Die Annexion des Elsass durch Frankreich und Rückblicke auf die Verwaltung des Landes vom Westphälischen Frieden bis zum Ryswicker Frieden (1648-1697) [2 ed.]

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BEITRÄGE ZUR

LANDES-

UND VOLKESKUNDE VON

ELSASS-LOTHRINGEN XXII.

HEFT.

DIE

ANNEXION DES ELSASS DUUII FMNkliLHlI UND

RÜCKBLICKE AUF DIE VERWALTUNG DES LANDES

VOM WESTPHÄLISCHEN FRIEDEN

BIS

ZUM RYSWICKER FRIEDEN

(1648—1697) VON

HERMANN FREIHERR

7.

MÜLLENHEIM

u. v.

RECHBERG.

ZWEITE AUFLAGE.

^*+~«»

STRASSBURG J.

H. Ed. Heitz (Heitz

&

Mündel)

1896.

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Verlag von J.

ED.

11.

HU FZ

ÜWPEL)

(HEITZ k

Schlaucligasse S.

BEITRÄGE ZUR LANDES- UND VOLKESKUNDE von Elsass-Lothringen.

Band Heft

I :

von C o D Heft

II

:

I.

Die deutsch-französische Sprachgrenze in Lothringen st.

Tb

i

s. 8.

34

S.

mit einer Karte

(1

:

300.00U).

1

50

Ein andechtig geistliche Badenfahrt des hochgelehrten

Herren Thomas Murner.

8.

56

Neudruck mit Er-

S.

läutergu., insbesond. Uber das altdeutsche Badewesen, v. Prof. Dr. E. Martin. Mit 6 Zinkätzungen nach dem Original. 2



Heft

III:

Die Alamannenschlacht vor Strassburg 857

Heft

IV

Lenz,

von Archivdirector Dr. W. Karte und einer Wegskizze. :

Wicgand.

8.

46

S.

n.

Chr.

mit einer 1



Goethe und Cleophe Fibich von Strassburg.

urkundlicher Kommentar zu Goethes Dichtung und Wahrheit mit einem Porträt Araniinta's in farbigem Lichtdruck Ein

Heft

und ihrem Facsimile aus dem Lenz-Stammbuch von Dr. Joh. .Froitzheim. 8." 96 S. 2 50 V Die deutsch-französische Sprachgrenze im Elsass von Tbis. 8. 48 S. mit Tabelle, Karte und acht Dr. Cm ist Zinkätzungen. 1 50 :

Band Heft Heft

VI

:

VII:

Heft

VIII

Heft

IX

:

II.

Strassburg im französischen Kriege 1552 von Dr. A* Hollaender. 8. 68 S. 1 50 Zu Strassburgs Sturm- und Drangperiode 1770—76. von Dr. Joh. Froitzheim. 8. 88 S. 2 Geschichte des heiligen Forstes bei Hagenau im



Elsass.

Nach den

Quellen bearbeitet von

G.

E.

Ney

Kais.



Oberförster. L Teil von 1065—1648. 2 Rechts- und Wirtschafts- Verfassung des Abteigebietes Maursmünster während des Mittelalters von Dr. Aug. Hertzog. 8. 114 S. 2 X: Goethe und Heinrich Leopold Wagner. Ein Wort der Kritik an unsere Goctheforscber von Dr. Joh. Froitzheim. 8. 68 S. 1 50 :



Heft

Band Heft

XI

Heft

XII

Heft

XIII:

Heft

XIV

Heft

: :

:

III.

Die Armagnaken im Elsass v. Dr. H. Witte. 8. 158 S. 2 50 Geschichte des heiligen Forstes bei Hagenau im Elsass. Nach den Quellen bearbeitet von G. N. Ney, Kais. Oberförster. II. Teil von 1648-1791. 2 50 General Kleber. Ein Lebensbild von Friedrich Teicher, Köngl. bayr. Hauptmann. 1 20 Das Staatsrechtliche Verhältnis des Herzogtums Lothringen zum Deutschen Reiche seit dem Jahre 1542

von Dr. Siegfried Fitte. Mit Karte. 2 50 XV: Deutsche und Keltoromanen in Lothringen nach der

Völkerwanderung. gebietes von Dr.

Die Entstehung des Deutschen SprachN. Witte. Mit Karten. 2 50

Hans

Fortsetzung siehe 3. Seite des Umschlags.

