Der Lotos Club: Die Geschichte der Familie Schieffelin 3534401506, 9783534401505

Die Schieffelins gehören zur "geheimen Aristokratie" in den USA, die über Generationen engagierte, progressive

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German Pages 180 [181] Year 2019

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Table of contents :
Front Cover
Titel
Impressum
Inhalt
Vorwort
Preface
The Schieffelin Legacy in America
Teil I: Die Jahre 1400 - 1700
Teil II: Die Jahre 1700 - 1800
Das wechselhafte Leben des Jacob (3) Schieffelin
Rooka Hall und Manhattanville
Teil III: Die Jahre 1800 - 1950
Die Kinder von Hannah und Jacob (3)
Henry Hamilton Schieffelin (1783 - 1865)
Jacob (4) Schieffelin (1793 - 1880)
Richard Lawrence Schieffelin (1801 - 1889)
Die Enkelkinder von Hannah und Jacob (3)
Henry Maunsell Schieffelin (1808 - 1890)
Samuel Bradhurst Schieffelin (1811 - 1900)
Exkurs: Scheufelen in Württemberg.
Sidney Augustus Schieffelin (1818 - 1894)
Clinton Emanuel Del Pela Schieffelin (1823 - 1884)
Bradhurst Schieffelin (1824 - 1909)
Eugene Schieffelin (1827 - 1906)
George Richard Schieffelin (1836 - 1910)
Helen Margaret Schieffelin Chisolm (1841 - 1896)
Die 3. Generation nach Jacob (3) Schieffelin
William Henry Schieffelin (1836 - 1895)
Mary Theresa Bradhurst Schieffelin Dodge (1840 - 1910)
Edward Lawrence (2) Schieffelin (1847 - 1907)
Fanny Kendall Schieffelin Crosby (1860 - 1925)
Schuyler Schieffelin (1866 - 1935)
Margaret Helen Schieffelin Trevor (1870 - ??)
Julia Florence Schieffelin Ismay (1871 - 1963)
George Richard Delaplaine Schieffelin (1884 - ??)
Laura Grace Schieffelin Wilbur (1897 - 1982)
Charles Miller Schieffelin (1849 - ??)
Die 4. Generation nach Jacob (3) Schieffelin
William Jay Schieffelin (1866 - 1955)
Maunsell Schieffelin Crosby (1887 - 1931)
Margaret Estelle Trevor Pardee (1893 - 1990)
George McKay Schieffelin (1905 - 1988)
Cooper Schieffelin (1910 - 1974)
Die 5. Generation nach Jacob (3) Schieffelin
William Jay (2) Schieffelin (1891 - 1985)
Margaret Louisa Schieffelin Osborn (1893 - 1982)
John Jay (4) Schieffelin (1897 - 1987)
Louise Vanderbilt Schieffelin Hewitt (1901 - 1926)
Bayard Hawes Schieffelin (1903 - 1989)
Elliott Fitch Shepard Schieffelin (1905 - 1988)
Barbara Schieffelin Bosanquet (1906 - 1987)
John Winterbotham Schieffelin (1932 - 2002)
Julia Cooper Schieffelin (1943 - 2011)
Die 6. Generation nach Jacob (3) Schieffelin
William Jay (3) Schieffelin (1922 - 1989)
Quellennachweise
Abbildungsverzeichnis
Archive
Weblinks
Organisationen, Clubs, Libraries, etc.
Zeitungen, Zeitschriften, News, Blogs, Family Pages, etc.
Legacy Seiten
Museen, Organisationen
Wikipedia
Schulen
Universitäten
Literaturverzeichnis
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Der Lotos Club: Die Geschichte der Familie Schieffelin
 3534401506, 9783534401505

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Michael Scheufele

Der Lotos Club

Michael Scheufele

Der Lotos Club Die Geschichte der Familie Schieffelin

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnd.d-nb.de abrufbar

wbg academic ist ein Imprint der wbg © 2019 by wbg (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt Die Herausgabe des Werkes wurde durch die Vereinsmitglieder der wbg ermöglicht. Satz und eBook: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier Printed in Germany Besuchen Sie uns im Internet: www.wbg-wissenverbindet.de ISBN 978-3-534-40150-5 Elektronisch sind folgende Ausgaben erhältlich: eBook (PDF): 978-3-534-40152-9 eBook (epub): 978-3-534-40151-2

Inhalt Vorwort .................................................................................................... 9  Preface .................................................................................................... 11  The Schieffelin Legacy in America ..................................................... 12  Teil I: Die Jahre 1400 - 1700 ................................................................ 22  Teil II: Die Jahre 1700 - 1800 ............................................................... 53  Das wechselhafte Leben des Jacob (3) Schieffelin ....................... 53  Rooka Hall und Manhattanville .................................................... 78  Teil III: Die Jahre 1800 - 1950 ............................................................. 84  Die Kinder von Hannah und Jacob (3) ........................................ 84  Henry Hamilton Schieffelin (1783 - 1865) ............................. 85  Jacob (4) Schieffelin (1793 - 1880)........................................... 88  Richard Lawrence Schieffelin (1801 - 1889)........................... 90  Die Enkelkinder von Hannah und Jacob (3) ............................... 91  Henry Maunsell Schieffelin (1808 - 1890) .............................. 91  Samuel Bradhurst Schieffelin (1811 - 1900) ........................... 93  Exkurs: Scheufelen in Württemberg. ...................................... 96  Sidney Augustus Schieffelin (1818 - 1894) ............................. 97  Clinton Emanuel Del Pela Schieffelin (1823 - 1884) ............. 98  Bradhurst Schieffelin (1824 - 1909) .......................................101  Eugene Schieffelin (1827 - 1906) ...........................................103  5

George Richard Schieffelin (1836 - 1910) ............................ 105  Helen Margaret Schieffelin Chisolm (1841 - 1896) ............ 106  Die 3. Generation nach Jacob (3) Schieffelin ............................ 108  William Henry Schieffelin (1836 - 1895) ............................. 108  Mary Theresa Bradhurst Schieffelin Dodge (1840 - 1910)..... 111  Edward Lawrence (2) Schieffelin (1847 - 1907) .................. 113  Fanny Kendall Schieffelin Crosby (1860 - 1925) ................. 122  Schuyler Schieffelin (1866 - 1935) ......................................... 123  Margaret Helen Schieffelin Trevor (1870 - ??) .................... 124  Julia Florence Schieffelin Ismay (1871 - 1963) .................... 125  George Richard Delaplaine Schieffelin (1884 - ??).............. 125  Laura Grace Schieffelin Wilbur (1897 - 1982) ..................... 126  Charles Miller Schieffelin (1849 - ??) .................................... 128  Die 4. Generation nach Jacob (3) Schieffelin ............................ 129  William Jay Schieffelin (1866 - 1955) ................................... 129  Maunsell Schieffelin Crosby (1887 - 1931) .......................... 142  Margaret Estelle Trevor Pardee (1893 - 1990) ..................... 147  George McKay Schieffelin (1905 - 1988).............................. 148  Cooper Schieffelin (1910 - 1974) ........................................... 149  Die 5. Generation nach Jacob (3) Schieffelin ............................ 150  William Jay (2) Schieffelin (1891 - 1985) ............................. 150  Margaret Louisa Schieffelin Osborn (1893 - 1982) ............. 153  John Jay (4) Schieffelin (1897 - 1987) ................................... 155  Louise Vanderbilt Schieffelin Hewitt (1901 - 1926) ........... 158  Bayard Hawes Schieffelin (1903 - 1989) ............................... 160  Elliott Fitch Shepard Schieffelin (1905 - 1988) .................... 162  Barbara Schieffelin Bosanquet (1906 - 1987) ....................... 163  John Winterbotham Schieffelin (1932 - 2002) .................... 164  6

Julia Cooper Schieffelin (1943 - 2011) ..................................164  Die 6. Generation nach Jacob (3) Schieffelin .............................165  William Jay (3) Schieffelin (1922 - 1989)..............................165  Quellennachweise ...............................................................................168  Abbildungsverzeichnis..................................................................168  Archive ............................................................................................169  Weblinks .........................................................................................169  Organisationen, Clubs, Libraries, etc. ...................................170  Zeitungen, Zeitschriften, News, Blogs, Family Pages, etc. .....................................................................171  Legacy Seiten ............................................................................173  Museen, Organisationen .........................................................174  Wikipedia ..................................................................................175  Schulen ......................................................................................175  Universitäten ............................................................................175  Literaturverzeichnis ......................................................................176 

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Eingang 5 East 66th Street in Manhattan, ab 1900 Wohnhaus der Familie Maria Louisa Shepard und William Jay Schieffelin. [1]

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Vorwort Die Familie Schieffelin ist in den USA nicht "vom Tellerwäscher zum Millionär" aufgestiegen. Sie gehört nicht zu den glanzvollen Aufsteigern des New Money, sondern zur alten "geheimen Aristokratie", die mit feinem Understatement seit Gründung der USA über alle Generationen engagierte, progressive und philanthropische Persönlichkeiten hervorbrachte. Die Räumlichkeiten des literarischen Lotos Club befinden sich in der 5 East 66th Street in Manhattan. Dieses Haus ließ Margaret Louisa Vanderbilt Shepard um 1900 für die Familie ihrer Tochter Maria Louisa als Beaux Arts Stadthaus erbauen. Maria Louisa und William Jay Schieffelin bewohnten das Haus mit ihren 9 Kindern für einige Jahrzehnte. Die Lotos-Esser der Odyssee gelten als entspannt und harmonisch in einem Land, das dem Elysium gleicht. Substanzen wie Lotos, Manna und Soma finden wir allerdings nicht im Portfolio der pharmazeutischen Produkte von Schieffelin & Co, über 200 Jahre führender Pharmaka-Händler der USA. Das Ithaka der Familie Schieffelin war die Tranquility Farm beim Schieffelin Point auf einer Halbinsel in Maine. Der Auswanderer Jakob Scheuffelin hatte im 18. Jahrhundert Weilheim an der Teck nicht aus wirtschaftlicher, politischer oder religiöser Not heraus verlassen, sondern aus Neugier und dem Wunsch nach freieren und besseren Lebensbedingungen, die er in den prosperierenden Kolonien Amerikas finden wollte. Die Familie Schieffelin hatte bereits vor den ersten Auswanderern als Familie Scheuffelin eine lange Geschichte in Süddeutschland und der Schweiz gehabt. 9

Die Geschichte der Schieffelins von 1400 bis heute soll im Folgenden realitätsnah und umfassend wiedergegeben werden. Der Autor hat versucht, Lücken plausibel durch eigene Erzählungen zu schließen. Auf die Veröffentlichung der Biographien von aktuell lebenden Familienmitglieder in der 6., 7., 8. und 9. Generation nach Jacob (3) Schieffelin wurde aus rechtlichen Gründen verzichtet. Die dargestellten Biographien umfassen in der Regel Personen, die den Namen "Schieffelin" tragen oder Personen aus deren näherem Umfeld. Das Namens-System der USA ist, insbesondere im Falle vieler Nachkommen, auf den Erhalt aller ursprünglichen Namen ausgelegt. Das Buch gliedert sich grob in drei Teile: Familie "Scheuffelin" im deutschsprachigen Raum von 1400 bis 1700, die Auswanderer-Generationen zwischen 1700 und 1800 als freie Erzählung und die Einzelbiographien der Nachkommen von Jacob (3) Schieffelin in den USA von 1800 bis ca. 1950. Der Einheitlichkeit wegen wird bei Personen im deutschen Sprachraum der Name "Scheuffelin" verwendet. Die amerikanische Linie verwendete durchgehend die Schreibweise "Schieffelin". Mein Dank gilt insbesondere den reichhaltigen Quellen, den Personen und Einrichtungen, die Fotos zur Verfügung gestellt haben, dem Hauptstaatsarchiv Baden-Württemberg in Stuttgart (Judith Bolsinger, Katharina Maiworm), dem Stadtarchiv Weilheim an der Teck (Gabriele Mühlnickel-Heybach), dem Stadtarchiv Nördlingen (Dr. Sponsel), meinem Onkel Karl Scheufele, der mir Einsicht in seine StammbaumAufzeichnungen gewährte, dem Ev.-Lutherischen Pfarramt in Auhausen, Google™ und meinem bewährten Erstleser Dr. Jörg Noller. Mein ganz besonderer Dank gilt Barbara Schieffelin Powell und Julia Schieffelin Powell für ihre Unterstützung des Projekts und das englische Vorwort, welches das Buch eröffnet und eine kurze Zusammenfassung der Familiengeschichte enthält. Michael Scheufele 10

Preface As a descendant of Jacob Schieffelin whose father emigrated to America in the 18th century, I am delighted to write this preface to Michael Scheufele’s book, which will be a useful vehicle for understanding the Schieffelin family in Germany. This preface sketches the path of Schieffelins after Jacob came to America. The material has been adapted from a forthcoming brief history of the Schieffelins in America by my husband Arthur G. Powell and myself. – Barbara Schieffelin Powell

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The Schieffelin Legacy in America New York’s Metropolitan Museum of Art recently acquired a wellexecuted altar panel, The Visitation, by the German Renaissance artist Hans Schäufelein (ca. 1480 - ca. 1540). Schäufelein was one of the most gifted pupils of Albrecht Dürer, painter and printmaker generally regarded as the greatest German artist of his time. Hans was also one of the first Schieffelin ancestors (the spellings differed a bit in earlier times) about whom concrete knowledge exists. He lived and worked in the Bavarian town of Nördlingen. Two hundred years after Schäufelein’s painting was finished, his direct descendant, Jacob Schieffelin (the first of three early Jacobs), still lived in Nördlingen. Jacob I traveled to the New World to seek his fortune but returned to Germany. His son Jacob II sailed to Philadelphia and stayed. His son, the third Jacob Schieffelin, was born in Philadelphia in 1757 and remained permanently in North America until his death in 1835. He lived a long and productive life as one of the early Republic’s leading business entrepreneurs. Jacob III became in effect the Schieffelin family’s American founding father. Jacob III’s work and name, passed down through generations of the drug business he helped found in 1794, created a strong sense of family identity and continuity. “Schieffelin” came to mean not merely a name on a genealogy chart but a proud family institution—tangible bricks, people, products, innovation, reputation and public service sustained across time. Like Schäufelein’s art, the company named Schieffelin was concrete, visible and pathbreaking. Its centennial history published in 12

1894 celebrated a hundred years “always under the name of Schieffelin and always with members descended in a direct line from the founder.” By the twentieth century it was among the very oldest companies in the United States. Jacob Schieffelin III’s career demonstrated how an energetic and creative entrepreneur could achieve business success in post-Revolutionary New York City. Jacob had fought conspicuously on the Loyalist side, helping to fund provisions for British troops in Canada. He had been captured and imprisoned by the Americans. But Jacob was hardly an ideological supporter of British rule. His German heritage gave him a certain freedom of political and geographical movement; he easily switched sides according to where business opportunities seemed most promising. After he escaped from American captivity in 1780, he returned to British New York where he was billeted in the home of the Quaker merchant John Lawrence. The Lawrence clan was pacifist but leaned toward the American cause. Jacob promptly fell in love with Lawrence’s daughter, Hannah, described at the time as a “noted beauty and popular poetess.” Hannah was no pacifist but strongly pro-American. Her incendiary anti-royalist verse might have gotten her hanged if she had ever been caught. Their 1780 marriage made New Yorkers forget Jacob’s former British sympathies. It also supplied him with useful business connections to various Lawrences, especially his brother-in-law John. With John he created in 1794 the wholesale drug-importing and shipping firm that soon would bear his name alone, Schieffelin & Company. The firm endured for seven generations until the late 20th century. Although the drug business is Jacob’s best-known legacy, he initiated many other major projects, including a real estate venture to develop the neighborhood of Manhattanville in New York City as a planned community. He also sold land for Alexander Hamilton to build his family home. Jacob died in 1835, a prosperous and respected member of the New York business community. Over the decades, the Schieffelin 13

company grew and relocated, but always remained physically near the warehouses and docks of lower Manhattan. Meanwhile the entrepreneurial bug bit many of Jacob III’s children and their descendants. A son, also named Jacob, for example, moved to Pennsylvania on land his father had bought as an investment and forged a successful international business career. Jacob IV’s colorful grandson “Ed” Schieffelin (1847-1897) spent a lifetime wandering the American West as a prospector, miner and “character.” His silver discoveries at what he named Tombstone, Arizona, made him rich and famous in the 1870s. After his somewhat mysterious death at age 49, he was buried just outside Tombstone in miner’s clothing alongside his pick and canteen. The town and his tombstone remain tourist attractions today. Eugene Schieffelin (1827-1906), the son of Jacob IV’s brother Henry Hamilton Schieffelin, was equally colorful. He rivaled Ed in fame and surpassed him in eccentricity. Driven by the curious desire to introduce into America all species of birds mentioned in Shakespeare’s plays, Eugene in 1890 released a flock of imported starlings in New York’s Central Park, with enormous consequences for much of the North American continent. The starlings multiplied rapidly to become what is generally regarded as an invasive pest that tends to displace some indigenous, useful birds. Eugene’s father, Henry Hamilton Schieffelin, succeeded Jacob III as head of Schieffelin & Company for 35 years. The father lacked the son’s weirdness but possessed the business acumen which kept the Schieffelin name prominent in New York over the nineteenth century. Another of Henry’s sons, Samuel Bradhurst Schieffelin followed his father as senior partner. Upon Samuel’s retirement in 1865, the family business passed to his only son, William Henry Schieffelin. The latter ran the company until his death in 1895. William Henry was the father of William Jay Schieffelin, my grandfather known as Pop, who took over until the 1920s. 14

The three decades after 1880 were momentous for both the country and the company. The pharmaceutical industry was not only expanding greatly but being transformed by the rise of scientific chemistry in America. William Henry Schieffelin built a small laboratory in 1882 to manufacture finished drugs for distribution to retailers. This approach was very different from the prior one of owning large warehouses just to store imported chemicals and other products prior to distribution. The oldest son, William Jay Schieffelin, my grandfather, was brought up to believe that the new scientific chemistry held the future of the wholesale drug industry. His father encouraged him to make chemistry his future career. And at the beginning he did just that. Young Willie Schieffelin studied chemistry as an undergraduate at the Columbia School of Mines, the applied science branch of Columbia University. Like many future scientists and scholars of his generation he then traveled to Germany to learn what the Old World could teach the New about research. He received his chemistry Ph.D. in 1889 at age 23 from the lab of Professor Adolf von Baeyer at the University of Munich. Willie published several chemistry research papers after he joined the family business in 1890. Science would soon transform the pharmaceutical industry, and the Schieffelin company seemed well positioned to be a leader in that transformation. By the mid-19th century the name Schieffelin had come to represent successful business entrepreneurship in New York City. The family had emerged respected, wealthy, and well-known in commercial circles. William Henry’s branch of the Schieffelin family would now become linked to families far better-known in national social, political and financial circles through two marriages 28 years apart. In 1863, in the middle of the Civil War, William Henry Schieffelin married Mary Jay (1846 – 1916). Mary was a great-granddaughter of John Jay, one of the nation’s most prominent Founding Fathers and the first Chief Justice of the United States. John Jay had been dead for 15

34 years in 1863, but his place among the revolutionary generation of Founding Fathers was secure. Jay had twice been Governor of New York and had written some of the famous Federalist Papers which provided intellectual background for Constitutional debates. He had drafted the Treaty of Paris which ended the Revolutionary War in 1783, and later the Jay Treaty of 1794 which avoided war with England. As the years passed, the slavery question grew in prominence. Jay and his descendants became prominent actors in that national drama. Jay was a slaveholder. But he also opposed slavery and freed his own slaves well before he died. He early endorsed a “gradualist” approach toward slavery’s eventual elimination. In 1799 slavery in New York State was abolished by the legislature; but the law took effect only in 1827. The New York decision, however, had the effect of closely associating Jay’s name and later life with the antislavery cause. His son, Judge William Jay (1789-1858), devoted essentially his entire adult life to the promotion of emancipation. William Jay’s son John Jay II (1817-1894) was the leading activist lawyer defending fugitive slaves in New York during the 1840s and 1850s and also a tireless crusader against racism in the Episcopal church. John Jay II lived until 1894 as a patriot-statesman whose interest in good government and African-American progress kept the Jay name in the public eye. One of the founders of the Republican Party, John Jay II later served as United States Minister to Austria-Hungary between 1869 and 1875. While in Vienna Mary’s sister, Anna Jay, re-established the family’s German connection by marrying the German diplomat Lothar von Schweinitz. Anna’s grandson from that marriage was Adam von Trott zu Solz (1909-1944), a German Rhodes Scholar, diplomat and aristocrat. Adam’s participation in the ill-fated July 1944 plot to assassinate Hitler cost him his life but created a 20th century hero. Mary Jay was John Jay II’s daughter. From early childhood she was exposed to antislavery ideas through her father, grandfather and great 16

grandfather. She was a close blood relation of those Jays most active in the antislavery cause. Frederick Douglass, the prominent escaped slave and public intellectual, wrote in 1859 that “Abolitionism seems hereditary in the family.” The Civil War had been raging for two and one-half years when Mary Jay married William Henry Schieffelin in October 1863. The Emancipation Proclamation had been issued nine months earlier—in effect changing the North’s main war aim from preserving the union to eradicating slavery. William and Mary’s son was William Jay Schieffelin, my grandfather. Young Willie Schieffelin grew up deeply influenced by this rich heritage. From his Schieffelin ancestors he acquired intense loyalty to the family and the family business. From the Jay line he acquired an urgent sense to fight for large moral causes. Pop was perhaps the first Schieffelin to grow up possessing the two strong family traditions of reform and public service. Another significant family merger occurred on February 6, 1891 when young William Jay Schieffelin, now equipped with an abolitionist middle name and a science doctorate, married Maria Louisa Shepard, in New York City. Called Granny Lou by her descendants, Maria Louisa was the daughter of Margaret Vanderbilt Shepard, who was the oldest daughter of William Henry Vanderbilt. Margaret Vanderbilt Shepard was called “Grandmama” by the Schieffelins. William Henry was the son of the famous billionaire Cornelius Vanderbilt, the Commodore. Perhaps the most successful of all the Vanderbilts save the Commodore, he had doubled his father’s fortune through building the New York Central Railroad. He died in 1885, six years before his eldest granddaughter married young Schieffelin. Pop was 24 when he married. The young Schieffelin was now firmly linked with three prominent American success stories: the business prowess of the Schieffelins that had gone on for over a century; the patriotic and reform endeavors of the Jays from Revolutionary through 17

Civil War times; and now the unparalleled Gilded Age wealth of the Vanderbilts. His life possibilities, impressive at birth, were now greatly magnified. Pop entered the family business in 1890 as its specialist in chemistry. A research lab was created for him later in the 1890s. This work competed for his time with the new opportunities for his interests in political and social reform opened up by his wife’s money and social position. Over the years he sought, without complete success, to balance these pressures. He became president of Schieffelin & Company in 1906. But over the years he clearly derived the greater satisfaction from his good works, which combined a Jay background with Vanderbilt resources, than he did by converting a wholesale drug company into a 20th century scientific enterprise. His grandfather John Jay II had advised him as a young man, “Willie, lend a hand.” That stuck as a kind of life challenge. Schieffelin & Company survived for a time but drifted some from its core pharmaceutical mission. In 1962 the firm abandoned its drug business almost entirely, and in 1980 was acquired by a much larger French conglomerate. Renamed LVMH Moët-Hennessy in 1987, that conglomerate styled itself as “the world leader in luxury.” Except for keeping the name Schieffelin on liquor bottles for a few more years, a marketing gambit to emphasize continuity and quality, Schieffelin & Company ceased to exist. William Jay Schieffelin’s historical significance today rests primarily on the causes he championed and the funds he raised in support of them. He lent his name to many projects, chaired many fundraisers, initiated many initiatives. The central theme in all of them was political and social reform in New York, the nation, and eventually overseas. He was a progressive, moderate Republican of a sort that had nearly vanished from the land by the end of the twentieth century. He remembered well the advice of his Jay grandfather to lend a hand. In New York he helped found the (still existing) Citizens Union in 1897, one of the first good government member organizations serving 18

as a watchdog for the public interest and a check on the growing Tammany political machine. As its president over many decades he supported investigations to root out corruption in the city. His most famous civic reform triumph was helping in the 1930’s to end the political career of New York’s charming but corrupt Mayor Jimmy Walker. His first battle with City Hall was a successful campaign in 1890 to prevent Central Park from being cut into sections and distributed through franchises. He campaigned for women’s suffrage and against sweat shops. He anticipated the dangers of Hitler before Hitler took power and later gave money to postwar Czechoslovakia when it was surrounded by the Iron Curtain. A lifelong concern over the plight of lepers led him to help found the American Leprosy Mission and the Schieffelin Leprosy Research and Training Center in Karigiri, India. His preeminent passion was promoting civil rights and advancing opportunities for African-Americans. The Jay family’s antislavery tradition ran deep and was a source of great Schieffelin pride. His grandfather had harbored fugitive slaves in violation of federal law. He led a New York organization dedicated to improving the economic circumstances of African-Americans migrating from the South, a forerunner of the National Urban League. Schieffelin also hosted annual New York fund-raising events with black leaders such as Booker T. Washington, Tuskegee Institute president, and Tuskegee scientist George Washington Carver. He served 40 years on the Tuskegee Board, which he chaired for 23 years. He served simultaneously on the board of the Hampton Institute, an all-black agricultural and vocational institution in Hampton, Virginia. One of Schieffelin’s most courageous and steadfast commitments, which also spoke to his high national standing, was his unflinching service on behalf of the imprisoned Scottsboro boys. In early 1931, nine black teenage boys were arrested on charges of raping two white girls near Scottsboro, Alabama. The case seemed open and shut, at least to Alabama justice. Eight of the nine were quickly convicted and sentenced 19

to death. The ninth, a twelve- year-old, produced a hung jury not because it doubted his guilt but because it disagreed whether the punishment for a minor should be execution or life imprisonment. The trial displayed the full spectrum of racial bigotry: frame-up, all-white jury, angry mob and near-lynching. But the many cracks in the case, especially the incompetence of the defense, galvanized an unprecedented nation-wide protest. A national committee was created, the Scottsboro Defense Fund, to raise money for appeals, publicity, and anything else that would reopen the case and keep the “Scottsboro Boys” and their cause alive. Pop became the Fund’s long-serving national treasurer. In 1937, after six years, nobody had been acquitted and seven had spent the entire time in jail. The case in its many facets continued into the 1940s and beyond, with money still needed. Throughout, Pop raised monies for the Defense Fund and kept the issue before the public. In the end, not one of the “boys” was executed. The last of the nine Scottsboro Boys died of natural causes in 1989. In 2013 all nine were granted posthumous pardons by the State of Alabama. Over an 80-year period the Scottsboro Boys had become a lasting national symbol of racial injustice, in substantial part because of the money raised to pay lawyers and write appeals on their behalf. This was Schieffelin’s quiet but substantial triumph. In 1949, celebrating his 83rd birthday and his lifetime of public service, the New York Times editorialized that William Jay Schieffelin had spent a total of 237 years on five major civic boards: the New York Citizens Union, Tuskegee Institute, Hampton Institute, American Bible Society and American Mission to Lepers. The Times wrote: “He glories in a tough battle.” Pop and Granny Lou had 9 surviving children. The sixth was my father Bayard Schieffelin. He had a deep love of family, both the one he came from and the one he created. He and my mother, Virginia Langdon Loomis, had four children: Edward, Barbara, Olivia and Nancy. 20

From our parents we learned that community did not just happen: you had to work hard to create it and to nurture family values such as loyalty, hard work, tolerance, and social justice. My father served in World War II and then worked for the New York Public Library, raising funds so that the iconic institution could be sustained. My mother tutored African-American children in the inner city. They raised their children with the values they gained from their Langdon-Loomis and Schieffelin forebears: a passion for civil rights, social justice, adventure, as well as an entrepreneurial spirit, curiosity about the world, integrity, and respect for education. We have tried to instill these values in our own three children. Benjamin has founded an organization that supports socially responsible entrepreneurs in Latin America, Alexander helps families and organizations solve vexing legal issues, and Julia, is an artist, just like Hans Schäufelein, more than five centuries ago. A summer place on the coast of Maine brings together descendants of 7 of the 9 children of William Jay and Maria Louisa Schieffelin, representing the third, fourth, fifth and sixth generations (roughly 250 people and counting). They come from all corners of the world. In addition to boating, sailing, tennis, hiking and swimming, we continue traditions started in my grandparents’ day. These include a treasure hunt, replete with pirates and buried treasure; sings, accompanied now not by the piano but by guitar and banjo; a softball game between the “Lobsters” and the “Clams;” picnics on island sandbars at low tide; and a square dance with a live band. These traditions continue to bind us together as a family. And we are all grateful for Jacob Schieffelin and Hannah Lawrence for starting it all!

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Teil I: Die Jahre 1400 - 1700 Jakob stieg die letzten Meter auf zum Gipfel des Vulkanberges der Limburg. Auf der Südseite unter ihm die Weinberge. Es war ein herrlicher Frühlingstag. Sein Blick schweifte entlang der schwäbischen Alb zur Burg Teck und hinab ins Tal bis Esslingen. Der Alb-Rand war Hügelund Burgen-Land. Im Norden lagen die 3-Kaiser-Berge der Stauffer, im Südwesten die mächtige Burg Hohenneuffen und weiter die Burg der Hohenzollern, deren Bewohner jetzt einen Familienzweig an der Spree hatten. Jakob war stolz auf die Weinberge seiner Familie. Obwohl sie die höchstgelegenen Weinberge Württembergs waren, trugen sie reichlich Trauben. Das Klima in Weilheim an der Teck war ideal für den Obstanbau. Rund um die Limburg gab es hunderte Baumwiesen und tausende Obstbäume. Seine Vorfahren hatten das Lehen mit den Weingärten bereits vor Jahrhunderten erhalten. Das Lehen hatte sogar den 30-jährigen Krieg ohne Unterbrechung überstanden. Der Überfall der kaiserlichen Truppen auf Württemberg streifte auch Weilheim und setzte sich im Neckartal bis nach Stuttgart fort. Württemberg war reformierte Enklave zwischen Frankreich und den Habsburgern. Die Protestanten hatten 1634 mit den Schweden die erste Schlacht von Nördlingen verloren. Doch die geschickte Politik mit Frankreich ließ das Pendel in die andere Richtung ausschlagen. In der zweiten Schlacht von Nördlingen 1645 waren die deutschen Fürsten mit Unterstützung durch französische Truppen erfolgreich gegen die Kaiserlichen. Das Alltagsleben während des 30-jährigen Krieges war mühselig. Oft zogen marodierende, schlecht

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bezahlte Söldnerheere durch die Lande. Willkürliche Plünderungen, Mord und Pest waren an der Tagesordnung. In Süddeutschland verschwand gut die Hälfte der Bevölkerung. Europaweit starben mindestens 8 Millionen Menschen. Die Renaissance ab 1500, in der die deutschen Herzogtümer hundert Jahre lang in Kunst und Wissenschaft aufgeblüht waren, fand ein jähes und schreckliches Ende. Deutschland ging im Chaos unter. Der Protestantismus in Deutschland, Mit-Auslöser des Krieges, hatte am Ende jedoch überlebt. Er ging, wenn nicht gestärkt, so doch gefestigt aus der europäischen Katastrophe hervor. Mit dem Westfälischen Frieden von 1648 wurden Luthers Evangelisten fester Bestandteil der deutschen Kultur. Alle Zweige von Jakobs Familie, in Weilheim an der Teck, in der Freien Reichsstadt Nördlingen und in Genf beteiligten sich bereits seit den Anfängen an der Reformationsbewegung und konnten ihre Tradition wahren.

Blick von der Limburg nach Süden zum Rand der schwäbischen Alb. Unten: Weinberge und Obstgärten. [2]

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Auf der Nordseite der Limburg, dem Vulkanberg zu Füssen, lag die Zähringer-Stadt Weilheim. Die Zähringer hatten ihre Stammburg ursprünglich auf der Limburg, waren dann zur Teck umgezogen und letztlich immer mehr in Richtung Südwest und Schweiz abgewandert. Von der Burg auf der Limburg gab es nur noch rudimentäre Reste.

Blick von der Limburg nach Norden auf Weilheim an der Teck mit Peterskirche. [3] Jakob dachte erst an seine Verwandten, die umtriebigen Scheuffelin in Nördlingen. Um 1437 führten Agnes Scheuffelin und Ulrich Strauß einen Rechtsstreit auf dem Konzil von Basel (1431 - 1449). Ulrich war Sohn eines Nördlinger Ratsmitglieds. Die junge Dame hatte wohl ein Eheversprechen von Ulrich erhalten, war vermutlich schwanger geworden und wurde dann nicht geheiratet. Der junge Mann hatte auf dem Konzil in Basel Recht bekommen, und Agnes musste auch noch

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die Gerichtskosten bezahlen. Der Vater von Agnes, Johannes Scheuffelin, und ihre beiden Brüder Conrad und Andreas in Nördlingen gingen scheinbar direkter gegen den jungen Mann vor und widersetzten sich dem Urteil. Johannes, Conrad und Andreas wurden wegen Ungehorsams und Widerspenstigkeit 1438 in das Nördlinger Gefängnis gesteckt, kamen aber nach einer Urfehde wieder frei. Sie mussten schwören, das Urteil von Basel anzuerkennen und auch den dritten Sohn Franz zur Räson bringen. Es kam zu weiteren Vorfällen und schweren Verfehlungen durch Johannes und seine Söhne. 1439 wurden die drei Männer der Stadt verwiesen. Sie sollten über den Ryn gehen und lebenslänglich nicht mehr nach Nördlingen zurückkehren. Die Ausgewiesenen fanden von 1440 bis 1442 in Mechthild von der Pfalz, Gräfin zu Württemberg und König Friedrich hochstehende Fürsprecher ihres Anliegens, in Nördlingen wieder zugelassen zu werden. 1443 schließlich wurde ihnen nach einer weiteren Urfehde der Zugang zu Nördlingen wieder geöffnet. Mit dem Wort "Ryn" war der Fluss Rhein gemeint. Damit kam zum Ausdruck, dass die Männer außer Landes verwiesen wurden. Es könnte jedoch auch auf die Herkunft der Familie aus dem Gebiet jenseits den Rheins, vielleicht dem Elsass, hindeuten.

1440: Brief aus Stuttgart an die Freie Reichsstadt Nördlingen. Mechthild von der Pfalz bittet Nördlingen, Hanns Scheuffelin und seine Söhne wieder in die Stadt zu lassen. [4]

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Franz (1) Scheuffelin (1415 - ca. 1490) in Nördlingen hatte mit Elisabeth Fuchshard 3 Söhne und 2 Töchter: Kunz, Hans (1), Franz (2), Afra und Elsbeth. Der Hans (1) (ca. 1435 - 1505) blieb in Nördlingen als Kaufmann und Zunftmeister im Rat. Dieser Hans (1) könnte 1485 das Scheuffelin-Lehen in Weilheim an der Teck erhalten haben. In der Familie wurde erzählt, dass ein "Hans Schiffelin" einem württembergischen Grafen das Leben rettete und zum Dank das Lehen bekam. Allerdings taucht der Name "Hans" oder "Hanns" im 15. Jahrhundert häufig auf. Genauso wahrscheinlich könnte "Hans Schiffelin" auch direkt von den Schiffelin am Oberrhein stammen. Franz (2) aus Nördlingen ging 1476 nach Nürnberg, weil er sich mit dem Hans (1) nicht verstand. Franz (2) gründete in Nürnberg ein eigenes Handelsunternehmen und hatte mehrere Kinder, darunter Hans (2) (1482 - 1540), der bekannte Maler. Der Maler Hans (2) Scheuffelin trat um 1503 in die Werkstatt von Albrecht Dürer in Nürnberg ein und schuf als Künstler der Früh-Renaissance in Süddeutschland ein umfangreiches Werk. Über sein Leben ist wenig bekannt. Seine künstlerische Leistung steht nur wenig im Schatten von Dürer. Hans (2) erstellte Zeichnungen, Drucke und Gemälde, darunter einige Altar-Bilder. Auf einem der Altar-Bilder in der evangelischen St. Maria Kirche in Auhausen bei Nördlingen hat sich Hans (2) neben der heiligen Apollonia, Katharina und Barbara verewigt. Das Malen in der Klosterkirche der Benediktiner hatte Hans viel Freude bereitet. Der Speiseplan der Mönche war vielfältig. Sie hatten einen eigenen Getreidespeicher unter der Kirchendecke und sie verehrten den Antonius mit seinem Schwein und die heilige Odilie. Die Klosterküche hatte Rezepte entwickelt gegen Mutterkornvergiftung, die sie zur Therapie in ihrem eigenen Krankenhaus einsetzten. Das besondere Wasser der Odilie wurde freizügig ausgeschenkt. Hans nahm sich täglich einen Krug mit zu seiner Arbeit am Altar. Sein inneres Auge gewann an Schärfe, und er konnte die Figuren auf seinen Bildern

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leichtfüßig wie auf Flügelsandalen malen. Bei genauer Betrachtung erschienen die Figuren auf den Passionsbildern als wären sie in Bewegung. Das Fegefeuer-Bild erhielt expressionistische Züge. Mit dem Auhausener Altar erreichte Hans (2) den Höhepunkt seiner künstlerischen Ausdruckskraft. Er hoffte auf weitere Aufträge in dem wohlhabenden und gut geführten Kloster. Zehn Jahre nach seiner Erstellung entging der Altar 1525 nur knapp dem Anschlag des Bauernkrieges. Die Mönche waren vorgewarnt und konnten den Scheuffelin-Altar rechtzeitig im Turm der Kirche verstecken. Ende der 1530er Jahre beriet Hans seinen Künstlerkollegen Jesse Herlin bei der GrisailleMalerei der Kirchendecke in St. Maria. Das überwiegend grüne Blättergeranke enthält einfache, griechische-antike Motive, Jagd- und Speise-Tiere, Adam und Eva und viele aufgesprungene, rote Granatäpfel. Es scheint, dass der Auftraggeber, der Markgraf von BrandenburgAnsbach, im Zuge der Säkularisation St. Maria in ein Jagdschloss verwandeln wollte. 1608 schlossen sich im Kloster Auhausen einige Fürsten des Reiches zur protestantischen Union zusammen. Die noch junge Reformation war stark gefährdet. Doch der Scheuffelin-Altar hat alle Wirren der Zeiten überstanden und leuchtet seit 500 Jahren farbenfroh seinem Betrachter entgegen. Aus dem Jahr 1515 stammt ein weiteres bedeutendes Gemälde. Das "Abendmahl" schmückt den Kreuzaltar unter dem Chorbogen des Ulmer Münster. Die Abendmahlstafel wurde 1548 anlässlich des Besuchs von Kaiser Karl V. im Ulmer Münster aufgestellt. Der Altar diente der reformierten Kultpraxis des Abendmahls. Der Kaiser nahm in Ulm am reformierten und konservativen Abendmahl teil. Unter dem Bild war ursprünglich ein Paulus-Zitat aus dem Korinther-Brief angebracht. Vielleicht sollten das Bild und das Zitat den Übergang in der Kultpraxis verdeutlichen. Im Korinther-Brief der Übergang von Eleusis zum christlichen Kult, hier von konservativ zu reformiert.

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Hans Scheuffelin: Jungfrauen mit Kaiser Heinrich und Kunigunde. Hl. Katharina und Barbara. Allerheiligen-Altar in Auhausen. Selbstportrait mit Logo-Tafel "Monogramm HS und Schaufel-Symbol". 1513. [5] 28

Hans Scheuffelin: Marienkrönung, Engelschöre und Anbetung des Lamm Gottes durch Patriarchen, Propheten und Apostel. Allerheiligen-Altar in Auhausen. 1513. [6]

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Hans Scheuffelin: Rettung der Seligen aus dem Fegefeuer. Allerheiligen-Altar in Auhausen. 1513. [7]

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Hans Scheuffelin: Abendmahl. Kreuzaltar unter dem Chorbogen im Ulmer Münster. 1515. [8] Hans (2) wohnte ab 1515 wieder in Nördlingen und war angeblich zweimal verheiratet. Mit Afra Tucher und später mit einer Apollonia. Er hatte 2 Töchter, Dorothea (1515 - ??) und Walburga (1517 - ??), und einen Sohn, Hans (3) (1522 - ??). Zur weiteren Verwirrung gab es auch noch einen Sohn von Hans (1), der ebenfalls Hans hieß, also Hans (4), ein Cousin des Malers Hans (2), der noch dazu mit Hans (2) den Wohnort "tauschte". Er zog von Nördlingen nach Nürnberg und heirate dort 1522 eine Tochter von Caspar Vischer. Und Hans (4) hatte in Nürnberg einen Sohn, Hans (5). Hans (5) war mit Katharina von Thilt verheiratet. Es gab Gerüchte, dass einer dieser Nürnberger Kaufmänner mit dem Namen "Hans Scheuffelin" in Geldgeschäfte an den damaligen Börsen in Antwerpen oder Lyon verwickelt war. Dabei soll es zu größeren Verlusten mit französischen Anleihen gekommen sein. Der 31

Maler Hans (2) Scheuffelin in Nördlingen schuf 1538 sein letztes bekanntes Gemälde. Es zeigte ihn mit seinen beiden Söhnen, wie sie das Oster-Lamm oder das Opfer-Lamm betrachten. Dieses Lamm wurde später das Symbol der Familie Schieffelin in Amerika.

