Der Odilienberg: Mit einer Karte des Odilienberges und seiner Umgebung [[Ausz.], von August Schricker erw. und erg. Reprint 2019 ed.] 9783111482446, 9783111115610


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German Pages 32 [36] Year 1874

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Table of contents :
Vorbemerkung
I. Ausgangspunkt Strassburg
II. Ausgangspunkt Schlettstadt
Wege nach dem Odilienberg
Der Odilienberg
Regelmässig coursirende Personenfuhrwerke
Register
Karte
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Der Odilienberg: Mit einer Karte des Odilienberges und seiner Umgebung [[Ausz.], von August Schricker erw. und erg. Reprint 2019 ed.]
 9783111482446, 9783111115610

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DER

ODILIENBERG AUS DEM VOGESENFÜHRER von

D* AUGUST S C H R I C K E R e r w e i t e r t und. e r g ä n z t .

Mit einer Karte des Odilienberges und seiner Umgebung entworfen and gezeichnet von r

D JULIUS EUTING. < HS»' •

STRASSBÜRG V E E L A G VON K A E L J. T B Ü B N E E

1874

"Vorbemerkung. Am öftesten ist der Odilienberg wohl das Ziel eines Tagesausflugs; es wird hiefür bei dem Ausgangspunkte Strassburg der erste Zug (Linie Strassburg-Barr) empfohlen. Der Odilienberg wird entweder von Oberehnheim oder von Barr aus bestiegen. Wer die ganze Strecke fahren und sicher auf den Wagen rechnen will, bestelle denselben vorher in Oberehnheim (Sailly) oder in Barr (Wingert). Kommt man von S t r a s b u r g , so empfiehlt es sich sowohl f'ir die Fussgänger, wie für diejenigen welche den Wagen benutzen, in Oberehnheim die Bahn zu verlassen, da die Wagen von Barr aus ebenfalls über Ottrott fahren, also die längere Hypotenuse des Dreiecks beschreiben. — Ist in Oberehnheim der Omnibus oder ein Wagen nach Ottrott zu bekommen, so möge ihn auch der Fussgänger benutzen, und sich die Landstrassen-Strecke ersparen. Für Tagestouren wird für den Aufstieg Koute 2 von Oberehnheim aus, für den Abstieg der Weg vom Kloster nach dem Männelstein, Landsberg oder Heiligenstein empfohlen. Wer den Berg gründlicher kennen lernen will, übernachte in Oberehnheim oder Barr, oder im Kloster (hier manchmal alle Zimmer durch Pensionäre besetzt) und verwende den ganzen Tag auf den Rundgang. Zur allgemeinen Orientirung sehe man die der Specialkarte beigegebene Uebersicht. Um von der Eisenbahnlinie Weissenburg-StrassburgMülhausen aus den Odilienberg zu erreichen, kommen zwei Ausgangspunkte in Betracht: Strassburg und Schlettstadt.



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I. Ausgangspunkt S t r a s s b u r g : Eisenbahnlinie Strassburg-Molsheim-Barr. Station K ö n i g s h o f e n ; ausserhalb derselben wird nördlich (rechts) die weisse Linie der Forts von Oberhausbergen (Nr. V. Grossherzog von Baden) sichtbar. Bald hinter der Abzweigung nach Kehl (links) trennt sich die Bahn nach Westen von der Linie Strassburg-Mülhausen. Station L i n g o l s h e i m - H o l z h e i m ; zwischen beiden rechts der Bahnlinie das Aussenfort Nr. VII. Kronprinz von Sachsen. Station E n z h e i m ; nach Dorf Enzheim Va Stunde. Gasthaus zur Krone. Von hier zum G l ö c k e l s b e r g (nächster bedeutender Aussichtspunkt bei Strassburg 1 Stunde) an der Strasse Wirthshaus z. G., hier Schlüssel zum Kirchthurm, der neuerdings als Aussichtsthurm restäurirt wurde. Station D ü p p i g h e i m ; nach dem Glöckelsberg 1 Stunde. Rechts der Bahn, längs den Hügeln läuft der Breusch-Kanal, den Vauban nach 1681 hat bauen lassen, um aus dem Kronthale die Steine zum Bau der Citadelle nach Strassburg zu schaffen; auf dem Hügel das lange weisse Gebäude: Schloss von Kolbsheim, mit grossen Pflanzenhäusern und ausgezeichneter Obstzucht. NachStation D ü t t l e n h e i m , Station D a c h s t e i n . 1/4 Stunde von der Station das Dorf. Dachstein, ehedem ein befestigtes Städtchen, mit einer Burg der Bischöfe von Strassburg, erbaut 1214 durch den Bischof Heinrich II. Im Kriege mit dem Bischof Walther yon Geroldseck 1262 verbrannten es die Strassburger; im «Dachsteiner Kriege» 1420 zog sich hieher der mit den Bürgern trotzende Strassburger Adel zurück; in allen späteren Kriegen erlitt es mannigfache Schicksale, war im 30jährigen Kriege abwechselnd in Besitz der streitenden Parteien;



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1675 bemächtigte sich seiner Turenne nach einem Bombardement von 4 Tagen.

Zwischen Dachstein und Mölsheim Blick nördlich ( r e c h t s ) noch Dorf W o I x h e i m . An dem Berge darüber (mit röthlicher Kuppe), « H o r n » genannt, wächst der treffliche weisse « W o l x e m e r » ; man erzählt, dass ihn Napoleon I. besonders geliebt habe. Ehrenfried Stöber führt ihn auf in dem Kegister der guten Weine des Elsass. H e l l j esteiner Muschkedeller, Wolxemer und Kitterle, Richewirer, Berker, Zeller, Lutter gueti Winele.

Nahe an Molsheim sieht man (rechts) vor A v o l s heim die Kirche D o m P e t e r , von Vielen für die älteste Kirche des Landes erklärt, nach Schöpflin aus dem 7. oder Anfangs des 8. Jahrhunderts stammend, nach dem Volksglauben von Maternus, dem ersten Apostel des Elsass gegründet. M ö l s h e i m . (3222 E i n w . ) Knotenpunkt der Linien : 1) Molsheim-Barr (Barr bis Schlettstadt im Bau begriffen); 2) Molsheim-Mutfcig (bis Schirmeck - Rothau projectirt); 3) Molslieim-Wasselnheim (bisZabernin Angriff). (Reisende nach Mutzig, Sultzbad und Wasselnheim aussteigen.) Vom Bahnhof nach der Stadt 10 Minuten. (Innerhalb des Thores rechts «Goldener Pflug», auch Garten; auf dem Marktplatz: « Z w e i Schlüssel.»)

M . Die Pfarrkirche, ehedem Jesuitenkirche, spätgothisch, mit zwei Seilenkapellen in Renaissancestyl, die anstossenden grossen Gebäude, Theile der e h e maligen Jesuitenacademie, die 1580 und 1618 g e gründet und später (nach der Gapitulation) von L u d w i g X I V . nach Strassburg übertragen w u r d e . Nach Molsheim überschreitet die Bahn die B r e u s c h , die am Climont entspringt, sich 2 K i l . vor Strassburg in die III ergiesst.



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Station D or Ii s h e i m (Thoroholze, 736). Dorf mit vielen Villen der Strassburger. Fundort gallo-römischer und römischer Alterth'imer. Im Chor der Kirche eingemauert der Kopf eines Gottes nehen einer Bacchantin, und aussen in der Mauer ein bewaffneter Krieger mit Keule.

Von der Station aus Blick in das Breuschthal. (Katzenberg ; links davon am Horizont die zwei Gipfel des kleinen und des grossen Donon.) Station Rosheim. (37-24 Einw.) (Krone, Hirsch, Grüner Baum, kleine Wirthshäuser.)

Rosheim war deutsche Reichsstadt, gehörte (wie das folgende Oberehnheim) dem Bunde der 10 kaiserlichen Städte a n , die mit Strassburg zu Schutz und Trutz verbündet waren (Landau, Weissenburg, Hagenau, Oberehnheim, Rosheim, Schlettstadt, Colmar, Kaisersberg, Türkheim, Münster). In den Kriegen des Hohenstaufen Friedrich II. mit den Lothringern, unter den Zügen der Armagnaken, und besonders im 30jährigen Kriege (1622 durch Mansfeld) hatte die ehedem stark befestigte Stadt (Mauern, Thürme noch vorhanden) viel zu leiden.

