Das Priestertum Bei Sacharja: Historische Und Traditionsgeschichtliche Untersuchungen Zur Fruhnachexilischen Herrschererwartung 3161476670, 9783161577932, 9783161476679

English summary: The author discusses the historical problems of the early Achaemenid period in Juda as the background o

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Titel
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
1 Zum historischen Hintergrund des Haggaibuches, von Sach 1–6 und Esr 1–6: Probleme und Aufgaben
1.1 Der Ausgangspunkt
1.1.1 Die Wirkung der Positionen von B. Stade und E. Meyer
1.1.2 Offene Fragen
1.1.3 Bisherige Ansätze
1.2 Die Aufgabe
1.3 Zu den Voraussetzungen des frühnachexilischen Herrschaftsverständnisses
1.3.1 Zur Forschungssituation
1.3.2 Die Erwartung eines transformierten Königtums in Jes 7–11
1.3.3 Zur Wirkung der jesajanischen Herrschererwartung
1.3.4 Ergebnis
2 Der exegetische und traditionsgeschichtliche Befund
2.1 Biographisches zu Sacharja (ben Berechja) ben Iddo
2.1.1 Die Überschriften Sach 11.7
2.1.2 Genealogisches zu Sacharja (ben Berechja) ben Iddo (Sach 11.7 Esr 51 614 Neh 124.16)
2.1.3 Die Berufung Sacharjas im Rahmen von Sach 17ff
2.1.4 Als Priester unter Jojakim (Neh 1216)
2.1.5 Zu Sacharjas „Ort“ in der Traditionsgeschichte: Prophetentum und Priestertum in der Exilszeit
2.1.6 Der Märtyrer Sacharja ben Berechja (Thr 220 C und Mt 2335>)
2.1.7 Ergebnis
2.2 Der traditionsgeschichtliche und soziale Ort Haggais und seiner Schule
2.2.1 Waren der Laie Haggai und der Priester Sacharja Kontrahenten?
2.2.2 Haggai הַנׇּבׅיא – ein Kultprophet?
2.2.3 Priester(schrift)liches bei Haggai
2.2.4 Zusammenfassung
2.3 Sach 4 (Grundtext)
2.3.1 Übersetzung
2.3.2 Die Stellung von Sach 4 innerhalb der Komposition der primären Nachtgesichte Sacharjas
2.3.3 Literarkritik
2.3.4 Der Aufbau des Grundtextes
2.3.5 Die Bedeutung des Leuchters und der Augen Jahwes (V.2.10a.*b.14)
2.3.6 Die Bedeutung der Ölbäume: Historisches, Traditions- und Religionsgeschichtliches zu den Versen 3, 11 und 14
2.3.7 Zusammenfassung
2.4 Sach 46aβ.b.7–9.10a*
2.4.1 Übersetzung
2.4.2 Aufbau
2.4.3 Literarkritik und Datierung
2.4.4 Die Stellung des Abschnittes
2.4.5 Die innere Logik von V.6aβb.7–9.10a*
2.4.6 Zum historischen und traditionsgeschichtlichen Hintergrund von Sach 46aβb.7–9.10a*
2.4.7 Zusammenfassung
2.5 Sach 3
2.5.1 Übersetzung
2.5.2 Abgrenzung und Stellung von Sach 3
2.5.3 Aufbau
2.5.4 Literarkritik
2.5.5 Die innere Logik von Sach 3
2.5.6 Zum Ort von Sach 3 innerhalb der priester(schrift)lichen Literatur
2.5.7 Datierung von Sach 3 und Bedeutung der redaktionellen Stellung
2.5.8 Zusammenfassung
2.6 Sach 69.15
2.6.1 Übersetzung
2.6.2 Abgrenzung und Stellung des Abschnittes
2.6.3 Aufbau
2.6.4 Literarkritik
2.6.5 Die innere Logik von Sach 69–15a
2.6.6 Zum historischen Hintergrund von Sach 69–15a
2.6.7 Der literargeschichtliche Ort von Sach 69–15a innerhalb der Bearbeitungen der Nachtgesichte
2.6.8 Zusammenfassung
3 Zur Wirkung des Herrscherverständnisses Sacharjas
3.1 Zur Wirkung in der nachexilischen Frömmigkeit
3.2 Sach 1–6 zwischen prophetischer Eschatologie und klassischer Apokalyptik
4 Priestertum und erwartete Dyarchie bei Sacharja: Synthese
5 Anhang
5.1 Tabellen
5.1.1 Der Aufbau von Sach 41–5.6aα.10a*b.11.13f
5.1.2 Der Aufbau von Sach 46aβb.7–9.10a*
5.1.3 Scheschbazzar, Serubbabel, Nehemia und ihre „Ämter“
5.1.4 Die נׇשׂׅיא - und Zadokidenschicht in Ez 43–48
5.1.5 Der Grobaufbau von Sach 69–15a
5.2 Literaturverzeichnis
5.3 Register
5.3.1 Verzeichnis moderner Autoren
5.3.2 Sachregister
5.3.3 Verzeichnis der behandelten Stellen
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Das Priestertum Bei Sacharja: Historische Und Traditionsgeschichtliche Untersuchungen Zur Fruhnachexilischen Herrschererwartung
 3161476670, 9783161577932, 9783161476679

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Forschungen zum Alten Testament Herausgegeben von Bernd Janowski und Hermann Spieckermann

35

Thomas Pola

Das Priestertum bei Sachaija Historische und traditionsgeschichtliche Untersuchungen zur frühnachexilischen Herrschererwartung

Mohr Siebeck

geboren 1956 in Göttingen/Niedersachsen; 1 9 7 5 - 8 2 Studium der ev. Theologie; 1993 Promotion; 1999-2001 Pfarrer in D ö f f i n g e n / W ü r t t e m b e r g ; 2000 Habilitation in Tübingen; seit 2001 Professor f ü r Evangelische Theologie mit besonderer Berücksichtigung des Alten Testaments an der Universität D o r t m u n d . THOMAS P O L A ,

ISBN 3-16-147667-0 ISSN 0940-4155 (Forschungen zum Alten Testament) Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

978-3-16-157793-2 Unveränderte eBook-Ausgabe 2019 © 2003 J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Das Buch wurde von Guide-Druck in Tübingen auf alterungsbeständiges Werkdruckpapier gedruckt und von der Großbuchbinderei Josef Spinner in Ottersweier gebunden.

Vorwort Verglichen mit der Exilszeit liegt für die frühnachexilische Zeit sicher datierbares biblisches und externes Quellenmaterial vor. Dessen Vielstimmigkeit ermöglicht es, die Vorgänge in Juda zwischen dem Erlaß Kyros II. (538 v. Chr.; vgl. Esr 63.5; 12-4; 2.Chr. 3623) und der Weihe des Zweiten Tempels (515 v. Chr.) aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Entscheidend im unmittelbaren Vorfeld des Tempelbaus waren außer dem Propheten Haggai besonders die Gestalten des Hohenpriesters Josua und des davidischen Kronprinzen Serubbabel. Die hier vorgelegte Untersuchung konzentriert sich daher auf die Rezeption und den Wandel der sog. messianischen Erwartung in Juda im letzten Drittel des sechsten Jahrhunderts. Da sich aus der exilischen Literatur die Lehre eines transformierten Königtums außer in der Jeremia-Tradition vor allem in der Schule des Priesterpropheten Ezechiel findet und sich mit der Einfügung der den Hohenpriester alleine betreffenden Vision Sacharja 3 in c. 1-6 und dem Auftrag zur Krönung des Hohenpriesters Josua im Anhang an den Visionszyklus in Sacharja Ö9ff das transformierte Herrscherverständnis mit dem Priesterlichen verbunden wird, widmet sich diese Monographie auf die Herausarbeitung der Bedeutung des Priestertums bei Sacharja. Ein Konsens in der Rekonstruktion der Vorgänge und Strömungen in Juda zwischen Kyros-Erlaß und Tempelweihe ist jedoch seit H. Ewald (1803-1875), J. Wellhausen (1844-1918) und E.Meyer (1855-1930) bis zur jüngsten Literatur, also eines gut 170 Jahre umfassenden Zeitraumes, nicht in Sicht. Die beiden Gründe für die Divergenz der Forschungspositionen sind die quelleninternen Probleme und die unterschiedliche Gewichtung der Quellen bei den Versuchen, sie miteinander in Beziehung zu setzen. Ging die ältere Forschung von einer kontinuierlichen „messianischen" Tradition innerhalb der Literargeschichte des Alten Testaments aus, so ist die neuere Forschung hinsichtlich einer alttestamentlichen Messianologie mit Recht zurückhaltend geworden. In jedem Falle war die frühnachexilische Situation, die von der Rückkehr der Tempelgeräte und der Deportierten nach Jerusalem gekennzeichnet war, wo ihnen persischerseits mindestens in kultischer Hinsicht Autonomie gewährt wurde, der Koupöq, an dem messianische Hoffnungen erstmals zu Tage treten mußten. Eingangs werden daher die Probleme innerhalb der Forschung gesichtet und die sich daraus ergebenden Aufgaben skizziert (Kap. 1). Der Schwerpunkt der Arbeit liegt in der Untersuchung der Bedeutung des Priestertums bei Sacharja (Kap. 2): Am Anfang steht die Herausarbeitung der biographi-

VI

Vorwort

sehen Daten des Propheten Sacharja und des traditionsgeschichtlichen bzw. sozialen Ortes Haggais. Den größten Raum nimmt die exegetische und traditionsgeschichtliche Untersuchung von Sach 4 (Dyarchie-Konzeption und Worte an Serubbabel) sowie von Sach 3 und 69.15 mit dem Hohenpriester Josua im Mittelpunkt ein. An dieser Stelle der Arbeit ist die frühnachexilische Wirkung zu verfolgen. Eine Synthese (Kap. 3) bündelt die Ergebnisse. Die Monographie ist eine gekürzte Fassung der Habilitationsschrift des Verfassers. Sie wurde im Wintersemester 1999/2000 von der Evangelisch-theologischen Fakultät der Eberhard-Karls-Universität, Tübingen, angenommen. Die seit Anfang 2000 erschienenen Untersuchungen, Sacharjas Nachtgesichte: (BZAW 302) von H. Delkurt, Zemah and Zerubbabel: (JSOT.S 304) von W.H. Rose, Zadok's Heirs: (OTM) von Deborah W. Rooke und Tempie Restoration in Early Achaemenid Juda: (JSJ.S 65) von P.R. Bedford wurden nicht mehr eingearbeitet. Ich danke dem Erstgutachter, Herrn Prof. Dr. Bernd Janowski, in dessen Doktoranden- und Habilitandenkolloquium ich einzelne Teile habe vortragen können. Mein Dank gilt auch dem Zweitgutachter, Herrn Prof. Dr. Heinz-Dieter Neef, der mich freundlicherweise über die Hinweise von Herrn Prof. Dr. Janowski hinaus auf Versehen aufmerksam gemacht hat. Den Herren Professoren Dr. Janowski und Dr. Spieckermann danke ich für die freundliche Aufnahme der Arbeit in die Reihe der Forschungen zum Alten Testament. Dem Verlag J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) danke ich für die verlegerische Betreuung. Meine Assistentin, Frau Pfarrerin Riwar, und Herr stud. phil. André Kökenhoff haben freundlicherweise zur Anpassung des Layouts an die Reihe der FAT beigetragen. Die Arbeit wäre nicht zustandegekommen ohne die Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Unterstützung über Jahre hinweg durch meine Familie und treue Weggefahrten sowie durch das Entgegenkommen der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Meinem Amtsbruder Tobias Küenzlen und „meiner" ehemaligen Gemeinde Döffingen und Dätzingen (Bezirk Böblingen) danke ich für deren Verständnis für meine akademische „Nebentätigkeit". Auch die Herzlichkeit des Kreises im Hause von Hans und Ilse Müssle in der Tübinger Waldstraße soll hier nicht ungenannt bleiben. Nicht zuletzt danke ich meinem Doktorvater, Herrn Prof. Dr. Hartmut Gese, in dessen Seminaren zur Messianologie des Alten Testaments ich die ersten Anregungen zu dieser Monographie erfahren habe. Dortmund, 16. April 2003

Thomas Pola

Inhaltsverzeichnis 1 Zum historischen Hintergrund des Haggaibuches, von Sach 1-6 und Esr 1-6: Probleme und Aufgaben 1.1 Der Ausgangspunkt

1 1

1.1.1

Die Wirkung der Positionen von B. Stade und E. Meyer

1.1.2

Offene Fragen

23

1

1.1.3

Bisherige Ansätze

25

1.2 Die Aufgabe

30

1.3 Zu den Voraussetzungen des frühnachexilischen Herrschaftsverständnisses

31

1.3.1 1.3.2

Zur Forschungssituation 31 Die Erwartung eines transformierten Königtums in Jes 7-11 ... 33

1.3.3

Zur Wirkung der jesajanischen Herrschererwartung

36

1.3.4

Ergebnis

38

2 Der exegetische und traditionsgeschichtliche Befund 2.1 Biographisches zu Sacharja (ben Berechja) ben Iddo 2.1.1 2.1.2 2.1.3 2.1.4 2.1.5

Die Überschriften Sach li. 7 Genealogisches zu Sacharja (ben Berechja) ben Iddo (Sach 11.7 Esr 5, 6 U Neh 124.i6) Die Berufung Sacharjas im Rahmen von Sach l7ff Als Priester unter Jojakim (Neh 1216) Zu Sacharjas „Ort" in der Traditionsgeschichte: Prophetentum und Priestertum in der Exilszeit

39 39 39 43 44 45 46

2.1.6 Der Märtyrer Sacharja ben Berechja (Thr 2 20 ® und Mt 23 3 5 ).. 48 2.1.7 Ergebnis 49 2.2 Der traditionsgeschichtliche und soziale Ort Haggais und seiner Schule 50 2.2.1 Waren der Laie Haggai und der Priester Sacharja Kontrahenten?

50

2.2.2

Haggai t r a p n - ein Kultprophet?

52

2.2.3

Priester(schrift)liches bei Haggai

54

VIII

Inhaltsverzeichnis

2.2.4 2.3

2.5

62

2.3.1

Übersetzung

62

2.3.2

Die Stellung von Sach 4 innerhalb der K o m p o s i t i o n der primären Nachtgesichte Sacharjas

63

2.3.3

Literarkritik

67

2.3.4

Der A u f b a u des Grundtextes

72

2.3.5

Die Bedeutung des Leuchters und der A u g e n J a h w e s (V.2.10a.*b.l4)

74

2.3.6

Die B e d e u t u n g der Ölbäume: Historisches, Traditions- und Religionsgeschichtliches zu den Versen 3 , 1 1 und 14

78

Zusammenfassung

Sach 46ap.b 7-9.ioa*

105 107

2.4.1

Übersetzung

107

2.4.2

Aufbau

108

2.4.3

Literarkritik und Datierung

109

2.4.4

Die Stellung des Abschnittes

112

2.4.5

Die innere Logik von V.6aßb.7-9.10a*

113

2.4.6

Z u m historischen und traditionsgeschichtlichen H i n t e r g r u n d von Sach 46aßb.7-9.i0a* 126

2.4.7

Zusammenfassung

Sach 3

171 173

2.5.1

Übersetzung

173

2.5.2

A b g r e n z u n g und Stellung v o n Sach 3

175

2.5.3

Aufbau

175

2.5.4

Literarkritik

178

2.5.5

Die innere Logik von Sach 3

186

2.5.6

Z u m Ort von Sach 3 innerhalb der priester(schrift)lichen Literatur

220

2.5.7

Datierung von Sach 3 und B e d e u t u n g der redaktionellen Stellung

221

Zusammenfassung

221

2.5.8 2.6

60

Sach 4 (Grundtext)

2.3.7 2.4

Zusammenfassung

S a c h 69.15

224

2.6.1

Übersetzung

224

2.6.2

A b g r e n z u n g und Stellung des Abschnittes

227

2.6.3

Aufbau

228

Inhaltsverzeichnis

2.6.4

Literarkritik

2.6.5

Die innere Logik von Sach 69.15a

247

2.6.6

Zum historischen Hintergrund von Sach 69.15a

258

2.6.7

Der literargeschichtliche Ort von Sach 69.15a innerhalb der Bearbeitungen der Nachtgesichte

260

Zusammenfassung

263

2.6.8

3 Zur Wirkung des Herrscherverständnisses Sacharjas 3.1 Zur Wirkung in der nachexilischen Frömmigkeit 3.2

IX

Sach 1-6 zwischen prophetischer Eschatologie und klassischer Apokalyptik

230

265 265 267

4 Priestertum und erwartete Dyarchie bei Sacharja: Synthese

275

5 Anhang

283

5.1 Tabellen

283

5.1.1

Der Aufbau VOn Sach 4i_5 6aa i0a*b.l 1.13f

283

5.1.2

Der Aufbau von Sach 46apb.7-9.i0a*

284

5.1.3

Scheschbazzar, Serubbabel, Nehemia und ihre „Ämter"

285

5.1.4

Die

285

und Zadokidenschicht in Ez 43-48

5.1.5 Der Grobaufbau von Sach 69.153 5.2 Literaturverzeichnis

286 289

5.3 Register

346

5.3.1 5.3.2

Verzeichnis moderner Autoren Sachregister

346 351

5.3.3

Verzeichnis der behandelten Stellen

352

1 Zum historischen Hintergrund des Haggaibuches, von Sach 1-6 und Esr 1-6: Probleme und Aufgaben 1.1 Der Ausgangspunkt 1.1.1 Die Wirkung der Positionen von B. Stade und E. Meyer Daß das Priestertum bei Protosacharja (Sach 1-8) eine große Rolle spielt, liegt auf der Hand: Nicht nur scheint der zwischen Februar 519 und Dezember 518 v. Chr. aufgetretene Prophet selber priesterlicher Herkunft gewesen zu sein (Sach Ii, vgl. Neh sondern auch als Mittel- und Höhepunkt der sog. Nachtgesichte 1 (Sach I7 - 6g [+ 6gff]) wird in Sach 4iff das Paar der beiden „Ölsöhne" (V.14) herausgestellt, dem persischen Beauftragten und Enkel des letzten, unumstritten legitimen judäischen Königs Jojachin, Serubbabel (folgt man der Genealogie l.Chr 3i 5 ff), und dem Hohenpriester Josua: „Diese sonderbare Spaltung der Messiaswürde ist ein Symptom für den Bedeutungszuwachs des Priestertums in nachexilischer Zeit' (H. Donner). 2 Indem Sacharja den königlichen Repräsentanten dem priesterlichen gleich gewichtet an die Seite stellt, geht er bereits über die rein auf Serubbabel bezogene Designation seines älteren Zeitgenossen Haggai hinaus (Hag 220-23)- Zwar scheinen die literarisch sekundären, aber noch auf Sacharja oder seiner engeren Schüler zurückzuführenden Worte Serubbabel betreffend V.6aß.b.7-9.10a* eine mit Hag 22o-23 vergleichbare Stellung auszudrücken, doch der aus Rahmen und Charakter der Visionen herausfallende und vor c. 4 plazierte Einschub Sach 3 hebt nur noch den Hohenpriester Josua hervor. 3 Den Höhepunkt dieser Entwicklung stellt (zumindest die Endgestalt von) Sach dar, einem Anhang zum Visionszyklus: Der Hohepriester Josua allein wird gekrönt. Obwohl Sach 4 9a auch die Vollendung des Tempels durch Serubbabel angesagt hatte, ist von ihm weder bei der Grundsteinlegung in Esr3ioff noch in Sach 6gf{ noch in Esr 53fr mehr die Rede. Im Bericht der Tempelweihe Esr 6nff wird auch der Hohepriester Josua nicht mehr erwähnt, als Subjekte der Bautätigkeit erscheinen jetzt allein „die Ältesten Judas" (V.14 u.ö.; auch in 54f.9). Dieser Befund erfährt seit B. Stade (1888) 4 und E. Meyer (1896) 5 bis hin zu W.Th. In der Smitten (1972), 6 G. Widengren (1977), 7 R. Albertz 1

Zur Definition vgl. S. 66. H. DONNER, Geschichte etc.: ATD Ergänzungsreihe 4/2, 1986, 414. 3 A. LAATO hält die für Protosacharja verantwortliche Redaktion für später als die des Haggaibuches (Josiah etc.: CB.OT 33, 1992, 231ff [233; vgl. 242 u.ö.]). 2

4

B . STADE, G e s c h i c h t e e t c . II, 1 8 8 8 , 113FF.

2

Probleme und Aufgaben

(1992) 8 und G.W. Ahlström (1993) 9 eine weitgehend akzeptierte spezifische Deutung, deren historischer Hintergrund jedoch vorweg zu skizzieren ist: Der Sohn und Nachfolger von Kyros (Kurus) II. (559-530 v. Chr.), Kambyses (Kambugiya) II. (530-522), ließ vor seinem Aufbruch nach Ägypten heimlich seinen Bruder Smerdis (Brdiya) töten. 10 Kambyses dreijährige Abwesenheit aus dem Kernland der persischen Herrschaft nutzte dann der „Magier" 11 Gaumäta zur Usurpation und gab sich aus, besagter Smerdis zu sein. 12 Kambyses starb auf ungeklärte Weise, 13 bevor er das Kernland (Fars) erreicht hatte. Er hinterließ Herodot zufolge keinen männlichen Nachkommen (Herodot III, 66), so daß der von Kyros II. begonnene Zweig der Achämeniden mit Kambyses II. abbrach. Es ist zu erwägen, ob die schon in antiken Quellen erwogene Alternative, der echte Smerdis habe nach dem Tode Kambyses II. rechtmäßig den Thron bestiegen und Darius sei der Usurpator (aus der älteren Forschung J.V. Präsek 1 4 und aus neuerer Zeit M.A. Dan-

5 E. M E Y E R , Die Entstehung etc.: 1896, 45f. 75f. 79ff. Vgl. aus dessen Rezeption E. SELLIN, Serubbabel etc.: 1898, 15f u.ö.; T.K. CHEYNE, Das religiöse Leben etc.: (Amerikanische religionswissenschaftliche Vorlesungen 1897-98) 2 1905 (' 1899), 12ff; K. MARTI, KHC XIII, 1904, 380; P.F. BLOOMHARDT, HUCA 5 (1928) 153ff (154f. 167);

KÖNIG, R L A II, 1938, 121ff (121). 6

Persica 6 (1972-74) 167ff (175ff). The Persian Period: Israelite and Judaean History, 3 1990 (' 1977), 489ff (521). 8 Religionsgeschichte Israels etc.: ATD Ergänzungsreihe Bd. 8/2, 1992, 466. 480ff; vgl. in: Le monde de la Bible 34, 1996, 377ff (406f). 9 The History of Ancient Palestine etc., JSOT.S 146, 1993, 812ff. 10 Behistun-Inschrift § 10 und Ktesias (bei M.A. DANDAMAEV, Beiträge zur Iranistik 8, 1976, 114) (vor dem Ägypten-Feldzug); dagegen Herodot III, 30 (während des Ägypten-Feldzuges). „Historians strongly disagree concerning the place, time, manner, and the circumstances of the death of Bardiya, the youngest son of Cyrus" (M.A. DANDAMAEV, A Political History etc.: 1989, 82 [s. zum Problem S. 82ff]). Vgl. J. WLESEHÖFER, Das frühe Persien etc.: 1999, 28f. 11 R. K I T T E L , Die Religion etc.: Sellin-Festschrift etc., 1927, 87ff (97f); J . W I E S E H Ö FER, Der Aufstand etc.: 1978, 123ff; H. KOCH, ZAW 100 (1988) 393ff (398). 12 Behistun-Inschrift § 11; Herodot, III, 61. R.N. FRYE, The History of Ancient Iran: Handbuch der Altertumswissenschaft 3/7, 1984, 96ff. 13 Ob Kambyses eines natürlichen Todes oder durch Selbstmord gestorben ist, muß hier nicht entschieden werden (Herodot III, 6 I f f ; Behistun § 11). Vgl. W.TH. IN DER SMITTEN, Persica 6 (1972-74) 167ff (176); M.A. DANDAMAEV, Beiträge zur Iranistik 8, 1976, 146ff; J. WIESEHÖFER, Der Aufstand etc.: 1978, 59f (Lit.); J.M. BALCER, Historia, Einzelschriften 49, 1987, 52. 70ff; P. BRIANT, Achaemenid History X, 1996, 109f; E. YAMAUCHI, Cambyses etc.: Go to the Land etc., ed. J.E. Coleson u. V.H. Matthews, 1996, 37Iff (389f); A. KUHRT- H. SANCISI-WEERDENBURG, Art. Kambyses: Der Neue Pauly etc., Bd. 6: 1999, 219ff (221). 14 J.V. PRÄSEK, Forschungen zur Geschichte des Alterthums III: 1897-1900, 24-38; ders., Die ersten Jahre Dareios' des Hystaspiden etc.: Klio 1 (1901) 27ff (26) und in der vom Vf. vorgelegten Geschichte der Meder und Perser: Bd. 1, 1906; Bd. 2, 1910. 7

3

Der Ausgangspunkt

damaev 15 ), der älteren, primär an der Behistun-Inschrift orientierten Darstellung vorzuziehen sei. Die antiken Quellen berichten übereinstimmend, daß es während der Herrschaft von Gaumäta im Reiche keine Aufstände gab. 16 Darius war Herodot zufolge nicht der Anführer der Verschwörer gegen Gaumäta, sondern Otanes (Herodot III, 68ff). Das mantische Verfahren zur Ermittlung des Regenten aus dem Kreise der Verschwörer 17 (Herodot III, 84ff) einerseits und die Heiratspolitik von Darius andererseits (Herodot III, 88; VII, 64), 18 aber auch Einzelheiten der Behistun-Inschrift (z.B. § 4) bzw. ihre bloße Existenz und Verbreitung im Weltreiche setzen voraus, daß der alleinige Anspruch auf den Thron durch Darius nicht von vornherein feststand 19 und daß dies über die Hofkreise hinaus bekannt war. 2 0 Daß Hystaspes während der Niederschlagung der Aufstände unter seinem Sohne Darius nur ein hoher Militärführer blieb (Behistun §§ 35f), 21 obwohl Behistun §§ 2-4 auffallend betont, die unmittelbaren Vorfahren von Darius hätten königlichen Rang gehabt (anders Piaton, Nomoi III, 695), war in der Öffentlichkeit nicht zu übersehen. 22 Es ist also naheliegend, Darius als Usurpator anzusehen,23

Als Quellen für die Rekonstruktion dieser Vorgänge dienen vor allem die schon genannten Historien Herodots 2 4 und die ebenfalls bereits angeführte, chronologische Angaben enthaltende Behistun-Inschrift 2 5 von Darius (Därayavaus) I. Hystaspes (522-486). Er entstammte Behistun §§ 2-4 zufolge der vom Bruder Kyros II., Ariaramnes, herkommenden Linie der Achäme15 M.A. DANDAMAEV, Beiträge zur Iranistik 8, 1976, 108ff (120) und ders., A Political History etc.: 1989, 91 (mit Lit.). 16 M.A. DANDAMAEV, Beiträge zur Iranistik 8, 1976, 127 mit Auflistung der Quellen. 17 Daß Darius den sechs anderen Verschwörern ebenbürtig war, ist auch bei Piaton, besonders in Ep. VII, 332a.b vorausgesetzt, wo sie Kotvcovoi genannt werden. 18

M . A . DANDAMAEV, B e i t r ä g e z u r I r a n i s t i k 8, 1 9 7 6 , 1 6 7 f . V g l . A . K U H R T - H . S A N -

CISI-WEERDENBURG, Art. Atossa: Der Neue Pauly etc., Bd. 2, 1997, 220 (dort ist allerdings „Darius II." in „Darius I." zu verbessern). 19 CHR. UEHLINGER, Figurative Policy etc.: VT.S 66, 1997, 297ff (327). 20 Vgl. zu dieser Thematik auch J.M. BALCER, Historia, Einzelschriften 49, 1987, 51 ff; L.L. GRABBE, Judaism from Cyrus etc. I: 1992, 124f; P. BRIANT, Achaemenid History X, 1996, 11 Off. 21 Vgl. zu seinem Dienste unter Kyros: Xenophon, Kyrupädie II, 2, lf und VII, 1, 19f. 22 M.A. DANDAMAEV, Beiträge zur Iranistik 8, 1976, 166. 23 J. WLESEHÖFER, Das frühe Persien etc.: 1999, 28f. 24 Seit F. BUBEL, Herodot-Bibliographie 1980-1988: 1991: J.M. BALCER, Historia, Einzelschriften 49, 1987; P. HÖGEMANN, B.TAVO B 98, 1992; R. ROLLINGER, Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft, Sonderheft 84, 1993. Weitere Titel bei U.WEBER - J. WIESEHÖFER, Das Reich der Achaimeniden etc.: (Archäologische Mitteilungen aus dem Iran, Ergänzungsband 15) 1996, 188ff. 25 TUAT 1/4, 1984, 419ff. Vgl. aus der neueren Zeit J. WIESEHÖFER, Der Aufstand etc.:

1978,

3ff;

J.C.GREENFIELD-

B.PORTEN,

The

Bisitun

Inscription

etc.:

1982;

C. HERRENSCHMIDT, Annales ESC 37, 1982; J.M. BALCER, Historia Einzelschriften 49, 1987; R.SCHMITT, Corpus inscriptionum Iranicorum 1, 1991; F. MALBRAN-LABAT, Documenta asiana 1, 1994. - Die Forschungsgeschichte bis 1972 zeichnet M.A. DANDAMAEV, Beiträge zur Iranistik 8, 1976, lff, nach. Weitere Titel bei U. WEBER - J. WIESEHÖFER, Das Reich der Achaimeniden etc.: (Archäologische Mitteilungen aus dem Iran, Ergänzungsband 15) 1996, 289.

4

Probleme und Aufgaben

niden. 26 Für die Interpretation der frühnachexilischen Ereignisse und Bestrebungen in Juda, von denen außer Esr 1-6 besonders das Buch Haggai und Sach 1-6 unter Angabe genauer Datierungen zeugen, 27 ist es nun entscheidend, die etliche Probleme aufwerfende Chronologie der Behistun-Inschrift 28 mit der der genannten alttestamentlichen Quellen in Relation zu setzen. Dabei ist bis in die Gegenwart sowohl in der alttestamentlichen Wissenschaft als auch in der Geschichtsforschung ein breiter Niederschlag der Synthese von B. Stade und besonders E. Meyer festzustellen: 29 Meyer war der Meinung, Gaumäta sei am 15. oder 16. Oktober 521 durch Darius I. beseitigt worden. 30 Im persischen Weltreiche fühlten sich auf Grund dessen bestimmte Prätendenten und Usurpatoren nicht an die Verträge mit den Achämeniden gebunden und suchten sofort das entstandene Machtvakuum zu füllen: 31 „Die Kunde von diesen Vorgängen muss im ganzen Reich mit athemloser Spannung verfolgt sein" (E. Meyer). 32 Die Verkündigung Haggais setzt laut Hag 11 mit dem 29. August 520 33 und die der Visionen Sacharjas mit dem 15. Februar 519 ein, E. Meyer zufolge also inmitten des vermeintlichen Zusammenbruchs des persischen Weltreiches, so daß Stade und Meyer diese prophetische Eruption als Reaktion auf das Weltgeschehen interpretierten. 34 Insbesondere mit den beiden Aufständen in Babylon, des von Nidintu-Bel (Behistun §§ 16-20) und des von Araka (Behistun §§ 49-51; niedergeschlagen nach Meinung der älteren Forschung am 24. Oktober 519 35 ) könnten exilierte Judäer konspiriert haben. 36 Haggai

26 Zu dieser konstruierten Genealogie vgl. J. WLESEHÖFER, Der Aufstand etc.: 1978, 179-212; J.M. BALCER, Historia etc., 1987, 35ff. - J. FLEISHMAN meint, Darius zweifelhafte Legitimität sei auch in Juda bekannt gewesen (HUCA 66 [1995] 81ff [84]). 27 Für L.L. GRABBE sind jedoch auch Haggai und Sach 1-8 kerygmatischer Ausrichtung und enthalten nur historische Bruchstücke (Judaism etc. I: 1992, 128). 28 Vgl. zur Forschungsgeschichte bis 1972 M.A. DANDAMAEV, 1976, 53ff. 29 Für die Geschichtswissenschaft bei R.BORGER, NAWG, 1982, 103ff (116 Anm. 18) nachgezeichnet. 30 E. MEYER, Die Entstehung etc.: 1896, 82 (15.10.521); ders., Geschichte des Altertums. Dritter Band etc.: 1901, 194 (16. Oktober 521) u.ö. Vgl. A.T. OLMSTEAD, AJSL 55 (1938) 392ff (398. 400) (17. Oktober 521). 31 Behistun-Inschrift § lOf; vgl. Herodot III, 67. 32

E. M E Y E R , D i e E n t s t e h u n g

etc.:

1 8 9 6 , 8 4 . V g l . B . STADE, G e s c h i c h t e

etc.

II,

1888, 1 1 3 . - Dies wäre besonders fragwürdig, wenn die Aufstände im Weltreich erst nach der Ermordung Gaumätas eingesetzt hätten (so M.A. DANDAMAEV, 1989, 93f). 33 A.T. OLMSTEAD, AJSL 55 (1938) 392ff (410). Vgl. B. STADE, Geschichte etc. II, 1888, 119. 34 B. STADE, Geschichte etc. II, 1888, 123f; E. MEYER, Entstehung: 1896, 79ff. 35

A . T . OLMSTEAD,

AJSL

55

(1938)

392ff

(403).

Vgl.

J . V . PRASEK,

OLZ

11

(1908) 37lff (375ff). 36 A.T. OLMSTEAD, AJSL 55 (1938) 392ff (410f) und L. WATERMAN, JNES 13 (1954) 73ff (76).

Der Ausgangspunkt

5

rief offen zur Revolte zugunsten Serubbabels auf (Hag 2 2 o f f ) und Sacharja (69ff) vollzog mit Hilfe von Kronen, die Boten mit Wissen des Usurpators Nidintu-Bel oder gar von ihm beauftragt aus dem aufrührerischen Babylon gebracht hatten (Sach 69ff), die Krönung Serubbabels (A.T. Olmstead). 37 Darius I. beendete jedenfalls, folgt man weiter E. Meyer, 38 die durch die Beseitigung von Gaumäta verursachte Aufstandswelle 39 erst im Frühjahr oder Oktober 519, 40 eine Kunde, deren Verbreitung bis nach Juda ihre Zeit gebraucht haben wird 41 und die Meyer zufolge nicht gleich im Weltreiche glaubhaft aufgenommen worden sein wird, da auch die Judäer der persischen Propaganda mißtraut haben dürften. 42 Dieser historische Kontext, so die Forschung seit B. Stade und E. Meyer, ließ also in Juda den Untergang der vergleichsweise jungen persischen Weltherrschaft möglich erscheinen. Diese hatte vor allem die weit gespannten Hoffnungen, die die hinter Jes 40ff stehenden Kreise in Kyros II. und in die Rückkehr der Exulanten gesetzt hatten, nur in gebrochener Weise erfüllt. 43 Die Ereignisse nährten also „in Juda die Hoffnung, daß Jahwe sich anschicke, das Davididenreich wiederaufzurichten und mit diesem Reich und durch seinen Repräsentanten selbst die Weltherrschaft auszuüben" (F. Horst). 44 Von dieser Hoffnung in Folge der Wirren nach dem Tode von Kambyses soll auch Am 9n zeu-

37

A.T. OLMSTEAD, AJSL 55 (1938) 392ff (410f).

38

E. MEYER, D i e E n t s t e h u n g etc.: 1896, 84.

39

Vgl. Behistun § 16ff; Herodot III, 127. 150ff. 40 J.V. PRÄSEK zufolge dauerte die Niederschlagung der Aufstände sogar von 522 bis 514 v.Chr. (Klio 1 [1901] 27ff [49f]). Vgl. auch ders., OLZ 11 (1908) 371ff (375ff). 41 L. WATERMAN, JNES 13 (1954) 73ff (76f). Anders A. JEPSEN, ZAW 61 (1948) 95ff (99 Anm. 2). 42 E. MEYER, Die Entstehung etc.: 1896, 85. 43 Aus der älteren Literatur, die Deuterojesaja eher als literarische Einheit sah: B.STADE, Geschichte etc. II, 1888, 113 u.ö.; E.MEYER, Geschichte des Altertums. Dritter Band etc.: 1901, 184ff. Vgl. aus sozialgeschichtlicher Perspektive R. ALBERTZ, Religionsgeschichte Israels etc.: ATD Ergänzungsreihe Bd. 8/2, 1992, 465. 469. 478ff. 44 F. HORST, HAT 14, 2 1954 ('1938), 196 (zitiert nach '1938; vgl. auch S. 203). Ähnlich zuvor B. STADE, Geschichte etc. II, 1888, 113; G.HÖLSCHER, Die Propheten etc., 1914, 337ff u.ö.; A. ALT, Die Rolle etc.: Festschrift Otto Procksch etc., 1934, 5ff (25f) (= Kleine Schriften etc. II, 4 1978 ['1953], 316ff [335 Anm. 4]) und H.G. MITCHELL, ICC, 2 1937 ('1912), 76; P. HAUPT, JBL 32 (1913) 107ff (108ff); A.T. OLMSTEAD, AJSL 55 (1938) 392ff (410f); später L. WATERMAN, JNES 13 (1954) 73ff; K. SCHUBERT, Judaica 12 (1956) 24ff (24f); L. ROST, Erwägungen etc.: Verbannung etc., 1961, 301ff (302); F.M. CROSS, JBL 94 (1975) 4ff (12. 15) (= Interpretation 29 [1975] 187ff [195f. 199]); G. WANKE, CHJud 1, 1984, 162ff (166); B. UFFENHEIMER, JSOT.S 243, 1997, 200ff (213 ff). 45 P. WEIMAR, BN 16 (1981) 60ff (91f). - Zu Am 9 l l f s.u. S. 152.

6

Probleme und Aufgaben

Zur Stützung dessen hielt die ältere Forschung Hag 222bp („ein jeder durch das Schwert des anderen"), einen als Glosse zu verstehenden, aus drei Wörtern bestehenden Anakoluth, für einen angeblichen Reflex innerpersischer Intrigen (vgl. Anm. 344 auf S. 157). 46 Der in Sach 1-6 singulare Beleg der Formel des Sendungserweises mit Serubbabel als Subjekt der Erkenntnis in Sach 4 9b (ill) könnte schon eher voraussetzen, daß Serubbabel vor der in den vorangehenden Versen angesprochenen Thematik der Vollendung des Tempels die Stadt bleibend verlassen haben könnte. Doch bedarf die singularische Formulierung in Sach 4 9ba Jil einer textkritischen Prüfung (vgl. Anm. 4 auf S. 107).

Nun hat die besonders von E. Meyer aufgenommene und interpretierte Chronologie seitens der Historiker umfassende Kritik erfahren,47 so daß seine Synthese kaum noch zu halten ist: Die Beseitigung von Gaumäta wird bereits für den 29. September 522 angenommen (und nicht erst für den 16. Oktober 521). 48 Das durch Darius I. herbeigeführte Ende der Aufstandsbewegung, die durch den Sturz von Gaumäta und die Revokation von dessen Maßnahmen ausgelöst worden war, 49 wird mit der Hinrichtung von Araka in Babylon bereits für den 28. Dezember 521 angenommen 50 oder gar bereits für den 27. November 521, 51 jedenfalls nicht erst für Frühjahr oder Herbst 519. Das offiziell zweite Jahr der Regierung Darius I. be46 G. SAUER, Serubbabel etc.: BZAW 105, 1967, 199ff (202); W.RUDOLPH, KAT XIII/4, 1976, 53f. 47 R. BORGER findet bei E. MEYER „einef') völlig unmöglicheß Konstruktion" (NAWG, 1982, 103ff [116 Anm. 18]). 48 Behistun § 11 u.ö.; Herodot III, 61 ff. Dazu: J.V. PRÁSEK, Klio 1 (1901) 27ff (44. 50) und ders., OLZ 11 (1908) 371ff (10. Tischri 522); F.H. WEISSBACH, OLZ 11 (1908) 486ff (487) und ders., ZDMG 62 (1908) 629ff (640 u.ö.) (10. Tischri 522); P. HAUPT, JBL 32 (1913) 107ff (107); W. HINZ, ZDMG 92 (1938) 136ff (145); W.TH. IN DER SMITTEN, Pérsica 6 (1972-74) 167ff (177) (Okt. 522 oder 521); M.A. DANDAMAEV, Beiträge zur Iranistik 8, 1976, 128. 132 und ders., A Political History etc.: 1989, 93; J. WIESEHÖFER, Der Aufstand etc.: 1978, 56. 175; R. BORGER, NAWG, 1982, 103ff (116 mit Anm. 18 [Lit.]. 129); R. BORGER - W. HINZ, TUAT 1/4, 1984, 425f; H.W. WOLFF, BKXIV/6, 1986, 56; J.M. BALCER, Historia, Einzelschriften 49, 1987, 55f. 153ff; P. BRIANT, Achaemenid History X, 1996, 120. 126. 49

Auf dem Behistun-Relief (ANEP Nr. 249) erscheint Gaumäta auch nicht in der Reihe der Rebellen, sondern liegt als einziger Darius I. zu Füßen. Vgl. auch J.M. BALCER, Historia, Einzelschriften 49, 1987, 125. 50 R.BORGER, NAWG 1982, 103ff (119. 129); M.A. DANDAMAEV, A Political History etc.: 1989, 126. Allerdings nimmt DANDAMAEV zufolge für den 28. Dezember 521 nur die Behistun-Inschrift das Ende der „großen" Revolten an: Herodot III, 127, Diodorus X, 38 und Athenaeus XII, 522b nennen sich bis ins Jahr 519 hinstreckende militärische „Nachbeben" im kleinasiatischen Räume (Dandamaev 127). 51 W. HINZ, ZDMG 92 (1938) 136ff (162); A. JEPSEN, ZAW 61 (1948) 95ff ( 9 9 A n m . 2 ) ; A . T . E . OLMSTEAD, T h e H i s t o r y e t c . : 1 9 4 8 , 1 1 2 . 1 1 5 ; M . A . DANDAMAEV,

Beiträge zur Iranistik 8, 1976, 130; J. WIESEHÖFER, Der Aufstand etc.: 1978, 213ff (220ff); TUAT 1/4, 1984, 442; J.M. BALCER, Historia, Einzelschriften 49, 1987, 127; R. ROLLINGER, Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft, Sonderheft 84, 1993, 215; P. BRIANT, Achaemenid History X, 1996, 129.

Der

Ausgangspunkt

7

gann am 4. März 520, also zu einem Zeitpunkt noch vor dem Auftreten Haggais. 52 Damit gaben sich jedoch einige Befürworter der Synthese von Stade und Meyer noch nicht geschlagen: 1.

A.T. Olmstead hielt die Bezüge auf Darius zweites Jahr seiner Herrschaft in den chronologischen Angaben Hag 11 15 2 10 und Sach 1 f ü r sekundär - sie sollen aus späterer Warte das einst revolutionäre Spruchgut tarnen. 53 L. Waterman (1954) und auch E.J. Bickerman (1981) wollten bereits das Akzessionsjahr Darius I. als dessen erstes Regierungsjahr rechnen, 54 fanden jedoch in der Forschung keine Gefolgschaft. 55

2.

K. Galling (zuletzt in: Studien etc., 1964) verlegte (anknüpfend an Vertreter der älteren Forschung wie W. Nowack, E. Sellin [1901], A. van Hoonacker und G.A. Smith) 56 den Beginn der Wirksamkeit Sacharjas bereits in das Jahr 522 und geographisch in die babylonische Gola (vgl. VitProph 15ifr; ähnlich in neuerer Zeit E. Auerbach, 57 A. Petitjean, 58 L.A. Sinclair 59 und P.L. Redditt 60 ). Daher datierte Galling wenigstens Sach l8ff 2 l f f 5 f f und 6i_g in die Zeit unmittelbar vor der von ihm für 519 angenommenen Rückkehr einer großen Anzahl von Exulanten (Esr2/Neh7; literarisch sei diese Liste 518 fixiert worden). 61 - Da besonders Galling es für möglich hält, daß Sach l 8ff nicht nur in der Endgestalt des Visionenzyklus als Berufungsvision fungiert, 62 wird in dieser Untersuchung Sach 1 8ff (inklusive der von Galling als kurz vor dem Baubeginn angesetzten Verse 16f) auf die Richtigkeit der Annahme einer Tätigkeit Sacharjas im Exil in der Zeit kurz vor dem Jahre 522 überprüft werden (vgl. S. 44ff).

3.

R. Albertz (1992) beruft sich angesichts dessen auf die sich bis 519 hinstreckenden Aufstände in Elam und bei den Skythen (vgl. Anm. 50) aus dem zweiten und dritten

52

H.W. WOLFF, BK XIV/6, 1986, 54-56. A . T . O L M S T E A D , A J S L 5 5 (1938) 392ff (410ff). 54 L. W A T E R M A N , JNES 13 (1954) 73ff (76f); E.J. B I C K E R M A N , R B 88 (1981) 23ff. 55 Besonders H.W. WOLFF, BK XIV/6, 1986, 54ff. 56 W. NOWACK, HK III/4, 2 1903 ('1897), 339 u.ö.; E. SELLIN, Studien zur Entstehungsgeschichte etc. Bd. II, 1901, 85ff; (anders KAT XII, 1922, 417ff) A. VAN HOONACKER, EtB, 1908, 579f u.ö.; G.A. SMITH, The Book of the Twelve Prophets: Bd. 2, 2 1928 ('1912), 255f (bei K . G A L L I N G ) . Vgl. zur Kritik J.W. R O T H S T E I N , BWANT 8, 1910, 4ff. 57 E. AUERBACH, Der Aufstieg der Priesterschaft etc.: VT.S 9, 1963, 236ff (243 Anm. 1; V. 10-14: 521 v.Chr.). 58 A. PETITJEAN, Les oracles etc.: 1969, besonders S. 440f (im Exil entstanden 2 10 .I 3 und 8i_s, sowie 1 i4b-17)- Methodisch problematisch ist die Erarbeitung einer Literargeschichte der Wortverkündigung Sacharjas, ohne daß diese in ein literargeschichtliches Verhältnis zu den Visionen gestellt wird. 59 L.A. SINCLAIR, BR 20 (1975) 36ff. 60 P.L. REDDITT, CBQ 54 (1992) 249ff (255ff) und ders., NCBC, 1995, 42 u.ö. (Sach 31_ 10 4ib-ioa 6nb-i3 wurden von Sacharja für die Jerusalemer Gemeinde ergänzt). 61 K. G A L L I N G , Studien etc., 1964, l f f (58f). 109ff (123ff) u.ö. L.A. SINCLAIR rechnet dagegen 1 7 . 17 2 l f f 5.9 4j_6a.iob-14 5 5 _ n 6i_8 81.3 zum babylonischen Grundbestand aus der Zeit vor 520 (BR 20 [1975] 36ff [38]). - Für L. ROST geht der Grundbestand der Liste auf die Kyros-Ära zurück (Erwägungen zum Kyroserlaß: Verbannung etc., 1961, 301ff [305]). 62 K. G A L L I N G , Studien etc., 1964, 114 und 123; L.A. SINCLAIR, BR 20 (1975) 36ff (38) und aus der älteren Forschung A. JEPSEN, ZAW 61 (1945-48) 95ff (98f)53

8

Probleme und Aufgaben Jahr von Darius I. als Hintergrund der restaurativen Hoffnung durch Haggai und Sacharja. 6 3 Doch die Quelle dafür, Behistun §§ 71-75, ist Bestandteil des Nachtrages §§ 70-76. 6 4 In Jerusalem wird Ende 521 bzw. Anfang 520 zunächst der Inhalt des primären Teils der Behistun-Inschrift bekannt geworden sein (§§ 1-69): Daß Darius I. seine Herrschaft „weltweit" durchgesetzt hat, war die entscheidende Nachricht in Jerusalem. Sie spiegelt sich auch in den auf Darius zweites Jahr bezogenen chronologischen Angaben.

4.

J. Fleishman (1995) 6 5 zufolge war man sich in Jerusalem der umstrittenen Legitimität von Darius (vgl. S. 2) bewußt: Als Folge der Wirren in Babylon waren in den Jahren 522-520 große Mengen an Rückkehrern eingetroffen. Daher nutzten Haggai und Sacharja in Darius zweitem Jahr die Gelegenheit, das Zögern Serubbabels (der nur Kommissar war) und Josuas zu überwinden, zum Tempelbau aufzurufen und sich selber demonstrativ an der Bautätigkeit zu beteiligen. Auf diese Weise weckten sie messianische Erwartungen im Volke. Bei der Inspektion durch Tattenai (Esr 5 3 ff) mußte man dann jedoch, um Unheil zu verhüten, die Schirmherren des Tempelbaus unerwähnt lassen und die sowieso offiziell als Selbstverwaltung geltenden f i t e s t e n Judas" (Esr 54f.9 und in 6 14ff ) als die Bauherren hinstellen, was sie aus persischer Sicht auch waren. - Diese teilweise aus angemessenen Beobachtungen zusammengesetzte Synthese nimmt bei aller Originalität den literarischen Charakter von Esr 5f nicht ernst (dieser Logik zufolge bestand keine Notwendigkeit, auch in der Weihedarstellung Serubbabel und Josua zu unterdrücken). Auch war für Jerusalem und Juda die Frage nach der Legitimität des neuen Großkönigs irrelevant. Entscheidend war dagegen, mit welchen Forderungen und Druckmitteln die regionale Provinzverwaltung, sei Samaria oder Damaskus zuständig gewesen, sich nun ideologisch und realpolitisch durchsetzen werde.

5.

Ina Willi-Plein (1998) 6 6 vermißt in Sach 1-8 eine perserkritische Haltung. Es sei auch vom Messias nicht die Rede. Die davidische Abstammung Serubbabels diene daher lediglich der Unterstreichung seiner Funktion als Repräsentanten des achämenidischen Königs.

Doch sei hier nach der Skizzierung der neueren Varianten weiter die Synthese von B. Stade und E. Meyer verfolgt: Der Ausgangspunkt ist die von der Herrschaftsstragie und von der Staatsideologie der Neubabylonier und erst recht der Neuassyrer sich unterscheidende persische „Toleranz"-Politik wenigstens in der Zeit vor Xerxes (485-465 v. Chr.). 67

63 64 65 66 67

R. ALBERTZ, Religionsgeschichte etc.: ATD Ergänzungsreihe Bd. 8/2, 1992, 479. M.A. DANDAMAEV, Persien etc.: Beiträge zur Iranistik 8, 1976, 68ff. J. FLEISHMAN, HUCA 66 (1995) 8 I f f . I. WILLI-PLEIN, Art. Sacharja / Sacharjabuch: TRE 29, 1998, 539ff (540f). B.STADE, G e s c h i c h t e etc. II, 1888, 99f; E.MEYER, Geschichte e t c . III: 1901,

93ff. 167; R.KITTEL, Die Religion etc.: 1927, 87ff; K.GALLING, AO 36/3-4 (1937) (27ff); S.A. COOK, The Age etc.: Studies in Old Testament Prophecy, 1950, 19ff (21); M. N o r a , Geschichte Israels: 10 1986 (= '1950), 275ff; M.A. DANDAMAEV, Persien etc.: Beiträge zur Iranistik 8, 1976, 98f. 240f; G. WIDENGREN, Israelite and Judaean History, 3 1990 ('1977), 489ff (519f); F.C. F E N S H A M , NICOT, 1982, 10 et al.

Der Ausgangspunkt

9

Es ist umstritten, ob die frühachämenidische „Toleranz"-Politik weisheitlich-staatsideologisch 68 (vgl. die das Relief kommentierenden Inschrift-Versionen des Grabes von Darius I. in Naqs-i Rustam 6 9 und Varianten dieser Völkerthrondarstellung 70 ) oder eher pragmatisch, 71 konkret ökonomisch 72 begründet war. 73 Auch die umstrittene Rolle des Zoroastrismus als möglichem Grund für eine grundsätzliche Indifferenz gegenüber den Lokalkulten im Weltreiche ist zu nennen. 74 Das bisherige, in der alttestamentlichen Wissenschaft auf Grund einseitiger Gewichtung der Kyros-Figur im Alten Testament entstandene Bild einer persischen Toleranzpolitik ist jedenfalls zu relativieren: 75 Massendeportationen beispielsweise wurden Herodot IV, 204; V, 13-17 und VI, 20 zufolge auch unter den Achämeniden praktiziert. 76 Die Ära von B. Stade und E. Meyer ging jedenfalls noch vom Bilde einer umfassenden Toleranzpolitik der Achämeniden aus (vgl. Anm. 67), von der nur bestimmte Neueroberungen ausgenommen waren. 77

in: P.

Reichsidee etc., OBO 55, 1984, 45ff (55ff). ASGW.PH 29, 1911, 21 ff (insbesondere § 4) und Taf. II; ANEP Nr. 769, H. KOCH, Kulturgeschichte der antiken Welt 55, 1992, Taf. 35. Vgl. zur Interpretation besonders M.C. ROOT, Acta Iranica 19, 1979; K. KOCH in: P. FREI - K. KOCH, Reichsidee etc., OBO 55, 1984, 45ff (96ff); P. BRIANT, Achaemenid History X, 1996, 222ff. Weitere Literatur bei U . WEBER - J. WLESEHÖFER, Das Reich etc.: (Archäologische Mitteilungen aus dem Iran, Ergänzungsband 15) 1996, 292. 70 Vgl. M.C. ROOT, Acta Iranica 19, 1979, 131 ff; zuletzt CHR. UEHLINGER, Figurative Policy etc.: VT.S 66, 1997, 297ff (327ff). 68

K . KOCH

69

F . H . WEISSBACH,

71

E. MEYER, Die E n t s t e h u n g etc.: 1896, 52f. 70f; R. KITTEL, Die R e l i g i o n etc.: S e l -

FREI - K . KOCH,

lin-Festschrift etc., 1927, 87ff (95); K . GALLING, Studien etc., 1964, lff (36); R. M A Y E R , BZ NF 12 (1968) lff (3f. 7); W . T H . IN DER SMITTEN, Persica 6 (1972-74) 167ff (169f); M.A. DANDAMAEV, Beiträge zur Iranistik 8, 1976, 234ff; S. HERRMANN, Art. Geschichte Israels: TRE 12 (1984) 698ff (724); H. DONNER, Geschichte etc.: ATD Ergänzungsreihe 4/2, 1986, 393ff; J. WlESEHÖFER, Quaderni di storia xiii. 26 (1987) 107ff (113. 120f); J. KEGLER, Die Fürbitte etc.: Gott an den Rändern etc., 1996, 73ff (73 u.ö.). 72 J. SCHAPER, VT 45 (1995) 528ff (535) und VT 47 (1997) 200ff (auch der Tempel diente in Erweiterung einer babylonischen Praxis als persische Finanzbehörde); jüngst auch J. TROTTER, S J O T 15 (2001) 276ff. Vgl. C . L . u. E . M . M E Y E R S , AncB 25B, 1987, 181f und generell die Beiträge in P. BRIANT - CL. HERRENSCHMIDT, Le tribut etc.: (Travaux etc. 13), 1989. Anders R. ALBERTZ, Religionsgeschichte Israels etc.: ATD Ergänzungsreihe Bd. 8/2, 1992, 476 mit Anm. 35. 73 Ideologisch und pragmatisch: H. WEIPPERT, Handbuch etc., 1988, 690. 692. 74 R. KITTEL, Die Religion der Achaemeniden: Sellin-Festschrift etc., 1927, 87ff; R.N. FRYE, The History of Ancient Iran: Handbuch der Altertumswissenschaft 3/7, 1984, 120ff; H. KOCH, ZAW 100 (1988) 393ff; M. HuTTER, Religionen in der Umwelt etc.: Kohlhammer Studienbücher Theologie 4,1, 1996, 183ff (Lit.). 75 K.D. JENNER, Persica 10 (1982) 283f; R.J. VAN DER SPEK, Persica 10 (1982) 278ff; A. KUHRT, J S O T 25 (1983) 83ff (94f); P. BRIANT, Achaemenid History X , 1996, 58; J. WlESEHÖFER, Das frühe Persien etc.: 1999, 23ff. 76 J. WlESEHÖFER, Quaderni di storia xiii. 26 (1987) 107ff (117) und ders., Art. Kyros: Der Neue Pauly etc., Bd. 6, 1999, 1013ff (1015); P. BRIANT, Achaemenid History X, 1996, 52lff. Gegen K. GALLING, AO 36/3-4 (1937) 27ff (28). 77 Vgl. dazu E. MEYER, Geschichte des Altertums. Dritter Band etc.: 1901, 93.