Hans Scheuffelin: Das Lamm Gottes. Detail aus dem Auhausener Altar. 1513. [9] 32

Die Frage, ob der Maler Hans (2) seine religiösen Bilder im Sinne der Reformation gestaltet hat, kann mit "Ja" beantwortet werden. Die Darstellung der Abendmahls-Szene zeigt den Behälter für das "Blut Christi" mit vielen Kelchen zur Verteilung des Weins an die Gemeindemitglieder. Das Ausgeben des Weins an die Gemeinde war in der reformierten Kirche gebräuchlich. Hans (3), der Sohn des Malers Hans (2), wurde ebenfalls Maler und wanderte 1543 von Nördlingen nach Fribourg in der Schweiz aus. Conrad, Sohn von Hans (1) und Cousin des Malers Hans (2), wurde 1495 in Nördlingen geboren und wanderte nach Genf in der Schweiz aus. Aus Conrad Schüffelin wurde in Genf Conrad de la Palle. Am 14. Februar 1518 erhielt Conrad de la Palle vom Ratsmitglied Besançon Hugues die Genfer Bürgerschaft. Er heiratete die Nichte der Frau von Besançon Hugues, Bastienne de Fernex (geboren 1505). Das Paar hatte eine Tochter und einen Sohn: Barbe de la Palle und Claude de la Palle (geboren 1526). Claude hatte ab den 1550er Jahren 7 Söhne und 4 Töchter in Genf. Conrad heiratete sogar ein zweites Mal 1543: Guillauma Coutant (geboren 1485). Conrad de la Palle war in Genf sehr schnell etabliert. Das könnte auf alte, familiäre Bindungen hindeuten. Und Conrad war im Kontakt mit den anderen deutschstämmigen in Genf. Er tauchte in einem Briefwechsel der Tucher-Familie aus Nürnberg auf und stand in enger Verbindung mit Erasmus Tucher. 1527 wird Fief de la Molière erwähnt, vermutlich sein Wohnsitz. 1529 wird die Rue des Allemands als Wohnsitz angegeben. Er soll ein ansehnliches Haus und Land von der Stadt gekauft haben. Der Kauf des Hauses soll während seiner Abwesenheit von seinem Bruder Melchior Scheuffelin vollzogen worden sein, der ebenfalls nach Genf verzogen war. Die Nachkommen von Conrad in Genf hinterließen Spuren, als sie politische Ämter in der Stadt und im Kanton besetzten. Die Reformation in Genf führte zu politischen Auseinandersetzungen. Genf wurde von Savoyer Truppen besetzt, konnte aber durch die Rebellion von Besançon Hugues wieder befreit werden. Genf wurde protestantisch. 33

Conrad war in Genf Mitglied der Reformations-Bewegung. Sein Name stand 1534 in einem Verzeichnis der Lutheraner. Barbara Scheuffelin, Tochter von Hans (1) und Cousine des Malers Hans (2) war mit dem Reformations-Theologen Theobald Gerlach Billicanus verheiratet, der 1524 die Reformation in Nördlingen einführte. Die Annahme, dass die Nachfahren von Conrad aus der Schweiz wieder zurück nach Schwaben gezogen waren, ist unwahrscheinlich. Sie hatten ihren Namen geändert, und auch die Nachkommen waren angesehene und wohlhabende Genfer Bürger. Warum sollten sie zurückkehren? Viel wahrscheinlicher ist, dass die Schiffelin ursprünglich aus dem Gebiet des Oberrheins oder Elsass stammten, irgendwo bei Basel, Strasbourg oder Hagenau. Und vielleicht waren sie wirklich eine Künstler-Familie. Die Herkunft des mysteriösen Malers Martin Schiffelin, der seine Bilder ebenfalls mit dem Schaufel-Symbol signierte und der sich als "Mäler" bezeichnete, könnte das Oberrhein-Gebiet sein. Seine Signatur, das Schaufel-Symbol, hat große Ähnlichkeit mit der Signatur des Malers Hans (2) Scheuffelin. Ein anderer Maler, der Maler "IS mit der Schaufel" verzog "zurück" an den Oberrhein oder in das Elsass. Es wurde vermutet, dass der Maler "IS" ein Verwandter von Hans (2) war, der in der Nördlinger Werkstatt für die Holzschnitte zuständig war. Die Kaufmänner in der Familie Scheuffelin unterhielten enge Handelbeziehungen nach Basel, Besançon und bis Lyon. Nördlinger Familienmitglieder verzogen nach Fribourg und Genf in die südwestliche Schweiz. Vielleicht sind die Mitglieder der Künstler- und Händler-Familie Schiffelin am Oberrhein ursprünglich unabhängig voneinander in Richtung Nord-Ost nach Weilheim und Nördlingen "ausgewandert". Indiz für eine Verbindung zwischen Nördlingen und Weilheim an der Teck ist lediglich eine Familien-Bibel, die zwei Brüder aus Weilheim nach Amerika mitbrachten, und die 1560 in Nördlingen gedruckt worden war. Ab 1500 tauchte der Name "Scheuffelin" in Weilheim an der Teck und Umgebung immer häufiger auf. Am 18. März 1506 hatte sich 34

Bernhardus Scheuffelin de Wylhain an der 1477 gegründeten Universität Tübingen eingeschrieben. Am 3. Januar 1530 hat Heinrich Scheuffelin, Bürger zu Göppingen, in einer Urfehde den Wiedertäufern abgeschworen. Die Wiedertäufer waren um diese Zeit eine weitverbreitete religiöse Reformbewegung. Doch die Mitgliedschaft wurde oft mit drastischen Strafen geahndet. Heinrich war während der Verbannung Herzog Ulrichs von Württemberg durch die Habsburger Herrscher 1529 im Göppinger Gefängnis eingesperrt, kam aber nach seiner Urfehde wieder frei. Um 1550 war Heinrich am Bau des Göppinger Schlosses für Herzog Christoph von Württemberg beteiligt. Im Lehensbrief von 1550 wurde Michel Scheuffelin (gestorben 1559) als Lehensmann genannt. Am 15. November 1559 erhielt Heinrich aus Göppingen das "Scheuffelin-Lehen" in Weilheim. Stolz schrieb er seine Verleihungs-Urkunde, die im Folgenden leicht modernisiert und abgekürzt wiedergegeben wird. Der Text besteht im Kern aus einer langen Auflistung der Äcker, Wiesen und Weingärten, die zum Lehen gehörten. Dazu kommt die Erwähnung von vier weiteren Familienmitgliedern. "Ich, Heinrich Scheuffelin, dieser Zeit der Älteste dieses Geschlechts, Bürger zu Göppingen, bekenne und tue kund, offenbar mit diesem Briefe, dass der durchleuchtig, hochgeborene Fürst und Herr, Herr Christoph, Herzog zu Württemberg und zu Teck, Graf zu Mömpelgard, etc., mein gnädiger Fürst und Herr, mir gnädig zu rechtem Mannlehen geliehen haben, das Scheuffelin-Lehen zu Weilheim, welches bisher seiner fürstlichen Gnade und dessen Fürstentum Württemberg ... gehörte und jährlich gezinst hat ein Pfund und fünf Schilling, ... dazu folgende Güter gehören, nämlich Gärten: Item ein Viertel eines Tagwerk-Baumgarten bei der Ziegelhütte zwischen A. H. Garten und der Brunnengasse gelegen, vorne wieder an die Brunnengasse und hinten auf K. G. Hofgarten stoßend. Dazu ein halbes Tagwerk-Baumgarten daselbst inwärts der Gasse zwischen P. M. Garten und dem 35

gemeinen Schießplatz gelegen, vorne an die Brunnengasse und hinten auf J. S. Hofwiese stoßend. Äcker im Ösch hinter den Keltern: Item ein Jauchert Acker neben dem Kalk, der jetzt eine Wiese zwischen S. B. Hofwiese und U. O. Weingarten, ... vorne an die gemeinen Gassen und hinten auf B. B. Weingarten stoßend. Dazu ein Jauchert Acker im Kalk ... Zwischen S. B. Hofacker und der Lindach Wasser gelegen, oben an S. B. und unten auf B. G. stoßend. Item ein Jauchert Acker im Steinbruch beiderseits zwischen Michel Scheuffelins Hofäcker gelegen, vorne an den Hepsisauer Weg und hinten auf den Lindenbach stoßend ... Äcker im oberen Ösch: Item ein Jauchert Acker beim K., ... vorne an die Reutlinger Straße und hinten auf den nachgeschriebenen Acker stoßend ... Item zwei Jauchert am Reutenberg ... oben an das Weyler, unten auf G. B. und der heiligen Ewig-Pfründt Äcker stoßend. Dazu ein halbes Jauchert bei der Ziegelhütte, zwischen der Ziegelhütte und dem Schießplatz ... gelegen. Äcker im unteren Ösch: Item ein Jauchert am Holzmadener Berg ... Item ein Jauchert Acker daselbst zwischen O. G. Witwe und Paulin Scheuffelins Äcker gelegen, oben an H. G. Lehenacker und unten auf genannten Paulin Scheuffelins Wiesen stoßend. Wiesen: Item ein Tagwerk Wiesen im Holzmadener Grund, im Lachen, zwischen der gemeinen Gasse und dem gemeinen Bach gelegen, oben an Sankt Bernhards Pfründt Wiesen und unten an H. E. von Holzmaden Wiesen stoßend. Dazu ein Viertel Wiesen im Perlenwies, zwischen T. S. und Sankt Nicolaus Pfründt gelegen ... Item ein Viertel im Wermelswiesen ... Dazu ein halbes Tagwerk am Osaing, zwischen Paul Scheuffelins Wiese und dem Mittelbach gelegen ... Item ein halbes Tagwerk im Loch zwischen dem Mittelbach und ... Dazu ein Tagwerk zu Lauterwiesen zwischen H. G. M und W. B. Wiesen gelegen, vorne an Cosman Scheuffelins Lehenwiese und hinten auf genannten W. B. stoßend. Item ein Tagwerk in den neuen Wiesen zwischen dem Lindacher Bach und M. H. gelegen, oben an Michel Scheuffelins Witwe und unten an J. S. Hofwiese stoßend. Dazu anderthalb Tagewerke in den

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neuen Wiesen, zum Teil unterbrochen durch die Wittlinger Straße, zwischen M. G. Witwe und Michel Scheuffelins Witwe eins und anders Teil M. G. von Hepsisau Wiesen gelegen ... Weingärten: Item ein Morgen und anderthalb Viertel Weingärten zu Hinderburg, zwischen V. N. und M. S. Wiesen gelegen ... Alles und dergestalt, soll ich Lehen und Güter mein Leben lang innehaben, nutzen und niessen, und seiner fürstlichen Gnaden davon reichen und tun, auch soll ich gebunden sein an das, was oben steht. Und dieweil der Handlohn zu Gnaden stehet, soll ich seiner fürstlichen Gnaden ... 28 Gulden bezahlen, 12 Gulden in bar und dann auf Martini 1560 noch die übrigen 16 Gulden für die Landgewährung. Und seine fürstlichen Gnaden haben mir das Lehen mit Worten und Händen geliehen, wie es gewöhnlich Sitte ist. Ich soll das Lehen ehren, nicht auftrennen, versetzen, verkaufen oder vertauschen, egal ob durch Erbschaft, Heirat oder andere Weise. Insbesondere soll das Lehen für ewige Zeit beieinander bleiben ... Auch sonst bin ich als Lehensmann meinem rechten Lehen-Herrn verpflichtet. Alles das habe ich seiner fürstlichen Gnaden leiblich zu Gott dem Allmächtigen geschworen und vom Vogt, Bürgermeister und Gericht der Stadt Göppingen erbeten, öffentlich diesen Brief auszuhängen ... Der fünfzehnte Tag des Monats November, als man von Christi, unseren lieben Herrn und Seelig-Machers Geburt tausendfünfhundertfünfzig und neun Jahre gezählt hat." Neben Heinrich Scheuffelin, kommen in dem Lehensbrief folgende Familienmitglieder vor, die Land in Weilheim besaßen: Michel Scheuffelin und dessen Witwe, Paulin Scheuffelin, Paul Scheuffelin und Cosman Scheuffelin. Cosman Scheuffelin tritt im Lehensbrief singulär auf. Der Name leitet sich von den frühchristlichen, heilkundigen Zwillingen Cosmas und Damian aus Aegea in Kilikien ab, die Kranke unentgeltlich behandelten. Sie galten als Schutzpatrone der Ärzte, Apotheker und Drogisten. Die Namensvergabe deutet auf Ärzte in der Familie hin. Hans (2) Scheuffelin, der Maler, hatte die heiligen Zwillinge 1510 gemalt.

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Heinrich Scheuffelin: Lehensbrief vom 15. November 1559. Mit freundlicher Genehmigung des Hauptstaatsarchiv BadenWürttemberg, Stuttgart. [10] Paulin Scheuffelin, geboren um 1530, ist eventuell mit Paul und Paulus identisch. Paulin war mit einer Anna verheiratet und er war der Vater von Hanss Scheuffelin, der um 1550 geboren sein muss. Hanss heiratete 1576 Margaretha Kauter (1553 - 1620). Das Paar hatte 3 Söhne und eine Tochter: Michael Scheuffelin (1578 - 1634), Margareth Scheuffelin (1580 - ??), Johannes Scheuffelin (1581 - 1629) und Paulin Scheuffelin (1584 - 1619). Michael wurde am 13. April 1578 in Weilheim geboren. Michael war seit 1599 mit Maria Dürner (1572 - 1638) verheiratet. Das Paar hatte 3 Söhne und 2 Töchter: Hans, Paulus, Anna, Margaretha und Michael. Wir dürfen annehmen, dass er am 9. September 1634 bei Kampfhandlungen umkam oder von den kaiserlichen Truppen ermordet wurde. Die Schlacht von Nördlingen hatte wenige Tage vorher, am 5. September 1634 stattgefunden. Das zahlenmäßig unterlegene Heer der Schweden kam dem belagerten Nördlingen zu Hilfe und musste gegen die Kaiserlichen eine Niederlage einstecken. Die Kaiserlichen marschierten anschließend nach Westen und überfielen das reformierte Württemberg. Auf dem 38

Weg nach Stuttgart hinterließen sie eine Spur der Verwüstung. Die zwei kleinen Brüder von Michael, der Johannes (1581 - 1629) und der Paulin (1584 - 1619) wurden wegen dem großen Krieg ebenfalls nicht alt und starben noch vor Michael. Hans Scheuffelin (1601 - 1661) war der 1. Sohn von Michael und Maria. Er war ab 1625 mit Barbara Bauer (1607 - 1690) verheiratet. Beide wohnten in Weilheim an der Teck und hatten die Söhne Michael, Johann Conrad und Johann Georg. Die Lebensmitte von Hans und Barbara war durch den 30-jährigen Krieg geprägt. Der Ludwig, ein Cousin von Hans und Sohn von Onkel Paulin, hat sich kurz nach Weihnachten 1650 in die eisigen Fluten bei der Weilheimer Mühle gestürzt. Der Ludwig war 1618 geboren. Die Zeiten waren hart. Johann Georg, auch Jörg genannt, (1638 - 1693), der Sohn von Hans und Barbara, heiratete 1660 in Weilheim Ursula Reichlin (1629 - 1699). Das Paar hatte 4 Kinder, darunter: Johann Georg, genannt "Georg". Jörg war Ratsmitglied in Weilheim und Besitzer eines Gasthauses.

Weilheim an der Teck um 1680. Ansicht von der Limburg in Richtung Nord. Hauptstaatsarchiv Baden-Württemberg, Stuttgart. [11] 39

Johann Georg Scheuffelin (1666 - 1725), genannt "Georg", war der Sohn von Jörg und Ursula, heiratete 1690 in Weilheim Barbara Maurer Knab (1667 - 1750). Barbara war die Witwe von Johann Jakob Knab, einem Fabrikanten mit Salpeter-Kessel zur Herstellung von Nitrat für Schießpulver. Sie brachte 2 Töchter ihrer ersten Ehe ein und hatte mit Johann Georg in 2. Ehe weitere sieben Kinder. Johann Georg übernahm den Betrieb seiner Frau und wurde damit zum Nitrathersteller. Er war in Weilheim auch noch Ratsmitglied und Besitzer des Gasthauses "Zum Lamm". Einer der Söhne von Georg und Barbara war: Jakob Scheuffelin. Dieser Jakob (1712 in Weilheim an der Teck - 1749 in Philadelphia, PA) war der erste Amerika-Auswanderer der Familie. Aus Jakob Scheuffelin wurde Jacob (1) Schieffelin. Jacob (1) Schieffelin war seit 1731 mit Maria Katharina Auwerder verheiratet. Das Paar hatte 10 Kinder, von denen 6 als Kleinkinder starben. Zwei Söhne folgten ihrem Vater und emigrierten nach Philadelphia: Georg Adam und Jacob (2). Maria Katharina wurde in Bünzwangen bei Göppingen geboren und war als Kind verwaist. Sie wuchs mit ihrer Cousine in Jesing auf. Nach dem Tod von Jakob (1) 1749 heiratete sie 1769 ein zweites Mal und zog nach Neidlingen. 1734 war Jacob (1) wie sein Vater und Großvater ein Salpeter-Kocher für die Nitrat-Herstellung. Jacob (1) träumte zunächst nicht davon, auszuwandern. Er wollte nur reisen. Weit in den Westen. Über den Atlantik. Er hatte viel gehört von der neuen Kolonie Neu-England, New York, und von den "Germans" in Philadelphia. Er hatte etwas Geld angespart. Und das wollte er jetzt gewinnbringend investieren. Er wollte Land kaufen und die geschäftlichen Möglichkeiten ausloten. Dann wollte er zurückkehren und mit seiner Familie besprechen, ob sich eine Auswanderung lohnte. Das war im Jahr 1743, Jacob (1) war gerade 31 Jahre alt. Sein Sohn Jacob (2) (1734 in Weilheim - 1769 in Philadelphia, PA) war 9 Jahre, der große Bruder George (1732 - 1762) war 11 Jahre alt. Am 23. April 1743 war ein Baby bei oder kurz nach der Geburt gestorben. Es war das fünfte Kind von Jacob und Maria, das als Baby verstorben war. Es schien, als hätten sie 40

kein Glück mit ihrem Nachwuchs. Die Entscheidung, seine Familie für zwei bis drei Jahre zu verlassen und auf eine abenteuerliche Geschäftsreise auf der anderen Seite des Atlantiks zu gehen, war Jacob (1) nicht leichtgefallen. Immer wieder stieg er auf den Gipfel der Limburg, um Gott um Rat zu fragen, in der Hoffnung, ein Zeichen zu erhalten. Er sah ganze Schwärme von Spatzen vorbeifliegen, doch kein Schwarm bog in Richtung Westen ab, um ihm damit ein Zeichen zu geben. Es gab viele Bericht von den unbegrenzten Möglichkeiten der Neuen Welt. Aus der Pfalz waren Tausende ausgewandert. Penn machte Werbung für seine Kolonie um Philadelphia. Die Ausgewanderten schrieben Briefe an ihre alte Heimat, dass es ihnen gut ginge und dass die Verwandten nachziehen sollten. Frankreich unter dem "Sonnenkönig" wollte seinen Einfluss auf die Pfalz ausdehnen. Den Hugenotten, Lutherischen, Mennoniten, Pietisten und anderen reformierten Gruppen drohte neues Ungemach. Die Hugenotten waren bereits in Scharen nach Amerika ausgeschifft. Die Menschen sahen sich bedroht, verarmt und hatten kaum zu essen. Jacob entschied, die Reise anzutreten. Die Lebensumstände konnten nur besser werden. Er packte Kleider für jede Gelegenheit, eine alte Bibel, Medizin, Landkarten, Schreibzeug und Geld in seinen Lederkoffer. Er hatte einen Wechselscheck dabei, um für eine größere Summe Land kaufen zu können. "In spätestens zwei Jahren bin ich zurück." Der Abschied fiel schwer. Alle weinten. Auch Jacob. Doch er war sich sicher, dass alles gut gehen würde. Mit einer einfachen Kutsche wurde er im Mai 1743 nach Esslingen gebracht. Auf dem Neckar fuhren kleine Lastkähne bis Heilbronn und dann weiter an Heidelberg vorbei bis Mannheim. In Mannheim musste er dann umsteigen. Auf dem Rhein fuhr ein größeres Schiff bis zur Mündung in den Atlantik bei Rotterdam. Ab Mannheim war das Schiff voll mit Auswanderern aus der 41

Pfalz. Jacob musste sich an den Dialekt gewöhnen. Ganze Familien mit ihren Kindern waren unterwegs. Die wenigen Hugenotten darunter waren sofort zu erkennen. Sie wirkten gepflegt und gebildet. Jacob unterhielt sich mit ihnen, um sein Französisch aufzubessern, und um ihre Geschichte zu hören. Das Schiff im Rotterdamer Hafen war leicht zu finden. Die Rosanna war das größte Schiff am Kai. Ein stattlicher 3-Master. Die Takelage wurde von zehn Matrosen überprüft und ausgebessert. Jacob suchte eine Unterkunft etwas abseits vom Hafenviertel und setzte einen Brief an seine Frau und die Kinder auf. "Liebe Familie, ich bin jetzt gut in Rotterdam angekommen und werde mich in zwei Tagen auf der Rosanna einschiffen zur Überfahrt nach Philadelphia. Macht euch keine Sorgen, ich bin hier in bester Gesellschaft. Achtzig Prozent der Passagiere sind Pfälzer. Der Rest verteilt sich auf zehn Prozent Hugenotten und zehn Prozent Württemberger. Dazu noch einige wenige Badener und Schweizer. Die Überfahrt wird wohl zweieinhalb Monate in Anspruch nehmen. Ich schreibe euch gleich von Philadelphia wieder. Wenn alles gut geht, bekommt ihr in sechs Monaten wieder Post. Bis dahin seid herzlichst gegrüßt, euer Jakob." Jacob buchte für die Überfahrt nicht in der Großraum-Unterkunft, sondern leistete sich eine kleine Kajüte. Er hatte bereits von den hygienischen Verhältnissen gehört und wollte sein Risiko begrenzt halten. Die Kajüte war klein. Sie hatte eine Öffnung zum Meer, Tisch, Bett und Schrank. Als das stolze Schiff, vollgeladen mit Mensch und Material, ablegte und die Segel setzte, war es Jacob zum ersten Mal auf dieser Reise flau im Magen. Er konnte seine Tränen kaum zurückhalten. Jacob war es gewohnt, festen Boden unter den Füßen zu haben und bei der Arbeit handfest anzupacken. Jetzt sollte er monatelang auf diesem tückischen Element Wind und Wellen ausgeliefert sein, fernab seiner

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Familie und ohne sinnvolle Beschäftigung. Er richtete sich auf und sagte zu sich selbst: "Jacob, du wirst das jetzt mutig und tapfer durchstehen. Der neue Kontinent will erobert werden." Jacob stellte seine Sachen in den Schrank. Nach einigen Tagen gab es bereits die ersten Krankheitsfälle. Kinder mit Durchfall und Fieber. Die Nahrung enthielt keine Vitamine und die Trinkwasserqualität war schlecht. Jakob kochte sein Wasser immer vor dem Trinken ab. Er war kein Arzt, doch medizinisch gebildet. Ein Onkel hatte in Tübingen Medizin studiert und ihm gute Ratschläge mit auf den Weg gegeben. Eines der Kinder tat ihm leid. Die junge, französische Familie kümmerte sich rührend um alles, doch das Fieber wollte nicht abnehmen. Jacob machte Wadenwickel. In einer Apotheke in Rotterdam hatte er sich mit Ingwer eingedeckt. Die Heilwurzel war sonst in Europa kaum zu bekommen. Er kochte einen Sud und gab dem Kind davon einen halben Liter zu trinken. Es dauerte Tage bis sich das Fieber senkte und die Eltern waren verzweifelt. Nach einer Woche ging es dem Kind besser. Die Familie besuchte Jacob alle paar Tage, und sie tranken Ingwer-Tee. Sein Französisch machte Fortschritte. Jacob dachte kurz darüber nach, wie wohl die erste Apotheke in Philadelphia sortiert sein könnte. Das Meer erschien jeden Tag anders. Jacob verbrachte viel Zeit an Deck und schaute in die Ferne. Zurück nach Europa. Nichts zu sehen. Vorwärts nach Amerika. Nichts zu sehen. Die salzige Meeresluft tat ihm gut. Obwohl es kühl und feucht war, fror er kaum. Er atmete tief durch und füllte seine Lunge soweit es ging. Mitten auf dem Atlantik verdunkelte sich der Himmel mit schweren Regenwolken. Der anschließende Sturm hielt drei Tage an. Die Passagiere im Großraumbereich waren mit den Nerven am Ende. Sie hätten sich aus Verzweiflung ins Meer gestürzt, wären sie nicht von der Besatzung daran gehindert worden.

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Als die Küste von Neu-England am Horizont auftauchte, kamen alle Passagiere an Deck. Ein Pastor aus Heidelberg organisierte einen Gottesdienst. Es waren nur wenige Musikinstrumente an Bord. Die Menschen fühlten sich wie neu geboren. Sie winkten bereits als das Schiff die breite Bucht in Richtung Norden entlangsegelte. Dann plötzlich tauchte am 26. September 1743 Philadelphia in der Ferne auf. Das Gefühl hier tatsächlich anzukommen, war unbeschreiblich. Ihr aller Traum ging endlich in Erfüllung. Am Hafen war bei der Ankunft eines Schiffes immer Festtags-Stimmung. Englisch, Französisch, Deutsch, alle Sprachen gingen durcheinander. Selbstgebrautes Bier, Elsässer Weckle, Straßburger Wurstsalat, Zwiebelkuchen, Fisch und Kartoffeln. Europa macht Party auf der anderen Seite des Atlantiks? Die Immigranten sollten sich erst einmal sattessen. Die Ankömmlinge trugen sich dann in die Neubürger-Listen. Jacob (1) wurde als "Jacob Shevly" in Amerika aufgenommen. Die Realität und der Alltag holten die Neu-Ankömmlinge bald ein. Das Leben in der Neuen Welt bestand in der Aufbau-Leistung und war kein "Zuckerschlecken". Am nächsten Tag wurden die Menschen, die ihre Fahrt durch Dienstknechtschaft finanziert hatten, ihren Herren zugewiesen. Familien wurden auseinandergerissen und die Verhältnisse waren oft prekär. Jacob verabschiedete sich von der französischen Familie und wollte sich in Philadelphia erst ein wenig orientieren. Er fand eine gepflegte Unterkunft in der 2nd Street und wollte sich die nächsten Tage in einem weichen Federbett ausschlafen. Die Stadt übertraf seine kühnsten Erwartungen. Obwohl Ende September, war es angenehm warm. Die Sonne schien, und Jakob machte einen Spaziergang zum Stadtzentrum und dem Hafenbereich. Die Häuser standen wohlgeordnet. Sie waren geräumig und aus Ziegel oder Holz gebaut. Englischer und Holländischer Stil wechselten sich ab. Er sah schöne Gärten und Parkflächen. Die Straßen hatten Trottoire. Al-

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les sehr gepflegt. Den Namen "Neu-England" fand Jakob passend, obwohl Franzosen und Deutsche nicht weniger waren. Die Quäker hatten eine schöne, freie Stadt entworfen. Wie versprochen, schrieb er einen Brief an seine Familie in Weilheim. Der Brief landete in einem Postsack, der mit der Rosanna auf der Rückfahrt nach Rotterdam gebracht wurde. Jacob wollte Kontakte unter den deutschen Auswanderern aufbauen und das Umland der Stadt begutachten. In der deutschen Gemeinde wurde er herzlich aufgenommen. Jeden Sonntag ging er in die Kirche und betete das Vater-Unser in Deutsch. Er hatte seinen feinsten Anzug angezogen und unterhielt sich nach dem Gottesdienst mit den Familien auf dem englischen Rasen vor der Kirche. Philadelphia hatte starkes Wachstum. Die Anzahl und die Frequenz der Auswanderer-Schiffe wurden seit 1680 permanent erhöht. Einmal pro Monat kam eine Ladung voll aus Europa an. Nicht nur aus Deutschland. Auch die Quäker und andere englische Gruppierungen kamen in Massen hier an. Die Quäker hatten zu der Zeit bereits zwei Kirchen in Philadelphia. Die britische Krone versuchte sogar, alteingesessene, adlige Großgrundbesitzer in die neuen Kolonien zu locken, um die Besitzungen zu festigen und loyale Handelspartner aufzubauen. Landbesitz zu erwerben war einfach, und die Steuern waren niedrig. Auf dem neuen Katasteramt im Stadtzentrum bildeten sich jeden Morgen vor der Öffnung lange Schlangen. Auch Jacob stellte sich an und machte sich Notizen zur Landaufteilung. Er überlegte sich, welches Land gut gelegen war und wie die Nutzung aussehen könnte. Deshalb erkundete er zu Fuß oder zu Pferd die Stadt und das Umland. Die Stadt war gut gelegen, am Ende einer Breiten Bucht, unweit von der Atlantik-Küste entfernt und mit einem hügeligen Hinterland in Richtung Westen. Er zeichnete Pläne und beschriftete die Flächen mit "potentielle Wohnlage", "sumpfig", "Wiesen und Weiden", "Handelsplatz". Nachdem er seinen Plan mit den Grundstückplänen im Katasteramt

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verglichen hatte, entschied er sich für seinen ersten Deal. Er verhandelte mit dem Stadtrat über einen Grundstückskauf südwestlich des Stadtzentrums, auf einem Hügel am Flussufer gelegen. Den Uferbereich wollte er für einen späteren Hafen miterwerben. Großer Mangel herrschte bei den Handwerksbetrieben. Viele Produkte, wie Seife, Stoffe, Medizin- und Drogerie-Artikel, Bücher und Metallwaren konnten nicht in genügender Menge hergestellt werden. Sie mussten teuer importiert werden. Die Schiffe hatten nicht genug Kapazität für Fracht, da der Menschentransport lukrativer war. Für Jacob war die Zeit in Philadelphia intensiv und aufregend. Er sah mit Begeisterung, wie hier eine neue Welt heranwuchs, die besser war als die alte. Die Sonne schien heller, das Gras war grüner, die Menschen freier und optimistischer. Old Germany erschien ihm dagegen, wie ein graues, regnerisches Land, von Kriegen zerstört, von der Obrigkeit ausgebeutet, voller Missgunst und ohne Wachstum. "Zuviel Obrigkeit. Zu wenig prosperierendes Bürgertum." Mit dem Entschluss, wiederzukommen und sich endgültig hier niederzulassen, bestieg Jacob 1744 ein Schiff zurück nach Rotterdam. Das Schiff hatte starken Rückenwind und überquerte den Atlantik schneller als geplant. Es war bereits Herbst, der Kapitän hatte es eilig, denn in dieser Jahreszeit gab es häufig Stürme. Er war einer der wenigen Passagiere und hatte viel Zeit, die Exportprodukte der jungen Kolonie zu begutachten. Als er zuhause in Weilheim ankam, waren seine Söhne erheblich gewachsen. Die Begrüßung war herzlich. Doch ob Maria ihm treu geblieben war, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Wir gehen davon aus, dass das verzeichnete Geburtsdatum von Thomas falsch ist, und er erst 1745 auf die Welt kam. Angeblich soll er am 14. August 1744 geboren sein, was eine böse Überraschung für Jacob (1) gewesen wäre. Die mitgebrachten Geschenke wurden jedenfalls bewundert. Jacob erzählte in 46

endlosen Geschichten sein Abenteuer, und in der Erinnerung erschien ihm Neu-England noch schöner. Thomas Scheuffelin (1744 - 1809) wuchs zusammen mit seiner älteren Schwester Maria Katharina bei seiner Mutter in Weilheim auf. Er heiratete 1768 Anna Riedinger und lebte mit den 9 Kindern später in Göppingen. Jacob (1) war kein Träumer, sondern Realist. Er sah großes, geschäftliches Potential und wägte genau ab, wie es mit seiner Familie weitergehen sollte. Er entschloss sich, ein zweites Mal nach Philadelphia zu reisen. Maria war davon nicht zu überzeugen und befürchtete zurecht, dass Jacob nicht wiederkommen würde. Sie selbst wollte in Weilheim bleiben. Jacob hatte viele Male mit ihr diskutiert. Am Ende beschlossen sie, dass er nochmals für längere Zeit alleine nach Pennsylvania reisen sollte. Die Söhne sollten, sobald der Ältere erwachsen war, folgen und ihn unterstützen. Finanziell schien es ihr in den Zeiten, als Jacob verreist war, nicht gut gegangen zu sein. Sie musste Unterstützung bei der Gemeinde-Kasse beantragen, um ihre zwei in Weilheim verbliebenen Kinder groß zu ziehen. 1747, also gut zwei Jahre nach seiner ersten Amerika-Reise, reiste Jacob nach Belgien und in die Niederlande. Wir wissen nicht, was das Ziel seiner Reise war, dürfen aber annehmen, dass es mit der Herstellung von Nitrat oder Schießpulver zu tun hatte. Als er am 8. Dezember nach Weilheim zurückkehrte, wurde er verhaftet und ins Weilheimer "Gefängnis" gesperrt. Jacob konnte leicht ausbrechen und floh in die 30 km entfernt liegende Stadt Reutlingen. Einige Zeit später wurde er in Kirchheim unter Teck wieder verhaftet und vom Bezirksgericht in Neuffen zu einem mehrmonatigen Gefängnisaufenthalt verurteilt. 1748 zog er dann wieder nach Reutlingen und übte seinen Beruf des Salpeter-Kocher aus. Seine Frau Maria Katharina und seine Kinder folgten ihm nach Reutlingen. Doch Jacob war nicht zufrieden mit den bescheidenen wirtschaftlichen Verhältnissen. 1749 brach Jacob (1) zu seiner zweiten Reise nach Philadelphia auf. Er ließ seine Frau Maria Katharina mit den 4 verbleibenden Kindern in 47

Reutlingen zurück. Die beiden Söhne Georg und Jacob (2) sollten das Jahr darauf nachfolgen, falls Jacob (1) ihnen gute Nachrichten schicken würde. Seine Frau und die kleinen Kinder wollte er in einigen Jahren ebenfalls umziehen. Jacob (1) fuhr mit dem Schiff Chesterfield von Rotterdam über Cowes in England und kam am 2. September 1749 in Philadelphia an. Er trug sich als "Jacob Scheiffeler" in die Passagierliste ein. In Philadelphia angekommen, versuchte Jacob, Handelsbeziehungen zwischen Germantown und seiner schwäbischen Heimat aufzubauen. Er arbeitete ab November 1749 gelegentlich im Swan Inn, um Kontakte zu knüpfen. Er wollte ein Haus und etwas Land erwerben und schrieb seinen Söhnen, dass er sie erwartete. Doch es kam anders. Jacob (1) war 38 und hatte eine goldene Zukunft vor sich, als er am 28. August 1750 in Philadelphia plötzlich verstarb. Seine Söhne George Adam und Jacob (2) kamen am 29. September 1750 mit dem Schiff Osgood in Philadelphia an. Sie waren als "Georg Scheufflen" und "Jacob Scheufflen" auf der Passagierliste eingetragen. Während der Überfahrt hatten die beiden Jugendlichen geistlichen Beistand durch den evangelischen Pastor Gottlieb Mittelberger, der sich ebenfalls auf der Osgood eingeschifft hatte. Mittelberger hatte eine Stelle als Organist und Lehrer in Pennsylvania angenommen, kehrte aber 1754 nach Württemberg zurück und veröffentlichte seinen Reisebericht Journey to Pennsylvania 1756 in Stuttgart. Das Buch setzte sich kritisch mit dem Thema "Auswanderung nach Amerika" auseinander. Er schrieb über die Gefahren einer Atlantik-Überfahrt, Krankheiten auf See, das Redemption-Bezahlsystem für Arme, unglückliche Diener und die laxe Sexualmoral in Philadelphia. Herzog Karl Eugen von Württemberg unterstützte die Drucklegung des Buches. Offensichtlich fürchtete die Obrigkeit eine Massen-Auswanderung und wollte dem Volk den Traum vermiesen. Jacob (1) zählte nicht zum Typ "armer, unterdrückter Amerika-Auswanderer". Doch aus der Ferne betrachtet, schienen ihm die deutschen Fürstentümer irgendwie blockiert, traumatisiert und unfrei. Er suchte 48

freiere Lebensbedingungen und bessere wirtschaftliche Verhältnisse. Und genau die hatte er in Philadelphia vorgefunden und seinen beiden Söhnen beschrieben. Leider konnte er seine Ideen nicht mehr umsetzen. Georg Adam und Jacob (2) waren bestürzt, als sie das Grab ihres Vaters Jacob (1) auf dem Strangers' Burial Ground am Washington Square fanden. Die beiden halb verwaisten jungen Männer im Alter von 18 und 16 Jahren wandten sich an die Kirchengemeinde von St. Michael. Am ersten Sonntag nach ihrer Ankunft war die Kirche voll bis auf den letzten Platz. Die Türen blieben geöffnet, damit die außenstehenden mithören konnten. Es war ein warmer Spätsommertag Anfang Oktober. Die Söhne von Jacob (1) hatten ihre alte Familienbibel, gedruckt in Nördlingen 1560, mitgebracht und lasen aus dem Johannes-Evangelium. Als der Gottesdienst zu Ende war, folgte eine Schweigeminute. Die beiden Söhne gingen weinend aus der Kirche und legten danach einen Efeu-Kranz auf das Grab von Jacob. Ihre Mutter in Reutlingen würde es wohl erst in 2 Monaten erfahren. Das Leben musste weitergehen. Die beiden Männer wurden als Waisenkinder in die Gemeinde integriert. Dabei schlugen sie ganz nach ihrem Vater. Sie übernahmen die Geschäfte von Jacob (1), kauften Land und suchten immer nach Möglichkeiten, einen Laden oder Handelsweg aufzubauen. Auch für ihre Mutter im fernen Württemberg musste das Leben weitergehen. Sie heiratete in fortgeschrittenem Alter 1769 nach Neidlingen. Die deutsche Schreibweise ihres Namens "Scheuffelin" änderten Adam und Jacob (2) in "Schieffelin" um. Sie kannten die alte Schreibweise "Schiffelin". Und deshalb war "Schieffelin" naheliegend. Vielleicht dachten sie an die Bedeutung "kleines Schaf". Im Englischen klingt "Schieffelin" mehr nach dem deutschen "Schäflein", während "Scheuffelin" mehr nach "New" klingt. Vielleicht ist die Interpretation des Namens als "kleines Schaf" ursprünglicher, als "kleine Schaufel" oder "kleines Schiff". Das Opfer-Lamm der Eucharistie passt gut zum "eu" im Namen. Und das Opfer-Lamm passt gut zur Häufung der Vornamen 49

"Johannes", "Hanns" und "Hans" im 15. und 16. Jahrhundert. Auf einem seiner letzten Gemälde hatte Hans (2) Scheuffelin, der Maler, das Lamm mit dem Kreuz-Stab dargestellt. Darunter "IOAN BAP", Johannes der Täufer, und der Kelch der Eucharistie, der das Blut des OpferLamms auffangen könnte. Ein ähnliches Motiv finden wir auch bei Matthias Grünewald (Isenheimer Altar, Antoniter Order) und Jan Van Eyck (Genter Altar, Anbetung des Lammes). Hans (2) geht jedoch nicht so weit, den "Blut-Strahl" aus dem Lamm darzustellen, wie es Grünewald und Van Eyck zeigen. Auch auf seinem früheren Allerheiligen-Altar-Bild von St. Maria in Auhausen ist das Agnus Dei, das Lamm Gottes, das Jesus verkörpert, unversehrt dargestellt und damit vergleichbar der Darstellung bei den Cranachs. Die beiden Cranachs zeigen das unversehrte Lamm, Jesus am Kreuz mit einem Blut-Strahl in derselben Flucht wie der Kreuz-Stab des Lammes und der Speer des heiligen Georg, der den Drachen tötet. Das Allerheiligenbild von Dürer, das Ähnlichkeiten mit dem Auhausener Altar-Bild von Hans (2) aufweist, stellt Jesus am Kreuz ohne Lamm dar. Für Hans (2) scheint die Zusammenstellung von Lamm, Johannes und Kelch deutlich genug zu sein. Wie auch immer, das Lamm mit dem Kreuz-Stab wurde zum Familiensymbol der Schieffelin. Die Schreibweisen "Scheuffelin" und "Schieffelin" gingen in der neuen Welt in den Anfangsjahren noch einige Male durcheinander. Doch "Schieffelin" hatte sich etabliert und erhielt sich bis heute. Jacob (2) war also im Alter von 16 Jahren zusammen mit seinem großen Bruder George Adam in Philadelphia angekommen. Sie bewegten sich zunächst überwiegend in der deutschen Gemeinde der Stadt. Beide waren noch jung und unerfahren, aber auch fleißig und geschickt. Jacob (2) lernte bald eine attraktive, junge Frau kennen. Regina Margaretha Ritschauer. Sie war 1731 in Mühlhausen an der Enz in Württemberg geboren. Der Geburtsort lag, von Weilheim aus gesehen, einige Kilometer flussabwärts des Neckars. Mühlhausen hatte Ähnlichkeiten mit Weilheim. 50

An einem Zufluss zum Neckar gelegen, von Weinbergen und Obstwiesen umgeben. Idyllische, schwäbische Fachwerkhäuser, die von reformierten Bauern und Handwerkern bewohnt wurden. Im Spätsommer 1743 hatte Familie Ritschauer ihre Koffer gepackt. Der Vater, Johann Martin Ritschauer, die Mutter, Anna Maria Kraft Ritschauer und ihre vier Töchter, Christina Katharina, Regina Margaretha, Dorothea und Anna Maria. Die Familie hatte die gleiche Route nach Philadelphia genommen, wie Jacobs Familie. Es ist sogar wahrscheinlich, dass sie auf demselben Schiff waren, wie Jacob (1), der 1743 zum ersten Mal auf "Geschäftsreise" nach Philadelphia war. Die Ritschauers stiegen in Heilbronn am Neckar auf einen Kahn, der sie über Heidelberg nach Mannheim brachte. Danach über Rotterdam nach Philadelphia. Doch der Umzug nach Philadelphia brachte der Familie kein Glück. Die Mutter starb bei der Überfahrt, weil sie eine SchiffsTreppe hinabgestürzt war und der Vater starb 1744 kurz nach der Ankunft in Philadelphia. Die vier kleinen Mädchen waren, kaum in Amerika angekommen, Waisenkinder. Regina Margaretha, bei ihrer Ankunft gerade mal 12 Jahre alt, wuchs mit ihren Schwestern in Germantown auf und konnte schwäbisch "schwätza". Dort lernte sie Jacob (2) kennen. Alte Heimat, gleiches Schicksal und neue Liebe verband sich. Die Liebesheirat der beiden fand im September 1756 in der St. Michael's Old Zion Lutheran Church statt. Die Kirche wurde von den deutschstämmigen Bürgern Philadelphias immer gerne besucht. Der Gottesdienst wurde zum Teil in deutscher Sprache gehalten. Der 1. Sohn dieser innigen Beziehung war Jacob (3). Jacob (3) wurde am 24. August 1757 in Philadelphia geboren und war damit der erste "echte" amerikanische Schieffelin. Das Paar hatte insgesamt 6 Söhne und eine Tochter, von denen nur 3 Söhne erwachsen wurden. Jacob (2) versuchte viele Berufe. Erst war er Weber, dann Händler und danach Angestellter des Commissariat Department der britischen Armee in Philadelphia. Die junge Familie wohnte von 1757 bis 1758 in der Vine Street und dann von 1758 bis 1760 in der 2nd 51

Street. Auch Georg Adam heiratete 1758 in Philadelphia eine deutschstämmige Immigrantin, Juliana Katharina Bender. 1760 wurde Jacob (2) von der britischen Armee nach Montreal versetzt. Die junge Familie mit ihren 2 kleinen Söhnen musste in eine fremde Stadt ziehen. Nach dem Krieg zwischen den Franzosen und den Indianern war Montreal britisch geworden. Jacob (2) machte in Montreal zusätzliche Geschäfte mit dem britischen Militär, indem er ihre Lager ausstattete und Nachschub besorgte. Doch die Familie sollte in Montreal nicht glücklich werden. Ihre Tochter Regina starb 1761 als Baby. Der Vater Jacob (2) und 3 seiner Söhne starben alle innerhalb des Jahres 1769. Erst Melchior mit 10 Jahren, dann Lawrence mit 5 Jahren, dann Joseph mit 3 Jahren und schließlich, vielleicht aus Kummer, am 22. Juni Jacob (2) selbst mit 37 Jahren. Regina Margaretha, die Mutter, blieb mit den verbleibenden Kindern Jacob (3), 11 Jahre, Regina, 8 Jahre, Jonathan, 7 Jahre und Thomas, 1 Jahr alt, zunächst in Montreal und heiratete 1771 Robert Gordon. Das Paar hatte eine Tochter. Regina Margaretha zog nach dem Tod ihres zweiten Ehemanns von Montreal nach Manhatten. Dort wohnte sie erst bei ihrem Sohn Thomas Schieffelin, dem jüngsten Bruder von Jacob (3), und dann in einer Wohnung in der Nassau Street. Die Neue Welt war damals noch "klein". Die Brüder von Jacob (3), Jonathan und Thomas hatten ein Geschäft in der 197 Pearl Street Ecke Maiden Line in Manhattan. Thomas heiratete seine Cousine Hannah Kessler Schieffelin. Hannah war die Tochter von Anna Maria Ritschauer, die jüngste der vier verwaisten Mädchen aus Philadelphia.