DIE

ANNEXION DES ELSASS DURCH FRANKREICH UND RÜCKBLICKE AUF DIE VERWALTUNG DES LANDES

VOM WKSTPHÄ LISCHEN FRIEDEN

BIS

ZUM RYSWICKER FRIEDEN

(1648-1697). VON

HEB MANN FREIHERR

v.

MÜLLENHEIM

u.

v.

RECHBERG.

Zweite Auflage.

STRASSBURG J.

H. Ed. Heitz (Heitz

&

iMündel)

1896.

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Durch

den Westphälischen

Habsburg der Krone Frankreich

Frieden

Haus

das

überliess

und Rechte

seine Besitzungen

im Elsass. Dieselben bestanden in der Landgrafschaft Oberund Unter-Elsass mit den dazugehörigen einzelnen Territorien dem Besitz im Sundgau und in der kaiserlichen Landvogtei Hagenau.

Durch juristische

Machtsprüche

West-

Auslegung der Artikel des

eigenmächtige

phälischen Friedens und durch kriegerische

wussle

wie

Gewaltmittel

Ludwig XIV. indess

seine

Souveränität über das ganze Elsass zur Geltung zu bringen.

Kaiser

und Reich

mussten

im

Ryswicker

Frieden

Reunion eines deutschen Landes mit der unmittelbaren

die

freien

Reichsstadt Strassburg an Frankreich völkerrechtlich anerkennen.

Die Geschichte darüber

ist

eine höchst lehrreiche. Sie zeigt

uns die damalige Ohnmacht des deutschen tischen wie specifisch katholischen

des Landes; den

Keim

aller

Momente

späteren wie

zwischen Frankreich und Deutschland

!

Reichs; für die

die

poli-

Eroberung

zukünftigen

Kriege

Ich erinnere an Leopold

Ranke's Ausspruch von 1870 Herrn Thiers gegenüber

.

«Wir

führen den Krieg nicht mit Frankreich sonder mit Ludwig XIV.»

Neue Momente zur Ausführung meines Themas werde kaum Jemanden bringen. Immerhin erscheint es nützlich,

ich für

uns hier im Lande sogar vorteilhaft, dieselben einmal wieder in's

Gedächtniss

zurückzurufen.

Jeder kann

sich

dann

sein

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Urtheil über die damaligen Verhältnisse

gangenheit selbst bilden heit als Leitstern.

!

Wir



und

die

jüngste

Ver-

Die Vergangenheit dient der Klug-

schöpfen

sie

entweder aus der

Er-

fahrung oder aus der Geschichte. Die allgemeine, besonders französischerseits verbreitete Auffassung, das ganze Elsass mit

Strassburg

sei

Ausnahme der

1648 durch den

freien Reichsstadt.

Westphälischen

Frieden

von

Kaiser und Reich an die Krone Frankreichs abgetreten worden, ist

eine durchaus irrthümliche.

Als 4645 in Münster und Osnabrück die Friedensverhand-

lungen begannen, erhoben die Schweden von

vornherein

An-

sprüche auf bedeutende Gebietsabtretungen im Norden Deutschlands.

Der streng katholische Kurfürst Maximilian von Bayern

erblickte

darin

nur

nicht

ein

Wachsthum der

bedenkliches

im deutschen Reich, sondern auch eine und das Haus Wittelsbach. Auf Grund dessen

protestantischen Macht

Gefahr für sich

suchte er Anlehnung an Frankreich und falls

erklärte

sich

bereit,

dasselbe ihn in seinen Rechten schützen würde, demselben

Anerkennung dafür Gebietsentschädigungen im Elsass zu Das Anerbieten wurde bereitwilligst angenommen und hatten die Franzosen somit einen Bundesgenossen im Reich,

in

verschaffen.

als

auch

sie

mit ihren Forderungen auftraten.

