Der Prediger Salomo: Neu übersetzt und auf seinen Gedankengang untersucht [Reprint 2020 ed.]
 9783111486789, 9783111120171

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A. Marcus und E. Webers Verlag in Bonn

EDUARD KOENIG Dr. Litt. Semit., phil. et theol. ord. Professor und Geh. Konsistorialrat in Bonn

Moderne Vergewaltigung des Alten Testaments

Hermeneutik des Alten Testaments Mit s p e z i e l l e r B e r ü c k s i c h t i g u n g der modernen Probleme

Das antisemitische Hauptdogma

DER PREDIGER SALOMO NEU ÜBERSETZT UND AUF SEINEN GEDANKENGANG UNTERSUCHT

VON

Lic. DR. MARTIN THILO PRIVATDOZENT AN DER UNIVERSITÄT BONN

A. MARCUS UND E. WEBERS VERLAG • BONN DR. JUR. ALBERT AHN 1923

Alle Rechte v o r b e h a l t e n .

Vorwort. Die in der vorliegenden Untersuchung enthaltene Übersetzung will ähnlich wie die vorangegangene des Hohenliedes weder wörtlich sein, noch den Text frei reproduzieren. Eine wörtliche Ubersetzung kann nur verstanden werden, wenn man den Urtext daneben benutzt. Eine freiere Reproduktion, wie etwa auch die Luthers, hat mehr praktischen und liturgischen Wert. Mir kam es darauf an, den exegetisch ermittelten Sinn so eindeutig wiederzugeben, daß die Ubersetzung mit einem Transparent verglichen werden kann, der den Urtext, so wie er ist, unmittelbar durchscheinen läßt und klar zur Erscheinung bringt, wie mir das auch besonders gut bei Kittels Psalmenübersetzung gelungen zu sein scheint, nur daß der Text des Predigers mitunter zu etwas freierer "Wiedergabe zwingt. "Wie schwer es ist, den Sinn und die Empfindung eines hebräischen Satzes in klarem gutem Deutsch wiederzugeben, und wie wenig man nach Verständnis des Urtextes einen Maßstab dafür hat, ob die angefertigte Ubersetzung dem Leser den gefundenen Sinn eindeutig vermittelt hat, wurde mir klar, als ich den Ubersetzungsentwurf mehreren stilistisch gebildeten Herren zur Durchsicht gab, die den Urtext nicht zu Hilfe nehmen konnten. Die vielen Fragezeichen und mannigfachen Verbesserungsvorschläge regten mich an, die Ubersetzung wesentlich deutlicher zu gestalten, sodaß ich mein Verfahren allen denen wärmstens empfehlen möchte, welche ähnliche Ubersetzungsgrundsätze anwenden wollen. Ich fühle mich daher verpflichtet, jenen Herren hiermit meinen aufrichtigen Dank für ihre wertvolle Mitarbeit auszusprechen. Nicht minder dankbar aber bin ich dem, ohne dessen geldliche Unterstützung diese Arbeit unter den heutigen Verhältnissen nicht hätte erscheinen können. E i t o r f (Sieg), den 29. Januar 1923.

Lic. Dr. Thilo.

Das Problem. Der Prediger Salomo, oder der Kohelet, wie wir das Buch mit seinem hebräischen Namen gleich nennen wollen'), — weil zweifelhaft ist, ob es sich überhaupt auf Salomo beziehen will2) — ist auch in der Neuzeit mit Vorliebe bearbeitet worden, und eine Fülle gediegenen exegetischen Materials strömt uns aus den Kommentaren zu. Dennoch ist es nicht ohne Reiz, die exegetischen Probleme, welche dieses merkwürdige Buch bietet, noch einmal der Reihe nach durchzudenken, weil bis auf den heutigen Tag die Ansichten über die Zentralfrage, welches denn eigentlich der wesentliche Gedankengang des Buches sei, weit auseinandergehen. Scheiden wir die Eingangsverse nebst dem Epilog des Buches 8 ) als besondere Teile von der Betrachtung aus, weil sie Kohelet in der dritten Person einführen, während Kohelet in dem eigentlichen Buche, abgesehen von einer scheinbaren Ausnahme 4 ), sich in der ersten Person nennt, — so zerfallen die Ausleger in zwei Gruppen. Die einen meinen, Kohelet habe das Buch im wesentlichen so geschrieben, wie es uns jetzt vorliegt; die anderen halten das für unmöglich und rechnen mit starken Veränderungen, die das ursprüngliche Geisteserzeugnis Kohelets erfahren habe. Die Inhaltsangaben nämlich, welche die ersteren zu unserem Buche machen, sind so unübersichtlich und wirr ausgefallen 5), daß man schwer glauben kann, das Buch sei in der uns vorliegenden Gestalt aus der Feder Kohelets geflossen. Ist der Gedankengang so verworren, daß er keines besseren Deutungsversuches fähig ist, dann kann das Buch, dessen einzelne Gedanken mit „großer Sorgfalt und Feinheit" ausgedrückt sind, uns 2 >) Cf. Nt 1. ) cf. Nt 2 usw. ») I 1 u. 2, XII 8—14. 6 *) cf. Nt 148. ) Zu den älteren Versuchen Zöckler in „Der Pred. Sal." in J. P. Langes Bibelwerk (1868) S. 104 ff.

T h i l o , Der Prediger Salomo.

1

2

Das Problem.

nicht unversehrt überliefert sein. So etwa urteilte Bickel mit Recht 1 ). Da nun sein Versuch, die empfundene Verworrenheit durch die Annahme einer Verwirrung der einzelnen Blätter einer ältesten Handschrift zu erklären, nicht befriedigte, mußte ein anderer Versuch nach dieser Richtung hin gemacht werden. So trat dann Siegfried a ) mit der Meinung auf, die Unvereinbarkeit der verschiedenen Ideen im Buche Kohelet sei aus einer etwa siebenfachen Überarbeitung einer ursprünglichen Schrift zu erklären; und später trug Paul JHaupt3) ebenfalls den Versuch vor, einen philosophischen „Kohelet herauszuschälen, der mehrere schichtartige Überarbeitungen erfahren habe. Da nun aber, wie Sellin i ) mit Recht bemerkt, ein philosophischer Kohelet eher vernichtet als überarbeitet worden wäre, und der letzte ausführlichere Kommentar zum Buche Kohelet, der Zapletals 6 ) — welcher Kohelet als den Autor des ganzen Buches ansieht — dieses in 54 lose aneinandergereihte Reflexionen zerfallen läßt, ohne es genügend gegen den Zweifel an der Einheitlichkeit schützen zu können, mit welchem Erfolge er sich auch zu zeigen bemüht, daß die verschiedenen Meinungen im Buche nicht philosophisch sondern ATlich seien6), so ist die Zentralfrage bis heute nicht geklärt. Die Alternative Bickels bleibt. Entweder ist das uns vorliegende Buch das Werk e i n e s Verfassers, dann muß ein klarer Gedankenzusammenhang aufzuweisen sein, oder wenn das nicht möglich ist, dann muß die vermeintliche Unordnung anders zu erklären sein. Nicht gut möglich aber ist es, ohne weiteres die ganze vermeintliche Unordnung in den Geist Kohelets zu verlegen. Die Untersuchung des Buches Kohelet auf seinen Gedankengang, der die nachfolgenden Blätter gewidmet sind, soll durch eine Übersetzung erleichtert werden, die den auf exegetischem Wege ermittelten Sinn in einer uns Deutschen verständlichen Form festhält und der weiteren Reflexion über den Grundsinn der einzelnen Abschnitte zur Verfügung stellt. Die Übersetzung muß also dem Ideal genähert werden, wie es etwa Bertholet 7 ) l ) Der Pred. üb. den Wert des Daseins. Innsbr. 1884 S. 3. ) Handk. z. AT Gott. 1898. ') Kohelet oder Weltschmerz in der 4 6 Bibel. Leipzig 1905. ) Einl. in das AT 3 1920 8. 157. ) Das 8 Buch Kohelet. Freibnrg 1905. i a. a. 0. S. 22 ff. u. 43 ff. '') Vorwort zur 4. Aufl. von Kautzschs Übersetz, d. AT's. 2