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Teil II: Die Jahre 1700 - 1800 Das wechselhafte Leben des Jacob (3) Schieffelin Jacob (3) war also 11 Jahre alt, als er und seine jüngeren Brüder ihren Vater verloren. Er war ein hübscher Junge und später ein attraktiver, junger Mann. Jacob (3) musste sich oft um seine jüngeren Brüder kümmern und war es gewohnt, anzupacken. Mit 12 Jahren arbeitete er im Laden von Lazarus David, einem Händler in Montreal. David war von Wales nach Montreal gekommen und baute ab 1760 ein Handelsunternehmen auf, indem er als Zulieferer der britischen BesatzungsArmee fungierte. Familie David finanzierte die erste Synagoge in Kanada. Als Jacob (3) 18 Jahre alt war, startete er 1775 selbst lukrative Handels-Aktivitäten mit dem Militär in Montreal. Um 1775 wurde eine neue Militär-Einheit aufgebaut, die gegen die amerikanischen Kolonisten kämpfen sollte, die in Kanada einmarschiert waren. Jacob (3) meldete sich als Freiwilliger der britischen Armee. Am 25. September 1775 hatte er seinen ersten Einsatz, als die Kolonisten unter Ethan Allen Montreal angriffen. Im Sommer 1776 kündigte Jacob (3) seinen Verwaltungsjob bei Lazarus David und machte sich in Richtung Südwest auf. Er hatte gute Referenzen und Kontakte. Er wollte mit dem britischen Fort und den Siedlungen in Detroit einen Warenhandel betreiben. Jacob (3) eröffnete einen Laden, in dem er den Briten allerlei Waren anbot. Kurze Zeit später wurde Jacob (3) krank. Er hatte starkes Fieber. Während seiner 53

Krankheit wurde er vom Gouverneur Henry Hamilton (1734 - 1796) besucht. Hamilton kümmerte sich um Jacob (3), er gab ihm Medizin und behandelte ihn wie seinen eigenen Sohn. Als Jacob wieder gesund war, schlug Hamilton vor, dass Jacob ihn auch bei Militär-Aktionen begleiten sollte. Am 16. August 1776 nahmen Henry Hamilton und Jacob (3) an der Schlacht von Bennington, VT teil. 1777 starteten die Briten eine Offensive in Richtung Westen. Sie benutzten Detroit als Basis, um Indianer zu rekrutieren. Die Indianer wurden mit Waffen ausgestattet, damit sie amerikanische Siedlungen angriffen und zerstörten. Hamilton ernannte Jacob (3) zum Sekretär seiner Regierung und zum Leutnant der Detroiter Freiwilligen-Armee. Jacob (3) erhielt den Status und die Bezahlung eines Offiziers der britischen Armee. Dabei wurden ihm seine Verdienste bei der Schlacht von Bennington zugutegehalten. Hamilton empfahl Jacob (3) auch als bevorzugten Handelspartner seiner Truppe in Detroit und kümmerte sich um den Laden, wenn Jacob (3) in militärischen oder offiziellen Angelegenheiten unterwegs war. Im Juni 1777 bildete Jacob (3) eine geschäftliche Partnerschaft mit Theophile Lemay (1734 - 1801). Er kaufte ein Haus und ein Grundstück. Jacob (3) hatte wohl bemerkt, wie einfach und lukrativ der Erwerb von Grund in den Kolonien war. Und damit begann seine lebenslange Karriere im Grundstücks- und Immobilien-Handel. Die offizielle Geschäftsordnung verbot britischen Regierungs- und MilitärMitgliedern, Geschäfte mit der Bevölkerung ihrer Kolonien oder den Indianern zu machen. Die Verordnung wurde nicht streng kontrolliert oder es gab legale Wege, sie zu umgehen. Jedenfalls tätigte Jacob (3) in diesen Jahren als Mitglied des britischen Militärs regelmäßig Geschäfte. Und er war nicht der Einzige. Das Handels-Klima in diesen frühen Jahren war allerdings rau. Im April 1779 warf das britische Lastschiff H.M. Angelica auf dem Weg zu einem britischen Fort zwei große Waren-Kisten mit China-Porzellan von Jacob (3) in den Erie-See. Zur gleichen Zeit hatte Jacob (3) auch eine Schiffsladung voll Pelze verloren. 54

Am Ende des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges (1775 - 1783) reichte Jacob (3) durch Gouverneur Henry Hamilton aus Quebec eine Klage gegen die amerikanische Regierung ein. Es folgten weitere Klagen wegen seiner Verluste als Loyalist während der Revolution. Jacob (3) zögerte nie, Klage wegen verlorener Waren einzureichen. Auch später, als amerikanischer Händler in Manhatten, reichte er Klagen gegen Frankreich und England wegen beschlagnahmter Schiffsladungen ein. 1778 wurde Gouverneur Henry Hamilton in Detroit befohlen, eine Militär-Expedition den Mississippi entlang nach Süden bis New Orleans zu starten. Dabei wollten die Briten die amerikanischen Festungen in Illinois erobern und die Kontrolle über das Land gewinnen. Zuvor hatten die Amerikaner, die Virginia Rangers unter dem Befehl von George Rogers Clark, einige Handelsposten und Siedlungen erobert. Jacob (3) schrieb in sein Tagebuch: "Am 7. Oktober 1778 haben wir die Expedition gegen Illinois gestartet. Gouverneur Hamilton hat seine Anweisungen von Lord Dartmouth erhalten." Lord Dartmouth war von 1772 bis 1775 Staatssekretär der englischen Regierung, zuständig für die amerikanischen Kolonien. Er verfolgte zunächst das Ziel einer Einigung mit den Kolonien unter parlamentarischer, englischer Herrschaft. 1774 führte er geheime Verhandlungen mit Benjamin Franklin, um die Krise zu beenden. Nach der Boston Tea Party und den ersten militärischen Auseinandersetzungen in Lexington und Concord 1775, hielt Lord Dartmouth die Verhandlungen für gescheitert. Er hatte lange gezögert, militärische Maßnahmen gegen die amerikanischen Kolonisten zu ergreifen und wollte eine Eskalation verhindern. Jetzt änderte er sein Vorgehen, lehnte die Olive Branch Petition des Continental Congress ab und plante 1775 militärische Aktionen. Unter anderem sollten Indianer-Stämme gegen die amerikanischen Kolonisten 55

eingesetzt werden. Diese Vorgabe wurde von Hamilton umgesetzt. Die Olive Branch Petition war der letzte Versuch der Kolonisten, einen Krieg mit England zu verhindern. Einer der Autoren der Petition war John Jay, ein junger Jurist aus New York. Jacob (3) hatte den Namen 1775 zum ersten Mal gehört. Im Dezember 1778 erreichte die Expedition von General Hamilton das französischsprachige Vicennes. Das lokale Militär ergab sich bald den britischen Streitkräften. Hamilton überlegte, ob er den fliehenden Einheiten um Clark nachsetzen sollte, um sie zu zerstreuen. Doch er entschied, auszuharren und über den Winter auf Nachschub zu warten. Wir wüssten heute zu gerne, was Jacob (3) über diese Strategie dachte. Clark kehrte während seiner Flucht überraschend um. Mit seinen Einheiten durchwatete er das schlammige und von Schnee und Eis bedeckte Gebiet. Er startete nachts einen Überraschungs-Angriff auf das von den Briten besetzte Vicennes, umstellte die Festung und zwang die Briten die Siedlung aufzugeben. Am 24. Februar 1779 mussten sich die Briten ergeben. Die Einnahme von Vicennes durch Clark war eines der wichtigsten Ereignisse im damaligen Westen während des Unabhängigkeitskrieges. Jacob (3) geriet als britischer Offizier in amerikanische Gefangenschaft. Jacob (3) befürchtete, dass die Amerikaner sie umbringen würden, denn Clark war unberechenbar. Und Jacobs Vorgesetzter Hamilton hatte einen schlechten Ruf. Gouverneur Hamilton galt den Amerikanern als Kriegsverbrecher, er hatte den Kosenamen "Hair Buyer", weil er den Indianern Kopfgeld für getötete Kolonisten zahlte. Der Fall "Hamilton" wurde von Jefferson und Washington in einem Briefwechsel diskutiert. Thomas Jefferson war zunächst für ein hartes Vorgehen gegen den "Schlächter von Männern, Frauen und Kindern". Doch er war auch besorgt um die rechtlichen und moralischen Fragen einer modernen Justiz. Er bat George Washington um Rat. Washington war ebenfalls schockiert und wütend über die Grausamkeiten, die Hamilton

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verüben ließ. Einige Wochen später machte Washington dann zwei gemäßigte Vorschläge an Jefferson. Erstens, sollten alle Grausamkeiten veröffentlicht werden. Zweitens befürchtete er, dass das britische Militär mit amerikanischen Offizieren ähnlich verfahren würde und es daher besser wäre, dass die Gefangenen "be confined in a Room". Vielleicht dachte Washington an ein besonders unangenehmes Gefängnis. Die britischen Gefangenen wurden als wertvolle Beute gesehen. Sie mussten zu ihrem Gefängnis nach Williamsburg in Virginia marschieren.

Fort Sackville, Vicennes, 1779: George Rogers Clark nimmt die Briten unter Henry Hamilton gefangen. [12]

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Waren Henry Hamilton und seine Offiziere Kriegsverbrecher? Sie folgten einer Richtlinie der damaligen britischen Armee, die verbündeten Indianerstämme mit Waffen und Munition auszustatten, sowie Kopfgeld für Scalps und Gefangene zu bezahlen. Diese Richtlinie wurde von der Whitehall in London erstellt und von König George bestätigt. Hamilton hat diese Richtlinie allerdings besonders eifrig angewendet. Er wurde im Oktober 1780 im Tausch gegen amerikanische Gefangene aus dem Gefängnis entlassen. Jacob (3) war im Frühjahr 1780 bereits über ein Jahr als Gefangener in Williamsburg, VA eingesessen. Er versuchte so gut es ging, Kontakte zu knüpfen und einen Fluchtweg zu finden. Der für seine Bewachung zuständige Gefängnisaufseher versah seinen Dienst unzuverlässig und schickte an manchen Tagen seine Tochter zur Essensausgabe. Jacob befreundete sich mit ihr. Er hatte einige wertvolle Gegenstände aus Detroit mitgebracht, die er ihr schenkte. Eines Tages erhielt er den Schlüssel zur Freiheit. Jacob und sein Freund, der französische Offizier Philippe Rocheblave, "Chevalier de Rocheblave", konnten am 19. April 1780 fliehen. Sie sperrten alle Türen wieder ab und übergaben den Schlüssel, einige Wertgegenstände und freundschaftliche Küsse an einem geheimen Treffpunkt. Jacob konnte nicht nur einige Indianersprachen, sondern auch fließend Französisch. Während ihrer Flucht sprachen Philippe und Jacob also Französisch mit den Amerikanern. Sie wollten sich nach New York City durchschlagen. Die List funktionierte. Die Amerikaner, denen sie auf ihrem Weg begegneten, glaubten, sie wären französische Händler und somit Verbündete der Amerikaner gegen die Briten. Sie ließen die beiden Männer unbehelligt durch amerikanisch kontrolliertes Gebiet passieren. Als sie in der Chesapeake Bay angekommen waren, gaben sie vor, schiffbrüchige französische Matrosen zu sein. Ein englisches Schiff nahm sie mit nach New York. Am 9. Juli 1780 erreichten Jacob (3) und sein Freund Manhattan. Die beiden wurden in der von den Briten kontrollierten Stadt gut aufgenommen. Jacob meldete sich sogleich bei General Henry Clinton, dem 58

Kommandanten der britischen Armee in Amerika. Der General wohnte am Broadway Nr. 1 und hörte sich die abenteuerliche Geschichte von Jacob und seinem Freund genau an. General Clinton war beeindruckt. Er gab Jacob hundert Guineas auf die Hand und ernannte ihn sogleich zum Offizier bei den American Royalists. Hannah Lawrence war hübsch und jung. Sie hatte lange, kastanienbraune Haare. Und sie hatten einen ausgeprägten Charakter. Ihre Ansichten vertrat sie energisch und entschlossen. Hannah (1758 - 1838) feierte am 8. Juli 1780, einen Tag vor Jacobs Ankunft in Manhattan, ihren 22. Geburtstag. Die junge Dichterin stammte aus einer angesehenen und stolzen Quäker-Familie. Ihre Familie war bereits im 17. Jahrhundert in die Neue Welt gekommen und hatte sich auf Long Island angesiedelt. Der Vater von Hannah, John Lawrence, war erfolgreicher Kaufmann in Flushing auf Long Island. John Lawrences Ur-Großvater war William Lawrence aus St Albans nordwestlich von London. William Lawrence segelte 1635 mit seiner Mutter und seinen Geschwistern von London nach Massachusetts. Er erhielt die Rechte an 900 Ar Land in Vlissingen, New Amsterdam. Der Ort entspricht den heutigen Orten College Point und Flushing auf Long Island. William Lawrence war Landbesitzer, Gemeinderat, Sheriff und Richter im Queens County, NY. Die Mutter von Hannah war Anna Burling. Familie Burling stammte aus Barking, heute ein östlicher Vorort von London. Die Burlings waren Quäker, wurden in England verfolgt und sind deshalb nach Amerika ausgewandert. Wie die meisten Quäker, war Hannahs Familie antibritisch eingestellt. Die Quäker waren überwiegend Pazifisten und verhielten sich deshalb während des Unabhängigkeitskrieges neutral. Sie sympathisierten jedoch mit den Amerikanern. Einige junge Männer schlossen sich sogar den Revolutionären an. Ein Jahr zuvor, 1779, hatte Hannah ihr dichterisches Talent benutzt, um gegen die Briten zu protestieren. Sie klagte das Verhalten der britischen Soldaten auf dem Broadway vor der Trinity Church an. Es war ein beliebtes Spiel der Soldaten, auf dem 59

Platz vor der Kirche jungen Damen nachzustellen oder sie zu belästigen. Hannah schrieb das folgende Gedicht: This is the scene of gay resort, Here Vice and Folly hold their court, Here all the Martial band parade, To vanquish - some unguarded Maid. Here ambles many a dauntless chief. Who can - oh great! beyond belief, Who can - as sage Historians say, Defeat - whole bottles in array! Heavens! shall a mean inglorious train, The mansion of our dead profane? A herd of undistinguish'd things. That shrink beneath the power of Kings! Die anonyme Beschimpfung der Briten ging noch einige Verse weiter. Hannah schrieb die Verse auf Zettel und ließ sie beim Vorbeigehen rund um den Platz vor der Kirche fallen. Einer der Zettel gelangte auch zu General Clinton. Der General rügte seine Soldaten, war aber auch wütend auf den Autor und drohte ihm mit der Todesstrafe. Clinton erfuhr nie, wer die Zeilen geschrieben hatte und hätte als letztes an die Familie Lawrence gedacht. Es wird für immer Aphrodites Geheimnis bleiben, wie die beiden, Hannah und Jacob, am 9. Juli 1780 aufeinandertrafen. Es gilt als sicher, dass es Liebe auf den ersten Blick gewesen sein muss. Und dass Aphrodite ihren Geliebten Ares an der Nase herumführen wollte. "Die Liebe ist mächtiger als der Krieg." Jacob (3) war bei General Clinton. Der Zettel mit den Versen verstaubte auf seinem Schreibtisch. Clinton erlaubte Jacob die vorübergehende

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Unterbringung im großen Haus der Familie Lawrence in der Queen Street, heute Pearl Street, in Manhattan. Beim gemeinsamen Abendessen am Tisch der Familie Lawrence saßen sich Hannah und Jacob gegenüber. Jacob erwies sich als Gentleman und verstand sich gut mit Mrs. und Mr. Lawrence. Hannah zählte die Knöpfe an seiner Uniform, die Anzahl war ungerade, und auch Jacob war immer häufiger abgelenkt. Jacob trug nicht nur stolz seine neue, rote Uniform. Er hatte auch rote Wangen, wann immer er auf Hannah traf, denn er war bis über beide Ohren verliebt. Bereits wenige Tage später erwiderte Hannah Jacobs Zuneigung, und sie hatte "fast stündlich die Gelegenheit, neue Vorzüge an ihm zu entdecken". In ihrem geheimen Tagebuch trug Hannah den Namen "Lavinia", und sie gab Jacob den Namen "Altamont". Am 29. Juli 1780 schrieb sie: "Die Welt wird mich verdammen für meinen Leichtsinn." Sie dachte über ihr weiteres Vorgehen nach. "Deren Wertschätzung mir am meisten am Herzen liegt, wird schockiert sein. Und diejenigen, die Mathildas Stimme gehört haben, werden es nicht fassen können." Unter dem Pseudonym "Mathilda" hatte Hannah ihre antibritischen Gedichte geschrieben. General Clinton wollte Jacob zum Leutnant der Queen Rangers machen, doch Jacob lehnte diesmal ab. Wieder hatte Aphrodite ihre Hand im Spiel. Jacob bat um Erlaubnis, aus der Armee austreten und nach Detroit zurückkehren zu dürfen, um seine geschäftlichen Angelegenheiten zu regeln. Hintergrund war wohl die Forderung seines Schwiegervaters in spe, einer Hochzeit nur zuzustimmen, wenn Jacob aus dem Militärdienst austräte. John Lawrence protestierte gegen die Ehe-Absichten seiner Tochter mit Jacob. Doch Hannah und Jacob waren unzertrennlich.

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Am 18. August 1780, also 6 Wochen nachdem sie sich kennenlernten, heirateten Hannah und Jacob heimlich in der Trinity Church in Manhattan. Jacob soll seine Braut mit Hilfe einer Leiter aus dem elterlichen Haus entführt haben. Ein Freund von Jacob hatte die Trauung durchgeführt. Ein paar Tage danach wurde Hannah aus der QuäkerVereinigung ausgeschlossen, weil sie ihre Hochzeitsabsicht nicht hatte absegnen lassen. Doch das Verhältnis von Jacob zu seinen neuen Schwiegereltern war nach wie vor freundlich. Wenige Monate nach ihrer Hochzeit, wollte Jacob nach Detroit abreisen. Hannah war kurzentschlossen. Sie wollte ihren neugebackenen Ehemann nicht alleine reisen lassen und ließ sich nicht davon abbringen, mit ihm auf die Reise zu gehen. Vielleicht dachte sie an eine Art romantische Hochzeitsreise hinaus in die Natur. Der See-Weg von Manhattan nach Detroit war eine weite und umständliche Reise. Jacob erhielt Depeschen für General Frederick Haldimand, Gouverneur der Provinz Quebec in britischen Diensten. Haldimand half Loyalisten, sich nach dem Unabhängigkeitskrieg im heutigen Kanada anzusiedeln. Am 15. September bestieg das junge Paar ein kleines Segelschiff, die "Harlequin", um von Manhattan an der Küste entlang bis nach St. Lawrence zu segeln. Das Schiff war voller Loyalisten, die New York City verlassen wollten. Herbststürme schüttelten das Schiff und es schwankte bedrohlich in den hohen Wellen. Die Reise war anstrengend und abenteuerlich. Hannah hielt alles in ihrem Tagebuch fest. Die bildhaften Beschreibungen werden heute noch gerne von ihren Nachkommen gelesen. Weit im Norden drehte das Schiff nach Südwest und fuhr den St. Lawrence Strom aufwärts. Am 17. Oktober kamen sie in Quebec an. Zwei Tage später erhielt Jacob eine nachträgliche Gehaltszahlung für seinen Militär-Dienst zwischen 1778 und 1780. Die Zahlung war für seinen Dienst bei Gouverneur Hamilton und der Gefangenschaft in Williamsburg, VA. Finanziell gut ausgestattet segelten Hannah und Jacob weiter nach Montreal und dann durch den Ontario-See 62

nach Fort Niagara. Die Niagara-Fälle hatten Hannah fasziniert. Sie schrieb lange darüber in ihr Tagebuch. "Ich ging weiter, langsam und in komplizierten Windungen den zerklüfteten Berg hinauf. Dann betrachtete ich die ursprüngliche Wildheit der Landschaft, durch die wir gerade gingen. Plötzlich wurden meine Ohren vom Rauschen der hinabstürzenden Wassermassen erfüllt. Ein Regenschauer ließ uns wissen, dass der Wasserfall nicht mehr weit sein konnte. An den Bäumen hingen unzählige Eiszapfen. Bei jedem Windstoß fielen sie auf unsere Köpfe. Die Eiszapfen wuchsen sofort wieder nach, durch den permanenten Dampf, der an den Zweigen kondensierte. Dann tauchte ein breiter Fluss auf, der allmählich abwärtsrollte." Von den Niagara-Fällen ging die Reise weiter über den Erie-See bis nach Detroit, dem westlichsten Fort der Briten in Nordamerika. Auf dem Weg dorthin machten sie Rast in einem Indianer-Lager. Die Irokesen waren Loyalisten, sie waren mit den Briten verbündet. Hannah traf auf Molly Brant und ihren Bruder, Joseph Brant. Die Halb-Indianerin Molly hatte Hannah beeindruckt. Hannah war verblüfft über den Schmuck, den die Indianer trugen und schrieb in ihr Tagebuch: "Der Anblick eines Feuers in der Wildnis am Abend machte uns neugierig. Und wir waren überrascht, dass es von Indianern umgeben war. Unter dem Schutz eines umgedrehten Canoes saßen da zwei Krieger mit ihren Frauen und Kindern. Sie machten zwischen ihnen für uns Platz und waren sehr höflich. Sie dachten wohl, dass ich ein wenig ängstlich wäre und versuchten mich zu beruhigen. Soweit ich ihre Sprache verstand, sagten die Indianer, dass ich keine Angst haben müsste. Die Köpfe der Indianer waren glattrasiert und bemalt. Insgesamt war ihre Erscheinung wild und erschreckend, doch ihr Verhalten war das Gegenteil, freundlich und zurückhaltend. Ich saß ganz nah 63

neben einem der Indianer und war schockiert, als mich ein Skalp, der an seinem Ohr hing, berührte. Der "Schmuck" hatte die Größe einer Dollar-Münze und war in einen hölzernen Rahmen eingebunden. Eine Locke aus schönem schwarzen Haar hing auf seine furchteinflößende Schulter. Als der Krieger merkte, dass ich auf die Haare starrte, deutete er auf seinen Kopf und sagte: 'Das war ein Yankee.' Ich schluckte und versuchte, entspannt zu wirken." Am 24. April 1781 kamen Hannah und Jacob in Detroit an. Nach einem halben Jahr gefährlicher und erlebnisreicher Reise, wollte sich das Paar hier niederlassen. Hannah war im 4. Monat schwanger, und Jacob kehrte in seine Stellung als Sekretär der britischen Regierung zurück. Er löste seine Partnerschaft mit Thomas Smith auf und fing an Land zu kaufen. Zunächst kaufte er ein Grundstück von William Macomb und baute darauf ein neues Zuhause für die Familie. Für Jacob war jetzt die Zeit gekommen, seinen Geschäften nachzugehen und eine Familie aufzubauen. Wir wissen nicht, ob Hannah in Detroit glücklich war. Eine gebildete Dichterin aus Manhattan in der westlichsten Provinz, umgeben von Wildnis. Als Quäkerin war sie außerdem gegen die Sklaverei und es dürfte ihr nicht entgangen sein, dass Macomb ein Sklavenhalter war. Am 13. September 1781 kam das erste Kind von Hannah und Jacob in Detroit auf die Welt, ihr Sohn Edward Lawrence. Im selben Jahr, 1781, hatte der Bruder von Hannah, Effingham Lawrence, seinen Laden mit Pharmazie-Produkten in Manhattan eröffnet. Der Laden befand sich in der 227 Queen Street. Queen Street in Manhatten wurde später in Pearl Street umbenannt. Die Straße sollte nicht mehr an die Zeit unter der britischen Krone erinnern. Am 20. Juni 1783 folgte der Sohn Henry Hamilton. Sein Vorname entsprach dem von Gouverneur Hamilton, dem Förderer von Jacob während seiner Zeit beim britischen Militär. Hannah und Jacob hatten insgesamt 9 Kinder, von denen 8 das Erwachsenen-Alter erreichten. Im Jahr 1788 folgte die Tochter Anna Maria. Maria sollte vermutlich an 64

Jacobs Großmutter erinnern, die in Weilheim geblieben war. 1791 wurde Effingham Lawrence, genannt nach seinem Onkel in Manhattan, und 1793 Jakob (4) geboren. Obwohl es den Briten verboten war, Land von den Indianern zu kaufen, erwarben britische Offiziere Grundstücke im Gebiet des heutigen Kanada, nachdem sich abzeichnete, dass die Briten den Konflikt gegen die Amerikaner im Unabhängigkeitskrieg nicht gewinnen würden. Jacob hatte inzwischen Erfahrung mit dem Grunderwerb. 1783 wollte er von den Ottawa-Indianern eine 10 mal 10 Kilometer große Fläche auf der Südseite des Detroit-River, nahe seiner Mündung, erwerben. Der Vertrag mit den Indianern, unterzeichnet mit ihren Zeichen, ist noch erhalten. Die Fläche befand sich direkt gegenüber von Bois Blanc Island. Jacob sah voraus, dass die britische Regierung ein strategisches Interesse hatte, eine Siedlung auf der kanadischen Seite, gegenüber der amerikanischen Siedlung zu besitzen. Der Deal wurde von der britischen Regierung nie bestätigt, und das Land wurde 1790 dem britischen Staat übertragen. Doch Jacob hatte daraus gelernt, wie er im Grundstücksgeschäft agieren musste. Eine Erfahrung, die er später in New York gut gebrauchen konnte. Nach dem Ende des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges wurde das britische Militär am 24. Juni 1784 aus den Provinzen zurückbeordert. Hannah und Jacob entschieden, nach Montreal zurückzukehren. Hier konnte Jacob seine Karriere als Händler, staatlicher Auktionator und Importeur fortsetzen. Er wurde zum "Öffentlichen Auktionator der Stadt und des Distrikts Montreal" ernannt und hatte damit das Recht, beliebig Land, Immobilien, Waren und Gegenstände einzukaufen, die für Montreal nützlich sein konnten. 1791 stellte er den 16-jährigen John Shuter als seinen Assistenten ein. Er sollte in 6 Jahren die "Kunst und das Geheimnis" guter Geschäfte lernen. Jacob hatte es geschafft, er war erfolgreich, und es wurde erwartet, dass er in Montreal blieb. Neben seinem Beruf als Händler, erweiterte Jacob immer wieder seinen Landbesitz. 1789, 1792 und sogar 1803, von Manhattan aus, 65

kaufte er Land im Gebiet des heutigen Kanada. Eines der Grundstücke lag nördlich des Ottawa River und hatte die Größe von 500 Ar. 1794 kaufte Jacob zum ersten Mal Land in den USA. Es handelte sich um ein Grundstück im Norden von Manhattan. Ende der 1780er Jahre kamen Hannah und Jacob mit ihren kleinen Kinder mehrmals nach Manhattan gereist, um ihre Eltern und Verwandten zu treffen. Wir dürfen annehmen, dass sie gespürt hatten, wo ihre Zukunft liegen würde. Nur 5 Jahre nach dem Unabhängigkeitskrieg war die amerikanische Gesellschaft wieder auf FreundschaftsKurs mit den Briten, Whigs und Tories, Patrioten und Royalisten sollten harmonisch zueinander finden. Was John Jay auf politischer und diplomatischer Ebene arrangierte, wurde von seiner Frau Sarah auf gesellschaftlicher Ebene umgesetzt. Eine Einladung zu einem Dinner bei den Jays zu erhalten, galt als die größte Ehre in der jungen Nation. Sarah Jay's Dinner List von 1887 bis 1889 zählt über 200 Personen des öffentlichen Lebens auf, die ins großzügige Steinhaus der Jays am Broadway zum Mittag- oder Abendessen geladen waren. Die neue gesellschaftliche Elite sollte gebildet werden, und sogar ein ehemaliger britischer Offizier war willkommen. Die Jays versuchten auch, durch Gespräche den persönlichen Konflikt zwischen Alexander Hamilton und Aaron Burr zu moderieren. So kam es, dass Hannah und Jacob eine Einladung zum Abendessen bei den Jays erhielten. Sie machten sich fein und fuhren mit der Kutsche zum nahen Broadway. Die Jays waren vollendete Gastgeber, bedeutend, gebildet, weit gereist, eloquent, gesittet und mit gutem Geschmack. Sarah war frankophil, sie liebte diese Unterhaltungen und die neueste Mode. Auch Hannah und Jacob machten eine "gute Figur". Die Quäker-Familie Lawrence war in New York hoch angesehen. Sarah und Hannah waren beide "unabhängige", gebildete und charakterstarke Frauen. John und Jacob sprachen französisch. John hatte nicht den leisesten Zweifel an Jacobs Integrität und seiner patriotischen Treue zur neuen Nation. Außerdem waren Jacobs schwäbisch-deutsche Vorfahren vom Anbeginn der Reformation 66

Protestants. John stammte aus einer Hugenotten-Familie und war mit Jacob in dieser Hinsicht auf einer Linie. Beide Familien waren traditionell für Religionsfreiheit, insbesondere innerhalb der protestantischen Ausprägungen, und gegen die Sklaverei. Die beiden Männer hatten ähnliche Interessen. Jacob war an der Politik und der Diplomatie in Bezug auf England interessiert, John erkundigte sich nach der wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Entwicklung in den jungen Staaten der USA. Beide waren auch praktisch begabt und hatten einen Sinn für die Schönheit der Natur. John sehnte sich nach einem Landsitz mit Gärten, Weiden und Feldern zur Bewirtschaftung. Er schwärmte von seiner Kindheit in Rye, NY, dem Wohnhaus umgeben von einem großen "englischen" Garten. John erzählte Jacob von seinen vagen Plänen für eine Farm weiter nördlich von Rye, bei den Orten Bedford und Katonah, wo er ein Grundstück gekauft hatte. Das europäisch anmutende Abendessen bei den Jays schmeckte hervorragend, es gab französische Zwiebelsuppe, Cordon Bleu und Pudding Flan, dazu Bordeaux. Der Umgang war herzlich, und die Jays und die Schieffelins kamen sich ein wenig näher. Es war vielleicht nicht die "Liebe auf den ersten Blick", doch eine Verbundenheit der Familien war angelegt worden. Es dauerte noch 3 Generationen, bis mit der Hochzeit von Mary B. Jay und William Henry Schieffelin 1863 eine feste Verbindung geschaffen wurde. An diesen eindrucksvollen Abend bei den Jays mussten Hannah und Jacob noch lange denken. Am 25. Oktober 1789 reiste Jacob alleine mit dem Schiff "Integrity" nach London. "Dass du mir ja wiederkommst! Lass mich nicht hier in Montreal mit den Kindern sitzen, wie es dein Vater gemacht hat." Hannah machte sich Sorgen, weil Jacobs Vater, Jacob (2), auf einer Geschäftsreise plötzlich gestorben war, und die Ritschauer mit ihren Söhnen alleine in Montreal zurückließ. 67

Jacob wollte in London von der britischen Regierung Entschädigungen für den Militärdienst in Kanada. Er betrieb Lobby-Arbeit für sich und die loyalen kanadischen Veteranen der britischen Armee. Jacob wollte das Jahr 1790 in London auch dazu nutzen, um neue Geschäftsverbindungen aufzubauen. Er verbrachte viel Zeit, morgens in einem Kaffee-Haus zu sitzen, die Zeitungen zu studieren und sich mit anderen Geschäftsmännern zu treffen. "Ein Kaffee-Haus mitten in einer Handels-Metropole eignet sich hervorragend um Geschäfte zu machen." Einige Jahre später sollten in Manhattan die Handels-Geschäfte, die bisher auf dem Trottoir unter einer Platane gemacht wurden, ins neue Tontine Coffee House verlagert werden. Das Kaffee-Haus befand sich bei der Wall Street und wurde die Keimzelle der Wall Street als Handelsplatz. Jacob traf sich in London mit Effingham Lawrence, dem Bruder seines Schwiegervaters. Effingham Lawrence war nach London gezogen und hatte einen Pharmazie-Großhandel zur Versorgung von Krankenhäusern und Apotheken gegründet. Effingham Lawrence in London war der Onkel des gleichnamigen Effingham Lawrence in Manhattan, der ebenfalls im Pharmazie-Geschäft tätig war, und dessen Geschäft Jacob später übernehmen sollte. Diese familiären Verflechtungen schufen die Verbindung zwischen den Pharma-Händlern in England und Manhattan. Die Quäker kontrollierten um 1800 gut die Hälfte des gesamten Pharma-Geschäfts in England. Jacob hatte also die besten Voraussetzungen für den Nachschub seiner Produkt-Palette aus England. Pharmazeutische Produkte in dieser Zeit waren Medikamente, medizinische und chirurgische Instrumente, Heil-Pflanzen, sowie Kochgewürze, Farben und Glaswaren. Die 5 Monate, die Jacob in London verbrachte und Kontakte pflegte, legten den Grundstein für das spätere Geschäft in Manhattan. Im Februar 1790 fasste Jacob seinen Einkauf in London auf einer 6-seitigen Liste zusammen. Die 68

Fracht, die er mit nach Montreal nahm, hatte nach heutigem Wert die Größenordnung von 100.000,- Dollar. Und wir wissen nicht, ob er sie versichern ließ. Obwohl Hannah und Jacob in Montreal, also British Canada, lebten, hielten sie engen familiären Kontakt zu ihrer großen Familie in den USA. Die New Yorker Familie bemühte sich ihrerseits, die nach Kanada ausgereisten Verwandten wieder zurück zu holen. Sie unterstützten Hannah und Jacob beim Rückkauf von Land in den USA und halfen beim Umzug. Hannah hielt von Montreal aus eifrig Brief-Kontakt mit ihrer Familie in Manhattan. Vielleicht hatte sie "Heimweh". Am 27. September 1793 schrieb Hannahs Vater: "... schade, dass ihr nicht nach New York gekommen seid. Effingham befürchtet, dass er seinen Laden verkaufen muss." In diesem Brief steht keine Begründung, warum Effingham seinen Laden verkaufen wollte. Da Effingham im Jahr 1800 jung verstarb, liegt die Vermutung nahe, dass er gesundheitliche Probleme hatte. Der Vater schrieb weiter: "Es gibt bereits eine Reihe von Interessenten, die den Laden kaufen wollen. Ich werde Effingham auftragen, euch sobald wie möglich seine Verkaufskonditionen zu schicken." Der Brief zeigte Wirkung. Im Frühjahr 1794 kehrten Hannah und Jacob mit ihren Kindern nach Manhattan zurück. Zusammen mit seinem Schwager John Burling Lawrence übernahm Jacob das PharmazieGeschäft von Effingham Lawrence. Sie gründeten 1794 die Handelsfirma Lawrence & Schieffelin, Pharma-Handel, in der 195 Pearl Street. Der Laden befand sich gegenüber dem Fly Market, ein Haus neben dem Eck-Haus zur Maiden Line, in einem alten Holländer-Haus aus dem Jahre 1626. Die beiden neuen Inhaber brachten stolz ihr Firmenschild 69

über der Eingangstür an. Heute würden wir sagen: "Schicker Laden in bester Lage und in einem renovierten Altbau." Die Firma Lawrence & Schieffelin bestand in diese Form von 1794 bis 1799. Es war gerade 10 Jahre her, dass der letzte Soldat der britischen Krone nach dem Unabhängigkeitskrieg das Land verlassen hatte. Der Krieg hatte hauptsächlich wirtschaftliche Gründe. Die ehemalige Kolonie wollte nicht länger vom britischen Mutterland gegängelt werden. Danach konnte der wirtschaftliche Aufschwung beginnen. Jacob hatte die Zusammenhänge erkannt, die "Seite gewechselt" und als ehemaliger britischer Offizier jetzt ein Handels-Unternehmen in Manhattan eröffnet. Auch wenn sich das Verhältnis zu England zu dieser Zeit wieder normalisierte, die Lieferkette für den Nachschub der Waren hatte sich seit dem Krieg verändert. Vor dem Unabhängigkeitskrieg wurden fast alle Pharma-Produkte mit Unterstützung der Quäker aus England importiert. Während des Krieges und dem Handels-Embargo stockte der Nachschub, und die Produkte mussten zunehmend selbst in den USA hergestellt werden. Nach dem Krieg wurden dann überwiegend "innovative" Produkte importiert. Die Firma Lawrence & Schieffelin hatte einen Einkäufer in London, der die Waren nach Manhattan schickte. Der größte Teil des ImportGeschäfts von Pharma-Produkten in die USA, lief über den Laden von Lawrence & Schieffelin in Manhattan. Die Firma eröffnete in ihren Anfangsjahren keine weitere Filiale und machten intensiv Werbung für ihre Produkte. Eine typische Werbe-Anzeige lautete: "Gerade eingetroffen: Die neusten Pharmazie- und Medizin-Produkte. Wir bieten ein umfassendes Sortiment. Bezahlung in bar oder in Raten-Zahlung möglich. Erhältlich bei Lawrence & Schieffelin." Im Jahr 1794 eröffnete das Tontine Coffee House an der Ecke Wall Street und Water Street in Manhattan. Das Kaffee-Haus war der Beginn der New York Stock Exchange, der New Yorker Börse. Eine Gruppe von 70

