprovinzen auftauchen (CIL III 9583, 9597 [Dalmatia], 1436815 [Noricum]). Die häufige frühchristliche Formel anima simplex ist wegen Platzmangels nicht verifizierbar. Auf Grund des richtig ergänzten Verbs convivere kann die von den Publizierenden empfohlene Ergänzung filio in der 6. Zeile wohl kaum stimmen, statt dessen schlage ich das im Fall eines Ehepaares wahrscheinlichere Substantiv maritus vor. In dem Fall ist die Stifterin die Ehefrau des Verstorbenen, und so ist auch ihr Name zu ergänzen: Decembrina, was ein auch bei frühen Christen gebräuchliches cognomen war (ICUR 6481, 18644). Für die hier zu erwartende Konsul-Datierung ist kein Platz, und ein Konsul namens Fl(avius) Decem… hat nie existiert, bzw. ließe er sich noch als Fl(avio) Decedne[tio Caesare] ergänzen. Der Verwandte des Magnentius war 352 Konsul und hat auch das gentilicium Flavius benützt (PLRE Decentius 3, Kienast 1996, 320), doch sein Konsulat dürfte in Sirmium, das im Bürgerkrieg immer zu Constantius II. hielt, wohl kaum anerkannt worden sein (im Osten waren Constantius und Gallus Konsuln [Degrassi 1952, 82]). Der erste Buchstabe in der 7. Zeile gehört wohl noch zum Datum der Aufstellung der Inschrift: in Frage kämen mehrere Monate: so Mart(ias), August(as), Sept(embres), Oc(tobres), auf Grund der Länge am ehesten August. Das sich auf die Aufstellung der Inschrift beziehenden Prädikat in der letzten Zeile war vielleicht: [po]su [it], danach steht wahrscheinlich das Objekt memoria. Die vorliegende Inschrift macht es zur Gewissheit, dass Anastasia zum Kreis der Märtyrer von Sirmium gehört. Ihre Gedächtniskapelle, die sich den jüngsten Hypothesen zufolge vielleicht mit dem nahe der nördlichen Stadtmauer freigelegten Gebäude identifizieren lässt, stand nach der Passion des hl. Demetrius nahe bei der Kirche Sankt Demetrius. Anastasias Reliquien wurden später nach Konstantinopel in Sicherheit gebracht. Cf. Theod. Lect. H.E. II 65; – Passio Demetrii II 17.

Rom, Kirche St. Sebastian, Platonia dipinto Mitte – zweite Hälfte 5. Jahrhundert n. Chr. Edition: ILCV 1777 = ICUR 13276 = CLE 1809 = Ihm 1895 Nr. 76 a = Ferrua 1942 235–236 Nr. 64 = Dobó 1975 Nr. 597.

[- - -] devotam / quae tibi martyr ego rependo munera laudis / hoc opus est nostrum haec omnia cura laboris / ut dignam meritis [habeas sedemque decoram] / haec populis c[unctis constabit] gloria facti / haec, Quirine, tuas [laudes crebrendo] probabit. … verpflichtet …, dir, o Märtyrer, gebe ich die deines Ruhmes würdigen Gaben, es ist unsere Aufgabe und Pflicht, dass du eine deinen Verdiensten angenmessene und prächtige Ruhestatt bekommst,

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Erster Teil und diese glorreiche Tat (sc. das Hinterlegen der Reliquien) wird jedem Volk offenbar werden, Quirinus, und deinen Ruhm immer aufs Neue zeigen. (Übers.: P. K., G. B.)

Das an die an der römischen Via Appia gelegene Kirche St. Sebastian (ursprünglich Basilica Apostolorum) angebaute, wegen der elf umlaufenden Arkosole über einen charakteristischen Grundriss verfügende Mausoleum namens Platonia (Platoma) hat ursprünglich wohl Papst Liberius (352–366) für die Reliquien der Apostel errichten lassen. Später war es das Grabgewölbe des in Siscia geborenen Viventius, praefectus praetorio, und seiner Familie (PLRE I p. 972 Viventius: ICUR 13355, sowie des aus Emona gebürtigen Simplicius, vicarius urbi: ICUR 13109). Es dürfte kaum Zufall sein, dass auch die Reliquien des Bischofs von Siscia, Quirinus, nach ihrer Translation aus Savaria hier ihre letzte Ruhestatt fanden (cf. passio Quirini 8). In letzterem Mausoleum kam ein auf den Stuck oberhalb der umlaufenden Arkosole gemaltes, im Stil der Epigramme des Papstes Damasus (366–384) in Hexametern verfasstes, aber wesentlich später entstandenes, Quirinus lobpreisendes, leider allzu stark fragmentiertes Gedicht zum Vorschein. Aus der Inschrift lässt sich leider nur auf die Popularität des Quirinus-Kults in der Stadt Rom schließen, jedoch nicht auf Zeitpunkt und Art und Weise der Translation. Das Datum 30. April im MH beziehungsweise der Zeitpunkt seiner Zusammenstellung (vor 450) gibt die Zeit der translatio nicht exakt an. Bibliographie: A. de Waal, Die Apostelgruft ad Catacumbas an der Via Appia: Eine historisch-archäologische Untersuchung auf Grund der neuesten Ausgrabungen. Römische Quartalschrift Suppl. III. Roma 1894, 96–108, bes. 99–100; – G.-B. de Rossi, Bullettino di Archeologia cristiana 4, 1894, 148–149; – O. Marucchi, Le recenti scoperte presso la basilica di S. Sebastiano. Nuovo bullettino di Archeologia cristiana 22, 1916, 5–63, bes. 7, 30–35, 37–57; – Delehaye 1933, 285; – Ferrua 1937; – Nagy 1938, 72–73; – Nagy 1944– 1946, 246–247; – Ferrua 1958; – A. Ferrua, La basilica e la catacomba di S. Sebastiano. Città del Vaticano 1990, 52–55; – Bertolino 1997, 121–122; – Tóth 2004, 236–237.

Rom, St. Callixtus-Katakombe, Fresko der Caecilia-Krypta (luminare) zweite Hälfte 5. – Anfang 6. Jahrhundert n. Chr. Edition: ILCV 1973 b = ICUR 9526

Policamus Sabastianus Curinus. Polycamus, Sebastianus, Quirinus.

(P. K.)

Die letzte Gestalt des berühmten, drei Märtyrer abbildenden Freskos im Caecilia-Saal der St. Callixtus-Katakombe ist der Inschrift zufolge mit dem hl. Curinus, das heißt dem in der benachbarten St. Sebastian-Katakombe nachträglich bestatteten Quirinus von Siscia zu identifizieren. Quirinus wurde unter den Heiligen der Stadt Rom dargestellt, auf Grund dessen hielt man im 5. Jahrhundert wohl auch Quirinus schon für zu ihnen gehörig. Alle drei Heiligen ruhten in der St. Sebastian-Katakombe, Sebastianus erscheint in den Itinerarien mehrfach zusammen mit Quirinus. Bibliographie: De Rossi 1867, 113–131, bes. 120; – F. Bisconti, Il lucernario di S. Cecilia: recenti restauri e nuove acquisizioni nella cripta callistiana di S. Cecilia. Rivista di archeologia cristiana 73, 1997, 307–339, bes. 330–339.

Ravenna, San Apollinare nuovo, Mosaik Anfang 560 er Jahre n. Chr. Edition: CIL XI 281 = ILCV 1959 = IGRavenna 20 = Dobó 1975, Nr. 598.

Civi(tas) Classis … s(an)c(t)a Anastasia … / civitas Ravenn(atium) // … s(an)c(tu)s Ursicinus … s(an)c(tu)s Demiter (!) ….

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Tituli Christiani – Christliche Inschriften Stadt Classis … die hl. Anastasia … Stadt Ravenna … der hl. Ursicinus … der hl. Demeter (Übers.: P. K., G. B.)

Die beiden pannonischen Heiligen erscheinen auf dem berühmten Mosaik in der Kirche San Apollinare nuovo von Ravenna in Gesellschaft von weiteren 21 weiblichen und 25 männlichen Heiligen und Märtyrern (sowie drei Magiern), neben einer Darstellung des Palastes und der zwei Städte Ravenna und Classis. Das ursprüngliche Mosaik aus dem Zeitalter Theoderichs des Großen ließ Bischof Agnellus nach der Übernahme der Kirche durch die Orthodoxen umändern (Lib. Pont. Rav. 86). Die pannonischen Märtyrer Anastasia und Demeter sowie Ursicinus verdanken ihr Erscheinen in Ravenna dem in Byzanz (Thessalonica und Constantinopolis) gepflegten Kult der Heiligen. Die ecclesiae legis Gothorum sancta Anastasiae von Ravenna steht vermutlich nicht mit der pannonischen Heiligen, sondern mit der Anastasis (Auferstehung) im Zusammenhang. Den Demetrius-Kult in Ravenna belegt auch die in Classis freigelegte Kirche: Lib. Pont. 2, G. Cortesi, La basilica della Casa Bianca. In: Atti del I Congreso nazionale di Studi Bizantini (Ravenna, 23–25 maggio 1965). Ravenna 1966, 43–71. Bibliographie: F. W. Deichmann, Ravenna, Hauptstadt des spätantiken Abendlandes I. Wiesbaden 1969, 26, 31 und Kommentar. T. 1. Die Bauten bis zum Tode Theoderichs des Großen. Wiesbaden 1974, 302–303; – Mauskopf-Deliyannis 2010, 166–168, 174–175 n. 271.

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Zweiter Teil Die Regierung Konstantins des Großen (306–337 n. Chr.)

Zweiter Teil

Auctores – Antike Autoren Theomnestos Hippiatrica Berolensia XXXIV 12 Edition: Corpus Hippiatricorum Graecorum I. Ed. E. Oder – C. Hoppe. Stuttgardiae 1971.

τοῦτο δ’ ἔγνων ἐγὼ γενόμε|νος ἐπὶ Παννονίας, βασιλεῖ παραπόμενος καὶ ὡς φίλος σὺν αὐτῷ διάγων. χιὼν ἐξαίφνης κατερράγη πολλὴ περὶ πρώτην ὥραν, καὶ οἱ στρασιῶται ἐπὶ τοῖς ἵπποις παγέντες ἐπώλλυντο, καὶ ἔμενον ἐπὶ τῶν ἵππων συντεταμένοι. Diese (d. h. die Krankheit) habe ich damals kennengelernt, als ich eben in Carnuntum weilte in Begleitung des Herrschers als sein Reisegefährte. Wegen seiner Hochzeit musste er schnell reisen, und Anfang Februar reiste er von Carnuntum so schnell nach Italien, dass er zwei oder drei Etappen auf einmal zurücklegte. Wie in Noricum durch ganz Noricum und als er die Julier Alpen erklomm, griff in der ersten Stunde des Tages unverhofft und hart ein Schneesturm ihn an. Die auf ihren Pferden sitzen bleibenden Soldaten froren zu Tode, die übrig bleibenden Pferde aber befiel die Tetanos genannte Krankheit. (Übers.: P. K., G. B.)

In dem im 5. oder 6. Jahrhundert in Konstantinopel zusammengestellten und im 10. Jahrhundert fortgeschriebenen Corpus der Schriften der in der römischen Kaiserzeit tätigen Pferdedoktoren wird unter dem Namen des im 4. Jahrhundert gelebten Theomnestos das obige Erlebnis im Zusammenhang mit einer Tetanos genannten Krankheit der Pferde überliefert. Der nicht namentlich genannte Herrscher ebenso wie die Geschichte lassen sich nur und ausschließlich mit Licinius und dessen im Winter des Jahres 313 in Mediolanum stattgefundener Eheschließung identifizieren. Die Reiseoute des Herrscher konnte wegen der Erwähnung der Julier Alpen nur entlang der Bernsteinstraße verlaufen. Noricum dürfte nur deshalb in Frage gekommen sein, weil die kürzeste Etappe der letzteren Straße zwischen Poetovio und Emona tatsächlich nicht durch Pannonien führte. Bibliographie: A.-M. Doyen-Higuet, L’Épitomé de la Collection d’hippiatrie grecque. Histoire du texte, édition critique, traduction et notes. 1. Publications de l’Institut Orientaliste de Louvain 54. Louvaine-la-Neuve 2006; – MacCabe 2007, 186–187; – Saker 2008, 3, 153.

Laterculus Veronensis 6, um 314–316 n. Chr. Edition: O. Seeck (Hrsg.), Notitia dignitatum: accedunt Notitia urbis Constantinopolitanae et laterculi prouinciarum. Berlin 1876, 247–251; – A. Riese (Hrsg.), Geographi Latini minores. Heilbronn 1878, 127–129; – Barnes 1982, 201–208.

Dioecesis Pannoniarum habet provincia numero VII: Pannonia inferior, Savensis, Dalmatia, Valeria, Pannonia superior, Noricus ripensis, Noricus mediterranea. Zu den pannonischen Diözesen gehören sieben Provinzen: Pannonia inferior, Savensis, Dalmatia, Valeria, Pannonia superior, Noricum ripensis und Noricum mediterranea. (P. K.)

Letztere, in einem Manuskript des 7. Jahrhunderts aus Verona erhalten gebliebene Aufzeichnung hat die Liste der römischen Provinzen (rund 100) überliefert, und zwar schon in der Einteilung nach spätrömischen Diözesen. Das Alter der Liste ist stark umstritten, früher war die Datierung ins Zeitalter der Tetrarchie (297) allgemein anerkannt, gegenwärtig datiert man sie eher in das Jahr 314. Die Diözesen und Provinzen werden klar und deutlich in östlicher und westlicher Gruppierung aufgelistet, gerade nach Pannonien wechselt die Aufzählung, dann geht es mit Bri132

Auctores – Antike Autoren

tannien weiter. Dieser Status entspricht genau den um 316 von Konstantin und Licinius beherrschten Gebieten. Auf Grund dessen gehören die pannonischen Diözesen noch zum östlichen Teil. Nachdem Konstantin 316/317 auch die Herrschaft über die pannonischen Provinzen erlangt, muss die Zweiteilung von Pannonia superior schon früher, unter Licinius, erfolgt sein: der nördliche Teil blieb Pannonia superior, der Teil südlich des Flusses Drau wurde Savia. Demnach wurden die Bezeichnungen Pannonia superior und inferior erst Jahrzehnte später in Pannonia prima und secunda abgeändert. Zu Letzterem ausführlicher s. im Nachwort ! Bibliographie: Th. Mommsen, Verzeichnis der römischen Provinzen, aufgesetzt um 297. In: Gesammelte Schriften V. Berlin 1908, 561–588; – W. K. Clinton, The Date of the Laterculus Veronensis. Classical Philology 11, 1916, 196–201; – A. H. M. Jones, The date and value of the Verona List, JRS 44, 1954, 21–29; – Barnes 1982, 201–203; – C. Zuckerman, Sur la liste de Vérone et la province de Grande Arménie, la division de l’empire et la date de création des diocèces, Travaux et Mémoires 14 (2002) 617–637; – Barnes 1996, 548–550.

Anonymus in: Iulianus, Epistulae 181, 448D- 450A. Edition: J. Bidez – F. Cumont, Iuliani Imperatoris epistulae et leges. Paris – London 1922, 237–239.

… ἀλλὰ καὶ πολέμον θορύβους καὶ πολιορκίας ἀνάγκην καὶ φυγῆς πλάνην καὶ φόβους παντοίους ἔτι δὲ καὶ χειμώνων περβολὰς καὶ νόςων κινδύνους καὶ τὰς ἐκ Παννονίας τῆς ἄνω μέχρι τοῦ κατὰ τὸν Καλχηδόνιον πορθμὸν διάπλου μυρίας δὴ καὶ πολυτρόπους συμφοράς ὑπομείνας … … und bestand die durch den Krieg hervorgerufenen Schrecken, die Härte der Burgbelagerung, die Flucht, alle möglichen Ängste, auch die strenge Kälte des Winters, die Seuchen und tausenderlei andere Gefahren, bis ich von Pannonia superior aus den Calchedoner Pass überquerte … (Übers.: P. K., G. B.)

Anonymus in: Iulianus, Epistulae 184, 416D Edition: J. Bidez – F. Cumont, Iuliani Imperatoris epistulae et leges. Paris – London 1922, 243–248.

Ἦλθον ἐκ Παννονίας ἤδη τρίτον ἔτος τουτί, μόλις ἀφ̓ ὧν οἶσθα κινδύνων καὶ πόνων σωθείς, ὑπερβὰς δὲ τὸν Καλχηδόνιον πορθμὸν καὶ ἐπιστὰς τῇ Νικομήδους πόλει … Schon drei Jahre ist es her, dass ich aus Pannonien wegging, ich konnte mich kaum vor der Gefahr retten, bis ich den Calchedoner Pass überquert hatte und in Nicomedia eintraf … (Übers.: P. K., G. B.)

In dem unter dem Namen Iulianus Apostata auf uns gekommenen Briefe-Corpus befinden sich mehrere Briefe, welche die Korrespondenz einer Person unbekannten Namens mit Jamblichos enthalten (Epp. 181, 183–187). Aus diesen geht hervor, dass der Verfasser sich zum Zeitpunkt eines Krieges am Hofe eines nicht näher benannten Herrschers in Pannonien auf hielt, und anschließend zusammen mit dessen Gefolge nach Calchedon fliehen musste. Wichtig ist, dass der Autor Pannonia superior erwähnt. Den Herrscher kann man nur mit Licinius identifizieren, wärend es sich bei dem Krieg um den Kampf zischen Licinius und Konstantin handeln dürfte, wie T. D. Barnes schon früher sehr überzeugend nachgewiesen hat. Anonymus verweist in seinen Briefen sogar zweimal auf die pannonischen Ereignisse. Die Briefe werde ich im Nachwort ausführlicher besprechen. Bibliographie: J. Bidez – F. Cumont, Iuliani Imperatoris epistulae et leges. Paris – London 1922, 238–255; – J. Bidez, Le philosophe Jamblique et son école. REG 32, 1919, 29–40; – Barnes 1978; – Barnes 1982, 81; – Barnes 2011, 90–91, 101.

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Zweiter Teil

Lactantius De mortibus persecutorum Edition: PL 7 (1844) 189–276.

26.6. … cogitans tamen fieri posse ut Maximianus socer id ipsum metuens Severum in Illyrico relinqueret atque ipse cum suo exercitu ad se oppugnandum veniret, quaerebat quatenus se a periculo impendente muniret. … mußte (d. h. Maxentius) jedoch zugleich mit der Möglichkeit rechnen, dass sein Schwiegervater Galerius gerade aus dieser Befürchtung den Severus in Illyricum zurücklassen und mit seinem eigenen Heere gegen ihn ziehen werde. (Übers.: A. Hartl)

Im letzteren, von Maxentius handelnden Kapitel wägt der Sohn des Maximianus die nach seiner Machtergreifung drohenden (übrigens später wirklich eintretenden) Gefahren ab. Die Textstelle ist auch deshalb von herausragender Wichtigkeit, weil sie als Beweis dienen kann, dass Severus nicht nur über einen italischen, sondern auch einen illyrischen, d. h. pannonischen, Teil des Reiches verfügt haben muss. Cf. Orig. Const. III 5, IV 9; – Eutrop. X 1.1, 2.1.

29.2. Quo cumque venisset, aderat ibi Diocles a genere nuper accitus, ut quod ante non fecerat, praesente illo imperium Licinio daret substituto in Severi locum. Itaque fit utroque praesente. Sic uno tempore sex fuerunt. Dort hatte auch (d. h. Maximianus) Diocles sich eingefunden, der Schwiegersohn hatte ihn jüngst herbeigerufen, um, was er früher nie getan hatte, in seiner Anwesenheit den Licinius an Stelle des Severus zum Augustus zu ernennen. So geschah es auch in Gegenwart beider, und so gab es zu gleicher Zeit sechs Kaiser. (Übers.: A. Hartl)

Die einschlägige Stelle bei Lactantius ist eine der zeitgenössischen Quellen zum Carnuntumer Kaisertreffen von 308 und zur Wahl des Licinius. Die Ereignisse werden aus der Sicht des Maximianus geschildert. Panegyrici Latini VI 14.6 Edition: XII Panegyrici Latini. Ed. E. Baehrens. Leipzig 1874, XII Panegyrici Latini. Ed. W. A. Behrens. Leipzig 1911; – XII Panegyrici Latini. Ed. R. A. B. Mynors. Oxford 1964.

Ut enim alia mittam, hoc ipsum nonne fati necessitas tulit, ut ille (d. h. Maximianus) pietati tuae referret vicem, quem tu ab Urbe pulsum, ab Italia fugatum, ab Illyrico repudiatum tuis provinciis, tuis copiis, tuo palatio recepisti ? Denn um andere Dinge zu übergehen: hat nicht eben dies die Unausweichlichkeit des Schicksals bewirkt, daß er deine liebevolle Gesinnung so vergollen hat ? Er, den du, als er vertrieben war aus Rom, verjagt aus Italien, abgewiesen aus Illyrien, in deinen Provinzen, bei deinen Truppen, in deinem Palast aufgenommen hast ! (Übers.: B. Müller-Rettig) Bibliographie: Müller-Rettig 1990, 204–208; – Nixon – Saylor Rodgers 1994, 238 n. 66.

Die vorliegende Panegyrik VI. hielt ein unbekannter Rhetor aus Augustodunum im Jahr 310 in Treveri nach dem Tod des Maximianus für Konstantin. Illyricum bedeutet in diesem Fall Galerius und dessen (nach Severus Tod erhaltenen) Reichsteil.

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Auctores – Antike Autoren

Optatianus Porfyrius Carmina Edition: Publilii Optatiani Porfyrii carmina. Ed. L. Müller. Lipisiae 1877, Publilii Optatiani Porfyrii carmina. Ed. E. Kluge. Lipsiae 1926, Polara 1973.

VI 14–28. Ostentans artem vinciri, scrupea praebet Sarmaticas, summe, strages, et tota peracta uota (precor, faveas) sub certo condita uisu. Factorum gnarum tam grandia dicere vatem iam totiens, Auguste, licet. Campona cruore hostili post bella madens artissima toto corpora fusa solo, submersas amne repleto victrix miretur turbas aciemque ferocem. Plurima conarer, Phoebeo carmine gaudens, Margensis memorare boni caelestia facta, introitus et bella loqui perculsa ruinis, quis devicta iacet gens duro Marte caduca. Testis magnorum vicina Bononia praesens sit voti compos, excisaque agmina cernens det iuga captivis et ducat cetera praedas. Die schwere (Muse) zeigt die Art des Bindens, Höchster Herr, die Niederringung der Sarmaten und die erfüllten Hoffnungen (bitte, hilf dabei) in einem bestimmten Bild (d. h. seinem Vers) verborgen. Es ist erlaubt dem Dichter, der ein Kenner der Ereignisse, viele Male diese so großen Erfolge zu erzählen, Augustus. Die siegreiche Campona soll, die nach den Schlachten im feindlichen Blute badet, die auf der Erde überall verstreuten Leichen, im angeschwollenen Fluss (d. h. in der Donau) die Vielzahl der Versunkenen und das wilde Heer bewundern. Fröhlich von Phoebus’ Gesang würde ich versuchen, an die vielen himmlischen Taten des guten Margum zu erinnern, und die Einfälle zu besingen und die in den Ruin getriebenen (gegnerischen) Truppen, da der Barbar durch den wilden Mars geschlagen darnieder liegt. Auch ein Zeuge solch’ großer Ereignisse, das benachbarte Bononia, als ihre Bitte gefüllt wurde, welche sieht das zerschlagene Heer, möge ein Joch den Gefangenen geben und die Beute zählen ! (Übers.: Zsigmond Ritoók und G. B.)

Das obige Gedicht entstand unmittelbar nach dem Sarmateneinfall des Jahres 322, seine Angaben decken sich mit jenen des Zosimos, wenngleich der Letztere als Ort des Überfalls eine Polis angibt. Das ist jedoch kein Ausschlussgrund für die Übereinstimmung beider. In seinem Vers erwähnt der Dichter zwei Schauplätze des Einfalls (oder der Einfälle), Campona in der Provinz Valeria und Margum in Mösien, während das pannonische Bononia vermutlich Zeuge der Aufteilung der Gefangenen und der Beute gewesen ist. Ausführlicher dazu s. im Nachwort ! Entgegen der Meinung Polaras dürften die caelestia facta wohl kaum Taten der Bewohner von Margum sein, das Letztere kann sich wegen der Bezeichnung caelestis allein auf Konstantin beziehen. Cf. Zos. II 21.

VII 20–22. Indomitos reges seu pacis lubrica victor aut bello sternens aut mitis foedere, nutu esse tuos facis agrosque exercere tuorum.

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Zweiter Teil Ungezähmte Könige schlägst Du im Kriege nieder, oder die unsicheren Fälle des Friedens löst Du als milder Sieger mit Vertrag und mit deinem Nicken erlangst sie, und lässt sie die Felder der Deinen bestellen. (Übers.: P. K., G. B.)

Unter den Königen hat man gewiss auch jenen der Sarmaten zu verstehen. Auf Rausimodus passt der Ausdruck bello sternens ausgezeichnet, foedus dagegen bezieht sich auf die 322–323 mit den Sarmaten und Goten geschlossenen Verträge. Die letzte Zeile könnte sich auf irgendeine frühere, vor 334 erfolgte Ansiedlung von Germanen, am ehesten Franken: cf. Pan. Lat. VI 6.2, VIII 8.4–9.4) im Reich beziehen (cf. XVIII 32–33). 31–33. Tantorum merita statues captiva tropaea, victor Sarmatiae totiens. en, accipe, clare ductor … So vielen deiner Verdienste wirst du aus deinen Gefangenen ein Siegesmal errichten, so vielmaliger Besieger von Sarmatia, siehe, empfange, ruhmreicher Führer, … (Übers.: P. K., G. B.)

Das Adverb totiens bekräftigt die Vermutung, dass Konstantin gegen mindestens zwei barbarische Einfälle ankämpfen musste (1. Campona, 2. Margum). XVIII 5–8. Torva Getas campo clarus ut lumina perdit, vult curvo turmae felix sua comminus ictu Armenii dux ferre levis, sol, te quoque pila. Sic et victa refert exortos Dacia Francos. Sobald der auf dem Schlachtfeld ruhmreiche Gote sein wildes Augenlicht verliert, der unbeständige Führer Armeniens, der im Kampf glücklich dem bösen Angriff seiner eigenen Reiter (entging), will auch er, dass du deine Waffen dorthin bringst, du Sonne. So erinnert auch das geschlagene Dacia an die verräterischen Franken. (Übers.: P. K., G. B.)

Der oben erwähnte Gote dürfte den einzige konkreten Beweis dafür darstellen, dass Rausimodus kein sarmatischer, sondern ein gotischer König gewesen sein könnte (s. dazu im Nachwort !). Unter Dacia hat man die neuen Bewohner der einstigen Provinz, die erst unlängst besiegten Goten zu verstehen. 11–12 Vincere florenti Latiales Sarmata ductu rex tibi posse Getas uiso dat limite, ultor. Gibt dir der König der Sarmaten, dass unter deiner ausgezeichneten Leitung, Rächer, den der Limes gesehen hat, die Römer die Goten zu besiegen vermögen. (Übers.: P. K., G. B.)

Die von Kluge empfohlene Datierung des Carmen XVIII in das Jahr 332 hält nicht stand, da es in diesem Jahr keinen Angriff auf römisches Gebiet gab und der Kaiser persönlich nicht anwesend war. Der sarmatische König ist gewiss mit Rausimodus zu identifizieren. Die vom König gebotene Möglichkeit bezieht sich höchstwahrscheinlich auf den Sieg über die Sarmaten. Der wahrscheinlich aus Africa stammende Publilius Optatianus Porfyrius lässt sich mit großer Wahrscheinlichkeit mit dem Praefectus urbi der Jahre 329 und 333 identifizieren (PLRE I Optatianus 3). Den christlichen Senator hatte man mit unbekannter Begründung verbannt, doch um 324 ruft ihn Konstantin wegen des ihm gewidmeten Gedichtbandes zurück. 31 panegyrische 136

Auctores – Antike Autoren

Bildverse (carmen figuratum: äußerst vielgestaltig, man kann darunter einem Schiff mit Christogramm, aber auch der Form eines Altars und ebenso der auf militärische Erfolge hindeutenden Schildform begegnen) und zwei Briefe sind an seinen Namen zu binden. Seltener kommt es vor, dass die Bilder auch die Verszeilen formen, ihre Merhzahl ist jedoch intexti, d. h. der im Text verborgene sinnvolle Text ergibt das Bild. Am interessantesten für uns sind diejenigen Passagen, in denen er Konstantin für seine militärische Erfolge gegen die barbarischen Sarmaten und Goten verherrlicht (VI, VII, XVIII). Die Letzteren entstanden noch während des Exils, unmittelbar im Anschluss an die Feldzüge um 322–324. Wenngleich er sich Augenzeuge nennt, dürfte er kaum direkt an einem Feldzug beteiligt gewesen sein. Ausführlicher über die einzelnen Quellenangaben und die daraus resultierenden historischen Schlussfolgerungen s. im Nachwort ! Bibliographie: PWRE XXII (1954) 273; – E. Kluge, Über Publilius Optatianus Porfyrius und sein Werk. München 1920; – E. Kluge, Kritische Anmerkungen zu den Gedichten des Publilius Optatianus Porfyrius. Historisches Jahrbuch 55, 1925 57–72; – E. Kluge, Studien zu Optatianus Porfyrius. Münchener Museum 4, 1924, 323–348; – Polara 1973; – Barnes 1975; – J. St. Edwards, The Carmina of Publilius Optatianus Porphyrius and the Creative Process. In: C. Deroux (Ed.), Studies in Latin Literature and Roman History XII. Coll. Latomus 217. Bruxelles 2005, 447–466; – Carmi di Publilio Optaziono Porfirio a cura di Giovanni Polara. Torino 2004.

Eusebios Historia Ecclesiastica VIII 13.15 Edition: Eusèbe de Césarée, Histoire ecclésiastique I–III. Ed. G. Bardy. Sources chrétiennes 31, 41, 55. Paris 1952– 1958.

Λικίννιος δ’ ἐπὶ τούτοις ὑπὸ κοινῆς ψήφου τῶν κρατούντων αὐτοκράτωρ καὶ Σεβαστὸς ἀναπέφηνεν. Hierauf wurde Licinius durch gemeinsamen Beschluß der Regenten zum Kaiser und Augustus erhoben. (Übers.: Philip Haeuser)

Die zehn Bücher der von Eusebios verfassten Kirchengeschichte reichen bis in das Jahr 324, bis zum Sturz des Licinius (in erster Ausgabe nur bis 313). Seine eigene Zeit, d. h. den Zeitraum der Verfolgungen bis zum Siege Konstantins, behandelt er in drei Büchern. Darin sind häufig auch aus kirchlicher Sicht wichtige Ereignisse erwähnt. Deshalb musste er natürlich auf die Wahl des Letzteren eingehen, wo er ohne Angabe des Schauplatzes auf das Carnuntumer Kaisertreffen hinweist. Bibliographie: PWRE VI (1907) 1370–1439; – Duval 1971; – 513–514 Nr. 210; – GLQFM III, 406–408, 649–650 Nr. 89; – Eusebius von Caesarea, Kirchengeschichte. Hrsg. und eingeleitet von Heinrich Kraft, übersetzt von Philip Haeuser. München 19812; – Barnes 1981; – R. M. Grant, Eusebius as Church Historian. Oxford 1980; – F. Winkelmann, Euseb von Kaisareia. Der Vater der Kirchengeschichte. Berlin 1991; – FPA 3, 90–94.

Eusebios Vita Constantini Edition: Eusebios Werke I/1. Über das Leben des Kaisers Konstantin. Ed. F. Winkelmann. Die griechischen christlichen Schriftsteller. Berlin 1975, 3–151.

I 8.2. τό τε Σκυθικὸν ἐπηγάγετο πᾶν, ὑπ’ αὐτῇ ἄρκτῳ μυρίοις βαρβάρων ἐξαλλάττουσι γένεσι τεμνόμενον. … und brachte (d. h. Konstantin) das skythische Volk ganz an sich, das unter der Bärin selbt in unzählige verschiedene Stämme zerschnitten ist. (Übers.: P. Dräger) II 6.2. Ἐπεὶ δὲ τὰ στρατιωτικὰ συμβολῆς ἥπτετο, προκατῆρχε τοῦ πολέμου ὁ τὰς φιλικὰς διαρρήξας συνθήκας. ἐνταῦθα δὴ Κωνσταντῖνος θεὸν σωτῆρα τὸν ἐπὶ πάντων ἐπικαλεσάμενος,

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Zweiter Teil σύνθημά τε τοῦτο δοὺς τοῖς ἀμφ’ αὐτὸν ὁπλίταις, πρώτης ἐκράτει παρατάξεως, εἶτ’ οὐκ εἰς μακρὸν δευτέρας συμβολῆς κρείττων ἦν καὶ κρειττόνων ἤδη νικητηρίων ἐτύγχανε, τοῦ σωτηρίου τροπαίου προπομπεύοντος τῆς ἀμφ’ αὐτὸν φάλαγγος. Als aber die Heere sich an den Zusammenstoß machten, begann der (Likinios), der Freundschaftsverträge gebrochen hatte, mit dem Krieg. Nachdem nun Konstantin den über allen Gott als Retter angerufen und dies als Parole seinen Schwerbewaffneten ausgegeben hatte, war er im ersten Treff überlegen, nicht lange danach war er im zweiten Zusammenstoß überlegen und erlangte einen noch überlegeneren Sieg, das Wendemal des Retters seine Schlachtreihe geleitete. (Übers.: P. Dräger) 9.4. ὃς ἐπειδὴ θεοῦ δυνάμει τὰς πρώτας ἤρατο νίκας, ἐπὶ τὰ πρόσω λοιπὸν ἤλαυνε, τὸ στρατιωτικὸν ἐν τάξει κινήσας. Nachdem dieser (Konstantin) durch die Macht Gottes die ersten Siege errungen hatte, zog er schließlich vorwärts, indem er sein Heer in guter Ordnung bewegte. (Übers.: P. Dräger)

Eusebios behandelt die Ereignisse der beiden Kriege zwischen Konstantin und Licinius relativ weitschweifig, aber selektiv (II 3–18). Doch anstatt sie konkret, in chronologischer Reihenfolge zu beschreiben (die Schauplätze z. B. nennt er nicht ein einziges mal beim Namen), schildert er eher einen Religionskrieg, wie er ihn sich vorstellt. In Rahmen dessen fällt dem an das labarum zu bindenden Wunder-Element eine herausragende Rolle zu. Daher lässt sich nur schwer entscheiden, welcher Phase des jeweiligen Krieges die einzelnen Ereignisse zuzuordnen sind (insbesondere im Fall von II 9.4 ist strittig, ob sich die Stelle auf Ereignisse bei Cibalae bezieht, wie Vogt sie interpretiert). Auf Grund anderer Quellen ist gewiss, dass in der Schlacht von Cibalae Konstantin und nicht Licinius als Angreifer auftrat. Cf. Orig. Const. V 15–16; – Zos. II 18.

IV 5. Τί δέ με χρὴ λόγου πάρεργον ποιεῖσθαι, ὡς τὰ βάρβαρα φῦλα τῇ Ῥωμαίων καθυπέταττεν ἀρχῇ, ὡς τὰ Σκυθῶν καὶ Σαυροματῶν γένη μήπω πρότερον δουλεύειν μεμαθηκότα πρῶτος αὐτὸς ὑπὸ ζυγὸν ἤγαγε, δεσπότας ἡγεῖσθαι Ῥωμαίους καὶ μὴ θέλοντας ἐπαναγκάσας. Σκύθαις μὲν γὰρ καὶ δασμοὺς οἱ πρόσθεν ἐτέλουν ἄρχοντες, Ῥωμαῖοί τε βαρβάροις ἐδούλευον 2 εἰσφοραῖς ἐτησίοις. οὐκ ἦν δ’ ἄρα οὗτος βασιλεῖ φορητὸς ὁ λόγος, οὐδὲ τῷ νικητῇ καλὸν ἐνομίζετο τὰ ἴσα τοῖς ἔμπροσθεν προσφέρειν, τῷ δ’ αὐτοῦ ἐπιθαρρῶν σωτῆρι τὸ νικητικὸν τρόπαιον καὶ τούτοις ἐπανατείνας, ἐν ὀλίγῳ καιρῷ πάντας παρεστήσατο, ἄρτι μὲν τοὺς ἀφηνιῶντας στρατιωτικῇ σωφρονίσας χειρί, ἄρτι δὲ λογικαῖς πρεσβείαις τοὺς λοιποὺς ἡμερώσας, ἐξ ἀνόμου τε καὶ θηριώδους βίου ἐπὶ τὸ λογικὸν καὶ νόμιμον μεθαρμοσάμενος. οὕτω δ’ οὖν Σκύθαι Ῥωμαίοις ἔγνωσάν ποτε δουλεύειν. IV 6. Σαυρομάτας δ’ αὐτὸς ὁ θεὸς ὑπὸ τοῖς Κωνσταντίνου ποσὶν ἤλαυνεν, ὧδέ πη τοὺς ἄνδρας βαρβαρικῷ φρονήματι γαυρουμένους χειρωσάμενος. Σκυθῶν γὰρ αὐτοῖς ἐπαναστάντων τοὺς οἰκέτας ὥπλιζον οἱ δεσπόται πρὸς ἄμυναν τῶν πολεμίων. ἐπεὶ δ’ ἐκράτουν οἱ δοῦλοι, κατὰ τῶν δεσποτῶν ἤραντο τὰς ἀσπίδας πάντας τ’ ἤλαυνον τῆς οἰκείας. οἱ δὲ λιμένα σωτηρίας οὐκ ἄλλον ἢ μόνον Κωνσταντῖνον εὕραντο, ὁ δ’ οἷα σῴζειν εἰδὼς τούτους πάντας ὑπὸ τῇ Ῥωμαίων εἰσεδέχετο χώρᾳ, ἐν οἰκείοις τε κατέλεγε στρατοῖς τοὺς ἐπιτηδείους, τοῖς δ’ ἄλλοις τῶν πρὸς τὴν ζωὴν εἵνεκα χώρας εἰς γεωργίαν διένεμεν, ὡς ἐπὶ καλῷ τὴν συμφορὰν αὐτοῖς ὁμολογεῖν γεγενῆσθαι Ῥωμαϊκῆς ἐλευθερίας ἀντὶ βαρβάρου θηριωδίας ἀπολαύουσιν. οὕτω δὴ θεὸς αὐτῷ τὰς κατὰ πάντων ἐθνῶν ἐδωρεῖτο νίκας, ὡς καὶ ἑκοντὶ ἐθέλειν ὑποτάττεσθαι αὐτῷ παντοῖα φῦλα βαρβάρων. Was aber ist es notwendig, daß ich zur Nebensache meines Berichtes mache, wie er die barbarischen Stämme der Herrschaft der Römer unterstellte, wie er die Geschlechter der Skythen und Sauromaten, die früher noch nicht gelernt hatten, Sklaven zu sein, als erster selbt unter das Joch führte, indem er sie auch gegen ihren Willen zwang, die Römer für Herren zu halten ? Denn den Skythen zahlten die früheren jährlichen Herrscher sogar Tribute, und Römer waren Barbaren gegenüber

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Auctores – Antike Autoren durch jährliche Beiträge Sklaven. Aber nicht war nun diese Methode dem Kaiser erträglich, und nicht wurde es als schön für den Sieger gehalten, das Gleiche wie der Früheren beizutragen, sondern nachdem er, ermutigt durch seinen Heiland, das Sieges-Wendemal auch gegen diese erhoben hatte, brachte er alle in kurzem Zeitraum auf seine Seite, indem er bald diejenigen, die sich dem Zügel entzogen, durch die Hand des Heeres zur Besinnung führte, bald die übrigen durch kluge Gesandtschaften bändigte und Gesetzlichkeit umgestaltete. So lernten es nun die Skythen einmal kennen, den Römern Sklaven zu sein. Die Sauromaten aber trieb Gott selbst Konstantin unter die Füße, indem er etwa auf folgende Weise die Männer, die sich barbarischer Denkart brüsteten, in seine Hände brachte: Denn als die Skythen gegen sie aufgestanden waren, bewaffneten die Herren die hausangehörigen zur Abwehr der Kriegsgegner. Nachdem sich aber die Sklaven ihrer bemächtigt hatten, erhoben sie gegen ihre Herren die Schilde und vertrieben alle aus ihrem eigenen . Die aber fanden keinen anderen Hafen der Rettung als allein Konstantin, der aber nahm, da er sich auf’s Retten verstand, diese alle in das Land der Römer auf und zählte die Geeigneten zu den eigenen Heeren, den anderen teilte er des Lebensnotwendigen wegen Ländereien zur Feldbestellung zu, so daß sie zugestanden, daß ihnen das Unglück zum Guten ausgeschlagen sei, da sie römische Freiheit anstelle barbarischer Tierhaftigkeit genössen. So schenkte also Gott ihm die Siege über alle Völker, so daß sich allerlei Stämme der Barbaren ihm sogar freiwillig zu unterstellen wünschten. (Übers.: P. Dräger)

In den beiden letzteren Kapiteln behandelt der Autor die militärischen (und außenpolitischen) Erfolge Konstantins gegenüber den Donaubarbaren, unter welchen er nur die Goten (Skythen) und Sarmaten namentlich erwähnt. Im Gegensatz zu Iulianus wird außer von Sokrates auch an vorliegender Textstelle die Tatsache der Tributzahlung (das jährliche donatium) an die Barbaren bestritten. Die Informationen bezüglich der Sarmaten stehen weitgehend im Einklang mit den Angaben der Origo Constantini. Cf. I 8.2; – Iul. Caes. 329C; – Sokr. H. E. I 18.4.

Eusebios hat neben dem Chronicon und der Historia Ecclesiastica noch ein drittes Historienwerk verfasst, eine Biographie Kaiser Konstantins. Nach dessen Tod schrieb er in vier Büchern in eher panegyrischer Form dessen Leben nieder, wobei die stets als berechtigt geschilderten militärischen Erfolge des Herrschers einen herausragenden Platz einnahmen, einen vielleicht noch wichtigeren allerdings seine Bekehrung und die kirchenpolitischen Ereignisse, wie die im 2. Kapitel behandelten Ereignisse des Konzils von Tyros im Jahr 335. Bibliographie: G. Pasquali, Die Composition der Vita Constantini des Eusebius. Hermes, 46, 1910, 369–386; – Vogt 1954; – F. Winkelmann, Die Textbezeugung der Vita Constantini des Eusebius von Caesarea. TU 84. Berlin 1962; – F. Winkelmann, Zur Geschichte des Authentizitätsproblems der Vita Constantini. Klio 40, 1962, 187–243; – Barnes 1981; – H. A. Drake, What Eusebius Knew: The Genesis of the Vita Constantini. CP 83, 1988, 20–38; – T. D. Barnes, Panegyric, History and Hagiography in Eusebius’ Life of Constantine. In: R. Williams (Ed.), The Making of Orthodoxy: Essays in Honour of Henry Chadwick. Cambridge 1989, 94–123; – Cameron – Hall 1999, 232–235, 311–313; – Eusebius von Caesarea, De Vita Constantini. Übersetzt und kommentiert von Horst Schneider, eingeleitet von Bruno Bleckmann; – Fontes Christiani 83; – Turnhout 2007; – Eusebios, Über das Leben des glückseligen Kaisers Konstantin (De vita Constantini) Griechisch/Deutsch. Herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Paul Dräger. Bibliotheca Classicorum 1. Oberhaid 2007.

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Zweiter Teil

Iulianus Oratio I Edition: L’empereur Julien, Oeuvres complètes I/1. Ed. J. Bidez. Paris 1932, 10–68.

I 5.D Ἰλλυριοὶ δέ, ὅτι παρ’ αὐτοῖς γέγονας, οὐκ ἀνέξονται τοῦ καλλίστου τῶν εὐτυχημάτων στερόμενοι … Auch ertrügen es die Illyrer nicht, bei denen du geboren wurdest, wenn dir jemand eine andere Geburtsstadt geben, und sie so ihrer schönsten Zier berauben würde. (Übers.: P. K., G. B.)

In seiner Rede an Constantius erwähnt Iulianus auf diese Weise die Geburtsstadt des Letzteren, Sirmium. Constantius wurde am 27. August 317 geboren. Cf. Seeck 1919, 165.

I 9D Ὧν ὁ μέν τις τῷ πατρὶ συγκατειργάσατο τὸν πρὸς τοὺς τυράννους πόλεμον, ὁ δὲ τὴν πρὸς τοὺς Γέτας ἡμῖν εἰρήνην τοῖς ὅπλοις κρατήσας ἀσφαλῆ παρεσκεύασεν, ὁ δὲ ἐτήρησεν ἄβατον τοῖς πολεμίοις τὴν χώραν, αὐτὸς ἐπιστρατεύων ἐκείνοις πολλάκις, ἕως ἐπέτρεπον οἱ μικρὸν ὕστερον τῶν εἰς ἐκεῖνον ἀδικημάτων δίκην ὑποσχόντες. Von diesen wirkte einer (d. h. Constantius II.) mit dem Vater (d. h. Konstantin) im Kampf gegen die Usurpatoren zusammen, der zweite (d. h. Constaninus II.) gewann uns mit Waffengewalt Frieden von den Geten und machte ihn sicher, der dritte (d. h. Constans) achtete darauf, daß das Land den Feinden unzugänglich blieb, und er zog oftmals selbst gegen diese zu Felde, solange es diejenigen, die wenig später ihr Verbrechen gegen ihn büßten, gestatteten. (Übers.: F. Winkelmann – G. Ch. Hansen)

In der vorliegenden weniger bekannten Textstelle geht es um die erfolgreiche militärische Tätigkeit der Söhne Konstantins des Großen während der Herrschaft ihres Vaters. Der Sieg über die Goten ist an den jüngeren Konstantin zu binden, er bestätigt die einschlägige Angabe der Origo Constantini. Cf. Orig. Const. VI 31. Bibliographie: I. Tantillo, La prima orazione di Giuliano a Costanzo. Introduzione, traduzione e commento. Roma 1997, 160–151, 197; – GLFQM III 418–419, 654.

Caesares 329 C Edition: L’empereur Julien, Oeuvres complètes II/2. Ed. C. Lacombrade. Paris, 1964, 32–71.

Τά γε μὴν ἐς τοὺς βαρβάρους ἦν γελοῖα αὐτῷ (φόρους γὰρ ὥσπερ ἐτετελέκει) καὶ πρὸς τὴν Τρυφὴν ἀφεώρα. … ὅτι πρὸς Ῥωμαίους καὶ τὰ Γερμανικὰ καὶ Σκυθικὰ γένη καὶ οὐχὶ πρὸς τοὺς Ἀσιανοὺς βαρβάρους ἠγωνισάμην … Seine Leistungen (d. h. Konstantins) gegen die Barbaren waren jedenfalls lachhaft, denn er hatte ihnen gleichsam Tribute zugebilligt … In folgender Beziehung bin ich (d. h. Konstantin) besser als diese: gegenüber dem Makedonen (d. h. Alexander der Große), weil ich gegen Römer und germanische und skythische Völker kämpfte statt gegen die Barbaren Asiens … (Übers.: F. L. Müller)

In dem Werk erscheint der das Christentum fördernde Konstantin selbstverständlich als negative Figur, so dass dem Autor nach selbst seine Siege über die Barbaren lachhaft sind. Mit der Tributzahlung verweist er auf den mit den Goten geschlossenen foedus, doch die Tatsache dessen bestreitet sowohl die vita Constanti als auch Sokrates. Cf. Eus. V. Const. IV 5; – Sokr. H. E. I 18.4.

Der später unter dem Namen Iulianus Apostata (331/332–362) bekannt gewordene Herrscher (Caesar ab 355, 361–363) hat als Mitglied und letzter Herrscher der Dynastie, trotz christlicher Erziehung, während seiner kurzen Regierungszeit offen das Heidentum unterstützt. Von hier 140

Auctores – Antike Autoren

stammt sein Beiname Apostata. Der auch als Rhetor und Philosoph geschulte Herrscher gab auch zahlreiche literarische Arbeiten in griechischer Sprache heraus (Briefe, Panegyriken, Hymnen, Satiren). Seine erste größere Abhandlung, ein noch an Constantius II. adressierte Panegyrik, schrieb Iulianus 356–357. Darin ist Konstantin natürlich noch eine positive Figur. In der Ende des Jahres 362 entstandenen, auch unter den Namen Symposium, Cronia oder Caesares bekannten Satire dagegen stellt er Konstantin unter den miteinander wetteifernden Herrschern als ziemlich negative, lächerliche Figur dar, Sieger wird selbstverständlich der Philosoph-Kaiser, Marcus Aurelius. Iulianus verweist in seinen Werken mehrfach auf zeitgenössische Ereignisse, darunter solche, die sich in Pannonien zutrugen. Deshalb wird man ihnen auch im folgenden Band begegnen. Bibliographie: GLQFM III 418–429, 654–657 Nr. 91; – Duval 1971, 571–577 Nr. 239; – PWRE X (1917) 26–91; – W. C. Wright, The works of Emperor Julian I–III. Cambridge/Mass. 1913; – R. Klein (Hrsg.), Julian Apostata. Wege der Forschung 509. Darmstadt 1978; – G. W. Bowersock, Julian the Apostate. London 1978; – R. Smith, Julian’s gods: religion and philosophy in the thought and action of Julian the Apostate. London 1995; – P. Athanassiadi, Julian. An Intellectual Biography. London 1992; – K. Bringmann, Kaiser Julian. Darmstadt 2004; – K. Rosen, Julian. Kaiser, Gott und Christenhasser. Stuttgart 2006; – F. L. Müller, Die beiden Satiren des Kaisers Julianus Apostata: (Symposion oder Caesares und Antiochikos oder Misopogon). Griechisch und deutsch mit Einleitung, Anmerkungen und Index. Stuttgart 1998.

Libanios Oratio LIX 29 Edition: Libanii opera IV. Ed. R. Forster. Leipzig 1908.

λέγω τοίνυν θαρρῶν, ὅτι λυομένης ἀρίστης ὠδῖνος, καὶ τῆς προτέρας καὶ τῆς μετ’ ἐκείνην, ἢ στρατόπεδον ἐπὶ νίκην ἐξῄει ἢ στρατόπεδον ἀπὸ νίκης ἀνέστρεφεν ἢ Σκυθῶν ἔθνος ἔπιπτεν ἢ Σαυροματῶν ὑπέκυπτεν ἢ γένος ἕτερον βαρβαρικὸν ἐδωροφόρει ἢ βασιλεὺς ὁ μέγας αὐτοχειρίᾳ τρόπαιον ἵστη ... Voller Zuversicht sage ich also, daß bei der hochedlen Geburt, sowohl der ersten wie zweiten, ein Heer zu einem Sieg auszog oder eines von einem Sieg zurückkam, eine Völkerschaft der Skythen besiegt wurde, eine der Sarmaten unterworfen wurde, ein anderer barbarischer Stamm Geschenke brachte oder der große Kaiser persönlich ein Siegesmal aufstellte … (Übers.: W. Portmann)

Libanios von Antiochia (ca. 314–394) war der berühmteste und zugleich produktivste noch heidnische Rhetor des 4. Jahrhunderts n. Chr. Eine besonders enge Beziehung verband ihn mit Iulianus Apostata. Mehr als 1500 Briefe, 64 Orationen, 51 Deklamationen von ihm blieben erhalten, neben seinen zu den Reden des Demosthenes verfassten Einführungen (Hypothesen) und den im Unterricht verwendeten Schreibübungen (Progymnasmata). In vielen Fällen sind seine Werke wichtige historischen Quellen. Dazu gehört auch die vorliegende, im Jahr 344 n. Chr. an Constantius II. und Constans gerichtete Rede, in welcher er im Zusammenhang mit der Geburt des Iulianus (geb. 331 n. Chr.) und anderer Knaben der Dynastie wegen der annähernd analogen Zeitpunkte auf die Siege Konstantins über die Barbaren reflektiert. Bibliographie: GLQFM III 434–461, 658–664 Nr. 93; – Duval 1971, 597–600 Nr. 254; – PWRE XII (1925) 2485– 2551; – P. Petit, Libanius et la vie municipale à Antioche au IVe siècle apr. J.-C. Paris 1955; – A. F. Norman, Libanius: Selected Works I–II. Cambridge, Massachusetts 1969–1977; – G. Fatouros – T. Krischer (Hrsg.), Libanios. Darmstadt 1983; – H.-U. Wierner, Libanios und Julian, Studien zum Verhältnis von Rhetorik und Politik im Vierten Jahrhundert n. Chr. München 1995; – Lieu-Montserrat 1996, 147–209; – G. Fatouros – T. Krischer – W. Portmann, Libanios: Kaiserreden. Bibliothek der griechischen Literatur 58. Stuttgart 2002; – J. Wintjes, Das Leben des Libanius. Rahden 2005; – R. Cribiore, The School of Libanius in Late Antique Antioch. Princeton 2007.

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Zweiter Teil

Aurelius Victor Edition: Sexti Aurelii Victoris liber de Caesaribus. Praecedunt Origo gentis Romanae et Liber de viris illustribus urbis Romae, subsequitur Epitome de Caesaribus. Ed. Fr. Pichmayr. Editio stereotypa correctior editionis primae, addenda et corrigenda iterum collegit et adiecit R. Gruendel. Leipzig 1966.

40. 8. Hoc acrior Galerius ascito in consilium Iovio Licinium vetere cognitum amicitia Augustum creat, eoque ad munimentum Illyrici ac Thraciae relicto Romam contendit. Um so mehr aufgebracht, bestimmt Galerius, nachdem er sich mit Jovius beraten, Licinius, den er in langer Freundschaft erprobt hatte, zum Augustus, er läßt ihn zur Sicherung Illyriens und Thrakiens zurück und rückt gegen Rom vor.. (Übers.: M. Fuhrmann)

Neben der Erwähnung des Kaisertreffens von Carnuntum und der Rolle des Galerius ist die Angabe bei Aurelius Victor auch deshalb wichtig, weil er darüber hinaus an die innerhalb dieses Zeitraums bestehende Gefahr von Barbareneinfällen erinnert. Cf. Eutr. X 4.1; – Zon. XII 34. Bibliographie: Bird 1994, 180–181 n. 8.

41.13. Et interea Gothorum Sarmatarumque stratae gentes … Unterdessen wurden auch die Stämme der Goten und Sarmaten niedergeworfen … (Übers.: M. Fuhrmann) Cf. Eutr. X 7. Bibliographie: Bird 1994, 193–194 n. 14.

Die auf die verloren gegangene Kaisergeschichte des Aurelius Victor zurückgehenden Angaben enthalten wenig Informationen über die pannonischen Ereignisse der Zeit Konstantins, und auch diese behandelt er gekürzt, wie in dem obigen, die Goten- und Sarmatenkriege erwähnenden bündigen Halbsatz. Eutropius Edition: Eutropii Breviarium ab urbe condita. Ed. C. Santini. Leipzig 1979.

X 1.1. His igitur abeuntibus administratione rei publicae Constantius et Galerius Augusti creati sunt divisusque inter eos ita Romanus orbis, ut Galliam, Italiam, Africam Constantius, Illyricum, Asiam, Orientem Galerius obtineret, sumptis duobus Caesaribus. Nachdem (Diokletianus und Herculius) sich von der Verwaltung der öffentlichen Ämter zurückgezogen hatten (d. h. am 1. Mai 305), wurden Constantius und Galerius zu Kaisern gewählt. Das römische Reich wurde unter diese so verteilt, dass Constantius Gallien, Italien und Africa, Galerius Illyrien, Asien und den Orient erhielt. Jeder von ihnen nahm einen Caesar an. (Übers.: F. Hoffmann) Bibliographie: Bird 1993, 151 n. 1.

X 2.1. Galerius vir et probe moratus et egregius re militari, cum Italiam quoque sinente Constantio administrationi suae accessisse sentiret, Caesares duos creavit, Maximinum, quem Orienti praefecit, et Severum, cui Italiam dedit. Ipse in Illyrico moratus est. Galerius war ein Mann von rechtlichen Sitten und war als Soldat ausgezeichnet. Als er durch den Rücktritt des Constantius Italien seinem Verwaltungsgebiete zuwachsen sah, wählte er zwei Caesaren in der Person von Maximianus, dem er die Regierung im Orient und Severus, dem er Italien anwies. Er selbst blieb in Illyrien. (Übers.: F. Hoffmann) Bibliographie: Bird 1993, 152 n. 4.

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Auctores – Antike Autoren

Eutropius (und die EKG) stellen die neue Machtverteilung wirklichkeitsgetreu dar, nur in Bezug auf Pannonien (ob es zu Severus oder zu Galerius gehört) geben sie keinerlei Auskunft. Cf. X 1.1, Lact. De mort. pers. 26.6, Orig. Const. III 5, IV 9.

X 4.1. Per hoc tempus a Galerio imperator est factus … Um diese Zeit wurde Licinius von Galerius zum Kaiser erhoben.

(Übers.: F. Hoffmann)

Cf. Aur. Vict. 40. 8. Bibliographie: Bird 1993, 153 n. 10.

X 5. Constantinus tamen, vir ingens et omnia efficere nitens, quae animo praeparasset, simul principatum totius orbis adfectans, Licinio bellum intulit, quamquam necessitudo et adfinitas cum eo esset, nam soror Constantia nupta Licinio erat. Ac primo eum in Pannonia secunda ingenti apparatu bellum apud Cibalas instruentem repentinus oppressit omnique Dardania, Moesia, Macedonia potitus numerosas provincias occupavit. Constantinus, ein überragender Mann, entschlossen, alle seine Pläne zu verwirklichen, trachtete zugleich nach der Herrschaft über das ganze Reich und bekriegte auch Licinius, obwohl er durch Verwandtschaft und Schwägerschaft mit ihm verbunden war, denn seine Schwester, Constantia, war mit Licinius vermählt. Zuerst überfiel er plötzlich seinen Schwager im unteren Pannonien bei Cibalae, mitten bei den Anstalten zu einem ernstlichen Krieg und vereitelte diese, bemächtigte sich dann ganz Dardaniens, Mösiens und Makedoniens und bekam zahlreiche Provinzen in seine Gewalt. (Übers.: F. Hoffmann)

In der originalen Kaisergeschichte war gewiss auch vom ersten Bürgerkrieg zwischen Constantinus und Licinius die Rede, wie man bei Eutropius und in Epit. De Caes. nachlesen kann, während bei Aurelius Victor das letztere Ereignis fehlt. Cf. Epit. De. Caes. 41.5. Bibliographie: Bird 1993, 154–155 n. 14–15.

X 7. Nam etiam Gothos post civile bellum varie profligavit pace his ad postremum data, ingentemque apud barbaras gentes memoriae gratiam conlocavit. Verschiedene Male schlug er nach dem Bürgerkrieg auch die Goten und bewilligte ihnen endlich Frieden, wodurch er sich unter den Barbaren in hohem Grade ein dankbares Andenken sicherte. (Übers.: F. Hoffmann)

Die Eutropius-Angabe deutet auf mehrere Feldzüge gegen die Goten. Unter Letzteren sind auch die den Ereignissen von 332 vorausgehenden, die Germanen an der unteren Donau (Taifalen) betreffenden Feldzüge zu verstehen. Bibliographie: Bird 1993, 156 n. 17. Cf. Aur. Vict. 41.13.

Die auf die EKG zurückgehenden Angaben des Eutropius enthalten wichtige Informationen über Pannonien in erster Linie bezüglich des Zeitraums der 2. Tetrarchie, aber auch die pannonischen Ereignisse von Konstantins Bürgerkrieg finden, anders als bei Aurelius Victor, Erwähnung. Rufius Festus Breviarium XXVI Edition: The Breviarium of Festus. A critical edition with historical commentary by J. W. Eadie. London 1967.

Constantinus rerum dominus extremo vitae suae tempore expeditionem paravit in Persas, toto enim orbe pacatis gentibus et recenti de Gothis victoria gloriosior cunctis in Persas descendebat agminibus. Konstantin, Herr über alles, bereitete sich gegen Ende seines Lebens auf einen Feldzug gegen die Per-

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Zweiter Teil ser vor, jeden Barbaren hatte er nämlich früher schon besiegt, wurde zuletzt durch den Sieg über die Goten ruhmreicher, und brach mit seinem ganzen Heer gegen die Perser auf. (Übers.: P. K., G. B.)

Das Werk von Festus zerfällt in zwei Teile: in den Kapiteln 1–14 zeigt er das Wachstum Roms bis in seine Zeit (bis 372), in 15–29 behandelt er die Kriege Roms im Osten. In letzterem Zusammenhang erwähnt er den früheren Gotenkrieg Konstantins. Entgegen Barnes Meinung kann sich der Ausdruck recens victoria ohne weiteres auf die Ereignisse des Jahres 332 beziehen. Anonymus Epitome de Caesaribus 41.5. Edition: Sexti Aurelii Victoris liber de Caesaribus. Praecedunt Origo gentis Romanae et Liber de viris illustribus urbis Romae, subsequitur Epitome de Caesaribus. Ed. Fr. Pichmayr. Editio stereotypa correctior editionis primae, addenda et corrigenda iterum collegit et adiecit R. Gruendel. Leipzig 1966.

40.2. … dehinc Licinius Augustus efficitur … … danach (d. h. nach Severus Tod) wurde Licinius zum Kaiser gewählt …

(Übers.: P. K., G. B.)

41.5. Verum enimvero ut imperia difficile concordiam custodiunt, discidium inter Licinium Constantinumque exoritur, primumque apud Cibalas iuxta paludem Hiulcam nomine Constantino nocte castra Licinii irrumpente Licinius fugam petiit Byzantiumque fuga volucri pervenit. Die Wahrheit ist nämlich, dass es schwer ist, in der Herrschaft die Eintracht zu wahren, so kam es auch zum Streit zwischen Licinius und Constantinus, zunächst fiel Constantinus am Moor von Hiulca bei Cibalae in das Lager des Licinius ein, worauf hin dieser davonlief und schnell bis nach Byzantium floh. (Übers.: P. K., G. B.) Cf. Eutr. X 5.