10

Probleme und Aufgaben

Diese Toleranz erschien im Zusammenspiel mit der aktuellen Krise des Weltreiches als eine ideal günstige Konstellation: Sie bot die Gelegenheit, den sowohl seitens der Perser im Sinne einer messianisch verstandenen „Begnadigung" des (E. Meyer zufolge buchstäblich in einen Kerker verstoßenen) Königs Jojachin (2.Reg 25 2 7ff/ Jer 523iff)78 - in Verbindung mit Herodot III, 1579 - mit dem Amt eines n n s ausgestatteten (undifferenziert als „Statthalter" verstanden; vgl. S. 131) als auch legitimen Nachkommen des letzten, (v.a. aus der Perspektive der Exulanten) vollgültig regierenden Davididen Jojachin, Serubbabel,80 zum König Judas im vorexilischen Sinne eines rein restaurativ „realpolitischen", 81 nicht irgendwie transformierten Königtums, machen zu können. 82 Jetzt oder nie! Die Krone wurde hastig angefertigt, die Inthronisation Serubbabels vorbereitet. 83 Nach judäischer Konzeption war dafür die entsprechende Deklaration eines, 84 besser 78

Vgl. Anm. 367 a u f S . 161. ® „Wenn er [i.e. Psammenitos] es verstanden hätte, sich vor Umsturzplänen zu hüten, hätte er Ägypten als Statthalter zurückerhalten (e7ui:p07ieueiv); denn bei den Persern pflegt man königliche Abstammung zu ehren. Selbst, wenn ein König sich empört, gibt man trotzdem den Söhnen die Herrschaft zurück" (Historien 111,15; ed. J. Feix, 1995). 80 E. MEYER, Die Entstehung etc.: 1896, 78 f . 81 U. KELLERMANN, Die politische Messias-Hoffnung etc.: Pastoraltheologie 56 (1967) 362ff. 436ff (367f); A.S. VAN DER WOUDE, Die beiden Söhne des Öls etc.: SSN 16, 1974, 262ff (265); CHR. JEREMIAS, Die Nachtgesichte etc.: FRLANT 117, 1977, 223; R. KESSLER, Mirjam etc.: Gott etc., 1996, 64ff (68); Y. HOFFMAN, Eschatology etc.: JSOT.S 243, 1997, 75ff (90); CHR. UEHLINGER, Figurative Policy etc.: VT.S 66, 1997, 297ff (335); B. UFFENHEIMER, JSOT.S 243, 1997, 200ff (213ff) et al. - O. PLÖGER bezeichnet den Impetus von Haggai und Sacharja als „restaurativ und eschatologisch zugleich" (Theokratie und Eschatologie: WMANT 2, 2 1962 ['1959], 45). 82 B.STADE, Geschichte etc. II, 1888, 113 u.ö.; A. DILLMANN, Handbuch etc.: 1895,537; E.MEYER, Die Entstehung etc.: 1896, 80ff; E.SELLIN, Serubbabel etc.: 1898, 19. 22. 27. 43ff u.ö.; P.F. BLOOMHARDT, HUCA 5 (1928) 1 5 3 f f ( 1 5 4 f . 164. 167); J. MORGENSTERN, AJSL 55 (1938) lff. 183ff. 360ff (184f); O. EIBFELDT, ThStKr 109/2, 1947, 9 (16f); J. LLNDBLOM, StTh 6 (1952) 79ff (= WdF 480, 1978, 31ff [63f]); L. WATERMAN, JNES 13 (1954) 73ff (76ff); G. FOHRER, ThLZ 85 (1960) 4 0 l f f (= BZAW 99, 1967, 3 2 f f = WdF 480, 1978, 147ff [155. 170f]); U. KELLERMANN, Die politische Messias-Hoffnung etc.: Pastoraltheologie 56 (1967) 362ff. 436ff (367f); K.-M. BEYSE, Serubbabel etc.: AzTh I, 4 8 = AVTRW 52, 1972, 89f. 92ff u.ö.; J. BRIGHT, Art. Sacharja: RGG 3 , Bd. 5, 1961, 1262f (1262); W. DOMMERSHAUSEN, TThQ 148 (1968) 321ff (332f); W.TH. IN DER SMITTEN, Persica 6 (1972-74) 167ff (172); F.M. CROSS, JBL 94 (1975) 4ff (15) (= Interpretation 29 [1975] 187ff [199]); vgl. R. ALBERTZ, Religionsgeschichte Israels etc.: ATD Ergänzungsreihe 8/2, 1992, 482f. 7

83 B. STADE, Geschichte etc. II: 1888, 126f; P. HAUPT, JBL 32 (1913) 107ff (112f); L. WATERMAN, JNES 13 (1954) 73ff (78); U. KELLERMANN, Die politische MessiasHoffnung etc.: Pastoraltheologie 56 (1967) 362ff. 436ff (367). 84 G. SAUER sah deshalb Haggai in der Rolle eines „Hofpropheten" (Serubbabel etc.: BZAW 105, 1967, 199ff [206]), ihm schließt sich R. ALBERTZ, Religionsgeschichte Israels etc.: ATD Ergänzungsreihe 8/2, 1992, 481, an.

Der

Ausgangspunkt

11

zweier Propheten notwendig (vgl. Dt 19is u.ö.), so daß erst aus diesem angenommenen Kontext die besonders emphatischen Texte Hag 220-23 und Sach 46apb.7-9.ioa« verständlich erschienen 85 (vgl. Sach 89ff Esr 51 f 614). Die inhaltliche Bedeutung dieser Andeutungen einerseits und ihr formal änigmatischer Charakter andererseits klaffen dabei jedoch auffällig auseinander. Sellin zufolge sei daher die Knappheit der Serubbabel geltenden Designationen bei Hag und Sach als eine Vorsichtsmaßnahme gegenüber dem nahezu omnipräsenten persischen Geheimdienst zu verstehen. 86 A.L. Oppenheim zufolge diente die von Sacharja bewerkstelligte Ausgestaltung der Visionen der Verschleierung der Königskonzeption gegenüber dem persischen Geheimdienst, mit dem Sacharja eine „peinliche" Begegnung gehabt haben müsse. 87 Für L. Rost hatten die allzu offen geäußerten messianischen Erwartungen die ersten persischen Gegenmaßnahmen herausgefordert, so daß Sacharja dem mutlos gewordenen Serubbabel gegenüber seine ganze Autorität in die Waagschale legen muß (Sach 4 6 ff). 88 H.G. May zufolge konzipierte Sacharja den absichtlich mit 6gff endenden Visionszyklus, um ihn schriftlich im vertrauten Kreise von Haggai, Josua, Serubbabel, Heldai, Tobia und „Josia" herauszugeben und damit die Krönung Serubbabels am Neujahrstage des Frühjahrs 520 im Tempel (!) unter Mitwirkung Josuas einfädeln zu können. 89 Für W. Dommershausen bezog sich die von ihm angenommene ursprüngliche Fassung von Sach 69ff auf Krönung und Inthronisation Serubbabels am Tage der Tempelweihe. 90 J. Maier nahm den Plan einer Doppelkrönung von Josua und Serubbabel, der sich Josua zunächst widersetzt haben soll (Sach 3iff), an, der jedoch auf Grund einer persischer Intervention nur als Einzelkrönung Josuas verwirklicht wurde, so daß eine Krone übrigblieb (Sach 69ff) „und eine Ära der Hierokratie begann",91 K. Marti, 92 E. Meyer 93 und E. Sellin behaupteten gar auf Grund besonders von Hag 220ff und Sach 611-13, Serubbabel sei „in-

85

B.STADE, Geschichte etc. II: 1888, 126f; J.W. ROTHSTEIN, B WANT 8, 1910, 9; W.DOMMERSHAUSEN, TThQ 148 (1968) 32 Iff (332f); B. HALPERN, CBQ 4 0 (1978) 167ff (189) (zu Sach 4 8 .i 0a ); S.J. DE VRIES, From Old Revelation to New etc.: 1995, 213. 215; B. UFFENHEIMER, JSOT.S 243, 1997, 200ff (213ff). 86 E. SELLIN, Serubbabel etc.: 1898, 22. 43 u.ö.; auch in der neueren Literatur, vgl. D.L. PETERSEN, Haggai etc.: OTL, 1984, 106. Vgl. die teilweise über das Ziel hinausschießende Kritik von K.E. POMYKALA, The Davidic Dynasty Tradition etc.: SBL Early Judaism and its Literature 7, 1995, 50. 87 JAOS 88 (1968) 173ff (175). 88 L. ROST, ZAW 63 (1951) 216ff (= Das kleine Credo etc., 1965, 64ff [68]). 89 H.G. MAY, JBL 57 (1938) 173ff (173f. 179 Anm. 31 u.ö.). 90 W. DOMMERSHAUSEN, TThQ 148 (1968) 321ff (332f. 335. 340). 91 J. MAIER, Judaica 25 (1969) 222ff (253f), das Zitat S. 254 ist i.O. teilweise kursiv. 92 K. MARTI, Der Prophet Sacharja: 1892, 108f. 93 E. MEYER, Die Entstehung etc.: 1896, 80. 85.

12

Probleme und Aufgaben

auguriert von den Propheten" (E. Sellin [1898] 94 ) tatsächlich inthronisiert worden (vgl. S. 234) und habe seine Herrschaft als (definitiv letzter) König Judas für längere (oder eher kürzere) Zeit angetreten. 95 Seit 1991 nimmt F. Bianchi in Fortführung von Arbeiten von P. Sacchi (s.u.) und unter der von einigen Gelehrten seit dem Fund entsprechend interpretiertem epigraphischen Materials 96 geteilten Voraussetzung, Juda sei bereits in friihpersischer Zeit eine eigene, von Samaria unabhängige Provinz ( n r i ö ) gewesen, 97 sogar an, Serubbabel habe als König Judas mit dem Status eines persischen Vasallen amtiert. Die Epoche des judäischen Königtums sei daher erst mit König Serubbabel (von dem kein Thronname erhalten ist) am Ende des sechsten Jahrhunderts zu Ende gegangen. Dies geschah sang- und klanglos im Rahmen der persischen Reorganisation des Provinzsystems (Herodot III, 89ff). 98 P. Sacchi nahm dagegen an, das Königtum Scheschbazzars und (anschließend) Serubbabels sei durch einen von den Persern unter Darius I. angestachelten Bürgerkrieg zugunsten der Alleinherrschaft der Priester abgesetzt worden. 9 Dagegen spricht vor allem, daß das Priesterliche (wie Ezechiel und seine Schule beweisen) schon ab der frühen Exilszeit die Führung des Volkes beansprucht hatte. A. Lemaire modifizierte die Sicht von Bianchi und hielt nn_£ für den Thronnamen Serubbabels (in Arad epigraphisch als Eigenname belegt). Dieser hatte aus persischer Perspektive das - allerdings erbliche - Amt des iinB („Statthalter") für Juda inne (wofür die Belassung der Dynastien durch die Perser in Phönizien als Analogie dienen soll 100 ), so daß der judäischen Sicht, ihn als König anzusprechen (Hag 22off Sach 3 8 6 9ff ) nichts im Wege stand. Erst im Laufe der ersten Hälfte des fünften Jahrhunderts haben die Perser dieses Amt nicht mehr mit Davididen besetzt. 101 Von einem gewaltsamen Ende Serubbabels ist bei dieser Synthese von Bianchi und Lemaire also nicht die Rede. Doch sind teilweise die Lesung und durchweg die Datierung

94

Serubbabel etc.: 1898, 6 u.ö. Dem schlössen sich u.a. an: A.T. OLMSTEAD, AJSL 55 (1938) 392ff (411); L. WATERMAN, JNES 13 (1954) 73ff (76ff). - Entschieden anders jedoch B. STADE, Geschichte etc. II: 1888, 127 auf Grund seiner Interpretation von Sach 6 9ff als „symbolischer" Doppelkrönung: „Serubbabel bestieg den Thron Davids nicht". 96 Y. AHARONI, Excavations at Ramat Rahel 1960-1961: 1962, 7ff. 32ff. 56ff; besonders N. AVIGAD, Qedem 4, 1976; vgl. das Referat bei L.L. GRABBE, Judaism from Cyrus etc. I: 1992, 67ff(Lit.). 97 Auswahl: N. AVIGAD, Qedem 4, 1976, 32ff; H.W. WOLFF, BK XIV/6, 1986, 22; H.G.M. WILLIAMSON, TynB 39 (1988) 59ff; J. BLENKINSOPP, JSOT.S 117, 1991, 22ff (36f); E.-M. LAPERROUSAZ, zuletzt in: La palestine etc., 1994, 117ff; E. BLUM, Kul 10 (1995) 24ff (26ff); P. BRIANT, Achaemenid History X, 1996, 57. 503f; A. LAATO, A Star etc.: International Studies etc., 1997, 189ff et al. Anders besonders die Publikationen von E. STERN, zuletzt umfassend The Persian Empire etc.: CHJud 1, 1984, 70ff; CH.E. CARTER, The Emergence of Yehud etc.: JSOT.S 294, 1999, 280 und zuletzt A. MEINHOLD, Serubbabel etc.: Steine etc., Leipzig 2001, 193-211. 98 F. BIANCHI, Henoch 13 (1991) 133ff (136ff); ders., Annali 53 (1993/3), Suppl. 76, 1993; ders., Transeuphratene 7 (1994) 153ff; ders., BeO 36 (1994) 217ff; ders., Annali 55 (1995/1), Suppl. 82, 1995 (13ff). 99 P. SACCHI, Henoch 11 (1989) 13Iff. 100 H. NIEHR, Religio-Historical Aspects etc.: OTS 42, 1999, 228ff (231). 101 A. LEMAIRE, RB 103 (1996) 48ff. 95

Der

Ausgangspunkt

13

des in Frage kommenden epigraphischen Materials, das auf die Selbständigkeit Judas deuten soll, in das ausgehende sechste Jahrhundert ungesichert. 1 0 2

Haggai, der es in 22o-23 wagt, keinem Geringeren als dem Märtyrer und als letzten Propheten geltenden (vgl. Sach l2ff [R; vgl. S. 43]; PesK 13,2ff) Jeremia zu widersprechen (Jer 2224-30),103 ist wegen der Aufnahme traditioneller Termini wenig originell, er gilt v.a. auf Grund von Hag 22off als Eklektiker 104 bzw. Epigone, 105 der „in konservativ-nationalen Vorstellungen" gefangen ist (R. Albertz), 106 also von der bloßen Wiederherstellung der vorexilischen Zustände eine Wende erwartet. 107 Mit Sacharja steht es nicht viel besser: K. Marti zufolge sollte er „den Ertrag dessen, was seine großen Vorgänger als Gottes Willen offenbar gemacht hatten, ... zusammenfassen". Seine „religiösen Anschauungen" sind „keine anderen ... als diejenigen der früheren Propheten" Für E. Sellin ist das Sacharjabuch „das Wahrzeichen dafür", „daß die Periode der religiösen Dekadenz, des Judentums begonnen hat, eine Periode, die freilich auch notwendig und gottgewollt war"}09 Ebenfalls auf E. Sellin 1 1 0 geht andererseits die auch von J. Bright 111 und C. Westermann 1 1 2 vertretene Auffassung zurück, mit Protosacharja läge der Beginn der Apokalyptik vor - wie auch immer diese je definiert wird. 1 1 3 Als neuere Vertreter dessen sind

102

S.E. MCEVENUE, CBQ 43 (1981) 353ff; E.STERN, The Persian Empire etc.: CHJud 1, 1984, 70ff (82ff); besonders L. MILDENBERG in: H. WEIPPERT, Handbuch etc., 1988, 719ff (727) (nach 360 v. Chr.); A.S. VAN DER WOUDE, zuletzt: ZAW 100 Suppl., 1988, 138ff (139); L.L. GRABBE, Judaism etc. I: 1992, 67ff. 79ff; CH.E. CARTER, The Emergence of Yehud in the Persian Period etc.: JSOT.S 294, 1999, 259ff. 103 Vgl. Anm. 367 auf S. 161. 104 A.S. VAN DER WOUDE, De Prediking etc., 1982, 15; H.W. WOLFF, Art. Haggai / Haggaibuch: TRE 14 (1985), 355ff (359). Für L. ROST, ThLZ 90 (1965) 241ff (248), ist Haggai in 22o-23 überlieferungsgeschichtlich von Sacharja abhängig. 105

B . STADE, G e s c h i c h t e e t c . II, 1 8 8 8 , 1 1 4 A n m . 2 ; K . MARTI, K H C X I I I , 1 9 0 4 , 3 8 0 ;

G. HÖLSCHER, Die Propheten etc., 1914, 344f; A. WEISER, Einleitung etc.: 6 1966, 200; G. FOHRER, Erzähler etc.: 1988 (= UTB 1547, 1989), 156 et al. 106 R. ALBERTZ, Religionsgeschichte etc.: ATD Ergänzungsreihe 8/2, 1992, 481. 107 Vgl. Anm. 365 auf S. 160, außerdem: L. ROST, ThLZ 90 (1965) 241ff (248ff); W.A.M. BEUREN, Haggai etc.: SSN 10, 1967, 334. 108 K. MARTI, ThStKr 65 (1892) 207ff (207; Zitat) und ders., Die Zweifel etc.: BZAW 27, 1914, 279ff (287). Vgl. zu diesem Vorwurf kritisch W. EICHRODT, ThZ 13 (1957) 509ff (521 f) und W. HARRELSON, Erls 1 6 ( 1 9 8 2 ) 116*ff (116*). 109

E . SELLIN, K A T X I I , 1 9 2 2 , 4 2 7 .

110

E. SELLIN, Studien zur Entstehungsgeschichte etc. II: 1901, 88ff. J. BRICHT, Art. Sacharjabuch: RGG 3 , Bd. 5, 1961, 1263ff (1264). C. WESTERMANN, Abriß der Bibelkunde etc.: 1962, 135. Zu den Definitionsversuchen vgl. außer den Einleitungsdarstellungen aus neuerer

111 112 113

Z e i t b e s o n d e r s J. SCHREINER, B i H 6 , 1 9 6 9 , 7 3 f f . 1 1 1 f f ; J. LEBRAM in: G . LANCZKOWSKI

et al., Art. Apokalyptik etc.: TRE 3, 1978, 189ff (192f); J J. COLLINS, Semeia

14

Probleme und Aufgaben

14

R. North, S. Amsler, E.J.C. Tigchelaar und St.L. Cook zu nennen. 1 1 4 H. Gese 1 1 5 sieht darüber hinaus im siebenteiligen Zyklus der Visionen Sacharjas die älteste bekannte Apokalypse,116 der zuvor inhaltlich apokalyptische Elemente bei Ezechiel (primäre und frühnachexilische Texte, also noch ohne c. 38f) und Deuterojesaja vorausgegangen waren 1 1 7 und die Sacharja neben 1 1 8 weisheitlichen Elementen rezipiert hat. Auch P.D. Hanson hatte in Ezechiel 1 1 9 und Deuterojesaja 1 2 0 den Impetus gesehen, der dann seiner Meinung nach bei Tritojesaja zur Ausprägung der Apokalyptik geführt habe, die aber als soziales Phänomen zu betrachten sei und sich als Gegensatz zum Priesterlichen verstanden habe, wozu seiner Meinung nach die zadokidischen Sammlungen Ez 40ff und Sach 1-8 zählen. 1 2 1 Damit führt er die ursprünglich 1959 von O. Plöger geäußerte These eines Gegensatzes zwischen offizieller „Theokratie" und esoterischer „Eschatologie" weiter. 1 2 2 Diese These erfuhr Kritik umfassend besonders durch H. Gese, 1 2 3 aus sozialgeschichtlicher Sicht durch R. Albertz 1 2 4 und durch St.L. Cook (traditions- und sozialgeschichtlich) 1 2 5 . Bis in jüngste Zeit überwiegt allerdings die Meinung, von Apokalyptik könne erst in der hellenistischen Zeit, mit der (jeweils jüngeren) Henoch- und Danielüberlieferung, die Rede sein. 1 2 6 Bezeichnend ist jedoch die Position von D.F. Robinson, der sich

(1979) 9; K. KOCH, Die Anfänge etc.: Ges. Aufsätze Bd. 3, 1996, 3ff (3ff); ST. BEYERLE, VF 43 (1998) 34ff (39ff); R.G. KRATZ, in: Art. Apokalyptik: RGG 4 1, 1998, 590ff. 114 R. NORTH, Prophecy to Apocalyptic etc.: VT.S 22, 1972, 47ff; S. AMSLER, Zacharie etc.: VT.S 22, 1972, 227ff; E.J.C. TIGCHELAAR, EstB 45 (1987) 347ff und ders., Prophets etc.: OTS 35, 1996, 242ff; ST.L. COOK, Prophecy etc.: 1995, 125ff. Vgl. auch B . HALPERN, C B Q 4 0 ( 1 9 7 8 ) 1 6 7 f f ( 1 9 0 ) ; P . SACCHI, J S P E . S 2 0 , 1 9 9 6 , 1 5 3 f ; R . RENDTORFF, T h e o l o g i e e t c . B d . 1, 1 9 9 9 , 2 8 6 . 115

H. GESE, ZThK 70 (1973) 20ff (23ff) (= BEvTh 64, 2 1984 ['1974], 202ff [205ff]). So auch B. EGO, Art. Apokalypsen: Der Neue Pauly etc., Bd. 1, 1996, 851f (852). Vgl. auch S. AMSLER, EThL.B 81, 1989, 263ff (264). Kritisch dazu besonders CHR. JEREMIAS, Die Nachtgesichte etc.: FRLANT 117, 1977, 230ff u.ö. 117 So inzwischen auch F. HAHN, BThSt 36, 1998, 13ff. 118 Gegen G. v. RAD, Theologie etc.: Bd. II, (EETh 1) 9 1987 (= "1965; ' i 9 6 0 ) , 315ff. 119 Vgl. D. BUZY : »Zacharie marque, à la suite d'Ézéchiel, une étape sur le chemin qui va des anciens prophètes aux écrivains apocalyptiques postérieurs« (RB 15 [1918] 136ff [136]). 120 Eine Wirkung Deuterojesajas auf die klassische Apokalyptik in Dan 2 und Iii (gegen die einseitige Ableitung aus der Weisheit durch G. v. RAD) hatte zuvor P. v.DER 116

OSTEN-SACKEN, T E H 1 5 7 , 1 9 6 9 , h e r a u s g e s t e l l t . 121 P.D. HANSON, Interpretation 25 (1971) 454ff (= Alttestamentliche Apokalyptik in neuer Sicht: WdF 365, 1982, 440ff); vgl. ders., The Dawn etc.: 2 1979 ('1975). Vgl. speziell die Kritik vonR.R. WILSON, Semeia 21 (1981) 79ff (81 ff). 122 O. PLÖGER, Theokratie und Eschatologie: WMANT 2, 2 1962 (' 1959), 59 u.ö. 123 H. GESE, ZThK 70 (1973) 20ff (39) (= BEvTh 64, 2 1984 ['1974], 202ff [221]). 124 R. ALBERTZ, Religionsgeschichte etc.: ATD Ergänzungsreihe 8/2, 1992, 462. 125 ST.L. COOK, Prophecy etc.: 1995, 123ff. 126 So gegen eine Einordnung Sacharjas in die Apokalyptik I. WILLI-PLEIN, VT 27 (1977) 62ff (74f); J. LEBRAM, TRE 3, 1978, 189ff (195ff); R. HANHART, BK XIV/7, 1990ff, 43ff; H. Graf REVENTLOW, ATD 25,2, 9 1993, 48 u.ö. - Vgl. generell zum angenommenen Beginn der Apokalyptik in der hellenistischen Zeit zuletzt R.G. KRATZ, in: Art. Apokalyptik: RGG 4 1, 1998, 590ff (591).

Der

15

Ausgangspunkt

genötigt sah, die Visionen in Sach 1-6 in das zweite Jahrhundert lung Protosacharjas zwischen Ezechiel, Deuterojesaja und der in der hellenistischen Zeit einerseits und damit das Verhältnis chen zum Eschatologischen andererseits werden also nach wie (vgl. S. 267ff).

zu datieren. 1 2 7 Die Stelklassischen Apokalyptik des Kultisch-Priesterlivor kontrovers beurteilt

Auch Sacharja bezieht sich auf Jeremia (23 5 [33J 5 ]), indem er sowohl in Sach 3 8 128 als auch in 6nb (nach allgemeiner Meinung seit J. Wellhausen 129 ) Serubbabel für den von Jeremia verheißenen messianischen n a i erklärt. 130 P.F. Bloomhardt 131 und T. Unger 132 sehen in den von ihnen literarkritisch herausgearbeiteten Haggai-Worten allein Serubbabel als „Führer des Volkes". K. Elliger glaubte, der bereits im Gang befindliche und persisch finanzierte Tempelbau sei durch die genannten politischen Wirren abgebrochen worden. Das Proprium Haggais und Sacharjas sei die Forderung, die Arbeiten auf eigene Kosten wieder aufzunehmen. 1 3 3 Dagegen sprechen jedoch :NN in Hag 1 4 9 (2I 5 ) 1 3 4 und auch Sach 1 1 6 4 7 89.

127

D.F. ROBINSON, AThR 33 (1951) 65ff (65): Sach 1-6 entstanden im zweiten Jahrhundert v. Chr., mit Ausnahme von Sach 1,_ 7I4b _ 17 26_13 3 7 . 10 46b_10a. 128 J. WELLHAUSEN, NGWG.PH, 1895, 166ff (182); W. NOWACK, HK III/4, 2 1903 ( * 1 8 9 7 ) , 3 5 5 ; A . VAN DER FLIER, T h S t K r

1 9 0 6 , 3 0 f f ( 3 6 ) ; A . VAN HOONACKER,

EtB,

1908, 610; H.G.MITCHELL, ICC, 2 1937 ('1912), 156; P.HAUPT, JBL 37 (1918) 209ff (210); K. FULLERTON, JBL 41 (1922) l f f (42 Anm. 95) (nur Sach 6 I Z genannt); E. SELLIN, JBL 50 (1931) 242ff (246); A. JEPSEN, ZAW 61 (1945-48) 95ff (108f); L.G. RlGNELL, Die Nachtgesichte etc.: 1950, 127; A. VAN DEN BRANDEN, BeO 6 (1964) 60ff (62); A . PETITJEAN, E T h L 4 2 ( 1 9 6 6 ) 4 0 f f ( 5 2 . 7 0 u . ö . ) ; W . A . M . BEUKEN, H a g g a i e t c . : S S N 1 0 ,

1967, 275ff. 288 etal. 129 J. WELLHAUSEN, Die Kleinen Propheten etc.: 3 1898 ('1892), 185. 130

W . NOWACK, H K

III/4,

2

1903

('1897),

355.

3 6 5 f ; K . SCHUBERT, J u d a i c a

12

(1956) 24ff (25f); H. RLNGGREN, The Messiah etc.: SBT 18, 1956, 36 und ders., ThWAT VI, 1989, 1068ff (1071); F. HESSE, ThWNT IX, 1973, 485ff (498); B. HALPERN, CBQ 40 (1978) 167ff (169); P. SACCHI, Henoch 11 (1989) 131ff (142); F. BLANCHL, Henoch 13 (1991) 133ff (144f); Y. GOLDMAN, Prophétie etc.: OBO 118, 1992, 229ff; J.J.M. ROBERTS, The Old Testament's Contribution etc.: The Messiah etc., 1992, 3 9 f f (50); H. SEEBAB, Herrscherverheißungen etc.: BThSt 19, 1992, 70f; SH. TALMON, Biblische und frühnachbiblische Messias- und Heilserwartungen: InfJud 11, 1992, 98ff (117f); R.D.NELSON, Raising up etc.: 1993, 124; J.-M. AUWERS, RB 130 (1996) 546ff (555); I. WILLI-PLEIN, TRE 29, 1998, 539ff (541); H. NLEHR, Religio-Historical Aspects etc.: The Crisis etc., OTS 42, 1999, 228ff (230. 232. 235). Anders W. EICHRODT, ThZ 13 (1957) 509ff (512ff); W. RUDOLPH, K A T X I I I / 4 , 1976, 130fu.ö. 131

P . F . BLOOMHARDT, H U C A 5 ( 1 9 2 8 ) 1 5 3 f f ( 1 6 6 ) .

132

T. UNGER, ZAW 103 (1991) 210ff (221). ATD 25/11, 3 1956, 83f; vgl. W. RUDOLPH, KAT XIII/4, 1976, 33 u.ö. K. GALLING, Studien etc., 1964, 127ff (128); H.W. WOLFF, BK XIV/6, 1986, 25f.

133 134

16

Probleme und Aufgaben

Aber mit Serubbabel muß etwas Gravierendes passiert sein: Sein Name wird in der Darstellung der Grundsteinlegung Esr 3ioff unterdrückt. 135 In der Beschreibung der Tempelweihe Esr 6] 4 f f werden Serubbabel (und Josua) nicht mehr erwähnt, obwohl in Sach 4g geweissagt worden war, Serubbabel werde den Tempel nach der von ihm vollzogenen Gründung auch vollenden. Es zeigt sich in der in den Zyklus eingeschobenen Vision Sach 3 und in der Überarbeitung des Anhangs Sach 6gff, daß von der Dyarchie als Heilsträger nur der Hohepriester Josua übrigbleibt. Serubbabel muß also für die Kreise, die in ihn Hoffnung gesetzt hatten, überraschend verschwunden sein. Die Forschung sah entsprechend die Serubbabel-Gestalt als den Hintergrund zahlreicher Texte an: Gen 14 136 Jes 9,. 6 1 3 7 Mi 4 8 . 14 138 5 3 1 3 9 Jes 63-66 140 Sach9-14 1 4 1 Ps 2 1 4 2 4 1 4 3 I5i . Mit Vorliebe wurde bis in die 2 0 1 4 4 2 1 1 4 5 2 2 1 4 6 2 4 1 4 7 6 9 1 4 8 1 1 q 1 4 9 1 3 2 1 5 0 T h r 4 1 7 -5 2 2 neuere Zeit hinein der leidende Knecht Jahwes aus Jes 40-55 mit Serubbabel und seinem gewaltsamen Schicksal identifiziert. 152 F.M. Cross entwickelte die Hypothese, das zunächst nur bis Esr 3 13 reichende, ursprünglich Serubbabel-freundliche chronistische Geschichtswerk sei nach 515 zwei gegenüber der Serubbabel-Gestalt und dem Davidismus indifferenten Überarbeitungen unterzogen worden, um 458 v. Chr. und um 400 v. Chr. 1 5 3 - H. Gese unterschied innerhalb des ezechielischen Verfassungsentwurfes literarkritisch u.a. zwischen einer K1!?!!- und einer Zadokidenschicht (s. S. 193 und die Tabelle im Anhang). Dahinter stünde die Einfuhrung eines Amtes unter Scheschbazzar (Esr 18), der zugleich auch ¡"ins war. Serubbabel, der ebenfalls in Personalunion beide Ämter inne hatte, sei dagegen der letzte davidische Statthalter gewesen: Seinem auch in der Bearbeitung von Sach 6 9ff erkennbaren „Ver-

135

A. LAATO, ZAW 106 (1994) 53ff (64): Die in Serubbabel gesetzten messianischen Erwartungen hatten sich nicht erfüllt. 136 P. HAUPT, JBL 37 (1918) 209ff (210). 137

P. HAUPT, J B L 3 5 ( 1 9 1 6 ) 2 8 3 ; P . F . BLOOMHARDT, H U C A 5 ( 1 9 2 8 ) 1 5 3 f f ( 1 7 1 ) .

138

E . SELLIN, S e r u b b a b e l e t c . : 1 8 9 8 , 6 7 f f .

139

P. HAUPT, JBL 37 (1918) 209ff (209).

140

E . SELLIN, S e r u b b a b e l e t c . : 1 8 9 8 , 7 7 f f .

141

S. S. F. P. S.

142 143 144 145 146

147

90ff. 187ff. BIANCHI, BeO 36 (1994) 217ff. HAUPT, JBL 37 (1918) 209ff (209). 211 ff.

E . SELLIN, S e r u b b a b e l e t c . : 1 8 9 8 , 1 9 8 f f .

P. HAUPT, JBL 37 (1918) 209ff (212f) u.ö. E. SELLIN, Serubbabel etc.: 1898, 198ff. 149 P. HAUPT, JBL 32 (1913) 107ff (113); ders., JBL 37 (1918) 209ff (209) u.ö. 150 E. SELLIN, Serubbabel etc.: 1898, 184ff. 151 S. 70ff. 152 S. 94ff (aber anders in späteren Veröffentlichungen); P. GRELOT, Les poèmes etc.: LeDiv 103, 1981, 70f. 153 F.M. CROSS, JBL 94 (1975) 4ff (1 lff) (= Interpretation 29 [1975] 187ff [194ff]). 148

Der Ausgangspunkt

17

schwinden" entspricht die inzwischen zum Höhepunkt gekommene priesterliche Dominanz (vgl. auchS. 193). 154

Welche Gründe hat die Forschung für das angenommene rätselhafte Verschwinden Serubbabels erwogen? 1. Das Kommissariat Serubbabels war zeitlich begrenzt. Daher verließ er den Ort seines Wirkens mit Ablauf seines Dienstauftrages und nahm an der Tempelweihe nicht mehr teil. 155 Allerdings ist in Esr önff auch der Hohepriester Josua nicht erwähnt. 156 2. Nachdem Serubbabel als Kommissar für die Repatriierung und für den Tempelbau seine Aufgaben erfüllt hatte, wurde er einfach vor der Tempelweihe durch die Perser abberufen. Sie erforderte nicht mehr seine Anwesenheit. 157 3. Serubbabel ging nach der Tempelweihe 515, an der er teilgenommen hatte, ganz einfach zurück nach Babylon,158 weil er nur Kommissar für Repatriierung und für den Tempelbau gewesen war. 4. Obwohl Haggai (22off) Serubbabel die Königswürde angetragen hatte, krönte Sacharja ausschließlich den Hohenpriester Josua und stürzte auf diese Weise Serubbabel als weltlichen Herrscher (Sach Ö9ff). Da das Volk in der Folgezeit zunehmend auf die Seite Josuas trat, ging Serubbabel schließlich enttäuscht nach Babylon zurück. 159 5. Die Perser unter Darius I. versuchten, durch Einsetzung des Davididen Serubbabel als Statthalter die nationalistisch-messianischen Umtriebe in Jerusalem und Juda unter Kontrolle zu bringen. Nachdem Haggai und Sacharja die Gefahr der Stunde erkannt hatten, bewirkten sie in einer nicht mehr auszumachenden Weise die Absetzung Serubbabels,160 6. Serubbabel starb zwischen Grundsteinlegung und Tempelweihe eines natürlichen Todes, so daß eine Aporie hinsichtlich der Gültigkeit der Serubbabel geltenden Heilsprophetie entstehen mußte. 161 H. G E S E , Der Verfassungsentwurf etc.: BHTh 2 5 , 1 9 5 7 , 109ff (118f. 122f). A. ALT, Die Rolle etc.: Festschrift Otto Procksch etc., 1934, 5ff (25f) (= Kleine Schriften etc. II, 4 1978 ['1953], 316ff [335 Anm. 4]). 156 Implizit kritisch gegen A. ALT: H. DONNER, Geschichte etc.: ATD Ergänzungsreihe 4/2, 1986, 416 mit Anm. 44. 157 C. WESTERMANN, Abriß der Bibelkunde etc.: 1962, 136; H. DONNER, Geschichte etc.: ATD Ergänzungsreihe 4/2, 1986, 416. 158 K. GALLING, Studien etc., 1964, 127ff (148). Auch der Sedoer Olam Zutta (achtes oder neuntes Jahrhundert n. Chr.) nimmt eine Rückkehr Serubbabels nach Babylonien an (H. GRAETZ, Geschichte etc.: Bd. 2/2, 3 1902, 105 Anm. 2). 159 H. GRAETZ, Geschichte der Juden etc.: Bd. 2/2, 3 1902, lOlff. 160 Vgl. L. ROST, Erwägungen zum Kyroserlaß: Verbannung etc., 1961, 301ff (302). 161 K. GALLING, AO 36/3-4 (1937) (43. 48f); K. ELLIGER, ATD 25/11, 3 1956 (vgl. '1950), 129; K.-M. BEYSE, Serubbabel und die Königserwartungen etc.: AzTh I, 48 = AVTRW 52, 1972, 49 (Serubbabel starb zwischen Vollendung und Weihe des Tempels, 154

155

18

Probleme und Aufgaben

7. Welche Meinung Serubbabel selber zu der ihm geltenden Designation und der um sich greifenden Schwärmerei hatte, deuten die Quellen nicht an. Er entzog sich also möglicherweise der an ihn in Hag 220-23 und Sach 4 herangetragenen Designation162 (bzw. der geplanten Krönung, vgl. 6gff) und brüskierte somit alle, die auf ihn ihre Hoffnung konzentriert hatten. Die Möglichkeit, er habe über die Tempelweihe hinaus als Statthalter oder Unterstatthalter amtiert, kann nicht ausgeschlossen werden. 163 8. Serubbabel machte seinem akkadischen Namen zer babili „Same Babels" (vgl. S. 129; im Unterschied zu dem hebräisch gebildeten Namen des Hohenpriesters Josua) Ehre und erwies sich der Designation als Davidide durch Haggai und Sacharja als unwürdig,164 9. Serubbabel ging auf die an ihn herangetragene Designation positiv ein bzw. wagte sich mit dem angeblich hinter Sach 25_9 und 46b stehenden Mauerbau zu weit vor. 165 Er wurde jedenfalls durch die mißtrauisch gewordenen Perser 166 entweder korrekt abberufen}61 wurde das Opfer eines Umsturzes168 oder wurde von den Persern gewaltsam beseitigt.169 also im April 515); ST. SCHREINER, VT 27 (1977) 216ff (219); F.C. FENSHAM, NICOT, 1982, 78f; A. LAATO, Josiah etc.: CB.OT 33, 1992, 23Iff (243). 162 K. GALLING, Serubbabel und der Hohepriester etc.: Studien etc.: 1964, 127ff (147); W.TH. IN DER SMITTEN, Persica 6 (1972-74) 167ff (177); K.-M. BEYSE, Serubbabel und die Königserwartungen etc.: AzTh I, 48 = AVTRW 52, 1972, 48. 89f u.ö.; K. SEYBOLD, Judaica 28 (1972) 69ff (77f) (= SBAB 6, 1989, 243ff [251]); R. ALBERTZ, Religionsgeschichte Israels etc.: ATD Ergänzungsreihe 8/2, 1992, 483; L.L. GRABBE, Judaism from Cyrus etc. I: 1992, 128. 163 M. NOTH, Geschichte Israels: ,0 1986 (= 2 1955; cf. 3 1956; '1950), 283 (oder Serubbabel wurde abberufen). 164 W. RUDOLPH, KAT XIII/4, 1976, 130, nimmt eine entsprechende Kritik an Serubbabel in Sach6 12 b an. Vgl. E.W. CONRAD, Zechariah: Readings: A New Biblical Commentary, 1999, 127f. 165 A. ALT, Die Rolle etc.: 1934, 5ff (25f) (= Kleine Schriften II, 4 1978 1953], 316ff [335 Anm. 4]); F. HORST, HAT 14, 2 1954 ('1938), 231. 166 P.D. HANSON, Israelite Religion etc.: 1987, 485ff (500). 167 E. MEYER, Die Entstehung etc.: 1896, 88 (Darius griff ein oder überging bei der Neubesetzung des Statthalterpostens nach dem natürlichen Tode Serubbabels dessen Sohn); K. MARTI, KHC XIII, 1904, 379 (Abberufung im Zusammenhang der Neuordnung der

Provinzen);

E . SELLIN,

Geschichte

etc. II,

1932,

1 2 1 ; W . RUDOLPH,

HAT

1/20,

1949,49 (oder er starb); J. BRIGHT, A History of Israel: 3. Aufl. o.J. ('1959), 372; J . BLENKINSOPP, O T L ,

1 9 8 9 , 1 1 7 ; R . ALBERTZ, R e l i g i o n s g e s c h i c h t e I s r a e l s e t c . :

ATD

Ergänzungsreihe Bd. 8/2, 1992, 471. 483 (die Inspektion Tattenais Esr 5 3 f f führte zur Fortfuhrung des Tempelbaus unter der Bedingung der Abberufung Serubbabels und der wirksamen Kontrolle der prophetischen Umtriebe). 168 E. SELLIN, Studien zur Entstehungsgeschichte etc. II: 1901, 196 u.ö. 169 E. SELLIN, Serubbabel etc.: 1898, 6 u.ö.; P. HAUPT, JBL 33 (1914) 161ff (161); E. KÖNIG, Die messianischen Weissagungen etc.: 3 1925 (' 1923), 269; A.T.E. OLMSTEAD, The History etc.: 1948, 142; L. WATERMAN, JNES 13 (1954) 73ff (73) et al.

Der

Ausgangspunkt

19

Serubbabel ging in diesem Falle in die weitere Traditionsbildung als Märtyrer ein (vgl. S. 16). Vielleicht nahm sogar Darius I. persönlich auf seinem Wege nach Ägypten (angeblich 517 v. Chr. 170 ) eine „Säuberung" Jerusalems von den Nationalisten vor.171 10. Serubbabel amtierte als persischer Vasallenkönig in Juda bis zu Beginn der Zeit Darius /., wurde jedoch infolge eines Bürgerkrieges gestürzt. Fortan fiel dem Hohenpriester die Alleinherrschaft zu. 172 Die Hypothesen haben nur ihren aus dem Schweigen von Esr 6i4ff über Serubbabel und die anderen exponierten Gestalten herausgesponnenen Ausgangspunkt gemeinsam 173 - Serubbabel war also vor der Tempelweihe überraschend von der Bildfläche verschwunden: Jetzt waren alle blamiert und gefährdet, die in ihn messianische bzw. eschatologische Hoffnungen gesetzt hatten: 174 Haggai hatte mit 2 2 o - 2 3 den Mund zu voll genommen und schweigt fortan, 175 wurde gar selbst hingerichtet 176 oder ist „frustriert" gestorben. Sacharja, der mit 4gapb.7-9.ioa*177 und der Krönung 69fr ins gleiche Horn geblasen hatte, korrigierte selber (oder eine zeitgenössische Redaktion) eilends die Nachtgesichte nicht ganz selbstlos unter „Wahrung der zadokidischen Interessen"178 - mindestens durch die Überarbeitung des angeblich ursprünglich Serubbabel geltenden Textes c. 690- und durch den Zusatz von c. 3 (vor c. 4) oder die Ersetzung des Serubbabel-Namens durch den von Josua in c. 3?179 - die gescheiterte, gefährlich gewordene Serubbabel-Hoffnung nun alleine auf den Hohenpriester Josua hin, 180 viel-

170

B e f ü r w o r t u n g v o n 5 1 9 / 5 1 8 : R . A . PARKER, A J S L 5 8 ( 1 9 4 1 ) 3 7 3 f f ; G . G . CAMERON,

JNES 11 (1943) 307ff (311); A.F. RAINEY, AJBA 1 (1969) 5 1 f f ( 5 7 ) . 171 A.T. OLMSTEAD, AJSL 55 (1938) 392ff(411); dazu kritisch A.F. RAINEY, AJBA 1 (1969) 51ff (57); L.L. GRABBE, Judaism from Cyrus etc. I: 1992, 126. 172 P. SACCHI, Henoch 11 (1989) 131ff und in anderen Veröffentlichungen. 173 Dies gibt R. ALBERTZ ZU; vgl. Religionsgeschichte Israels etc.: ATD Ergänzungsreihe 8/2, 1992, 483 mit Anm. 13. 174 J. WELLHAUSEN, Die Kleinen Propheten etc. 4 1963 (= 3 1898, '1892), 177. 175

176

E . M E Y E R , D i e E n t s t e h u n g e t c . : 1 8 9 6 , 8 5 ; T H . A . BUSINK, S F S M D 3 / I I , 1 9 8 0 , 8 0 0 .

L. WATERMAN, JNES 13 (1954) 73ff (74. 78); R. ALBERTZ, Religionsgeschichte Israels etc.: ATD Ergänzungsreihe Bd. 8/2, 1992, 471 Anm. 12. 483 mit Anm. 13. 177 Für ST.L. COOK beweist der seiner Meinung nach „frühe" Einschub Sach 4 6 . ff , daß Sacharja Serubbabel vorübergehend als messianischen „Kandidaten" angesehen h a b e (Prophecy etc.: 1995, 132). 178 U. KELLERMANN, Die politische Messias-Hoffnung etc.: Pastoraltheologie 56 (1967) 362ff. 436ff (368). 179 P. HAUPT, JBL 32 (1913) 107ff(114f). 180 Zuletzt: J. GAMBERONI, ThGl 70 (1980) 58ff (62f. 68); P.D. HANSON, Israelite Religion etc.: Ancient Israelite Religion etc., 1987, 485ff (497ff) und B. UFFENHEIMER, JSOT.S 243, 1997, 200ff (213ff). - Für G. WIDENGREN bezeugt Sach 3, daß sich Sacharja der allgemeinen, auf Serubbabel fixierten Schwärmerei widersetzte (The Persian Period: Israelite and Judaean History, 3 1990 ['1977], 489ff [521]).

20

Probleme und Aufgaben

leicht sogar, sollte Serubbabel noch am Leben gewesen sein, auf dessen ultimatives Geheiß, 181 ohne daß diese verzweifelte Maßnahme jedoch Serubbabel vor den Persern hätte retten können. „Die Versuche, die von Sacharja vertretene Dyarchie Serubabels und Josuas nach dem Verschwinden Serubabels zugunsten der priesterlichen Spitze zurecht zu rücken, lassen etwas von der Verlegenheit ahnen, in die man damals geriet" (O. Plöger). 182 T. Unger und B. Schmidtgen zufolge wurde nun auch in das Haggaibuch, das ursprünglich alleine Serubbabel als Adressaten genannt haben soll, eilends der Hohepriester Josua nachgetragen. 183 Im eigens für die Tempelweihe und Inthronisation Serubbabels gebildeten Psalm 132 mußten (wie in Ps 110) die Aufrufe zur Revolution getilgt werden (P. Haupt). 184 Sacharja selber ergriff mit 7iff erst nach zweijähriger Pause offiziell wieder das Wort 185 und nahm dabei tunlichst nicht mehr weder zu Serubbabel noch zur obsolet gewordenen Dyarchie-Konzeption noch zum Tempelbau Stellung, geschweige denn zum erwarteten Ende des persischen Weltreiches. 186 Vielleicht bricht sogar die auf den Propheten zurückgehende Überlieferung in Sach l f f mit Sach 613 endgültig ab. 187 Auch den Propheten Sacharja hat möglicherweise ein gewaltsames Schicksal ereilt. 188 Jedenfalls: „Hatten sich massive Königserwartungen zunächst auf die Person des Davididen Serubbabel konzentriert, so kam man ... dazu, dem Hohenpriester Josue die Führerrolle zuzusprechen, die Hoffnung auf das davidsiche (sie) Königtum wurde zunehmend messianisiert" (W.Th. Smitten). 189 Die „messianischen Hoffnungen sind auf unbestimmte Zeit vertagt, statt der erwarteten

181

R. ALBERTZ, Religionsgeschichte etc.: ATD Ergänzungsreihe 8/2, 1992, 483. ZAW 63 (1951) 157ff (189). Vgl. SH. TALMON, The Concept of the Mäsiah etc.: The Messiah etc., 1992, 79ff (108). 183 B. SCHMIDTGEN, Die Bücher etc: Kompendium Feministische Bibelauslegung, 1998, 366ff (367f). Vgl. K.E. POMYKALA, The Davidic Dynasty etc.: SBL Early Judaism and its Literature 7, 1995, 52f. - Warum blieb aber Hag 22o-23 unkorrigiert? 184 P. HAUPT, JBL 33 (1914) 161ff (161f) und in anderen Veröffentlichungen. 185 E.MEYER, Die Entstehung etc.: 1896, 86f; B. UFFENHEIMER, JSOT.S 243, 1997, 200ff(215f). 186 H.G.MAY, JBL 57 (1938) 173ff (183f); J.MORGENSTERN, AJSL 55 (1938) Iff. 183ff. 360ff (185f u.ö.) (unter literarkritischer Scheidung der älteren, Serubbabel und der jüngeren, dem Tempelbau geltenden Texte); TH.A. BUSINK, SFSMD 3/II, 1980, 800. Vgl. A.T. OLMSTEAD, AJSL 55 (1938) 392ff (411); L. WATERMAN, JNES 13 (1954) 73ff (74). - Für Sach 8 9ff gilt dies jedenfalls nicht. 182

187

188

L. WATERMAN, J N E S 13 ( 1 9 5 4 ) 7 3 f f ( 7 3 f . 7 8 ) .

L. WATERMAN, JNES 13 (1954) 73ff (74. 78); R. ALBERTZ, Religionsgeschichte etc.: ATD Ergänzungsreihe Bd. 8/2, 1992, 471 Anm. 12 und 483 mit Anm. 13. Daß Sacharja (gemeinsam mit Haggai und Serubbabel) hingerichtet worden sei, ist jedoch auf Grund des späteren Dienstes von Sacharja ben Iddo als Priester unter Jojakim (Neh 1216) ausgeschlossen (vgl. S. 43f). 189 W.TH. IN DER SMITTEN, Persica 6 (1972-74) 167ff (172).

Der

Ausgangspunkt

21

Erhebung zur Herrschaft über alle Völker ist man froh, dass Jahves Gnade sich in der Herstellung der Sicherheit und einer guten Ernte zeigt. Der Tempelbau, der den Anfang der messianischen Zeit bilden sollte, ist das einzige Resultat der Bewegung geblieben" (E. Meyer).190 ,Jn der Gemeinde aber ging der Zug der Zeit überhaupt nicht dahin, den umgestürzten Thron Davids wieder aufzurichten, sondern den bescheidenen Stuhl Josuas zu erhöhen" (B. Stade).191 Der „in seiner Stoßrichtung antipersische Traum von einem Messias Serubbabel... und einem Tempel, der binnen kurzem Mittelpunkt der Welt sein wird..., gehen nicht in Erfüllung. Der Tempel bleibt ein im persischen Reich relativ bescheidenes Lokalheiligtum, und Juda bleibt in völliger Abhängigkeit von der persischen Oberhoheit. Die Prophetie steht aber fortan in Opposition zu den Kräften, die das Arrangement mit den Persern suchten" (R. Kessler).192 Josua allein wurde nun zum Haupt der judäischen „Theokratie" (allerdings bleibt auch er in Esr 6i4ff unerwähnt). Aber auch Josua wurde (H. Ewald zufolge) in der Zeit nach der Grundsteinlegung auf Grund von Verleumdungen (Sach 3i) das Opfer einer Einkerkerung durch die Perser (Sach 37).193 R.G. Kratz zufolge sah man nach der Tempelweihe nun im persischen Großkönig den legitimen, von Jahwe eingesetzten Nachfolger der Davididen (Jes 442s* 45iff*.i2f Esr 5nff).194 Alle diese Theorien haben gemeinsam: Eine äußerliche Konstellation allein ist für die Vertreter dieser Synthese der Anlaß für die Eruption dieser politisch-restaurativen Schwärmerei.195 Einer tragischen Entwicklung, ebenfalls allein durch äußere Faktoren bedingt, ist auch der peinliche Zusammenbruch dieser kurzweiligen Erwartung und die unmittelbare Reaktion auf das Scheitern dieser Konzeption, die besonders in Sach 3 und 6gffzu greifende messianische Aufwertung des Priestertums, zu verdanken}96 so daß es sich hier nur um eine langfristig bedeutungslose Nebenlinie, ein Intermezzo oder retardierendes Moment innerhalb der von Um- und Abbrüchen betroffenen Traditionsentwicklung handelt. Immerhin sah man jedoch im Ergebnis dieser fa-

190 Die Entstehung etc.: 1896, 87. So fast wörtlich wieder R. ALBERTZ, Religionsgeschichte Israels etc.: ATD Ergänzungsreihe 8/2, 1992, 487. 191 B. STADE, Geschichte etc. II: 1888, 128. 192 R. KESSLER, M i r j a m und die Prophetie der Perserzeit: Gott an den Rändern etc., 1996, 64ff (68). 193 H . E W A L D , ThStKr 1 (1828) 338ff (349f). Kritisch dazu bereits F. H I T Z I G , K E H 1, 1838, 342f. 194 R.G. KRATZ, Kyros etc.: FAT 1, 1991, 175ff; ders., Art. Perserreich und Israel: TRE 26, 1996, 21 lff (213f). Vgl. S. 28. Vgl. zur Sicht von K R A T Z unten S. 28 und auch CHR. UEHLINGER, Figurative Policy etc.: VT.S 66, 1997, 297ff (325f). 195 L. ROST, ThLZ 90 (1965) 2 4 l f f (248ff). 196 E. MEYER, Die Entstehung etc.: 1896, 4f. 88 u.ö.