Der kaiserliche

Bevollmächtigte von Trautmannsdorf bot den französischen Ge-

sandten die drei lothringischen Bisthümer Metz, Toul und Verdun

mit

den

Rechten

voller

Longueville erklärte

Souveränität

dagegen,

von

sischen Besitzungen könne keine Rede sein als

erworbenen ;

Die Kaiserlichen

Gesandten

Franzosen zurück, doch dafür

Elsass.

der

von

franzö-

Frankreich verlange

Kompensation für die Abtretung der eroberten Gebiete

Rhein das österreichische

sich

Der Herzog

an.

längst

am

i

wiesen

Kurfürst

die

von

Forderungen der Bayern

und drohte sogar den Kaiser zu

verwandte

verlassen,

falls

1 Betreffs der französischen Forderangen fahre ich stets nar die auf das Elsass Bezug habenden an.

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5

seinem Rathe nicht entsprochen wurde.

Durch den Ernst der

Lage gezwungen, ging man im Mai 1646 auf die französischen

Forderungen ein und schon

am

17.

September benachrichtigten

die französischen Bevollmächtigten die ihr das Ober-

Königin-Regentin, dass

und Unter-Elsass mit dem Sundgau zugefallen

Sie priesen die Königin glücklich, dass unter ihrer Regent-

sei.

schaft die

Grenzen Frankreichs eine grössere Ausdehnung ge-

nommen hätten, als In dem Bericht

jemals unter einem ihrer Vorgänger. der

Gesandten zu Münster,

Kaiserlichen

Mai 1646 (Meiern, Acta pacis

III,

24

— 26),

«Bedenken von der

Wichtigkeit des Elsass, dass solches an Frankreich nicht überlassen werde», heisst es

«Von

dieses

zum

Landes

Schluss

wegen gesunder Luft

Glückseligkeit

und guter Temperatur, Jagdbarkeiten,

Eichwälder, Mineralien,

warme Bäder und Sauerbrunnen, zum

fördersten aber heiligen

Orten, item an Ueberfluss

und

unnöthig Spezial-Meldung zu machen, weil bekannt

ist

keine Provinz in Deutschland dieser gleich, noch in

Sachen,

Fruchtbarkeiten aller

Und was

Europa solche übertreffen mag.

wächsen, Seidenwürmern und anderen diesem Lande nicht in Uebung der

Landesqualität,

sondern

ist,

das

der

eine

Leute

andere

fremden

an

nutzbaren

kommt

dass

ist,

Ge-

Mitteln

in

nicht aus Mangel

Willen,

welche

in

abundantia rerum erzogen und weiter nichts begehret haben.» Die Grenzen des Elsass im Jahre 1648 waren fast dieselben

wie heute. Im Westen reichten das

Amt Schirmeck und

die

Herrschaft Albertina im Albrechtsthal oder Weilerthal und die Herrschaft Rappoltstein nach Lothringen

der

Kamm

des Wasgenwaldes die Grenze.

hinein

;

sonst bildete

Im Nordwesten

ist

1790 eine Grenzverschiebung weiter nach Westen hin eingetreten,

indem

die lothringische Grafschaft Nassau-Saarwerden,

1

welche

1648 dem Grafen von Nassau-Saarburg gehörte, dem Elsass hinzugefügt wurde. Die Grenze im Norden war Gegen Specklin (1576) und Mercator (1580) eine 1

die

Lauter.

kleine

Ver-

Heute Kanton Saar-Union. Bezirk Unter-Elsass.

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Schiebung, indem diese den Selzbach als Nordgrenze angeben. Derselbe entspringt 3 Kilometer N. N. 0. von

und

Wörth

a. d.

Sauer

ergiessl sich 61/2 Kilometer südlich von der Lauter in

Rhein.

Zugleich bildete der Selzbach die Grenze zwischen

den den

Bisthümern Strassburg und Speier.

Landau wurde 1648

dem

Elsass

als eine

zwischen Lauter und Quaich

der Kaiserlichen zehn

keineswegs

zugerechnet, aber

zum Elsass. Landau war

Städte

das Land

gehörte

eine Enclave

des Elsass in der Kurpfalz.

Die alte Südgrenze war etwas südlicher als

heutige

die

nämlich die Birs, welche bei Basel mündet. Die Herrschaft Bei-

wurde 1871, mit Ausnahme von zehn Ortschaften, wieder

fort

an Frankreich abgetreten.

Das Elsass wurde eingetheilt Elsass

und Nieder-Elsass.

den Sundgau,

in

Ober-

in

vom Sundgau war

Die Nordgrenze

die Thür.