Die zeitlich späteste, Kaiserbiographien von Augustus bis Theodosius beinhaltende Epitome wurde unter dem Namen Aurelius Victor überliefert, ist aber die selbständige Arbeit eines unbekannten Autors vom Anfang des 5. Jahrhunderts, zwar folgt sie den Kapiteln 2–11 von Aurelius Victor, dennoch ist mehrfach die Suetonius fortsetzende, verloren gegangene Enmannsche Kaisergeschichte (EKG) ihre Hauptquelle. So verhält es sich auch im Fall des obigen, bei Aurelius Victor fehlenden Ereignisses. Der Epitomator hat die Quelle irrtümlich verwendet und die beiden Bürkerkriege miteinander verschmolzen. Bibliographie: Schlumberger 1974, 197–198; – Pseudo-Aurélius Victor, Abrégé des Césars. Text établi, traduit et commenté par M. Festy. Paris 1999; – PWRE Suppl. 15 (1978) col. 1661–1676; – Duval 1971, 583–584 Nr. 244; – GLQFM IV 156–162, 478–479 Nr. 103; – FPA 1, 220–221; – FPA 2, 44–45; – FPA 3, 50– 51; – FPA 4, 39–40; – FPA 5, 30–31; – FPA 6, 20.

Eusebios / Hieronymus – Chronicon Edition: R. Helm (Hrsg.), Die Chronik des Hieronymus. G. C. S. 47, Berlin 1956.

229 c Licinius a Galerio Carnunti imperator factus. Durch Galerius wählte man in Carnuntum Licinius zum Kaiser. 230 a Bellum Cibalense adversum Licinium. Der Krieg von Cibalae gegen Licinius.

(Übers.: P. K., G. B.)

(P. K.)

Die letztere Hieronymus-Angabe bezeichnet ein um ein ganzes Jahr früheres Datum als die Consularia in Bezug auf den Zeitpunkt des Bürgerkrieges, was bestimmt ein Irrtum ist. Cf. Chron. Min. I p. 231.

144

Auctores – Antike Autoren 233 c Romani Gothos in Sarmatarum regione vicerunt. Die Römer besiegten die Goten im Land der Sarmaten.

(P. K.)

233 f Sarmatae Limigantes dominos suos, qui nunc Argaragantes vocantur, facta manu in Romanum solum expulerunt. Die sarmatischen Limiganten trieben ihre Herren, die wir jetzt Argaraganten nennen, mit dem Heer auf römischen Boden (334 n. Chr.). (Übers.: P. K., G. B.)

Der Name Limiganten (an anderer Stelle: Sarmatae servi) kommt auch bei Ammianus vor, während allein Hieronymus die Argaraganten (in den Textvarianten: Arcaragantes, Ardagarantes (cf. Helm, p. 233): richtig vielleicht Ardagaranten, dessen lateinische Übersetzung Sarmatae domini ist) erwähnt. Statt dessen war wohl eher der Ausdruck Sarmatae servi/liberi gebräuchlich. Cf. Amm. XIX 11.1.

Zum Namen: Harmatta 1970, 53, 101; – Harmatta 2002, 144. Neben der syrischen und armenischen Übersetzung des Eusebios ist das Chronicon in einer lateinischen Übersetzung: Hieronymus auf uns gekommen, der das ursprünglich bis 325 n. Chr. reichende Werk bis zum Jahr 378 fortschrieb. Auch in den vorliegenden Fällen sind solche mit der Chroniktradition übereistimmende Ergänzungen zu beobachten. Bibliographie: PWRE VI (1907) col. 1376–1384; – R. Helm, Hieronymus und Eutrop. Rheinisches Museum 76, 1927, 138–170, 254–306; – id., Hieronymus’ Zusätze in Eusebios’ Chronik und ihr Wert für die Literaturgeschichte. Leipzig 1929; – Duval 1971, 666–674 Nr. 279; – GLQFM IV 515–518 Nr. 115; – A. A. Mosshammer, The Chronicle of Eusebius and the Greek Chronographic Tradition. Lewisburg – London 1979; – Barnes 1981; – Burgess 1995; – Burgess 1999; – M. D. Donaldson, A Translation of Jerome’s Chronicon with historical commentary. Lewiston – Queenston – Lampeter 1996; – FPA 1, 216–217; – FPA 2, 40–41; – FPA 3, 48–50, 107; – FPA 5, 32–33; – FPA 6, 15, 21, 91.

Ammianus Marcellinus Edition: Ammiani Marcellini rerum gestarum libri qui supersunt I–II. Ed. W. Seyfarth. Leipzig 1978.

XVII 12.18. potentes olim ac mobiles erant huius indigenae regni, sed coniuratio clandestina servos armavit in facinus. atque ut barbaris esse omne ius in viribus adsuevit, vicerunt dominos ferocia pares sed numero praeminentes. qui confundente metu consilia ad Victohalos discretos longius confugerunt, obsequi defensoribus ut in malis optabile quam servire suis mancipiis arbitrati … Die Eingeborenen dieses Reichs waren einstmals mächtig und adlig, aber eine geheime Verschwörung bewaffnete ihre Hörigen zu einem Verbrechen. Gewöhnlich beruht ja das ganze Recht bei den Barbaren lediglich auf der Stärke, und so besiegten diese ihre Herren, denn sie waren ihnen an Wildheit gleich, an Zahl jedoch überlegen. Die Herren flohen, da die Furcht ihre Pläne verwirrte, zu den weit entfernten Victohalen, im Glauben, es sei wünschenswerter, Beschützern willfährig zu sein, da sie sich nun einmal im Unglück befanden, als den eigenen Hörigen zu dienen. (Übers.: W. Seyfarth) Bibliographie: Jonge 1977, 315–318.

XVII 13.24. exules populos (d. h. Sarmatae liberi) licet mobilitate suppares, acturos tamen paulo verecundius, tandem reductos in avitis sedibus conlocavit (d. h. Constantius). Vertriebene Völker, die freilich gleich unstet waren, die dennoch in Zukunft mit etwas mehr Respekt handeln würden, ließ er endlich zurückführen und siedelte sie in den von den Vätern ererbten Sitzen an. (Übers.: W. Seyfarth) XIX 11.1. Inter haec ita ambigua Constantium Sirmi etiam tum hiberna quiete curantem permovebant nuntii metuendi et graves indicantes id, quod tunc magnopere formidabat, Limigantes Sarmatas, quos ex-

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Zweiter Teil pulisse paternis avitisque sedibus dominos suos ante monstravimus, paulatim posthabitis locis, quae eis anno praeterito utiliter sunt destinata, ne, ut sunt versabiles, aliquid molirentur inicum, regiones confines limitibus occupasse vagarique licentius genuino more, ni pellerentur, omnia turbaturos. Inmitten dieser unsicheren Verhältnisse gab sich Constantius in Sirmium der winterlichen Ruhe hin. Allerdings machten ihm furchterregende und ernste Nachrichten Sorge, die das bestätigten, was er damals besonders fürchtete: die sarmatischen Limiganten, die, wie ich früher berichtet habe, ihre Herren aus den väterlichen und ererbten Wohnsitzen vertrieben hatten, waren allmählich aus den Landstrichen entwichen, die für sie im vergangenen Jahr in Übereinstimmung mit dem allgemeinen Nutzen bestimmt worden waren, damit sie nicht, da sie als wankelmütig bekannt sind, etwas gefährliches planen sollten. Jetzt hatten sie Gebiete in unserer Nachbarschaft in Besitz genommen und schweiften nach ihrer angeborenen Gewohnheit frei umher. Wenn sie nicht vertrieben würden, könnten sie alles in Verwirrung bringen. (Übers.: W. Seyfarth) Bibliographie: Jonge 1982, 201–202. Cf. Hier. Chron. 233 f.

Ammianus Marcellinus reflektiert in seinem Buch XVII und XIX in Verbindung mit den von Constantius II. 357 und 359 geführten Kriegen gegen die Sarmaten (von Letzteren wird im nächsten Band ausführlicher die Rede sein) mehrfach auf die Ereignisse des Jahres 334. In diesem Zusammenhang wird auch klar, dass nur ein Teil der von bewaffneten Dienern vertriebenen Sarmaten auf römisches Gebiet geflohen war (wie dies andere Quellen ebenfalls berichten), während eine andere Gruppe zu den germanischen Viktovalen flüchtete. Ihr ursprüngliches Siedlungsgebiet ist gewiss entlang des Flusses Theiß, nahe bei dessen Mündung (cf. XVII 13.4) in dem an den Limes grenzenden Banat zu suchen. Anonymus Valesianus Origo Constantini Edition: Excerpta Valesiana. Recensuit Jacque Moreau. Lipsiae 1968, 1–10.

III 5. … Galerius sibi Illyricum Thraciam et Bithyniam tenuit. Severus accepit Italiam et quicquid Herculius tenuit. … während Galerius Illyricum, Thracia und Bithynia für sich behielt. Severus erhielt Italien und alles, was früher der Herculius (Maximian) innegehabt hatte. (Übers.: I. König) Cf. IV 9.

III 8. Tunc Galerius in Illyrico Licinium Caesarem fecit. Deinde illo in Pannonia relicto, ipse ad Serdicam regressus … Nun erhob Galerius im Illyricum Licinius zum Caesar, ließ ihn dann in Pannonien und kehrte selbst nach Serdica zurück. (Übers.: I. König) Bibliographie: König 1987, 94–95.

IV 9. Hunc ergo et Maximinum Caesares Galerius fecit, Constantino nihil tale noscente. Huic Severo Pannoniae et Italiae urbes et Africae contigerunt. Diesem Severus wurden die Städte Pannoniens, Italiens sowie Africas zugeteilt. (Übers.: I. König)

Auf Grund zweier Textstellen der Origo gilt die Zugehörigkeit Pannoniens während der II. Tetrarchie als umstritten. Wegen der vorliegenden Stelle sowie der gemeinsamen praefectura des späteren Italien und Africa ist die Annahme berechtigt, dass auch Pannonien zum Herrschaftsgebiet des Severus gehörte. Bibliographie: König 1987, 79–82, 99. Cf. III 5, Lact. De mort. pers. 26.6; – Eutrop. X 1.1, 2.1.

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Auctores – Antike Autoren V 13. Nuptiis celebratis Gallias repetit Constantinus, Licinio ad Illyricum reverso … Nach den Hochzeitsfeierlichkeiten kehrte Konstantin nach Gallien, Licinius ins Illyricum zurück. (Übers.: I. König)

Dank Theomnestos’ Geschichte ist bekannt, dass Konstantin, der vor der Hochzeit in Carnuntum weilte, wahrscheinlich hierher zurückkehrte. Cf. Hippiatrica Berolensia XXXIV 12. Bibliographie: König 1987, 112–113.

V 15. Et Licinio talia frustrante, per Senicionem Bassiani fratrem, qui Licinio fidus erat, in Constantinum Bassianus armatur. Qui tamen in conatu deprehensus Constantino iubente convictus et stratus erat. Cum Senicio auctor insidiarum posceretur ad poenam, negante Licinio fracta concordia est, additis etiam causis quod apud Emonam Constantini imagines statuasque deiecerat. Bellum deinde apertum convenit ambobus. 16. Utriusque ad Cibalensem campum ductus exercitus. Licinio XXXV milia peditum et equitum fuere, Constantinus XX milia peditum et equitum duxit. Caesis post dubium certamen Licinianis viginti peditum milibus et equitum ferratorum parte, Licinius cum magna parte equitatus noctis auxilio pervolavit ad Sirmium. Sublata inde uxore ac filio et thesauris tetendit ad Daciam. Licinius aber vereitelte diesen Plan und bewog Bassianus auf den Rat des Senecio hin, der ein Bruder des Bassianus und Licinius treu ergeben war, gegen Konstantin zu rüsten. Bassianus wurde jedoch gleich zu Beginn seiner Unternehmung ergriffen und auf Befehl des Konstantin als überführt hingerichtet. Als sich aber Licinius weigerte, Senecio, den Urheber des Anschlages, zur Bestrafung auszuliefern, kam es zum Bruch, hinzu kam noch, daß Licinius in Emona die Bilder und Statuen des Konstantin hatte umstürzen lassen. Der Krieg, der darauf ausbrach, kam beiden zupaß. Beide führten ihre Heere in dei Ebene bei Cibalae, Licinius besaß 35.000 Mann Fußvolk und Reiterei, Konstantin führte 20.000 Fußsoldaten und Reiter ins Feld. Nach einer unentschiedenen Schlacht, in der auf der Seite des Licinius 20.000 Mann Fußvolk und ein Teil der Panzerreiter gefallen waren, entfloh Licinius mit einem großen Teil der Reiterei im Schutze der Nacht nach Sirmium. Von dort aus suchte er Dacia zu erreichen und nahm seine Gattin, seinen Sohn und seine Schätze mit sich … (Übers.: I. König)

Neben Zosimos berichtet die Origo am längsten und authentischsten über die Schlacht von Cibalae. Beiden Quellen zufolge muss es eine heftige Schlacht gewesen sein. Weil Emona damals gewiss schon Teil von Italien war, dürfte die Origo Licinius als Agressor dargestellt haben. Im Gegensatz dazu erwähnt Zosimos, dass Konstantin eine der Provinzen des Licinius (Noricum, Pannonia superior ?) für sich beanspruchte. Cf. Zos. II 18; – Soz. H. E. I 6.5 (mit Erwähnung von Emona). Bibliographie: J. Šašel, Senicio auctor insidiarum (Kommentar zu Anon. Vales. I 13–15). In: Lebendige Altertumswissenschaft. Festgabe zur Vollendung des 70. Lebensjahres von Hermann Vetters. 1985, 262–264 = Opera selecta. Ljubljana 1992, 806–808; – König 1987, 119–124.

VI 31. Deinde adversum Gothos bellum suscepit et implorantibus Sarmatis auxilium tulit. ita per Constantinum Caesarem centum prope milia fame et frigore extincta sunt. Tunc et obsides accepit, inter quos Ariarici regis filium. 32. Sic cum his pace firmata in Sarmatas versus est, qui dubiae fidei probantur. Sed servi Sarmatarum omnes adversum dominos rebellarunt, quos pulsos Constantinus libenter accepit et amplius trecenta milia hominum mixta aetatis et sexus per Thraciam, Scythiam, Macedoniam Italiamque divisit. Anschließend nahm er den Krieg gegen die Goten auf und brachte den Sarmaten auf ihre Bitten hin Hilfe. So wurden durch den Caesar Konstantin sowie durch Hunger und Kälte fast 100.000 Menschen ausgerottet. Konstantin erhielt darauf hin Geiseln, unter denen sich auch der Sohn des Königs Ariaricus befand. Nachdem so der Friede mit den Goten gesichert war, wandte sich Konstantin gegen

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Zweiter Teil die Sarmaten, die sich als unzuverlässig erwiesen hatten. Die Sklaven der Sarmaten aber erhoben sich alle gegen ihre Herren. Die Vertriebenen nahm Konstantin gerne auf und verteilte mehr als 300.000 Leute verschiedenen Alters und Geschlechts auf Thracia, Scythia, Macedonia und Italia. (Übers.: I. König)

Die Erwähnung Konstantins als Caesar halten mehrere Forscher, der Auffassung von Barnes folgend, für irrtümlich und vermuten eine Fälschung. Iulianus Apostata allerdings verweist in einer seiner Reden eindeutig auf dasselbe Ereignis im Zusammenhang mit Constantinus Caesar. Cf. Iul. Or. I 9D; – Fasti Chron. a. CCCLIIII. Bibliographie: König 1987, 173–177.

VI 34. (= Oros. VII 28.29) Mox Gothorum fortissimas et copiosissimas gentes in ipso Barbarico soli sinu hoc est in Sarmatarum regione delevit. Bald vernichtete er die tapfersten und volkreichsten Gotenstämme im Herzen des Barbarengebietes selbst, d. h. im Gebiet der Sarmaten. (Übers.: I. König)

Die obige Stelle stammt von Orosius und wurde nachträglich in das Werk eingefügt. VI 35. Ita ut Gallias Constantinus minor regebat, Orientem Constantius Caesar, Illyricum et Italiam Constans, ripam Gothicam Dalmatius tuebatur. Auf diese Weise regierte Konstantin der Jüngere über die Diözese Galliarum, Constantius über Illyricum und Italia, dem Dalmatius war der Schutz der (Gebiete an der) gothischen Grenze anvertraut. (Übers.: I. König) Bibliographie: Duval 1971, 619–619 Nr. 258; – König 1987, 184–186; – Lieu-Montserrat 1996, 39–62.

Consularia Constantinopolitana Edition: MGH AA IX (1882) = Chron. Min. I pp. 205–247; – Burgess 1993.

p. 231 His conss. quod est Maxentio et Romulo, levatus Licinius Carnunto III id. Nov. Im Konsulatsjahr dieser, d. h. des Maxentius und Romulus, wurde Licinius in Carnuntum am 11. November zum Kaiser ernannt. (Übers.: P. K., G. B.)

Der vorliegende Abschnitt gehört zu den wenigen Quellen, die den genauen Schauplatz und auch Zeitpunkt des Carnuntumer Kaisertreffens angeben. Cf. Chron. Pasch. p. 519, 3–8.

Volusiano II et Anniano. His conss. bellum Cibalense fuit die VIII idus Octobr. Im zweiten des Volusianus und im Konsulatsjahr des Annianus (314 n. Chr.). Im Konsulatsjahr dieser fand am 8. Oktober die Schlacht von Cibalae statt. (Übers.: P. K., G. B.)

Lange Zeit hat man auf Grund der letzteren Stelle den ersten Bürgerkrieg in das Jahr 314 datiert, nach den Untersuchungen von de Bruun wird heute allgemein eher das Datum 316 akzeptiert. Über das Letztere s. im Nachwort ! Cf. Hier. Chron. 230 a.

p. 234 Pacatiano et Hilariano. His conss. victi Gothi ab exercitu Romano in terris Sarmatarum die XII kal. Maii.

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Auctores – Antike Autoren Im Konsulatsjahr des Pacatianus und des Hilarius (332 n. Chr.). Im Konsulatsjahr dieser besiegte das römische Heer die Goten auf dem Boden der Sarmaten am 20. April … (Übers.: P. K., G. B.) Optato et Paulino. His conss. Sarmatae servi universa gens dominos suos in Romaniam expulerunt. Im Konsulatsjahr des Optatus und des Paulinus. Im Konsulatsjahr dieser vertrieb das ganze Volk der Sarmatae servi seine Herren in das Römische Reich. (Übers.: P. K., G. B.)

Orosius Historiae adversum paganos Edition: PL 31 (1846), Pauli Orosii Historiarum adversum paganos libri VII. CSEL 5. Ed. C. Zangemeister. Vindobonae 1882.

VII 25.16. Galerius duos Caesares legit: Maximinum, quem in oriente constituit, et Severum, cui permisit Italiam, ipse in Illyrico constitutus. Galerius erwählte zwei Caesaren: Maximinus, den er im Osten einsetzte, und Severus, dem er Italien überließ. Er selbst wurde in Illyricum eingesetzt. (Übers.: A. Lippold) Cf. Eutrop. X 1.1, 2.1.

VII 28.11. Porro Galerius occiso Severo Licinium imperatorem creavit. Ferner wählte Galerius nach des Severus Ermordung Licinius zum Kaiser.

(Übers.: A. Lippold)

VII 28.19. Sed Constantinus Licinium, sororis suae virum, in Pannonia primum vicit, deinde apud Cibalas oppressit … Konstantin aber besiegte Licinius, den Mann seiner Schwester, zuerst in Pannonien, dann bezwang er ihn bei Cibalae … (Übers.: A. Lippold)

Allein Orosius erwähnt (aber vielleicht nur wegen mangelnder Ortskenntnis), dass es auch vor der Schlacht bei Cibalae in Pannonien schon zu Zusammenstößen zwischen Licinius und Konstantin kam. VII 28.29. mox Gothorum fortissimas et copiosissimas gentes in ipso barbarici soli sinu, hoc est in Sarmatarum regione, delevit. Alsbald vernichtete er sehr tapfere und zahlenmäßig starke Stämme der Goten selbst tief im Barbarenland, im Gebiet der Sarmaten. (Übers.: A. Lippold)

Die Hauptquellen von Orosius sind Hieronymus und Eutropius. Dasselbe gilt auch für die oben zitierten Textstellen. Sokrates Historia Ecclesiastica I 18.4 (cf. Mich. Syr. Chron. 7.3 p. 259/133 a.25–27) Edition: Socrates ecclesiastical history. Ed. W. Bright. Oxford 1893.

Ὑπὸ δὲ τοὺς αὐτοὺς χρόνους καὶ βαρβάρων Σαυροματῶν καὶ Γότθων κατατρεχόντων τὴν Ῥωμαίων γῆν οὐδαμῶς ἡ περὶ τὰς ἐκκλησίας τοῦ βασιλέως πρόθεσις ἐνεκόπτετο, ἀλλ’ ἀμφοτέρων τὴν ἁρμόζουσαν ἐποιήσατο πρόνοιαν· τοὺς μὲν γὰρ τῷ Χριστιανικῷ τροπαίῳ πεπιστευκὼς κατὰ κράτος ἐνίκα, ὡς καὶ τὸ εἰωθὸς παρὰ τῶν πάλαι βασιλέων δίδοσθαι χρυσίον τοῖς βαρβάροις περιελεῖν, ἐκείνους τε ἐκπεπληγμένους τῷ παραλόγῳ τῆς ἥττης πιστεῦσαι τότε πρῶτον τῇ τοῦ Χριστιανισμοῦ θρησκείᾳ, δι’ ἧς καὶ Κωνσταντῖνος ἐσῴζετο. Damals fielen die barbarischen Sarmaten und Goten auf römischem Boden ein, auch das lenkte den Herrscher nicht im mindesten von den Angelegenheiten der Kirche ab, er befasste sich mit beiden gleichermaßen, und auf das christliche Feldzeichen vertrauend besiegte er diese im Krieg. Auch änderte er jenen alten Brauch der Herrscher, die Barbaren mit Gold auszuzahlen. Diese aber, betroffen

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Zweiter Teil von der ungewohnten Niederlage, begannen an jene christliche Reliogion zu glauben, welche auch Constantinus beschützt hatte. (Übers.: P. K., G. B.)

An dieser Stelle erwähnt der Kirchengeschichtsschreiber Konstantins Siege über die Donaubarbaren. Ähnlich anderen Autoren nennt er dabei Goten und Sarmaten in einem Atemzug. Die Zahlung in Gold deutet, entgegen der Behauptung des Iulianus, auf das mit den Goten geschlossene Bündnis (foedus). Cf. Eus. V; – Const. IV 5; – Iul. Caes. 329C.

Ausführlicher über den Autor s. das einschlägige Kapitel ! Sozomenos Historia Ecclesiastica Edition: Sozomenus Kirchengeschichte. Ed. J. Bidez – G. C. Hansen. Die griechischen christlichen Schriftsteller 50. Berlin 1960.

I 6.6. μετὰ δὲ τὴν περὶ Κιβάλας μάχην Δαρδάνιοί τε καὶ Μακεδόνες καὶ ὅσοι περὶ τὸν Ἴστρον οἰκοῦσιν, ἥ τε καλουμένη Ἑλλὰς καὶ πᾶν τὸ Ἰλλυριῶν ἔθνος ὑπὸ Κωνσταντῖνον ἐγένοντο. Nach der Schlacht bei Cibalae fielen die Bewohner der Provinzen Dardania, Macedonia, die Anwohner der Donau, das sogenannte Hellas und die gesamte Diözese Illyricum an Konstantin. (Übers.: G. C. Hansen) Cf. Sokr. I 3–4.

An der vorliegenden Stelle gibt der Kirchengeschichtsschreiber die neue Gebietsaufteilung gemäß der nach dem ersten Bürgerkrieg zwischen Konstantin und Licinius folgenden Vereinbarung an. I. 8. 8. ἐπὶ τοσοῦτον δὲ καὶ μετὰ τὸν πρὸς Λικίνιον πόλεμον ἐπιτευκτικὸς ἐγένετο ἐν ταῖς κατὰ τῶν ἀλλοφύλων μάχαις, ὡς καὶ Σαυροματῶν κρατῆσαι καὶ τῶν καλουμένων Γότθων καὶ τὸ τελευταῖον ἐν μέρει χάριτος σπείσασθαι πρὸς αὐτούς. 9 τοῦτο δὲ τὸ ἔθνος ᾤκει μὲν τότε πέραν τοῦ Ἴστρου ποταμοῦ, μαχιμώτατον δὲ τυγχάνον καὶ πλήθει καὶ μεγέθει σωμάτων ἐν ὅπλοις ἀεὶ παρεσκευασμένον τῶν μὲν ἄλλων βαρβάρων ἐκράτει, μόνους δὲ Ῥωμαίους ἀνταγωνιστὰς εἶχεν. οὐχ ἥκιστα δὲ λέγεται καὶ τοῦτον τὸν πόλεμον ἐπιδεῖξαι Κωνσταντίνῳ διὰ σημείων καὶ ὀνειράτων ὅσης θειόθεν ἠξίωτο προνοίας. κρατήσας δὲ πάντων τῶν ἐπ’ αὐτοῦ συμβάντων πολέμων … So erfolgreich war er auch nach dem Krieg gegen Licinius in den Kämpfen gegen die Fremdvölker, daß er die Sarmaten und die sogennanten Goten besiegte und am Ende aus Gnade Frieden mit ihnen schloß. Dieses Volk hauste damals jenseits der unteren Donau, und es war so kampfestüchtig durch seine Menge und die Körpergröße und stets in Waffen gerüstet, daß es über die anderen Barbaren herrschte, allein die Römer waren ihre Gegner. Nicht zum geringsten Teile, sagt man, bewies auch dieser Krieg Konstantin durch Zeichen und Träume, wie sehr er der Vorsorge Gottes gewürdigt war. (Übers.: G. C. Hansen)

II 34.4. … ὅς γε πολέμων τε τῶν ἐπ’ αὐτῷ συμβάντων πρός τε Γότθους καὶ Σαυρομάτας περιεγένετο … …, wer die in seiner Zeit ausgebrochenen Kriege gegen die Goten und Sarmaten bewältigte (d. h. Konstantin) … (Übers.: G. C. Hansen)

An den zwei letzteren Stellen ist von den Siegen Konstantins über die Donaubarbaren die Rede, die ähnlich anderen Quellen die Kriege gegen Goten und Sarmaten gemeinsam erwähnen. Ausführlicher über den Autor s. dieses Kapitel !

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Auctores – Antike Autoren

Chronicon Paschale Edition: L. Dindorf (ed.), Chronicon Paschale I–II. CSHB. Bonn 1832.

p. 519,3–8. σοβʹ Ὀλυμπιάς. Ἰνδ. ιαʹ. γʹ. ὑπ. Νοβίου Κωνσταντίνου Αὐγούστου μόνου. Μαξιμιανὸς Ἰόβιος ἐτελεύτησεν, βασιλεύσας ἔτη ιδʹ. λικίνιος ἀνηγορεύθη εἰς Καρνοῦντα πρὸ γʹ ἰδῶν νοεμβρίων. 272. Olympias. Im dritten Jahre der indictio 11. im Konsulatsjahr des Novius verstarb Constantius Augustus Maximianus Iovius, er regierte 14 Jahre. Licinius wurde in Carnuntum am 11. November zum Augustus ernannt. P. K.

Der vorliegende Abschnitt gehört zu den wenigen Quellen, die den genauen Schauplatz und auch das Datum des Carnuntumer Kaisertreffens angeben. Cf. Chron. Min. I p. 231.

Der Autor des Chronicon Paschale oder Alexandrinum oder Constantinopolitanum behandelte die Ereignisse von der Erschaffung der Welt (21. März 5507 v. Chr.) bis zum Jahr 627 n. Chr. (ursprünglich bis 628). Der unbekannte Verfasser stand dem Kreis des Patriarchen Sergios nahe, das Werk entstand nicht lange nach 628. Sein Name war im verloren gegangenen Vorwort zu lesen, er erhielt ihn nach den Darlegungen über die Errechnung des Osterzyklus. Seine auf frühere Ereignisse bezogenen Angaben hat er neben der Bibel, den Fasti cons. sowie den Ostertabellen aus der Chronik des Sextus Iulius Africanus und des Eusebios übernommen, während die späteren Angaben zahlreiche Parallelen zur lateinischen Consularia aufweisen. Bibliographie: Krumbacher 1897, 337–399; – PWRE III (1899) col. 2460–2477; – Moravcsik 1958, 241–243; – Chronicon Paschale 284–628 AD; – translated with notes and introduction by Michael Whitby and Mary Whitby. Liverpool 1989; – FPA 3, 71–72, 116–117; – FPA 5, 67–68.

Chronica Gallica 471 Chron. Min. I p. 643 Edition: MHA AA (X (1892) = Chronica Minora I pp. 615–666; – R. Burgess, The Gallic Chronicle of 452: A New Critical Edition with a Brief Introduction. In: R. W. Mathisen – D. Shanzer (Ed.), Society and Culture in Late Antique Gaul. Revisiting the Sources. Aldershot 2001, 52–84.

XXV victi Gothi a Constantino in terra Sarmatarum Im fünfundzwanzigsten Regierungsjahre besiegte Konstantin die Goten im Land der Sarmaten. (P. K.)

Unter dem Namen Chronica Gallica blieben gleich zwei im südlichen Gallien entstandene Sammlungen erhalten. Die erste setzte das Chronicon des Hieronymus im Zeitraum 379–452 fort (arbeitet die Ereignisse zwischen Theodosius I. und dem Feldzug Attilas auf ), während die zweite zu derselben Zeit beginnt, aber die Ereignisse bis zum Jahr 511 schildert. Auch die vorliegende Angabe entstammt der letzteren Sammlung. Die Ereignisse vor 379 übernimmt die Chronik von dem die Geschichte ab Adam behandelnden Hieronymus. Bibliographie: Muhlberger 1990; – R. Burgess, The Gallic Chronicle of 452: A New Critical Edition with a Brief Introduction. In: R. W. Mathisen – D. Shanzer (Ed.), Society and Culture in Late Antique Gaul. Revisiting the Sources. Aldershot 2001, 52–84 und 85–100; – FPA 6, 96.

Prosper Tiro Chronicon Chron. Min. I p. 448 Edition: MHA AA (X (1892) = Chronica Minora I pp. 341–485.

Licinius a Galerio Carnunti imperator factus. Licinius wurde durch Galerius in Carnuntum zum Augustus ernannt.

P. K.

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Zweiter Teil Romani Gothos in Sarmatarum regione vicerunt. Die Römer besiegten die Goten im Land der Sarmaten

P. K.

Der auch im Dienste von Papst Leo I. stehende Prosper Aquitanus (gestorben 455) war ein fanatischer Anhänger des hl. Augustin. In seinen theologischen Werken verbreitete er dessen Ideen, häufig gab er nur eine Zusammenfassung einzelner dieser Werke heraus (e. g. Expositio psalmorum). Prosper verfasste auch eine Weltchronik, in welcher allerdings nur der Teil zwischen 412– 455 n. Chr. sein eigenes Werk ist. Bei den übrigen Teilen bis 378 handelt es sich um Übernahmen von Hieronymus bzw. anschließend dann von Orosius und Sulpicius Severus. So verhält es sich auch im Fall der obigen Textstellen Bibliographie: GLQFM IV 340–348 Nr. 129; – Duval 1971, 739–745 Nr. 321; – PWRE XXIII (1957) col. 880– 897; – Muhlberger 1990; – FPA 3, 114; – FPA 5, 64–65; – FPA 6, 96.

Zosimos Nea Historia Edition: Zosimi comitis et exadvocati fisci Historia nova. Ed. L. Mendelssohn. Leipzig 1887.

II 10.4. Ἐν τούτῳ καὶ Μαξιμιανὸς ὁ Ἑρκούλιος, δυσανασχετῶν ἐπὶ ταῖς κατεχούσαις τὴν πολιτείαν ταραχαῖς, πρὸς Διοκλητιανὸν ἀφικνεῖται τηνικαῦτα ἐν Καρνούτῳ πόλει Κελτικῇ διατρίβοντα, καὶ πείθειν ἐπιχειρεῖ τὴν βασιλείαν ἀναλαβεῖν καὶ μὴ περιιδεῖν τὴν τοσούτῳ χρόνῳ καὶ πόνοις αὐτῶν περισωθεῖσαν ἐκδοθῆναι παραφρονούσῃ νεότητι καὶ παρανοίᾳ τῶν εἰσφρησάντων ἑαυτοὺς τῇ βασιλείᾳ σαλευομένην. In dieser Zeit vermochte sich auch Maximianus Herculius nicht mehr mit den verwirrten Zuständen im Staate abzufinden. Er begab sich aus diesem Grunde zu Diokletian, der sich damals in der Gallierstadt Carnuntum auf hielt, und wollte ihn veranlassen, die Kaiserwürde erneut anzunehmen und nicht untätig zuzusehen, wie diese Machstellung, von ihnen in solch langer Zeit und unter persönlichen Mühen glücklich gerettet, als Spielball einer tollen Jugend ausgeliefert und durch die Torheit sich eindrängender Thronprätendenten erschüttert werde. (Übers.: O. Veh)

Zosimos gibt eine etwas eigenartige Beschreibung des pannonischen Kaisertreffens (die Rolle des Maximianus hervorhebend), welche darin gipfelt, dass er Carnuntum irrtümlicher Weise (wegen des nahezu identischen Namens [sc. Carnutum] des Stammeszentrums der Carnuten: ähnliche Irrtümer s. z. B. im Fall der Inschrift ICUR 1, 1480 = ILCV 1081: gens Carnuntum) nach Gallien verlegt. Bibliographie: Veh 1990, 305 Anm. 29; – Paschoud 2000, 197–198 n. 18.

II 18.1. Οὕτω τῆς βασιλείας εἰς Κωνσταντῖνον καὶ Λικίννιον περιστάσης, ὀλιγίστου χρόνου διαδραμόντος εἰς διαφορὰν ἦλθον ἀλλήλοις, Λικιννίου μὲν οὐ δεδωκότος αἰτίαν, Κωνσταντίνου δὲ κατὰ τὸ σύνηθες αὐτῷ περὶ τὰ συγκείμενα φανέντος ἀπίστου καὶ τῶν ἐθνῶν τινὰ τῶν τῇ βασιλείᾳ Λικιννίου λαχόντων παρασπᾶσθαι βουληθέντος· τῆς τοίνυν ἔχθρας αὐτοῖς ἐμφανοῦς γενομένης, ἀμφότεροι τὰς περὶ σφᾶς δυνάμεις συναγαγόντες εἰς μάχην συνῄεσαν. 2 Ἀλλὰ Λικίννιος μὲν εἰς Κίβαλιν συνήθροιζε τὸν στρατόν· πόλις δὲ αὕτη Παιονίας ἐστίν, ἐπὶ λόφου κειμένη· στενὴ δὲ ὁδὸς ἣ ἐπὶ τὴν πόλιν ἀνάγει, ἧς τὸ πολὺ μέρος ἐπέχει λίμνη βαθεῖα, σταδίων πέντε τὸ εὖρος ἔχουσα, τὸ δὲ λειπόμενον ὄρος ἐστίν, ἐν ᾧ καὶ ὁ λόφος ἐφ’ οὗπερ ἡ πόλις· ἐντεῦθεν πεδίον ἀναπεπταμένον ἐκδέχεται πολύ τι καὶ ἐς ἄποψιν ἄπειρον· ἐν τούτῳ Λικίννιος ἐστρατοπεδεύετο, τὴν φάλαγγα τὴν οἰκείαν εἰς μῆκος ἐκτείνων ὑπὸ τὸν λόφον, ὡς ἂν μὴ ἀσθενῆ δόξαιεν εἶναι τὰ κέρατα. 3 Τοῦ δὲ Κωνσταντίνου πρὸς τῷ ὄρει τὸν στρατὸν τάξαντος, ἡγεῖτο μὲν ἡ ἵππος· τοῦτο γὰρ ἔδοξεν εἶναι λυσιτελέστερον, ἵνα μὴ τοῖς πεζοῖς οἱ πολέμιοι σχολαίτερον ἐμβάλλουσιν ἐμπίπτοντες ἐπὶ τὸ πρόσω διὰ τὴν δυσχωρίαν προϊέναι κωλύοιεν· οὗ δὴ γενομένου κρατήσας ἐν τάχει τῆς ἐμβολῆς, τῶν σημείων ἀρθέντων αὐτίκα τοῖς ἐναντίοις ἐπῄει, καὶ γέγονε μάχη πάσης ὡς εἰπεῖν ἄλλης καρτερωτέρα· τῶν γὰρ βελῶν ἐκτοξευθέντων

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Auctores – Antike Autoren ἑκατέρῳ στρατεύματι, ταῖς αἰχμαῖς καὶ τοῖς δόρασιν ἐπὶ χρόνον συχνὸν συνεπλάκησαν. 4 Τῆς δὲ μάχης ἀρξαμένης μὲν ἐξ ἠοῦς, ἑσπέρας δὲ ἄχρι παραταθείσης ἐνίκα τὸ δεξιὸν κέρας, οὗ Κωνσταντῖνος ἡγεῖτο, τραπέντων [δὲ] τῶν ἐναντίων εἰς φυγήν· ἐπεὶ δὲ καὶ Λικίννιον εἶδον ἐπὶ τὸν ἵππον ἀναπηδῶντα καὶ πρὸς δρασμὸν ἕτοιμον αἱ σὺν αὐτῷ φάλαγγες, οὐκέτι κατὰ χώραν ἠνείχοντο μένειν οὔτε δείπνου μεταλαβεῖν· ἀπολιπόντες δὲ θρέμματα καὶ ὑποζύγια καὶ τὴν ἄλλην πᾶσαν ἀποσκευήν, σιτία δὲ τοσαῦτα φέροντες ὅσα πεινῆν κατ’ ἐκείνην οὐκ εἴα τὴν νύκτα, σπουδῇ πάσῃ καταλαμβάνουσιν ἅμα Λικιννίῳ τὸ Σίρμιον. Πόλις δὲ Παιονίας τὸ Σίρμιον, ὃ παραρρέει ποταμὸς ἐπὶ θάτερα Σάος, εἰς τὸν Ἴστρον ἐμβάλλων· παραδραμὼν δὲ καὶ ταύτην καὶ λύσας τὴν τοῦ ποταμοῦ γέφυραν ἐπὶ τὰ πρόσω προῄει, δύναμιν ἐκ τῶν κατὰ Θρᾴκην χωρίων ἀγεῖραι διανοούμενος. II 19.1. Κατασχὼν δὲ Κωνσταντῖνος τὴν Κίβαλιν καὶ τὸ Σίρμιον καὶ πάντα ὅσα φεύγων ὁ Λικίννιος ὀπίσω κατέλειπεν, πέμπει πεντακισχιλίους ὁπλίτας ἐπὶ τὴν αὐτοῦ δίωξιν· ἀλλ’ ἐκεῖνοι μέν, ἀγνῶτες τῆς ὁδοῦ δι’ ἧς ἔφευγε Λικίννιος ὄντες, φθάσαι τοῦτον οὐκ ἠδυνήθησαν· ὁ δὲ Κωνσταντῖνος ζεύξας τὴν τοῦ Σάου γέφυραν, ἣν ὁ Λικίννιος ἔτυχεν διαλύσας, ἅμα τῷ στρατῷ Λικιννίου κατόπιν ἐχώρει So war denn das Kaisertum in die Hände des Constantinus und Licinius gelangt, es währte indessen nur ganz kurze Zeit, und die beiden gerieten miteinander in Streit. Licinius hatte hiezu keine Veranlassung gegeben, Constantinus hingegen zeigte sich, so wie es seiner Art entsprach, in der Einhaltung von Verträgen als unzuverlässig und wollte einige von den Provinzen, welche dem Reiche des Licinius zugehörten, an sich reißen. Als ihre Feindschaft offenkundig geworden war, sammelten die zwei Kaiser ihre Streitkräfte und trafen sich zum Kampf. Licinius zog sein Heer bei Cibalis zusammen, einer auf einem Hügel gelegenen pannonischen Stadt. Eng ist der Weg, der zur Stadt emporführt, die großenteils von einem tiefen, fünf Stadien breiten Sumpf eingeschlossen wird. Das restliche Gelände ist bergig und dort ragt auch der Hügel empor, mit dem Ort als Bekrönung. Von hier öffnet sich unübersehbare Ebene, und an diesem Punkt errichtete Licinius sein Lager, wobei er seine Schlachtreihe bis an den Fuß der Anhöhe in die Länge dehnte, damit die Flügel nicht schwach erschienen. Constantinus hingegen hatte seine Armee nahe dem Bergland aufgestellt und zwar die Reiterei ganz vorn, dünkte ihm dies doch vorteilhafter, um zu vermeiden, daß die Feinde auf die langsamer zum Angriff vorgehenden Infanteristen stießen und sie wegen des schwierigen Geländes beim Anmarsch behinderten. Schnell errang Constantinus durch diese Maßnahme die Oberhand beim Angriff und nachdem er die Zeichen gegeben hatte, rückte er sogleich auf die Feinde zu. Es kam zu einer Schlacht, heftig sozusagen, wie noch keine andere gewesen, denn nachdem beide Heeren ihre Geschosse verbraucht hatten, kämpfte man lange mit Schwertern und Lanzen. Am frühen Morgen hatte das Ringen begonnen und sich bis in den Abend hinein ausgedehnt, dann siegte der rechte Flügel, den Constantinus befehligte, und die Gegner wandten sich zur Flucht. Als die Truppen des Licinius ihren Führer das Pferd besteigen und sich fluchtbereit machen sahen, vermochten sie nicht mehr ihre Stellung zu halten oder Nahrung zu sich zu nehmen. Sie ließen ihr Vieh, die Zugtiere und die gesamte restliche Ausrüstung im Stich, nahmen nur so viel Verpflegung mit sich, daß sie in der folgenden Nacht nicht zu hungern brauchten und stürmten in aller Hast mit Licinius nach Sirmium hinein. Sirmium ist eine pannonische Stadt, an deren einen Seite die Save vorbeifließt, welche dann in die Donau mündet. Nun jagte Licinius auch an diesem Platze vorüber, brach die Brücke über den Fluß ab und eilte weiter in der Absicht, eine neue Streitmacht in den Gebieten Thrakiens zu sammeln. Constantinus aber nahm Cibalis, Sirmium und alles, was er auf seiner Flucht hinter sich gelassen, in Besitz, auch schickte er fünftausend Schwerbewaffnete zur Verfolgung des Feindes aus, doch diese kannten den Fluchtweg des Licinius nicht und waren daher außerstande, ihn einzuholen. Sodann stellte Constantinus die Brücke über die Save, welche Licinius abgebrochen hatte, wieder her und blieb mit seinem Heer auf dessen Spuren. (Übers.: O. Veh)

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Zweiter Teil

Am ausführlichsten neben der Origo berichtet Zosimos über die Umstände des bellum Cibalense. Der Geschichtsschreiber gibt eine detaillierte, aber kaum an das heute bekannte Vinkovci (hauptsächlich die bergige Gegend) erinnernde Beschreibung von der Topographie der Stadt (Vinkovci) Cibalae (von ihrer wahrhaftig morastigen Umgebung. Keine der in die Stadt führenden Straßen entspricht der Realität, da die am Ufer des Bosna-Flusses gelegene Stadt ein wichtiger Knotenpunkt entlang der Hauptstraßen Sirmium-Aquileia/Sopianae-Treveri/Salonae war [It. Ant. 131,2, 232,5, 261,1, 267,2, 268,4, It. Hier. 563,2]). Das Feld (campus) erwähnt auch Anonymus Valesianus. Bibliographie: Veh 1990, 307 Anm. 42; – Paschoud 2000, 208–209 n. 28–29. Zur Topographie von Cibalae: J. Brunšmid, Colonia Aurelia Cibalae. Vinkovci u staro doba. VHAD 6. 1902, 126 n. 6 = Corolla memoriae Iosepho Brunšmid dicata. Vinkovci 1979, 64 n. 6; – Iskra-Janoši 2004; – Rapan Papeša 2011, kül. 191. Cf. Orig. Const. V 15–16.

II 19.2. κοινωνὸν ἔχων τοῦ πολέμου Οὐάλεντα Καίσαρα παρ’ αὐτοῦ μετὰ τὴν ἀπὸ Κιβάλεως φυγὴν καταστάντα Mit ihm teilte sich in die Kriegführung Valens, der von ihm nach der Flucht bei Cibalis in den Rang eines Caesars erhoben worden war. (Übers.: O. Veh) II 20.1. Τῇ δὲ ὑστεραίᾳ γενομένης ἀνακωχῆς, ἀμφοτέρους ἐδόκει κοινωνίαν ἔχειν καὶ ὁμαιχμίαν ἐφ’ ᾧ τὸν μὲν Κωνσταντῖνον ἄρχειν Ἰλλυριῶν καὶ τῶν ἐπέκεινα πάντων ἐθνῶν … Am nächsten Tage kam es zu einem Waffenstillstand und beide Parteien fanden es für angezeigt, einen Vertrag zu schließen. Danach sollte Constantinus über Pannonien und alle jenseits davon gelegenen Provinzen herrschen … (Übers.: O. Veh) Bibliographie: Paschoud 2000, 210 n. 30.

II 21.1. Κωνσταντῖνος δὲ πυθόμενος Σαυρομάτας τῇ Μαιώτιδι προσοικοῦντας λίμνῃ, ναυσὶ διαβάντας τὸν Ἴστρον, τὴν οὖσαν ὑπ’ αὐτῷ λῄζεσθαι χώραν, ἦγεν ἐπ’ αὐτοὺς τὰ στρατόπεδα· συναντησάντων δὲ καὶ τῶν βαρβάρων αὐτῷ μετὰ Ῥαυσιμόδου τοῦ σφῶν βασιλεύοντος, τὴν ἀρχὴν οἱ Σαυρομάται προσέβαλλον πόλει φρουρὰν ἀρκοῦσαν ἐχούσῃ, ἧς τὸ μὲν ἀπὸ γῆς ἀνατρέχον ἐς ὕψος τοῦ τείχους ἐκ λίθων ᾠκοδόμητο, τὸ δὲ ἀνωτέρω ξύλινον ἦν. 2 Οἰηθέντες τοίνυν οἱ Σαυρομάται ῥᾷστα τὴν πόλιν αἱρήσειν, εἰ τοῦ τείχους ὅσον ξύλινον ἦν καταφλέξαιεν, πῦρ τε προσῆγον καὶ τοὺς ἐπὶ τοῦ τείχους ἐτόξευον· ἐπεὶ δὲ οἱ ἐφεστῶτες τοῖς τείχεσι βέλεσί τε καὶ λίθοις τοὺς βαρβάρους ἐξ ὑπερδεξίων βάλλοντες ἔκτεινον, ἀπαντήσας Κωνσταντῖνος καὶ κατὰ νώτου τοῖς βαρβάροις ἐπιπεσὼν πολλοὺς μὲν ἀπέκτεινεν τοὺς δὲ πλείους ἐζώγρησεν, ὥστε τοὺς λειπομένους φυγεῖν. 3 Ῥαυσίμοδος δὴ τὸ πολὺ μέρος ἀποβαλὼν τῆς δυνάμεως, ἐς τὰς ναῦς ἐμβὰς ἐπεραιοῦτο τὸν Ἴστρον, διανοούμενος καὶ αὖθις τὴν Ῥωμαίων λῄζεσθαι χώραν· ὅπερ ἀκούσας ὁ Κωνσταντῖνος ἐπηκολούθει, τὸν Ἴστρον καὶ αὐτὸς διαβάς, καὶ συμφυγοῦσι πρός τινα λόφον ὕλας ἔχοντα πυκνὰς ἐπιτίθεται, καὶ πολλοὺς μὲν ἀνεῖλεν, ἐν οἷς καὶ Ῥαυσίμοδον αὐτόν, πολλοὺς δὲ ζωγρίας ἑλὼν τὸ περιλειφθὲν πλῆθος χεῖρας ἀνατεῖναν ἐδέξατο, καὶ μετὰ πλήθους αἰχμαλώτων ἐπανῄει πρὸς τὰ βασίλεια. Constantinus erhielt die Nachricht, daß die an der Maeotis (Asowsches Meer) wohnenden Sauromaten die Donau mit Schiffen überquert hätten und das seiner Herrschaft unterstehende Land ausplünderten, und führte daher seine Legionen gegen sie ins Feld, aber auch die Barbaren unter ihrem König Rausimodus traten ihm entgegen, und zwar griffen die Sauromaten zunächst eine Stadt an, die über eine ausreichende Besatzung verfügte und deren Mauer vom Erdboden bis in die Höhe hinauf aus Steinen errichtet war und einen hölzernen Aufbau trug. Die Sauromaten glaubten nun, mit ganz geringeren Mühen die Stadt einnehmen zu können, wenn sie nur den hölzernen Teil der Mauer in Brand setzten. So holten sie Feuer herbei und beschossen die Verteidiger auf der Mauer mit Brand-

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Auctores – Antike Autoren pfeilen. Während die auf den Mauern stehende Besatzung von ihrem erhöhten Standort aus den Barbaren mit Geschossen und Steinen antwortete und die Angreifer tötete, nahte Constantinus heran und faßte die Gegner im Rücken, hierbei tötete er eine Menge und nahm die Mehrzahl gefangen, so daß der Rest die Flucht ergriff. Rausimodus büßte den Großteil seiner Streitmacht ein, er bestieg daher seine Schiffe und überquerte die Donau, um, wie er beabsichtigte, das römische Gebiet nochmals auszuplündern. Indes hörte Constantinus von seiner Absicht und blieb ihm auf den Fersen, ja ging sogar selbst über die Donau und griff die Feinde an, die sich auf einen dicht bewaldeten Hügel zusammen geflüchtet hatten. Bei dieser Unternehmung tötete er eine große Zahl von Gegnern, darunter auch den Rausimodus selbst, brachte viele Gefangene ein und nahm, was die restliche Menge betraf, die schutzflehend die Hände emporhielt, deren Unterwerfung an. Mit einer Masse Gefangener kehrte er dann in sein Hauptquartier zurück. (Übers.: O. Veh)

Zosimos und Porfyrius widmen dem dem zweiten Krieg gegen Licinius vorausgehenden Sarmatenangriff eine längere Schilderung. Das Problem der Textstelle besteht darin, dass der griechische Geschichtsschreiber die Ereignisse nach 317 ebenso wenig erwähnt wie den auf den Sarmatenangriff folgenden Goteneinfall. Entgegen der früheren Annahmen steht der Bericht des Zosimos im Einklang zu dem des Porfyrius, und ungeachtet seines germanischen Namens hat man in der Person des Rausimodus keinen gotischen König zu sehen, des weiteren lässt sich die von Zosimos erwähnte polis auch mit Campona identifizieren. Ausführlicher über diese Frage s. Nachwort ! Bibliographie: Veh 1990, 307–308 Anm. 45; – Paschoud 2000, 213 n. 31. Cf. Opt. Porf. Carm. VI 14–28.

II 33.2. Ἑτέρῳ δὲ Μακεδόνας καὶ Θεσσαλοὺς καὶ Κρῆτας καὶ τὴν Ἑλλάδα καὶ τὰς περὶ αὐτὴν νήσους καὶ ἀμφοτέρας Ἠπείρους, καὶ πρὸς ταύταις Ἰλλυριοὺς καὶ Δάκας καὶ Τριβαλλοὺς καὶ τοὺς ἄχρι τῆς Βαλερίας Παίονας, καὶ ἐπὶ τούτοις τὴν ἄνω Μυσίαν. An den zweiten Präfekten kamen Makedonien, Thessalien, Kreta, Griechenland nebst den Inseln im Umkreis, die beiden Epirus, außerdem Illyrien, Dakien, das Land der Triballer, Pannonien bis Valeria und schließlich noch das obere Mösien. (Übers.: O. Veh)

Die Aufteilung des Reichs in vier Präfekturen ist wahrscheinlich an Konstanin zu binden, in deren Verlauf die pannonischen Provinzen zu Italien kamen. Bibliographie: Veh 1990, 310 Anm. 59; – Paschoud 2000, 230–234 n. 46.

Über das Leben des mit heidnischer Anschauung arbeitenden griechischen Geschichtsschreibers wissen wir recht wenig. Soviel jedoch ist gewiss, dass er den Rang eines comes trug und am Hof in Konstantinopel einen Finanzposten bekleidete. Seine Polybios nachahmende, im Gegensatz zu diesem jedoch den Niedergang des Reichs zu erläutern wünschende Abhandlung entstand wahrscheinlich zwischen 498–516 n. Chr. In sechs Büchern behandelte er die Geschichte Roms von Augustus bis zur Plünderung der Stadt Rom durch die Goten Alarichs (410). Vielleicht wollte er die Arbeit bis zur Thronbesteigung des Anastasius (491) fortsetzen, doch dazu kam es nicht mehr. Das Werk ist ungeachtet des zwischen 282 und 305 auftretenden Hiatus als nahezu vollständig zu bezeichnen. Als Quellen hat er (trotz aller Dispute) am ehesten die Werke des Dexippos (hauptsächlich dessen von den Anfängen bis 269/270 reichende Chronik (12 Bücher) und eine die germanischen Kriege der Jahre 238–274 behandelnde, Scythica betitelte Schrift) sowie die Historienbücher von Eunapios (in Bezug auf die Ereignisse der Jahre 270 bis 404) und Olympiodoros verwendet. Die Existenz der unabhängig von Dexippos bestehenden, seit langem umstrittenen (sich auf den von Eunapios nicht behandelten frühen Zeitraum beziehenden) sog. Zosimosquelle ist noch nicht restlos erwiesen: cf. Veh 1990, 10–13; – Paschoud 2000, XXXVI–

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Zweiter Teil

XLVI. Das Zeitalter Konstantins beschrieb Zosimos im 2. Buch. Die Historia Nea beinhaltet an mehreren Stellen außerordentlich wichtige Angaben im Hinblick auf die Geschichte Pannoniens. Bibliographie: Veh 1990; – Paschoud 2000, Historia nova: the decline of Rome. Tr. by J. J. Buchanan – H. T. Davis. San Antonio 1967; – PWRE X A (1972) col. 795–841; – GLQFM IV 382–411, 568–576 Nr. 141; – Moravcsik 1958, 577–579; – FPA 5, 57–61.

Petros Patrikios Historiae Frag. 14.1 (FHG IV, 191) = Continuator Dionis Excerpta Vaticana 187A Edition: FHG IV 181–191 und 191–199.

Ὅτι Λικίννιος τὰ χρυσὰ νομίσματα, ἐν οἷς ὁ Κωνσταντῖνος τὴν κατὰ Σαρματῶν αὐτοῦ νίκην ἐτύπωσεν, οὐ προσεδέχετο, ἀλλ’ ἀναχωνεύων αὐτὰ εἰς ἑτέρας μετέφερε χρήσεις, οὐδὲν ἄλλο τοῖς περὶ τοῦτο μεμφομένοις ἀποκρινόμενος ἢ ὅτι οὐ βούλεται βάρβαρον ἐργασίαν ἐν τοῖς συναλλάγμασι τῆς ἑαυτοῦ βασιλείας ἀναστρέφεσθαι. Licinius ließ die Goldmünzen, auf die Konstantin seinen Sieg über die Sarmaten prägen ließ, nicht zu, sondern ließ sie einschmelzen und anderen Verwendungen zuführen, und nicht anders antwortete er denjenigen, die sich darüber beschwerten, als dass er nicht wolle, das ein barbarisches Produkt im Handel seines Reiches verwendet wurde. (Übers.: J. Wienand)

Der in Thessalonike geborene Petros Patrikios (etwa 500–564) übte in Konstantinopel eine Tätigkeit als Anwalt aus, später bekleidete er am Hofe Justinians höhere Hofämter (Curator, Magister officiorum, schließlich erhielt er den Titel Patricius). Zu seiner wichtigsten Rolle gelangte er als Leiter der Friedensverhandlungen mit den Persern. Sein Historienwerk, die verloren gegangene Historiae, ist nur aus Exzerpten bekannt, es erläuterte die Ereignisse von der Schlacht bei Actium (31 v. Chr.) bis zum Jahr 358 n. Chr. Seine Hauptquellen waren Cassius Dio und Herodianos sowie die Annalen des Nicomachus Flavianus. Neueren Forschungen zufolge (in erster Linie das Verdienst B. Bleckmanns) lässt sich seine Person mit jenem Geschichtssschreiber identifizieren, welcher ebenfalls nur aus den konstantinischen Exzerpten bekannt ist und das Werk des Cassius Dio fortgeführt hat. Von hier stammen seine bekannteren Namen Anonymus post Dionem oder Continuator Dionis. Weiters ist es wahrscheinlich, dass Petros Patrikios’ Werk mit der Quelle der die Grundlage eines Großteils der mittelbyzantinischen Chroniken bildenden Epitome, der sog. Leoquelle, zu identifizieren ist: Brecht 1999, 56–58. Bibliographie: PWRE XIX (1938) col. 1296–1304; – Bleckmann 1992, 410–415; – Brecht 1999, 48, 56–58; – Brizzi 1976; – Wienand 2012, 341–344; – FPA 5, 61–63.

Jordanes Getica Edition: Iordanis Romana et Getica. MGH AA V/1 (1882) pp. 1–52.

XXII 113 … Quo tempore erant in eo loco manentes, ubi nunc Gepidas sedent, iuxta flumina Marisia, Miliare et Gilpil et Grisia, qui omnes supra dictos excedet. 114 Erat namque illis tunc ab oriente Gothus, ab occidente Marcomanus, a septentrione Hermundolus, a meridie Histrum, qui et Danubius dicitur. Hic ergo Vandalis commorantibus bellum indictum est a Geberich rege Gothorum ad litus praedicti amnis Marisiae, ubi nec diu certatum est ex aequali, sed mox ipse rex Vandalorum Visimar magna parte cum gentis suae prosternitur. 115 Geberich vero Gothorum ductor eximius superatis depraedatisque Vandalis ad propria loca, unde exierat, remeavit. Tunc perpauci Vandali, qui evasissent, collecta inbellium suorum manu, infortunata patria relinquentes Pannoniam sibi a Constantino principe petierunt ibique per LX annos plus minus sedibus locatis imperatorum decretis ut incolae famularunt. In dieser Zeit wohnten sie, wo die Gepiden jetzt sitzen, an den Flüssen Marisia, Miliare, Gilpil und Grisia, der die vorgenannten Flüße alle an Größe übertrifft. Im Osten begrenzte sie der Gote, im Westen der Markomanne, im Norden der Hermundole, im Süden der Hister, der auch Danubius

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Auctores – Antike Autoren heißt. Während ihres dortigen Afenthalts also wurde den Vandalen vom Gotenkönig Geberich Krieg angekündigt am Ufer des erwähten Marissiaflußes, und nicht lange wurde mit gleichem Glück gekämpft, in kurzer Zeit lag der Vandalenkönig Visimar mit einem Teil seines Volkes auf der Walstadt. Geberich aber, der ausgezeichnete Anführer der Gothen, kehrte, nachdem er die Vandalen besiegt und ausgeplündert, nach Hause zurück, von wo er gekommen war. Da sammelten einige wenige Vandalen, die entkommen waren, die Schar der Ihrigen, die nicht waffenfähig waren, verließen ihre unglückliche Heimat und baten den Kaiser Konstantin um Pannonien, wo sie ungefähr sechzig Jahre lang, nachdem sie dort Wohnsitze erhalten hatten, als Untertanen den Befehlen der Kaiser gehorchten. (Übers.: W. Mertens)

Die pannonische Ansiedlung der von den Goten eine Niederlage erleidenden Vandalen ist von anderer Stelle nicht bekannt, wenngleich Jordanes sie noch einmal erwähnt. In dem Zusammenhang wurde auch eine Verwechslung mit den Sarmaten erwogen. Ausführlicher dazu s. das Nachwort. Cf. XXXI 161.

XXVIII 145 Defuncto ergo Aithanarico cunctus eius exercitus in servitio Theodosii imperatoris perdurans Romano se imperio subdens cum milite velut unum corpus effecit militiaque illa dudum sub Constantino principe foederatorum renovata et ipsi dicti sunt foederati. Nach dem Tod des Aithanarich blieb sein gesamtes Heer im Untertanenverhältnis zu Theodosius, stellte sich unter die Herrschaft der Römer und bildete mit den römischen Soldaten gleichsam einen Körper. Jener Kriegsdienst der Verbündeten, wie er schon längst unter Konstantin eingerichtet war, wurde erneuert, und sie selbst Verbündete (Foederati) genannt. (Übers.: W. Mertens) XXXI 161 Nam Vandali vel Alani, quos superius diximus permissu principum Romanorum utramque Pannoniam resedere, nec ibi sibi metu Gothorum arbitrantes tutum fore, si reverterentur, ad Gallias transierunt. Denn die obengenannten Vandalen und Alanen saßen mit Erlaubnis der römischen Kaiser in den beiden Pannonien, und gingen, da sie aus Angst vor den Gothen auch hier ihre Sicherheit gefährdet glaubten, wenn sie zurückkehren würden, nach Gallien hinüber. (Übers.: W. Mertens) Cf. XXII 115.

XXXIV 178 ingentia si quidem flumina, id est Tisia Tibisiaque et Dricca transientes venimus in loco illo, ubi dudum Vidigoia Gothorum fortissimus Sarmatum dolo occubuit. Wir gingen über gewaltige Ströme, Tisia, Tibisia und Dricca, und kamen an den Ort, wo vor langer Zeit Vidigoia, der Gothen tapferster, der Tücke der Sarmaten unterlegen war. (Übers.: W. Mertens)

Letzterer Abschnitt ist ursprünglich die lateinische Übersetzung des 8. Fragments von Rhetor Priskos, welchem Jordanes die vorliegende eigene Bemerkung hinzufügt. Der Tod des Vidigoia hängt vermutlich mit den Ereigissen unter der Herrschaft Konstantins zusammen, aus anderen Quellen ist er nicht bekannt. Isidorus Historia de regibus Gothorum, Vandalorum et Suevorum 5 Edition: MGH AA XI (1894) = Chron. Min. II pp. 241–303.