Innerhalb des 1. Thores rechts Kirche S t. P e t e r und P a u l , im Wesentlichen unverändert so, wie um die Mitte des 42. Jahrhunderts aufgeführt ; wahrscheinlich begonnen nach einer Feuersbrunst die 4132 die Stadt verheerte (Lübke). «Markstein in der deutschen Architecturgeschichte» ( W o l t m a n n ) . Façade antikisirend. Der Bau stvlgemäss restaurirt 4865-4866. In der Hauptstrasse am westlichen Ausgange ein altes, halbverfallenesHaus,als «Jagdschloss Karls des Grossen» bezeichnet. Von Rosheim geht die Bahn zwischen den Bergen rechts und einem isolirten Hügel links (Kapelle am Bruderberg) nach B i s c h o f s h e i m (Bischheim); auf der Mitte des

Berges das ehemalige Ligourianerkloster Bischenberg (Bischheim am Berg). Oberehnhehll. (4794 E i n w . ) Zwei Schlüssel, Gasthaus und Café D u b s - W a g n e r ; Lohnkutscherei Sailly (neben dem Bahnhof, im Gasthaus von Wendling, — an schönen Tagen f ü r Wagenbestellungen vorher telegraphiren.) Regelmässig coursirendes Personenfuhrwerk s. hinten. W e g e nach dem O d i l i e n b e r g s. u. p. 10. Oberehnheim ist durch die Odilienlegende eng mit der H o h e n b u r g verbunden; die Sage lässt hier die M. Odilia, als Tochter Etichos, des Herzogs von Elsass geboren werden. Vor der Zeit, als das Elsass sich zu einem selbstständigen Herzogthum gestaltet hatte, war hier ein H o f g u t (villa regia) der merovingischen Könige; sodann mag hier wohl auch Hof gehalten worden sein. — Als der Kaiser Heinrich IV. die Herzogswürde von Schwaben und Elsass 1080 an seinen Schwager Friedrich von Büren und Staufen verlieh, befand sich Ehnheim unter den Domänen, welche die Staufen von mütterlicher Seite her besassen. Friedrich der Einäugige, Vater Friedrich Barbarossas, dieser selbst, Heinrich VI. und die Heldengestalt Friedrich II. weilten oft in den Mauern der Burg von Ehnheim. Unter Friedrich II. hatte Oberehnheim bereits den Namen «Stadt» (civitas). Wahrscheinlich war es am Hofe der Staufen, wo der Minnesänger Goesli von Ehenheim sang. Nach dem Sturz der Hohenstaufen kam die Stadt in die Hand der Bischöfe von Strassburg, schlug sich später auf die Seite der Kaiser, und erhielt von Ludwig von Bayern 1330 die Rechte u n d Privilegien einer unmittelbaren kaiserlichen Stadt, und trat zum Bunde der 10 Städte (s. Eosheim). In ihrem W a p pen führt sie den einköpfigen Reichsadler. An allen Geschicken und Wandlungen des Reiches nahm sie lebendigen Antheil. In ihr wurde geboren der gefährlichste literarische Gegner der Reformatoren und der Reformation, Thomas Murner, der Verfasser der «Schelmenzunft». Am 9. J u l i 1679 musste die Stadt dem Minister Ludwig XIV. Louvois, der mit den T r u p p e n vor der Stadt war, huldigen, und (9. Oct.) 1680 schwur in Oberehnheim der unmittelbare Adel von Unterelsass dem Könige von Frankreich den Eid.



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S e h e n s w ü r d i g e s : Kirche S a n k t - P e t e r und P a u l ; neu erbaut; 1873 vollendet. — Um die Kirche : Der Friedhof, auf welchem die Marienkapelle, aus dem 13. Jahrhundert, in welcher nach der Tradition Eticho und Odilia ihr Gebet verrichtet habén. Rechts v. d. Pfarrkirche das Hospital; in dessen Kapelle einige Gemälde, die Holbein dem Vater zugeschrieben werden. «Mit der Holbein'schen Richtung besteht nicht der leiseste Zusammenhang» (Woltmann).Es sind gewöhnliche Arbeiten, freilich noch mit den Spuren des Schöngauer'schen Einflusses in den weiblichen Köpfen der ersten Tafel. Bez. 1508. Stadthaus in elegantem Renaissancestyl 1532 von Hans Jüngling erbaut, 1846-1849 geschmackvoll restaurirt. Im Saal übermalte alttestamentliche Wandbilder. Bedeutendes Archiv. — Daneben der K a p e l l - T h u r m . D i e früher angebaut gewesene, architectonisch werthlose Kirche wurde 1873 abgebrochen. Die B u r g der Hohenstaufen soll an der Stelle der jetzigenMädchenschule gestanden haben. Alte Mauerreste und Fundamente deuten daraufhin. Die gläubige Tradition bezeichnet die Burg als die Geburtsstätte Odiliens. Bei der Invasion von 1815 Hess Pfarrer Oberle, von Oberehnheim, an diesem Hause unter der Dachrinne eine Inschrift anbringen, welche besagt, dass hier die W i e g e der hl. Odilia, der Patronin des Elsass, und das Stammhaus der souveränen Fürsten im mittägigen Europa stehen. Die Stadt verdankte «dieser geistreichen V o r s i c h t » dass sie von den Oesterreichern besser als andere umliegende Orte behandelt wurde.

D e r B r u n n e n am Rathhause, einer der schönsten jener originellen Renaissancebrunnen, die häufig im Elsass gefunden werden. Schild mit zweiköpfigem Reichsadler von 1579.



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Von Oberehnheim geht die Bahn längs der Berge, rechts das grosse Dorf Bernardsweiler, weiterhin das langgestreckte Heiligenstein, inmitten von Reben. Rechts, am Horizont, die Ruinen der Hohenstaufenfeste Girbaden. Nach Station G e r t w e i l e r : Barr. Gasthaus zur Krone, Weisser Hahn, Eothes Haus.

Restauration zum Heeht. Bier bei Kölle, Brauerei Wittersheim, am Marktplatz. Lohnkutscher Wingert, Einspänner, 12 Fr. per Tag; Zweispänner, 18 Fr. Im benachbarten Bühl (1/4 St.): Bad, Gasthaus, Pension, schöner Garten.

B&rr — schön gelegen, reiche Industrie (Gerbereien). 5655 Einwohner. Schlusspunkt der Eisenbahn Strassburg-Barr. Der Ort wird schon 788 ( B a r r u ) genannt; allmälig wurde er mit Graben und Mauern umgeben; Mitte des 16. Jahrhunderts von Strassburg erworben, 1678 (9. Nor.) von französischen Truppen niedergebrannt, nachdem ein Bürger, Namens Fromm, den Offizier vor der Linie vom Pferde geschossen hatte; 1680 durch Beschluss der Reunionskammer an Frankreich. Ein seltsames Sprichwort lässt den Teufel bei seiner Versuchung zu Christus sagen: «Das Städtlein Barr ist mein Erbe von meiner Grossmutter her.»

Spaziergänge : Nach Ruine Andlau, 3 /i St. durch Bühl. Durch das Barrer- (Ulrich-Kirneck-) Thal nach dem Holzplatz, — und Hangenstein, 1 St. — Nach dem Forsthause am Mönkalb, und nach Ruine Landsberg, 1 St. — Nach Heiligenstein und Truttenhausen, 3/4 St. II. Ausgangspunkt Schlettstadt: Nach und von dem Rhein (Markolsheim—Sasbach), täglich cours. Personen - Fuhrwerk Schlettstadt - Dambach (7 K.), Schlettstadt-Barr (16 Kil.), s. hinten. Strasse vorüber am Eingange des Weilerthals; Ruinen Ortenberg, Ramstein.



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D a m b a c h (Krone bei Kirchner.) Dambach 1353 zur Stadt erhoben und befestigt: «Und hat es sich Anno 1444 ritterlich gegen die Armaniaken oder Arme Gecken, wie man sie geheissen, gewehret, dass darüber der Delphin oder des Königs in Frankreich Sohn selbsten mit einem Pfeil in sein Knie geschossen ward, bis es sich endlich ergeben.» Merian. Bei Dambach : St. Sebastian, besuchte Wallfahrt. — Oberhalb die Ruine Bernstein, bis zur Revolution bischöliich strassb. Schloss (^/s St.). Von Dambach ev. zu Fuss über Ittersweiler, Eichhofen, Mittelbergheim nach Barr, 2 St. Der Omnibus der 2. Linie fährt an Dambach vorüber nach E p f i g (Wirtschaft bei Held). Auf dem Kirchhof die interessante Margaretha-Kapelle, romanischen Styls in der Form eines lateinischen Kreuzes; nach Straub a. d. 11. Jahrhundert. Ueber St. Peter nach Barr. Wege nach dem Odilienberg. I. W e g e von oberehnhelm aas.

