Der Brief an die Philipper
 9783666515552, 9783525515556

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

Kritisch-exegetischer Kommentar über das Neue Testament Begründet von Heinrich August Wilhelm ITTeyet Neunte Abteilung — 13. Auflage

D ie Briefe an die Philipper, an die Kolosser und an Philemon Übersetzt und erklärt von Emst Lohmeyer

Nach dem Handexemplar des Verfassers durchgesehene Ausgabe

Göttingen • vandenhoeck & Ruprecht • 1 96 4

Frühere Auflagen dieses Kommentars: 1. Auflage von H. A. W. M eyer . 1847 u. 2. . . . „ „ „ „ n „ 3. . . . ft „ „ tt tf tt 4. „ „ tt tt tt tt . . . bearbeitet von A. H. Franke . 5. „ 6. „ „ „ Erich H aupt . 7. „ „ „ 8. bearbeitet von Ernst Lohmeyer „ 9. „ „ tt „ „ 10. „ „ „ „ tt 11. 12.



tt

tt



tt

tt



1848 1859 1865 1874 1886 1897 1902 1930 1953 1954



1959

pt

1961

13. Auflage 1964 © Bandenhoeck & Ruprecht, G öttingen 1929. P rinted in G erm any. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Berlages ist es nicht gestattet, das Buch oder Teile d arau s auf foto- oder akustomechanischem Wege zu vervielfältigen. 7002

Vorwort zur 8. Auslage. den Kommentaren der IX. Abteilung des Meyerschen Kommentar» werkes zu den Briefen an die Philipper, an die Kolosser und an philemon ist der erste Teil der Arbeit abgeschlossen, die die (Erklärung der „Gefangen­ schaftsbriefe" von (Erich Haupt zu ersetzen bestimmt ist. Die (Erklärung des (Epheser-Briefes (VIII. stbtlg.) ist vorläufig zurückgestellt, damit zunächst die seit langem fehlende (Erklärung der synoptischen (Evangelien in Angriff ge­ nommen werden kann. w ie alle Neubearbeitungen des Meyerschen Gesamtwerkes find auch diese Kommentare von Grund aus neu gearbeitet. 3n ihnen ist der philologisch­ historische Stoff fast durchweg in die Anmerkungen verwiesen und die Dis­ kussion über andere exegetische Meinungen möglichst beschränkt. Der (Erklärung ist eine deutsche Übersetzung beigefügt; daß sie den griechischen Text nicht ersetzen, sondern im strengen Sinne ihn übersetzen, d. H. zugleich deuten soll, ist vielleicht nicht ganz unnütz hervorzuheben. Auch das sei noch vermerkt, daß die Kommentare nicht nur im einzelnen nachgeschlagen, sondern im ganzen gelesen werden möchten. Aus äußeren Gründen konnten die Verszahlen der griechischen Bibel nicht ganz einheitlich nach der Swetefchen Ausgabe angeführt werden; man möge darin eine vielleicht nicht ganz wertlose Aufforderung sehen, mit dem zitierten Vers auch den Zusammenhang nachzulesen, in dem er steht. Für getreue Mithilfe bei der Mühe der Korrekturen habe ich meinen jungen Freunden Lic. tlieol. Gottfried Fitzer und cand. theol. Werner Schmauch Herzlich zu danken. Breslau Ernst CoHmeqer. September 1929. m it

Vorwort zur 9. Auflage. Die 9. Auflage ist eine photomechanische Wiedergabe der 8., enthält jedoch auch die inzwischen vom Verfasser in sein Handexemplar eingetragenen Ver­ änderungen. Soweit es sich um kurze Korrekturen handelte, die ohne Schwierigkeit in den bestehenden Satz aufgenommen werden konnten - etwa 30 - , sind sie nicht besonders gekennzeichnet. Alle übrigen Änderungen sind als Anmerkungen behandelt, auf die im Text in üblicher weise durch Anfügung einer Ziffer oder, wo diese eine auf der betreffenden Seite bereits vorhandene Ziffern­ reihe stören würde, eines * verwiesen wird. Daß diese Anmerkungen sich dann nicht unten auf derselben Seite finden, sondern mit Seitenzahl und zugehörigen Kennzeichen unter „(Ergänzungen" am Schluffe jedes Teilbandes, wird jeweils durch einen * am Rande hervorgehoben. So bietet die 9. Auflage durch die Berücksichtigung der hinterlassenen Au­ sätze die (Erklärung der Gefangenschaftsbriefe von (Ernst Lohmeyer in ihrer letzten Gestalt und mit ihr des Verfassers besonderes Vermächtnis. ^er*'n'

lan u ar 1953.

Werner Schmand).

Inhalt V o r w o r t ..................................................................................................................... 3* Der Brief an Me p t y t t p p e r ............................................................................ 1 -1 9 3 1 (E inleitung................................................................................................. E rk lä r u n g .................................................................. 9 A. Kap. 1 1 - 2 .................................................................................... 9 ............................................................................... 13 B. Kap. 13-ii C. Kap. I 1 2 - 4 9 .......................................................................... 36 I. Kap. l i 2-26 (S. 38) - II. Kap. 127-2,6 (S. 70) - III. Kap. 217-30 (S. 111) - IV. Kap. 3 1-21 (S. 122) V. Kap. 4,-9 (S. 163) 177 D. Kap. 4 ,0 - 2 0 ............................................................................... E. Kap. 42,-23 190 Literaturverzeichnis zum P h ilip p e r - B r ie f .............................................. 192 (Ergänzungen der 9. A u f l a g e .................................................................... 193 Der Brief an öle K o l o f f e r ............................................................................ 1 -1 7 0 (E in leitu n g ................................................................................................ 1 (E rk lä ru n g ................................................................................................. 16 A. Kap. 1 1 - 2 9 ............................................................................... 16 B. Kap. 2 , - 4 6 ............................................................................... 90 I. Kap. 2,-7 (S. 91) - II. Kap. 2 s - 3 , t (S. 99) - III. Kap. 3 ,8 - 4 , (S. 152) - IV. Kop. 4 2-6 (S. 164) 164 C. Kap. 47-,o ...................................................................................... Der Brief an p h i l e m o n ...................................................................................... 171-192 A n h a n g ........................................................................................................... 193 Literaturverzeichnis zum Koloffer» und phi(emon»Brief . . . . 194 (Ergänzungen der 9. A u f l a g e ................................................................... 194 195 Register. 1. Kamen und S a c h e n ............................................................................ 2. Griechische W ö r t e r ............................................................................ 197 Verzeichnis der A bkürzungen................................................................................. 200

Der Brief an die Philipper. (Einleitung. Die Vorgeschichte. 1. Die Stadt Philipp! trägt ihren Namen nach dem makedonischen Könige Philippus, dem Vater Alexanders des Großen, der sie in der Mitte des vierten vorchristlichen Jahrhunderts an der Stelle des alten Krenides als eine Residenz begründetel. Rn den Nordhängen der thessalischen Berge, die hier auf schmalem Sattel den einzigen Durchgang nach Dsten gewähren, zwischen Gebirge, Ebene und Fluß — dem Gangites — fruchtbar gelegen, ist sie bald zu einer blühenden Stadt geworden und durch mehr als zwei Jahrhunderte geblieben. Reiche Gold- und Silberminen, die einst schon von den Phöniziern ausgebeutet wurden, gaben ihrem Wohlstand einen festen Grund 2 . Und wenn auch ihr Reichtum sich in römischer Zeit zu erschöpfen beginnt, so bleibt ihre militärisch wie kommerziell gleich günstige Lage eine (Quelle wirtschaftlichen Ge­ deihens ; durch die Stadt zieht der wichtigste Verkehr zwischen Europa und Asien, hier führt zum Agäischen Meer die v ia Egnatia, die so gleichsam Rom und Philippi miteinander verbindet. Wohl haben die inneren und äußeren w irren der beiden vorchristlichen Jahrhunderte die Stadt tief gewandelt. Sie ist nicht mehr Hauptstadt Thessalonich ist an ihre Stelle getreten —, aber noch trägt sie alte Ehrentitel, die sie vor anderen auszeichnen3, ein reger Handel und Wandel belebt ihre Straßen und Plätze, und ihr Name ist ruhmreich mit dem Beginn des römischen Kaisertums verknüpft. Nur noch ein Bruchteil der alten griechisch-makedonischen Bevölkerung wohnt in ihren Mauern; Orientalen haben sich angesiedelt, und ein kleines jüdisches Ghetto hat sich gebildet4. Aber ihr Charakter ist nicht durch das Völkergemisch bestimmt, das dichter und lärmender die Hafenstädte des Agäischen Meeres erfüllt, sondern von römischen Veteranen, durch die die einstige Konigstadt der Makedonier zur römischen Militärkolonie geworden ist. Augustus hat sie als solche unter dem Namen: Colonia A ugusta Julia Philippensis begründet und ihr das Privilegium des „italischen Rechtes" verliehen5. Städtische Beamte tragen daher hier die römischen Titel der Prätoren und Liktoren5; häufig werden auf Inschriften Einwohner erwähnt, die das römische Bürgerrecht be1 vgl. Apptan, Bell. civ. IV 105; Strabo VII Zragm. 34. Das geographische und archäologische Material bei heuzey u. Dmimet, Mission archäol. de Mac6doine 1876 1 -1 1 6 . vgl. auch Zahn Einl. I § 30, 1, I . w eiß, Real.-Cnc. XII 39; Turner. Dictionn. o! the Bible III 837 ff. und die Einleitungen der Kommentare, besonders Lightfoot und Kennedy. 2 Diod. Sic. XVI 86. 3 vgl. die Münzen bei Tckhel II 76, Mionnet I 486. 4 Act 16 13. Klein kann es nur sein, da es keine Synagoge besitzt. 5 Dig. LI 15 g; über das jus italicum s. Marquardt-Mommsen Rom. Staats­ verwaltung I 2 89f. 6 Act I 6 1 9 . 22. 35. 36. 38. M eyers Komm. I X . Abt.