24 Händlern legte 1792 die Regeln für den Warenhandel mit dem Buttonwood-Abkommen fest. Die zwei grundlegenden Regeln waren: Erstens, nur untereinander zu handeln, zweitens, maximal 0,25% Provision zu verlangen. Effingham war einer der Männer, die diese Vereinigung der Händler gegründet hatten. Unter den 24 ersten Börsen-Händlern befand sich auch Augustine H. Lawrence. Im zweiten Stock des Tontine Coffee House wurden alle Informationen über mögliche Geschäfte ausgetauscht. Die Kapitäne der Schiffe kamen dorthin und berichteten über ihre Ladung. Aufgrund dieser Informationen wurde dann die Provision festgelegt und die Verträge abgeschlossen. Jacob besuchte das Tontine oft, um Waren für sein Geschäft zu kaufen. Im Jahr seiner Rückkehr nach Manhattan 1794 trat Jacob als Mitglied der German Society bei und wurde zum Director der Washington Assurance Society ernannt. Ebenfalls im Jahr 1794 wurde die National Government von New York City provisorisch nach Philadelphia, PA verlegt und später endgültig nach Washington, DC. John Jay, First Chief Justice des Supreme Court der USA reiste 1794 in einer unpopulären Mission nach England. Jay strebte ein HandelsAbkommen mit England an. Die Verhandlungen und das Abkommen waren mit Alexander Hamilton und George Washington abgestimmt, doch John Jay wurde für das vermeintlich schlechte Verhandlungs-Ergebnis für die USA verantwortlich gemacht. Er wurde verschmäht und öffentlich angefeindet. Jay nahm die Kritik mit Humor und sagte, er könne jetzt sogar nachts von Boston nach Philadelphia reisen, weil die Straßen von brennenden Jay-Puppen beleuchtet wären. Es zeigte sich bald, dass das Jay-Abkommen eine für die USA günstige Handels-Ära begründete. Die Verhandlungen mit England erwiesen sich als notwendig, vorausschauend und richtig. Der Handel mit Frankreich dagegen lag am Boden. Die Revolution war auf ihrem Höhepunkt, die Köpfe rollten und die Wirtschafts-Leistung der Franzosen war schwach. 71

1797 mietete Jacob (3) das Walton Mansion in der 326 Pearl Street in Manhattan. Die Miete betrug 1.000,- Dollar pro Jahr. Das Haus war im 18. Jahrhundert eines der schönsten Häuser in Manhattan. Gebaut 1754, hatte es in den 1780er Jahren die Bank of New York angemietet. Das Haus war repräsentativ ausgestattet und hatte auf der Rückseite parkähnliche Gärten, die bis zum East River hinunterreichten. Jacob hatte das Haus von William Walton gemietet, mit der Bedingung wieder auszuziehen, falls William heiraten sollte. Tatsächlich trat dieser Fall bald darauf ein. Die Waltons meldeten Eigenbedarf. Jacobs Familie musste sich eine neue Wohnung suchen. Sie zogen in das Stadthaus der Beekmans in der Pearl Street. Die Beekmans hatten deutsche und niederländische Wurzeln. Sie kamen als niederländische Auswanderer nach New Amsterdam und wurden als Politiker und Händler eine prominente New Yorker Familie. Sie besaßen ein Stadthaus in der 240 Pearl Street und einen Landsitz auf "Mount Pleasant", das berühmte Beekman Mansion oberhalb der Turtle Bay an der 50th Street und 1st Avenue. Das Beekman Mansion wurde ein geschichtsträchtiger Ort. General Washington hielt sich nach der verlorenen Schlacht von Brooklyn einige Stunden im Haus auf und gab von hier aus Anweisung, die amerikanische Armee in Haarlem zu positionieren. Er riet den Beekmans zu fliehen, bevor die Briten anrückten. Die Briten beschlagnahmten das Haus und quartierten ihre Generäle dort ein. Einige Jahre war es das Wohnhaus von General Henry Clinton. Wir können von Glück sprechen, dass General Clinton 1780 nicht auf die Idee kam, Jacob (3) in das Haus einzuquartieren, sondern das Haus der Familie Lawrence in der Pearl Street für ihn auswählte. In der Nähe des Hauses wurde der amerikanische Nationalheld Nathan Hale enttarnt und auch erhängt, weil er als erster Agent während des Unabhängigkeitskrieges die Briten ausspionierte. Auch General Washington kam wieder und feierte nach dem Sieg über die Briten fröhliche Feste im Beekman Mansion. Ganz in der Nähe des Beekman Stadthaus in Manhattan wohnte um ab 1805 eine weitere bekannte Persönlichkeit: General Moreau. Moreau 72

war französischer General unter Napoleon. Er war erfolgreich bei Napoleons Eroberungen in Süddeutschland und gegen die Habsburger, unter anderem in Elchingen. Moreaus Erfolge waren so bedeutend, dass er um 1800 sogar als Rivale Napoleons gesehen wurde. Seine republikanisch-politischen Überzeugungen war jedoch denen von Napoleon entgegengesetzt und deshalb wurde er durch interne Intrigen abgesetzt. Er ging ins Exil nach New York. Präsident Madison bot ihm 1812 an, den Befehl über die U.S. Truppen gegen die Briten zu übernehmen. Moreau lehnte ab. Nach dem Untergang von Napoleons Grand Armee in Russland kehrte Moreau nach Europa zurück und beriet die Gegner Napoleons, insbesondere Preußen, während der Befreiungskriege. Jacob hatte sicher seine Freude an der prominenten Nachbarschaft. Da er gut Französisch sprechen konnte, wurde er von Moreau als Gesprächspartner geschätzt. Inwieweit sich die beiden Männer befreundeten, ist nicht bekannt. Der Erfolg von Lawrence & Schieffelin brachte Jacob dazu, das Geschäftsfeld über den Handel mit Pharma-Produkten hinaus auszudehnen. Der New Yorker Hafen war für große Schiffe mit Tiefgang besser geeignet, als der Hafen in Philadelphia. Deshalb konnten hier mehr Waren umgesetzt werden. Jacob erweiterte sein Geschäft um den internationalen Handel. Er kaufte mehrere Lager in New York, wo er die importierten Waren lagerte. Lawrence & Schieffelin vertrieb jetzt auch Produkte wie extrafeiner Salpeter aus London, Baumwolle aus Guadeloupe, Kaffee, Zucker und sogar Schießpulver. Jacob verkaufte ungewöhnlich großen Mengen dieser Produkte. Die expansive Geschäftspolitik von Jacob wollte sein Partner John Lawrence nicht mittragen. Jacob hatte bereits 1795 mit dem Schiffs-Handel begonnen. Die Waren seiner ersten Schiffs-Ladungen brachten ihm den beträchtlichen Gewinn von 25.000,- Dollar ein. Jacob hatte viel von der Welt gesehen und wollte internationalen Handel betreiben. Das internationale Geschäft war riskant. Vor allem in den Jahren der politischen Differenzen zwischen den USA und dem napoleonischen Frankreich. John Lawrence zog sich deshalb 1799 aus der Partnerschaft mit Jacob zurück 73

und eröffnete ein neues Geschäft ein paar Häuser weiter an der 199 Pearl Street. Jacob bezahlte Johns Anteile an der Firma aus und übernahm das Warenlager. Er betrieb die Firma für Drugs & Medicines weiterhin in der 195 Pearl Street. Die Firma nannte sich jetzt Jacob Schieffelin und bestand von 1799 bis 1805. Die geschäftlichen Differenzen hatten keine persönlichen Differenzen zwischen Jacob und John zur Folge. Sie pflegten weiterhin ein freundschaftliches Verhältnis. Kurz nach der Trennung ihrer Firmen investierten sie sogar gemeinsam und kauften Land am nordwestlichen Ende der Insel von Manhattan, um den neuen Stadt-Teil Manhattanville zu gründen. Der Handel in New York im Jahr 1799 blühte. Die Stadt war zwar nicht mehr das politische Zentrum der USA, doch sie hatte die anderen Hafenstädte Philadelphia, Baltimore und Boston wirtschaftlich abgehängt. Manhattan war auf dem Weg, das kommerzielle Zentrum des Landes zu werden. 1800 und 1802 war Jacob Grand Juror beim Court of General Sessions of the Peace. Die Jahre um 1800 waren für kurze Zeit politisch unruhig. Jefferson war der führende Republikaner, doch Aaron Burr aus New York war nur knapp Zweiter. Die Wahl im Februar 1801 war spannend. Jacobs Investitionen in den internationalen Handel hatten sich gelohnt, und er konnte die Gewinne in sein ursprüngliches Geschäftsfeld, dem Grundstücks- und Immobilen-Handel, zurückführen. Viele von Jacobs geschäftlichen Aktivitäten konnte er nur mit Hilfe seiner familiären Verbindungen durchführen. Zuerst innerhalb des LawrenceClans und später mit seinen Kindern und Enkelkindern aus der Ehe mit Hannah. Die Partnerschaft mit John Lawrence war für beide Partner gewinnbringend. Ein weiterer Schwager von Jacob, Richard Lawrence hatte ein paar Türen entfernt ein Eisenwaren-Geschäft. Diese Gründungen ermutigten weiter Familienmitglieder, neue Firmen zu gründen. Im Mai 1801 eröffneten Jacobs Söhne Edward Lawrence und Henry Hamilton ein eigenes Geschäft. Im Juli 1802 wurde Jacob der Großhändler und Verkaufs-Agent von Paterson in London und verkaufte dessen Pillen und Dragees. 1803 machte sich Jacobs Sohn Edward 74

Lawrence unabhängig von seinem Bruder und verkaufte Glaubers Salz. Die Produktpalette wurde den gesundheitlichen Problemen angepasst. Es gab immer wieder Geldfieber-Epidemien und Cholera-Ausbrüche. Die Nahrungsmittel waren unrein oder nicht korrekt gelagert. Die familiären Verflechtungen wuchsen, als im Juni 1804 Edward eine Firma mit Jacobs Bruder Jonathan gründete. 1804 publizierte Jacob seinen "Catalogue of Drugs, Medicines & Chemicals sold Wholesale & Retail". Der Katalog wurde 1806 durch die New York Druggists Association und ihrem damaligen Sekretär Henry Hamilton Schieffelin geprüft und genehmigt. Nach den vielfältigen geschäftlichen Verbindungen innerhalb der Familie, gab es 1805 wieder eine größere Veränderung. Jacob nahm seinen Sohn Henry Hamilton in die Firmenführung auf und nannte sich ab 1805 Jacob Schieffelin & Son. Der Firmenname Jacob Schieffelin & Son existierte von 1805 bis 1814. Das Karussell drehte sich weiter. Die Geschäfte liefen gut. Die Firmen-Partnerschaften wechselten sich innerhalb der Familie ab. Die Partner waren freundschaftlich miteinander verbunden. Und es gab nur wenige Pleiten. Durch seine Mitgliedschaften in verschiedenen Gremien, hatte Jacob Verbindungen zu anderen Geschäftsleuten. Heute würden wir sagen, er pflegte ein Business Network. Das Umfeld und Geschäftsklima war ideal. Jacobs Wohnhaus, seine Geschäfte und Lager befanden sich alle in Lower Manhattan, nahe den East River Docks, wo sich die großen Import-Export-Häuser dieser Zeit befanden. Das Tontine Coffee House war voller Händler, Spekulanten, Politikern und Prokuristen. Die Ecke Wall Street und Pearl Street war verstopft mit Kutschen und Waren-Transportern. Pferde und Menschen vermischten sich. Alles war ständig in Bewegung und in Veränderung. Jeder Händler versuchte mit jedem ins Geschäft zu kommen. Und die Waren kamen aus oder waren bestimmt für Europa, Asien, Afrika und Latein-Amerika. Manhattans Südspitze war eines der kommerziellen Zentren der Welt geworden. 75

Es gab jedoch auch Faktoren, die den freien Handel immer wieder ausbremsten. Einer davon war der Krieg zwischen England und Frankreich ab 1790 über einen Zeitraum von 20 Jahren. Beide Nationen beschlagnahmten immer wieder wahllos US-Schiffe, obwohl sich die USA in diesem Krieg neutral verhielten. England und Frankreich versuchten einzeln, später auch gemeinsam, den See-Handel neutraler Staaten wie die USA zu beschädigen oder gar zu ruinieren, um selbst die Führungsposition einzunehmen. Die beiden Länder beschlagnahmten immer mehr Handels-Schiffe und setzten die Besatzungen fest. Neben den Handels-Kriegen mit den großen Nationen, machte die Piraterie in den kleinen, südlichen Ländern und der Karibik dem See-Handel Schwierigkeiten. Deshalb bauten die USA ihre Navy auf. Die Navy war zunächst so eine Art Polizei oder "schnelle Eingreif-Truppe" gegen die Piraterie, und sie löste das Problem effizient. Das Konfiszieren der Ladung seiner Fracht-Schiffe, brachte auch Jacob erhebliche Verluste ein. Thomas Jeffersons Embargo Act von 1807 verbot es den amerikanischen Schiffen, fremde Häfen anzulaufen. Das Gesetz sollte eine Warnung an die beiden Kriegsparteien England und Frankreich sein, denn sie erhielten keine Waren mehr aus den USA. Doch das Gesetz schadete hauptsächlich der USWirtschaft, weil die Händler auf einen großen Teil ihres EuropaHandels verzichten mussten. Der englische Reise-Schriftsteller John Lambert reiste Anfang 1808 nach New York und berichtete folgendes: "500 Frachtschiffe dümpeln im Hafen und verrotten. Tausende Matrosen darben ohne Einkommen, ziehen aufs Land oder lassen sich von den Briten anheuern. Die Farmer können ihre Produkte nicht verkaufen oder sind gezwungen sie zu einem Viertel des regulären Preises abzugeben." Das Embargo war nicht die Lösung der Handels-Probleme, und der Secretary of the Treasury brachte es in einer Botschaft an Präsident Jefferson auf den Punkt: 76

"Krieg ist für den Handel besser, als ein Embargo." Das Handelsembargo und der darauffolgende Krieg 1812 betrafen am meisten die Händler, die Waren aus Europa einführten. Jacob musste sein Unternehmen komplett umstrukturieren. Statt Importe aus England, Frankreich und Holland verkaufte er nur noch amerikanische Produkte. Zusätzlich zur Warenauswahl änderte Jacob auch sein Geschäftsmodell. Seine Geschäfte hatte er bisher durch Kapitalgeber oder Banken finanziert. Sobald er die Waren verkauft hatte, bezahlte er dann das investierte Geld zurück. Jacob hatte zum Teil hohe Schulden aufgenommen. Nachdem ihm jetzt immer wieder Schiffs-Ladungen verloren gingen, konnte er die aufgenommenen Schulden oft nicht mehr so einfach begleichen. Das zwang ihn manchmal, Pferde, Wagen und sogar seinen Landsitz Rooka Hall in Manhattanville zu verkaufen. Jacobs Umsatz ging zurück und er musste seine Ausgaben drastisch kürzen. Jacobs Schiffs-Ladungen waren nicht immer versichert. Wir wissen nicht, nach welchen Kriterien er die Ladungen versicherte. Vielleicht machte er eine einfache Risiko-Abschätzung. Jacob reichte also Klagen gegen England und Frankreich ein, um Entschädigungen für verlorene und nicht-versicherte Ladungen zu erhalten. Er war nicht immer erfolgreich damit, hatte allerding einen sehr langen Atem, was die Verfolgung seiner Klagen betraf. Ein Beispiel dafür ist die Beschlagnahmung der Ladung seines Schiffes Brunswick. Das Schiff wurde im Juli 1807 von den Briten bei der Insel Antigua festgesetzt. Die Ladung war verloren und Jacob klagte gegen England. Das Verfahren wurde zunächst als ein Versicherungsfall begonnen. Doch die Lords of Appeal in London änderten den Fall in einen ohne Versicherung um. Die Regierung in London hätte den Schaden ersetzen müssen. Doch der Fall zog sich bis 1823 hin, und London änderte immer wieder die Argumentation. Letztlich hatte Jacob nie eine Entschädigung bekommen. Der Fall zeigt jedoch, wie hartnäckig Jacob seine Klage über 15 Jahre aufrechterhielt. Auch Frankreich beschlagnahmte Jacobs Schiffsladungen. 77

Die Schiffe "Dean" und "Resort" waren in Amsterdam auf Befehl Napoleons festgesetzt worden. Im Gegensatz zu England zahlte Frankreich jedoch eine Entschädigung über 10.000,- Dollar an Jacob. Als sich der Krieg von 1812 seinem Ende näherte, zog sich Jacob aus dem Pharma-Großhandel und dem internationalen Handel zurück. Diese Geschäftsbereiche übergab er seinem Sohn Henry Hamilton. Trotz aller Schwierigkeiten war seine Bilanz positiv. Er hatte keinerlei Schulden und konnte ein Vermögen übergeben. Die Pharmazie-Sparte bei Schieffelin war gut angelegt und brachte in den folgenden Jahrzehnten hohes Wachstum. 1811 wurde von der New Yorker Stadtverwaltung ein großer Plan zur Entwicklung Manhattans vorgelegt. Die Straßen waren bis zur 155th Street geplant, und die Stadtplaner wurden angesichts der vielen Straßen für größenwahnsinnig gehalten. Manhattan hatte also Großes vor und der Plan entsprach ganz der wirtschaftlichen Aufbruch-Stimmung. Jacob kümmerte sich nach der Übergabe der Firma Schieffelin an seinen Sohn ausschließlich um seine Grundstücks- und Immobilien-Geschäfte.

Rooka Hall und Manhattanville Es scheint, dass der Grundstücks-Handel Jacobs liebstes Geschäfts-Feld war. Gleich nachdem er mit seiner Familie 1794 nach Manhattan zurückgekehrt war, fing er an, Grundstücke und Immobilien in den USA zu kaufen. 1796 hatte er in Pennsylvania und 1804 in Ohio beträchtliche Grundstücke gekauft. Jacobs Einkäufe waren sowohl spekulative Investments, als auch Erwerbungen aus privatem Interesse. Manche Flächen erwarb er zusammen mit seinen Verwandten, so ein Landstück von 100.000 Ar in Lycoming, PA, und nochmals 200.000 Ar im Norden von Pennsylvania. Spekulative Land-Käufe tätigte er im Columbia County 78

und Saratoga County am Hudson River nördlich von New York City. Große Landstücke zu kaufen, war in diesen Jahren einfach. Jacob las den American Citizen, eine New Yorker Tageszeitung. Eine Annonce in der Zeitung beschrieb ein Landstück in Ohio als gutes, üppiges Hochland. Es sollte am 21. November 1804 im Tontine Coffee House versteigert werden. Jacob recherchierte kurz, ob die Angaben plausibel waren. Kurz darauf notierte er auf der Vorderseite der Zeitung: "Marietta Land von Jacob Schieffelin gekauft." Nach seinen früheren Land-Käufen im Nordosten von Amerika, kaufte er jetzt vermehrt Land in der Nähe von New York ein. Wieder notierte Jacob: "800 Ar in Rochester, NY und Land in Georgia für Richard gekauft." Landkäufe und Spekulationen mit Grundstücken war ein wichtiger Prozess zum Aufbau der amerikanischen Nation. Land war reichlich vorhanden und billig zu erwerben. Die meisten Auswanderer kamen aus Ländern, in denen Grundstücke, Nahrungsmittel und Baumaterialien Mangelware und deshalb teuer waren. Hier in Amerika war alles in einer Überfülle vorhanden und erschwinglich. Jacob tat also dasselbe wie seine Zeitgenossen Washington und Franklin in den Jahren der frühen Republik: Er spekulierte mit Land. Die Landkäufe um New York dienten vermehrt Jacobs privaten Interessen oder waren direkt mit seinem Unternehmen verbunden. In diesen Fällen wollte Jacob die Grundstücke nicht für Spekulationen kaufen, sondern aktiv entwickeln und darauf wohnen. Er verwendete 1795 den Gewinn von 25.000,- Dollar aus einer verkauften Schiffs-Ladung, um damit Land auf einer Anhöhe über dem Hudson River im Norden von Manhattan zu kaufen. Das Grundstück befand sich bei Harlem Cove, einer kleinen Bucht des Hudson. Die Flächen wurden später zum Stadtteil Manhattanville und die ersten Straßen hießen 79

Schieffelin Street, Lawrence Street, Effingham Street, Hamilton Street und Manhattan Street. Der neue Ort Manhattanville sollte eine Kirche, eine Schule, einen kleinen Hafen, Wohnhäuser und Gewerbe-Flächen erhalten. Fünf Jahre später verkaufte Jacob die Hälfte des Grundstücks an seinen Freund Alexander Hamilton. Alexander erwarb ein rechtwinkliges, 15 Ar großes Grundstück zu einem günstigen Preis. Die Schieffelin freuten sich auf ihren neuen Nachbarn. Alexander Hamilton erhielt ein Grundstück, das gleich weit vom Hudson River und vom East River entfernt lag. Es war traumhaft auf der Anhöhe gelegen, umgeben von Grün, mit Blick auf den Hudson River, das Harlem Valley und Manhattan. Etwa einen Monat später kaufte Alexander Hamilton weiteres Land von Dr. Samuel Bradhurst dazu, um sein bestehendes Grundstück nördlich zu erweitern. Hamilton baute hier sein Landhaus, das er "Grange" nannte, benannt nach dem Landsitz seiner Vorfahren in Schottland und dem Haus seines Onkels in St. Croix auf den Virgin Islands. Auf dem verbleibenden Grundstück, zum Hudson im Westen hin, bauten Hanna und Jacob ihren eigenen Landsitz Rooka Hall. Hanna beschrieb Rooka Hall folgendermaßen: "Rooka Hall ist umgeben von 25 Ar Wiesen und Wald, und grenzt im Osten an die Bloomingdale Road. Auf der Straßenseite gegenüber liegt Hamiltons Land. Im Süden grenzt es an Myers Wood und im Norden an das 100 Ar große Grundstück von Dr. Samuel Bradhurst." Die Familie genoss das Leben auf dem Land in Rooka Hall. Jeden Sommer machten sie von ihrem Wohnsitz, dem Beekman Mansion in der Pearl Street, Ausflüge mit der Kutsche nach Rooka Hall. Sie fuhren also quer durch Manhattan, von der Südspitze am East River Ufer zum nördlichen Ende am Hudson River. Während also Hamiltons Haus so gelegen war, dass er den Ausblick nach Ost auf den East River und nach Süden auf Manhattan hatte, blickten die Schieffelins nach Westen, auf den Hudson und New Jersey. 80

Ab Juli 1804 war Jacob und Hannah der Ausblick allerdings getrübt. Ein schreckliches Ereignis fand auf der anderen Seite des Hudson statt. Am Abend vor dem 11. Juli war Alexander unvermittelt abgereist. Ein paar Tage vorher hatte er die "Grange" einigen Treuhändern übergeben. Jacob und Hannah ahnten nicht, dass er sich am Morgen einem Duell mit seinem politischen Gegner Burr stellte. Die beiden Politiker hassten sich bis auf das Blut. Vielleicht wusste Samuel Bradhurst von dem geplanten Duell. Er war mit beiden Kontrahenten befreundet und wollte deren Duell auf jeden Fall verhindern, indem er Burr selbst zum Duell forderte. Beide blieben dabei unverletzt. Als Burr sich für einen Posten in New York bewarb, versuchte Alexander alles möglich, dies zu verhindern. Seiner Ansicht nach hatte Burr einen schlechten Charakter. Alexander hatte bei einem öffentlichen Abendessen schlecht von ihm geredet und diese Aussagen waren dann in der Presse zu lesen. Burr forderte Alexander zum Duell, weil er sich in seiner Ehre verletzt sah. Alexander traf sich mit ihm in einem Wald bei Weehawken, NJ, auf der anderen Seite des Hudson. Elizabeth Hamilton kam nach Rooka Hall. Sie war verzweifelt, weil sie einen Brief und ein Testament von Alexander in seinem Arbeitszimmer gefunden hatte. Der Brief enthielt Aussagen zu Alexanders Strategie beim Duell und seine religiösen Ansichten. Bereits vor Jahren war einer der Söhne Alexanders bei einem Duell tödlich verletzt worden. Am Nachmittag kam eine Kutsche aus Manhattan. Ein Bote überbrachte die Nachricht, dass Alexander schwer verletzt und in eine Klinik in Manhatten gebracht worden sei. Die Familie Hamilton reiste sofort ab. Am nächsten Tag kam ein Bote nach Rooka Hall. Hamilton sei seinen Verletzungen erlegen. Hannah und Jacob waren wie gelähmt. Sie konnten es nicht fassen, dass ihr Nachbar und Freund bei einer solch wilden Aktion getötet worden war. Elizabeth Hamilton und ihre Kinder kamen jetzt seltener nach Manhattanville. Die "Grange" verwaiste. Der Park um das Anwesen verwilderte. Hannah und Jacob beauftragten ihren Gärtner, die gröbsten Arbeiten zu verrichten. Später verkaufte Elizabeth das Haus. Jacob setzte 81

sich dafür ein, dass die "Grange" in seiner ursprünglichen Form erhalten blieb. Die "Grange" wurde Erinnerungsstätte und ist heute ein National Monument. Jacob hielt an seinem Plan fest, Manhattanville weiter auszubauen. Er kaufte weiteres Land, Wohnhäuser und Lagerhäuser und legte sogar einen kleinen Hafen an. Er ließ Wohnhäuser errichten und siedelte Geschäfte und Bildungsstätten an. Mit der Kirche St. Mary im Zentrum sollte eine eigene Gemeinde im Norden von Manhatten entstehen. Manhattan Street in Manhattanville wurde zu einer Einkaufsstraße. Sie endete im Westen an der Harlem Cove und der Cove Street, die nordsüdlich verlief und zur Bucht hin offen war. Eine Fähre pendelte zur andere Seite des Hudson-Ufers. Der neue Vorort Manhattanville hatte einen Marktplatz und eine Sprach-Akademie, an der Latein, Französisch und Englisch unterrichtet wurde. Im Jahr 1808 veröffentlichte Jacob die Vermietung seines Schulgebäudes, sowie der dazugehörigen Unterkunft in Manhattanville. Doch 1810 musste Jacob Rooka Hall leider verkaufen, um Verluste aus beschlagnahmten Schiffs-Ladungen während des Englisch-Französischen Krieg auszugleichen. In der Anzeige beschrieb Jacob Rooka Hall wie folgt: "Eine elegante und schöne Farm mit 24 Ar Landfläche. Zwischen Hudson River und Bloomingdale Road (heute Broadway) gelegen. In der Umgebung wachsen rund 1.000 Obstbäume guter Sorten." 1811 hatte Jacob 14 Häuser mit kleinen Gärten in Manhattanville und 7 Häuser in Lower Manhattan in seinem Bestand. In diesem Jahr zog er sich aus dem operativen Geschäft seiner Firma Jacob Schieffelin & Son zurück. 1813 und 1814 lebte er mit seiner Familie am 16 Park Place in Manhattan. Danach zog die Familie in die 107 East Broadway. Im Jahr 1822 war Jacob als einer der wohlhabendsten Männer in New York gelistet. 1823 spendeten Hannah und Jacob Geld und ein Grundstück in Manhattanville, um darauf die St. Mary's Kirche zu bauen. St. 82

Mary's war die erste freie episkopale Kirche in Amerika. Die neue Kirche wurde zwischen 1824 und 1826 gebaut. Die Einweihung fand an Thanks Giving statt. In der St. Mary's Kirche wurden die Sitzreihen nicht wie üblich verkauft. Die Gemeinde hatte freie Platzwahl, und die Kirche war offen für alle Bewohner aus Manhattanville. Um die Jahrhundertwende brannte die hölzerne St. Mary's Kirche ab. Das Gebäude wurde durch die heutige neo-gotische Kirche ersetzt. Zur Kirche gehörte dann auch eine freie Schule. Als Jacob am 16. April 1835 nach einem Schlaganfall starb, hinterließ er Hannah und seinen Kindern ein Vermögen. Jacob wurde, wie Hannah einige Jahre später, in seiner "eigenen" Kirche, St. Mary's in Manhattanville, beigesetzt. Zehn Jahre nach seinem Tod wurden Jacobs Söhne Henry Hamilton, Effingham Lawrence und Richard Lawrence unter den wohlhabendsten Bürgern von New York City gelistet. Sie hatten ein Vermögen in der Größenordnung von 200.000, 300.000 und 350.000 Dollar, heutiger Wert jeweils ca. 10.000.000 Dollar. Der Großteil dieses Vermögens stammte aus den Land- und Immobilien-Geschäften ihres Vaters Jacob. Ein Vermögensvergleich mit John Jacob Astor sei hier angeführt. Auf Astor wurde der französische Begriff Millionaire, nach heutigen Maßstäben ein Milliardär, zuerst angewandt. Er vererbte 1848 unter anderem ein Barvermögen von 20.000.000 Dollar.

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Teil III: Die Jahre 1800 - 1950 Die Kinder von Hannah und Jacob (3) Hannah und Jacob (3) hatten 9 Kinder, von denen 7 das Erwachsenenalter erreichten: Edward Lawrence Schieffelin (1781 - 1850). Henry Hamilton Schieffelin (1783 - 1865). Effingham Schieffelin (1785 - 1789). Anna Maria Schieffelin Ferris (1788 - 1843). Effingham Lawrence Schieffelin (1791 - 1863). Jakob (4) Schieffelin (1793 - 1880). John Lawrence Schieffelin (1796 - 1866). Cornelia Schieffelin (1798 - 1800). Richard Lawrence Schieffelin (1801 - 1889).

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Henry Hamilton Schieffelin (1783 - 1865) Henry Hamilton war der 2. Sohn von Jacob (3) und Hannah. Henry wurde in Detroit geboren und war nach Jacobs General bei der britischen Armee benannt. Am 19. April 1806 heirateten Henry und Maria Theresa Bradhurst (1786 - 1872) in New York. Maria war die Tochter von Dr. Samuel Bradhurst. Samuel Bradhurst, Jacob (3) und Alexander Hamilton waren Freunde und Nachbarn in Manhattanville. Es wurde behauptet, dass Henry zunächst um die Hand der jüngeren Tochter Catherine anhielt. Seine Schwiegermutter in spe gab ihm zu verstehen, dass sie gedenke, ihre älteste Tochter zuerst zu verheiraten. Henry nahm das Angebot unverzagt an und bemühte sich mit Erfolg um Maria Theresa. Das Paar hatte 3 Töchter und 8 Söhne: Mary Theresa Schieffelin Clark (1807 - 1886), Henry Maunsell Schieffelin (1808 - 1890), Samuel Bradhurst Schieffelin (1811 - 1900), James Lawrence Schieffelin (1815 1880), Philip Schieffelin (1815 - 1883), Sidney Augustus Schieffelin (1818 - 1894), Julia Schieffelin (1821 - 1871), Washington Schieffelin (1823 - 1823), Bradhurst Schieffelin (1824 - 1909), Martha Schieffelin (1825 - ??), und Eugene Schieffelin (1827 - 1906). Henry machte seinen Studien-Abschluss 1801 am Columbia College in Manhattan. Er studierte Jura bei dem bekannten Rechts-Wissenschaftler Cadwallader D. Colden. Mit seinem Lehrer reiste Henry nach dem Studium nach Europa. Die beiden waren in Paris, als Napoleon zum Kaiser ausgerufen wurde. Zurück in Manhattan, betrieb Henry sein Rechtsanwalt-Büro in der 123 Pearl Street. Henry Hamilton stieg 1805 in das Pharmageschäft seines Vaters Jacob (3) ein. Am 1. Juni 1805 informierte Jacob (3) die Mitarbeiter seiner Firma in einem Brief über den Einstieg seines Sohnes. Am 3. Juli 1805 wurde der Schritt offiziell in einer Zeitungs-Anzeige bekannt gegeben. Gleichzeitig betrieb Henry sein Rechtsanwaltbüro mit seinem Partner Warren Bracket in

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der Pearl Street. Henry Hamilton verbesserte die Reinheit der Pharmaprodukte bei Schieffelin und stellte ethische Standards auf. Er war lange Zeit Sekretär der New York Druggists Association. Außerdem war er an der Gründung des College of Pharmacy in Manhattan beteiligt. Die neue Firma Schieffelin nannte sich ab 1805 Jacob Schieffelin & Son. Dieser Firmenname bestand von 1805 bis 1814. Die Geschäfte um 1805 liefen gut. Schieffelin hatte einige Gebäude um das Hauptgebäude in der 193 Pearl Street angemietet, gefüllt mit Pharmaka und DrogerieArtikeln. Die Rahmenbedingungen waren günstig für die wirtschaftliche Entwicklung. Amerika hatte zwei Jahre zuvor den Staat Louisiana von Frankreich gekauft. Der Westen wollte besiedelt werden und die Wirtschaft war auf Wachstumskurs. Die Partnerschaft von Vater und Sohn wurde 1814 in "gegenseitigem Einverständnis" aufgelöst. Jacob (3) zog sich zurück und seine Sohn Henry Hamilton übernahm offiziell die Firmenleitung. Die neue Firma nannte sich H. H. Schieffelin & Co. Dieser Name bestand von 1814 bis 1849. Die bestehenden Geschäfte wurden neu geordnet, als Henry seine Brüder Effingham Lawrence und Jakob (4) in eine Kooperation aufnahm. Die Geschäftsbücher waren gefüllt mit Einträgen über Konten bei soliden Banken und Verbindungen zu etablierten Geschäftsmännern. Nach dem Krieg von 1812 war die amerikanische Wirtschaft geschwächt, das Handels-Volumen stieg jedoch bereits ab 1815 rasant an. 1819 wurde die erste Savings Bank in New York gegründet. 1824 und 1825 reiste General Lafayette durch das Land und bewunderte die Fortschritte der 24 Staaten. Auch in New York wurde er freudig begrüßt. Viele neue Zeitungen und Zeitschriften unterstützten den wirtschaftlichen Aufschwung. 1834 wurde der Mayor of the City of New York zum ersten Mal von der Bürgerschaft direkt gewählt. Der gewählte Kandidat für dieses Amt war der Demokrat Cornelius Van Wyck Lawrence, ein Neffe von Effingham Lawrence. New York City veränderte sich rasch in diesen Jahren. Die Gaslaternen beleuchteten die Straßen, das erste

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Horse-Car nahm seine Fahrt auf und die Wasserversorgung wurde verbessert. Der Erie-Kanal wurde fertiggestellt und verband das riesige, westliche Territorium über den Hudson mit dem New Yorker Hafen. Doch es gab auch immer wieder Rückschläge, wie etwa Epidemien an Gelbfieber und asiatischer Cholera. Am 16. Dezember 1835 brannte es in einem Warenlager in der Pearl Street. In diesen Wintertagen war es so kalt, dass alles Wasser gefroren war. Das Feuer konnte nicht gelöscht werden, weil die Feuerwehr nicht genug Wasser zur Verfügung hatte. Die Flammen sprangen unkontrolliert über die Gebäude zerstörten den wertvollsten Teil Manhattans. Das Feuer wütete drei Tage lang und am Ende waren über 600 Gebäude zerstört. Der Schaden war enorm. Nach dem großen Feuer erholte sich die Stadt erstaunlich schnell wieder, um dann 1837 in eine Finanzkrise zu stürzen. 1849 trat Henry Hamilton in den Ruhestand und übergab die Firma an seine vier Söhne Samuel Bradhurst, James Lawrence, Sidney Augustus und Bradhurst. Henry Hamilton hatte insgesamt 44 Jahre für die Firma Schieffelin gearbeitet und war 35 Jahre der Firmenleiter. Er hatte alle Krisen gut überstanden und die Firma wesentlich vergrößert. Während seiner Zeit zog die Firma zweimal um. Von der historischen Adresse in der Pearl Street an die Ecke zur Maiden Line und dann 1841 in die 104 & 106 John Street. Die Finanzkrise von 1837 hatte Schieffelin unbeschadet überstanden und konnte 1848 sogar einen großen Konkurrenten übernehmen. Schieffelin übernahm den Lagerbestand von Hoadley, Phelps & Co. Henry Hamilton war wissenschaftlich orientiert und in der Kunst gebildet. Es hatte den Ruf, eine "wandelnde Enzyklopädie" zu sein. Henry Hamilton war Vice President und President des College of Pharmacy in Manhattan. Die Firma wurde 1849 wieder umbenannt in Schieffelin Brothers & Co. Dieser Name bestand von 1849 bis 1865. Nach Henry Hamilton war sein Sohn Samuel Bradhurst der dominante Partner unter den Brüdern und verantwortlich für das weitere Wachstum der Firma Schieffelin.

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Jacob (4) Schieffelin (1793 - 1880) Jacob (4) war der 5. Sohn von Jacob (3) und Hannah. Er wurde in Montreal geboren. Ein Jahr nach seiner Geburt zogen die Schieffelins nach Manhattan. Bereits als Teenager diente er in der New York State Militia. Insgesamt war er 5 Jahre beim Militär, erreicht den Rang eines Colonels und nahm 3 Monate am Krieg von 1812 teil. Jacob (4) bekam Privat-Unterricht bei Medizinern und beendete 1822 sein Studium am Columbia College als Doktor der Medizin. Jacob (4) übte seinen Beruf als Arzt nie aus, sondern arbeitete für das Pharma-Geschäft, das sein Vater gegründet hatte und das von seinem Bruder Henry Hamilton geleitet wurde. Für die Firma reiste er lange Zeit geschäftlich nach Süd-Amerika, Cuba, Mexiko und Latein-Amerika. Er heiratete 1822 in Manhattan Elizabeth "Eliza" Brard Schieffelin (1797 - 1881). Jacob (4) und Eliza hatte zusammen 9 Kinder: Clinton Emanuel, Alfred E., Elizabeth, Laura, Cornelia M., Jacob B., Edward Girard, Jacob (5) und Hannah Lawrence (2). Elizabeth wurde 1798 in der Dutch Reformed Church getauft. Ihre Eltern waren James Brard und Jane Black Chapman. Sie war die älteste von 4 Töchtern und ihre Familie wohnte zunächst in der 24 Robinson Street in Manhattan. Die junge Familie zog häufig innerhalb Manhattans um. Der Großvater von Elizabeth, Martin Brard, wurde 1730 in Paris geboren. Er diente in der französischen Armee in Canada, damals New France. Er kam 1763 nach dem Siebenjährigen Krieg (French and Indian War), vermutlich als Gefangener der Amerikaner nach Manhatten. In der französischen Kirche Saint Esprit konvertierte er zum Protestantismus und starb 1768 in jungen Jahren. Die Großmutter von Elizabeth, Madeleine Blanchard, wurde 1727 in Saint-Martinde-Re in Frankreich geboren. Sie stammte aus einer wohlhabenden Hugenotten-Familie. Ihr Vater war Weinhändler auf der schönen Ile de Re

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und in La Rochelle. Die Familie musste wegen religiöser Verfolgung fliehen. Madeleine wohnte von 1737 bis 1738 in der Sint Jansstraat in Amsterdam und kam 1739 nach Manhattan. Die Eltern von Madeleine, Francoise Blanchard und Anne Herve, heirateten 1738 zum zweiten Mal. Die Hochzeit fand in der Oude Kerk in Amsterdam statt. Ihre erste Hochzeit 1726 in Frankreich war aus religiösen Gründen für ungültig erklärt worden. Eine ältere Schwester von Madeleine, Jeanne, wurde bei einer Tante in Frankreich zurückgelassen und kam ins Gefängnis, weil ihre Eltern nicht konvertiert waren, sondern die Flucht gewählt hatten. Wir kennen die unsäglichen Geschichten vom "Sonnenkönig" und dem Edikt von Fontainebleau. 1766 heiratete Madeleine Blanchard in zweiter Ehe Martin Brard. Noch 1766 wurde James (Jaques) Brard in Manhattan geboren. James Brard (1766 - 1806), der Vater von Elizabeth wurde nicht alt. Er starb, als Elizabeth erst 9 Jahre alt war. Ihre Mutter heiratete ein Jahr später wieder und bekam 7 weitere Kinder. Elizabeths mütterliche Großeltern stammten aus Schottland. Jedenfalls hatte Jacob (4) mit "Eliza" eine wirklich attraktive Frau. 1824 eröffnete Jacob (4) eine Geschäftsstelle der Firma Schieffelin & Co in Mexiko City. 1828 zog er mit seiner jungen Familie nach Tioga County, PA. Ein Jahr zuvor hatte er einige Tausend Ar Land gekauft. Familie Schieffelin waren die ersten Siedler auf Hill's Creek, Charleston Township im Tioga County. Um 1830 betätigte sich Jacob (4) als Farmer. 1840 beantragte Jacob (4) die amerikanische Staatbürgerschaft. Jacob (4) hörte 1849 vom Gold-Rausch in Kalifornien und ließ sich anstecken. Von Januar bis September 1849 segelte er mit seinen Söhnen Alfred E. und Edward auf dem Schiff "Morrison" von New York über Cape Horn nach San Francisco. Doch Jacob (4) war ebenso schnell wieder ernüchtert von der Goldsuche. Er reiste kurzfristig nach New York zurück. Jacob (4) erfuhr kurz vor seinem Tod 1880 noch von den Erfolgen seines Enkels Edward Lawrence (2) bei der Silber- und GoldSuche in Arizona.

