Der deutsche Holzmarkt: Die Machtverhältnisse als ökonomisch-soziologisches Problem [Reprint 2019 ed.] 9783111411538, 9783111047843


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German Pages 95 [100] Year 1929

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Inhaltsübersicht
Einleitung
I. Abschnitt. Die Struktur
II. Abschnitt. Das Getriebe
Zitierte Fachliteratur
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Der deutsche Holzmarkt: Die Machtverhältnisse als ökonomisch-soziologisches Problem [Reprint 2019 ed.]
 9783111411538, 9783111047843

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I Jie Not der Zeit hat die meisten deutschen Sammlupgen von staats- und sozialwissenschaf tlichen Abhandlungen zum Erliegen gebracht. Den Fachzeitschriften fehlt der Raum für größere Untersuchungen, In der Erkenntnis, daß nur eine Zusammenfassung der Kräfte Abhilfe schaffen könne, haben deshalb die sozialwissenschaftlichen Forscher Deutschlands die Herausgabe einer gemeinschaftlichen Sammlung beschlossen und eine Arbeitsgemeinschaft begründet, welche die sorgfältige Auslese der zu veröffentlichenden Abhandlungen sicherstellt. In dankenswerter Weise hat dex Verlag Walter de Gruyter & Co. auf jeden Gewinn aus den „Sozialwissenschaftlichen Forschungen" verzichtet und leistet die Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft Zuschüsse zu den Herstellungskosten. Mit wenigen Ausnahmen sind alle Lehrer der Staats- und Sozialwissenschaften an den deutschen Universitäten, landwirtschaftlichen, technischen und Handelshochschulen und eine Anzahl Privatgelehrter der Arbeitsgemeinschaft beigetreten. Sie gliedert sich ebenso wie die „Sozialwissenschaftlichen Forschungen" bis auf weiteres in 5 Abteilungen. Der von den Fachgenossen gewählte Abteilungsvorsteher oder sein $tellvertreter entscheidet über die Annahme der eingereichten Arbeiten und trägt die Verantwortung als Herausgeber. Die Abteilupgen und ihre Vorsteher sind die folgenden: I. Allgemeine Nationalökonomie (mit Einschluß des Bevölkerungswesens), Soziologie, allgemeine Sozialpolitik, allgemeine Probleme der Statistik, der Wirtschaftsgeschichte und -geographie. Professor Diehl-Freiburg, Alfred Wober-Heidelberg, „ v. Zwledineck-Siidenhorst-München. II. Agrar- und Siedlungswesen (auch Forstwesen, Jagd, Fischerei) mit Einschluß der nationalökonomischen Probleme der landwirtschaftlichen Betriebslehre. Professor Sering-Berlin, Skalwelt-Kiel,~ Dr. Keup-Berlin. III. Gewerbe (Bergbau, Industrie, Handwerk) mit Einschluß der gewerblichen Sozialpolitik. Professor Herkner-Berlin; „ Adolf Weier-München, Heyde-Berlin und Kiel. IV. Handel und Verkehr, Bank- und Börsenwesen, Versicherungswesen, auswärtige Wirtschaftspolitik. Professor Eckert-Köln, Prioil-Berlin, Erwin v. Beckerath-Köln. V. Finanzwissenschaft. Professor v. Eheberg-Erlangen, Terhalle-Hamburg. Landesfinanzamtspräsident Dr. Schwatz-Magdeburg. B e r l i n und B r e s l a u , im Oktober 1922.

Das Präsidium der Sozialwissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft Sering.

Herkner.

Hesse.

Verielchnlste der erichienenen Hefte vpn der Verlagsbuchhandlung kostenlos

Sozialwissenschaftliche Forschungen Herausgegeben von der

Sozialwissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft

Abteilung IV -

Heft 8

Berlin und Leipzig 1929

Walter de Gruyter & Co. vormals G. J . Göschen'sche Verlagshandlung — J . Guttentag, Verlagsbuchhandlung Georg Reimer — Karl J . Trübner — Veit & Comp.

Der deutsche Holzmarkt Die Machtverhältnisse als ökonomisch-soziologisches Problem von

Dr. Ferdinand Falk

Berlin und Leipzig 1929

Walter de Gruyter & Co. vormals G. J . Göschen'sche Verlagshandlung — J . Guttentag, Verlagsbuchhandlung Georg Reimer — Karl J . Trübner — Veit & Comp.

Angenommen auf Antrag von Geheimrat Professor Dr. S e r i n g durch den Abteilungsleiter Geheimrat Professor Dr. E c k e r t .

Inhaltsübersicht. Einleitung I. Abschnitt: Die Struktur. A. Die Märkte 1. Gliederung a) Die Einzelmärkte aa) nach Holzarten bb) nach Verwendungszwecken cc) nach Bearbeitungszuständen b) Überschneidungen der Einzelmärkte c) Der Zusammenhang der Märkte aa) verschiedener Sortimente bb) der lokalen Märkte eines Sortiments cc) des deutschen Binnenmarkts mit dem Weltmarkt . 2. Organisation B.Die Unternehmer 1. Die Anbieter a) Die öffentliche Hand aa) forstwirtschaftliche Prinzipien bb) Anteil am Rundholzgeschäft cc) Einstellung zum Holzmarkt b) Der Privatwaldbesitzer aa) forstwirtschaftliche Prinzipien bb) Anteil am Rundholzgeschäft cc) Einstellung zum Holzmarkt c) Der ausländische Waldbesitzer 2. Die Abnehmer a) Der Rundholzhändler aa) auf dem Binnenmarkt bb) auf dem Auslandmarkt b) Der Säger aa) Der Gelegenheitssäger bb) Der Auch-Säger cc) Der Nur-Säger c) Der Verleger 3. Die Selbstverarbeiter C. D i e G e s c h ä f t s v o r f ä l l e 1. Die Fühlungnahme der Parteien 2. Die Verkaufshandlung 3. Der Umfang des Geschäftsvorfalls a) marktpolitische Gesichtspunkte b) forsttechnische Gesichtspunkte c) Die Geschäftsvorfälle nach Größenklassen 4. Die Geschäftsbedingungen a) Grundsätze der Geschäftsgebarung aa) der Staatsforstverwaltung bb) des Privatwaldbesitzers cc) des ausländischen Waldbesitzers

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b) Die Kreditgebarung in der Praxis aa) in Vorkriegszeiten bb) seit der Stabilisierung Die Rationalisierung der Kreditverfassung des Holzmarkts Die Aufhebung der direkten Geschäftsbeziehungen zwischen den Kontrahenten Die Vereinheitlichung des Kreditwesens c) Kreditwesen und Paarung der Unternehmer

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II. Abschnitt: Das Getriebe. A.Die E n t w i c k l u n g 1. Das Fazit der Marktlage a) Der Binnenmarkt aa) Rundholzpreise bb) Rundholzerzeugung und Schnittholzverbrauch . . cc) Schnittholzpreise b) Der Import und seine Funktion c) Das Gesamtbild 2. Die Marktlage vom Standpunkt der Unternehmer . . . . a) der Anbieter b) der Abnehmer aa) insgesamt bb) der einzelnen Typen B.Die Parteien 1. Bedingtheiten der Parteibildung a) Die Disposition der Unternehmer b) Die Integrität der Unternehmungen aa) auf Seiten der Abnehmer bb) auf Seiten der Anbieter 2. Parteigebilde . a) parteifeindliche Unternehmer b) Parteien niederer Ordnung aa) ideelle Gemeinschaften bb) faktische Gemeinschaften Abwehrgemeinschaften Angriffsgemeinschaften Monopolgemeinschaften c) Unternehmergruppen höherer Ordnung aa) Aufbau bb) Wesen C. D i e M a c h t v e r h ä l t n i s s e 1. Unternehmergruppen 2. Gruppen der wirtschaftlichen Gesamtpersönlichkeiten . .

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Zitierte Fachliteratur

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Einleitung. Gegenstand der vorliegenden Untersuchung ist der deutsche Holzmarkt. In der Praxis wird diesem Begriff ein Markt substituiert, der sich mit seiner Bezeichnung nicht deckt; was gemeinhin als Holzmarkt bezeichnet wird, füllt ihn nicht aus. Der Praktiker bezeichnet als Holzmarkt schlechthin den Markt der Rohstoffe und Erzeugnisse der Sägeindustrie; andere Holzhandelsartikel verweist er auf Spezialmärkte. Dieser Übung der Praxis schließen wir uns an, jedoch mit der Maßgabe, daß wir vorzugsweise vom Markt des Rundholzes handeln und den des Schnittholzes nur soweit in die Untersuchung einbeziehen, als zu ihrer Abrundung nötig ist. Zwei Momente lassen dieses Verfahren als zweckmäßig erscheinen. Einmal ist der Schnittholzmarkt insofern verhältnismäßig uninteressant, als er sich in nichts von den Märkten anderer Halbfabrikate unterscheidet; das wenige aber, was bemerkenswert an ihm ist, kann ohne die Kenntnis des Rundholzmarktes nicht verstanden werden. Zweitens darf in unserer Zeit des Kampfes um die Rohstoffe und Rohstoffmonopole jeder Markt solcher Waren besonderes Interesse beanspruchen, zumal im Falle des Holzes, das unter so einzigartigen Bedingungen steht. Nicht die Statistik des Holzmarktes, sondern seine Soziologie steht zur Erörterung. Das soziologisch-ökonomische Problem, auf das die Untersuchung ausgerichtet wird, ist die L a g e r u n g der M a c h t v e r h ä l t n i s s e . Hierunter verstehen wir das absolute oder relative Beherrschtsein des Marktes von einer oder von mehreren Gruppen von Unternehmern auf Kosten der übrigen, wie es sich als Folge des Zusammen- und Gegeneinanderwirkens ihrer aller und aus der jeweiligen Stärke der so gebildeten Kampfpositionen ergibt. Sie finden ihren unmittelbaren Niederschlag in jenen Erscheinungen, die wie Zölle, Kartellpreise, Produktions- und Absatzregulierungen, Geschäftskonditionen usw. direktes Kampfobjekt sind, ihren mittelbaren in jenen, die statt selbst umstritten zu werden, auf dem Umweg über erstere beeinflußt werden sollen, wie z. B. die Preise der Erzeugnisse nicht kartellierter Industrien mit Hilfe von Mitteln der Außenhandelsoder Tarifpolitik. Jeder Kampf um die Macht auf dem Markt geht schließlich um die Preise. Diese selbst aber geben dem Kampf nur die Richtung, keinen Inhalt. Letzteren empfängt er erst aus F a l k , Der deutsche Holzmarkt.

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2 der Einstellung der Unternehmer zu einem objektiven Tatbestand, dem sie sich gegenüber sehen; man kann ihn in Anlehnung an einen heute vielgebrauchten Begriff als statistische Lage des Marktes bezeichnen. Wird diese schlecht, so ist es Zweck des Preiskampfes, durch Verbilligung der Einkaufspreise die Rentabilität der eigenen Unternehmung aufrecht zu erhalten, wird sie gut, durch Erhöhung der Verkaufspreise die Rentabilität zu erhöhen. Dies sind die häufigsten Fälle. Neben ihnen kommen noch andere vor, die weniger eindeutig sind; mit einem der interessantesten, der Verteilung des Monopolgewinn-Zuwachses, werden wir es hier zu tun haben. Die Gliederung der Untersuchung ergibt sich von selbst. Zwei Abschnitte sind unterschieden. Der erste handelt von der strukturellen Entfaltung des Holzmarkts; in ihm kommt die Beschaffenheit des Marktes zur Sprache, Wesen und Art der Unternehmer, die sich auf ihm betätigen, und die Hauptzüge der Geschäfte, die sie abschließen, wobei die Wandlungen, die sich in der jüngsten Vergangenheit vollzogen haben, zum Teil auch noch im Fluß sind, Berücksichtigung finden. Im zweiten Abschnitt wird das lebendige Getriebe geschildert, das auf dem Holzmarkt herrscht, in dessen Verfolg die Unternehmer sich einander verbinden oder bekämpfen und das eben der sichtbare Ausdruck ihrer Machtbestrebungen ist. Arbeiten, die das vorliegende Thema berühren, sind dem Verfasser trotz eingehenden Suchens nicht bekannt geworden. Die soziologischen Probleme des Holzmarkts werden bestenfalls von einigen Vertretern der Forstwissenschaft im Vorbeigehen gestreift und zwar, wie man, ohne irgendwem zu nahe zu treten, wohl sagen darf, in recht einseitiger Weise. Der Verfasser hat sich um so mehr bemüht, strengste Sachlichkeit walten zu lassen, als er glaubt, der gesamten Holzwirtschaft einen schlechten Dienst zu erweisen, wenn er nach komplementär-einseitigem Gesichtspunkt verfahren würde. Die reichliche Gelegenheit zur Kritik, die die Fachliteratur und -presse, von den politischen Blättern ganz zu schweigen, bietet, bleibt unbeachtet. Seit Abschluß der Arbeit sind eine ganze Reihe von Umständen eingetreten und Verhältnisse, die zur Zeit der Abfassung gerade Gegenstand amtlicher Ermittlungen waren, bekannt geworden, die eine nachträgliche Umformulierung vieler Einzelheiten aus Vermutungen in Feststellungen erlaubt hätten. Der Verfasser hat hiervon Abstand genommen und sich auf die Einfügung ergänzender Anmerkungen beschränkt. Die Literaturübersicht beschränkt sich auf die im Text zitierten Facharbeiten.

I. Abschnitt.

Die Struktur. A. Die Märkte. 1. Gliederung. Die Märkte des Handelsartikels Holz bedürfen, um in ihren Zusammenhängen richtig verstanden zu werden, einer kurzen systematischen Darstellung. In diese beziehen wir die Objekte der Spezialmärkte ein, zumal es sich im Lauf der Untersuchung mehrfach als notwendig erweisen wird, letztere zu berühren. a) Einzelmärkte des Holzes bestehen in Deutschland, wie bei einer Fülle anderer Artikel auch, zunächst in regionaler Beziehung. Wir unterscheiden hiernach die Märkte größerer oder kleinerer Produktions- und Konsumtionsgebiete, z. B. den süddeutschen, mitteldeutschen, ostdeutschen, westdeutschen, Berliner, Hamburger Markt; sodann den Import- und Exportmarkt, beide gleichfalls auch in spezifizierterer Fassung nach Herkunftsländern und Bestimmungshäfen. Die Einteilung der Märkte nach regionalen Gesichtspunkten ist indes von minderer Bedeutung. An speziellen Gesichtspunkten stehen uns folgende, in der Praxis gebräuchliche zur Verfügung: aa) Nach H o l z a r t e n : Hiernach sind zu unterscheiden die Märkte für Laubholz, Nadelholz und Edelholz (Exoten); in weiterer Unterscheidung für Eiche, Buche, Esche usw.; für Kiefer, Fichte, Tanne, Lärche; für Teak, Mahagoni, Ebenholz usw. Der deutsche Zolltarif von 1906 trennt statt Laub- und Nadelholz: Hart- und Weichholz; letzterem sind außer den europäischen und den meisten amerikanischen Nadelhölzern noch einige Laubhölzer wie Erle und Linde zuzurechnen. In der Außenhandelsstatistik war diese Einteilung schon von 1880—84 und ab 1901 eingeführt. Ab 1. 3. 1906 ist die deutsche Holzhandelsstatistik in bezug auf die Holzarten eingehender spezifiziert. Auch in der Binnenschiffahrtsstatistik wurden vor dem Kriege Hart- und Weichholz getrennt; in der Nachkriegszeit ist man von einer Einteilung nach Holzarten ganz abgekommen. Das Schema der Außenhandelsstatistik anderer Länder stimmt z. T. mit dem deutschen überein, ist großenteils jedoch viel weitläufiger. bb) Nach V e r w e n d u n g s z w e c k e n : Es sind zu unterscheiden: Rundholz für Sägezwecke, Schwellenholz, l*

4 Grubenholz, Papierholz, Mastenholz, Brennholz, Furnierholz, Faßholz usw. Nach diesen Gesichtspunkten kann nur der Verbraucher verfahren, weil Rohholz in aller Regel mehreren Zwecken dienstbar gemacht werden kann. Die Forststatistik begnügt sich deshalb mit der Einteilung: Derbholz (Derbnutzholz und Derbbrennholz) — Reisholz. cc) Nach dem B e a r b e i t u n g s z u s t a n d . Hiernach ist zu trennen: stehendes, geschlagenes, aufgearbeitetes (ent« ästetes, ausgelängtes, entrindetes, geflecktes) Holz. Bei Sägeholz und Schwellenholz außerdem: rundes, beschlagenes und gesägtes Holz. Seit 1885 werden die letztgenannten drei Bearbeitungszustände auch zollgesetzlich unterschieden, vorher nur rundes und beschlagenes Holz einerseits, gesägtes Holz andererseits. Dieses Schema wurde in der Nachkriegszeit für die Binnenschiffahrtsstatistik wieder übernommen. Die Außenhandelsstatistiken der großen Exportländer sind viel eingehender unterteilt als die deutsche; der Grund hierfür ist in der Sortenbildung des Auslands zu suchen, die nicht entfernt so spezialisiert ist wie die deutsche und deshalb in der Außenhandelsstatistik bequem verwandt werden kann, ohne zu Mißverständnissen und Zersplitterungen zu führen. b) Überschneidungen dieser Schemata sind selbstverständlich und kommen in fast allen Variationen vor; ihnen restlos nachzugehen, verlohnt sich nicht. Einige jedoch sind im Hinblick auf unser Thema von besonderer Bedeutung. Der deutsche Holzmarkt gliedert sich ganz natürlich in das ostdeutsche Kiefern- und das südd. Fichtenproduktionsgebiet als in die Hauptproduktionsgebiete des Reiches. Schlesien, Sachsen und Mitteldeutschland nehmen eine Zwitterstellung ein, wobei ersteres jedoch nach Ostdeutschland, letztere nach Süddeutschland gravitieren. In großen Zügen gesehen, bildet die Elblinie die Grenze zwischen beiden Gebieten. In Übereinstimmung mit dieser regionalen Gliederung steht die Verbandsbildung in der Sägeindustrie. Die ostdeutsche Sägeindustrie hat ihre Interessen im „Verein ostdeutscher Holzhändler und Sägewerke" zusammengefaßt; die west- und süddeutschen Vereine sind, von ganz wenigen Splittervereinen abgesehen, im „Zentralverband von Vereinen deutscher Holzinteressenten" organisiert. Die genannten Produktionsgebiete sind große Überschußgebiete; die ostdeutsche Produktion findet ihren Absatz bis zur Mainlinie, die süddeutsche bis zur Elbe, so daß sie in Sachsen, Thüringen, Hannover, Rheinland, Westfalen, HessenNassau und den Küstenstädten in einem gewissen Wettbewerbsverhältnis stehen.

5 Die beiden Hauptproduktionsgebiete finden in den Oststaaten und in Mitteleuropa jenseits der Landesgrenzen ihre natürliche Fortsetzung. Der Markt für nordische Hölzer überzieht von den Hansestädten aus das ganze Reichsgebiet; dasselbe gilt für die Überseehölzer. Am Laubholzmarkt haben sich keine entsprechenden Spezialmärkte herausgebildet. Der G r u b e n h o l z m a r k t hat seine Rohstoffbasis vorwiegend in den Kiefernrevieren 1 ); der Ruhrkohlenbergbau, der Hauptkonsument von Grubenholz, bezog vor dem Kriege zwei Drittel seines Verbrauches, d. h. rund 35% des deutschen Gesamtverbrauches 2 ), aus den ostdeutschen und mitteldeutschen Kiefernwaldungen. Ein großer Konsument ist noch das oberschlesische Bergbaugebiet; die anderen sind von minderer Bedeutung. Wie der Bergbau die Kiefer, so bevorzugt die Z e l l u l o s e i n d u s t r i e die Fichte als Rohstoff. Die wichtigsten Produktionsgebiete für Papierholz liegen deshalb im wesentlichen westlich der Elbe und in Teilen Schlesiens; außerdem wird viel Papierholz aus den Nachbarländern und den nordischen Staaten importiert. Die Konsumgebiete sind weniger scharf zu umreißen; als wichtigstes hebt sich die Gegend um Frankfurt a. M. heraus. S c h w e l l e n werden vorwiegend im ostdeutschen Kieferngebiet und im mitteldeutschen Buchenrevier hergestellt, daneben in allen anderen Gebieten, die Kiefern-, Buchen- und Eichenwaldungen haben; Konsumgebiet ist das ganze Reich. c) Ob diese von den Praktikern auseinandergehaltenen Märkte tatsächlich in einem auch von rein holzwirtschaftlichen Umständen bedingten Zusammenhang stehen, ist nicht ganz leicht zu entscheiden. Man wird jedenfalls einen Unterschied machen müssen zwischen den Märkten der verschiedenen Sortimente einerseits, den lokalen Märkten ein- und desselben Sortimentes andererseits. aa) Dafür, daß die Märkte der verschiedenen Sortimente in enger Verbindung stehen, spricht schon eine gewisse forsttechnische Notwendigkeit. Die Forstkultur kann nämlich wohl auf die bevorzugte, niemals aber auf die ausschließliche Produktion eines oder weniger Sortimente abgestellt werden. Bei jedem Einschlag von Nutzholz fällt ein mehr oder minder großer Prozentsatz von Brennholz an, und ') „Demnach kommt hauptsächlich Nord- und Mitteldeutschland für die Lieferung von Grubenholz in Frage. Erst in zweiter Linie kommt Süddeutschland." Paßmann, S. 52. 2 ) Berechnet nach Angaben der Fachgruppe Bergbau des Reichsverbandes der deutschen Industrie und nach den Daten bei Paßmann, S. 21/22.

6 jede Züchtung von Beständen höheren Alters macht mehrfache Durchforstungen nötig, wobei viel Holz anfällt, das für Sägezwecke nur sehr beschränkt verwendbar ist. Sodann liegen gewisse markttechnische Momente vor, die das Bestehen einer Tendenz zum Ausgleich der Märkte vermuten lassen. Ihre Grundlage ist die alternative Verwendbarkeit der Hauptmasse der Nutzholzernte; gesundes Holz mittlerer Stärke und Qualität, wie es in Deutschland hauptsächlich anfällt, kann von den Rundholzkäufern zu Schnittholz, Schwellen, Masten, Telegraphenstangen, ja sogar zu starken Grubenstempeln aufgearbeitet werden. Entscheiden wird man sich nach den Preisen, die es in diesem oder jenem Zustande bringt. Leider steckt die Statistik des Holzmarktes noch in den Kinderschuhen, so daß sich ein Versuch zu eingehenderer Untersuchung dieser Verhältnisse verbietet. Immerhin können wir den Sachverhalt auch zahlenmäßig belegen, wenn wir uns mit einer oberflächlichen Betrachtung der jüngstenVerbrauchsmengenentwicklung bei den Hauptverbrauchern bescheiden. Tab. 1 zeigt, daß die Elastizität der Nachfrage nach und der Aufnahmefähigkeit von Holz eigener Ernte bei den HauptNutzholzverbrauchern recht groß ist; wir kommen hierauf späterhin noch ausführlich zurück. bb) Die Frage nach den Zusammenhängen der lokalen Märkte eines Sortimentes ist gleichfalls für alle jene Sortimente bejahend zu beantworten, die im ganzen Reich nach einheitlichen Usancen gehandelt werden. Problematisch bleibt dann nur der uns allein interessierende Markt des Sägeholzes, der sich handelstechnisch in eine Unzahl sich überschneidender Einzelmärkte auflöst. Selbst wenn bessere statistische Unterlagen vorhanden wären, müßte man angesichts dieser Tatsache, die zu größter Uneinheitlichkeit in der Sortenbildung führt, wohl darauf verzichten, sie auf unsere Frage hin zu prüfen. Am ehesten kommt man noch zu einem klaren Überblick, wenn man die Bewegung der Rundholzpreise in den verschiedenen Produktionsgebieten des Reiches durch eine längere Zeitspanne verfolgt 1 ). Dann zeigt sich deutlich, daß die Preisreihen im einzelnen zwar verschieden verlaufen, in der Tendenz jedoch übereinstimmen. Für die einzelnen Abweichungen sind lokale Ereignisse verantwortlich zu machen. Die Grundzüge selbst jedoch zeigen eine so auffallend übereinstimmende Bewegung, daß es berechtigt erscheint, sie als Resultante einer Anzahl von Komponenten aufzufassen, Solche Preisreihen, betr. von Staatsforstverwaltungen erzielte Preise, sind in jedem größeren Lehrbuch der Forstwirtschaft enthalten.

7 Tabelle 1 . Verteilung des heimischen Nadelnutzholzeinschlags von 24,803 Mill. fm1) auf die Hauptverbrauchsarten. im Jahre 1925/26 " )

1913 Grubenholz Verbrauch 2 ) Mehrimport Verbrauch aus heimischem Einschlag Papierholz Verbrauch 1 ) Mehrimport Verbrauch aus heimischem Einschlag Masten Verbrauch') Mehrimport') Verbrauch aus heimischem Einschlag bleiben zur Verfügung der Sägeindustrie 10 ) . . . . in Prozenten (Sägeholzprozent)

6,348 —,3503)

2,638 —,112 2,526

5,998 6,000«) 3,897

5,381®) 2,436 2,945 —,500

—,5008)

2,103 —,500









—,500



—,500



15,360



19,674

62%



79%





Anmerkungen. 1 ) Diese Ziffer ist nicht einwandfrei, weil Rundholz teils mit, teils ohne Rinde vermessen wird, wodurch im Einzelfall Differenzen von bis zu 12% entstehen können. 2 ) Nach Angaben der Fachgruppe Bergbau des Reichsverbandes der deutschen Industrie und unter Zugrundelegung eines Anteils von 71,3% (nach Lincke S. 69) für eigentliches Grubenholz. Endres nennt für 1913 (S. 609): 6 Mill. f m ; s . a . Lincke S. 69. 3 ) Berechnet nach Endres S. 610/11. Der Grubenholzexport wird erst seit der Nachkriegszeit erfaßt. 4 ) Wir identifizieren Verbrauch und Einkauf, was nicht ganz übereinstimmen dürfte. 6 ) Nach Endres. •) Geschätzt auf Grund von Einzel- und Teilfeststellungen. ') Endres S. 585. 8 ) Gründe für die Vornahme einer Änderung an der Vorkriegszahl bestehen nicht. 9 ) Läßt sich nicht berechnen, da nur der Export erfaßt wird. Er ist gering. Vom Import darf aus Gründen der erhöhten Zollbelastung dasselbe angenommen werden, so daß sich die Berechnung eines Saldos erübrigt. 10 ) Und aller übrigen Verbraucher sägefähigen Holzes, z. B. der Schwellen- und Sperrholzindustrie. u ) Sämtliche Ziffern sind Mittelwerte beider Jahre.

8 deren Gesamtheit eben den deutschen Holzmarkt konstituiert. Auch die Statistik des Außenhandels vermag in unsere Frage einen interessanten Einblick zu gewähren. Wir betonten oben, daß der süddeutsche Fichtenmarkt sich über die Landesgrenzen hinaus ins Gebiet der früheren Donaumonarchie erstrecke, der ostdeutsche Kiefernmarkt ins alte Rußland (ohne Finnland) übergreife und neben diesen Märkten ein gesonderter Markt für nordische Ware bestehe. Nun zeigt die Einfuhr von Schnittholz eine auffallende Übereinstimmung in der Bewegung der Einfuhrmengen aus Österreich, Rußland und den nordischen Ländern In Jahren, die für die Holzwirtschaft eine kritische Wendung nehmen, geht die Einfuhr aus allen drei Bezugsgebieten zurück. Das heißt aber nichts anderes, als daß die drei größten Teilmärkte des deutschen Marktes einem einheitlichen Konjunktureinfluß unterliegen. Man wird diesen Sachverhalt vielleicht der oben gewonnenen Erkenntnis von der Einheitlichkeit der Grundrichtungen der Preisbewegungen ergänzend zur Seite stellen und aus ihm folgern dürfen, daß den Märkten auch gewisse konjunkturelle Momente gemeinsam sind. Von einer weiteren Verfolgung dieser Gedanken, die zum Ausbau eines vollständigen Schemas des Konjunkturverlaufs in der Holzwirtschaft führen müßte, wollen wir hier Abstand nehmen. Für die Klärung der Frage, die uns auf die Marktbewegungen eingehen ließ, dürfen wir uns mit den bisherigen Ergebnissen begnügen. Sie zeigen, daß der Begriff des deutschen Holzmarkts keine bloße gedankliche Konstruktion ist, sondern daß ihm sehr reale Verhältnisse zugrunde liegen. Schließlich sei als Stütze dieses Ergebnisses theoretischer Erwägungen noch ein Fall aus der Praxis angeführt, der die Verquickung des ostdeutschen bzw. osteuropäischen Kiefernmit dem süddeutschen Fichtenmarkt beweist. Als in den Jahren 1905 und 1906 ostdeutsche Holzinteressenten, und zwar — in seltener Einmütigkeit — Holzhändler und Waldbesitzer die Einführung von Staffeltarifen für die Strecken Ostdeutschland—Westdeutschland forderten, nahmen die süd- und westdeutschen Holzinteressenten dagegen „scharf Stellung, die Waldbesitzer von dem Gesichtspunkt aus, daß damit dem russischen Holz der Weg nach dem Rheine, dem Hauptabsatzgebiet für süddeutsches und westdeutsches Holz, 1 ) In den Einfuhrziffern ist Laubholz inbegriffen, weil sich anders die Zurückverfolgung der Daten bis 1897 verbieten würde. Die hierdurch eintretende Störung ist indessen gering, da die Laubholzeinfuhr an der gesamten Schnittholzeinfuhr nur mit einem bescheidenen Satz beteiligt ist.

