Die Antifaschistische Aktion: Dokumentation und Chronik Mai 1932 bis Januar 1933


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Die Antifaschistische Aktion: Dokumentation und Chronik Mai 1932 bis Januar 1933

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DIEANTIASCHISTlSCHf AKTION

Itistitut fur Marxismus-Leninismus beim ZK det SED

DIE NTIFASCHISTISCHE AKTION Dokumentation und Chroiiik Mai 1932 bis Januar 1933

Herausgegeben und eingeleitet von Heinz Karl und Erika Kucklich unter Mitarbeit von Elfriede-Folster und Kathe Haferkorn

Dietz Verlag Berlin 1965

Einleitung

„Generalstreik gegen die faschistischeTerrorherrschaft! Hitler Reichskanzler! Papen Vizekanzler, Hugenberg Wirtschaftsdiktator, die Frick und'Goring an der Spitze der Polizei!", so halite am 30. Januar'1933 - einer Sturmglocke gleich - der Alarmruf der KPD durch das deutsche Land. Es war die Todesstunde der Weimarer Republik. Die.zwolf blutigsten und schmachvollsten ‘ Jahre der deutschen Geschichte begannen. Noch heute laCt uns diese Vergangenheit nicht ruhen, denn im Westen Deutschlands sind immer noch die reaktionarsfcen und aggressivsten Gruppen des Finanzkapitals an der Macht, die schon in der Zeit des Hitlerfaschismus herrschten. Sie iiben diese Macht mit Hilfe einer Militarmaschine und einer Staatsbiirokratie aus, deren Schliisselpositionen von alten, unverbesserlichen Faschisten - Hitlergene1 ralen, Blutrichtern, Nazibiirokraten - besetzt sind. So erhebt sich Ivor jedem Deutschen, der sich um das Schicksal seines Vaterllandes sorgt, die Frage: War dieses Unheil unabwendbar? I.. ,Nein! Diese groCte nationale Katastrophe war zu verhindern! iMillionen Deutsche sahen der Zerstdrung ihrer demokratischen iRechte, dem Aufmarsch des Militarismus, der faschi^tischen Verleuchung des Landes nicht tatenlos zu. Vor allem in den Reihen Ker Arbeiterbewegung formierten sich die Kr^e zur Verteidi" lung der Demokratie. Das war picht zufallig so; denn ohne ihre Bblitischen Rechte und Fi^eiheiten zu behaupten, konnte die ^rboiterklasse ihre elementareri wirtschaftlichen und sozialen

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Interessen nicht vertretcn. Zugleich aber stand fiir sie das so2ia- , listische, Endziel und damit auch die grundlegenden Zukunftsinteressen dor Nation auf dem Spiel. Ende der 20er J ah re ging die< Unter den Bedingungen det kapitalistischen Hochkonjunktur erstarkte imperialistische Bour­ geoisie dazu iiber, die wirtsdiaftlichen und sozialen Errungenschaften und politischen Redite der werktatigen Madsen immer wutender anzugreifen, um ihre Hochstprofite zu sichern und den itevanchekrieg beschleunigt vorzubereiten. DieseTendenz wurde durch die Weltwirtschaftskrise seit 1729 auCerordentlich verscharft, als GroBkapital und Junkertum alle Krisenlasten auf die Massen abwalzten; dagegen setzte sich vor allem die Arbeitcr? klasse immer entschiedener zur Wehr. Angesidits der Versdaarfung des Widerspruchs zwischen den Volksmassen und depi' deutschen Imperialismus, angesichts des,Aufschwungs der Arbeiterbewegung vermochtie die GroCbourgeoisie ihre Herrschaft nicht mehr mit Hilfe des parlamentarischen Systems zu behaupten und vollzog den Ubergang zum systematischen Abbau der burger' lichen Demokratie und zur Anwendung faschistischer Herrschaftsmethoden. Entschlossen, den Anfangen zu wehren, rief die Kommupi’ stische Partei Deutschlands bereits im' Oktober 1929, als die Hitlerpartei von einer Welle des Chauyinismus und Revanchismus emporgetragen wurde, zum Kampf gegen die faschistische Gefahr auf.^ Ende Marz 1930 stiirzte das Monopolkapital die Regierung def Grofien Koalition unter dem Sozialdemokraten Hermann MiiLler und setzte ein mit diktatorischen Methoden' „ regierendes Prasidialkabinett unter Heinrich Bruning ein, das die V'orbereitung der faschistischen Diktatiir einleitete. „Die aggressivsten Teile des deutschen Finanzkapitals orientierten sich immer starker auf dieNazipartei, die sie als diegeeignetsteMassenbasis fur die Errichtung der faschistischen Diktatur*betrachteten“.2 Die Hitlerfaschisten forcierten den Terror gegen die Arbeiter iVgl. Klaus Mammach: Bemerkungen uber die Wende der KPD zum I^ampf gegen den Faschismus. In: Beitrage zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung (im folgenden BzG), 1963, Heft 4, S. 663 ff. 2 ferundriC der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Dietz Verlag,', Berlin (1963), S. 155.

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und ihre Organisationen. In der Resolution' des Politburos des ZK der KPD.vom 4. Juni 1930 wurden die Hitlerfaschisten als „bewufite und skrupellose Agenten des Finanzkapitals, besonders des schwerindustriellen Unternehmertums“ charakterisiert. Das Politburo erklarte: „Vor der deutschen Arbeiterklasse steht in ganzer Grofie die Aufgabe, den Faschismus und seine Terrorbanden bis zur vollstandigen Vernichtung niederzukampfen.“i

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Wohngebieten nahmen den organisierten Abwehrkampf gegen den Naziterror auf. Mit dem. Kampfbund entsta'n(4 (nach Verbol des RFB im Mai 1929) wieder eine antifaschistische Schutzorganisation der revoluti’onaren Arbeiterbewegung im ReichsmaSstab.i Auf dem Januarplenum des ZK der KPD 1931 mahnte Ernst Thalmann, „um jeden Sdirittj um jede Handbreit des Bodens, den der Faschismus erobern will, [zu] kampfen und die wiftschaftlichen und die politischen Rechte der Arbeiterklasse [zu] verteidigen“2. Mit dem'Bauernhilfsprogramm (Mai 1931)3 versuchte die KPD, dem starken faschistischen EinfluC auf die werktatigen Bauerii entgegenzuwirken und zu verhindern, daC ' die Bauernmassen fiir die konterrevolution^e Politik der Monopolherren und Junker gegen die Arbeiterklasse mifibraucht wiirden. Als srich die Wirtschaftskrise verscharfte, verkiindete die KPD ihren Arbeitsbeschaffungsplan^, mit dem -sie als einzige deutsche Partei ein reales Programm unterbreitete, das Moglichkeiten nachwies, Millionen Erwerbslose mit prodfiktiver Arbeit zu beschaftigen. Am 11. und 12. Oktober 1931 forderten dieDNVP, der Stahlhelm, die Nazipartei, der Reichslandbund, sowie fiihrende Vertreter des Finanzkapitals und der Militarclique auf einer Kund. gebung in Bad Harzburg, die Briining-Regierung und die preuCische Koalitionsregierung dutch. Rechtsregierungen zu ersetzen, Diese sogenannte Harzburger Front war ein Versuch, dife^ verschiedenen Stromungen der faschistischen Reaktion zusammenzufassen, um dieErrichtungihrerDiktaturzubeschleunigen. Wenngleich dieser Versuch vorerst an Interessengegensatzen und taktischen Differenzen, vor allem an der Rivalitat der DNVP und der Nazis, scheiterte, erhellte er doch die rasch wachsende fa? schistische'Gefahr.

■Wo der RFB legal weiterbestand, -wurde der Kampfbund nicht gegriindet (Saargebiet) oder 1931 mit dem RFB verschmolzeft (Danzig), da ein- Nebeneinanderbesteben zweier antifaschistisdier Sdiutzorgani-^ sationen nicht zweckmaCig tvar. 2 Ernst Thalmann fVolksrevolution iiber Deutschland, o. O.. 1931, Si 31. 3.Ygl. Lothar,Berthold: Das;,Erogramm der KPD .. ., S; 239 ff. ^Vgl. ebenda, S;243ff.

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Die wachsende faschistiscbe Gefahr im Fruhjahr 1952

und der Aufschwung der Einheitsfrontbewegung

Am 10. April 1932 wurde Hindenburg im zweiten Wahlgang mit 19,4 Millionen Stimmen (53 Prozent) erneut zum Reichsprasidenten gexVahlt. Seine Wahl wurde von Kreisen der GroBbourgeoisie und der Reichswehrfuhrung betrieben und unter d^r Parole „Wer Hindenburg wahlt, schlagt Hitler!“ vom Zentrum und von der SPD unterstiitzt. Die Wiederwahl Hindenburgs war kein „Sieg iiber den Faschismus", wie die Fiihrer der SPD und des Reichsbanners behaupteten. Sie starkte das antidemokratischfe Prasidialr^gime, den Schrittmacher der oflEenen, faschi- » stischen Diktatur. Vor allem aber zeigte sie, daC die auf dem Boden der biirgerlichen Demokratie von Weimar stehenden Krafte der reaktionaren Entwicklung nicht energisch widerstanden, sondern sich ihr mehr und mehr anpafiten. Fiir Hitler wurden im ersten Wahlgang 11,3 Millionfen, im zweiten sogar 13,4 Millionen Stimmen abgegeben. Die Nazis erzielten also mehr als doppelt soviel Stimmen wie bei der Reichstagswahl 1930. Bei den am 24. April 1932 f olgenden Landtagswahlen erreichten sie ihre hochste Stimmenzahl vor der Errichtung der Hitlerdiktatur. In PreuBen, Hamburg und Anhalt wurden sie zur starksten Partei. Wahrend im September 1930 SPD. und KPD in PreuBen noch mehr als doppelt soviel Stimmen erhalten hatten wie die Nazis, erzielten diese am 24. April 1932 in PreuBen eine halbe Million Stimmen mehr als SPD und KPD zusammen. Nach den Fruhjahrswahlen noch fester im Sattel, drangte die Reaktion weiter vor. Nach der Wiederwahl Hindenburgs forderten ultrareaktionare Kreise „die Bildung eines echten Prasidialkabinetts, das dem Reichsprasidenten den Weg zur Oberwindung des Systems (das heiBt der Weimarer Republik die Verffrei macht“\ Ende Mai gab Hindenburg Bruning den LaufpaB und berief den „Herrenreiter“ von Papen zum Reichskanzler. Diese Entwicklung alarmierte alle demokratischen Krafte. Die Leitungen der SPD, des Reichsbanners, der freien Gewerkschaf*Der Ring. Konservative Wochensdirift (Berlin), 1932, Heft 17, S. 279.

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t6n und der reformistisch gefiihrtcn Sportorganisationen Hatten im Dezet^ber 1931 den Zusammenschlufi dieser'Organisationen zur Eisernen Front gegen die Nazis verkiindet. In den Betriebe'n wurden’ durch die freien Gewerkschaften sogenannte Hammerschaften formiert. Die, Mehrheit der deutschen Arbeiterklasse erhoffte von dieser Zusammenfassung antina^stischer Krafte einen wirksamen Widerstand gegen den Faschismus und folgte deshalb im Fruhjahr 1932 den Losungen der'SPD. Wie Fried­ rich Stampfer schreibt, „ging von der Griindung der Eisernen Front eine belebende und ermutigende Wirkung aus. Um so groCer war da'nn allerdings die Enttauschung, -als ,den tonenden Worten, die gesprochen worden waren, in dem entsch^idenden Augenblick keine entsprechenden Taten £olgten.“^ ’ DieKPD stellte sicb dem Vordringen der faschistischen Krafte entschlossen entgegeh. Noch roz den alarmierenden Wahlresultaten des Fruhfahrs 1932 hatte das Februarplenum des ZK der KPD den Hitlerfaschismus als die „aktivste Terror- und Kampforganisation des Finanzkapitals” und als die Massenbasis des „entscheidenden und entschlossenstenTeils des’deutschen Faschismus“2 charakterisiert und in der Deklaration zur nationaleri Frage® die Vernichtung des Hitlerfaschismus als unumganglichen Schritt auf dem Wege zur Uberwindung des Versailler Diktats und des Youngplans gekennzeichnet^. 1 Friedrich Stampfer: Die vierzehn Jahre der Ersten Deutschen Republik, Hamburg (1953), S. 608. 2IML, ZPA, D.Do.VIII, 3311. 2 Vgl. Lothar Bejthold: Das Programm der KPD . . S. 254 ff. Vgl. ebenda, S. 259. - Mit den Beschlussen des Februarplenums wurde die sektiererische Neumann-Gruppe ideologisch geschlagen, 'die, von dogmatischen Positionen aus, der im Befreiungsprografnm entwickelten ^e• nerallinie der Partei eine linksopportunistisdie Plattform entgegenstellte. Neumann unterschatzte die von den Nazis ausgehende Gefahr, war det Meihung, feine Aufrichtung der offenen, faschistischen Diktatur wurde die proletarische Revolution nur beschleunigen. Seine Anschauungen hemmten den ideologischen und politischen Massenkampf gegen den Hitlerfaschismus und forderten Neigungen zum individuellen Terror. Er vertrat die Auffassung, daC die entscheidenden Kampfe um die Macht unmittelbar bevorstiinden und die KPD Endziellosungen in den Vordergrund stellen miisse, kritisierte die Aufstellung aktueller, auf die un^

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AmTage nach den Landtagswahlen, am 25. April 1932, wandten sich das ZK der KPD und das ReicEskomitee der RGO -an alle so2ialdemokratischen und gewerkschaftlich organisierten Arbeifer mit dem Appell, die Einheitsfront gegen den Lohnund Unterstiitzungsraub und gegen die faschistischen Mordbanden ZU schliefien (Dok. 1)- Sie appellierten jedock nicht nur an die Massen, sondern richteten an jede Organisation, in der Arbeiter vereinigt waren und die wirklich gegen die Kapitalsolfensive kampfen wollte, das Angebot zum gemeinsamen Kampf. Damit vollzog die KPD angesichts der Erfolge der Faschisten eine Wendung zu einer breiteren Einheitsfrontpolitik. Die neue Einheitsfrontinitiative der KPD fiel au£ fruditbaren Boden. Die Erfahrungen im gemeinsamen Kampf starkten den Willen der Arbeiter zur Einheitsfront. So beschlofi das MaiJtomitee des Ortsausschusses des ADGB in Bernau - sieben Sozialdemokraten und ein Kommunist - am 29. April 1932, eine einheitlicheMaikundgebungdurdizufuhren, nachdem am 23. und' 24, April Kommunisten und Reichsbannermitglieder gemeinsam Naziiiberfalle auf Reichsbannermitglieder abgewehrt batten. Auf einer Massenkundgebung in Bernau am gleichen Tage betoijCe Walter Ulbrichtk daft die antifaschistische Einheitsfront nicht die Anerkennung des kommunistischen Programms voraussetze, sondern ailein den gemeinsamen aktiven Kampf gegen Naziterror, Faschisierung und Verschlechterung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Werktatigen.2 Am 1. Mai demonstrierten nicht nur in Bernau kommunistische und sozialdemokratische Armittelbaren Bediirfnisse der Massen zugeschnittener Teilforderungen und negierte die Bedeutung von Teilkampfen. Neumann miCachtete die Ar­ beit der Betriebszellen und suchte die Tatigkeit der Kommunisten in den freien Gewerkschaften zu sabotieren. Praktisdie Schritte zur Einheits­ front diffamierte er als „Nachlau£en hinter den Sozialdemokraten" und stellte der Einheitsfrontpolitik des ZK die enge Losung „Rote Arbeiterfront“ entgegen, 1 Walter Ulbricht war von 1929 Ein anderes Hindernis besteht darin, dafi ojt viele Forde­ rungen und ztt weitgehende Forderungen gestellt werden. Wir miissen an alle primitiven Dinge ankniipfen, uber die im gegebenen Moment die Betriebsarbeiter und Erwerbslosen am meisten diskutieren; es ist nicht notwendig, sofort das ganze kommunistische Programm zu entwickeln. Fiinf, sechs Forderungen: das ist iibergenug fiir die Einleitung solch einer Einheitsfrontaktion. Wir verweisen darauf, dafi die Einheitsfrontaktion in Bernau am 1. Mai lediglich ihren Ursprung in dem gemeinsamen Zusammenstehen der Notstandsarbeiter und in der Abwehr des nationalsozialistisdien Terrors hatte. 12

Einheitsfront in Betrieb und Gewerkschaft

Die wichtigsten Anknupfungspunkte gibt es jetzt in erster Linie bei der Abwehr des Lohnabbaues und der vielfdltigen in Gang befindlichen betrieblichen Angriffe der Dnternehmer auf die Arbeitsbedingungen. Es gibt keinen Betrieb in Deutschland, wo es nicht Moglichkeiten gabe, solche Teilbewegungen auf der Einheitsfrontbasis zu organisieren. Wir wollen einige Beispiele nennen: In der ADG Hennigsdorf z. B. gelang es dutch kurzen Streik einer Abteilung, die bereits erfolgte Entlassung eines roten Betriebsrates riickgangig zu raachcn. Bei Schering-Kahlbaum (Ber­ lin), -wo die Direktion zur Kiirzung einer Leistungszulage iiberging, stimmten von 70 Kollegen einer Abteilung 67 fiir passive Resistenz, und allein diese Drohung zwang die Direktion, ihr Vorhaben zuruckzunehmen. In einer Abteilung eines SiemensWerkes in Berlin, wo Arbeiterinnen bei 32 Stunden Wochenarbeit nur 6 Mark verdienten, gelang es, den standig tiefer gesenkten Akkordpreis dutch einen Massenprotest der Arbeite­ rinnen wieder von 8 auf 15 Pf zu erhbhen. Als die Direktion daraufhin den roten Betriebsraten das Betreten dieser Abteilung verbot, muBte unter dem Druck und der Stimmung im Betrieb der gesamte, in Mehrheit von Sozialdemokraten besetzte Betriebsrat Stellung gegen diese MaBnahme der Direktion nehmen. Bei den in Gang befindlichen zahlreichen Bauarbeiterstreiks gibt es eine ganze Reihe von Beispielen (in Wittenberge, Langenbielau, in Glauchau, Rensefeld/Wasserkante), wo der Streik un­ ter der Fiihrung von Kampfausschiissen aus kommunistischen, sozialdemokratischen, parteilosen, zum Teil nationalsozialistischen Arbeitern zustande kam. Wie man kurze Forderungen aufstellen soil, dafiir folgende Beispiele: Beim Pflichtarbeiterstreik^ Mitte April in Gogolin (Oberschlesien) wurden einstimmig folgende Punkte aufgestellt, die von einer breiten Einheitskommission der Gemeindeverwaltung unterbreitet wurden: Zur untertariflich entlohnten Pflichtarbeit waren einzelne Gruppen von Erwerbslosen, nach der Notverordnung vom 14. Juni 1932 alle Erwerbslosen, gezwungen, da ihnen sonst die Unterstiitzung entzogen wurde.

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1. Beseitigung der Pflichtarbcit, tarifliche Bezahlung der geleisteten Arbeit. 2. Beschaffung von Werk2eug fur alle in Frage kommenden Arbeiter. » 3. Beschaffung. von Arbeitskleidung und Schuhen fiir alle Wohlfahrts empfanger. 4. Zahlung der al ten Richtsatzo der Wohlfahrtsunterstiitzung. 5. Obernahme der Mieten durch die Gemeinden. Ein anderes Beispiel vom Reid^spostzentralamt Berlin: Dort sollte auf Anweisung de? ReichspPstministeriums die verkiirzte Arbeitszeit ohne Lohnausgleidh eingefiihrt werden. DerBetriebsrat wurde von der Verwaltung vor die Alternative gestellt: entweder46-Stunden-Woche und 7 Entlassungen oder Beibehaltung der alten 48-Stunden-Woche jnit 21 Entlassungen. Zur Mobilisierung der Belegschaft gegen diese Angriffe ergriffen unsere rotep Betriebsrate die Initiative und stellten im Betriebsrat die einzigG Forderung auj Feibehaltung der alten Arbeitszeit ohne jede Erntlassung, Die sozialdernokratischen Be­ triebsrate schlossen sich diesem Antrag an. Jetzt setzte von auCen die Sabotage der Gesamtverbandsb.urokratiei ein, die durch die Forderung nach einer Urabstimmung der Verwaltung zu Hilfe eilen wollte. Die Betriebsgruppe organisierte planmaCig Diskussionen mit den sozialdernokratischen Arbeitern im Betrieb und bereitete sorgfaltig eine Betriebsversammlung vor. In dieser Betriebsversammlung gelang es, eine einheitlicbe Front der sozialdernokratischen Arbeiter uhd RGO-Anhanger gegen' den Referenten vom Gesamtverband zustande zu bringen; die von diesem geforderte Urabstimmung wurde einmiitig abgelehnt. Dieses Beispiel zeigt, wie leicht verstandlich aufgestelite Forderungen die erste Plattform bilden, um sozialdemokratische Arbeiter an den Kampf heranzufiihren. Erst auf Grund solchen Zusammengehens ergeben sich- dann die weiteren Schritbe, z. B. Zusammenfassung der Gewerkschaftskollegen zu einer Oppositionsgruppe, Wahl einer Verhandlungskommission oder eines Kampfausschusses, Erweiterungen der Kampfforderungen usw.

1 Freigewerkschaftlicher Gesamtverband der Arbeitnehmer der offentlich'en Betriebe und des Personerr- und Warenverkehrs.

Ein anderes Beispiel: Die Betriebsgruppe der RGO in einem Berliner Textilbetrieb schrieb einen kameradschaftlichen Brief an die Kollegen der SPD und des Fabrikarbeiterverbandesi in dem betreflEenden Betrieb. Dort stellten sie folgende Forderungen auf: 1. Abwehr des Lohnabbaues und Erhohung auf den Stand vom 31.12. 31. 2. Lohnausgleich fiir die verkiirztc Arbeitszeit. 3. Die Beitrage des Unternehmers zur Krankenkasse sind zu erhohen, so dafi die geplante Erhohung der Beitrage der Arbeitersehaft hinfallig wird. » 4. Die in der Spinnerei bisher nach Gunst gezahlten Pramien sind als fester Lohn weiter zu bezahlen. 5. Die den Handwerkern gestrichenen Sonderzulagen sind wei­ ter zu zahlen. 6. Fiir alle Arbeiter und Arbeiterinnen ist eine Schmutzzulage von 5 Pf nach dem Reichsrahmentarif § 7 zu zahlen. Auf der Grundlage dieser Forderungen sollte in einer gemeinsamen Betriebsversammlung Stellung genommen und ohne Ansehen der Partei- und Gewerkschaftszugehorigkeit eine Einheitsfront des Kampfes geschaffen werden. In Hannover (s. N[eue] A[rbeiter-] Z[eitung]) lehnte eine Mitgliederversammlung des Baugewerksbundes^ nach Auftreten der oppositionellen Kollegen denLohnraub, zu dem ein Gewerkschaftssekretar sprach, einstimmig ab. In Magdeburg riefen die roten Betriebsrate der Giiter Babethge und Giesecke zu einer Sitzung aller Betriebsrate der Giiter auf. Von [insgesamt] 11 Giitern waren die Betriebsrate von 6 Giitern erschienen. Alle Betriebsrate betonten, daC es unbedingt notwendig sei, zur Einheitsfront der Landarbeiter zu kommen. Es wurde die Einberufung einer neuen Konferenz beschlossen, an der auch die Betriebsrate der fehlenden Giiter teilnehmen sollten. Weiter wurde festgelegt, dafi in alien Orten der Borde Landarbeiterversammlungen organisiert werden soUen, urn die Voraussetzungen fiir den erfolgreichen Kampf gegen Lohnabbau und Faschismus zu schaffen. 1 Freigewerkschaftlicher Verband der Fabrikarbeitcr Deutschlands. 2 Freigewerkschaftlicher Deutscher Baugewerksbund.

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Das sind altererste Schritte; sic mussen entsprechend in der Parteipresse kommentiert werden. Man soil nicht gUich ein grofies Gebriill daruber anstimmen, das manchmal geeignet ist,. solcbe Dinge ini' Keime 2u ersticken. Die Redaktion mufi das Gefiihl dafur haben, in welcher Weise und in welchem Ausmafi solche erst'en Aktionen kommentiert werden sollen. In der Anlage^ findet ihr den 'JBcricht uber den Streik des' Textilbetriebes J. Strauss in Berlin? Dieses Beispiel beweist, wie 'wir durch systematische Kleinarbeit; d'urcb eine geschickte und bewegliche Taktik eine gesamfce Belegschaft erobern konnen. Solche Beispiele aus eui;em Bezirk sollen breit popularisiert wer­ den-; daruber mufi man sogar Leitartikel schreibch. ■Wir schlagen vor, dafi mit konkreten Beispielen aus dem je-weiligen Bezirk folgende Hauptlinie popularisiert wird: Kommentierung von Antnagen, die die roten Betriebsrate im Betriebsrat einbringen; sorgfaltige Berichte iiber Abteilungsversammlungen bzw. Betriebsversammlungen, in denen unsere Einheitsfrontantrage zur Diskussion standen; Schilderung, wie gemeinsame Kampfausschiisse bzw. Streikleitungen zustande gekommen sind; Schilderungen iiber die Diskussion in freigewerkschaftlichen Funktionarsversammlungen oder in Oppositionsversammlungen, wo die Frage der Einheitskampffront auf der Tagesordnung stand (z. B. Streik der Berliner Transportarbeiter unter oppositio-, neller Branchenleitung, s. Kommentar der „Roten Fahne“ Appell der oppositionellen Bisenbahner von Opladen an die Mitglieder der RGO und der freien Gewerkschaften, s. ausfiihrlicher Bericht iii der Freiheit"). , In der bisherigen Streikbewegung hat es sich gezeigt, dafi die sozialdemokratischen [und] freigewerkschaftlichen Arbeiter im ersten Anfang, sei es im Mafistab der Abteilung bgw. des Gesafntbetriebes, leichter dafiir zu gewinnen sind, in eine Verhandlungskommission einzutreten oder sich einer Delegation zum Direktor anzuschliefien als einem vorbereitenden Kampfaus1 Aus" Platzmangel wurde auf die Veroffentlichung dieser Anlage verzichtet. '

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schufi beizutreten. Entsprechend den Lehren des Januar^ iiber die Methoden der Heranfiihrung der Massen an den Streik miissen wir auch in den organisatorischen Formen und. Methoden viel beweglicher werden. Viele Arbeiter wo lien zuerst den Verhandlungsweg gehen, bevor sie die Frage des Streiks und der Schaffung eines Kampfausschusses akut stellen. Wir sollen deshalb uberall, wo es die Lage erfordert, die Frage von Verhandlungskommissionen, Tarifkommissionen, Lohnkommissionen oder Delegationen stellen. Diese werden von selbst zu Vorlaufern von Kampfausschiissen oder Streikleitungen werden. Diese Konzentration auf die „kleinen“ betrieblichen Dinge, die oft die Voraussetzungen fiir die Organisierung der Streikbewegung des Gesamtbetriebes bilden, darf natiirlich nicht den Blick davon ablenken, daC in der jctzigen Situation der Schiedsspriiche, des Lohnabbaues fiir ganze Betriebe und Industrien und Gruppen von Betrieben bei entsprechenden organisatorischen Vorbereitungen ortliche und industriegruppenweise Konferenzen der Betriebe, Vorbereitung von zentralen Kampfausschiissen usw. auf der Tagesordnung stehen.^

Einheitsfront unter den Erwerbslosen Entsprechend den konkreten Bedingungen der Erwerbslosen muB dort dieselbe Taktik angewandt werden. Die Beispiele des Kampfes der Erwerbslosen in Sachsen und im Ruhrgebiet, wo es unter der Fiihrung von breiten Einheitsfrontorganen KPD gelang es Anfang 1932 nicht, eine groCere Streikbewegung gegen die Notverordnungen vom 6. Oktober und 8. Dezember 1931 in Gang ZU bringen, da zumeist die Aktionseinheit der Mitglieder der roten Verbande, der freien Gewerkschaften und der Unorganisierten nicht erreicht, die Moglichkeit und politische Bedeutung von Teilstreiks nicht geniigend erkannt und vielfach die Streiklosung nicht mit konkreten be­ trieblichen Forderungen verbunden wurden. 2Im Original: . . ., daC in der jetzigen Situation der Schiedsspruche, des Lohnabbaues fur ganze Betriebe und Industrien, von Gruppen und Be­ trieben, d. h. bei entsprechend organisatorischen Vorbereitungen, ortlichen und industriegruppenweisen Konferenzen der Betriebe, Vorberei­ tung von zentralen Kampfausschiissen usw. auf der Tagesordnung stehen.

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(Delegationen, Erwerbsloscnausschiissen usw.) zu einer Massenmobilisierung gegen deA Unterstiitzungsabbau kam, miissen richtunggebend fiir alle Bezirke werden. Wir verweisen auf die ausfiihrlichen Schilderungen in den betreffenden Parteizeitungen. Auch iiber den in einer ganzen Reihe von Stadten erfolgreich durchgefiihrten Kampf gegen die Kxmittierungen mufi sor^altiger in der Presse berichtet werdert. Die Frage.der Herstellung ■ der kampfenden Einheitsfront der Erwerbslosen wird.jetzt noch besonders akut durch^die beyorstehent^e Verschlechterung der gesamten Erwerbslosenversicherung, die Zusammenlegung der drei Unterstiitzungsarten auf eine allgemeine Erwerbslosenfiirsorge auf der Hohe der Wohlfahrtssatze, durch die Notverordnung iiber Arbeitsbeschaffung und ArbeitsdienstpflichtK Gegen das einsetzende Geschrei der ganzen burgerlich-sozialdemokratischen Presse iiber den drohenden Zusammenbruch der Kommunen mufi auch in der Form Stellung genommen werden, dafi es sich dabci mit -um ein Mandver handelt, um es den K.ommunen ZU erleichtern, von der T^ahlung der Wohlfahrtsunterstutzungssdtzs loszukommen und die Linie der Bourgeoisie auf Schaffung einer privaten Erwerbslosenfiirsorge zu unterstutzen. Die Parteileitung^ die Leitung der RGO [und] des Reichserwerbslosenausschusses bereiten zusammen mit den Massenorganisationen eine grofizugige Aktion fiir die Erwerbslosen vor, wozu euch besondere Anweisungen zugehen werden. Jetzt kommt es darauf an, die Antrage der kommunistischen Fraktioneri im Reichstag, imPreufienparlament, in den Kommunen zu popularisieren. insbesondere sind die vorgesehenen Betriebsrdtekonferenzen, Erwerbslosenversammlungen und Betriebsversammlungen durchzfifuhren, die Sitellung zu den Antragen der Preuftenfraktion^ nehmen sollen. Weiterhin sind alle ArbeitsiVgl. Dok. 1. 2 Die kommunistische Fraktion im PreuBischen Landtag stellte nach~der Wahl am 24. April 1932 unter anderen Antrage auf Arbeitsbeschaffung seitens des Staates und der Gemeinden dutch den Bau von Wohnungen, Schulen, StraCen und Brucken; auf Beseitigung aller Kiirzungen der Unterstiitzungen, zum Beispiel der Wohlfahrtsunterstiitzung; Preissenkung fur Gas, Wasser, Elektrizitat, Kohle und Holz; Abschaffung der Burgersteu'er; Verbot von Exmittierungen; Erhohung der Lohne der Staats- und Gemeindearbeiter.

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Gemeinsame Demonstration von Mitgliedern des ReichsbanneiiS 'ufid des Kampfbundes gegen den Faschismus zur Beisetzung des von den Nazis ermordeten parteilosen Arbeiters Josef Bischof am 25. Juni 1932 in Duisburg-Hamborn

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beschaflfungsplane der lokalen ErwerbslosenausscHiisse, der Bauarbeiter usw. zu popularisieren. Wie uns bekannt wurde, hat der ADGB im April den angeschlossenen Gewerkschaften u. a. mitgeteilt, daB in einer Sitzung vom 22. Marz eine Reihe von Beschliissen zur Organisierung der Arbeitslosen und deren Betreuung angenomrncn worden sind. Bei diesen Beschliissen ist u. a. wichtig, daC in Zukunft bei verlorengegangenen arbeitslosen Mitgliedern der Gewerkschaften bei der Wiedergewinnung von einem Eintrittsgeld Abstand genommen und die alte Mitgliedschaft moglichst angerechnet werden soli. Ein Beschlufi lautet: „Arbeitslose konnen zur Mit­ gliedschaft ohne Eintrittsgeld zugelassen werden." Wir sollten diesen letzteren BeschluB ausnutzen, um besonders geeignete Kommunisten und RGO-Mitglieder zum Eintritt in die ADGBGewerkschaften zu veranlassen, damit sie dort beim Aufbau der Oppositionsbewegung mithelfen. Aus den Beschlussen geht welter hervor, daB bei alien Ortsausschiissen des ADGB besondere Ausschusse fiir Arbeitslosenfragen gebildet [werden sollen] und zur Schaftung von gewerkschaftlichen Erwerbslosenausschussen bei denArbeitsdmtern iibergegangen werden soil, „die in Verbindung mit den Ortsausschiissen die Vertretung der Arbeitslosen vor den Spruchausschiissen ubernehmen und sie auch sonst mit Rat unterstiitzen". Bekannt sind auch die neuen demagogischen Versuche der Ndtionalsozialisten, durch Umwandlung ihrer SA-Kasernen in Erwerbslosenkuchen, durch Organisierung von Kindertransporten sich groBcren EinfluB unter den Erwerbslosenmassen zu verschaffen. Nur wenn alle Leitungen der Partei und der RGO eine solche Umgruppierung ihrer Krafte vornehmen, daB qualifizi^rte erwerbslose K.ommunisten und revolutiondre Gewerkschaftler die verantwortlichen Arbeiten an den Stempelstellen, Arbeitsnachweisen und W ohljahrtsdmtern durchfiihren, werden wir imstande sein, ankniipfend an die taglichen Note derErwerbslosen, eine Massenbewegung unter unserer Fiihrung zu gewahrleisten.

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Einheitsfront gegen faschistischen Terror Beispiele aus alien Teilen des Reiches zeigen, daft- gegeniiber dem natfonalsozialistischen Terror es immer giinstigere Moglichkeiten gibt, eine Einheitsfront der Abwehr und des Kampfes zusammen mit deri sozialdemokratischen Arbeitern gegen den Faschismus zu bilden. Jene z. Z. ip der Partei- und RGO-Presse veroffentlichten Richtlinien der Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation, die sich gleichdrmaCen gegen die sozialdemo­ kratischen und kommunistischen Betriebsarbeiter wenden, geben tins einen giinstigen Anlafi, an der Betriebsfront den gemeinsamen Kampf zn organisieren und die gemeinsame Kampffront herzustellen. In zahlreichen Betrieben treten die Nazis als Direktoren, Meister, alsDenunzianten,LohndruckeroderStreikbrecher auf. An alle diese Faile ist anzuknupfen. Wir verweisen auf das Beispiel des Betriebes Ambi-Budd^ in Berlin (siehe ,,Die Rote Fahne", 8. Mai), wo in einer Abteifungsversammlung der Werkzeugmacher auf Initiative des sozialdemokratischen Betriebsratsvorsitzenden ein solcher Einheitsfrontvorschlag gegen den Fa­ schismus gemacht wurde. Wir verweisen auch auf das Beispiel der oberschlesischen Gruhen Konigin Luise und Preuften-Grube, wo es in offentlichen Versammlungen zur Griindung eines roten Massenselhstschutzes gekommen ist. Zur Enflanmng der Nazis muft die bereits erwahnte auficrparlamentarische Stellungnahme ZU den Antragen der Preuftenfraktion fiihren. Es ist dabei selbstverstandlich, daft man im Kampfe gegen die Nationalsozialisten zwischen'Fuhrern und Massen differenzieren mu6 und bei Organisierung von Kampfaktionen, seien es Streiks im Betrieb oder Aktionen der Erwerbslosen,-eine Taktik zur Loslosung der proletarisdien Naziatihanger durchfiihren mu6. Weitere Moglichkeiten der Durchfuhrung der Einheitsfront - von unten ergeben sich bei alien Massenorganisationen, wie besonders jetzt bei den Freidenkern, den Sportlern, den Kriegsopfern lisw., wozu vom Sekretariat der Partei bzw. den betreffenden Organisationen die betreffenden Anweisungen ergangen sind. 1 Ambi-Budd PreCwerk GmbH, Berlin-Johannisthal.

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Wir ersuchen euch, au£ Grund dieser Beispiele cure Arbeit zu orientieren und besonders selbst solche Tatsachen und Beispiele ZU schaffen, urn sie in br cites tern MaBstab zu popularisieren. Mit kommunistischem Grub Reichsfraktionsleitung der Kommunisten in der RGO Institut fur Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Zentrales Parteiarchiv, 3/4/333, Bl. 1-7.

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- Aus dem Referat Ernst Thalmanns auf der Plenartagung des 2K der KPD in Berlin am 24. Mai 1932

Der Vormarsch und Aufstieg einer revolutionaren Partei und ^damit einer revolutionaren Bewegung ist nicht immer gradlinig. In der Geschichte aller-revolutionaren Parteien, die ein wirkliches Klassenfundament im Proletariat, groCe historische Erfahrungen und einen Kern bolschewistischer Klarheit in der Durchfuhrung ihrer Arbeiten und Aufgaben besafien, sind solcPe Vor^nge ZU verzeichnen, dafi - bei einer solchen Entwicklung, wie wir sie in Deutschland haben - eine Wellenbewegung in der Entwicklung der^Wechselbeziehungen einer Partei mit den ihr nahestehenden Massen nicht nur denkbar, sondern politisch erklarlich und bald selbstvefstandlich ist. Das war so im Leben der bolschewistischen Partei, und das wird im Peben anderer Parteien nicht anders sein, wenn nicht besondere Ausnahmen von dieser Regel auf irgendeinem Gebiete vorkommen ... Heute mussen wir unsere Fehler und Schwacheij deutlicher sehen und kiihner aufdecken, um nicht nur in der Problemstellung, der notwendigen inneren Erkenntnis vorwartszukommen, sondern um der Partei bei der qualitativen Verbesserung der Arbeit auf alien -Gebieten zu helfen. Nehmen Vir ein Beispiel. Wir 'habefi manchmal in der Frage des Kampfes gegen den Faschismus eine bestimmte Gleichstellung gesehen von Faschis■mus-und Sozialfaschismus, Hitlerpartei und Sozialdemokratie in .der Hinsicht, dafi wir sagen, daC sie Zwillingsbruder sind ...

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Die Zusammensetzung dies er beiden Parteien ist eine ganz verschiedene. Wir haben gestern im Appell des ZK schon betont, daC die soziale Zusammensetzung der SPD und der Nazipartei eine andere istA Das zu beachten ist notwendig fiir die strategische Orientierung zur Gewinnung der Massen fiir die revolutionare Klassenarmee und fiir unsere Einheitsfrontpolitik. Die Frage der Einheitsfront miissen wir bei den sozialdemokratischen Arbeitern ganz anders stellen als bei den Nazis... Das Wichtigste ist das HerumreiCen der Partei zu einer wirklichen Einheitsfrontpolitik von unten, zur Auslosung von Kampfen und neuen Massenaktionen auf verschiedenen Gebieten. Und hier miissen wir verstehen, in diesen Kamp fen als Partei neue Wege einzuschlagen, die Hauptorientierung nehmen, die schon in der Vergangenheit in anderer Form hatte gestellt werden konnen, die aber jetzt gestellt werden muC, well das Tempo der Faschisierung und andererseits der Entwicklung der revolutionaren Bewegung uns dazu verpflichtet. Sie ist deswegen so not­ wendig, weil, wie ich schon sagte, nach dem 24. April in der Stimmung der sozialdemokratischen Arbeiter und der Arbeiterklasse iiberhaupt eine weit gunstigere Situation fiir unsere Partei besteht. Es ist ganz klar, wenn die Sozialdemokratie sagte: Am 13. Marz werden wir den Faschismus schlagen! Wir haben iiber den Faschismus gesiegt!, wenn sie am 10. April sagte: Sieg iiber den Faschismus! und am 24. April wieder: Sieg iiber denFaschis­ mus!, und nicht siegte, sondern besiegt wurde, geschlagen wurde - dann muC in den Kopfen der sozialdemokratischen Arbeiter auch in der Betrachtung der Kommunistischen Partei und ihrer Politik eine innere Umorientierung eintreten. Sie sehen, dafi die Politik der Sozialdemokratie zu einer solchen Verscharfung des faschistischen Kurses der deutschen Bourgeoisie fiihrte, und sie sehen, dab sie die Weiterentwicklung des Faschismus und die weitereBelebung der faschistischen Organisationen nicht verhindert hat, sondern umgekehrt - was sie langsam zu der Uberzeugung bringt, dab die Kommunistische Partei in ihrer politischen Orientierung recht gehabt hat. Aus diesem Grunde glaube ich, dab unser Aufruf an die deutschen Arbeiter, der eine Auslosung von besonderen Aktionen und Kampfen ermoglichen 1 Vgl. Die Rote Fahne, 24. Mai 1932. 23

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soli, auch fiir die Arbeit der ROO, fur die Arbeit der roten Verbande und anderer Massenorganisationen von auCerordentlich groBer Bedeutung ist. '' Das Wichtigste, was wir zu schaffen haben, wenn wir Kampfe auslosen wollen, ist, die schon vorhandene'Mauer, die 2wischen sozialdemokratischen und kommunistischen Arbeitern steht, zu beseitigen. Es gab bereits einmal ane Periode, wo dieses Pro­ blem von der Parbei gegen den Willen verschiedener Genossen ih der Fiihrung genauso revolutioi^ar gestellt wurde - in der Ruth-Fischer-Perioded Heute ist unsere Partei gewachsen, reifer geworden, stellt die Fragen viel klarer und griindlicher. Aber dafi wahrend und vor den Wahlen zwischen den sozialdemokratischen und kommunistischen Arbeitern eine gewisse Mauer bestanden hat, das zu leugnen ware meiner Auffassung nach eine Schmeichelei fiir die Partei und keine richtige Einschatzung der Tatsachen, die vorhanden sind. Andererseits miissen wir sehen, daC die Methoden der Bour­ geoisie, wie sie ihre feindlichen Angriffe gegen das Proletariat durchfiihrt, es ermdglichen, daft heute leider groCe Teile der Arbeiterklasse sich in den Krallen dieser volksfeindlichen fiihrenden Personen und Parteien befinden, die wir aus diesen Kral­ len so schnell wie moglich herauszuziehen versuchen miissen. Und diese Taktik erfordert die groCte prinzipielle Festigkeit in der Durchfiihrung der Politik der Partei; sie erfordert die prin­ zipielle Reinheit jener grofien richtigen Generallinie unserer Par­ tei, die wir viel konkteter, elastischer iiberall zur Durchfiihrung bringen miissen ... Und die Frage steht heute, wie weit es uns gelingt, neben, den Methoden, die dem ZK bekannt sind, mit einer groCen, in Deutschland neuen, besonderen Aktion in Erscheinung zu treten. Wir konnten diese Frage noch nicht ausfuhrlich behandeln, aber ich deute an, daC wir eine groCe ahtifaschistische Aktion in Deutschland dutch unsere Partei und die RGO in die Wege zu leiten haben. Welche Formen und Moglichkeiten soil sie ent1 Die linksoppoftunistische Ruth-Fischer-Gruppe, die 1924/25 Schlusselpositionen in der Parteifiihrung einnahm, fiigte dutch ihr Sektierertum, insbesondere dutch ihre faktische Ablehnung der Einheitsfrontpolitik, ,dem MasseneinfluC der KPD schweren Schaden zu.

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halten? Alle Genossen des ZK sollen dariiber nachdenken, und wenn sie glauben, in zwei oder drei Tagen uns besonders zweckmafiige Vorschlage unterbreiten zu konnen, sollen sie es in Form eines Briefes tun, well wir - neben der Frage des Aufrufes an die deutschen Arbeiter iiberhaupt - diese Frage einer grofien antifaschistischen Aktion stellen miissen. Institut flic Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Zentrales Parteiarchiv, 2/45, Bl. 70/71, 85-90, 118/119. (Nach dem Stenogramm)

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5 Aus der Difekussionsfede Walter Ulbrichts auf der Plenartagung des 2K der KPD -in Berlin am 24. Mai 1932 1

Genossen! Genosse Thaltnann stellte in seinen Ausfiihrungen die Frage der Aufgaben einer antifaschistischen Aktion bei der Vertre- • tung der Tagesinteressen der Arbeiter .,. Ich mochte an Beispiezlen’2eigen, in welcher Weise wir starker als bisher versuchen sollen, die Fragen des' Kampfes gegen die Kapitalsdiktatur mit • den konkreten Fragen des Kampfes gegen die Faschisierung, fur die demokratischen Rechte zu verkniipfen. Wir haben ' in den letzten Wochen offene, vferscbarfte MaCnahmen der Faschisierung auf Gebieten wie Tarifwesen, Koalitionsrecht, Ersatztarifvertrage, individuelle Arbeitsvertrage bei Post, Telegraf usw.; MaCnahmen zur Beseitigung beziehungsweise Einschrankung des Koalitionsrechts, zum Beispiel generelle Verbote der Agitation in wirtschaftlichen Fragen usw., also MaCnahmen in der Linie der Faschisierung. Hier gilt es, an die Auffas sungen der Gewerkschaftsmitglieder anzuknupfen, die sagen, wir wollen gegen den Abbau der demokratischen Rechte kampfen; Also gut, kampfen wir zum Beispiel bei Siemens, wo verboten wird, wirtschaftliche Agitation zu treiben, kampfen wir gegen den in’^dividuellen Arbeitsvertrag bei Post und Telegraf, der an Stelle des Kollektiwertrags eingefiihrt wurde, kampfen wir gegen solche MaCnahmen der Faschisierung wie die Durchfiihrung von Pflichtarbeit und Arbeitsdienstpflicht, kampfen wir gegen die MaCnahmen zur Zerschlagung der Erwerbslosenversicherung usw. 26

Diese taktische Fragestellung gibt uns, wenn unsere Genossen in den Gewerkschaften so auftreten, eine tausendmal bessere Plattform als heute. Das heibt, wir rniissen in den Gewerkschaf­ ten beweglicher auftreten, um den antifaschistischen Kampfwillen der Arbeiter zur Starkung der Einheitsfront gegen die kapitalistische Diktatur iiberhaupt auszunutzen. In der Frage der Erwerbslosenversicherung haben wir groCe Moglichkeiten, die Rede von Strasser^ auszunutzen, um den sozialdemokratischen Arbeitern zu zeigen, wie die Politik der rechten Gewerkschaftsbiirokraten direkt den Nazis Wasser auf ihre Muhlen gieCt. Strasser kann in der Frage der Erwerbslosenversicherung so auftreten, well die rechten Gewerkschaftsfiihrer in der Tat die Erwerbslosenversicherung mitliquidieren und in der Tat mit der Aufhebung der Dreiteilung^ und mit derDurchfiihrung einer allgemeinen Erwerbslosenfiirsorge mit verstarkter Bediirftigkeitspriifung usw. einverstanden sind. Wenn wir im Zusammenhang damit unsere Forderungen iiberprufen, die wir als konkrete Aktionslosungen aufgestellt haben, mussen wir sehen, dafi in einer groCen Zahl der Betriebe und Gewerkschaften unsere Forderungen zu abstrakt sind. In einer Anzahl von Kampfprogrammen haben wir die Forderung: Zurtickeroberung des Lohnes vom 31. Dezember 1931. Glaubt ihr, daC fiir diese Forderung die Arbeiter in den Streik treten? Sie denken nicht daran. Aber irgendeine Lohnzulage bei Akkorddifferenzen, eine Forderung auf Bezahlung der Wartezeit oder der Wegezeit oder was es sonst noch gibt - solche Lohnforderungen kbnnte man mit Erfolg durchkampfen. Aber wenn solche allgemeinen Forderungen erhoben werden, wo in den Vordergrund die Zuriickeroberung dieses Lohnes gestellt wird, dann bedeutet das, dab wir es uns selbst erschweren, die Arbeiter in Bewegung zu bringen. Selbstverstandlich sind wir Gemeint ist die Rede G. Strassers am 10. Mai 1932 im Reichstag, in der er die Bereitschaft der Nazis erklarte, an der Durchfiihrung des Arbeitsbeschaffungsprogramms des ADGB mitzuwirken, und gleichzeitig demagogisch ein „besseres Arbeitsbeschaffungsprogramm" der Nazipartei verkiindete. 2 Gemeint ist die Unterstiitzung der Erwerbslosen durch Arbeitslosenversicherung, Krisenfiirsorge und Wohlfahrt.

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fiir die Zuruckeroberung d^r Lohne, aber die Frage ist, in welcher Weise wir unsere Forderungen entsprechend dem Grad der Massenmobilisierung selbst steigern, dafi wir nicht von vornherein die hochsten Forderungen stellen, sondern dafi wir solche Forderungen stellen, fiir die die Arbeiter bereit sind zu kampfen, und dafi wir sie dann entsprechend der gegebenen Situation steigern. Die teilweise falsche Aufstellung der Forderungen steht etwas im Zusammenhang mit,der Art, wie sie aufgestellt wurden; zum Beispiel, dafi sie vielfadh kommandiert werden. Statt die Forderungen von den Arbeitern uberpriifen zu lassen, werden sie irgendwo beschlossen, zum Teil unabhangig von den Arbeitern, Sie werden in der Betriebszeitung verbffentlicht, und die Folge davon ist, dafi sie jede Wirkung verlieren, eine Mobilisierung zumindest erschwert ist und oftmals iiberhaupt nicht geschieht. • Im Zusammenhang damit steht unsere Taktik gegeniiber den Hammerschaftenk Selbstverstandlich wurden diese von rechten Sozialdemokraten im Interesse der Verhinderung der Streikbewegung-in den Betrieben geschaffen. Aber diese Arbeiter in den Hamm^erschaften haben zum grofien Teil den ehdichen Willen, den Kampf gegen Faschismus, Unternehmer u^w, zu fuhren. Hier miissen wir wirklich unsere Einheitsfrontpolitik eben£alls konkret anwenden, indem wir - wenn wir zum Beispiel gegen die Nazis kampf en — an die Arbeiter der Hammerschaften herantreten und mit ihnen die Fragen besprechen: Wie wollen wir ■gegen die Nazis in den Betrieben auftreten, in welcher Weise wollen wir den Massenselbstschutz schaffen, in welcher Weise wollen wir gemeinsam gegen die Entlassungrevolutionarer Arbei­ ter kampfen, denn jede Entlassung dient dem Unternehmer und niitzt den Nazis im Betrieb. So die Frage stellen, auf dieser Basis die Einheitsfront auch mit den Arbeitern in den Hammerschaften schaffen, das bringt uns zweifellos einen Schritt vorwarts und muC zur Folge haben, dafi wir als die einzigen Kampfer gegen Faschismus und Kapitalsdiktatur wirklich in Erscheinung treten. Dasselbe gilt fiir die Arbeit in den Gewerk^chaften. Genosse Thalmann hat hier die Frage gestellt, in welcher Weise wir in den reformistischen Gewerkschaften auftreten soUen. Es ist doch iVgl. S. 10*.

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Tatsache, daC unter den Arbeitern die Meinung vorhanden ist, daC die Gewerkschaften gegen den Faschismus kampfen. Sollen wir in den Zahlstellen und Ortsgruppen dieser Gewerkschaften auftreten und sagen: Kollegen, diese Lage ist bei uns im Betrieb, wollen wir nicht die Kampfkraft unserer Organisation gegen den Nazismus und gegen die Unternehmer einsetzen? Bisher sind wir in der Regel nicht so aufgetreten ... Es ist zweifellos notwendig, dab wir in den Gewerkschaften eine andere Sprache sprechen als bisher und daft wir nicht immervon vornherein erklaren; „unter der Fiihrung der RGO“. Wir dcklamieren das sehr oft und beweisen damit, dab wir in Wirklichkeit nur die RGO-Mitglieder fiihren. Unsere Aufgabe mub darin bestehen, weniger von „unter Fiihrung der RGO“ zu reden, sondern diese Losung tatsachlich zu verwirklichen und dabei weniger Angst vor den Gewerkschaftsmitgliedern zu haben. Nehmt das Beispiel von BriixA Wir waren dort in der Minderheit. Aber wir haben in der Tat den Kampf gefiihrt, indem wir richtige Vorschlage gemacht haben, wodurch wir bewiesen, dab wir die Arbeiterinteressen vertreten. Und nur durch diese Tatsache haben wir die Fiihrung in die Hande bekommen. Aber bei uns sind solche Tendenzen vorhanden, dab eine Kampffiihrung durch uns erst mbglich sei, wenn wir die absolute Mehrheit haben. In Briix ist der rote Ver­ band wenig in Erscheinung getreten. Wer hatte die Fiihrung? Die Fiihrung hatte die demokratischgewahlteStreikleitung. Das mub fiir uns eine Lehre sein, dab wir nicht immer die Forderung stellen, soundso viel Funktionare miissen in der Kampfleitung sein, sondern dab wir wirklich ehrlich die Forderung stellen, dab die Arbeiter sich selbst ihre Leitung wahlen sollen. Wenn unsere Forderungen richtig sind, dann wird es auch mbglich sein, die Arbeiter dafiir zu gewinnen. Aber nicht von vornherein deklamierend verfiigen „nur unter Fuhrung der RGO“, und in Wirk­ lichkeit haben wir die Fuhrung gar nicht... Also revolutionare Einheitsfronttaktik und weniger deklamieren! Das ist einer der wesentlichsten Punkte, der in den Ausfiihrungen des Genossen Thalmann behandelt worden ist. Wenn wir uberprufen, warum wir nicht zu Streiks gekommen sind, so gibt es viele Faile, wo 1 Gemeint ist der tschechoslowakische Bergarbeiterstreik im Marz/April 1932, bei dem es dedKPTsch gelang, die Einheitsfront herzustellen.

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unsere Forderungen richtig gestellt worden sind. Nur eine „Kleinigkeit‘^ hattcn wit verges sen, namlich die Schaffung der Einheitsfront. Wir sehen, daC unsere Genossen und die Arbeiter deswegen' nicht gestreikt haben, weil sie Furcht vx>r deni Streikbruch und derNichtteilnahmederreformistischenGewerkschaftsfunktionare am Streik batten. Das war die wichtigste Lehre der Januarbewegungend Und der Aufruf des ZK in dieser Frage ist fiir uns die entscheideride taktische MaCnahme, urn wirkliche breite Kampfbewegungen-zustande zu bringen. Zum SchluB noch ein Wort zur Frage unsererTaktik im Kampf ,gegen den Krieg. Auch hier dieselben Tendenzen^einer abstrak-, ten Mobilisierung. Oberall Resolutionen „Verteidigt die Sowjet­ union" ... Es geniigt aber nicht, agitatorisch zu sagen „Verteidigung der Sowjetunion" und dieForderung derVerhinderung von Kriegstransporten zu stellen, sondern die Kunst, der Massenmobilisierung fiir die- Verteidigung der .Sowj etunion' besteht darin, dafi wir den Arbeitern auch erklaren, dafi sie damit gleichzeitig ihre eigenen Lebensinteressen verteidigen. Desh'alb ist es notwendig, in der Einheitsfronttaktik in der Tat die entscheidedde Wendung durchzufiihren: weniger Phrasen und eine konkrete'Einheitsfrontpolitik! Institut fiir Marxismus-Leninismus beim ZK det SED, Berlin, Zentrales Parteiarchiv, 2/45, Bl. 150-155. (Nach dem Stenogramm)

Wgt S. 17.

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6 Aufruf des 2K der KPD vom 25. Mai 1932 2ur Antifaschistischen Aktion

Klassengenossen und -genossinnen! Jungproletarier! Werktatige in Stadt und Land! Die Partei der faschistischen Arbeitermord er hat im PreuCischen Landtag in feiger, vielfacher Obermacht einen blutigen Uberfall auf die aus eurer Mitte gewahlten Vertreter der deutschen Arbeiterklasse durchgefuhrt.i Diese jammerliche Aktion, die auf den unbeugsamen Widerstand der unbewaffneten kommunistischen Abgeordnefcen stieC, war planmaBig vorbereitet und organisiert. Der Fiihrer der Nationalsozialisten im Preufiischen Landtag, Kube, hatte den Uberfall bereits vorher im Land­ tag angedroht. „Der Angriff“, das Berliner Organ der National­ sozialisten, bringt in seiner Mittwochausgabe gleichfalls die zynische Ankiindigung nationalsozialistischer Uberfalle und Terrorakte. Mit Banditenmethoden will die Hitlerpartei ihre politische BloCstellung als kaufliche, ausgehaltene Schutzgarde des Finanzkapitals, als bestochene Terrororganisation im Dienste der kapitalistischen Ausbeuter, im Dienste der Notverordnungsdiktatur und der Versailler Knechtschaft vertuschen und ihren Koalitionsschacher mit dem Briining-Zentrum vor den Massen ihrer Anhanger verschleiern. Der feige Oberfall der faschistischen Meute vollzog sich unter Duldung des amtierenden Vizeprasidenten, der der schwarzrotDer Uberfall fand am gleichen Tag statt.

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goldenen Koalitionspartei der Sozialdemokratie, dem Zentrum, angehort, wahrend nahezu die gesamte sozialdemokratische Landtagsfraktion feige die Flucht ergriff. Im AltestenausschuB des Landtags briistete sich der Fiihrer der SPD-Fraktion, Heilmann, mit der Tatsache, dab die sozialdemokratischen Abgeordneten „keine Hand geriihrt“ batten. Die SPD, die gemeinsam mit Nazis, Zentrum und Deutscbnationalen das Presidium des Landtags besetzt halt, kront mit ihrem feigen, heuchlerischen und denunziatorischen Verhalten die bisherige Braun-Severing-Politik, die Politik der Unterstiitzung der faschistischen Reaktionli Der feige Uberfall der Nationalsozialisten erfolgte aus ohnmachtiger Wut dariiber, dab die Kommunisten vom Augenblick der Eroffnung des Landtags an die Verhandlungen mit ihren Arbeiterforderungen politisch beherrscbten und den nationalsozialistischen Todfeinden der deutschen Arbeiterklasse die Maske ihrer Demagogie vom Gesicht rissen. Der feige Uberfall erfolgte in dem Augenblick, als die Beratung der Erwerbslosenantrage der Kommunisten beginnen sollte, die erneut die arbeiterfeindliche Geldsackpolitik der Hitlerpartei entlarven mubte. Der feige Uberfall der Nationalsozialisten, die in voUer Fraktionsstarke ihren Angriff gegen die Kommunisten richteten, von denen nur ein Teil im Saale anwesend war, erfolgte, als der Fiihrer der kommunistischen Landtagsfraktion, Genosse Wilhelm Pieck, kiihn und riickhaltlos die antifaschistischen Anklagen der KPD den Arbeitermbrdern der Hitlerpartei ins Gesicht schleuderte. Die nationalsozialistische Meute wollte ihn von der Rednertribiine des Parlaments herunterreiben, wo er unerschrocken der anstiirmenden Horde der faschistischen Banditen trotzte. Einige Genossen der kommunistischen Fraktion sprangen zu seinem Schutze sofort auf die Tribune. Darauf erfolgte der Uber­ fall der gesamten Nazifraktion auf die Kommunisten. Der feige Uberfall der faschistischen Banditen ist ein Alarm­ signal fiir die ganze deutsche Arbeiterklasse. Das Zentralkomitee der KPD ruft alien deutschen Arbeitern ohne Unterschied ihrer parteipolitischen und gewerkschaftlichen Zugehorigkeit zu: Erkennt angesichts des faschistischen Todfeindes den Ernst der Stunde! Erkennt, dab allein die Kommunistische Partei an 1 Vgl. S. 25*/26*.

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der Spitze des antifaschistischen Kampfes der deutschen Arbeiterklasse steht und fiir cure Forderungen kampft! Erkennt, dab nur die rote Einheitsfront, der geschlossene revolutionare Massenkampf aller klassenbewubten Proletarier, den faschistischen Terror brechen und zuruckschlagen kann! Das Zentralkomitee der KPD ruft die deutsche Arbeiterklasse zur Antifaschistischen Aktion auf. Nehmt in alien Betrieben, auf alien Stempelstellen, in alien Gewerkschaften und proletarischen Massenorganisationen, nehmt in Stadt und Land unverzuglich Stellung ZU den neuesten Ereignissen. Entscheidet euch fiir die Teilnahme an der Antifaschistischen Aktion der kampfenden roten Einheitsfront! Die Antifaschistische Aktion muB durch den organisierten roten Massenselbstschutz in breitester Einheitsfront den Mordterror des Hitlerfaschismus brechen! Die Antifaschistische Aktion muC durch den Massenkampf fiir eure Forderungen, fiir die Verteidigung der Lebensinteressen aller Werktatigen, durch die Streiks der Betriebsarbeiter, durch die Massenaktionen der Millionen Erwerbsloscn, durch den politischen Massenstreik der geeinten Arbeiterklasse dem Hitler­ faschismus den Weg zur Macht verlegen! Die Antifaschistische Aktion muC alle Krafte der Arbeiter­ klasse und der von ihr gefiihrten Millionen Werktatigen in Stadt und Land zum Einsatz bringen, um der Faschisierung Deutschlands Einhalt zu gebieten, um den blutigen Plan des Hitler­ faschismus ZU vereiteln, der die offene, faschistische Diktatur iiber Deutschland aufrichten will! Sozialdemokratische Arbeiter, nehmt in euren Mitgliederversammlungen zur Antifaschistischen Aktion der deutschen Arbei­ terklasse Stellung und schlagt in die Bruderhand ein, die die Kommunistische Partei euch bietet! Freigewerkschaftliche Arbeiter, beschlieCt in alien Organisationen, in den Verbanden und Ortskartellen die Teilnahme an der Antifaschistischen Aktion der deutschen Arbeiterklasse, die Annahme des Einheitsfrontangebots des Zentralkomitees der KPD und des Reichskomitees der RGO zum gemeinsamen Kampf fiir eure Forderungen. Proletarische Reichsbannerkameraden, entscheidet auch ihr 33

euch, Schulter an Schulter mit uns, euren koramunistischen Klassenbriidern, fur die Antifaschistische Aktion der roten Einheitsfront der deutschen Arbeiterklasse! An dem Tage, an dem die Massen der sozialdemokratischen, freigewerkschaftlichen, christlichen und Reichsbannerarbeiter die rote Einheitsfront mit den Kommunisten schliefien, werden wel­ ter e Millionen, die heufce noch abseits stehen, Millionen von unorganisierten, parteilosen Arbeitern, Jungarbeitern und Arbeiterinnen, sich dem Massenkampf gegen Hunger und Faschismus und imperialistischen Krieg anschlieCen und die Kampffront der Arbeiterklasse uniiberwindlich machen. Lafit euch von diesem gemeinsamen Kampf nicht dutch die verraterischen Fiihrer der SPD und des ADGB abhalten, die die rote Einheitsfront fiirchten, hassen und im Dienste des Kapitals zu vereiteln suchen. Es lebe die Antifaschistische Aktion der deutschen Arbeiter­ klasse! Es lebe die kampfende rote Einheitsfront! Es lebe der revolutionare Klassenkampf! Nieder mit dem Mordfaschismus der Hitlerpartei! Nieder mit der Terrororganisation des deutschen Finanzkapitals und alien Planen der Aufrichtung einer offenen, faschistischen Diktatur in Deutschland! Es lebe der Freiheitskampf aller Werktatigen ge­ gen kapitalistische Knechtschaft und Versailler Sklaverei! Es lebe der Sozialismus! Berlin, den 25. Mai 1932

Die Rote Fahne, Nr. 113 vom 26. Mai 1932.