22

Probleme und Aufgaben

talen Verkettung die Grundlage für die ,, Theokratie"197 und damit auch für das spätere Selbstverständnis der Hasmonäer.198 Der Verschleierung des gewaltsamen Schicksals Serubbabels und der beiden Propheten einerseits (L. Waterman) 1 9 9 und andererseits dem Zufall, daß der Tempelbau auf Grund des in Ekbatana wieder aufgefundenen Kyros-Erlasses vollendet werden konnte (Esr 6 2 ), sind Haggai und Sacharja dem Schicksal, als Falschpropheten kategorisiert zu werden, entgangen. 2 0 0 Die Formel des Sendungserweises in Sach 2 i 3 b . i 5 b 4% 6i5aß alleine verrät, wie unglaubwürdig sich Sacharja gegenüber seinen Zeitgenossen durch seine Revokation gemacht hat. 201 Haggai und Sacharja „haben die Zeichen der Zeit gründlich missverstanden":202 „Wie die Dinge liefen, konnte man die Autorität Haggai 's und Zacharja 's retten, ihre Mitwirkung beim Tempelbau preisen, und ihre Verheissungen auf die ferne messianische Zukunft deuten - freilich nur mittels der Gewaltsamkeit, die bei der Auslegung prophetischer Worte nun einmal herkömmlich und unentbehrlich ist" (E. Meyer). 2 0 3 Zu solcher „ G e w a l t s a m k e i t " zählt vor allem die „Eschatologisierung" der Heilsverheißungen, 2 0 4 die j e d o c h eine schrittweise Rücknahme des Eschatologischen bis hin zu dessen völliger A u f g a b e bedeutete. 2 0 5 D a s Ansehen der Prophetie wurde durch Sacharja irreversibel in den Schmutz gezogen, so daß er unfreiwillig ihr Ende herbeigeführt hat. 206 D i e historische Forschung läßt sich aber durch einen solchen Mischmasch von Irrtum und Gewalt nicht blenden: Das Haggaibuch ist W . Rudolph z u f o l g e auf Grund seiner einseitigen Zeitgebundenheit ,für uns Heutige ohne Belang " und „für den christlichen Glauben überholt".207

197

R. OBERFORCHER, Das alttestamentliche Priestertum etc.: Alttestamentliche Gestalten etc., 1999, 14Iff ( 1 4 3 ) . - Kritisch zur Theokratie-These E.-M. LAPERROUSAZ, Sem. 32 (1982) 93ff; L.L. GRABBE, Judaism from Cyrus etc. I: 1992, 73ff. 198

M . KARRER, D e r G e s a l b t e e t c . : F R L A N T 1 5 1 , 1 9 9 1 , 2 4 6 ; R . OBERFORCHER, D a s

alttestamentliche Priestertum etc.: Alttestamentliche Gestalten etc., 1999, 14Iff (143). Vgl. auch Acta 235. - D.F. ROBINSON will die erheblich bearbeitete Endgestalt von Sach 1-6 sogar in die Makkabäerzeit datieren (AThR 33 [1951] 65ff). 199 L. WATERMAN, JNES 13 (1954) 73ff. 200

E. MEYER, D i e E n t s t e h u n g e t c . : 1 8 9 6 , 8 8 f .

201

R. ALBERTZ, Religionsgeschichte etc.: ATD Ergänzungsreihe 8/2, 1992, 483. E. MEYER, Entstehung etc.: 1896, 88; L. WATERMAN, JNES 13 (1954) 73ff (76f).

202 203

E. MEYER, D i e E n t s t e h u n g e t c . : 1 8 9 6 , 8 9 .

204

R. ALBERTZ, Religionsgeschichte etc.: ATD Ergänzungsreihe 8/2, 1992, 483ff.

205

B . UFFENHEIMER, J S O T . S 2 4 3 , 1 9 9 7 , 2 0 0 f f ( 2 1 3 f f ) .

206

Ebd. - Zur Annahme eines „Endes" der Prophetie vgl. unten S. 269.

207

W . RUDOLPH, K A T X I I I / 4 , 1 9 7 6 , 5 8 .

Der Ausgangspunkt

23

1.1.2 Offene Fragen Die Synthese von E. Meyer (dessen Verdienste als Historiker hier nicht bestritten werden sollen) auf der von B. Stade gelegten Grundlage mit ihren Varianten bis hin zur Kontroverse über die Stellung Sacharjas zwischen Prophetie und Apokalyptik erweisen sich bei näherem Zusehen als problematisch: 1. Widerspricht nicht die Vorstellung, Haggai und/oder Sacharja hätten Serubbabel zur Rebellion gegen die Perser aufgestachelt, 208 der in diesem Punkte einmütigen Tendenz der überlieferten vorexilischen Propheten einschließlich Jeremia und Ezechiel? 209 Sie erwartete jedenfalls als Folge der Auflehnung gegen die Assyrer (und später gegen die Babylonier) und damit als Auflehnung gegen das „Werk Jahwes" (Jes .19 10]2 28 2 i; vgl. b Shab 119b und b Sot 48a) nichts anderes als das Gericht. L. Rost muß daher mit Haggai und Sacharja einen entscheidenden Bruch gegenüber der vorangehenden Schriftprophetie annehmen. 210 2. Könnte nicht das Verschweigen der Darstellung der Tempelweihe in Esr 6i4ff Serubbabel und Josua betreffend an Gründen liegen, die in dem insgesamt zurückhaltenden Charakter von Esr 6i4ff zu suchen sind? 211 Der Bericht enthält sich ja auch einer von Ez 43, P und dem Haggaibuche zu erwartenden Beschreibung des Einzugs des Jahwes und damit auch der Herkunft des (in P besonders laut Lev lOiff unverzichtbaren) himmlischen Feuers (vgl. b Yom 21b; NumR 15,10; ShirR 8,13 u.ö.; vgl. 2. Makk 2,1). 3. Wenn die angenommene literarische Überarbeitung von Sach Ö9ff die Serubbabel-Gestalt verdrängt, warum wurde sie dann nicht auch in Hag 220-23 und Sach 4 (Endgestalt), also innerhalb des Haggaibuches und in den Nachtgesichten Sacharjas völlig getilgt? 212 Wieso verharrte also die Endgestalt von Sach 1-6 in dieser für sie wichtigen Thematik in einer unaufgelösten Spannung? 4. Bestand in Syrien-Palästina überhaupt detaillierte Kenntnis von den Wirren im persischen Reiche in der Zeit seit dem „Magier"-Aufstand, also zwischen dem Tode von Kambyses II. und dem von Darius I. sukzessive beendeten Treiben der diversen Prätendenten und Usurpato-

208 209

P.F. BLOOMHARDT, H U C A 5 (1928) 153ff (154f. 167) et al. A. LAATO, Josiah etc.: CB.OT 33, 1992, 228.

210

L. ROST, T h L Z 9 0 ( 1 9 6 5 ) 2 4 1 f f ( 2 4 8 f f ) .

211

L.L. GRABBE, Judaism from Cyrus etc. I: 1992, 128.

212

A . S . VANDERWOUDE, zuletzt: Z A W 100 Suppl., 1 9 8 8 , 1 3 8 f f ( 1 4 8 . 151).

24

Probleme und Aufgaben

ren? 213 Und wenn man über Kunde von den Wirren im Reiche verfügte, hätte es doch nicht einiger Zeit bedurft, in Jerusalem und Juda vom endgültigen Siege Darius I. zu erfahren 214 und - das ist nun entscheidend - diesen als definitiv zu interpretieren? Die vor Anbringung in Behistun im Reiche offenbar rasch 215 verbreitete, 216 in einer reichsaramäischen Fassung bis zur Insel Elephantine in Ägypten 217 gelangte Version der Behistun-Inschrift diente im Reiche propagandistischen Zwecken (Behistun §§ 60f. 70). 218 Darius I. muß ein Interesse an ihrer schnellen und populär wirksamen Verbreitung gehabt haben. Sie erwähnt darüber hinaus Syrien-Palästina als Aufruhr-Region nicht, 219 auch nicht implizit in § 21. 220 5. Kommt die angebliche restaurative Hoffnung hinsichtlich eines souveränen davidischen Königtums in Juda chronologisch nicht zu spät?221 Sach I n setzt voraus, daß das persische Weltreich in tiefstem Frieden ruht. 222 Damit öffnet sich ein neuer Problemhorizont: Wenn Haggai und Sacharja (v.a. 2i_4) das Ende der gottwidrigen Weltmächte zugunsten einer umfassenden Herrschaft Jahwes zu einem Zeitpunkt deutlichster persischer Machtentfaltung in der Welt erwartet haben, setzt zumindest Sacharja bei dieser Erwartung einen anderen, 223 nicht an der sichtbaren Realität orientierten Wirklichkeitsbegriff voraus? 6. Welche Voraussetzungen in Hinsicht auf ein transformiertes Herrschaftsverständnis werden durch Haggai und Sacharja in Kontinuität oder bewußter Diskontinuität fortgeführt? Kann man ohne weiteres annehmen, man hätte konsequent restaurativ Serubbabel zum rein realpo213

Gegen E. MEYER, Die Entstehung etc.: 1896, 84. Vgl. dagegen S. 85: „Dass in der Zwischenzeit Darius' Heere siegreich gewesen waren, dass die Rebellion überall sonst in den letzten Zügen lag, davon wird man zunächst nur dunkle Kunde erhalten haben ...". 214 J.A. KESSLER, JETS 30 (1987) 159ff (159ff). 215 Verschickung einer reichsaramäischen Fassung J. WLESEHÖFER zufolge schon Anfang 520 (Der Aufstand etc.: 1978, 228). 216 J. WlESEHÖFER, Der Aufstand etc.: 1978, 28ff. 217 E. SACHAU, Altorientalische Sprachdenkmäler etc.: 1911, 185ff mit den Tafeln 52 und 54-56; A. COWLEY, Aramaic Papyri etc.: 1923, 248ff. 218 A. KUHRT, Art. Bisutun: Der Neue Pauly etc., Bd. 2, 1997, 696f. 219 R.N. FRYE, The History etc.: Handbuch etc., 1984, 98; M.A. DANDAMAEV, A Political History etc.: 1989, 127f; H. Graf REVENTLOW, ATD 25,2, s 1993, 2. 220 K. GALLING, Studien etc., 1964, lff (50f). 221

Vgl. S. l f f u n d E.SELLIN, K A T XII, 1922, 4 1 5 ; E . K Ö N I G , Die

messianischen

W e i s s a g u n g e n etc.: ' 1 9 2 3 , 262; P.R. ACKROYD, J N E S 17 ( 1 9 5 8 ) 13ff (14); H . W . WOLFF,

BK XIV/6, 1986, 54ff und 79; besonders J.A. KESSLER, JETS 30 (1987) 159ff (159ff). 222 H. GRAETZ, Geschichte etc. 2/2, 3 1902, 84; H. FREY, BOT 24, 2 1948 ('1941), 51; S. AMSLER,

Zacharie

etc.:

VT.S

22,

1972,

227ff

(230);

J.A. KESSLER,

JETS

30

(1987) 159ff (160); CHR. UEHLINGER, Figurative Policy etc.: VT.S 66, 1997, 297ff (340). 223 Vgl. St.L. COOK, Prophecy etc.: 1995, 157f.

Der Ausgangspunkt

25

litisch verstandenen König von Juda machen wollen? 224 Sind bei dieser Annahme nicht wenigstens die Verwerfung des regierenden Davididenzweiges bei Jesaja (c.7) und bei Jeremia (c.2224fr u.ö.) zu berücksichtigen, auch wenn Haggai Jer 2224ff expressis verbis widerspricht? 7. In welcher Weise sind bei Sacharja von der Ezechiel- und P-Schule her Elemente rezipiert, die dann für die klassische Apokalyptik (Dan 7ff) typisch sind? Welche Bedeutung hätte dies für das Verhältnis vom Kultisch-Priesterlichem zur Apokalyptik? 8. Ist die Entwicklung bei Hag und Sach wirklich nur ephemeren Faktoren zuzuschreiben? Welchen Stellenwert erlangen Priestertum und Tempel in der Literatur des Exils, den frühnachexilisch vorauszusetzenden Teilen der Priesterschrift und bei Tritojesaja? Wie weit läßt sich eine Rezeption dessen bei Haggai und Sacharja nachweisen? 9. Ist die in Sach 1-6 erkennbare messianische Aufwertung des Tempels und des Priestertums eine singulare Erscheinung literarischer Art oder lassen einzelne Psalmen der persischen Zeit in dieser Hinsicht ein mit Sacharja verwandtes populäres Verständnis von Tempel, Kult und Messias erkennen? 1.1.3 Bisherige

Ansätze

Solange die Synthese von H. Ewald, B. Stade und E. Meyer insbesondere seit J. Wellhausen fast allgemein akzeptiert worden war, bot die Forschung ein relativ geschlossenes Bild. Im Gegensatz dazu zeigt derjenige Zweig der neueren Forschung, der von der in Varianten noch immer vertretenen (vgl. S. 1) Synthese von E. Meyer deutlich abweicht, eine Differenzierung in zahlreiche Einzelpositionen. Die wichtigsten sind hier unter dem Gesichtspunkt zu skizzieren, ob sie die o.g. offenen Fragen zur Synthese von H. Ewald, B. Stade, E. Meyer und J. Wellhausen in angemessener Weise zu beantworten vermögen. 1.

224 225 226 227

H. Frey (1938/1941; vgl. S. 237) 2 2 5 zufolge waren die Aufstände in Babylon bereits im Januar 519 beendet (vgl. Sach In)- 2 2 6 Auch habe Serubbabel kein gewaltsames Ende gefunden. 2 2 7 Die von Gott gewährten personellen (der Hohepriester Josua und der Statthalter davidischer Herkunft, Serubbabel) und sachlichen Heilsgrößen der Gegenwart (v.a. der Tempelbau, gültige Einsetzung des Priesteramts, Rechtfertigung durch Gott) wiesen über sich hinaus: In der bald hereinbrechenden Zukunft werde der Messias das, was in der Gegenwart als Angeld erscheint, vollenden. - Der in manchen Details erwägenswerte Ansatz wird jedoch durch hermeneutisch nicht vertretbare Konstruktionen getrübt.

So E. MEYER, Die Entstehung etc.: 1896, 79ff u.ö. H. FREY, AHGHI 6,3 (1938) 20ff; ders., BOT 24, 2 1948 ('1941). S. 51. S. 115 u.ö.

26

Probleme und Aufgaben 2.

W. Eichrodt (1957) 2 2 8 wandte sich gegen die These, Sach 69ff sei überarbeitet, während er 3 s f f für eine Ergänzung durch den Propheten selber z u m Zyklus der Nachtgesichte hielt. Auch die zuvor in der Forschung zum Dogma gewordene Identifikation des 1102 (Sach 3 8 612) mit Serubbabel lehnte er ab. Anstelle dessen entwickelte er eine Synthese, derzufolge die Wiederaufrichtung des Priestertums, sichtbar am Priesterkollegium und dem Hohepriester Josua, interimistisch das lebendige Vorzeichen für das Kommen des Gottesknechts n a s und des vollkommenen Endheils bedeuteten. - Eichrodt arbeitet die Bezüge zwischen 3Sfr und 31.7 nicht heraus. Problematisch ist besonders die Einführung der Begriffe „Symbol" und „Typos" innerhalb seiner besonders hinsichtlich Sach 3 8 beachtenswerten Synthese.

3.

R.T. Siebeneck (1957) 2 2 9 wies auf die Verbundenheit Haggais (und Sacharjas) mit den im Ezechielbuche greifbaren priesterlichen Traditionen hin. Hag 22off und den auf Serubbabel bezogenen Belegen von n n s in Sach 38b (sec.) und 6 12 seien nur eine Bestätigung der Gültigkeit der den Davididen geltenden älteren Verheißungen zu entnehmen. - Problematisch an Siebenecks Entwurf sind sowohl seine Abhängigkeit von den seit Wellhausen üblichen Textänderungen in Sach 3 als auch seine christologischen Deutungen in Hag 2, Sach 3 u n d 6.

4.

P.R. Ackroyd (1958 und 1968) 2 3 0 hielt der seinerzeit herrschenden opinio communis entgegen, die Perser hätten bewußt den Davididen Serubbabel für bestimmte Aufgaben nach Jerusalem entsandt und seien dabei ein kalkuliertes Risiko eingegangen. Esr 5 3 -6I 3 zeige darüber hinaus, daß Darius die von Kyros beabsichtigte Wiederherstellung in Jerusalem zu seiner eigenen Sache machte und daß außerdem der Tempelbau nach Klarstellung des rechtlichen Sachverhalts nicht weiter behindert worden ist. - Problematisch bei dieser Argumentation ist die Berufung ausgerechnet auf Esr 5f: Warum sollte dieser Ausschnitt aus Esr 1 ff historisch zuverlässiger sein als Esr 6 14ff , wo Serubbabel bekanntlich nicht erwähnt wird? 2 3 1

5.

D.L. Petersen (seit 1974) 2 3 2 betonte (auch vor dem Hintergrund altorientalischer Tempelgründungszeremonien) die Bedeutung des Davididen Serubbabel in Sach 4 6 f p für die Legitimität des zu errichtenden Tempels. Dabei verstand er Sach 1-6 allerdings als Ausdruck eines Gegenprogramms zum ezechielischen Verfassungsentwurf.

6.

Für Sara Japhet (seit 1982) 2 3 3 folgte Serubbabel dem prophetischen Impetus Haggais (und Sacharjas) und nahm das seit den Tagen Scheschbazzars in seinen

228 W. EICHRODT, Ist die typologische Exegese etc.: VT.S 4, 1957, 161ff (170) und ThZ 13 (1957) 509ff. 229 R.T. SIEBENECK, CBQ 19 (1957) 312ff. 230 P.R. ACKROYD, JNES 17 (1958) 1 3 f f u . Exile etc.: OTL, 4 1980 ('1968), 164ff. 231 Vgl. die Kritik von L.L. GRABBE, Judaism from Cyrus etc. I: 1992, 79. 232 Zerubbabel and Jerusalem Temple Reconstruction: CBQ 36 (1974) 366ff; Haggai and Zechariah 1-8 etc.: OTL, 1984; Zechariah's visions etc.: VT 34 (1984) 195ff; The Temple etc.: JSOT.S 117, 1991, 125ff; The Temple etc.: BTB 21 (1991) 88ff. 233 Sheshbazzar and Zerubbabel etc.: ZAW 94 (1982) 66ff; 95 (1983) 218ff; dies., The Temple in the Restoration Period etc.: USQR 44 (1991) 195ff; dies., I & II Chronicles etc.: OTL, 1993 und in anderen Veröffentlichungen.

Der Ausgangspunkt

27

Anfängen steckengebliebene Bauprojekt wieder auf. Sowohl Haggai (220ff) als auch Sacharja (4 6ff ) sahen in Serubbabel lediglich den Bauherrn des Tempels. So weiterführend diese Synthese sein mag, so problematisch ist jedoch die durchgehend unkritische Einbeziehung des sicherlich redaktionellen Textes Sach 89ff. 7.

A.S. van der Woude (seit 1984) 234 vertrat erstmals eine von H. Ewald, B. Stade, E. Meyer und ihren Nachfolgern deutlich unabhängige Synthese: Das behauptete „Verschwinden" Serubbabels sei eine Konstruktion, ohne daß es positive Anzeichen dafür in den Quellen gäbe. Vielmehr habe Sacharja seine Hoffnung von vornherein auf die künftige Dyarchie eines Hohenpriesters und eines Fürsten gesetzt, die sich auch in Sach 4 14 spiegele: Dem Hohenpriester Josua wird die Krone als Wahrzeichen des Kommens des Sprosses „anvertraut" (6n). Da Sacharja also mit Serubbabel keine messianische Erwartung verknüpft hatte, so ist es auch nie zu einer entsprechenden Krise gekommen. Sach 6 9ff ist daher auch nicht das Ergebnis einer Bearbeitung. Die Erwartung Haggais differiere allerdings erheblich von der Sacharjas: Für Haggai habe es nur einen messianischen Hoffnungsträger gegeben, Serubbabel. - Wenn Sacharja tatsächlich Haggai an diesem entscheidenden Punkt korrigiert hätte, wäre es kaum zu verstehen, daß man sehr bald die beiden Propheten und die von ihnen überlieferten Schriften einander zugeordnet hat (vgl. Esr 5if 6 ]4 ). Auch ist bei der insgesamt anregenden Synthese die vorgelegte Deutung zu Sach 4 14 nicht zwingend. Darüber hinaus wären Einzelheiten wie die Deutung der Steine (bzw. des Steines) in Sach 3 und 4 auf den Zionsberg 2 3 5 und die Annahme, in Sach 3 7 läge keine Übertragung königlicher Ämter auf den Hohenpriester vor, zu prüfen.

8.

Für C.L. und E.M. Meyers (1987ff) 2 3 6 erwarteten Haggai und Sacharja nicht den Zusammenbruch der gegenwärtigen politischen Verhältnisse. Sie verfolgten auch keine restaurativ-nationalistischen Ziele. Auch konzentrierten sie ihre Erwartung nicht auf Serubbabel, des judäischen Statthalters davidischer Herkunft, der ihrer Meinung nach über die Tempelweihe 515 hinaus mindestens noch fünf Jahre amtierte. 237 Im Gegenteil: Ihnen ist unter den Rahmenbedingungen der persischen Herrschaft, die sie aus pragmatischen Gründen anerkannten, die Anpassung vorexilischer Institutionen gelungen. Ein Redaktor hat aus vorliegenden Sammlungen das Haggai-Sacharja-Korpus zusammengestellt, dessen programmatischer Charakter dazu führte, bei der Tempelweihe verlesen zu werden. 23 - So sehr die von Meyers/Meyers vorgelegten Beobachtungen zur Komposition des HaggaiSacharja-Korpus überzeugen, so wenig leuchtet dagegen der „Ort" des Korpus bei der Tempelweihe ein: Gerade die auf die Weihe zulaufende Chronologie lie-

234

Die beiden Söhne des Öls etc.: SSN 16, 1974, 262ff; Seid nicht wie eure Väter! etc.: BZAW 150, 1980, 163ff; Zacharia: De Prediking van Het Oude Testament, 1984; KeTh 36 (1985) 89ff; ZAW 100 Suppl., 1988, 138ff; JSOT.S 48, 1988, 237ff. 235 JSOT.S 48, 1988, 237ff. 236 E.M. MEYERS, The Persian etc.: 1987, 509ff; C.L. u. E.M. MEYERS, AncB 25B, 1987; dies., Jerusalem etc.: "Sha'arei Talmon" etc., 1992, 121 ff; E.M. MEYERS, Messianism etc.: Go to the Land etc., 1996, 127ff. 237 C.L. u. E.M. MEYERS, AncB 25B, 1987, 9. 14. 238 C.L. u. E.M. MEYERS, AncB 25B, 1987, xliii; E.M. MEYERS, The Persian Period etc.: Ancient Israelite Religion etc., 1987, 509ff (509). Ähnlich M.H. FLOYD, Cosmos and History etc.: Problems in Biblical Theology etc., 1997, 125ff (141).

28

Probleme und Aufgaben ße einen auf den gegenwärtigen Anlaß der Weihe bezogenen Abschlußpassus erwarten. 9.

Für R.G. Kratz (1991ff) 2 4 0 erwuchs aus den eschatologischen Erwartungen vor dem Tempelbau nach Vollendung des Tempels eine staatsloyale Theologie, die die eigenen Interessen zu denen des Staates macht und im persischen König den legitimen, von Jahwe eingesetzten Nachfolger der Davididen macht, wie das Haggaibuch, Sach 1-8, bestimmte Ergänzungen zu Deuterojesaja (besonders zu 44 28 und 45 ¡ f f ) und Esr 5f zeigen sollen. 2 4 2 - Leider scheint Kratz Sach 3 nicht zu berücksichtigen. In welchem Verhältnis steht die von ihm befürwortete Funktion von Kyros zur Herausbildung des Amtes des Hohenpriesters, wie es besonders in Sach 3 und komplementär in 6 9ff erscheint? 241

10. Auch H. Graf Reventlow (1993) 2 4 3 nimmt nicht mehr an, die Prophetie Haggais und Sacharjas stünde in einem Zusammenhang mit der Aufstandsbewegung zu Beginn der Herrschaft von Darius I. Jedoch hält Graf Reventlow besonders hinsichtlich des Haggaibuches an der These einer im Endeffekt enttäuschten Hoffnung in Juda auf eine Restauration auch des Königtums fest. 11. M.H. Floyd (1997) 2 4 4 betont unter Fortführung von Beobachtungen besonders von C.L. und E.M. Meyers in Sach 1 8 -3I 0 und 4I-6 15 (zwischen 521 und 516 entstanden) einen schöpfungstheologischen Aspekt. Vom fertigen Tempel und der Dyarchie geht die Herrschaft Jahwes über die Welt aus. Eher im Hohenpriester als in der mit dem nOS identifizierten Serubbabel-Gestalt gründet die Heilshoffnung der nachexilischen Gemeinde und ersetzt die einst auf die Person des amtierenden Davididen konzentrierte Erwartung. - Die anregende Synthese vermag jedoch nicht zu erklären, wieso Josua in Sach 3 und 6 9ff einseitig in den Mittelpunkt gerückt wird und welche langfristige Perspektive die dyarchische Konzeption haben soll. 12. Chr. Uehlinger (1997) 2 4 5 hält den ursprünglich nur fünf Visionen umfassenden Zyklus, der um die Leuchter- und die Epha-Vision erweitert wurde und noch nicht die Wortsammlungen 1 16 47_i0 und 6nf enthielt, für „prophetische Propaganda" zur Etablierung Serubbabels in Jerusalem, die „mit einem prestigegeladenen Bauprojekt verbunden gewesen" war, der „Restauration des einstigen Dynastieheiligtums" ,24® Die Visionen zielen insgesamt auf „eine umfassende politische Konzeption", „...die (Re-)Organisation des jüdisch-jerusalemischen Ge-

239

L.L. GRABBE, Judaism from Cyrus etc. I: 1992, 43. R.G. KRATZ, Translatio imperii etc.: WMANT 63, 1991, 105f. 201ff u.ö.; besonders ders., Kyros im Deuterojesaja-Buch etc.: FAT 1, 1991, 164f. 175ff u.ö.; ders., ZAW 105 (1993) 400ff; ders., CBFV 33 (1994) 5 I f f ; ders., Art. Perserreich und Israel: TRE 26, 1996, 21 Iff; ders., ZThK 95 (1998) 167ff. 241 R.G. KRATZ, Kyros etc.: FAT 1, 1991, 175ff. 242 Vgl. die Kritik durch U. BERGES, Das Buch Jesaja etc.: HBS 16, 1998, 354. 243 Die Propheten Haggai, Sacharja und Maleachi: ATD 25,2, 9 1993. 244 Cosmos and History in Zechariah's View of the Restoration (Zechariah 1:7-6:15): Problems in Biblical Theology etc., 1997, 125ff. 245 Figurative Policy etc.: VT.S 66, 1997, 297ff. Vgl. ders., 'Powerful Persianisms' etc.: The Crisis etc., OTS 42, 1999, 134ff. 246 Figurative Policy etc.: VT.S 66, 1997, 336-339. 240

Der Ausgangspunkt

29

meinwesens",247 - Die These einer Kollaboration Sacharjas mit den Persern, um eine politische Größe in Juda errichten zu können, bei der auch der Tempel nur Mittel zum Zweck ist, läßt außer Sach 4 6 die traditionsgeschichtlichen Bezüge bei Sacharja (und Haggai) außer acht. Sie liegen - insbesondere im priesterlichen Milieu - näher als religionsgeschichtliche Größen der assyrischen Zeit oder Tempelrestaurierungen in Südmesopotamien. 13. W.H. Rose (1998) 248 lehnt mit Recht die These ab, die Ankündigung des n n s in Sach 3g und 6t2 sei eine Anspielung an den Namen Serubbabels. Auch wendet er sich erfreulicherweise gegen die Interpretation von Hag 22ofr als einer Messias-Proklamation zugunsten Serubbabels. Methodische Probleme und auf der Sachebene die Behauptungen, Sach 3 7 habe nicht den himmlischen Thronrat vor Augen, der dafür aber in Sach 4 i 4 gemeint sei, so daß sich die dyarchische Konzeption als Fiktion der Wissenschaft erweise, erschweren eine Rezeption der Synthese von W.H. Rose.

Auch wenn die Synthese von H. Ewald, B. Stade und E. Meyer bei den hier ausgewählten Autoren keine tragende Rolle mehr spielt, so ist bei ihnen kein Konsens in der Interpretation des Haggaibuches und von Sach 1-6 erkennbar.

247

S. 338f. Messianic Expectations in the Early Post-Exilic Period: TynB 49 (1998) 373ff als Referat seiner Dissertation (Oxford) aus dem Jahre 1997, die inzwischen unter dem Titel Zemah and Zerubbabel. Messianic Expectations in the Early Postexilic Period: (JSOT.S 304), Sheffield 2000, erschienen ist. 248

1.2 Die Aufgabe Die Aufgabe der hier vorgelegten Untersuchung ist also die Herausarbeitung der traditionsgeschichtlichen Einbettung der Bedeutung des Priestertums bei Sacharja in die Gesamtheit der Überlieferung auf der Grundlage der innerhalb von Sach 1-6 erkennbaren literargeschichtlichen Entwicklung. Daher sind besonders die auf den Hohenpriester Josua bezogenen Texte zu untersuchen, also Sach 3 und aber auch die Serubbabel geltenden Abschnitte Sach 46*ff und Hag 22off sowie auch Sach 41.6*.io*ff als einem beiden Gestalten geltenden Text. Es ist zu prüfen, ob die innerhalb der Endgestalt von Sach 1-6 erkennbare literargeschichtliche Entwicklung eine Korrektur des älteren Materials darstellt, so daß besonders bei Sach 3 und 6gff Wert auf die Literarkritik gelegt werden muß. Diese literarkritische Untersuchung kann allerdings sachlich nicht getrennt von den einzelexegetischen und traditionsgeschichtlichen Beobachtungen erfolgen, so sehr dies aus methodischen Gründen wünschenswert wäre. Die literarische Analyse von Sach li.7ff 3uf 4i ff und 6 9 f f unter Einbeziehung von Hag l f (S. 40ff. 50ff. 157ff) wird daher durch traditionsgeschichtliche Ausführungen ergänzt werden. Die Untersuchung der Stellung Sacharjas (und Haggais) in der Entwicklung von der Prophetie zur Apokalyptik wird im Rahmen der Synthese aufgegriffen werden (S. 267ff).

1.3 Zu den Voraussetzungen des frühnachexilischen Herrschaftsverständnisses Die folgende Skizze versucht, die Voraussetzungen der genauer zu untersuchenden exilischen und frühnachexilischen Belege eines transformierten Herrschafts- und Herrscherverständnisses transparent zu machen. Auf eine ausführliche exegetische Darlegung einschließlich einer angemessenen Einbeziehung der Sekundärliteratur wurde daher verzichtet. 1.3.1 Zur

Forschungssituation

Die ältere Forschung war sich hinsichtlich der alttestamentlichen Messianologie nicht bewußt, gegenüber der Ära vor dem Eindringen der philosophischen Aufklärung in die Theologie noch immer im Banne eines Postulats der Dogmatik lutherischer Prägung zu stehen, das Alte Testament christologisch auszulegen. 1 Dies gilt insbesondere für den neuerdings sogar nachgedruckten Entwurf von F. Delitzsch. 2 Jedoch auch Monographien von Exegeten der älteren Forschung, deren Arbeiten sonst bis zur Gegenwart nicht pauschal abgelehnt werden, sind von dem Vorwurf einer „christologischen" Exegese betroffen. 3 So konnte der Gegenschlag nicht ausbleiben: Die Monographien von J. Becker, 4 H. Strauß 5 und H. Seebaß 6 vertreten eine minimalistische Sicht in Bezug auf eine alttestamentliche Messianologie. 7 Sie betonen grundsätzlich zu Recht, daß die vielfach postulierten „messianischen Linien" im Alten Testament unangemessene Konstruktionen seien, die historischer Forschung nicht standhalten können. 8 Eine literarische Abhängigkeit der Endgestalt von Mi 5iff von Jes 7 beispielswie-

1

Vgl. zum Phänomen U. STRUPPE, Einführung etc.: SBAB 6, 1989, 7ff (7ff); G. FOHRER, Christliche Fehldeutungen etc.: BZAW 196, 1991, 160ff(162f. 164f); D.J. REIMER, Old Testament Christology (sie!): JSOT.S 270, 1999, 380ff. 2 F. DELITZSCH, Messianische Weissagungen etc.: 1890 (Nachdruck 1992). 3 E. KÖNIG, Die messianischen Weissagungen etc.: 3 1925 ('1923); H. GREßMANN, Der Messias: FRLANT 43, 1929; S. MowiNCKEL, He That Cometh: 1956; H. RlNGGREN, T h e Messiah in the Old Testament: 1956. Vgl. R.T. SIEBENECK, The Messianism of Aggeus and Proto-Zacharias: CBQ 19 (1957) 312ff. 4 J. BECKER, Messiaserwartung etc.: SBS 83, 1977. 5 H. STRAUß, Messianisch ohne Messias etc.: EHS.T 232, 1984 und ders., TRE 22 (1992) 617ff. 6 H. SEEBAß, Herrscherverheißungen etc.: BThSt 19, 1992. 7 Auch G. FOHRER, Christliche Fehldeutungen etc.: BZAW 196, 1991, 160ff (164f), ist zu nennen. Der Gegenschlag zu diesem Minimalismus liegt mit einer neuen „maximalistischen" Sicht in Gestalt einer Monographie von A. LAATO vor (A Star etc.: 1997). 8 Besonders H. STRAUß, Messianisch etc.: EHS.T 232, 1984, 96 u.ö., ders., Art. Messias etc.: TRE 22 (1992) 617ff (619).

32

Probleme und Aufgaben

se ist den Texten zu entnehmen, dagegen ist in Jer 235f kein literarischer Bezug zu Jes 7 erkennbar. Die Hypothese jedoch, eine messianische Erwartung habe sich im antiken Judentum erst ab der hasmonäischen Zeit ausgeprägt, 9 ist fragwürdig: Soll sich das Judentum bis zur talmudischen Ära, so vielschichtig es gewesen ist, an einem für eine unterdrückte Minderheit nicht nebensächlichen 10 Punkte dem Selbstverständnis des Alten Testaments widersetzt haben? 11 Vielmehr ist im Lichte der Prophetie des achten und siebten Jahrhunderts v. Chr. und besonders nach dem Abbruch der judäischen Monarchie im Jahre 587 v. Chr. mit dem Entstehen von Erwartungen im Rahmen der durch die Ereignisse keineswegs gebrochenen monarchischen Auffassung im Volke zu rechnen, die einen vom offensichtlich gescheiterten empirischen Königtum qualitativ abgehobenen Herrscher erwartet. Dies ist im folgenden - trotz der hermeneutisch und sachlich komplexen Materie - knapp zu skizzieren. Zur Methode seien dazu vorweg zwei Bemerkungen erlaubt: Erstens: Es steht außer Frage, daß das Vorhandensein der Erwartung eines transformierten Herrscherverständnisses nicht allein an der Terminologie (v.a. von ntÖO bzw. rPÖQ) gemessen werden kann. 12 Das Phänomen kann sachlich auch in solchen Texten vorliegen, die die einschlägige Terminologie nicht aufweisen. 13 Zweitens: Damit ist auch die Frage der hier zu erwartenden Definition von ,Messias" und „messianisch", also dessen, was das sog. Messianische von der vorexilischen Herrscherauffassung in Juda unterscheidet, verbunden: Diese Definition kann nicht abstrakt formuliert werden, sondern ist den betreffenden Texten zu entnehmen. Es ist auch nicht damit zu rechnen, daß die betroffenen Texte von Protojesaja, Jeremia und aus exilischen Kreisen in ihrer spezifischen Herrschererwartung völlig übereinstimmen,

9 J. BECKER, Messiaserwartung etc.: SBS 83, 1977, 82; H. STRAUß, Messianisch ohne Messias etc.: EHS.T 232, 1984, 92ff und ders., Art. Messias etc.: TRE 22 (1992) 617ff (618f); H. SEEBAß, Herrscherverheißungen etc.: BThSt 19, 1992, 1. 70 u.ö. 10 Gegen G. FOHRER, Christliche Fehldeutungen etc.: BZAW 196, 1991, 160ff (165): „ Vielmehr ist" die Messiaserwartung „nur in kleinen Kreisen lebendig gewesen und hat auch in ihnen lediglich einen Nebenzug gebildet". 11 Aus der Sicht jüdischer Forscher wird durchaus eine Kontinuität zwischen der transformierten Herrschererwartung des Alten Testaments und den Ausprägungen einer jüdischen Messiaserwartung ab der hasmonäischen Zeit gesehen: G. SCHOLEM, Zum Verständnis etc.: ErJb 38 (1960) 193ff (= Judaica, 2 1968 [' 1963], 7ff [14ff] = WdF 365, 1982, 327ff [331 ff]); SH. TALMON, Typen etc.: Probleme biblischer Theologie etc., 1971, 571 ff (= Influd 8, 1988, 209ff [212f u.ö.]), besonders ders., The Concept etc.: The Messiah etc., 1992, 79ff (81ff) und ders., Biblische und frühnachbiblische Messias- und Heilserwartungen: InfJud 11, 1992, 98ff (1 lOff) und in anderen Veröffentlichungen. 12 Gegen F. HESSE, ThWNT IX, 1973, 485-500 (494); H. SEEBAß, Herrscherverheißungen etc.: BThSt 19, 1992, 1. 69f u.ö.; H. STRAUß, TRE 22 (1992) 617ff (617). 13 So O. HOFIUS, Ist Jesus der Messias? Thesen: JBTh 8, 1993, 103ff(110f).

Messianologische

Voraussetzungen

33

sondern es ist eine Vielfalt an Ausprägungen zu erwarten, wovon jede zunächst als eine Stimme aus ihrer Zeit und für ihre eigene Zeit zu verstehen ist. Im folgenden wird daher der bewußt formale Begriff eines qualitativ „transformierten Herrschafts-" bzw. „Herrscherverständnisses" gebraucht. 1.3.2 Die Erwartung eines transformierten Königtums in Jes 7-11 „Mit der Entstehung eines ... messianischen Glaubens", der mit der Inthronisation eines bestimmten Davididen den Anbruch einer Heilszeit verbindet, „ist wahrscheinlich bereits in vorexilischer Zeit, und zwar im Südreich, zu rechnen. Die hauptsächlichen Zeugnisse dafür finden wir in einigen der sogenannten Königspsalmen und in der Verkündigung des Propheten Jesaja" (F. Hesse). 14 1.3.2.1 Der Kontext in der Verkündigung Jesajas Der Gegenpol der Gerichtsverkündigung Protojesajas, soweit diese aus den literarkritisch umstrittenen Texten erhebbar ist,15 besteht in der Transformierung verschiedener, für die damalige Identität des Volkes entscheidender Größen: Nicht mehr das ethnisch definierte Volk, in dessen Kollektiv sich der einzelne geborgen wußte, ist das wahre Volk, sondern die Gemeinde der „Gebeugten", die sich dem kommenden Gericht durch die Assyrer als dem „Werk Jahwes" (Jes 5i2.(i9> 1012 2821 u.ö.) beugt (Jes 3i5 H32) und sich auf einem als geistige Größe verstandenen Zion birgt (Jes 1432). Dieser ist eine Gründung durch Jahwe selber, ist ein mit äußerem Auge nicht sichtbares Heiligtum (M32 28i6).16 Aus diesem Grunde unterwirft Jesaja den herkömmlichen Kult einer scharfen Kritik (11 off)• Das Recht ist keine objektiv handhabbare Größe mehr, sondern die wahre Ethik bedarf eines anhaltenden Lernens (HiiT! HC1?; 1 17 ) und das Recht muß vom Einzelnen bewußt „gesucht" werden (EODÜfp In). Wenn Jesaja aber als das aus dem Gericht durch die Assyrer Hervorgehende an die Stelle des einst ethnisch definierten Volksbegriffes den einer von Jahwe gegründeten Gemeinde als wahrem Zion setzt und den Kult, das Ethos und

14

F. HESSE, ThWNT IX, 1973, 485ff (495). Vgl. H.G.M. WlLLIAMSON, Messianic Texts in Isaiah 1-39: JSOT.S 270, 1999, 238ff. 15 Vgl. zur literarkritischen Analyse von Jes lff aus neuerer Zeit außer den Kommentaren monographisch M.A. SWEENEY, Isaiah 1-4 etc.: BZAW 171, 1988; J. BARTHEL, Prophetenwort etc.: FAT 19, 1997; U. BECKER, Jesaia etc.: FRLANT 178, 1997; U. BERGES, Das Buch Jesaja etc.: HBS 16, 1998, 5Off. 16

T H . POLA, D e r U m f a n g e t c . : W M A N T 7 0 , 1 9 9 5 , 1 6 1 f m i t L i t e r a t u r a n g a b e n .

Zu

Jes 28 16 vgl. unten S. 120. - Ob dieses theologische Programm, das sich auch im Volksverständnis der Priesterschrift niedergeschlagen hat, in der Praxis jemals, während des Exils in Babylonien oder später in Juda, in Reinform verwirklicht worden ist, muß bezweifelt werden (vgl. E. BLUM, Kul 10 [1995] 24ff [28f]).

34

Probleme und Aufgaben

das Recht als bewußt anzunehmende Größen umformt, so ist bei Jesaja auch mit einer Transformierung des herkömmlichen judäischen Herrscherund Herrschaftsverständnisses zu rechnen. 17 1.3.2.2 Jes 7m7 Der Einsatzpunkt für diese Transformierung des herkömmlichen judäischen Herrschaftsverständnisses ist dem (im wesentlichen eine literarische Einheit darstellenden 18 und wohl aus der unmittelbaren Schülerschaft Jesajas stammenden) Fremdbericht Jes zufolge exakt derjenige historische Moment, an dem Ahas das judäische Herrschaftsverständnis, als Gesalbter der Sohn Jahwes zu sein (Ps 27 IIO3;19 vgl. inhaltlich 72iff), selber aufgab, 20 indem er dem assyrischen König Tiglat-Pileser III. erklärte: „Dein Knecht und Sohn bin ich!" (2.Reg I67) und Ahas folglich „wegen des Königs von Assur" (V.18b) alles beseitigen mußte, was bisher in Tempel und Palast die Jahwe-Sohnschaft der judäischen Gesalbten architektonisch ausgedrückt hatte (2.Reg 16isa21)-22 Das Zitat von 2.Reg 165 in Jes 7i 23 dient nicht nur dazu, den Hintergrund des sich in Jes 72ff spiegelnden syrischephraimitischen Krieges aus judäischer Sicht zu nennen, sondern dazu, die mit dem Verlauf dieses Krieges verbundene, für Juda folgenreich eingegangene Vasallität durch Ahas zu vergegenwärtigen (2.Reg 1 6 7 . J O - I S ) - 2 4 Ihr steht in der Verkündigung Jesajas die grundsätzliche Kritik an jeder Art von judäischen Koalitionsbestrebungen entgegen (besonders in Jes 30iff 31 iff). So wundert es nicht, daß Jesaja in Jes 7 zwar im Auftrage Jahwes 17 Vgl. H. GESE, Der Messias: BEvTh 78, 2 1989 ('1977), 128ff (133f) und ders. allgemeiner in: Die dreifache Gestaltwerdung etc.: JudChr 11, 1987, 299ff (= Alttestamentliche Studien, 1991, lff [9]). 18 Sekundär sind lediglich V.4b.8b.15.17b. Das Vorliegen eines einheitlichen Grundtextes wird jedoch in den neueren literarkritisch arbeitenden Publikationen zu Jes 7 überwiegend bezweifelt. Eine Ausnahme bilden K. KOCH, Die Profeten I etc.: U T 280, 3 1995 ('1978), 222ff; H. IRSIGLER, BN 29 (1985) 75ff (77ff) (= SBAB 6, 1989, 155ff [157ff]); E. BLUM, ZAW 108 (1996) 547ff (550 Anm. 16); U. BECKER, Jesaia etc.: FRLANT 178, 1997, 3lff. 299f. 19 H. GESE, Natus ex Virgine: Probleme biblischer Theologie etc., 1971, 73ff (= BEvTh 64, 2 1984 ['1974], 130ff [137ff]). 20 R. KILIAN, NEB.AT 17, 1986, 54. 21 Mit ), vgl. A. KÖHLER, Die nachexilischen Propheten I. Haggai: 1865, z.St.; 3. sie fehlt absichtlich, weil „V.2-6 nicht das Ergebnis eines einzigen Tages sind": W. RUDOLPH, KAT XIII/4, 1976, 67. 70. 4 A. VAN HOONACKER, Les douze petits prophètes etc.: (EtB), 1908, 587; R.A. PARK E R - W . H . DUBBERSTEIN, B r o w n University Studies 19, 1956, 14-16. 5

Vgl. S. 57. R.A. PARKER - W.H. DUBBERSTEIN, Brown University Studies 19, 1956, 14-16 als anerkannte Berechnungsgrundlage. 521 v. Chr. als zweites Jahr des Darius vertritt dagegen E.J. BLCKERMAN, RB 88 (1981) 23ff (Hag 2, entspräche dann der 28. Okt. 521 [S. 26]; vgl. die Kritik von H.W. WOLFF, BK XIV/6, 1986, 54-56). 6

7

F . HORST, H A T 1 4 , 2 1 9 5 4 ( ' 1 9 3 8 ) , 1 9 6 ; R . A . P A R K E R - W . H . DUBBERSTEIN, B r o w n

University Studies 19, 1956, 14-16; K. GALLING, Studien etc., 1964, 127ff (136). Anders E . J . BICKERMANN, R B 8 8 ( 1 9 8 1 ) 2 3 - 2 8 ( S . 2 6 : 2 4 . S e p t e m b e r 5 2 1 ) , v g l . d a z u A n m . 6.

Der exegetische und traditionsgeschichtliche

40

Befund

sehen liegt chronologisch die Grundsteinlegung8) mit dem am gleichen Tage ergangenen Worte Hag 220-23 andererseits: Die Datierung Sach l j verzahnt Sach 1 i f f j f f 2ff in komplementärem Sinne mit der Chronologie des Haggaibuches.9 Seit A. Klostermann 10 werden die chronologischen Angaben des Haggaibuches ( I i i i5b2i 2 1 0 ) , " oft mitsamt den Wortereignisformeln einschließlich der narrativen, prosaischen Partien (= „Rahmenwerk") für sekundär gehalten. 12 Umstritten ist dabei in der neueren Forschung v.a. die Provenienz dieser Redaktion: Stammt sie aus rein deuteronomistischem, 13 frühchronistischem 14 oder gar chronistischem 15 Milieu oder gestaltet sie eine Art Erzählung nach jeremianischem Vorbilde? 16 Es fällt auf, daß man bei dieser Redaktion große zeitliche Nähe zur Wirksamkeit Haggais (und Sacharjas) annimmt, 17 weil Darms I. Hystaspes (522-486) noch nicht von Darius II. (423-405 v. Chr.) unterschieden werde 1 8 und weil dieses „Rahmenwerk" Vertrautheit mit den Umständen der Auftritte Haggais zeige 1 9 (allerdings ist dies ein Zirkelschluß), v.a. finde sich (im Unterschied zu Sach 3 und 6) noch nichts, was auf das Verschwinden Serubbabels 20 und auf die 515 er-

8

Die in Esr 5i 6 genannte Grundsteinlegung durch Scheschbazzar beruht auf der Identifizierung Scheschbazzars mit Serubbabel in Esr 1-6. Laut Sach 4 9 hat Serubbabel die Grundsteinlegung vorgenommen. Da Hag 2isb sekundär ist (s. Anm. 347 auf S. 158) und Hag 2, 5f die in Gang gekommene Bautätigkeit voraussetzt, muß die Grundsteinlegung zwischen dem 17.10. und dem 18.12.520 erfolgt sein; vgl. S. 141. 9 Haggai-Sacharja sind daher formal und inhaltlich ein zusammengehöriger „Komplex" bzw. eine Kompositionseinheit (mit weiteren Gründen C.L. u. E.M. MEYERS, AncB 25B, 1987, x l i v f f ) und auch J. NOGALSKI, Literary Precursors etc.: BZAW 217, 1993, 216ff. 238ff (allerdings mit der Annahme, die Chronologie in Sach 1-8 sei sekundär aus dem Haggaibuche eingedrungen [236.238 u.ö.]). 10 Geschichte des Volkes Israel: 1896, 213 (R = Protosacharja). 11 Hag 2 18b ist dagegen eine Glosse. 12 W. NOWACK, HK III/4, 2 1903 ("1897), 322; K. MARTI, KHC XIII, 1904, 379ff; H.G.MITCHELL, ICC,

2

1 9 3 7 ( ' 1 9 1 2 ) , 27f; E.SELLIN, K A T XII, 1922, 3 9 4 ;

F.HORST,

HAT 14, 2 1954 ('1938), 197; K. ELLIGER, ATD 25/11, 3 1956, 84; P.R. ACKROYD, JJS 2 (1951) 163ff (169ff) und Exile and Restoration etc.: 3 1976 (' 1968), 166; F. HESSE, Haggai: Verbannung etc., 1961, 109ff (109); W.A.M. BEUKEN u. O.H. STECK (S. Anm. 15); R . A . MASON u . S. AMSLER (s. A n m .

1 3 ) ; H . W . WOLFF, B K

XIV/6,

1986, 3ff u.ö.;

C. STUHLMUELLER, ITC, 1988, 14f; K.E. POMYKALA, The Davidic etc.: SBL Early Judaism and its Literature 7, 1995, 45ff (50ff) et al. Zu den Vertretern der literargeschichtlichen Einheit von „Rahmenwerk" und Prophetensprüchen vgl. Anm. 30 auf S. 42. 13 R.A. MASON, VT 27 (1977) 413ff (414ff); A.S. VAN DER WOUDE, De Prediking etc., 1982, 12. 15fu.ö. 14 O.H. STECK, ZAW 83 (1971) 355ff (355ff); H.W. WOLFF, TRE 14 (1985), 355ff. 15 P.F. BLOOMHARDT, HUCA 5 (1928) 153ff (156); P.R. ACKROYD, JJS 2 (1951) 163ff (173f); 3 (1952) lff. 151ff (2ff. 152ff. 155); v.a. W.A.M. BEUKEN, H a g g a i - Sacharja 1-8 etc.: SSN 10, 1967, 14f. 27-83. 331ff u.ö. 16

D . L . PETERSEN, O T L , 1 9 8 4 , 3 4 f f .

17

Zuletzt J.E. TOLLINGTON, Tradition and Innovation etc.: JSOT.S 150, 1993, 180.

18

K . MARTI, K H C , 1 9 0 4 , 3 7 8 f ; E . SELLIN, K A T X I I , 1 9 2 2 , 3 9 5 et al.

19

Zuletzt H. Graf REVENTLOW, ATD 25,2, 9 1993, 5. E. SELLIN, KAT XII, 1922, 395; vgl. R.A. MASON, VT 27 (1977) 413ff (421).

20

Biographisches

zu Sacharja (ben Berechja) ben Iddo

41

folgte Tempelweihe 2 1 hinweise. Könnte daher Sacharja oder einer seiner engeren Schüler der Verfasser des Rahmenwerkes sein, daß mit seiner dyarchischen Tendenz Vertrautheit mit Sach 4* und 6 13 zeigt? 2 2 Den Unterschied von (älterer) Poesie und (redaktioneller) Prosa als literarkritisches Kriterium zu verwenden, 2 3 ist dagegen hinsichtlich der zwischen Poesie und Prosa schwankenden exilisch-nachexilischen Prophetie kein angemessenes Kriterium, wie v.a. die Prosareden im Jeremiabuche und das überwiegend in gehobener Prosa gehaltene Ezechielbuch auch in seinen älteren Teilen zeigen. Nicht literarkritisch relevante Signale führen also zu der Sekundärerklärung des „Rahmenwerkes", 2 4 sondern Harmonieprobleme mit der Darstellung in Esr 1-6 und v.a. Probleme mit der literarischen Integrität der außerhalb des „Rahmenwerkes" stehenden Teile, 2 5 wobei wiederum auch diese Probleme weithin nicht auf Textsignalen (außer Hag 1 15 ) beruhen, sondern auf unabhängig von der Textebene gefaßte Meinungen. 2 6 Wenn sich jedoch das sog. Rahmenwerk nur strukturell, nicht aber durch literarkritisch relevante Signale abhebt 2 7 und darüber hinaus die Abschnitte des Buches mit ihren Hinweisen auf eine sich unmittelbar verwirklichende Zukunft (ausdrücklich in 2 1 5 , 8 ) durch die chronologischen Angaben erst als Tempelbau-Chronologie verständlich werden, 2 8 ist die einfachste Annahme, das wohl aus dem unmittelbaren Schülerkreise stammende29 Haggai-Buch sei von vorn-

21 H.W. WOLFF, TRE 14 (1985), 355ff (357); C.L. u. E.M. MEYERS, AncB 25B, 1987, xliv ff; A. DEISSLER, NEB.AT 21, 1988, 255. 22 J.E. TOLLINGTON, Tradition etc.: JSOT.S 150, 1993, 180 u.ö. 23 P.F. BLOOMHARDT, HUCA 5 (1928) 153ff (155ff. 176ff); P.R. ACKROYD, JJS 2 (1951) 163ff (164ff); H.W. WOLFF, am prägnantesten in: TRE 14 (1985), 355ff (356f). 24 Zur (kein solches Signal bedeutenden) Konstruktion der Wortereignisformel mit

~P3 (113 2!) u n d mit

(2 1 0 . 2 o) v g l . S. 5 6 . - D i e v o n H . W . WOLFF v o r g e t r a g e n e n E i g e n -

tümlichkeiten (BK XIV/6, 1986, 4f; TB 76, 1987, 129ff [130ff]), bei denen die „Auftrittsskizzen" eine quantitativ niedrige Textbasis darstellen, erklären sich inhaltlich. 25 K. KOCH, ZAW 79 (1967) 52-66 (= Ges. Aufsätze 1, 1991, 206-219); O.H. STECK, ZAW 83 (1971) 355-379; J. NOGALSKI, BZAW 217, 1993, 217ff. 26 E. SELLIN, KAT XII, 1922, 395. - Hauptargument gegen das chronistische Milieu als Ort des Rahmenwerkes bei Haggai ist gerade die gegenüber Hag und Sach vordatierende und sich daher als sekundär zeigende Chronologie des sog. chronistischen Geschichtswerkes (vgl. S. 108). 27 Wie etwa in Gen 49if.28a.b.29ff, der Kontext von Num 10 35f oder der Rahmen der Bileamsprüche N u m 24 3b . 4ff und 24i 5b 16ff. 28 Z.B. J. WELLHAUSEN, Die Kleinen Propheten etc. "1963 (= 3 1898, '1892), 173; W. NOWACK, (HK III/4) 2 1903, 326; K. KOCH, ZAW 79 (1967) 52ff (52f) (= Ges. A u f sätze 1, 1991, 206ff [206f]) und UT 281, 2 1988 ('1980), 163f; D.L.PETERSEN, OTL, 1984, 32ff; C.L. u. E.M. MEYERS, AncB 25B, 1987, xliv ff. 29

W . RUDOLPH, K A T X I I I / 4 , 1 9 7 6 , 2 2 f . 3 9 . 4 7 u . ö . ; A . S . VAN DER WOUDE, D e P r e d i -

king etc., 1982, 9; R.L. SMITH, Word Biblical Commentary 32, 1984, 148f; C.L. u. E.M. MEYERS, AncB 25B, 1987, xlvii (obwohl sie Haggai selber oder seine unmittelbaren Schüler nicht ausschließen, tendieren sie zu Sacharja oder seinem unmittelbaren Schülerkreis vor der Tempelweihe 515); H. Graf REVENTLOW, ATD 25,2, ? 1993, 5. - Das konsequente Fehlen eines Vaternamens bei dem nur als t^D-jl (vgl. 2.2.2 auf S. 52) bezeichneten Haggai (davon abhängig E s r 5 i 614), kein singulärer Name (H.W. WOLFF, TRE 14 [1985], 355ff [355] und die neueren Lexika), spricht für eine zeitgenössische Ansetzung der Herkunft des Haggaibuches.

