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German Pages 73 [80] Year 1842
Das
Protein und
feine Verbindungen in
physiologischer und nosologischer Keziehnng. Von
Dr. H. Hoffmann.
Der medicinischen Facultät der
Ludwigs - Universität Gießen zum Behuf der Erlangung
der venia legendi vorgelegt.
Gießen 1842, I. Nicker'sche Buchhandlung.
medecine ne s'enrichit que par les faits« Bhoussais.
Thesen welche am
Samstag den
September 1842
3ten um
11
Uhr
in -er kleinen Aula öffentlich
vertheidigen
wird
Dr. H. Hoffmann.
D
1. ie Humoralpathvlogie hat allein praktischen Werth.
2. Die thierische Wärme ist stets von einer Oxydation abhängig.
3. Die Uroskopie führt zu nosologischen Resultaten.
4. Die Untersuchung des Blutes und der Galle post mortem ist wichtiger, als alle andern Puncte der Sectionen.
5. Die Bcwcgungserscheinungen werben nicht von dm Nerven erzeugt, sondern nur vermittelt und geleitet.
«. Das Athmen wird hervorgerufen und unterhalten in Folge
der Reizung der Haut durch die Luft.
Seit die Arzneikunde mehr und mehr der naturwissenschaftlichen Studien sich bemächtigt hat, seit sie begriffen hat, daß sie noth wendig die gesammten Naturwissenschaften in sich vereinigen muß,
daß ihr keine derselben ferner steht, als die andere, seit dieser Zeit ist ihr ganzer Gang verändert worden, sie ist auf Prinzi
pien gekommen und damit eine Arzneiwissenschaft geworden. Es war eine Eigenthümlichkeit aller großen Aerzte der Ver
gangenheit, streben.
je nach den Mitteln der Zeit in dieser Richtung zu
Aber erst in diesem Jahrhundert ist in Folge größerer,
leichter zugänglicher Mittel diese Richtung eine allgemeine gewor
den.
Voran steht in unserer Zeit die mikroscopische und chemische
Analyse; beide gehen innig verbundm Hand in Hand, und ihrem Bunde entkeimen täglich neue, immer werthvollere Früchte.
Denn
über die Analysis ist die Synthesis nicht verloren gegangen; im
Gegentheil hat sich gezeigt, wie zu erwarten, daß erst auf breiter und genau bekannter Grundlage sicher ein Bau, wissenschaftlicher
oder anderer Art, aufgeführt werden kann. Dem allgemeinen Streben in dieser Richtung sich anzuschlies sen, erfüllt mit frischem Eifer und froher Hoffnung;
und wenn
auch Manchem nur Weniges zu bringen vergönnt ist, so freut
er sich auch dieses Wenigen gerne; denn er weiß, daß zu großen Werken die kleinen Gaben wie die größten nothwendig sind.
Die Seele offenbart sich in drei Richtungen; wir bezeichnen ihr Verhalten zum Stoff als Lebenskraft
&QenTixq
Arist.); zu andern Seelm als Sympathie; zu sich selbst als Geist.
2 Da- leibliche Leben äußert sich als ein fortgesetzter Kampf und stets
wiederholter Sieg
Seele (Hipp.),
der
Lebenskraft,
über die äußern Kräfte,
der sterblichm
die Stoffe.
schieht dich unter der Form der Metamorphose.
Integrität der Lebenskraft äußert diese sich so,
Es ge
Bei voller
daß eine Mut
terzelle, entstanden durch die Einwirkung der Lebenskraft auf den
organischen Stoff, das Blastem, durch Aufnahme wetteren Stof fes
(durch Jntussusception und sofortige Selbstzertheilung,
oder durch Apposition, wie die Krystalle und ein großer Theil des lebendigen Organismus) sich vergrößert, Gestalten und Ei
genschaften annimmt,
welche sich zuletzt als
ein bestimmtes Or
gan mit bestimmten Functionen darstellen, — Assimilation.