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Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Deutschlands

7 Aus einem Rundtelefonat des Sekretariats des ZK der KPD vom 26. Mai 1932 an die Bezifksleitungen

Rundtelefonat an alle Bezirksleitungen Die Ereignisse im Preuftischen Landtag mussen auf der Linie des Aufrufs des Zentralkomitees zur Antifaschistisciien Aktion zur groCtmoglichen Verstarkung des Massenkampfes gegen den Faschismus und zur Formierung einer breiten Einheitsfrontbewegung ausgenutzt werden, die wir unter der Sammellosung „Antifaschistische Aktion“ ins Leben rufen. Dabei ist es von entscheidender Bedeutung, dab wir kiihn und selbstbewufit vor den Massen auftreten, alles auf den einheitlichen Massenkampf konzentrieren und gegen jede Depressions- oder individuell-putschistische Stimmung kampfen. Bei der Kampagne, die sofort einsetzen mub, sind die folgenden wichtigsten politischen Gesichtspunkte zu beriicksichtigen: Die faschistische Bedrohung der deutschen Arbeiterklasse ist in ein brennendes Stadium eingetreten, in dem jeder Tempoverlust hinsichtlich der Abwehraktion der Arbeiterklasse verhangnisvolle Folgen zeitigen konnte. Nur die sofortigeEinleitung von Kampfaktionen der breiten Massen kann die Regierungsteilnahme des Hitlerfaschismus vereiteln, die einen sehr gefahrlichen Schritt auf dem Wege zur offenen, faschistischen Diktatur in Deutschland bedeuten wiirde. Die Landtagsereignisse haben die Rolle der Nazis als aktive 7

Antifaschistische Aktion

2C

Terrororganisation des Finanzkapitals, deren Ziel die of^ene, faschistische Diktatur ist, erneut vor den Mas sen klargestellt.. Die Antifaschistische Aktion, die durch den Aufruf des 'Z^entralkomitees der KPD ei'ngeleitet wird, ist die Fortsetzung der Einheitsfrontaktion, die mit dem Einheitsfrontangebot des ZK der KPD und des Reichskomitees der RGO vom 25. ApriF zum gemeinsamen Kampf gegen die Kapitalsoffensive eingeleitet wurde. Die MassenmobiUsierung zu Kampfen und Aktionen fiir die Verteidigung der Lebensinteressen der Arbeiterschaft und aller Werktatigen, fiir ihre klassenforderungen (z. B. gegen solAe MaCnahmen der Faschisierung wie dieZerschlagung der Arbeitslosenversicherung, die Einfiihrung der Pflicbtarbeit und der Arbeitsdienstpflicht, die Einschrankung und Beseitigung des Koalitionsrechts) ist ein untrennbarer Bestandteil der gesamten Antif'aschistischen Aktion. OkonomischcTeil- oder Massenstreiks Oder Erwerbslosenaktionen sind nicht vom allgemeinen Kampf gegen den Faschismus zu trennen... Die Antifaschistische Aktion als Massenbewegung mufi organisiert werden durch den kollektiven Anschlufi ganzer Betriebsbelegschaften oder Belegschaften von Abteibngen, lokaler Gewerkschaftsorganisationen, Massenorganisationen anderer Art, oppositioneller Gruppen des Reichsbanners, der SPD oder der SAP. Solcher kollektiver Ans chi u 6 an die Antifaschistische Ak­ tion darf niemals auf Grund von Fiihrervereinbarungen oder irgendwelchen politischen Konzessionen an diese Gruppen, sondern mufi auf der Basis der revolutionaren MassenmobiUsierung von unten zustandp kommen. Zur Leitung der Bewegung miisseq Einheitsausschiisse der Antifaschistischen Aktion auf breitester Grundlage geschaffen werden. EnfScheidend ist die so^fnrtige Einleitung von Kampfmafinahmen der Antifaschistischen Aktion; Organisierung des roten Massenselbstschutzes in den Betrieben, an dfen Stempelstellen und in den Arbeitervierteln; Aufnahme der Massenarbeit vom Betriebe aus auf dem Lande, unter bestimmten Mittelstandsschichten usw.; Erzeugung einer breiten und aktiven Massenstimmung des Hasses-und des Kampfwillens gegen den blutigen Hitlerfaschismus. Durch eine solche offensive antifaschistische 1 Im Original: 26. Mai.

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Massenstimmung kann am besten die faschistisch-chauvinistische Welle zum Stehen gebracht wcrden. Das Sekretariat des Zentralkomitees fordert von alien Bezirken sofortige Durchfiihrung folgender konkreter Mafinahmen: 1. ZusammenreiCen aller Krafte der Partei und besonders auch des Jugendverbandes fur diese Aufgabe. Parteimobilmachung fiir die Antifaschistische Aktion mit dem Ziel der Aktivierung von 100 Prozent der Parteimitgliedschaft. 2. Sofortige AbhaltungvonVersammlungen (Stempelstellenversammlungen, Betriebsversammlungen, Gewerkschaftsversammlungen, Versammlungen aller Massenorganisationen, offentliche Versammlungen, Kundgebungen usw.). Verwendung vor allem auch der kommunistischen Landtags- und Reichstagsabgeordneten als Redner, insbesondere fiir Betriebe und Stempelstellen sowie Gewerkschaften, wobei wir bereit sind, unsere Abgeordneten auch in gegnerischen Organisationen, reformistischen Verbanden, Reichsbanner oder ahnlidien [Organisationen] in der Diskussion sprechen zu lassen. Fiir die Versammlungskampagne mufi bezirklich ein strategischer Plan (Konzentrierung auf bestimmte Gebiete usw.) aufgestellt werden. Die unbedingte Sicherung der Versammlungen ist vorzubereiten. Das Thema der Versammlung soil so gewahlt werden, dafi ein drtlicher oder besonderer AnlaC ausgenutzt wird, die Versammlung aber zugleich klar als Versammlung der Antifaschistischen Aktion gekennzeichnet wird. 3. Sofortiges Herantreten an oppositionelle Arbeiter der SPD, der freien Gewerkschaften, der christlichen Gewerkschaften und des Reichsbanners, damit sie von sich aus den Anschlufi an die Antifaschistische Aktion organisieren und durchfuhren. Die kommunistischen Fraktionen im Kampfbund gegen den Faschismusi miissen sich fiir das Herantreten dieser Organisation an Reichsbannerformationen einsetzen. 4. Einstellung der Partei- und Massenpresse auf die Anti­ faschistische Aktion, Mobilmachung der Arbeiterkorrespondenten. 5. Sofortige und laufende Berichterstattung an das Sekretariat des ZK iiber: 1 Vgl. S. 7*/8*. 7*

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a) Auswirkungen der Landtagsereigmsse unter den Massen; b) erste Erfolge und weitere Mdglichkeiten der Steigerung dei Antifaschistischen Aktion; c) Vorschlage der Bezirksleitungen fiir die Fortfuhrung dei AntifasAistischen Aktion. ‘

Berlin, den ^6? Mai 1932

Zentralkomitee der KPE

Institut fiir Marxismus-Eeninismus beii'p ZK der SED, Zentrales Parteiarchiv, 3/19/326, BI. 61-65. (Schreibmaschinen-Niederschrift) ‘

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8 Aus dem Aufruf des Reichskomitees

der RGO vom 26. Mai 1932 zur Antifaschistischen Aktion

Das Reichskomitee der RGO stellt mit Befriedigung fest, dafi der kameradschaftliche Appell, den das Zentralkomitee der KPD in Gemeinschaft mit der RGO zur SchlieBung der Einheitsfront gegen Lohn- fund] Unterstiitzungsraub und Faschismus an die deutsche Arbeiterklasse erlassen hattei, einen groBen, wachsenden Widerhall in den Betrieben und Stempelstellen gefunden hat. Die Hunderte lokaler Streiks der Bauarbeiter, der Pflichtarbeiter und der Erwerbslosen in ganz Deutschland, die Teilkampfe in den einzelnen Industrien beweisen, daB die kampfende proletarische Einheitsfront sich zu formieren beginnt und ihre ersten, erfolgreichen Schlage gegen die Kapitalisten fiihrt Das Reichskomitee begriiBt den Appell, den jetzt das ZK der KPD zur Bildung einer groBen Antifaschistischen Aktion an die deutsche Arbeiterklasse erlassen hat, und fordert alle Organi^tionen der RGO und der roten Verbande, alle Betriebs- und Erwerbslosengruppen der RGO, alle roten Betriebsrate und V ertrauensleute auf zur groBten Initiative bei der Schaffung der geschlossenen Front aller Betriebsarbeiter und Erwerbslosen ge­ gen den ■ faschistischen Ausbeutungs- und Unterdriickungskurs der Kapitalisten, die sich anschicken, durch neuen ungeheuerlichen Lohn- und Unterstiitzungsraub, durch Zerstorung der Sozialversicherung, durch Einfiihrung der Zwangsarbeit und durch politische Knechtung und Terror den werktatigen Massen noch Gemeint ist der Aufruf vom 25. April 1932.

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grofiere Not und noch groCeres Elend aufzubiirden. Die Arbeiterscbaft mufi immer daran denken, dafi die nationalsozialistischen Feindfe der Arbeiterklasse, die den Kapitalisten mit Terrormitteln helfen wpllen, den Massen das Brot, die Arbeit und die Freiheit zu nphmen, gleichzeitig die tollsten Feinde des Sowjetstaates sind, dafi die nati’onajsozialistisdien Fiihrer heute sell on mit den von der Arbeiterklasse gehaCten japanischen Imperialisten konspirieren und morgeni an der Spitze des imperialistischen Kreuzzuges gegen die sozialistischd Sowjetunion marschieren wollen. Freigewerkschaftliche und sozialdemokratische Kollegen! An vielen Orten, in zahlreichen Betrieben und Stempelstellen kampfen heute bereits die Arbeiter und Erwerbslosen, ohne Unterschied von Partei- und Gewerkschafts'Zugehdrigkeit, gemeinsam gegen Lohnabbau, Abbau der Erwerbslosenunterstiitzung, der Zulagen, des Urlaubs, gegen'den fas^histischen Terror auf dem Boden ihrer gemeinsamen Forderungen. Wo es gelang, diese geschlossene Front herzustellen, -da war in vielen Fallen der Katnpf erfolgreich. Au£ uber 100 Baustellen konnte die Weiterbezahlung des alten Lohnes erzwungen werden. Tag Mr Tag gibt es Beispiele, wo die geschlossene Front der Erwerbslosen die WeiterBezahlung der vollen Unterstutzung, die Ruckgangigmachung von Exmittierungen erkampft, wo der Versuch der Einfiihrung von tariflich unterbezahlter Pflichtarbeit zuriickgeschlagen wird. Es mehren sich die Faile, wo der proletarische Massenselbstschutz den Naziterror erfolgreich bricht. Hunderte solcher Beispiele der letzten Wochen beweisen, dafi die Arbeiter­ klasse imstande ist, die kapitalistischen Anschlage zuriickzuschlagen, wenn sie einig uhd geschlossen auf dem Boden des Klassenkampfes zusammensteht und in roter Einheitsfront fiir ihre Forderungen kampft. , Wir rufen deshalb alle Arbeiter und Angestellten auf: Es mufi uns gelingen, den faschistischen Terror niederzuzwingen. Es mufi alles getan werden, urn die Regierungsubernahme der Nazis ZU verhindern. Es mufi endlich-Schlufi gemacht werden mit dem standigen Abbau der proletarischen Lebenshaltung! Nehmt deshalb sofort iiberall Stellung zur Bildung der Antifaschistischen Aktionl Alle Arbeiter ohne Unterschied der Par40

tei- und Gewerkschaftszugehorigkeit sollen sich brudcrlich die Hande reichen. Wir appellieren besonders an die freigewerkschaftlich und christlieh organisierten Kollegen: Nehmt Stellung ZU dem kameradschaftlichen Aufruf zur SchafEung der Antifaschistischen Aktion! Stellt dieseFrage auf dieTagesordnungin jedem Betriebsrat, in jeder Abteilung des Betriebes, auf jeder Stempelstelle und jedem Wohlfahrtsamt, in jeder Verbandsversammlung und Funktionarssitzung! Beruft Versammlungen ein! Schafft uberail Einheitsausschiisse der Antifaschistischen Aktion! Fabt Beschliisse auf kollektiven Anschlufi der Abteilung, der Stempelstelle, des Verbandes an die Antifaschistische Aktion! Ergreift selbst die Initiative und handelt kiihn und rasch als klassenbewubte Proletarier! Die revolutionaren Gewerkschafter, die. Mitglieder der RGO und der roten Verbande, reichen euch die Hand! Schlagt ein! LaCt uns gemeinsam eine wirkliche Einheitsfront des Kampfes gegen unsere gemeinsamen Ausbeuter und Unterdriicker, gegen den Mordfaschismus bilden. Dann werden wir jeden Versuch des Lohn- und Unterstiitzungsabbaus niederkampfen, jeden faschistischen Terror zuriickschlagen, in immer breiterer Front und immer erfolgreicher die wirtschaftlichen und politischen Massenstreiks organisieren, die uns dem revolutio­ naren Ausweg aus der Krise des verfaulenden Kapitalismus naherbringen werden. Es lebe die Einheitsfront des Kampfes gegen jeden Lohn- und Unterstiitzungsraub, gegen jede Vers chi echterung der Arbeitsbedingungen und der Sozialversicherung, gegen die weitere Verschlechterung der proletarischen Lebenshaltung! Es lebe der Kampf gegen jede Unterdriickung der gewerkschaftlichen und politischen Freiheit, gegen den faschistischen Terror! Es lebe der Kampf fiir bessere Lohne und Unterstutzungen, fur voile Koalitionsfreiheit und politische Freiheit und fiir die Niederwerfung des faschistischen Terrors! Es lebe die Antifaschistische Aktion der deutschen Arbeiterklasse fiir Brot, Arbeit, Freiheit! Reichskomitee Berlin, den 26. Mai 1932 der Revolutionaren Gewerkschaftsopposition Die Rote Fahne, Nr. 115 vom 28. Mai 1932.

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9 .Aus der Resolution einer Belegschaftsversammlung. des Betriebes Orenstein & Koppel in Berlin-Spandau am 26. ’Mai 1932’ .

Die am' Donnerstag,, dem 26. Mai, tagende Belegschafts­ versammlung der Firma Orenstein & Koppel begriifit den' Einheitsfrontaufruf des ZK der KPD und des Reichskomitees der ■RGO an alle deutscheri Arbeiter. Die Versammlung stellt fest, da6 dieser Aufruf die Basis ist, auf der die Kampfe der Arbeiterschaft, gleichviel welcher Organisationszugehorigkeit, gegen die neuen beabsichtigten Angriffe auf die Lebenshaltung der arbeitepden Klasse sowie die Kampfe um Verbesserung der Lohn- und Arbeitsbedingungen innerhalb des Betriebes organisiert werden miissen... Die Versammlung solidarisiert sich mit den roten Betriebsraten, die ehrlich bemuht sind,... die einheitliche Kampffront im Betriebe herzustellen, und' wire! alle Krafte einsetzen, um auch den letzten Kollegen von der Not^endigkeit der Aufnahme des Kampfes um die von den roten Betriebsraten vorgeschlagcnen und von der Versampilung erganzten betrieblichen Forderungen zu iiberzeugen. Die Rote Fahne, Nr. 115 vom 28. Mai 1932. 1 Bisher sind nur diese Teile der Resolution bekannt.

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10 Aus dem Aufruf des Ortskartells des ADGB Zella-Mehlis vom Ende Mai 1932 an alle Arbeiter Thuringens und an alle Arbeiterorganisationen^

Wir folgen freudig dem Ruf der Kommunistischen Partei Deutschlands sowie der kommunistischen Fraktion des Preufiischen Landtages 2ur Herstellung der Einheitsfront und verpflichten uns, mit alien aufierparlamentarischen Mitteln den Kampf fiir die gleichen Forderungen zu fiihren ... SchlieCt die rote Ein­ heitsfront zum aufierparlamentarischen Massenkampf! Kampft fiir den revolutionaren Ausweg aus der Krise, fiir den Sieg der Arbeiterklasse und fiir den Sozialismus! Die Rote Fahne, Nr. 119 vom 2. Juni 1932 (Reichsausgabe). 1 Bisher sind nur diese Teile des Aufrufs bekannt. .

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‘ir , ' Schreiben Ernst Thalmanns vom 28. Mai 1932 an die ^itglieder des ZK der KPD^

Berlin, den 28. Mai 1932 An den Genossen (Genossin)............................................... , • •

Werter Genosse!' In der letzten Plenartagting des Zentralkomitees haben-wir uns bereits in den Grundziigen mit der Notwendigkeit d&' Antifaschistischen Aktion beschaftigt. Die Parteifiihrurig hat inzwischen, wie Du weifit, die Massenmobilisierung fiir die Antifascfiistische Aktion energisch eingeleitet, wobei wir die Vorgange im Preufiischeri Landtag als einen mobilisierenden Faktor zum Ausgangspunkt^ nahmen. Wir liefien uns dabei von dem Gesichtspunkt leiten, dafi im AnschluC an die Vqrgauge im Landtag zwei nachteiligeErscheinungen vermieden werdenmuCtqn, wenn bei dieseriGelegenheit, wie bei jedem- AnlaC und Vorgang, die Partei Erfolge im Sinne der Revolutionierung der Massen durch Entf csselung von Aktionen und Kampfen erzielen sollte. Und zwar muCte unbedingt vermieden werden, dafi in den Gegenden, in denen die Arbeiterschaft einen besonders star1 Aus detn Anschreiben zu diesem Brief geht hervor, dafi er auch an die Abteilungsleiter im ZK der KPD, an das ZK des KJVD, an die Reichsfraktionsleituftg der Kommunisten in der RGO und an die Leiter der kommunistis'chen Fraktionen in anderen Massenorganisationen gesandt wurde. .. i i

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ken Druck des faschistischen Terrors auszuhalten hat, auf Grund der Landtagsvorgange auch bei bestimmten Teilen der Arbeiterschaft, wenn auch nur voriibergehend, gewisse Depressionsstimmungen erwachsen. Auf der anderen Seite war es eine nicht weniger bedeutungsvolle Aufgabe zu vermeiden, daC aus Anlab der Landtagsvorgange in den Reihen der revolutionaren Arbeiterschaft wieder eine grbfiere Neigung fur individuelle Handlungen gegenuber den Faschisten entstande. Wir mufSten vielmehr mit aller Kraft und ohne den mindesten Tempovcrlust die Vorgange sofort in der Richtung der Steigerung des antifaschistischen Massenkampfes ausnutzen. Je rascher wir in dieser Richtung vorstiefien und unsererseits in den Massen eine bestimmte Reaktion auf die Landtagsvorgange in der Richtung unserer revolutionaren Klassenpolitik auslosten, desto giinstiger mufite die Wirkung der Landtagsvorgange vom revolutionaren Standpunkt ausfallen. Wir glauben, daC die unverziigliche Einleitung der Anti­ faschistischen Aktion dutch den Aufruf des T^entralkomitees die­ sen politischen Anforderungen gerecht wurde. Jetzt aber handelt es sich datum, weiter vorzustoCen und iiber den raomentanen Anlafi hinaus die Antifaschistische Aktion in der Tat zu einer solchen machtvollen und Millionen umjassenden Massenbewegung auf dem Boden der Einheitsfronttaktik der Bartei zu entwickeln, wie wir uns das zum Ziel gesetzt haben. Das Bundtelefonat, das vom Sekretariat des 2K - unmittelbar im AnschluB an die Herausgabe des Aufrufs - die ersten Anweisungen fiir die Einleitung der Antifaschistischen Aktion alien Bezirksleitungen iibermittelte, enthalt die Grundzuge fiir diese weitere Ent­ faltung der Aktion. Worauf es jetzt ankommt, das ist, die richtigen Methoden und Formen herauszufinden, wie wir mit Hilfe der Antifaschistischen Aktion cine solche Mobilisierung riesiger Massen in die Wege leiten und eine wirkliche kdmpfende rote Einheitsfront zustande hringen. Ich wende mich deshalb an Dich, wie an alle iibrigen Mitglieder unserer Korperschaft, und ersuche Dich im Auftrage der Parteifiihrung, uns in einer Frist von langstens 48 Stunden Vorschldge und Anregungen zur weiteren Durchfiihrung und Steigerung der Antifaschistischen Aktion zu ubermitteln. Dabei stehen nach meiner Auffassung folgende Probleme im Vordergrund:

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1. Genauere He'rausarbeitung des Charakters der Antifaschistischen Aktipn in organisatorischer'Hinsicht, wobei berucksichtigt werden muC, daB die Antifaschistiscbe Aktion zwar keine feste r Organisation wie etwa der Kampfbund etc., sondern eine Bewegung sein soil, die aber cfoch die in ihr vereinten Massen fester zusammenschlieBen mufi, als dies bei friiheren Gelegenheiten, z. B. bei bestimmten Komiteebewegungen, dfer Fall war. Es steht also die Frage der Zugehorigkeit resp. des Anschlusses an die. Antifaschistiscbe Aktion .fur Betriebsbelegschaften, Gewerkschaftsorganisationen, Reichsb annerformatio-beri usw. sowie natiirlich erst recht fur alle unsere Parteiformationen und die Formationen der uns nahestehendenMassenorganisationeh. In Frage kommt eine Art von Rollektivangehorigkeit. Es handelt sich nun darum, ganz konkrete Formen .zu finden, damit die Partei zu dieser Frage klare Ahweisungen herausgeben kann. Hierfiir ersuchen wir lim Deine Mitarbeit, indem Du uns entsprechende Vorschlage unterbreitest. , 2. Jm Zusammenbang damit steht die Frage der Fiihrung der A.ntijaschistischen Aktion vor der Oflentlichkeit, [die F'rage,] zu welchem Zeitpunkt es im ReichsmaCstaKratsam ist, einen Einheitsausschu^ der Antifaschistischen Aktion zu schaffen, wie seine Zusammensetzung sein soil, wie weit er uberparteilichen Charakter tragen soli. Welche konkreten Vorschlage kannst Du bezuglich der ortlichen und bezirklichen Einheitsausschiisse der Antifaschistischen Aktion niachen (Zusammensetzung, Arbeitsweise, Aufgabenstellung)? 4. Welche Vorschlage gibt es fiir die Fiihrung der gesamten Bewegung durch die Kommunisdsche Partei, d. h. fiir die For­ men der Fr^ktionsarbeit im Rabmen der Antifaschistischen Aktion? 5. Vorschlage fiir die Arbeit zur//eZ^z«;2zeZ>«/zg der sozididemokratischen Arbeiterschaft. Welche Methoden? Wie weit sollen wir beziiglich des korporativen Anschlusses unterer sozialdemokratischer Formationen gehen? Welche Abwehrmethoden gegenuber „linken Manovern, mit denen wir auch von seiten der „linken“ Sozialfaschisteni rechnen mussen? 1 Vgl. S. 14*/15*.

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6. Die gleiche Frage in bezug auf das Reichsbanner. Hier ist auch das Problem der konkreten Formen fur den gemeinsamen roten Massenselbstschutz von Wichtigkeit. 7. WeleheMethoden und wclcheFormen fur ^izEinbeziehung von Gewerkschaftsorganisationen in die Antifaschistische Aktion? Wie wirken wir positiv und konkret gegen die sozialfaschistische Methode der Hammerschaften?^ Wie benutzen wir die Antifaschistische Aktion zur gleichzeitigen allgemeinen Stei­ ger ung unserer innergewerkschajtlichen Arbeit? verstehen wir es, vor allem auch die Frage der Wirtschaftskdmpfe mit dem antifaschistischen Kampf ganz konkret zu einer gemeinsamen Kampagne und gemeinsamen Aktion zu vereinigen? Welche Vorschlage haben wir fur die besonderen Funktionen der RGO und der roten Verbdnde im Rahmen der Antifaschistischen Aktion? 8. Welche konkreten Formen rniissen angewandt werden, um das Schwergewicht der Antifaschistischen Aktion auf die Betriebe und auf die Stempelstellen zu verlegen? Organisatorische Vorschlage sowie Vorschlage fur Inhalt und Methoden der Ar­ beit im Rahmen der Antifaschistischen Aktion auf dem Gebiet der Betriebsarbeit und auf dem Gebiet der Erwerbslosenarbeit. 9. Wie behandeln wir bei der Durchfiihrung der Antifaschisti­ schen Aktion die „linken“ Filialen des Sozialfaschismus, die SAP und die Brandleristen? -Wie differenzieren wir zwischen Anhangern und Fiihrung, vor allem dort, wo sich ehrliche Arbeiterelemente in nennenswertem AusmaB bei der SAP befinden (z. B. [in] Berlin oder Breslau)? Mit welchen Methoden beantworten wir Manover von seiten der SAP oder der brandleristischen Fuhrer, mit denen wir sicher rechnen rniissen? Wie bekampfen wir am wirksamsten die Manover der Brotzkisten? 10. Welche Methoden zur Bearbeitung christlicher Arbeiter, Mitglieder der christlichen Gewerkschaften oder sonstiger katholischer Organisationen? Welche Stellungnahme und welche Methoden gegeniiber der Vitus-Heller-Bewegung^? 1 Vgl. S. 10*. 2 Gemeint ist die Arbeiter- und Bauernpartei Deutschlands, eine christlich-soziale Organisation unter Leitung des katholischen Sozialpolitikers Vitus Heller, die eine Art christlichen Sozialismus propagierte und fiir die Einheitsfront der Arbeiterklasse sowie fiir das Biindnis der Arbeiter

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11. Welche Rolle'muC Arbeit unter den Frauen im Rahmen der Antifaschistiffchen Aktion spielen (Methoden, Aufgabenstellung)? 12. Welche besonderen Au£ga^ben und speziellen Methoden kommen fiir die Arbeit des Fiommunistischen Jugendverbandes im Rahmen der Antifaschistischen Aktion in Frage? 13. Weldie Methoden fiir die Albeit auf dem Lande sowohl hinsichtlich der Landarbeiter wie ufnter den werktatigen Bauern? 14. Welche Methoden fiir die Du'rchfiihrung der Antifaschisti­ schen Aktion bei Angestellten, stddtischem Mittel^tand uswd? 15. Welche differenzierten Methoden der Einheitsfronttaklik wenden wir gegeniiber der nationalsozialistischen Bewegung im Rahmen der Antifaschistischen Aktion an? Konkrete.Vorschlage fiir wirksamere Methoden des politisch-ideologischen Kampfes gegen den Hitlerfaschismus. Welche Argumente zur Erzeugung einer allgemeinen antifaschistischen HaC- und Kampfstimmung in den breitesten Massen und zur Stdrung der chauvinistischen Welle, von der die nationalsozialistisSie Bewegung getragen wird? 16. In welcher Weise konnen wir die.Antifascliistische Aktion mit der Kampagne gegen den imperialistisch&n Krieg, der Kampagne zum 1. August usw. in wirklich organischer und lebendiger Weise verbinden? • 17. Gibt es besondereVorschlage kon^reter Art furdieMethoden, mit denen unsere Presse, die 7ages- und Massenpresse (Betriebszeitungen usw.), in den Dienst der Antifaschistischen Aktion gestellt werden kann? 18. Welche konkreten Beispiele iiber bestimmte Ansatze zu Erfolgen in der Anwendung der Einheitsfronttaktik sind Dir aiis den Erfahrungen Deines Bezirks und Deiner speziellen Parteiarbeit bekannt? Du wirst aus diesen Fragen bereits erkennen, daC es eine ganze Reihe zum Teil komplizierter Problemc gibt, auf die die Partpi und das Zentralkomitee rasch eine Antwort finden mussen. Ich bitte Dich, Deine Meinung zu 'mdglichst vielen der angefiihrten und Bauern eintrat. Sie stand nicht auf antikommunistischen bzw. aiitisowjetischen Positionen und beteiligte sich an bestimmten, von der KPD eingeleiteten Akti'onen.

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Punkte 2u schrciben. Selbstverstandlich soli Dick das nicht abhalten, evtl. noch 2u weiteren Problemen der Antifaschistischen Aktion, die ich im Vorstehenden nicht angefiihrt habe, Deinerseits mit Vorschlagen und Anregungen Stellung zu nehmen. Die kurze Frist, die ich Dir setzen muC, erschwert Deine Aufgabe. Aber wir selbst haben ja ebensowenig Zeit und mussen doch fur alle diese Fragen eine moglichst befriedigcnde Antwort finden. GewiC wird erst die Praxis bei verschicdenen der angefiihrten Probleme voile Klarheit bringen, und ich bitte Dich, unabhangig von der jetzigen Beantwortung dieses Briefes, auch ZU einem spateren Zcitpunkt der Parteifiihrung Deine Anregun­ gen und Beobachtungen zu ubermitteln, wenn Du auf Grund neuen Tatsachenmaterials zu neuen Schliissen kommst. Du muBt diesen Brief naturgemafi als vertraulich behandeln, was nicht ausschlieCt, dab Du mit anderen leitenden Genossen in Deinem Bezirk uber die angeschnittenen Probleme eine Diskussion zur Klarung der Fragen durchfiihrst, um zu kollektiven Ergebnissen zu kommen. Das wird auch zweifelsohne, abgesehen von der konkreten Entscheidung der einzelnen Fragen, zur Belebung der Arbeit im Bezirk beitragen. Mit kameradschaftlichem revolutionarem Grufi gez. Ernst Thalmann Institut fur Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Zentrales Parteiarchiv, 3/19/317, Bl. 137-140. (Schreibmaschinen-Niederschrift)

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12 Artikel Theodor Neubauers vom, Ende Mai 1932

Handelnl i Hitler greift nach der Macht. Er kuhhandelt mit dem Zentrum um die Regierungsbildung im Reich, in PreuCen, in-Wiirttemberg; er hat bereits mit Hilfe der anderen kapitalistischen Patteien in Anhalt die Regierung mit einem Ministerprasidentert besetzt und herrscht in Braunschweig dutch den Nazi minis ter Klagges. Die Nazis verkaufen ihre 13 Millidnen Wahler, die sie mit skrupelloser Demagogic betrogen haben, an die Kapitalisten. Sie sind, wie dies ihr Fuhrer Frick aussprach, die „letzte Reserve" der bankrotten deutschen-Kapitalistenklasse. Nachdem die Seve­ ring und Bruning, die Sozialdemokratie und das Zentrum, die 13 Jahre lan'g die Kapitalsinteressen beschiitzten, abgewirtschaftet haben, setzt die Bourgeoisie jetzt ihre letzte Reserve ein gegen den Ansturm der hungerpden, verelendeten Massen des arbeitenden Volkes: den Nationalsozialismu?. Erkennt ihr jetzt endlich, KoUegen von der SPD, vdm Reichsbanner, aus den reformistischen und christlichen Gewerkschaften, wie recht die Kommunistische Partei hatte, wenn sie immer .wieder den Massen erklarte, dafi die Politik der Bruning und Severing, der SPD und des Zentrums, den Faschismus an die Macht bringt?! Die einzige Partei, die den Kampf gegen die Fa-

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schisierung Deutschlands gefiihrt hat, ist die KPD. Sie allein kann Fiihrerin im antifaschistischen Kampf sein! Noch einmal holt jetzt die Regierung Bruning zu einem neuen ungeheuerlichen Angriff gegen die arbeitenden Massen aus: Abbau derLohne, Abbau der Arbeitslosenunterstutzung, Abbau der Invalidenrenten, Erhohung der Massensteuern! So geht Bruning und mit ihm die SPD zu Ende; dahinter steht Hitler mit seinem Schwarm von Trustkbnigen und Bankmagnaten, Grofigrundbesitzern und abgetakelten Offizieren und mit seinen faschistischen Mordbanden! Der feige Uberfall der 162 Nazis auf die kommunistische Fraktion im Preufiischen Landtag und der gesteigerte Mordterror der Hitlerbanden im ganzen Reich zeigen dem arbeitenden Volke, welche Gefahren drohen. Die Arbeiterklasse muB handeln! Es ist die hochste Zeit, daft alle Krafte zur Antifaschistischen Aktion gesammelt werden. Denn nur die rote Einheitsfront kann den faschistischen Terror brechen, nur der geschlossene Massenkampf aller klassenbewuCten Proletarier kann den Faschismus zuruckschlagen. Antifaschistische Aktion; das heifit Organisierung des roten Selbstschutzes der Massen gegen den Terror des Faschismus. Es darf dem Faschismus in Deutschland nicht gelingen, durch Terrorisierung und Einschuchterung der Massen das Proletariat wehrlos zu machen. In alien Betrieben, an alien Stempelstellen, in alien Dorfern bildet den roten Massenselbstschutz in breitester Einheitsfront! Antifaschistische Aktion: das heifit Kampf gegen jeden Pfen­ nig Lohn- und Unterstiitzungsabbau, gemeinsame Aktion von Betriebsarbeitern und Arbeitslosen gegen die Hungerdiktatur. Jeder Prolet kann heute erkennen, daC die Hungerblockade ge­ gen die Arbeiterklasse mit Lohnabbau und Unterstiitzungsabbau eine Grundlage fur die Faschisierung Deutschlands war. Wer die Widerstandskraft der Massen gegen den Faschismus starken will, muC den Kampf fiir die Forderungen der Belegschaften und Erwerbslosen organisieren und riicksichtslos durchfiihren. Antifaschistische Aktion: das bedeutet die Organisierung des Massenkampfes fiir die Verteidigung der Lebensinteressen der Werktatigen - Streiks der Betriebsarbeiter, Massenaktionen der 8

Antifaschistische Aktion

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ArHeitslosen, politischer Massenstrcik der geeinten Arbeiterklasse, um dem ^itlerfaschismus de'n Weg zur Macht zu verlegen. Die Nazis sind die Schutztruppe des Geldsacks, die Landsknechte des Kapitals. Jeder Schlag.gegen den Faschismus trifft den bankfOtten Kapitalismus, jeder Streik gegen die Ausbeuterklasse trifft den Hitlerfaschismus I < Die Aufgabe des Faschismus ist die Arbeiterklasse niederzuschlagen, um den zusammenbrechenden Kapitalismus zu retten. DaiS werktatige Volk soil absolut verelendet und versklavt werden, um die wankende Diktatur der Ausbeuterklasse zu stutzen. Der Hitlerfaschismus ist datum der Todfeind der arbeitenden Klasse! Hitler verkauft nicht nur das werktatige Volk Deutschlands an die deutsche Ausbeuterklasse, sondern auch an das Internatio­ nale Finanzkapital. Hitler kuhhandelt mit dem fran±6sischen Imperialismus und bietet ihm die deutschen Proletariermassen an als Kanonenfutter fiir den Krieg gegen die Sowjetunion. Wir stehen hart am Rande des neuen Weltkrieges, des Krieges des Imperialismus gegen die Sowj etunion, des Krieges der untergehenden ka'pitalistischen Welt gegen dieneue Welt des Sozialismus. Hitler will Seite an Seite mit dem „Erbfeind“, dem imperialistischen Frankreich, und dem „Todfeind“, demimperiqlistischen Polen und Rumanien, den Interventionskri'eg gegen SowjetruCland fiihren. Antifaschistische Aktion: das ist zugleich rote Einheitsfront im Kampf gegen die Gefahr des imperialistischen Weltkrieges! Antifaschistisdie Aktion: das ist ein Ruf an alle klassenbewufiiten Arbeiter, sich zusammenzuscha.ren, um die blutigen Plane des Hitlerfaschismus zu vereiteln. Klassengenossen aus der SPD, wir bieten euch die Bruderhand zum Kampfe gegen den gemeinsamen Feind! Nehmt Stellung in euren Versafnmlungen, und schlieCt euch der Antifaschisdschen Aktion an. Kollegen aus den freien Gewerkschaften, reiht euch ein in die Kampffront, und beschlieBt in euren Verbanden und JCartellen die.Teilnahme an der Antifaschistischen Aktion! Proletarische Kanieraden vom Reichsbanner, erkennt das Ge-

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bot der Stunde, und entschliefit euch, Schulter an Schulter mit euren kommunistischen Klassenbriidern den Kampf in der antifaschistischen Einheitsfront aufzunehmen! Werktatige in Stadt und Land, es ist hochste Zeit 2u handeln. Die Gefahr ist riesengrofi, aber sie wird gebannt werden, wenn wir uns zum Kampfe zusammenschlieCen. Vorwarts in der Antifaschistischen Aktion! Jeder sei ein Rufer zum Kampfe, jeder ein Organisator der antifaschistischen Ein­ heitsfront! Millionen klassenbewuBte Proletarier tragen den Ruf hinaus in jeden Betrieb, an jede Stempelstelle, in jedes Dorf, in jede Arbeiterwohnung! Millionen und aber Millionen, die nur auf diesen Ruf gewartet haben, schliefien sich an! Eine neue Bewegung geht durch ganz Deutschland. Heraus zur Antifaschistischen Aktion! SchlieCt die Reihen zum Kampfe gegen Hungerdiktatur, Faschismus und Kriegsgefahr! Vorwarts zum Freiheitskampf aller Werktatigen gegen kapitalistisches Elefid und faschistische Sklaverei! Es lebe der Sozialismus! Der Rote Wahler. Mitteilungsblatt der Kommunistischen Reichstagsfraktion (Berlin), Nr. 6 vom Juni 1932.

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13 Aus dem Kommunique des ZK der KPD vom 31. Mai 1932 zum Riicktritt der Briining-R^gierung i

Das Zentralkomitee der KPD erneuert in dieser Stunde seinen Aufruf an alle klassenbewuCten Arbeiter und Arbeiterinnen, an das Jungproletariat, an die ausgebeuteten Angestellten, die notleidenden Mittelstandler, die armen Bauern, sicli im Zeichen der Antifaschistischen Aktion zu vereinigen und den Massenkampf gegen den Faschismus, fiir die proletarischen Forderungen aufzunehmen. Das Zentralkomitee der KPD erneuert sein Angebot und seinen ehrlichen Appell an die sozialdemokratischen Arbeiter, an die Arbeiter in den freien und christlichen Gewerkschaften, die Arbeiter im Reichsbanner und* [in] alien Massenorganisationen, Schulter an Schulter mit den Kommunisten, Seite an Seite mit der RGO im Zeichen der Antifaschistischen Aktion die kampfende rote Einheitsfront'gegen den Klassenfeind herzustellen. Das Zentralkomitee der KPD wendet sich an die Anhanger der Sozialdemokratie, die auf Grund der Ereignisse selbst die Uberzeugung gewinnen mussen, dafi.der ihrer Fuhrer, die Pdlitik de? Betrugs mit dem „kleineren Ubel", der Arbeiterklasse den schwersten Schaden gebracht hat und dafi nur der Weg des auBerparlamentarischen Massenkampfes der geeinten klassenbewuCten Arbeiterschaft den Faschismus schlagen und einen neuen roten Vormarsch des deutschen Proletariats durchsetzen kann. Jedes Zbgern in diesen Stuhden, jedes Zerschlagen und 54

jede Sabotage der kampfenden roten Einheitsfront heifit die Arbeiterklasse dem faschistischen Todfeind ausliefern. Sozialdemokratische Arbeiter, laBt euch nicht langer von euren Fuhrern aus den Reihen der kampfenden roten Einheitsfront fernhalten! Das Zentralkomitee der KPD wendet sich an die Werktatigen, die bisher durch die trugerischen Versprechungen und die natio­ nale und soziale Demagogie der Hitlerpartei fur die faschistische Terrororganisation des Finanzkapitals eingefangen wurden. Auch sie miissen erkennen, dab nur die Kommunistische Partei die Interessen aller Arbeiter und notleidenden Werktatigen verteidigt. Auch sie miissen Seite an Seite mit der kampfenden roten Einheitsfront gegen die kapitalistischen Ausbeuter und Untcrdriicker den Kampf aufnehmen. Das Zentralkomitee der KPD wendet sich an die ganze deutsche Arbeiterklasse und brandmarkt die in den letzten Tagen von der nationalsozialistischen und sonstigen burgerlichen Presse aller Schattierungen unter olfener Unterstiitzung der sozialdemokratischen Presse eingeleitete neue Verbotshetze gegen die Par­ tei des deutschen Proletariats, die Kommunistische Partei, und den KJV. Die freche Hetze, die die Kommunisten als „Beauftragte einer fremden Macht“ bezeichnet, die den Kommunisten, die in ganz Deutschland den Kampf gegen den blutigen Terror fiihren, ihrerseits „Terrorakte und Gewalttatigkeiten“ unterschiebt, ist ein untrennbarer Bestandteil der allgemeinen Offen­ sive der Kapitalistenklasse gegen die Arbeiterklasse und alle Werktatigen. So, wie die Kommunistische Partei zu jeder Stunde und unter alien Bedingungen ihren Kampf fiir die Klasseninteressen und Klassenziele des Proletariats mit fester Entschlossenheit fortsetzt und fortsetzen wird, so miissen die ganze deutsche Arbeiterklasse und das werktatige Volk sich einig und geschlossen urn ihre Partei, die Partei der deutschen Arbeiter, die Kom­ munistische Partei Deutschlands, scharen und sie in ihrem Kampf gegen die Anschlage des Klassenfeindes mit der Kraft der Millionenmassen unterstiitzen. Mit dem verscharften faschistischen Kurs der deutschen Bour­ geoisie wachst zugleich die Gefahr des imperialistischen Krieges. Die militaristische Politik der Reichswehrgenerale, die schamlose

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nationalistische Hetze def Hitlerpartei, ihrc oflEteen Kriegsplane gdgen die Sowjetunion und die Aufriistungspolitik der TrustGourgeoisie werden in den nachsten Wochen gesteigerte Formen annehmen. Das Zentralkomitee der KPD ru£t alle- deutschen Arbeiter und Werktatigen zum r^olutionaren Massenkdmpf gegen den impefialistischeh Krieg auf. Jeder Angriff auf das'Land des Sozialispius, die Sowjetunion, je'^e Bedrohung des Landes der proletarischen Diktatur richtef sich zugleich gegen die deutsche Arbeiterklasse und gegen illren Kaippf zur Befreiung aus den Fesseln der Versailler Knechtschaft. Die Mobilisierung der Millionen zur Herstellung der gemeinsamen Kampffront in den Betrieben, auf den Stempels'tellen, in Stadt uftd Land fiir die Antifaschistische Aktion ist das dringendste Gebot der Stunde. Uberall gilt es, Einheitsausschiisse der Antifaschistischen Aktion zu schaffen, die vom Kampfwillen der Massen getragen werden nlussen! Die Rote 'Fahne, , Nr. 117 vom 31. Mai 1932.

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14 Aufruf des Einheitskomitees Frankfurt (Main)-Westhausen ■ vom 1. Juni 1932

Die Arbeiterschaft von Westhausen hat sich iiber alle Parteischranken hinweg zum gemcinsamen Kampf gegen den Faschismus und gegen die gesamte Reaktion zusammengeschlossen. Sie ist sich klar, dafi nach dem Sturz Briinings und der Berufung der neuen Diktaturregierung von Papen die AngriflEe der kapitalistischen Ausbeuter und Faschisten weiter verstarkt werden sollen. Wenn die Arbeiterschaft sich nicht zum gemeinsamen revolutionaren Kampf zusammenschliefit und in Aktion tritt, werden un­ sere Feinde eine Diktatur von Blut und Terror aufrichten. Der Hitlerfaschismus will aus Deutschland im Interesse der Grofiausbeuter einen Zuchthausstaat machen. Wir haben in Westhausen die Erfahrung gemacht, daB der ZusammenschluC der Arbeiter der verschiedensten Parteien zum revolutionaren Kampf zu groBen Erfolgen fiihrt. Unsere erfolgreichen Aktionen gegen Exmittierungen und Pfandungen haben ZU unserem festeren ZusammenschluC gefuhrt. Das jetztgebildete Einheitskomitee aus 9 klassenbewuBten Arbeitern, von denen einer der SPD, einer dem Reichsbanner, zwei der KPD, einer dem Kommunistischen Jugendverband, zwei der SAP und zwei Parteilose angehoren, ist der Ausdruck des Einheitswillens der Westhausener Arbeiter. Wir glauben, daft das Westhausener Beispiel von alien Arbei­ tern Frankfurts und des Bezirks und ganz Deutschlands iiber57

nonimen warden muC. Wir rufen deshalb alien Arbeitern zu: Vereinigt euch zum gemeinsamen Kampf gegen das kapitalistische System und gegen den Mordfaschismus! Folgt dem Rufe zur Antifaschistischen Aktion! Bildet den antifaschistischen Massenselbstschutz! Dariiber hinaus schlagen wir alien revolutionaren Arbeitern vor, zur starksten Bekraftigung des einheitlichen Kampfwillens in kiirzester Frist fur das rhein-ntainische Industriegebieat einen antifaschistischen und antikapitali^tischen Einheitskongrefi einzuberufen, zu dem die klassenbe^yufiten Arbeiter der Betriebe, Stempelstellen und.Parteien ihre Vertreter entsenden sollen. Wir wissen, dab die Einheit der Arbeiterklasse fiir ein freies, sozialistisches Deutschland den Faschismus ein fiir allemal niederringt. Deshalb heiCt unsere Losung: Arbeiter, yereinigt euch zur Antifaschistischen Aktion, zur sturmbereiten roten Offensive! Wenn wir angreifen, wefden wir siegen! Arbeiter-Zeitung (Frankfurt [Main]), Nr. 124 vom 2. Juni' 1932.

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15 Aus einem Zeitungsbericht iiber eine gemeinsame Versammlung von Mitgliedern des KJVD, der SAJ und des SJV aus Berlin-Wedding am 1. Juni 1932

Am Mittwochi fand im Swinemiinder Gesellschaftshaus eine gemeinsame Versammlung von KJV-, SAJ- und SJV-Mitgliedern statt. Etwa 50 SJV- und 15 SAJ-Mitglieder waren aufier den Jungkommunisten anwesend. Der gemeinsame antifaschistische Kampf aller Jungarbeiter wurde als dringende Notwendigkeit erkannt. Eine Reihe konkreter Forderungen, wie Eroffnung von Erwerbslosentagesheimen, Essen fur Jungerwerbslose, Bildung von antifaschistischen Schut2staffeln, wurde bei wenigen Stimmenthaltungen angenommen. In der Diskussion erklarten sich auch die Jungarbeiter der SAJ und des SJV damit einverstanden, fur diese Forderungen die Mitglieder ihrer Organisationen 2um auBerparlamentarischen Kampf, zur Mobilisierung aller Jungarbeiter des Weddings einzusetzen. Ein vorbereitender provisorischer Ausschufi wurde gewahlt. Die Rote Fahne, Nr. 122 vom 5. Juni 1932 (Reichsausgabe).

11.Juni 1932.

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16 Beschlufi des Kampfausschusses der streikenden Pflichtarbeiter des Land- und Stadtkreises Hanau vom Anfang Juni 1932

Der KdmpfausschuB der streikenden Pflichtarbeiter des Landkreises Hanau nahm in seiner letzten Sitzung Stellung zu dem Aufhif des Westhausener Einheitskomitees. Der KampfausschuC' begriiCt den Schritt des Einheitskomitees Westhausen zur EinFeitung einer einheitlichen^antifaschistischen Aktion gegen den Faschismus. Der Kampfausschufi, der sick ^usammensetzt aus SPD-,KPD- und parteilosen Arbeitern, gelobt, seine gauze Kraft einzusetzeh zur Schaffung der roten Einheitsfront gegen den Faschismus. Der Kampfausschufi fiir den Land- und Stadtkreis Hanau

Die Delegation erklart, dafi'diese Antworten die Grundlage fiir die Herstellung der kampfenden Einheitsfront der Arbeiter aller Richtungen und fiir die Durchfuhrung der Antifaschisti­ schen Aktion sind. Die Delegierten' beantragen, diese Fragen und Antworten alsr Broschure der’Antifaschistischen Aktion herauszugeben. Wir ru£ett>alle.Arbeiter auf, in den Betrieben, auf den Stempelstellen und an alien Orten die kampfende Einheitsfront zu Schmieden, den antifaschistischen Massenkampf zu entfalten, in diespm.Kampf die faschistische Papen-Regierung zu stiirzen, den Faschismus zu vernichten und die Befreiung der Arbeiterklasse dutch den Sieg des Sozialismus zu errihgenWie schaffen wir die Rote -Einheitsfront? Thalmanns Antwort auf 21*' Fragen von SPD-Arbeitern!, Berlin 1932, S. 24.

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Einheitskongrefi in. Berlin am 10. Juli 1932’-

Tausende von sozialdemokratischen Klasscngcnossen, von Reichsbannerarbeitern, von freigewerkschaftlichen Funktionaren, die auf dem Boden der SPD stehen, haben im Rahmen der Anti-, faschistischen Aktion praktisch den Wcg zur gemeinsamen Kampffront mit ihren kommunistischen Klassenbriidern gefunden. Das alles, Genossen, bildet zusammen jene einfache, aber schwerwiegende Tatsache, die ich an den Beginn mein er Ausfiihrungen stelle: Ich meine die Tatsache, dafi in Deutschland im Zeichen . der Antifaschistischen Aktion von uns Kommunistcn gemeinsam mit einem groCen Teil der sozialdemokratischen Arbeiter prak­ tisch die Einheitsfront verwirklicht wird! 1 Die 1465 Delegierten, darunter 132 Mitglieder der SPD, der SAP, des Reichsbanners und ihrer Jugendorganisationen, 954 Parteilose und 379 Kommunisten, dieses vom vorbereitenden Einheitskomitee Berlin-Bran­ denburg organisierten Kongresses kamen aus alien Teilen Deutschlands (vgl. Dok. 51). Sie nahmen nach dem Referat Ernst Thalmanns und einer ausfiihrlichen Diskussion, in der Mitglieder der SPD, der KPD, des Reichsbanners, freigewerkschaftlicher Organisationen, Vertreter der Erwerbslosen, der Intelligenz, Angestellte und Bauern zur Einheitsfront gegen den Faschismus sprachen, einstimmig das Manifest und das Kampfgelobnis der Antifaschistischen Aktion an und wahlten den ReichseinheitsausschuC der Antifaschistischen Aktion sowie einen BezirksausschuC fur Berlin-Brandenburg.

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Diese Tatsache besteht. Diese Tatsache ist nicht wegzuleugnen. Und das ist das Gegenstiick zu jenen Erklarungen des sozialdemokratischen Parteivorstandes, der seine Mitglieder und Organisationen vor lokalen Verhandlungen mit den Kommunisten warnt. Das ist das Gegenstuck zu jenen Reden sozialdemokratischer Fiihrer, wie des „Vofwarts“-Chefredakteufs Stampfer, iiber „Bedingungen“ fur die Einheitsfront. Das ist der Unterschied, Genossen: Dort zcrbricht man sich den Kopf, wie man die Organisationen von der Einheitsfront fernhalten kann. Dort zerbricht man sich den Kopf, was man den Kommunisten ftir „Bedingungen“ zur Vereitelung der Einheitsfront stellen kann. Dort zerbricht man sich den Kopf, wie man statt des gemeinsamen wirklichen Kampfes der sozialdemokratischen und kommunistischen Arbeiter gegen den Faschismus einen Fuhrerkuhhandel, einen „Burgfrieden“ zustande bringen kann, durch den Mandate und Ministersessel der SPD-Fiihrer gerettet werden konnten. Und hier bei uns, im Zeichen der Antifaschistischen Aktion, wird praktisch die kampfende rote Einheitsfront geschmiedet! Hier bei uns - der revolutionare Geist der Klassenarmee, die die mutigsten und kiihnsten, die kampfentschlossensten Arbeiter, Arbeiterinnen und Jungarbeiter sammelt! Die Frage der Einheitsfront gegen den Faschismus, des geschlossenen Massenkampfes aller klassenbewufiten Arbeiter, Ar­ beiterinnen und Jungarbeiter und der Werktatigen aus den ubrigen Schichten, die bereit sind, mit der Arbeiterklasse zu marschieren - das ist die Lebensfrage fur das deutsche Proletariat! Das ist die Frage, die heute Jeden Arbeiter beschaftigt. („Sehr richtig!" Lebhafte Zustimmung.) Und auf diese Frage muB man eine klare, scharfe und einfache Antwort geben, wenn man den Anspruch erhebt, dem Proletariat einen Weg in der heutigen schwierigen Situation, angesichts der faschistischen Todfeinde, aufzuzeigen. Dieser KongreC ist keine Parteiangelegenheit, sondern eine Sache der Berliner Arbeiterschaft, eine Sache, die das ganze deutsche Proletariat angeht. Das wissen die sozialdemokrati­ schen Genossen, die hier anwesend sind und die an der Wahl der Delegierten teilgenommen haben, sehr wohl. Ihr, sozialdemokratische Genossen, habt euch in die Antifaschistische Ak173

tion eingereiht, ohne deshalb aufzuhoten, Sozialdemokraten zu sein. Wir wissen schr gut, daB iht nicht plotzlich, von heute auf morgen, Kommunisten werden wollt. Aber wir glauben euch, daft ihr entschlossen und bereit seid, das, was ihr ebenso wollt wie wir Kommunisten, namlich den Faschismus schlagen — das mit uns gemeinsam durchzufuhren! (Beifall.) Und ebenso, wie es fiir uns klar ist> daB ihr auch in den Reihen der Antifaschistischen Aktion, auch in der roten Einheitsfront als sozialdemokratische Arbeiter euch nicht plotzlich in Kommunisten verwandelt, genauso wird es euch klar sein, daB wir, wenn wir hier fiir die Sache der Antifaschistischen Aktion eintreten, damit zugleich unsere Pflicht als Kommunisten erfiillen! . . . Wir stellen keine Bedingungen fiir die proletarische Einheits­ front auBer der einen, daB die sozialdemokratischen Klassengenossen, die die Einheitsfront mit uns schlieBen wollen, bereit sind, gemeinsam mit uns gegen den Faschismus zu kampfen. (Stiirmischer Beifall.)... Mit dem Sturz Briinings, mit der Einsetzung des Kabinetts Papen-Schleicher-Gayl durch die herrschende Klasse hat diese eine bedeutungsvolle Wendung vollzogen. Die Saat ist aufge gangen, die seit dem Verbot des Roten Frontkampferbundes durch den damaligen Reichsinnenminister Carl Severing, seit den Notverordnungen Briinings und Groeners gesat wurde. Ja man kann noch einige Jahre welter zuriickgehen und kann aussprechen: Das, was heute in Deutschland ist, der fre^he Frontalangriff der Bourgeoisie auf alle Rechte und Errungenschaften des Proletariats, auf die Freiheit der Arbeiterklasse und ihrer Organisationen - das ist die Krdnung jener Politik, die seit 1918 von alien Regierungen in Deutschland betrieben wurde. Mit der Niederschlagung von Spartakus, der Absetzung der Soldatenrate, der Wiederbewaffnung und Wiedereinsetzung des monarchistischen Offiziersgesindels, mit der Aufstellung der konterrevolutionaren Freikorps durch Noske, Liittwitz und Seeckt fing es an. Zuerst nannte es sich „Rat der Volksbeauftragten“ oder „rein sozialistische Regierung , und das Programm hiefi: „Der Sozialismus marschiert.“ In Wirklichkeit aber war es Entwaffnung des Proletariats und Bewaffnung der Konterrevolution. 174

Dann nannte es sich „Weimarer Koalition“, „Schwar2rotgoldene Front der Republikaner“, und das Programm hiefi: „Der Feind steht rechtsk" In Wirklichkeit aber war es Stabilisierung der kapitalistischen Klassenherrschaft, Republikschutzgesetz, das keincn Faschisten, aber Hunderte revolutionarer Arbeiter auf Tausende von Jahren ins Zuchthaus und Gefangnis sperrte! Dann hieC es „GroBe Koalition", und das Programm nannte sich „V61kerverstandigung“, „Wirtschaftsdemokratie“, „Hineinwachsen in den Sozialismus“. In Wirklichkeit aber gab es Panzerkreuzer,33 Tote anil. Mai 1929, gab es das VerbotdesRoten Frontkampferbundes und maBlose Auspliinderung des Prole­ tariats dutch Rationalisierung, Young-Sklaverei und immer neuen Lohn- und Unterstutzungsabbau! Dann hieb es „Regierung des kleineren Ubels“, und das Pro­ gramm nannte sich „Schutz vor dem Faschismus!" In Wirklich­ keit aber regnete es immer neue Notverordnungen, Demonstratiohsverbote, Gewaltmabnahmen, Auspliinderung an Lohnen, Unterstiitzungen, Steuerwucher und Zollraub, Aufziichtung des Hitlerfaschismus, Entrechtung der Arbeiter, der Arbeiterinnen und besonders der werktatigen Jugend. Dann kam die Hin­ denburg-Wahl, und das Programm nannte sich „Schlagt den Faschismus!“ Und dann jagte Hindenburg seinen treuen Diener Bruning weg, setzte Papen und Schleicher ein, liefi die SA legalisieren und marschieren, unterschrieb die Notverordnung gegen die Kriegskriippel, Rentner, Erwerbslosen, Arbeiter, Angestelltcn, Beamten, und wir standen dort, wo wir heute stehen; Die Bourgeoisie hat die unmittelbare Aufrichtung der faschistischen Diktatur iiber Deutschland begonnen! Die Leute, die den Massen des arbeitenden Volkes erzahlten, die Republik von 1918 sei ihr Staat, die Reichswehr des Herrn von Schleicher sei ihr Volksheer, der kaiserliche Generalfeldmarschall sei ihr Kandidat gegen den Faschismus, haben den Massen so lange zugeredet, sich auf die Schultern Hindenburgs ZU stiitzen, bis diese Schultern sich in die Bajonette der faschi­ stischen Diktatur verwandelt haben. Und heute, wo die Saat aufgegangen ist, wo die herrschende Klasse bei der Ausiibung ihrer Diktatur von den betriigerischen „demokratischen“ Methoden 1 Im Original: links.

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ZU den faschistischen Herrschaftsmethoden iibergeht, kommen dieselben Leute, die noch vot wenigen Wochen 2ur Wahl Hin­ denburgs trommelten, und geben die Losung aus, fur eine „2weite Republik" zu kampfen. 1st das eine Losung gegen den Faschis-

mus?... Kampf gegen den Faschismus kann nicht gefiihrt werden mit dem Ziel, an die Stelle der offenen Verfechter der faschistischen Diktatur wieder ihre Wegbereiter zu setzen, an die Stelle Papens Wieder Bruning, an die Stelle Schleichers wieder Groener Oder ahnliche Gestalten, sondern nur mit dem Ziel, die herrschende Klasse vernichtend zu schlagen und der Arbeiterklasse die voile Macht [zu erringen]. („Bravo!“ Lebhafte Zustimmung.) Wer an einer Politik festhalt, die Bruning stiitzte, die Hinden­ burg erneut an die Macht brachte und die faktisch zu Papen und Hitler fiihrte, der kampft nicht gegen den Faschismus, sondern

hilft dem Faschismus!... Der antifaschistische Kampf erfordert, daft wir in den Betrieben und auf den Stempelstellen alle Arbeiter zum Kampf gegen jede Unterdriickungs- und RaubmaCnahme der Bourgeoisie mobilisieren. Antifaschistischer Kampf - das bedeutet, dafi wir den roten Massenselbstschutz gegen den braunen Mordterror scha fen! Das bedeutet, dafi wir unter alien proletarischen und werktatigen Schichten den Kampf urn die Zerschlagung der Hitlerdemagogie, urn die Zuriickgewinnung der vom Hitlerfaschismus irregefiihrten und verseuchten Massen in die Klassenfront^ des Freiheitskampfes betreiben! Das bedeutet, dafi wir angesichts des neuen Tributpaktes von Lausanne^ die nationalistische Dem­ agogic der Bourgeoisie und ihrer Hitlerlakaien vor den Massen entlarven und aufzeigen, dafi nur der revolutionare Ausweg aus der Krise dutch den Sieg des Proletariats zugleich den Weg zur Freiheit von der imperialistischen Versailler Sklaverei

bringt! Das bedeutet, dafi wir die Strciks und Massenaktionen gegen Lohn- und Unterstiitzungsraub, gegen die Zerschlagung der letzten Reste der Sozialversicherung, gegen Unternehmerwillkur, 1 Auf der Lausanner Reparationskonferenz vom 16. Juni bis 9. Juli 1932 stimmte die Papen-Regierung dec Zahlung einer letzten Rate von drei Milliarden Mark Reparationen zu.

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gegen Zwangsarbeit organisieren und durchfiihren! Antifaschistischer Kanipf - das bedeutet, dab wir in ganz Deutschland riisten und trommeln fur den politischen Massenstreik, ja fiir den Generalstreik, um damit die faschistischen Machthaber zu schlagen und die faschistischen Anschlage abzuwehren! Antifaschistischer Massenkampf - das bedeutet, dafi wir den 31. Juli nicht als einen Tag auslegen, wo man mit dem Stimmzettel, mit einem Stiickchen Papier, die Machtverhaltnisse verandern konnte - denn das ist ein einfacher, purer Schwindel, auf den heute nach alien bitteren Erfahrungen der vergangenen Wahlen kein klassenbewuCter Arbeiter mehr hereinfallen darf -, sondern dafi wir diesen 31. Juli in den Dienst der Massenmobilisierung fur den auCerparlamentarischen Massenkampf stellen. Wir mussen den 31. Juli zu einem Millionenbekenritnis fiir den antifaschistischen Freiheitskampf machen. Dabei gilt es, alle Wahlmiiden an die Wahlurne heranzubringen, alle antiparlamentarischen Stimmungen zu iiberwinden, damit der 31. Juli einen machtigen Antrieb fiir die Antifaschistische Aktion, ein mitreifiendes Bekenntnis zur Sache des revolutionaren Proleta­ riats und zur einzigen antifaschistischen Kraft ergibt! Anti­ faschistischer Massenkampf - das bedeutet, alle Kampfmethoden anzuwenden und alle Kampforgane zu schaffen, um einen neuen roten Vormarsch der Arbeiterklasse durchzusetzen! Dazu ruft die Antifaschistische Aktion! Die Antifaschistische Aktion - das ist keine neue Organisation neben den alten. Denn wir brauchen keine neuen Organisationen. Antifaschistische Ak­ tion - das ist eine Bewegung, das ist die lebendige Wirklichkeit der von unten her, von den Massen geschaffenen kampfenden roten Einheitsfront gegen den Faschismus! Ernst Thalmann: Was will die Antifaschistische Aktion?, Berlin o. J., S. 3/4, 6-9, 11/12.