3

Das Problem.

aufstellt, demgemäß die "Wahrheit das erste Erfordernis der Übersetzung ist, doch so, daß man sich nicht mit einer exakt photographischen Wiedergabe des Textes begnügt, sondern die Ubersetzung bildmäßig lebendig gestaltet, um ein künstlerisch vollwertiges Abbild des Originals zu erstreben. Dann wäre es in unserem Falle die Aufgabe der exegetischen Bemerkungen, die Brücke vom hebräischen Texte zur Übersetzung zu schlagen, namentlich da, wo die Übersetzung freier ausfallen muß, während die exegetischen Begründungen da kürzer sein dürfen oder ganz entbehrlich sind, wo es schon die Übersetzung zeigt, für welche Auffassung entschieden wurde, es sei denn, daß die Deutung von den bisher vertretenen Meinungen abweichen mußte. Daß man trotz der großen Fülle von Auslegungen gelegentlich auch neue Auffassungen haben kann, zeigt die neueste Geschichte der Auslegung Kohelets. Denn wenn auch der Kommentar von Franz D e l i t z s c h a n Reichhaltigkeit direkt verwertbaren exegetischen Materials besonders wegen Berücksichtigung der talmudischen Literatur nicht überboten werden konnte, so ist dennoch bei den neueren Exegeten ein Fortschritt zu bemerken. Ein solcher war auch wohl durch Sichtung und sinnentsprechendere Verwendung des Materials unter gelegentlicher Ergänzung zu erzielen und ist auch heute noch möglich. Der Übersichtlichkeit wegen sollen die exegetischen Bemerkungen in Gestalt von Noten an den Schluß der Übersetzung gestellt werden. I n der Übersetzung soll überall da, wo ein Gedanke zu Ende geführt scheint, ein Absatz gemacht werden und gleich dessen Inhalt rekapituliert und schließlich in einen Satz zusammengefaßt werden; auch soll da, wo die Übersetzung nicht ganz eindeutig gefaßt werden konnte, eine entsprechende Erklärung mit einfließen. Auf diese A r t sind die exegetischen Bemerkungen von den Reflexionen über den Inhalt äußerlich getrennt. Um so sicherer wird sich dann am Ende die Frage beantworten lassen, ob die einzelnen Sätze, die gewonnen wurden, sich zu einer höheren Einheit verbinden lassen oder nicht. *) Im bibl. Komment, z. AT IV 4.

Leipzig 1875. 1*

Übersetzung liebst Inhaltsangabe. II

( I I ) Worte Kohelets 1 , des Sohnes Davids 2 , 2 Königs zu Jerusalem s . (2) Ach Eitelkeit, Kohelet sprach, nur Eitelkeit! Alles ist eitel! 4 Diese Verse nehmen sich wie die von einem Heransgeber des Buches herrührende Einleitung aus. E i n g a n g (I 1 u. 2).

(3) Was nützt dem Menschen alle Mühe B , die 3 4er hat unter der Sonne! (4) Geschlechter gehen, Geschlechter kommen, doch ewig bleibt die Erde. 5(5) Die Sonne geht auf, die Sonne geht unter und 6 strebt 8 dem Ort wieder zu, da sie aufgeht. (6) Nach Süden geht hin der Wind und dreht sich nach Norden, immerfort wendet der Wind sich, zu er7 neuern den Kreislauf. (7) Alle Flüsse fließen ins Meer, und das Meer wird nicht voll; an den Ort, 8 da sie hingehen, gehen immer sie hin. (8) Unsäglich ermüdend 7 ist alles; nicht satt wird das Auge, nicht 9 genug 8 hat das Ohr. (9) Es geschieht, was geschah 9 ; man tut, was man tat. Nichts Neues gibt es unter 10der Sonne. (10) Sagt einer wohl: Sieh, das da ist neu! — längst war es in Zeiten 10 , die vor uns gel l wesen. (11) Man gedenkt eben nicht der früheren Zeiten 11 , wie der jetzigen wieder man einst nicht gedenkt 12 . Kohelet erscheint die Mühe des menschlichen Lebens zwecklos (3). Denn ein zielloses Gehen und Kommen der Geschlechter zeigt sich auf der Schaubühne der Welt (4). Die Vorgänge in der Natur mit ihren monotonen Wiederholungen, dem ewigen Auf- und Untergehen der Sonne (5), den steten

I 12—18.

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Drehungen des Windes (6), der UnVeränderlichkeit des Meeres, obwohl die Flüsse fort und fort darin einmünden (7), lassen Auge und Ohr des Betrachters unbefriedigt (8) — und sind recht ein Bild des menschlichen Lebens, in dem sich alles wiederholt. Nur wegen der mangelnden Erinnerung an die Vergangenheit verkennt man die Tatsache, daß nichts Neues unter der Sonne geschieht (9—11). a) D e r u n a u f h ö r l i c h e K r e i s l a u f i n N a t u r - u n d Menschenleben ermüdet seiner Zwecklosigkeit w e g e n (I 3—11).

I 12 (12) Ich Kohelet war in Jerusalem König über 13 Israel 1 8 (13) und bestrebt, die Weisheit zu suchen und zu entdecken, die da wäre in allem was unter der Sonne geschieht 15 . Ach das war eine leidige Arbeit 16 , die Gott den Menschen gegeben, sich da14mit zu plagen! (14) Ich besah alle Werke, die man tut unter der Sonne, doch alles war eitel und Haschen 15 nach Wind. (15) Krummes ist doch nicht gerade 17 und Fehlendes darf man nicht zählen 18. Kohelet stellt sich einem Könige in Jerusalem gleich, also einem Manne, der auf hoher Warte steht, dessen Blicken sich das Leben in dem ganzen Keichtum seiner Mannigfaltigkeit zur Beobachtung darbietet (12). Indem er das Leben auf seinen Sinn untersucht, findet er, daß die Arbeit, die Gott den Menschen aufgetragen hat, zweck- und zielloses Mühen ist (13 u. 14), wenigstens, wenn er der Wahrheit die Ehre geben und die Augen gegen die Mängel nicht verschließen will (15). b) D i e v o r u r t e i l s f r e i e B e o b a c h t u n g d e s M e n s c h e n l e b e n s z e i g t d e s s e n S i n n l o s i g k e i t (I 12—15).

16

(16) Ich sprach bei mir selbst, große Weisheit hab' ich erworben, mehr als alle, die vor mir über Jerusalem waren 19 ; viel Weisheit und Wissen ward 17 mir zuteil 20 . (17) Doch da ich gedachte 21, klar zu scheiden Weisheit und Wissen von Torheit und Unverstand 22, da merkte ich, daß auch dies ein Haschen 23 18 nach Wind ist. (18) Denn bei viel Weisheit ist viel Verdruß, und mit dem Wissen mehrt man den Kummer. Je mehr sich vom Leben den Augen K.s darbietet, desto reichlicher hat er Gelegenheit, sein verstandesmäßiges Erkennen zu üben (16). Er sieht jedoch, daß ein Bingen nach absoluter Klarheit auf rein theoretischem Wege nicht zum Ziele führt (17) sondern nur Verdruß bringt (18).