1) Zu W a g e n : 2—2 l/=ä St. Von Oberehnheim durch das Thal der Ehn, links der Odilienberg, nach Ottrott ( 4 Kil.), ober dem Orte die Ruinen Lützelburg und Rathsamhausen.—Von Ottrott (an Kupferhämmern und der ehedem berühmten WafTenfabrik vorüber) nach Klingenthal, 2 Kil. Zur « Vorbruck» (Forsthaus), 2 Kil. Hier beginnt die starke Steigung (1 St.). Links werden Ruinen Dreistein (p. 28) sichtbar, rechts ober der Strasse Stücke der Heidenmauer (p. 25). Die Strasse durchschneidet dieselbe, ehe sie das Plateau erreicht.



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2) Für F u s s g ä n g e r : a) Von Oberehnheim nach Niederottrott, dann durch Oberottrott (1 St.) («rother Ottrotter» Gasthaus Hamm), die Kirche bleibt rechts liegen, man schreitet gerade aus gegen den Wald, am Rande eines Hohlweges hinauf; dann wendet man sich links, an einigen Denksteinen vorüber und kommt an ein epheuüberwachsenes Mauerwerk, den Rest der Kapelle St. Gorgon, 3/i St. Auf gutem Wege steigt man entweder auf dem oberen Wege in die Höhe, oder geht bis zur benachbarten Meierei und sucht hinter derselben, dort den ersten Weg rechts wählend, den sogenannten R ö m e r w e g zu treffen. (Nicht leicht zu finden, nur archäologisch interessant). (Im Ganzen 2 3/4 St.) Die Reste der H e i d e n m a u e r erreicht man auf dem ersten W e g e , oder von dem zweiten aus, d a n n , nachdem man das Römerpflaster erreicht h a t , aufwärts steigend (steil und beschwerlich), bei einem Durchgang durch die Mauer. Von dieser rechts findet sich einige Schritte entfernt die sogen. Grotte E t i c h o s , wie von einem Baume gestützt, links der S t o l l h a f e n , eine eigenthiimliche Felsenformation, so genannt, weil sie Aehnlichkeit h a t mit einem Hafen (Topfe), der zum Ueberhängen geeignet ist. H a t man diese und die Mauer, die hier characteristische Stücke b i e t e t , besichtigt, so geht man am inneren Rande der M a u e r , sich nach links wendend, aufwärts, sieht den F e l s e n v o n O b e r k i r c h , geht über eine Wiese, sodann über die Strasse, den W e g jenseits derselben aufwärts, und befindet sich am Thor des Klosters. (Von St. Gorgon aus 1 'Ii St.) In S t . G o r g o n hing ehedem eine Inschrift-, welche das Martyrium des Heiligen von Nicomedien verkündete. Der Meierhof steht an der Stelle des von der Aebtissin Herrad gegründeten Priorates, das von ihr an die Prämonstratenser von Stivach (Etival) in Lothringen 1178 geschenkt, im 30jährigen Kriege zerstört wurde. Der R ö m e r w e g führte nach Ottrott auf den Berg, war gepflastert, und an einer Stelle, ungefähr in der Mitte,



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zwischen den Ueberbleibseln von St. Gorgon und dem Eing a n g durch die Mauer beim Stollhafen, ist das Pflaster ca 15 M. lang, noch gut erhalten. Vier breite Platten belegen den Weg, der ein stark ausgefahrenes Geleise zeigt. Der F e l s e n v o n O b e r k i r c h ist wahrscheinlich so genannt, weil man von hier aus durch einen Ausschnitt der Wipfel auf Oberkirch, den Annex von Oberehnheim, sieht, vielleicht auch von der Aebtissin gleichen Namens. S. pag. 19.

b) Von Oberehnheim aus dem oberen Ende austretend nach links, und nach B e r n a r d s w e i l e r , von hier nach St. N a b o r , ausserhalb des Ortes nach der Nicolauskapelle und N i e d e r m ü n s t e r (in der Nähe die Ruinen von St. Jacob), von dort auf Fussweg oder auf der Strasse an der St. O d i l i e n Q u e l l e vorüber nach dem Kloster, 2 3/4 St. S t . N a b o r hat seinen Namen von den Reliquien des heiligen Nabor, welche im 8. Jahrhundort Bischof Chrodegang von Rom nach Metz mitgebracht hatte. St. N i c o l a u s . Kapelle aus dem Ende des XII. Jahrli. mit einem Doppelchor; neuerdings restaurirt. N i e d e r r o ü n s t e r , der Sage nach, wie das Kloster auf der Spitze des Berges, von Odilia im Thale gegründet, damit die Kranken nicht den hohen Berg zu steigen nöthig hätten. Geschichtlich ist über die Gründung u.s.w. nichts bekannt, als dass es frühe Anspruch auf Gleichstellung mit Hohenburg machte. 1404 führen beide AebtissinnenProzess bei der Stadt Strassburg, wegen der Verpflichtungen eines Maiers zu St. Nabor. Im Bauernkrieg wurde die Abtei hart mitgenommen; 1572 brannte sie ab und kam nicht mehr in die Höhe. Von der Kirche haben sich einige Mauern und zierliche Fensterbögen erhalten. Die Linden in der Nähe : Odilienlinden. In der Meierei daneben einfache Bewirthung. St. J a c o b , geringe Ruinen eines Gemäuers; ober Niedermünster, östl. Ein Kameel, das Hugo von Burgund mit Schätzen und Reliquien belud und dann sich selbst überliess, trug diese nach Niedermünster. Die fünf Ritter, die das Kameel begleiteten, entschlossen sich, ihr Leben in der Einsamkeit zuzubringen, wurden Einsiedler, und bauten eine Kapelle.

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Die O d i l i e n q u e l l e , 20 Minuten oberhalb Niedermünster gelegen (ca. 100 Meter tiefer als das Odilien-Kloster, S. O.), welcher von dem frommen Glauben heilkräftige Wirkungen in den Leiden des Auges zugeschrieben werden, wurde nach der Sage von Odilia aus dem Felsen geschlagen, um einen Greis, der sich mühsam den Berg aufwärts schleppte, zu tränken. (S. pag. 21.)

Oberehnheim. — Ottrott. — Ottrotter Schlcesser. — Hagelschloss. — Odilienberg. (Landschaftlich und archäologisch äusserst interessant. 3 St.). Oberehnheim-Ottrott. In Oberottrott längs der Mauer des Wirthshauses zum Goldenen Löwen, Fussweg nach den Schlössern Lützelburg und Rathsamhausen, bekannter unter den Namen Vorderburg und Hinterschloss. In letzterem (über der Meierei) gut erhaltenes Hauptgebäude; schöne Kaminpilaster im 2. Stock; ein venetianisches Fenster. Hinter der Meierei (frische Milch) geht der Fussweg zuerst leicht ansteigend, dann ziemlich eben verlaufend, am Abhang des Berges in starken W i n dungen (herrlicher Wald) nach dem Köpfel (}/i St.) und dem Hagelschloss (1 V2 St.). Von hier Fusspfad schräg nach links nach dem Stollhafen. Hier St. Odilien sichtbar (s. p . l l ) . L ü t z e l b u r g — E a t h s a m h a u s e n , auch Ottrotter Schlösser. Von ihrer Geschichte ist wenig bekannt. Wahrscheinlich hiessen beide Schlösser Lützelburg; die hintere Burg wurde Anfangs des 15. Jahrhunderts von den pfälzischen Kurfürsten, den damaligen Landvögten im Elsass, der Familie "Eathsamhausen zuerst verpfändet und dann zu Lehen gegeben. Daher wohl der Name. Das K ö p f e l (Anfang des Weges in der Meierei zu erfragen), Ruine einer kleinen Befestigung, welche als römischen Ursprungs erklärt wird. Die Langseite hat 21 Meter, die eine Breitseite 10 Meter. Die Mauern aus grossen Quadern, mit Füllung von kleinen Steinen, sind bis l m ,5 dick; auf der Nordseite werden die Grundsteine eines Thurmes bemerkt.