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56 Erklarung der sozialdemokratischen Delegierten des antifaschistischen Einheitskongresses in Berlin vom 10. Juli 1932

Wir auf dem antifaschistischen EinheitskongreC Berlin-Bran­ denburg anwesenden SPD- und Reichsbannermitglieder erklaren, alle Krafte eihzusetzen fiir die Schaffung der kampfenden Einheitsfront aller Arbeiter, ungeachtet der Organisationszugehorigkeit. Wir protestieren auf das scharfste gegen das Verbot des Parteivorstandes’-, daft gemeinsame Besprechungen und Aktionen in den Betrieben, an den Stempelstellen und in den Wohngebieten. mit den revolutionaren Arbeitern nicht stattfinden sollen. Wir weisen alle Verleumdungen zuriick, die uber uns in unserer Presse verbreitet werden. Wir rufen alle Arbeiter auf, nicht zu warten, bis der Faschismus uns schlagt, sondern es gilt, sofort die Kampfmafinahmen gegen die Papen-Regierung, gegen Notverordnungen und Naziterroreinzuleiten. Schafft uberall Einheitsausschiisse! Bildetin den Betrieben, an den Stempelstellen und in den Hauserblocks den roten Massenselbstschutz. Es lebe die kampfende Einheitsfront Die Rote Fahne, Nr. 153 vom 12. Juli 1932. ’ Gemeint ist das Rundschreiben des Parteivorstandes der SPD vom 2'8. Juni 1932 an die Bezirksleitungen der SPD, in dem es heifit: „Lokale Verhandlungen sdiaffen statt Einigkeit uhd Klarheit nur Uneinigkeit und' . Verwirrung. Sie sind deshalb strong zu vermeiden." 2 Die Erklarung wurde gegen drei Stimmen angenommen.

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57 Manifest der Antifaschistischen Aktion, beschlossen vom antifaschistischen EinheitskongreC in Berlin am 10. Juli 1932

Hunger der Millionen Erwerbslosen, Verarmung und Not aller Werktatigen, Ruin von zahllosen Existenzen - maCloses Elend hat das kapitalistisehe System iiber die arbeitendeMenschheit gebracht. In Deutschland werden die Werktatigen von den doppelten Schlagen der Wirtschaftskrise und der Knechtschaft durch das Versailler System getroffen. Die herrschende Klasse versucht, die Werktatigen durch eine Welle nationalistischer Verhetzung irrezufiihren und vom Kampf gegen die kapitalistische Mifiwirtschaft abzulenken. Gestutzt auf die chauvinistische Verhetzung breiter Millionenmassen durch die skrupellose Dem­ agogic des Hitlerfaschismus, ist die deutsche Bourgeoisie dabei, unmittelbar die faschistische Diktatur in Deutschland aufzurichten. Die Freiheit der Arbeiterklasse wird von den Kapitalisten mit FiiBen getreten. Mit Sabeln und Bajonetten und Mas chinengewehren, mit Zerschlagung der Arbeiterorganisationen, mit brutalem Raub aller Rechte und Errungenschaften des Proleta­ riats soil der Widerstand der Werktatigen gegen den Faschismus und gegen die kapitalistische Ausplunderung zerschmettert wer­ den; wiister Terror nationalsozialistischer Morderkolonnen wird von den Ausbeutern und Unterdriickern des arbeitenden Volkes entfesselt. Wahrend die Papen-Regierung mit Hitlers Hilfe in Lausanne den neuen Tributpakt abschliefit und das Versailler 16 Antifaschistische Aktion

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System erneuert, verscharft sicE zugleich mit der faschistischen Entwicklung die i'mperialistische Kriegspolitik der Bourgeoisie. Galgen und Zuchthauser des Faschismus bedrohen das deutsche Proletariat und die Werktatigen in Stadt und Land, wenn nicht der antifaschistische Freiheitskampf die verbrecherischen Anschlage aller Volksfeinde zunichte macht. In der Stunde der hochsten Gefahr ruft die Antifaschistische Aktion die arbeitenden Massen in Stadt und Land zum gemeinsamen briiderlidien Freiheitskampf gegen die faschistischen Todfeinde des werktatigen Volkes und ihre Handlanger. Die Anti­ faschistische Aktion ist die lebendige Millionenbewegung aller antifaschistischen Freiheitskampfer in ganz Deutschland. Die Antifaschistische Aktion sammelt in ihren Reihen die kampfentschlossenen Belegschaften der Betriebe, die zum antifaschisti­ schen Massenkampf bereiten Erwerbslosen der Stempelstellen, die Mitglieder der Organisationen, die den wirklichen Kampf gegen den Faschismus fiihren wollen, die Freiheitskampfer in Stadt und Land aus den Reihen des Proletariats, der Angestellten, der Beamten und der Intelligenz, des notleidenden Mittelstandes und des schaffenden Landvolkes zum gemeinsamen Kampf. Die Antifaschistische Aktion verwirklicht das Biindnis von Stadt und Land gegen den Faschismus. Die Antifaschistische Aktion vereinigt die klassenbewuCten sozialdemokratischen Arbeiter, Arbeiterinnen, Jungarbeiter mit ihren revolutionaren Klassenbriidern aus den Reihen der Kommunistischen Partei, die freigewerkschaftlichen, die christlichen mit den Arbeitern der roten Verbande, die organisierten mit den unorganisierten und den parteilosen antifaschistischen Klassengenossen zur gemeinsamen Verteidigung der Freiheit der Arbeiterklasse gegen den Faschismus. Die Antifaschistische Aktion verwirklicht den gemeinsamen Kampf der Arbeitermassen durch Wahl von Einheitsausschiissen der Antifaschistischen Aktion und SchaflEung roter Massenselbstschutzformationen im Betrieb, an der Stempelstelle, in alien Wohngebieten. Was will die Antifaschistische Aktion? Die Antifaschistische Aktion will nicht dulden, dafi iiber Deutschland die faschistische Diktatur errichtet wird, daC die Klassenorganisationen des Proletariats zertriimmert und ver-

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boten, daB alle Rechte der Arbeiterklasse’ mit FiiCen getreten, daB die So2ialversicherung und alle Errungenschaften der Arbeiterbewegung ausgerottet werden. Die Antifaschistische Aktion organisiert in breitester Einheitsfront den geschlossenen roten Massenselbstschutz der Arbeiter, Erwerbslosen und Werktatigen in ganz Deutschland. Die Antifaschistische Aktion will den Massenkampf aller klassenbewuBten Arbeiter, aller antifaschistischen Freiheitskampfer fiir die vernichtende Niederlage des Hitlerfaschismus, fiir die Zuruckeroberung von Millionen von den Nationalsozialisten betrogenen Werktatigen. Die Antifaschistische Aktion wird nicht dulden, daB die kampfende rote Einheitsfront von den Wegbereitern des Faschismus gestort und sabotiert wird, von denen, die die Arbeiter fiir Hindenburg und Briining miBbrauchen und dadurch die Papen und Schleicher in den Sattel heben. Die Antifaschistische Aktion will den ehrlichen ZusammenschluB aller Klassengenossen und Werktatigen, die bereit und gewillt sind, den Kampf gegen die diktatorischen Notverordnungen, gegen den nationalsozialistischen Terror und gegen die Aufrichtung der faschistischen Diktatur durch die Papen-Regierung zu fiihren. Die Antifaschistische Aktion will verhindern, daB die PapenRegierung der Industriellen, Junker und Generale das Volk unterdriickt, die nationale Knechtung durch das Versailler System verlangert und ihre faschistischen Plane gegen die Werk­ tatigen durchfiihrt. Die Antifaschistische Aktion .will die Beseitigung aller kapitalistischen Regierungen und die Sammlung aller antifaschistischen Freiheitskampfer zum gemeinsamen Ringen fiir eine Arbeiter-und-Bauern-Regierung in einem freien, sozialistischen Deutschland. Die Antifaschistische Aktion will den Kriegshetzern und den faschistischen Kriegsprovokateuren, alien zu einem neucn Vdlkermord treibenden Machten Deutschlands, die sich durch aktive Unterstiitzung der Kriegsverbrecher Oder durch pazifistische Phrasen in den Dienst der Imperialisten gestellt haben, die breite Front der antifaschistischen Einheit entgegenstellen. Fiir diese Ziele kampft die Antifaschistische Aktion. Fiir diese Ziele ruft die Antifaschistische Aktion die Massen auf, den Kampf in den Betrieben, auf den Stempelstellen, in den Arbei16*

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tervierteln, in Stadt'und Land in brciter roter Einheitsfront zu entfalten, alle Formen des Massenwiderstandes gegen die Faschist en einzuschiagen, vor allem den politischen Massenstreik gegen die faschistische Unterdriickung zu organisieren. Die Millionenmassen aller kampfbereiten antifaschistischen Streiter in Stadt und Land mussen sich im Zeichen des Kampfgelobnisses der Antifaschistischen Aktion zu einer uniiberwindlichen Armee des Freiheitskampfes vereinigen. In jeder Arbeiterversammlung, in jedem Betrieb, auf jeder Stempelstelle, in jeder Organisation gilt es, millionenfach das Kampfgelobnis der Antifaschistischen Aktion’- abzulegen. Gegen kapitalistische Ausbeutung und Knechtschaft! Fur Arbeit, Brot und Freiheit! Gegen Arbeiterverrat und Hindenburg-Politik! Fiir rote Einheitsfront mit den sozialdemokratischen und alien Arbeitern! Gegen die Regierung der Industriellen, Junker und Generale! Fur die Arbeiter-undBauern-Regierung! Gegen Faschismus - fiir Sozialismus! Die Rote Fahne, Nr. 153 vom 12. Juli 1932. 1 Wortlaut des Kampfgelobnisses: „Wir geloben, mit Leib und Leben, mit unserer ganzen Kraft einzustehen fiir den antifaschistischen Massenkampf: gegen die faschistischen Todfeinde des werktatigen Volkes, gegen die Aufrichtung der faschistischen Diktatur, gegen den faschistischen Mordterror, gegen Notverordnungen, Verbote, UnterdriickungsmaBnahmen, gegen Lohnraub, Gehaltsraub, Unterstiitzungsraub, gegen Tributsklaverei und imperialistische Kriegspolitik, gegen das kapitalistische System von Hunger und Knechtschaft! Mit aller Kraft gegen den Faschis­ mus! - Fur die Verteidigung der Sowjetunion! Es lebe die Antifaschistische Aktion! Wir geloben, nicht zu ruhen und zu rasten, sondern in Betrieb und Stempelstelle, in Stadt und Land alle Kraft einzusetzen: fiir die gemeinsame rote Einheitsfront, fur die Freiheit der Arbeiterklasse, fiir die Ver­ teidigung der Kommunistischen Partei und aller proletarischen Organisationen, fiir den roten Massenselbstschutz, fiir Streiks und Kampfaktionen, fiir den politischen Massenstreik gegen die faschistischen Machthaber, fiir eine Arbeiter-und-Bauern-Regierung, fiir ein freies, sozialistischesDeutsch­ land! Alles fur den Sozialismus! Es lebe die Antifaschistische Aktion! Ein Feind — eine Front — ein Kampf! Her zu uns! Wir sind die Antifaschisten der Tat! Wir geloben es mit unserem Kampfruf: Rot Front!

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58 Schreiben des Polizeiprasidiums Stuttgart vom 12. Juli 1932 an die Nachrichtensammelstelle im Reichsministerium des Innern

Polizeiprasidium Stuttgart Abteilung II Nr. II b 3 943/32 geh.

Stuttgart, den 12. Juli 1932

An die Nachrichtensammelstelle des Reichsministeriums des Innern Berlin Betr.: Gemeinsame Demonstration der Jdisernen Front und der KPD. Beil.: O

Die Eiserne Front hatte auf Samstag, den 2. 1. dieses Jahres, 2u einer Demonstration in Heslach gegen den Faschismus aufgerufen. Nach Bekanntwerden dieser Absicht hat die Kommunistische Partei ihre Mitglieder dutch die „Suddeutsche Arbeiter-2eitung“, Flugblatter und Rundschreiben zur Teilnahme an ebendieser Demonstration aufgefordert. Die Demonstration selbst ist ohne Anstand verlaufen. Den 1500-1600 Teilnehmern der Eisernen Front haben sich Mitglieder und Anhanger der Kommunistischen Partei in Starke von 900 Personen, unter Vorantragen von Plakaten mit dem Inhalt: „Herein in die Antifaschistische Aktion!“, „Bildet die Einheitsfront!" angeschlossen. Von seiten der Leitung der Eisernen Front bzw. der SPD

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wurde gegen das Anhangen der Kommunistcn, wenn dieses in groCerem Abstand erfolge, nichts eingewendet. Den AbschluB der Demonstration bildete eine Versammlung auf dem Matthauskirchenplatz, bei der zu gleicher Zeit Redner der Eisernen Front und der Kommunisten sprachen. Da hier m. W. zum ersten Male in Wiirttemberg die propagierte Einheitsfront in der Praxis tatsachlich in Erscheinung getreten ist, scheint mir dieser Vorgang nicht unbeachtlich. I. A. Dr. Zeudel Regierungsrat^ Deutsches Zentralarchiv, Potsdam, Reichsministerium des Innern, Abt. IAN, Nr. 26 153, Bl. 23. 1 Es folgt ein handschriftlicher Vermerk folgenden Wortlauts: „Die Einheitsfront KPD-Eiserne Front ist in letzter Zeit wiederholt festgestellt Worden."

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59 Aus dem Lagebericht Nr. 13 des Reichsministeriums des Innern vom 16. Juli 1932

Die Erorterungen zwischen KPD urid SPD iiber die Moglichkeit einer auch formalen Einheitsfront beiderParteien ?m Kampf gegen den „Faschismus“ sind, was die SPD angeht, zu einem gewissen AbschluC gelangt. Der Parteivorstand der SPD hat sich - entsprechend seiner von taktischen Griinden diktierten vorsichtigen Haltung, die sich durch die wachsende Sympathie friiherer linksbiirgerlicher Wahl er fiir eine Stimmabgabe zugunsten der SPD nur noch mehr empfiehlt - in einem Aufruf vom 28. VI.1 ausdriicklich gegen die von der KPD empfohlenen und auch jetzt noch angestrebten lokalen Verhandlungen ausgesprochen, ja diese sogar ausdriicklich verboten. Hierdurch entstehen, so heiCt es in einem Rundschreiben^, nur Uneinigkeit und Verwirrung statt Einigkeit und Klarheit. Erfolgversprechende Ver­ handlungen konnten nur von den zentralen Parteileitungen gefiihrt werden. Weil aber die KPD sich mehrfach grundsatzlich und eindeutig gegen solche zentralen Verhandlungen ausgesprochen hat, bestatigt dieses Rundschreiben unsere Vermutung, daC die SPD im Grunde diese auch formale Einheitsfront nicht wiinscht. Sie geht sogar so weit, dafi sie Funktionare, Ortsgruppenvorsitzende usw., die sich trotzdem in lokale Verhandlungen mit der KPD einiieBen, entweder aus der Partei ausschliefit oder 1 Gemeint ist in beiden Fallen das Rundschreiben vom 28. Juni 1932. (Vgl. S. 27*/28* u. 178, FuCnote.)

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die Schuldigen veranlafit, ihre gegebene Zustimmung zuf Teilnahme an Einheitsfrontkomitees oder -aktionen zuriickzuziehen. Demgegenuber bemuht sich die KPD waiter, eine Einheitsfront im lokalen MaBstabe herzustellen .. A Andererseits erklaren kommunistische Fiihrer und Redner immer wieder, dafi die KPD fiir die Bildung der antifaschistischen Einheitsfront nicht die Bedingung eines Obertritts zur KPD steJle, daB sie auch nichts He­ ber tate (??), als die Fiihrung in den Einheitsfrontausschiissen den wirklich kampfgewillten Arbeitern, ungeachtet ihrer Organisationszugehorigkeit, selbst zu ubergeben. Die KPD wolle lediglich diese Einheitsfront aufstellen. Sie wolle lediglich gemeinsam mit alien Arbeitern gegen den Faschismus kampfen, den roten Massenselbstschutz schaffen, gegen die Notverordnungen der Regierungen den gemeinsamen Massenkampf aller Arbeiter einsetzen, d. h. als wirkungsvollste KampfmaBnahme den politischen Massenstreik organisieren. Aus alien Reden und Anweisungen klingt immer wieder die gleiche Aufforderung; „Schreitet endlich zur antifaschistischenTat!“, oder: „Findet immerneue Formen der Antifaschistischen Aktion!“ Bedingungen, die die SPD fiir die Einheitsfront stellt, konne und wolle die KPD nicht annehmen, wie sie ihrerseits auch den sozialdemokratischen Ar­ beitern keine andere Bedingung fiir die Einreihung in die antifaschistische Einheitsfront stelle als den Willen zum Kampf ... Im ganzen Reiche gehen die praktischen Einheitsfrontaktionen welter. SPD-Betriebsrate gehen mit roten Kollegen zusammen, Reichsbannermitglieder erscheinen als Delegierte ihrer Kameraden in kommunistischen Versammlungen; in Duisburg erorterten Funktionare der Eisernen Front im Parteibiiro der KPD EinheitsfrontmaBnahmen. Gemeinsame Sargwachen und Beteiligpngen bei Beerdigungen sind schon iiberall die Regel, ebenso. wie bei oder nach nationalsozialistischen Aufmarschen regelmaBig wirklich uberparteiliche Demonstrationen veranstaltet werden. Sozialdemokraten erscheinen bei den vielerorts veranstalteten antifaschistischen Kongressen der KPD, wenn auch noch nicht in der von der KPD erhofften Zahl; Gewerkschaftsfunktionare erklaren, daB man die entgegengehaltene BruderIn den ausgelassenen Stellen werden Zitate aus kommunistischen und sozialdemokratischen Zeitungen angefiihrt und kommentiert.

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hand der KPD nicht zuruckweisen diirfe, und auCern Kritik an der Politik von SPD und ADGB. Die Duisburger ,,Volksstimme", SPD-Organ, begriiBte das Zustandekommen der Einheitsfront, die spontan von unten her kommen wurde. Hilferding riihmte in einer Essener Rede, daP bei der Demonstration im Berliner Lustgarten die Kommunisten in „vorbildlicher Disziplin“ mitmarschiert seien usw. usw. So sieht man also, daB der Vorstand der SPD im Prinzip nichts gegen die Bildung der Einheitsfront au£ lokaler Basis hat, solange natiirlich die Machtstellung der SPD und ihr EinfluB im Proletariat hierdurch nicht beriihrt wird, daB er aber, und zwar mit Rucksicht auf die von rechts her erwarteten Wahl er und mit Rucksicht auf spatere Koalitionsmoglichkeiten, eine offizielle Verantwortung fiir eine auch formale Einheitsfront mit den Kommunisten nicht iibernehmen will. Oberhaupt zeichnetsich das gesamte Auftreten der SPD durch

eine ungeheure ZwiespaJtigkeit aus... Diese Zwiespaltigkeit kommt auch bei alien Aufrufen zu Demonstrationen zum Ausdruck. Mai wendet man sich an die „freiheitliche republikanische" Bevolkerung, mal ruft man „Jetzt zeige dich, rotes Ber­ lin!", aber diese je nach Lage der Dinge angewandte Tarnung wird der SPD von ihren gerade jetzt wieder sehr treuen Freunden aus dem demokratischen Lager ermoglicht. ,,Berliner Tageblatt [und Handelszeitung]" und „Vossische Zeitung" nannten die groBe Kundgebung der Sozialdemokratie am 4. VIL, zu der der „Vorwarts“ das ganze „rote Berlin" aufgerufen hatte und zu der auch kommunistische Ziige in groBerer Zahl erschienen waren, eine „wuchtige republikanische Kundgebung". Das „B[erliner] T[ageblatt und Handelszeitung]" riihmte besonders die Mitbeteiligung kommunistischer Arbeiter und meinte zugleich, hier werde der „Kamp£ fiir die Rechte des Burgers" ausgefochten. So suchen diese seltsamen Interessenvertreter biirgerlicher Kreise Schutz bei roten Sturmbataillonen, die es selbst wie auch ihre Fiihrer an Deutlichkeit in der Verkundung ihrer Ziele nicht fehlen lassen. Deutsches Zentralardiiv, Potsdam, Reichsministerium des Innern, Abt. IAN, Nr. 26 153, Bl. 25-29.

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60 Aus einem Bericht 4es Thiiringischen Ministeriums des Innern vom 1&. Juli 1932 an das Reichsministerium des Innerh*

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Die Bestrebungen der KPD zur Herbeifuhrung einer „Antifaschistischen Aktion“ sind auch in Thiiringen festgestellt Cob­ den. In Vefsammlungen und Konferenzen wird auf die Bildung eirfer antifasehistischen Einheitsfront hingearbeitet; die „Anti'faschistische Aktion“ bildet die Hauptarbeit def kommunistischen Organisationen uberhaupt. Von seiten der Polizeibehdrden werden wir darauf hingewiesen, dafi die Organisierung einer ..Antifaschistischen Aktion" zu einer auCergewbhnlich^n Gefahr fiir die besteh’ende Staatsordnung werden kann. Es sei fraglich, db die sozialistischen Arbeiter noch weiterhin ihren Fiihrern fol­ gen werden, da in diesen Kreisen vielfadi nur in dem ZusammenschluB mit den Kommunisten ein Ausweg aus den bestehen-

den Verhaltnissen gesehen wird. Institut fiir Marxismus-LeninismCs bcim- ZK der SED, -Zentrales Parteiardiiv, 10/155, Bl. 103.

1 In der' Akte ist nur dieser Auszug enthalten.

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61 Aus einem Zeitungsbericht iiber die Beisetzung zweier von den Nazis ermordeter Arbeiter in Berlin-Spandau am 19. Juli 1932

Um Uhr, drci Stunden vor dem Beginn der Begrabniskundgebung auf dem Spandauer Stadtiscben Friedhof, setzt der Anmarsch der Massen ein. In mehreren hundert Mann starken Gruppen rucken sie aus alien Arbeiterbezirken heran. Auf der durchSiemensstadtfuhrendenNonnendamm-Allee sieht man den Menschenstrom kilometerweit. Die StraCen der Berliner Arbeiterbezirke haben sdiwarzen Trauerflor iiber die roten Fahnen gesetzt. Hier drauCen haben die Laubenkolonien rechts und links der Stadtbahnkorper, rechts und links der Chaussee die bunten Schreber[garten] fahnen auf halbmast gezogen. Das sind Millionen Menschen. Das ist das rote Arbeiter-Berlin, das die Trauer um seine Toten zeigt. Um 4 Uhr nachmittags steht schon ganz Spandau unter dem Eindruck dieser riesigen Demonstration. Die Genossen erzahlen: Schon der Vormittag hat Zusammenstofie mit der Polizei gebracht. Als die Toten vom Charlottenburger Leichenschauhaus zum Friedhof iiberfuhrt wurden, liefi die Polizei auf offener StraCe das rote Tuch der Transparente von den Sargen abreiCen. Die Leichenwagen wurden dutch stille StraCen umgeleitet, und trotzdem gingen Hunderte und aber Hunderte Arbeiter hinter den Wagen. Rechts und links Arbeiterspaliere. Die Reichsbannerarbeiter griifien mit den Fausten „Freiheit“. An der Ringchaussee, deren Befahren fiir Fuhrwerke polizeilich verboten ist,

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will die Polizei die protestiercnden Ku ts ch er zwingen, die Leichehwagen den gefahrlichen Weg zu .fahren^ I^ie Kutscher fahren nicht. Die Polizisten wollen die Wagen die Chaussee entlangschieben oder die Leichen auf den Kasernenhof ziehen. Der ' Arbeiter bemachtigt sich eine -ungeheure Emporung. Demonstranten aus den .Spaiieren, zwei Reichsbannerarbeiter unter ibnen, tragen schliefilich die Sarge ailf ihren Schultern den Rest des "Weges zum Friedhof. Die Polizei isaubert^hinter den Leichen die Strafieri mit gezogenem Revolver., Von 1^4 bis 1^6 Uhr manschierten Zehntausende Arbeiter durch die Hauptstrafien Span­ daus. Die ganze S_tadt steht im Zeichen unserer Trauerkundgebung. Die Schutzpolizei laCt yier Panzerwagen, eine Eskadron PolizeikaVallerie und mehr als zehn tJberfallkommandos durch ' die StraCen fahren und reiten. Kurz nach 17 Uhr begann die Trauer-, begann die Kampfkundgebung' auf dem Friedhof,^ der def im Walde liegt. Gedampft. klangen die Stimmen des Menschenstroms unter dem Brausen der Baume. Ein gcwaltiger Kreis von Tausenden umgab die rotbedeckten Sarge; bis welt in den Wald hinein standen entbldCten Hauptes die Massen. Zwei Riesentransparente wehten dariiber: „Grothe und Brechlin'mahnen: Her zur roten Einheitsfront" und das andere: „Wir fielen, doch ihr kampft weiter.“ Geballte Fauste iiberall. Umflorte rote Fahnen an der einen Seite der Sarge. Ein ganzer Wald von Rot unter dem dunklen Griin der Kiefern. Fahnen mit Hammer und Sichel, Reidisbannerwimpel, Fahnen der Wassersportlerj ReichsbannerWassersportler, Fichte[sportler] in endloser” Zahl, die Fahnen von den Laubenkolonien, von Betrieben, RGO, Industrieverband fiir da^s Baugewerbe - sieflattern leuchtend durcheinander und senken sich im Gedenken an die beiden ermordeten Antifaschisten. Kampfbundkameraden mit heruntergelassenen Sturmriemen und eisern erhobfinen Fausten umgeben die Sarge. Ihnen gegenuber clie Angehorigen, denen tiefster Schmerz auf den Gesichtern steht. Das rote Berlin, die Betriebe, die Erwerbslosen hatten Kranze geschickt. Kaum zahlbar. SiemensAtbeiter, Afii-Arbeiter aus den verschiedensten Teilen Berlins, die Arbeiter vom Zentralviehhof, vom Spath-Konzern Johannisthal, von der AEG Ackerstrafe, von dqr BVG, vom Flughafen

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Johannisthal. Neben dem Kranz der Redaktion und des Verlages der „Roten Fahne" die Kranze der Erwerbslosenausschiisse, der Reichsbannerarbeiter, der Massenselbstschutzstaffeln. Das Berliner Proletariat hat seiner Toten wiirdig gedacht. Dann nimmt der Genosse Ulbricht das Wort; „Heute haben Zehntausende rote Freiheitskampfer unseren Genossen Ferdi­ nand Grothe und Georg Brechlin das letzte Geleit gegeben. Es war ein Kampfaufmarsch gegen die mordenden Hitlerbanden und gegen die Papen-Regierung, die den Nazis die Uniformen und die den Werktatigcn die Salzsteuer und die Beschaftigtensteuer^ brachte. Minister Severing hat heute seine Panzerwagen mobil gemacht. Aber hier an unseren Grabern sind die Arbeiter des Reichsbanners und der Hammerschaften mit ihren kommunistischen Klassengenossen zusammen aufmarschiert. Das ist die beste Antwort, die die sozialdemokratischen Arbeiter Severing geben konnten. Nun erst recht in roter Einheitsfront alle Krafte eingesetzt fiir die Vernichtung der Nazimordpest und fiir den Sturz der PapenRegierungl Nun erst recht roter Massenselbstschutz! Die Strafien miissen dem roten Berlin gehbren! Weg mit den Nazis von den Straben! Riistetzum Massenstreik gegen Mordterror und PapenRegierung! In den Spandauer Betrieben hat es heute Teilproteststreiks gegeben. Ein vorbildlicher Schritt fiir alle deutschen Betriebe. So wie sie, wollen wir uberall zum Massenstreik riisten. Das wollen wir geloben." Der Genosse Ulbricht spricht das Kampfgelobnis des antifaschistischen Einheitskongresses. Die Massen fallen drbhnend ein: „Rot Front!" Zehntausende Fauste recken sich. Nach dem Genossen Ulbricht spricht der sozialdemokratische Angestellte Kraus von der Wassersportsparte des Butab (Bund der technischen Angestellten und Beamten). Er erklart im Auftrag der im Arbeitersportler-Massenselbstschutz zusammengeschlossenen sozialdemokratischen und kommunistischen Sportvereine des Tiefwerder-Gebiets; „Zwei Kameraden unseres Massenselbstschutzes sind im Kampf gegen die Nazimordpest 1 Am 14. Juni 1932 wurden durch Notverordnungen unter anderen das SA- und Uniformverbot aufgehoben, eine Salzsteuer sowie fiir alle Lohnund Gehaltsempfanger eine „Abgabe zur Arbeitslosenhilfe" eingefiihrt.

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gefallen. Geloben wir mit erhobener Faust, nicht eher zu ruhen, bis der braune Mord vernichtet ist! Wir griifien ,Rot Front', und ,Freiheit', aber wir sind alle klassenbewubt. Kampfen wir fiir die rote Einheit aller Arbeiter, dann schlagen wir die Nazimorder und ihre Hintermanner, dann machen wir die Arbeiterschaft frei!"i Die Rote Fahne, Nr. 160 vom 20. Juli 1932. ' Im folgenden wird iiber den weiteren Verlauf der Trauerkundgebung und das Auftreten weiterer Redner, so des Kreisvorsitzenden der SPD in Berlin-Spandau, berichtet.

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62 Appell des 2K der KPD vom 20. Juli 1932 an die SPD, den ADGB, den AfA-Bund und alle deutschen Arbeiter

Die Kommunistische Partei Deutschlands richtet angesichts der Aufrichtung der Militardiktatur dur ch die Regierung PapenSchleicher den Appell an die deutsche Arbeiterschaft, den Generalstreik fur folgende Forderungen durchzufuhren: 1. Fort mit der faschistischen Militardiktatur und dem Ausnahmezustand! 2. Fort mit der faschistischen Papen-Regierung! 3. Her mit der uneingeschrankten Versammlungs-, Demon­ strations-, Presse- und Organisationsfreiheit fur die Arbeiterklasse! 4. Fort mit den faschistischen Notverord nungen gegen Kriegskruppel, Erwerbslose, Rentner, Arbeiter, Angestellte und Beamte und gegen die Freiheit der Arbeiterbewegung! 5. Fur die Entwaffnung der Konterrevolution! 6. Fiir das Verbot der SA und SS und die SchlieBung der SAKasernen! Die Kommunistische Partei richtet vor der proletarischen Offentlichkeit die Frage an die Sozialdemokratische Partei Deutschlands, an den ADGB und den AfA-Bund, ob sie bereit sind, gemeinsam mit der Kommunistischen Partei den Generalstreik fiir diese Forderungen durchzufiihren, wic es dem Willen der Millionenmassen auch der sozialdemokratischen und freigewerkschaftlichen Arbeiter entspricht.

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Die Kommunistische Partei wen det sich an die Arbeiter, Arbeiterinnen und Jungarbeiter in ganz Deutschland mit dem Appell, von unten her, durch die breiteste Entfaltung der In­ itiative der Massen in den Betrieben und Kontoren, auf den Stempelstellen und auf dem flachen Lande, den Massenkampf gegen die Aufrichtung der faschistischen Diktatur und gegen den Mordterror des Hitlerfaschismus im Zeichen der Antifaschistischen Aktion zu entfalten und unverzuglich den Streik zu organisieren. Die Kommunistische Partei appelli.ert an alle Gewerkschaftskartelle, sofort den Streik zu beschlieben, an alle Betriebszellen, die Streikorganisierung in den Betrieben einzuleiten, an die Erwerbslosen auf den Stempelstellen, sich nicht zu Streikbrecherarbeit gebrauchen-zu lassen, sondern aktive Solidaritat mit den Streikenden zu organisieren. Vorwarts im Zeichen der Antifaschistischen Aktion! Rote Sturmfahne (Mitte Juli 1932).

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63 Aufruf der KPD, Bezirk Wasserkante, um den 20. Juli 1932

Militardiktaturl Beschlielit Streik! Alle Betriebe beschlielien sofort politischen Massenstreikl . DieMilitardiktaturist da.Papen hat die preuCische Regierung abgesetzt, den Belagerungszustand iiber ganz PreuCen verhangti und die Reichswehr zur vollziehenden Gewalt iiber Ber­ lin-Brandenburg eingesetzt. Die faschistische Reaktion will marschieren. Der Sozialdemokrat Eggerstedt^ hat durch das wahnsinnige Blutbad in Altona am letzten Sonntag der Reaktion das Stichwort zum Handeln gegeben. Weil die Reaktion, die Nazis und die Deutschnationalen, am 31. Juli keine Mehrheit bekommen werden, soli schon jetzt die offene Militardiktatur verwirklicht werden. Severing macht ein groBes Manover. Er hat erklart, er weiche nur der Gewalt. Arbeiter, Klassengenossen! LaCt euch nicht tauschen! Die Dinge stehen au£ des Messers Schneide. Die Zeit zum Handeln ist gekommen. Eure erste MaCnahme sei: BeschlieBt in jedem' Betrieb sofort Streik! Keine Hand soil sich riihren fiir die Diktatur der MilitarsI Alle Rader miissen stillstehen! Kein Re­ giment der Bourgeoisie kann sich 24 Stunden an der Macht 1 Der Ausnahmezustand wurde uber Berlin und die Provinz Brandenburg verhangt. 2 Bis 21. Juli 1932 Polizeiprasident in Altona. 17 Antifaschistische Aktion

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halten, wenn die geeinte Kraft def Arbdterklasse auf den Plan trittl Nieder mit d'er Militardiktatur! Nieder mit dem faschistisdien Terror! Es lebe die Antifaschistische Aktion der deutschen Arbeiterklasse! Es lebe die revolutionare EinheitsfrontI Nieder mit der Pnpen-Regierung! Es lebe der Kampf fiir die Arbeiter-und-Bauern-Regi erung! ’ KED, Bezirk, WasSerkantfe< • In'stitxit fur Marxismus-Leninisnlus beim ZK der SED, Zentrales Parteiarchiv, D. F. VIII/140, (Flugblatt)

64 Aufruf der KPD, Bezirk Mittelrhein, um den 20. Juli 1932

Einheitsfront K.ampf gegen Militdrdiktatur, gegen 'Paschismus und Papen-Regierung! Proletarier in Betrieben und an der Stempelstelle! Manner und Frauen in Stadt und Land! Die Regierung der Industrieherren, der Grofiagrarier und Reichswehrgenerale hat fiir die Reichshauptstadt und fur die Provinz Brandenburg den militarischen Belagerungszustand, die Generalsdiktatur und das Standrecht gegen die um Lohn und Brot kampfenden Arbeiter verkiindet. Fiir Preufien wurde ein Reichskommissar ernannt. Die Minister und sozialdemokratisdien Polizeiprasidenten sind ihrer Amter enthoben. Direkte Vertrauensleute der Papen-Regierung wurden in Amt und Wiirden gesetzt, um die Aufrichtung der faschistischen Diktatur in Deutschland beschleunigt zu verwirklichen. Die Papen-Regie­ rung begriindet ihren Gewaltstreich mit angeblichem „Terror der Kommunisten", mit „Gefahrdung der Ruhe und Ordnung“ und mit der Notwendigkeit, die taglich frecher werdenden Nazis dutch eine autoritare Staatsgewalt vor kommunistischen Angrif-

£en ZU schiitzen. Die Arbeiterschaft weifi, daC die Begriindung der PapenRegierung fiir ihr Vorgehen in PreuCen nur ein Vorwand ist, hinter dem sich die eigentliche Absicht verbirgt, namlich riick17*

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sichtslos und mit scharfsten Mitteln die KPD und die revoluticnaren Arbeiterorganisationen zu bekampfen. Der Diktaturstreich der Papen-Regierung ist eine Kriegserklarung gegen die Arbeiterklasse! Die „verscharften Mafinahmen“, die seit Wochen von den Hitlergarden gegen die Kommunistische Partei gefordert wurden, sind Beweis dafiir, dafi jetzt der GeneralangriflE auf die Arbeiterklasse begonnen hat. Die Regierung Papen stiitzt sich auf die Bajonette der Reichs­ wehr und auf die braune. Privatarmee Hitlers. In Ermangelung politischer Lorbecren, die in Lausanne [nicht] erworben werden konnten, verscharft diese Regierung den Unterdriickungskurs nach innen. lOMilliarden Tributlasten fur das werktatige Volk, 1,5 Milliarden Notverordnungsbelastung, Unterstiitzungsabbau fiir Erwerbslose, Kriegsbeschadigte und Rentenempfanger sind Marksteine am Wege diescr Regierung. Sie hat bisher keine Mabnahmen ergriffen, um dem Millionenheer der Arbeitslosen Brot und Arbeit zu geben. Die Wirtschaftskrise rast welter, die Betriebe bleiben geschlossen, die Kinder der Armen schreien taglich nach Brot. Die Regierung Papen nimmt den Armen das Saiz vom trockenen Brot. Das ist der Krieg, den die Reichen gegen die Armen fiihren. Das ist das Gesicht der kapitalistischen Kiassenherrschaft. Bei den tollen Angriffen des Finanzkapitals und des Feudaladels auf die Arbeiterklasse stehen die nationalsozialistischen Fiihrer hilfsbereit an der Seite der Regierung. Sie sind die Ter­ rorgarde der Kapitalisten. Naziiiberfalle auf Gewerkschaftshauser, blutige Mordtaten gegen Proletarier, faschistische Greuel sind an der Tagesordnung. In wenigen Wochen wurden von nationalsozialistischen Mordbuben 50 Arbeiter meuchlings erschlagen und niedergeschossen. Allein in Koln haben diese Mord­ buben zwei Arbeiter erschossen. Bei einem Uberfall auf ein sozialdemokratisches Gartenfest in Pfalzel bei Trier hat Hitlers SA einen sozialdemokratischen Arbeiter und in Wesseling einen parteilosen Arbeiter gemeuchelt. Eine Welle blutigster Mord­ taten geht dutch Deutschland. Selbst Frauen und Kinder wur­ den im Feuer nationalsozialistischer Mordbuben blutig niedergestreckt. 198

Gegen diese braune Mordpest setzt die Arbeiterschaft sich unter Fiihrung der Kommunistischen Partei zur Wehr. Die Arbeiter dulden es nicht, dafi die Salzsteuersoldaten Hitlers ihre bestialischen Mordtaten weiter veriiben und ihren Vandalismus bis in die Wohnviertel des Proletariats hineintragen. Unter Fiihrung der Kommunistischen Partei hat die Antifaschistische Aktion die faschistischen Mordbanditen von der Strabe verjagt. Die Antwort Papens darauf istderBelagerungszustand, die Ankundigung des Standrechtes, des Parteiverbotes und die Massenverhaftung kommunistischer Funktionare. Die Generalsdiktatur in Preufien ist ein Signal fiir alle Werktatigen. Jetzt geht es um die Verteidigung der elementarsten Lebensinteressen und der Frei­ heit des Proletariats. In dieser ernsten Stunde wendet sich die Kommunistische Partei an alle sozialdemokratischen und christlichen Arbeiter. Seht, wie die SPD- und Zentrumsminister kampflos das Feld raumen! Papierne Proteste und infame Vertrostungen sind das einzige, was von der SPD- und ADGB-Fiihrung ZU horen ist. Es ist ein blutiger Witz der Weltgeschichte, dafi die SPD-Fuhrer angesichts der Aufrichtung der faschisti­ schen Diktatur in Deutschland die kampfgewillte Arbeitcrklasse auf den Staatsgerichtshof vertrostcn. Es ist ein infames Betrugsmanbver, wenn die SPD-Fuhrer in dieser ernsten Situation dutch einen Stimmzettelsieg am 31. Juli den bereits begonnenen faschi­ stischen Staatsstreich fiir PreuBcn-Deutschland abzuwehren versprechen. Es ist ein Verbrechen an der Arbeiterschaft, die kampfbereite deutsche Arbeiterklasse dutch solche Betrugs man over abzulenken vom Kampf gegen die Nazibanditen und gegen die faschistische Diktatur. Deshalb diirfen die Arbeiter in den Betrieben und an der Stempelstelle nicht langer zogern. Es geht um die sozialistische Zukunft des deutschen Proletariats! Die Antifaschistische Aktion steht kampfbereit; die vom Verbot bedrohte Kommuni­ stische Partei ruft die Massen zur Einheitsfront! Die kampfende Einheitsfront der Arbeiter in den Betrieben, auf der Stempel­ stelle, in der Stadt und auf dem Lande wird den Faschismus schlagen! Nur der Massenkampf stiirzt die Papen-Hitler-Diktatur! Sozialdemokratische und christliche Arbeiter! Ihr habt in den 199

Reihen der „Eisernen“ [Front] und der „Volks£ront“i Hinden­ burg zum Reichsprasidenten gew,ahlt. Hindenburg hat Papen gerufen, die Notverordnungen unterschrieben und die Politik Papens, die in Lahsanne zu einer beispiellosen Niederlage fiihrte, gebilligt. Mit dem Ubergang des Kandidaten der „Eisernen Volksfront“ zur verscharften faschistischen Dikl;atur ist der von euren Fuhtern an euch veriibte Betrug pffenbar geworden. Nichts bindet euch mehr an die Volksfeindej die Wegbereiter des Faschismus sind. Jetzt reiht euch ein in die Antifas'chistische Aktion. SchluC mit der „Eisernen Volksfront“, her zur kampfenden Einheitsfront! Neue AngrifEe der Bourgeoisie stehen bevor. Schon fordern die Unternehmer neuen Lohnraub; in den nachsten Tagen wird den Erwerbslosen erneut die Unterstiitzung reduziert. Die Mieterhohung in PreuCen - das letzte Werk Severings - tritt am Anfang des nachsten Monats in Kraft. Die Beschaftigtensteuer des Herrn Papen hangt euch den Brotkorb hoher, und die Schlachtsteuer in Preufien nimmt euch den letzten billigen Knochen -aus dem Kochtopf. Wer zogert^noch? Tretet sofort in den Betrieben zu Belegschaftsversammlungen zusammen. Bildet Einheitsausschiisse der sozialdemokratischen, chris'tlichen, parteilosen und kommunistischen Arbeiter, reicht euch die Bruderhand zum Kampf! Ihr seid unuberwindlich, ihr schlagt den Faschismus, wenn ihr einig seid! Erneut gelobt die Kommunistische Partei ihre Bereitschaft zur kampfenden Einheitsfront. Wir wollen kein Geschwatz, wir wollen keine Be­ dingungen, wir wollen keine Verhandliingen, sondern wir wol­ len den Kampf! Wer kampfen will, findet uns an seiner Seite. Nieder mit dem Faschismus, meder mit der Ausbeutung, fort mit dem Belagerungszustand! Es lebe die Antifaschistische Ak­ tion und die revolutionare Einheitsfront zum Kampf der Armen

gegen die Reichen! Gegen Belagerungszustand und Militardiktatur! Fiir Arbeit, Brot und Frieden! Gegen Notverordnungen und Lausanner 1 Eine vom Zentrum ins Leben gerufene - der Eisernen Front ahnliche Organisation, die aus den Organisationen der christlichen Gewerkschaften und der katholischen Arbeiter- und Jugendvetbande gebildet wurde. 200

Tril^utlasten! Fiir soziale und nationale Befreiung! Gegen die Regierung der Industriemagnaten und Grofiagrarierl Fiir ,die dqutsche Arbeiter-und-Bauern-Regierung! KPD, Bezirk Mittelrhein Institut JEiir Marxismus-Lenlnismus beim 2K 3er SED, Zentxales Parteiarchiv, D. F. - VIII/Mappe 1. (Flugblatt)

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65 'Zeitungsbericht iiber eine Protestaktion in der Gutehoffnungshutte in Oberhausen am 2,1. Juli 1932

Am Tage.nach dem faschistischen Staatsstreich der Papen-Regierung gegen das PreuCen-Kabinett sprach der rote Betriebsrat Vorfuaden von der G[ute-] H[6ffnungs-] H[utte] in der Wasdikaue ZU den erregten Arbeitern und betonte, daC der Streik die einzig richtige Antwort auf den faschistischen Anschlag ware. Faschistische Werkspitzel alarmierten die Verwaltung, die sofort die fristlose Entlassung des roten Betriebsrates aussprach. Als die Belegscbaft das erfuhr, steigerte sich ihre Emporung, und sie sandte eine drei Mann starke Kommission zu der Direktion mit dem Aultrag, dort zu erklaren, dafi die Entlassung so­ fort zuhickzuziehen sei, im anderen Fall die Belegscbaft sofort in den Streik tritt, Angesichts der Erbitterung und des entschlossenen Kampf willens der Belegscbaft kapitulierte die Verw^tung.und zog so­ fort die Entlassung zuriick. Diese vorbildliche Aktion ist fiir alle Belegscbaften ein Beispiel. Setzt den fascbistiscben Mafinabmen der Unternebmer euren Klassenwiderstand entgegen, verbindert jede Mafirege'lung eurer Vertrauensleute und Betriebsratel Entrollt in alien Betrieben das Banner der Antifascbistiscben Aktion und organisiert den Kampf gegen Lobnabbau und Fascbismus! Hamburger Volkszeitung, Nr. 179 vom 8. August 1932.

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66 Schreiben eines Ministerialbeamten vom 21. Juli 1932 an den Reichsinnenminister

Berlin, den 21. Juli 1932 Herrn Minister durch die Hand d. Herrn Oberreg. Rats Erbe, d. Herrn Min. Dir. Gottheiner, d. Herrn Staatssekretars ergebenst vorgelegt.

Die kommunistische Zeitung „Die Welt am Abend" Nr. 169 vom 21. 7.1932 verbffentlicht einen BeschluB des auf dem Ber­ liner Antifaschistischen KongreB am 10. 7. 1932 gewahlten Einheitsausschusses fiir Berlin-Brandenburg betreffend die Durchfiihrung einer groBen antifaschistischen Versammlungskampagne besonders in den Betrieben, wobei in den Vordergrund die „Organisierung des Kampfes gegen Lohnraub und die Verschlechterung der Arbeitsbedingungen als wichtigster Teil des Kampfes gegen den Faschismus" gestellt werden soli. Entsprechend den Beschliissen der Tagung am 10. 7. soUen auch die Stempelstellen und die Mieterorganisationen zu Kundgebungen aufgerufen wer­ den. Besonders bearbeitet werden soil die Provinz; vorgesehen ist, gebietsweise Konferenzen abzuhalten. Da die „Antifaschistische Aktion" wiederholt schon zu den schwersten Stdrungen der offentlichen Ordnung und Sicherheit gefiihrt hat und die Versammlungskampagne der „AntifaschistischenAktion" zu demZwecke stattfindet, der „Antifaschistischen 203

Aktion“ weiteren Auftrieb zu geben urid die grundlegenden Richtliniefi fur -das Vorgehen der Kommunisten gegen den Staat und die politisdien Gegner festzulegeh, bitte ich ergeben'st, ein Verbot der Veranstaltungen der „Antifaschistischen Aktion“ (Demonstration en, Versammlungen, Konferenzen) und der Organe der „Anti£aschistischen Aktion“ (Einheitsfrontkusschusse, rofcer Massenselbstschutz) in Erwagdng ziehen zu wollen. Nach einep Bericht des Thuringiscben Ministeriums des Innern weisen die thuringiscben Poli^eibehorden darauf bin, dab die Organisierung der „Antifaschistischen Aktion" zu einer auCergewohnlidien Gefahr ,£ur die bestehende Staatsordnung werden kannJ DieNachrichtensammelstellehatdieNachrichtenstellen der Lander wiederholt eingehend uber Zweck und Ziel der „Antifaschistischen Aktion" unterrichtet und auf die groCe Gefahr dieser kommunistischen Kampagne fiir Volk und Vaterland hingewiesen.2 von LengrieCer^ Institut fur Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Zentrales Parteiarchiv, 10/155, Bl. 200.

Vgl. Dok. 60. 2 Es foigt ein handsdiriftlicher Vermerk des Oberregierungsrats Erbe vom 25. Juli 1932 folgenden Wortlauts': „Ich glaube nicht, daC ein Verbot lediglich der Versammlungen und Organe der ,Antifaschistischen Aktion' sehr wirksam sein wiirde, da die KPD sich dann anderer Moglichkeiten fiir die Erreichung ihrer Ziele bedieneq wiirde." 3 Regierungsrat in der Unterabteilung la (Politik) der Abteilungl des Reichsministeriums des Innern.

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67 Aufruf des Kongresses der Einheitsausschusse der Antifaschistischen Aktion des Bezirks Niederrhein in Dusseldorf vom 23. Juli 1932^

Genossen! Kolleginnen und Kollegen! Antifaschisten! Der Weg der Faschisierung Deutschlands durch die sysfcematische Unterdriickung der Arbeiterklasse, der bereits unter Her­ mann Muller eingeleitet und von Bruning fortgesetzt wurde, fiihrt jetzt unter der Papen-Diktatur zur Aufrichtung derofl'enen, faschistischen Diktatur, wenn nicht die gesamte Arbeiterklasse in gesclilossener Front ihre entscheidende Kraft in die Waagschale wirft. Die Plane der Papen-Diktatur - als ausfuhrendes Organ der Befehle der Schwerindustrie, der Junker, der Gene­ rale - laufen darauf hinaus, alle Organisationen der Arbeiter­ klasse ZU zersdilagen. Das Verbot der KPD steht unmittelbar bevor. Unter dem Ausnahmezustand, bei verseharften Notverordnungen gegen alle Antifaschisten soli der Freiheitskampf der Arbeiter im Blut erstickt werden. Die Bourgeoisie, die in den vergangenen Jahren zur Durchfuhrung ihrer Hunger- und Notverordnungspolitik in erster Linie das Mittel des Betrugs und der Verwirrung der arbeitenden Massen anwandte, greift jetzt offensichtlich immer mehr zu 1 Die 544 Delegierten, zum groCercn Teil in den freien oder christlichen Gewerkschaften organisierte sozialdemokratische und parteilose Arbeiter, wahlten einen BezirkseinheitsausschuB der Antifaschistischen Aktion, un­ ter dessen zwanzig Mitgliedern Anhanger verschiedener politischer Rich­ tungen vertreten waren.

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direkten tcrroristisch-faschistischen Unterdriickungsmethoden. Fiir die gesamte Arbeiterklasse steht gegenwartig nicht nur die Frage der weitcrcn Senkung des Lebensniveaus durch Lohnraub, Unterstiitzungsabbau, Rentenraub und Zwangsarbeit, sondern es geht darum, ob der Faschismus die Regierungsgewalt ubernimmt und damit der Zustand der brutalen Sklaverei geschaffen wird. Die Frage nach der Zukunft, die Frage nach dem Schicksal der deutschen Arbeiterklasse wird in den nachsten Tagen und Wochen entschieden, darum auch das unmittelbar bevorstehende Verbot der KPD, der einzigen antifaschistischen und antikapitalistischen Partei. Klarheit und Kiihnheit sind jetzt erforderlicher denn je. Klarheit iiber den Weg, den die Arbeiterklasse gehen muB. Kiihnheit bei derDurchfuhrungdergefaBtenKampfbeschlusse.Millionen Werktatige an Rhein und Ruhr wollen die Generals diktatur nicht. Sie wollen sie niederringen. Millionen Werktatige wollen SchluB machen mit dem Nazi terr or. Millionen Werktatige wol­ len ein besseres Leben im Sozialismus. Sie sind bereit, dafiir zu kampfen; sie miissen daher die vom Verbot bedrohte KPD mit proletarischem Heldenmut, durch Einsatz der Schlagkraft der ganzen Klasse verteidigen. Wer sich diesem Millionenwillen entgegensetzt, ist der schlimmste Feind der Arbeiterklasse. Mit Emporung wenden sich daher die Vertreter der Einheitsausschusse gegen dieHaltung der sozialdemokratischcn und ADGBFiihrer, die gerade im gegenwartigen Moment vers charft alles einsetzen, um die geschlossene Kampfkraft der Arbeiter zu brechen. Die Delegierten des Einheitskongresses richten daher den Appell an alle Arbeiter an Rhein und Ruhr, an alle Betriebe, an alle Stempelstellen, an alle proletarischenMassenorganisationen: Jetzt ist die Stunde des Handelns gekommen! Die Kraft der Arbeiterklasse ist ungebrochen! Eine geschlossen kampfende Ar­ beiterklasse wird die Papen-Diktatur stiirzen und dem System des blutigen Faschistenterrors einEnde bereiten. Betriebe, nehmt sofort den Kampf auf! Das Beispiel der Gladbach-Rheydter Textilarbeiter, die in geschlossener Einheitsfront in den Streik getreten sind, ist das Signal fiir alle Betriebe des Niederrheins! Macht die Stempelstellen gleichfalls zu Hochburgen der Anti­ faschistischen Aktion!

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Verstarkt den roten Mass ens elb sts chute! Strafie frei fur die Antifaschistische Aktion! Schluft mit dem SA-Terror! Schlufi mit dem Lohnraub, dem Unterstiitzungsabbau und der faschistischen Notverordnungsdiktatur! Schlufi mit dem Verbotsterror! Nieder mit dem RFB-Verbot! Es lebe die KPD! Genug gehungert! Genug geblutet! Nieder mit den Saboteuren des Kampfes! Es lebe der Einheitskampf aller sozialdemokratischen, christlichen und kommunistischen Arbeiter! Es lebe das heldenhafte Beispiel der Betriebe und der Arbeiter an Rhein und Ruhr, die im Jahre 1920 die Kapp-Verbrecher niederwarfen! Es lebe der Sieg des in Antifaschistischer Aktion geeinten deutschen Prole­ tariats und das kommende freie, sozialistische Deutschland!

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Volksstimme fur Rhein, Mosel, Ahr, Lahn, Hunsriick, Eifel und Westerwald (Koblenz), Nr. 170 vom 25. Juli 1932.

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68 Aus den Richtlinien des 2K der KPD X fur den Thomas-Muntzer-Bund vom August, 1932’-

Was ist der Thomas-Muntzer-Bund? Der Thomas-Muntzer-Bund will den ZusammenschluC der Jugend des werktatigen Landvolks (Jungbauern und Jungbauerinnen, Landarbeiter- und. Gesindejugend) fiir ihren wirtschaftlichen und politischen Befreiungskampf mit der leidenschaftlichen Kampfbegeisterung des groCeh Revolutionars, dessen Namen er tragt. Die Jugend des Thomas-Muntzer-Bundes bekennt sichzum aktiven Bauernkampf, den die werktatigenBauern Deutschlands auf der Grundlage der Beschlusse des ersten deutschen Reichsbauernkongresses^ dutch ihre Komitees gegen Hun­ ger und Elend, Arbeitsdienstpflicht, Faschismus, gegen imperialistische Kriegsvorbereitungen, gegen Versa!Iler Vertrag im 1 Die nicht veroffentlichten Absdinitte berichten fiber Thomas Mfintzer, die Kampfe im Bauernkrieg und fiber Aktionen der Bauern ip der Weltwirtschaftskrise. 2 Der ReichsbauernkongreB tagte am 23./24. Januar 1932 in Berlin mit 145 Delegierten, darunter Yertreter des Landbundes, des mitteldeutschen Bundschuhs, der Arbeiter- und Bauernpartei und anderer bauerlicher Organisationen sowie der SPD und der KPD. Der KongreB, auf dem Bodo Uhse und Bruno von Salomon sprachen, wahlte ein Reichsbauernkomitee init 25 Mitgliedern und forderte, in alien Dorfern ortliche Bauernkomitees zu schaffen, die den Tageskampf ffir die Interessen der Klein- und Mittelbauern organisieren sollten.