1

sitzend So ist Philipps in seiner Weise ein Klein-Rom im Osten, gleichsam vor dem Übergang nach Asien2; und wie es durch die v ia Lgnatia mit Rom verknüpft w ar, so scheinen in jeder weise sorglich gepflegte Beziehungen es mit dem großen Vorbild im westen zu verbinden2), vielleicht ist es nicht ganz zufällig, daß wir hier zum ersten Male von einer ernsten Verfolgung einer urchristlichen Gemeinde hören, noch ehe das Fanal der neronischen Verfolgung den kaum gesehenen Gegensatz zwischen Urchristentum und römischem Imperium grell erleuchtete. 2. Die Stadt Philippi ist durch Paulus in den Bereich der urchristlichen Mission gezogen, wohl im Anfang des Ja h re s 52 n. Chr.4. Seine Wirksamkeit hier bedeutete den Beginn eines neuen Abschnittes seiner Mission, vor der alles bisher Geleistete zurücktrat. Zum ersten M ale betritt er den Boden Europas, um auf ihm festen Fuß zu fassen; und nicht nur der Apostelgeschichte, die diesen Übergang durch einen berühmten gottgesandten Traum des Apostels motiviert, sondern Paulus selbst ist dies Unternehmen so bedeutsam erschienen, daß er von ihm als dem „Anfang des Evangeliums" überhaupt spricht5. Drei Gefährten begleiten ihn, Silas, Timotheus und Lukas; der erste ein gebürtiger Jude, der zweite ein Halbjude, der dritte unbestimmter Herkunft5. Ih re Zahl verdeutlicht die Wichtigkeit des geplanten Werkes und ihre Zusammensetzung das vorw alten des jüdischen Elementes. Nach dem Bericht der Apostelgeschichte, einem der genauesten und lehr­ reichsten über paulinische Mission, hat Paulus sich zuerst an Juden gewandt. Dennoch hat diese urchristliche Gemeinde sich hier kaum zuerst aus Juden ge­ bildet. Der Philipperbrief zeichnet wohl eine jüdische Gefahr, aber sie droht der Gemeinde deutlich von außen und entwickelt sich nicht von innen her; dann setzt sich auch der Kreis der Gläubigen im wesentlichen aus ehemaligen Heiden zusammen. Die Apostelgeschichte hebt drei Gestalten besonders hervor: eine Purpurhändlerin, die zugleich proselytin jüdischen Glaubens w ar, eine Sklavin, die Wahrsagerin ist. und einen römischen Gefangenenwärter. Diese drei können deshalb vielleicht veranschaulichen, aus welchen Elementen die junge urchristliche Gemeinde sich bildete. Es w ar wohl kaum die Absicht des Apostels, längere Zeit sich der Mission in Philippi zu widmen; immer drängt er nach den Haupt- und Weltstädten, und Philippi ist trotz seines Ruhmes und seiner Bedeutung keine Weltstadt. Seine Tätigkeit ist aber durch eine Verfolgung jäh abgebrochen, die zwar nicht die erst noch keimhafte Gemeinde, wohl aber Paulus und Silas traf. Dieses erste M artyrium auf europäischem Boden scheint im Herzen des Paulus wie der Gemeinde das Gefühl einer besonderen Verbundenheit hervorgerufen oder wenigstens gestärkt zu haben. Noch nach Jah ren ist die Erinnerung an diese erste Zeit und ihre Krönung durch das M artyrium lebendig. 1 vgl. Miss, archöol. 15. 127; vgl. auch ftövos Kai £pts scheint hier das geläufigere ^frövos xa( M o s zu vertreten; f. dazu IMakk 8 iS. Test., Sym. 4 s (vgl. 2? 4?) (Bai 5 20 IK lem 32 4 7 .1 3 6 2 , auch I a c 4 2 . 2 euSoKfa ist also hier - „Güte der Gesinnung", anders 2 12 (f. dort), v g l. noch Sir 2 15 f. 1515. 32(35)i6 Test. B e n j11 2 : ps. Sal. 3 i: ij evSoxia afrroü . . tvavri xup(ov 8 3 9 I 6 1 2 u. f. Lietzmann2 zu R m lO i; £ightfoot z. St. 3 i \ ayanns . . fcpiäetas gehören nicht zum Prädikat (so Lightfoot, Haupt, Dtbeltus) - das ergäbe Tautologie sondern zum Subjekt (so schon Grotius, R. w e iß u. a ) . Zum Ausdruck f. Hm 2s 326 G al 3?.y, auch Damaskusschrift Im „M ann des Spottes", 2 0 is. 4 änoAoyia als fester rechtlicher Begriff geht hier also nicht auf den allgemeinen Sinn der apostolischen Verkündung. s Er ist durch das Prädikat, das den Gedanken der göttlichen Bestimmung ent­ hält, ausdrücklich betont. Zum Sinn von Kehiai s. £ f 2s< ITheff 3 s IT im I 9 , in LXX auch Jos 4e. 6 oTeaäai nur hier bei p ls.. sonst noch 3 0 H 2 I 25 Ja k l? , häufiger bei den Apost. Vätern: Dtogn. 27 3 i. 4 . 5 10s, I Klein. 30«, IlK Iem . 06 142 1 5 1, Ig n . Trall 3 r. I n LXX nicht selten. 7 Statt frAtyiv Syeipeiv lesen D cE K L frA. dm^ipciv, wohl nur ein £efefehler. iyeipciv findet sich in verwandter Bedeutung sonst nicht im NT, wohl aber in LXX, z. B . prov. IO 1 2 15i 17n Sir 338 3 6 2 0 Cant 2? 3s 8 4 u. 0 .

dort Zeichen einer Märtyreranschauung, so ist sie es auch h ier1. Denn eben diese sind für p ls. Zeichen einer göttlichen Erwählung zum „M artyrium ", Zeichen auch einer besonderen „Gnade", w er diese Gnade nicht sieht und nicht sehen will, der macht seine „Sesseln" zur trostlosen Solge eines tückischen Zufalles und nimmt ihm die „Freude" seines Zeugnisses. (Eben dieser Sach­ verhalt ist dann auch mit dem Ausdruck „Leiden erwecken" gemeint. Die Gegner verkennen die Begnadung, die in der Tatsache der „Fesseln" dem Apostel widerfahren ist, und bekunden es, indem sie „Christus verkünden". So scheinen sie der Sache des Evangeliums zu dienen und verbittern doch den Apostel; dadurch ist ihr Dienst „nicht la u te r"2. Das W ort erscheint bei p ls. sonst gern in der Polemik gegen „judaisierende" Richtungen; es trägt wohl auch hier diesen Sinn. Unlauter ist die Verbindung von persönlicher Be­ fehdung mit der sachlichen „Verkündung Christi". vielleicht ist dieser Gedankengang noch genauer zu bestimmen. (Es drängt sich die Frage auf. wie jenes „wissen", der Apostel sei zur Verteidigung be­ stimmt, Motiv der eigenen Verkündung sein könne. Sie laßt sich kaum anders beantworten, als datz jene Bestimmung zum M artyrium unmittelbare Bedeu­ tung für die Gemeinde habe; was der M ärtyrer leidet und bezeugt, das leidet und bezeugt er für sie. 3n der T at enthält die jüdische wie urchristliche Märtyreranschauung dieses Motiv der Stellvertretung3. M ärtyrer sein heißt, eine doppelte Gnade der Vertretung tragen, für Gott und Christus und für die Gemeinschaft der Gläubigen. So wirkt sich die Gnade des M ärtyrers erst dort voll aus, wo diese Bedeutung für die Gemeinden sichtbar wird. Cs ist der Trost des pls., daß „einige" aus der Erkenntnis solcher Bedeutung „Christum verkünden", und es ist die „Unlauterkeit" der anderen, datz sie diese Bedeutung leugnen und so „seinen Fesseln Leiden erwecken". Darum sind diese Vorgänge auch ein Zeichen „der Forderung des Evangeliums"; und von neuem wird klar, datz diese Sätze unmittelbar eine Erläuterung des Themas bilden, das in D. 12 angeschlagen war. w i e aber sind die verschiedenen G ruppen der „Verkünder" geschichtlich zu be­ u rteilen ? Cs ist bezeichnend, daß von den F reunden des Apostels kürzer gesprochen w ird a ls v o n den G egnern. D on ihnen ist auch späterhin nicht m ehr die H ede, und die K lage des P ls . über seine V erlassenheit zeigt deutlich auch seine Distanz gegenüber diesen „F reunden", w ie denn auch P ls . hier keinerlei nähere V erbindung m it ihn en andeutet, w a s ih n en die Anerkennung des A postels e in trä g t, ist die G leichheit der sachlichen Richtung, w ich tig er ist b as P rob lem der „G egner". S ie sind gegen P ls . persönlich und sachlich gerichtet, oder gen au er: sie befehden ihn, um seine Sache zu treffen, und treiben ihre Sache, um ihn zu befehden. D er Gegensatz ist nicht gelegentlich und gleichsam z u fä llig , sondern scharf und grundsätzlich. E ine so begründete Feindschaft taucht nicht zum ersten ITtal am © cte seiner G efangenschaft a u f, sondern durchzieht die g a n ze Geschichte seines Werkes und Lebens und zeigt, so v ie l auch im E inzelnen an den verschiedenen S tä tten seiner Wirksamkeit sich ändern m ag, im G runde die gleichen 1 D a s „Leiden" besteht also w eder in einer V erleum dung bei den B ehörden noch in der Verkündung ein es „anderen E v a n g e liu m s" ; v g l. H aupt z. S t. 2 äyvös (b a s Adverb nur hier im N T ) ist in Ehreninschriften g elä u fig ; so schon P in d a r D l. 3 38, Or. gr. in scr. 485 is 524 s, Iu scr. orae sep t. P o n ti E u x in i ed. Latyschev 1 2 0 0 iz,- v g l. auch W illig er, h a g io s . 6 6 f.; G. G erlach, Griech. Ehreninschriften 5 8 ff. 3 n L X X v g l. p r o v . lS ze 1 9 is 20g 21s. F ür p l s . ist I I K o r 1 1 13.20 G a l 6 2 0 zu v e r . gleichen. 3 v g l . Lohm eyer, D ie I d e e des M a rty riu m s (3tsch. f. syst. T h eol. 1927, 2 3 3 ff.).

Züge. tDo immer in P au lu s seine Sache oder in der Sache seine Person befehdet w ird, da handelt es sich um jene urchristliche Richtung, für die die unlösliche Verbin­ dung m it Geist und Buchstaben der jüdischen Heimat der klare und festgehaltene G rund­ satz w ar. TUit ihr hat p ls. sein Leben lang um Recht und Bestand seines Werkes gerungen, zugleich aber auch um das Recht und die w ü rd e seines Amtes und seiner Person. Liegt der gleiche Gegensatz auch hier vor, ist er auch hier zu grundsätzlicher Schärfe gediehen, so kann es sich wohl nur um die gleiche Richtung handeln'. (Ein Einwand legt sich sogleich nahe: Ist es möglich, daß p ls. hier über ein Treiben wie von hoher w a rte hinwegsieht, das er sonst leidenschaftlich bekämpft? Kann er ihre Verkündung noch in halber Anerkennung der Sache, wenn auch nicht der Motive, ein „Christus-verkünden" nennen? Eine Fülle von M otiven scheint hier zusammen zu wirken, p ls . steht nicht mehr in dem Kampf um sein Evangelium. Durch sein M a r­ tyrium ist er dem Ringen um die „Frucht der Arbeit" (I 22) entnommen und wie in einen geheiligten Bezirk eingetreten, der ihn von allem scheidet, w as hinter ihm liegt, und sich dem entgegenstrecken läßt, w as vor ihm ist ( 3 13). (Es ist die Gnade des M artyrium s, die ihn Über alles w irken und Ringen erhebt und ihn auf sich, d. H. auf den Geist Christi stellt. (Ein sachliches M otiv kommt hinzu. Der Kampf mit jener „judaisierenden" Richtung entbrennt überall dort, wo sie in den von p ls. gegründeten Gemeinden Fuß zu fassen sucht. Denn mit diesen ist p ls. nicht allein durch geschicht­ liche, sondern stärker noch durch religiöse Bande verknüpft; sie sind „sein Ruhmeskranz" am Tage Christi, den preiszugeben so viel bedeutet wie sich selbst preisgeben. Anders liegt es in d e n Gemeinden, die weder von ihm noch von seinen G efährten gewonnen wurden. Da ist fremder Boden, und er hat an ihm kein unm ittelbares Recht, wohl aber deren Begründer und Leiter. Darum besteht auch hier ihr „Chriftus-verffinden" zu Recht, mag es auch aus „Neid und Hader" entspringen, v o n neuem bestätigt sich dann hier, daß P ls. an dem O rte seiner h a ft nicht die A utorität eines Begründers und Leiters beanspruchen, sondern n u r die Distanz eines Zuschauers w ahren kann, w ieder ist dann wohl n u r Täsarea als Statte des Gefängnisses denkbar, für das auch der Bericht der Apostelgeschichte ähnliche Verhältnisse vermuten läßt.