Der Sundgau umfasste die Grafschaft schaften Pfirt, Altkirch,

Herrschaft Landser, Ortschaften

Pfirt

mit den Herr-

Thann, Beifort und Rothenburg;

die

den Besitz des Bisthums Basel mit den

Hegenheim und Burgfelden, das

österreichische

und

badische Territorium Landskron und die Herrschaft Masmünster.

Ausserdem Illzach

lag

im Sundgau das Territorium

und Modenheim.

Mülhausen mit Mülhausen gehörte von 1515 1798



zur Eidgenossenschaft.

Das Ober-Elsass reichte im Norden

dem Landgraben

oder

der

Landwehr.

bis

zum Eckenbach und

Der

Eckenbach

etwas südlich von Schlettstadt und bildete zugleich die zwischen den Bisthümern Strassburg und Basel. lag an der uralten Grenzscheide

;

Der übrige Theil des Landes demselben

lag

die

autonome

es gehörte zu

fliesst

Grenze

Markolsheim Nieder-Elsass.

bildete das Nieder-Elsass. In

freie

unmittelbare

Reichsstadt

Strassburg.

Das Ober-Elsass umfasste die Vogteien Sennheim und Ensis-

heim

;

die Herrschaft Isenheim

mit der Ortschaft

;

Fessenheim

den Besitz des deutschen Ordens ;

die

Württembergische Graf-

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— schaft



7

Horburg mit der Herrschaft Reichenweier

Rufach

den

mit

Rufach,

Vogteien

Territorium der Abtei

Murbach,

Landsberg

und Rappoltstein

Leberthal

die

;

den

;

und

das Mundat

;

Egisheim

Herrschaften

die

der

Territorien

Sulz

Lothringischen

Kaiserlichen

;

das

Bollweiter, Besitz

Städte

im

Colmar,

Türckheim, Kaysersberg und Münster im Georgenthal und die

zum

Oesterreichischen Breisgau gehörige Ortschaft Biesheim.

Das Nieder-Elsass enthielt das Territorium Strassburg mit den Aemtern

;

Bisthums

«Burg und

und Wanzenau,

Dachstein, Benfeld, Markolsheim

Stadt» Reichshofen

des

Zabern, Kochersberg Schirmeck,

das Territorium der Reichsritterschaft mit

98 Ortschaften, das Territorium des Kapitels von Strassburg mit den Aemtern Borsch und Erstein und dem Grafen-Bann Frankenburg) im unteren Weilerthal Reichsstadt Strassburg mit den

Dörfern

Königshofen,

prechtsau, ferner mit

;

zum Gemeindebezirk gehörigen

Kronenburg, Neuhof, Neudorf und Ru-

dem Amt

Iiikirch

und den Herrschaften

Barr, Marlenheim, Wasselnheim und Herrenstein lichen

1

Städte

1

Rosheim, Oberehnheim,

Schlettstadt,

Zum Amt

(Pfleg-

das Territorium der freien

Iiikirch gehörten:

die Kaiser-

Hagenau,

Illkirch-Grafenstaden,

III-

wickers heim (ursprünglich Wickersheim, dann St. Oswald, heut Ostwald genannt) zum Theil Niederhausbergen, Schiltigheim, Dorlis;

hoim, Handschahheim und Ittenheim.

Zur Herrschaft Barr

gehörten: Barr, Burgheim, Gertweiler Goxweiler, Heiligenstein und Mittelbergheim zum Theil. Zur Herrschaft Marlenheim gehörten: Marlenheim, Ruine Cronenberg, Kirchheim, Kossweiler, Nordheim und Romansweiler mit Schloss Erlenburg. Letzteres mit Romansweiler und Kossweiler 1^59 an die Händel von ßreitenbiück verkauft Zur Herrschaft. Wasselnheim gehörten: Wasselnheim (Burg und Dorf)i Brechlingen, Flexburg zum Theil, Friedolsheira zur Hälfte, Ittlenheim zur Hälfte und Zehnacker. Zur Herrschaft Herren stein gehörten: Burg Herrenstein, Dettweiler mit Rosenweiler, Dossenheim mit Weiler Kugelberg zum Theil und Neuweiler zum Theil. Schliesslich befand sich Strassburg im Theilbesitz von Bliensch weiler und Nothalten, wo es auch die niedere Gerichtsbarkeit inne hatte.