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Bunde mit den revolutionaren Jungarbeitern aus den Betrieben und der Landarbeiterjugend fiihren. Die Jugend des Thomas-Muntzer-Bundes verpflichtet sich, in diesem Kampf Seite an Seite mit den Eltern, Schulter an Schulter mit den revolutionaren Arbeitern zu kampfen fiir die Verteidigung der Scholle der werktatigen Bauern, gegen alle Anschlage der GroCgrundbesitzer und Kapitalisten auf die Werktatigen. Unerbittlicher Kampf datum den faschistischen Ausbeutern und Unterdriickern, vor allem aber auch denen, die unter der Flagge des „nationalen Sozialismus“ fiir die Interessen der Kapitalisten eintreten! Wir Jungbauern und Jungbauerinnen lassen uns nicht von den Nationalsozialisten dutch nationale Phrasen und Volksgemeinschaftsgerede betoren. Die Arbeiter und werktatigen Bauern werden erst dann eine befreite Nation sein, wenn sie in unerbittlichem Kampf ihre Peiniger und Ausbeuter beseitigt und die politische Herrschaft erobert haben werden. Aber diese Na­ tion der Arbeiter und werktatigen Bauern ist nicht im Sinne der Bourgeoisie, der Junker, da sie die engste Internationale Verbundenheit der Arbeiter und Bauern voraussetzt, wodurch die Ausbeutung auf der ganzen Erde vernichtet wird. In diesem Kampf stellt der Thomas-Muntzer-Bund dar: die Kampforganisation der Jugend des werktatigen Landvolkes! Was will der Thomas-Miintzer-Bund? Vor allem kampft die Jugend des Thomas-Muntzer-Bundes gemeinsam mit ihren Vatern im Sinne der Beschliisse des ersten deutschen Reichsbauernkongresses gegen die Ruinierung der werktatigen Bauern dutch die furchterliche Schuldenlast, wie Steuern, Pachtzinsen, Hypothekenlasten und andere, gegen Pfandungen und Zwangsversteigerungen des bauerlichenBesitzes und daruber hinaus gegen Militarisierung und Faschisierung dutch die Arbeitsdienstpflicht. Wir Jungbauern und Jungbauerinnen fordern; Unentgeltliche Bereitstellung von Land fiir die landarmen Bauern und Bauernsohne! Kampf gegen die Ausbeutung des werktatigen Junglandvolks dutch Kapitalisten, Grofibauern und GroCgrundbesitzer! Erwerbslosenunterstiitzung fiir die arbeitslosen Jungbauern! Hilfe undSicherung des Lebensabends der werktatigen Bauern

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und Bauerinnen, damit die driickendcn Altenteile von den Schultern der Jungbauern genoinmen werden! Kampf gegen Pflichtarbeit und Arbeitsdienstpflicht! Presse- und Versammlungsfreiheit fiir die proletarischen und revolutionaren Organisationen der Arheiter und werktatigen Bauern! Die Jugerid des Thomas-Muntzer-Bundes gelobt, nicht eher ZU ruhen und zu, rasten, bis diese Sihre gerechten Forderungen erfiillt sind. Doch geben wir Jungbauern uns keiner Illusion bin, dafi eine Befreiung aus Not und Knechtschaft in einem Staate der kapitalistischen Ausbeutung .und faschistischen Knechtung erfiillt werden wird. Deshalb kampfen wir gemeinsam mit den revolutionaren Arbeitern fiir die endgultige yernichtung des kapitalistischen Systems und fiir einen Staat der Arbeiter und Bauern. SowjetruCland, bisher der erste und einzige Staat von Arbeitern und werktatigen Bauern, hat uns den Weg, den revo­ lutionaren Ausweg aus Krise und Elend, gezeigt. In der Sowj et­ union stfehen der Bauernjugend alle Universitaten und Hochschulen offen. Hier im Lande des siegreichen Sozialismus sind die wirtschaftlichen und politischen Forderungen der Bauern­ jugend .yerwirklicht. Wie stellt sich der Thomas-Miintzer-Bund zum Junglandbund, Jungstahlhelm und anderen reaktionaren faschistischen Jungbauernorganisationen? Die herrschende Klasse, die Industrie- und Agrarkapitalisten, die Junker und GroBbauern, versucht gerade in der gegenwartigen Zeit, in der die Krise des Kapitalismus auch das Dorf aufwiihlt, in der sich die werktatigen Bauern immer starker gegen das herrschende k>apitalistische System auflehnen, die Jugend des Dorfes-und vor allem die Bauernjugend als Schutzgarde des Kapitalismps zu verwenden. Das Gros der Jugend im Stahlhelm, im Wehrwolf, teilweise auch der Nazis und anderer faschistischer Jugendorganisationen stammt aus dem Dorfe. Der Kapitalismus will die jungen Landarbeiter, die Gesindejugend, die Jungbauern als Schutzgarde des verfaulenden kapitalistischen Systems, als Sturmtrupp des Faschismiis gegen das revolutionare Proletariat und die kampfenden werktatigen Bauern verwenden. Nicht zuletzt sollen sie das Kanonenfutter fiir einen neuen im-

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Mitglieder der SPD und des Reichsbanners auf dem ReichseinheitskongreB der Antifaschistischen Aktion am 10. Juli 1932 in Berlin. Im Hintergrund Walter Ulbricht (x)

Walter Ulbricht spricht bei der Beisetzung der von Nazis ermordeten Arbeiter Georg Brechlin und Ferdinand Grothe am 19. Juli 1932 in Berlin

perialistischen Krieg und vor allem fur eine Intervention gegen die Sowjetunion abgeben. Deshalb hat der Thomas-Miintzer-Bund die groBe Aufgabe, in enger Kameradschaftlichkeit mit der revolutionaren Jugend der Arbeiterklasse dutch Aufklarung und Kampf die werktatige Dorfjugend dem EinfluB der reaktionaren faschistischen Organisationen zu entreiBen und fur den Kampf gegen Not, Unterdriickung, Faschismus und imperialistischen Krieg zu gewinnen. Wie wird der Thomas-Miintzer-Bund gegriindet? Dadurch, daB sich das schaffende Junglandvolk eines Dorfes zusammenschlieBt zum aktiven Kampf fiir die eigenen Forderungen und fiir die Forderungen der Bauernkomitees. Die Verpflichtung der einzelnen Mitglieder des Thomas-MiintzerBundes ist eine Verpflichtung zum Kampf. Sie muB daher in feierlicher Form mit einem Gelobnis auf die rote Sensenfahne vollzogen werden. Das Abzeichen des Thomas-Muntzer-Bundes ist die rote Sen­ senfahne der Bauernkomitees. Um auch nach auBen hin als Angehorige einer Kampfgemeinschaft aufzutreten, tragen die Mit­ glieder des ThMB einheitlich weiBe Hemden und als besonderes Abzeichen eine griine Armbinde mit der roten Sensenfahne darauf. Was treibt der Thomas-Miintzer-Bund? Der ThMB muB fiir die Forderungen der werktatigen land­ lichen Jugend den aktiven Kampf organisieren. Welter hat er dieVerpflichtung, denKampfderBauernkomiteesgegenZwangsversteigerungen, Pachtwucher, Zinsenausbeutung, Steuerdruck zu unterstiitzen. Die Vorbereitung und die Einstellung auf den Kampf zwingt die Mitglieder des ThMB, im Wehrsport ihre Korper zu stahlen, in Appellen und gemeinsamen Aufmarschen strafle revolutionare Disziplin zu iiben. Die Verteidigung der Werktatigen des Dorfes erfordert, daB die Mitglieder des ThMB den Dorfalarm organisieren. Welter miissen sie durch einen Kurierdienst Verbindung mit den Nachbardorfern halten. Auf Liederabenden werden die Mitglieder mit den revolutionaren Liedern der Vergangenheit und Gegenwart bekannt gemacht. In Leseabenden sollen sie lernen vom Kampf der deutschen Bauern im groBen Bauernkrieg diesseits wie von dem ihrer Brii18

Antifaschistische Aktion

n-i -i

der jenseits der Grenze, besonders vom Leben der BauernjugendSowjetrufilands. t Die Durchfiihrung roter Erntefeste'und anderer Veranstaltungen durch deh ThMB soil dazu dienen, die Volksgemeinschaftsphrasen der burgerlichen Erntefeste zu -zerstoren. •Beobachtung der Arbeitsdienstlager und Aufklarung der dort arbeitenden Jugendlichen uber den wahren Sinn dieser Lagei;, der darin besteht, daC sie gfewissertnaBen als Streikbrecher und Lohndriicker mifibraucht und gleich^eitig als Kanonenfutter vorbereitet werden, um ihr Leben fiir die Kapitalisten und GroC^agrarier im Kampfe gegen die eigenen werktatigen Volksgenossen Oder gegen die Werktatigen anderer Volker zu lassen. Die werktatigeBauernjugend im ThMB soli im aktiven Kampf gegen Kapitalismus, Faschismus und imperialistischen Krieg voranstehen. Sie muC die rote Sensenfahne in alle Dorfer tragen’ und mu6 iiberall Ortsgruppen des Thomas-Miintzer-B.undes schaffen unter dem Ruf: Bauern zuhauf - der Bauer steht auf!^ Deutsches Zentralarchiv, Potsdam, Reichsministerium des Innern, Abt. IAN, Nr. 26 172, Bl. 52-55. 1 Aus Polizeijberichten geht hervor, daC sich im Herbst 1932 die revolutio-. inar^n Aktionen der Bauern njehrten. Nachdem beteits 1931 im Regierungsbezirk Koln ein Thomas-Miintzer-Bund entstanden "wiiZ, schlossen skh im Augtist 1932 im oberen Erzgebirge junge-Bauern im ThomasMiintzer-Bund zusammen. Auch im Regierungsbezirk Hannover wurdc ein Thomas-Miintzer-Bund gegrundet, der im Sinne der Richtlinien tatig war. \

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69 Aus einem Brief Wilhelm Piecks vom 4. August 1932 an Wilhelm Florin^

Dann noch eine andere wichtigc Angelegenheit, namlich die Wahl des Reichstagsprasidiums. Es ist hier ungefahr so, wie beim PreuBisehen Landtag, dafi es mehr oder weniger bei der kommunistischen Fraktion liegt, ob ein Naziprasident gewahlt wird Oder nicht. Natiirlich liegt es aber auch hier so, wie im Landtag, daC auch das Zentmm dariiber entscheidet... Aber das verpflichtet uns um so mehr, es dem Zentrum nicht zu erleichtern, vor den christlichen Arbeitern sich damit herauszureden, daC die Kommunisten durch die Abgabe eigener Stimmzettel ohnehin eine Rechtsmehrheit fiir den Naziprasidenten ermoglichen. Wir haben hier eine Entscheidung unter den fiihrenden Genossen noch nicht herbeigefiihrt. Ich schreibe also nur meine persdnliche Meinung. Ich glaube, daB wir es weder der Sozialdemokratie noch dem Zentrum gestatten sollen, die Wahl eines Naziprasidenten den Kommunisten zuzu’schreiben, wenn die Kommunisten in jedem Wahlgang, also auch in der Stichwahl, fiir ihren eigenen Kandidaten stimmen wiirden. Ich glaube, daB wir so verfahren sollen: Im ersten Wahlgang unseren eigenen Kandidaten aufstellen und fiir ihn stimmen. Das Ergebnis wiirde sein, wenn das Zen­ trum nicht gleich im ersten Wahlgang fur den Naziprasidenten stimmt, sondern fur den Sozialdemokraten Lobe, daB dann eine 1 Wilhelm Florin war zu dieser Zeit Vertreter der KPD im EKKI. 18*

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Stichwahl notwendig wird zwischen dem Sozialdemokraten Lobe und dem Nazikandidaten und dalS wir dann in dieser Stichwahl fiir Lobe stimmen, und zwar ttzzV einer Erkldrung, daC wir uns bei unserer Stimmabgabe fiir Lobe nur von unserer Kampfstellung gegeniiber den Nazis leiten lassen und mit unserer Stimmenabgabe fiir Lobe ihm in keiner Weise etwa unser Vertrauen schenken, sondern auch hier aufzeigen, wie unter seiner Fiihrung die kommunistischeMinderheit im Reichstag vergewaltigtwurde. Die Erklarung kann natiirlich noch entsprechend scharf sowohl in ihrer Stellungnahme gegen die Nazis wie gegen Lobe herausgearbeitet werden. Ich glaube nicht, daC wir dabei irgendwelche Bedingungen stellen sollen, weil unsere Lage nicht gunstiger wird, wenn etwa das Zentrum die Bedingungen ablehnt und wir dann doch fiir Lobe stimmen ... Wir sollten es auch ablehnen, einen der Vizeprdsidentenposten zu iibernehmen, und zwar unter Hinweis darauf, dafi unser Kandidat die Geschaftsordnung in keiner Weise als verbindlich anerkennt Diese Ablehnung ist schon deshalb zweckmafiig, um nicht etwa den Anschein zu erwecken, als wenn wir etwa mit unserer Abstimmung fiir Lobe einen Vizeprasidentenposten uns verschaffen wollen.^ Sprich also mit den Freunden dariiber, was sie zu der Sache meinen. Ich will nicht etwa einen Beschlufi der Kbrperschaften herbeifiihren, weil ich dazu keinen Auftrag habe, aber es wird doch zweckmaCig sein, wenn Du einmal mit den Genossen uber diese Frage sprichst. Bei dieser Gelegenheit mochte ich zuriickkommen auf unser Vorgehen im PreuCischen Landtag, fiir das ich jaim wesentlichen Am 27. August 1932 beschloC das 2K der KPD in Ubereinstimmung mit der kommunistischen Reichstagsfraktion, im ersten Wahlgang fiir einen kommunistischen Kandidaten, jedoch - falls sich in diesem Wahlgang zeigen sollte, dafi das Zentrum nicht den Kandidaten der Nazis unterstutzen wurde - im zweiten Wahlgang, um die Wahl eines Nazis zu verhindern, fur den Kandidaten der SPD zu stimmen..Der Beschlufi wurde in der kommunistischen Presse veroffentlicht. Bei der Konstituierung des Reichstags am 30. August wurde jedoch der Kandidat der Nazis, Goring, mit den Stimmen des Zentrums im ersten Wahlgang zum Reichstagsprasidenten gewahlt.

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verantwortlich war. Wir haben uns zunachst nicht, wie man driiben angenommen hat, fiir einc bedingungslose Wahl eines sozialdemokratischen Prasidenten erklart, sondern haben - nachdem die von uns zunachst gestellten politischen Bedingungen nicht akzeptiert wurden - erklart, wir seien trotzdem bereit, fiir den sozialdemokratischen Kandidaten zu stimmen, wenn sich die beiden Parteien - SPD und Zentrum - verpflichten, keinen Nazi Oder Deutschnationalen in das Presidium zu wahlen. Wir selbst hatten auf eine Wahl in das Prasidium ausdriicklich verzichtet. Ich habe dabei von vornherein damit gerechnet, daC das Zen­ trum auf eine solche Bedingung ebenfalls nicht eingehen wird, well es ja „demokratisch“ fiir die Beriicksichtigung aller Parteien mit Ausnahme der Kommunisten eintritt. So ist es denn auch gekommen. Unser Auftreten hat aber eine auCerordentlich starke Wirkung ausgelost, indem wir es dadurch der Sozialdemokratie unmdglich gemacht haben, vor den Arbeitern zu behaupten, daC die Schuld fiir die Wahl eines Naziprasidenten den Kommu­ nisten zufallt. Wir haben mit unserem Vorgehen uns auch auCer­ ordentlich unsere Einheitsfrontpolitik erleichtert. Es ist zwar richtig, daC unser Vorgehen nicht ganz den Vereinbarungen mit unseren Freunden entsprach, aber schlieClich kam es doch darauf an, uns durch unser Vorgehen unsere Einheitsfrontpolitik zu erleichtern, ohne irgendwelche opportunistischen Abwcichungen. Ich glaube nicht, daC man uns das letztere zum Vorwurf machen kann. In der Gesamtpartei war man mit dem Vorgehen der Landtagsfraktion einverstanden. In der engeren Parteifiihrung war uber dieses Vorgehen ebenfalls vollige Ubereinstimmung. Fiir unser Vorgehen im neuen Reichstag sind uns durch die gegenwartige Situation besondere Bedingungen gestellt. Der unerhorte Terror der Nazis, ihre provokatorische Forderung des Verbots der KPD wie iiberhaupt die verscharfte Kampfstellung gegen den Faschismus machen die Entscheidung besonders wichtig, ob wir die Wahl eines Naziprasidenten verhindern sollen oder nicht. Die Verhinderung ist nur dadurch moglich, daC wir bei einer Stichwahl giiltige Stimmen abgeben, also fiir den Gegenkandidaten des Nazimannes stimmen. Bei alledem spielt natiirlich auch die Person Lobes eine gewisse Rolle, der als sogenannter „Rechtslinker“ beim Reichsbanner und der Eisernen

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Front eine gewisse Popularitat besitzt, und sein Sturz dutch die Wahl eines Naziprasidenten dutch unset Vorgehen wiirde uns die Gewinnung sozialdemokratischet Arbeiter fiir eine Zeitlang seht erschweren. Ich nehme an, dafi Du beim Horen det deutschen Wahlresultate ebenso erfreut "gewesen Sein wirst wie ich und wie alle un­ sere Fteunde. Ich hatte zwat im Gegensatz zu vielen anderen Freunden auf eine Zunahme von Vi Aiillion getippt und war um so frohet, als diese ZiflEer noch uberholt worden ist. Dieses gixnstige Wahlresultat haben wit abet weniger unset er Wahlpropaganda zuzuschteiben als dem Einschlagen det Antifaschistischen Aktion. Die Wahlpropaganda war durchweg schlecht. Das .betrifft sowohl das gedruckte Wahlmaterlal als auch vielfach die Vorbereitung unserer Wahlversammlungen. Im Gegensatz zu fruheren W'ahlen, wo ein gewisset Wahlfummel gemacht \^rde, trat diesmal die Wahlpropaganda sehr gegenuber det Antifaschi'stischen Aktion zuriick, abet das war auch wieder des Guten zuviel. Es ist selbstverstandlich, dafi wit jetzt mit verstarkten Kraften die Antifaschistische Aktion fortfiihren, obwohl uns det „Gottesfrieden“ det Papen-Regierung bis zum 10. August^ etwas die Versammlungs- und Demonstrationstatigkeit erschwert. Die Papen-Regierung scheint das Verbot det Partei zunachst ersetzen zu wollen dutch eine Reihe von behotdlichen Schikanen (Zeitungsverboten etc.), denen sehr bald wahrscheinlich Verbote von anderen Organisationen und besondeten Aktionen folgen werden. Gerade datum ist die Steigerung det Antifaschistischen Aktion dringend erforderlich. Wit -haben zu diesem Zweck gestern die Polsekretare det Bezirke zusammengehabt, um mit ihnen die nachsten Kampfaufgaben zu besprechen. Institut fur Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Zenttales Parteiarchiv, 3/1/327, BI. 31-33. • 1 Am 18. Juli 1932 erliefi die Papen-Regierung ein Verbot von Demon-, strationen und Versanlmlungen unter freiem Himmel, ausgenommen Vefsammlungeri mit Eintrittskarten in festumfriedeten, fiir Massenbesuch eingerichteten Aniagen, das am 29. Juli durch ein Verbot von olfentlidien politischen Versammlungen fiir dieZeit vom 31. Juli bis 10. August ferganzt wurde. Am 9. August wurde das Versammlungsverbot bis zum 31. August verlangert.

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rip

70 Aus dem Rundschreiben Nr. 15^ des Sekretariats des ZK der KPD vom 8. August 1932 an alle Bezirksleitungen und Redaktionen

IV. Die zweite, hohere Stufe in der Durchfiihrung d^ Antifaschistischen Aktion 1. Die Fortfiihrurig der Antifaschistischen Aktion nach dem 31. Juli erfordert neue Methoden sowohl hinsichtlich der durch die Antifaschistische Aktion zu erfassenden Massen als auch hin­ sichtlich des Charakters der Antifaschistischen Aktion. Wenn bisher, in den ersten zwei Monaten seit Beginn- der Antifaschi­ stischen Aktion, das Sdiwergewicht auf der Schaffung- ortlicher Einheitsfrontorg&ne und des Massenselbstschutzes lag, so ergibt sich jingesichts der putschistisch-terroristischen Aktionen der Nyazis die Notwendigkeit, auf diesen Gebieten den bisherigen Kurs der Antifaschistischen Aktion gesteigert fortzufiihren, d. h. unter einer noch wesentlich verstarkten Erfassung immer breiterer Massen. Gleichzeitig aber ist die Anwendung der Waffe despolitischen Massenstreiks im Kampf des Proletariats gegen die faschistische Diktatur'zur bfennendsten Gegenwartsaufgabe >geworden. Hieraus erwachst die Notwendigkeit, mit Hilfe der Antifaschistischen Aktion alle Voraussetzungen fiir die erfolgreiche Fuhrung von politischen Massenstreiks zu schafffen. 2. Die zweite Etappe der Antifaschistischen Aktion mufi deshalb im Zeichen der Eroberung der Betriebe stehen. Das ganze Schwergcwicht der revolutionaren Arbeit mufi ajif diese Auf.i jm Original; 13,



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gabe konzentriert 'Verden. Dabei ist es klar, daC die Eroberung der Betriel^e mit Hilfe der Einheitsfronttaktik von unten vor allerfi das Problem der Gewinnung der freigewerkschaftlichen Arbeiter und Funktionare fiir gemeinsame Kampfaktionen in sich schliefit. Die Betriebsarbeit muB dabei mit der innergewerkschaftlitben Oppositionsarbeit Hand irf Hand gehen. Vor uns steht die dringende Aufgabe der Scbaffung einer breiten Oppositionsbewegung weit iiber den Rahn^^n der Partei und der RGO hinaus. Die Streikfiihrung im Zeichen der Krise, beim Vorhandensein einer Massenerwerbslosigkeit, die selbst nach burgerlichen Schatzungen in kurzer Zeit 7 bis 8 Millionen betrdgen wird, ist ohne das Kampfbiindnis der Betriebsarbeiter und Erwerbslosen undenkbar. Die Nationalsozialisten bereiten ^ich darauf vor, bei politischen Massenstreiks und Generalstreiks ihre Anhanger, vor allem die SA- und SS-Kolonnen, in grbfitem Umfange als Streikbrecher einzusetzen. Der Massenstreikschutz, das Massenstreikpostenstehen, als Gegenmafinahme erfordert gleichfalls die starkste Mobilisierung der Erwerbslosen fiir den gemeinsamen Kampf mit den Betriebsarbeitern. Die Eroberung der Betriebe mit dem Ziel der,.Ausl6sung und Fiihrung wirtschaftlicher und politisdier Streiks bis zum Generalstreik schlieBt deshalb die starkste Mobilisierung und festere Organisierung der Erwerbslosenbewegung in sich [ein]. 3. Alle diese Zweige der Arbeit — die eigentliche Betriebs­ arbeit, die innergewerkschaftliche Arbeit in Verbindung mit dor iibrigen Arbeit der RGO und die Erwerbslosenarbeit sowie die starkste Hebung der Arbeit des Jugendverbandes mit Hilfe der Partei - miissen unter dem Gesichtspunkt der einheitlichen 'Kampfaufgaben stehen. Die gesamte Arbeit dient der Entfal­ tung aller Formen des Massenwiderstandes’gegeniiber den wirtschaftlichen und politischen Anschlagen der Bourgeoisie, von der Massendemonstration, der Massenmobilisierung gegen Exmittierungen und Zwangsversteigerungen, von okonomischen Teilstreiks und Streiks ganzer Betriebe oder Abteilungeri, von Proteststreiks einzelner Betriebe oder ganzer Gebiete iiber den politischeri Massenstreik bis zum Generalstreik. Angesichts des faschistischen Wirtschaftsprogramms, das die

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voile Abschaffung der gesamten Sozialgesetzgebung und/ die Herabdruckung der Lohne auf den Stand des vergangenen Jahrhunderts herbeifiihren will, und angesichts der neuen, seitens der Unternehmer mit Hilfe der faschistischen Machthaber- einsetzenden Hungeroffensive von noch nicht dagewesener Brutalitat gilt es, die Mobilmachung der Betriebe fiir die bevorstehenden okonomischen Kampfe und Streiks (Kundigung der Tarifvertrage) aufs starkste zu steigern. Diese Mobilisierung der Arbeiterschaft innerhalb und aufierhalb der Betriebe mu6 unter der Losung gefiihrt werden: Duldet keinen Lohn-, Gehalts-, Ren,ten- und Unterstiitzungsabbau! Aber auch alle anderen Formen des Massenwiderstandes gegen neue Unterdriickung und Massenauspliinderung miissen zur starksten Anwendung gelangen. Der Mieterstreik als Massenbewegung unter der Losung: „Erst das Essen, dann die Miete!“, der Schulstreik fiir die Einfiihrung der Schulspeisung fiir die Kinder der Erwerbslosen und sonstigen Unterstiitzungsempfan­ ger, die massenhafte Zhhlungsverweigerung bei erhohten Gasund Elektrizitatspreisen, breite Massenbewegungen gegenZwangsversteigerungen und Exmittierungen — wobei besonders die Erwerbsloseriausschusse fiir die Schaffung des Klassenbiindnisses zwischen Proletariat und werktatigen Mittelschichten, Kleinbiirgern und Kleijibauern, eine grofie Aktivitat entfalten mussen -, Pflichtarbeiterstreiks und Massenkampf der Jungproleten gegen den Arbeitsdienst unter der Forderung des Tariflohnes fiir jede Arbeit: alle diese Kampfformen miissen massenmaCig immer starker zur Anwendung gelangen. ‘ Die Tatsache, dafi in den Betriebeir auf Grund der Ereignisse vom 20. Juli eine starke Massendiskussion iiber die Anwendung des politischen Massenstreiks und Generalstreiks in Gang gQkommen ist, darf nicht zur Abschwachung der kleineren okono­ mischen Tageskampfe fiihren. Andgrerseits ist es unsere Aufgabe, die Massendiskussion iiber den politischen Massenstreik Oder Generalstreik zu steigern, in die richtige Bahn zu lenken und fiir die Kampfmobilisferung und Vorbereitung der groBen politisch^ Kampfe auszunutzen. 4. Mit dieser tieferen Verankerung der Partei in den Betrieben, in den Gewerkschaften und auf den Stempelstellen wird

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zugleich die wifhtigste Arbeit im Kampf fiir die Sicherung der Partei geleistet. Je starker die Partei in den Betrieben, auf den Sternpelstellen pnd in den Massenorganisationen verankert ist, deSto starker vefmag sie ein Verbot und alle.faschistischen An'schlage zur Zerschmetterung der revofutionaren "Klassenorgahisationen des Proletariats abzuwehren. •5. Auf der Linie dieser Aufgaber^stellung wird die zweite, bbhere Etappe. der Antifaschistischent Aktion unter der Losung durchgefiihrt'. „Tragt die Antifaschis'tische Aktion in die Betriebe!" ' In^titut fur Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Zentrales Partciarcliiv, BI. 20-22.

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1 ]

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71 , Aus eincrci Schreiben des Polizeiprasidiums Stuttgart vom 9. Augusf" 1932 an die Nachrichtensammelstelle im ReichsministeriUm des Innern

^Is weiterer Beitrag zu dem in letzter Zeit, an verschiedenen Orten Deutschlands .beobachteten demonstratiyen Zusammengehen von Mitgliedern kommunistischer und sozialdemokratischer-Organisationeh wird mitgeteilt: „Die Leitung der Antifaschistischen Aktion in Tubingen a. Ni vefanstaltete am 21. Juli 1932 eine Saalversammlung, in der der ehemalige Stadtpfarrer Eckert aus Mannheim uber das Th ema: „Unser Kampf gegen Hunger, Faschismus und Krieg,, fur ein sozialistisches Deutschland - Der Aufbau in der Sowjetunion und die Religion" gesprochen hat. Die Versammlung war fiir Tiibinger Verhaltnisse mit 1200 Personen sehr gut besucht. Die Eiserrie Front hat offentlich ihre Mitglieder zum Besuch der Ver­ sammlung aufgefordert. Zu Beginn der Veranstaltung marschierten die Mitglieder der Eiserqen Front gemeinsam mit den KPDLeuten. geschlossen in den Saul ein. , Eckert feierte in seiner Rede besonders den Zusamrrienschlufi aller revolutionaren Arbeiter, .den er zum erstenMalinTijbingen erlebt habe." r Auch sonst wurde in der Woche vor der Reichstagswahl in Tubingen ein Zusammengehen. der beiden Organisationen festgestellt. Die Antifaschistische Aktion hat/zum Besuch von Veranstaltungen der Eisernen Front aufgefordert, umgekehrt wurde

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derselbe Dienst erwiesen. Die gem einsame Front-der Linksparteien in Tubingen laCt sich damit erklaren, daC dort die nationalsozialistische Bewegung auCerordentlicH stark ist. Institut fiir Marxismus-Lenmistaus beim 2K der SED, Zentrales Parteiarchiv, 10/155, Bl. 307.

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72 Bericht der Organisationsabteilung des ZK der KPD vom 13. August 1932

ZK/Org.

Berlin, den 13. August 1932

Material uber roten Massenselhstschutz und Eiinheitsausschusse der Antifaschistischen Aktion

Leider liegen nodi nicht aus alien Bezirken die von uns angeforderten Berichte iiber den Stand der Antifaschistischen Aktion, die Starke und die Arbeit des roten Massenselbstschutzes sowie iiber die Einheitsausschiisse und ihre Zusammensetzung vor. Wir konnen infolgedessen lediglich aus den bisher vorhandenen Berichten einige Zahlen und Tatsachen geben. Sie geben immerhin sdion einigermaCen einen Uberblick iiber den Stand der Bewegung. Wir werden nachstehendes Material nach Eingang der noch ausstehenden Berichte bis Montag oder Dienstag erganzen.

Bezirk Pommern Der Kampfbund gegen den Faschismus zahlt im Bezirk rund 3200 Mitglieder. Im roten Massenselhstschutz sind schatzungsweise erfafit: 8000 bis 9000 Arbeiter. Im Durchschnitt besteht er ZU 30-50% aus Kommunisten, 5-10% [aus] Reichsbannerleuten, SPD- und freigewerkschaftlich organisierten Arbeitern.

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Der Rest ist parteilos. Eine Ausnahme machen Koslin, Greifs­ wald und Torgelow. In diesen drei Orten geht die Beteiligung der freigewerkschaftlidi organisierten Arbeiter bis 2u 50%. In Stettin gehoren dem roten Massenselbstschutz 30 SAP-Arbeiter an. Es besteht ein vorlaufiger BezirksausschuC, der aus der Leitung des Kampfbundes, des roten Massenselbstschutzes und einigen Mitgliedern der BL besteht. Eine Delegiertenkonferenz des roten Massenselbstschutzes, die fiir den Bezirk geplant ist, konnte infolge der politischen Situation bisher nicht stattfinden. Einheitsausschiisse auf Ortsbasis bestehen 42. Ihre Bildung erfolgte in off entlichen Versammlungen oder in ortlichen Konferenzen, die von alien Massenorganisationen vorbereitet waren. Parteigenossen sind in der Regel zu Vs vertreten. Der Rest be­ steht aus freigewerkschaftlichen Arbeitern, Sportlern und parteilosen Arbeitern. SPD-Arbeiter sind in geringer Anzahl vorhanden. Der rote Massenselbstschutz ist nach StraCen und Stadtteilen gegliedert.

Bezirk Baden-Pfalz Der rote Massenselbstschutz ist in einzelnen Gebieten sehr gut ausgebaut, so [hat er] z. B. in Mannheim rund 1600 Arbeiter, zum grofiten Teil parteilos, die erfaCt worden sind. In Durlach sind 150 Arbeiter erfaBt. Davon iiber 50% parteilos. Im Bezirk bestehen fast in alien Stadten und groBeren Gemeinden rote Massenselbstschutzformationen. Der rote Massenselbstschutz hat eine Reihe guter Aktionen in verschiedenen Stadten durchgefiihrt. So wagen es die Nazis bis heute noch nicht, in Mann­ heim und Ludwigshafen sich uniformiert auf der StraCe zu zeigen. In den Betrieben, auf den Stempelstellen sind noch gewisse Schwachen vorhanden. Immerhin gelang es, eine Reihe siegreicher Kampfe und Aktionen durchzufiihren. Nach wochenlangem Kampf wurde ein Streik von 1170 Bauarbeitern an der Baustelle Schluchsee siegreich beendet. Die Streikenden schlossen sich kollektiv der Antifaschistischen Aktion an. Die Mobel-

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transpoftarbeiter von Karlsruhe fiihrten unter der Losung der Antifaschistischen Aktion einen siegreichen Streik .gegen Lohnabbau durch. 300 Textilarbeiter des Betriebes L. Strohmeyer [& Co.] in Konstanz fiihrten einen siegreichen Streik gfegen Lohnabbau durch. Die Gutsarbeiter von Rocksheim erkampftcn sich in einem Streik, der wenige Tage dauerte, eine 8%ige Lohnerhohung^ Die Wohlfahrts- un^d Pflichtarbeiter von Ladenburg verhinderten durch entschlossenen Kampf einen Abbau der Unterstiitzungssatze. Die Erwerbslosen von Schopfheim verhindeften die Durchfuhrung des Abbaus der Unterstiitzungssatze. In Pirmasens wurde in 13 Betrieben der Schuhindustrie durch geschlossenes Auftreten der Belegschaft der Lohnabbau verhindert. Seit dem 3. August stehen in Wiesental zwei Textilbetriebe \vegen Lohnabbau im Streik, ebenso bei Metz in Zell 350 Arbeiter.

Bezirk Magdeburg-Anhalt Iri 40^Orten bestehen EinheitsausschussQ der Antifaschisti­ schen Aktion. Auf den Einheitskonferenzen, die wahrend des Wahlkampfes in den Unterbezirken stattfanden, wurden 5 Einheitsausschiisse der Antifaschistischen' Aktion gewahlt. Eine Bezirkskonferenz der Antifaschistischen Aktion wird vorbereitet. Der rote Massenselbstschutz hat im Kampf gegen den Mordfaschismus und [bei] der Unterstiitzung der rev[olutionaren] Wahlarbeit Vortreffliches geleistet. ZahlenmaCige Angaben werden nicht gemacht.

Bezirk Ruhrgebiet Zahlenmafiige Angaben iib'er den Bestand an Einheitskomitees werden nicht gemacht, ebenso nicht iiber den roten Massenselbstschute. Es fanden eine Anzahl Einheitskonferenzen statt’, die nachfolgehdes Bild zeigben^: Gelsenkirchen: 175 DeleglerCe, davon 3 SPD, 5 SAP, 142 Par1 Bei den folgenden Zahlenangaben treten Widerspriiche auf. Sie erklaren sich vermutlich daraus,,'da6 bei der Aufschlusselung zum Teil die gleichen Personen sowohl nach ihrer politischen als auch nach ihrer gewerk-

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teilose, 25 KPD, 12 freigewerkschaftliche und 3 christliche Gewerkschaftler sowie 32 Arbeiter, die der RGO und den roten Verbanden angehorcn. Ebenfalls in Gelsenkirchen, vom EVB organisiert: 24 Bergbau-Industrieverbandler, 6 Christen, 43 Unorganisierte. Duisburg[-Hamborn]: 245 Delegierte, davon 30 Freigewerkschaftler, 38 RGO, 48 KPD, 139 Unorganisierte. Bochum: 244 Delegierte, davon 112 Parteilose, 14 Freigewerkschaftler, 6 Intern [ationaler] Bund [der Opfer des Krieges und der Arbeit], 3 SAP, 5 rote Sportier, 19 Kampfbund, 13 RGO, 68 KPD. Dortmund: 142 Delegierte, davon 6 SPD, 1 Nazi, 15 KPD, 10 Freigewerkschaftler, 18 RGO, 27 EVBD. Beispiele iiber die Zusammensetzung von ortlichen Einheitskomitees: Essen-Borbeck: 15 Mitglieder, davon 4 Reichsbanner, 2 Chri­ sten, 5 Parteilose, 1 KPD und 3 parteilose Frauen. Duisburg[-Hamborn]-Laar: 29 Mitglieder, davon 11 parteilos, 1 SPD, 3 Reichsbanner, 2 Arbeiter- und Bauernpartei\ 3 SAJ, 9 KPD. Herten: 18 Mitglieder, davon 4 SPD, 4 Christen, 6 Parteilose. Dortmund: 11 Mitglieder, davon 3 Reichsbanner, 1 bundestreuer Sportier^, 1 Mitglied der Gewerkschaftsjugend, 1 Parteiloser, 3 KPD, 1 KJVD. Nordhorn: 19 Mitglieder: 5 SPD, 1 christlicher Arbeiter, 5 parteilose Arbeiter, 2 parteilose Jungarbeiter, 2 Frauen, 4 Kommunisten. Hattingen: 11 Mitglieder: 2 Reichsbanner, 1 SPD, 1 Christ, 3 Parteilose, 3 Kommunisten, 1 KJVD. schaftlichen Organisiertheit erfaCt wurden, andererseits nicht alle in den totalen Zahlen erfaCten Personen unter den Angaben iiber Partci-, Ge­ werkschafts- und andere Organisationszugehorigkeit aufgefiihrt wurden. Audi liegt dieser Aufschlusselung wahrscheinlich kein einheitliches Prinzip zugrundc. 1 Vgl. S. 47/48, FuCnote. 2 Gemeint sind die Mitglieder der dutch die reformistisch geleitete Zentralkommission fiir Arbeitersport und Kdrperpflege zusammengefaBten Arbeitersportbiinde.

Massendemonstration der Antifaschistischen Aktion im Jahrc 1932 auf dem Messcgclandc in Leipzig

Rote Massenselbstschutzbewegung im Ruhrgcbiet: Es bestehen in fast alien Stadten und in fast alien Hauserblocks und StraCenziigen Selbstschutzstaffeln. Wir lassen einige Beispiele folgen; In Wanne sind 700 Arbeiter erfabt, in Wattenscheid 500, in Gelsenkirchen 2830, in Unna, 150, in Wiescherhbfen 40, in Bergkamen 70, Neubeckum 112, Herringen 400, Ahlen 200, in Radbod 240, in Riinthe 300. Im Durchschnitt sind Vs Kommunisten, 5-10% SPD, die iibrigen parteilos.

Bezirk Mittelrhein

ImUnterbezirk Koblenz bestehen 17 Einheitsausschiisse, davon in Betrieben 3, Stempelstellen 2, die ubrigen im Wohngebiet. In den 17 Einheitsausschiissen sind insgesamt 32 SPD-Arbeiter erfaCt. In alien groCeren Stadten bestehen zentrale Einheitsausschiisse. In Trier sind im EinheitsausschuB drei SPD-Arbeiter, davon sind zwei Betriebsrate. In Aachen sind SPD-Arbeiter und Gewerkschaftsfunktionare im Einheitsausschufi vertreten, die von der Parteibiirokratie mit AusschluC bedroht werden. Ein Mitglied, mit Namen Hans Steinhauer, wurde bereits wegen sei­ ner Beteiligung am Einheitsausschufi aus der SPD ausgeschlossen. ZK/Org. Institut fiir Marxismus-Leninismus beim 2K der SED, Zentrales Parteiarchiv, 3/19/762, BI. 41-45.

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73 Zeitungsbericht vom 16. August 1932 iiber die Bildung einer antifaschistischen Gutsstaffel auf dem Gut Mableben , bet Eckernforde

Auf dem Gut Mafileben bei Eckernforde wurde eine antifasdiistische Gutsstaff^ von 'SPD-, parteilosen und KPD-Arbei/tern gebildet. 40 Landarbeiter sind sofort in die Gutsstaffel eingetreten.-Sie erkennen, daft gegen den Naziterror untr ge^n den dauemden Xohnabbau nur helfen kann die rote Einheitsfront aller Arbeiter. Ein SPD-Arbeiter wurde zum Leiter der StafEel gewahlt; Er erklarte: „Die Vorgange in Eckernforde^ und in > anderen Teilen des Reiches haben bewiesen, dab nichfcunter Lei-^ tung der SPD-Fiihrer der Faschismus geschlagen wird, sondern nur in der geschlossenen roten Einheitsfront. Daraus ziehen wir die Lehre; wir befolgen nur die Anweisungen der Andfaschisti-,'

sdien Aktion."^

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Hamburger Volks2eitung, Nr. 186 vom 16. August 1932. lAls am 10. Juli 1932 die Nazis der umliegenden Orfe in Etkernforde eine Dpmonst^ation durchfiihrten. forderte die SPD-Leitung ihre Mitglieder auf, wahrenddessen die Stadt zu verlassen. Die etwa 1500 SABanditen stiirmten das Gewerkschaftshaus, demolierten die Einrichtung, pliinderten die Kasse, verletzten 11 Mbcitzz und toteten einMitglied des Reidisbanners sowie einen im DLV organisierten Landarbeiter.

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74 Aus einem Rundschfeiben des Sekretariats des ZK der KPD vdm 22. August 1932

I

Ah alle Be2irksleitungen und Redaktionenl

Berlin, den 22. August 1932

Vor‘einer IS!azikoalition im Reich? 'Sofort vorhereiten:' Proteststreiks und Massendemonstrationen!

Kvct 19. August ist bereits ein Regierungspalct zwischen Nazis und Zentrunf abgeschlossen worc^en. Die VerKandlungen -gehen nur nodi um die Besetzung der Ministerposten. Nach den vorJiegenden Meldungen sind vorgesfehen: 'als Reichskanzler Sdileidier, Innenminist'er Strasser, Justizminister Frick, Luftfahrtminister oder Minister'ohne Portefeuille Goring, Arbeitsminister StegerwaJd. Uber die Besetziung des Aufienministerpostens ist man sich' nodi nicht einig. In diesem Zusammenhang ist sogar sdion Bruning genannt worden. .Dieses Kabinett soil als Prasic^ialkahinett fungieren, Genossen, es bedarf keiner iweiteren Worte, weldieBedeutung diesem Kabinett zukommt. ist das ^Kabinett der verstarkten fasdustisdien Diktatur, des ,Abbaus der Tariflohne, der rucksiditslosen Eintreibung der Lausanner Tributlasten, der Unterdriickung der revolution^en Arbeiterorganisationen und des Verbots der KPD. Es ist auch bekanntgeworden, daC^ Leipart

bcrcits mit Schleicher iiber die Fragen der Arbeitsdienstpflicht und iiber die Tolerierung des Prasidialkabioetts verhandelt hat. Die Regierungsbildung geschieht also unter def Voraussetzung fester Zusicherung iiber die auCerparlamentarische Tolerierung durch den ADGB. Stegerwald gilt als der Verbindungs- und Vertr^uensmann des ADGB. \ Wir erspchen each, sofoft in starl^ter Weise die Anweisungen durchzufiihren, die wir schon wiedetfholt gegeben haben. Bei Bekanntgabe der Regierungsbildung niiissen sofort in alien Betrieben Proteststreiks gegen diese Regierung ausgelost werden. Schon jetzt, vor offizieller Bekanntgabe, miissen in alien Betrieben und Gewerkschaften Beschliisse gefafit werden, dafi. die betreffenden Betriebe und . Gewerkschaftsorganisationen sofort, wenn die Regierungsbildung bekanntgegeben wird, in den Streik treten und Massendemonstrationen durchfuhren. Die politischen Forderungen sind: Weg mit der Nazikoalitionsregierung! Nieder mit der faschistischen Diktatur! Auf losung der SA — Schliefiung der Nazikasernenl Die wirtschaftlichen Losungen sind: Keinen Pfennig Lohriabbau! Verteidigung der Tarifldhne - gegen jede Arbeitsdienst­ pflicht und Zwa'ngsarbeit! Aufhebung^aller Notverordnungenl Mit diesen Forderungen sind in jedem Betrieb und an jeder Stempelstelle die entsprechenden Teilforderungen zu verbinden. Mit aller Energie miissen iiberall Einheits- tind vorbereitende Kampfausschusse gebildet werden, und die Antifaschistische Aktion [mufi] auf das starkste gesteigert werden. Institut fiir Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Zentrales .Parteiarchiv, 3/19/318, Bl. 21.

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Aus einer Flugschrift des Reichseinheitsausschusses der Antifaschistischen Aktion vom September 1932

Anleitung jilr den Aufban und die Arbeit der E,inheitsaussghusse und des Massenselbstschutzes der Antifaschistischen Aktion

Die Antifaschistische Aktion, dife sich zu einer breiten JNlassenbewegung mit vielfaltigen Formen entwickclt und deren Hauptorgane zur Zeit die Einheitsausschusse und der rote Massenselbstschutz sind, die jetzt ihr Schwerg^icht auf die Schaffung der betrieblichen Kampfausschusse und der Erwerbslosenausschusse verlegt, ist bereits zu einem politisch-orgajiisatorischen Faktor geworden. Das Wahlergebnis fiir dieKPDbei derReichstagswahl, die zunehmende Opposition sozialdemokratiScher Atbeifcer gegen die klassenverraterrsche Politik ihrer Fiihrer sowie die wachsenden Zersetzungserschanungen im proletarischen Teil der Anhanger der Nazis, insbesondere in der SA, zeigen, daC sie bereits groCe politische Erfplge auf dem Boden der politischen Klassenlinie zu erreichen vermocbte. (Die Anleitungen bei Beginn der Antifaschistischen i Aktion, die Bewegung nicht nach einem starren organisatoriscl|en Schema, sondern aus dem praktischen Lebeu'selbst zu entwickeln, haben sich als absolut richtig erwiesen. Vielgestaltige Formen und Methoden der Massenorgane und der Arbeitsmethoden haben sich entwickelt und der revolutionaren Arbeiterbewegung neue, wertvolle Lehren ge-^ 231

geben.) Indessen hat jetzt die Bewegung eine Starke erreicht, die es unter Aufrechterhaltung des alten Grundsatzes: „Kein Schema, sondern Massenleben!" erforderlich macht, bisher gemachte Erfahrungcn fiir die fernere Entwicklung auf hoherer Stufe auszuwerten. Dabei kann es sich wiederum keineswegs urn ein starres System handeln, sondern aus der Fiille der Erfahrungen sollen lediglich Anleitungen und Fingerzeige fiir die fernere Arbeit gegeben werden.

1. Die Einheitsausschiisse der Antifaschistischen Aktion

Ihre Bildung: Die Einheitsausschusse der Antifaschistischen Aktion, die bis­ her gebildet warden, waxen nur dann von Bestand und entfalteten eine ernste politische und organisatorische Tatigkeit im Kampf gegen den Faschismus, wenn sie gebildet warden auf dem Boden einer konkreten Klassenaufgabe. (Im Betrieb: im Kampf gegen faschistische Methoden der Unternehmerdiktatur, Lohnabbau, soziale Verschlechterungen, neue Ausbeutungsmethoden, Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen, fiir die Entfernung faschistischer Mordbanditen aus dem Betrieb, gegen faschistische Provokationen im und am Betrieb usw.; an der Stempelstelle: [im] Kampf gegen Naziprovokationen vor und an den Stempelstellen, gegen Naziuberfalle, gegen besonders bru­ tale Mabnahmen der Behorden und einzelner Beamter, gegen be­ sonders schikandse MaCnahmen an den Stempelstellen, in der Verteidigung der Agitation und Propaganda gegen Naziterror, im Kampf gegen Unterstiitzungsraub, um neue Schalter, um Sitzgelegenheit, Verkleinerung der Stempelstellen usw.; in den Wohngebieten und in den Laubenkolonien: [im Kampf] gegen Naziprovokationen, gegen faschistische Oberfalle, gegen hohe Mieten und Umlagen, gegen Exmissionen, gegen Pfandungen, fiir die Entfernung von SA-Mordbanditen aus den Wohnblocks und aus den Hausern, gegen Naziprovokationen dutch Errichtung von SA-Kasernen, provozierende Demonstrationen usw.) Daraus ergibt sich auch fiir die Zukunft klar, wann, wo und wie Einheitsausschusse gebildet werden sollen. Es ist zwecklos, 232

formale Versammlungen zur Bildung von Einheitsausschussen einzuberufen. Es tnufi solchen Versammlungen voTailsgehen,eine konkrete, grundliche lAassenmobilisierung um eine oder einige der IPorderungen, die von den Massen, fiir deren Bereich der Einheitsausschuli gehildet werden soil, als richtig und deren Erkdmpfung als unbedingt notwendig anerkannt werden. Die Forderuhgen miissen liegen auf einem oder mehreren der Gebiete, die vor^tehend in Klammern aufgefuhrt wurden. Einheitsausschusse der Antifaschistischen Aktion werden gebildet: in den Betrieben, an den Stempelstellen, im Wohngebiet, in Hauserblocks odef Laubenkolonien. Sie werden aber audi gebildet fiir besondere, spezielle Kampfaufgaben. Dabei ist es von untergeordneter Bedeutung, welchen Namen sie txagen und wie sie im Verlauf ihres Bestehens ihren Charakter ^dern. So kann der Einheitsausschufi im Betrieb .auf- Grund konkreter Kampfhandlungen um betriebliche Forderungen schon morgen KampfausschuC oder auch umgekehrt ein.KampfausschuC eines Betriebes, der im Streik entstand, nach AbschluC desselben zunl EinheitsausschuC werden. Das Ausschlaggebende ist allein, daC jeder EinheitsausschuC sich auf Ayirklidi breite antifaschistische Massen stiitzt, Das ist aber nur moglicli, wenn er auf Grund der Massenmobilisierung um konkrete Forderungen entsteht und sofort konkrete Aufgaben erhalt und durchfiihrt. Das allein sichert seinen Bestand und seine Fortentwicklui^g. Ihre Zusammensetzung: Die Zusammensetzung der Einheitsaussdiusse der Antifasdijstischen Aktion ergibt sich aus ihrem Charakter als Einheitsfront- und Kampforgane der Antifaschistischen Aktion. Sie sind Organe riner breiten Massenbeweguttg'und -aktiom Je aktiver sie sind, je breitere Massen werden sie erfassen. Sie sollen unter alien Umstanden alle Schiehten, gleichgiiltig, wie politisch oder gewerkschaftlich’ organisiert, ob unorganisiert, ob religios oder nicht, feligios, umfassen. l^itr eine Bedingung ist Voraussetzung': der ernste Wille, aktiv gege^ den Baschismus' in jeder Form, im besonderen gegen die TSIazis, zu kdmpfen! In der lusammensetzung weisen die meisten l^inheitsjrontausscbusse der Antifaschi­ stischen Aktion noch grofie Schwdchen auf. Es miissen deshalb die grdfiten Anstrengungen gemacht werden, um in die bestehen-

den Ausschiisse neue Schichten, vor allem mehr sozidldemokratische, christliche Arbeiter, aher auch Vertreter anderer Schich­ ten: Angestellte, Beamte, Kleingewerbetreibende usw., und ferner auch rebellierende Ndiianhanger, einzubeziehen. Bei der Bildung neuer Ausschiisse mu6 von Anfang an Bedacht darauf genommen werden, alle diese Schichten gleich einzubeziehen. Da jetzt auf der Grundlage der neuen Notverordnung der PapenRegierung’- auf der ganzen Front ein Angriff brutaler als der andere gegen die Arbeiter im Betrieb, gegen die Erwerbslosen, gegen die werktatigen Schichten als Mieter, Steuerzahler usw. erfolgt, da die Nazis trotz Terrornotverordnung^ ihren Terror fortfuhren und verstarken, sind objektiv alle Voraussetzungen gegeben, um in den nachsten Wochen vor allem in den Betrieben, aber auch an den Stempelstellen und iiberall im Wohngebiet die Einheitsausschiisse der Antifaschistischen Aktion in dieser Linie zu entwickeln ... Ihre Zusammenfassung: Sind in einem Ort in mehreren Betrieben, in mehreren StraBen, in mehreren Hauserblocks, in mehreren Laubenkolonien Einheitsausschiisse der Antifaschistischen Aktion entstanden, ist es zweckmaBig, zur kollektiven Auswertung der Gesamterfahrungen, zur Verbreiterung der Massenbasis und zur besseren Anleitung eine Zusammenfassung der Einheitsausschiisse durchzufiihren. Das geschieht am zweckmaBigsten wie folgt: In einer kleinen Stadt oder in einer GroBstadt im Rahmen des Stadtteiles oder - wie in Berlin - im Rahmen der Unterbezirke werden^ alle betrieblichen Einheitsausschiisse der Antifaschistischen Aktion, alle Erwerbslosenausschiisse der Antifaschistischen Aktion von den Stempelstellen und aus dem Wohngebiet, alle Einheitsausschiisse, die fiir bestimmte Aufgabengebiete geschaffen wurden (z. B. fiir Mieter, Sozialrentner usw.), nach Aufgabengebieten zusammengefaBt. Dort, wo die Entwicklung bereits weiter fortgeschritten ist, konnen auch solche Ausschiisse, gleichgiiltig ob Betriebs-, Stempelstellen- oder Wohngebietsaus1 Gemeint ist die Notverordnung „2ur Belebung der Wirtschaft" vom 4. September 1932. (Vgl. S. 42*/43* u. 377.) 2Vgl. S. 375. 3 Im Original: entweder.

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schiisse, einheitlich zu einer zcntralen Leitung zusammengefafit werden. Grundsatz mulj sein, das Innenleben der verschiedenartigen Ausschiisse unter keinen Umstanden zu ihemmen und eine zentrale Zusammenfassung nur zu allg'^meinen Aussprachen uber die Kampferfahrungen und zur Sicherung der ^einheitlichen Linie in der gesamten Antifaschistischen Aktion durchzufiihren... 1. Roter Massenselbstschutz

Die Bildung des roten Massenselbstschutzes: Im Kampf gegen den faschistischen Terror ist der rote Mas­ senselbstschutz eines der wichtigsten Organe der Antifaschisti­ schen Aktion. Im Einheitsausschufi, der das leitende politische Organ der Antifaschistischen Aktion ist, bildet er einen Hauptbestandteil. Seine Tatigkeit erfolgt immer im Einklang und im engsten Zusammenwirken mit der Leitung des Einheitsausschusses. In seinem inneren Leben und organisatorischen Aufbau entfaltet er die grofitmogliche Selbstandigkeit. Jeder^ EinheitsausschuC muC die initiative zur Schaffung von ‘Formationen des Massenselbstschutzes im Gebiet haben, wie umgekehrt bei vor-^v herigem Entstehen des Massenselbstschutzes von diesem Ma6nahmen zur Wahl eines gebietsweisen Einheitsausschusses eingeleitet werden miissen. Fiir die Bildung des roten Massensclbstschutzes trifft sinngemafi dasselbe zu wie fiir die Bildung des Einheitsausschusses' der Antifaschistischen Aktion. Nup dort, wo seine Schaffung auf Grund konkreter Aufgabenstellung geschah, und dort, wo fortgesetzt neue Aufgaben im Rahmen der Anti­ faschistischen Aktion gestellt werden, ist sein Bestand und seine Entwicklung zu hoheren Formen gesichert. Diese Lehre mu6 in Zukunft streng beachtet werden, um zu vermeiden, dab, wie das leider in einigen Fallen ges^ah, nach kurzer Zeit der Massen­ selbstschutz zusammenbricht.... Leitung der Staffeln: • ' Die Leitungen der Staffeln bestehen zweckmaCig aus 3-4 Kameraden, und zwar: dem Staffelleiter und seinem Stellvertreter und dem technischen Leiter. Es kann noch hinzukommen ein Stellvertreter. Ihre T^usammensetzung soil den Einheitsfront235

gedanken scharj zum Ausdruck hringen. Die Leitung verteilt unter sich die wichtigsten Aufgaben. Von entscheidender Bedeutung ist die SchafEung eines selbstandigen inneren politischen Lebens der Staffeln. Deshalb muC die Leitung In erster Linie ihr Augenmerk darauf richten, dafi nach jedem Einsatz die politische Bedeutung, die Rolle und die Erfahrungen griindlich erortert und klargelegt werden. Dem technischen Leiter untersteht die Staffel beim Einsatz. Er organisiert die Alarmierung, den Kurierdienst sowie die Verbindung mit der hoheren Leitung, soweit eine solche bereits besteht. Uber den Einsatz entscheidet jeweils die Leitung einer Einheit fur ihre Einheit im Einvernehmen mit der Leitung der hoheren Einheit. Sind in einem Wohnbezirk (Stadtteil, Stadtgebiet oder in Berlin in den Unterbezirken) mehrere Staffeln entstanden, erfolgt zweckmaCig die Zusammenfassung im Stadtteil, im ortlichen Mafistabe oder im Unterbezirk. In GroBstadten kann die Zusammenfassung auch zweckmaCigerweise Im Rahmen der Instrukteurgcbiete erfolgen. An der Spitze dieser zusammengefaCten Einheiten steht eine Lei­ tung, die in Verbindung mit den revolutionaren Massenorganisatlonen [zusammengesetzt wird], z. B. ein Vertreter der Partei, ein Vertreter des Massenselbstschutzes, ein Vertreter des Kampfbundes gegen den Faschismus, ein Vertreter andererWehrorganisationen und in den Gebieten, wo die rote Sportbewegung stark ist, ein Vertreter der Sportorganisationen. Diese Leitung bestimmt fiber den Einsatz der Staffeln, die in ihrem Wohnbereich vorhanden sind. Nur auf ihre Anweisung konnen Staffeln aus ihrem Wohnbereich in anderen Bereichen eingesetzt werden. Sie erhalten ihre Direktiven von der fibergeocdneten Leitung. Nur bei besonderen Anlassen im Bereiche ihres Wohngebietes kann die Staffel selbst entscheiden. Die iibergeordnete Leitung leitet die Staffeln [so] an, daC von jeder Staffel eine standige Verbin­ dung ZU ihr unterhalten wird. Sie schult die daffir in Frage kommenden Genossen und erteilt ihnen Auftrage, um sie zu erproben, und kontrolliert fortgesetzt die Durchfiihrung der den Staf­ feln gestellten Aufgaben. Sie wertet die Erfahrungen aller Staffeln zur Verbesserung der Arbeit aus... Die Aufgaben: Die Aufgaben des roten Massenselbstschutzes sind, wie die 236

Erfahrungen zeigra, im wescntlichen ahnlich wie die der Einheitsausschiisse. Der rote Massenselbstschutz unterstiitzt und schiitzt die Durchfiihrung der Aufg^ben .der mit der Antifaschistischen Aktion verbundenen Massenorganisafcionen und Einheitsfrontorgane, kampft gegen jede Art faschistischer Agitation und Propaganda; er entfaltet eine eigene standige Agitation und Propaganda gegen den Faschismus im Betrieb, im Bereich des Wohngebietes, an den Stempelstellen, in den Hausern; er versucht fortgesetzt seine Reihen zu starken; er bewacHt besondere Punkte, die von Oberfalien' und Terrorakten der Nazis bedroht sind, durch Posten, beobachtet standig den Gegner; er wehrt Oberfalle geschlossen ab und schiitzt das Eigentum und die Ein­ richtungen der Arbeiterorganisationen und das Eigentum und das Leben der Arbeiter und alter Werktatigen. Dabei darf unter keinen Umstanden ein Unterschied zjvischen dem Eigentum, das den Kommiinisten, den Sozialdemokraten, der RGO oder den freien Gewerkschaften gehort, gemacht werden. Hier gilt der Grundsatz, den derGenosse Thalmann au£gestellthat:DieKommunisten kampfen immer mit sozialdemokratischen, Reichsbanner- und christlichen Arbeitern in der Antifaschistischen Aktion gegen die Nazis, niemals aber mit Faschisten gegen SPD oder Reichsbanner! Der rote Massenselbstschutz muC st'andig die grofite eigene Initiative entfalten und auf das engste mit den Einheitsausschiissen der Antifaschistischen Aktion und mit den angeschlossenen Organisationen zusamfnenarbeiten ... Strategische Orientierung und Aufgabenstellung: Die letzte Notverordnung (der Papen-Regierung, ihr sogenan'ntes }ahresprogramm, leitet eine umfangreiche Offensive auf alle Werktatigen -Betriebsarbeiter, Erwerbslose und die werktatigen Mittelschichfen - ein. Im Vordergrund stehen der weitere Lohnabbau, die Zerschlagung des Tarifsystems fur die Arbeiter im Betrieb, weiterer Unterstiitzungsabbau, Gegeneinanderausspielen der Erwerbslosen, Zerscijilagung der Erwerbslosenbewegung bei gleichzeitigen Versucheri, durch die sogenannte Einreihung von IV4 Millionen Erwerbslosen in den ProduktionsprozeC in den Betrieben Streikbruchgarden zu organisieren. Diese HauptstoCrichtung des neuen umfassenden, brutalen Arigriffs gegen die Arbeiterklasse zeigt auch klar die wichtigsten strategisdien

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Punkte, auf die sich die Antifaschistische Aktion in den nachsten Wochen und Monaten konzentrieren mu6. Alle bestehenden Krafte, die bisher von der Antifaschistischen Aktion erfafit wurden - Einheitsausschiisse und roter Massenselbstschutz rniissen noch starker als bisher auf dieBetriebe (die antifaschistischen Betriebswochen waren nur Auftakt fur die starkste Konzentration aller antifaschistischen Krafte in dieser Linie), auf die Stempelstellen, auf die Erwerbslosen im Wohngebiet konzentriert werden. Daneben muC die Antifaschistische Aktion in Verbindung mit alien revolutionaren Massenorganisationen ihre antifaschistische Arbeit an der innergewerkschaftlichen Front (in reformistischen, christlichen und reaktionaren Gewerkschaften) wesentlich verstarken. In alien Betrieben, in denen die Frage neuen Lohnabbaues, in denen die Frage der Organisierung neuer Streikbruchgarden dutch Einstellung von SA-Terrorbanditen und Stahlhelmleuten steht (und das sind alle Betriebe), muC es der Antifaschistischen Aktion in kiirzester Frist gelingen, wirklich breite Einheitsausschiisse, vorbereitende Kampfleitungen und Kampfleitungen zu schaffen. Die Massenselbstschutzformationen im Wohngebiet miissen diese innerbetriebliche Arbeit von auBen her auf das tatkraftigste unterstutzen, d. h., in der Hauptsache muC die Aufgabe dieser Staffeln auf dem Gebiet der Eroberung der Betriebe fiir die Antifaschistische Aktion liegen. Jede faschistische Propa­ ganda vor dem Betrieb muC unmbglich gemacht werden. Jeder Versuch, Streikbruchgarden im Betrieb oder um den Betrieb zu organisieren, muC zerstort werden. Im Kampf selbst mufi der rote Massenselbstschutz in Verbindung mit den Betriebsarbeitern (insbesondere mit den Betriebsstaffeln) den Massenstreikschutz ubernehmen. Auf diesem Gebiet liegt gegenwartig die wichtigste Aufgabe dieser Massenselbstschutzstaffeln. Die Massenselbstschutzstaffeln in dem Wohngebiet, in dem eine Stempelstelle liegt, miissen ihr Hauptaufgabengebiet in der standigen zahen Bearbeitung der Erwerbslosen, die an dieser Stempelstelle stempein, sehen. Sle sollen die Stempelstellenstalfeln auf das aktivste unterstutzen. Sie miissen die zaheste und intensivste Agi­ tation und Propaganda unter den Erwerbslosen entfalten. Sie miissen jede faschistische Propaganda an der Stempelstelle ver-

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hiftdern. Sie rniissen den Erwerbsloscn helfen, an den Stempelstellen Erwerbslosenaussehusse als Organe der Antifaschistischen Aktion ZU bilden, sie in der Erfassung der Erwerbslosen im Woihngebiet unterstiitzen. Die Massenselblstschutzstaffeln in den Gebieten, in denen sich Arbeitslager fiir die Arbeitsdien^tpfliehtigen befinden, rniissen mit ganzer Kraft auf die fortgesetzte Agitation unter den im Arbeitsdienstpflichtlager Befindlichen konzentriert werden. Es mu6 gelingen, in alien diesen Lagern nicht nur eine intensive Agitation und Propaganda zu entfalten, sondern auch Kanipfe auszulosen. Einheitsaussdiusse der Antifaschistischen Aktion und roter Massenselbsts^utz: Um eine planmafiige Zusammenarbeit zwiscHen beiden Organen der Antifaschistischen Aktion zu erreichen, ist es zweckmaCig - das lehren die firfahrungen, dafi neben der selbstverstandlichen Entsendung von Delegierten in die Einheitsausschiisse, dutch den roten Massenselbstschutz unten, bei den Einheitsausschussen in den Betrieben, an den Stempelstellen, in den Stra,fien und Hauserblocks^ die Zusammenarbeit dadurch verstarkt wird, dafi in jeder Massenselbstschutzstaffel mindestens ein Genosse [des Einheitsausschusses] ist. Die Verbindung^ [wird] , dadurch hergestellt, da’fi die einzelnen verschiedenartigen Einheitsausschiisse sowie die einzelnen Staffeln des roten Massenselbstschutzes aus ihrer Mitgliedschaft oder aus ihren Leitungefi Delegierte zu einer ortlichen Delegiertenkonferenz wahlen und in diese entsenden. Die ortlithen Delegiertenkonferenzen werden entweder regelmafiig oder auch nach Zweckmafiigkeit von dem ortlichen zeritralen Einheitsausschufi zusammen mit der ortlichenLeitung des Massenselbstschutzes einberufen. Die ortliche Dele­ giertenkonferenz der Einheitsausschu^se und des roten Massen­ selbstschutzes mufi mit den ubrigep Organisationsformen der Arbeiterbewegung in den Betrieben und> ini den Wohrigebieten (Betriebsrate, Massenorganrsationen, andereEinheitsfrontorgane usw.) dadurch auf das engst^ verbunden werden, dafi auch diese zu der ortlichen Delegiertenkonferenz ihre Delegierten entsen­ den und in die ortliche Leitung eiribezogen werden. Dutch diese 1 Gemeint ist die Verbindung zwischen den einzelnen Einheitsausschiissen und Selbstschutzstaffeln.

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Methode wird nicht nur ein enges Zusammenarbeiten aller antifaschistischen Krafte erzielt, sondern auch gleichzeltig die ganze Antifaschistische Aktion vorwartsgetragen und befahigt, auf hoherer Stufe die Kampfe und Aktionen det Arbeiterschaft zu organisieren.

