Der nominale Wechselkurs als Stabilitätsanker: Die Erfahrungen Argentiniens 1991-1995 9783964562821

Die Autorin geht in dieser Arbeit der Frage nach, wie hoch die Risiken der monetären Stabilitätspolitik für den Aussenha

146 52 17MB

German Pages 276 Year 2019

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Table of contents :
Danksagung
Vorwort
Übersicht
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Symbolverzeichnis
Einleitung
Teil A: Theoretische Grundlagen
Teil B: Empirische Untersuchungen zur Stabilisierungspolitik Argentiniens
Schlußbemerkung
Literaturverzeichnis
Anhang
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Der nominale Wechselkurs als Stabilitätsanker: Die Erfahrungen Argentiniens 1991-1995
 9783964562821

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Monika Wohlmann

Der nominale Wechselkurs als Stabilitätsanker: Die Erfahrungen Argentiniens 1991-1995

Göttinger Studien zur Entwicklungsökonomik de Desarrollo Económico in Development Economics Herausgegeben von Hermann Sautter

5

Göttinger Studien zur Entwicklungsökonomik

Der nominale Wechselkurs als Stabilitätsanker: Die Erfahrungen Argentiniens 1991-1995 Monika Wohlmann

Vervuert Verlag • 1998

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Wohlmann, Monika: Der nominale Wechselkurs als Stabilitätsanker: die Erfahrungen Argentiniens 1991 - 1995/ Monika Wohlmann. - Frankfurt am Main : Vervuert, 1998 (Göttinger Studien zur Entwicklungsökonomik, de desarrollo económico, in development economics; 5) Zugl.: Göttingen, Univ., Diss., 1997 ISBN 3-89354-175-6

© Vervuert Verlag, Frankfurt am Main 1998 Alle Rechte vorbehalten Gedruckt auf säure- und chlorfrei gebleichtem, alterungsbeständigen Papier Printed in Germany

5

Danksagung Ohne die Unterstützung und Anregungen vieler Personen wäre die vorliegende Arbeit nicht in dieser Form zustande gekommen. Daher möchte ich die Gelegenheit nutzen, mich bei denjenigen zu bedanken, die maßgeblich zum Gelingen meiner Arbeit beigetragen haben. Zuallererst gebührt dabei mein Dank dem Ibero-Amerika Institut und seinen Mitarbeitern, die mir sowohl auf logistische Weise als auch inhaltlich bei der Durchführung meiner Arbeit geholfen haben. Besonders hervorzuheben ist hierbei die wissenschaftliche Betreuung durch Frau Dr. Felicitas NowakLehmann D. Desweiteren gebührt mein Dank Matthias Blum nicht nur für die gründliche Durchsicht des Manuskripts sondern auch für ausführliche inhaltliche Diskussionen. „Last but not least" möchte ich meinem Doktorvater Herrn Prof. Dr. Hermann Sautter danken, auf dessen Unterstützung ich immer zählen konnte und der diese Arbeit schließlich erst ermöglicht hat. Bei der Studienstiftung des deutschen Volkes möchte ich mich für die finanzielle Unterstützung meines Promotionsvorhabens bedanken, die darüber hinaus auch noch zwei Forschungsaufenthalte in Argentinien finanziert hat. In diesem Zusammenhang danke ich auch Herrn Dr. Roque Fernández, der mir erst den Aufenthalt in der argentinischen Zentralbank ermöglichte. Zu besonderem Dank bin ich Agustín Villar (BCRA) verpflichtet, ohne dessen Hilfe bei der Datenbeschaffung die Arbeit in dieser Form nicht zustande gekommen wäre. Für ihre hilfreichen Kommentare und Anregungen danke ich Hildegart Ahumada (Instituto di Telia), Edith de Obschatko (IICA), Carlos Basco (Secretaría de Agricultura, Ganadería y Pesca), Julio Berlinski (Instituto di Telia), Horacio Cepeda (UIA/IDI), Valeriano García (World Bank), Bernardo Kosacoff (Cepal), Fernando Navajas (FIEL), Andrew Powell (BCRA) und Pablo Sanguinetti (Universidad di Telia) sowie Herrn Prof. Dr. Peter Rühmann für die wertvollen Anmerkungen im Rahmen seines Gutachtens. Mein Dank gilt auch den vielen ungenannten Personen, die mich auf die ein oder andere Weise bei meiner Arbeit unterstützt haben.

Monika Wohlmann Göttingen, 1998

7

Vorwort Wenige Länder besitzen eine so lange Erfahrung mit hohen Inflationsraten wie Argentinien. Chronisch instabile Währungsverhältnisse schienen eines der Merkmale dieses Landes zu sein. Das hat sich seit 1991 geändert. Die Währung des Landes ist seitdem stabil. Diesen bemerkenswerten Erfolg verdankt Argentinien einer strikten Bindung seiner Währung an den US-Dollar. Sie bildet den Kern des „Konvertibilitätsplanes"- nach seinem Urheber auch „Plan Cavallo" genannt -, der im Jahre 1991 in Kraft gesetzt wurde und der die argentinische Zentralbank dazu verpflichtet, die Funktion eines „Currency Board" wahrzunehmen. Vorrangiges Ziel der Geldpolitik ist demnach die Aufrechterhaltung einer Währungsrelation von 1:1 zwischen dem Peso und dem USDollar. Möglicherweise war diese strenge Regelbindung der Geldpolitik die einzige Möglichkeit der Regierung, um nach vielen mißglückten Stabilitätsversuchen ein glaubwürdiges Stabilitätsversprechen abgeben zu können. Diese Politik ist mit hohen Risiken verbunden. Wenn es nicht sehr schnell gelingt, den inländischen Preisauftrieb zum Stillstand zu bringen, muß mit einer realen Aufwertung gerechnet werden, die zu einer Passivierung der Handelsbilanz führt. Sie kann die Aufrechterhaltung der „Ankerpolitik" in Frage stellen. Mit einer realen Aufwertung sind ferner Anreize für die Produktion nicht-handelbarer Güter verbunden. Kommt es zu einer entsprechenden Produktionsverlagerung und ist bei der Herstellung nicht-handelbarer Güter mit einem niedrigeren Produktivitätspotential zu rechnen als bei der Herstellung handelbarer Güter, so drohen Wachstumsverluste. Der langfristig zu zahlende Preis für eine Geldwertstabilisierung wäre in diesem Falle sehr hoch. Die Verfasserin geht in der vorliegenden Arbeit der Frage nach, wie hoch diese Risiken im Falle Argentiniens waren, wobei als Untersuchungsperiode die Jahre 1991 bis 1995 gewählt wurden. In der Tat läßt sich nach 1991 eine Verschlechterung der Handelsbilanz beobachten. Die Verfasserin kommt aber zu dem Ergebnis, daß dabei die Entwicklung des realen Wechselkurses nur eine untergeordnete Rolle spielte. Eine strenge Kausalität zwischen der Fixierung des nominalen Wechselkurses und der Entstehung eines außenwirtschaftlichen Ungleichgewichts konnte nicht nachgewiesen werden. Auch die Wachstumschancen Argentiniens wurden durch die „Ankerpolitik" nicht erkennbar beeinträchtigt.

8

Diese Ergebnisse wurden im Rahmen sorgfältiger empirischer Untersuchungen erzielt. Die Verfasserin hat dabei die Entwicklung des realen Wechselkurses nachgezeichnet und ihre auf der Grundlage des sog. „Australischen Modells" formulierten Hypothesen zahlreichen ökonometrischen Tests unterzogen. In der gründlichen empirischen Analyse der möglichen Nebenwirkungen einer „Ankerpolitik" liegt der wissenschaftliche Gewinn der vorliegenden Arbeit. Einige der üblichen Einwände gegen eine „Ankerpolitik" wurden damit entkräftet womit keineswegs gesagt ist, daß eine solche Politik risikolos wäre. Doch für die Klärung der Frage, wie die Erfolgsbedingungen einer unkonventionellen Stabilisierungspolitik aussehen, hat die Verfasserin einen wichtigen Beitrag geleistet. Göttingen, im März 1998 Hermann Sautter

9

Übersicht

Inhaltsverzeichnis

11

Abbildungsverzeichnis

18

Tabellenverzeichnis

20

Abkürzungsverzeichnis

21

Symbolverzeichnis

22

Einleitung

25

Teil A:

Theoretische Grundlagen

29

Teil B:

Empirische Untersuchungen zur Stabilisierungspolitik Argentiniens

I.

II.

115

Die argentinische Wirtschaft in den Jahren 1991 -1995 und ihre ökonometrische Analyse

115

Interpretation der Ergebnisse und Schlußfolgerungen

195

Schlußbemerkung

253

Literaturverzeichnis

255

Anhang

267

11

Inhaltsverzeichnis Einleitung

25

Teil A: Theoretische Grundlagen 1. Inflation, Stabilisierung und der nominale Wechselkurs 1.1 Inflationstheorien und Stabilisierungsansätze

29

1.1.1 Inflationsursachen

29

1.1.2 Chronische Inflation vs. Hyperinflation

32

1.1.3 Stabilisierungsansätze

33

1.2 Der nominale Wechselkurs als Instrument der Stabilisierungspolitik

35

1.2.1 Ziele der Stabilisierungspolitik

35

1.2.2 Der „Real Targets Approach"

36

1.2.3 Der „Nominal Anchor Approach"

38

1.2.3.1 Die Grundzüge des „Global Monetarism"

38

1.2.3.2 Der nominale Wechselkurs als Stabilitätsanker

39

2. Das Australische Modell 2.1 Die Grundgedanken

41

2.2 Modellgleichungen

43

2.2.1 Das Grundmodell

43

2.2.2 Ergänzungen

46

2.3 Die Darstellung des internen und externen Gleichgewichts: das SwanDiagramm

47

2.4 Die Darstellung der Produktionsstruktur: das Salter-Diagramm

48

2.5 Kritische Würdigung des Australischen Modells

52

3. Die Darstellung des Anpassungsprozesses anhand des Australischen Modells 3.1 Der Verlauf des Stabilisierungsprozesses

55

3.1.1 Die Darstellung im Swan-Diagramm

55

3.1.2 Berücksichtigung von Kapitalverkehr

57

3.2 Auswirkungen auf die Produktionsstruktur

63

3.2.1 Die Darstellung im Salter-Diagramm

63

3.2.2 Berücksichtigung von Kapitalverkehr

66

12

3.2.3 Berücksichtigung von technischem Fortschritt 3.2.4 Berücksichtigung von Preisrigiditäten 3.3 Fazit

68 69 71

4. Die Problematik des festen Wechselkurses als Stabilitätsanker 4.1 Voraussetzungen für die Wirksamkeit des Stabilitätsankers

73

4.1.1 Inflationserwartungen

73

4.1.2 Disziplinierung von Geld- und Fiskalpolitik

74

4.1.2.1 Geldpolitische Disziplin

75

4.1.2.1.1 Funktionsweise

75

4.1.2.1.2 Währungsreserven

76

4.1.2.1.3 Das „Currency Board"

77

4.1.2.2 Fiskalische Disziplin

79

4.1.3 Glaubwürdigkeit

80

4.1.4 Preisflexibilität

84

4.2 Anpassungskosten 4.2.1. Arten von Anpassungskosten

85 86

4.2.1.1 Reale Überbewertung

86

4.2.1.2 Wirtschaftliche Rezession

87

4.2.2 Determinanten der Anpassungskosten

88

4.3 Bewertung der Stabilisierungspolitik

90

5. Strukturanpassung und der gleichgewichtige reale Wechselkurs 5.1 Strukturanpassungspolitik als begleitende Maßnahme 5.1.1 Ziele 5.1.2 Spezielle Maßnahmen 5.2 Auswirkungen auf den gleichgewichtigen realen Wechselkurs