9 geöffnet werde x )". Man kann über die Stichhaltigkeit dieser Argumentation sehr wohl anderer Meinung sein — für uns kommt allein in Betracht, daß auch in den Kreisen der Praktiker die Vorstellung von einem einheitlichen deutschen Holzmarkt herrscht. Wir werden ihn uns als einen aus mehreren Marktgruppen gebildeten Markt zu denken haben, die ihrerseits wiederum aus einer Reihe lokaler Einzelmärkte bestehen. cc) Die Verknüpfung des deutschen Binnenmarktes mit dem Weltmarkt ergibt sich zwingend aus der internationalen Stellung Deutschlands als Importeur; unmittelbar vor dem Kriege war Deutschland das zweitgrößte Importland, das nur von dem waldarmen England übertroffen wurde. Es sei darauf verwiesen, daß in den Versammlungen der Fachverbände die Lage des deutschen Marktes immer in Verbindung mit derjenigen des internationalen Marktes gewürdigt wird 2). Die Abhängigkeit des deutschen Marktes vom Weltmarkt ist indessen mehr prinzipieller als effektiver Natur; dies folgt aus der Gestaltung des Weltmarkts. Rundholz wird auf ihm, von Edelholz abgesehen, nur in geringen Mengen gehandelt. Der Haupthandelsartikel ist Schnittholz, und die Preise, die für dieses erzielbar sind, bestimmen die Preise, welche die Produzenten für Rundholz anlegen, soweit es nicht aus ihnen gehörenden Waldungen stammt. Sofern Deutschland also Rundholz importiert, ist es effektiv mit dem Weltmarkt verbunden. Anders beim Schnittholz. Auf dem innerdeutschen Markt werden nämlich Sorten und Dimensionen gehandelt, die der internationale Markt nur z. T. kennt. Andererseits ist Deutschland für die internationalen Sorten und Dimensionen nur in begrenztem Maße aufnahmefähig. Theoretisch könnte Deutschland beispielsweise seinen ganzen Bedarf an Fußboden im Ausland decken, dagegen kann es fast gar kein schweres Bau- und Waggonholz von dort beziehen. Die Gründe sind in doppelter Richtung zu suchen. Einmal lassen sich die ausländischen Produzenten nicht darauf ein, nach deutschen Usancen zu schneiden, weil sie so manipuliertes Holz nirgends anders absetzen können, während englische Ware, die den Markt beherrscht, bei entsprechender Preisgestellung immer und überall verkäuflich ist. Dies gilt sowohl hinsichtlich der Abmessungen als auch insbesondere hinsichtlich der in Ostdeutschland beim Einschnitt von Tischlerholz verwandten Methode des unbesäumten Schnitts; unbesäumte Ware ist, von wenigen hochwertigen Laubhölzern Endres, S. 838/39. ) Z.B. Berichte über die ordentliche Hauptversammlung desVereins ostdeutscher Holzhändler und Sägewerke; 30. Hv., S. 29; 31. Hv., S. 30/32; 32. Hv., S. 31/32. 2

10 abgesehen, auf dem Weltmarkt gänzlich unbekannt. Sodann kann das Ausland schwere und breite Ware teils wie die nordischen Staaten aus Mangel an geeignetem Rundholz überhaupt nicht, schließlich ganz allgemein der Verfrachtungsund Grenzschwierigkeiten wegen niemals auf Termin liefern. Damit scheidet es als Lieferant eines erheblichen Teiles der in Deutschland konsumierten Schnittholzsorten aus. Gerade auf dem Markt der schweren Dimensionen, dem Bauholz- und in untergeordnetem Maße dem Waggonholzmarkt, spielt sich das Schnittholzgeschäft nämlich in Form der Kundenproduklion, des „Einschnitts nach Liste" ab. Jede Bauunternehmung erscheint auf dem Markt mit Spezialwünschen; sie gibt dem Lieferanten für jeden Bau ein Aufmaß, in dem jeder einzelne Balken — neuerdings auch jedes Stück Kantholz — nach Querschnitt und Länge aufgeführt ist. Um sicher disponieren zu können, verlangt sie bei Vertragsabschluß die Innehaltung bestimmter Lieferfristen, und diese halten die ausländische Konkurrenz, wenn sie überhaupt liefern wollte und könnte, fern. So erklärt es sich auch, daß auf dem innerdeutschen Schnittholzmarkt Preisbewegungen stattfinden können, die durch Import nicht regulierbar sind. Da der deutsche Säger beim Einkauf auf dem innerdeutschen Rundholzmarkt in erster Linie mit den innerdeutschen Preisen rechnet, da weiter die Rundholzpreise im Ausland in allererster Linie von den Preisideen der großen internationalen Schnittholzhändler und den Seefrachten, die bekanntlich stark schwanken, abhängen, kann der deutsche Rundholzmarkt von den nationalen Rundholzmärkten des Auslandes nur begrenzt abhängig sein. Diese Ausführungen schließen die ehemals deutschen Unternehmungen im abgetretenen Osten nicht ein. Die dortigen Firmen, die in jeder Weise nach Deutschland orientiert sind und sich z. T. noch in deutschem Besitz befinden, sind nicht ganz als Auslandsunternehmen zu betrachten. Sie scheiden der Verfrachtungsschwierigkeiten wegen zwar in erheblichem Umfang als Produzenten von Listenholz aus, üben jedoch auf den Markt kieferner Tischlerware stärksten Einfluß aus. 2. Die Organisation des Holzmarkts und seiner Marktgruppen wie deren lokaler Einzelmärkte ist überall die gleiche. Sie ist am schnellsten und sichersten gekennzeichnet durch das Fehlen aller marktmäßigen Gebilde im engeren Sinne des Wortes; wären solche vorhanden, so hätte sich die Frage nach den Zusammenhängen der Märkte und ihrem Aufbau erübrigt, und wir hätten, statt nach Symptomen für Beziehungen suchen zu müssen, in diese selbst eindringen können. Der

11 Holzmarkt kennt weder Börsen noch Messen x) noch sonstige Formen einer lokalen Konzentration von Angebot und Nachfrage; er kennt keine Ausstellung und keine Musterkollektion, keine Organisation zur Marktüberwachung, zur Geschäftsabwicklung und zur Verrechnung. Er trägt ein durch und durch individualistisches Gepräge, ist frei von allen regulierenden Instanzen, lokal zersplittert, ein Freihandelsmarkt par excellence. Dies gilt für den Markt des Rundholzes nicht minder als für den des Schnittholzes in den verschiedenen Handelsstufen. Diese (in modernem Sinne: mangelnde) Organisation des Holzmarkts findet ihre Erklärung in zwei Reihen von Ursachen: in seiner historischen Entwicklung und in gewissen Eigenschaften des Holzes. Erstere verläuft in großen Zügen etwa wie folgt: Sobald Holz anfängt, Handelsartikel zu werden, kommt es zunächst zur Bildung lokaler Märkte, die untereinander keine Verbindung haben. Einmal deshalb nicht, weil Holz — wir sprechen immer nur von Sägeholz, für Brennholz verläuft die Entwicklung ganz anders — noch Ubiquität ist, zum anderen, weil es seiner Sperrigkeit und Unhandlichkeit wegen schlecht transportierbar ist. Nur wo sich ein starker Bedarf entwickelt, der durch Zufuhr auf dem Wasserwege gedeckt werden kann, kommt es schon relativ früh zu einem interlokalen, und zwar einseitigen Holzhandel. Die frühesten Holzhandelszentren sind deshalb Seehafenstädte (wegen ihres Konsums an Export- und Schiffsbauholz) 2 ), die durch schiffoder flößbare Ströme mit waldreichem Hinterland verbunden sind: Danzig, Riga, Königsberg, Memel)3). Selbst wenn wir bedingungslos voraussetzen, daß sich jedes Stromgebiet schon verhältnismäßig früh zu einem einheitlichen Holzwirtschaftsgebiet entwickelt habe, beharrt die große Zahl der Märkte in mehr oder minder großer Isolation, denn die Wasserstraßen beherrschen immer nur einen kleinen Teil des Landes. Wandel hierin schaffte erst der Eisenbahnbau; erst durch die billigen Tarifsätze der Bahn konnte Holz in Form von Schnittholz sich allgemein zum überlokalen Handelsartikel erheben; vor dem Kriege wurden rund dreiviertel alles verfrachteten Holzes In der Nachkriegszeit sind zwar einige sogenannte internationale Holzkonferenzen abgehalten worden, für die niemand verantwortlich gezeichnet hat; ihr Besuch war, was nicht weiter Wunder nehmen kann, sehr mangelhaft, der Erfolg gleich null. 2 ) Daten hierzu s. in Sombarts Kapitalismus I, S. 776. 3 ) Über den Holzhandel von den Häfen der Ostsee nach Westen sind wir schon für die Zeit von 1497—1660 vorzüglich informiert durch die dänischen Sundzollregister. Für das 18. Jahrhundert finden sich interessante Zahlen auch für Binnenhafenstädte in dem Hauptwerk von Meitzen.

12 auf dem Schienenwege befördert 1 ). Daher die große Rolle, die die Holztarifierung von jeher gespielt hat. Als sich nun mit fortschreitender Verdichtung des Verkehrsnetzes die Holzmärkte zu berühren und zu durchdringen begannen, verfügten die größeren Plätze bereits über Handelsusancen. Da man an ihnen festhielt und sie im Verkehr mit der neuen Kundschaft einzuführen trachtete, begann sich der heutige Wirrwarr an Usancen herauszubilden, der jeden an rationeller Wirtschaftsführung geschulten Wirtschafter in Erstaunen setzt. Wir geben nachstehend eine kleine Blütenlese an solchen Bestimmungen der Usancen, die ihre historische Herkunft nicht verleugnen können, bemerken jedoch, daß einige von ihnen in der Nachkriegszeit beinahe verschwunden sind. Man unterscheidet z. B. in bezug auf a) die Maßeinheit: Im Rundholzhandel das bevorzugte metrische System; daneben kommen noch das rheinische Zollsystem, das Stückmaßsystem, das russische Maßsystem und das im Import unausschaltbare englische Zollsystem vor. Im Schnittholzhandel wird die Zahl der Maßsysteme bereichert um das bayrische Zollmaß, das Stückmaß, das Schockmaß und das Fadenmaß. b) Die Vermessung, d. h. die Anrechnung der Abmessungen, die die Ware hält. Unter Bescheidung auf die Vermessung gesunder, handelsüblicher Ware — die Anrechnung nicht einwandfreier Stellen erfolgt nach weiteren, sehr verschiedenen Regeln — nennen wir für das Gebiet des ostdeutschen Kiefernhandels je als Gegensätze: Einzelmaß, Flächenmaß und Blockmaß; beim Blockmaß wiederum sind zu unterscheiden Vermessung über das oder die mittleren Bretter, Kettenmaß und Bandmaß; Vermessung auf der schmalen Seite und Vermessung mit halber Baumkante; Vermessung nach effektivem Maß und Vermessung mit Übermaß; Vermessung mit und ohne Rinde; Vermessung über Kreuz und einfach gekluppt; Vermessung pro Stück oder pro Durchschnittsstück einer Partie; die drei letztgenannten Gegensätze beziehen sich nur auf Rundholz. c) Die Schnittstärken. In dieser Beziehung sind die Märkte so verworren, daß es kaum möglich ist, sich durchzufinden. Eindeutig faßbar sind sie nur bei dem Holz, das für Großverbraucher eingeschnitten wird; so weisen Schwellen und in gewissem Grade auch Waggonhölzer im ganzen Reich Nach Endres, S. 830. Die Ziffern von E. können uns nur als Anhaltspunkt dienen, weil sie sich auf Holz aller Sortimente und Bearbeitungszustände insgesamt beziehen. Da die Binnenschiffahrts- und Eisenbahnverkehrsstatistik die Position Holz in einer für unsere Zwecke ungenügenden Weise spezifizieren, können wir aus beiden Quellen keine besseren Daten gewinnen und verwenden deshalb die Endresschen.

13 die gleichen Abmessungen auf. Relativ wenig verschieden sind auch noch die Stärken für schwaches Kantholz; für starkes Kantholz und Balken gibt es dagegen überhaupt keine Normen oder Stärken, die das Prädikat handelsüblich verdienen. Tischlerware wird fast in jeder Millimeterstärke geschnitten, entsprechend den Anforderungen der Verbraucherindustrien und -bezirke. Gewisse Stärken für die Fabrikation von Türen, die in Hamburg verlangt werden, sind in Berlin nicht unterzubringen; ähnlich liegen die Verhältnisse bei blanken astreinen Seiten, die in Berlin, der Gegend von Oeynhausen und Sachsen in verschiedenen Stärken verlangt werden, obschon sie dem gleichen Zweck, der Verfertigung von lasierten Küchen, dienen; diese Beispiele lassen sich mühelos vervielfachen. Man hat mehrfach versucht, durch Vereinheitlichung der Holzhandelsusancen, soweit sie bei der Verschiedenartigkeit des Rohstoffs überhaupt durchführbar ist, größere Holzwirtschaftsgebiete zu schaffen. Ein bemerkenswerter Erfolg war die Schaffung des nordostpreußischen Holzwirtschaftsgebietes mit der Aufstellung einheitlicher Usancen für das MemelPregelstromsystem im Jahre 1904 durch die Handelskammern von Königsberg, Memel und T i l s i t ; an Bedeutung ihm gleichzustellen ist die entsprechende Regelung für Berlin und das mittlere Odergebiet. Aber selbst wenn die genannten und ähnliche Punkte der Holzhandelsusancen vereinheitlicht werden würden — die Möglichkeit einer höheren Organisation des Holzmarkts wäre damit um nichts näher gerückt. Ihr stellte sich ein zweiter Grund hindernd in den Weg: die Infungibilität des Holzes, die sich durch keinerlei qualitative Normung beseitigen läßt. Man wird diese Eigenschaft des Holzes erkennen können, wenn man sich vor Augen führt, was beim Holz unter Qualität verstanden wird. Sie ist als ein Konglomerat etwa folgender Merkmale aufzufassen: fein- oder grobjährig, schlank oder abholzig, grad- oder drehwüchsig, glatt oder ästig, gerade oder krumm, gesund-, schwarz- oder faulästig, splintig oder kernig, krank oder gesund, Zahl und Größe der Äste, Beginn der Ästigkeit von der Hiebstelle an gerechnet, Farbe des Holzes. Es ist auch nicht möglich, Holz nach Provenienzen börsenmäßig zu handeln; wohl stehen zwischen den einzelnen Produktionsgebieten große Unterschiede, allein nicht mindere innerhalb dieser selbst, innerhalb ihrer Forsten, j a sogar innerhalb einzelner Jagen. Der qualitativen Abstufungen sind auch in dieser Beziehung unzählige. Holz drängt so seiner ganzen Natur nach zum Spezieskauf. Laris, S. 189.

14 B. Die Unternehmer. Ein Versuch, die auf Seiten des Angebots und der Nachfrage auftretenden Unternehmer nach typischen Merkmalen zu gliedern, hat an Gegebenheiten anzuknüpfen, die der Ausfluß ihrer holzwirtschaftlichen Interessen sind. Die Betonung dieses Gesichtspunktes bringt es mit sich, daß unsere im folgenden aufgestellten Gruppierungsschemata beider Marktparteien auf den ersten Blick als inkongruent erscheinen. Es wird sich indessen bald erweisen, daß diese Inkongruenz nur eine scheinbare ist; sie erwächst aus der Deckung einer Abstufung holzwirtschaftlicher Interessen mit anderen Momenten, die für beide Marktparteien verschieden sind. Wir stellen, der Ausrichtung der Untersuchung gemäß, nur die auf dem Markt überhaupt auftretenden Unternehmer fest, ohne auf ihre lokale Verteilung einzugehen. 1. Die Anbieter. Die amtliche Statistik klassifiziert den Waldbesitz unter anderem nach Besitzarten und weist deren acht aus; die Forstwissenschaft pflegt diese in die drei Gruppen: Staats- und Kronforste, kurz Staatsforste genannt, Körperschaftsforste und Privatforste zusammenzuzählen. Wir gehen noch einen Schritt weiter, teilen die in der mittleren Gruppe enthaltenen Gemeindeforste der ersten zu und bilden so die Gruppe der öffentlichen Forste, während wir die weiter in ihr enthaltenen Stiftungs- und Genossenforste der Gruppe der Privatforste einverleiben. Hierbei lassen wir uns davon leiten, daß vom Standpunkt der Marktstruktur aus nur diese beiden Besitzarten zu unterscheiden sind; aus ihr kann lediglich auf die Existenz marktpolitisch unfreier, gebundener — eben öffentlicher — und marktpolitisch freier, ungebundener — eben privater — Waldbesitzer geschlossen werden. Ihnen gesellt sich als dritter der ausländische Waldbesitzer zu, der marktpolitisch gleichfalls eine Sonderstellung einnimmt. Die holzwirtschaftlichen Interessen sind am stärksten beim öffentlichen Waldbesitz entwickelt; nach ihm rangiert der Privatwaldbesitz und an dritter Stelle, wenigstens was den deutschen Markt betrifft, der ausländische Waldbesitz. Vom Standpunkt des deutschen Holzmarktes aus gesehen, besteht ein inniger Zusammenhang zwischen holz- und forstwirtschaftlichen Interessen: je größer die einen, um so größer auch die anderen. a) Die öffentliche Hand ist der Waldbesitzer mit den stärksten Holzinteressen. Ihre Holz- und Forstinteressen sind die stärksten, weil sie die reinsten sind; sie sind es außerdem, weil sie die umfangreichsten sind.

15 aa) Die öffentliche Hand handelt als Waldbesitzer aus zwei Grundeinstellungen heraus: sie betreibt Forstwirtschaft um der Sache willen und unbeeinflußt durch andere als forstliche Momente. Das gibt ihr den Zug der Stetigkeit und der planmäßigen Einstellung auf nachhaltigste Holzertragswirtschaft. Diese Leitprinzipien werden ohne Rücksicht auf die Markt- oder eigene Wirtschaftslage in die Tat umgesetzt; allerdings kommt diesem Streben die — mit geringen Ausnahmen — anhaltend günstige Entwicklung unseres Holzmarktes entgegen. Die Nichtberücksichtigung der eigenen Wirtschaftslage in holzwirtschaftlichen Maßnahmen ist durch die Organisation der Verwaltung unserer öffentlichen Körperschaften gesichert x). Diese Einstellung findet ihren Lohn in den Walderträgen. Kein Waldbesitzer erzielt so hohe Hektarerträge wie die öffentliche Hand. An der Spitze standen 1912 die Staatsforstverwaltungen mit einem Derbnutzholz-Hektarertrag von 4,54 fm 2). Daß die Gemeinden ihnen bei 3,34 fm erst mit Abstand folgen und von den Fideikommiß- und Stiftungsforsten, also Privatwaldungen, übertroffen werden 3), dürfte u. a. daraus zu erklären sein, daß die forstlichen Leitprinzipien bei ihnen weniger ausgeprägt herrschen und wohl auch weniger scharf durchgeführt werden als bei den Staatsforstverwaltungen; bei der Mehrzahl der Gemeinden dürften die Einnahmen aus dem Forstbetriebe auch eine prozentual größere Rolle spielen als bei den Ländern. Endres führt die relative Kleinheitder Erträge auf denhohen Anteil des geringe Massenerträge liefernden Laubwaldes, speziell des Mittelwaldbetriebes, und die Anforderungen an die Waldnutzung zurück. Die hier entwickelten Leitsätze staatlicher Forstwirtschaftspolitik haben übrigens internationale Geltung, wie aus der Tatsache hervorgeht, daß gerade die Staatsforstverwaltungen konservativste Vorratswirtschaft betreiben 4). bb) Die öffentliche Hand ist unser größter Waldbesitzer. Sie besaß 1913: 48,8% der Waldfläche 6 ); hieran waren die Länder und Kronverwaltungen mit 34,74% des Gesamtwaldes >) Außergewöhnliche Umstände können allerdings ein Abgehen von der starren Befolgung dieses Wirtschaftsprinzips verursachen. So wurde 1923 der planmäßige Einschlag in Preußen um 10% erhöht, teils aus finanziellen Gründen, teils um Arbeitslose unterzubringen (s. Deutscher Forstwirt, 1924, S. 242). Da das infolge Eulenfraßes gehauene Holz im Mehreinschlag verrechnet wurde, ist der durch die genannten Momente verursachte Mehreinschlag indessen weit geringer als 10%. a ) Endres, S. 79. 3 ) Endres, S. 81. 4 ) S. z. B. für Schweden Endres, S. 697. *) Berechnet nach Endres, S. 14.

16 beteiligt x ); der Rest von 14,06% entfällt auf die Gemeinden. Die Staats-(einschl. Staatsanteil-und Kron-)forstverwaltungen kontrollierten damals 50,8% unseres Nutzholzeinschlages 2 ). Wir betrachten hinfort die Staatsforstverwaltungen als Repräsentanten des öffentlichen Waldbesitzes, teils weil sie innerhalb dieser Gruppe eine überragende Stellung einnehmen, teils weil allein ihre Marktpolitik bekannt ist. Selbstverständlich deckt sich, rein äußerlich gesehen, dieselbe nicht mit derjenigen der Kommunen; die Unterschiede sind jedoch rein gradueller Natur: treibt der Staat Wirtschaftspolitik im Staatsgebiet, so die Gemeinde im Stadtgebiet. cc) Die marktpolitische Unfreiheit der Staatsforstverwaltungen ist die Folge einmal der rechtlichen Gebundenheit des Forstetats, zum zweiten der wirtschaftlichen Gebundenheit der Marktpolitik. Erstere wirkt sich in der Beeinflussung der Marktlage durch die Höhe des Angebots aus; dieser Gesichtspunkt hat für Deutschland aber nur theoretische Bedeutung. Nicht unwichtig ist, daß die Staatsforstverwaltungen vermöge des Umfanges ihrer Waldungen in der Lage sind, Gefährdungen ihres Etats durch Forstschäden, wie sie in mehr oder minder großem Umfange an der Tagesordnung sind, durch Einsparungen in nicht betroffenen Gebieten zu begegnen. Die wirtschaftliche Gebundenheit der Verkaufspolitik, die sich in den Geschäftsbedingungen niederschlägt, soll späterhin ausführlich behandelt werden. Wenn wir von geschäftlicher Unfreiheit sprechen, soll damit nicht gesagt sein, daß die Forstverwaltungen selbst sich in ihrer Tätigkeit beengt fühlen; wir konstatieren lediglich den Sachverhalt. Immerhin mögen solche Gefühle zeitweise lebendig gewesen sein, z. B. in der Inflationszeit, als die Forstverwaltungen in ihrem Wunsch, die überaus langen Kreditfristen abzubauen, denen zufolge jeder Holzkauf fast einer Schenkung gleichkam, von Regierungen und Parlamenten dauernd behindert wurden 3). In diesem Falle wirkten die drei Seelen, die in der Brust jedes Forstmannes wohnen, die Seele des Beamten, die des Geschäftsmannes und die des mit dem Objekt seiner Tätigkeit in handwerksmäßiger Einfühlung verbundenen Arbeitenden, einträchtig zusammen. Man wehrte sich gegen die Schädigung des Staates, dieVerschleuderung von Sachwertenund die Hergabe „seines" in jähre- und jahrzehntelanger mühsamer Arbeit herangezogenen guten Holzes ohne entsprechende Gegenleistung. Wir dürfen wohl annehmen, !) Endres, S. 19. ) Endres, S. 79. ) S. den Artikel: Die Holzverkaufspolitik der Pr. Staatsforstverwaltung im Deutschen Forstwirt, 1924, S. 146. a

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17 daß diese Gesinnung bei den leitenden Herren der Zentralverwaltungen nicht weniger scharf ausgeprägt ist als bei den nachgeordneten Instanzen; jedenfalls hat man im Gespräch mit ihnen diese Empfindung. Jedoch: die Charakterisierung dieser eigentlichen Repräsentanten der Staatsforstverwaltung wäre anvollständig, wollte man ihnen nicht einen Zug zuerkennen, dessen Ausstrahlungen in der ganzen Holzwirtschaft fühlbar bleiben: den des ausgleichenden Politikers. Er beherrscht die staatliche Holzwirtschaftspolitik nicht minder stark als das Prinzip der nachhaltigsten Holzertragswirtschaft die staatliche Forstpolitik. Dem Staat möglichst viel zu vereinnahmen, und dem Holzkäufer möglichst weiten Spielraum zu lassen — das ist ihre Einstellung zum Holzmarkte, in der die oben angeführten Züge ihrer Gesinnung eine Synthese finden. Ihr praktisch Ausdruck zu verschaffen, ist, zumal in Fragen der Zollpolitik, nicht immer leicht b) Die Holzinteressen des Privatwaldbesitzes sind weniger stark entwickelt als die der öffentlichen Hand. Alle jene Momente, die wir bei dieser Besitzerkategorie als die holzwirtschaftlichen Interessen fördernd erkannt haben, sind beim Privatwaldbesitzer teils gar nicht, teils verkümmert vorhanden. aa) Der Privatwaldbesitzer treibt Forstwirtschaft nicht um ihrer selbst willen, sondern zum Zwecke des Erwerbes. Er ordnet sie also seiner gesamten Wirtschaft ein. Seiner Forstwirtschaft fehlt deshalb der Zug der Stetigkeit und die Einstellung auf nachhaltigste Holzertragswirtschaft. Das besagt keineswegs, daß der Private forstliche Gesichtspunkte vernachlässigt; kommen doch gerade die Fideikommißforste, also eine Privatwaldart, den Höchsterträgen des Staatswaldes am nächsten 2). Aber das Maß, in dem er forstlichen Gesichtspunkten praktische Geltung verschafft, unterscheidet seine Wirtschaftsführung von der staatlichen. Allein die Tatsache, daß sie nicht uneingeschränkt herrschen, ist bedeutBeiläufig bemerkt sei, daß diese Gesinnung auch die große Mehrzahl der Forstwissenschaftler beherrscht. Dies führt in der Regel dazu, daß sie, sobald sie auf andere als rein forstwirtschaftliche Dinge zu sprechen kommen, sich in Widersprüche verstricken. Da ihrem Verhalten die feste Richtschnur der Praxis fehlt, greifen sie zu gefühlsmäßigen und politischen Momenten, die mit ihrer Hingebung an die Sache nicht immer zu vereinen sind. Ich verweise auf das Standardwerk von Endres. Es rechnet mit 3 Ausnutzungsquoten a) mit einer seiner Meinung nach richtigen, b) mit einer tarifpolitisch zweckmäßigen, c) mit einer zollpolitisch zweckmäßigen; letztere erkennt er selbst als falsch an, rechnet aber, um seine Forderungen zu begründen, doch mit ihr. 2 ) Endres, S. 81. F a l k , Der deutsche Holzmarkt.

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$8 sam genug, um als konstitutives Merkmal seiner Wirtschaftsführung gewertet zu werden. Der Staat treibt Holzwirtschaft kraft seiner Eigenschaft als Waldbesitzer, der Private dagegen Forstpolitik in seiner Eigenschaft als Holzwirtschaftler. Daß die private Forstwirtschaft tatsächlich in mancher Beziehung zu wünschen läßt, geht schlüssig daraus hervor, daß sie vielfach gesetzlichen Regelungen unterliegt x). Zwei Gründe sind es vornehmlich, die zur Hintansetzung forstlicher Gesichtspunkte führen: die Einordnung der Forstwirtschaft in die Gesamtwirtschaft des Eigners und die Anpassung an die Konjunktur. Letztere kann in Haussezeiten bis zum Raubbau ausarten; bedachtsame Wirtschaftler werden sich jedoch mit gelegentlichen Überschreitungen und Einparungen des normalen Hiebsatzes begnügen, um den Wirtschaftsplan nicht zu gefährden. Ganz unbekannt ist der Raubbau offenbar nicht, und bei der im Prinzip rückschlaglosen Hausse, die der deutsche Markt seit Jahrzehnten erlebt, ist das auch nicht weiter verwunderlich; nach Höhn haben die Privatwaldbesitzer in Ostpreußen ein halbes Jahrhundert lang bis Kriegsende Raubbau getrieben 2). Bedenklicher, weil nicht einmal von holzwirtschaftlichen Momenten veranlaßt, können die Eingriffe sein, die sich die Forstwirtschaft durch ihre Einordnung in die Gesamtwirtschaft des Eigners gefallen lassen muß; sie könnten jedenfalls schwächer sein, wenn das Waldbeleihungsgeschäft verbreiteter wäre 3). Wohl selten nur ist der Privatwaldbesitzer nämlich ausschließlich Waldbesitzer; in der Regel ist er vielmehr sowohl Land- als Forstwirt 4). Welcher Prozentsatz des Privatwaldes wirtschaftlich, betrieblich oder flächenmäßig mit Landwirtschaftsbetrieben verbunden ist, kann aus den bisherigen Erhebungen nicht ermittelt werden. bb) Der Privatwald nimmt fast die Hälfte der Waldfläche Deutschlands ein, erzielt aber nur 35,5% der deutschen Nutzholzernte. Daß die verschiedenen Besitzformen des Privatwaldes an diesem verhältnismäßig schlechten Ergebnis sehr verschieden beteiligt sind, wurde schon erwähnt. Nach Endres ist die geringe Ergiebigkeit der ganzen Gruppe Privatwald (Endresscher Definition) auf das Vorherrschen des Kleinbesitzes mit seiner planlosen Bewirtschaftungsart zurückzuführen, d. h., da Endres wohl Kleinbesitz und KleinJ) Endres, S. 292 ff. Neueres bei Weber, S. 236 ff. ) S. 20. ) Endres, S. 545 ff. Von 60 Kreditanstalten beliehen 1910: 26 überhaupt keine Wälder, 13 nur den (minimalen) Bodenwert und nur i 4 Waldungen mit geregelter nachhaltiger Bewirtschaftung. 4 ) Endres betont das für den mittleren Waldbesitz. S. 287. 2 3

19 betrieb identifiziert, auf das Moment der BetriebsgrößenVerteilung Mit ihm müssen wir uns noch kurz befassen. Hätten wir die Holzwirtschaft Deutschlands als Untersuchungsobjekt gewählt, so müßten wir die Untersuchung selbstverständlich auch auf den Teil der Holzernte ausdehnen, der in der eigenen Wirtschaft konsumiert wird. Eine Behandlung des Holzmarkts hingegen verlangt, daß nur der Teil der Produktion und der Produzenten herangezogen wird, der in die Organisation des Marktes verflochten ist. Ob ein Waldbesitzer das geschlagene Holz in der eigenen Wirtschaft verbraucht oder zum Markte bringt, hängt von der Größe seines Waldes ab. Als Lieferant für den Markt scheidet zunächst der Kleinwaldbesitz aus. „Ein großer Teil der bäuerlichen Parzellenwaldungen hat nicht in erster Linie den Zweck der Holzerzeugung, sondern der Streugewinnung und der Weidennutzung, vor allem in den Gegenden mit armen landwirtschaftlichen Böden. Der Wald steht hier ganz im Dienste der Hauswirtschaft (Brennholz) und der Landwirtschaft 2 ) . u Vom Mittel- und Großwaldbesitz erscheint auch nur ein Teil r e g e l m ä ß i g am Markt, und zwar jener, dessen Betriebe die für eine ungehemmte forstliche Bewirtschaftung nötige Minimalgröße haben. Letztere beziffert Endres auf 1000 ha; sie kann unter Umständen aber auch bis auf 300 ha sinken 3 ). Wir wollen als minimale Durchschnittsgröße 500 ha annehmen 4 ). Unter diesen Umständen schrumpft die Zahl der auf r e g e l m ä ß i g e Belieferung des Marktes eingestellten und angewiesenen Forstbetriebe auf 4085, das sind nur 0 , 4 % der Gesamtzahl, ein; da von diesen wiederum 1801 Staatsbetriebe 5 ) und 831 Gemeinde- einschl. Stiftungs- und Genossenforstbetriebe 6 ), also schätzungsweise 672 Gemeindeforste 7 ) sind, würden nur 1612 Privatforstbetriebe übrig bleiben. Die Zahl ihrer Besitzer ist noch etwas geringer, *) S. 81. Die Angabe bezieht sich nicht auch auf Stiftungs- und Genossenforste; deren Umfang ist aber so gering, daß ihre Einbeziehung die Endressche Äußerung nicht berühren kann. 2 ) Endres, S. 287. 3 ) Endres, S. 277. 4 ) Herr Landforstmeister Gernlein hält diese Grenze für zu hoch; 200 ha sei richtiger. 6 ) Endres, S. 18. 6 ) Endres, S. 364. 7 ) Die Schätzung basiert auf der Annahme, daß die Betriebsgrößenverteilung der ganzen Gruppe Privatwald mit der ihrer drei Unterarten übereinstimmt. Im übrigen macht es marktpolitisch nichts aus, ob die von ihr mitbedingte Zahl der Privatforste, um ein paar Hundert größer oder kleiner ist. Deshalb ist es auch unerheblich,

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20 da die großen Standesherren vielfach eine ganze Reihe von Forstbetrieben zu eigen haben. Nach der Zahl der in den Waldbesitzerverbänden organisierten Besitzer zu schließen, deren Zahl maßgeblich von den Privaten beeinflußt wird, ist die Zahl der den Markt beliefernden allerdings um ein Mehrfaches höher. Hieraus wird man indessen nur schließen können, daß einige tausend Klein- und Mittelwaldbesitzer am Holzmarkt interessiert sind, auch ohne daß sie sich laufend auf ihm betätigen. Für die Beurteilung der Marktverhältnisse ist es noch wichtig zu wissen, welche Holzmenge der Privatwaldbesitz auf den Markt bringt, denn die oben genannte Produktionsziffer kann nach unseren letzten Ausführungen hierfür keine Gültigkeit haben. Bei dem heutigen Stand der Statistik ist es aber nicht möglich, an ihr eine Korrektur vorzunehmen. Statt uns zu einer solchen zu verstehen, ziehen wir es vor, mit ihr auch fernerhin zu operieren und uns bewußt zu bleiben, daß sie ein nicht erreichtes Maximum darstellt. Ein in diesem Zusammenhang hervorzuhebender Unterschied zwischen Staat und Privatem besteht darin, daß dieser nicht gleich jenem in der Lage ist, seinen Wirtschaftsplan bzw. Forstetat im Falle des Eintritts von Kalamitäten durch anderweitige Einsparungen auszugleichen. Da Forstschäden größeren Umfangs alle paar Jahre eintreten ist dieser Umstand von erheblicher Bedeutung; wir kommen in einem konkreten Falle später auf ihn zurück. cc) Als hervorragendsten Zug des Privatwaldbesitzers haben wir seine marktpolitische Freiheit benannt. Damit ist eigentlich alles gesagt, was zur Charakterisierung seiner Wirtschaftsgesinnung zu sagen ist und was ihn in Gegensatz zum Staat stellt; ausführlich wird hierüber unter „Geschäftsvorfälle" zu handeln sein. Negativ ist seine Gesinnung am besten dadurch gekennzeichnet, daß ihm jener Zug des ausgleichenden Politikers abgeht, von dem das ganze Geschäftsgebahren in der Forstverwaltung beherrscht ist. Dieser Zug, der innerhalb letzterer eine gewisse Gegensätzlichkeit zwischen Leitung und nachgeordneten Instanzen hervorruft, wird innerhalb der Organisation des Privatwaldbesitzes, vornehmlich bei den nach dem Kammersystem organisierten Standesherrschaften, in gleicher Eigenschaft von dem privatwirtschaftlichen Geschäftsgeist ersetzt. Naturgemäß ruft dieser eine stärkere Gegensätzlichkeit zwischen daß die Statistik nicht unbedingt einwandfrei ist, wie Endres mehrfach hervorhebt, und es überdies zweifelhaft ist, ob alle Stiftungs- und Genossenforste heute für den Markt produzieren. *) Angaben bei Endres, S. 70.