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H a g e l B c h l o s s ( V o n S . W . auf schmalem Fusspfad etwas beschwerlich zu ersteigen). — W e n i g erhalten; ein mächtiger gemauerter Bogen schwingt sich von einem Felsen zum andern.-—Hagelschloss führt seinen Namen wahrscheinlich von dem Hagelthal, ob dem es steht, und trug den Namen «Waldberg.» Naeh'Specklin wurde die Burg 1406 von den Strassburgern, welche der Besitzer Walther E r b durch Gefangennahme einiger Bürger beleidigt hatte, zerstört. «Diese Feste, welche die beste im L a n d war, gehörte halber dem von Rathsamhausen. Sie wurde aber Walther E r b zu Leid ausgeplündert und geschleift.» I n der unmittelbaren Nähe des Hagelschlosses gegen Süden befinden sich einige sehr g u t erhaltene Beste der Heidenmauer. II* W e g e von B a r r an».

1. Zu W a g e n : Barr-Ottrott-Klingenthal, Vorbruck (um 2,5 Kil. weiter als von Oberehnheim aus). 2. Für Fussgänger: a) Yon der protestantischen Kirche aus (auf dem Berge liegend, steinerne Treppen) nach dem Gutleulrain und dem Forsthause am Mönkalb (45. Jahrh. «Münchhalt» d. i. Mönchshalde; andere leiten ab von Möns calvus, kahler Berg), dann den neuen "Weg (vom Vogesenclub angelegt) nach Landsberg und über die Handschab zur Heidenmauer nahe dem Männelstein (2 St.). L a n d s b e r g , Ruine, zwei Thürme verhältnissmässig gut erhalten; ein Wahrzeichen des Elsasses; man sieht dasselbe von den Höhen bei Reichshofen im Norden, wie von dem Kirchthurm von Mülhausen aus. Landsberg wurde gegen 1200 erbaut von Ritter Conrad von Landsberg mit Genehmigung seiner Anverwandtin der Aebtissin Edelinde von Niedermiinster, auf einem diesem Kloster abgekauften Boden. Die Familie der Landsberge war eine der bedeutendsten des E l s a s s ; die berühmteste des Geschlechtes ist j e n e Herrad von Landsberg, Aebtissin von St. Odilien, und Verfasserin des «Hortus deliciarum» s. p. 19. (Nicht zu verwechseln mit Hohlandsberg, Ruine bei Colmar.)

M ä n n e l s t e i n (833 M e t . 1 ) , gewaltiger F e l s e n v o r s p r u n g des Berges (früher auch « E i n s t e i n » genannt); prachtvolle umfassende Aussicht ü b e r das ganze Unterelsass, Strassb u r g , den Schwarzwald — (bei klarer L u f t J u r a u n d Alen) u n d die Vogesen. (Vordergrund Ruinen Andlau, Spesurg, dann U n g e r s b e r g , B l u t t e n b e r g bei Markirch, Ruine Bilstein bei Rappoltsweiler, Sulzer Bolchen). Ueberall, — im Schwarzwald wie in d e n Vogesen, — ist noch die Sage verbreitet (die eines soliden geologischen u n d paläontologischen Bodens nicht entbehrt), dass das ganze dermalige Rheinthal von den W ä n d e n des J u r a bis an die Berge v o n Bingen ein u n g e h e u r e r B i n n e n s e e gewesen sei. D e r M ä n n e l s t e i n wird als einer der b e s u c h t e s t e n L a n dungsplätze j e n e s See's erklärt. Mit b e s o n d e r e r H a r t n ä c k i g keit erhält sich die S a g e v o n grossen E i s e n r i n g e n l ä n g s der F e l s e n , an denen die Schiffe befestigt worden seien. Mit aller Mühe k o n n t e n wir bisher auch nicht die leisesten A n h a l t s p u n k t e e n t d e c k e n , an denen diese mythischen Eisenringe zu fassen wären. ( A u g . S t ö b e r , S a g e n des Elsasses, p . 179.)

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Auf einem P l a n e von 1603 ist ein R i n g , ungewiss ob a m Männelstein oder am W a c h t s t e i n gezeichnet. D e r verlässigste F o r s c h e r ( J a c o b Schneider) meint, w e n n es damit seine Richtigkeit h a b e n sollte, so m o c h t e n die R i n g e dazu edient h a b e n , u m Strickleitern daran zu befestigen, chweighäuser (Enum. des mon. 1842, p. 9) b e m e r k t , m a n h a b e vor einigen J a h r e n am F u s s e des Männelsteins eine InBchrift e n t d e c k t folgenden I n h a l t s : « P o u r cela, prince des n a t i o n s Sygge, t a gloire d u r e r a a u t a n t que le cours des temps.» W i r f a n d e n sie nicht m e h r !

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b) Von Barr nach H e i l i g e n s t e i n ( 3 /i St.) und T r u t t e n h a u s e n C/2 St.), hier nach rechts und auf dem Fusspfade (dem mittleren der drei Wege) in grosser Biegung, an St. Jacob vorüber (Niedermünster zur Rechten im Thal lassend), steil ansteigend bis zur Odilienquelle; dann auf der Fahrstrasse, ca. 150 Schritte aufwärts, links ab in die Höhe (bis zum Kloster 3 St.). •)

1 Met. = 3,08 Par. Fuss = 3,19 Preuss. Fuss. 100 Met. z= 307,84 Par. Fuss := 318,62 Preuss. Fuss.



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Der « H e l j e s t e i n e r » Clävner ist berühmt, und mit Recht. An der Façade des Kathhauses, um das manche Stadt das Dorf beneiden dürfte, ist die gelungene Bildsäule j e n e s Erhard Wanz, der um 1792 die Männer dieser Gegend den Clävner (von Chiavenna) bauen lehrte. Hier lebte und starb auch der «elsässische Zimmermann» J o h a n n Michael Meckert (1727—1808), Weltumwanderer und in seinen späteren J a h r e n geistlicher Dichter, dem Wilhem Wackernagel das verdiente literarische Denkmal (Erlangen 1858) gesetzt bat. T r u b e n h a u s e n . Euine eines Klosters, das 1181 von der Aebtissin Herrad von Landsberg für 12 Klosterherren die nach der Kegel Augustins leben sollten, errichtet wurde. 1555 verbrannte es. Der Name kommt nicht (wie vielfach angenommen) von «Druiden» sondern Truhtinhus = Herrenhaus, Gotteshaus.

c) Von der protestantischen Kirche, nach dem Gutleutrain, das Forsthaus am Mönkalb rechts lassend, auf den Pavillon unter dem Männelstein (1 Va St.), von hier etwas westl., bei der Kreuzung rechts in die Höhe. (Im Ganzen 2 V2.St.) d) (Mit Ausnahme des kurzen ersten Theils schattig und bequem) durch Bühl nach dem Barrer Holzplatz (ev. bis hieher fahren) hier Fussweg zwischen Kienberg und Bloss, aufwärts; oben rechts nach dem Wacht- und Schaftstein, nahe dem Männelstein (2 i/a St.). W a c h t s t e i n (auch Wachtelstein), ein Sandsteinblock von circa 30 F u s s Höhe, steht etwas ausserhalb der Heidenmauer, ehedem, wie noch erkennbar, mit der Mauer zusammenhängend. Wahrscheinlich — wie schon der Name sagt — eine zur Befestigung gehörige W a r t e zur Beobachtung des westl. Thals. S c h a f t s t e i n , ein dem Boden gleicher, gegen das Thal hin circa 50 F u s s abfallender Felsen, von gleicher Bestimmung wie der Wachtstein ; es soll auf demselben früher ein Gebäude gestanden haben.