92 92 93 95

5.2.1 Der gleichgewichtige reale Wechselkurs

95

5.2.2 Die Wirkung ausgewählter Strukturanpassungsmaßnahmen

96

6. Frühere Erfahrungen mit dem festen Wechselkurs als Stabilitätsanker im Vergleich 6.1 Stabilisierungsprogramme mit einem festen Wechselkurs als Stabilitätsanker 6.2 Charakteristische Auswirkungen 7. Fragestellungen

99 101 108

13

Teil B: Empirische Untersuchungen zur Stabilisierungspolitik Argentiniens I. DIE ARGENTINISCHE WIRTSCHAFT IN DEN JAHREN 1 9 9 1 - 1 9 9 5 UND IHRE ÖKONOMETRISCHE ANALYSE

1. Die wirtschaftliche Entwicklung bis zum April 1991 1.1 Kurze Zusammenfassung der wirtschaftlichen Entwicklung

115

1.2 Die wirtschaftliche Lage im April 1991

118

1.2.1 Inflation und Wechselkurs

118

1.2.2 Realwirtschaft und Arbeitsmarkt

119

1.2.3 Der externe Finanzsektor

120

1.2.4 Der Außenhandelssektor

120

2. Die Darstellung des Stabilisierungsprogramms: der Plan Cavallo 2.1 Ziele und Maßnahmen

122

2.1.1 Allgemeiner Überblick

122

2.1.2 Zollpolitik

125

2.1.3. Verbesserung der Infrastruktur

127

2.1.3.1 ... durch Deregulierung

127

2.1.3.2 ... durch Privatisierung

128

2.2 Überprüfung der Voraussetzungen für eine erfolgreiche Stabilisierung

129

3. Die Auswirkungen der Stabilisierungspolitik 3.1 Die wirtschaftliche Entwicklung seit 1991 im Überblick

131

3.1.1 Der Stabilisierungserfolg: die monetäre Stabilität und ihre Folgen

131

3.1.2 Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung

132

3.2 Die Zahlungsbilanzsituation 3.2.1 Die Entwicklung der Handelsbilanz

134 135

3.2.1.1 Insgesamt

135

3.2.1.2 Nach Gütergruppen

135

3.2.1.3 Nach Handelspartnern

140

3.2.2 Die Entwicklung der Kapitalbilanz 3.3 Die realwirtschaftliche Entwicklung aufgegliedert nach Sektoren

141 142

4. Der reale Wechselkurs 4.1 Von der theoretischen Definition zur empirischen Berechnung 4.1.1 Wahl der Preisindizes

148 148

14

4.1.2 Bilateraler und multilateraler realer Wechselkurs

149

4.1.3 Wahl des Gewichtungsschemas

152

4.2 Der reale Wechselkurs in Argentinien von 1990-1995

153

4.3 Überbewertung oder Veränderung des Gleichgewichtsniveaus?

156

5. Empirische Überprüfung der Rolle des realen Wechselkurses im Stabilisierungsprozeß 5.1 Das ökonometrische Modell

158

5.2 Determinanten der Handelsbilanzentwicklung

162

5.2.1 Abhängige Variablen

162

5.2.2 Unabhängige Variablen und Hypothesen

162

5.2.2.1 Importfunktionen 5.2.2.2 Exportfunktionen 5.3 Die Determinanten der sektoralen Entwicklung

162 164 166

5.3.1 Abhängige Variablen

166

5.3.2 Unabhängige Variablen und Hypothesen

167

5.4 Methodisches Vorgehen 5.4.1 Darstellung der ökonometrischen Verfahren

168 168

5.4.1.1 Überprüfung der Eigenschaften derZeitreihen

168

5.4.1.2 Schätzen von Wirkungsverzögerungen

171

5.4.1.3 Schätzverfahren

174

5.4.1.4 Zusammenfassung

178

5.4.2 Diskussion der ökonometrischen Probleme 5.5 Ergebnisse der Schätzungen

178 181

5.5.1 Sektoren

181

5.5.2 Importgruppen

186

5.5.3 Exportgruppen

189

6. Zusammenfassung

194

15

II. INTERPRETATION DER ERGEBNISSE UND SCHLUBFOLGERUNGEN

1. Fragestellungen 2. Die Analyse der Handelsbilanz 2.1 Die Entwicklung der Importe 2.1.1 Die Kapitalgüterimporte

196 196

2.1.1.1 Allgemeine Investitionstätigkeit

196

2.1.1.2 Interpretation der Schätzergebnisse

199

2.1.1.3 Fazit 2.1.2 Die Konsumgüterimporte

200 201

2.1.2.1 Entwicklung der privaten Einkommen

201

2.1.2.2 Interpretation der Schätzergebnisse

203

2.1.2.3 Fazit

204

2.1.3 Zwischengüterimporte

204

2.1.3.1 Mögliche Bestimmungsfaktoren des Bedarfs an importierten Zwischenprodukten 204 2.1.3.2 Interpretation der Schätzergebnisse

206

2.1.3.3 Fazit

206

2.2 Die Entwicklung der Exporte

207

2.2.1 Exporte von Primärgütern 2.2.1.1 Der Agrarsektor

207 207

2.2.1.1.1 Charakteristika

207

2.2.1.1.2 Veränderungen seit 1991

209

2.2.1.2 Der Bergbau

211

2.2.1.3 Interpretation der Schätzergebnisse

211

2.2.1.4 Erklärungen für die anfängliche Exportschwäche und Zukunftsaussichten

212

2.2.2 Exporte von verarbeiteten Agrarprodukten 2.2.2.1 Die Agro-Industrie

214 214

2.2.2.1.1 Abgrenzung

214

2.2.2.1.2 Entwicklung seit 1991

215

2.2.2.2 Interpretation der Schätzergebnisse

218

2.2.2.3 Zukunftsaussichten

219

2.2.3 Exporte von verarbeiteten Industrieprodukten 2.2.3.1 Der Industriesektor

220 220

16

2.2.3.1.1 Charakteristika

220

2.2.3.1.2 Veränderungen seit 1991

221

2.2.3.2 Interpretation der Schätzergebnisse

222

2.2.3.3 Erklärende Faktoren des Exportwachstums und Zukunftsaussichten

225

2.2.4 Exporte von Brennstoffen

227

2.2.4.1 Der Energiesektor

227

2.2.4.2 Interpretation der Schätzergebnisse

228

2.2.4.3 Zukunftsaussichten

230

2.3 Zusammenfassung

230

3. Die Analyse der realwirtschaftlichen Entwicklung 3.1 Der Importsektor

231

3.1.1 Interpretation der Schätzergebnisse

231

3.1.2 Fazit

233

3.2 Der Importsubstitutionsgütersektor

234

3.2.1 Interpretation der Schätzergebnisse

234

3.2.2 Fazit

235

3.3 Der Exportsektor

235

3.3.1 Interpretation der Schätzergebnisse

236

3.3.2 Fazit

237

3.4 Der Sektor nicht-handelbarer Güter

238

3.4.1 Interpretation der Schätzergebnisse

239

3.4.2 Fazit

240

4. Schlußfolgerungen für die Wirtschaftspolitik 4.1 Ursachen und Bewertung der Handelsbilanzentwicklung

241

4.1.1 Der Zusammenhang zwischen Handelsbilanz und realem Wechselkurs

241

4.1.2 Bewertung der Handelsbilanzentwicklung

243

4.1.3 Wirtschaftspolitische Schlußfolgerungen

244

4.2 Übergang von der Stabilität zum Wachstum

245

4.2.1 Der Zusammenhang zwischen der realwirtschaftlichen Entwicklung und dem realen Wechselkurs 245 4.2.2 Wirtschaftspolitische Schlußfolgerungen

247

4.3 Allgemeine Einschätzung des festen Wechselkurses als Stabilitätsanker... 249

17

4.3.1 Risiken des festen Wechselkurses

249

4.3.2 Der reale Wechselkurs im Transformationsprozeß

250

4.3.3 Alternativen zum festen Wechselkurs

251

Schlußbemerkung

253

18

Abbildungsverzeichnis1 A-2.1:

Das Swan-Diagramm

47

A-2.2:

Das Salter-Diagramm

49

A-2.3:

Internes und externes Gleichgewicht im Salter-Diagramm

51

A-3.1:

Der Anpassungsprozeß im Swan-Diagramm

57

A-3.2:

Der Anpassungsprozeß unter Berücksichtigung von Kapitalbewegungen 59

A-3.3:

Der Anpassungsprozeß bei ausländischen Direktinvestitionen im Sektor handelbarer Güter

A-3.4:

Der Anpassungsprozeß bei ausländischen Direktinvestitionen im Sektor

60

nicht-handelbarer Güter

61

A-3.5:

Der Anpassungsprozeß im Salter-Diagramm

63

A-3.6:

Die reale Aufwertung im Salter-Diagramm

65

A-3.7:

Der Anpassungsprozeß bei Nettokapitalimporten

67

A-3.8:

Der Anpassungsprozeß bei nach unten starren Preisen

70

A-6.1:

Vergleich von Inflations- und Abwertungsrate 101 101 102 102 102

A-6.2:

a. Chile b. Uruguay c. Argentinien d. Mexiko e. Israel Handels-, Leistungs- und Kapitalbilanz (Saldo) a. Chile b. Uruguay c. Argentinien d. Mexiko e. Israel

104 104 104 105 105

A-6.3:

Die Entwicklung des realen BIP a. Chile b. Uruguay c. Argentinien d. Mexiko e. Israel

106 106 107 107 107

BI-1.1: Monatliche Inflationsraten 1980-95

118

BI-1.2: Reales BIP 1980-95

119

1

Die Abbildungen sowie die Tabellen sind folgendermaßen numeriert: Mit d e m ersten Buchstaben wird der Abschnitt (Teil A, Bl oder BN) bezeichnet, in dem die Abbildung aufgeführt wird, dann folgt die Kapitelnummer, und anschließend sind die Abbildungen der Reihe nach numeriert.

19

BI-1.3: Handelsbilanz 1980-95

121

BI-3.1: Handelsbilanz 1991-95

135

BI-3.2: Exportanteile 1990-95

136

BI-3.3: Reale Exporte nach Untergruppen 1990-95

137

BI-3.4: Importanteile 1990-95

138

BI-3.5: Reale Importe nach Untergruppen 1990-95

139

BI-3.6: Wachstumsraten der argentinischen Exporte im Ländervergleich

140

BI-3.7: Wachstumsraten der argentinischen Importe im Ländervergleich

140

BI-3.8: Kapitalverkehrsbilanz 1990-95

141

BI-3.9: Reale Exporte 1990-95

144

BI-3.10: Reale Importe 1990-95

144

BI-3.11: Reale Produktion an Importsubstituten 1990-95

145

BI-3.12: Produktion nicht-handelbarer Güter 1990-95

145

BI-3.13: Reale Wachstumsraten der Sektoren im Vergleich

146

BI-3.14: Die Produktion handelbarer und nicht-handelbarer Güter im Vergleich.... 147 BI-4.1: Ausgewählte bilaterale reale Wechselkurse 1991 -95

150

BI-4.2: Verschiedene Berechnungen des realen Wechselkurses

153

BI-4.3: Realer Wechselkurs 1990-95

154

BI-4.4: Vergleich der Inflationsraten in den USA und Argentinien

155

BI-5.1: Entwicklung des realen BIP im In- und Ausland 1990-95

161

BI-5.2: Entwicklung des relativen Handelsbilanzsaldos 1990-95

162

BII-2.1: Investitionsquote 1980-95

196

BII-2.2: Bruttoinvestitionen in dauerhafte Produktionsmittel 1990-95

197

BII-2.3: Reallohnentwicklung 1991-95

201

BII-2.4: Einkommensverteilung (Großraum Buenos Aires)