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Richard Lawrence Schieffelin (1801 - 1889) Richard war der 7. und jüngste Sohn von Jacob (3) und Hannah. Sein Name ging auf den Großvater von Hannah zurück. Er wurde im Beekman House in der Pearl Street, Ecke Sloat Line (heute Hanover Street) geboren. Richard machte 1819 seinen Abschluss in Jura am Columbia College in Manhattan. Ein Kommilitone war sein späterer Schwager Benjamin Ferris. Ferris wurde ein bekannter Anwalt, und Richard Lawrence betrieb bis 1843 eine gemeinsame Kanzlei mit ihm. Mit 18 Jahren ging er zum Militär und stieg zum Brigade-General verschiedener Regimenter der New York State Infantry auf. Richard Lawrence erhielt seine Gerichts-Zulassung 1823. Er war 1823 Gründungsmitglied der St. Mary's Kirche in Manhattanville und engagierte sich sein Leben lang für diese Kirche. Er engagierte sich zusätzlich für die St. Thomas Kirche. Richard hatte literarische Fähigkeiten und verfasste viele Zeitungsbeiträge zu aktuellen Themen. 1833 heiratete er Margaret Helen McKay (1813 - 1892), die Tochter von George Knox McKay (1791 1814), Captain der US-Artillerie aus Long Island. Das Paar hatte 2 Töchter und einen Sohn: Sarah Sophia Schieffelin Barclay (1834 - 1886), George Richard Schieffelin (1836 - 1910), Helen Margaret Schieffelin Chisolm (1841 - 1896). Die Familie wohnte in einem Stadthaus in Manhattan in der 18 East 22nd Street. Ihr Landsitz befand sich in der 92nd Street am Hudson-Ufer. Dort verbrachte die Familie insbesondere die Sommerferien. Bis zu seiner Pensionierung 1843 arbeitete Richard in seiner Kanzlei. 1844 wurde er Ratsmitglied des 15. Bezirks und später President der Ratskammer. Richard war Gegner der Tammany Hall und veröffentlichte in der lokalen Presse zahlreiche Artikel gegen die Praktiken der "geheimen Oligarchie". Die Society of St. Tammany war eine aggressive, politische Vereinigung innerhalb der Demokratischen Partei in New York. Ihr Ziel war zunächst, hauptsächlich irische Einwanderer in politische Führungspositionen zu bringen. Zu ihrem Umfeld gehörte später unter anderen Aaron Burr, der 90

den amerikanischen Gründungsvater Alexander Hamilton in einem Duell erschoss, und der New Yorker Bürgermeister Jimmy Walker, der wegen Korruption zurücktreten musste. Richard Lawrence war Mitglied der German Society, Vermögens-Verwalter der East River Savings und der Gebhard Insurance Company. Er verwaltete die Grundstücke und Gebäude seines Vaters Jacob (3), seines Schwagers Benjamin Ferris und seines Schwiegervater George Knox McKay. 1881 kaufte Margaret 5 Ar Land an der Ostseite des Agawam-See in Southampton auf Long Island. Richard war an der Entwicklung der Sommer-Kolonie in Southampton beteiligt. Bereits 1882 wurde auf ihrem Grundstück ein großes Sommerhaus gebaut. Das Landhaus erhielt den Namen "Bonnie Brae" ("Vergnüglicher Hügel") und befindet sich heute noch in der 309 South Main Street in Southampton. Architekt war James Harvey L'Hommedieu, der mehrere Häuser in Southampton plante. Das Haupthaus wird von zwei Flügeln flankiert. Es wurde im sogenannten Shingle-Style erbaut und verwendet Elemente aus dem Colonial-Revival-Style. Richard vererbte das Haus an seinen Sohn George Richard Schieffelin. George Richard nutzte das Haus häufig und war stark an der Weiterentwicklung der Feriensiedlung in Southampton interessiert.

Die Enkelkinder von Hannah und Jacob (3)

Henry Maunsell Schieffelin (1808 - 1890) Henry war der 1. Sohn von Henry Hamilton und Maria Theresa Bradhurst. In 1. Ehe war Henry ab 1835 mit Sarah Louisa Wagstaff Schieffelin (1816 - 1858) verheiratet. Das Paar hatte keine Kinder. In 2. Ehe war Henry ab 1859 mit Sarah Minerva Kendall Schieffelin (1834 - 1921) aus Augusta, ME verheiratet. 91

Das Paar hatte 2 Töchter: Fanny Kendall Schieffelin Crosby (1860 1925) und Mary Bradhurst "Minnie" Schieffelin (1862 - 1896). Zwei weitere Kinder starben 1863 bei oder kurz nach der Geburt. Von Fanny gibt es ein Ur-Enkelin: Susan Schieffelin McCabe (1939 - heute). Die Familie wohnte in einem luxuriös ausgestatteten Haus in Manhattan an der 5th Avenue zwischen 53th Street und 54th Street. Fanny spielte Klavier und Minnie konnte gut singen. Die Familie veranstaltete Musik-Abende für ihre Nachbarschaft. Henry Maunsell unterstützte die Kolonisierungs-Bewegung in Liberia an der afrikanischen Westküste. Mitte der 1860er Jahre stand er in Kontakt mit Liberias Präsident Warner. Henry war auch einige Zeit als General-Konsul in Liberia. Er spendete Geld für eine wissenschaftliche Exkursion in das Landesinnere und war Vorsitzender der New York Colonization Society. Es gab schwarze Emigranten aus den USA, die sich wieder in Afrika ansiedelten wollten. Einige Schwarze, die auch in den Nordstaaten unter Benachteiligung litten, fuhren mit dem sogenannten Liberia Package, einem Schiff, von Baltimore nach Monrovia. Henry Maunsell spendete für eine Schule in Liberia, die heute noch Schieffelin School und Schieffelin Camp heißt. Er hatte die Idee, schwarze Studenten für das Liberia College anzuwerben und unterstützte die Emigration nach Liberia. Die American Colonization Society war eine Vereinigung von Evangelikalen und Quäkern, die das Ziel verfolgte, die Sklaverei in Amerika abzuschaffen und den Afro-Amerikaner eine Möglichkeit zur Rückkehr nach Afrika zu eröffnen. Da sich in Maryland auch Sklavenhalter unter den Mitgliedern befanden, wurde behauptet, die ACS wolle freie Afro-Amerikaner nach Afrika bringen, um eine Rebellion der schwarzen Sklaven zu verhindern. Wie auch immer, es zeichnete sich bald ab, dass die Mehrheit der AfroAmerikaner als gleichberechtigte Bürger in Amerika bleiben wollte. 1867 machten Henry Maunsell, seine Frau Sarah Minerva und die beiden Töchter, Fanny und Minnie, eine Kultur-Reise nach England.

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Die Überfahrt mit dem Dampf-Schiff nach Irland begann auf stürmischer See. Fanny wurde seekrank und hatte auf der anstrengenden Reise durch England häufig Kopfschmerzen. Sarah Minerva hatte eine Box "Laudanum" mit auf die Reise genommen, ein Mittel das Opium enthielt. Immer, wenn ihre Tochter Fanny von Kopfschmerzen geplagt wurde, gab sie ihr Opium. Angeblich war Fanny ihr Leben lang mehr oder weniger Opium-süchtig. Es ist der einzig bekannte Fall von "Drogen-Sucht" innerhalb der Familie Schieffelin. Vielleicht wusste Minerva nicht, dass "Laudanum" Opium enthielt. Da das PharmazieUnternehmen Schieffelin & Co alle bekannten Drogen zu medizinischen Zwecken vertrieb, wäre es für Familien-Mitglieder vermutlich einfach gewesen, an Drogen zu kommen. Henry Maunsell bereiste Afrika und starb in Alexandria, Ägypten.

Samuel Bradhurst Schieffelin (1811 - 1900) Samuel Bradhurst war der 2. Sohn von Henry Hamilton und Maria Theresa Bradhurst. Samuel Bradhurst wurde nach Dr. Samuel Bradhurst, dem Vater von Maria Theresa, benannt. Die Familie Bradhurst war im Besitz eines Grundstücks von 100 Ar nördlich von Rooka Hall in Manhattanville. Samuel Bradhurst wurde in Manhattan geboren und besuchte Privatschulen. Samuel Bradhurst war ab 1835 mit Lucretia Hazard Schieffelin (1816 - 1899) verheiratet. Das Paar lebte in Manhattan und hatte einen Sohn und 2 Töchter: William Henry Schieffelin, Alice Holmes Schieffelin Stebbins und Mary Theresa Bradhurst Schieffelin Dodge. Samuel Bradhurst stieg sehr früh in das Pharma-Geschäft bei Schieffelin ein, das von seinem Vater Henry Hamilton geleitet wurde. Ab 1849 führte Samuel Bradhurst mit seinen drei jüngeren Brüdern, James Lawrence, Sidney Augustus, und Bradhurst, die Firma unter

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dem Namen Schieffelin Brothers & Co. Dieser Firmenname bestand von 1849 bis 1865. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen waren um 1850 günstig. Die USA hatten nach dem Krieg mit Mexiko ihr Land vergrößern können. Texas und Kalifornien kamen zum Staatsgebiet dazu. Die Telegraphie ermöglichte die Kommunikation von Küste zu Küste. Die Eisenbahnverbindungen sollten Ost mit West verbinden. Und dazwischen galt es, ein riesiges Land mit enormen Ressourcen zu bevölkern. Der Handel zwischen New York und den Städten im "Hinterland" änderte sich. Vor 1850 kamen die Händler aus Pittsburgh und anderen Städten im Frühjahr nach Manhattan und machten Großeinkauf für das ganze Jahr. Nach 1850 bestellen die Händler beliebige Waren telegraphisch, und die Waren wurden mit der Eisenbahn geliefert. Das wiederum führte zu einer Änderung bei den Lieferanten in Manhattan. Vorher waren sie in der Regel Großhändler mit einem breiten Warenspektrum. Nach 1850 spezialisierten sie sich auf eine Sparte oder Warengruppe, denn die Käufer konnten einfach mehrere Bestellungen an verschiedene Lieferanten schicken. Die erste Weltausstellung in Amerika war 1853 im Crystal Palace in New York City. Die direkte Kommunikation mit Europa machte auch den transatlantischen Handel einfacher. Das erste Transatlantik-Kabel wurde installiert. Die berühmten amerikanischen Clipper-Schiffe ermöglichten, den Atlantik von New York nach Liverpool in nur 13 Tagen zu überqueren. Die Dampf-Schiffe brachten eine weitere Verbesserung. Doch 1853 zeichnete sich auch eine weitere finanzielle Krise in den USA ab, die die New Yorker Banken im Oktober 1857 traf. Aus dieser Krise entsprang ein erneuertes religiöses Bewusstsein. Vielleicht war es dieser religiöse Trend, den Samuel Bradhurst aufgriff und sich als Verfasser religiöser Schriften hervortat. Weitere Ereignisse, die mit dem Leben von Samuel Bradhurst verbunden waren, war die Eröffnung der Astor Library 1854. Diese noble Bibliothek am Astor Place diente der wirtschaftlichen Bildung der Händler. 94

Die Firma Schieffelin wuchs kontinuierlich und nahm 1853 neue Teilhaber auf. 1854 wurde aufgrund der Geschäftserweiterung ein neuerlicher Umzug notwendig. Schieffelin baute ein sechsstöckiges Gebäude massiv aus Ziegel-Steinen als neues Handels-Haus. Das Gebäude stand in der 170 & 172 William Street an der Ecke zur Beekman Street. Das Haus hatte als Novum feuersichere Kellerräume. Der Umzug in dieses große Gebäude ermöglichte die Einführung der neuen Geschäftssparte Drogerie-Artikel im direkten Laden-Verkauf. Schieffelin war damit einer der ersten Drogerie-Märkte in Amerika, mit hoher Wachstumsrate. 1859 wurde die Geschäftsführung nochmals erweitert. Der Sohn von Samuel Bradhurst, William Henry, und zwei weitere Partner wurden in den Vorstand aufgenommen. Durch die Entdeckung von Petroleum in Amerika erschlossen sich weitere geschäftliche Möglichkeiten. Schieffelin eröffnete ein Büro in Titusville, PA und war die erste Handels-Firma, die Petroleum in New York verkaufte. Das Sklaven-Problem in den Südstaaten mündete 1861 in amerikanischen Bürgerkrieg, der bis 1865 dauerte. Die wirtschaftliche Entwicklung wurde gebremst. Und damit endete die Ära von Schieffelin Brothers & Co unter der Leitung von Samuel Bradhurst. Der Bürgerkrieg hatte auch geschäftliche Auswirkungen. Schieffelin unterhielt viele Geschäftsbeziehungen in den Südstaaten. Die Warenlieferungen waren unterbrochen und offenen Rechnungen wurden nicht mehr beglichen. Nach dem Krieg erholte sich Schieffelin schnell wieder. 1865 gingen alle vier Schieffelin Brüder in den Ruhestand und übergaben die Firmenleitung an William Henry Schieffelin. Der Firmenname wurde in W. H. Schieffelin & Co geändert. Dieser Name bestand von 1865 bis 1894. William Henry leitete die Firma mit drei Partnern. Während seines Ruhestand widmete sich Samuel Bradhurst ganz seinen religiösen Büchern. Er ließ große Auflagen drucken und verkaufte die Bücher günstig mit Preisbindung. Einiger seiner Schriften wurden in andere Sprachen übersetzt. 95

Die Titel seiner Bücher lauteten:        

Message to Ruling Elders, their Office and their Duties (1859) The Foundations of History: A Series of First Things (1863) Milk for Babes: A Bible Catechism (1874) Children's Bread: A Bible Catechism (1874) Words to Christian Teachers (1877) Music in our Churches (1881) The Church in Ephesus and the Presbyterian and Reformed Churches (1884) People's Hymn-Book (1887)

Exkurs: Scheufelen in Württemberg. Während der Jahre um 1855, mit hohem Wachstum bei Schieffelin Brothers & Co in Manhattan, wurde auf der anderen Seite des Atlantiks von Karl Wilhelm Scheufelen in Württemberg eine Papierfabrik gegründet. Karl Wilhelm Scheufelen (1823 - 1902) war Lehrer in Ohmden, einem Dorf bei Weilheim an der Teck. Die Märzrevolution 1848 brachte den Deutschen mit der Frankfurter Nationalversammlung das erste demokratisch gewählte, gesamtdeutsche Parlament. Im März 1849 beschloss die Nationalversammlung eine Volksbewaffnung und deshalb wurde in Kirchheim unter Teck ein Jugendbanner, eine kleine bewaffnete Militär-Einheit, zusammengestellt. Die Frankfurter Nationalversammlung löste sich bereits im Mai 1849 wieder auf, und ein Rumpfparlament tagte noch bis Juni 1849 in Stuttgart. Württembergisches Militär löste dieses Rumpfparlament einige Tage später gewaltsam auf. Das Kirchheimer Jugendbanner hatte die Aufgabe, das Parlament zu schützen und marschierte los. Es kam zu keinen Kampfhandlungen, und das Jugendbanner wurde tags darauf aufgelöst. Als Verantwortlicher für deren Einsatz wurde der Lehrer Karl Scheufelen aus dem Staatsdienst 96

entlassen. Karl musste sich beruflich neu ausrichten und erwarb von der Familie seiner Frau eine marode Papiermühle, die er dann zur rentablen Papierfabrik Scheufelen in Oberlenningen ausbaute. Die Söhne von Karl, Adolf Scheufelen (1864 - 1941) und Heinrich Scheufelen (1866 1948) führten die Papierfabrik weiter. Heinrich war Kunstsammler, der seine Gemälde-Sammlung der Staatsgalerie Stuttgart vermachte. Die Sammlung Scheufelen enthält auch Werke des Nördlinger Malers Hans (2) Scheuffelin. Heinrichs Alterswohnsitz war die Villa Scheufelen in Stuttgart. Das Wohnhaus und das dazugehörige Chauffeurshaus wurden 1936 vom Architekten Kurt Dübbers gebaut. Es ist von einem Park umgeben und befindet sich in bester Hanglage oberhalb des Olgaeck mit Ausblick auf die Stuttgarter Innenstadt. Die Enkel von Karl, Karl Eberhard Scheufelen (1903 - 1992) und Klaus Heinrich Scheufelen (1913 2008) führten das Unternehmen in 3. Generation. Klaus Heinrich arbeitete ab 1942 als Ingenieur in der Heeresversuchsanstalt Peenemünde an der Entwicklung von Flugabwehrraketen. Er wurde als Raketenexperte während der Operation Paperclip in die USA gebracht. Von 1945 bis 1950 war er in einer Gruppe um Wernher von Braun in Fort Bliss, TX im amerikanischen Raketen-Projekt tätig. 1950 kehrte er nach Deutschland zurück und übernahm die Leitung der Papierfabrik. Nach der Brand-Katastrophe der Apollo 1 Mission wurde Klaus Heinrich von der NASA beauftragt, schwer entflammbares Papier zu entwickeln. Dieses Papier wurde in den nachfolgenden Apollo Missionen verwendet.

Sidney Augustus Schieffelin (1818 - 1894) Sidney war der 5. Sohn von Henry Hamilton und Maria Theresa Bradhurst. Er wurde in Manhattan geboren und lebte in Geneva, NY. Er war seit 1858 mit Harriet Anderson Schuyler Schieffelin (1836 - 1882) aus Belleville, NJ verheiratet. Harriet war die Enkeltochter von John Arent Schuyler aus New Barbadoes, NY und Catherin 97

Van Rensselaer. Sie war Urenkel-Tochter von Robert Van Rensselaer. Familie Schuyler kam bereits im 17. Jahrhundert aus Amsterdam nach Amerika. Die Familie ist durch teils mehrfache Verheiratung eng verwandt mit den Familien Van Rensselaer, Livingston und Roosevelt. Bevorzugter Wohnort der Familie war Rensselaerwyck, NY, heute Albany, NY. Das Paar hatte 4 Töchter und 2 Söhne: Caroline Schuyler Schieffelin, Caroline Schuyler Schieffelin Nunn, Alice Van Rensselaer Schieffelin, Henry Hamilton (2) Schieffelin, Harriet Augusta Schieffelin und Schuyler Schieffelin.

Clinton Emanuel Del Pela Schieffelin (1823 - 1884) Clinton war der 1. Sohn von Jakob (4) und Elizabeth Brard Chapman. Er wurde in New York City geboren. Clinton heiratete 1845 Jane L. Walker (1829 - 1916) in Tioga, PA. Jane stammte aus Irland und war im Alter von 4 Jahren mit ihren Eltern nach Amerika gekommen. Das Paar hatte 6 Söhne und 2 Töchter: Edward Lawrence Schieffelin, Albert Eugene Schieffelin, Elizabeth Jane Schieffelin Guirado, Charlotte Schieffelin Dunham, Effingham L. Schieffelin, Charles Lyons Schieffelin, Theodore Schieffelin und Jay L. Schieffelin. Als Clinton gerade 2 Jahre alt war, zog seine Familie für ein Jahr nach Mexiko City. Sein Vater Jacob (4) war im Pharma-Handel tätig. Doch die Familie fühlte sich nicht wohl in Mexiko. Sie gingen nach Manhattan zurück und dann einige Jahre später nach Tioga, PA. In Tioga wuchs Clinton auf der Farm seiner Eltern auf. Im Alter von 20 Jahren begann Clinton, in Tioga in der Holzverarbeitung zu arbeiten. Er lernte Jane Walker kennen, die gerade 16 Jahre alt war, als sie 1845 heirateten. Als 1849 in Kalifornien Gold entdeckt wurde, war es die allgemeine

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Verlockung der jungen Männer des Landes, an der Gold-Suche teilzunehmen. Clinton wurde, wie sein Vater Jacob (4) vom Gold-Rausch angesteckt. Nachdem er zunächst vergeblich in Illinois und Wisconsin gesucht hatte, wollte er nach Kalifornien gehen. Seine Frau Jane war gerade mit Elizabeth schwanger war. Clinton plante, schnell reich zu werden und dann seine Familie nach Kalifornien zu holen. Es kam anders. Mit seinem Schwager Joe Walker zog er durch die Lande. Sie fuhren mit dem Dampfschiff "Pioneer" über Cape Horn durch die Magellan-Straße nach Kalifornien. Der Dampfer streifte bei Chile ein Riff und wurde beschädigt. Die Reise wurde in Panama, Nicaragua und Mexiko unterbrochen, um das Schiff wieder seetauglich zu machen. Clinton wechselte bei San Diego auf den Dampfer "Sea Bird" und kam am 20. August 1852 in San Francisco an. Die Hafeneinfahrt unter der Golden Gate Bridge hindurch, war vielversprechend. Clinton und Joe suchten zunächst im Gebiet des Feather River. Nachrichten über Funde bei Jacksonville und am Rogue River zogen sie ins südliche Oregon. 1853 kauften sie einen Land-Claim entlang des Rogue Rivers. Im selben Jahr gab es im Rogue Valley einen Aufstand der Indianer, und die neuen Siedler organisierten sich, um gegen die Indianer zu kämpfen. Der neue Siedler "Scheff", wie Clinton Schieffelin genannt wurde, machte sich unter den Siedlern nicht beliebt. Er weigerte sich, an den Kämpfen gegen die Indianer teilzunehmen, weil er aus ethischen Gründen keine Menschen töten wollte. Der "Wehrdienst" war zwar freiwillig, doch es wurde von den jungen Männern erwartet, dass sie daran teilnahmen. Um nicht als Verweigerer oder gar Feigling zu gelten, nahm Clinton an den Kämpfen von Hungry Hill teil. Dabei war es für ihn absehbar, dass die Siedler gegen die erdrückende Überzahl der Indianer keine Chance hatten und früh zum Rückzug blasen mussten. Vier Jahre später, 1856, folgten ihm seine Frau Jane und die Kinder Edward, Albert, Elizabeth, Charlotte, Effingham und Charles quer durch

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das Land von Tioga, PA nach San Francisco, CA. Ob Clinton seine Frau und die Kinder in Tioga, wie versprochen, abgeholt hat oder ob sie alleine die Koffer packen und reisen mussten, ist nicht dokumentiert. Als die Familie in San Francisco ankam, war ihr Vater Clinton nicht in der Stadt. Er war bereits wieder, oder immer noch, unterwegs beim Goldsuchen. Bereits 1855 hatte Clinton Farm-Land im Rogue River Valley gekauft, um darauf eine Farm für seine Familie zu errichten. Clinton reiste nach San Francisco, um endlich seine Familie zu treffen. Das Zusammentreffen war hoffentlich herzlich und die Kinder freuten sich schon auf ihr neues Zuhause. Die Familie zog dann bald weiter, wohnte kurze Zeit in Crescent City und reiste dann zur neuen Farm im Rogue River Valley bei der Rock Point Bridge. Die Reise im Winter durch die Berge bis zu ihrer Farm war beschwerlich. Die Schieffelins am Rogue River wurden als liebevolle und stark miteinander verbundene Familie beschrieben. Sie verdienten sich den Respekt und die Bewunderung der anderen Familien im Rogue Valley. Clinton und Jane wurden als fleißig, fromm und gesellig beschrieben. Ihre Kinder waren sehr beliebt im Tal, und tauchten immer mal wieder in den lokalen Zeitungen auf. In fortgeschrittenem Alter versuchte sich Clinton als republikanischer Politiker im Jackson County. Nachdem er in zwei Wahlen seinem demokratischen Gegner unterlegen war, ging er zurück auf seine Farm und half seiner Frau Jane beim Erziehen der vielen Kinder. Als alle Kinder aus dem Haus waren, schrieb eine Zeitung: "Die Kinder der Schieffelins paddeln jetzt mit ihren eigenen Kanus, und sie paddeln gut." Clinton führte ein rastloses Leben in den Weiten des Westens der USA. Dieses Leben hatte sich bereits bei seinem Vater Jacob (4) abgezeichnet und setzte sich mit seinen Söhnen Edward Lawrence und Albert Eugene fort. Ob er wirklich glücklich war, wissen wir nicht. 100

Bradhurst Schieffelin (1824 - 1909) Bradhurst war der 7. Sohn von Henry Hamilton und Maria Theresa Bradhurst. Er wurde in New York City geboren und wuchs dort auf. Bradhurst und heiratete in 1. Ehe Elenor McGinn (1828 - ??). Das Paar hatte eine Tochter: Laura Gertrude Schieffelin (1853 - ??). Bradhurst arbeitete mit seinem Bruder bei Schieffelin Brothers & Co. 1860 führten sie Petroleum in Amerika ein. 1865 wurde die Firmenleitung an William Henry Schieffelin übergeben, und Bradhurst war noch bis 1877 in der Firma aktiv. Wegen seiner exzentrischen Ideen wurde arrangiert, dass er weiterhin ein jährliches Gehalt bezog und die Firma W. H. Schieffelin & Co verließ. Bradhurst war ein politischer Aktivist. Er engagierte sich für ein gerechteres Wahlrecht. Während des amerikanischen Bürgerkriegs organisierte er ein Komitee bekannter Persönlichkeiten zur Unterstützung von Präsident Lincoln. Während der Finanzkrise nach dem Bürgerkrieg engagierte er sich in der Diakonie. Er finanzierte für tausende arme Menschen Essen und Decken. Außerdem gründete er die Bread and Shelter Society, die mittelose Menschen auf dem Land ansiedelte, wo sie sich selbst versorgen konnten. Bradhurst reichte mithilfe von Roscoe Conkling eine Petition im Kongress ein, die verhindern wollte, dass öffentliche Mittel für religiöse Einrichtungen verwendet werden, und er unterstützte die People's Party. Er war davon überzeugt, dass eine Republik nicht dauerhaft existieren konnte, wenn sich das Vermögen in der Hand von wenigen befand. Er favorisierte auch eine limitierte Vererbung von Vermögen. 1883 wurde er von der People's Party des 10. Bezirks in New York als Kandidat für das Amt eines Senators vorgeschlagen. Bradhurst setzte ein kleines Vermögen in den "Sand", als er den kommunistischen Zeitungs-Verlag Metropolitan Publishing Company finanziell unterstützte und der Verlag später pleiteging. Ab 1884 war Bradhurst immer wieder in den Schlagzeilen. Auch im Privatleben schien ihm das Glück versagt. Er wurde verhaftet, weil er angeblich die 101

Hochzeits-Kosten für seine 3. Hochzeit mit Lucy Cady Dodge Schieffelin nicht bezahlen konnte. Die Zeitungen verfassten reißerische Artikel darüber, dass ein Mitglied aus einer der wohlhabendsten New Yorker Familien seine Hochzeitskosten nicht begleichen konnte. Sein älterer Bruder Samuel Bradhurst musste vor Gericht bezeugen, dass Bradhurst kein Geld mehr habe. Samuel sagte, dass Bradhurst von der Zuwendung seiner Brüder lebe. Die Brüder hätten sogar einen Fund für Bradhursts Tochter angelegt. Lucy war ebenfalls in den Schlagzeilen, weil sie angeblich Bigamie betrieb, als sie mit Bradhurst in 3. Ehe verheiratet war, ohne rechtmäßige Scheidung von ihrem 2. Ehemann. Die 1. Ehefrau von Bradhurst stammte aus einfachen Verhältnissen und starb kurz nach der Geburt ihres 2. Kindes. Seine 2. Ehefrau stammte aus FranzösischKanada und verstarb nach einigen Jahren unter mysteriösen Umständen. In fortgeschrittenem Alter heiratete Bradhurst dann die junge, attraktive Lucy Cady Dodge aus Montpelier, VT. Er hatte sie bei ihrem Vortrag über "Spiritualismus" kennengelernt. Die Ehegeschichten von Lucy waren nicht besser. Der erste Mann verstarb jung. Ihr 2. Ehemann hatte sich in den Westen aufgemacht. 1884 meldete er sich zurück und behauptete, Lucy sei nicht von ihm geschieden worden. Lucy wurde verhaftet und musste einige Zeit im Gefängnis zubringen, weil Bradhurst kein Geld für eine Kautions-Zahlung hatte. Über die Verhaftung wurde ausführlich in den Zeitungen berichtet. Lucy wurde letztlich freigesprochen, weil sie angeblich gar nicht rechtmäßig verheiratet war. Bradhurst und Lucy wohnten in Bradhursts Villa in North Long Branch südlich von New York City. Bradhurst hatte wohl sein ganzes Vermögen in wohltätige und "kommunistische" Projekte gesteckt. Seine Brüder und Neffen von Schieffelin & Co waren über seine Skandale sicherlich not amused. Seine Gehaltszahlung wurde auf ein Viertel gekürzt und sollten erst dann wieder erhöht werden, wenn er sich von Lucy trennte. Wir wissen nicht ob er ihr, und sie ihm treu blieb. 102

Eugene Schieffelin (1827 - 1906) Eugene war der 8. Sohn von Henry Hamilton und Maria Theresa Bradhurst. Er war seit 1858 mit Catherine Tonnele Hall Schieffelin (ca. 1835 - 1910) aus Manhattan verheiratet. Das Paar lebte in Newport, Rhode Island und hatte keine Kinder. Böse Zunge sagen, man müsse in Nordamerika nur in den Himmel schauen, um die lebendigen, millionenfachen Nachfahren von Eugene zu sehen. Angeblich war Eugene ein stiller, unscheinbarer Mann. Während seine Verwandten ein aufregendes Leben führten, für Schlagzeilen sorgten, Geschäfte machten und Interviews in der New York Times gaben, arbeitete Eugene für die Pharmafirma seiner Familie, nahm an Versammlungen der New York Zoological Society teil - und las Shakespeare. Doch diese Kombination führte Eugene auf gefährliche Pfade. Im Zuge der Globalisierung im 19. Jahrhundert, fingen die Europäer an, Tiere und Pflanzen über Kontinente zu transferieren. Das hatte oft wirtschaftliche Gründe. In der Karibik wurden tropische Pflanzen aus den anderen Teile des britischen und französischen Empires eingeführt. 1854 war in Paris die Société zoologique d'acclimatation gegründet. Sie drängte die Regierung, fremde Tiere einzuführen, zur Nahrungsmittelproduktion oder um Schädlinge zu bekämpfen. Das Beispiel machte Schule, und 1877 wurde in den USA die American Acclimatization Society gegründet. Eugene trat der Vereinigung bei und wurde bald ihr Vorsitzender. Es wurde behauptet, Eugene sei ein Verehrer von Shakespeare gewesen und wollte deshalb alle Vogelarten in den USA einführen, die der Dichter in seinen Werken vorkommen ließ. William Cullen Bryant war ein Bewunderer der Schieffelins. Er schrieb das Gedicht "The Old-World Sparrow", nachdem er einen Abend mit Eugene und seinem Neffen William Henry verbracht hatte. William Henry soll an diesem Abend einige Spatzen in seinem Hof freigelassen haben. Und Eugene soll ihn dazu angestiftet haben. Bald darauf waren die Spatzen in der Neuen Welt nicht mehr willkommen. Bereits 1881 schrieb Fred Marter ein Anti-Gedicht. Es endet 103

mit "This Old-World sparrow is a terrible fraud." Es wurde auch behauptet, Eugene hätte Shakespeare nicht richtig verstanden. In "Heinrich IV" soll ein Star, der sprechen kann, den König verrückt machen. Am 6. März 1890 ließ Eugene 80 europäische Stare im Central Park frei. Sie überlebten und verbreiteten sich auf dem gesamten Kontinent. 1928 tauchten Stare am Mississippi und 1942 in Kalifornien auf. Heute wird ihre Anzahl in Amerika auf 200 Millionen geschätzt. Sie treten häufig in Scharen zu Millionen Vögel auf und fügen der Landwirtschaft großen Schaden zu. Eine Wolke aus Staren kann an einem Tag viele Tonnen Kartoffeln verschlingen. Außerdem sind sie für gefährliche Krankheiten verantwortlich. Die Farmer haben alles versucht, die Tiere loszuwerden, doch bis heute ohne Erfolg. 1960 stürzte ein Verkehrsflugzeug kurz nach dem Start in Boston ab, weil es in eine Wolke aus 10.000 Staren geflogen war, die seine Triebwerke blockierten. Zu spät schlug die Regierung 1898 Alarm und verabschiedete 1900 den Lacey Act, um den Import gefährlicher Spezies zu kontrollieren. Sicher würde Shakespeare heute sagen: "Was hast Du angerichtet, Eugene?" Eugene wohnte in seinen späteren Jahren im Hartshorn Cottage in der Harrison Avenue, einer beliebten Villen-Siedlung in Newport, RI. Catherine war die 2. Tochter von Valentine Gill Hall (1797 - 1880) und Susan Tonnele Hall (1806 - 1884). Sie war die Schwester von Valentine Gill Hall, Jr. (1834 - 1880), die Schwägerin von Mary Livingston Ludlow Hall (1843 - 1919) und damit die Tante von Anna Rebecca Hall Roosevelt (1863 - 1892). Anna Rebecca Hall Roosevelt und ihr Mann Elliott Bulloch Roosevelt (1860 - 1894) sind leider 1892 und 1894 sehr jung verstorben. Deshalb wurde ihre Tochter Anna Eleanor Roosevelt (1884 - 1962), First Lady des 32. US Präsidenten Franklin Delano Roosevelt (1882 - 1945), von ihrer Großmutter Mary Livingston Ludlow Hall erzogen. Elliott Bulloch Roosevelt war der jüngere Bruder des 26. US Präsidenten Theodore Roosevelt (1858 - 1919). Nie waren die 104

Schieffelin so nah mit der US-Politik wie Anfang des 20. Jahrhunderts mit den Roosevelt. Über Catherine Tonnele Hall ist wenig bekannt. Ist sie auch in Irland geboren, wie von ihrem Bruder Valentine Gill Hall, Jr. behauptet wurde? Ihre Eltern waren angeblich irische Einwanderer. Vielleicht wurde das in der Familie ähnlich zurückhaltend behandelt, wie bei den Roosevelts in Bezug auf ihren Bruder.

George Richard Schieffelin (1836 - 1910) George Richard war der 1. Sohn von Richard Lawrence Schieffelin und Margaret Helen McKay. George Richard studierte wie sein Vater Richard Jura am Columbia College in Manhattan. Er beendet sein Studium 1855. Einer seiner Lehrer war Augustus Schell, ein Anwalt, Politiker und Collector of the Port of New York. George Richard lernte drei Jahre in Schells Büro. Danach machte er sich selbständig und wurde ein bekannter New Yorker Anwalt. Richard heiratete 1866 Julia Matilda Delaplaine (1841 - 1915). Julia war die Enkeltochter des Händlers John Ferris Delaplaine (1786- 1854) und Tochter von Isaac Clason Delaplaine (1817 - 1866). Isaac war Abgeordneter im Repräsentantenhaus. Die hugenottische Familie "De la Plaine" stammte aus Bressuire, Poitou-Charentes, südöstlich von Nantes in Frankreich. Nicholas de la Plaine war 1657 nach New York geflüchtet. Das Paar hatte 4 Töchter und einen Sohn: Julia Florence Schieffelin Ismay, Margaret Helen Schieffelin Trevor, Matilda Constance Schieffelin Ismay, Sarah Dorothy Schieffelin und George Richard Delaplaine Schieffelin. Zwei der Töchter haben die Ismay-Brüder geheiratet. George engagierte sich in vielen Bereichen. Er war Mitglied in der Society of War 1812, Sekretär der New York Historical Society, Mitglied im Colonial Order und Kirchenmann von St. Mary's. Bevor die Eisenbahn auf Long Island ab 1870 die östlichen Orte erreichte, war 105

Southampton ein kleiner idyllischer Ort an einem traumhaften, unberührten Strand. In dem beschaulichen Ort wohnten einige alte Walfänger-Familien. Doch der Walfang war nicht mehr lukrativ und so suchte der schöne Ort an der Küste nach neuen Einnahmequellen. George Richard besuchte Southampton zunächst in sportlicher Absicht. Die Gegend war bekannt für seine Wildenten. Und das Entenschießen war beliebte Freizeitbeschäftigung. Dafür nahm er auch die 4-stündige Fahrt mit der Post-Kutsche von Manhattan nach Southampton in Kauf. Er war so beeindruckt von der Schönheit des Ortes und der Lage am Meer, dass er bald einige Grundstücke erwarb, die später zu einer noblen Villengegend wurde. George war ab 1880 einer der Gründer der Feriensiedlung New Southampton, Long Island. Seine Eltern hatten südlich von Southampton das Ferienhaus Bonnie Brae erbaut. Dieses Haus hatte Georg geerbt und im Mai 1893 an seine Schwester Helen Margaret verkauft. George war Präsident der Village Improvement Society, die sich um den Ausbau und Erhalt der Feriensiedlung kümmerte. In Southampton war er in der Gemeinde der St. Andrew's Dune Church aktiv und Präsident des Southampton Club. Die Villenkolonie in Southampton konnte sich lange ihren sportlichen Charme bewahren. Die Pioniere der Villenkolonie stammten überwiegend aus der oberen Mittelschicht und waren Banker, Anwälte und Ärzte.

Helen Margaret Schieffelin Chisolm (1841 - 1896) Helen war die 1. Tochter von Richard Lawrence Schieffelin und Margaret Helen McKay. Sie war in erster Ehe mit William Irving Graham verheiratet, der 1871 verstarb. Sie hatte zwei Töchter aus 1. Ehe. In 2. Ehe heiratete sie 1875 Alexander Robert Chisolm (1834 - 1910).

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Das Paar hatte einen Sohn: Richard Schieffelin Chisolm, geboren 1876. Die Familie wohnt in der 48th Street in Manhattan und in Morristown, NJ. Helen kaufte 1893 von ihrem älteren Bruder George Richard das Ferienhaus "Bonnie Brae" in Southampton. Die Familie besaß damit zwei schöne Landhäuser. Sie bewohnte häufig das Landhaus der Chisolms in Morristown, NJ. Das Ferienhaus der Schieffelins am "Teich", dem Agawam-See auf Long Island, wurde ab 1890 von der Familie vernachlässigt. Vielleicht lag das an der größeren Entfernung von Manhattan. Colonel Alexander Robert Chisolm war ein Offizier der Konföderation der Südstaaten und "vertraulicher Freund" von General Beauregard. Alexander wurde 1834 in Beaufort, South Carolina, geboren. Im Alter von 2 Jahren verloren er und seine Schwester den Vater. 2 Jahre darauf starb ihre Mutter, nachdem sie auf einer Reise nach New York von einem Pferd geworfen wurde. Die Waisenkinder wuchsen bei einer Tante in New York auf. Mit 18 Jahren kehrte Alexander und seine Schwester nach South Carolina zurück. Sie wollten ihr Erbe antreten, eine Baumwoll-Plantage und 250 Sklaven. Alexander gefiel sich als Plantagen-Besitzer und reiste zwischendurch nach Europa. 1861 wurde Alexander Chisolm von South Carolina aufgefordert, seine Sklaven für den Bau einer Befestigung auf Morris Island zur Verfügung zu stellen. Alexander wurde im Laufe der Jahre Vertrauter von General Beauregard und schrieb dessen Notizen und Befehle auf. Er war bei den Verhandlungen mit General Johnston und Sherman in Greensboro, NC anwesend und nahm an den Schlachten von Fort Sumter und Shiloh teil. Nach dem Krieg reiste Alexander nach Washington, DC, traf sich mit Präsident Johnson und ersuchte als erster Offizier der Konföderation seine Begnadigung. Er verkaufte seine Plantage in Beaufort und begann, in Charleston als Schiffshändler zu arbeiten. In New York war er als Kommandant des Confederate Veterans Camp tätig.

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Die 3. Generation nach Jacob (3) Schieffelin

William Henry Schieffelin (1836 - 1895) William Henry war der 1. Sohn von Samuel Bradhurst Schieffelin (1811 - 1900) und Lucretia Hazard Schieffelin (1816 - 1899). William war seit 1863 mit Mary B. Jay Schieffelin (1846 - 1916) verheiratet. Das Paar hatte eine Tochter und 4 Söhne: Eleanor Jay Schieffelin Taft, William Jay Schieffelin, Samuel Bradhurst Schieffelin, John Jay (3) Schieffelin und Geoffrey Schieffelin. Die Familie wohnte in der 242 East 15th Street am Stuyvesant Square in Manhattan und besuchte vermutlich in den Sommermonaten das Anwesen der Jays in Bedford, NY, das heutige John Jay Homestead.