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Landau; das Territorium der Herrschaft im Albrechts- oder Weilerthal die Herrschaft Königsdie 40 Reichsdörfer in der die Herrschaft im Steinthal

Weissenburg und Albertina

burg

;

;

;

Landvogtei Hagenau

;

die Abtei Andlau

;

die Grafschaft

Hanau-

Lichtenberg mit den Aemtern Westhofen, Wolfisheim, Brumath, Ollendorf, Buchsweiler, Ingweiler, Pfaffenhofen,

und Niederbronn

;

Dagsburg

die Grafschaft

;

Wörth, Hattgau Mauers-

die Abtei

münster; die Herrschaft Fleckenstein mit den Aemtern Flecken-

Kutzenhausen und Sulz unterm Wald, die Kellerei Rödern,

stein,

den Riedgau und das Schulzenthum Weitersweiler schaft

Beinheim

die Herrschaft

;

Schöneck

;

Herr-

die

;

die Herrschaft Ober-

bronn mit den Aemtern Oberbronn und Niederbronn

;

die Herr-

Hohenburg; die Grafschaft Lützelstein den Besitz von PfalzZweibrücken mit den Aemtern Kleeburg und Bischweiler den

schaft

;

;

Amt

Besitz von Kur-Pfalz mit

Selz

;

das

Mundat Weissenburg mit

dem Amt Altenstadt; den Besitz des Bisthums Speier mit dem Amt Laulerburg; die Abteien Neuburg, Walburg und Biblisheim

;

den Besitz des Erzbisthum Trier

;

den Besitz des Erz-

bisthum Cöln und den des Üeutsch-Herren-Ordens. In

diesen

verschiedenen

1648 die Gesammtzahl

Territorien

hörten 22 Ortschaften zu zwei

und

ein

des

Elsass

betrug

Davon geOrt (Nothalten im Unter-

Ortschaften

aller

1110»/ 2

.

Elsass) zu drei Herrschaften.

Die Einwohnerzahl

1648

ist

nicht genau

in

den Elsässiscben Orten im Jahre

bekannt.

Nach Herrn von Ichtersheim,

Topographie des Elsass, Regensburg 1710, betrug dieselbe nach

dem

d reissigjährigen Krieg nur 245,000 Seelen.

Nach damaliger

Sitte pflegten meist

nur die Feuerstellen

gezählt zu werden.

Der Intendant Lagrange giebt

die Zahl der

Einwohner auf

257,000 Seelen an und zwar 171,000 Katholiken, 69,000 Lutheraner, 12,000 Galvinisten

und 3600 Juden.

Der katholische Cultus hing von sieben verschiedenen Diöcesen ab.

Strassburg, Speyer, Metz, Basel, Besancon, Trier

Nur der Bischof von Strassburg

und

Cöln.

hatte sein ganzes Territorium

im

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-



9

Der grösste Theil des Elsass stand unter der

Lande.

geist-

lichen Jurisdiction fremder Prälaten.

Behufs Beurtheilung des Westphäli sehen Friedensschlusses ist

Verwaltung des Elsass

es erforderlich, auch auf die frühere

kurz zurückzukommen.

Ursprünglich bildete das Elsass ein Herzogthum und wurde

durch Grafen verwaltet. Durch

Heinrich

Land mit dem deutschen Reich enger

Hoheit der alemannischen Herzöge gestellt zeitig,

wie von

Elsass.

Die

alters her,

Grafen

Grafschaft dieser

Heer innerhalb eines Gaues

war

Vasall des Königs

Das Reichsgut,

und unter die

doch blieben gleich-

Beamten im

ein Amt. im Gericht und im

war

Königs

lediglich

er hatte die Jurisdiction. Der Graf

und wurde mit der Grafschaft

welches

trug er zu Lehen.

;

;

wurde das

(9*25)

Königliche

als

Grafen

Der Graf war der Vertreter des

I.

vereinigt

belehnt.

Grafschaft verbunden

mit der

war,

Der Ertrag der Reichslehen sowie ein Theil

der Bussen waren das Einkommen der Grafschaft. Der Graf hielt mit seinen Schönen das öffentliche Gericht, «das echte Ding», zu

bestimmten Zeiten ab und urtheilte

in Civilsachen

der Personen und «echtes Eigenthum» Leib und Leben.