1 18 AIs habe P ls. schon zuviel über diese allzumenschlichen Dinge an­ gedeutet, beginnt der nächste Satz mit einer knappen Frage, die zusammen­ setzt und dadurch Neues vorbereitet. Cs ist eine geläufige Formel populärer Bildungsoorträge; sie weckt und lenkt auf die Hauptsache hin2. So hat die kurze Frage hier die Funktion, alles Persönliche abzustreifen und das eine wesentliche herauszustellen: „Auf alle weise wird Christus verkündet'*3. Das w o rt ist seit alter Zeit gerühmt als ein schönes Zeugnis schlichter und selbstloser Sachlichkeit des P ls.; er weiß sein eigenes Werk und Leben als ein Moment in dem großen Gange, den das Evangelium durch die Welt zu nehmen begonnen hat. v o n ihm empfängt alles wirken sein einziges Ziel und Recht; und gleichgültig werden die persönlichen Anlässe vor seiner sachlichen Gewalt. So leuchtet auch dieses w o rt tief in Charakter und Denken des P ls hinein. Aber gerade dann erhebt sich die Frage, auf welchen Bedingungen diese Sachlichkeit ruhe? Ist es wirklich die Meinung des Pls., daß alle weisen der Verkündung, ob Schein, ob W ahrheit, Christus angemessen sind? Wohl ist gelegentlich im Judentum ausgesprochen worden, daß das Werk der Gesetzeserfüllung in seiner Geltung nicht unbedingt von den persönlichen Motiven abhängig sei, die es treiben 4 1 Das würde auch trefflich zu der Situation stimmen, die nach Act 21 zur Ver­ haftung des Pls. in Jerusalem geführt hat. 2 Schon bei Xen. Mem. I I 6 2 I I I 3 6 u. 0 . bezeugt; in LXX Hiob I 6 3 21«; bei P ls. noch Rm 3z; für Epiktet s. Schulze, Index 689 N. 5 N ur irAqv haben D E K L , nur ö n B , nAqv Öti 8 A F G P ; vgl. w eiß, Textkritik 103; B laß.D edr? § 449 2. 4 Sota f. 47a: Dem Menschen ist befohlen, immer um Gesetz und gute Werke sich zu bemühen, auch wenn er es nicht aus Liede zum Gesetz tu t; denn wenn er auch zunächst den guten w illen nicht hätte, so könnte er doch dadurch ihn gewinnen.

48

Der Brief an die Philipper.

Aber p ls. spricht hier nicht mehr von solchen persönlichen Beweggründen, sondern, wie sich gleich zeigen w ird, objektiv von Schein und W ahrheit. So w ären beide W orte in einem relativen Sinne zu nehmen, um den unbeirrbaren G ang des Evangeliums möglich zu machen, und p ls . stellte die „w ahre" und die „scheinhaste" Verkündung unter das Gesetz eines Prozesses, das den T räger der W ahrheit von der Norm der W ahrheit unterscheidet? (Es w äre der alte griechische Gedanke des dialektischen P ro ­ zesses: P er varios errores sero pervenitur ad veritatem . Cr verleiht seinem T räger das tiefe Bewußtsein, die W ahrheit in dem Streben nach W ahrheit zu haben, und mit ihm die tiefe, an persönlichen Dingen und G ründen nicht mehr interessierte Sachlich­ keit. In d es dieser Gedanke herrscht auch n ur in der Sphäre des Crkennens; aller Glaube aber ist an den Grundsatz gebunden, daß seine religiöse W ahrheit in keinem Prozesse sich wandele, sondern unw andelbar durch alle Zeiten gehe, daß sie den ganzen Menschen fordere und nicht n ur ein gegenständlich gerichtetes Denken, daß sie darum allen I r r ­ tum und allen Schein verschmäht und n ur in dem w ah rh aftig en rein aufleuchte, w ie solche Gewißheit und Forderung möglich sei, ist hier nicht zu fragen. Beides ist im Werk des p ls. oft bezeugt. Noch wenige Sätze zuvor hat er von der unlöslichen Ver­ bindung gesprochen, die die Sache des Evangeliums an ihren Träger und den T räger an die Sache knüpft. Und forderte das Evangelium nicht von seinem Verkünder das Bewußtsein, die W ahrheit völlig und ungeteilt zu besitzen, so bliebe der leidenschaft­ liche Kampf des p ls . gegen ein „anderes Evangelium" unbegreiflich. Über w orauf gründet sich dann die ausgesprochene Sachlichkeit dieses Satzes? Die W orte spielen unm ittelbar auf die große Aufgabe der urchristlichen Mission an, als deren arbeitssamsten T räger p ls . sich weiß. Sie ist aber im Denken des p ls. eigentümlich begründet. Missionieren heißt zunächst nicht, Gläubige gewinnen, sondern vor allem „den Namen Christi verkünden" (Hm 15i6ff.). Darum besteht die Aufgabe für P ls. nu r mit der Einschränkung, daß er dort nicht wirken kann und darf, „wo Christus schon genannt w urde", und ist für ihn erfüllt, wenn in den Hauptstädten der Provinzen der Name erklungen ist. Diese Art der Mission steht deutlich unter dem eschatologischen Gesichtspunkt, der die jagende hast dieses missionarischen Lebens er­ klärt, daß bis zur Ankunft Christi auf der ganzen W elt das Evangelium verkündet sein muß. Aber wie ist solche fast utopisch anmutende Art des Missionierens möglich? Gewiß hat p ls . alles getan, w as getan werden konnte, um die durch p red ig t ge­ wonnenen kleinen Kreise zu festgegründeten und lebensvollen Gemeinden auszugestalten, aber diese sozusagen empirische Tätigkeit, der vor allem seine Gehülfen und seine Briefe dienen, ruht auf dem religiösen Gedanken, daß der Name Christi gleichsam aus eigenem Wesen und eigener Macht durch die W elt zu erklingen habe, und dieses Nennen und Genanntwerden heißt A usbreitung des Evangeliums. Anders gesagt, die Verkündung Christi ist auf eigentümliche weise substanziiert. kausative Bedeutung tragen, wenn sie ein transitives oder intransitives gleichen Stammes neben sich haben, erleidet auch sonst manche Ausnahmen (f. Lietzmann zu I Kor 738); daher ist für yvwpi^w auch die Bedeutung „wissen, erfahren" möglich. Sie ist bezeugt in der LXX prov. 3s. 15 10 Hiob 4is Symm.; in der Koine P. Gxy. 70539.1024is. 1643s; Corp. Herrn. 1 0 is; P. Mimaut bei Reitzenstein, hell. Myst. Rel.3 286, § 2 ; auch Diogn. 8s: äväpboTTwv Se ouSeis outc eTSev ovie tyvcopiaev. An unserer Stelle könnte yvoopt^» höchstens

62

Der Brief an die Philipper.

gebunden" l . (Es erläutert diese Unentschiedenheit und es korrigiert zugleich die Inkonzinnität des „wählens". wenn schon bisher die bedanken zu gleichsam abgehackten Sätzen und Bruch­ stücken von Sätzen drängten, so setzt sich das auch in den folgenden Worten fort. Lin abgebrochener Ausruf, ein prädikatloser Satz — solche Formen zeichnen lebendig die innere erregte Ungewißheit des pls. wenn aber bisher die zweifachen Möglichkeiten, die sich ihm bieten, beide gleich gewichtig schienen, ist hier ein leiser Unterschied an­ gedeutet. Der Drang nach persönlicher Vollendung im M artyrium ist in einen P a rti­ zipialsatz gedrängt, die Verpflichtung für die Gemeinde erscheint in selbständigem Satze. So zeichnet sich schon in der Folge und Art der Sätze immer deutlicher ab, wie die Schale der wage sich auf die Seite der Gemeinde senkt. Und in errungener Gewiß­ heit kann alsdann pls. davon sprechen, daß er „bleiben werde".

I23 Nicht mehr von der Freiheit einer Wahl, sondern von dem Zwang einer doppelten Bindung spricht pls. Vas wort „gebunden" 2 scheint leicht auf seine äußere Lage anzuspielen. Aber wie bisher, so kümmert ihn auch jetzt nicht das äußerliche „(Befangenfein"3, sondern das innerliche, das herz und wünsche „von zwei Seiten her" umfängt. Das Bild schließt jede Möglichkeit aus, als habe er sich in einem Für und Wider zu entscheiden. Sein künftiges Geschick ist von einer höheren Macht entschieden, und dem Apostel ist es allein aufgegeben „zu wissen", was — von (Bott her gesehen — das einzig Notwendige ist. Beides scheint notwendig: die Vollendung durch den Tod wie das weiterleben mit der Gemeinde,- denn in dem Komparativ „not­ wendiger" ist eingeschlossen, daß auch der Gang zum Tode notwendig ist. Aber es ist sehr bezeichnend, daß pls. zunächst nur von einem persönlichen verlangen spricht, daß er es mit einem Worte bezeichnet, welches sonst bet ihm ein Begehren in malam partem ausdrückt 4. Schon in dieser eigentümbeöeuten: „Ich kann cs euch nicht sagen", aber eben von dieser Möglichkeit enthalten die Worte nichts. So bleibt nur die andere Bedeutung, die mit yivdomceiv identisch ist. Dann ist es charakteristisch, daß nicht einfach ein äyvoö steht; 0 0 yvvpi^w hat viel­ mehr den Sinn „es ist mir verschlossen", und die Voraussetzung ist dann: Gott hat es mir nicht offenbart. So wird schon in diesem W ort der Gedanke des wählens korrigiert. Zugleich ergibt sich von seiner Beziehung auf eine religiös objektive (Offen­ barung ein schöner Gegensatz zu dem folgenden ouvtxopai, das von menschlichen Regungen spricht. 1 (Einige Minuskeln, auch Theodorei lesen hier yäp, die Fülle der Zeugen hat St. (Es ist der umgekehrte Fall wie I 1 9 : oTSa yäp, s. 0 . S. 50, Anm. 6. Das St ist also explikativ und der Satz nur durch ein Komma von dem vorhergesagten zu trennen. 2 ouvtxc» bei pls. nur noch IIK o r 5,4. (Es ist den L X X in vielfachen Bedeutungen geläufig. Sie leiten sich alle aus der Grundbedeutung „zusammenhalten" her; daher entweder „binden, verschließen", auch bedrängen, oder „zusammenfassen, bestimmen". Zum ersten vgl. Hiob 3 2 4 : Saxpuco St tyw auvexöpevos $6ßep; zum zweiten Sap. Sal. I 7 : TTvevpa xupiou TTeiTÄnpwKev if|v oiKouptvi]v Kai io ovvtxov Ta TTävTtx yväoiv kxei chvvijs. Die gleiche Bedeutung auch Test. Hub. 4 r, Test. )u d . 18 4 ; Test. Jos. 1s I 2 14s (s. nächste Anm.); Test. Benj 8s: d xa&apös vous tv toIs piaopols tHs Yhs ouvexöpevos päAAov otxoSopel, auiös St ou piaiverai. Im N T steht es vor allem in der Bedeutung „fesseln", „peinigen", so M t 424 ZI 438 8 3 7 .4 5 1943 Act 28s;„verschließen" Act 7 57 18s, „bedrängen" ZI 12so IIK o r 5 14 (f. windisch z. St.). So enthält das W ort den liefen Gedanken der „Gebunden­ heit" als bleibender religiöser Verpflichtung und als immerwährenden Impulses, hier ist das Bild wohl so gedacht, daß pls. von zwei Seiten her festgehalten, reglos harren muß, was ihm beschieden ist (vgl. Vincent, Kennedy z. St.). 5 ouvtx« steht vom halten der Gefangenen £t 2263 (vgl. Deißmann, Bibelstudien 158), dann Test. Jos. 143: t( auvtxcis t ö v aixpäActiiov . . . tv ScopoTs . . . 4 So vor allem R M I 24 6 1 2 7i.s 13 14 Gal 5 24 . I n Gal 5 is Kol 3 5 ITHess4s ist sein negativer Sinn noch durch besondere Zusätze verdeutlicht. In bono sensu steht