21 leitenden und ausführenden Organen hervor als jener; dieser Zustand verschärft sich, wenn, was wohl die Regel ist, der leitenden Persönlichkeit, die aus der kaufmännischen Verwaltung zu kommen pflegt, die handwerksmäßige Einfühlung in die Waldwirtschaft fehlt. Wie sich diese internen Verhältnisse im Geschäftsgebaren auswirken, kann selbstverständlich nicht verfolgt werden; wir müssen nur annehmen, daß der Privatwaldbesitzer bzw. sein Vermögensverwalter von der Erwerbsidee geleitet wird. c) Der ausländische Wald ist, soweit er für die Belieferung des deutschen Marktes in Frage kommt, vorwiegend in der Hand Privater; in der Gegenwart hat daneben auch der Import aus Staatswaldungen Bedeutung erlangt. Der ausländische Privatwaldbesitzer unterscheidet sich dadurch von den beiden erstgenannten Besitzern, daß er nur beschränkt in den deutschen Markt eingreifen kann; Ein- und Ausfuhrzölle sowie die Transportkosten bestimmen das Maß seiner, Betätigungsmöglichkeit. Auch in der Art seines Eingriffs nimmt er eine Sonderstellung ein. Er ist im Normalfall nicht aktiver, sondern passiver Kontrahent. Geschäftstechnisch kommt dies darin zum Ausdruck, daß er keine Vertretung in Deutschland unterhält; er tritt also nur indirekt in Erscheinung; der Abschluß ist seinerseits, was sich auch in den üblichen Lieferungsbedingungen — überwiegend Kauf loco Wald — widerspiegelt, kein Export-, sondern ein Inlandsgeschäft. Von deutscher Seite aus gesehen, liegt dagegen ein ausgesprochenes Importgeschäft vor. Dieser Sachverhalt wird allerdings durch eine Gepflogenheit vieler deutscher Impoteure verdunkelt, die in der Nachkriegszeit aus Gründen des ausländischen Rechtes und der ausländischen Rechtshandhabung an Beliebtheit gewonnen hat, zwischen sich und den Waldbesitzer einen Kommissionär oder bevorschußten Eigenhändler einzuschieben, der im Ausland ansässig, ausländischer Staatsbürger sowie mit den ausländischen Rechts-, Arbeits- und Verkehrsverhältnissen vertraut ist und die Ware frei Grenze zu liefern hat. Diese Mittelsperson ist also weit weniger Händler, geschweige denn Exporteur, als Regimenter und Spediteur x). Die forstwirtschaftliche Einstellung des ausländischen Waldbesitzers, auf die einzugehen insofern von Belang ist, als sie manche Züge des deutschen Imports erklärt, ist sehr unterschiedlich. Wir finden vor allem im Gebiet der früheren Donaumonarchie Besitzer, deren Forstbetriebe den Unsrigen, ') So ist wohl auch die Angabe Wirschubskys aufzufassen, der Export a u s Litauen liege seit Beginn des Jahrhunderts in Händen litauischer Firmen. S. 79.

22 im Durchschnitt bekanntlich den besten der Welt, nicht nachstehen. Wir finden aber auch andere, deren Besitzungen einem Urwald mehr oder weniger gleichen; dies gilt im wesentlichen für das frühere Rußland. In diesen Fällen war die Waldwirtschaft glatter Raubbau, denn Aufforstungen wurden kaum vorgenommen. So berichtet Pfeifer, daß die Waldungen im Gebiet der Memel, die 1913: 30,5% des deutschen Nadelrundholzimports lieferten immer schwieriger zu erreichen seien, weil die Uferbestände jahrelang im Kahlschlag abgeholzt wurden; heute 2 ) müsse das Holz bereits auf Entfernungen von 20 bis 40 km per Fuhre zur Wasserablage transportiert werden. Marktpolitisch ist der ausländische Waldbesitzer im Rahmen des handelsvertraglich gewährleisteten Spielraums ebenso frei wie der private deutsche. 2. Die Abnehmer. Die Nachfrageseite des Holzmarkts bietet ein weit bunteres Bild als die Angebotsseite, sowohl was die Zahl, als auch was die Vielgestaltigkeit und die Interessiertheit der auf ihr agierenden Unternehmer betrifft. Demgemäß ist auch ihre Gruppierung erschwert. Hatten wir es auf jener Seite des Marktes mit Personen zu tun, die sich nach einem Merkmal, ihrer rechtlichen Stellung als Waldbesitzer, scharf von einander abhoben, so treten uns jetzt Unternehmer entgegen, die einer entsprechend eindeutigen Klassifizierung nicht unterwerfbar sind. Soll die Klassifizierung, wie oben dargetan, nach holzwirtschaftlichen Gesichtspunkten erfolgen, so kommen wir hier nicht wie früher zur einfachen Gruppierung existierender Personen bzw. Körperschaften, sondern zur Bildung von Unternehmertypen. Da die Varietäten innerhalb jeden Typs besonders zahlreich sind und unmerklich ineinander übergehen, wollen wir die Zahl der Typen tunlichst begrenzen; so erscheinen sie im einzelnen schärfer, und ihr Gesamtbild wird klarer und gegensatzreicher. Aus der Untersuchung lassen wir alle jene Unternehmer fort, die in Anbetracht der Geringfügigkeit ihrer Einkäufe keinen nennenswerten Einfluß auf dem Holzmarkt ausüben. Als solche kommen in Betracht z. B. die Fabrikanten von Sperrholz und Furnieren, von Holzwolle und -seilen, von Holzmassenartikeln, Schuhleisten, Fässern usw. Bei den verbleibenden unterscheiden wir, teils in Anlehnung an die l ) Berechnet nach der Binnenschiffahrts- und Außenhandels» statistik; dabei wird vorausgesetzt, daß aus den genannten Wäldern alles Holz verflößt wurde. *) Das Buch ist 1918 erschienen.

23 tradionelle Gepflogenheit, teils aus später darzulegenden theoretischen Gründen, Händler, Säger und Verleger. a) Der Rundholzhändler ist eine verhältnismäßig seltene Erscheinung. Auf dem Binnenmarkt tritt er so sehr in den Hintergrund, daß man geneigt sein könnte, seine Existenz völlig zu leugnen. Die Gründe, die gegen seine Lebensfähigkeit sprechen, tun jedenfalls hinreichend dar, daß sein Auftreten auf außergewöhnlichen Umständen beruhen muß. Sie lassen sich kurz dahingehend zusammenfassen, daß im Rundholzgeschäft keine Funktionen auszuüben sind, die zur Verselbständigung drängen. aa) Das Rundholzgeschäft kennt keine Aufkauf- und keine Sammeltätigkeit. Im großen und ganzen betrachtet stellt sich die Lage vielmehr so dar, daß das Holz in Massen anfällt, welche die Erwerbsfähigkeit des Verarbeiters übersteigen. Dem trägt der Waldbesitzer dadurch Rechnung, daß er seine Ernte in Losen ausbietet, welche der Kaufkraft der ihm genehmen Interessenten entspricht; er ist also selbst — gewissermaßen zwangsweise — Verteiler. Diese Tätigkeit braucht er um so weniger einem Händler zu überlassen, als Rundholz nur auf geringe Entfernungen verfrachtet werden kann und er die wenigen im Umkreis des Transportradius ansässigen Käufer viel zu gut kennt, um Mittelspersonen zu gebrauchen. Das Rundholzgeschäft kennt weiter keine eingehende Sortierungstätigkeit. Weder der Waldbesitzer noch der Händler ist imstande, sie auszuüben. Einmal deshalb nicht, weil zu ihrer Ausübung ein gewisser technischer Apparat nötig ist, der im Walde überhaupt nicht gehandhabt werden kann; seine Inbetriebsetzung auf besonderen Lägern würde aber zu kostspielig sein. Sodann aber deshalb nicht, weil Rundholz weder in bezug auf die Qualität noch auf die Abmessungen sortierbar ist. Die Rundholzverwertung erfolgt nicht nach Normen, sondern gefühlsmäßig und im Hinblick auf die Lieferungsverpflichtungen und -gewohnheiten an Schnittholz; nur der Verarbeiter kann sie sachgemäß vornehmen. Das Rundholzgeschäft kennt schließlich keine Lagerhaltungstätigkeit. Zwar sind die Umstände ihr günstig, denn die Rundholzernte ist saisonbedingt, die Verarbeitung jedoch kann bei Beobachtung gewisser Vorsichtsmaßregeln ununterbrochen vorgenommen werden. Saisonbedingt ist die Rundholzernte insofern, als manches Holz nur im Winter geschlagen werden kann, wenn es nicht im Saft steht, und nur dann die Gefahr des Qualitätsverlustes gebannt ist, anderes wieder, weil es, vor allem im Gebirge, nur bei günstiger Schneelage abgefahren werden kann; wo beide Umstände

24 nicht zutreffen, wie in den Fichtenrevieren des Flachlandes, tritt an die Stelle der saisonmäßigen Bindung die zeitliche Bindung an den Forstetat. Dies eine, die Bildung eines selbständigen Händlertums fördernde Moment wird aber durch die Regelung der Kreditvermittlung außer Kraft gesetzt, ohne die jedes Lagerhaltungsgeschäft unrentabel wird. Die Zahlung erfolgt nämlich entweder per Kasse oder gegen Sicherheitsleistung des Käufers, beide Male also ohne Inanspruchnahme eines Vermittlers, oder, falls ein solcher benötigt wird, durch Vermittlung einer Bank; alle diesbezüglichen Ereignisse der Nachkriegsjahre haben kein selbständiges Händlertum zu errichten vermocht. Nach alledem haben wir uns den Rundholzhandel als Gelegenheitshandel vorzustellen, der von beliebigen Holzkäufern bei passenden Umständen ausgeübt wird; letztere wiederum sind vom Standpunkt der allgemeinen Marktverhältnisse aus als Anomalien zu betrachten. Rundholzhandel ist etwa denkbar, wenn Grubenholzhändler stärkeres, sägbares Holz, das in ihnen zugefallenen Losen enthalten ist, an Säger weiter verkaufen, oder wenn ein Rundholzhändler eine Partie nur geschlossen kaufen kann, die für seine Zwecke zu groß ist usw. bb) Die eigentliche Domäne des Rundholzhändlers ist das Auslandgeschäft. Hier geraten alle Momente in Fortfall, die ihn auf dem Inlandsmarkt zu Boden drücken, und als belebendes Moment kommt die Spezialtechnik des Außenhandels im Export und im Import hinzu. Der Rundholzexporteur spielt eine bescheidene Rolle, wenn man seinen Umsatz am Gesamtverbrauch oder auch nur am Import Deutschlands mißt. Da sein Vorkommen aber auf ein kleines Gebiet, das Stromsystem des Rheins, beschränkt ist, kann seine lokale Bedeutung kaum überschätzt werden; tatsächlich werden die Rundholzpreise in den von den Nebenflüssen des Rheins durchzogenen Waldrevieren vom holländischen Markt, dem Hauptabsatzgebiete, maßgeblich beeinflußt. Der Rundholzexport nach Holland ruht in der Hand weniger bedeutender Spezialfirmen, die vorwiegend in der Gegend von Mainz ansässig und in einem Spezialverband organisiert sind. Ungleich wichtiger ist der Rundholzimporteur. Dieser ist ausgesprochener Großkaufmann mit allen Eigenschaften, die diesem Typus eignen. Da, wie wir sofort sehen werden, solche Persönlichkeiten auf dem Holzmarkt nicht eben zahlreich sind und der Rundholzimport für unsere Verarbeitungsindustrie eine Lebensnotwendigkeit ist, verdient diese Tatsache schon einige Beachtung. Sie gewinnt aber noch an

25 Interesse, wenn man sich vor Augen führt, wer die Funktionen des Rundholzimporteurs ausübt. Da zeigt sich zunächst, daß sich das Importgeschäft, ganz im Gegensatz zum Exportgeschäft, nicht verselbständigt hat. Fragt man weiter, wer sich als Rundholzimporteur betätigt, so stößt man einmal auf die Schnittholzimporteure, sodann auf die Großfirmen der Sägeindustrie, die dicht an der Grenze oder an vom Ausland kommenden, nach Deutschland zu Tal fließenden Strömen gelegene Sägewerke betreiben x), schließlich auf solche Firmen, die sowohl Schnittholzimporteur als auch Säger sind. Unternehmer dieses dritten Typs sind wohl diejenigen, denen in unserem Falle die überragende Bedeutung zukommt. b) Der Säger, der zweite Typ des Rundholzkäufers, stellt das bei weitem stärkste Kontingent der Unternehmer auf der Nachfrageseite. Er tritt uns in so vielerlei Gestalt entgegen, daß er sich einer summarischen Charakterisierung entzieht. Deshalb müssen wir einige Untertypen unterscheiden. Als solche sind zu nennen: der Gelegenheitssäger, der Auch-Säger und der Nur-Säger. Ersterer hat überhaupt keine geregelten Interessen am Holzmarkt; der zweite hat sie wohl, jedoch im Rahmen seiner auch nicht-holzwirtschaftliche Interessen umfassenden Gesamtwirtschaft; der dritte beschränkt seine Tätigkeit ausschließlich auf das Holzgeschäft. Beziehungen zwischen dem Maß der holzwirtschaftlichen Interessen der Unternehmer und der Größe ihrer Betriebe, wie wir sie für den Waldbesitz gefunden haben, lassen sich hier nicht feststellen. Höchstens ist zu beobachten, daß der Gelegenheitssäger, der Unternehmer mit den geringsten Interessen, Besitzer kleiner und kleinster Sägebetriebe ist; in seinem Betriebe läuft in der Regel ein, kaum je zwei Gatter 2). Indessen läßt sich dieser Satz nicht einmal umkehren, denn die Durchschnittsgröße aller deutschen Sägewerke ist mit 1,375 Gattern 3 ) so wenig größer als die der im Besitz von Gelegenheitssägern befindlichen, daß eben auch das Gros aller Sägewerke nur ein Gatter enthalten kann. Während wir uns bei den bisher namhaft gemachten Unternehmern auf zahlenmäßige Angaben verließen, die *) Auf der Donau wird kein Rundholz importiert, weil stromaufwärts keine Verflößung möglich ist. Österreich liefert Rundholz von jeher fast ausschließlich per Bahn, im Gegensatz zu Böhmen. *) Das ergibt sich aus Tabelle 9, Bd. 214 der Reichsstatistik, Betriebszählung von 1907. 8 ) Anno 1907! Im Jahre 1925 fand keine Erhebung über die Arbeitsmaschinen statt.

26 schon zwanzig Jahre alt sind, und auf sie verlassen konnten, da die geringe Beweglichkeit der Waldobjekte größere Veränderungen wohl verhindert hat und durch die Gebietsabtretungen keine allzu erheblichen Verschiebungen eingetreten sein dürften, müssen wir bei den Sägern die neueren zahlenmäßigen Wandlungen berücksichtigen, i aa) Die Gelegenheitssäger rekrutieren sich in erster Linie aus größeren Bauern, so dann aus Mahlmüllern und Angehörigen aller möglichen anderen Berufe, die wie Mühlen überhaupt, so auch Sägemühlen zur Ausnutzung vorhandener Wasserkräfte errichtet haben. Die Mühlen werden in Betrieb gesetzt, wenn ihre Eigentümer in der Umgebung ein paar Festmeter Rundholz erstanden haben. In seiner Wirtschaftsauffassung ist der Gelegenheitssäger ein getreu verkleinertes Abbild dieser Wirtschaftssubjekte, d. h. er handelt in traditionalistischer und unkaufmännischer Weise. Er kalkuliert nicht, er schneidet nicht die jeweils gangbarsten Stärken, sondern Jahr für Jahr dieselben 1 ), er sucht keinen Absatz, sondern wartet auf das Eintreffen seines gewohnten Abnehmers. Erleichtert wird diese Geschäftsgebarung durch das Vertrauensverhältnis, das zwischen ihm und seinem Kunden obwaltet, sodann dadurch, daß der Sägereibetrieb sich arbeitsorganisatorisch zwanglos der bäuerlichen Familienwirtschaft einfügt. Diese ganze Wirtschaftsgebarung bringt es mit sich, daß der Gelegenheitssäger in der Preisgestaltung den anderen gegenüber stets im Vorteil ist; da er keine Unkosten hat, kann er immer verkaufen. Der geistigen Verfassung des Sägers entspricht die technische des Betriebes; man kann letzteren geradezu als den Prototyp der veralteten Mühle bezeichnen. Die Betriebskraft liefert ein Wasserlauf; Krafterzeugungsanlage ist häufig noch das alte, von Dorfhandwerkern gebaute Schaufelrad. Gewöhnlich ist es direkt an dem Gatter gekuppelt, wodurch Kraftübertragungsanlagen entbehrlich werden. Selbstverständlich kann die so gewonnene Kraft keine modernen schnelltourigen Hochhubgatter mit mehreren Sägen und automatischem Vorschub antreiben. Sie langt statt dessen gerade zum Betriebe einsägiger Gatter hölzerner Konstruktion aus, häufig nicht einmal mehr für die Führungs- und Vorschubeinrichtung. Die Gatter haben ebenso wie die ganze, zuweilen nur notdürftig überdachte Anlage längst Museumsreife. 1 ) Deshalb erfolgt die Kalkulation im süddeutschen Schnittholzhandel — in Süddeutschland sitzen die Gelegenheitssäger stellenweise in dichten Haufen — auf Basis des Produkts „sägefallende Ware". Schon die Bezeichnung dieses Standardprodukts ist aufschlußreiche

27 Wenn die Leistung eines solchen Sägewerks auch nur ganz gering veranschlagt werden kann, im Durchschnitt auf nur wenige Waggons Schnittholz im Jahr, darf ihre Bedeutung für die Struktur der Sägeindustrie doch nicht unterschätzt werden. Von den 22 070 Gattern, der charakteristischen Maschine der deutschen Sägeindustrie, befanden sich 1907 nicht weniger als 3117 in Neben- und Alleinbetrieben, in solchen Mühlen also, die, wie beide Begriffe ex definitione besagen, im Besitz von Gelegenheitssägern sind. Sie finden sich ziemlich stark konzentriert in Gebirgstälern, vor allem in Süddeutschland, und bedingen das Aussehen des dortigen Schnittholzgroßhandels mit seinem Sammellagerverkehr. Wie sich die Bedeutung dieser Säger für den Holzmarkt in der Nachkriegszeit gestaltet hat, läßt sich nur vermuten. Was die Wirtschaftsgesinnung betrifft, so spricht ein gewichtiger Umstand dafür, daß der Gelegenheitssäger in den Inflationsjahren eine gesteigerte Aktivität entfaltete. Bot doch der Holzkauf in den Staatswaldungen angesichts der für die Verhältnisse jener Jahre günstigen Kreditbedingungen eine gute Gelegenheit zur Flucht in die Sachwerte; allerdings dürfte dieser Vorgang dadurch gehemmt worden sein, daß die Ursache der damaligen Preishausse diesen Sägern unfaßbar sein mußte, und sie sich deshalb wohl eine1 gewisse Reserve auferlegten. In den Stabilisierungsjahren ist die angefachte Aktivität jedenfalls wieder eingeschlafen, teils weil die Staatsforstverwaltungen nicht oder nur in sehr beschränktem Maße zu ihrer ehedem so liberalen Kreditpolitik zurückgekehrt sind, teils weil sich der Säger hauptberuflich, als Landwirt, in ständiger Kreditnot befand. Die betrieblichen Veränderungen sind schwerer verfolgbar. Halten wir zunächst uns vor Augen, wie sich die Betriebsverhältnisse von 1895 bis 1907 entwickelt haben. In dieser Zeit sank der Anteil der im Besitz von Gelegenheitssägern befindlichen Gatter von 21,5% auf 14,2% der Gesamtzahl, und zwar bei nahezu völliger Konstanz der letzteren. Hieraus dürfen wir schließen, daß die Veränderungen in der Verteilung der Gatter auf Gelegenheits- und andere Säger nicht auf dem Abbruch alter Mühlen seitens der Gelegenheitssäger und der Errichtung neuer seitens der anderen beruhte, sondern daß sich der Gelegenheitssäger vielfach zu den höheren Stufen des Auch- bzw. Nur-Sägers emporhob; gegen die erstere Möglichkeit sprechen außerdem so ziemlich sämtliche Momente der allgemeinen wirtschaftlichen Ent-' \yicklung. Nun ist es fraglich, ob sich diese Entwicklung seit 1907

28 im gleichen Tempo fortgesetzt hat; unter dieser Annahme würde sich bei arithmetischer Extrapolation der genannten Daten für das Jahr 1925 ein Anteil von nur noch 3,25% ergeben. Dieser Satz erscheint unwahrscheinlich niedrig; gegen ihn sprechen die angeführten psychologischen und kreditpolitischen Momente, die immer noch starke Verbreitung des Sammellagergeschäfts in Süddeutschland, die betonte Rücksichtnahme der Staatsforstverwaltungen auf Kleinkäufer*) und die Tatsache, daß wir im wesentlichen Gebiete verloren haben, deren Sägeindustrie kaum Gelegenheitsmühlen aufwies. Andererseits wäre die Annahme, daß sich die bis 1907 zu beobachtende Entwicklung auch im Prinzip seither nicht fortgesetzt hat, insofern übertrieben, als die Zahl unserer Sägewerke trotz der durch die Gebietsabtretungen verursachten Verluste 1925 bedeutend größer war als 1907. Es ist nur fraglich, ob die Neugründungen von Gelegenheitsoder anderen Sägern ausgegangen sind, oder ob erstere und letztere an ihnen mit dem Anteil beteiligt waren, den sie an der Zahl der schon bestehenden Werke hatten. Wir möchten annehmen, daß die Gelegenheitssäger sich nicht als Gründer betätigt haben und ihre Zahl sich durch neuen Zuzug nicht vermehrte. Denn es liegt der bäuerlichen Mentalität ebenso fern, Filialbetriebe aufzumachen wie Werke zu errichten, mit deren Produktionsweise man bis dahin noch nichts zu tun hatte; die schon aktiven Gelegenheitssäger haben demnach die Zahl ihrer Werke nicht vermehrt, wozu auch um so weniger Anlaß vorlag, als die bestehenden Anlagen ohne weiteres eine Steigerung der Produktion erlaubten. Die seit Jahren im Fluß befindlich gewesene Entwicklung, die offensichtlich zum Verschwinden des Gelegenheitssägers führt, ist durch die Inflationskonjunktur nicht durchkreuzt worden. Infolgedessen muß die relative Anzahl der Gelegenheitssäger und -mühlen gesunken sein; es bleibt jedoch fraglich, bei welcher Ziffer zwischen 14,2% und 3,25% sie zur Zeit steht. Insgesamt dürfen wir wohl folgern, 1. daß die absolute und relative Zahl der Gelegenheitssäger unter den Stand von 1907 gesunken ist; 2. daß diese Bewegung bei letzterer steiler gewesen ist als bei der ersten; 3. daß die absolute *) Vor allem in ihrem Hauptarbeitsgebiet Bayern! Dort wird bei Kleinverkäufen, d. h. Verkäufen, deren Höhe 1000 M. pro Käufer und Termin nicht überschreitet, nach den Bestimmungen vom 14.12. 26 75% der Kaufschuld bis zu neun Monaten zinslos gestundet; über die entsprechenden, weit schärferen Bedingungen bei Großverkäufen s. Text S. 53.

29 Zahl der Gelegenheitssäger nur Abgänge, keine Zugänge zu verzeichnen hat; 4. daß die betrieblichen Verhältnisse der ihnen gehörenden Mühlen unverändert geblieben sind; 5. daß die Gelegenheitssäger trotz allen Beharrens in ihrem Geisteszustand sich ihrer Leistungsfähigkeit bewußt geworden sind; 6. daß ihre Bedeutung für den Holzmarkt heute geringer ist als vor dem Kriege. bb) Die weitaus meisten Sägewerke befinden sich in der Hand solcher Unternehmer, die neben der Sägerei noch andere Gewerbe betreiben, in denen höhere Verarbeitungsstufen des Holzes eine gewisse Rolle spielen. Leider kann diese Tatsache nicht an Hand der amtlichen Statistik belegt werden, da die dort angewandte Klassifizierung: technische-örtlichewirtschaftliche Einheiten sich nicht mit jener deckt, die allein unsere Behauptung stützen könnte, mit der Einteilung: ausschließliche (Mühlen-) und gemischte (Mühlen-)Betriebe. Aber selbst nach der für unsere Zwecke ungenügenden Klassifizierung gab es laut nachfolgender Aufstellung in Vorkriegszeiten rund 80% mehr Betriebe, die mit Sägegattern ausgerüstet waren, als Betriebe, die sich Sägewerk nannten. Jahr

1895 1907

Gehilfenbetriebe GatterSägewerksbetriebe betriebe3) 11.9171) 13,043

6,450a) 7,460

Überschuß

84,8% 74,6%

Die Differenzen würden selbstverständlich recht beträchtlich anschwellen, wenn aus den Sägewerken die reinen Sägereien ausgegliedert werden könnten; aber auch so spricht eine starke Wahrscheinlichkeit für die Richtigkeit unserer Vermutung, daß die absolute Mehrzahl der Sägewerke andersartigen Unternehmungen eingegliedert ist. Ähnliches gilt jedoch noch schroffer, für die Gesamtheit der Sägewerke; 1907 gab es 16090 Gatterbetriebe, aber nur 8383 Sägewerke 4 ). In Wirklichkeit liegen die Dinge so, daß nur ein geringer Teil der Sägewerksbetriebe reine Sägewerke sind. Eine einfache Überlegung ist überdies geeignet, das Überwiegen Einschließlich sonstiger Betrieben der Holzzurichtung und Konservierung; in Wirklichkeit ist die Abweichung also noch größer. 3 ) Einschließlich Alleinbetrieben. 3 ) „Örtliche Einheiten." 4 ) „örtliche Einheiten."

30 der kombinierten Werke zu bestätigen und gleichzeitig zu erklären. Wir gehen von der Gestaltung des Schnittholzverbrauchs aus. So wenig hierüber auch im einzelnen bekannt ist — nur Reichsbahn und Waggonindustrie können ihren Verbrauch leidlich genau ermitteln — über eines herrscht bei allen Fachleuten Einigkeit: daß die Bauindustrie der weitaus größte Konsument ist 1 ). Die Bauindustrie ist aber bekanntermaßen eine lokal völlig dezentralisierte Industrie, nicht zuletzt wohl auch wegen des gleichen Charakters ihrer Rohstoffindustrien. Unter letzteren nimmt die Sägeindustrie gerade im Bauwesen der Klein- und Mittelstädte, den Hauptstandorten der Sägeindustrie, eine wichtige Rolle ein. Die Vereinigung des Bau- und Sägereigeschäftes trifft soweit also auf günstige Vorbedingungen. Zu dieser standortsmäßigen Übereinstimmung tritt als weiteres Bindemittel der phasenhaft einander ablösende Kapitalbedarf beider Industrien. Die Sägeindustrie braucht zur Finanzierung des Rundholzkaufs im Wintergroße Summen, das Baugeschäft im Sommer. Die Vereinigung beider Geschäftszweige empfiehlt sich also auch vom Standpunkt der Kapitalverwertung. Die Kombination des Bau- und Sägereigeschäftes ist tatsächlich die wichtigste Erscheinungsform der Kombination im Sägereigewerbe. Sie ist die häufigste, am gleichmäßigsten verbreitete und den Rundholzmarkt am intensivsten beeinflussende. Man kann das „Baugeschäft, Sägewerk und Zimmerei" geradezu als den Typus des kombinierten Sägewerks und den des „Architekt und Zimmermeister" als den seines Besitzers bezeichnen. Daneben kommt noch eine Fülle von Kombinationen vor; die Statistik von 1907 führt Gatter in nicht weniger als 81 Gewerbearten an, die z. T. mit der Holzindustrie nichts zu tun haben. Obige Tabelle ist noch in einer weiteren Beziehung ausbeutungsfähig; sie zeigt nämlich an, wie die Besitzer Dies veranlaßt Endres, in seiner Aufteilung des Nutzholzverbrauchs Deutschlands (S. 585) beim Sägeholz nur Baugewerbe und Holzveredelungsgewerbe auseinanderzuhalten; außerdem steckt ein weiterer, geringer Posten Sägeholz in der Position „Grubenholz im weiteren Sinne". Beide Positionen erreichen zusammen nur rund y a der Höhe der Position Baugewerbe. Eine spezifiziertem Verbrauchsstatistik bringt die Holzarbeiterzeitung Nr. 9, 1927; leider ist über die Berechnungsmethoden nichts gesagt, so daß keine Kritik vorgenommen werden kann. Im übrigen sind sämtliche Verbrauchsberechnungen falsch, da sie mit den, wie sich neuerdings herausgestellt hat, falschen und unzuverlässigen Daten der Außenhandelsstatistik und mit Umrechnungsmethoden operieren, die gleichfalls der Kritik nicht standhalten können.

31 kombinierter Betriebe die Sägerei im Rahmen ihres Gesamtbetriebes einschätzen. Denn um eine Schätzung handelt es sich hier: die Behörde erlaubt es dem subjektiven Ermessen des Gewerbetreibenden, die Betriebszweige bei ihrer Zusammenfassung zum Gesamtbetrieb demjenigen unterzuordnen, den sie für den wichtigsten halten. Würde der Sägereibetrieb allgemein diese Vorzugsstellung einnehmen, so wäre die Differenz zwischen den örtlichen und technischen Einheiten gleich null. Die Größe der Abweichungen beweist aber, daß die Auch-Säger sich nur in untergeordnetem Maße als Holzwirtschaftler fühlen. Hieraus darf aber nicht geschlossen werden, daß sie, auch objektiv gesehen, für den Holzmarkt von geringer Bedeutung sind. Sie sind es einmal deshalb nicht, weil sie die absolute Mehrheit der regelmäßige Nachfrage entfaltenden Holzkäufer bilden, und zweitens nicht, weil sie einen Hauptteil der deutschen Sägeholzernte aufnehmen, den man auf 60 bis 70% beziffern kann. Die Gesinnung der wirtschaftlichen Gesamtpersönlichkeit, in welcher der Auch-Säger aufgeht, ist die des in seinem Milieu fest verankerten klein- und mittelstädtischen Unternehmers, dessen Tätigkeitsbereich in unserem Spezialfall aus Gründen, die in der Natur der Sache liegen, im wesentlichen auf den Wohnort beschränkt bleibt; dort baut er, dort kauft er sein Rundholz, dort verwendet er sein Schnittholz. Als Produzent letzter Güter in einem engen Wirtschaftsbezirk, der von den Auswüchsen des großstädtischen Bauunternehmertums verschont bleibt, kann er seinen Rohholzbedarf genau übersehen. Im allgemeinen schneidet er jedoch mehr Holz, als er selbst verbraucht, und wird so in die Organisation des Schnittholzmarktes verflochten. Als Schnittholzabgeber handelt er in einer Weise, die sich äußerlich von der des Gelegenheitssägers nicht allzusehr unterscheidet. Was er vor allem mit diesem gemein hat, ist das geringe Maß von Aktivität in bezug auf die Verwertung der Ware und von Rationalität bei ihrem Einschnitt, das sich äußerlich im Festhalten an gewohnten Dimensionen, einer mehr oder minder heftigen Abneigung gegen den Einschnitt nach Liste und einer keineswegs optimalen Ausnutzung des Rundholzes äußert. Konkurrenzfähig hält er sich mit Hilfe des sehr einfachen Mittels, die Verrechnungspreise des Schnittholzes falsch anzusetzen, was bei seiner gering entwickelten Rechenhaftigkeit gleichsam eine Selbstverständlichkeit ist. Der niedrige Grad seiner kaufmännischen Schulung verbietet ihm auch, bei Abgabe der Rundholzgebote scharf zu kalkulieren. Als Rundholzkäufer steht er völlig im Bann seines sozialen Machtstrebens; je mehr Rund-

32 holz er kauft, um so mehr Arbeiter kann er beschäftigen, um so augenfälliger demonstriert er seine Kapitalkraft, um so gewichtiger wiegt sein Wort in wirtschaftlichen und politischen Angelegenheiten. Er kann sich diesem Triebe um so hemmungsloser hingeben, als er kein Absatzrisiko zu befürchten hat, denn bei der monopolistischen Organisation der Bauwirtschaft ist es ihm ein leichtes, Verlustpreise beim Schnittholzabsatz durch Übergewinne am verbauten Holz auszugleichen. Sein Sägereibetrieb ist technisch teils vorzüglich eingerichtet, teils in veraltetem und verwahrlostem Zustand, eine richtige Bruchbude, um im Arbeiterjargon zu sprechen. Im Normalfall ist der Betrieb größer, als es der Menge verarbeiteten Rundholzes entspricht; dies erklärt sich daraus, daß er ganz unregelmäßig in Gang gesetzt wird, dann aber Spitzenleistungen liefern muß. Die Bedeutung des in Rede stehenden Sägers für den Rundholzmarkt hat sich seit der Kriegszeit erheblich verändert. Jene Umstände, welche den Gelegenheitssäger aus seiner Beschaulichkeit herausrissen, haben seine Geistesverfassung naturgemäß noch viel nachhaltiger beeinflußt. Holzwirtschaftliche Interessen rückten in den Inflationsjahren wenigstens zeit- und stellenweise in den Mittelpunkt seines Geschäftes, und die kreditpolitischen Schwierigkeiten der nachfolgenden Jahre haben seinen aufgestachelten Wirtschaftstrieb wohl mühsamer gezähmt als den des Gelegenheitssägers; jedenfalls hält er sich zu größerer Aktivität bereit. Auch in seinem Betriebe hat sich die stärkere Interessiertheit ausgelebt. Zwar können diesbezügliche Wandlungen nicht exakt ermittelt werden, weil gewisse Vorgänge, wie Modernisierung und Rationalisierung, sich an und für sich jeder zahlenmäßigen Erfassung entziehen, und der wichtigste sonstige, die Vermehrung der Gatterzahl, in der Betriebszählung von 1925 übergangen wurde. Aber sie können doch im Prinzip erfaßt werden. Ganz allgemein darf man wohl sagen, daß sich das soziale Machtstreben gerade in den Nachkriegsjahren in einer Steigerung der Betriebskapazität äußern mußte; in gleicher Weise wirkte dann auch der Anreiz, den die staatliche Holzverkaufspolitik in der Inflationszeit auslöste. Konnte der Staat doch erstens aus forst- und volkswirtschaftlichen Gründen mit den Einschlägen nicht zurückhalten — so bot sich also im Rundholzkauf überhaupt die Möglichkeit dar, Sachwerte zu erwerben; zweitens konnte er seine Kredithergabe nur schrittweise einschränken — so bot der Rundholzkauf also die Möglichkeit zur Mitnahme großer Geldentwertungsgewinne.