242 East 15th Street am Stuyvesant Square. Wohnhaus von William Henry und Mary Jay Schieffelin. [13] 108

Mary B. Jay stammte in der 3. Generation von John Jay (1). Sie war die Tochter von John Jay (2) und Eleanor Kingsland Field. Ihre Vorfahren stammten unter anderen aus den Familien Jay, Hazard und Burling. Sie war also entfernt verwandt mit Hannah Lawrence, die ebenfalls von den Burling abstammte. Mary B. Jay war das 3. Kind von John Jay (2). Ihr Vater war im diplomatischen Dienst der USA tätig. Ihre Geschwister waren ebenfalls interessant verheiratet: Eleanor Jay Chapman (1839 - 1883) war mit Henry Grafton Chapman, Jr. verheiratet, William Jay (1841 - 1915) war mit Lucie Oelrichs und Anna Jay (1849 - 1925) war mit Hans Luther von Schweinitz verheiratet. Der Enkelsohn von Anne Jay, Adam von Trott zu Solz, war ein Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus, Mitglied des Kreisauer Kreis und wurde nach dem 20. Juli 1944 in Berlin-Plötzensee ermordet. William Henry Schieffelin stieg mit 24 Jahren 1860 in die Firma Schieffelin ein. Er führte die Firma in einer Linie der Nachfolger von Jacob (3) in der 4. Generation. Die Firmenadresse war jetzt die 170 und 172 William Street an der Ecke zur Beekman Street in Manhattan. Während des Bürgerkriegs 1862 musste William Henry Schieffelin mit seinem 7. New Yorker Regiment an die Front. In Baltimore ließ er sein Regiment zurück, da er den Auftrag erhielt, als Major der 1st New York Mounted Rifles Männer für den Kriegsdienst anzuwerben. Mit seinen mehr als 400 Männern diente er von 1863 bis 1864 unter dem Generälen Wool und Longstreet bei der Belagerung von Suffolk, VA. Während seines einjährigen Einsatzes kam es fast täglich zu Gefechten. Dennoch blieb William Henry während seines Militäreinsatzes im Vorstand der Firma Schieffelin. Nach dem Bürgerkrieg begann eine lange Periode wirtschaftlicher Prosperität unter der Präsidentschaft von Lincoln. 1865 zog sich sein Vater Samuel Bradhurst aus der Firma zurück. Samuel hatte die Firma zusammen mit seinen 3 Brüdern von 1849 bis 1865 geleitet. Im selben Jahr 1865 war Williams Großvater Henry Hamilton gestorben. William Henry übernahm die Leitung der Firma Schieffelin als seinerzeit größtes Pharmazie-Handelsunternehmen 109

der USA. William Henry führte die Firma zunächst mit drei Partnern, darunter William Newton (2) Clark. William Newton (2) Clark war ein Cousin von William Henry, der Sohn von Mary Theresa Schieffelin Clark. Die Firma wurde in W. H. Schieffelin & Co umbenannt. Dieser Name bestand von 1865 bis 1894. Im Jahr 1875 konnte Schieffelin wieder einen Konkurrenten übernehmen. Sie übernahmen das Geschäft von A. B. Sands & Co und kauften deren Lagerbestand. 1880 wurden unter der Führung von William Henry zwei weitere Partner aufgenommen. In den 1880er Jahren vertrieb Schieffelin erstmalig und exklusiv folgende Pharmaka: Phenacetine, Salol, Sulfonal, Aristol, Veronal, Heroin und Aspirin. Unter der Leitung von William Henry richtete Schieffelin 1882 ein Labor für chemische und pharmazeutische Stoffe ein. Das Labor war eines der modernsten der USA. Einige Apparate und Maschinen waren eigens von Mitarbeitern erfunden worden. Die chemischen Stoffe und Pflanzen wurden aus aller Welt geliefert. Das Labor befand sich zuerst auf einem Grundstück in Manhattan, das in einen öffentlichen Park umgewandelt werden sollte. Deshalb entschied sich Schieffelin für einen modernen Neubau und kaufte ein Grundstück nördliche des Harlem River. Die 3-stöckigen Labor-Gebäude entstanden um 1894 am Southern Boulevard, der St. Ann's Avenue und Bond Street in Manhattan. Die Dachleisten zierte der Schriftzug: "Drug Mills - W. H. Schieffelin & Co - Laboratory". 1890 nahm William Henry seinen Sohn William Jay Schieffelin und seinen Cousin Henry Schieffelin Clark (1862 - ??) in die Firma auf. Henry Schieffelin Clark war der Sohn von William Newton (2) Clark. W. H. Schieffelin & Co führte als erstes Unternehmen synthetische Drogen für die Medizin in Amerika ein. Schieffelin hatte vom deutschen Pharma-Hersteller Bayer, vormals "Farbenfabriken", das Recht erhalten, Heroin und Aspirin in den USA zu vertreiben. Die Firma beschäftigte gut ausgebildete Chemiker und lieferte Beiträge in wissenschaftlichen Journalen. Und Schieffelin unterhielt Vertriebsgesellschaften in Chicago, San Francisco und London. 110

1894 feierte die Firma Schieffelin ihr hundertjähriges Bestehen. Sie war sehr stolz auf ihre lange Tradition und veröffentlichte eine Festschrift: "Schieffelin & Co: One Hundred Years in Business. 1794 - 1894". Ein Abriss über die Entwicklung der Chemie und Pharmazie im 19. Jahrhundert zeigte auf, welchen Fortschritt die Forschung und Entwicklung erreicht hatte. Die Firma Schieffelin hat wesentlich dazu beigetragen, dass die Pharmazie in den USA diesen hervorragenden Stand erreichte. William Henry war Mitglied der Kirchen-Gemeinde von St. George's am Stuyvesant Square und in verschiedenen Clubs. Er war unter anderem Präsident von Fisher Island Sportsman's und Mitglied im Union League Club. William Henry und Mary B. Jay Schieffelin wurden beide in Bedfort, NY beigesetzt, was auf eine enge Beziehung zur Familie Jay schließen lässt.

Mary Theresa Bradhurst Schieffelin Dodge (1840 - 1910) Mary war die 2. Tochter von Samuel Bradhurst Schieffelin und Lucretia Hazard Schieffelin. Sie lebte in Manhattan. Mary war mit Charles Cleveland Dodge (1841 - 1910) verheiratet. Das Paar hatte einen Sohn und eine Tochter: Charles Stuart Dodge (1864 - 1948) und Mary Ethel Cleveland Dodge Sanger (1869 - 1952). Charles Cleveland Dodge nahm als Brigade-General am Civil War teil. Ihr Sohn Charles Stuart Dodge (1864 - 1948) war Vorstandsmitglied bei Schieffelin & Co und arbeitete eng mit seinem Cousin William Jay Schieffelin (1866 - 1955) zusammen. Charles Stuart ruderte 1884 im Yale-Team siegreich gegen das Team von Harvard. Er hatte 1885 sein Studium in Yale abgeschlossen. Charles Stuart Dodge war ein Cousin von Cleveland E. Dodge, dem Vize-Präsident der Phelps Dodge Corporation. Charles Stuart Dodge war mit Flora Bigelow verheiratet und hatte 2 Kinder: Lucie Bigelow Rosen in Katonah, NY und John Bigelow Dodge in London, England. Das Paar ließ sich scheiden, und 111

Flora Bigelow heirate in England ein zweites Mal. Durch diese Heirat bestand eine Verwandtschaft mit Winston Churchill. Ihre Tochter Lucie Bigelow Rosen blieb in New York und ihr Sohn John Bigelow Dodge wuchs in England auf. John Bigelow Dodge (1894 - 1960), Enkelsohn von Mary Theresa, wurde britischer Staatsbürger und nahm für England an beiden Weltkriegen teil. Im WW1 wurde er von Churchill beauftragt, in einer Elite-Einheit an der Gallipoli Campaign am Bosporus teilzunehmen, wo er verwundet wurde. Im WW2 wurde er 1939 als Major in den Krieg geschickt und 1940 von Deutschen gefangen genommen. John kam ins Konzentrationslager Sachsenhausen. Er konnte während des "Great Escape" fliehen, wurde aber nach einem Monat wieder gefangen genommen. Von hohen deutschen Militärs in Berlin wurde ihm Ende WW2 angetragen, als Gesandter für FriedensVerhandlungen mit England und Amerika zu fungieren. John kam frei und konnte über Schweiz nach England reisen. Er traf Winston Churchill, der jedoch das Angebot der Deutschen abschlug. Sein weiteres Leben verbrachte John als Politiker in London. Lucie Bigelow Dodge Rosen (1890 - 1968), Enkeltochter von Mary Theresa, war seit 1914 mit dem aus Berlin stammenden, jüdischen Anwalt und Investment-Banker Walter Tower Rosen (1876 - 1951) verheiratet. Walter war 1901 der jüngste Abgänger seines Jahres an der Harvard University und ein virtuoser Pianist. Lucie war ebenfalls Musikerin. Das Paar wohnte in dem Stadthaus in der 35 West 54th Street, dem Rockefeller Block in Manhattan. 1929 schlug Lucie ihrem Mann Walter vor, dass im Sommer "a little place on the country would be nice". Zehn Jahre später war ihr SommerDominizil Caramoor fertig. Das Paar hatte einen Sohn und eine Tochter: Walter Bigelow Rosen (1915 - 1944) und Anne Bigelow Stern (1917 2009). Lucie und Walter gründete das Caramoor Summer Music Festival in Katonah, NY. Sie stifteten 1945 eine Villa mit Parkfläche in mediterranem Stil und das Festival zum Andenken an ihren Sohn Walter, der im WW2 umgekommen war. Im Park befindet sich das Rosen House, ein spa-

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nischer Hof und ein venezianisches Theater mit Zeltüberdachung. Das lebendige Festival präsentiert jährlich Bel Canto Opera, Orchester-Musik und Jazz. Walter Bigelow Rosen, Ur-Enkelsohn von Mary Theresa, kam 1944 in England bei einem Militär-Einsatz ums Leben. Walter hatte von 1933 bis 1937 an der Harvard University studiert und ab 1938 Jura an der Yale University. Als er sich 1941 bei der Air Force für den Dienst einschrieb, gab er an, "Aviation Student" zu sein. Vielleicht hatte er in Yale Flugschulungen erhalten, denn er hatte bereits 200 Flugstunden gesammelt. 1943 galt Walter als "Pilot Special Group" und wurde nach England zum Bomber-Einsatz über Deutschland versetzt. Der viermotorige Halifax-Bomber war am 17. August 1944 um 02:00 Uhr von seinem Einsatz über Kiel nach Lissett in England zurückgekehrt. Vermutlich hatte die deutsche Flugabwehr, vom Piloten unbemerkt, das Hydraulik-System des Bombers beschädigt, als die Maschine seine Tonnen-schwere Fracht über dem Kieler Hafen abwarf. Das Fahrwerk funktionierte nicht mehr ordnungsgemäß, und die Maschine zerbrach kurz nach dem Aufsetzen auf der Landebahn.

Edward Lawrence (2) Schieffelin (1847 - 1907) Edward war der 1. Sohn von Clinton Emanuel Schieffelin und Jane L. Walker. Er wurde in Tioga, PA geboren. Sein Vater Clinton hatte sich in den Westen aufgemacht und eine Farm am Rogue River im südlichen Oregon gekauft. Als Edward 10 Jahre alt war, zog seine Mutter mit ihren Kindern ebenfalls von Tioga, PA nach Oregon. Edward hatte kein Interesse an der Landwirtschaft und Viehzucht. Stattdessen zog er in die Berge des Umlands und wollte Entdeckungen machen. Deshalb sah man ihn mit Hacke, Schaufel und Goldpfanne über Hügel und durch Schluchten wandern. Er durchsiebte die Sandablagerungen des Rogue River, auf der Suche nach Edelmetall und grub in den Bergen nach Erz-

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Schichten. Mit 13 Jahren kannte er jeden Stein in der näheren Umgebung der Farm. Er baute eine Wasserrutsche, um das Wasser des Flusses zu einer Erdschicht zu leiten, von der er hoffte, etwas darin zu finden. Er wurde enttäuscht. Edward las in Büchern über berühmte Gold-Mienen. Mit 17 Jahren machte sich Edward als Goldgräber alleine auf den Weg. Er sammelte Erfahrung im Bergbau in Nevada und lernte, einer Erz-Ader sowohl an der Oberfläche als auch unterirdisch zu folgen. Mit einundzwanzig Jahren schrieb er 1869 in sein Tagebuch: "Ich möchte von Rogue River weggehen und überall da suchen, wo Schätze zu finden sind. Es ist mir nicht wichtig, reich zu werden, da ich ein Vermögen ohnehin nicht lange behalten würde. Ich mag vielmehr das Abenteuer und hoffe, das Gold der Erde zu finden." Edward suchte im Surprise Valley in Nevada und im Salt Lake District in Utah. In seinen Erinnerungen erzählte Edward von einer gemeinsamen Wanderung mit einem Mormonen, der ins südliche Utah unterwegs war. Sie kamen an Mountain Meadows vorbei und sprachen über das Massaker, das die Mormonen an durchziehenden Siedlern verübt hatten. Der junge Mormone gab sich als heimlicher Gegner der Sekte zu erkennen und erzählte Edward viele Details der grausamen Taten. Edward hielt es nicht für möglich, dass Menschen anderen Menschen solche Barbarei antun könnten. In der kältesten Jahreszeit zog Edward durch Idaho. Da hatte er bald genug davon, wahllos an schlammigen Flussufern zu waten und zog weiter zum Grand Canyon und nach Texas. Zwischenzeitlich wurde er schwer krank und musste nach Hause zur Farm seiner Eltern im Rogue Valley. Nach 3 Wochen war er auskuriert, lieh sich neues Geld von seinem Vater und zog los, diesmal nach Arizona, ins Death Valley und nach Kalifornien. Edward wurde 1876 von einem Freund folgendermaßen beschrieben:

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"Schieffelin war der seltsamste Mensch, den ich je getroffen habe. Er war 2 Meter groß, hatte langes, schwarzes Haar, das ihm weit über die Schulter hinunter hing und einen langen Bart, der ewig nicht mehr rasiert wurde. Der Bart bestand aus ungekämmten Knoten und verfilzten Haaren. Er trug Kleider, die aus Fellen von Rehen, Cord-Stoff und Flanell zusammengenäht oder geflickt waren. Sein Schlapphut war mit Kaninchenfell ausgebessert, und nichts erinnerte mehr an einen Hut." Edward soll auch ein Fell von einem Grizzlybären getragen haben. Ein anderer Freund beschrieb Edward so: "Ed war ein Pionier-Prospektor, Grenzgänger, Bergsteiger und Pfadfinder. Fast 2 Meter groß, ehrlich, offenherzig, tapfer wie ein Löwe und seine fast hundert Kilo Gewicht leicht tragend. Ein breitschultriger, starkgliedriger und hilfsbereiter Mann." Edward war also kein gieriger, rücksichtsloser Goldsucher, sondern ein "Naturbursche" und Gentleman zugleich. Edward hatte etwas von einem amerikanischen Herakles: Groß, stark, schwer, mit Fellen bekleidet, sein langes Gewehr auf der Schulter und immer auf der Suche nach dem Gold der Erde. Dabei durchquerte er zum Ruhme seiner Eltern immer wieder das ganze Land und kehrte nach getaner Arbeit zur Farm am Rogue River zurück. Die Gold-Suche war ein mühseliges Geschäft: 14 lange Jahre hatte Edward kein Goldsucher-Glück. Im Januar 1877 zog er wieder einmal nach Arizona los. Nachdem er erfolglos im Grand Canyon Gebiet gesucht hatte, schloss er sich einer Gruppe von Spähern an, die im Apachen-Gebiet im südlichen Arizona patrouillierten. Edward ließ er sich bei der Armee als Indian Scout anstellen, um gegen die Apachen zu kämpfen. Er betreute das Gebiet am San Pedro Fluss, ein paar Kilo-

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meter von Geronimo und operierte von Camp Huachuca aus. Die Gegend war gefährlich. Die Chiricahua-Apachen waren nicht zimperlich und ihr Häuptling Cochise hatte sein Lager nur wenige Meilen entfernt. Ein deutscher Goldsucher war bereits von den Apachen getötet worden, und es folgten weitere. Die Arizona Scouts hielten sich fern von dieser Gegend. Edward wurde immer wieder gewarnt, alleine Erkundungen in diesem Gebiet zu machen. Als Edwards Kamerad bei der Armee, Al Sieber, von seinem Vorhaben erfuhr, in diesem Gebiet nach Erz-Gesteinen zu suchen, sagte er zu ihm: "Den einzigen Stein, den du hier finden wirst, ist dein eigener Grabstein." Doch Edward gab nicht auf. Er hatte die Wüste von Nevada und Arizona bei glühender Hitze und bei Schnee durchquert. Er war halb vertrocknet, von der Sonne verbrannt und in den kalten Nächten blau gefroren. Das alles machte ihm nichts aus. Er hatte auch keine Angst davor, durch Indianer einen grausamen Tod zu erleiden. Er fühlte sich sicher, denn er konnte ihre Spuren lesen. Edward war nur noch 30 Meilen von der Grenze zu Mexiko entfernt, als er eine seltsame geologische Gesteinsformation sah. Er schlug mit seiner Spitzhacke in das schwarze Erz. Er schaufelte die obere Erdschicht weg und entdeckte eine Strähne aus fast reinem Silber. Er traute seinen Augen nicht. Es war unglaublich, er hatte seinen Schatz gefunden! Später beschrieb Edward die ErzAder so: "Eine dünne, unscheinbare Ader in einer Granit-Formation weitete und verdickte sich in mehrere Schichten genau an der Stelle, an der ein Felsen senkrecht auf der Oberfläche stand. Der Felsen erinnerte ein wenig an einen Grabstein." Er stapelte einige Steine aufeinander, um die Stelle zu markieren und später wiederzufinden. 116

Tombstone, Arizona heute. [14] Edward meldete seinen Fund und nannte die Miene Tombstone. Er hatte einige Proben mitgebracht, doch es war kein Prüfbüro in Tucson, AZ. Er zeigte allen seine Proben, doch sie wurden für wertlos gehalten. Bis zum Herbst 1877 verbrachte Edward ohne Geld, Freunde und Proviant in Tucson. Dann wollte Edward seinen Bruder Albert suchen. Er reiste vierhundert Meilen nach Signal, AZ im Norden Arizonas. Zwischendurch musste er die Reise für Wochen unterbrechen, um etwas Geld zu verdienen. Als er im Februar 1878 in den McCracken-Mienen ankam, war Edward völlig pleite und zerlumpt. Sein Bruder Albert erkannte ihn kaum. Albert freute sich, Edward zu sehen, doch er war nicht bereit, seinen festen Job aufzugeben und das schwer verdiente Geld in ein riskantes Bergbau-Projekt mit Edward zu stecken. Edward blieb nichts übrig, als selbst in den McCracken-Mienen zu arbeiten. Er ließ seine mitgebrachten Proben in der Miene analysieren, doch sie wurden für Blei-Erz gehalten. Nachdem er noch weitere Analysen durchführen ließ und keine positive Antwort erhielt, warf er nahezu alle Proben weg. Bei drei Proben entschied er sich jedoch, sie zu behalten. Einige Zeit später lernte er Richard Gird kennen, der als Experte für Gesteinsproben galt und als Bergbau-Ingenieur in der Miene bei Signal, AZ arbeitete. Die zwei Männer verstanden sich sofort. Edward gab Gird seine letzten drei Proben. Da es fremdes Gesteinsmaterial 117

war, mussten sie das Silber mit einem neuen Verfahren aus dem Gestein lösen. Einige Tage später sagte ihm Gird, dass er den Silbergehalt der Proben auf 9.000,- Dollar Silber pro Tonne Gestein schätzte. Auch Albert war jetzt überzeugt, mit nach "Tombstone" zu reisen. Die 3 Männer hatten es eilig. Sie fuhren mit einem Wagen und Proviant nach Tombstone zurück. Dabei wählten sie den schnellsten Weg durch das Indianer-Gebiet und waren gut bewaffnet. Als sie an Edwards früherer Camping-Stelle am San Pedro Fluss übernachteten, wurden sie von Chiricahuas angegriffen. Der Angriff dauerte mehrere Stunden. Zum Glück waren Edward, Albert und Richard mit den neuesten Magazin-Gewehren ausgestattet. Die Indianer zogen sich langsam zurück, weil sie wussten, dass "der weiße Mann sein Gewehr am Morgen lädt und dann den ganzen Tag schießen kann". Allerdings wurden die Pferde der drei Männer aufgescheucht. Sie grasten auf der anderen Seite des Flusses. Edward ließ sich von Albert und Richard Deckung geben, denn die Indianer waren noch in der Nähe, und schwamm durch den Fluss, um die Pferde zurückzuholen. Eine Scout-Patrouille aus Fort Huachuca näherte sich dem Gebiet und vertrieb die Indianer endgültig. Die drei Prospektoren konnten jetzt in aller Ruhe das gefährliche Gebiet erkunden. Die Grabungen waren zunächst nicht besonders erfolgreich. Erst als Edward plötzlich vor Freude aufschrie, weil er an einer anderen Stelle einen Silbererz-Klumpen gefunden hatte, kam der Durchbruch. Albert nannte Edward "Lucky Cuss" und so wurde später eine der reichhaltigsten Mienen an dieser Stelle genannt. Alle Mienen bekamen sprechende Namen: Contention, Tough Nut, Lucky Cuss, Goodenough, Graveyard. Edward erinnerte sich daran, dass er noch vor einem Jahr völlig pleite auf der Farm seines Vaters am Rogue River ankam und sich 100 Dollar leihen musste. Er hatte versprochen, dass er bald eine Miene finden würde. Sie hatten großes Glück und steckten ihre Claims ab. Richard Gird baute einen Assay-Ofen, um die Erz-Proben zu untersuchen. Es stellte sich heraus, dass die Erz-Schichten zwar flach waren, jedoch eine hohe Konzentration an Gold und Silber enthielten. Die drei "Lucky Boys" kehrten nach Signal, AZ zurück, um ihre Ansprüche auf 118

das Tombstone-Gebiet anzumelden und sich mit Geräten und Männern auszurüsten. Effingham, der jüngere Bruder von Edward und Albert, kam ebenfalls dazu. Edward, Albert, Effingham und Richard Gird wurden durch die Silbergewinnung in der Tombstone-Miene reich. Die vier Männer bildeten eine Partnerschaft, die Tombstone Gold and Silver Mining Company. Einige Geschäftsleute aus Philadelphia um Hamilton Disston kauften Anteile an der Miene. Der Apachen-Häuptling Cochise war inzwischen verstorben, und das machte den Ort etwas sicherer. Am 17. Juni 1879 tauchte Edward in Tucson mit der ersten WagenLadung Silber auf. Die Ladung hatte einen heutigen Wert von einer halben Million Dollar. Ihre ersten Funde schickten sie nach San Francisco und nahmen 10.000 Dollar, nach heutigem Wert mehrere Millionen Dollar, ein. Damit konnten sie bessere Geräte zur Silbergewinnung und Verarbeitung kaufen. Insgesamt wurde aus den Mienen um Tombstone Silber im Wert von einer Milliarde Dollar gefördert. Schnell entstand eine kleine Stadt um die Mienen. Bereits 1880 verkauften die SchieffelinBrüder ihre Anteile an der Miene. Edward wollte die Miene nicht besitzen, sondern wieder seiner Arbeit als Mienen-Sucher nachgehen. Er war süchtig nach der "Schatzsuche". Seit seiner frühesten Kindheit in Tioga, PA war er vom Suchen fasziniert. Sein Vater Clinton war 1852 vom "Goldfieber" erfasst worden und hatte Edward angesteckt. Vermutlich wollte Edward sich damit die Beachtung seiner Eltern verdienen. 1881 baute Albert die Schieffelin Hall, als Treffpunkt für Bürger und Mienenarbeiter. Das Gebäude wurde renoviert und existiert heute noch. Von dem Geld, das sie für die Tombstone-Miene erhielt kauften Edward und Richard Gird eine große Ranch in der Nähe von Los Angeles. Edward investierte zusätzlich in Staatsanleihen. Er war vorausschauend und es war ihm klar, dass die Mienen im Land bald erschöpft sein würden. Edward versuchte sich einig Zeit als "reicher Gentlemen", er kaufte sich modische Kleidung und maßgeschneiderte Anzüge. Dann reiste er an die Ostküste und besuchte die Städte Washington, Chicago und New York, um von seinen Abenteuern zu berichten. Er wohnte in mondänen 119

Hotels und speiste in den feinsten Restaurants. Doch das war nicht sein bevorzugter Lebensstil. Er hatte bald genug vom luxuriösen Leben und wollte sich wieder der "Schatzsuche" zuwenden. Sein Bruder Albert ging nach Philadelphia und verspekulierte das meiste Geld. Albert kam als kranker Mann zurück nach Los Angeles und starb bereits 1885. Er hatte seinen Reichtum also nur wenige Jahre genießen können. Edward war überzeugt, dass sich eine Edelmetall-Schicht von Alaska bis zu den Anden durch Amerika zog. Er finanzierte eine Expedition nach Alaska und erwarb ein Heckrad-Dampfschiff, das er mit Geräten und Proviant für 3 Jahre ausstatte. Damit fuhr er 1.000 Meilen den Yukon-River hinauf. Edward verglich den Fluss mit dem Mississippi. Er verbrachte 1882 und 1883 zwei Sommer und einen Winter in Alaska. Er fand Gold, doch nur relativ kleine Mengen und in grobem Gestein. Der nächstliegende Versorgungsort war San Francisco, das 4.000 Meilen entfernt lag. Und eine Reise mit den Schlitten-Hunden bei minus 50 Grad Celsius entmutigte ihn am Ende. Er ging zurück ins warme Kalifornien. Dort lernte er ein junge Frau aus San Francisco kennen, Mary Elizabeth Brown. Bereits im Herbst 1883 fand die Hochzeit von Edward und Mary statt. Im Frühjahr 1884 kaufte Edward ein schönes Herrenhaus in Alameda, CA. Alameda liegt innerhalb der San Francisco Bay. Für seine Eltern erwarb er ein großes Haus und eine Orange-Plantage in Los Angeles. Edward war auf dem Höhepunkt seines Lebens. Er hatte alles erreicht, was ein Goldsucher erreichen konnte. Er hatte eine attraktive Frau, ein schönes Haus in Kalifornien, ein Vermögen und jede Menge Erzählstoff. Die Geschichte könnte also hier zu Ende sein. Doch wir wissen: Goldfieber ist eine chronische, unheilbare Krankheit. Er machte immer wieder kleinere Ausflüge ins Umland, um nach Gold zu suchen. Dann plante er größere Expeditionen in wilde, unwirtliche Gegenden. Eines nachts träumte er davon, dass er eine Stelle im südlichen Oregon übersehen hätte. Er hätte dort nicht gründlich und tief genug gegraben. Vom Zwang besessen, musste er da noch einmal hinreisen und nachsehen. Edward ließ Mary in Alameda zurück und reiste 1890 ins Rogue River Valley, seiner 120

alten Heimat. Als er in Woodville ankam, staunten die Leute. Edward fuhr in feiner Kleidung mit einem schicken Boot auf dem Rogue River. Edward besuchte seine Familie und Freunde aus der Jugendzeit. Dann engagierte eine junge Hilfskraft für seine Erkundungen. Wieder zog Edward seine Runde, von Coquille, OR nach Kalifornien, dann Nevada und zurück nach Roseburg, OR. Seine Gold-Ausbeute ging gegen Null. Im September 1896 kehrte er nach Alameda zu seiner Frau Mary zurück und machte sein Testament. Die Hälfte seines Vermögens sollte jeweils seine Frau Mary und sein Bruder Jay erhalten. Seine Frau sollte das Haus in Alameda und Santa Clara, sowie Edwards Anleihen der University of Arizona erhalten. Edward war auch hier sehr umsichtig. Er schrieb, dass er davon ausgehe, keine Kinder zu haben. Sollte dennoch jemand glaubhaft nachweisen können, ein Kind von ihm zu sein, würde es auch einen Erbteil erhalten. Im Frühjahr 1897 reiste Edward wieder ins südliche Oregon. Er fand eine unbewohnte Hütte bei Canyonville, OR, die er als Ausgangsbasis für lokale Erkundungen nahm. Seine Hilfskraft schickte er nach Rogue River zurück. Edward verbrachte seine letzten Tage allein in der Hütte und mit Erkundungen. Als Edward nicht mehr erschien, um im Ort Proviant zu kaufen, wurde der Sheriff misstrauisch und ritt zur Hütte, um nachzusehen. Er fand Edward am 12. Mai 1897 tot am Boden der Hütte liegen. Edward hatte wohl am Tisch gesessen und mit einem Hammer Gesteinsproben zerschlagen. Das gefundene Erz wurde analysiert und mit 2.000 Dollar pro Tonne bewertet. Es war als ein lohnenswerter Fund. In seinem Tagebuch wurde als letzter Eintrag folgender Satz gefunden: "Es geht wieder los!" Der Sheriff wickelte Edward in seine blaue Decke und begrub ihn unweit der Hütter unter einem Baum. Sein letzter Wunsch im Testament von Los Angelos wurde damit zunächst nicht erfüllt. Er wollte in den Granit-Bergen westlich von Tombstone in Arizona begraben werden. Später wurde er dann an der Stelle begraben, wo er sein erstes Silber in 121

Arizona gefunden hatte. Die Hilfskraft von Edward sagte aus, dass Edward immer mit einer roten und einer blauen Decke unterwegs war. Eine der Decken nahm er angeblich mit, wenn er draußen unter freiem Himmel übernachten musste. In der Hütte befand sich jedoch nur die blaue Decke. Es wurde also vermutet, dass Edward die rote Decke an der Stelle seines Funds zurückgelassen hatte. Das hatte sich herumgesprochen und nach einiger Zeit kamen viele Gold-Sucher, die die Hügel um Canyonville durchkämmten und nach einer roten Decke suchten. Ohne Erfolg, die "Red Blanket Mine" wurde nie gefunden. Wir stellen uns heute die Frage: Warum macht ein erfahrener Prospektor eine solche Such-Aktion? Warum ist Edward wieder nach Oregon gegangen und hat weiter mit wenig Erfolgsaussichten nach Gold gesucht, obwohl er schon die reichsten Mienen in Amerika gefunden hatte? Eine Antwort könnte sein, dass er sich gar nicht selbst etwas beweisen wollte. Er wollte vermutlich seinen geliebten Vater beweisen. Clinton hatte seine Familie in Tioga verlassen und angefangen im südlichen Oregon nach Gold zu suchen. Ohne Erfolg. Die Familie musste sich mit der Farm am Rogue River zufriedengeben. Vielleicht hatte Edward die reichhaltigen Gold-Erzproben aus einer anderen Miene mitgebracht, um den Mythos zu etablieren, dass es in Oregon Gold gab. Und, dass sein Vater also Recht hatte. Es wurde auch behauptet, dass die wirtschaftliche Entwicklung des Bundes-Staats Arizona durch Edwards Gold- und SilberFunde wesentlich beschleunigt wurde.

Fanny Kendall Schieffelin Crosby (1860 - 1925) Fanny war die 1. Tochter von Henry Maunsell Schieffelin und Sarah Minerva Kendall Schieffelin. Fanny war ab 1881 mit Ernest Howard Crosby (1856 - 1907) aus Baltimore, MD verheiratet. Das Paar hatte eine Tochter und einen Sohn: Eleanor Crosby (1884 1943) und Maunsell Schieffelin Crosby (1887 - 1931). 122

Fanny und Ernest lernten sich bereits in jungen Jahren in Manhattan kennen. Ihre Eltern mussten die beiden in ihren Heiratsabsichten bremsen. Es war also eine Liebesheirat, und beide Partner stammten aus alteingesessenen und angesehenen Familien. Ernest Crosbys Familie stammte aus England und war bereits 1636 als Puritaner-Familie nach Massachusetts gekommen. Der Vater von Ernest war AltertumsWissenschaftler und Griechenland-Kenner. Ernest hatte an der Columbia Law School Jura studiert und galt als gutaussehend. Das junge Paar wohnte zunächst bei den Schieffelin-Eltern im Haus in der 665 5th Avenue. Es wurde vermutet, dass Sarah Minerva ihren Schwiegersohn Ernest für einen Verräter an ihrer "Klasse" hielt, weil er fortschrittliche Ansichten über Kinderarbeit, Einwanderer und der Umwelt äußerte. Ernest war ein Reformer, Autor und Anhänger des "Georgeismus", einer Wirtschafts-Theorie, die auf gerechtere Verteilung und singuläre Besteuerung von Landbesitz abzielt.

Schuyler Schieffelin (1866 - 1935) Schuyler war der 2. Sohn von Sidney Augustus Schieffelin und Harriet Anderson Schuyler Schieffelin. Er wurde in Belleville, NJ geboren und lebte in Manhattan. Schuyler war ab 1907 mit Julia Cooper Schieffelin (1885 - 1939) verheiratet. Das Paar hatte einen Sohn und eine Tochter: Cooper Schieffelin und Mary Schuyler Schieffelin. Schuyler diente 1898 im Spanisch-Amerikanischen Krieg. Schuyler war im Pharma-Geschäft von Schieffelin tätig und Mitglied in der Society of Colonial Wars und der St. Nicholas Society. Er kaufte 1928 ein Apartment in der 133 East 64th Street, das Duplex-Penthouse auf der Südseite. Lexington Avenue hatte nicht das Renommee der 5th Avenue oder der Park Avenue. Doch das Gebäude hatte in den 1930er Jahren seinen eigenen Charme. Schuyler wohnte in dem 17-Zimmer123

Apartment mit seiner Frau, den 2 Kindern und seiner Schwiegermutter. Seine Ehe wurde als "3er-Ehe" beschrieben, weil er mit seiner Frau und Schwiegermutter in einer Wohnung lebte. Es gilt als wahrscheinlich, dass Schuyler und seine Frau an der Planung des Apartments oder des gesamten Gebäudes beteiligt waren. Das Gebäude machte 2009 negative Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass der Wall-Street-Banker Madoff in einem der Appartements wohnte.

Margaret Helen Schieffelin Trevor (1870 - ??) Margaret Helen war die 1. Tochter von George Richard Schieffelin und Julia Matilda Delaplaine Schieffelin. Sie wurde in New York geboren. Am 10. Dezember 1890 heiratete sie Henry Graff Trevor (1865 - 1937) aus New York. Das Paar hatte 3 Söhne und 3 Töchter: George Schieffelin Trevor, Margaret Estelle Pardee, Louise Stephanie Stewart Trevor Lord, Henry Graff (2) Trevor, Helen Lispenard Schieffelin Stewart Trevor. Ihr erster Sohn, Henry Stewart Trevor, geboren 1891, starb bereits 2 Monate nach der Geburt. Margaret lebte mit ihrer Familie in Manhattan und Southampton. In ihren "Memories of a Southampton Child" beschrieb sie, wie ihr Vater und seine Freunde nach Southampton fuhren, um dort Wildenten zu schießen. Zwischen 1880 und 1890 nutzte die Familie das Ferienhaus intensiv. 1893 verkaufte ihr Vater George Richard das Haus an seine Schwester Helen Margaret Schieffelin Chisolm. Helen Margaret scheint das Haus als "Investitionsobjekt" betrachtet zu haben. Die Trevor stammen in einer Linie von den L'Espenard ab, einer hugenottischen Familie aus New Rochelle, NY. Henry Graff Trevor war sportlich orientiert, er spielte Baseball, Football und besaß die Yacht Madge, mit der er Rennen segelte. Er war außerdem Mitglied im St. Andrews Golf Club und züchtete preisgekrönte Pudel-Hunde. 124

Julia Florence Schieffelin Ismay (1871 - 1963) Julia war die 2. Tochter von George Richard Schieffelin und Julia Matilda Delaplaine Schieffelin. Sie wurde in New York geboren und starb in Kensington, Greater London, England. Um 1910 wohnte Julia in der 15th Hill Street in London. Julia heiratete 1888 Joseph Bruce Ismay (1862 - 1937) aus Liverpool, England. Die Familie lebte zunächst in der East 49th Street in Manhattan. Das Paar hatte eine Tochter und 2 Söhne. Die ersten beiden Kinder wurden noch in Manhattan geboren: Margaret Bruce Ismay (1889) und Henry Bruce Ismay. Ein Sohn wurde in Liverpool, England geboren: Georg Bruce Ismay (1902). Joseph Bruce Ismay erbte von seinem Vater die White Star Line und war Leiter der Firma. Er war damit der Besitzer der R.M.S. Titanic und befand sich während der Jungfern-Fahrt an Bord des Schiffes. Die Untersuchungskommissionen in Washington und London kamen beide zu dem Schluss, dass er half, Frauen und Kinder auf die Rettungsboote zu bringen. Er stieg in eines der letzten Rettungsboote. Das Rettungsboot wurde bereits zu Wasser gelassen und war unvollständig besetzt. Insgesamt waren zu wenige Rettungsboote für die über 2.200 Passagiere vorhanden. Und nicht alle Boote wurden vollständig besetzt. Eine Zeitung nannte ihn "J. Brute Ismay", und er wurde beinahe für einen Mörder gehalten. Er trat vom Vorstand der White Star Line zurück. Julia Florence war nicht auf der Titanic mitgereist und durfte angeblich ihren Mann nie nach der Katastrophe befragen.

George Richard Delaplaine Schieffelin (1884 - ??) George war der 1. Sohn von George Richard Schieffelin und Julia Matilda Delaplaine. George heiratete am 5. April 1904 in 1. Ehe Louise Scribner Schieffelin aus New York. 125

Das Paar hatte einen Sohn: George McKay Schieffelin. George Richard war Gründungsmitglied der American Publishers Association und Vermögensverwalter des Skidmore College, einem privaten College der "freien Künste" in Saratoga Springs, NY. Louise war die Tochter des Verlegers Charles Scribner (2). Das Sommerhaus der Familie Scribner in Cornwall, NY ist im National Register of Historic Places gelistet. Charles Scribner (2) hatte es 1910 auf einem parkähnlichen Grundstück mit immergrünen Bäumen und Blick auf den Hudson River errichten lassen. Das Haus wurde im Colonial-Revival-Style mit verschindelter Fassade gebaut. Die Eltern von George besaßen mit "Bonnie Brae" ein Sommerhaus in ähnlichem Stil in Southampton, Long Island. Die Familie Scribner ist eng mit dem Skidmore College verbunden. Am College gibt es das Scribner Seminar, die Lucy Scribner Library und den Scribner Campus.

Laura Grace Schieffelin Wilbur (1897 - 1982) Laura war die 2. Tochter von Edward Girard Schieffelin und Mary Monroe Somerville Schieffelin. Sie wurde in Wellsboro, PA geboren. Laura war mit General William Hale Wilbur (1888 - 1979) aus Palmer, MA verheiratet. Laura und William heirateten 1923 in Paris. Das Paar hatte eine Tochter und einen Sohn: Mary Schieffelin Wilbur (1925 - ??) und William Hale Wilbur (2) (1926 - 1950). Von der Tochter Mary Schieffelin Wilbur gab es 3 Enkelkinder. Die Familie Schieffelin Wilbur musste arbeitsbedingt häufig umziehen. Sie lebte unter anderem in Boston, MA, Fort Leavenworth, KS, Washington, DC, Hawaii und Fort Myers, FL. Der spätere General Wilbur studierte kurze Zeit in Haverford, PA und machte seine Abschluss 1912 an der US-Militärakademie in West Point, NY. William nahm als Lieutenant am 1. Weltkrieg teil. Dann besuchte er die französische Militärschule in Saint-Cyr an der Cote d'Azur. In Frankreich war William 126

mit Charles de Gaulle in einer Jahrgangs-Klasse. Von 1922 bis 1924 besuchter er die Ecole Speciale de Guerre in Paris. In Paris lernte er auch Laura Grace Schieffelin kennen. Das Paar heiratete in Paris und kehrte in die USA zurück. William wurde Professor für Militärwissenschaften an der Boston University. Es folgten Aufgaben in Washington, Hawaii und dann WW2. Im 2. Weltkrieg war William an der Alliierten-Invasion Nord-West-Afrikas beteiligt und mitverantwortlich für die Befreiung Casablancas von Vichy-französischen Truppen. Die Mission war heikel und erforderte diplomatisches Geschick. Über Casablanca war es den Amerikanern möglich, dem "Wüstenfuchs" Rommel und seinen Truppen "in den Rücken zu fallen" und die deutschen Truppen aus Afrika zu vertreiben. Die deutschen Truppen befanden sich noch 3.000 Kilometer östlich von Casablanca. General Patton schickte seinen französisch-sprechenden Colonel Wilbur im Jeep und mit weißer Flagge los, um den Franzosen ihre Optionen aufzuzeigen. Für seinen Einsatz erhielt William zwei Monate später die Congressional Medal of Honor, die höchste militärische Auszeichnung der USA. Sie wurde ihm von Präsident Roosevelt, General Marshall und General Patton persönlich während der Casablanca Conference 1943 überreicht. William, Sr. war an der Italian Campaign und der Landung alliierter Truppen in Salerno beteiligt. Nach dem Krieg erstellte er für das War Department Bestandsaufnahmen der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Situation in Deutschland, Japan und Korea. Die Dokumente dienten als Grundlage für die Wiederaufbau-Strategie dieser zerstörten Länder. Insbesondere in Japan betreute er die neuen amerikanischen Investments. William betätigte sich auch als Autor und veröffentlichte 1970 sein Buch "The Making of Georg Washington". Georg Washington war sein großes Vorbild, und das Buch gilt als die beste Biographie des jungen Washington. Der einzige Sohn von Laura und William, William H. Wilbur, Jr. wurde ebenfalls in West Point ausgebildet. Er verließ die Akademie 1949 zum Einsatz im Korea-Krieg. Bereits 1950 wurde er bei Tabu-dong 127

in Korea schwer verwundet und starb am folgenden Tag. Wir dürfen annehmen, dass dieser Verlust eine der größten Tragödien der Familie war. William, Sr. unterstützte 1952 den Präsidentschafts-Kandidat Eisenhower und damit den Rückzug der amerikanischen Truppen aus Korea.