Reichseinheitsausschufi der Antifaschistischen Aktion Kampferfahrungen, VIII: Massenselbstschutz. Anleitung und Beispicle fiir die praktische Arbeit. Hrsg. vom ReichseinheitsausschuB der Antifaschistischen Aktion, September 1932. In: Institut fiir Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Zentrales Parteiarchiv, D. Do. VIII/24. (Fiugschrift)

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76 , Aus dem Manifest der KPD vom 15. September 1932

Arbeitendes Volk, hcraus zum Kampf! Volk der Arbeit, aufgewacht, und erkenne deine Macht! Kein Papen-Schleicher-Kabinett,- kein Trustmagnat, kein Fabrik- und Zechenkonig, kein Krautjunker kann euch aucli nur einen Pfennig vom Lohn nehmen, wenndhr in briideflicher, kampferischer Geschlossenheit zusammensteht und jeden Unternehmerangriff mit betripblichem Kampf beantwortet. Kein SA-Terror kann sich durchsetzen gegen den gemeinsamen Massenselbstschutz. W'ir schlagen vor: Einheitsfr6ntakT:ion gegen Hunger und Papen-Diktatur! < Wir appellieren an euch, ihr sozialdemokratischen, chriStlichen Arbeiter und GewerkschaftskoUegenl Eure in jahrelangen Kampfen 'errungenen. Rechte sollen beseitigt werden. Jetzt mussen wir ajle beieinanderstehen. Im Betrieb und an der Stempelstelle, in Stadt und Land miissen wir unser Kampfbundhis fur di^ Verteidigung der Arbeiterinteressen -gegen die faschis.tische Hungerpolitik herstellen. Ihr Kollegen, Kameraden der freien, christlichen und Hirsch-Dun'ckerschen Gewerkschaften, ihr Anhanger der revolution^en Gpwerkschaftsbeweigung, tretet sofort ZU gemeinsamen Beratungen'und Versammlungen zusammen und trefft cure KampfmhCnahmen. Wir wiederholen in dieser ernsten Stunde unser Angebot vom 25. April, mit jeder Organisation, in der Arbeiter vereinigt sind

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und die gegen Lohn- und Unterstiitzungsraub, gegen Unterdrukker und Faschismus zu kampfen gewillt ist, gemeinsam den Kampf aufzunehmen. Gewerkschaftskollegen! Nehmtin euren Zahlstellen- und Verwaltungsmitgliederversammlungen, in euren Vertrauensleuteund Funktionarskonferenzen, in denBetriebsrateausschiissenzum Kampf fiir die Verteidigung eurer gewerkschaftlichen Errungenschaften und zu unserem Angebot der Einheitsfrontaktion gegen Hunger und Papen-Notverordnung Stellungl Und auch ihr, Mitglieder der nationalsozialistischen Bfetriebs-] Z[ellen-] O[rganisation]! Euch sollen der Lohn, das Gehalt, das Krankengeld genauso geraubt werden wie den kommunistischen, sozialdemokratischen und christlichen Arbeitskollegen. Auch ihr miiCt ge­ meinsam mit alien kampfgewillten Arbeitskollegen gegen den groBkapitalistischen Tributplan der deutschen Bourgeoisie gegen das werktatige Volk Deutschlands kampfen! Wollt ihr wirklich gegen das Grofikapital und die Papen-Regierung, gegen das Kabinett der Trustbarone, GroBagrarier und reaktionaren Gene­ rale kampfen, dann marschiert und kampft mit uns gemeinsam! Was ist sofort zu tun? Antwortet mit jeder Art des Protestes und Kampfes auf den Angriff der Unternehmer gegen euren Lohn und eure Arbeiterrechte! Auf jeden Betrieb, auf jede Abteilung kommt es an! Bei Bekanntgabe jeder Vers chi echterung der Arbeitsbedingungen tretet in der Abteilung, im Betrieb wahrend der Arbeitszeit oder in den Pausen zur sofortigen BeschluBfassung zusammen! Wahlt in jedem Betrieb und jeder Abteilung eure eigene Kampffuhrung! Wahlt eure besten und aktivsten Kollegen, denen ihr euer Vertrauen im Kampfe gegen die Lohnrauber entgegenbringt! Im Kampfe gegen die Scharfmacher, ge­ gen die faschistische Auspliinderungspolitik darf uns keine Organisationszugehdrigkeit trennen. Einmutig miissen wir alle zusammenstehen, gleichgiiltig, welches Mitgliedsbuch wir in der Tasche tragen! Schiebt alle Spalter und Saboteure der kampfendenEinheitsfrontaktion beiseite!Es geht um unsereFamilien, um unsere Kinder! Es geht um den gemeinsamen Kampf gegen die faschistische Hungerpolitik! Gegen jeden Pfennig Lohnabbau! Gegen alle Entlassungen! Fiir die Verteidigung der Tariflohne! Gegen Arbeitsdienstpflicht

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und Zwangsarbeit! [Fur] Einstcllung der Erwerbslosen zu den bestehenden Lohncn! Gegen jede Verschlechterufig der Sozialversicherung und -fursorge! Gegen jede Verschlechterung der Arbeitsbedingungen! Weg mit der Lohn-, Burger- und Bcschaftigtensteuer! Fiir das Kampfbiindnis der Betriebsarbeiter mit den Erwerbslosen! Efwerbslose, ihr wollt lebenJ Duldet keine Kiirzung der Hun-. gerunterstutzungen! Ihr wo]lt Arbeit - aber nur, zu den Tariflohnenl Ihr wollt euch nicht als Lohndriicker fiir die Unternehmerprofite mifibrauchen lassen! Der Kampf der Betriebsarbeiter g^gen den Lohnraub hilft eurem Kampf gegen den Unterstutzungsraub! Weist jeden Zersplitterungsversuch zuriick! Kampft mit briiderlicher Kampfessolidaritat mit den Betriebsarbeitern! Nehmt die Arbeit nur zu den besteljenden Tariflohncn auf! Kampft fiir zusatzliche Unterstiitzung und fur die Unterstiitzung aller Erwerbslosen, insbesondere auch der Jugendlicheh! Kampft fiir die Lieferung von Schuhwerk, Kleidung und Heizungsmaterial fiir den Winter! Kampft fiir ein tagliches warmes Mittagessen fiir die Kinder der Erwerbslosen in den Schulen! Weg mit der Hauszinssteuer, herunter mit den hohen Mieten! 'Erwerbslose, wahlt euch unverziiglich in einzuberufenden Erwerbslosenversammlungen cure Einheitsausschusse! Entsendet MassendelQgationen in die Rathauser und gemeinsam mit' den Betriebsarbeitern in die Direktionsgebaude! Erwerbslose Jugend, euch hat'man die Unterstiitzung geraubt! Kampft fiir euer Recht auf Unterstiitzungen! Gegen jede Form der Arbeitsdienstpflicht! In den Arbeitsdienstlagern kampft fur hoheren Lohn, fur menschenwiirdige Vefpflegung und Quartiere! Wahlt Vertrauensleute! Kampft fiir die Anerkennung eurer Ausschiisse! Sozialrenter!'Ihr Kriegsopfer, Arbeitsinvaliden, ihr Al ten und Kranken, kampft gegen jeden Abbau der Sozialleistungen und' Unterstiitzungen! Einheitsfrontaktion gegen,Hunger und Papen-Diktatur - das ist der Weg der Arbeiterklasse und aller Werktatigen gegen je-des Rettungsprogramm der Kapitalisten! Hamburger Volkszeitung, ' Nr. 208 yom 17./18. September 1932. 20 Antifascbistische Aktion

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77 Zeitungsbericht uber den Streik der Belegschaft des Kabelwerks Reinshagen in Wuppertal-Ronsdorf vom 19. bis 26. September 1932^

Einen Tag nach Inkrafttreten der Notverordnung brachte die Direktion des Kabelwerks Reinshagen^ fur die 350 Mann starke Belegschaft einen Anschlag heraus, der einen 30prozentigen Abzug fiir die 30. bis 40. Arbeitsstunde ankundigte. Das Echo in der Belegschaft: „Dieses Lohnraubdiktat muC zu Fall gebracht werden.“ Erregt wurden Gegenmabnahmen beraten. Bald prangte neben den Anschlagen der Direktion der Appell der roten Betriebsrate: „Alles heraus zur Belegschaftsversammlung." Wie 01 das Feuer, so schiirte die Provokation der Direktion, die die Anschlage des Betriebsrats vom Brett herunterrifi, die Erregung der Belegschaft zur hellen Empdrung. Als dann in der Belegschaftsversammlung der Vertreter der Firma diese MaCnahme ZU rechtfertigen wagte, da seines Erachtens der Betriebsrat das Vertrauen der Belegschaft nicht mehr habe und der Lohnabbau doch „nur“ 7 Prozent ausmache, gingen seine Worte in dem Empdrungssturm der aufs aufierste gereizten Belegschaft unter. Der Streik wurde beschlossen und setzte des Montags^ mit aller Scharfe ein. 1 Dieser und der Bericht uber den Streik der Belegschaft der Spinnstofffabrik Zehlendorf AG in Berlin (Dok. 79) stehen als Beispiele fiir viele ahnliohe Aktionen. 2 Carl Reinshagen, Telefonschnur-, Kabel- und Gummiwerke GmbH. 3 19. September 1932.

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„Kabelwerk Reinshagen streikt! In Riesenlettctn prarigte diese Parole ^an den Mauern der Fabrik, auf den AsphaltstraCen der Stadt. Uberall -in den Strafiqn Ronsdorfs lebhaft diskutierende Arbeitergruppen. Ein Thema nur: „Reinshagen streikt!" Massenaufgebot der Streikposten vor dem Betrieb und am Ein­ gang der ZugangsstraCen. Aufgeregte Schupopatrouillen, die vor dem Werk nach „Streikhetzern“ fahndeten. Die Fuhrung des Streikkampfes lag fest in den Handen des Kampfausschusses und des roten Betriebsrats. Hohnlachend hatte die Belegschaft das Ansinnen der Firma, Vertrauensleute zu bestimmen zwecks Verhandlung uber Beilegung des Streiks, zuriickgewiesen. Geschlossen scharten sie sich urn den StreikausschuC und den' roten Betriebsrat. Sie gaben die einzig richtige Antwort durch Uberreichung folgender Forderungen: 1. Die Arbeit wird zu den alten Bedingungen wieder aufgenommen. Eine Losung des Arbeitsverhaltnisses hat nie s'tattgefunden. Von diesen Bestimmungen werden einzig nur die Streikbrecher ausgenomfnen. Der Betriebs- resp. Arbeiterrat bleibt in seinen alten Rechten ijestehen. 2?Entfetnung der Streikbrecher aus den Betrieben. 3. Zahlung der alten LohnsatZe ohne Eins ch ran kun g, d. h. keinen Pfennig Loihnabbau. 4. Ein fur allemal, nicht nur einstweilen, kommt die Anwendung der Notverordnung im Werk nicht in Betracht. 5. Keine Anwendung der Stillegungsantrage. 6. Bezahlung’der Ausfallstunden. Im Faile der Nichterfiillung dieser Forderungen Streik bis zum siegreichen Ende. ’ Es muB jedoch festgestellt werden, daB der Gewerkschaftsfunktionar und SPD-Mann Schroder anfanglich Verwirrung schaffte durch Verhreitung des Arguments der ADGB-Biirokradc, jp^onach sich Streiks gegen die* Notverordnung wegen des SPD-Volksentscheidsi eriibrigten. So wurde eine theoretische Rechtfertigung des praktischd^ Streikbruchs gefuhrt. Ferner ist es wohl auch kein- Zufall, daB die Mehrzahl der Streikbrecherinnen diejenigen waren, die das Hakenkreuzlied im Betrieb am lautesten schmettern konnten, ausgerechnet Per1 Vgl. Dok. 81. 20*

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sonen, die in der Nazifrauenbewegung eine gewisse Rolle spielen. Der auf dem Biiro der Firma Reinshagen beschaftigte SAMann Siebott, Elberfeld, Hamburger StraCe 28 wohnhaft, trat mit sechs anderen SA-Leuten an zwei indifferente Arbeiter, in der Mirke wohnhaft, heran und sagte ihnen, da beide arbeitslos sind, sie kbnnten als Hilfsarbeiter bei obiger Firma Beschaftigung finden. Zufallig las einer von den beiden des Abends die „Freiheit“i und sah aus der Zeitung, daft dort gestreikt wurde. Am folgenden Morgen erschienen beide an der verabredeten Stelle und sagten Siebott und den anderen sechs SA-Leuten, dafi sie keine Streik[bruch]arbeit leisten. Darauf sagte Siebott: „Ich wollte euch nur gut sein.“ Die anderen sechs Mann erklarten, sie wollten nur mitfahren und sehen, was da los ist. Sie haben auch alle den Tag dort gearbeitet. Die andern Nazi-Streikbrecher sind: Schmitz, Willi, VogelsangstraBe, Aul, Karl, Vogelsangstrafie, Krefi, Karl, Ullendahler Strabe. Am Mittwoch^ verscharfte sich die Lage dutch Anwendung der Schufiwaffen gegen die Streikenden. Zu Tausenden sammelte sich die Bevblkerung auf den StraBen, ihre Verachtung den Streikbrechern ins Gesicht schleudernd. Der Polizeischutz war verstarkt. Plbtzlich krachten zwei Schiisse, und der streikende Arbeiter Beistert stiirzte schwer verletzt zusammen, so daC er in b'edenklichem Zustand ins Krankenhaus uberfiihrt werden muCte. Jene elenden Kreaturen, die unter Polizeischutz Streikbrucharbeit zu verrichten wagten, mufiten SpieBruten laufen. Dicht gedrangt standen Tausende Ronsdorfer Arbeiter in den ZugangsstraBen zum Werk. Waren es im Anfang 37 Streikbrecher, im Volksmund „B^en“ genannt, so wagte doch in den folgenden Tagen kaum ein knappes Dutzend, sich der allgemeinen Verach­ tung auszusetzen. Scharen der Kinder der Streikenden drangen mit Teddybaren in die StraBen ein, wo die „Baren“ vorbeigefiihrt wurden. Mit den Rufen „Bar, Bar, Bar..verprugelten sie und spuckten sie in demonstrativer Weise ihre Teddybaren an. Sie vollfiihrten damit eine Kundgebung, die es selbst den begleitenden Polizeimannschaften schwer machte, den anfeuern1 Organ der KPD im Bezirk Niederrhein, erschien in Dusseldorf. 2 21. September 1932.

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den Kommandoworten der Schupooffiziere Folge zu leisten, die ■zur riicksichtslosen Anwendung der Waffen gegen die Streikdemonstranten aufforderten. Dock vermochten alle diese Aktionen der- Unternehmer die Streikfront nicht zu zermiirben. Nach acht Tagen muCte die Firma kapitulieren und villigte in die Durchfiihrung der Streikforderungen. In einer am Montag^ stattgefundenen Belegschaftsversammlung der Streikenden von Reinshagen-Ronsdorf gab c/er rote Hetriebsrat einen ausfiihrlidien Bericht iiber das Ergebnis der Verhandlungen mit der Betriebsleitung. Eine unbeschreibliche Kampfbegeisterung herrschte, als der rote Betriebsrat mitteilen konnte, daC die Betriebsleitung sich unterschriftlich verpflichtet babe, keinen Lphnabzug vorzunehm’en. Als dann der-rote Be­ triebsrat Punkt fiir Punkt die Forderungen aufzaihlte, die die Betriebsleitu'iig angesichts des geschlossenen Streiks. der Belegschaft erfullen miiCte, brach neuer Jubel aus. Einstimmig wurde dann beschlosseri,- die vorhandenen Lebensmittel der vorbildlich durchgefiihrten Solidaritatsakti'on‘sofort den streiken­ den Arbeitern des Alexanderwerks in Remscheid^ zu iibermitteln. Einstimmig nahm dann die Belegschaft eine scharfe Protest­ resolution gegen die liigenhafte Bericbterstattung der biirgetlichen und sozialdemokratisdien Presse an und beschloB eine Vertrauenskundgebung an die „Freiheit“. In dieser Vertrauenskundgebung heiCt es, daC nur die „Freiheit*' als einzige Arbeiterzeitung den Kampf der Belegschaft aktiv unterstiitzte und somit zum Sieg der Belegschaft beitrug. Nach dieser Belegschaftsversammlung-zogen die Arbeifer und Arbeiterinnen jn ein^m geschlossenen Demonstrationszuge zum Kabelwerk. Die Belegschaftsmitglieder braditen begeisterte Hochrufe auf die rote Einheitsfront aus. Als die Belegschaft vor dem Kabelwerk erschien, foiiderte der Direktor, dafi einzelne Arbeiterinnen einer bestimmten Belegschaft die Arbeit sofort I 26. September 1932. Die 1000 Mann starke Belegschaft des Alexahderwerks A. von der Nahmer AG in Remscheid streikte vom 26. September bis 10 Oktober 1932.

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aufnehmen sollten. Das wufde abgelehnt und dem Direktor zugerufen: „Wir sind geschlossen herausgegangen, wir fangen ebenso geschlossen wieder an.“ Die Belegschaft beschlofi dann noch als Zeichen der weiteren Kampfentschlossenheit, den Kampf- und Solidaritatsausschufi in Funktion zu behalten und jeden neuen Versuch der Betriebsleitung, die Lohne und Arbeitsbeding’ungen zu verschlechtern, mit der sofortigen Aufnahme des Kampfes zu beantworten. Der Streik der Arbeiter und Arbeiterinnen von Reinshagen ist in jeder Beziehung ein vorbildliches Beispiel. Die Belegschaft kampfte geschlossen unter revolutionarer Streikfiihrung. Vom ersten Tage des Kampfes an wurden durch Massenstreikposten, dutch umfangreiche Solidaritatsaktionen der lAH fast alle Einwohner von Reinshagen-Ronsdorf am Ausgang des Kampfes interessiert. Das hervorstechendste Merkmal des Streiks bei Reinshagen war die Solidaritat der dortigen Bevolkerung, die in geschlossener Front mit den Streikenden gegen das Hungerdiktat des Kabelwerks stand. Den sichtbarsten Ausdruck der Anteilnahme der gesamten werktatigen Bevolkerung an dem Gelingen der Streikziele lieferte die Solidaritatsaktion unter Fuhrung der lAH. Annahernd 1000 Mark und Berge von Lebensmitteln wurden gesammelt als Zeichen bruderlicher Kampfes- und Klassensolidaritat, Die Geschaftsleute von Ronsdorf und die Kleinbauern der Umgebung haben durch ihre Spenden an Lebensmitteln bewiesen, dafi sie sich eins fiihlen mit den vom Hunger bedrohten Arbeitern. Auch die Erwerbslosen iibten vorbildliche Solida­ ritat durch scharfsbe Stellungnahme gegen jeden Streikbruchversuch. Der Sieg von Reinshagen starkte nicht nur das Klassenbewufitsein der Reinshagener Proleten, sondern wirkt anfeuernd auf alle Betriebe des Niederrheins, die nunmehr an den zahlreichen Beispielen der streikenden Belegschaften und siegenden Belegschaften des GuCstahlwerks Wittmann AG, der Rhenania, des Hasper Stahlwerks, der M.-Gladbacher Textilbetriebe, der Tabakfabrik W. Mertens und Schuhfabrik F. Pannier, Cleve, der Phoenix AG, der Pflichtarbeiter des Volme- und Lennetals den Weg erkennen, den sie gehen mussen, um dem Lohnabbau und 248

der weiterQn Herabdriickung der Lebenslage der Werktatigen ein Ende zu bereiten. Waiter voran 'unter revolutionarer Fiihrung! Hoher das Banner der Kampfessolidaritat! Karripft und siegt in gesAlossener Einheitsfront aller Arbeiter und Arbeiterinnen! Hamburger Volkszeitung, . Nr. 224 vom 6. Oktober 1932.

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78 Aus einem Bericht einer Abteilung des 2K der KPD’vom 23. September 1932

Bericht uber den Stand der roten Massenselbstschutzund Kinheitsausschufibewegung Bezirk Berlin-Brandenburg

Es besteht ein BezirkseinheitsausschuB aus 47 Mitgliedern. Dieser setzt sich parteipolitisch wie folgt zusammen: 15 SPD, 2 SAP, 1 SAJ, 9 KPD, 1 KJVD, 19 parteilos. Die einzelnen Mitglieder des Ausschusses haben konkrete Aufgaben gestellt bekommen, und zwar: 1. die Bearbeitung der einzelnen Industriegruppen durch besonders bestimmte Mitglieder des Ausschusses, 2. die besondere Bearbeitung von SPD-Adressen im Sinne der Einheitsfrontbewegung, 3. die Beschickung von Betriebs-, Mieter- und Erwerbslosenversammlungen durch den AusschuC mit Referenten oder Diskussionsrednern mit dem Ziel der Bildung . von Einheitsausschiissen, 4. Unterhaltung der standigen Verbin­ dung mit gebildeten Einheitsausschussen. Es bestehen im Bezirk Einheitsausschusse in 31 Betrieben. An Stempelstellen bestehen 11Einheitsausschusse in StraCengebieten „ 56 in Provinzorten „ 18 „ Es bestehen mindestens 350 Mieterausschiisse, die zum grofiten Teil in Versammlungen der Mieter einzelner Hauser, oftmals abgehalten auf den Hausboden oder Hofen, gewahlt wur1 Offenbar handelt es sich um die Organisationsabteilung. (Vgl. Dok. 72.)

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den. In einer groCen .ZahV dieser Versammlungen wurde der Mieterstreik beschlossen, und derselbe wird auch schon in vielen Hausern durchgefuhrt. - Die Bauernkomitees auf depi' flachen Lande setzen sich wie folgt zusammeri: 1 Bezirksbauernkomitee, 13 Kreiskomitees, 26 Ortskomfitees, 9 Siedlerkomitees. Rotei; Massenselbstschutz: Dutch die Reorganisation^ ist es uns nicht mdglich geworden, einen genauen Bericht von alien UB uber die Starke und Zusammensetzung der Massenselbstschutzfor'mationen zu erhalten. Aus den angegebenen Berichten lassen sich folgende SchluCfolgerungen ziehen, namlich dafi wir im Bezirk etwa 12 000-13 000 Arbeiter und Arbeiterinnen in den Massenselbstschutzformationen erfafit haben. Die Berichte von den einzelnen UB, soweit sje bei uns vorliegen, ergeben folgendes Bild: Formationen

UB Lichtenberg: UB Friedrichshain: UB Wedding-Ost': UB Gesundbrunnen: UB Sdioneweide: UB Kopenidt:

16 22 19 28 5 11 101

mit ca. Mitgliedern

320-340 400380-400 '650-700 757 2'16

aktive Mitglieder

300 400

Hiervon sind insgesamt VI Betriebsformationen. Folgende Betriebe haben direkt gemeldet: Belegs'chafts- Massenselbstschutz Starke Mitglieder

Abdulla^ •Schultheiss^, Abtlg. 4 Afii-Arbeiter, Schbneweide Fromms Act^, Friedrichshafen Fromms Act, Kopenick BVG Kopenick.

1'20 200 68 80. 150'

230

.

38 60 68 18 22 36,davon6SPD

1 Gemeint ist die Verkleinerung der Unterbezirke bei gleichzeitiger Erhohung ihrer AnzahU '' 2 Zigarettenfabrik Abdulla & Co GmbH. 3 S'chultHeiss-Patzenhofer Brauerei-AG. Fromms Act, Julius Fromm Gummiwerke.

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Von den in den Betrieben erfafiten Mitgliedern sind etwa 20 % in den Gewerksdhaften organisiert. Beispiel der Formationsgriindung im Warenhaus Tietz, Char­ lottenburg: Nachdem die Nationalsozialisten nach Feierabend (vor der Wahl) Flugblatter verteilten, wurden sie von der aus dem Betrieb kommenden Belegschaft und von den au£ der StraCe befindlichen Passanten vertrieben. Unsere Genossen brachten hierauf eineZeitungheraus, die imBetrieb in ISOExemplaren verkauft wurde. Daraufhin wurde eine Betriebsformation von 14 Mann geschaffen, die sich zusammensetzt aus Mitgliedern des ZdA, der Hammerschaften, der KPD und RGO. Beispiel einer Formationsgriindung im StraCengebiet: Im Rahmen der Mieterkampagne wurden in der WaldstraCe in Char­ lottenburg Mieterversammlungen in jedem Hause durchgefiihrt. Danach wurde bekannt, daC die Nazis in der Waldstr. 45 eine SA-Kaserne einrichten wollten. Diese Tatsache wurde von unseren Genossen zum AnlaC genommen, mittels Sprechchdren die Arbeiterschaft aufzufordern, sich im roten Massenselbstschutz ZU formieren und in den ausgelegten Listen sich einzutragen. Ergebnis: Am 1. Tag trugen sich 96 Arbeiter und am 2. Tag noch einige Arbeiter ein, so daC innerhalb 2 Tagen eine Massenselbstschutzformation von ca. 100 Mann gebildet war. Zusammensetzung: 2 Kommunisten, Rest unorganisierte Arbeiter (politisch unorganisiert). Die Nazis konnten daraufhin nicht in ihre Kaserne einziehen. Die Stempelstellenformationen,sind in Berlin vollstandig aufgesaugt worden durch die Hauserblockformationen. Der Kampfbund [gegen den Faschismus] hat in Berlin-Bran­ denburg insgesamt nach seinen Angaben 5000 Mitglieder, davon sind 2000 in GroC-Berlin und rund 3000 in der Provinz.

Bezirk Danzig

Der Kampfbund gegen den Faschismus besteht bei uns nicht mehr. Der Kampfbund wurde vor ca. 1 Jahr auf BeschluC der zentralen Leitungen mit dem Roten Frontkampferbund, welcher im Danziger Bezirk noch legal ist, verschmolzen. Der Rote 252

Frorttkampferbund hat ca. 800 Mitglieder. In den MassenselbstschutzstaflEeln sind ca. 2000 Arbeiter zusammengefaCt. Diese StaflEeln kommen regelmaCig zusammen. Die parteipolitische Zusammensetzung ist im Durchschnittr 20% KPD-, 20% SPD [-Mitglieder] und 60 % Parteilose und Christen. Daneben gibt es Staifeln, wo wir noch mehr sozialdemokratische Arbeiter einbeziehen konnten, so z. B. in Lahgfuhr StaflEeln mit insgesamt 400 Arbeitern, davon 20 % Kommunisten, 30 % Sozialdemokraten und 50 % Parteilose. s Ein BezirkseinheitsausschuC der Antifaschistischen Aktion besteht noch nicht. ,Einheitsausschusse bestehen in den Betrieben 2, und zwar au£ der Danziger»Wer£t und im Danziger Ha£en. Der ^a£enausschu6 hat im ganzen 10 Mitglieder, davon 2 Christen, 3 SPD [-Mitglieder], 3 Kommunisten und 1. Parteilose. Der Ausschufi der Danziger Wer£t hat 8 Mitglieder, davon 3 RGO-, 3 £reigewerkscha£tliche und 2 unorganisierte Arbeiter. Dann be­ stehen 14 Ausschiisse an den Stempelstellen und 13 Ausschusse in Danzig (Stadt und Vororten) und ca. 10-15 Ausschusse.au£ ' dem Lande. In den 13 Ausschiissen der Stadt und der Vororte sind insgesamt 138 Arbeiter, davon 35 KPD-, 23 SPD-, 69 par­ teilose Arbeiter und 11 Christen ...

Bezirk Sachsen

Massenselbstschutz in den Orten: In Chemnitz haben wir z. Zt. 36 StaflEeln, darunter SPD- und Reichsbannerarbeiter. Im, Osten sind solche Arbeiter in 2 Fallen StaflEelfluhrer. Im UB Chemnitz gibt es noch 20 Orte, in denen MassenselbstschutzstaflEeln vorhanden sind. In Harthau z. B. sind von 126 Mann 30% Parteilose, ebeh£alls sind ,3 SPD-Arbeiter darunter. In Zwickau sind 600-700 in den SchutzstaflEeln er£a6t. Vorwiegend Parteilose, daruntd;; auch einige Reichsbannerarbeiter. Ini UB Zwickau sind nach unserer Ubersicht in 15 Orten,solche StaflEeln. In alien StaflEeln sind einige Reichsbannerarbeiter. In Niederhafilau ist die SAP mit in der Fiihrung, in Steinpleis ist die StaflEel gemeinsam mit der SPD organisiert. 253

In Au^ haben wir eine StaflEel von ca. 60 Mann, davon 80 % Parteilose, In der Stadt Plauen ist def*Massenselbstschutz, der 900 Jjis 1000 Mann zahlt, in fiinf selbstandigen Abteiluhgen organisiert; [im] Stadtteil Slid ist ein groCer Teil SPD- und SAP-Arbeiter [darunter]. Im UB Plauen gibt es noch an ungefahr 40 Stellen Massenselbstschutz. In vielen Orten ist er gemeinsa'm mit der SAP aufgezogen. , Massenselbstschutz in den Betrieben: Bayrischer Bahnhof, Leipzig, Presto [werke], Chemnitz, Fursorgearbeiter, Chemnitz, [Handschuhfabrik] Steinberger, Johanngeorgenstadt. Tiber die EinheitsausschuCbewegung: Nach unserer bisherigen (ibersicht sind in 300-400 Orten solche Ausschiisse vorhanden. Ihr kennt ja die Schwierigkeiten, die wir teilweise batten, daC wir in sehr vielen Fallen die Ausschusse zerschlagen mufiten, urn sie dann auf richtiger Basis ileu aufzubauen. Genauso wie es hur in sehr wenigen Betrieben Massenselbstschutzstaffeln gibt, haben wir auch nur in einigen Betrieben Ausschiisse...

Bezirk Halle-Merseburg 1. Wie stark ist der Kampfbund [gegen den Faschismus] ;m Bezirk? 1460 2’. Wie -stark ist der rote Massenselbstschutz? a) Betriebsstaffeln ca. 10 b) Erwerbslosenstaffeln ca. 20 c) HauserblockstafEeln: Zahl ist unbekannt, es werden einige hundert sein. d) Staffeln in den Laubenkolonien: iinbekannt. 3. Wie sind die Staffeln zusammengesetzt? In fast alien Staffeln, SQWohl Betriebt-, Erwerhslosen-, Hauserblockstaffeln ist Reichsbanner mit beteiligt. Es gibt auch einige andere Formen, die so sind, dafi das Reichsbanner als Eiserne Front aus der eigenen Organisation einen Selbstschutz aufgestellt hat, sich aber in bedrohlichen Situationen an die' uberparteilichen Hauserschutzstaffeln wendet. 4. Besteht ein bezirklicher Einheitsausschufi der Antifaschisti254

schen Aktion? Nein! Es besteht ein provisorisches Efnheitskomitee, das den Mitteldeutschen Betriebsrate-, Funktionars- und GewerkschaftskongteB’- vorbereitet. 5. Wieviel untere Einheitsausschusse bestehen im Bezirk? tLjB Delitzsch Delitzsch Giintheritz

KJVD und SAP-Jugend KPD, SPD, Parteilbse

UB Bockwitz Lauchhammer UB Bitterfeld Schlaitz Zschornewitz UB Merseburg Delitz a. B. Merseburg

1 KPD, 1 SPD, 1 Parteiloser 1 KPD, 7 SPD, 2 Parteilose

Diirrenberg Neumark Leuna

3 KPD, 2 SPD, 1 ParteiloSe KPDj'KPO, Reichsbanner, SAJ, Partei­ lose KPD und Parteilose 2 KPD, 2 SPD und Massenorganisationen 3 KPD, 5 SPD, 7 Frauen, 8 Parteilose t 1

UB Mansfeld Ermsleben a. H.

3 KPD, 1 Parteiloser

UB Torgau Belgern Torgau • Schildau Herzberg Dommitzsch Zeckritz

2 KPD, 4 Parteilose, 1 Frau 3 KPD, 2 SPD, 1 Parteiloser KPD, SPD, Parteilose 1 KPD, 2 Parteilose, 1 Frau

UB Naumburg Naumburg Nebra \ JPretitz Laucha

SPD, KPD; Syndikalisten, SAP, Parteilose 2 SPp, 2 KPD, 1 Freigewerkschaftler 1 KPD, 1 SPD\ 1 roter Sportier 1 KPD, 1 Parteiloser, 3 SPD

KPD und Massenorganisationen .

1 Gemeint ist die Einheitskonferenr der BetriebSrate, Vertrauensleute und Gewerkschaffsfunktionare, die am 4. September 1932 in Halle tagte.

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UB Wittenberg Annaburg Piesteritz UB Saalkreis Lobejun Konnern Zscherben Dieskau Teicha Ammendorf Alsleben

Zwintschona

In Starke von 25 Mann ohne SPD ADGB, SPD,.KPD, Hirsch-Duncker, Syndikalisten 3 KPD, 2 SPD, 4 Parteilose KPD und alle Massenorganisationeri 3 KPD, 1 SPD, 2 Parteilose 2 KPD und Sport 3 KPD, 1 Parieiloser, 2 SPD paritat. zusammengesetzt, Vors. parteilos Gewerkschaften und andere Massenorga■ 'nisationen 2 KPD, PSPD, 1 P^rteiloser

UB Zeitz-Weifienfels Zipsendorf 3 KPD, 1 SAP, 3 Parteilose Zeitz KPD, SAP' RoCbach 2'SPD und 2 KPD WeiCenfels 3 KPD, 2 SPD, 2 Parteilose ■ Webau 4 KPD, 3 SPD, 5 Parteilose Zangenberg 4 KPD, 4 SPD Theifien 4 KPD, 4 SPD ...

Bezirk Magdeburg-Anhalt

1. Starke des Kampfbundes gegen den Faschismus. Es bestehen 41Ortsgruppen mit 2100 registrierten Mitgliedern. Die abgerechnete -Mityiederzahl schwankt in den letzten Monaten zwischen 30 und 50 %. 2. Starke des roten Massenselbstschutzes a) Betriebsstaffeln: 3 mit insgesarnt 90 Mitgliedern. b) ErwerbslosenstafEelnrbestehen nicht. c) Hauserblodjistaffeln: 93; die Mitgliederzahl ist sehr unterschiedlich und schwankt zwischen 30 und 100 Mitgliedern. d) Laubenkoloniestaffeln: 2 mit 50 Mitgliedern. 3. Zusammensetzung der StafEeln 256

■ a) Reichshannerarbeiter: sind in 45 Staffeln vorhanden, jedoch ist ihre Zahl sehr ge'ring, durchschnittlich b) SPD-Arbeiter: sind; so we it sie nidit glejchzeitig dem Reichsbanner angehoren, in wenigen Staffeln vorhanden. c) Eine Erhebung uber die Zahl der freigewerkschaftlichen Arbeiter ist nicht vorgcnommen. Genaue Angaben konnen datum nicht gemacht werden. Als Beispiel fiihren wir ah die Staffel eines Magdeburger Stadtteils. Dort sind in 8 Staffeln 330 Arbei­ ter erfafit. Davon sind 35 % Mitglieder einer freien Gewerkschaft. d) Der durchschnittliche Anted der parteilosen Arbeiter im roten Massenselbstschutz betragt gegen 60 %. x 4. Ein Einheitsausschufi der-Antifaschistischen Aktion im Bezirk Magdeburg-Anhalt besteht nicht. Es gibt lediglich in 3 Unterbezirken vorbereitendeEinheitsausschusse, diesichzusammensetzen au's einigen Betriebsraten der grbCten Betriebe, einigen Erwerbsloseh, 2 SPD-Arbeitern, mehreren Parteilosen, einem SAP-Mann und einigen Kommunisten. 5. Untere Einheitsausschiisse bestehen im Bezirk: a) in 3 Betrieben, b) 36 Einheitsausschiisse an Stempelstellen (E[rwerbslosen]Ausschiisse 67), c) die Zahl der Einheitsausschiisse in StraCengebieten konnten wir im Augenblick nicht feststellen, d) in 42 kleineren und mittleren Orten, e) in 1 Laubenkolonien.

Bezirk Mecklenburg 1. Der Kampfbund [gegen den Faschismus] zahlt insgesamt 11 Ortsgruppen, wovon aber 3 keine feste organisatori&che Grundlage mehr haben. Es sind dies die Ortsgruppen Parchim, Liibz und Stavenhagen. In gutem organisatorischen Zustand, wobei-das Wort gut auch nur bedingt gilt, sind Giistrow, Schwerin, Ribnitz, Briiel, Marlow, Goldberg, Rostock, Teterow. Die Mit^liederzahl’betragt-insgesamt 3601, die Ortsgruppenstarkeistfol1 Im Original: 306. '

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gende: (Rcihenfolge wie obcn) 27-10-15, Gustrow 32, Schwerin 30, Ribnitzi, Briiel 16, Marlow 10, Goldberg 80, Rostock 60, Teterow 80. Die Gauleitung hat ihren Sitz in Rostock. 2'. Zur Frage des roten Massenselbstschutzes ist folgendes mitzuteilen: a) Betriebsgruppen keine. b) Erwerbslosenstaffeln in Schwerin, Wismar, Warin. c) Hauserblockstaffeln keine. d) Laubenkoloniestaffeln keine. e) AllgemeineMassenselbstschutzformationen sind vorhanden; in Rostock (noch schlechtes organisatorisches Fundament), Wis­ mar (sehr gut, 400 Mann erfaCt, in 5 Staffeln aufgeteilt, nach Stadtteilen gegliedert, StaflEelleitungen aus 3 Mann, zentrale Selbstschutzleitung ?> Mann zuzuglich der Polleiter der StaflEel­ leitungen), Warin, Schwerin (vornehmlich aufgebaut auf ErwerbslosenstaflEeln, die ca. 180 Mann zahlen), Fiirstenberg, Goldberg, Waren, Stavenhagen, Alt- und Neustrelitz, Boizenburg. Der Massenselbstschutz besteht schatzungsweise zu 50 % aus [Mitgliedern der] KPD, [Mitgliedern der] SPD und [des] Reichsbanner[s] nicht iiber 10 %, Rest parteilos. Der Prozentsatz freigewerkschaftlich [Organisierter] ist sicherlich hoher als der von SPD und Reichsbanner, well ja auch Kommunisten in freien Gewerkschaften sind. £) Kein bezirklicher AusschuC. g) Ortliche Ausschusse in Wismar, Warin, Schwerin, Kropelin, Fiirstenberg, Waren und Goldberg. Unser bester Aufbau ist in Wismar... Bezirk Wasserkante Der Kampfbund gegen den Faschismus zahlt im Bezirk Was­ serkante .. .2 Mitglieder. In den Schutzstaflfeln der Antifaschistischen Aktion sind bisher ca. 13 000 Mann erfabt, und davon sind 7000 im Bezirk und 6000 in Grofi-Hamburg einschliefilich Altona und Wandsbek. Die Zahl der bestehenden SchutzstaflEeln 1 Die Ortsgruppenstarke ist nicht angegeben. 2 Die Zahl der Mitglieder ist nicht angegeben.

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betragt 260, Die Staffeln sind uberwiegcnd Hauserschutzstaffeln, daneben gibt es 12 Betriebs- und 4 Stempelstellcnschutzstaffeln. Es sind einige Schutzstaffeln in Laubenkolonien und Kleingar^ ten vorhanden, deren genaue Zahl wir jedoch nicht angeben konnen. Im Gebiet Grofi-Hamburg sind uns 3 bekannt, unter denen die Altona-Luruper Kleingartnerschutzstaffel mit 220 Mann die grofite ist. Die Zusammensetzung der Schutzstaffeln ergibt sich aus einer in der Anlage beigefiigten Aufstellung pber Einheitskomitees und Selbstschutzstaffeln in den Unterbezirken. Niirimt man Hamburg, hinzu, so kommt ein'Durchschnittssatz von 65 bis 70 % Parteilosen heraus. Die Zahl der sozialdemokratischen Arbeiter und der Mitglieder des Reichsbanners, die. in den S'elbstschutzformationen erfafit sind, betragt rund 400 Mann.i Einige ^In dem diesem Bericht zugrunde liegenden Bericht der Bezirksleitung Wasserkante an das ZK der KPD vom 13. August 1932 sind an dieser Stelle einige Beispiele fiir Aktionen angefuhrt: „Als Beispiel geben wir euch den Vorgang einer Kleingartnerstaffel in Lump wahrend des Wahlkampfes. Dort erschienen eines Tages'bei einem'Kleingartner 30 Vertreter des Dritten Reiches und forderten denselben auf, seine im Garten gehiCte Fahne einzuziehen. Der Kleingartner ging ins Haus, stieC in ein Horn, und 1-2 Minuten spater standen 30 Schutzstaffelmitglieder da, die den Nazis nachdriicklichst klarmachten, daC das Dritte Reich noch nicht angebrochen sei.' Ein anderer-Vorgang: Die Siedler im Stellinger Moor batten eine Versammlung in einer in der nachsten Nahe befindlichen Gastwirtschaft. Die sich in der Gegend aufhaltenden SA-Sturme belagerten das Lokal, worauf durch Gongschlag die Schutzstaffel alarmiert wurde und in kurzer Zeit mit 200 Mann anriickte, die vor dem Lokal befindlichen Nazis umzingelte und entwaffnete, wobei noch 2 Pistolen und eine Menge Schlagwaffen gefunden wurdeh. Als Beispiel der Tatigkeit einer Betriebsstaffel geben wir euch die Tatigkeit der Schutzstaffel der Seeleute an. Die Staffel hatte in Erfahrung gebracht, daC auf einem im Hafen befindlichen Dampfer ein Ma­ trose schwarz angemustert war, d. h. ohne die paritatische Heuerstelle. Daraufhin begaben sich 10 Mann zum Kapitan und machten ihn auf die Konsequenzen und das Ungesetiiche seiner Handlung aufmerksam.' Der Kapitan, dadurch eingeschuchtert, entliefi diesen Nazimatrosen und forderte einen Kollegen von der' paritatischen Heuerstelle an, also ein hundertprozentiger Erfolg einer Betriebsstaffel." (Institut fiir MarxismusLeninismus beim ZK der SED, Zentrales Parteiarchiv, 10/425, Bl. 292 21

Antifaschistischc Aktion

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konkrete Beispiele uber die Zusammensetzung der Staffeln in Hamburg: ® Stadtteil St. Pauli Slid, Gesamtstarke: 305; KPD 95, SPD 10, Patteilose 200. Stadtteil Barmbeck, Gesamtstarke: 924; KPD 354, SPD 18, Parteilose 552. • Stadtteil Zehtrum, Gesamtstarke: >1125; KPD 330, SPD oder > Freigewerkschaftlidie 60, Parteilose 735. Altona, Dennerstr., Gesamtstarke i 109; KPD 30, Reichsbanner 22, Parteilose 57. Altona, Annenstr., Gesamtstarke: 50^; KPD 7, Reichsbanner 17, Parteilose 26. Altona, Lumper Chaussee, Gesamtstarke: 65^; KPD 30, Reidisbanner 20, Parteilose 15. Stellinger Moor, Gesamtstarke: 200; KPD 65, Reichsbanner und SPD 10, Parteilose 125. Zusammensetzung des Bezirkseinheitsausschusses: Der BezirkseinheitsausschuC der Antifaschistischen Aktioh besteht aus 9 Mitgliedern der KPD, 6 Mitgliedern der SPD, 3 Mitgliedern der SA,P, 10 Parteilosen. In der Fiihmng arbeitet mit: 1 soziafdemokratischer Arbeiter, der bisher Leiter einer Schufo-Abtei, lung des Reichsbanners war. Es bestehen im Bezirk Wasserkante insgesamt ca. 200 Einheitsausschiisse, davon sind 10 in Betrieben, 8 auT den Stempelstellen, 8 in Kleingarten und Kolonien. Die groCte Zahl der Einheitsausschusse (besteht in den Wohngebieten. UB Lubeck: Einheitskomitees in Ratzcburg, Reinfeld, Scliwartau, Rensefeld, Malente, Neustadt. In Lubeck ist ein Einheitskomitee vorhanden, das sich aus den unteren Komitees,,[Vertretern der] Mieter, Erwerbslosen usw. zusammensetzt. Es gibt in Liibedc 15 Staffeln mit 500 Mitgliedern. Die Schutzstaffeln' in Lubeck gehen auf uhd nieder, und [es] ist kein festes Zusammenhalten. UB Neumunster: Es gibt ein Einheitskomitee, aber es schlaft. u. 293.) Die erwahnte Seeleutestaffel hatte 450 Mitglieder, und zwar 60 Kommunisten, 40 sozialdemokratisclic oder freigewerkschaftlich organisierte Arbeiter, 350 Parteilose und Unorganisierte. ^Im Original: 40. Original: 70.

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In. anderen Orten des UB gibt'es keine Einheitskomifcees. In Neumunster, gibt es 14 StafEeln mit iiber' 300 Mitgliedern, zwei StaflEeln sind 40-80 Mann stark. In, Nortorf gibt es nur eine gemeinsame Schutzstaffel. UB Kiel: Einbeitskomitees gibt es nirgends. 400 Mitglieder Schutzstaffeln ' [1 Kiel 160 Rendsburg 9. 99 3 Budelsdorf 99 1 17 Fockbek 99 J, 26 1 Osterronfeld ' 99 50 1 [Schacht-] Audbrf 99 99 UB Flensburg: Einheitskomitees gibt es in Schleswig 6' ‘Husum 6 Frbrup 4 Rabel 5 Schorby 6

Staffel- und Personen2:ahl in Schleswig nicht bekannt. 80 Mitglieder Husum 2 Staffeln 25 1 Frorup 99 99 80 6 Schorby 99* 99 430 14 Flensburg 99 99 UB Itzehoe: Einheitskomitees in 6 Kfomitees] Gluckstadt > 4 Itzehoe 99 8 Kremperweg. 99 6 Kudensee 99 Brunsbiittelkoog 1 99 2 Lunden 99 1 Marne V Kellinghusen 2 1 Wacken 1 Burg 1 Wilster 99 1 Heide 99 1 Tonning 99 1 Krempe 9f .21*»

2 Stalfeln 80 Mitglieder 104 2 99 99 200 8 99 99 20 1 99 99 ? 120 99 99. 70 j9 99 ? 50 99 99 ? 100 99 99 ?• 30 99 99 ? 80 99 99 ? 40 99 99 ? 30 99 99 ? 100 99 99 ? 30 99 99 26i

* UB Harburg: 24- Klomitees] Harburg „ Wilhelmsburg 15 Buxtehude' ’’ t 7 „ Sinstoff , Altenw.erder Moorburg Winsen

1 a1

UB .Liineburg: Luneburg Neuhaus Ulzen

4

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15 K[omitees]

40 Mitglieder 250 60 18' 15 24 30 „ -

20 Btaffeln 9

1 >1 iL

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3 Staffeln 5 J, ?

50 Mitglieder • ? ' 100

UB Salzwedel Nirgends ein Einheitskomitee. Eine LandschutzstafFel in Seeben mit 6 Mann. Eine Staffel in Perveri (Saizwedel) [mit] 30 Mann. Eine Frauenstaffel mit 25 Mitgliedern-.

UB Altona: i 9 K[omitees] Altona .8 „ Elmshorn 8 „ Utersen 6 „ ' Wedel Blankenese

34 Staffeln 2400 Mitglieder 240 99 4 100 af 1 90 99 1 „ an Altona 4 angeschlossen UB Wandsbek: Einheitskomitees nur in Ahrensburg’’ nlit . 5 Mann. A 400 Mitglieder 15 Staffeln , ' Wandsbek 40 [Bad] Oldesloe 2 „ 99

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Bezirk Mittelrhein

'

1. y7ie stark ist die Antifaschistische Aktion? Dazu teilen wir mit, daC eine genaue Obersicht iiber die vorhandenen Organe der Aiitifa[schistischen] Aktion noch nicht vorhanden ist. Polgende Zahlen sind das Ergebnis einer Zusammenstellung aus insgesamt 102 Ortsgruppeff, Stadtteilen und Betriebszellen des Bezirkes. Es handelt sic^i dabei allerdings um die entscheidenOriginal; Terweii.

den und grofieren Ortsgruppen bei AusschluB der Stadt Trier, die in der Statistik noch nicht erfaCt wurde. -Die Starke der Antifa[schistischen] Aktion liegt vorwiegend in^ der Tatsache, dafi sie als Bewegung bereits grofie Teile der Arbeiterschaft erfaBt hat und selbst auT dem flachen Lande und [in] landlichen Stadten ideologische und organisatorische- Verankerung m geschaffenen Organen gefunden hat. 1. Starke des roten Massenselbstsdiutzes (RMS): Insgesamt wurden 278 RMS-Staffeln mit rund 5000 Mitgliedern registriert. Die Mitgliederzahl ist jedoch hoher, da eine Anzahl Staffeln in der Zahl 278 registriert ist, ohne ihre Mitgliederstarke anzugeben. Schatzungsweise ist die Zahl der registrierten Staffelmitglieder 6500. a) Betriebsstaffeln: Es wurden gezahlt 21 Betriebsstaffeln (darunter auch 7. Zechen des Wurmgebietes — Anna I und II — Carolus Magnus) mit etwa 600 Mitgliedern. b) Erwerbslosenstaffeln: Es wurden gezahlt 19 Erwerbslosen’ staffeln, die samtlich ihre Mitgliederzahlen nicht mitteilten, bis auf 2, dj^ 55 Mitglieder angaben. c) Frauenstaffeln: Nur in Kdln-Miilheim besteht eine Frauenstaffel, die sich vorwiegend aus indifferenten Frauen zusammensetzt und 11 Mitglieder zahtt. d) ' Hauserblockstaffeln. Bisher wurden bei der Bezitksleitung 278 Hauserblockstaffeln registriert, von denen etwa 230 ihre Mitgliederzahl angegeben haben; sie sind insgesamt 4360 Mit, glieder stark. 3. Wie sind die Staffeln zusammengesetzt? Aus alien der Beziijksleitung vorliegenden Berichten ist ersichtlich,- dafi die iiberwiegende Mehrzahl der Staffelmitglieder bis zu 80-90 % aus indifferenten Arbeitern besteht. In der 'Regel sind in den Staffeln auch einige Reichsbanner- und SPD-Arbeiter ge­ zahlt ... , 4. Eine Bezirkskonferenz der Antifaschistischen Aktion hat bisher in unserem Bezirk nicht stattgefunden. Die Funktion eines Bezirkseinheitsausschusses der Antifa[schistischen] Aktion hat der Einheitsausschufi in GroB-Koln ubernommen, der in einer Versammlung von 600-700 Organisationsvertfetern gewahlt wurde und sich aus 3 Kommunisten, 1 Reichsbannermann, I christ-

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lichen Arbeiter zusammensetzt. Neben diesem BezirksausschuC besteht in Koln ein EinheitsausschuC der Betriebsrate, der eine gleidie Zusammerisetzung hat. 5. Zahl der unteren Einheitsausschiisse. Insgesamt sind bei der Bezirksleitung 51 untere Einheitsausschiisse registriert, undzwar: a) Betriebseinheitsausschiisse 8 b) Stempelstelleneinhcitsausschiisse ^6 c) Ortsgruppen- und Hauserblockeihheitsausschusse 31. In den Einheitsausschiissen wurden insgesamt 31 SPD- und Reichsbannerarbeiter und 21 christlichfe Arbeiter registriert. Die Zahl der uns gemeldeten Einheitsausschiisse ist wesentlich gro­ wer, well eine grofie Anzahl, wie aus* den Berichten der Orts­ gruppen und Betriebszellen hervorgeht, aus „Parteimitgliedern und Sympathisierenden“ zusammengesetzt ist. Wir haben alien unteren Parteieinheiten bereits bei Beginn der Antifaschistischen Aktion mitgeteilt, daC solche Einheitsausschusse vori uns nicht als Einheitsausschusse betrachtet und, selbstverstandlich nicht elnmal registriert werden. Diese -Ortsgruppen erhalten in dieseh Tagen von der Bezirksleitung iiber die Zusammen'setzung der Einheitsausschiisse eine besofldere Belehrung. Die Wohngebietseinheitsausschiisse werden in der Regel im AnschluC an lokale Aktionen-in offentlichen Versammlungen gewahlt.Das trifftaudi auf die Bildung des RMS zu. Die RMS-Staffeln beschaftigen sich in starker Weise mit dem Literatur- und Zeitungsverkatf. Wir haben in Vorbereitung und Durchfiihrung der antifaschistischen Betriebskampfwoche die Stofirichtung auch der RMS-Staffelh mit aller Entschiedenheit auf die Betriebe gelenkt, wo sie jetzt beginnen, in den dort stehenden Aufgabengebieten mitzuwirken, d. h. selbstandig Agitationsmaterial heraus^eben, Stofibrigaden fiir einzelne Betriebe schaffen, Diskussionsgruppemorganisieren usw

Bezirk Saargebiet

#

Der "Kampfbund gegen den Fasdiismus besteht im Bezirk nicht, da der RFB hier noch legal ist. Im Unterbezirk Wadern und Oberstein zahlt der Kampfbund 800 Mitglieder. Der RFB

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im Saargebiet ist 1480 Mitglieder stark. Der Gau ist eingeteilt in 7 Abteilungen und 2 selbstandige Sturmtnipps, jede Abteilung in 3-4 Sturmtrupps, jeder Sturmtrupp in 3 Ziige. Die Rote Jungfront ist dem RFB untergliedert als -selbstandiger Zug. Betriebsgruppen bestehen 2' (Grube Reden und Heinitz). Die Starke des roten Massenselbstschutzes konnen wir organisatorisch noch nicht angeben, da die Registrierung der Staffeln in vollem Gauge ist. Was bis jetzt organisatorisch erfafit,. d. h., was bis jetzt als Staffel registriert ist, sind 3 BetriebsStaffeln, und swar: Bouser Rohrenwerk, Strafienbahn Saarbriicken, Rangierbahnhof Saarbrucken, 15 ErwerbslosenstaflEeln. Auch bestehen in den einzelnen Stadtteilen Saarbruckens und in einer ganzen Reihe von Orteri im Saargebiet schon registrierte Staffeln, die aber alle noch im Anfangsstadium sind. Die bis jetzt erfaCten Staf­ feln sind in derMehrzahl aus parteilqsen Arbeiternzusammengesetzt. Auf dem Rangierbahnhof, bei den StraCenbahnern sind auch einige Reichsbannerkameraden erfafit. Gut gearbeitet ,hat die Staffel der StraCenbahner. In diesem Betrieb haben noch vor einem halben Jahr die Nationalsozialisten dominiert, wurden aber durch- die rege Tatigkeit der Staffel vollst^dig in den Hintergrund gedriidkt. Nationalsozialistische Agitatoren wurden von der Staffel vom Betrieb verjagt, Konnten sie noch vor dem Bestehen der Staffel Belegschaftsversammlungen durchfuhren, die von 40-60 StraCenbahnern besucht waren, so bringen sie heute, seit Bestehen der Staffel, keine Versammlungen mehr zustande. Die letzte, die sie einberufen hatten, war besucht mit 7 Mann; davon waren 2 von der Schutzstaffel, 2 Reichsbanner­ kameraden, die iibrigen 3 waren Nazis. Vor dem Versammlungslokal demonstrierten die iibrigen StraCenbahner, ca. 80 an der Zahl, und verjagten dann die 3 Nazis. Registriert sind in der Schutzstaffel bis jetzt 40 St:raCenbahner. An der Stempelstelle Saarbrucken versuchten die Nazis 3mal vorzustoCen, wurden aber jedesmal von der Stempelstelle vertrieben. Sobaid sich dort ein Nazi mit einem Abzeichen sehen laCt, wird ihm dasselbe von Antifaschisten und Reichsbannerkameraden abgenommen. Wiederholt kam es dort zu schweren Zusammenstofien mit der Polizei, die versuchte, die Nazis zu schiitzeru Die Polizei konnte 265

aber nicht verhindern, daC die Nazis verprugelt und vefjagt warden. ' Ein bezirkliches 'antifaschistisches Komitee *besteht bis jetzt nur bei den Eisenbahnern, dasselbe ist 10 Mann stark und setzt sieh zusammen aus: 2 Sozialdemokraten, 1 chiri'stlichem.Arbeiter, 2 von der Hirsch-Dunckersclien Gewerkschaft, 1 bei den Hartdwerkern or^anisierten Arbeitern, 3 ^n der RGO -organisierten. Von den in der RGO Organisierten Isind 2 Parteigenossen. Untere Einheitsausschiisse bestehen fast in alien Industricorten. Ihre genaue Zahl kann noch nicht angegeben werden, da sich fast j eden Tag neue bilden. In derMehrzahl setzen sie sich, aus parteilosen Arbeitern zusammen, Das antifaschistische Komitee von Saarbriicken setzt sich zusammen aus 2 Reichsbannerkameraden, 2 Sozialdemokraten, 6.Parteilosen, 5 Parteigenossen. Den Vor“sitz hat ein parteiloser StraCenbahner, der jedoch in der R,GO organisiert ist. DieTatigkeit deruhterenantifaschistischenKomitees beschrankt isich in der Hauptsache nur auf die Bekampfung der Nazis. Hier-kann ihre Arbeit in den Orten als gut'bezeichnet werden ... Bezirk Niederrhein Der Kampfbund gegen den Faschismus ist im Bezirk 12 000 Mitglieder stark,, die wohl dutch die Registratur erfafit, aber nidit kassiert werden. Der rote Massenselbstschutz, Betriebs-, Erwerbslosen-, Hauserblock- und Laubenkoloniestaffeln, wird in seiner Gesamtstarke dutch den Kampfbund auf ca, 15 000 Mann geschatzt, Durqh den ErwerbslosenausschuC werden 31 Selbstschutzstaffeln registriert. Hauserblockstaffeln sind uns gemeldet aus Remscheid: Rosenhiigel 75, Menninghausen 30, Buchen45, Osterbusch 40, Honsberg einige hundert. Anger 37, Am Struck 20, Neuenhof 17, BurgerstraCe 30 {Mitglieder], In Hagen: Wehringhausen 40. In Wuppertal: Heckinghausen, Elberfeld-Nord; ElberfeldrMitte, Ronsdorf. [In] Dusseldorf: Bilk, Oberbilk, Derendorf, Rath, Unterrath, Oberkassel. Eine genaue Aufstellung iiber rote Massenselbstschutzstaffeln fehlt, obwohl in alien Stadten und Stadtteil'en der UB, solche bestehen. Zusammensetzung des roten Massenselbstschutzes in Rosenhiigel: von den

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75 Mitgliedern sind 40 katholische Familienmitglieder und 20 biirgerliche Schiitzenvereinler. In Menninghausen von den 30 Mitgliedern der Hauptanteil Sohne von sozialdemokratischen und christlichen Eltern. In Osterbusch 40 Mitglieder, davon 15 im Allgemeinen Deutschen Turnverein. In Dusseldorf beispielsweise ist der rote Massenselbstschutz, Oberbilker Allee, 160 Mann stark. In diesen Massenselbstschutz eingegliedert ist der biirgerliche Sportverein Schwarz-WeiC. Es wird berichtet, dal5 diese Sportier mit den iibrigen Mitgliedern des Massenselbstschutzes gemeinsamen Wachdienst und Alarmdienst durchfiihren. Die Partei registriert 38 rote Massenselbstschutzformationen, 36 ortliche Einheitsausschiisse, 43 betrieblicheEinheitsausschiisse. Am 24. Juli wurde ein BezirkseinheitsausschuC auf der Konferenz aller Einheitsausschiisse gebildet. Er setzt sich zusammen aus 20 Mann, darunter Reichsbanner[Mitglieder], Freigewerkschaftler, Frauen, SPD[-Mitglieder], christliche Arbeiter, KPD [-Mitglieder], Parteilose. Die unteren Einheitsausschiisse weisen mit Ausnahme des betrieblichen Einheitsausschusses Kieserlingi in Solingen keine besonders selbstandige Arbeit auf. Genannter Ausschufi trat ohne besondere Anweisung am 21. Juli im Betrieb Kieserling in Aktion uhd erzielte den Proteststreik ...

Bezirk Thiir ingen Der Kampfbund gegen den Faschismus hat 10 000 registrierte, im Durchschnitt 5000-6000 abgerechnete Mitglieder. Uber den roten Massenselbstschutz konnen wir noch keinen konkreten Bericht geben. Nachstehend eine Reihe von Orten mit der Starke des Massenselbstschutzes: Altenburg: 150 Mann; Gera: Starke unbekannt, im Massenselbstschutz ist Wandersparte der Bundestreuen mit 80 Mann; Rudolstadt: 1002 Mann; Meuselbach [-Schwarzmiihle]: 35 Mann. Im UB Jena besteht der Massen­ selbstschutz welter in Stadtroda, Eisenberg, Biirgel (250), Dorn1 Maschinenfabfik Kieserling & Albrecht. 2 Im Original irrtiimlich: 1000.

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dorf (Saale) (42), Hermsdorf (50). In der Stadt Gotha besteht der Massenselbstschut2 in 8 Stadtteilen in Starke von 500 Mann; weiter in 2 Betrieben: Waggonfabrik und RAW. Im [Unterbezirk] Arnstadt besteht in einigen Orten der rote Massenselbstschutz, dem gruppenweise SPD-Arbeiter angehdren. Im UB Gotha besteht noch der Massenselbstschutz in Waltershausen, Tabarz, Friedrichroda, Ohrdruf, Tambach-Dietharz, Schwarzwald, Wolfish Winterstein, Wandersleben, Ingersleben, Miihlberg, Grafentonna. Im UB Hildburghausen besteht der Massen­ selbstschutz in 7 Orten, [im] UB Suhl in 8 Orten, [im] UB Alten­ burg in 3 Orten. Im Massenselbstschutz sind unserer Ansicht nach 5000-6000 Arbeiter erfaCt. Ein Bezirkseinheitsausschufi der Antifaschistischen Aktion besteht nicht. Einheitsausschiisse der Antifaschistischen Aktion bestehen in 25-30 Betrieben, 100 Stempelstellen, 60 Orten. Einige Beispiele fiber die Arbeitsweise der Einheitsausschfisse der Antifaschistischen Aktion: Im Dixi-Werk^ hat der rote Betriebsrat in ein er einberufenen Betriebsversammlung einen Aufruf zur Bildung der Einheitsfront an die Betriebsarbeiter und Erwerbslosen ergehen lassen. Durch den Betriebsrat des DixiWerkes wurden die Betriebsrate der anderen Betriebe zu einer Sitzung eingeladen. Erschienen waren 9 Betriebe. Beschlossen wurde, in alien Betrieben Betriebsversammlungen durchzuffihren und Einheitsausschfisse zum Kampf gegen Lohn- und Unterstfitzungsraub zu wahlen. Die Betriebsversammlungen fanden statt. Nach der Wahl der Einheitsausschfisse wurden die Mitglieder derselben zusammengefafit. Es wurde beschlossen, an einem bestimmten Tag nach Arbeitsschlufi eine Demonstration aus den Betrieben heraus in Verbindung mit den Erwerbslosen durchzu­ ffihren. Die Demonstration wurde verboten, die Versammlung genehmigt, in der fiber 2000 Arbeiter anwesend waren. Nach Schlufi der Versammlung bildete sich trotz Polizeiterrors eine Demonstration. Die SPD-Ffihrer haben durch eine Sitzung aller freigeworkschaftlich organisierten Betriebsrate und Vertrauensleute versucht, die Einheitsfront zu zerschlagen. In der Sitzung Im Original: Wafis. ^Dixi-Werke in Eisenach.

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bekam der'Reichstagsabgeordnete Voigt^ das Wort nicht. Der Gewerkschaftsbonze Matthies vom DMV erklarte, dafi sie ja niemandemVorschriften machen wollten. Also, die Bestrebungen der SPD-Fuhrer auf Herausziehen der freigewerkschaftlich organisierten Gehossen, der Betriebstate und Mitglieder der Einheitsausschiisse, fielen ins Wasser. In Langewiesen besteht ein Einheitsausschufi der Erwerbslosen und Betriebsarbeiter aus 2 [Mitgliedern der] SPD, 2 [der] SAP, 2 [der] KPD, 1 Reichsbanner[mitglied], 1 [Mitglied des] Kampfbund[es gegen den Faschismus], 2 Erwerbslosen und 10 Mann aus den Betrieben. Bei Unterstiitzungsabbau erklarten die Erwerbslosen einmiitig in mebreren Versammlungen, die Unterstiitzung nicht anzunehmen. Der gewahlte EinheitsausschuC-der Erwerbslosen und Betriebsarbeiter ubernahm die Fiihrung und berief eine ofEentliche Versammlung ein. In der Versammlung stellte sich heraus, dafi die Betriebsarbeiter, nicht in den Proteststreik traten, aber finanzielle Unterstiitzung fiir die Erwerbs­ losen zusagten. Am 28. 7. verweigerten die Erwerbslosen restlos die Annahme der Unterstiitzung. Am gleichen Abend berief der EinheitsausschuC eine Sitzung ein, zu der Geschaftsleute geladen wurden. Es wurde eine Entschliefiung gefafit, dafi bei einer Herabsetzung der Unterstutzuhgssatze auch die Geschaftsleute betroffen werden und.es ihnen deshalb nicht weiter moglich ist, Steuern und sonstige Abgaben zu zahlen. (Die Geschaftsleute bezahlen seit diesemTage keine Steuern mehr an die Gemeinde.) Die Geschaftsle^teamterstutzen auch materiell die Erwerbslosen. In ahnlicher Weise spielte sich der Kampf der Erwerbslosen in Grofibreiteribach ab.