33 Die Säger haben aber auch schon in den Kriegs- und allerersten Nachkriegsjahren begonnen, die Kapazität ihrer Werke auszudehnen, als von inflationistischen Erschütterungen noch nichts zu spüren war. Dies ergibt sich aus heiligender, bisher unveröffentlichten Erhebung des Deutschen Holzarbeiterverbandes, die, obschon sie nur 4,7% der Gatter-Gehilfenbetriebe nach dem Stande von 1907 umfaßt, doch als recht repräsentativ erachtet werden kann, weil die feststellbare Bewegung mit einer einzigen Ausnahme eine Allgemeinerscheinung war. Tabelle 2. Zahl d er BeZahl der schäf igten erfaßten vor dem März Betriebe Kriege 1921

Gaue

Ostpreußen . . Stettin Breslau Brandenburg . . Dresden Leipzig Erfurt Magdeburg . . . Hamburg . . . Hannover . . . Düsseldorf . . . Frankfurt a. M. Nürnberg . . . München . . . Stuttgart . . . Deutsches Reich

. .

. . . . . . . .

21 68 30 51 37 35 40 21 18 21 16 19 50 108 83 618

1300 1753 1209 1921 1846 916 1418 792 529 514 583 662 1264 3143 2350 20 200

1326 1892 1507 1823 1840 910 1788 848 542 570 725 642 1418 3462 3232 22 525

Zahl de r Gatter vor dem Kriege

März 1921

56 159 105 188 168 117 136 68 48 43 48 48 160 301 205 1850

59 175 120 188 186 127 157 79 51 54 63 61 180 334 245 2079

Über die Entwicklung in dem noch weiter zurückliegenden Zeitraum 1907 bis 1913 sind wir nicht unterrichtet. Angesichts der starken Erhöhung des Holzeinschlags, die ab 1907 unter anderem als Folge des Antrags Toerring in Bayern einsetzte 1), läßt sich jedoch vermuten, daß wenigstens dort auch schon damals die Leistungsfähigkeit dieses Zweiges der Sägeindustrie erhöht wurde. Schließlich erfuhr die Zahl der kombinierten Sägereien eine Vermehrung durch den Zuzug neuer Unternehmer. Hier ist neben dem Aufrücken der Gelegenheitssäger zum Auch-Säger das Auftauchen von Weiterverarbeitern zu nennen, das sich im Laufe der Inflationsjahre als Folge der x

) Endres, S. 454 ff. und mehrfach an anderen Stellen.

F a l k , Der deutsche Holzmarkt.

3

34 damals herrschenden Tendenz zur vertikalen Konzentration bemerkbar machte. Alle diese Umstände haben dazu beigetragen, den Verlust an Sägewerken, den wir infolge der Gebietsabtretungen erlitten haben, zu überkompensieren. Das darf nämlich aus den bisher veröffentlichten Ergebnissen der Betriebszählung von 1925 schon jetzt geschlossen werden; wir haben heute an „örtlichen Einheiten"*) 9110 Sägewerks-Hauptbetriebe gegenüber 7527 im alten Deutschland 1907. Wie weit die kombinierten Betriebe an dieser Bewegung beteiligt sind, kann vorerst freilich noch nicht übersehen werden. Die spätere Fortführung der Untersuchung wird in diesem Punkte insofern auf Schwierigkeiten stoßen, als in der Erhebung von 1925 die Gatterbetriebe, mit denen statt mit den „technischen Einheiten" a) der Sägewerksbetriebe wir zu operieren vorgezogen haben, entfallen. Wenn also die technischen Einheiten von 1925 an die früheren Gatterbetriebe angeschlossen werden, wird ein methodologischer Fehler begangen. Sein Ausmaß ist indessen gering. Aus nachstehender Aufstellung ergibt sich nämlich, daß die Abweichungen zwischen der Kategorie der Sägewerke im Sinne der amtlichen Statistik und derjenigen der Gatterbetriebe nicht allzu groß sind und wenig schwanken.

Jahr

1895 1907

Gehilfenbetriebe Gatterbetriebe 11,917 3 ) 13,043

Sägewerksbetriebe 10,385 11,178

Abweichung

15% 17%

Das Auch-Sägertum hat also folgende Wandlungen durchgemacht: 1. Es hat sich zahlenmäßig verstärkt durch Zuzug aus Kreisen der Gelegenheitssäger und Weiterverarbeiter; 2. Die Zahl der ihm zuzurechnenden Sägewerke hat sich vermehrt; 3. Kapazität und technischer Zustand der Werke haben sich insgesamt gehoben; 4. Sein Betätigungsdrang auf dem Gebiet der Holzwirtschaft hat sich allenthalben verstärkt; 5. Seine Bedeutung für den Markt ist auf Kosten der Gelegenheitssäger gewachsen. !) Einschließlich Alleinbetrieben. 2 ) d. h. sämtliche reinen Sägewerksbetriebe zuzüglich der k o m binierten Betrieben eingegliederten Sägewerksanlagen tragend ist. 3 ) d. h. alle Sägewerks-Zweigbetriebe.

35 cc) Der Nur-Säger (Handelssäger) ist von allen Sägern am stärksten im Holzmarkt verwurzelt. Zahlenmäßig am schwächsten vertreten, spielt er deshalb doch eine hervorragende Rolle. Im Gegensatz zu dem eben beschriebenen Typus des Sägers, der sein eigener Weiterverarbeiter zum Teil bis zur letzten Stufe ist, jedenfalls aber nur einen Teil seines Einschnitts verkauft, ist er mit seiner ganzen Produktion auf den Absatz an Dritte angewiesen. Er ist deshalb der beste Kenner des Schnittholzmarktes und der vorsichtigste Disponent auf dem Rundholzmarkt. Seine Holzinteressen sind, im Gegensatz zu denen des Gelegenheitssägers, konstant, und, im Gegensatz zu denen des vorgenannten Sägers, stabil. Er ist der Repräsentant und Wortführer des gesamten Sägertums. Die technische Verfassung der Handelsmühlen ist im Durchschnitt besser als die der übrigen, kommt dem Optimum aber nur selten nahe. Der Gründe für die erstaunliche Tatsache, daß selbst die führende Schicht eines Berufes ihre Werke nicht auf dem Höchststand hält, sind viele. Neben der seit Jahrzehnten guten Absatzlage und der, an den Kosten des Rohmaterials gemessen, relativen Geringfügigkeit der Bearbeitungskosten, deren mögliche Senkung die Schnittholzpreise nur unerheblich beeinflussen könnte und umfangreiche Rationalisierungsmaßnahmen kaum lohnen würde, ist vor allem die händlerische Einstellung des Handelssägers zu nennen, die ihn sowohl von der industriellen des Auch-Sägers als von der überhaupt unkaufmännischen des Gelegenheitssägers unterscheidet. Der Sägereibetrieb bietet einem geistig hochstehenden Unternehmer eben kein hinreichend großes Betätigungsfeld, es sei denn aus Liebhaberei. So erklärt sich auch die Tatsache, daß der Handelssäger nicht, wie ein großer Teil der Fabrikbesitzer in anderen Industrien, seiner Ausbildung nach Ingenieur, sondern regelmäßig Kaufmann ist, so erklärt sich weiter, daß betriebstechnische Fragen auf Verbandstagungen wenig behandelt werden 1). Der Komplex der Betriebstechnik tritt an Bedeutung zurück im Vergleich zu anderen Fragen, vor allem Die Mißachtung betriebstechnischer Fragen drückt sich selbstverständlich im Lohn der den Betrieb führenden Werkmeister aus, der zu dem in der Eisen-, Metall- und Elektroindustrie gezahlten in gar keinem Verhältnis steht, in der Regel nicht einmal den qualifizierter Facharbeiter dieser Industrien erreicht. Die Pr. Forstverwaltung zahlte um 1880 den acht Sägemeistern, die ihre acht Mühlen leiteten, je ca. 1800 Mk. pro Jahr; dabei waren die Leute auf Kündigung und T a n t i e m e angestellt! Und damit vergleiche man den Wert der Produktion dieser Mühlen — im Durchschnitt 100 000 Mk. pro Jahr! Zahlen nach von Hagen-Donner, Bd. I, S. 24, Bd. II, S. 157.

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36 dem Problem der Rundholzversorgung. Der Handelssäger muß in bezug auf die Rohstoffbeschaffung zum mindesten keine geringeren Fähigkeiten entwickeln als in bezug auf den Schnittholzabsatz; wir sind ihm ja auch schon früher als Rundholzimporteur begegnet. Die Ausdehnung der Handel sinteressen zwingt den Handelssäger, Sägerei- und Handelsbetrieb, welch letzterer sich in der Regel nicht auf den Absatz der eigenen Produktion beschränkt, zu trennen. So verlegt er den Sitz des Handelsbetriebes nach den großen Märkten, d. h. nach den Großstädten. Wenn seine Produktion sich über Gebiete erstreckt, die absatztechnisch nicht zusammenfaßbar sind, wird eine Trennung auch des Handelsbetriebes und demzufolge der Geschäftsleitung, die immer bei letzterem verbleibt, vorgenommen. Beim Handelssäger haben sich zwei Varianten herausgebildet. Die erste ist der ausgesprochene Großunternehmer, der eine ganze Reihe von Sägewerken, die z. T. wiederum mit Holzbearbeitungs-, Parkett- usw. Fabriken verbunden sind, betreibt. Ihm sind die wenigen Aktiengesellschaften der Sägeindustrie fast ausnahmslos zuzuordnen, und neben ihnen noch die Spitzenfirmen des anders organisierten großstädtischen Holzhandels. Sein Handelsobjekt ist Holz jeder Art, jedes Bearbeitungszustandes, jeder Preislage. Die zweite Variante zeichnet sich durch die Spezialisierung ihrer Produktion aus; ihre Handelsobjekte sind bestimmte Schnittholzsortimente in bestimmten Preislagen: hochwertigste Tischlerhölzer in Luxuspreislage. Die „Spezialisierung der Produktion" ist hier nicht so wörtlich zu nehmen wie etwa im Maschinenbau. Ihrer restlosen Durchführung steht der Charakter des Rohstoffes Holz mit seinen unzähligen Qualitätsgraden und Abmessungen entgegen. Immerhin besteht die Möglichkeit, beim Rundholzkauf so zu disponieren, daß die Spezialisierung weitgehend durchführbar ist. Das Vorkommen dieser Säger ist naturgemäß selten. Ihre Betriebe konzentrieren sich auf solche Gegenden, die besonders hochwertiges Rundholz mit einem niedrigen Prozentsatz geringer Ware erzeugen, im ostdeutschen Kieferngebiet z. B. auf die Gegenden von Johannisburg und Landsberg. Trotz ihrer geringen Zahl haben sie das Geschäft in bestem Tischlerholz in Händen, da sich erfahrungsgemäß das Angebot anderer Erzeuger nach ihren Forderungen richtet. Die Wandlungen, die das Handelssägertum infolge der bereits genannten Umstände durchgemacht hat, sind, abge-

37 sehen von der selbstverständlichen Vergrößerung ihrer Werke, geringfügig. Die Hersteller hochwertigster Ware können ihr Betätigungsfeld, wenn sie an der Spezialisierung festhalten wollen, so gut wie gar nicht ausdehnen. Die Großunternehmungen haben sich dagegen zeitweise stark expandiert; die Umstände, die die Säger niederen Ranges zu gleichem Tun anspornten, mußten sich bei ihnen natürlich noch kräftiger auswirken. Hält man heut aber unter ihnen Umschau, so muß man konstatieren, daß die Zahl ihrer Werke und vielleicht auch der Umfang ihrer Eigenproduktion wieder zusammengeschrumpft sind. Auf die Veränderung der Kredit- wie der Kapitalverhältnisse läßt sich dieser Vorgang im vorliegenden Fall aber nicht zurückführen, vielmehr dürfte der Anlaß in den Schwierigkeiten zur Eindeckung mit Rundholz zu suchen sein 1). c) Der Verleger ist gleich dem Handelssäger grundsätzlich händlerisch eingestellt. Soweit er nicht gleichzeitig Handelssäger ist, hat sich die bei diesem festgestellte relative Gleichgültigkeit gegen den Betrieb bis zur Antipathie gesteigert ; er zieht es vor, für die Fabrikation lieber etwas höhere Kosten auszuwerfen, als die Scherereien der Betriebsleitung zu übernehmen. Diese Einstellung ist für viele großstädtische Händler typisch. Daneben sprechen noch andere Momente mit, z. B. die echt händlerische Abneigung gegen die Immobilisierung von Betriebskapital und die Auflehnung gegen die räumliche Beschränkung im Rundholzeinkauf auf jenes eng begrenzte Gebiet, das für die Belieferung e i n e s Sägewerks in Betracht kommt. Es sind also persönliche Anschauungen, die darüber entscheiden, ob der Schnittholzhändler sich als Säger oder Verleger betätigt, sobald er seinen Einkauf vom Schnittholzmarkt auf den Rundholzmarkt verlegt. Der Handelssäger wird zum gelegentlichen Verleger, wenn er Rundholz kauft, das frachtungünstig zu seinen eigenen Werken liegt; er wird zum dauernden Verleger, wenn die soeben genannten Motive, die den Schnittholzhändler von der Betätigung als Säger abhalten, eine gewisse Stärke erreicht haben und der Geschäftsumfang so gewachsen ist, daß die Frage, wie er seinen gesteigerten Absatz *) Was dem Verfasser nach Fertigstellung der Arbeit an Ergebnissen der Betriebs- und Berufszählung von 1925 bekannt geworden ist, stützt die Ausführungen, die über die Typen des Sägers gemacht sind, in jeder Weise. Die Zahlen können hier nicht mitgeteilt werden, da ihre Veröffentlichung von amtlicher Seite noch nicht erfolgt ist. Wichtig ist die Feststellung, daß die Kapazität der gesamten Sägeindustrie heut ganz erheblich größer ist, als sie vor dem Kriege war.

38 durch Ausdehnung der Eigenproduktion sichern soll, akut wird. Vor allem die Schwierigkeiten der Rundholzbeschaffung bei festen Produktionsstätten lassen es angezeigt erscheinen, vom Ausbau des Produktionsapparates abzusehen und die Verteuerung der Produktion durch Lohnschnitt für die Ausweitung des Einkaufsgebietes samt der sie begleitenden Stärkung der Marktposition in Kauf zu nehmen. Lohnschnitt wird von Sägern jeder Art, auch von Handelssägern ausgeführt; er ist immer ein leicht mitzunehmender Nebenverdienst. Es gibt auch einige, zum Teil ganz bedeutende Sägewerke, auf denen von jeher Lohnschnitt als Hauptgeschäft betrieben wird; sie liegen an den großen Schiffahrtsstraßen, deren Benutzung den An- und Abtransport von Holz der billigen Transportkosten wegen auf verhältnismäßig große Entfernungen und damit eine intensive Ausnutzung der Anlagen erlaubt. Der Umfang des Lohnschnittwesens hängt von der Kapitalkraft der Säger, der Kreditgebarung der Waldbesitzer und der Höhe der Kreditkosten ab. Kann der Säger Holz auf eigene Rechnung kaufen, so wird er es der höheren Verdienstchancen wegen tun; hierzu kann er durch alternatives oder kumulatives Zusammenwirken großer eigener Mittel, Inanspruchnahme großer und langfristiger Kredite und geringe Höhe der Kreditkosten in Stand gesetzt werden. Die bekannten Allgemeinerscheinungen der Inflations- bzw. Stabilisierungsjahre: Kapitalschwund, Kreditklemme und Höhe des Niveaus der Kreditkosten haben dem Lohnschnittwesen einen kräftigen Auftrieb gegeben; der Verleger hat sich stärker durchgesetzt als ehedem. Es darf nämlich nicht übersehen werden, daß die als Verleger auftretenden Unternehmer von diesen drei Erscheinungen weniger stark betroffen wurden als die anderen Rundholzkäufer, teils weil sie auf Grund besserer kaufmännischer Schulung weitsichtigere Dispositionen getroffen hatten, teils weil sie potentere Bankverbindungen besaßen, teils weil, worüber noch zu handeln sein wird, das Schwergewicht der Rundholznachfrage immer mehr zum großstädtischen Großunternehmer gleitet. Der Sachverhalt selbst ist übrigens in Fachkreisen bekannt. Als ergänzendes Moment ist vielleicht noch zu nennen, daß die wirtschaftliche Gesamtpersönlichkeit des Verlegers in prinzipiellem Gegensatz zu der des Gelegenheitssägers und in gradueller Abstufung zu der des Auch-Sägers sowie zum ausschließlichen Nur-Säger durchaus spekulativ veranlagt und deshalb geneigt ist, die Eigenproduktion möglichst auszudehnen. Schließlich dürfte noch zu erwähnen sein, daß das Importgeschäft in den

39 Stabilisierungsjahren sehr zusammengeschmolzen ist — die Rund- und Schnittholzeinfuhr betrug 1924: 32,9%, 1925: 6 5 , 4 % , 1926: 4 6 , 1 % des Standes von 1913 — und die dasselbe pflegenden Großunternehmer sich deshalb mit einer gewissen Zwangsläufigkeit dem gleichzeitig anschwellenden Binnenmarkt zuwenden mußten, und zwar nach Lage der Dinge als Verleger 2). 3. Die Selbstverarbeiter. Wir haben früher schon einen Teil der Waldbesitzer aus der Untersuchung ausgeschlossen, weil er dem Markt fern bleibt. Wir müssen jetzt jener Waldbesitzer gedenken, die zwar ihr Rundholz auf eigene Rechnung verarbeiten, den Rundholzmarkt also nicht betreten, wohl aber den Schnittholzmarkt. Der Ausrichtung der Untersuchung gemäß gehen wir auf sie nur kurz ein. Selbstverarbeitende Waldbesitzer hat es zu allen Zeiten gegeben; auch Staatsforstverwaltungen haben, wie schon erwähnt 3 ), Holz in eigener Regie geschnitten. In den Inflationsjahren wurde die Idee der Selbstverarbeitung, gestützt durch den allgemeinen Hang zur vertikalen Konzentration, recht populär, und eine ganze Reihe von Waldbesitzern errichteten eigene Sägewerke. Diese Bewegung hat jedoch nie einen Umfang angenommen, demzufolge die Säger sich hätten bedroht fühlen können; die Eigenverarbeitung ist eine Ausnahmeerscheinung geblieben. Mit dem Umfang, den sie in anderen Ländern angenommen hat, ist sie jedenfalls nicht entfernt zu vergleichen. Auch in sonstiger Beziehung bestehen zwischen in- und ausländischen Selbstverarbeitern wichtige Unterschiede. Was das Gros der nordischen, amerikanischen und südosteuropäischen Selbstverarbeiter vor den deutschen auszeichnet, ist die Unternehmungsform der Aktiengesellschaft und der Werdegang der Kombination: in Deutschland baut der Waldbesitzer Werke, dort kaufen Werksbesitzer Waldungen oder werden unter Mitwirkung von Banken Exploitationsgesellschaften errichtet. Der Berechnung liegt nicht die übliche Methode von Endres zugrunde, sondern ein genaueres Verfahren. 2 ) Seither ist ein Umschwung eingetreten. 1927 hat der Import den Vorkriegsstand leicht, 1928 erheblich überschritten. Es ist nicht anzunehmen, daß die ruckartige Steigerung allein auf Steigerung des Bedarfs zurückzuführen ist, vielmehr stellt sie sicher in erheblichem Umfang eine Kompensation für den Rückgang des einheimischen Angebots dar, der ab 1927 mit Aufhören des Überangebots von Eulenfraßholz eintrat. 3 ) S. Text, S. 35, Anm. 1. Die Preußische Forstverwaltung betreibt derzeit wieder ein Sägewerk in der Schorfheide.

40 In den letzten Jahren ist die Verarbeitung in eigner Regie wieder zurückgegangen. Das größte Unternehmen, die Deutsche Waldindustrie A.-G., eine Inflationsgründung des Wiener Holzindustriellen Baron von Körner unter Mitwirkung des deutschen Hochadels, fristet nur noch ein Scheindasein; ganz eingegangen ist die Holzzentrale Deutscher Waldbesitzer. Wenn heute Holz auf eigene Rechnung geschnitten wird, ist der Grund wohl in temporären Absatzhemmungen und den — berechtigten — Schwierigkeiten begründet, die die Banken dem Rundholzlombard bereiten 1 ). C. Die Geschäftsvorfälle. Die Modalitäten des Rundholzgeschäftes werden von der wirtschaftlichen Einstellung der Waldbesitzer bestimmt, die ihrerseits wiederum davon bedingt ist, welcher Besitzerkategorie sie angehören; die Holzkäufer haben grundsätzlich keinen Einfluß auf die Gestaltung des Rundholzgeschäfts. Da beim Waldbesitz in marktpolitischer Beziehung drei Besitzarten zu unterscheiden sind, muß das Rundholzgeschäft ein dreifaches Aussehen haben. Es ist indessen nicht nötig, daß dies auf jede Einzelheit zutrifft; es genügt, daß die Gesinnung des Abgebers zutage tritt, wie wir sie oben charakterisiert haben. Um in der Geschäftsgebarung den Ausfluß der Wirtschaftsgesinnung erkennen zu können, wollen wir einen idealisierten Geschäftsvorfall auf jene Umstände hin untersuchen, in denen sich die Eigentümlichkeiten jedes der drei Lieferanten besonders deutlich veranschaulichen. Es sind dies die Art der Fühlungnahme mit der Käuferschaft, die Art der Vornahme der Verkaufsverhandlung, die Begrenzung des Geschäftsvorfalls der Höhe nach und der Inhalt der Geschäftsbedingungen. 1. Die Fühlungnahme mit den Käufern. Der in diesem Punkt zwischen der Staatsforstverwaltung einerseits, privatem und ausländischem Waldbesitzer andererseits zu bemerkende Unterschied gründet sich auf die Verschiedenartigkeit des Verhältnisses, das zwischen ihnen und der Käuferschaft besteht. Vor der Staatsforstverwaltung ist jeder gleich; sie hat keine Kundschaft, sondern eine Abnehmerschaft. Die anderen Anbieter suchen sich dagegen die Leute aus, denen sie verkaufen wollen; sie haben Kundschaft. Dort besteht eine Versachlichung der Geschäftsbeziehungen; wer die vorgeschriebenen Bedingungen erfüllen kann, ist willkommen. Hier wird mangels kodifizierter Bedingungen ] ) Ein interessanter Geschäftsvorfall wird im Deutschen Forstwirt 1926, S. 714/15 berichtet.

41 verhandelt; das Geschäft baut sich auf persönliche Beziehungen auf. Dort tritt der Beamte einer entpersönlichten Kaufkraft entgegen, hier ein Kaufmann dem anderen. Diesen Unterschieden in der Geschäftsverbindung entsprechen die Systeme der Käuferwerbung. Der Staat tut den Schritt in die Öffentlichkeit; durch Inserate in Fachblättern gibt er seine Verkaufsabsichten unter Nennung der nötigen Begleitumstände bekannt. Der Privatwaldbesitzer verfährt dagegen nicht anders als jeder andere Privatunternehmer mit festen Geschäftsverbindungen, bedient sich aber auch häufig des gleichen Systems wie der Staat, zumal wenn er mit scharfer Konkurrenz auf der Gegenseite rechnen kann. Er handelt so aber stets aus freien Stücken, in durchaus privatwirtschaftlicher Einschätzung der Absatzverhältnisse, nicht, wie die Staatsforstverwaltung, aus dem Zwang heraus, der Öffentlichkeit Einblick in ihre Geschäftsgebarung zu geben. Im Prinzip führt das eine Werbungssystem zu einem steten Wechsel der Abnehmerschaft, das andere zur Gewinnung von Dauerkundschaft, zuweilen sogar zur Bildung juristisch gefestigter Interessengemeinschaften. Tatsächlich ist der Wechsel in der Abnehmerschaft der Staatsforstverwaltungen nicht so groß, wie zu vermuten ist; der geringe Transportradius des Rundholzes hält ihn in Grenzen. Der ausländische Waldbesitzer geht in alledem mit dem inländischen Privatwaldbesitzer konform, jedoch mit der Maßgabe, daß er in geringerem Grade seine Verkaufsabsichten in Deutschland kund tut und der Internationalität seiner Interessen wegen seltener Bindungen mit deutschen Firmen eingeht. 2. Die Verkaufshandlung steht mit dem System der Käuferwerbung in engem Zusammenhang. Man unterscheidet bei ihr Auktion, Submission und freihändigen Verkauf. Die beiden ersten Verkaufssysteme sind die typisch staatlichen: sie bedürfen einer öffentlichen Bekanntgabe und Einladung aller Interessenten; letzteres ist das typisch private: es wird angewandt, ohne daß alle Interessenten vom Bevorstehen des Verkaufes, seinen Bedingungen und seinem Ergebnis Kenntnis erlangen. Wie der Private den Verkauf auch durch Auktion und Submission bewerkstelligen kann, so können die staatlichen Instanzen auch den Weg des freihändigen Verkaufs einschlagen. Freilich bedarf dieses außergewöhnliche Verfahren zu seiner Rechtfertigung außergewöhnlicher Umstände, verstößt es doch gegen das Prinzip der Öffentlichkeit der Geschäftsgebarung. Tatsächlich verkaufen die Staatsforst-

42 Verwaltungen nur höchst ungern freihändig. Sie können beispielsweise gezwungen sein, so zu verfahren, wenn durch Forstschäden (Schnee- und Windbruch, Brand, Insektenfraß u. ä.) eine Übersättigung der lokalen Märkte eingetreten ist; wenn aus forstkulturellen Gründen Schläge beschleunigt zu räumen sind, also Nebenbestimmungen in den Vertrag aufgenommen werden müssen, die sich einer einseitigen Regelung entziehen, womit das öffentliche Verfahren seine Basis verliert; wenn die Gefahr einer Ringbildung seitens der Käuferschaft besteht, im geheimen Verfahren unter Umständen also höhere Preise zu erzielen sind; usw. Es müssen jedenfalls Umstände vorliegen, die geeignet sind, das fiskalische Interessse merklich zu schädigen; aber auch dann wird der staatliche Forstmann nur widerstrebend den Beamtenrock ausziehen und sich an den Verhandlungstisch setzen. Seit Beginn der Inflation haben sich Fälle ereignet, die beweisen, daß die Geschäftstüchtigkeit der unteren Forstinstanzen, denen die Wahrnahme der Holzverkäufe obliegt, sich sehr gehoben hat. In Verfolg dieser Entwicklung sind in der Fachpresse Einzelfälle erörtert worden, die zeigen, daß zeit- und stellenweise offenkundig Preistreiberei getrieben wurde, und zwar unter Begleitumständen, die recht bedenklich anmuten. Insbesondere ist hier das System der sogenannten freihändigen Submission zu nennen; es besteht darin, daß der den Verkauf leitende Forstbeamte nach Öffnung der Gebote den Interessenten, die den zweit- oder dritthöchsten Preis bieten, das Höchstgebot mitteilt und ihnen freistellt, dasselbe bis zu einem bestimmten Termin zu überbieten. Auch die Verweigerung des Zuschlags bei nicht zusagenden Preisgeboten, wie sie heute zu beobachten war, ist hier zu erwähnen. Wir möchten in diesen Erscheinungen nur gelegentliche Auswüchse einer überspannten Geschäftstüchtigkeit erblicken, die auf der allgemeinen Verwirrung der letzten Jahre beruhen. Die Staatsforstverwaltungen werden über kurz oder lang diese Mißstände wohl endgültig beseitigt haben. Andererseits läßt sich in Anbetracht der Verschärfung, welche die Konkurrenz im Rundholzeinkauf erfahren hat, annehmen, daß Submission und Auktion auch von Privaten stärker als früher gehandhabt werden; dieselbe Wirkung dürfte auch die vielfach zu beobachtende Konzentration der Holzverkäufe bei den Waldbesitzerverbänden und den Forststellen der Landwirtschaftskammern ausgelöst haben. 3. Der Umfang des Geschäftsvorfalls wird von marktund forsttechnischen Gesichtspunkten bestimmt. Erstere

43 stehen in engstem Zusammenhang mit den beiden Punkten, an denen soeben die marktpolitischen Gegensätze zwischen Staat und Privaten dargestellt wurden; letztere beeinflussen die hier zu erörternde Maßnahmen der Marktpolitik ohne Ansehen der Besitzverhältnisse. a) Ist die Käuferschaft durch öffentliche Bekanntgabe der Verkaufsabsichten und die in ihr stillschweigend enthaltene Aufforderung zur Teilnahme an der öffentlichen Verkaufshandlung erst einmal herbeigeholt, so ist es eine Selbstverständlichkeit, daß der Abgeber den Kaufwerbern die Beteiligung tatsächlich ermöglicht. Er tut das, indem er sein Gesamtangebot stückelt, das Holz in Lose einteilt, deren Größe der Kaufkraft der Interessenten entspricht; je vollkommener es ihm gelingt, diese Angleichung zu erreichen, um so mehr schürt er die Konkurrenz und um so höhere Erlöse heimst er ein. Da die Käuferschaft in den verschiedenen Teilen des Reiches höchst verschieden aussieht, lassen sich allgemein gültige Ausführungen über die beste Verwirklichung dieses Grundsatzes nicht machen; ohne genaue Kenntnis der lokalen Verhältnisse ist es nicht möglich, im Einzelfall ein Urteil über die Zweckmäßigkeit oder Unzweckmäßigkeit der getroffenen Einteilung abzugeben. In Gegenden mit ausgesprochener Kleinindustrie führt die Beobachtung dieses Grundsatzes zu ausgesprochener Zersplitterung des Angebots; ein Verkaufstermin, auf dem wenige Hundert Festmeter Rundholz zur Versteigerung gelangen, besteht manchmal aus hundert einzelnen Verkaufshandlungen. Der Staat sieht sich zu solchem Vorgehen auch aus Gründen der Mittelstandspolitik veranlaßt. Der Privatwaldbesitzer pflegt, auch wenn ersieh des öffentlichen Verfahrens bedient, dem Staat in der Kleinheit der Loseinteilung schon wegen der mit ihr verbundenen Überbürdung mit Verwaltungsarbeit nicht sehr weit zu folgen; er geht nicht weiter als bis zu dem Punkt, bei dem er auf Grund der Konkurrenz unter den Käufern ohne Ausdehnung seines Apparates die höchsten Gewinne zu realisieren glaubt. Umgekehrt überschreiten seine Verkäufe in der Höhe des Objekts vielfach die des Staates; er bevorzugt Abschlüsse größeren Umfanges. Dementsprechend hat er eine andere Vorstellung vom Großkunden. So setzt z. B. der Württembergische Waldbesitzerverband nur solche Käufer in den Genuß der Wechselregulierung, deren Kaufschuld mindestens 5000 Mk. beträgt 1 ), während die württembergische Staatsforstverwaltung die ]

) Der deutsche Forstwirt, Jahrg. 1924, S. 1050.