6

I I 1—10. c: E i n e r e i n t h e o r e t i s c h e B e t r a c h t u n g s w e i s e f ü h r t n i c h t zu a b s o l u t e r K l a r h e i t u n d e n d e t m i t Verd r u ß (I 16—18).

II 1

(II 1) Ich dachte bei mir, wohlan mit Freude versuch es 2 4 ! Genieße das Leben 2 5 ! Doch sieh, 2 auch dieses war eitel. (2) Unsinnig 28 nannt ich das Lachen und zwecklos 27 die Freude 2 8 . 3 (3) Nun war ich darauf aus, den Leib zu pflegen mit Wein, doch dies bei weisheitsbeflissenem Herzen 89 , um zu erfassen 3Ü, was Torheit ist, und so zu erfahren, was für die Menschen das beste zu tun sei unter 4 dem Himmel, solange sie leben. (4) Ich tat große Dinge, baute mir Häuser und pflanzte mir Wein5 berge, (5) legte Gärten an und Parke, mit Bäumen 6 bepflanzt von allerlei Frucht, (6) und Teiche, zu 7 tränken den Wald der sprossenden Bäume. (7) Ich hatte Knechte und Mägde 3 1 und Gesinde, im Hause geboren, und Rinder und Schafe, viel mehr als alle, 8 die vor mir zu Jerusalem waren. (8) Auch sammelte ich Silber und Gold, Kleinode von Herrschern und Ländern, verschaffte mir Sänger und Sängerinnen 9 und Liebeslust :i2 , zahllose Mädchen, (9) und übertraf alle, die vor mir in Jerusalem waren 33 . Dabei ver10 blieb mir die Weisheit. (10) Was meine Augen nur wünschten, war mir gewährt, keine Freude dem Kerzen versagt, denn Freude hatt' ich gewonnen mit all meiner Mühe 34 . Da die rein theoretische Betrachtungsweise keine Befriedigung gewährt [c], sucht K. solche, des Forschens überdrüssig, im Lebensgenuß (1). Allein der Erkenntnistrieb, weicher ihm als Weisem nun einmal innewohnt, findet dabei k>:ine Nahrung (2). Er entschließt sich daher, das Freudenleben mit Reflexion au verbinden (3), und trifft umfängliche Einrichtungen für die Ermögiichung eines solchen Lebens (4—9). Tatsächlich erlangt er die auf solche Weise gesuchte Freude (10). d) V i e l l e i c h t f ü h r e n R e f l e x i o n e n ü b e r d i e E r f a h r u n g e n , w e l c h e m a n in e i n e m L e b e n m a c h t , das der E r l a n g u n g von L e b e n s g e n u ß g e w i d m e t ist, zur Erkenntnis eines v e r n ü n f t i g e n Lebensz w e c k e s (II 1—10).

II 11—21.

7

(11) Doch da ich prüfend betrachtete 85 all meine Werke, die ich gemacht, und die Mühe, die ich damit gehabt, da war alles eitel und Haschen nach Wind, keinen Gewinn gibt es unter der Sonne. 12(12) Sehen wollt ich nun Weisheit, Torheit und Unverstand 36. Doch wie steht's mit dem Menschen, der des Königs Nachfolger 87 ist? Was man vorlängst getan hat — 88

I I 11

e) E i n V e r s u c h z e i g t , d a ß d e r Z w e c k d e s L e b e n s g e n u s s e s im B l i c k a u f d e n E r b e n d e r E i n r i c h t u n g e n , welche den L e b e n s g e n u ß e r m ö g l i c h t e n , i l l u s o r i s c h i s t (II 11 u. 12). (Vgl. zu v. 12 Abschn. a.)

13 (13) Zwar sah ich, daß die Weisheit die Tor14 heit übertrifft wie das Licht die Finsternis, (14) daß der Weise Augen im Kopf hat, und der Tor in der Finsternis wandelt; doch erkannte ich auch, daß 15 beide 89 ein gleiches Los trifft. (15) Da sprach ich in meinem Herzen: wenn das Los des Toren auch das meinige sein wird, wozu bin ich denn so weise gewesen? Und ich sprach in meinem Herzen, auch 16 dieses ist eitel. (16) Denn auf die Dauer wird des Weisen so wenig gedacht wie des Toren, da in zukünftigen Zeiten längst alles vergessen sein wird. Ach wie stirbt doch der Weise dahin gleich wie der 17 Tor! (17) Da haßte ich das Leben, denn übel schien mir die Arbeit, die unter der Sonne getan wird; 18 alles ist eitel und Haschen nach Wind. (18) Ich haßte all meine Mühe, mit der ich mich plagte unter der Sonne, da ich meinem Nachfolger 40 mein Werk 19 überlassen 41 sollte. (19) Wer weiß, ob dieser weise ist oder ein Tor, und ob er Macht hat 4 2 über das alles, was ich erstrebte mit Weisheit unter der 20 Sonne! Auch dieses ist eitel. (20) Und mein Herz begann 43 zu verzweifeln ob aller Mühe, die ich ge21 habt unter der Sonne. (21) Geschieht's doch, daß jemand sich müht mit Weisheit, Klugheit, Geschick 44

8 II

I I 22—III 1.

— und dem die Frucht seiner Arbeit vererbt 46 , der keine Mühe gehabt. Auch das ist eitel und gar 22 übel. (22) "Was48 hat der Mensch von all seiner Mühe 23 und seinem Streben unter der Sonne, (23) wenn 4 7 all seine Tage erfüllt sind mit Kummer und Gram bei der Arbeit und nachts auch sein Herz nicht ruht! Auch das ist eitel 48 . f) D e n n o b w o h l d e r W e i s e v o r d e m T o r e n d e n V o r z u g v e r d i e n t (13 u. 14 a), so i s t es d o c h m i l i l i c h , d a ß b e i d e e i n g l e i c h e s L o s h a b e n (14b—17), f e r n e r d a ß m a n n i c h t w e i ß , ob d e r N a c h f o l g e r d a s m ü h e v o l l e r a r b e i t e t e E r b e b e w a h r e n w i r d (18—20) n n d e n d lich, daß m a n c h m a l ein Mensch sein g a n z e s L e b e n h i n d u r c h n u r die Mühe h a t , der N a c h f o l g e r a b e r u n v e r d i e n t d e n G e n u ß (21—23) (II 13—23).

24

(24) Nicht in des Menschen Macht ist es gesetzt 49, zu essen, zu trinken, zu genießen das Leben als Frucht 5 0 seiner Arbeit. Ich erkannte es wohl, 25 daß solches von Gott kommt. (25) Denn niemand 26 ißt und genießt, es sei denn durch Gott, (26) der da gibt nach seinem Belieben, dem einen 6 1 Weisheit, Wissen und Freude, dem Unglückseligen 6 2 aber die Arbeit des Sammeins und Häufens für andere nach Gottes Belieben. Auch das ist eitel und Haschen nach Wind. K., dem es nicht gelungen war, auf dem Wege rein theoretischer Keflexion im Menschenleben einen Sinn zu entdecken [c], hatte sich Lebensgenuß verschafft, um praktisch zu erfahren, ob darin ein vernünftiger Zweck zu entdecken sei [d]. Damit war K. an einem Ausgangspunkt der Untersuchung angelangt, auf den er in seinem ganzen Buche immer wieder zurückkommt. Nachdem er [e n. f.] gesehen hat, daß der Wert des Lebensgenusses in Frage gestellt und sein vernünftiger Zweck stark bezweifelt werden muß, geht er jetzt [in Anknüpfung an Vers 21—23] dazu über, eine allgemeine Wahrheit auszusprechen, die wir in Anknüpfung an den vorigen Satz [f], wie folgt formulieren müssen: g) I n A n s e h u n g b e s o n d e r s d e r z u l e t z t g e n a n n t e n M ö g l i c h k e i t i s t d a h e r zu b e d e n k e n , daß das E r l a n g e n des L e b e n s g e n u s s e s n i c h t in d e s M e n s c h e n M a c h t s t e h t (II 24—26).