Es. richtet sich diese Gestaltung gewöhnlich nach der Gestalt und den Eigenschaften des Theils, welcher der neuen Zelle am näch
sten liegt; eine Knochenzelle bildet aus dem Cytoblastcm abermals während
eine Knochenzelle,
bildet.
das Blutkörperchen Blutkörperchm
Diese organischen Zellen,
ein Theil seiner chemischen und worden ist,
tu deren materiellem Substrat mechanischen Kräfte latent ge
werden ferner durch die Lebenskraft nicht allein ge
staltet, sondern auch in dieser Gestalt kürzere oder längere Zeit
erhalten, bis sie sofort der organischen Natur anheimsallen, bis das materielle Substrat wieder ganz den nun frei
geworbenen
chemischen und anderen Kräften folgt; wir nennen dieß Stoff
wechsel,
der bald langsamer, bald schneller sich äußert, nach
innern und äußern Umständen.
Wir schließen daraus,
daß bei
solchen Organen, solchen Geschöpfen die Lebenskraft rascher,
bendiger wirket;
bedeutend.
das
Leben zeigt sich evoluü'v, ist kurz,
le und
Oder der Stoffwechsel ist langsamer, wie bei peren-
nirenden Pflanzen, bei Amphibien, bei den Knochen; wir nennen ihr Leben involutiv, und ihre Lebenskraft eine energischere, aber
langsamere.
Die Lebenskraft ist nun in ihrer Function an gewisse Bedin gungen geknüpft, die bei verschiedenen Geschöpfen verschieden sind. Eine gewisse Form,
eine gewisse Temperatur, Zufuhr gewisser
Stoffe, als ihrer sofortigen Träger, Ausleerung der bereits ver-
3 brauchten sind unbedingt nothwendig;
sie ist in ihrer materiellen
Aeußerung an Raum und Zeit gebunden, ist nur eines gewissen
Alters fähig, und in jeder Stufe desselben verschieden sich äußernd. Ein Kalb nimmt bei völliger Nahrung die ersten 8 Tage täglich
um 1,390 Kilogr. an Gewicht zu;
schon nach 18 Tagen nur
noch 0,960; also dort fast ein Drittheil mehr.
Pera ult.
Die Lebenskraft kann in ihrer Wirkungsfähigkeit gestört wer
den, und dieß durch äußere oder in ihr selbst liegende Veranlas sungen.
Diese sind uns wenig bekannt,
wir wissen Weniges
vom Wesen der Furcht, der Hoffnung, von ihrem Einfluß auf die Secretion des Magensaftes.
Die andern liegen der Beobach
tung offner zu Tage, sie sind genauer erforscht worden. Wird die Leitung des galvanischen Stromes unterbrochen, so
hört seine
die Einwirkung der Säure auf daS
Fähigkeit auf,
Metall zu hemmen.
Sie folgen andern Gesetzen,
als dm sei
digen, sie verbinden sich nach chemischen Gesetzen zu einem Salz.
Mrd die Wirkung der Lebenskraft unterbrochen,
z. B. durch
Einwirkung einer höhern Wärme auf den Organismus, als nor mal bestimmt ist, so fällt dieser Theil andern Gesetzen anheim;
es erfolgt ungehemmte Einwirkung des Sauerstoffs auf ihn, was
zur Zeit der Belebtheit nicht Statt fand; Tod.
Zwischen diesen
zwei Ertremen einer normalen und gehemmten Lebenskraft gibt es eine Anzahl von Mittelstufen, die wir Krankheiten nennen.
Je nach dem Grad der Störung der Lebenskraft wird aus dem Cytoblastem ein niederes oder höheres Product gebildet;
es tritt
em Knochen an die Stelle, wo sonst Knorpel war, das Gelenk wird steif; eine Eiterkugel tritt an die Stelle einer Muskelfaser, es geht ein Bewegungsorgan verloren.
Jnsosem solche Verhält
nisse der Normalität der Function, welche an gewisse materielle
Bedingungm geknüpft ist, entgegen sind, werden auch die Functio-
uen darunter leiden,
und
Krankheit der Functionen, wicht der Materien.
wir finden daher ferner
secundärc
beruhend auf gestörtem Gleichge-
Schon Hippokrates
betrachtete dieß
Letztere als das Wesentlichste der meiftyl Krankheiten.
4 Die Gesetze
dieser Erscheinungen aufzusuchen und zu be
stimmen, die Erscheinung zu erklären ist Aufgabe der Physio
logie.
Sie tritt somit als Basis der Heilkunde auf, sie gewinnt
damit den Rang einer der höchsten Interessen der Humanität ge
weihten Wissenschaft. — Den letzten Grund dieser Erscheinungen zu erklären, gehört dem Bereich der Hypothese an.