… anno XXVI imperii Constantini, Gothi Sarmatarum regionem aggressi, copiosissimis super Romanos irruerunt agminibus, vehementi virtute cuncta gladio et depraedatione vastantes. Adversus quos idem Constantinus aciem instruxit, ingentique certamine vix superatos ultra Danubium expulit, ne diversis gentibus virtutis gloria clarus, sed de Gothorum victoria amplius gloriosus. Quem Romani, acclamante senatu, publica laude prosecuti sunt quod tantam gentem vicerit, quod patriam rempublicam reformaverit.

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Zweiter Teil Im 26. Jahre der Herrschaft Konstantins überschwemmten die Goten das Gebiet der Sarmaten und fielen dann in zahllosen Schwärmen über die Römer her, in ungestümer Tapferkeit alles mit Feuer und Schwert verwüstend. Gegen sie zog Konstantin aus, trieb sie nach heftigem Widerstand über die Donau zurück und erhöhte durch diesen Sieg über die Goten den Ruhm, den er durch Niederwerfung anderer Völkerschaften bereits erworben hatte. Die Römer belobigten ihn unter Beistimmung des Senats öffentlich dafür, daß er ein so großes Volk besiegt, und die alten Grenzen des Reiches wieder hergestellt hatte. (Übers.: D. Coste)

Isidor von Sevilla (556/560–636) fiel als Erzbischof seiner Stadt drei Jahrzehnte lang auch eine wichtige politische und kirchenpolitische Rolle zu, bekannt ist der jedoch weit eher für sein patristisches und schriftstellerisches Lebenswerk. Die 20 Bücher seines Hauptwerkes, der Etymologiae (oder Origines), blieben zwar unvollendet, sind aber dennoch die letzte (und zugleich erste christlich geprägte) etymologisierende und gleichzeitig enzyklopädische Zusammenfassung des Wissens der antiken Welt. Neben zahlreichen theologischen (und anderen) Schriften verfasste Isidorus, nach dem Vorbild des Hieronymus, auch De viris illustribus, eine bis 615 n. Chr. gehende Weltchronik sowie eine kurze historische Abhandlung, in der er vorrangig die Geschichte der hispanischen Gotenkönige behandelte, aber auch kurz auf die Vorereignisse des 4. Jahrhunderts einging. Das ursprünglich 619 geschriebene Werk ergänzte er vor seinem Tode noch mit der Geschichte der Vandalen- und Suebenkönige. In diesem Zusammenhang erwähnte er den Sieg Konstantins, welcher sich nur mit den Ereignissen des Jahres 332 in Verbindung bringen lässt. In Bezug auf Letzteres dürfte er über wenig Informationen verfügt haben, deshalb auch musste er – offensichtlich irrtümlich – die Goten von römischem Gebiet zurückdrängen. Seine Hauptquellen für diesen Zeitraum waren das Chronicon des Hieronymus und Orosius. An der oben zitierten Stelle hat er keinen von beiden verwendet. Bibliographie: H. Hertzberg, Die Chroniken und Historien des Isidors von Sevilla. Göttingen 1874; – J. Madoz, San Isidoro de Sevilla. León 1960; – H.-J. Diesner, Isidor von Sevilla und seine Zeit. Stuttgart 1973; – H.J. Diesner, Isidor von Sevilla und das westgotsiche Spanien. Berlin 1977, Isidore of Seville’s History of the Kings of the Goths, Vandals, and Suevi. Translated by Guido Donini and Gordon B. Ford, Jr. Leiden 1966; – Las historias de los godos, vándalos y suevos de Isidoro de Sevilla: estudio, edición crítica y traducción de C. Rodriguez Alonso. León 1975; – D. Coste, Isidors Geschichte der Goten, Vandalen, Sueven nebst Auszügen aus der Kirchengeschichte des Beda Venerabilis. Leipzig 1909; – U. Nagengast, Gothorum Florentissima Gens: Gotengeschichte als Heilsgeschichte bei Isidor von Sevilla. Classica et neolatina 4. Wien 2011.

Theophanes Confessor Chronographia p. 27,31–28,2 (= Cedr. p. 517, 16–19) Edition: Theophanis chronographia I. Ed. C. de Boor. Leipzig 1883.

Τούτῳ τῷ ἔτει Κωνσταντῖνος νικητὴς εὐσεβέστατος κατὰ Γερμανῶν καὶ Σαρματῶν καὶ Γότθων στρατεύσας νίκην ἤρατο κραταιὰν διὰ τῆς τοῦ σταυροῦ δυνάμεως, καὶ τούτους ἐρημώσας εἰς ἐσχάτην αὐτοὺς κατήγαγε δουλείαν. In dem Jahre (325–326 n. Chr.) errang der allergnädigste und siegreiche Constantinus über die Germanen, die Sarmaten und die Goten einen bedeutenden Sieg durch das Zeichen des Kreuzes und stürzte, sie dezimierend, diese in vollständige Knechtschaft. (Übers.: P. K., G. B.)

Der als Heiliger verehrte Mönch Theophanes (752–818) erhielt den Beinamen Confessor wegen seines Auftretens gegenüber dem Bilderstürmer Leo V., weshalb er den Rest seines Lebens in Gefangenschaft beziehungsweise im Exil verbrachte. Seine Chronik schrieb er auf Drängen seines Freundes Georgios Synkellos. Darin behandelte er, dessen historische Arbeit fortführend, die Ereignisse zwischen 284 und 813. Die Erfolge Konstantins gegen die Barbaren erscheinen interessanter Weise bei den byzantinischen Geschichtsschreibern weniger (wie z. B. bei Zonaras). Der 158

Auctores – Antike Autoren

vorliegende Abschnitt wurde wortwörtlich in die unter den Namen Symeon Logothetes und Georgios Kedrenos bekannte Chroniküberlieferung übernommen. Bibliographie: Krumbacher 1897, 342–347; – Moravcsik 1958, 530–537; – Mango – Scott 1997, 44 n. 1.

Zonaras Historiae Romanorum excerpta Edition: Ioannis Zonarae epitomae historiarum (lib. 1–12). Ed. L. Dindorf I–VI – Lipsiae 1868–1870.

XII 34. (623) Μαξιμῖνος δὲ κοινωνὸν τῆς ἀρχῆς τὸν Λικίνιον προσειλήφει, ἐκ Δακῶν ἕλκοντα τὴν τοῦ γένους σειρὰν καὶ γαμβρὸν ὄντα ἐπ’ ἀδελφῇ τοῦ μεγάλου Κωνσταντίνου. κοινωνὸν δὲ τῆς βασιλείας αὐτὸν ποιησάμενος τὸν μὲν ἐν τῷ Ἰλλυρικῷ καταλέλοιπεν, ἵν’ ἀμύνῃ τοῖς Θρᾳξὶν ὑπὸ βαρβάρων ληιζομένοις, ἐκεῖνος δ’ εἰς Ῥώμην ἀφίκετο μαχόμενος πρὸς Μαξέντιον. Maximinus (d. h. Galerius) teilte sich die Macht mit Licinius, der selber dakischer Herkunft war, der Mann der Schwester von Constantinus dem Großen war. Nachdem er ihn zum Mitherrscher machte, ließ er ihn im Illyricum zurück, dass er Thracia vor den plündernden Barbaren schütze, er selbst aber ging nach Rom, um gegen Maxentius Krieg zu führen. (Übers.: P. K., G. B.)

Die obige Zonaras-Angabe könnte konkret auf Barbareneinfälle zur Zeit der 2. Tetrarchie hindeuten. Unter den Barbaren sind gleichermaßen Karpen und Goten wie auch Sarmaten zu verstehen. Cf. Aur. Vict. 40. 8.

XIII 1.5. Κινήσας οὖν κατὰ Λικιννίου τὴν στρατιὰν ὁ Κωνσταντῖνος καὶ πολλάκις αὐτῷ συμβαλών, τέλος νικᾷ. Nachdem Constantinus sein Heer gegen Licinius mobilisiert hatte, stieß er mehrmals mit ihm zusammen, blieb am Ende aber dennoch siegreich. (Übers.: P. K., G. B.)

An dieser Stelle erwähnt der Geschichtsschreiber die beiden Bürgerkriege zwischen Konstantin und Licinius zusammengefasst. Bibliographie: Banchich 2009, 146 n. 155, 192 n. 9.

159

Zweiter Teil

Fontes ad ecclesiam Pannoniae pertinentes – Quellen der pannonischen Kirchengeschichte Nomina patrum Nicaenorum 214 Edition: H. Gelzer – H. Hilgenfeld – O. Cuntz, Patrum Nicaenorum nomina Latine, Graece, Coptice, Syriace, Arabice, Armeniace. Mit einem Nachwort von Christoph Markschies. Neudruck der 1. Auf lage (1898). Stutgardiae et Lipsiae 1995; – H. C. Turner, Ecclesiae occdentalis monumenta iuris antiquissima canonum et conciliorum Graecorum interpretationes Latinae I 1.1. Oxonii 1899, 90–91,

Nr. 214, 217 XL Domnus Pannoniae. Nr. 209. Δόμνος Παννονίας. Domnus aus Pannonien.

(P. K.)

Am ersten ökumenischen Konzil von Nicaea 325 nahmen nur sehr wenige Bischöfe aus den Städten lateinischer Provinzen teil. Die erst später nach Provinzen zusammengstellte Liste der Unterzeichner von Nicaea sowie das Symbol selbst wurden nachträglich (Meletius) zu dem ursprünglich in den 360 er Jahren in Antiochia entstandenen corpus canonum hinzugefügt. Neben der lateinischen (Handschriften G–P) und griechischen ist es auch in armenischer (Nr. 208) und syrischer (Nr. 215) Version überliefert (die arabische und koptische Version dagegen fehlt). Unter den Unterzeichnern der Konzilsakten begegnet man auch dem Bischof von Sirmium, dem zur Orthodoxie stehenden (s. die Exkommunikation des Valens und Ursacius, weswegen diese ihn noch unter Konstantin stürzten) Domnus, für den dies der erste bekannte öffentliche Auftritt war. Der Genitiv Pannoniae dürfte auf das Metropole-Bestreben der Kirche von Sirmium hinweisen (cf. die der späteren [nach Dionysius Exiguus von Papst Hadrianus 774 endgültig zusammengestellten] interpretatio Dionysio-Hadriana folgenden Handschriften [A–F], wo hinter dem Namen Domnus die Bezeichnung metropolitanus steht), seine Übersetzung jedoch einfach noch: der Pannonier bedeuten (cf. in späteren Versionen [IQ] Pannoniensis). Bibliographie: Gyárfás 1889, 22–24; – Zeiller 1918, 143–144; – Nagy 1939, 87–88, 220–222. Cf. Ath. Ep. encycl. 7; – Hist. Arian. V 2.

Eusebios Vita Constantini IV 43.3. Μακεδόνες μὲν γὰρ τὸν τῆς παρ’ αὐτοῖς μητροπόλεως παρέπεμπον, Παννόνιοί τε καὶ Μυσοὶ τὰ παρ’ αὐτοῖς ἀνθοῦντα κάλλη τῆς τοῦ θεοῦ νεολαίας, … Die Makedonier hatten ihren Metropoliten gesandt, die Pannonier und Mysier die herrliche Blüte ihrer jungen Schar der Gottesdiener (d. h. Valens und Ursacius) … (Übers.: P. Dräger)

Eusebios verweist an dieser Stelle auf das Konzil von Tyros, nach welchem Valens und Ursacius eine wirklich bedeutende Rolle in den gegen Athanasios laufenden und zu seiner ersten Verbannung führenden Untersuchungen erhielten. Über das Werk s. im ersten Kapitel ! Athanasios Epistula encyclica ad episcopos Aegypti et Libyae 7.4 Edition: Athanasius Werke II/1. Ed. H. G. Opitz. Berlin 1940, 169–177.

αὶ γὰρ καὶ πρότερον ἀπὸ τοῦ πρεσβυτερίου καθαιρεθέντες ὕστερον διὰ τὴν ἀσέβειαν ἐκλήθησαν ἐπίσκοποι Οὐρσάκιός τε καὶ Οὐάλης, οἳ καὶ τὴν ἀρχὴν ὡς νεώτεροι παρὰ Ἀρείου κατηχήθησαν. Ja sogar die früher schon des Priesterthums entsetzten Ursacius und Valens, die zuerst in ihrer Jugend von Arios Unterricht genossen hatten, wurden später wegen ihrer Gottlosigkeit zu Bischöfen ernannt. (Übers.: J. Fisch)

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Fontes ad ecclesiam Pannoniae pertinentes – Quellen der pannonischen Kirchengeschichte

Die letztere Stelle ist einer der unmittelbaren Belege für die Tätigkeit des Arios im Illyricum beziehungsweise in Sirmium während der Zeit seines Exils nach dem Konzil von Nicaea. Cf. Ausgewählte Schriften des Heiligen Athanasius, Erzbischofs von Alexandria und Kirchenlehrers II: aus dem Urtexte übers. und mit Einl. sowie erl. Bemerkungen vers. von Jos. Fisch. Bibliothek der Kirchenväter 1/29. Kempten 1875, Philostorgios Historia Ecclesiastica I.10 p. 11,15 (Nicetas Thes. V 8).

Historia Arianorum 5.2 Edition: Athanasius Werke II/1. Ed. H. G. Opitz. Berlin 1940, 183–230.

… καὶ Δομνίων ὁ ἐν Σιρμίῳ καὶ Ἑλλανικὸς ὁ ἐν Τριπόλει μόνον ἐγνώσθησαν μισοῦντες τὴν αἵρεσιν, καὶ τοὺς μὲν μετὰ προφάσεως, τοὺς δὲ χωρὶς ταύτης βασιλικοῖς γράμμασι μεταστήσαντες τῆς τε πόλεως ἐκβαλόντες ἑτέρους ἀντ’ αὐτῶν, οὓς ἐγίνωσκον ἀσεβοῦντας, εἰς τὰς ἐκείνων ἐκκλησίας κατέστησαν. Auch … Domnion zu Sirmium … sobald man erfuhr, daß sie die Ketzerei hassen, teils wegen erdichteter Verbrechen, teils ohne solche, durch kaiserliche Schreiben versetzt, und aus der Stadt vertrieben, und anstatt ihrer wurden Andere, deren Gottlosigkeit bekannt war, in die Kirchen derselben eingesetzt. (Sämtliche Werke des heiligen Athanasius 2. Sämtliche Werke der Kirchen-Väter 15. Kempten 1836)

Apologia contra Arianos Edition: Kiadás: Athanasius Werke II/1. Ed. H. G. Opitz. Berlin 1940, 87–168.

13.2. καὶ διὰ τοῦτο ἡμῶν ἐχθρούς, ἀπέστειλαν αὐτοὶ κρύφα χρώμενοι τῇ δυναστείᾳ Διόγνιον, Μάριν, Θεόδωρον, Μακεδόνιον, δύο νεωτέρους τὴν ἡλικίαν καὶ τὸν τρόπον Οὐρσάκιον καὶ Οὐάλην ἀπὸ Παννονίας, καὶ οὗτοι μετὰ τὴν τοσαύτην ὁδόν, ἣν ὑπέμειναν, ἵνα δικάσωσι τῷ ἐχθρῷ, πάλιν ἀπὸ Τύρου καὶ εἰς τὴν Ἀλεξάνδρειαν ἠπείγοντο … Demgemäß entsandten sie heimlich mit Hilfe der Zivilbehörden diejenigen unserer Gegner, namentlich Diognios, Maris, Theodoros, Makedonios sowie zwei ihren Jahren und ihrem Denken nach Junge, Ursacius und Valens, aus Pannonien. Diese nahmen die lange Reise auf sich, um über ihren Gegner (d. h. Athanasios) richten zu können, und kamen von Tyros wieder nach Alexandria. (Übers.: P. K., G. B.)

28.1. Ἠιτιᾶτο δὲ καὶ τοὺς ἀπελθόντας εἰς τὸν Μαρεώτην παρὰ γνώμην αὐτοῦ ἀπεληλυθέναι. ἔλεγε γὰρ ὅτι Θεόγνιον καὶ Μάριν καὶ Θεόδωρον, Οὐρσάκιον καὶ Οὐάλεντα καὶ Μακεδόνιον ὑπόπτους ὄντας ἀπέστειλαν. Auch beschwerte er sich, dass gegen seinen Wunsch jene Personen nach Mareotis kamen, diese sind Theognios, Maris, Theodoros, Ursacius, Valens und Makedonios, die man entgegen ihres verdächtigen Wesens (d. h. Arianertums) hierher sandte. (Übers.: P. K., G. B.) 37.7 und 41: καὶ τὰ ὑπομνήματα δὲ τὰ ἐν τῷ Μαρεώτῃ γενόμενα ὑπὸ παμπονήρων καὶ ἐξωλεστάτων τινῶν νεωτέρων, οἷς οὐκ ἄν τις ἐπίστευσεν οὐδὲ τὸν τυχόντα βαθμὸν τοῦ κλήρου, συνέστηκε κατὰ μονομέρειαν πεπράχθαι. Was sich aber auf den Bericht bezieht, den in Mareotis gewisse boshafte und gottlose Jünglinge anfertigten, denen man nicht den geringsten Dienst anvertrauen dürfte, war dieser sicherlich voreingenommen. (Übers.: P. K., G. B.)

Das Synodicon des 339 stattgefundenen Konzils von Alexandria verweist zweimal mit demselben Satz auf die Tatsache, dass unter den eusebianischen Mitgliedern in der Untersuchungskommission von Mareotis die namentlich jetzt noch nicht erwähnten Jünglinge Valens und Ursacius tonangebend waren. 161

Zweiter Teil 72.4. οὓς γὰρ παρῃτούμεθα διὰ τὴν ἀρειανὴν αἵρεσιν, οὗτοι σπουδαίως ἀπῆλθον, Διόγνιος Μάρις Θεόδωρος Μακεδόνιος Οὐρσάκιος καὶ Οὐάλης. …, die ich wegen ihres arianischen Ketztertums abwies, diese gingen auch eilends fort, das heißt Diognios, Maris, Theodoros, Makedonios, Ursacius und Valens. (Übers.: P. K., G. B.) 73.1. Ἀλλ’ οὐδὲ οὕτως λαθεῖν ἠδυνήθησαν. συνορῶντες γὰρ οἱ πρεσβύτεροι τῆς πόλεως καὶ τοῦ Μαρεώτου τὰς κακουργίας αὐτῶν ἔγραψαν καὶ διεμαρτύραντο ταῦτα· 2 a Θεογνίῳ, Μάρι καὶ Μακεδονίῳ, Θεοδώρῳ καὶ Οὐρσακίῳ καὶ Οὐάλεντι τοῖς ἀπὸ Τύρου ἐλθοῦσιν ἐπισκόποις παρὰ τῶν πρεσβυτέρων καὶ διακόνων τῆς καθολικῆς ἐκκλησίας Ἀλεξανδρείας ὑπὸ τὸν αἰδεσιμώτατον ἐπίσκοπον Ἀθανάσιον. Trotzdem konnten sie sich nicht verbergen, die Presbyter der Stadt (d. h. Alexandria) und von Mareotis erkannten ihre Winkelzüge und aus Protest schrieben sie ihnen diese: dem Theognis, Maris und Makedonios, dem Theodoros, dem Ursacius und Valens, den aus Tyros kommenden Bischöfen (d. h. schicken dies) die Presbyter und Diakone der katholischen Kirche von Alexandria zur Zeit des hochwürdigen Bischofs Athanasios. (Übers.: P. K., G. B.) 75.1. Διὸ καὶ ἐλθόντες οἱ περὶ Θεόγνιον καὶ Θεόδωρον καὶ Μάριν καὶ Μακεδόνιον καὶ Οὐρσάκιον καὶ Οὐάλεντα εἰς τὸν Μαρεώτην οὐδὲν εὑρόντες ἀληθές … Deswegen kamen Theognios, Theodoros, Maris, Makedonios, Ursacius und auch Valens mit ihren Gefährten nach Mareotis, doch unter diesen (d. h. den Anklagen gegen Athanasios) fanden sie nichts als wahr. (Übers.: P. K., G. B.) 76.1–2. Ἐπειδὴ Θεόγνιος καὶ Μάρις καὶ Μακεδόνιος καὶ Θεόδωρος καὶ Οὐρσάκιος καὶ Οὐάλης ὡς ἀποσταλέντες ὑπὸ πάντων τῶν ἐπισκόπων τῶν συνελθόντων ἐν τῇ Τύρῳ ἀπήντησαν ἐν τῇ ἡμετέρᾳ παροικίᾳ φάσκοντες ἐντολὰς εἰληφέναι, ὡς ζητῆσαί τινα ἐκκλησιαστικὰ πράγματα … Da Theognios, Maris, Makedonios, Theodoros, Ursacius und Valens, als hätten die am Konzil von Tyros teilnehmenden Bischöfe sie geschickt, in unsere Diözese kamen und sagten, sie haben den Auftrag, eine bestimmte Angelegenheit zu untersuchen … (Übers.: P. K., G. B.) 87.1. Ταῦτα μαθόντες οἱ περὶ Εὐσέβιον καὶ εἰδότες ἃ πεποιήκασι, τοὺς μὲν ἄλλους ἐπισκόπους ἐκώλυσαν ἀνελθεῖν, αὐτοὶ δὲ μόνοι Εὐσέβιος, Θεόγνιος, Πατρόφιλος, ὁ ἕτερος Εὐσέβιος καὶ Οὐρσάκιος καὶ Οὐάλης ἀνελθόντες … Als Eusebios und seine Gefährten seinen (d. h. Konstantins) Brief lasen, gingen nur sie selber, d. h. Eusebios, Theognios, Patrophilos, der andere Eusebios, Ursacius und Valens, dorthin. (Übers.: P. K., G. B.)

St. Athanasios (ab 438), Patriarch von Alexandria (293/298–373), war im Kampf gegen das arianische Ketzertum einer der vehementesten Verteidiger der Orthodoxie und zugleich ein sehr fruchtbarer Autor. Im Anschluss an das Konzil von Tyros hat man ihn fünfmal zu Verbannung verurteilt (335–337 Treveri, 339–346 Rom, 356–362, 363, 365–366 ägyptische Wüste). Sein gesamtes literarisches Werk zu sichten, kann an dieser Stelle nicht Aufgabe sei. Doch hat er als Verfasser zahlreicher Reden, Apologien und Streitschriften häufig auf die pannonische Kirchengeschichte beziehungsweise den pannonischen Arianismus Bezug genommen. Dazu gehört unter anderem sein auf die Anschuldigungen des Arianismus (wonach er den Kirchenstreit zwischen Constantius II. und Constans provoziert haben soll) reagierender Brief von 356 an die ägyptischen Bischöfe (zur gleichen Zeit entstand auch seine an Constantius II. adressierte Apologie). An den Zeitraum seines dritten Exils ist seine Apologie gegen die Arianer (oder 2. Apologie) zu binden, wo er die dem Konzil von Nicaea folgenden Ereignisse unter Konstantins Herrschaft am detailliertesten bespricht, ebenso wie die in Briefform geschriebene Abhandlung über die Geschichte des Arianismus. Da die als Anhänger des Eusebios von Nicomedia geltenden Bischöfe 162

Fontes ad ecclesiam Pannoniae pertinentes – Quellen der pannonischen Kirchengeschichte

von Singidunum und Mursa, Ursacius und Valens, zu seinen Hauptgegnern zählten, erwähnt er sie an zahlreichen Stellen schon auf dem Konzil von Tyros, in der diesem folgenden Untersuchungskommission von Mareotis und dann bei den im Beisein ders Herrschers geführten Verhandlungen in Konstantinopel. Seine erste Verbannung schrieb er zum größten Teil ihrer Tätigkeit zu, das geht aus ihrer häufigen Erwähnung auch hervor. Wegen ihres unter Constantius II. weiter wachsenden Einflusses kommen sie in jenen Passagen seiner Werke, die sich auf den späteren Zeitabschnitt beziehen, noch häufiger vor. Infolge dessen kann man den Werken des Athanasios auch im nächsten Band begegnen. Im Laufe des Prozesses gegen Athanasios erwähnen auch etliche andere frührchristliche Autoren die Tätigkeit des Valens und des Ursacius. Cf. Eus. v. Const. IV 43.3; – Sokr. H. E. I 27, 31; – 35, Soz. H. E. II 25.19. Bibliographie: PWRE II (1896) 1935–1938; – Duval 1971, 565–567 Nr. 236; – G. Bardy, Saint Athanase. Paris 1925; – Nagy 1936; – Drake 1986; – Arnold 1991; – Barnes 1993; – Anatolios 2004; – Athanasius, Zwei Schriften gegen die Arianer. Eingeleitet, übersetzt und kommentiert von Werner Portmann. Bibliothek der Griechischen Literatur 65. Stuttgart 2006; – Gwynn 2007.

Sokrates Historia Ecclesiastica Edition: Socrates’ Ecclesiastical History. Ed. W. Bright. Oxford 1893.

I 27.7. Συμφράττονται οὖν κατ’ αὐτοῦ Εὐσέβιος ὁ Νικομηδείας Θεόγνιος ὁ Νικαίας, Μάρις ὁ Χαλκηδόνος, Οὐρσάκιος Σιγγιδόνος τῆς ἄνω Μυσίας, καὶ Οὐάλης Μουρσῶν τῆς Παννονίας. Also verbündeten sich gegen ihn (d. h. gegen Athanasios) Eusebios von Nicomedia, Theognis von Nicaea, Maris von Calchedon, Ursacius von Singidunum aus dem Oberen Moesia und Valens von Mursa aus Pannonien. (Überstzung: P. K., G. B.) I 31.3. ἐπέμπετο γὰρ Θεόγνιος Μαρὶς Θεόδωρος Μακεδόνιος Οὐάλης Οὐρσάκιος Entsandten zu ihm nämlich Theognis, Maris, Theodoros, Makedonios, Valens und Ursacius. (Übers.: P. K., G. B.)

I 35.2. Ταῦτα τὰ γράμματα εἰς ἀγῶνα τοὺς ἐν τῇ συνόδῳ κατέστησεν· διὸ οἱ μὲν πλείους ἐπὶ τὰς ἑαυτῶν ἀνεχώρησαν πόλεις, 2. οἱ δὲ περὶ Εὐσέβιον καὶ Θεόγνιον καὶ Μάριν, Πατρόφιλόν τε καὶ Οὐρσάκιον καὶ Οὐαλέντα εἰς τὴν Κωνσταντινούπολιν ἐλθόντες … Dieser Brief schüchterte die Teilnehmer am Konzil ein, die meisten kehrten sogar in ihre eigenen Städte zurück. Eusebios, Theognis, Maris, Patrophilus, Ursacius und Valens aber reisten nach Constantinopolis … (Übers.: P. K., G. B.)

Der Jurist (scholasticus) aus Konstantinopel (ca. 380–440) schrieb sein eigenes Werk angelehnt an die Kirchengeschichte des Eusebios und diese fortsetzend. Es umfasst die Geschichte der Kirche zwischen 306 und 439 in sieben Büchern. Darin deutet der Autor mehrfach auf die Ereignisse vor der ersten Verbannung des Athanasios hin, an der die aus dem Illyricum stammenden Anhänger des Arios, Valens und Ursacius, aktiv beteiligt waren. In dem Werk geht er auch mehrmals auf weltliche Ereignisse ein, wie im obigen, den Bürgerkrieg zwischen Konstantin und Licinius schildernden Abschnitt. Bibliographie: PWRE III (1927) 893–901; – Moravcsik 1958, 508–510; – GLFQM IV 324–329, 541–542 Nr. 124; – Duval 1971, 710–711 Nr. 305; – F. Geppert, Die Quellen des Kirchenhistorikers Socrates Scholasticus. Leipzig 1898; – Th. Urbainczyk, Socrates of Constantinople. Historian of Church and State. Ann Arbor 1997; – M. Wallraff, Der Kirchenhistoriker Sokrates. Untersuchungen zu Geschichtsdarstellung, Methode und Person. Forschungen zur Kirchen- und Dogmengeschichte 68. Göttingen 1997; – Nuffelen 2004.

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Zweiter Teil

Sozomenos Historia Ecclesiastica II 25.19 Edition: Sozomenus Kirchengeschichte. Ed. J. Bidez – G. C. Hansen. Die griechischen christlichen Schriftsteller 50. Berlin 1960.

μάρτυρας ἐπὶ τούτῳ προϊσχόμενοι Θεόγνιον τὸν Νικαίας ἐπίσκοπον καὶ Μάριν τὸν Χαλκηδόνος καὶ Θεόδωρον τὸν Ἡρακλείας, Οὐάλεντά τε καὶ Οὐρσάκιον καὶ Μακεδόνιον· οὓς ἀπέστειλαν εἰς Αἴγυπτον, ὥστε παραγενομένους εἰς τὴν κώμην, ἔνθα συντετρῖφθαι τὸ ποτήριον ἐλέγετο, τὸ ἀληθὲς ἀνευρεῖν. … wofür (d. h. die Zerstörung des sakralen Kelchs) sie als Zeugen Theognis, den Bischof von Nicaea, Maris von Calchedon und Theodor von Heraclea, Valens, Ursacius und Macedonius anführten. (Übers.: G. C. Hansen)

Unter den auf dem Konzil von Tyros gegen Athanasios erhobenen Anklagen Mord und Sakrileg reiste die Untersuchungskommission in der letzteren Sache nach Mareotis. Auch der 450 verstorbene, aus Palästina stammende Sozomenos, seines Zeichens gleichfalls Jurist, war in Konstantinopel tätig. In den 440 er Jahren schrieb er seine Theodosius II. dedizierte Kirchengeschichte, in deren neun Büchern er die Ereignisse zwischen 324 und 422 behandelte. Seine Hauptquelle war Sokrates. Die vorliegende Textstelle erwähnt auch die der ersten Verbannung des Athanasios vorausgegangenen Untersuchungen, in welchen die Illyrer Valens und Ursacius ebenfalls eine wichtige Rolle spielten. Bibliographie: PWRE III (1927) 1240–1248; – Moravcsik 1958, 510–512; – GLFQM IV 330–332, 542–543 Nr. 125; – Duval 1971, 711–712 Nr. 306; – G. Schoo, Die Quellen des Kirchenhistorikers Sozomenos. Berlin 1911, Sozomène, Histoire Ecclésiastique. Livres I–II. Texte grec de l’édition J. Bidez. Introduction par Bernard Grillet et Guy Sabbah. Traduction par André-Jean Festugière. Annotation par Guy Sabbah. Paris 1983; – Nuffelen 2004, 352–354; – Sozomenos: Historia Ecclesiastica. Kirchengeschichte. Vier Teilbände. Griechisch-Deutsch. Übersetzt und eingeleitet von G. C. Hansen. Fontes Christiani 73, 1–4. Turnhout 2004.

Philostorgios Historia Ecclesiastica I 10 p. 11,15 (Nicetas Chon. Thesaurus V 8) Edition: Philostorgius, Kirchengeschichte. Mit dem Leben des Lucian von Antiochien und den Fragmenten eines arianischen Historiographen. Herausgegeben von Joseph Bidez. 3., bearbeitete Auf lage von Friedhelm Winkelmann. Berlin 1981.

… καὶ εἰς Ἰλλυρίοὐς ἐφυγαδεύθησαι ἃμα Ἀρείῳ καὶ τοῖς σὺν αὐτῷ πρεσβυτέροις. … die (d. h. Secundus und Theonas) zusammen mit Arios und seinen Presbytern nach Illyricum verbannt wurden. P. K.

Der aus Kappadokien stammende Philostorgios lebte 368–433 in Konstantinopel. Während seiner letzten Lebensjahre schrieb er in 12 Büchern aus seiner eigenen eunomianischen Perspektive die Ereignisse der Kirchengeschichte (am ehesten aber des Arianerstreits) bis zum Jahr 425 nieder. An zahlreichen Stellen verwendet er Eunapios als Quelle. Wegen seiner ketzerischen Ansichten ist sein Werk nur fragmentarisch überliefert. Die vorliegende, in einem Werk des Niketas Choniates erhalten gebliebene Textstelle ist deshalb besonders wichtig, weil einzig und allein hier konkret der genaue Ort der im Anschluss an das Konzil von Nicaea folgenden Verbannung des Arios angegeben wird: Illyricum, d. h. Sirmium. An der besagten Stelle ist von Secundus und Theonas, den Bischöfen von Ptolemais und Libyen (Marmarica), die Rede, welche im Gegensatz zu Eusebios und seinen Gefährten das Glaubensbekenntnis von Nicaea nicht unterzeichneten. Cf. Athan. Ep. Enc. 7. Bibliographie: PWRE XX (1941) 119–122; – Moravcsik 1958, 473–474; – Philostorgius, Church History. Translated with an introduction and notes by Philip R. Amidon. Atlanta 2007; – D. Mayer (Hrsg.), Philostorge et

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Fontes ad ecclesiam Pannoniae pertinentes – Quellen der pannonischen Kirchengeschichte l’historiographie de l’Antiquité tardive / Philostorg im Kontext der spätantiken Geschichtsschreibung. Collegium Beatus Rhenanus 3. Stuttgart 2011.

Sulpicius Severus Vita Sancti Martini 2.1 Edition: Sulpicie Sévère, Vie de Saint Martin I. Introduction, texte et traduction par Jacques Fontaine. Sources Chrétiennes 133. Paris 1967.

Igitur Martinus Sabaria Pannoniarum oppido oriundus fuit, sed intra Italiam Ticini altus est parentibus secundum saeculi dignitatem non infimis, gentilibus tamen. 2. pater eius miles primum, post tribunus militum fuit. Martinus stammte aus Sabaria, einer Stadt in Pannonien. Er wuchs in Italien zu Ticinum auf. Seine Eltern waren nach ihrer Stellung in der Welt von nicht geringem Rang, aber Heiden. Sein Vater war zuerst gewöhnlicher Soldat, dann Militärtribun. (Des Sulpicius Severus Schriften über den hl. Martinus. Des heiligen Vinzenz von Lerin Commonitorium. Des heiligen Benediktus Mönchsregel. Bibliothek der Kirchenväter 1/20. Kempten – München 1914)

Der um 425 verstorbene Aquitanier Sulpicius Severus wurde nicht so sehr wegen seiner bis in seine Zeit (um 403) reichenden christlichen Chronik äußerst populär, sondern vielmehr für seine romanhafte Biographie des hl. Martin, der auf das Leben des früher als Jurist arbeitenden Severus einen bedeutenden Einfluss ausübte. Überliefert sind weiters einige seiner Briefe und Dialoge, auch deren Hauptthema ist der Heilige. Eingangs der Biographie erwähnt er die Herkunft des späteren Bischofs von Tours aus dem pannonischen Savaria, dem ist es zu verdanken, dass der Name der Stadt auch das Mittelalter überdauerte. Sein Vater mag als Soldat in dem damals noch in der Stadt stationierten Truppenverband lanciarii Sabarienses gedient haben (Not. Dig. Occ. V 9, 152; – VII 82: Hoffmann 1969–1970, 517–519). Auch die letztere Stelle wird häufig zitiert, so von Venantius Fortunatus oder Gregor von Tours. Eine kurze Biographie des Severus schrieb Gennadius von Massilia. Darin kommt das Illyricum (mit Sicherheit Savaria) noch einmal vor, und zwar im Zusammenhang mit der Bekehrung der Mutter und anderer beziehungsweise der Erniedrigung der arianischen Priesterschaft (6.3–4). Der Streit um den Geburtsort des Heiligen (Savaria, Pannonhalma, Stenevec) ist nicht antiken Ursprungs: Z. Lakner, Szent Márton toursi püspök valódi szülőhelyének földerítése. Szombathely 1865 (repr. 2008); – Zeiller 1918, 297– 301; – I. Tóth, Saint Martin de Tours – Saint Martin de Savaria. Specimina Nova 1987, 171– 180; – I. Lengvári, Les débats sur le lieu de naissance de saint Martin de Tours. Aperçu historiographique. In: XVIème centenaire de la mort de saint Martin. Mémoires de la Société Archéologique de Touraine 63. Tours 1997, 291–300. Cf. 6.3–4; – Greg. Tour. Hist. I 36; – Ven. Fort. v. Mart. I 45–47. Bibliographie: PWRE IV (1932) 863–871; – Duval 1971, 656–662 Nr. 275; – Sulpicie Sévère, Vie de Saint Martin I. Introduction, texte et traduction par Jacques Fontaine. II. Commentaire (jusque à Vita 19) par Jacques Fontaine. III. Commentaire (fin) et index par Jacques Fontaine. Sources Chrétiennes 133–135. Paris 1967–1969, 431–433; – C. Stancliffe, St. Martin and his historiographer. History and miracle in Sulpicius Severus. Oxford 1983, 112–113; – F. Ghizzoni, Sulpicio Severo. Parma 1983, 85.

Gregorius Historia Francorum I.36 Edition: Gregorii episcopi Turonensis Historiarum libri decem. Ed. B. Krusch et W. Levison. MGH SS rer. Mer. I.1 (1951).

Huius imperii anno undecimo, cum post excessum Diocliciani pax reddita fuisset ecclesiis, beatissimus praesul Martinus apud Sabariam Pannoniae civitatem nascitur parentibus gentilibus, non tamen infimis. Im elften Jahre seiner Herrschaft (d. h. Konstantins), als nach Diokletians Tode die Kirchen wieder

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Zweiter Teil Frieden hatten, wurde der heilige Bischof Martinus zu Sabaria, einer Stadt Pannoniens, von heidnischen Eltern, die aber nicht niederen Standes waren, geboren. (Übers.: W. Giesebrecht)

Das zehn Bücher umfassende, die Geschichte der Franken bis 594 aufarbeitende Werk des Bischofs Gregor von Tours (538–594 n. Chr.) gab im ersten Buch – von der Schöpfung bis zum Tod des hl. Martin – eine kurze Zusammenfassung in erster Linie der Kirchengeschichte. Im Kapitel 35 befasste er sich mit der diocletianischen Christenverfolgung, unter deren Märtyrern er einzig die Geschichte des pannonischen Quirinus aufschrieb. Da in seinen Schriften ausschließlich gallische Märtyrer auftreten, ist die Erwähnung des pannonischen Bischofs etwas Außergewöhnliches. Letzteren Umstand kann allein die Geburt des ab dem vorliegenden (36.) Kapitel erscheinenden großen Vorgängers, des hl. Martin, in Savaria begründen, die Gregorius hier auch erwähnt. Quelle der einschlägigen Stelle ist offensichtlich die vita Martini. Cf. Sulp. Sev. v. Mart. 2.1; – Ven. Fort. v. Mart. I 45–47. Bibliographie: W. D. McCready, Signs of sanctity: miracles in the thought of Gregory the Great. Leiden 1989; – M. Heinzelmann, Gregor von Tours (538–594). „Zehn Bücher Geschichte“. Historiographie und Gesellschaftskonzept im 6. Jahrhundert. Darmstadt 1994; – A. H. B. Breukelaar, Historiography and Episcopal Authority in Sixth-Century Gaul. The Histories of Gregory of Tours interpreted in their historical context. Forschungen zur Kirchen- und Dogmengeschichte 57. Göttingen 1994; – I. Wood, Gregory of Tours. Oxford 1994; – Ch. Lelong, Grégoire de Tours. Sa vie et son œuvre. Chambray-les-Tours 1995; – K. Mitchell – I. Wood (Eds.), The World of Gregory of Tours. Leiden 2002; – FPA 6, 95; – Gregor von Tours, Zehn Bücher Geschichten I–II. Auf Grund der Übersetzung Wilhelm Giesebrechts neu bearbeitet von Rudolf Buchner. Darmstadt 1955–1956.

Venantius Fortunatus Vita Sancti Martini I 45–47 Edition: MGH AA IV/1 (1895) pp. 293–370.

Ergone dignus ero Martini gesta beati Pannoniae geniti, qua clara Sabaria vernat attrectare manu trepida vel pangere lingua ? Bin ich es also wer, die Taten des heiligen Martin, Sohn von Pannonien, wo das berühmte Sabaria leuchtet, nachzuerzählen mit zitternder Hand und mit Worten zu künden ?

(Übers.: W. Fels)

Cf. Sulp. Sev. v. Mart. 2.1; – Greg. Tour. Hist. I 36.

Der in Italien geborene sl. Venantius Fortunatus (ca. 530/540–607) wurde zum gefeierten Dichter an den Höfen merowingischer Könige, am Ende seines Lebens wählte man ihn zum Bischof von Poitiers. Er hatte einflussreiche Förderer und Freunde, darunter auch Gregor von Tours, für den er öfters Panegyriken schrieb. Berühmt geworden sind hauptsächlich seine elf Bände füllenden Gedichte, er verfasste aber auch Biographien von Heiligen, und zwei seiner Verse wurden Bestandteil der katholischen Liturgie. Durch seine klassische Bildung und seine Vorbilder ist er noch Teil der Antike. Die Biographie des Sulpicius Severus verwendend schrieb Fortunatus in Versform eines seiner längeren, sich auf klassische Vorbilder stützenden Werke, die vier Bücher umfassende Biographie des hl. Martin (gleichsam ein Epos). Ursprünglich war er nach Gallien aufgebrochen, um wegen seiner Augenkrankeit das Grab des hl. Martin aufzusuchen. Bibliographie: J. W. George, Venantius Fortunatus: A Latin poet in Merovingian Gaul. Oxford 1992; – M. J. Roberts, The Last Epic of Antiquity: Generic Continuity and Innovation in the Vita Sancti Martini of Venantius Fortunatus. TAPhA 131, 2001, 257–285; – M. Roberts The Humblest Sparrow: The Poetry of Venantius Fortunatus. Ann Arbor 2009; – Venantius Fortunatus, Gelegentliche Gedichte. Das lyrische Werk. Die Vita des hl. Martin. Eingeleitet, übersetzt und kommentiert von Wolfgang Fels. Bibliothek der mittellateinischer Literatur 2. Stuttgart 2006.

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Nummi – Münzen

Nummi – Münzen RIC 7, 358–361, 364A (Medaillon, Trier, 322–325), 446 (Medaillon, Trier, 324), 532–533, 536 (Medaillon, Trier, 332–333) Constantinus Caesar PRINCIPIA IVVENTVTIS / SARMATIA Leiter der Jugend / Sarmatia

(P. K.)

Auf dem Revers die Gestalt des jungen Caesar im Panzer mit Lanze und Globus in seiner Hand, mit einem Bein tritt er auf die Sarmatia personifizierende, flehende Gestalt. Was auffällt ist, auf wie vielen seiner Medaillons Constantinus Caesar seinen Sieg über die Sarmaten im Jahr 322 verewigt hat. Der Typ, den man nach mehreren Jahren 332 erneut zu prägen begann, deutet schon eher auf den in Sarmatien errungenen Sieg des Caesar über die Goten. RIC 7, 364, 367 (Solidus, Trier, 322–325) Constantinus Caesar GAVDIVM ROMANORVM / SARMATIA Freude der Römer / Sarmatia

(P. K.)

Auf dem Revers eine Sarmatia personifizierende, liegende, bewaffnete Gestalt, im Hintergrund Tropaeum. Prägungen identischen Typs gibt es auch mit der Legende FRANCIA und ALAMANNIA. RIC 7, 289–290 (Aes, London, 323–324), 209, 212, 214, 219, 222 (Aes, Lyon, 323), 429, 435–438 (Aes, Trier, 323–324), 257–258 (Aes, Arles, 322–325), 48 (Aes, Sirmium, 324–325) Constantinus, Crispus, Constantinus Caesar Abb. 19 SARMATIA DEVICTA Sarmatia wurde besiegt.

(P. K.)

Auf dem Revers zu Füßen der Tropaeum und Siegerlorbeer tragenden Göttin Victoria eine das besiegte Sarmatia personifizierende sitzende Gestalt. Auf die letzteren (Gold)Prägungen Konstantins und seiner Söhne dürfte Petros Patrikios in einem seiner Fragmente verweisen, demzufolge Licinius in seinem Reichsteil die Emission dieser nicht erlaubte. Auffällig ist, dass man den Sieg über die Sarmaten gleich auf mehreren Prägungstypen verkündete, während es zum Sieg über die Goten (vermutlich infolge Zeitmangel wegen des nachfolgenden Bürgerkriegs) keinerlei Hinweis gibt. Cf. Petros Patrikios Historiae Frag. 14.1 (FHG IV 191) = Continuator Dionis Excerpta Vaticana 187A. Bibliographie: RIC 7, 65–67; – Brizzi 1976; – M. G. Abramzon, The motif of struggle against tribes of European Sarmatia and Scythia on Roman Imperial Coinage. In: North Pontic Archaeology: Recent Discoveries and Studies. Colloquia Pontica 6. Leiden – Boston – Köln 2001, 429–431; – Wienand 2012, 338–344.

RIC 7, 531, 534 (Medaillon, Trier, 332–333) Constantinus DEBELLATORI GENTIVM BARBARARVM / GOTHIA Dem Besieger der barbarischen Völker / Gothia

(P. K.)

Auf dem Revers die Gestalt des Herrschers im Panzer eines römischen Soldaten, zwischen ihnen kniet ein Gothia personifizierender Gefangener. RIC 7, 306 (Medaillon, Aes, Rom, 332–333) Constantinus VICTORIA GOTHICA Sieg über die Goten

(P. K.)

167

Zweiter Teil

Auf dem Revers die Gestalt der Göttin Roma, wie ihr Victoria einen gefangenen Goten zuführt. Letztere Prägungen künden vom Sieg über die Goten auf sarmatischem Boden, welches Ereignis in unseren Schriftquellen häufig auftaucht, während man dasselbe von nur wenigen Münztypen sagen kann. Auffälliger Weise fehlen diese von den kontinuierlich tätigen Prägestätten in Siscia und im Osten gänzlich.

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Tituli – Inschriften

Tituli – Inschriften Bauinschrift Ad militare – Kiskőszeg (Batina), 25. September 307 n. Chr.

Abb. 20

Edition: AÉp 1964, 226 = ILJ 1072.

- - - / [d(omino) n(ostro) C(aio) Gal(erio) V]al(erio) M[aximiano p(ontifici) m(aximo) Germ(anico) max (imo) VI Sar(matico) max(imo) V Persic(o) max(imo) II / Brit(annico) ma]x(imo) II Carp[ic(o) max (imo) V Armen(iaco) max(imo) Medic(o) max(imo) Adiabenic(o)] / [max(imo) t]rib(unicia) potest(ate) [XVI co(n)s(uli) VI p(atri) p(atriae) proco(n)s(uli) P(io) F(elici) Inv(icto) Aug(usto)] / leg(io) VI Herc[ul (ia) d(evota) n(umini) m(aiestati)que eius ?] / die VII Kal(endarum) Oc[t(obrum) Severo Aug(usto) et Maximino Caes(are) co(n)ss(ulibus)]. … Unserem Herren, dem Kaiser Caius Galerius Valerius Maximianus, dem Pontifex maximus, dem größten Sieger über Germanen sechsmal, über Sarmaten fünfmal, Perser zweimal, Briten zweimal, Karpen fünfmal, Armenier, Meden und Adiabener, Inhaber der tribunizischen Amtsgewalt zum sechszehnten Male, sechsfachem consul, Vater des Vaterlandes (hat) die legio VI Herculia ergeben seiner Göttlichkeit und Majestät (errichtet) am 25. September im Konsulat(sjahr) des Severus Augustus und Maximinus Caesar. (P. K.)

Die Inschrift ist das untere Fragment einer Tafel, weshalb wir es, im Gegensatz zu den früheren Meinungen, wohl eher mit einer nach dem Muster eines titulus honorarius formulierten Bauinschrift zu tun haben. Da einzig Kaiser Galerius in der Inschrift vorkommt, besteht durchaus die Möglichkeit, dass man sie dem um diese Zeit seinen italischen Feldzug via Pannonien führenden Herrscher nach dem Sturz des Severus 307 geweiht hat, als Pannonien bereits wieder in Galerius’ Besitz war (s. ausführlicher dazu im Nachwort). Errichtet wurde die Inschrift von der später in Pannonia secunda stationierten legio VI Herculia (Not. Dig. Occ. XXXII 45, 47, 48), während laut Notitia Dignitatum das Lager von Batina schon dem dux von Valeria untersteht (Not. Dig. Occ XXXIII 45). Falls es sich nicht um eine spätere Verbringung der Inschrift handelt, dann hat sich im Laufe des 4. Jahrhunderts die Grenze von Valeria und Pannonia secunda etwas zugunsten der ersteren Provinz geändert. Zur Titulatur des Galerius s. die Inschrift von Heracleaia aus dem Jahr 308 (AÉp 2002, 1293) und Corcoran 2006. Auf Grund dessen musste ich die Zahl der Siegestitel modifizieren. Bibliographie: Nagy 1964; – Fitz 1995, 1179–1180; – FPA 6, 191.

Altar Aquincum Mai 305 – 310, 307–308 ? n. Chr.

Abb. 21

Edition: CIL III 3522 = 10384 = ILS 658 = Tit. Aq. 375.

- - - / pro salute dd(ominorum) / nn(ostrorum) / Maximiano / Iov(i)o Invicti (!) / Aug(usto) et Maximino / n(obilissimo) Caes(ari) / Iulius Valerianu/s et Aurel(ius) Maxim/us dd(uum)vv(iri) col(oniae) / Aq(uincensium). … zum Wohl des unbesiegbaren Kaisers Maximianus Iovius und des Maximinus Caesar (haben) Iulianus Valerianus und Aurelius Maximus duumviri der Colonia von Aquincum (errichtet). (P. K.)

Der vorliegende wiederverwendete Altar ist unter den bislang bekannten die späteste, relativ exakt datierbare Aquincumer Inschrift (Letztere selbstverständlich sekundär). Den Altar ließen die Duumvirn der Stadt für das Wohl des Galerius und des Maximinus Daia zu Ehren einer unbekannten Gottheit (am ehesten dem Jupiter oder Sol Invictus, denn Iuppiter Teutanus dürfte in dem Fall kaum in Betracht kommen) zur Zeit der II. Tetrarchie errichten, bevor der Caesar im August 310 in den Rang eines Augustus aufstieg. Da Galerius erst nach Severus’ Sturz im Frühjahr 307 wieder Herr von Pannonien wurde – bis zur Machtergreifung des Licinius (im Novem-

169

Zweiter Teil

ber 308) – und von da an auch Pannonien seiner Kontrolle unterlag, ist die Datierung der Inschrift in die Jahre 307–308 berechtigt. Bibliographie: T. Nagy, Vallási élet Aquincumban. In: Szendy K. (Szerk.), Budapest története I. Budapest az ókorban. Budapest 1942, 437 Anm. 583; – Mócsy 1962, 602, 612, 749.

Altar Carnuntum 308 n. Chr.

Abb. 22

Edition: CIL III 4413 = ILS 659 = Vorbeck 1980, 68 Nr. 293 = CSIR Österreich I/3, 18 Nr. 175.

D(eo) S(oli) I(nvicto) M(ithrae) / fautori imperii sui / Iovii et Herculii / religiosissimi / Augusti et Caesares / sacrarium / restituerunt. Dem unbesiegten Sonnengott Mithras, dem Schutzherrn ihres Reiches (ihrer Herrschaft), haben die Iovier und Herculier, die gottesfürchtigsten Kaiser und Cäsaren das Heiligtum wiederhergerichtet. (Übers.: E. Vorbeck)

Einziges Inschriftdenkmal des Carnuntumer Kaisertreffens ist dieser die Wiederherstellung eines lokalen Mithraeums (vermutlich in der Zivilstadt III) festhaltende prächtige, mit separatem Sockel und Gesims versehene, dreiteilige Marmoraltar. Der an den Seiten mit Dadophoren-Gestalten verzierte Altar entstand ursprünglich im 2. Jahrhundert, die gegenwärtige Inschrift wurde sekundär eingemeißelt. Die Wiederherstellung des Heiligtums muss ebenso wie das dort dargebrachte Opfer einer der offiziellen Akte des Kaisertreffens gewesen sein. Die Auswahl der Gottheit und ihres Heiligtums erfolgte bewusst, der Kult des mit Mithras identifizierten Unbesiegbaren Sonnengottes ist gegenüber dem Christentum die auch von den Tetrarchen unterstützte (beinahe Staats-) Religion gewesen. Unter Augusti hat man den persönlich am Treffen teilnehmenden Diokletian, Maximian, Galerius und Licinius zu verstehen, die fern gebliebenen Caesaren dagegen waren Konstantin und Maximinus Daia. Bibliographie: F. Cumont, Textes et monuments figurés relatifs aux mystères de Mihtra II. Bruxelles 1896, 146 Nr. 367, 331–332 Nr. 227, 491–492 Nr. 227; – Seston 1956, 183; – M. J. Vermaseren, Corpus Inscriptionum et Monumentorum Religionis Mithraicae II. Den Haag 1960, 218–219 Nr. 1697–1698; – Swoboda 1964, 72; – W. Jobst, Provinzhauptsadt Carnuntum. Österreichs größte archäologische Landschaft. Wien 1983, 127; – R. Noll, Die griechischen und lateinischen Inschriften der Wiener Antikensammlung. Wien 1986, 81 Nr. 337; – D. Schön, Orientalische Kulte im römischen Österreich. Wien 1988, 41–42 Nr. 29; – Götterbilder – Menschenbilder. Religion und Kulte in Carnuntum. Wien 2011, 167 Nr. 34.

Grabinschrift Intercisa 310 n. Chr.

Abb. 23

Edition: CIL III 3335 = RIU 1261.

D(is) M(anibus) / Val(erius) Pusintu/lus protector / qui vixit annos / XXXVIIII in quadra/ge{n}simo fatis ani/mam reddidit her/edes boni (!) patri me/moriam fecerunt / Andronico et Pro/bo co(n)s(ulibus) Den Totengöttern. Valerius Pusintulus protector, der 39 Jahre gelebt und im 40. seine Seele dem Schicksal zurückgegeben hat. Seine Erben haben das Grabmal für den guten Vater errichtet im Konsulat(sjahr) des Andronicus und Probus. (P. K.)

Eine der am spätesten datierten pannonischen Grabinschriften wurde dem Offizier der Garnison von Intercisa im Jahr 310 von seine Familie errichtet. Im Gegensatz zu den am kaiserlichen Hofe dienenden protectores domestici verlieh man den simplen Titel protector im spätrömischen Heer solchen aus niedrigeren Rängen aufgestiegenen, nicht mehr jungen Offizieren, die Anwärter für höhere Befehlshaberämter waren: Jones 1964, 636–640. Zu ihnen dürfte wahrscheinlich auch der aus dem Osten stammende Pusintulus gehört haben. Bibliographie: Schober 1923, 18–19 Nr. 9; – Erdélyi – Fülep 1954, 285 Nr. 39; – Fitz 1972, 162, 196; – Fitz 1995, 1291, Nr. 943.

170

Tituli – Inschriften

Grabinschrift Antiochia / Bourdaqli 7. Juli 310 n. Chr. Edition: IGLS 2, 523.

ἔτους ηντʹ, μηνὸς Πανήμου ζʹ, Οὐαλέριος Ῥομύλλος, οὐετρανός· ἀναφερόμενος ἦν ἐν Παννωνίας ἀνωτέρας· ἐποίησεν μάκραν ἅμα συνβίῳ Im Jahr 358, am 7. Tag des Monats Panemos, Valerius Romulus, Veteran, der in Oberpannonien diente, hat zusammen mit seiner Frau das große (Grabmal) errichtet. (P. K.)

Die Inschrift hat man gemäß der ab September 49 v. Chr. gerechneten antiochischen Ära datiert, wo der Monat Panemos dem Juli entspricht. Auf Grund der Inschrift, der die frühere PannonienForschung wenig Aufmerksamkeit widmete, hat man im Zeitalter der Tetrarchie aus Syrien Soldaten nach Pannonien (nach Carnuntum oder Vindobona) rekrutiert. Bemerkenswert ist, dass der noch heidnische Veteran 310 seinen früheren Standort noch als Pannonia superior erwähnt ! Bibliographie: F. R. Trombley, Hellenistic Religion and Romanization, c. 370–529 II. Leiden – New York – Köln 1993, 266–267.

Altar Prutting (nahe Bedaium) Mai 311–312 Edition: CIL III 5565 = 11771 = ILS 664 = IBR 5 = Obermayr 1974, 24–32.

Victoriae / Augustae / [sac]rum pro salute{m} / [dd(ominorum)] nn(ostrorum) Maximini et / [Con]stantini et Licini / [se]mper Augg(ustorum) Aur(elius) Senecio / [v(ir) p(erfectissimus)] dux templum numini / eius ex voto a novo fieri iussit / per instantiam Val(eri) Sam/barrae p(rae)p(ositi) eqq(uitum) Dalm(atarum) Aq/u(a)esianis comit(atensium) l(ibens) l(aetus) m(erito) / ob victoria facta V K(alendas) Iulias / Andronico et Probo co(n)s(ulibus). Der Victoria Augusta geweiht zum Wohl unserer Herren, des für ewig Kaisers Maximinus, Constantinus und Licinius. Aurelius Senecio, vir perfectissimus und dux, hat den Tempel der Gottheit auf Veranlassung des Valerius Sambarra, des Praepositus der dalmatinischen, comitatensischen Reiter aus Aquae wegen des am 27. Juni errungenen Sieges im Konsulat(sjahr) des Andronicus und Probus nach dem Gelübde gerne, freudig und nach Verdienst wiedererrichten lassen. (P. K.)

Den Altar ließ (einen früheren prachtvollen Altar sekundär verwendend) der gemeinsame dux von Pannonia superior und Noricum nicht am Tage des obigen Sieges, sondern gewiss später, nach dem Tod des Galerius, aber noch zu Lebzeiten von Maximinus Daia, durch den an seinen Standort zurückkehrenden Comitatensis-Verband errichten, der zuvor auch noch den Umbau des Tempels beenden musste. Da Noricum zum Gebiet des Licinius gehörte, hat den Sieg, nach der am Allgemeinsten anerkannten Meinung, im Jahr 310 der Herrscher gegen die Sarmaten errungen (s. seinen im Nachwort ausführlich besprochenen Titel Sarmaticus max.: gegenüber Karpen oder Donaugermanen (Markomannen, Juthungen) ist kein Sieg von ihm belegt). Die Teilnahme eines Comitatensis-Verbands an einem eine andere Provinz betreffenden Feldzug ist wohl kaum auszuschließen. Senecio dürfte einer der gemeinsamen duces für Noricum und Pannonia prima gewesen sein (cf. Not. Dig. Occ. XXXV 13). Der im Namen der beweglichen Reitertruppe anzutreffende Beiname Aquaesiani bezieht sich auf den ersten Standort der dalmatischen Reiter, eine Siedlung namens Aquae. Bibliographie: Grosse 1920, 59; – Seeck 1926, 222; – van Berchem 1952, 107–108; –Andreotti 1959, 985; – Winkler 1969, 105–106 Nr. 1; – Hoffmann 1969–1970, 245 Anm. 385, 257 Anm. 530; – Grünewald 1990, 237 Nr. 375; – Fitz 1995, 1268–1269 Nr. 906.

171

Zweiter Teil

CIL VIII 1357 = ILS 679 = ILTun 659 = 1294 Tastur / Tichilla (Africa procos.) 318 n. Chr. D(omino) n(ostro) Imp(eratori) Valerio Licini/ano Licinio Aug(usto) [pont(ifici)] max(imo) / Sarmatico max(imo) Germa/nico max(imo) tribuni[c]ia potes/tate X cons(uli) V imp(eratori) X pat(ri) patriae pro/ cons(uli) col(onia) Bisica Lucana devota numinibus / maiestatique eius. Unserem Herrn, Kaiser Valerius Licinianus Licinius Augustus, dem Pontifex maximus, dem größten Sieger über Sarmaten und Goten, Inhaber der tribunizischen Amtsgewalt zum zehnten Male, dem fünffachen Consul, zehnmal als siegreicher Feldherr akklamiert, Vater des Vaterlandes, Proconsul (hat) colonia Bisuca Lucana ergeben seiner Göttlichkeit und Majestät (errichtet). (P. K.)

Die Inschrift stand gewiss auf dem Forum der sie stiftenden colonia, von wo man sie später weggeschleppt hat. Die Zahl der tribunicia potestas des Herrschers ist wegen der Anzahl seiner Konsulate unrichtig (statt XI nur X). Bemerkenswert bei den Titeln des Licinius ist, dass er im Gegensatz zu Konstantin auch hier den Titel Gothicus nicht trug. Bibliographie: Kienast 1996, 295.

Tabula Brigetionis – Gesetzestafel Brigetio 311 n. Chr.

Abb. 25

Edition: AÉp 1937, 6, 232; – FIRA I 455–458 Nr. 93.