lichen F ärbung der W orte ist das wissen um die kommende Entscheidung angedeutet. Sie erklärt es auch, daß die beiden Möglichkeiten nicht m ehr als ein Entweder-(Oder erscheinen. Nach „Abscheiden" d rängt die Sehnsucht des p ls . D as griechische W o rt i, das n u r hier begegnet, ist ein auch in der Korne gebräuchlicher Euphem ism us für „sterben"; es ru ft das Bild eines Aufbruches zur Reife h erau f, sei es nun einer Reise über das M eer, zu der Schiffe die Anker „lösen", oder einer W anderung zu Land, zu der die „Zelte abgebrochen w erden" müssen, v ie l­ leicht ist der bildliche S inn nicht mehr konkret em pfunden; im m erhin h at p ls . auch sonst davon gesprochen, daß der Leib ein „Z elthaus" sei, das einmal abgebrochen w ird (IIK o r 5 1). Aber dieses Abbrechen ist kein Ende, sondern m it ihm w ird ein neues Ziel gesetzt, „mit Christus zu sein"2. Diese W endung spricht in aller ih rer K napp­ heit von der überw ältigenden Herrlichkeit des jenseitigen Reiches, in dem der M ä rty re r m it Christus wie der F reund m it dem Freunde ewig vereint ist; vor ih r w ird das „leibliche Leben" zu dem dunklen Bereich, das n u r die einzige Sehnsucht „abzuscheiden" dem G läubigen beiätzt. So ist denn hier deutlicher von der G röße des „G ew innes" die Rede, den das M a rty riu m seinem T räg er sichert. Zu ihr fü h rt keine mystische Sehnsucht, sondern eine klare göttliche (Offenbarung. D arum begreift sich der das Satzgefüge sprengende, abrupte R uf: „denn weit, w eit beffer ist e s " 3. 3 n der fast unübersetzbaren Häufung sich steigernder W o rte 4 bricht die Innigkeit und Leidenschaftlichkeit der M ärtyrersehnsucht elem entar durch. Und dennoch rückt zugleich das w o r t „beffer" dieses v erlangen in ein eigentümliches Licht. (Es bezieht den Sinn des Todes rein auf den Bezirk persönlicher wünsche und Hoffnungen. Aber es n u r IT H ess 2 , 7 . I n solchem freien S inn kennt es v o r allem die Koine (vgl. Deitzm ann, Vibelstudien 273 ff.). (Ohne ein neg ativ es Vorzeichen steht es auch £ t 22 is I o h 8 4 4 . fluch die L X X kennen d as w o r t in doppelter ethischer W ertung, positiv (PI 37g 102s 126s P ro o . IO 24 I I 23 u. ö.) und negativ (Pf 924111 10 P ro v . 6 2 5 u. ö.); dagegen in n u r negativem Sinne die Testam. d. 12 P a tr . (häufig). Die Konstruktion Lmävpiav ?xwv eis ist gut griechisch; vgl. Thuk. 4»,. 3 n DEFG , den R epräsentanten der „K oine". fehlt ü b rig en s das eis. 1 dvaAueiv ist „aufbrechen", vgl. P . Tor. 1 1 I I 1 6 ; p . P a r . 1529. 2 2 2 9 ; p . Land. 4 4 n . AIs B ild fü r „sterben" begegnet es z. B. L ucian, P hilopseudes 14: ös Kai ÖKTwSexa£rqs üv äveAue Kai Trjv chuatKqv ÖKpöaoiv p£TeAqAufrei eis t£Aos, IG X IV 17942 Kai n a s (iot peßioöTai Kai ncös ävdAuaa, pa-qoq. D as von L uther gew ählte w o r t „abscheiden" trifft also den genauen S in n von ävaAuetv. (Einen v erw an d te n S in n trä g t das schöne w o r t Epiktets I 9 ie: äv&ptmot, £x5££aode töv freöv. öiav tKelvos aqpqvq Kai äiroAuoq vpäs raurqs Tqs vnqpqoias, tot* dnoXveoäe npös auröv. v g l. auch II Tim 4 s: ö Kaipos iqs övaAuoews pov ty&rrqKev. 2 v g l. Lohm eyer, luv Xpioiy (Festschrift fü r Adolf Deitzmann 2 1 8 - 2 5 8 ) . 3 D a r y^P lassen a u s n*D E F G K L P , die Versionen vg. go. syr. a eth . Thrysostom or, T heo d o ret; es findet sich in ABC flm brs. Aug Die Auslassung h a t offenbar den Sinn, die syntaktische Schwierigkeit zu beseitigen; dem dien t auch die F ortlaffung von eis v o r tö ävoAvaai in DEFG , so daß folgende korrekte und elegante Konstruktion möglich w ird, die H. C. G. P a u lu s em pfahl: avvtxopat 8 ö, I k t» v Svo rqv Smfrupiav kx«v: Tö övaAvoai Kai ouv Xpiary elvat noXXch päXXov Kpelaoov * tö 8L dnqUveiv 6v rrj aapxi dvayKaiöiepov 81* vpäs. S ta tt noXXv lesen D*EFG v ic to rin nöoip. 4 Sie ist auch im klass. Griechisch möglich, z. B. Curip. hek. 377: fravwv 8' äv eTq päXXov eÖTuxiorepos f) ^«v. M ehr bei Wettstein z. St. u. zu Mk 736. 3m NT vgl. Mk 736 I I Kor 7,3, bei den Apost. V ätern Herrn. Sun. 1x 284 , IK lem 48s. v g l. BlatzDebr .6 § 246, auch 6 0 3.

ist in ihm wirklich n u r die (Erfüllung einer individuellen Sehnsucht gesetzt? h a t nicht P K . soeben davon gesprochen, daß „jetzt Christus verherrlicht werden w ird an meinem Leibe, sei es durch Leben oder T o d "? Doch hier ist ge­ nau er zu unterscheiden: Der sachliche Sinn, den G ott oder Christus dem M ä r ­ ty rer verleiht, bekundet sich in Zeugen und Leiden,- beides macht an dem M ä rty re r für Gemeinde und W elt „Christus" offenbar. D er Tod kann dieser (Offenbarung nichts hinzufügen, sondern sie n u r bestätigen, w en n er aber „G ew inn" ist, so ist er es allein für den M ärty re r. F ü r ihn allein ist er die K rönung des M artyrium s, aller Seligkeit des ewigen „M it-Christus-seins" voll. So vollendet sich in ihm w ohl sein persönliches Geschick, aber nicht auch zugleich der Trium ph Christi über die W elt; w ohl sein persönliches heil, aber nicht die gegenständliche O ffenbarung des Evangelium s. D arum ist der Tod w ohl für p is . ein G ew inn und „w eit, w eit bester"; aber au s den letzten G ründen der Sache Christi heraus entbehrt er der sachlichen Notwendigkeit. So begreift es sich, daß p ls . von dem „Besseren" des Codes spricht. D as Wort ist in dem Pessimismus hellenischer, hellenistischer und jüdischer Lebensbetrachtung heimisch; von allen Seiten Hingt es: „Besser sterben als leben“ 1. Durch solche fast sprichwörtlich gewordenen W endungen mag p ls . zu dem w o r t mitgetrieben sein. Aber ebenso deutlich ist der grundsätzliche Unterschied der M otw e, die die Ur­ teile über den Tod tragen. Dort drängt die als unerträglich empfundene Last und Verzweiflung des Lebens zur Verherrlichung des Codes, der aus diesem Gegensatz den Charakter seliger Ruhe empfängt; hier ist auch das Leben schon von göttlichem Sinn durchdrungen und der Cod nur ein weiterer Schritt zur persönlichen Vollendung dieses Sinnes. Cs ist die eigentümliche Größe dieser Sätze, daß sie diesen Schritt zur persön­ lichen Vollendung verschmähen, um den w e g durch das „Leben im Fleisch" zu wählen, das der Sache Christi „notwendiger" ist. So führt die gleiche der Sache hingegebene Gesinnung, für die das M artyrium ein Criumph Christi war, aus dem Bezirk des M artyrium s heraus zum Dienst an der Gemeinde.