;

in

über Freiheit

Criminalsachen über

Es war dies die hohe Gerichtsbarkeit

Die Unterbeamten, welche der Graf gesetzt hatte, die Centgrafen, besassen die niedere Gerichtsbarkeit. Sie urtheilten über Frevel, deren Strafen bis an's Blut reichten und

Streitigkeiten

über geringe Schuldbetrage, sowie über das Erbe unfreier Leute.

Im

Elsass gab es

im 11. Jahrhundert nur zwei reichslehn-

bare Grafschaften, je eine im Nordgau und Südgau. Grafen, die in dieser Zeit noch ausser diesen beiden Gaugrafen genannt werden, sind entweder Gentgrafen oder Schirmvögte im Gebiete der Bisthümer und geistlichen

Schon

in der Zeit der Ottone

Stifte.

waren nämlich

viele Bischöfe

und Aebte von der Jurisdiction der Grafen exempt geworden, später erhielten immer mehr geistliche Herren Immunitäten und wurden eximirt. Diese höheren Geistlichen übergaben dann Rittern die

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10

Schirmvogtei zu Lehen und diese Schirmvögte hatten darauf in

den kirchlichen, nicht aber in ihren Jurisdiction sich,

von

was

cum banno

Besitzungen die

eigenen

comitis. Dieser

Grafenbann unterschied

die Berechtigung der Strafvollstreckung anbetraf, nicht

dem Königsbann der Gaugrafen. Diese Schirmvögte nannten sich schliesslich auch

Grafen,

doch Gaugrafen gab es nur zwei im Elsass.

Durch

die vielen

des deutschen Reichs

Exemptionen wurde die fast

labm

gelegt.

Im

alte

12.

Gauverfassung

Jahrhundert

löste

auf und es traten an die Stelle der alten Gaugrafen

sie sich



Landgrafen

1138 wird genannt.

als erster

Landgraf im

Etwas später, 1168,

Unter-Elsass Theodrich

Wernher von Habsburg

tritt

als

Landgraf im Ober-Elsass auf. Die Landgrafen wurden, wie die

vom König bestellt. Auch die Landgrafschaft war kein Territorium, sondern lediglich ein Amt in einem aus

alten Gaugrafen,

zusammengesetzten Bezirk.

vielen Herrschaften

Die Landgrafen Eingessesenen

ihres

geworden waren,

hatten die hohe Gerichtsbarkeit über alle Districts

während

soweit

die

sie

nicht

schon exempt

Territorialherren

niedere

die

Gerichtsbarkeit belassen

Das Gericht des Landgrafen, das Landgericht, kam gewöhnlich

nur dreimal im Jahre an bestimmten Malstätten zusammen. Bei

dem wachsenden Sländebewusstsein wurde

schwerer, anerkannte Sehöftenbare

und der Herren- und Ritterstand zog

immer

zu finden

es daher vor, seine Streitig-

keiten durch Schiedsgerichte entscheiden zu lassen. eiferten

es

als Gerichtsbeisitzer

Ausserdem

auch die weltlichen Territorialhei ren den Bischöfen und

Aebten nach, sich von der Jurisdiction der Landgrafen exempt zu machen.

Dies gelang ihnen auch allmählig

und zwar zuerst

den Schirmvögten der Bisthümer und geistlichen

dann auch den andern grösseren Gebietsherren.

wuchs auch

die Ritterschaft der

Stifte

und

Endlich ent-

Gewalt der Landgrafen

und

ordnete ihre Angelegenheiten ganz selbstständig durch ein

von

Landgrafen

im

ihr

gewähltes

Directorium.

So

hatten

die

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14. Jahrhundert



-II

nur noch die Jurisdiction

in ihren Besitzungen, in

ihren Allodien und den wenigen Reichslehen, die noch zur Landgrafschaft gehörten. Das Wort Grafschaft hatte im 12. Jahrhundert den Begriff von einem Complex Land angenommen und so war

und Landgrafschaft von einander verschieden: das Land das letztere ein Amt. Im 14. Jahr-

Allodialgrafschaft

erstere bedeutete ein

;

hundert nimmt das Wort Landgrafschaft jedoch ebenfalls den Begriff

von einem grösseren Complex Land an und der Landgraf

jetzt

der Herr dieses Territoriums. Die Landgrafschaft

Das Reichsgut war

ein grosses Allodium geworden.

ist

fast alles

ist

nun

Haus-

gut geworden. Der Titel Landgraf galt jetzt höher als der Titel Graf.