Imp(erator) Caes(ar) Fla(vius) Val(erius) Constantinus P(ius) F(elix) In(victus) Aug(ustus) p(ontifex) m (aximus) tri(bunicia) p(otestate) VII imp(erator) VI co(n)s(ul) p(ater) p(atriae) p(ro)co(n)s{s}(ul) et / Imp (erator) Caes(ar) Val(erius) [[Lici(nianus) Licinius]] P(ius) F(elix) In(victus) Aug(ustus) p(ontifex) m(aximus) tri(bunicia) p(otestate) IIII imp(erator) III co(n)s(ul) p(ater) p(atriae) p(ro)co(n)s{s}(ul) // Exempl (um) sacra(rum) litterarum / have Dalmati carissime nobis / cum in omnibus pro devotione ac laboribus suis militum nostrorum commodi(i)s / adque utilitatibus semper consultum esse cupiamus in hoc etiam dispo/sitionum nostrarum provisione ei{u}sdem militibus nostris consulendum / esse credidimus Dalmati carissime unde intuentes labores eorundem mili/tum nostr(or)um quos pro rei pub(licae) statu et commodi(i)s adsiduis discursibus sustinent / providendum ac disponendum esse credidimus ut et militiae suae tempore iucundis laborum / suorum fructibus ex nostra provisione se perfrui gaudeant et pos(t) militiam qui{a}eto otio et congrua securitate / potiantur itaque devotioni tuae significandum esse credidimus ut idem milites nostri militiae quidem / suae tempore quinque{m} capita iuxta statutum nostrum ex censu adque a pr(a)estationibus sollemnibus / annonariae pensitationis excusent eademque immunia habeant adque cum completis stipendiis legitimis / honestam missionem idem fuerint consecuti sed {h}ii qu(i) licet posd (!) viginti stipendia ad(a)eque honestam missionem / adepti fuerint ab annonario titulo duo kapita excusent id est tam suum quam etiam uxoris suae si quis forte ex pr(o)eli(o) / vulnere causarius fuerit effectus etiam si intra viginti stipendia ex ea causa rerum suarum vacationem / fuerit consecutus ad beneficium eiusdem indulgentiae nostrae pert(i)niat (!) ita ut suum et ux{s}oris / suae kaput excuset adque ut omni modo tam quietis suae securitati quam etiam commodi(i)s con/sultum provisionis nostrae beneficio idem milites gratulentur licet eiusmodi antehac con/{con}suetudo fuerit ut plurimi homines simul honestam missionem a duce perciperent penes / act(u)arium missoria permanente exempla sibi singuli quique exciperent tamen volu/mus ut cum vel honestam vel ca(u)sariam sicuti supra dictum est missionem milites consecun/tur singuli quique specialem a duce in personam suam accipiant missionem quo probatione / veritatis ac fidei aput (!) permanente securitate stabili at (!) firmissima perfruantur pervidet / sane dicatio tua eos qui dilicti (!) sui gratia dimittuntur ad beneficium legis eiusdem pertinere / non posse cum utriusque rei ratione(m) haberi oporteat ac vitae probabilis instituta adqu{a}e / honestam missionem sed et merit[a m]ilitiae pr(a) emia a nobis condigna percipere conve(ni)at ut et / eiusdem indulgentiae nostrae beneficio perpetuo idem milites perpetuo perfruantur / ac sempiterna dispositionis nostrae provisio obtineat firmitatem volumus teno/rem huius indulgentiae nostrae describtum (!) per singula qu(a)eque castra aput signa in ta/bula aerea consecrari quo tam legionarii milites quam etiam equites in vexillationi/bus constituti Inlyriciani sicuti similis (!) laboris (!) militiae suae sustinent ita / etiam provisionis nostrae similibus commodi(i)s perfruantur et manu divina / vale Dalmati carissime nobis / divo Maximiano VIII [[et d(omino) n(ostro)

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Tituli – Inschriften Maximino]] / [[Aug(usto) iterum]] conss(ulibus) / IIII Idus Iunias Serdica. Kaiser Flavius Valerius Constantinus Pius Felix Augustus, pontifex maximus, Inhaber der tribunizischen Amtsgewalt zum siebenten Male, sechsmal als siegreicher Feldherr akklamiert, consul, Vater des Vaterlandes, proconsul und Kaiser Valerius Licinianus Licinius Pius Felix Augustus, der pontifex maximus, Inhaber der tribunizischen Amtsgewalt zum vierten Male, dreimal als siegreicher Feldherr akklamiert, consul, Vater des Vaterlandes, proconsul. Abschrift des kaiserlichen Briefes: Sei gegrüßt, uns teuerster Dalmatius ! Da wir wünschen, daß entsprechend ihrer Loyalität und ihren Mühen immer in allem für die Vorteile und Begünstigungen unserer Soldaten gesorgt ist, glaubten wir, teuerster Dalmatius, auch darin durch die Fürsorge unserer Anordnungen für diese unsere Soldaten sorgen zu müssen, nämlich im Hinblick auf die Mühen dieser unserer Soldaten, welche sie für den Bestand und den Nutzen des Reiches in unentwegten Einsätzen durchstehen, glaubten wir vorsorgen und anordnen zu müssen, daß sie sowohl während ihrer Dienstszeit sich freuen, auf grund unserer Fürsorge die angemessenen Früchte ihrer Mühen zu genießen, als auch, daß sie nach der Dienstszeit einen ungetrübten Ruhestand und eine angemessene Sicherheit erhalten. 2. Und so glaubten wir Deiner Ergebenheit mitteilen zu müssen, daß diese unsere Soldaten zur Zeit ihres aktiven Dienstes gemäß unserem Erlaß fünf Köpfe aus der Schätzung und von den obligaten Leistungen der Naturalabgabe entschuldigen dürfen und gleichviel steuerfrei haben, wenn sie nach Vollendung der vorgeschriebenen vollen Dienstjahre den ehrenvollen Abschied erhalten haben, aber auch die, welche nach nur 20 Dienstjahren ebenso den ehrenvollen Abschied erreicht haben, dürfen von der Naturalabgabe zwei Köpfe entschuldigen, nämlich den eigenen Kopf und den Kopf der Gattin, wenn einer gegebenfalls durch eine Kriegsverwundung zum Invaliden geworden ist, auch wenn er vor dem 20. Dienstjahre deshalb seine Dienstfreiheit erreicht hat, soll er in die Wohltat dieses unseres Gnadenerlasses so einbezogen sein, daß er den eigenen und den Kopf seiner Frau entschuldigen darf, und daß diese Soldaten auf jeden Fall sich freuen dürfen, indem sowohl durch die Wohltat unserer Fürsorge für die Sicherheit ihrer Ruhe als für ihre Vorteile gesorgt ist. 3. Mag es bis heute derart Brauch gewesen sein, daß sehr viele der Mannschaften, sobald sie vom dux den ehrenvollen Abschied empfangen haben, einzeln sich Kopien ausschreiben ließen, während die Entlassungsurkunde in der Kanzlei des actuarius verblieb, so wollen wir doch, wenn die Soldaten entweder den ehrenvollen, oder, wie oben angeführt, den Invalidenabschied erreicht haben, daß jeder einzelne vom dux die auf seine Person speziell ausgestellte Entlassungsurkunde empfange, damit sie dadurch der ständigen Sicherheit felsenfest erfreuen, indem der Beweis der Wahrheit und der Authentizität (ihres Dienstes) in ihren Händen bleibt. 4. Natürlich durchschaut Deine Ergebenheit, daß die strafweise Entlassenen in die Wohltat dieses Gesetzes nicht einbezogen sein können, weil beides zu berücksichtigen ist, sowohl die Grundsätze einer lobenswerten Lebensführung als auch der ehrenvolle Abschied, es aber auch richtig ist, daß die Verdienste der Militärzeit von uns die angemessenen Belohnungen erhalten. 5. Damit aber auch diese Soldaten von der ewigen Wohltat unseres Gnadenerlasses ständig den Genuß haben und damit die Fürsorge unserer Anordnung laufend Kraft behält, wünschen wir, daß der Wortlaut dieses unseres Gnadenerlasses in Abschrift in allen einzelnen Lagern bei den Fahnen auf einer Bronzetafel als Weihegabe aufgestellt werde, damit sowohl die Legionssoldaten als auch die in den Vexillationen eingeteilten illyrischen Reiter im selben Maße, wie sie ähnliche Vorteile unserer Fürsorge genießen. Und von der Hand des Kaisers: lebe wohl, uns teuerster Dalmatius ! 6. Im 8. Konsulat des verewigten Maximian und im 2. des Kaisers Maximinus (311 n. Chr.). Am 9. Juni. Serdica (Übers.: R. Egger)

Mit dem vom 10. Juni 311 aus Serdica datierenden, kurz nach Galerius’ Tod im Namen des Constantinus und Licinius erlassenen Edikt wurden die Steuervergünstigungen (capita) der (in den Legionen und Vexillationen dienenden) Soldaten und der Veteranen (sowie ihrer Ehefrauen) erhöht (von zwei auf fünf ). Die Regelung bezüglich der Steuern der Soldaten modifizierte Kon173

Zweiter Teil

stantin im Jahr 325 (Cod. Theod. VII 20.4). Gemäß Edikt wurde dessen Text auf eine Bronzetafel gemeißelt und diese im Heiligtum der Kommandantur des Legionslagers von Brigetio aufbewahrt, an einer Stelle nahe der signa, von wo sie unweit zum Vorschein kam. In den oberen Rand der Tafel hat man nachträglich den Namen der Herrscher und ihre Titulatur eingemeißelt, wobei der des Licinius nach 324 gelöscht worden war, ebenso wie unter den Konsuln der des Maximinus Daia. Die Person des Adressaten Dalmatius ist unbekannt (die von Paulovics vorgeschlagene Identifizierung mit dem Halbbruder Konstantins zweifelhaft) (PLRE I Dalmatius 2), er muss noch nicht einmal notwendiger Weise militärischer Befehlshaber, magister militum, gewesen sein: Barnes 1982, 232 n. 28. Unlängst kam im Gebiet des heutigen Bulgarien, in Durosturum, ein weiteres Exemplar der Gesetzestafel ans Licht, dessen Text sich kaum von dem aus Brigetio bekannten unterscheidet, das aber einen anderen Adressaten hat, einen gewissen Tertius (AÉp 2007, 1224), weshalb die in der Inschrift vorkommenden vulgären grammatikalischen Wendungen zur lateinischen Sprachgeschichte Pannoniens gehören. Interessant unter Letzteren ist die auch anderswoher (von Münzen und Inschriften) belegte Form Inlyriciani (e. g.: RIC IV 3 Nr. 102; – CIL X 6638 col. II, v. 3 = I2 p. 248; – CIL XIV 2165; – AÉp 1992, 1472). Bibliographie: Paulovics 1936; – W. Seston, Sur les deux dates de la table de priviléges de Brigetio. Byzantium 12, 1937, 477–486; – R. Egger, Aus dem Leben der donauländischen Wehrbauern. Anz. Akad. Wiss. Phil. hist. Kl. 1949, 1–26 = id., Römische Antike und frühes Christentum II. Klagenfurt 1963, 51–76; – van Berchem 1952, 75–83; – Barnes 1982, 232–233; – Corcoran 2006, 145–148 Nr. 53; – Fezzi 2007; – Barnes 2011, 64–65. Cf. AÉp 2007, 1224.

Grabinschrift Sirmium erstes Drittel 4. Jahrhundert Edition: AÉp 1998, 1052.

D(is) M(anibus) Postum/io Leoni v(iro) e(gregio) prox/imo lib(ellorum) sacro(rum) / Postumius Achil/leus fratri benig/nissimo curan[tibus] / Crescentino am[ico] / suo et Dysco[lio] / amico et Co[- - -]/o libert[o]. Den Totengöttern. Für Postumius Leo, vir egregius, den Stellvertreter des Büros der heiligen Petiten, (hat) Postumius Achilleus für seinen sehr milden Bruder durch Crescentinus und Dyscolius, seine Freunde und Co[- - -]us libertus (errichtet). (P. K.)

Postumius Leo war Hofbeamter (innerhalb der sacra scriniá, in der Abteilung für Petitionen, unmittelbarer Stellvertreter des leitenden Magisters) im Rang eines Ritters (wohl kaum libertus) am kaiserlichen Hofe, der damals wahrscheinlich in Sirmium residierte. Näher lässt sich die Inschrift leider nicht datieren. Mit Sicherheit stammt sie aber aus dem ersten Drittel des 4. Jahrhunderts, selbst wenn dann immer noch mehrere in Sirmium residierende ständige oder Interimskaiser in Betracht kämen (Galerius, Severus, Licinius, Constantinus). Zur Datierung trägt außerdem bei, dass zum Ende der Herrschaft Konstantins auch die proximi im Rang von Rittern schon zu den viri clarissimi, d. h. zum Senatorenstand, gehörten. Bibliographie: Mirković 1998; – Rici 2001, 295; – M. A. Handley, Two Hundred and Seventy-Four Addenda and Corrigenda to the Prosopography of the Later Roman Empire from the Latin-Speaking Balkans 3, 2010, 127, 136, 141.

Altar Brattia / Brač (Dalmatia) 308–316 n. Chr. Edition: CIL III 10107 = ILS 3458 = Salona IV, 13.

Herculi Aug(usto) / sac(rum) Val(erius) Vale/rianus mil(es) / cum insist/erem ad cap/itella colu/mnarum ad t(h)e/rmas Licin(i)an(a)/s q(u)as (!) (f )iunt S/irmi v(otum) l(ibens) s(olvi). Dem Hercules Augustus geweiht. Der Soldat Valerius Valerianus hat sein Gelübde gerne und nach

174

Tituli – Inschriften Verdienst eingelöst, wenn ich bei den Kapitellen gewachet habe, die für die Thermen von Licinius in Sirmium (gebaut wurden). (P. K.)

Die Inschrift des auf der dalmatinischen Insel nahe eines antiken Steinbruchs zum Vorschein gelangten Altarsteins ist äußerst wichtig, weil sie über den Transport der vor Ort in Form gemeißelten Säulenkapitelle nach Sirmium berichtet. Die Thermae Licinianae erhielt ihren Namen vermutlich nach Licinius, sie gehört also in die Reihe der Thermen mit kaiserlichen Beinamen. Die Residenz des Herrschers war zwischenzeitlich in der Stadt. Der Soldat wachte über die im Steinbruch Arbeitenden. Die Therme lässt sich archäologisch mit keiner der bekannten Thermen der Stadt identifizieren: Mirković 2004, 153–154; – Mirković 2008, 91. Bibliographie: R. Schneider, Bericht über eine Reisen in Dalmatien. AEM 9, 1885, 20–25 Nr. 35; – Mirković 1971, 37, 59; – Mócsy 1974, 312; – Duval 1979, 57; – Barnes 1982, 80; – Régézeti kézikönyv 221; – G. G. Fagan, Bathing in Public in the Roman World. Ann Arbor 1999, 171 Nr. 132.

Altar Carnuntum-Pfaffenberg 313 n. Chr.

Abb. 7

Edition: AÉp 1982, 784 = 1991, 1313 = Piso 2003, Nr. 45.

[I(ovi) O(ptimo) M(aximo) K(arnuntino)] / - - - / mag(istri) mon[tis] / [I]II Idus Iuni(as) d(omino) n(ostro) / Constant(ino) III Aug(usto) con(sule). Dem Iuppiter Optimus Maximus Karnununtinus (geweiht) … die magistri montis (haben) im Jahr des dritten Konsulats unseres Herren Konstantins am 11. Juni (errichtet). (P. K.)

Dies ist eines der am spätesten datierten Altarfragmente aus dem auf dem Carnuntumer Pfaffenberg stehenden Tempelbezirk des Iuppiter Optimus Maximus Karnununtinus, welches des Weiterleben des Kults beziehungsweise der diesen überwachenden magistri montis bis in die 310 er Jahre belegt. Das späteste Denkmal des Kults ist wahrscheinlich in das Jahr 318 zu setzen (Piso 2003, Nr. 46), als Pannonien schon unter Konstantins Herrschaft stand. Konstantin war nach der Niederlage des Maximinus Daia im April 313 eine Weile alleiniger Konsul, bis der siegreiche Licinius im August sein Amt antrat. Bibliographie: Piso 1991, 166–167; – Piso 2003, 15; – W. Jobst, Der römische Tempelbezirk auf dem Pfaffenberg/Carnuntum. Ausgrabungen – Funde – Forschungen – The Roman temple district of Pfaffenberg/Carnuntum. Excavations – findings – research. Klagenfurt 2006, 97.

Inschriften der Silberschalen von Naissus, Esztergom 316/317 n. Chr. Edition: CIL III 145951 = ILS 8939 = IMS IV, 129

Licini Auguste semper vincas / sic X et sic XX / Naiss(i) / (H)ermes vascularius f(ecit) (signavit). Kaiser Licinius, siege immer, so im zehnten und zwanzigsten Jahre (deiner Regierung)! (H)ermes Goldschmied hat es in Naissus hergestellt und gestempelt. (P. K.)

Die Silberschalen (5–6 Stück) von im Großen und Ganzen identischer Abmessung (17–20 cm) wurden in Naissus hergestellt anlässlich der Dezennalien der Herrschaft des Licinius im Jahr 316. Ihre Fundorte: Naissus, Esztergom, die Untergruppen: Červen Brjag, Sirkovo. Ein Teil der Gefäße muß in Sirmium entstanden sein, da diese eine andere Inschrift aufweisen (Licinius invict. Aug. ob diem X suorum / Flav. Nicanus MBN [AÉp 1957, 100] und Licinius invictus Augustus ob diem decennalium suorum / SIC X SIC XX), zudem waren zwei Silberstücke, auch Bestandteile des vorgenannten Horts, gewiss Silberbarren aus Sirmium [AÉp 1997, 1313 a–b]). Flavius Nicanus, dessen Name auf den Schalen ebenfalls vorkommt, war in der Sirmiumer Münze tätig (CIL III 6331 a–b, cf. Baratte 1978). Die besondere Aktualität der Schalen ergibt sich aus der Bürgerkriegssituation, wegen der der Herrscher allein Erwähnung findet (nicht gemeinsam mit Konstan175

Zweiter Teil

tin wie bei der Fibel von Niederemmel). Desweiteren bekräftigten sie die Bruunsche Datierung des ersten Bürgerkriegs, da die Werkstätten beziehungsweise Fundorte der Schalen nach dem Bürgerkrieg zum Gebiet Konstantins gehörten. Besonders wichtig unter diesen der westlichste: Esztergom. Bibliographie: Lenkei 1955; – Kádár 1960; – Noll 1974; – Noll 1976; – Alföldi 1976; – Baratte 1978; – L. Schwinden, Kaisertreue. Ein weiterer Fingerring mit Inschrift fidem Constantino. Funde und Ausgrabungen im Bezirk Trier 27, 1995 39–45; – Mirković 1997; – Popović 1997; – Popović 2004; – L. Schwinden, Kaisertreue II. Ein dritter Fingerring aus Trier mit Inschrift fidem Constantino. Funde und Ausgrabungen im Bezirk Trier 37, 2005, 50–57; – Beyeler 2011, 50–51, 104–107, 258–264 Nr. 15–21 und 254–258 Nr. 10–11 Nr. 12–14.

Inschrift des Offiziershelms Berkasovo II. Vicit {Lic ?}iniana. Das Heer von Licinius (?) siegte.

(P. K.)

Die auf halbem Weg zwischen Sirmium und Cibalae gefundenen Helme von Berkasovo wurden, sollte letztere Lesung richtig sein, gewiss nach Licinius Niederlage von 316 versteckt. Beachtung verdient, dass man im Prädikat der Inschrift das vorwegnehmende Präsens Perfekt verwendet hat (oder es handelt sich um die Abkürzung vi(n)cit). Bibliographie: Manojlović-Marijanski 1964, 1–14, 22–43; – V. Dautova-Ruševljan – M. Vujovi, Roman army in Srem – Rimska vosjska u Sremu. Novi Sad 2006, 107 Nr. 136; – V. Dautova-Ruševljan – M. Vujovi, Kasnoantiki šlem iz Jarka – Late Roman helmet from Jarak. Novi Sad 2011, 99–101.

Inschrift auf Fingerringen Sirmium 315–317? n. Chr. 1

Abb. 24

1

Edition: CIL III 6019 =12033 .

Fidem Constantino Treue zu Konstantin.

(P. K.)

Ähnlich den Licinius-Schalen mag zu Propagandazwecken auch auf anderen Gegenständen (z. B. auf Fibeln: Noll 1974, Noll 1976) die Bürgerkriegssituation zwischen Konstantin und Licinius vermittelt worden sein, als in Inschriften weitergegebene Botschaften, wie im vorliegenden Fall auf den aus Konstantins Reichsteil stammenden, in der Regel Offizieren verliehenen goldenen Treueringen, von denen in Pannonien und westlich davon schon mehr als zwanzig Stücke bekannt sind. Die Ringe haben in der Regel polygonalen Querschnitt, ihr Kopf ist rechteckiger Form. Solche Fingerringe sind von folgenden Fundorten bekannt: Gallia Narbonensis: AÉp 1989, 491 a, Belgica: Trier, Amiens, Toul, Contrexeville oder Soulosse: AÉp 1995, 1102, 2005, 1049, Germania inferior: Nijmegen, Qualburg Luisendorf, Germania superior: Oberwinterthur, Stromberg, Raetia: Augsburg: IBR 175 c, Pannonia: Lőcs: Tóth 1979, Nr. 11; – Magyaroszág: Noll 1974 a, 27 Nr. 44; – Sirmium: CIL III 60191 = 120331, Iovia, Remesiana. Diese Funde konzentrieren sich im Umkreis zweier großer Kaiserzentren, Trier und Sirmium. Vielleicht wurden die Ringe nicht nur zu einem Anlass verfertigt: die westlichen Exemplare sind an Konstantins Thronbesteigung, seine Feldzüge gegen die Germanen und die Dezennalien des Herrschers zu binden, die donauländischen Stücke eher an den Zeitraum des ersten Bürgerkriegs. Nachdem derartige Ringe aus den Konstantin ab 317 unterstehenden balkanischen Provinzen (Dacia: Remesiana) kaum bekannt sind, erscheint ihre Datierung in die Bürgerkriegsperiode wahrscheinlicher. Bibliographie: F. H. Marshall, Catalogue of the Finger Rings. Greek, Etruscan and Roman in the Departements of Antiquities. British Museum. London 1907, XXI 109 Nr. 650; – Noll 1974, 226–227, 241–243; – Tóth 1979, 172–174; – Tóth 1985, 19; – Popov 2000; – Martin 2002; – Beyeler 2011, 12, 32, 64, 277–289

176

Tituli – Inschriften Nr. 32–55 und vielleicht Nr. 56; – E. Tóth, FIDEM CONSTANTINO: A 4. századi hűséggyűrűkről – FIDEM CONSTANTINO: fealty rings from the 4 th century. in: Thesaurus Avarorum. Régészeti tanulmányok Garam Éva tiszteletére. Budapest 2012, 623–647.

Bauinschrift Aquae Iasae / Varaždinske Toplice nach 317 n. Chr., um 321 (?) Edition: CIL III 4121 = ILS 704 = AIJ 469.

Imp(erator) Caes(ar) Fl(avius) Val(erius) Constantinus Pius Felix Maximus Aug(ustus) / Aquas Iasas olim vi ignis consumptas cum porticibus / et omnib(us) ornamentis ad pristinam faciem restituit / provisione etiam pietatis su(a)e nundinas / die Solis perpeti anno constituit / curante Val(erio) Catullino v(iro) p(erfectissimo) p(raeside) {P} oder p(rae)p(osito) p(rovinciae) P(annoniae) super(ioris). Der fromme und glückhafte und größte Kaiser Flavius Valerius Constantinus (hat) Aquae Iasae, das ein Feuer schon vor längerem zerstörte, zusammen mit der Säulenhalle und all seinem Schmuck in altem Glanze wiederhergestellt, weiters ordnete er aus gottesfürchtiger Sorge an, das ganze Jahr hindurch an jedem Tag des Sol (d. h. an jedem Sonntag) Markt abzuhalten, Valerius Catullinus, vir perfectissimus, Statthalter von Pannonia superior, (hat) es überwacht. (Übers.: P. K., G. B.)

Die Bauinschrift hält die Wiederherstellung von Aquae Iasae, dem unweit der Drau (ca. 40 km) gelegenen Badeort (Varaždinske Toplice) fest, als Konstantin bereits allein über Pannonien herrschte. Äußerst wichtig ist, dass der den Bau beaufsichtigende Valerius Catullinus Statthalter von Pannonia superior war, als Auf lösug der Buchstaben PPPS käme kaum eine andere Möglichkeit in Frage (der Vorschlag: Pannonia prima vel Superior, scheint weniger wahrscheinlich), was nur auf zweierlei Weise erklärbar ist: 1. Aquae Iasae gehörte zum Gebiet des schon zweigeteilten, aber noch nicht umbenannten Pannonia superior (später prima) oder 2. Die Zweiteilung erfolgte erst nach seiner Statthalterschaft (in dem Fall ist die Entstehungszeit des Laterculus Veronensis später anzusetzen). Warum die Therme unterging, ist unbekannt. Die Vernichtung könnte auch natürliche Ursachen haben, was bei Thermen häufig vorkommt. Der Gebäudekomplex könnte allerdings auch den Bürgerkriegskämpfen zum Opfer gefallen sein. Die nundinae markierten im alten römischen Kalender die aller neun Tage abgehaltenen Marktage. Die Entscheidung Konstantins, die wöchentlichen Markttage auf den Sonntag zu legen, lässt sich nur schwer vom Kult des Sol Invictus, von dem Einfluss des Christentums auf Konstantin sowie der 321 ergangenen Anordnung, den Sonntag als Feiertag zu begehen, trennen (Cod. Iust. 3.12.2; – Eus. v. Const. IV 18.2). Das Thermalbad und dessen zahlreiche Inschriften bergendes Becken mit Portiken, Forum, Basilika und Heiligtümern sowie einer zur Therme gehörenden größeren Zivilsiedlung ist archäologisch bekannt, seine Freilegung dauert noch an: D. Nemeth-Ehrlich (Ed.), Aquae Iasae (Varaždinske Toplice). Vizualizacija Rimskearhitekture. Katalog izložbe, Arheološki muzej u Zagrebu – Aquae Iasae (Varaždinske Toplice). Visualizing Roman Architecture. Exhibition Catalogue, Archaeological Museum in Zagreb. Zagreb 1997. Bibliographie: PLRE I Catullinus; – J. Fitz, L’administration des provinces pannoniennes sous le Bas-Empire romain. Collection Latomus 181. Bruxelles 1983, 56–57; – Grünewald 1990, 238 Nr. 379; – Fitz 1995, 1259– 1260 Nr. 896; – B. Migotti, Evidence for Christianity in Roman Southern Pannonia (Northern Croatia). A catalogue of finds and sites. BAR IS 684. Oxford 1997, 54; – B. Migotti, Early Christianity in Aquae Iasae (Varazdinske Toplice) and Iovia (Ludbreg) in Pannónia Savia. Zalai Múzeumok 11, 2002, 51–66; – J. Rüpke, The Roman calendar from Numa to Constantine. Time, History, and the Fasti. Malden 2011, 167–168.

177

Zweiter Teil

Gotensäule Konstantinopel nach 332 n. Chr. (= Ioannes Lydos De mensibus IV 132) Edition: CIL III 733 = ILS 820 = AE 1999, 1506

Fortunae / reduci ob / devictos Gothos. Τῇ Τύχῃ τῇ ἐπανασωστικῇ διὰ τοὺς νικηθέντας Γότθους. Der Fortuna Redux (geweiht) wegen des Sieges über die Goten.

(P. K.)

Zwar ist die Basis-Inschrift der 15 m hohen Siegessäule aus Marmor (oben mit korinthischem Säulenkapitell) nicht näher zu datieren (zur Debatte standen schon das Zeitalter des Claudius II. Gothicus, des Theodosius, ja sogar des Anastasius) (zudem ist sie sekundär), dennoch dürfte sie mit großer Wahrscheinlichkeit mit dem 332 über die Goten errungenen Sieg (und dem vermutlich in Konstantinopel gefeierten Triumph) des Herrschers zusammenhängen. Der den Inschrifttext kopierende Ioannes Lydos brachte diesen mit dem Siegesdenkmal des Pompeius in Verbindung, offenbar irrtümlich. Beim Aufbau der neuen Hauptstadt erhielt das Denkmal jedenfalls einen herausragenden Platz (nahe dem späteren Forum des Kaisers Leo). Auf dem Dach der in der Nähe des Fortuna-Tempels (von daher die Dedikation) aufgestellten Säule stand einst eine Skulptur der Tyche. Die Säule blieb glücklicher Weise erhalten, sie befindet sich im äußeren Hof des Topkapi-Palastes, doch ihre Inschrift ist nahezu gänzlich vernichtet. Bibliographie: U. Peschlow, Betrachtungen zur Gotensäule in Istanbul. In: Tesserae. Festschrift für Josef Engemann. Jahrbuch für Antike und Christentum. Ergänzungsband 18. Münster 1991, 215–228; – R. H. W. Stichel, Fortuna Redux, Pompeius und die Goten. Istambuler Mitteilungen 49, 1999, 467–492; – C. Mango, The triumphal way of Constantinople and the Golden Gate. Dumbarton Oaks Papers 54, 2000, 177–178; – K. R. Dark – A. L. Harris, The Last Roman Forum: the Forum of Leo in Fifth-century Constantinople. GRBS 48, 2008, 65–69; – B. Croke, Poetry and propaganda: Anastasius I as Pompey. GRBS 48, 2008, 462–463.

Epistula Roma 337 n. Chr. Edition: CIL VI 40776 = AÉp 1934, 158

Imp(erator) Caes(ar) Fl(avius) Constantinus / P(ius) F(elix) vict(or) ac triumfat(or) August(us) / pont (ifex) max(imus) Germ(anicus) max(imus) IIII Sarm(aticus) max(imus) III / Gothic(us) max(imus) II Dac(icus) max(imus) trib(unicia) potest(ate) XXXIII / consul{i} VIII imp(erator) XXXII p(ater) p(atriae) p(roconsul) … Imperator Caesar Flavius Constantinus Pius Felix victor ac triumfator Augustus, pontifex maximus, der größte Sieger über Germanen viermal, Sarmaten dreimal und über Daker, Inhaber der tribunizischen Amtsgewalt zum dreiunddreißigsten Male, achtfacher consul, zweiunddreißig Mal als siegreicher Feldherr akklamiert, Vater des Vaterlandes, proconsul … (P. K.)

Das den Text des auf dem Trajansforum ausgestellten, an den Senat adressierten Briefes der Herrscher beinhaltende Inschriftfragment hat die Titulaturen des Herrschers (und seiner Caesaren) zum Ende seines Lebens am vollständigsten bewahrt, unter denen auf Grund der neuen, richtigen Lesung nach Alföldy auch der des dreimaligen und nicht (wie es an den meisten Stellen noch immer irrtümlich steht) des zweimaligen Sarmaticus max. war. Der Titel Dacicus bezieht sich gewiss auf die Rückeroberung eines Teils der ehemaligen Provinz, die beiden Gothicus deuten auf seine Erfolge von 323 und 332 hin. Die aus anderen Quellen unbekannten drei Sarmaticus-Titel sind weitaus problematischer: die beiden letzten können nur mit den Ereignissen der Jahre 322 und 334 zusammenhängen, während der erste eher ein Hinweis auf den mit Licinius noch gemeinsamen Sarmaticus-Titel sein dürfte. Über die Letzteren ausführlicher s. im Nachwort ! Bibliographie: Barnes 1976, 150; – Barnes 1982, 23 n. 8, 84; – Grünewald 1990, 220 n. 260; – Kienast 1996, 302; – G. Alföldy, CIL VI 8, 2 p. 4555–4556.

178

Tituli – Inschriften

Chronographi a. CCCLIIII Roma 354 n. Chr. Edition: CIL I2 pp. 256–278 = Inscr. It. XIII 2, 42.

… Mensis Februarius / habet dies XXVIII … C pridie ludi Gottici / D Non(ae) ludi / E VIII Idus ludi / F VII ludi dies Aegyptiacus / G VI ludi / H V Gottici c(ircenses) m(issus) XXIIII … Mensis Iulius / habet dies XXXI … H VI Vict(orias) Sarmaticas c(ircenses) m(issus) XXIIII … C III / Vict(orias) Marcomannas c(ircenses) m(issus) XXIIII … Mensis November / habet dies XXX … A VII ludi Sarmatici / B VI ludi / C V ludi / D IIII ludi / E III ludi / F pridie ludi // Mensis December / habet dies XXXI / G Kal(endae) Decemb(res) Sarmatici c(ircenses) m(issus) XXIIII… … Monat Februar, hat 28 Tage … den 4. Februar, gotische Spiele, den 5. Spiele, den 6. Spiele, den 7. Spiele, ägyptischer Tag, den 8. Spiele, den 9. Zirkusspiele der Goten mit 24 Wettkämpfen … Monat Juli, hat 31 Tage … den 27. Juli wegen des Sieges über die Sarmaten Zirkusspiele mit 24 Wettkämpfen …den 30, Juli wegen des Sieges über die Markomannen Zirkusspiele mit 24 Wettkämpfen … Monat November, hat 30 Tage … den 25. November sarmatische Spiele, den 26. Spiele, den 27. Spiele, den 28. Spiele, den 29. Spiele, den 30. Spiele. Monat Dezember, hat 31 Tage. 1. Dezember wegen des Sieges über die Sarmaten Zirkusspiele mit 24 Wettkämpfen … (Übers.: P K., G. B.)

Im Kodex des Chronographen für das Jahr 354 ist neben anderen wichtigen, zuvor teilweise schon behandelten (FPA 3, 44–45; – FPA 6, 99–100) Werken auch die vorliegende Kopie der ebenfalls von der Mitte des 4. Jahrhunderts stammenden Fasti der Stadt Rom überliefert (das Original lag auch in der Inschriftform vor, ging aber leider verloren). Der Kalender verzeichnet außer den üblichen heidnischen Feiertagen auch die Geburtstage der Mitglieder der Constantinus-Dynastie (ab Claudius II. Gothicus) sowie den Tag des Besuchs des Herrschers in der Urbs, desweiteren gibt er, von ein-zwei Ausnahmen abgesehen, den Tag bzw. die Tage der anlässlich ihrer Siege veranstalteten Zirkusspiele an, zuzüglich der Zahl der festlichen Wagenrennen (missus: bedeutete ursprünglich das traditionelle Rennen mit sieben Runden), die an diesem Tag stattfanden (das sind in einem Jahr schon 177 Tage). Zu den Ausnahmen gehören die nacheinander veranstalteten, nur eintägigen Sarmaten- und Markomannenspiele (27. u. 30. Juli), die gewiss noch auf die Kriege des großen Vorgängers Marc Aurel verweisen. Dagegen wurden die gotischen Spiele am 4.–9. Februar beziehungsweise die sarmatischen Spiele zwischen 25.–31. November zur Feier der Siege Konstantins über die Goten 332 und vielleicht im folgenden Jahr über die Sarmaten veranstaltet. Da die Consularia Constantinopolitana den 20. April 332 als Zeitpunkt des Sieges angibt (Chron. Min. I p. 234), dürfte das Datum im Februar auf einen früheren, vielleicht auf gotischem Boden erreichten Erfolg hindeuten. Auf ein Datum im Winter und einen auf gotischem Boden errungenen Sieg darf man auch aus einer Angabe der Origo Constantini schließen, denn sie erwähnt die durch Kälte und Hunger verursachten Verluste der Goten (VI 21). Für den Feldzug gegen die Sarmaten käme das Jahr 333 deshalb in Betracht, weil die Ereignisse des Jahres 322 gut in den Sommer desselben Jahres datierbar sind, während im Sommer 334 der Herrscher persönlich die Umsiedlung der Sarmaten auf römischen Boden überwacht hat. Die andere Angabe der Origo Constantini belegt zugleich den Bruch des Friedens seitens der Sarmaten: VI 32 in Sarmatas versus est, qui dubiae fidei probantur. Die Kalendertage wurden noch nach dem achttägigen Nundinae-System mit den Buchstaben A–H gekennzeichnet, der ägyptische Tag galt als Unglückstag, d. h. dies ater. Bibliographie: CIL I2 pp. 256–278; – J. Strzygowski, Die Calenderbilder des Chronographen vom Jahre 354. Jahrbuch des Kaiserlich Deutschen Archäologischen Instituts 1. Berlin 1888; – MGH AA IX (1882) = Chron. Min. I pp. 13–148, kül. 48; – H. Stern, Le calendrier de 354. Étude sur son texte et ses illustrations. Paris 1953; – M. R. Salzman, On Roman Time: the codex-calendar of 354 and the rhythms of urban life in late antiquity. Berkeley 1990, 137–138; – Curran 2000, 221–230; – P. Herz, Neue Forschungen zum Festkalender der römischen Kaiserzeit. In: H. Cancik – K. Hitzl (Hrsg.), Praxis der Herrscherverehrung

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Zweiter Teil in Rom und seinen Provinzen. Tübingen 2003, 55–58; – FPA 6, 99–101, http://www.tertullian.org/fathers/chronography_of_354_00_eintro.htm.

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Nachwort Die Geschichte Pannoniens zur Zeit der ersten Tetrarchie

Karte 1

Die Angaben des ersten Teiles des vorliegenden Bandes veranschaulichen gut, wie stürmisch das Leben der pannonischen Provinzen auch in diesen zwei kurzen Jahrzehnten verlief beziehungsweise welche wichtigen, tiefgreifenden Veränderungen auch in der Verwaltung Pannoniens vor sich gingen. Im Nachwort beschäftige ich mich mit den wichtigsten, aus den Schriftquellen bekannten Ereignissen. Darunter – zur Kriegsgeschichte der Provinz gehörend – unter anderem mit den die Herrschaft Diokletians einführenden Bürgerkriegen, den Kämpfen gegen die Sarmaten und Germanen sowie der Ansiedlung der Karpen. Das Leben im Inneren der Provinz betreffend gehe ich auf die unter Leitung des Galerius in der Provinz durchgeführten Arbeiten beziehungsweise die Umgestaltungen im Verwaltungssystem der Provinzen, das Erscheinen der ersten duces sowie die Aufteilung von Pannonia superior und inferior in jeweils zwei weitere Provinzen ein. Die pannonischen Ereignisse der diokletianischen Christenverfolgung dagegen habe ich wegen ihrer Bedeutung und des Reichtums der Quellen schon im Kapitel II behandelt, so dass ich an dieser Stelle nicht noch eimal darauf zurückkommen werde. Die Schlacht bei Margum oder wo starb Kaiser Carinus ? Es ist eine allseits bekannte Tatsache, dass Diokletian die Macht über die europäischen Provinzen des Imperium Romanum und über die Stadt Rom erst nach Carinus’ Tod im Sommer 285 erlangt hat. Allgemein anerkannt ist weiterhin, dass Carinus in der Schlacht bei Margum auf der Balkanhalbinsel starb. 132 Mit den Quellen des letzteren Ereignisses befasse ich mich im Folgenden eingehender. Lateinische Quellen Eine größere Gruppe der lateinischen Quellen benennt den Schauplatz des Ereignisses: Margum. Jede dieser Quellen stützt sich auf ein und dieselbe Quelle, und zwar die verloren gegangene Ennmannsche Kaisergeschichte. Margum: Quelle ist die EKG: Chronographus anni CCCLIIII, Chronica urbis Romae a. 354 Chron. Min. I p. 148,20. occisus campo Margense. Consularia Constantinopolitana a. 285 (vor 395) Chron. Min. I p. 229. His conss. occisus est Carinus Margo … Aurelius Victor De Caesaribus 39.11 (nach 360) At Carinus ubi Moesiam contigit, illico Marcum iuxta Diokletiano congressus, avide premeret, suorum ictu interiit, quod libidine impatiens militarium multas affectabat, quarum infestiores viri iram tamen doloremque in eventum belli distulerant. 133

132 Seston 1946, 53; – Ensslin 1948, 2424; – Meloni 948, 168–170, 189–190; – Bird 1976, 131–132; – Barnes 1982, 50; – Kolb 1987, 11; – Leadbetter 1994; – Kuhoff

2001, 25; – Kreucher 2008, 423; – Leadbetter 2009, 50– 51. 133 Bird 1984, 109, Bird 1994, 163–164 n. 7.

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Nachwort Eutropius Breviarium Historiae Romanae 9.20.2 (ca. 370) Postea Carinum omnium odio et detestatione viventem apud Margum ingenti proelio vicit, proditum ab exercitu suo, quem fortiorem habebat, aut certe desertum, inter Viminacium atque Aureum monte. 134 Hieronymus Chronicon 225 b (380–381) Carinus proelio victus aput Margum (in codd. Marcum) occiditur. 135 Historia Augusta vita Cari et Carini et Numeriani 18.2 (Ende 4. Jh.) nec ei tamen defuit ad vindicandum sibimet imperium vigor mentis. nam contra Diokletianum multis proeliis conflixit, sed ultima pugna apud Margum commissa victus occubuit. 136 Prosper Tiro Epitoma Chronicon 934 (vor 455) Chron. Min. I 445. Porro Carinus proelio apud Margum victus occubuit. Cassiodorus Chronicon Chron. Min. II p. 149. (nach 519) Carinus apud Margum proelio victus interiit. Jordanes Romana 295. (nach 552) Carinus vero apud Margum proelio victus occiditur. Fredegarius Scholasticus Chronicon II 41 (Mitte 7. Jh.) Carinus in proelio vinctus apud Margum occidetur. Marianus Scottus Chronica clara III 300 (12. Jh.) his consulibus Carinus prelio victus, apud Margum occiditur. Griechische Übersetzung des Eutropius (Paianios, ca. 380): IX 20. Χωρήσας δὲ καὶ ἐπὶ τὸν Καρῖνον, τῷ τε στρατεύματι καὶ τοῖς λοιποῖς προςεστηκότα, νικᾷ τε μάχῃ καὶ μετὰ ταῦτα ὑπὸ τῶν οἰκείων προδοθέντα περὶ Μάργον τὴν πόλιν ἀνεῖλε, καὶ γίγνεται μόνος αὐτοκράτωρ.

Andere Quellen gehen auf dieselbe Ausgangsquelle zurück, allerdings ohne den Ortsnamen zu erwähnen: Orosius Historiarum adversum paganos libri VII 25.1 (415–417) Carinum deinde, quem Carus Caesarem in Dalmatia reliquerat, flagitiose uiuentem difficillimo bello et maximo labore superauit. Polemius Silvius Laterculus a. CCCCXLIX 55 Chron. Min. I p. 522 Carinus filius occisus.

Der Ort der letzteren Schlacht lässt sich unschwer mit dem in Moesia superior gelegenen Munizipium Margum (heute Orašje: It. Ant. 132,4; – It. Burd. 564,7; – Tab. Peut. Seg. VII 3; – Geogr. Rav. IV 7; – Not. Dig. Or. XLI 24, 39; – Prisc. Frag. FHG IV 72; – Ennod. Pan. 12.63; – Marc. Com. Chron. XIII a. 505 Chron. Min. II p. 96; – Jord. Get. LVIII 300; – CIL III 8141, 8253, 14598; – ILJ 575) oder dem diesem den Namen gebenden Fluss Margus identifi134 Bird 1993, 147 n. 31; – Hellegouarc’h 1999, 125 n. 2–4. 135 Hier war die EKG Hieronymus’ Quelle und er än-

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derte den Text von Eusebius: Burgess 1999, 91 ähnlich Ereignissen des 3. Jahrhunderts, Burgess 1995. 136 Paschoud 2001, 391–392 n. 4.2.

Die Geschichte Pannoniens zur Zeit der ersten Tetrarchie

zieren (Morava: Plin. Nat. hist. III 149; – Ptol. I 453; – Marc. Com. Chron. XIII a. 505 Chron. Min. II p. 96; – Jord. Get. LVIII 300; – IMS 2, 50). 137 Wahrscheinlich auf derselben Quelle beruht die falsche Angabe des kurz nach 333 zusammengestellten Itinerarium Burdigalense, die das benachbarte Viminacium als Ort der Schlacht bezeichnet (letzterer ist die nächste Straßenstation, s. noch die Beschreibung des Eutropius: inter Viminacium atque Aureum monte). Diese Angabe kann nicht früher als die EKG datiert werden, und es ist auch keine unabhängige Quelle, da es sich mit Sicherheit um einen späteren Eintrag im Itinerarium handelt. 138 Viminacium: It. Burd. 564. 8–9 ciuitas Viminacio milia x, ubi Diokletianus occidit Carinu.

Griechische/byzantinische Quellen In die byzantinische griechische Überlieferung und in deren östliche (armenische und syrische) Übersetzungen fanden ganz unterschiedliche Versionen Eingang. Im Weiteren werde ich mich mit jeder dieser Versionen befassen. Wie man sehen wird, schöpft auch ein Teil der griechischen Quellen aus der lateinischen Überlieferung, und auch hier ist der Einfluss der EKG nachweisbar (durch Verwendung spätrömischer lateinischer Quellen: vielleicht der griechischen Übersetzungen eines Nicomachus Flavianus139 oder Eutropius), z. B. Georgius in der Chronik des Syncellus. 140 Einzige Ausnahme bilden das Chronicon von Eusebios und dessen östliche Übersetzungen. Es existieren mindestens sieben voneinander abweichende Versionen, die mehrzählig aus dem Missverständnis der Originalquelle resultieren. 1. Version Die Perser (statt Carus und Valerianus): Anonymus, Chronicon Paschale 510, 8–17 (nach 629). Καρῖνος δὲ ἡττηθεὶς ἔφυγεν εἰς Κάῤῥας τὴν πόλιν. καὶ παραφωσεύσαντες οἱ Πέρσαι ἔλαβον αὐτὸν αἰχμάλωτον, καὶ εὐθέως αὐτὸν ἐφόνευσαν. καὶ ἐκδείραντες αὐτὸν ἐποίησαν τὸ δέρμα αὐτοῦ σάκκον, καὶ σμυρνίσαντες ἐφύλαξαν εἰς ἰδίαν δόξαν. τελευτᾷ δὲ οὗτος Καρῖνος ὢν ἐτῶν λϛʹ. καὶ μετὰ θάνατον αὐτοῦ Νουμεριανὸς ὁ ἀδελφὸς αὐτοῦ ἐπεστράτευσεν κατὰ Περσῶν εἰς ἐκδίκησιν τοῦ ἰδίου ἀδελφοῦ Καρίνου, καὶ περιεγένετο αὐτῶν δυνατῶς. Εἶτα σφάζεται Νουμεριανὸς ἐν Περίνθῳ τῆς Θρᾴκης τῇ νῦν καλουμένῃ Ἡρακλείᾳ ὑπὸ Ἄπρου ἐπάρχου. Cf. Ioannes Malalas Chronographia 303, 5–304,6 (nach 574) (wo an Stelle von Carinus Numerianus vorkommt; – Georg. Mon. 477,5–8; – Ephr. Chron. 240 und Psellos ist Synt. 53, wo Carinus gegen den Armenier Arsaces Krieg führte). 141

Version 1/b Eine abweichende Geschichte findet man bei Malalas, dem zufolge Carinus gegen die Perser in den Kieg zog, siegte und anschließend auf natürliche Weise verstarb (ihn mit Carus verwechselnd). Ebenfalls Malalas zufolge war es Numerianus, der, eine Niederlage erleidend, in persi137 TIR L- 34. Aquincum – Sarmizegetusa – Sirmium. Budapest 1968, 77–78. 138 Festy 2002, 248–249. 139 Bleckmann 1992. 140 Über die griechisch/byzantinische Überlieferung der römischen Geschichte des 3. Jahrhunderts: Bleckmann

1992; – Brecht 1999. 14 1 Michaelis Pselli Historia syntomos. Recensuit, Anglice vertit et commentario instruxit W. J. Aerts. Editio princeps. Corpus fontium historiae Byzantinae, Series Berolinensis 30. Berlin 1990, 129.

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Nachwort

scher Gefangenschaft starb (mit dem Fall des Valerianus verwechselnd: 303,5–304,6 und Georg. Mon. 477, 5–8; – Syn. Sath. 40, 9–13). Ioannes Malalas Chronographia p. 304,7–14, 306,7–8 = XII 36.404 (nach 574) Μετὰ δὲ τὴν βασιλείαν Νουμεριανοῦ ἐβασίλευσε Καρῖνος Αὔγουστος ὁ ἀδελφὸς αὐτοῦ ἔτη βʹ. ἦν δὲ κονδοειδής, παχύς, πλατόψις, λευκός, οὐλόθριξ, ἀναφάλας, σπανός, μεγαλόψυχος. ἐφίλει δὲ τὸ Πράσινον μέρος.

Es folgt das Märtyrium des hl. Cosmas und hl. Damian, die Carinus heilten. Ἐν δὲ τῷ μέσῳ χρόνῳ τοῦ πολέμου ὁ αὐτὸς Καρῖνος τελευτᾷ ἰδίῳ θανάτῳ, ὢν ἐνιαυτῶν λβʹ. 142

Wie man sieht, herrscht in den Quellen ziemliche Ungewissheit bezüglich der Personen: die Gestalt des Carinus wird mit der Gestalt seines Vaters Carus und dessen Feldzug gegen die Perser sowie dessen nicht weniger geheimnisvollem Tod verwechselt. Zudem weben Malalas und der ihm folgende Verfasser des Chronicon Paschale auch noch das unglückliche Schicksal des Valerianus mit in die Geschichte ein. Die Quelle des Malalas ist unbekannt. 143 2. Version Aper tötet Carinus in Thrakien (an Stelle von Numerianus) a. Er stirbt in Thrakien Die Quellen missverstehend stirbt Carinus in Thrakien in einer Stadt namens Numerianus. Nikephoros Chronographia brevis 95.12 (nach 829) καὶ ὁ μὲν οὖν Κάρος ἐν Μεσοποταμίᾳ τελευτᾷ, ὁ δὲ Καρῖνος ἐσφάγη ἐν πόλει Νουμερίᾳ τῆς Θρᾴκης.

Offenbar hat der Patriarch Nikephoros seine Quelle missverstanden, als er den Text kürzte (vielleicht Eusebios oder den Text von einem seiner Anhänger e. g. das Chronicon Paschale), denn nur sie erwähnt im Zusammenhang mit dem Tod des Numerianus und des Carinus Thrakien, zudem weist der wieder hergestellte griechische Text des Eusebios große Ähnlichkeit auf. 144 b. Aper ist der Mörder Symeon Logothetes Chronicon (10. Jh.) 85.1–2145 καὶ Καρῖνου τυφλωθέντος ἀνεῖλεν αὐτὸν Ἂπρος καὶ ἐβασίλευσε Νουεριανός … τοῦτον ἀνεῖλε Διοκλητιανός, δοὺξ τυγχάνων Μυσίας. Cod. Vindob. Hist. Graec. 40 (11. und 15. Jh.) καὶ Καρῖνου τυφλωθέντος, ἀνεῖλεν αὐτὸν Ἂπρως, Ῥωμαιὸς τις ἀνὴρ. ἐβασίλευσε Νουεριανός … τοῦτον ἀνεῖλε Διοκλητιανός δοὺξ τυγχάνων Μυσίας. Georgios Kedrenos Compendium historiarum 568,3–5 (Anfang 12. Jh.) κτίζει δὲ καὶ πόλιν ἐν Θρᾴκῃ, Θεοδοσιόπολιν ὀνομάσιας, τὸν πρὶν λεγόμενον Ἄπρων ἀπὸ το κτίσαντος αὐτὴν κατ᾽ ἀρχὴν Ἄπρου, ὃς ἣν πενθερὸς Καρίνου, ὃς καὶ ἀνεῖλεν αὐτόν. 142 Schenk 1931, 396–397; – Malalas; – 140, 240; – Bleckmann 1992, 135 Anm. 293. 143 Über die Quellen des Malalas s. E. Jeffreys, Malalas’ sources. In: Malalas, 167–216. 144 Krumbacher 1897, 349–352; – Burgess 1999, 27,

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60. 145 Symeonis Magistri et Logothetae Chronicon. Ed. S. Wahlgren. CFHB, Series Berolinensis 44. Berlin 2006, 85.5 p. 104.

Die Geschichte Pannoniens zur Zeit der ersten Tetrarchie Cf. 464,10, wo Numerianus richtig erwähnt ist.

Das Original der Version 2 b wurde von C. de Boor bereits richtig beobachtet, er hat den Text im Codex Vind. (welcher die B-Redaktion der Logothetes-Überlieferung darstellt) sowie die Schriften des Symeon Logothetes und Kedrenos verglichen und nachgewiesen, dass in der Originalquelle bzw. in deren Epitome, auf der die ganze Chroniküberlieferung basiert, der Tod des Carinus nur sehr kurz erwähnt wird: καὶ ἐβασίλευσε Καρίνος. ἐπὶ αὐτοῦ … τοῦτον ἀνεῖλε Διοκλητιανὸς, was bedeutet, dass Diokletian ihn getötet hat. So steht das im Codex Vind. und bei Symeon nicht (bei Kedrenos an der fraglichen Stelle dagegen schon), statt dessen ist dort das Märtyrium des hl. Babylas zu lesen. Wegen der letzteren Änderung kam es zur Verwechslung der Gestalt des Numerianus mit der des Carinus. Auch Kedrenos und Symeon begingen den im Codex Vind. stehenden Fehler, indem sie den Tod des Carinus ebenfalls Aper zuschieben. 146 3. Version Carinus stirbt in Italien, nach dem Sieg über Iulianus bringt ihn einer seiner Offiziere aus Eifersucht um Ioannes Antiochenos Historia Chronica Frag. 163 (6. Jh.) = Zosimos Historia Nova I 73.3 (498– 518) Ἔτι δὲ ὄντος αὐτοῦ κατὰ τὴν ὁδὸν, συμβαλὼν ὁ Καρῖνος τοῖς Σαβινοῦ Ἰουλιανοῦ στρατιώταις, καὶ στρέψας ἐν τῇ μάχῃ τούτους, τῶν σὺν αὐτῷ τινῶν ἐπελθόντων, αἰφνίδιον ἀναιρεῖται, τῶν χιλιάρχων νὸς, οὗ τὴν γυναῖκα διαφθείρας ἔτυχεν, ἀνελόντος αὐτόν. 147 Anonymus Epitome de Caesaribus 38. 8 (Ende 4. Jh.) Ad extremum trucidatur eius praecipue tribuni dextera, cuius dicebatur coniugem polluisse. 148 Synopsis Sathas 40,26 (vermutlich Theodoros Skutariotes, zweite Hälfte 13. Jh.) ἀνειρεται δὲ ὁ Καρῖνος ὑπὸ χιλιάρχου. 149

Die letztere Zosimos-Stelle blieb nur unter den Fragmenten des Ioannes Antiochenos erhalten, denn der Schluss des ersten Buchs der Nea Historia ging veloren. Fast der gleichen Version begegnet man in Epitome de Caes. Hier liegt offensichtlich die Verwendung einer gemeinsamen Quelle (Eunapios ?) vor, die den Sieg des Carinus über Iulianus in Verona mit der Schlacht bei Margum verwechselt. 4. Version Diokletian ermordet Carinus in Rom oder auf dem Weg nach Rom Georgios Synkellos Ecloga chronographica 427,20–26 (nach 806) ἦν δὲ τότε κατὰ τὴν Ῥώμην Καρῖνος ὁ Κάρου παῖς ὑπὸ τοῦ πατρὸς ἐκεῖ καταλειφθείς, ἡνίκα ἐπὶ Πέρσας ἐστράτευσε, χαλεπὸς τοῖς Ῥωμαίοις φανείς. Διοκλητιανὸς δὲ παραλαβὼν τὴν ἀρχὴν τὸν μὲν ὕπαρχον Ἄπερα τὸν τοῦ Νουμεριανοῦ σφαγέα παραχρῆμα φονεύει, τὸν δὲ Καρῖνον ἀδίκως τῇ ἀρχῇ χρώμενον ἀναζεύξας εἰς Ῥώμην ἀναιρεῖ …150 146 Boor 1893, 13–15; – Georgius Monachus, Chronicon. Edidit C. de Boor. Editionem anni MCMIV correctiorem curavit Peter Wirth I. Stuttgart 1978, p. XXXIV. 147 Ioannis Antiocheni fragmenta ex Historia Chronica. Introduzione, edizione critica e traduzione a cura di Umberto Roberto. Berlin – New York 2005, Frag. 246 426– 427 n. Veh 1990, 298 Anm. 136; – Zosime, Histoire

nouvelle I (Livres I et II). texte établi et traduit par F. Paschoud. Paris 20032 , 188–189 n. 103. 148 Schlumberger 1974, 171. 149 E. Patzig, Über einige Quellen des Zonaras. BZ 5, 1896, 50. 1 50 Bleckmann 1992, 24, 28, 47; – Bleckmann 1997, 28 Anm. 56.

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Nachwort

Synkellos wird auch später verwendet, die Geschichte jedoch gekürzt: Anononymi Matritensis Chronographia 55,6 (10. Jh.) τὸν δὲ Καρῖνον Διοκλητιανὸς ἀναιρεῖ. 151 Ioannes Zonaras Epitome XII 30 (vor 1150) Θάτερος μέντοι τῶν Κάρου υἱῶν ὁ Καρῖνος εἰς Ῥώμην διάγων χαλεπὸς τοῖς Ῥωμαίοις ἐτύγχανεν, ἀσελγὴς γενόμενος καὶ ὠμὸς καὶ μνησίκακος· ὃς ὑπὸ Διοκλητιανοῦ εἰς Ῥώμην ἐπιδημήσαντος διεφθάρη.

Hier konnte B. Bleckmann die Verwendung einer lateinischen Quelle (nicht von Eutropius) nachweisen (durch Synkellos). 152 5. Version Carinus wird vom Volk umgebracht Nikephoros Kallistos Historia Ecclesiastica VI 33 (1197). (vor 1317) Ἀλλὰ καὶ Καρῖνος αἰσχρῶς τῇ ἀρχῇ κεχρημένος παρὰ τοῦ λαοῦ σφάττεται.

Der Geschichtsschreiber des 14. Jahrhunderts folgt in seiner Kirchengeschichte auch an obiger Stelle einer unbekannten Quelle aus dem 10. Jahrhundert. 153 Der vorangehende, die Herrschaft des Carus und seiner Söhne behandelnde Abschnitt wurde offenbar aus der Kirchengeschichte des Eusebios übernommen (VII 30.22). Das Märtyrium des hl. Babylas stammt von Malalas (303,12–20), während der Tod des Numerianus auf der Logothetes-Überlieferung beruht. Im Fall des vorliegenden Abschnitts ist ebenfalls die Verwendung einer lateinischen Quelle zu vermuten, da diese Version in der byzantinischen Überlieferung unbekannt ist: cf. Aur. Vict. 39.11. suorum ictu interiit. 6. Version Numerianus ermordet Carinus Georgios Monachos Chronicon breve 477,2–3 (vor 867) Μετὰ δὲ Κάρον ἐβασίλευσε Καρῖνος υἱὸς αὐτοῦ ἔτη βʹ καὶ ἐσφάγη ὑπὸ Νουμεριανοῦ. Joel Chronographia compendiana 35,9–10 (13. Jh.) Μετὰ δὲ Κάρον ἐβασίλευσε Καρῖνος υἱὸς αὐτοῦ ἔτη βʹ, καὶ ἐσφάγη ὑπὸ Νουμεριανοῦ.

Letztere Stelle bei Joel ist eine wortwörtliche Übernahme von Georgios Monachos, der die Reihenfolge der Herrschaftsperioden des Numerianus und des Carinus verwechselte und den Tod des Carinus nicht Diokletian, sondern statt diesem dem Numerianus zuschrieb. 154 Höchstwahrscheinlich standen Georgios außer der Reihenfolge und den Herrschaftszeiten der Herrscher (Carinus wurde vor Numerianus Augustus) keine anderen Informationen zur Verfügung. 155

1 5 1 A. Bauer, Anonymi Chronographia syntomos e codice Matritensi no. 121 (nunc 4701). Leipzig 1909, 55. 1 52 Bleckmann 1992, 313–315; – Bleckmann 1997, 18–19; – Banchich 2009, 63, 133–134 n. 116.

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1 53 Krumbacher 1897, 247, 291–293. 1 54 de Boor 1893, 12–14. 1 55 de Boor 1893, 13–15.

Die Geschichte Pannoniens zur Zeit der ersten Tetrarchie

7. Version Cornacum: basierend auf dem Chronicon des Eusebios 156: Die letztere Version des Chronicon von Eusebios taucht nur in den syrischen und armenischen Übersetzungen auf. Armen. Chron. 227 (Karst) Caro in Mesopotamia exstincto, Numeriano quoque interea contigit occidi in Thracia, pariter et Carino in Cornacis praelio (H. Petermann, var. aduersum cornacum). Nach des Karos Tode im Zwischenstromland erfolgte unterdessen auch die Tötung des Numerianos in Thrakien und ebenso die des Karinos in dem Krige des Kornakos (Karst). Chronicon miscellaneum ad annum Domini 724 pertinens oder Liber Calipharum. (CSCO 4 p. 99) (zwischen 724 und 743) Carus mortuus est in Mesopotamia. et Numerianus occisus est ab eo in Thracia, et Carinus similiter in pugna cum Carinino. Et Numerianos occisus est ab eo in RTKA (Thracia), itemque Karinos in proelio cum KVRININVS (Cornace) commisso (Petersmann in: Ed. Schoene p. 218). Dionysius Telmarensis 78. (= Pseudo-Dionysius 110, 30–31/147, 27–28) (nach 775) Carinus pariter interfectus est in proelio, quo cum Carnace contendit. Moses Khorenats’ï Geschichte Armeniens 2.79. (zweite Hälfte 5. Jh.) Carinus adversus Cornacum in deserta progressus, comite Tiridate, ipse cum copiis periit. Samuel Aniensis Summarium temporum 40/661–662 (Ende 12. Jh.) (PG XIX (1857) p. 661) Dum Carus occumberet in Mesopotamia, Numerianus item periit in Thracia, necnon Carinus in praelio adversum Cornacum (Zohrab).

Laut der fiktiven Fortsetzung der Geschichte war Cornacus ein über magische Kraft verfügender Militärbefehlshaber, der mittels dieser Kraft auch sein eigenes Leben verlängerte. Magni Chosrois patris Tiridatis copiarum dux summus Cornacus, qui vitam ad annum CLX corporis iuvenilibus. Hic Caesarem Carum, qui cecidit in pugna, cum filio debellavit. 157

Als Folge der Verwechslung der Namen ist aus dem Werk von Michael Syrus noch ein weiterer Handlungsfaden bekannt, demzufolge Carinus im Kampf gegen die Germanen fiel. Michael Syrus Chronicon 6.9 p. 198/118 a 11–14 (vor 1199) Ensuite Carinus, l’autre fils de Carus, fut tué accidentellement dans la guerre avec les germains (J.-B. Chabot). 158 R. W. Burgess hat unlängst erfolgreich nachgewiesen, dass man in den syrischen Übersetzungen den Namen irrtümlich als Personennamen interpretierte und so eine fiktive Person – Cornacos – erschuf, gegen die Carinus hat kämpfen müssen. In der armenischen Version wurde Cornacum richtig als Ortsname festgehalten. 159 Burgess stellte den orginalen griechischen Text des Eusebios folgendermaßen wieder her:160

1 56 B. Borghesi, Eusebii Chronicon. Giornale arcadico di scienze, lettere, ed arti 5, 1820, 355–356; – Thomson 1978, 227 n. 9; – Dodgeon – Lieu 1991, 271, 319 n. 21; – Burgess 1999, 49, 85–86, 99; – Festy 2002, 248–252; – Kreucher 2008, 423.

1 57 Thomson 1978, 227 n. 9. 1 58 J.-B. Chabot, Chronique de Michel le Syrien I. Paris 1895, 198. 1 59 Burgess 1999, 86. 160 Burgess 1999, 60.