202

BII-2.5: Preis- und Mengenentwicklung bei Zwischengüterimporten 1990-95

205

BII-2.6: Wachstumsraten im Bergbau 1991-95

211

BII-2.7: Wachstumsraten in der Agro-Industrie 1991-95

216

BII-2.8: Kapazitätsauslastung in der verarbeitenden Industrie 1990-95

225

BII-2.9: Exportrückvergütungen 1990-95

226

20

Tabellenverzeichnis BI-5.1:

Importnachfrage

181

BI-5.2: Angebot an Importsubstitutionsgütern

182

BI-5.3: Exportangebot

183

BI-5.4: Angebot an nicht-handelbaren Gütern

184

BI-5.5: Sektoren

185

BI-5.6: Kapitalgüterimporte

186

BI-5.7: Konsumgüterimporte

187

BI-5.8: Zwischengüterimporte

187

BI-5.9:

188

Importgruppen

BI-5.10: Primärgüterexporte

189

BI-5.11: Exporte von verarbeiteten Agrarprodukten

190

BI-5.12: Exporte von verarbeiteten Industrieprodukten

191

BI-5.13: Brennstoffexporte

192

BI-5.14: Exportgruppen

193

BII-2.1: Kapitalgüterimporte nach Sektoren 1990-94

198

BII-2.2: Primärgüterexporte nach Gruppen 1990-95

208

BII-2.3: Bestimmungsregionen der Primärgüterexporte 1995

209

BII-2.4: Exporte verarbeiteter Agrarprodukte nach Gruppen 1990-95

215

BII-2.5: Exportkoeffizienten in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie 1994

216

BII-2.6: Bestimmungsländer der Exporte von verarbeiteten Agrarprodukten 1995

217

BII-3.1: Schätzung der Importfunktion ohne die Variable HB/Y

233

BII-3.2: Zusammensetzung der realen Produktion nicht-handelbarer Güter 1990-95

239

Abkürzungsverzeichnis LS

least squares

AR Arg.

Austral autoregressive

MA

moving average

Argentinien

Mercosur Mercado Común del Cono

A

Sur

arg.

argentinisch

ARIMA

autoregressive integrated

MEyOSP Ministerio de Economía y

ARMA

moving average autoregressive moving aver-

MIT

Obras y Servicios Públicos Massachusetts Institute of Technology

age NAFTA

North American Free Trade

República Argentina Bundesstelle für Außenhan-

NBER

Association National Bureau for Econo-

delsinformation

o.V.

ohne Verfasserangabe

Cepal

Comisión Económica para

OLS

ordinary least squares

S.D.

standard deviation

cet.par.

América Latina y el Caribe ceteris paribus

S.E.

standard error

CPI

consumer price index

Std. Error standard error

Dez. EIU

Dezember Economist Intelligence Unit

two stage least squares TSLS UNCTAD United Nations Conference

EXIM

The Export-Import Bank of

ausl.

ausländisch

BCRA

Banco Central de la

BfAI

FIEL

mic Research

on Trade and Development

Japan

US$

US-Dollar

Fundación de Investigacio-

verarb.

verarbeitet

nes Económicas Latinoame-

VGR

Volkswirtschaftliche Gesamt-

ricanas

rechnung

IMF

International Monetary Fund

WISU

INDEC

Instituto Nacional de Esta-

WK

Wechselkurs

WPI

wholesale price index

IWF

dísticas y Censos Internationaler Währungs-

YPF

Yacimientos Petrolíferos

fond LM

Lagrange multiplier

Das Wirtschaftsstudium

Fiscales

22

Symbolverzeichnis a,

Außenhandelsanteil des i-ten Handelspartners

Ar bzw. A reale Absorption C

Konsumgüterimporte

CPU.

argentinischer Konsumentenpreisindex zum Zeitpunkt t

D'

Nachfragefunktion der i-ten Gütergruppe

E

Engel-Kurve

HB

Handelsbilanzsaldo

I

Anzahl der (berücksichtigten) argentinischen Ex- bzw. Importhandelspartner bzw. Investitionsgüterimporte bzw. Indifferenzkurve

i

Laufindex für die argentinischen Handelspartner bzw. die Gütergruppen

LB

Leistungsbilanzsaldo

M

Importe bzw. Importfunktion

M'

Importfunktion der i-ten Gütergruppe

mit

Anteil des i-ten Handelspartners an den argentinischen Importen zum Zeitpunkt t

MS

Importsubstitute

mwrt

importgewichteter effektiver realer WK zum Zeitpunkt t

mxw't

im- und exportgewichteter effektiver realer WK zum Zeitpunkt t

N

nicht-handelbare Güter



Nachfrage nach nicht-handelbaren Gütern

NH

nicht-handelbare Güter

Ns

Angebot an nicht-handelbaren Gütern

pN

Preis nicht-handelbarer Güter (in Inlandswährung)

p

T

Preis handelbarer Güter (in Inlandswährung)

pr

Preis handelbarer Güter in ausländischer Währung

7t

Inflationsrate

1

S

Angebotsfunktion der i-ten Gütergruppe

Sx

Angebotsfunktion der Exporte

T

handelbare Güter

T

D

Nachfrage nach handelbaren Gütern

TK

Transformationskurve

Ts

Angebot an handelbaren Gütern

wit

nominaler Wechselkurs zwischen Argentinien und seinem i-ten Handelspartner zum Zeitpunkt t

wn

nominaler Wechselkurs

23

WPIjt

Großhandelspreisindex des i-ten Handelspartners zum Zeitpunkt t

wr bzw. w realer Wechselkurs W

BCRA

realer WK berechnet von der BCRA

X

Exporte bzw. Exportfunktion

X'

Exportfunktion der i-ten Gütergruppe



Anteil des i-ten Handelspartners an den argentinischen Exporten zum Zeitpunkt t

xw't

exportgewichteter effektiver realer WK zum Zeitpunkt t

Y

Volkseinkommen

Y

reales BIP

Y

Index des realen BIP der Exporthandelspartner

Y

reales BIP des i-ten Sektors

Ys

gesamtwirtschaftliche Produktion

Z

durchschnittlicher Zollsatz bzw. Zwischengüterimporte

Z

M

t

Zxt

durchschnittlicher Importzollsatz zum Zeitpunkt t durchschnittlicher Exportzollsatz (abzüglich Exportrückvergütungen) zum Zeitpunkt t

25

Einleitung .The stabilization problem is to reduce Inflation, the balance of payments deficit, and the fiscal deficit at minimum cost in terms of unemployment and to the poor, with minimum damage to growth and in ways that will increase long-run growth."1

Aus dem obigen Zitat wird deutlich, wie vielschichtig die Ziele der Stabilisierungspolitik sind, und es ist offensichtlich, daß die gleichzeitige Erfüllung aller Ziele ein schwieriges, wenn nicht gar unmögliches Unterfangen ist. l.d.R. besteht ein „tradeoff' zwischen den verschiedenen Zielen, so daß man bei der Formulierung eines Stabilisierungsprogramms zwischen Kosten und Nutzen abwägen muß: Nutzen entsteht dadurch, daß gewisse Ziele erreicht werden, Kosten dadurch, daß andere Ziele vernachlässigt werden. Lateinamerika war am Ende der 80er Jahre, dem „verlorenen Jahrzehnt", durch hohe Inflationsraten und von der wirtschaftlichen Rezession geschwächte Volkswirtschaften gekennzeichnet. Die monetäre Stabilisierung als Grundlage für ein gesundes Wachstum war für viele Länder - unter ihnen auch Argentinien - zur obersten Priorität geworden. Argentinien hat den Weg zur monetären Stabilität über einen festen Wechselkurs (WK) und eine marktwirtschaftlich orientierte Wirtschaftsordnung gewählt. Diese Merkmale des Stabilisierungsplans ähneln vordergründig der mexikanischen Stabilisierungspolitik von 1987. Das mexikanische Programm - das in seinen Anfängen sehr positiv beurteilt wurde - mündete aber schließlich in die Währungskrise vom Dezember 1994. Steht dem argentinischen Stabilisierungsprogramm früher oder später das gleiche Ende bevor? Es ist aber nicht die Absicht der vorliegenden Arbeit, diese Frage zu beantworten oder die Unterschiede sowie die Gemeinsamkeiten zwischen der mexikanischen und der argentinischen Variante des festen WK zu beleuchten. Vielmehr soll versucht werden, generell die Risiken einer Politik abzuschätzen, die sich im Hinblick auf die Inflationsbekämpfung kurzfristig als überaus erfolgreich erwiesen hat. Der Blick konzentriert sich hierbei auf die Zahlungsbilanz und die Grundlagen für ein langfristiges Wachstum. Ist die schnelle Rückführung der Inflationsraten nur auf Kosten des außenwirtschaftlichen Gleichgewichts und einer Verschlechterung der langfristigen Wachstumschancen möglich?

1

Corbo/Fischer (1995), S.2871.

26

Bei Beantwortung der Frage, wie sich eine Stabilisierung über einen festen nominalen WK auf die Zahlungsbilanz und die realwirtschaftliche Entwicklung auswirkt, muß auf die Rolle des realen WK eingegangen werden. Der reale WK stellt gewissermaßen das Bindeglied zwischen dem nominalen WK und den realen Größen dar. „There is, in fact, a growing recognition that the real exchange rate is one of the most important macroeconomic variables. Its evolution greatly affects both the payments position and the international competitiveness of a country. Moreover, when the real exchange rate deviates from its long-run, sustainable equilibrium level - that is, when there is a real exchange rate misalignment - severe macroeconomic disequilibriums usually result." 1

Anknüpfend an die zentrale Bedeutung des realen WK für die Zahlungsbilanzposition und die internationale Wettbewerbsfähigkeit eines Landes soll seine Rolle im Stabilisierungsprozeß untersucht werden. Welchen Einfluß übt die Entwicklung des realen WK auf die Entwicklung der Handelsbilanz und auf die sektorale Entwicklung aus? Mit Hilfe ökonometrischer Analysemethoden soll der Zusammenhang zwischen der Entwicklung des realen WK, der Handelsbilanz und der Realwirtschaft untersucht werden. Besondere Aktualität erhält das Thema dadurch, daß die Stabilisierung mit Hilfe eines Wechselkursankers auch für die Transformationsländer Mittel- und Osteuropas relevant ist.2 Estland praktiziert diese Politik bereits seit 1992. Im Juni 1992 wurde die Estnische Krone an die D-Mark gekoppelt und ein „Currency Board"-System eingeführt.3 Litauen errichtete im April 1994 ein „Currency Board" mit dem US-Dollar als Leitwährung, und auch die Slowakei koppelte ihre Währung an einen Währungskorb, der derzeit nur noch aus dem US-Dollar und der D-Mark besteht. Zu den jüngsten Beispielen gehören Bulgarien und Bosnien. In Bulgarien wurde das „Currency Board" nach Absprache mit dem IWF am 1 .Juli 1997 eingeführt.4 Leitwährung ist auch hier die D-Mark. Eine Tendenz zur Fixierung des WK läßt sich daher in Mittel- und Osteuropa vor allem in den letzten Jahren feststellen. Das „Currency Board" ist zu einer vom IWF befürworteten Maßnahme im Rahmen von Stabilisierungs- und Reformprogrammen geworden. Es ist zu vermuten, daß dabei auch die Erfahrungen Argentiniens eine Rolle gespielt haben.

1

Edwards (1988), S.41.

2

Vgl. auch Edwards (1993b), S.2-3.

3

Auf die Merkmale eines „Currency Boards" wird in Teil A, Kap. 4.1.2.1.3 eingegangen.

4

Vgl. o.V., Bulgarien (1997).