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Der Odilienberg. Unter Odilienberg im weitern Sinne versteht man den ganzen Bergkegel, wie er im Norden durch das Klingenthal, im Westen durch die neue Strasse von der Vorbruck nach dem Kloster, im Süden durch das Thal der Kirneck, im Osten durch den Bann von Heiligenstein, St. Nabor und Ottrott begrenzt wird. Ein geologischer Durchschnitt zeigt am Fusse Muschelkalk-Lagerungen und Oolithe; als Kern, Granit und Diorit, und darüber in massigen Lagern den Vogesensandstein. Der Odilienberg im eigentlichen Sinne ist der schmale nach Nordosten sich vorstreckende Sandsteingrat, der an einer Seite mit der Hochebene zusammenhängt, an 3 Seiten steil abfällt, frühe schon, ebenso wie auch heute noch im Volksmund als « H o h e n b u r g » bezeichnet. An der nordöstlichen Spitze (700 met.) K l o s t e r u n d K i r c h e St. Odilien. Vielbesuchte Wallfahrt. I m K l o s t e r , gute, (in Anbetracht des Umstandes dass alle Lebensmittel den steilen Berg herauf geschafft werden müssen) nicht theure Verpflegung. Bedienung durch (Laien-) Schwestern vom dritten Orden des heil. Franziskus. Vorsteherin: « Frau Mutter. » — Für die Wallfahrer Wirthschaft rechts vom Eingange. Die besseren Gastlokalitäten im Hauptgebäude. Auch Nachtlager. Pension 6 Fr. per Tag ohne Wein. Kein Trinkgeld. Beim Abgang jedoch ein Geschenk in die Kasse üblich. Die angeschlagenen Verordnungen besagen: « Es ist verboten im Hause Lärm zu machen, zu singen oder zu schreien. Es ist ebenfalls verboten, in den Gängen des Klosters und den Speisesälen zu rauchen. »



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G e s c h i c h t e : Sehen wir von den Legenden und legendenartigen Darstellungen a b , welche die Gründung des Klosters und die Zeit vor dem J a h r e 1050 behandeln, so ergibt sich urkundlich Folgendes: Auf H o h e n b u r g befand sich schon z u r Z e i t Karls des Grossen ein der J u n g f r a u Maria und dem hl. Petras geweihtes Frauenkloster, das von diesem Kaiser einen Schutzbrief besass; die Gemahlin Ludwigs des Frommen, Judith, interessirte sich sehr für dieses Kloster und sprach den Wuüsch aus, dass ihr Gemahl den Schutz- und Freiheitsbrief Karls des Grossen bestätigen, und die dienenden Mägde Gottes seines Schutzes versichern möge. Diess geschah. (Aechte Urkunde von 837 im bischöflichen Archiv zu Strassburg.) Von Odilia oder ihrem Vater Eticho ist in dieser Urkunde kein W o r t erwähnt. Ferner wird «Hoinborch» genannt in dem Theilungsvertrage vonMersen 870 zwischen Ludwig dem Deutschen und Karl dem Kahlen, nach welchem Ludwig das Kloster mit andern Städten und Abteien im Elsass erhält. In der Zeit von 870—1050 ging die fromme Stiftung ihrem vollständigen Ruine entgegen (vielleicht in Folge des Verheerungszuges der Hunnen aus dem Elsass über das Hochfeld 933), so dass bei der Neugründung durch Leo IX. sehr wenig mehr existirte. P a p s t Leo IX. (Bischof Bruno von Toul, ein Elsässer, Sohn des Titulargrafen von Egisheim und der Erbtochter des Grafen von Dagsburg) liess die Klostergebäude und eine grössere Klosterkirche herstellen, und weihte die letztere auf seiner Visitationsreise von Mainz nach Rom 1049. In der Bulle von 1050 ist die Rede von einer «grössern Kirche, und von einem Altar in einer andern Kirche, zum Haupte der hl. Odilia.» E r erkannte dem Kloster das ausschliessliche Eigenthumsrecht des ganzen Berges innerhalb der Heidenmauer (infra septa gentilis muri) und vieler anderer Güter zu. Kastvogt, Advokatus des Klosters, war der jedesmalige Herzog von Elsass, später der Landgraf des Unterelsasses. Friedrich der Einäugige (.1105—1147) schädigte als Kastvogt die Abtei wesentlich an ihrem Besitze, dagegen liess sich sein Sohn und Nachfolger, Kaiser Friedrich Barbarossa, die Herstellung der Gebäulichkeiten, der Privilegien und der Zucht Hohenburgs ernstlich angelegen sein. E r berief seine Base Relindis aus dem Kloster Neuburg a. d. Donau als Aebtissin; ihr folgte Herrad von Landsberg, welche 28 J a h r e dem Stifte vorstand. Unter Relindis und Herrad fällt der H ö h e p u n k t des Glanzes u n d der Bliithe von Hohenburg.

— -19 (Von Herrad von Landsberg bewahrte die Strassburger Stadt-Bibliotliek ein eigenhändiges merkwürdiges Werk, den Hortus deliciarum (einen Folioband von 648 Seiten mit vielenMiniaturen), welchenHerrad zum Unterrichte der Novizen bestimmt, und in welchen sie Alles zusammengetragen hatte, was das geistige Leben ihrer Zeitgenossen erfüllte. Die Bilder mit Erklärungen und Auszügen des Textes gab heraus M. Engelhardt. Stuttg. Cotta 1818. Das kostbare Buch erlebte merkwürdige Schicksale, und bildete zuletzt ein Juwel der Strassburger Sammlung, das vor allem hätte in Sicherheit gebracht werden sollen, als der Belagerungsring im J a h r 1870 um Strassburg sich zog. Es ging in der Nacht des 24. August zu Grunde.) Die Hohenburg sah viele hohe Gäste; Sibylle, König Tancreds Wittwe, wurde hier von Heinrich VI. in ehrenvolle Haft g e b r a c h t ; oft weilten hier auch die Hohenstaufen. Bald erlitt das Kloster vielfache Missgeschicke, durch Brand und Krieg. Die Sittenzucht verfiel wie die Gebäude, und als 1546 ein Brand die Gebäude von neuem zerstörte, zerstreuten sich die Inwohnerinnen, mehrere legten den Schleier ab, die letzte Aebtissin Agnes von Oberkirch bekannte sich zur Reformation. 1572 schlug der Blitz ein, und auch die Kirche verbrannte. 1617 Hessen sich die Prämonstratenser von St. Gorgon die Ruinen einräumen, und bauten wieder an den jetzt vorhandenen Gebäulichkeiten bis 1696. In den Revolutionsstürmen wurden die Gebäude von Hohenburg wieder hart mitgenommen, das Kloster als Nationalgut erklärt. E s ging durch verschiedene Hände, und wurde 1853 von Bischof Raess von Strassburg erworben, welcher Geistliche und die Schwestern Von Rheinacker bei Zabern zur Besorgung der Wallfahrt hieherrief.

D i e G e b ä u d e . Wirthschaftslokalitäten rechts und links der bedeckten Einfahrt. Im Hof, rechts eine wie in den Felsenboden eingehauene, vertiefte Rundung; hier stand der sogenannte « H e i d e n t e m p e l » , eine runde Kapelle, auf 6 Säulen, abgebrochen 1734. Man gab ihr heidnischen, sogar wegen der runden Grundform keltischen Ursprung. Wie die Ottmarsheimer Kirche (11. Jahrh.) zeigt, lässl sich aus dieser Form durchaus nicht auf den heidnischen Ursprung schliessen.



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Die C o n v e n t k i r c h e , 1687 begonnen. Die K r e u z k a p e l l e , links neben dem Chor; alterthümlicher Eindruck, auf eine Länge von 25 Fuss und Breite Von 22 Fuss nur 11 Fuss Höhe. Das Gewölbe ruht auf einer einzigen, nur 5 Fuss hohen, starken Säule. Am Capitell einfache früh romanische Verzierungen. Am Säulenfuss vier verbundene Händepaare; die Kreuzkapelle von vielen für ein Werk des 7. Jahrh. gehalten, ohne hinreichenden Grund. Seit 1752 steht in dieser Kapelle der alte steinerne Sarg bezeichnet als «Grabmal des Adalrich oder Atticus des Herzogs, und der Bereswinde, der Eltern der hl. Odilia, etc. » In dem geschmückten hölzernen Bilde liegt jener Theil der als dem Atticus zugehörig bezeichneten Gebeine welche die Mönche von Ebersmünster aus dem Sarge genommen hatten, als dieser noch in der Mauer der hangenden oder Engelskapelle (s. p. 25) eingemauert war. Der O e l b e r g , über der Kreuzkapelle, gleichsam ein zweites Stockwerk desselben, ebenfalls ein Kreuzgewölbe mit einer Mittelsäule. Eingang vom Conventsgebäude aus. Die O d i l i e n k a p e l l e , neben der Kreuzkapelle, auch St. Johanniskapelle genannt, dem zu Ehren sie Odilia nach der Legende hatte errichten lassen. Sarkophag bezeichnet mit lateinischer Inschrift: «Der heiligen Jungfrau Odilia Gebeine, 1793 während der bürgerlichen Unruhen freventlich angetastet, 1799 wiederum hieher zurückgebracht, wie öffentlich beurkundet.» (An dem früheren Sarkophag befand sich ein Basrelief darstellend, wie das Grab von Kaiser Karl IV. (1354) geöffnet wurde. Karl nahm damals einen Theil eines rechten Armes mit nach