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Nachwort Τελευτήραντος Κάρου ἐν Μεσοποταμίᾳ, Νουεριανὸς [ἐν τουτῷ] ἐσφάγη ἐν Θρᾴκῃ καὶ Καρῖνος ὡσαύτως [τῇ κατὰ Κόρνακον μάχῃ].

Den Ortsnamen brachte Burgess richtig mit dem pannonischen Auxiliarkastell Cornacum (heute Sotin in Kroatien) in Zusammenhang. 161 Meines Wissens nach ist gegenwärtig kein einziger anderer römerzeitlicher Personen- oder Ortsname bekannt, der ähnlich wie Cornacum klingt. Die syrischen Übersetzer konnten ganz offensichtlich nichts anfangen mit dem Namen eines ihnen unbekannten kleinen pannonischen Kastells, weshalb sie ihn als Personennamen deuteten (wobei wahrscheinlich auch die von Eusebios verwendeten Präpositionen κατά oder ἐπὶ eine Rolle spielten), da das Wörtchen neben „in“ auch „gegen jemanden“ bedeuten kann. Deutlich zeigt sich die Verwirrung auch im Werk des Pseudo-Dionysius, der den Namen als Plural interpretierte (Q'rn'qs), aber Michael Syrus hat den Namen offenbar auch nicht verstanden, weshalb er die Geschichte so abänderte, als hätte Carinus gegen die Germanen kämpfen müssen. Im Chron. von 724 kommt Carinius in verschlechterter Form vor. Antike Quellen erwähnen den Namen Cornacum nahezu überall in identischer Form: Ptol. II 15.1 ἡ κατὰ Κόρνακον ἐπιστροφὴ τοῦ Δανουβίου ποταμοῦ; – It. Ant. 243,3. Cornaco; – Tab. Peut. VI 2. Cornaco; – Not. Dig. Occ. XXXII 3 Cornacu (Cornatii), 12 Cornaco, 22 cuneus equitum scutariorum Cornacu (Cornatii), 31 equites Dalmatae Cornaco, V 122. Corniacenses, V 272. Corniacenses, VII 102, Cornacenses; – Rav. Geogr. IV 20. Cornacum. Das Kastell war das Zentrum, die civitas peregrina, des pannonischen Stammes der Cornacates (Plin. nat. hist. III 148, CIL XVI 2; – RMD 169). Der Ortsname ist mit Sicherheit keltischen Ursprungs und bedeutet ‘hornartig’ (was sich offenbar auf die Donau bezieht = ἐπιστροφὴ τοῦ Δανουβίου ποταμοῦ bei Ptolemaios). 162 Mit der Interpretation der vorliegenden Eusebios-Angabe hat sich Burgess nicht beschäftigt. Er hielt sie für irrtümlich und fügte lediglich hinzu, dass ihre Quelle unbekannt sei. 163 Festy deutete Cornacum bei Eusebios auf Grund von HA v. Carini 18.2 und Oros. VII 25.2. 164 Ihm zufolge kam es zwischen Diokletian und Carinus zu mehreren Zusammenstößen, und einer der früheren fand bei Cornacum statt, die Entscheidungsschlacht dagegen in der Nähe von Margum: nam contra Diokletianum multis proeliis conflixit, sed ultima pugna apud Margum commissa victus occubuit. Letztere Hypothese erscheint mir aus mehreren Gründen als problematisch: 1. Cornacum befindet sich 164 Meilen westlich von Margum (cf. It. Ant. 243,3–242,1, 131,6– 132,4). 165 Cornacum ist eine der Stationen an der Limesstraße und nicht an einer der Osten und Westen sowie Italia miteinander verbindenden Reichsstraßen (mit den Abschnitten Treveri – Mursa – Cibalae – Sirmium und Aquileia – Cibalae – Sirmium): It. Ant. 131, 232, 261, 267, It. Burd. 563. 166 Die Truppen benutzten im Laufe der Bürgerkriege stets die Reichsstraßen, deshalb dürfte es im 4. Jahrhundert entlang dieser Straßen zu großen Schlachten gekommen sein: z. B. 314 bei Cibalae oder 260 und 351 in der Umgebung von Mursa. 167 Auf Grund dessen ist eine Bürgerkriegsschlacht bei dem an der Limesstraße gelegenen Cornacum unbegründet. 2. Keine unserer Quellen spricht von einem Rückzug des von Osten her vordringenden Diokletians. 3. Die Historia Augusta (und Orosius) dürfte in dem Fall als authentische Quelle kaum in Frage kommen, die unmittelbar auf der EKG basierenden Quellen berichten nur von einer Schlacht: Aur. Vict. 39,11; – Eutr. 9.20.2; – Hier. Chron. 225 b; – Jord. Rom. 295; – Epitom. Chron. 161 Holder 1896, 1129; – Graf 1936, 113, TIR L- 34 Budapest. Aquincum-Sarmizegetusa-Sirmium. Budapest 1968, 49; – Anreiter 2001, 165–167. 162 Anreiter 2001, 165–167. 163 Burgess 1999, 86. 164 Festy 2002, 248–252. 165 B. Löhberg, Das Itinerarium provinciarum Anto-

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nini Augusti. Ein Straßenverzeichnis des Römischen Reiches. Berlin 2006, 140, 203–204. 166 Ibid., 203–204, 213, 219, T. 21.3; – Miller 1916, 435–436. 167 TIR L- 34 Budapest. Aquincum-SarmizegetusaAquincum. Budapest 1968, 46–47, 82.

Die Geschichte Pannoniens zur Zeit der ersten Tetrarchie

934; – Cassiodori Chron. Chron. Min. II p. 149; – Fredegarius Scholasticus Chron. II 41; – Marianus Scottus III 300. Zumindest im vorliegenden Fall sind die Breviarien zweifellos als authentischere Quelle zu betrachten als die Historia Augusta. 168 Die Schlacht von Verona gegen Iulianus hat bei dem Irrtum der Vita wahrscheinlich eine Rolle gespielt, wo Carinus den Sieg über seinen Gegenkaiser davontrug. Im Fall von Zosimos und Epitom. de Caes. lässt sich sogar belegen, dass diese die Schlachten vertauscht haben, denn sie lassen Carinus bei Verona sterben. Das oben Gesagten gebietet es, noch eine weitere Möglichkeit in Erwägung zu ziehen. Nach übereinstimmender Angabe unserer lateinischen und griechischen Quellen wurde Carinus von seinen eigenen Anhängern im Stich gelassen (Eutrop. 9.20.2), ja sogar umgebracht. Diese Feststellung der Schriftquellen wird auch durch andere historische Angaben bekräftigt, denn nach Carinus’ Tod konnten mehrere seiner Militärbefehlshaber ihre Ämter beibehalten. Bestes Beispiel dafür ist der Fall des praefectus praetorio, Aristobulus (der im Jahr 285 consul ordinarius war, später dann procos Africa und praefectus urbi) und Pomponius Ianuarianus (unter Carinus praef. Aegpyti, cos. Ord. Im Jahr 288). Der Eintrag bei Aurelius Victor bezieht sich ausschließlich auf sie: 39.14 Ceteris venia data retentique hostium fere omnes ac maxime vir insignis nomine Aristobulus praefectus praetorio per officia sua. 169 Die Loyalität der ehemaligen Truppen des Carinus gegenüber dem neuen Herrscher erscheint schon 285 auch in den Legenden der in den Münzstätten von Sisciai geprägten Münzen: FIDES MILITVM (RIU V 2 266). Andererseits ist das Schlachtfeld von Margum nicht unbedingt mit dem Schauplatz gleichzusetzen, an dem Carinus starb. Eine sich als sehr greifbar anbietende Möglichkeit scheint nämlich zu sein, dass Carinus nach der Schlacht bei Margum versucht hat, in Richtung Westen zu fliehen, und auf der Flucht von einem seiner Offiziere ermordet wurde (nicht aus Eifersucht). Sollte es zur Flucht gekommen sein, hätte Carinus offensichtlich nur nach Westen zu den ihm noch treuen Truppen fliehen können, beispielsweise auf der Limes-Straße in Richtung Aquincum, von wo ein vom Praefectus der Legion pro salute et incolumitate Augusti errichteter Altar bekannt ist (CIL III 3469). Auch unterwegs dorthin könnte es bei Cornacum zu Carinus Ermordung gekommen sein. In dem Fall müsste eine weitere Frage beantwortet werden. Und zwar die, warum der Name Cornacum in der griechischen Überlieferung nicht vorkommt. Die Antwort ist relativ einfach: das Chronicon des Eusebios war keineswegs so populär und und bekannt wie seine Kirchengeschichte, zumal das Ereignis wohl kaum sehr wichtig erschienen sein dürfte und der Ortsname noch dazu unbekannt war (selbst der über illyrischer Wurzeln verfügende Hieronymus hat hier den griechischen Text des Eusebios verändert). 170 Ein Hinweis, wie unbedeutend das Ereignis war, ist die Tatsache, dass Carinus’ Tod auch in den übrigen byzantinischen Schriften nicht vorkommt: Suda K 391; – Ephr. Chron. 240; – Anon. Chron. brev. 223,20; – Glykas Ann. 456,13; – Euagr. III 41. 171 Eusebios selber erwähnt es in seiner Kirchengeschichte nicht, Grund dafür war, dass dem Ereignis aus kirchengeschichtlicher Sicht kaum Bedeutung zukam (cf. Eccl. Hist. VII 30.22). Eine auf der Hand liegende Erklärung wäre: die Chronisten könnten die Person des Carinus leicht mit der des Carus (und mit dessen Tod im Laufe des Persienfeldzugs) verwechselt haben. In einigen Quellen wird, wie man sehen konnte, sogar die Person der beiden Söhne des Carus vertauscht (2. und 5. Version). Auch der Gebrauch lateinischsprachiger Quellen an Stelle des Eusebios lässt sich bei Zosimos, Synkellos und Zonaras belegen. Ein anderes grundlegendes Problem besteht darin, dass die den Dexippos fortsetzende nächste wichtige griechische Abhandlung, Anonymus post Dionem (Continuator Dionis, der wahrscheinlich mit Petros Patrikios zu identifizieren ist)172, verloren ging. Erst in einem Fragment aus späterer Zeit findet sich ein Hinweis auf Carinus’ Tod: Frag. 181 Ὅτι ἐν αὐτῇ τῇ οἰκείᾳ ἀναγορεύσει ὁ Διοκ-

168 Paschoud 2001, 392. 169 Leadbetter 2009, 50–51; – PLRE I Aristobulus p. 106; – Ianuarianus 2 p. 452–453.

170 Krumbacher 1897, 319–408; – Brecht 1999, 38–63. 17 1 Burgess 1999, 23–27. 172 Brecht 1999, 48–49, 56–58.

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Nachwort

λητιανὸς τὰ τότε σεβόμενα θεῖα μαρτυρόμενος ἔλεγεν μὴ διὰ τῆς βασιλείας ἐφίεσθαι Καρῖνον ἀνελεῖν, ἀλλὰ διὰ τὸ ἐλεεῖν τὴν πολιτείαν (cf. HA v. Car. 10.2). Zusammenfassend: Die sich auf den Tod des Carinus beziehenden lateinischen und griechischen Quellen widersprechen einander nicht zwingend. Nach der von Festy aufgeworfenen, meines Erachtens weniger wahrscheinlichen Version kam es zwischen Diokletian und Carinus zu mehreren Schlachten, und eine davon fand nahe Cornacum statt. Sofern die auf der EKG beruhende lateinische Überlieferung die authentische ist, kam es nur zu einer Schlacht bei Margum. Carinus versuchte nach seiner Niederlage dort zu fliehen und wurde auf der Flucht von seinen eigenen Leuten ermordet, wie man bei Aurelius Victor, in Epitome de Caes. und auch im Werk des Ioannes Antiochenos nachlesen kann. Die lateinischen Quellen sprechen nur von der Schlacht bei Margum, erwähnen aber nicht, wo Carinus verstarb. Neben der lateinischen existiert noch eine zeitgleiche, unabhängige Überlieferung, die des Eusebios, der zufolge Carinus auf der Flucht in der Nähe des pannonischen Auxiliarkastells Cornacum verstarb. Die Ansiedlung der Karpen in Pannonien Es ist eine der als allseits bekannt zu betrachtenden Feststellungen der Tetrarchiezeit-Forschung Pannoniens, wonach Caesar Galerius um das Jahr 295–296 über die Karpen gesiegt und sie im Reichsgebiet angesiedelt hat. 173 Diese Ansiedlung muss auch das Gebiet der Provinz Valeria berührt haben, da Ammianus Marcellinus ihre in der Umgebung von Sopianae lebenden Nachfahren erwähnt (XXVIII 1.5). Unlängst ist es vielleicht sogar gelungen, die pannonische archäologische Hinterlassenschaft der Karpen abzusondern (Brandschüttungsgräber, erste Gruppe der Einglätt-Keramik). 174 Im Folgenden befasse ich mich mit den Quellen des letzteren Ereignisses und mit dem Zeitpunkt der Ansiedlung. Von Aurelius Victor wissen wir, dass es schon früher karpische Ansiedlungen im Gebiet des Römischen Reiches gab, und zwar bindet er die erste Welle an Aurelianus. Dazu kam es gewiss im Zeitraum des 273 geführten Feldzugs des Herrschers gegen die Karpen und der Aufgabe der Provinz Dacia: 39.43 Carporumque natio translata omnis in nostrum solum, cuius fere pars iam tum ab Aureliano erat. 175 Die Ansiedlung betraf offenbar die Provinzen an der unteren Donau. Allerdings lässt sich nicht entscheiden, ob das bei Ammianus Marcellinus (XVII 5.5) erwähnte, in der Nähe von Marcianapolis gelegene vicus Carporum an das letztere Ereignis zu binden ist. 176 Eines der am häufigsten verwendeten entehrenden Argumente des Lactantius in Bezug auf Galerius war die ständige Erwähnung der halbbarbarischen Abstammung (mütterlicherseits) des Herrschers. Nach neueren Forschungen ist Galerius wohl irgendwann um 250–260 in dem in Dacia ripensis gelegenen Gamzigrad, im nach seiner Mutter benannten Felix Romuliana (IMS III/2 114 = AÉp 1986, 625), geboren worden (Eutr. IX 22.1; – Epit. de Caes. 40.16). 177 Trotz der bei Lactantius zu lesenden Angaben ist die von vielen vermutete karpische Herkunft des Galerius dennoch nicht 173 Costa 1912, 1809; – Ennslin 1930, 2520–2521; – Alföldi 1942, 674; – Seston 1946, 132–133; – Ennslin 1948, 2440; – Mócsy 1962, 571, 711; – Nagy 1962, 57– 58; – Kolendo 1969; – Mósy 1974, 272–273; – Barnes 1976, 187; – Bichir 1976, 157–158; – Brennan 1980, 565 n. 43; – Barmes 1982, 54, 63–64; – Brennan 1984; – Fülep 1984, 274; – Nagy 1987–1988, 240; – Régészeti kézikönyv, 46, 239; – Nixon – Saylor Rodgers 1994, 116 n. 17, 124 n. 35, 132 n. 48; – Burgess 1995, 365–366, No. 35; – Kienast 1996, 283; – Burgess 1999, 92; – Kuhoff 2001, 164–165, 170, 226; – Leadbatter 2009, 69–70, 81, 98–99, 101–102, 193, 197, 200, 227. 174 Tóth 2005. 175 Kienast 1996, 234; – Barnes 1982, 17–18; – A. Watson, Aurelian and the third century. London – New York 1999, 80, 156–157.

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176 J. Szidat, Die Dobrudscha in den Res gestae des Ammianus Marcellinus. Zu den Ortsbezeichnungen oppidum Salices (31,7,5) und vicus Carporum (27,5,5). in: Actes du III ème colloque roumano-suisse sur la politique militaire dans les provinces de l’Empire romain. Tulcea, 8–15 octobre 1995. Tulcea 1998, 25–34; – J. den Boeft – J. W. Drijvers – D. Den Hengst, Philological and historical commentary on Ammianus Marcellinus XXVII. Leiden – Boston 2009, 111–113. 177 Ennslin 1930, 2517–2518; – Syme 1971, 225– 226; – Kienast 1996, 283; – Leadbatter 2009, 18–21; – D. Srejović (Hrsg.), Roman Imperial towns and palaces in Serbia: Sirmium, Romuliana, Naissus. Belgrade 1993, 31– 53; – D. Srejović – Č. Vasić, Imperial mausolea and consecration memorials in Felix Romuliana. Belgrade 1994.

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nachweisbar (9.2 Inerat huic bestiae na turalis barbaries, efferitas a Romano sanguine aliena: non mirum, cum mater eius Transdanuviana infestantibus Carpis in Daciam novam transiecto amne confugerat, cf. 11.1, oder der sich auf den Verfasser Maximinus Daia, einen Neffen des Galerius, beziehende Ausdruck178: 18.13 semibarbarus), weshalb seine Abstammung auch kein Beweis für eine frühere Ansiedlung der Karpen sein kann. Ohne Zweifel steht nur fest, dass Romula vor den karpischen Einfällen aus dem alten Dazien tatsächlich hinüber nach Pannonien flüchtete. Die Herkunft der Romula aus Dazien bedeutet natürlich weder ihre dakische und noch weniger ihre karpische Abstammung. Daran kann selbst die folgende Textstelle bei Lactantius nichts ändern: 27. 8 Olim quidem ille ut nomen imperatoris acceperat, hostem se Romani nominis erat professus, cuius titulum immutari volebat, ut non Romanum imperium, sed Daciscum cognominaretur. Unsere Quellen sind eindeutig: die die EKG verwendende Chronicon-Übersetzung des Hieronymus (226 b Helm)179 und die eine unbekannte konstantinopolitanische Quelle benutzende Consularia Constantinopolitana180 (Chron. Min. I p. 230) setzen die Ansiedlung der Karpen übereinstimmend in dasselbe Jahr 295, auf welches Ereignis auch die Wendung proxima illa ruina Carporum des VIII. Panegyricus (5.2, cf. 10.4) hindeutet. Bezüglich des Ortes der Ansiedlung ist der einzige konkrete Hinweis eine auf die Abstammung des Maximinus bezogene Bemerkung bei Ammianus Marcellinus (XXVIII 1.5), wonach der gefürchtete Pannonier apud Sopianas Valeriae oppidum obscurissime natus est … patre orto a posteritate Carporum, quos antiquis excitos sedibus Diokletianus transtulit in Pannoniam. Die auf die EKG zurückgehenden Quellen allerdings sind nicht so eindeutig. Ohne einen konkreten Ort zu benennen, sprechen sie im Allgemeinen von römischem Boden: in nostrum solum (Aur. Vict. 39.43), in Romanis finibus (Eutr. IX 25.2), in Romanum solum (Hier. Chron. 226 b Helm; – Jord. Rom. 299, in Romania (Chron. Min. I p. 230), am konkretesten formuliert Orosius (VII 15.12) per Romanorum finium dispersere praesidia. Letzteres kommt der Realität vielleicht am nächsten, d. h. außer in Valeria kam es auch in anderen Donauprovinzen zu Ansiedlungen. Denselben Rückschluss erlaubt eine Textstelle im 297 entstandenen VIII. Panegyricus (21.1), derzufolge iussu (sc. diocletianische) deserta Thraciae translatis incolis Asia complevit, was bedeutet, dass es, wenn auch aus anderer Richtung, an der unteren Donau ebenfalls zu Ansiedlungen gekommen ist. Bei Eutropius und Hieronymus erscheinen neben den Sarmaten auch die Bastarner. Hinsichtlich der die Ansiedlung organisierenden Person nennt allein Ammianus Diokletian (XXVIII 1.5) beim Namen, Orosius verwendet den Plural (VII 15.12), der sich sowohl auf Diokletian als auch auf Galerius bezieht. Galerius kommt als einziger in Jordanes Getica vor (XVI 91), doch an der fraglichen Stelle ist statt von der Ansiedlung eher von der Unterwerfung der Karpen die Rede: Maximinus Caesar devicit et rei publicae Romanae subegit. Entgegen den oben genannten Tatsachen besteht in der Pannonien-Forschung die nahezu einhellige Auffassung, dass Galerius 295 die Karpen besiegt und in die Provinz umgesiedelt hat. Doch so eindeutig ist die Lage keineswegs. Zwar bekräftigen auch die antiken Quellen (Lact. De mort. 18.6; – Aur. Vict. 39.30; – Praxagoras FGrH 219 F 1), dass Galerius die Aufsicht über die Donauprovinzen Diokletian anvertraute. Dazu jedoch dürfte es nach der auch durch andere Quellen erhärteten Beobachtung von T. D. Barnes vor 299–300 kaum gekommen sein. 181 Diokletian hielt sich in den Jahren 293–294 wegen des Krieges gegen die Sarmaten durchgehend in den Donauprovinzen auf, vor allem in Sirmium. 182 Somit war es notwendiger Weise Galerius, an dessen Namen man den Herrscherbesuch in Ägypten Ende des Jahres 293 zu binden hat (cf. Pap. Gren178 Das cognomen Daza/Daia = Dasas/Dazas beweist eher die illyrische Abstammung: H. Krahe, Lexikon altillyrischer Personennamen. Heidelberg 1929, 34; – A. Mayer, Die Sprache der alten Illyrier I. Wien 1957, 111; – N. Cambi, Tetrarchic practice in name giving. In: A. Demandt – A. Goltz – H. Schlange-Schöningen (Hrsg.), Diokletian und die Tetrarchie: Aspekte einer Zeitenwende.

Berlin – New York 2004, 42. 179 Burgess 1995. 180 PWRE IX (1914) 41. 18 1 Barnes 1976, 180–182; – Barnes 1982, 61 n. 70; – Kienast 1996, 283; – Kuhoff 2001, 153 Anm. 419; – Leadbetter 2009, 68–69, 81–82, 97–102. 182 Barnes 1982, 52–54.

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Nachwort

fell 2.110 und Pap. Bod. Ms. Gr. Class. C 126: demnach ist im Dezember 293 Alogius adiutor memoriae, der in sacrum comitatum d. n. Maximiani nobilissimmi C[a]esaris reiste183), wo ihn im Folgejahr der Aufstand in Oberägypten beschäftigte (cf. die Titel Thebaicus maximus und Aegyptiacus maximus des Galerius, die er unter Diokletian nicht trug184). Und in den nächsten Jahren (295–299) konnte er dann wegen des Feldzugs gegen die Perser nicht im Illyricum weilen (im Frühjahr 299 war er zusammen mit Diokletian noch in Antiochia: Lact. Div. Inst. 4.27.4; – De mort. persec. 10). 185 Nachdem Galerius also keine Möglichkeit dazu hatte, muss die Ansiedlung der Karpen notwendiger Weise unter Aufsicht Diokletians von Statten gegangen sein. Der neuen Chronologie zufolge wäre es Galerius in den 290 er Jahren einmal möglich gewesen, einen Feldzug gegen die Karpen zu führen. 186 Die Gelegenheit dazu hätte nur im Sommer 297 bestanden, als er laut mehreren Quellen nach seiner Niederlage gegen die Perser persönlich im Illyricum erschien und Tuppen aushob, wobei er sogar gotische Hilfstruppen anstellte: Aur. Vict. 39.34 (contracto confestim exercitu e veteranis ac tironibus per Armeniam in hostes contendit), Eutr. 9.25 (Mox tamen per Illyricum Moesiamque contractis copiis rursus cum Narseo, Hormisdae et Saporis avo, in Armenia maiore pugnavit successu ingenti nec minore consilio, simul fortitudine, quippe qui etiam speculatoris munus cum altero aut tertio equite susceperit), Festus Brev. 25.2 (Hic tanta indignatione a Diokletiano exceptus est, ut ante carpentum ejus per aliquot millia passuum cucurrerit purpuratus: et cum vix impetrasset, ut reparato de limitaneis Daciae exercitu, eventum Martis repeteret, in Armenia majore ipse Imperator cura duobus equitibus exploravit hostes: et cum viginti quinque millibus militum superveniens castris hostilibus, subito innumera Persarum agmina aggressus est, et ad internecionem cecidit), Jord. Get. XXI 110 (Exinde ergo ad proprias sedes regressi post haec a Maximiano imperatore rediguntur in auxilio Romanorum contra Parthos rogati, ubi omnino datis auxiliariis fideliter decertati sunt). Cf. Theoph. Conf. 9,7–9 μετὰ δ ̓ ταῦτα συναχθείσης δυνάμεως πολλῆς πάλιν Μαξιμιανὸς ὁ Γαλλέριος καῖσαρ ἐπὶ τὸν Νάρσεως πόλεμον ἐκπέμπεται χρησάμενος δεξιᾷ τύχῃ (Iul. Or. 1.18B). 187 Der von Eutropius: per Illyricum Moesiamque contractis copiis und ebenso von Festus: reparato de limitaneis Daciae exercitu angewandte absolute Ablativ enthält eine klare Aussage zum Ort der Truppenaushebung. Für einen Feldzug gegen die Karpen beziehungsweise eine endgültige Lösung der Karpenfrage dürfte er dennoch kaum Zeit gehabt haben. Unbegründet erscheint auch die Hypothese, dass Maximianus, der damals persönlich am Rhein erscheinen musste (Ende März war er noch in Aquileia: cf. Frag. Vat. 313 und Pan. VIII (V) 13.3), den wegen des Persienfeldzugs abwesenden Diokletian sowie Galerius vertreten haben soll. 188 Der genaue Zeitpunkt des Feldzugs gegen die Karpen kann (an Stelle des in den Quellen verzeichneten Jahres 295) darüber entscheiden, ab welchem Jahr die Herrscher den Titel Carpicus maximus getragen haben. Letzteren allerdings nahmen die Herrscher erst 296 nach dem konstantinischen Britannien-Feldzug an. 189 Sehr gut lässt sich Letzterer an den Ausdruck: proxima illa ruina Carporum im 297 entstandenen VIII. Panegyricus (5.2) binden. Für die Verschiebung um ein Jahr zeichnet ein Irrtum der Quelle des Hieronymus und der Consularia veranwortlich (solche Irrtümer sind im Fall der Consularia leicht nachweisbar – eher häufiger ist die um ein Jahr frühere Datierung), das mag aber auch nur ein scheinbarer Widerspruch sein. Ähnlich den über Jahre hin dauernden Kriegen gegen die Sarmaten könnten die kriegerischen Auseinandersetzungen 295 begonnen haben, doch erst im darauf folgenden Jahr beendet worden sein. Für die Datierung 296 sprechen könnten auch die Ausgabeorte der Reskripte der Herrscher,

183 J. F. Rea – R. P. Salomons – K. A. Worp, A rationwarrant for an adiutor memoriae. Yale Classical Studies 28, 1985, 101–113. 184 Barnes 1982, 256–257; – Kienast 1996, 285. 185 Barnes 1982, 62–63; – Kienast 1996, 283. 186 Nixon – Saylor Rodgers 1994, 117 n. 17. 187 Costa 1912, 1814; – Ennslin 1930, 2522; – Enns-

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lin 1948, 2443; – Barnes 1982, 63; – Brennan 1984; – Leadbatter 2009, 91. 188 Nixon – Saylor Rodgers 1994, 132 n. 48, siehe aber Barnes 1982, 59; – Kienast 1996, 272–273. 189 Barnes 1982, 253–255; – Kienast 1996, 268, 275, 280, 285.

Die Geschichte Pannoniens zur Zeit der ersten Tetrarchie

denen zufolge für Diokletian im Jahr 295 nur östliche Aufenthalte (Nicomedia, Damascus) belegt sind, während die Angaben für 296 gänzlich fehlen. 190 Aus den obigen Gründen muss eine andere Lösung gefunden werden. Einerseits ist als nahezu gewiss anzusehen, dass es 295 nicht zur Ansiedlung aller Karpen gekommen sein dürfte. Darauf deutet auch hin, dass Galerius nach seiner Rückkehr, d. h. nach 299–300 in den Jahren zwischen 301 und 304, jedes Jahr den Titel Carpicus angenommen hat, was auf jeden Fall ein Zeichen für sich hinziehende Kriegshandlungen ist und sich gut mit der „engültigen“ Klärung der Karpenfrage verbinden ließe. 191 Letztere war allerdings kein voller Erfolg, wie auch Galerius’ sechster Carpicus-Titel in den Jahren 308–309 (oder 310192) belegt. 193 Auf den selben Umstand deutet – und gibt vielleich sogar den Grund der Ansiedlung/Flucht eindeutig an – eine enigmatisch scheinende Stelle bei Lactantius, wo der Name des fraglichen Volkes fehlt. 194 Der frühchristliche Autor schreibt in Bezug auf die Leibgarde des Maximinus das Folgende: 38.6. nisi ex gente eorum qui a Gothis tempore vicennalium terris suis pulsi Maximiano se tradiderant malo generis humani, ut illi barbarum servitutem fugientes in Romanos dominarentur. Das gens kann sich wohl kaum auf die Sarmaten und Vandalen beziehen, denn diese werden unter Konstantin (teilweise) von den Goten vertrieben (Anon. Vales. 6.32; – Auson. Mos. 9; – Eus. v. Const. 4.6; – Chron. Min. I p. 234; – Jord. Get. XXII 114–115, XXXI 161), beziehunsgweise kommt es um diese Zeit auch zu ihrer Ansiedung im Römischen Reich. Demnach haben die Goten zur Zeit der Vizennalien (um 303) ein Volk von seinen Wohnsitzen vertrieben, dessen Angehörige im Römischen Reich angesiedelt und zum Teil sogar für den Waffendienst (Leibgarde) herangezogen wurden. Dieses Volk kann kein anderes als die Karpen gewesen sein, da wir zur Zeit der Tetrarchie von keiner anderen Ansiedlung wissen und in der Nachbarschaft der Goten und des Imperiums auch kein anderes Volk gelebt hat. Der sich auf die Karpen beziehende Ausdruck antiquis excitos sedibus an der von Ammianus zitierten Stelle (XXVIII 1.5) deutet ebenfalls darauf hin. Auf Grund all dessen kam es laut Angabe des Lactantius nach 303 zur Ansiedlung der Karpen, welche Angabe im Einklang mit den alljährlich von Galerius angenommenen Carpicus-Siegestiteln steht. Somit ist der Grund für Rezeption und Kriege klar: sie waren auf der Flucht vor den Goten. Nicht ausgeschlossen, dass auch der Aufenthalt Diokletians im Juni 303 in Durosturum an den Feldzug gegen die Karpen zu binden ist (Cod. Iust. 5.73.4). Erklären lässt sich die zweierlei Datierung in den Quellen (295–296 und nach 303) nur auf eine Art und Weise: die Ansiedlung der Karpen im Gebiet des Römischen Reiches geschah in mehreren Wellen. Nach Aurelianus wurde die nächste Mitte der 290 er Jahre von Diokletian überwacht (z. T. auch Bastarnae), und nach 303–304 folgte die mit Galerius’ Namen verbundene Welle. Welche davon auch das Gebiet Pannoniens betraf, ist nur schwer zu entscheiden. Will man Ammianus glauben, kann die in den 290 er Jahren erfolgte Ansiedlung damit in Zusammenhang gebracht werden, wahrscheinlicher ist jedoch die größere, an Galerius Namen zu bindende Welle. Feldzüge gegen die Sarmaten im Zeitalter der Tetrarchie Bei den Vorbereitungen zu diesem Band fiel mir auf, wie verworren die tetrarchiezeitliche Chronologie der Kriegsgeschichte der Donauprovinzen, so auch Pannoniens, und insbesondere die der Feldzüge gegen die Sarmaten eigentlich ist. Zahlreiche Fragen sind bis zum heutigen Tag nicht geklärt, ungeachtet der Tatsache, dass die ausgezeichnetsten Forscher des Zeitalters sich mehrfach damit befasst haben. 195 An dieser Stelle möchte ich neben der Zusammenstellung der Quellen in 190 Th. Mommsen, Gesammelte Schriften I, 288–289. 19 1 Barnes 1976, 191–192; – Barnes 1982, 63–64, 256, 257; – Kienast 1996, 283, 285. 192 Corcoran 2006, 231–240, 233 193 Vermutlich besaß auch Konstantin den Ehrennamen Carpicus max.: cf. ILS 645, 8942; – Kienast 1996, 302.

194 Ennslin 1930, 2523; – Schmidt 1941, 244; – Kolendo 1969, 384 n. 2; – Barnes 1976, 191; – Brennan 1980, 565 n. 43; – Barnes 1982, 64, 257; – Barnes 1996, 545; – Kuhoff 2001, 226 Anm. 615; – Leadbatter 2009, 99. 195 Costa 1912, 1796, 1802, 1803–1804, 1809, 1820; – Ennslin 1930, col. 2520–2521, 2523, 2525–

193

Nachwort

erster Linie versuchen, die chronologischen Fragen zu klären. Außer den Schriftquellen habe ich die epigraphischen und Münzangaben, die Ehrentitel der Tetrarchen sowie die nach Mommsen und Barnes auf Grund der in den herrscherlichen Edikten angegebenen Ausgabeorte und Datierungen mehr oder weniger rekonstruierbaren Aufenthaltsorte in Betracht gezogen. 196 Sämtliche Quellen sind im Appendix zusammengestellt. Die Schwierigkeit der genauen Interpretierung unserer Schriftquellen resultiert zum Großteil aus ihrer Nichtdatierbarkeit. Erschwerend kommt hinzu, dass man zuweilen nicht entscheiden kann, ob der jeweilige Feldzug gegen die Sarmaten im Raum Pannonien oder Mösien (oder in beiden) stattfand. Auch die Grabinschrift des Aurelius Gaius zeigt gut die Schwierigkeiten einer exakten Lokalisation des bei Claudianus vorkommenden (Epith. Pallad. 86, auch hier nur im Plural: quae Sarmaticis custodia ripis), aber als Analogie zu dem Ausdruck ripa Gothica (cf. Anon. Vales. VI 35) in der modernen Terminologie allgemein gebräuchlichen terminus technicus ripa Sarmatica (SEG 31, 1116 = 39, 969 = AÉp 1981, 777). Der an den Kriegen Diokletians, so auch an den vier Feldzügen gegen die Sarmaten, teilnehmende Soldat erwähnt gleich zwei Ausgangsbasen: Βιμι̣ν̣ά̣[κιον -- - -]ν. Die Ergänzung des letzteren fragmentarischen Ortsnamens lautet beinahe mit Sicherheit [Σιρμίo]ν, d. h. die römischen Truppen wurden aus zwei Richtungen in Marsch gesetzt. Lediglich von den ersten Germanicus maximus und Sarmaticus maximus Titeln des Herrschers ist bekannt, dass Diokletian noch im Jahr 285 (nachdem er bei Margum Carinus besiegt hatte, der vielleicht auf der Flucht nahe dem pannonischen Cornacum [Karst] verstarb [cf. Eus. Chron. 227]) aller Wahrscheinlichkeit nach auch gegen die Germanen und Sarmaten kämpfen musste. Da im Fall seiner Vorgänger der Feldzug des Carus gegen die Sarmaten (Eutr. IX 18; – HA v. Car. IX 4; – VIII 1; – XIX 2; – Jord. Rom. 294; – Sync. 472,10–11; – Zon. XII 30) und der des Carinus gegen die Germanen (Quaden: Nemes. Cyn. 69–70 nec taceam primum, quae nuper bella sub Arcto, / felici, Carine, manu confeceris, Medaillon mit der Legende: Triumfu(s) Quador (um)197) bekannt sind,198 wurde zu Recht die Möglichkeit erwogen, dass es sich um die Fortsetzung der wegen des Perserfeldzugs beziehungsweise der Bürgerkriege (Iulianus und Diokletianus) abgebrochenen Feldzüge handeln könnte. Angesichts der Kürze der Zeit (nach der Schlacht bei Margum im Frühjahr/Frühsommer 285 verbrachte der Herrscher den Winter gewiss in Nicomedia199) dürften dies höchstens kurze, demonstrative Expeditionen gewesen sein, was auch das Schweigen der Quellen darüber belegen mag. 200 Zu letzteren Ereignissen könnten auch die vom 2. November 285 datierenden Edikte gehören, die in Atubino (vielleicht Botivo = verschlechterte Form von Civitas Iovia) und Suneata (vermutlich das benachbarte Sunista an der Straße Poetovio-Mursa) in der Provinz Pannonia superior herausgegeben wurden (Cod. Iust. 4.48.5, Frag. Vat. 297) (cf. It. Burd. 561, 10–1 [Iovia]; – Tab. Peut. Seg. IV [Botivo]; – Rav. Geogr. IV 19 [Botivo] und It. Ant. 130,2 [Iovia, Sinista]). 201 Der nächste Feldzug gegen die Sarmaten ist wohl in das Jahr 289 zu datieren, als Diokletian zum zweiten Mal und Maximianus zum ersten Mal den Titel Sarmaticus maximus annahm. Letztere Tatsache bekräftigt auch der längere pannonischen Aufenthalt Diokletians, der im Winter 289– 290 in Sirmium weilte (Cod. Iust. 10.3.4). 202 Besagter Feldzug erschien in dem Maximianus gewidmeten, 291 vorgetragenen Panegyricus XI (III), wo der Autor außer den Ereignissen des Fol2526; – Alföldi 1941, 37–38, 49–58; – Alföldi 1942, 673– 674; – Egger 1943, 21–28; – Seston 1946, 131, 134; – Nagy 1946; – Ennslin 1948, col. 2426, 2430–2431, 2433–2434, 2438–2440; – Nagy 1962, 56–57; – Mócsy 1962, col. 570–571; – Mócsy 1974, 268–272; – Barnes 1976, 174–193; – Barnes 1982, 50–53, 63–64, 254– 255; – Williams 1985, 52, 75–77, 294–295; – Régészeti kézikönyv, 46; – Kuhoff 2001, 37–38, 95, 98–99, 153– 154, 216, 223–226; – Kovács 2001, 141–168; – Leadbatter 2009, passim; – Kovács 2010. 196 Th. Mommsen, Gesammelte Schriften II 195–

194

291; – Barnes 1982, 47–87 197 F. Gnecchi, I medaglioni romani II. Milano 1912, 123 Nr. 11, T. 123/8. 198 Ausführlicher zu der Frage siehe FPA 5, 187–188. 199 Barnes 1982, 50. 200 Costa 1912, 1796; – Ensslin 1948, 2426; – Mócsy 1962, 570; – Kuhoff 2001, 37 Anm. 76. 201 Barnes 1982, 50 n. 2. Über diese Frage: Tóth 2006, 122–130. 202 Costa 1912, 1802; – Alföldi 1941, 52; – Ensslin 1948, 2430–2431; – Mócsy 1962, 570; – Kuhoff 2001, 95.

Die Geschichte Pannoniens zur Zeit der ersten Tetrarchie

gejahres mehrmals auch auf die des Jahres 289 verweist (neben den Feldzügen des nächsten Jahres): 5.4 … omitto Sarmatiae vastatione, … Die Vernichtung von Sarmatia (= Strafexpedition) erwähnt der Rhetor vor dem Feldzug von 290 gegen die Sarazenen. 16.1 … Sarmaticas vestras et Raeticas et Transrhenanas expeditiones furore percitae in semet imitentur. Hier deutet das im Plural stehende Wort expeditiones auf die Kampagnen von 289 und des folgenden Jahres. Der Sieg dürfte kaum endgültig gewesen sein, denn von seiner in der ersten Hälfte des Jahres 290 unternommenen Nahostreise musste er schnell nach Pannonien zurückkehren, wie es auch im vorangehenden Panegyricus zu lesen ist: 4.2 Illum modo Syria viderat: iam Pannonia susceperat. Laut Reihenfolge der kaiserlichen Edikte hat sich Diokletian ab Anfang Juli bis Dezember 290 gewiss ständig in Sirmium aufgehalten (Cod. Iust. 6.30.6 und 3.28.19), wärend für die Zeit zwischen Januar und April 291 keine Angaben vorliegen (nur soviel ist sicher, dass er im Dezember 290 oder eher im Januar 291 am Kaisertreffen von Mediolanum teilnahm203), und die erste Angabe für den Mai datiert dann wieder aus Sirmium (Cod. Iust. 9.41.12). Sicher auf diese Ereignisse verweist mehrfach der 291 entstandene XI. Panegyricus: 7.1 Laurea illa de victis accolentibus Syriam nationibus et illa Raetica et illa Sarmatica te, Maximiane, fecerunt pio gaudio triumphare … 16.1 … tantam esse imperii vestri felicitatem undique se barbarae nationes vicissim lacerent et excidant, alternis dimicationibus et insidiis clades suas duplicent et instaurent, Sarmaticas vestras et Raeticas et Transrhenanas expeditiones furore percitae in semet imitentur. In derselben Ansprache erfährt man auch etwas über den verifizierbaren Grund der Sarmatenkriege, welcher am ehesten das Erstarken der Goten im Karpatenbecken gewesen sein dürfte (cf. noch zur Zeit Konstantins hatten sie das gleiche Problem): 17.1 itemque Teruingi, pars alia Gothorum adiuncta manu Taifalorum adversum Vandalos Gipidisque concurrunt (cf. Jord. Get. XXII 114–115, XXXI 161). 204 Früher ging man nahezu übereinstimmend davon aus, dass die kriegerischen Auseinandersetzungen Mitte 291 beendet waren,205 was jedoch bei weitem nicht gewiss ist. Zwar liegen über den Zeitraum bis Jahresende keine Angaben vor, aber Diokletian weilte im Dezember 291 immer noch in der Gegend (Oescus, Cod. Iust. 8.47(48).5). Über den Verlauf der Ereignisse selber wissen wir so gut wie nichts. Doch macht die Tatsache, dass die Herrscher bis zum Jahr 294 kein weiteres Mal den Titel Sarmaticus maximus annahmen, auf jeden Fall die Schwere und Ungelöstheit der Situation deutlich. Wahrscheinlich (auf Grund der Grabinschrift des Aurelius Gaius) hat man damals auch die in Scythia minor stationierte legio I Iovia nach Pannonien beordert: SEG 31, 1116 = 39, 969 = AÉp 1981, 777 ἰστρατ[εσάμε]νο ἰς λειγειῶναν | πρώντην Ἰταλ[ικὴν Μ]υσιατικῶν, ἐκ|λεχθεὶς ἰς ὀγδ[όαν Αὐ]γούσταν Γερμ|ανικίαν, ἐν ἐπ̣[αρχί]v. Σκυθ(ίv.) κα Πανν(ονίᾳ) | 5 Ἰοβίv. Σκυθικᾷ·. Weiterhin dürften zum damaligen Zeitpunkt auch zwei neue pannonische Legionen aufgestellt worden sein – die legio V Iovia und die legio VI Herculia, die bis zuletzt in der an das Gebiet der Sarmaten grenzenden zukünftigen Provinz Pannonia II stationiert waren. 206 Es gibt einfach keine Angabe darüber, wo sich Diokletian 292 aufgehalten hat. 207 In Ermangelung dessen kann man auch nicht mit Bestimmtheit sagen, ob unter die Sarmatenkriege von 290–291 im besagten Jahr ein Schlussstrich gezogen wurde. Der fehlende Sarmaticus-Titel sowie die Tatsache, dass die allerersten, vom 1. Januar 293 datierenden Angaben erneut seinen Aufenthalt in Sirmium belegen (Cod. Iust. 1.18.5, 2.3.20, 3.34. 8, 5.74.2, 6.26.7), deuten eher darauf hin, dass die Kriegshandlungen noch nicht beendet waren. Ein Hinweis darauf könnte eventuell auch der Ausdruck [Σα]ρμαθίαν τετράκις in der Grabinschrift des Aurelius Gaius sein. Demnach war Gaius viermal in Sarmatia, wo er vielleicht an vier aufeinander folgenden Expeditionen (zwischen 291 und 294) teilgenommen hat. 208 203 Barnes 1982, 52. 204 Wolfram 1979, 67–68; – Nixon – Saylor Rodgers 1994, 100–101 n. 82. 205 Costa 1912, 1802–1803; – Ensslin 1948, 2431– 2434; – Mócsy 1962, 570; – Kuhoff 2001, 98–99.

206 1962, 207 208

Ritterling 1925, col. 1572, 1596–1597; – Mócsy 629. Barnes 1976, 292. Kovács 2010.

195

Nachwort

Diokletian jedenfalls verbrachte den Winter zwischen Anfang Januar und Ende Februar 293 nachweislich in Sirmium, von wo er im März, wahrscheinlich wegen Galerius’ Wahl zum Caesar in Nicomedia (und Sirmium), gen Osten reiste (Chron. Min. I p. 230; – Lact. De mort pers. 19.2). 209 In diesen Kriegszeitraum mag auch die Aquincum-Reise des Augustus gefallen sein, die er mit dem Wiederaufbau eines Jupiter-Tempels verewigen ließ. Zumindest stehen in der Bauinschrift die Namen der Augusti im Nominativ. Für die sekundär verwendete Inschrift vom Fundort Mikebuda ist eher die von Egger publizierte Ergänzung annehmbar, da die Namen der Caesaren in der Inschrift fehlen: CIL III 10605 = TRH 212 I(ovi) O(ptimo) [M(aximo)] / Diokletianus [et Maximianus] / Augusti ob d[evictos virtu-]/te sua S[armatas]. Im Sommer 293 musste sich Diokletianus auf jeden Fall erneut persönlich an die sarmatische Front begeben, im August weilte er in Viminacium, und ab dem 11 September hielt er sich praktisch bis Ende August 294 in Sirmium auf (Cod. Iust. 4.12. 8, 9.18.2), doch endgültig verließ er das Illyricum erst Ende Oktober (Ende Oktober war er noch in Durostorum: Cod. Iust. 8.41(42).6, 9.22.20). 210 Auch einige kleinere Unterbrechungen sind nur Beweise seiner Reisen entlang der pannonischen Front, so ist ein ganz kurzer Aufenthalt am 13. November 293 in Lugio belegt (Cod. Iust. 9.20.10 und 11), da er noch am gleichen Tag in Sirmium auch zwei Edikte erließ (Cod. Iust. 3.32.16, 4.1.7). Es ist eine allseits bekannte, auch von antiken Geschichtsschreibern bekräftigte (Lact. De mort. 18.6; – Aur. Vict. 39.30; – Praxagoras FGrH 219 F 1) Tatsache, dass Diokletian die Aufsicht über die Donauprovinzen Galerius anvertraute. Dennoch musste sich sein Caesar ab 293 viele Jahre lang an der ägyptischen und persischen Front auf halten, erst von 299–300 an konnte er längere Zeit in dem ihm zugewiesenen Herrschaftsgebiet verweilen. 211 Angesichts dieser Fakten wäre es zwar möglich, dass der sarmatische Feldzug 293 unter Galerius Teilnahme stattfand, aber wegen der zwingenden Ägyptenreise des Caesar musste der Augustus auch weiterhin ständig im Donauraum anwesend sein. Eben deshalb kann man dem Herrscher auch die Kriegserfolge nicht streitig machen. Laut Eintrag der Consularia Constantinopolitana wurden im Jahr 294 (Chron. min. I p. 230) his coss. (Constantino et Maximiano, sc. a. 294) castra facta in Sarmatia contra Acinco et Bononia, d. h. am anderen Donauufer, auf sarmatischem Boden, gegenüber von Aquincum und dem sirmischen Bononia größere militärische Gegenfestungen errichtet. 212 Entgegen den früheren Disputen213 ist es mir zuvor vielleicht gelungen zu klären, dass sich hinter dem Ortsnamen Acinco nicht Acimincum und die bis heute unbestätigte Gegenfestung von Titel verstecken. 214 Das Wort castra lässt sich nur mit einer der beiden Aquincumer Gegenfestungen (die heute unter den Namen Trans und Contra Aquincum bekannt sind)215 oder der in der Notitia schon unter dem Namen castellum Onagrinum (Occ. XXXII 41: contra Bononiam in barbarico in Castello Onagrino) bekannten Gegenfestung von Begecs identifizieren. 216 Zwei Punkte der Befestigungen (wahrscheinlich beide gegenüber von Legionslagern und Legionseinheiten217) lassen außerdem vermuten, dass die Angriffe das ganze Gebiet von Pannonia inferior betrafen. Auf Grund 209 Ennslin, 2436; – Barnes 1982, 62 n. 73; – Kolb 1987, 71–87; – Kuhoff 2001, 109–113; – Leadbetter 2009, 63–64. 2 10 Barnes 1982, 52–53. 2 1 1 Barnes 1982, 61 n. 70; – Kienast 1996, 283; – Kuhoff 2001,153 Anm. 419; – Leadbetter 2009, 68–69, 81, 97–102. 2 12 Kovács 2001. 2 13 Soproni 1977; – Tóth 1980. 2 14 Kovács 2001. 2 1 5 A. Halitzky, Rövid értekezés egy Hídvárrul (De Monimentu Pontu), melly a' pesti Duna parton a' régi római Aquincum, a' mostani Ó-Budának által ellenében állott … Tudományos Gyűjtemény 1820 III, 9–26; – PWRE VIA (1937) 2148–2150; – Nagy 1946, PWRE VIIA (1948) 2439.

196

2 16 K. Gubitza, A begecsi romok. Bács-Bodrog vármegyei történeti társulat évkönyve 23, 1907, 80–82; – Gy. Dudás, A begecsi ásatásokról. ArchÉrt 22, 1902, 350; – P. P. Vellenrajter, Castellum Ongarinum. Rad Vojvodanskih Muzeja 7, 1958, 126–132 (mit Grundriss); – V. Dautova-Ruševljan, Zaštitno iskopavanje antičkog lokaliteta “Kova” kod Begeča. Rad Vojvodanskih Muzeja 21–22, 1972–1973, 141–152; – D. Dimitrijević – M. Gabričević – D. Vilotijević, “Kuva”, Begeč-rimsko utvrðene Onagrinum no levoj obali Dunava. ArhPregled 16, 1974, 86–89; – G. Bertók, Contra Bononia – a Roman fort in the Barbaricum. In: Forschungen zur Archäologie im Land Brandenburg 3, 1995. Luftbildarchäologie in Ost- und Mitteleuropa, 219–226. 2 17 Brennan 1980, 553–567.

Die Geschichte Pannoniens zur Zeit der ersten Tetrarchie

dessen steht nur soviel fest, dass Diokletian als einen abschließenden Akt der Sarmatenkriege der Jahre 293–294 gegenüber von Aquincum und Malata/Bononia zwei Gegenfestungen bauen ließ. Allerdings ist die Datierung des Eintrags nicht unumstritten. Die vorkonstantinischen Angaben des Werkes sind spärlich, sie beschränken sich zum Gutteil auf die Erwähnung größerer christlicher (Geburt, Kreuzigung Jesu) oder literaturhistorischer (z. B. Ciceros Tod) Ereignisse und solcher der Stadt Rom (ludi, von hier sind Naturwunder zu beobachten). In der Consularia wird der einzige sich auf den Bau eines Militärlagers beziehende Eintrag an der vorliegenden Stelle mit den Consuln des Jahres 294 datiert. Bemerkenswert ist, wie die Zahl der Einträge in den 280 er Jahren plötzlich ansteigt (unter der Herrschaft Diokletians 11 Einträge). Unsere Angabe muss also mit den übrigen tetrarchiezeitlichen Angaben verglichen werden. Abweichend von den früheren sind die Angaben dieses Zeitalters schon ab den 280 er Jahren nicht mehr genau. Die Letzteren wurden mit einem Jahr Verschiebung eingetragen, so der Tod des Probus 283, der Herrschaftsbeginn des Maximianus 286, Galerius Thronbesteigung 291 statt 293 und auch die Sonnenfinsternis von 292 ordnete man dem Jahr 291 zu. Auf diese Weise wurde 302 an Stelle des Jahres 301 zum Zeitpunkt der Herausgabe von Diokletians Edikt über Preismaximierung, zu Diokletians Rücktrittsjahr 304 statt 305 und zu Konstantins Proklamationsjahr 307 statt 306. Die letzte Verschiebung ist die Datierung der Sonnenfinsternis vom Mai 319 in das Jahr 318. Diese Einträge gelangten höchstwahrscheinlich aus einer unbekannten fremden, vielleicht konstantinopolitanischen Quelle in das Werk. 218 Auf Grund all dessen darf man zurecht vermuten, dass auch der Eintrag des Jahres 294 um ein Jahr verschoben war, was bedeutet, dass der Bau der Gegenfestungen in das Jahr 293, das heißt an das Ende der Kriegsperiode, aber nicht in die Zeit nach dem Friedensvertrag zu setzen ist. Der römische Sieg jedoch war vollkommen, wie unsere Schriftquellen darüber ausführlich berichten. Damals wurden Diokletian das dritte Mal, Maximianus das zweite Mal, Galerius und Constantius aber das erste Mal Sarmaticus maximus. In die Kriegshandlungen müssen auch die Goten verwickelt worden sein, das belegen sowohl der von den Herschern 293 (die gotische Situation war demnach früher geklärt worden) angenommene (nicht offizielle) Titel Gothicus maximus als auch die Gestalt der Inschrift Γουττίαν βʹ (SEG 31, 1116 = 39, 969 = AÉp 1981, 777) des Aurelius Gaius (AÉp 1936, 10; – AÉp 1995, 1345). 219 Von der Größe des Triumphes kündeten auch die von dieser Zeit an, also erst ab 294, in nahezu allen Münzstätten des ganzen Reiches geprägten Silber- und Bronzemünzen mit der Legende VICTORIA SARMATICA und VICTORIAE SARMATICAE (RIC VI 100–101, 104–108, 114–115, 119–120, 127 [Treveri], 12–13, 16–17 [Ticinum], 14–26, 31, 36–39, 43 [Roma], 34–42, 58 [Siscia], 2–3, 6–7 [Heraclea], 5 [Cyzicus] und RIC VI 10 [Thessalonica], 10 [Heraclea], 19, 22 [Nicomedia], 32–33 [Antiochia], 8 [Alexandria]). In dem in das Jahr 297 zu datierenden, Constantius gewidmeten VIII. Panegyricus kommt der Autor mehrmals auf die Erfolge gegenüber den Sarmaten zurück, was im vorliegenden Fall wohl kaum ausschließlich ein Propagandagriff gewesen sein dürfte. Selbst wenn die Hinweise auf ein mögliches Aussterben sicher zu den üblichen rhetorischen Übertreibungen gehören. In dem letzteren Werk schildert der Rhetor die, im Gegensatz zur früher hoffnungslosen, unter Diokletian stabile Lage des Imperiums sowie die Niederringung sämtlicher, so auch der illyrischen Gegner des Reiches: 5.1 Adoratae sunt igitur mihi Sarmaticae expeditiones quibus illa gens prope omnis extincta est et [cum] paene cum solo nomine relicta quo serviat 10.4 … totiens obstricta Sarmatia. Über weitere Feldzüge gegen die Sarmaten gibt es erst aus 299/300 wieder eine Angabe, in welchem Jahr Diokletian zum vierten Mal, Maximianus zum dritten Mal, Galerius und Constantius zum zweiten Mal Sarmaticus maximus wurden. Textquelle für Letztere war der auf die verloren gegangene Kaisergeschichte zurückgehende Eutropius, der dann auch Orosius als Quelle diente: IX 25.2 Varia deinceps et simul et viritim bella gesserunt Carpis et Basternis subactis, Sarmatis victis, 2 18 PWRE IX (1914) 41.

2 19 Brennan 1984, 142–146.

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Nachwort

quarum nationum ingentes captivorum copias in Romanis finibus locaverunt. 220 Der Sinn des Textes ist klar, es geht um die nach dem Perserkrieg von Galerius (zum Teil gemeinsam mit Diokletian geführten) späteren Feldzüge (simul et viriti), als er nach dem Krieg gegen Karpen und Bastarner von 296 erneut gegen die Sarmaten kämpfen musste. Derselbe Text erscheint auch bei Orosius (VII 15.12 postea per eosdem duces strenue aduersus Carpos Basternasque pugnatum est. Sarmatas deinde uicerunt: quorum copiosissimam captiuam multitudinem per Romanorum finium dispersere praesidia). Die Ansiedlung bezieht sich auf die Karpen im Jahr 296 und nach 303, über die wir durch Ammianus wissen, dass sie auch das Gebiet von Valeria/Sopianae betrafen (Lact. De mort. pers. 9.2, 10.4, 17.3, 38.6; – Pan. Lat. VIII (V) 5.2; – Aur. Vict. 39.43; – Eutr. IX 25.2; – Hier. Chron. 226 b (Helm); – Amm. Marc. XXVIII 1.5; – Chron. min. I p. 230; – Jord. Rom. 299; – Get. XVI 91). 221 Laut Angabe der Consularia Constantinopolitana des Jahres 299 (Chron. Min. I p. 230). his conss. victi Marcomanni. Auf dieses Ereignis deutet auch eine kurze Bemerkung bei Aurelius Victor: 39.43 Et interea caesi Marcomanni. Letzteren Krieg brachten etliche Forscher mit dem Sarmatenkrieg in Verbindung,222 wozu jedoch hauptsächlich wegen der fehlenden Erwähnung der Quaden nur wenig Angaben vorliegen. 223 Eine solche könnte allerdings der vom Ende des des 3. Jahrhunderts datierende Goldhortfund von Brigetio sein. 224 Zwischen 293 und 305 hat ein bislang unbekannter tribunus lanciarorum in Odiavum (Almásfüzitő) einen neuen Jupiter-Altar errichten lassen (AÉp 2010, 1246 = ZPE 174, 2010, 281–282 Nr. 4). Das lässt einen Herrscherbesuch (wohl des Galerius) im Raum Brigetio vermuten, da der Tribun mit großer Wahrscheinlichkeit Kommandeur eines Leibgardetrupps war. Hinweis auf ein Kriegsereignis ist vermutlich der besondere Germanicus-Titel der Herrscher (Diokletianus 66, Maximianus 56, Galerius 26), welcher in das Jahr 300–301 zu datieren ist (auf jeden Fall vor das Preismaximierungs-Edikt, aus dem man die Zahl der Herrschersiege am ehesten kennt225). Zugleich lassen sich die Bauinschriften aus dem zwischen Kladovo und Halmyris in Moesia superior bzw. Dacia ripensis bekannten praesidium (und hierher gehört auch die Bauinschrift von Seimen: CIL III 7487) exakt in diesen Zeitraum datieren (Transmarisca: CIL III 6151; – Durosturum: AÉp 1936, 10; – Kladovo: AÉp 1979, 519; – Halmyris: AÉp 1995, 1345 = AÉp1997, 1318; – Sexaginta Prista: AÉp 1966, 357). 226 Daher ist die Hypothese berechtigt, der zufolge Pannonien vom Krieg gegen die Sarmaten weniger betroffen war. Soviel gilt als sicher, dass zu den in der Inschrift erwähnten debellatae hostium gentes neben den Karpen als Hauptakteure auch die Sarmaten zu zählen sind, derentwegen die Herrscher zwischen 298 und 299 n.Chr. mehrzählig confirmata orbi suo tranquillitate pro futurum in aternum rei publicae praesidium constituerunt. Im folgenden Jahr gab es gewiss noch kleinere Zusammenstöße mit den Sarmaten, darauf deutet Galerius’ dritter Sarmaticus maximus Titel 302 n. Chr. 227 Aber Diokletian nahm keinen weiteren Siegertitel an, und für Galerius blieb bis zum Schluss die Karpenfrage das Hauptproblem (cf. II–V. die Carpicus-Titel des Herrschers zwischen 301 und 304228) belegt. 229 Die Realität der nur durch Lactantius bekannten, den Christenverfolgungen des Jahres 303 vorausgehenden Goten- und Sarmatenfeldzüge ist ziemlich zweifelhaft (13.2. Quod edictum quidam etsi non recte, magno tamen animo deripuit et conscidit, cum irridens diceret victorias Gothorum et Sarmatarum pro220 Bird 1993, 149–150 n. 61. 22 1 Die auch in der Notitia Dignitatum erwähnten Sarmaten hat man in größerer Zahl im 4. Jahrhundert auf dem Territorum des Imperiums angesiedelt: cf. Barkóczi 1959: Not. Dig. Occ. XLII 46–70; – Anon. Vales. 6; – Auson. Mos. 9; – Eus. v. Const. 4.6; – Chron. Min. I p. 234. 222 Costa 1912, 1819–1820; – Ensslin 1930, 2523; – Kolendo 1970, 197–203, bes. 199; – Mócsy 1962, 571. 223 Kuhoff 2001, 223–225. 224 M. Alföldi, Aranykincslelet Brigetióból a 3. század végéről. NumKözl 48–49, 1949–1950, 5–9.

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225 Barnes 1976, 187; – Barnes 1983, 175–176. 226 Kolendo 1966, 139–154; – M. Zahariade, The Halmyris tetrarchic inscription. ZPE 119, 1997, 228–236; – id., The tetrarchic building inscriptions and the lower Danubian limes. In: Atti del XI Congresso Internazionale di Epigrafia Greca e Latina (Roma, 18–24 Settembre 1997) II. Roma 1997, 553–561; – Kuhoff 2001, 224, 701–703. 227 Kienast 1996, 285. 228 Ibid. 229 Kolendo 1969, 378–385; – Barnes 1976, 191; – Leadbetter 2009, 100–102.