42

Der exegetische und traditionsgeschichtliche

Befund

herein mitsamt dem „Rahmenwerk" verschriftet worden. Die chronologischen Angaben im Haggaibuche sind in diesem Sinne also primär,30 Daß sich im Hag-Sach-Korpus 31 als Gliederungssignal vor den entsprechenden Offenbarungseinheiten weitgehend konsequent auf den Tag genaue Datierungen finden, bedarf einer Erklärung, die über die Erkenntnis des Zusammenhanges von Datierung und Inhalt der jeweiligen Botschaft hinausgeht. Nachdem in vorexilischen prophetischen Wortsammlungen aus inhaltlichen Gründen bereits bestimmte Abschnitte mit Datumseinleitungen versehen waren (bes. Jes 6f), 3 2 weist aus exilischer Zeit das Ezechielbuch in bestimmten, inhaltlich hervorgehobenen Abschnitten nun auf den Tag genaue Datierungen auf. Die chronologischen Angaben des Ezechielbuches 33 sind für literarisch primär zu halten, 34 sie heben in einer Weise c.20 hervor, wie sie in Ii 8 ( 40] Visionen des Propheten oder andere Offenbarungen, vor allem bei den Völkersprüchen, 35 exponieren. Der Grund ist die mit Ezechiel, seiner Schule 36 und mit ihr auch der Priesterschrift 37 einsetzende Identifikation von Weisheit und (als Offenbarungsgeschichte verstandene38) Geschichte, so daß Haggai und Sacharja bzw. ihre Schule(n) folglich nicht von der je eigenen Einbettung in einen offenbarungsgeschichtlichen Kairos absehen. Im Unterschied jedoch zum Datierungssystem des Ezechielbuches werden bei Hag und Sach die Jahre nicht mehr ab der Exilierung Jojachins gezählt, sondern sind an den Ären der Perserkönige orientiert.

30

Innerhalb der literarkritisch arbeitenden Forschung P.F. BLOOMHARDT, HUCA 5 (1928) 153ff (156f); O. ElßFELDT, Einleitung etc.: (NTG) 3 1976 (= 2 1964; '1934), 578f; W . RUDOLPH, K A T X I I I / 4 , 1 9 7 6 , 2 2 f . 3 9 . 4 7 . 5 5 ; A . S . VAN DER WOUDE, D e P r e d i k i n g

etc., 1982, 9; D.L. PETERSEN, OTL, 1984, 32ff. 37ff; E. ZENGER, BiKi 39 (1984) 123ff (131); C.L. u. E.M.MEYERS, AncB 25B, 1987, xlvii; G. FOHRER, Erzähler etc.: 1988 (= UTB 1547, 1989), 156f; M.H. FLOYD, VT 45 (1995) 470ff (482f). - R.A. MASON, VT 27 (1977) 413ff (421) hält die Haggairedaktion für älter als die von Sach 1-8. 31 „Hag-Sach-Korpus" bezeichnet die inhaltlich und formal einander nahestehenden Sammlungen des Haggaibuches und Sach 1-8 (so C.L. u. E.M.MEYERS, AncB 25B, 1987, xliv ff; J. NOGALSKI, BZAW 217, 1993, 221. 235f. 256. 278 u.ö.). Dabei zeigt sich in der Bearbeitung der Nachtgesichte in Gestalt von Sach 3 l f f und 69ff eine Redaktion, die in Haggai nicht eingegriffen hat, vgl. A. LAATO, Josiah etc.: CB.OT 33, 1992, 233 u.ö. 32 Jes 6, 1 \ 20!, aufgrund der verstärkten Identifikation der Prophetengestalt mit der Botschaft häufiger bei Jeremia (251 261 27, 321 u.ö.). 33 Gerade die Störung des ezechielischen chronologischen Systems durch Ez 29,7_2i aus inhaltlichen Gründen bestätigt den primären Charakter der Datierungen des Buches insgesamt (vgl. W. ZLMMERLL, BK XIII/2, 2 1979 ['1969], 15*). 34 W. ZIMMERLI, BK XIII/1, 2 1979, 12*-15*; E. KUTSCH, OBO 62, 1985; A. LEMAIRE, EThL.B 74, Leuven 1986, 359ff. Im Vergleich ist eine quantitative Zunahme an Datierungen einhergehend mit zunehmender Präzision bis zu Ezechiel, P e , Haggai und Sacharja festzustellen, um nach den genannten dann mit Maleachi und Joel abzuklingen. 35 Ez 26 1 29 1 . 1 7 3 0 2 O 3 1 | 3 2 U 7 . 36 TH. POLA, Der Umfang etc.: WMANT 70, 1995, 158. 208. 212. 37 S. 123. 340-344. 38 H. GESE, Ezechiel 20,25f. etc.: Beiträge etc., 1977, 140ff (142f) (= Atl. Studien, 1991, 72-83 [74 Anm.13; 74f]) und JudChr 11, 1987, 299ff (312) (= Atl. Studien, 1991, l f f [13f]); TH. POLA, Der Umfang etc.: WMANT 70, 1995, 177. 212. 348f.

Biographisches zu Sacharja (ben Berechja) ben Iddo

43

Da der Fremdbericht Sach I2-6 ganz 39 oder eher unter Verwendung echten Gutes 40 redaktioneller Herkunft ist,41 der Abschnitt jedenfalls in seiner jetzigen Stellung Prologcharakter besitzt, wurde gegenüber den mit I7 einsetzenden Nachtgesichten eine neue Überschrift nötig. Sie wurde auf der Grundlage von I7 gebildet. Ihre kürzere Form ist kein Zeichen für Ursprünglichkeit, 42 sondern drückt die Absicht aus, sich der mit V.7 beginnenden älteren Komposition unterzuordnen. 2.1.2

Genealogisches zu Sacharja (ben Berechja) ben Iddo (Sach lnEsr 5j 614 Neh 12i R dtr ), wie der Kontext des ersten Beleges der Anrede Ez 2] ff innerhalb der Berufung des Propheten Ez 11-315 zeigt, als die der himmlischen Offenbarung im "110 Jahwes paradoxerweise Teilhabende 74 und ist daher den in Ez 8i 14] 20] genannten

65

E. HAAG, TThZ 80 (1971) 20ff (22ff) et al. 1 .Reg 2 26f Jer 1, 2 9 27 3 2 6ff ; vgl. R. RENDTORFF, Theologie des Alten Testaments etc. Bd. 1, 1999, 186. Der historische Hintergrund von 1 .Reg 226f in Verbindung mit Anatot wird jedoch bestritten (S. HERRMANN, Art. Jeremia / Jeremiabuch: TRE 16 [1987] 568ff [568f]). - Von besonderer Bedeutung für das Thema der hier vorgelegten Untersuchung sind dabei die Abschnitte Jer 21 l f f , r 2 3 s und 30 18 f f sowie 33 | 4ff . 67 Vgl. aus neuerer Zeit R.D. HAAK, Habakkuk: VT.S 44, 1992, 1 lOf. 151 FF. 68 Vgl. zum folgenden TH. POLA, Der Umfang etc.: WMANT 70, 1995, 156ff. 69 Vgl. Ez 17. Dies mochte auch durch die ehrenvolle Behandlung Jojachins, der nach 597 v. Chr. nicht nur am Leben blieb, sondern sogar den Titel „König von Juda" behielt (vgl. Anm. 367 auf S. 161), gefordert worden sein. 70 Vgl. allgemeiner E. AUERBACH, Der Aufstieg etc.: VT.S 9, 1963, 236ff (242f). 71 Möglicherweise gehörten diese zur von den Babyloniern institutionalisierten Selbstverwaltung (J. KOENIG, EHPhR 69, 1988, 96ff; vgl. Dan[gr] 1 5 ), vgl. in Jer 29, die Voranstellung der n'jian 'OpT vor den Priestern, den Propheten „ und dem ganzen Volk". 72 W. ZLMMERLI,T VT 8 (1958) 75ff und ders., BK XIII/2, 2 1979 ('1969), 1258ff; TH. POLA, Der Umfang etc.: WMANT 70, 1995, 166. 73 Zur Kritik am vorfindlichen Königtum vgl. Jes 7 und Jer 21 lff u - 2 3 8 . 74 V.a. W. ZLMMERLL hält die Anrede für eine Niedrigkeitsaussage (BK XIII/1, 2 1979, 70f), doch wird gerade das „Amt" des Propheten durch die traditionsgeschichtlich relevanten Details und durch das Wortgeschehen der Berufung bestimmt. 66

48

Der exegetische und traditionsgeschichtliche

Befund

Ältesten an Autorität überlegen. Ezechiel ist also (ähnlich wie Jeremia und spätexilisch der deuterojesajanische ~Q!}) sowohl Repräsentant seiner Botschaft als auch der des wahren Israel und nimmt daher auch gegenüber den Völkern eine politische Repräsentationsfunktion wahr. 75 In diesem Sinne steht die Gestalt des Propheten Ezechiel in der das davidische Königtum voraussetzenden Aura eines transformierten Königsverständnisses. 76 Daß in frühpersischer Zeit mit dem älteren (vgl. S. 52) Haggai nun der jüngere Priesterprophet Sacharja die entscheidenden Anstöße zur Geschehensfolge Aufnahme - Grundsteinlegung - Vollendung des Tempelbaus liefert und daß sich nirgends in Hag-Sach noch in Esr-Neh oder gar im Psalter die Perspektive Serubbabels als des Protagonisten dieser Dramatik findet, sondern sich dieser (trotz Hag 220-23 und Sach 4gaßb 7-9.10a*) durchweg mit einer Nebenrolle bescheiden muß, 77 steht in vollem Einklang mit der o.g. messianischen Aufwertung des Priestertums im Ezechielbuche. Wie immer man die Größe „Israel" im Exil und in der frühpersischen Zeit definieren will, es wird, folgt man dem Ezechielbuche, ab der Berufung Ezechiels nur noch von kultisch denkender, in Verbindung mit dem Prophetischen also rein geistlicher Autorität geleitet, nicht mehr von einem primär sich realpolitisch verstehenden Davididen. 78 Auf dieser Linie konsequent erscheinen v.a. die unten zu besprechenden Texte Sach 3iff und 69ff. Ob Sacharja und seine engeren Schüler traditionsgeschichtlich und damit auch sozialgeschichtlich in der Nähe der Schule Ezechiels und der der Priesterschrift standen, 79 wird zu prüfen sein. 2.1.6 Der Märtyrer Sacharja ben Berechja (Thr 22o @und Mt 23a) Mt 2335 verweist auf „das Blut des Sacharja, des Sohnes Berechjas ( Z a Xapiou u l o u B a p a ^ l o u ) , den ihr getötet habt zwischen Tempel und Altar". Sowohl die lukanische Parallelstelle (II51) als auch der Sinaiticus zu Mt 2335 weisen dagegen keinen Vaternamen auf. Die herkömmliche Ausle-

75

Diese politische Repräsentationsfunktion Ezechiels ist jedoch im Unterschied zu B. LANG, SBB, 2 1981 ('1978), 135ff, besonders S. 158ff, nicht realpolitisch gemeint. Im Gegenteil: Gerade angesichts des Zerbrechens der institutionellen Strukturen in Juda wächst die Bedeutung von deren Transformierung in unabhängige Strukturen. 76 Vgl. W.TH. IN DER SMITTEN, Persica 6 (1972-74) 167ff (168) (,jchon seit Ezechiel hatte man sich darangemacht, die Glaubenskonkretionen und Restaurationshoffnungen von der politisch-nationalen auf eine mehr ethische Seite zu verlagern"); a m weitesten geht D.A. HUBBARD, TynB 34 (1983) 33ff (41). 77 Sieht man einmal von Sir 49!, f (dort ist allerdings auch Josua hervorgehoben) und von der Darstellung bei Josephus (ant XI) ab. 78 Vgl. S. 83ff. Vgl. G. v. RAD, Theologie etc. I: (EETh 1) 9 1987 ('i960), 262. 79 ST.L. COOK, Prophecy etc.: 1995, 148ff.

Biographisches zu Sacharja (ben Berechja) ben Iddo

49

gung nimmt in jedem Falle eine Verwechslung an, 80 ob sie als Hintergrund die Tötung Sacharja ben Jojadas im Vorhofe des Tempels 2.Chr 242off oder das in bell IV,5,4 berichtete und gegenüber dem Evangelisten fast zeitgenössische Ereignis der Ermordung von Sacharja ben Bareis (Zcxxapiaq uloq Bapeiq) im Tempel wenige Jahre vor der Zerstörung des herodianischen Tempels für wahrscheinlich hält.81 Nun bietet der Targum zu Thr 220, wo in JH vom Erschlagenwerden von Priester und Prophet im Tempel die Rede ist, eine Explikation, die dies auf ein Martyrium des Hohenpriesters und Propheten (K"031 Nüro) Sacharja ben Iddo im Tempel am großen Versöhnungstage deutet. Angesichts der derzeitigen Quellenlage ist diese Notiz singulär. Besäße das angebliche Martyrium Sacharjas ben Berechjas einen historischen Hintergrund, wäre dies gewiß auch anderwärts im antiken Judentum rezipiert worden. Wird man jedoch sowohl Matthäus als auch Thr 2 20 ® bloße Verwechslung unterstellen können? Eher scheint in der in Thr 2 20 ® und Mt 2335 zu Tage tretenden Tradition die an der Spitze der Epoche des zweiten Tempels stehende Figur Sacharjas ben Berechja zu einer Art Urbild geworden zu sein, in das man das in 2.Chr 2420ff für die vorexilische Zeit berichtete Martyrium des ebenfalls prophetisch begabten Priesters gleichen Namens hineingelesen hat. So erscheint die Ermordung des Priesters und Propheten Sacharja im Tempel (für den gegenüber der Schöpfung eine Repräsentationsfunktion angenommen werden muß) und in Thr 2 20 ® zum Hohenpriester gesteigert, zeitlich auch noch am großen Versöhnungstage, in Mt 2 3 35 hinsichtlich des Schauplatzes gegenüber 2.Chr 242I gesteigert zum Raum zwischen Tempel und Altar" als ein so gravierendes Sakrileg, daß es der urzeitlichen Bluttat Abels mit seiner anthropologischen, hamartiologischen Dimension endzeitlich entspricht.

2.1.7

Ergebnis

Sacharja war leiblicher Sohn Berechjas (Sach l u ) und Adoptivsohn des auch in den Priesterlisten Neh 12jff.j2ff genannten Priesters Iddo (Sach 11.7 Esr 5i 614 Neh 124.i6). Neh 12i.7 zufolge ist Iddo unter Serubbabel und dem Hohenpriester Josua aus dem babylonischen Exil zurückgekehrt. Sacharja amtierte unter dem Hohenpriester Jojakim als Priester (Neh \2\e). Die Bezeichnung Sacharjas als Prophet in Sach 11.7 (Esr 5i 6 ] 4 ) setzt literarisch einen Grundbestand des Visionenzyklus voraus. Die erste Vision (1 gff) fungiert dabei anstelle eines Berufungsberichtes. Die Personalunion von Priester und Prophet war traditionsgeschichtlich in den Gestalten von Jeremia und Habakuk, besonders aber in der Ezechiels vorgegeben. 80

O.H. STECK, Israel etc.: WMANT 23, 1967, 33ff (36) (in Q); W. RUDOLPH, KAT XIII/4, 1976, 68; J. GNILKA, HThK 1/2, 2 1992 (' 1988), 300ff. 81 J. WELLHAUSEN, Einleitung in die drei ersten Evangelien: 2 1911 ('1905), 118ff; L. BAECK, Secharja ben Berechja: MGWJ 76 (NF 40) (1932) 313-319 (= Leo Baeck Werke, Bd. 4, 2000, 222-227); O.H. STECK, Israel etc.: WMANT 23, 1967, 33ff (37f); anders M. HENGEL, Die Zeloten etc.: AGJU 1, 21976 ('1961), 179 Anm. 1 et al.

2.2 Der traditionsgeschichtliche und soziale Ort Haggais und seiner Schule Da externe Quellen fehlen, stehen die folgenden Ausführungen unter dem Vorbehalt, daß das Haggaibuch aus dem unmittelbaren Schülerkreise des Propheten hervorgegangen sei (vgl. S. 40ff). 2.2.1

Waren der Laie Haggai und der Priester Sacharja

Kontrahenten?

G. Sauer zufolge stellt die literarische Zuordnung der Zeitgenossen Haggai / Sacharja den Gegensatz zwischen Haggai als dem politisch interessierten Laien und Sacharja als dem an Politik desinteressierten Priester heraus. 1 Es hatte bereits P.F. Bloomhardt Haggai als den die politische Restauration vorantreibenden Laien betont und dabei auf E. Reuss und T. André aus der älteren Forschung reagiert, die Haggai für einen Priester gehalten hatten. 2 T. Unger betont den Gegensatz von Haggais eschatologischer Erwartung einerseits und der Eintragung priesterlicher Elemente, insbesondere des Hohenpriesters Josua aus späterem theokratischem Hintergrunde in das Haggaibuch andererseits. 3 Hag 2 m t ist bei diesen Thesen (solange man Hag 2ioff in der Substanz für echt hält) zu entnehmen, daß Haggai - entgegen der Rezeption des Buches ab dem antiken Judentum in römischer Zeit 4 - kein Priester war. 5 Nachexilisch wäre bei einem Priester darüber hinaus zu seiner genealogischen Legitimation die auch in Esr5if fehlende Angabe des Vaternamens zu erwarten. 6 Problematisch sind nur die weitreichenden Folgerungen, die man aus Hag 2iotr meinte, ziehen zu

1

G. SAUER, BZAW 105, 1967, 199ff (204ff). Zustimmend K.-M. BEYSE, Serubbabel etc.: AzTh I, 48 = AVTRW 52, 1972, 59.66 u.ö.; auch H. STRAUß ist zu nennen, der Sacharja als gegenüber Haggai „in der Tat viel stärker kultisch orientiertQ" bezeichnet (Messianisch etc.: EHS.T 232, 1984, 78). 2 P.F. BLOOMHARDT, HUCA 5 (1928) 153ff (154f). 3 ZAW 103 (1991) 21 Off (220ff) (s. dazu unten S. 106). Vgl. grundsätzlich bereits O. PLÖGER, Theokratie und Eschatologie: W M A N T 2, 2 1962 ('1959), 55ff u.ö. 4 VitProph 14 lf . Haggai wurde nicht allein wegen der Gleichstellung mit Sacharja für einen Priester gehalten, sondern man muß seine Bezeichnung als m n 1 in 1 13 analog zum Gebrauch von ^¡J1?!? mit der Bedeutung „Priester" in Mal 2 7 (vgl. 3]) verstanden haben. 5

A . VAN HOONACKER, E t B , 1 9 0 8 , 5 4 6 ; J . W . ROTHSTEIN, B W A N T 8, 1 9 1 0 , 1 2 0 u . ö . ;

H . G . MITCHELL, I C C ,

2

1 9 3 7 ( ' 1 9 1 2 ) , 2 6 ; E . SELL "Knechtes

Jahwes"IN,

K A T XII, 1922,

394; P.F. BLOOMHARDT, HUCA 5 (1928) 153ff (154); K. MARTI, KHC XIII, 1904, 380; J. BEGRICH, Die priesterliche Tora: etc.: BZAW 66, 1936, 63ff (79) (= T B 21, 1964, 232ff [250]); K.-M. BEYSE, Serubbabel etc.: AzTh 1,48= AVTRW 52, 1972, 59; W . RUDOLPH, K A T X I I I / 4 , 1 9 7 6 , 2 1 . 6

V g l . D . L . PETERSEN, H a g g a i e t c . : O T L , 1 9 8 4 , 19.

Der traditionsgeschichtliche

und soziale Ort Haggais

51

können. H.W. Wolff behauptet: „Priesterlichen Fragen tritt er fast wie ein Fremder gegenüber (2,11-13)".1 G. Sauer und R. Albertz sehen im Laien Haggai einen „Hofpropheten" analog besonders zu Nathan. 8 Ist etwa der Grund der Anfrage Haggais an die Priester seine eigene Unwissenheit? Die Antwort Haggais in Hag 2| 4a(j b ist dagegen in gut priesterlichem Stile gehalten, wie er in P belegt ist (vgl. S. 58). 9 Vielmehr hat Haggai mit seinen Fragen bereits ein bestimmtes Ziel im Blick, dessen Zusammenfassung sich in Hag 2H findet. Seine Fragen dienen nicht der eigenen Information, sondern zielen auf den öffentlichen Bescheid einer unumstritten gültigen priesterlichen Weisung (vgl. die Rezeption in b Pes 17a), die das Fundament seines Zielsatzes bildet. Wenn also feststeht, daß Haggai einerseits kein Priester war, es jedoch andererseits Hinweise darauf gibt, daß er mit dem Priesterlichen, wie es aus dem in sich mehrschichtigen Ezechielbuche und aus den seinerzeit noch nicht völlig gefestigten priesterschriftlichen Materialien des Pentateuch literarisch am deutlichsten hervortritt, wenigstens partiell Vertrautheit zeigt, 10 dann wären zwischen Haggai und

7

H.W. WOLFF, TRE 14 (1985), 355ff (355) (vgl. BK XIV/6, 1986, 3). G. SAUER, Serubbabel etc.: BZAW 105, 1967, 199ff (206); R. ALBERTZ, Religionsgeschichte etc.: ATD Ergänzungsreihe Bd. 8/2, 1992, 481 (unter literarkritischer Subtraktion zahlreicher priesterliche Diktion zeigender Verse, vgl. S. 484). Eine mit Nathan vergleichbare Funktion einerseits und eine der Ezechiel-P-Schule zu verdankende Prägung andererseits müssen sich in dieser Spätzeit einander nicht ausschließen. 9 K. KOCH, ZAW 79 (1967) 52ff (61ff) (= Ges. Aufsätze 1, 1991, 206ff [214ff]). 10 J. WELLHAUSEN, NGWG.PH, 1895, 166ff (184); R.T.SIEBENECK, CBQ 19 (1957) 312ff (313. 324); K.-M. BEYSE, Serubbabel etc.: AzTh I, 4 8 = AVTRW 52, 1972, 61, allerdings ohne literargeschichtlicher Unterscheidung; R.A. MASON, CNEB, 1977, 12; E.M. MEYERS, The Use etc.: The Word etc. 1983, 69ff und ders., The Persian Period etc.: Ancient Israelite Religion etc., 1987, 509ff (513); und mit z.T. anderen Argumenten A. LAATO, Josiah etc.: CB.OT 33, 1992, 229ff. Nicht überzeugen die Argumente 8

v o n L A A T O u n t e r B e r u f u n g a u f E z 11 I4FF 3 3 29 u n d v o n C . STUHLMUELLER, I T C , 1 9 8 8 , 2 3 ,

Haggai habe in li 2 .i 4 eine positive Haltung gegenüber den Exilierten eingenommen: Der zweifellos redaktionelle Abschnitt nimmt mit seinem doppelten Hinweis auf den „Rest des Volkes" (V.12.14) gerade nicht die Haltung der Ezechiel-Schule ein, die Exulanten wären nun gegenüber den nicht Deportierten das wahre Israel (vgl. TH. POLA, Der Umfang etc.: WMANT 70, 1995, 158. 166). Schon PG nimmt demgegenüber durch ihre retrojizierende Haltung eine Position hinsichtlich des wahren Israel ein, mit der sich alle, Dagebliebene und Rückkehrer, identifizieren konnten (POLA 159-174). - Auch das Argument des „Erweckens des Geistes" (Hag li 4a ), wieder durch Berufung auf C. STUHLMUELLER, I T C ,

1988, 2 2 f (i.e. 24, m i t H i n w e i s a u f E z 37; vgl. b e r e i t s R . A . MASON,

VT 27 [1977] 413ff [418]), ist in seiner grob am bloßen Geistmotiv orientierten Verfahrensweise terminologisch (Ez 37: ]D3 q. bzw. hi.; dagegen Hag l l 4 a Sach4! Esr 1 lb par: 11!) hi.) und sachlich unangebracht: Hag 114a will nicht die Erfüllung von Ez 37 l f f darstellen. - Darüber hinaus verwechselt LAATO die Beistandsformel (Hag 1 13 2 4 ; vgl. zur Beistandsformel Anm. 28 auf S. 35) mit der ezechielisch-priesterschriftlichen Einwohnungsformel (vgl. S. 60; LAATO, S. 230). - Auch ist der von LAATO, S. 230 herangezoge-

52

Der exegetische und traditionsgeschichtliche

Befund

Sacharja zumindest sozialphänomenologisch nicht die o.g. grundsätzlichen Gegensätze festzustellen. Darüber hinaus ließen sich {entgegen R. Albertz 11 ) Haggai und seine Schule nicht einfach in eine von Deuterojesaja herkommende, aber von der Ezechiel-Schule scharf getrennte „eschatologische" Strömung in der frühnachexilischen Zeit einordnen. Haggai 12 erscheint als der Typus des Älteren, eines Augenzeugen des vorexilischen Tempels (Hag 2 3 [vgl. Sach 4 10 Esr 3 I 2 ] - woher sonst bezieht er hier seine Autorität?), gegenüber dem man Sacharja als Typus des Jüngeren, im Exil Geborenen (Sach 2S?), der erst später unter Jojakim als Priester amtierte (Neh 12 I6 ; S. 45), als auch vom Lebensalter her komplementäre Gestalt aufzufassen hat. 13

Vor einer argumentativen Erläuterung dessen ist jedoch der Behauptung nachzugehen, Haggai sei ein Kultprophet gewesen. 2.2.2 Haggai t^npn - ein

Kultprophet?

Die häufige Bezeichnung Haggais als im Haggaibuche (I3.12 2i.io, also einschließlich der Überschrift 11 in fünf von neun Nennungen seines Namens) 14 und darüber hinaus auch sein Interesse am Tempelbau führten zu der Annahme, er sei (grundsätzlich vergleichbar mit Habakuk) ein Kultprophet gewesen. 15 Aufgrund von Sach 73 (laut V.l drei Jahre vor der

ne Vers Hag 2 19 auf Grund seiner literarkritischen Zusammensetzung (vgl. H.W. WOLFF, BK XIV/6, 1986, 40. 43. 47) ungeeignet zur Darstellung der Wirkung von Ez und P auf das ursprüngliche Haggaibuch. 11 Religionsgeschichte etc.: ATD Ergänzungsreihe Bd. 8/2, 1992, 465. 481 f u.ö. 12 Vgl. zum Namen die im Artikel ''jn, The Dictionary of Classical Hebrew, ed. D.J.A. Clines, Vol. III, 1996, 159f (159), aufgeführten hebräischen epigraphischen Belege ab dem siebten Jahrhundert. Vgl. auch A. MURTONEN, SStLL 13, 1986, 247. 13 Vgl. K. MARTI, ThStKr 65 (1892) 207ff (236f); H. GRAETZ, Geschichte etc.: Bd. 2/2, 3 1902, 84 et al. — Hypothetisch ist dagegen die hier nicht relevante Unterscheidung von Haggai als möglicherweise nicht deportiertem Judäer auf der einen Seite und Sacharja, dem Rückkehrer auf der anderen (Neh 1216 [vgl. S. 43]; b Zev 62a), wie sie von W.A.M. BEUKEN, Haggai etc.: SSN 10, 1967, 216ff. 334; K.-M. BEYSE, Serubbabel etc.: AzTh I, 48 = AVTRW 52, 1972, 64 und H.W. WOLFF, BK XIV/6, 1986, 3. 21. 59 et al. vertreten wird. Vgl. die Kritik von D.L. PETERSEN, Haggai etc.: OTL, 1984, 18 und die Ausführungen von C.L. u. E.M. MEYERS, AncB 25B, 1987, 8; J.E. TOLLINGTON, Tradition etc.: JSOT.S 150, 1993, 55. 188ff. 14 Hinzu kommen Esr 5, (N'3] fehlt in 3.Esr 6,) u. 6 14 (K'3] fehlt in 3.Esr 7 3 ). 15 O. ElßFELDT, Einleitung etc.: (NTG) 3 1976 (= 2 1964;''1934), 576; A.R. JOHNSON, The Cultic Prophet etc.: 2 1962 ('1944), 63ff; R. MASON, The Prophets etc.: Israel's Prophetic Tradition etc., 1982, 137ff (143); J. BLENKINSOPP, A History etc.: 1983, 232; C . WESTERMANN, T h e o l o g i e e t c . : A T D E r g ä n z u n g s r e i h e 6, 1 9 7 8 , 1 2 9 ; G . FOHRER, E r -

zähler und Propheten etc.: 1988 (= UTB 1547, 1989), 156; L.L. GRABBE, JSOT.S 162, 1993, 43ff (55); K. KOCH, TRE 27, 1997, 477ff (483f).

Der traditionsgeschichtliche

und soziale Ort Haggais

53

Tempelweihe) läßt sich diese Meinung nicht als anachronistisch abtun. 16 Ist jedoch semantisch mit der Bezeichnung Haggais als K1!!:! im nach ihm benannten Buche im Sinne des klassischen Beleges Am 1\mx1 spezifisch ein Kultprophet gemeint? Das Wort hat seit Jeremia und Ezechiel diese spezifische Kontur verloren, wie besonders die mit Hag 11.3.12 2i.10 vergleichbaren Belege Sach 11.7 (89) zeigen. 18 Aber selbst, wenn (033 im Haggaibuche als „Kultprophet" zu verstehen wäre, würde dies durch eine andere Struktur überdeckt: Besonders Hag 2iff und 210ff ist entnehmbar, daß der offenbar in hohem Alter von über 80 Jahren stehende 19 Prophet eine absolute Autorität ausstrahlt. 20 Die für die Komposition des Buches Verantwortlichen hatten es nicht einmal nötig, wie man es in nachjeremianischer Zeit bei einem Heilspropheten zu erwarten hat, einen Hinweis auf seine Berufung, wenigstens durch einen Visionsbericht, anzubringen. 21 Äußerlich drückt sich diese Autorisierung in einer Häufung entsprechender Formeln aus. 22 Dabei finden sich diese (ähnlich wie bei Jeremia und Ezechiel) auch zur Gliederung von Untereinheiten, aber auch unerwartet inmitten einer Untereinheit: Die besonders häufig verwendete Gottesspruchformel zeigt sich in Hag 2 4 23 je drei Male innerhalb eines Verses. 23 Die prophetische Autorität Haggais scheint also alles in den Schatten zu stellen, was ihn sonst profiliert hätte. Die Tempelweihe schließlich hat einen wichtigen Punkt seiner Heilsverkündigung bestätigt.

16 Gegen W. RUDOLPH, KAT XIII/4, 1976, 21 und mit K. KOCH, UT 281, 2 1988 ('1980), 165; S. JAPHET, USQR 44 (1991) 195ff (228); J.E. TOLLINGTON, Tradition etc.: JSOT.S 150, 1993, 56ff. 17 Vgl. H.-P. MÜLLER, ThWAT V, 1986, 140ff (149f), die Kommentare und J. JEREMIAS, FAT 13, 1996, 272ff (279f). 18 R. RENDTORFF, ThWNT VI, 1959, 796ff (804); A.G. AULD, ZAW 96 (1984) 66ff (67ff.82); B. VAWTER, Bibl. 66 (1985) 206ff (208. 214ff); H.-P. MÜLLER, ThWAT V, 1986, 140ff (161). 19 Vgl. oben S. 52. 20 S. unten S. 159. Vgl. J.E. TOLLINGTON, Tradition etc.: JSOT.S 150, 1993, 53. 60ff. 21 Daß diese Berufung erst in Jerusalem geschehen sein soll (K. GALLING, Studien etc., 1964, 109ff [116]), ist daher unwahrscheinlich. - Bei dem jüngeren Sacharja steht dagegen die Berufungsvision Sachli 3 .| 4 ff (vgl. S. 44) voran und die Formel des Sendungserweises (vgl. S. 110) zeugt von einer Umstrittenheit seiner Heilsprophetie. 22 Die Wortereignisformel gliedert (außer in Hag 1 3 ) das Buch zusammen mit Datumsangaben in Hag Ii 21.10.20* Die Botenformel findet sich in I2.5.7 26lu die Botenabschlußformel in lg 27.9, die Gottesspruchformel in I9.13 24 (dreifach).8.9.14.(17).23 (dreifach)

( H . W . WOLFF, B K X I V / 6 , 1 9 8 6 , 7 8 f ) . 23

Vgl. dagegen die Literarkritik besonders von H.W. WOLFF, BK XIV/6, 1986, 78f.

54

Der exegetische und traditionsgeschichtliche

2.2.3 Priester (schriftliches

Befund

bei Haggai

2.2.3.1 Der „Ort" des Tempelbaus Zeigten bereits Ezechiel und seine Schule einen auf das Zionsheiligtum ausgerichteten, den Zion als transformierte Größe verstehenden zionstheologischen Ausblick, die v.a. in den Höhepunkten Ez 2030ff 37]5ff (16ö3) und besonders in c. 40ff, die nicht vordergründig als Bauinstruktion gedacht waren (Ez 4310-12),24 zum Ausdruck kam, 25 so nimmt P 8 dies spätexilisch in der Makrostruktur ihres Werkes auf: Es schließt feierlich mit der Errichtungsbeschreibung der Stiftshütte im Bereiche des als Zion verstandenen Sinai.26 Daß man diese exilische Tempelspiritualisierung (vgl. Ez 1116 und die Hinweise in 315 14i 20iff 24ig 3330ff auf liturgische Zusammenkünfte im Haus Ezechiels, z.T. mit Lehrcharakter, schließlich den theoretischen Charakter von Ez 40ff, wie er in Ez 43io-i2 niedergelegt ist)27 angesichts der grundsätzlich veränderten Situation nach dem Kyros-Erlaß in Reinform nicht mehr verfolgte, 28 zeigen sowohl die Literargeschichte des ezechielischen Verfassungsentwurfes 29 als auch die die Praxis des Zweiten Tempels spiegelnden Ergänzungen zu P g in der Stiftshüttenperikope und quantitativ besonders umfangreich in den Büchern Leviticus und Numeri. Zwischen der spätexilischen Tempelspiritualisierung einerseits und der Kultpraxis des Zweiten Tempels haben Haggai und seine Schule (zur Literarkritik vgl. S. 40) ihren „Ort": Für sie ist in ihrer Gegenwart der Moment gekommen, im Sinne der Ezechiel- und P-Schule(n) 30 den Tempel zu bauen, so daß damit auch die mit dem Tempelbau bei Ezechiel und P verbundenen qualitativen Erwartungen vor ihrer Erfüllung stehen.31 Daß Haggai wesentliche Elemente der Ezechiel- und P-Schule(n) nicht fremd waren, wird durch die folgenden Beobachtungen erhärtet: 32

24

Für W. ZlMMERLI, VT 18 (1968) 229ff (= TB 51, 1974, 165ff) hatte der Verfassungsentwurf von vornherein einen praktischen Zweck. 25 Dargelegt in: TH. POLA, Der Umfang etc.: WMANT 70, 1995, 189ff. 194ff. 26 S. 207f. 273. 320ff. 325ff u.ö. 27 Vgl. außer den Kommentaren und Monographien zu Ezechiel E.M. YAMAUCHI, BS 137/547 (1980) 195ff (199); TH. POLA, Der Umfang etc.: WMANT 70, 1995, 158 Anm. 54. Anders SH. TALMON, „Exil" und „Rückkehr" etc.: SKAB 81, 1977, 30ff (= I n f J u d l l , 1992, 61ff [77f]). 28

M . M C E N T I R E , P r o c e e d i n g s e t c . 12 ( 1 9 9 2 ) 3 1 - 4 6 ( 3 5 f ) .

29

H. GESE, BHTh 25, 1957 und W. ZlMMERLI, BK XIII/2, 2 1979 ('1969), 976ff. Vgl. unten S. 193. 30 Vgl. zur Überschneidung der Schulen von Ez und P TH. POLA, Der Umfang etc.: WMANT 70, 1995, 48. 212. 316f. 354 u.ö. 31 R.T. SIEBENECK, CBQ 19 (1957) 312ff (313). 32 R. ALBERTZ nimmt eine Hag 11-3-11-15 2 . . 4 « . 10.20 umfassende erste Redaktionsschicht mit priesterlicher Sprache an (Religionsgeschichte etc.: ATD Ergänzungsrei1

2

Der traditionsgeschichtliche

und soziale Ort Haggais

55

2.2.3.2 Stilistisches Überwiegend der Redaktion zuzuschreiben ist die über Hag Ii hinausgehende, dem wissenschaftlich präzisen und zugleich feierlich wirkenden Stil der Priesterschrift 33 ähnelnde Wiederholung der Vaternamen und Titel von Serubbabel und Josua in Hag 112.14 2 2 . 4 . 2 1 . 2 3 , die allerdings nicht immer konsequent durchgeführt ist. 34 Dies wurde textgeschichtlich in JU nicht harmonisiert, soweit dies im Vergleich mit den Versionen ersichtlich ist. 2.2.3.3 Das Datierungssystem im Haggaibuche Das das Haggaibuch gliedernde chronologische System mit Angabe des Jahres, des Monats und sogar des Tages (vgl. Anm. 11 auf S. 40) erscheint wie das in Sach 1-8 35 , wie bereits auf S. 40 ausgeführt, aus zwei Gründen als konsequente Fortführung der Datierungssystematik im Ezechielbuche, einem formalen und einem inhaltlichen: Während bei Ezechiel nur bestimmte Höhepunkte durch chronologische Angaben hervorgehoben werden sollen, sind bei Haggai alle36 Abschnitte durch eine vorangestellte Datierung gekennzeichnet. In Zusammenhang mit diesem bei Ezechiel und auch bei Haggai sich zeigendem literargeschichtlichen und traditionsgeschichtlichem Phänomen ist das sich formal und theologisch als Neuerung gegenüber seiner jehowistischen Vorlage zeigende chronologische System der Priesterschrift zu verstehen. 37 Inhaltlich findet sich die implizite Sympathie für Jojachin als den (letzten) legitimen König des ezechielischen Datierungssystems 3 8 bei Haggai am deutlichsten in den Serubbabel geltenden Prädikaten in Hag 22off (vgl. S. 146ff). 39

he 8/2, 1992, 484). Aber: Selbst wenn der Literarkritik von ALBERTZ ZU folgen wäre, verblieben vom Grundtext als priesterlich beeinflußt mindestens Hag 1 8 und 2 6 . 9 . 33 Vgl. zuletzt TH. POLA, Der Umfang etc.: WMANT 70, 1995, 17f. 314. 34 In Hag 112 fehlt bei Serubbabel der Titel; in 24 bei Serubbabel sowohl Vatername als auch Titel; in 22I der Vatername Serubbabels, in V.23 dagegen der Titel. Josua wird im Haggaibuche auffälligerweise stets voll mit Vaternamen und Titel genannt. 35 Vgl. außer Sach 1,.7 (dazu oben S. 39) schließlich 7,. 36 Hag 1 15a nimmt als Endposition eine Sonderstellung ein. 37 Vgl. S. 40f und TH. POLA, Der Umfang etc.: WMANT 70, 1995, 156. 208. 343. 38 Aus neuerer Zeit TH. POLA, Der Umfang etc.: WMANT 70, 1995, 158. 39 A. LAATO, Josiah etc.: CB.OT 33, 1992, 230. Daß LAATO als Wirkung Ezechiels auf das Haggaibuch darüber hinaus einige ausdrückliche Bezüge im Ezechielbuche auf David herausstellen will (a.a.O.), sollte literarkritisch und traditionsgeschichtlich differenzierter beurteilt werden (vgl. dazu unten S. 98ff).

56

Der exegetische und traditionsgeschichtliche

Befund

2.2.3.4 Die Ausprägungen der Wortereignisformel bei Haggai Nicht das bloße Vorkommen einer Wortereignisformel bei Haggai als einem Prophetenbuch überrascht, sondern ihre durch T_3 vor dem Prophetennamen gekennzeichnete Variante in Hag I1.3 2\, während sich in 2io.20 statt T_3 vor dem Prophetennamen das vorexilisch üblichere findet.40 A.S. van der Woude ordnet die Belege einem vom Deuteronomismus zu den Chronikbüchern führenden Sprachgebrauche zu. 41 Für M.H. Floyd sind sie für den Erzähler charakteristisch. 42 R.A. Mason 4 3 sieht dagegen in den ~P3-Vorkommen auf Grund der zahlreichen Belege von ~P3 bei P 44 eine nicht weiter bestimmbare Nähe der von ihm untersuchten Haggai-Redaktion zu den P-Kreisen. Folgt man der literarkritischen Unterscheidung von P 8 , P ge und P \ wie sie in Weiterführung der älteren Forschung von Th. Pola vorgelegt wurde, 4 5 so wären die von Mason genannten Belege allesamt P ge und P s zuzuweisen, also in frühnachexilische Zeit zu datieren. Die Ausprägung der Wortereignisformel in Hag 11.3 2\ zeigt also frühnachexilische Sprache im Umfelde der Ergänzungen zu P g . Zu erklären bleibt jedoch die Abweichung der Belege Hag 210.20 als 'PK-Formulierung: Der Grund könnte im Wechsel des angeredeten Adressaten liegen (D.L. Petersen). 46 E. Zenger 47 zufolge signalisiert diese Abweichung (u.a.) die Teilung der Endgestalt des Haggai-Buches in eine rhetorische Duplik.Ai

40 Literarkritisch von W. BÖHME, ZAW 7 (1887) 21 Off (215); K. MARTI, KHC XIII, 1904, 378 u.ö.; E. SELLIN, KAT XII, 1922, 394f; P.R. ACKROYD, JJS 2 (1951) 163ff (169f); O.H. STECK, ZAW 83 (1971) 355ff (359 Anm. 16) ausgewertet. 41

42

A . S . VAN DER WOUDE, D e P r e d i k i n g etc., 1 9 8 2 , 12.

M.H. FLOYD, VT 45 (1995) 470ff (477, doch vgl. 483). R.A. MASON, VT 27 (1977) 413ff (414f); ders., CNEB, 1977, 8f. 44 R.A. MASON, VT 27 (1977) 413ff fuhrt auf S. 415 Anm. 8 die Stellen Ex 935 3 5 29 Lev 836 10|i 26 46 Num 437.45 9 23 1013 1523 1640 27 23 2613 an, die eigentlich nur Belege für T 3 in P überhaupt (H. HOLZINGER, Einleitung in den Hexateuch: 1893, 342. 419), nicht für die Wortereignisformel in P sind. 45 TH. POLA, Der Umfang etc.: WMANT 70, 1995, 343 Anm. 144. Zu " r a in den Ausführungsformulierungen s. dort S. 131. 46 Haggai etc.: OTL, 1984, 72. 97 u.ö. 47 Einleitung etc.: 1995, 422-424 (423). 48 Die sich auch im Grundtext von Sach 4 (vgl. S. 62ff) und 6 9ff (vgl. S. 228ff) und deshalb hier genauer zu referierende rhetorische Duplik ist eine im Alten und Neuen Testament vorkommende diptychonartige rhetorische Figur, einer Ausprägung der semitischen polaren Denkweise, vgl. bezüglich Ps 73 L.C. ALLEN, TynB 33 (1982) 93ff (102); hinsichtlich Ps 19 H. GESE, Die Einheit von Psalm 19: Verifikationen etc., 1982, lff (= Atl. Studien, 1991, 139ff) und zu Ps 132 ders., ZThK N.F. 61 (1964) lOff (15) (= BEvTh 64, 2 1984 ['1974], 113ff [118f|), L.C. ALLEN, Word Biblical Commentary 21, 1983, 204 und E.-J. WASCHKE, ZAW 99 (1987) 157ff (170f), bezüglich des Jonabuches H. GESE, ThBeitr 16 (1985) 256ff (268f) (= Atl. Studien, 1991, 122ff), insbesondere ders., Der Johannesprolog: BEvTh 78, 2 1983 ('1977), 152ff in Bezug auf Prov 16,. I5 43

Der traditionsgeschichtliche

57

und soziale Ort Haggais

2.2.3.5 Niederschlag einer "liDS-Theologie im Haggaibuche Für das Haggaibuch ist das Ziel des Tempelbaus der Einzug des göttlichen "lins in den Tempel (Hag 1 8 49 2 7 [2 3 9 ]; vgl. Sach 1 ] 6 2 9 ). 50 Damit stehen die genannten Stellen in der Nähe von Ez 4 3 i _ 9 5 1 (spätexilisch 52 ) und aus P besonders von Ex 24i 6 f und 4Ü34f (vgl. die bis in die Textgeschichte reichende Wirkung auf l.Reg 81of53), insbesondere im Umfelde der Einzugsbeschreibung im Rahmen der Einweihung der Stiftshütte Lev 96.23b-54 Dabei gebraucht Hag lg {„damit ich an ihm [kultisches] Gefallen habe [i~F2£ l] und ich mich in [meiner] Herrlichkeit zeige") mit HSI expressis verbis einen kultischen Terminus. 55 Daß Haggai mit dem Einzug des "1133 zugleich eschatologisch die Erfüllung der deuterojesajanischen AnkündigunTH. POLA, BN 80 (1995) 47ff; hinsichtlich des Markusevangeliums L.SCHENKE, UB 405, 1988, 59ff, im Philipperbrief P. WLCK, BWANT 135, 1994, 11 ff, zu Ez 20 und der P e -Stiftshüttenperikope TH. POLA, Der Umfang etc.: WMANT 70, 1995, 175f. 209. 265. 312. Vgl. in Bezug auf Abschnitte in Prov 1-9 auch R. SCHÄFER, Die Poesie etc.: WMANT 77, 1999. 49 Es ist als lectio brevior das K e tib T I C Kl zu lesen, vgl. b Yom 21b; ShirR 8,13. 50 K.-M. BEYSE, Serubbabel etc.: AzTh I, 48 = AVTRW 52, 1972, 65; W. RUDOLPH, KAT XIII/4, 1976, 34; H.W. WOLFF, BK XIV/6, 1986, 29; A. DEISSLER, NEB.AT 21, 1988,

254;

C . STUHLMUELLER,

ITC,

1988,

2 0 f ; A . LAATO, J o s i a h

etc.:

CB.OT

33,

1992, 230. Dies schließt jedoch nicht (gegen WOLFF und DEISSLER) als damit sachlich verbundenes Ziel die Aufnahme des Kultes aus (vgl. Lev 923b.24)- Ebenfalls scheint ein solches Zentralheiligtum als Instrument der persischen Fiskalorganisation fungiert zu haben (vgl. besonders J. SCHAPER, VT 45 [1995] 528ff und VT 47 [1997] 200ff), wenngleich dies kaum die Perspektive von Hag 1 15b und 2 l f f sein dürfte. 51 K.-M. BEYSE, Serubbabel etc.: AzTh I, 48 = AVTRW 52, 1972, 54f; W. RUDOLPH, KAT XIII/4, 1976, 14; T.N.D. METTINGER, The Dethronement etc.: CB.OT 18, 1982, 109; R.L. SMITH, Word Biblical Commentary 32, 1984, 148. 52 H. GESE, BHTh 25, 1957, 114 u.ö. W. ZIMMERLI, BK XIII/2, 2 1979 ('1969), 1075f und T.N.D. METTINGER, The Dethronement etc.: CB.OT 18, 1982, 98f plädieren dagegen für Echtheit. Zum Verhältnis zu P 8 vgl. TH. POLA, WMANT 70, 1995, 296f. 329f. 53 J.A. GRAY, OTL, 3 1977, 203. 210; M. N o r a , BK IX/1, 2 1983 (' 1968), 173ff. 180f; M. WEINFELD, Deuteronomy etc.: 1972, 195ff (204); E. WURTHWEIN, ATD 11,1, 2 1985 ('1977), 88; G. HENTSCHEL, NEB.AT 10, 1984, 55 (Ex 40 34f ist älter) et al. Abweichend von der opinio communis V. HUROWITZ, I have Built etc.: JSOT.S 1 1 5 = JSOT / ASOR 5, 1992, 260ff; G.N. KNOPPERS, CBQ 57 (1995) 229ff (241). 54 Vgl. außer den Lexikonartikeln zu bzw. 1 1 3 3 und den Kommentaren zu d e n genannten Stellen C. WESTERMANN, Die Herrlichkeit etc.: AThANT 59, 1970, 227ff (= TB 55, 1974, 115ff); E. CORTESE, ASB 25, 1980, 45ff; B. JANOWSKI, Sühne etc.: WMANT 55, 1982, 299ff u.ö.; T.N.D. METTINGER, The Dethronement etc.: CB.OT 18, 1982, 80ff; E. CORTESE, RivBib 31 (1983) 405ff; U. NLEBUHR, BTB 14 (1984) 49ff (52f); U. STRUPPE, OBS 9, 1988; TH. POLA, Der Umfang etc.: WMANT 70, 1995, 235f. 55 Grundsätzlich R. RENDTORFF, Studien etc.: W M A N T 24, 1967, 253ff (256); H.M. BARSTAD, ThWAT VII, 1993, 640ff (643ff) und zur Stelle O.H. STECK, ZAW 83 (1971) 355ff (366 Anm. 38 [Lit.]); W. RUDOLPH, KAT XIII/4, 1976, 28; H.W. WOLFF, BK XIV/6, 1986, 28f.

58

Der exegetische und traditionsgeschichtliche

Befund

gen der universalen Herrschaft Gottes vom Zion aus erwartet, 56 berührt den hier festgestellten doxatheologischen Tatbestand ezechielisch-priester(schrift)licher Provenienz nicht. 57 Dies betrifft auch die Nähe zu Jes 60, besonders V.13. 58 2.2.3.6 Heiligkeitstheologie In inhaltlichem Zusammenhang mit dieser "liDS-Theologie steht die bei Haggai zu findende Auffassung von rein und unrein (Hag Ii5b2iff) 59 und damit sachlich auch von heilig bzw. profan und schließlich vom Tempel 60 als des Ausgangspunktes für den Segen über das Land mit seinen Bewohnern (2i5-ic>):61 Die Antwort Haggais gegenüber den Priestern Hag 2 ]4 b „und was sie dort darbringen (3~lp hi.), ist unrein (NIH KÖ63)" ist aus inhaltlichen Gründen, an dieser Stelle jedoch auch in dramatischer und stilistischer Fortsetzung der vorangehenden Antworten der Priester in der bei Ezechiel und P anzutreffenden kultischen Sprache gefaßt. 6 2 Man hat also zu Recht hinsichtlich der Wirklichkeitsauffassung in heiligkeitstheologischem Bezüge Haggai im Gefolge der Ezechiel-Schule einschließlich der Priesterschrift (soweit sie seinerzeit vorlag und der Haggai-

56 Hag 2 6 . 9 . 21ff ; vgl. K. MARTI, KHC XIII, 1904, 380. 386; G. v. RAD, Theologie etc.: Bd. II, (EETh 1) 9 1987 (= 4 1965; 'i960), 292f. 295; G. WANKE, CHJud Bd. 1, 1984, 162ff (164ff); A. LAATO, Josiah etc.: CB.OT 33, 1992, 231; O. KAISER, Grundriß etc., Bd. 2, 1994, 149. 57

58

V g l . A . LAATO, J o s i a h e t c . : C B . O T 3 3 , 1 9 9 2 , 2 3 1 .

Vgl. zu diesen Berührungen außer den Kommentaren R.T. SIEBENECK, CBQ 19

(1957) 312ff (315). 59 Hag 2io-19 bildet eine Einheit, da mit n n u i (V.15) eine Untereinheit beginnt, die keiner Umstellung bedarf. V.17 und 18b sind sekundär (die Glossen in V.19 fallen hier nicht ins Gewicht), vgl. K. GALLING, Serubbabel etc.: Studien etc., 1964, 127ff (136) (zu V.18b); P.R. ACKROYD, JJS 7 (1956) 163ff (166) (zu V.17); R. MOSIS, ThWAT III, 1982, 668ff (680f; V.18); A.S. VAN DER WOUDE, De Prediking etc., 1982, 13. 60ff (V.17. 18*); H.W. WOLFF, BK XIV/6, 1986, 40 (zu V.17. 18b); J. NOGALSKI, Literary Precursors etc.: BZAW 217, 1993, 226f (zu V.17). 60 D.L. PETERSEN, Haggai etc.: OTL, 1984, 73ff. 61 So grundsätzlich auch K. KOCH, UT 281, 2 1988 ('1980), 165f; M. MCENTIRE, Proceedings etc. 12 (1992) 31-46 (38f). 62 Vgl. außer H.-J. HERMISSON, Sprache und Ritus etc.: WMANT 19, 1965, 94f und den Lexika R. RENDTORFF, Die Gesetze etc.: FRLANT 62, 1954, 74ff; F. HESSE, Haggai: Verbannung etc., 1961, 109ff (112); K. KOCH, ZAW 79 (1967) 52ff (62) (= Ges. Aufsät-

z e 1, 1 9 9 1 , 2 0 6 f f [ 2 1 6 ] ) ; D . L . P E T E R S E N , O T L ,

1984, 83 (zu M P

hi.);

H . W . WOLFF,

BK XIV/6, 1986, 73 (die der hier vorgetragenen Argumentation entgegenkommende Behauptung, K1H «OB als deklaratorische Formel käme außerhalb Lev und N u m nur hier vor, stimmt allerdings nicht; vgl. Dt 14g.io.is); C.L. u. E.M. MEYERS, AncB 25B, 1987, 58 (zu D i p hi.); A. LAATO, Josiah etc.: CB.OT 33, 1992, 230; H. Graf REVENTLOW, ATD 25,2, '1993, 26.

Der traditionsgeschichtliche

und soziale

Ort

59

Haggais

Schule bekannt war) gesehen. 63 Allerdings ist der Tempel nicht nur im priester(schrift)lichen Milieu Ausstrahlungspunkt des Segens: Diese religionsgeschichtlich 64 und innerhalb des Alten Testaments 65 wesentlich breiter bezeugte Wirklichkeitsauffassung hat auch Eingang in die relativ späte, literarisch mit Ezechiel einsetzende judäische priester(schrift)liche Variante der Jerusalemer Tempeltheologie gefunden, 66 zu der u.a. das Haggaibuch zu rechnen ist. Ist H a g 2 9 („und

ich will Frieden

gewähren

an dieser

Stätte,

spricht

Jahwe

Zebaoth")

im

K o n t e x t e der n a c h e x i l i s c h s i c h s u k z e s s i v e e n t f a l t e n d e n p r i e s t e r s c h r i f t l i c h e n S ü h n t h e o l o g i e z u v e r s t e h e n ? D e n k b a r ist aber a u c h e i n B e z u g z u m M o t i v der F ü l l e der H e i l s z e i t ( H a g l 6 .9a 2 1 5 f f S a c h 1 1 7 3 1 0 8,0.12), v g l . d e n G e b r a u c h v o n D i ^ B in S a c h 8i 0 .