Charles Miller Schieffelin (1849 - ??) Charles war der 1. Sohn von Edgar Schieffelin und Anna Miller Schieffelin. Charles heiratete 1871 Mary Frederica Chisolm (1851 - ??). Mary war die älteste Tochter von William Edings Chisolm und Mary Ann Rogers. Die Urgroßmutter von Mary war eine Prioleau. Die Chisolm und Prioleau waren beide Hugenotten-Familien aus Charleston, South Carolina. Elie Prioleau war Sohn eines reformierten Pastors in Pons, südöstlich von La Rochelle in Frankreich. Er hatte 1662 Jeanne Burgeaud in der protestantischen Kirche von St. Martin auf der Ile de Re geheiratet. Elie schloss sein Studium an der von Johannes Calvin gegründeten Genfer Akademie ab und war dann Pastor in Poitou. Nach dem Tod seines Vaters ging er zurück nach Pons, wo er von konservativen Kirchen-Offiziellen überwacht und schikaniert wurde. Die Verfolgung der Hugenotten und die Zerstörung der protestantischen Kirche in Pons 1686, machte es Elie und seiner Familie unmöglich, in seiner Heimat zu bleiben. Sie flüchteten nach England und kamen 1687 in French Santee, SC an. 1689 erwarben Land und ein Haus in Charleston, SC. Charles und Mary hatte 3 Töchter und einen Sohn: Mary Chisolm Schieffelin, Frederick Augustus Muhlenberg Schieffelin, Julia Rhinelander Schieffelin und Helen Lawrence Schieffelin. Die Familie lebte in der 56th Street in Manhattan. Obwohl Charles und Mary 4 Kinder hatten, hatten sie, soweit bekannt, keine Enkelkinder. Diese Linie starb damit aus. Charles hatte finanzielle Probleme 128

und war deshalb sogar im Gefängnis. Anscheinend hatte er sich zwischen 1874 und 1876 an der Wall Street mit Aktien verspekuliert. Er wurde von einem Aktienhändler verklagt, weil er falsche Angaben zu seinem Vermögen gemacht habe. Charles hatte Sicherheiten im Wert von 50.000,- Dollar angeben, die teilweise erfunden waren oder nicht sein Besitz waren. Da niemand in der Familie bereit oder fähig war, die 30.000,- Dollar Kaution zu hinterlegen, musste er einsitzen.

Die 4. Generation nach Jacob (3) Schieffelin

William Jay Schieffelin (1866 - 1955) William Jay war der 1. Sohn von William Henry Schieffelin und Mary B. Jay Schieffelin. William heiratete 1891 Maria Louisa Shepard (1870 1948). Die Hochzeit von Maria und William war ein gesellschaftliches Ereignis und spiegelte den Glanz des Gilded Age. Das Paar hatte fünf Söhne und vier Töchter: William Jay (2) Schieffelin (1891 - 1985), Margaret Louisa Schieffelin Osborn (1893 - 1982), Mary Jay Schieffelin Brown (1896 - 1975), John Jay (4) Schieffelin (1897 - 1987), Louise Vanderbilt Schieffelin Hewitt (1901 - 1926), Bayard Hawes Schieffelin (1903 - 1989), Elliott Fitch Shepard Schieffelin (1905 - 1988), Barbara Schieffelin Bosanquet (1906 - 1987), Henry Schieffelin (1908 - 1984). Williams Mutter war die Tochter von John Jay (2) (1817 - 1894), namensgleicher Enkelsohn von John Jay (1) (1745 - 1829). William Jay Schieffelin war also ein Enkelsohn der 4. Generation von John Jay (1). John Jay (1) war Continental Congressman, President des Second Continental Congress, US Diplomat, US Supreme Court First Chief Justice und New York Governor. Neben Alexander Hamilton und James 129

Madison war er einer der Haupt-Autoren von The Federalist im Zusammenhang mit der Ratifizierung der United States Constitution in New York 1788. Zusammen mit John Adams und Benjamin Franklin verhandelte er das Treaty of Paris mit der britischen Regierung nach dem Unabhängigkeitskrieg. Seine Biographie füllte Bände, seine Bedeutung für die Entwicklung der jungen Nation war enorm. John Jay (1) gilt durch sein Lebenswerk als einer der Founding Fathers of the United States. Maria Louisa Shepard Schieffelin war die älteste Tochter von Elliott Fitch Shepard (1833 - 1863) und Margaret Louisa Vanderbilt Shepard (1845 - 1924). Die Residenz der Shepards befand sich in Scarboroughon-Hudson, NY, nördlich von Manhattan. Das Haus der Shepards war beliebter Aufenthaltsort für Familienmitglieder mehrerer Generationen in ebenso illustrer Nachbarschaft. Elliott Fitch Shepard war Colonel und organisierte das 51. Regiment von New York. Nach seiner Militärzeit war er als Rechtsanwalt tätig. Die Mutter von Maria, Margaret Louisa Vanderbilt, war die älteste Tochter von William Henry Vanderbilt (1821- 1885) und Maria Louisa Kissam Vanderbilt (1821 - 1896). In William Jay und Maria Louisa vereinigten sich Linien der Familien Jay, Lawrence, Schieffelin, Shepard und Vanderbilt. Das ermöglichte ein Leben in Luxus, freier Gestaltung und Philanthropie. Die Hochzeit der beiden 1891 war das vorzüglichste soziale Ereignis des Jahres. Vor der Zeremonie trafen sich die 600 Gäste zum Hochzeitsfrühstück in zwei Bildergalerien von William Vanderbilts DoppelVilla. Unter der erstaunlichen Sammlung der Hochzeitsgeschenke befanden sich ein Silber-Service für 24 Personen von Frau Vanderbilt, Silber-Besteck vom Präsidenten und der First Lady und ein komplett eingerichtetes Stadthaus in Manhattan, das Geschenk der Braut-Mutter. Das Stadthaus befand sich westlich der 5th Avenue in der 57th Street, also in bester Lage und Nachbarschaft, nahe der südöstlichen Ecke des Central Parks. Das Paar wohnte einige Jahre in diesem Stadthaus. Doch die 5th Avenue veränderte in den 1890er Jahren ihren Charakter. Die 130

wohlhabenden Familien wählten neue Wohnungen weiter nördlich, um der Zunahme von Hotels, Geschäften und Büros in ihrer Nachbarschaft zu entkommen. Wieder sprang die Braut-Mutter ein und sorgte für neuen Wohnraum. 1898 kaufte Margaret Shepard zwei Häuser: No. 5 & 7 East 66th Street. Die Häuser lagen in der Nachbarschaft der früheren Wohnung von Ulysses S. Grant in No. 3 East 66th Street. Margaret Shepard beauftragte Architekt Richard Howland Hunt mit der Planung einer Grand Residence aus den beiden Häusern. Architekt Hunt enttäuschte die Auftraggeberin nicht. Die Bauarbeiten waren zwei Jahre später bereits fertig. Hunt baute das imposante Haus im Stil der französischen Renaissance, manchmal auch Cartouche-Stil genannt. Das Haus entsprach also einem Pariser Stadthaus und war damit der Abstammung ihre Bewohner würdig. Die Fassade und Inneneinrichtung war reichlich verziert. Der 1. Stock hatte drei hohe Rundbogen-Fenster. Im 2. Stock gab es über die gesamte Hauslänge die Bibliothek und den Ball-Raum. Auf beiden Seiten waren die Räume durch große, offene Kamine abgeschlossen, deren Verzierungen vom Steinmetz Karl Bitter stammen. Er arbeitete zur gleichen Zeit an der Fassade des Metropolitan Museum of Art, ein paar hundert Meter weiter an der 5th Avenue. Karyatiden trugen den Kaminsims, die Decken hatten reichlich Stuck, das Wohnzimmer mit seinen Kronleuchtern und verzierten Flügeltüren wirkte nobel. Das Haus war nicht nur Wohnhaus, sondern auch Schauplatz für verschwenderische Unterhaltungen der New Yorker High Society. Ein solches Event fand am 5. Dezember 1909 statt, als Louise Vanderbilt Schieffelin, die Tochter von Maria und William, in die Gesellschaft eingeführt werden sollte. Eine ganze Schar von Upper Class Damen gingen Maria Louisa zur Hand und sorgten für die Unterhaltung an diesem Abend. Doch das Leben in der 5 East 66th Street bestand nicht nur aus glanzvollen Unterhaltungen. William Jay und Maria Louisa waren liberale Philanthropen, deren soziale Ansichten ihrer Zeit oft voraus waren. Das Haus der Schieffelins diente auch als Treffpunkt der Vereinigungen 131

und Gremien, in denen sie sich engagierten. Zu einem Stadthaus gehörte auch ein Landsitz. Islecote House, das Sommerhaus der Schieffelins, befand sich bei Pointe d'Acadie auf dem Vanderbilt Anwesen in Bar Harbour. Das Haus wurde 1902 von dem Architekten Longfellow geplant und war groß genug, die 10-köpfige Familie unterzubringen. Das Anwesen hatte auch Platz für die 10 Pferde der Familie. Bar Harbours Attraktion war, die ganze Familie Schieffelin auf ihren Pferden beim Ausritt zu sehen. Die Größe der Pferde war dem Alter der Kinder angepasst, der Jüngste ritt auf einem Pony. 1921 verkauften die Vanderbilts das gesamte Gut. Die Schieffelins verlegten ihren Landsitz um wenige Kilometer. William Jay hatte bereits 1912 etwas Land auf einer Halb-Insel gegenüber von Bar Harbour erst gemietet, dann gekauft. Er nannte den neuen Landsitz Tranquility Farm. Die Halbinsel heißt heute Schieffelin Point. Sie ragt in die Flanders Bay hinein und befindet sich in der Nähe der Orte Ashville, ME und Gouldsboro, ME.

Blick in die Flanders Bay mit Schieffelin Point in Maine. [15] William Jay liebte die Wälder und unberührte Landschaft seines neuen Anwesens mehr als das Jetset-Leben in Bar Harbour. Das große Haus bot herrliche Blicke auf Mount Desert Island Richtung Südwest. Er liebte die Natur, Jagen, Fischen, Reiten, Kamin-Holz spalten und Segeln. 132

Familie Schieffelin mit Freunden beim Segeln in der Flanders Bay. [16] Die Kinder sollten nicht in der Bar Harbour "Society" aufwachsen. Für die 9 Kinder der Familie war Tranquility Farm ein Paradies. Hier gab es Kühe, Pferde, Schweine, einen Enten-Weiher, Gemüse-Gärten, Obst-Gärten, Weiden, Wander-Pfade, tiefe Wälder, ein Eis-Haus und einen Wasserturm. Später erweiterte die Familie das Gelände mit einem Steg, einem Tennis-Platz und einem Swimming-Pool.

"Pa & Ma and the Nine. 1923." William Jay und Maria Louisa Shepard Schieffelin und ihre 9 Kinder, Tranquility Farm auf der Halbinsel Schieffelin Point, Maine. [17] 133

1925 schlossen sich die Schieffelin wiederum dem Trend der wohlhabenden New York Familien an, die ihre privaten Häuser in dieser Gegend verließen und große Apartments weiter nördlich wählten. Sie zogen in die 620 Park Avenue, wo sie bis zu ihrem Tod wohnten. Das moderne Hochhaus lag nur einige Häuserblocks von ihrem alten Wohnhaus in der in der 5 East 66th Street entfernt. Das Haus in der 5 East 66th Street überließen sie einer ihrer Töchter. Ihre Tochter Louise Vanderbilt Schieffelin heiratete 1925 und zog in die 125 East 24th Street. Die Schieffelins nutzten den Status ihrer Familien, um soziale und philanthropische Aktivitäten auszuführen. Die Liste ihrer Ämter und Funktionen war umfangreich. Maria Louisa war unter anderem Mitglied der Indian Rights Association und Direktorin der New York City YWCA. William Jay könnte als Republikaner, diakonischer Christ, Reformer und Unterstützer von Minderheiten beschrieben werden. William besuchte die Trinity School in Manhattan. Seine Ausbildung erhielt er an der Tivoli Columbia School of Mines, die er als Ph.B. und Mitglied von Phi Beta Kappa 1887 abschloss. Danach studierte er 2 Jahre an der Universität München bei Professor von Baeyer und erhielt 1889 seinen Ph.D. in Chemie cum laude. William konnte Deutsch sprechen und beobachtete sicher genau, wie sich das deutsche Kaiserreich politisch entwickelte. William war seit 1890 Teilhaber der Firma Schieffelin & Co, ab 1903 ihr Vice President und ab 1906 ihr President. Er leitete Schieffelin & Co also in der 5. Generation nach Jacob (3). 1927 feierte Schieffelin & Co ihren 134. Geburtstag. Die Firma war damit der älteste Pharmazie-Großhändler in den USA. Schieffelin hatte einen hervorragenden Ruf und war stolz darauf, eines der besten Labore für Medizin-Produkte zu betreiben. In den 134 Jahren war die Firma Schieffelin nur viermal innerhalb von Manhattan umgezogen. 1794 war der erste Firmensitz 195 Pearl Street. 1829 zogen sie erstmalig um in die Maiden Line. 1841 vergrößerten sie sich in der 104 - 106 John Street. 1854 zog sie in die 170 William Street an der Ecke Beekman Street. Und 134

1927 vergrößerten sie sich nochmals in einem sieben Stockwerke umfassenden, feuersicheren Gebäude zwischen 3rd und 4th Avenue in Manhattan. Während der Prohibition in den USA war es Schieffelin offiziell erlaubt, Alkohol für medizinische Zwecke zu importieren. Schieffelin wurde um die Geschäfts-Sparte "medizinischer Likör" erweitert und bot legal Moët & Chandon Champagner, sowie Hennessy Cognac an. William Jay Schieffelins geschäftliche Aktivitäten erstreckten sich auch auf Gremien-Arbeit, als Präsident der National Wholesale Druggists Association und als Vize-Präsident der American Pharmaceutical Association. Sein kirchliches Engagement führte er als Kirchenmann in der St. George's Kirche am Stuyvesant Square von 1896 bis 1906, als Manager der American Bible Society und als Präsident der American Church Missionary Society aus. Sein soziales Engagement erstreckte sich auf viele Vereine und Institutionen: President der Laity League, Chairman des Social Service Committee of Men and Religion, President der American Leprosy Missions, President der Huguenot Society of America, Board of Trustees of Hampton Institute, Board of Trustees of Tuskegee, President der Armstrong Association, Colonel des 396th Harlem Regiment, Chairman des Colored Men's Department of YMCA, President von Citizens' Union seit 1908, President der New York Federation of Churches, President der Men's League for Women's Suffrage, President der Serbian Child Welfare Association, Chairman des Christian Committee to Boycott Nazi Germany. William Jay begann sehr früh, sich für die Bürgerschaft in Manhattan, für Kirchenbelange und für Frauenrechte einzusetzen. Bereits 1882 beteiligte er sich an der Gründung des City Reform Club für eine bessere Kommunalpolitik. Der Club fand prominente Unterstützung durch Theodore Roosevelt. 1911 veröffentlichte William Jay in der New York Times einen Kommentar zum Astor Engagement. John Jacob Astor IV wollte im August 1911 schnell wieder heiraten und bot verschiedenen Kirchen Geld für eine kurzfristige Hochzeit unter Umgehung der üblichen Fristen. Er war erst kurz zuvor geschieden worden, 135

und wollte im Alter von 47 Jahren eine knapp 30 Jahre jüngere Frau heiraten. In der NYT war zu lesen, dass verschiedene episkopale Priester dem ablehnend gegenüberstanden. William Jay bemühte sich in seinem Artikel zu begründen, warum die Kirchen ablehnten und warum eine religiöse Zeremonie erstrebenswert sei. "Die Bürgerschaft legt Wert auf eine religiöse Zeremonie, um das Besondere einer Hochzeit zu bewahren. Ohne eine solche Zeremonie hätten die Braut-Eltern eventuell den Eindruck, ihre Tochter für Nichts zu opfern." John Jacob Astor IV war 1912 mit seiner neuen Frau auf der Rückreise von ihrer Hochzeitsreise auf der R.M.S. Titanic. Er kam bei der Katastrophe ums Leben, nachdem er seiner schwangeren Frau geholfen hatte, auf ein Rettungsboot zu kommen. 1914 hielt William Jay eine Rede vor der Women's Political Union's Suffrage Show in der 5th Avenue. Er sagte, es sei nicht nur rechtens, sondern auch sinnvoll, den Frauen das Wahlrecht zu geben. Politische Angelegenheiten seien nichts Anderes als "Haushalten". Wenn die Frauen wählen dürfen, dann werde die allgemeine Ethik und Moral auf eine höhere Stufe gebracht. Und er werde sich stark für das Wahlrecht der Frauen einsetzen. Er kritisierte auch scharf die Vorgabe, dass Lehrerinnen keine Kinder bekommen sollten. "Wenn die Frauen mehr Rechte in den Erziehungs- und Schul-Gremien hätten, dann würde es diese skandalöse, absurde, grausame und dumme Vorgabe nicht geben." Die Organisation Volunteer Christian Committe to Boykott Nazi Germany (VCC) wurde im November 1938 gegründet. Im Vorfeld gab es eine Umfrage in Manhattan, ob eine solche Organisation gegründet werden sollte. Es gab Stimmen, die sagten, dass Amerika sich nicht in europäische Angelegen verwickeln lassen sollte, und dass Boykott bereits der Beginn eines Krieges mit Deutschland sei. Kurz nach der Reichskristallnacht wurde der Beschluss gefasst, das VCC zu gründen. Nach dem Sammeln von Spendengeldern wurde das VCC im Januar 1939 offiziell bekannt 136

gemacht. Das VCC war ein Zusammenschluss einiger hundert Persönlichkeiten aus Bildung, Wissenschaft, Kirchen und der Wirtschaft. William Jay Schieffelin übernahm den Vorsitz der Organisation. Das erste Treffen von 60 Mitgliedern des VCC fand im Wohnhaus von William Jay an der Park Avenue statt. Das VCC hatte das Ziel, den Handel mit Deutschland einzuschränken, um der militärischen Aufrüstung in Deutschland zu schaden. Das VCC arbeitete ab 1940 mit dem American Jewish Congress und dem Jewish Labor Committee zusammen. William Jays wissenschaftliche Aktivitäten erstreckten sich auf Fellow der London Chemical Society, sowie Mitglied der American Chemical Society und der Society of Chemical Industry. Die Huguenot Society of America wurde 1883 in Manhattan gegründet. Ihr erster Präsident war John Jay (2). Die Gesellschaft bewahrt die Geschichte und Abstammung der geflüchteten Hugenotten aus Frankreich und setzt sich für die Religionsfreiheit ein. Die Jays stammen aus Frankreich. Auguste Jay (1665 - 1751), der Großvater von John Jay (1) stammt aus La Rochelle und war nach New York geflüchtet. Anne Marie Bayard Jay (1670 - 1726), die Großmutter von John Jay (1) war in 1. Generation in New York angekommen. Ihr Vater wurde in Holland geboren und stammte aus Frankreich. Der Sohn von Auguste und Anne, Peter Jay (1704 - 1782), wurde in New Rochelle, NY geboren. Wir kennen die ähnlichen "La Rochelle-Geschichten" bereits von den Chisolm, Prioleau und von Elizabeth "Eliza" Brard Schieffelin (1797 - 1881). Der Name "Jay" taucht in der Familie Schieffelin immer wieder als Vorname auf. Der Name "Bayard" wurde der Vorname von Bayard Schieffelin, einem Sohn von William Jay Schieffelin (1). Der Sohn von John Jay (1), William Jay (1789 - 1858) war seinem Vater und älteren Bruder ähnlich. Er war Jurist, aktiver Gegner der Sklaverei, Anti-Kriegs-Aktivist und Mitbegründer der American Bible Society. Peter Augustus Jay (1776 - 1843) hielt bereits 1821 eine Rede im New York State Parlament und plädierte dafür, das Wahlrecht für freie Afro-Amerikaner einzuführen. Der Enkelsohn von John Jay (1), John Jay (2), war ein US Minister und ebenfalls Gegner der Sklaverei. 137

Im Jahr 1906 bildete der Kongress ein Komitee zur Aufklärung der Frage, warum die USA ein Problem mit Zusatzstoffen in den PharmaProdukten hatte. Das sich abzeichnende Drogenproblem sollte verhindert werden. William Jay wurde als Sachverständiger vor den Kongress geladen, um zur Aufklärung beizutragen. "Die Pharma-Industrie in den USA ist mächtig. Ich schätze, dass die Hälfte ihrer Einnahmen aus nicht-verschreibungspflichtiger Medizin kommt. Die Amerikaner glauben an und praktizieren Selbst-Medikation. Die rezeptfreien, flüssigen Medizinprodukte enthalten oft Alkohol oder narkotische, sprich betäubende, Substanzen. Vor der Einführung des Gesetzes über 'Reines Essen und Pharmaprodukte' am 30. Juni 1906 mussten die Herstellen ihre Inhaltsstoffe nicht auf den Labels ihrer Produkte ausweisen. Doch dieses neue Gesetz zwang die Hersteller alle Bewusstseins-verändernden Substanzen auf ihren Flaschen aufzuführen. Wenn der Kunde lesen kann, dann weiß er also jetzt, was seine Medizin enthält. Die Veröffentlichung durch dieses Gesetzt hat dazu geführt, dass bestimmte Schnupfenmittel, die Kokain enthielten, aus dem Markt genommen wurden. Die Selbst-Medikation der Vergangenheit ist durch das Ignorieren der Bewusstseins-verändernden Inhaltsstoffe zu einer ernsten Bedrohung unseres Landes geworden." Die Aussagen von William Jay führten zu einer Verschärfung der Drogen-Gesetze in den USA. Obwohl er nicht glaubte, dass Cannabis so gefährlich wie Kokain war, empfahl er die Einstufung in die gleiche Gefahren-Kategorie. William sagte: "Cannabis muss mit auf die Liste gefährlicher Stoffe." Und in dieser Gefahren-Kategorie ist Cannabis bis heute geblieben. Es gab unendliche viele Komplikationen in der Umsetzung des Gesetzes, und den Bürgern, die in Konflikt mit dem Gesetz geraten waren.

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William Jay war ein aktiver, protestantischer Episkopaler in der Kirche von St. George am Stuyvesant Square. Er war Vorsitzender der Social Gospel Bewegung, die die christliche Mission in der Bekämpfung des Bösen im alltäglichen Leben verwirklichen wollte. Die Bewegung war speziell auf Männer ausgerichtet, die nicht nur frommen Übungen nachgingen, sondern aktiv Gutes tun wollten. William Jay las während des Gottesdienstes aus der Bibel oder hielt Vorträge wie etwa "A man's duty to his city". Während des Spanisch-Amerikanischen Krieges war William Jay 1898 als Freiwilliger Captain und Regimental Adjutant des 12. Regiment der Nationalgarde. Im Ersten Weltkrieg war er Colonel der 369th Infanterie. Das 15. Regiment war eine farbige Einheit. Diese ersten afro-amerikanischen und afro-puerto-ricanischen Einheiten hatten weiße Offiziere. Die Schwarzen-Einheiten wurden dringend benötigt. Durch den Kriegsdienst sollten sich Schwarze beweisen. Weiße Soldaten weigerten sich jedoch, zusammen mit ihnen zu kämpfen. Doch in Frankreich waren sie willkommen. Sie dienten in den American Expeditionary Forces. Das 15. Regiment hatten bei den Franzosen den Beinamen "Black Rattlers" oder "Man of Bronze". Die Deutschen nannten das Regiment "Harlem Hellfighters". Einige Schwarze bekamen sogar amerikanische Auszeichnungen, und einer von ihnen war der erste Amerikaner, der das französische Croix de Guerre erhielt. William Jay war ein Republikaner im Sinne der Lincoln-Schule. Er war Anwalt für die Rechte und den sozialen Fortschritt der Afro-Amerikaner. Als Präsident der Armstrong Association und als Vorstand des Tuskegee Institute arbeitete William Jay eng mit Booker T. Washington zusammen, um Gelder für das Tuskegee College in Alabama zu sammeln. Sie hatten die Absicht, im Süden der USA weitere technische Schulen für Schwarze aufzubauen. Zur Arbeit des Instituts gehörte auch die Rekrutierung von Schwarzen zum Militärdienst. Booker T. Washington war ab 1881 der erste Leiter der Tuskegee University in

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Alabama. Tuskegee ermöglichte eine technisch-industrielle Ausbildung für Afro-Amerikaner. B. T. Washington pflegte ein Netzwerk von wohlhabenden Philanthropen, die Gelder für Tuskegee spendeten, darunter A. Carnegie und J. D. Rockefeller. Das Tuskegee Institute veranstaltete 1906 ein Fundraising-Treffen in der Carnegie Hall in Manhattan, an dem viele wohlhabende Prominente teilnahmen. Die Carnegie Hall war komplett ausgebucht. Ziel war es, knapp 2.000.000,Dollar an Spendengeldern für Tuskegee zu sammeln. Zur Motivation wurden vier Vorträge von J. H. Choate, R. C. Odgen, Mark Twain und Booker T. Washington gehalten. Die Rede von Mark Twain wurde als "Tuskegee Institute Silver Anniversary Lecture" in seinem Buch "Meine geheime Autobiographie" veröffentlicht. Die Veranstaltung wurde von William Jay Schieffelin eröffnet. William erklärte den Zweck ihres Zusammenkommens, bat um Unterstützung von B. T. Washingtons Vorhaben und stellte dann den Redner J. H. Choate vor, ein bekannter Anwalt und Diplomat. Danach folgte die Rede von Mark Twain, dann R. C. Odgen und schließlich B. T. Washington. In den Reden wurde darauf hingewiesen, wie wichtig die Bildung für die Afro-Amerikaner sei und dass die "Nordstaaten" einen höheren Beitrag zu ihrer Finanzierung leisten müssten. Mark Twain sprach über die verbreitete Doppelmoral der Amerikaner, die private christliche Moral und die öffentliche christliche Moral. Die vorbildliche private Moral würde der Amerikaner an 363 Tagen im Jahr leben. Doch an 2 Tagen würde er die falsche öffentliche Moral anwenden. Diese 2 Tage wären nach Twain der Wahltag, an dem die Wähler korrupte Politiker wählen würde, und der Tag, an dem reiche Amerikaner ihren Eid auf ihre Steuererklärung leisteten. Die humoristische Rede führte aus, wie reiche New Yorker Steuern hinterziehen würden, indem sie ihre Wertpapiere kurzzeitig in New Jersey parkten und als "Arme" vor die Finanzbeamten träten. Er selbst, Mark Twain, wäre auch schon in Versuchung geraten. Wir wissen nicht, ob die anwesenden Milliardäre wirklich ein schlechtes Gewissen haben mussten, 140

doch die Spendengelder flossen reichlich und manchmal auch an abstruse Bedingungen geknüpft. William Jay war sich bewusst, dass dieses Thema, Angleichung der Schwarzen und Weißen in Amerika, Geduld erforderte. 1925 kommentierte er, dass es bereits Fortschritte im Verhältnis der Rassen gäbe. Als Beispiel nannte er, dass die Lynch-Morde an Schwarzen um 50% zurückgegangen wären. 1932 verteidigte William Jay neun schwarze Teenager, die in Alabama wegen angeblicher Vergewaltigung von zwei weißen Frauen angeklagt wurden. Er wollte sicherstellen, dass sie ein faires Verfahren bekamen. Und es gibt noch eine Geschichte zum Thema "William Jay und die Afro-Amerikaner": Der schwarze Mathematiker William W. Schieffelin Claytor wählte seinen Namenszusatz "Schieffelin" aus Dankbarkeit für das Engagement von William Jay für die Afro-Amerikaner. Das Schieffelin Institute of Health Research & Leprosy Center in Karigiri, Indien wurde nach William Jay benannt, weil er als President der American Leprosy Missions die Gebäude finanzierte. Das große LepraZentrum zwischen den Städten Bangalore und Chennai in Süd-Indien wurde 1955 eröffnet. Als politischer Reformer wurde William Jay 1896 zum Beauftragten des Municipal Civil Service ernannt. Er schwor seinen Amtseid am 15. November 1896 in der City Hall. Als Vize-Präsident der New Yorker Gesellschaft für gute Sitten, einer Art Sittenpolizei, setzte er jedoch liberale Akzente. Nach William Jay sollten liberale Bücher in den Buchhandlungen verfügbar sein, etwa der erotische Roman von D. H. Lawrence "Lady Chatterley's Lover" und Sachbücher zur Verhütung und Geburtenkontrolle. Moral und Sitte sah er auch als Aufgabe der Kirche. Er warf der Kirche vor, in der Vergangenheit zu viel Trost gespendet zu haben, und sich zu wenig um den Charakter der Menschen gekümmert zu haben. Er forderte in einer Rede an Presbyterianer, sie sollten sozialen Dienst leisten, durch ihr Viertel gehen, die Verhältnisse analysieren, Unmoral unterbinden und Trends wie etwa Sweatshops 141

verhindern. 1918, kurz vor dem Ende des WW1 verkaufte Familie Schieffelin ein 103 Ar großes Grundstück mit Bebauung in der East Bronx an den Verein Hebrew Orphan Asylum. William Jay war offensichtlich angewidert von der Zunahme der Korruption in der Verwaltung unter dem New Yorker Bürgermeister Jimmy Walker. Als es einen Mordfall an einer Zeugin gab, organisierte er das "Komitee der Tausend", um Walker abzusetzen. Und nachdem Roosevelt als Präsident wiedergewählt worden war, konnte das Komitee erreichen, dass Walker unter Druck zurücktreten musste. Seine christliche Überzeugung bewahrte William Jay vor der verbreiteten Eugenetik seiner Zeit. Für ihn verhielt sich die Moral einer Gesellschaft wie ein abgeschlossenes, physikalisches System, das dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik unterliegt und dessen Entropie ständig zunehmen muss. Wenn das System keine Energie von außen erhält, neigt es zu Desorganisation und Chaos. William Jay wollte aus christlichen Motiven moralische Energie in das System der Gesellschaft einbringen. Und dabei nahm er in Kauf, unbequem zu sein. Er starb am 29. April 1955, sechs Jahre nach seiner Frau Maria Louisa. Beide sind im Schieffelin-Mausoleum bei der Trinity Church in Manhattan beigesetzt.

Maunsell Schieffelin Crosby (1887 - 1931) Maunsell war der 1. Sohn von Fanny Kendall Schieffelin Crosby und Ernest Howard Crosby. Er wurde in Manhattan geboren und lebte in Rhinebeck, NY. Maunsell besuchte bis 1904 die Morristown BeardSchool in Morristown, NJ. An dieser Schule entwickelte er sein Interesse an der Ornithologie und publizierte seine ersten Erfahrungen bei der Vogel-Beobachtung. 1908 schloss Maunsell sein Studium an der Harvard University als Bachelor ab. In Harvard engagierte er sich sportlich im Harvard Crimson Team. Während seiner Schulzeit und in 142

Harvard war Maunsell mit dem Dichter John Hall Wheelock befreundet. Die beiden teilten sich in Harvard ein Zimmer. Später befreundete sich Maunsell mit weiteren bekannten Künstlern: John Butler Yeats und Van Wyck Brooks. Yeats porträtierte Maunsell und dessen Frau. Nach dem Studium unternahm Maunsell eine mehrmonatige Europareise durch England, Frankreich, Holland, Deutschland und die Balkanländer. Seinen Militärdienst begann Maunsell 1912 in der 10th New York Infantry Division und beendet ihn 1917 als Captain in den Quartermaster Corps. Während seiner Militärzeit diente er zusätzlich dem Gouverneur Charles Seymour Whitman. Maunsell war wie sein Onkel Eugene Schieffelin Ornithologe. In den 1920er Jahren unternahm er eine Expedition nach Mittel- und Süd-Amerika und erforschte hauptsächlich in Panama über 500 Vogelarten, die zuvor in den USA unbekannt waren. Maunsell war ab 1908 mit Elizabeth Coolidge (1889 - 1960) aus Boston, MA verheiratet. Das Paar hatte einen Sohn und eine Tochter: Maunsell Howard Crosby (1909 - 1912) und Helen Elizabeth Crosby McCabe (1911 - 1995). Das Paar wurde nicht glücklich, denn es wurde 1916 geschieden. Als Scheidungs-Grund wurde der Zweifel von Maunsell an der Vaterschaft zu seiner Tochter angeführt. Angeblich nahm Maunsell diesen Verdacht später wieder zurück, als er Ähnlichkeiten in Helens Gesichtszügen erkannte. Er soll versucht haben, seine Fehleinschätzung wiedergut zu machen. Die Tochter Helen war ab 1937 mit Lewis McCabe (1906 - 1990) verheiratet und hatte 3 Töchter, darunter Susan Schieffelin McCabe (1939 - heute). Angeblich litt Lewis McCabe an Depressionen und Ängsten. Helen ließ sich 1953 wieder scheiden. Die familiären Probleme wurden später von der Psychologin Susan Schieffelin McCabe in ihrem Buch "Woman in Privilege" beschrieben. Elizabeths Vater war Schuh-Fabrikant in Boston. Sie war nach ihrer Ehe mit Maunsell noch zweimal verheiratet und wurde jeweils wieder geschieden. Es gibt Hinweise, dass Maunsell und besonders Elizabeth in ihren jungen Ehejahren mit Margaret "Daisy" Suckley befreundet waren. 143

Margaret Suckley lebte in Wilderstein bei Rhinebeck, NY und war eine Nachbarin. Margaret betreute als Vertraute des Präsidenten Roosevelt die Presidential Library in Hyde Park, NY. Die Farm der Familie Schieffelin Crosby befand sich in Grasmere, NY nahe Rhinebeck, NY im Hudson River Valley. Die Grundstücke gehörten ursprünglich Janet Livingstons Montgomery. Die Crosbys kauften die Grundstücke und Gebäude 1893. Maunsells Mutter Fanny kaufte die Farm von Louis Livingston Crosby. Sie züchtete in Grasmere verschiedene europäische Rinder-Sorten und baute vielfältiges Gemüse und Obst an. Maunsell erbte die Farm und betätigte sich als Farmer. Er baute Getreide an und betreute die experimentelle Milchwirtschaft mit europäischen RinderSorten. Seine Leidenschaft in Grasmere war jedoch die Vogel-Beobachtung. Er hatte häufig Gäste, mit denen er auf Vogel-Exkursion ging. Auch seine Tochter Helen besuchte ihn öfters in Grasmere. Nach der Scheidung ihrer Eltern lebte Helen mit ihre Mutter in einem kleinen Appartement in New York City und reiste gerne zu ihrem Vater aufs Land. Die Vater-Tochter-Beziehung konnte sich im Laufe der Jahre normalisieren. 1925 machte sich Maunsell große Sorgen wegen der Schul-Noten von Helen. Helen lebte mit ihrer Mutter in einfachen Verhältnissen, und Maunsell wollte etwas für seine Tochter tun. Er überzeugte Elizabeth, Helen auf die Ethel Walker School in Simsbury, CT zu schicken. Maunsell musste versprechen, alle Schul-Kosten und "Party-Kosten" zu übernehmen. Maunsell war eng mit Franklin Delano Roosevelt befreundet, als beide in Hyde Park, NY wohnten. Sie waren Nachbarn und teilten ihr Interesse an der Vogelkunde. Die beiden gingen zusammen auf Vogel-Beobachtung im Hudson River Valley. Maunsell hatte eine Hütte mit einer Feuerstelle im Wald bei Grasmere. Dort verbrachten die beiden Jugendlichen Stunden bei der Vogel-Beobachtung. Franklin war fasziniert von den Vögeln, und Maunsell führte akribisch Tagebuch über ihre Beobachtungen. Die Tagebücher befinden sich heute in der FDR Presidential Library. 1924 machte Franklin Urlaub in Florida. Seine Beine 144

waren aufgrund einer Polio-Erkrankung 1920 gelähmt. In den warmen Gewässern von Florida versuchte er, seine Beine wieder zu rehabilitieren. Das Schwimmen war Teil seiner Polio-Therapie. Außerdem liebte er das Bootfahren. Zusammen mit seinem Freund John Lawrence kaufte er 1923 ein Hausboot, das sie "Larooco" nannten, nach "Lawrence, Roosevelt & Company". Auf dem Boot "Larooco" unternahm er wochenlang Fischfang-Touren, Bade-Ausflüge und Vogelbeobachtungs-Fahrten. Immer mit dabei Freunde, Gin und Whiskey. Im Log-Buch der "Larooco" hielt Franklin viele Ereignisse während der Boots-Fahrten fest. "Tom sägte fast die ganze Nacht Holz, Maunsell begleitete ihn mit dem Saxophon und Missy fand Gefallen am Holz und am Jazz." "Am Pickles Reef zog Crosby einen 18 Pfund schweren Barrakuda aus dem Wasser."

Florida 1924: Marguerite "Missy" LeHand, Franklin Delano Roosevelt, Maunsell Schieffelin Crosby und Frances de Rham. [18] 145

Der gelähmte Franklin Delano Roosevelt und sein Boot "Larooco". Rechts im Bild Maunsell. [19] Im Februar 1925 bedauert Franklin, dass Maunsell bereits wieder abreiste. Auch die Eltern von Maunsell sollen mit den Roosevelts befreundet gewesen sein. Das Leben der Familien rund um Hyde Park, NY hatte ähnlichen Charakter: Großzügige Landsitze oder MusterFarmen, Reisen nach Europa, Silberbesteck und Kinder, die auf Inter-

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natsschulen gingen. Im Gilded Age errichteten viele Familien Landsitze im Norden von New York City entlang dem Hudson River. Das glanzvolle Leben hatte aber auch seine Schattenseiten. Manche wohlsituierten und hochgebildeten Familien litten unter Snobismus, emotionaler Kälte, Depressionen, Alkoholismus oder Opium-Konsum.

Margaret Estelle Trevor Pardee (1893 - 1990) Margaret war die 1. Tochter von Margaret Helen Schieffelin Trevor und Henry Graff Trevor. Sie wurde in Southampton, Long Island geboren und lebte in Lawrence, Long Island und Manhattan. Der Ort "Lawrence" ist nach der Familie "Lawrence" benannt, den Vorfahren von Hannah Lawrence. Margaret besuchte die Spence School, eine unabhängige Mädchen-Schule in Manhattan. Die Spence School kann mit ihren Schwester-Schulen Brearley School und Chapin School verglichen werden. Margaret war die 1. Ehefrau von Irving Hotchkiss Pardee (1892 - 1949). (In zweiter Ehe war Irving mit Abigail Aldrich Chapman Rockefeller verheiratet.) Das Paar hatte 1 Sohn und 2 Töchter: Stewart Trevor Pardee, Sr., Margaret Schieffelin Pardee Bates (1918 - 2010) und Deborah B. Pardee. Margaret gab dem Autor Stephen Birmingham Interviews für sein Buch "America's Secret Aristocracy - The families that built the United States". Das Kapitel 8 enthält einen kurzen Abriss über die Familie Schieffelin. Margaret sagte, dass sie und ihre Schwester streng erzogen wurden, und ihre Eltern erwarteten, dass sie sich angemessen verheiraten würden. Margaret liebte das Tanzen auf Partys, den in ihren Kreisen verpönten Tango eingeschlossen. Irving Hotchkiss Pardee war Neurologe, hatte an der Columbia University studiert und war Präsident der New York Neurological Society. Der Name Hotchkiss deutet auf Verwandtschaft mit dem Gründerpaar

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der Hotchkiss School in Lakeville, CT hin. "Lakeville", eine typische Prep School, bietet klassische Bildung und ist dem Griechischen näher, als dem Christlichen. Soweit bekannt, hat kein Schieffelin diese herausragende Prep School besucht.