Absehend von der wenig gekannten und schwer zugänglichen
Classe jener Störungen, welche auf primärer Schwächung der Lebenskraft beruhen, betrachten wir zunächst jene, welche primär von
Störung des Stoffgleichgewichtes abhängig sind,
dann durch Störung der Function äußert.
die
sich
Da dem Arzt so gut
wie keine Mittel zu Gebote stehen, direct auf die Lebenskraft, die Function in ihrem gestörten Zustand einzuwirken, so ist auch jene
Untersuchung allein practisch wichtig, allein therapeutisch interessant.
In dem zweiten Falle gestattet uns ihr Resultat, nämlich die genaue Erkenntniß der äußern Bedingungen der Gleichgewichts störung in den Materien, den Grund der Störung direct zum Heilobject zu machen; der abnorm vorhandene Stoff wird un schädlich gemacht, und als undienlich gleich den Secretionsmate-
rien ausgeschieden.
Wir heilen demnach durch gegenseitige Unter
stützung mit der vis medicatrix naturae.
In dem ersten Falle
aber, bei primär abnormer Lebenskraft, gestattet uns solche Kennt niß
wenigstens soviel,
daß
wir
die abnormen Produkte ihrer
Funcllon, wenn sie störend auf den Organismus zurückwirken, zu neutralisiren und damit die ganze Reihe der secundären, also
der hier bei Weitem wichtigsten, Störungen zu verhindeni ver
mögen.
Wenn wir auch niemals erführen, was der letzte Grund
einer skrophulösen Disposition,
positionen überhaupt ist,
oder der Verschiedenheit der Dis
so ist der Zweck des Arztes völlig er
reicht, wenn er die Produkte dieser Disposition, z. B. übermäßige Fibrinablagrung,
kennt,
verhütet,
und so eine Zersetzung der
abgelagerten Materie völlig abschneidet.
Der Disponirte wird
seine Disposition sofort behalten, oder verlieren, je nach Bedin
gungen, die uns unbekannt geblieben sind; aber eine üble Folge derselben wird sich nicht äußern.
5 Der Gegenstand dieser Abhandlung ist das Verhalten jener
Reihe von Stoffen, welche als die weit wichtigstm und gemeinsten das materielle
betrachten
sie
Organismus bilden Helsen.
Substrat des
nach
ihrem
gegenseitigen
Verhalten zu
Wir
einigen
äußern materiellen Bedingungen und zur Lebenskraft; nach ihrem
Normalverhältniß und ihrer Gleichgewichtsstörung, nach Gesund heit und Krankheit.
Es sind die Proteinverbindungen und einiges
damit Verknüpfte.
Protein.
aber in der Natur nicht
Dreß ist das leicht darstellbare,
rem vorkommende — Radical
vgl. die Liste der Autoren 9?r. (10) —
eine Reihe von Verbindungen, welche den größten Theil
des menschlichen Körpers
Das Protein besteht aus
ausmachm.
48 Atomen Kohlenstoff,
12 At. Stickstoff, 72 At. Wasserstoff,
und 14 At. Sauerstoff.
Es ist gewöhnlich
mit den Elementen
des Wassers, mir Schwefel, Phosphor, Ammoniak, mit Sauer«,
stoss, Alkalien und verbindungen,
mehrere.
Salzen verbunden.
welche in
Es ist das
— Derjenigen Protein
den Magen eingesiihrt
Eiweiß,
der
werden,
geronnene Faserstoff,
sind der
Leim, der Knorpellcim, das Globulin, Casein und einige andere.
Sie werden im Magen,
durch eine eigenthümliche, genau er
forschte Thätigkeit, welche im Thierkörper eine Hauptrolle spielt
und Bewegungsmitthcilung (ä) oder Contactwirkung genannt wird, mehr oder weniger zerlegt, wie durch Schwefelsäure die Stärke
in Zucker vcrwaiidelt wird,
und der Zucker durch faulendm Leim
in Weingeist und Kohlensäure.
Sie koinincn größtentheils,
so
weit es bis seht bekannt ist*), in der Form des Eiweißes, von dem sie wenig verschieden sind, in das Blut; sie werden alsdann
zur Bildung der verschiedenen Organe verwandt, in der Jugend zum Ersatz und zur Neubildung, iin Alter bloß zum Ersatz. Es geschieht dieß unter dem Einflüsse der Lebenskraft, und diese Stoffe verlieren durch diesen Einfluß einen Theil ihrer che mischen Eigenschaften;
sie hören auf, durch Sauerstoff zersetzbar
*) Eine chemische Analyse deß jungen Chnlus fehlt.