III 1

(III 1) Jegliches Ding dauert seine Zeit 5 3 , alles Vornehmen 64 unter dem Himmel hat seine Stunde,

III 2 - 1 5 .

9

I I I 2 (2) Geborenwerden und Sterben, Pflanzen und Wieder3ausreuten, (3) Töten und Heilen, Einreißen und 4 Bauen, (4) "Weinen und Lachen, Klagen und Tanzen, 5(5) Steine hinwerfen und Steine sammeln, Umarmen 6 und Fernsein 5B , (6) Suchen und Verlieren, Auf7 bewahren und Fortwerfen, (7) Zerreißen und Nähen, 8 Schweigen und Keden, (8) Lieben und Hassen, Krieg 9und Friede. (9) Was für ein 5 6 Ziel hat man bei 10seinem Tun und Mühen 5 7 ? (10) Ich besah die Arbeit, die Gott dem Menschen gegeben, sich damit 11 zu plagen. (11) Alle Dinge wirkt Gott zu ihrer Zeit 3 8 , und gab's ihm auch Gott, zu erwägen den Zeitlauf 69, kann er doch Gottes Tun nicht erfassen 12nach Anfang und Ende 6 0 . (12) Ich erkannte, daß es nichts Besseres gibt für den Menschen als fröhlich sein und sich's wohl sein lassen 61 im Leben 62 ; 13 (13) doch erkannte ich auch, daß es Gottes Gabe bleibt 63 , wenn jemand ißt und trinkt und das Leben 14genießt f ü r 6 4 all seine Mühe. (14) Ich erkannte, daß alles, was Gott tut, feststeht 68 für ewig; da gibt es kein Zutun und Abtun; Gott tut es, auf 15 daß man sich fürchte vor ihm. (15) Was ist 68 , das war längst, nicht minder was sein wird, und Gott bringt Entschwundenes 67 wieder. Die letzte Behauptung, daß das Erlangen des Lebensgenusses nicht in des Menschen Hand steht [g], sucht K. in diesem Abschnitt positiv zn begründen. Alles, sagt er, hat seine Zeit: Geborenwerden und Sterben usw. (1 u. 2), Töten und Heilen, wobei man des nachherigen Verses 8 wegen nicht an den Krieg sondern an das Töten strafbarer Individuen denken muß, so daß dann das „Heilen" sich auf den Schutz und die Pflege "Vergewaltigter beziehen, müßte usw. (3 u. 4), Steine hinwerfen und Steine sammeln, wobei man an das absichtliche Verderben eines Ackers samt dem Gegenteil denkt [vgl. II Kön 3, 19—25] usw. (5 u. 6), Zerreißen und Nähen, wobei an das Zerreißen der Kleider im Schmerz samt dem Gegenteil zu denken wäre (7—9). Ist's aber so, dann scheint das Tun des Menschen zwecklos [vgl. I 3], weil man den Zeitlauf doch nicht beeinflussen kann (10 u. 14), ihn auch vorher nicht errechnen kann (11). Es steht fest, daß der Lebensgenuß das beste in der Welt ist (12),

III 16-21. doch nicht minder, daß es ganz in Gottes Hand steht, ob man ihn erlangt oder nicht (13), denn an dem gottgewollten Kreislauf ist nichts zii ändern (14 u. In). h) A l l e m n ä m l i i - h h a t G o t t e i n e b e s t i m m t e Z e i t g e s e t z t , a u c h dem L e b e n s g e n u ß , d o c h so, d a ß d e r Mensch GotteB Z e i t n i c h t zu b e r e c h n e n v e r m a g (III 1—16).

t

16

(16) Und weiter sah ich unter der Sonne den Ort des Gerichts, da war ein gottloses Wesen, und die Stätte des Rechts, da herrschte das Böse. (17) 17 Ich dachte bei mir, den Gerechten und Bösen wird Gott richten, denn allem Vornehmen und allem Werk 18 hat er eine Zeit gesetzt os . (18) Ich dachte bei mir hinsichtlich 60 der Menschen geschieht's, daß Gott sie offenbar werden lasse als solche 70, die an sich 19 betrachtet 71 dem Tiere gleich sind. (19) Denn e i n Los trifft Menschen und Tier 7 2 ; wie dieses stirbt, stirbt auch er; denselben Odem haben sie beide, und nichts voraus hat der Mensch vor dem Tier. 20(20) Denn alles ist eitel. (20) Es geht alles an e i n e n Ort. Von Staub ist alles gemacht zum Staub kehrt 21 alles zurück. (21) Wer weiß, ob des Menschen Geist nach oben hingeht 73 und der Geist des Tieres nach unten zur Erde? Indem K. daran erinnert, daß der Gerechte vor dem menschlichen Gericht oft kein Hecht findet (16), gibt er der gewissen Hoffnung Ausdruck, daß Gott dennoch zur bestimmten Zeit seine Gerechtigkeit offenbaren wird (17). Daraus folgt aber auch, daß der gottgewirkte Zeitlauf den Menschen einstweilen als ein Wesen darstellt, das vor den Naturwesen, wie vor den Tieren, keinen Vorzug hat (18). Sein Leben ist mit den übrigen Lebewesen einer unerbittlichen Naturgesetzlichkeit unterworfen, wie das au seinem, dem der Tiere völlig gleichförmigen, Ende offenbar wird (19 - 21). Daß eine absolute Leugnung der Justerblichkeit in den Äußerungen K.s nicht beschlossen ist, zeigt Vers 17 und noch mehr IX 5 u. 6, XII 7, wo ausdrücklich einer anderen Betrachtungsweise das Recht zugesprochen wird. K. will hier nur darauf hinweisen, wie der Augenschein berechtigt, den Menschen als reines Naturwesen anzusehen, eben wenn man ihn „an sich selbst" betrachtet [V. 18]. i) D a h e r f i n d e t s i c h d e r M e n s c h n i c h t a n d e r s a l s d a s T i e r e i n e r i h m u n b e k a n n t e n Z e i t - u. S c h i c k salsfolge u n t e r w o r f e n , w e n n g l e i c h auch Gott zur

III 22—IV 3.