George McKay Schieffelin (1905 - 1988) Georg war der 1. Sohn von George Richard Delaplaine Schieffelin und Louise Scribner Schieffelin. Er lebte in New York. George heiratete am 12. September 1929 Louise Winterbotham Schieffelin (1906 - 1979). Das Paar hatte 2 Söhne: George Richard Schieffelin und John Winterbotham Schieffelin. George diente im WW2 von 1942 bis 1945 und war Commander in der U.S. Navy. Deutsche U-Boote waren ein großes Problem für die Amerikaner, weil ihre Versorgungsschiffe ein leichtes Ziel der U-Boote waren. George war Pilot, der selbst gegen U-Boote flog und andere Piloten ausbildete. George ging auf die St. Paul's School in Concord, NH. St. Paul's School, "Big Red", ist eine episkopale Internatsschule. Sie vermittelt hierarchisches Denken und verlangt von den Jugendlichen, dass sie sich ihren privilegierten Status in einer offenen Gesellschaft durch Talent, Fleiß und vielfältige kulturelle und soziale Erfahrung erwerben. Sie ist eine typische Prep School, die auf ein Studium an einer der Ivy-League-Universitäten Harvard, Yale oder Princeton vorbereitet. Die Familie Scribner hatte eine lange Tradition mit der Princeton University. Georg war ebenfalls in Princeton und machte seinen Abschluss 1928. Im selben Jahr begann er im Scribner's Verlag in Manhattan zu arbeiten und machte Karriere bis hin zur Verlagsleitung. 1967 organisierte er eine Ausstellung in Princeton. Er präsentierte Dokumente aus dem Scribner's Verlags-Archiv, unter anderem Original-Korrespondenzen von R. Kipling, H. James, W. Faulkner, T. Wolfe, E. Hemingway und F.S. Fitzgerald. Von 1970 bis 1977 war er im Vorstand des Scribner's Verlag. 148

Louise Winterbotham Schieffelin war die Tochter von Joseph Winterbotham, Jr. aus Chicago, IL. Die Winterbotham stammten ursprünglich aus Nord-England. Spätere Mitglieder der Familie Winterbotham und Scribner waren Crypto-Spezialisten und unter anderem an der Entschlüsselung der Befehls-Codes für deutsche U-Boote, der Enigma, beteiligt.

Cooper Schieffelin (1910 - 1974) Cooper war der 1. Sohn von Schuyler Schieffelin und Julia Cooper Schieffelin. Er wurde in Manhattan geboren und lebte auf Long Island. Cooper machte seinen Studien-Abschluss an der Princeton University. Er war in 1. Ehe mit Eleanor Jane Lindsay Schieffelin (1917 - 1965) aus Laurel Hollow, NY verheiratet. Das Paar hatte eine Tochter und 2 Söhne: Julia Cooper Schieffelin, Lindsay Schieffelin und John Schuyler Schieffelin. Die Familie lebte in Laurel Hollow, NY. 1966 heiratete er in 2. Ehe die Witwe Aldo Balsam aus Bridgehampton, Long Island. Coopers erste Frau, Eleanor Jane Lindsay, war die ältere Schwester von John Lindsay. John war Bürgermeister von New York City und bewarb sich 1972 als Präsidentschafts-Kandidat der Demokraten. Eleanor wurde 1965 47jährig tot in ihrem Swimming-Pool in Laurel Hollow, Long Island gefunden. Die Polizei ging von einem Unfall aus. Ihr 17-jähriger Sohn John hatte um 3 Uhr nachts den leblosen Körper im Pool schwimmend gefunden. Er sei zum Pool, weil das Licht noch brannte. Dann wäre er sofort ins Wasser gesprungen, habe seine Mutter an den Beckenrand gezogen und versucht, sie durch Mund-zu-Mund-Beatmung wiederzubeleben. Ohne Erfolg. Er sagte aus, dass seine Mutter öfters an heißen Tagen nachts im Pool schwamm. Im Haus befanden sich der Ehemann Cooper, ein Haus-Angestellter und die Tochter Julia. Alle schliefen zu diesem Zeitpunkt. Der Autopsie-Bericht ergab keine Verdachtsmomente, die auf einen unnatürlichen Tod hingewiesen hätten. 149

Die 5. Generation nach Jacob (3) Schieffelin

William Jay (2) Schieffelin (1891 - 1985) William Jay (2) war der 1. Sohn von William Jay (1) Schieffelin und Maria Louisa Shepard Schieffelin. Er wurde in Manhattan geboren. William war seit 1918 mit Annette Markoe Schieffelin (1897 - 1997) aus NYC verheiratet. Die Hochzeit fand in der Kapelle der St. George's Church am Stuyvesant Square in Manhattan statt. Als Empfang diente das Haus der Markoes in der 12 West 54th Street. Das Paar hatte eine Tochter und einen Sohn: Ann Louise Schieffelin Bradley und William Jay (3) Schieffelin. Die Familie lebte in der 1220 Park Avenue, Upper East Side Manhattan, Sleepy Hollow, NY, dem Anwesen der Shepards in Scarboroughon-Hudson, NY und in Ashville, ME, auf der Halbinsel Schieffelin Point. William Jay (2) ging zu Miss Chapin's in den Kindergarten und dann auf die Bovee School und Groton School. Die Groton School in Groton, MA ist eine private, episkopale Internats-Schule für die Klassen-Stufe 8 bis 12. Obwohl luxuriös ausgestattet und im reinsten Neu-England-Stil auf einem riesigen Park-Gelände gebaut, verfolgt die Schule eine spartanische Erziehung für den Staatsdienst. Ursprünglich war Groton eine reine Jungen-Schule. Die Jungs sollten nach dem Modell eines "muskulösen Christentums" erzogen werden, was kalte Duschen und kalte Bäder einschloss. Die Schule hatte sich im Laufe der Zeit stark gewandelt, sie akzeptierte bereits ab 1950 afroamerikanische Schüler und erzog seit 1975 gemischt. Groton School ist eine typische Prep School. Traditionell werden die Schüler an der Groton School auf ein Studium an einer der Universitäten Harvard, Yale oder Princeton vorbereitet. Die Schieffelins bevorzugten im Anschluss an die Groton School die Yale University. Groton hat viele bekannte Absolventen 150

herangezogen, darunter F.D. Roosevelt und weitere Mitglieder der Roosevelt-Familie. Die Schule ist stolz darauf, zwei US-Präsidenten hervorgebracht zu haben, denn sie stand, wie alle anderen Prep Schools, zeitweise in der Kritik, zu wenig politische Führungspersönlichkeiten herangezogen zu haben. Viele "Ostküsten-Schieffelins" besuchten die Groton School, doch es gibt auch eine seltsame Verbindung zu Edward Lawrence Schieffelin, dem Begründer der Tombstone Mine in Arizona. Ein junger episkopaler Priester, in Cambridge, England ausgebildet, kam nach Tombstone in Arizona. Die wüste Schießerei beim O.K. Corral zwischen Cowboys und Sheriffs fand nur wenige Monate vorher statt und unser junger Priester, Endicott Peabody, fand Tombstone "zu ungemütlich, um hier zu sterben". Der wohlerzogene englische Priester schaffte es jedoch, die erste episkopale Kirche in Tombstone aufzubauen und die rauen Minenarbeiter und Cowboys sonntags brav in die Kirche zu bewegen. Mit dieser Fähigkeit kehrte er an die Ostküste zurück und beendete sein Studium. Eine kurze Lehrertätigkeit bereitete Peabody auf seine Berufung vor: Er würde eine neue, kirchliche Schule gründen, nach dem Vorbild von Eton und Cheltenham in England. Der Campus sollte auf üppigem Farmland entstehen, mit weiten Ausblicken bis zu den Bergen Wachusett und Monadnock. Peabody wollte den Unternehmer-Söhnen des Gilded Age die ehernen Prinzipien seines christlichen Glaubens vermitteln. Die familiäre Atmosphäre im Internat bot jedoch auch Herzlichkeit. Es wurde erzählt, Mrs. Peabody hätte den kleinen Jungs jeden Abend mit einem Kuss auf die Stirn eine "gute Nacht" gewünscht. Die Groton School wurde ein Erfolg und Peabody war über 50 Jahre ihr Leiter. Nach der Groton School ging William an die Yale University und machte 1914 seinen Abschluss. In Yale war er Mitglied in Phi Beta Kappa und Sigma Xi. Von 1914 bis 1916 diente William als Recruiter in der New York Cavalry. Von 1916 bis 1918 war er als First Lieutenant bei der 12th New York Infantry an der mexikanischen Grenze und 1918 bei der Fifth Field Artillery der American Expeditionary Forces (AEF) in Frankreich. William war als First Lieutenant der Second Division im 151

Einsatz in Verdun und als Captain bei den Gefechten von ChateauThierry und im Bois de Belleau. Chateau-Thierry war eine der ersten Aktionen der AEF unter General Pershing. An der Marne waren insgesamt 300.000 amerikanische Soldaten im Einsatz. Die deutsche Frühjahrsoffensive 1918 brachte den amerikanischen Truppen herbe Verluste, doch der Vormarsch der Deutschen auf Paris konnte gestoppt werden. Nach seiner Rückkehr in die USA 1918 diente William kurzzeitig als Ausbilder im Camp Jackson. Seine Militärzeit hatte William Jay, Jr. stark geprägt, während der er sicher schreckliche Erlebnisse in Verdun und an der Marne hatte. Bei Schieffelin & Company und in der Pharma-Branche in Manhattan wurde er angeblich "Captain Schieffelin" genannt. Auch soll er starkes Interesse an militärhistorischen Bücher gehabt haben. Seine Bibliothek beinhaltete eine Sammlung militärischer Bücher, die er von seinem Großvater William Henry Schieffelin geerbt hatte. William Henry war Major der Kavallerie im Civil War. Wir dürfen annehmen, dass sich William Jay gut mit seinem jüngeren Bruder John Jay verstanden hat, der Leutnant bei der Navy Air Force war. Wie sein Vater, war William Jay Schieffelin, Jr. in vielen Institutionen und Vereinigungen engagiert. Unter anderem: Mitglied des Verwaltungsrats der Tuskegee University und des NAACP, President der National Wholesale Druggists' Association, Chairman des Yale Alumni Fund, im Vorstand des St. Luke's Hospital in Manhattan, Chairman der Steuer-Kommission der New York Chamber of Commerce, Director des Y.M.C.A. in NYC, Vermögensverwalter der Carnegie Endowment for International Peace und Gründungsmitglied der National Association of Beverage Importers. Annette war die Tochter von James Wright Markoe. Ihr Vater war Arzt und Freund von J. P. Morgan. 1920 wurde ihr Vater in der St. George's Kirche am Stuyvesant Square von einem Attentäter getötet, der es auf J. P. Morgan abgesehen hatte. William arbeitet seit 1914 für Schieffelin & Company. Er wurde ab 1914 von Schieffelin in der Verwaltung, dem Labor und dem Vertrieb 152

in den Niederlassungen ausgebildet, um alle Aspekte seiner Firma kennenzulernen. Von 1922 bis 1952 war er CEO und von 1952 bis 1962 im Vorstand der Firma Schieffelin. Während der Prohibition in den USA war es Schieffelin erlaubt, Alkohol-Produkte für Medizin-Zwecke zu importieren. Ab 1962 bis 1985 war er Ehren-Vorstand von Schieffelin. Es wurde gesagt, dass William auch mit 94 Jahren noch ein Büro bei Schieffelin hatte und täglich zur Arbeit ging. Sein Büro bei Schieffelin befand sich am 16 Cooper Square in Manhattan. Seit 1981 war Schieffelin ein Tochter-Unternehmen der Moët-Hennessy S.A. aus Frankreich.

Margaret Louisa Schieffelin Osborn (1893 - 1982) Margaret war die 1. Tochter von William Jay Schieffelin (1) und Maria Louisa Shepard Schieffelin. Sie war seit 1913 mit Frederick Henry Osborn (1889 - 1981) verheiratet. Die Hochzeit fand in der Madison Avenue Presbyterian Church in Manhattan statt. Der Empfang fand im Elternhaus von Margaret in der 5 East 66th Street statt. Das Paar hatte 2 Söhne und 3 Töchter: Frederick Osborn, Dr. John Jay Osborn, Margery Erickson, Alice Osborn Breese und Virginia Earle. Ihr Enkelsohn John Jay Osborn (2) ist Absolvent der Harvard University und der Harvard Law School. Er ist Autor des Bestseller-Romans "The Paper Case". Die Familie Schieffelin Osborn lebte in der 123 East 73th Street in Manhatten und später auf ihrem Landsitz in Garrison, NY. Frederick Henry Osborn war ein Ur-Enkelsohn von William Earl Dodge. Er machte seinen Abschluss an der Princeton University. Im 1. Weltkrieg war er Freiwilliger beim Red Cross und im Einsatz an der Front in Frankreich. Danach war er kurze Zeit an der Wall Street tätig und dann als Forscher beim American Museum of Natural Science. Frederick publizierte Bücher wie "The Future of Human Heredity" und "Population: An International Dilemma". Frederick war Mitglied der American Eugenics Society und eröffnete in Princeton das Office for Population Research. Er verbesserte die 153

Erforschung der These, dass die Intelligenz eines Menschen weit mehr von seiner Umgebung abhängt, als von seiner Rasse. 1940 erhielt Frederick von Präsident Roosevelt den Vorsitz des Civilian Committee on Selective Service. Die Familie musste ihr geliebtes Haus in der 123 East 73th Street verlassen und nach Washington, DC umziehen. Nach dem 2. Weltkriegs war Frederick General und hatte einige Auszeichnungen erhalten. Er arbeitete in der UN Atomic Energy Commission und der Commission for Conventional Armaments. Margaret war eine unabhängige Frau. Während des WW1 war sie Vorsitzende bei der National Land Army und sammelte Daten über die Vergütung von Landarbeitern. Dabei praktizierte sie selbst als Landarbeiterin, um sich ein konkretes Bild der Lage zu machen. 1937 lud Margaret zusammen mit ihrer Tochter zu Diskussionsrunden über das Thema "Erziehung zur Demokratie" in ihr Haus ein.

Von links nach rechts: Louise Vanderbilt, Margaret Louisa, Elliott und Bayard Schieffelin. [20] 154

John Jay (4) Schieffelin (1897 - 1987) John Jay (4) war der 2. Sohn von William Jay Schieffelin und Maria Louisa Shepard Schieffelin. Er wurde in Scarborough-on-Hudson, NY im Anwesen der Shepards geboren. In jungen Jahren lebte er in Manhattan in der 1000 Madison Avenue. John war in 1. Ehe ab 1923 mit Eleanor Curtis Beggs Schieffelin (1899 - ??) aus Pittsburgh, PA verheiratet. Eleanor war die Tochter von Joseph Patterson Beggs (1862 1933) und Eleanor Hughes Beggs (1872 - 1945) aus Pittsburgh, PA. Sie war eine Nichte von Thomas Morrison Carnegie. Ihren Schul-Abschluss machte sie an der Miss-Wright's School in Bryn Mawr, PA. Die Schule existierte zwischen 1903 und 1936 als unabhängige Mädchenschule für die Klassen 7 bis 12. Das Gebäude der Schule wurde später vom Bryn Mawr College übernommen und heißt heute Brecon Hall. Eleanor war nach ihrer Schulzeit wieder in Pittsburgh und Mitglied der Federation of Girls' Schools. Das Paar hatte 2 Töchter und einen Sohn: Eleanor Jay Schieffelin (1925 - ??), Joseph Beggs Schieffelin (1927 - ??) und Sally Ann Schieffelin (1929 - ??). Die Ehe wurde trotz der 3 Kinder nicht glücklich. 1931 ließen sich John und Eleanor scheiden. Die Kinder blieben bei Eleanor. John Jay (4) heiratete 1932 Lois Lindon Smith Schieffelin (1911 - 2007) aus Boston, MA in 2. Ehe. Das Paar hatte einen Sohn, das 4. Kind von John Jay (4): John Jay (5) Schieffelin. John lebte mit seiner neuen Familie in der Succabone Road in Bedford, NY, ganz in der Nähe von John Jay Homestead und der Rippowam School. Lois Lindon Smith war die jüngste Tochter von Joseph Lindon Smith und Corinna Haven Putnam. Joseph Lindon Smith war ein bekannter Künstler, der besonders gerne in Ägypten malte. Die Familie verbrachte regelmäßig die Wintermonate in Ägypten, Griechenland oder Italien und die Sommermonate in der von Joseph gegründeten 155

Künstlerkolonie in Dublin, NH. Viele seiner Bilder hängen heute im Museum of Fine Arts in Boston, wo er seine Ausbildung erhalten hatte. Corinna Haven Putnam, war die Tochter von Major George Haven Putnam. Corinna schrieb lebhafte Memoiren über bekannte Persönlichkeiten in ihrem Umfeld. In der Dublin Art Colony versammelten sich Maler, Publizisten und Schriftsteller, unter ihnen John Singer Sargent, Charles Scribner und Mark Twain. Der Großvater von Lois, Georg Haven Putnam, war Publizist und Schriftsteller. Die Familie war Inhaber des Verlags Wiley & Putnam. Trotz hoher Kunst und Literatur in ihrer Jugend, war Lois sehr sportlich veranlagt. Mit über 80 Jahren nahm sie noch resolut am NYC Marathon-Lauf teil, einmal zusammen mit ihrem Sohn John Jay (5) und ihrem Enkel John Clifford. Sie schaffte die Strecke in 6 Stunden und ließ sich weder von bösen Stürzen noch von ihrem Arzt davon abbringen. Sie trug meist rote T-Shirts, damit "Blut nicht so auffällt", manchmal mit seltsamen Sprüchen darauf. John Jay (4) wurde als Leutnant und Pilot im 1. Weltkrieg mit dem Navy Cross ausgezeichnet, weil er deutsche U-Boote in der Nordsee beschädigt hatte. Er erhielt eine Reihe von weiteren Auszeichnungen. Die Navy Air Force war in Felixstowe und Killingholme, England stationiert. John war Mitglied der Yale Naval Aviation Group, einer Gruppe ambitionierter Studenten der Yale University, die die Notwendigkeit von Luftunterstützung für die US Navy voraussahen, und die Ingenieurskunst und Geld in ein neuartiges "See-Flug-Team" investierten. Die Gruppe konnte 1916 den amerikanischen Kongress davon überzeugen, das Naval Reserve Flying Corps zu gründen. Zum hundertjährigen Jubiläum dieser Einheit erschien 2017 der Dokumentarfilm "The Millionaires' Unit". Die Nordsee östlich von England war auch beliebtes Jagd-Gebiet der kaiserlich-deutschen U-Boot-Flotte. Im Dezember 1917 kam John Jay (4) nach Liverpool in England und war im Dezember 1918 wieder zurück in New York. 1918 flog John zwei erfolgreiche Angriffe gegen U-Boote. Am 9. Juli hatte er ein U-Boot angegriffen 156

und stark beschädigt, sodass es an der Oberfläche bleiben musste und danach von einem britischen Zerstörer versenkt wurde. Am 19. Juli flog er bei stürmischem Wind in das Gebiet um Whitby an der englischen Ostküste. Eine Böe traf sein Flugzeug und verbog die Aufhängung seiner Bomben, sodass er die Hälfte der Ladung abwerfen musste. Als er ein aufgetauchtes U-Boot sah, flog er sofort einen Angriff. Eine Bombe explodierte unter dem Heck des U-Bootes. Das Boot ragte schräg aus dem Wasser, und er konnte seine Antriebs-Schrauben über der Wasseroberfläche erkennen. John navigierte daraufhin einen Zerstörer in das Gebiet. Soweit bekannt, kam das deutsche U-Boot stark beschädigt zu seiner Basis zurück. Nach dem Krieg beendete John sein Studium an der Yale University. Er schloss sich den Yale-Ruderern an und nahm 1920 erfolgreich am Wettkampf gegen Princeton und Cornell teil. John arbeitete einige Zeit als Manager bei einem Versicherungs-Konzern. Während des 2. Weltkriegs trat er wieder in die Navy ein und war Trainer von Rekruten. Als Admiral der Reserve erhielt er eine Auszeichnung als hervorragender Trainer und wurde zum Stifter einer Auszeichnung, dem John Jay Schieffelin Award for Excellence in Teaching. Von 1963 bis 1966 war John Direktor der English-Speaking Union. John Jay (4) war ein wichtiger Repräsentant der Familie Schieffelin. Wir wissen nicht, ob er mit seinem Leben zufrieden war. Die erste Ehe und die Scheidung haben ihn vermutlich viel Kraft und Ansehen gekostet. Vielleicht stand er im Schatten seines großen Bruders William Jay (2), der ihm ähnlich war und ähnliche Startbedingungen hatte. Es ist zu vermuten, dass die ganze Familie Ende der 1920er Jahre mehr oder weniger in einer Krise steckte. Durch seinen Militär-Einsatz in der Naval Aviation Group während des WW1 hat John Jay (4) den höchsten militärischen Ruhm innerhalb der Familie errungen. Auf einem Zeitungsbild ist er zusammen mit seinem Vater William Jay (1) und seinem Bruder William Jay (2) in Uniform zu sehen. 157

Louise Vanderbilt Schieffelin Hewitt (1901 - 1926) Louise war die 3. Tochter von William Jay Schieffelin und Maria Louisa Shepard Schieffelin. Sie wurde in Bar Harbour, ME geboren und lebte in Manhattan. Ihre Hochzeit 1924 mit Abram Stevens Hewitt, Jr. (1902 - 1987) war "eines der sozialen Ereignisse des Jahres". Abrams Vorfahren waren Peter Cooper und Mayor Abram S. Hewitt. Das Paar hatte eine Tochter, Mary Ashley Cooper Hewitt Harshman (1925 - 2015) und einen Sohn, Edward Ringwood Hewitt, Jr. (1926 - 2006), benannt nach seinem Großvater. Der Großvater von Abram war Abram Stevens Hewitt, Sr. (1822 1903). Der arbeitete eng mit dem Erfinder und Stahl-Unternehmer Peter Cooper zusammen. 1855 heirate er Coopers Tochter Sarah, deren Sohn dann Edward Ringwood, Sr. war. Abram, Sr. war Anwalt und saß für die Demokraten im Kongress. Er wurde als Gegenkandidat zu Roosevelt zum Bürgermeister von New York gewählt. Louises Tochter Mary Ashley Cooper Hewitt Harshman machte 1947 ihren Abschluss am Bennington College. Und sie war rege Studentin der The Art Students League. Mary war mit Richard Harshman verheiratet und hatte 2 Söhne und eine Tochter: Thomas Harshman, Edward Harshman und Cecily Johnston. Mary Ashley lebte in Naples, FL und malte viele bunte Gemälde. Louises Sohn Edward Ringwood Hewitt, Jr. schloss sein Studium der Geologie am Harvard College und der University of Texas ab. Er diente im Zweiten Weltkrieg in der U.S. Navy und arbeitete danach als Geologe im Bereich Öl, Gas und Bodenschätze. Er war Mitglied in der American Association of Petroleum Geologists und von The Cooper Union for Advancement of Science and Art. Außerdem diente er in der Gemeinde der Trinity Episcopal Church in Newtown, CT. Das Eheglück von Louise Vanderbilt Schieffelin und Abram Stevens Hewitt, Jr. währte nicht lange. Nach der Geburt ihres zweiten

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Kindes, erlitt Louise einen Nerven-Zusammenbruch. Sie wurde im Austen Riggs Center in Stockbridge, MA behandelt. Das moderne Therapiezentrum für psychosomatische Medizin und therapeutische Psychologie hatte einen guten Ruf. Dr. Rigg war der Ansicht, dass Gefühle ständiger Beobachtung bedürfen und durch praktische Tätigkeiten kontrolliert werden sollten. Die etwa hundert Patienten waren für 6 Wochen in dem schönen Anwesen in Stockbridge untergebracht und übten sich in weben, malen, handarbeiten und spielen. Riggs Therapie-Ansatz hatte Ähnlichkeiten mit der Psychoanalyse. Er war jedoch ein scharfer Kritiker von Freud und insbesondere dessen Betonung sexueller Ursachen von Neurosen. Riggs System war ein breiter integrierendes Konzept der Ich-Psychologie. Angeblich war Rigg auch von der mental hygiene movement beeinflusst. Louise wollte die Weihnachtszeit bei ihrer Familie verbringen und reiste mit ihrer Betreuerin, Beatrice Gosling, nach The Beechwood, dem "Buchenholz", wie ihr Zuhause 125 East 24th Street in Manhattan genannt wurde. Das wunderschöne Backstein- und Brownstone-Haus am Madison Square Park war eine Art Wohnhotel. Es hatte sechs Stockwerke. Die Apartments waren von Persönlichkeiten bewohnt, die sich nicht, oder noch nicht, um ihre eigene Haushaltsführung kümmern wollten. Der Eingang bestand aus einem Sandsteinportikus, in den das Buchenholz eingemeißelt war. Daher der Name Beechwood. Die Fassade hatte romanische Retro-Fenster-Paare im Erdgeschoss und Gesimse, die mit Vögeln, Laub und skurrilen Gesichtern verziert waren. Am Mittwoch, 8. Dezember 1926, waren die Hewitts im Theater. Am nächsten Tag sagte Louise ihrem Mann Abram, dass sie einige Weihnachtsbesorgungen plane. Als ihre Betreuerin für kurze Zeit nicht mit ihr im Zimmer war, sprang Louise aus dem Fenster im 6. Stock von Beechwood und starb im Hof. Sie wurde im Vanderbilt private section, New Dorp, Staten Island, auf dem Schieffelin Plot neben dem Vanderbilt Mausoleum beigesetzt.

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Bayard Hawes Schieffelin (1903 - 1989) Bayard war der 3. Sohn von William Jay Schieffelin und Maria Louisa Shepard Schieffelin. Er wurde in Manhattan geboren und ist im Haus in der 5 East 66th Street aufgewachsen. Sein Vorname "Bayard" sollte an die Großeltern von John Jay erinnern. Die Familie Bayard waren aus Frankreich zunächst nach Holland und dann nach New Amsterdam geflüchtete Hugenotten. Bayard war mit Virginia Langdon Loomis Schieffelin (1908 - 1994) aus New York verheiratet. Das Paar hatte einen Sohn und 3 Töchter: Edward Loomis Schieffelin, Barbara Schieffelin Powell, Olivia Langdon Schieffelin Nordberg und Nancy Jay Schieffelin. Virginia Langdon Loomis war die Tochter von Edward Eugene Loomis (1864 - 1937) und Julia Olivia Langdon Loomis (1871 - 1948). Sie war die Enkeltochter von Charles Jervis Langdon (1849 - 1916). Charles Jervis entstammte einer wohlhabenden Kohlehändler-Familie aus Elmira, NY. Sein Vater wollte mit ihm eine große Europareise machen, entschied jedoch, Charles mit einem obskuren Zeitungsreporter namens "Mark Twain" auf die Reise zu schicken. Die Reise war eine Rundreise auf dem Mittelmeer mit dem amerikanischen Dampfschiff "USS Quaker City". Mark sollte Reiseberichte an Charles' Vater schicken. Die beiden Reisenden befreundeten sich, und die Berichte wurden als Buch mit dem Titel "Innocents Abroad" veröffentlicht. Sie brachten Mark Twain den Durchbruch als Schriftsteller. Die Reise scheint tatsächlich "unschuldig" gewesen zu sein, denn als Charles in Izmir Mark ein Mini-Portrait seiner Schwester Olivia gezeigt hatte, war Mark sofort unsterblich verliebt und träumte nur noch von Olivia. Olivia Langdon Clemens (1845 - 1904) wurde später die Frau von Samuel Clemens, alias "Mark Twain". Olivias Vater lehnte die Hochzeit anfänglich ab, doch er ließ sich überzeugen. Die Familie Bayard & Virginia Schieffelin lebte in ihrem Haus in Short Hills, NJ und Ashville, ME. Das Haus in Short Hills war im niederländischen Kolonialstil gebaut. Bayard machte seine Abschlüsse 160

an der Groton School und 1926 an der Yale University. Dann arbeitete er bei verschiedenen Banken und Investment-Firmen. 1930 stifteten Virginia und Bayard den Langdon-Schieffelin Fund am Bryn Mawr College. Die Stiftungsmittel sollten zur finanziellen Unterstützung der Studenten und für Fakultäts-Gehälter verwendet werden. Der Fund wurde von den Familien Langdon und Schieffelin eingerichtet, um sich für das Studium der folgenden Familienmitglieder am Bryn Mawr College zu bedanken: Julia Langdon Loomis (die Mutter von Virginia), Abschluss 1898, Ida Langdon, 1905, Barbara Schieffelin Bosanquet, 1927, Virginia Loomis Schieffelin, 1930 und Barbara Schieffelin Powell, 1962. Wir dürfen annehmen, dass sich Bayard und Virginia auch im Zusammenhang mit dem Bryn Mawr kennengelernt haben. Ab 1939 arbeitete Bayard im Finanz-Vorstand von Schieffelin & Company. Während des 2. Weltkriegs war er im Kriegsministerium in Washington, DC tätig und erhielt die Auszeichnung Legion of Merit. Nach dem Krieg war er Vorstand der Cargo Marine Coal & Shipping Company. Bayard war von 1950 bis 1968 Leiter der New York Public Library. 1953 machte die Familie eine ausgedehnte Frankreich-Reise mit dem Schiff. In den 1960er Jahren war Bayard Trustees Vice President des Robert College in Istanbul, Türkei. Das Robert College ist eine 1863 gegründete Eliteschule am Bosporus, die zu den amerikanischen, protestantisch-missionarischen Schulen und Universitäten gehört. Vergleichbare Einrichtungen sind die Universität Beirut im Libanon und die Universität Kairo in Ägypten. Zur 100-Jahr-Feier luden die Friends of Robert College und das American College for Girls in das Waldorf Astoria Hotel in Manhatten ein. Bayard hat ein Buch über das Anwesen der Familie in Maine geschrieben: "Memorandum on the History of Tranquility Farm, 1909-1975". Er lebte die meiste Zeit in Manhattan, und das Bedürfnis nach freier Natur scheint groß gewesen zu sein. Bayard wurde als "schlank, elegant, leger und bescheiden" beschrieben. Er war in hohem Alter noch humorvoll und immer hilfsbereit. Ein sympathischer Mensch eben. 161

Elliott Fitch Shepard Schieffelin (1905 - 1988) Elliott war der 4. Sohn von William Jay Schieffelin und Maria Louisa Shepard Schieffelin. Er wurde in Bar Harbour, ME geboren, wuchs in Manhattan und Ashville, ME auf. Später lebte er in Kalifornien an verschiedenen Orten, in Laguna Niguel, CA, südlich von Los Angeles, in Pasadena, CA und in Yucca Valley, CA. Elliott besuchte die Bovee School in Manhattan und die Groton School, um danach wie seine Brüder an der Yale University zu studieren. Er war Mitglied bei den Knickerbocker Greys. In Yale engagierte er sich für Vieles: Er sang im Chor des Apollo Glee Club, spielte Theater und Tennis, gehörte dem Groton Club und Alpha Delta Phi an. Seine Eltern waren 1926 in die neue Wohnung 620 Park Avenue umgezogen, und seine Schwester Louise hatte sich 1926 in The Beechwood aus dem Fenster gestürzt. Und 1926 machte Elliott seinen Abschluss in Yale. Die Familie war im Umbruch und scheinbar auch in einer Krise. Vielleicht wollte Elliott dem Ganzen entfliehen und war 1927 nach Los Angeles gezogen, um im sonnigen Kalifornien an der USC seinen Master zu machen. Studium, Easy Living, Surfing und Girls für einen Knickerbocker und Ostküsten-Intellektuellen? Ab 1931 war Elliott in 1. Ehe mit Anne Elizabeth Wellborn (1905 - 2011) aus New Orleans, LA verheiratet. Die Hochzeit fand in Los Angeles, CA statt. Das Paar hatte eine Tochter und einen Sohn: Elise Schieffelin (1931 heute), Richard Elliott Schieffelin (1933 - 1983). Die Tochter Elise wurde in Paris auf ihrer Hochzeitsreise geboren, Elliott war noch Student. Anne besuchte die Marlborough School in Los Angeles, CA. Sie liebte das Reisen, insbesondere nach West-Europa. Nach ihrer Schulzeit verbrachte sie mit ihrer Mutter einige Jahre in Frankreich und Italien und lernte die Sprachen. An der USC lernte sie Elliott Shepard Schieffelin kennen, den sie 1931 heiratete. Das Paar wurde anscheinend nicht dauerhaft glücklich und ließ sich 1940 wieder scheiden. In den 1960er Jahren nahm Anne ihr Studium der Kunstgeschichte an der USC wieder auf und machte ihren Abschluss. 162

Elliott hatte keinen Abschluss an der USC und war geschieden, als er 1941 der California National Guard beitrat. Er wechselte zur 40th Infantry Division. Am Ende von WW2 wurde er als Corporal aus dem 160th Infantry Regiment entlassen. Beim Militär ist er viel im PazifikGebiet herumgekommen: Hawaii, San Pedro Harbor, Solomon Islands, New Britain Island, Papua-Neuguinea, Philippinen und zurück nach San Francisco, CA. Von 1953 bis 1955 lebte er in Monrovia, CA in der noblen Singing Wood Street. Danach zog er nach Pasadena, CA und an den Joshua Tree National Park. Elliott heiratete Ellen Dorset (1898 1987) in 2. Ehe. Und er blieb in Kalifornien.

Barbara Schieffelin Bosanquet (1906 - 1987) Barbara war die 4. Tochter von William Jay Schieffelin und Maria Louisa Shepard Schieffelin. Sie wurde in Manhattan geboren und lebte mit ihrem Mann in Alnwick, England. Barbara machte ihren Studien-Abschluss am Bryn Mawr College nahe Philadelphia, PA. Seit 1931 war Barbara mit Charles Ion Carr Bosanquet (1903 - 1986) verheiratet. Die Hochzeit wurde in The Times beschrieben als: "international marriage of more than usual interest". Die Madison Avenue Presbyterian Church war gefüllt mit den bekanntesten Namen der New Yorker Society. Das Haus der Braut-Schwester Margaret Louise Schieffelin Osborn in der 123 East 73th Street diente als Empfangsraum. Das ganze Haus war angeblich mit rosa Farnkraut und weißen Nelken, sowie Forsythien geschmückt. Das Paar hatte 3 Töchter und 1 Sohn: Deborah Lucy Bosanquet, Katherine Mary Bosanquet, Barbara Clare Bosanquet und Charles Jay Bosanquet. Charles wurde in Athen geboren. Sein Vater war er von 1900 bis 1906 Direktor von The British School in Athen und Professor für klassische Archäologie an der University of Liverpool. Charles wurde 1952 Rektor des King's College in Newcastle, England, und 1963 Vizekanzler der 163

Newcastle University. Er lud Martin Luther King, Jr. ein und verlieh ihm einen Doktortitel für Zivilrecht.

John Winterbotham Schieffelin (1932 - 2002) John war der 2. Sohn von George McKay Schieffelin und Louise Winterbotham Schieffelin. Er wurde in Manhattan geboren und wuchs in White House Station, NJ auf. John war als junger Mann sehr an wilden Tieren interessiert und sammelte Schlangen. Seine Schlangen-Sammlung schenkte er als junger Student 1954 der Harvard University. Seinen Abschluss in Medizin und Chirurgie machte er 1959 an der Columbia University. Danach arbeitete er im Roosevelt Hospital in NYC. John heiratete 1964 Marion Lohman (1927 - 2014) aus Lindenhurst, NY. 1965 zog John mit seiner Frau Marion nach Kalifornien. Er arbeitete als Arzt von 1965 bis 1992 am Kaiser Foundation Hospital in Walnut Creek, CA. John engagierte sich als Mediziner zusätzlich für die Sicherheit von Kindern und war Chairman des National Accident Prevention Committee. John war außerdem einige Zeit im Vorstand des Scribner's Verlag aktiv. Marion Lohman arbeitete als Krankenschwester. John und Marion lernten sich 1963 bei einer Circus Elephants' Parade in Manhattan kennen. Die beiden Kinder von John und Marion wurden ebenfalls Mediziner: Cynthia D. Schieffelin Lawson und John Scribner Schieffelin.

Julia Cooper Schieffelin (1943 - 2011) Julia war die 1. Tochter von Cooper Schieffelin und Eleanor Jane Lindsay Schieffelin. Sie wurde in New York geboren und besuchte die Madeira School. Danach ging sie auf das Radcliffe College in Cambridge, MA, das Carson-Newman College und die Columbia Law School. Sie

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arbeitete zunächst als Lehrerin und in der Verwaltung der Brearley School in Manhattan. Die Brearley School ist eine private Mädchenschule ähnlich der nahegelegenen Chapin School. Julia war dann Couch und Managerin bei verschiedenen kulturellen und städtischen Institutionen: Union Theological Seminar, New York Public Library, Planned Parenthood und Guggenheim Museum. Sie lebte mit ihrer Partnerin Elizabeth "Betsy" Tanner zusammen und war nicht verheiratet. Julia wurde folgendermaßen beschrieben: "Sie war eine ausgesprochene New Yorkerin, gut erzogen, gebildet, kultiviert und witzig. Einen weisen, lustigen und elegant-geschriebenen Brief von Julia zu lesen oder ihrer unangestrengt-eloquenten Rede zu folgen, war ein Vergnügen. Sie war leidenschaftlich an Kunst, Politik und Geschichte interessiert. Sie hatten einen riesigen Freundeskreis, der sie für ihr großes Herz, ihren scharfen Intellekt, ihren geschmackvollen Humor und ihre vielfältige Bildung bewunderte." Was bleibt da noch zu sagen?

Die 6. Generation nach Jacob (3) Schieffelin

William Jay (3) Schieffelin (1922 - 1989) William war der 1. Sohn von William Jay Schieffelin (2) und Annette Markoe Schieffelin. Er besuchte bis 1941 die Groton School. 1945 schloss er sein Studium an der Yale University ab. In Yale war er Mitglied von Beta Theta Phi. William diente in der Army als ArtillerieOffizier bei Einsätzen im China-Burma-India Theater. William war seit 1947 mit Joy Williams Proctor Schieffelin (1923 - 2001) aus New York 165

City verheiratet. Joy war die Tochter von William Ross Proctor aus Pittstown, NJ und Eldred, NY. William Ross Proctor war Partner der New Yorker Aktienhandels-Gesellschaft Abbott, Proctor & Paine. Joy arbeitete während des WW2 als Freiwillige beim American Red Cross. Die Proctors hatten ein Landhaus, Sand Pond, an einem der Seen östlich von Eldred, NY, das in den 1950er Jahren häufig für sportliche und familiäre Aktivitäten genutzt wurde. Joy war im Vorstand der Presbyterian Church von Mount Kisco, NY. Das Paar hatte eine Tochter und 5 Söhne: Hope Williams Schieffelin (1950 - heute), James Ross Schieffelin (1951 - 1975), Peter Jay Schieffelin (1951 - 1981), Timothy Proctor Schieffelin (1954 - heute), Andrew Lawrence Schieffelin (1956 - heute) und Michael Markoe Schieffelin (1963 - heute). Seit 1948 war William Mitarbeiter der Firma Schieffelin & Co. 1949 wurde er Vize-Präsident der pharmazeutischen Labore von Schieffelin. Ab 1962 war William Vorsitzender und CEO der Firma Schieffelin. In den 1970er Jahre gab William sein Amt als President von Schieffelin ab. 1981 wurde Schieffelin nach 187 Jahren Eigenständigkeit an MoëtHennessy S.A. aus Frankreich verkauft. Zu dieser Zeit machte Schieffelin bereits etwa zwei Drittel seines Umsatzes mit Moët-Hennessy-Produkten. Die Firma zog sich allmählich ganz aus dem PharmazieGeschäft zurück und wurde zu einem reinen Wein- und SpirituosenImporteur. Nehmen wir das Gründungsdatum 1781 an, als Effingham Lawrence seinen Pharmazie-Laden in der Queens Street gründete, in dessen Geschäft 1794 Jacob (3) Schieffelin eingestiegen war, dann waren es genau 200 Jahre Lawrence & Schieffelin in Manhattan. Ein langer Zeitraum im volatilen Geschäftsleben von Manhattan. Schieffelin verlor unter der Führung von William seine Unabhängigkeit und wurde Tochterfirma von LVMH Moët-Hennessy-Louis Vuitton. Die neue Adresse von Schieffelin & Somerset Co war Two Park Avenue 17th Floor. 1983 zog sich William ganz aus dem operativen Geschäft zurück und diente Schieffelin & Somerset Co bis 1986 als Berater. Neben seinen 166

Aufgaben bei Schieffelin war William auch Vorsitzender der KosmetikFirma Almay Inc. und der Simi Winery in Kalifornien. William war Director der New York Chamber of Commerce, Chairman der Commerce and Industry Association in New York, Director des New York Board of Trade und Mitglied des French and British-American Chambers of Commerce. William war außerdem Mitglied der American Pharmaceutical Society und der American-Italy Society. William engagierte sich in der Verwaltung des Tuskegee Institute, des Columbia College of Pharmacy, der Rippowam Cisqua School, des La Maison Française und des Northern Westchester Hospital Center in Mount Kisco, NY. William Jay (3) war der letzte Klassiker unter den Schieffelins: Preparation School in Groton, Studium in Yale, Militärdienst als Offizier, Leitung des Pharmazie-Unternehmens Schieffelin, gesellschaftliches Engagement in wohltätigen Organisationen. Die Akzentuierung bei William Jay (3) liegt in der Übernahme eines Teils der "französischen Aufgaben" der Jays und der Reduktion des kirchlichen Engagements. Dass er seine Kinder auf die Rippowam-Cisqua-Schule, eine Art "reformpädagogische" Schule schickte, deutet auf eine Modernisierung der Schieffelin-Traditionen hin. 1975 kaufte William das Darlington Castle in Bedford, NY. Das Castle befindet sich auf einem Hügel mit schönen Ausblicken in die ländliche Gegend. Einziger "Wermutstropfen" der traumhaften Anlage war eine Radio-Antenne mit hoher Sendeleistung in direkter Nachbarschaft. Joy hatte gesundheitliche Bedenken, konnte William aber nicht dazu bewegen, das Darlington Castle aufzugeben.

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