44 Inanspruchnahme des gleichen Modus schon bei einer Kaufschuld von mindestens 3000 Mk. freistellt 1 ). b) An forsttechnischen Momenten, die auf die Losbildung Einfluß haben, ist insbesondere die Art des Einschlags, die wiederum weitgehend von der Gestaltung des Forstbetriebes bedingt ist, zu nennen. Das im Kahlschlag gehauene Holz ergibt von Natur aus große Lose; das bei der Durchforstung und ähnlichen Hiebsarten anfallende kleine; im ersten Falle müssen kleine, im letzteren große Lose erst künstlich gebildet werden. Nadelholz eignet sich seiner größeren Hektarerträge und seiner Beschaffenheit wegen leichter zum Ausgebot in großen Losen als Laubholz. Eine Sonderstellung nimmt der Verkauf stehenden Holzes ein. Hier, beim Handel gewissermaßen ganzer Waldobjekte, sind immer große Massen zusammengefaßt; deshalb wird er von staatlicher Seite fast gar nicht gehandhabt, in erheblichem Maße dagegen von privater. Von Forstwissenschaftlern wird seine Bedeutung für den nichtstaatlichen Waldbesitz überwiegend unter markt- und etattechnischem sowie konjunkturellem Gesichtspunkt gewürdigt 2 ). c) Das Gesamtbild der Umsätze im Rundholzgeschäft ist etwa das folgende. Die große Masse der Geschäftsvorfälle bewegt sich ohne Ansehen der kontrahierenden Anbieter innerhalb gewisser Grenzen, die nach unten von den Staatsforstverwaltungen, nach oben von den Privatwaldbesitzern überschritten werden; die umfangreichsten Abschlüsse tätigen, was erst im folgenden begründet werden kann, die ausländischen Waldbesitzer. Eine Aufgliederung des gesamten Rundholzgeschäfts nach Größenklassen der Geschäftsvorfälle ist undurchführbar. Die absoluten Grenzen, innerhalb deren die Vorfälle zu liegen kommen, sind geringe dreistellige Ziffern als Minimum und hohe Millionenwerte als Maximum; die meisten Vorfälle dürften zwischen 1000 und 10 000 Mk. schwanken. 4. Die Geschäftsbedingungen. Nirgends tritt die Unterschiedlichkeit in der Mentalität der Anbieter klarer zutage als in dem eigentlichen Inhalt des Verkaufsvertrages. Hier steht die starre Norm, die Geschäftsbedingungen oder, wie die preußische Staatsforstverwaltung es vielleicht unbewußt, aber treffend ausdrückt, die Stundungs-,,Ordnung" des Staates gegen die Elastizität des Privaten, die Verantwortlichkeit des ersteren gegen die Unverantwortlichkeit des letzteren, die Trennung der Geschäftsführung in Festx

) Württembergische Verkaufsbedingungen vom 10. 2. 1926. ) Z. B. Dietrich, Die Hauptnutzungen, im Hdb. d. Forstw., Bd. 2, S. 530/32. a

45 legung der Geschäftspolitik durch die Zentralinstanz und Ausführung der Geschäfte durch die lokalen Instanzen gegen die Zusammenfassung der Geschäftsführung in der Hand einer Person, die Einstellung auf Erzielung hoher Erlöse gegen die Einstellung auf das Durchdrücken eines seinem ganzen Inhalt nach günstigen Vertrages. a) Der wichtigste Teil des Vertrages, zugleich auch der meist umstrittene und für unsere Untersuchung bedeutungsvollste, ist die Regelung der Zahlungsbedingungen. Wollen wir alle Unterschiedlichkeiten und Wandlungen, die bei ihnen zu beobachten sind, richtig verstehen, so müssen wir die Grundsätze, von denen sich die Abgeber leiten lassen, von der wirklichen Kreditgebarung, die durch Momente allgemeinwirtschaftlicher Natur mit bedingt ist, trennen; verführe man anders, so käme man leicht zu schiefen Ergebnissen. aa) Der Privatwaldbesitzer gewährt grundsätzlich keinen Kredit, sondern verkauft gegen Kasse. Er handelt so, teils weil er, wie er Kleinwaldbesitzer, den Wald, seine „Sparkasse", überhaupt nur in Fällen der Not anrührt; teils weil er, wie die großen, nach dem Kammersystem organisierten Standesherrschaften, aus etatistischen Gründen auf schnellsten Eingang der Holzkaufgelder angewiesen ist; teils weil er sich, wie die ganze Landwirtschaft, in mehr oder minder großer chronischer Geldverlegenheit befindet; teils endlich, weil er normalerweise immer Käufer findet, die Kassakäufe tätigen können. Nicht selten vertauschten Privatwaldbesitzer und Holzkäufer in ihrem Geschäftsverhältnis die Rollen, indem das Holzgeschäft zur sachlichen Unterlage eines Kreditgeschäfts wird und hinter diesem verschwindet. Im Prinzip tritt dieser Fall schon bei den Vorverkäufen stehenden Holzes ein. Ihre höchste Ausbildung erfährt die Verquickung von Holz- und Kreditgeschäft, wenn letzteres auf der Grundlage langjähriger Lieferungsverpflichtungen des Waldbesitzers — ob zu festen oder Gleitpreisen ist für uns nebensächlich — abgeschlossen wird. Von den beiden Kontrahenten ist der Waldbesitzer, nicht zuletzt der Schwierigkeiten der Waldbeleihung wegen 1 ), in der Regel der schwächere. Die Rolle, die der Wald als Kreditunterlage im Rahmen der Gesamtwirtschaft des Besitzers einnimmt, ist auch der Hauptgrund dafür, daß dem freihändigen Verkauf immer eine große Bedeutung zukommen wird. Endres, S. 545 ff.

46 bb) Die Einstellung der Staatsforstverwaltungen zur Kreditfrage hat mit derjenigen der Privatwaldbesitzer nicht die mindeste Ähnlichkeit. In konsequenter Verfolgung ihrer Geschäftsgrundsätze gewähren sie Kredit; bestärkt werden sie hierin durch den ihr eigenen Zug der Mittelstandsfürsorge. Das Ausmaß, in dem sie Staatsforstverwaltungen Kredite gewähren, ist vom Gesichtspunkt der Billigkeit bestimmt. Man fragt sich etwa: Wie lange und welchen Prozentsatz der Holzkaufgelder müssen wir kreditieren, um unsere Abnehmerschaft nicht in Schwierigkeiten zu bringen, um sie davor zu bewahren, etwa zu Verlustpreisen verkaufen zu müssen, bloß um ihre Verpflichtungen zu erfüllen ? Hier greifen nun gewisse natürliche Umstände ein. Wann die Säger verkaufen können hängt davon ab, wann sie das gekaufte Rundholz zur Mühle schaffen können und wieviel Zeit das Schnittholz braucht, um wenigstens oberflächlich zu trocknen; beides ist sehr verschieden nach Jahreszeit, örtlichen Verhältnissen, Holzart und Wetterlage. „Wenn heute im Freistaat Sachsen ein Ziel von 6 Monaten eingeräumt wird für Fichten, die zu jeder Jahreszeit in dem Walde geschlagen, herausgeschafft, vor die Gatter gebracht und am nächsten Tage verladen werden können (so geschieht das in 90% aller Fälle), so würde ein ebenso langes Ziel für Kiefern unzureichend sein und in gar keinem Verhältnis zu dem Ziel für Fichten stehen" 1 ). Demgemäß waren die Stundungsmodalitäten in den einzelnen Ländern und teilweise auch Provinzen ganz verschieden. Da die Länder bei ihrer gesicherten Finanzlage sich ehedem eine ansehnliche Großzügigkeit in der Kredithergabe leisten konnten, hatten sie auch keine Veranlassung, dem dauernden Drängen ihrer Abnehmerschaft nach Ausdehnung der Kredite Widerstand entgegenzusetzen. Der Punkt, der den Ausgleich zwischen Staats- und privaten Interessen bezeichnete, war jedenfalls sehr weit hinausgerückt und hätte wahrscheinlich noch weiter hinausgeschoben werden können, wenn der Etat es erlaubt hätte 2 ). Wie einer der leitenden Herren der preußischen Staatsforstverwaltung es ausdrückt: „Ich habe schon früher einmal gesagt, daß wir in diese zinsfreie i) Bericht über die 30. ord. HV. d. Ostd. Vereins, S. 37. ) Dieser Gesichtspunkt ist entscheidend, bzw. war es bis in die Inflationsjahre hinein. Sämtliche Holzkaufschulden mußten bis dahin bis zum 3. März des dem Forstwirtschaftsjahre folgenden Kalenderjahres abgedeckt sein; so war die Regelung in Preußen. Entsprechendes gilt auch für Bayern. a

47 Stundung (nämlich bis zu 15 Monaten!) sozusagen hineingeschlittert sind 1 )." cc) Die Geschäfte des ausländischen Waldbesitzers sind die gleichen wie die des inländischen Privatwaldbesitzers. Jedoch pflegen sich, wenn der ausländischeWaldbesitzer Raubbau treibt, die Kreditbeziehungen zwischen ihm und dem Käufer seines Rundholzes mehr zu vertiefen, als es auf dem innerdeutschen Markt die Regel ist. Der niedrige Stand des Realkreditwesens im ehemaligen Rußland brachte es mit sich, daß, wenn Geldbedarf eintrat, auf den Wald zurückgegriffen wurde. Aus den gelegentlichen Holz- bzw. Kreditgeschäften entwickelte sich dann zuweilen das Konzessionsgeschäft: gegen einmalige oder laufende Zahlung bestimmter Summen erhielt der Holzverkäufer das Recht, innerhalb einer gewissen Zeit eine bestimmte Waldfläche oder Holzmenge abzutreiben. Man kann das vielleicht so formulieren: Vom Standpunkt des ausländischen Waldbesitzers aus gesehen ist das Holzgeschäft primär ein Kreditgeschäft, zu dem sein Wald aus opportunistischen Gründen die sachliche Basis abgibt, von dem des inländischen Privatwaldbesitzers ist es gleichermaßen Kredit- wie Warengeschäft, von dem der Staatsforstverwaltung ist es ein reines Warengeschäft. Alles in allem: je mehr beim Abgeber das Geldbedürfnis im Vordergrund steht, um so mehr tritt das Holzgeschäft, das beim Käufer immer im Mittelpunkt des Interesses steht, in den Hintergrund; es ist leicht zu sehen, daß sich das mit unseren früheren Ausführungen über die Parteien deckt. b) Wie die Einstellung zur Kreditfrage seitens der privaten und ausländischen Waldbesitzer ihren Niederschlag gefunden hat, haben wir für die Vorkriegszeit schon gesehen. So bleibt noch darzustellen, wie die Staatsforstverwaltungen ihre Kreditpolitik gestaltet haben. Wir beschränken uns dabei auf Preußen, da, wie schon gezeigt, die Verschiedenartigkeit der natürlichen Verhältnisse eine Verschiedenartigkeit der Kreditgebarung trotz aller Einheitlichkeit der Wirtschaftsgesinnung bedingt, es aber nicht Aufgabe dieser Untersuchung sein kann, lokale Differenziertheiten zu vergleichen. Die preußischen Stundungsbedingungen sind insofern das geeignetste Beispiel, als sie die ehedem für den Käufer günstigsten waren, ihre Wandlungen in der Nachkriegszeit besonders kraß erscheinen und sie in den letzten Jahren den Forstverwaltungen anderer Länder mehr oder weniger zum Vorbild gedient haben. Sie waren J ) Landforstm. Gernlein auf der 32. ord. Hv. d. Ostd. Vereins. Bericht S. 42.

48 außerdem für den Käufer so günstig, daß sie auch tatsächlich innegehalten wurden, während die Bedingungen anderer Forstverwaltungen häufig umgangen wurden, ihre Anführung also kein zuverlässiges Bild von der effektiven Gestaltung der Geschäftsbeziehungen zwischen Forstverwaltung und Abnehmer ergeben würde. aa) Die wesentlichsten Merkmale des Rundholzkredits der preußischen Staatsforstverwaltung vor dem Kriege waren seine Dauer, seine Höhe, seine formelle Kostenlosigkeit und die Art seiner Sicherung. Kredite wurden gewährt in voller Höhe der Kaufschuld bis zum 3. März des dem Forstwirtschaftsjahre folgenden Kalenderjahres, d. h., da die ersten Rundholztermine in den November fallen, bis zu maximal 15 Monaten. Als Sicherheit verlangte sie nach Wahl des Käufers Hinterlegung mündelsicherer Papiere oder unverzinslicher preußischer oder Reichsschatzanweisungen, Verpfändung entsprechender Schuldbuchforderungen oder übertragbarer Guthaben bei öffentlichen Sparkassen, Banken oder Kreditgenossenschaften, Bankavale, durch Bankunterschrift gesicherten Sichtwechsel. Der bevorzugte Modus war die Hinterlegung von Wertpapieren; sie verursachte keine Kosten und keine Verwaltungsarbeit. Zinsen brachte die Forstverwaltung nicht in Anrechnung; man kann aber im Zweifel sein, ob die Hinterlegung mündelsicherer Wertpapiere mit ihrer niedrigen Verzinsung für den Käufer nicht einem Gewinnentgang gleichkam, den er bei anderer Verwertung seines Kapitals und Bezahlung von Zinsen an die Forstverwaltung hätte erzielen können. Großunternehmungen, die es sich bei der Weitläufigkeit und Vielfältigkeit ihrer Geschäfte nicht leisten konnten, einen nennenswerten Teil ihres Kapitals in Form von Wertpapieren zu binden, bevorzugten den Avalkredit mit seinen minimalen Kosten. Entscheidend für die Regelung des Kredites war jedenfalls, daß seine Inanspruchnahme ganz überwiegend nur auf Grund bereits gebildeten Vermögens erfolgen konnte und tatsächlich auch erfolgte, zumal die Bereitwilligkeit unserer Bankwelt zu Finanzierung von Rundholzkäufen schwerlich groß gewesen sein dürfte. Dieser Sachverhalt steht in bestem Einklang mit den Ausführungen, die wir oben über die Struktur der Käuferschaft gemacht haben. bb) Die Ereignisse der Nachkriegsjahre haben die Einrichtungen der Vorkriegszeit völlig umgeworfen; die mündel sicheren Papiere wurden wertlos, und der Staat brauchte dringend die Holzkaufgelder. An den Verhältnissen der Vorkriegszeit gemessen, stellen sich die seit damals vollzogenen Änderungen dar als Rationalisierung der

49 Kreditverfassung des Holzmarktes, als Aufhebung des direkten Geschäftsverhältnisses zwischen Anbieter und Abnehmer, schließlich als Vereinheitlichung des RundholzKreditwesens. Die Kreditgebarung des Staates hat sich in den Nachkriegsjahren sehr verschärft. Nachdem die Forstverwaltung in der Inflationszeit einen kontinuierlichen Abbau der Kredithöhe und Kreditfristen vorgenommen und die zinsfreie Stundung überhaupt a u f g e h o b e n , schließlich die Holzverkäufe vorübergehend ganz eingestellt hatte 2 ), sah sie sich mit Stabilisierung der Währung vor die Notwendigkeit gestellt, den Kreditverkehr mit der Abnehmerschaft neu zu regeln. Das Ergebnis langer Erwägungen und Verhandlungen sind die folgenden, heute geltenden Bestimmungen 3 ): Die ganze Schuld ist 21 Tage nach Zuschlag, am „Allgemeinen Zahlungs-Termin" fällig, und zwar ist bei einer Schuld von mehr als 1000 Mk. aus einem Termin — solche Geschäfte kommen für uns wesentlich in Frage — 15% der Kauf summe in bar oder in Form von Kundenwechseln zu zahlen, der Rest in Wechseln von bis zu 6 Monaten Laufzeit. Diese Laufzeit kann die Forstverwaltung auf Grund eines Abkommens mit der Preußischen Staatsbank konzedieren, nach welchem diese ihr die Wechsel sofort nach Eingang auf Sonderkonto gutschreibt. Die Kosten des Kredits sind verhältnismäßig gering; sie belaufen sich auf etwa 2—3% als Provisionskosten und einen Diskont, der mit dem Reichsbanksatz identisch ist. Unter den heutigen Verhältnissen ist dies gewiß der geringste Kostensatz, den ein ganzer Industriezweig für kurzfristige Kredite zu zahlen hat. Die Opposition der Sägeindustrie gegen die Kosten des Rundholzwechsels entspringt denn wohl auch rein taktischen Erwägungen, denn der vernünftige Kaufmann wird sie bei Abgabe seiner Preisgebote selbstverständlich einkalkulieren 4 ). Die Bedeutung des Rundholzwechsels wird aber erst recht ersichtlich, wenn man sich vergegenwärtigt, welche Kapitalien er dem Säger zuführt. Man kann ganz grob schätzen, daß ein zweigattriges Sägewerk, das heute in Deutschland für die Betriebe der Nur- und Auchsäger zuJ ) Am 18. 1. 1921. Die wichtigsten folgenden Bestimmungen sind die vom 16. 9. 22, 18. 2. 23, 9. 1. 23, 5. 9. 23. s ) 11. 10. 23. 3 ) Vom 18. 2. 24, 4. 6. 24 und 18. 9. 24. 4 ) Bericht über die 32. ord. Hv. d. Ostd. Vereins, Referat d. Vors., S. 32. Selbstverständlich fehlt es nicht an gegensätzlichen Meinungen; s. Bericht über die 31. ord. Hv., S. 30 und 39.

F a l k , Der deutsche Holzmarkt.

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50 sammen wohl die Norm bildet 1 ), einen Kostenwert von 60 000 Mk. besitzt 2 ). Zu seiner vollen Beschäftigung sind etwa 7000 fm Rundholz nötig, die, zu je 30 Mk.3) loco Wald gerechnet, einen Kapitalbedarf von 210 000 Mk. repräsentieren. Ihre Anfuhr und Bearbeitung mag einschließlich der Generalunkosten auf je etwa 12 Mk., insgesamt also auf 96 000 Mk. beziffert werden. Nach diesen Ziffern, die für die heutigen Verhältnisse wohl zutreffen, leiht der Staat dem von ihm kaufenden Säger also rund 58% seines gesamten Kapitalbedarfs oder, was die wirkliche Lage des Sägers treffender charakterisiert, 69% seines Bedarfs an Betriebskapital! Selbst letztere Ziffer ist nicht stichhaltig, da sich die Bearbeitungs- usw. Kosten auf das ganze Jahr verteilen, die Rohstoffkosten aber innerhalb weniger Monate auflaufen. Unter Berücksichtigung der Verfassung des deutschen Kreditmarktes in den letzten Jahren, aber auch noch in der Gegenwart, die es der kleineren Industrie fast unmöglich macht, sich Betriebsmittel selbst zu den höchsten Sätzen zu verschaffen, ist es demnach kaum übertrieben zu sagen, daß die große Masse der Säger von Staatskrediten lebt. Wir haben die Wandlung der Kreditvorschriften als einen Akt der Rationalisierung und damit die Stundungsbedingungen der Vorkriegszeit als ungesund bewertet. Dieses Urteil stützt sich auf zwei Tatsachen: den Anreiz zur Spekulation und den Mißbrauch der Weitherzigkeit der Staatsforstverwaltung, die für die Vorkriegszeit typisch sind. Daß langfristige zinslose Kredite auch wenig spekulativ veranlagte Unternehmer in den Strudel der Spekulation hineinreißen müssen, ist eine zu anerkannte Tatsache, als daß sie einer Beweisführung bedürfte; es wäre sehr interessant — vorausgesetzt, daß sich das nötige statistische Material zusammentragen ließe, — diesem Zusammenhang mit den Mitteln der Konjunkturstatistik gerade auf dem Holzmarkt, wo die Verhältnisse so verschieden und im Vergleich mit anderen Märkten für den Käufer extrem günstig *) Die Durchschnittsgröße der Betriebe aller drei Besitzerkategorien war 1907: 1,375 Gatter, der Nur- und Auchsäger etwa 1,5. Die angenommenen Vergrößerung setzen wir auf das Konto der Inflations-, Kriegs- und Vorkriegsexpansion. 2 ) Diese Ziffer erscheint sehr niedrig; tatsächlich kann man heute für die genannte Summe kein Sägewerk bauen. Wohl kann man aber zu diesem Preise stillgelegte Werke kaufen. Noch niedrigere Schätzungen siehe Bericht über die 32. ord. Hv. des Ostd. Vereins, S. 23. 3 ) Die Berechnung erfolgte auf Grundlage der Verhältnisse des Jahres 1927. Verschiebungen werden liier immer eintreten.

51 lagen, nachzugehen. Heute wird dieser Sachverhalt selbst in Kreisen der Käufer anerkannt; auch die Fachpresse weist regelmäßig darauf hin, daß die heutigen Zahlungsbedingungen ein guter Schutz gegen Preistreiberei seien. Schließlich kann seitens der preußischen Staatsforstverwaltung betont werden, daß sich die Fachverbände der Abnehmerschaft gelegentlich der Besprechungen über die Neuregelung des Zahlungswesens mit der Forderung auf Einräumung eines Sechsmonats-Kredits begnügt hätten 1 ), woraus man wohl schließen darf, daß das vorkriegsliche Kreditsystem von den Abnehmern selbst als überspannt betrachtet wird. Hiermit kommen wir zum zweiten Punkt. Die Kredite, welche die Forstverwaltung ehedem gewährte, dienten den Käufern keineswegs ausschließlich zu Erleichterung ihres Einkaufs, sondern in erheblichem Maße noch zur Finanzierung ihres Absatzes. Es gab Firmen, die so reich waren, daß sie nur mit der Reichsbank arbeiteten und die Wechsel ihrer Kundschaft im eigenen Portefeuille behielten. Also nicht nur, daß sie staatlichen zinslosen Kredit überhaupt in Anspruch nahmen, diente dieser ihnen — mindestens indirekt — dazu, auf dem Rücken des Staates Diskontgeschäfte zu machen. Soweit ist die Absicht der Forstverwaltung jedenfalls nie gegangen. Ob die heutigen Stundungsbedingungen als gesund zu bezeichnen sind, muß die Zukunft erweisen. Während auf Grund der früheren Zahlungsbedingungen Forstverwaltung und Abnehmerschaft, von wenigen Ausnahmen abgesehen, direkt miteinander verkehrten, hat erstere durch die neuen Zahlungsbedingungen, die übrigens einige kredittechnisch interessante Sonderheiten aufweisen, eine Bankanstalt als Vermittler zwischen sich und den Käufer eingeschoben. Aus dieser Neuerung resultiert eine Entwicklung, die in ihren Möglichkeiten noch nicht übersehbar, in ihrem Keim gleichwohl schon spürbar ist. Wenn die Forstverwaltung auch dem Grundsatz huldigt, die Unterschrift selbst kleinster Provinzbanken, -Sparkassen, -genossenschaften usw. als vollgültige Bürgschaft anzuerkennen, wenn diese Institute selbst willens sind, ihre Unterschrift auf Rundholzwechsel zu setzen, darf doch nicht verkannt werden, daß die so ausgesprochene und angenommene Gleichstellung aller Kreditinstitute doch nur eine Fiktion ist. Verpflichtungen in einem Ausmaß, wie sie Großbanken eingehen können, sind für Lokalinstitute untragbar. Hieraus Landforstm. Gernlein auf der 30. ord. Hv. d. Ostd. Vereins; Bericht S. 45.

4*

52 ergeben sich gewisse Rückwirkungen auf die Unterbringung der Holzernte und auf die Einkaufskonkurrenz unter den verschiedenen Käufertypen. Da es dem Säger heute praktisch unmöglich ist, Realkredit aufzunehmen, und da er über nennenswerte eigene Mittel kaum verfügt, ist er im Rundholzeinkauf ausschließlich auf seine Bank angewiesen. In der Bürgschaftsleistung kann die Großbank selbstverständlich großzügiger verfahren als die Provinzbank. Infolgedessen wird der mit einer Provinzbank arbeitende klein- und mittelstädtische Säger beim Ausgebot großer Lose überhaupt nicht mehr mitbieten können, denn es ist für ihn vorteilhafter, den ihm eingeräumten Kredit auf eine möglichst lange Zeit zu verteilen und zwischendurch laufend zu verkaufen, als ihn in einem einzigen Kauf zu erschöpfen. Außerdem wird er, je nach bereits erfolgter Inanspruchnahme seines Kredits, auch nur auf eine gewisse Zahl kleinerer Lose mitbieten können. Ist seine Bankverbindung aber die Zweigstelle einer Großbank, so wird er, selbst wenn ihm durch Vermittlung der Filiale seitens der Zentrale größere Kredite zur Verfügung gestellt werden, dem großstädtischen Konkurrenten gegenüber benachteiligt, weil ein und dieselbe Großbank in der Provinz bzw. an ihren Filialplätzen höhere Provisionen und Zinsen ver^ langt als am Sitz der Zentrale. Der eigentliche Nutznießer des Bankgiros ist also die großstädtische Großunternehmung; sie kann größte Objekte zu billigsten Sätzen unter Inanspruchnahme unverhältnismäßig großer Kredite erstehen. Wie weit sich die so begründete Differenzierung der Käuferschaft nach ihrer Kaufkraft, die dem alten Grundsatz der Forstverwaltung widerspricht, daß vor ihr jeder gleich sei, auf dem Markt bereits auswirkt, ist in Anbetracht der Kürze der Beobachtungszeit schwer zu sagen. Daß sie sich aber schon auswirkt, steht außer allem Zweifel. Ein guter Anhaltspunkt hierfür ist die Tatsache, daß das Lohnschnittwesen in immer weiterer Ausdehnung begriffen ist. Es ist nämlich weder anzunehmen, dieser Vorgang beruhe darauf, daß die Schnelligkeit der Kapitalbildung beim großstädtischen Großunternehmer so viel rascher verläuft als bei seinem klein- und mittelstädtischen Konkurrenten, noch daß die Kapazität der eigenen Betriebe abgebaut wird, womit ein zwangsläufiger Übergang zum Lohnschnitt verbunden wäre, noch schließlich darauf, daß die Substanzerhaltung bei diesem Käufertyp so viel günstiger gewesen ist. Alle diese Momente sind aber zweifellos in gewissem Grade wirksam und geeignet, die von

53 der Kreditdifferenzierung ausgehende Wirkung zu verstärken. Der Zahlungsverkehr im Rundholzgeschäft war bis zum Einsetzen der Stabilisierung das Ergebnis einer jahrzehntelangen Entwicklung gewesen. Zu jener Zeit wurde diese durch einen gewaltsamen Eingriff abgebrochen. Angesichts von Inflation und Stabilisierung sowie ihrer Folgeerscheinungen, der Kreditnot und dem Kapitalmangel, dem alle lokalen Sonderfragen überschattenden Problemkomplex jener Jahre, nahmen die Holzproduzenten miteinander Fühlung, um über die Neuregelung des Zahlungsverkehrs gemeinsam zu beraten. Der Gedanke einer Normierung des Zahlungsverkehrs um der Sache willen ist für die in gewissem Grade tatsächlich erfolgte Vereinheitlichung also nicht von Belang gewesen, sondern allein der Wunsch, die allgemeine Unsicherheit, welche Bedingungen man der Käuferschaft abverlangen könne, durch Verhandlungen auf möglichst breiter Basis zu beheben. Ihr Ergebnis läßt sich in drei Richtungen verfolgen: in der Vereinheitlichung der Zahlungsbedingungen der Staatsforstverwaltungen, in derselben Bewegung bei den Privaten und in der Angleichung beider Bewegungen. Die Staatsforstverwaltungen verlangen heute fast allgemein Zahlung am 21. Tag nach Zuschlag und begrenzen die dann einsetzende Stundungsfrist auf maximal 6 Monate. Wie sich die Zahlungen auf diese insgesamt knapp 7 monatige Kreditfrist zu verteilen haben, hat jede Staatsforstverwaltung nach besonderen Gesichtspunkten bestimmt. Daher zeigt die durchschnittliche Stundungsdauer der gesamten Kaufschuld recht erhebliche Abweichungen; sie beträgt z. B.: in Preußen 175, in Bayern 120, in Württemberg 135, in Baden 108 Tage 1 ). Als Sicherheitsleistung ist im allgemeinen Bankgiro auf dem Holzwechsel vorgeschrieben; Sicherheitshypotheken und andere Bürgschaften als die einer Bank spielen in Ausnahmefällen eine untergeordnete Rolle 2 ) Der in Anrechnung gebrachte Diskontsatz liegt fast allgemein 1 % über dem Reichsbanksatz. Dies sind die wichtigsten Merkmale der Vereinheitlichung. Der Zahlungsverkehr zwischen den Privatwaldbesitzern und ihrer Kundschaft ist maßgeblich von der zunehmenden Konzentration der Holzverkäufe bei den Organisationen des privaten Waldbesitzes beeinflußt worden, die ihrer Natur nach auf eine gewisse Vereinheitlichung hindrängt. 1

) Berechnet nach den heute gültigen Zahlungsbedingungen. ) Nur in Sachsen ist die Hypothek die vorherrschende Form der Sicherheitsleistung. 2

54 Der entscheidende Schritt ist aber erst getan worden, als einige Waldbesitzerverbände sich entschlossen, nach dem Beispiel der Staatsforstverwaltungen allgemeine Verkaufsbedingungen aufzustellen, öffentlich bekanntzugeben und sie — wenigstens offiziell — zur Grundlage des Geschäfts zu machen. Der Beginn dieser Bewegung ist nicht mehr genau zu ermitteln. Beide Quellen der Vereinheitlichung fließen auch heute noch, haben sich aber noch nicht gefunden. Es ist jedenfalls damit zu rechnen, daß die Bewegung immer weitere Kreise ziehen und dank der zunehmenden Organisierung der Forstwirtschaft schließlich mit einer umfassenden Vereinheitlichung enden wird. Dabei werden sich allerdings sowohl die Kleinwaldbesitzer als die großen Standesherrschaften abseits halten, erstere, weil Einleitung und Abwicklung des Geschäfts über Dritte für sie zu umständlich und langwierig ist — wir sahen, sie verkaufen vorwiegend bei einsetzender Geldnot — letztere, weil sie stark genug sind, um auch ohne Organisation auskommen zu können. Die Tendenz, den gesamten Zahlungsverkehr im Rundholzgeschäft einheitlich zu gestalten, nimmt ihren Ausgang vom Reichsforstwirtschaftsrat 1 ); geboren wurde sie unter dem Druck der gleichen Verhältnisse wie die entsprechenden Bewegungen bei den Staatsforstverwaltungen. Dieser Umstand ist äußerst bemerkenswert. Seine Nichtberücksichtigung könnte leicht zu dem Schluß verleiten, daß die Forstwirtschaft Bindungen von Art des Konditionenkartells erstrebt. Nichts liegt ihr ferner. Die Gegensätze, die in der Holzwirtschaftspolitik der Staaten und Privaten herrschen, sind unüberbrückbar. Hierin darf man sich auch nicht durch die ziemlich große Übereinstimmung täuschen lassen, die stellenweise in den Bedingungen der Staatsforstverwaltungen und privater Verkaufsstellen bestehen. Sie rührt nur daher, daß der Private zu Beginn der Stabilisierung die von ihm am liebsten gesehene Barzahlung nicht durchsetzen konnte, weil Kapital Schwund und Kreditnot seiner Kundschaft die sofortige Auszahlung der Kauf schuld verboten; hätte er Barzahlung verlangt, wäre er entweder auf seinem Holz sitzen geblieben oder hätte nur zu Schleuderpreisen verkaufen können. Notgedrungen mußte er sich also zur Kreditierung bequemen, und daß er sich unter diesen Umständen an die Bedingungen der Staatsforstverwaltungen anlehnte, war naheliegend. Man darf ohne weiteres annehmen, daß er nicht so gehandelt hätte, wenn letztere ihre vorkriegsliche Kreditpolitik wieder aufgenommen hätten. Die Ent!) S. z. B. Der deutsche Forstwirt, Jahrg. 1924, S. 135 u. 1300.