Bezirk Hessen-Waldeck^

Fiir den Kampffonds wurden 216,-M gesammelt. Einheitsaiisschiisse sind der BezirksUitung 8 gemeldet worden. Die Ausschiisse setzen sich folgendermafien zusammen: 1 Paul Voigt, Mitglied der SPD. 2Es handelt sich bei den in^diesem Abschnitt-angefiihrten Namen um StraCenziige, Ortsteile und Orte in der Umgebung von Kassel.

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t Ort

'

Anzabl

Reichs- Eiserne ParteiKPD SAP ISK^ lose

SPD banner Front 2 2 1 4 4 4 2 1 1

Rothenditmold d2 Philippinenhof 202Judenbrunhen 9 Worthstr. 8 Harleshausen 15 2 Niederzwehren 10 3 Holzhausen 12 Oberkaufungen ? BezirkseinbeitsausschuB 2

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Roter MassenSelbstschut2 Wesertor: erfaBt ca. 200 Mann (Gliedcrung in StafEeln ist in Angriff gcnommen). B'ettenhauseh (Baracken): eine Staffel (1 Kampfbund [gOgen den Faschismus], 1 SPD, 3 Eiserne Front, 20 Parteilose - davon 10 Frauen). Judenbrunnen: eine Staffel. Niederzwehren: uber'200 Mann. Sari^dershgusen: nahere Angaben fehlen. Harleshausen: 260 Arbeiter in 18 Staffeln, in StraBen^iigen und Hauserblocks geordnet zu je 10-25 Mann. [Bei] einem Probealarm 140 Anwesende. Wir sind davon iiberzeugt, dafi in den meisten Unterbezirken ein gajiz Teil Einheitsausschusse besteht, die in der Antifaschistischen Aktiori geschaffen wurden ..

Bezirk Nordbayern I

Der Kampfbund gegen den Faschismus ist in unserenv Bezirk auBerst schwach. Er setzt sich aus 19 Ortsgruppen mit insgesamt 900 Mitgliedern zusammen. Er ist bisher noch in keiner Aktion in Erscheinung getreten. Lediglich in Wurzburg tritt 'er starker in Erscheinung; dort zahlt die Ortsgruppe etwa 200 Mitglieder, davon 10% Kommunisten, die ubrigen sind Parteilose. 1 Gemeint ist der Internationale Sozialistische Kampfbund, eine antikommunistische Organisation. 2 Original: 14. 3Es folgen Angaben iiber den'Bezirk Baden-Pfalz, die inhaltlich im Bericht der Organisationsabteilung des ZK der KPD vom 13. August 1^32'

enthalten sind. (Vgl. S. 224/225.)

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Roter Masschselbstschutz besteht in den Betrieben Hering, Decker, Schatt^ und stadtisches Rcinigungsamt Niirnberg. Bei Hering sind erfafit 70 Arbeiter, davon 15 Kommunistei| und 55 Partei'lose. Die sozialdemokratischen Mitglieder haben sichnicht eingezeichnet, wohl aber die sozialdemokratischen Anhanger. Unter den 55 Parteilosen werden etwa 25 sozialdemokratische Anhanger sein. Bei Decker sind erfafit 40, davon 10 Kommunisten, die ubrigen parteilos. Bei Schatt sind 60 erfaCt, davon 18 Kommunisten, die ubrigen parteilos. Beim Reinigungsamt 30, nur Pafteimitglieder (10) und Sympathisierende. Erwerbslosenstaffeln bestehen nicht. ^Hauserblockstaffeln bestehen etwa 180 mk 9000 Mitgliedern. Sozialdemokraten sind in ganz geringer Anzahl erfafit. Etwa 75% sind sympathisierende Arbeiter. Laubenkoloniestaffeln bestehen nicht. Eih BezirkseinheitsausschuB besteht, er ist aber noch nicht zu einer selbstandigen Ar­ beit gekommen. Er setzt sich zusammen aus [je] 2 Vertretern des KJVD, derRHD^ des Kampfbundes [gegen den Faschismus], der [Kampfgemeinschaft fur] rote Sporteinheit, lAH, RGO, 12 Vertretern aus Einbeitsau&scbussen in deq Stadtteilen, 4 Ver­ tretern von betrieblichen Einheitsausschiissen, 8 Vertretern aus Betrieben, in denen noch keine Einheitsausschusse bestehen, und 1 Vertreter des Bezirkserwerbslosenausschusses. Aus diesem AusschuB ist ein engerer AusschuB, bestehend aus 8 Mitgliedern, gewahlt. Einheitsausschusse bestehen ferner: 2 Betriebsrateausschiisse, 15 betriebliche Einheitsausschusse, 66 Erwerbslosenausschusse, 80 in StraBengebieten und Orten... Einige Beispiele des Aufbaues des betriebUchen Ma^senselbstschutzes: Bei Hering wurde durch den Betriebsratsvorsitzenden, 'der Mitglied def ,Partei ist, eine Belegschaftsversammlung-einberufen. Er referierte dort uber Tarif- und Betriebsfragen. Ein Vertreter der BL sprach im AnschluB daran iiber die Antifaschistische Aktion. Es wurde ein EinheitsausschuB, bestehend aus kommunistischen und parteilosen Arbeitem, gebildet. Jn die Listen zum betrieblichen Selbstschutz zeichneten sich alle VerMaschinenfabrik A. Hering AG, StahlgieCerei Gebr. Decker, Armaturenfabrik J. S. Schatt in Niirnberg. 2Im Original: RHO.

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sajnmlungsbesucher bis auf einige sozialdemokratischc Mltglieder ein, sie stimmten aber unsercr Entschliefiung zu. Beim Reinigungsamt konnte keine Versammlung durchgefiihrt werden. Die Erfassung ist schwierig, da die Arbeiter auf das ganze Stadtgebiet verteilt sind. Unsere Genossen haben die Arbeiter, mit denen sie zusammenkamen, aufgefordert, an einer bestimmtcn Stelle zusammenzutreffen, urn sich dem roten Massenselbstschutz zur Verfugung Zu stellen. 30 Arbeiter wurden dadurch erfaCt. Im wesentlichen sind die Betriebsarbeiter, die von uns erfaCt sind, eingegliedert in die Hauserblockschutzstaffeln. Einige Beispiele des Zustandekommens von Hauserblockschutzstaffeln; Die Ge­ nossen nehmen ein konkretes Beispiel in ihrem Zellengebiet (Naziprovokation, Vorhandensein eines Nazilokals) zur Grundlage eines kurzcn Aufrufes und fordern auf, sich in die Listen zur Registrierung des Massenselbstschutzes einzutragen. InThierstein wollten die Erwerbslosen eine Versammlung abhalten, die verboten wurdc. Sie setzten dutch, dafi der Burgermeister eine Einwohnerversammlung einberufen muCte, um zur Not der Er­ werbslosen Stellung ZU nehmen. Die Erwerbslosen forderten zu dieser Versammlung einen Genossen von uns an. Nach den Ausfiihrungen unseres Genossen wurden die Forderungen der Er­ werbslosen einstimmig gutgeheifien, die A[ntifaschistische] A[ktion] begruBt und ein EinheitsausschuB aus [Mitgliedern der] KPD, SPD und Parteilosen gewahlt. Wir griindeten eine Ortsgruppe, der sich sofort 15 Arbeiter mit dem 2. Burger­ meister, der der SPD angehorte, anschlossen. Der 1. Burger­ meister ist ebenfalls Sozialdemokrat. Bci der Wahl sind wir mit 189 Stimmen die zweitstarkste Partei geworden. Die Nazis [erhielten] 220 Stimmen. Die Sozialdemokraten, die bisher die Fiihrung hatten, haben 71 Stimmen erhalten gegeniiber 130 bei der Wahl 1930. Institut fiir Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Zentrales Parteiarchiv, 3/19/762, Bl. 47-62.

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79 Zeitungsbericht iiber den Streik der Belegschaft der Spinnstoffabrik Zehlendorf AG in Berlin am 24. September 1932

Am 24. September trat die 570 Mann starke Belegschaft der Spinnstotf-AG (Kunstseide) in Zehlendorf gegen den diktatorisch von der Werkleitung angeordneten Lohnabbau in den Streik. Nachdem die Werkleitung sah, dafi die Nachmittagsund dann auch die Nachtschichit sich restlos dem Streik anschlofi, verlangte sie noch selben Tage nadits- kzlZ Uhr Verhandlungen. Sie mufite ,den l,ohnabbauanschlag zuriicknehmen und die Zuskherung geben, dafi keine Mafiregelungen stattfinden [werden] und dafi die Streikzeit den Arbeitern und Arbeiterinnen bezahlt wird. Darauf wurde der Streik von der Belegschaft abgebrochen. Die kampfende Einheitsfront konnte einen glanzenden Sieg verbuchen. Der Angriff des Unternehmers

Am 20. September-gab die Direktion durch Ans chi ag bekannt, dafi die Lohne in der 31. bis ,40. Stunde um 40 Prozent gekiirzt werden sollten. Der Belegschaft bemachtigte sich eine ungeheure Erregung. Arbeiter pnd Arbeitjerihnen diskutierten iiber diesen frechen Anschlag. Alle waren einer Meinung: Hier jcann nicht lange verhandelt werden, hier mufi die Belegschaft dutch geschlossenen Streik die Antwort geben und die Firma zwingen, den Lohnabbau zuruckzuziehen. Den meisten Arbeitern war klar.

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sammlungsbesucher bis auf einige sozialdemokratischc Mitglicder ein, sie stimmten aber unserer EntschlicBung zu. Beim Reinigungsamt konnte keine Versammlung durchgcfiihrt werden. Die Erfassung ist schwierig, da die Arbeiter auf das ganze Stadtgebiet verteilt sind. Unsere Genossen haben die Arbeiter, mit denen sie zusammenkamen, aufgefordert, an einer bestimmten Stelle zusammenzutreffen, um sich dem roten Massenselbstschutz zur Verfiigung Zu stellen. 30 Arbeiter wurden dadurch erfafit. Im wesentlichen sind die Betriebsarbeiter, die von uns erfaBt sind, eingegliedert in die Hauserblockschutzstaffeln. Einige Beispiele des Zustandekommens von Hauserblockschutzstaffeln: Die Ge­ nossen nehmen ein konkretes Beispiel in ihrem Zellengebiet (Naziprovokation, Vorhandensein eines Nazilokals) zur Grundlage eines kurzen Aufrufes und fordern auf, sich in die Listen ' zur Registrierung des Massenselbstschutzes einzutragen. In Thierstein wollten die Erwerbslosen eine Versammlung abhalten, die verboten wurde. Sie setzten dutch, dafi der Biirgermeister eine Einwohnerversammlung einberufen muBte, um zur Not der Er­ werbslosen Stellung ZU nehmen. Die Erwerbslosen forderten zu dieser Versammlung einen Genossen von uns an. Nach den Ausfiihrungen unseres Genossen wurden die Forderungen der Er­ werbslosen einstimmig gutgeheiCen, die A[ntifaschistische] A[ktion] begruBt und ein EinheitsausschuB aus [Mitgliedern der] KPD, SPD und Parteilosen gewahlt. Wir grundeten eine Ortsgruppe, der sich sofort 15 Arbeiter mit dem 2. Biirgermeister, der der SPD angehbrte, anschlossen. Der 1. Burgermeister ist ebenfalls Sozialdemokrat. Bei der Wahl sind wir mit 189 Stimmen die zweitstarkste Partei geworden. Die Nazis [erhielten] 220 Stimmen. Die Sozialdemokraten, die bisher die Fiihrung hatten, haben 71 Stimmen erhalten gegeniiber 130 bei der Wahl 1930. Institut fiir Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Zentrales Parteiarchiv, 3/19/762, Bl. 47-62.

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79 Zeitungsbericht iiber den Streik der Belegschaft der Spinnstoffabrik Zehlendorf AG in Berlin am 24. September 1932

Am 24. September trat die 570 Mann starke Belegschaft der SpinnstoflE-AG (Kunstseide) in Zehlendorf gegen den diktatorisch von der Werkleitung angcordneten Lohnabbau in den Streik. Nachdem die Werkleitung sah, dafi die Nachmittagsund dann auch die Nachtschiclit sichi resfclos dem Streik anschloC, verlangte sie noch am selben Tage naqbte-1^12 Uht Verhandlungen. Sie muCte _den Lohnabbauanschlag zuriicknehmen und die Zusicherung gebeoi, dafi keine Mafiregelungen stattfinden [werden] und dafi die Streikzeit den Arbeitern und Arbeitefinnen bezahlt wird. Darauf wurde der Streik von der Belegschaft abgebrochen. Die kampfende Einheitsfront konnte einen glanzenden .Sieg verbuchen. Der Angriff des Unternehmers

Am 20. September gab die Direktion dutch Anschlag bekannt, dafi die Lohne in der 31. bis‘ 4O. Stunde um 40 Prozent gekiirzt werden sollten. Der Belegschaft bemachtigte sich eine ungeheure Erregung. Arbeitfer ynd Arb^terinnen diskutierten uber diesen frechen Anschilag. AUe waren einer Meinung: Hier Jcann nicht lange verhandelt werden, hier mufi die Belegschaft dutch geschlossenen Streik die Antwort geben und die Firma zwingen, den Lohnabbau zuruckzuziehen. Den meisten Arbeitern war klar, 273

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dafi die Firma die fiir sie zur Zeit gate Konjunktur doppelt ausnutzen will. Erstens hat sie dutch die Neueinstcllungcn bei den bestehenden erbarmlichen Lohnen schon erhohten Profit, und nun soli noch ein Extraprofit aus der gesamten Bclegschaft herausgequetscht werden. RGO- und KPD-Funktionare erinnerten bei den Betriebsdiskussionen die Belegschaft an den Lohnabbau im Januar, an den An griff der Firma zur Einfiihrung der Sonntagsarbeit unter Wegfall entsprcchender Zuschlage, an die Mafiregelungen von Betriebsraten und aufrechten Betriebsfunktionaren. Schon am Mittwoch^ war eine starke Streikstimmung zu merken. Der Betriebsrat setzte zu Donner stag eineBetriebsversammlung an. Sie war aufierst stark besucht. Der Verbandsangestellte Poch vom Fabrikarbeiterverband sprach dort. Er verwies auf die drei bis vier „Wege“, die gegangen werden konnten, u. a. auch den Klageweg. Er kannte aber zu gut die Stimmung der Arbeiterschaft und nannte deswegen auch den Weg des Kampfes. Natiirlich miisse vorher alles gepruft werden, ehe dieser Weg gegangen werden soil. Die roten Betriebsrate und RGO-Funktionare nahmen in ihren Ausfiihrungen offen Kurs auf den Streik. Sie fanden einmiitigen Beifall. Dabei betonten sie, dafi die Belegschaft ihren Kampf selbst in die Hande nchmen, einen einheitlichen Kampfausschufi wahlen mull. Mit dem Kampf darf nicht gezbgert wer­ den. Sofort muB die Belegschaft den Streik beschliefien, um der Firma erst keine Moglichkeit zu geben, entsprechende GegenmaCnahmen und Verwirrungsmanover einzuleiten. Poch und der reformistische Betriebsratsvorsitzende Griindel wandten sich gegen einen sofortigen StreikbeschluC, well die Be­ legschaft ja nicht vollzahlig anwesend sei usw. Sie verlangten Urabstimmung. Diese wurde auch beschlossen. Am Freitag wurde sie im Betrieb durchgefiihrt. Mit dem Resultat, dafi nach der vorhergegangenen griindlichen Diskussion 92 Prozent der Belegschaft fur den Streik stimmten. Am Sonnabend wurde nun der Firma das Ergebnis der Abstimmung mitgeteilt. 21. September 1932.

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Es wird gehandelt

'Wahrend dieser Verhandlung hatten aber die Handwerker, Hofarbeiter und Kollegen anderer Abteilungen schon die In­ itiative ergriffen. Sie traten in passive Resistenz. Als darauf die Werkleitung mit Repressalien drohte, verlieCen nach 11 Uhr die Handwerker und Hofarbeiter den Betrieb. Sofort griff die Bewegung au£ den Spinnsaal und andere Abteilungen fiber. Die Nachmittagsschieht schloC sich ohne weiteres dem Kampf an. Es wurde eine Streikversammlung durchgefiihrt. Hier stellte die Belegschaft die Einheitsfront des Kampfes her. In die Streikleitung wurden 5 RGO-KoUegen, 4 Freigewerkschaftler und 4 Unorganisierte gewahlt. Vertr^er der Erwerbslosen erklarten ihre Solidaritat und teilten mit, dafi die Erwerbslosen mit zum Streikpostenstehen anfreten werden. Mit der lAH wurde die Verbin­ dung aufgenommen, um die Solidaritatsbewegung einzuleiten. Schon am seilben Abend wurde die Sammlung von L'ebensmitteJn und Geldern in Angriff genommen. Noch hatte die Firma Hoffnung. Sie bildete sich namlich ein, dafi die NacKtschicht nkht unterrichtet sei. Aber Essig! Einmutig verweigerten auch hier die KoUegen um^23 Uhr die Arbeit. Von 570 Belegschaftsmitgliedern hatten sich ganze 10 StahlhelmKreaturen als Streikbrecher gefunden. (Auf sie mufi die Belegschaft jetzt besonderes Augenmerk legen.)

Ruckzug der Kapitalistep Die Firma aber hatte bereits Zehntausende Mark Schaden. Der Rohstoff verhartete und wurde unbrauchbar. Noch nachts, nachdem die dritte Schicht ihren Mann gestanden hatte, ersuchte sie um Verhandlungen, die dann mit dem obengenannten Ergebnis abgeschlossen wurden. Mit groCer Begeisterung, stolz auf ihren in wirklicher Ein­ heitsfront erreichten Erfolg, wurde das Ergebm’s von der Belegschaft aufgenommen. Die Arbeiterinnen haben dabei eine genauso gute Rolle im Kampf gespialt wie ihre mannlich^n Kollegen. 22 Antifaschistische Aktion

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Warum der Erfolg? “Die Kollegen und KoUegionen def Spinne hafeen den Arbeitern der nnderen Betriebe gezeigt, wie gesiegt werden kann. Hunderte von Arbeitern haben in diesem Kampf erneutxrkannt, wie richtig, die revolutionare Kampf- und Streiktaktik ist. Nioit ’Kuhhandeln, nicht Miesmachen-und rhcht Vertuschen der Wa'hrheit hilft den Arbeiteril, sondern der riicksichtslose Kampf in geschlossener Einheitsfront gegeh die Ausbeuter halt die ^eit^re Verelendung der Arbeitetsdraft auf und bringt sie zur Gegenoffeaisive. Nur durch das' geschlossene Zusammenstehen unter der Fiihrung def selbstgewahlten Streikleitung war es' moglich, diesen Erfolg zu erringen! Arbeiterl Folgt ihrem Beispiel! Schafft die! Einheit!’Bildet Einheitsaijsschusse urid'organisiert den Stfeik gfegen jeden Untemehmervorstofi! v Freiheit und Brot. Kampforgan- der. RGO Berlin-Brandenburg-Lausitz-Grenzma’rk (Berlin), Nr. 1 vom Oktober 1932.

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80 Aus dem Referat Ernst Thalmanns auf der III. Parteikonferenz der KPD in Berlin vom 15. bis 18. Oktober ,1932

Wir haben in den letzten Monaten in zwei Fragen einen groBen Durchbruch, einen entscheidenden Fortschritt zu verzeichnen, den wir sehen miissen, ohne die noch immer vorhandenen Mangel und Sckwachen zu verkleiinern: zuerst dutch die Antifaschistische Aktion einen grofien Fortschritt in der Frage der Anwendung der Einheitsfrontpolitik von unten auf dem Gebiet des antifaschistischen Massenkampfes gegen den'faschistisdien Terror - ich brauche uber die groCe Bedeutung dieses Erfolges nicht viele Worte zu verlieren - und dann in den letzten Wochen den Beginn eines Durchbruchs in der Frage der Wittschaftskampfe, die begonnene Streikweille mit ihren Erfolgen fiir die revolutionare Bewegung. Diese beiden entscheidenden Schritte auf dem Wege der Weridung zur Massenpolitik, der Wendurtg zu einer bolschewistischen Kampfpolitik der Partei waren undenkbar, wenrt wir nicht in einer entscheidenden Frage Hemmungen aus der Vergangenheit uberwunden und Hie Offensive ergriffen hatten: in der Frage der Einheitsfronttaktik! Wir haben auch in der Vergangenheit Agitation fiir Streikkampfe getrieben, wie jetzt nAch der September-Notverordnung. Aber damals konnten wir mit unseren Losungen nur verhaltnismafiig kleinere Massen in Bewegung setzen, sowohl beim Massenselbstschutz wie auch erst recht in der Frage der Wirtschaftskampfe. 22*

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Warum hatten wir jetzt einen starkeren, wuchtigeren Erfolg mit unseren Losungen? Einmal si nd die objektiven Verhaltnisse fiir die Verstarkung des Klassenkampfes selbstverstandlich giinstiger geworden. Der Grad der Ausbeutung, der Auspliinderung der Massen bis aufs letzte ist gestiegen. Der faschistische Terror hatte besonders blutige Formen arxgenommen. Aber diese objek­ tiven Voraussetzungen allein erklaren unsere wachsenden Erfolge nicht. Hier ist noch eine andere, fiir uns wichtigerc Ursache. Und das ist die Tatsache, daC es uns gelungen ist, die vom Februarplenum des 2K geforderte Wendung zu einer wirklichcn Massenpolitik, zu einer Politik der Fiihrung der Kampfe und Aktionen der Massen, unter breitester Entfaltung der Einheitsfrontpolitik von unten erfolgreich in Angriff zu nehmen. Das ist es, was wir unterstreichen miissen, ohne irgendwie in Schonfarberei oder Selbstgeniigsamkeit zu fallen. So grofie Moglichkeiten fiir die Steigerung der machtigen Welle des proletarisdien Widerstandes dutch unsere revolutionare Massenpolitik wie gegenwartig waren selten vorhanden. Nehmen wir den Umfang der Streikbewegungen gegen Notverordnung und Lohnabbau in der Zeit vom 16. September bis 13. Oktober. Von der RGO sind 447 Streiks in dieser Zeit registriert worden. Davon wurden mit vollem Erfolg 228 beendet, mit Teilerfolgen 16, ohne Erfolg 30, mit unbekanntem Ausgang 173. In Wirklichkeit ist die Zahl der erfolgreichen Streiks weit grofier. Ein burgerliches Berliner Mittagsblatt spricht sogar da­ von, dafi 80 Prozent aller Streiks erfolgreich verliefen. Bei diesen Streiks ist interessant, dafi die Mehrzahl in Metallbetrieben stattgefunden hat, danach in Textilbetrieben und dann in der Bauindustrie. Bezeichnend ist, dafi sich unter den Streiks keine Bergarbeiterstreiks befunden haben. Die grofie Anzahl der Streiks in den Metallbetrieben erklart sich aus dem starken Lohnabbau bei den qualifizierten Arbeitern, der Radikalisierung der organisierten Arbeiter und der Tatsache, daC die reformistische Biirokratie unter dem Massendruck manovrieren muBte und manche Streiks sanktionierte, urn nach Moglichkeit die Fiihrung an sich zu reiBen. In den Bergbaubetrieben ging das Unternehmertum zu der Taktik iiber, meistens die Tarife zu verlangern. Nur an relativ wenigen Stellen wurde mit dem Lohnraub auf

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jGrund der Notvcrordnung begonnen. Die Ursachen dafiir sind, dafi die Bergarbeiter bisher am schnellsten und heftigsten auf Lohnraub durch Streik geantwortet haben, dafi Streiks im Bergbau das Signal fur andere Industriegrupp.en abgeben xkonnten und die Bourgeoisie erst die anderen Industriegruppen „erledigen“ wollte, um dann an dip Kiunpels lieranzugehen. Bei der Betrachtung der Grofie der bestreikten Betriebe ergibt sich nach einer- Erhebung, dafi es sich bei rund 60 Prozent um Kleinbetriebe und kleinere Mittelbetriebe, bei etwa 30 Prozent um groCere Mittelbetriebe und bei knapp 10 Prozent der be­ streikten Betriebe *um Grofibetriebe handelt. Unsere entscheidenden Schwachen sind demnach immer noch in den GroBbetrieben, den wichtigsten Schliisselpunkten der kapitalistischen Produktion, vorhanden ... Nun einige Worte zur politischen' Bedeutung der ganzen Streikwelle. Ich will dabei nur die wichtigsten Faktoren andeuten: 1. Es 1st uns zum erstenmal gelungen, eine wirklicKe, breite Kampfwelle gegen die Durchfiihrung einer Notverordnung 'der Bourgemsie zu entfesseln und damit die Durchfuhrung eines ziemlich umfassenden Programms des Finanzkapitals zunachst 'zu einem grofien Teil zu verhindern. 2. Seit langer Zeit ist sich die Arbeiterklasse zum erstenmal wieder ihrer gewaltigen Kraft bcwufit geworden. Die reformistische Ideologic, wonach man in der Krise keirten Streik fiihren kann, wonach die Erwerbslosen eine Streikbrecherrolle spielen und gegen den mit Notverordnungen diktierten Lohnabbau nicht gekampft werden diirfe, ist durch die Praxis widerlegt. 3. Breite Massen haben zum erstenmal praktisch erkannt, dafi Erfolge nur im Kampf errungen werden konnen, wie es die Konimunisten und die RGO stets gesagt haben. Im Kampf gegen die faschistische Diktatun Rede und SchluCwort des Genoss^n Ernst Thalmann auf der Parteikonferenz der KPD.‘ Die politische Resolution der Parteikonferenz Oktober 1932, Berlin o. J., S. 21/22 u. 23/24.

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8t ’ Beschlufi der III. Parteikonferenz der KPD in Berlin vom 15. bis 18. Oktober 1932 uber dicTeilnahme an einem Volksbegehren gegen die Notverordnung vom 4. September 1932

Die Parteikonferenz der Kommunistischen Partei D cuts chlands, die sich zum uberwiegenden Teil aus den Vertretern der wichtigsten Betriebe Deutschlands zusanimensetzt, wend^ sich an die"Arbeitcrmasscn in Stadt und Land, an die Belegschaften der Betriebe und die Erwerbslosen auf den Stempelstellen mit dem Appell, den begonnenen Kampf gegen die neue HungeroflEensive der' Bourgeoisie dutch Streiks und Massenaktionen fortzusetzen. Aufierparlamentarischer Massenkampf allein und nicht jParlamentsentscheidungen, nicht Volksbegehren Oder Volksentscheid kbnnen die Existenz der Werktatigen gegen die Anschlage des Klassenfeindes verteidigen. Die Eihlbitung des Volksbegehrens gegen den sozialpolitisdien Teil der letzten Papen-Notverordnung dutch die. Sozialdemokratiei war ein Versuch, die Massen vom wirklichen Mas­ senkampf und vori Streiks gegen den Lohnabbau und die Zerschlagung der sozialen Errungens chaften ebenso abzulenken, wie die SPD-Fuhrer nach dem Staatsstreich am 20. Juli ihre eigenen Anhanger auf den Staatsgerichtshof oder die Reichstagswahl vertrbsteten. Die Massen des deutschen Proletariats, die Arbeiter der Be­ triebe, habpn sich nicht abhalten lassen, heute mit der scharfen 'Waffe des Streiks auf den Lohnabbau zu antworten, haben sich 1 Vgl. S. 43*/44*.

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nicht* auf ein Volksbegehren oder- einen Volksehtscheid vertrosten lassen, der - wenn uberhaupb - friihestens irh kommenden Fruhjahr stattfinden wird. Die Parteikonferenz der KPD unterstreicht diese Tatsache, durch die die reformistische Liige, ,wonaai erfolgteiche Streiks in der Krise unmoglich seien,.ein fiir allemal widerlegt ist. Die Parteikonferenz brandmarkt zqgleich die demagogische Hetze der SPD-Presse, als ob die Stellung■nahme der Kommunisten gegen die Politik der SPD-Fuhrer, die ein Volksbegehren nur zur Ablenkung der Massen vom Streikkampf ankiindigten, die Nichtteilnahme der Konynunisten an einem solchen Volksbegehren im Faile seines Zustandekommens bedeute. Die Parteikonferenz der KPD weist gegeniiber diesem Betrugsversuch der SPD-Fuhrer auf das Rundschreiben des Zentralkomitees der KPD vom 17. September 1932 hin, wo es u. a. heifit: „Diese Entlarvung des Volksbegehrens der SPD als Ablenkungsmandver schlieCt keineswegs aus, daC wir - falls es zu irgendeinem Zeitpunkt zu irgendeinem Volksentscheid iiber das Volksbegehren der SPD kame - 'tins dafur erklaren wiirden. Es bedeutet keine groCe Schwierigkeit, den sozialdemokratischen Arbeitern klarzumachen, dafi die Frage des heutigen Lohnraubs nicht in vier Monaten durch parlamentarische Manover, sondern heute durch den Massenkampf beantwortet werden muB.“ Entsprechend dieser Stellungn^hme des Zentralkomitees erklart die Parteikonferenz der KPD vor der gesamten proletarischen Offentlichkeit: Sofern es zu irgendeinem Zeitpunkt zur Durchfiihrung eines Volksbegehrens oder Volksentscheids gegen die Notverordnung der Papen-Regierung oder gegen einen Teil derselben kommt, wird die Kommunistisdie Partei Deutschlands sich mit alien Kraften fiir dieses Volksbegehren und. diesen Volksentscheid einsetzen. Die KPD wird dabei die Massen vor parlamentarisch-demokratischenlllusidhen warnen und dieKampagne des Volksbegehrens zur Massenmobilisierung fiir den un­ mittel baren Kampf fur die Durchsetzung der Arbeiterforderungen m den Betrieben und bei den Erwerbslosen benutzen. Die KPD ruft die deutsche Arbeiterschaft auf, in alien Betrie­ ben, an alien Stempelstellen und iiberall, wo die Arbeiter vereinigt sind, Einheitsfrontkomitees zu bilden, um durch Massen-

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kampfe, Streiks und dutch aufierparlamentarischc Massenmobilisation fiir dieTeilnahme am Volksbegehren und Volksentscheid den einheitlichen Kampf gegen Notverordnungen, Lohn- und Unterstiitzungsabbau zu fiihren. Die KPD wird bei diescm Anlafi wie jederzeit ihre ganze Kraft fiir die Herstellung der kampfenden proletarischen Einheitsfront von unten in den Betrieben, auf den Stempelstellen, in den Arbeitervierteln und auf dem flachen Lande einsetzen und den Massen den Kampf fiir eine Arbeiter-und-Bauern-Republik als einzigen Ausweg aufzeigen. Es lebe die kampfende einheitliche Klassenfront der deutschen Arbeiterklasse gegen alle Klassenfeinde des Proletariats! Es leben die Einheitsfrontaktionen der Betriebsarbeiter und Erwerbslosen gegen Notverordnungsdjktatur, Hunger, Lohnabbau und Faschismus! Mitteilungen der Komrnunistischen Partei Deutschlands, Oktober 1932, S. 5. In: Institut fiir Marxismus-Lcninismus beim ZK der SED, Zentrales Parteiarchiv, D. Do. Vin/33/1. (Flugschrift)

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82 Aufruf des Bezifkseinheitskomitees der Antifaschistischen Aktion Niederrhein vom 16. Oktober 1932 an die Mittelstandler und Kleinbauern^

Wenn wir kaufen konnen, dann habt ihr zu leben! I

Die Arbeitermassen hungern in Stadt und Land. Adit Millionen sind erwerbslos. Ihr Einkommen sind armselige Pfennige, die nidit mehr ausreichen, urn Brot und Kleidung fur die Familien ZU kaufen. Grausam ist die Not. Schaut in die Wohnungen der Armen, und ihr seht nichts als wachsendes Elend, ihr findet nur die zunehmende Sorge um das tagliche Brot, die Sorge um die Kohlen fiir den Winter, um die taglichen Kartoffeln, den taglichen Hering. Mafilos geknechtet und ausgebeutet wurden die arbeitenden Massen Deutschlands. Innerhalb von drei Jahren kiirzte man den Arbeitern die Lohne um et^a 60 Pxozent, die Unterstiitzungen wurden abgebaut, die Invalidenrentner, die Unfallrentner, die Kriegsbeschadigten auf eine igimer schmalere Htingerration gesetzt. Mehr als je gilt heute das Wort: Arbeiternot ist Mittelstandsnot, Arbeiternot ist Bauernnot! Wir wissen es, die Millionen kleiner selbstandiger Exisfenzen in den Stadten und auf dem Lande gehen zugrunde. Von hundert kleinen Geschaftsleuten verfiigen nur noch fiinf iiber einige Sparpfennige; die anderen werden von ihren S'chulderi erwiirgt. Das Kleinbauernelend ist 1 Angenommen auf der 2. Arbeitstagung des Bezirkseinheitskomitces am 16. Oktober 1932.

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grenzenlos. Bankrotte uber Bankrotte; eine Zwangspfandung jagt die andere. Das letzte Pferd, die letzte Kuh, das letzte Schwein werden Tausenden Kleinbauern aus dem Stall gepfandet, und als Ersatz liefert dafiir die Papen-Diktatur den staatlich konzessionierten Kuckuck. Taglich wird den werktatigen Mittelschichten, den Kleinbauern der millionenfache Beweis geliefert: Nicht der Bolschewismus enteignet die Kleinen, sondern der Kapitalismus. Damit die hohen Herren in Saus und Braus leben, damit sie Milliarden Subventionen schlucken, Riesengehalter, hohe Pensionen und Renten, datum saugt man den Werk­ tatigen in Stadt und Land das Blut aus den Adern. Kleingewerbetreibende, Kleinbauern, hdrt zu: Der Lohnraub der vergangenen Jahre kiirzte das Einkommen der Arbeiter und Angestellten urn rund 26 Milliarden Mark. Diese ungeheure Summe fehlt den Arbeitermassen, sie konnen sie nicht mehr ausgeben, sie konnen sich keine Butter, keine Eier, kein Fett, kein Fleisch mehr kaufen oder nur noch hochst selten. Die zerschlissene Kleidung kann nicht mehr dutch neue ersetzt werden. Kurzum, das Geld, das man den Arbeitern gestohlen hat, es fehlt auch den Kleingewerbetreibenden und Kleinbauern. Dutch Wucherzolle verteuert die Papen-Diktatur den Hering, die Margarine, das Saiz mit dem Ergebnis, daft selbst diese wichtigsten Lebensprodukte der Arbeitermassen immer seltener gekauft werden konnen. Und zu allem plant die Papen-Diktatur weiteren Lohnabbau. Sie will die Unterstutzungen noch welter abbauen, sie will das Elend der Massen bis zur Barbarei treiben. Genug gehungert, genug gelitten, genug geblutet, sagen die Arbeiter in den Betrieben und treten iiberall in den Streik, wenn ihre erbarmlichen Lbhne weiter gekiirzt werden sollen. Die Erwerbslosen in den Stadten setzen sich zur Wehr und kampfen fiir ihre Winterforderungen, fiir Kartoffeln, die teilweise auf den Ackern verfaulen, fiir die Kohle, die auf den Halden verwittert. Schafft das Kampfbundnis zwischen Stadt und Land! Werktatige Mittelschichten in Stadt und Land! Unterstiitzt den Kampf der Arbeiter! Der Streik der Betriebsarbeiter, die Verhinderung des weiteren Lohnraubs - das bedeutet Erhaltung der Kaufsumme fur Lebensmittel und Kleidung. Solidarisiert euch mit den Streikenden, unterstiitzt ihre Kampfe! Die Front der Strei284

kenden, das ist auch die Front,- in die die Kleingewerbetreibendeh und Kleinbaqern gehbren. Schafft das feste Biindnis zwischen Stadt und Land! Die gegenwattige Streikwelle am Niederrhein lieferte heroische Beispiele der Kampfessolidaritat zwischen Kleingewerbetreibenden, Kleinbauern, den Arbeitern und den Erwerbslosen. In ungezahlten Fallen gaben die kleinen Geschaftsleute Pfennige und Mark, die kleinen Bauern Kartoffeln, Brot und Fett fiir die Streikenden, Wenn diese Solidaritatsaktionen welter gesteigert werdeh, so geht kein Streik mehr dutch den Hunger der Strei­ kenden verloren. Seht uberall das glanzende Beispiel der Er­ werbslosen, die, obgleich sie am furchtbarsten hungern und darben, nirgends ihren Arbeitsbriidern in den Riicken fielen, nirgends ZU Streikbrechern wurden. Arbeiter, Angestellte, Kleingewerbetreibende und Klein­ bauern - das ist eine Front! Einer fiir alle, alle fur einen! So werden die Lohnrauber in die Knie gezwungen, so wird unter revolutionarer Fiihrung siegreich gekampft, so wird die Solidaritatsaktion gesteigert und das Biindnis zwischen Stadt uftd Land fest geschmiedet. SchluB mit der Papen-Diktatur! SchluC mit dem Notverordnungssystem, das .niemals inehr Arbeit und Brot beschaffen wird, das niemals mehr den Werktatigen aller Schichten die Lebensexistenz gibt. SchluB auch mit alien.Stiitzen dieses Systems, die den Einheitskampf der Arbeitermassen verhindern wollen. Hoch das Banner der briiderlichen Solidaritat! Helft den Streikenden! Helft den Erwerbslosen! Wir geloben: Im Kampf gegen Steuerdiktatur, gegen Pfandungen, gegen Exmittierungen stehen auch die Arbeitermassen treu an der Seite der Kleingewerbetreibenden und Kleinbauern!

Bjszirkseinheitskomitee der ' Antifaschistischen Aktion Freiheit (Dusseldorf), Nr. 226 vom 18. Oktober 1932.

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83 Aus dem Schreiben des Reichseinheitsausschusses der Antifaschistischen Aktion vom 26. Oktober 1932 an alle Einheitsausschiisse der Antifaschistischen Aktion und Leitungen des Massenselbstschutzes

1. Uberall siegreiche Streikkampfe In den letzten Wochen und Tagen haben in den verschiedensten Gebieten Deutschlands Hunderte von Streiks stattgefunden. Alle diese Kampfe richteten sich gegen die LohnabbaumaCnahmen, die von den Unternehmern auf Grund der letzten Notverordnungen Papens durchgefiihrt wurden. Die Einheitsfront der Arbeiter, die in der Antifaschistischen Aktion im Kampf gegen den nationalsozialistischen Terror erfolgreich entfaltet wurde, hat in diesen Kampfen gegen den Notverordnungslohnraub eine gewaltige Steigerung erfahren. In alien Betrieben, in denen die Arbeiter die rote Einheits­ front bildeten und geschlossen den Kampf unter selbstgewahlten Streikleitungen aufnahmen, wurden die Unternehmerangriffe siegreich zuruckgeschlagen. So zeigte sich auch in diesem neuen bedeutungsvollen Abschnitt des Kampfes gegen den Faschismus, dafi nur in der Einheitsfront aller Arbeiter - ganz gleich, welcher politischen Richtung sie angehoren — und den von ihnen selbst gewahlten Kampforganen die Garanti e fiir den Sieg in den gegenwartigen Lohnkampfen wie auch in den weiteren Massenkampfen liegt. Hatten die Gewerkschafts- und SPD-Fiihrer bis vor kurzem noch die These verfochten, in der Krise kann man nicht streiken, 286

so versuchen sich diese Leute jetzt als Fiihrung bei den Streiks einzuschalten. Der Zweck dieser Vcrsuchc hat sich bereits ganz klar gezeigt. Die Gewerkschaftsfiihrer mibbrauchen die Fiihrung dieser Kampfe, um ^ie in „gesetzmabige Bahnen“ zu lenken, d. h. im geeigneten Moment mit Hilfe von Arbeitsgerichtsurteilen und Schiedsspriicheh der Unternehmer-Schlichter die Streiks abzuWurgen. So war es in Berlin bei dem Hugenbergschen Zeitungsverlag, im Streik der Hamburger Verkehrsarbeiter und Hochseefischer usw. Iri verschiedenen anderen Fallen haben die Gewerkschaftsfuhrer freigewerkschaftliche Arbeiter gezwungen, unter dem Schutz von Reichsbannergruppen und Polizei in bestrdkte Betriebe hineinzugehen, um so die Streiks zum Zusammenbruch zu bringen. Auch hier zeigt sich die reformist!sche Gewerkschaftsbiirokratie als bester Helfer der kapitalistischen Unternehmer, die heute schon in ihren Zeitungen Streikverbot und Ausnahmegesetze gegen Streikende fordern. Fiir uns wird das jetzt erst recht der Anlafi sein, unsere Arbeit zu immer weiterer Verstarkung und Festigung der Einheitsfront - als wichtigstp Voraussetzung fiir siegreiche Streikkampfe - in^ die Be­ triebe zu verlegen. Wenn nach der ersten Streikwellegegenwartig die Unternehmer bei der Dufchfiihrung der LohnabbaurfiaCnahmen etwas vorsichtiger zu Werke gehen, so mufi da§ fiir uns der AnlaC sein, die Vorbereitung zu alien Kampfen noch sorgfaltiger zu treffen. Zwei Aufgaben stehen hier; a) im Betrieb die feste Einheitsfront aller Arbeiter zu schaffen, sie alle um bestimmte, der Lage im Betrieb entsprechende Kampflosungen zn gruppieren und sie unter die Fiihrung einer. von ihnen selbst gewahlten Streikleitung zu stellen; b) in den unteren G^erkschaftsorganisationen alle kampfgewillten Arbeiter zu einer Oppositionsbewegung gegen die Politik der Gewerkschaftsfiihrer, die zur Verhinderung und Abwiirgung der Lohnkampfe fiihrt, zu ,sammeln. Diese Aufgaben miissen wir^durch unermiidliche Kleinarbeit in den Betrieben uhd Gewerkschaften, durch Diskussionen mit alien der kampfenden Einheitsfront noch fernstehenden Arbeitern losen. Durch tagtaglichfe Aufklarung und Oberzeugung iiber 1 Im Original: auf.

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die Nofewencligkeit des gemeinsamen Kampfes, der ein^ig und allein der Weg des Sieges ist, werden wir immer mehr Arb'eiter in die Streikkampfe hineinfiihren und-so den Boden fur noch breitere und gfewaltigere MasSenkampfe gegen das System des - Hungers und der Sklaverei vorbereiten. » 2. Aktionen der Erwerbslbsen und Mieter



In enger Gemeinsdiaft mit der Ausbreitung des Streikkampfes steht die Frage 4es Kampfes der Erwerbslosen fur Winterbeihilfen jeder Art und der Kampf der Mieter fur Wohnungsreparaturen, gegen Be2ahlung der Hauszinssteuer, gegen die hohen Licht- und Wassergelder und fiir Herabsetzung der Mieten*. Die Papen-Regierung hat jetzt; nach ^en ungeheuerlichen Unterstiitzungskurzungen und der Ausschaltung. von Hunderttausenden Er\Verbslosen aus der Unterstiitzung uberhaupt, verordnet, dafi ein Teil der verheirateten Erwerbslosen eine geringe Soiiderbeihilfe erhalt. Damit solf der Kampf der Erwerbslosen gegen die Unte'rstiitzungskurzungen und gegen die Streichung aus der Erwerbslosenfiirsorge sowie fiir ausreichende Winterbeihi-lfen,abgewendeti werden. Das'wird aber nicht gelingen, wenn wir die Erwerbslosen fiir ihre berechtigten Forde'rungen sammeln, Massendelegationen mit Frauen und Kindem nach den-Rathausern entsenden ufid die Behorden durch den Massen­ druck der Erwerbslosen zur Bewilligung der aufgestelltenForderungen zwingep. Ganz besonders erfolgteich habefi sich in der letzten Zeit die Mieterstreiks gestaltet. In Berlin ist es gelungen, durch die Schaffung einer festen Einheitsfront aller Mieter bestimmter' Wohnblocks, grofier Mietskasernen, besonders auch stadtischer, die Durchfiihrung von Wohnungsreparaturen, die Instandsetzung voh Ofen, die Herabsetzung von Mieten uhd die Erfiillung verschiedener anderer Forderungen zu erreichen. So, wie in Berlin, muC in alien Orten der Kampf organisiert und durchgefiihrt werden^ Sehr oft wird sich dabei eine enge Verbindung der Mie1 Im Original: abgezogen.

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teraktionen mit Streiks der Betdebsarbeiter gegen Lohnabbau, besonders bei Arbeitersiedlungen und Werkswohnun'gen, ergeben. 3. Kampf gegen Str'eikbruch und den Terror der Nazis Audi in diesen Streikkampfen versuchen die Hitler, Rohm und Goebbels, ihre SA-Truppen zum Streikbruch zu treiben und durch neue Terrorakte und planmaCige Uberfalle die Kampfkraft der Arbeiter einzudammen uhd zu behindern. Demgegeniiber steht die Tatsache, dafi proletarische Anhanger und Mitglieder der Nazis in den verschiedenen Streik-, Mieter-, Erwerbslosenaktionen zusammen mit all den anderen Arbeiterschichten den Kampf um Arbeit und Brot, fiir Unterstiitzungen und Herabsetzuhg der Mieten fiihren. Und so, wie diese gibt es noch Tausende und Zehntausende proletarische Elemente in der $A und den anderen Naziformationen, bei denen die Erkenntnis wachst, daC nicht durch die Politik Hitlers und das Dritte Reich, sondern hur durch den gemeinsamen Kampf aller Ausgebeuteten die Angriffe der Kapitalisten zuriickgeschlagen und die Existenz der Arbeiter, ihrer Frauen und Kinder gesichert werden konnen. Unsere Aufgabe ist es, diese irregefiihrten Arbeiter nicht von uns zuriickzustofien und sie so der faschistischen Reaktion als willfahrige Werkzeuge im Kampf gegen uns selbst auszuliefern, sondern ihnen zu helfen, den Weg ins proletariscbe Lager, in dip kampfende Einheitsfront aller Arbeiter zuriickzufinden. Dieses Ringen um jeden einzelnen Arbeiter auch im Nazilager bedeutet nicht die Liquidierung der Aufgabe des Massenselbstschutzes, die in dem Schutz der Arbeiter, ihrer Familien urid ihres Eigentums sowie der Versammlungen der mit uns verbundenen proletarischen Organisationen gegeniiber .nationa^sozialistischen Terroraktpn [besteht^. Im Gegenteil, gerade jetzt heiCt es iiberall wachsam zu sein, die Versammlungen aller wirklidien Antifaschisten zu schiitzen,- ihre Agitation zu sichern und jeden Naziangriff [zuriickzuschlagen], moge er in einem Uberfall auf einzelne Arbeiter und auf Arbeiterwohnblocks oder in pijovoka.torischen Aufmarschen in Arbeiterstrafien bestehen. Die ent-

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schddende Aufgabe aber ist, daC sich der Massenselbstschutz jeder Belegschaft, die einen Streik durchfiihrt, als Massenstreikposten zur Verfiigung stellt. Politische Information Nr. 2 des Reichseinheitsausschusses der Antifaschistischen Aktion. In: Institut fur Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Zentrales Parteiarchiv, 10/156, BI. 394—396. (Flugschrift)

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-84 Aus einem Bericht iiber den Streik der Belegschaft » der Berliner . Verkehrs-Aktiengesellschaft vom 3. bis 7. November 1932

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Das Lohnabbau-Abkommen der BVG-Direktion mit'der Biirokratie des Gesamtverbandesi rief bei den BVG-Arbeitern die belle Emporung hervdr. Auf vielen Dienststellen und Depots wirkten seit langerer Zeit Einheitsausschusse. Am 16. September fand eine Delegiertenkonferenz statt, auf der 18 Einheitsaus­ schusse mit 150 Kollegen vertreten warcn. Die roten Arbeiterrate forderten die Einberufung von Vollversammlungen. In Depots- und Bahnhofsversammlungen wurdem Beschlusse gefafit, der Betriebsrat solle Vollversammlungen einberufen. Sechs solcher Betriebsversammlungen, vom reformistischen Betriebsrat einberufen, fanden am Dienstag, dem 24. Oktober, statt und wurden zu einer schweren Abrechnung mit der Lohnabbaupolitik des Gesamtverbandes. Die reformistischen Betriebsrate Loll, Flieger und Arndt gebardeten sich sehr radikal. Die Stimmung der Belegschaft war aber dutch das Auftreten der Opposition fiir die reformistischen Betriebsrate vernichtend. Flieger, der so2ialdemokratische Vorsitzende des BVG-Betriebsrats, kiindigte in diesen Versammlungen einfc Urabstimpiung an und sagte, mit dieser Urabstinjmung solle der RGO das Maul gestopft werden. Von den [rund] 22 000 BVG-Arbeitern sind etwa 6000 im Gesamtverband und rund'1200 in yerschiedenen anderen VerbanJ Gesamtverband der Arbeitnehmer der dffentlichen Betriebe und des Eersonefi- und Warenverkehrs. •23 Antifaschistische Aktion

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den organisiert. Die Reformisten trauten den 1500 RGO-Leuten nicht die Kraft zu, diese grofie Masse der unorganisierten und organisierten Kollegen fiir den Kampf zu gewinnen. Am Abend des 2. November sollten sie eine bbse Uberraschung erleben. Zwei der starkstbesuchten Versammlungen beschlossen, eine neue Delegiertenkonferenz zum 29. Oktober einzuberufen. Dort sollte der Streik vorbereitet, die Wahl der Kampfausschiisse sollte in alien Betrieben durchgefiihrt werden. Nur funf Tage standen fiir die Vorbereitung dieser Konferenz zur Verfiigung. Trotzdem wurde sie von 120 Kollegen besucht, die einmiitig beschlos­ sen, bei der angesetzten Urabstimmung die Belegschaft fur den Streik zu mobilisieren und am 2. November, zwei Stunden nach AbschluC der Urabstimmung, zu einer neuen Delegiertenkonfe­ renz zusammenzutreten. Am 2. November, am Tage der Urabstimmung, trat der „Vorwarts“ offen fiir die Annahme des Lohnabbaus ein: „Diese Tatsachen liegen der heutigen Urabstimmung zugrunde, die von den Funktionaren vor allem deshalb beschlossen wurde, um die Verantwortung den Elementen zu iibertragen, die iiber jeden Erfolg der Gewerkschaften ,Verrat‘ schreien. Die heutige Urabstim­ mung wird zugleich ein Beweis dafiir sein, welchen Riickhalt Schreier innerhalb der BVG-Belegschaft haben.“ Es kam- der Abend des 2. November. Mit 14 47U gegen 3993 Stimmen wurde der Lohnabbau abgelehnt.2 79 Prozent der Abstimmenden hatten fiir Streik gestimmt! An der Urabstim­ mung beteiligten sich von 21 902 Beschaftigten 18 537 Kollegen. 3365^ Kollegen haben sich an der Streikabstimmung nicht beteiligt, davon waren etwa 2900 krank oder beurlaubt. Die Re­ formisten zahlten die kranken und beurlaubten Kollegen, die an der Abstimmung verhindert waren, einfach als Stimmen fiir den Lohnraub und erklarten, es sei keine Dreiviertelmehrheit fiir den Streik. Im Original: 14 571. 2 Dazu kommen 73 Stimmenthaltungen. 2 Im Original: 3335.

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Zwei Vertreterversammlungen wer vertritt die BVG-Arbeiter? Am Abend des 2. November tagten in Berlin in zwei Lokalen 2wei Funktionarsver^ammlungen: die Delegiertenkonferenz und die Obleutekonferenz. Die gewerkschaftliche Obleutekonferenz lehnte den Streik ab; sie erklarte, -es sei „keine s^atutarische Streikmehrheit vorhanden". Zugleich aber tagte die Delegieftenkonferenz. Hire Beratung war kurz und ihr Ergebnis klar. Es lautete: „Die Delegiertenkonferenz beschiiefit: Der Streik in der BVG wird Donnerstag friih mit Arbeitsbeginn aufgenommen. Die Streikleitung ist getragen vom Willen der Belegschaft. Die Streiklekungsmitglieder haben sich alle den Beschliissen der Streikleitung unterzuordnen. Wer sich nicht den Beschliissen fiigt, kann nicht Mitglied der Streikleitung sein.“ Einstimmig wurde dieser Beschlufi gefaCt, einstimmig wurde auf dies er G'rundlage die zentrale Streikleitung gewahlt, der auch 16 Freigewerkschaftler, 4 NSBO-Kollegen und 2 Frauen von BVG-Arbeitern angehorten. Dann gingen die Delegierten hinaus zu ihren Dienststellen, wo die Kollegen schon auf Beschliisse warteten. Welche Konferenz wird re^:ht behalten - die der reformistischen Obleute oder die der Arbqiterdelegierten? Am Donnerstag, dem 3. November, erschien der „Vorwarts“ mit einer Oberschrift auf der ersten Seite: „Keine Streikmehr­ heit bei der BVG.“ Es hiefi in diesem Artikel: „Was jetzt bei der BVG durchgefiihrt wird, ist in Wirklichkeit die Angleichung der Lbhne der Arbeiter der BVG an die Lohne der ubrigen Arbeiter der Stadt Berlin." Zuversichtlich spricht der ,,Vorwarts“ davpn, daC es zu keinem Streik kommen Wurde: „Im ubrigen wird es sich auch hier wieder. erweisen, dafi einen ,radikalen‘' Stimmzettel abgeben und da.nach zu handeln, zwei sehr verschiedene Dinge sind.“ Als der „Vorwarts“ mit diesem Aufsatz er­ schien, standen die Arbeiter der Berliner Verkehrsgesellschaft bereits restlos im Streik. Die Nacht vom 2. zum 3. November war eine Nacht det Vorbereitung. Zehntausende klassenbewufiter Arbeiter haben in die­ ser Nacht ihre Pflicht gegeniiber d.er BVG-Kollegenschaft, gegenuber ihrer Klasse getan. Um 3 Uhr morgens sammeln sich 23*

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viele Tausende Arbeiter um die Bahnhofe und urn die Depots der BVG. Zu ein2elnen Bahnhofen waren bis zu 1000 Arbeiter gekommen. Streikposten mit Streikplakaten waren uberall. Kein Wagen der StraCenbahn, kein Omnibus, keine U-Bahn verlieCen an diesem Morgen die Bahnhofe. Die wenigen schwankenden und wartenden BVG-Kollegen schliefien sich dem machtigen Strom der Streikenden an. Die BVG-Belegschaft stand geschlossen wie ein Mann im Kampf ...

Der erste Streiktag

In den spaten Morgenstunden finden uberall Streikversammlungen statt, Streikleitungen werden gewahlt. Die zentrale Streikleitung wahlt eine Verhandlungskommission und beauftragt sie, der Direktion folgende Forderungen zu unterbreiten: „Der von der Direktion mit den Vertretern des Gesamtverbandes vereinbarte Lohnabbau von 2 Pfennigen wird sofort zuriickgenommen. Die Direktion erklart und verpflichtet sich, dab sie keinerlei Lohnabbau vornimmt. Die Streiktage werden bezahlt. Mafiregelungen finden nicht statt. Berlin, den 3. November 1932.“ Die Direktion will mit der zentralen Streikleitung nicht verhandeln. Sie hat viel angenehmere Verhandlungspartner, die Verbandsbiirokratie. Die Stimmung auch der freigewerkschaftlich organisierten BVG-Arbeiter war’eine solche, daC im Laufe des Donnerstag die Gewerkschaftsfunktionare sich hie und da fur den Streik erklaren muCten. So z. B. gab auf StraCenbahnhof I der freigewerkschaftliche Betriebsobmann Schwandt am ersten Tage die Erklarung ab: „Die Mitglieder der freien Gewerkschaften haben den Streik einmutig und geschlossen begonnen und werden ihn auch so zu Ende fiihren. Wir sind die letzten, die in den Betrieb gehen, und daher werden wir die Streikbrecher aus euren (der RGO) Reihen kennenlernen.“ Der Abend-,,Vorwarts" vom 3. November ist gezwungen, den Widerstand der Belegschaft ge294

gen den Lohnraub plotzlich fiir „verstandlich“ zu crklaren. So groC war die Streikstimmung in der BVG. Am selben Abend ging die Biirokratie des Gesamtverbandes dorthin, wo sie schon so viele ^treiks erwiirgt hatte - zum Verhandlungstisch des Schlichters. Macht nicjits, daC die iiberwaltigende Masse der BVG-Arbeiter nicht hinter ihnen stand. Sie verhandeln „im Namen der Belegschaft" mit der Direktion und dem Schlichter. Unter dem Druck des Streiks erklarte die Direk­ tion, den Manteltarif bis Ende Marz 1933 verlangern zu wollen und auf weitere Verschlechterungen zu verzichten. Die'Direktion forderte aber, daC der tarifli die Lohnabbau von 2 Pfennigen bestehenbleibt und auch der Vorbehalt, nach einemMonatweiteren Lohnabbau vornehmen zu konnen. Um 10 Uhr abends war das Lohnabbaudiktat fiir verbindlich erklart... Der Abend-,,Vorwarts" vom4. November berichtete fiber eine am Freitag vormittag stattgefundene Konferenz der Funktionare des Gesamtverbandes unter der Oberschrift: „Aufnahme der Ar­ beit. BeschluC der BVG-Funktionare.“ Der „Vorwarts“ erklarte^: „Seit gestern abend 10 Uhr sind die Gewerkschaften wieder Tarifpartner. Sie fordern ihre Mitgliedet auf, sich zur Arbeitsaufnahme zu melden und die Arbeit wiederaufzunehmen...“ Die Gewerkschaftsbiirokratie rief offen und brutal zum Streikbruch auf. Freitag friih wurde der BeschluB der Gewerkschaffsburokratie auf alien Dienststellen bekannt. Die Direktion forderte die Belegschaft auf, urn 2 Uhr mittags die Arbeit aufzunehmen. Wer weiter streikt, wird entlassen!... Das Ergebnis des zweiten Tages. Ein diirftiger Bericht der BVG-Direktion teilt mit: Von etwa 3000 StraBenbahnwagen wurden an diesem Tag 271 in Verkehr gesetzt, 165 Wagen und 26 Omnibusse, teilweise bis zur Vernichtung, beschadigt, 47 Insassen der Wagen, darunter 30 Streikbrecher, wurden verletzt. Um 18 Uhr war der „Notverkehr“ eingestellt... Papen spricht hochstpersojnlich im Rundfunk. Er kiindigt die „Ausrottung des streikhetzedschen Bolschewismus und den’Einsatz aller staatlichen Maehtmittel“ an. Wutentbrannt erklarte er den Streik als ein „nationales Verbrechen“ ... Sonnabend uhd Sonntag, die Streikfront der BVG-Arbeiter brodtelt nicht ab, wie die burgerliche Presse taglich zweimal er-

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zahlt, sondern sie starkt sich sogar. Am Sonnabend, dem 5. No vember, kann dieBVG nach ihrem eigenen B^richat nurl92 Ziige, am Sonntag 200 Ziige. und 10 Omnibuswagen in Verkehr bringen (am 4. November waren es 271 Zuge und 10 Omnibuswagen gewesen). Auch das nur in wenigen Nachmittagsstunden bis zum Einbruch der Dunkelheit. Die Ziige gehen unter starkstem Polizeischutz, der Kleinkrieg mit den 'Perliner Arbeitern dauert an... Die zentrale Streikleitung antwortete auf den verstarkten Ter­ ror mit der Aufstellung von zwei politischen Ford^rungen: „Zuriickziehung der Polizei von den Dienststellen, Freilassung der verhafteten Streikhelfer.“ Sonnabend friih. Ein telefonischet Anruf bei der zentralen Streikleitung. Die BVG-t)irektion ladt die zentrale Streiklei­ tung zur Verhandlung ein. Die zentrale Streikleitung schickt eine Verhandlungskommission in das Direktionsgebaude, Sie wird dort von Herrn Heidenreicb, Sekretar des Personalchefs, empfangen. Die Verhandlungskommission legt ihre Forderungen vor, die Direktion will in einigen Stunden Antwort geben. Beim Verlassen des.Gebaudes wird die Verhandlungskommission von dem Unterhandler der BVG-Direktion, Herrn Heidenreicb, der .Polizei ausgeliefert und verhaftet... Schon am ersten Tage demonstrierten die Erwerbslosen in Riesenversammlungen und auf den Stempelstellen fiir den Streik der BVGer. In den meisten Berliner Arbeitervierteln fanden trotz des Verbots Demonstrationen mit uber 1000 Teilnehmern statt. In alien Betrieben diskutierten die Arbeiter iiber das groCe Beispiel. Ein Gefuhl der Kraft bemachtigte sich der Lohnsklaven am Schraubstock und an der Hobelbank. Sie sind es, die ihre Hand an der Gurgel des Staates und der Wirtschaft halten. „Alle Rader stehen still, wenn dein starker Arm es will." Tag fiir Tag erschienen in den .Berliner Strafien Zehntaus.eride Erwerbslose und zeigten ihre Solidaritat mit den uniformierten BVG-Kollegen. Jalirelang hammertcn^die Reformisten ein: Man kann in dep Krise nicht streiken; die Millionen Erwerbslosen werden den Streikenden in den Riicken fallen. Die Berliner Erwerbs­ losen sind in den Streiktagen gekommen, nicht, urn Streikbruch ZU iiben, nicht, um den BVG-Arbeitern in den Riicken zu fallen.