Die des Clmlus
aus dem ductus thor. widerspricht dieser Annahme nicht
6 zu sein. — Diese Zersetzbarkeit tritt nach einiger Zeit indeß wieder ein,
und es entsteht dadurch das Phänomen des Stoffwechsels. Im normalen Zustand der Ernährung wird stets für dm
verbrauchten Stoff neuer an derselben Stelle abgelagert; bei man gelhafter Zufuhr findet Umsetzung der Organe selbst Statt; bei
überflüssiger theils abnorme Zunahme der Organe, oder ein gro ßer Theil wird nicht assimilirt, sondern zerfällt sofort in niedere Verbindungen,
welche
mit dm normalen Umsetzungsproducten
idmtisch sind; oder aber er wird völlig unverändert ausgeschiedm.
Es ist ein Verdimst der neueren Chemie, die Möglichkeit der Umsetzung eines Stoffes in gewisse andere für die Vorstellung
nachgewiesm zu habm.
Vor dieser Zeit machte man sich die son-
derbarstm Gedanken über Stoffe,
welche vom Körper selbst ge
bildet werden sollten; ich erinnere an den Phosphor. Es ist nicht durch Beobachtung entschieden, ob die Lebens
kraft bei ihrm Umsetzungen genau dmselbm Weg verfolgt, dm
die Chemie angegeben hat; es genügt derselbe aber vollkommm,
dmn er ermöglicht klare Anschauung der Bedingungen, er ver
bannt Hypothesen,
denen man sich um so leichter hingibt,
je
schädlicher sie sind. Man kann sich
(nach
Liebig)
die Umwandlungen
des
Proteins, soweit sie nicht anorganische Theile betreffen, auf fol
ut(”).,
bei der Fäule der Schafe ("), bei dem Sceskor-
Lockerheit
aller
Gefäßwände ist
einfache Folge.
die
bei Vorherrschen der kohlensauren oder kau
Namentlich scheint
stischen Alkalien dieser Zustand gebildet zu werden. barkeit des Fibrin ist
aufgehoben,
Die Gerinn
die Blutscheiben sind
mehr
oder weniger geändert; bei dem geringsten Anlaß findet Ausbruch
Daß
des ganzen Bluts Statt.
oder Ausschwitzung
Ausschwiz-
zung auch der Blutscheibcn, wenigstens in diesem Zustand, mög
wird durch Magendie's Versuche bewiesen,
lich ist,
dem
bei Bluteiusprützung,
das Fibrin
Blutscheiben an Orten fand, wo
sie sonst nicht gesehen werden.
Zudem können Scheiben unter Umständen
Gefäßen treten, als ungelöste,
schleimigen Vehikeln
welcher
worden war,
entzogen
ebenso gut aus
den
aber suspcndirte Substanzen von
(nicht aber
ganz
flüssigen)
durchgerissen werden ('*).— Hieran schließen
ebenfalls
sich
die
mit
höhern
Grade von Typhus (Patechim) die werlhofsche Krankheit u. s. f.
Weitläufiger sind die Minderungen des Salzgehalts.
Abgesehn von dem bereits Erwähntm ist hier im Allgemeinen zu bemerken,
daß sein Mangel unter allen Umständen
den Stoff
wechsel hemmt, was sich in Bezug auf die Proteinverbindungen
dadurch geltend
macht,
daß das Blut mit
einer Menge nicht
weiter j umwandelbarer Stoffe überladen ist, daß diese dann bei jeder Gelegmheit,
sofern sie gerinnbar sind,
abgelagert werden.
Hierauf beruht.die Skrophulosis (gegen welche das Salz ein Volksmittel geworden ist), bei welcher die Salze im Blute we
sentlich abnehmen (9), bei welcher das Fibrin vermehrt tfl($1).
Daß die Tuberkeln hiermit identisch sind, begreift
sich hiernach,
ist bekannt; und co
warum Exsudate hier habüuell sind und
nicht, wie bei voller Gesundheit, zu Organen werden,
da zumal immer neue kommen,
sondern,
der ihrer Stoffumwandlungs
mittel (Salze) beraubten Lebenskraft unübcrwälttgbar,
in anor
ganische Zersetzung, oder wenigstens in niedere Organisatton (Ei ter) übergehen.