55 wicklung verlief etwa so: Die Staatsforstverwaltungen fragten sich: welches ist der Punkt, bis zu dem wir ohne Schädigung des Staates die Kreditgewährung wieder aufnehmen können; die Privatwaldbesitzer: wie weit müssen wir die Kreditgewährung einführen, um uns das Holzgeschäft nicht zu verderben. So mußte man sich schließlich recht nahe kommen, denn die Kreditpolitik der Reichsbank spannte das gesamte Kreditwesen in Schranken, deren Enge keine Wahl ließ. DieVereinheitlichung des Rundholzkredits ist also durchaus zufälliger Natur und wird, soweit sie überhaupt besteht, jedenfalls wieder verschwinden, sobald die Großunternehmungen dem Privatwaldbesitzer wieder Barzahlung leisten können und der Staaat wieder liberale Kreditpolitik betreiben wird; m. a. W.: sie ist ein Kind der Kapital- und Kreditnot und in dem Augenblick lebensunfähig, in dem der deutsche Kreditmarkt wieder erstarkt ist. Schon heute halten nicht mehr alle Staatsforstverwaltungen strikt an ihren Zahlungsbedingungen fest. „Wenn mittlere und kleine Betriebe Schwierigkeiten gehabt haben, ist a u c h *) ihnen die Verlängerung des Wechselkredits bis zu 9 Monaten gewährt worden" 2 ). c) Abgesehen von dem differenzierenden Einfluß, den die Wandlungen der Kreditbeziehungen zwischen Waldbesitzern und Rundholzkäufern auf die Kaufkraft der letzteren ausgeübt haben, besteht eine grundsätzliche Wechselwirkung zwischen Kreditgebarung und Paarung der Kontrahenten im einzelnen Geschäftsvorfall. Es müssen sich jeweils die Geschäftslustigen zusammenfinden, die ihre Zahlungsansprüche bzw. -fähigkeit in Einklang zu bringen vermögen. Demzufolge wird dort, wo der Staatswald überwiegt, die kleine und mittlere Unternehmung vorherrschen 3 ), wo der Privatwald überwiegt, die große. Da die amtlichen Statistiken über diese lokalen Beziehungen keinen Aufschluß geben und private Untersuchungen nicht vorliegen, ist ein Beweis hierfür nicht beibringbar. Immerhin ist eine Tatsache geeignet, den Sachverhalt wenigstens teilweise zu erhärten. Es ist nämlich zu beobachten, daß gerade die größten Holzhandels- und Bearbeitungsunternehmungen dort zu Hause sind, wo sich der LatifundienJ ) Vom Verfasser gesperrt. ') Landforstm. Gernlein auf der 32. ordlt. Hv. des Ostd. Vereins; Bericht S. 43. 3 ) Mit Ausnahme von Württemberg, wo die Zahlungsfrist früher nur 1 Monat betrug. Aber auch diese Ausnahme bestätigt unsere Auffassung, denn Württemberg verfügt über ausnehmend viele Großbetriebe.

56 waldbesitz befindet; die treffendsten Beispiel sind das südliche Schlesien und gewisse zerstreut liegende Gebiete in Süddeutschland. Auch Berlin könnte angeführt werden, doch treten bei diesem Platz eine Fülle komplizierender Momente hinzu, die den Sachverhalt verdunkeln. II. Abschnitt.

Das

Getriebe.

Jeder Markt ist das Kampffeld der an ihm interessierten Unternehmer. Ziel des Kampfes ist die Beherrschung des Marktes, d. h., in letzter Konsequenz, die Ausübung der Preisdiktatur. Sein Ausgang ist von zwei Reihen von Tatbeständen abhängig: den exogenen Bedingungen, unter denen der Markt steht, und seiner Struktur, die bestimmt, wie die Unternehmer einander bekämpfen. Die exogenen Bedingungen, die sich in der Entwicklung der statistischen Lage des Marktes widerspiegeln, können innerhalb der Extreme Monopol der Einkäufer und Monopol der Verkäufer alle möglichen Zwischenstufen einnehmen. Die endogenstrukturellen Bedingungen können gleichfalls von absoluter Unterlegenheit einer Marktpartei über den Punkt, an dem sich beide Parteien im Gleichgewicht befinden, bis zu ihrer absoluten Überlegenheit schwanken. Das Verhältnis, in dem beide Komplexe von Bedingungen zueinander stehen, ist das des Gegen- oder Zusammenwirkens; treffen in letzterem Falle absolute Überlegenheit und Monopolstellung zusammen, so liegt Preisdiktatur vor. A. Die Entwicklung. 1. Das Fazit der Marktlage. Da wir aus einleitend genanntem Grunde von einer breiten Darlegung der statistischen Verhältnisse des Holzmarkts und ihrer Entwicklung Abstand nehmen wollen, sei im folgenden kurz die Bewegung der Hauptkomponenten skizziert. Wir unterscheiden, in Zuspitzung auf das Ziel der Untersuchung, Binnenmarkt und Importmarkt und Formen aus beiden das Gesamtbild des Marktes. a) Der Binnenmarkt. aa) Der statistischen Darstellung der Marktentwicklung stehen Schwierigkeiten entgegen, die teilsin der Marktstruktur, teils in der Unvollständigkeit der statistischen Unterlagen begründet sind. Einmal können die Preisbewegungen auf den

57 lokalen Teilmärkten recht verschieden verlaufen; tatsächlich ist dies der Fall. Die Gründe sind außer in der Uneinheitlichkeit der Bedarfsgestaltung vor allem in dem höchst ungleichen Tempo der Entwicklung des Verkehrsnetzes im Reichsgebiet zu suchen, dessen Dichte die Rundholzpreise entscheidend beeinflußt 1 ). Immerhin steht einwandfrei fest, daß die Tendenz der Preisbewegung überall die gleiche ist: Hausse; nur ihr Tempo differiert. Sodann schwanken die Preise bei den einzelnen Abgebern. Der Staat erhält allgemein höhere Preise als der Private; die Differenz ist z. T. in der Verschiedenartigkeit der Zahlungsbedingungen begründet, also kalkulatorischer Natur, z. T. aber auch in der Losbildung. Weiterhin schwanken die Preisgebote der Abnehmertypen; hierüber wird später ausführlich zu handeln sein. Schließlich wechseln die Preise mit der Qualität des Holzes; dieser Umstand wiegt bei Laubhölzern so schwer, daß eine Verfolgung ihrer Preise nur mit größtem Bedenken in Angriff genommen werden könnte, berührt Nadelholz jedoch verhältnismäßig wenig. Als Beispiel für die Hausse sei die Steigerung der Erlöse der sächsischen Staatsforstverwaltung für Nadelstammholz, 23 bis 29 cm stark, von 1880—1913 angeführt 2 ). In dieser Zeitspanne stiegen die Preise um nicht weniger als 60%, unter Bereinigung von den Schwankungen des allgemeinen Preisniveaus gar um 75 % 3 ). Dabei hat die Gleisdichte in Sachsen, am Reichsdurchschnitt gemessen, verhältnismäßig wenig zugenommen, von 1880—1921 um nur 3 2 % gegenüber 9 8 % im ganzen Reich 4 ). Sie ist nirgends weniger gewachsen als in diesem Lande. Zweifellos stellt deshalb die sächsische Kurve bei weitem nicht die steilste dar. bb) Ähnlichen Schwierigkeiten begegnet die Feststellung der Holzerträge. Von 1900—1913 ist die deutsche Nutzholzernte um rund 49% gestiegen; wie die Bewegung in den weiter zurückliegenden Jahrzehnten verlaufen ist, läßt sich nur anhaltsweise vermuten, allerdings, da die Bewegung der Ertragsfaktoren in den Waldungen der größten Bundesstaaten bekannt ist, mit einem hohen Grad von Gewißheit. Die Nutzholzernte ist das Produkt der Fak1 ) Die Frachtsätze der Eisenbahn für Holz, ein weiterer entscheidender Faktor, sind jahrzehntelang stabil geblieben, Endres, S. 841. 2 ) Daten bei Rubner, S. 94. 3 ) Der Berechnung zugrundegelegt ist die Preissteigerung aus dem Mittel der Jahre 1880—84 bis zum Mittel der Jahre 1907—13. 4 ) Berechnet nach dem Statistischen Handbuch S. 295/96 und dem Statistischen Jahrbuch 1921, S. 101.

58 Entwicklung der deutschen Holzerzeugung. I II

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1950

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Nutzholzprozent am Derbholz in deutschen Staatsforaten 10 Maßeinheit: 100 Quelle und Daten: Endres S. 71. 15

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Abnutzungssätze je Hektar in deutschen Staatsforsten Maßeinheit: 1 fm Quelle und Daten: Endres S.75.

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Forstfläche Deutschlands Maßeinheit: 1 Mill, ha Quelle und Daten: Endres S.21. Maßstäbe: Logarithmischer Maßstab. Zeichen:

———• Preußen

Sachsen

Württemberg

Deutsches Beich

59 toren: absolute Waldfläche, Derbholz - Hektarertrag und Nutzholzprozent vom Derbholz; oder: gesamte Waldfläche, Gesamtmassen - Hektarertrag und Nutzholzprozent von der Gesamtmasse. Alle diese Faktoren befinden sich seit Jahrzehnten in fast ununterbrochenem Aufstieg (siehe Seite 58). Wahrscheinlich ist diese Produktionssteigerung bis zum Beginn des Jahrhunderts vorwiegend der Sägeindustrie zugute gekommen, während späterhin Bergbau und Papierholz verarbeitende Industrie relativ am meisten von ihr profitiert haben. Diese Schätzung stützt sich auf die Entwicklung der Zellstoffindustrie und der Kohlenförderung. Darüber hinaus hat sich die Belieferung der weiterverarbeitenden Industrie mit Schnittholz infolge einer durch Verbesserungen der Holzbearbeitungsmethoden bewirkten Steigerung der Rundholzausnutzung erhöht; nach Ortegel betrug die Ausbeute in den 70 er Jahren nur 35% x ), in der Vorkriegszeit dagegen u. E. zirka 70%. Insgesamt dürfte der Verbrauch an Schnittholz aus Rundholz eigener Ernte in Deutschland während der letzten 50 Jahre um mindestens 400% gestiegen sein. cc) Ist es schon schwierig festzustellen, welche Entwicklung Rundholzpreise und Holzverbrauch genommen haben, so stößt die Erfassung der Schnittholzpreise auf fast unüberwindliche Schwierigkeiten. Man muß, um überhaupt zu einer annähernd richtigen Vorstellung zu gelangen, recht entfernt liegende Zusammenhänge heranziehen, von denen sich die Relation zwischen Rund- und Schnittholzpreisen als die fruchtbarste erweist. Sie kann an Hand der Entwicklung, die die Kosten des Sägens genommen haben, ermittelt werden. Die Kosten der Schnittholzfabrikation können eine fühlbare Senkung nicht erfahren haben. Man braucht sich nur zu vergegenwärtigen, wie gering die Fabrikationskosten sind, um sofort zu sehen, welche geringen Ersparnismöglichkeiten sie bergen bzw. geborgen haben. Vor dem Kriege wurde Lohnschnitt zu 3,50 bis 4,— Mk. je fm Rundholz bei einfachem Schnitt ausgeführt. In diesen Preisen war auch die Vergütung für solche Verrichtungen enthalten, die zu rationalisieren man erst in unseren Tagen versucht, wie Auslängen, Transportieren im Werk, Stapeln usw.; Ersparnisse können also allein durch Rationalisierung der 1 ) S. 48, ohne Quellenangabe. Die von O. für die Vorkriegszeit genannte Ziffer von 58% ist zu gering. In diesem Zusammenhang ist übrigens interessant, daß bis zur Jahrhundertwende in Ostpreußen Schalbretter noch verfeuert worden sein sollen.

60 eigentlichen Sägearbeit gemacht worden sein. Selbst wenn wir den Anteil, mit dem deren Kosten an den Gesamtkosten beteiligt sind, sehr hoch — auf 75% — und ihre durch die Mechanisierung während der letzten Jahrzehnte bewirkte Komprimierung auf 100% veranschlagen, ergibt sich, daß ihre Senkung auf die Schnittholzpreise keinen nennenswerten Einfluß gehabt haben kann. Hiermit steht auch die technische Entwicklung der Sägeindustrie in Übereinstimmung. Bereits 1879 erschien in Deutschland ein Buch 1), das eine eingehende Beschreibung von Mehrsägegattern der heute noch üblichen Konstruktion, wenn auch mit wesentlich geringerer Leistung, enthält, aber noch in den 90 er Jahren wurden in Ostprenßen, einer Hochburg der Sägeindustrie, allgemein Wassermühlen 2) betrieben, deren Gatter schon aus krafttechnischen Gründen unmöglich mehr als ein Sägeblatt geführt haben können. Die Säger scheinen über die Ersparnismöglichkeiten also recht skeptisch geurteilt zu haben. Ein weiterer Beleg für die geringe Veränderung der Fabrikationskosten ist in der Tatsache zu erblicken, daß man heute noch allgemein vorzieht, Schwellen, ein Sortiment, bei dem es auf die Güte der Oberflächenbearbeitung nicht ankommt, mit der Axt herstellen zu lassen, obwohl bei dieser Art der Bearbeitung das ganze Seitenmaterial, das beim Sägen in Form vollwertiger Brettware anfällt, unverwertbar in die Späne geht. Es hat also den Anschein, daß die Verbesserungen der Sägetechnik ihre Einführung weniger dem Wunsche nach Herabdrückung der Fabrikationskosten als nach Erzielung eines saubereren Produkts und Ausdehnung der Produktion verdanken; hiermit steht wohl auch der dauernde Rückgang im Import bebeilten Holzes in Verbindung. Schließlich beweist die heutige Struktur der Sägeindustrie mit ihrem Nebeneinanderbestehen längst veralteter und allermodernster Anlagen, daß die Fabrikationskosten als preisbildendes Element, entwicklungsmäßig gesehen, keine sonderliche Bedeutung haben. Berücksichtigt man überdies, daß der Anteil der im Preis des Schnittholzes enthaltenen Rundholzkosten der Preissteigerung wegen, die Rundholz durchgemacht hat, zu Ungunsten der Bearbeitungs- usw. Kosten ständig gewachsen ist, so wird man bestenfalls annehmen dürfen, daß eine etwaige, jedenfalls aber sehr geringe Einschrumpfung der Spanne zwischen Rund- und Schnittholzpreisen im Ein1 ) Fischer, Die Holzsäge. Schon die Wahl dieses Titels war bezeichnend für das Niveau der Interessenten, für die es bestimmt war. 2 ) Pfeifer, S. 5. In Schweden wurde das erste Dampfsägewerk schon um 1850 erbaut. Endres, S. 701; Vespermann, S. 151.

61 klang mit dem technischen Fortschritt verlaufen ist, den Sägern also keine Verdienststeigerung gebracht hat. b) Der Importmarkt zeigt die gleiche Entwicklung wie der Binnenmarkt, so daß sich längere Ausführungen über seine Entwicklung erübrigen. Von Belang für die Marktverhältnisse ist dagegen, wie sich der Import zu den konjunkturellen Schwankungen des Binnenmarkts verhält, ob er sich ihnen anpaßt oder ihnen zuwiderläuft. Von der Art dieses Verhaltens ist angesichts des großen Anteils, den das importierte Rundholz zur Deckung unseres Bedarfs beisteuert — 1913: 2 9 % , im Normaldurchschnitt der Jahre 1925—26 etwa 9 % 2 ) — die Machtlagerung im höchsten Grade abhängig. Wie früher dargelegt, ruht der Import in Händen deutscher Unternehmer, die sowohl auf dem Inlands- als auch auf dem Auslandsmarkt interessiert sind. Schon aus dieser strukturellen Eigenart des Unternehmertums ergibt sich die Spezialfunktion des Imports, als Krisenpuffer zu dienen. Es ist ganz selbstverständlich, daß der Importeur beim Herannahen von Krisen seine Auslandsengagements abstößt oder vermindert, teils weil die Beweglichkeit ausländischen Holzes hinter derjenigen des inländischen usancenmäßig zurücksteht, teils weil über dasselbe aus Gründen der Transporterschwernis nicht zuverlässig disponiert werden kann, teils endlich, weil Auslandsbeziehungen weniger starr und tief sind als die inländischen; letzteres gilt in gleichem Maße für Lieferanten und Abnehmer, für kredit- und warenwirtschaftliche Beziehungen 3 ). Ob von den deutschen Krisen Rund- oder Schnittholzeinfuhr stärker betroffen wird, hängt von den jeweiligen Engagements unserer Importeure ab. Die Statistik vermag hierüber keinen Aufschluß zu geben. Die Rundholzimporte sind bis 1907 mit Grubenholz, das unter ganz anderen Bedingungen steht, belastet, außerdem aber in der Statistik unrichtig aufgezogen; demnach verbietet sich sowohl ihre gesonderte Betrachtung als auch ihr Vergleich mit dem Schnittholzimport. Letzterer läßt sich dagegen einwandfrei verfolgen. Seine Bewegung bestätigt unsere Ausführungen vollinhaltlich und Diese textliche Darstellung erläutert das graphische Bild im logarithmischen System! 2 ) S. T e x t S. 67. 1927 und 28 ist sein Anteil wieder erheblich gestiegen. 3 ) Die Ansicht Ortegels, daß für die Großfirmen „das Auslandsgeschäft im Vordergrund des Interesses steht", ist zwar aus dem offiziell interessenpolitischen Charakter seiner Abhandlung, einer Denkschrift des Reichsforstwirtschaftsrates, verständlich, stellt die Dinge aber auf den Kopf. S. 80.

62 zwar in so eindeutiger Weise, daß sich konjunkturstatistische Berechnungen erübrigen: in Krisenzeiten tritt regelmäßig ein Rückschlag im tendenziell stark anschwellenden Import ein. Die Machtverteilung auf dem Inlandsmarkt wird demnach in keiner Weise vom Ausland her beeinflußt. c) Das Gesamtbild des Marktes stellt sich wie folgt dar. Der Handelsartikel Sägeholz hat im Verlauf einer jahrzehntelangen Entwicklung den Charakter eines Monopolgutes angenommen; den Beginn dieser Bewegung wird man in den Anfang der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts zu setzen haben, als die Forstwirtschaft den Übergang von der Brennholz- zur Nutzholzzucht vollzog 1 ). Das Monopol ist seiner Form nach in bezug auf die Ware ein natürliches Gutsmonopol Oppenheimerscher Prägung, in bezug auf seine Inhaber das relative Kollektrvmonopol Liefmanns. Der Monopolcharakter wird durch den Import nicht verletzt, da die natürlichen Gründe, die dem Holz im Inland zu seiner Stellung verholfen haben, im Ausland — von unserem Standpunkt aus gesehen — gleichermaßen gelten. In Krisenzeiten wird das Monopol durch die Solidarität der Interessen der deutschen Waldbesitzer und Importeure, die freilich verschiedenen Quellen entspringt, gewahrt. Preispolitisch gesehen, stellt sich der Kampf um die Macht in Berücksichtigung der Preisbewegung also als Kampf um die Verteilung des Monopolgewinnzuwachses dar. 2. Die Unternehmer beurteilen die Marktlage selbstverständlich anders; sie müssen sie in der Öffentlichkeit auch anders beurteilen, denn weder können die einen zugeben, daß sie Monopolpreise erzielen, noch die anderen, daß sie die aus ihnen fließenden Monopolrenten zugunsten günstigerer Einkaufspreise beschnitten wissen wollen. Man schiebt den ungefährlichen Gesichtspunkt der Rentabilität in den Vordergrund und stellt sich selbst als durch Maßnahmen der Gegenseite bedroht hin, um die Wünsche nach Preisabbau bzw. -erhöhung zu rechtfertigen. Immerhin läßt sich aber aus gewissen Tatsachen und Äußerungen entnehmen, daß man sich wohl bewußt ist, in welch günstiger Lage man sich befindet. Der Punkt, an dem sie sich jedem Unternehmer ungeschminkt offenbart, ist der Absatz. In seiner Beurteilung sind sich Anbieter und Abnehmer durchaus einig. Die Forstwissenschaft, die sich aus Liebe *) Dies deckt sich mit der Angabe Sombarts, daß Deutschland „noch um die Mitte des 19. Jahrhunderts ein von wenigen Klein- und Mittelstädten durchsetztes, wesentlich agrikoles Gebiet" ist. Kapitalismus, Bd. II, 2, S. 626.

63 zu ihrem Forschungsobjekt hier gern zum Sprachrohr des Waldbesitzes macht, betont immer wieder, daß letzterer sich in Anbetracht u. a. der gesicherten Absatzverhältnisse mit einer Verzinsung, die unter dem landesüblichen Satz liege, zufrieden geben könne. Und auf einer Versammlung des Vereins Ostdeutscher Holzhändler und Sägewerke wurde erklärt: „Solange der Rundholzpreis in Deutschland auf einem der Weltmarktlage entsprechenden Niveau bleibt, kann es der deutschen Sägeindustrie gar nicht schlecht gehen *)." Im einzelnen stellen sich die Unternehmer zum Markt wie folgt ein. a) Die Anbieter pflegen zu betonen, die Rendite, die der Wald abwirft, sei ohnehin so gering, daß die jeweiligen Preise unbedingt aufrecht erhalten werden müssen; andernfalls werde die Existenz des Waldes gefährdet. In Wirklichkeit ist die kalkulatorische Grundlage dieser Argumentation unhaltbar; sie beruht auf einer Verwechslung von Zins und Kapitalisierungsfaktor, einer Verquickung von geld- und naturalwirtschaftlicher Betrachtungsweise und einer Negierung der elementarsten Bilanzierungsgrundsätze. Tatsächlich kann von einer Verzinsung des Waldkapitals überhaupt nicht gesprochen werden — einfach deshalb nicht, weil in Deutschland kaum je eine Waldunternehmung gegründet wird. Wollten die Waldbesitzer aber den Wert ihrer Wälder für ein beliebiges Jahr zu Buch bringen, ganz gleich auf welcher rechnerischen Grundlage, und die Erträge zu diesem fiktiven Kapital Jahr für Jahr in Beziehung setzen, so würden sie sehen, wie rentabel die Waldunternehmung ist 2 ). Umgekehrt sollten sie an Hand der auf der Steigerung der Holzerträge und Gelderlöse beruhenden Steigerung des Wertes der Waldunternehmung den Zuwachs an Vermögen ersehen, der ihnen fast Jahr für Jahr zufällt. Nachdem neuerdings von berufener Seite die ganze Fadenscheinigkeit der „sogenannten" Waldwertrechnung aufgedeckt wurde, sind weitere Ausführungen überflüssig 3). Daß sich der Zuwachs an Einnahmen tatsächlich in Form erhöhter Renten niedergeschlagen hat und nicht etwa durch erhöhte Produktionskosten ausgeglichen wurde, ergibt sich aus der Bewegung der Hektar-Überschüsse der deutschen Staatsforstverwaltungen. Von 1870—1913 sind Vervielfachungen von bis zu 400% eingetreten, von 1830—1913 um ') Bericht über die 31. ordtl. H.-V. des ostd. Vereins, S. 26/27. 2 ) Ein solches Verfahren würde den herrschenden Anschauungen der Bilanztheorie völlig entsprechen. 3 ) Heinrich Wilhelm Weber in seiner „Forstwirtschaftspolitik".

64 bis knapp 940 %*)! Beim Privatwald mögen die Erhöhungen im Durchschnitt geringer gewesen sein — hierfür spricht die Art seiner Bewirtschaftung in den kleineren Größenklassen — wegzuleugnen sind sie aber nicht. In den Stabilisierungsjahren sind Ereignisse eingetreten, die auf die Rentabilität der Waldunternehmung stark drückten. Zu der eigentlichen Stabilisierungskrise gesellten sich Forstschäden, die streckenweise ganz bedeutenden Umfang erreichten. Beide führten zu verstärktem Holzabtrieb, die im Gefolge der Stabilisierung einsetzende Agrar-Kreditnot nicht minder als der Eulen- und Nonnenfraß. Diesem vermehrten Angebot stand eine geschwächte Käuferschar gegenüber, die zudem großenteils über ansehnliche, aber verschuldete Läger an Fertigmaterial verfügte. Damals mögen manche Waldbesitzer keine Überschüsse erzielt, vielleicht sogar Zuschüsse geleistet haben. Heute ist die Krise überwunden; die Holzpreise haben stark angezogen und scheinen wieder in ihre gewohnte Bewegung zu verfallen 2). b) Die Marktlage vom Standpunkt der Abnehmer. aa) Die Käuferschaft hat, wie die Bewegung des Verhält^ nisses der Schnitt- und Rundholzpreise erweist, an den Monopolrenten und ihrem Zuwachs keinen Anteil gehabt. Sie stößt sich auch nicht an deren Existenz, die ihnen im Falle einer Stabilisierung der Rundholzpreise wahrscheinlich sogar gleichgültig wäre, sondern an der fortschreitenden Diskrepanz zwischen Holzbedarf und -deckung, d. h. dem Rundholzmangel, und seiner Folge, der Rundholzhausse. In gewissem Grade verliert in den Augen des Käufers sogar der Preis im Vergleich zum Rohstoffmangel an Bedeutung; dies trifft für den Auch-Säger und Gelegenheitssäger uneingeschränkt zu, für den Nur-Säger und Verleger innerhalb gewisser Grenzen. Zudem sieht die Käuferschaft, daß der Anstieg der Rundholzpreise nicht die Folge irgendwelcher geschlossenen Belieferungspolitik der Waldbesitzer ist — es sei denn, daß man zu letzterer auch die Zollpolitik rechnet; allein hier sind die Interessen der Waldbesitzer mit denen vieler Säger identisch — sondern einzig auf dem natürlichen Fallen der Bedarfsdeckungsquote beruht. Deshalb nimmt er kaum davon Notiz, daß seinem Lieferanten fast Jahr für Jahr steigende Extragewinne zufließen. In dieser Beziehung besteht zwischen den beiden Kontrahenten ein tiefer Unterschied. Der Waldbesitzer befindet sich sozusagen auf ständiger Jagd nach dem höchsten — wie er es nennt: angemesseBerechnet nach Daten bei Endres, S. 86/87. ) Sie stehen zurzeit um wenigstens 60% über dem Vorkriegspreis. 2

65 nen — Rundholzpreis, der Säger fahndet ebenso eifrig nach Rundholz. Letzten Endes offenbart sich hierin die Unterschiedlichkeit ihrer Wirtschaftsgesinnung. Der Waldbesitzer, befangen in den konservativen Anschauungen des Landwirts und Beamten, pocht auf seine Monopolmacht; wenn der Säger so und soviel für sein Schnittholz erziele, habe er so und soviel für das Rundholz zu zahlen. Der Säger hingegen, mit Ausnahme seiner inaktivsten Abart, sieht sich in seinem Betätigungsdrang gehemmt; er bezahlt mehr oder minder gern den vom Waldbesitzer angesetzten Preis, überbietet ihn notfalls sogar, und bedauert nur, keine größeren Quantitäten kaufen zu können. Alle denkbaren Gegensätze sind in dieser Verschiedenartigkeit enthalten. Ihr Rechnung tragend, müssen wir das Kampfobjekt anders fassen: Die Einen bemühen sich um restlose Ausnutzung ihrer Monopolstellung, die Andern um gesteigerte Ausnutzung ihrer Umsatzmöglichkeiten. Die Rundholznot hat in den Nachkriegsjahren wesentlich zugenommen, obschon, wie die Aufstellung auf S. 67 zeigt, die Belieferung mit Rundholz, absolut genommen, sich gebessert hat. Einige Ursachen für diese Verschärfung der Situation haben wir schon dargestellt: die Expansion der Sägeindustrie und den gesteigerten Betätigungsdrang der Rundholzkäufer. Wir möchten annehmen, daß letzteres Moment für die Stabilisierung des Marktes ein weit stärkeres Hemmnis bedeutet als ersteres, denn ein großer Teil der Sägewerke liegt still, verkommt und scheidet damit in wenigen Jahren als Verarbeitungsstätte aus, während der Wirtschaftswille der Unternehmer aufgerüttelt ist. Diese geistige Umbildung, die unbedingt als Fortschritt anzusprechen ist, ist bleibend. Denn wenn auch die Ursachen, denen dieser Prozeß seinen Anstoß verdankt, längst aufgehört haben zu wirken, ist heute in gleicher Richtung eine andere Kraft im Spiel: die Idee der Rationalisierung, die Propaganda für den Grundsatz großer Umsatz, kleiner Nutzen. Sollte sie in Kreisen der Rundholzverkäufer auf fruchtbaren Boden fallen — u. E. ist diese Annahme nur für ihre Oberschicht berechtigt —, so müßte sich die Rundholznot in kommenden Jahren noch stärker bemerkbar machen als derzeit. Für diese Annahme scheinen einige weitere Umstände zu sprechen. Es darf nämlich nicht verkannt werden, daß die Sägeindustrie in den letzten vier Jahren unter allen anderen Industrien insofern eine Sonderstellung eingenommen hat, als sie von einigen höchst wichtigen Ereignissen berührt wurde, die mit der allgemeinen Stabilisierungskrise teils gar nicht teils nur sehr entfernt in Verbindung standen F a l k , Der deutsche Holzmarkt.

5

66 und eine grundlegende Wandlung ihrer Rohstoffverhältnisse zur Folge hatten. Einmal ist der Import auf den Binnenwasserstraßen stark zurückgegangen, worüber Tabelle 3 im Tabelle 3. Es gingen per FIoB über die Grenze auf den Flüssen

1913 1000 1913 t

Memel . . . . Weichsel bzw. Netze . . . . Warthe . . . Elbe . . . . Sonstige . . . Insgesamt . .

100

im Jahre 1924 1925 1000 1913 1000 1913 t t 100 100

694

% 100

496

100







100 100 400

182 6 237

219 21 1426

28 21

% 4

4,3 83 28,6 16,6

1926 1913

1000 t

% 2,8

8

35 7,1 75 173 7,9 31 147,6 333 23,3

35 52 112 16 223

19

100

%

1,1 7,1

51,1 76,2 15,6

einzelnen unterrichtet. Das fast völlige Darniederliegen der Flößerei auf der Memel hat seinen Grund in den polnischlitauischen Wirren, in deren Verlauf Litauen den Export aus Polen und damit den Transitverkehr nach Deutschland anfangs de jure, später de facto gesperrt hat. Damit sind wir von unserer ergiebigsten ausländischen Holzkammer, die 1913: 30,5% unseres gesamten Nadelrundholzimportes lieferte, abgeschnitten worden. Der Rückgang der Floßimporte im Bereich des Stromgebiets der Weichsel beruht darauf, daß der Antransport bis zur Grenze über Entfernungen geht, deren zeitliche Überbrückung ein Jahr, im Falle ungünstiger Wasserverhältnisse gar zwei Jahre dauert; derartig langfristige Investitionen sind bei dem heutigen Zinsniveau und der Ungewißheit über die Gestaltung des Marktes in so weiter Zukunft aber nicht tragbar. Sodann ist eine Umschichtung im Verbrauch der deutschen Nutzholzernte eingetreten (s. Tabelle 1). Bei der diesbezüglichen Berechnung wenden wir ein indirektes Verfahren an. Wir gehen davon aus, daß nur ein Teil des Nutzholzes gesägt werden und daher das Sägeholzprozent am Nutzholz eine gewisse Höhe nicht überschreiten kann 1 ). !) Es darf nicht übersehen werden, daß unter dem forststatistischen Begriff „Nutzholz" auch Stangenholz und nach Raummaß vermessene Abschnitte von bis herunter zu 1 m Länge fallen, sofern sie nur eine gewisse Minimalstärke aufweisen. Solches Holz kann aber keineswegs gesägt werden.