27

Auch in Lateinamerika haben andere Länder bereits versucht, an bisherige Erfolge mit der wechselkurs-basierten Stabilisierungspolitik anzuknüpfen: So hatte der brasilianische Real-Plan vom Juli 1994 den argentinischen Plan zum Vorbild. Aus diesem Grund erscheint es wichtig, Antworten auf die obengenannten Fragen zu finden, die als Grundlage für künftige Politikempfehlungen dienen können. Den oben skizzierten Fragestellungen soll nachgegangen werden, indem in Teil A zunächst der theoretische Hintergrund der Stabilisierungspolitik mit einem festen WK als Anker erläutert wird. Hierbei wird die Problematik dieser Stabilisierungspolitik auf theoretischer Ebene diskutiert, und es werden die modelltheoretischen Grundlagen für die spätere empirische Analyse gelegt. In Teil B werden die Zusammenhänge zwischen dem realen WK und der außenwirtschaftlichen Entwicklung sowie der realwirtschaftlichen Entwicklung am Beispiel des argentinischen Stabilisierungsprogramms von 1991 empirisch untersucht. Dieser Teil gliedert sich in zwei Unterabschnitte: In Abschnitt I wird ein Überblick über die argentinische Problematik gegeben, anschließend werden ökonometrische Schätzungen durchgeführt. Im Abschnitt II werden die Ergebnisse der Schätzungen interpretiert und Schlußfolgerungen daraus gezogen.

29

Teil A: Theoretische Grundlagen Im ersten Teil der Arbeit sollen die theoretischen Grundlagen einer Stabilisierungspolitik mit einem festen WK als Stabilitätsanker beschrieben werden. Die Theorie gibt hierbei Aufschluß über die zu erwartenden wirtschaftlichen Zusammenhänge und dient als Maßstab zur Beurteilung der empirischen Ergebnisse. Um den Umfang der Arbeit in Grenzen zu halten, gleichzeitig aber auch die wichtigen Fragen mit der nötigen Tiefe behandeln zu können, wird im folgenden vor allem die für die empirische Untersuchung relevante Theorie dargestellt. Nach einer kurzen Einführung zur Bedeutung des WK als Stabilisierungsinstrument in Kapitel 1 wird in Kapitel 2 das ökonomische Modell vorgestellt, das der empirischen Untersuchung zugrunde liegt. In Kapitel 3 wird die Wirkungsweise der Stabilisierungspolitik anhand dieses Modells beschrieben, und in den nachfolgenden Kapiteln wird auf Voraussetzungen und „Nebenwirkungen" dieser Politik eingegangen. Der erste Teil der Arbeit schließt mit einem Vergleich verschiedener Stabilisierungsprogramme, die den festen WK als Stabilitätsanker einsetzten, und der Formulierung von Hypothesen ab.

1. Inflation, Stabilisierung und der nominale Wechselkurs Dieses Kapitel soll dazu dienen, einen Überblick über die verschiedenen Inflationstheorien und die daraus hervorgegangenen Stabilisierungsansätze zu geben (Kap. 1.1). Hierdurch soll die Einordnung der Stabilisierungspolitik mit einem festen WK in den übergeordneten Rahmen der Inflationsbekämpfung deutlich werden. Vor diesem Hintergrund wird in Kapitel 1.2 die Rolle der Wechselkurspolitik diskutiert.

1.1 Inflationstheorien und Stabilisierungsansätze Zuerst werden die wichtigsten Inflationstheorien kurz dargestellt, dann wird auf die Unterschiede zwischen chronischer Inflation und Hyperinflation eingegangen. Anschließend werden die Stabilisierungsansätze klassifiziert. 1.1.1 Inflationsursachen Die Monetaristen sehen die Ursache der Inflation in einer übermäßigen Geldmengenausweitung. Die Inflation ist nach ihrer Auffassung ein rein monetäres Phäno-

30

men: Das Geldangebot übersteigt die Geldnachfrage, d.h. es entsteht ein Überschußangebot an Geld. Durch das höhere Geldangebot steigt auch die (nominale) Nachfrage nach Gütern, was zu Preissteigerungen führt, wenn das Angebot mit der Nachfrage nicht Schritt halten kann. Die monetaristische Anschauung fußt damit auf der Neo-Quantitätstheorie des Geldes: Inflation entsteht, wenn die Wachstumsrate der Geldmenge (bei konstanter Umlaufgeschwindigkeit des Geldes) die des realen Sozialprodukts übersteigt. Ursache für die Geldmengenausweitung kann z.B. die Finanzierung eines Staatsdefizits sein. Der monetaristischen Lehre zufolge muß vor allem die Geldmenge kontrolliert werden, um die Inflation zu bekämpfen. Darüber hinaus konzentriert sich die Stabilisierungspolitik auf die Nachfrageseite, um einen übermäßigen Anstieg der Nachfrage zu verhindern, und um die Staatsdefizite unter Kontrolle zu halten.1 Die Post-Keynesianer sehen die Inflation dagegen als ein realwirtschaftliches Phänomen an. Nach post-keynesianischer Auffassung wird eine Inflation durch exogene Schocks verursacht.2 Beispielsweise führt eine internationale Rohstoffpreissteigerung zu steigenden Produktionskosten im Inland, die wiederum auf die Preise überwälzt werden. Inflation ist zwar auch hier mit einer Geldmengenexpansion verbunden, die Ursachen der Inflation sind aber in erster Linie realwirtschaftlicher Natur. Zur

Inflationsbekämpfung

eignen

sich

daher,

nach

Auffassung

der

Post-

Keynesianer, vor allem Lohn- und Preiskontrollen, um den Einfluß des exogenen Schocks auf Preise und Löhne zu unterbinden.3 Eine weitere Schule, die mit derjenigen der Post-Keynesianer verwandt ist, vertreten die Strukturalisten. Diese Schule hat ihre Wurzeln in Lateinamerika, da ihre Vertreter versuchten, die regionalen Ursachen der Inflation auf diesem Subkontinent zu erforschen.4 Den Strukturalisten zufolge sind die Ursachen der Inflation vor allem auf der Angebotsseite zu suchen: Strukturelle Rigiditäten führen zu einem Nachhinken des Angebots hinter der Nachfrageentwicklung und damit zu Preissteigerungen. Die rigiden

1

Vgl. C e z a n n e (1991), S . 5 9 - 6 1 , Dijkstra (1997), S.532 und Kappel (1990), S . 2 0 2 - 2 0 3 .

2

Auf Keynes gehen die Begriffe der „demand-pull" und „cost-push-inflation" zurück, da Keynes in der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage und dem gesamtwirtschaftlichen Angebot als den Bestimmungsfaktoren des Preisniveaus auch die Ursachen für die Inflation suchte. Vgl. Heubes (1989), S . 3 7 ff. und 4 2 ff.

3

Vgl. Dijkstra (1997), S . 5 3 3 - 5 3 4 .

4

Diese Schule geht vor allem auf Raul Prebisch, Osvaldo Sunkel und Anibal Pinto von der Cepal zurück. Vgl. Castro (1993), S.955.

31

Strukturen sind nicht zuletzt Folge des Entwicklungsprozesses, in dem sich die lateinamerikanischen Länder befinden. Das Güterangebot ist starr, d.h. die Angebotselastizitäten sind niedrig, weil die ungleiche Landverteilung zu unproduktiven Organisationsformen und ineffizienten Anreizstrukturen führt und der technische Fortschritt gering ist. Die Nachfrage expandiert dagegen durch das rasche Bevölkerungswachstum. Die Exporte der Entwicklungsländer sind i.d.R. nur wenig diversifiziert, was zu starken Schwankungen der Exporterlöse führt. Vorübergehende Exporterlössteigerungen können dann leicht eine Nachfrageinflation auslösen. Desweiteren ist die Einkommenselastizität der Importe hoch, d.h. Einkommenssteigerungen führen zu überproportionalen Importsteigerungen, wodurch wiederum ein Abwertungsdruck auf den WK entsteht. Durch eine Abwertung steigt die Inflationsgefahr bei hoher Importabhängigkeit, da importierte Vorprodukte teurer werden. Als weitere wichtige Inflationsursache sind die Verteilungskämpfe zu nennen. Sie heizen die Inflation an, wenn die Einkommensforderungen über den realen Produktionsmöglichkeiten liegen. Die Verteilungskämpfe werden durch eine ungleiche Einkommens- und Vermögensverteilung sowie gut organisierte Interessengruppen und vermachtete Märkte noch verschärft. Die Strukturalisten betonen neben den eigentlichen Inflationsursachen auch die verstärkenden Faktoren („propagating mechanisms"), die ein Fortbestehen der Inflation fördern: Hierzu zählen ebenfalls Verteilungskämpfe, da sie in Preis-Lohn-Spiralen münden können. Die Indexierung von Verträgen sowie die Finanzierung von Budgetdefiziten durch Zentralbankkredite sind weitere Elemente, die die Trägheit der Inflation verstärken. Bei Vorliegen einer solchen Trägheitsinflation reicht es nicht aus, die ursprünglichen Entstehungsgründe der Inflation zu beseitigen, um die Inflation zu stoppen.1 Die Bekämpfung der Inflation richtet sich nach Auffassung der Strukturalisten vor allem auf einkommenspolitische Maßnahmen, um die Einkommensverteilung zu ändern und Verteilungskämpfe zu entschärfen. Eine Stärkung der Angebotsseite ist notwendig, um Engpässe zu verhindern.2

1

Vgl. Kappel (1990), S.206.

2

Vgl. Castro (1993), S.955, Dijkstra (1997), S.535, Kappel (1990), S.203-204 und Stiefl (1993), S.23-33.

32

1.1.2 Chronische Inflation vs. Hyperinflation Die Wahl der Stabilisierungspolitik hängt davon ab, ob eine Hyperinflation oder eine chronische Inflation zu bekämpfen ist. Nach Cagan (1956) kann von einer Hyperinflation gesprochen werden, wenn die monatliche Inflationsrate 50% übersteigt.1 Der Begriff „chronische Inflation" wurde von Pazos (1972) geprägt, der als chronische Inflation Preissteigerungsraten bezeichnet, die über mehrere Jahre hinweg andauern und die eine mittlere Intensität aufweisen. Obwohl die Definition der chronischen Inflation nicht so eindeutig ist wie die der Hyperinflation, waren ohne Zweifel Länder wie Argentinien, Brasilien und Uruguay bis in die 90er Jahre hinein zu den Ländern mit chronischer Inflation zu rechnen.2 Charakteristik einer Hyperinflation ist das Verschwinden eines vergangenheitsorientierten Verhaltens: Die Fristigkeit von Verträgen wird immer kürzer, und Lohnverhandlungen werden in immer schnelleren Abständen durchgeführt. Die Preise werden schließlich mit dem WK indiziert, um die ständige Anpassung der Preise zu erleichtern. Die Löhne richten sich zunächst noch nach den Lebenshaltungskosten. Steigen aber auch diese sehr schnell an, so muß statt dem Lebenshaltungskostenindex ein anderer Index gewählt werden, der auf täglicher Basis verfügbar ist. Auch hierzu bietet sich der WK an. Als weiteres Merkmal der Hyperinflation ist die höhere Glaubwürdigkeit von Stabilisierungsmaßnahmen zu nennen. Zum einen wird die wirtschaftliche und soziale Situation als unhaltbar angesehen, so daß die Dringlichkeit der Stabilisierung den Versprechen der Regierung mehr Glaubwürdigkeit verleiht. Zum anderen ist eine kontraktive Fiskalpolitik zur Inflationsbekämpfung bei einer Hyperinflation besonders glaubwürdig, da es offenkundig ist, daß die Inflation durch hohe fiskalische Defizite verursacht wurde.3 Durch die starke Orientierung der Preise und Löhne am WK bietet sich eine Fixierung des WK an, um die Inflation zu bremsen. Da wie oben beschrieben die Stabilisierungsmaßnahmen glaubwürdiger sind, kann mit einer schnellen und mit geringeren Kosten verbundenen Rückführung der Inflation gerechnet werden.4

1

Vgl. Cagan (1956), S.25.