Salzabnahme finden wir auch bei Chlorose (*),
der Tuberkulose so oft folgt, G end rin.
22 Was ihre Verminderung bei Hämorrhagien (9) bedeute, samt nicht in Zweifel fein; sie ist nicht Ursache, sondern Folge der
Blutverlüste.
Besagtes gilt von den Entzündungen, wo be
sonders das Kochsalz (9J zu fehlen scheint.
Exsudate find hier
an der Ordnung. — In gleicher Weise muß die Verbrennung
verseifbarer Fette gehemmt werden, wir finden sie in die Speck
haut eingeschlossen in ungewöhnlich großer Menges").
So auch
bei morbus Brightii (24) im Blut.
Fibrin.
Faserstoff.
Das Fibrin kommt stets nur geronnen zur Untersuchung, obgleich es sich im Blute flüssig befindete); in diesem Zustande
ist es beim Menschen noch nicht isolirt worden.
hat es
Müller
dargestellt.
Bei Fröschen
Während es sich in Bezug auf
Essigsäure und concentrirtes Aetzkali
wie Blutalbumin verhielt,
stellte es der Aether als wirkliches Fibrin geronnen dar.
DaS
geronnene Fibrin, durch Quirlen des frischen Bluts oder Schüt
teln mit Schrotkörnern
(dadurch erhält man weniger BlUtroth
dabei, und das Fibrin feiner zertheilte"), dargestellt, ist stets mit etwas Fett verbundm, ein Gehalt, welcher nicht sehr über
4,9 pCt. (10) steigen darf im normalen Zustand; wahrscheinlich mit Gelackt und Keratin; wenigstens läßt Bouchardat's neue Untersuchung eher diese, als jede andere Vermuthung zu.
Das
Fibrin schließt etwa 1,3 pCt. Asche eins', ♦’); sie besteht aus
phosphorsaurem und schwefelsaurem Kalks', ’) und etwas Ei senoxyd.
Die Verwandtschaft des Fibrin mit Albumin ist ein
leuchtend, wenn man erwägt, daß Mrin, in Nitrum gelöst, bei großer Verdünnung zwar als Fibrin niederfällt;
setzt man aber
Aetznatron zu, so hat man das vollkvmmne Albumin; es gerinnt
bei 78° C., und durch Alkohol.
Während im venösen Blut rela
tiv und absolut mehr Albumin ist (10, "), so findet man im arteriellm Blut mehr Fibrins'",se, ", s0). — Das Fibrin ge rinnt nicht im Normalzustand im Innern der Gefäße.
Erst wo
der Blutstrom langsamer wird, in den Capillaren, oder bei Ohn macht und in einigen von Stahl und Andral erwähnten Fäl
len, fällt das Fibrin nieder; man kann annehmen, daß in dem
23 Umfang der Capillaren ein Durchschwitzen von
plastischer Ma
terie Statt findet, daß die Milchsäure, welche überall in Paren chym verkommt ('), das Festwerden begünstigte"), und auf diese
Weise die materielle Bedmgung zur Gestaltung «euer Organzellen erfüllt. — Es ist bewunderungswürdig, wie einfach im Orga
nismus
der Wiederersatz
bewerkstelligt
wird.
Bei vermehrter
und Anstrengung nimmt die Sauerstoffaufnahme zu,
Bewegung
der Stoffwechsel ist beschleunigt, die Muskeln werden rasch con-
fmnirt.
Aber dieselbe Sauerstoffausnahme
schafft zugleich auf
einem andern Wege Ersatz für dm Verlust; es wird Albumin in Fibrin verwandelt,
und
für die Muskeln in gleichem Ver
hältniß mchr Fibrin abgelagert.
Dieß gilt natürlich nur von
dem Normalverhältniß und mtter Voraussetzung einer gehörigm
Mmge Albumin im Blut,
also nicht beim Hungern.
Fastm
kräftigt nicht, auch in Fiebern nicht.
Ueberhaupt erleidet das Fibrin selbst im Zustand der Nor-
malität wett größere Schwankungen, als dieß beim Albumin der
Fall war, wie dieß nach Obigmr zu erwarten ist.
Einer der
wichtigsten Gründe scheint in dieser. Beziehung die Qualität und
Quantität der Nahrung.