I24 Die Schwere dieses der Sache dargebrachten O pfers, vor der das O pfer des Lebens leicht wiegt, ist in den nächsten W orten deutlich spürbar. Ein „Bleiben" ist gefordert, nicht mehr ein w a n d e rn zum ewigen Ziel; m an d arf um dieses Gegensatzes willen das griechische W o rt als ein „Stille-stehen", „Ruf-der-Stelle-bleiben" interpretieren. Aber dieses „B leiben" heißt — w as die Schwere des geforderten O pfers verm ehrt - ein „Bleiben im Fleisch"2. „Fleisch" ist der In b egriff von Geschichte und W e lt3, und darum bedeutet es die T rennung von jener anderen göttlichen W elt, in der die G läubigen ewig „m it Christus s in d " , und die Verbindung des Einzelnen m it der Erde, auf der sie „fern vorn H errn sind" (II Kor 5 ö). Rber neben dieser gleichsam lokalen Bedeutung tr itt hier stärker eine personale hervor, ähnlich wie schon im RC Tod und Hölle bald als Örtlichkeiten bald als Personen vorgestellt w erden4. D as „Fleisch" erscheint als die M acht, „ b e i der" p is . zu bleiben h a t wie der Legionär bei seinem B efehlshaber5, p is . spricht auch sonst von 1 v g l. Herod. 1, 31: fipeivov ein ävfrpd&n« Tcövävai päAAov fj (vdeiv; P lato Gorg. 492 E ; Galen, de fac. Med. Simpl. 2: äpeivov auiö uplvovics refrvävai päAAov h £nv t o i ourep. v g l. auch JesSir 4028. M ehr bei Weltstein z. St. 2 So daß auch die Bilder ävaAvaai und LnipLveiv einen bewußten Gegensatz bilden. 3 v g l. Lietzmann, Cxk. zu Rni 8 ti. 4 v g l. Lohmeyer, Gffb J oh zu lt s . Im RC vgl. ps 48 is Hos 13 h . 6 Denn es heißt LmpLveiv jrj oapKi, nicht LppLveiv ig a. oder psveiv £v itj capid. D as Verbum tiriptveiv bedeutet sonst „sich aushalten" Rct 1048 2 1 4. io 2 8 ,r. ,4 I Cor 16?. s;

P fyll 1 23.

65

24 .

der drückenden B efehlgew alt etw a der „S ü n d e "1, aber er weiß dann auch zu rühmen, daß der Gläubige von ihr durch Christus befreit ist. So gewinnt der Ausdruck ^ einen eigentümlichen Doppelsinn. 3n dem Augenblick, in dem der Tod ihn in alle Freiheit zu führen schien, wird es gefordert, sich gleichsam wieder unter das alte und verhaßte joch zu beugen. So ist die W endung von der Bitterkeit eines persönlichen Schmerzes getragen, w a s ihn zu stillen und aufzuheben vermag, ist ein Doppeltes: der Gedanke an die sachliche Not­ wendigkeit des „W eiterlebens" und damit eng verbunden der Gedanke an die Gemeinde zu philip p i. D ie V e r b in d u n g b eid er G ed an k en ist freilich nicht o h n e w e ite r e s deutlich, „ w e i t e r ­ le b e n " scheint n e u e s w ir k e n im D ien ste d e s a p o sto lisch en B e r u fe s b e d e u ten zu m üssen; in d ie ses w ir k e n ist w o h l auch d ie G e m e in d e zu P h ilip p i eingeschlossen. A ber w ic h tig e r ist nach der A rt der p a u ltn ifch en M issio n u n d ausdrücklichen W o r te n d ie G e w in n u n g n e u e r B ek en n er a ls d ie S tä rk u n g der schon G e w o n n e n e n . U n d dennoch besteht d ie „ N o tw e n d ig k e it" „ u m e u r e tw ille n " . M a n d a r f den S in n d ieses „ ih r" auch nicht v e r ­ b la ssen , a ls seien g leichsam in d en p h ilip p e r n a lle g e g e n w ä r t ig e n u n d k ü n ftig en G lä u b ig e n g e m e in t 5, w a s h ä tte d a n n noch d ie (E rw äh n u n g e in e r „ R eise zu euch" fü r e in e n S in n ? S o mutz in M o t iv der N o tw e n d ig k e it

der konkreten L a g e der P h ilip p e r g e m e in d e ein d r in g lich es g e le g e n sein , u m d e r e n tw ille n P l s . so g a r die K ron e d e s

M a r t y r iu m s a u sz u sc h la g e n v e r m a g . (Es ist w e n ig e r e in e in n e r e H a ltu n g der G e m e in d e a l s die äutzere S it u a t io n , w elch e d ie D rin g lich k eit b e g r ü n d et. V e r fo lg u n g e n der G lä u ­ b ig e n sind a u sg e b r o c h e n ; e s sind die ersten, v o n d e n e n w ir in n e r h a lb d es K reises der p a u lin tsch en G e m e in d e n w issen. U n d in ih n e n steht diese G e m e in d e o h n e ih r e n A p ostel u n d auch o h n e ih r e n b is h e r ig e n L eiter (E p a p h ro b itu s. I h r zu h e lfe n u n d b eizu steh en , ist d ie „ n o tw e n d ig e " P flic h t d e s A p o ste ls. A b er w ic h tig e r noch a ls diese äutzere D r o h u n g ist auch h ie r der r e lig iö se S in n , der sich m it ih r v e r b in d e t. S te h t auch die G e m e in d e im M a r t y r iu m , so h a t sie m it sein er N o t auch a n sein er G n a d e te il. D a r u m k on n ten d ie G lä u b ig e n z u P h ilip p i schon im P r o ö m iu m a ls die b ezeich n et w e r d e n , d ie „ m it m ir G e fä h r te n der G n a d e sind". D a r u m schließt „ d a s L eb en im Fleisch" in sich, d a ß a u s solcher G n a d e „ F ru ch t d es W erk es" r eife n w e rd e. D a r u m endlich kann zu m Schlu ß d ieses A b sch n ittes „ d e r R u h m " der G lä u b ig e n zu p h ilip p i u n m itte lb a r m it d em A p o stel v e r b u n d e n w e rd en , a l s g e h ö r e er ih m . S o sind e s in z w eifa ch em S in n e Schicksalsstunden d e s urchristlichen E v a n g e liu m s , h ie r b eim A p o stel w ie d o r t b e i sein er G e m e in d e steht e s zur (Entscheidung, e in e r E n t­ scheidung; die nicht historisch, so n d ern esch a to lo g isch z u v e rste h e n ist. I n dieser s elt­ sam en D o p p e lla g e g e h ö r t P l s . zu sein er G e m e in d e ; w ic h tig e r a ls sein p ersö n lich es h e i l ist b a s h e il d e s „ W erk es" . E s w ir d a b e r zu g leich d eutlich, w ie h in te r diesen a b r u p te n Sätzen e in e leidenschaftlich e E rr e g u n g g lü h t. S ie zuckt h ie r gleichsam n u r a u f, u m im d r itten K a p ite l m it e x p lo siv e r G e w a lt a u sz u b r e ch en . S ie g ilt n ie m a ls der H a ltu n g der G e m e in d e, son d ern im m er ih r e r ä u ß e r e n L a g e u n d den G e fa h r e n , m it d e n e n sie den E in z e ln e n b e ­ d ro h t. D e s h a lb kann h ie r auch zunächst in zuversichtlichem T o n e fo r tg e fa h r e n w e rd en . m it e in e m P a r tiz . v e r b u n d e n b ezeich n et e s e in e a n d a u e r n d e T ä tig k e it J o h 8? A ct 1 2 16. I n ü b e r tr a g e n e m S in n e steht e s : R m ö i impdvwgev irj äpaprig, 1 1 22 irj xpno™TnTtr 1 1 23 Ttj a r n o T ia , K ol 1 23 irj m o t c i , I T im 4 ie Ttj S iS a o K a X ia . 1 V g l. b eso n d ers R m 6 6 . 1 7 . 1 9 . 2 0 (auch (Eit 3 s ) u n d D e iß m a n n , p i s . 2 1 5 4 ff . 2 D er T ext ist h ier schw ankend. A b en d lä n d isch e u n d K o tn ez e u g e n ( B D E F G K L , T h e o d o r e t, T h e o p h y la k t) h a b e n £v Ttj oapxl, N A C P M in . Eiern. (D rig. T h rys. Tfj oapni. E in e E n tsch eid u n g ist kaum zu treffen . D er so n stig e Gebrauet» d es p l s . spricht fü r den D a t iv (f. v o r . A n m .); so w ä r e es m ö g lich , daß EsllMEINAIEN, w ie B h a t (ctor. in A n g le ic h u n g a n ävaXüoai?) a u s EsllMEINEIN e n tsta n d en ist (so v e rm u te t D ib e liu s ). M ö g lic h ist a b e r auch, d a ß b a s cv durch die E n d silb e v o n £mp£v€iv gleichsam a b so r b ie rt ist (so M e y e r , ä h n lich B . W e iß , T extkritik. 3 . S t .). 3 S o m it G r o tiu s 3 . B . M e y e r , B . w e i ß ; d a g e g e n H au p t. VJetjcr* M i'rn m . I X . XULj t.

5

1 25 D er b re it an g eleg te Satz ist feiner F o rm und feinem I n h a l t nach d er P e rio d e I 1 9 . 2 0 p a ra lle l: beide M a le steht ein „ich w eiß, d aß . . ." a n d er Spitze und d ien t der „D atz"-Satz der W e ite rfü h ru n g von dem persönlichen (Ergehen zur sachlichen „ F reu d e des G la u b e n s " ; h ie r w ie d o rt ist d a s letzte Ziel, d as h in te r ih r auftaucht, eschatologifch b ed in g t und fü h rt zu dem D asein des A postels zurück. D o rt ist der w e g d er u n m itte lb a re des M a rty riu m s , h ie r der m itte lb a re durch und m it der G em einde. A ber in beiden Sätzen h a n d e lt es sich zuletzt um die zu v o r ausgesprochene große Devise: „ w ie a lle n t­ h alb en , so auch jetzt w ird C hristus verh errlich t w e rd e n ." D er A nfang des Satzes stellt eine scheinbar gerin g fü g ig e syntaktische F ra g e : B ezieht sich d as D em o n strativ p ro n o m en a u f die vo rh erg eh en d en W o rte, so d aß es zusam m en m it dem Ausdruck des V e rtra u e n s d a s „ich w eiß " be­ g rü n d et, ober weist es a u f den D aß-S atz a ls den I n h a l t, so daß es zu dem „ich w eiß " g e h ö rt und d a s P a rtiz ip iu m die A rt dieses W issens beschreibt1? h in te r dieser syntaktischen F ra g e a b e r v e rb irg t sich d as tiefere sachliche P ro b le m , welches der sichere G ru n d dieses „W issens" fei. P is . red e t h äu fig v o n einem w issen, und sein G egenstand ist a ls d a n n ein in (E rfahrung und Geschichte G e­ gebenes ober ein im G lau b en Gesetztes, zeitliche (Ereignisse ober zeitlose G ru n d ­ sätze. w o einm al d a s w issen a u f Zukünftiges sich bezieht — es ist sehr feiten d er F a ll 2 — , da ist dieses Zukünftige die schlichte und notw en d ig e F o lg e g lä u ­ b ig er (E rfahrung, h ie r ist der I n h a l t des W issens ein zukünftiges Geschehen; und die Sicherheit feines (Eintretens h ä n g t nicht von d er G ew iß h eit des G lau b en s a b 3. So w ä re bann „solche Zuversicht" d er G ru n d des W issens, und diese W end u n g wiese a u f d a s v o ra n g e g a n g e n e zurück? Doch Zuversicht fo rd e rt einen sachlichen ober persönlichen G r u n d ; a b e r der Gedanke, daß d a s B leiben des P is . „um eu retw illen n o tw e n d ig e r ist", e n th ä lt eine F o rd e r u n g *. D an n kann a b e r „ in solcher Zuversicht" ü b e rh a u p t nicht den G ru n d , sondern allein die A rt des W issens an g eb en w ollen, u nd dieses „ich w eiß" ist in sich selbst b eg rü n d et, d. H. es ist prophetisch. D enn der P ro p h e t, w ie ih n e tw a in urchristlicher Z eit A g ab u s d arstellt (Act 1 1 28 2 1 10 ), w eiß m it u n trü g lich er Sicherheit auch um D inge, die erst in Zukunft sich ereignen w erd en . D aß P is . d a s C h a rism a der P ro p h e tie nicht frem d w a r, scheint a u s I K or 14 h e rv o r­ zugehen. w e n n er a b e r sonst kaum sich a u f prophetisches w issen g rü n d e t, so m uß a n dieser einen Stelle auch ein besonderer G ru n d m itspielen. C s ist w iederum die A nschauung, die b a s M a r ty riu m tr ä g t; nach ih r em p fän g t d e r 1 Für die erste Verbindung treten ein: Ambros. (Dekum., Calvin, (brotius, hoele« mann, B. w e iß ; für die zweite: Luther, Haupt, Dibelius. 2 Nur noch Hm 1 5 2 9 : olSa 8e ö t i . . £v T rA tip c o p a n etiAoylas XpiöTOU SAeuaopai. Denn Kol 3 24: ei5ÖT£S Ö ti a n d xuplou änoArjpiliead-e rqv ävranöSoaiv irjs xAnpovopias ist ein eschato* logischer Glaubenssatz. 3 Cs ist daher begreiflich, daß man äußere Gründe erfand, um dieses wissen um die Zukunft zu begründen; etwa diesen: P is. habe wahrend der Abfassung des Briefes bestimmtere Nachrichten über den Ausgang feines Prozesses erhalten; oder andere. Aber von alledem ist nichts angedeutet (vgl. auch Dibelius z. St.). Die andere Möglichkeit der Erklärung ist, die Stärke der ausgesprochenen G ewißheit zu mindern. So übersetzt G rotius: scio me hoc sperare. 4 M an müßte also schon auf 20 sin. oder 22 zurückgehen, aber abgesehen von der Schwierigkeit, daß t o ü t o kaum jo weit zurückweisen kann, bleibt das sachliche Be­ denken, daß jene Sätze gläubiger Gewißheit nicht die Bestimmtheit der empirischen Aussage: „Ich werde bleiben" verbürgen können.