2.2.3.7 Weitere Anklänge an priesterschriftliche Diktion In Hag 1 Ha („Da kamen sie und taten die Arbeit [HDK'T'Q] am Hause von Jahwe Zebaoth, ihres Gottes") ist nicht das bloße Vorkommen von ¡"OK1?/? entscheidend, das außer in den vorpriesterschriftlichen Belegen 67 auch in P profane Arbeit bezeichnen kann, 68 sondern gerade der Gebrauch von npic'po im Kontexte des Tempelbaus erfolgt analog zu den entsprechenden Stellen in der Priesterschrift, 69 deren Entstehung spätestens für die frühnachexilische Zeit angenommen werden muß. 70 „Schon die Verteilung im AT zeigt, daß das Wort eng mit Arbeiten am Heiligtum bzw. heiligen Gerät ... verbunden ist" (J. Milgrom - D.P. Wright). 71 Die profane, primär agrarische 72 Arbeit bzw. deren Ergebnisse 73 heißen dagegen in Hag 111 (CPEQ) yv'^l und in Hag 2U eher abwertend nt^a" 1 ?;). 7 4 63

O. EIBFELDT, E i n l e i t u n g etc.: ( N T G )

3

1 9 7 6 ( = 2 1 9 6 4 ; ' 1 9 3 4 ) , 5 8 5 f ; R . T . SIEBEN-

ECK, C B Q 19 ( 1 9 5 7 ) 3 1 2 f f ( 3 1 3 ) ; P . D . HANSON, T h e D a w n etc.:

2

1979 ('1975), 173ff

u.ö.; K. KOCH, U T 2 8 1 , 2 1 9 8 8 ( ' 1 9 8 0 ) , 165; E. ZENGER, B i K i 3 9 ( 1 9 8 4 ) 1 2 3 f f ( 1 3 1 . 1 3 3 ; vgl. ders., E i n l e i t u n g etc.: 1 9 9 5 , 4 2 6 ) . 64

O . H . STECK, Z A W 8 3 ( 1 9 7 1 ) 3 5 5 f f ( 3 6 5 A n m . 3 3 mit Lit.).

65

S. 3 7 4 f f ; C. WESTERMANN, T h e o l o g i e etc.: A T D Erg. 6, 1 9 7 8 , 9 4 f . 1 6 6 f f .

66

V g l . T . N . D . METTINGER, J N W S L 2 4 ( 1 9 9 8 ) l f f .

67

D t 5 1 4 16g ( i m Z u s a m m e n h a n g sakral b e g r ü n d e t e n A r b e i t s v e r b o t e s , v g l . Ex

209)

u.ö., v g l . d i e L e x i k a , i n s b e s o n d e r e J. MILGROM - D . P . WRIGHT, T h W A T IV, 1 9 8 4 , 9 0 5 f f . 68

B e i P i m R a h m e n der Feiertags-, i n s b e s o n d e r e der S a b b a t h e i l i g u n g E x 1 2 , 6 ( 2 0 9 f )

31 i 4 f 3 5 2 u . ö . , aber a u c h in L e v I n 11 3 2 u.ö. 69

werk

E x 3I3.5 3 5 2 1 . 2 4 . 2 9 . 3 1 . 3 3 . 3 5 36]. 8 38 2 i.24 3 9 4 3 4 0 3 3 b (in 4 0 3 3 b a n a l o g z u m S c h ö p f u n g s Jahwes

in G e n

22f).

Ähnlich

R . A . MASON,

CNEB,

1977,

8f;

ders.,

VT

27

( 1 9 7 7 ) 4 1 3 f f ( 4 1 9 ) . S. z u r o x ' j n als c h a r a k t e r i s t i s c h e m W o r t der P - S p r a c h e H. HOLZINGER, E i n l e i t u n g in d e n H e x a t e u c h : 1 8 9 3 , 3 4 4 . 70

TH. POLA, D e r U m f a n g etc.: W M A N T 7 0 , 1 9 9 5 , 3 2 5 f . 3 4 4 .

71

T h W A T IV, 1 9 8 4 , 9 0 5 .

72

H . G . MITCHELL, I C C , 2 1 9 3 7 , 6 8 ; C.L. u. E.M. MEYERS, A n c B 2 5 B , 1 9 8 7 , 57f.

73

G.F. HASEL, T h W A T III, 1 9 8 2 , 4 1 3 f f ( 4 1 8 ) .

74

V g l . K. MARTI, K H C XIII, 1 9 0 4 , 3 8 8 .

60

Der exegetische und traditionsgeschichtliche

Befund

Darüber hinaus ist der als Unterschrift zu Hag 1 i2ff fungierende Schlußsatz V.14a mitsamt der nachfolgenden chronologischen Angabe V.15a im Vergleich mit den priesterschriftlichen Befehlsausführungsformulierungen und der entsprechenden, für P typischen Formel mit ihren Varianten 75 als eine P stilistisch ähnliche Ausführungsformulierung zu beurteilen. 76 Die Aussage „und mein Geist steht in eurer Mitte" Hag Is^1 erinnert an die bei Ezechiel (3 726bp.28b 47 7 und sachlich in 2Ü40f und 40-48 entfaltet) und besonders bei P g (Ex 2 945a46aY) und ihren Zusätzen (vgl. Ex 25gb Lev 16i6 26nf Num 53 I820 35 34 ) theologisch zentrale Einwohnungsankündigung,n vgl. Sach l^.w. Die Abweichungen bei Hag (TITI statt Personalpronomen sg. 1. oder dem Subjekt des [Jahwes] oder seines Heiligtums; r n ö ü statt durch p t ö ausgedrückte Einwohnungsaussage) erklären sich aus der Situation vor Vollendung des Tempels, dem der Einzug des noch bevorsteht (vgl. Jes 592i). Zu den Bezügen von Hag 2 5 ^ zum Tempelbau und den entsprechenden Bezügen zur priesterschriftlichen Stiftshüttenperikope vgl. S. 114 zu Sach 46apb2.2.4

Zusammenfassung

Hag 2ioff läßt erkennen, daß Haggai selber kein Priester war, jedoch über priesterliche Kenntnisse verfügte. Dem auf den Propheten und seiner Schule zurückzuführenden Haggaibuche insgesamt, besonders mit seinem Datierungssystem, seinen Ausprägungen der Wortereignisformel, sowie einer "1133- und Heiligkeitstheologie, ist zu entnehmen: Dem Verfasserkreis des Haggaibuches war die Arbeit der Ezechiel-Schule, mit der sich nicht nur die exilische, sondern auch die nachexilische P-Schule in Jerusalem personell und theologisch überschnitt, nicht unbekannt. Haggai steht in ihrem weiteren Umfeld. Es können daher die Zeitgenossen Haggai und Sacharja sozialphänomenologisch nicht unterschiedlichen Kreisen oder Parteien zugeordnet werden. Auch scheint Haggai angesichts dieses Echos der Schule Ezechiels und der Priesterschrift eher zur Gola als zu den Altjudäern zu gehören. 75

TH. POLA, Der Umfang etc.: WMANT 70, 1995, 116ff. Gründe: Einleitung mit TtöSJ'l, v.a. Unterschriftscharakter und die Verbindung mit nachfolgender chronologischer Angabe (bei P nur exponiert in Gen (¡nl 6 E x 7 6 f 1228.4o 3932.43 40,6.,7a); vgl. TH. POLA, Der Umfang etc.: W M A N T 70, 1995, 125f. 339ff. 77 Zum sekundären Charakter des v.a. in © nicht bezeugten Verses 5aa vgl. J. WELL3 1 HAUSEN, Die Kleinen Propheten etc.: "1963 (= 1898, 1892), 175 und aus neuerer Zeit 9 H . W . WOLFF, BK XIV/6, 1986, 51. 60; H. Graf REVENTLOW, ATD 25,2, 1993, 2 1 . R.A. MASON, VT 27 (1977) 413ff (414) hält V.5 insgesamt für redaktionell. 78 Vgl. R.A. M A S O N , VT 27 (1977) 413ff (419). - Vgl. grundsätzlich zur P-Einwohnungsankündigung B . JANOWSKI, Sühne etc.: W M A N T 55, 1982, 9ff. 296ff. 305 Anm. 171. 306ff; TH. POLA, Der Umfang etc.: W M A N T 70, 1995, 319ff. 345ff. Vgl. E. B L U M , Studien etc.: BZAW 189, 1990, 293ff. 76

Der traditionsgeschichtliche

und soziale Ort Haggais

61

Dagegen scheinen Haggai und Sacharja Vertreter unterschiedlicher Generationen gewesen zu sein: Sollte Hag 2i auf eine Augenzeugenschaft Haggais des salomonischen Tempels in dessen Endphase deuten, was die offenbar unangefochtene Autorität Haggais erklären könnte (auf eine Berufung Haggais wird nicht verwiesen), stünde Haggai bei seinem Auftreten im Jahre 520 an seinem Lebensabend. Demgegenüber müßte Sachaija im Jahre 520 ein Angehöriger der jüngeren Generation gewesen sein, da er Neh 12i6 zufolge später unter dem Hohenpriester Jojakim Priesterdienst versah (vgl. S. 43).

2.3 Sach 4 (Grundtext) 2.3.1 Übersetzung 1 Da kam der Engel, der mit mir redete, zurück1 und weckte mich auf wie einen, der aus seinem Schlafe aufgeweckt wird, 2 und er sprach zu mir: Was siehst du? Ich antwortete2: Ich sehe, da (steht) ein Leuchter ganz von Gold, und eine Rundung3 (befindet) sich oben darauf, und sieben Lampen sind auf ihr, (und) sieben mal4 sieben Tüllen5 für die Lampen, die sich auf ihr befinden; 3 und daneben6 (stehen) zwei Ölbäume, einer zu seiner (des

1

Der Streit, ob 3»'tT. als Hilfsverb (C.H.H. WRIGHT, Zechariah etc.: 1879, 81 Anm. 1;

W . RUDOLPH, K A T

xhl/4,

1976, 104; R . H A N H A R T , B K XIV/7, 1990ff, 2 4 3 ) oder als

semantisch eigenständiger Narrativ (L.G. RlGNELL, Die Nachtgesichte etc.: 1950, 144) zu verstehen sei, entscheidet sich weder auf textkritischer Ebene, noch auf philologischer (angebliche Analogie zu 5, und 6,), sondern die ganze mit

eingeleitete Formu-

lierung in V . l a durchbricht im primären Bestand (zu 3i f f vgl. S. 175ff) das bisherige, in 2 1 3 2 5 verwendete, mit Nisisn eingeleitete Schema:

soll einen Abstand zum

henden ausdrücken (L.G. RlGNELL, ebd.) und das Folgende 2

Vorange-

hervorheben.

Mit K e r e ' und den Versionen ist "IHK! zu lesen. 4HI zufolge bekennt der Deuteengel,

den Leuchter mit seinen Details gesehen zu haben. Dies ist angesichts der Deutung dessen in V.10a*b auf die Augen Jahwes als Korrektur im Sinne von Ex 332o.23 z u verstehen. 3

Mit & und % ist RTO-J zu lesen ( G K § 91e; H. EWALD, ThStKr 1 [1828] 338ff

[352]). 4M ist durch Homoioteleuton entstanden. 4

Bei den Problemen von V.2bßy fuhrt erst die Einbeziehung der Archäologie die

Plausibilität der textkritisch und philologisch denkbaren Lösungen vor Augen. Während die ältere Forschung (meist um der Harmonisierung mit dem Leuchter von E x 25 3 ! f f willen) dazu neigte, HB315 in V.2bß oder v.a. nuzi» - ) in V.2by zu tilgen (s. Auflistung bei D. BARTHÉLÉMY, Critique textuelle etc.: O B O 50/3, 1992, 949), tendieren neuere Ausleger zu einer Beibehaltung von 4M (vgl. Œ und V); so daß die Mehrheit der Handschriften von und die oben stehende Übersetzung; vertreten von O. KEEL, Jahwe-Visionen etc.: SBS 84/85, 1977, 278ff. 315; D. BARTHÉLÉMY, Critique etc.: O B O 50/3, 1992, 949f.); oder 3.: einen auf V.10 bezogenen Sinn von jfl sieht R. HANHART, B K XIV/7, 1990ff, 244. 5

Im Anschluß an die von K . MÖHLENBRINK, Z D P V 52 (1929) 257-286 (285) vorge-

schlagene Ableitung von j?"lä (aus neuerer Zeit u.a. L.G. RlGNELL, Die Nachtgesichte etc.: 1950, 147f) gegenüber der von p ä \ 6

=

also ist n"|L?î< zu lesen, was durch V.3b expliziert wird (mit F. HITZIG,

K E H 1 , 4 1 8 8 1 [ ' 1 8 3 8 ] , TAI et

al.).

Sacharja 4 (Grundtext)

63

Leuchters) Rechten und einer links von ihm. 4 Da hob ich an und sprach zum Engel, der mit mir redete: Was1 sind diese, mein Herr? 5 Da antwortete mir der Engel, der mit mir redete: Weißt du nicht, was8 diese dort (bedeuten)? Ich sprach: Nein, mein Herr. 6 Da hob er an und sprach zu mir:9 10a*.b Sieben (Lampen): Diese10 sind die Augen Jahwes, sie schweifen über der ganzen Erde. 11 Da hob ich an und sprach zu ihm: Was1' (bedeuten) diese beiden Ölbäume rechts des Leuchters und links von ihm? 12 Und}1 ich hob ein zweites Mal an und sprach zu ihm: Was13 (bedeuten) die beiden Zweige der Ölbäume, die]4 mittels15 zweier Goldröhren aus sich das Gold ausgießen? 13 Da sprach er zu mir: Weißt du nicht, was16 diese (bedeuten)? Da sprach ich: Nein, mein Herr. 14 Da sprach er: Das sind die beiden Söhne des Öls, die (ständig) stehen neben17 dem Herrn der ganzen Erde. 2.3.2

Die Stellung von Sach 4 innerhalb der Komposition der primären Nachtgesichte Sacharjas

Die mit der chronologischen Angabe Sach I7 einsetzende und bis 6g reichende Komposition, an die sich vor der nächsten Datumsangabe in 1\ I

So richtig es inhaltlich sein mag, hier und in V.12, auch in V.5 und 13, „wer" zu übersetzen (zuletzt R. HANHART, BK XIV/7, 1990ff, 242. 245), so sei doch am Wortlaut von JW festgehalten, der eben nicht , sondern n a bietet (so auch £ und V). 8 S. Anm. 7. 9 Zur Übersetzung von V.6aß.7-9.10a* vgl. S. 107, zur Literarkritik S. 67. 10 Mit © ist der 'Atnäh in zu setzen (im Folgenden wird bei der Zählung j e doch zur Vermeidung von Mißverständnissen weiterhin von der 'Atnäh-Setzang in 4ÏI ausgegangen, also n^XTIDD© = „V.lOa*"). Auch ist das hinter der Setzung der linea maqqep stehende syntaktische Verständnis nicht ursprünglich. Zum möglichen Sinn von 01 vgl. R. HANHART, BK XIV/7, 1990ff, 246. II Vgl. auf S. 63 Anm. 7. 12 JW ist in V.12 insgesamt zu belassen. 13 Vgl. auf S. 63 Anm. 7. 14 Auf die Zweige bezogen. 15 Für T 3 wurde „neben" vorgeschlagen (C.F. KEIL, BC III/4, 3 1888 [' 1866], 570; W. NOWACK., HK III/4, 2 1903 ['1897], 358f et al.), während das Kollegium von D. BARTHÉLÉMY, Critique etc.: OBO 50/3, 1992, 955 „au pouvoir de, en dépendance de" befürwortet. Die einfachste Lösung ist, den Relativsatz nnîil ni"iri]2 'JB ~P3 parenthetisch aufzufassen u. n n j n z n - 1 ? » ••• OTHH Tl®"na als durchgehenden Hauptsatz zu verstehen. ~P3 ist dann mit der häufigen instrumentalen Bedeutung „durch, mittels" zu übersetzen (so auch F. HORST, HAT 14, 2 1954 ['1938], 224; K. ELLIGER, A T D 2 5 / 1 1 , 3 1 9 5 6 , 1 0 5 ; W . RUDOLPH, K A T X I I I / 4 , 1 9 7 6 , 1 0 3 f e t a l . ) . 16

Vgl. auf S. 63 Anm. 7. Vielleicht ist hier wie in V.3 (und möglicherweise in 613, vgl. S. 226 mit Anm. 21) = jedoch ist 1ÖU stehen neben" in Gen 188 2.Sam 20,, belegt. Keinesfalls ist hier in der Bedeutung „über" anzunehmen (gegen C.F.KEIL, BC III/4, 3 1888 17

[ ' 1 8 6 6 ] , 5 7 0 ; W . RUDOLPH, K A T X I I I / 4 , 1 9 7 6 , 104 [ z u V . 3 ] ) .

64

Der exegetische und traditionsgeschichtliche Befund

noch 69ff anschließt, 18 enthält in ihrer Endgestalt bekanntlich acht Visionen. 19 Sie werden nur durch die anerkanntermaßen sekundären Wortsammlungen Sach 2ioff und 46ap-ioa* unterbrochen (und durch abgeschlossen), deren Provenienz und Verhältnis zur Primärkomposition besonders im Falle von Sach 46ap-ioa* noch zu klären sind (s. S. 67ff). Die verbleibende Visionssammlung weist bekanntlich als sie formal einigende Struktur in erster Linie ein planvoll gestaltetes Überschriftensystem auf.20 Hinzu treten zahlreiche, hier nicht näher zu beschreibende motivliche und inhaltliche Bezüge der Visionen untereinander, die neueren Untersuchungen zufolge sogar im Rahmen einer redaktionell intendierten, das Haggaibuch und Sach 1-8 umfassenden Großkomposition zu sehen sind.21 Sach 3\ jedoch fällt aus dem genannten Überschriftensystem heraus, 22 weil 3 iff mit der Entsühnung und „Investitur" des Hohenpriesters Josua keine mit Sach l7ff 2I-3 25ff 4iff 5,_4 55ff 6i_g vergleichbare Vision mit einem Gegenstand symbolischen Charakters ist, sondern um visionär geschaute Vorgänge im himmlischen Thronrat Jahwes" (H. Graf Reventlow). 23 Mit Recht gilt daher Sach 3 seit A. van der Flier, J.W. Rothstein und F. Horst 24 als Ergänzung zum Visionenzyklus, deren Herkunft und theologisches Verhältnis zum Primärbestand und den Ergänzungen 46ap-ioa* und 69ff noch zu klären sein wird (zu Sach 3 insgesamt vgl. S. 173ff). 25 18

Zu Sach 6 9ff vgl. S. 224ff.

19

S a c h 17FF 2 IFF 25.9 3IFF 4 LFF 5|_ 4 5SFF 61.8.

20

Sach 18 2, 3 25 3, 4, 5, 55.9 6,. Vgl. C.L. u. E.M. MEYERS, AncB 25B, 1987, ab lvii. 21 C.L. u. E.M. MEYERS, AncB 25B, 1987, ab S. xliv. 22 Es fehlt die außer in 18 (und wie noch gezeigt wird, aus bestimmten Gründen) auch in 4 l f fehlende, sonst aber alle Visionen einleitende (bis auf 55 61 immer im Narrativ vorkommende) Form von KB] in Verbindung mit T U . Auch das zweite Element (finite Form von n « 1 [18 2, 3 25 {42} 5i 55 5 9 6,]) findet sich hier ohne Subjektsangabe, obwohl diese, wenn ilKI im hi. erscheint, sachlich nötig wäre (vgl. Sach 23). Das dritte Element, iljm (18 2, 2S [42] 5, 5 5 5 9 61), fehlt ohne erkennbaren Grund gänzlich. Vgl. N.L.A. TIDWELL, JBL 94 (1975) 343ff(345). 23 H. Graf REVENTLOW, ATD 25,2, 9 1993, 52; so zuvor auch D.F. ROBINSON, AThR 33 (1951) 65ff (69); F. HORST, EvTh20(1960) 193ff (195. 198. 202). 24 A. VAN DER FLIER, ThStKr 1906, 30ff (33ff); J.W. ROTHSTEIN, BWANT 8, 1910, 87f; F. HORST, HAT 14, 2 1954 (' 1938), 204f. 223 und deutlicher in EvTh 20 (1960) 193ff (195. 198. 202), sowie die meisten neueren Exegeten. Anders dagegen zu V. Iff unter den literarkritisch arbeitenden Forschern K. MARTI, ThStKr 65 (1892) 207ff (235) und ders., KHC XIII, 1904, 408; W. NOWACK, HK III/4, 2 1903 ('1897), 352; W.A.M. BEUKEN, Haggai etc.: SSN 10, 1967, 282f; W. RUDOLPH, KAT XIII/4, 1976, 93f; W. HARRELSON, Erls 16 (1982) 116*ff (118*); R.L. SMITH, Word Biblical Commentary 32, 1984, 199; R. HANHART, BK XIV/7, 1990ff, 51. 205ff. 213 u.ö.; J.E. TOLLINGTON, Tradition and Innovation etc.: JSOT.S 150, 1993, 34f. 25 Vgl. S. 260ff und S. 261ff. Faßt man dagegen die Sammlung unter kompositioneilen Gesichtspunkten, wie dies bei R. HANHART, BK XIV/7, 1990ff, 51. 205ff. 213. 254ff u.ö. geschieht, der darüber hinaus eine literarkritische Aussonderung von Sach 3 ablehnt

Sacharja 4 (Grundtext)

65

Von den insgesamt sieben primären Visionen nimmt daher Sach 4 die Mittelstellung ein.26 Darauf macht rhetorisch die das Schema der Einleitungsformeln durchbrechende Formulierung in 4i aufmerksam, auf die erst in V.2b eine dem sonst in lg 2 u 25 5i 55.9 61 vorkommenden Vokabular entsprechende Aussage des Propheten folgt. 27 Dieses knüpft mit dem sonst in den Nachtgesichten nur in 18 vorkommendem TPN" an die erste Vision an und markiert somit die exponierte Stellung von 4iff.28 Dagegen zeigt sich in V.2a mit der Frage des Deuteengels 29 HN") nnK n a (mitsamt Einleitung) ein gegenüber den vorangehenden Visionen neues Element, das auch in der zweiten Hälfte der Visionen im Amosbuche eine dem Inhalt entsprechende steigernde Funktion besitzt (Am 7g und 82). Auch das Element der Gegenfrage des angelus interpres n'pN n s r r n c nSJ~P Kl^n (mitsamt Einleitung V.5a, vgl. V.13a) ist in Sach 4 gegenüber den vorangehenden Visionen neu: Diese Gegenfrage wirkt als retardierendes Moment, 30 das nun zu Erklärende scheint, musikalisch gesprochen, moltissimo misterioso zu sein, dem man sich nicht auf alltägliche Weise nähern darf. 31 Hinzu kommen in der primären Komposition die die erste und letzte Vision als inclusio markierenden Signale, 32 so daß sich in Verbindung mit dem genannten Überschriftensystem die primären Gesichte als Zyklus geben, der innerhalb

(S. 213), so geraten Sach 3 und 4 in den Mittelpunkt der gesamten Komposition der Nachtgesichte (anders S. 269f). Sach 3f als Visionspaar hatte man auch schon früher zuzuordnen versucht (z.B. D. BUZY, RB 15 [1918] 136ff [157ff und 165ff]; H. BLOCHER, ETR 54 [1979] 264ff [264f]). 26 D.F. ROBINSON, AThR 33 (1951) 65ff (69); K. GALLING, Studien etc., 1964, 109ff (124); S. AMSLER, CAT XIc, 2 1988 ('1981), 44; R. HANHART, BK XIV/7, 1990ff, 269f (anders dagegen S. 51. 205ff. 213. 254ff u.ö.); I.WILLI-PLEIN, Art. Sacharja / Sacharjabuch: TRE 29, 1998, 539ff (540); CHR. UEHLINGER, Figurative Policy etc.: VT.S 66, 1997, 297ff (342f u.ö.). - Anders M.H. FLOYD, der 1,-6,5 in l g -3 1 0 und 4,-6 1 5 einteilt (Cosmos and History etc.: Problems in Biblical Theology etc., 1997, 125ff [129ff]). 27 Wären Sach 3 und 4 einander als Paar von vornherein als Mitte des Zyklus konzipiert worden (so R. HANHART, vgl. Anm. 25), wäre ein Überschriftstyp zu erwarten, der sich von dem der anderen Visionen abhebt, aber zugleich Sach 3 und 4 als Paar einander zuordnet. Statt dessen hat in der Endgestalt 3BP1 (4,) im o.g. (S. 62) Verständnis eine sich gegenüber c.3 distanzierende Wirkung. Auch ist der abweichende Überschriftstyp von 4, kein ausreichender Grund für die literarkritische Ausscheidung von V . l . 2 a und f ü r die Annahme einer separaten Entstehung von c. 4 (gegen E.J.C. TIGCHELAAR, Prophets etc.: OTS 3 5 , 1996, 17f). 28

R . HANHART, B K X I V / 7 , 1 9 9 0 f f , 2 7 0 .

29

Vgl. zur traditionsgeschichtlichen Einordnung des Engels E.J.C. TIGCHELAAR, EstB 45 (1987) 347ff und B. ÜFFENHEIMER, JSOT.S 243, 1997, 200ff (216). 30 F. HORST, HAT 14, 2 1954 ('1938), 224; W.A.M. BEUKEN, Haggai etc.: SSN 10, 1 9 6 7 , 2 6 0 ; A . DEISSLER, N E B . A T 2 1 , 1 9 8 8 , 2 8 1 . 31

V g l . ä h n l i c h R . HANHART, B K X I V / 7 , 1 9 9 0 f f , 2 7 0 .

32

Aus den Kommentaren zuletzt H. Graf REVENTLOW, ATD 25,2, 9 1993, 67f.

66

Der exegetische und traditionsgeschichtliche

Befund

einer einzigen Nacht, 33 nämlich der vom 15. Februar 519 (Sach l 7 f) 34 , dem Propheten Sacharja ben Iddo erschienen sein soll ( i l ^ ' p n TPNT; 1 8 ). Für Sach 1-6* hat sich daher mit Recht die Bezeichnung „Nachtgesichte" (vgl. den Terminus rrt7,£? "ptn in Jes 29 7 ) eingebürgert 35 (zur Nacht als Zeit der Offenbarung vgl. [Gen 1512ff] Num 22g.i9f l.Sam 32ff 2.Sam 7 4 Jes 29 7 Hos 4 5 Hi 4i2ff 33i5ff u.ö.). 36 Die Eingangsvision Sach l7ff besitzt dabei die Funktion der Berufung und Autorisierung des Propheten (vgl. S. 44). In welchem Verhältnis hinter dem primären Bestand des Zyklus „echte" Visionen einerseits stehen und wie weit diese andererseits literarisch ausgestaltet worden sind, kann nicht entschieden werden. 37 Daß jedoch die literargeschichtlich bis in die frühpersische Zeit reichende Vision Ez 40-48 besonders umfassend gelehrte Ausgestaltung zeigt, ist kein Grund, den Zyklus der Nachtgesichte Sacharjas für reine literarische Fiktion zu halten (wie besonders von B. Baentsch befürwortet 38 ).

Wenn nun die Einleitung Sach 4i durch die Formulierung „Da kam der Engel, der mit mir redete, zurück"39 einen szenischen Abstand zu den vorangegangenen Visionen impliziert, 40 so hebt sie das Folgende ebenso hervor wie die sich anschließende Aussage „und er weckte mich auf wie einen, der aus seinem Schlafe aufgeweckt wird": Sie kennzeichnet die sich anschließende Vision als in einem besonders hohen Bewußtseinsgrade, 41 als Erwachen aus dem Wachzustande 42 wahrgenommen: Nur in dieser mittleren Vi33

H. FREY, BOT 24, 2 1948 ('1941), 52.

34

A u s n e u e r e r Z e i t : R . HANHART, B K X I V / 7 , 1 9 9 0 f f , 7 8 .

35

Bereits bei M. BAUMGARTEN, Die Nachtgesichte etc.: Bd. 1, 1854, 63ff.

36

V g l . M . BAUMGARTEN, D i e N a c h t g e s i c h t e e t c . : B d . 1, 1 8 5 4 , 6 4 ; J . BELZER, A r t .

Nacht: NBL, Lieferung 10, 1995, 884ff (885). 37 Vgl. K. MARTI, ThStKr 65 (1892) 207ff (208f); A. JEPSEN, ZAW 61 (1945-48) 95ff (97). Vgl. grundsätzlich G. HÖLSCHER, Die Profeten etc.: 1914, 3. 38 ZWTh 50 (1907) 52ff (72); K.GALLING, Studien etc., 1964, 109ff (109. 123ff). Anders J.W. ROTHSTEIN, BWANT 8, 1910, 102f. 39 Zur Philologie vgl. auf S. 62 Anm. 1. 40 Diese Samaritaner, die r Abstand hat aber nichts mit der Einfügung von c.3 einschließlich 3 8ff zu tun. Die Annahme, diejenige Redaktion, die c.3 eingefügt habe, hätte auch 4 l f bearbeitet bzw. eingefügt (F. HORST, EvTh 20 [1960] 193ff [195]), ist komplizierter als die o.g. Deutung. 41 F. HITZIG, KEH 1, 4 1881 ('1838), 347; K. MARTI, ThStKr 65 (1892) 207ff (239); W. NOWACK, HK III/4, 2 1903 ('1897), 357; H. GUNKEL, Die Propheten: 1917, 14f; L. ROST, ZAW 63 (1951) 216ff (= Das kleine Credo etc., 1965, 64ff [64]); R. HANHART, BK XIV/7, 1990ff, 269f; H. Graf REVENTLOW, ATD 25,2, 9 1993, 57; ST.L. COOK, Prophecy etc.: 1995, 131. 42 Die Annahmen von G. HÖLSCHER, Sacharja habe äußere Hautempfindungen während des Schlafes in einem Traum als Berührung durch den Engel interpretiert (Die Profeten etc.: 1914, 52. 339) und von H.W. ROBINSON, Sacharja habe im Halbschlaf „hypnagogic illusions" empfangen (ZAW 41 [1923] l f f [6fj) bzw. er habe einfach nur geträumt (R. NORTH, Prophecy etc.: VT.S 22, 1972, 47ff [71]; zuletzt B. UFFENHEIMER, JSOT.S 243, 1997, 200ff [216]), haben V.l M ( i n j M Iis;.1—lt?!< BTiO) gegen sich.

67

Sacharja 4 (Grundtext)

sion nimmt der Prophet Jahwe selber wahr (s.u.). Die genannten Signale kennzeichnen also Sach 4 innerhalb der primären Nachtgesichte als deren Mitte und Höhepunkt. Versteht man die primären Visionen in Sach h-6% als ein von einer Abend- und einer Morgenvision (6¡ff) definierten System, wäre darüber hinaus Sach 4 als zur Mitternachtszeit geoffenbarte Vision zu verstehen. 43 Der Zeitpunkt der Mitternacht besaß der Anschauung zufolge die qualitative Bedeutung einer Kulmination der Finsternis, von der man die Wendung zum Morgen (~lp3 niüD Ps 46g) erwartete (vgl. Jes 17i2-i4 29,.g [ M t 2 5 6 ] ) . 4 4

2.3.3

Literarkritik

Sach 4 weist bekanntlich an zwei Stellen Signale auf, die Einfügungen als solche kenntlich machen: in V.6-10* und in V.l 1-14. 2.3.3.1 V.6aßyb.7-10 Auf die Redeeinleitung des Deuteengels an den Propheten in V.6aa folgt in V.öaßyb überraschenderweise ein erneut eingeleitetes Jahwewort an Serubbabel, das mit einer Botenabschlußformel in V.6bß ausgeleitet wird. In V.7 findet sich nun Anrede in zweiter Person, während V.8-10, eingeleitet durch eine Wortereignisformel wieder ein Jahwewort erfolgt, das durch ^ n r n r -t\ (V.9 Anfang, V.lOa* Ende) inkludiert 45 wird. In V.lOa* (ab nyntö) folgt erst die nach V.6aa zu erwartende Deutung der „sieben". Durchzogen ist der aus den zwei oder eher den drei Einzelworten V.6aßb.7.8-10a* bestehende sekundäre Passus mit dem Motivwort ^Zililt, das den Abschnitt inkludiert. Mit n'pN-nyatö in V.lOa* und mit V.Yob liegt außerdem die Fortsetzung von V.6aa vor. Seit J. Wellhausen gilt daher Sach 4 6 a p b . 7 . 8 - i o a » als sekundär, 46 ob aus fremder 47 oder Sacharjas eige43 H. GESE, ZThK NF 70 (1973) 20ff (= BEvTh 64, 2 1984 ['1974], 202ff [219]); K. KOCH, UT 281, 2 1988 ('1980), 174. 44 H. GESE, BEvTh 78, '1977, 152ff (191); W.SPEYER, JAC.E 11, 1984, 314ff (= WUNT 50, 1989, 340ff); B. JANOWSKI, Rettungsgewißheit etc.: W M A N T 59, Bd. I: Alter Orient, 1989, 15. 45 M. BUTTERWORTH, Structure etc.: JSOT.S 130, 1992, 122. 46 J. WELLHAUSEN, Die Kleinen Propheten etc.: 4 1963 (= 3 1898, '1892), 182f; A. VAN DERFLIER, ThStKr 1906, 30ff (30f); J.W. ROTHSTEIN, B W A N T 8, 1910,6 u.ö. Aus neuerer Zeit: L.ROST, ZAW 63 (1951) 216ff (= Das kleine Credo etc., 1965, 64ff [65]);

K . ELLIGER, A T D 25/11, DOLPH,

KAT

XIII/4,

3

1 9 5 6 , 1 2 5 f ; K . GALLING, S t u d i e n e t c . , 1 9 6 4 , 1 1 7 . 1 3 7 ; W . R U -

1976,

105.

11 O f f ; O . KEEL,

Jahwe-Visionen

etc.:

SBS 84/85,

1977, 274; S. AMSLER, CAT XIc, 2 1988 ('1981), 92; S. NLDITCH, The Symbolic Vision e t c . : H S M 3 0 , 1 9 8 3 , 9 3 f ; D . L . PETERSEN, O T L , 1 9 8 4 , 2 3 8 u . ö . ; C . L . u . E . M . M E Y E R S ,

AncB 25B, 1987, 242 u.ö.; A. LAATO, Josiah etc.: CB.OT 33, 1992, 231ff (237); H. Graf REVENTLOW, A T D 2 5 , 2 ,

9

1 9 9 3 , 5 6 ; S T . L . C O O K , P r o p h e c y e t c . : 1 9 9 5 , 1 3 2 ; CHR. U E H -

INGER, Figurative Policy etc.: VT.S 66, 1997, 297ff (338); R. RENDTORFF, Theologie etc.

68

Der exegetische und traditionsgeschichtliche

Befund

ner Hand (bzw. der eines engen Schülers) 48 . In neuerer Zeit jedoch melden sich Stimmen aus der literarkritisch arbeitenden Forschung, die, allerdings mit je verschiedener Begründung, Sach 46aßb.7.8-ioa* zum Grundbestand des Kapitels zählen wollen: 1. A.S. van der Woude mit E.J.C. Tigchelaar, 2. C.L. und E.M. Meyers, 3. R. Hanhart, 4. A. Fournier-Bidoz. A.S. van der Woude 4 9 mit seinem Schüler E.J.C. Tigchelaar 50 zufolge fügt sich die Wortoffenbarung V.6aßb.7-9.10a (also einschließlich n ' p K ' n i n B 5 1 ) problemlos in den Zusammenhang ein, versteht man sie nicht nur synchron, sondern auch diachron im Sinne der Einleitung V.6aa als Rede des Deuteengels.52 Dabei sieht van der Woude unter Berufung auf W.A.M. Beuken 53 m r r 131 nt (V.6aß) gerade nicht als trennende Formulierung an (wie die Wortereignisformel), sondern als ein Redesignal, das eine Offenbarung in literarisch durchgängigem Zusammenhange voraussetzt. In Jes 1613 37 22 (= 2.Reg 19 2 i) 2.Reg 9 36 1 512 Jdc 32o lägen seiner Meinung nach Parallelbeispiele dazu vor. 5 4 Diesen mangelt jedoch bei näherem Hinsehen jegliche Beweiskraft: Eine mit dem nach vorne weisenden ¡"IT eingeleitete Formulierung liegt nur in Jes 16 13 und 3722 (= 2.Reg 1921) vor, während 2.Reg 9 36 1512 mit dem zurückverweisenden «Iii beginnen 55 . Die jeweiligen Formulierungen sind außerdem unterschiedlich, im Falle von Jes 16 ]3 37 22 (= 2.Reg 19 2 i) 2.Reg 9 36 1512 zeigen sie durch N.N. 1 3 1 "iBm Verwandtschaft mit der Wortereignisformel, ein Ausdruck, der in Sach 46ap nicht vorliegt. Jdc 3 20a , ist in narrativem Kontexte sogar nur ein kurzes Redezitat, auf das gar keine Rede folgt. Jes 16,3 ist der einzige Beleg in prophetischem Kontexte, allerdings als Unterschrift (TtJQ) zum bis V. 12 reichenden Korpus des Kapitels, gefolgt von dem mit n n y i (also die Wende anzeigend 56 ) eingeleiteten V. 14, so daß Jes 1613f gerade nicht die Kontinuität eines literarischen Zusammenhanges anzeigen, sondern sich als Ergänzung von der Moab-Sammlung

Bd. 1, 1999, 2 8 4 . - Für M.H. FLOYD ist 46_10. literargeschichtlich der Kristallisationspunkt mindestens für die Visionsdarstellung in c. 4 (Cosmos and History etc.: Problems etc., 1997, 125ff [141]). 47

H . WEINEL, Z A W

18 ( 1 8 9 8 ) I f f ( 5 6 ) ; G . FOHRER, K r i t i k e t c . : A r c h ä o l o g i e etc.,

1970, lOlff (107); W.RUDOLPH, KAT XIII/4, 1976, 114f; P.D. HANSON, Israelite Religion etc.: Ancient Israelite Religion etc., 1987, 485ff (497); A. DEISSLER, NEB.AT 21, 1988, 282; H. Graf REVENTLOW, ATD 25,2, 9 1993, 56 („von der Redaktion") 61ff. 48

E . S E L L I N , S t u d i e n e t c . II: 1 9 0 1 , 9 1 ; H . G . M I T C H E L L , I C C ,

2

1937 ('1912),

191;

K. GALLING, Studien etc., 1964, 123f. 137ff; F. HORST, EvTh 20 (1960) 193ff (198) (mit der These, das sekundäre Spruchgut in Sach 1-8 sei den Nachtgesichten vorgegeben gew e s e n ) ; C . L . u . E . M . MEYERS, A n c B 2 5 B , 1 9 8 7 , 2 4 2 ; I. WILLI-PLEIN, A r t . S a c h a r j a / S a -

charjabuch: TRE 29, 1998, 539ff (540f). 49 Die beiden Söhne des Öls etc.: SSN 16, 1974, 262ff (265: „epexegetisch hinzugefügt7" und „inhaltlich im Einklang" mit dem Grundtext); ders., JSOT.S 48, 1988, 237ff (238ff); ders., ZAW 100 Suppl., 1988, 138ff. 50 EstB 45 (1987) 347ff; v.a. ders., Prophets etc.: OTS 35, 1996, 23ff. 51

A . S . VAN DER WOUDE, J S O T . S 4 8 , 1 9 8 8 , 2 3 7 f f ( 2 3 8 f ) .

52

A . S . VAN DER WOUDE, Z A W 1 0 0 S u p p l . , 1 9 8 8 , 1 3 8 f f ( 1 4 3 f f ) .

53

Haggai - Sacharja 1-8 etc.: SSN 10, 1967, 261f.

54

A . S . VAN DER WOUDE, Z A W 100 S u p p l e m e n t u m , 1 9 8 8 , 1 3 8 f f ( 1 4 3 f ) u n d Z i o n a s

Primeval Stone etc.: Text and Context etc., JSOT.S 48, 1988, 237ff (238). 55 In 15 i2 fehlt die Entsprechung zu «in. 56 H.A. BRONGERS, VT 15 (1965) 289ff (299).

Sacharja

4

(Grundtext)

69

Jes 15!-1612 a b s e t z e n . 5 7 N u r s y n c h r o n kann m a n sie als eine Art E p i l o g a u f f a s s e n . 5 8 U n d wenn

s c h o n B e u k e n u n d v a n der W o u d e z u S a c h 4 6 a f ) d i e s e s f o r m a l disparate und ( m i t

A u s n a h m e v o n Jes 16 13f -) d e u t e r o n o m i s t i s c h e V e r g l e i c h s m a t e r i a l anbringen, s o sei es erlaubt, auf die v o n d i e s e n D e u t e r o n o m i s m e n a b h ä n g i g e 5 9 Ü b e r s c h r i f t (!) aus der Priesterschrift m i T m2£ "ItJR " n i n n? h i n z u w e i s e n . D i e s e Ü b e r s c h r i f t markiert innerhalb v o n P a u s s c h l i e ß l i c h sekundäre S t e l l e n , 6 0 die (mit A u s n a h m e v o n L e v 17 2 ) aus f r ü h n a c h e x i l i scher Zeit, a l s o d e m s p ä t e n s e c h s t e n Jahrhundert, s t a m m e n : 6 1 Sach 46aß ist also Überschrift,

die

einen

sekundären

Passus

als solchen

markieren

will.

van der W o u d e v o r g e t r a g e n e A r g u m e n t ist in V . l O a * nach, w e n n m a n den ' Atnäh

eine

Das zweite, v o n

die s e i n e r M e i n u n g

® z u f o l g e v e r s e t z e n w o l l t e , a n a l o g S a c h 1 1 0 2 2 . 4 53.6.8 6 5

nöDKi n 1 ?« h e i ß e n m ü ß t e . 6 2 D a r i n hätte er recht, w e n n nicht hier in c. 4 durch d i e Z w e i teilung d e s V i s i o n s i n h a l t e s e i n S o n d e r f a l l v o r l ä g e . D i e Frage V . 4 b b e z i e h t s i c h auf d i e G e s a m t h e i t d e s G e s c h a u t e n ( v i e l l e i c h t a u c h in V . 5 a ß ) , w ä h r e n d die A n t w o r t in V . 1 0 a * b durch das v o r a n g e s t e l l t e HMDB in d i e Z w e i t e i l u n g der A n t w o r t g e l e n k t wird, auf das e i n den genannten Stellen 110 22i4

53i6.8

65 v ö l l i g a n a l o g formulierter il'pK-Satz f o l g t (vgl. d i e

Ü b e r s e t z u n g auf S. 6 3 ) . E i n s o l c h e s , e i n e m S a t z als S i g n a l v o r a n g e s t e l l t e s W o r t sich e b e n f a l l s in der Stilistik der Priesterschrift in G e n 6 1 7 .2i 9 7

9

17 4

findet

. 15ap 48 5 . 7 . A u c h

müßte van der W o u d e z u g e b e n , daß in V . l O a ill die N e n n u n g d e s S u b j e k t e s g a n z am E n de eigenartig ist. Der Abgrenzung HDD® leitet

die Fortsetzung

der Halbverse

des Grundtextes

in V.10 & ist also der des Kapitels

von

V.öaa

Vorzug

zu

her ein.63

geben, Mit g e -

w i s s e m R e c h t j e d o c h b e m ä n g e l t van der W o u d e , der v o n der k l a s s i s c h e n Literarkritik a n g e n o m m e n e Grundtext v o n S a c h 4 o h n e V . 6 a ß - 1 0 a u n d V . 1 2 enthielte „ e i n e recht

mage-

re Deutung

Visio-

gerade

nen bildete",64

in dem Nachtgesicht,

das die Mitte

der ursprünglichen

sieben

D a b e i ist j e d o c h e i n e r s e i t s z u beachten, daß der s e i n e r z e i t in B e z u g a u f

die Identität der D y a r c h e n v e r s t ä n d l i c h e Grundtext v o n S a c h 4 z a h l r e i c h e , hier z u e n t f a l tende t r a d i t i o n s g e s c h i c h t l i c h e E l e m e n t e v e r b i n d e t und andererseits, daß in der E n d g e s t a l t die R e z e p t i o n d e s G r u n d t e x t e s v o n c. 4 a u c h in t r a d i t i o n s g e s c h i c h t l i c h e r H i n s i c h t d u r c h V o r a n s t e l l u n g v o n c. 3 u n d E i n f ü g u n g v o n V . 6 a ß - 1 0 a und V . 1 2 in c. 4 erleichtert w o r d e n ist ( v g l . S. 2 6 1 f f ) : A u f d i e s e W e i s e tauchten die i m Grundtext v o n c. 4 n i c h t g e n a n n t e n E i g e n n a m e n Josuas u n d S e r u b b a b e l s auf.

57

V g l . d e n K o n s e n s in neuerer Zeit: W . RUDOLPH, Jesaja X V - X V I : H e b r e w and S e -

mitic S t u d i e s etc., 1 9 6 3 , 1 3 0 f f ( 1 3 8 . 141); H. WLLDBERGER, B K X / 2 , 1 9 7 8 , 5 9 8 f . 6 3 0 f ; R.KILIAN, N E B . A T 3 2 , 1 9 9 4 , 113; O.KAISER, A T D

18,

3

1 9 8 3 , 51. 6 2 ; TH.G. SMO-

THERS, J S O T . S 2 3 5 , 1 9 9 6 , 7 0 f f ( 7 5 ) . 58

B . C . JONES, H o w l i n g o v e r M o a b etc.: S B L . D S 157, 1 9 9 6 , 110.

59

TH. POLA, D e r U m f a n g etc.: W M A N T 7 0 , 1 9 9 5 , 1 3 3 f . Anders

K. ELLIGER, H A T 4 ,

1 9 6 6 , 116. 60

E x 1616.23.32 (zur Literarkritik s. TH. POLA, D e r U m f a n g etc.: W M A N T 7 0 , 1 9 9 5 ,

1 3 4 f f ) 3 5 , 4 3 8 2 i L e v 85 9 6 17 2 ( P H ) N u m 4 37 . 41 .45 3 0 2 . 1 7 3 4 2 9 3 6 , 3 . 61

TH. POLA, D e r U m f a n g etc.: W M A N T 7 0 , 1 9 9 5 , 3 0 4 . 3 1 1 . 3 3 0 . 3 4 7 u.ö.

62

A . S . VAN DER WOUDE, Z A W 100 Suppl., 1 9 8 8 , 1 3 8 f f ( 1 4 4 ) u n d Z i o n as P r i m e v a l

Stone etc.: T e x t and C o n t e x t etc., J S O T . S 4 8 , 1 9 8 8 , 2 3 7 f f ( 2 3 8 f . 2 4 3 ) . 63

Zur Literarkritik v o n V . 9 b v g l . S. 108.

64

A . S . VAN DER WOUDE, Z A W 100 Suppl., 1 9 8 8 , 1 3 8 f f ( 1 4 4 ) u n d Z i o n as P r i m e v a l

S t o n e etc.: T e x t and C o n t e x t etc., J S O T . S 4 8 , 1 9 8 8 , 2 3 7 f f ( 2 3 8 ) . S e i n e Frage allerdings n a c h d e m u r s p r ü n g l i c h e n Ort des A b s c h n i t t e s V . 6 a ß - 1 0 a ( J S O T . S 4 8 , 1 9 8 8 , 2 3 7 f f [ 2 3 8 ] ) setzt bereits s e i n e e i g e n e L ö s u n g voraus, da er selber e i n e U m s t e l l u n g nicht erwägt.

70

Der exegetische und traditionsgeschichtliche

Befund

Die von van der Woude und Tigchelaar behauptete Integrität von c. 4 schließt Tigchelaar zufolge nicht aus, daß Sacharja Worte aus V.6aßb.7-9.10a zuvor öffentlich verkündet haben könnte.®5 Ohne diese Einschränkung wäre die These v.a. angesichts von H i n r P B i l (V.9a) auch nicht haltbar. Darüber hinaus, so muß kritisch gesagt werden, wirken die Botenformel V.8 und die Formel V.9b angesichts ihrer Parallelen im Munde des an der Stelle Jahwes stehenden Deuteengels seltsam. Außerdem erscheint der Satz V.lOb 4HI „die Augen Jahwes, sie streifen in der ganzen Welt herum" ohne erkennbaren Bezug zum Kontext. Eine im Endergebnis der These von Van der Woude ähnliche Meinung vertreten (zweitens) C.L. und E.M. Meyers: 6 6 Daß sich das Stück Sach 46aßb 7 8.10a» stilistisch von der Vision abhebt, bezweifeln sie nicht. Allerdings beurteilen sie dieses Phänomen innerhalb von Sach 1-8 nicht mehr als Technik eines Außenstehenden mit fremder Diktion, sondern Sacharjas 67 (oder höchstens eines engeren Schülers von ihm), der zwischen Visions- und Redestil (visionary und oracular style) bewußt wechselt. 6 8 Die Autoren müssen sich jedoch bei aller Richtigkeit ihrer formalen Beobachtungen fragen lassen, warum der Wechsel zum Redestil ausgerechnet nach V.6aa erfolgt und auf diese Weise den Zusammenhang vor dem ersten Höhepunkt des (hier angenommenen) Grundtextes des Kapitels in V.10a*(ab nü3t!)).b offenbar bewußt stört. Wäre nicht die Stellung einer solchen Redeergänzung in primärem Zusammenhang vor V. 11 zu erwarten? 69 Die Position von R. Hanhart (drittens), Sach 4!_!4 entspräche einer ursprünglichen Konzeption, 7 0 weil in den Nachtgesichten grundsätzlich „Gesicht, Deutung und Ausdeutung ... sich gegenseitig" „bedingen"71 verlagert die Literarkritik in die Ebene der Analyse der Komposition der Endgestalt. Dies ist im Falle der Nachtgesichte insofern naheliegend, da (wie noch zu zeigen sein wird 72 ) die Ergänzungen 3 4 pb.7-ioa 4 6 nur kurz nach Entstehung der Primärkomposition eingefügt worden sein müssen. Da sie jedoch auf der Ebene rhetorischer Signale sich von der Primärkomposition abheben (sonst wäre der Grundtext auch nicht rekonstruierbar), ist in der hier vorgelegten Untersuchung die Methodik einer im ersten Schritt zu erarbeitenden literarkritischen Differenzierung und erst in einem zweiten Schritt die synthetische Kompositionsanalyse der methodisch gewiesene Weg. l f f

6a

1 2

9 f f

65 E.J.C. TIGCHELAAR, Prophets etc.: OTS 35, 1996, 24 unter Berufung auf D. BUZY, RB 15 (1918) 136ff (167). 66 C.L. u. E . M . M E Y E R S , AncB 25B, 1987, 242. 67 So bereits D. BUZY, RB 15 (1918) 136ff (167); L.G. RLGNELL, Die Nachtgesichte etc.: 1950, 164f. 68 C.L. u. E . M . M E Y E R S , AncB 25B, 1 9 8 7 , 242. Allerdings ist das von ihnen genannte Kriterium für diesen Redestil, der Gebrauch von m r r (außer in 4 in: 6 7I. . 8 i.i 8 ) eine Selbstverständlichkeit für den prophetischen Redestil in Wortoffenbarungen im Gefolge der deuteronomisch-deuteronomistischen Diktion. 69 Ein formal vergleichbares Beispiel wäre die Einbettung der (älteren) Bileamorakel in einen (jüngeren) Erzählzusammenhang durch dessen „Verfasser" in Num 22-24: Schon durch ihre poetische Gestalt heben sie sich vom Prosazusammenhang ab. Da deren Einfügung aber ein organischer Vorgang durch den „Verfasser" der Erzählung ist, kann, ja muß er sie an der „richtigen" Stelle einsetzen. 70 R. HANHART, BK XIV/7, 1990ff, 246. 271 ff u.ö. 71 S. 272. 72 Vgl. S. 258ff. 261ff. 263ff. 6 a p 8

9

4

8

Sacharja 4 (Grundtext)

71

A. Fournier-Bidoz 7 3 (viertens schließlich) arbeitet einen Aufbau von c. 4 heraus, demzufolge V.4ff und V.6ff parallel konstruiert sind. Dies trifft jedoch auch dann noch zu, wenn V.6aßb.7-10a* und V.12 nicht ursprünglicher Bestandteil des Textes waren. Darüber hinaus wirft die von Fournier-Bidoz behauptete Korrespondenz zweier Antworten in V.4ff mit zwei Fragen in V . l l f f rhetorische Probleme auf.

Die neueren Versuche, Sach 4I_M wesentlich als Einheit zu verstehen, v.a. wenn man in V.10 die masoretische Aufteilung in Halbverse belassen will, 74 kranken methodisch daran, es entweder zu unterlassen, die literarkritischen Beobachtungen innerhalb einer sorgfältigen Aufbauanalyse zu prüfen oder dem Aufbau des in der kritischen Forschung seit J.Wellhausen als Grundtext geltenden Bestandes keinen Sinn abgewinnen zu können. 7 5 In jedem Fall widerlegt die Tatsache, daß auch die Endgestalt eine strukturelle Logik zeigt, nicht die Annahme, daß es innerhalb der Endgestalt Hinweise auf die Erweiterungen durch V.6aßb.7-10a* und V.12 gibt, die es zu beachten gilt. 2.3.3.2 V.12 innerhalb von V. 11-14 Da die Verse 11-14 keinerlei rhetorische Signale zeigen, die diese Verse insgesamt als Ergänzung kenntlich machen würden, 76 die aber besonders angesichts der parallelen Formulierung in V.4f.6aa.l0a*b zu erwarten wären, 77 sind sie mit der Mehrheit der Ausleger en bloc als Teil des Grundtextes zu betrachten. Die Einleitung von Vers 12, T^fC "lONl n 1 ^ wiederholt jedoch unter ausdrücklicher Bezugnahme durch ¡"PDtÖ den Beginn von V . l l . Die Form der mit "HO + Zahlwort einsetzenden Frage von V . l l a a wird darüber hinaus in V.12ba imitiert. Beide Phänomene sind in der Literargeschichte des Alten Testamentes auch anderweitig belegte rhetorische Techniken, die eine Ergänzung kenntlich machen wollen. 78 Darüber hinaus bezieht sich die Frage in V.12 auf in der Visionsbeschreibung

73

A . FOURNIER-BIDOZ, V T 4 7 ( 1 9 9 7 ) 5 3 7 f f .

74

A . S . VAN DER W O U D E , J S O T . S 4 8 , 1 9 8 8 , 2 3 7 f f ( 2 3 8 f ) .