Die Geschichte Pannoniens zur Zeit der ersten Tetrarchie

positas), man kann aber auch nicht ausschließen, dass sich diese Siege auf die Ereignisse des Vorjahres 302 beziehen. 230 Galerius hat im Laufe seiner Herrschaft den Titel Sarmaticus noch zweimal angenommen (IV: 306/307, V: 307231 oder 310). Diese dürften Pannonien jedoch kaum noch betroffen haben (die Provinz Moesia dagegen schon), denn Pannonien gelangte zur Zeit der II. Tetrarchie vermutlich unter die Herrschaft des Severus (Origo Const. IV 9, aber s. noch III 5). An dieses Ereignis lässt sich auch die Angabe in der Origo Constantini binden, der zufolge der junge Konstantin am Sarmatenkrieg des Galerius teilnahm: II 3 nam et in Sarmatas iuvenis equestris militans ferocem Barbarum capillis tentis raptum, ante pedes [sub] Galerii imperatoris adduxerat. Deinde Galerio mittente per paludem equo ingressus suo, viam ceteris fecit ad Sarmatas, ex quibus plurimis stratis Galerio victoriam reportavit. 232 Auch bei Zonaras ist diese Geschichte überliefert: XII 33. Τοῦτον δὴ τὸν Kwnσταντῖνον ὁ πατὴρ μειράκιον ὄντα τῷ Γαλερίῳ εἰς ὁμηρείαν παρέσχετο, ἵν' ὁμηρεύων ἅμα καὶ πρὸς ἄσκησιν γυμνάζοιτο τῆς τέχνης τῆς στρατιώτιδος. ὁ d περιδέξιον τοῦτον ὁρῶν καὶ φθονῶν αὐτῷ ἐπεβούλευε. καὶ πρῶτον mn τοῖς Σαρμάταις μαχόμενος τῷ ἐκείνων ἀρχηγῷ ἐκ τῆς πανοπλίας ἐπισήμῳ τυγχάνοντι προσέταξεν ἐπελθεῖν. ὁ d καὶ ἐπῆλθε καὶ ἁρπάσας αὐτὸν ζῶντα τῷ Γαλερίῳ ἐκόμισεν. 233 Galerius’ „Intrigieren“ und die Behandlung des jungen Constantinus gleichsam als Geisel war ein beliebtes Thema der Geschichtsschreiber unter den Anhängern Konstantins: Lactant. de mort. pers. 24.2; – Aur. Vict. 40.2; – Epit. de Caes. 41.2; – Eus. v. Const. I 19. 234 Am ehesten sind die Geschehnisse an den Feldzug des Jahres 306 zu binden. In dem Fall spielten sie sich allerdings nicht mehr auf pannonischem Gebiet ab. Galerius und der lacus Pelso / Balaton / Plattensee Nach den von Probus geleiteten Weinanpflanzungs- und Entwässerungsarbeiten berichtet der in dem Fall nicht auf die EKG zurückgehende Aurelius Victor von weiteren, an die Person des Galerius zu bindenden Projekten. Die konkrete Erwähnung des Ereignisses wird jedoch nur von ihm überliefert. 235 Laut Aurelius Victor 40.9 pauloque post vulnere pestilenti consumptus est, cum agrum satis reipublicae commodantem caesis immanibus silvis atque emisso in Danubium lacu Pelsone apud Pannonios fecisset. 10 Cuius gratia provinciam uxoris nomine Valeriam appellavit. Letztgenannter Textstelle widmete die ungarische Forschung allzu große Aufmerksamkeit, zu viele Schlüsse wurden daraus abgeleitet, weshalb es nötig ist, diese einmal kurz näher und genauer zu betrachten. Da das Ereignis nur in einer einzigen Quelle, bei Aurelius Victor, erwähnt ist, erhebt sich zurecht die Frage, ob der Anfang der 360 er Jahre als Statthalter von Pannonia II dienende Geschichtsschreiber hier vielleicht nicht auf Grund einer anderen Quelle, sondern seiner eigenen, an Ort und Stelle gesammelten Erfahrungen über die Ereignisse informiert haben könnte. 236

230 Barnes 2009, 64, 255; – Leadbetter 2009, 100. 23 1 Corcoran 2006, 231–240, 233. 232 König 1987, 70–71; – Leadbetter 2009, 183. 233 The history of Zonaras from Alexander Severus to the death of Theodosius the Great. Translation by Thomas M. Banchich and Eugen N. Lane. Introduction and commentary by Thomas M. Banchich. New York 2009, 146 n. 154. 234 Ennslin 1930, 2525. 235 Kuzsinszky 1920, 1–2; – Ennslin 1930, 2521; – Graf 1936, 27; – Alföldi 1941, 54; – A. Radnóti – L. Gerő, A Balaton régészeti és történeti emlékei. Budapest 1952, 48; – Mócsy 1962, 525; – Nagy 1962, 58 j. 377; – K. Sági, A Balaton vízállás tendenciái 1863 -ig a történeti és kartográfiai adatok tükrében. VMMK 7, 1968, 443; – K. Sági, A Balaton szerepe Fenékpuszta, Keszthely és Zalavár IV–IX. századi történetének alakulásában. AntTan 15,

1968, 24, 33, TIR L- 34. Budapest 1968, 72; – L. Bendefy – V. I. Nagy, A Balaton évszázados partvonalváltozásai. Budapest, 1969, 14, 201, Syme 1971, 226–227; – Mócsy 1974, 266, 272; – Dufraigne 1975, 192 n. 14–15; – K. Póczy, Közművek a római kori Magyarországon. Budapest 1980, 95; – Bird 1984, 110; – E.Tóth, Az alsóhetényi 4. századi erőd és temető kutatása 1981–86. Eredmények és vitás kérdések Vorbericht über die Ausgrabung der Festung und Gräberfeldes von Alsóhetény 1981–1986. Ergebnisse und umstrittene Fragen. ArchÉrt 114–115, 1987–88, 37, Régészeti kézikönyv, 128; – Fitz 1993, 1177–1179; – Bird 1994, 181 n. 9; – Á. Virág, A Balaton múltja és jelene. Eger 1997, 378–379; – Á. Virág, A Sió és a Balaton közös története 1055–2005. Budapest 2005; – Leadbetter 2009, 227; – Serlegi 2010. 236 Bird 1994, 181.

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Das Erste ist die Datierung des Ereignisses. Aurelius Victor hat es zu Galerius’ Italienfeldzug von 307 und dessen Tod im Jahr 311 verdichtet, wobei er besagte Arbeiten sowie die Zweiteilung und Umbenennung der Provinz dazwischen (unmittelbar vor Galerius’ Tod) platzierte (all das als positive Charakterisierung)237. Seit Syme ist im Großen und Ganzen jedem klar, dass man das Ereignis nicht nach 305 datieren kann,238 und zwar aus folgenden Gründen: 1. die Umbenennungen hätten nach Diokletian und unmittelbar vor Galerius’ Tod kaum noch Sinn gemacht, 2. Pannonien gehörte auf Grund der Origo Constantini IV 9 in den Jahren 305–307 zum Herrschaftsgebiet des Severus, 3. der nach dem Scheitern des Italienfeldzugs an und für sich unbeliebte, in Serdica und dann in Thessalonica residierende Galerius (vgl. Desertationen: cf. Aur. Vict. 40.9) hätte kaum riskieren können, die im Kreis der Soldaten äußerst unpopulären Arbeiten anzuordnen (s. Tod des Kaisers Probus), 4. über Galerius’ Tätigkeit in Pannonien liegt uns lediglich zum Vicennalia-Zeitraum eine Angabe vor (Ansiedlung der Karpen), 5. schon während des Italienfeldzugs unterstand das Illyricum dem in Sirmium residierenden Licinius (Aur. Vict. 40. 8, sowie Origo Constantini 8)239 und 6. dem mehr und mehr seines Einflusses auf die europäischen Provinzen verlierenden Herrscher blieb damals wohl kaum Zeit, sich mit Pannonien zu beschäftigen. Angesichts all dieser Fakten hat Aurelius Victor das nicht in der ursprünglichen Quelle (EKG) verzeichnete Ereignis irrtümlich datiert, es geschah auf jeden Fall vor dem Jahr 305. Auf ähnliche Weise lässt sich das Geschehen auch nicht vor 299–300 datieren, da Galerius, wie man sehen konnten, erst ab diesem Zeitpunkt in seinem Herrschaftsgebiet weilte. Die Entwässerungsarbeiten müssen also zwischen 299/300 und 305 erfolgt sein. Die das besagte Ereignis nicht überliefernde EKG berichtet detailliert über die von Probus entlang der Save, in der Umgebung von Sirmium angeordneten Entsumpfungsarbeiten, wie man in der Vita des Probus und auch bei Aurelius Victor nachlesen kann240: XXI 2 nam cum Sirmium venisset ac solum patrium effecundari cuperet dilatari, ad siccandam quandam paludem multa simul milia militum posuit ingentem parans fossam, qua[m] deiectis in Savum naribus loca Sirmiensibus profutura siccaret. Aur. Vic. 37.4 cum ad siccandam lacunis ac fossa urbem ipsi patriam adigerentur, quae palustri solo hiemalibus aquis corrumpitur. Das war auch Galerius’ Ziel: er wollte das urbare Territorium vergrößern: agrum satis reipublicae commodantem … fecisset. Ähnlich wie Probus konnte auch Galerius die Arbeiten nur von seinen Soldaten ausführen lassen. Das Militär für „zivile“ Projekte einzuspannen, war gewiss keine populäre Entscheidung. Das anzuordnen, dazu war auf jeden Fall nur ein auf der Höhe seiner Popularität stehender Herrscher (z. B. nach einem erfolgreichen Feldzug) in der Lage. Wenige Forscher pflegen sich mit einem Detail der Arbeiten zu befassen, und zwar der Abholzung der riesigen Wälder (caesis immanibus silvis). In der Römerzeit mag es solche großen Waldungen im weniger munizipalisierten Teil Pannoniens noch gegeben haben (Balaton-Oberland, Region im Territorium zwischen Aquincum und Mursa). Demnach wäre es logisch, die Arbeiten in jenem Gebiet zu vermuten, das kurze Zeit später in Provinz Valeria umbenannt wurde. Die übrigen Arbeiten dürften ebenfalls das Gebiet von Valeria berührt haben, aber nicht notwendigerweise an der selben Stelle. Man hatte vor, mit dem Absenken des Balaton-Wasserstands urbares Land zu gewinnen, indem man einen in die Donau mündenden Kanal (bei Aurelius Victor im Fall des Probus: fossa) grub. Möglicherweise geschah das an der Stelle, wo Anfang des 19. Jahrhunderts der heutige Sió-Kanal entstand. B. Kuzsinszky wähnte Reste des früheren, römerzeitlichen Kanals und der Schleuse noch erkannt zu haben. 241 Doch Schlüsse im Hinblick auf den im Vergleich zum jetzigen höheren oder niedrigeren Wasserstand des Balaton, welche nur auf der letzteren Autoren-Stelle gründen (ohne ökoarchäologische Untersuchungen), lassen sich weder entkräften noch bestätigen. Im vorliegenden Fall kann man lediglich sagen, dass im 4. Jahrhunder der Wasserstand des Balaton im Ver237 Bird 1984, 110. 238 Syme 1971, 226, aber siehe noch Weiler 1964, 373; – Weiler 1996, 128–129.

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239 Barnes 1982, 80–81; – Kienast 1996, 294. 240 FPA 5, 184–185. 24 1 Kuzsinszky 1920, 1–2.

Die Geschichte Pannoniens zur Zeit der ersten Tetrarchie

gleich zu früher niedriger gewesen sein dürfte. Etliche Forscher brachten die letzteren Arbeiten mit der Ansiedlung der Karpen in Pannonien in Verbindung, obwohl im Text davon keine Rede ist. Wir wissen weder wie groß das neu besiedelte Gebiet, noch wie hoch die Zahl der betroffenen Menschen war, nicht eimal genau eingrenzen können wir das besagte Gebiet. Dank der Angabe bei Ammianus (XVIII 1.5) ist nur soviel gewiss, dass es sich um die Umgebung von Sopianae handeln dürfte. Ein Zusammenhang zwischen beiden Ereignissen ist zwar nicht auszuschließen, im vorliegenden Fall käme dennoch am ehesten die Abholzung der Waldgebiete rings um Sopianae in Betracht. Das andere wichtige, an die behandelte Quelle zu bindende Problem ist die Frage, ob das Territorium der Provinz Valeria den ganzen Balatonraum einschloss. Darauf komme ich später noch zurück. Die Umstrukturierung der Provinzverwaltung und die neuen Provinzgrenzen Karte 2 Die im Zeitalter der Tetrarchie erfolgenden Veränderungen in der Verwaltung machten auch vor dem Gebiet Pannoniens nicht Halt. Nach den Umgestaltungen der Trajans- und Caracallazeit kam es erneut zu einer bedeutenden territorialen Revision,242 deren Auswirkungen das Bestehen der Provinz bis zum Schluss bestimmten. Mit der Geschichte und Datierung dieser Gebietsrevision sowie den neuen Grenzen haben sich schon viele Forscher befasst, die meisten Fragen konnten auch geklärt werden. Doch wegen der offen gebliebenen Fragen und der zahlreichen voneinander abweichenden Meinungen ist es erforderlich, auch an dieser Stelle noch einmal auf diese Ereignisse einzugehen. 243 Im Wesentlichen dreht es sich bei der Umstrukturierung um folgendes. Mit den beiden pannonischen Provinzen geschieht, was auch anderswo zu bobachten war, das heißt, die Zerstückelung der Provinzen (Valeria) beziehungsweise die Trennung der zivilen und der militärischen Verwaltung beginnt: künftig steht ein zum Ritterstand gehörender praeses (seltener corrector oder consularis) der Zivilverwaltung vor, während man an die Spitze der Militärverwaltung einen dux wählt. 244 Die Zeit der Zweiteilung von Pannonia inferior betreffend stehen uns zwei Schriftquellen zur Verfügung: Aur. Vict. 40.10 Cuius gratia provinciam uxoris nomine Valeriam appellavit. Ammianus XIX 11.4 … ut dictum est, Valeriam venit, partem quondam Pannoniae, sed ad honorem Valeriae Diokletiani filiae et institutam et ita cognominata,. Zeitpunkt und Gründer lassen sich, wie man sehen konnte, aus der obigen Angabe bei Aurelius Victor und anhand der Pannonienaufenthalte von Galerius bestimmen. Die Zeitspanne zwischen 299/300 und 305 kann auf Grund der Akten einiger pannonischer Märtyrer weiter eingeengt werden. Denn die Letzteren hat bereits ein praeses in Sirmium abgeurteilt, was bedeutet, dass der Amtssitz der südlichen Provinz um das Jahr 303 schon Sirmium war (Probus: Passio Irenaei 2, Passio Pollionis 2, Passio Synerotis 2–3 (in der passio altera: rector). 245 Im Juli des gleichen Jahres stand auch schon ein dux an der Spitze der Provinz Valeria, dessen Altar aus Odiavum bekannt ist (CIL III 10981 = RIU 699). Sind also die Trockenlegungen am Balaton und die Ansiedlung der Karpen tatsächlich miteinander zusammenhängende Ereignisse gewesen, dann ist sowohl die Zweiteilung der Provinz wie auch – Lactantius zufolge (38.6) – die Ansiedlung der Karpen auf den Zeitpunkt der Vicennalia, in das Jahr 303 zu datieren. In früherer Zeit pflegte man auf Grund der tetrarchiezeitlichen Datierung gemäß Laterculus Veronensis auch die Zweiteilung von Pannonia superior und die Schaffung der Provinz Savia in diesen Zeitraum zu setzen. Die die Provinzen und Diözesen des Reiches beinhal242 FPA 2, 178–179; – FPA 4, 168–169. 243 CIL III p. 416, 427, 482, 496; – Costa 1912, 1844–1845; – Zeiller 1918, 68–70 n. 3; – Ensslin 1930, 2521; – Graf 1936, 41; – Nagy 1938, 201–203; – Alföldi 1942, 698–699; – Seston 1946, 337; – Ensslin 1948, 2458; – Mócsy 1962, 588, 611; – Nagy 1962, 57 Anm. 367; – Nagy 1964; – Weiler 1965; – Syme 1971, 226– 227; – Mócsy 1974, 273, 396 n. 33; – Fitz 1978, 81–86; –

Barnes 1982, 223; – Fülep 1984, 274; – Nagy 1987–1988, 240; – Tóth 1989; – Régészeti kézikönyv, 55, 69; – Fitz 1993, 1175–1183; – Kuhoff 2001, 394; – Tóth 2006, 156–162 Anm. 423; – Tóth 2009, 89–93; – Leadbetter 2009, 227. 244 Zusammenfassend: Ensslin 1948, 2456–2464. 245 Fitz 1993, 1258, Nr. 893, 1259, Nr. 895.

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tende Laterculus-Liste entstand jedoch kurz nach 314, so dass die pannonischen Angaben diesem Zeitraum entstammen. 246 Letzteres bekräftigt auch ein Inschriftdenkmal. Nach 314 wurde in Aquae Iasae (CIL III 4121 = ILS 704 = AIJ 469) der von Konstantin angeordnete Wiederaufbau eines Gebäudes von Valerius Catullinus beaufsichtigt, der v(ir) p(erfectissimus) p(raeses) p(rovinciae) P(annoniae) super(ioris), d. h. Statthalter von Pannonia superior war. Mit anderen Worten, die Zweiteilung der Provinz war damals noch nicht vollzogen. 247 Der Name superior stimmt auch mit Laterculus überein, dem zufolge der alte Name der beiden Provinzen bestehen blieb und diese erst später in Pannonia prima und secunda (Lat. Ver. VI) umbenannt wurden. Auf Grund der letzteren Tatsachen wird eine Angabe der Passio Quirini verständlich, wonach es zur Verurteilung des Bischofs von Siscia in Savaria kam, und zwar durch den Statthalter von Pannonia prima (d. h. superior). Der in der Passio erwähnte praeses Maximus dürfte weder Statthalter und noch weniger dux gewesen sein, weshalb man ihn zurecht mit einem Magistrat der Stadt Siscia zu identifizieren pflegt (II 2, 5, 7, 14, 22, 31, 34, 43). 248 Nach den Angaben des Itinerarium Burdigalense zum Jahr 333, welche ebenfalls die Namen superior und inferior bewahrt haben (wenn auch in irrtümlicher Reihenfolge: 561,5 und 562,8), erfolgte die Umbenennung erst weitaus später. 249 Vielleicht um die Erwähnung dieser tetrarchiezeitlichen Dreiteilung handelt es sich im Werk des Bischofs Optatus von Milevis aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts (De schism. Donat. II 1) beziehungsweise des Geographen von Ravenna (IV 19–20). Letzterer allerdings zählt Pannonia inferior und superior noch anhand der vortetrarchiezeitlichen Quelle auf, aus einer späten Quelle kennt er die zum Ende der Römerzeit gegründete Provinz Valeria media, wenngleich in der Liste von Valeria die Ortsnamen mit „inferior“ (darunter siebenmal richtig das Kastell von Valeria) kaum zufällig vorkommen. 250 Möglicherweise war dem Geographen auch eine unbekannte dritte tetrarchiezeitliche Quelle zugängig. Die Grenzen der neuen Provinz Valeria finden in den Quellen selten Erwähnung. Es ist kaum wahrscheinlich, dass nach der Grenzbereinigung des Jahres 214 die Grenzen in Richtung Westen nochmals geändert worden sein sollen. Wie schon erwähnt, muss man bei Feststellung der Westgrenze der Provinz Valeria die oben besprochende Angabe des Aurelius Victor (40.9) in Betracht ziehen. Sofern die durch die Trockenlegungsarbeiten gewonnenen Kulturböden zu der neuen Provinz gehört haben und diese desweiteren vorwiegend im südlichen Teil des Balaton-Umlandes (in Frage kämen hierfür das Gebiet zwischen den Wasserläufen Sió und Sárvíz sowie zwischen Berek und dem Kleinen Balaton) zu lokalisieren sind, bestände durchaus die Möglichkeit, dass ähnlich der Gebiete nördlich des Balatons auch das Komitat Somogy (oder zumindest ein beträchtlicher Teil davon) Bestandteil der Provinz Valeria war. 251 Nachdem uns keine genauen Informationen über die Festlegung der südtransdanubischen Grenze von Pannonia inferior und superior vorliegen, müssen wir von indirekten Angaben ausgehen. Laut früherem communis opinio ist die Grenzlinie südlich des Balatons nicht hinreichend bekannt, verlief aber sehr wahrscheinlich in nordsüdlicher Richtung (dem in Ságvár gefundenen Altar eines noch aktiven beneficiarus (RIU 956) bzw. der Angabe des It. Burd. (562. 8) zufolge südlich des Flusses Drau). 252 Im Großen und Ganzen diese Nord-Süd-Linie (Brigetio-Servitium) bekräftigen die als gemeinsame Grenzlinie der beiden Provinzen von Ptolemaios angegebenen Koordinaten (II 14.1, 15.1). 253 Unter die Letzteren fiel gewiss auch der östliche Teil des Balatons, doch in Bezug auf das Gebiet nördlich 246 A. H. M. Jones, The date and value of the Verona List. JRS 44, 1954, 21–29; – Barnes 1982, 201–203; – C. Zuckerman, Sur la liste de Vérone et la province de Grande Arménie, la division de l’empire et la date de création des diocèces. Travaux et Mémoires 14, 2002, 617–637. 247 Fitz 1993, 1259–1260, Nr. 896. 248 Zeiller 1918, 68–69; – Nagy 1938, 203 Anm. 29; – Fitz 1993, 1181–1182. 249 Fitz 1993, 1183; – Tóth 2006, 161 Anm. 423.

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250 Cf. Tóth 1989, der nur zwei Quellen angibt. 25 1 A. Mócsy, Provinciahatárok a Balatontól északra (Provinzgrenzen nördlich vom Plattensee). ArchÉrt 103, 1976, 29–33, Fitz 1978. 252 CIL III p. 416; – Graf 1936, 38–39; – Nagy 1938, 201–202; – Mócsy 1962, 586–587; – Régészeti kézikönyv, 54. 253 E. Tóth, Die ptolemäische Bestimmung der gemeinsamen Grenzen von Pannonia Superior und Inferior, FolArch 36, 1985, 85–100; – FPA 1, 70–71, 74–75, 95.

Die Geschichte Pannoniens zur Zeit der ersten Tetrarchie

der Drau findet sich bei Ptolemaios ebenfalls kein gesicherter Hinweis. Wegen der fehlenden Erwähnung von Städten und Amtsträgern können die römerzeitlichen Inschriften aus dem Komitat Somogy kaum zur Klärung des Problems beitragen, selbst wenn eine der neuen Inschriften von Somogyvár (TRHR 197) einen Soldaten der legio I oder II adiutrix erwähnt, während der Quaestor eines städtischen Kollegiums einen Altar errichten ließ (TRH 192). Das südlich vom Balaton befindliche Gebiet könnte zum Territorium mindestens zweier Städte gehört haben (Iovia und Volgum ?). Wenn Letzteres Teil von Pannonia superior war, verlief die Provinzgrenze auf jeden Fall zwischen diesen beiden. 254 Den im Rahmen der dem Bau der Autobahn M7 vorausgehenden archäologischen Freilegungen in der Umgebung von Balatonlelle (Berek) gemachten ökoarchäologischen Beobachtungen zufolge ist in diesem Raum nach längerer Pause ab den 20 er Jahren des 4. Jahrhunderts erneut eine römische Besiedlung zu beobachten, das heißt, dass von den Entwässerungsarbeiten vielleicht (auch) – wenn auch nicht notwendigerweise – dieses Gebiet betroffen gewesen sein könnte. 255 Wenn der Balaton-Wasserspiegel durch Anlegen des Sió-Kanals abgesenkt wurde, dann dürften auch Gebiete von Pannonia superior bewohnbar geworden sein. Aus den genannten Gründen aber müssen die genauen Provinzgrenzen südlich des Balatons ungewiss bleiben. Am wahrscheinlichsten scheint jedoch, dass das fragliche Gebiet das sich östlich des SióKanals bis zum Sárvíz erstreckende, noch heute wasserreiche Areal (Sárrét) war. Fakt ist, dass von diesem Gebiet nur wenige römerzeitliche Siedlungen bekannt sind. 256 Hinsichtlich der Grenzen von Valeria und Pannonia inferior (d. h. secunda) bezeichnen unsere Quellen den Fluss Drau als Grenzfluss: Festus Brev. 8.1. 8.1 Marcomanni et Quadi de locis Valeriae, quae sunt inter Danuvium et Dravum, pulsi sunt, Jord. Rom. 217 in illa Valeria, que inter Draum Danubiumque interiacet. Unabhängig davon kann man in der Suda bezüglich Pannonia secunda das Folgende lesen: D 1501 Δράος καὶ Σάος ποταμοὶ περιλαμβάνοντες τὴν δευτέραν Παιονίαν εἰς τὸν ποταμὸν Ἴστρον καταφέρονται. Den gegenwärtig vorliegenden Angaben zufolge beweist nichts die Ausdehnung von Valeria südlich des Flusses Drau. 257 Das bekräftigt auch die Liste der Provinz Valeria in der Notitia Dignitatum (Not. Dig. Occ. XXXIII). Auf indirekte Weise zwar bestätigt Festus an einer anderen Stelle, die sich auf Savaria bezieht, ebenfalls den Fluss Dravus als Grenze: 7.5 Amantinis inter Sauum et Drauum prostratis regio Sauiensis ac secundorum Pannoniorum loca obtenta sunt. Eine einzige konkrete Angabe gibt es zur Grenzrevision, wenn auch nördlich des Drau,258 im Fall des Auxiliarkastells von Ad militare/Kisköszeg/Batina, das laut Schematismus Teil der Provinz Valeria war (Occ. XXXIII 45). Doch einer in den Zeitraum 306–307 zu datierenden Bauinschrift zufolge hat sich hier die legio VI Iovia, eine der Legionen einer anderen Provinz, baulich betätigt (AÉp 1964, 224 = ILJ 1072). Sofern es sich also nicht um eine verschleppte Inschrift handelt, wurden das Kastell und dessen Territorium im Laufe des 4. Jahrhunderts Valeria angegliedert. Die Sekundarität des Letzteren dürfte auch die Tatsache belegen, dass unter den die Standorte der Truppen, über die der dux von Valeria verfügte, in topographischer Reihenfolge aufführenden Festungen sowohl Altinum wie auch Ad militare fehlen. 254 E. Tóth, Zur Urbanisierung Pannoniens: Municipium Volgum, FolArch 37, 1986, 163–181; – G. Bertók, "Item a Sopianas Brigetione m. p. CXS: Iovia XXXII m. p.“ (Adalékok a Dél-Dunántúl római kori településtörténetéhez: Iovia lokalizációja) – „Item a Sopianas Brigetione m. p. CXS: Iovia XXXII m. p.“ (Contributions to the settlement history of southern Transdanubia in Roman times: localization of Iovia). WMMÉ 22, 2000, 101–112; – Tóth 2006, 108–137; – Tóth 2009, 119–137. 255 Serlegi 2010. 256 Graf 1936, 119–123; – J. Fitz, A római kor Fejér megyében. Fejér megye története az Őskortól a Honfoglalásig. Székesfehérvár 1970, 182–184, TIR L- 34. Budapest 1968, passim; – Siehe noch Zs. Visy, Die ländliche Besied-

lung und Landwirtschaft in Niederpannonien. In: H. Bender – H. Wolff (Hrsg.), Die ländliche Besiedlung und Landwirtschaft in den Rhein-Donau-Provinzen des Römischen Reiches. Passauer Universitätsschriften zur Archäologie 2, 1994, 421–449 257 Fitz 1978; – Tóth 2006, 158–162; – Tóth 2009, 90–93. Weitere Belege: das laut einer Angabe des Itinerarium Burdigalense in Pannonia inferior (d. h. secunda) befindliche Maurianis lässt sich wohl kaum mit dem in der Liste der Notitia vakeria vorkommenden Marinanae (Occ. XXXIII 64) identifizieren. 258 Nagy 1964 (der die Inschrift irrtümlich für einen titulus honorarius hält).

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Nachwort

Die Geschichte Pannoniens in der Zeit Konstantins des Großen (306–337 n. Chr.) Pannonien zur Zeit der 2. Tetrarchie Nach der gleichzeitigen Abdankung des Diokletianus und des Maximianus am 1. Mai 305 sah man sich auch in Pannonien einer neuen Situation gegenüber. 259 Auf Grund der Quellen ist nicht ganz klar, ob die Provinz unter Galerius’ Oberhoheit blieb oder ob sie dem neuen Caesar (nach Constantius’ Tod ab August 306 dann Augustus260) Severus zugeteilt wurde. Entgegen diesen Widersprüchen gibt es mehr Angaben die dafür sprechen, dass Severus neben Italien auch das Protektorat über Pannonien erhielt (so wie später gehörten sie auch zusammen zu der praefectura Italiae, Illyrici et Africae). 261 Der Origo Constantini (obgleich in III 5 nur Italia erwähnt ist, während Illyricum in der Hand des Galerius bleibt, cf. Eutr. X 1.1, und auch 2.1, Oros. VII 25.16) IV 9 zufolge Severo Pannoniae et Italiae urbes et Africae contigerunt. Das bekräftigt laut Vortrag des Lactantius auch die Befürchtung von Maxentius: De mort. pers. 26.6 cogitans tamen fieri posse ut Maximianus socer id ipsum metuens Severum in Illyrico relinqueret, und Galerius persönlich eröffnet den Kampf gegen ihn, das heißt, Severus muss ebenso über einen illyrischen bzw. pannonischen Reichsteil verfügt haben. Dem widerspricht auch der im Lager von Kiskőszeg nach der wahrscheinlichsten Ergänzung am 25. September 307 durch die legio VI Herculia gestiftete titulus honorarius (oder eher eine in dieser Form konstruierte Bauinschrift, da es sich um eine Tafel und nicht um die Basis einer Skulptur handelt) nicht (ILJ 1072 = AÉp 1964, 226),262 da Letztere bereits in die Zeit nach dem Sturz und Tod des Severus zu datieren ist. 263 Wenn das zuträfe, müsste jegliches Beginnen des Galerius in Pannonien vor den Mai 305 gesetzt werden,264 die um 306–307 zu datierenden Ehrennamen IV. und V. Sarmaticus maximus stehen mit Ereignissen im Zusammenhang, welche nicht Pannonien betreffen. 265 An den inneren Kämpfen der 2. Tetrarchie nahmen gewiss auch die pannonischen Truppen teil, so dass pannonische Einheiten auch auf den italischen Feldzügen des Severus (Anfang 307266) und des Galerius (Sommer 307267) gegen Maxentius dabei gewesen sein dürften, doch darüber gibt es vorerst weder schriftliche noch handschriftliche Angaben. Nach Severus’ Tod dürfte Pannonien wieder Galerius unterstanden haben, denn nur so konnte er es anschließend erneut übergeben, dieses mal an Licinius (s. unten), die von der legio VI Herculia gestiftete Tafel war also ihm gewidmet. Wegen der Kriegszüge und der unsicheren Lage wurden damals wohl kaum Arbeiten zur Trockenlegung um den Balaton herum durchgeführt, in die das Militär einbezogen war. 268 Licinius, Carnuntum und die Zweiteilung von Pannonia superior Aus den antiken Quellen ist wohlbekannt,269 dass Licinius seit langem ein Mann des Galerius (cf. Orig. Const. III 7), mit dessen Hilfe er am 11. November 308, zum Zeitpunkt des Kaiser259 Kienast 1996, 267, 273. 260 Kienast 1996, 290. 261 Weiler 1964; – Weiler 1965; – Weiler 1996, 128– 130, gegenteilig Barnes 1982, 197. 262 Nagy 1964. 263 Kienast 1996, 290. 264 Cf. FPA 6, 185–191. 265 Corcoran 2006; – Barnes 2011, 179–180, Appendix B. Sollte letztere Datierung richtig sein, könnte der in der Origo Constantini II.3 und bei Zonaras XII.33 beschriebene, unter Teilnahme Konstantins geführte Sarmatenkrieg zurecht vor das Jahr 305 datiert werden, selbst wenn ihn die der Origo Constantini später ansetzt: Barnes 1982, 52–53, 180, gegenteilig: FPA 6, 185–186. Wenn die Angabe RMD 78 Diplom Sarmaticus III vom Januar 306

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falsch, aber auch 305 nicht auszuschließen ist, weilte Konstantin im Frühjahr letzteren Jahres noch bei Hofe. Sofern die plausible Meinung von S. Corcoran richtig ist, und Maximinus Daia den Beinamen Sarmaticus in der ersten Hälfte des Jahres 304 erwarb, erscheint die letztere Möglichkeit noch wahrscheinlicher: Corcoran 2006, 237; – Wilkinson 2012, 48. 266 Barnes 1982, 65; – Kienast 1996, 290. 267 Barnes 1982, 64; – Kienast 1996, 284. 268 Detailliert: FPA 6, 186–188. 269 Lact. De mort. Pers. 29.2; – Eus. H. E. VIII 13.15; – Aur. Vict. 40. 8; – Eutr. 10.4.1; – Origo Const. 3. 8, 5.13; – Oros. VII 28.11; – Zonaras XII. 34; – cf. CIL III 4413 = ILS 659.

Die Geschichte Pannoniens in der Zeit Konstantins des Großen (306–337 n. Chr.)

treffens von Carnuntum, an die Macht gelangte. 270 Das die Bürgerkriegssituation zu entschärfen bemühte, unter Teilnahme der alten Augusti Diokletianus und Maximianus (vielleicht im Legionslager) zusammentretende Kaiser-Kollegium wählte Licinius als Augustus neben Galerius, während Konstantin und Maximinus Daia caesar blieben. Ein besonders wichtiges Denkmal dieser Beratung ist der von den Iovii et Herculii religiosissimi Augusti et Caesares zu Ehren des Deus Sol Invictus Mithras errichtete Altarstein (CIL III 4413), der zugleich über die Instandsetzung des fraglichen Heiligtums Auskunft gibt. Den Namen Carnuntum erwähnen nur Zosimos (zwar mit irrtümlicher geographischer Zuordnung) sowie die voneinander abhängigen Chroniken, Chronicon des Eusebios, Consularia Constantinopolitana und Chronicon Paschale des Prosper Tiro, ebenso wie Galerius’ herausragende Rolle bei der Wahl des Herrschers (s. noch Lact. De mort. pers. 29.2; – Eus. H. E. VIII 13.15; – Aur. Vict. 40. 8; – Eutrop. X 4.1; – Orig. Const. III 8; – Oros. VII 28.11; – Zon. XII 34). 271 Klar ist auf Grund der Quellen auch: Pannonien hat sofort zum Herrschaftsgebiet des neuen Augustus gehört, das von ihm bis 314 (oder 316), bis zu dem mit einem Sieg Konstantins endenden bellum Cibalense gelenkt wurde. 272 Wegen Galerius’ Krankheit oder eines eventuell geplanten weiteren Italien-Feldzugs (s. Orig. Const. 3. 8 Licinius … a Galerio factus imperator, velut adversum Maxentium pugnaturus) musste Licinius in Pannonien bleiben: ad munimentum Illyrici ac Thraciae relictus (Aur. Vict. 40. 8), oder deinde illo in Pannonia relicto ipse ad Serdicam regressus (Orig. Const. 3. 8), oder κοινωνὸν δὲ τῆς βασιλείας aὐτὸν μὲν ἐν τῷ Ἰλλυρικῷ καταλέλοιπεν, ἵν̓ ἀμύνῃ τοῖς Θρᾳξὶν ὑπὸ βαρβάρων ληιζομένοις (Zonaras XII 34). 273 Aurelius Victor und Zonaras haben Licinius’ Wahl auf jeden Fall irrtümlich vor den italischen Feldzug gesetzt, doch die Absicht eines eventuellen zweiten Heerzuges wird durch die obige Angabe der Origo Constantini bestätigt. Licinius’ Anwesenheit (munimentum) war wegen des von Zonaras erwähnten Barbareneinfalls an der unteren Donau notwendig, was auch der aus 308 stammende Siegertitel Carpicus maximus VI des Galerius bekräftigt (cf. Eus. H. E. VIII 17.3: Licinius wurde dieser Titel noch nicht gewährt, es handelt sich also ganz offenbar um ein vor dem Kaisertreffen datierendes Ereignis). 274 Man darf zurecht annehmen, obwohl die Schriftquellen dazu schweigen, dass der laut Angabe der Origo Constantini nur geplante italische Feldzug gegen Maxentius 309 dennoch stattfand. 275 Bestätigen können das die vorübergehende Stilllegung der Münzstätte von Ticinum im Jahr 309 (RIC 6, p. 276, 308) sowie eine von der istrischen Stadt Parentium dem Licinius gewidmete offizielle Inschrift (ILS 678). Beweis für die pannonische Herrschaft des Licinius ist auch ein am 27. Juni 310 wahrscheinlich über die Sarmaten errrungener Sieg. Der Altar CIL III 5565 = ILS 664 ist Victoria geweiht: ob victoria facta V K(alendas) Iulias, Licinius dagegen trug nachweislich nur die Ehrennamen Sarma270 Seeck 1926, 222; – Ensslin 1930, 2527; – Ensslin 1948, 2492; – Seston 1956, 175–186; – Andreotti 1959, 981–984; – Feld 1960, 70–73; – A. Mócsy, Pannonia, PWRE Suppl 9 (1962) 571; – Swoboda 1964, 71–72, 262; –Mócsy 1974, 276–277; – Arnaldi 1975, 217– 238; – Bruun 1979, 255–278; – Barnes 1981, 32–33; – Barnes 1982, 43–44, 80; – Régészeti kézikönyv, 46; – Kienast 1996, 294; – Kuhoff 2001, 826–840; – Leadbatter 2009, 200–205; – Barnes 2011, 70–71. Die von Seston vorgeschlagene Änderung der Datierung ist weder wegen des Mithras-Altars, noch wegen der Inschrift von Salsovia (IscM V 290 b = ILS 8940) notwendig: cf. Kuhoff 2001, 833 Anm. 1612. Denn letztere Inschrift aus Scythia minor bezeichnet mit dem 18. November nicht das Datum der Thronbesteigung des Licinius, sondern den Tag, an dem die Konsekration der Statue des Sol Invictus erfolgte. Zudem ist sie wegen der Erwähnung des Licinius Iunior als

caesar gewiss nach 317 zu datieren. 27 1 Zos. II 10.4 πρὸς Διοκλητιανὸν ἀφικνεῖται τηνικαῦτα ἐν Καρνούτῳ πόλει Κελτικῇ διατρίβοντα, Hier. Chron. 229 c. Licinius a Galerio Carnunti imperator factus, Chron. Min. I p. 231 His conss. quod est Maxentio et Romulo, levatus Licinius Carnunto III id. Nov., Chron. Pasch. 519, 7–8 Λικίνιος ἀνηγορεύθη εἰς Καρνοῦντα πρὸ γ’ ἰδῶν νοεμβρίων, Chron. Min. I p. 448 Licinius a Galerio Carnunti imperator factus. 272 Kienast 1996, 294; – Barnes 1982, 82. 273 Seeck 1919, 222; – Mócsy 1962, 571; – Barnes 1982, 80–81; – König 1987, 94–95; – Bird 1994, 180– 181 n. 6, Banchich 2009, 156 n. 156; – Leadbatter 2009, 217–218. 274 Barnes 1976, 150; – Corcoran 2006, 233–234. 275 Barnes 1981, 33, 300–301 n. 51–52; – Leadbetter 2009, 218; – Barnes 2011, 71.

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Nachwort

ticus maximus und Germanicus maximus, wobei er den Titel Germanicus maximus höchstwahrscheinlich von Konstantin übernahm. 276 Mit einem eventuellen Italienfeldzug kann der Sieg nicht zusammenhängen, da dieser früher stattfand, ein Noricum oder Raetia betreffender Markomannen- oder Alemanneneinfall277 ist nicht belegt (kommt unter den Ehrennamen nicht vor), und auch ein Auftreten gegen die Karpen ist nicht wahrscheinlich. 278 Dass er den Siegertitel Sarmaticus früher oder später erworben hat, dazu bot sich kaum Gelegenheit. Zweifellos dürfte also eine in Noricum (vielleicht Pons Aeni) stationierte comitatenses Einheit auch am Erringen des Sieges in einer anderen Provinz beteiligt gewesen sein. Allgemeiner Konsens herrscht ebenso darüber, dass das Herrschaftszentrum des Licinius in Sirmium (und eventuell in Naissus 279) zu suchen ist, von wo eine wahrscheinlich nach ihm benannte thermae Licinianae bekannt ist. 280 Die zentrale Rolle Sirmiens zeigen auch die Schlacht von Cibalae und die Belagerung von Sirmium 314 (oder eher 316), aus dem der Herrscher und dessen Familie damals endgültig flüchteten. 281 Weitaus weniger bekannt ist die Beziehung zwischen Licinius und Carnuntum nach 308. 282 Mit der Letzteren möchte ich mich an dieser Stelle anhand einiger weniger bekannter Quellen beschäftigen. In dem unter dem Namen Iulianus Apostata erhalten gebliebenen Corpus befinden sich mehrere Briefe, welche die Korrespondenz einer unbekannten Person mit Jamblichos enthalten. 283 Aus ihnen geht hervor, dass der Autor zum Zeitpunkt eines Krieges in Pannonien am Hof eines nicht näher benannten Kaisers weilte, und dann zusammen mit dessen Gefolge nach Calchedon fliehen musste. Der Herrscher lässt sich nur mit Licinius identifizieren, während es sich bei dem Krieg ausschließlich um den Kampf zwischen Licinius und Konstantin gehandelt haben kann, wie T. D. Barnes bereits früher völlig überzeugend nachgewiesen hat. 284

276 Barnes 1976, 192–193; – Barnes 1976 a, 149– 150; – Barnes 1982, 81, 257; – Kienast 1996, 295; – Corcoran 2006, 233–234. 277 Seeck 136, 222; – Van Berchem 1952, 107–108; – Andreotti 1959, 985. Unter den von Licinius und Konstantin gegenseitig angenommenen Titeln deutet Germanicus auf die Erfolge Konstantins in Germanien und Sarmaticus max. bei Konstantin auf die des Licinius hin: Barnes 1976. Auch auf Grund des Letzteren erscheint ein vermuteter gotischer Angriff zwischen 315 und 318 kaum wahrscheinlich: Die von 324 datierende Pap Oxy. 889 (mit den Titeln Gothicus maximus und Sarmaticus maximus des Herrschers und der Caesaren [die Sarmaticus maximus Titel der Caesaren könnten auch auf Ereignisse des Jahres 322 verweisen]): Barnes 1982, 234–237; – T. D. Barnes – K. A. Worp, P. Oxy. 889 again. ZPE 53, 1983, 276–278. Nachdenklich stimmt, dass in der Titulatur des Licinius nur Sarmaticus auftaucht, entgegen einzelnen Meinungen (Kienast 1996, 295) jedoch nachweislich nie der Titel Gothicus: Andreotti 1959, 1032, s. Addendum III. Wohl kaum zufällig ist auch auf seiner 318 errichteten AfricaInschrift nichts anderes zu lesen als: Sarmaticus max., Germ. max. Das Attribut „maximus” erscheint unter den Siegertiteln ebenso erst um 315: Grünewald 1990, 86–92, aber Kienast 1996, 43. 278 Corcoran 2006, 233–234; – Barnes 2011, 226 n. 2. Es ist nicht erwiesen, dass das Gebiet an der unteren Donau vor 311 unter Licinius’ Oberhoheit stand, wohingegen Galerius den 308, auf jeden Fall aber vor 311 erworbenen

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Titel VI. Carpicus auch noch als Kranker hätte erringen können, dazu hätte es kaum der persönlichen Teilnahme des Herrschers bedurft: Barnes 1982, 198–199, Leadbetter 2009, 193. Die späteste Inschrift vom April 308 aus Heraclea (AÉp 2002, 1293), auf der nur der Titel V. Carpicus erwähnt ist, schließt weder die Möglichkeit einer Datierung in das Jahr 308, noch vor dem Kaisertreffen von Carnuntum aus. Jedenfalls ist der Titel Carpicus für Licinius nicht belegt, dabei wäre ein von ihm errungener Sieg in seiner Titulatur gewiss nicht unerwähnt geblieben. 279 S. den Herstellungsort der anlässlich der Dezennalien des Licinius gefertigten Silberschalen (Naissus und Sirmiumn): Licini Auguste semper vincas / Naiss(i): CIL III 14595 1 = IMS IV 129: Mirković 1997, 145–158) und Iul. Ep. 185 438D – 439A (Barnes 1982, 80.) 280 CIL III 10107 = ILS 3458; – Mirković 1971, 37: Herculi Aug(usto) / sac(rum) Val(erius) Vale/rianus mil(es) / cum insist/erem ad cap/itella colu/mnarum ad t(h)e/rmas Licin(i)an(a)/s q(u)as (!) (f )iunt S/irmi v(otum) l(ibens) s(olvit). 28 1 Const. V 16 Sublata inde (sc. Sirmium) uxore ac filio et thesauris tetendit ad Daciam. 282 Barnes 1982, 81; – Barnes 1978, 99–106; – Barnes 2011, 90–91, 101. 283 Epp. 181, 183–187; – J. Bidez – F. Cumont, Iuliani Imperatoris epistulae et leges. Paris – London 1922, 238–255; – J. Bidez, Le philosophe Jamblique et son école. REG 32, 1919, 29–40; – Barnes 1978. 284 Barnes 1978.

Die Geschichte Pannoniens in der Zeit Konstantins des Großen (306–337 n. Chr.)

Anonymus verweist in seinen Briefen sogar an zwei Stellen auf die Ereignisse in Pannonien: Iulianos, Epistulae 181, 448D–450A. καὶ πολέμον θορύβους καὶ πολιορκίας ἀνάγκην καὶ φυγῆς πλάνην καὶ φόβους παντοίους ἔτι δὲ καὶ χειμώνων περβολὰς καὶ νόςων κινδύνους καὶ τὰς ἐκ Παννονίας τῆς ἄνω μέχρι τοῦ κατὰ τὸν Καλχηδόνιον πορθμὸν διάπλου μυρίας δὴ καὶ πολυτρόπους ςυμφοράς … Iulianos, Epistulae 184, 416D Ἦλθον ἐκ Παννονίας ἤδη τρίτον ἔτος τουτί, μόλις ἀφ̓ ὧν οἶσθα κινδύνων καὶ πόνων σωθείς, ὑπερβὰς δὲ τὸν Καλχηδόνιον πορθμὸν καὶ ἐπιστὰς τῇ Νικομήδους πόλει …

An beiden Stellen wird die Provinz benannt, und Ep. 181 erwähnt sogar die Belagerung einer Stadt (πολιορκία), bei der es sich weder um Cibalae noch um Sirmium handeln dürfte, da Licinius, seine Familie und sein ganzer Hof vor dem Eintreffen Konstantins die Flucht ergriffen: Κατασχὼν δὲ Κωνσταντῖνος τὴν Κίβαλιν καὶ τὸ Σίρμιον καὶ πάντα ὅσα φεύγων ὁ Λικίννιος ὀπίσω κατέλειπεν. 285 Was Anonymus betrifft ist es kaum wahrscheinlich, dass er hier persönlich eine Belagerung erlebt haben soll. Besonders wichtig ist auch die Tatsache, dass der unbekannte Verfasser des Briefes aus Pannonia superior (ἐκ Παννονίας τῆς ἄνω) fliehen musste. Die Erwähnung von Pannonia superior im Jahr 314, oder eher 316, ist kein Fehler des Autors, denn zur Zeit der ersten Tetrarchie wurde im Gegesatz zu früheren Annahmen lediglich Pannonia inferior in Pannonia secunda und Valeria unterteilt. 286 Über die Teilung von Pannonia superior berichten die einschlägigen Quellen der ersten Tetrachie nicht, diese Teilung könnte also auch später erfolgt sein. Die Dreiteilung Pannoniens (tres Pannoniae) erscheint weiters in der Schrift des frühchristlichen Optatus Milevitanus287 aus der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts, und von zwei Pannonien ist in dem Werk des Geographus von Ravenna (7. Jahrhundert) die Rede. 288 Erst auf Grund des Letzteren wird verständlich, dass der Präses von Pannonia prima den Märtyrerbischof Quirinus von Siscia in Savaria zum Tode verurteilte und hinrichten ließ. 289 Aus Pannonia superior machte man ebenfalls zwei Provinzen, Pannonia prima und Savia, wie unsere antiken Quellen – als erste die kurz nach 314–316 entstandene Laterculus Veronensis – belegen. 290 Nach dem Laterculus hatte sich damals der Name des nördlichen Teils von Pannonia superior noch nicht geändert, ebenso wenig wie der des südlichen Teils von Pannonia inferior: der eine hieß weiterhin Pannonia superior und der andere inferior. Nur die neuen Provinzen bekamen neue Namen: Savia und Valeria. Pannonia superior und inferior erhielten ihre neuen Namen erst später: Pannonia prima und secunda. Das Itinerarium Burdigalense291 von 333 erwähnt Pannonia superior und inferior, wenn auch in falscher Reihenfolge. 292 Auf einer Grabinschrift aus Antiochia, die ein früher dort gedienter Veteran für seine Frau aufstellen ließ (IGLS 2, 523), kann man im Jahr 310 den Namen Pannonia su285 Zos. II 19.1; – Barnes 1978, 101. Die Belagerung von Serdica lässt sich ebenso wenig nachweisen. Desweiteren ist es unwahrscheinlich, dass Anonymus nicht zusammen mit dem Hof geflohen wäre. 286 Aur. Vict. 40.10; – Amm. Marc. XIX 11.4; – CIL III p. 416, 427, 482, 496; – G. Costa, Diocletianus, Dizionario Epigrafico di Antichità romane II 3 (1912) 1844– 1845; – Ensslin 1930, 2521; – Graf, 1936, 41; – Ennslin 1948, 2458; – Mócsy 1962, 588, 611; – Weiler 1965, 141–157; – Mócsy 1974, 273, 396 n. 33; – J. Fitz, Grenzberichtigung im Jahr 214 zwischen Pannonia Superior und Inferior. Alba Regia 16, 1978, 81–86; – Barnes 1982, 223; – Fitz 1995, 1175–1183; – Kuhoff 2001, 394; – Leadbetter 2009, 227, FPA 6, 188–191. 287 De schism. Donat. II 1 Si apud vos tantum[modo]

esse vultis, in tribus Pannoniis. 288 IV 19–20. 289 Passio Quirini 5 Post triduum autem Maximus Quirinum Episcopum jussit ad Amantium Praesidem ad primam Pannoniam duci. Zeiller 1918, 68–69; – Nagy 1939, 203 Anm. 29; – Fitz 1995, 1181–1182; – FPA 6, 82–90. 290 A. H. M. Jones, The date and value of the Verona List. JRS 44, 1954, 21–29; – Barnes 1982, 201–203; – C. Zuckerman, Sur la liste de Vérone et la province de Grande Arménie, la division de l’empire et la date de création des diocèces. Travaux et Mémoires 14, 2002, 617–637. 29 1 561,5 und 562,8. 292 Fitz 1995, 1183.

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Nachwort

perior lesen. Selbst eine in Poetovio zum Vorschein gelangte, aber über den Wiederaufbau von Aquae Iasae berichtende Inschrift (CIL III 4121)293 belegt kurz nach 316, zur Herrschaftszeit Konstantins, noch die Existenz der Provinz Pannonia superior. 294 Die Provinz Savia erscheint 343 anlässlich des Konzils von Serdica wieder, wo Bischof Marcus von Siscia folgendermaßen unterzeichnete: Marcus a Sauia de Siscia,295 während die erste inschriftliche Erwähnung von Pannonia secunda in die Mitte des 4. Jahrhunderts (CIL IX 2566 = ILS 1253) zu datieren ist. Die valentinianischen und spätere Quellen nennen bereits die späteren, neuen Namen der Provinzen Pannonia prima und secunda (s. die Tabelle weiter unten). 296 Auf Grund all dessen kann man davon ausgehen, dass der persönlich und vermutlich längere Zeit in der Provinz weilende Anonymus keinen Fehler begangen und die Namen der beiden Provinzen inferior und superior nicht vertauscht hat. Daraus folgt, dass er sich nicht in Sirmium, in Pannonia secunda aufgehalten hat, ansonsten hätte er diese Provinz erwähnt. In Anbetracht des oben Gesagten wurde Pannonia superior wahrscheinlich unter der Herrschaft des Licinius über Pannonien (308–316) zweigeteilt. Die Grenze der neuen Provinzen dürfte der Fluss Drau gewesen sein, wie das auch eine Angabe im Breviarium des Festus zeigt: 7.5. Amantinis inter Sauum et Drauum prostratis regio Sauiensis ac secundorum Pannoniorum loca obtenta sunt. Ein Problem bedeutet gleichzeitig die Frage, warum in der erwähnten Bauinschrift (CIL III 4121) der Statthalter von Pannonia superior den Wiederaufbau beaufsichtigt. Um das zu erklären, sehe ich zwei Möglichkeiten: 1. Grenze zwischen den beiden Provinzen war doch nicht überall der Dravus, sondern diese verlief südlich davon, so dass das unweit des Flusses gelegene Aquae Iasae (Varaždinske Toplice) zu Pannonia superior gehörte, oder 2. die Zusammenstellung des Laterculus entstand erst nach 316, spiegelt aber noch die frühere Aufteilung des Imperiums wider (nach der ursprünglichen Meinung von Jones vor 324). Vermutlich im Zuge dieser Grenzberichtigung wurde die Stadt Poetovio der Provinz Noricum angegliedert. 297 Es ist nicht auszuschließen, dass unter den Vorereignissen des ersten Bürgerkriegs auch der von Zosimos (II 18.1) erwähnte Streit (wonach Konstantin eine Provinz des Licinius beansprucht haben soll: καὶ τῶν ἐθνῶν τινὰ τῶν τῇ βασιλείᾳ Λικιννίου λαχόντων παρασπᾶσθαι βουληθέντος) mit dieser Grenzberichtigung zusammenhängt. Auf Grund der Angabe des Jahres 333 im Itinerarium Burdigalense war gewiss die Drau-Brücke bei Poetovio die neue Grenze der Provinz: 561,5–6 transis pontem, intras Pannoniam inferiore, (sc. irrtümlich statt superiorem). Demnach verlief der Pilgerweg entlang des Südufers der Drau ausschließlich in Pannonia superior (It. Burd. 561,7–562,7: auf der Route Aqua viva-Iovia-Maurianae bis zur Grenze, aber von da an bildete sicher der Fluss Drau die Grenze, da der Reisende hier die Provinz Pannonia inferior betrat: It. Burd. 562,8), woraus das gleiche Problem wie im Fall der Inschrift CIL III 4121 resultiert: entweder die Grenze zwischen Pannonia superior und Savia zog sich südlich der Drau hin oder die Aufteilung von Pannonia superior erfolgte erst nach 333. Das Letztere erscheint in diesem Fall wahrscheinlicher. Folglich muss Anonymus sich in einer der größeren oberpannonischen Städte, in Savaria oder Carnuntum, aufgehalten haben. Wie im Weiteren zu sehen sein wird, ist nur die Beziehung von Licinius und Carnuntum belegt. Über die Ereignisse vor der Schlacht bei Cibalae berichtet auch Zosimos (II 18.1). Demzufolge wollte Konstantin eine nicht benannte Provinz des Licinius an sich bringen (dabei konnte es sich nur um Noricum und/oder Pannonia superior handeln). Im Corpus Hippiatricorum ist der Bericht des griechischen Tierarztes Theomnestos überliefert, der als Begleiter (φίλος) eines nicht näher benannten Kaisers diesen im Februar eines nicht benannten Jahres aus dem pannonischen Κάρνος über die Alpen zu dessen Hochzeit begleitete. 298 293 ILS 704 = AIJ 469. 294 Fitz 1995, 1259–1260 Nr. 896. 295 Coll. Antiar. Par. Ser. B II, 4, 52. 296 Ruf. Festus Brev. VIII 3; – Lat. Polem. Silv. 5.2–4, 11; – Not. Dig. Occ. II, XXXII–XXXIV.

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297 Graf 1936, 61; – Mócsy 1962, 572; – Winkler 1969, 103; – Fitz 1995, 1183. 298 Corpus Hippiatricorum Graecorum I; – E. Oder – C. Hoppe (Hrsg.), Stuttgardiae 1971, 183; – MacCabe 2007, 186–187; – Saker 2008, 3, 153.

Die Geschichte Pannoniens in der Zeit Konstantins des Großen (306–337 n. Chr.) Hippiatrica Berolensia XXXIV 12 τοῦτο δὲ ἔγνων ἐγὼ γενόμενος ἐπὶ ἡμέρας κατὰ Κάρνον τῆς Παννονίας, βασιλεῖ παρεπόμενος καὶ ὡς φίλος σὺν αὐτῷ διάγων. ἀθρόως οὖν ἠπείχθη διὰ γάμον, καὶ ἀπὸ τῆς Κάρνου κατ’ ἀρχὰς τοῦ φεβρουαρίου μηνὸς ὥδευσε τεταμένως εἰς τὴν Ἰταλίαν, ὡς δύο καὶ τρεῖς μονὰς μίαν ποιῆσαι. διελθόντων δὲ ἡμῶν πᾶσαν τὴν Νωρικὸν καὶ λοιπὸν ἐπὶ τὰς Ἄλπεις ἐπιβάντων τὰς Ἰουλίας καλουμένας, χιὼν ἐξαίφνης κατερράγη πολλὴ περὶ πρώτην ὥραν, ἀναβαινόντων τὰς Ἄλπεις.

Diese Reise wurde für den Pferdedoktor deshalb wichtig, weil unterwegs wegen der Lawinen und der Kälte viele Menschen und Tiere (Pferde) starben, und unter Letzteren erkrankten noch mehr an einer Krankheit namens „Tetanos“. Besagter Kaiser und seine Italienreise lassen sich ausschließlich mit der Person des Licinius identifizieren, welcher im Winter des Jahres 313 nach Mediolanum reiste, um dort seine Hochzeit zu feiern und sich mit Konstantin zu treffen (Lact. De mort. pers. 45.1, 48.2, Eus. H. E. X 5.4, Orig. Const. V 13, Zos. II 17)299, wie dies schon früher ebenfalls Barnes nachgewiesen hat. 300 Belegt ist auch, dass Licinius nach der Hochzeit an jenen Ort in Pannonien zurückkehrte, von wo er aufgebrochen war. 301 Der pannonische Ortsname Κάρνος kann nur mit Carnuntum identifiziert werden. In ähnlicher Kurzform ist der Name der Stadt bei Ptolemaios zu lesen (II 14.3 Καρνούς), und wahrscheinlich spiegelt sich dessen verunstaltete Form auch in der Dimensuratio provinciarum 18 wider: deserta, in quibus habitabant Boi et Carni. 302 Aus dem Bericht geht weiter hervor, dass die Reise des Herrschers nach Mediolanum durch die im Grenzabschnitt zwischen Italien und Pannonien gelegenen Alpes Iuliae führte. 303 Demnach gelangte Licinius von Carnuntum auf der Bernsteinstraße bis zur Grenze und von da nach Aquileia, wo er die spätrömische Hauptstraße Mediolanum – Aquileia304 benutzte. 305 Die Reise des Kaisers verlief folglich auf der Route Carnuntum – Savaria – Poetovio – Emona – Aquileia – Mediolanum. 306 Die Nennung von Noricum ermöglichte der in dieser Provinz verlaufende kurze Abschnitt der Bernsteinstraße vor der Grenze zu Italien. Für uns ist die wichtigste Frage dennoch, warum Licinius von Carnuntum und nicht von Sirmium aus nach Mediolanum reiste. Eine Route Sirmium-Carnuntum-Mediolanum ist gänzlich auszuschließen. Auf Grund der letztgenannten Quellen-Textstelle müsste das Quartier des Licinius in besagtem Winter Carnuntum gewesen sein. Dazu hätte es kommen können im Falle einer eventuellen Militiärexpedition gegen die Markomannen oder die Quaden, doch diesbezügliche Angaben existieren nicht. 307 Den Ehrennamen Germanicus hat Licinius nur in Anlehnung an die Feldzüge Konstantins gegen die Germanen angenommen. 308 Nach seiner Hochzeit in Mediolanum (Januar – Februar) muss er fast sofort zu dem Heerzug gegen Maximinus Daia aufgebrochen sein,309 den er schließlich am 30. April 313 nahe Hadrianopel besiegte. 310 Einen Feldzug gegen die Germanen verifiziert auch dieses Faktum eher nicht.

299 Lact. De mort. Pers. 45.1, 48.2; – Orig. Const. 5.13; – Eus. H. E. 10.5.4; – Zos. 2.17. 300 Seeck 1919; – 160; – Barnes 1982, 71, 81; – Kienast 1996, 294. 301 Orig. Const. V 13: Nuptiis celebratis Gallias repetit Constantinus, Licinio ad Illyricum reverso. 302 Graf 1936, 26–27; – P. Anreiter, Die vorrömischen Namen Pannoniens, Budapest 2001, 248. 303 J. Šašel, Iuliae Alpes, Atti di Centro Studi e Documentazione sull’Italia Romana 7, 1975–76, 601–618 = J. Šašel, Opera selecta. Situla 30, Lubljana 1992, 432– 449; – J. Šašel, Claustra Alpium Iuliarum I. Fontes, Lubljana 1971.

304 It. Burd. 558,1–559,11 (13). 305 Miller 1916, 202, 257, 453–457. 306 Auch der Routenplaner Orbis (The Stanford Geospatial Network Model of the Roman World) gibt diese Route an. Die Länge der Strecke betrug 887 km, um diese zu bewältigen benötigte man selbst auf dem schnellsten Weg mindestens 26 Tage: http://orbis.stanford.edu. 307 Mócsy 1962, 571. 308 Barnes 1976, 148–149; – Barnes 1982, 72, 258; – Kienast 1996, 295, 302. 309 Lact. De mort. pers. 45.2. 3 10 Seeck 1919, 161; – Barnes 1982, 66–67, 81; – Kienast 1996, 288, 294.