M ärtyrer, der unter der „Spende des Geistes" steht, die Gabe der Weissagung und ordnet sich ein in die Reihe der Propheten, die immer in der Geschichte verfolgt wurden. So vermag auch p ls. prophetisch zu wissen, daß er „bleiben w erde"; es ist die Gnade des M artyrium s, die ihm solches wissen verleiht1. (Es scheint als färbe dieser m ärtyrerhafte Sinn auch noch die folgenden Worte, die dennoch dem M artyrium entsagen2. Doppelt sind zunächst in deut­ lichem Wortspiel die Prädikate des Nebensatzes gesetzt, als müsse die Sehnsucht nach dem M artyrium unterdrückt werden. Denn M ärtyrer sein heißt ja, von aller Last und Sehnsucht des „w eilens" frei werden; es heißt in die persönliche, aller Fesseln des leiblichen Daseins ledige Gemeinschaft mit Christus einzugehen, „weilen und verweilen" 5 bedeutet die Gebundenheit an die Gemeinde und die Opferung persönlicher Vollendung; erst die Vollendung der Gemeinde, die im Dunkel der parusie des Herrn verborgen liegt, befreit wieder von allem „verw eilen". Darum tritt auch zunächst ein anderes Ziel an die Stelle der eschatologischen Vollendung: „zu eurer Förderung und Freude des Glaubens", und dieses Ziel ist „euch allen" gestellt, w ieder ist hier wie im proömium das w o rt „alle" seltsam betont. (Es bezeichnet nicht etwa alle Gläubigen, wo immer sie sich in der Welt finden4, sondern die Summe aller Glieder der Ge­ meinde zu Philipps. Und das w o rt „alle" kann betont werden, weil, wie der nächste Abschnitt zeigt, die ausgebrochenen Verfolgungen die Gemeinde innerlich zu scheiden drohen. Schwingt aber schon hier der Gedanke an das M artyrium der Gemeinde mit, so bestimmt er auch die folgenden Wendungen. „Fortschreiten" bedeutet dann, von dem Wege des M artyrium s sich nicht ab­ drängen lassen, sondern in innerer und äußerer Festigkeit ihn zu (Ende gehen; und „Freude des Glaubens" ist dann die aus diesem Leiden erwachsende Freude, wie sie dieser ganze Brief allein kennt5). So gehören die beiden 1 Ruch Rpk 1 9 10 sind M ärtyrer und Prophet wechselbegrifse: q papiupta ’lqoou nveüpa rqs npo^qieias; vgl. meinen Kommentar z. St. 2 irapapcvoö lesen nABCD*EFG M in., aupnapapev® DcEFCLP Chrys. Theod. Theoph. Die M ehrzahl der Zeugnisse spricht also für Trapapcv® (so auch £achmann); hinzu kommt, daß dieses das seltenere, a u p n a p a p e v ä das geläufigere Wort für ,,am Leben bleiben" ist. 3 p£veiv und n a p ap iv eiv werden bei p ls . sonst nie von der Kontinuität des äußeren Daseins gebraucht. Die Bedeutung ist aber in der Koine häufig (Dio Chrys. I 62s; 33329; auch schon herod. 1 5 0 ; P laton, phaed. 6 2 E 86C: rä 5e AeuJ/ava t o v ocopaios exäoTou iroAvv xpövov n ap ap ^v eiv ; vgl. auch Schmid, Atticismus I 152). Die Worte sind dann in strengern Sinne zu fassen: pl§. w ill bei den Philippern bleiben, und keinerlei missionarische P läne bestimmen hier ihren Sinn. D as bedeutet freilich nicht, daß er in P hilipp i „ein Sitzen auf dem Altenteil" (Haupt) erwartet, sonoern daß er mit der Gemeinde der parusie des Herrn harren w ill (s. zu Ize). 3n n ap ap lv eiv schwingt viel­ leicht noch ein besonderer Sinn mit; es bedeutet in der Koine nicht selten „dienen", z. B. P . Flor. I 449 (158 n. Chr. und vgl. die Note v ite llis , der aus Gregors v. Tlazianz Testament zitiert: a v iq n a p ap e lv a i r a s Köpas p^xpt t o ü rq s £®qs aurrjs xpövou); P . Petr. III 2 2 1 (ebenfalls ein Testament, aus dem Jahre 236 v. Chr.) bestimmt, daß die Sklaven frei sein sollen, e äp poi n ap ap em o [o iv g]®s äv ey ® £wi, BGU IV 11268 (8 v. (Ehr.). P . Tebt. II 3 8 4 21, P . (Vxy. IV 7 2 4 13 (155 n. Chr.). v g l. auch Syll.2 850s (173/2 v. Chr.) und 3 120924 (101-100 v. Chr.): äHqxcv iAeufrepov TrapapcivavTa aur® t ö v ras £wäs xpövov. S. M oult.-M ill. Voc. s. v. 4 So Haupt. 5 Die strenge Korrespondenz zwischen i q v u p w v npoKonqv und xa p äv Tfjs tu o tc m s leitet darauf, beide Genetive als Gen. subj. zu bestimmen. Dann wäre es der Glaube, der wie eine persönliche Macht vorgestellt, „Freude" haben wurde, und die Aufgabe £f] e!5os, i56a; S u iö. 7rpöaoi|iis. S u m hellenistischen Gebrauch v o n pop^q

z. B . : öp oiw p a

v g l. Reitzenstein, h ell. M ysterienreligion en 3 357 ff. Angesichts dieses v a g en G ebrauchs ist e s unm öglich, in gopn einen w enn auch noch so ab geb laß ten philosophischen T er­ m in u s zu sehen. D ie verschiedenen W orte cfSos, öp ottopa, g o p $ n sind vielm eh r synonym . I n den Apost. V ätern ist popq bei Herrn. V i s . I I I 1 0 2 1 1 1 1 3 1 M an d . X I I 4 i S im . I X 1 1 b elegt und nur von der äußeren Erscheinung göttlicher W esen gebraucht. IK Iem . 393 ist Z itat a u s Hiob 4 i s ; D iogn et 2 z steht es in einem G leichnis. 1 v g l. besonders W . J a e g e r in H erm es 1915, 53 7 ff., Jü lich er in S n t w 1916, 1 ff., P . w . Schmidt, p r o t. M o n a tsh efte 1916, 171 ff., D ib e liu s 2 z. S t. Spnavpa- R au b : P f S a l. 228 . 2 Toa — a>s s. B la ß 3-D eb r. § 4534. 3 v g l. v o lz . Züd. E schatologie 7 9 ff.; B ouffet, R el. des J u d e n tu m s3 3 3 4 ff.; W eber. I u d . T h e o lo g ie 2 3 0 2 f f.; Billerbeck zu M t 4 i I 4 3 6 - 4 4 9 . S z. B . B am m id b ar 8 (f. 149 b): D ie Schlange sprach: Ich w eiß , daß G ott zu ih n en gesagt h at: stn dem T age, da du v o n ihm issest, wirst du gew ißlich sterben. S ieh e, darum w ill ich gehen und sie betrügen, daß sie davon essen und bestraft w erd en ; dan n nehm e ich die (Erbe für mich selbst in Besitz.