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Prag.) An der Wand gute moderne Bilder mit Darstellungen aus der Legende der Heiligen. D i e L e g e n d e . Herzog Attich, o d e r E t i c h , auch Eticho der zuOberehnheira residirte,kam eben von der J a g d , als ihm seine Gattin Bereswinde das erste Kind, ein Töehterlein gebar. Es war schwach und blind. Der Herzog schwur, dass ihm der Wurm sein adelich Geschlecht nicht schänden solle, und wollte es tödten lassen. Bereswinde aber rettete es in's Stift von Palma (heute Baume-les-Dames). Erhardt, der Bischof von Regensburg, taufte das Mägdelein, und während der T a u f e schlug es die Augen auf und ward sehend. Hugo, der Bruder Odiliens, wollte seine Schwester kommen lassen: er stand mit seinem Vater auf der H o h e n b u r g , und sah durch das Thal herauf die Schwester kommen. Als er es dem Vater mittheilte, ergrimmte dieser und schlug ihn todt. Etich fand seine Tochter im Walde und warf sich reuig zu ihren Füssen. Odiliens Schönheit zog später die Freier von nah und fern an, sie aber wollte des Himmels reine Braut bleiben und entfloh vor dem Drängen ihres Vaters über den Rhein. Den W e g , den sie wanderte, heisst heute noch das Volk den Wiwelesweg. Der Vater und der zum Bräutigam bestimmte Ritter ritten ihr nach und trafen sie im Walde bei Freiburg. Schon waren die Verfolger nahe, als sich eine Felsenwand aiifthat, die Odilie vor den Blicken der Verfolger verbarg (daher Odilienberg bei Freiburg). Eticho ging in sich und übergab die Hohenburg der rückkehrenden Tochter, damit in ihren Räumen ein Kloster errichtet werde. Weithin verbreitete sich der Ruhm der wunderthätigen F r a u ; von allen Seiten kamen die Pilger. Einst, an einem schwülen Sommertage, stieg ein müder Greis b e r g a n , der für sein blindes Kind Hülfe suchen wollte. Er war dem Verschmachten nahe. D a erschien Odilie als rettender E n g e l , mit ihrem Stabe schlug sie an die Felsenwand, und eine Quelle sprudelte hervor. — « D i e Augen dieses Kindes sind hell wie dieser Brunnen,» sprach sie zu dem Manne. Seitdem ist nach dem Glauben der Gläubigen das Wasser heilkräftig für die Leiden der Augen. Als sie zu sterben kam, erschien ein Engel, der ihr den Leib Christi in einem Kelch brachte, welcher lange auf Hohenburg, später in Zabern gezeigt wurde. Die Legende von der hl. Odilia wurde mit den Mitteln der historischen Kritik untersucht von dem Basler Professor K. L. R o t h in der Zeitschrift «Alsatia», J a h r g a n g



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1856—1857. Die Ergebnisse dieser Untersuchung sind im Wesentliche^ folgende: Die G e s c h i c h t e und die geschichtliche Forschung weiss nichts von einer Odilia, Tochter des Herzogs Atticus, die zu Ende des 7. Jahrh. gelebt und eine Congregation von 130 Frauen geleitet habe. Odiliens Name erscheint vor der Mitte des 10. Jahrhunderts überhaupt nicht; in Beziehung auf Hohenburg erst seit dem Anfang des 11. Jahrh. Das Kloster hatte 300 J a h r e bestanden, ehe Odiliens Name sich mit ihm verschwisterte (s. o. Geschichte von Hohenburg bis 1050). Als Gegenbeweise und als Beweise für die Wahrhaftigkeit der Odilienlegende beruft man sich auf Monumente und historische Berichte und Urkunden. Als Hauptbeweis galt lange das Basrelief (im Kreuzgang) auf welchem die B e lehnung Odiliens durch Atticus, und der hl. Leudgar dargestellt war. Das Denkmal stammt jedoch (s. u. p. 23 f.) frühestens aus dem Ende des 12. Jahrh. Ebenso verhält es sich mit den übrigen Monumenten und den historischen Urkunden; auch in den ältesten Martyrologien (Heiligenverzeichnissen) aus dem 8. und 9. J a h r h . fehlt der Name der hl. Odilia, was nicht möglich wäre, wenn sie schon damals als » Patrona Alsatise » verehrt worden wäre. Eine Odilienlegende existirte in der Diöcese Toul, und wurde auf den Odilienberg verpflanzt, ähnlich wie die Namen St. Gorgon und St. Nabor von Klöstern des Bisthums Metz entlehnt sind, wie denn überhaupt zwischen den Klöstern diesseits und jenseits der Vogesen ein lebhafter Verkehr bestand. Urheber und Verfasser der Legende waren die Mönche vonEbersmünster, in deren Chroniken (die von circa 1000bis 1255 gehen) die Legende in der von dort an üblichen Fassung sich findet. In diesem Kloster wurde das Geschäft der Urkunden- und Geschichtsfälschung planmässig betrieben. Bischof Werner von Strassburg (Anfang des 11. Jahrh.) holte selbst einmal die angeblichen Dokumente betreffs des Besitzes von Ebersmünster aus diesem Kloster und verbrannte sie öffentlich. Das Interesse der Mönche ist nachgewiesen durch die Thatsache, dass sie Beichtiger und Berather der Frauen von Hohenburg waren, und ihrem eigenen Kloster durch die heilige Odilia bedeutende Reiehnissc zusprechen Hessen. Als Leo IX., der Papst aus elsässischem Stamme, 1049 nach Hohenburg kam, fand er

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die Legende bereits mit dem Berge und dem Kloster verbunden, und indem seine dem Conveut ertlieilte Bulle aus dem-Jahre 1050 oder 1051 von der Voraussetzung ausgeht, dass die Herzogstochter Odilia hier gelebt und ein klösterliches Stift gegründet habe, befestigte er durch die Autorität dieser Bulle den Glauben an die Legende, der bis auf die Gegenwart fast unberührt geblieben ist. W a l l f a h r t e n w e r d e n v o n der u m w o h n e n d e n Bevölkerung weither, auch processionsweise u n t e r n o m m e n . D a s W a s s e r der O d i l i e n q u e l l e w i r d v o m P r i e s t e r g e w e i h t u n d als H e i l m i t t e l für die L e i d e n der A u g e n g e b r a u c h t . D i e H a u p t w a l l f a h r t e n f i n d e n statt a m F e s t e der U e b e r t r a g u n g der R e l i q u i e n cler H e i l i g e n i n der Octave v o m 7 . — 1 5 . Juli. G ö t h e (Wahrheit und Dichtung) gedenkt des eigenthiimlichen Ideenbandes, welches die Heilige des Berges und die «Ottilie» der Wahlverwandtschaften verknüpft, in den W o r t e n : «Einer mit hundert j a tausend Gläubigen auf dem Ottilienberg begangenen Wallfahrt denk ich noch immer gern. Hier, wo das Grundgemäuer eines römischen Castells noch übrig, sollte sich in Ruinen und Steinritzen eine schöne Grafentochter aus frommer Neigung aufgehalten haben. Unfern der Kapelle, wo sich die Wanderer erbauen, zeigt man ihren Brunnen, und erzählt gar manches Anmuthige. D a s Bild, das ich mir von ihr m a c h t e , und ihr Name prägte sich tief bei mir ein. Beide trug ich lange mit mir herum, bis ich endlich eine meiner zwar spätem, aber darum nicht minder geliebten Töchter damit ausstattete, die von frommen und reinen Herzen so 'günstig aufgenommen wurde.» D e r K r e u z g a n g . D i e G a s t z i m m e r rechts. — B e m e r k e n s w e r t h e s Basrelief a n der E c k e z w e i e r Gänge, 3 ' hoher Sandstein, 2 Flächen nach aussen, 2 nach innen gekehrt; nur 3 Flächen sind sichtbar. A u f der e i n e n A u s s e n s e i t e E T I C H O D V X u n d S . O D I L I A . D e r H e r z o g m i t der K ö n i g s k r o n e überreicht der n e b e n i h m s t e h e n d e n T o c h t e r e i n B u c h als Z e i c h e n der Investitur. A u f der v o r d e m S e i t e