67 Wird das Sägeholzprozent also sehr hoch, so bleibt nur die Annahme übrig, daß die Nutzholzernte zu niedrig geschätzt, das Sägeholzprozent also dementsprechend überhöht ist. Danach ergibt sich, daß die Annahme, die Ernte habe 25/26 den Vorkriegsstand erreicht, eine Minimalschätzung ist. Würden wir die heutige Erzeugung geringer einschätzen, so würde das Sägeholzprozent einen noch höheren als den schon fast unvorstellbaren Stand von 7 9 % erreichen 1 ). Unter Zugrundelegung dieser Annahme ergibt sich, daß die ganz gewaltigen Holzmengen, die vom Bergbau und Papierholz verarbeitender Industrie freigesetzt worden sind und im wesentlichen der Sägeindustrie zugute gekommen sein müssen, den Ausfall an importiertem Rundholz überreichlich kompensiert haben. Zwischen beiden Quellen der zusätzlichen Belieferung besteht aber ein großer Unterschied. Während die Umstellung der Papierholz verarbeitenden Industrie im wesentlichen auf günstigen Einkaufsverhältnissen im Ausland beruht, die jederzeit wieder umschlagen können, ist sie im Bergbau eine dauernde Folge der Rationalisierungsaktion. Man kann also rechnen, daß letztere der Sägeindustrie zu einer Verbreiterung ihrer heimischen Rohstoffbasis um den ansehnlichen Satz von zirka 2 2 , 5 % verholfen hat, und daß dieser nur um so viel schwanken wird, als die Kohlenförderung zu- oder abnimmt 2 ). Insgesamt stand an Nadelrundholz also zur Verfügung: 1913 Rundholz eigener Ernte. Rundholz aus Import

. . . Sa.

15,438 Mill, fm 3,785 „ „ 19,233 Mill, fm

1925/26 19,674 Mill, fm 1,980 „ „ 21,654 Mill, fm 1 )

wobei der Durchschnitt der Jahre 1925—26 als Normaljahr gelten mag; zu diesen Ziffern treten noch etwa je ca 3y 2 Mill. fm. Laubrundholz aus heimischem Einschlage und einige *) Die Erläuterungen zu Tabelle 1 müssen genau beachtet werden. Nach den Berechnungen von Linke, S. 69 und ff. wird der größte Teil des Grubenholzes im Kohlenbergbau konsumiert. 3 ) In diesen Ziffern ist der Bedarf der Schwellenindustrie und der sonstigen Rundholz verarbeitenden Industrien mit enthalten, dessen Aussonderung unmöglich ist. E s ist aber mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß die Schwellenindustrie heute dem Binnenmarkt einige 100 000 fm mehr entnimmt als früher, so daß der Mehrverbrauch der Sägeindustrie in Wirklichkeit geringer ist, als er in der Aufstellung erscheint. 2)

68 100 000 fm. aus Import, die in der Aufstellung nicht berücksichtigt werden konnten, das Bild aber nur unerheblich beeinflussen. Nun ist aber zu berücksichtigen, daß der Rundholzimport ab Mitte 1925 mit Beginn des polnischen Zollkrieges einen gewaltsamen Auftrieb erfahren hat, da die Schnittholzeinfuhr stark kontingentiert und Deutschland, Tabelle 4. Einfuhr aus Polen in 1000 t. im Jahre Zufahrtswege

1924 Rdh.

1925 1926 Schtt. Rdh. Schtt. Rdh. Schtt.

21

Netze Warthe Nogat









Sa. per Floß 21 per Waggon 104 Insgesamt —

— —

35 75 5 115 282

204



35 52 3 90 590



337



163

— — —

— — —

Einfuhr aus Polen in 1000 fm resp. cbm. im Jahre 1924 1925 1926 Rdh. Schtt. Rdh. Schtt. Rdh. Schtt.

Zufahrtswege

per Floß per Waggon Insgesamt

35 130 165



340

192 352 544



562

150 738 888



272

Einfuhr aus Polen, umgerechnet in 1000 fm Rdh. Bearbeitungszustand rund geschnitten Sägeholz überhaupt

1926

. . . .

— — —

165 486 651

im Jahre 1924 — — —

544 802 1346

1925 — 888 — 388 — 1276

das polnisches Holz nicht entbehren kann, so gezwungen wurde, letzteres in Form von Rundholz zu importieren (s. Tabelle 4). Angesichts der industriefreundlichen Binnenpolitik Polens, die schon zur Erhebung von Rundholzausfuhrzöllen geführt hat, und der günstigen Arbeitsbedingungen jenseits der Grenze ist jedenfalls damit zu rechnen, daß der Rundholzimport aus Polen alsbald mit Abschluß eines Handels-

69 Vertrages zu Gunsten des Schnittholzimports außerordentlich sinken wird *). Weiterhin ist in Rechnung zu stellen, daß der Einschlag 1925 infolge des Eulenfraßes und wahrscheinlich bis 1926 infolge des Geldbedürfnisses der Privatwaldbesitzer die Vorkriegsziffer wesentlich überstiegen haben muß 2), also auch von dieser Seite eine Einschränkung in der Belieferung erfolgen muß, die zwar in der obiger Aufstellung mit zugrunde liegenden Tabelle 1 berücksichtigt ist, nicht aber im Zusammenhang mit dem Problem der künftigen Gestaltung der Rundholzversorgung. In bezug auf sie kann man nur pessimistisch urteilen; es ist jedenfalls mit einer weiteren Verknappung der Rundholzdecke zu rechnen — es sei denn, daß die Memel wieder geöffnet wird 3 ). bb) Anders nimmt sich das Marktbild aus, wenn man die einzelnen Käufertypen betrachtet. Dann wird die Rundholznot zum Anlaß wilder Preiskämpfe, die erst zur Ruhe kommen, wenn die konkurrierenden Kaufwerber niedergerungen sind und Bedarf und Deckung ihr Gleichgewicht gefunden haben. Dieses Gleichgewicht stellt sich in A r erschiedenen Höhenlagen ein. Wir sahen, daß die Zwecke, welche die Säger beim Rundholzkauf verfolgen, sehr verschieden sind; dem Gelegenheitssäger bedeutet er die Möglichkeit zur künftigen Mitnahme eines vielleicht entbehrlichen Nebenverdienstes, dem Auch-Säger einen unentbehrlichen Rohstoff, dem Nur-Säger und Verleger das Geschäft schlechthin. Wir sahen weiter, wie sich diese Käufer konkurrenzfähig halten; der Gelegenheitssäger, indem er sich von der Fiktion, keine Unkosten zu haben, leiten läßt, der AuchSäger, indem er für seine Handelsware falsche Verrechnungspreise ansetzt, der Nur-Säger, indem er am besten disponiert, daneben auch vielfach direkt an Konsumenten zu Konsumentenpreisen liefert. Wir sahen schließlich, daß die Kurve des Rundholzbedarfs in der genannten Reihenfolge der Käufer ansteigt. Nunmehr können wir uns von der Gleichgewichtslage eine genauere Vorstellung machen. *) Inzwischen ist ein Holzabkommen getroffen und nach Unterbrechung wieder prolongiert worden. Die geschilderte Entwicklung hat tatsächlich Platz gegriffen. s ) In der Deutschen Tageszeitung vom 7. 4. 1926 wird in einem von einem Fachmann geschriebenen Artikel der Mehreinschlag mit 9—10 Mill. fm Rundholz angegeben. Dieses Plus erscheint allerdings phantastisch. 3 ) Ende 28 war dies noch nicht geschehen. In diesem Jahre wurde daher bei leichtem Überschreitem des Vorkriegshandels doppelt so viel Schnittholz wie Rundholz eingeführt, während das Verhältnis 1913 nur y 2 : y 2 war.

70 Maßgebend für die Rundholzpreise sind in erster Linie diejenigen Preise, die der Nur-Säger für sein Schnittholz erzielt. Bei gegebenem Schnittholz-Preisniveau kann der Nur-Säger wie auch der Verleger nicht über einen bestimmten Rundholzpreis hinausgehen. Hier wird ihm seine kaufmännische Überlegenheit zum Verhängnis. Auch-Säger und Gelegenheitssäger, die beide keine rechte Vorstellung von der Marktlage haben, pflegen ihn nämlich in Anerkennung seiner größeren Dispositionsfertigkeit grundsätzlich zu überbieten. Sie argumentieren, daß sie unter allen Umständen um so viel mehr bieten können, als sie an Unkosten weniger bzw. an fiktiven Zwischenhandels- und realen Weiterverarbeitergewinnen mehr haben als jener. Infolgedessen sind Auch-Säger und Gelegenheitssäger im Einkauf die Überlegenen ; erst wenn sie ihren Bedarf gedeckt haben, können die anderen kaufen. Gleichgewicht zwischen Bedarf und Deckung tritt also, von oben nach unten fallend, in verschiedenen Preislagen ein. Die Preisbildung kompliziert sich noch dadurch, daß die führende Schicht der Käufer ihre Preisvorstellungen nicht auf Grund der jeweils geltenden Schnittholzpreise gewinnt, sondern an Hand der voraussichtlichen Marktlage in dem der Einkaufskampagne folgenden Sommer. So erklärt sich, daß im Winter die Relation zwischen Rund- und Schnittholzpreisen stark zuungunsten der letzteren beeinträchtigt wird — ein Phänomen, das die Fachpresse Jahr für Jahr ausgiebigen Erörterungen unterzieht. Die Deckungsquote der einzelnen Käufer wird indessen verschieden hoch ausfallen. Würden die Kleinen unbeschränkt bieten können, so würde den Großen überhaupt kein Holz bleiben. Hier greifen die Kapitalverhältnisse entscheidend ein, die wir im ersten Abschnitt dargestellt haben. Die größere Kreditwürdigkeit der Nur-Säger und Verleger, ihre größere Kapitalkraft und die Qualität ihrer Bankverbindung sind der Anlaß, daß sie nicht nur überhaupt Holz erhalten, sondern relativ das Vielfache dessen, was die Kleinen kaufen können. Die Deckungsquote ist am größten beim Nur-Säger und Verleger, sinkt in großem Sprunge zum Auch-Säger und von dort — weit weniger steil — zum Gelegenheitssäger. Diese quantitativen Abstufungen stehen in engster Beziehung mit unseren früheren Ausführungen über Betriebsverhältnisse sowie Grad und Elastizität der holzr wirtschaftlichen Interessen der einzelnen Käufer. Von deren Standpunkt aus gesehen sind die Marktverhältnisse also komplizierter, als in der allgemeinen Rundholznot zum Ausdruck kommt. Man leidet unter ihr eben

71 in sehr verschiedenem Maße, und zwar heute in viel verschiedenerem als in der Vorkriegszeit. Die neuartige Differenzierung der Käuferschaft nach ihrer Kreditwürdigkeit, welche die Staatsforstverwaltungen eingeführt haben, das Bemühen der Nur-Säger und Verleger um die Verbreitung richtiger Kalkulationsmethoden unter ihren an der alten Schlamperei festhaltenden Kollegen, der größere Geschäftswille und manches andere hat hierzu beigetragen. Gerade weil heute hinter dem Einkauf Momente stehen, die sich nicht sämtlich im Preisgebot durchsetzen können, ist die Einkaufskonkurrenz so viel lebhafter und die Spanne zwischen den für noch tragbar gehaltenen Maximalgeboten so viel größer geworden, gerade deshalb ist das Verständnis des einen für die Lage des anderen verloren gegangen. Erblickt der Nur-Säger und Verleger in den Geboten seiner Konkurrenten Preistreiberei, so der Auch-Säger und Gelegenheitssäger in dem bloßen Auftreten der anderen auf den Verkaufsterminen. Da sich das Schwergewicht des Rundholzgeschäftes, soweit die Großunternehmungen in Frage kommen, in den Nachkriegsjahren vom Import- auf den Binnenmarkt verschoben hat, was nicht so sehr in der Verschiebung der Quoten, mit denen beide an der Versorgung der Sägeindustrie beteiligt sind, zum Ausdruck kommt als in der Tatsache, daß der Importeur im Ausland auf alle möglichen Hindernisse stößt, die er nicht aus dem Wege räumen kann, ist auch er gezwungen, sich stärker im innerdeutschen Geschäft zu betätigen und erscheint deshalb als neuer Konkurrent. Fraglos hat es zur unnötigen Verschärfung der Situation beigetragen, daß die Mehrzahl der Säger — und nicht nur die kleineren! — über diese Wandlung in Unkenntnis sind. B. Die Parteien. Die Machtverhältnisse sind außer von der Relation zwischen Bedarf und Deckung, einer Größe, deren Höhe letztlich von Produktionsmöglichkeit und Konsumtionsgewohnheit abhängt, von gewissen strukturellen Eigenheiten der Unternehmerschaft bedingt. Diese Eigenheiten sind originäre oder modifizierte Züge der allgemeinen Unternehmerpsychologie und teils im Unternehmertyp, teils in seiner wirtschaftlichen Gesamtpersönlichkeit begründet. In Ihrer Zusammenwirkung entscheiden sie, ob, wie weit und in welcher Form die Unternehmer mit- oder gegeneinander stehen und welcher Mittel sie sich im Wirtschaftskampf

72 bedienen; anders ausgedrückt: wie sich die Parteibildung vollzieht und die Parteien einander bekämpfen. Schon die Gliederung der Unternehmerschaft, wie wir sie im ersten Abschnitt vorgenommen haben, war in gewisser Hinsicht eine Konstituierung von Marktparteien — nämlich wenn wir unter letzteren Ansammlungen je mehrerer durch Gemeinsamkeit ihrer leitenden Wirtschaftsideen verbundener Unternehmer verstehen; als solche lernten wir z. B. kennen: beim Privatwaldbesitzer die Erwerbsidee, bei der Staatsforstverwaltung die Idee des Interessenausgleichs, beim Verleger die Idee der Freizügigkeit, beim Auch-Säger die Idee der Autarkie usw. Es fragt sich nun aber: erstens, ob es in der Wirklichkeit unter ihrem Einfluß zu parteiartigen Zusammenschlüssen kommt und zweitens, wenn und soweit dies der Fall ist, ob umfassendere Ideen wirksam sind, die jene Parteien zu größeren Einheiten verschweißen; dabei denken wir in erster Linie an die Anbieter und Abnehmer, in die wir die Unternehmerschaft bisher gewissermaßen mechanisch gegliedert haben. Da in der Partei gemeinsame Arbeit geleistet wird und die Angelegenheiten, die ihr übertragen werden, dem einzelnen Unternehmer gleichzeitig entzogen sind, spitzt sich das Parteiproblem in letzter Konsequenz auf ein Organisationsproblem zu: freie oder gebundene Wirtschaft. Es gibt eine ganze Reihe von Fragen, die den Markt nur mittelbar beeinflussen, wie die Lohnpolitik, teils auch kraft autoritativen Zwanges geregelt sind, wie das Tarifrecht und die Sozialversicherung, andere, die für verschiedene Landesteile je nach ihrer geographischen Lage zu Produktionsbzw. Konsumgebieten verschiedene Bedeutung haben, wie die Frachtpolitik, weitere, bei denen das gleiche je nach ihrem Charakter als Handels-, Produktions- oder Verarbeitungszentren für die Außenhandelspolitik zutrifft usw. In derartigen Fällen ist sehr häufig die Gesamtunternehmerschaft in Interessengleichheit verbunden und tritt geschlossen einem Gegner entgegen, der in die Untersuchung nicht einbezogen zu werden braucht. Z. B. wehrt sich die Unternehmerschaft gegen die öffentliche Hand in ihrer Eigenschaft als Forderer von Abgaben und als Regeler gewisser Betriebs- und Rechtsangelegenheiten; ebenso bekämpft sie geschlossen die Tarifpolitik der Reichsbahn und tritt für allgemeine Ermäßigung der Holztarife ein. Aber um die einzelnen Maßnahmen der Tarifsenkung entstehen schon Streitigkeiten; beispielsweise wünschen alle Unternehmer eines gewissen Produktionsgebiets die Erstellung von Sondertarifen nach gewissen Absatzgebieten und stoßen damit auf

73 den Wiederstand der Waldbesitzer, Säger, Verleger und Importeure aus einem anderen. Alle derartigen Angelegenheiten lassen wir außer Betracht. Wir beschränken uns, der Ausrichtung der Untersuchung gemäß, auf diejenigen, die den Markt unmittelbar betreffen. 1. Parteien beruhen indessen nicht nur auf irgendwelchen Ideen, sondern auch auf der Disposition des einzelnen für Zusammenarbeit. Gerade dieses Moment ist für unsere Untersuchung von ausschlaggebender Bedeutung. Man sollte eigentlich annehmen, daß die von den Umständen weniger begünstigten Unternehmer alles daran setzen, die Mißlichkeit ihrer Lage zu mildern. Ganz zweifellos haben sich auch bei den Abnehmern Gedanken eingefunden, die eine treffliche Basis für Gemeinschaftsarbeit abgeben; sie finden auch allgemein Widerhall; aber praktisch bleiben sie wirkungslos, weil der Einzelne zwischen den in ihnen verkörperten Zielen und seinen eigenen Wünschen nicht den rechten Einklang schaffen kann. Diese Momente, welche durch ihr gleichzeitiges Wirken alle Einzelheiten der Parteibildung bestimmen, sind entweder der Wirtschaftsgesinnung der Unternehmer oder ihrer Rücksichtnahme auf die Anforderungen der Unternehmung eigentümlich. a) Der hervorstechendste und in Anbetracht der Weitläufigkeit der Diskussion über das Problem der Wirtschaftsverfassung auch bedeutungsvollste Zug der Gesinnung des Unternehmers ist seine Einstellung zu der Frage: freie oder gebundene Wirtschaft. Wie unsere Unternehmer über sie denken liegt auf der Hand. Auch-Säger, Gelegenheitssäger und das Gros der Privatwaldbesitzer kann sich für keine andere als die in der Holzwirtschaft herrschende freie Organisation entscheiden, denn für eine andere fehlt ihnen jedes Verständnis. Die Ereignisse der letzten Jahre haben hinreichend bewiesen, daß im Zeitalter des Spätkapitalismus nur von Männern ganz großen Formats Gemeinschaftsarbeit geleistet werden kann, und solche Männer finden sich unter den genannten Unternehmern überhaupt nicht. Man braucht nur zu bedenken, daß sich „die Wirtschaft" für sie im Umkreis von wenigen Kilometern abspielt, um zu sehen, daß sie für wirtschaftliche Zusammenhänge größeren Stils kein Verständnis haben können. Weniger radikal gegen Gemeinschaftsarbeit ist die Stimmung bei den Staatsforstverwaltungen; allein man ist hier mit zu vielen Imponderabilien belastet, um sich zu einer eindeutigen Stellungnahme durchringen zu können. Die einzigen Unternehmer, die sich in gewissem Grade für gebundene Wirtschaft einsetzen, sind die großen Säger und die sehr häufig mit ihnen in Personal-

74 union verbundenen Verleger; die ganze Artung des Verlagswesens im Rund- und Schnittholzgeschäft, die keineswegs als Übergangserscheinung gewertet werden darf, zeigt ja, von welchem Geist es durchdrungen ist. Mag der verlegte Säger den Lohnschnitt auch als Notstands- oder Gelegenheitsgeschäft ansehen — in den Augen des Verlegers ist er ein Ansatz zur Höherbildung der ganzen Holzwirtschaft mit dem Ziel der Konsolidierung der Verhältnisse auf Basis einer freundschaftlichen Verständigung über die Arbeitsteilung. In dieser Beziehung ist dem Lohnschnitt die in Süddeutschland weit verbreitete Bevorschussung der Gelegenheitssäger gleich zu setzen, die überdies den Vorteil hat, seitens der Vorschußempfänger seit langem als normales Geschäft betrachtet zu werden. Die gefühlsmäßige Ablehnung jeder Bindung, wie sie beim Gros der Säger vorherrscht, findet eine Stütze in dem niedrigen Niveau ihrer kaufmännischen Bildung. Es ist wohl kaum anzunehmen, daß z. B. die Kartellfreundlichkeit, die heute zu beobachten ist, ausschließlich aus theoretischen Überlegungen oder Stimmungsmomenten geboren ist; sie scheint vielmehr in rein rechnerischen Erwägungen begründet zu sein. Auch-Säger und Gelegenheitssäger, die nicht einmal imstande sind, die Vorgänge in ihrem eigenen Unternehmen hinreichend exakt zu erfassen, sind aber überhaupt nicht fähig, dahingehende Kalkulationen anzustellen. Damit entfällt für sie der Zwang, unter dem gegebenenf alles Stimmungen der wirtschaftlichen Notwendigkeit weichen müssen. Eine starke Stütze findet der Individualismus dieser Säger auch in der Verwurzelung in ihrem Lebenskreise. Als Unternehmer müssen sie ihre Geschäftsgepflogenheiten denen ihrer kaufmännischen Nachbarn anpassen. Es geht nicht an, daß sie in ihren klein- und mittelstädtischen Arbeitsgebieten, die von den großen Organisationstendenzen der Gegenwart kaum noch erfaßt sind 1 ), das individualistische Prinzip durchbrechen. Wenn sie so handelten, um eine an sich schon starke Position noch weiter zu befestigen, wie es z. B. die Besitzer von Zementwerken mit ihren Kartellen tun, würden sie wohl bei den Unternehmerkollegen Verständnis erhoffen dürfen; nach Lage der Dinge wäre die Aufgabe der Willensfreiheit aber gleichbedeutend mit dem Eingeständnis, dem Waldbesitz unterlegen zu sein. Will er sich also nicht isolieren, so muß er jeden Schritt vermeiden, der Diesen Zusammenhang zwischen Wirtschaftssystem und städtischer Entwicklung betont besonders Sombart u. a. II, 2 im Kapitalismus, II, 2, S. 62/63.

75 in seiner Umgebung den Anschein erwecken könnte, daß Dritte auf seine Handlungen Einfluß haben. Neben der Einordnung in die Wirtschaftsauffassung des Milieus ist ein weiterer Tatbestand zu nennen, der schon in anderem Zusammenhang Erwähnung gefunden hat: das soziale Machtstreben. Selbst wenn die Momente, die wir als jeder Bindung hinderlich angeführt haben, in entgegengesetzter Richtung wirken würden, wäre dies eine wohl kräftig genug, ihre Durchführung zu vereiteln. Solange nämlich die soziale Geltung, das Ansehen im Gemeindeverband, in der Unternehmervertretung, im Berufsverein usw. weniger vom Reichtum als von der Zahl der Arbeiter, die man beschäftigt, d. h. in letzter Linie vom Kapital abhängt, solange sich also in diesen Gemeinschaften die Macht nicht in der abstrakten Vermögensgröße, sondern in ihrer praktischen Betätigung repräsentiert, so lange kann der Säger im Einkommenszuwachs, der ihm aus neuartiger Wirtschaft etwa erwachsen würde, kein Äquivalent für die Einschränkung seiner Freiheit erblicken. Die letztgenannten drei Momente verlieren beim NurSäger und Verleger fast ganz an Bedeutung, denn diese leben in einem rationell denkenden Milieu und nehmen ihre Handlungen unter dem Gesichtspunkt höchster wirtschaftlicher Zweckmäßigkeit vor. Ihre Neigung, Verständigung an die Stelle der freien Konkurrenz zu setzen, kann von Momenten rationaler Natur also nur gefördert werden. b) Der zweite Umstand, der die Parteibildung des näheren bestimmt, ist von der Psychologie des Unternehmers unabhängig. Ist das Unternehmen erst einmal da, so stellt es aus sich heraus Anforderungen, denen der Leiter zwangsläufig nachkommen muß. Diese Anforderungen können so geartet sein, daß sich der Unternehmer ihrer Selbständigkeit nicht bewußt wird; dieser Fall tritt ein, wenn gewisse von der Unternehmung vorgeschriebene Handlungen mit Intentionen des Unternehmers zusammenfallen. Sie können seinen eigenen Wünschen aber auch zuwiderlaufen, so daß sich zwischen Wirtschaftsgesinnung und Wirtschaftsführung Widersprüche bemerkbar machen. Uns unterlaufen beide Fälle. aa) Das Lebensrecht der Unternehmung äußert sich am stärksten im Anspruch auf die Wahrung ihrer Integrität. Es kann erzwingen, daß der Unternehmer Handlungen wider bessere Einsicht vornimmt, zum Beispiel in Krisenzeiten die Fabrikation mit Verlust fortführt. Solche Verhältnisse liegen in der Sägeindustrie vor. Der Auch-Säger, die verbreitetste Art des Sägers, arbeitet, wie man unterstellen muß,

76 dauernd mit Unterbilanz. Warum zieht er hieraus nicht die Konsequenzen und stellt den Sägewerksbetrieb ein ? Hierauf ist nur eine Antwort möglich: weil sein Gesamtunternehmen es nicht zuläßt. Vergegenwärtigen wir uns dies am Beispiel des kleinstädtischen Bauunternehmers, dessen Unternehmung die Betriebsabteilungen: Sägerei, Holzbearbeitung, Zimmerei und eigentlicher Baubetrieb umfaßt. Gesetzt, er legt das Sägewerk still. Dann fehlt ihm zunächst die Betriebskraft für die Abteilung Holzbearbeitung, sodann der Rohstoff für die Abteilung Zimmerei; die Beschäftigung der letzteren ist damit von der Pünktlichkeit und Korrektheit abhängig, mit der die Schnittholzlieferanten ihren Verpflichtungen nachkommen. Weiterhin: Tritt während der Bauperiode schlechtes Wetter ein und ist Rundholz vorhanden, so können die Zimmerleute als Gatterschneider beschäftigt werden; ist das Rundholzlager aber leer, so wird die kontinuierliche Beschäftigung der Belegschaft unterbrochen. Schließlich gefährdet die Aufgabe des Sägereibetriebes die ganze Kapital- und Kreditdisposition. Hierzu kommt noch eine ganze Reihe allgemeinwirtschaftlicher Umstände, welche den eigenen Einschnitt als angebracht erscheinen lassen, vor allem die Bequemlichkeit, im Bezug eines wichtigen Materials unabhängig zu sein. Nun könnte man argumentieren, daß alle diese Punkte sich irgendwie in Preisen ausdrücken lassen und Erwägungen veranlassen müßten, ob die Aufrechterhaltung des Sägereibetriebes zweckmäßig sei. Indessen: hier stoßen wir auf die sachliche Parallele zu dem, was wir oben über die Kalkulationsfähigkeit des Auch-Sägers ausführten. So wenig bei ihm die Rechenhaftigkeit entwickelt ist, so wenig in seiner Unternehmung das Rechnungswesen; ein höherer Stand desselben wäre geradezu stilwidrig. Die exakte Zahl ist hier von sinnfälligen Tatbeständen verdrängt. Wirtschaftsgesinnung und sachlich bedachte Wirtschaftsführung wirken also in gleicher Richtung; beide sind jeder Bindung feindlich. Anders ist es beim Verleger. Sein Geschäft erfordert, daß Rundholz an jedem Ort gekauft werde, sofern die anzulegenden Preise annehmbar sind. Hierin besteht ein großer Gegensatz zwischen der Sägewerks- und Verlagsunternehmung, ohne dessen Erkenntnis alle Vorgänge auf dem Holzmarkt unverständlich bleiben müssen. Da Holz nämlich Gewichtsverlustmaterial ist — im Schnittholz sind nur rund 50% des Rundholzgewichts enthalten — und der Gewichtsverlust frachttechnisch nicht mehr auszugleichen ist, darf sich die Sägeunternehmung nur mit Rundholz

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aus den allernächsten Waldungen eindecken. Die Verlagsunternehmung ist dagegen frei; sie kann kaufen, wo sie will. Damit übt sie die Funktion der Preisnivellierung aus. Da der Verleger in Anbetracht seiner höherer Belastung mit Gestehungskosten aber nur dort zum Kauf kommen kann, wo die Preise unter dem üblichen Marktpreis stehen, kann diese Nivellierung immer nur nach oben hin erfolgen. Wie man auch diese Tätigkeit beurteilen will — keinesfalls ist sie mit seiner Gesinnung zu vereinbaren, denn sie verstößt gegen seinen Wunsch, die Einkaufsverhältnisse im Wege der Verständigung zu bereinigen; in Süddeutschland liegen die Dinge freilich anders. Demnach ist einer der beiden Rundholzkäufer, die eine Konsolidierung der Verhältnisse betreiben wollen und kraft ihrer Persönlichkeit auch könnten, und zwar derjenige, der in weniger starre Interessen gefesselt ist, gerade seiner Beweglichkeit wegen an der Durchführung seiner Absichten verhindert. bb) Auch auf Seiten der Waldunternehmung machen sich Gegensätze bemerkbar. Auch hier gibt es einen Unternehmer — den Privatwaldbesitzer — der sein Unternehmen so führen kann, wie es seiner Gesinnung entspricht, und einen anderen — die Staatsforstverwaltung — dessen persönliche Anschauung den Erfordernissen der Unternehmung zuwider ist. Aber während sich sonst der Unternehmer den Notwendigkeiten des Unternehmens beugt, ist hier das Gegenteil der Fall; die Gesinnung behauptet sich auf Kosten der letzteren. Das Beispiel der Außenhandelspolitik möge den Sachverhalt erläutern. An sich haben die Staatsforstverwaltungen dasselbe Interesse an Holzzöllen wie die Privatwaldbesitzer, und man sollte annehmen, daß dieses Interesse unter dem gegenwärtigen System des Finanzausgleichs von der Regierung besonders beobachtet wird, denn hohe Holzzölle bedeuten hohe Holzpreise im Inland und somit verstärkte Ausnützung einer der wenigen der Hoheit der Länder verbliebenen Einnahmequellen. Trotzdem stehen einige Forstverwaltungen mit Preußen an der Spitze den Bestrebungen auf Erhöhung der Zölle ablehnend gegenüber; man sagt sich, daß man der Käuferschaft eine solche Belastung nicht zumuten könne, vielleicht auch — aber dieses Argument spielt u. E. keine sehr große Rolle — daß der Effekt der Zollerhöhung nicht voraussehbar sei, weil durch die mit ihr verbundene gesteigerte Anforderung an die Kapitalkraft der Käufer ein großer Teil derselben zu schwach werden würde, um sich noch betätigen zu können, die Konkurrenz also sänke und infolgedessen die Auswirkung auf die Preise fraglich, die Vernichtung

78 vieler Existenzen aber sicher sei. Es siegt also der Gedanke des Gemeinwohls. 2. Parteigebilde. a) Die Eignung der Unternehmer zur Zusammenarbeit erweist sich also als recht bescheiden; weder Wirtschaftsgesinnung noch Wirtschaftsführung lassen die Existenz fester Parteigefüge vermuten, die über die einzelnen Unternehmertypen hinausgreifen. Aber selbst deren Vorkommen ist beschränkt, denn gewisse Unternehmer halten sich grundsätzlich von gemeinsamer Arbeit auch mit ihresgleichen fern. Dies gilt für Auch-Säger und Gelegenheitssäger, die angesichts der Enge ihres Arbeitsbezirkes auf keine Angelegenheiten stoßen, die sich nicht selbständig regeln könnten; für größere aber, die sie nur mittelbar betreffen, bringen sie kein Interesse auf. Auch die Staatsforstverwaltungen handeln so. Bei allen dreien ist die leitende Wirtschaftsidee jeder Parteibildung abhold. b) Als Partei bildende Elemente bleiben Privatwaldbesitzer, Verleger und Nur-Säger übrig. Sie schließen sich auch tatsächlich zu Gemeinschaften zusammen, die eine Regelung der Marktverhältnisse anstreben. Zwei Arten sind zu unterscheiden: faktische Zusammenschlüsse, Kampfgemeinschaften, die ihr eigenes Leben in der Öffentlichkeit führen und etwa den politischen Parteien vergleichbarsind; sodann ideelle Gemeinschaften, die latent vorhanden sind, aber nur zeitweise in Erscheinung treten; sie gleichen etwa den Konstellationen, die sich in politischen Körperschaften bei der jeweiligen Abstimmung über einzelne Anträge ergeben. Während die faktischen Zusammenschlüsse bei allen genannten Unternehmern vorkommen, sind letztere auf Verleger und Nur-Säger beschränkt. Die nachfolgenden Ausführungen beziehen sich, auch wenn allein vom NurSäger die Rede ist, immer auch auf den Verleger; dies rechtfertigt sich, weil ihre Interessen in den zu nennenden Punkten solidarisch sind. aa) Die wichtige ideelle Gemeinschaft ist diejenige, die für den Gedanken einer Beschränkung der Rundholznachfrage auf die wirtschaftlich Kräftigsten eingenommen ist. Das einfachste Mittel hierzu erblickt sie in der Verschärfung der staatlichen Zahlungsbedingungen, und zwar entweder in der Verengung des Kreises der Banken, deren Giro als Bürgschaft zugelassen ist, oder in der Verkürzung der Zahlungsfristen x). Ersteres würde dazu führen, !) Die Pr. Staatsforstverwaltung ist allerdings der Meinung, daß die Nichtbarzahlung vor allem den größeren Unternehmen Vorteile gebracht hat, weil den kleineren „von jeher die Möglichkeit fehlte,

79 daß die klein- und mittelstädtischen Unternehmer zur Aufgabe der Geschäftsverbindung mit ihrer Bank gezwungen, in ihrer Kreditbeschaffung also beengt sein würden, letzteres das radikaler wäre, dazu, daß die Borgwirtschaft allgemein beschränkt und der Einkauf in stärkerem Maße auf die eigenen Mittel begrenzt sein würde, wovon wiederum die Großen und Größten profitieren würden; denn im Effekt liefe es sich auf die Angleichung der staatlichen Bedingungen an die des Privatwaldbesitzers hinaus, bei dem der kleinere Säger nicht kaufen kann. Von beiden Mitteln verspricht man sich außer der Milderung der Konkurrenzverhältnisse nicht nur die Ausschaltung gerade derjenigen Unternehmer, welche die wildesten Preistreiber am Rundholzmarkt sind, sondern auch eine Bereinigung und Stabilisierung des Schnittholzmarktes, weil mit ihnen die am wenigsten kapitalkräftigen Abgeber verschwänden, deren geringe Übersicht über den Markt jede Krise unnötig erschwert. Grundsätzliche Befürworter einer solchen staatlichen Verkaufspolitik sind die Verleger und Schnittholzhändler; die Auffassung der Nur-Säger ist geteilt. Eine weitere ideelle Gemeinschaft wünscht die Verarbeitung des Rundholzes auf die standortsmäßig am günstigsten gelegenen Werke beschränkt zu sehen und bekämpft deshalb jede Tarifermäßigung, die dem Rundholz gegenüber dem Schnittholz eingeräumt wird. Theoretisch wäre diese zwar erst dann wirksam, wenn Rundholz um etwa 50% billiger fahren würde als Schnittholz, denn erst dann wären die Trocknungs- und Schnittverluste ausgeglichen 1 ); solche Ermäßigungen wurden indessen in Deutschland nie gewährt. Praktisch zeitigen aber schon geringe Detarifierungen wie die heutige von 9 % spürbare Auswirkungen auf den Rundholzmarkt. Grundsätzliche Befürworter der Detarifierung sind außer den Waldbesitzern alle Sägewerksbesitzer, deren Werke ungünstig zu Rohstoffgebieten liegen, grundsätzliche Gegner diejenigen, die günstige Einkaufsgelegenheiten haben. Lokale Abgrenzungen können für diese Gemeinschaft ebensowenig gezogen werden wie für die erstere. Sicherheiten in irgendeiner Form zu stellen". S. Bericht über die 32. ord. H.-V. des Ostd. Vereins, S. 42. Es ist aber klar, daß, wenn das Geschäft erst einmal grundsätzlich auf Sicherheitsleistungen seitens Dritter aufgebaut ist, wie es zurzeit der Fall ist, diejenigen Unternehmungen im Vorteil sind, die die qualifiziertesten Sicherheiten zu beschaffen vermögen. 1 ) Alfred Weber unterläuft ein Versehen, wenn er nur die Sägespäne als Verlust in Rechnung stellt und demzufolge Holz zu den Materialien mit „relativ geringen Verlusten" rechnet. Industrielle Standortslehre im G. d. S., S. 65.