11

r e c h t e n Z e i t s e i n e G e r e c h t i g k e i t o f f e n b a r e n wird [III 16—21). 22

(22) I c h sah, daß es nichts Besseres gibt, als daß der Mensch sich seiner W e r k e freut, so ihm es gewährt wird 74 . D e n n wer bringt ihn dahin zu 1 schauen, was nach ihm 7 5 wohl sein wird! ( I V 1) U n d wiederum sah ich die Bedrückungen alle, die unter der Sonne geschehen, Tränen Bedrückter und niemand tröstet sie, unwiderstehlich ist die Bedrückung, 2 w e r kann t r ö s t e n 7 6 ! (2) D a pries ich die Toten, die längst gestorben, mehr als alle, die bis hierher 3 noch leben, (3) mehr aber als beide, die jetzt noch nicht sind, und das B ö s e nicht sehen, das unter der Sonne geschieht. Schon im 12. Verse [III] hatte K. festgestellt, daß der Lebensgenuß das Beste in der Welt ist. Dies tat er iai ersten Verse des vorliegenden Abschnittes zum zweiten Male. Doch formuliert er seine Feststellung nun präziser. Zunächst bringt er zum Ausdruck, wie das schon in seinen früheren Ausführungen lag, daß er nur den ans Arbeit gewonnen Lebensgenuß meint. Sodann behauptet er in demselben Verse, daß der Lebensgenuß, wenn er erlangt wird, um deswillen von nichts Höherem überboten werden kann, weil alle weiteren Lebensziele im Blick auf den Kreislauf des Weltgeschehens illusorisch sind. Denn an den Kreislauf denkt er, wenn er sagt: „Denn wer bringt ihn dahin zu «hauen, was nach ihm wohl sein wird, d. h. zur Zeit des Nachfolgers [vgl. II 12] (22). Hat man so den bestimmten Eindruck, daß K. sich in seinen Ausführungen zu einem bestimmten Abschluß gekommen fühlt, so können die folgenden Verse nur den Zweck haben, diesen abzurunden. Ohne Zweifel wollen sie auch nur den einzigartigen Wert des Lebensgenusses dadurch klarer machen, daß sie das Elend dessen vor Augen stellen, dem aller Lebensgenuß verwehrt ist (IV 1—3). k) L e b e n s g e n u ß i s t d a s B e s t e in d e r W e l t , wo d e r v e r w e h r t i s t , da i s t d a s L e b e n w e r t l o s (III 22—IV 3). Die bisherigen Sätze lassen sich nun in folgenden Hauptsatz zusammenfassen: I. Das Sachdenken über den Sinn und Wert de« menschlichen Lebens ( a - d ) zeigt, daß in dem Leben, in weichein zwar alles eitel ist, doch der Lebensgenuß als Fracht fleißiger Arbeit das Schönste und einzig Erstrebenswerte ist (k), wobei indessen zu bedenken bleibt, daß es ganz von Gottes gerechtem aber nnerforschlichea Walten abhängt, ob ein Mensch ihn erreicht oder nicht (ei).

IV 4—10. 4

(4) I c h sah, daß alle Mühe und alles Geschick 7 7 bei der Arbeit von dem E i f e r herkommt, es einander zuvorzutun 78 . A u c h das ist eitel und Haschen nach

5 Wind. (5) D e r Tor legt die H ä n d e zusammen und 6 verzehrt sich selbst 7 9 . (6) Eine H a n d voll R u h e 8 0 ist besser als beide F ä u s t e voll Mühe und H a s c h e n nach W i n d . Mit der Formulierung in III 22 war K., wie wir sahen, zu einem gewissen Abschluß gekommen. Als Übergang zu dem hier vorliegenden Abschnitt kann man die drei letzten Verse des vorigen Abschnittes [IV 1—3] ansehen, die das einzig Wertvolle des Lebensgenusses noch einmal deutlich machen wollten. Nichts anderes nämlich will auch dieser Abschnitt. Nur redet er nicht von solchen, die ohne ihr Verschulden um den Lebensgenuß kommen, wie in den vorhergehenden Versen, sondern von solchen, die ihn törichterweise gar nicht erstreben. K. erinnert daran, wie der Ehrgeiz die Triebfeder des menschlichen Handelns ist (4), und behauptet, nachdem er dem Mißverständnis vorgebeugt hat, als ob Trägheit besser als Betriebsamkeit sei (5), daß die innere Seelenruhe den Vorzug vor ehrgeizigem Streben verdiene (6) — offenbar doch, weil man damit den einzig wertvollen Lebensgenuß verscherzt. Wir werden sehen, daß bis VI 9 immer wieder dieser selbe Gedanke variiert wird. Der Übersichtlichkeit wegen wollen wir daher schon jetzt den Ausführungen bis VI 9 eine gemeinsame Überschrift geben, die gleichzeitig den zweiten Hauptsatz bildet, in den wir K.'s Ausführungen zusammenfassen können. Er schließt sich eng an Satz I an und muß lauten: II. Der einzigartige Wert des Lebensgenusses tritt besonders klar in die Erscheinung, wenn man sieht, wie vrenig die erlangen, welche ihn nicht erstreben, n ä m l i c h an denen 1) d i e v o r l a u t e r E h r g e i z n i c h t z u r R u h e k o m m e n (IV 4—6). 7 (7) W i e d e r u m sah ich Eitelkeit unter der Sonne. 8 (8) D a steht einer allein, hat weder Bruder noch Sohn, doch Mühe ohne Ende, kann nicht satt werden des Reichtums. F ü r wen denn müh' ich mich da, bringe mich um allen Lebensgenuß? A u c h das ist 9 eitel und leidige Arbeit. (9) Besser sind zwei daran als einer, weil sie schönen L o h n haben für ihre Mühe. 1 0 ( 1 0 ) Fällt der eine, dann richtet der andere ihn a u f 8 1 . W e h e dem einen, der fällt! Niemand ist

IV 11—V 1.

13

IV11 da, der ihm aufhilft. (11) Ferner wenn zwei zusammen schlafen, so wird ihnen warm, n i c h t warm 18 aber wird einer. (12) Einen bewältigt ein Feind, dem zwei doch standhalten 82 ; und nicht leicht zerreißt ein dreifacher Faden. m) d i e a l l e i n s t e h e n , o h n e m i t a n d e r e n d i e F r u c h t i h r e r A r b e i t t e i l e n z u k ö n n e n (IV 7—12).

13

(13) Besser ein Jüngling, der arm aber klug, als ein alter und törichter König, der keine Warnung 14 mehr annimmt. (14) Aus dem Gefängnis kam einer zur Herrschaft 83 , unter jenem König 8 4 als Armer 15 geboren. (15) Alle Welt sah ich nachlaufen diesem 16 Jüngling 85, dem Nachfolger des Königs, (16) zahllos das Volk, das sich ihn erkor 8ß . Gleichwohl 87 gefiel er den Späteren 88 nicht mehr. Auch das ist eitel und Haschen nach Wind. K. erzählt von einem alten König, der sich nicht mehr belehren läßt, der also wohl, zäh am Alten hängend, weder den Willen noch die Beweglichkeit hat, den veränderten Verhältnissen und den berechtigten Ansprüchen der Untertanen Rechnung zu tragen. Ihm wird ein armer junger Mann gegenübergestellt (13), der aus dem Gefängnis heraus auf den Thron kommt (14), wohl weil er klug die Zeitlage erfaßt und so das ganze Volk auf seine Seite zu ziehen versteht. Gleichwohl gefällt er später nicht mehr (15 u. 16). In dieser Geschichte offenbart sich ein Eiteles, sagt K. zum Schluß. Das Eitele aber kann nicht darin liegen, daß der zweite König später in den Fehler des alten verfällt. In diesem Falle wäre das Verhalten des Volkes natürlich. Die Eitelkeit und das Haschen nach Wind liegt vielmehr in dem Streben des jungen Mannes nach Volksgunst, weil die wetterwendisch ist. Das Streben nach großem Ansehen wird ebenso wie der Ehrgeiz [1] und die selbstsüchtige Einsamkeit [m] als töricht hingestellt, weil man sich dadurch um die Frucht der Arbeit, den Lebensgenuß, bringt. n) d i e n a c h g r o ß e m A n s e h e n t r a c h t e n , d a s d o c h u n b e s t ä n d i g i s t (IV 13—16).