w u rd e, ist ein T riu m p h lied , daß d a rin die Herrschaft des T eufels, die einst durch R au b e rw o rb e n w u rd e, fü r im m er gebrochen ist. So w ird auch d a s M o tiv der Versuchung deutlicher, von dem die S tro p h e erfü llt ist. Nicht ein a n d e re r versucht diese göttliche G e sta lt; alles geschieht in diesem ersten T eil des Liedes a u s eigenem freien Entschluß, und nichts ist, w a s die M acht des T u n s nicht bestim m te; sie bestim mt auch d a s eigene D asein. So versucht diese G estalt gleichsam sich selbst; ih r ist w a s sie ist, zur Entscheidung in die H and ge­ geben. und sie w ird w a s sie ist, durch ih r T u n . D aru m kann auch im A n­ fan g so unbestim m t gesprochen w erd en „d er in göttlicher G estalt w a r " ; denn erst durch ih r eigenes h a n d e ln w ird sie bestim m t. D a ru m ist auch d a s G o tt­ gleichsein, um es so zu sagen, sow ohl res rapta a ls res rapivm la1. D enn diese G estalt ist K qrios kraft ih re r göttlichen A rt und w ird K q rio s w ied er durch die eigene T a t. U nd der w e g dieser T a te n ist der p arad o x e, der durch d as M enschwerden zum K q rio stu m fü h rt. U ber w o rin ist diese P a ra d o x ie b e g rü n d e t? A lles T u n geschah b ish e r in göttlicher Zeitlosigkeit, und d a s verschm ähen des R a u b es schließt nicht n o t­ w endig den Z w an g und G an g zur Zeitlichkeit in sich. E in neues M o tiv e n t­ h ü llt in den nächsten S tro p h e n die N otw endigkeit dieses G a n g es. Sie sind au f den Gegensatz von O p fe ru n g und B eg n ad u n g , E rn ie d rig u n g und E r ­ höhung gestellt; es ist ein B e g riffsp a a r, d a s fü r den jüdischen G lau b en g ru n d ­ sätzliche B edeutung h a t. D enn indem beide in ih re r Zusam m engehörigkeit a ls der Ausdruck einer göttlichen N orm g ew ertet w erd en , löst sich fü r ih n d a s d oppelte P ro b lem , w ie die geschichtliche Lage des jüdischen Volkes m it dem B ew ußtsein seiner zeitlosen göttlichen E rw ä h lu n g v e re in b a r sei. v o n G o tt e rw ä h lt sein heißt a u f E rd en leiden müssen; d as gültige V orbild dieser im J u d e n tu m von Dtjes. zuerst g e p rä g te n Anschauung ist in den 'E b e d -Ia h w e L iedern gegeben. I s t a b e r diese P ara d o x ie Ausdruck göttlicher N orm , und d a rin O ffen b aru n g göttlichen W esens, so m uß auch der zum« K q rio s Bestim m te sie tra g e n und b ew äh re n . A nders gesprochen, um sich a ls göttlich zu e r­ w eisen, ist sein G an g durch die Z eit n otw endig. So klärt sich auch die A n­ lage dieses G edichtes; der v erzicht au f den „ R a u b " bedeutet die W a h l von irdischer N iedrigkeit und T od, und m it ihn en ist auch die G ew ißheit göttlicher (Erhöhung gesetzt. 27 So schildert denn die zw eite S tro p h e die M enschw erdung. D a s P rä d ik a t „ e r en tä u ß e rte sich" e n th ä lt die gleiche D unkelheit w ie die B estim m ungen des ersten D reizetlers. Sich entleeren, w ie es g e n au h eißt, kann n u r bedeuten sein In n e rste s preisg eb en , sodaß die ä u ß ere Z orm e rh a lte n bleib t. A ber g erade die göttliche G estalthaftigkeit ist es, die d er K nechtsgestalt weicht. So ist auch h ier der B egriff der G estalt a ls d a s G anze gedacht, in der I n ­ n eres und A ußeres dasselbe sind. U nd es g ib t nichts B e h a rre n d e s in dem selbstvollzogenen W an d el a ls der S in n der sittlichen T a t, die dieses Sichen tä u ß e rn bedeutet. Dieses ist a ls völlige S elbsthingabe zu verstehen, und d a s A nnehm en der K nechtsgestalt d as fchlechthinnige göttliche W u n d er. U nd so stark ist dieses b eto n t, daß die Kennzeichnung des Menschlichen den beiden 1 äpiravpos fassen als res rapta ftrius, Dibqmus, Augustin, Luther, ein wenig anders auch Chrys. Theophyl. p elagiu s, Calvin, Scaliger; als res rapienda Athanasius, Hilarius (Exp. ps 118), Chemnitz, von Neueren Jülicher, Cd. Meyer, Ursprung und Anfange des Christentums III 3802.

Partizipien überantw ortet w ird ; jo tritt das nicht mehr menschliche Tun der göttlichen Gestalt in aller Wundersamkeit heraus. v o n der Menschwerdung sprechen die beiden nächsten Zeilen; aber erst die dritte bringt das entscheidende w o rt „Mensch", die zweite den Ausdruck „Knecht". W ohl kann mit ihm nur das gleiche gemeint sein, aber weshalb die Differenz? „Knecht" sein bedeutet in der religiösen Sprache des Ju d en ­ tum s nichts anderes als von Gott erw ählt sein; so heißen die großen Frommen der Vergangenheit mit Stolz und Ehrfurcht. Aber hier wird zu­ gleich der Gedanke äußerster Niedrigkeit gefordert; und er ist nur mit einer bestimmten Knechtsgestalt verknüpft, dem 'Ebed Ja h w e von Jes. 53. So steht denn die Betrachtung dieser göttlichen Gestalt und ihres Tuns unter dem Lichte der deuterojesajanischen Lieber1, w en n so das W ort von der Knechtsgestalt zu einer religiösen Bestimmung w ird, so begreift sich, daß in der letzten Strophenzeile das geschichtliche M om ent noch ausdrücklich betont wird. Denn das w o rt von dem „Aussehen" hat nichts Scheinhaftes an sich, sondern ist der semitischem Denken geläufige Ausdruck, nach dem Äußeren der Erscheinung das Wesen einer Sache zu bezeichnen2. Und doch bleibt es auf­ fallend, daß diese Zeile der ersten des Liedes analog geformt ist; d o rt: er w ar in göttlicher Gestalt, hier w örtlich: er w ard in menschlichem Aussehen. So dient auch hier das Wörtchen „in" dazu, dieses „menschliche Aussehen", das an sich das Ganze der menschlichen Existenz umfaßt, zu einer hülle zu ver­ wandeln, hinter der ein Dunkles und Unbestimmbares geheimnisvoll sich verbirgt. Die dritte Strophe ist der zweiten analog geformt: Ein Prädikat (von ähnlichem Klang) w ird durch zwei Partizipien erläutert. Wohl ist die Zu­ gehörigkeit des ersten Partizips bestritten; man sagt, es stehe im formalen und sachlichen Parallelism us zur vorhergehenden Zeile5. Aber dieser parallelism us besteht in Wirklichkeit nicht. Denn „Haltung" bezeichnet nicht wie „Aussehen" die naturhafte Bestimmtheit menschlichen Daseins, sondern die im Denken und Leben durchgeführte Prägung des sittlichen C harakters4; und „erfunden" setzt dieses menschliche Dasein wohl voraus, aber enthält zugleich ein Urteil und eine W ertung5; es fordert als solches wiederum nicht den Gedanken einer 1 (Es ist eine schöne B estätigung dieses Schlusses, w en n e s I (Eiern. I 6 2 , w o h l ohne (Einfluß dieser W orte, heißt: t ö cKfjnTpov tH s peYaAtoouvqs t o ü freou. ö nupios ’lqaoOs Xpiorös. o v k HAäev lv KÖpirto äAa£oveias otiSe U7repnqv zu der G ew ohnheit brieflicher Aussprache zurücklenkt3. Nach dieser rhythmischen G liederung richtet sich ev5eqs; flrist. P o lit. V II 5: t ö . . . nävia uiräpxeiv Kai SeToäai pqßevös aurapnes; ober D io­ genes L. II 24 von Sokrates: avräpKqs Kai aepvös. 3 u dem Begriff der Autarkie vgl. Stob. II I p. 2 6 5 13 h e n se ; (Epistel p. 466 Nr. 16 Schenk!; Teles p. I I 5 3 8 iof. u. o. henfe. Dgl. G erh ard , Phönix von Kolophon (1909) 57 ff. D as Adjektiv steht in L X X noch S ir 4 0 t s ; das Nomen auch P i. Sal 5 is I I Kor 9 s (s. u.) I Cim 6 e ; Herrn. M and. VI 23; Sim. I 6, s. auch p hilo, Leg. alleg. I l l 165 und m ehr bei Leisegang, In d ex s. v. (P hilonis O pera VII). Vgl. auch ©indisch zu I I Kor 9s. ? v g l. M arc. Aurel. 1 is: t ö aurapKes £v iravTi und s. N ägeli, Wortschatz 41 f. 2 D azu stimmt auch die H ervorhebung des iyti), die den Ton einer gelassenen U nabhängigkeit von äußeren Um ständen verstärkt: ebenso das £v ols ehit. v g l. zum A us­ druck Thuk 7 i i ; P la to , (Ep. 7 p. 350 A ; Epikt. I 2 2 is . M ehr bei W eitstem und Kyvke. 3 Auch der einleitende Satz V. 11 ist noch von rhythmischer F ügung frei. - M a n kann deshalb diesen H ym nus eine ..Einlage* nennen (so B u ltm a n n , S til der p a u l. p re d ig t 48, D tb e ltu s2 z. S t.; s. auch J h s . w e iß , B eiträge zur paulinifchen Rhetorik 29),

aisbann auch die syntaktische Beziehung der Sätzchen. Die Verwendung des Wörtchens näs hat jedes M al die Aufgabe, bas vorangegangene zusammenzufassen und abzuschließen'.

Doch welches ist der sachliche G rund, daß pl§. hier von der reichen und stolzen (Erfahrung des Gegensätzlichen redet? Gr kann nicht unmittelbar mit der Gabe der P hilipper zusammenhängen, denn pl§. blickt hier auf Gegen­ w a r t und Vergangenheit zurück, und der pathetische Stil der Hebe ist nicht durch eine Geldspende zu motivieren. Nun ist der Gedanke des M angels schon ausgesprochen und ihn setzen die folgenden Verben verschieden fort. Sie beziehen sich also auf die äußeren G üter des Daseins. Dagegen w a r von einem „Reichtum" bisher nicht gesprochen w o rd e n ; er kann sich aber auch nicht mehr auf äußere Dinge des Lebens beziehen. Denn w as w äre es für ein R uhm , daß p l s . auch solchen Reichtum ertragen konnte, und w as sollte der Hinweis auf ,,den, der mich mächtig macht“ ? So ist dieser nur auf religiöse G üter zu beziehen2; dadurch wird dieses Bekenntnis in die Reihe jener be­ rühm ten paulinischen Paradoxien eingeordnet, in denen äußere Armut und Not zum sichtbaren und beseligenden Zeichen einer Fülle des Glaubens und heiles werden, p ls . h at diese S pan n u n g zwischen innerem Sein und hab en und äußerem Dasein und Nichtshaben als mit seinem apostolischen Werke un ­ löslich verbunden betrachtet. Aber er h at nur aus bestimmten G ründen zur Verteidigung seines Werkes und seiner Person von ihr in ausdrücklichen W orten gesprochen. So muß auch hier ein besonderer G rund bestehen, von einem solchen In e in a n d e r von Fülle und Not zu reden, w ied er ist die Geldspende nicht der G ru n d ; wie sie die Not nicht oder nur wenig hebt, so fördert sie noch weniger die Fülle. D ann ist für dieses stolze Bekenntnis kaum ein a n ­ derer G rund zu finden als die besondere Lage des p ls ., sein M arty riu m . Zum letzten M ale bricht das eigentümliche P ath o s, das es verleiht, in starken W orten durch, . gleichsam ausgelöst durch die Gabe der Philipper, die eine kleine äußere Not zu stillen bestimmt ist. wo die größere des Leidens und G efangen-Seins bestehen bleibt und bleiben soll. D arum bleibt es an den Gegensatz äußerer Dinge gebunden, erweitert und verstärkt ihn, ohne doch anders die Einheit dieses Gegensatzes zu berühren als durch die Nennung Christi. D as Hochgefühl des M ä r ty re r s kann kaum schärfer bezeichnet werden als durch die beiden parallelen Glieder des ersten Satzes. W ohl kann das w o r t „arm oder niedrig sein" auch wirtschaftlichen M angel bezeichnen5; aber in diesem Briefe, der das W o rt so oft bringt wie kein anderer der paulinischen Briefe, in dem es sonst immer eine bestimmte Beziehung auf das M arty riu m hat, wird m an es auch hier in gleichem Sinne deuten müssen. Zu ihm steht auch das „Reichsein" in deutlichem Gegensatz. Cs ist bei p ls . immer auf G üter des Glaubens bezogen4, es h a t hier einen tiefen Sinn, wo p ls . als M ä r ty re r unter der Spende des Geistes steht. aber man darf bebet nicht übersehen, daß sie sachlich aus der konkreten Situation dieses Briefes erwächst und formal mit dem vorbilde der Diatribe nichts zu tun hat. 1 Cs ist daher, anders als Nestle cs tu t, vor £v n a v i i ein Komma und hinter ueiiuryiat ein Kolon zu setzen. Die folgenden Verben sind von iaxuto in v . 13 ab­ hängig. weshalb vor n ä v i a nicht ein Punkt, sondern höchstens ein Komma gehört 2 hier ist bann eine ähnliche Scheidung getroffen w ie II Kor 9s (vgl. windisch z. St.). 5 Beispiele bet Mettstein z. St. ö t q t t c i v ö s ist auch der wirtschaftlich Arme s. Jak I - und vgl. Dibelius, Der Brief des Jafob u s 3 7 — 44 . 3m gleichen Sinne auch in LXX z. B. Jes 5 8 io Sir 6 1 2 40z prov 1 3 ? u. ö. 4 R m 3 7 5 15 15s I Kor 8 s 1 4 12 15ss II Kor 1 5 3 9 4 15 8 2.7 9s. 12 Kol 2? I Chefs 3 12 4 1.10. S. auch zu 1 9.26 u n d zu 4 is.