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sondern um ihre Kraft und ihr Leben fiir die ^ache der BVG-Arbeiter, die die Sache der ganzen deutschen Arbeiterklasse geworden ist/ einzusetzen. Sollte einmal ein gut bteablter Gewerksdiaftsangestellter in einer Versammlung auftreten und vpn der Gefahr des Streikbruchs seitens der Erwerbslosen sprechen, werden ihm die Worte in der Kehle steckenbleiben, Haben die bun-* gernden und darbenden Berliner Erwerbslosen - viele von ihnen sind 3 und 4 Jahre erwerbslos, viele von ihnen haben wochenlang, monatelang kein warmes Essen zu sich genommen, viele vori ihnen frieren mit Kindern und Frauen in den Tausenden Berliner Lauben - die Gelegenheit benutzt, eine Stellung bei der B-VG ZU erlangen? Nein, sie haben das nicht getan, sie haben vielmehr ihr Letztes fiir den Erfolg des Streiks eingesetzt. Nicht die hungernden Erwerbslosen, die satten Gewerkschafts- > biirokraten waren es, die aus Angst, ihre gute Stellung zu verlieren, den finstersten .Streikbruch organisierten ... Sonnabend noch nehmen sie an vielen Punkten ihre Mitglieder zusammen und verpflichten sie, am Montag friih unter Polizeischutz in dig^ Betriebe zu gehen. Die Polizei besetzt Streiklokale, schliefit die Streikkuchen. Die Polizei kammt Montag friih die StraCen frei die Streikbrechergruppen marschieren ein. Von innen zersetzen die Nazis die Streikfront. Abgesandte der Nazigauleitung verbreiten die tollsten Gcriichte. Sie berichten in Streikversammlungen, daC an vielen Dienststellen gearbeitet wird, dafi die RGO angeblich zum Streikbruch aufruft und dergleichen mehr. Mit alien diesen Manovern haben Gewerkschaftsbiirokratie und Nazifiihrung im Laufe des Montags ein Abbrockeln der Streik­ front erreicht. Naclf dem Bericht der BVG-Direktion waren an diesem Tage 8446 Arbeiter im Betrieb, [rund]*13 500 also nodi im Streik. Abends versammelte sich die zentrale Streikleitung zu ihrer letzten Sitzung. Dort wird beschlossen-: „Die letzte Sitzung der zentralen Streikleitung spricht der Revolutionaren Gewefkschaftsopposition, der KPD sowie der kiihnen Haltung der ,Roten Fahne' (die zu ihrem Verbot und zu ihrer Beschlagnahme fuhrte) die vollste Aperkcnnung fiir die tatkraftige und aktive Unterstiitzung des Kampfes aus. Sie fordert alle Kollegen zum Masseneintritt in die RGO auf, um innerhalb und auCerhalb der 291

Gewerkschaften die neuen Vorbereitungen zu treffen fiir den siegreichen Kampf um Arbeit, Brot und Freiheit. Die zentrale Streikleitung sendet im Auftrage der Berliner Verkehrsarbeiter den Gewerkschaften der Sowjetunion heiCe KampfesgriiCe zum 15. Jahrestag der Oktoberrevolution. Wir haben unseren Kampf, der fiinf Tage den Verkehr in Berlin stillegte, der dutch keinen Terror der Staatsmacht in seiner Kampfstellung geschwacht werden konnte, abbrechen miissen auf Grund des organisierten Streikbruchs der Gewerkschaftsbiirokratie. Wir gehen in die Betriebe mit geballten Fausten und zusammengebissenen Zahnen, mit dem Gelobnis der entschlossenen Fortsetzung des Kampfes um Arbeit, Freiheit und Brot, fiir eine Arbeiter-und-Bauern-Regierung. Zentrale Streikleitung." Der Streik der Berliner Verkehrsarbeiter. Hrsg. von der Kommunistischen Partei Deutschlands, o. O. u. J., S. 5-17.

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85 Aus einem Brief Ernst Thalmanns vom 13. November 1932 an Wilhelm Florin^

In. der nachstcn Politbiirositzung werden wir uns mit den neuen aktuellen Aufgaben beschaftigen. Wir beginnen sofort mit einer Kampagne ahnlich wie nach dem 31. Jub': Kein Nationalso2ialist darf im Reichstag Prasident werden. Wir verlangen'von dem fruheren Reichstagsprasidenten Goring die sofortige Einberufung des Reichstages, was ja bekanntlich in seinen Handen liegt. Wir zwingen die Nationalsozialisten zur Stellungnahme. Wir geben der SPD nicht die Moglichkeit zu lavieren, sondern sie mu6 ebenfalls Stellung nehmen. Ganz besonders das Zentrum wird durch den fortgesetzten Koalitionsschacher gezwungen, sich vor seinen eigenen Anhangern auch in dieser Frage mehr und mehr zu entlarven. Die Eroffnung des Reichstages, die voraussichtlich am 6. Dezember stattfindet, soli von uns mit einer groCen, in ganz Deutschland durchgefuhrten Massendemonstra-tion beantwortet werden. Wir bereiten jetzt schon langsam die Partei und die Massen auf diese Demonstration vor. Die Losungen wie „Nieder mit der Papen-Schleicher-Regierung“, „Nieder mit den Notverordnungen", „Nieder mit. dem Hungerregime, fur Arbeit, Brot und Freiheit" usw. soUen die zentralen Losungen dieser Demonstration werden. Die Regierungskreise haben bereits von dieser Kampagne erfahren, sie wbllen evtl. mit der Militardiktatur und den scharfsten MaBnahmen gegen die Kom1 Wilhelm Florin war zu dieser Zeit Vertreter der KPD im EKKI.

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munistische Partei antworten. Wir stellen die Fragen der Reichsreform, der Einsetzung eines Oberhauses, der Verschlechterung des Wahlrechts, des Wahlrechtsraubs an den Jugendlichen bis zum 25. Lebensjahre vor dem werktatigen Volk, vor der deutschen Arbeiterklasse, um als die einzigen Verteidiger der politischen Rechte starker denn je in Erscheinung zu treten. Es ist nicht unwahrscheinlich, dab ein neuer faschistischer Staatsstreich nach dem Muster des 20. Juli, vielleicht auf hoherer Grundlage, von der Papen-Regierung durchgesetzt wird. Es bestehen zwei Moglichkeiten: Wird mit der Regierung und Hin­ denburg und mit den wichtigsten Parteien keine Einigung zwecks Bildung einer Konzentrationsregierung herbeigefiihrt werden, dann kann die Regierung versuchen, mit einem verschlechterten Wahlgesetz eine neue Reichstagswahl auszuschreiben. Wenn diese faschistische Reichsreform im Reichstag abgelehnt wird, dann ist nicht unwahrscheinlich, da6 man ohne Reichstag mit einer neuen Nationalversammlung einen neuen faschistischen Staatsstreich gegen das deutsche werktatige Volk durchfuhrt. Die Lehren des 20. Juli haben fiir uns ergeben und verpflichten uns, schon heute die Massen vorzubereiten auf die evtl. Auslosung des Generalstreiks bei einem solchen faschistischen Staatsstreich. Wir mobilisieren schon heute die Partei und die Massen fiir diese zentrale Aufgabe. Unsere Generallinie versuchen wir in drei Hauptrichtungeni unter die Massen zu tragen: 1. Mobilisierung der Massen gegen die Anschlage der faschi­ stischen Reaktion (Parteiverbot, Wahlrechtsraub und sonstige Fragen der faschistischen Verfassungsreform); 2. Kampf fiir die Verteidigung der Lebensrechte gegen Lohnraub, gegen Zerschlagung der Sozialversicherung, fiir die bescheidensten Forderungen der Millionen Erwerbslosen; 3. auf dem Gebiet des Kampfes gegen die imperialistischen Kriegsvorbereitungen, die militaristische Aufrustung und das Versailler System .. Neben den selbstverstandlichen Antragen, die wir im Reichs­ tag und Landtag einreichen, um die aufierparlamentarische Massenbasis zu verstarken, wollen wir eine besondere Aktion „Ret1 Im Original: Hauptlinien. 2 Es folgen Ausfiihrungen zum letztgenannten Punkt.

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tung vor Hunger und -Frost" einleiten. Diese Kampagne, die besonders fur die Erwerbslosen eine groCe Wirkung haben wird, wird durch einen besonderen Urantrag ,im Reichstag oder im PreuCisch-en Landtag eingeleitet. Wir haben festgestellt, dafi 8 Millionen Tonnen Ro^gen geerntet sind. 5 Millionen’Tonnen Roggen werden .verzehrt. 3 Millionen Tonnen Roggen sindUberschuC. Sie werden v'erschleudert, wandem in den Futtertrog und verderben auf den Speichern. 45 Millionen Tonnen Kartoffeln sind geerntet, 20 Millionen Tonnen Kartoffeln werden verbraucht. 25 Millionen Tonnen Kartoffeln sind Cberschufi. Sie sollen 2u Kartoffelmehl, Sprit und Maische vermanscht werden, und der Rest soil verfaulen. 12 Millionen Tonnen Kohle lie­ gen auf den Halden. Die Kohlenberge beginnen bereits durch Selbstentziindung von innen heraus zu schwelen und zu brehnen. Wir fordern die sofortige Auslieferung der gewaltigen (Jberschiisse an Brot, Kartoffeln'und Kohle an alle Unterstiitzungsempfanger in g^nz Deutschland, Wir stellen spezifische, bescheidene Forderungen auf diesem Gebiete fiir die Erwerbs­ losen, Wohlfahrtsempfanger usw. und yerlangen, daC die Kontrolle der Durchfiihrung der entsprechenden Mehrlieferungen oder Nachlieferungen als weitereZusatzunterstiitzung usw. durch die selbstgewahlten Erwerbslosenausschiisse durchgefiihrt wird. Wir iiberlegen uns heute noch, wie wir am besten in den nachsten Tagen diese Kampagne der Offentlicbkeit unterbreiten wer­ den. Diese Frage ist noch intern. Wir haben sie erst heute beraten und werden sie in der nachsten Sekretariats- und Polbiirositzung zur Entscheidu'ng stellen.’Institut fiir Marxismus-Leninismus beim 2K der SED, Zentrales Parteiarchiv, 3/1/327, BI. 35-40.

1 Vgl. Dok. 88.

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86 Zeitungsbericht iiber die Abwehr einer Lohnkiirzung durch passive Resistenz der Belegschaft der Spirituosen- und Hefefabrik Helbing in Wandsbek am 17. November 1932’-

Der 200 Mann starken Belegschaft der Spirituosen- und Hefe­ fabrik Helbing^ in Wandsbek wurdc am Dienstag durch Anschlag im Betrieb mitgeteilt, daC ab Donnerstag, 17. Novem­ ber, der Lohn um 5 Prozent abgebaut und auCerdem der Ortszuschlag von 50 Pfennig pro Woche gestrichen wiirde. Der Be­ legschaft bemachtigte sich eine starke Erregung. Die Biirokratie des Nahrungsmittelverbandes versuchte in einer gestern stattgefundenen Belegschaftsversammlung, den Willen der Beleg­ schaft zur geschlossenen Abwehr durch die beruchtigte Methode des Verhandelns abzubremsen. Heute morgen, bei Betriebsbeginn, gab die RGO durch Flugblatter die Losung heraus: Keinen Handschlag, bevor nicht der Lohnabbau zuruckgenommen ist! Die Parole der RGO wurde von der gesamten Belegschaft einmutig befolgt. Heute morgen, von 6 bis 7 Uhr, trat die Belegschaft in passive Resistenz. Der Betriebsleiter rannte durch den Betrieb und versuchte, die Arbeiterschaft zur Aufnahme der Arbeit zu bewegen. Auf Grund der einmiitigen Haltung der Belegschaft wurde der Betriebs­ leiter gezwungen, den durch Anschlag bekanntgegebenen Lohn­ abbau zuriickzunehmen und die Anschlage zu entfernen. Zur 1 Dieser Bericht steht als Beispiel fiir vide ahnliche Aktionen, in denen durch passive Resistenz der betriebliche Lohnabbau abgewehrt wurde. 2 Dampfkornbrennerei und Presshefefabriken H. Helbing GmbH.

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Zeit finden noch mit den Vertretern der Beiegschaft des BetriebesVerhandlungen statt. DieVerbandsbiirokratie ist durdi diese Kampfmobilisierung der RGO und die Aktion der Beiegschaft von ihrem Verschacherungsversuch ausgeschaltet^worden. Sehr ZU rechi:, denn sonst ware ein 'Lohnabbau zustande gekommen. Falls die Direktion versuch'en wird, den Lohnabbau dennoch in den nachsten Tagen durchzufuhren, wird die Beiegschaft sofort mit dem Streik antworten. Hamburger Volkszeitung, Nr. 259 vom 17. November 1932.

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87 Aus der Resolution des Bezirksparteitages der KPD Berlin-Brandenburg-Lausitz-Grenzmark in Berlin vom 19./20. November 1932

III. Lehren der Streikkampfc

Im Berliner Bezirk wurden in der Zeit vom 1. September bis 15. Oktober 84 Streikkampfe durchgefuhrt, die fast alle mit einem materiellen Erfolg endeten. Die Streikbewegungen zeitigten folgende Hauptlehren: 1. Die Arbeiter und Werktatigen batten in der Mehrzahl der Faile Kampferfolge, wo sie gemeinsam kampften, ihre eigene Kampffiihrung wahlten und rechtzeitig gegen die Mandver der Sozialdemokratie und der sozialdemokratischen Gewerkschaftsfiihrer Stellung nahmen. 2. Uberall war die sozialdemokratische Biirokratie bestrebt, den Kampf zu verhindern. Durch Hinweis auf das Arbeitsgericht oder den Schlichter, durch getrennte Abstimmung von Organisierten und Unorganisierten, durch Verhinderung der Urabstimmung, Hinweise auf irgendwelche verstaubten statutarischen Bestimmungen, durch die streikbrecherische Forderung auf Dreiviertelmehrheit, durch Ablehnung der Wahl einer Streikleitung, durch Ausschaltung der Arbeiter bei Verhandlungen versuchte sie, die Arbeiter zu spalten und den Kampf zu ver­ hindern. Fiihrten die Kampfmafinahmen der Arbeiter - entgegen alien Manovern der Biirokratie - zum Erfolg, so erklarte die Biirokratie das als ihre Errungenschaft. Der Streik von Scherl,

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der Streik bei der Kraftagd die tariflichen Lohnabbauvereinbarungen der Reformisten im Einzelhandel und bei einem Teil der stadtiscHen Arbei ter, vor allem der groCe Verkehrsarbeiterstreik beweisen, wie die Gewerkschaftbiirokratie der Papen-Regierung half. Dabei zeigte es sich in den von der reformistischen Biirokratie zugelassenen Streiks, daC wir noch sehr ungenugend verstehen, im Verlauf des Streiks um die Fiihrung zn kampfen. 3. Alle Bewegungen lehrten, dab die Kampfkraft der Gewerkschaftsmitglieder und der unteren Gewerkschaftsorganisationen abhangi^ ist von der Starke des Einflus''ses der revolutionaren Gewerkschaftsopposition und der durch sie entfalteten Einheitsfrontbewegung. Die RGO ist die einzige gewerkschaftliche Kraft, die sich einsetzt fiir die Einheit der Arbeiter zum gemeinsamen Kampf. Indem die RGO unter den schwierigsten Bedingungen gegen die sozialdemokratische Theorie kampfte, man diirfe in der Krise nicht streiken, und erfolgreiche Streiks durchfuhrte,- hat sie die Voraussetzungen fiir die gegenwartigen und kommenden Streikkampfe groCeren AusmaCes ges chaffen. 4. Infolge der mangelhaften Konzentrierung auf die Betriebsarbeit konnten die Unternehmer-in einer Anzahl Betriebe und Branchen den Lohnabbau durchfiihren (Gaswerk, KammereiBetriebe, in einigen graphischen Betrieben, beiKaputh und Herzberger, im Karosseriebau^ Gitschiner StraCe, Osram-S., Frister^, Bewag, im Einzelhandel, bei 600 Lehrlingen der AEG und in der Proyinz vor allem bei Brennabor in Brandenburg). Diese Betriebe miissen jetet besonders bearbeitet werden zur Mobilisierung der Belegschaften fiir die Zuriickerobefung des alten Lohnes. > 5. Die wichtigste Lehre der Streikkampfe ist die Bedeutung der innergewerkschaftlichen Arbeit, der Gewinnung der Gewcrkschaftsmitglieder und des Kampfes um jede wahlbare Gewerk.schaftsfunktion. Der Verkehrsarbeiterstreik, der Streik bei der Kraftag und bei Scherl lehren, dafi von der systematischen Beeinflussung der Gewerkschaftsfunktionare die Sicherung der 1 August Scherl GmbH, dem Hugenberg-Trust angeschlossener Pressekonzern; GroC-Berliner Kraftdroschken AG. ^Karosserie „Luisenstadt“ GmbH. ' 3 R. Frister AG, Metallwarenfabrik in Berlin-Oberschoneweide.

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Streikeinheit und der Erfolg des Streikkampfes entscheidend abhangig ist. Hatten wir unter den 400 Gewerkschaftsfunktionaren der BVG eine organisierte Opposition gehabt, dann ware es fiir die Biirokratie viel schwerer gewesen, ihre Funktionare zum Streikbruch zu gewinnen. Alle Streikbewegungen mils sen nicht nur in den Betrieben, sondern durch die Fraktionsarbeit und SchafEung einer breiten Oppositionsbewegung in den Gewerkschaften vorbereitet werden. Alle Tendenzen einer Vernachlassigung der innergewerkschaftlichen Arbeit oder des Austritts oppositioneller Arbeiter a.us den reformistischen Gewerkschaften helfen der sozialdemokratischen Gewerkschaftsbiirokratie, die Gewerkschaftsmitglieder unter ihrem EinfluC zu halten. 6. Uberall traten die Arbeiter in den Kampf, wo wir es verstanden, auf Grund solcher Teilforderungen, die im Augenblick am brennendsten interessierten, die Arbeiter in den Kampf zu fiihren. Die Teilkampfe gegen Akkordabbau, fiir die Zahlung der Kurzarbeiterunterstutzung, fiir die Bezahlung des Maschinenputzens, gegen den Abbau des Getrankeholens (BVG), fiir den ErlaB der Hauszinssteuer und der Zahlermiete fiir Gas und Elektrizitat (Erwerbslose), fiir die Gewahrung eines warmen Bades wochentlich (Forderung erwerbsloser Frauen) zeigen, wie an die kleinsten Tagesinteressen angekniipft werden muB, urn die kampfende Einheitsfront zu schaffen und die breitesten Massen in den Kampf zu fiihren. Das bedingt eine innige Verbin­ dung mit den Arbeitern und Arbeiterinnen in jeder Betriebsabteilung, an jeder Stempelstelle und Zahlstelle, an jedem Wohlfahrtsamt, in jedem Haus, wo Werktatige wohnen. 7. Um die Massen in den Kampf zu fiihren, miissen wir die verschiedensten Kampfformen anwenden (Protestbeschliisse, Delegationen, passive Resistenz, Streiks, Proteststreiks). In je­ dem Faile irgendwelcher Teilbewegungen gilt es, die proletarische Demokratie zu verwirklichen, indem sich die Werktatigen selbst ihreFiihrung wahlen (KampfausschuB, Streikleitung, Delegiertenkonferenz der Betriebsabteilungen, EinheitsausschuB, ErwerbslosenausschuB, Lohnkommission, MieterausschuB, Soli— daritatsausschuB u.dgh). Die Mehrheit der Mitglieder solcher Einheitsfrontorgane sollen Gewerkschaftsmitglieder, sozialdemokratische und parteilose Arbeiter und Arbeiterinnen sein. 306

Von Arbeitern in Berlin-Moabit und Leipzig errichtete Barrikaden zum Schutz der Arbeiterwohnungen gegen den Nazitcrror

8. Die Revolutionierung der Kampfe mufi gegenwartig vor allem durch die Verbreiterung der Streikkampfe, durch Verkniipfnng der wirtschaftlichen Ford erungen mit den politischen Forderungen, wie Zuriickziehung der Polizei vom Betrieb, Verteidigung der revolutionaren -Presse, gegen die Spndergerichte, erreicht werden. Die Solidaritats- und Sammelaktion wie die Protestbeschliisse der Belegschaften gegen den Polizeiterror sind Kampfmafinahmen, die die anderen Belegschaften unmittelbar an den Streikkampf heranfiihren. Der Verkehrsarbeiterstreik gibt besonders die Lehre -fiir alle Streikkampfe, rechtzeitig Zu Solidaritatsaktionen, zu politischen Proteststreiks usw. aufzurufen und die Masse auf die E)urchfuhrung des politischen Massenstreiks rechtzeitig vorzubereiten. 9. Die hoheren Kampfaufgaben der revolutionajen Bewegung erfordern gleichzeitig eine groBere Aktivitat der proletarischen Organisationen. Im Verkehrsarbeiterstreik, wo sowohl die Sportorganisationen wie die Rote Hilfe (Verhaftungen - Sondergerichte) und die lAH (Solidaritatsaktionen) groCe Aufgaben zu erfiillen hatten, gelang es nicht genugend, die Masse der Mitgliedbr dieser Organisationen zur aktiven Unterstiitzung des Kampfes ZU mobilisieren. Institut fiir j^arxismus-Leninismus beim 2K der SED, Zentrales Parteiarchiv, D. Do. VIII/45.

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88 Aufruf des Reichseinheitsausschusses der Antifaschistischen Aktion und des Reichserwerbslosenausschusses vom 20. November 1932^

Ein Winter der tiefsten Not fur die Millionenmassen der Erwerbslosen, der Kriegsopfcr und aller Unterstiitzungsempfanger wie der werktatigen Massen uberhaupt hat begonnen. Hunger und Frost bedrohen das arbeitende Volk! Die Massen verelenden, wahrend riesige Lebensmittelvorrate in den Speichern Deutschlands verkommen! Die Massen frieren, wahrend auf den Kohlenhalden sich ungeheure Berge von Kohle aufturmen! Der Wahnwitz der kapitalistischen Anarchie feiert Triumphe auf Kosten der Lebenshaltung, der Gesundheit, ja der nackten Existenz von Millionen in Stadt und Land! Der bitteren Not der Erwerbslosen steht der aufreizende UberfluB dessen gegenuber, was die hungernden Massen am dringendsten brauchen: Brot, Kartoffeln und Kohle! 8 Millionen Tonnen Roggen sind geerntet, 5 Millionen Tonnen Roggen werden verzehrt, 3 Millionen Tonnen Roggen sind Oberschufi! Sie sollen ins Ausland verschleudert werden, in den Futtertrog wandern oder in den Speichern als MausefraB verderben! 45 Millionen Tonnen Kartoffeln sind geerntet, 20 Millionen Tonnen Kartoffeln werden gebraucht, 25 Millionen Ton­ nen Kartoffeln sind OberschuB! Sie sollen zu Kartoffelmehl, 1 Der Aufruf wurde auf einer geroeinsamen Tagung beider Gremien am 20. November 1932 in Berlin auf Vorschlag der Vertreter der KPD beschlossen.

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sprit, Schnaps oder Maische vermanscht werden, und der Rest soil verfaulenl 12 Millionen Tonnen Kohle liegen auf den Halden! Schon beginnen die Kohlenberge durch Selbstentziindung von innen heraus zu schwelen und zu brennen. Diese Kohlpnmassen reichen doppelt und'dreifach aus, um alle Erwerbslosen und sonstigen Unterstiitzungsempfanger fiir den Winter zu versorgen. Die hungernden Massen der Erwerbslosen, der Kriegsopfer, der Alters-, Sozialrentner und Invaliden, der Unterstiitzungsempfanger aller Art fordern die sofortige Offnung der Speicher und Halden, damit sie in dem kommenden Winter nicht in dem Deutschland des Oberflusses verhungern und erfrierenl Unsere Forderungen, fiir die die Millionen der Erwerbslosen auf alien Stempelstellen, in alien Dorfern, in Stadt und Land den Massenkampf aufnehmen miissen, gemeinsam mit alien iibrigen Unterstiitzungsen^pfangern und dem ganzen Proletariat, lauten: 1. Jeder Unterstiitzungsempfanger erhalt jede Woche ein Brot extra und gratis als Zusatzunterstiitzung!. 2. Jedem Haushalt von Unterstiitzungsempfangern werden sofort 5 Zentner Kartoffeln ausgeliefert oder entsprechende Gutscheine als-Zusatzunterstiitzung zur Verfiigung gestellt! 3. Jedem Haushalt von Unterstiitzungsempfangern werden 10 Zentner Kohle oder entsprechende Gutscheine als Zusatzunterstiitzung ausgeliefert! Der Reichserwerbslosenausschufi und der ReichseinheitsausschuC der Antifaschistischen Aktion rufen die Massen in Stadt und Land zum Kampf fiir die Durchfiihrung dieser minimalen Forderungen auf. Wir rufen alle Erwerbslosenausschiisse und Einheitsausschiisse in den Bezirken, in den Stadten, in den Industriegebieten und auf dem flachen Lande auf, alle MaCnahmen fiir die Massenmobilisierung zum Kampf fiir die Rettung der Er­ werbslosen vor Hunger und Frost zu treffenl Wir appellieren an die gewcrkschaftlich organisierte Arbeiterschaft ohne Unterschied, in ihren Organisationen zu diesen Kampfforderungen der Erwerbslosen Stellung zu nehmen und unseren Kampf zu unterstiitzen. Wir appellieren an>die Arbeiterschaft in den Betrieben, an die organisierten und unorganisierten KoUegen, sofort in Belegschaftsversammlungen zu den For24*

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derungen unseres Kampfes zur Rettung vor Hunger und Frost Stellung ZU nehmen und den Kampf der Betriebsarbeiter gegen Lohnraub in ihrem Betrieb mit unserem Massenkampf zu vereinigen. In jeder Stadt, in jedem Dorf, wo noch kein Erwerbslosenausschufi besteht, gilt es, in breitester Einheitsfront Erwerbslosenausschiisse zu schaffen. Die bestehenden Erwerbslosenausschusse miissen erweitert und noch fester im Vertrauen der gesamten Masse der Erwerbslosen verankert werden! Formiert die gemeinsame Kampffront! Stofit vor in jeder Gemeinde! Mobilisiert den letzten Mann, die letzte Frau, den letzten Jugendlichen, das letzte Arbeitermadel! Es geht um die Verteidigung des nackten Lebens gegen die drohende Hungersnot! Arbeiter, Arbeiterinnen, Jungarbeiter, ohne Unterschied eurer politischen, gewerkschaftlichen oder religibsen Zugehorigkeit, vereinigt euch zum gemeinsamen Kampf! Millionenfach muC der Kampfruf dutch ganz Deutschland hallen: Rettung vor Hun­ ger und Frost! Offnung der Speicher und Halden! Auslieferung der gewaltigen Uberschusse! Her mit Brot, Kartoffeln und Kohlen! Die Rote Fahne, Nr. 210 vom 22. November 1932.

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89 Aus dem Schreiben des Reichseinheitsausschusses der Antifaschistischen Aktion vom 25. November 1932 an alle Einheitsausschiisse der Antifaschistischen Aktion und an den Massenselbstschutz

Politische Informationen des Reichsausschusses der Antifaschistischen Aktion An alle Einheitsausschiisse, an denrroten Massenselbstschutzl

Genossen! Antifaschisten! Am Sonntag, dem 20. November, tagte in Berlin gemeinsam nut dem' ReichserwerhslosenausschuC der ReichseinheitsausschuC der Antifaschistischen Aktion. Im Mittelpunkt dieser Ta­ gging stand die groCe und bedeutungsvolle Aufgabe der Organisierung des. Kampfes der Erwerbslosen zur Rettung vor Hun­ ger und Frost!.. .i Der Kampf um die Durchsetzung dieser Forderungen^ kann nur ein aufierparlamentarischer Kampf sein. Das gilt es besonders ZU unterstreichen, well gerade jetzt die SPD die hungernden und frierenden Erwerbslosen auf ihre Antrage im Reichstag hinweist. So, wie bisher im Reichstag von alien Parteien aufier der KPD die Forderungen der Erwerbslosen immer wieder abgelehnt wurden und der Unterstiitzungsraub der Regierung unterstiitzt wurde, so wird es auch weiterhin sein. Wahrend die SPD 1 In den folgendcn Ausfuhrungen warden Teile des Aufrufs (vg^ Dok. 88) wiedergegeben. 2 Gemeint sind die Forderungen im Dok. 88. , »

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mit ihren Antragen im Reichstag die Erwerbslosen nur vom auCerparlamentarischen Kampf abhalten will, hat der Fuhrer der KPD, der Genosse Ernst Thalmann, am selben Tage auf dem Bezirksparteitag der KPD Berlin-Brandenburg unter der stiirmischen Zustimmung aller DelOgierten folgende Erklarung abgegeben: „Der Kampf fiir die Millionen Erwerbslosen und ihre Forderungen ist die Pflicht jedes klassenbewuCten Arbeiters, ist eine der wichtigsten Aufgaben der Kommunistischen Partei. Die KPD ist nicht nur' selbst entschlossen, den Massenkampf der Erwerbslosen, der Kriegsopfer und aller Unterstiitzungsempfanger fiir die Durchsetzung ihrer bescheidenen For­ derungen auf Brot, Kartoffeln und Kohlen als Zusatzunterstiitzung' mit alien Kraften zu fordern, sondern dariiber hinaus ruft die Kommunistische Partei die sozialdemokratischen, freigewerkschaftlichen, christlichen, nationalsozialistischen und parteilosen Arbeiter auf, Schulter an Schulter mit den Kommunisten den Kampf zu fiihren."^ Damit bringt die KPD erneut zum Ausdruck, dafi sie fur die Herstellung der Einheitsfront aller Arbeiter mit ganzer Kraft eintritt und sich an die Spitze des Massenkampfes der Erwerbs­ losen fiir Brot, Kartoffeln und Kohlen stellen wird. Die Aufgabe aller Einheitsausschiisse und des roten Massenselbstschutzes muC es jetzt sein, unverziiglich und gemeinsam mit den Erwerbslosenausschiissen die Kampfmobilisierung aller Unterstiitzungsempfanger durchzufuhren, an alien Stempelstellen die rote Einheitsfront aufzurichten und im gemeinsamen Kampf aller Erwerbslosen die Forderungen zur Rettung vor Hunger und Frost durchzufiihren. Veranstaltet sofort in alien Orfen gemeinsame Besprechungen der Einheitsausschiisse und Vertreter des roten Massenselbstschutzes mit den Erwerbslosenaus­ schiissen, legt iiberall die gemeinsamen Aufgaben fest und mobilisiert die Erwerbslosen zum Kampf fiir Brot, Kartoffeln" und Kohlen. Verbindet den Kampf der Erwerbslosen mit den Aktioneh 1 Das Zitat ist annahcrnd wortlich einer Erklarung cntnommen, die yon dem am 19./20. November 1932 tagenden Bezirksparteitag Berlin-Bran­ denburg auf Antrag Ernst Thalmanns angenommen wurde. (Vgl. Die Rote Fahne, Nr. 209a, 21. November-1932 [Extraausgabd •)

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der Mieter, die uberall auf der Tagesordnung stehen. Mobilisiert die' ■U^erktatigen Mieter zum Kampf gegen Exmissionen und Zwangsversteigerungen, fiir die Ausfiihrung von Reparaturen und gegen die hohen Licht- und Wasserpreise, gegen Hauszinssteuer und hohe Mieten. Packt uberall an, wo sicb nur irgendwie die Mdglichkeit zeigt, Kampfaktionen der Mieter auszulosen. , i

Streik gegen jeden Pfennig Lohnraub Die massenhafte Entfaltung der Kampfaktionen der Erwerbslosen und Mieter mu6 auf das engste verkniipft werden mit der Vorbereitung der Streikkampfe in den Betrieben. Gerade jetzt fiihren die Unternehmer mit Unterstiitzung der Gewerkschaftsfiihrer weitere-LohnabbaumaCnahmen dutch. Deshalb steht vor uns^ die Aufgabe der Verstarkung der Einheitsfrontbewegung in den Betrieben mit an erster Stelle. Cberall, wo die Frage des Lohnraubes auftaucht, gilt Os, sofort die Arbeiter zu mobilisieren, gemeinsame Kampflosungen aufzustellen und die Einheitsfront im Betriebe zu festigen. Gleichzeitig miissen bereits in der Vorbereitungsperiode jedes Kampfes der Massenselbstschutz und daruber hinaus alle Erwerbslosen zum Massenstreikschutz mobilisiert sowie die gesamte werktatige Bevolkerung auf die Solidaritatsaktion mit den Streikenden eingestellt werden. Ge­ rade der Streik der Verkehrsarbeiter in Berlin zeigt, wie notwendig es ist, die Frage des Massenstreikschutzes und der, Solidari­ tatsaktion starker als bisher zu stellen, um so jeden Streik zu einem siegreichen Kampf aller Werktatigen zu machen. Besonders entscheidend fiir den Erfolg der Streikkampfe ist die Verstarkung der Oppositionsarbeit in den Gewerkschaften. Die Gewerkschaftsfiihrer, die zwar immer wieder in Worten gegen den Lohnraub Stellung nehmen, haben gerade im Berliner Verkehrsarbeiterstreik aufs neue bewiesen, daC sie in der Tat auf der Seite der Unternehmer stehen. Mit Hilfe ihres gewerkschaftlichen Einflusses organisierten sie die Streikbrecherkolonnen und zwangen dadurch die Arbeiter zum Abbruch des Kamp­ fes. Deswegeu' ist es unsere Pflicht, die von der Revolutionaren Gewerkschaftsopposition organisierte Oppositionsbewegung in

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den Gewerkschaften mit* alien Kraften zu unterstutzen und so .den Kamp^ ge'gen dieStreikbruchpolitik der Gewerkschaftsfiihrer auf eine breite Grundlage zu stellen. Jedes Mitglied der EinheitSausschusse und des roten Massenselbstschutzes schlieCl sich in seinem Verband der Oppositionsbewegung an und tritt als aktiver Kampfer fiir die Einheitsfront aller Arbeiter und den gemeinsamen Kampf gegen Lohnrailb und Streikbruch auf. (

Massenaktionen gegen faschistische Kapitalsdiktatur

Die Verhandlungen Hindenburgs mit Hitler iiber die Regierungsbildung im< Reich leiten eitie gewaltige Verscharfung des fasdiistischen Kurses in Deutschland ein. Die grofien Erfolge der Antifaschistischen Aktion, die siegreichen Streikkampfe in vielen Betrieben, besonders der heldenhafte Kampf der Berliner Verkehrsarbeiter, und die Hunderte von erfolgreichen Mieterund Erwerbslosenaktionen haben die Durchfiihrung des Hungerprograpams der Bourgeoisie zu einem groCen Teil durchkreuzt und entscheidend zum Sturz der Papen-Regierung beigetragen. Der Steigerung. der revolutfonaren Kampfe und der Verschar­ fung der kapitalistischen Krise versucht jetzt die Bourgeoisie dutch Zusammenfassung aller faschistischen Krafte Einhalt zu gebieten. Dutch noch scharfere und brutalere Diktaturmafinahmen soli der Weg fiir die vollige Beseitigung der Erwerbslosenunte^stiitzung und den Lohnraub, wie er durch die Notverbrdnung Papens eingeleitet wurde, frei gemacht werden. Das ist der Sinn der Verhandlungen uber die Neubildung der Regierung, ganz gleichj'wie sie zusammen'gesetzt sein wird. Neue Unterdriickungs- dnd Verbotsmafinahmen stehen bevpr. Ganz offen fordert die biirgerliche Pressemeute das Verbot der Kommunistischen Partei, des Kommunistischen Jugendverbandes und der Revolutionaren Gewerkschaftsopposition sowie die Aufhebung des Koalitions- und Streikrechtes der Arbeiter iiberhaupt. Im Rahmen dieser Verbotshetze bereiten die Nazifuhrer untef der Parole „Vernichtung des Bolschewismus" eine neue blutige Terrorwelle vor, the in Verbindung mit der Beteiligung Hitlers an der Regierungsbildung als staatlich gebilligte 314

Kampfmafinahmej im umgekehrten Faile aber als Ablerikung der SA gegen die revolutionare: Arbeiterschaft durchgefuhft werden soil. Unterdes vefhangen die Sondergerichte tagt^glich Zuchthaus- und Gefangnisstrafen, ja sogar Todesurteile gegen sozialdemokratisdie, kommunistische und,. parteilosc Arbeiter. Aus alledem ergibt sich die Notwendigkeit der sofortigen Mobilisierung der gesamten Arbeiterschaft gegen jede faschistische UnterdriickungsmaCnahme, gegen die Sondergerichte und ihre HaCurteile gegen proletarische Kampfer, gegen die Einschran- ' kung und den Raub des Koalitionsrechtes der Arbeiter - fur die Verteidigung der KPD, der Fiihrerin unserer Einheitsfrontbewegung, des KJVD, der RGO und der revolutionaren Presse! i Ausgehend von der Organisierung der Tageskampfe der Betriebsarbeiter, der Erwerbslosen und Mieter ist die Einheitsfront der Arbeiter so zu festigen, daC sie iihstande ist, den polltischen Massenstreik gegen das faschistische Diktaturregime und alle seine Unterdriickungsmafinahmcn siegreich durchzufuhren. Deswegeji yerzichten wir auch fetzt nicht darauf, unsere ideologische Aufklarungsarbeit unter den proletarischen Nazianhangern weiter zu leisten. Im Gegenteil: mit der standigen Verstarkung des roten Massenselbstschutzes und der Steigcrung seiner Bereitschaft, jeden Naziuberfall und jeden Terrorakt der SA auf Ar­ beiter upd ihre Wohnungen abzuwehren, verstarken wir unsere Arbeit, urn die Arbeiterelemente der SA und NSDAP dem EinfluC der Demagogic und der Betrugspolitik Hitlers zu entreifien und sie der proletarischen Klassenfront zuzufiihren. /

I

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Schnell und entschlossen handeln

Alle diese Aufgaben konnen wir aber nur erfullen, wenn wir imstande sind, in kiirzester Frist neue breite Schi chten von sozialdemokratischen Arbeitern, Freigewerkschaftlern, Reichsbannerleuten, bundestreuen Sportlerfi und christlichen Arbeitern in alle Einheitsausschiisse, Delegationen, Formationen des roten Mas­ senselbstschutzes und alle Kampfaktionen einzugliedern. Die Fiihrer der SPD und Gewerkschaften treiben auch jetzt - in ihrer sogenannten Oppositionsstellung - die Politik der Un-

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terstiitzung dcr Bourgeoisie weiter. Das zeigt sich am besten in ihrem Verhalten zur Einheitsfront und zu den Kampfaktionen der Arbeiter. So hetzen sie gegen Streiks, gegen Erwerbslosenaktionen und Mieterkampfe und bedrohen jeden sozialdemokratischen und freigewerkschaftlichen Arbeiter, der sich aktiv fur die Einheitsfrontbewegung einsetzt und gegen die Streikbruchpolitik der SPD und des ADGB auftritt, mit dem AusschluC aus der Organisation. Der Bourgeoisie aber geben die SPD- und Gewerkschaftsfiihrer gute Ratschlage, wie sie am besten und geschicktesten ihre faschistischen Raubplane gegeniiber den Arbeitern durchsetzt.

SPD-Arbeiter fiir die Einheitsfront

Die Erkenntnis iiber die Forderung des Faschismus durch die Politik der SPD- und Gewerkschaftsfiihrer bricht sich auch in den Reihen der sozialdemokratischen Arbeiter immer starker Bahn. So erklarte der sozialdemokratische Parteigenosse Al­ brecht in einer Mitgliederversammlung der 57. Abteilung der SPD in Berlin: „Ich habe diesmal die Liste der Kommunisten gewahlt, um der SPD eine Niederlage zu bereiten, damit unsere Parteifiihrer endlich einmal begreifen konnen, dafi die Massen die Politik der Partei nicht billigen. Ich bin nicht der Ansicht, daB es uns gelingt, die Parteifiihrung organisatorisch zu andern, Kiinstler^ usw. durch andere Leute zu ersetzen. Wir miissen un­ sere Genossen revolutionieren.“ Auch andere Diskussionsredner erklarten, dafi auch gegen den Willen des Parteivorstandes die Einheitsfront aller Arbeiter, wie sie im Verkehrsarbeiterstreik zum Ausdruck kam, geschaffen werden muB. Aber nicht nur in der 57. Abteilung, sondern fast in alien Abteilungen der Ber­ liner SPD, die in der letzten Zeit Mitgliederversammlungen durchfiihrten, brachten die sozialdemokratischen Genossen im­ mer wieder zum Ausdruck, daB sie mit der Politik ihrer Partei und der Gewerkschaften nicht mehr einverstanden sind und bereit sind, die Einheitsfront mit den kommunistischen und parteilosen Arbeitern zum Kampf gegen den Faschismus herzu1 Vorsitzender der Berliner Organisation der SPD.

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1

stellen. So, wie in Berlin ist es aber auch an Viclen Stellen im Reich. Entfaltet deshalb iiberall die Massendiskussion unter den SPD-Arbeitern, Reichsbannerleuten, Freigewerkschaftlern, bundestreuen Sportlern und christlichen Arbeitern in den Betrieben, an den Stempelstellen und in den Gewerkschaften, gewinnt sie fur die Einheitsfrontbewegung und den roten Massenselbstschutz zum gemein5amen. antifaschistischen Massenkampf! Beginnt sofort mit der Arbeit! Nehmt unverzii^ich Stellung in alien Einheitsausschiisen und Formationen des roten Massenselbstschutzes zu der politischen Lage und den von uns gestellten Aufgaben. Legt sofort eure Arbeiten unter den Erwerbslosen, in den Betrieben und unter den Mietern fest. Organigiert uberall eine breite Agitation fiir unsere Kampflosungen und wendet alle moglichen Formen des off entlichen Auftretens an, um trotz Burgffiedens die gesamte Arbeiterbevolkerung und dariiber hinaus alle werktatigen Schichten auf die Kampfaktionen einzustellen. Starkt uberall die Einheitsfrontorgane,-und den roten Massenselbstschutz, vor allem in den Betriebeu, unterstiitzt dieOppositionsbewe^ng in den freien Gewerkschaften, und setzt alle Krafte ein fiir die unmittelbare Auslosung von Massenaktionen! Einheitsausschiisse und roter Massenselbstschutz! Heraus auf Kampfposten! Alles fiir den Kampf gegen den Faschismus - fur den Sieg der Arbeiterklasse! Berlin, den 25. November 1932

■ Mit Rot Front ReichseinheitsausschuC der Antifaschistischen Aktion

Institut fiir Marxismus-Leninismus beim 2K der SED, Zentrales Parteiarchiv, 10/133, Bl. 466-470. (Abschrift)
nahni einstimmig eine Entscbliefiung an, welche den Leip'art-Kurs auf das scharfste verurteilt und alle sozialden^olaatischen Arbeiter auffordert, in det Einheitsfrontaktion den Kampf gegen das- Schleicher-Kabinett abfzunehmen. In einer gut besuchten Betriebsversammlung des Grofikraftwerkes Erfurt nahmen frdgCWerkschaftliclie, parteilos'e und RGO-Arbeiter einstimmig eine vom Arbeiterrat vorgelegte Entschliefiung an, welcbe sich in aller Scharfe gegdn den LeipartKurs wendet. v ' In einer Zah'lstellenversammlung des Deutschen Landarbeiterverbandes, Gutenfeld-OstpreuCen, wurde eine Protestresolu1 Freigewerkschaftlicher Verband der Maier, Lackierer, Anstreicher, Tiincher und WeiBbinder Deutschlands. 2 Freigewerkschaftlicher Zentralverband der Maschinisten und Heizer sowie Berufsgenossen peutschlands.

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tion gegen den Leipart-Kurs einstimmig angenomirien. Die Reso­ lution verlangt ferner den einheitlichen Zusammenschlufi aller Arbeiter im Kampf gegen die SchleicRer-Regierung. 1

IL

Der Ortsausschufi Geyer im Erzgebirge berief am Dienstag, 'dem 13. Dezember, eine Mitgliederversammlung der freien Gewerkschaften von Geyer ein, die ebenfalls nacli einer eingehenden Diskussion sich in scharfster Form gegen den lyeipart-Kurs wandte und ebenfalls den AusschluC Leiparts auB' den freien Gewerkschaften forderte. Der Bauarbeiterverbandi in Plauen wendet sich in der in eiper Mitgliederversammlung einstimmig angenommenen EntschlieCung gegen die Politik der Tolerierung des Schleichey-Kabinetts dutch die ADGB-Fiihrung. Der ADGB-OrtsausschuC Floha berief eine Mitgliederyersammlung aller freigewcrkschaftlich Organisierten ejn. Trotz einer wiisten Hetztedovdes Gewerkschaftsbiirokraten Mayerhof nahm. die gut besuehte Versammlung, in welcher nur 15' oppositionelle Kollegen anwesend wareh, eine scharfe ProtestkampfentschlieCung gegen die Leipart-Erklarungen^ dnstimmig an.. Weitere EntschlieCungen liegen vor von: Mitgliederversamm' lungen des Baugewerksbundes Weimar, 'Gewerkschaftskartell Gera, Mitgliederversammlung des Malerverbandes Weimar, Betriebs- und Arbeiterrafe der Riebeck-Brauerei Erfurt, Zimtnererverband® Merseburg.. , t Die Rote Fahne, Nr. 216 vom 15. Dezember; Nr. 217 vom 16. Dezember 1932.

'

1 Freigewerkschaftlicher Deutscher Baugewerksbund. 2 Vgl. S. 383. ' 5 Freigewerkschaftlicher Zeritralverband der Zimmerer und verwandten Berufsgenossen Deutschlands.

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94 Beschlufi der kommunistischen Parteien Deutschlands, Frankreichs, Englands, Italiens, Polens, Belgiens, der Tschechoslowakei, Osterreichs und Luxemburgs vom 30. Dezember 1932^

Ausgehend von der politischen Deklaration beschliefit die Konferenz der kommunistischen Parteien folgende MaCnahmen zur Verstarkung der internationalen Zusammenarbeit und zur Durchfiihrung gemeinsamer internationaler Aktionen: 1. Verstarkte Durchfiihrung der gegenseitigen politischen und materiellen Unterstiitzung bei Streiks, im Kampf der Erwerbslosen, bei Wahlen und anderen Aktionen. 2. Verstarkte Massenmobilisierung gegen Produktion und Transport von Kriegsmaterialien angesichts der wachsenden Interventionsgefahr gegen die Sowjetunion und der japanischen Kriegsuberfalle in China. 3. Entfaltung einer systematischen Arbeit und Propaganda ge­ gen die chauvinistische Hetze der Parteien, Organisationen und der Presse der Imperialisten und der 2. Internationale, fur die Annaherung und Verbriiderung der franzosischen und deutschen, deutschen und polnischen, franzosischen und italienischen, italienischen und jugoslawischen, rumanischen und ungarischen, tschechoslowakischen und ungarischen, deutschen und tschecho1 Eine Konferenz, die unter Leitung Georgi Dimitroffs illegal (deshalb als „Essener Konferenz" bezeichnet) im Raum Remscheid-Solingen stattfand, verabschiedete nach einem Referat Wilhelm Florins den folgenden BeschluB, eine Deklaration zum 10. Jahrestag der Ruhrbesetzung sowie ein Manifest an die Jugend der europaischen Lander. (Vgl. S. 384.)

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slowakischen, osterreichischen und deutschen, jugoslawischen und bulgafischen, ' Unter Aufbietung allcr Mittel der Schleicher-Bracht-Regierung; unter Einsatz aller Polizeikrafte, unter Einsati: von Maschinengewehren,- Karabinern und Panzerwagen der Polizei, unter Durchfiihrung eines regelrechten strategischen Burgerkriegsplanes gegen die Berliner Arbeiter konnten die Nazi^ am Sonntagi ihren provokatorischen Aufmarsch in Berlin durchfiihren. Obwohl die ganze Innenstadt einem Heerlager der Polizei glich, kam es.trotzdeln uberall zu Gegenkundgebungen der Antifaschisten. SPD- und Gewerkschaftsmitglieder, Arbeifcersportler, Jungarbeiter standen neben den Kommunisten in einer Front ge­ gen die fasdiistisdien ProvOkateure. Der Polfeeibericht meldet, dafi 19 Gegendemonstratipnen der-Arbeiter aufgelbst wurden. Die antifaschistischen Massenkundgebungen seteten sich bi^ in die spaten Naditstunden fort. Uberall, wo sich die Nazis zeigten, wurden sie von den Massen mit ,,Rot Front!'- und „Nieder“Rufen uberschuttet. In der Georgenkifchstrafie ging die Polizei mit gefalltem Bajonett gegen,die ahtifaschistischen Demonstranten vor. 122.Januar 1933.

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Die Polizei hat alle verfiigbaren Krafte, weit iiber 10 000 Mannb eingesetzt, urn die selbst von biirgerlicher Seite auf hbchstens 8000-9000 Mann stark geschatzte SA zu schiitzen; sie hat nicht nur den ganzen Biilowplatz von 11 Uhr an hermetisch abgeschlossen, sie setzte auch ihre Posten in die Arbeiterwohnungen in der Umgebung des Platzes, postierte bewaflEnete Schupoposten auf den Dachern und verbot den Bewohnern der umliegenden Strafien das Offnen der Fenster und das Betreten der Balkone. Das Karl-Liebknecht-Haus wurde urn 11 Uhr von der Polizei besetzt, vom Keller bis zum Dachboden ohne Erfolg durchsucht. Alle im Hause anwesenden Genossen wurden zum Verlassen des Hauses aufgefordert. Nur zwei Abgeordnete und zwei Hilfskrafte durften im Hause verbleiben. In der Frankfurter Allee wurde ein Zug der SA von den emporten Arbeitern auseinandergejagt. Dieser Sonntag war ein Kampftag der Einheitsfrontaktion! Dieser Sonntag war die gewaltigste antifaschistische Protestkundgebung des roten Berlins seit der Gegenkundgebung gegen den Stahlhelm 1927. Selbst die Hugenberg-Presse mu6 zugeben, dab allein im Innern der Stadt Zehntausende von Demonstranten auf den Beinen waren. In ganz Berlin folgten Hunderttausende dem Aufruf des Zentralkomitees der KPD zur Verteidigung des roten Berlins. Die Regierung glaubte, den braunen Hakenkreuzkolonnen durch Demonstrationsverbot fiir die Arbeiterschaft und eine ungeheure Polizeiarmee die Bahn gebrochen zu haben. Das werktatige Berlin hat in einem Mafie geantwortet, wie es die Reaktion nicht erwartete. Hunderttausende, darunter nicht wenig Sozialdemokraten und Reichsbannerkameraden, machten Front gegen die Nazis. Wollten Hitler und Goebbels Demonstrationen zur terroristischen Niederschlagung des deutschen Proletariats veranstalten, wollten sie ihre Koalitionsfahigkeit unter Beweis stellen, so hatte die Losung der Verteidigung der Kommunistischen Partei ein Arbeiterheer auf den Plan gerufen, das um ein vielfaches groCer war als die aus Berlin, Brandenburg, Mecklenburg und Pommern zusammengezogenen Hakenkreuzler. Schleicher, 11932 verfiigte die Schutzpolizci in Berlin iiber 14 767 Mann. 26 Antifaschistische Aktion

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Bracht, Melcher^ mufiten schon die 15 OOOkopfige Berliner Polizeimacht aufbieten, mufiten die letzten Reserven aus den Wachtstuben holen, muBten Panzerwagen mit Maschinengewehren einsetzen, mufiten Reichswehr in blaue Uniformen stecken^, mufiten den scharfsten Belagerungszustand iiber Berlin verhangen, mufi­ ten ihre Polizeiposten mit Maschinengewehren auf die Hauserdacher postieren - es ware sonst nicht ein einziger SA-Mann auf den Biilowplatz gekommen. Das rote Berlin hatte die politische Bedeutung des Naziaufmarsches erkannt. Die Hitlerdemonstration war ein Koalitionsangebot an Schleicher und Bracht. Hitler will den Kapitalisten seine SA zur Durchfiihrung des Lohnraubes, zum Streikbruch usw. zur Verfiigung stellen. Die Nazidemonstration zeigte die Bereitschaft zur blutigen Niederschlagung der Vorhut des deutschen Proletariats, der KPD. Deshalb zeigte sich schon von den Stellplatzen aus die Gegenaktion der Arbeiter gegen die Hitlerdemonstration. Im Wedding wurde ein Zug der SA von Arbeitern glatt gesprengt. Die Nazi­ demonstration zog durch eine Mauer des Hasses und der Verachtung. Ohne Schleicher und Bracht ware nie ein Nazizug auf den Biilowplatz gekommen. Die Hafistimmung der Massen ge­ gen die braunen Mordbanditen zeigte sich bis weit in die Kreise der Polizei hinein. Starke Sprechchbre der Arbeiter: „Polizeibeamte, schiefit nicht auf Arbeiter!" ertonten, so dafi vielfach die scharfen Kommandos der Polizeioffiziere versagten. Die Regierung machte offen gem einsame Sache mit der SAFiihrung. Nicht genug mit der Sanktionierung des herausfordernden Zuges, wurde gestern morgen der Sitz des Zentralkomitees von einem riesigen Polizeiaufgebot besetzt. Dem Miinchener Arbeiterschlachter. General von Epp, und dem SA-Stabsfiihrer Rohm wurde erlaubt, am Biilowplatz die Parade der braunen Schleicher-Armee abzunehmen. Hatten die Arbeiter nicht auf die Losungen der Kommunistischen Partei gehort, waren sie der Weisung der reformist!schen Gewerkschaften und sozialdemokratischen Parteileitung gefolgt, dann hatte die Hitlerarmee triumphiert, dann hatte sie die 1 Polizeiprasident in Berlin seit 20. Juli 1932. 2 Gemeint sind die Uniformen der preufiischen Polizei.

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StraCen beherrscht, dahn ware die SA-Kohorte zu Exempeln wie Ohlau, Potempa, Frankfurt (Oder)i usw. animiert worden. Aber die von den Arbeitern aufgebotenen Massenkrafte nahmen den braunen Horden alien Mut. Die SPD-Arbeiter haben ges.tern ein anschauliches Beispiel bekommen, wohin die Weimarer De­ mokratie fiihrt. Die Panzerwagen, die iiber das Pflaster polterten, warden noch von Severing und Grzesinski gebaut, sie wurden unter Severing und Grzesinski schon ausschliefilich gegen das Proletariat eingeselzt. Schleicher, Bracht und Melcher haben die Erbschaft angetreten. Wir haben die beabsichtigte faschistisclie Provokation zuschanden gemacht. Statt der von gewissen Kreisen ersehnten Terroraktionen hat das Berliner Proletariat seine Massenkraft eingesetzt. Wir werden den Kampf gegen den Faschismus auf [eine] poch hohere Stufe heben. Wir werden den Massenselbstschutz verdoppeln un'd vervielfachen. Aber glei’chzeitig verzichten wir nicht auf die Aufklarung der heute noch dem Hakenkreuz folgenden Werktatigen. Wir werden mit uns reiften diejenigen, die bisher noch der Illusion des „sf'ozialen Generals" erlagen, der sich gestern selbst die volksfreundliche Maske vom Gesicht rib. Der Riesenaufmafsdi des roten Berlins zeigt, dab die KPD unzerstorbar im Herzen des roten Berlins verwurzelt i.st. Jetzt gilt es nachzustoCen. Die Regierung Schleicher-Bracht, die mit' riesigen Biirgerkriegslagern provokatorische Naziaufmarsche erlaubt, mub sofort verschwinden. Die Kommunistische Partei in Berlin hat angesichts der Situ­ ation ZU einer groben antifasdiistische'n Kundgebung aufgerufen, die am kommenden Mittwoch^ auf dein. Biilowplatz stattfindet. In ganz Deutschland wird ab heute eine grofie antifaschistische Woche durchgefiihrt. Auch in Mitteldeutschland mufi ab heute die verstarkte antifaschistische Massenmobilisierung einsetzen. Es gilt, in dieser Woche die Antifaschistische Aktioh zu starken und auszubauen. Folgende Hauptaufgaben stehea.fur alle Antifas chisten; Ansetzung von antifasdiistischen Aufmarschen am Mittwoch. Starkste Mobilisierung der Betriebsbelegschaften fiir diesen AufiVgl. S. 364, 370/371 u. 375. 2 25. Januar 1933. 26*

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rfiarsch! Annahme von Entschliefiungen gegen die Betreuung dec braunen Mordgarden durch die Schleicher-Bracht-Regierung! Angebot an die sozialdemokratischen und parteilosen Arbeiter/in* der Antifaschistischen Aktion mitzukampfen! "Verstarkung der ideologischen Aufklarung unter den werktatigen Anhangerp der NSDAP! Verstarkung des Massenselbstschutzes gegen den verstarkten braunen Terror! Belegschaften, beschliefit, wie ein Mann zu marschieren! Stem; pelstellen, marsduertl Proletarierjugend, marschiere! Sozialdemokraten und Reichsbannerarbeiter, marschiert mit der Partei, au£ die sich der ganze Ha6 Hitlers, der Schleicher, Bracht und Melcher^ eurer eigenen Feinde, konzentriert. Tragt das Banner der proletarischen antifaschistischen Einheitsfront euren unubersehbaren Stutmkolonnen voran. Vorwarts! Ober die Betriebsratewahlen der Einheitslisten, uber die Wahl der oppositionellen Gewerkschaftslisten, iiber die Massenaufklarung der verirrten und verwirrten Nazianhanger, iiber die Bildung eines Massenselbstschutzes, iiber die Kampfe der proletarischen Einheitsfront gegen die Schlejcher-Braclit-Diktatur, gegen das Hakenkreuz, ge­ gen Lohilraub und fiir Winterhilfe marschiert ihr dem leuchtcnden Ziele entgegen!

KPD, Bezirk Halle-Merseburg

Institut fiir Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Zentrales Parteiarchiv, D. E. VIII/2/1* A.

(Flugblatt)

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98 Flugblatt der KPD, Bezirk Sachsen, nach der Ermordung von Arbeitern durch die Polizei in Dresden am 25. Januar 1933

Massenprotest gsgen das Blutbad in Dresden! Die Mordhetze gegen das revolutionarc Proletariat und die Kommunistische Partei hat am Mittwoch^ in Dresden blutige Friichte getragen. Nachdem erst am vergangenen Sonntag die Schleicher und Bracht durch die Genehmigung des Naziaufmarsches auf dem Biilowplatz in Berlin die deutsche Arbeiterklasse provozierten, erfolgte jetzt eine neue ungeheuerliche blutige Provokation. In einer friedlichen Versammlung des Kampfbundes gegen den Faschismus im Keglerheim Dresden^ wurde durch die dort anwesenden Kriminal- und Polizeibeamten ohne jeden Grund die Auflbsung der Versammlung gefordert, wobei sofort eine Gummikniippelattacke auf dieVersammlungsteilnehmer erfolgte. Da die Massen den Saal nicht schnell genug verlassen konnten und gegen die prugelnde Polizei protestierten, eroffnete die Poli­ zei ein scharfes Feuer. 70-80 Schusse wurden auf die friedlichen und fliichtenden Versammlungsteilnehmer abgegeben. Im Augen1 25. Januar 1933. 2Dieser Versammlung war eine Demonstration gegen die drohende faschistische Diktatur vorausgegangen, die die Dresdener Arbeiter parallel ZU der Demonstration vor dem Karl-Liebknecht-Haus in Berlin durchgefiihrt batten.

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blick walzten sich mehr als 20 Arbeiter und Arbeiterinnen in ihrem Blute. Q^Tote, viele Schwerverletzte und eine Anzahl Leichtverletztcr sind das Ergebnis des Massakers verhetzter Polizeibeamter. Unter den Toten befihdet sich auch ein sozialdemokratischer Arbeiter, und auch untpr den Schwerverletzten befinden sich mehrere sozialdemokratische Klassengenossen. Besonders gekennzeichnet wird das brutale Vorgdien der fur dieses Polizeimassaker verantwortlichen Leiter dadurch, dafi 4 Arbei­ ter deshalb, well die Rettungswache erst nach 2 Stunden eintraf, verbluten muCten, Heraus zum Masseiiprotest! Duldet nicht, dafi sich .friedlich versammelnde Arbeiter zum Freiwild dfer von faschistischen Offizieren verhetzten Polizeibeamten werden! Sozialdemokra­ tische Klassengenossen! Parteilose Arbeiter und Arbeiterinnen, Jungarbeiter! Formiert euch zum Massenprotest! Folgt dem Aufruf der Bezirksleitufig der KPD Sachsen, in dem es heifit: „Die I Stunde |st ernst! Das Blutbad von Dresden ist ein Signal 1“ Wir rufen daher alle Arbeiter, alle Werktatigen Skchsens auf zum entschlossenen und unnachgiebigen Kampf gegen den Mordfaschismus und seine Provokation. Wir rufen vor allem die Massen der sozialdemokratischen und freigcwerkschaftlichen Arbeiter auf, in diesem entscheidenden Augenblick mit uns zusammenzustehen, in eisern geschlossener Front die Kampfmafinahmen durchzufiihren zur Abwehr derProvokationendesMordfaschismus und zur Verhinderung der Niederschlagung der Arbeiterklasse. Organisiert in alien Orten Sachsens Pjcotestdemonstrationen gegen den Mordfaschismus und den offenen Blutterror! Organi­ siert in alien Betrieben Protestkundgebungen wahrend der Arbeitszeit! Organisiert in alien Betrieben Proteststreiks! In einheitlicher geschlossener Front gegen faschistische Provokationen und Polizeimassaker! Nehmt in alien Versammlungen der Betriebe und 'Gewerkschaften und aller Arbeiterorganisationen, in alien Versammlungen des werktatigen Volkes ProtestentschlieCungen an! Organisiert am Tage der Beerdigung der Blutopfer von Dresden den einheitlich durchgefiihrten Proteststreik aller 1 Im Original: 13.

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Belegschaften, und entsendet Delcgationen zur Beerdigung der Dresdner Opfer! Wir fordern: Weg mit Palitzsch, dem Dr^dner Polizeiprasidenten, und seinem Helper Pfotenhauer, den Verantwortlichen fiir das Dresdner Blutbad, den Verantwortlichen fur die offene Na2ibegunStigung in der Dresdner Polizeil * Wir fordem: Sofortige Beseitigung und Bestrafung aller an dem Blutbad sdiuldigen f’olizcibeamten! Wir fordern; Sofortige Einsetzung eines Untersuchungsausschusses aus Vcrtretern der Arbeitetklasse, der B'etriebsbelegschaften und Erwerbslosen! Jetzt isf der Zeitpunkt und der Anlafi, die kampfende Einheitsfront der Arbeiter zum Kampf g'egen Faschismus und Mordterror herzustellen. Duldet keine Vertuschungs- und Ablenkungsmanover zur Sabotage der kampfenden Einheitsfrontl Arbeiter, WerktatigeSachsens! Heraus zum Massenprotest gegen das furchtbare Blutbad! Heraus zum einheitlichen Kampf gegen Mordfaschismus und weifien Terror! Vereinigt euch zum entschlossenen Kampf gegen die faschistische Diktatur! Fort mit Schleidher und Bracht! Fort mit Schieck und Richter^! Fort,mit Palitzsch und Pfotenhauer! SchluB mit dem braunenMordfaschis­ mus 1 Her-Zu uns! Her zur Antifaschistischen Aktion! Institut fiir Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Zentrales Parteiarchiv, D. Do. VIII/123. (Hektographiertes Flugblatt)

1 Walter Schieck (DVP), Ministerprasident des Freistaates Sachsen; Fried­ rich Wilhelm Richter (parteilo?), hjinister des Innern und fiir Arbeit und Wohlfahrt des Freistaates Sachsen.