75

So E.J.C. TIGCHELAAR, Prophets etc.: OTS 35, 1996, 19ff. Gegen W.A.M. BEUKEN, Haggai etc.: SSN 10, 1967, 258ff. 263ff. 270ff; TH. CHARY, Courses Bibliques, 1969, 87. Die Meinung von BEUKEN, ITtöH sei in Bezug auf Josua in der Restaurationszeit ein Anachronismus, ist ein Zirkelschluß. 77 Ps 19 ist ein vergleichbares Beispiel, bei dem die Forschung, solange sie Ps 19B für sekundär hielt, nicht erklären konnte, wieso der angebliche Ergänzer durch die mit Ps 19A völlig parallelen Formulierungen den Eindruck einer einheitlichen Konzeption erwecken konnte, zumal man dem Ergänzer unterstellte, er habe Ps 19A inhaltlich mißverstanden. Vgl. zum Problem H. GESE, Die Einheit von Psalm 19: Verifikationen etc., ed. E. Jüngel u.a., 1982, l f f ( = A t l . Studien, 1991, 139ff). 78 Zur Wiederholung einer Redeeinleitung mit RPUT!) als Kennzeichnung einer Ergänzung vgl. Gen 22Uff.i5ff. Die Imitation des umgebenden Primärtextes ist insbesondere ein in den Prophetenbüchern häufiges Phänomen, z.B. Am 56F gegenüber 54F. 76

72

Der exegetische und traditionsgeschichtliche

Befund

V.2f ungenannte Details. Nun könnte man im Falle von V.12 die hier vorliegende Rhetorik auch für eine Absicht des Grundtextes halten, 7 9 zumal sonst eine Deutung der n'pj (V.2) im Grundtext unterbliebe. 80 Ob diese allerdings dafür, was die Verse 10a*b und 14 ausdrücken wollen, nötig ist, wird deren Untersuchung erweisen. 81 In jedem Falle wird man nach der Funktion der Einleitung V.12a zu fragen haben, die sich in einem primären Textgefüge erübrigt, wenn nicht rP]ti> in der Einleitung eines Wortempfanges diesen in ein Handlungsgefüge einbinden soll wie in Jer 13iff und in Jona 3i (zu Hag 22o vgl. S. 159). Dies ist hier jedoch nicht der Fall. V. 12 ist daher sekundär,82 ob von fremder Hand aus erheblich späterer Zeit 83 oder eher ein von Sacharja oder dessen engerer Schülerschaft. 84 H. Gese sieht als Bedeutung von V.12: „erst durch den Tempelkult wird die Verbindung der göttlichen Doxa mit der Erde hergestellt" (H. Gese). 85 2.3.4 Der Aufbau des Grundtextes Der Grundtext (also V.l-5.6aa.l0a* [= ab nantö], b,11.13f) zeigt einen klaren Aufbau, dessen Relevanz hinsichtlich des Inhaltes in diesem Zusammenhang vorzufuhren ist (vgl. zu den folgenden Ausführungen die Tabelle im Anhang): 86 Nach der Einleitung (V.l) zeigt Sach 4 (wie aus den primären Visionen die erste [l7ff]87, die dritte [ 2 ^ ] und die fünfte [5iff])

79 A.S. VAN DER WOUDE, Die beiden Söhne etc.: SSN 16, 1974, 262ff (265ff; allerdings aufgrund einer eigenwilligen Philologie auch bezüglich V.14). 80 R. HANHART, BK XIV/7, 1990ff, 253f. 288f. 81 Vgl. S. 78ff. 82 Vgl. J. WELLHAUSEN, Die Kleinen Propheten etc.: "1963 (= 3 1898), 182; W. NoWACK, HK III/4, 2 1903, 359; A. VAN HOONACKER, EtB, 1908, 618f; B. DUHM, Sonderab-

druck aus der Z A W

1911, 81; E.SELLIN, K A T

XII,

1 9 2 2 , 4 5 2 f ; K . MÖHLENBRINK,

ZDPV 52 (1929) 257ff (261f); F.HORST, HAT 14, 2 1954 ('1938), 224; K. ELLIGER, ATD 25/11, 3 1956, 105. 111; W.A.M. BEUKEN, Haggai etc.: SSN 10, 1967, 263f u.ö.; P.R. ACKROYD, Exile etc.: 3 1976, 192; W. RUDOLPH, KAT XIII/4, 1976, 109; O. KEEL, Jahwe-Visionen etc.: SBS 84/85, 1977, 274; S. NLDITCH, The Symbolic Vision etc.: HSM 30, 1983, 94; D.L. PETERSEN, OTL, 1984, 234ff; C.L. u. E.M. MEYERS, AncB 25B, 1987, 274; M. BUTTERWORTH, Structure etc.: JSOT.S 130, 1992, 120f; H. Graf REVENTLOW, ATD 25,2, 9 1993, 60; J.E. TOLLINGTON, Tradition etc.: JSOT.S 150, 1993, 36f; J. VOß, Die Menora etc.: OBO 128, 1993, 46f; CHR. UEHLINGER, Figurative Policy etc.: VT.S 66, 1997, 297ff (344). Anders J.D. DAVIS, PTR 18 (1920) 256ff (266 Anm. 8); A . S . VAN DER W O U D E , Z a c h a r i a : 1 9 8 4 , 9 3 f ; R . HANHART, B K X I V / 7 , 1 9 9 8 , 2 5 3 . 83

84

D . L . PETERSEN, O T L , 1 9 8 4 , 2 1 5 . 2 3 7 et

al.

C.L. u. E.M. MEYERS, AncB 25B, 1987, 265ff. 274 et al. 85 H. GESE, ZThK 70 (1973) 20ff (= BEvTh 64, 2 1984 ['1974], 202ff [210 Anm. 39]). 86 Der hier herausgearbeitete Aufbau wird durch Beobachtungen von A. FOURNIERBIDOZ bestätigt (VT 47 [1997] 537ff [537-539]). 87 Die Zweiteilung in Sach l 7 f f wird durch den Gebrauch des Stichwortes i~lK~l in V.8 und 9 signalisiert.

Sacharja 4 (Grundtext)

73

zwei Hauptteile, nämlich Beschreibung (V.2f) und Deutung (V.4f.6aa. 10a*b.l 1.13f) der Vision. Der Beschreibungsteil wird durch das Stichwort n'pJ (V.2ba und 3ba) inkludiert. Während die beiden Sinnzeilen in dem sich mit Details der beschäftigenden Versteil 2b mit n B N l " ^ enden, beginnt die zweite der genannten Sinnzeilen mit dem Zahlwort Hin® (mit Kopula), so daß der mit Q\3t2h eingeleitete V.3 an die vorangehende Zeile anknüpft. Dies ist deshalb hervorzuheben, da genau diese beiden Zahlen (nun breviloquent ohne Nennung des Gezählten) das literarische Ziel des ganzen Abschnittes, V.lOa* und V.14 (ohne ~l?3K'_1), jeweils einleiten. Für die Thematik der hier vorgelegten Untersuchung ist in Sach 4 die Gestaltung des zweiten Hauptteiles (V.4f.6aa.l0a*b./11.13f) von größter Wichtigkeit: Es liegt hier nämlich die Form der rhetorischen Duplib?% vor.89 Während die erste Hälfte der Duplik, V.4f.6aa.l0a*b, die sieben (mal sieben) Leuchten von V.2bcc2ß erläutern (vgl. die Aufnahme von ilinty in V.lOa*), erklären V.11.13f als zweite Hälfte der Duplik die beiden Ölbäume aus V.3 (vgl. die Aufnahme von D,n\T-n in V.l Iba, abgekürzt in V.14a [ohne ION'"!]). Daß die Erläuterung des Geschauten nicht in einem einzigen Gang erfolgt, hat inhaltliche Gründe. Zunächst sei auf die formalen Parallelen und Unterschiede der Hälften hingewiesen: Kennzeichnend sind die den Beginn der jeweiligen Hälfte signalisierenden, stark betonten 90 Einleitungen durch "IQNI (V.4aa / IIa 9 1 ) und die den Abschluß der jeweiligen Hälfte anzeigenden, formal einander genau entsprechenden Verse 10a*b /14 (ohne ""lOR5")): Sie zeigen als formale Struktur: (Zahlwort/n'PK 92 ) + N.N. + Partizip + (,..93) + f-lKn-^S 9 4 . Außer Beginn und Abschluß des Abschnittes sind auch die auf diese Weise umschlossenen Sinnzeilen jeweils einander zugeordnet: die Frage des Propheten (V.4b / IIb); die Einleitung der Gegenfrage des Deuteengels (V.5aa / 13aa); bis auf grammatisch bedingte Differenzen identisch sind 5aß.b/ 13aß.b; auch die Einleitung der jeweils abschließenden Antwort des Deuteengels (V.6aa / 14a [nur ~lQN'_"l]).

88

Zum Begriff vgl. S. 56 mit Anm. 48. Daher ist auch die Annahme nicht richtig, die Fragen V.5.11f würden planvoll den Einsatz von V.6ab.7-10a* rahmen (gegen C.L. u. E.M. MEYERS, AncB 25B, 1987, 240090 Vgl. die Übersetzung dieser Verse auf S. 63f. Diese Betonung ist auch im Rahmen der o.g. (S. 63) hervorgehobenen Mittelstellung dieser Gottesvision zu verstehen. 91 In V.l l a gegenüber V.4a auf das für das Verständnis Notwendige reduziert. 92 In V . l 4 a in umgekehrter Reihenfolge. 93 V.lOb: 3; V.14b: • p i i r ' ? « . 94 Hinsichtlich YIIJN-^D V.10b.14 vgl. wenigstens M. BUTTERWORTH, Structure etc.: JSOT.S 130, 1992, 119f. 89

74

Der exegetische und traditionsgeschichtliche

Befund

Jede rhetorische Duplik macht gerade auf die kleinen, um so mehr hervortretenden Differenzen zwischen ihren einander zugeordneten Hälften aufmerksam: Daß die Frage des Propheten in V.4b wesentlich kürzer ist als in V . l l b , kann nur bedeuten, daß sich die Frage in V.4b auf die gesamte Szenerie von V.2f bezieht. 95 V . l l b dagegen bezieht sich ausdrücklich auf den nach V.4f.6aa.l0a*b noch nicht erklärten Teil der Vision, die beiden Ölbäume (dies zeigt sich in der Aufnahme der entscheidenden Motivwörter von V.3b 96 ). Daß die Einleitung V.6aa ausführlicher ist als das einfache "lQN'1 in V.14, kann allerdings nicht nur (wie zuvor im Falle von V.4a/ IIa) als eine Reduktion auf das für das Verständnis Notwendige erklärt werden, sondern hier scheint auch eine inhaltliche Gewichtung vorzuliegen: Während das große Scheu ausdrückende 'PK H?iO „Da hob ich an und sprach zu (N.N.)" (V.4a, vgl. V . l l a ) im Munde des Propheten im Kontexte dieser einzigen Gottesvision innerhalb der Nachtgesichte verständlich ist, so übernimmt nun der Deuteengel selber eine scheue Haltung, wenn er vor der Deutung des Leuchters diese Redeweise des Propheten übernimmt. Dagegen genügt vor der Deutung der Ölbäume als menschliche „Söhne des Öls" in V.14 ein einfaches "lö^'l! Hier liegt innerhalb der Duplik fast ein Kontrast vor: So sehr die bei dem „Herrn der ganzen Welt" stehenden „Söhne des Öls" durch die Form der Duplik Jahwe selber auf ein und derselben Ebene zugeordnet werden, so sehr werden sie durch diesen Gegensatz der Einleitungen in V.6aa und dem banalen in V.14 doch von Jahwe in gewisse Distanz gesetzt. 97 Daß in V.10a*b Jahwe auf die Welt hin ausgerichtet ist und in V.14 die „Söhne des Öls" auf Jahwe, unterstreicht die vorangehenden, sich mit der Form des Grundtextes beschäftigenden Ausführungen. Sie sind im Folgenden unter den Gesichtspunkten der Realienkunde und besonders der Traditionsgeschichte weiter zu verfolgen. 2.3.5 Die Bedeutung des Leuchters und der Augen Jahwes (V.2.10a. *b.l4) Während einige Vertreter der älteren Exegese und diejenigen der neueren Auslegung, die eine vorexilische Datierung der Priesterschrift annehmen, wohl unter dem Eindruck der (v.a. in V.2bßy 23ff l.Reg 42-6 auch die Oberpriester (bzw. auch andere Priester) genannt sind, stellen den König als Tempelherren heraus. Die Absetzung Abjatars durch Salomo in l.Reg 226f unterstreicht die Vollmacht des Davididen über die bzw. den Oberpriester. Der Satz „die Söhne Davids schließlich waren Priester" in 2.Sam 8igb als Abschluß 167 der Liste des „Kabinetts" Davids 2.Sam 8isff (in V.l la waren Zadok und Abjatar als oberste Priester genannt) zeigt nur in Jfl diese inhaltliche Brisanz: Sowohl in den Versionen (außer der Vulgata) als auch in der Chronikparallele (l.Chr I817) erscheint der Satz entschärft. Das und die sachliche Parallele Jdc 175 sprechen für ein in die frühe Königszeit zurückreichendes überlieferungsgeschichtliches Alter dieses Satzes. 168 2. Die Initiative für Kultreformen geht dem DtrG zufolge stets von dem jeweilig regierenden König aus, 169 während die Ausführung, sofern berichtet, dem Oberpriester anvertraut wird (l.Reg 1228ff 1631 ff [Israel]; l.Reg 159ff 2.Reg 125ff löioff 184 21 4ff 234ff [Juda] mit den entsprechenden Parallelen in der Chronikdarstellung). 170 Dabei spielt die Fraglichkeit der Historizität der genannten Reformen keine Rolle: Historisch greifbar ist in jedem Falle in den Darstellungen des DtrG von Joasch bis zu Josia die Hoheit der Davididen über den Jerusalemer Tempel. 3. König Usia muß wegen der ausbleibenden Heilung seiner in officio ausgebrochenen Hautkrankheit von der aktiven Regentschaft zurücktreten und bis zu seinem Tode in einem separaten Gebäude wohnen (2.Reg 155; die Darstellung der Konfrontation Usias während einer sakralen Handlung mit der Priesterschaft in 2.Chr 26i6ff scheint Ursache und Wirkung zu verwechseln). Eine pragmatische Lösung, derzufolge er etwa nur das Politische verwaltet und auf das Kultische eben verzichtet, kam offenbar nicht in Frage: Hier wird deutlich, daß wenigstens bei Usia, wahrscheinlich aber bei allen Davididen das Politische von der Funktion des obersten Priesters nicht trennbar war. 166

H.J. STOEBE, KAT VIII/1, 1973, 395. Vgl. auch CHR. RIEPL, Sind David und Saul berechenbar? ATSAT 39, 1993. 167 H.J. STOEBE gehört der Satz zum Text (KAT VIII/2, 1994, 258f), für eine Glosse hält ihn dagegen T. VEIJOLA, Die ewige Dynastie etc.: AASF 193, 1975, 124. 168

169

H . J . STOEBE, K A T V I I I / 2 , 1 9 9 4 , 2 5 9 .

R.H. LOWERY, The Reforming Kings etc.: JSOT.S 120, 1991, 210. Vgl. G.W. AHLSTRÖM, Royal Administration etc.: Studies in History of the Ancient Near East 1, 1982, 65ff; R.H. LOWERY, The Reforming Kings etc.: JSOT.S 120, 1991 (passim). 170

86

Der exegetische und traditionsgeschichtliche

Befand

4. Dem Davididen wird im Rahmen seiner Inthronisation, die an der Gihon-Quelle stattfindet (l.Reg l33.38ff Ps HO7) und anschließend auf dem Zion ihren Abschluß erhält, Ps IIO4 zufolge (im Tempel) erklärt: „Du bist Priester auf ewig nach der Ordnung Melchisedeks". Der als literarische Einheit aufzufassende Ps 110 ist als Komposition nachexilisch entstanden (S. 99 mit Anm. 257), jedoch erlauben die in diesem Psalm selektierten und in ihrer Reihenfolge reorganisierten liturgischen Elemente Rückschlüsse auf wichtige Aspekte des vorexilischen Inthronisationsrituals. M. Karrer sieht daher in Ps 1104 den stärksten Ausdruck „eines sakralen, priesterlich tätigen Königs" „in Judäa".111 Die Fragen nach dem historischen und literargeschichtlichen Ort von Ps 1104 werden in der neueren Forschung jedenfalls äußerst unterschiedlich beantwortet. 172 St. Schreiner 173 sieht umgekehrt eine aktive Partizipation des Königs am Kult vorexilisch nur in Ausnahmefallen gegeben. Es kam dem König dabei jedoch keine priesterliche Qualität zu. „Nachdem bekanntlich alle Hoffnung auf eine Wiedereinrichtung des davidischen Königtums sich durch den Tod Serubbabels zerschlagen hatte, gewann Josua, der zunächst als Oberpriester neben Serubbabel gewirkt hatte (Hag. i 1, ii 2,4; Sach. iv 14 u.ö.), dann als der Hohepriester nicht nur an geistlicher Würde, sondern auch an politischer Bedeutung",174 Im Rahmen dessen wurde St. Schreiner zufolge nicht nur Sach 6t,ff auf Josua alleine hin bearbeitet, sondern in Ps 110, dessen Grundbestand (V. 1-3.5-7 in einem nicht mehr genau rekonstruierbaren Wortlaut) aus der frühen Königszeit stammte, wurde V.4aß.b in kompositionell durchdachter Weise ergänzt. - Die Deutung der von St. Schreiner auf S. 217 seines Aufsatzes genannten alttestamentlichen Belege ist jedoch zu prüfen. 1 7 5 Die hier vorgelegte Analyse von Sach 3 bestätigt die Ausführungen von St. Schreiner zur Entstehung und Bedeutung der Priestersalbung (auf S. 219 seines Aufsatzes; vgl. in dieser Untersuchung S. 173ff und S. 102).

Die Meinung von R. Wonneberger: „Salomo schwingt sich ... nämlich zum Herrn über den Kult auf und gerät so in gefährliche Konkurrenz zu Jahwe"176 erscheint vor dem hier skizzierten religionsgeschichtlichen und sozialgeschichtlichen Hintergrunde als sehr problematisch. Im Gegenteil: Für die hier zu vertiefende Auslegung von Sach 4 ergibt sich, daß die Funktion 171 M. KARRER, Der Gesalbte etc.: FRLANT 151, 1991, 148. So auch M. NOTH, Gott, König, Volk etc.: ZThK 47 (1950) 157ff (183) (= TB 6, 3 1966 [' 1957], 188ff [219] = WdF 633, 1991, 157ff [187f]). 172 Vgl. K. KOENEN, Gottesworte etc.: BThSt 30, 1996, 33ff (35 mit Anm. 12). 173 Psalm CX und die Investitur des Hohenpriesters: VT 27 (1977) 216ff. 174 S. 219. 175 Zu l.Sam 2 35f vgl. S. 92ff; zum späten Text 2.Chr 26i 6ff vgl. S. 85; zu Sach 414 war gerade die kultische Bedeutung des Leuchters herausgestellt worden (S. 76f); zum späten Text Jer 33 17f innerhalb der in der Septuaginta fehlenden Komposition Jer 33, 4f f )9ff vgl. S. 96ff; zum Levibund Sir 45] 5f und dem mit ihm verwandten Pinchas-Bund in Sir 452s vgl. S. 97 und 220. 176 R. WONNEBERGER, Redaktion etc.: FRLANT 156, 1992, 254.

Sacharja 4 (Grundtext)

87

des Davididen Serubbabel, (zusammen mit dem Hohenpriester Josua) den Kult zu ermöglichen, sich grundsätzlich im Rahmen der vorexilischen Rolle des davidischen Königs als des Tempelherren bewegt. Es ist diese Bedeutung in Sach 4 auf die Dyarchie übergegangen. 2.3.6.2 Historisches zum Hohenpriester Josua ben Jozadak Das Proprium von S a c h 4 3 ] 1 M, die dyarchische Nebenordnung von König und Priester, wird nun im folgenden vor dem Hintergrunde der Gestalt Josuas ben Jozadak und seiner Amtsbezeichnung „Hoherpriester" beleuchtet. Historisch ist hinsichtlich des Hohenpriesters Josua somit zweierlei zu erörtern: Seine genealogische Stellung und sein Amt als Hoherpriester. Das letztgenannte bedarf über das hier Vorzutragende hinaus im Rahmen der Exegese von Sach 3 (vgl. S. 173ff) weiterer Vertiefung.

Der außer für den Protagonisten des Josuabuches, Josua bin Nun, auch f ü r andere Gestalten im AT 1 7 7 belegte hebräische Nominalsatzname SJIOin1 (in ES), Schönheit sei dir, o Altar!" durch das Volk galt m Suk IV,5 zufolge dem eigens anläßlich des Laubhüttenfestes geschmückten Altar. Die Exklamation Sach 4 7bp besitzt also in jedem Falle einen liturgischen Charakter. 126

119

H. GUNKEL, Die Psalmen etc.: (HK) 6 1986 (= 4 1929), 508; H.-P. MÜLLER, THAT II, '1976, 701 ff (708) (Eckstein); E. ZENGER, Ich will die Morgenröte wecken etc.: Herderbücherei 8811, 1991, 124; R. HANHART, BK XIV/7, Lieferung 4, 1994, 248f u . ö . ; M . BERDER, L a p i e r r e e t c . : E t B 3 1 , 1 9 9 6 , 1 4 6 . 120 R. MASON, The Messiah etc.: JSOT.S 270, 1999, 338ff (343ff). Anders A. DEISSLER, NEB.AT 21, 1988, 281 („Reminiszenz" an die vorexilische Königssalbung). 121

W . NOWACK, H K I I I / 4 ,

2

1 9 0 3 ( ' 1 8 9 7 ) , 3 6 0 ; E . SELLIN, K A T X I I , 1 9 2 2 , 4 5 6 ; a u s

neuerer Zeit R. HANHART, BK XIV/7, Lieferung 4, 1994, 283; H. Graf REVENTLOW, A T D 25,2, 9 1 9 9 3 , 62. 122

Eine Verbindung dieses Rufes mit Ps 1 1823 zu sehen (so M. BERDER, La pierre etc., EtB 31, 1996, 143 et al.), erscheint sehr hypothetisch. 123

S. AMSLER, C A T X I c , 2 1 9 8 8 ( ' 1 9 8 1 ) , 9 4 ; D . L . PETERSEN, O T L , 1 9 8 4 , 2 4 2 .

124

C . L . u . E . M . MEYERS, A n c B 2 5 B , 1 9 8 7 , 2 4 9 .

125

R . HANHART, B K X I V / 7 , L i e f e r u n g 4 , 1 9 9 4 , 2 8 2 .

126

C.L. u. E.M. MEYERS, AncB 25B, 1987, 248f; A. LAATO, ZAW 106 (1994) 53ff (63) und A Star etc.: Intern. Studies in Formative Christianity and Judaism 5, 1997, 199f.

Sacharja

46_l0a•

123

2.4.5.3 Von der Grundsteinlegung zur künftigen Vollendung (V. 8.9a.l0a*) Das Hauptproblem von V.lOa* besteht in der Bestimmung der Semantik des Begriffes V n s n "|3Kn. Ein Stein aus Blei 1 2 7 kann nicht gemeint sein, denn ,JBlei" wird in Sacharja 5 7 f n~lDi) genannt. 128 Bei der Bedeutung , M e ß s t e i n " 1 2 9 wäre das deutlichere n"p|7t!;a (2.Reg 2113 Jes 27n) zu erwarten. Die terminologische Differenz gegenüber rHÖNin ]3Kn in V.7b und das Verständnis von H D 1 in V.9a als Perfekt 130 erlauben nicht, auch in ^ " n n "jliicn den Grundstein zu sehen. 131 Die Hypothese eines Grenzsteins nach Vorbild der mesopotamischen kudurru-SteineU2 ist von ungesicherten Prämissen hinsichtlich des hier vorauszusetzenden Land-Verständnisses bestimmt (S. 1 1 5 f ) . Dagegen beruht die Deutung als „Stein der Aussonderung",133 also ,yAbschlußstein" auf dem etymologischen Hintergrund von 'Pin. 1 3 4 Die „ausgesonderten" Orakelsteine aus dem priesterlichen Pektorale 135 kommen allerdings dafür schon deswegen nicht in Frage, weil diese in der nachexilischen Zeit in der Praxis keine Rolle mehr spielten. 136 Was sollte ein solcher Stein auch in der Hand des Davididen Serubbabel? Bei der Annahme der regulären Bedeutung von ^"HB, „Zinn" 1 3 7 (aber meist im Sinne eines Meßsteins verstanden, s.o.), bleibt mangels eindeutiger altorientalischer Parallelen und traditionsgeschichtlicher Vorgaben in Juda der Sinn eines solchen metallenen Abschlußsteines offen. 1 3 8 Mit R. Hanhart ist 3 hier vielmehr im Sinne des ,^4bschließens, Vollendens einer Sache" zu verstehen, zumal *?~I3 im mischnischen Hebräischen und im

127

B. DUHM, Sonderabdruck aus der ZAW 1911, 80; H.G. MITCHELL, ICC, 2 1 9 3 7 ('1912), 191 ("plummet"); K B L 3 106; É. LLPINSKI, V T 20 (1970) 25ff (33). 128 Anders B. HALPERN, C B Q 40 (1978) 167ff (180). 129 E.E. LE BAS, P E Q 83 (1951) 139ff (148ff) (mit Verweis auf A m 7 7 f f ); A.S. KAPELRUD, ThWAT I, 1973, 50ff (52); R.L. SMITH, Word Biblical Comm. 32, 1984, 2 0 3 ; D.J.A. CLINES, The Dictionary etc.: Vol. 1: 1994, 113 und Vol. 2: 1994, 95. 130 Gegen E. SELLIN, Studien etc. II: 1901, 92f. 131 S. AMSLER, CAT XIc, 2 1988 ('1981), 94. Gegen E. SELLIN, Studien etc. II: 1901, 93F; B. HALPERN, CBQ 40 (1978) 167ff (169f). 132 E. SELLIN, JBL 50 (1931) 242ff (246ff); ders., ZAW 59 (1942/43) 59ff (59. 67ff). 133 So auch A. VAN HOONACKER, EtB, 1908, 616 ("pierre réservée"), allerdings unter Gleichsetzung mit n!£>«hn p K H in V.7b. 134 W. RUDOLPH,'KAT XIli/4, 1976, 111; GD 1. Lieferung, 1987, 125; R. HANHART, BK XIV/7, Lieferung 4, 1994, 252. 285f. 135 K. GALLING, Serubbabel etc.: Studien etc.: 1964, 127ff (144ff). 136 Dies gibt K. GALLING selber zu (S. 145). 137 A. PETITJEAN, Les oracles etc.: 1969, 236; B. HALPERN, CBQ 4 0 (1978) 167ff (171); S. AMSLER, CAT XIC, 2 1988 ('1981), 95; D.L. PETERSEN, OTL, 1984, 2 3 7 f f (243); C.L. u. E . M . MEYERS, A n c B 25B, 1987, 253f; D.J.A. CLINES, The Dictionary etc.: Vol. 1: 1994, 113 und Vol. 2: 1994, 95; A. LAATO, ZAW 106 (1994) 5 3 f f ( 6 6 f ) . 138

Dies geben auch C.L. u. E.M. MEYERS, AncB 25B, 1987, 253f und A. LAATO, ZAW 106 (1994) 53ff (66 mit Anm. 44) zu.

124

Der exegetische und traditionsgeschichtliche

Befund

Aramäischen die Bedeutung „ablassen, aufhören zu arbeiten" annimmt. 1 3 9 Ob sich dieser "THan durch seine Heiligkeit gegenüber den nicht mehr benötigten, „profanen" Steinen auszeichnet oder ob Sach 4ioa* als Gegenstück zur Grundsteinlegung eine Feier des Abschlusses der Bauarbeiten voraussetzt: Wie der Ruf FT1? ]n ]!"! durch das Volk liturgisch die Grundsteinlegungszeremonie begleiten soll (V.7b), so wird auch der Bauabschluß liturgisch begangen worden sein. Der Sinn von 10a* wäre also: Wer auch immer die unscheinbaren Anfänge der Bauarbeiten seit der 40 Grundsteinlegung gering geachtet hat (im Sinne von Hag und Esr 312; vgl- Sach 8gff), wird sich (am Tage der Vollendung) durch seine Wahrnehmung (nK~l) des Abschlußsteines in der Hand Serubbabels freuen. Die Gestalt Serubbabels steht über der gesamten, durch Grundsteinlegung und Abschlußzeremonie definierten Zeit der Bauaktivität. Wenn das „Finden", die Identifikation des original salomonischen Grundsteins durch Serubbabel persönlich in V.7b nicht wörtlich genommen sein will, sondern Serubbabel als Bauherr oder Schirmherr der Unternehmung fungiert, könnte auf dieser Ebene nicht auch der in V.9a. 10a* angekündigte Abschluß der Bauarbeiten durch Serubbabel zu verstehen sein? In diesem Falle kann die fehlende Erwähnung Serubbabels (und auch Josuas) in der Darstellung der Tempelweihe, konkret in Esr 6 1 6 , nicht als Hinweis auf ein vorzeitiges, unrühmliches Verschwinden Serubbabels gewertet werden: In Esr 52 waren Serubbabel und Josua als Protagonisten der prophetisch durch Haggai und Sacharja angeregten (Esr 5i) Bauaktivität vorgestellt worden. Die Formulierung „seine Hände werden es" (nach vollzogener Gründung durch seine Hände) „auch vollenden" in V.9a will nicht Wert auf den Abschluß der Bauaktivität durch Serubbabel (und keinen anderen) legen, sondern geht implizit auf die „Verachtung der kleinen Anfänge" (V.lOa*) durch einige Individuen aus den eigenen Reihen ein. Diese Geringschätzung kann sich kaum auf den Charakter der vom Volk mit jubelnder Akklamation begleiteten, feierlichen, liturgisch vollzogenen öffentlichen Grundsteinlegungszeremonie beziehen (V.7b; Esr 31 ob i 1), sondern auf die nicht ganz zu Unrecht aufgekommene Befürchtung, die ganze Aktion könne unvollendet bleiben, der ruinierte (vgl. 3~in in H a g I4.9.11) Zustand des Tempelplatzes mit seinem nackten Felsen könne höchstens in eine Bauruine verwandelt werden (ein Gedanke, den die Darstellung in Esr 1-6 durch Einschaltung retardierender Momente abzuwehren bemüht ist). Die feierliche öffentliche Grundsteinlegung erhält ihre Bedeutung nur von einer Vollendung des Tempels in naher Zukunft her. Auf Grund dieser

139

R. HANHART, BK XIV/7, Lieferung 4, 1994, 252.

140

K. MARTI, K H C , 1 9 0 4 , 4 1 5 ; H . G . MITCHELL, I C C ,

DOLPH, K A T X I I I / 4 , 1 9 7 6 , 114 ei al.

2

1 9 3 7 ('1912), 191; W. RU-

Sacharja

46.,0ll.

125

Logik erfordert die Grundsteinlegung durch Serubbabel als Thema prophetischer Ankündigung (Sach 46apb.7) zugleich die Betonung, es werde der genannte Serubbabel auch die Vollendung der Bauaktivität besiegeln. Die Endgestalt von V.6aßb.7-9.10a* bietet also nicht ein prophetisches Protokoll von der Suche des Grundsteins über die Grundsteinlegung bis zur Vollendung des Tempels, sondern hebt formal und inhaltlich die Grundsteinlegung als Mittelpunkt mit dem entscheidenden „davor" und „danach " hervor: Sie erhält einerseits ihre Bedeutung aus der Vorgeschichte der Grundsteinlegung, weil bereits Suche und Identifikation des original salomonischen Grundsteins durch Serubbabel von Jahwes Geist bewirkt worden sind (und damit auch der ganze Tempelbau). Die Grundsteinlegung erhält andererseits von der Vollendung des Baus in der nahen Zukunft (durch Serubbabel und nicht erst in einigen Jahrzehnten) her ihre in der Gegenwart positiv zu verstehende Bedeutung - andernfalls gäbe es bei der Deponierung des Grundsteins ja nicht viel zu feiern. Auffallig (und im folgenden traditionsgeschichtlich zu untersuchen) ist dabei das Insistieren auf der Gestalt Serubbabels. 2.4.5.4 Zusammenfassung Sach 46apb.7-9.ioa* ist die einzige Stelle innerhalb der überlieferten Prophetie Protosacharjas, in der der Eigenname „Serubbabel" erwähnt wird. Serubbabel steht in diesen sekundären Versen formal und inhaltlich sogar im Mittelpunkt. Das Thema dieser Verse ist nicht der Tempelbau allgemein, sondern das die positive Bedeutung der feierlichen und öffentlichen Grundsteinlegung erst definierende „davor" und „danach". Dabei sind Form und Inhalt des zwei- bzw. dreiteiligen Wortes aus der Zeit vor der Tempelweihe auf das engste mit der Gestalt Serubbabels verknüpft: Das „Motto" V.6 stellt im Sinne der transformierten Herrschaftskonzeption Jesajas, Jeremias und Ezechiels samt deren Schulen den Verzicht auf politische Maßnahmen sicher, wie sie dann beim Mauerbau Nehemias wieder zu Tage treten (vgl. Neh 4öff). Auch wenn durch die Suche nach dem Grundstein des salomonischen Tempels und der exakten Wiederherstellung der Dimensionen auf dem heiligen Platz auf die Kontinuität zum Vorgängergebäude der größte Wert gelegt wird, ist Serubbabel dennoch kein zweiter Salomo. Der Tempelbau wird vielmehr - wie durch die geistbegabten Handwerker in der PStiftshüttenperikope - als eine vom Geist Jahwes bewirkte Größe vor sich gehen. Es schrumpft einerseits der Trümmerberg zur Ebene, wenn Serubbabel, durch den Geist Jahwes bevollmächtigt, diesem sonst unüberwindbarem Berg scheinbar mühelos den nicht mehr in situ sich befindenden Grundstein des salomonischen Tempels entnimmt und ihn feierlich an seinem alten Platz wieder deponiert, anderseits wird umgekehrt proportional am definitiven Abschluß der Bauarbeiten die einstige Geringschätzung der

126

Der exegetische und traditionsgeschichtliche

Befund

äußerlich kümmerlichen Anfänge der Bautätigkeit durch einige der freudigen Wahrnehmung des „Abschlußsteins" aller weichen. Es liegt nicht der Akzent darauf, daß Serubbabel auch den Abschluß der Bauaktivität vornimmt, sondern daß die feierliche und öffentliche Grundsteinlegung nur dann eine entsprechende Bedeutung in der Gegenwart hat, wenn die Bauaktivität in naher Zukunft zu einem glücklichen Abschluß gelangt. Es kommt also Serubbabel hier nur in Verbindung mit dem Tempelbau, genauer: nur mit der Grundsteinlegung in den Blick. Er ist der Schirmherr des Tempelbaus, weil er den Grundstein gelegt hat. Alles andere, was man von einem wiedergekehrten David oder Salomo in einem politischen Sinne erwarten müßte, z.B. eine weitreichende territoriale Restitution Judas inklusive Edoms, wie sie in (der noch zu untersuchenden Stelle) Am 9nf in einem Atemzuge mit der Wiederherstellung des Tempels genannt wird (vgl. S. 152), findet in Sach 46aßb.7-9.ioa* keine Erwähnung. 2.4.6

Zum historischen und traditionsgeschichtlichen Sach 46aßb. 7-9.10a*

Hintergrund

von

In den vorangegangenen Ausführungen zu Sach 46apb.7-9.ioa* war notwendigerweise von der Gestalt Serubbabels, der Suche nach dem Grundstein und dessen feierlicher Deponierung durch Serubbabel und einer auf die Grundsteinlegung und deren Vorgeschichte fixierte Bedeutung Serubbabels die Rede gewesen. Dabei war aus Gründen der Transparenz der historische (einschließlich der genealogischen Bedeutung Serubbabels) und der weitere traditionsgeschichtliche Hintergrund dieser Größen noch nicht behandelt worden. Dies wird im folgenden nachgetragen: Welches historische Bild von Scheschbazzar, Serubbabel und den Ereignissen zwischen 538 und 515 v. Chr. läßt sich v.a. aus Esr 1-6 und den Genealogien der Chronikdarstellung ermitteln? Mißt das Haggaibuch Serubbabel eine über die Grundsteinlegung des Tempels hinausgehende, herrschaftsideologische Bedeutung zu? Auf Grund welcher religions- und traditionsgeschichtlicher Hintergründe ist ein legitimer davidischer Kronprinz als Bauherr der Tempelerrichtung notwendig? 2.4.6.1 Historisches zur Gestalt Serubbabels 2.4.6.1.1 Serubbabel als Davidide (l.Chr 3 i t ; Hag 2 f f ) Die über die Königszeit hinaus in die frühpersische Zeit führende Genealogie der Davididen l.Chr 3iojf nennt in V.19 Serubbabel als erstgeborenen 141 K)

20

141 "10K in l.Chr 3 17 (in ® unübersetzt) als Personennamen aufzufassen und entsprechend auch iD3 als Glosse oder Verderbnis aus i"liD3 annehmen zu müssen (S. JAPHET, OTL, 1993, 99f), ist trotz der Belege dieses Eigennamens in Ex 624 l.Chr 67 (8 22) eine ge-

127

Sacharja 46.Wa'

Sohn Pedajas, der laut iW wiederum ein Sohn Jojachins ist (V.17). Die Herkunft Serubbabels aus dem spätvorexilisch regierenden Zweig der Davididen setzt auch Hag 220-23 voraus (vgl. S. 157ff), 142 faßt ihn aber wie Esr 32.8 5 2 Neh 12i Hag 1 U 2 2 2 und wie l.Chr 3 ] 9

163

Hag 2 3 zu sein 374 ). 375 Man dachte also nicht im Entferntesten an die Restitution eines politischen Königtums, zugleich ist man jedoch beim Anblick der Fundamente des Ausbleibens einer königlichen Gestalt bewußt geworden (darauf geht dann der an Serubbabel, Josua und das Volk gerichtete promissionale Zuspruch Hag 2 4 5* ein). Schließlich ist auf die unhaltbare historische Voraussetzung hinzuweisen, Haggai habe die Wirren im Zusammenhang mit dem Thronwechsel von Kambyses zu Darius für die Gelegenheit gehalten, wieder ein souveränes judäisches Königtum zu errichten (vgl. S. lff. 113f): Im zweiten Jahr des Darius (Hag Ii) war diese Gelegenheit bereits verstrichen 376 (Behistun § 13377; vgl. Sach 1„). Man sollte darüber hinaus nicht übersehen, daß die hier (wie noch deutlicher in Hag 2 6a 378 ) ausgedrückte Naherwartung der eschatologischen Welterschütterung 379 der Erwählung Serubbabels gegenüber den 374

C.L. u. E.M. MEYERS, AncB 25B, 1987, 72f, weisen mit Recht daraufhin, daß der salomonische Tempel in seiner Endphase ab dem Beginn des sechsten Jahrhunderts vergleichsweise öde und leergeraubt gewesen sein muß. Hag 23 reflektiert also nicht eine Kritik der ästhetischen Qualität des Neubaus, die zudem in dieser Bauphase der Arbeit an den Fundamenten noch nicht erkennbar gewesen sein kann. - Das in Esr 312a* (lege 1-QD3 pro n o ' 3 ; vgl. A.H.J. GUNNEWEG, KAT XIX/1, 1985, 74) genannte Weinen ist dagegen Ausdruck von Rührung (im Unterschied zu Hag 2 3 fehlt hier ein Begründungssatz: Erst die Glosse crPj"'l}Z rP3n ilj am Ende von Esr 3i 2aa trägt mit Hag 2 3 harmonisierend das Motiv der Enttäuschung nach). 375 Gegen P.F. BLOOMHARDT, HUCA 5 (1928) 153ff (155. 167 u.ö.), der im Tempelbau nur die Voraussetzung der Restitution des Königtums sieht. Auch die Behauptung von G. WLDENGREN, man habe beim Wiederaufbau des Tempels auf Grund der Serubbabel betreffenden messianischen Hoffnung gleich auch den angrenzenden Palast rekonstruiert (The Persian Period: Israelite and Judaean History, 3 1990 [' 1977], 489ff [521]), findet sich in keiner der derzeit bekannten Quellen angedeutet. Dagegen wohnte später ein Davidide im Sinne des ezechielischen Verfassungsentwurfes gegenüber dem Osttore des Tempels (vgl. S. 193). 376 Es paßt die Ankündigung Hag 26f 2\t nicht in eine Zeit, in der man Nachrichten von Aufständen im Perserreich hört (vgl. J. WELLHAUSEN, Die Kleinen Propheten etc.: 3 1898 ['1892], 175). 377 TUAT 1/4, 1984, 426 gibt als umgerechnetes Datum der Beseitigung Gaumätas den 29.9.522 an, während Hag 2 i m 2 o f i auf den 18.12.520 datiert sind (vgl. Anm. 6 auf S. 39); vgl. E. SELLIN, KAT XII, 1922, 415; E. KÖNIG, Die messianischen Weissagungen etc.: ' 1 9 2 3 ( v g l . 3 1 9 2 5 ) , 2 6 2 ; H . W . WOLFF, B K X I V / 6 , 1 9 8 6 , 7 9 . 378 K1?"! ÜS?Q fehlt in (8 und ist möglicherweise textkritisch sekundär (A. VAN HOONACKER, EtB, 1908, 562 et al.), jedoch könnte die Textkürzung in 3 (V.8b und 9a) und nan (V.9ba) beginnende Zeilen ein. 32 Insgesamt zeigt die Struktur Visionsbericht (V.l-3), reinigende Handlung (V.4f) und abschließende Jahwerede als Höhe- und Zielpunkt (V.6f und 8ff) formale (und inhaltliche, s.u.) Verwandtschaft mit Jes 6.33 Mit Sach 3 vergleichbar sind mindestens hinsichtlich des programmatischen Charakters der jeweiligen Jahwerede der Grundtext von Ez lf und die zur Jahwerede führenden Strukturen in P (Ex 24i5*_i8*25i und Ex 4034a-35Lev Ii 34 ). Wie in den priesterschriftlichen Jahwereden an Einzelne, besonders Gen 17 und Ex 62ff,35 weist auch Sach 3 keine Antwort 31

M. BUTTERWORTH findet darüber hinaus in V.7 auf Grund von Motivwörtern eine konzentrische Struktur (Structure etc.: JSOT.S 130, 1992, 1 lOff [115f]). 32 E.E. LE BAS, PEQ 82 (1950) 102ff (108f) beachtet das dreifache NAN als inhaltlich relevantes Signal. 33 Vgl. zu Jes 6 zuletzt TH. PODELLA, Das Lichtkleid etc.: FAT 15, 1996, 187ff; J. BARTHEL, Prophetenwort etc.: FAT 19, 1997, 66ff (73ff zur Struktur); F. HARTENSTEIN, Die Unzugänglichkeit Gottes etc.: WMANT 75, 1997, 30ff; J.M. VINCENT, Das Auge hört etc.: BThSt 34, 1998, 43ff. 34 Vgl. besonders B. JANOWSKI, Sühne etc.: WMANT 55, 1982, 303ff. 313f. 35 Vgl. zu diesem Phänomen der „Theozentrizität" TH. POLA, Der Umfang etc.: WMANT 70, 1995, 96. 122ff. 295.

178

Der exegetische und traditionsgeschichtliche

Befund

der betroffenen bzw. angeredeten Gestalt, also Josuas (und seines Priesterkollegiums), auf.36 2.5.4

Literarkritik

Sach 3i setzt, wie auf S. 64 herausgestellt worden ist, das Kapitel von den einleitenden Formulierungen der übrigen Visionen in den Nachtgesichten ab: Es ist auch inhaltlich eine Größe sui generis innerhalb der Visionen, da nur in c. 3 mit dem Hohenpriester Josua eine historische Gestalt innerhalb des geschauten Geschehens auftritt.37 Der Deuteengel ("'S " l l i n ^jN'pan) fehlt daher,38 statt seiner tritt (neben Jahwe selber) in V.lf und 5f der aus Sach I N F bereits bekannte H T T P " ^ K ' P G auf.39 Darüber hinaus wird das Thema der „Entsündigung" des Landes visionär innerhalb der Nachtgesichte in Sach 5 iff.5ff entfaltet,40 ohne daß es literarische Bezüge (als direkte Rückverweise oder parallele Formulierungen) zwischen den Kapiteln 5 und 3 gäbe. Einigen Exegeten genügten jedoch diese Phänomene nicht, um Sach 3 für sekundär innerhalb der Nachtgesichte zu halten. 4 1 Vielmehr stehen diese Ausleger im Banne entweder verschiedener Umstellungshypothesen 4 2 oder angeblicher Parallelen zwischen Kap. 3 und 4, 4 3 so daß im zweiten Falle Sach 3 und 4 als das Zentrum bereits des ursprünglichen Visionszyklus angesehen werden mußten. 4 4 Allein die verschiedentlich genannte Prämisse, die in Sach 3 9 4 7 1 0 genannten Steine bezeichneten (auch wegen der Nennung

36

,J?s ergeht eine Erklärung in Vollmacht, wirksam wie ein Schöpfungswort oder ein Weiheakt" (J. G A M B E R O N I , ThGl 70 [1980] 58ff [70]). 37 Anders M. BlC, Die Nachtgesichte etc.: BSt 42, 1964, 32f. 38 Sach 1 9 1 4 22 4 4f 5s.io 64f. 39 H. GESE, ZThK NF 70 (1973) 20ff (= BEvTh 64, 2 1984 ['1974], 202ff [207]); N . L . A . T I D W E L L , JBL 94 (1975) 343ff (345ff). 4 0 H . E W A L D , ThStKr 1 (1828) 338ff (351); J.W. R O T H S T E I N , Die Nachtgesichte etc.: B W A N T 8, 1910, 88. 106; K. ELLIGER, ATD 25/11, 3 1956 (vgl. 1 1950), 122 et al. 41 Vgl. die Liste in Anm. 2 4 auf S. 6 4 ; dazu R . H A N H A R T , B K X I V / 7 , 1 9 9 9 , 1 7 6 u.ö. 42 Auswahl: A. V A N H 0 0 N A C K . E R , EtB, 1908, 604. 612; B. D U H M , Sonderabdruck aus der ZAW 1911, 78; H . G . M I T C H E L L , ICC, 2 1937 ('1912), 147; E . S E L L I N , KAT XII, 1922, 443ff. 453ff; ders., JBL 50 (1931) 242ff (247); ders., ZAW 59 (1942/43) 59ff (76); R.T. S I E B E N E C K , CBQ 19 (1957) 312ff (321). 43 So besonders H. E W A L D , ThStKr 1 (1828) 338ff (349ff); C.F. KEIL, B C III/4, 3 1888 ('1866), 552ff; K . M A R T I , ThStKr 65 (1892) 207ff (235); ders., KHC XIII, 1904, 408; W. N O W A C K , HK III/4, 2 1903 ('1897), 352; W.A.M. B E U K E N , Haggai etc.: SSN 10, 1967, 282f; R.L. S M I T H , Word Biblical Commentary 32, 1984, 199; R. H A N H A R T , BK XIV/7, 1999, 254ff u.ö. 44 Daß Sach 3 in der Endgestalt der Nachtgesichte die Funktion besitzt, vor der feierlichen Präsentation der Dyarchie in c. 4 (besonders in V.14) die Integrität des Hohenpriesters Josua sicherzustellen, kann nicht bestritten werden (vgl. u.a. D. B U Z Y , R B 15 [1918] 136ff [157ff. 165ff]; H. BLOCHER, E T R 54 [1979] 264ff [264f]; zuletzt R . R E N D TORFF, T h e o l o g i e etc. Bd. 1, 1999, 283).

Sacharja 3

179

von sieben A u g e n in 3 9 und 4i 0 ) eine sachlich identische Größe, 4 5 versperrte den Blick für die literarkritisch relevanten Signale.

Sieht man Sach 3 als Ergänzung zu den Nachtgesichten an, so ergibt sich die Alternative, ob die Vision vom Propheten selber oder einem seiner Schüler oder von erheblich späterer Hand ergänzt worden ist. Die erste Möglichkeit war in der Forschung häufiger erwogen worden, da die Konzentration auf den Hohepriester Josua alleine die Revokation der dyarchischen Konzeption bedeute und das angenommene Verschwinden Serubbabels voraussetze (vgl. Anm. 180 auf S. 19). Die hier befürwortete Datierung, also die Bestimmung des literargeschichtlichen Verhältnisses von Sach 3 zum Grundbestand der Nachtgesichte, ergibt sich aus der Untersuchung des Kapitels (vgl. S. 221): Es ist daher im folgenden zunächst auf die wichtigsten literarkritischen Einzelprobleme in Sach 3 und das dahinter stehende methodische Problem einzugehen. 46 2.5.4.1 Zu V.l-4 H.G. Mitchell nahm an, es sei in V.l als Subjekt hinter "OK "PI das Tetragramm ausgefallen. 47 Abgesehen davon, daß das Zustandekommen von Jflfl nicht erklärt werden kann, ist es möglich, daß „Jahwe" das Subjekt von •'pNI.'.T ist, ohne daß dies eigens ausgedrückt wäre: Die änigmatische Formulierung in V. 1 ist (im Unterschied besonders zu 23) als literarkritisches Signal zu verstehen, das c. 3 von den übrigen Nachtgesichten abheben will. Da J. Morgenstern die Hypothese vertrat, der Titel ^iliin ]niDH sei frühestens in den Elephantine-Papyri belegt (408 v. Chr.) und erst in der hellenistischen Zeit in das seinerzeit vorliegende Alte Testament eingedrungen, 48 muß er die Belege in Sach 3i.g für sekundär halten. 49 Weil H.-G. Schüttler m n 1 "^K1??? aus Sach 3jff völlig eliminieren möchte, muß er dies außer in V.l auch in V.3 tun, wobei er die Verse 5 und 6f ohnehin für sekundär hält. 50 Ähnlich wie bei Morgenstern liegt der Literar45 K. MARTI, ThStKr 65 (1892) 2 0 7 f f (210f); A. VAN HOONACKER, EtB, 1908, 6 1 4 ; K. FULLERTON, AJSL 37 ( 1 9 2 0 ) l f f (46f); K. GALLING, ZMRW 4 6 ( 1 9 3 1 ) 193ff (206); E. SELLIN, JBL 50 ( 1 9 3 1 ) 2 4 2 f f (244); W. DOMMERSHAUSEN, TThQ 148 (1968) 3 2 1 f f (335); E. LIPINSKI, V T 2 0 (1970) 2 5 f f (25ff); besonders A.S. VAN DER WOUDE, JSOT.S 48, 1988, 2 3 7 f f (237. 240ff). Anders H. GESE, ZThK N F 7 0 (1973) 2 0 f f (= BEvTh 64, 2 1984 ['1974], 2 0 2 f f [210 Anm. 38]). 46 Die Literarkritik v o n H. SCHMIDT (ZAW 54 [1936] 4 8 f f ) , derzufolge Sach 3 das Ergebnis der Zusammenarbeitung zweier voneinander unabhängiger Texte sei, nämlich V . l - 5 b a . 6 . 7 a . 8 a ß . 9 und V.5bß.8ace.7b.8b.l0, blieb in der Forschung ihrer niedrigen Plausibilität w e g e n ohne positive Rezeption. 47 48 49 50

H.G. MITCHELL, ICC, 2 1937 ('1912), 153. J. MORGENSTERN, AJSL 55 ( 1 9 3 8 ) l f f . 183ff. 3 6 0 f f (360). S. 3. 190f. H.-G. SCHÖTTLER, T T h S t 43, 1987, 92-94.

180

Der exegetische und traditionsgeschichtliche Befund

kritik von Schöttler eine übergeordnete Synthese zu Grunde und nicht ein dem Text entnommenes, literarkritisch relevantes Signal. Im Banne von J. Wellhausen suchte die Forschung (meist mit der Begründung, daß Jahwe in V.2a nicht von sich selber in dritter Person sprechen könne), vor das erste Tetragramm in V.2aa zu ergänzen. 51 Doch ist das nomen divinum in dritter Person in Jahwereden belegt - innerhalb von Sach 1-6 in 6i 2 f. 52 Jffl ist daher (mit der Mehrheit innerhalb der neueren Forschung) zu belassen. 53 Vor allem fand der Hinweis von F. Hitzig wenig Beachtung, demzufolge ¡Tin1 ^K'PQ den offenbaren Gott selber repräsentiert, so daß im Text als Subjekte m / P "^N'pa und m / P ohne sich ausschließende inhaltliche Verschiebung wechseln können. 5 4 Einige Vertreter der älteren Forschung hielten auf Grund der Annahme von Dittographie Teile aus V.2aa.ß für sekundär. 55 Doch ist eine solche Epanalepse bei Sacharja ( n p ^ in 6iof; vgl. die Anadiplose in 6i2b.i3a) und in der nachexilischen Poesie (z.B. Ps 93i_4 96 7 n [ = 98g], vgl. Cant 1]5) nicht ungewöhnlich. Die Epanalepse will hier dem „Schelten" Jahwes Nachdruck verleihen: Der Gebrauch eines Synonyms von wird in der zweiten Hälfte vermieden, um die Formulierung gegenüber dem terminus technicus (s.u.) nicht abzuschwächen. J. W. Rothstein hielt V.3b für eine aus V.l entlehnte Hinzufügung. 5 6 Da er auch n a i ) m m ^¡rt'pai in V.5b und m / P ^jX'pa in V.6 strich, 57 in V.4a

51

J. WELLHAUSEN, Die Kleinen Propheten etc.: "1963 ['1892], 181; W. NOWACK, HK III/4, 2 1903 ('1897), 353; K. MARTI, KHC XIII, 1904, 409 (anders gegenüber 1892); J.W. ROTHSTEIN, BWANT8, 1910, 89f; H.G.MITCHELL, ICC, 21937 ['1912], 153; E . SELLIN, K A T X I I , 1 9 2 2 , 4 4 3 ; K . GALLING, Z M R W 4 6 ( 1 9 3 1 ) 1 9 3 f f ( 1 9 9 ) ; A . JEPSEN,

ZAW 61 (1945-48) 95ff (102); K. ELLIGER, ATD 25/11, 3 1956, 119; R.T.SIEBENECK, CBQ 19 (1957) 312ff (319); S. AMSLER, CAT XIC, 2 1988 ('1981), 78; D.L. PETERSEN, O T L , 1 9 8 4 , 1 8 6 ; A . DEISSLER, N E B . A T 2 1 , 1 9 8 8 , 2 7 8 . 52

In der gelegentlich als Beispiel aufgeführten Stelle Am 54.6 ist V.6 jedoch sekundär; vgl. zuletzt J. JEREMIAS, ATD 24,2, 1995, 59ff und FAT 13, 1996, 198ff (210f). 53 Vgl. die in Anm. 1 auf S. 173 genannten Vertreter. 54 F. HITZIG, KEH 1, 4 1881 ('1838), 343; vgl. H.EWALD, ThStKr 1 (1828) 338ff (350); K. MARTI, ThStKr 65 (1892) 207ff (240). 55 B. DUHM streicht das erste Tetragramm in V.2act (Sonderabdruck aus der ZAW 1911, 79); K. GALLING, ZMRW 46 (1931) 193ff (199) (Streichung des zweiten Tetragramms in V.2a und Streichung von t|3 ilirP I U P ] so daß nur „ei schelte dich der Jerusalem Erwählende" übrig bleibt); A. JEPSEN, ZAW 61 (1945-48) 95ff (102); F. HORST, HAT 14, 21954 ('1938), 218 (besonders tiefe Eingriffe durch Streichung von " niiT in V.2aa, so daß der Ankläger das Subjekt wird, durch Ersatz des zweiten durch ]nän, schließlich durch Streichung des Tetragramms in V.2aß aus metrischem G r u n d e ) ; W . RUDOLPH, K A T X I I I / 4 , 1 9 7 6 , 9 2 ( w i e D U H M ) ; H . - G . SCHÖTTLER, T T h S t 4 3 ,

1987, 88 (V.2aa und ß sind ab "lür sekundär). 56 J.W. ROTHSTEIN, BWANT 8, 1910, 90f (so auch E. SELLIN, KAT XII, 1922, 445; H.-G. SCHÜTTLER, TThSt 43, 1987, 89). - H.G. MITCHELL, ICC, 2 1937 ('1912), 153 und

Sacharja 3

181

dagegen nach "jU'.T (mit £9) ¡"11 ¡T ergänzte, 58 ist seine Absicht, den Text glätten zu wollen, offensichtlich. Auch die von A. Jepsen vorgeschlagene Umstellung von V.3 vor V.2 59 im Rahmen seiner sonstigen Umstellungen 60 und die am weitesten gehende Annahme von K. Elliger, V.3 sei insgesamt sekundären Charakters, 61 fragen nicht nach Zustandekommen und Selbstverständnis der Endgestalt. Vielmehr scheinen diese Hypothesen auf Grund an den Text herangetragener logischer Kriterien entwickelt worden zu sein. Es besteht daher kein Anlaß dazu, an der Zugehörigkeit von V.3 zum Grundtext des Kapitels zu zweifeln. In V.4b nahm insbesondere die ältere Forschung sowohl Anstoß an der Deklaration fjrha ^ ü a HiO 62 als auch an der bereits auf S. 173 im Rahmen der Textkritik besprochenen Formulierung ^HK ÜS.'T'ni und suchte diese meist an den Imperativ in V.4a anzupassen. Die genannte Deklaration fallt jedoch dann nicht mehr formal aus dem Text heraus, wenn sie als Gottesrede verstanden wird und man in ^nK ÖS'prn eine Fortsetzung des promissionalen Stils der Deklaration sieht. 63 2.5.4.2 Z u V . 5 Mit Recht hat man das überraschende Eingreifen des Propheten in die Handlung als Fremdkörper im Text empfunden. Dabei ist nicht die Tatsache entscheidend, daß sich der Prophet Jahwe gegenüber wie beispielsweise Arnos im ersten Visionspaar (Am 7\.s) zu Wort meldet (dort jedoch in

K. ELLIGER, ATD 25/11, 3 1956 (vgl. '1950), 119, lesen - ebenfalls glättend - m r r ^N1??? statt ^sj'pan. 57

58

J . W . ROTHSTEIN, B W A N T 8, 1 9 1 0 , 9 9 f .