M it stärkerem Ton, aber gleichen Sinnes schließt die nächste Zeile dieses Trikolon. D as W o rt „eingew eiht sein", das n u r hier im ITT begegnet, ist w ohl in dem Kreise antiker M ysterien heim isch'. Aber auch kaum ein B ild ist dem religiösen G ehalt des M arty riu m s angemessener als eben dieses der w e ih e -. D enn der M ä rty re r steht unm ittelbar u n ter dem Zeichen göttlicher O ffenbarungen, die gleichsam einen heiligen K reis um ihn ziehen, und g ö tt­ licher „E rkenntnis", in der das Bild der Vollkommenheit ihm nahe kommt. v o n neuem heben die Gegensätze in dem zweiten D reizeiler an, lebendiger w erden die B ild e r5 und schärfer die Antithesen4. Sie drängen auf den letzten G ru n d , in dem sie sachlich aufgehoben sind, und die letzte M acht, die p ls . mächtig macht, sie auch persönlich zu überw inden, oder genauer sie als A us­ druck einer göttlichen K raft freudig in das eigene Leben hineinzunehm en. 3 n dem heiligen Kreise, in den der M ä rty re r gestellt ist, w ohnt im m er beides zusam men, Fülle und N ot, G nade und Leid, oder w ie p ls . es hier n en n t, „satt sein und h u ngern, reich sein und d arb en ". Und keines ist von dem andern getren n t, sondern das D arben ist Zeichen der Fülle, und das Reich­ sein ist der S inn der eigenen N ot. So w ird deutlich, w ie fern p ls . dem gerückt ist, w as in dem Begriff der Autarkie angelegt schien. D er M ä rty re r steht in allem, w eil er über alles hinausgehoben ist. (Er v erläß t nicht gleich­ m ütig wie ein Stoiker alles und w ohnt in seiner eigenen U nberührbarkeit, sondern er nim m t alles m it Freude auf sich, stürzt sich gleichsam in alles, w eil er alles schon überw unden h at. D arum ist dieses kein Id e a l, das unerreichbar vorschwebt, sondern erlebte und erfahrene Wirklichkeit, und auch die härtesten w iderstände des eigenen D aseins erscheinen als selbst gew ollt und froh bejaht. Und welches ist der sachliche G rund dieser M acht? 4 1 5 w ie d e r faß t hier die dritte Zeile alles B isherige in ausdrücklichen W orten zusam m en5. Sie sind voller Stolz und D em ut zugleich, sie bekennen alles und w agen deshalb n u r dunkel und feierlich anzudeuten. D er Satz ent­ hält so in knappem und ganz persönlichem A usdruck5, w as der tiefste S inn 1 Schon in der K orne ist pueiofrat zum Bilde tieferen (Erfennens geworden, aber es legt um (ein Objekt auch dann noch eine gewisse Weihe. v gl. z. B. plut. INor. p. 79510: io pev npw ia pavfrävcov €ti TroXiTeuerat nai pvovpevos ; Diod. Sic. V 484; auch P l a t . (borg. 497 C. vgl. auch schon Sap 8 4 : puans yap ecnri irjs roö freoG torumipns. 2 Daher mag mit dem Wort an antike Mysterien angespielt (ein, wo es sehr häufig ist: z. B. O G IS 530 is 764 12 (II v. Chr ); auch III Makf 2 5 0 : täv U rives II auTÜv npoaipöV T G i ev r o ts koto TeX eräs pepugptvois ävaoTp6$€ lokal g e m e in t ist o d er sta tt d es g ew ö h n lich en im d a s O bjekt d er F re u d e m e in t (so auch P h t l l i s L tlO eo), lä ß t sich kaum b e a n tw o r te n . D a s £v scheint h ie r so v ie lfä ltig g e b ra u c h t w ie d a s h eb r. u n d a r a m . b e.

darüber weniger bedeutsam. Sie stimmen zur Freude gerade „für euch", w eil in diesen Leiden die kommende Herrlichkeit des Herrn sich abzuzeichnen beginnt. Aber solch ein Verständnis enthält eine tiefere Frage; wie mag ein Leiden Vollendung denen versprechen, denen es nicht die Tiefen der eigenen Herzen durchwühlt und mit seinen Stürmen auch die Ruhe in Gott schenkt? Der Sinn dieser Leiden ist offenbar nicht der allgemeine, daß sie der w e g zu der stillen hohe unberührbaren Friedens sind; denn dieser Sinn kann und muh von dem Leidenden selbst gesucht und gefunden werden, und niemand vermag ihn für den anderen zu erringen, hier sind Leiden in einer Gültigkeit gesehen, die sie von ihrem Träger unabhängig macht und die Not zu einer Frucht für andere reifen läßt. W ie solche Übertragbarkeit möglich sei, gibt die nächste Zeile an. Ruch sie spricht v o n einem k o m p lem en tären G egensatz: F ü l l e 1 u n d M a n g e l s u n d b eide sind durch den B e g riff d er „ D ra n g sa le " v e rb u n d e n . R b e r sie v e rb in d e n nicht d en R p o ftel u n d die G em einde zu e in e r gegensätzlichen E in h e it. D er M a n g e l der L eiden lie g t in C h ristu s, die e rg ä n z e n d e F ü lle a u f P a u l u s ; erst die V e rb in d u n g b eid er r e ift zu e in e r B e d e u tu n g „ fü r seinen L eib ". M a n h a t um d er S eltsam keit dieses G e ­ d an k en s w ille n h ie r h ä u fig ein a n d e re s M o tiv fin d en w ollen, die so g e n an n te L eid en sMystik d es P a u l u s 3. D anach ist je d e r G lä u b ig e m it C h ristu s mystisch v e rb u n d e n u n d in dieser E in h e it v erpflichtet, w a s je n e r in L eiden u n d T od g e tra g e n h a t, ihm nach­ z u le b e n ; L eiden ist d e s h a lb sein m it dem C h ris tu s g la u b e n gesetztes in n e re s u n d ä u ß e re s Schicksal, w o h l ist eine ähnliche A nschauung vielleicht m it dem B e g riff d er T a u fe g eg eb en , a b e r sie ist d a m it auch a u f dieses e in m a lig e sak ram en tale Geschehen beschränkt. W o h l ist auch v o n d er N o tw en d ig k eit, daß P a u lu s L eiden zu tr a g e n h ab e, h ä u fig e r die R ede, a b e r es ist auch a n kaum e in e r S telle dieses L eiden a ls die G n a d e v e r ­ b ü rg e n d e P flich t jed es G lä u b ig e n h in g este llt, w i e sollte auch P flich t des G la u b e n s sein können, w a s a ls B e g n a d u n g n u r so zu erleb en ist, d aß G o tt ih n a u s dem. Kreise seiner g lä u b ig e n L ebens zu den h ö h e re n K reisen des M a r ty r iu m s au fsteig en l ä ß t? v o r allem b le ib t in solcher L eidensm ystik h ie r der Ausdruck „ M a n g e l der L eiden C h risti" u n g e k lä rt. D en n in dem „mystischen N ach leid en " ist e n tw e d e r d a s ganze L eiden C h risti g e g e n w ä rtig u n d „ M a n g e l" in keinem A ugenblicke sp ü rb a r, o d er es b le ib t d a s eigene L eiden des G la u b e n s v o n jenem v o rb ild lich en L eiden C h risti geschieden, b le ib t a u s sich h e r a u s m a n g e lh a ft, so la n g e b is d er T od o d er die p a r u s ie alle diese irdischen M ä n g e l nachsichtig au sg leich t. D a n n kann auch n ie m a ls v o n einem „ E rfü lle n " gesprochen w e rd e n . I n dieser „m ystischen" D e u tu n g ist letztlich d er G esichtspunkt, a u s dem v o n einem M a n g e l u n d seiner E rfü llu n g die R ede ist, die gleichsam leere u n d u n b estim m te F o lg e d er Z e it; T od o d er p a r u s ie lassen alle F ra g e n nach solchem M a n g e l, d er also a n d e r geschichtlichen Existenz h a fte t, verstum m en, w o P a u l u s a b e r sonst v o n M a n g e l u n d F ü lle spricht, d a ist eine göttliche N o tw en d ig k eit g e g e b e n 4; u n d n u r um ih re t1 ävanAnpouv tö uartpnpa scheint eine paulinische L ie b lin g s w e n d u n g I K o r 16,7 2 K o r 9 , 2 119 p h i l 2 30 , auch T estB enj 11s, w o es w o h l sp ä te re I n t e r p o l a ti o n ist, 1 K 1 3 8 2 ; s. zu p h i l 230. 3 u ävTavanÄnpoüv vgl. D em osth 1 4 ,s. ,7 D io Tass. 44 48 A poll. Dysk. de c o n s tr. o r a t. 1 p. 1 4 , 114s 258z 3 5 7 4 , p to l., M a th . com p. 69 (I p. 435 H a lm a ); dviavanAnpcoois bei D iog. L a e rt. X 48, C lem . S tro m . V I I 12 p. 5 5 9 S täH Iin. Die P r ä p o ­ sitio n ävTi bezeichnet, daß die E rfü llu n g des M a n g e ls in S te llv e rtre tu n g geschieht; v g l. P h o tiu s , A m p h il. 121 (I 709 M ig n e ): oü yäp iirAcos $ q a iv ’AvarrAnpw, äAA’ *AviavairAnp»' tout^otiv ’Avri Scanöiou Kai 8i5a