Im

waren von 1168

Ober-Elsass

—1648

Habsburger

die

Reichsgut war gar nichts geblieben.

Landgrafen gewesen.

Es

war ihnen gelungen, den Unterschied von Reichsgut und Hausgut völlig zu verwischen. Sie hatten Reichsgut, Rittergut und Kirchengut an sich gebracht und rechneten den ganzen Sundgau mit Ausnahme von Mülhausen und einen grossen Theil des Ober-Elsass sich als Hausgut an.

Von den 1110

>| 2

1648 die Grafschaft Landser

mit 45,

Ortschaft des Elsass besassen die Habsburger

Landes krön zur Hälfte, die Herrschaft Mass-

Sennheim mit

münster mit 16,

die Vogtei

mit I81J2,

Herrschaft

die

266 Ortschaften, die Herrschaft

Pfirt mit

Isenheim

2, die Vogtei

mit

schaften Bollweiler mit 6 ^2, Landsberg mit 7

im Weiler- oder Albrechtsthale Königsburg mit einer Ortschaft

und

die 40 Reichsdörfer

Hälfte des

;

in

mit 221/2

1/2,

Ensisheim

Lehensherr-

die

3,

die Albertina

und die Herrschaft

ausserdem die Ortschaft Biesheim

;

Summa

429 Ortschaften sowie die

Hagenauer Forst. Schliesslich hatten

Habsburger

die

die Landvogtei über die zehn Kaiserlichen Städte inne.

Reichsritter gab es

im Ober-Elsass nicht mehr

bezwungen und trugen

ihre Güter zu

Im

letzte

Jahr 1478 fand das

Lehen von

Landgericht in

;

sie

waren

Oesterreich.

Ensisheim

statt.

Darauf wurde daselbst die österreichische Regierung eingerichtet. Die Richter urtheilten im

Man

appellirte von

Namen

des Erzherzogs zu Innsbruck.

Ensisheim nach Innsbruck.

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So war aus der



Elsass

dem

alten reichslehnbaren Landgrafschaft Ober-

alten

Richteramt

mit

Königsbann



öster-

reichisches Hausgut geworden.



Im Unter-Elsass waren von 1197 1350 Werde Landgrafen. Die Landgerichte wurden Röschwoog im

UflVied

und

in

Grafen

die

zu

Erstein,

von zu

Hagenau abgehalten. 1350 wurde

Friedrich von Oettingen, Schwiegersohn des letzten Grafen von

Werde, Landgraf im Unler-Elsass. Sein Sohn Ludwig verkaufte 1359 mit Zustimmung des Kaisers Karl IV. die Reichslehen der Landgrafschaft. Den grössten Theil erwarb der Herr von Lichtender schon das Landgericht zu Röschwoog

berg, besass.

als

Afterlehen

Der Bischof von Strassburg kaufte die Burg Werde und

Erstein, den andern Sitz des Landgerichts,

und Kaiser Wenzel

belehnte darauf 1384 den Bischof von Strassburg Friedrich von

Blankenheim mit der Landgrafschaft im Nieder- Elsass. Dieselbe

Werde und dem Städtchen

bestand also damals nur aus der Burg Erstein.

1

Das war von allen Gütern der allen reichslehnbaren

Grafschaft Nieder-Elsass geblieben

Eine Jurisdiction auf «frem-

!

1384 Oberhaupt nicht mehr vorhanden. Die Bischöfe von Strassburg führten von 1384 1648 den

den Boden» war

seit



Landgrafen von Nieder-Elsass.

Titel

Im in

Unter-Elsass

nahm

Oesterreich als Eigenthum für sich

Anspruch die Herrschaften Königsburg und im Weilerthal

23J| 2 Ortschaft.

Beide

Herrschaften

waren

*

im Jahre 1648

verpfändet.

Reichslehen gab es im Unter-Elsass 1648 nicht mehr, nur reichsunmittelbare Stände, 40 Reichsdörfer

und einen Reichs-

wald bei Hagenau.

Die 10 Kaiserlichen Städte im pole genannt, welche sich zu

1

Werde wird 1651

Elsass,

die

Deca-

einem Schutz- und Trutzbündniss

in der Reichsritterschaft-Matrikel als Reichs-

rittergut aufgeführt.

Die Herrschaft im Weilerthal, 22

1

|