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S. LEVDGA, d. h. Leudgarius in der Mitra, den Krummstab in der rechten, ein Buch in der linken Hand. (Leudgar, nach der Legende Odiliens naher Verwandter, Bischof von Autun, später Schutzpatron von Niedermünster;) auf der Rückseite Maria mit dem Kinde und RELIND ABBA(tissa), und HERRAD ABBA. Das Basrelief verlegte man bis in das 7. Jahrhundert zurück. Als der Prior Albrecht 17-47 die bis dahin vermauerte hintere Seite des Steines freilegen lioss, fanden sich die Namen der Relindis und der Herrad (f 1195). Die T h r ä n e n k a p e l l e , im dermaligenConventsgarten, der Ort, an dem Odilia nach der Legende für ihren Vater gebetet hat, um ihn nach den einen aus der Hölle, nach den andern aus dem Fegfeuer zu erlösen. Vor dem Altar eine Vertiefung, mit einem beweglichen eisernen Gitter bedeckt: « darzu so lang umb jn geweinet, das von den threnen so aus ihren Augen auff den Felsen getroffen seindt, ein tieff loch ist worden.» {Hier. Gebwiler.) Ein altes schönes Volkslied von der blinden Odilia, nach welchem sie ins Wasser g e w o r f e n , und v o n einem Müller gerettet wurde (Stöber, Eis. Sagenbuch), hat die Schlussstrophen : Sie kniete sich auf einen Marmorstein, Sie kniete sich Löcher in ihre Bein Und betete für ihren Vater, j a Vater. U n d als sie nun recht im Beten w a r , D a stand der höllische Satan da, D e r liatt' ihren Vater auf dem Rücken, j a Rücken. D a s wird nicht g e s c h e h e n mehr mein L e b e n s t a g , D a s s ein Kind seinen Vater erlöset hat Aus den höllischen Flammen, j a Flammen.

— 25 — Die E n g e l k a p e l l e , auch hängende Kapelle, nahe derThränenkapelle, an der nördlichen Spitze; von 1 6 1 7 — 1 7 5 3 war hier der S a r g , welcher als der des Atticus und der Bereswinde bezeichnet wird, an der äusseren Seite eingemauert. Der Umgang um die Kapelle ist jetzt geschlossen; Schlüssel im Cons e n t ; an der äusseren Mauer Ruhebank. Ehedem knüpfte sich an den Umgang eine Tradition : das Mädchen, erklärten die einen, welches neunmal die Kunde um die Kapelle macht, ist sicher, in demselben J a h r noch einen Mann zu bekommen; der Pilger oder die Pilgerin—sagten die andern—welche den Weg macht, erwirbt dadurch in vollkommener Weise die Früchte der Wallfahrt.

Die H e i d e n m a u e r . Eine riesige Befestigung fasst die Bergflächen ein , welche nach Westen mit der Kuppe der Hohenburg zusammenhängen. Geht man vom Convent aus in südwestlicher Richtung a u f dem Plateau, am östlichen Abfalle desselben fort, so erreicht man nach circa 800 Schritten die Mauer, die in grossen Bogen um das Thal von Niedermünster herumgeht, sich gegen den Männelstein hinzieht. und von diesem über den Schaftstein sich auf dem Westabhange nach Norden zurückbiegt, bis der von B a r r kommende Römerweg dieselbe durchsetzt. Dann zieht sie sich längs des Dreisteint.hals, wird von der neuen Strasse von Klingenthal her geschnitten, und setzt sich bis zum Hagelschloss fort. Hier biegt sie wieder zurück; eine Strecke lang wird die künstliche Mauer durch .Felsabstürze e r setzt, dann, am Naborer-Thale kommt ein kleines Stück Mauer, welches quer über die Oberfläche des Berges hinläuft, und den nordöstlichen Theil des Berges abzuschneiden bestimmt war. Wieder e r setzen Felsen die Mauer, längs des Naborer-Thals, nahe dem Stollhafen tritt wieder die Mauer auf; der Römerweg von Ottrott. her durchschneidet dieselbe,

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und sie geht aufwärts über den Felsen von Oberkirch bis nahe der Felskuppe auf welcher das Odilienkloster sich erhebt. Die Ausdehnung wird auf über 1 Million Meter, die umschlossene Fläche auf 10,502 Meter angegeben (ca. 250 pr. Morgen). Um die Mauer ganz zu umgehen, braucht man 3—4 Stunden (anstrengend, nur für gute Fussgänger). Die eingeschlossene Berghöhe ist von Natur schon in drei Abtheilungen von ungefähr gleicher Längenausdehnung getheilt. Die mittlere Abtheilung bildet mit Hohenburg fast ein Dreieck, und ist auf der nördlichen Seite beim Stollhafen, auf der südlichen bei der Saulach von den anstossenden Abtheilungen durch eine Quermauer getrennt. Die südliche Abtheilung bildet die Bloss. Die Mauer ist nach innen und aussen aus grossen Blöcken zusammengesetzt, zwischen denen, wo die grossen Steine nicht aneinander stossen, kleinere Steine eingefügt sind. Die Steine sind ohne Mörtel aufeinander gelegt, nach der Längenseite hinsind sie meist miteinander verbunden durch Eichenklötze in der Länge von 20—25 Ctm., welche die Form sogenannter « doppelter Schwalbenschwänze » haben. Die Spuren der Ausmeisselung liegen an vielen Orten zu Tage. (Mehrere Exemplare davon sind in der AlterthumsSammlung der Kaiserlichen Bibliothek zu Strassburg [Schloss] zu sehen). Die einen halten die Mauer keltischen, die andern römischen Ursprungs; den einen ist sie eine Umzäunung, gemacht, um die Cultus- und Opferstätten der keltischen Götter vom profanen Boden abzusondern; den andern ist sie gleich den übrigen vogesischen Mauereinschlüssen eine Anlage, die dazu diente einer

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in Zeiten der Gefahr dorthin geflüchteten Volksmenge vor plötzlichen Angriffen auf eine gewissé Zeit Schulz zu gewähren. Am wissenschaftlichsten durchgearbeitet ist die Ansicht welche Jacob Schneider ä u s s e r t : Die Mauer ist nicht keltischen, sondern römischen Ursprungs; dass die Römer sicli nicht selten trockener Mauern bedienten ist ersichtlich aus den Befestigungen an der linken Eheinseite, insbesondere der Langmauer an der Mosel. (Der doppelte Schwalbenschwanz erscheint bei Vitruv unter dem Namen «Subscus.») Die Befestigung bestand aus zwei Theilen, dem Castell als militärischen Posten, und dem Mauereinschlusse als Zufluchtsort (ebenso wie die grossen verschanzten Einschlüsse im nordwestlichen Frankreich, und in andern Theilen der Vogesen, z. B. die Hochschanz und das Bigarrenköpfel b e i Dagsburg, die Befestigung auf dem Eingelsberge, bei Oberhaslach). — D a s Castell war, wie die Citadelle einerFestung, einerseits mit dem Mauereinschlusse verbun4en, und anderseits von demselben getrennt, um sicherer bewacht und länger vertheidigt werden zu können. Das Castell hatte, neben der militärischen Vertheidigung, noch die Bestimmung als Hochwarte (specula) zur Beobachtung der umliegenden Gegend und zur Communication mit andern Hochwarten zu dienen. Zweck war der Schutz der umwohnenden Bevölkerung. Bemerkenswerth ist die Stelle in Königshovens Chronik (14. Jahrhundert) über die Zeiten "der Völkerwanderung: «Die von Strossburg hettent viel heidenscher bürge und vesten uffe dem berge zu Hohenburg und anderswo do sii und dis lantvolg sich inne enthielt. » Als Zeit nimmt Schneider mit gewichtigen Gründen die Zeit von Julian bis zu den letzten J a h r e n derBegierung des Kaisers Valentinian, 369—375 n. Chr., an. Gegen Ende des 3. Jahrhunderts wurde am Oberrhein die Confödoration der Alemannen (der Väter der heutigen Elsässer) dem römischen Gallien furchtbar. Im 4. Jahrhundert hatten sie die grossen Befestigungen am rechten Ehcinufer durchbrochen und nahmen die decumatischen Aecker (worunter auch das heutige Baden) in Besitz. F a s t unaufhörlich drangen sie zur Plünderung und Eroberung über den Ithein. Dieser musste verwahrt werden, und von Valentinian wissen wir in der Tliat durch Ammianus Marceliinus, dass er den ganzen Khein bc-

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festigte, indem er die Lager, Casteile und Thürme an erhöhtcren Punkten als bisher geschehen war, anlegte; wahrscheinlich ist jedoch, dass das Castell sammt dem Mauereinschluss schon früher angelegt wurde, wie auch die mittelalterliche Tradition den Kaiser Maximianus Herculeus (286) als denjenigen angibt, der die Hohenburg gebaut habe. Auch werden die Münzen dieses Kaisers besondere häufig in der Umgebung der Mauer gefunden.

