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German Pages 28 [32] Year 1948
DES PRAXITELES HERMES VON OLYMPIA VON
ALBERT K R E U Z E R Gymnasial-Direktor a. D.
V E R L A G
W A L T E R
DE
G R U Y T E R & C O .
vormals G . J . Göschen'sche Verlagshandlung buchhandlung
• Georg Reimer
• J . Guttentag, Verlags-
• Karl J. Trübner
BERLIN
1948
• Veit & Comp.
MEINER LIEBEN
FRAU
und dem Andenken GERHART
RODENWALDTS
Veröffentlicht unter der Zulassung Herberl Cram V e r l a g W a l l e r de Gruyter & Co, Berlin, Nr. 93 der Nachrichtenkontrolle der Militärregierung. VI. 48 - 1000.Verfasser Alberl Kreuzer, Gymnasial-Dir. a. D., g e b . am 25. 3. 1873 in Donaueschingen Druck: Buchdruckerei Hans Kruse, Philippsburg/Baden
Das Lächeln des Hermes Sinndeutung
Zur 70. Wiederkehr des Tages, 8. Mai 1877, an dem der Hermes des Praxiteles in Olympia wieder ans Licht kam.
u a eli P h o t o g r a p h i e
W.
Hege
Olympia.
Abb. 1: Hermes
Museum,
(Original)
Mild und leise wie er lächelt, Seht ihr's F r e u n d e ? Seht ihr's nicht? Richard Wagner, Tristan und
Isolde.
1 Die Hellenen dachten sich ihre Götter im G r u n d e nicht anders als wie idealisierte Menschen, die an die Vergänglichkeit der Zeit, an räumliche und sonstige Schranken des Irdischen nicht gebunden sind. D a r u m schrieben sie ihnen auch jede Regung u n d Äußerung menschlicher Leidenschaften, Gefühle u n d Stimmungen zu: Liebe und Haß, Furcht und Mitleid, K u m m e r und Freude, Neid und Eifersucht, Bewunderung u n d Spott, Ernst, Humor und Frohsinn, von all dem können die Himmlischen bewegt sein. So verleiht am Eingang der griechischen Poesie schon H o m e r seinen dichterisch verklärten Olympiern, unbeschadet ihrer Würde, zum Ausdruck eines feineren seelischen Empfindens gewisser Situationen ein Lächeln, das verschiedene F ä r b u n g zeigen kann. Bald spricht sich darin das göttlich überlegene Wissen, bald gütige Ironie, bald liebliche Anmut aus. Im 1. Gesang der Ilias (1,595) befolgt die in ihrer Hoheit gekränkte Here des Hephaistos humorvolle Mahnung, zum Zeichen der Versöhnung mit dem erzürnten Gemahl den dargereichten Becher zu nehmen, mit dem Lächeln kluger Nachgiebigkeit: „ . . . da lächelte Here, die Göttin mit blendenden Armen, lächelnd n a h m von der Hand des Sohns sie den Becher entgegen." Unter zärtlich ironischem Lächeln gibt sich Athene in der Odyssee (13,287) ihrem erfindungsreichen Liebling Odysseus auf seine Lügen, womit er sie über seine w a h r e Person täuschen will, als seine allwissende Schutzgöttin zu e r k e n n e n : „ . . . Da lächelte leuchtenden Auges die Göttin Athene, streichelte ihn mit der Hand . . ." J a selbst auf den Mienen des erhabenen Göttervaters Zeus leuchtet ein Lächeln auf, wie er (Ilias 5,426) die verwundete Aphrodite auf den Spott, den ihr die mißglückte Teilnahme an der Schlacht bei Athene und Here eingetragen hat, mit väterlichen Worten tröstet. F ü r die homerische Vorstellung von der A n m u t Aphrodites ist das stehende Beiwort •fiXo|i.|j.E,.S-r1