99 Aufruf der Bezirksleitung der KPD , Ruhrgebiet, zwischen dem 28. und,30. Januar 1933

Antifaschisten, Alarml 'R.egierung Hitler-Papen drohtl Gegen die Pjegierung der blutigen faschistischen Diktatur, gegen die Regierung de^ brutalsten LohnUnd Unterstutzungsraubes, gegen die Staatsstreichpldne hochste KampfbereitschAft in den Betriebenl Riistet zi^^ politischen Massenstreik! Heraus auf die Stral^e zu wuchtigen Massendemdnstrationenl

Die Diktaturregierung Schleicher-Braicht ist zuriickgetreten. Trotz aller Terrorgesetze gegen Jiie arbeitenden Massen, die sie vorbereitet hat, will die faschistische Reaktion eine neue Regie­ rung an ikre Stelle setzen - eine Regierung Papen 6 der HitlerPapen! Das ist eine Herausforderung an die Millionenmassen der deutschen Arbeiter und Werktatigen ohne Parteiunterschied. Hindenburg hat Papen mit der Regierungsbildung beauftragt. Es wird mitgeteilt, dafi Papen gemeinsam mit Hugenberg eine Regierung Hitler vorschlagen wird. Ob es ein Papen-Kabinett Oder eine Hitler-Papen-Regierung werden soil - es wird gleichermaCen eine Regierung der schlimmsten reaktionaren Scharf346

macher, dcr schamlosesten Lohnrauber, der skrupellosesten grofiagraarischen Volksauswucherer sein! Ihr alle kennt Papen! Der Name Papen ist schon eine Provokation fur jeden Arbeiter und Werktatigen! Papen - das ist der Kanzler, der den Lohnraub notverordnet hat! Papen - das ist der Mann, der die kummerlichen Erwerbslosen- und Wohlfahrtsunterstiitzuhgen erbarmungslos weiter abgebaut hat! Papen - das ist der Oberscharfmacher, den selbst die Nazis den „Kanzler einer hauchdiinnen Herrenschicht" nannten! Papen^ — das ist der - Kommandeur des* faschistischen Staatsstreichs vom 20. Juli! Papen - das istder„gottgesandteVernichterdesBolsdiewismus“, der aber vom Streikwiderstand der deutschen Arbeiter vor zwei Monaten von seinem Reichskanzlerposten hinweggefegt wurde! Dieser Papen soli als Vertrauensmann der Grofikapitalisten Springorum, Vogler, Otto Wolff und Thyssen aus dem Ruhrgebiet, als Vertrauensmann der junkerlichen Millionenschieber der „Osthilfe“ zur Regierung gelangen! Wollt ihr das dulden? Denkt an die Regierungszeit Papens! Denkt an die Kraft eures Streikwiderstandes, und erklart in alien Betrieben und auf alien’ StraCen mit eurer machtvollen Stimme: Fort mit dem Volksfeind Papen! Scharfster Widerstand gegen eine neue Papen-Regierungl Arbeiter! Werktatige des Ruhrgebietes! Mit diesem Papen, demselbst die Nazis monatelang als den schlimmsten Reaktionar beschimpften, hat sich jetzt Hitler im Auftrage der Thyssen und Otto Wolff verbiindet. Hitler hat in der Prunkvilla des Grofibankiers Schroder in Koln bereits vor mehreren Wochen eine geheime Unterredung mit Papen gehabt.^ Hitler tanzt, "wie die groCkapitalistischen Ausbeuter des Ruhrgebiets und die gro6agrarischen Butter- und Margarinewucherer pfeifen! Hitler geht gemeinsam mit Papen und Hugenberg in die Regierung, um die blutige faschistische Knechtung und die Ausbeutung der Volksmassen ins Grenzenlose zu steigern! Hitler in der Regierung - das bedeutet:Entf6sselungdesbraunen Mordterrors der SA! Hitler - das bedeutet; verstarkten Einsatz der NSBO und der SA zum Streikbruch im Dienste der Kapitalisten, "wie beam Kruppschen Hochofenstreik! Hitler in der Regierung - das bedeutet: den Angriff auf eure letzten Rechte, 1 Am 4. Januar 1933.

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die Vorbefeitung des Verbotes eurer kommunistischen Presse und eurer Kommunistischen Parteil Die erste Regierung Papen konnfe euch keine Arbeit und kein 'Brot gebenl Die Regierung Schleicher-Bracht konnte euch keine Arbeit und kein ferot geben, aber sie konnte in Koln und Dres­ den 12 Proletarier durch Polizeikugeln niederstrecken lassen! Auch eine Regierung'Papen-Hitler-Hugenberg, wie jede kapitaliS'tische Regierung, kann euch keine Arbeit und kein Brot gebenl Aber sie kann zur Aufrechterhaltung des" fluchwiirdigen und untergangsreifen kapitalistischen Systems euch.niit Pulver und Blei, mit Ketten und ^Zuchthausern noch schlimmer zu unterdrucken yersuchen als alle ihre Vorgangerinnen I Arbeiter, Werktatige des Ruhrgebiets! Eure Kampflosung ist: Nieder mit Papen-Hugenberg und Hitler! Nieder mit jeder faschistischen Diktaturregierungl Massenkampf und Massenstreik gegen faschistische Staatsstreichpolitik! Sozialdemokratische Arbeiter! Reichsbannerkameraden! In dieser ernsten Stunde wenden wir uns an euch mit dem briiderlichen Appell, jetzt gemeinsam mit uns in der l^ampfenden Einheitsfront der Antifaschistischen Aktion zu handeln! Der „Vorwarts“ erklart am Samstag, dafi die Arbeiterklasse mit alien Mitteln gegen Staatsstreichplane und Verfassungsbruch vorgehen wird. Aber es kommt nicht auf papierne Erklarungen eurer Fiihrer, sondern auf die Tat an. Sie wenden sich gegen den aktiven Massenkampf! So haben sie es in Berlin bei der machtigen proletarischen Gegendemonstration gegen die Naziprovokation auf dem Biilowplatz getan, genau wie bei ihrer Erklarung gegen den Generalstreik am 20. Juli. Es kommt jetzt auf jede Stunde an. Ihr rniiCt selbst handeln! Wenn ihr, sozialdemokratische Klassenbriider und Reichs­ bannerkameraden, gemeinsam mit uns aufmarschiertund gemein­ sam mit uns zur Waffe des politischen Massenstreiks gegen eine Papen-Hitler-Regierung greift, dann sehen wir in unserer kampfenden Einheitsfront eine unuberwindliche Kraft! Dann raumen wir in Deutschland auf mit den Papen, Hitler und Hugenberg, mit dem Faschismus und alien seinen Helfern! Christliche Arbeiter! Die Zentrumsfiihrer wollen eine Regie­ rung Papen-Hitler unterstiitzen. Her zu uns in die Antifaschi-

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;tische Aktion zum gemeinsamen Kampf gegen den gemeinsamen Feind! Belegschaften derRuhrbetriebe,tretetzusammen! FaBtKampfand Streikbeschliisse gegen eine Papen-Hitler-Regierung! Stempelstellen, Werktatige der Wohnbezirke! Entfacht gemeinsam mit den Betriebsbelegschaften eine Sturmflut von Demonstrationen durch alle Stadte und Arbeiterkolonien! Heraus auf die Strafie! Demonstriert sofort euren HaB, euren Kampfeswillen gegen eine Papen-Hitler-Regierung! Kampft fur cure Lebensforderungen, gegen Hunger und Frost! Kampft gegen jeden Pfennig Lohnabbau, fur die Zuriickeroberung der geraubten Lohne! Kampft gegen die blutigen Provokationen der Nazis, und bildet uberall die einheitlichen Selbstschutzstaffeln der Antifaschistischen Aktion! Marschiert auf gegen die faschistischeDiktatur! Fiir die Freiheit! Fiir Arbeitermacht und Sozialismus! Fur die proletarische Diktatur! Heraus zu Massendemonstrationen! Riistet in alien Betrieben zum politischen Massenstreik!

KPD, Bezirksleitung Ruhrgebiet Institut fur Marxismus-Leninismus beim 2K der SED, Zentrales Parteiarchiv, D. F. VIII/2/1. (Flugblatt)

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100 Aufruf der KPD, Bezirk' Hessen-Frankfurt, zwischeri dem 28. und 30. Januar 1933

Einheitsfront! Massenstreikl Das dringende Gebot der Stundel yerhindert Hitler-Papen-Schacht-Diktatur!

Am wachsenden Wjd erstand der Massen ist die SehleicherPolitik gescheitert! Die Liige vom „so2ialen“ General ist dutch die unversohnliche Klassenpolitik der KPD zersehjagen worden. Die bankrotte Clique der Ausbeuter Deutschlands sucht pach neuen Mitteln zur Niederhaltung der Massen, zur Niederschlagung des revolutionaren Aufschwunges. General Schleicher ist zuriickgetret^n. Eine Regierung, hinter der die Nazis und^ das Zentrum stehen und die von den Gewerkschaften aller Richtungeri tolerieft wird, soil zusammengeschoben werden. * Herr vOn Papen, der von der Welle des Massenwiderstandes xgegerifieine [verbrecherischeji Politik davongejagte Faschist, hat von Hindenburg den Auftrag, die neue Regierung auszuknobeln. Er soil Vizekanzler und Aufienministqr werden. Adolf Hitler wurde bei den Besprechungen in den Villen der Millionare fiir den Posten des Reichskanzlers vorgesehen. Hugenberg, der Einpeitscher des Faschismus, soli Wirtschaftsministef und dei>beriichtigte Dr. Schacht, der Propagandachef einer neuen Inflation, 1 Im Original schwer lesbar.

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Finanzminister wccden. Nazi-Frick, der immer wieder das VerSot der KPD verlangte, soil den Pxjlizeisabel schwingen, und Goring soil den Papst von PreuCen machen. Er hat als Reichstagsprasident die, fiir Dienstagi festgelegte Einberufung des Reichstages aufgehoben. General Stiilpnagel, der Organisator des Arbdtsdienstes, soil den Kriegsgeneral des faschistischen, sowjetfeindlichen Kabinetts machen. Die konterrevolutionaren Staatsstreichler riisten also zu einem neuen unerhorten Attentat gegen das gesamte werktatige Volk! Das ist der Belagerungszustand gegen das revolutionare Prole­ tariat in Permanenz. Das ist die grausame, vergroberte Wiederholung jener blutigen Provokation vom vergangenen Spnntag au£ dem Biilowplatz. Das bedeutet die Zertriimmerung der letzten Jteste der Sozialpolitik, das bedeutet die Zerschlagung der Tarifvertrage! Das ist die schonungslose Durchpeitschung und Durchfuhrung des Papenschen Lohnabbauprogramms gegen die Arbeiterschaft! Das bedeutet den sofortigen terroristischen AngrifE auf die revolutionaren Arbeiterorganisationen, auf die

KPD! In Berlin wurden schon samtliche Demonstrationen der KPD , verboten, well die KPD zur Organisierung des politischen Massenstreiks gegen den Faschismus aufforderte. Diekomniunistische Reichstagsfraktion fordert weiterhin den unbedingten Zusammentritt des Reichstages zum Dienstag, dem 31. Januar 1933. Wir wollen die Nazis, die Deutschnationalen und die Sozialdemokraten.stellen! Die kommunistische Reichstagsfraktion verlangt fiir die Dienstagsitzung des Reichstages die sofortige Behandlung der im Haush^ltsausschufi bereits angenommenen Antrage auf Winterbeihilfe fiir die Erwerbslosen und Sozialrentner. Sie verlangt als zweiten Tagesordnungspunkt die Abstimmung iiber die sofortige Zuriickziehung der aufreizenden Papen-Notverordnung vom 14. JunP, dutch die die Unterstutzungssatze der Erwerbslosen gekiirzt, die verscharfte Bediirftigkeitspriifung eingefiihrt und, die Renten der Unfall- und Invalidenrentner abgebaut wurdfen. Die Kommunistische Partei, gewillt zum Einsatz aller anti131.Januar 1933. 2 Im 6riginal: 14. Juli.

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faschistischen Krafte, wiederholt in dies er ernsten Stunde, angesichts der gewaltig drohenden Gefahr des kdnterrevolutionaren Anschlags gegen das arbeitende Volk, die schon am 20. Juli gemachten Einheitsfrontangebote an die sozialdemokratischen und freigewerks ch aftlichen Arbeiter und unteren Organisationen zum gemeinsamen und entschlossenen Handeln gegen die fasdustisi^e Reaktion. Ihf SPD-Arbeiter und Klassengenossen der Gewerkschaftsverbande, ihr unteren Organisationdn der SED und des ADGB in den Distrikten, Stadtteilen und Qrtsverwaltungen, wir rufen auf zur millionenumfassenden stahlharten Einheitsfront. Wir rufen ^uf zum eisernen Massenwiderstand gegen die Papen, Hit­ ler, Schacht. Wir sind bereit, Schulter an Schulter in engem Kampfbiindnis mit euch alien den drohenden Schlag des Faschismus durch kiihnsten offensiven Ge gen schlag, mit der W’affe des [polMschenl^ Massenstreiks zu beantworten. Der SPD-Parteivorstand hat alle Vorbereitungfen getrpffen, genauso wie am 20. Juli erneut den Dolch des Verrats den kampfgewillten Millionenmassen in den Rucken zu stofien. Am 20. Juli hat die SPD ihre Positionen in Preufien Jeige und kampflos den Staatsstreichlern ausgeliefert und hohnvoll von dem kommunistischen Generalstreiksappell als von ciner „Provokation der Arbeiter" gesprochen. Die Gewerksdiaftsfiihrer haben ein erbarmliches Bittgesuch an Hindenburg gerichtet. Sie „verklagen“ den Teufel bei seiner GroCmutter. Belegschaften, Gewerkschaftsmitglieder, Stempelstellen, Jungproleten, auf die-Posten! Verhindert einen neuen 20. Juli, verhindert einen neuen Verrat der SPD-Fuhter! Wir schlagen den sozialdemokratischen, freigewerkschaftlichen, christlichen hnd alien anderen Arbeitern ver: Belegschaf­ ten, tretet sofortvor Betriebsbeginn zu Belegschaftsversammlungen zusammen! Wahlt sofortEinheitsfront-undKampfausschussel Beschliefit, auf die Bildung einer Diktatur durch Papen, Hitler Oder sonst einen Faschisten mit dem wuchtigemEinsatz von Mas­ senstreiks der gesamten Betriebe.zu antwortenl Betriebe, Stempelstellen! Zeigt eure Kraft! Formiert die ,Einheitsfrontl Wir wollen nicht Schleicher, nicht Bruning, nicht Papen, nicht Hitler! ? Im Original schwer lesbar.

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Wir wollen die'Freiheit, wir wollen die Arbeitermacht. Wir wollen die Arbeiter-und-Bauern-Republik, wir wollen den SozialismUSl ' ■ -r. . 1 1 r , KPD/ Be^irk Hesscn—Frankrurt Institut fur Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Zentrales Parteiarchiv*, D. F. VIII/7. (Flugblatt)

101 Aufruf der KPD vom 30. Januar 1933’-

Generalstreik gegen die faschistische Terr orh errsch aft! Hitler Reichskanzler! Papen Vizekanzler, Hugenberg Wirtschaftsdiktat or, die Frick und Goring an der Spitze der Polizei, Stahlhelm-Seldte Arbeitsminister - dies neue Habinett der offenen, faschistischen Diktatur ist die brutalste, unverhullteste Kriegserkidrung an die Werktdtigen, an die deutsche Arbeiterklasse! Die Betfugsmanover des „so2ialen Generals" sind zu Ende. Die Zuspitzung der Krise, der machtvolle revolutionare Aufschwung der Massen zwingt die Bourgeoisie, das nackte Gesicht ihrer Diktatur in auCerster Brutalitat zu enthiillen. An die Stelle der „sozialen“ Phrasen treten die Bajonette der Reichswehr und die Revolver der mordenden SA- und SS-Kolonnen. Schamloser Raub der Lohne, schrankenloser Terror der braunen Mordpest, Zertrampelung der letzten sparlichen Uberreste der Rechte der Arbeiterklasse, hemmungsloser Kurs auf den imperialistischen Krieg - das alles steht unmittelbar bevor. Die Partei der deutschen Arbeiter, die Parfcei der Streiks ge­ gen Lohnraub, der Verteidigung der Interessen aller Werktati1 Dieses Flugblatt wurde mit geringen zufalligen Textabweichungen in den verschiedenen Bezirken verbreitet.

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gen, des Kampfes fiir die Freiheit der Arbeiterklassc und fiir den Sozialismus - die KPD will man verbieten! Die Kampforganisation der proletarischen Jugpnd, der KJVD, und die Massenkampforganisation, die den Kampf gegen Lohnraub und Unternehmerwillkur fiihrt, die RGO, sollen verboten werden. Diese faschistischen Anschlage sollen den Kurs auf dife voile Zerschlagung -aller Arbeiterorganisationen' Deutschlands elnleiten. Das blutige, barbarische Terrorregime des Faschismus wird uber Deutschland aufgerichtet. Massen, lafit nicht zu, dafi die Todfeinde des deutschen Volkes, die Todfeinde der Arbe;ter und armen Bauern, der Werktatigen in Stadt und Land ihr Ver­ brechen durchfiihren! Setzt euch zur Wehr gegen die Anschlage und den Terror der faschistischen Konterrevolution! Verteidigt euch gegen die scnrankenlose soziale Reaktion der faschistischen' Diktatur! Heraus auf die StraBe! Legt die Betriebe still! Antwortet sofort auf den Anschlag der faschistischen Bluthunde mit Streik, mit dem Massenstreik, mit dem Generalstreik! Arbeiter, Arbeiterinnen, Jungarbeiter, nehmt in alien Betrieben, in alien Gewerkschaftenj in alien Arbeiterorganisationen, auf alien Stempelstellen sofort Stellung fiir den Generalstreik gegen die faschistische Diktatur! Beschliefit die Arbeitsniederlegung! .BeschlieBt Massendemonstrationen! Wahlt Einheitskomitees und Streikleitungen! Or^anisiert den Kampf! . Die Kommunistische Partei Deutschlands wendet sich vor der gesamten proletarischen Offentlichkeit mit diesem Aufruf zugleich an den ADGB; an den AfA-Bund, an die SPD und 'die christlichen Gewerkschaften mit der Aufforderung, gemeinsam mit den Kommunisten den Generalstreik gegen die faschistische Diktatur der Hitler, Hugenberg, Papen, gegen die Zerschlagung der Arbeiterorganisationen, fiir die Freiheit der Arbeiterklasse durchzufiihren! Die KPD appelliert an die-Millionenmassen der sozialdemokratischen, freigewerkschaftlichen, * christlichen und Reichsbannerarbeiter in Stadt und Land wie an die uno^ganisierten Arbeitermassen: Fiihrt gemeinsam mit euren kommunistischen Klassengenossen in alien Betrieben und Arbeiterwohnvierteln 27 Antifascbistische Aktion

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die Massendemonstrationen, den Streik, den Massenstreik, den Generalstreik durch! Helft den Kommunisten, die ubrigen werktatigen Massen, die armen Bauern auf dem Lande, die Mittelschichten, die Intellektuellen in den Stadten zur Unterstiitzung des Kampfes fiir die Freiheit der Arbeiterklasse zu mobilisieren! Schart euch um die bedrohte Kommunistische Partei, um den KJVD, um die RGO, erkennt, dalS der Schlag gegen das revolutionare Proletariat ein Schlag gegen die ganze deutsche Arbeiterklasse ist! Es lebe die proletarische Einheitsfront gegen die faschistischc Hitlerdiktatur! Fort mit den Hitler, Papen, Hugenbergl Es lebe der Generalstreik! Es lebe der Kampf fiir die Freiheit der Ar­ beiterklasse I Es lebe der Kampf fiir eine Arbeiter-und-BauernRepublik! Berlin, den 30. Januar 1933

Kommunistische Partei Deutschlands

Institut fiir Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Zentrales Parteiarchiv, D. F. VIII/14. (Flugblatt)

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102 Schreiben des Thuringischen Ministeriums des Innern vom 3. Februar 1933 an die Nachrichtensammelstelle im Reichsministerium des Innern

Thiiringisches Ministerium des Innern Weimar, den 3. 2.1933 III P V. *

1

An diQ' l^achrichtensammelstelle des Reichsministeriums des Innern Berlin"

*

Betrifft: SPD und KPD Atn 30. Januar 1933 veranstaltete die Ortsgruppe Saalfeld der SPD einen DemQnstrationsumzug mit ansdilieCender Kundgebung. An dieser Veranstaltung beteiligten sich auch - im Gegensatz zu der bisherigen Taktik der KPD - etwa 500 Kommunisten. Vor Beginn des Demonstrationsumzuges erklarte der Fiihrer der KPD, daC die neuesten Ereignlsse die KPD und die SPD zusammcngefuhrt batten und.no ch weiter zusammenschmieden wiirden. Als auBeres Zeichen dieses Zusammenschlusses bringe die KPD ihre Teilnahme an der gemeinsamen Kundgebung zum'Ausdruck. Diese.Erklarung wurde mit lauten Freih^itsrufen beantwortet. Der 'Redner der SPD richtete an die Menge den Appell^ nunmehr gemeinsam zusammenzustehen und zusammen zu kampfen. Was gewesen sei, sollevergessen werden. Jetzt gabe es nur noch eine Parole, und die sei der Zusammen27*

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schlufi des gesamten Proletariats. Die Kundgebung wurde mit lauten Freiheits- und Rotfrontrufen geschlossen. Wir geben von diesen Feststellungen Kenntnis. I. V. Unterschrift Deutsches Zentralarchiv, Potsdam, Reichsministerium des Innern, Abt. IAN, Nr. 26 153, BI. 66. (Schreibmaschinen-Abschrift)

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Wichtige Daten zur Antifas chistis chen, Aktion

7932 20.-23. Februar

Plenartagung des ZK der KPD in Berlin. Ernst Thalmann bezeichnet die Einheitsfrohtpolitik als Hauptkettenglied des Kampfes der Partei. 13. Marz

Reichsprasidentenwahl. Ernst Thalmann erhalt 4 983 341 Stimmen, Hindenburg 18 651 497, Hitler 11 339 446, Duesterberg 2.557 729 Stimmen. Da kein Kandidat die absolute Mehrheit erhalt, ist ein zweiter Wahl gang erforderlich. 10. April

Im ^weiten Wahlgang der Reichsprasidentenwahl wird .Hinden­ burg mit 19 359 983 Stimmen zum Reichsprasidenten gewahlt. Ernst Thalmann erhalt 3 706 759 Stimmen, Hitler 13 418 547. 13. April

SA und SS warden durch bjotverordnung formell aufgelost. Aul^erordentlicher Kongrefi des ADGB (Krisenkongreb) in Ber-. llnM14. 4 April A •«

Die Bundesleitung des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold lost die Schutzformatiohen auf, nachdem Hindenburg das Verbot des Reichsbanners gefordert hat.""

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19. April

In Vicrsen nehmen 200 Mitglicdcr des Kampfbundcs gegen deh Faschismus und des Reichsbanners Beschlusse 2ur SchafEung der Einheitsfront im Kampf gegen den faschistischen Terror an. I 24. April

Landtagswahlen jnPreufien. DieKP^ erhalt 2 819 763, dieSPD 4 675 173, die NSDAP 8 007 384, d^as Zentrum 3 371 932, die DNVP 1 524 230 Stimmen. Fiir die'anderen Parteien stimmen weniger als zwei Millionen Wahl er. Landtagswahlen in Anhalt (KPD 20 424, SPD 15 137, NSDAP 89 652 Stimmen), Bayern (KPD 259 3'38, SPD 605 695, NSDAP 1 270 792“ Stimmen) und Wiirttemberg {KPD 116 652, SPD 206 574, NSDAP 528 320 Stimmen) sowie Wahlen zur Biirgerschhft in Hamburg (KPD 119 481, SPD 226 242, NSDAP 255 750 Stimmen). 25. April



Das ZK der KPD und, das Reichskomitee der RGO erklaren sich in einem’ Aufruf bereit, mit jedef Organisation, in der Arbeiter vereinigt sind und die den Kampf gegen Lohn- und Unterstiitzungsabbau fiihren will, gemeinsam zu kampfen und sich gegen den faschistischen Terror zusammenzuschliefien. 29. April

In Bernau beschliefit das ortliche Maikomitee einen Aufruf zur Einheitsff'ont gegen den Faschismus, na 360 312 — hJordbayern, Bezfrk derKPD 210 382

Ortsnamen werden naher 'bestimmt, wenn Verwechslungen moglich sind.

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Bayern, Siidbayern, Bezirk der KPD 54* 382 Belgern 255 Belgien 329 330 Bergkamen 227 367 Berlin 16* 20* 29* 30* 33* 36* 38* 39* 47* 50*—52* 6 7 10 13 14 16 20 22 26 3438 4147 83 89 106 108 113-115 125-127 136 147 148 151 160 163 172 178 179 183 187 189-191 195 208 223 229 234 244 252 273 277 280 287 288 293 294 298 304 308 313 317 321 324 331 bis 341 343 348 351 357 359 361-365 367-370 372-377380 bis 388 390-392 394 395 397 398 400 402 403 406 ---- Adlershof 63 390 —Baumschulenweg 397 —Borsigwalde 402 —Britz 375 —Buchholz 401 —Charlottenburg 159 252 397 —Priedrichshagen 251 —Friedrichshain 251 332 —Gesundbrunnen 251 —]ohannisthal 20 190 191 - -Kdpenick 251 398 400 402 —Lichtenberg 122 251 367 395 405 —Lichtenrade 384 —Mitte 51* —Moabit 157 159 365 367 - -'Neukdlln 26* 51* 367 372 399 —Oberschoneweide 53* 305 —Pankow 392 —Schoneberg 368 380 —Schdneweide 251 375 —Siemensstadt 189 —Spandau 53* 42 112 189 190 192 372 406 410

Berlin-Steglitz 91 393 —Treptow 38* 375 --Wedding 12* 51* 59 118 251 340 365-368 —Zehleru^rf 273 Berlin—Brandenburg—Lausitz— Grenzmark, Bezirk der KPD 11* 30* 31* 42* 105 111-114 136 160 163 172 178 203 250 252 304 312 365 370 376 382 406 Bernau 11* 12* 12 360-362 398 Bernstadt (Sachsen) 368 403 Bettenhausen siehe Kassel Bilk siehe Dusseldorf Bitterfeld 370 Bitterfeld, Unterbezirk der KPD 255 Blankenburg (Harz) 397 Blankenese siehe Altona Bochum 226 366 367 384 394 Bockwitz, Unterbezirk der KPD 255 Boizsnburg (Elbe) 258 390 Bonn 366 Borbeck siehe Essen Borde 15 Borsigwalde siehe Berlin Brandenburg 305 398 Brandenburg, Provinz 36* 195 197 339 372 373 Braunschweig 12* 33* 370 374 375 386 Braunschweig, Preistaat 50 102 103 Bremen 329 368 377 380 381 —Grdpelingen 394 Bremerhaven 389 394 Breslau 22* 23* 33* 51* 47 147 363 370 374 375 381 391 Britz siehe Berlin Briiel 257 258 Brunsbiittelkoog 261 Brussel 331

Briix 29 Biichen siehe Remscheid 'Buchholz siehe Berlin Budelsdorf 261 Bulgarien 4 330 (Suderdithmarschen') Burgel 267 Buxtehude 2jS2

'

'

Charlottenburg siehe Berlin Chemnitz '51* 5^* 144 145 253 254 361 363 382 385 386 389 391 396 397 403 —Altchemnitz 389 Chemnitz, Unterbezirk der KPD 253 China 328 ‘ Cleve 248 Cronberg ('launus) 50*

Dahl siehe Gladbach-Rheydt Danzig 253 329 3^16 —Langjuhr 253 Danzig, Breistaat, Bezirk der KPD 8* 252 Darmstadt 23* 24* 95 97 100 103 137 364 371 —Altstadt 401 Delitz am Berge 255 Delitzsch 255 ^84Delitzsch, Unterbezirk der KPD . 255 Delmenhorst 389 Derendorf siehe DusseldorT Dessau 35* 369 371 40i Ctetmold 51* Deutz siehe Koln 1 Dieskau '256 ' Dommitzsd). 255 , Dorben 124 401 , Dorndorf (Saale) 267 Dortmund 34* 45* 226 322 366 368 373 380 384 386 395 31 Antifaschistijche Aktion

Dortmund-Horde 398 —Korne 399 Dresden 53-^ 343.344 348 361 312 378 319 335 388 Duisburg-Hamborn 45* 51* 133 160 186 226 366 367'371 373 389 399 —Laar 160 226 —Neudorf 396 —Wanheimerort 368 Durlach 224 Diirrenberg 255 Dusseldorf 34* 45* 147 205 246 266 267 361 366 373 378 379 382 391 394 396 404 - -Bilk 266 —Derendorf 266 —FUngern 394 —Friedrichstadt 394 —Gerresheim 12* —Mittelstadt 394 —dberbilk 266 —Oberkassel 266 «— -Rath 266 —Unterrath 266 * —Wersten 394 Ebersdorf 389 Eberswalde 12*,23* 393 Eckernforde 22* 35*- 228 371 Eibelstadt (Unterfranken) 31\ Eimsbiittel siehe Hamburg' Eisenach ,268 399 403 Eisenberg (Fhiiringeri) 261 Eisleben 370 Elberfeld siehe Wuppertal Etbing 36* Elmshorn 262 Emden 383 England 4 383 Erfurt 53* 326 321 365 -384 385 395

411

Ilrmslehen (Harz) 255 Erzgebirge 212 Essen 45* 131 132 147 366 367 380 384 403 —Borbeck 226 Europa 329

Finkenberg sichc Harburg-Wil­ helmsburg Flensburg 162 261 399 404 Flensburg, Unterbezirk der KPD 261 Flingern siehe Dusseldorf ■bn Fockbek 261 Frankfurt (Main) 57 369 386 406 —Hochst 398 —Westhausen 20* 57 60 97 388 Frankfurt (Oder) 22* 91 93 105 147 341 364 368 369 Frankfurt (Oder), Fegierungsbezirk 36* Frankreich 4 52 88 329 330 380 383 Freiburg im Breisgau 326 Freienwalde siehe Bad Freienwalde Freiwaldau 402 Friedrichroda 268 Friedrichshagen siehe Berlin Friedrichshain siehe Berlin Friedrichstadt (Eider) 161 Friedrichstadt siehe Dusseldorf Frorup (Kreis Flensburg) 261 404 Fulda 314 Fiirstenberg (Havel) 258 Fiirstenwalde 33* 73

Gartz (Oder) 369 Gdingen 329 Gelsenkirchen 225—221 401 Genf 383 Gera 261 321

4X2

Gerresheim siehe Dusseldorf Gesundbrunnen siehe Berlin Geyer 321 393 403 Gieflen 369 Gimbsheim 102 Gladbach-Rheydt 34* 38* 64 396 401 404 --Dahl 394 —Waidhausen 394 Glauchau 13 Glogau 384 Gluckstadt 261 Gnadenfrei 371 Gogolin 13 Goldberg 251 258 Gotha 45* 268 378 Gotha, Unterbezirk der KPD 268 Gottesberg (Schlesien) 402 Gottingen 368 Grdfentonna 268 368 Greifswald 224 372 Griechenland 330 Grdpelingen siehe Bremen Grofi-Berlin siehe Berlin Grofibreitenbach 269 Grofi-Chemnitz siehe Chemnitz Grofi-Dortmund siehe Dortmund Groft-Hamburg siehe Hamburg Grofl-Koln siehe Koln Groflolbersdorf 400 Grofl-Solingen siehe Solingen Grofl-Stuttgart siehe Stuttgart Giilzow (Kreis Herzogtum Lauenburg) 405 Guntheritz 255 Gustrow 251 258 Gutenfeld 326

Hagen 34* 36* 266 313 394 396 —Ambrock 395 --Haspe 23* 366 —Wehringhausen 266

Hagenow 371 Hagenow, Kreis 32* 372 Hainstadt (.Main) 390 Halle (Saale) 33* 255 370 371 377 386 Halle-Merseburg, Rezirk der KPD 254 338 342 Hamburg 9* 32* 45* 138 141 143 153 167 258-260 318 329 360 366 367 369 372 373 378 379 382 384 386 392 396 399 404 405 —Barmbe^ 260 404—406 —Himsbuttel 395 —Hammerbrook 404 —Sankt Pauli 260 —"L^ntrum 260 Hamm 367 Hammer (Kreis Oststernberg) 361 Hammerbrook siehe Hamburg Hanau 60 390 402 Hanau, Landkreis 60 390 Hajmover 22* 15 363 376 377 Hannover, Regierungsbezirk 212 Harburg-Wilhelmsburg 129 130 155 15) 262 399 401

— ,-Finkenberg 128 —Heimfeld 128 Harburg-Wilhelmsburg, HnterbeZirk der KPD 128-130 262 Harleshausen (Kreis Kassel) 270 Harthau (bet Chemnit^ 253 Hartmannsdorf (bei Chemnitz) 395 Haspe siehe’ Hagen Hattingen (Ruhr) 226 368’ HecAfngj&awxez? siehe Wuppertal 1 Heide (Norderdithmarschen) 1^1 261 " ' Heidelberg 405 Heilbronn 389 ' , Heimfeld siehe Harburg-Wilhelms­ burg 31*

Hennigsdcorf 52* 13 362 397 Hermsdorf 268 Herne 366 Herringen 227 Herten (Kreis Recklinghausen) 226 Herzberg 255 Herzfelde (Kreis Nieder.barnim) 360 Heslach siehe Stuttgart Hessen 23* 50* 97 100 IGl 366 Hessen-Frankfurt, Bezirk der KPD 95 97 100 350 353 364 Hessen-Nassau 36*r Hessen-Waldeck, Bezirk der KPD 269 Hildburghausen, Unterbezirk der KPD 268 Hindenburg 33* 360 370 371 373 401 Hochst siehe Frankfurt (Main) Hohenmolsen 389 Holland 4 Holzhausen (Kreis Hofgefsmar) 270 Honsberg siehe Remscheid • Hopfgarten (Kreis Marienberg) ^05 Horde siehe Dortmund Husum (Norderdithmarschen) 161 162 261 404

Immenstadt ('Allgdu) 371 Ingersleben (Kreis Go^ha) 268 Italien 84 383 Itzehoe 161 261. Itzehoe, Unterbezirk der KPD 261

Jena, Unterbezirk der KPD 267 Johanngeorgenstadt 254 361 Johannisthak siehls Beijlin Judenbrunnen siehe Kassel Julich 373 Kaiserslauterrt 50* 396 Kalkberge (Kreis Ni'ederbarnim) 51* 413

Kanth 371 Karlsruhe 225 Kassel 36* 269 384 —Betterihausen 270 ---- Judenbrunnen 2'1 —Philippmenhof 270 —Kothenditmold 270 Kellinghusen 261 Ketsch 367 Ketschendorf (Kreis Beeskow-Storkow) 33* Kiel 12* 36* 161 261 366 367 393 403 Kiel, Unterbezirk der KPD 261 Kirch warder 405 Klausdorf (Kreis Eckernforde) 571 Koblenz 51* 227 366 373 Koln 56-^ 51*-53* 212 263 264 347 348 366 371-373 379 381 385 386 395 406 —Deutz 401 —Miilheim 263 Koln, Pegierungsbezirk 212 Kdnigsberg 56* 366 373 374 377 396 Kdnigsberg, Kegierungsbezirk 56* 566 396 Konigsborn siehe Unna Konnern 256 Konstanz 225 Kopenick siehe Berlin Korne siehe Dortmund Kdslin 224 Krempe 261 Krempel (lSlorderdithmarschen)161 369 Kremperheide 161 Kropelin 258 Kudensee 261

Laar siehe Duisburg-Hamborn Ladenburg 225 414

Landsberg (Warthe) 567 Langelsheim 5^6 Langenbielau (Schlesien) 13 Langenselbold 571 Langewiesen 269 Langfuhr siehe Danzig Lanke (Mark) 20* Laucha (Dnstrut) 255 Lauchhammer 255 Lauffen (Neckar) 389 Lausanne 176 179 198 200 565 Le Havre 529 Leipzig 254 565 566 57^ 574 573 384-386 Lennetal 248 Leuben (Kreis Oschatz) 398 Leuna 255 Lichtenberg siehe Berlin Lichtenrade siehe Berlin Lichterfelde (Kreis Hiederbarnim) 384 Liegnitz 399 Liegnitz, Regierungsbezirk 56* Limbach (Sachsen) 45* 144 145 378 Lobefiin 256 London 106 329 Lotzen (Kreis LandsbergfWarthe) 361 Lubeck 260 Lubeck, Unterbezirk der KPD 260 Lubtheen 32* 372 Lubz ISil Luckenwalde 572 597 Ludwigshafen 224 366 Ludwigslust, Kreis 52* 572 Lunden (Horderdithmarschen) 161 261 569 Liineburg 262 Liineburg, Regierungsbezirk 56* Liineburg, Unterbezirk der KPD 262 Lurup 259

Magdeburg 33* 36* 15 370 374 Millheim (Rfihr) 45* 380 381 , Mulheim siehe Koln Magdeburg, Regierungsbezirk 36* Munchen 53* 359 385 386 Magdeburg-Anhalt, Begirk der Munster, .Regierungsbezirk 36* KPD 225 256 251 Mainz 147 365 366 386 Mauen 311 Maiente 260 "Maumburg 255 312 Mannheim 33* 45* 221 224 370 Kaumburg, Unterbezirk der KPD 319 381 3^6 255 Mansfeld; Unterbezirk der KPD Mebra 255 255 Meubeckum 221 Marienberg (Westerwald) 366 Neudorf siehe Duisburg-Hamborn Markowitz (Kreis Ratibor) 375 ' Neuenhof (yS^erra) 255 313 Marlow (Kreis Rostock) 251 258 Neuenhof siehe Remscheid Marne (Suderdithmarschen) 261 Neuhaus (Elbe) 262 371 Neukolln siehe Berlin Marseille 329 Neumark (Kreis Querfurt) 2^^ Mazedonien 330 Neumiinster (Holstein) 261 31 Mecklenburg 62 103 251 339 . Neumunster, Unterbezirk der KPD —^Schwerin 364 371 260 Meerbeck (Kreis Moers) 401 Neu-Schulzendorf (Kreis Teltow) Meijien 51* 53* 385 403 ' Menninghausen siehe Remscheid Neustadt (Holstein) 260 Merkstein 355 Neustrelitz 258 Merseburg 33* 255 321 370 —Altstrelitz 258 Merseburg, Regierungsbezirk 36* New York 106 * Merseburg, Unterbezirk' der KPD Niederhafllau 253 255 Niederrhein, Bezirk der KPD 42* Mejibach 311. 54* 11 135 163 167 205 206 Meuselbach-Schwarztnuhle 251 246 248 266 283 285 373 378 Meuselwitz (Kreis Altenburg) 326 Niedersachsen, Bezirk der KPD Miechowitz 360 16* 54* 376 Minden (Westfalen) 359 402 Niederschlesien siehe Schlesien Mitteldeutscbland-~3M 366 311 , Niederzwe.hren (Kreis Kassel) 270 ' Mittelrhein, Bezirk der KPD 191 Nordbayern siehe Bayern '2Q1 221 252 319 Norderdithmarschen 161 Moabit siehe Berlin | Nordhorn 225 Moers 401 Nordostdeutschland 52* Moorburg 262 Nordwest, Bezirk der KPD 355 Mdrfelden 103 380 382 'Moskau 151 158 Nortorf 251 Milhlberg (Thuringen) 268 Niirnberg 211 31^ 385 415

Oberbilk siehe Dusseldorf Oberhausen (Ruhrgebiet) 34* 202 Oberkassel siehe Dusseldorf Oberkaujungen (Kreis Kassel) 270 Oberschlesien siehe Schlesien Oberschoneweitie siehe Berlin Ob erstein (Nahe) 264 Oderberg (Mark) 20* 89 109 394 Offenbacis (Main) 390 Ohlau 33* 341 370 Ohrdruf 268 383 Oldenburg 362 380 Oldenburg, Preistaat 103 363 366 374 380 Opladen 16 Oppeln 36* Oranienburg 12* 20* 8 9 12 361 Ortelsburg 401 Osterbusch siehe Remscheid Osterronfeld 261 Ostgebiete Deutschlands 123 Ostpreufien 123 373 374 401 Ottensen siehe Altona Pankow siehe Berlin Parchim 257 Paris 106 331 381 Peine 391 Pfalzel 198 371 Philippinenhof siehe Kassel Piesteritz 256 371 Pirmasens 225 378 Plauen 254 321 Plauen, Unterbezirk der KPD 254 Pobethen 124 401 Polen 4 52 330 Pommern 223 339 382 Potempa 341 315 Powunden (Kr. Konigsbg.) 124 401 Prag 331 Pretitz 255 Pretsch (Provinz Sachsen) 50* 416

Preufien 9* 34* 50 87 195 199 200 351 352 360 372 383

Rabel 261 404 Rath siehe Dusseldorf Ratibor 360 Ratingen (Kreis Dusseldorf) 368 Ratzeburg 260 Raunheim (Hessen) 51* 383 Reinfeld (Kreis Stormarn) 260 Reinheim (Hessen) 389 Reinickendorf siehe Berlin Remscheid 247 266 328 366 384 401 —Biichen 266 —Honsberg 266 —Menninghausen 266 261 —Neuenhof 266 —Osterbusch 266 261 —Rosenhiigel 266 401 Rendsburg 161 261 369 374 406 Rensefeld 13 260 Rheinland-Westfalen 50* Rhein-mainisches IndustriegebietSZ Rhein-Ruhr-Gebiet 53* 206 207 361 372 Ribnitz 251 258 Riesa 383 Riesenburg (Westpreufien) 314 Ronsdorf siehe Wuppertal Rosenhiigel siehe Remscheid Rofibach (Kreis Q^uerfurt) 256 Rostock 251 258 Rothenditmold siehe Kassel Rudolstadt 261 Ruhrgebiet 4 147 148 Ruhrgebiet, Bezirk der KPD 16* 17 163 225 227 346-349 365 380 382 ' Rumanien 52 Riinthe 221 Rufidorf (Sachsen) 144 145 368

^qalfeld 357 386' Saalkreis 256 Saarbriicken IGS 266 Saargebiet 8* 264 265 Sachsen 36* 42* 50* 1?' 163 253 343-345 3^2 ^alzcoedel 262 Salz^eiedel, Unterbezirk der 262 Sandershaiisen 21Q Sankt Pauli siehe Hamburg Schacht-Audorf 261 Schildau 255 Schlaitz 2.55 Schlesien 50* 31^ ~ Niederschlesien 36* — Oberschlesien 42* 382 Schleswig 261 Schleswig-Holstein 36* 371 Schluchsee 224 '\cbneidemuhl 36* Schoneberg siehe Berlin Schoneweide siehe Berlin Schopfheim 225 Sd)wdbisch-Gmund 389 J Schwartau 260 Schwarzwald (Thiiringen) 268 Schwedt (Oder) 361 Schwerin 257 258 Seeben 262 Siemensstadt siehe Berlin Sinstorf 262 Solingen 261 323 384 392 , - -Wald 336 Sowjetunion, Sowjetruflland 30 52 56 66 70 80 81 88 99 108 lf4 . 126 127 135-137 182 210-21|2 ’

221 298 328 Spandau siehe Berlin Stadtroda 261 ^tavenhdgen 251 258 Steglitz siehe Berlin

Steinpleis 253 Stelltnger Moor 253 260 Stendal 61 62 Stettin 224 329 i Strausberg (Kreis Obetbarnim)-33 Stuttgart 183 221 365 371 375 377 384 386 389 393 —Heslach 183" Sudbayern siehe Bayern' Siiddeutschland 1^ Suder^ithmarschen 161 Suhl 403 Suhl, Unterbezirk der KPD 268

Tabarz 268 Tambach-Dietharz 268 ; Teicha (Sadlkreis) 256 Teltow 12* 361 393 395 Teterow 251 258 . Theifien 256 Thierstein 212 Thiiritigen 50* 43 102 188 267 314 316 332 Tiefwerder-Gebiet 491 Tonning 161 261 Torgau 255 Torgau, Unterbezirk der KPD 255 Torgelow 224 ' Trebbin 333 Treptow siehe Berlin Trier 221 263 366 384 Tscbechoslowakei 4 3^30, Tubingen 221 389 Olzen (Hiedprsacbsen) 262 400 Unna 221 ---- Konigsborn 333 Unterrath siehe DusseldorfUSA \33 383 Utersen 262

Varel (Oldenburg) 366 394 Velten (Mark) 20* 417

Versailles 69 70 381 Viersen (Rheinland) 12* 360 Vohwinkel slehe Wuppertal Volmetal 248 Wacken 261 Wadern Wald siehe Solingen Waldenburg (Schlesien) 383 391 Waidhausen siehe Gladbach-Rheydt Waltershausen (Thuringen) Wandersleben 268 Wandsbek 258 262 302 379 404 Wandsbek, Unterbezirk der KPD 2()2 Wanheimerort siehe Duisburg Wanne-E,ickel 227 366 384 Waren (Miiritz) 258 390 Warin 25^ Wasserkante, Bezirk der KPD 24* 42* 54* 4 138 141 163 195 196 258-260 318 367 382 395 397 399 Wattenscheid 227 366 Webau 256 Wedding siehe Berlin (Kreis Pinneberg) 262 397 Wehringhausen siehe Hagen Weimar 9* i21 2,51 Weinheim (Bergstralie) 380 Weiftenfels 256 Weilirujiland 330 Werlsee 360 Wersten siehe Dusseldorf Wesenberg 61 62 Wesselburen 161 Wesseling (Kreis Bonn) 198 Westdeutschland 366 Westhausen siehe Frankfurt(Main) Westukraine 330 Wien 331 Wiesbaden 400

Wiescherhofen 221 Wiesental (Kreis Bruchsal) Wilhelmshaven 36* Wilster 261 Winsen 252 Winterstein 268 Wismar 258 Willmar 102 Wittenberg 51 \ Wittenberg, Unterbezirk der KPD 256 Wittenberge 13 Wolfis 268 Worms 103 386 Wunstorf 402 Wuppertal 23* 33*-35* 45* 134 135 147 266 366 370 371 373 - -Elberfeld 246 266 378 —Heckinghausen 266 - -Ronsdorf 244 245 241 248 266 —Vohwinkel 368 Wurmgebiet 265 Wiirttemberg 50 184 360 382 Wurzburg 21Q Wurzen 383

Zangenberg 256 Zeckritz 255 Zehlendorf siehe Berlin Zeitz 256 51Q 391 Zeitz-Weiflenfels, Unterbezirk der KPD 256 Zell (Baden) 225 Zella-Mehlis 43 Zipsendorf 256 Zossen (Mark) 5'^5 Zscherben 256 Zschornewitz 255 Zwickau 147—150 253 366 367 400 Zwintschona 256

Inhalt

Einleitung

'

,

5*

Dokumente

1 Aufruf des 2K der KPD und des Relchskomitees^der RGO vom 25. April 1932’ an- alle sozialdemokratisclien und gewerkschaftlich organisierten Arbeiter _ 3 2 Resolution einer Massenversammlung in Oranienburg vom9.^ai i932 ’ 8 3 Rundschreiben der Reichsfraktionsleitung der Konxmunisten in der RGO-vom 11. Mai 1932 10 4 Aus dem Referat Ernst Thalmanns auf der Plenartagung des ZKL der KPD in Berlin am 24. Mai 1932’ 22 5 Aus der Diskussio'nsrede Walter Ulbrichts auf, der Plenartagung des ZK der KPD in Berlin am 24. Mjai 1932 26 6 Aufruf des ZK der KPD vom 25. Mai 1932 zur Antifaschistischen Akt^n 31 7 Aus einem Rundtelefonat des Sekretariats des ZK der KPD Vom 26. Mai 1932 an die Bezir^sleitungen , 35 „8 Aus dem Aufruf des ReicHskomitees' der RGO vom 1?6. Mai 1932 zur Antifasdiistisdien Aktion' 39 * .• 9 Aus der Resolution einer Beltegschaftsversammlung des Betriebes Orenstein & Koppel in Berlin-Spandau am 26. Mai 1932 42 10 Aus dem-Aufruf des Ortskartells des' ADGB Zella-Mehlis vom Ende Mai 1932 an alle Arbeiter Thiiringens und an alle Arbeiterorganisationen ' 43

■'

419

11 Schreiben Ernst Thalmanns vom 28. Mai 1932 an die Mitglieder des ZK der KPD 12 Artikel Theodor Neubauers vom Ende Mai 1932 13 Aus dem Kommunique des ZK der KPD vom 31. Mai 1932 2um Rucktritt der Briining-Regierung 14 Aufruf des Einheitskomitees Frankfurt(Main)-Westhausen vom l.Junil932 15 Aus einem Zeitungsbericht uber eine gemeinsame Versammlung von Mitgliedern des KJVD, der SAJ und des SJV aus BerlinWedding am 1. Juni 1932 16 BeschluC des Kampfausschusses der streikenden Pflichtarbeiter des Land- und Stadtkreises Hanau vom Anfang Juni 1932 17 Aufruf von Mitgliedern der SPD, der SAP und des Reichsbanners aus Stendal und Wesenberg vom Anfang Juni 1932 18 Aus der Resolution einer Versammlung von Betriebsbelegschaften aus Berlin-Adlershof vom 3. Juni 1932 19 Zeitungsbericht vom 4./5. Juni 1932 iiber die Beisetzung eines von den Nazis ermordeten Arbeiters in Gladbach-Rheydt 20 Aus dem Rundschreiben Nr. 11 des Sekretariats des ZK der KPD vom 4. Juni 1932 21 Aus dem Aufruf des ZK der KPD vom 5. Juni 1932 22 Aus dem Referat Ernst Thalmanns auf der Konferenz der Bezirkssekretare und Redakteure der KPD in Berlin am 8. Juni 1932 23 Resolutionen einer Massenversammlung in Bad Freienwalde vom 8. Juni 1932 24 Aufruf einer Belegschaftsversammlung stadtischer Arbeiter aus Berlin-Steglitz vom 10. Juni 1932 25 Appell einer Funktionarsversammlung der Strausberger Schuhbetriebe vom 10. Juni 1932 an alle Schuharbeiter 26 Zeitungsbericht vom 11. Juni 1932 fiber die Stellungnahme der Filiale Darmstadt des Deutschen Bekleidungsarbeiter-Verbandes zur Antifaschistischen Aktion ‘ 27 Manifest des Kongresses der Antifaschistischen Aktion des Bezirks Hessen-Frankfurt in Darmstadt vom 12. Juni 1932 28 Aus der Rede Ernst Thalmanns in Darmstadt am 12. Juni 1932 29 Aufruf der Bezirksleitung der KPD Berlin-Brandenburg-Lausitz-Grenzmark vom 15. Juni 1932 an die Berliner Arbeiter 30 Berichte fiber Versammlungen Berliner Betriebe, die den Auf­ ruf der Bezirksleitung der KPD Berlin-Brandenburg-LausitzGrenzmark vom 15. Juni 1932 unterstfitzen

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91 93

95 97 100 105

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'^1 Schreiben der Bczirksleitung dec KPt) Betlin-Branden|DurgLausitz-Grenzmark vom 16. Juni 1932 'an den Bezirksvorstand « der SPD, den Ortsaus^SchuC des ADGB und die Gauleitung des Reichsbanners 114’ 32 Aus dem Rundschrfeiberi Nr. 12 des Sekretariats des ZK der KPD vom 16. Juni 1932 116 33 Schreiben des Einheitskomitees des StraCenbahnhofs II, MiillerstraBe.^in Berlin-Wedding von Mitte Juni 1932 an die Arbeiterorganisationen und die BelegSchaften aller Bahnhofe iind'Werkstatten der BVG 118 34 Aus einem Aufruf sozialdemokratischer und parteiloser Arbeiter Badens und der Pfalz vom 18. Juni 1932 120 35 Zeitungsbericht vom 19. Juni 1932 uber eine antifaschistische HauSerblockversammlung in Berlin-Lichtenberg 122 36 Zeitungsbericht uber die Entwicklung der Einheitsfrontbewegung auf ostpreuCischen Giitern im Juni 1932 123 37 Resolution' einer Versammlung der Assoziation revolutionarer bildender Kunstler in Berlin vom 21. Juni 1932 125 38 Aufruf des KJVD, Bezirk -Berlin, vom 23. Juni 1932 126 ■39 Brief der Unterbezirksleitung der KPD Harburg-’Wilhelmsburg vom 23. Juni 1932 an den Vorstand des Ortsvereins-der SPD 128 40 Aufruf eines Einheitskomitfees der Antifaschistischen Aktion vom 24. Juni 1932 an die Werktatigen Essens _ 131 41 Zeitungsbericht vom 25. Juni 1932 iiber die Demonstration aulaClidi der Beisetzung eines von den Nazis ermordeten Arbeiters ip Duisburg-Hamborn 133 42 Zeitungsbericht iiber die Konferenz der Betriebsrate Wuppertals am 25. Juni 1932 134 43 Aus einem Informationsmaterial des Reichsministeriums des Innern vom 25. Juni 1932 136 44 Richtlinien fiir den antifaschistischen Massenselbstschutz, angenocomen vom Kongrefi der Antifaschistischen Aktion des Bezirks Wasserkante in Hamburg am 26. Juni 1932 138 45 Appell, der SPD-, -SAJ- und Reichsbannfcrdelegierten des Kongresses der Antifaschistischen Aktion des Bezirks Wasserkante in Hamburg vom 26. Juni 1932 an die Arbeiter in der SPD, der SAJ und im Reichsbanner 14-1'' 46 Aufruf der KPD Chemnitz vom 28. Juni 1932 144 • 47 Aufruf des vorbereitenden Einheitsausschusses der Antifaschisti­ schen Aktion Zwickau vorh Ende Juni/Anfang Juli 1932 147 48 Appell einer Konferenz von Berliner Angestellten vom 1. Juli 1932 ' 151 421

49 Erklarung der sozialdemokratischen .Mitglieder des Zentralen Einheitsausschusses "Harburg vom 1. Juli 1932 ^55 50 Erklarung von Mitgliedern des Reichsbanners aus Berlin-Moabit voip Juli 1932 51 Aus dem Schreiben des Einheitsausschusses Duisburg-Laar vom Anfang Juli 1932 an den vorbereitenden EinheitsausschuC der Antifaschistischen Aktion Berlin jgg 52 Zeitungsbencht iiber die Beisetzung eines von den Nazis erschossenen Arbeiters in Lunden am 7. Juli 1932 I6] 53 Aus der Antwort Ernst Thalmanns vom 8. Juli 1932 auf Fragen von Funktionaren der SPD und des Reichsbanners 163 54 Erklarung von 20 Funktionaren der SPD und des Reichsbanners vom 8. Juli 1932 zur Unterredung mit Ernst Thalmann I7I 55 Aus der Rede Ernst Thalmanns auf dem antifaschistischen EinheitskongreC in Berlin am 10. Juli 1932 172 56 Erklarung der sozialdemokratischen Delegierten des antifaschi­ stischen Einheitskongresses in Berlin vom 10. Juli 1932 178 57 Manifest der Antifaschistischen Aktion, beschlossen vom anti­ faschistischen EinheitskongreC in Berlin am 10. Juli 1932 179 58 Schreiben des Polizeiprasidiums Stuttgart vom 12. Juli 1932 an die Nachrichtensammelstelle im Reichsministerium des Innern 183 59 Aus dem Lagebericht Nr. 13 des Reichsministeriums des Innern vom 16. Juli 1932 185 60 Aus einem Bericht des Thiiringischen Ministeriums des Inpern vom 18. Juli 1932 an das Reichsministerium des Innern 188 61 Aus einem Zeitungsbericht iiber die Beisetzung zweier von Nazis ermordeter Arbeiter in Berlin-Spandau am 19. Juli 1932 189' 62 Appell des ZK der KPD vom 20. Juli 1932 an die SPD, den ADGB, den AfA-Bund und alle deutschen Arbeiter 193 63 Aufruf der KPD, Bezirk Wasserkante, um den 20. Juli 1932 195 64 Aufruf der KPD, Bezirk Mittelrhein, um den 20. Juli 1932 197 65 Zeitungsbericht iiber eine Protestaktion in der Gutehoffnungshiitte in Oberhausen am 21- Juli 1932 202 66 Sdireiben eines Ministerialbeamten vom 21. Juli 1932 an den Reichsinnenminister 203 67 Aufruf des Kongresses der Einheitsausschiisse der Antifaschisti­ schen Aktion des Bezirks Niederrhein in Diisseldorf vom 23. Juli 1932 205 68 Aus den Richtlinien des ZK der KPD fur den Thomas-MiintzerBund vom August 1932 208 69 Aus einem Brief Wilhelm Piecks vom 4. August 1932 an Wil­ helm Florin 213 422

70' Aus dem Rundschreibcn Nr. 15 des Sekretariats des ZK der '' KPD vom 8.-August 1932 an alle- Bezirksleitungen und Redaktionen ' 217 71 Aus einem Schreiben des Polizeiprasidiums Stuttgart vom 9. August 1932 an die Nachrichterisammelstelle im Reichsministerium des Innern 221 72 Bericht der Organisationsabteilung 'des ZK der KPD vom 13. August 1932 223 73 Zeitungsbericht vom 16. August 1932 uber die Bildung einer antifaschistischen Gutsstaffel auf dem Gut MaCIeben bei Eckern­ forde 228 74 Aus einem Rundschreiben des Sekretariats des ZK der KPD vom 22. August 1932 229 75 Aus einer Flugschrift des 'Reichseinheitsausschusses der Anti­ faschistischen Aktion vom September 1932 231 '76 Aus dem Manifest der KPD-vom 15. September 1932 241 77 Zeitungsbericht iiber den Streik'der Belegschaft des Kabelwerks Reinshagen in Wuppertal-Ronsdorf vom 19. bis 26. September 1932 , 244 IS" Aus einem Bericht einer Abteilung des ZK der KPD vom > 23. September 1932 250 79 Zeitungsbericht fiber den Streik der Belegschaft der Spinnstofffa^brik Zehlendorf AG in Berlin am 24. September 1932 273 ^0 Aus dem Referat Ernst Thalmanns auf der III. Parteikonferenz' der KPD in Berlin vom 15. bis 18. Oktober 1932 277 Bl BeschluC der III. Parteikonferenz der KPD, in Berlin vom 15. bis , 18. Oktober 1932 iiber die Teilnahpie an einem Volksbegehren gegen die Notverordnu^ vom 4. September 1932 280 82. Aufruf des Bezirkseinheitskomitees der Antifaschistischen Aktion Niederrhein vom 16. Oktober 1932 an die Mittelstandler und Kleihbauern 283 83-Aus dem Schreiben des'Reichseinheitsausschusses der Antifaschi­ stischen Aktion vom 26. Oktobfer 1932 an alle Einheitsausschusse der Antifaschistischen Aktion und Leitungen des Massenselbstschutzes 286 84 Aus eipem Bericht uber den Streik der Belegschaft der Berliner Verkehrs-Aktiengesellschaft vc^ 3. bis 7. November 1932 291 85 Aus einem Brief Ernst Thalmanns vom 13. November 1932 an Wilhelm Florin ' 299 86 Zeitungsbericht uber die Abwehr einer Lohnkurzung durch pas­ sive Resistenz der Belegschaft der Spirituosen- und HefefabrikHelbing in Wandsbek am 17. November 1932 3*02

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87 Aus der Resolution des Bezirksparteitages der KPD BerlinBrandenburg-Lausitz-Grenzmark in Berlin vom 19./20. Novem­ ber 1932 304 88 Aufruf des Reichseinheitsausschusses der Antifaschistischen Aktion und des Reichserwerbslosenausschusses vom 20. November 1932 308 89 Aus dem Schreiben des Reichseinheitsausschusses der Antifaschisti­ schen Aktion vom 25. November 1932 an alleEinheitsausschiisse der Antifaschistischen Aktion und an den Massenselbstschutz 311 90 Aus der Rede Ernst Thalmanns auf dem Bezirksparteitag der KPD Wasserkante in Hamburg am 4. Dezember 1932 318 91 Aus dem Lagebericht Nr. 23 des Reichsministeriums des Innern vom 9. Dezember 1932 321 92 Rundschreiben Nr.‘26 des Sekretariats des ZK der KPD vom 14. Dezember 1932 324 93 Zeitungsberichte uber Proteste von Gewerkschaftsmitgliedern Mitte Dezember 1932 gegen die Tolerierung der SchleicherRegierung dutch die Fiihrung des ADGB 326 94 Beschlufi der kommunistischen Parteien Deutschlands, Frankreichs, Englands, Italiens, Polens, Belgiens, der Tschechoslowakei, Osterreichs und Luxemburgs vom 30. Dezember 1932 328 95 Aufruf Berliner Arbeiter von Mitte Januar 1933 332 96 Aus dem Aufruf des ZK der KPD vom 21. Januar 1933 335 97 Aufruf der KPD, Bezirk Halle-Merseburg, nach dem 22. Januar 1933 338 98 Flugblatt der KPD, Bezirk Sachsen, nach der Ermordung von Arbeitern dutch die Polizei in Dresden am 25. Januar 1933 343 99 Aufruf der Bezirksleitung der KPD Ruhrgebiet, zwischen dem 28. und 30. Januar 1933 346 100 Aufruf der KPD, Bezirk Hessen-Frankfurt, zwischen dem 28. und 30. Januar 1933 350 101 Aufruf der KPD vom 30. Januar 1933 354 102 Schreiben des Thiiringischen Ministeriums des Innern vom 3. Februar 1933 an die Nachrichtensammelstelle im Reichsministerium des Innern 357

Wichtige Daten zur Antifaschistischen Aktion

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Daten uber die Bildung von Einheitsausschiissen und Selbstschutzformationen der Antifaschistischen Aktion (von der Einleitung der Antifaschistischen Aktion bis zum ReichseinheitskongreC) 388 Verzeichnis der Abkurzungen von Organisationsnamen

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Verzeichnis geographischer Namen

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Mit 16 Bildern Dietz Verlag GmbH, Berlin • 1. Auflage 1965 Printed in the German Democratic Republic • Alle Rechte vorbehalten Typographic: Wolfgang Janisch • Umschlag; Peter Baarmann Lizenznummer 1 Satz und Druck: LVZ-Druckerei ..Hermann Duncker", Leipzig, III/18/138 Bindearbeit: Foste, Liiddecke, Bohnisch & Co. ES 14 E • EVP 8,50