2

Vgl. Végh (1992), S.630. Argentinien wies neben der chronischen Inflation 1989/90 noch eine Hyperinflation auf.

3

Vgl. V é g h (1992), S . 6 5 6 - 6 5 7 .

4

Vgl. V é g h (1992), S . 6 5 6 - 6 5 7 .

33

In Ländern mit chronischer Inflation ist die Glaubwürdigkeit der Stabilisierungspolitik im Vergleich zur Stabilisierung bei Hyperinflation eher niedrig. Zum einen haben die Wirtschaftssubjekte ihr Verhalten an die Inflation angepaßt, z.B. durch indizierte Verträge, so daß die Anreize zur Rückführung der Inflation für die Regierung nicht so groß sind. Zum anderen haben fehlgeschlagene Stabilisierungsversuche der Glaubwürdigkeit der Regierung geschadet.1 Durch die Mechanismen, die dem Schutz vor Inflation dienen, wird gleichzeitig die Trägheit der Inflation forciert. Das Vorliegen von Trägheitsinflation stellt einen entscheidenden Unterschied der chronischen Inflation zur Hyperinflation dar. Wegen der Trägheitsinflation ist nur eine langsame Konvergenz von Abwertungs- und Inflationsrate zu erwarten, und durch die fehlende Glaubwürdigkeit ist die Stabilisierungspolitik dann i.d.R. auch mit höheren Anpassungskosten verbunden.2 Beim Vorliegen chronischer Inflation ist es daher wichtig, daß Maßnahmen ergriffen werden, um die Trägheit der Inflation zu brechen. 1.1.3 Stabilisierungsansätze Als die zwei wichtigsten Stabilisierungsansätze lassen sich orthodoxe und heterodoxe Stabilisierungspolitik unterscheiden. Aus der monetaristischen Lehre ist die orthodoxe Stabilisierungspolitik hervorgegangen. Sie richtet ihre Aufmerksamkeit darauf, die Inflation durch eine restriktive Geld- und Fiskalpolitik zu bekämpfen. Da nach Auffassung der Monetärsten die Ursache der Inflation in einer übermäßigen Geldmengenausweitung liegt, muß die Geldmenge und in diesem Zusammenhang z.B. auch die Kreditvergabe kontrolliert werden. Neben restriktiven geldpolitischen Maßnahmen spielt aber ebenso die Fiskalpolitik eine wichtige Rolle, da die Geldmengensteigerungen zum Teil auch auf die Finanzierung eines ausufernden Staatsbudgets zurückzuführen waren. Die Beseitigung des Staatsdefizits ist daher ein weiteres zentrales Ziel. Die orthodoxe Politik konzentriert sich einerseits auf die Nachfragesteuerung („expenditure reduction") durch eine restriktive Geld- und Fiskalpolitik, andererseits muß die Reduktion der Nachfrage aber durch ein „expenditure switching", eine Änderung des Relativpreises zwischen handelbaren und nicht-handelbaren Gütern, ergänzt werden, um außenwirtschaftliche Ungleichgewichte zu vermeiden. Zur Poli-

1

Vgl. Végh (1992), S.659.

2

Vgl. zu den obigen Ausführungen Végh (1992), S.659. Végh (1992) illustriert auch am Beispiel verschiedener Stabilisierungsprogramme die Unterschiede der Stabilisierung bei Hyperinflation und bei chronischer Inflation.

34

tik des „expenditure switching" zählen neben einer Abwertung des nominalen WK, wodurch die Exporte gefördert werden, auch Liberalisierungs- und Deregulierungsmaßnahmen. Vor allem die Liberalisierung des Außenhandels ist hier zu nennen. Ziel ist es, mit Hilfe dieser Maßnahmen eine Verzerrung der relativen Preise, die auf die hohe Inflation oder auf vermachtete Märkte zurückzuführen sind, aufzuheben. Die reine Stabilisierungspolitik muß also durch Strukturanpassungsmaßnahmen ergänzt werden.1 Die orthodoxe Politik läßt sich weiter in eine „money-based" oder in eine „exchange rate-based policy" unterteilen. Bei der geldmengenorientierten

Politik wird eine

Geldmengenregel verfolgt, um die Inflation unter Kontrolle zu bekommen. Der flexible WK bestimmt dagegen das außenwirtschaftliche Gleichgewicht. Die wechselkurs-basierte Stabilisierungspolitik setzt dagegen einen festen WK als Stabilitätsanker ein, um das Preisniveau zu stabilisieren. Eine restriktive Nachfragepolitik soll hierbei das außenwirtschaftliche Gleichgewicht garantieren, und markt-orientierte Strukturreformen stimulieren das Angebot.2 Die heterodoxe Politik hat sich aus der Auffassung der (Neo-)Strukturalisten entwikkelt, nach der die Inflation häufig ein starkes Trägheitselement aufweist. Eine Korrektur der Inflationsursachen, wie sie die orthodoxe Politik anstrebt, reicht daher nicht aus, um die Inflation zu bekämpfen. Neben orthodoxen Elementen beinhaltet die heterodoxe Politik daher auch einkommenspolitische Maßnahmen. Unter Einkommenspolitik sind hier - in einer etwas mißverständlichen Verwendung des Begriffs - vor allem Preis- und Lohnkontrollen zu verstehen. Sie sollen dazu dienen, die Trägheitsinflation zu durchbrechen und die Anpassungskosten der Disinflation niedrig zu halten. Die Risiken einkommenspolitischer Maßnahmen bestehen aber darin, daß sie zu einer weiteren Verzerrung der Relativpreise beitragen können und außerdem durch kurzfristige Erfolge zu einem Abdriften in eine populistische Politik verleiten können. Neben der Einkommenspolitik spielt auch das Verbot der Indexierung von Verträgen eine wichtige Rolle, um Trägheitselemente zu beseitigen.3 Die Einkommenspolitik wird im heterodoxen Ansatz durch eine restriktive Geld- und Fiskalpolitik ergänzt, um die eigentlichen Ursachen der Inflation, wie z.B. das Staatsdefizit, zu eliminieren. Auch im Rahmen einer heterodoxen Politik kann der WK als Stabilitätsanker eingesetzt werden.

1

Vgl. AgSnor/Montiel (1996), S.265 ff., Dijkstra (1997), S . 5 3 9 und Kraemer (1997), S . 2 8 ff.

2

Vgl. Agenor/Montiel (1996), S.275.

3

Vgl. Agenor/Montiel (1996), S . 2 6 5 ff., Dijkstra (1997), S.540, Kraemer (1997), S . 5 9 ff. und Stiefl (1993), S . 4 3 ff.

35

1.2 Der nominale Wechselkurs als Instrument der Stabilisierungspolitik In diesem Kapitel wird speziell auf die Rolle des nominalen WK im Rahmen der Stabilisierungspolitik eingegangen. Zunächst werden die Ziele der Stabilisierungspolitik genauer spezifiziert, dann werden zwei gegensätzliche Ansätze, den WK als Stabilisierungsinstrument zu nutzen, gegenübergestellt. Ziel ist es, aufzuzeigen wie der Einsatz des festen WK als Stabilisierungsinstrument theoretisch begründet werden kann. 1.2.1 Ziele der Stabilisierungspolitik Die Stabilisierungspolitik zielt darauf ab, ein makroökonomisches Gleichgewicht (wieder-) herzustellen. Ein derartiges Gleichgewicht liegt vor, wenn gleichzeitig ein internes und ein externes Gleichgewicht herrschen. Von einem internen Gleichgewicht spricht man, wenn Vollbeschäftigung und Preisniveaustabilität gegeben sind. Internes Gleichgewicht ist damit gleichbedeutend mit (makroökonomischer) Stabilität, da dasjenige reale Produktionsniveau angestrebt wird, das mit einer niedrigen Arbeitslosenrate und einer niedrigen, nicht ansteigenden Inflation verbunden ist.1 In ökonomischen Modellen wird das interne Gleichgewicht häufig auch als Gleichgewicht auf dem Markt nicht-handelbarer Güter definiert.2 Externes Gleichgewicht liegt dann vor, wenn die Zahlungsbilanz ausgeglichen ist, d.h. wenn der Leistungsbilanzsaldo den langfristig zu erwartenden Kapitalbewegungen entspricht, so daß die Zahlungsbilanz in jeder Periode im Gleichgewicht ist.3 Die Zahlungsbilanz soll im folgenden anhand der Veränderung der zentralen Währungsreserven beurteilt werden: Nehmen die Währungsreserven zu, liegt ein Zahlungsbilanzüberschuß vor, im anderen Fall ein Zahlungsbilanzdefizit. Wichtig ist hierbei anzumerken, daß es sich bei dem makroökonomischen Gleichgewicht als Ziel der Stabilisierungspolitik um eine totales und kein partiales Gleichgewicht handelt (externes und internes Gleichgewicht müssen gleichzeitig vorliegen), das mittelfristig gelten muß.4

1

Vgl. Clark u.a. (1994), S.12-15 und Krugman/Obstfeld (1991), S.514.

2

Auf die Definition der handelbaren und nicht-handelbaren Güter wird im nächsten Kapitel noch genauer eingegangen.

3

Vgl. Aghevli u.a. (1991), S.8, Clark u.a. (1994), S.12-15 und Edwards (1988), S.5.

4

Vgl. Wren-Lewis (1992), S.76.

36

Die stabilitätspolitischen Ziele lassen sich häufig aber nicht auf die obengenannten Definitionen beschränken. So kann zu den internen Zielen auch eine bestimmte Einkommensverteilung zählen.1 Externe und interne Ziele überschneiden sich auch insoweit, als z.B. die Exportproduktion sowohl einen Einfluß auf das externe Gleichgewicht über die Exporte und die Leistungsbilanz, als auch auf das interne Gleichgewicht durch die Beschäftigung der Produktionsfaktoren ausübt. Die Inflationsbekämpfung ist eine Voraussetzung für die Wiedergewinnung des internen Gleichgewichts, beeinflußt aber auch das externe Gleichgewicht insofern, als Preisänderungen Umschichtungen von Angebot und Nachfrage nach sich ziehen. Da diese Anpassungsprozesse nicht unendlich schnell ablaufen, entstehen auch im außenwirtschaftlichen Bereich kurzfristig Marktungleichgewichte. Im Rahmen der Wechselkurspolitik lassen sich zwei grundlegende Stabilisierungsansätze unterscheiden: der „Real Targets Approach" und der „Nominal Anchor Approach".2 Während der nominale WK beim „Real Targets Approach" diskretionär variiert wird, soll er beim „Nominal Anchor Approach" fixiert werden, um als Stabilitätsanker zu dienen. Beide Ansätze zielen darauf ab, makroökonomische Ungleichgewichte zu beseitigen und internes und externes Gleichgewicht bei niedriger Inflation wiederherzustellen. Beide Stabilisierungsansätze müssen auch von entsprechenden geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen begleitet werden. Im folgenden sollen die beiden Stabilisierungsansätze beschrieben und die ihnen zugrunde liegenden Annahmen und Wirkungszusammenhänge aufgezeigt werden.3

1.2.2 Der „Real Targets Approach" Beim „Real Targets Approach" wird der nominale WK als wirtschaftspolitisches Instrument genutzt. Durch diskretionäre Variationen des nominalen WK sollen reale Zielgrößen beeinflußt werden. So soll z.B. eine nominale Abwertung zu einer Leistungsbilanzverbesserung (externes Gleichgewicht) führen. Eine nominale Abwertung ist jedoch nur wirksam, wenn sie - zumindest kurz- bis mittelfristig - auch eine realen Abwertung bewirkt. Da die Inflexibilität der nominalen Löhne und Preise nach oben und unten unterstellt wird, führt eine nominale Abwertung automatisch auch zu einer realen Abwertung, weil eine Anpassung der Löhne und Preise unterbleibt. Der „Real Targets Approach" kann daher als keynesianischer Ansatz bezeichnet wer1

Vgl. Krugman/Obstfeld (1991), S.514.