E i n z e l h e i t e n d e r B e r g f l ä c h e u n d d e r Heid e nm au er, s. Legende der Karte. Die B ä c k e r f e l s e n (circa 700 Schritt vom Convent, links vom Fusswege vom Convent nach dem Männelstein), so genannt weil an übereinander gelegte Brodlaibe erinnernd, eine sonderbare, aber natürliche Felsbildung, von manchen für ein Gebilde der Kunst und ein druidisches Denkmal gehalten. Die sogenannten « D r u i d e n - D e n k m ä l e r » , ca. 400 Seh ritt von Wachtstein, an einer Ausbuchtung der Mauer, ein aus Felsblöcken gebildeter Hügel, mit einer Eingangskammer und zwei Durchgängen; bald als keltischer Grabhügel (Dölme), bald als geheimer Eingang in die Mauereinschliessung angesehen ; letzteres nicht wahrscheinlich; ein g e h e i m e r A u s g a n g (für Kundschafter u. s. w.) ist dagegen höchst wahrscheinlich an einem andern Punkte des Planes von uns gefunden. Der L a u f g r a b e n (auf allen frühern Plänen nicht bemerkt), ca. 600 Schritte nördlich von den sogen. Druidendenkmälern. DieRuine D r e i s t e i n , ober dem Herzthälele, dem untern Theile der Badstub, ca. 650 Schritt westlich vom Stollhafen (von der Klingenthal-Hohenburger Strasse aus zur Linken sichtbar); zwei Burgen die auf zwei Felsen stehen, die grössere wieder aus zwei Gebäuden bestehend; man weiss von der Geschichte dieser Burgen fast nichts.



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Ander -westlichen S e i t e des Berges befinden sich ferner noch : B i r k e n f e l s , 3 /i Stunde vom Convent, kleine Ruine in tiefer Waldeinsamkeit. Weg ohne Führer schwer zu finden; auf dem Wege von Barr nach der Rothlach, ungefähr l/-2 Stunde vom Wachtstein rechts sichtbar. K a g e n f e l s e r - (auch Homburgweiler- Hanfmatter-) S c h l o s s , auf der französischen Generalstabskarte als Falkenschloss bezeichnet; auf dem Berge nordwest vom Weilerhof. (Weg dahin von Klingenthal - Hohenburger - Strasse , bei verlassenem Haus rechts ab) vollständig zerfallene Ruine. (Vom Convent aus 2—3 Stunden.) Die Geschichte beider Burgen ist insofern interessant, als ihre E r b a u u n g auf dem Besitze der kaiserlichen Stadt Ehenheim nur möglich war in der Zeit da es keinen Kaiser und Herzog von Schwaben und Elsass mehr gab, u n d der Bischof von Strassburg, Walther von Geroldseck, sich rasch der Trümmer der kaiserlichen und herzoglichen Gewalt bemächtigte. Zwei Ministerialen der Kirche von Strassburg erbauten sie, Burcard Beger und Albert Kagen, in den Jahren vor 1262; später kam 1285 über die «Kagenburg», 1289 über «Bergfels», wie die Schlösser in den gleichzeitigen Urkunden heissen, durch Kudolf von Habsburg ein Vertrag zu Stande, kraft dessen die beiden Ministerialen in ihrem Besitze bleiben durften, dagegen ihn von der Stadt Oberehnheim zu Lehen nehmen mussten.

Regelmässig coursirende Personenfuhrwerke, ( S o m m e r

18Î-S.)

Oberehnhcim • Ottrotl. Oberehnheim Ottrott

Abf. Anh.

Vorm.

755 820

Vorm.

1130 126

Nachm.

Nachm.

31s 340

9

925

Otti-ott-Oberehnheim. Ottrott Oberehnheim

Abf. Anh.

Vorm.

530 565

Vorm. N achm. Nachm. 925 950

635

1«> 135

7

"Wagen 11 3 0 von Oberehnheim über Otrott nach St. Odilien, und 1 1 0 von Otrott, geht nur an Donnerstagen und Sonntagen.

Oberehnheim - Scfilett.sta.ilt. Montag — Donnerstag — Sonnabend.

Vorm.

Abf Anh.

Oberehnheim Schlettstadt

5 8

Schlettstadt-Oberehnheim. Montag — Donnerstag — Sonnabend.

Schlettstadt Oberehnheim

Abf. Ank.

Nachm.

4 7

Schlettstadt - Dambach. Schlettstadt Dambach

Vorm.

Nachm.

910

526

Vorm.

Nachm.

745

Abf. Anh.

4

Dambach- Schlettstadt. Dambach Schlettstadt

Abf. Anh.

.

55 630

1220 145

Sehlettst«dt-Barr. Von Schlettstadt

Abf.

Vorm.

10

Nachm. Nachm.

730

230

Bari--Schlettstadt. Von Barr

Abf.

Vorm. 1 Mittags Abends'

5

1 12

.

7M |

Register.

A. Andlau, Ruine, 9. Avolsheim, 5. It. Barr, 9. Barrer-Thal, 9. Bäckerfelsen, 28. Bernardsweiler, 9, 12. Bernstein, 10. Birkenfels, 29. Bischenberg, s. Bischofsheim. Bischofsheim, 6. Breusch, die, 5. Breusch-Kanal, der, 4. Bühl, 9, 16. D. Dachstein, 4. Dambach, 10. Dom Peter, 5. Dorlisheim, 6. Dreistem, Ruine, 28. Druidendenkmäler, 28. Diippigheim, 4. Düttlenlieim, 4. E. Eichhofen, 10. Engelkapelle, 25. Enzheim, 4. Epfig, 10. Etichos Grotte, 11. F. Falkenschloss, 29.

G. Gertweiler, 9. Gickelsberg, 4. Gutleutrain, 14. II. Hagelschloss, 14. Handschab, die, 14. Hanfmatter-Schloss, 29. Hangende Kapelle, 25. Hangenstein, 9. Heidenmauer, 11, 25. Zeit der Anlage, Zweck, 27. Heidentempel, 19. Heiligenstein, 9, 15.

Herrad von Landsberg, 19.

Holzheim, 4. Holzplatz bei Barr, 9. Homburgweiler-Schloss,29

Hortus deliciarum, 19.

I. Ittersweiler, 10. K. Kagenfelser-Schloss, 29. Kirneck-Thal, s. Barr. Klingenthal, 10. Kloster St.-Odilien, 17. Klosterkirche, 20. Köpfel, das, 13. Königshofen, 4. Kolbslieim, 4. Kreuzgang, der, 23. Kreuzkapelle, 20.

32 L. Landsberg, 9, 14. Laufgraben, 28. Liitzplburg, s. OttrotterSchlösser. ÜI. Männelstein, 15. Mittelbergheim, 10. Mönkalb, 14. Molsheim, 5. IV. Niedermünster, 12. Niederottrott, s. Ottrott. O. Oberkireh, Felsen von, 11. Oberehnheim, 7. Oberottrott, s. Ottrott. Odilienberg, Geologie, 17. Umfang desselben, 17. Geschichten, 18. Legende, 21. Odilienkapelle, 20. Odilienquelle, 12. Oelberg, der, 20. Ortenberg, 9. Ottilie, der «Wahlverwandtschaften,» 23. Ottrott, 11. Ottrotter-Schlösser, 13.

IS. Ramstein, 9. Rathsamhausen, s. Ottrotter-Schlösser. Romerweg, 11. Rosheim, 0. S. Schaftstein, 16. St.-Gorgon, 11. St.-Jacob, 12. St.-Nabor, 12. St.-Nicolaus, 12. Stollhafen, 11. St.-Sebastian, 10. Thränenkapelle , 24. Truttenhausen, 9,16. tr. Ulrich-Thal, s. Barr. V. Vorbruck (Forsthaus), 10. W . Wachtstein, i6. Wallfahrten, 23. Weilerhof, 29. Weilerthal, 9. Wolxheim, 5.

S t r a s b u r g , Druck von G. Fischbach. — 1499-.