17

(17) Wenn du zum Hause Gottes gehst, lenk sorgsam die Schritte, und nahe dich zu hören; was besser ist s ", als wenn die Toren Opfer bringen, denn V 1 Böses tuen sie aus Unverstand 90 . (V 1) Deine Zunge zügle 81 , sei langsam zu reden vor Gott, denn Gott

14

V 2—8.

ist im Himmel und du bist auf Erden, drum spare V 2 mit Worten. (2) Denn wie der Traum von Vielgeschäftigkeit kommt, so macht der Tor viele Worte92. 3 (3) Wenn du Gott ein Gelübde darbringst, erfülle es bald, denn Toren gefallen ihm nicht. Was du ge4 lobt hast, bezahle 98. (4) Besser du tust kein Gelübde, als daß du etwas gelobst und hältst es dann nicht 5(5) Mach dich nicht selbst zum Sünder 94 durch deinen Mund, damit du dem Priester 9Ä nicht zu sagen brauchst: es war Übereilung — und Gott dir nicht zürne ob deiner Rede und das Werk deiner 6 Hände verderbe. (6) Von Träumen nur kommt eiteler Wortschwall 98 . Du fürchte Gott 9 7 ! K. empfiehlt, beim Besuch des Tempels das Hören von Lehrvorträgen der Beteiligung an Opfermahlzeiten vorzuziehen wegen der verhängnisvollen Folgen der Unwissenheit (17). Vor allen Dingen soll man nicht vor Gott viel Worte machen, weil sie Zeichen iiDgesammelten Strebens und Arbeitens sind (V 1 u. 2) nnd Strafe nach sich ziehen, besonders wenn man sich durch Unbesonnenheit zu unerfüllbaren Gelübden versteigt (3—6). Der Inhalt dieses Abschnittes läuft den vorigen [1— n] parallel. Indem wir ihn unter Satz I I subsumieren, sagen wir: o) d i e i n f o l g e z e r s t r e u e n d e r Y i e l g e s c h ä f t i g k e i t s i c h zu u n e r f ü l l b a r e n G e l ü b d e n h i n r e i ß e n l a s s e n (IV 17—V 6).

(7) Siehst du eine Behörde 9 S die Armen bedrücken und das Recht verleugnen, entsetze dich nicht, denn ein Hoher nimmt Rücksicht auf 9 9 8 Höhere, über denen noch Höhere stehen. (8) Ein König im Lande, der den Feldbau beschützt 100 , ist dennoch 101 ein Glück.

7

K. hat hier ohne Zweifel Verhältnisse im Auge, wie sie auch im modernen Orient bekannt sind. Höhere Beamte kaufen sich ihre Ämter für große Summen und halten sich dadurch schadlos, daß sie Untergebene zwingen, sich von ihnen wieder ihre Ämter zu kaufen. Die letzteren wieder Bachen sich durch Bestechlichkeit zu entschädigen, was natürlich za Benachteiligung der ärmeren Volksklassen führt. K. will offenbar vor Umsturzgedanken wainen nnd es als töricht hinstellen, mit dem Schlechten anch das Gute zu verwerfen, statt sich den Verhältnissen, die nun einmal nicht zu ändern sind, anzupassen, und sich trotz aller Mißstände dankbar des segensreichen Königtums zu freuen.

V 9—VI 2.

15

p) die, mit der Behörde unzufrieden, auch das segensreiche Königtum verwerfen (V 7 u. 8). V 9 (9) Wer Geld liebt, hat nie genug Geld. Wer Aufwand liebt, hat nie genug Einkünfte 102. Auch 10 das ist eitel. (10) Mit der Vermehrung der Habe wächst auch die Zahl der Yerzehrer, und dem Bel l sitzer bleibt nur noch das Zusehen 1HS . (11) Süß schläft der Arbeiter, ißt er nun viel oder wenig, doch des Reichen Sättigung bringt keinen Schlaf. 12 (12) Ich sah ein arges Übel unter der Sonne. Reich13 tum hütet da einer zu eigenem Nachteil, (13) hat Unglück beim Werke und kommt um den Reichtum, 14 hat einen Sohn, doch leer ist die Hand 1 0 4 . (14) Nackt wie er vom Mutterleibe kam, geht er dahin, wie er kam; seine Mühe brachte ihm nichts ein, das er 15 könnte vererben 1 0 \ (15) Schon das ist ein arges Übel, daß er geht, genau wie er kam — denn was 16erreicht, wer da schafft für den Wind! (16) All seine Tage verbringt er im Trübsinn, in vielem Ver17druß, in Krankheit 1 0 6 und Ärger. (17) Sieh, was ich fand 1 0 7 : es ist schön, zu essen und zu trinken, das Leben zu genießen für all seine Mühe, die man hat unter der Sonne, die Zahl der Tage des Lebens, die Gott dem Menschen gegeben hat, wenn dies ihm 18zuteil wird 108 . (18) Und weiter: hat Gott einem Menschen zu Reichtum und Gütern auch die Macht gegeben, davon zu genießen, und sein Teil zu haben 109 und Freude von seiner Mühe — dann ist das eine 19 Gabe von Gott. (19) Seiner Lebenstage gedenkt er nicht viel, denn Gott ist in seiner Freude 1 1 0 . VI 1

(VI 1) Es gibt ein Übel, das sah ich unter der Sonne, das lastet schwer auf dem Menschen. (2) 2 Reichtum und Güter und Ehre gab Gott einem Menschen, nichts fehlt ihm von allem, das er begehrt, doch Gott verwehrt ihm, davon zu essen. Ein Fremder verzehrt es. Eitel ist es und ein arges

16

VI

3-12.

V I 3 Übel. (3) Wenn er auch hundert Kinder gezeugt und viele Jahre gelebt hat und groß 1 1 1 war, solange er lebte, genoß aber nicht das Leben und fand auch kein G r a b 1 1 2 , dann sage ich doch, eine Fehlgeburt 4 ist besser. (4) Denn für nichts kommt sie und in Finsternis geht sie, Dunkel bedeckt ihren Namen. 5(5) Sie sah nicht die Sonne und kannte sie nicht. 6 Mehr Ruhe hat sie als jener. (6) Wenn er auch tausend J a h r e gelebt hat, zweimal 113 , genoß aber nicht das Leben — fährt nicht alles an e i n e n Ort? 7(7) All sein Mühen 1 1 4 war nur für den Mund, ohne 8 das Begehren zu stillen. (8) Doch was hat der Weise vor dem Toren voraus? Schaue den Armen, der zu 9leben versteht 1 1 5 ! (9) Besser genießen als ausschweifend begehren, denn dieses 1 1 6 ist eitel und Haschen nach Wind. Der Sinn der einzelnen Sätze ist klar, der Inhalt des Ganzen liegt am T a g e und kann im Anschluß an die vorangegangenen Sätze wiedergegeben werden, q) D i e u n a u f h ö r l i c h R e i c h t ü m e r z u s a m m e n r a f f e n , o h n e s i e g e n i e ß e n z u k ö n n e n (V 9 — V I 9).

10

(10) Was geschieht, ist vorher bestimmt 1 1 7 ; nicht minder bestimmt ist der Mensch 1 1 8 ; er kann nicht 11 rechten mit dem, der stärker als er. (11) Viel Worte macht man darüber, nur zur Vermehrung der Nichtig1 2 k e i t e n 1 1 8 ! Was nützt es dem Menschen! (12) Denn wer kann wissen, was dem Menschen im Leben gut ist die Zahl seiner eitelen Tage hindurch, die er lebt wie der Schatten, weil niemand dem Menschen sagen kann, was nach ihm sein wird unter der Sonne 1 2 0 ! Ganz deutlich erkennt man, daß das Thema der vorigen Abschnitte hier verlassen ist. K. behauptet, daß die Vorsehung sowohl den Geschichtsverlauf als auch das Leben des Einzelnen bestimmt, ohne daß der Mensch an dieser Vorherbestimmung etwas ändern kann (10) [vgl. I I I 14]. Nutzlos sei es, die Tatsache der göttlichen Alleinbestimmung alles Geschehens zu bezweifeln (11), denn niemand weiß, so begründet K. seine These, was für seine eigene Lebenszeit das

17

VII 1 - 1 2 .