2

Diese Bezeichnung der beiden Stabilisierungsansätze geht auf Corden (1991) zurück.

3

Vgl. dazu Corden (1991, 1993 und 1994).

37

den, da zum einen starre Löhne und Preise unterstellt werden und zum anderen nominale Größen als Instrumente zur Beeinflussung von realen Zielgrößen eingesetzt werden. Eine Anpassung des nominalen WK erscheint nach dieser Auffassung notwendig, da durch die Inflexibilität der Preise und Löhne eine automatische Anpassung des realen WK an externe Schocks behindert wird. Der „Real Targets Approach" ist also insbesondere dann geeignet, wenn häufig reale asymmetrische Schocks auftreten, die in einem potentiellen Leitwährungsland nicht vorkommen, wie z.B. eine Verschlechterung der „Terms of Trade", sinkende Kapitalzuflüsse usw., denn in diesen Fällen ist eine Anpassung des realen WK erforderlich, um das externe Gleichgewicht wiederherzustellen. Desweiteren wird unterstellt, daß der nominale WK als Instrument der Wirtschaftspolitik sich in seiner Wirkung von der Geld- und Fiskalpolitik unterscheidet, denn sonst könnten die gleichen Effekte, z.B. eine Leistungsbilanzverbesserung, auch durch geld- oder fiskalpolitische Maßnahmen erzielt werden. Entscheidende Voraussetzung für ein Funktionieren dieses Stabilisierungsansatzes ist es also, daß eine Veränderung des nominalen WK auch eine Änderung des realen WK nach sich zieht. Unter dieser Bedingung ließe sich dann durch eine diskretionäre Variation des nominalen WK auf die inländische Nachfrage, die Leistungsbilanz oder die Wachstumsrate Einfluß nehmen. Empirische Studien stützen die Vermutung, daß eine nominale Abwertung auch reale Effekte hat. Eine Ausnahme bilden hier allerdings die Länder mit chronischer Inflation.1 Eine Trägheit der Nominallöhne und der Preise nicht-handelbarer Güter nach oben ist hier i.d.R. nicht gegeben. Es hat sich vielmehr gezeigt, daß eine nominale Abwertung durch Steigerung der Nominallöhne und der Preise wieder ausgeglichen wird. Da diese Anpassung in Ländern mit chronischer Inflation relativ schnell erfolgt, hat eine Veränderung des nominalen WK praktisch keinen Einfluß auf den realen WK und somit auch keine realen Effekte: Produktion und Nachfrage bleiben von der Wechselkursänderung unberührt. Reale Effekte könnten nur insofern entstehen, als durch die nominale Abwertung eine reale Aufwertung, die sonst aufgetreten wäre, verhindert wird.

1

Vgl. Corden (1991), S.225.

38

1.2.3 Der „Nominal Anchor Approach" Der „Nominal Anchor Approach" basiert dagegen auf der neoklassischen Annahme der Preis- und Lohnflexibilität. Es wird daher unterstellt, daß eine Änderung des nominalen WK entweder durch eine Anpassung der nominalen Löhne und Preise zu keiner Veränderung des realen WK führt oder daß die Änderung des nominalen WK zwar eine Änderung des realen WK bewirken kann, weil die inländischen Preise nicht im gleichen Ausmaß wie der nominale WK ansteigen, aber die eingetretene Preissteigerung und die daraus resultierenden Kosten als zu hoch angesehen werden. Der „International Monetarism" oder auch „Global Monetarism" bildet das theoretische Grundgerüst für den „Nominal Anchor Approach". 1.2.3.1 Die Grundzüge des „Global Monetarism" Der Begriff „Global Monetarism" wurde von Whitman geprägt, da er die Gedanken des Monetarismus - makroökonomische Phänomene durch das Zusammenspiel von Geldangebot und -nachfrage zu erklären - mit der globalen Sichtweise der einzelnen Volkswirtschaften als eine integrierte, geschlossene (Welt-)Wirtschaft verbindet.1 Der „Global Monetarism" - in seiner reinen Form - läßt sich am besten durch die drei ihm zugrunde liegenden Annahmen charakterisieren: die Neutralität des Geldes, die Gültigkeit des internationalen Preiszusammenhangs („the law of one price") und der monetäre Zahlungsbilanzansatz („the monetary approach to the balance of payments"). Das Postulat der Neutralität des Geldes impliziert, daß keine Geldillusion vorliegt und Preise und Löhne vollständig flexibel sind. Folglich herrscht auch Vollbeschäftigung. Außerdem hat die Fiskalpolitik langfristig keinen Einfluß auf das Preisniveau. Da von offenen Volkswirtschaften ausgegangen wird, die vollständig in den Weltmarkt integriert sind, kann es infolge von Güterarbitrage keine Preisunterschiede in den einzelnen Ländern geben. Es gilt das „law of one price". Dieser Zusammenhang läßt sich auch auf die Kapitalmärkte übertragen, womit die Gültigkeit der Zinsparität unterstellt wird. Der monetäre Zahlungsbilanzansatz zeichnet sich dadurch aus, daß Zahlungsbilanzungleichgewichte auf Geldmarktungleichgewichte zurückgeführt werden. Denn ein Abweichen der geplanten von der tatsächlichen Kasse führt zu Veränderungen der Güternachfrage (über Horten bzw. Enthorten). Da das inländische Geldangebot

1

Vgl. Whitman (1975).

39

allerdings nicht nur durch die inländische Kreditpolitik (binnenwirtschaftliche Komponente des Geldangebots) sondern auch durch die Währungsreserven der Zentralbank (ausländische Komponente) beeinflußt wird, kommt es über die Veränderung der Währungsreserven zu einem automatischen Zahlungsbilanzausgleich. Diskretionäre wirtschaftspolitische Maßnahmen, um das externe Gleichgewicht zu erreichen, sind somit nicht erforderlich. Als wirtschaftspolitische Implikationen ergeben sich hieraus, daß Wechselkursänderungen langfristig keinen Einfluß auf die Zahlungsbilanz haben und daß die Geldpolitik das Niveau der wirtschaftlichen Aktivität nicht beeinflussen kann, da sie durch eine Änderung der Währungsreserven wieder ausgeglichen wird. Anhänger des „Global Monetarism" befürworten daher feste WK, da die Geldmenge dann endogen bestimmt ist und der nominale WK zur Zahlungsbilanzpolitik ohnehin ungeeignet ist.1 Bei Gültigkeit der Kaufkraftparität bestimmt der WK das Preisniveau im Inland. Eine Wechselkursfixierung wirkt somit preisniveaustabilisierend. Auch eine Außenhandelsliberalisierung wird als förderlich für die Preisniveaustabilisierung angesehen, da sie sich wegen der Gültigkeit des „law of one price" in inflationsgeneigten Ländern dämpfend auf das inländische Preisniveau auswirkt.2 Zusammenfassend lassen sich als wichtigste Grundzüge des „Global Monetarism" der Zusammenhang zwischen Geldmarkt, Währungsreserven und Zahlungsbilanz einerseits und andererseits die Tendenz zur Angleichung zwischen in- und ausländischem Preisniveau und Zinssätzen auf integrierten Weltmärkten festhalten. Die Relevanz dieser Annahmen muß im Einzelfall überprüft werden. Tendenziell nimmt die Integration der Güter- und Kapitalmärkte weltweit zu; gerade in den Ländern Lateinamerikas sind die Kapitalmärkte aber noch im Entwicklungsstadium und die Gütermärkte durch die frühere Importsubstitutionspolitik erst im Begriff der Liberalisierung. Was die monetaristische Annahme der Neutralität des Geldes betrifft, so müßte in erster Linie die Flexibilität der Preise und Löhne kritisch geprüft werden. 1.2.3.2 Der nominale Wechselkurs als Stabilitätsanker Der nominale WK soll im Rahmen des „Nominal Anchor Approach" an die Währung eines Landes mit niedriger Inflation gekoppelt werden.3 Die niedrige Inflation soll auf 1

Vgl. zu den obigen Ausführungen auch Visser (1995), S.6-7.

2

Vgl. Agenor/Montiel (1996), S.275.

3

Hier und im folgenden wird nur der WK als nominaler Anker betrachtet. Vgl. zur Wahl eines Ankers Bruno (1991) und zum Vergleich von Geldmengenregel und Wechselkursanker z.B. Calvo/V6gh

40

diese Weise importiert werden. Der nominale WK ist dann exogen gegeben und bildet den Anker, an den sich die anderen Nominalgrößen (Preise, Löhne, Zinsen) anpassen müssen.1 Im Gegensatz zum „Real Targets Approach" wird der nominale WK nicht je nach Ausprägung der Zielgröße variiert, sondern - auch bei einer Veränderung der Zielgrößen - konstant gehalten. Der WK übernimmt somit gewissermaßen eine Führungsrolle, an die sich alle anderen Größen anpassen müssen.2 Die Inflationsbekämpfung stellt hierbei den ersten Schritt zur Erreichung von internem und externem Gleichgewicht dar. Gleichzeitig werden der inländischen Politik Beschränkungen auferlegt: Die Geldpolitik ist endogen, da die Zentralbank den festen WK stützen muß. Zusätzlich muß auch die Fiskalpolitik diszipliniert werden, da die Finanzierung eines Staatsdefizits durch Kredite der Zentralbank an die Regierung nur noch eingeschränkt möglich ist. Außerdem werden durch den festen WK die Inflationserwartungen der privaten Wirtschaftssubjekte begrenzt, und die freiwillige Selbstbeschränkung der Regierung trägt zur Glaubwürdigkeit der Politik bei. Der „Nominal Anchor Approach" ist daher besonders geeignet für Länder, in denen die Regierungspolitik aufgrund eines ausufernden Staatsdefizits maßgeblich zur Inflationsentstehung beigetragen hat, und für Länder, die von hohen Inflationserwartungen geprägt sind.3 Problematisch ist diese Politik allerdings, wenn Rigiditäten auf den Faktor- oder Gütermärkten vorliegen. Die Flexibilität der Preise nach unten kann dadurch behindert sein (auch wenn die Preise nach oben möglicherweise völlig flexibel sind). Da der nominale WK fixiert ist, kann eine reale Abwertung nur durch sinkende Preise erzielt werden. Eine Anpassung des realen WK wird dann durch Güter- und Faktormarktrigiditäten behindert, und eine Rezession und Arbeitslosigkeit können die Folge sein. Ein weiteres Problem ergibt sich aus der Tatsache, daß die Etablierung von Glaubwürdigkeit in Ländern mit mehreren gescheiterten Stabilisierungsversuchen Zeit erfordert. So muß zunächst trotz der Fixierung des WK noch mit Preis- und Lohnsteigerungen gerechnet werden. Diese können dann zu einer realen Aufwertung

(1994b) und Kiguel (1992), S.13-14. Die Geldmengenregel wird vor allem im R a h m e n der „rules vs. discretion"-Debatte behandelt. Vgl. hierzu z.B. Fischer (1990). 1

„A nominal anchor is a nominal variable which guides monetary policy. The term appears to be new,[...] but the concept is at least as old as the gold exchange standard [...]." Corbo/Fischer (1995), S . 2 8 7 3 .

2

„The general need for a nominal anchor arises from the property, emphasized by Patinkin (1956), that the price level and other nominal variables are indeterminate unless at least one nominal variable is specified exogenously." Corbo/Fischer (1995), S.2874.

3

Die hier nur kurz angesprochenen Punkte werden ausführlich in Teil A, Kap. 4.1 behandelt.