Man hat
nach einer reichen Mahl
zeit das Fibrin oft 2 — 4fach vermehrt gesehen^').
Indeß ist
die Nahrung allein kein hinlänglicher Grund hierfür, denn auch
bei völliger Entzichung der Nahrung ist das Fibrin im Eroeß.
Besonders allgemein ist die Fibrinvermehrung bei Entzündungm, und. das bei jeder Constitution.
Besonders aber werden die an-
häruischm und schwächlichm Jndividum leicht von Entzündung ergriffen.
Man hat daraus den Schluß ziehen wollen, daß die
Vermehrung des Wege käme. daß
Fibrin durch ein Zerfallm des Globulin zu
Allein man kann daraus nicht mehr schließen, als
bei wmig Blutroth viel Fibrin vorkommen
kann.
Man
sieht in der That nicht ein, warum wenig Globulin, unter Vor aussetzung gleichen Vehikels, leichter gelöst werden soll, als viel.
Dazu die
verschredene Zusammensetzung.
Da es von hohem Interesse >st, die Gründe
mehrung des Fibrin kamen zu lernen,
der
Ver
so versuchen wir eine
24 Theorie, welche die Facten besser vereinigt. was wir
oben annahmcn,
daß
Wenn es richtig ist,
der Sauerstoff der Lust die
Ueberftihrung des Albumin in Fibn'n bewerkstelligt^ so liegt der Schluß sehr nahe,
und es ist in der That der Erfahrung ge
die Vermehrung des Fibrin
mäß, daß
in geradem Verhältniß
zur Saversioffaufnahme, oder aber zur Sauerstoffeinwirkung steht.
Man , denkt hier natürlich sogleich an eine Vermehrung der Blut scheiben;
dich ist gegen die Erfahrung.
Im Gegentheil ist in
allm Fällen von Fibrinerceß das Blutroth im Minus. — Man weiß , daß selbst Chlorotische, die an jenen Sauerstoffträgem so
sehr arm-: sind, der Vermehrung des Fibrin in Entzündungen in hohem Grad«. fähig sind (4).
Daß ferner bei Blutentziehungen,
wo das Globulin rasch abnimmt (4, "), das Fibrin sich lange
Zeit, hindurch fortwährend vermehrt (", 4).
dich in der That Sauerstoffs,
begreiflich genug.
welcher
bleibt sich gleich.
in jedem
Es ist auch alles
Denn die Quantität des
Athemzug ausgenommen
wird,
Allein wenn schon im normalm Zustand die
Scheiben sie nicht ganz zu bindm vermögen und daher ein, Theil
auf andre Stoffe sich wirft (und Fibrin bildet), so muß dich bei einer Verminderung, der Scheibm ungleich
mehr der Fall sein.
All der Sauerstoff, welcher von dm (hier fehlmdm) Scheibm
sonst in die, Bildung von Kohlensäure u. s. w. eingeht, wird in diesem Fall, sich auf das Albumin übertragm und von Schwefelsäure) Fibrin erzmgm.
dung
(durch Bil
Es ist daher vur
bchätigmd, wenn wir erfahren, daß die Mmge des Fibrin in Entziwdungm zur Menge der Pulsschläge d. h. Athemzüge proportionell(4). ist.
Bemerkenswerth ist ferner als eine Bestätigung
von einer -andern Selle das Gesetz, daß die Mmge des Fibrin in umgekehrtem Verhältniß zur Mmge des freien Alkali (womit wohl der Kalk des Albuminats gemeint ist) im Blutes4) steht.
— Jeder, welcher oft dm Erfolg von Aderlaß bei Entzündung beobachtet
hat,
wird hier eine Begründung seiner Zweifel er
kennen.
Eine Verminderung des Fibrin ist weit seltener zu be merken.
Sie steht in directem VerhälMiß zur Vermehrung der
25 Blutscheiben.
Es ist wohl Folge der Sauerstoffabsorption, wenn
wir auf längeren Gebrauch von Pflanzensäuren das Fibrin sich
vermindern schm. Eine eigenthümliche Erscheinung, welche
;@tc kommt mitunter auch im lebenden
ist die Gerinnung. Körper vor,
das Fibrin bietet,
z. B. bei tiefen Ohnmachten,
bei Arteritis und
Phlebitis C22), Gangraena senilis, gewissen Arten granulöser Nie-
rm, Cirrhose, Apoplexia pulm.
folgt 3 — 7 Minuten