S. 90. A. JEPSEN, ZAW 61 (1945-48) 95ff (102). 60 Vgl. S. 102f. 61 K. ELLIGER, ATD 25/11, 3 1956 (vgl. 1 1950), 119. 62 J. WELLHAUSEN, Die Kleinen Propheten etc.: "1963 ['1892], 181; W. NOWACK, HKIII/4, 2 1903 ('1897), 354 (einschließlich der Einleitung V"7I< IOK'1); K. MARTI, KHC XIII, 1904, 409 (weil das von ihm angenommene Subjekt des Engels Jahwes keine Sünden vergeben könne); J.W. ROTHSTEIN, BWANT 8, 1910, 92; H.G. MITCHELL, ICC, 2 1937 ('1912), 151. 153 (einschließlich der Einleitung V ^ "IHN'!); A. LODS, Les origines etc.: Mélanges etc., Bd. 2, 1939, 649ff (650); aus neuerer Zeit wieder P.L. DAY, An Adversary etc.: HSM 43, 1988, 107ff (110). - A. VAN HOONACKER, will dagegen V.4act hinter V.5 umstellen (EtB, 1908, 607), E. SELLIN hinter die Botenspruchformel V.7aa (KAT XII, 1922, 446), A. JEPSEN hinter V.5bß (ZAW 61 [1945-48] 95ff [102]). 63 Vgl. in der Ära nach Wellhausen B. DUHM, Sonderabdruck aus der ZAW 1911, 79; K. GALLING, ZMRW 46 (1931) 193ff (198); F. HORST, HAT 14, '1938 (vgl. 2 1954), 221; W.A.M. BEUKEN, Haggai etc.: SSN 10, 1967, 282ff und alle philologischen Kommentare und Beiträge seit W. RUDOLPH (KAT XIII/4, 1976, 97). 59

182

Der exegetische und traditionsgeschichtliche

Befund

der Form einer Fürbitte!), 64 sondern daß er sowohl in Anwesenheit Jahwes bzw. des ihn vertretenden Engels als auch eigenmächtig einen Befehl an den himmlischen Thronrat erteilt. 65 Mit textkritischen Änderungen ist das Problem jedoch nicht aus der Welt geschafft, da auch die Stellung der Ausführung des auf den Turban bezogenen Befehls in V.5ba vor der Ausführung des zuvor in V.4aß ergangenen „Investitur"-Befehls in V.5bß 66 als Signal beachtet sein will. 67 Die ältere Forschung half sich daher wieder mit Umstellungshypothesen. 68 Zwei rhetorische Signale erweisen jedoch V.5a.ba als sekundär.69 Einerseits durchbricht in Jil "1QK1 mit dem Propheten als Subjekt (vgl. Anm. 6f auf S. 173) den formalen Rahmen von 3iff, andererseits unterbrechen V.5a.ba als eine in sich geschlossene Einheit (Auftrag und Ausführung) den in V.4by gegebenen Auftrag, der erst in V.5bß, also nach V.5a.ba, ausgeführt wird. Hinzu kommt (drittens) in der Endgestalt das sachliche Problem der Bekleidung mit Gewändern nach Aufsetzen des Turbans (dies führte in der Septuagintatradition zur erleichternden Umstellung der Sätze). 70 Die Ergänzung will angesichts der Bezüge von V.9 besonders zu Ex 2 836ff innerhalb von Sach 3g-io (s.u.) die entsprechende Vorschrift hinsichtlich des Turbans aus Ex 28 in die „Investitur" in Sach 3i_4.5bß.6f nachtragen. Auf diese Weise will diese Ergänzung Sach 3g_[o noch enger mit Sach 3i-4.sbp.6f verklammern, als dies zuvor im Grundtext besonders durch V . l a a / 8 a a der Fall gewesen ist. Mit N.L.A. Tidwell 71 ist dabei anzunehmen, daß der für die Einfügung von V.5a.ba Verantwortliche (hinter dem eine entsprechend anerkannte Schultradition gestanden haben muß) im Sinne von Jer 23i6ff der Meinung war,

64

So N.L.A. TIDWELL unter Verweis auch auf Jes 6¡¡ und 40 6 . (JBL 94 [1975] 343ff [343. 348ff]). Ähnlich W. HARRELSON, Erls 16 (1982) 116*ff (117*); C.L. u. E.M. MEYERS, AncB 25B, 1987, 190f; H. Graf REVENTLOW, ATD 25,2, 9 1993, 53. 65 Ein solcher „Zwischenruf (sie L.G. RLGNELL, Die Nachtgesichte etc.: 1950, 117; so ähnlich noch C.L. u. E.M. MEYERS, AncB 25B, 1987, 190f) trägt moderne egalitäre Verhältnisse ein. 66

B . D U H M , S o n d e r a b d r u c k Z A W 1 9 1 1 , 7 9 ; W . RUDOLPH, K A T X I I I / 4 , 1 9 7 6 , 1 0 0 .

67

Die Ausfuhrung in Lev 8 7 . 9 zeigt die Reihenfolge: leinenes Gewand, Gürtel, Obergewand, Ephod, Pektorale, Turban, Stirnblatt. - Die Behauptung von W. RUDOLPH, die ipsissima vox der Visionsschilderung sei die Ursache für die merkwürdige Reihenfolge (KAT XIII/4, 1976, 97), überzeugt wegen ihrer Trennung von Form und Inhalt nicht. 68 H.G. MITCHELL, ICC, 2 1937 ('1912), I52f; E. SELLIN, KAT XII, 1922, 447. 69 Trotz der Änderung von IG1»^ "lONl in ID1®1! bereits von J.W. ROTHSTEIN erwogen (BWANT 8, 1910, 91-93). Mit anderen Argumenten hält H.-G. SCHÖTTLER V.5 insgesamt für sekundär (TThSt 43, 1987, 91-93). 70

J. ZIEGLER, S e p t u a g i n t a e t c . X I I I ,

in den Haupttext übernommen. 71 JBL 94 (1975) 343ff (348 u.ö.).

2

1 9 6 7 ( ' 1 9 4 3 ) , 2 9 6 ; b e i A . RAHLFS ( 1 9 3 5 ) s o g a r

183

Sacharja 3

Sacharja selbst sei als Prophet (und zugleich Priester) Mitglied des himmlischen Thronrates gewesen12. Es muß offen bleiben, ob in V.5a.ba durch das im Alten Testamente nur noch in Jes 322 vorkommende n i s ' j n o absichtlich der Terminus (statt flSISÖ) gewählt worden ist, 73 da ebenfalls in der Liste des Frauenschmucks Jes 3 lgf f, dort in V.23, gebraucht wird.

Die Versuche, hinter V.5by, iniöa'p.'l,74 ein Adjektiv wie C l i n a 75 einzufügen oder niä'pnä zu konjizieren, 76 erübrigen sich, da hier nicht die extreme Stringenz der priesterschriftlichen Ausführungsberichte 77 zum Maßstab gemacht werden kann: Es versteht sich von selbst, daß mit dem Ergebnis der „Investitur" der diametrale Gegensatz zu den „schmutzigen" Kleidern von V.3f gemeint ist. Auch V.5by nirP wirkte auf die ältere Exegese erratisch. Änderungen, 78 Umstellungen 79 und Streichungen 80 waren vorgeschlagen wurden, doch liegt weder auf philologischer Ebene noch auf literarkritischer ein entsprechender Hinweis darauf vor (vgl. S. 174 mit Anm. 9).

72

Vgl. B.J.SOMMER,

JBL

115 ( 1 9 9 6 )

31ff (42 mit A n m .

4 2 ) ; R . MASON,

The

Messiah etc.: JSOT.S 270, 1999, 338ff (343). B. HALPERN, CBQ 40 (1978) 167ff (168) findet in der von ihm für primär gehaltenen Formel des Sendungserweises das Sacharja als Mitglied des himmlischen Thronrates legitimierende Signal. 73 Vgl. D.L. PETERSEN, OTL, 1984, 198, der aus Jes 3 den Kontext des Jom-Jahwe hier assoziiert sehen will. 74 W. RUDOLPH liest o n j a n IJÇ-p. (KAT XIII/4, 1976, 92f). Sekundär ist V.5by für B. DUHM, Sonderabdruck aus der ZAW 1911, 79; K. ELLIGER, ATD 25/11, 3 1956 (vgl. ' 1 9 5 0 ) , 1 1 9 f ; H . - G . SCHÜTTLER, T T h S t 4 3 , 1 9 8 7 , 9 4 . 75

J. WELLHAUSEN, Die Kleinen Propheten etc.:

KHCXIII,

4

1963 ['1892], 181; K. MARTI,

1 9 0 4 , 4 0 9 f ; J . W . ROTHSTEIN, B W A N T 8, 1 9 1 0 , 9 8 ; H . G . M I T C H E L L ,

ICC,

2

1937 ('1912), 153; H.-J. HERMISSON, Sprache etc.: WMANT 19, 1965, 91 Anm. 2; S. AMSLER, CAT XIC, 2 1988 ('1981), 78. 76 A. LODS, Les origines etc.: Mélanges Syriens etc., Bd. 2, 1939, 649ff (650); F. HORST, HAT 14, '1938 (vgl. 2 1954), 220. 77 78

V g l . d a z u T H . POLA, D e r U m f a n g e t c . : W M A N T 7 0 , 1 9 9 5 , 1 1 6 f f . J. WELLHAUSEN, D i e K l e i n e n P r o p h e t e n e t c . : " 1 9 6 3 [ ' 1 8 9 2 ] , 1 8 1 ; W . NOWACK,

HK III/4, 2 1903 ('1897), 354; K. MARTI, KHC XIII, 1904, 410; B. DUHM, Sonderabdruck a u s d e r Z A W 1 9 1 1 , 7 9 ; H . G . MITCHELL, I C C ,

2

1 9 3 7 ( ' 1 9 1 2 ) , 1 5 3 ; E . SELLIN, K A T X I I ,

1922, 447 und JBL 50 (1931) 242ff (245); K. GALLING, ZMRW 46 (1931) 193ff (202); A. JEPSEN, ZAW 61 (1945-48) 95ff (102); F. HORST, HAT 14, '1938 (vgl. 2 1954), 220. 79

B . D U H M , Sonderabdruck aus der Z A W

1911, 79; H.G.MITCHELL, ICC,

2

1937

('1912), 152f. 80 J.W. ROTHSTEIN, BWANT 8, 1910, 98f; K.GALLING, ZMRW 46 (1931) 193ff (202); H. SCHMIDT, ZAW 54 (1936) 48ff (49); P.L. DAY, An Adversary in Heaven etc.: HSM43, 1988, 1 0 7 f f ( l l l ) .

184

Der exegetische und traditionsgeschichtliche

Befund

2.5.4.3 Zu V.6f Obwohl V.6f formal und inhaltlich keinen Anlaß daraufbieten, sie teilweise81 oder ganz für sekundär zu halten, ist dies von einer Forschungsminderheit - im zweiten Fall meist infolge übergeordneter Hypothesen 82 - behauptet worden. 2.5.4.4 Zu V.8-10 Auch im Falle von V.8-10 waren entweder spezielle vorgegebene Synthesen oder die hohe Gewichtung der angeblich fehlenden Kohärenz dieser Worte die Gründe dafür, V.8-10 insgesamt83 (doch auch die Gegenmeinung wurde bzw. wird unter den literarkritisch arbeitenden Exegeten vertreten84) für sekundär zu erklären. Vor allem die beiden, mit "'S eingeleiteten Sätze in V.8, hinsichtlich der npift ^ K 8 5 und in V.8b hinsichtlich des „Sprosses",86 schienen keinen Zusammenhang zu bilden. Auch V.9aaß

81

K. GALLING, ZMRW 46 (1931) 193ff (203; V.7aaß); P.L. REDDITT, NCBC, 1995, 64f (V.7ay8). - F. HORST befürwortete die Umstellung von V.7b hinter V.5 (HAT 14, 1 1938, 220f; es ist mit V.7b kein genereller Zutritt gemeint). 82 W.A.M. BEUKEN, Haggai etc.: SSN 10, 1967, 296ff. 303ff (der Vergleich mit Jer 33,4.22 erweist V.6f als „levitisch"); D.L. PETERSEN, OTL, 1984, 202. 207 (in V.6f.9 wird Josua ein genereller Zugang zum himmlischen Thronrat eröffnet); H.-G. SCHÜTTLER, TThSt 43, 1987, 92f (V.5.6f dienen der Einführung des Jahweengels in V.l, der auch dort sek. ist, vgl. S. 94); J.E. TOLLINGTON, Tradition etc.: JSOT.S 150, 1993, 41 (unsicher); ST.L. COOK, Prophecy etc.: 1995, 136 (V.6-10 sind ergänzt). Gegen die Abtrennung von V.6f äußert sich besonders N.L.A. TIDWELL, JBL 94 (1975) 343ff (354f). 83 J.W. ROTHSTEIN, BWANT 8, 1910, 87f; K. FULLERTON, AJSL 37 (1920) lff (46); E. SELLIN, KAT XII, 1922, 419f. 453ff (jedoch von Sacharja selber stammend; anders ders. in: JBL 50 [1931] 242ff); J. MORGENSTERN, AJSL 55 (1938) lff. 183ff. 360ff (188; Grundtext = V.l-8a); L.G. RLGNELL, Die Nachtgesichte etc.: 1950, 126. 142; F. HORST, HAT 14, '1938 (vgl. 2 1954), 223 (älterer Spruch Sacharjas; V.9a.baß sind hinter die Botenspruchformel in V.7 zu stellen); W. EICHRODT, ThZ 13 (1957) 509ff (510; von Sacharja selber eingesetzt) et al. 84 H.EWALD, ThStKr 1 (1828) 338ff, F. HITZIG, KEH 1, 4 1881 ('1838), 345 und C.F. KEIL, BC III/4, 3 1888 ['1866], 557f; J. WELLHAUSEN, Die Kleinen Propheten etc.: 4 1963 ['1892], 180f; A. VAN HOONACKER, EtB, 1908, 604ff et al. 85 A. JEPSEN, ZAW 61 (1948) 95ff (103; Umstellung vor V.5); K. ELLIGER, ATD 25/11, 3 1956 (vgl. '1950), 123 Anm. 1; W.DOMMERSHAUSEN, TThQ 148 (1968) 321ff (334); H. STRAUß, Messianisch etc.: EHS.T 232, 1984, 80. 86 B. STADE, Geschichte etc. II: 1888, 125 Anm. 1; K. MARTI, KHC XIII, 1904, 410; B.DUHM, Sonderabdruck aus der ZAW 1911, 78f; H.G.MITCHELL, ICC, 2 1937, 156; K. FULLERTON, AJSL 37 (1920) l f f (47); E. SELLIN, KAT XII, 1922, 458 (anders ders. 1931); K. GALLING, ZMRW 46 (1931) 193ff (203); K. ELLIGER, ATD 25/11, 3 1956 (vgl. '1950), 123 Anm. 1; R.T.SIEBENECK, CBQ 19 (1957) 312ff (320); W. DOMMERSHAUSEN, TThQ 148 (1968) 321ff (334); W.RUDOLPH, KAT XIII/4, 1976, 100; N.ALLAN, HeyJ 23 (1982) 259ff (267). Anders besonders J.G. BALDWIN, VT 14 (1964) 93ff (95).

185

Sacharja 3

einerseits 87 (einschließlich der nicht immer als solche erkannten und dafür eher für sekundär gehaltenen Parenthese in V.9aY 88 ) und V.9by 89 andererseits wirkten erratisch. Die Beurteilung von V.10 schließlich macht das methodische Dilemma in der Diskussion um V.8-10 offenbar: Die Einleitung Kinn Di'3 könnte V.10, wie sie sonst häufig in prophetischen Texten fungiert (vgl. S. 158 zu Hag 220), als Zusatz markieren. 90 Andererseits könnte Nliin Di'3 wörtlich zu nehmen und auf "IPIN DVZl in V.9by bezogen sein.91 Da V.10 inhaltlich keinen gegenüber V.8f korrigierenden oder völlig neuen Aspekt zeigt, ist V.10 für primär zu halten, zumal das Motiv der Fülle auch im redaktionellen Vers Sach 812 vorausgesetzt ist. 2.5.4.5 Ergebnis Die literarkritische Beurteilung von Versteilen, Versen und von V.8-10 insgesamt hängt davon ab, wie weit es gelingt, in den auf dem ersten Blick disparaten Versen 8-10 eine innere Logik transparent zu machen. Weiterhin ist deren Beziehung zu V.lff zu untersuchen bzw. der Ort von V.8-10 innerhalb der überlieferten und datierbaren frühnachexilischen Traditionen zu bestimmen. Oben hatte sich dabei bereits im Rahmen der Untersuchung des Aufbaus von Sach 3 ergeben, daß V.8-10 kompositioneil auf V.l-7 bezogen sind (S. 175ff). Daher geht die folgende, überwiegend traditionsgeschichtliche Untersuchung des Selbstverständnisses von Sach 3 unter Einbeziehung der o.g. literarkritischen Beobachtungen zu V.5 (S. 182) von der folgenden Arbeitshypothese aus: Sach 3i-4.sbßr.6-io bildeten ursprünglich einen einheitlichen Text?2 V.Sa.ba wurden dagegen ergänzt, weil auf Grund eines in Verbindung mit Ex 2836ff stehenden Verständnisses von V.9 (s.u.) als Element des hohepriesterlichen Ornats ein Turban vorausgesetzt ist, der im Grundtext allge87

K. MARTI, KHC XIII, 1904, 411: statt SJüiiT ist der Name Serubbabels zu lesen, so

a u c h E . SELLIN, K A T X I I , 1 9 2 2 , 4 5 3 ; K . GALLING, Z M R W 4 6 ( 1 9 3 1 ) 1 9 3 f f ( 2 0 4 : V . 9 a ß

ist sekundär); A. JEPSEN, ZAW 61 (1945-48) 95ff (103; V.9a.baß sind hinter 4 6 f f zu stellen); W. DOMMERSHAUSEN, TThQ 148 (1968) 321ff (335) („Serubbabel" statt „Josua"). 88

B . DUHM, S o n d e r a b d r u c k aus der Z A W 1 9 1 1 , 7 9 f ; E . SELLIN, K A T X I I , 1 9 2 2 , 4 5 8 .

89

H.-G. SCHÖTTLER, TThSt 43, 1987, 99 (Abschluß von V.l-4* [S. 98]).

90

K . MARTI, K H C X I I I , 1 9 0 4 , 4 1 0 ; K . GALLING, Z M R W 4 6 ( 1 9 3 1 ) 1 9 3 f f ; K . ELLI-

GER, ATD 25/II, 3 1956 (vgl. '1950), 125; K. GALLING, Serubbabel etc.: Studien etc.: 1 9 6 4 , 1 2 7 f f ( 1 4 6 A n m . 5 ) ; W . RUDOLPH, K A T X I I I / 4 , 1 9 7 6 , 1 0 3 ; D . L . PETERSEN, O T L ,

1984, 212; P.L. REDDITT, CBQ 54 (1992) 249ff (254) und ders., NCBC, 1995, 62f. 66. Zu den Vertretern der ursprünglichen Zugehörigkeit zum Text s. Anm. 153 auf S. 191. 91

E.SELLIN, K A T XII,

1 9 2 2 , 4 5 9 ; P . A . MÜNCH, A N V A O . H F

2, 1936, 9ff ( 1 5 ) ;

W . A . M . BEUKEN, H a g g a i e t c . : S S N 10, 1 9 6 7 , 2 8 4 ; D . L . PETERSEN, O T L , 1 9 8 4 , 2 1 2 et 92

al.

Aus der älteren Forschung hatte unter den literarkritisch arbeitenden Exegeten A. DILLMANN Sach 3 fiir einheitlich gehalten (1895, 537). Erst A.S. VAN DER WOUDE befürwortete wieder Sach 3 als Einheit (zuletzt in: ZAW 100 Suppl., 1988, 138ff).

186

Der exegetische und traditionsgeschichtliche

Befund

mein gehaltenen Beschreibung der „Investitur" von V . 4 f nicht erwähnt worden war und der Prophet darüber hinaus im Sinne von Jer 23,16-22 selber als Mitglied des himmlischen Thronrates erscheint. 2.5.5 Die innere Logik von Sach 3 2.5.5.1 Methodisches Zunächst sind die diversen Versuche, die Bedeutung von Sach 3 als Ganzes zu erheben, sachlich und methodisch zu sichten: 1. Sah man in Sach 5//den entscheidenden Schwerpunkt von V.lff, so lag die Deutung als Rehabilitation im Rahmen einer forensischen Szene nahe.93 Dafür sprechen der Terminus p ö , die an Ps 109Ö (doch vgl. auch V.31) erinnernde lokale Stellung der Protagonisten zueinander,94 die möglicherweise als „Büß-" bzw. „Angeklagtenkleider" zu verstehenden „schmutzigen" Kleider Josuas in V.395 und schließlich der in Sach 32 ergehende Bescheid zugunsten Josuas. 2. V.lf ruhen jedoch, dramatisch gesehen, nicht in sich selbst, sondern münden in die in V.3-5 dargestellte Handlung.96 Gewichtete man V.3-5 sogar als die Mitte von V.l-7, so ergab sich die Deutung als eine Rehabilitation in soteriologischen Kategorien97 wie „Begnadigung", 98 „Entsühnung",99 „Reinigung"10° kurze Zeit nach Errichtung und Inbetriebnahme des Brandopferaltars101 bzw. einfach die Investitur Josuas102 am 2. April 520 m

93 F. HORST, HAT 14, 2 1954 ('1938), 219ff; A. JEPSEN, ZAW 61 (1948) 95ff (108); A. PETITJEAN, EThL 42 (1966) 40ff (44); N.L.A. TLDWELL, JBL 94 (1975) 343ff (347); W.RUDOLPH, KAT XIII/4, 1976, 94; N.ALLAN, HeyJ 23 (1982) 259ff (259. 266f); W. HARRELSON, Erls 16 (1982) 116*ff (119*); K. BALTZER, KAT X/2, 1999, 5 0 5 f e / al. 94 Zuletzt R. HANHART, BK XIV/7, 1999, 182ff. 95 Z.B. K. MARTI, ThStKr 65 (1892) 207ff (216) (Kleider eines Angeklagten); zuletzt wieder D. DÖRFEL, Engel etc.: 1998, 107 (Bußkleider). 96 W.A.M. BEUKEN, Haggai etc.: SSN 10, 1967, 283ff. 97 J. GAMBERONI, ThGl 70 (1980) 58ff (61). 98 A. LODS, Les origines etc.: Mélanges etc., Bd. 2, 1939, 649ff (650) (»user de grâce«); H. FREY, BOT 2 4 , 2 1 9 4 8 ('1941), 66ff (68f). 99 L.G. RIGNELL, Die Nachtgesichte etc.: 1950, lOOff; K. GALLING, Die Exilswende etc.: Studien etc., 1964, 109ff (124); D.L. PETERSEN, OTL, 1984, 201; H. GrafREVENTLOW, ATD 25,2, ®1993, 54; R. HANHART, BK XIV/7, 1999, 184ff. 100

K . KOCH, U T 2 8 1 ,

2

1988 ('1980),

1 7 4 ; M . H . FLOYD, C o s m o s a n d H i s t o r y

etc.:

Problems etc., 1997, 125ff (133f); E.W. CONRAD, Zechariah: 1999, 88. 101 M.H. FLOYD, Cosmos etc.: Problems etc., 1997, 125ff (137). 102 K. MARTI, KHC XIII, 1904, 409; E. SELLIN, ZAW 59 (1942/43) 59ff (61f); besonders K. BALTZER, Das Ende etc.: Studien etc., 1961, 33ff (= SB AB 6, 1989, 23 Iff [241 Anm. 51]); C. MACKAY, EVQ 40 (1968) 197ff (208); K. SEYBOLD, Bilder z u m Tempel-

Sacharja 3

187

3. Sah man dagegen die Deklaration in V.6f als das Ziel der in V.lff dargestellten Handlung an, so ergaben sich den beiden philologischen Deutungsmöglichkeiten entsprechend mit V.7ay8.b als Apodosis bzw. nur mit V.7b als Apodosis verschiedene Deutungen. Im erstgenannten Falle war dies meist die Übertragung der vorexilischen Rechte des Königs hinsichtlich des Tempels auf den einstigen Oberpriester, der damit letztlich zum Hohenpriester geworden ist - hier konkret mit Josua als erstem Amtsinhaber.104 Im zweiten Falle, mit V.7b als Apodosis, verschiebt sich der Schwerpunkt darauf, daß Josua entweder einmalig105 oder der Hohepriester generell106 Zutritt zum himmlischen Thronrat erhält.107 Dies wurde rein prophetisch (analog besonders zu Jesaja),108 als Ermächtigung zur Fürbitte,109 als kultische Aussage genereller Art110 oder im Lichte des spezifisch hohepriesterlichen Amtes der Zelebriebau etc.: SBS 70, 1974, 77 („Priesterinvestitur... im Zusammenhang wohl mit Aspekten eines gerichtlichen Sakralverfahrens, Anklage und Freispruch", anders auf S. 16: „Amtseinsetzung"); P.L. DAY, An Adversary in Heaven etc.: HSM 43, 1988, 107ff (118f). 103 A. JEPSEN, ZAW 61 (1945-48) 95ff (108). 104 W.H. SCHMIDT, Kritik am Königtum: Probleme etc., 1971, 440ff (447f) (= Vielfalt und Einheit etc. Bd. 1, 1995, 171ff [179]); A. DEISSLER, NEB.AT 21, 1988, 279. 105 H. GREßMANN, Der Messias: FRLANT 43, 1929, 259; K. GALLING, ZMRW 46 (1931) 193ff (204); F. HORST, HAT 14, '1938 (vgl. 2 1954), 221. 106 Auswahl: C. v. ORELLI, KK 5, '1888 (vgl. 2 1896), 371; B. DUHM, Sonderabdruck aus der ZAW 1911, 18; E. SELLIN, KAT XII, 1922, 444. 447f und JBL 50 (1931) 242ff (247); K. ELLIGER, ATD 25/11, 3 1956 (vgl. '1950), 121f; G. COOKE, ZAW 76 (1964) 22ff (40); P.R. ACKROYD, Exile etc.: OTL, "1980; 3 1976 ('1968), 187; CHR. JEREMIAS, Die Nachtgesichte etc.: FRLANT 117, 1977, 217; J. GAMBERONI, ThGl 70 (1980) 58ff (61f); D.L. PETERSEN, OTL, 1984, 207; P.D. HANSON, Israelite Religion etc.: Ancient Israelite Religion etc., 1987, 485ff (497f); C.L. u. E.M.MEYERS, AncB 25B, 1987, 196f; P.L. REDDITT, NCBC, 1995, 64f; R. MASON, The Messiah etc.: JSOT.S 270, 1999, 338ff (345). Anders W. RUDOLPH, KAT XIII/4, 1976, 97 Anm. 14. 107 H. FREY, der zuvor Josua als Repräsentanten der Gemeinde und ein Priesteramt der Gemeinde (Sach 2 15 ; vgl. Ex 196) betont hatte (BAT 24, 2 1948 [' 1941], 67f), schreibt 1941 (!) zu V.7: „Damit beruft Gott die Gemeinde zu einem Priestertum, dessen Haupt aus dieser Welt der Schuld und Not heraus, durch diese Zeit des Leidens und Kämpfens hindurch in den Himmel ragt. ... Nicht nur ist die Stimme des Verklägers niedergeschlagen, die Schuld getilgt, das Priesteramt wiedergeschenkt; mit ihm ist ihr Sitz und Stimme im Himmel, Zugang zu Gottes Ohr gegeben" (S. 70). Erfreulicherweise hat seinerzeit der sonst scharfe Zensor des „Verklägers" der „Gemeinde" diese Zeilen überlesen. 108

109

D . L . PETERSEN, O T L , 1 9 8 4 , 2 0 8 ; A . DEISSLER, N E B . A T 2 1 , 1 9 8 8 , 2 7 9 .

K. MARTI, ThStKr 65 (1892) 207ff (210); W. NOWACK, HK III/4, 2 1903, 355; H.G. MITCHELL, ICC, 2 1937, 155; W. EICHRODT, ThZ 13 (1957) 509ff (519) (Sühne und Fürbitte); P.R. ACKROYD, Exile etc.: OTL, 4 1980; 3 1976, 187; W. RUDOLPH, KAT XIII/4, 1976, 97 (anders auf S. 102); J.E. TOLLINGTON, Tradition etc.: JSOT.S 150, 1993, 160f. 165. Vgl. CHR. JEREMIAS, Die Nachtgesichte etc.: FRLANT 117, 1977, 217ff (ein nicht kultisches Stehen, vgl. Sach4 1 4 ). 110 H. BLOCHER, ETR 54 (1979) 264ff (267); S. AMSLER, CAT XIC, 2 1988, 82.

188

Der exegetische und traditionsgeschichtliche

Befund

rung des großen Versöhnungstages111 gesehen, insbesondere im Betreten des Allerheiligsten durch den Hohenpriester als Höhepunkt der Liturgie des großen Versöhnungstages, wie sie in Lev 16 (P) und demgegenüber literargeschichtlich jüngeren Quellen skizziert ist. 112 Sach3i_7 stellten in diesem Falle eine zadokidische Apologie 113 bzw. konkret die Einsetzung Josuas in das Amt des Hohenpriesters,114 die „Einsetzung der messianischen Regierung"115 oder generell ein Bild für die Wiederherstellung Israels116 dar. 4. Diejenigen Vertreter, die V.8f ohne entscheidende literarkritische Veränderung als Fortsetzung von V.l-7 ansehen, wie auch hier befürwortet, müssen die Bedeutung des Priesterkollegiums als HDiO und die Ankündigung des Kommens des 1102 miteinander und zu V.l-7 in Relation setzen. Dies geschah in der Forschung jedoch in vielstimmiger Weise. 117 111

J . W . ROTHSTEIN, B W A N T 8 , 1 9 1 0 , 1 0 1 ; E . SELLIN, K A T X I I , 1 9 2 2 , 4 4 8 .

Anders

J. MORGENSTERN, AJSL 55 (1938) lff. 183ff. 360ff (189). 112

E . SELLIN, K A T X I I , 1 9 2 2 , 4 4 8 . - R . HANHART v e r w e i s t a u f E z 42,_4 a l s S a c h 3 7 B

sachlich vorgegebene Größe (BK XIV/7, 1999, 173). 113 P.D. HANSON, Israelite Religion etc.: Ancient etc., 1987, 485ff (488. 497). 114 So z.B. A. JEPSEN, ZAW 61 (1945-48) 95ff (108); K. ELLIGER, ATD 25/11, 3 1956 (vgl. '1950), 120; W.A.M. BEUREN, Haggai etc.: SSN 10, 1967, 284; K. SEYBOLD, Bilder etc.: SBS 70, 1974, 96 (Sach 3 sollte auf das sich herausbildende Amt des Hohenpriesters einwirken); A. CAQUOT, ThWAT II, 1977, 51ff (55); CHR. JEREMIAS, Die Nachtgesichte etc.: FRLANT 117, 1977, 205. 209ff (Berufung eines Priesters in sein Amt); R. HANHART, BK XIV/7, 1999, 176f (der Titel des Hohenpriesters ^ i i a n ]H3n ist vielleicht eine originelle Bildung Sacharjas) und 19 lf (Einsetzung des Hohenpriesters zum Repräsentanten von Jahwes Volk). 115 G. FOHRER, ThLZ 85 (1960) 4 0 l f f (= ders., BZAW 99, 1967, 32ff = WdF 480, 1978, 147ff [155. 170f]) (mit c. 4 und 6 9ff als überarbeitetem Text). 116

117

J . E . TOLLINGTON, T r a d i t i o n a n d I n n o v a t i o n etc.: J S O T . S 1 5 0 , 1 9 9 3 , 1 5 7 .

E. KÖNIG, Die messianischen Weissagungen etc.: 3 1925 (' 1923), 268 (das Wunder der Errettung vom Exil bedeutet, daß die betroffenen Priester auf das Wunder der kommenden Gestalt hinweisen können); H.FREY, BOT 24, 2 1948 ('1941), 70 (die oberste Ratsversammlung, der auch Laien angehören, weist durch das an ihnen geschehene Wunder [V.l-7] auf das kommende Wunder hin); R.T. SIEBENECK, CBQ 19 (1957) 312ff (320. 327) (die wiederhergestellte Priesterschaft ist ein Zeichen für die Erfüllung aller Verheißungen); W.A.M. BEUKEN, Haggai etc.: SSN 10, 1967, 290. 301 (die Priester sind in die Offenbarung Jahwes eingeweiht und geben diese weiter); H. GESE, ZThK NF 70 (1973) 20ff (= BEvTh 64, 2 1984 ['1974], 202ff [207]) (Hinweis auf den priesterlichen Messias, Begründung des nachexilischen Priestertums); W. HARRELSON, Erls 16 (1982) 116*ff (121*) (die Männer sind Zeugen für die Verheißungen für Josua); A.S. VAN DER WOUDE, ZAW 100 Suppl., 1988, 138ff (die Investitur Josuas bezieht sich auf den Kultbetrieb des Tempels ab der Weihe, die Männer hüten das Zeichen in Form der deponierten Krone aus 6 U [S. 153]); J.C. VANDERKAM, CBQ 53 (1991) 553ff (569f) (Investitur als Inauguration des nachexilischen Kultes); ders., JSOT.S 48, 1988, 237ff (244); M.H. FLOYD, Cosmos etc.: Problems in Biblical Theology etc., 1997, 125ff (134).

189

Sacharja 3

5. Darüber hinaus müssen diejenigen Exegeten, die V.8f ohne entscheidende literarkritische Einschränkung als Fortsetzung der Verse 1 bis 7 ansehen, die Bedeutung

des Steines in V.9 und die sieben Augen des

Steines (oder: auf ihm ruhend) mit dessen Eingravierung durch Jahwe selber miteinander und zum Vorhergehenden in Beziehung setzen. Sowohl hinsichtlich des Steins, der Augen als auch der Inschrift wurden verschiedene 11o Bedeutungen angenommen. Der Stein wurde gedeutet als Grundstein des Tempels, als Schluß- bzw. Giebelstein des Tempels, 1 1 9 als Symbol schlechthin für den Tempel, 1 2 0 als realer 121 oder mythischer 122 Zionsfelsen, als dem König überreichte m i p , 1 2 3 als Edelstein des Diadems 1 2 4 oder des Siegelrings Serubbabels 125 oder Jahwes 126 , als Symbol für das Serubbabel gewährte Land, 1 2 7 als Teil des hohepriesterlichen Ornats, 1 2 8 als Symbol der paoi/vgia xoü ö-eoü 1 2 9 oder als Symbol für die Entsühnung Josuas in V . l f f , 1 3 0 schließlich für die Lade 1 3 1 bzw. Jahwe selbst. 132 Die Augen wurden entweder als auf C?V) dem Stein befindlich (Fall A) oder als auf den Stein gerichtet ("7S3 = „über"; Fall B) gedeutet. Im Fall A gibt es (außer den unten aufgeführten Annahmen einer eingravierten Inschrift) noch die von den jeweiligen Interpretationen des Steins abhängigen Deutungen

118 H.EWALD, ThStKr 1 (1828) 338ff (351); C.H.H. WRIGHT, Zechariah etc.: 1879, 73; W. DOMMERSHAUSEN, TThQ 148 (1968) 321ff (335) et al. 119

H . GUTHE, Z D P V

13 ( 1 8 9 0 )

1 2 3 f f ( 1 3 0 ) ; K . MARTI, K H C

XIII,

1904,

411;

A . VAN HOONACKER, E t B , 1 9 0 8 , 6 1 2 ; B . DUHM, S o n d e r a b d r u c k e t c . , 1 9 1 1 , 8 0 ; E . S E L -

LIN, KAT XII, 1922, 458 (anders 1931); J.JEREMIAS, A I T E A O I 1 (1925) 65ff (67); E.E. LE BAS, PEQ 82 (1950) 102ff (120); R.T. SIEBENECK, CBQ 19 (1957) 312ff (320f). 120 K. MARTI, ThStKr 65 (1892) 207ff (214f) (anders 1904). 121

H . SCHMIDT, Z A W 5 4 ( 1 9 3 6 ) 4 8 f f ( 5 6 . 5 8 ) ; K . - M . BEYSE, S e r u b b a b e l u n d die K ö -

nigserwartungen etc.: AzTh I, 48 = AVTRW 52, 1972, 86. 122 É. LlPINSKI, VT 20 (1970) 25ff (27ff); R.L. SMITH, Word Biblical Commentary 32, 1984, 198 u.ö.; A.S. VAN DER WOUDE, JSOT.S 48, 1988, 237ff (244) und ders., ZAW 100 Suppl., 1988, 138ff (147 Anm. 27). 123 H.G. MAY, JBL 57 (1938) 173ff ( 181 ff). 124 J. WELLHAUSEN, Die Kleinen Propheten etc.: "1963 ['1892], 181. 125 K. GALLING, ZMRW 46 (1931) 193ff (205). 126 H. GREBMANN, Der Messias: FRLANT 43, 1929, 262. 127 E. SELLIN, JBL 50 (1931) 242ff (246ff). 128 H.G.MITCHELL, ICC, 2 1937 ('1912), 157ff; J.D.DAVIS, PTR 18 (1920) 256ff (267); L.G. RIGNELL, Die Nachtgesichte etc.: 1950, 132; K. ELLIGER, ATD 25/11, 3 1956, 123f; K.GALLING, Serubbabel etc.: Studien etc.: 1964, 127ff (147); W. DOMMERSHAUSEN, TThQ 148 (1968) 321ff (333); H. GESE, ZThK NF 70 (1973) 20ff (= BEvTh 64, 2 1984 ['1974], 202ff [210 Anm. 38]); CHR. JEREMIAS, Die Nachtgesichte etc.: FRLANT 117, 1977, 210 et al. 129 C.F. KEIL, BC III/4, 3 1888 ('1866), 560. 130 F.HORST, HAT 14, '1938 (vgl. 2 1954), 222 (juristische Bedeutung); H.FREY, BOT 24, 2 1948 ('1941), 71 (juristisch); P.R. ACKROYD, Exile etc.: OTL, 4 1980; 3 1976 ('1968), 190; R. HANHART, BK XIV/7, 1999, 174f. 212. 131 Unter Aufnahme von m Yom V 2 (b Yom 54b): C. v. ORELLI, KK 5, '1888, 371; W. RUDOLPH, KAT XIII/4,1976, lOlf. 132

R . HANHART, B K X I V / 7 , 1 9 9 9 , 1 7 4 f . 2 1 2 .

190

Der exegetische und traditionsgeschichtliche Befund

als Facetten eines Edelsteins, 133 als astrale Ikonographie, die Jahwes Emblem bedeuten sollen 134 und als aus dem Stein hervorgehende Quellen. 135 Nahm man eine Inschrift an, wurde als deren Wortlaut meist (auf der Grundlage von Ex 28 36 [3930]; vgl. Sir 45 !2 und Sach 1420f) und unter Rezeption bestimmter Quellen des antiken Judentums 136 und der Alten Kirche 137 (n)irr 1 ? ¡¡np oder kürzer 138 angenommen, aber auch der Name Serubbabels als des künftigen Königs, 139 der mit dem Gottesnamen zusammenhängende geheimnisvolle Name des Tempels, 140 der Name des "DB oder schlicht mit V.8b n n s nill?, 1 4 1 der Name des Hohenpriesters Josua, 142 schließlich Annahmen einer programmatisch unspezifischen Inschrift. 143 Auch für den Fall ß 1 4 4 gibt es unterschiedliche Deutungen, nämlich die als Bild der göttlichen Allwissenheit und Allmacht, 145 als siebenfaltige Ausstrahlung des Geistes Jahwes (Jes 11 2 ), 146 als Ausdruck der Sorge Jahwes für den Tempel, 147 im Sinne von Sach4 1 0 als Ausdruck der über der Erde schweifenden Augen Jahwes, 1 4 8 als Symbol der göttlichen Gegenwart. 149 Auch die harmonisierende Kombination

133

H . G . MITCHELL, I C C ,

2

1 9 3 7 ( ' 1 9 1 2 ) , 157. 2 1 l f ; E . SELLIN, K A T X I I , 1 9 2 2 , 4 5 8

(oder der siebenarmige Leuchter, S. 459; anders 1931); K. ELLIGER, ATD 25/11, 3 1956 (vgl. '1950), 123; J.C. VANDERKAM, CBQ 53 (1991) 553ff (567ff). 134

E. SELLIN, J B L 5 0 ( 1 9 3 1 ) 2 4 2 f f ( 2 4 7 ) ( v g l . S a c h 4,o).

135

E. LIPINSKI, VT 20 (1970) 25ff (25f. 29); R.L. SMITH, Word Biblical Comm. 32, 1984, 198. 136 Als Inschrift für die Stirnplatte im Sinne von Ex 28 36 39 30 nehmen an: Arist § 98 (nur das Tetragramm); Philo, De vit. Mos. II, 114. 115. 132 (nur das Tetragramm); Josephus, ant III, 7, 6 und VIII, 3, 8; bell V, 235 (nur das Tetragramm); bShab 63b (7 ¡Slip und [min 1 ). Vgl. J.E. HOGG, JThS 26 (1925) 72ff (74f) und 28 (1927) 287f; F.C. BURKITT, JThS 26 (1925) 180. 137 Jakob v. Edessa (640-708; bei RLGNELL, Die Nachtgesichte etc.: 1950, 134). - In der Alten Kirche wurde der Stein jedoch auch in Verbindung mit Jes 2816 Ps 1 1822 messianisch gedeutet (C.F. KEIL, BC III/4, 3 1888 ['1866], 560). 138 2 H . G . MITCHELL, ICC, 1937 ('1912), 158f ( m n ^ a h p ) ; K . GALLING, Z M R W 46 (1931) 193ff (206) (nur iT oder in 1 ); L.G. RlGNELL, Die Nachtgesichte etc.: 1950, 132ff (MRR 1 ? ¡¡np); P . R . ACKROYD, Exile etc.: O T L , "1980; ('1968), 191 ( M M 1 ? B n p oder nur n-irr1?); W . R U D O L P H , K A T XIII/4, 1976, 102 ( m r r ; vgl. außer Ex 2 8 36 3 930 auch Sach 1420f); D.L.PETERSEN, OTL, 1984, 21 lf (wie Mitchell); A. LAATO, Josiah etc.: CB.OT 33, 1992, 231ff (244) (mir 1 ? Ehp). 139 J. WELLHAUSEN, Die Kleinen Propheten etc.: "1963 [' 1892], 181. 140 E. SELLIN, KAT XII, 1922, 458; M. N o r a , ATD 5, 5 1973 ('1958), 178 u.ö. 141

W . HARRELSON, Erls 16 ( 1 9 8 2 ) 1 1 6 * f f ( 1 2 0 * ) .

142

H. Graf REVENTLOW, ATD 25,2, 9 1993, 56.

143

C . v . ORELLI, K K 5, ' 1 8 8 8 ( v g l .

2

1 8 9 6 ) , 3 7 2 ( w i e in E x 3 2 , 6 ) ; B. DUHM, S o n d e r -

abdruck aus der ZAW 1911, 80; H. FREY, BOT 24, 21948 ('1941), 71. 144 K. MARTI, ThStKr 65 (1892) 207ff (wie Sach4 7 1 0 ); ders, KHC XIII, 1904, 441; K.-M. BEYSE, Serubbabel etc.: AzTh I, 48 = AVTRW 52, 1972, 84; A.S. VAN DER WOUDE, JSOT.S 48, 1988, 237ff (244). 145 H. EWALD, ThStKr 1 (1828) 338ff (351); A. DILLMANN, Handbuch etc.: 1895, 249 (anders S. 333); H. FREY, BOT 24, 2 1948, 71; R. HANHART, BK XIV/7, 1999, 227f. 3 146 C . F . KEIL, B C III/4, 1888 ('1866), 560; E . E . L E B A S , P E Q 82 (1950) 102ff ( 1 1 4 ) . 147 R.T. SIEBENECK, CBQ 19 (1957) 312ff (320). 148

W . A . M . BEUKEN, H a g g a i - S a c h a r j a 1 - 8 e t c . : S S N 10, 1 9 6 7 , 2 8 8 ; W . RUDOLPH,

KAT XIII/4, 1976, 102.

191

Sacharja 3

beider Fälle ist als sieben Vertiefungen, die im Giebelstein des Tempels als Augen Jahwes auf die Welt schauen, belegt. 1 5 0

6. Die Ankündigung der Sündenentfernung an einem einzigen Tage (V.9by) wurde entweder in Bezug zur soteriologischen Bedeutung des Steines in Ex 283g gesehen 151 oder hinsichtlich des (möglicherweise) in Sach 37b angesprochenen großen Versöhnungstages. 152 Ist V.9 primär, so wird jede Deutung dieses Verses als ursprünglichem Bestandteil des Textes daran gemessen werden, ob und wie weit sie eine innere Logik von V.l-7.8ff sachgemäß herauszuarbeiten vermag. 7. Wer dann auch noch von den literarkritisch arbeitenden Exegeten V.10 für ursprünglich hält, 153 setzt ihn in Relation entweder zur sog. „messianischen Heilszeit" (vgl. Mi 4 4 ), 154 zur Wiederkehr zur Pracht der Zeit Salomos (auf Grund von l.Reg 5 5 ) 155 oder zur kosmischen 1 5 6 Folge des in V.9by angesprochenen großen Versöhnungstages.

149 150 151 152

A. DEISSLER, NEB.AT 21, 1988, 280. H. GUTHE, ZDPV 13 (1890) 123ff(129f). K . ELLIGER, A T D 2 5 / 1 1 , 3 1 9 5 6 ( v g l . ' 1 9 5 0 ) , 1 2 4 et al. J . W . ROTHSTEIN, B W A N T 8, 1 9 1 0 , 101 u . ö . ; E . S E L L I N , K A T X I I , 1 9 2 2 ,

459;

W.RUDOLPH, KAT XIII/4, 1976, 100; A. DEISSLER, NEB.AT 21, 1988, 279; R. ALBERTZ, A T D E r g ä n z u n g s r e i h e B d . 8 / 2 , 1 9 9 2 , 4 9 0 ; R . HANHART, B K X I V / 7 , 1 9 9 9 ,

189

u.ö.; H. Graf REVENTLOW, ATD 25,2, 9 1993, 56. - C.F. KEIL sieht in V.9b angekündigt eine einmalige eschatologische Sühne durch den Messias (BC III/4, 3 1888 [' 1866], 561), so auch C. V. ORELLI, KK 5, '1888 (vgl. 2 1896), 372. Für P.R. ACKROYD beginnt mit dem Setzen des Steins vor Josua generell eine Ära der Sühne (Exile etc.: OTL, "1980; 3 1976 ['1968], 191). 153 F. HITZIG, KEH 1, "1881, 346; J. WELLHAUSEN, Die Kleinen Propheten etc.: "1963 ['1892], 181; W. NOWACK, HK III/4, 2 1903 ('1897), 352; B. DUHM, Sonderabdruck, 80; H.G.MITCHELL, ICC, 2 1937, 159; W.A.M. BEUKEN, Haggai etc.: SSN 10, 1967, 287f; P.R. ACKROYD, Exile etc.: OTL, "1980; 3 1976 ('1968), 191; É. LIPINSKI, VT 20 (1970) 25ff (29); P.D. HANSON, Israelite etc.: Ancient etc., 1987, 485ff (4971); J.E. TOLLINGTON, Tradition etc.: JSOT.S 150, 1993, 42. Zur Gegenmeinung vgl. Anm. 90 auf S. 185. 154 H. EWALD, ThStKr 1 (1828) 338ff (351); F. HITZIG, KEH 1, 4 1881 ('1838), 346; C.F. KEIL, BC III/4, 3 1888 ('1866), 561; C. V. ORELLI, KK 5, '1888 (vgl. 2 1896), 372; J. WELLHAUSEN, Die Kleinen Propheten etc.: 4 1963 ['1892], 181; W. NOWACK, HK III/4, 2 1903 ('1897), 352; B. DUHM, Sonderabdruck, 80; H.G. MITCHELL, ICC, 2 1937 (' 1912), 159; E. SELLIN, KAT XII, 1922, 458f (V.8-10 = sec.); F. HORST, H A T 14, '1938, 222f (V.8-10 = sec.); K. ELLIGER, ATD 25/11, 3 1956, 125 (V.10 = sec.); P.R. ACKROYD, Exile etc.: OTL, 4 1980; 3 1976, 191; A. DEISSLER, NEB.AT 21, 1988, 280. 155

M . BAUMGARTEN, D i e N a c h t g e s i c h t e

e t c . : B d . 1, 1 8 5 4 , 3 4 6 f ; P . R . ACKROYD,

Exile etc.: OTL, 4 1980; 3 1976 ('1968), 191; R. HENTSCHKE, ThWAT II, 1977, 56ff (63); C.L.

u.

E . M . MEYERS,

AncB

25B,

1987,

226;

J . E . TOLLINGTON,

Tradition

etc.:

JSOT.S 150, 1993, 42. - Vgl. zum hier interessierenden Motiv aus l.Reg 42o-5s außer den Kommentaren besonders W. BRUEGGEMANN, CBQ 43 (1981) 188ff. 156 R. HANHART sieht in V.10 nicht nur das Motiv der Völkerwallfahrt (BK XIV/7, 1999, 178ff), sondern auch das der Neuen Schöpfung (S. 228f).

192

Der exegetische und traditionsgeschichtliche

Befund

Diese Skizze der Forschungsmeinungen zeigt das methodische Problem, bei der Erhebung der Bedeutung von Sach 3 einen Unterabschnitt des Kapitels so absolut zu setzen, so daß er in eine gängige Kategorie wie „ Entsühnung", „Rehabilitation", „Investitur" oder „Amtseinsetzung als Hoherpriester" paßt. Jedoch ist bei der Herausarbeitung der Bedeutung von Sach 3 sowohl auf die dramatische Verknüpfung der Unterabschnitte als auch auf das Gewicht des jeweiligen Unterabschnittes einschließlich des in ihm enthaltenen Gefälles zu achten. Der folgenden einzelexegetischen und traditionsgeschichtlichen Untersuchung liegt also Sach 3iff.8ff (wobei der sekundäre Vers 5a.ba gesondert zu betrachten ist) unter Weiterführung der o.g. Beobachtung, daß V.lff und V.8ff kompositioneil aufeinander bezogen sind (vgl. S. 175ff), zugrunde. 2.5.5.2 Historische und traditionsgeschichtliche Implikationen Jedoch bedürfen für die Erhebung der Bedeutung von Sach 3* auch die historischen Voraussetzungen der Beachtung: So sehr der genealogisch abgeleitete Anspruch Josuas auf das Amt des Oberpriesters (vgl. S. 87ff) berechtigt gewesen sein mag, so bestand auf der anderen Seite durch das Fehlen eines Königs (für den offensichtlich in dieser Funktion auch Serubbabel kein Ersatz bedeutete) das Problem, wer denn nun Josua angesichts des (offenbar im Bau befindlichen, vielleicht bereits vor der Einweihung stehenden) Tempels einsetzen sollte. Bei der Herausbildung des Amtes des Hohenpriesters konnte man auch nicht auf ein entsprechendes Vorbild in Ez 40-48 zurückgreifen. 157 Vor diesem Hintergrunde war es nicht möglich, wie bei einem gewöhnlichen Amtswechsel (Num 2026.2s) einfach eine gewöhnliche Investitur durchzufuhren. Hinzu kamen möglicherweise Einwände gegen die Person Josuas158 oder gegen ihn gerichtete Verleumdungen bei den Persern.159 Viel wichtiger war aber auf Grund des während der Exilszeit als Folge der theologischen Interpretationsversuche der Katastrophe von 587 v. Chr. gestiegene Sündenbewußtsein160 eine gegenüber der 157

D . L . PETERSEN, O T L , 1 9 8 4 , 1 1 8 ; S T . L . COOK, P r o p h e c y e t c . : 1 9 9 5 , 1 5 2 .

158

J.W. ROTHSTEIN, BWANT 8, 1910, 107ff. 117ff; E. SELLIN, KAT XII, 1922, 444f;

A . JEPSEN, Z A W 6 1 ( 1 9 4 8 ) 9 5 f f ( 1 0 2 ) ; K . ELLIGER, A T D 25/11, 3 1 9 5 6 , 120; K . BALTZER,

Das Ende etc.: Studien etc., 1961, 33ff (= SBAB 6, 1989, 231ff [241 Anm. 51]) (unter Berufung auch auf Esr 2 63 ) und ders., KAT X/2, 1999, 505f; K.-M. BEYSE, Serubbabel etc.: AzTh I, 48 = AVTRW 52, 1972, 47. 86ff; K. KOCH, UT 281, 2 1988 ('1980), 175; N.ALLAN, HeyJ 23 (1982) 259ff (259); P.D. HANSON, Israelite etc.: Ancient etc., 1987, 485ff (497); P.L. DAY, An Adversary etc.: HSM 43, 1988, 107ff (121ff) und dieselbe in: Dictionary of Deities etc. (DDD), 1995, 1369ff (1375). 159 H. EWALD, ThStKr 1 (1828) 338ff (349). 160 W. NOWACK, HK III/4, 2 1903 ('1897), 352f; B. JANOWSKI, Art. Sühne: EKL 3 , Bd. 3, 1994, 552ff (553) u. in anderen Veröffentlichungen; J. SCHREINER, Theologie etc.: NEB.AT Ergänzungsband 1, 1995, 270f.