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Nachwort

Sofern jedoch ein Teil des Hofes in Carnuntum mit seinem Legionslager untergekommen ist, macht dieser Umstand erklärlich, warum der unbekannte Verfasser des Briefes aus Pannonia superior fliehen musste. Zusammenfassend kann man festhalten, dass Pannonia superior schon unter der Herrschaft des Licinius zweigeteilt (vielleicht zusammen mit Noricum im Jahr 311), für den nördlichen Teil der Provinz aber deren ursprünglicher Name Pannonia superior noch Jahrzente lang beibehalten wurde, weiters dass ein anderer wichtiger Stützpunkt in der Provinz neben Sirmium der Ort seiner Wahl zum Augustus, Carnuntum, geblieben sein dürfte. Das Letztere jedenfalls ist den hier behandelten Quellen zufolge am wahrscheinlichsten. Chronologie der besprochenen Ereignisse: 308, 11. November Kaisertreffen in Carnuntum 310, 27. Juni Licinius besiegt die Sarmaten (Siegertitel Sarmaticus maximus) 313, Februar Hochzeit von Licinius und Kaisertreffen in Mediolanum 313, 30. April Licinius besiegt Maximinus Daia bei Hadrianopel 314 (eher 316) Bellum Cibalense nach 333 Zweiteilung von Pannonia superior Bellum Cibalense und erster Bürgerkrieg Nach seiner Heirat hatte Licinius kaum Gelegenheit, sich mit Pannonien zu befassen, musste er doch beinahe augenblicklich gegen den in Europa einfallenden Maximinus Daia zu Felde ziehen, über den er dann am 30. April 313 bei Hadrianopel den Sieg davon trug (Lact. De mort. pers. 46. 8–47.5). 311 Daran dürften – wenn auch nicht belegbar – auch pannonische Truppen teilgenommen haben. Ein Zusammenstoß der beiden an der Spitze des Reiches verbliebenen Augusti Constantinus und Licinius war nur noch eine Frage der Zeit. Doch im Hinblick auf den Zeitpunkt dessen sind die Quellenangaben sehr widersprüchlich. Laut Vortrag des Zosimus und der Origo Constantini erfolgte er kurze Zeit später (II 18.1 ὀλιγίστου χρόνου διαδραμόντος; – Orig. Const. V 14 post aliquantum deinde temporis), nach der Consularia Constantinopolitana hingegen schon 314 (Chron. Min. I p. 231), und das Chronicon des Hieronymus datiert ihn in das Jahr 313 (Hier. Chron. 230 a). Dem gegenüber erwähnt Aurelius Victor eine dreijährige Friedensperiode (41.2 Ita potestas orbis Romani duobus quaesita, qui quamvis per Flavii sororem nuptam Licinio conexi inter se erant, ob diverses mores tamen anxie triennium congruere quivere.). 312 Die Widersprüche zwischen den einzelnen Quellen werden zusätzlich durch die Tatsache verstärkt, dass einige der Edikte Konstantins vor 316 in Sirmium bzw. in Thessalonica datieren (Cod. Theod. II 30.1, VIII 7.1). Die Anmerkung von Aurelius Victor ignorierend hat man das Datum des ersten Krieges der Consularia-Angabe folgend, lange Zeit auf 314 gesetzt,313 während es P. Bruun beim Studium der Prägungen der Münze von Arelata entging, dass die Serie der Prägungen des Licinius bis 315 ununterbrochen ist und daher das Anfangsdatum des Krieges um mindestens zwei Jahre verschoben werden muss (316–317). Neubewertet wurden die Quellen als Ganzes von Chr. Habicht (Habicht 1958), gleichzeitig die Angabe des Aurelius Victor rehabilitiert sowie mit der Anmerkung versehen, dass der Geschichtsschreiber nach dem ersten Krieg von 3 1 1 Seeck 1919, 161; – Barnes 1982, 67, 80; – Kienast 1996, 288, 294. 3 12 Cf. Eus. Vita Const. 6.2–7.1; – Eutr. X 5; – Epit. de Caes. 41.5; – Eus./Hier. Chron. 230A; – Orig. Const. V 15–16; – Chron. Min. I p. 231; – Socr. I 3–4; – Soz. H. E. I 6.6; – Oros. VII 28.19; – Zos. II 18.2–5, 19.1; – Zon. XIII 1.5); – Seeck 1919, 163; – Seeck 1926, 224– 225; – Benjamin 1900, 1018–1019; – Bruun 1953, 17– 19; – Vogt 1954, 463–471; – Habicht 1958, 360–378; –

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Andreotti 1959, 1004–1005; – Feld 1960, 87–90; – Bruun 1961, 10–22; – RIC 7, 65–67; – Schlumberger 1974, 197– 198; – Alföldi 1976, 183–200; – Barnes 1981, 66–67; – Barnes 1982 73, 82; – König 1987, 118–126; – Kienast 1988, 149–171; – Grünewald 1990, 108–112; – Müller 1995, 296; – Mirković 1997; – Cameron – Hall 1999, 233; – Paschoud 2000, 208–210; – Barnes 2011, 103–104. 3 13 Seeck 1919, 163.

Die Geschichte Pannoniens in der Zeit Konstantins des Großen (306–337 n. Chr.)

einer sechsjährigen friedlichen Periode spricht, mit der man wiederum zu dem feststehenden Zeitpunkt 324 für den zweiten Bürgerkrieg kommt (46. 8 Itaque sexennio post rupta pace apud Thracas Licinius pulsus Chalcedona concessit.). Infolge dessen hält heutzutage – abgesehen von der Meinung einiger314 – jeder die Consularia-Angabe für irrtümlich. Erst durch die spätere Datierung erklärt sich, wie die die Dezennalien und den Sieg des Licinius feiernden Silberschalen (CIL III 145951 = ILS 8939 = IMS IV 129) aus Naissus (bzw. Sirmium) stammen können, von denen ein Exemplar sogar nach Gran in die Provinz Valeria gelangte. 315 Im Hoheitsgebiet Konstantins dürfte man sie kaum hergestellt und auch erst während des Krieges in der Erde verborgen haben (das Graner Exemplar wurde ebenfalls zusammen mit einem anderen ohne Inschrift vergraben). Von daher könnten die in Sirmium und Thessalonica datierenden Edikte nur interpolierend oder die Form Sirmione müsste ein Schreibfehler sein (cf. Cod. Theod. VII 22. [16. Febr. 313]). 316 In dem unter dem Namen Hydatius erhalten gebliebenen Werk sind Verschiebungen von ein bis zwei Jahren an sich nichts Ungewöhnliches, am ehesten aber Datierungen auf einen früheren Zeitpunkt (datiert die Thronbesteigung des Galerius in das Jahr 291 statt 293)317, der Krieg wurde also an das falsche Konsulpaar gebunden. Die Hieronymus-Angabe allerdings setzt den Zeitpunkt der Schlacht noch früher an (313: Chron. 230 a). Demzufolge handelt es sich wohl nicht nur um einen einfachen Fehler, sondern um einen Irrtum der gesamten ChroniconÜberlieferung. Wenn man mit drei Jahren Pause rechnet, wird sofort verständlich, wann Licinius Gelegenheit hatte (auf Grund mauretanischer Inschriften 315 oder etwas früher), seine mutmaßlichen,318 nachweisbar aber nur von Konstantin getragenen Gothicus maximus-Ehrentitel (CIL VIII 23116 = ILS 8942, 696, aber cf. ILS 679, wo der Titel Gothicus max. fehlt) zu erlangen. 319 Andere als die auf den Feldzug bezogenen Quellen stehen nicht zur Verfügung, höchstens auf Grund des in Allgemeinplätzen formulierenden Inschrift-Textes des (leider nicht genau datierbaren) tropaeum Traiani (das man auch nach dem ersten Bürgerkrieg errichtet haben könnte) war eventuell auch der untere Donauabschnitt betroffen (ILS 8938). 320 Der in der Titulatur Konstantins erst um 315, nach dem Persicus, Adiabenicus, Medicus max. auftauchende Titel Gothicus max. (ILS 645, 8942) dürfte auf ein späteres Ereignis hindeuten. 321 Eine andere Möglichkeit wäre, den Bürgerkrieg später zu datieren. In diesem Fall wären schon Konstantin Erfolge gegen die Goten beschieden gewesen, weshalb nicht Licinius den Titel Gothicus getragen hätte. Da das Letztere die meines Erachtens ansich richtige neue Chronologie völlig umstoßen würde, ist eher davon auszugehen, dass man auf der einzigen Inschrift aus Africa die Titel des Licinius unrichtig aufgezählt hat (ILS 679). Über den Krieg und dessen Auslöser berichten die zur Partei Konstantins gehörende und die gegnerische Geschichtsschreibung selbstverständlich gegensätzlich. Zum Schauplatz der ersten Zusammenstöße wurde natürlich Pannonien, als Licinius Residenz und eine seiner westlichsten Provinzen. Zosimos (II 18.1) erwähnt eine Provinz des Licinius, die Konstantin usurpieren wollte (Noricum, Pannonia superior ?), während die der Origo Constantini (V 15) unter anderem als Kriegsursache und als Schauplatz der ersten Feindseligkeiten das früher zu Pannonien gehörende, damals aber bereits italische, somit also unter Konstantins Herrschaft stehende Emona angibt (apud Emonam Constantini imagines statuasque deiecerat). Das Umstürzen der in der Stadt stehen3 14 Feld 1960, 87; – Alföldi 1976; – König 1987, 119– 123; – Kienast 1988. 3 1 5 Lenkei 1955; – Kádár 1960; – Noll 1974; – Noll 1976; – Alföldi 1976; – Baratte 1978; – Mirković 1997; – Popović 1997; – Popović 2004. 3 16 Barnes 1982, 72 n. 113. 3 17 Siehe oben. 3 18 Kienast 1996, 295. 3 19 Barnes 1976; – Barnes 1982, 82; – Demougeot 1979, 63 n. 162; – Grünewald 1990, 107. Die beiden letztgenannten Forscher schlagen gemeinsames Auftreten

gegen Goten und Sarmaten vor. 320 Romanae securitatis libertatisq(ue) vindicibus / dd (ominis) nn(ostris) Fl(avio) Val(erio) Constantino [[et Liciniano]] / [[Licinio]] Piis Felicibus aeternis Augg(ustis) / quorum virtute et providentia edomitis / ubique barbar{ar}um gentium populis / ad confirmandam limitis tutelam etiam / Trop(a)eensium civitas auspicato a fundamentis / feliciter opere constructa est / Petr(onius) Annianus v(ir) c(larissimus) et Iul(ius) Iulianus v(ir) em(inentissimus) praef(ecti) praet (orio) numini eorum semper dicatissimi. 32 1 Barnes 1976; – Kienast 1996, 302.

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Nachwort

den Porträts und Skulpturen Konstantins darf man tatsächlich als Kriegserklärung auffassen. Letztere hat gewiss eine ernsthafte Rolle gespielt, denn auch in der Kirchengeschichte des Sozomenos (H. E. I 6.5) wird die Stadt erwähnt (unter Hinzufügung der Geschichte der bis hierher gelangten Argonauten). 322 Was den Tag der Schlacht von Cibalae betrifft, kann man davon ausgehen, dass die Consularia-Angabe genau ist (8. Oktober). Doch auf Grund der Angaben eines unbekannten Briefpartners des Porphyrios muss es zuvor auch in Pannonia superior zu kriegerischen Auseinandersetzungen (insbesondere zur Belagerung von Städten) gekommen sein (Iul. Ep. 181 448D–450A, 184 416D). Licinius’ Taktik war es offenbar, Pannonia superior aufzugeben, während er seine Truppen um das über ein gutes Wegenetz verfügende und durch seine Sümpfe gut zu verteidigende Cibalae zusammenzog. Hier kam es am 8. Oktober zur Schlacht, von der wiederum sowohl Zosimos (II 18.–19.2) als auch die Origo Constantini (V 16) berichten, im Großen und Ganzen sind die Berichte sogar übereinstimmend (heftiges Gemetzel, lange Zeit zweifelhafter Ausgang, am Ende siegt Konstantin, Licinius flieht nach Sirmium, von dort mit seinen Familienangehörigen weiter in Richtung Osten nach Dazien und verlässt Pannonien). Die Treue der pannonischen Truppen können neben der Härte der Schlacht und den schon erwähnten Silberschalen auch die Offiziershelme aus dem an der Fluchtroute gelegenen Berkasovo bezeugen, insbesondere der zweite Helm, für dessen Inschrift, wenn die Ergänzung richtig ist, die folgende Lesung zutrifft: Vicit {Lic ?}iniana. 323 Nach Licinius’ Flucht liest man in den Quellen nichts von weiterem Widerstand, auch Sirmium dürfte dem Sieger ohne Belagerung in die Hände gefallen sein: Zos. II 19.1 Κατασχὼν δὲ Κωνσταντῖνος τὴν Κίβαλιν καὶ τὸ Σίρμιον καὶ πάντα ὅσα φεύγων ὁ Λικίννιος ὀπίσω κατέλειπεν. Von da an blieben die pannonischen Provinzen bis zum Schluss fest in der Hand Konstantins. Der erste Bürgerkrieg dürfte mit dem nach einer weiteren Niederlage des Licinius auf dem thrakischen Campus (M)ardiensis (nahe Hadrianopel) im Folgejahr (317) vereinbarten Frieden beziehungsweise mit Anerkennung der Söhne der Herrscher als gegenseitige Caesaren Anfang März zu Ende gegangen sein (Prax. FGH 219; – Eus. Vita Const. I 50.2; – H. E. X 8.3; – Lib. Or. LIX 21; – Philost. H. E. p 179,12–14, ill; – Aur. Vict. 41.6; – Orig. Const. V 19; – Zos. II 20.2). 324 Exakt zählen die Quellen die erneut unter Konstantins Herrschaft gelangten Gebiete auf, so Illyricum und auch Pannonien: Eutrop. X 5; – Orig. Const. V 18; – Zos. II 20.1; – Soz. I 6.6; – Sokr. I 3.3–4. Auch die 317 entstandenen Prägungen der wieder unter Konstantins Oberhoheit stehenden Münze von Siscia belegen eher den späteren Sieg, denn wohl kaum hätte man gerade zu dem Zeitpunkt Solidus-Münzen geprägt, die vom Sieg Konstantins und vom Ruhm seines (die Illyrer bezwingenden) gallischen Heeres künden: RIC 7 28, 29–30 VICTORIA CONSTANTINI AVG, VIRTVS EXERCITVS GALL. Konstantin, die Sarmaten und Pannonien Als Herrscher musste sich Konstantin, nachdem er 316–317 von Licinius Pannonien und die Provinzen an der unteren Donau erstritten hatte,325 mehrere Male (mindestens dreimal) persönlich mit den von den Sarmaten (und Goten) verursachten Problemen befassen, hauptsächlich in Pannonien und Moesien entlang der später ripa Sarmatica genannten Verteidigungslinie. An dieser Stelle möchte ich mich mit den letzteren Ereignissen, ihren Quellen und ihrer Chronologie be322 J. Šašel, Senicio auctor insidiarum (Kommentar zu Anon. Vales. I 13–15). in: Lebendige Altertumswissenschaft. Festgabe zur Vollendung des 70. Lebensjahres von Hermann Vetters. 1985, 262–264 = Opera selecta. Ljubljana 1992, 806–808. 323 Manojlović-Marijanski 1964, 14; – V. Dautova-Ruševljan – M. Vujović, Roman army in Srem – Rimska vosjska u Sremu. Novi Sad 2006, 107 Nr. 136; – V. Dautova-Ruševljan – M. Vujović, Kasnoantički šlem iz Jarka – Late Roman helmet from Jarak. Novi Sad 2011,

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99–101. 324 Habicht 1958; – Barnes 1982, 73, 82. 325 Seeck 1919, 163; – Benjamin 1900, col. 1018– 1019; – J. Vogt 1954, 463–471; – J. Schlumberger 1974, 197–198; – Habicht 1958, 360–378; – Alföldi 1976, 183– 200; – Barnes 1981, 66–67; – Barnes 1982, 73, 82; – König 1987, 118–126; – Kienast 1988, 149–171; – Grünewald 1990, 108–112; – Müller 1995, 296; – Cameron – Hall 1999, 233; – Paschoud 2000, 208–210; – Banchich 2009, 199–200; – Barnes 2011, 103–104.

Die Geschichte Pannoniens in der Zeit Konstantins des Großen (306–337 n. Chr.)

schäftigen. Die einschlägigen Quellen sind chronologisch geordnet im ersten Addendum aufgelistet. Die Feldzüge der Jahre 322 und 323 Obwohl mehrere Quellen den ersten Sarmatenkrieg Konstantins erwähnen, etliche an den Ereignissen beteiligte Personen und auch Schauplätze bekannt sind, ist dennoch der Zeitpunkt des Krieges (322 oder 323) sowie die Identität der Personen stark umstritten. 326 Die Dispute um den Zeitpunkt resultieren daraus, dass Chroniken die Ereignisse überhaupt nicht erwähnen, während auf Grund anderer Quellen gewiss ist, dass dieser Feldzug vor Licinius’ 324 eingetretenen Tod zu datieren ist. Das nächste Problem rührt daher, dass unter Konstantins Herrschaft zwei verschiedene Heerzüge gegen die Donau-Barbaren geführt wurden (in den Jahren 322/323 und 332/334), und die besagten Sarmaten und Goten in der Mehrzahl der Quellen fast immer gemeinsam auftreten (Eus. v. Const. IV 6; – Aur. Vict. 41.13; – Soz. I 8.9; – Socr. I 18.4; – Theoph. Chronographia p. 27,31–28,2; – Zon. XIII 2) oder an Stelle der Sarmaten mehrfach allein die Goten Erwähnung finden (Eutr. X 7; – Orig. Const. V 21). Jede der letzteren Quellen bezieht sich auf den Zeitraum nach Licinius’ Tod (324) und der Einweihung von Konstantinopel (330) (daher immer auf die Ereignisse von 332 und 334). Lediglich Origo Constantini V 21 erinnert daran, dass der Herrscher noch gegen die Goten Krieg führen musste vor dem letzten großen Kampf mit Licinius. Daraus erwuchs die Überlegung, wonach Konstantin im Jahr 323 nur einen Feldzug geführt und Anyonymus Valesianus irrtümlich Goten statt Sarmaten geschrieben hat. 327 Gleichzeitig widerspricht diese Hypothese ganz und gar unseren übrigen Quellen. Ein Fragment des Petros Patrikios bekräftigt die Tatsache eines sarmatischen Krieges vor 324, weiters berichtet er über das Prägen der den Sieg Konstantins anzeigenden Münzen (187A). 328 Ihm zufolge verbot Licinius in seinem Landesteil den Umlauf der letzteren Goldprägungen. Und tatsächlich künden die Legenden sehr vieler an unterschiedlichen Orten geprägter Münzen vom Sieg Konstantins über die Sarmaten, geprägt wurden solche in London, Lyon, Trier, Arles und Sirmium mit folgender Legende: SARMATIA DEVICTA, andere aurei und Medaillons sind aus Trier bekannt, sie tragen folgende Legenden: PRINCIPIA IVVENTVTIS / SARMATIA und GAVDIVM ROMANORVM / SARMATIA. All das sollte bedeuten, dass zwischen seinem sarmatischen Sieg und dem Krieg gegen Licinius eine gewisse Zeit verstrichen sein musste, ehe diese Münzen in Umlauf kamen, deren Verkehr Licinius in der östlichen Reichshälfte nicht gestattete. Auf Grund dessen kann der Krieg Konstantins gegen die Sarmaten auch nicht casus belli des Bürgerkriegs gewesen sein. Nach Orig. Const. V 21 griffen zuerst die Goten Thracia und Moesia an, und dem folgte dann das Auftreten Konstantins gegen sie (zwar umgekehrt, aber dasselbe erscheint an mehreren Stellen auch bei Ioannes Lydos (De mag. II 10, III 31, 40)). Nur dieser gotische Überfall konnte zum Anlass für den Ausbruch des Bürgerkriegs werden, da Konstantin im Laufe des Feldzugs den im Jahr 317 vereinbarten status quo brach und Licinius’ Territorium betrat: Sed hoc Licinius contra fidem factum questus est, quod partes suae ab alio fuerint vindicatae. Zugleich taucht die Tatsache seines Sieges über die Goten nicht in Konstantins Münzprägung auf. Und auch mit der versehentlichen Erwähnung der Goten an Stelle der Sarmaten lässt sich das Problem nicht erklären, da Konstantin seinen Sarmatenkrieg eindeutig in Pannonien und im 326 Seeck 1919, 172; – Benjamin 1900, col. 1020; – Patsch 1928, 16–19; – Schmidt 1934, 81; – Alföldi 1941, 55–56; – Alföldi 1942, 676–677; – Paulovics 1956, 5–7, 51–54; – Mócsy 1962, col. 572; – Nagy 1962, 59 Anm. 387; – Thompson 1966, 10; – Stallknecht 1969, 34; – Mócsy 1972, 86–87; – Polara 1973, 48–57, 58–59, 110– 111; – Mócsy 1974, 277–279; – Barnes 1975, 179–180, 182; – Barnes 1976, 152–153; – Soproni 1978, 116– 117; – Barceló 1981, 51–53; – Barnes 1981, 76, 258; –

Barnes 1982, 75; – Wolfram 1979, 62–63; – Veh 1990, 307–308 Anm. 45; – Grünewald 1990, 147–149; – Nagy 1993, 158–159; – Kienast 1996, 299; – Paschoud 2000, 213; – Soproni 2003, 60, 69–70; – Kulikowski 2006, 359–360; – Kulikowski 2007, 101–102; – Banchich 2009, 199–200; – Barnes 2011, 106. 327 Barnes 1976, 152–153; – Barnes 1982, 75. 328 Brizzi 1976.

213

Nachwort

benachbarten Barbaricum austrug, dieser also Licinius’ Territorium gar nicht erreichte. Dem 317 geschlossen Friedenspakt zufolge gehörten zu Licinius in Europa das Gebiet von Moesia II, Scythia minor und Thracia: Orig. Const. V 18 quo facto pax ab ambobus firmata est, ut Licinius Orientem, Asiam, Thraciam, Moesiam, minorem Scythiam possideret. In Anbetracht dessen ist die Situation völlig klar, vor dem 324 ausbrechenden Bürgerkrieg führte Konstantin zwei Feldzüge an: den ersten gegen die Sarmaten in Pannonien und Moesia prima und einen zweiten gegen die Goten an der unteren Donau. Auf Grund der Münzen erfolgte der Heerzug gegen die Sarmaten früher, der Unterschied beträgt vermutlich ein Jahr. Einer diesbezüglichen Angabe des Optatianus Porfyrius schenkte man sehr lange keine Beachtung, obwohl in den Werken der zeitgenössischen christlichen Dichter zahlreiche Angaben auf diese Ereignisse hindeuten. Den längsten Bericht über den Krieg gegen die Sarmaten findet man in seinem Carmen VI. Mit diesem Werk wollte der im Exil lebende329 Dichter den Sieg Konstantins verewigen (und offenbar das Wohlwollen des Herrscher zurückgewinnen), so dass darin mehrere Kriegsereignisse festgehalten sind. Demzufolge war der Auslöser des Krieges ein die Provinz Valeria betreffender Sarmateneinfall, den dieser erfolgreich zurückschlug. Der Autor nennt sogar den betreffenden Ort: Campona … victrix, d. h. ein Auxiliarlager im Gebiet Budapest-Nagytétény südlich von Aquincum (Zeilen 18–21). Der nächste Schauplatz des Feldzugs liegt aber schon in Mösien: Margum (Zeilen 22–25). Allgemeingeltende Ansicht ist es auf Grund dieses Berichts auch, das der Herrscher den Gegner bis über die Donau verfolgte und erst in Margum, in Moesia I wieder römischen Boden betrat. Hier war er in einer weiteren Schlacht siegreich (ein Hinweis auf die Anwesenheit des Herrschers mögen Porfyrius’ Worte in Zeile 23 sein: caelestia facta) (an dieser Stelle sei auf die von den Quellen gebotene zweite denkbare Möglichkeit verwiesen: s. unten). Augenzeuge (testis) der Ereignisse und der Kriegsgefangenen war Bononia, wo die Beute verteilt wurde (Zeilen 26–28). Selbst wenn der Dichter sich Kenner und Augenzeuge der Ereignisse nennt (factorum gnarus vates [Zeile 17] und testis [Zeile 33]), kann er kaum unmittelbar daran beteiligt gewesen sein, da ihm zufolge mit Margum testis Bononia vicina, was den Tatsachen eher weniger entsprechen dürfte. Margum ist mit dem heutigen Orašje in Moesia I identifizierbar, während es Bononia in diesem Raum sogar zweimal gibt: Vidin in Dacia ripensis östlich von Margum sowie Bánmonostor/Banoštor in Pannonia II westlich von Margum gelegen, beide in ca. 200 km Entfernung davon. Das erstere Bononia liegt an der ripa Gothica, das andere an der ripa Sarmatica. Letzteres war zusammen mit der Gegenfestung von Bononia, Castellum Onagrinum, der wichtigste strategische Punkt in der Nähe von Sirmium. 330 Porfyrius mag demnach viel eher an das pannonische Bononia gedacht haben. 331 Auf Grund der drei bekannten Ortsnamen lässt sich auch das Datum des Feldzugs feststellen, wie es O. Seeck bereits getan hat. Konstantin erlies im Jahr 322 mehrere Edikte in Sirmium und Bononia (auch das spricht für die pannonische Identifizierung)332: Zeitpunkt 322, 23. Mai 322, 12. Juni 322, 06. Juli 322, 20. Juli 322, 26. Juli

Ort Sirmium Sirmium Bononia Sirmium Savaria

Cod. Theod. II 4.2, 18.2 IV 8.4 XI 27.2 IV 8.5 I 1.1

Leider geben die ob Vict(orias) Sarmaticas veranstalteten Spiele der Stadt Rom den Zeitpunkt des Feldzugs und des Sieges nicht genau an: der 27. Juli geht eher auf den Sieg Marc Aurels über die 329 PLRE Optatianus 3; – Barnes 1975, 179–180. 330 J. W. Eadie – P. Petrović, The destruction and reoccupation of Bononia. In: Sirmium IV. Beograd 1982, 1–18. 33 1 Patsch 1928, 17.

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332 O. Seeck, Die Zeitfolge der Gesetze Constantins. Zeitschrift der Savignystiftung für Rechtsgeschichte, romanistische Abteilung 10, 1889, 188–189; – Seeck 1919, 172.

Die Geschichte Pannoniens in der Zeit Konstantins des Großen (306–337 n. Chr.)

Sarmaten (und über die Markomannen am 30 Juli) zurück (Inscr. It. XIII 2, 42 (Fasti Chronographi a. CCCLIIII))333, mit Konstantin haben beide in diesem Fall nichts zu tun. 334 Ernsthafte Probleme bereitete es, dass die in den übrigen Porfyrius-Werken enthaltenen Angaben, Polara 1973 ausgenommen, unter militärhistorischem Aspekt kaum untersucht wurden. Im zeitgleich mit dem VI. entstandenen Carmen VII. 335 spricht er erneut von den Siegen über die Barbaren, insbesondere die Sarmaten: (Zeilen 31–32) Tantorum merita statues captiva tropaea, victor Sarmatiae totiens. Sehr interessant sind auch die Zeilen 20–21, wo er indomiti reges erwähnt, die entweder im Kampf fielen (in bello sternens) oder zum Friedensschluss (foedus) gezwungen waren. Rausimodus muss unter den letzteren Königen gewesen sein, während sich foedus am wahrscheinlichsten auf den mit den Sarmaten geschlossenen Frieden bezieht. 336 Im Carmen XVIII, welches er um 324 (und nicht später !) schrieb,337 verweist Porfyrius wiederum mehrmals auf die über Sarmaten und Goten davon getragenen Siege Konstantins, in den Zeilen 11–12 erwähnt er sogar erneut explicite den König der Sarmaten: Vincere florenti Latiales Sarmata ductu rex tibi posse Getas uiso dat limite, ultor. Die Goten tauchen in der 8. Zeile auf: Sic et victa refert exortos Dacia Francos, wo sich die Formulierung verlassene Provinz kaum auf etwas anderes als deren neue Bewohner, die Goten, beziehen dürfte. Noch interessanter ist Zeile 5, in der es heißt: der berühmte (campo clarus) und wilde (torva) Führer der Goten (offenbar ihr König) Getas (im Nominativ) stirbt (lumina perdit). 338 Die letztere Person ließe sich durchaus mit Rausimodus identifizieren (s. unten). Eine dem Bericht des Porfyrius ähnelnde Niederschrift findet sich auch in dem Geschichtswerk von Zosimos (II 21), das den Sarmateneinfall und den Feldzug Konstantins ebenfalls beschreibt. Demnach hat zuerst der sarmatische König Rausimodus von Maeotis aus die Donau überquert, eine befestigte Stadt angegriffen und dann versucht, die hölzernen Teile ihrer Verteidigungswerke anzuzünden. Sobald Konstantin dort eintraf, griff er die Sarmaten im Rücken an, wobei er viele tötete oder gefangen nahm. Der Rest zog sich über den Fluss nach Hause zurück, mit der Absicht, erneut in römisches Gebiet einzufallen. Konstantin aber verfolgte sie und tötete viele von ihnen, darunter auch den sarmatischen König Rausimodus. Diejenigen jedoch, die sich ergaben, deren Leben verschonte er (d. h. er schloss Frieden mit ihnen). Nach dem Feldzug kehrte er zusammen mit den Gefangenen in sein Quartier zurück. Bis heute ist es heftig umstritten, hauptsächlich seitens der deutschen Altertumsforscher,339 ob sich Zosimos’ Bericht auf die pannonischen Ereignisse des Jahres 322 bezieht oder ob er die Ereignisse eines Feldzugs gegen die Goten schildert, diese irrtümlich mit den Sarmaten identifizierend, während andere, so die ungarische und internationale Altertumswissenschaft, die Identität der beiden Berichte im Allgemeinen akzeptiert. 340 Die folgenden Probleme stehen dem bislang entgegen: 1. Der Name Rausimodus ist germanischen Ursprungs. 2. Laut Zosimos brachen die Sarmaten aus dem Raum um Maeotis auf.

333 M. R. Salzman, On Roman Time: the codex-calendar of 354 and the rhythyms of urban life in late antiquity. Berkeley 1990, 137–138; – Curran 2000, 221–230; – P. Herz, Neue Forschungen zum Festkalender der römischen Kaiserzeit. In: H. Cancik – K. Hitzl (Hrsg.), Praxis der Herrscherverehrung in Rom und seinen Provinzen. Tübingen 2003, 55–58. 334 Gegensätzlich: Lippold 1992, 377; – Kulikowski 2006, 359. 335 Polara 1973, 35. 336 Polara 1973, 58–59; – Barnes 1975, 180. 337 Polara 1973, 107–109; – Barnes 1975, 182.

338 Polara 1973, 109–110. Das späteste Ereignis war der Feldzug im Osten im Jahr 324 (Zeilen 6–7, 13–15). 339 Patsch 1928, 18; – Schmidt 1934, 81 Anm. 2; – H. Vetters, Dacia Ripensis. Schriften der Balkankommission. Antiquarische Abteilung XI. Wien 1950, 22 Anm. 21; – Stallknecht 1969, 34 Anm. 20; – Paschoud 2000, 213 n. 31; – Wolfram 1979, 62–63 Anm. 17. 340 E. Stein, Histoire du Bas-Empire I. Paris 1959 2 , 104; – Seeck 1919, 172; – Thompson 1956, 378; – Alföldi 1942, 676 n. 48; – Nagy 1962, 59 n. 397; – Mócsy 1974, 277–278; – Régészeti kézikönyv, 47.

215

Nachwort

3. Zosimos’ Bericht ist nicht kontinuierlich, Ereignisse zwischen 317 und 322 n. Chr. erwähnt er gar nicht (cf. II 20–21). Auf Grund dessen würde das Geschichtswerk mit dem Gotenfeldzug des Jahres 323 weitergehen. 4. Kapitel 22 spricht von den Kriegsgefangenen, gleich danach behandelt es den Bürgerkrieg gegen Licinius. 5. Der Bericht des Zosimos stimmt nicht mit dem des Porfyrius überein (die Ereignisse um Margum und Bononia fehlen). 6. Porfyrius erwähnt im Carmen VI. den Tod des Sarmatenkönigs. 7. Die von Zosimos benannte πόλις lässt sich nicht eindeutig mit dem Auxiliarlager Campona identifizieren, viel eher scheint es, als beschreibe er eine mit einer starken Garnison gesicherte Stadt. S. Paschoud formulierte die von breiten Kreisen akzeptierte Hypothese, wonach Zosimos die Feldzüge gegen die Sarmaten bzw. die Goten verwechselt habe. Am Anfang des Kapitels beschreibt er den Verlauf des früheren Krieges (Abschnitte 1–2), zum Schluss bespricht er schon die Ereignisse des Feldzugs gegen die Goten (Abschnitt 3). Die letztere Möglichkeit ist allerdings auszuschließen. Im 22. Kapitel liest man, dass Konstantin die Kriegsgefangenen aufteilte und dann zurück nach Thessalonica reiste, wo er einen Hafen für die Kriegsflotte bauen ließ. Sobald der Hafenbau beendet war, brach der Bürgerkrieg gegen Licinius aus. Hier hat Zosimos offenbar den Feldzug gegen die Goten weggelassen, denn das von ihm beschriebene Ereignis kann nicht der casus belli für den Bürgerkrieg gewesen sein, da zwischen Feldzug und Krieg ein gewisse Zeit verstrichen sein musste, und zwar solange der Hafenbau dauerte. Meiner Meinung nach lassen sich die Ereignisse auch anders interpretieren: 1. Rausimodus’ germanischer Name ist nicht unbedingt problematisch, deswegen kann er immer noch König der Sarmaten gewesen sein341 (s. die germanischen Namen der sarmatischen subreguli unter Constantius II.: Rumo und Fragiledus342). Die Tatsache einer engen Beziehung zwischen Sarmaten und einzelnen germanischen Stämmen ist kaum zu bezweifeln und auch belegt (s. die Flucht der Sarmaten zu den Victovalen und Vandalen [Amm. XVII 12.19] oder den gemischten Stamm der Transiugitaner [Amm. XVII 12.12]). Einer anderen, weniger wahrscheinlichen Möglichkeit zufolge war Rausimodus ein germanischer König (Vandale), der das östliche Pannonien längs der ripa Sarmatica angriff, und dieser Umstand hat zu dem Irrtum der antiken Autoren geführt. 343 2. Die Theorie des Ursprungs der Sarmaten aus Maeotis ist ein von Herodot häufig verwendeter Topos. 344 3. Zosimos könnte seinen Bericht auch mit den Ereignissen des Jahres 322 fortgesetzt haben. 4. Über das Teilen der Beute und Kriegsgefangenen nach der Schlacht bei Bononia berichten sowohl Porfyrius (Carm. VI 26–28) wie auch Zosimos (II 22.1). 5. Die Beschreibung von Zosimos folgt dem Bericht des Porfyrius tatsächlich nicht bis ins Detail. Die Unterschiede könnten auch daraus resultieren, dass der Dichter Porfyrius ein Zeitgenosse und „Augenzeuge“ der Ereignisse, Zosimos dagegen ein Jahrhunderte später (um 500 n. Chr) lebender Geschichtsschreiber war. Zugleich weisen beide Geschichten doch an zahlreichen Punkten Übereinstimmungen auf: a. Angriff auf eine römische Siedlung, b. Konstantins persönliche Anwesenheit, c. Verfolgung des Gegners bis über die Donau, d. sarmatischer Feldzug, e. laut Zosimus wollten die Barbaren erneut (αὖθις) über die Donau hinweg angreifen = Ereignisse in der Umgebung von Margum und Bononia bei Porfyrius, f. Verteilung der Beute, g. Erwähnung des Sarmatenkönigs (cf. Porf. Carm. XVIII 11–12). Nirgends sind ähnliche Details über den Feldzug gegen die Goten bekannt. 34 1 Schon Alföldi 1941, 55 Anm. 130; – Nagy 1962, 105 Anm. 397. 342 Harmatta 2002, 143–144.

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343 Régészeti kézikönyv, 49 n. 10; – Nagy 1993, 158– 159. 344 Paulovics 1957, 6; – Nagy 1962, 59 n. 397.

Die Geschichte Pannoniens in der Zeit Konstantins des Großen (306–337 n. Chr.)

6. Zwar an anderer Stelle, aber auch Porfyrius erwähnt Rausimodus als rex Sarmata (cf. XVIII 11–12), und ebenso muss Rausimodus unter den indomiti reges sein, die man zum Teil im Krieg tötete (in bello sternens: Porfyrius VII 20–21). Andererseits schließt die Erwähnung von Getas Tod im Carmen XVIII Zeile 5, auch die Möglichkeit einer Identifizierung des Rausimodus als Gote nicht aus. 7. Zosimos hat den Namen Campona offenbar nicht näher gekannt, weshalb er es als πόλις bezeichnete. Diese Identifizierung dürfte auch die von ihm erwähnte Garnison bekräftigen. Zugleich hält der Geschichtsschreiber ein wichtiges Detail fest, wonach einzelne Elemente der Wehranlagen aus Holz waren, das die Sarmaten versuchten anzuzünden. Über die aufgehenden Abschnitte der Mauern der aus Stein errichteten römischen Kastelle wissen wir nur sehr wenig. 345 Selbst im Fall der Auxiliarlager erscheint Holz bei aufgehenden Mauern eher zweifelhaft, dennoch verfügten sie gewiss auch über zahlreiche Holzelemente, z. B. das Tor oder die Wehrgänge usw. 346 Während einer Belagerung sind diese Holzteile besonders leicht entzündbar. Eine andere Möglichkeit der Interpretation als πόλις wäre, dass im 4. Jahrhundert die Auxiliarvici aufgegeben wurden und sich auch die Zivilbevölkerung hinter die mehr Sicherheit bietenden Kastellmauern zurückzog. Daher konnten die Militärlager später mit Recht ebenfalls als polis bezeichnet werden. 347 Und auf Grund der Quellenauslegung besteht noch eine weitere Möglichkeit. Es könnte sich um zwei verschiedene Sarmateneinfälle handeln, angeführt von zwei verschiedenen sarmatischen Königen. Der erste war gegen Campona gerichtet, auf diesen antwortete Konstantin mit seinem Sarmatenfeldzug. Unterdessen erfolgte bei Margum ein zweiter Einfall (introitus), und zwar aus Richtung Banat seitens eines anderen sarmatischen Stammes. Rausimodus könnte auch König dieser Sarmaten gewesen sein, und hatte folglich mit den Ereignissen um Campona nichts zu tun. Sofern das zutrifft, berichtet Porfyrius über beide Ereignisse, während Zosimos nur den zweiten Überfall erwähnt. In dem Fall ist die polis mit der Stadt Margum zu identifizieren. Auch diese Möglichkeit kann man nicht ausschließen, da es wenig glaubhaft erscheint, dass die von Rausimodus geführten Sarmaten nach der Niederlage bei Campona mehrere hundert Kilometer entfernt erneut römisches Territorium betraten, während der römische Herrscher mit seinen Truppen ihre Heime vernichtete. Zudem sollte man nicht vergessen, das die später detailliert zu behandelnde Spaltung innerhalb der sarmatischen Gesellschaft (Sarmatae liberi et servi, Limigantes-Argaragantes) damals schon bestanden haben muss. Auf Grund der obigen Darlegungen griffen die Sarmaten im Jahr 322 die Provinzen Valeria (Campona) und Moesia I (Margum) an, ihr Angriff wurde von Konstantin aber erfolgreich abgewehrt (ihr König Rausimodus ist wahscheinlich bei den Kämpfen gefallen). Konstantin schloss einen Friedensvertrag mit den Sarmaten (Porf. VII 10), ebenso wie im folgenden Jahr mit den Goten, die dann im Heer des Licinius und Konstantins auftauchten (Orig. Const. V 27; – Jord. Get. XXI 111–112). Goten befanden sich gewiss auch unter jenen Barbaren, die den zum Aufstand rüstenden Licinius unterstützt haben (Socr. H. E. I 4). Ausführliche Berichte über diese Ereignisse enthalten das Carmen VI des Porfyrius sowie das Geschichtswerk des Zosimos. Nach seinem Sieg nahm Konstantin erstmals den Ehrentitel Sarmaticus an (cf. CIL VI 40776), und er nutzte diesen Sieg auch zu propagandistischen Zwecken (nachgewiesenermaßen in der Münzprägung). Ähnliche Details sind über den gotischen Feldzug des Folgejahres nicht bekannt, doch nach den Carmina VII und XVIII des Porfyrius lassen sich die beiden Ereignisse nachweislich auch nicht in Einklang bringen.

345 Bidwell – Miket – Ford 1988, 180–211. 346 Bidwell – Miket – Ford 1988, 207–209, 211–214.

347 P. Kovács, Vicus és castellum kapcsolata az alsópannoniai limes mentén. Piliscsaba 1999, 123–131.

217

Nachwort

Die Heerzüge der Jahre 332 und 334 Konstantin setzte nach seinem Sieg über Licinius die Befestigung des Donau-Limes fort, in deren Ergebnis zwischen Sucidava und Oescus eine steinerne Donaubrücke entstand (laut Chronicon Paschale im Jahr 328), die Gegenfestung Constantiana Dafne (Spantov) errichtet und in Oltenien sogar ein Teil des ehemaligen Dazien von den Taifalen zurückerobert wurde (RIC 7 298 [Bronzemedaillon, 328–330, Rom], 36–37 [Gold, Silber, 328–329, Constantinopolis], AÉp 1939, 19; – Jul. Caes. 329C; – Chron. Min. I p. 233; – Eus. Vita. Const. I 8.2; – Aur. Vict. 41.18; – Epit. de Caes, 41.13; – Proc. De aed. 4.6.34; – Theoph. p. 28,19–21; – Cedrenus p. 517,23–24; – Mich. Syr. Chron. 7.3 p. 259/133 b.5–4 fb; – Anonymus Vita Constantini 25, 33 [BHG 364], s. des Weiteren den Siegertitel Dacicus maximus Konstantins: CIL VI 40776). 348 Damals mögen die Taifalen ein kleineren Sieg über einen Teil von Konstantins Heer errungen haben (die spätere Konstantin feindliche Geschichtsschreibung hat diese unbedeutende Episode stark überbetont [Zos. II 31.3]), während ein Teil von ihnen in Phrygien angesiedelt wurde (vgl. S. Nicolai 17 [PG 116, 337–34]). Besagte Ereignisse stehen jedoch in keinem Zusammenhang mit den Sarmaten, die das nächste Mal erst 332 wieder in unseren Quellen auftauchen. 349 Weitaus mehr Quellen berichten nämlich von den Ereignissen der Jahre 332 und 334, und dennoch sind kaum Details darüber bekannt (Eus. v. Const. I 8.2, IV 5; – Iul. Or. I 9D; – Caes. 329C; – Lib. Or. LIX 29; – Eutr. X 7; – Aur. Vict. 41.13; – Festus Brev. XXVI; – Soz. I. 8.9; – Hier. Chron. 233 c; – Oros. VII 28.29; – Orig. Const. VI 31, 34; – Chron. Min. I p. 234; – Socr. I 18.4; – Chron. Min. I p. 451, 643; – Jord. Get. XXIII 114–115, XXXI 161, XXXIV 178; – Isid. Hist. 5; – Theoph. Chron. p. 27,31–28,2; – Cedr. p. 517, 16–19; – Chron. a. 724 101,7–8/129,18–19; – Mich. Syr. Chron. 7.3 p. 259/133 a.25–27; – Zon. XIII 2). Nach der Chronica-Überlieferung führten im Jahr 332 Goten erfolgreich Krieg gegen Sarmaten, die unter Berufung auf den Friedensvertrag von 322 um römische Hilfe nachsuchten (Orig. Const. VI 31). Der junge Constantinus Caesar stand an der Spitze der Hilfe bringenden römischen Truppen, die am 20. April in Sarmatien einen bedeutenden Sieg über die Goten errangen (Orig. Const. VI 31; – Iul. Or. I 9D). Die Römer griffen auch das Land der Goten an, so dass diese nach schweren Verlusten (die Quellen sprechen von 100.000 Opfern) schließlich um Frieden baten und ihn bekamen. Ein neuer, in den folgenden Jahrzehnten stabiler Friedensvertrag kam zustande (Eus. vita Const. IV 5; – Jul. Or. I 9D; – Caes. 329A; – Lib. LIX 29; – Eutrop. X 7; – Soz. I 8.9; – Orig. Const. VI 31; – Socr. I 18.4; – Philost. II. Frag. 5; – Jord. Get. XXXIV 178 [cf. Amm. XXVII 5.1]). 350 Laut einer Anmerkung des Jordanes (das ganze Kapitel stammt übrigens von Priskos Rhetor, mit Ausnahme der Anm.: Frag. 8 [FGH 4, 83]) zu diesem Jahr nach dem Tod von König Vidigoia, der im Theißgebiet durch den dolus der Sarmaten fiel (Get. XXXIV 178). 351 Auch dieser Sieg spiegelte sich in der Münzprägung Konstantins wider: Medaillons mit 348 A. Alföldi, Die Donaubrücke Konstantins des Großen und verwandte historische Darstellungen auf spätrömischen Münzen. Zeitschrift für Numismatik 26, 1926, 161–174; – Patsch 1928, 19–28; – Thompson 1956; – É. Demougeot, Constantin et la Dacie. In: E. Frézouls (Hrsg.), Crise et redressement dans les provinces européennes de l’Empire (milieu du III e – milieu de IVe siècle ap. J. C. Strasbourg 1983, 91–112; – Bleckmann 1995, 39–53. 349 Benjamin 1900, col. 1022; – Seeck 1921, 4–5, 382; – Seeck 1919, 181; – Alföldi 1921; – Alföldi 1923; – Patsch 1925; – Patsch 1928, 28–33; – Schmidt 1934, 226–228; – Alföldi 1941, 56–58; – Schmidt 1942, 15–16; – Alföldi 1942, 678–679; – Thompson 1956; – Barkóczi 1959; – Mócsy 1962, col. 573; – Nagy 1962, 59–60; – Thompson 1966, 11–17; – Stallknecht 1969, 34–36, 40–42; – Harmatta 1970, 49–50; – Mócsy 1972, 87–89; – Mócsy 1974, 279–280; – Barnes 1976, 151; –

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Jonge 1977, 315–316; – Soproni 1978, 116–117; – Barceló 1981, 54–57; – Barnes 1981, 250; – Jonge 1982, 202; – Barnes 1982, 79, 258; – Brockmeier 1987; – König 1987, 173–177; – Wolfram 1979, 64–67; – Grünewald 1990, 149–150; – P. Heather, Goth and Romans, 332– 489. Oxford 1991, 107–115; – Nagy 1993, Burgess 1995, 119, 153, 167, 202; – Kienast 1996, 300; – Cameron – Hall 1999, 311–312; – Soproni 2003, 60, 69–70; – Kulikowski 2006, 363; – Kulikowski 2007, 83–86; – Barnes 2011, 165. 350 Barceló 1981, 54–56, 113–114; – Brockmeier 1987. Über die „Reichsangehörigkeit“ der Goten nach 332 s. Stallknecht 1968, 5–31, 34–3, 40–42, gegensätzlich: E. Chrysos, Gothia Romana. Zur Rechtslage des Föderatenlandes der Westgoten im 4. Jh. Dacoromania 1, 1973, 52– 64 (ohne überzeugenden Beweis). 35 1 Wolfram 1979, 64.

Die Geschichte Pannoniens in der Zeit Konstantins des Großen (306–337 n. Chr.)

der Legende DEBELLATORI GENTIVM BARBARARVM / GOTHIA (RIC 7, 531, 534 – Trier) sowie Münzen mit der Legende VICTORIA GOTHICA (RIC 7, 306 – Roma). Wahrscheinlich ist auch das Siegesdenkmal in Konstantinopel, die Goten-Säule, nach dem letzteren Sieg entstanden, das der Inschrift auf dem Sockel zufolge Fortuna dediziert war: Fortunae / reduci ob / devictos Gothos (CIL III 733 = ILS 820 = AE 1999, 1506 [der Text blieb auch in griechischer Übersetzung bei Ioann. Lydus De mens. IV 132 erhalten]). 352 Ebenso wenig ist die Möglichkeit auszuschließen, dass die jährlich vom 4. bis 9. Februar von der Stadt Rom ausgerichteten gotischen Spiele an diesen Sieg zu binden sind (Inscr. It. XIII 2, 42 [Fasti Chronographia. CCCLIIII]: in der Fasti kommen nur die wegen der Siege des Konstantin-Hauses veranstalteten Zirkusspiele vor, abgesehen von den beiden schon erwähnten, an Marcus Aurelius zu bindenden Ausnahmen). Diese Möglichkeit dürfte auch die Angabe Origo Constantini VI 31 bekräftigen, nach der im Laufe des Feldzugs 100.000 infolge fames und frigor, wegen des Winterwetters also, starben. Vermutlich damals erhielt Konstantin seinen zweiten Gothicus maximus-Titel (und den zweiten Sarmaticus maximus-Titel wahrscheinlich ebenso) (CIL VI 40776). Zwei Jahre darauf – 334 – erscheinen die Sarmaten wiederum in den Schriftquellen, im vorliegenden Fall wegen ihrer inneren ethnischen Probleme (Eus. v. Const. IV 6; – Soz. I 8.9; – Hier. Chron. 233 f; – Amm. XVII 12.18, XIX 11.1; – Orig. Const. VI 32; – Chron. Min. I p. 234; – Jord. Get. XXII 114–115, XXXI 161). Konstantin musste erneut einen Feldzug gegen die Sarmaten antreten, qui dubiae fidei probantur (Orig. Const. VI 32), d. h. sie verletzten den foedus des Jahres 322 und griffen römisches Gebiet an, vielleicht Pannonien. Ein Beweis für letztere Überlegung ist, dass in der Festung von Campona ein gewaltiger Hort aus Bronzemünzen (die Zahl der bekannt gewordenen Münzen beträgt 10585) verborgen wurde, dessen Schlussprägung aus dem Jahr 334 stammt. 353 Nach den Einfällen von 322 und 334 wurde das Auxiliarkastell wieder aufgebaut, damals entstanden seine mächtigen, fächerförmigen Ecktürme. Hier konnte man, ähnlich wie im benachbarten Matrica, eine neue Variante des Turmtyps beobachten. Die früheren halbkreisförmigen Ecktürme in der retentura waren ganz abgetragen und neue Türme errichtet worden, während die früheren Türme in der praetentura nur teilweise demoliert und die Mauern der neuen Türme an die Reste angebaut wurden. 354 Auf Grund der Angaben der Origo Constantini VI 32, der Vita Constantini IV 6 und bei Ammianus Marcellinus XVII 12.18, XIX 11.1 lassen sich die Ereignisse des Jahres 334 wie folgt rekonstruieren: die freien Sarmaten (Sarmatae liberi oder Arcaragantes) bewaffneten ihre Diener (Sarmatae servi oder Limigantes) (noch gegen die Goten), welche numero praeminentes waren und sich somit erfolgreich gegen ihre Herren erheben konnten. Die freien Sarmaten mussten aus dem Banat fliehen (wohin sie erst nach dem Feldzug von Constantius II. im Jahr 358 zurückkehrten: Amm. XVII 13.24 und XVII 13.4, wo er ihr Siedlungsgebiet um die Theißmündung detailliert beschreibt, weiters XVII 13.19 über die Namen Amicenses und Picenses, den die sie kontrollierenden Festungen Acumincum und Pincum bekamen). Teils flüchteten sie zu den Victovalen, teils ersuchten sie den Herrscher um Rezeption (Amm. XVII 12.18). Konstantin siedelte ca. 300.000 Sarmaten fern von Sarmatien und Pannonien in Italien, Thracien, Macedonien und Scythien an (Origo Const. VI 32). 355 Ihre Umsiedlung überwachte der Herrscher persönlich, der den Juli und August des Jahres in Singidunum und Viminacium verbrachte (5. Juli, Singidunum: Cod. Theod. X 5.12, 4. August, Viminacium: Cod. Theod. XII 1.21), und wahrscheinlich auch in Sirmium weilte. 356 Im Gegensatz zu früheren Auffassungen kam es demnach in Pannonien nicht zur Ansiedlung von Sarmaten. Ebenso hat man mehrfach versucht, das längs durch 352 U. Peschlow, Betrachtungen zur Gotensäule in Istanbul. In: Tesserae. Festschrift für Josef Engemann. Jahrbuch für Antike und Christentum, Ergänzungsband 18. Münster 1991, 215–228; – C. Mango, The triumphal way of Constantinople and the Golden Gate. Dumbarton Oaks Papers 54, 2000, 177–178.

353 Alföldi 1921, Alföldi 1923. 354 Paulovics 1957, 4, 7–8, 29–32; – Fülep 1962, 646; – Fülep 1968, 361; – Kovács 2000, 49–54. 355 Barkóczi 1959. 356 Seeck 1919, 182.

219

Nachwort

die Große Tiefebene verlaufende Verteidigungssystem, den Csörsz-Graben, und dessen Errichtung an diese Periode zu binden,357 was zwar möglich wäre, in den Schriftquellen aber keine Erwähnung findet. In den vom Chronographen des Jahres 354 herausgegebenen Fasti (Fasti Chronographi a. CCCLIIII) sind noch die zwischen dem 25. November und Anfang Dezember stattgefundenen Sarmatenspiele erwähnt (Inscr. It. XIII 2, 42). Im vorliegenden Fall bleibt keine andere Möglichkeit, als auch diesen Sieg an die obigen Ereignisse zu binden: demnach mussten die Römer bereits 333 gegen die wortbrüchigen, das heißt den Friedensvertrag brechenden, Sarmaten auftreten und konnten diese erst zum Ende des Jahres besiegen. Ihre Umsiedlung aber, die endgültige Lösung des Problems, blieb für das kommende Jahr. Somit konnte Konstantin 334 seinen dritten Sarmaticus maximus-Titel erringen (CIL III 40776). 358 Eine ungewisse Angabe bei Jordanes beschreibt einen Sieg der Goten über die Vandalen im Gebiet des Maros-Flusses, und zwar während Konstantins Herrschaftszeit, nach dem Tod von König Ariarich, als der neue König, Geberich, die Vandalen unter Visimar besiegte, welcher anschließend nach Pannonien geflohen sein soll (Get. XXI 114–115, XXXI 161). 359 Die Authentizität des Berichts ist zumindest zweifelhaft, da er in keiner der anderen Schriftquellen vorkommt. Zweifelhaft sind auch die Versuche (Nagy 1993), die archäologische Hinterlassenschaft der Vandalen in Pannonien zu identifizieren. Denn diese Funde lassen sich (wie die Brandschüttgräber des 4. Jahrhunderts) an das Erscheinen der Karpen in Pannonien binden. 360 Allerdings kann man einen möglichen Sieg der Goten über die Vandalen in diesem Zeitraum nicht ausschließen (s. die Siege über Vandalen und Gepiden zur Zeit der Tetrarchie: Pan. Lat. XI 17.1), weiters könnten auch die Goten die sich 334 bietende Möglichkeit genutzt haben. Unsere Quellen erwähnen mit keinem Wort, dass die Arcaragantes zu den Vandalen geflohen wären (ähnlich zu den Victovalen). Dem gegenüber könnten sich Vandalen 332 mit Sarmaten gegen den gemeinsamen Feind – die Goten – verbündet haben, während die Letzteren 332 auf Grund des foedus mit Genehmigung Roms gegen die dubiae fidei verbündeten Sarmaten Krieg geführt haben mögen. Einer anderen Überlegung zufolge bezieht sich die Angabe bei Jordanes auf die receptio der Sarmaten. Die Geschichte der pannonischen Kirche im Zeitalter Konstantins des Großen Obwohl J. Zeiller und T. Nagy den fraglichen Zeitraum in ihren bis heute unentbehrlichen Arbeiten detailliert behandeln,361 macht es sich dennoch erforderlich, die Geschichte der pannonischen Kirche in der Zeit nach den Verfolgungen bis zum Tode Konstantins kurz zusammenzufassen, da die Auswirkungen der Ereignisse dieser Periode auch innerhalb der Provinz bis ans Ende des Jahrhunderts reichen. Über die zwanzig Jahre, die zwischen den diocletianischen Verfolgungen und dem Konzil von Nicaea liegen, verfügen wir zwar über keinerlei Informationen. Dessen ungeachtet dürften auch die Kirchen der nach 313 zunächst unter Licinius’ und dann unter Konstantins Herrschaft stehenden Provinz den per Edikt verkündeten Frieden genossen und ebenso ihre früher konfiszierten Güter wiedererlangt haben (Eus. H. E. X 5.1–14; – Lact. De mort. pers. 48). Die erste bekannte Persönlickeit der pannonischen Kirche nach der Christenverfolgung war Domnus, der 325 als einer der wenigen balkanischen und westlichen Teilnehmer am Konzil von Nicaea die Konzilsakten unterzeichnete: Domnus Pannoniae (Nomina patrum Nicae357 Soproni 1969; – Mócsy 1972, 86; – Soproni 1978, 113–127; – Soproni 2003. 358 Auf Grund der richtigen Lesung der CIL III 40776 durfte Konstantin den Titel Sarmaticus maximus dreimal annehmen. Die früheren Meinungen: Barnes 1982, 258; – Kienast 1996, 302. 359 Schmidt 1934, 106; – Schmidt 1942, 12–13; – Chr. Courtois, Les Vandales et l’Afrique. Paris 1955, 34–35; – Nagy 1962, 106 Anm. 403; – Mócsy 1962, 567, 711; –

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Wolfram 1979, 66; – Régészeti kézikönyv, 49 Anm. 16, 240 Anm. 27; – Nagy 1993; – H. Castritius, Die Vandalen: Etappen einer Spurensuche. Stuttgart 2007, 43–44. 360 E. Tóth, Karpen in der Provinz Valeria. Zur Frage der spätrömischen eingeglätteten Keramik in Transdanubien. CommArchHung 2005, 363–391. Über die Quellen siehe oben und Kovács 2011, 174–179. 361 Zeiller 1918, 214–228; – Balogh 1932, 118–122; – Nagy 1936; – Nagy 1939, 74–101.

Die Geschichte Pannoniens in der Zeit Konstantins des Großen (306–337 n. Chr.)

norum 214). Letztere Bezeichnung darf man kaum als frühen Beleg der pannonischen Metropolenorganisation auffassen, ihre Bedeutung ist einfach nur: Pannonier. Dass Domnus Bischof von Sirmium war, erfährt man erst aus den Schriften des auch die pannonische Kirche erschütternden Arianus-Streits. Im Sinne der Entscheidung des Konzils von Nicaea wurden der herrschende Arios und seine Gefährten (Secundus und Theonas, Bischöfe von Libyien, sowie ihre Presbyter) verbannt. Den Verbannungsort überliefert nur ein Philostorgios-Fragment: Illyricum (Philostorgios, Historia Ecclesiastica I 10 p. 11,15 [Nicetas Thes. V 8]). 362 Illyricum dürfte nichts anderes als Sirmium gewesen sein, denn auch später noch mussten sich bedeutende Kirchenmänner fast immer in ein fernab gelegenes Zentrum des Imperiums ins Exil zurückziehen: e. g. Athanasios: Treveri (auch als Gallia erwähnt), Rom, Hosius: Sirmium, ab cf. Eustathios: Traianopolis (Thracia), Liberius: Beroea. Eine indirekte Angabe zum Wirken des Arios in Sirmium gibt es ebenfalls. Nur hier konnten die später eine so wichtige Rolle spielenden Presbyter Valens und Ursacius von Sirmium dessen Anhänger werden, die wahrscheinlich Domnus selbst als orthodoxer Bischof von Sirmium um das Jahr 326 oder 327 (aber noch vor der umfassenden Rehabilitierung des Arios) exkommuniziert hat (Ath. Ep. enc. ad ep. Aeg. et Lib. 7). Der Auffassung von O. Seeck folgend nahm man ferner an, Sirmium könnte auch der Schauplatz des persönlichen Treffens zwischen Konstantin und Arios gewesen sein, wo der alexandrinische Presbyter dem Herrscher sein das Ende der Verbannung bedeutendes Glaubensbekenntnis überreicht haben mag (der Brief des Herrschers trägt das Datum 27. November in einem nicht benannten Jahr (nach Seeck 326) (Sokr. H. E. I 25), und Konstantin hielt sich zum Ende dieses Jahres nachweislich in Sirmium auf (31. Dezember: Cod. Theod. III 32.2 = Iust. V 71.18, VII 62.17, X 1.7). 363 In der Kirchengeschichte nach Sokrates allerdings war das schon im Bau befindliche Konstantinopel Schauplatz des Treffens: I 25.10 Ἄρειος μὲν οὖν δεξάμενος τοῦ βασιλέως τὰ γράμματα, μετ’ οὐ πολὺ παρῆν ἐπὶ τὴν Κωνσταντινούπολιν (cf. Soz. H. E. II 27; – Ruf. H. E. I 11). 364 Nicht lange danach (328–330) stürzte auch Domnus, weil er sich gegen die Lehren des Arios gewandt hatte. Athanasios erwähnt ihn unter den ersten abgelösten orthodoxen Bischöfen (Ath. Hist. Arian. 5.2). Es scheint wenig wahrscheinlich, dass sein Nachfolger, der Grieche Eutherius, zu jenen neuen Bischöfen gehört haben soll,365 die Athanasios einfach nur als Gottlose (was Arianer heißen soll) bezeichnet: ἐγίνωσκον ἀσεβοῦντας. Denn Eutherius taucht später, im Jahr 343, auf dem Konzil von Serdica auch als Leitfigur der pannonischen Orthodoxie gegenüber Valens und Ursacius wieder auf (Ep. syn. Sard. ad Iulium papam 4: Eutarius a Pannoniis). 366 Deshalb darf man davon ausgehen, dass es während Konstantins Herrschaft auf dem Bischofsstuhl von Sirmium einen weiteren Wechsel gegeben hat. Domnus muss zusammen mit mehreren seiner Bischofskollegen abgelöst worden sein, da Valens und Ursacius gewiss vor 335 Bischöfe von Mursa beziehunsgweise Singidunum wurden (Ath. Ep. enc. ad ep. Aeg. et Lib. 7, auf dem Konzil von Tyros sind sie bereits Bischöfe: Ath. Ap. contra Arian. 73.1–2, 74.1). In den folgenden Jahrzehnten nennt man sie einfach nur die Pannonier oder (pannonischen) Jünglinge, obwohl Singidunum nie zum Gebiet von Pannonien gehört hat (in Athanasios Augen waren beide Pannonier, doch die Zugehörigkeit zu Mösien erwähnt auch Eusebios in der Vita Constantini: IV 43.3 Παννόνιοί τε καὶ Μυσοὶ τὰ παρ’ αὐτοῖς ἀνθοῦντα κάλλη τῆς τοῦ θεοῦ νεολαίας cf. Amb. Ep. XII 3). 367 Besondere Bedeutung erlangten Valens und Ursacius 335, als es Eusebios von Nicomedia und seinen Anhängern (den Eusebianern: οἱ περὶ Εὐσέβιον368) gelang, mit Unterstützung des Herrschers das Konzil von Tyros gegen den alexandrinischen Patriarchen Athanasios (im August 335) 362 Zeiller 1918, 215; – Nagy 1939, 91; – Williams 2002, 70. 363 Seeck 1919, 177; – Seeck 1921, 431,14, 560– 561; – Nagy 1936, 38, 40; – Nagy 1939, 91. 364 H.-G. Opitz (Hrsg.), Urkunden zur Geschichte des arianischen Streites, 318–328. Athanasius Werke III/1.