41

und einer Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit führen. Dieser Stabilisierungsansatz kann daher mit hohen Anpassungskosten verbunden sein. Im folgenden Kapitel wird das ökonomische Modell präsentiert, das zur Beschreibung der Anpassungsprozesse bei der Stabilisierung durch einen festen WK herangezogen wird. Das Australische Modell wurde zur Untersuchung der hier vorliegenden Fragestellung ausgewählt, da es durch seine Einfachheit für die empirische Überprüfung der Zusammenhänge in Entwicklungs- und Schwellenländern besonders geeignet ist, weil dort die Verfügbarkeit von volkswirtschaftlichen Daten stark eingeschränkt ist.1 Zudem bildet das Modell neben dem Zusammenhang zwischen der Relativpreisentwicklung und dem externen Gleichgewicht auch die interne Produktionsstruktur (Anteil der handelbaren und nicht-handelbaren Güter) ab, so daß die beiden hier zu untersuchenden Fragestellungen - nämlich zum einen der Einfluß des realen WK auf das außenwirtschaftliche Gleichgewicht und zum anderen der Zusammenhang zwischen realem WK und Wachstumschancen (gemessen an der sektoralen Produktionsstruktur) - anhand desselben Modells problematisiert werden können. In Kapitel 2 wird das Modell zunächst ganz allgemein dargestellt und diskutiert; in Kapitel 3 wird das Modell dann auf die konkrete Problematik bezogen.

2. Das Australische Modell 2.1 Die Grundgedanken Das Australische Modell wurde von den australischen Ökonomen Wilson, Swan und Salter entwickelt, die dieses Modell zur Beschreibung der australischen Volkswirtschaft nutzten.2 Es beschreibt ein kleines, offenes Land und zählt deshalb auch zur Gruppe der „Dependent Economy Models". Da ein kleines Land Preisnehmer am Weltmarkt sowohl für Import- als auch für Exportgüter ist, sind seine „Terms of Trade" exogen gegeben. Eine Unterscheidung zwischen Ex- und Importgütern wird daher hinfällig, und Ex- und Importgüter (sowie auch Importsubstitute) werden zu den handelbaren Gütern zusammengefaßt. Es können deshalb zwei Sektoren unterschieden werden: der Sektor der handelbaren und der nicht-handelbaren Güter.

1

Vgl. Khan u.a.(1991), S.3.

2

Salter (1959), Swan (1960 und 1963) und Wilson (1931).

42

Zu den handelbaren Gütern zählen die Güter, deren Preis ausschließlich auf dem Weltmarkt bestimmt wird. Dies sind also sowohl die Import- als auch die Exportgüter, da ein kleines Land den Weltmarktpreis nicht beeinflussen kann. Außerdem werden dieser Kategorie auch noch die Importsubstitutionsgüter zugerechnet, da diese Güter (wie Importgüter) auf dem Weltmarkt gehandelt werden könnten.1 Die nicht-handelbaren

Güter sind dadurch gekennzeichnet, daß sie nicht auf dem

Weltmarkt gehandelt werden und ihre Preise nur durch die internen Kosten und die heimische Nachfrage bestimmt werden. Nicht-handelbare Güter zeichnen sich häufig durch hohe Transportkosten aus. Aber auch Handelshemmnisse können handelbare Güter zu nicht-handelbaren machen.2 Der Preis der handelbaren Güter in Inlandswährung ergibt sich aus dem Weltmarktpreis und dem nominalen WK; Angebots- und Nachfrageänderungen im Inland haben keinen Einfluß auf den Preis. Es gilt daher das Gesetz des einheitlichen Preises („the law of one price"). Bei festem WK kann der Preis vom Inland nicht beeinflußt werden, die Preise sind also modell-exogen. Nachfrageänderungen führen dann nur zu Mengeneffekten.3 Der Preis nicht-handelbarer Güter wird dagegen im Inland durch Angebot und Nachfrage bestimmt, die Preise sind daher modell-endogen. Grundsätzlich führt eine Nachfrageänderung zu Preis- und Mengeneffekten, es sei denn die Preise sind nach unten starr, was hier aber nicht unterstellt wird. Eine Veränderung des Relativpreises zwischen handelbaren und nicht-handelbaren Gütern zieht Verschiebungen des Konsums und der Produktion zwischen beiden Sektoren nach sich. Dem Modell liegt die neoklassische Annahme der vollständigen Preis- und Lohnflexibilität zugrunde. Der Preismechanismus garantiert die Vollbeschäftigung. Ein stabiles Gleichgewicht liegt nur vor, wenn der Sektor nicht-handelbarer Güter ausgeglichen ist. Liegt ein Ungleichgewicht bei den nicht-handelbaren Gütern vor, so werden Anpassungsprozesse ausgelöst. Der Sektor handelbarer Güter muß dagegen (kurzfristig) nicht unbedingt ausgeglichen sein. In Abhängigkeit vom Weltmarktpreis und dem nominalen WK kann es zu einer Überschußnachfrage nach handelbaren Güter (Leistungsbilanzdefizit) oder einem Überschußangebot an handelbaren Gütern (Leistungsbilanzüberschuß) kommen.4 Das Leistungsbilanzdefizit 1

„[...] home produced importables are treated as a special class of exportables: goods which could be sold on world markets, but in fact are not, for we should only have to buy them back." Salter (1959), S . 2 2 7 .

2

Vgl. zur Definition der handelbaren und nicht-handelbaren Güter Sachs/Larrain (1993), S . 6 5 9 - 6 6 0 und Salter (1959), S . 2 2 6 .

3

Vgl. Buch u.a. (1995), S.23.

4

Die Leistungsbilanz besteht aus der Handels- und Dienstleistungsbilanz sowie der Übertragungsbilanz. Die Dienstleistungs- und die Übertragungsbilanz werden im folgenden vernachlässigt.

43

kann durch entsprechende Kapitalbewegungen oder eine Veränderung des Devisenbestands (bei fixen WK) ausgeglichen werden. So kann kurzfristig ein Ungleichgewicht auf dem Markt der handelbaren Güter bestehen bleiben, ohne daß Anpassungsprozesse ausgelöst werden. Es handelt sich also um eine kurzfristige Betrachtung, da ein Leistungsbilanzdefizit möglich ist.

2.2 Modellgleichungen 2.2.1 Das Grundmodell

Der Preis nicht-handelbarer Güter in Inlandswährung wird als pN und der Preis handelbarer Güter in Inlandswährung als pT bezeichnet. Der reale WK wr wird als Relativpreis zwischen handelbaren und nicht-handelbaren Gütern gemessen.1 (1)

wr = pT/pN

Der Preis handelbarer Güter kann vom Inland bei festem WK nicht beeinflußt werden. Auf den Preis nicht-handelbarer Güter können dagegen geld- und fiskalpolitische Maßnahmen und die (inländischen) Marktkräfte einwirken. Der reale WK dient hier als Maßstab für die internationale Wettbewerbsfähigkeit: Zum einen ist der so definierte reale WK ein Maßstab für die Kosten der Produktion handelbarer Güter im Inland: Ein Rückgang des realen WK bedeutet, daß die Produktionskosten handelbarer Güter im Inland gestiegen sind, d.h. die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Inlands sich verschlechtert hat.2 Zum anderen spiegelt der reale WK die Anreize wider, die die Ressourcenallokation zwischen beiden Sektoren bestimmen: Steigt der reale WK, so wird die Produktion handelbarer Güter rentabler, und die Ressourcen wandern in diesen Sektor und umgekehrt.3 Da der reale WK hier ein Maßstab für die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Volkswirtschaft ist, sollte der effektive reale WK verwendet werden. Der effektive

1

In der Literatur finden sich leichte Abweichungen in der Darstellung des Australischen Modells. Die folgenden Ausführungen stutzen sich vor allem auf Swan (1960) und Dornbusch (1980) und stellen den Versuch einer Synthese der bestehenden Literatur dar.

2

Ein Rückgang des realen W K wird auch als reale Aufwertung bezeichnet und ein Anstieg des realen W K als reale Abwertung.

3

Vgl. Edwards (1989), S.5 und Trivedi/Alexander (1988), S.198. In Edwards (1989) findet sich auch eine Gegenüberstellung von der Definition des realen W K in Form der Kaufkraftparität und der hier genannten Definition des realen WK. Edwards kommt zu dem Schluß, daß die Kaufparität keine Aussage Uber die Ressourcenallokation zwischen dem Sektor handelbarer und nicht-handelbarer Güter zuläßt. Daher ist sie in diesem Fall als Definition des realen W K ungeeignet.

44

reale WK berücksichtigt auch Handelsbeschränkungen, die sich auf den Relativpreis auswirken. 1 Die Nachfrage nach nicht-handelbaren

Gütern N° wird durch den Relativpreis be-

stimmt. Wenn die nicht-handelbaren Güter gegenüber den handelbaren Gütern billiger werden, also der reale WK steigt, steigt auch die Nachfrage nach nichthandelbaren Gütern. Es wird hier davon ausgegangen, daß es sich um nichtinferiore Güter handelt, so daß ein positiver Zusammenhang zwischen Einkommen und Nachfrage besteht: Durch die reale Abwertung sinkt zwar das reale Einkommen, so daß weniger von beiden Gütern nachgefragt wird (Einkommenseffekt), gleichzeitig werden aber handelbare Güter durch nicht-handelbare Güter substituiert, da diese relativ billiger geworden sind (Substitutionseffekt). Es wird angenommen, daß der Substitutionseffekt den Einkommenseffekt überwiegt. Außerdem ist die Nachfrage nach nicht-handelbaren Gütern noch von der realen Absorption Ar abhängig. Auch hier gibt es einen positiven Zusammenhang: Mit der realen Absorption steigt auch die Nachfrage nach nicht-handelbaren Gütern.2 Das Angebot an nicht-handelbaren

Gütern N s wird dagegen nur durch den Relativ-

preis zwischen handelbaren und nicht-handelbaren Gütern bestimmt. Das Angebot an nicht-handelbaren Gütern steigt, wenn diese gegenüber den handelbaren Gütern teurer, also für die Produzenten (bei gegebenen Produktionsbedingungen) rentabler, werden. Im Gleichgewicht müssen sich Angebot und Nachfrage nach nicht-handelbaren Gütern ausgleichen. Das Gleichgewicht auf dem Markt nicht-handelbarer Güter wird auch als internes Gleichgewicht bezeichnet. (2)

N D = N d ( wr, A r )

(3)

Ns = Ns( w r )

(4)

d

r

mit 3N°/öwr >0 und ÖN°/5Ar >0 mit 3Ns/5wr |(5Mz/Mz)/(5mw7mwr)| Die Preiselastizität der Importnachfrage ist bei den Konsumgütern betragsmäßig am höchsten, da es sich hier vorwiegend um Massenprodukte handelt, die leicht substituierbar sind und bei denen die Verbraucher folglich sehr preissensibel reagieren. Außerdem sind ein Großteil der Konsumgüter nicht zur Existenzsicherung notwendig, so daß bei steigenden Preisen auf ihren Konsum verzichtet wird. Bei Investitionsgütern ist die Preiselastizität betragsmäßig deutlich geringer, da die Produkte weniger homogen sind und in vielen Fällen im Inland nicht produziert werden können, so daß keine Alternative zum Import besteht. Allerdings können bei zu hohen Preisen Investitionen unrentabel werden und damit kann die Nachfrage nach Investitionsgütern sinken. Beim Import von Zwischenprodukten dürfte die Preiselastizität absolut gesehen am niedrigsten sein, da diese Güter i.d.R. importiert werden müssen, weil sie im Inland nicht verfügbar sind. Und da sie zur Aufrechterhaltung des Produktionsprozesses notwendig sind, ist die Nachfrage weitgehend preisunabhängig. 5. (SM c /M c )/(5Y7Y>(8MW)/(5Y7Y>(5M7M')/(5Y7Y r ) Die Einkommenselastizität der Importnachfrage ist bei Konsumgütern am höchsten, da es sich hier häufig um „Luxusgüter" handelt, auf deren Konsum bei sinkendem Einkommen verzichtet wird. Die Nachfrage nach Zwischenprodukten steigt und fällt mit dem Ausmaß der Produktion an Fertigprodukten, die diese Inputfaktoren benötigen. Die Elastizität dürfte daher nahe bei 1 liegen. Die Importnachfrage nach Investitionsgütern reagiert am wenigsten einkommenselastisch, da zwar bei Einkommenssteigerungen auch die Investitionstätigkeit zunimmt, aber bereits begonnene Investitionsprojekte i.d.R. auch bei konjunkturellen Flauten zu Ende geführt werden. Außerdem sind Investitionsprojekte zukunftsbezogen und orientieren sich somit nur bedingt am gegenwärtigen Einkommen. 5.2.2.2 Exportfunktionen Bei den zu schätzenden Exportfunktionen handelt es sich um Angebotsfunktionen. Als erklärende Variablen werden daher der exportgewichtete reale WK, das reale BIP des jeweiligen Sektors bzw. eine Näherungsgröße dafür und ein Index für das reale BIP der Exporthandelspartner berücksichtigt.1 1