Beate ist; und dies hat wiederum darin seinen Grund, daß der Mensch den späteren Geschichtaverlauf nicht kennt, mit dem das einzelne Menschenleben in Znsammenhang steht (12) [vgl. III 22], Jedenfalls liegt der Gedanke zwischen den Zeilen, daß, wenn man selbst sein Leben bestimmen könnte, man dann auch etwas vorauswissen müßte, was nicht der Fall ist. r) D e r W e l t l a u f s a m t d e m L e b e n d e s E i n z e l n e n w i r d a l l e i n v o n G o t t b e s t i m m t (VI 10—12).

VII1

(YII 1) Wie guter Name besser als köstliche Salbe, so ist ein Tag des Todes besser als der einer 2 Geburt 1S1 . (2) Besser ist es, zum Trauerhause zu gehen als zum Hause des Lustmahls, denn dort ist das Ende der Menschen, und der Lebende nimmt 3 das zu Herzen 192 . (3) Besser ist Kummer als Lachen, denn dem Herzen ist wohl bei finsterer Miene. (4) 4 Im Hause der Trauer sind Herzen der Weisen, im 5 Hause der Freude aber Herzen der Toren. (5) Besser ist es, das Schelten der Weisen zu hören, als die 6 Lieder der Toren 12S . (6) Denn wie über Nesseln prasseln die Kessel 1 2 4 , so lachen die Toren. Auch 7 dieses ist eitel. (7) Unredlicher Gewinn 1 2 5 macht den Weisen zum Toren, Geschenke verderben das 8 Herz. (8) Besser als Anfang ist Ende der Dinge. 9 Besser als Stolz ist Geduld. (9) Laß dich nicht hinreißen zum Ärger, denn der wohnt im Busen des 10 Toren. (10) Sage doch nicht, warum nur waren die früheren Zeiten besser als diese 1 2 8 ? Denn unweise 11 ist's, danach zu fragen. (11) Weisheit ist gut, wie auch Besitz, und ein Vorzug für die, welche die 12 Sonne sehen. (12) Denn Schatten gewährt 127 die Weisheit nicht minder das Geld. Doch gut ist's 128 zu wissen, daß Weisheit dem Weisen 1 2 9 das Leben erhält. Dieser Abschnitt bietet eine Aneinanderreihung von Sentenzen. Es wird empfohlen, der Trauer z. B. bei Sterbefällen nicht auszuweichen, weil das Bedenken des Endes gesammelt und weise macht und das Herz mehr befriedigt als zerstreuende Freudentage (1—4), wie es auch nützlicher ist, ernste Worte aus weisem Munde zu hören als dem gehaltlosen Singen und Scherzen der Toren das Ohr zu leihen (5 u. 6).

Thilo, Der Prediger Salomo.

2

18

VII 13—22.

j

Unweifle macht auch die Unredlichkeit, welche anf selbeterwähltem Wege zum Glück gelangen will (7), nicht minder die Ungeduld, welche das Ende eines Dinges nicht abwarten und sich in die Zeit nicht schicken kann (8—10). Wer sich aber zur Weisheit führen läßt, der erhält sein Leben (11—12). Es ist leicht zu erkennen, wie alle diese Sentenzen auf den einen Gedanken hinauslaufen, daß die wahre Weisheit erst dann im Herzen ßanm gewinnt, wenn der Mensch die Ton Gott gesetzten Bedingtheiten erkennt. K. zieht in diesem Abschnitt also die Folgerungen für das praktische Verhalten aus dem vorigen Abschnitt. s) W e r s i c h s e i n e r B e d i n g t h e i t e n b e w u ß t w i r d , d e r b e k o m m t e i n w e i s e s H e r z (VIII—12).

13 (13) Schau Gottes "Werk an, wer kann gerade 14machen, was er krumm gemacht hat 1 8 0 ! (14) Am guten Tage sei fröhlich und am bösen Tage bedenke, daß Gott sie beide neben einander gemacht hat; und der Mensch weiß nicht, wie sie folgen 181 . (15) 15Beides 1 8 2 hab ich gesehen in meinen eitelen Tagen: dem Gerechten half seine Gerechtigkeit zum Verderben und dem Gottlosen seine Bosheit zu langem 16 Leben 1 8 3 . (16) Allzu gerecht und allzu weise 1 8 4 17 wolle nicht sein, daß du nicht anrennst 185 . (17) Sei nicht zu gottlos und töricht, daß du nicht stirbst 18 vor der Zeit. (18) Gut, wenn du jenes festhältst und dieses nicht minder 186 . Doch wer Gott fürchtet, 19 erfüllt 137 es beides 138 . (19) Weisheit macht den "Weisen stärker als zehn Machthaber 189 , die in der 20 Stadt sind. (20) Denn so gerecht ist keiner auf 21 Erden, daß er Gutes tue, ohne zu fehlen. (21) Kümmere dich nicht um jedes Gerede, sonst möchtest 22 du hören, wie dein Knecht dich schmäht. (22) Denn oftmals, weiß dein Gewissen, hast du auch andere geschmäht. Nur der ist weise, welcher die gottgewirkten Bedingtheiten des menschlichen Lebens erkennt und in sie eingeht. Das war der Gedanke, den die beiden letzten Abschnitte [r u. s] enthielten. K. ist also dabei, ans dem Bisherigen [vgl. Haupts. I n. II] die Folgerungen für das Verhalten des Weisen zu ziehen. Indem er nun noch einmal auf das Vernunftwidrige des göttlich geordneten Weltlaufs aufmerksam macht (13—15), stellt er als Lebensregel auf, daß man sich nicht durch eine

19

VII 23—VIII 1.

yjj

rigoristische, oder vielleicht ebenso richtig gesagt, rein theoretjsierende Gerechtigkeit Erfolg ertrotzen kann. Gott läßt ja der Ungerechtigkeit samt ihren scheinbaren Erfolgen freien Lauf und nimmt sie mit in den Plan seiner Weltregierung auf [vgl. Vers 13]. Zur Weisheit führt also die Gottesfurcht, welche sich einerseits durch das Gluck der Gottlosen nicht verleiten läßt, darauflos zu sündigen, und sich andererseits davor hütet, weltfremd und in Unkenntnis der göttlichen Art, die Welt zu regieren, eine Gerechtigkeit auf Erden durchzusetzen (16—18), die man als sündiger Mensch selbst nicht einmal hat (19-22). t) W e r w e i s e s e i n w i l l , h a t z u b e d e n k e n , d a ß er G e r e c h t i g k e i t n i c h t d u r c h s e t z e n k a n n in e i n e r W e l t , die s a m t i h r e r U n g e r e c h t i g k e i t u n t e r dem AValten G o t t e s s t e h t , zu s c h w e i g e n d a v o n , d a ß a u c h d e r G e r e c h t e n o c h s ü n d i g t (VII13—22).