80 bb) Die faktischen Gemeinschaften zeichnen sich durch die Fülle ihrer Formen aus. Es gibt vertragsmäßig begründete und unbegründete, langfristig-planmäßige und kurzfristiggelegentliche, mit besonderen Organen ausgestattete und sie entbehrende Formen. Während die Zusammenschlüsse des Privatwaldbesitzers ganz überwiegend Rechtspersonen sind, ist in deren Vorkommen bei den anderen Unternehmern eine Ausnahme zu blicken; die Regel ist vielmehr der gelegentliche, form- und organlose Zusammenschluß. Die auf den Markt gerichteten Zusammenschlüsse der Nur-Sänger haben, wie sich aus der Zersplitterung des Holzmarktes mit Notwendigkeit ergibt, stets nur lokale Bedeutung. Ihr Zweck ist regelmäßig die M i l d e r u n g der R u n d h o l z n o t. Nach den Mitteln, mit denen man sie erreichen will, sind zwei Arten zu unterscheiden: Abwehrgemeinschaft und Angriffsgemeinschaft. Erstere wird von mehreren benachbarten Nur-Sägern zum Schutz gegen das Eindringen Fremder in ihr Einkaufsgebiet gebildet. Wieweit solche Abreden auf einzelnen Terminen getroffen werden, wieweit sie ihren Zweck erfüllen und wieweit mit ihnen Nebenabmachungen über die Verteilung des Holzes und die anzulegenden Preise verbunden sind, kann von Außenstehenden niemals beurteilt werden; daß dahingehende Versuche laufend gemacht werden, ist anzunehmen. Zu besonderer Bedeutung werden sie sich aber nie auswachsen können, weil ihr Vorkommen begrenzt ist. Sie haben nur dort Aussicht auf Erfolg, wo die ansässigen Unternehmer aus verkehrstechnischen Gründen, wie in Gebirgstälern, oder aus markttechnischen jeder fremden Konkurrenz so weit voraus sind, daß sie sich um den Preis verhältnismäßig geringer Gebotszuschläge halten können, deren Abgabe für Auswärtige beträchtliche Verluste einschließen würde, ihnen selbst aber nur geringe Mehrkosten verursacht. Wie wirksam eine bevorzugte Lage sein kann, zeigt sich darin, daß die beiden einzigen Ringe Deutschlands, die von längerer Dauer und öffentlich bekannt sind, sogar vor Gericht auftreten, der Obere und der Untere Murgtal - Ring in ihr begründet sind. Die markttechnische Überlegenheit einer Gruppe von Nur-Sägern, die eine gleiche Kampfesweise erlaubt, beruht darauf, daß eine etwaige überragende Qualität des Rundholzes nur von ihnen im Preise des Schnittholzes realisiert werden kann. Es handelt sich hier um die ganz wenigen Fälle, in denen Schnittholz weder gegen Besichtigung noch gegen Probelieferung noch schließlich gegen bindende Qualitätszusicherung gekauft wird, sondern einzig — in Übereinstimmung mit den skandinavischen Usancen —

81 auf „Abladung", d. h. den Namen der Lieferfirma hin. Tischlerholz, das aus ein- und demselben Rundholz, in ein- und derselben Bearbeitungsgüte auf dem Platz einer solchen Firma und dem einer anderen liegt, bringt bei ersterer im Verkauf stets einige Mark mehr. Notfalls muß ein NurSäger diese Vorzugsstellung auch mit erheblichen Kosten verteidigen, denn eine auch nur einmalige Nichtbelieferung eines Kunden oder die Lieferung einer ungewohnten Qualit ä t kann ihn seinen Ruf kosten. Dieser Sachverhalt wiegt schwer genug, um die Beteiligten zu Zusammenschlüssen zu bewegen. Sie sind nur in eng begrenzten Gebieten anzutreffen, die Spitzenqualitäten liefern und haben stets die Form loser, spontaner Vereinbarungen. Angriffsgemeinschaften können ein doppeltes Ziel verfolgen: den Beteiligten einen Anteil an der Monopolrente des Waldbesitzers zuzusichern oder die Verteilung von Einschlägen auf dem Wege freundschaftlicher Verständigung vorzunehmen. Der erste Fall ist derjenige, den die Waldbesitzer als Ring der Käuferschaft bezeichnen; er spielt in der forstwissenschaftlichen Literatur eine nicht unerhebliche Rolle. Die Geschäftstechnik besteht darin, daß auf Auktionen — bei Submission ist die Bildung solcher Ringe von vornherein nicht möglich, weil der Kreis der Bieter nicht feststeht —nach einem vor Beginn besprochenen System der Form halber Gebote abgegeben werden, die Bieter nach erteiltem Zuschlag unter sich weiter versteigern und die Mehrerlöse nach einem bestimmten Schlüssel teilen. Es liegt auf der Hand, daß solche Ringe in dem Maße seltener werden, als die Konkurrenz sich verschärft, sei es infolge Verdichtung des Verkehrsnetzes, sei es infolge gesteigerter Intensität des Wirtschaftswillens oder aus sonstigen Gründen. In der Wirklichkeit sind sie h e u t e deshalb — was übrigens von den Leitern der größten Staatsforstverwaltungen anerkannt wird — kaum noch anzutreffen. In Absprachen über die Verteilung der Rundholzernte ist das beste Mittel zu erblicken, die Rundholznot zu mildern. Sie sind auch vom volkswirtschaftlichen Standpunkt aus begrüßenswert, denn sie müssen unter allen Umständen kostensparend wirken, einmal, weil sie erlauben, den unwirtschaftlichen Transport von Rundholz auf ein Minimum zu beschränken, zweitens, weil sie auf die Dauer zu einer planmäßigen Kapitalinvestitionspolitik führen. Vom organisatorischen Standpunkt aus gesehen, stellen sie einen Höhepunkt dar. Eben deshalb sind sie bis heute ein unerreichtes Ideal der führenden Köpfe geblieben, trotzdem man sich seit Jahren viel Mühe gegeben hat, sie zu verwirklichen. F a l k , Der deutsche Holzmarkt.

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82 Schon lange vor dem Kriege hat sich der damalige Syndikus des Zentralverbandes von Vereinen deutscher Holzinteressenten für die Bezugskontingentierung eingesetzt1), und seither ist das Projekt nie eingeschlafen. Um jene Zeit erfolgte erstmalig die Gründung einer Einkaufsgenossenschaft in Mittelfranken; dieser Fall blieb jedoch vereinzelt, wie daraus zu schließen ist, daß auf der Tagung des deutschen Forstvereins im Jahre 1909, auf der das Thema ausführlich zu Sprache kam, keine weiteren Fälle namhaft gemacht werden konnten. Die Genossenschaft flog nach einiger Zeit wieder auf. In der Nachkriegszeit kam es mehrfach zur Bildung fester Interessengemeinschaften, deren bedeutendste die „Vereinigte Holzwerke Ostermann, Hering, Grumbt und Co. G. m. b. H." war. Sie betrieb neun Werke mit 76 Gattern, daneben noch drei Holzbearbeitungsfabriken, löste sich aber, gleich allen anderen ähnlichen Gebilden, im Verfolg der kreditpolitischen Situation der Stabilisierungsjahre wieder auf. Ein interessanter Versuch, die Rundholzfrage im größeren Stile zu lösen, wurde 1926/27 in Südwestdeutschland unternommen. Der dortige Fachverband der Sägeindustrie bereitete die Gründung einer „Ein- und Verkaufsvereinigung badischer und württembergischer Sägewerksbetriebe m. b. H." vor. Der Gesellschaftsvertrag sollte 5 Jahre laufen. Das Programm überschritt die bloße Rundholzverteilung; die Gesellschaft sollte auch die Schnittholzpreise festlegen sowie eigene Werke und eigenen Handel betreiben. Seit dem Fallissement der Gebr. Himmelsbach A.-G. ist es um den Plan sehr still geworden; er wird anscheinend nicht mehr ernstlich verfolgt 2 ). Die Zusammenschlüsse der Privatwaldbesitzer sind, bei aller Mannigfaltigkeit der Formen, dem geistigen Gehalt nach weniger kompliziert. Ihr Ziel ist stets die preispolitische Beeinflussung des Marktes, d. h. die Ausnutzung der Monopolstellung, das geeignete Mittel die Konzentration des Angebots. Man hat sie durch Überantwortung des Verkaufsgeschäfts an besondere Verkaufsgesellschaften, an die Forststellen der Landwirtschaftskammern und an die Waldbesitzerverbände durchzuführen versucht. Die Verkaufsgesellschaften erfreuten sich in der Inflationszeit teilweise recht großer Beliebtheit, sind in den letzten Jahren aber wieder verschwunden. Vermutlich war ihre Geschäftsgebarung zu unbequem, die Geschäftsabwicklung zu langsam. Heute steht die recht bedeutende „Deutsche Waldverwertungsgesellschaft", über welche die brandenburgische Landwirt!) Mitteilungen des deutschen Forstvereins, 1909, S. 98. 2 ) Eine Reihe weiterer Fälle ist in dem im Literaturverzeichnis genannten Buch von Ludwig, S. 55 ff. zu finden.

83 schaftskammer Holzgeschäfte abzuwickeln pflegt 1 ), ziemlich vereinzelt da. Die Übertragung des Verkaufsgeschäftes an die Forststellen der Landwirtschaftskammern und die Fachverbände ist auch in vieler Beziehung vorteilhafter; die angeschlossenen Mitglieder haben de facto gleiche Rechte, während Erwerbsgesellschaften sich nie von dem Verdacht rein halten können, daß mit der Höhe der Beteiligung die Gegenleistung der Gesellschaft steigt; die Kosten des Treuhandgeschäfts sind niedriger als die des Eigengeschäfts; die Verrechnung ist erleichtert. Es hat den Anschein, daß in Süddeutschland die Fachverbände bevorzugt werden, während man sich in Norddeutschland lieber an die Landwirtschaftskammern wendet. Es ist wohl anzunehmen, daß beide Instanzen vorwiegend von mittleren und kleineren Waldbesitzern in Anspruch genommen werden, die das Holzgeschäft nicht laufend betreiben, weniger von den großen, für die die Einnahmen aus dem Holzverkauf einen entscheidenden Bestandteil ihres Einkommens bilden und die sich deshalb über die Lage des Marktes dauernd informiert halten. Das persönliche Fernbleiben ersterer bedeutet für letztere insofern einen erheblichen Gewinn, als es wesentlich zur Festigung des Marktes beiträgt; den gleichen Erfolg hat das vielfach geübte Verfahren, Verband oder Kammer zwar nicht direkt zum Verkäufer zu bestellen, aber sich von ihnen über Preise und Modalitäten beraten zu lassen. Es handelt sich hierbei um eine Bewegung, die gegenwärtig noch im Fluß ist, aber vielversprechende Ansätze zeigt. Organisatorisch ist sie schon sehr weit gediehen; es gibt kaum noch Instanzen der genannten Art, die keine Vorkehrungen zur Übernahme des Holzverkaufs ihrer Mitglieder getroffen und Verkäufe nicht auch schon durchgeführt haben. In dieser letzteren Beziehung ist übrigens die noch in den Anfängen steckende Genossenschaftsbewegung zu erwähnen. Die Genossenschaften dienen gleich den Waldbauvereinen zur Förderung der Forstwirtschaft vornehmlich in Kreisen kleinerer Besitzer, deren Wald nicht groß genug ist, um eine isolierte rationelle Bewirtschaftung zu erlauben, sollen darüber hinaus aber noch der Hebung der Holzverwertung dienen. Sie sollen die Besitzer vor allem anhalten, wertvolles Nutzholz nicht mehr, wie es heute noch in großem Umfang geschieht, ins Brennholz zu schlagen, sondern als solches zu verwerten — ein Programm, das angesichts unserer holzwirtschaftlichen Situation nur zu begrüßen ist. Man Bericht der Landw. Kamm., 1926, S. 79. 6*

% schätzt, daß allein auf diese Weise der Nutzholzertrag unserer Wälder um einige Millionen Festmeter gesteigert werden kann. Die Bewegung wird von den Großwaldbesitzern namentlich dort gefördert, wo, wie im Schwarzwald, bedeutende Prozentsätze der Waldfläche Klein- und Bauernwald sind, ihr Verkaufsgeschäft also empfindlich gestört wird. c) Die Unternehmergruppen höchster Ordnung, die Anbieterschaft und Abnehmerschaft, stellen sich demnach in ihrem aa) Aufbau als reichlich kompliziert dar. Bei beiden macht sich das Fehlen einer Idee bemerkbar, so daß sie keine Parteien in strenger Fassung des Begriffs bilden. Dies gilt für die Waldbesitzer in noch stärkerem Maße als für die Holzkäufer, denn Staatsforstverwaltungen und Privatwaldbesitzer handeln nach verschiedenen Wirtschaftsprinzipien, während auf der Gegenseite wenigstens hierin Einheitlichkeit besteht. Daß Säger und Verleger sich nicht zusammenfinden können, liegt an nachgeordneten, aber ebensowenig überbrückbaren Gegensätzen; die Idee der Bekämpfung der Rundholznot, die ihnen allen irgendwie geläufig ist, ist eben zu blaß und verschwommen, um die weniger generellen, die Ideen der Bezugssicherung im Konkurrenzkampf und durch Einigung im kleinen Kreise, überschatten zu können. In der Zusammensetzung sind sich beide Unternehmergruppen gleich. Sie bestehen aus je einer Reihe antikollektivistisch-passiver Elemente und mehrerer kollektivistischaktiver, aus homogenen Gliedern gebildeter Gemeinschaften, die, wie das Verlegertum und diejenigen ideellen Gemeinschaften, die den Rundholzkauf in die Hände der Kapitalkräftigsten gelegt sehen möchten, zu ersteren vielfach in Opposition stehen. Ein offenes Kampfverhältnis kann sich hieraus nach Lage der Dinge selbstverständlich nur auf Seiten der Abnehmerschaft entwickeln. Schon in der Bildung der Fachverbände tritt dies zutage. Während z. B. die Waldbesitzerverbände Mitgliederzahlen aufweisen, welche die Zahl der rationelle Forstwirtschaft treibenden und den Markt regelmäßig beliefernden Besitzer um ein Vielfaches übersteigen, ist in den Fachvereinen der Sägeindustrie nur ein Bruchteil der Säger vereinigt. Ein erheblicher Teil der AuchSäger und Gelegenheitssäger hält sich fern, nicht allein aus Gründen ihrer Gesinnung und aus ihrer Interesselosigkeit an allgemeinen Fragen, sondern vornehmlich, weil sie ihre Interessen dort für nicht gebührend gewahrt halten; zumal die Stellung zur Kreditpolitik der Staatsfortsverwaltungen,

85 von deren Gestaltung ihre Existenz abhängt, ist hier maßgeblich bb) Das entscheidende Wesensmerkmal beider Unternehmergruppen ist die Art ihres Zusammenhalts. Er ist, mangels irgendwelcher geistigen Bindungen, ausschließlich in der Ungleichwertigkeit der Unternehmer innerhalb beider Gruppen begründet, die ihrerseits von den Betroffenen selbst anerkannt und betont wird und zur freiwilligen Unterordnung der minder starken unter die mächtigsten führt. So werden die Staatsforstverwaltungen auf der einen Seite, die Handelssäger und Verleger auf der anderen zu Exponenten der Unternehmerschaft. Dort führen diejenigen, die jede Zusammenarbeit ablehnen, aber kraft ihrer Produktions- und allgemeinen Wirtschaftsmacht den anderen Waldbesitzern weit überlegen sind, hier diejenigen, die grundsätzlich für Zusammenarbeit eintreten und nur auf Grund ihrer kaufmännischen Qualifikation den übrigen Holzkäufern voraus sind — beide Male aber diejenigen, welche die reinsten Holzinteressen vertreten, den Markt am intensivsten studieren und deshalb von den übrigen nur zeitweise oder gelegentlich auftretenden Unternehmern in ihren Dispositionen zum Vorbild gewählt werden. Über diesen Sachverhalt dürfen unsere früheren Ausführungen zur Preisbildung nicht hinwegtäuschen. Von außen gesehen, erreicht die Gefolgschaftsleistung zwar bei Abgabe und Annahme der Preisgebote ihr Ende; allein gerade die strukturellen Momente, welche die Unterschiedlichkeit der Preisgestellung bedingen, beweisen, daß sie auch hier nicht Halt macht. Die Einsicht der Privatwaldbesitzer, daß ihre Erlöse hinter denen der Staatsforstverwaltungen zurückbleiben müssen, weil sie schärfere Zahlungsbedingungen stellen, und die Ansicht der Gelegenheits- und Auch-Säger, daß sie die Gebote der Nur-Säger aus Gründen, deren Stichhaltigkeit hier nicht zur Rede steht, stets um einen gewissen Satz überbieten können, sind beide aus dem Bewußtsein mangelnder Selbstsicherheit und dem Wunsche nach Orientierung an dem Verhalten überlegener Konkurrenten geboren. C. Die Machtverhältnisse. 1. Trotz dieser weitgehenden strukturellen Übereinstimmung ist das Kräfteverhältnis zwischen Anbieterschaft und Abnehmerschaft nicht ausgeglichen. Jene ist auch in organisatorischer Hinsicht überlegen. Freilich !) Über die Stellung der Klein- und Mittelunternehmer im Ostdeutschen "Verein, s. den Bericht über die 32. ordtl. Hv., S. 40/41.

86 beruht dies weniger auf planmäßiger Zusammenarbeit als auf der Uneinigkeit der Gegenseite, wie sie sich vor allem in der Verschiedenartigkeit der Experimente, welche die eine Marktbindung erstrebenden Säger vornehmen, und in dem schroffen Gegensatz, in dem ihre ideellen und faktischen Gemeinschaften stehen, dokumentiert. So ist die Lage heute. Es ist aber damit zu rechnen, daß hierin auf die Dauer eine Wandlung in der Richtung eintreten wird, daß die Privatwaldbesitzer ihre derzeit erst im Ansatz vorhandenen Organisationen ausbauen und dann nicht mehr, wie bisher, durch die Einkaufskonkurrenz der Käuferschaft, sondern aus eigener Machtvollkommenheit in den restlosen Genuß des jährlichen Monopolrentenzuwachses gelangen werden. Eine solche Entwicklung liegt durchaus im Rahmen der allgemeinen Tendenzen, die die Produktion der industriellen Rohstoffe bestimmen. Angesichts der Länge der Zeitspannen, mit denen in der Forstwirtschaft gerechnet wird, ist es ziemlich unerheblich, ob sie sich ein paar Jahre früher oder später vollzogen haben wird. In der Stellung der Staatsforstverwaltungen zu diesen Organisationen wird sich dagegen nichts ändern. Fälle, daß erstere etwa als Treuhänder für letztere oder deren Mitglieder auftreten, wie es auf einigen Terminen in Bayern zu beobachten ist, werden stets Ausnahmen bleiben. Auch steht nicht zu erwarten, daß durch Erweiterung der Kompetenzen des Staates durch Forstschutzgesetze ein engeres Zusammengehen beider Gruppen eintreten würde; nicht einmal die staatliche Beförsterung, die in einigen süddeutschen Staaten herrscht, hat sie zuwege gebracht. Zu einer ausgesprochenen Preisdiktatur des Waldbesitzes kann es in Deutschland also nie kommen; Holz wird immer ein Freihandelsartikel bleiben. Ob in Verfolg dieser Umgestaltung die Käuferschaft sich zu Gegenmaßnahmen aufraffen wird, ist zu bezweifeln. Zwar geht die Tendenz ihrer gesamten Entwicklung dahin, die niedrigste Stufe des Sägers durch die nächst höhere zu verdrängen, aber hierin ist, vom Standpunkt der Gesamtkäuferschaft aus gesehen, kein Vorteil zu erblicken, denn der Auch-Säger ist womöglich noch ausgeprägterer Individualist als der Gelegenheitssäger. Es darf zudem nicht verkannt werden, daß es leichter ist, Konkurrenz zu erwecken als einzuschläfern. Die Waldbesitzer haben notfalls ein äußerst einfaches Mittel, um alle Abreden der Gegenseite zu durchbrechen: Die Aushaltung kleiner Lose. Mit ihr erschweren sie dem Großabnehmer den Einkauf ebenso, wie sie ihn dem kleinen Säger erleichtern. Im Augenblick würde es allerdings gegenüber einer etwaigen Verschärfung der Kreditpolitik

87 versagen. In ihr dürfen die Säger den einzigen Weg erblicken, der zur Bereinigung der gegenwärtigen Situation mit einiger Aussicht auf Erfolg beschritten werden kann. Alle Versuche, auf gütlichem Wege zu einer Einigung zu gelangen, müssen angesichts der geistigen Verfassung der großen Masse der Säger fehlschlagen; es ist gewiß bezeichnend, daß die Zwangsorganisationen, die in der Kriegszeit ins Leben gerufen worden waren und sich vielfach zu Dauerinstitutionen entwickelt haben, in der Sägeindustrie mit Aufhören des staatlichen Druckes verschwanden. Aber auch allen Bemühungen, durch weitere Verschärfung des Konkurrenzkampfes alle diejenigen Unternehmer auszumerzen, die durch ihr Verhalten die Situation erschweren, kann kein besseres Schicksal widerfahren, da die Sägeindustrie aus standortstheoretischen Gründen in bezug auf die Verteilung der Produktion auf die Werke und der Werke auf die Waldgebiete stets ausgesprochen dezentralisierten Charakter tragen muß. Die mögliche Kompression der Bearbeitungskosten ist zu gering, als daß mittels rationellerer Bearbeitungsmethoden eine Konzentration der Produktion bei wenigen Betrieben und eine entsprechende Stillegung der übrigen erreicht werden könnte. Es handelt sich hier gewissermaßen um eine Umkehrung der Standortstheorie: nicht die Materiallager attrahieren den Betrieb, sondern dieser zieht deren immer mehr heran. Mit größeren Umwälzungen organisatorischer Art, die zu festerer Parteibildung führen könnte, ist also nicht zu rechnen. Am Maßstab der die Zeit beherrschenden großen industriellen Tendenzen gemessen, muß die Sägeindustrie in jeder Beziehung den Eindruck der Rückständigkeit erwecken. Im Zusammenhang hiermit ist die Frage von Interesse, welche Wirkungen die Verstaatlichung der Waldungen auf die Verfassung des Holzmarkts haben würde; die sonstigen Auswirkungen, die bis auf eine, die uns die wichtigste zu sein scheint: die kreditpolitische Funktion des Privatwaldes und die Möglichkeit ihrer Überbürdung auf die landwirtschaftlichen Kreditinstitute, in Kreisen der Fachvertreter lebhaft diskutiert werden, scheiden hier aus. Zweifelsohne würde der Markt reichlicher und planmäßiger versorgt werden, was vom Standpunkt der Allgemeinheit nur zu begrüßen wäre. Sodann würde das relative Kollektivmonopol der Waldbesitzer in ein absolutes Staatsmonopol verwandelt werden, und diese Änderung ist für die Machtverhältnisse ausschlaggebend. Die staatliche Verkaufsgebarung würde alleinige Geltung haben, und der ihr eigene Zug der Mittelstandsfürsorge würde zu verstärkter Rivalität im Einkauf, zur Nivellierung der Käuferschaft nach unten hin und, mit

88 Konsolidierung der Kreditverhältnisse, zum Verschwinden des Lohnschnittes führen. Damit würden bedenkliche Zustände auf dem Schnittholzmarkt einreißen können; die Konjunkturbewegungen würden extreme Ausschläge aufweisen; der Konnex mit dem Weltmarkt ginge weitgehend verloren. Das Problem verlangt eine sehr eingehende Untersuchung; es zum Gegenstand doktrinärer Streitigkeiten zu machen, kann nur unheilvoll sein. Zum mindesten müssen seine holz-, kredit-, finanz- und industriepolitische Seite auseinandergehalten werden. 2. Die machtpolitische Differenzierung der Gesamtunternehmerschaft wird weiter gefestigt durch die Ungleichartigkeit der Hilfsorgane, die ihren beiden Gruppen zur Verfügung stehen. Hier sind in erster Linie diejenigen zu nennen, die auf dem Gebiet der allgemeinen Politik tätig sind: Parteien, Presse und Körperschaften öffentlichen Rechts. Bei allen dreien finden die Waldbesitzer weit wirkungsvollere Unterstützung als die Holzkäufer. Erstere haben den ganzen, vorzüglich organisierten politischen Apparat der Landwirtschaft zu Diensten: Parteien, die ihre Wünschen in den Parlamenten vertreten, Zeitungen, die für sie in der Öffentlichkeit Stimmung machen, Berufsvertretungen, die sie unbehindert begründen. Anders die Holzkäufer. Nimmt sich eine Partei überhaupt ihrer an, so weniger aus sachlichen Gründen, geschweige denn sachlichem Zwange, als aus Gründen der Parteipolitik. Entsprechendes gilt für die mit dem Parteiwesen eng verbundene Presse; die unabhängigen Fachblätter spielen in der breiten Öffentlichkeit keine erhebliche Rolle. Der Unterschied, der hier zwischen diesen Unternehmern und etwa den Schwerindustriellen besteht, liegt offen. Nicht besser ist es um die Vertretung ihrer Interessen in den Handelskammern bestellt, mit Ausnahme derjenigen, die in Gebieten arbeiten, wo, wie in Ostpreußen, die Sägeindustrie im Vordergrund steht. Schließlich hat sich die Forstwirtschaft in Gestalt des Reichsforstwirtschaftsrates ein öffentlich-rechtliches Spezialinstit u t geschaffen, zu dem auf der Gegenseite jede Parallele überhaupt fehlt; er nimmt insofern eine Sonderstellung ein, als er das einzige gemeinschaftliche Organ beider Waldbesitzergruppen ist. Ähnliches gilt für die Forstwissenschaft. Zwar hat diese eine Reihe von Zweigen entwickelt, die für die praktische Marktpolitik bedeutungslos sind, daneben aber einen, dessen wissenschaftlicher Charakter von einem modernen Fachgelehrten — wie uns scheint, mit Recht — geleugnet, von der Mehrzahl aber anerkannt wird: die Waldwertrechnung

89 Angesichts der heutigen Verwissenschaftlichung — besser: Pseudo-Verwissenschaftlichung — des wirtschaftspolitischen Getriebes ist diese Hilfe überhaupt nicht zu überschätzen. Die Forstwissenschaftler gehen sogar vielfach über ihr eigentliches Fach hinaus und stellen Normen für die praktische Gestaltung der Holzwirtschaftspolitik auf, die selbstverständlich auf forstliche Interessen zugeschnitten sind; wir nennen nur Tarif- und Außenhandelswesen. Auf der anderen Seite fehlt der Abnehmerschaft jede tiefere Verbundenheit mit der Bankwelt, die wirtschaftspolitisch einen Ausgleich zu bieten vermöchte. Nur eine Großbank ist an einer Sägewerks- und Holzhandels-A.-G. aktiv interessiert; die Banken betrachten eben die hochkapitalistische Zellstoff- und Holzverkohlungsindustrie als ihre holzwirtschaftlichen Domänen, zu denen sich in den nächsten Jahren vielleicht noch die Sperrholzindustrie gesellen wird. In den Aufsichtsräten unserer Großbanken, die doch eine Art Repräsentantenkollegium der Unternehmerschaft vorstellen, sind Angehörige von Sägeindustrie und Holzhandel überhaupt nicht anzutreffen, obwohl es Persönlichkeiten entsprechenden Formats wohl gibt; in ihren laufenden Berichten wird Holz recht gleichgültig behandelt. Dieser Zustand, der den Abnehmern eine im Vergleich zu allen anderen Rohstoffkäufern sehr wenig beneidenswerte Sonderstellung verschafft, ist mit den Lebensbedingungen, unter denen die Sägeindustrie in Deutschland arbeitet, ohne weiteres zu erklären. Er wirkt aber insofern wieder auf die Abnehmerschaft zurück, als er sie von den modernen Organisationstendenzen, die ihren Ausgang von der Bankwelt nehmen, ebenso unberührt läßt, wie, was vom volkswirtschaftlichen Standpunkt mehr zu bedauern ist, ihr kaufmännischgeistiges Durchschnittsniveau und ihr Autokratentum. So fehlt der Abnehmerschaft jede tiefere Verbindung mit den ausschlaggebenden Kräften der Gegenwart, wie sie die Anbieterschaft in reichem Maße aufweist. Und hierin dürfte der letzte Grund für deren Überlegenheit zu erblicken sein: nicht in der — durchaus nicht überragenden — Güte ihrer auf die Einflußnahme auf den Markt gerichteten Gemeinschaften, sondern in der gewaltigen Macht, über welche die wirtschaftlichen Gesamtpersönlichkeiten gebieten können, in denen sie aufgehen oder an denen sie Anlehnung finden.

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W a l t e r d e G r u y t e r & Co., B e r l i n W 10 u n d

Leipzig

Weltwirtschaftliche Studien Vorträge und Aufsätze von Professor Dr. H e r m a n n

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Gr. Oktav.

Schumacher

X u. 574 S, Preis 1 2 , - M.

Moderne

Wirtschaftsgestaltungen Herausgegeben

von

Kurt

Wiedenfeld

Heft 1: Dag rheinisch-westfälische Kohlensyndikat. Von f e l d . 1912. Oktav. 172 Seiten.

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Wieden9,—M.

Heft 2: Die Ruhrhäfen, ihre Industrie und ihr Handel. Von J o h a n n K e m p k e n s . 1914. Oktav. 128 Seiten, mit einem großen Hafen- und fndustrieplan. 6,75 M. Heft 3: Sibirien in Kultur und Wirtschaft. Von K u r t W i e d e n f e l d . 1916, Oktav. 86 Seiten. 2,75 M. Heft 4: Ein Jahrhundert rheinischer Montanindustrie (Bergbau — Eisenindustrie — Metallindustrie — Maschinenbau) 1815 bis 1915. Von K u r t W i e d e n f e 1