Eine gütergruppenspezifische Berechnung des realen W K war wegen der fehlenden Daten (Aufteilung der Exportrückvergütungen nach Gruppen) nicht möglich. Allerdings fallen die Export-

165

Somit sollen folgende Funktionen geschätzt werden: X' = f ( xv/, Y", V )

mit i= Primärgüter, verarbeitete Agrarprodukte, verarbeitete Industrieprodukte, Brennstoffe

Analog zu den Importen werden Hypothesen über die zu erwartenden Abhängigkeiten formuliert. Auf einen Vergleich der Elastizitäten wird hier verzichtet, da bei den Exportfunktionen keine eindeutige Rangfolge festzustellen ist. Hypothesen: 1. 5X/Sxwr>0 Eine reale Abwertung führt zu einer Zunahme des Angebots an Exporten, da durch die Erhöhung des realen WK die Produktion von Exportgütern für die inländischen Anbieter rentabler wird und die Nachfrage aus dem Ausland nach inländischen Exportgütern zunimmt, da sie für die ausländischen Nachfrager relativ billiger werden. 2. SX/5Yri>0 Der Produktionsanstieg in einem Sektor deutet auf eine verbesserte Produktionskapazität hin und führt dadurch auch zu einer Zunahme des Exportangebots, vorausgesetzt die Produktionssteigerungen werden nicht durch den inländischen Konsum absorbiert. Andererseits steigt durch die Einkommenserhöhung auch die Nachfrage im Inland, so daß ein größerer Teil der Produktion im Inland konsumiert wird und nicht mehr für den Export zur Verfügung steht. Es wird aber angenommen, daß der Angebotseffekt den Nachfrageeffekt überwiegt. 1 3. 5X/5Y'*>0 Durch einen Anstieg des ausländischen Einkommens erhöht sich die ausländische Nachfrage nach Exportprodukten, und in Erwartung steigender Weltmarktpreise wird das Angebot ausgedehnt. Alle Funktionen werden für den Zeitraum 2.Quartal 1991 - 4.Quartal 1995 geschätzt, da das Stabilisierungsprogramm im April 1991 in Kraft trat und seitdem der feste W K gilt. Es liegen daher 18-19 Beobachtungswerte vor. 2

rückvergütungen größenmäßig kaum ins Gewicht, so daß nur marginale Veränderungen der Ergebnisse zu erwarten wären. 1

Die Elastizität zwischen der inländischen Produktion und den Exporten wird im folgenden als „Produktionselastizität" bezeichnet, da sie darauf hinweist, inwieweit sich Produktionsveränderungen in Exportänderungen niederschlagen.

2

Für die Exportfunktionen liegen nur 18 Beobachtungswerte vor, da das ausländischen BIP zum Zeitpunkt der Schätzung für das letzte Quartal 1995 noch nicht für alle Länder verfügbar war.

166

5.3 Die Determinanten der sektoralen Entwicklung 5.3.1 Abhängige Variablen In diesem Kapitel soll nun untersucht werden, welcher Zusammenhang zwischen der Entwicklung des realen WK und der realwirtschaftlichen Entwicklung, aufgegliedert nach Sektoren, besteht. Das Australische Modell wurde hierbei insofern erweitert, als neben dem Sektor der nicht-handelbaren Güter der Sektor handelbarer Güter weiter in den Export-, Importund Importsubstitutionsgütersektor unterteilt wird. Die zu untersuchenden und damit abhängigen Variablen sind somit das Angebot an nicht-handelbaren Gütern, an Exporten und Importsubstituten sowie die Nachfrage nach Importen,1 Alle Variablen werden in realen Größen betrachtet. Bei der Importfunktion handelt es sich um eine Nachfragefunktion, da im Falle des kleinen Landes das Importangebot unendlich elastisch ist und damit der Preis exogen gegeben ist. Die inländische Importnachfrage bestimmt die Importmenge und damit den Importwert.2 Analog dazu wird bei der Exportfunktion argumentiert: Hier entspricht die zu schätzende Exportfunktion der Angebotsfunktion, da die Exportnachfrage unendlich elastisch ist und der Preis exogen gegeben ist. Das Inland bestimmt die exportierte Menge und damit den Exportwert. Das Angebot an Importsubstitutionsgütern kann durch die Produktion

an Im-

portsubstituten und das Angebot an nicht-handelbaren Gütern durch die Produktion nicht-handelbarer Güter gemessen werden.3 Die genaue Berechnung beider Größen wurde bereits in Teil Bl, Kap. 3.3 beschrieben. Bei beiden zu schätzenden Funktionen handelt es sich um Angebotsfunktionen. Die realwirtschaftliche Entwicklung wurde in Teil Bl, Kap. 3.3 erläutert. In diesem Zusammenhang wurde auch die Entwicklung der abhängigen Variablen grafisch dargestellt, so daß an dieser Stelle nicht mehr näher darauf eingegangen werden muß.

1

Wie bereits in Teil A, Kap. 7 erwähnt wird die Nachfrage nach Importen zur Vervollständigung der Ergebnisse geschätzt.

2

Vgl. auch Goldstein u.a. (1980), S.194 und Goldstein/Khan (1985), S.1048.

3

Diese Messung des Angebots beinhaltet eine kleine Ungenauigkeit, da bei Dienstleistungen Produktion und Konsum zeitlich zusammenfallen, d.h. das Angebot wird nur dann realisiert, wenn es auch nachgefragt wird. Das „potentielle" Angebot, das möglicherweise über das tatsächliche hinausgeht, kann nicht gemessen werden.

167

5.3.2 Unabhängige Variablen und Hypothesen Die Importfunktion wird, da es sich hier um eine Nachfragefunktion handelt, durch den importgewichteten realen WK, das reale BIP und den relativen Handelsbilanzsaldo als erklärende Variablen geschätzt. Die Importfunktion läßt sich daher folgendermaßen formulieren: M = f ( mwr, Yr, (X-M)/Y ) Analog zu den gütergruppenspezifischen Importfunktionen lassen sich die entsprechenden Hypothesen formulieren.1 Bei den übrigen zu schätzenden Funktionen handelt es sich wie oben dargelegt um Angebotsfunktionen. Als erklärende Variablen werden daher der entsprechend gewichtete reale WK und das reale BIP herangezogen. In die Exportfunktion geht zusätzlich noch das reale BIP der Exporthandelspartner mit ein. Der reale WK wird als exportgewichteter realer WK für die Exportfunktion berechnet. Für die Funktion der Importsubstitute wird der importgewichtete reale WK und für die nicht-handelbaren Güter der im- und exportgewichtete reale WK herangezogen. Das Angebot an Importsubstituten wird demnach durch folgende Funktion geschätzt: MS = f ( mwr, Y) Hypothesen: 1. 5MS/5mwr>0 Durch eine reale Abwertung steigt das Angebot an Importsubstituten, da ihre Produktion rentabler wird, denn handelbare Güter werden durch die reale Abwertung relativ teurer. 2. ÖMS/8Yr>0 Steigerungen der realen Produktion deuten auf verbesserte Produktionsbedingungen hin und führen somit zu einer Zunahme des Angebots an Importsubstituten. Für das Exportangebot wird folgende Funktion geschätzt:

x = f (xw1, r , r * )

1

Vgl. hierzu die Hypothesen zu den disaggregierten Importfunktionen in Teil Bl, Kap. 5.2.2.1. Vgl. auch Nowak (1989), S.229.

168

Die Hypothesen können analog zu den Hypothesen der disaggregierten Exportfunktionen formuliert werden.1 Das Angebot an nicht-handelbaren Gütern wird durch die folgende Funktion geschätzt: NH = f ( mxwr, Yr) Hypothesen: 1. §NH/Smxwr0 Steigerungen des inländischen Einkommens deuten auf verbesserte Produktionsbedingungen hin und führen auch über eine höhere Ersparnis und Investition zu einer Steigerung des Angebots an nicht-handelbaren Gütern. Die Funktionen werden ebenfalls für den Zeitraum vom 2.Quartal 1991 (seit Inkrafttreten des Plan Cavallo) bis zum 4.Quartal 1995 geschätzt. Im nächsten Kapitel sollen die ökonometrischen Verfahren vorgestellt werden, die zur Schätzung der obengenannten Funktionen verwendet wurden. Anschließend werden Probleme bei der Schätzung diskutiert.

5.4 Methodisches Vorgehen 5.4.1 Darstellung der ökonometrischen Verfahren 5.4.1.1 Überprüfung der Eigenschaften der Zeitreihen Zuerst wurde die Stationarität bzw. Nicht-Stationarität der Zeitreihen überprüft. Bisherige Untersuchungen ergaben, daß es sich bei makroökonomischen Zeitreihen i.d.R. um integrierte Variablen I.Ordnung handelt. Stationarität liegt dann vor, wenn ein exogener Schock die Variable nur temporär beeinflußt, d.h. wenn seine Wirkung

1

Vgl. zu den Hypothesen der disaggregierten Exportfunktionen Teil Bl, Kap. 5.2.2.2.

169

auf die Variable mit der Zeit wieder abnimmt. Statistisch gesehen bedeutet dies, daß Mittelwert, Varianz und Kovarianz unabhängig von der Zeit sind.1 E(y,) = n

für alle t 2

var(y,) = a cov(yt, yt+s) = Xt.s

für alle t für alle t

Bei nicht-stationären Variablen geht die Varianz gegen unendlich, da sich die Wirkung eines exogenen Schocks weiter fortsetzt. Nicht-stationäre Variablen verletzen somit die Grundannahmen der Regressionsanalyse. Außerdem können zwei nichtstationäre Variablen zu einer Schein-Regression („spurious regression") führen, wenn beide Variablen dem gleichen Trend unterliegen und sich dadurch ein signifikanter Zusammenhang feststellen läßt, der in den Grunddaten eigentlich nicht gegeben ist.2 Die Stationarität der Zeitreihen kann zum einen optisch überprüft werden: Stationäre Zeitreihen dürfen keinen Trend oder Saisonschwankungen aufweisen, da in diesen Fällen der Erwartungswert nicht konstant ist. Desweiteren wurde die Autokorrelationsfunktion der Zeitreihen betrachtet. Bei stationären Zeitreihen treten keine hohen Autokorrelationen auf, und die Korrelationskoeffizienten nehmen mit der Zeit weiter ab. Hohe Autokorrelationen bei langen Lags deuten dagegen auf Nicht-Stationarität hin.3 Zum Schluß wurde die Stationarität noch mit Hilfe des Phillips-Perron-Tests4, der zur Gruppe der „unit root tests" zählt, überprüft. Dem Test liegt folgende Gleichung zugrunde: y t = M- + py t-i

+e

t

Die Variable y ist stationär, wenn gilt -1