Sacharja 3

193

vorexilischen Zeit vertiefte Qualität der für den Amtsinhaber erforderten Integrität, die stärker als vorher als Größe coram deo verstanden worden war. Anders formuliert: Der Kult des Zweiten Tempels sollte (wie den sühntheologischen Zusätzen in Ez 44f zu entnehmen ist, s.u.) ein Sühnkult werden und nicht die bloße Wiederaufnahme deuteronomischer Opfervorschriften, die man auf Grund ihrer Wirkungslosigkeit bei der Katastrophe von 587 als qualitativ defizitär hat einstufen müssen. Mit der erforderlichen religiösen Integrität des einzusetzenden höchsten Priesters stand und fiel die Legitimität des Sühnkults des Zweiten Tempels. 161 H. Gese legte eine Literarkritik der Kapitel 43-48 des Verfassungsentwurfes Ezechiels vor (c. 40-48), 1 6 2 die aus der literarkritisch arbeitenden Forschung v.a. von A.H.J. Gunneweg, 1 6 3 W. Zimmerli (in modifizierter Weise), 164 A. Cody, 1 6 5 A. Laato 1 6 6 et al. übernommen wurde. Gese zufolge ist die älteste Schicht von Ez 43ff die sogenannte K^BDSchicht aus spätexilischer Zeit (Ez 44,. 3 452ia.22f 461-10.12; vgl- die Tabelle im Anhang). 1 ^ 7 Diese Schicht zeigt eine in sich abgeschlossene Opferordnung, aber darüber hinaus eine Ordnung für die Kultgemeinde und den N 1 »]. 168 Die Heiligkeit des Osttores ist in dieser Schicht durchweg vorausgesetzt, das literargeschichtlich vorgegebene Stück Ez43i„n ist also konstitutiv für die K'BD-Schicht. 169 Für den hier darzustellenden Zusammenhang ist nun entscheidend, daß Gese mit Ez 43¡3.27 und 45 ¡¡.20 zwei sühntheologische Ergänzungen zur K^BJ-Schicht annimmt, die seiner Meinung nach vor 515 v. Chr. zu datieren sind. 170 Wichtig für die hier vorgelegte Gesamtthese ist darüber hinaus, daß die von Gese herausgearbeitete Literarkritik von Ez 43 ff auch dann noch einen Anhaltspunkt in der frühnachexilischen Geschichte hat, wenn man (im Unterschied zu Gese 1957, vgl. oben S. 16) nicht mehr mit einem „Verschwinden" Serubbabels rechnet: Der in Neh 329 genannte Schemaja ben Schekanja, l.Chr 32i{zufolge Davidide, wohnt in einem Haus direkt gegenüber dem Osttor des Tempels: Er wird als rnilpn "ip® "10® bezeichnet. 171 Im Verfassungsentwurf hat der K1®] ja seinen Platz innerhalb des Osttores des Tempels (Ez 44 3 46 2 8.IO.I2, diese Belege aus der fCBD-Schicht)! Dies stellt unter Beweis, daß der Verfassungsentwurf in der frühnachexilischen Zeit nicht bloße Theorie geblieben ist,172 Auch

161 Vgl. A.S. VAN DER W O U D E , ZAW 100 Suppl., 1988, 138ff (147); J.C. V A N D E R KAM, CBQ 53 (1991) 553ff (569f). 162 H. G E S E , Der Verfassungsentwurf etc.: BHTh 25, 1957. 163 A.H.J. GUNNEWEG, Leviten und Priester etc.: FRLANT 89, 1965, 188ff. 164 W. ZIMMERLI, BK XIII/2, 2 1979 ('1969), 976ff. 165 A . C O D Y , A History of Old Testament Priesthood: AnBib 3 5 , 1969, 166ff. 166 A. L A A T O , ZAW 1 0 6 ( 1 9 9 4 ) 53ff ( 6 7 Anm. 4 7 ) und in anderen Veröffentlichungen. - ST.S. TUELL, The Law etc.: HSM 49, 1992, nimmt lediglich zwei Schichten innerhalb des Verfassungsentwurfes an. 167 H. GESE, Der Verfassungsentwurf etc.: BHTh 25, 1957, 87. llOf. 116ff. 122fu.ö. 168 S. 110. 169 Ebd. 170 S. 43ff. 75ff. 87. Vgl. B. JANOWSKI, Sühne etc.: W M A N T 55, 1982, 228ff. 232ff u.ö. Zum Verhältnis zu P 6 s. T H . P O L A , Der Umfang etc.: W M A N T 7 0 , 1995, 315f u.ö. 171 H. G E S E , Nachtrag etc.: BEvTh 64, 2 1984 ('1974), 231ff (235 Anm. 14). 172 Ab dem ersten Jahrhundert v. Chr. werden jedoch auf der Ostseite des Kidrontales Priestergräber typisch, vgl. VitProph 142 (Begräbnis Haggais) sowie 3Q15 X,12-XI,3.

194

Der exegetische und traditionsgeschichtliche

Befund

wird durch diese Praxis, daß ein Davidide gegenüber dem Osttor des Tempels wohnt, der funktionale Charakter der „Messianität" Serubbabels gegenüber der behaupteten institutionalen unterstrichen (vgl. S. 102 und 169).

Sollte dieser höchste Priester stellvertretend einen Sühnkult für das Volk bzw. konkret für die Gemeinde vollziehen, so tritt er auch entsprechend vor seiner eigenen Einsetzung als Vertreter des Volkes in hamartiologischer Sicht auf. Dies erklärt auch, weshalb in V.2b im Zitat aus Am 4n 1 7 3 mit dem „Feuer" das Exil gemeint ist. 174 Während sich bei Deuterojesaja in 40 2 die nicht kultisch formulierten Vorstellungen finden, das Volk habe seinen Frondienst (K32) erfüllt, seine Sünde ("|il?) sei vergeben und das Volk hätte (das Abzuleistende) vollständig (D" , '?p3) für seine Sünden (nxtsn) aus der Hand Jahwes genommen, wird mit dem Zitat aus Am 4 n in Sach 32b der Aspekt der Rettung vor der vollständigen Vernichtung im Exil herausgestellt. Dabei könnte, da hier konkret Josua mit dem aus dem „Feuer" „geretteten" „Brandscheit" verglichen wird, auch konkret an den auf Befehl Nebukadnezars herbeigeführten Brand des Tempels einerseits (2.Reg 25gff) und an die als Verschonung vor der Hinrichtung zu verstehende Deportation Jozadaks ben Seraja ( l . C h r 540f), des Vaters Josuas, andererseits, gedacht sein. So bedarf es auch in Sach 3 von Jahwe her der entsprechenden soteriologischen Handlung bzw. Deklaration. 2.5.5.3 Von einer forensischen Einleitung zum Motiv der Rettung vor dem Gericht auf Grund der Erwählung Jerusalems ( V . l f ) Dieses (noch zu erörternde) Geschehen wird zweifellos in V. 1 f durch eine forensische Einleitung eröffnet. Der „Ankläger" erscheint hier in einer mit

173

11X ist im Alten Testament nur in Jes 7 4 Am 4 n und Sach 3 2 belegt, ' j ä i ho. einschließlich der konkreten Form nur für Am 4 n und Sach 3 2 . Daß in Sach 3 2 BN statt ilSIB verwendet wird, widerlegt nicht den Zitatcharakter (gegen E. SELLIN, KAT XII, 1922, 445; W. RUDOLPH, KAT XIII/4, 1976, 96; J.C. VANDERKAM, CBQ 53 [1991] 553ff [555f]; J.E. TOLLINGTON, Tradition etc.: JSOT.S 150, 1993, 155). Der Zitatcharakter wird befürwortet von F. HITZIG, KEH 1, 4 1881 ('1838), 343; H.G.MITCHELL, ICC, 2

1 9 3 7 , 1 5 0 ; S . A . COOK, T h e A g e e t c . : S t u d i e s e t c . , 1 9 5 0 , 1 9 f f ( 3 0 ) ; CHR. JEREMIAS, D i e

Nachtgesichte etc.: FRLANT 117, 1977, 207; D.L. PETERSEN, OTL, 1984, 192; R. HANHART, BK XIV/7, 1999, 178. 180; E.W.CONRAD, Zechariah: 1999, 91. Vgl. auch M.C. LOVE, The Evasive Text etc. JSOT.S 296, 1999, 196ff. 174 C.F. KEIL, BC III/4, 3 1888 ('1866), 554; J.W. ROTHSTEIN, BWANT 8, 1910, 114; E . SELLIN, K A T X I I , 1 9 2 2 , 4 4 5 ; A . JEPSEN, Z A W 6 1 ( 1 9 4 8 ) 9 5 f f ( 1 0 6 ) ; K . ELLIGER,

ATD 25/11, 3 1956, 121; P.R. ACKROYD, Exile etc.: OTL, 4 1980, 184; H.-G. SCHÜTTLER, T T h S t 4 3 , 1 9 8 7 , 9 9 ; A . DEISSLER, N E B . A T 2 1 , 1 9 8 8 , 2 7 8 ; J . C . VANDERKAM, C B Q 5 3

(1991) 553ff (555); J.E. TOLLINGTON, Tradition etc.: JSOT.S 150, 1993, 155; H.Graf REVENTLOW, ATD 25,2, ®1993, 53; anders W. RUDOLPH, KAT XIII/4, 1976, 96.

Sacharja

3

195

der in der Rahmenerzählung des Hiobbuches 1 7 5 vergleichbaren juristischen Rolle. 176 Man betont dann im gleichen Atemzuge, der „Ankläger" sei im Rahmen des Hiobbuches und in Sach 3 noch nicht der dualistische Gegenspieler Jahwes wie in l.Chr 21 iff.177 Doch sprengt die Erwiderung Jahwes in Sach 32a den angeblich rein forensischen Charakter der Szene von V . l f : „anschreien", ,ßchelten"xli (einschließlich des Derivates rnW;l) stellt im theologischen Gebrauch ein Motivwort der Zionstheologie dar 179 und wird in Sach 32 darüber hinaus als Ausdruck eines mittels eines Wortes vernichtender Kraft 1 8 0 geführten Kampfes 1 8 1 mit sachlich davon nicht trennbarer (Mal 3 n Ps 6831) kosmischer Relevanz 182 gebraucht. Daß der auf diese Weise als die chaotische Gegenmacht Jahwes 1 8 3 entlarvte „Ankläger" auf dieses „Schelten" Jahwes hin verstummt, ja im folgenden überhaupt nicht mehr erwähnt wird, erweist die das rein Forensische sprengende Dimension von Sach 3] f.184 175 Vgl. zur Literarkritik von Hi l f außer den K o m m e n t a r e n u n d den M o n o g r a p h i e n zu ]A» L. SCHWIENHORST-SCHÖNBERGER - G. STEINS, B Z N F 33 (1989) l f f ; E. KUTSCH, Hiob etc.: 1992, 73ff; K. NIELSEN, Whatever etc.: B E A T 20, 1992, 129ff. 176 A. BROCK-UTNE, Klio 28 (1935) 219ff ( 2 2 0 . 2 2 7 ) ; G . V . R A D , T h W N T II, 1935, 7 l f f (71f); A. LODS, Les origines etc.: 1939, 649ff (649ff. 6 5 6 f f ) ; A. JEPSEN, Z A W 61 (1948) 95ff ( 1 0 4 f f ) ; E. KUTSCH, K u D 19 (1973) 197ff (205) (= B Z A W 168, 1986, 290 [298]); G. WANKE, T H A T II, '1976, 8 2 l f f (822f); P.L. DAY, An A d v e r s a r y etc.: H S M 43, 1988, 107ff; K.NIELSEN, T h W A T VII (1993) 745ff ( 7 4 7 f f ) ; M. GÖRG, B N 82 (1996) 9 f f (10); K. BALTZER, K A T X/2, 1999, 505ff; M. KÖHLMOOS, Das A u g e etc.: F A T 25, 1999, 90f. Anders K. MARTI, T h S t K r 65 (1892) 207ff ( S a c h a r j a hat die Satansgestalt gebildet); R. HANHART, B K XIV/7, 1999, 180f. 177 A. DILLMANN, H a n d b u c h etc.: 1895, 339; K. MARTI, T h S t K r 65 (1892) 2 0 7 f f (217); H.G. MITCHELL, I C C , 2 1937, 148f; K. GALLING, Z M R W 46 (1931) 193ff ( 1 9 7 f ) ; A. JEPSEN, Z A W 61 (1948) 95ff (104f); K.KOCH, U T 2 8 1 , 2 1988, 174; A. DEISSLER, N E B . A T 21, 1988, 278; R. HANHART, B K XIV/7, 1999, 180ff; D. DÖRFEL, Engel etc.: 1998, 112ff. - Die W i r k u n g s g e s c h i c h t e spiegelt sich auch in den T a r g u m e n v o n Sach 3 | f , vgl. dazu R. KASHER, JSJ 27 (1996) 168ff (181f). 178 Vgl. zu U » KTÄ,. außer d e n philologischen Lexika A.A.MACINTOSH, V T 19 (1969) 471 ff; P.J. VAN ZlJL, A Discussion etc.: Biblical Essays etc., 1969, 56ff; b e s o n ders G. LIEDKE, T H A T I, 2 1975, 4 2 9 f f ; S.C. REIF, V T 21 (1971) 241 ff; A. CAQUOT, T h W A T II, 1977 ( 1 9 7 4 f f ) , 51ff; J.M. KENNEDY, JBL 106 (1987) 47ff. 179 So besonders in Jes 17 13 3 0 , , Ps 76 6 f . Vgl. K. MARTI, K H C XIII, 1904, 409. 180 Jes 5 1 20 5 4 , Ps 76 6 F 8 0 „ u.ö.; vgl. Prov 17 10 ; E. SELLIN, K A T XII, 1922, 4 4 5 ; G. LIEDICE, T H A T 1 , 2 1 9 7 5 , 4 2 9 f f (430f); C.L. u. E.M. MEYERS, A n c B 25B, 1987, 186f. 181 Vgl. Jes 17,3 30,7 66,5 Ps % 80 1 6 ; sachlich auch l . S a m 17 4 ,f f ; E n u m a Elis I V , 7 7 f f ( T U A T III, 585); Ilias X V I I , 1 l f f u.ö.; vgl. G. LIEDKE, T H A T 1 , 2 1 9 7 5 , 4 2 9 f f (430f). 182 Jes 50 2 N a h 1 4 Ps 18, 6 (= 2 . S a m 22, 6 ) 104, 106, Hi 2 6 , , ; G. LIEDKE, T H A T I, 2 1975 ( ' 1 9 7 1 ) , 429ff ( 4 3 0 f ) ; A. CAQUOT, T h W A T II, 1977 (1974ff), 51ff (54). 183 A. DILLMANN, H a n d b u c h etc.: 1895, 338f; H. FREY, B O T 24, 2 1 9 4 8 ('1941), 6 7 ; H. GESE, Z T h K 70 (1973) 20ff (38 A n m . 71) (= B E v T h 6 4 , 2 1 9 8 4 , 202ff [Anm. 71]). 184 Vgl. zur W i r k u n g 1QH XXII, Frg. 4,6 (4Q463, Frg. 2,3; zu 1QM XIV,10 vgl. 4Q491, Frg. 8-10,7) u n d Jud 9.

196

Der exegetische und traditionsgeschichtliche

Befund

Auch der in V.2aßy den „Ankläger" abweisende Hinweis auf Jahwe als dem, der Jerusalem erwählt hat, sprengt den forensischen Rahmen von V.l und verweist auf die hier in Sach 3 erstmals angedeutete innere Logik: Sachlich mit dem auch in Sach 1)7 2\(, belegten Motiv der Erwählung Jerusalems verwandt ist das ältere Motiv der Erwählung Zions (Ps 13213 f). Es findet sich sowohl in Ps 132i3f als auch in 2.Reg 2327 mit dem des Wohnens Jahwes im Jerusalemer Tempel verbunden. Das Motiv der Einwohnung Jahwes findet sich - exilisch vermittelt - auch bei Haggai (vgl. S. 60). Es ist sachlich vom Motiv des 11113 Jahwes nicht trennbar (vgl. S. 57).

So klingt in Sach 32 mit dem Hinweis auf die Erwählung Jerusalems durch Jahwe das hier entscheidende Thema an: der Davidide, der Tempel und dessen Priesterschaft (Ps 1329ff.i6ff). Bekennt sich Jahwe im Zusammenhang von Sach 3 zur Erwählung Jerusalems und damit des Zions, so ist damit sachlich über den Tempelbau hinaus die Notwendigkeit der Konstituierung von dessen Priesterschaft, besonders die Definition des neuen Amtes und die Einsetzung der ihr vorstehenden Persönlichkeit verbunden, eine Perspektive, die in Ez 40-48 nicht vorgebildet gewesen ist und dort auch nicht nachgetragen worden war. V.3ff beschreiben diese Einsetzung. 2.5.5.4 Von einer Investitur zu einem soteriologischen Handeln (V.3-5*) Doch knüpft die Darstellung Josuas in V.3 als in „schmutzigen" (eigentlich „kotigen"; vgl. Ez 4i2.[i5])185 Kleidern erscheinend an das Zitat aus Am 4u (vgl. S. 194) in Sach 32b an: Es haftet Josua als Vertreter des Volks diejenige rituelle Unreinheit an, womit während der Belagerung und im Exil kontaminiert zu werden, unvermeidbar gewesen sein mußte. 186 Dies wird in Bezug auf den Priester Ezechiel und damit zeichenhaft für das Volk be-

185 Vgl. riKS in: 2.Reg 1827 = Jes 36, 2 28 s Ez 4 12 ; vgl. auch Jes 4 4 Prov 30 12 ; mit dieser Semantik befürwortet von R.L. SMITH, Word Biblical Commentary 32, 1984, 198; J.C. VANDERKAM, CBQ 53 (1991) 553ff (555); R. HANHART, BK XIV/7, 1999, 185; H. Graf REVENTLOW, ATD 25,2, 9 1993, 53; anders dagegen F. HITZIG, KEH 1, "1881 ('1838), 343 (Bild für Sünde); E. SELLIN, KAT XII, 1922, 445 (allgemeine Unreinheit im Exil, vgl. Jes 5211; s. dazu unten); W. RUDOLPH, KAT XIII/4, 1976, 96 (Schuldsymbol); N. ALLAN, HeyJ 23 (1982) 259ff (268) (exilische Unreinheit); D.L. PETERSEN, OTL, 1984, 194 (Folge des Feuers); A. DEISSLER, NEB.AT 21, 1988, 278 (Bild für die Schuld). Insbesondere die ältere Forschung nahm in Analogie zu römischen Sitten hier ein „Büßergewand", „Trauerkleid" oder ähnliches an, so K. MARTI, ThStKr 65 (1892) 207ff (216); H. GRESSMANN, Der Messias: FRLANT 43, 1929; 260; K. GALLING, ZMRW 46 (1931) 193ff (201); E. SELLIN, JBL 50 (1931) 242ff (244). 186

So M.H. FLOYD, Cosmos etc.: Problems etc., 1997, 125ff (133).

Sacharja 3

197

sonders in Ez deutlich 187 (vgl. hinsichtlich des Volkes auch die Mahnung Jes 52,i [vgl. S. 134] 188 und die Feststellung Hag 2 14 189 ). Zuletzt betonte R. Hanhart, die Deutungen hinsichtlich der Schuld bzw. der Unreinheit Josuas schlössen sich aus. 1 9 0 Da Schuld im Alten Testament nicht auf das Bewußtsein des betreffenden Menschen reduziert zu sein scheint, sondern auch in einem über dem Subjekt stehenden Zusammenhang vorhanden sein kann, kann Unreinheit, wie auch immer diese auch eingetreten sein mag, mit dem Phänomen der Schuld zusammenhängen. 191

Josua ist also sowohl einerseits der durch das Gericht Gegangene 1 9 2 (vgl. Am 4 n ) als auch andererseits derjenige, der zur rituellen Integrität einer Reinigung bedarf. Alles, was an das Gericht des Exils erinnert und an Josua als Repräsentanten „haftet", soll vollständig (vgl. Jes 40if) entfernt werden. Doch wird diese Reinigung nicht durch (vom Himmel kommendes) Wasser bewirkt, 1 9 3 wie dies Ezechiel und seine Schule im Übergang vom Exil zur Heilszeit in Ez 3 625 erwartet hatten (vgl. V.29. 33 und 3723; unkultisch auch Jer 33g) und gegenüber Sach 3 später die Priesterschrift als Voraussetzung der Investitur (Ex 29 4 Lev 80),194 sondern durch bloßes Wechseln der Kleider. Wird im Alten Testament das Kleid als fast identisch mit dem Leib dessen, der es trägt, angesehen, 195 so ist die „Investitur" in Sach 33.5» keine Äußerlichkeit: Die abschließende Deklaration 1 9 6 „Sieh, hiermit lasse ich vorübergehen ("QU hi.) von dir deine Schuld" (V.4ba) weist darauf hin, daß hier keine bloße Gerechtsprechung vorliegt, sondern eine Gerechtmachung, ein schöpferisches Tun Jahwes (wie in Ez 36250).197 Der Gebrauch von "DB mit Jahwe als Subjekt könnte dabei eine erneute (vgl. Am 4 u in V.2b) Anspielung auf Arnos sein, hier auf Am 517. Im Unterschied jedenfalls zu einer Reinigungszeremonie tritt in Sach 34.5b|3r durch das Wechseln der Kleider für Josua der Aspekt, von Jahwe eine neue Exi-

187

ST.L. COOK, Prophecy etc.: 1995, 145. Vgl. zu Ez 4 9ff im Kontext außer den Kommentaren TH. KRÜGER, Geschichtskonzepte im Ezechielbuch: BZAW 180, 1989, 113ff; M.S. ODELL, JBL 117 (1998) 229ff (245ff). 188 Insofern hat E. SELLIN, KAT XII, 1922, 445, recht. 189 Vgl. F. HITZIG, KEH 1, 1838, 343f. 190 R. HANHART, BK XIV/7, 1999, 188. 191 Ähnlich A. LODS, Les origines etc.: Mélanges etc., Bd. 2, 1939, 649ff (650); A. JEPSEN, ZAW 61 (1945-48) 95ff (106f). 192

193

V g l . B . STADE, G e s c h i c h t e e t c . II: 1 8 8 8 , 125.

Vgl. als Ritus Ex 294 40 l2 Lev I64.25f.28 u.ö.; fïir Laien vgl. Lev 14f u.ö. Vgl. TestXII.Levi 8,5; ant 3,205; de Vit. Mos. 11,143. 195 Vgl. PsSal 8,0 und A. JIRKU, ZAW 37 (1917/18) 109ff (113 u.ö.); H. WEIPPERT, Art. Kleidung: NBL, Lieferung 9, 1994, 495ff (496). 196 Vgl. zum Begriff und zur Nähe zu Jes 67 H.-J. HERMISSON, Sprache und Ritus etc.: WMANT 19, 1965, 90f. 197 Vgl. ST.L. COOK, Prophecy etc.: 1995, 145. 194

198

Der exegetische und traditionsgeschichtliche

Befund

Stenz erhalten zu haben, zu Tage. Eine bloße Investitur ließe darüber hinaus für V.4bß erwarten, daß Josua als neues Kleid sein hohepriesterliches Ornat 198 angelegt bekäme oder mindestens „saubere" Kleider als Gegensatz zu den „schmutzigen", doch das ist nicht der Fall: Die niüi'pno von V.4bß haben mit dem anderen alttestamentlichen Beleg in Jes 322 den qualitativ superlativischen Charakter gemeinsam, zu dem inhaltlich, nicht jedoch terminologisch, auch Lev 164 herangezogen werden kann. 199 In der Priesterschrift 200 gehören zur Einsetzung des Hohenpriesters nach (Waschung und) Investitur noch dessen Salbung und „Füllung der Hände": Auch wenn man P in der Endgestalt in Sach 3 nicht voraussetzen kann, so wird im Vergleich mit dem voll ausgebildeten Ritual der Einsetzung des Hohenpriesters in P deutlich, daß sich Sach 33.5 nicht ausschließlich als Investitur bzw. Einsetzung Josuas versteht. Obwohl also Sach 33.5* wie eine Investitur einsetzen, so handelt es sich insgesamt in diesen Versen um ein soteriologisches, eine schöpfungstheologische Dimension einschließendes Geschehen. 2.5.5.5 Von der Übertragung königlicher Ämter auf den Hohenpriester zu dessen prophetischer Autorisierung im himmlischen Thronrat (V.6f) Die Rede innerhalb der Deklaration Sach 36f war in der auf S. 174 wiedergegebenen Übersetzung mit der Protasis in V.7aß und einer doppelten Apodosis in V.7ay8 und V.7b verstanden worden. Die Spekulationen über den angeblich beeinträchtigten Ruf Josuas besonders in der älteren Forschung (vgl. S. 192) erweisen sich als gegenstandslos, beachtet man, daß sich ein solcher allgemein gehaltener Imperativ vor Verheißungen an Abraham in der Priesterschrift findet (Gen 17i; vgl. 522 69), wobei P dabei die Struktur von Gen 12i.2f (J) weiterzubilden scheint: Voraussetzung der eigentlichen Verheißung ist als Prinzip bei P die Integrität des Angeredeten. Der Imperativ in Gen 17i stellt sicher, was in Gen 522 und besonders 69 als Eigenschaft konstatiert worden war. 201 In der Protasis Sach in der Josua feierlich angesprochen wird (V.6), sind die imperativischen Formulierungen auf seinen hohepriesterlichen Dienst ausgerichtet. Dabei fällt auf, daß in V.7aß mit " ^ n ''D^nS'DK eine deuteronomisch-deuteronomistische

198 R. HANHART (BK XIV/7, 1999, 185) muß sich die Frage gefallen lassen, wieso hier nicht ein Ausdruck wie ünp(n) n j D (Ex 282A 3 1 1 0 3519 391. 41 40 1 3 Lev I64.32 [Sir 45 10 ]) gebraucht wird. 199 H.-J. HERMISSON, Sprache etc.: WMANT 19, 1965, 91; W.A.M. BEUREN, Haggai etc.: SSN 10, 1967, 282ff; CHR. JEREMIAS, Die Nachtgesichte etc.: F R L A N T 1 1 7 , 1977, 209ff; R. HANHART, BK XIV/7, 1999, 189. 200 Ex 28 41 29 4 f f 40, 2 f f Lev 8 6ff . 201 Vgl. E. ZENGER, S B S 1 1 2 , 1983, 107; L. RUPPERT, fzb 70, 1992, 3 2 2 f f .

199

Sacharja 3

Formulierung202 durch eine eher an die Sprache der ezechielisch-priesterschriftlichen Literatur erinnernde, spezifisch Priestern geltende (rnotöfp203 in Verbindung mit "iQttf und Jahwe als Objekt204) gesteigert wird. Sollte sich Sach 37ap absichtlich an den Einleitungssatz der Abschiedsrede Davids an Salomo in l.Reg 2 3 205 anlehnen, wo in der Formulierung V D l - n rD1?1? ^pii^K rnn 1 rnöttfp'DN rnptih beide Ausdrücke vorkommen, wäre die Intention der Übertragung des klassisch Königlichen auf den Hohenpriester deutlich unterstrichen.206 Daß über die in Sach 3ya6 beschriebene priesterliche Pflicht der Bewachung und Bewahrung des Heiligtums 207 hinaus in V.7ay vorexilische, einst dem König vorbehaltene Pflichten nun auf Josua als dem legitimen Nachfolger des einstigen Oberpriesters übertragen werden,208 kann nicht ernsthaft bestritten werden. V.7ay beschäftigt sich 202 Ex 182o Dt 8 6 19 9 2 6 n 2 8 , 30 1 6 Jdc 2 2 2 l . R e g 2 3 3 14 1 1 33 . 38 Hos 14 10 Ps 81, 4 ; vgl. ähnlich CHR. JEREMIAS, D i e Nachtgesichte etc.: F R L A N T 117, 1977, 213; R. HANHART, BK XIV/7, 1999, 192. 203

1 8 9 3 , 3 4 4 ( z u P 8 ) ; J. MILGROM

H . HOLZINGER, E i n l e i t u n g i n d e n H e x a t e u c h :

-

L. HARPER, T h W A T V, 1986, 78ff (79ff). 204 E Z 4 4 8 1 6 4 8 „ und in P: Lev 835 18 3 0 2 2 , N u m 9 1 9 2 3 (K. ELLIGER, HAT 4 1 9 6 6 , 1 2 0 ; J. MILGROM, U C P Near Eastern Studies 14, 1970, 10ff; J. MILGROML. HARPER, T h W A T V, 1986, 78ff [79ff]; R. HANHART, B K XIV/7, 1999, 192); auch i m Deuteronomismus (Dt 11, l . R e g 2 3 ; in Jos 22 3 mit m r r mjBl? als Objekt, vgl. Gen 2 6 s und Mal 3 1 4 ; vgl. J. MILGROM, UCP Near Eastern Studies 14, 1970, 12 Anm. 44) und außerhalb des Alten Testaments (L. HARPER - J. MILGROM, S. 78f) belegt und findet sich als deuteronomistisch-priester(schrift)liche Wirkung auch in Esra / Nehemia und in d e n C h r o n i k b ü c h e r n ( K . ELLIGER, S . 1 2 0 ; L . HARPER - J. MILGROM, S . 8 3 f ) . 205 Außer den Beiträgen zur Thronfolgegeschichte und der bei M. ANBAR, VT 4 4 (1994) I f f (1 Anm. 3) genannten Literatur: A. JEPSEN, Die Quellen des Königsbuches: 1953, 19 ( V . l - 9 : R11 [um 550]); J.A. GRAY, OTL, 3 1 9 7 7 ('1964), 97 (V.2b-4: dtr Interpolation); M. NOTH, zuletzt in: BK IX/1, 2 1983 ('1968), 9. 30 (V.3f: dtr Einschub);

E . WÜRTHWEIN,

ATD

11,1,

2

1985

('1977),

20

(DtrN);

G . HENTSCHEL, N E B . A T

10,

1984, 26 (DtrN); M. ANBAR, V T 44 (1994) I f f (8) (V.3: exilische oder frühnachexilische Interpolation); V. FRITZ, ZBK A T 10/1, 1996, 30 (V.3f: deuteronomistisch). 206 Anders R. HANHART, BK XIV/7, 1999, 193, da HANHART die in Sach 4 evidente Dyarchie auch in Sach 3 sehen will. 207 "lOtS in V.7a5 nimmt 1 0 » aus V.7aß auf, wobei n i a B H bei Ezechiel (40 4 5 f 4 4 8 1 4 f ) und besonders häufig in P die „Bewachung" des Heiligtums, also die Sorge u m das H e i ligtum bzw. u m sein Inventar bedeutet ( N u m 1 5 3 37f.25.28.3if.36.38 ^ns.nf 8 2 6 u.ö.; im DtrG l . S a m 7,; vgl. J. MILGROM, UCP Near Eastern Studies 14, 1970, 8ff; J. MILGROM L. HARPER, ThWAT V, 1986, 78ff [79ff]). Im Sinne des im Exil gestiegenen Heiligkeitsverständnisses soll ein „Zertreten meiner Vorhöfe" (Jes 112) im N e u e n Tempel generell nicht mehr vorkommen. 208

W . NOWACK, H K I I I / 4 ,

2

1 9 0 3 , 3 5 4 f ; K . MARTI, K H C X I I I , 1 9 0 4 , 4 1 0 ; E . SELLIN,

K A T X I I , 1 9 2 2 , 4 4 7 ; F . HORST, H A T 1 4 , ' 1 9 3 8 ( v g l .

2

1 9 5 4 ) , 2 2 0 f ; W . H . SCHMIDT, K r i -

tik etc.: Probleme etc., 1971, 4 4 0 f f (= Vielfalt etc. Bd. 1, 1995, 171ff [179]); W. RUDOLPH, K A T X I I I / 4 ,

1 9 7 6 , 9 7 ; CHR. JEREMIAS, D i e N a c h t g e s i c h t e e t c . : F R L A N T

1977, 216; P.D. HANSON, Israelite Religion etc.: Ancient etc.,

117,

1987, 4 8 5 f f (497f);

200

Der exegetische und traditionsgeschichtliche

Befund

trotz der auch mit juristischer Bedeutung gefüllten Vokabel y n nicht mit der obersten Gerichtsinstanz (Jer21i2 22i6 Ps H2 u.ö.), 209 auch nicht vor dem Hintergrunde von Ez 4423f,210 sondern: Die Verwaltung, also die Oberaufsicht über den Tempel lag vorexilisch beim König, wie oben auf S. 83ff und 146ff dargestellt worden war. Die Verwaltung des Tempels geht in Sach 37 nun vollgültig auf den Hohenpriester über.2U Dabei bedeutet die Formulierung „verwalten" mit TPB als Objekt eine inhaltliche Nähe zum spätvorexilischen oder exilischen Text aus Num 127f: „ihm (Mose) ist mein (Jahwes) ganzes Haus OrP?) anvertraut C|öN3)" (V.7b). Während die ältere Forschung auf Grund ihrer Prämissen dazu neigte, Num 126.8 dem Elohisten zuzuschreiben, 212 sah die neuere literarkritisch arbeitende Forschung den Passus eher im Kontext von Num 12 tff als jüngere oder vorgegebene Ergänzung an. 2 1 3 Dabei reichte das Spektrum hinsichtlich der Datierung von V.6-8 vom Jehowisten 2 1 4 (wie auch immer dieser definiert worden ist) bis zur persischen Zeit. 2 1 5 Zu beachten ist bei der exi-

A. DEISSLER, NEB.AT 21, 1988, 278f; H. Graf REVENTLOW, ATD 25,2, ®1993, 53; Z. ROKAY, ZKTh 116 (1994) 457ff (462); W.H. ROSE, TynB 49 (1998) 373ff (374). Anders besonders D.L. PETERSEN, OTL, 1984, 204ff (Korrektur von Ez 4415.,7.24); A.S. VAN DER WOUDE, ZAW 100 Suppl., 1988, 138ff (153); J.E. TOLLINGTON, Tradition etc.: JSOT.S 150, 1993, 159f (Wiederherstellung des Tempels als oberste Rechtsinstanz). 209 So R. HANHART, BK XIV/7, 1999, 1 9 0 f - daß dagegen im Laufe des fünften Jahrhunderts die Rechtsprechung auf den Hohenpriester übergegangen sein muß, unterliegt keinem Zweifel und könnte zur Eintragung von Ez 44 24 geführt haben. 210 So R. HANHART, BK XIV/7, 1999, 189. Das literargeschichtliche Verhältnis dieser Ergänzung (vgl. H. GESE, BHTh 25, 1957, 59. 61 [vorsichtig auf Grund von Lev 109f]; W. ZLMMERLI, BK XIII/2, 2 1979 [' 1969], 1135) innerhalb von Ez 44 6ff zu Sach 3 ist jedoch kaum feststellbar, vgl. zu Ez 44 insgesamt aus der neueren Zeit P.D. HANSON, Israelite etc.: Ancient etc., 1987, 485ff (500f) (Ez 44 ist eine auf der Linie von Sach 3 und 6 9ff liegende Ergänzung); ST.L. COOK, JBL 114 (1995) 193ff (Ez 44 ist eine in der Nähe zu P stehende nachexilische Bildung außerhalb der klassischen Ezechiel-Schule). 211 Aus neuester Zeit: R. MASON, The Messiah etc.: JSOT.S 270, 1999, 338ff (345). 212

B . BAENTSCH, H K 1,2, 1 9 0 3 , 5 1 2 f ; G . B . GRAY, I C C , 1 9 0 3 , 1 2 0 f f ; H . HOLZINGER,

KHC IV, 1903, 46ff; H. GREßMANN, FRLANT 18 (=N.F. 1), 1913, 264ff (vor-E, E selber und sekundäre E-Schicht); O. ElßFELDT, Hexateuch-Synopse etc.: '1922, 1 6 4 M 6 5 * (E, V.8*: L); M. WHITE, The Elohistic Depiction etc.: VT.S 41, 1990, 149ff (Endgestalt von Num 12 durch E); J. SCHARBERT, NEB.AT 27, 1992, 51ff. - R.J. BURNS sieht V.6-8* als einen vordtr. Grundtext an (SBL.DS 84, 1987, 51ff. 77f); J. VAN SETERS nimmt für V.6-8, sowie für Num 11 i4ff.24ff und Ex 337_u denselben Autor an (Contributions to Biblical Exegesis and Theology 10, 1994, 236). 213 M. NOTH, ATD 7, "1982 (= '1966), 85f; W.F. ALBRIGHT, Jordan Lectures in Comparative Religion 7, 1968, 37f (älter als der prosaische Kontext); G.W. COATS, Rebellion in the Wilderness etc.: 1968, 261ff; V. FRITZ, MthSt 7, 1970, 18f; J. DE VAULX, Les Nombres: (SBi), 1972, 158ff; CHR. LEVIN, Der Jahwist: FRLANT 157, 1993, 375. 214 A. SCHART, Mose und Israel etc.: OBO 98, 1990, 216ff. 225f. 231. 243. 215 H.H. SCHMID, Der sogenannte Jahwist etc.: 1976, 75f (V.6-8 setzen insbesondere Ez und den Deuteronomismus voraus); A.H.J. GUNNEWEG, ZAW 102 (1990) 169ff

Sacharja 3

201

lischen oder frühnachexilischen Datierung von Num 126.8, daß diese Verse mit ihrer Auffassung von l n l 3 innerhalb der Gottesrede als einer himmlischen Größe einerseits die vorexilische Vorstellung des Propheten als Mitglied des himmlischen Thronrates 2 1 6 und auch literarisch das auf David bezogene Ideal in l.Sam 22 1 4 2 1 7 voraussetzen, andererseits kann die Polemik gegen Träume als prophetische Inspirationsquelle in Jer 23 i6.25ff noch nicht allgemeine Anerkennung errungen haben. 2 1 8 Es scheint daher Num 126.g spätvorexilisch oder in der Exilszeit entstanden zu sein.

Anders als in Hag 223 (vgl. Anm. 393 auf S. 166) und in Sach 38 (s.u.), wo Serubbabel bzw. der „Sproß", also die königlichen Gestalten, an Num 127f anklingen, wird in Sach 37;1t der Hohepriester Josua mit dem in Num 127f auf Mose übertragenen königlichen (Num 127, vgl. l.Sam 22H bezüglich David) und prophetischen (V.8) Amt beauftragt: Die Mosegestalt (in Num 127f und besonders in der Priesterschrift; Ex 24i5»_i8* 25iff) und Josua haben den Zutritt zum himmlischen Thronrat gemeinsam. So deutet sich bereits in V.7ay an, daß V.7 insgesamt über eine Übertragung der königlichen Befugnis über den Tempel auf den Hohenpriester hinaus (worauf auch das betonte nnK in V.7ay hinweisen könnte219) auf ein Zusammenlaufen des Prophetischen mit dem Priesterlichen in der Gestalt des Hohenpriesters zielt: Der vom Jahwe-Engel Josua generell gewährte „Zutritt" zu Jahwe „unter diesen, die hier (dienend) stehen", bezieht sich auf die in V.4 genannten •"HQy vor Jahwe. Es handelt sich um den himmlischen Thronrat,220 der im Alten Testament sachlich auch dann vorkommen kann, wenn der Terminus ~tic nicht genannt wird.221 Dabei fällt bei den eindeutig vorexilischen theologischen Belegen (l.Reg 22 Jes 6 Jer23i 6 ff Am 2>i) auf, daß sie auf die Legitimierung des wahren Propheten zielen. 222 Wenn in der Priesterschrift Mose in die den göttlichen verbergende Wolke ein( n a c h - P ) ; H . SEEBAß, BK I V / 2 , 1 , 1993, 63ff (Kern einer Bearbeitung von c. 12, jünger

als der Jehowist); TH. PODELLA, Das Lichtkleid etc.: FAT 15, 1996, 245. 268. 216 So aus neuerer Zeit J. MlLGROM, Numbers i m B 3 etc.: JPSTC, 5750 / 1990, 96. 217

B . A . LEVINE, A n c B 4 A , 1 9 9 3 , 3 4 2 .

218

H. SEEBAß, VT 28 (1978) 214ff (22Iff).

219

K . MARTI, K H C , 1 9 0 4 , 4 1 0 .

220

So besonders G. COOKE, ZAW 76 (1964) 22ff (40). Anders K. KOCH, UT 281, 1988 ('1980), 174f, der für Sach 3 7 nur den Bereich der Engelwesen annimmt und W.H. ROSE, TynB 49 (1998) 373ff (374f) (gemeint sind nicht spezifizierte „Mittler" zwischen dem Hohenpriester und dem himmlischen Thronrat). 221 Vgl. außer der Literatur zu l.Reg 22, Jes 6, Jer23i 6 ff, Am 3 7 und J e s 4 0 l f f : 2

H . - P . MÜLLER, Z N W 5 4 ( 1 9 6 3 ) 2 5 4 f f ; G . COOKE, Z A W 7 6 ( 1 9 6 4 ) 2 2 f f ; E . T . MULLEN,

The Assembly etc.: HSM 24, 1973; N.L.A. TIDWELL, JBL 94 (1975) 343ff; M. S/EB0, THAT II, 3 1984, 144ff; H.J. FABRY, BBB 50, 1977, 99ff und ThWAT V, 1986, 775ff; A. MALAMAT, The Secret etc.: Prophetie etc., 1991, 231ff; S. PAUL, Erls 24, 1993, 161ff; H.-D. NEEF, Gottes himmlischer Thronrat etc.: AzTh 79, 1994; S.B. PARKER, Art. Council TIO: Dictionary etc. (DDD), 1995, 391ff; J. JEREMIAS, ThBeitr 28 (1997) 343ff. 222 G. COOKE, ZAW 76 (1964) 22ff (40); P.D. HANSON, Israelite Religion etc.: Ancient Israelite Religion etc., 1987, 485ff (497).

202

Der exegetische und traditionsgeschichtliche

Befund

tritt, nachdem Jahwe auf dem als Sinai beschriebenen Zion 223 Wohnung genommen hatte (Ex 19if*24i5M8*), so knüpft sie dabei an die verschiedenen prophetischen Konzeptionen der Mosegestalt in den deuteronomistischen Texten des Tetrateuch und im Deuteronomium an.224 Im Grundtext von Ez l f jedoch wird erstmals ein aktiver Priester in den himmlischen Thronrat berufen (zuvor wurde in Jer 2316fr mit Jeremia bereits eine Gestalt priesterlicher Herkunft [vgl. S. 47] vom himmlischen Thronrat her legitimiert). In Sach 3 7 wird nun das hier zu konstituierende Hohepriestertum geradezu auf dieser Grundlage definiert bzw. initiiert: Der Hohepriester ist hier prophetisch inspiriert, 225 gilt (im Sinne von Hos 12io-i4 und von Dt 18) vollgültig als Glied in der Kette der prophetischen Nachfolger von Mose. 226 Die Konsequenzen, von A. Deissler angedeutet, 2 2 7 liegen auf der Hand: Damit war die Grundlage für denjenigen komplexen Prozeß gelegt, den man mit dem Sammelbegriff „Pentateuchredaktion" zu überschreiben suchte. 2 2 8 Besonders deutlich wird, wieso die zweite und dritte Generation der Schule Ezechiels und der P-Schule nicht nur im fünften Jahrhundert in Juda weiterarbeiten konnten, sondern wieso die mehr auf der Seite von P als auf der des Deuteronomismus stehende, für die Zusammenarbeitung der vorpriesterlichen Materialien mit denen von P verantwortliche Redaktion die entsprechende Anerkennung beanspruchen konnte. Der bereits auf S. 89 genannte Titel IVBBn "jHDil für den Hohenpriester und die auf S. 102 bereits angesprochene Priestersalbung in den jüngeren P-Texten sind daher in Sach 3 noch nicht vorausgesetzt. Vielmehr muß Sach 33.5.9 älter als die liturgische Einfuhrung und die literarische Fixierung der beiden genannten Größen sein. In der weiteren Entwicklung ist der als Inspirierter und als Mitglied des himmlischen Thronrates erscheinende Hohepriester von Sach 3 7 die Voraussetzung dafür, liturgiegeschichtlich die einst dem König vorbehaltene Salbung auf den Hohenpriester zu übertragen.

Setzt die Rede des Jahwe-Engels in Sach 3ya zunächst damit ein, die Hoheit des Königs über den Tempel auf den Hohenpriester zu übertragen, so zielt

223

224

V g l . TH. POLA, D e r U m f a n g etc.: W M A N T 7 0 , 1 9 9 5 , 2 7 3 . 3 3 5 . 3 3 9 . 3 4 4 . 3 4 8 .

L. PERLITT, Mose als Prophet: EvTh 31 (1971) 588ff (= FAT 8, 1994, lff);

H . SCHMID, D i e G e s t a l t e t c . : E d F 2 3 7 , 1 9 8 6 , 6 9 f ; E . ZENGER, A r t . M o s e e t c . : T R E 2 3 ,

1994, 330ff (335ff) und ders., Art. Priesterschrift: TRE 27, 1997, 435ff (440f). 225 In bHor 13a wird dies auf das Priesterkollegium (npiO ~'W2t in 5I 5 ; •pniriDÖ"'?!? 3 3 , vgl. 3.Esr 5 49 ). 17. Es wird im Einschub in die zentrale Leuchter-Vision (Sach 4), V.6aßb.7-9.10a*, in V.9 auch zugesprochen, Serubbabel werde auch die Vollendung des Tempelbaus bewerkstelligen, weil sonst seine Funktion als Bauherr seit der Grundsteinlegung nicht sinnvoll wäre und für die Gegenwart auch nur eine Vollendung in naher Zukunft Bedeutung besitzt. Mit dem Anfang ist das Ganze, also auch die Vollendung eingeschlossen, ohne daß dies buchstäblich gemeint wäre. D a s Umgekehrte jedoch soll ausgeschlossen werden: Ohne nachfolgende Vollendung wird jeder Beginn bedeutungslos. Sach 46apb.7-9.ioa* hat also die Grundsteinlegung mit dem diese bestimmenden „davor" und „danach" zum Thema. 18. Das „Motto" zu Sach 47.9.10a* in V.öaßb (von V.7 wenigstens in der Endgestalt zu einer Einheit verbunden) stellt geradezu programmatisch sicher, daß der gesamte Tempelbau - wie die Errichtung der Stiftshütte durch die beiden namentlich genannten Handwerker in der Priesterschrift - nur durch den Geist Jahwes bewirkt vonstatten gehen kann. Von den Mitteln direkter politischer Macht wird hier Abstand genommen, wenngleich diese dann im fünften Jahrhundert beim Mauerbau Nehemias wieder in Erscheinung traten (Neh 46ff). Mit Sach 4öapb wird der transformierte Charakter des qualitativ neuen Herrscher- und Herrschaftsverständnisses, wie es seit Protojesaja und Jeremia skizziert

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worden ist (S. 31 ff), durch den Verzicht auf äußere Mittel geradezu programmatisch ausgedrückt. Mit dem Terminus „Restauration" lassen sich Sach Ae^bj jedenfalls nicht charakterisieren. 19. Mit dem Tempelbau drängte sich jedoch die Frage nach dem davidischen Herrscher auch in populärer Weise auf: Im Unterschied zum salomonischen Tempel wurde nur der Tempel selber, nicht aber der einst angebaute Palastkomplex errichtet (vgl. Ez 437ff). Dies ist der Hintergrund der sich in Hag 23 (vgl. Sach 4io Esr3i2) spiegelnden Enttäuschung (S. 163). Darüber hinaus stellte sich mangels eines regierenden Davididen die Frage nach der legitimen Einsetzung einer Priesterschaft und nach der Leitung des Tempels und des Kultes. 20. Kontinuität zeigt aber vor allem die Weiterfuhrung der vorexilischen und exilischen Lehre eines transformierten Herrschafts- und Herrscherverständnis durch Sach ögff und 3: Die vorangegangene messianologische Entwicklung enthielt mit Jer 3O21 und v.a. bei Ezechiel und der Priesterschrift eine deutliche Verlagerung zugunsten des Priesterlichen. Im Verfassungsentwurf darf der (allein der Terminus ist abwertend) den Tempel jenseits des Osttores nicht mehr betreten. In der Priesterschrift besitzt Mose bezeichnenderweise nur bezüglich Errichtung und Einweihung der Stiftshütte eine exponierte Funktion, danach wird sie der cura Aarons und seiner Söhne überlassen. Daher wundert es nicht, daß die Grundsteinlegung bzw. die Aufsicht über die Arbeit nach Hag bff 2if f und Esr 37ff durch Serubbabel mit Josua an seiner Seite vorgenommen wurden. 21. Aber auch der Hohepriester Josua wurde durch Sacharja nicht einfach zu einer Messiasgestalt erklärt. Der Grundtext der Vision Sach 4 hatte nicht ohne Bezug zum Tempelbau (!) beide komplementär als messianische Größe hingestellt, die das Leuchten des Lichtes Jahwes im kultischen Raum in der sichtbaren Welt ermöglichen. Mit der sich abzeichnenden Vollendung des Tempelbaus zeigt die Prophetie Sachaijas eine ähnliche eschatologische Offenheit wie der Schluß des Haggaibuches (vgl. S. 166): Sach 6nf (keine Bearbeitung!) schaut in eine qualitativ sich von der Gegenwart abhebende eschatologische Zukunft, die die im Grundtext von c.4 geschaute Dyarchie aufweisen wird. Die Krone, mit der Josua gekrönt werden soll, dient nicht repräsentativen oder rituellen Zwecken und ist überhaupt nicht für Josua persönlich oder seine Nachfolger bestimmt, sondern soll im Tempel aufbewahrt werden (Sach 614). Komplementär dazu heißt es in den Heilsworten an Josua in Sach 3g: „Du und deine Brüder, die vor dir sitzen, sind miteinander ein Zeichen; denn siehe, ich will meinen Knecht, »den Sproß«, kommen lassen." Das Priesterkollegium im Zweiten Tempel ist „Zeichen" für den eschatologisch erwarteten messianischen „Sproß" (vgl. Jer 235f),

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wie die traditionsgeschichtlich vorgegebenen Motivwörter ¡"102 (Jer 235; Sach 38 und 6, 2 ; vgl. Ps 132 n ) und "Dl? (Sach 38; vgl. Hag 223 und Ps 132io) signalisieren: Er ist in ihrer Mitte bzw. durch die deponierte Krone im Tempel in verborgener Weise präsent. Die auf die Grundsteinlegung bezogene eschatologische Hoffnung (Hag 22o-23; Sach 4) wird hier auch durch die Deponierung der Krone im Tempel nun ganz in das Kultische übertragen und ist für das Volk im Kult erfahrbar (ein Phänomen, das sich nachexilisch auch in den apokalyptischen Thronbesteigungspsalmen 47, 93 und 96-99 hinsichtlich der universalen Königsherrschaft Jahwes findet). 22. Die nachexilische theologische Situation wird in Sach 3 in der Abweisung Satans reflektiert. Statt dessen erfolgt die Investitur des Hohenpriesters als Initiation: Er hat als Volksrepräsentant durch den Tod (i.e. die Exilskatastrophe) hindurch Zugang zur heiligen Präsenz Jahwes. Hier werden Berührungen mit Deuterojesaja und den jüngeren, sühntheologischen Teilen der Priesterschrift, insbesondere Sach 3io mit Lev 16 und den hinter dem großen Versöhnungstag stehenden Traditionen, erkennbar, so daß hier eine schöpfungstheologische, soteriologische Dimension aufleuchtet. 23. So ist also der Messias Sach 69ff und 37ff zufolge geheimnisvoll verborgen im Tempel bzw. innerhalb des Priesterkollegiums gegenwärtig. Daß dies nicht nur esoterischen Kreisen bewußt war, sondern Gegenstand einer breiteren frühnachexilischen Frömmigkeit gewesen sein muß, zeigen einige Psalmen, die mit der Gegenwart des Messias im Tempel rechnen. Am Schluß der Volksklage Ps 80 heißt es überraschend: ,JDeine Hand schütze den Mann deiner Rechten (vgl. außer P s l l O i auch Sach 414), den Sohn, den du dir großgezogen hast" (V.18). Der Wallfahrtspsalm 84 ist ein Gebet, als wäre der Messias gegenwärtig. Er gipfelt in der Bitte V.10: „Gott, unser Schild, schaue doch; sieh doch an das Antlitz deines Gesalbten!". 24. Die Aufwertung des Priestertums ist daher nicht einer tragischen Entwicklung zuzuschreiben. Haggai und Sacharja (bzw. deren Schule) waren traditionsgeschichtlich besonders von der Ezechiel- und P-Schule beeinflußt (S. 54ff. 219ff), wobei Sacharja selber priesterliche Ausbildung erfahren hatte und später unter dem Hohenpriester Jojakim im Tempel als Priester amtierte (S. 39ff). Es vollzieht sich daher mit der Aufwertung des vorexilischen Oberpriesters zum frühnachexilischen Hohenpriester ein traditionsgeschichtlich bereits vorbereiteter Prozeß. Der entscheidende Unterschied zwischen dem in Sach 3 initiierten Hohepriesteramt und dem Herrschaftsverständnis der Hasmonäer ist in Sach 3 und 6m der provisorische, auf die Zeit bis zum Kommen des davidisch-königlichen n02i (der einen Priester an seiner Seite haben und

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seinerseits einen nicht näher spezifizierten Tempelbau als eschatologisches Werk aufweisen wird) beschränkte Charakter der Übernahme königlicher Rechte und Pflichten durch den Hohenpriester. Die aus der Exilszeit kommende traditionsgeschichtliche Entwicklung in Form einer Messianisierung des Priesterlichen findet bei Sacharja und den Zusätzen zu P g (Priestersalbung) ihren Abschluß. Sacharja ist also nicht der geistige Vater der Hasmonäer. 25. Von einem Zeitalter der Restauration sollte man hinsichtlich der judäischen Geschichte im letzten Drittel des sechsten Jahrhunderts nicht mehr sprechen. Mögen Esr 1-6 oberflächlich den Eindruck erwecken, die bloße Wiederherstellung der vorexilischen Institutionen sei das Ziel der seinerzeit wirksamen judäischen Kräfte in Jerusalem gewesen, für Haggai und Sacharja trifft dies nicht zu: Vor dem Hintergrunde transformierter Begriffe hinsichtlich des Volks, des Rechts, des Tempels und besonders des Königs werden im Auftrage Jahwes entsprechende Institutionen hervorgebracht, die transformiert verstanden werden, wobei allein sowohl die Erfahrung als auch die theologische Bewältigung des Exils einem äußerlichen Verständnis dieser Größen entgegensteht.

5 Anhang 5.1 Tabellen 5.1.1 Der Aufbau von Sach

4is.6aa.ioa*b.n.i3f

(Vgl. oben S. 72ff) 1

Einleitung 2f

Beschreibung der Vision 2a

Einleitung (Frage des Deuteengels)

2b

Beschreibung des Leuchters (zwei Zeilen, endend mit nann- 1 ?»)

nsa»

Beschreibung der Ölbäume

G1]®

4f.6aa.lO a *b.ll.l3f

3ba: Inklusio durch n^a

Deutung der Vision

4 par 11

Hervorgehobene Einleitung Frage des Propheten

5 par 13

Einleitung Gegenfrage des Deuteengels Antwort des Propheten Einleitung der Antwort des Deuteengels

6aa.l0a*b par 14

2bct: n^J

Deutung des Leuchters / der Ölbäume

...n'?i