Berlin 365 93. 366 367 368

1934–35, 29–30. Zeiller 1918, 144; – Nagy 1936, 60; – Nagy 1939, Nagy 1939, 106. Nagy 1939, 206–207. Gwynn 2007, 109–115.

221

Nachwort

einzuberufen. Auf dem Konzil sowie anschließend, unterwegs im ägyptischen Maeotis, als das angebliche Sakrileg des Patriarchen untersucht wurde, fiel Valens und Ursacius eine äußerst wichtige Rolle zu (Eus. v. Const. IV 43.3; – Ath. Ap. contra Arian. 13.2, 28.1, 72.4, 73.1–2, 75.1, 76.1–2; – Sokr. H. E. I 27–35; – Soz. H. E. II 25). Nach den Konzilsakten von Alexandria sollen diese “bösen und gottlosen Jünglinge“ (ὑπὸ παμπονήρων καὶ ἐξωλεστάτων τινῶν νεωτέρων) (obwohl nicht namentlich genannt, dürfte ihre Identität kaum zweifelhaft sein: cf. Eus. v. Const. IV 43.3 ἀνθοῦντα κάλλη τῆς τοῦ θεοῦ νεολαίας, in den Akten des Konzils von Serdica noch immer adolescentes: Ep. syn. Sard. ad Julium papam IV) sogar eine entscheidende Rolle bei der Formulierung der Verurteilung des Athanasios durch die Kommission gespielt haben (Ath. Ap. contra Arian. 37.7, 41). Die Angelegenheit des anfangs noch erfolgreich protestierenden Athanasios untersuchte der Herrscher schließlich selbst, und verbannte ihn im November 335 ohne persönliche Anhörung (dies war eine seiner letzten kirchenpolitischen Maßnahmen). Auf seinen Ruf hin wagten es nur wenige Eusebianer, nach Konstantinopel zu reisen, darunter wiederum Valens und Ursacius (Ath. Ap. contra Arian. 87.1; – Sokr. H. E. I 35). 369 Valens und Ursacius blieben auch nach den Konzilen von Tyros und Konstantinopel noch lange Jahre im Osten. Zur Stärkung der arianischen Gemeinden in Pannonien hat das allerdings, wie man im nächsten Band sehen wird, nicht beigetragen. 370

369 Zeiller 1918, 216–219; – Nagy 1939, 97–101; – T. D. Barnes, Emperor and Bishops, A. D. 324–344: Some Problems. American Journal of Ancient History 3, 1978, 53–75; – Drake 1986, Arnold 1991, 143–173; – Barnes

222

1993, 19–33; – Anatolios 2004, 10–11; – Parvis 2006, 123–132. 370 Nagy 1939, 102–107.

Addendum I

Addendum I Belegte Aufenthalte Diokletians in Pannonien (nach Mommsen, Ges. Schr. II 195–291 und Barnes 1982, 47–87) Datum 2. November 285 287–289 11. Januar 290 17. Juli 290 20. September 290 19. November 290 22. November 290 30. November 290 18. Dezember 290 vor 1. März 290– 291 Januar – 12. Mai 291 13. Mai 291 292 1. Januar 293 7. Januar 293 7. Februar 293 8. Februar 293 9. Februar 293 13. Februar 293 17. Februar 293 26. Februar 293 11. September 293 17. September 293 18. September 293 19. September 29 24. September 293 25. September 293 1. Oktober 293 3. Oktober 293 7. Oktober 293 8. Oktober 293 15. Oktober 293 17. Oktober 293 18. Oktober 293 21. Oktober 293 5. November 293 7. November 293 11. November 293 13. November 293 14. November 293 16. November 293 20. November 293 22. November 293 24. November 293 25. November 293 26. November 293

Ort Iovia Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Aquincum

Quelle Cod. Iust. 4.48.5 (Atubino), Frag. Vat. 297 (Suneata) keine Angaben Cod. Iust. 10.3.4 Cod. Iust. 6.30.6 Cod. Iust. 8.54(55).3 = Frag. Vat. 286 Cod. Iust. 2.3.19 Cod. Iust. 2.28.1 Cod. Iust. 9.16.4(5) Cod. Iust. 3.28.19 CIL III 10605 keine Angaben

Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Lugio Sirmium Sirmium Sirmium Lugio Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium

Cod. Iust. 9.41.12 keine Angaben Cod. Iust. 1.18.5, 2.3.20, 3.34. 8, 5.74.2, 6.26.7 Cod. Iust. 4.7.4, Cons. 6.15 Cod. Iust. 6.2.9 Cod. Iust. 3.38.5, 6.42.21 Frag. Vat. 42 Cod. Iust. 9.35.7 Cod. Iust. 4.9.1 Cod. Iust. 3.32.11, 4.34.6 Cod. Iust. 4.12. 8 Cod. Iust. 4.2.6, 8.48(49).3, 8.53(54).13–14 Cod. Iust. 2.4.19 Cod. Iust. 2.48. 8, 8.38(39).5 Cod. Iust. 5.71.18 Cod. Iust. 5.21.2, Herm. 2.1 Cod. Iust. 4.36.19 Cod. Iust. 2.4.21, 8.41.3, 4.2.7, 4.19.12, 4.26.10 Cod. Iust. 6.38.2, 7.16.21 Cod. Iust. 4.65.21 Cod. Iust. 6.2.12, 6.15. 8 Cod. Iust. 2.39(40).2, 4.25.4, 4.51. 8, 5. 87.17, 6.5.1, 6.24.9 Cod. Iust. 3.35.5, 4.44.5, 8.42(43).16 Cod. Iust. 6.17.1 Cod. Iust. 9.20.10 Cod. Iust. 4.34.9 Cod. Iust. 3.44.18 Cod. Iust. 3.32.16, 4.1.7 Cod. Iust. 9.20.10 und 11 Cod. Iust. 2.3.22, 5.7.14 Cod. Iust. 8.27(28).14 Cod. Iust. 3.32.17 Cod. Iust. 2.28(29).1, 4.16.4 Cod. Iust. 2.3.28, 4.38.5, 5.11.5, 5.71.15 Cod. Iust. 3.36.17 Cod. Iust. 6.20.10

223

Addendum I 30. November 293 1. Dezember 293

Sirmium Sirmium

15. Dezember 293 16. Dezember 293

Sirmium Sirmium

17. Dezember 293

Sirmium

18. Dezember 293 19. Dezember 293 20. Dezember 293 22. Dezember 293 24. Dezember 293 25. Dezember 293

Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium

26. Dezember 293 27. Dezember 293 28. Dezember 293

Sirmium Sirmium Sirmium

30. Dezember 293

Sirmium

31. Dezember 293 5. Januar 294 15. Januar 294 16. Januar 294 17. Januar 294 19. Januar 294 20. Januar 294 22. Januar 294 27. Januar 294 30. Januar 294 1. Februar 294 4. Februar 294 6. Februar 294 8. Februar 294

Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium

9. Februar 294

Sirmium

11. Februar 294

Sirmium

12. Februar 294 13. Februar 294

Sirmium Sirmium

14. Februar 294 15. Februar 294 18. Februar 294 20. Februar 294 1. März 294 3. März 294 6. März 294 7. März 294 8. März 294 18. März 294 20. März 294

Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium

224

Cod. Iust. 4.26.11 Cod. Iust. 1.22.2, 2.4.22, 2.19(20).9, 2:20(21).6, 2.31(32).2, 3.33.9, 4.19.13–14, 5.46.3, 6.2.13, 6.42.24, 7.2.12, 8.9.2, 8.13(14).18, 8.25(26).10,8.34(35).2, 8.42(43).17 Cod. Iust. 3.36.18–19, 3.41.4, 4.29.15, Cons. 4.11 Cod. Iust. 2.3.24, 4.2. 8,. 4.35.12, 4.49.10, 6.30. 8, 8.13 (14).19, 9.12.4 Cod. Iust. 2.17(18).4, 6.27.3, 6.30.9–10, 6.58.5, 8.3.1, 6.19 (20).2, 8.37(38).6 Cod. Iust. 4.2.9, 4.44.9, 6.39.3, 8.50(51).11, 9.25.1 Cod. Iust. 9.2.12 Cod. Iust. 2.18(19).17, 3.33.10 Cod. Iust. 6.15.4 Cod. Iust. 2.18(19).18, 4.10.6 Cod. Iust. 2.29(30).2, 3.32.18, 4.65.22–24, 5.3.9, 5.12.15, 6.2.14, 6.5.2 Cod. Iust. 6.55.5, 8.43(44).2 Cod. Iust. 3.13.3, 4.19.15, 8.15(16).7, 8.53(54).17, 9.22.18 Cod. Iust. 3.34.9, 4.24.11, 6.20.11, 6.31.4, 8.1.3, 8.24(25).2, 8.50(51).12, 8.53(54).18 Cod. Iust. 4.10.7, 4.44.10, 4.65.25, 5.17.4, 6.2.15, 7.19.6, 8.56 (57).3, 9.22.14 Cod. Iust. 5.37.18, 5.51.9, 6.31.5, 6.58.6, 7.33.7, 8.44(45).23 Cod. Iust. 3.28.20, 5.12.16–17, 5.61.2 Cod. Iust. 3.6.2, 5.12.18, 6.37.16, 8.13(14).20 Cod. Iust. 4.29.16, 5.59.1=8.37(38).7 Cod. Iust. 6.50.15–16, 8.53(54).19 Cod. Iust. 2.12(13).18 Cod. Iust. 4.10. 8, 4.26.12, 5.12.19, 5.60.2, 9.22.15 Cod. Iust. 3.34.10, 5.51.10, 6.20.12, 8.48.7 Cod. Iust. 2.19(20).10, 6.46.5, 8.44(45).24 Cod. Iust. 5.34.9 Cod. Iust. 4.35.13 Cod. Iust. 3.15.2, 4.2.10, 4.49.12, 4.50. 8, 2.51.7 Cod. Iust. 3.37.4, 9.22.16 Cod. Iust. 2.32(33)1, 3.28.21, 4.9.3, 5.3.10, 5.3.12, 6.20.13, 6.30.11, 6.55.6 Cod. Iust. 4.10.9, 4.19.17, 5.18.7, 7.16.25, 7.26.7,8.39(40).3 (4), 8.47(48). 8 Cod. Iust. 2.25(26).1, 3.36.20, 4.6. 8–9, 5.37.19, 5.56.4, 9.22.17 Cod. Iust. 4.2.11, 7.52.5 Cod. Iust. 2.18(19).19, 2.36(37).3, 3.38.22, 4.52.3, 8.42 (439.18, 8.44(45).25 Cod. Iust. 6.58.7, 7.32. 8, 9.1.14 Cod. Iust. 6.59.3 Cod. Iust. 4.13.4, 6.15.5, 6.29.2, 8.37(38). 8 Cod. Herm. 3.1 Cod. Iust. 8.27(28).15 Cod. Iust. 2.34(35).2, 4.50.9 Cod. Iust. 4.16.5 Cod. Iust. 4.38.6–7, 7.14.11 Cod. Iust. 2.4.23, 4.51.5, 9.22.19 Cod. Iust. 2. 82(83).2, 3.11.1 Cod. Iust. 5.18. 8

Addendum I 25. März 294 26. März 294 27. März 294 28. März 294 30. März 294 31. März 294 2. April 294 3. April 294

Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium

5. April 294 7. April 294 8. April 294 10. April 294 11. April 294 12. April 294 15. April 294 16. April 294 18. April 294 19. April 294 20. April 294 24. April 294 26. April 294 27. April 294

Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium

28. April 294 30. April 294 1. Mai 294 3. Mai 294

Sirmium Sirmium Sirmium Aurris = Turris Ferrata Sirmium Sirmium Sirmium Agrippina (?) Sirmium Sirmium

18. Mai 294 7. Juli 294 1. August 294 5. August 294 17. August 294 20. August 294 296–298 302 Sommer 303 ?

Sirmium

Cod. Iust. 4.38.9 Cod. Iust. 6.57.2, 8.53(54).22 Cod. Iust. 4.35.14, 8.2.2, 8.19(20).3, Coll. 10.4 Cod. Iust. 3.38.6, 3.41.5 Cod. Iust. 3.31. 8, 6.59.4, 5.34.10, 5.36.5, 7. 84.3, Cons. 6.18 Cod. Iust. 8.44(45).26 Cod. Iust. 6.22.3 Cod. Iust. 2.4.24, 4.10.10, 7.32.9, 7.45.9, 7.51.1, 8.27(28)16, 9.45.5 Cod. Iust. 5.28.6, 5.62.18 Cod. Iust. 4.38.10., Herm. 1.1 Cod. Iust. 5.71.16, 6.16.2 Cod. Iust. 7.16.28, 8.4.4 Cod. Iust. 4.13.5, 4.23.3 Cod. Iust. 2.4.25, 6.42.26, 8.41(42).5 Cod. Iust. 4.35.15, 4.23. 8 Cod. Iust. 2.20(21).7, 2.53(54).5, 6.55.7=8.46(47). 8 Cod. Iust. 8.1.7 Cod. Iust. 2.28(29)2 Cod. Iust. 4.1. 8, 6.35.10, 6.59.5 Cod. Iust. 2.18(19)20, 5.43.9 Cod. Iust. 4. 8.1, 6.32.3, 7.4.12, 8.27(28).18 Cod. Iust. 1.18.6, 2.21(22).6, 4.1.9,4.17.1, 5.12.20, 6.49.5, 8.46(47).9, Vat. 270 Cod. Iust. 2.3.25, 5.44.5, 6.9.6 Cod. Iust. 5.31.10 Cod. Iust. 2.35(36).1, 4. 8.2, 4.22. 8 Cod. Iust. 6.21.14 Cod. Iust. 4.7.6, 6.59.1 Cod. Iust. 6.5. 8 Cod. Iust. 5.16.22 Cod. Iust. 5.12.21 Cod. Iust. 6.24.10 Cod. Iust. 9.18.2 Angaben fehlen keine Angaben Passio sancti IV coronatorum 21–22

Längere Aufenthalte: Juli – Dezember 290 (wohl bis Mai 291371) Sirmium Januar – Februar 293 Sirmium September 293 – August 294 Sirmium

37 1 Unterbrechung wahrscheinlich nur wegen des Kaisertreffens von Mediolanum.

225

Addendum II

Addendum II Siegertitel der Tetrarchen (nach Barnes 1982, Tab. 4–7 und Kienast 1996, 268, 275, 285) Jahr 285 285 289 293

Diokletianus Germanicus max. Sarmaticus max. Sarmaticus maximus II Gothicus max.

294 296 299 300 301 302 303 304

Sarmaticus max. III Carpicus max. Sarmaticus max. IV Germanicus max. VI

226

Maximianus

Sarmaticus max. Gothicus max.

Galerius

Gothicus max. (nicht offiziell, nach 296/297 noch häufiger: cf. AÉp 1936, 10, 1995, 1345) Sarmaticus max. II Sarmaticus max. Carpicus max. Carpicus max. Sarmaticus max. III Sarmaticus max. II Germanicus max. V Germanicus max. II Carpicus max. II Carpicus max. III Carpicus max. IV Carpicus max. V

Addendum III

Addendum III Die belegten Aufenthalte der Herrscher in Pannonien (nach Codex Theodosianus, Seeck 1919 und Barnes 1982) Herrscher Diokletianus Maximianus Galerius, Licinius Licinius Licinius

Ort Carnuntum

Jahr 308

Tag/Monat 11. Nov.

Quelle Chron. Min. I p. 231

Pannonia

308

nach 11. Nov. 27. April

Orig. III 8

Sieg über die 310 Sarmaten Carnuntum 313 Illyricum (Sirmium) Cibalae 316

Licinius Licinius Licinius Constantinus Licinius Constantinus Constantinus Constantinus Constantinus Constantinus Constantinus Constantinus Constantinus Constantinus Constantinus Constantinus Constantinus Constantinus Constantinus Constantinus Constantinus Constantinus Constantinus Constantinus Constantinus Constantinus Constantinus Constantinus Constantinus Constantinus Constantinus Constantinus Constantinus Constantinus Constantinus Constantinus Constantinus

Sirmium Sirmium ? Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium Campona Bononia Sirmium Savaria Sirmium Sirmium Sirmium Sirmium

Constantinus Constantinus

Sirmium Sirmium

329

9. März 15. März

Constantinus Constantinus Caesar

Sirmium in terris Sarmatarum 332

18. April 20. April

Sirmium 317 318

319

320

321

322

323 324 326

ILS 664

Januar Februar

Hipp. Ber. XXXIV 12 Orig. Const. V 13 Chron. Min. I p. 231

9. Okt.

Zos. II 19.1

6. Juni 7. August 4. Febr. 7. Febr. 9. Febr. 19. Mai 24. Okt. 1. Dez. 12. Dez. 19. Dez. 11. März 13. April 27. April 22. Mai 22. Juli 10. Aug. 11. April 17. April 12. Juni 1. Aug. 14. Sept. 23. Mai 12. Juni Juni 6. Juli 20. Juli 26. Juli 25. Dez. 19. Jan 23. Jan. 31. Dez.

XI 30.7 Iul. Or. I 5D II 4.1 XI 29.2; – Iust. III 11.3 Iust. III 11.4 XI 35.1 I 16.3; – II 6.2 V 2.1 XIV 25.1 II 6.3; – XI 35.1 X 8.2 II 19.1 VI 35.3 IX 1.5 XV 1.4 VII 21.1 XV 1.2 XI 19.1; – Iust. XI 62.2 II 18.1; – XI 30.11 XIII 13.1 I 4.1; – IX 43.1 II 4.2, 18.2 IV 8.4 Porf. Carm. VI 18 XI 27.2; – Porf. Carm.; – VI 26 IV 8.5 I 1.1 XVI 2.5 XII 17.1 VI 22.1 III 32.2 = Iust. V 71.18; – VII 62.17; – X 1.7 VI 4.1 II 16.1; – III 30.3; – Iust. IV 32.25; – V 72.4 IX 12.2 Chron. Min. I p. 231; – Orig. VI 31

227

Addendum IV

Addendum IV Siegertitel des Galerius, Maximinus Daia, Licinius und Constantinus nach 308 (nach Barnes 1976, Arnaldi 1976, Grünewald 1990, Kienast 1996, 42–44, Corcoran 2006 und Colombo 2008) Galerius Maximinus Daia Licinius Constantinus Jahr Ger. max. VI Sarm. 308 Sar. max. V Per. max. II Brit. max. Carp. max. V Med. max. Adi. max. Ger. max. VII (ohne Titel) (ohne Titel) (ohne Titel) 310–311 Sar. max. V Per. max. III Brit. max. II Carp. max. VI Arm. max. Med. max. Adiab. max. Germ. max. 311 Aeg. max. Theb. max. Sarm. max. V Pers. max. II Carp. max VI Arm. max. Med. max. Adiab. max. Ger. max. 311/312 Sar. max. Ger. 313 Sar. Sar. max. (ohne Titel) Sar. max. 313 Ger. (ohne Titel) Ger. 313 Sar. Sar. Sar. (ohne Titel) Ger. 313 Sar. Ger. Pers. Pers. Ger. ? Sar. Ger. max. 1. Hälfte 314 Sar. max. Ger. vor 315 Sar. Germ. max. 315 Sar. max. Brit max. Pers. max. Adiab. max. Med. max. Goth. max.

228

Quelle AÉp 2002, 1293

CIL III 6979. 12133

Eus. H. E. VIII 17.3

ILAlg 7867 a Eus. H. E. IX 10.7 AÉp 1987, 1008 d AÉp 1987, 1010 IAlg 3956

CIL VIII 10156 = 22246 CIL VIII 22017 CIL IX 6061 = X 6966 ILS 8942

Addendum IV Sar. max. Ger. max. Goth. max. Sar. max. Ger. max. Brit. max. Sar. max. Ger. max.

315

CIL II 481, ILS 695

315

ILAlg 7868

318

ILS 679

Ger. max. III 2. Hälfte 318 ILS 696 Sar. max. Brit, max. Arab. max. Med. max. Arm. max. Goth. max. Sar. max. 319 AÉp 1995, 348 Ger. max. = 2003, 364 Goth. max. Germ. max. 324 Pap. Oxy. 889 Goth. max. Sar. max. Goth. 331 ILS 6091 = MAMA VII 305 Ger. 333/335 ILS 705 Sar. Goth. Ger. max. IIII 337 CIL VI 40776 Sar. max. III Goth. max. II Dac. max.

Wie aus der obigen Tabelle ersichtlich wird, hat Konstantin zeitweilig abweichende Siegertitel benutzt, und auch in deren Benutzung war er nicht immer konsequent. Nach 310 stimmten seine Titel anfangs mit jenen des Maximinus Daia überein, allerdings in abweichender Reihenfolge: Sarmaticus, Persicus und Germanicus max. Da im Fall der Titel Sarmaticus und Persicus nur für Maximinus eine Chance bestand, diese zu erringen (Konstantins Teilnahme an Sarmatenkriegen vor 306 dürfte dazu kaum Anlass geboten haben, denn damals trug er noch nicht die Titel Caesar oder Augustus), im Fall des Titels Germanicus dagegen für Konstantin, haben die beiden Augusti ihre Titel offenbar gegenseitig angenommen. Mit der Änderung der politischen Lage im Jahr 313 (Bündnis Licinius – Konstantin nach der Niederlage des Maximinus Daia) trat ein Wandel ein, und von da an trugen Licinius und Konstantin ihre (mit denen des Vorigen nahezu identischen) Titel gegenseitig: Sarmaticus und Germanicus max. Daneben hat Konstantin, vielleicht wegen des erneut schlechteren Verhältnisses, zwischen 315 und 318 (nachweislich) wohl die langen Siegertitel des Galerius getragen (ILS 8942, 696) (dies dürften kaum Siege des Licinius gewesen sein, wie Barnes vermutet). Dasselbe kann man von Licinius nicht sagen, der 318 noch immer nur seine beiden früheren Titel benutzte (ILS 679). Der einzige wesentliche Unterschied zwischen Konstantins und Licinius’ Titeln war zu der Zeit, dass für den Letzteren der Titel Gothicus nicht belegt ist, während Konstantin neben Germanicus und Sarmaticus auch den Titel Gothicus benutzte. Nach 319 n. Chr. trug Konstantin seine eigenen Siegertitel, auch diese jedoch nicht immer konsequent (am vollständigsten: CIL VI 40776).

229

Addendum V

Addendum V Angaben der pannonischen Provinzen in den spätantiken Provinzlisten Laterculus Veronensis VI fol. 255, 14–16 Pannonia inferior Pannonia superior Valeria

Rufius Festus Lat. Polem. Silv. Notitia DignitaVIII 3. 5.2–4, 11 tum Occ. II XXXII–XXXIV Pannonia Pannonia Pannonia secunda secunda secunda Pannonia Pannonia Pannonia prima prima prima Valeria Valeria Valeria

Savensis

Savia

230

Itinerarium Burdigalense 561,5, 563,8, 564,1 Pannonia inferior Pannonia superior

Suavia

Savia

Anon. Rav. IV 19–20. Pannonia inferior Pannonia superior Valeria media

Bibliographie

Bibliographie Acta 1749 Alföldi 1921

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Tomović 1997

Torma 1882 Tóth 1979 Tóth 1980

Tóth 1985 Tóth 1995 Tóth 2002 Tóth 2002 a Tóth 2004 Tóth 2006 Tóth 2007 Tóth 2009 Tóth 2009 a Vanyó 1984 Veh 1990 Vickers 1974 Vogt 1954

S. Soproni, Contra Acinco et Bononia. Bemerkungen zu den Fasti des Hydatius. Studien zu den Militärgrenzen Roms II. Köln 1977, 393–397 S. Soproni, Der spätrömische Limes zwischen Esztergom und Szentendre. Das Verteidigiungssystem der Provinz Valeria im 4. Jahrhundert. Budapest 1978 É. Garam – P. Patay – S. Soproni, Sarmatischen Wallsystem im Karpatenbecken. RégFüz II.23. Budapest 20032 D. Srejović (Hrsg.), Roman Imperial towns and palaces in Serbia: Sirmium, Romuliana, Naissus. Belgrade 1993 B. Stallknecht, Untersuchungen zur römischen Außenpolitik in der Spätantike (306–395 n. Chr.). Habelt Dissertationsdrucke, Reihe Alte Geschichte 7. Bonn 1969 R. Syme, Emperors and biography. Studies in the Historia Augusta. Oxford 1971 E. Swoboda, Carnuntum. Seine Geschichte und seine Denkmäler. Graz – Köln 19644 P. Testini. Archeologia cristiana. Nozioni generali dalle origini alle fine del sec. VI. Bari 19802 E. B. Thomas, Martyres Pannoniae. FolArch 25, 1974, 131–146 E. A. Thompson, Constantine, Constantius II., and the Lower Danube frontier. Hermes 84, 1956, 372–381 E. A. Thompson, The Visigoths in the time of Wulfila. Oxford 1966 History of the Armenians / Moses Khorenats’i; translation and commentary on the literary sources by Robert W. Thomson. Harvard Armenian texts and Studies 4. Cambridge/Mass. 1978 M. Tomović, The Passio Sanctorum IV Coronatorum and the Fruška Gora hypothesis in the light of archaeological evidence. in: Akten des IV. internationalen Kolloquiums über Probleme des provinzialrömischen Kunstschaffens. Situla 36. Ljubljana 1997, 229–239 C. Torma, Inschriften aus Dacia, Moesia Superior und Pannonia Inferior. AEM 6, 1882, 97–145 E. Tóth, Römische Gold und Silbergegenstände mit Inschriften im Ungarischen Nationalmuseum. Goldringe. FolArch 30, 1979, 157–182 E. Tóth, Vitás kérdések Pannonia 4. századi történetében I. Contra Acinco et Bononia. AntTan 27, 1980, 131–137 = id., Contra Acinco et Bononia. Arheološki Vestnik 33, 1982, 68–78 E. Tóth, Római gyűrűk és fibulák. Budapest 1985 E. Tóth, Ókeresztény ládikaveretek Ságvárról – Altchristliche Kästchenbeschläge aus Ságvár. FolArch 44, 1995, 107–149 E. Tóth, Szent Quirinus savariai vértanú. Szombathely 2002 E. Tóth, Lehet-e Scarbantiából Bassianaet csinálni? – Kann man aus Scarbantia Bassianae machen ? Zalai Múzeum 11, 2002, 295–300 E. Tóth, A velenceiek sabariai származása (Kézai, Gesta Hungarorum 16). Analecta Mediaevalia 2, 2004, 237–270. E. Tóth, Itineraria Pannonica. Római utak a Dunántúlon. Budapest 2006 E. Tóth, Szent Demeter Magyarország elfeledett védőszentje. Budapest 2007 E. Tóth, Studia Valeriana. Az alsóhetényi és ságvári római erődök kutatásának eredményei. Dombóvár 2009 E. Tóth, Die spätrömische Militärarchitektur in Transdanubien. ArchÉrt 134, 2009, 31–61 L. Vanyó, Vértanúakták és szenvedéstörténetek. Ókeresztény írók 7. Budapest 1984 Zosimos, Neue Geschichte. Übersetzt und eingeleitet von O. Veh. Durchgesehen und erläutert von Stefan Rebenich. BGL 31. Stuttgart 1990 M. Vickers, Sirmium or Thessaloniki ? A Critical Examination of the St. Demetrius Legend. Byzantinische Zeitschrift 67, 1974, 337–50 J. Vogt, Die vita Constantini des Eusebius über den Konflikt zwischen Constantin und Licinius. Historia 2, 1954, 463–471

243

Abbreviationes – Abkürzungen Vorbeck 1980 a Vulić 1931 Vulić 1934 Vulić 1934 a Walter 2003 Wattenbach 1896

Weiler 1964 Weiler 1965 Weiler 1996

Wienand 2012 Wilkinson 2012 Wilkinson 2012 a Williams 2002 Winkler 1969 Wolfram 1979 Woods 2000 Zeiller 1918

E. Vorbeck, Zivilinschriften aus Carnuntum. Wien 1980 F. Vulić, Fruškogorski mučenici. Glasnik Istoriskog društva u Novom Sadu 4, 1931, 359–373 F. Vulić, Passio Sanctorum IV Coronatorum. Glas 82, 1934, 1–22 F. Vulić, Quelques observations sur Passio Sanctorum IV Coronatorum. Rivista di Archeologia Cristiana 11, 1934, 156–159 Chr. Walter, The warrior saints in Byzantine art and tradition. Aldershot 2003 W. Wattenbach, Über die Legende von den heiligen Vier Gekrönten. in: Sitzungsberichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin II, 1896, 1281–1302 I. Weiler, Huic Severo Pannoniae et Italiae urbes et Africae contigerunt. Historia 13, 1964, 373–376 I. Weiler, Beiträge zur Verwaltung Pannoniens zur Zeit der Tetrarchie. Situla 8, 1965, 141–157 I. Weiler, Zur Frage der Grenzziehung zwischen Ost- und Westteil des Römischen Reiches in der Spätantike. in: Westillyricum und Nordostitalien in der spätrömischen Zeit. Situla 34. Ljubljana 1996, 123–143 J. Wienand, Der Kaiser als Sieger: Metamorphosen triumphaler Herrschaft unter Constantin I. Berlin 2012 K. W. Wilkinson, The Sarmatian and the Indians: A New Satirical Epigram on the Victory Titles of Galerius. ZPE 183, 2012, 39–52 K. W. Wilkinson, Aurelius Gaius (AE 1981.777) and imperial journeys, 293– 299. ZPE 183, 2012, 53–58 R. Williams, Arius. Heresy and tradition. Grand Rapids – Cambridge 20022 G. Winkler, Die Reichsbeamten von Noricum und ihr Personal bis zum Ende der römischen Herrschaft. Wien – Köln – Graz 1969 H. Wolfram, Geschichte der Goten. Von den Anfangen bis zur Mitte des sechsten Jahrhunderts. Entwurf einer historischen Ethnographie. München 1979 D. Woods, Thessalonica’s Patron: Saint Demetrius or Emeterius ? Harvard Theological Review 93, 2000, 221–34 J. Zeiller, Les origines chrétiennes dans les provinces Danubiennes de l’Empire Romain. Paris 1918

Abbreviationes – Abkürzungen AA SS Acta AntHung Acta ArchHung AEM AÉp AIJ AntTan ANRW ArchÉrt ArchKözl ArchHung BAR BHAC BHG BHG Auct. BHL BHL

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Acta sanctorum Acta Antiqua Academiae Scientiarum Hungaricae Acta Archaeologica Academiae Scientiarum Hungaricae Archaeologisch-Epigraphische Mittheilungen aus Österreich-Ungarn L’Année Épigraphique V. Hoffiler – B. Saria, Antike Inschriften aus Jugoslawien I. Noricum und Pannonia Superior. Zagreb 1938 Antik Tanulmányok Aufstieg und Niedergang der römischen Welt Archaeologiai Értesítő Archaeologiai Közlemények Archaeologia Hungarica British Archaeological Reports Bonner Historia-Augusta-Colloquium Bibliotheca Hagiographica Graeca. Subsidia Hagiographica 8. Bruxelles 1908 F. Halkin, Novum auctarium Bibliothecae hagiographicae Graecae. Subsidia Hagiographica 65. Bruxelles, 1984 Bibliotheca hagiographica Latina antiquae et mediae aetatis. Subsidia Hagiographica 6. Bruxelles 1898–1901 Bibliotheca hagiographica Latina antiquae et mediae aetatis. Supplementum Subsidia Gagiographica 70. Bruxelles 1986

Abbreviationes – Abkürzungen BHO BICS BJb BudRég CCG Chron. Min. I CIL Cod. Theod. Cod. Iust. CommArch Hung CSIR DissPann DizEp EE FGG ES FGH FHG FIRA FolArch FPA GRBS IBR IGLS ILJ

ILSl MEFRA MGH AA MH MR OMRTÉ PG PL PLRE I PO PWRE REG RIC RIU RLiÖ RMD RÖ Salona IV

SEG SEP

Bibliotheca hagiographica Orientalis. Subsidia Hagiographica 10. Bruxelles 1910 Bulletin of the Institute of Classical Studies Bonner Jahrbücher Budapest Régiségei Cahiers du Centre G. Glotz Chronica Minora I. Monumenta Germaniae Historica. Auctores Antquissimi IX. Ed. Th. Mommsen. Berlin 1892 Corpus Inscriptionum Latinarum Codex Theodosianus Codex Iustinianus Communicationes Archaeologicae Hungariae Corpus Signorum Imperii Romani Dissertationes Pannonicae Dizionario Epigrafico di antichità romane. Ephemeris Epigraphica Fragmente der griechischen Historiker. Hrsg. F. Jacoby. Berlin – Leiden 1923Epigraphische Studien Fragmente der griechischen Historiker. Hrsg. F. Jacoby. Berlin – Leiden 1923Fragmenta Historicorum Graecorum. Ed. C. Müller. Paris 1841–1870 Fontes iuris romani anteiustiniani Folia Archaeologica Fontes Pannoniae Antiquae Greek, Roman and Byzantine Studies F. Vollmer, Inscriptiones Bavariae Romanae, sive inscriptiones provinciae Raetiae adiectis aliquot Norici Italiaeque. Monaci 1915 Inscriptions grecques et latines de la Syrie A. Šašel – J. Šašel, Inscriptiones Latinae quae in Iugoslavia inter annos MMCMLX repertae et editae sunt. Situla 5. Ljubljana 1963. A. Šašel – J. Šašel, Inscriptiones Latinae quae in Iugoslavia inter annos MCMLX et MCMLXX repertae et editae sunt. Situla 19, Ljubljana 1978. A. Sašel – J. Sašel, Inscriptiones Latinae quae in Iugoslavia inter annos MCMII et MCMXL repertae et editae sunt. Situla 25. Ljubljana 1986 Inscriptiones Latinae Sloveniae (ILSl) 1: M. Lovenjak, Neviodunum, Ljubljana 1998 Mélanges de l’École française de Rome, Antiquité. Monumenta Germaniae Historica. Auctores Antquissimi Martyrologium Hieronymianums Martyrologium Romanum Az Országos Magyar Régészeti Társulat Évkönyve Patrologiae Graecae cursus completus Patrologiae Latinae cursus completus A. H. M. Jones – J. Morris – J. R. Martindale, The Prosopography of the Later Roman Empire Vol. I: A.D. 260–395. Oxford 1971 Patrologia Orientalis Pauly – Wissowa Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft Revue des Etudes Grecques Roman Imperial Coinage Die römischen Inschriften Ungarns Der römische Limes in Österreich Roman Military Diplomas Römisches Österreich Salona IV. Inscriptions de Salone chrétienne IVe–VIIe siècles I–II. Ed. N. Gauthier, E. Marin, F. Prévot par J.-P. Caillet – N. Duval –D. Feissel – N. Gauthier – E. Marin – F. Prévot. Rom – Split 2010 Supplementum Epigraphicum Graecum Studia Epigraphica Pannonica

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Abbreviationes – Abkürzungen ThLL TitAq TLPS TRH

246

Thesaurus Linguae Latinae P. Kovács – Á. Szabó (cura), Tituli Aquincenses I–II. Budapest 2009–2010 R. Hošek, Tituli Latini Pannoniae superioris annis 1967–1982 in Slovacia reperti. Praha 1985 P. Kovács, Tituli Romani in Hungaria reperti. Supplementum. Budapest – Bonn 2005

Index personarum

Index personarum A Achilleus 122, 174 Ado 40, 49, 59, 79, 93, 99–100 Aelius Exuperatus 106 Aelius Ulpianus 106 Agnellus 61, 64–65, 129 Agnes 77 Agrippinus 41, 103 Alfius Trumplianus 106 Amantius 68, 70–72, 101, 103 Ammianus 22 Ammianus comes 32 Ammianus Marcellinus 19–20, 24, 28, 145–146, 190– 191, 219 Anastasia 36, 43–45, 58–60, 66–67, 80, 101, 103, 126– 129 Anastasius 59, 72, 155, 178 Andronicus 171 Anonymus 18, 133, 144, 183, 185, 207–208, 218 Anonymus post Dionem 156, 189 Anonymus Ravennas 202, 207 Anonymus Valesianus 21, 146, 154 Antigonus 49 Antoninus Pius 33, 106 Aper 184–185 Aquilinus (Consul) 106 Arcadius 28 Areskousa 119, 121 Arios 160–161, 163–164, 221 Aristobulus 189 Arsaces 183 Artemidora 126 Athanarich 22 Athanasios 160–164, 221–222 Attila 27, 78, 151 Augustus 16, 19, 144, 155 Aurelia Aminia 125 Aurelianus 12, 15, 32, 190, 193 Aurelius Gaius 105, 113, 119 Aurelius Ianuarius 116–117 Aurelius Iustinianus 117 Aurelius Marcellus 115 Aurelius Maximus 169 Aurelius Priscus 22, 27, 109, 112 Aurelius Prudentius Clemens 76 Aurelius Senecio 171 M. Aurelius Valentinus 124 Aurelius Victor 10, 12, 14–16, 19–20, 31–32, 142–144, 181, 189–190, 198–202 B hl. Babylas 185 Balsamius 42 Barbius Valentinus 117 Basilla 41–42, 103 Beda 79, 93, 99 Beda Venerabilis 100, 158 C Captus (Castus) 38 Caracalla 30, 115, 201

Carinus 181–190, 194 Carpophorus 94, 99 Carus 182–184, 186–187, 189, 194 Cassiodorus 32, 182, 189 Cassius Dio 21, 33, 156 Castor(ius) 42, 81–90, 92–93, 95, 99 Chelidonius 60 Chrysogonus 44 Cicero 23, 197 Claudianus 194 Claudius 42, 81–93, 99 Claudius II. Gothicus 178–179 Clemens 42, 81, 95, 99 Columbula 109, 112–113 Constans 162 Konstantin / Constantinus 7, 21, 23–24, 33, 96, 105, 114, 131, 133–144, 147–151, 153–160, 162–163, 165, 167, 170–179, 193, 195, 197, 199, 202, 204– 221, 227–228 Constantinus Caesar 148, 167, 218, 227 Constantius I. 12, 114, 117–118, 140, 142, 145–146, 148, 197, 204 Constantius II. 16, 19, 24, 30, 127, 140–141, 146, 162– 163, 216, 219 Cosmas 184 Costantia 22, 143 Costianus 93, 99 Crescentinus I. 174 Crispus I. 14, 167 Cyprianus I. 35, 38, 76–77 Cyrillus 87, 91–92, 94, 96, 98 D Dalmatius 148, 173–174 Dalmatius caesar 148 Damasus 128 Damian 184 Decius 14, 104 hl. Demeter 61, 129 Demetrius 38, 44, 57, 59–61, 103, 127, 129 Desiderius 126 Diokletian / Diocletianus 11–14, 19–20, 23, 30–32, 34– 35, 43, 49–50, 52–55, 57, 61–62, 64, 67, 69, 77, 85– 92, 95–96, 98–101, 103–108, 114–118, 121–122, 124, 142, 152, 165, 170, 181–183, 185–186, 188, 190–198, 200–201, 204–205, 223, 226–227 Diognios 161–162 Dionysius 187–188 Domitius 109 Domitius ...ntius 109 Domitius Domitianus 121 Domitius Nemesius 109, 112–113 Domnios 45 Domnus 160, 220–221 Donatus 17, 37, 53–57, 103 Dyscolius 174 E Emeterius 60 Erasmus 65–66, 103 Eumenius 12

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Index personarum Eunapios 185 Eusebios 14, 19, 39, 137–139, 144–145, 151, 160, 162– 164, 183–184, 186–190, 205, 221 Eusebios von Nicomedia 64, 163, 221 Eusebius von Cibalae 61–62, 64 Eutherius 221 Eutropius 16, 18, 31, 142–143, 149, 182–183, 186, 191–192, 197 F Felix 57, 127 Festus 18, 32, 143–144, 192, 203, 208, 218, 230 Firminus 108 Firmus 41 Flavia Calvena 113 Flavius Nicanus 175 Flavius Sanctus 125 Florianus 37, 72 Florus 32, 34, 40, 49, 59, 79, 93 Florus von Lyon 100 Fortunatus (Märtyrer) 37, 53–54, 57, 103, 126 Fragiledus 216 Fredegarius Scholasticus 182, 189 G Galerius 12–15, 20–21, 23, 31–33, 46, 48, 66, 74, 80, 96, 103, 105, 114, 118, 124, 134, 142–144, 146, 149, 151, 159, 169–171, 173–174, 181, 190–193, 196–201, 204–205, 211, 226–229 Gaudius 42 Geberich 156–157, 220 Gennadios 45 Gennadius von Massilia 165 Georgios Kedrenos 159, 184–185 Georgios Monachos 186 Georgios Synkellos 158, 185–186, 189 Gregorius von Tours 77–78, 165–166 H (H)ermes 175 Hermodorus/Hermagoras 57 Hermogenes 53–57, 103 Hieronymos 19 Hieronymus 19, 23, 31–32, 34–36, 72, 74, 76, 78 Hilarius 17 Hydatius 22, 25, 30, 211 I Innozenz II. (Papst) 71 Ioannes Antiochenos 185, 190 Ioannes Lydos 177–178, 213 Ioannes Xiphilinos 33 Irenaeus 37, 49–53, 62, 64, 67, 101, 103, 125–127 Isodorus 157–158 Iulianus (Gegenkaiser) 185, 189, 194 Iulianus Apostata 16, 20, 133, 139–141, 148, 150, 206– 207 Iulianus Valerianus 169 M. Iulius Marcellus 107, 151 Iulius Asclepiodotus 109 Iulius Iulianus 211 Iulius von Durostorum 40

248

J Jamblichos 133, 206 Jesus Christus 47, 51–57, 64, 70–71, 86–88, 90–91, 93 Jordanes 31–32, 156–157, 182, 191, 218, 220 Joseph Palatin 27 K Karl der Kahle 100 L Lactantius 13–14, 30, 96, 134, 190–191, 193, 198, 201, 204 Lampadius 84–85, 90–91, 93, 96, 98, 103 Landolfus Sagax 16 Leo 45, 174 Leo (Kaiser) 178 Leo I. (Papst) 78, 152 Leo IV. (Papst) 93 Leo V. 158 Leontios 58–60 Leucadius 43 Libanios 141 Liberius 65, 128, 221 Libus 49 P. Licinius Domitius 107, 110 P. Licinius Domitius (Kaiser) 132–134, 137–138, 142– 144, 146–151, 153, 155–156, 159, 163, 167, 169– 176, 178, 200, 204–214, 216–218, 220, 227–229 Licinius Gaudentius Papias 108–110, 112–113 Licinius Verus 108–109, 112 Lucianus 116 Lyaios 58, 60 M Macedonius 125, 164 Makedonia 119, 121 Makedonios 161–163 Ioannes Malalas 183–184, 186 Mamertinus 10, 12 Mammes 125 Marcus 17, 124 Marcus Aurelius 29, 106–107, 122, 141, 219 Marcus Aurelius Respectus 106 Marcus Aurelius Valentinus 124 Marcus von Siscia 208 Maris 161–164 Marius Maximus 16 Marsigli 21, 26–27 hl. Martin 77–78, 165–166 Martinianus 108–109, 113 Martinus 165 Maurus 38 Maxentius 134 Maxima 37, 103 Maximianus 10, 12, 18, 32, 61, 80, 104, 106–108, 114– 115, 117–118, 134, 142, 151–152, 169, 192, 194, 196–198, 204–205, 226–227 Maximianus (Bischof ) 73 Maximinus 20 Maximinus Daia 14, 80, 149, 169–171, 173–175, 191, 193, 205, 209–210, 228–229 Marius Maximus 16, 67, 69, 72, 79, 103, 202 Maximus (Consul) 106

Index personarum Maximus (Statthalter) 67–70 Michael Syrus 187–188 Miltiades 92, 99 Montanus 37, 39, 62, 64, 101–103 Moses Khorenats’ï 14, 187 N Narses 32 Nerva 20, 33 Nicetas 221 Nicitius 85, 91, 96, 98 Nicodemus 96, 98 Nicomachus Flavianus 156, 183 Nicostratus 42, 81–82, 84, 86–90, 92–93, 99 Nikephoros 184 Nikephoros Kallistos 186 Numerianus 14, 183–187 O Odoaker 21 Olbianus 79 Onegesius 27 Optatianus Porfyrius 135–137, 155, 214–217 Optatus 149 Optatus Milevetianus 17–18, 202, 207 Origenes 35 Orosius 21, 31, 78, 148–149, 152, 158, 182, 188, 191, 197–198 P Pacatus 12 Paianios 182 Palladas 104–105 Parmenianus 17 Patrophilos 162–163 Paulinus 109, 112, 149 hl. Paulus 39, 71, 83, 88 Paulus Diaconus 16 Petronius Annianus 211 Petros Patrikios 33, 156, 167, 189, 213 hl. Petrus 39, 71 Petrus Subdiakon 92 Philostorgios 161, 164, 221 Plinius d. J. 12 Polemius Silvius 182 Pollio 37, 39–40, 52, 57, 61–65, 67, 80, 101, 103, 201 Polycamus 128 Pomponius Ianuarianus 189 Porfyreus 86, 92 Postumius Achilleus 174 Postumius Leo 174 Praxagoras 13, 15, 191, 196 Probus 103 Probus (Consul) 170–171 Probus (Kaiser) 23, 124, 197, 199–201 Probus (Statthalter) 49–52, 61–67, 101, 103, 200 Prosper Aquitanus 152 Prosper Tiro 78, 151, 182, 205 Prudentius 61, 73–74, 76–79, 100 Ptolemaios 24, 188, 202–203, 209

R Rabanus Maurus 49 Rausimodus 136, 154–155, 215–217 Romula 191 Romulus 55, 103, 171 Rumo 216 Rusticus 41 Rutulus 49 S Sabbatia 40, 103 Samuel Aniensis 14, 187 hl. Sebastianus 68, 73, 92, 128 Secundus 41, 94, 103, 164, 221 Senecio 147, 171 Sergios 151 Severianus 94, 99 Severus 204 Severus (Kaiser) 134, 142–144, 146, 149, 169 Severus (Märtyrer) 94, 99 Severus Alexander 33 Severus Augustus 169 Simfor(ian)us 42 Simplicia 80 Simplicius 82–84, 86–90, 92–95, 97–99, 128 Simpro(nia)us 42, 81–93, 99 Simpronius 98 Sokrates 139–140, 149, 163–164, 221 Sostratus 41 Sozomenos 150, 164, 212 Sperus 41 Stercoria 108–109, 111–113 Suetonius 19, 144 Sulpicius Severus 78, 152, 165–166 Sylvanus 55, 103 Symeon 185 Symeon Logothetes 159, 184–185 Symeon Metaphrastes 59 Syneros 36, 45–46, 48–49, 101, 103, 126 T Aurelis Taurus 109, 112–113 Tertius 174 Theoderich d. Gr. 21, 32, 129 Theodoros 161, 163 Theodoros Lector 45 Theodoros Skutariotes 185 Theodosius 12, 16, 178 Theodosius I. 78, 151 Theodosius II. 19, 28, 61, 76, 144, 157, 164 Theodote 43–44 Theognis 162–164 Theomnestos 132, 147, 208 Theonas 164, 221 Theophanes Confessor 158 Theophylaktos 53 Tiberius Dexter 27 Timotheus 39, 103 Timotheus von Antiochia 38 Traianus 12, 33, 201

Q Quirinus 39–40, 67–79, 100–101, 103, 128, 166, 202, 207

249

Index personarum U Ulpianus 44 Ursacina 125–126 Ursacinus 20, 42, 79–80, 103, 128–129 Ursacius 160–164, 221–222 Usandus 38 Usuardus 40, 49, 93, 100 V Valens 160–164, 221–222 Valens (Caesar) 154 Valens (Kaiser) 16, 18, 22 Valentinianus 55, 57, 61–62, 64 Valentinus 81, 117 Valeria 15 Valerianus 28, 169 Valerius Catullinus 177, 202 Valerius Pusintulus 170 Valerius Romulus 171 Valerius Sambarra 171

250

Valerius Valerianus 174 Venantius Fortunatus 77, 165–166 Venustus 54–57, 103 Vespasianus 124 Victorianus 54–57, 103 Victorinus (Märtyrer) 93–94, 98–100, 103 Victorinus (Statthalter) 53 Victorinus von Poetovio 34–36 Vidigoia 157, 218 Vigilius 17, 32 Visimar 156–157, 220 Vitalis 114 Viventius 73, 128 Z Zevenas 125 Ioannes Zonaras 21, 33, 158–159, 186, 189, 199, 205 Zosimos 135, 147, 152, 154–156, 185, 189, 205, 208, 211–212, 215–217

Index nominum geographicorum

Index nominum geographicorum A Achaia 17 Acumincum 21–22, 24, 26, 29, 219 Ad Basante, Bassantis 53 Ad Herculem / Pilismarót 116 Ad militare / Kikőszeg / Batina 124, 169, 203 Aegyptus / Ägypten 17, 105, 120–121, 191, 196 Africa 14, 16–17, 77, 110, 112, 121, 136, 142, 146, 151, 172, 189, 204, 211 Agrippina 225 Alemannen 121, 206 Alexandria 104–105, 119–120, 122, 161–162, 197, 222 Altinum 203 Amicenses 25, 219 Antiochia 20, 35, 38–39, 66, 76, 82, 87, 94, 96, 103– 104, 122, 141, 160, 171, 192, 197, 207 Aquae Iasae 177, 202, 208 Aquileia 53–54, 57, 73, 100, 125–126, 154, 188, 192, 209 Aquincum 20–22, 24–27, 30, 106–115, 169–170, 189, 196–197, 200, 214, 223 Arabia 119–120 Argaragantes – Sarmatae liberie / domini 145, 217 Argentorate 120 Armenia 17, 120, 160, 192 Asia 17, 119–120, 140, 142, 191, 214 B Balatonlelle 203 Bassiana 26, 28 Bastarnia / Bastarne 120 Bathinus / Bosna 53 Bedaium 171 Begecs 22, 196 Beroea 221 Bisentum 80 Bisuca Lucana 172 Bithynia 120, 146 Bölcske 106–107, 117 Bononia / Malata 21–22, 30, 135, 196–197, 214, 216, 227 Brattia 174 Brigetio 107, 117, 125, 172, 174, 198, 202 Byzantium 144, 174 C Calchedon 133, 163–164, 206 Campania 66 Campona 135–136, 155, 214, 216–217, 219, 227 Cappadocia 17, 120 Capua 38 Caria 119–120 Carnuntum 106, 132, 134, 137, 142, 144, 147–148, 151–152, 170–171, 175, 204–206, 208–210, 227 Carpia / Karpen 12–16, 19–20, 23, 30–32, 120–121, 159, 169, 171, 181, 190–193, 198, 200–201, 206, 220 Castellum Iovia 38, 113, 119–121, 123, 176–177, 194– 195, 203, 208, 223 Castellum Onagrinum / Begecs 24, 196, 214

Cibalae 39–40, 55, 57, 62, 64, 101, 103, 138, 143–144, 147–150, 154, 176, 188, 206–208, 212, 227 Cilicia 17, 120 Constantinopolis 129, 163, 218 Cornacates 188 Cornacum 187–190, 194 Crisia / Körös (Kreisch) 156 Curratium 66 Cyzicus 104, 122, 197 D Dacia 17, 123, 136, 147, 176, 190–192, 215 ripensis 12, 30, 190, 198, 214 Dafne 218 Dalmatia 120, 127, 132, 174, 182 Damascus 193 Danubius / Hister / Donau 10, 13, 15, 21–22, 29–30, 58–59, 70, 72, 135, 143, 150, 153–156, 158, 188, 190–191, 196, 200, 205, 211–212, 214–216, 218 Dardania 120, 143, 150 Dravus / Drau 73, 117, 133, 177, 202–203, 208 Dricca / Drecon / Bega ? 157 Durosturum 13, 40, 96, 174, 193, 198 E Edessa 100 Emona 107, 128, 132, 147, 209, 211 F Formiae 66, 103 Franken 77, 136, 166 Fruška Gora 95 G Galatia 17, 120 Gallia 17, 107, 120, 142, 147–148, 157, 176, 221 Germania 120, 176 Gilpil / Schwarze Körös (Kreisch) 156 Gnathia 124 Gothia / Goten 13–14, 22–23, 32, 121–122, 136–137, 139–140, 142–145, 147–152, 155, 157–159, 167– 168, 172, 177–179, 193, 195, 197–198, 211–220 Graecia 17 H Halmyris 198 Heraclea 41, 104, 122, 164, 169, 197 Hermunduri (Hermundolus) 156 Hispania 17 I Illyricum 10, 13, 15, 18, 44, 58, 67, 69, 79–80, 96, 104, 122, 134, 142, 146–150, 159, 161, 163–165, 192, 196, 200, 204, 212, 221, 227 India (südlich von Ägypten) 104–105, 119, 120 Intercisa / Dunaújváros 118, 170 Iovia 38, 113, 119–121, 123, 176–177, 194–195, 203, 208, 223 Isauria 120 Italia 10, 17, 134, 142, 146–149, 165, 188, 204 Iuthungi 12, 122

251

Index nominum geographicorum J Jordan 75 K Karpen, siehe Carpia Kladovo 198 Köln 21, 167, 171 Kotiaion 118–119, 121 Kulcs 27 L Limigantes – Sarmates servi 145, 217, 219 Lugio 196, 223 Luppia / Lecce 108, 110 Lycaonia 119–120 Lycia 120 Lydia 119–120 M Macedonia 17, 43, 143, 147–148, 150 Maeotis 154, 215–216, 222 Marcianopolis 190 Mareotis 161–164 Margum 14, 22, 135–136, 181–182, 185, 188–190, 194, 214, 216–217 Marisia / Maros 156, 220 Markomannen 15, 22, 31, 121, 123, 171, 179, 206, 209, 215 Mauretania 121 Mediana 95–96 Meletius 160 Mesopotamia 14, 17, 120, 187 Mikebuda 114, 196 Milevis 17, 202 Miliare / Weiße Körös (Kreisch) 156 Moesia 17, 120, 123, 143, 163, 181–182, 192, 198–199, 213–214, 217 Mons alma 95 Mons Pinguis 86, 95–96, 98 Mons Porfyreticus (igneus) 86, 95–96, 98 Mons Porphyrites 96 Mursa 163, 188, 194, 200, 221 N Naissus 175, 206, 211 Nicaea 43, 160–164, 220–221 Nicomedia 13, 64, 104, 122, 133, 162–163, 193–194, 196–197, 221 Noricum 18, 35, 37, 120, 127, 132, 147, 171, 206, 208– 211 mediterranea 132 ripense 117, 132 Novae 120 Noviodunum 120 O Odiavum / Almásfüzitő 114, 116, 198, 201 Oescus 195, 218 P Palaestina 120 Pamphylia 17 Pannonia 10–11, 17–18, 24, 39, 98, 117, 121–122, 146, 160, 194–195, 199, 205, 212, 214 inferior 108, 132, 196, 201–203, 207–208, 230

252

prima 70, 133, 171, 177, 202, 207–208, 230 secunda 16, 64, 101, 113, 143, 169, 203, 207–208 superior 17, 35–36, 38–39, 72, 101, 132–133, 147, 171, 177, 181, 194, 201–204, 207–208, 210–212, 230 Pelso / Balaton 15, 199–204 Perinthus 14, 41 Persia / Perser 14, 120–121, 144, 156, 169, 183–184, 192, 194, 198 Pessinus 113, 119, 121 Phoenicia 120 Phrygia 17, 118, 120 Poetovio 34–35, 72, 95, 103, 117, 132, 194, 208–209 Pontus 17, 120 Prutting 171 Q Quaden 12, 121, 123, 194, 198, 209 R Raetia 176, 206 Ravenna 13, 25, 40, 42, 45, 60–61, 64–65, 73, 80, 100, 112, 128–129, 202, 207 Rhein 11, 19, 21, 145, 192 Roma 36, 140, 178–179 Romuliana / Gamzigrad 95–96, 190 S Salona 60, 154, 174 Saraceni 11, 195 Sarmatia / Sarmaten 11–13, 16, 21–24, 30–31, 33, 104, 114–115, 120–123, 135–137, 139, 141–142, 145– 152, 155–159, 167, 169, 171–172, 178–179, 181, 191–199, 205, 210, 212–220, 227, 229 Sárrét 203 Savaria 40, 71–73, 76, 78, 103, 107, 112–113, 128, 165–166, 202–203, 207–209, 214, 227 Savia 17–18, 72, 76, 117, 133, 177, 201, 207–208, 230 Savus 52 Scarbantia / Sopron / Ödenburg 70–73, 117 Scythia 123, 147–148, 167, 195, 214 Sebatum 80 Serdica 17, 146, 173, 200, 205, 208, 221–222 Sexaginta Prista 198 Sibaris / Perint 14, 41, 68, 71–72 Sibentum 79–80 Singidunum 37, 53, 55, 57, 62, 66, 102–103, 163, 219, 221 Sió 15, 200, 202–203 Sirmium 10–11, 13, 18, 24, 26, 28, 36–41, 43–46, 48– 50, 52–53, 55, 57–60, 62, 64, 66, 73, 80–81, 91, 94–97, 100, 103–104, 121–122, 124–127, 140, 146– 147, 153–154, 160–161, 164, 167, 174–176, 188, 191, 194–196, 200–201, 206–214, 219, 221, 223– 225, 227 Siscia 17, 67–74, 76–79, 103–104, 122, 128, 168, 189, 197, 202, 207–208, 212 Somogyvár 203 Sopianae / Pécs / Fünfkirchen 12, 15–16, 19–20, 30–32, 95, 154, 190, 198, 201 Sunista 194 Syria 11, 17, 37–38, 41, 48, 100, 102, 120, 122, 160, 195

Index nominum geographicorum T Temesvár / Timișoara / Temeswar 27 Thessalonica 104, 122, 129, 197, 200, 210–211, 216 Thracia 14, 17, 120, 142, 146–148, 159, 187, 191, 205, 213–214, 221 Tiberis 69, 71–72 Ticinum 104, 122, 165, 197, 205 Tisia / Theiss 157 Titel 21, 26–29 Transiugitaner 216 Transmarisca 198 Treveri / Trier 10, 12, 14, 104, 134, 154, 162, 167, 176, 188, 197, 213, 219, 221

Turris Ferrata 225 Tyros 139, 160–164, 221–222 U Ulcisia / Szentendre 115 V Valeria 17, 20, 24–25, 101, 116–117, 125, 135, 155, 169, 190–191, 200–203, 207, 211, 214, 217, 230 Vandalen 157–158, 193, 216, 220 Verona 132, 185, 189 Victovalen 216 Vicus Carporum 190 Viminacium 14, 119–120, 122, 182–183, 196, 219

253

Abbildungen

Abb. 1: Münze Diokletians mit der Legende VICTORIA SARMATICA (Ungarisches Nationalmuseum)

Abb. 2: Altar Carnuntum-Pfaffenberg Piso 2003, Nr. 35 (Zeichnung nach Piso 2003)

Abb. 3: Altar Bölcske Nr. 14 (Foto Ortolf Harl, Lupa 10300)

254

Abb. 4: Altar Bölcske Nr. 15 (Foto Ortolf Harl, Lupa 10301)

Abbildungen

Abb. 5: Altar Aquincum Tit. Aq. 71b (Foto Ortolf Harl)

Abb. 6: Bauinschrift Aquincum (Foto Ortolf Harl, Zeichnung Nóra Dávid)

Abb. 7: Altar Carnuntum-Pfaffenberg Piso 2003, Nr. 45 (Zeichnung nach Piso 2003)

Abb. 8: Bauinschrift, Mikebuda CIL III 10605 (Foto Dénes Józsa)

255

Abbildungen

Abb. 9: Altar, Odiavum AÉp 2010, 1246 (Foto Ortolf Harl, Lupa 5678)

Abb. 10: Altar, Ulcisia RIU 876 (Foto Ortolf Harl, Lupa 5969)

Abb. 12: Altar, Odiavum 1 RIU 699 (Zeichnung nach RIU)

Abb. 11: Altar, Castra ad Herculem TRH 134 (Foto Dénes Józsa)

Abbildungen

Abb. 14: Ziegel, Brigetio AÉp 1974, 503 (Zeichnung nach B. Thomas 1974)

13: Ziegel, Intercisa AÉp 1976, 555 (Zeichnung nach Bóna)

Abb. 15: Grabstein, Sirmium Duval 1979, 83–84 (Foto Ortolf Harl, Lupa 5709)

257

Abbildungen

Abb. 16: Grabstein, Sirmium CIL III 10232 (Foto Ortolf Harl, Lupa 4349)

Abb. 17: Grabstein, Sirmium CIL III 10233 (Foto Péter Kovács)

258

Abbildungen

Abb. 19: Münze Konstantins aus Sirmium mit der Legende SARMATIA DEVICTA (Ungarisches Nationalmuseum)

Abb. 18: Grabstein, Sirmium Popović – Ferjančić 2013 (Foto S. Ferjančić)

Abb. 20: Bauinschrift, Batina ILJ 1072 (Foto Ortolf Harl, Lupa 7991)

Abb. 21: Altar, Aquincum Tit. Aq. 375 (Foto Ortolf Harl, Lupa 9733)

259

Abbildungen

Abb. 22: Altar, Carnuntum CIL III 4413 (nach Götterbilder – Menschenbilder)

Abb. 24: Ring mit Inschrift FIDEM CONSTANTINO (Zeichnung nach Tóth 1985)

Abb. 23: Grabstein, Intercisa RIU 1261 (Zeichnung nach RIU)

260

Abbildungen

Abb. 25: Edikt Brigetio (Zeichnung nach Paulovics 1936)

261

Karten

Karte 1: Pannonien (nach Autonomous towns)

262

Karten

Karte 2: Pannonien in der Spätantike (nach Mócsy 1975)

263