(23) Alles dies hab ich geprüft 140 , um "Weisheit darinnen zu finden 14J , und weise zu werden, doch 24 die blieb ferne 1 4 2 von mir. (24) Fern hegt das "Wesen der Dinge 1 4 8 und überaus tief, wer kann es 25finden! (25) Ich mühte mich oft 1 4 4 , zu erkennen, zu erforschen und zu suchen die Weisheit, zum Abschluß 145 zu kommen, zu erkennen die Bosheit als 26Torheit und die Narrheit als Tollheit, (26) und fand: bitterer als der Tod ist das Weib 146 , das ein Fangnetz ist, deren Herz eine Angel ist und deren Hände Fesseln sind. Wer Glück hat, entgeht ihr, Unglück27 selige werden v e r s t r i c k t 1 4 ( 2 7 ) Siehe, das hab ich gefunden, sprach ich 1 4 8 Kohelet, eins zum anderen 28 fügend, um zum Abschluß 1 4 9 zu kommen — (28) was ich noch suche und nicht finde, ist dies: e i n e n Menschen 150 bei tausend 151 hab ich gefunden, doch unter ihnen kein W e i b 1 5 3 — nur dieses hab ich 23

V I I I gefunden: Gott hat den Menschen aufrichtig ge1 macht, doch sie suchen viel Künste. (VIII 1) Wer ist dem Weisen ähnlich 163 und versteht die Deutung der Dinge? Weisheit macht freundlich das Antlitz und milde die Züge 1 5 4 . K. wälzt in diesem Abschnitt die Schuld an den Ungereimtheiten des Weltlaufs auf den Menschen ab. Das ist an dieser Stelle um so motivierter, als die Ausführungen des vorigen Abschnittes leicht einen Schatten auf die göttliche

2*

Vili 2 - 8 . Gerechtigkeit werfen konnten [vgl. V I I 1 3 u. 15], — Nachdem K. bezeugt hat, mit welchem Ernst er angesichts der Rätsel des Weltlaufs nach Klarheit gerungen habe (23—26), bezeichnet er es als sicheres Ergebnis seines Nachdenkens, daß die Bosheit eines schlechten Weibes das Ärgste in der Welt ist (26), und als Endresultat seiner Forschungen, daß alle Verwirrung im Leben nicht von Gott, sondern vom Menschen ausgeht, wobei er in einem Zwischensatze bezeugt, daß er allerdings darüber noch n i c h t zur Klarheit gekommen sei, ob es unter tauiend Menschen wohl ein Weib gebe, das so sei, wie es sein solle, während er nur einen Mann unter ihnen gefunden habe (27 u. 28). Ganz passend schließt sich an die Schilderung dieses Suchens eine Beschreibung der äußeren Kennzeichen des wahrhaft weisen (VIII 1). n) G i b t d e m n a c h d e r W e l t l a u f u n l ö s b a r e B ä t s e i a u f , so i s t d o c h k l a r , d a ß an d e n V e r w i r r u n g e n nicht G o t t sondern der v e r k e h r t e Mensch die ^ S c h u l d t r ä g t (VII 23—VIII1). 2 ( 2 ) 1 5 5 D e n B e f e h l des K ö n i g s beachte und zwar 3 w e g e n 1 5 6 des Eides bei Gott. (3) Y o r seinem A n t litz behalte R u h e l ö 7 , gehe hinweg und versteife dich n i c h t 1 6 8 auf mißlicher S a c h e 1 5 9 . D e n n was er will, 4 das führt er auch aus. (4) Eines K ö n i g s W o r t ist 5 gewaltig und wer darf sagen: was tust du ? (5) "Weidas Gebot bewahrt, e r f ä h r t 1 6 0 nichts Übles, und das H e r z des "Weisen weiß von Z e i t und G e r i c h t i e i . 6 (6) D e n n Zeit und Gericht hat jegliches Ding, d o c h 1 6 8 schwer auf dem Menschen lastet ein Unglück. (7) 7 W e i ß er doch nicht, was sein wird; und wer kann 8 ihm künden, wie es noch kommt! (8) K e i n Mensch hat Macht über den Wind, ihn zu hemmen, und niemand Gewalt über des Todes Tag. K e i n Z u r ü c k 1 8 8 gibt's im Kriege, und keinen errettet die Bosheit, der sie verübt. Nachdem in Abschnitt u einem Mißverständnis vorgebeugt war, das sich aus Abschnitt t hätte ergeben können, kehrt K. jetzt zu dem ursprünglichen Gedanken zurück, indem er die Mahnung, nicht seine Gerechtigkeit absolut durchsetzen zu wollen [t], an einem Einzelfall verdeutlicht. Er empfiehlt, dem König- auch da gehorsam zu sein, wo man anderer Meinung ist (2 u. 3). Da der König seinen Willen doch durchsetzt, würde man sich durch Ungehorsam nur Strafe zuziehen (4 u. 5). Im übrigen wird zu seiner Zeit ja doch alles in Ordnung gebracht (6). Die Zukunft kann Ungeahntes bringen (7),

VIII 9 - 1 7 .

VIII 9

21

und der Lauf der Dinge ist nicht aufzuhalten ebenso wenig wie die Bestrafung des Bösen (8). v) I n n e r h a l b d e s u n a b ä n d e r l i c h e n W e l t l a u f s m u ß m a n s i c h j a Bchon dem W i l l e n d e s K ö n i g s a u c h i n m i ß l i c h e r S a c h e u n t e r w e r f e n , um a u f Z e i t u n d G e r i c h t z u w a r t e n (VIII 2—8).

(9) Alles dies sah ich und merkte auf alles, das unter der Sonne getan wird, solange ein Mensch über den anderen zu dessen Unglück Gewalt hat 1 6 \ 10(10) Dann 1 6 6 sah ich: Gottlose trug man zur Ruhstatt 166 , doch die richtig gewandelt 16 7, mußten fortziehen aus der heiligen Stadt 1 6 8 und wurden darin 11 vergessen; auch dieses ist eitel. (11) Weil es kein schnelles Einschreiten 16B gibt gegen die Werke der Bosheit, drum schwillt den Menschen der Mut 1 ' 0 , 12 das Böse zu tun, (12) weil ein Sünder das Böse hundert Mal tut und lange dabei lebt, obgleich ich wohl weiß, daß es denen gut geht, die Gott fürchten, 13 die wahrhaftig ihn fürchten, (13) nicht aber den Frevlern, kurzlebig, dem Schatten gleich ist, wer vor 14 G ott sich nicht fürchtet. (14) Eitelkeit ist es, was vorkommt auf Erden, daß es Gerechten geht, als wären sie gottlos, und Gottlosen als wären sie fromm. 15 Ich sprach auch dieses ist eitel, (15) und lobte die Freude, weil nichts besser ist für den Menschen unter der Sonne als Essen und Trinken und Freude, wenn damit seine Mühe begleitet ist die Tage des Lebens, die Gott ihm gegeben unter der Sonne. 16 (16) Denn als ich mich mühte, Weisheit zu erkennen, die Arbeit zu sehen, die auf der Erde geschieht, darin 1 7 1 man den Schlaf nicht findet bei Tag und 17 bei Nacht, (17) sah ich doch ein, daß der Mensch Gottes Werk nicht zu verstehen vermag, das unter der Sonne geschieht, dieweil der Mensch sich abmüht zu suchen, ohne zu finden; und wenn es auch der der Kluge zu wissen meint, er findet es doch nicht. Die Menschen haben in dieser Welt zeitweise Gewalt, einander Unrecht zu tun (9). Gottlose werden mit Ehren be-

22

IX 1—10. graben, Gerechte sterben in der Fremde und werden rergesseD (10). Es wird darauflos gesündigt, weil die Vergeltung auf sich warten läßt (11—13). Gerechten geht es, wie es Gottlosen, Gottlosen, wie es Gerechten gehen müßte (14). Deswegen ist es als ein besonderes Glück anzusehen, wenn man bei diesem undurchdringlichen Durcheinander des Weltlaufs die Frucht seiner Arbeit genießen darf (15—17). w) B e i d e r W i d r i g k e i t d e s W e l t l a u f s k a n n m a n wohl